Das Corazzieri-Regiment (Kürassierregiment) der Carabinieri ist die Leibgarde des italienischen Staatspräsidenten. Zu erkennen sind Sie am Vollkürass (Brust- und Rückenpanzer), am Metallhelm mit Roßhaarschweif und vor allem auch an ihrer Körpergrösse (1,90 cm Mindestgrösse). Eine ähnliche Formation gibt es in Frankreich, die "Garde Républicaine".
Nicht zu verwechseln sind die "Corazzieri" mit den "Granatieri di Sardegna", einer Gardetruppe des italienischen Heeres, die ebenfalls Ehren- Repräsentanz- und Wachaufgaben bei der italienischen Regierung übernimmt. Diese Grenadiere tragen als einzige Truppe des italienischen Heeres eine Bärenfellmütze.
Aufgaben
Die "Corazzieri" sind für die Sicherheit und die Unversehrtheit des italienischen Staatspräsidenten, sowie für den Schutz seines Amtssitzes verantwortlich. Sie versehen Ihren Dienst im Quirinalspalast in Rom (Sitz des Staatspräsidenten) und begleiten den Präsidenten auf seinen Dienstreisen. Übernimmt der italienische Senatspräsident als Vizepräsident der Republik die (inländischen) Amtsgeschäfte des Staatspräsidenten, weil dieser verhindert ist oder sich im Ausland befindet, versehen die "Corazzieri" ihren Dienst beim Präsidenten des italienischen Senats bzw. an dessen Amtssitz, dem Palazzo Madama . Bei Besuchen ausländischer Staatsgäste stellen sie zusammen mit Einheiten anderer Teilstreitkräfte Ehrenformationen.
Struktur
Wie fast alle heutigen Regimenter der italienischen Armee hat auch das "Corazzieri"-Regiment nur Bataillonsstärke. Neben Stabs- und Versorgungseinheiten, verfügt das Regiment über eine Personenschutzeinheit und zwei "Schwadronen" zu Pferde, die auch Motorradeskorten fahren. Um "Corazziere" zu werden, sind gewisse körperliche Voraussetzungen mitzubringen, darunter die besagte Mindestgrösse von 1,90cm. Darüber hinaus muss man mindestens sechs Monate bei anderen Carabinieri-Einheiten gedient haben und dort sehr gut beurteilt worden sein.
Geschichte
Die "Corazzieri" sind als Garderegiment zu Pferde Nachfolger einer 1383 gegründeten Gardeeinheit der Grafen von Savoyen. Unter verschiedenen Bezeichnungen war diese Garde auch für den Schutz der Herzöge von Savoyen und der Könige von Piemont-Sardinien verantwortlich. Das Haus Savoyen stellte nach der italienischen Einigung ("Risorgimento") auch die Könige von Italien. Nach Aufstellung der Carabinieri im Jahr 1814 übernahmen diese schrittweise Aufgaben und Tradition der alten Gardeeinheit, die später ganz aufgelöst wurde. Die "Corazzieri" wechselten mehrfach ihren Namen. Sie trugen zeitweise die Bezeichnungen "Ehrengarde Seiner Majestät" oder auch "Carabinieri-Gardeschwadron des Königs", nach der Abschaffung der Monarchie firmierten sie unter "Carabinieri-Kommando Garde des Staatspräsidenten" und "Carabinieri-Regiment Garde der Republik". Im Volksmund hiessen sie wegen ihrer Uniform aber immer nur "Kürassiere". Dem wurde 1992 Rechnung getragen: das Regiment heißt seitdem wieder "Reggimento Corazzieri". Die Kaserne des Regiments befindet sich gleich neben dem römischen Quirinalspalast in der "Via XX. Settembre". Sie ist nach dem Carabinieri-Major Alessandro Negri di Sanfront benannt, der am 30. April 1848 in der Schlacht von Pastrengo den bekanntesten militärischen Einsatz der Leibgarde (und vielleicht der ganzen Carabinieri) leitete.
Pastrengo
Nach dem Volksaufstand von Mailand (18.-22.03.1848), der die österreichischen Truppen unter Radetzky zum Rückzug ins Festungsviereck Mantua-Peschiera del Garda-Verona-Legnago zwang, erklärte König Karl Albert von Piemont-Sardinien dem Kaisertum Österreich den Krieg und stellte sich somit an die Spitze der italienischen Einigungsbewegung. Der piemontesische Armee gelang es, in das Festungsviereck einzudringen und dort einige Erfolge zu erzielen, so in der Schlacht von Goito und mit der Einnahme der Festung Peschiera. Doch schliesslich gelang es Radetzky, nicht zuletzt wegen piemontesischer Zögerlichkeiten, den Krieg in der Schlacht bei Custozza doch noch zu seinen Gunsten zu entscheiden. Die Schlacht von Pastrengo war eines der kleineren Aufeinandertreffen der kaiserlichen und der piemontesischen Streitkräfte. Pastrengo ist eine kleine Gemeinde in der Nähe des Gardasees, 18km westlich von Verona. Karl Albert wollte Pastrengo einnehmen um seine linke Flanke gegen österreichische Angriffe zu schützen. Zugleich gedachte er damit die österreichischen Verbindungen zwischen dem Festungsviereck und Tirol abzuschneiden. Radetzky wusste um die strategische Bedeutung Pastrengos und entsandte die Division des Generals Wocher mit drei Brigaden. Karl Albert verfolgte persönlich den Vormarsch von drei piemontesischen Angriffsspitzen, die sich bei Pastrengo vereinigen sollten. In der Gegend des Monte Valena stieß der König und sein Gefolge unvermittelt auf tiroler Schützen des Obersten Wohlgemuth, welche sofort das Feuer eröffneten. Der Kommandeur der königlichen Leibgarde (drei Carabinieri-Schwadronen zu Pferde), Major Negri di Sanfront, befahl eine sofortige Attacke. Der Angriff der knapp 300 Reiter auf die österreichischen Stellungen hatte durchschlagenden Erfolg. Wegen der relativ geringen Grösse des Schauplatzes war dieses Gefecht von allen übrigen Soldaten verfolgt worden. Die 13.000 piemontesischen Soldaten zogen auf diese Weise angespornt in die Schlacht und entrissen der österreichischen Division Pastrengo. Der Ort und der dortige Einsatz der Leibgarde haben bis heute einen besonderen Platz in der Geschichte der Carabinieri.