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Mariä Heimsuchung (Rauenzell)

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Die Kirche von außen
Blick zu den Altären
Nördliche Chorwand
Südliche Chorwand
Christus im Grab aus der ehemaligen Wallfahrtskirche St. Salvator bei Rauenzell
Christus im Grab, Detail
Anna selbdritt
Bildtafel mit der Gründungslegende der Hostienwallfahrtskirche St. Salvator
Ölberggruppe

Mariä Heimsuchung ist die römisch-katholische Pfarrkirche in Rauenzell, Ortsteil der Stadt Herrieden im mittelfränkischen Landkreis Ansbach und im Bistum Eichstätt.

Lage

Die Kirche steht auf einer leichten Erhebung im südlichen Bereich des Ortes an der von Burgoberbach kommenden Staatsstraße 2249, die nach der Kirche in Richtung Herrieden abbiegt.

Pfarr- und Baugeschichte

Bis ins 14. Jahrhundert war Rauenzell mit Oberbach eine Filiale von Großenried; für 1322 sind Frühmesser erwähnt.[1] 1362 erhielt die Liebfrauenkapelle in Rauenzell, zu dieser Zeit Filiale von Burgoberbach, einen Ablassbrief von 13 Bischöfen.[2] 1452 erfolgte unter dem Eichstätter Bischof Johann III. von Eych die Abtrennung von Burgoberbach und die Erhebung zu einer eigenen Pfarrei.[3] Um diese Zeit war sicherlich bereits eine Kirche vorhanden, über die jedoch jegliche Nachricht fehlt. Es handelte sich wohl um eine Wehrkirche, denn in der Friedhofsummauerung gab es einen Torturm mit Schießscharten, der 1893 abgebrochen wurde.[4] 1699 erfolgte eine Renovierung; die Kirche hatte wohl im Dreißigjährigen Krieg Schäden erlitten. Aufgrund eines Kostenvorschlages von 1748 kann man davon ausgehen, dass der Kirchturm um die Mitte des 18. Jahrhunderts nach Plänen des Eichstätter Hofbildhausers Matthias Seybold seine heutige Gestalt erhielt. 1752 wurden drei heute nicht mehr vorhandene Barockaltäre konsekriert, 1795 erhielt das Langhaus eine Bretterdecke.[2] 1808 wurden Kunstwerke aus der im Abbruch befindlichen Wallfahrtskapelle St. Salvator im Steinbachtal in die Pfarrkirche Rauenzell transferiert.

Die im 19. Jahrhundert zunehmende Bevölkerung verlangte nach einer größeren Kirche. So wurde 1821 das Gotteshaus nach Osten verlängert.[4] 1839/44 wurden drei neue Altäre, geschaffen vom Ansbacher Bildhauer und Restaurator Franz Herterich (1798–1876), aufgestellt.[2] 1877 wurde das innerhalb der Friedhofsummauerung stehende Schulhaus abgebrochen.[5] Die Sakristei wurde 1889 angebaut. 2007 wurde der Holzfußboden der Kirche durch einen Steinfußboden mit moderner Heiztechnik ersetzt.[6] Die Pfarrei gehört zum Pfarrverband Herrieden[7] und zum Pfarreienverbund Oberland.[8]

Baubeschreibung

Die Kirche steht mit einem weiteren Gebäude, der Friedhofskapelle St. Johann, in einem ummauerten Friedhof. Sie ist west-ost ausgerichtet, der Turm steht im Westen. Beim flachgedeckten, fünfjochigen Langhaus mit Stichbogenfenstern ist die östliche Achse durch korbbogige flache Nischen querhausartig erweitert. Das Satteldach ist teilweise abgewalmt. Der Chor im Osten der Kirche schließt mit fünf Seiten des Achtecks, hat eine verputzte Flachdecke über Profilleiste und Hohlkehle und seitlich je ein Stichbogenfenster. Der Chorbogen ist eingezogen stichbogig mit Lisenengliederung. Das netzrippengewölbte Vorzeichen und eine Ölbergnische (15. Jahrhundert) stehen unter einem gemeinsamem Pultdach. Orgelempore im Westen. Der quadratischer Westturm ist zweigeschossig und hat im Obergeschoss rundbogige Schallöffnungen. Seine Dachform ist eine vierseitige Pyramide. Östlich am Chor befindet sich der Sakristeianbau.[2]

Ausstattung

  • Der viersäulige Hochaltar (1839/44) mit Engeln im Auszug zeigt seitlich neu gefasste Holzfiguren der Eichstätter Diözesanheiligen Willibald und Walburga. Eine neu gefasste Holzfigur des Auferstandenen (um 1500) steht im Auszug. Das rechteckige Altarbild (19. Jahrhundert) stellt die Heimsuchung Mariens dar und wurde von Johann Andreas Engelhart aus Nürnberg gemalt.[2]
  • Der nördliche, zweisäulige Seitenaltar zeigt ein Altarbild des gleichen Künstlers, dargestellt ist die hl. Katharina. Das Bild im Auszug stellt den hl. Dominikus dar, gemalt 1891 von Lang.
  • Der südliche, ebenfalls zweisäulige Seitenaltar bringt wieder ein Altarbild von J. A. Engelhart, die Steinigung des hl. Stephanus zeigend (von 1847). Im Aufsatz zeigt das Bild den hl. Franziskus, wohl von Lang.
  • Die Hängekanzel dürfte zeitgleich mit den Altären entstanden sein; an der Rückwand befindet sich ein rundbogiges Bild des Erlösers, auf dem Schalldeckel steht das apokalyptische Lamm.
  • Aus der ehemaligen Wallfahrtskirche St. Salvator im Steinbachwald stammen eine Bildtafel mit einer Darstellung der Gründungslegende der Wallfahrt (18. Jahrhundert) und in einer Nische der Langhaussüdwand eine Sandsteinfigur des im Grabe liegenden Christus, dessen Kopf von einem Engel gestützt wird (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts).[9]
  • An Holzfiguren sind in der Kirche verteilt: Kruzifix (um 1500, neu gefasst); Pietà (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, neu gefasst); Anna selbdritt (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, Köpfe wohl überarbeitet, neu gefasst; Büsten der hll. Laurentius und Dominikus (um 1500, neu gefasst); Figuren der Erzengel Michel und Raphael; hl. Sebastian (1. Hälfte des 16. Jahrhunderts); Statuette des Auferstandenen (1. Hälfte des 18. Jahrhunderts; neu gefasst); Vortragekreuz (um 1800); Bruder Konrad von Parzham (im Vorzeichen; 1938).
  • Das Orgelgehäuse baute 1777 Orgelbauer Johann Andreas Weiß aus Nabburg; der rot-grün marmorierte, teilvergoldete fünfteilige Prospekt hat geschnitzte Blenden, das Spielwerk stammt von 2003 von der Orgelmanufaktur Lutz in Feuchtwangen.[10]
  • Ölberggruppe aus neu gefassten Steinfiguren (Mitte des 15. Jahrhunderts),[11] „von hohem künstlerischen Stellenwert“.[1]
  • Kalkstein-Epitaph an der Außenwand für , Dr. theol. Johannes Georgius Vollnhals (18. Jahrhundert).

Friedhofskapelle St. Johann

Die Kapelle in der Südostecke des ummauerten Friedhofs wurde vermutlich im 15. Jahrhundert erbaut und 1627 erneuert. 1779 erfolgte eine Umgestaltung des Daches. 1891/92 wurde nach der Entfernung des Altares eine Lourdesgrotte eingebaut.[11] 1950 wurde der Bau durch einen westlichen, langhausartigen Vorbau wieder zur Friedhofskapelle. Das Oberteil der Kapelle ist als Oktogon aufgeführt und wird von einem achtseitigen Pyramidendach abgeschlossen.[2]

Die Legende besagt, dass im 14. Jahrhundert eine adelige Jungfrau eine mitgenommene geweihte Hostie im Wald Steinbach niederlegte und an diesem Ort 1493 oder früher eine zunächst hölzerne Wallfahrtskapelle St. Salvator geweiht wurde. Diese Gründungslegende ist auf einer Bildtafel in der Kirche von Rauenzell dargestellt. Die Wallfahrt war bis ins 19. Jahrhundert lebendig; auf Veranlassung der staatlichen Behörden wurde die 1764 bis 1784 unter dem eichstättisch-fürstbischöflichen Hofbaudirektor Maurizio Pedetti erweiterte Kirche im Zuge der Säkularisation Anfang 1808 abgebrochen.[12]

Sonstiges

Literatur

  • Rauenzell. In: Hans K. Ramisch: Landkreis Feuchtwangen. [Kurzinventar], München: Dt. Kunstverlag 1964. Siehe [2]
  • Rauenzell. In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. Die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken. Bearbeitet von Tilmann Breuer und anderen. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, München/Berlin: Deutscher Kunstverlag 1999, S. 872.
  • Edmund Zöller, Elisabeth Vogl (Text) und Petra Gaab (Fotos): Pfarrkirche „Mariä Heimsuchung“ Rauenzell. [Kirchenführer], o.J. [nach 2007]
  • Edmund Zöller, Elisabeth Vogl (Text) und Petra Gaab (Bilder): Pfarrkirche „Mariä Heimsuchung“ zu Rauenzell. [Faltblatt]. Reihe Kirchen in der Region Hesselberg. O.O.o.J. [nach 2007]
  • Rauenzell (Mariae Heimsuchung). In: Manfred Jehle: Kirchliche Verhältnisse und religiöse Institutionen an der oberen Altmühl, Rezat und Bibert. Klöster, Pfarreien und jüdische Gemeinden im Altlandkreis Ansbach im Mittelalter und in der Neuzeit. Ansbach: Selbstverl. des Historischen Vereins für Mittelfranken, 2009, S. 212.
Commons: Church of the Visitation (Rauenzell) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Kirchenführer-Faltblatt
  2. a b c d e f Rauenzell, in: Ramisch, Landkreis Feuchtwangen
  3. Gemeindehistorie Burgoberbach
  4. a b Rauenzell auf Pfarrverband-Website
  5. Zöller, Pfarrkirche, S. 8
  6. Zöller, Pfarrkirche, S. 7
  7. Pfarrverband Herrieden
  8. Bistum Eichstätt, Pfarreienverbund Oberland
  9. Geschichte von St. Salvator
  10. Kirchenführer-Faltblatt; Zöller, Pfarrkirche, S. 6
  11. a b Dehio, S. 872
  12. [1]; Geschichte von St. Salvator
  13. KDFB-Jubiläumsrückblick

Koordinaten: 49° 13′ 41″ N, 10° 32′ 45″ O