Lucy Walter

Mätresse des englischen Königs Karl II., Mutter von James Scott, 1. Duke of Monmouth
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Lucy Walter(auch Walters oder Waters genannt)(* 1630; †1658 in Paris), war die Tochter des walisischen Adeligen Richard Walter. Sie war eine der vielen Mätressen des englischen Königs Karl II. und die Mutter des Herzogs von Monmoth, Herzog James von Monmouth.

Leben

Kindheit und Jugend

Die Familie Walter war eine walisische Adelsfamilie, die sich in den Zeiten des englischen Bürgerkriegs auf die Seite der Royalisten schlug. Im Zuge des Bürgerkrieges wurde das Haus der Familie, Roch Castle, eingenommen und zerstört. Die Familie floh zunächst nach London. Lucy wurde später durch ihren Onkel, den Grafen von Carbery, nach Den Haag gebracht.

Sie wurde mit dreizehn oder vierzehn Jahren in die englische Gesellschaft eingeführt und schnell die Geliebte von Algernon Sidney, einem jungen Offizier in der Armee von Oliver Cromwell. In Den Haag soll sie den jüngeren Bruder ihres Geliebten, Robert Sidney getroffen haben, der sie später mit Karl II. bekannt machte.

Es ist umstritten ob die frühreife Lucy Walter, die sich als Geliebte von Robert auch Mrs. Barlow nannte, den einen Liebhaber ohne zu Zögern gegen einen neuen austauschte, oder ob sie von einem Mann zum nächsten weitergereicht wurde. Es werden beide Auffassungen in verschiedenen Biografien genannt.

Mätresse des Königs

In Den Haag traf Lucy tatsächlich zum ersten Mal den englischen Thronfolger Karl II., der schon damals sehr empfänglich war für weibliche Schönheit und sich sofort stark für Lucy interessierte. Der Baron d'Aulnoy beschrieb Lucy folgendermaßen:

Her beauty was so perfect that when the King saw her...
he was so charmed and ravished and enamoured
that in the misfortunes which ran through the first years
of his reign he knew no other sweetness or joy
than to love her, and be loved by her.
(Baronne d'Aulnoy, Memoirs of the Court of England in 1675)
Ihr Schönheit war so perfekt das, als der König sie (Lucy) sah
er hingerissen, entwaffnet und bezaubert war, und
das er ungeachtet des Unglücks seiner Herrschaft in den ersten Jahren
keine andere Freude und Anmut kannte
als sie zu lieben, und von ihr geliebt zu werden.

Lucy war weder unerfahren, noch war sie die erste Geliebte des englischen Thronfolgers. John Evelyn beschreibt Lucy als "brown, beautiful, bold but insipid creature" (braun (dunkel), schön, frech aber geistlos). Er bezeichnete sie auch und gerade wegen ihrer derben und ungekünstelten Art, ihre Sexualität sehr offen zu zeigen und auszuleben, als Hure (a strumped). Ebenso nannte sie Samuel Pepys "a common whore" (eine gewöhnliche Hure).

Die Affäre von Karl II. und Lucy muss vor Juni 1648 begonnen haben, da ihr gemeinsamer Sohn James bereits am 9. April 1649 geboren wurde, der zunächst auf den Namen James Crofts getauft wurde. Der englische Thronfolger machte nach der Geburt des Kindes sofort seine Vaterschaft geltend. Später erhob Karl II. James zum Herzog von Monmoth und kümmerte sich nach dem Tode der Mutter um seine Erziehung.

Die Beziehung zwischen Lucy und Karl II. verlief in Intervallen. Gemeinsam reisten sie zwar nach Paris und Jersey, aber Lucy wurde ihrem königlichen Geliebten schnell untreu. So brachte sie ihre Tochter Mary, die sie mit Henry Bennet, dem ersten Grafen von Arlington hatte, zur Welt als Karl II. sie für längere Zeit nicht sehen konnte. Ein anderes Mal äusserte sie die Absicht Baron Henry de Vere zu heiraten. Obwohl Karl II. seine Zustimmung zu dieser Hochzeit gab, kam sie nie zustande. Ob Baron de Vere kalte Füße bekam, weil der gute Ruf seiner Zukünftigen bereits zu geschädigt war, oder ob Lucy auf eine Ehe plötzlich keine Lust mehr hatte; beide Beweggründe liegen im Bereich des Möglichen.

Lucy schien unbeeindruckt zu sein von dem Ruf der ihr nachhing. So soll sie sich um 1655 in rascher Reihenfolge in zahlreiche Affären gestürzt haben, bis es sogar Karl II., dem "jede gewöhnliche Hure gerade recht war" (a common whore is good enough), zu viel wurde. 1655 bat er seinen Freund und Vertrauten, Lord Theobald Taafe, Lucy möglichst schnell aus der Gegend von Den Haag zu entfernen.

Advise her, both hor her sake and mine,
that she goes to some place other than the Hague,
for her stay there is very prejudicial to us both.
Rate ihr, ihretwegen und meinetwegen,
das sie zu einem anderen Platz mit Ausnahme von Den Haag geht,
ihr Bleiben ist sehr nachteilig für uns beide

Taafe hatte kein grosses Glück bei der Entfernung von Lucy aus Den Haag. Sie wurde kurze Zeit später seine Geliebte.

Anklagen und Verhaftung in England

1656 wurde Lucy beschuldigt zwei weitere illegitime Kinder, deren Väter unbekannt blieben, abgetrieben zu haben. Des weiteren beschuldigte man sie, ein Dienstmädchen ermordet zu haben. Beide Anklagen wurde später fallengelassen.

Im Sommer des gleichen Jahres, kehrte sie mit ihren Kindern James und Mary zurück nach England. Die Familie wurde nach ihrer Ankunft von den Abgesandten Oliver Cromwells sofort verhaftet und in ein Gefängniss eingeliefert. Bei ihrer Verhaftung wurde Lucy Walter zum ersten Mal offiziell als "Frau und Geliebte von Charles Stuart" (the wife and mistress of Charles Stuart) bezeichnet, was später dem Grücht um eine heimlichen Hochzeit zwischen Karl II. und Lucy Nahrung geben sollte.

Lucy Walter schaffte es mit ihren Kindern aus dem Gefängniss entlassen zu werden und reiste zurück nach Den Haag. Taafe, inzwischen wieder als Vermittler zwischen Lucy und Karl II. tätig, sicherte ihr eine regelmässige Pensionszahlung zu, vor allem um den gemeinsamen Sohn James gut versorgt zu sehen.

Verlust des Sohnes

1658 erreichten die königlichen Vermittler das Lucy ihren Sohn James unter Karl II.s Obhut stellte. Lucy war verständlicherweise unglücklich, aber sie schien einzusehen das James unmöglich bei einer Frau deren Ruf so beschädigt war und die in einer Art Bordell in Brüssel lebte, aufwachsen konnte. James, der du dieser Zeit bereits 9 Jahre alt war, hatte noch nie Unterricht oder eine Art von Erziehung erhalten. Er war Analphabet und wußte nicht, wie man sich in normaler Gesellschaft zu benehmen hatte. Karl II. benannte einen Tutor, der James ab 1658 unterrichten sollte. Er sah seine Mutter nie wieder.

Lebensende

Nachdem sie ihren Sohn verloren hatte, reiste Lucy nach Paris, wo sie im September oder Oktober 1658 starb und in einem unmarkierten Grab beerdigt wurde. Laut offiziellen Quellen starb sie an einer "Krankheit, die sie sich durch ihren Beruf zugezogen hatte" (of a disease incident to her profession". Höchstwarscheinlich starb sie an einer Geschlechtskrankheit, die sie sich nach 1651 zugezogen hatte.

Legendenbildung =

In späteren Jahren und noch zu Lebzeiten von Karl II., wurden Gerüchte verbreitet er und Lucy Walter hätten heimlich geheiratet.

Kinder

Mit Karl II. (1630 - 1685)

  • Mary Crofts, (1651 - ?), nicht anerkannt. Sie heiratete William Sarsfield, später William Fanshaw und arbeitete als Heilerin in Covent Garden.