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Lyon

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Blick von der Basilika Fourvière auf den Platz Bellecour im Stadtzentrum
Blick die Saône hinauf in Richtung Stadtzentrum

Lyon [ljɔ̃] (deutsch veraltet: Leyden) ist die Hauptstadt der Region Rhône-Alpes und des Départements Rhône im Osten Frankreichs.

Die Stadt liegt am Zusammenfluss der Rhône und der Saône. Mit circa 450.000 Einwohnern ist sie nach Paris und Marseille die drittgrößte Stadt des Landes. Der rund 1,3 Millionen Einwohner zählende Ballungsraum rangiert nach der Île-de-France landesweit an zweiter Stelle.

Die Altstadt Lyons wurde 1998 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Lyon ist ein Bistum der römisch-katholischen Kirche – Bischofssitz ist die Kathedrale Saint-Jean in der Altstadt. Markanter ist jedoch die Basilika Notre-Dame de Fourvière, die, 1871 auf der Spitze des gleichnamigen Hügels errichtet, die gesamte Stadt überragt.

Die Lyoner Gastronomie genießt einen exquisiten Ruf: Die gepriesene Vielfalt der traditionellen Küche findet in der seltenen Kombination aus Alpen-Nähe und schiffbaren Zugang zum Mittelmeer ihren Ursprung. Nördlich und südlich der Stadt schließen sich die Weinanbaugebiete Beaujolais bzw. Côtes du Rhône an. Historisch ist die Stadt eng mit den canuts, den Seidenwebern, verknüpft, deren Handwerk während der industriellen Revolution die treibende Wirtschaftskraft war. Darüberhinaus ist Lyon als Stadt des Lichtes bekannt, dem zu Ehren jährlich am 8. Dezember die fête des lumières gefeiert wird.

Lyon ist die Heimatstadt des Physikers André Marie Ampère, der Philosophin Savitri Devi Mukherji, des Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry, des Koches von Weltruhm Paul Bocuse sowie der Wegbereiter des modernen Kinos, den Gebrüdern Lumière.

Lyon ist Sitz der internationalen Polizeibehörde Interpol.

Geschichte

Lyon wurde 43 v. Chr. von den Römern unter dem Namen Lugdunum (Hügel des Lichts oder Hügel der Raben: die Etymologie ist nach wie vor umstritten) als Verwaltungszentrum Galliens gegründet; vorher bestand jedoch bereits eine keltische Siedlung. Diese Rolle hatte die Stadt über drei Jahrhunderte inne, bevor ihre Bedeutung im Zuge des Untergangs des Römischen Reiches zurückging.

Im Jahr 177 wurde hier die Märtyrerin Blandina verbrannt, die man später zur Stadtpatronin von Lyon machte. In der Spätantike bestand hier eine "Hochschule", an der unter anderem auch Sidonius Apollinaris studierte; auch war Lyon frühzeitig Bistum bzw. Erzbistum. 461 fiel die Stadt an die Burgunden und blieb bis zur fränkischen Eroberung 534 Königsresidenz. Die Stadt wurde 725 von den Arabern, die aus Spanien kommend ins Frankenreich einfielen, verwüstet.

Erst im 11. Jahrhundert erlangte Lyon wieder größere überregionale Bedeutung, als die katholische Kirche der Stadt den Hauptsitz über Gallien (Primat des Gaules) zusprach, den sie noch heute besitzt. Der Kardinal von Lyon ist nach wie vor das Oberhaupt der katholischen Kirche in Frankreich.

Die Stadt fiel 1032, wie auch das gesamte Königreich Arelat, an das Heilige Römische Reich. In der Renaissance erlebte Lyon aufgrund des Seidenhandels einen erneuten Entwicklungsschub. 1348 wütete jedoch die Pest auch in Lyon, welches 1310 von französischen Truppen besetzt worden war.

Während der Französischen Revolution erhielt Lyon den Namen Ville sans Nom, da es sich durch monarchistische Umtriebe negativ hervorgetan hatte. Im 19. Jahrhundert wurde Lyon zu einer bedeutenden Industriestadt.

Lyon war zur Zeit der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg Mittelpunkt der "Résistance".

Universitäten

  • Université Claude Bernard Lyon 1 [1]
  • Université Lumière Lyon 2 [2]
  • Université Jean Moulin Lyon 3 [3]
  • Université Catholique de Lyon [4]
  • Ecole Normale Supérieure Lettres et Sciences humaines [5]
  • Institut d'Etudes Politiques (Sciences-Po) de Lyon [6]
  • Ecole nationale supérieure des sciences de l'information et des bibliothèques [7]
  • Ecole Nationale des Beaux-Arts de Lyon [8]

Wirtschaft

Lyon ist eines der ältesten Zentren der französischen Fayence-Herstellung; seit 1512 wird hier Fayence gefertigt, anfangs wohl von italienischen Einwanderern. Die Erzeugnisse des späten 16. Jahrhunderts erinnern an zeitgenössische Majolica aus Urbino.

Das bekannteste Unternehmen aus Lyon dürfte die Großbank Crédit Lyonnais sein, deren Hauptsitz sich in einem markanten Hochhaus im Osten der Stadt befindet, das seiner Form wegen Crayon (Bleistift) genannt wird.

Daneben ist Lyon ein wichtiger Standort des Pharma-Unternehmens Aventis, dessen Vorläufer Rhône-Poulenc seinen Hauptsitz in Lyon hatte.

Ferner existieren Raffinerien und weitere Industrie.

Verkehr

Lyon ist Frankreichs zweitgrösster Eisenbahnknotenpunkt mit den Bahnhöfen Perrache und Part-Dieu sowie dem Rangierbahnhof Sibelin und war 1982 die erste Stadt, die mit Paris durch den TGV verbunden wurde.

An der Autoroute du Soleil gelegen, die an der Westseite die Altstadt in einem Tunnel unterquert, kennen viele Touristen Lyon nur aus der Tunnelperspektive.

Lyon hat mit Saint-Exupery in Satolas, 20 km östlich der Stadt, einen internationalen Flughafen. Er ist nach Antoine de Saint-Exupéry benannt.

Lyon verfügt über eine moderne Metro mit vier Linien, von denen eine fahrerlos und eine mit Zahnradbetrieb unterwegs ist. Als zusätzliches Angebot des ÖPNV wurde neben dem Bus- und Oberleitungsbus-Netz zu Beginn des Jahrtausends auch eine Straßenbahn erbaut. Auf den Fourvière-Hügel führen außerdem zwei Standseilbahnen.

Kultur

Neben zahlreichen Theatern und Kinos bietet Lyon auch ein Opernhaus (Opéra national de Lyon), das überregionale Bedeutung hat und dessen Architektur als Meisterwerk vom Architekt Jean Nouvel gilt.

Lyon ist insbesondere bekannt für sein Marionettentheater, das sich um die stadtgeschichtlich geprägte Figur des Guignol rankt.

Lyon zählt an die 30 Museen (Musée des Confluences,..), 15 stadteigene Bibliotheken, ein Nationalorchester (Orchestre National de Lyon), ein Nationalkonservatorium, sowie zahlreiche bedeutende Chöre, und gilt zudem als das gastronomische Zentrum des Landes.

Ein Lyoner Straßenname dürfte weltweit wohl einmalig sein: die „Straße des ersten Films“. Die Straße liegt im 3. Stadtbezirk und befindet sich genau an der Stelle, wo die Brüder Lumière 1895 den angeblich ersten Film der Welt gedreht haben. Heute kann man in dieser Straße ein Museum zur Geschichte des Films im ehemaligen Wohnhaus der Familie Lumière besichtigen. Ein modernes Kino wurde für das "Institut Lumière" an der Stelle der ehemaligen Chemiefabrik der Lumières gebaut.

Das Römische Theater in Lyon

Eine weitere kulturelle Besonderheit ist das Maison de la Danse. Dieses bietet ein vollständig auf Tanz in all seinen Formen ausgerichtetes Programm an, von klassischem Ballett über modernen Tango bis zu experimentellem Tanztheater. Alle zwei Jahre organisiert das Maison de la Danse eine jeweils unter einem anderen Thema stehende Biennale, die die gesamte Stadt im September zwei Wochen lang in eine gigantische Tanzbühne verwandelt. Im Jahre 2004 lautete das Thema 'Europa'.

Am linken Sâoneufer, nördlich des Stadtzentrums, befinden sich die Subsistances. Es handelt sich hierbei um einen in einem alten Konvent am Saône-Ufer untergebrachten Kulturkomplex, der sich den aktuellen Ausdrucksformen artistischer Kreation in all seinen Formen widmet, d.h. Tanz, Theater, neue Zirkusformen, Video, Computerperformances, etc

Im Parc de la Tête d'or gibt es einen kleinen Tierpark, auf dem Fourvière-Hügel im Westen der Stadt befindet sich ein Theater aus der Römerzeit, das auch heute noch für Aufführungen, vor allem in den Sommermonaten, genutzt wird und ein Odeon, ein kleineres Theater, das musikalischen Aufführungen vorbehalten war. Auf dem Croix-Rousse Hügel dagegen stößt man auf die Reste des römischen Amphitheaters. Ein bemerkenswertes Bauwerk in Lyon ist der für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Tour métallique de Fourvière.

Sport

In Lyon ist der Fußball-Club Olympique Lyonnais zu Hause, französischer Meister in den Jahren 2002, 2003, 2004 und 2005 sowie Cup-Gewinner (Coupe de la Ligue) von 2001. Das Heimstadion ist das Stade Gerland (offiziell: Stade Municipal de Gerland) im 7. Arrondissement an der Avenue Jean Jaurès.

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaften

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