Jochen Kopp (* 1966) ist ein deutscher Verleger und ehemaliger Polizist. Er ist Geschäftsinhaber des Kopp Verlags, den er als eingetragener Kaufmann (e.K.) führt.
Leben
Jochen Kopp, der nach Angaben des Schwäbisches Tagblatts aus Wurmlingen (Rottenburg) stammt, war elf Jahre lang Polizist und stieg 1994 aus dem Staatsdienst aus, um einen Verlag zu gründen. Nach seinen Angaben habe der „Kopp-Verlag ganz klein, in einem Keller in Wurmlingen“ angefangen, wo er „so eine Art Bücherliste zusammenstellte für Freunde und Bekannte.“ Ausgangspunkt seien Themen gewesen, die ihn interessierten; er habe nach Büchern gesucht, die seiner Meinung nach Hintergründe lieferten, welche nur schwer zu finden waren. Aus einer Bücherliste soll so ein kleiner Prospekt entstanden sein, die er beschaffte und versandte. Schließlich verlegte er selber Bücher, zunächst vor allem Übersetzungen aus dem Amerikanischen. So äußerte er sich etwa, dass es in den Vereinigte Staaten ein viel freierer Buchmarkt gäbe und – so die Wochenzeitung Kontext – der öffentliche Umgang mit dem Ufologen Erich von Däniken „Initialzündung“ für die Verlagsgründung gewesen sei.[1] Seitdem greife er gezielt Themen auf, „die im Mainstream tabuisiert werden“, zu denen etwa UFOs gehören. Selber davon überzeugt, dass es außerirdische Lebensformen gibt, habe er nach dem UFO-Hype der 90-er Jahre mit Filmen wie Akte X und Independence Day versucht, „das UFO-Phänomen auf eine sachliche Ebene“ zu stellen, um es „aus der Ecke des Belächelns herauszuheben.“[2]
Zu den Medien hat Jochen Kopp eher ein reserviertes Verhältnis. Die meisten Interview-Anfragen lehnt er ab, es gibt kaum Bilder von dem Verleger. Auch zu seinem Umsatz macht Kopp keine näheren Angaben. Gegenüber dem Spiegel sagte er 2014, man sei profitabel. Die Nachfrage sei „konstant positiv, mit gesundem Wachstum“, so Kopp.[3] Die Wirtschaftsauskunftei Bürgel schätzte den Jahresumsatz des Verlages 2013 auf 5 bis 10 Millionen Euro.[4]
Kritiker werfen Kopp vor, er verbreite mit seinem Verlag Geschichtsrevisionismus und Nazipropaganda. In seinem Verkaufsprogramm sind neben eigenen Büchern auch eine Vielzahl Publikationen aus rechten Verlagen wie dem Tübinger Grabert-Verlag, Ares, Arnd oder Pour le Mérite zu beziehen. Jochen Kopp hat eine geschäftliche Beziehung zur Deutsche Stimme Verlagsgesellschaft mbH, dies ist der Verlag der NPD. Der Deutsche Stimme Verlag vertreibt Kopp-Bücher und verkauft diese mit Gewinn weiter.[5]
Jochen Kopp ist neben Andreas von Rétyi und Thomas Mehner einer von drei Redakteuren der Zeitschrift Kopp Exklusiv, die etwa zwölfmal im Jahr erscheint. Es ist das Nachfolgeblatt des ehemaligen Ufo-Kuriers (1994–1998).
Äußerungen
Jochen Kopp äußert sich so gut wie nie mit einer eindeutigen Position öffentlich. Stets verweist er darauf, dass die veröffentlichten Meinungen, die der Autoren seien und er bzw. sein Verlag nicht zwingend dieser Meinung sein müssten. Wegen dieser Vorgehensweise wurde er unter anderem von der SPD Rottenburg kritisiert.[6] 2014 sagte er aber der Zeitung kontext, er verkaufe „unterdrückte Wahrheiten. ... In jeder Meinung, und sei sie noch so abstrus, kann immer ein Körnchen Wahrheit stecken.“[1]
Auf die Frage, ob es den Holocaust gegeben habe, sagte Kopp 2014: „Dazu gibt es in Deutschland eine gesetzlich festgeschriebene Meinung. Als gesetzestreuer Bürger teile ich diese selbstverständlich.“
Kopp wendete sich stark gegen die Euroeinführung. „Was haben wir dagegen angeschrieben“, erzählte Kopp und verwies auf seine Autoren Karl Albrecht Schachtschneider und Wilhelm Hankel. Kopp sagte 2010: „Die ganze Kritik bestätigt sich heute.“[7] Den häufig als rechtspopulistisch wahrgenommene Kopp-Stamm-Autor Udo Ulfkotte verteidigt Jochen Kopp: Ulfkotte „polarisiert, er ist sehr drastisch. Solange er bei den Fakten bleibt, muss er das tun dürfen.“[7]
Kopp-Autoren wie Gerhard Wisnewski taten sich für fast jedes Ereignis der Zeitgeschichte mit einer eigenen Erklärung hervor. Der Untergang der Titanic, die Mondlandung oder die Terroranschläge vom 11. September 2001 werden von ihm uminterpretiert. US-Präsident Barack Obama sei in Wirklichkeit schwul, behauptete er, gedeckt von Jochen Kopp, auf der Webseite des Verlags.
Lokalpolitische Auseinandersetzungen
Streit um „Siebenlinden III“
Gemeinderäte in Rottenburg am Neckar, u. a. Albert Bodenmiller (CDU-Mitglied und für die „Wählergemeinschaft Bürgerfreundliche Heimat (BfH)“ im Gemeinderat), halten das Programm des Verlages in weiten Teilen für antisemitisch und rechtsradikal. Deshalb wollten sie 2013 den Neubau einer Halle für den Verlag von Jochen Kopp im von der Stadt ausgewiesenen Gewerbegebiet Siebenlinden III verhindern. Dennoch verkaufte die Stadt mit der Mehrheit von CDU und SPD Kopp diese Flächen. Udo Ulfkotte schrieb auf der Webseite des Verlags einen Artikel, in dem er Albert Bodenmiller scharf kritisierte und seine Telefonnummer veröffentlichte, woraufhin dieser nach eigenen Angaben Drohanrufe erhielt.
Kopp gehörte zu den Sponsoren des Turnvereins Rottenburg 1861 (TVR) und beendete seine Unterstützung, als sich Stadtrat Albert Bodenmiller gegen die „Geschichtsrevisionisten aus der Bischofsstadt“ einzusetzen begann. Der Stadtrat schade dem Verlag, „dem Sport, dem Verein und der Stadt“, sagte Norbert Vollmer, der Geschäftsführer des TVR. Vollmer ließ wissen, der Turnverein sei nicht Wächter über die Demokratie.[1] Jochen Kopp erklärt dazu: „Ursache für den Ausstieg waren die fortgesetzten diffamierenden Äußerungen des Stadtrats Bodenmiller und die regelmäßig damit einhergehende tendenziöse Berichterstattung der regionalen Medien.“[8]
„Migrationswaffe“
Im September 2015 schrieb Gerhard Wisnewski auf der Webseite des Verlags, bei der gegenwärtigen Flüchtlingswelle handle es sich „um eine militärische Operation gegen Deutschland und Europa mithilfe der Migrationswaffe“. Für 2015 hätten Politiker die Ankunft von 800.000 Migranten in Deutschland vorhergesagt, „also einer großen Armee meistens junger und lediger Männer“. Der Rottenburger SPD-Ortsverein schrieb einen Offenen Brief an Jochen Kopp: Die Äußerungen Wisnewskis zeigten nicht nur Respektlosigkeit und „kaum verhohlene Verachtung“ den Flüchtlingen gegenüber, sie suggerierten auch, dass „wir Deutsche uns schnellstens zur Wehr setzen, uns, unser Land, unser Vermögen und Europa verteidigen müssen“. Der Hinweis, dass Wisnewskis Beitrag ausschließlich die Meinung des Verfassers darstelle und nicht zwangsläufig die Meinung des Verlags wiedergebe, entlaste Kopp vielleicht juristisch, jedoch habe Kopp die moralisch Verantwortung. „Nicht der Autor hat diesen Beitrag auf Kopp Online veröffentlicht“, schreibt die SPD an Verlagschef Jochen Kopp, „das waren Sie.“ Die Rottenburger SPD fordere Jochen Kopp daher auf, sich klar und eindeutig zu positionieren: „Wir wollen wissen, ob Sie sich hinter diesen Beitrag des Autors stellen oder ob Sie sich davon in aller Form und als Folge mit aller Konsequenz distanzieren.“[6]
Jochen Kopp verweist auf die US-amerikanische Professorin Kelly Greenhill und deren Veröffentlichungen zu diesem Themenkomplex, sowie auf deren Buch Weapons of Mass Migration und schreibt: „In den USA gibt es unter Wissenschaftlern keinen Zweifel daran, dass Flüchtlingsströme systematisch als ‚Waffe‘ eingesetzt werden.“ Die SPD schwinge sich „zum Gedanken- und Gesinnungspolizisten“ auf und ihre Forderung, er als Verleger solle sich „mit aller Konsequenz“ von dem Kopp-Artikel distanzieren, erinnere ihn „an die beiden Diktaturen, die wir im vergangenen Jahrhundert auf deutschem Boden erlebt haben, in denen jeweils eine Partei den Systemmedien vorgeschrieben hat, was sie berichten durften uns was nicht.“ Jochen Kopp schließt seine Antwort mit: „Das werden Sie in meinem Verlag nicht erleben!“[9]
Rezeption
Laut der Journalistin Anna Hunger gilt für Kopp was Stefan Braun (SPD) als „Strategie der neuen Rechten“ ansieht: gut getarnt und mit Personal aus der konservativen Wirtschafts- und Politikelite rechtspopulistische Ansichten in gesellschaftlich akzeptierte Sphären zu heben.[1]
Wenn „wieder einmal Lügen verbreitet werden, die den Verlag in eine rechte Ecke stellen sollen“, lässt Jochen Kopp so Hunger „seine Anwälte los“.[1] Mehrfach veröffentlichten seine Autoren in konzertierter Aktion Mailadressen, Anschriften und Telefonnummern der Kopp-Gegner auf der Webseite des Verlags.
Negativauszeichnungen
2014 wurde Jochen Kopp das Goldene Brett vorm Kopf, die höchste Stufe des satirischer Negativpreises der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) zugesprochen. Ausgezeichnet wird durch eine Jury der „erstaunlichste pseudowissenschaftliche Unfug“[10][11] des Jahres im deutschsprachigen Raum. Jochen Kopp wurde mit dem Preis für sein „Lebenswerk“ ausgezeichnet; in der Begründung heißt es: „Jeder, der sich mit esoterischen und antiwissenschaftlichen Theorien auseinandersetzt, stößt ganz zwangsläufig auf den Kopp-Verlag, gegründet von Jochen Kopp. Egal ob Ufos oder Alternativmedizin, ob Pseudo-Physik oder Chemtrails: Der Kopp-Verlag ist praktisch in jedem Bereich des Paranormalen und Esoterischen ganz vorne mit dabei. ... Die Skeptiker sind hingegen der Meinung, dass diese Bücher den Blick auf die Welt blockieren.“[12]
2015 wurde der Kopp-Verlag in der Kategorie Medien und Blogs mit dem deutschen Negativpreises „Der goldene Aluhut“ gewürdigt. In der Begründung hieß es, Verlagsgründer Jochen Kopp böte abseitigen Autoren eine Plattform.[13]
Weblinks
- Hete Henning: Zugpferd Eva Herman - Was der Rottenburger Kopp-Verlag macht Verlagsporträt, Schwäbisches Tagblatt, 15. August 2010
- Anna Hunger: Brücke nach rechts, Kontext, 27. Mai 2014
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Anna Hunger: Brücke nach rechts. In: kontextwochenzeitung.de. 23. April 2014, abgerufen am 19. November 2015.
- ↑ Was der Rottenburger Kopp-Verlag macht, Schwäbisches Tagblatt vom 15. August 2010
- ↑ Stefan Kaiser: Verschwörungstheorien: Das Geschäft mit der Angst. In: Spiegel Online. 22. Mai 2014, abgerufen am 3. November 2015.
- ↑ FAZ http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/verlage-und-unternehmen-rund-um-verschwoerungstheorien-13374395.html
- ↑ ZAPP Beitrag August 2013 https://www.youtube.com/watch?v=YzZXgixdGqE
- ↑ a b Hete Henning: SPD fordert Jochen Kopp nach einem Artikel auf Kopp Online zu eindeutiger Stellungnahme auf. In: tagblatt.de. 2. September 2014, abgerufen am 19. November 2015.
- ↑ a b Hete Henning: Was der Rottenburger Kopp-Verlag macht. In: tagblatt.de. 28. Juli 2010, abgerufen am 19. November 2015.
- ↑ Zitiert nach Tübingen im Fokus, 8. März 2013 https://www.tif-tuebingen.de/wp-content/uploads/2013/03/TiF-Ausgabe-08.März-2013.pdf
- ↑ Kopp Verlag itself http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/redaktion/geben-wir-der-zensur-keine-chance.html
- ↑ orf.at: Wissenschaftlicher Humbug gesucht, 24. September 2012
- ↑ derStandard.at: Skeptiker küren Esoterik-Unfug des Jahres, 24. September 2012
- ↑ http://goldenesbrett.guru
- ↑ http://www.tagesspiegel.de/wissen/berliner-preis-fuer-pseudoforscher-und-der-goldene-aluhut-geht-an-/12500064.html
Personendaten | |
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NAME | Kopp, Jochen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger |
GEBURTSDATUM | 1966 |
GEBURTSORT | Wurmlingen |