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Abdallah Yusuf Azzam

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Scheich Dr. Abdallah Yusuf Azzam (* 1941; † 1989 in Peschawar) war ein islamistischer Theologe, Mudschahedin und Mentor von Osama bin Laden.

Biographie

A. wurde 1941 in dem Dorf Seelet al-Hartiyeh (West-Bank/Palästina) geboren. Er studierte in Damaskus (Abschluss in Theologie 1966), wo er Sprecher der Muslimbruderschaft war. Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 ging A. nach Jordanien, wo er am palästinänsischen Widerstand gegen die israelische Besetzung teilnahm. Anschließend ging er nach Ägypten und erlangte an der al-Azhar-Universität in Kairo seinen Doktor der Theologie mit Auszeichnung. Während des Studiums kam er in Kontakt mit mit radikalen Islamisten wie Omar Abdel-Rahman, Dr. Aiman az-Zawahiri und anderen Anhängern der Lehre von Sayyid Qutb.

Anfang der Siebziger lehrte und studierte er in Amman (Jordanien) und an der al-Azhar-Universität. Die mehrjährige Beteiligung am palästinänsischen Dschihad brachte ihn schließlich zu der Überzeugung, dieser müsse sich am "wirklichen Islam" orientieren, weshalb er nach Saudi-Arabien ging, um an der König-Abdul-Aziz-Universität in Dschiddah zu lehren. Dort traf er Mohammed Qutb, dem Bruder Sayyid Qutbs. Zugleich reifte in ihm die Vorstellung, nur ein bewaffneter Dschihad könne erfolgreich sein. Mit dem Ziel einer "paradiesischen Selbstverachtung durch dschihadistische Selbstauslöschung", d.h. dem Märtyrerkult, begründete er eine neue Schule unter den Islamisten. Diesem zufolge gebe es für einen Muslim kein höheres Ziel als den Tod im Dschihad gegen Ungläubige.

Deshalb entschloss er sich auch als einer der ersten Araber, am Kampf gegen die Sowjetunion in Afghanistan nach dem Einmarsch 1979 teilzunehmen. Er reiste nach Islamabad (Pakistan), wo er mit den Anführern des afghanischen Befreiungskampfes zusammenkam und zeitweise an der internationalen islamischen Universität lehrte.

Um noch näher am Geschehen zu sein, ging A. 1982 nach Peschawar, gemeinsam mit Osama bin Laden, dessen Mentor er wurde. Sie gründeten ein "Büro für Mudschahedin-Dienste" (Makthab al-Khadamat), das Mudschahedin aus der ganzen Welt für den Dschihad in Afghanistan anwerben sollte. Fernes Ziel war aber auch die Befreiung Palästinas. A. ging selbst zum Kampf nach Afghanistan und nahm auch Osama bin Laden dorthin mit. Mit seinen Schriften (Zeitschrift Al-Dschihad) wurde A. zum wichtigsten Dschihad-Ideologen der Region. Mit Osama bin Laden als Geldgeber und durch Unterstützung des CIA (über den pakistanischen Geheimdienst), gelang die Anwerbung von geschätzten 20.000 Mudschahedin aus 20 Ländern.

Dennoch war A. er in der Dschihad-Bewegung nicht unumstritten. So wurde ihm vorgeworfen, über dem Kampf in Afghanistan den in Palästina als das eigentlich "zentrale Anliegen des Islam" zu vernachlässigen. Jedoch soll A. Ende der Achtizger selbst noch den Dschihad als weltweites Konzept weiterentwickelt haben. 1989 starb A. durch eine Bombe in Peschawar. Die Täterschaft ist ungeklärt, im Verdacht standen u.a. Osama bin Laden und die CIA.

Nach A.s Tod wurden seine Werke durch das in London ansässige Verlagshaus Azzam Publications vertrieben.

Werke

  • Die Liebhaber der Paradiesjungfrauen ('Ushasha qu l-Hur)
  • Die Verteidigung von muslimischen Ländern als höchste persönliche Pflicht (Fatwa)

Literatur

  • Michael Pohly und Khalid Durán: Osama bin Laden und der internationale Terrorismus. 2001.
  • Berndt Georg Thamm: Al-Qaida. 2005.