FlowTex

Ehemaliges Unternehmen
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Die Firma FlowTex Technologie GmbH & Co. KG im badischen Ettlingen steht für den schwersten Fall von Wirtschaftskriminalität in der Bundesrepublik Deutschland.

Flowtex handelte im Zeitraum zwischen 1994 und 1999 mit von der spanischen Firma Maquinista de Levante (Male) produzierten Horizontalbohrmaschinen, mit denen Rohrleitungen im Erdreich verlegt werden können, ohne die gesamte Strecke aufzureißen. FlowTex verkaufte angeblich rund 3.000 dieser Maschinen, die allerdings zum größten Teil nur auf dem Papier existierten, zu einem Stückpreis von etwa 1,5 Millionen Mark.

Der Geschäftsführer der Herstellerfirma Male war Matthias Schmider, Bruder des Geschäftsführers von Flowtex, Manfred Schmider. Matthias Schmieder war als Geschäftsführer der Zuliefererfirma an dem Flowtex-Betrug beteiligt, in dem Rechnungen über 1200 nicht existierende Bohrgeräte ausgestellt wurden. Nach Berechnungen des Insolvenzverwalters von Flowtex soll Matthias Schmieder auf diese Weise über 85 Millionen DM erwirtschaftet haben.

Bohrsysteme wurden von Flowtex an fingierte Leasinggesellschaften verkauft, welche zum größten Teil von den Geschäftsführern der Flowtex selbst gegründet wurden. Flowtex selbst leaste die Maschinen wieder zurück, um den für die Leasinggesellschaften notwendigen Marktbedarf für eine Kreditfinanzierung bei den Banken sicherzustellen. Die erhaltenen Kredite der Leasinggesellschaften für den Kauf der nicht vorhandenen Bohrmaschinen war der Gewinn des Betrugs. Um den Umstand zu kaschieren, dass nur ein Zehntel der Bohrsysteme wirklich existierte, fälschten die Gesellschafter von Flowtex vor Betriebsprüfungen unter anderem auch die Seriennummern auf den Zulassungsschildern der Bohrgeräte, in dem immer neue Zulassungsplaketten mit neuen Seriennummern auf den selben Geräten aufgebracht wurden.

Bei diesem System des Kreditbetruges handelte es sich um ein mit einem Schneeballsystem vergleichbaren "Geschäftsmodell" der Bereicherung, welches zur Sicherstellung der Zahlung der Leasingraten an die Leasinggesellschaften immer neue Verkäufe nicht vorhandener Maschinen an jene Leasinggesellschaften erforderte.

In noch nicht abgeschlossenen Gerichtsverfahren wird die Verstrickung von Betriebsprüfern des zuständigen Finanzamtes geprüft, welchen vorgeworfen wird, während ihren Betriebsprüfungen Kenntnis von dem Betrug erlangt zu haben, ihn aber nicht meldeten. Es wird ihnen vorgeworfen, trotz Kenntnis der Sachlage geschwiegen zu haben, weil sie in einem Fall Sachleistungen von Flowtex erhalten haben sollen und weil ihnen im Allgemeinen der Umstand der Rückzahlung von unrechtmäßig abgeführter Gewerbesteuer in Millionenhöhe an das Finanzamtes bewusst gewesen sein soll.

Im Jahre 2000 wurde dem Geschäftsführer Manfred Schmider und weiteren Mitarbeitern dieser Betrug nachgewiesen, der einen Schaden von rund 2,9 Milliarden Mark angerichtet hatte; die Verantwortlichen wurden 2002 zu sechs bis zwölf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Neben den Verantwortlichen bei FlowTex gerieten auch Wirtschaftsprüfer, Behörden, Staatsanwaltschaft und FDP- und CDU-Politiker des Landes Baden-Württemberg ins Zwielicht, da die Luftgeschäfte lange Jahre unentdeckt blieben. Manfred Schmider pflegte freundschaftliche Kontakte zu mehreren Verantwortungsträgern und war vor der Aufdeckung des Skandals als erfolgreicher Musterunternehmer sehr angesehen.

Im Jahre 2001 einigte sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit den Leasinginstituten und Banken in einen außergerichtlichen Vergleich auf die Zahlung von 100 Millionen DM.

Die FlowTex-Geschäfte waren ordentlich versteuert worden, weshalb die Stadt Ettlingen nach der Aufdeckung des Skandals einen beträchtlichen Betrag an Gewerbesteuern an den Insolvenzverwalter zurückzahlen musste.


Aufschlüsselung über den Verbleib der einzelnen Vermögenswerte

Zwischen 1994 und 1999 hat FlowTex von Leasinggesellschaften rund 4,2 Milliarden DM eingenommen. In Form von Leasingraten wurden daraus rund 2,6 Milliarden DM zurückbezahlt. Der auf betrügerische Weise erlangte Gewinn belief sich somit auf ca. 1,6 Milliarden DM.

Die in diesem Zeitraum angefallenen realen Geschäftsausgaben (Gehälter, Miete) beliefen sich auf rund 686 Millionen DM sowie Steuern von rund 325 Millionen DM. Die verbleibende Differenz von ca. 616 Millionen DM sind an die damaligen Geschäftsführer von FLowtex geflossen: Manfred Schmider, Dr. Klaus Kleiser, Angelika Neumann (Geschäftsführerin der "KSK Guided Microtunneling Technologies") und Matthias Schmider und an diverse Beteiligungsgesellschaften im Zusammenhang mit Beteiligungen an Leasinggesellschaften in Höhe von 80 Mio DM.