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Spielmannszug

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Ein Spielmannszug ist eine Musikgruppe aus Trommeln und Flöten. Er wird vorwiegend in der Marschmusik und für Signale eingesetzt. Spielmannszüge können allein oder zusammen mit anderen Musikgruppen, wie Blasorchestern eingesetzt werden. Umgangssprachlich wird der Begriff Spielmannszug auch für solche Kombinationen verwendet, dann ergeben sich Abgrenzungsschwierigkeiten zu (Blas-)Orchestern, Fanfarenzügen und Trommlercorps.

Geschichte des Spielmannswesens

Der Ausdruck Spielmann lässt sich bis ins achte Jahrhundert zurückverfolgen. Aufzeichnungen aus dem 13. Jahrhundert ist zu entnehmen, dass Flöte und Trommel gemeinsam gespielt wurden. Horn-, Flöten- und Trompetensignale sind schon frühzeitig aus dem Militärwesen bekannt (siehe Fanfare (Signal)). Aufmärsche, Gefechts- und Alarmübungen wurden im Gleichschritt vorgenommen, unterstützt durch das Spielen von Flöten und anderen Blasinstrumenten sowie den Trommelschlag. Mit den aufkommenden Turnfesten und den damit verbundenen Festumzügen kommt die Spielmannsmusik zum Turnen. Sie entwickelt sich vom militärischen Ursprung der Marschunterstützung hin zum konzertanten Musizieren. So spielen in der Deutschen Turnerschaft 1922 in Leipzig 220, 1925 in Frankfurt 2.000, 1926 wieder in Leipzig 4.200 Spielleute auf.

In der Zeit von 1933 bis 1945 wird das Spielmannswesen generell von der Nationalsozialistischen Partei für ihre Selbstdarstellungs- und Propagandazwecke vereinnahmt. Der konzertante Bereich tritt in den Hintergrund. Das Turnerspielmannswesen ist damit nach relativ kurzer Lebenszeit wieder erloschen.

Im 1950 gegründeten Deutschen Turnerbund formiert sich das Spielmannswesen wieder. Beim Deutschen Turnfest 1953 in Hamburg treten bereits wieder 3.000 Spielleute auf.

Instrumente

Ursprünglich gehören zu den Spielmannszügen Querpfeifen und Trommeln. Seit den Türkenkriegen werden auch die Lyra, das Becken und der Schellenbaum eingesetzt, weshalb man auch von »türkischer Musik« spricht.

Der klassische Spielmannszug begnügt sich mit diesen Instrumenten, wobei an Querpfeifen nur die Sopranflöte benutzt wird.

Ein klassischer Spielmannszug mit erweitertem Flötensatz nutzt auch Diskant-, Alt- und Tenorflöten. Auch ein erweitertes Schlagwerk mit zusätzlichen Schlaginstrumenten (große Trommel, Pauke, Xylophon etc.) kommt häufig zum Einsatz.

Wenn die Schlaginstrumente die Hauptrolle übernehmen bzw. alleinige Instrumente sind, wird der Verein »Trommlercorps« genannt.

Blasorchester und Musikzüge

In Richtung Orchester gehen Spielmannszüge, die Konzertquerflöten, Klarinetten, Oboen etc. einsetzen. Hier liegt der Schwerpunkt auf Bühnenmusik. Eine Unterart sind die Blasorchester, die vielfältige Blechblasinstrumente bis hin zu Tuba und Trompete einsetzen. Sofern diese noch marschieren, nennen sie sich oft Musikzug.

Fanfarenzüge

Fanfarenzüge haben als wesentliche Erweiterung der Instrumentalisierung die Fanfare. Oftmals sind diese auch ausschließlich mit Fanfaren und Trommeln besetzt. Man unterscheidet zwischen modernen und traditionellen Fanfarenzügen: Die traditionellen Fanfarenzüge setzen hauptsächlich so genannte Reiter- oder Naturtonfanfaren ein. Moderne Fanfarenzüge setzen eher auf den Einsatz der Es-Ventilfanfare. Zusätzlich kommen Mellophone, Sousaphone, Marching Bells und diverse andere Instrumente zum Einsatz. Zur rhythmischen Begleitung setzen traditionelle Fanfarenzüge hauptsächlich Landsknechttommeln mit Naturfellen ein, während moderne Fanfarenzüge meist Tiefkessel mit Kunstfellen verwenden. Mittlerweile sind sogar die eher aus dem britischem Raum bekannten Pipe Snare Trommeln im Einsatz, die mit zwei Snare Teppichen ausgestattet sind.

Mischung von Spielmannszügen und Fanfarenzügen

Eine Form des Zusammenspiels, das vom musikhistorischen Standpunkt aus gesehen bisher keine Vorbilder hatte, - im Gegenteil, diese Instrumente wurden beim Militär streng getrennt - kommt im Österreichischen und Deutschen Spielmannswesen zum Einsatz: eine Mischung von reinen Spielmannszügen mit reinen Fanfarenzügen und somit ein Zusammenspiel von Flöte, Trommel, Lyra, Schlagzeug und Trompete/Fanfare.

Musikrichtungen

Die typische Musik der Spielmannszüge ist der Marsch. Auch hier schlägt wieder die militärische Vergangenheit durch. Mit den »klassischen« Instrumenten lässt sich diese Musik besonders gut spielen.

Immer mehr Spielmannszüge schwenkten in den letzten Jahrzehnten in andere Musikgattungen, zumal der Marsch nach dem 2. Weltkrieg unpopulär wurde. Die Richtungen hierbei sind Volkstümliche Musik, Klassik, Unterhaltungsmusik. Züge mit vielen Blechbläsern neigen oft zur volkstümlichen Richtung, bei starkem Einsatz von Klarinetten, Oboen, Konzertquerflöten etc. findet sich häufig ein größeres Repertoire an klassischer Musik. Ein guter Spielmannszug kann - unabhängig von der Art der Instrumente - meist Stücke aus allen Bereichen spielen.

Zugehörigkeit der Spielmannszüge

In Deutschland

Es gibt bei der Zugehörigkeit der Spielmannszüge regionale Unterschiede; so sind sie in Norddeutschland sehr oft Abteilungen der Schützenvereine. Möglich sind viele Zugehörigkeiten; die gängigsten sind:

Von den angegebenen Uniformfarben kann es Abweichungen geben; die meisten Züge folgen jedoch der traditionellen Farbskala.

Sportspielmannszüge findet man hauptsächlich in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin-Brandenburg. Diese Spielmannszüge waren jahrelang im DTSB der DDR organisiert. Symbolisch ist vor allem die weiße Kleidung: weiße Hose, weißes Hemd, weiße Schuhe.

In Bayern gibt es den Landesverband für Spielmannswesen in Bayern e. V., der als Dachverband vieler eigenständiger Spielmannszüge agiert. Diese haben oft keinerlei Zugehörigkeit zu anderen Vereinen, sondern sind als selbständige Vereine aktiv. Ihre Uniformen sind oft angelehnt an regionale Tracht oder historische Uniformen oder sind in den jeweiligen Stadtfarben gehalten. Andere Spielmannszüge haben reine Fantasieuniformen.

Einige Bundesländer unterhalten einen eigenen Spielmannszug, dessen Mitglieder in der Regel hauptamtliche Musiker sind.

Auch werden diese Züge Tambourcorps genannt.

In Österreich

Beeindruckt vom Auftreten und Spiel der deutschen Turnerspielleute beim Deutschen Turnfest 1953 in Hamburg beschlossen die österreichischen Teilnehmer, auch in ihren Turnvereinen Spielmannszüge ins Leben zu rufen. Der erste österreichische Spielmannszug wurde 1954 im Turnverein Ried 1848 auf Betreiben von Turnwart Sepp Schendl gegründet. In weiterer Folge kam es zu Gründungen in Gmunden, Salzburg, Wien und Linz.

Organisatorisch wurde das Spielmannswesen im Österreichischen Turnerbund 1965 durch die Errichtung eines Bundesfachausschusses für Spielmannswesen im Rahmen des Bundesturnausschusses verankert. Seit 1987 ist es als Fachgebiet direkt im Bundesturnrat vertreten. Die einzelnen Spielmannszüge sind Fachabteilungen der Turnvereine.