Telepolis
Telepolis ist ein Online-Magazin des Heinz-Heise-Verlags, der u.a. auch die c't und iX publiziert sowie den Heise News-Ticker betreibt. Das Netzmagazin beschäftigt sich seit Anfang 1996 mit netzpolitischen Fragen, Datenschutz, wissenschaftlichen Themen, Kulturkritik, Politik und Medien.
Gegründet wurde es von den Redakteuren Armin Medosch und Florian Rötzer. Gemeinsam hatten sie im Herbst 1995 die Veranstaltungreihe "Telepolis" konzipiert und organisiert. Dies führte zur Gründung des Magazins. 2001 wurde das Team mit der Münchner Journalistin Michaela Simon erweitert.
Die Telepolis-Redaktion erhielt im Jahr 2000 den Europäischen Preis für Online-Journalismus der Medien-Konferenz Net-Media in der Kategorie "Investigative Reporting" für die Enfopol-Berichterstattung seiner Autoren Christiane Schulzki-Haddouti, Erich Moechel und Duncan Campbell. 2002 wurde die Redaktion mit dem Online-Grimme-Preis geehrt.
Im selben Jahr reduzierte der Verlag das Budget aus Betriebsgründen drastisch und Armin Medosch musste seine Redaktionsstelle in London schließen. Seither spielen die klassischen netzpolitischen Themen, die Telepolis in der Netzszene berühmt machten, nur noch eine untergeordnete Rolle. Das Magazin widmet sich unter dem Eindruck der Terroranschläge vom 11. September vor allem geopolitischen Themen. Dabei sind die Beiträge selten mehr als eine kritische Sicht auf die internationale Presse. Insbesondere zur Bush-Regierung ergriff Telepolis bisweilen sehr polemisch Partei, wie ihr von der Kritik angekreidet wurde (Bush-Bashing). Daneben gibt es Kommentierungen zu bizarren naturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen. Beispiele für investigativen Journalismus sind selten geworden. Beobachter sehen in dieser Entwicklung trotz gestiegener Leserzahlen einen Bedeutungsschwund des beliebten Online-Magazins.
Trotz früher Kritik an der Konzeption der Electronic Frontier wird Telepolis immer noch (frei nach dem Diktum über den Spiegel) als Sturmgeschütz des Technoliberalismus gesehen.
Berühmt und berüchtigt ist das Magazin nach wie vor durch seine Specials zum weltweiten Abhörsystem Echelon, zu den Enfopol-Papieren oder zum Copyright. Das von Mathias Bröckers im Alleingang verfasste Special zu Verschwörungstheorien rund um den 11. September sticht in mehrfacher Hinsicht besonders hervor: Es leitete den Umschwung des Telepolis-Themenspektrums ein - und war hinsichtlich seiner Leserzahlen und seines späteren Bucherfolgs außerordentlich erfolgreich.
Diese Entwicklung wird aber nicht nur positiv bewertet. Die taz griff die Verschwörungstheoretiker scharf an und wies auf einen Schulterschluß mit rechtsextremen Verschwörnungstheoretikern wie Horst Mahler hin [1]; Bröckers spielte auch eine Hauptrolle in einer Spiegel-Titelgeschichte, in der den Enthüllungsjournalisten der 11.September-Verschwörung einseitige Berichterstattung und schlampige Recherchen bis hin zur Faktenverfälschung nachgewiesen und viele ihrer Schlußfolgerungen widerlegt wurden [2]. Auch sonst kam häufiger der Vorwurf einer in vielen Fällen schlecht recherchierten, meinungsgefärbten Berichterstattung auf, wobei andere Artikel allerdings weiterhin eine hohe Qualität halten konnten.
Beliebt ist auch das jährliche Preisrätsel, das zu den schwierigsten auf dem deutschen Medienmarkt gehört. Seit 2000 gibt Telepolis auch Bücher heraus. Die erfolgreichsten sind bislang der von Christiane Schulzki-Haddouti herausgegebene Band "Vom Ende der Anonymität - Die Globalisierung der Überwachung", sowie der von Armin Medosch und Janko Röttgers herausgegebene Band "Netzpiraten". Bekannte Telepolis-Autoren sind u.a. (in alphabetischer Reihenfolge):
- Mathias Bröckers
- Ernst Corinth
- Marcus Hammerschmitt
- Stefan Krempl
- Stanislaw Lem
- Helmut Lorscheid
- Janko Röttgers
- Florian Rötzer
- Burkhard Schröder aka Burks
- Christiane Schulzki-Haddouti
Weblink
- Telepolis - Magazin der Netzkultur
- Telepolis specials