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Matthias Grünewald

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Johannes der Evangelist (lange als Selbstporträt angesehen)

Mathis Gothart-Nithart (* 1475 oder 1480 in Würzburg; † 31. August 1528 in Halle a. d. Saale), in der Kunstgeschichte üblicherweise Matthias Grünewald genannt, war neben Albrecht Dürer der bedeutendste deutsche Maler und Grafiker um 1500.

Name

Kreuzigung (Isenheimer Altar)

Nach Forschungsergebnissen von Karl Arndt (2002) darf man annehmen, dass der Künstler sich Gothart nannte und Nithart als Zunamen führte, womit sich auch sein Monogramm M.G.N. deuten lässt (Mathis Gothart Nithart). Dass er in der Kunstgeschichte überwiegend unter dem Namen Matthias Grünewald geführt ist, lässt sich auf seinen vermutlich ersten Biographen Joachim von Sandrart zurückführen. Dieser nahm ihn mit jeweils einem biographischen Abriss in sein 1675 und 1679 entstandenes zweiteiliges kunsthistorisches Hauptwerk "Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste" auf und verwechselte ihn möglicherweise mit einem um 1500 urkundlich belegten Bildhauer, der in Seligenstadt, einem Ort in der Nähe von Frankfurt tätig war. Durch diese Verwechslung wird er seither Matthias Grünewald genannt.

Leben

Das Dreifachportrait Trias Romana, Kreidezeichnung, 1525, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett

Frühe Jahre

Herkunft und Jugend sind unbekannt, alle Angaben aus der Zeit vor 1501 sind Spekulationen und auch sein weiterer Lebenslauf liegt weitgehend im Dunkeln. Die Kunstgeschichte geht davon aus, dass Grünewald zwischen 1460 und 1483 in Würzburg zur Welt kam. In der Wehrkirche von Lindenhardt befindet sich ein Werk Grünewalds aus dem Jahr 1503: Die Rückseite des Altars zeigt Christus als Schmerzensmann und die 14 Nothelfer. Belegt ist, dass er um 1504 im Auftrag von Johann von Kronberg "Die Verspottung Christi" als Epitaph für dessen verstorbene Schwester schuf.

Im Dienst des Erzbischofs Uriel von Gemmingen

Vermutlich ab 1508 stand Grünewald im Dienst des Erzbischofs Uriel von Gemmingen. Wie viele andere Künstler seiner Zeit umfasste Grünewalds Aufgaben einen sehr weiten Bereich von Tätigkeiten. Als oberster Kunstbeamter bei Hofe hatte er auch Neubauten zu beaufsichtigen. So war er im Dienst des Erzbischofs für den Entwurf und die Bauausführung eines Kamins verantwortlich. Der Nachwelt ist diese Tätigkeit überliefert, da der Bau des Kamins misslang und es zu einem Prozess kam. Ebenfalls zu seinem Tätigkeitsbereich gehörte die Konstruktion von Brunnen, er zählte daher zu den sogenannten Wasserkunstmachern.

Der Isenheimer Altar - vermutlich zwischen 1506 und 1515 entstanden

Ab 1511 leitete er in Aschaffenburg den Wiederaufbau des Erzbischöflichen Palastes. Den von vielen Kunsthistorikern als wichtigstes Werk angesehenen Isenheimer Altar begann er spätestens im Jahre 1513. Kunsthistoriker schließen allerdings nicht aus, dass der Präzeptor des Antoniterklosters in Isenheim im Elsass ihn bereits 1506 mit der Schaffung des Altarbildes beauftragte, das für die Kapelle des Spitals bestimmt war.

Im Dienst Albrecht von Brandenburgs

Die Arbeiten an diesem Altarbild waren 1516 abgeschlossen, und er trat in den Dienst des neuen Erzbischofs von Mainz, Albrecht von Brandenburg. Auch für diesen war er als oberster Kunstbeamter des erzbischöflichen Hofes für die Überwachung der Bauvorhaben zuständig. Er lebte von 1520 bis zu seinem Tod in Albrechts Residenzstadt Halle (Saale). Dort entstand für die neue Stiftskirche die "Erasmus-Mauritius-Tafel", auf der Albrecht sich in der Gestalt des Heiligen und Märtyrers Erasmus darstellen ließ. Um 1520 schuf Grünewald für die Maria-Schnee-Kapelle in Aschaffenburg die sogenannte "Stuppacher Madonna".

Die Darstellung Albrecht von Brandenburgs als hl. Erasmus auf der Erasmus-Mauritius-Tafel

Nach dem, was sein erster Biograph Joachim von Sandrart überliefert hat, war Grünewald ein strenger, asketischer Mann, der für neue Ideen aufgeschlossen war. Ob er jemals verheiratet war, ist nicht bekannt. Er hatte jedoch einen Adoptivsohn.

Gesamtwerk

Sein Werk ist im Umfang gering, doch gehört es zu den bedeutendsten Äußerungen der deutschen Kunst. Erfüllt von religiöser Leidenschaft, gewaltig im Ausdruck, voll mystischer Symbolik, modern in der Wiedergabe lichterfüllter Innenräume und von Bildnissen steht Grünewald zwischen der dem Mittelalter verpflichteten Spätgotik und der Renaissance. Seine bevorzugten Bildthemen waren religiöse Szenen.

Sein Hauptwerk ist der um 1512-15 entstandene Isenheimer Altar der Antoniuskirche in Isenheim, heute in Colmar im Museé Unterlinden. Weitere Werke sind Verspottung Christi (1503), Kreuzigung (1505), Stuppacher Madonna (1517-1519), vom ehemaligen Maria-Schnee-Altar der Stiftskirche in Aschaffenburg und die Gründung von S.S. Maria Maggiore oder das Schneewunder im Augustinermuseum in Freiburg. Ferner gibt es einige Zeichnungen, jedoch keine Druckgrafiken. Insbesondere fanden sich in der Hausbibel (eine 1541 bei Hans Lufft in Wittenberg gedruckte Luther-Bibel) des Seiden- und Perlenstickers Hans Plock (* um 1490, † 1570) vier Zeichnungen Grünewalds.

Ausstellungen

Mathis als Figur in der Kunst

Paul Hindemiths Symphonie "Mathis der Maler" (1934) und seine Oper Mathis der Maler (1938) handeln von Erlebnissen des Mathis Gothart-Nithart in der Zeit des Bauernkriegs.

Literatur

  • Grünewald, Matthias, in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888, Bd. 7, S. 875.
  • Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Katharina Heinemann, Jutta Schumann (Hgg.): Das Rätsel Grünewald, Kat. zur Bayer. Landesausstellung 2002/2003, Augsburg 2002 (= Veröff. z. Bayer. Geschichte und Kultur 45/02).
  • Horst Ziermann, Erika Beissel; Matthias Grünewald, Prestel Verlag München, 2001, ISBN 3-7913-2432-2
  • Berta Reichenauer; Grünewald, Kulturverlag Thaur, 1992, ISBN 3-85395-159-7
Commons: Matthias Grünewald – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien