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Ludwig Wunder

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Ludwig Wunder (* 5. Mai 1878 in Lauf an der Pegnitz; † 7. März 1949 in Michelbach an der Bilz) war ein deutscher Reformpädagoge.

Weg in die Reformpädagogik

Ludwig Wunder war der Sohn des Chemikers Justin Wunder (1838-1910). Er studierte Naturwissenschaften in Erlangen und München. Eine Lehrerstelle an der Realschule in Schweinfurt befriedigte ihn nicht. 1902 verließ er den Staatsdienst[1] und unterrichtete bis 1911 als Physik- und Chemie-Lehrer am Landerziehungsheim von H. Lietz Haubinda (Thüringen). Schon 1906 wurde er Heimleiter der Neugründung Schloss Bieberstein (Hessen) von Hermann Lietz. Dabei hatte er mit einer Vollmacht des Oberleiters Hermann Lietz den vorherigen Schulleiter Paul Geheeb vor die Tür gesetzt und wurde selbst Leiter. Mit Gustav Wyneken söhnte er sich Ende 1915 aus, näherte sich dessen Sichtweise an und gab nun Lietz die Hauptschuld am Konflikt von 1906.[2] Zu Wunders Aufgaben gehörte u.a. auch der Wiederaufbau des Schlosses Bieberstein nach dem Brand von 1908.[3] Er entzweite sich jedoch mit Lietz und zog 1912 nach Sendelbach, wo er Vorlesungen an Volkshochschulen und Schulungsvorträge hielt sowie physikalische Lehrbücher verfasste.[4] 1917/18 nahm er als Soldat im Ersten Weltkrieg an Kämpfen an der Westfront teil.[5]

Gründungen

1919 erwarb Ludwig Wunder die Walkemühle bei Melsungen zum Aufbau eines Landerziehungsheims. Zu jener Zeit begeisterte er sich für die Ansichten des Philosophen Leonard Nelson, der Immanuel Kants kritische Philosophie fortführte.[6] Wunder übergab die Walkemühle an Nelson und wurde dafür zum Bevollmächtigten des Aufbaus des Landerziehungsheims Walkemühle. Ende 1924 verließ er nach Differenzen mit Nelson die Walkemühle.[7] Seine Nachfolgerin wurde Minna Specht. 1925 gründete Wunder zusammen mit Claire Weikersheimer[8] die Schule Herrlingen bei Ulm, trat jedoch auch bald wieder aus diesem Projekt aus und zog noch im Jahr 1925 nach Beeghof, wo er in seinem einstöckigen Wohnhaus erneut eine Schule gründete.[9]

1926 pachtete er Schloss Michelbach an der Bilz bei Schwäbisch Hall von den Fürsten von Löwenstein auf die Dauer von 50 Jahren. Der Pachtzins war sehr gering, da die Schlossanlage bereits zur Ruine verfallen war.[10] Wunder richtete eine Etage des Schlosses notdürftig wieder her und begründete darin mit einer Lebensgemeinschaft aus sechs Personen ein vegetarisches Landerziehungsheim. Innerhalb der ersten beiden Jahre wuchs die Schülerzahl auf 28 an.[11] Mit der Pacht des Schlosses war die Auflage verbunden, die Baulichkeiten binnen neun Jahren wieder bewohnbar zu machen, was Wunder in der Hälfte der Zeit gelang.[12] Der Betrieb der Schule war anfangs defizitär, doch Wunder verstand es, die Kosten durch Fortbildungskurse beim Badischen Lehrerverein zu decken. Außerdem konnte er für die Schule noch verschiedene Grundstücke in der Umgebung erwerben, auf denen Nahrungsmittel für die Schule angebaut wurden.

Mit seinen Schülern beteiligte sich Wunder mehrfach an archäologischen Ausgrabungen, darunter 1929 der Ausgrabung einer Steinzeitsiedlung bei Blindheim oder 1934 bei der Freilegung von Grabhügeln der Hallstattzeit im Groß-Weilerholz bei Triensbach und bei weiteren Grabungen 1939.[13] Ab 1934 war er Mitglied der NSDAP. 1935 wurde die Koedukation beendet. 1934 erreichte Wunder die Umnutzung des Faller'schen Sägewerks in Michelbach mit der Hilfe der Gemeinde in eine Turnhalle, die vom örtlichen Turnverein und der Ortsschule mitgenutzt wurde. 1940 wurde die Gleichwertigkeit der Schule mit höheren Staatsschulen anerkannt, gleichzeitig konnte Wunder den Ausbau des Dachgeschosses des Schlosses und damit einen Zuwachs an Lehrsälen und Schülerzimmern erwirken. In den Kriegsjahren war die Schule mit bis zu 100 Schülern belegt. Der Schulbetrieb fand bis 1945 statt und kam in den letzten Wochen des Krieges zum Erliegen.

Wunder übte nach Kriegsende noch geraume Zeit den Posten des kommissarischen Bürgermeisters von Michelbach aus und verstarb 1949. Sein als Nachfolger in der Landheimschule vorgesehener Sohn Robert war 1943 gefallen. Die Räume in Schloss Michelbach wurden in der Nachkriegszeit zur Unterkunft von Displaced Persons benutzt, die von der Führung des Dritten Reiches verschleppt worden waren.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Erinnerungen an Hermann Lietz. Sein Verhältnis zu Blut, Boden und Kirche; In: Privatschule und Privatlehrer; Jahrgang 41, Heft 5/6 (Mai/Juni 1941)

Literatur

  • Bernd Wunder: Im Kampf gegen die autoritäre Schule - der Reformpädagoge Ludwig Wunder (1878 - 1949): ein Vertreter der Landerziehungsheimbewegung zwischen H. Lietz, G. Kerschensteiner und L Nelson; Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3465-0
  • Giszlen Sedlaczek: Geschichte des Vegetarischen Landerziehungsheims Schloß Michelbach an der Bilz. In: Michelbach an der Bilz. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart, Michelbach an der Bilz 1980, S. 310–327.

Quellen

  1. http://www.verlagdrkovac.de/3-8300-3465-2.htm
  2. Peter Dudek : "versuchsacker für eine neue Jugend": Die freie Schulgemeinde Wickersdorf; S. 102
  3. Sedlaczek 1980, S. 312.
  4. Sedlaczek 1980, S. 312.
  5. Sedlaczek 1980, S. 312.
  6. Sedlaczek 1980, S. 312.
  7. Sedlaczek 1980, S. 312.
  8. Peter Dudek: Versuchsacker für eine neue Jugend - Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf. Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 3781516814. [1]
  9. Beleg fehlt
  10. Sedlaczek 1980, S. 315.
  11. Sedlaczek 1980, S. 316.
  12. Sedlaczek 1980, S. 317.
  13. Sedlaczek 1980, S. 323.