Gaudium et spes
Die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes (GS) über die Kirche in der Welt von heute ist ein Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils. Sie wurde auf dem Konzil selbst erarbeitet und am letzten Sitzungstag verabschiedet. Sie ist eine von vier Konstitutionen des Konzils und wird von vielen Theologinnen und Theologen als wichtigstes Konzilsdokument angesehen. Ähnlich einer Enzyklika wurde der Name der Pastoralkonstitution nach den ersten Worten „Gaudium et Spes = Freude und Hoffnung“ benannt. Viele ihrer Grundzüge sind an die Enzyklika Pacem in terris (1963, Papst Johannes XXIII.) angelehnt.
Die Entstehung
Dem II. Vatikanischen Konzil (1962 - 65) lagen zu Beginn über 70 unterschiedlichste Arbeitsentwürfe zur Beratung vor, diese wurden im Verlauf der vier Sitzungsperioden (siehe: Zweites Vatikanisches Konzil) teilweise gekürzt, teilweise zusammengefasst oder auch gestrichen.
Der Text von Gaudium et Spes ist dagegen ein neuer Entwurf der Konzilsväter selbst, der unter dem Eindruck der Eröffnungsansprache Johannes' XXIII und auf Initiative vieler Bischöfe selbst erst während des Konzils entstanden ist.
Insgesamt hat das II. Vatikanische Konzil vier Konstitutionen, neun Dekrete (Anordnungen) und drei Deklarationen (Erklärungen) beschlossen und verkündet. Eine Konstitution ist ein umfassendes Dokument, welches grundlegende Aussagen über eine Frage macht und sie möglichst vollständig darlegt. Die „Pastoralkonstitution“ Gaudium et Spes ist grundlegendes Dokument über die (pastoralen) Beziehungen der Kirche zur Welt. Sie ist nicht „nur“ pastoral in dem Sinne, dass sie keine dogmatischen Aussagen macht, sondern will als Lehrdokument verstanden und befolgt werden. Die Konzilsväter haben diesen Doppelcharakter der Konstitution in der ersten Fußnote ausdrücklich festgelegt.
Kurze Inhaltsbeschreibung
Als Kernaussagen können genannt werden:
- Der Mensch ist Urheber, Mittelpunkt und Ziel des wirtschaftlichen Lebens, denn die Würde der menschlichen Person gründet in der Gottesebenbildlichkeit.
- Die Person ist auch Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Institutionen und die Kirche weiß sich mit allen Menschen darin verbunden, daraus entwickelt sich der Auftrag im Dienst an anderen.
- Es braucht den offenen Dialog mit der Welt, um die Zeichen der Zeit zu erkennen und ein Gemeinwohl im weltweiten Kontext anzustreben.
- Dieses setzt die Kenntnis der Situation des Menschen in der heutigen Welt voraus, wobei die starken Wandlungen zu berücksichtigen sind und trotzdem ist die Kirche an keine besondere Form der Kultur und kein besonderes politisches, wirtschaftliches oder gesellschaftliches System gebunden.
- Es wird weiterhin festgelegt, dass die Demokratie die Staatsform ist, welcher ihrer Struktur nach den Staatsbürger die günstigsten Voraussetzungen für die Entfaltung von Initiativen und Gemeinsinn bietet. Dabei können in konkreten Situationen Christen zu unterschiedlichen Lösungen kommen, aber man muss im offenen Dialog zur Klärung der Fragen miteinander ringen.
- Zum Thema Arbeit wird ausgeführt, dass sie Vorrang von allen anderen Faktoren des wirtschaftlichen lebens hat und folge dessen, der Staat Vorsorge gegen einen Missbrauch des privaten Eigentums treffen muss, wenn es im Widerspruch zum Gemeinwohl tritt.
- Gaudium et Spes verbrieft das Recht auf sittlich erlaubte Verteidigung und tritt gleichzeitig für die Forderung nach einer internationalen friedenschaffenden Autorität ein.
- Dem Laien ordnet sie den Platz für die weltlichen Aufgaben und Tätigkeiten zu, ihnen obliegt die Aufgabe, dem irdisch-bürgerlichen Leben das Gebot Gottes einzuprägen. Notwendig hierbei ist die Grundsatztreue in Verbindung mit einer situationsbezogenen Sachgerechtigkeit.
Literatur
- Rudolf Fischer Wolpert, Wissen Sie Bescheid? - Lexikon religiöser und weltanschaulicher Fragen, Verlag Friedrich Pustelt, Regensburg, 1980, ISBN 3-7917-0738-8
- Carl Andresen, Georg Denzler, Wörterbuch der Kirchengeschichte, dtv, Mai 1982, ISBN 3-423-03245-6
- Jürgen Brinkmann, Harmut Bühl (Hrsg.), Christen für den Frieden, Verlag E.S. Mittler,Herford, 1990, ISBN 3-8132-0337-9
Weblinks
- [1] Text: Gaudium et Spes
- [2] Bistum-Kardinal-Referat-2005: Vierzig Jahre Pastoral-konstitution „Gaudium et Spes“, von Karl Kardinal Lehmann