Schildkrötenschiff ist der Name eines Kriegsschifftyps, der in Korea entwickelt wurde. Ein Schildkrötenschiff war flach und auf der Oberseite abgerundet und gepanzert, daher erinnerte es an eine Schildkröte. Die Seiten des Schiffes waren jedoch nicht mit Eisen gepanzert. Oda Nobunaga verfügte 1576 in Japan auch über Panzerschiffe, die aber auch an den Seiten gepanzert waren. Sie hießen ōatakebune (大安宅船).
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Koreanische Schreibweise | |
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Koreanisches Alphabet: | 거북선 |
Hanja: | 거북船 |
Revidierte Romanisierung: | Geobukseon |
McCune-Reischauer: | Kŏbuksŏn |
Konstruktion
Die koreanischen Schildkrötenschiffe waren zu ihrer Zeit einzigartig. Die ersten gepanzerten und seetauglichen Schiffe der Welt wurden durch Ruder anggetrieben, ein Schiff fasste wohl 80 Ruderer oder mehr. Auf jeder Seite des Schiffes gab es Kanonenreihen (auch vorne und hinten). Statt einem Deck gab es einen abgerundeten Panzer. Er war aus Eisenplatten und schützte das Schiff vor Kanonenkugeln, Pfeilen, Brandpfeilen und den Bolzen von Ballisten. Aus den Platten ragten mehrere große Stacheln, die feindliche Truppenlandungen so gut wie unmöglich machten. Die Enterer wurden aufgespießt. Am Bug des Schiffes wurde oft ein Drachenkopf montiert, in dem auch Feuer angezündet wurde. Dies versetzte die Gegener in Schrecken. Vielleicht war auch ein Rammbug ähnlich dem der Triremen installiert, mit dem feindliche Schiffe versenkt wurden. Aufgrund seiner flachen, kahnartigen Bauweise war es zwar für den Einsatz in flachen Küstengewässern gut geeignet, für den Einsatz auf hoher See jedoch nicht so gut geeignet wie etwa Galeonen.
Besatzung
Schildkrötenschiffe beherbergten eine Vielzahl von Besatzungsmitgliedern. Es waren Lader nötig, um die Kanonen stets mit neuen Kugeln zu bestücken, Kanoniere, die mit den Kanonen zielten und sie dann abfeuerten, Schützen, die mit Bögen die anderen Schiffe attackierten, Ruderer, Landungstruppen für den Fall, das Truppen landen mussten, um etwas an Land zu bekämpfen oder wenn Feinde in das Schiff eindringen, Kapitäne, Navigatoren, Ballistiker etc.
Bau
Der Bau von Schildkrötenschiffen war ein teures Unterfangen: Es waren Unmengen von Baumaterialien und Arbeitern nötig. Die benötigten Rohstoffe, Materialien und Gegenstände, die man brauchte, um ein Schildkrötenschiff zu bauen und auszustatten, waren unter anderem Holz, Eisen, Waffen (vor allem Kanonen), Navigationsinstrumente (Kompass) und noch mehr Materialien. Nachdem die Materialien angeschafft waren, mussten Arbeiter, Tischler, Ballistiker, Konstrukteure und andere eine beträchtliche Zeit arbeiten, um ein Geobukseon fertigzustellen. Die Umstände wurden jedoch aufgrund der Kampfkraft des Schiffes in Kauf genommen.
Besondere Fähigkeiten der Schildkrötenschiffe
Das Schildkrötenschiff hatte aufgrund seiner neuartigen Konstruktion viele Vorteile, die es gegen andere Schiffstypen gut ausspielen konnte. Einer der größten war, das die Schildkrötenschiffe an allen Seiten, auch vorne und hinten, Kanonen hatten. Sie konnten aus jeder Position in jede Richtung feuern, was die Bekämpfung der Schidkrötenschiffe beträchtlich erschwerte und die Angriffsqualitäten des Schildkrötenschiffs drastisch erhöhte. Auch als Küstentransporter von Landungstruppen waren sie in Kriegszeiten hervorragend geeignet, da die Truppen im Schiff aufgrund der Panzerung recht wenig vor den anderen Schiffen zu befürchten hatten. Die riesigen Schildkrötenschiffe waren durch den Panzer und den verstärkten Rumpf weit weniger zerbrechlich als die anderen Schiffe, was dazu genutzt wurde, um kleine Schiffe einfach zu "überfahren". Und wenn die Schiffe erst in der feindlichen Flotte drin war (dieser schnelle Vorstoß war aufgrund der genannten Qualitäten möglich), konnte ja in alle Richtungen gefeuert werden.
Einsatzbereiche der Schildkrötenschiffe
Schildkrötenschiffe wurden hauptsächlich zur Verteidigung genutzt, um Truppenlandungen abzuwehren. Sie konnten aber auch verwendet werden, um kleinere Schiffe zu eskortieren und zu schützen oder dem Gegner Angst einzujagen.
Der Einsatz der Schildkrötenschiffe in der mittelalterlichen koreanischen Marine
In der Zeit der japanischen Invasion nach Korea um 1592-1598 (Imjin-Krieg) verwendete der koreanische Admiral Yi Sunsin die Schildkrötenschiffe gegen die Japaner unter Toyotomi Hideyoshi. Mit den sogenannten Geobukseon schnitt er den Japanern die Nachschubtruppen ab, indem er die Transporter zerstörte. Da dies aufgrund der Schildkrötenschiffe kein Problem war, konnten die zwei Invasionen mit zusammen 300.000 japanischen Kriegern und ca. 1400 Schiffen abgewehrt werden.
Geobukseons heute
Das größte Erbe der Schildkrötenschiffe findet man nach wie vor in Korea, wo mehrere Nachbauten erstellt wurden, unter anderem von einer koreanischen Elektronikfirma, die dies als „ihren Ausdruck“ sieht, den „ökonomischen Krieg gegen die Japaner zu gewinnen“, erklärte die Leitung der Firma. Im Strategie-Computerspiel Age of Empires II: The Conquerors Expansion gibt es ein Szenario, in dem man die Japaner mit Schildkrötenschiffen von Noryang vertreiben muss, und auch einige spätere Schiffstypen sind gepanzert.