Weihnachten (auch Christfest oder Heiliger Christ) ist das christliche Fest der Geburt Jesu und damit der Menschwerdung Gottes. Hauptfesttag ist der 25. Dezember, der seit der Reformation am 24. Dezember mit dem Heiligabend (auch Heilige Nacht, Christnacht) beginnt. Er ist in vielen Staaten ein gesetzlicher Feiertag und Auftakt der Weihnachtsferien; in Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt der 26. Dezember als zweiter staatlicher Feiertag dazu.
Weihnachten ist mit Ostern und Pfingsten eines der drei Hauptfeste (katholisch: Hochfeste) des Kirchenjahres, das mit der Adventszeit beginnt. Die Weihnachtszeit reicht von der ersten Vesper der Geburt des Herrn bis einschließlich zum Sonntag nach Epiphanias, dem Fest der Erscheinung des Herrn (Heiligen Drei Könige).
Als kirchlicher Feiertag ist der 25. Dezember seit 336 in Rom belegt; seine Herkunft ist umstritten. Oft wird das römische Fest des Sonnengotts als Ursprung angenommen; das germanische Julfest ist erst später belegt.
Christen und Nichtchristen feiern Weihnachten heute meist als Familienfest mit gegenseitigem Beschenken; dieser Brauch ist seit dem 16. Jahrhundert im evangelischen Bereich bekannt. In katholischen Familien fand die Kinderbescherung am Nikolaustag statt. Hinzu kamen alte und neue Bräuche verschiedener Herkunft, z.B. Krippenspiele seit dem 11. Jahrhundert, zudem der Adventskranz (1839), der geschmückte Weihnachtsbaum und der Weihnachtsmann seit dem 19. Jahrhundert. Dieser machte dem Christkind und dem Nikolaus als Gabenbringer für die Kinder in manchen Regionen zunehmend Konkurrenz. Viele Länder verbinden weitere eigene Bräuche mit Weihnachten.
Wortentstehung
Der früheste Beleg für den Ausdruck Weihnacht stammt aus 1170: „diu gnâde diu anegengete sih an dirre naht: von diu heizet si diu wîhe naht.“ (Übers.: Die Gnade (Gottes) kam zu uns in dieser Nacht: deshalb heißt diese nunmehr Weihnacht.) Vorlage:Lit. Schon früh wurde die Vermutung geäußert, dass der Name vorchristlichen Ursprungs sei: „das dieser heydnisch nam [Ostern] und standt nicht von Petro, sonder von den heyden in das christenthumb ist kommen, wie auch die fasznacht, weinnacht etc.“ Vorlage:Lit. Der Erste Wortteil weih wird von weich = heilig , gotisch weihs, althochdeutsch wîh, mittelhochdeutsch wîch abgeleitet. Einige Sprachforscher stellen *wich-a-z als Partizip passiv zur Wurzel wîq (weichen), so dass es sich um ein von der Herde abgesondertes Opfertier handele und verweisen auf das lateinische victima und dessen Sippe Vorlage:Lit. Luther dachte an wiegen und bildete Wygenachten, „da wir das kindlein wiegen“ Vorlage:Lit. Aber auch der zweite Wortteil ist für einen Festtag ungewöhnlich und weist auf hohes Alter hin. Tacitus schrieb in Germania Kap. 11: nec dierum numerum, ut nos, sed noctium computant (Nicht die Zahl der Tage, wie wir, sondern die Nächte zählen sie). Theodor Storm bildete dann dazu das Verb weihnachten: „Es weihnachtet sehr“ Vorlage:Lit.
Geschichte
Innerchristliche Entstehung
Der wirkliche Geburtstag Jesu wird im Neuen Testament nicht genannt und war schon den Urchristen unbekannt. Doch bereits im 2. Jahrhundert ist ein wachsendes Interesse am Geburtsdatum feststellbar. Dabei spielte das Frühlingsäquinoktium am 25. März eine besondere Rolle. Für dieses nahm man den ersten Schöpfungstag und den Tag des Kreuzestodes Christi an. Der vor 221 schreibende Julius Africanus bezeichnete den 25. März als Datum seiner Passion als auch seiner Empfängnis, was bei einer exakt neunmonatigen Schwangerschaft Marias zu einem Geburtstag am 25. Dezember führen würde.
In Ägypten gab Clemens von Alexandria (Stromata I 145, 6) jedoch schon zu Beginn des 3. Jahrhunderts einen Tag zwischen Ostern und Pfingsten als Geburtstermin an. In den ältesten christlichen Kalendern, z.B. im Osterkanon des Hippolyt von Rom (De pascha computus) aus dem Jahre 222, wurde Jesu Geburt und sein Tod auf den 14. Nisan gelegt Vorlage:Lit. Der Ursprung dieses Datums liegt nach Strobel in einer jüdischen Haggada, die Isaak, das Vorbild Christi in der frühen Kirche, ebenfalls am 14. Nisan geboren sein lässt. Hippolyt kannte also das Datum des 25. Dezember als Geburtstag Jesu sicher noch nicht. Eine entsprechende Stelle in seinem Danielkommentar ist als spätere Interpolation erwiesen.
In der morgenländischen Kirche war für den Dienstag, Mittwoch und Donnerstag der 3. Woche nach Ostern die gleiche Leseordnung vorgeschrieben wie zu Weinachten - bei den Armeniern die vom 5./6. Januar, in der georgischen Kirche die vom 25./26. Dezember. Es gab also in der altpalästinensischen Kirche eine Zeit, in der der Geburtstag Jesu Mitte Mai gefeiert wurde. Die Nonne Aetheria beschrieb in einem Reisebericht für diese Zeit eine besondere Feier in der Geburtskirche mit nächtlichem Gottesdienst zu Bethlehem. Eine auf der Brust getragene Reliquienkapsel (Enkolpion) im Museum von Konstantinopel stellt eine Krippe dar und verweist in der Beischrift auf den 25. Mai (Pachoni). Eine Abschrift einer altpalästinensichen Liturgie führt die Weihnachtsliturgie für den 16. bis 28. Mai auf Vorlage:Lit.
Erstmalig wird der 25. Dezember ausdrücklich von Furius Dionysius Filocalus in seinem Chronograph von 354 genannt, der auf römischen Quellen aus dem Jahre 336 beruht. Ein Verzeichnis der römischen Konsuln enthält den Eintrag: „Christus ist während des Consulats von C. Augustus und L. Aemilianus Paulus am 25. Dezember, einem Freitag, dem 15. Tag des Mondalters geboren“. In diesen römischen Quellen ist das Datum auch als liturgischer Festtag zu verstehen. Wie lange davor der 25. Dezember als Festtag begangen wurde, ist unbekannt.
In Rom, wo der Geburtstag Jesu zuerst am 25. Dezember, und zwar nach der Weihnachtshomilie des Hieronymus von Anfang an, gefeiert wurde, spielte eine Berechnung, wie sie Africanus anstellte, keine Rolle. Stattdessen gibt es mehrere spekulative Vermutungen über den dortigen Ursprung des Festdatums:
- Er sei als Dankgebet der Kirche für den Sieg Kaiser Konstantins (so Hans Lietzmann Vorlage:Lit) aufgekommen. Dann wäre der Festtag nach 313 entstanden. Dem steht entgegen, dass der 25. Dezember in Konstantinopel, der Stadt Konstantins, erst um 380 angenommen wurde.
- Er sei als Reaktion auf den von Kaiser Aurelian verfügten Geburtstag des Sol Invictus zur Wintersonnenwende des julianischen Kalenders am 25. Dezember entstanden, an dem auch die Geburt des Mithras gefeiert worden sein soll. Das würde zu einer Einführung um 300 führen Vorlage:Lit.
Die Ansicht, Weihnachten sei an die Stelle eines älteren Festes über die Geburt der Sonne getreten, wurde erstmals in einer Randglosse des syrischen Kirchenschriftstellers Dionysius bar Salibi aus dem 12. Jahrhundert vertreten. Neben den antiken Herleitungen gibt es heute weitere Hypothesen:
- die Berechnungshypothese von Duchesne, Strobel, Engberding und Fendt. Danach vertraten alte jüdische Schriften die Vorstellung, dass große Patriarchen am selben Tag gebroen wurden und starben. Denn Gott billige nur das Vollkommene, lasse seine hervorragenden Verkünder auf Erden also nur volle Lebensjahre leben. Das galt insbesondere für Isaak, der für Christen Jesu Vorbild wurde. Auch für Jesus wären Anfang und Ende seines irdischen Lebens demnach auf das gleiche Datum gelegt worden, nämlich den 14. Nisan des Jahres 30, der dem 25. März entsprochen hätte. Dabei müsste man jedoch seinen Lebensanfang mit Marias Empfängnis gleichsetzen. Das hätte den 25. Dezember als Geburtstermin ergeben. Der heidnische Sol Invictus sei erst eine sekundäre Begründung und nicht der primäre Anstoß gewesen Vorlage:Lit.
Zum Gedanken des wahren „Sol invictus“, des Siegers über den Tod, kam noch die Weltenharmonie als göttliche Ordnung: Danach war das Sonnenjahr so geordnet, dass zur Zeit des Herbstäquinoktiums am 24. September die Verkündigung und Empfängnis Johannes des Täufers, zur Sommersonnenwende am 24. Juni dessen Geburt, zum Frühlingsaequinoktium die Empfängnis Jesu und zur Wintersonnenwende seine Geburt stattfanden.
Sowohl die Berechnungshypothese als auch die an den Sol invictus gekoppelte Hypothese lassen Fragen offen: z.B., mit welcher Berechtigung der üblicherweise maßgebliche Geburtstermin auf den Termin der Empfängnis zurückverlegt sein sollte. Die Hypothese des Festes für den Sol invictus räumt der kulturellen Umgebung des frühen Christentums einen größeren Einfluss auf die Kirche ein, als die Zeitgenossen es wohl zugeben würden.
Auch die afrikanische Kirche feierte von vornherein nur den 25. Dezember. Augustinus warf den Donatisten vor, bei der Feier der Epiphanie abzuweichen, was manche aus einem argumentum e silentio vermuten lässt, dass der 25. Dezember bereits vor dem donatistischen Schisma 311 in Afrika der Weihnachtstermin gewesen sei. Ältestes Zeugnis ist eine überlieferte Predigt des Optatus von Mileve aus der Zeit um 360 über den Bethlehemitischen Kindermord. Für Oberitalien ist das Datum für das Ende des 4. Jh. unter anderem durch Filastrius von Brescia, Diuersarum hereseon liber, Kap. 140, belegt. Die Synode von Saragossa bezeugte in can. 4 das Datum für das Jahr 380 in Spanien. Für Gallien gibt es für diese Zeit noch keinen Beleg. Erst im 5. Jahrhundert nennt es Gregor von Tours (Fränkische Geschichte 10, 31). Im deutschsprachigen Raum wird - soweit ersichtlich - Weihnachten zum ersten Mal in den Synodalbeschlüssen der Bairischen Synode erwähnt, deren Datierung aber nicht gelungen ist. Nach dem Stil der Veröffentlichung der Beschlüsse wird die Mitte des 8. Jahrhunderts angenommen. Dort wird eine Fastenzeit für die Zeit vor Weihnachten angeordnet. Gregor von Nazianz feierte das Fest 380 in Konstantinopel. Seine Predigten zu Weihnachten und Epiphanie richteten sich gegen arianische und apollinaristische Lehren und betonten das trinitarische Bekenntnis von Nicäa. In Ägypten ist es ab 432 nachgewiesen, wohl in der Auseinandersetzung mit Nestorius eingeführt. In Jerusalem wurde es erst im 6. Jahrhundert unter Justinian II. gefeiert. Während alle anderen Kirchen Weihnachten übernommen haben, hat die Armenische Kirche bis heute nur den 6. Januar als Geburtsfest Jesu.
Außerchristliche Parallelen
Das mit Jesu Geburt verknüpfte kirchliche Dogma der Jungfrauengeburt ist religionsgeschichtlich sehr alt: Schon der altägyptische Mysterienkult um die Göttin Isis und ihren Sohn Osiris lässt dieses Motiv erahnen. Ähnlich wird in der Geburtsschilderung des gräko-ägyptischen Helios-Aion der Gottessohn von einer unberührten Frau geboren. Sein Geburtstag wurde in Alexandrien am 25. Dezember und in der Nacht von 5. auf den 6. Januar begangen Vorlage:Lit.
Ob das christliche Weihnachtsfest als Übernahme solcher älteren oder aber konkurrenzbedingte Verdrängung von parallelen Mysterienkulten zu deuten ist, ist umstritten. Die antiken Darstellungen von Isis und Osiris beeinflussten jedenfalls die frühe christliche Ikonographie.
Die Herleitung des Weihnachtsfesttages von einem germanischen oder skandinavischen Julfest ist dagegen unhaltbar. Ein vorchristliches Julfest lässt sich nicht sicher nachweisen; ein entfernter Zusammenhang mit germanischen Festen um die Sonnenwende des Mittwinters ist aber auch nicht restlos auszuschließen. Spätere Weihnachtsbräuche wie das Christkind und der immergrüne Weihnachtsbaum werden oft auf solche germanischen Wurzeln zurückgeführt.
Die Weihnachtszeit im Kirchenjahr
Die Weihnachtszeit unterteilt sich eine vorweihnachtliche Buß- und Fastenzeit (Adventszeit) sowie eine weihnachtliche Freudenzeit. Die Adventszeit beginnt mit dem 1. Advent, der in der Regel am vierten Sonntag vor Weihnachten gefeiert wird. Die Weihnachtszeit endet am Sonntag nach Epiphanias (Fest der Heiligen Drei Könige); dieser Sonntag ist liturgisch durch das Gedächtnis an Jesu Taufe geprägt.
Abweichend von diesem in allen westlichen Kirchen geltenden Brauch hat das Bistum Mailand trotz römisch-katholischer Liturgiereformen seine ambrosianischen Regelungen beibehalten dürfen; dort beginnt die Adventszeit, mit dem 11. November, einem Quatember, wodurch sich sechs statt vier Adventssonntage ergeben, und die Weihnachtszeit endet am 2. Februar mit dem „Fest der Darstellung des Herrn im Tempel“ (Lichtmess). Damit hat sich dort die Tradition bewahrt, dass Buß- und Fastenzeit wie Freudenzeit um Weihnachten wie um Ostern in Anlehnung an Jesu Rückzug in die Wüste (40 Tage; Mt 4,2), die Sintflut (40 Tage; Gen 7,4.12), Noahs Warten in der Arche auf dem Ararat (40 Tage; Gen 8,6), Israels Exodus (40 Jahre; Ex 16,35) und anderes jeweils 40 Tage dauern.
An Lichtmess klingt die Weihnachtszeit nach. Der Grund dafür liegt unter anderem in den gottesdienstlichen Perikopen des Tages, die in den westlichen Kirchen gleich sind. In der alttestamentlichen Lesung Maleachi 3,1-4 klingt die Adventszeit nach, die Epistel Hebräer 2,14-18 blickt bereits auf Karfreitag, das Evangelium Lukas-Evangelium2,22-24 schließt unmittelbar an das Weihnachtsevangelium an.
Liturgie
Katholisch
Bereits Gregor d. Gr. kannte die drei Messen des Weihnachtsfestes. Die Titelkirchen Roms kannten dagegen anfangs nur zwei Messen, die Vigil und den Festgottesdienst am folgenden Tag. Bereits das Capitulare lectionum aus der Mitte des 6. Jh. enthält bei allen drei Weihnachtsmessen die klassische Abfolge der Lesungen aus dem AT (Jesaja), aus den Paulusbriefen und das Evangelium. Diese Ordnung war bis weit ins Mittelalter üblich, örtlich bis ins 18. Jh.
Die älteste ist die Festmesse des Tages (in die), die bereits von Ambrosius und von Papst Coelestin Anfang des 5. Jahrhunderts erwähnt wird. Stationskirche war St. Peter im Vatikan.
Die zweite Messe war eine wohl aus Jerusalem übernommene Mitternachtsmesse (in nocte, volkstümlich „Christmette“ genannt, da sie mit der Mette zusammenfiel), deren Stationskirche die Marienbasilika auf dem Esquilin war (S. Maria Maggiore). Dorthin wurde im 11. Jh. auch die Tagesmesse verlegt; denn sie beherbergte in der Krypta eine Nachbildung der Geburtsgrotte.
Als dritte selbständige Messe kam im Morgengrauen (mane in aurora, volkstümlich auf Grund des Evangeliums von der Anbetung der Hirten „Hirtenamt“ genannt) in der byzantinischen Hofkirche Santa Anastasia auf dem Palatin hinzu. Dort wurde am 25. Dezember das Fest ihrer Titelheiligen Anastasia von Sirmia gefeiert.
Diese päpstliche Stationsliturgie führte zu der einmaligen und einmalig bleibenden Situation, dass drei verschiedene Messen mit unterschiedlichen Messformularen am gleichen Tag gefeiert wurden. Die Textausstattung stammt von Papst Gregor d. Gr. So kam die Weihnachtsliturgie als Ganzes in den gallisch-fränkischen Norden. Karl d. Gr. hat sie dann für verbindlich erklärt. Im 11. Jh. tauchen in Frankreich erstmalig szenische Darstellungen im Gottesdienst auf, sogenannte Weihnachtsspiele. Franz von Assisi stellte Greccio in Umbrien eine Krippe mit einem lebenden Ochsen und Esel auf, verlas in der Messe das Evangelium und hielt eine Predigt. Kaiser Joseph II. verbot die Krippenspiele im Gottesdienst, die deshalb in den häuslichen Bereich wechselten und zum Brauchtum wurden.
An dieser Messliturgie hat die Liturgiereform Pauls VI. im wesentlichen festgehalten. So steht noch heute die etwas unromantische klare dogmatische Aussage zur Gottheit Christi aus der Entstehungszeit im Vordergrund. Die Weihnachtszeit beginnt heute mit der ersten Vesper von Christi Geburt am späten Nachmittag des 24. Dezembers bis zum Fest der Taufe Christi am ersten Sonntag nach Epiphanie Vorlage:Lit. Es gibt auch immer noch die drei Messformulare, wenn auch heute erlaubt ist, die Texte auszutauschen.
Die Lesungstexte schreiten in den Messen fort. In der Vorabendmesse am 24. Dezember steht noch die Erwartung im Vordergrund (Jes 62, 1-5; Apg 13, 16-26 und Mt1, 1-25). In der Christmette wird die Freude ausgedrückt (Jes 9, 1-6; Tit 2,11-14 und Lk 2, 1-14). Die Hirtenmesse am Morgen handelt von der Hoffnung auf Erlösung durch die Inkarnation (Jes 62, 11-12, Tit 3, 4-7 und Lk 2,15-20). Das Hochamt bzw. die Tagesmesse hat Gottes Heilsplan zum Gegenstand, wie er im Prolog des Johannesevangeliums (Joh 1, 1-18) zum Ausdruck kommt; vorausgehende Lesungen sind Jes 52,7-10 und Heb 1, 1-6. Innerhalb der Weihnachtsoktav dürfen keine anderen Heiligenfeste gefeiert werden mit Ausnahme der drei comites Christi, nämlich Stephanus, Johannes des Evangelisten und der Unschuldigen Kinder.
Evangelisch
In den deutschen evangelischen Kirchen beginnt Weihnachten am 24. Dezember mit der Christvesper. Die liturgischen Texte bestehen aus den Weissagungen des Alten Testaments (Micha 5,1-3; Jesaia 9,5-6a und Jesaia 11,1-2) und der Kindheitsgeschichte des Lukasevangeliums. Dazwischen singt die Gemeinde Weihnachtslieder.
Um „nächtlichen Unfug“ zu unterbinden, verlegte man die Christmette, die im Zentrum von Weihnachten steht, in den frühesten Morgen des Festtages (oft um 4 Uhr) oder ersetzte sie durch die vorabendliche Vesper. Die behördlichen Reserven gegen den Gottesdienst um Mitternacht führte bis ins 18. Jahrhundert zu Konflikten. Die Gemeinden, in denen heute der Nachtgottesdienst abgehalten wird, nehmen wieder zu. Das evangelische Gottesdienstbuch von 1999 hat dafür ein eigenes Formular aufgenommen. Eine Besonderheit des evangelischen Weihnachtsfestes, die bis in die Reformationszeit zurückreicht, ist es, das Weihnachtsfest auch auf den zweiten (früher gar den dritten) Weihnachtstag auszudehnen. Viele Kirchenordnungen regelten, dass auch am zweiten Feiertag über die Geburt Jesu zu predigen sei. Das evangelische Gottesdienstbuch bietet dafür zwei Formulare, „Christfest I“ und „Christfest II“, die aber austauschbar sind. Das Fest des Erzmärtyrers Stefanus kann in einem Abendgottesdienst berücksichtigt werden.
Die Reformierten Kirchen lehnten das Weihnachtsfest durchweg ab. Deshalb gibt es keine liturgischen Besonderheiten. Die Entwicklung des Weihnachtsfestes wird in dieser Beziehung daher unter dem Titel „Brauchtum“ behandelt.
Amerikanische Lutheraner, Episkopalisten und Methodisten benutzen das Common Lectionary, welches von der Consultation on Common Texts erstellt worden ist. Danach werden folgende Texte verwendet: Jesaias 9, Brief an Titus 2, Lukasevangelium 2,1-20 oder: Jesaias 52, Brief an die Hebräer 1 und Johannesevangelium 1, 1 - 14 oder: Jesaias 62, Brief an Titus 3 und aus dem Lukasevangelium 2,1-20.
Bei den aktiven Gemeindemitgliedern der Anglikaner bildet die Kommunion in der mitternächtlichen Eucharistiefeier den Höhepunkt. Während das frühere Book of Common Prayer am Heiligen Abend nur in einigen Gebeten auf das Weihnachtsfest hinwies, wird in den heute gebräuchlichen Agenden, wie dem Common Worship aus dem Jahre 2000, das Weihnachtsereignis ins Zentrum der Schriftlesung und der Gebete gerückt.
Orthodox
Die östlichen Kirchen stellten seit jeher die Theophanie (heute Epiphanias) am 6. Januar in den Mittelpunkt. Sie ist älter als das Weihnachtsfest. Die Predigten von Gregor von Nazianz aus den Jahren 380 und 381 markieren den Übergang vom Gesamtfest Epiphanie zu den beiden Festen Weihnachten mit dem Schwerpunkt der Geburt und Epiphanie, das auf die Taufe Jesu im Jordan bezogen wird. Antiochien übernahm kurze Zeit später das Weihnachtsfest, wie ein Predigt des Johannes Chrysostomos aus dem Jahre 386 belegt. Die Jerusalemer Kirche lehnte das Weihnachtsfest bis ins 6. Jh. ab. Die armenische Kirche hat es bis heute nicht übernommen, sondern hält am umfassenden Festtermin vom 6. Januar fest.
Heute haben alle Orthodoxen Kirchen mit Ausnahme der Kirchen von Jerusalem, Russland und Serbien den Gregorianischen Kalender übernommen - mit Ausnahme der Berechnung des Osterdatums. Sie halten Weihnachten am 25. Dezember. Die Kirchen, die am julianischen Kalender festhalten, verzeichnen es am 7. Januar gregorianischer Rechnung.
Das vorweihnachtliche Fasten, das weniger streng ist, als das Fasten vor Ostern, beginnt bei den Orthodoxen bereits 40 Tage vor Weihnachten. Ab dem 13. Dezember wird es strenger und erreicht seinen Höhepunkt am 24. Dezember. Es handelt sich dabei aber nicht um eine liturgische Adventszeit. Während dieser Zeit wird die Liturgie Schritt für Schritt mit weihnachtlichen Motiven angereichert. Die beiden letzten Sonntage vor Weihnachten sind den Ahnen Christi gewidmet.
Am 24. Dezember wird eine Vesper mit 8 Schriftlesungen gehalten, die alle auf Jesus als Erfüllung der Prophezeiungen hinweisen. Auf die Vesper folgt die Taufliturgie des Basilius, ein Hinweis auf den Satz: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Die Lesungen bestehen aus dem Brief an die Hebräer 1,1-12 und dem Lukasevangelium 2,1-20. Die große Komplet geht in den Frühgottesdienst über. Beide zusammen gelten als „Nachtwache“, in der die Geburt Christi nach Matthäus 1,18-25 verkündet wird. Zur Matutin wird der gesamte Kanon Christus ist geboren gesungen, und die Gläubigen beten vor der Ikone der Geburt Jesu.
Die Liturgie des Weihnachtstages befasst sich mit dem Besuch der Magier und hebt die Herrschaft Christi hervor. Dafür wird die Chrysostomus-Anaphora verwendet. Das Matthäusevangelium 2,1-12 widmet sich dem Besuch der Magier.
Mit dem zweiten Weihnachtsfeiertag beginnt die sechstägige Nachfeier mit der Synaxis der Theotokos (Zusammenschau der Gottesgebärerin), ein Fest der Marienverehrung. Vorlage:Lit
Brauchtum
In nördlichen Breiten schloss sich das Brauchtum des Winters an das Weihnachtsfest an. Dies beginnt schon bei den Totenbräuchen zu Beginn des Advents und reicht bis zu Mariä Lichtmeß. Das Brauchtum wurde in den Weihnachtsspielen als besondere geistliche Schauspiele verchristlicht und seit dem 16. Jh. in den Weihnachtskrippen dargestellt. Die szenischen Darstellungen sind erstmalig im 11. Jh. in Frankreich fassbar.
Die Geschichte der Weihnachtskrippe, die heute selbstverständlicher Bestandteil des katholischen Weihnachtsfestes ist, begann aber wohl schon im 13. Jahrhundert, und die Krippe ist im Gottesdienst lokal wohl schon im 11. Jh. verwendet worden. In der Burgkapelle Hocheppan bei Bozen wurde um das Jahr 1200 die Geburt Jesu Christi erstmalig im deutschsprachigen Raum dargestellt. Die Darstellung gipfelte dann in der Weihnachtsbescherung vor Krippe und Weihnachtsbaum.
Zwei kerzengeschmückte Tannenbäume stehen seit 1621 in bei den Augustinern in Neustift rechts und links der Krippe. Ursprung des Tannenbaums dürfte der Paradiesbaum der weit verbreiteten Paradiesspiele am 24. Dezember und mittelalterlicher Mysterienspiele gewesen sein. Seit etwa 1800 war der geschmückte Weihnachtsbaum in den gehobenen Bürgerhäusern von Zürich, München, Wien und Siebenbürgen zu finden. Er galt zunächst als protestantisch, bis er auch von den Katholiken allmählich übernommen wurde. Henriette Alexandrine von Nassau-Weilburg führte ihn 1816 in Wien ein. Der Krieg 1870/71 hat den Weihnachtsbaum auch in Frankreich popularisiert. 1912 stand der erste „öffentliche“ Baum in New York.
Luther hat die vorher auch in seinem Hause übliche Bescherung am Nikolaustag (es gibt Haushaltsrechnungen aus dem Hause Luther über Geschenke für das Gesinde und die Kinder zu St. Nikolaus aus dem Jahre 1535 und 1536) auf den Heiligabend verlegt, da die evangelische Kirche keine Heiligenverehrung kennt. Evangelischer Gabenbringer war nun nicht mehr St. Nikolaus, sondern der „Heilige Christ“, wie Luther das Jesuskind nannte. Aus dieser Abstraktion wurde alsbald schon in Thüringen, aber auch andernorts, das engelsgleiche Christkind, das man sich nun weiblich vorstellte. Nach 1800 wurde aus Knecht Ruprecht, ursprünglich der strafende Begleiter von Nikolaus und Christkind, allmählich der Weihnachtsmann.
Die reformierten Kirchen glaubten, das Weihnachtsfest entspringe heidnischem Brauch und sei mit der römischen Kirche verbunden und lehnten es daher grundsätzlich ab. 1550 wurden in Genf alle nichtbiblischen Feiern verboten, worüber es zu schweren Konflikten kam. Calvin war da weniger streng. John Knox verbot 1560 alle kirchlichen Feste, so auch das Weihnachtsfest in Schottland. Daran hielten sich die schottischen Presbyterianer bis in das 20. Jahrhundert hinein. Auch die Quäker und die Puritaner des 17. Jahrhunderts lehnten Weihnachten als Feiertag ab und gingen wie auch sonst ihren Geschäften nach. Das englische Weihnachtsfest umfasste in jener Zeit nicht nur den Gottesdienst, sondern auch Gelage, Besäufnis, Tanz und Glückspiel. 1647 erließ das Parlament ein Verbot derartiger Feste. Das führte zu Straßenkrawallen zwischen Befürwortern und Gegnern des Weihnachtsfestes Vorlage:Lit. Nach 1660 wurde das Festverbot nicht mehr angewendet. Erst in neuester Zeit haben sie sich den Verhaltensmustern ihres kulturellen Umfeldes angepasst. Aber erst im 19. Jahrhundert nahm das Weihnachtsfest in England einen bedeutenden Aufschwung, möglicherweise unter dem Einfluss des Prinzen Albert aus Deutschland, den Königin Viktoria geheiratet hatte. Auch in den USA verlief die Entwicklung ähnlich. In Gegenden, in denen überwiegend Presbyterianer, Mennoniten, Quäker und Puritaner leben (Neuengland, Pennsylvanien), gab es bis ins 19. Jahrhundert hinein kein Weihnachtsfest. Weiter im Süden behielten die englischen Siedler seit dem 17. Jh. ihre anglikanischen Bräuche bei. Die niederländischen Siedler hatten ihren Sinterklaas (Nikolaus) nach New York mitgebracht. Aus ihm wurde später der Santa Claus.
Das heute in Deutschland übliche Weihnachtsfest in der Familie mit Weihnachtsbaum, Weihnachtsliedern, Krippe, Geschenken und einem Gottesdienstbesuch ist eine kulturelle Ausformung der Bürgerfamilie des 19. Jahrhunderts Vorlage:Lit. Die volkskundliche und germanistische Forschung, u.a. die Gebrüder Grimm, vermuteten bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, diese Tradition müsse schon sehr alt sein, und versuchte, eine Kontinuität bis in das germanische Altertum zu konstruieren. So wurden die Weltenesche des germanischen Mythos oder der Mittwinterbaum als unmittelbare Vorläufer des Weihnachtsbaumes angesehen. Dies lag auch auf der Linie des Nationalsozialismus, der das Weihnachtsfest zum germanischen Julfest umzufunktionieren versuchte. Das gilt auch für die im Weihnachtsbrauchtum beteiligten Personen. So wurde Knecht Ruprecht vom Göttervater Oðinn abgeleitet Vorlage:Lit.
Der mit Kerzen geschmückte Lichterbaum ist heute zentrales Element der familiären Weihnachtsfeier. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war er nur an Fürstenhöfen zu finden, dann in der bürgerlichen Oberschicht. Beim Kleinbürgertum wurde er nicht zuletzt dadurch populär, dass der der preußische König im Krieg 1870/71 gegen Frankreich Weihnachtsbäume in den Unterständen und Lazaretten aufstellen ließ. Danach verbreitete sich der Weihnachtsbaum weiter und erhielt die heute als selbstverständlich empfundene zentrale Rolle im Zeremoniell der häuslichen Familienfeier (Kinder stehen vor der verschlossenen Tür, Baum wird entzündet, die Tür wird geöffnet, gemeinsames Singen, gemeinsames Öffnen der Geschenke, gemeinsames Mahl).
Diese zentrale Funktion des Weihnachtsbaumes hebt ihn prinzipiell von den früheren immergrünen Zweigen und Buchsbäumchen ab, die ein dekoratives Element unter vielen waren. 1930 brachten dem Deutschen Atlas der Volkskunde zufolge der Weihnachtsmann (vorwiegend im evangelischen Norden und Nordosten) und das Christkind (vorwiegend im Westen und Süden und in Schlesien) die Geschenke. Die Grenze verlief zwischen Westfalen und Friesland, Hessen und Niedersachsen und Thüringen und zwischen Bayern und Thüringen, ging durch Südthüringen, südliches Sachsen bis nach Schlesien. Im 18. Jahrhundert war es noch ganz anders gewesen: Der Nikolaus hatte in katholischen Gebieten die Geschenke gebracht, das Christkind in evangelischen. Mit zunehmender Beliebtheit des Weihnachtsfestes und des Christkindes wurde der Geschenktermin auch in den katholischen Gebieten vom Nikolaustag auf Heiligabend verschoben, das Christkind übernommen.
Die bereits im Altertum bekannten Geschenke zu Neujahr lebten bis weit in 20. Jahrhundert hinein fort, lokal sogar bis heute, als Geldgratifikationen an Postboten, Zeitungsfrau, Müllabfuhr usw. Die Weihnachtsbescherung geht jedoch auf die Nikolausbescherung zurück. Als „Lüttenweihnachten“ bezeichnet man das Schmücken eines Weihnachtsbaumes für Tiere im Wald mit Futter.
Das gabenbringende Christkind entstand aus dem evangelischen Heiligen Christ Luthers. Es erscheint seit dem 17. Jahrhundert in den weihnachtlichen Umzugsbräuchen, in denen Maria, Joseph und das Jesuskind durch die Straßen zogen (wie heute vielerorts die Sternsinger), begleitet von weiß gekleideten Mädchen mit offenem Haar als Engel, angeführt von dem verschleierten „Christkind“.
Der Weihnachtsmann ist eine synkretistische Gestalt, die aus Nikolaus und Knecht Ruprecht und dem rauhen Percht in einer entdämonisierten Form zusammengesetzt wurde. Eine Zeichnung von Moritz von Schwind im Münchner Bilderbogen Nr. 5 von 1848 unter dem Titel „Herr Winter“ gilt als frühe Darstellung, jedoch ist sie nicht die einzige. Die Kleidung, die in Deutschland erst nach 1945 überwiegend rot dargestellt wird, übernahm er von Knecht Ruprecht, den wallenden Bart von gängigen Gott-Vater-Vorstellungen.
Beim Brauchtum darf nicht übersehen werden, dass das meiste davon in einer klimatisch von kaltem, dunklem Winter gekennzeichneten Zone entstanden ist. Die Sehnsucht nach der Sonne, die im Zeitpunkt gewählten der Sonnenwende zum Ausdruck kommt, ist für Menschen in den Wüstengürteln der Erde kaum nachvollziehbar. Auf der Südhalbkugel fällt Weihnachten gar in den Sommer. Das muss zwangsläufig zu anderen Bräuchen führen. Der immergrüne Tannenbaum hat dort keine einschlägige Symbolkraft.
Feiertagsregelungen
Die Weihnachtsfeiertage sind gesetzliche Feiertage im Dezember oder Januar. Je nach Land ist die Festlegung der Anzahl der Feiertage unterschiedlich. Die deutsche Festlegung auf die beiden Feiertage am 25. und 26. Dezember geht historisch auf Martin Luther zurück. Als dritter Weihnachtsfeiertag kann Epiphanias bzw. das Heilig-Drei-König-Fest am 6. Januar dazu gelten; auch dieser ist in einigen deutschen Bundesländern gesetzlicher Feiertag.
Kritik
In der pastoralen Literatur wird auch Kritik an dem Weihnachtsfest in heutiger Gestalt geübt. Sie lässt sich im wesentlichen auf drei Schlagworte konzentrieren: 1. Profanisierung, 2. Kommerzialisierung 3. Hektik und Stress Vorlage:Lit
Unter dem Schlagwort Profanisierung wird vor allem vorgetragen, dass das Weihnachtsfest entchristlicht und zu einem Familienfest für jedermann geworden sei. Der theologische Gehalt gehe dabei über weite Strecken verloren. Stattdessen nähmen Kitsch und Sentimentalität zu. Demgegenüber ist zu betonen, dass das Weihnachtsfest seit jeher zweigleisig gewesen ist, einmal kirchlich-sakral, zum anderen als Volksfest mit Gelagen und Besäufnissen, was immer wieder zum Einschreiten der Obrigkeit geführt hat. Die Ausbildung als Familienfest, im Wesentlichen seit dem 19. Jahrhundert verstärkt zu beobachten, zeigt, dass es jedenfalls in den nördlichen Breiten ein Bedürfnis gibt, ein Fest zur Belebung und Stärkung von Binnenbeziehungen, besonders in der Familie, zu feiern. Dass sich ein solches Fest an ein kirchliches Fest anschließt, profaniert das kirchliche Fest selbst nicht zwangsläufig. Allerdings geht mit der Reduzierung auf Familie auch eine Ausgrenzung randständiger Gruppen einher. Deshalb betreiben viele Organisationen eine Ergänzung durch Weihnachtsfeiern für Alleinstehende und Nichtsesshafte.
Unter dem Schlagwort Kommerzialisierung wird die weit in die Adventszeit zurückreichende Ankurbelung des Umsatzes mit Weihnachtsmotiven in den Kaufhäusern und der Werbung beklagt. Weihnachten ist in vielen Ländern das Konsumereignis des Jahres und viele Branchen erwirtschaften im November und Dezember über ein Fünftel des Jahresumsatzes:
- Spielwaren: 32,1%.
- Uhren und Schmuck: 28,7%
- Bücher, Zeitschriften und Zeitungen: 23%
- Warenhäuser: 22,3%
- Antiquitäten: 22,2%
- Textilien: 21,5%
- Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte: 21,2%
Nur wird dabei der wesentliche Unterschied zur Werbung im übrigen Jahr übersehen: Normalerweise zielt die Werbung darauf ab, dass der Beworbene sich eigene Wünsche erfüllt. Im Weihnachtsgeschäft geht es darum, Geschenke für die nahestehenden Mitmenschen zu kaufen. Das Geschenk, die Gabe ist seit ältester Zeit der Menschheit ein wesentliches Mittel zur Stabilisierung von Beziehungen. Überall auf der Welt gibt es irgendwelche Feste, die einen Gabenaustausch zum Inhalt haben.
Unter dem Schlagwort Hektik wird kritisiert, dass der Mensch in der Adventszeit nicht zur Ruhe komme, weil er vollständig mit den Festvorbereitungen und dem Suchen nach dem passenden Geschenk ausgelastet sei. Auch hier wird nicht wahrgenommen, dass es ein Fest ohne Vorbereitung nicht gibt - es sei denn, man hat genügend Dienstpersonal, das die Arbeit abnimmt. Das Problem liegt eher darin, dass die hiesige Gesellschaft das Feiern verlernt hat, so dass die Menschen nicht mehr im Stande sind, gelassen, zügig und rationell ein Fest vorzubereiten.
Das kirchliche Weihnachtsfest wird dadurch nicht berührt, und es bleibt jedem kirchlich und religiös-spirituell gesinnten Menschen möglich, dieses gemäß seinen Bedürfnissen zu feiern. Dass andere Menschen das Fest zu anderem benutzen, braucht ihn nicht zu stören.
Kunst
Musik
Eine besondere Weihnachtsmusik lässt sich bereits im Mittelalter nachweisen. Sie hat ihren Ursprung in der musikalischen Gestaltung der drei Festmessen und dem Gloria der Engel bei den Hirten auf dem Felde, von dem das Lukasevangelium 2, 14 berichtet. Luther hat den Liederschatz wesentlich bereichert. Von ihm stammen:
- Gelobet seist du Jesus Christ (Strophe 2 bis 7)
- Vom Himmel hoch, da komm ich her (Text und Melodie)
- Vom Himmel kam der Engel Schar (Text und Melodie)
- Nun komm der Heiden Heiland (Adventslied; Text; Melodie übernommen und verändert von Ambrosius von Mailand)
Hervorzuheben sind auch das Choralwerk J. S. Bachs Weihnachtsoratorium und die auf Weihnachten bezogenen Teile des Messias von Händel. Auch Carl Heinrich Graun, J. G. Reinberger, Engelbert Humperdinck, L. H. Berlioz, C. Saint-Saëns, E. Martin und Giselher Klebe haben in verschiedenen Jahrhunderten Weihnachtsmusik verfasst. Weltweit haben sich diese und auch O du Fröhliche ausgebreitet. Für den englischsprachigen Raum sind Jingle bells und We wish you a merry christmas hervorzuheben. Der Liederschatz wurde immer weiter ausgebreitet und hat seinen Platz im kirchlichen und innerfamiliären Raum längst verlassen und ist im Radio, bei Straßenmusikanten und in Kaufhäusern zu hören. Spezielle Instrumente gibt es nicht. In manchen Orgeln gibt es das spezielle Register „Zimbelstern“. Auch in der modernen Zeit gibt es noch immer wieder neue Weihnachtslieder, wie zum Beispiel „Let it snow“ von Frank Sinatra oder das jährlich beliebte Lied von Wham! „Last Christmas“.
Ikonographisch
Die früheste bekannte Darstellung der Geburt Jesu stammt aus der Zeit um 320 Vorlage:Lit. Dort ist die Krippe einem Altar angeglichen.
Symbolik, Bildinhalte und Bezüge
Die christliche Kunst entwickelte ihre Motive zunächst aus den Erzählungen des Matthäus- und Lukasevangelium sowie aus den apokryphen Kindheitsevangelien. Hinzukamen viele Legendentexte verschiedener Herkunft. Seit den Darstellungen in den Katakomben im 3. Jahrhundert bis weit in die Renaissance wurde die Geburtszene mit der Verkündigung an die Hirten und der Anbetung der Magier verbunden. Der Stall kommt im 4. Jahrhundert hinzu. Sehr früh sind schon die besondere Beziehung Jesu zu Maria Thema der Bilder, z.B. das erste Bad oder die das Jesuskind stillende Mutter, wobei über Maria ein Stern steht (Domitilla- und Priscilla-Katakomben, spätes 3. Jahrhundert). Zu einem neuen Thema führte die Entdeckung der Geburtsgrotte durch Flavia Iulia Helena und die Erbauung der Geburtskirche durch Kaiser Konstantin. Schon seit dem frühen 4. Jahrhundert befinden sich Ochs und Esel auf den Bildern, die auf Isaias 1, 3 verweisen: Der Ochs kennt seinen Besitzer, der Esel seine Krippe. Sie und die Magier auf dem gleichen Bild bedeuten, dass sowohl die höchsten als auch die niedrigsten Lebewesen das Kind anbeten. Auch symbolisierte der Ochs als reines Tier das jüdische Volk, das an das Gesetz gebunden ist, der Esel als unreines Tier die heidnischen Völker unter der Last des Heidentums. In den byzantinischen Darstellungen sind auch die beiden Hebammen Zelomi und Salome dargestellt, die in der christologischen Auseinandersetzung der damaligen Zeit die wirkliche menschliche Geburt Jesu betonen sollen. Die an der jungfräulichen Geburt Jesu zweifelnde Salome will diesen Umstand mit ihrer hand untersuchen, die dann zur Strafe verdorrt. Die Berührung des Jesusknaben heilt sie wieder (apokryphes Protoevangelium des Jakobus 19, 3). Dieses Thema ist im 5. und 6. Jahrhundert ein beliebtes Motiv der östlichen Kunst und ist auf der linken vorderen Ciboriumssäule (Ciborium ist ein Baldachin) von San Marco in Venedig, die aus Konstantinopel geraubt ist, dargestellt Vorlage:Lit.
Die Gattung der Biblia pauperum [Armenbibel] weist in ihren Bezügen eine ganze Reihe von Anspielungen auf: Die Wurzel Jesse, Daniel 2, 45: Maria ist der unbehauene Berg, die Geburtshöhle ihr Schoß. Ohne Zutun eines Menschen brach ein Stein los .... Weihnachten wird mit Ostern in Beziehung gesetzt. Die Höhle ist auch Sinnbild seines Grabes. Irenäus verglich die Menschwerdung Christi mit seiner Höllenfahrt zwischen Tod und Auferstehung. Vorlage:Lit. Als Präfigurationen der Jungfräulichkeit Mariens gelten vor allem: Der brennende Dornbusch. So wie die Flamme den Dornbusch nicht verzehrte, so versehrte die Empfängnis nicht die Jungfräulichkeit Vorlage:Lit. Felizetti beschreibt eine Ikone im Sinaikloster aus dem 14. Jh., auf welcher Maria selbst in den brennenden Dornbusch gestellt ist Vorlage:Lit. Dann der grünende Aaronsstab (Buch Numeri 17, 23), da Aarons Stab Blüten trug, ohne gepflanzt worden zu sein. Dann Gideon mit dem Vlies (Buch der Richter 6, 37 f.), denn dies war das Zeichen der Berufung Gideons zu Rettung seines Volkes und symbolisierte die Beschattung Mariens durch den Heiligen Geist. Dann Ezechiel vor der verschlossenen Pforte (Ezechiel 44, 2) ebenfalls für die Jungfräulichkeit Mariens. Diese vier Präfigurationen wurden bereits im 9. Jahrhundert in der byzantinischen Kunst entwickelt und kamen später auch ins Abendland. Sie finden sich auf Tafelbildern des 15. Jahrhunderts, wo sie um die Darstellung der Geburt Christi herum gruppiert werden, so z.B. auf der Mitteltafel des Flügelaltars im Kloster Sams Vorlage:Lit.
Auch die antike Ikonographie der Mysterienkulte, die ebenfalls die Geburt eines Gottes kannten, hatte auch Einfluss auf die frühen christlichen Darstellungen, wie gewisse Parallelen zu antiken Darstellungen zur Geburt Alexanders oder des Dionysos zeigen Vorlage:Lit. Auf einem Elfenbeinrelief um 550 zeigt die Hebamme Salome Maria ihre verdorrte Hand. Die Haltung Mariens, liegend, halb aufgerichtet mit der linken Hand am Kinn ist sehr ähnlich der halb liegenden und halb sitzenden Semele bei der Geburt des Dionysos auf einer Elfenbeinpyxis in Bologna.
Stilistisches
Am Anfang fehlt auf vielen Bildern Maria, häufiger noch Josef. Sie wurde erst zum zweiten Schwerpunkt, als Maria 431 auf dem Konzil zu Ephesus als „Gottesgebärerin“ anerkannt wurde. In der byzantinischen Ikonographie kommt den beiden Geburtshelferinnen eine besondere Bedeutung zu, die das Kind baden (Abb.1) und die Einmaligkeit Jungfrauengeburt Marias bezeugen. Meist liegt Maria erschöpft auf einer Liege (κλίνη), was den menschlichen Geburtsvorgang betonen soll. Das Kind ist in ein Tuch in Analogie zum späteren Leichentuch gewickelt. Die Szene wird in der Regel in einer Grotte dargestellt, wobei auch das Höhlengleichnis Platons in Verbindung mit Jesus als dem Licht der Welt eine Rolle gespielt haben mag. Joseph wird regelmäßig wesentlich älter dargestellt, steht im Hintergrund und bewacht die Szene. Frühchristliche und byzantinische Bilder von der Geburt sind wesentlich seltener als die mit Magiern und Hirten, also der Epiphanie. Typisch für den byzantinischen Einfluss in Italien ist das Bild von Duccio die Buoninsegna (Abb.2). Der Unterschied zur rein byzantinischen Darstellung liegt in der Darstellung der persönlichen Beziehungen der Personen auf dem Bild untereinander. Die wachsende Marienfrömmigkeit, die franziskanische Spiritualität und der Humanismus führten später dazu, dass bereits in der Hochgotik die frühere etwas distanzierte Darstellung zwischen Maria und dem Jesuskind einer innigeren Verbindung zwischen beiden wich und einer natürlicheren Darstellung Platz machte. Damit änderte sich auch die Rolle Josephs, der eine aktivere Rolle zugewiesen bekam. Typisch für die neue Darstellungsweise ist die Anbetungsszene von Giotto die Bondone.
Im 14. Jahrhundert häufen sich Darstellungen, in denen Maria und Josef beiderseits des Kindes auf dem Boden sitzen, möglicherweise eine Anspielung auf die Demut. Am Ende des 14. Jahrhndert fließen Genremotive in das Bildmaterial ein.Josef bereitet für Mutter und Kind ein Essen, oder er wärmst sich die Hände an einem Ofen. In der Spätgotik ist nicht mehr die Darstellung der Kindheitsgeschichte als solche Ziel der Darstellung, sondern die meditative Betrachtung der Menschwerdung. Es bildet sich eine Tendenz zum Andachtsbild heraus.Der Anbetungstypus entwickelt sich bis zum 16. Jahrhundert zum vorherrschenden Motiv. Ein besonderer Höhepunkt ist das theologisch-spekulativ ausgestaltete Geburtsbild von Matthias Grünewald auf der zweiten Schauseite des Isenheimer Altars (Abb.3) und die Anbetung der Magier von Albrecht Altdorfer (Abb.4).
Weihnachten in der Literatur
Dazu siehe Weihnachtsgeschichte
Literatur
- H. Cornell: The Iconography of the Nativity of Christ. Uppsala 1924.
- Oscar Cullmann: Die Entstehung des Weihnachtsfestes und die Herkunft des Weihnachtsbaumes; Stuttgart: Quell-Verlag, 19944; ISBN 3-79182326-4 ( eine sehr solide und allgemeinverständliche Erklärung des Weihnachtsfestes aus christlicher Sicht)
- F. W. Deichmann (Hrg.): Repertorium der christlich antiken Sarkophage bearbeitet von G. Bovini und H. Brandenburg. Bd. I: Rom und Ostia. Wiesbaden 1967.
- Alexander Demandt: Der Ursprung des Weihnachtsfestes, jetzt in: Ders., Sieben Siegel. Essays zur Kulturgeschichte, Böhlau Verlag Köln-Weimar-Wien 2005,1-18 (wissenschaftlich anspruchsvollste und zugleich allgemein verständliche Studie zu den altorientalisch-jüdischen, antik-christlichen und germanisch-deutschen Wurzeln des Weihnachtsfestes)
- Fritz Dölger: Natalis Solis Invicti und das christliche Weihnachtsfest, in: Antike und Christentum 6,1976, 23 ff.
- L. Duchesne: Origines du culte chrétien, 1925.
- Christopher Durston: Puritan Rule and the Failure of Cultural Revolution 1645 - 1660. In: Christopher Durston / Jeaquelin Eales: „The Culture of English Puritanism 1560 - 1700“. New York 1996.
- H. Engberding: Der 25. Dez. als Tag der Feier der Geburt des Herrn. In: Archiv für Literaturwissenschaft 2 , 1952.
- W. Felicetti-Liebenfels: Die Geschichte der byzantinischen Ikonenmalerei. Olten-Lausanne 1956.
- L. Fendt: Der heutige Stand der Forschung über das Geburtsfest Jesu am 25. XII. und über Epiphanias. In: Theologische Literaturzeitung 78 [1953]
- Christian Finke: Weihnanchten. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. Tübingen 2005.
- Hans Förster Weihnachten - Eine Spurensuche; Berlin: Kadmos Verlag, 20052; ISBN 3-93165-947-X
- Sebastian Franck: Germaniae chronicon. von des gantzen Teutschlands aller teutschen völcker herkommen, namen. Augsburg 1538.
- Isachar Hanan: Zeremonien im Heiligen Land; Neu-Isenburg: Melzer Verlag, 2005; ISBN 3-937389-62-8
- J. A. Jungmann: Der Gottesdienst der Kirche I, 1955.
- J. Kelle (hrg.): speculum ecclesiae altdeutsch, 1858.
- Theodor Kluge: Der Geburtstag Christi. In: Römische Quartalsschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte Bd. 37 (1929).
- Hans Lietzmann: Geschichte der Alten Kirche Band I. Die Anfänge, 1932, 2. Auflage 1937, unveränderter Nachdruck 1953 und 1961.
- Helmut Loos / Günther Massenkeil: Weihnachten. In: Lexikon für Theologie und Kirche Bd. 10, Freiburg - Basel - Rom - Wien 2001.
- Martin Luther: Werke. Kritische Gesammtausgabe. Weimar 1883 ff.
- E. Norden: Die Geburt des Kindes. Geschichte einer religiösen Idee. Leipzig - Berlin 1924.
- K. Onasch: Das Weihnachtsfest im orthodoxen Kirchenjahr. Berlin 1958.
- H. Rahner: : Griechische Mythen in christlicher Deutung, Zürich 1945.
- Ulrich Riemerschmidt: Weihnachten. Kult und Brauch - einst und jetzt. Hamburg 1962 (Ein Beispiel für falsche Tradionszuschreibungen).
- Susan K. Roll: Weihnachten/Weihnachtsfest/Weihnachtspredigt. In: Theologische Realenzyklopädie. Berlin - New York 2003.
- G. Schiller: Ikonographie der christlichen Kunst. I, Gütersloh 1966.
- Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Die Meßfeier - Dokumentensammlung. Bonn 1996.
- Theodor Storm: Gesammelte Schriften. Braunschweig 1868 - 1882.
- A. Strobel: Jahrespunkt-Spekulation und frühchristliches Festjahr. In: Theologische Literaturzeitung 87 [1962], S. 183 ff.).
- Hermann Usener: Das Weihnachtsfest; Bonn: H. Bouvier Verlag, 19693
- Ingeborg Weber-Kellermann: Die Deutsche Bürgerfamilie und ihre Weihnachtlichen Verhaltensmuster. In: Die Deutsche Familie. Versuch einer Szialgeschichte. B. Exkurs. Frankfurt 1975.
- Ingeborg Weber-Kellermann: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit , Luzern-Frankfurt 1978
- Thomas Weigel: Die Reliefsäulen des Hauptaltarciboriums von San Marco in Venedig. Studien zu einer spätantiken Werkgruppe. Münster 1997.
- K. Weitzmann: Greek Mythology in Byzantine Art. Princeton 1951.
- Pia Wilhelm: Weihnachten. In Lexikon der christlichen Ikonographie Bd. 2, Freiburg i. Br. 1970.
Siehe auch
- Siehe Portal:Weihnachten als Wegweiser zu Artikeln rund um Weihnachten
Weblinks
Bei Webseiten ist zu beachten, dass sie in der Regel die wahrscheinlichen Ursprünge des Weihnachtsfestes in der Regel so darstellen, als ob es sich um bewiesene Zusammenhänge handelte!
- EKHN Weihnachten - Wissenswertes über das christliche Fest und den Weihnachtsmann; Hinweise zu Gottesdiensten und Veranstaltungen
- MDR, Sendung „Lexi TV“, Stichwort: Weihnachten/Weihnachtsbräuche
- WDR, Sendung „Planet Wissen“, Stichwort: Weihnachten
- http://www.suchmaschine-webkatalog.de/weihnachten/?Das_Weihnachtsfest:Brauchtum_Ursprung:Geschichte
- Weihnachtslinks thematisch geordnet
- Weihnachtsbräuche national und international
- Weihnachtsbilder
- Der Weihnachtsgruß „Frohe Weihnachten!“ in über 350 Sprachen
- Mit Kindern Weihnachten feiern
- RusslandJournal.de über Weihnachten in Russland
- Ikonen der Geburt Christi
- Stille Nacht, Lügennacht - Kritische Hinterfragung zur Entstehung des Weihnachtsmythos vom Göttinger Theologen Gerd Lüdemann