Der Zweite Italienisch-Libysche Krieg (auch „Rückeroberung/Wiedereroberung/Pazifizierung Libyens“ genannt) war ein zehnjähriger bewaffneter Konflikt zwischen dem Königreich Italien und seinen beiden nordafrikanischen Kolonien Tripolitanien und Cyrenaika sowie der südlichen Region Fessan im heutigen Libyen. Er wurde am 26. Januar 1922 noch von der liberalen Regierung Italiens begonnen und von den Faschisten Benito Mussolinis nach ihrer Machtübernahme im Oktober 1922 bis zum Kriegsende am 24. Januar 1932 fortgeführt.
Zweiter Italienisch-Libyscher Krieg | |
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![]() Das Konzentrationslager von El Abiar, eines von insgesamt 15 zwischen 1930 und 1933 von den Faschisten betriebenen Todeslagern in Libyen. | |
Datum | 26. Januar 1922 bis 24. Januar 1932 |
Ort | Libyen |
Ausgang | Sieg Italiens, erstmalige vollständige Besetzung Libyens durch italienische Truppen. |
Die neue faschistische Regierung leitete 1923 eine militärische Generaloffensive gegen die nordafrikanischen Kolonien ein, die von Italien zwar zu großen Teilen bereits 1911/12 besetzt, aber im Laufe des Ersten Weltkrieges weitgehend seiner Kontrolle entglitten waren. Neben einer vollständigen Eroberung aller libyschen Landesteile zielte die faschistische Rückeroberung auch auf eine weitgehende Vertreibung der autochthonen Bevölkerung aus fruchtbaren Gegenden in Trockengebiete ab. Dadurch sollte der Weg für die Kolonisation Libyens durch italienische Siedler geebnen werden. Während die Besetzung Tripolitaniens bereits 1924 abgeschlossen war, konnten die italienischen Truppen die aufständischen Stämme im südlichen Fessan erst 1930 unter Einsatz von Flächenbombardements und Giftgas unterwerfen. Die brutalsten Ausmaße nahm der Krieg in der Cyrenaika an, wo der Widerstand der islamischen Senussi-Bewegung unter Omar Mukhtar noch bis 1932 anhielt. Bei dem vom faschistischen Italien zwischen 1930 und 1933 verübten Genozid in der Cyrenaika kam bei Todesmärsche und in den ersten faschistischen Konzentrationslagern der Geschichte ein Viertel bis ein Drittel der cyrenäischen Bevölkerung um.
Bezogen auf ganz Libyen fielen dem ersten Krieg des faschistischen Italien rund 100.000 der insgesamt etwa 800.000 Libyer zum Opfer. Die hohen Verluste unter der autochthonen Bevölkerung sowie ihre Enteignung und Vertreibung kamen dem faschistischen Endziel der Gewinnung neuen Lebensraums (spazio vitale) für italienische Siedler weit entgegen. In den 1930er Jahren setzte eine italienische Masseneinwanderung in die zu Italienisch-Libyen zusammengefassten nordafrikanischen Gebiete ein, die spätestens ab 1938 als rassistisches Apartheidssystem verwaltet wurden. In der Geschichtsforschung wird das brutale Vorgehen Italiens in Libyen als Beleg gegen den Mythos eines „moderaten italienischen Faschismus“ betrachtet. Auch gilt der Konflikt als wichtiger Teil der Vorgeschichte zum späteren Abessinienkrieg. Im Jahr 2010 kam es zwischen Libyen unter Muammar al-Gaddafi und Italien unter Ministerpräsident Silvio Berlusconi zu einem Freundschaftsabkommen, bei welchem sich Italien für die Kolonialzeit entschuldigte und zu finanzieller Wiedergutmachung verpflichtete.
Bezeichnung des Konfliktes
Der in der Literatur oft unkritisch verwendete Terminus „Rückeroberung“, „Wiedereroberung“ (Riconquista) oder „Pazifizierung“ Libyens gibt Aram Mattioli (2005) zufolge die faschistische Sichtweise der Ereignisse wieder. Er verwende daher diese Bezeichnung sparsam und stets nur in Anführungszeichen.[1] Alternativ wird der italienische Kolonialkrieg von 1922 bis 1932 in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft auch als „Zweiter Italienisch-Libyscher Krieg“ bezeichnet, welchen man vom „Ersten Italienisch-Libyschen Krieg“ von 1911 bis 1917 abgrenzt.[2] In der englischsprachigen Geschichtsschreibung ist im Bezug auf die Cyrenaika auch Second Italo-Sanussi War als alternative Bezeichnung üblich.[3]
In Italien wird der Krieg weiterhin La Riconquista della Libia oder Pacificazione della Libia genannt, die arabische Bezeichnung lautet إخماد الثورة الليبية, wörtlich etwa Niederschlagung der libyschen Revolution oder الحرب الإيطالية-السنوسية الثانية, wörtlich Zweiter Italienisch-Senussischer Krieg.
Vorgeschichte
Italienischer Kolonialismus bis 1922
Der italienische Kolonialismus nahm 1882 im ostafrikanischen Eritrea seinen Anfang. Er begann mit dem Kauf einiger Gebiete und weitete sich unter Ministerpräsident Francesco Crispi zu einem Kolonialfeldzug gegen Eritrea und das Kaiserreich Abessinien aus. 1896 wurden die italienischen Truppen von Truppen des abessinischen Kaisers Menelik II. in der Schlacht von Adua besiegt; damit endete der Feldzug. Diese Niederlage führte in der italienischen Politik zu einem verstärkten Interesse an Tripolitanien, der letzten Regentschaft des schwächelnden Osmanischen Reiches in Nordafrika.[4]
Am 28. September 1911 forderte das Königreich Italien unter Ministerpräsident Giovanni Giolitti vom Osmanischen Reich freie Hand bei der Besetzung Libyens. Sultan Mehmed V. wies das Ultimatum zurück. Am Tag darauf erklärte Italien den Krieg und begann die militärische Invasion in Libyen. Am 30. September begannen Truppen mit der Beschießung des Forts von Tripolis. In der ersten Phase der italienischen Kolonisierung gelang bis 1913 die Eroberung Tripolitaniens und 1914 die des Fessan. Im November 1914 begann im Fessan jedoch eine Rebellion, die sich auch auf Tripolitanien ausweitete. Truppen der Syrtica, Tripolitaniens, des Fessan und der Sanusiya gelang es, die italienische Armee zu besiegen, worauf diese sich an die Küste zurückzog. Die zweite Phase der Kolonisierung begann 1915 und dauerte bis 1922.[5]
Im Sommer 1915 beschränkte sich die italienische Herrschaft einzig auf die Hafenstädte Tripolis, Derna, Homs und Bengasi. Diese für die italienischen Großmachtambitionen demütigende Situation blieb bis nach dem Ersten Weltkrieg bestehen. Geschwächt durch den Eintritt in den Weltkrieg und bedrängt durch den libyschen Widerstand, hatte Italien Arabern und Berbern seit 1915 sogar manche Konzessionen machen müssen. 1917 räumte es ihnen Selbstverwaltungsrechte in Tripolitanien ein, 1918 folgte die Gründung der Tripolitanischen Republik durch die dortigen Stammesführer. 1919 gelang ihnen die Aushandlung eines Friedensvertrages mit den kolonialen Obrigkeiten, der Tripolitanien ein Parlament, Pressefreiheit und die Staatsbürgerschaft für die muslimische Bevölkerung gewährte. Im Jahr 1920 erkannte Rom Mohammed Idris as-Senussi, das Oberhaupt der Senussi-Bruderschaft, als erblichen Emir der Cyrenaika an.[6]
Neuausrichtung der Kolonialpolitik unter Mussolini
1923 begann die dritte Phase der Kolonisierung. Nach der Machtübertragung an Benito Mussolini, der in der Provinz Forlì zehn Jahre zuvor als junger Sozialistenführer einen Generalstreik gegen den Osmanisch-Italienischen Krieg organisiert hatte, stieg die militärische „Wiedereroberung Libyens“ zu einem vorrangigen Ziel des Regimes auf. Die von 1914 bis 1922 bestehende Politik der Autonomie und Selbstverwaltung wurde von den Faschisten verworfen. Den neuen Machthabern ging es dabei nicht ausschließlich um eine Unterwerfung der rebellischen Stämme. Ziel der imperialen Politik war es, dem italienischen Volk „Lebensraum“ zu verschaffen, den es zur Erfüllung seiner „historischen Sendung“ benötige.[7]
In der Optik der Faschisten war die „Pazifizierung des Landes“ bloß die Grundvoraussetzung für die weitere Entwicklung der beiden nordafrikanischen Territorien. Der Besitz von Kolonien galt den Faschisten als ebenso notwendig wie legitim, da eine überbevölkerte Nation ohne Bodenschätze – wie sie Italien aus ihrer Sicht war – ein „natürliches Recht“ besitze, Kompensationen in Übersee zu suchen. Rund um die Große Syrte sollte ganz nach dem Vorbild des antiken Imperium Romanum mit seinen Städten Sabratha, Oea, Leptis Magna und Kyrene eine blühende Siedlungskolonie entstehen.[7]
Mussolini wollte Herr in den eigenen Besitzungen sein und diese dann konsolidieren, ehe er von dort aus weitere imperiale Aktionen starten konnte. Seine Pläne sahen den Vorstoß von Nordafrika durch die Sahara über Kamerun an den Atlantik vor und von dort eine Verbindung zum Horn von Afrika, so dass schließlich die ganze nördliche Hälfte Afrikas zu seinem Imperium zu zählen gewesen wäre. Italien war militärisch und wirtschaftlich viel zu schwach und viel zu abhängig von den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten, als dass es die Westmächte hätte offen herausfordern können. Der Expansionsdrang der neuen Regierung richtete sich deshalb anfangs auf die eigenen Kolonien in Nordafrika (Tripolitanien und Cyrenaika) und am Horn von Afrika (Eritrea und Somalia). Dem deutschen Historiker Hans Woller (2010) zufolge könne die Rückeroberung der Kolonien deshalb auch nicht als ein Akt der Innenpolitik angesehen werden, sondern „sie bildete den Auftakt eines gigantischen Eroberungsprogrammes, bei dessen Realisierung Mussolini zu denkbar radikalen Mitteln griff“.[8]
Verlauf des Krieges
Präfaschistischer Tripolitanienfeldzug
In Reaktion auf den Versuch der Tripolitanier, eine gegen Italien gerichtete Allianz mit der Cyrenaika unter Führung der Senussi zu schaffen, begann Gouverneur Volpi am 26. Januar 1922 den Feldzug zur Rückeroberung Tripolitaniens. Über den Seeweg landete eine 1.500 Mann starke italienische Truppe nahe des Hafens von Misrata. Der von rund 200 Verteidigern gehaltene Hafen konnte von den Italienern erst nach siebzehn Tagen eingenommen werden. Innerhalb einer Woche nach dem Beginn der Kämpfe rief das tripolitanische Reformkomitee zum Angriff auf alle italienische Posten auf und verkündete den Dschihad. Die Eisenbahnverbindung nach Tripolis wurde unterbrochen und die eritreische Askari-Einheit der Italiener in al-ʿAzīzīya belagert – es folgten viele weitere kleinere Kampfaktionen. Ende Februar wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der auf eine Regierungskrise in Rom und die Ernennung des neuen Kolonialministers Giovanni Amendola zurückging: Die Führung in Rom war über die weitere Vorgehensweise noch unentschlossen. Motivierend für die Tripolitanier wirkten sich die Entwicklungen im benachbarten Ägypten aus, das im März 1922 seine Unabhängigkeit von Großbritannien erklärte. Da Tripolitanien auf die Unterstützung der Senussi-Führung der Cyrenaika angewiesen war, nahmen tripolitanische Gesandte an der Versammlung der cyrenäischen Stammesführer in al-Adschdabia teil, wo sie Idris as-Senussi die Herrschaft als Emir über Tripolitanien anboten. Am 22. Juni wurde Idris von der tripolitanischen Repräsentanz auch offiziell zum Emir ausgerufen, dieser nahm den Titel jedoch erst am 22. September kurz vor seinem Gang ins ägyptische Exil an.[9]
Nach dem Ende der Waffenruhe am 10. April 1922 war Gouverneur Volpi, der nun die volle Unterstützung der italienischen Regierung in Rom genoss, bereit für die „Wiederherstellung der Normalität“, wie die präfaschistische Bezeichnung für die Rückeroberung lautete. Seinen 15.000 Soldaten standen etwa 7.000 „Rebellen“ gegenüber, die die Italiener bei az-Zawiya angriffen. Dem jungen Oberst Rodolfo Graziani, den Volpi zusammen mit anderen kompetenten Offizieren um sich versammelt hatte, gelang es nun im Laufe von zehn Tagen den gesamten Küstenstreifen von Tripolis bis Zuwara zu besetzen. Unter der Oberaufsicht General Pietro Badoglios, einem kurz zuvor in Tripolis eingetroffenen Helden des Ersten Weltkrieges, marschierte Graziani am 30. April in der vom tripolitanischen Widerstand belagerten Stadt al-ʿAzīzīya ein. Bis Mitte Mai erlangen die Italiener die Kontrolle über die gesamte Ebene von al-Dschifara, und Ende Mai begann Graziani mit der „Pazifizierung“ des westlichen Dschabal Nafusa Gebirges, wobei am 5. Juni die Stadt Nalut fiel. Gouverneur Volpi, der zu keinen Verhandlungen mit den tripolitanischen Vertretern mehr bereit war, hatte mittlerweile über Tripolitanien das Kriegsrecht ausgerufen, was einer formalen Kriegserklärung entsprach. Mussolinis Marsch auf Rom im Oktober 1922 hatte zunächst noch keinen großen Effekt auf den Krieg. Der seit zehn Monaten andauernde Feldzug gegen Tripolitanien ging weiter. Am 31. Oktober meldete Graziani die Einnahme der Stadt Yafran, im November folgte die Eroberung der gesamten Gebirgsgegend von Nalut bis Gharyan.[10]
Die faschistische „Riconquista“ Tripolitaniens
Nach ihrer Machtübernahme in Italien begannen die Faschisten in Libyen unter der Losung La Riconquista Fascista della Libia („Die faschistische Wiedereroberung Libyens“) eine breit angelegte militärische Offensive zur umfassenden Besetzung aller Landesteile – Tripolitaniens, des Fessan und der Cyrenaika – sowie der Unterwerfung von Libyens Bevölkerung. Ziel dieser Militäroperation war einerseits eine vollständige „Befriedung“ des Landes und andererseits eine weitgehende Vertreibung der autochthonen Bevölkerung, um den Weg für die Kolonisation Libyens durch italienische Siedler zu ebenen.[11] Dabei konzentrierten sich die Faschisten zunächst ganz auf Eroberung und „Pazifizierung“ Tripolitaniens, wo vier Fünftel des fruchtbaren Bodens lagen.[12] Die Generaloffensive in Tripolitanien begann am 29. Januar 1923, und bereits am 5. Februar nahmen die Italiener die Stadt Tarhuna ein. Es folgte ein Vorstoß über Zliten nach Misrata, das am 26. Februar 1923 besetzt wurde.[13]
Mit der Besetzung von Dschabal Nafusa und Misrata im Februar 1923 war die Einnahme des sogenannten „nützlichen Tripolitaniens“ abgeschlossen. Bei der Ausdehnung der Militäraktionen in Richtung des östlichen und südlichen Tripolitanien traten zunächst Schwierigkeiten auf. Konflikte zwischen den tripolitanischen Stammesführern im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit der Senussi-Bewegung schwächten jedoch den Widerstand. Während der tripolitanische Aufstandsführer Ahmad Sayf al-Nasr mit den Senussi zusammenarbeitete, stellten sich andere Aufstandsführer wie Abt al-Nabi Bilkhayr und Ramadan al-Suwayhli gegen die Präsenz der Senussi in Tripolitanien. Ab Frühling 1923 wurde die „Rückeroberung“ Tripolitaniens zusehends brutal gegenüber den aufständischen Stämmen. Einige entkamen in die Wüste der Syrtica, einige Stammesführer flohen nach Tunesien und Ägypten. Im Dezember 1923 fiel Bani Walid in italienische Hand, im Februar 1924 wurde Ghadames erobert. Mit der Einnahme von Mizda im Mai 1924 war die faschistische „Pazifizierung“ Tripolitaniens abgeschlossen.[14]
Im Kern zielte die faschistische Eroberungspolitik auf eine Neuverteilung des bebaubaren Bodens und die Zerstörung der traditionellen Stammesgesellschaften. Teil dieses Programms war die Vertreibung der indigenen Bevölkerung aus den fruchtbaren Küstengebieten, die nun in die Trockengebiete ausweichen musste, wenn sie nicht für Hungerlöhne in den Dienst der Kolonialmacht treten wollte, um Repräsentationsbauten und Straßen zu errichten. Schon unter Gouverneur Giuseppe Volpi kam es zu einer Welle von Landenteignungen, die das traditionelle Wirtschafts- und Gesellschaftssystem Tripolitaniens zersetzte. 1923 erließ der Gouverneur ein Dekret, das die Beschlagnahme aller Ländereien vorsah, das sogenannten „Rebellen“ oder Leuten gehörte, die den Widerstand unterstützten. Überantwortet wurde das Land in der Regel nicht kleinen Kolonisten, sondern Agrargesellschaften, Latifundisten oder verdienten Faschisten. Allein Gouverneur Volpi erhielt für seine „Verdienste“ zwei Millionen Hektar Land geschenkt und wurde auf diese Weise zum nordafrikanischen Großgrundbesitzer, bevor er im Sommer 1925 als neugeadelter Finanzminister in das Kabinett Mussolini berufen wurde. Der Schweizer Historiker Aram Mattioli fasst diesen Teil der italienischen Kolonialpolitik als „einen gigantischen Landraub“ zusammen, da seit 1923 Jahr für Jahr zehntausende von Hektar fruchtbaren Bodens den Besitzer wechselten.[12]
Feldzug im Fessan und Giftgaseinsatz
Die südliche Region Fessan wurde zur Zuflucht für den Großteil der Widerstand leistenden tripolitanischen Stämme, die zusammen mit dem fessanischen Stamm der Awlad Sulayman einen Guerillakrieg gegen die italienischen Armeen führten.[15] Sie bekämpften die Italiener in Kleingruppen, vermieden grundsätzlich offene Feldschlachten und ließen sich bloß auf kurze Gefechte und Scharmützel ein. Vor allem bei Nacht verübten sie Sabotageakte und griffen Konvois und Militärstationen an.[16]
1925 übernahm Emilio De Bono die Nachfolge Volpis als Generalgouverneur Tripolitaniens. Unter De Bono, einem hochdekorierten Weltkriegsgeneral und einem der Faschistenführer beim Marsch auf Rom, verschärfte sich die Unterdrückungspolitik und auch der militärische Vormarsch gegen Süden setzte sich unvermindert fort. Die Italiener reagierten auf die Guerillataktik der Mudschahedin mit einem immer brutaler werdenden Kleinkrieg: Es kam zu Säuberungen und Entwaffnungsaktionen, zu Festnahmen und zahlreichen Exekutionen. Italien war den „Gotteskriegern“ sowohl numerisch als auch technologisch überlegen. Die von kampferprobten italienischen Offizieren befehligten Einheiten bestanden zu drei Vierteln aus eritreischen Askaris, die für ihre besondere Grausamkeit gefürchtet waren.[17]
Wie die anderen Kolonialmächte setzte auch Italien modernste Kriegstechniken ein: Telefon und Radio zur Koordination der Aktionen; schnelle, leicht gepanzerte Einheiten und vor allem Flugzeuge, denen die berittenen oder zu Fuß kämpfenden Mudschahedin nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatten. Für die Regia Aeronautica, die Luftwaffe des Königreichs Italien, die erst seit 1923 als eigenständige Teilstreitkraft neben Heer und Marine existierte, entwickelte sich der koloniale Eroberungsfeldzug in Nordafrika zum ersten Ernstfall überhaupt. Neben Aufklärungs- und Versorgungsaufgaben griff die Regia Aeronautica natürlich auch in die Kampfhandlungen ein. Nicht nur Kämpfer, sondern auch die Lager der Stämme wurden von ihr bombardiert oder unter automatisches Feuer genommen. Auch Trecks von Flüchtenden mit ihrem Vieh, die sich nach Ägypten oder Algerien durchzuschlagen versuchten, verschonten die Tiefflieger mit ihren Angriffen nicht.[18] Die italienische Luftwaffe bediente sich dabei als Mittel auch des Flächenbombardements, der sogenannten „fliegenden Gerichte“.[19]
Wie Spanien in seinem Protektorat Marokko setzte auch die Regia Aeronautica in Libyen – wenn auch noch sporadisch[20] – Giftgas ein. Hauptbefürworter dieser Art der Kriegsführung war Gouverneur Emilio De Bono, der die tödliche Wirkung von Giftgas im Ersten Weltkrieg als Frontkommandeur kennengelernt hatte.[21] Die verwendeten Kampfstoffe waren Yperit und Phosgen. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 1922 und 1930 in Libyen insgesamt 50 mit Chemikalien gefüllte Bomben verschiedenen Kalibers abgeworfen wurden. Diesen Angriffen fielen laut groben Schätzungen mindestens hundert Männer und Frauen und zirka 2.000 Tiere zum Opfer.[22] So wurde im Februar 1928 der fessanische Stamm der Mogarba er Raedat mit Yperit überzogen. Am 31. Juli 1930 bombardierte die italienische Luftwaffe die Cyrenaika-Oase von Tazerbo, in der „Rebellen“ vermutet wurden, mit 24 Yperit-Bomben von je 21 Kilogramm Gewicht. Mit diesen Aktionen verstießen Mussolini und seine Generäle gegen das von Italien mitunterzeichnete Genfer Protokoll über das Verbot von erstickenden, giftigen oder ähnlichen Gasen von 1925.[23] Den Widerstand leistenden Stämmen der Awlad Sulayman, Warfalla, Guededfa, Zintan, Awlad Busayf und Mashashiya gelang es bis 1930, die italienischen Vorstöße in den Fessan abzublocken, bis sie von Flugzeugen und Giftgas bezwungen wurden.[24]
Guerillakrieg der Senussi
Im Unterschied zu Tripolitanien, wo traditionelle Rivalitäten und alte Konflikte zwischen den Stämmen die Bildung einer einheitlichen Widerstandsfront verhindert hatten, traten die Aufständischen in der Cyrenaika geschlossen auf. Hier stützte sich der Widerstand ganz auf die Senussi-Bewegung, eine 1833 in Mekka gegründete Bruderschaft, die sich für die Erneuerung des Islams und für eine Befreiung der arabischen Länder von jedem europäischen Einfluss einsetzte. Seit der Flucht ihres Oberhauptes Mohammed Idris as-Senussi nach Ägypten (1922) stand die Senussi-Bruderschaft unter der Führung von Scheich Omar Mukhtar.[25]
1923 kündigten die italienischen Faschisten alle Vereinbarungen mit den Sanussi auf und begannen ihre militärische Operation mit der Eroberung von Adschdabiya, der Hauptstadt des Senussi-Staates.[26] 1924 gründete Omar Mukhtar einen vereinigten Militärrat sowie zahlreiche Basislager der einzelnen Stämme, genannt adwar. Jeder Stamm beteiligte sich freiwillig mit einer gewissen Anzahl von Kämpfern, Waffen und Verpflegung. Für den Fall ihres Todes sagten die Stämme zu, diese wieder zu ersetzen.[27] Die islamische Religion und vor allem die orthodoxe sufistische Lehre der Senussi-Bewegung waren die ideologisch-kulturelle Basis der Widerstandsbewegung. Die religiösen Vorschriften ihres Begründers Mohammed Idris as-Senussi bildeten den Kern einer eigenständigen nationalen Kultur, aus der der antikoloniale Kampf seine Motivation und Legitimation schöpfen konnte.[28]
Die Senussi-Bruderschaft unterhielt ein feinmaschiges Netz von Zǎwiyas und war dadurch in der Cyrenaika gesellschaftlich verankert. Zǎwiyas waren Wohn- und Versammlungsorte, die sowohl dem Glauben dienten, als auch wichtige Funktionen im sozialen Leben erfüllten. So umfassten diese Zentren der islamischen Kultur neben Moschee und Koranschule oft auch Hospitäler, Läden und Unterkünfte für Reisende. Meist an Karawanenstraßen gelegen, spielten sie überdies im Handel und im Austausch eine wichtige Rolle. Omar Mukhtar gebot über rund 2.000 bis 3.000[29] Wüstenkrieger, die den Kolonialtruppen an Zahl, Schnelligkeit und Feuerkraft weit unterlegen waren. Entscheidungsschlachten vermeidend, versetzten die in kleinen, tribalen Kampfgruppen organisierten Kämpfer der Kolonialmacht immer wieder empfindliche Schläge, bevor sie sich im Schutz der Dunkelheit in ihre Verstecke zurückzogen. Über die Jahre kam es zu hunderten von Gefechten und Sabotageakten. Ihre numerische und technologische Unterlegenheit machten die Gotteskrieger durch ihre Guerillataktik, ihre Geländekenntnisse und ihre gesellschaftliche Verankerung wett. Die Beduinen der Cyrenaika lehnten jede Form der kolonialen Fremdbestimmung ab, die ihre traditionelle Lebensweise als Hirtennomaden von Grund auf bedrohte.[30]
Bis zum Ende des Jahres 1927 reichte die Herrschaft Italiens in der Cyrenaika noch immer nicht über die Küstenzone hinaus.[31] Im April 1926 besuchte Mussolini jedoch die Stadt Tripolis, was den Beginn eines neuen Programms der faschistischen Politik im Mittelmeer-Raum und in Afrika andeutete.[32] In den Jahren 1927 und 1928 machte Italien größere militärische Anstrengungen: Die Eroberung und Besetzung der Oase al-Dschaghbub – in der sich eine bedeutende Niederlassung der Senussi-Bruderschaft befand – erwies sich jedoch nicht als großer Triumph. Die Araber hatten den Ort rechtzeitig verlassen und ihr Widerstand blieb ungebrochen.[33]
Am 18. Dezember 1928 wurde Marschall Pietro Badoglio von Mussolini zum ersten Generalgouverneur von Tripolitanien und der Cyrenaika ernannt, Emilio De Bono wurde stattdessen neuer Kolonialminister. Im Gegensatz zu De Bono war Badoglio kein altgedienter Faschist, sondern ein treu zum Königshaus stehender Nationalkonservativer. Dennoch erhielt die italienische Kriegsführung gerade unter ihm eine genozidiale Dimension.[34] Seinen Untertanen, die schon bei kleinsten Widersetzlichkeiten oder harmlosen Akten zivilen Ungehorsams mit dem Schlimmsten zu rechnen hatten, verkündete Badoglio: „Kein Rebell wird mehr Frieden haben, weder er noch seine Familie, weder seine Herden noch seine Erben. Ich werde alles zerstören, Menschen und Dinge.“[35]
Gleichzeitig setzte Badoglio zu Beginn – gegen die repressive Tendenz der vorausgegangenen Jahre – auf eine beschwichtigende Politik.[36] In einer am 9. Februar 1929 veröffentlichten Proklamation versprach Badoglio eine volle Begnadigung für jeden, der sich den folgenden drei Bedingungen fügte: Abgabe der Waffen, Respektierung des Gesetzes und Abbruch des Kontaktes mit den Mudschahedin. Im Juni 1929 wurde ein zweimonatiger Waffenstillstand zwischen den italienischen Autoritäten und den Rebellen vereinbart. Diese Beschwichtigungspolitik blieb jedoch rein formal und bezweckte eine Abwälzung der Verantwortung für weitere Leiden der Bevölkerung auf die Rebellen. Nachdem die Verhandlungen zwischen den beiden Parteien bis August nicht zur Entwaffnung der Bevölkerung und der Auflösung der adwar geführt hatten, wurden sie von den Italienern abgebrochen.[37]
Genozid in der Cyrenaika
Da bis 1930 auch Badoglio die Guerilla in der Cyrenaika nicht in den Griff bekommen hatte, ernannte Mussolini auf Vorschlag von Kolonialminister De Bono General Rodolfo Graziani zum neuen Vizegouverneur der Cyrenaika, der am 27. März 1930 in den Gouverneurspalast von Bengasi einzog. Berüchtigt für seine faschistische Prinzipienfestigkeit, hatte sich Graziani im jahrelangen Kleinkrieg in Libyen bereits einen Namen als „Araberschlächter“ gemacht.[38] Sich in dem von Mussolini abgesteckten Handlungsrahmen bewegend, traten De Bono und Badoglio als Vordenker und Strategen einer genozidialen Kriegsführung in Erscheinung, während General Graziani die Rolle des Vollstreckers verblieb. Kolonialminister und Generalgouverneur waren zu der Überzeugung gelangt, dass sich die „Rebellen“ mit den bisher angewandten Methoden der Konterguerilla nicht dauerhaft unterwerfen ließen. Im Blick auf eine weitere „Pazifizierung“ der Unruheregion hielt De Bono eine weitere Eskalation der Gewalt für unumgänglich. Konkret befahl er eine strenge Überwachung der Märkte sowie die Abriegelung der Grenze zu Ägypten, und er regte weitere Bombardements mit Giftgas und insbesondere die Errichtung von Konzentrationslagern an.[39]
Systematisch nahmen Badoglio und Graziani nun das soziale Umfeld der Guerilla ins Visier und machten die Nichtkombattanten zu den Hauptleidtragenden ihrer Kriegsführung. Als erste Maßnahme ließen sie die Zâwiyas schließen, enteigneten deren Gebäude und Ländereien. Hunderte von Häusern und 70.000 Hektar besten Bodens wechselten den Besitzer. Die in den Zâwiyas tätigen Korangelehrten wurden gefangen gesetzt und Wochen später auf die Gefängnisinsel Ustica deportiert. In klar erkennbarer Absicht schlachteten die Kolonialtruppen viele Zehntausend Schafe, Ziegen, Rinder, Ochsen, Pferde und Kamele und zerstörten damit die Lebensgrundlagen der Menschen. Gleichzeitig setzte eine Massenflucht in die umliegenden Länder ein.[40]
Die Faschisten begannen die libysche Bevölkerung zu unterteilen in „Rebellen“ und „Kapitulationisten“, d. h. diejenigen, die sich nicht am bewaffneten Kampf beteiligten und in den Augen der Kolonialverwaltung kapituliert hatten. Damit wollten sie die Einheit des Volkes untergraben und effizienter gegen die bewaffneten Kämpfer vorgehen. Nach dem Scheitern der militärischen Offensive gegen die Widerstandsbewegung änderten die Italiener ihre Haltung. Die Kapitulationisten wurden nunmehr als gefährliches Potential eingestuft, da sie die Reproduktionsbedigungen des adwar-Systems gewährleisteten und die soziale Basis der Widerstandsbewegung bildeten, die von ihnen materiell und moralisch unterstützt wurde.[41]
Am 20. Juni 1930 hielt Badoglio gegenüber Graziani in einem Brief fest:
- „Man muss vor allem eine breite und präzise territoriale Trennung zwischen den Formationen der Rebellen und der unterworfenen Bevölkerung schaffen. Ich bin mir der Tragweite und Schwere dieser Maßnahme bewusst, die zur Vernichtung der sogenannten unterworfenen Bevölkerung führen muss. Aber nunmehr ist uns der Weg aufgezeigt und wir müssen ihn bis zu Ende gehen, auch wenn dabei die ganze Bevölkerung der Cyrenaika zugrunde gehen sollte.“[42]
Nach einer Besprechung mit Graziani ordnete Marschall Badoglio am 25. Juni 1930 die totale Räumung des Dschabal al-Achdar an. Konkret lief dieser Befehl auf die Zwangsumsiedlung von 100.000 Menschen und deren Internierung in Konzentrationslagern hinaus. Immerhin handelte es sich um die Hälfte der Gesamtbevölkerung der Cyrenaika – eine Maßnahme, die in der Kolonialgeschichte Afrikas nur wenige Vorbilder kannte und selbst Grazianis rabiate Methoden der Konterguerilla in den Schatten stellte. Anfang Juli 1930 begann die Zwangsräumung des Dschabal al-Achdar – eine Operation, die mehrere Wochen dauerte. Nach und nach wurden die Mitglieder der Stämme an Sammelplätzen zusammengetrieben, bevor sich die Kolonnen der Deportierten zu Fuß auf den Weg machen mussten.[43]
Bewacht von eritreischen Askaris, zwang man Männer, Frauen, Kinder und alte Leute zusammen mit ihrer Habe und ihrem Vieh auf Todesmärsche, die manchmal 20 Wochen lang über hunderte von Kilometern führten. Erneut ging das frei werdende Land in Kolonistenhand über. Wer nach der Zwangsevakuierung noch auf dem Dschabal al-Achdar aufgegriffen wurde, musste mit der sofortigen Hinrichtung rechnen. Unter der sengenden Sommersonne überlebte ein Zehntel der Deportierten – gegen 10.000 Menschen – schon die Strapazen der Märsche nicht. Von den 600.000 Kamelen, Pferden, Schafen, Ziegen und Rindern, die mit auf den Weg genommen wurden, kamen nur etwa 100.000 Stück an. Wer erschöpft zu Boden fiel und nicht mehr weiter konnte, wurde von den Wachmannschaften erschossen. Die hohe Todesrate war eine beabsichtigte Folge der Märsche.[44]
Ziel der Deportationen war das Hinterland entlang dem Ostufer der Großen Syrte, wo die Besatzungsmacht innerhalb weniger Monate 15 Konzentrationslager errichtete, in denen zwischen 1930 und 1933 gegen 90.000 Gefangene in Zelten interniert wurden. Tagtäglich waren die Insassen der Konzentrationslager Gewalt, Hunger und Seuchen, aber auch Hitze und extremer Fremdbestimmung ausgesetzt. Die arbeitsfähigen Männer und Jungen verpflichtete man zur Zwangsarbeit: zum Bau von Straßen, Gebäuden und Brunnen. Vergewaltigungen von Frauen waren ebenso an der Tagesordnung wie öffentliche Exekutionen nach fehlgeschlagenen Fluchtversuchen.[45]
Die langen Märsche bei den Umsiedlungsaktionen in die Konzentrationslager und die dortigen Lebensbedingungen forderten weit mehr Opfer unter der libyschen Bevölkerung als die Kämpfe zwischen dem italienischen Militär und den Widerstandskämpfern. Wie hoch die Zahl der zivilen Opfer war, ist nicht bekannt.[46] Historiker stimmen darin überein, dass in den italienischen Lagern mindestens 40.000 Menschen durch Erschießungen, Erhängen, Krankheiten und Hunger starben,[47] die Maximalschätzungen gehen von bis zu 80.000 Opfern aus.[46] Damit war innerhalb von drei Jahren durch Zwangsumsiedlungen und KZ-Haft ein Viertel bis ein Drittel[48] der Gesamtbevölkerung der Cyrenaika umgekommen, wobei die seit 1923 getöteten 6.500 Senussi-Kämpfer noch zu addieren sind. Die Konzentrationslager wurden erst im Oktober 1933 aufgelöst.[49]
Zerschlagung der Widerstandsbewegung
Den Faschisten gelang es, durch das Internieren der Bevölkerung in den Konzentrationslagern die Freiheitskämpfer sozial und ökonomisch völlig zu isolieren. Damit wurde der Widerstandsbewegung die soziale Basis entzogen, Waffen, Geld sowie Nahrungsmittel blieben aus und das adwar-System zerbrach. Damit hatten sich die italienischen Streitkräfte die Voraussetzungen geschaffen, den Widerstand zu zerschlagen. General Graziani eröffnete die größte militärische Offensive gegen die Oasen von Kufra, dem noch verbliebenen Versorgungszentrum und letzten Standort der Widerstandsbewegung. Bei diesem Angriff standen Graziani 13.000 Mann zur Verfügung (1.000 Offiziere und Unteroffiziere, 3.000 italienische Soldaten und 9.000 vor allem eritreische Askari) und die Armee setzte modernste Waffen mit 500 Fahrzeugen und bis zu 35 Aufklärungs- und leichten Bomberflugzeugen ein, die die Bewohner der Oasen bombardierten. Zu Beginn des Jahres 1931 wurden die Kufra-Oasen von den italienischen Streitkräften besetzt.[50]
Um den Widerstand endgültig zu brechen, ließ Vizegouverneur Graziani entlang der Grenze zum Königreich Ägypten einen 270 bis 300 km langen und vier Meter breiten Stacheldrahtverhau mit befestigten Kontrollposten errichten (siehe Libyscher Grenzzaun). Bereits seit Ende der 1920er Jahre war die Widerstandsbewegung dazu übergegangen, die dringend benötigten Waffen und Nahrungsmittel aus Ägypten nach Libyen zu schmuggeln. 2.500 Einheimische bauten von April bis September 1931 an dieser Grenzbefestigung, dem sogenannten „faschistischen Limes“. Dieser erstreckte sich, von Flugzeugen und motorisierten Patrouillen überwacht, von Bardia am Mittelmeer bis weit in die libysche Wüste hinein. Eine solche Grenzbefestigung war in Afrika bislang unbekannt. Sie unterband den grenzübergreifenden Handel und verhinderte die Infiltration von Kämpfern, schnitt die Aufständischen vom Nachschub mit Munition und Waffen ab und versperrte ihnen die Fluchtwege. Damit wurde die Möglichkeit, den Widerstand erfolgreich fortzusetzen, endgültig zerstört.[51]
Nach und nach versetzte Badoglios genozidiale Kriegsführung dem Widerstand Schläge, von dem er sich nicht mehr erholte. Entscheidend getroffen wurde er im September 1931. Während eines Gefechts strauchelte Omar Mukhtars Pferd und warf den über siebzigjährigen Guerillaführer ab. Einer italienischen Einheit gelang es, den Verletzten gefangen zu nehmen. Der alte Mann wurde in Ketten gelegt und an Bord des Zerstörers Orsini nach Bengasi gebracht. Dort verurteilte ihn ein militärisches Schnellgericht in einem Schauprozess zum Tod durch Erhängen. Generalgouverneur Badoglio hatte von den Richtern die Todesstrafe wegen „Hochverrats“ gefordert. Am 16. September 1931 wurde Omar Mukhtar im Konzentrationslager Soluch als „Bandit“ vor den Augen von 20.000 Gefangenen öffentlich hingerichtet. Von diesem Schlag erholte sich die ohnehin bereits geschwächte Guerilla nicht mehr. Durch den Verlust ihres charismatischen Anführers ins Mark getroffen, brach der Widerstand innerhalb weniger Wochen zusammen. Am 24. Januar 1932 meldete Generalgouverneur Badoglio nach Rom, dass das Überseeterritorium nach über 20 Jahren zum ersten Mal vollständig besetzt und „pazifiziert“ sei. Damit ging der Krieg offiziell zu Ende.[52]
Folgen
Besiedlungsplan und Masseneinwanderung
Insgesamt forderte die „Wiedereroberung Libyens“ von 1923 bis 1933 rund 100.000 libysche Todesopfer – bei einer Gesamtbevölkerung von rund 800.000 Menschen.[53] Die Viehherden, die ökonomische Basis der (semi-)nomadischen Bevölkerung, wurden im Laufe der kolonialen Eroberung immer kleiner: 1910, vor der Besetzung, 411.800 Stück Vieh – 1933: 139.000.[54] Das Massensterben in Nordafrika kam dem Endziel des faschistischen Kolonisationsprozesses, neuen spazio vitale („Lebensraum“) zu gewinnen, weit entgegen. Bis 1939 ließen sich rund 100.000 italienische Siedler in Libyen nieder, was ziemlich genau der Opferzahl entsprach, die die Errichtung des Kolonialregimes unter der indigenen Bevölkerung gekostet hatte.[55] Der Besiedlungsplan sah eine Ansiedlung von insgesamt 500.000 Italienern bis Mitte des 20. Jahrhunderts im terra promessa („gelobten Land“) vor.[56] Die Faschisten dachten damit Libyen die gleiche Rolle zu, wie sie Algerien für Frankreich besaß. Die libyschen Besitzungen sollten zu einem Stück Italien in Nordafrika werden: 1939 erklärte sie Rom zu einem integralen Bestandteil der Nation.[57]
Da der kultivierbare Boden bei der Kolonialisierung eine zentrale Rolle einnahm, stand seine Beschlagnahmung durch die koloniale Verwaltung im Vordergrund. Die Landenteignung führte zur Zerstörung des seit Jahrhunderten bestehenden sozioökonomischen Systems Libyens, da mit ihr die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung in die unfruchtbaren Gebiete einherging. Die enteigneten Stämme wurden in die für Landwirtschaft kaum oder nicht geeigneten Landesteile verdrängt. Dadurch wurden massenhaft Arbeitskräfte freigesetzt, die entweder bei den italienischen Siedlern zu Hungerlöhnen arbeiteten oder von der Kolonialverwaltung zum Straßen- und Hausbau sowie der Verbesserung des Bodens eingesetzt wurden. Für die in raschem Tempo durchgeführten umfangreichen Bauarbeiten im Rahmen der Masseneinwanderung in den späten 1930er Jahren waren die libyschen Arbeitskräfte, ca. 23.000 Bauarbeiter im Jahr 1938, eine tragende Kraft. Auch in anderen Bereichen der Infrastruktur, wie dem Bau der ca. 310 km langen Eisenbahn oder der Häfen von Tripolis, Bengasi, Darna und Tobruk, wurden einheimische Arbeitskräfte eingesetzt.[58] Somit vollzog sich ein sozialökonomischer Wandel, nämlich die Formierung der libyschen Arbeiterschaft, wenn auch in einer embryonalen Phase. Der Ausbau der Infrastruktur und die landwirtschaftliche Entwicklung kamen jedoch ausschließlich den italienischen Siedlern zugute.[59]
Faschistisches Apartheidssystem
Schon früh zeigte sich in Libyen das Bestreben des Faschismus nach Unterordnung und Hierarchisierung, was nicht nur an der brutalen Niederschlagung von Aufständen erkennbar war, sondern auch an der Tatsache, dass die eigene libysche Vollbürgerschaft, wie sie mit gewissen Grundrechten, eigener Verwaltung und eigenem Parlament seit Beginn der italienischen Herrschaft bestanden hatte, Schritt für Schritt abgebaut wurde. Bis 1934 bestand zwar noch eine – wenn auch bezüglich der bisherigen Rechte nicht vergleichbare– eigene Staatsbürgerschaft für die nördlichen Provinzen, jedoch waren das bisherige Recht auf freie Berufsausübung in Italien und die rechtliche Gleichstellung von Italienern und Libyern in der Kolonie selbst ebenso außer Kraft gesetzt wie die Presse- und Meinungsfreiheit.[60]
In der „Mischlingsfrage“ hingegen schlug das faschistische Regime sogar eine sanftere Politik als die liberale Vorgängerregierung ein. Bis 1933 galt der Mischling nur dann als italienischer Staatsbürger, wenn das italienische Elternteil ihn anerkannt hatte, andernfalls besaß er den Status eines Untertanen. Mit der neuen 1933 verabschiedeten Regelung erhielt auch der nicht-anerkannte Mischling unter besonderen Voraussetzungen, zu denen nicht nur das Aussehen, sondern auch eine italienische Schulbildung zählten, die Möglichkeit, die italienische Staatsbürgerschaft zu erwerben, womit das faschistische Regime einerseits die soziale Lage des Mischlings zu verbessern suchte, andererseits aber auch die vermeintliche Gefahr bannen wollte, die von einer Gruppe Unzufriedener ausgehen und die Kolonialherrschaft bedrohen könnte. Diese Haltung änderte sich jedoch mit der Eroberung Äthiopiens 1936.[61]
Die ideologische Basis des Siedlerkolonialismus war von Rassismus geprägt, der sich in dem italienischen Apartheidssystem manifestierte. Die libysche Bevölkerung wurde in der Praxis abgesondert. Im Juni 1938 erstellten faschistische Wissenschaftler ein Programm zur Rassenpolitik, welches die Verbindung zwischen Italienern und Afrikanern als Schädigung der italienischen Rasse bezeichnete. Mit einem Gesetz vom 9. Januar 1939, welches das „Verbot der Rassenmischung“ festlegte, wurde diese Politik in der Kolonie juristisch abgesichert. Die Politik der Rassentrennung galt für die ländlichen Gebiete und die Städte gleichermaßen. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Gesetze erlassen, die es der libyschen Bevölkerung untersagten, italienische Cafés zu betreten, Taxen mit italienischen Fahrern zu benutzen und vieles andere mehr. Die italienischen Kolonisatoren bedienten sich des Rassismus, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen, die Privilegien der Siedler zu garantieren und damit die „demographische Kolonisation“ an ihrer „vierten Küste“ zu festigen.[62]
Damit – so Aram Mattioli (2005) – hat sich das faschistische Italien ab 1938 als „offen rassistisches Regime“ schon lange vor der deutschen Besatzung aus eigenem Antrieb zu einem Apartheidsstaat entwickelt, der neben seinen slawischen und jüdischen auch die afrikanischen Untertanen in Nord- und Ostafrika schwer diskriminierte und zu einer „menschenverachtenden Sonderexistenz“ zwang. Mussolinis Italien habe klar hinter dem „Dritten Reich“, aber auf einer Stufe mit Südafrika und den amerikanischen Südstaaten „zu den im 20. Jahrhundert am meisten rassistisch geprägten Staaten der Welt“ gehört.[63] Die weitere Entwicklung in den libyschen Territorien wurde von Italo Balbo geprägt, der ab 1934 Gouverneur der Kolonie Italienisch-Libyen wurde.[64] Nach der Kapitulation der deutsch-italienischen Truppen im Tunesienfeldzug wurde Libyen im Mai 1943 unter britische und französische Militärverwaltung gestellt. Im Jahr 1951 wurde es als Königreich Libyen und erster saharischer Staat unabhängig.[65]
Historische Beurteilung
Libyen als „Schule der Gewalt“
In der historischen Beurteilung des Zweiten Italienisch-Libyschen Kriegs wird dessen Bedeutung als Vorgeschichte zum späteren italienischen Angriffs- und Eroberungskrieg auf das Kaiserreich Abessinien 1935 betont.[66] So urteilt der Schweizer Historiker Aram Mattioli (2004), dass „der erste große Krieg, den das faschistische Italien führte“, für die oberste politische und militärische Führung des Landes zu einer Schlüsselerfahrung wurde. Ein harter Kern von Karriereoffizieren habe hier eine „Schule der Gewalt“ durchlaufen, in der „ihre zivilisatorischen Standards vollends deformiert wurden“. Die Saat der nordafrikanischen Gewalterfahrung sei dann während des Abessinienkrieges wieder aufgegangen, in dem sich alte Libyen-Kämpfer in den allerhöchsten Kommandopositionen unrühmlich hervortaten: Emilio De Bono, Pietro Badoglio und Rodolfo Graziani an erster Stelle.[67]
Ebenso urteilt die Schweizer Historikerin Giulia Brogini Künzi (2006), dass der italienische Expansionsschub in Nordafrika für den Abessinienkrieg in manchlerei Hinsicht ein Testfeld für neue Kriegsmethoden und Waffen beziehungsweise ein wichtiges Trainingslager für Kombattanten darstellte. „Ohne die Kriegserfahrung in Nordafrika“, so Brogini Künzi, „wäre der Abessinienkrieg niemals so radikal ausgefallen und er hätte sich vermutlich auch wesentlich länger hingezogen“.[68] John Wright (2012) bezeichnet den italienischen Krieg um Libyen als von Mussolini beabsichtigte „Kampfschule“, die sowohl auf dem italienischen Festland als auch darüber hinaus „gutes Propagandamaterial für den militanten Faschismus“ geliefert habe. Die „Zeichen offenkundiger Rücksichtslosigkeit“, die später für den Abessinienkrieg charakteristisch wurden, seien in Libyen jedoch erst in der letzten Kriegsphase zu Tage getreten.[69]
Italiens Kolonialpolitik zwischen „Brava Gente“ und „Megatötungsregime“
Darüber hinaus wird das brutale Vorgehen Italiens auch als Beweis gegen den Mythos eines „gutartigen“ italienischen Faschismus[70] und „anständigen Italienern“[71] angeführt. Zu diesem Brava-Gente-Mythos erklären die italienischen Historiker Enzo Santarelli et al. (1986):
- „Wenn es darum geht, moralische und historische Urteile über die Ursprünge, die Bedeutung und die Natur des Faschismus in Europa zu fällen, wird im Großen und Ganzen eine unterschiedliche Betonung auf die gemäßigte italienische Form und die totalitäre Form des Nazismus gelegt. Unserer Ansicht nach unterscheidet sich die erstere von der letzteren jedoch einfach dadurch, dass sie strukturell rückständiger war und sich in einem Gebiet und in einer Zeit entwickeln und durchsetzen konnte, die im Wesentlichen durch koloniale Unternehmungen und repressive Maßnahmen gekennzeichnet war.“[72]
Laut dem deutschen Historiker Hans Woller (2010) zeigte der Faschismus in Afrika schon in den 1920er-Jahren sein „wahres Gesicht“. Zu dieser „Fratze“ hätten ein „penetrantes Sendungsbewusstsein, ein maßloses Überlegenheitsgefühl und eine gehörige Portion Rassismus“ gehört.[73] Ähnlich schreibt auch Stanley Payne (2006) in seinem Standardwerk Geschichte des Faschismus, dass sich das „grausamste Gesicht des Faschismus“ im Ausland viel offener gezeigt habe als in der inländischen Politik. Libyen sei als wichtigstes koloniales Besitztum Italiens schließlich befriedet worden, aber nur um den Preis „einer gegen die Zivilbevölkerung gerichteten rücksichtslosen Militärpolitik“.[74] In seiner Studie zum Abessinienkrieg hält Aram Mattioli (2005) fest, dass Libyen im ersten Jahrzehnt der faschistischen Kolonialherrschaft mit seinen rund 100.000 Opfern weit mehr Tote zu beklagen hatte, als der von deutschen Schutztruppen begangene Völkermord an den Herero und Nama im kolonialen Namibia forderte.[75] Zur Erinnerungskultur an die der italienischen Politik in Afrika und deren historischer Einordnung urteilt Mattioli weiter:
- „[...] die Tatsache, dass Mussolinis Diktatur nicht frei von ‚verbrecherischem Massenmord‘ war und sich schon zu einem ‚Megatötungsregime‘ entwickelt hatte, als der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler den deutschen Lebensraumkrieg im Osten und die damit verbundene Vernichtung ganzer Völker nur plante, [hat] nie einen Niederschlag in den europäischen Erinnerungskulturen gefunden. Fast vollends in Vergessenheit geriet, dass die ersten Menschen, welche die Schergen der späteren Achsenmächte im großen Stil ermordeten, Afrikaner waren. Nur schon deshalb, aber auch der hohen Opferzahlen wegen müssen Italiens Eroberungs- und Pazifizierungskriege in Nord- und Ostafrika künftig als wichtige Wegmarken in einer vergleichenden Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts Beachtung finden. Jedenfalls überstiegen sie in ihrer Brutalität das, was die anderen Kolonialmächte nach dem Ersten Weltkrieg zur Niederringung afrikanischer Widerstands- oder Unabhängigkeitskämpfer sonst militärisch zu unternehmen bereit waren.“[76]
Unterschiedlich gewertet wird die faschistische Kolonialpolitik im Vergleich zu jener der anderen europäischen Kolonialmächte. Während sich beispielsweise nach Del Bocas (2004) Einschätzung das Vorgehen Italiens in seinen unter direkter Herrschaft stehenden Kolonien weder in der Zeit der liberalen Demokratie noch während der 20 Jahre des faschistischen Regimes von dem der anderen Kolonialmächte unterschied,[77] urteilt Woller (2010), dass die Italiener und ihre italienischen Hilfskräfte in Libyen und Somalia mit einer Brutalität zu Werke gingen, die das europäische Normalmaß im Umgang mit unterworfenen Kolonialvölkern weit übertraf und zugleich eine deutliche Zäsur des Kolonialismus des liberalen Italien markierte.[78] Auch Enzo Santarelli (1986) zufolge war das „extremistische Gesicht“ des Faschismus in Libyen „schrecklicher und weitreichender“ als die vergleichbaren repressiven Maßnahmen anderer europäischer Regierungen in Nordafrika, dem Nahen Osten oder anderswo.[79]
Dem libyschen Historiker Abdulhakim Nagiah (1995) zufolge kann die koloniale Parole einer „zivilisatorischen Mission“ angesichts der auf libyschem Boden verübten Greueltaten und ihren verheerenden Folgen „nur als Zynismus aufgefasst werden“. Nicht nur sei der Ausbau von Infrastruktur und Landwirtschaft allein den italienischen Siedlern zugutegekommen. Das libysche Volk habe auch gezahlt mit der Deformation seines sozioökonomischen Systems, der Ausschaltung seiner Administration, der Zwangsvertreibung in unfruchtbare Ländereien, der rassistischen Segregation, der Verhinderung von qualifizierter Ausbildung und einer ungeheuren Anzahl von Opfern unter der Bevölkerung. Die Kolonialherrschaft Italiens habe in keiner Weise zu einer Entwicklung der libyschen Gesellschaft geführt, vielmehr seien die bereits vorhandene Unterentwicklung noch vertieft und die vorhandenen Entwicklungspotentiale außer Funktion gesetzt worden.[80]
Einordnung als Völkermord und Parallelen zum NS-Regime
Die historische Bedeutung des Rückeroberungsfeldzuges sieht Mattioli (2004) vor allem darin, dass „das faschistische Italien zu keiner anderen Zeit und in keinem anderen Gebiet den Tatbestand des Völkermords so eindeutig erfüllte, wie während der ‘Wiedereroberung Libyens’ zwischen 1923 und 1932“.[81] Für Mattioli trifft dieser Befund mit Sicherheit auf die „Schreckensherrschaft in der Cyrenaika“ zu. Dabei argumentiert er, dass obschon die Konzentrationslager der Cyrenaika nicht mit den Vernichtungsfabriken vergleichbar sind, wie sie die Deutschen im Zweiten Weltkrieg betrieben, es sich um „eigentliche Todeslager“ handelte. Das Massensterben der Insassen habe die Kolonialmacht billigend in Kauf genommen. Denn durch Enteignung, Deportation, Inhaftierung und Massenmord der indigenen Bevölkerung sei auch Platz für italienische Siedlerfamilien geschaffen worden.[82] Im Jahr 2003 hielt Mattioli in einem Artikel für Die Zeit fest: „Italien war das erste faschistische Regime, das ganze Volksgruppen deportierte und in Todeslagern zugrunde gehen ließ.“[83]
Die Einschätzung, dass sich der italienische Kolonialkrieg zu einem Genozid an der libyschen Bevölkerung entwickelte, vertreten libysche Historiker wie Ali Abdullatif Ahmida, Yusuf Salim al-Burghati, Muhammad T. Jerary oder Abdulhakim Nagiah[84], aber auch bedeutende italienische Historiker wie Angelo Del Boca, Nicola Labanca, Giorgio Rochat und Eric Salerno.[85] Ebenso beurteilen die beiden Genozidforscher Samuel Totten und Paul R. Bartrop (2007) in ihrem zweibändigen Dictionary of Genocide das italienische Vorgehen in Libyen ab 1929 als Völkermord.[86] Auch der kanadische Historiker David Atkinson (2012) zieht bezogen auf die Ereignisse in der Cyrenaika diese Schlussfolgerung: Es sei ein „Genozid an ihren nomadischen und halb-nomadischen Völkern in einem System von Konzentrationslagern“ realisiert worden.[87] Die Konzentrationslager in der libyschen Syrtica – die ersten faschistischen Konzentrationslager der Geschichte[88] – bezeichnet Del Boca (2004) als „Vernichtungslager“,[89] Ahmida (2009) spricht von „genocidal camps“.[90]
Der italienische Althistoriker Luciano Canfora (1988) beschreibt die faschistische Politik in Afrika als „Regime des kolonialen Genozids“ und spricht in diesem Kontext sogar von einem „vergessenen Holocaust“.[91] In ähnlicher Weise äußert sich auch Ahmida (2009), demzufolge es kein großer Fehler sei, den italienischen Faschismus mit dem deutschen Nationalsozialismus zu vergleichen, da auch in den italienischen Kolonien und insbesondere in Libyen ein „italienischer Holocaust“ stattgefunden habe.[92] Ahmida beklagt ein „Schweigen der meisten vergleichenden Faschismusforscher“ zum Völkermord in Libyen und wirft diesen daher eine Mitverantwortung für den Mythos eines italienischen Faschismus vor, der anders als das NS-Regime nicht in Massenmorde verwickelt und daher „ein moderates, weniger böses oder sogar gutartiges Regime“ gewesen sei.[93] Wolfgang Schieder (1985) betont in diesem Zusammenhang, dass zwischen dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland ein deutlicher Unterschied bezogen auf die Massenvernichtung der Juden bestehe. Dieser Unterschied speche jedoch vor dem Hintergrund der „faschistischen Vernichtungspolitik in Afrika“ nicht gegen einen „Vergleich des Vernichtungswillens“ der beiden Regime: „Vielmehr ist festzuhalten, dass sich das Deutschland Hitlers und das Italien Mussolinis auf der Ebene der Verfolgung ihrer Opfer zwar in der Konsequenz und Unerbittlichkeit der Unterdrückung unterschieden, jedoch im Ansatz ähnlich waren.“[94]
Rezeption
Zeitgenössische Deutungen
Die Oral History der libyschen Häftlinge und Dichtung der Beduinen hat mehrere Aspekte des Völkermords aufgezeichnet. Eines der bekanntesten Gedichte ist das Epos von Rajab Bu-Huwaysh al-Manifi, Dar al-'Agayla, welches das Leiden und die Agonie der Opfer des Kolonialismus festhält:
- „Oh es ging mir gut, aber jetzt bin ich krank im El Agheila Lager
Unser Stamm weggesperrt von unserem Heimatland
ich bin krank vor Heimweh in diesem höllischen Sommer
nach Akrama’Adam und Saiqif [das Heimatland seiner Stämme]
und den Regenzeiten
ich bin krank davon gnadenlose fluchende Wächter zu sehen
die unsere nackten Frauen aufschlitzen
Oh ich bin krank.“[95]
Der breiten italienischen Öffentlichkeit wurden die Ereignisse in Nordafrika vorenthalten, obschon die arabische Presse das in Italien zensierte Thema mit Empörung aufgriff. Nur ein eingeweihter Kreis von Offizieren wusste vom Ausmaß des genozidialen Akts in der Cyrenaika. Von General Rodolfo Graziani wurden die Aussiedlungen in seinem 1932 in Mailand erschienenen Buch Cirenaica pacifita als rein strategische Maßnahmen dargelegt, um den Kern der letzten Senussi-Rebellen um Omar Mukhtar endlich zu zerschlagen.[96] Eine hochgradig kritische Beschreibung der italienischen Methoden lieferte der dänische Reisende Knud Holmboe. Auf seiner 1930 von Marokko bis ins libysche Darna unternommenen Wanderung, die er in seinem Reisebericht Desert Encounter festhielt, beschrieb er den italienischen Giftgaseinsatz sowie die Zustände in einem Konzentrationslager nahe der Stadt Barke.[97] Holmboe, der schließlich von Italienern verhaftet und eingekerkert wurde, urteilte:
- „Während der Zeit, in der ich in der Cyrenaika war, fanden täglich dreißig Hinrichtungen statt, was bedeutet, dass jährlich etwa zwölftausend Araber hingerichtet wurden, diejenigen nicht mitgezählt, die im Krieg oder von den an italienischer Seite importierten eriteischen Truppen getötet wurden. Das Land schwamm im Blut.“[98]
Beurteilung im königlichen und revolutionären Libyen
Aufstandsführer Omar Mukhtar wurde sowohl im libyschen Königreich unter Idris (1951–1969) wie auch im späteren revolutionären Libyen Muammar al-Gaddafis (1969–2011) zu einem National- und Volkshelden und wird als solcher bis heute in Libyen verehrt. Schon unter König Idris wurden Hauptstraßen in Tripolis, Bengasi und Baida nach Omar Mukhtar benannt sowie ein Mausoleum in Bengasi errichtet.[99] Nach seiner Machtübernahme 1969 nutzte Gaddafi die weitverbreiteten antiitalienischen Ressentiments der libyschen Bevölkerung zur Konsolidierung seiner Herrschaft. Schon in seinem ersten Herrschaftsjahr wies Gaddafi die verbliebenen 20.000 Italiener aus und ließ deren Besitz entschädigungslos enteignen. Gaddafis Regime setzte einen eigentlichen Kult um den Islamgelehrten und Omar Mukhtar in Szene, der als Guerillachef den Widerstand in der Cyrenaika angeführt hatte und 1931 von den Italienern im KZ Soluch gehängt worden war. Unter Gaddafi gedachte Libyen jahrelang am 7. Oktober mit dem „Tag der Rache“ der kolonialen Fremdherrschaft Italiens.[100]
1980 entstand das Filmepos Omar Mukhtar – Löwe der Wüste des syrischen Regisseurs Moustapha Akkad als britisch-libysche Koproduktion, der die Geschichte von Omar Mukhtar erzählt. Der Film, mit Anthony Quinn (Omar al-Mukhtar), Rod Steiger (Benito Mussolini) und Oliver Reed (Rodolfo Graziani) in den Hauptrollen,[101] wurde mit 30 Millionen US-Dollar vom Gaddafi-Regime finanziert.[102] In Italien war der Film lange Zeit verboten, da er als schädlich für die Ehre der Armee galt. Erst 2009 wurde er erstmals im italienischen Fernsehen ausgestrahlt, während des offiziellen Besuchs von Gaddafi in Italien – bei dem er ein Foto des 1931 von den italienischen Besatzern hingerichteten Omar Mukhtar an seiner Uniform trug.[103] Eine weitere Filmproduktion, die aus libyscher Perspektive den italienischen Kolonialkrieg thematisiert, ist der 1981 in Großbritannien und Tunesien gedrehte Kriegsfilm Tagrift - Aufstand der Verdammten (Ma'rakat Taqraft).[104] Im Jahr 2014 erschien in englischer Sprache der Roman Al-agaila: The Camp of Suffering: A Boy’s Tale. des libysch-irischen Journalisten und Schriftstellers Ali Hussein, der die Lebenssituation in einem der italienischen Konzentrationslager thematisiert.[105]
Erinnerungskultur in Italien
In Italien interessiere man sich, so urteilt Wolfgang Schieder (2006), bisher noch wenig für die Opferbilanzen in den italienischen Besatzungs- und Annexionsgebieten. Dennoch zeige die Veröffentlichung eines Buches von Gianni Oliva über die italienischen Kriegsverbrechen 1940 bis 1943, dass „das unangenehme Thema irgendwie gesellschaftsfähig geworden ist“. Für noch bemerkenswerter hält Schieder die Veröffentlichung mehrerer ganzseitiger Artikel durch die linksliberale Tageszeitung La Repubblica im März 2006, in denen schonungslos die italienischen Kriegsverbrechen in Libyen dokumentiert wurden. Dies sei „vor kurzer Zeit noch unmöglich gewesen“.[106]
Die Erinnerungspolitik der 1946 gegründeten Republik Italien war Schieder zufolge davon bestimmt, die faschistische Vergangenheit einfach zu ignorieren.[107] Für ein Verständnis des Sondercharakters des italienischen Erinnerungsdiskurses müsse laut Schieder Folgendes berücksichtigt werden: Das faschistische Italien war der engste Verbündete des nationalsozialistischen Deutschland, womit der Vergleich mit der (west-)deutschen Erinnerungskultur nach 1945 naheliegend sei. Andererseits war Ober- und Mittelitalien von Oktober 1943 bis April 1945 deutsches Besatzungsgebiet. Dies lege den Vergleich mit anderen europäischen Ländern nahe, die unter der nationalsozialistischen Besatzung zu leiden hatten, z. B. Norwegen. Nach Schieder sei es „diese doppelte Erfahrung mit faschistischer Gewaltherrschaft einerseits und nationalsozialistischer Unterdrückung andererseits, welche den Umgang der Italiener mit ihrer faschistischen Vergangenheit so schwierig machte“.[108] So habe in Italien bis in die 1990er Jahre, teilweise sogar bis in die Gegenwart, keine bewusste Auseinandersetzung mit der langen Ära des Faschismus stattgefunden. Die historische Identitätsfindung des republikanischen Italien habe sich nahezu ausschließlich über die Erinnerung an den antifaschistischen Kampf der Resistenza gegen die deutsche Besatzung vollzogen.[109]
Juristische und politische Aufarbeitung
Nach dem Zweiten Weltkrieg forderte Libyen die Auslieferung der Generäle Pietro Badoglio und Rodolfo Graziani, dies wurde aber von Italien – mit Zustimmung der USA und Großbritanniens – ignoriert und kein einziger als Kriegsverbrecher angeklagter Italiener wurde jemals ausgehändigt.[110] Pietro Badoglio wurde nach dem Sturz Mussolinis 1943 der Ministerpräsident Italiens und verhandelte mit den Alliierten einen Waffenstillstand, welche im Gegenzug seine strafrechtliche Verfolgung verhinderten. Nach seinem Tod 1956 wurde Badoglio in seinem Heimatort Grazzano mit allen Ehren beigesetzt. Rodolfo Graziani wurde nach dem Krieg der Prozess gemacht, jedoch nicht wegen der Massenmorde in Libyen (und Äthiopien), sondern aufgrund seiner von 1943 bis 1945 aktiven Kollaboration mit NS-Deutschland als Verteidigungsminister der faschistischen RSI in Norditalien. Er saß nur vier Monate in Haft. Nach seiner Begnadigung engagierte er sich im neofaschistischen Movimento Sociale Italiano und wurde dessen Ehrenvorsitzender, 1955 starb er in Rom. Zu Grazianis 130. Geburtstag wurde 2012 in Affile, wo er seine letzten Jahre verbracht hatte, ein Denkmal inklusive Museum errichtet. Die Finanzierung um 130.000 Euro wurde dafür aus den Mitteln der Kommune, der Region Latium und Spenden aufgebracht.[111]
Während die Alliierten nach 1945 mit den Regimen Deutschlands und Japans in zahlreichen Prozessen abrechneten, blieben die Kriegsverbrechen des faschistischen Italien ungesühnt. Besonders bei der Strafverfolgung von ehemaligen Spitzenmilitärs, die krimineller Handlungen während des Krieges verdächtigt wurden, zeigte sich die Republik Italien wenig kooperationsbereit. Nach der vom kommunistischen Justizminister Palmiro Togliatti schon am 22. Juni 1946 verfügten Amnestie unternahmen die italienischen Regierungen alles, um Prozesse gegen eigene Kriegsverbrecher – ob in Abessinien, Libyen oder auf dem Balkan – zu verhindern. Es sollte der Eindruck erweckt werden, dass die italienische Armee selbst als Bündnispartner des »Dritten Reiches« einen sauberen Krieg geführt und sich in den besetzten Gebieten nie etwas habe zuschulden kommen lassen.[112]
Auch zeigten sich die ersten Nachkriegsregierungen nicht bereit, wirklich Abschied von den Kolonien zu nehmen. So hoffte die Koalition des christdemokratischen Regierungschefs De Gasperi noch jahrelang, wenigstens den vorfaschistischen Überseebesitz zurückzuerhalten. Bezeichnenderweise bestand das Afrika-Ministerium in Rom bis 1953 fort, obwohl bereits der Vertrag von Paris 1946 einen Schlussstrich unter die 60-jährige Kolonialherrschaft Italiens gezogen hatte.[113]
Es dauerte bis 1999, fast 90 Jahre seit dem Beginn der Kolonisierung Libyens, bis ein italienischer Regierungschef, Massimo D’Alema, bei einem Staatsbesuch in Libyen vor dem Denkmal von Schara Schat öffentlich der Opfer der Unterdrückungspolitik des liberalen Italiens und des Faschismus gedachte.[114] Im September 2003 erklärte der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi in einem Interview gegenüber zwei britischen Journalisten, die ihn nach einem Vergleich zwischen dem Faschistenführer Mussolini und dem gestürzten irakischen Diktator Saddam Hussein befragten, der italienische Faschismus sei „weitaus gutartiger“ gewesen als das Regime Saddam Husseins. Mussolini habe „niemanden getötet“, sondern die Menschen „in Zwangsurlaub geschickt“, so Berlusconi.[115]
Am 16. Mai 2010 schlossen Italien und Libyen ein als Vertrag der Freundschaft bezeichnetes Abkommen, in welchem sich Italien offiziell für die Kolonialzeit 1911 bis 1943 entschuldigte und verpflichtete, 5 Milliarden US-Dollar (3,4 Milliarden Euro) an Wiedergutmachung zu zahlen. Das Geld soll innerhalb der nächsten 20 Jahre unter anderem in den Bau einer Autobahn sowie in die Errichtung von 200 bislang nicht näher bestimmten Gebäuden investiert werden. Der Vertrag sieht überdies weitgehende Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Wirtschaft und Sicherheit vor. Bei der Vertragsunterzeichnung erklärte Ministerpräsident Berlusconi in Anwesenheit von 300 Angehörigen nach Italien deportierter Libyer: „Im Namen des italienischen Volkes fühle ich mich verpflichtet, um Entschuldigung zu bitten und unseren Schmerz zu zeigen für das, was geschehen ist und viele eurer Familien gezeichnet hat.“[116]
Forschungsgeschichte
Italienische Forschung
Laut Wolfgang Schieder (2006) gelang es der politischen Linken Italiens über Jahrzehnte hinweg in bemerkenswerter Weise, den ganz überwiegenden Teil der italienischen Zeithistoriker auf das politisch bedingte Forschungsprogramm um die Resistenza zu verpflichten. Erleichtert worden sei ihr dies auch durch das Lager der bürgerlichen Rechten, das zunächst nicht das geringste Interesse daran gehabt habe, sich mit der Geschichte des Faschismus auseinanderzusetzen. Den Grund dafür sieht Schieder darin, dass ähnlich wie nach dem Ende der Franco-Diktatur in Spanien große Teile der christdemokratischen und liberalen Führungseliten zuvor schon im Faschismus politisch aktiv gewesen waren (z. B. der mehrfache italienische Ministerpräsident Amintore Fanfani). Um nicht von der eigenen Vergangenheit eingeholt zu werden, habe man diese daher nur zu gern in stillschweigender Handlungseinheit mit der Linken auf die Zeit der Resistenza verkürzt.[117]
Zur historischen Debatte über den Kolonialismus urteilt Angelo Del Boca (2004), man habe in Italien nicht nur jeden Versuch bekämpft, eine landesweite Debatte über diesen zu eröffnen, sondern auch von Seiten gewisser staatlicher Institutionen versucht, ein Monopol über einige Archive zu bewahren, um „zu verhindern, dass die Wahrheit zutage tritt“. Gleichzeitig sei eine gemäßigte oder revanchistische Historiographie damit beschäftigt gewesen, offen die Verdrängung der kolonialen Schuld zu befördern. Darüber hinaus sei auch versucht worden, ein unvergängliches Denkmal zu errichten „für den Italiener, der Zivilisation und Wohlstand bringt, Städte und beeindruckende Verkehrsnetze baut und ein Modellkolonisator und Vorbild für die nach Fortschritt dürstenden autochthonen Bevölkerungen ist“. Exemplarisch nennt Del Boca für diese Geschichtsschreibung die fünfzig dicken Bände der Reihe „Italien in Afrika“, hervorgebracht vom 1952 gegründeten Comitato per la documentazione dell'opera dell'Italia in Africa („Komitee für die Dokumentation der Errungenschaften Italiens in Afrika“). Von den 24 Mitgliedern des Komitees waren 15 ehemalige Gouverneure von Kolonien oder hohe Beamte der Kolonialverwaltung. Und auch die übrigen seien Del Boca zufolge „Afrikanisten mit ausgesprochen kolonialistischen Überzeugungen“ gewesen.[118]
Als sich dann Mitte der 1960er Jahre in Italien eine Gruppe eher rechtsliberal orientierter junger römischer Historiker als Erste der Erforschung des Faschismus zuwandte, habe dort dennoch eine politische Tendenz bestanden.[119] Von Wolfgang Schieder (2006) und Aram Mattioli (2010) wird unter diesen Historikern insbesondere Renzo De Felice kritisiert – Mattioli bezeichnet De Felice als „Stichwortgeber des Geschichtsrevisionismus“. Als Autor einer monumentalen Mussolini-Biographie, die am Ende acht Bände von jeweils über tausend Seiten umfasste, hatte sich De Felice in- und außerhalb Italiens als führender Faschismusforscher einen Namen gemacht. Kein Historiker habe Mattioli zufolge von 1975 bis 1996 über eine ähnlich hohe Medienpräsenz verfügt wie De Felice. Mit seiner ganzen wissenschaftlichen Autorität sei De Felice jedoch öffentlich immer stärker als Anwalt revisionistischer Thesen in Erscheinung getreten.[120]
So habe es nach De Felice im faschistischen Italien keine autochthone Rassenideologie gegeben und auch keine systematische Massengewalt gegen Oppositionelle, die den Vergleich mit dem nationalsozialistischen Terrorregime aushalte. De Felice habe in seinen Werken Mussolinis Diktatur als autoritäres, wenig gewalttätiges, ja paternalistisches Regime, nicht aber als totalitäre und damit dem nationalsozialistischen Deutschland vergleichbare Diktatur gezeichnet. Dabei habe er weder Mussolinis brutalen Eroberungskriegen noch den blutigen Besatzungsherrschaften in Libyen, Äthiopien und auf dem Balkan eine entscheidende Bedeutung beigemessen. Für Felice habe das faschistische Italien, dem Völkermord vollkommen fremd gewesen sei, „außerhalb des sengenden Lichtkegels des Holocaust“ gestanden. Es sei „vor der Anklage des Genozids geschützt“.[121] Mittelfristig wirkten sich De Felices Thesen laut Mattioli wie ein Dammbruch aus:
- „Wenn der führende Faschismusexperte des Landes aufgrund intensiver Archivstudien zu solchen Ansichten kam, dann musste man das Mussolini-Regime nicht mehr – wie die doktrinären Antifaschisten – in Bausch und Bogen verdammen.“[122]
Noch im Jahr 1986 beklagte Enzo Santarelli kritisch zum allgemeinen Forschungsstand in Italien, dieser sei die faschistische Kolonialpolitik nur in sehr geringem, nicht vertiefendem Maße angegangen. Dabei sei die Erforschung der Kolonialpolitik des italienischen Faschismus genauso wichtig wie die heimische faschistische Politik auf dem italienischen Festland.[123]
Eine weitere Problematik stellt laut Giorgio Rochat (1986) die Erforschung der italienischen Konzentrationslager in der Cyrenaika dar. Man wisse nur sehr wenig über das Leben der Menschen in diesen, weil die Schreiber von Erinnerungen und der kolonialen Geschichtsschreibung das Ereignis völlig ignoriert hätten. Einzige Ausnahme sind einige verteidigende Anspielungen von General Rodolfo Graziani (Cirenaica pacificata, Mailand 1932).[124]
Einen knappen Überblick über die italienische Kolonialgeschichte liefern in der kritischen italienischen Forschung mittlerweile Silvana Palma (L'Italia coloniale, Rom 1999) sowie Nicola Labanca (Storia dell'Italia coloniale, Mailand 2000). Eine umfangreichere Dokumentation bieten Giorgio Rochat (Il colonialismo italiano. Documenti, Turin 1973) und Angelo Del Boca (Gli italiani in Africa orientale. 4 Bde., Rom/Bari 1976–1984). Von Del Boca stammt auch das Standardwerk zum italienischen Vorgehen in Libyen (Gli italiani in Libia. Bd. 2: Dal fascismo al Gheddafi, Rom/Bari 1991).[125]
Libysche Forschung
Ali Abdullatif Ahmida (2009) beklagt, dass mit Ausnahme von einigen couragierten Forschern der koloniale Völkermord des italienischen Faschismus in Libyen zwischen 1929 und 1933 „ein obskures Ereignis für alle außer dem libyschen Volk und seinen mündlichen Überlieferungen“ bleibe.[126] In ähnlicher Weise schreibt Abdulhakim Nagiah auch 1995, die italienische Kolonisierung Libyens sei bislang nur unzureichend dargestellt worden. Die vorhandenen Publikationen würden der Situation der Kolonisierten so gut wie keine Beachtung schenken, während im Gegensatz zu dieser „eurozentristischen Haltung“ in der arabischen Literatur die Opferrolle der Kolonisierten verständlicherweise überbetont werde. Bei dieser Literaturlage werde kein analytischer Zusammenhang zwischen italienischer Innen- und Kolonialpolitik einerseits und der spezifischen Form des italienischen Kolonialismus und seinen Auswirkungen andererseits hergestellt.[127]
Als ein bedeutendes Forschungsinstitut, das sich mit der Thematik des Krieges in Libyen beschäftigt, gilt das 1978 gegründete Libyan Studies Center mit Sitz in Tripolis gegründet. Zu seinen Aufgaben gehören die Quellensammlung sowie die Ausbildung wissenschaftlicher Kader für das Studium des gesammelten Materials zur libyschen Geschichte von 1900 bis 1950. Das Institut verfügt über eine Bücherei mit arabischer und fremdsprachiger Literatur und Zeitungen, arabische Dokumente wie auch historische Manuskripte und ein fotographisches Archiv mit über 75.000 Fotos aus dem untersuchten Zeitraum. Eines der wichtigsten vom Libyan Studies Center unternommenen Projekten war die Einrichtung einer Sektion für Oral History, welche libysche Zeitzeugenberichte als Primärquellen sammelt. Die Libyer selbst zeichneten ihre Erinnerung zwischen 1900 und 1950 nur selten auf – das meiste schriftliche Material wurde von italienischen, französischen, deutschen oder britischen Beobachtern verfasst. Das Oral History Projekt bei dieser Lücke eine Abhilfe schaffen. Zur Minimalisierung der bei Oral History aufkommenden methodologischen Schwierigkeiten absolvierten die zugeteilten Forscherteams einen einjährigen Vorbereitungskurs unter der Oberaufsicht international anerkannter Forscher. Anschließend wurde ein Fragekatalog erstellt, der Verhältnisse wie Alter, Familie und Stammesbeziehungen, politische Bedingungen, persönliche Gefühle und psychologische Unterschiede berücksichtigte.[128]
Basierend auf dem Fragekatalog wurden fünf wissenschaftliche Missionen in allen Teilen Libyens durchgeführt, die insgesamt mehr als zehntausend Stunden Interview-Material auf mehr als 7.500 Tonbändern sammelten. Diese wurden zusammengefasst und schriftlich indexiert, sodass die libyschen Aussagen auch zu konkreten Themen untereinander wie auch mit ausländischen Perspektiven verglichen werden können. Es werden auch Anstrengungen unternommen, das gesammelte Material online zur Verfügung zu stellen.[129] Auf Grundlage gesammelter Interviews mit libyschen KZ-Überlebenden legte der libysche Historiker Yusuf Salim al-Barghathi seiner Monographie Al-Muʿtaqalat al-fashistiyah bi-Libiya: Dirasah tarikhayah („Die faschistischen Konzentrationslager in Libyen: Eine historische Studie“, 1985) eine wesentliche Arbeit zum Thema vor.[130]
Weblinks
- Aram Mattioli: Libyen, verheißenes Land. In: www.zeit.de, 15. Mai 2003, abgerufen am 30. März 2015.
- Julius Müller-Meiningen: Italien und Libyen: Sühne für die Verbrechen der Kolonialzeit. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010, abgerufen am 15. Mai 2015.
- Libyen erhält Milliarden-Entschädigung von Italien. In: www.diepresse.com, 31. August 2008, abgerufen am 15. Mai 2015.
Literatur
Monographien und Aufsätze
- Ali Abdullatif Ahmida: Genocide in Libya: Shar, a Hidden Colonial History. Routledge, 2020.
- Ali Abdullatif Ahmida: When the Subaltern speak: Memory of Genocide in Colonial Libya 1929 to 1933. In: Italian Studies 61. 2006, Nummer 2, S. 175–190.
- Angelo Del Boca: The Obligations of Italy Toward Libya. In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. Palgrave Macmillian, New York 2005, ISBN 978-0-230-60636-4, S. 195–202.
- John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032. (DOI: 10.1080/01402390500441024)
- Muhammad T. Jerary: Damages Caused by the Italian Fascist Colonization of Libya. In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. Palgrave Macmillian, New York 2005, ISBN 978-0-230-60636-4, S. 203–208.
- Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-593-37282-7, S. 203–226.
- Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1995, ISBN 3-89173-042-X, S. 67–85.
- Marella Nappi: La « pacification » italienne de la Cyrénaïque (1929–1933). In: Revue d’Histoire de la Shoah, 2008/2 (N° 189), S. 465–496. (online bei cairn.info, französisch)
- Giorgio Rochat: Der Genozid in der Cyrenaika und die Kolonialgeschichtsschreibung. In: Wuqûf: Beiträge zur Entwicklung von Staat und Gesellschaft in Nordafrika. Nr. 3, 1988, S. 205–219.
- Eric Salerno: Genocidio in Libia. Le atrocità nascoste dell’avventura coloniale italiana (1911–1931). [= Der Genozid in Libyen. Die unentdeckten Gräuel des italienischen kolonialen Abenteuers (1911–1931)]. Manifestolibri, Rom 2005, ISBN 88-7285-389-3. (italienisch)
- Enzo Santarelli et al.: Omar Al-Mukhtar: The Italian Reconquest of Libya. Darf Publishers, London 1986, ISBN 1-85077-095-6.
Überblicksdarstellungen und weiterführende Literatur
- Ali Abdullatif Ahmida: Forgotten Voices: Power and Agency in Colonial and Post-Colonial Libya. Taylor & Francis Group/Routledge, New York 2005, ISBN 978-0-415-94987-3.
- Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. 2. Auflage. State University of New York, New York 2009 [1994], ISBN 978-1-4384-2891-8.
- Anna Baldinetti: The Origin of the Libyan Nation. Colonial legacy, exile and the emergence of a new nation-state. Rouledge, New York 2010, ISBN 978-0-415-47747-5.
- Angelo Del Boca: Faschismus und Kolonialismus. Der Mythos von den „anständigen Italienern“. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-593-37282-7, S. 193–202.
- Angelo Del Boca: The Myths, Supressions, Denials and Defaults of Italian Colonialism. In: Patrizia Palumbo (Hrsg.): A Place in the Sun. Africa in Italian Colonial Culture. From Post-Unification to the Present. University of California Press, Berkeley/ Los Angelos/ London 2003, ISBN 0-520-23234-8, S.
- Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? (= Krieg in der Geschichte. Bd. 23). Schoeningh, Paderborn u. a. 2006, ISBN 3-506-72923-3 (Zugleich: Bern, Universität, Dissertation, 2002) (Volltext).
- Eduard Gombár: Dějiny Libye [= Geschichte Libyens]. Nakladatelství Lidové noviny, Prag 2015, ISBN 978-80-7422-363-1. [tschechisch]
- Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941 (= Kultur – Philosophie – Geschichte. Band 3). Mit einem Vorwort von Angelo Del Boca. Orell Füssli, Zürich 2005, ISBN 3-280-06062-1. (Rezension). (Darin enthaltenes Kapitel „Libyen – Schule der Gewalt“, S. 41–54)
- Aram Mattioli: Das faschistische Italien – ein unbekanntes Apartheidregime. In: Fritz Bauer Institut (Hrsg.): Gesetzliches Unrecht: Rassistisches Unrecht im 20. Jahrhundert. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 2005, ISBN 3-593-37873-6, S. 155–178.
- Aram Mattioli: »Viva Mussolini!« Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2010, ISBN 978-3-506-76912-1.
- Helmut Mejcher: Umar al-Mukhtar: Seine Person und sein Wirken im Spiegel zeitgenössischer deutscher Berichterstattung. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1995, ISBN 3-89173-042-X, S. 86–107.
- Wolfgang Schieder: Die Verdrängung der faschistischen Tätervergangenheit im Nachkriegsitalien. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. (= Italien in der Moderne. Bd. 13) SH-Verlag, Köln 2006, ISBN 978-3-89498-162-4.
- Wolfgang Schieder: Das Deutschland Hitlers und das Italien Mussolinis. Zum Problem faschistischer Regimebildung. In: Gerhard Schulz (Hrsg.): Die große Krise der dreißiger Jahre. Vom Niedergang der Weltwirtschaft zum Zweiten Weltkrieg. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-36189-0, S. 44–71.
- Ronald Bruce St John: Historical Dictionary of Libya. 5. Ausgabe, Rowman & Littlefield, Maryland 2014, ISBN 978-0-8108-7875-4.
- Stanley Payne: Geschichte des Faschismus. Aufstieg und Fall einer europäischen Bewegung. Tosa Verlag, Wien 2006
- Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. Verlag C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60174-3.
- John Wright: A history of Libya. Columbia University Press, New York 2012, ISBN 978-0-231-70167-9. (Darin enthaltene Kapitel „La Riconquista“, S. 131–152 und „Fourth Shore“, S. 153–168)
Anmerkungen
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 35 u. 198; Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 56; Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-593-37282-7, S. 15.
- ↑ Zur Verwendung dieser Bezeichnung siehe Udo Steinbach, Rüdiger Roberg (Hrsg.): Der Nahe und Mittlere Osten: Gesellschaft, Wirtschaft, Geschichte, Kultur. Springer Fachmedien, Wiesbaden 1988, ISBN 3-322-97179-1, S. 256; Hanspeter Mattes: Bilanz der libyschen Revolution. Drei Dekaden politischer Herrschaft Mu’ammar al-Qaddafis. (= Wuqûf-Kurzanalyse. Nr. 11–12). Hamburg 2001. (PDF); Walter M. Weiss: Die arabischen Staaten: Geschichte, Politik, Religion, Gesellschaft, Wirtschaft. Palmyra 2007, S. 179.
- ↑ Vgl. John Wright: A History of Libya. London 2012, S. 137.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 105.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 105 f.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 106; Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 209.
- ↑ a b Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 105; Eduard Gombár: Dějiny Libye [= Geschichte Libyens]. Prag 2015, S. 91 (tschechisch); Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 209; Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 132.
- ↑ Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 132.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. New York 2009, S. 133; Eduard Gombár: Dějiny Libye [= Geschichte Libyens]. Prag 2015, S. 89 f. (tschechisch); John Wright: A History a Libya. London 2012, S. 129 u. 132f.
- ↑ Eduard Gombár: Dějiny Libye [= Geschichte Libyens]. Prag 2015, S. 90. (tschechisch); John Wright: A History a Libya. London 2012, S. 134 ff.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 75.
- ↑ a b Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 210.
- ↑ Eduard Gombár: Dějiny Libye [= Geschichte Libyens]. Nakladatelství Lidové noviny, Prag 2015, S. 91. (tschechisch)
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 106 u. 152; Anna Baldinetti: The Origin of the Libyan Nation. Colonial legacy, exile and the emergence of a new nation-state. New York 2010, S. 43 u. 46; Eduard Gombár: Dějiny Libye [= Geschichte Libyens]. Nakladatelství Lidové noviny, Prag 2015, S. 91. (tschechisch); Ronald Bruce St John: Historical Dictionary of Libya. Maryland 2014, S. 291.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 46 u. 107.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 211.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 210 f. u. 213.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 211 f.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 75.
- ↑ Angelo Del Boca: Faschismus und Kolonialismus. Der Mythos von den „anständigen Italienern“. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 194.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 212.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn u. a. 2006, S. 149.
- ↑ Aram Mattioli: Libyen, verheißenes Land. In: Die Zeit. 15. Mai 2003, abgerufen am 30. März 2015; Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 212.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 46 u. 107.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 216.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 136.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 138.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1995, S. 77.
- ↑ Anna Baldinetti: The Origin of the Libyan Nation. Colonial legacy, exile and the emergence of a new nation-state. New York 2010, S. 46.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 216.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 212 f.
- ↑ Anna Baldinetti: The Origin of the Libyan Nation. Colonial legacy, exile and the emergence of a new nation-state. New York 2010, S. 46.
- ↑ Helmut Mejcher: Umar al-Mukhtar: Seine Person und sein Wirken im Spiegel zeitgenössischer deutscher Berichterstattung. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 94 f.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 212 f.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 45; Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 133 f.
- ↑ Anna Baldinetti: The Origin of the Libyan Nation. Colonial legacy, exile and the emergence of a new nation-state. New York 2010, S. 47.
- ↑ Anna Baldinetti: The Origin of the Libyan Nation. Colonial legacy, exile and the emergence of a new nation-state. New York 2010, S. 46 f.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 215.
- ↑ Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien. S. 217.
- ↑ Zitiert nach Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 217 f.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 78.
- ↑ Zitiert nach Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 218.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 218.
- ↑ Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 203–226, hier S. 15; Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn u. a. 2006, S. 150; Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 218.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 218 f.
- ↑ a b Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 78.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: When the Subaltern speak: Memory of Genocide in Colonial Libya 1929 to 1933. In: Italian Studies 61. 2006, Nummer 2, S. 183.
- ↑ Mattioli (2004) geht von einem Viertel, Nagiah (1995) von einem Drittel aus. Woller (2010) nimmt mit der Angabe „etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesamtbevölkerung“ eine Zwischenposition ein, vgl. Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 219; Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 80; Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 135.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 219 f.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 79; Enzo Santarelli et al.: Omar Al-Mukhtar: The Italian Reconquest of Libya. London 1986, S. 71.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 219 f; Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 79.
- ↑ Angelo Del Boca: Faschismus und Kolonialismus. Der Mythos von den „anständigen Italienern“. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 201; Eduard Gombár: Dějiny Libye [= Geschichte Libyens]. Nakladatelství Lidové noviny, Prag 2015, S. 96 (tschechisch); Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 220.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 205.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 81.
- ↑ Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. S. 53 f.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 80.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 209 f.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 73 f.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 81.
- ↑ Gabriele Schneider: Das Apartheidsregime in Italienisch-Ostafriika. S. 128.
- ↑ Gabriele Schneider: Das Apartheidsregime in Italienisch-Ostafriika. S. 128 f.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 74 f.
- ↑ Aram Mattioli: Das faschistische Italien – ein unbekanntes Apartheidregime. In: Fritz Bauer Institut (Hrsg.): Gesetzliches Unrecht: Rassistisches Unrecht im 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main/New York 2005, S. 166 f u. 172 f.
- ↑ Anna Baldinetti: The Origin of the Libyan Nation. Colonial legacy, exile and the emergence of a new nation-state. New York 2010, S. 48.
- ↑ Aram Mattioli: Libyen, verheißenes Land. In: Die Zeit. 15. Mai 2003, abgerufen am 30. März 2015.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 204.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 222.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn u. a. 2006, S. 146 f.
- ↑ John Wright: A History of Libya. London 2012, S. 137.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 146.
- ↑ Vgl. die Bezugnahme auf die italienischen Gewaltverbrechen bei Angelo Del Boca: Faschismus und Kolonialismus. Der Mythos von den „anständigen Italienern“. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 198 ff.
- ↑ Enzo Santarelli et al.: Omar Al-Mukhtar: The Italian Reconquest of Libya. London 1986, S. 12f.
- ↑ Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 135.
- ↑ Stanley Payne: Geschichte des Faschismus. Aufstieg und Fall einer europäischen Bewegung. Tosa Verlag, Wien 2006, S. 289.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 35 f.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 189.
- ↑ Angelo Del Boca: Faschismus und Kolonialismus. Der Mythos von den „anständigen Italienern“. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 194.
- ↑ Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 135.
- ↑ Enzo Santarelli et al.: Omar Al-Mukhtar: The Italian Reconquest of Libya. London 1986, S. 12.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 81.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 205.
- ↑ Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 205 u. 219.
- ↑ Aram Mattioli: Libyen, verheißenes Land. In: Die Zeit. 15. Mai 2003, abgerufen am 30. März 2015.
- ↑ Zur Beurteilung der genannten libyschen Historiker, die die Ereignisse in der Cyrenaika als Völkermord beurteilen, vgl. Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 145, Muhammad T. Jerary: Damages Caused by the Italian Fascist Colonization of Libya. In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 203–208, hier S. 206; Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 80.
- ↑ Zur Einordnung als Genozid durch italienischen Historiker vgl. die Aufzählungen bei Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 223, Anm. 7 und die Aufzählung bei Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 145.
- ↑ Samuel Totten, Paul R. Bartrop: Dictionary of Genocide. Volume 1. ABC-CLIO, 2007, S. 259.
- ↑ David Atkinson: Encountering Bare Life in Italian Libya and Colonial Amnesia in Agamben. In: Marcelo Svirsky, Simone Bignall (Hrsg.): Agamben and Colonialism. Edinburgh University Press, Edinburgh 2012, ISBN 978-0-7486-4925-9, S. 155–177.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 79.
- ↑ Angelo Del Boca: Faschismus und Kolonialismus. Der Mythos von den „anständigen Italienern“. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 196.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 139.
- ↑ Zitiert nach Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 181.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 135.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 146.
- ↑ Wolfgang Schieder: Das Deutschland Hitlers und das Italien Mussolinis. Zum Problem faschistischer Regimebildung. In: Gerhard Schulz (Hrsg.): Die große Krise der dreißiger Jahre. Vom Niedergang der Weltwirtschaft zum Zweiten Weltkrieg. Göttingen 1985, S. 57.
- ↑ Zitiert nach Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 139.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn u. a. 2006, S. 150.
- ↑ John Wright: A History of Libya. London 2012, S. 148f u. 150f.
- ↑ Zitiert nach John Wright: A History of Libya. London 2012, S. 150f.
- ↑ Aram Mattioli: Libyen, verheißenes Land. In: Die Zeit. 15. Mai 2003, S. 3, abgerufen am 30. März 2015; John Wright: A History of Libya. London 2012, S. 151.
- ↑ Aram Mattioli: »Viva Mussolini!« Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis. Paderborn u. a. 2010, S. 138.
- ↑ Angelo Del Boca: Faschismus und Kolonialismus. Der Mythos von den „anständigen Italienern“. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 201 u. 202, Anm. 11.
- ↑ Ein Epos über die Italiener. In: www.orf.at, abgerufen am 8. Juli 2015.
- ↑ Wolf Jahnke: Omar Mukhtar – Löwe der Wüste (Moustapha Akkad). In: www.getidan.de, abgerufen am 8. Juli 2015.
- ↑ Eintrag zum Film auf filmdienst.de, abgerufen am 11. April 2020.
- ↑ Ali Hussein: Al-agaila: The Camp of Suffering: A Boy’s Tale. Original Writing Ltd., Dublin 2014, ISBN 978-1-78237-674-3.
- ↑ Wolfgang Schieder: Die Verdrängung der faschistischen Tätervergangenheit im Nachkriegsitalien. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 194 ff.
- ↑ Wolfgang Schieder: Die Verdrängung der faschistischen Tätervergangenheit im Nachkriegsitalien. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 184.
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- ↑ Karl Hoffmann: Italiens Scheinheiligkeit im Umgang mit dem Völkermord. In: deutschlandfunk, 13. Juni 2016, abgerufen am 5. April 2020; Aram Mattioli: Kriegsverbrechen: Der unrichtbare Dritte. In: Die Zeit. 31. Dezember 2005, abgerufen am 5. April 2015; Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 189.
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- ↑ Angelo Del Boca: Faschismus und Kolonialismus. Der Mythos von den „anständigen Italienern“. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 209; Libya denounces terrorism. In: BBC. abgerufen am 10. Juli 2015.
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- ↑ Wolfgang Schieder: Die Verdrängung der faschistischen Tätervergangenheit im Nachkriegsitalien. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 187.
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- ↑ Aram Mattioli: »Viva Mussolini!« Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis. Paderborn u. a. 2010, S. 31 u. 34; Wolfgang Schieder: Die Verdrängung der faschistischen Tätervergangenheit im Nachkriegsitalien. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 188–192.
- ↑ Aram Mattioli: »Viva Mussolini!« Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis. Paderborn u. a. 2010, S. 34 f; Wolfgang Schieder: Die Verdrängung der faschistischen Tätervergangenheit im Nachkriegsitalien. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 191.
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- ↑ Enzo Santarelli et al.: Omar Al-Mukhtar: The Italian Reconquest of Libya. London 1986, S. 11.
- ↑ Enzo Santarelli et al.: Omar Al-Mukhtar: The Italian Reconquest of Libya. London 1986, S. 95.
- ↑ Angelo Del Boca: Faschismus und Kolonialismus. Der Mythos von den „anständigen Italienern“. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 202; Aram Mattioli: Die vergessenen Kolonialverbrechen des faschistischen Italien in Libyen 1923–1933. In: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Völkermord und Kriegsverbrechen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2004, S. 223.
- ↑ Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. New York 2009, S. 146.
- ↑ Abdulhakim Nagiah: Italien und Libyen in der Kolonialzeit: Faschistische Herrschaft und nationaler Widerstand. In: Sabine Frank, Martina Kamp (Hrsg.): Libyen im 20. Jahrhundert. Zwischen Fremdherrschaft und nationaler Selbstbestimmung. Hamburg 1995, S. 67.
- ↑ Muhammad T. Jerary: Damages Caused by the Italian Fascist Colonization of Libya. In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 203–208, hier S. 204f.
- ↑ Muhammad T. Jerary: Damages Caused by the Italian Fascist Colonization of Libya. In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 203–208, hier S. 205.
- ↑ Vgl. die Ausführungen von Ali Abdullatif Ahmida: The Making of Modern Libya. State Formation, Colonization and Resistance, 1830–1932. State University of New York, New York 2009 [1994], S. 150; sowie die Literaturangabe zu Yusuf Salim al-Barghathi bei Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 246.