Middle East Media Research Institute
Das Middle East Media Research Institute (Abk.: MEMRI), hebräisch המכון לחקר התקשורת המזרח התיכון (Abk.: ממר"י), wurde 1998 als NGO in den USA gegründet. Sitz ist Washington (D.C). Der gemeinnützige Verein wird durch Spenden finanziert. Er bezeichnet sich selbst als "politisch unabhängig, aber nicht unpolitisch". Weitere Büros unterhält das MEMRI u.a. in Berlin, Bagdad und Tokio, hinzu kommt ein Medienzentrum in Jerusalem. Zu den Hauptsponsoren des Instituts gehörte in den vergangenen Jahren u.a. die konservative Lynde & Harry Bradley Foundation (USA).
Ziele
Mit seinen Übersetzungen und Analysen aus der arabisch- und persischsprachigen Presse richtet sich MEMRI nach eigenem Bekunden an Politik, Medien und Wissenschaft, aber auch an die breite Öffentlichkeit. Schwerpunkt der Arbeit ist die im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stehende Region des Nahen und Mittleren Ostens. Man verfolge dabei "nicht das Ziel, die Medienlandschaften zwischen Kairo und Teheran repräsentativ abzubilden", sondern konzentriere sich "auf Meinungen und Kommentare, die in relevanten Medien der Region zu Schwerpunktthemen veröffentlicht werden", heißt es in der Selbstdarstellung der Organisation.
MEMRI will dabei unter anderem auch "radikale nationalistische, antisemitische und islamistische" Positionen dokumentieren. Andererseits seien es die "moderaten, liberalen und fortschrittlichen Kräfte", deren Stimmen innerhalb der arabisch- und persischsprachigen Medienlandschaft MEMRI für bedeutsam hält. Dezidiert wolle man Stereotypen über "den Islam" oder die Gesellschaften der Region begegnen und arabischen Reformern in der westlichen Öffentlichkeit mehr Gehör verschaffen.
Mit seiner Arbeit will das Middle East Media Research Institute "einen Beitrag zu hiesigen Auseinandersetzungen über die Region leisten und auf diesem Wege auch den Friedensprozess im Nahen Osten sowie Demokratisierungs- und Reformprozesse in den arabischen Gesellschaften und dem Iran unterstützen".
Das Spektrum der vom Middle East Media Research Institute in deutscher und (überwiegend) englischer Übersetzung veröffentlichten Texte aus arabischen und persischsprachigen Medien soll, wie es heißt, "Einblicke in zentrale politische, gesellschaftliche, religiöse oder kulturelle Diskurse und Debatten im Nahen und Mittleren Osten ermöglichen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Region ergänzen".
Weitere Projekte
Über eine Mailingliste versendet das MEMRI dreimal wöchentlich kostenlos Übersetzungen und Analysen aus arabischen und iranischen Medien. Es handelt sich vielfach um Dokumente und Veröffentlichungen, die ansonsten keinen Widerhall in der westlichen Öffentlichkeit finden, nur indirekt in die westliche Berichterstattung Eingang finden oder gar gänzlich ignoriert werden.
MEMRI betreibt zudem das Arab TV Monitoring Project, das sich sich mit den wichtigsten arabischen und iranischen staatlichen Fernsehprogrammen sowie mit der Vielzahl von Satellitenkanälen, die in den vergangenen Jahren in der Region auf Sendung gingen, beschäftigt. Untertitelte Mitschnitte stehen für Journalisten und andere Multiplikatoren auch in sendefähiger (allerdings auch inhaltlich nachbearbeiteter) Qualität zur Verfügung.
"Explore the Middle East through its own media!" lautet das Motto von MEMRI. Als Quelle für die Information über den Nahen Osten und den Iran wird die Arbeit des Middle East Media Research Institute von vielen geschätzt, zumal nur wenige - ansonsten gfs. bestens informierte - Zeitgenossen in den USA und in Europa oftmals weder Arabisch noch Hebräisch noch Farsi sprechen.
Kritik
Kritiker bezweifeln MEMRIS Neutralität und bisweilen auch seine Kompetenz. Sein Präsidente Yigal Carmon (יגאל כרמון) ist ehemaliger Oberst des israelischen Militärgeheimdienstes.
Der Journalist Brain Whitaker veröffentlichte im britischen "Guardian" einen Artikel, in dem er aktuelle Beziehungen von Mitarbeitern des Instituts zum israelischen Militär behauptet. Weiter wirft er Memri einer zionistische und antiarabische Voreingenommenheit vor. So soll drei Wochen nach dem 11. September 2001 folgende Passage aus dem Mission Statement der (US-)Website gelöscht worden sein: "Bei seiner Forschung betont das Institut die fortdauernde Bedeutung des Zionismus für das jüdische [hebräische] Volk und den Staat Israel." - Die Übersetzungen des MEMRI speziell aus dem Arabischen und dem Persischen sollen - wie geargwöhnt wird: gezielt - ungenau, die Text- und Medienauswahl einseitig und willkürlich sein.
MEMRI weist die Vorhaltungen zurück: Man habe seine Standpunkte nie verheimlicht, und Whitaker bleibe jeden Beweis der behaupteten tendenziösen Übersetzungen schuldig. Außerdem bediene er sich nachweislich zumindest eines radikalen Islamisten als Kronzeugen gegen MEMRI, und selbst die Palästinensische Automiebehörde zitiere MEMRI.
Weblinks
- US-Website
- Deutsche Website
- Memri TV - Arab TV Monitoring Project
- Whitakers Guardian-Artikel über MEMRI (englisch)
- MEMRI-Stellungnahme zum Guardian-Artikel (englisch)
- Politische Biographie des MEMRI-Gründers Yigal Carmon
- RightWeb: Profile: Middle East Media Research Institute
- Eine Debatte zwischen Yigal Carmon und Ali Abunimah (CNN, Questions & Answers, 29.07.2002 - englisch)
- ["Mein Name ist Hase ..." - Warum das Berliner Memri nicht in Frieden leben kann], aus: analyse+kritik Nr. 469 von 17.01.2003