Paul Schad-Rossa (* 1. Januar 1862 in Nürnberg; † 1916 in Berlin) war deutscher Kunstmaler, Kopist und Bildhauer.

Leben und Werk
Paul Schad-Rossa ist der Künstlername von Georg Paul Schad, Sohn eines protestantischen Postoberkondukteurs. Seine künstlerische Ausbildung begann an der heimatlichen Kunstschule, an der er zunächst Bildhauerei studierte. Im Jahre 1882 bestand er die Aufnahmeprüfung an der Akademie der Bildenden Künste München, die zu der Zeit noch im alten Neureuther-Bau untergebracht war. Hier belegte er die Naturklasse der Malerei bei Ludwig von Löfftz und Franz Defregger. In dieser Zeit war Schad-Rossa nebenher als Kopist alter Meister tätig. Einer seiner Auftraggeber war Karl I. der König von Rumänien.
Im Jahre 1888 verließ der Künstler die Akademie und betrieb in München eine Zeitlang eine Art Malschule. Einer seiner bekanntesten Schüler war der spätere Kunstmaler Hermann Knottnerus-Meyer. Durch ihn wurde Schad-Rossa auch im Künstlerkreis um Hermann Löns bekannt. So kam es im November 1902 zu einer Ausstellung im Kunstsalon Hannover[1], und der Dichter verfasste über den Maler einen Aufsatz in sehr persönlichem Duktus: „Das war der Schad, von dem mein Freund (sc. Hermann Knottnerus-Meyer) mir erzählt hatte, der stille Künstler, der mit zitterndem Herzen der Natur nachgeht auf ihren Wegen, um ihr ihre Schaffensgeheimnisse abzulauschen, der starke Mann, der den Willen und das Können hat, in seinen Werken eine eigene Welt zum Leben zu bringen, eine Welt ganz anders als die lebendige Welt, aber ebenso wahr wie diese, ebenso lebendig.“[2]
Schad-Rossa fasste sein künstlerisches Programm in den Satz: „Kunst ist der Gegensatz zur Natur.“[2] Dennoch galt seine zentrale Arbeit vorwiegend der Freilichtmalerei, und im Grunde blieb er sein Leben lang den pleinairistischen Tendenzen treu. Seinen Malstil hingegen änderte er, als es ihm richtig – und wohl auch nützlich – erscheint, sich den neuen Tendenzen der Münchner Secession anzupassen, die mit der alten, historistisch orientierten Maltradition bricht und sich nach 1892 an der dortigen Akademie durchzusetzen begann.
Die Neuorientierung von Paul Schad-Rossa zahlte sich aus. Denn ab 1900 bemühte sich auch der Archäologe Wilhelm Gurlitt als neuer Präsident des Steiermärkischen Kunstvereins, im traditionsverhafteten Graz der Jahrhundertwende moderne Bestrebungen durchzusetzen, und „man brachte nicht nur in den Ausstellungen Werke der radikalen ‚Sezessionisten’ ..., man berief auch den extremen Neuerer Paul Schad-Rossa aus München und unterstützte seine Bestrebungen mit allen Mitteln.“[3]
Somit wirkte Paul Schad-Rossa ab September 1900 in Graz und setzte wesentliche Impulse der Modernen Kunst in der Steiermark. Zunächst gründete er eine Malschule, so dass es bereits im November zu einer ersten Ausstellung eigener Bilder und Proben seiner Eleven kam.[4] Parallel dazu wurde 1901 die Zeitschrift Grazer Kunst[5] herausgegeben, die Erstveröffentlichungen von modernen Künstlern, welche entweder in der Steiermark geboren oder tätig waren, publizieren sollte. Die Zeitschrift erschien jedoch nur ein einziges Mal. Doch enthält das Exemplar mehrere Erstdrucke von Paul Schad-Rossa, und zwar neben der zweifarbigen Umschlagzeichnung eine dreifarbige Lithographie für Buchschmuck (Du Blume im Thau), eine geschabte dreifarbige Lithographie (Weihnacht, Motiv bei Graz) sowie eine vierfarbige Lithographie (Heimat, Motiv aus Steiermark).
Im September 1901 entwarf Paul Schad-Rossa Statuten für den Grazer Künstlerbund[6], und am 13. Oktober 1901 wurde er auf der constituirenden Versammlung zu dessen Obmann gewählt.[7] Unter Schad-Rossas Leitung kam es noch im selben Monat zur ersten Ausstellung des Künstlerbundes mit Arbeiten von acht in Graz ansässigen Mitgliedern (Georg Brucks, Béla Conrad, Franz Mikschowsky, Ludwig Presuhn, Schad, Konrad von Supanchich, Margarete Supprian), zwei korrespondierenden Mitgliedern (Engelmann, Berlin, und Meyer, Hannover) sowie von zahlreichen Schülern Schads.[8] Der Grazer Künstlerbund von Paul Schad-Rossa löst sich am 5. Dezember 1903 auf die schriftliche Bitte des stellvertretenden Obmanns Georg Winkler auf. [9] Obwohl sein Wirken im Rahmen des Grazer Künstlerbundes zeitlich sehr begrenzt war, prägt er vor allem als Lehrer das Grazer Milieu um 1900. Neben Alfred Schrötter von Kristelli ist Paul Schad-Rossa als Protagonist der ersten Moderne Bewegung in Graz um 1900 zu nennen. [10]
Bedauerlicherweise war der Steiermärkische Kunstverein mit seinem Sinn für die Moderne nur kurzlebig und löste sich 1906 wieder auf, weil Tradition und Bodenständigkeit das Terrain wieder zurückeroberten.[11] Schad-Rossa verließ Graz bereits Anfang März 1904. Sein neuer Wirkungsort bis zu seinem Lebensende im November 1916 wurde Berlin (Werkstattbau in der Hubertusstraße; 1907 in Berlin-Steglitz, Düntherstrasse). Von da aus unternahm er Reisen nach Italien (1909), Spanien und Portugal (1911) und in die bayerischen Berge (1912).
Auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1914 (1. bis 30. Mai 1914) erhielt Schad-Rossa einen eigenen Saal, in dem er 23 Gemälde präsentieren konnte. Die Motive fand er überwiegend am Wannsee, der ihn immer wieder zu neuen Arbeiten inspirierte. Auch auf Münchner Expositionen wurden seine Bilder gezeigt. Einige Gemälde kamen ins Städtische Museum Halle (z. B. Die Verfluchten) und ins Rudolfinum Klagenfurt (z. B. Das Dörfchen).
Gegenwärtig sind Bilder – auch Skizzen – von Paul Schad-Rossa auf dem internationalen Kunstmarkt vertreten und werden zum Teil mit fünfstelligen Summen gehandelt.
Darüber hinaus rücken Paul Schad-Rossa und sein Werk wieder verstärkt ins kunstwissenschaftliche Blickfeld. Ein umfangreiches Forschungs- und Ausstellungsprojekt nimmt zur Zeit das Städtische Museum in Engen in Angriff.
Einzelwerke
Abbildungen einzelner Werke von Paul Schad-Rossa sind als Objekte des Kunsthandels im Web über Suchmaschinen zu finden. Nachfolgend eine Auswahl:
- Aktzeichnungen, o. J., Kreide auf Büttenpapier, je 54,4 × 35 cm.
- In die Ewigkeit hinein bzw. Frauen in Landschaft, o. J. (Frühwerk), Öl auf Leinwand, 93 × 120 cm.
- Akt im Salon, o. J. (Frühwerk), Öl auf Leinwand, 121 × 112 cm.
- Fronleichnamsprozession, o. J. (Frühwerk), Öl auf Leinwand, 100 × 128 cm.
- Tanzszene, um 1900, Kohlezeichnung auf Papier, 24 × 31,5 cm.
- Liegende Kuh am Teich, um 1900, Kohlezeichnung auf Büttenpapier, 33 × 38,5 cm.
- Paradiesgefilde, um 1900, Öl auf Leinwand (Primamalerei), 63,3 × 87,5 cm.
- Adam und Eva, um 1910, Öl auf Holz, 70 × 48 cm.
- Badende am See, um 1910, Aquarell und Pastell auf Karton, 47,5 × 69,5 cm.
- Landschaft mit See, um 1910, Aquarell und Pastell auf Büttenpapier, 50 × 60,8 cm.
- Landschaft in Pommera, um 1914, Öl auf Leinwand, 69 × 101 cm.
- Wannseeufer, 1914, Öl auf Leinwand, 156,7 × 131,8 cm.
- Zwei tanzende Mädchen am Meer, 1915, Öl auf Leinwand.
Literatur
- Eva Klein: Vergessene Steirische Moderne. Paul Schad-Rossa und das kreative Milieu um 1900. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz. Band 41. Stadt Graz (Hrsg.), Graz 2012, ISSN 0440-9728, S. 593–616.
- Grazer Künstlerbund, Paul Schad-Rossa (Hrsg.): Grazer Kunst. Wagner, Graz 1901.[5]
- Hermann Löns: Bei Paul Schad. In: Hermann Löns: Gedanken und Gestalten. Aus dem Nachlasse hrsg. von Wilhelm Deimann. Sponholtz, Hannover 1924.
- Hans Riehl: Die steiermärkische Malerei 1850–1950. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Hrsg. vom Institut für Landeskunde am o. ö. Landesmuseum in Linz durch Dr. Franz Pfeffer. Nr. 3/4 aus 1951 (V. Jahrgang), S. 318–326. – Volltext online (PDF; 0,9 MB).
- Ulrike Tropper: Das kreative Milieu von Graz um 1900. Ein Beitrag zum Kulturleben der Jahrhundertwende. Dissertation. Universität Graz, Graz 1994.
- Antje Senarclens de Grancy: „Moderner Stil“ und „Heimisches Bauen“. Architekturreform in Graz um 1900. Kulturstudien bei Böhlau, Sonderband 25, ZDB-ID 1061615-9. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2001, ISBN 3-205-99284-9.
- Eva Klein: Das Plakat in der Moderne. Der Beginn des Grafikdesigns in der Steiermark im Kontext internationaler soziokultureller Entwicklungen. Dissertation. Universität Graz, Graz 2011. (Darin Kapitel 1.1.5.: Paul Schad-Rossas Grazer Künstlerbund und Zeitschrift Grazer Kunst).
- Bruno Grönke: Ein Hannoveraner in Berlin. Bilderrahmen – Rahmenbilder. Essay (in Vorbereitung). Darin Kapitel 3: Der Lehrer.
Weblinks
- Literatur von und über Paul Schad-Rossa im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Velten Wagner: Georg Paul Schad-Rossa (1862–1916). In: paul-schad-rossa.de, abgerufen am 30. April 2013.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 6. November 1902.
- ↑ a b Löns: Bei Paul Schad. In: Löns: Gedanken und Gestalten, S. 41 ff.
- ↑ Riehl: Die steiermärkische Malerei 1850–1950, S. 321.
- ↑ Vgl. Grazer Morgenpost vom 18. November 1900.
- ↑ a b Von der Österreichischen Nationalbibliothek digitalisierte Ausgaben: Grazer Kunst. (online bei ANNO). .
- ↑ Sie werden mit hohem Statthalterei Erlaß Z.32184 vom 9. September 1901 (lt. Gründungsprotokoll) genehmigt.
- ↑ Vgl. Gründungsprotokoll im Archiv des Steiermärkischen Kunstvereins.
- ↑ Theater und Kunst. (…) Steiermärkischer Kunstverein. In: Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer, Morgen-Ausgabe, Nr. 281/1901 (XI. Jahrgang), 11. Oktober 1901, S. 5 Mitte. (online bei ANNO). ,
Dr. E.: Kunstausstellungen (Teil 1/2)'. In: Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer, Morgen-Ausgabe, Nr. 285/1901 (XI. Jahrgang), 15. Oktober 1901, S. 1 f. (online bei ANNO). ,
—: — (Teil 2/2)'. In: Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer, Morgen-Ausgabe, Nr. 293/1901 (XI. Jahrgang), 23. Oktober 1901, S. 1 ff. (online bei ANNO). . - ↑ Vgl. Schreiben an die Stadthalterei vom 5. Dezember 1903 im Akt zur Vereinsauflösung des Grazer Künstlerbundes.
- ↑ Klein: Vergessene Steirische Moderne In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz. Graz 2012.
- ↑ Senarclens de Grancy: „Moderner Stil“ und „Heimisches Bauen“, S. 162.
Personendaten | |
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NAME | Schad-Rossa, Paul |
ALTERNATIVNAMEN | Schad, Georg Paul; Schad, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunstmaler, Kopist und Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 1. Januar 1862 |
GEBURTSORT | Nürnberg |
STERBEDATUM | 1916 |
STERBEORT | Berlin |