Arno Breker

deutscher Bildhauer und Architekt
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Arno Breker (* 19. Juli 1900 in Elberfeld (heute zu Wuppertal); † 13. Februar 1991 in Düsseldorf) war ein deutscher Bildhauer und Architekt und gilt als Hitlers Lieblingsbildhauer, der ihm auch bei der Ausschmückung der Welthauptstadt Germania helfen sollte.

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Arno Breker (rechts) mit Hitler in Paris
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Arno Breker: Büste Adolf Hitlers
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Skulptur von Arno Breker nach 1976
Arno Brekers Grab in Düsseldorf
Arno Brekers Grab in Düsseldorf


Leben und Wirken

Ausbildung

Arno Breker – Sohn des Steinmetzes Arnold Breker - machte von 1916 bis 1920 eine Steinbildhauerlehre und besuchte die Kunstgewerbeschule in Elberfeld. Danach studierte er fünf Jahre, bis 1925, an der Düsseldorfer Kunstakademie. Außerdem studierte er beim Architekten Prof. Wilhelm Kreis Architektur.

1926-1933

Anschließend bereiste er Nordafrika. 1927 zog er nach Paris, wo er sich mit anderen Künstlern wie Aristide Maillol, Man Ray, Robert Delaunay und Jean Cocteau anfreundete. Das Jahr 1933 verbrachte er als Stipendiat an der Villa Massimo in Rom, wo die antiken Plastiken einen nachhaltigen Eindruck auf ihn hinterließen.

1933-1945

Auf Drängen Max Liebermanns zieht Arno Breker nach Berlin. Auch vermittelt Liebermann ihm das Atelier von August Gaul. Er gestaltet das "Reichssportfeld" sowie den "Ehrenhof" der Reichskanzlei mit Skulpturen - hauptsächlich nackten, muskelbepackten "Herrenmenschen" . Als Teilnehmer an der Olympischen Kunstausstellung in Berlin 1936 gewinnt Breker beim Plastik-Wettbewerb die Silbermedaille des internationalen Olympischen Komitees für die Statuen „Zehnkämpfer“ und „Die Siegerin“. Damit erlangt er – zuvor als „Franzose“ kritisiert – höchste offizielle Aufmerksamkeit.

Im Jahre 1937 schuf Breker Skulpturen für den Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Paris, wird Professor einer Bildhauerklasse an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin und heiratet die Griechin Demetra Messala. Breker steht in persönlichem Kontakt mit Adolf Hitler und Albert Speer – dem 1937 ernannten und Adolf Hitler direkt unterstellten Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt – nach deren Vorstellungen Berlin bis 1950 architektonisch erheblich umgestaltet und anlässlich einer Weltausstellung in „Germania“ umbenannt werden sollte.- Im Frühjahr 1938 wurde in Warschau und Krakau die Schau „Deutsche Bildhauer der Gegenwart" zusammen mit Breker auch Georg Kolbe und Richard Scheibe, ein großer Erfolg. Ende 1938 legte Speer das Modell einer 120 m breiten Nord-Süd-Achse vor, an der alle Ministerien und die wichtigsten Konzernverwaltungen des „Neuen Reiches“ angesiedelt werden sollten. Im Spreebogen sollte mit der „Grossen Halle“ die grösste Kuppelhalle der Welt entstehen. Arno Breker fiel die Aufgabe zu, dieses architektonische Grossprojekt mit seinen Plastiken zu schmücken. Im Rahmen dieser Aufgabe wird für Breker ein eigenes Grossraumatelier in Berlin-Dahlem errichtet („Arno Breker Steinbildhauerwerkstätten“) Für einen 240 Meter langen Relieffries an dieser Nord-Süd-Achse entwarf Arno Breker 1940 eine Reihe allegorischer Darstellungen mit den Titeln „Fackelträger“, „Opfer“, „Rächer“, „Wächter“ und „Vergeltung“, „Kameraden“ - heroisierende Monumentalplastiken im Auftrag der deutschen Reichsregierung. Zusammen mit den Architekten Albert Speer und Hermann Giesler besuchte Breker im direkten Gefolge von Adolf Hitler auf dessen Veranlassung hin das besetzte Paris mit Pariser Oper, Champs Elysées, Trocadero, Eiffelturm, Invalidendom in feldgrauer Uniform. 1940 erhielt Breker zu seinem Geburtstag das zur Gemeinde Eichwerder (in Wriezen) gehörende, ehemalige Rittergut Jäckelsbruch geschenkt und richtete dort ein Atelier ein. Dort besuchte ihn z.B. Gerhart Hauptmann.

Während Breker in den Jahren von 1936 bis 1944 der in Europa meist gefeierte Bildhauer war und von Intellektuellen, Politik und Kirche größten Respekt erfuhr, wurde mit dem Ende des Krieges der künstlerisch-ästhetische Wert von Brekers überdimensionierten Monumentalwerken teilweise in Frage gestellt und seine Rolle als Staatskünstler während des Dritten Reiches kritisch betrachtet, da man sein Schaffen mit den Untaten in der NS-Zeit verband. Brekers Plastiken gelten als Inbegriff faschistischer Kunst, da sie eine Heroisierung des kriegsbereiten Körpers darstellen und sich in ihnen niederschlägt, was die Nazis unter "Ariertum" verstanden. Arno Breker ist eindeutig ein Adept, der nie eine eigene Formensprache entwickelt hat, er hat lediglich den Zeitstil affirmiert und Gefälligkeiten geliefert. Seine Skulpturen "glänzen" durch einen muskulösen, geradezu martialischen Stil, durch eine latente Aggressivität. Die wuchtigen, muskulösen, glatten männlichen Körper sollten das arische Rasseideal verkörpern und entlarven es zugleich. Dem Ideal der Makellosigkeit und Härte kommt glatt polierte Bronze entgegen. Es sind nicht allein die energischen Mienen und überbreiten Schultern seiner Muskelmänner, die den Eindruck eines entindividualisierten Herrenmenschentums erzeugen. Stalin war ein Bewunderer Brekers, der ihn einlud, in die Sowjetunion zu kommen.

Breker selbst wurde bei der Entnazifizierung durch die Spruchkammer Donauwörth in der damaligen US-Besatzungszone Bayern nur als "Mitläufer" eingestuft, da er sich für viele von den Nazis verfolgte Künstler eingesetzt hatte. In Paris bewahrte Breker während der Besetzung durch die Deutschen den Maler Pablo Picasso vor dem Zugriff der Gestapo. Der als Kommunisten-Freund bekannte Picasso entging so der Deportation in ein Konzentrationslager und dem frühen Tod. Ein weiteres Verdienst von Arno Breker war die Rettung des deutschen Verlegers Peter Suhrkamp, der unter dem dringenden Verdacht des Widerstandes gegen Adolf Hitler inhaftiert war. Breker besuchte Suhrkamp in der Todeszelle und setzte sich dann bei Albert Speer und Hitler erfolgreich für die Entlassung des Verlegers ein.

Was von Brekers Produktion erhalten blieb, ist mehr oder weniger vom Zufall bestimmt. Von den Monumentalplastiken wurden viele durch Kriegseinwirkung zerstört (um in der Folge als Steinbruch einem nützlichen Zweck zugeführt zu werden), andere Werke verschwand in Depots oder privaten Sammlungen, einige seiner Werke stehen jedoch nach wie vor auf Sockeln in Museen, in Parks oder an Portalen und Plätzen, ohne auf den ersten Blick als „Plastik des Nationalsozialismus“ erkannt zu werden.

Nachkriegszeit

Auch nach 1945 war Breker als Bildhauer tätig und schuf Porträts unter anderem von Konrad Adenauer und Ernst Jünger.

Seine Tätigkeit als Architekt ist kaum dokumentiert. Er wirkte bei der Gestaltung des Gerling-Konzernzentrale in Köln mit, wobei sein Einfluß auf den Entwurf der Bauwerke umstritten ist. Er nahm an einigen Architekturwettbewerben teil, allerdings wurden nur wenige Bauten verwirklicht.

Ausstellungen

Das Werk Arno Brekers wird erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs im Sommer 2006 in Schwerin umfassend vorgestellt. Es ist die erste Ausstellung von Brekers Werken in einem aus Steuergeldern fianziertem Museum. In der Ausstellung, die vom 22. Juli bis 22. Oktober im Schleswig-Holstein-Haus zu sehen ist, werden die expressiven frühen Plastiken ebenso wie die Entwürfe für die heroischen Monumentalskulpturen der 30er und 40er Jahre und Arbeiten zwischen 1945 und 1991 gezeigt.

Die geplante Ausstellung hat schon vor ihrer Eröffnung für heftige Diskussionen gesorgt.

Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass befürwortete die Ausstellung über Arno Breker und vertrat die Meinung, ein „im demokratischen Sinn“ erwachsenes Publikum könne sich auch mit der Kunst aus der Nazi-Zeit auseinandersetzen. „Breker hatte durchaus Talent, das lässt sich aus seinen Anfängen heraus beweisen. Er hat sich aber von den Nationalsozialisten korrumpieren lassen, wie viele andere Künstler und Intellektuelle auch – etwa Gottfried Benn, Wilhelm Furtwängler oder Martin Heidegger. Wir fragen uns heute, warum sie das taten. Die Ausstellung, wenn sie dokumentarisch und informativ gestaltet ist, kann Antwort auf diese Frage geben.“ (zit. netzeitung 13.07.2006)

Ebenso hat sich Publizist und Fernsehmoderator Michel Friedman für die Ausstellung ausgesprochen. „Barbarei und ihr Dekor“ gehörten ans Licht. „Brekers Vita ist einer jener Schlüssel, die uns helfen können, das Ungeheuerliche zu erschließen.“ Er forderte, „dass parallel zur Ausstellung die unsägliche Verknüpfung des Künstlers und des NS-Regimes vermittelt wird.“ (zit. netzeitung 20.07.2006)

Dagegen bezeichnete der Vorsitzende der "Bürgerstiftung für verfemte Künste", Gerhard Schneider (Solingen), die Ausstellung als "posthumen Schlag ins Gesicht" verfolgter Künstler. Breker steht nach Ansicht Schneiders "wie kein anderer für die Verherrlichung des arischen Herrenmenschen". (zit. Die Welt 19.07.2006)

Der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, der bereits vor etwa zwanzig Jahren, als das Kölner Sammlerehepaar Irene und Peter Ludwig zwei Porträtbüsten, die Breker von ihnen angefertigt hatte, in ihrem Museum ausstellen wollte, in „Die Zeit“ schrieb, Arno Breker habe die Dekoration für Auschwitz geliefert und dem Herrenrassentum der Nazis eine Gestalt gegeben, warnte, er habe den „Verdacht, dass in Schwerin in Wahrheit an der Rehabilitation Brekers gearbeitet wird“. (zit. netzeitung 13.07.2006). Klaus Staeck zog eine für 2007 am selben Ort geplante Ausstellung seiner Werke zurück.

Werkverzeichnis

  • Bronzebüste: Konrad Adenauer
  • Bronzebüste: Salvador Dali
  • Bronzebüste: Ernst Jünger
  • Einseitige Bronzegußmedaille ohne Jahr (1982), 143 mm: Johann Wolfgang von Goethe. 150. Todestag (+ 22. März 1832)
  • Einseitige Bronzegußmedaille ohne Jahr (1982), 143 mm: GANYMED (Rückseite zur Goethe-Medaille)

Zitate über Breker

Jean Cocteau (1928): "Arno Breker ist der vitalste unter den Bildhauern der Zeit und die größte Zukunftshoffnung."

Charles Despiau (1937) Weltausstellung Paris: "Breker eröffnet neue Dimensionen in der Darstellung des Menschen."

Aristide Maillol (1942): "Breker ist der deutsche Michelangelo des XX. Jahrhunderts."

Ernst Fuchs (1972): "Arno Breker ist der wahre Prophet des Schönen."

Salvador Dali (1975): "Gott ist die Schönheit und Arno Breker sein Prophet."

Roger Peyrefitte (1980): "Breker ist ein Leuchtturm in der Kunst, der weit in das neue Jahrtausend strahlt."

Hermann Glaser ("Spiesser-Ideologie" / 1964): "Arno Brekers Plastiken des deutschen Mannes - alle mit dem gleichen brutal-nichtssagenden Gesichtsausdruck - stellten ins Ideologisch-Kolossale gesteigerte NS-Tarzan-Typen dar."