Collegium Augustinianum Gaesdonck

Bischöfliches Gymnasium und Internat in Goch, Nordrhein-Westfalen
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Das Collegium Augustinianum Gaesdonck ist ein staatlich anerkanntes bischöfliches Gymnasium des Bistums Münster mit Internat für katholische Mädchen und Jungen. Es liegt am Niederrhein (bei Goch) und bildet seit über 150 Jahren junge Menschen aus.

Die pädagogische Konzeption und Zielsetzung, die auf dem christlich-katholischen Menschenbild beruht, wird zusammengefaßt in dem Motto: "Christlich leben, sozial handeln, Begabungen entfalten". Es gibt interne, sogenannte "tagesinterne" und externe Schülerinnen und Schüler, insgesamt derzeit etwas über 700.

Hervorzheben ist die besondere musische Ausrichtung des Internatsgymnasiums, auf dessen Gelände auch eine eigenständige Musikschule besteht. Außer der alten Klosterbibliothek gibt es drei weitere Präsenz- und Leihbibliotheken. Daneben wird auch dem Sport Bedeutung beigemessen, wie etliche Sportstätten auf dem Schulgelände belegen.

Seit August 2005 ist der ehemalige Schüler und Lehrer OStD Hans-Georg Steiffert Direktor der Gaesdonck.

Lage

Das Collegium Augustinianum Gaesdonck liegt zwischen der Stadt Goch am Niederrhein (3 km entfernt) und dem niederländischen Ort Siebengewald (Gemeinde Bergen, Limburg) (2 km entfernt) auf dem Gebiet des Gocher Ortsteils Hülm, unmittelbar an der Grenze zu den Niederlanden. Das landschaftlich schön gelegene Collegium Augustinianum wird teilweise von dem Bach Kendel umrahmt, zudem wird das ursprüngliche eigentliche Klostergelände von einem Wassergraben umfaßt. Auf dem weitläufigen parkähnlichen Gelände des Internatsgymnasiums befindet sich auch ein kleiner See.

Geschichte

In der Klosterkirche und den anderen Gebäuden der ehemaligen Canonia B. Mariae in Gaesdonck prope Goch, einem Kloster der Regulierten Chorherren des hl. Augustinus der Kongregation von Windesheim, das 1406 eingeweiht und im Zuge der Säkularisation 1802 aufgelöst worden war und das dann von 1828 an zwanzig Jahre lang als "Hülfspriesterseminar" des Bistums Münster gedient hatte, wurde das Collegium Augustinianum Gaesdonck am 16. Oktober 1849 gegründet und eingerichtet. Gründungsdirektor war der nachmalige Zentrums-Reichstagsabgeordnete und Münstersche Domdechant Dr. Clemens Perger.

Der Name "Gaesdonck", der von dem ursprünglich schon vor der Klostergründung an derselben Stelle gelegenen Bauernhof übernommen wurde, ist eine Zusammensetzung der beiden niederdeutschen Wörter "Gaes-" (hochdeutsch: Gans) und "-donck" (Hügel) und spielt somit auf eine Anhebung des ansonsten sehr flachen Niederrheins an. Mit dem Attribut "Augustinianum" sollte die klösterliche Vergangenheit und Tradition des Ortes in Erinnerung gehalten werden, und zugleich wurde auf diese Weise der heilige Augustinus zum Schutzpatron der neuen Einrichtung ernannt.

Zweimal führten die politischen Zeitumstände zu einer Schließung der Schule: Zum ersten Mal auf Grund von Bismarcks Kulturkampf im Jahre 1873, die Wiedereröffnung erfolgte 1893. Die zweite Schließung wurde 1942 durch die nationalsozialistische Diktatur erzwungen. Nach dem Ende von Krieg und Gewaltherrschaft konnte bereits im Januar 1946 - trotz der weitgehenden Zerstörung der Gebäude - der Schulbetrieb wieder aufgenommen und mit dem Wiederaufbau des Collegium Augustinianum begonnen werden.

Die Ausrichtung des früheren Jungeninternates wurde im Jahr 2002 von der Seedukation hin zur Koedukation geändert, so daß nun katholische Mädchen und Jungen die Schule besuchen können.

Mit den zum größeren Teil wieder aufgebauten Gebäuden und der umfangreichen Klosterbibliothek Bibliotheca domus presbyterorum Gaesdonck ist das Collegium Augustinianum ein lebendiger Zeuge der Zeit-, Kirchen- und Bildungsgeschichte der letzten 600 Jahre. Auch das Archiv des niederrheinischen Zisterzienserinnenklosters Graefenthal wird in der Bibliothek aufbewahrt.

Bekannte Persönlichkeiten

Viele bekannte Persönlichkeiten aus Kirche, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft waren Schüler der Gaesdonck:

Literatur

Periodikum:

  • Gaesdoncker Blätter. 11/1958 (erste Ausgabe) bis 45/1992, N.F. 1/1999ff. (Jahrbuch des Collegium Augustinianum mit zahlreichen schul-, regional- und kunstgeschichtlichen Aufsätzen, insbesondere von den langjährigen Herausgebern Franz Hermes und Franz Joseph van der Grinten, sowie autobiographischen Reminiszenzen ehemaliger Schüler; 1993-1998 nicht erschienen.)

Sachliteratur:

  • Scholten, Robert: Gaesdonck. Geschichte des Klosters der regulierten Chorherren des Hülfspriesterseminars oder Priesterhauses und des Collegium Augustinianum bis 1873. Münster: Westfälische Vereinsdruckerei 1906.
  • Rütten, Felix: Cartae memoriales. Regensburg: Pustet 1949.
  • von Eickels, Klaus: Das Collegium Augustinianum Gaesdonck in der NS-Zeit 1933-1942. Anpassung und Widerstand im Schulalltag des Dritten Reiches. Kleve: Boss 1982. (= Schriftenreihe des Kreises Kleve. 3.) ISBN 3-922384-51-X. (Zu diesem Buch ist wichtig die Diskussion darüber in: Gaesdoncker Blätter. 36/1983.)
  • Baden, Jörg und Alois Tack (Hg.): Historisches Lesebuch. Gaesdonck: Collegium Augustinianum 1999. (= Gaesdoncker Blätter. N.F. 1/1999. Bd. II.)
  • Angenendt, Arnold: Freiheit für die Kirche. Gaesdonck als Beispiel für die Katholikenemanzipation im 19. und 20. Jahrhundert. Festvortrag zum Tag der Ehemaligen am 25. 9. 1999. In: Gaesdoncker Blätter. N.F. 2. 2000. S.19-30.

Autobiographien und Reminiszenzen ehemaliger Schüler (Auswahl):

  • von Kersting, Anton: Gaesdonck. Jugenderinnerungen eines alten Soldaten. Köln: Bachem o.J. [1917.]
  • Verweyen, Johannes Maria: Heimkehr. Eine religiöse Entwicklung. Breslau: Franke 1941.
  • Hessen, Johannes: Geistige Kämpfe der Zeit im Spiegel eines Lebens. Nürnberg: Glock und Lutz 1959.
  • Salberg, Wilhelm: Als NS-Verfolgter auf der Gaesdonck. In: Gaesdoncker Blätter. 36. 1983. S.95-104. Auch in: Gaesdoncker Blätter. N.F. 1. 1999. Bd.II. S.121-129.
  • Ingendaay, Paul: Klostergraben, Bücherburg: Von einem, der auszog und auf Gaesdonck das Lesen lernte. Festvortrag zum 18. 9. 1999. In: Gaesdoncker Blätter. N.F. 2. 2000. S.10-18.

Romane, in denen das Collegium Augustinianum literarisiert wird:

  • Wette, Heinrich: Krauskopf. Roman. Zweites Buch [von dreien]: Vom Knaben zum Jüngling. Leipzig: Grunow 1904.
  • Hesse, Thomas und Thomas Niermann: Der Rabe. Köln: Emons 1998. (= Niederrhein Krimi. 2.) ISBN 3-89705-109-5.
  • Schüren, Hermann-Josef: Tod eines Sesselmelkers. Köln: Emons 1999. (= Niederrhein Krimi. 3.) ISBN 3-89705-140-0.
  • Ingendaay, Paul: Warum du mich verlassen hast. Roman. München: SchirmerGraf 2006. ISBN 3-86555-025-8.

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