Der Universitätsprediger ist einer von der jeweiligen Universität beauftragter Professor der (evangelischen) Theologie, der neben seinen Verpflichtungen in Lehre und Forschung die Gestaltung von Gottesdiensten übernimmt oder beaufsichtigt. Diese Universitätsgottesdienste finden zumeist in regelmäßigen Abständen, häufig in als Universitätskirchen bezeichneten Sakralräumen statt. Dabei stehen die Universitätsgottesdienste innerhalb eines Semesters häufig unter einem Thema. Die Universitätspredigten werden von Dozenten der unterschiedlichen universitären Fächer übernommen.
Geschichte
Beim Amt des Universitätspredigers handelt es sich um eine preußische Erfindung. An den alten Universitäten Preußens zuerst, später an den Universitäten in den Ländern, die von Preußen erobert wurden oder sich mit ihm zusammenschlossen, entstanden an den Universitäten diese Predigtämter. Ziel war es, unabhängig von der örtlich vorherrschenden Konfession, eine dem preußischen Staat gelegene Verkündigung an der Universität sicherzustellen.
Universitätskirchen und Universitätsgottesdienste fanden örtlich schon seit dem Hochmittelalter an theologischen Fakultäten statt. Mit der Reformation wurden ursprüngliche Ordenskirchen, wie in Leipzig,[1] zu Universitätskirchen umgeweiht. Ursprünglich leiteten wohl die Professores der Fakultät die Gottesdienste im Wechsel. Erst zu späterer Zeit entwickelte sich aus der reinen Beauftragung ein eigenes Amt, dessen Besetzung und Ausübung nicht selten universitäts- und landespolitische Motive hatte.
Unter sowjetischer Besatzung und in der DDR durften an den Universitäten keine Universitätsprediger wirken. Diese wurden recht bald nach der politischen Wende wieder eingeführt.
Berühmte Universitätsprediger
- Friedrich Schleiermacher, an der Universität Halle vor 1806
- Richard Rothe, an der Universität Heidelberg seit 1838
Gegenwart
Heute sehen die Universitätsprediger ihre Aufgabe darin, in ihren Gottesdiensten auf hohem Niveau die Wissenschaftlichkeit des akademischen Studiums mit der christlichen Tradition der Universität und dem christlichen Glauben ins Gespräch zu bringen.[2] Hierbei spielt eine Gottesdienstauffassung im Sinne des sog. Kulturprotestantismus an nahezu allen Universitäten eine vorherrschende Rolle.
Heutige Beispiele
Universität | Entstehung | Unterbrechung | Amtsinhaber |
---|---|---|---|
Universität Rostock | 1841 | SBZ, DDR | |
Universität Leipzig | ca. 1830 | SBZ, DDR | Peter Zimmerling und Alexander Deeg |
Christian-Albrechts-Universität Kiel | Andreas Müller | ||
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz | Kristian Fechtner | ||
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald | SBZ, DDR, seit WS 1990/1991 | Michael Herbst | |
Philipps-Universität Marburg | 1667 | u.a. 1933–1957 | Gerhard Marcel Martin |
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | SBZ, DDR | Jörg Ulrich | |
Humboldt-Universität Berlin | SBZ, DDR | Wilhelm Gräb | |
Ludwig-Maximilians-Universität München | Christoph Levin | ||
Georg-August-Universität Göttingen | Florian Wilk | ||
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg | 1838 | Helmut Schwier | |
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Wolfgang Schoberth |
Siehe auch
Literatur
- Konrad Hammann: Universitätsgottesdienst und Aufklärungspredigt. Beiträge zur historischen Theologie, Tübingen 2000, Mohr Siebeck
- Kristian Fechtner, Stefan Goldschmidt, Helmut Schwier (Hrsg.): Themenheft Universitätsgottesdienste, Liturgie u. Kultur. Zeitschrift der Liturgischen Konferenz für Gottesdienst, Musik und Kultur H. 2, 2013
Einzelnachweise
- ↑ Geschichte – uni-leipzig.de, abgerufen am 12. März 2012.
- ↑ Theologie bei uni-rostock.de, abgerufen am 12. März 2012.