Jump to content

Thorngate's postulate of commensurate complexity

From Wikipedia, the free encyclopedia
This is an old revision of this page, as edited by Yotwen (talk | contribs) at 05:07, 2 June 2012. The present address (URL) is a permanent link to this revision, which may differ significantly from the current revision.

Thorngate's Postulate of commensurate complexity[1] is the description of a Social Science phenomenom concerning directions and results of resarch conducted. Karl E. Weick maintains that research in the field of social psychology can - at a time - achieve only two out of the three meta-theoretical virtues "Generality", "Accuracy" and "Simplicity", and that the third aspect therefore must be neglected in any research.[2] The name of the theorem is derived from the Canadian social psychologist Warren Thorngate of the University of Alberta, whose work is quoted by Weick.[2][3]

Background

Background to the theorem is the debate of sociologists - mainly Kenneth J. Gergen[4] and Barry R. Schlenker[5] – revolving around the meaning of sociological research. Whilst Schlenker appeared to maintain the position, that context only superficially influenced social behavior, Gergen appeared to maintain that context penetrated everything in social behavior, rendering observations as specific to the very situation observed. Thus, simplifying the discussion, the observation of social behavior would be no more than collecting historical data

Während Schlenker die Meinung zu vertreten schien, dass der Kontext von soziologischem Verhalten nur oberflächlich mit den Beobachtungen verbunden sei, schien Gergen die Meinung zu vertreten, dass der Kontext alle Ebenen der Beobachtung durchdringen würde und damit der Kontext zur wesentlichen Größe in der Beobachtung würde. Diese Aussage könnte vereinfachend so dargestellt werden, dass soziologische Beobachtungen keine generalisierte Erkenntnis enthielten, sondern nur noch „historischen“ Wert habe: Soziologie wäre eine Form der Geschichtsforschung.[3] In der Betrachtung dieser Positionen schreibt Thorngate:

It is impossible for a theory of social behaviour to be simultaneously general, simple or parsimonious, and accurate.

— Warren Thorngate[3]

Diese Aussage wird untermauert durch eine Aussage Gergens:

The more general a simple theory, the less accurate it will be in predicting specifics.

— Kenneth J. Gergen[6]

Interpretation des Theorems durch Weick

thumb|Allgemein, Genau und Einfach Weick beschreibt das Modell anhand einer Uhr, bei der auf 12 Uhr das Wort allgemein (engl. General), auf 4 Uhr das Wort „genau“ (engl. Accurate) und auf 8 Uhr das Wort „einfach“ (engl. Simple) steht.

Nach seiner Darstellung kann Forschung sich in einem Kontinuum auf dem Zifferblatt zwischen den drei Ausprägungen definieren lassen:

  • wenn die Forschung sich zwischen „genau“ und „einfach“ befindet, ist sie nicht mehr allgemein nutzbar.
  • Wenn sich Forschung auf allgemeine/einfache Aussagen konzentriert, dann mangelt es ihnen an Genauigkeit,
  • wenn sie sich auf allgemein/genaue Forschung konzentriert, ist sie nicht mehr einfach.

Implizit zeigt Weick damit folgendes auf:

  • Forschungsergebnisse, die einfach und allgemein sind (10-Uhr-Forschung), sind ungenau;
  • Forschung, die genau und einfach ist (6-Uhr-Forschung), kann nur auf sehr begrenzte Gebiete angewandt werden und
  • Forschung die allgemein und genau (2-Uhr-Forschung) ist, wird mit einer erheblichen Komplexität ausgestattet sein.

Als Beispiele für 2-Uhr-Forschung nennt Weick die psychoanalytische Theorie (Otto Fenichel[7]), Levinsons Organisationsdiagnose[8] und Gregory Batesons[9] Theorie zur Ökologie des Geistes. Sechs-Uhr-Forschung (einfach und genau aber nicht allgemein) erkennt er beispielsweise in der Koalitionstheorie von Komorita und Chertkoff[10] aber auch in einem großen Teil der Feld- und Laborforschung. Als Beispiele für 10-Uhr-Forschung (einfach und allgemein aber ungenau) nennt Weick das Peter-Prinzip[11], das Konzept der losen Kopplung[12] und die organisierte Anarchie.

Für Weick bedeutet das, dass Forschungsansätze, die sich nach dieser Darstellung zwangsläufig auf eine oder zwei Dimensionen konzentrieren müssen, durch andere Ansätze ergänzt werden sollten. Nur so können vollständige Bilder von Forschungsgegenständen entstehen. Somit ist das Postulat deskriptiv für die Forschung und präskriptiv für die Forschungsmethodik.

Kritik

Auch wenn das Konzept im Allgemeinen anerkannt wird, kritisieren Fred Dickinson, Carol Blair und Brian L. Ott Weick's Verwendung des Wortes "Accurate" (Genau).[2] Insbesondere in Untersuchungen zu Gedächtnis und ähnlich schwierig qualifizierbaren Themen ist Genauigkeit (im Sinne von Präzision) nur schwierig zu erreichen. Sie schlagen eine Substituierung durch den Terminus "interpretive utility" (interpretativer Nutzen) vor.[2]

Quellen

  1. ^ Warren Thorngate (1976) „In general“ vs. „it depends“: Some comments on the Gergen-Schlenker debate; Personality and Social Psychology Bulletin 2, S. 404-410. zitiert in Weick, Karl E. (1985) Der Prozeß des Organisierens (Übers. v. Hauck, Gerhard); 4. Aufl. 27. August 2007; suhrkamp Taschenbücher Wissenschaft 1194, Frankfurt; ISBN : 978-3-518-28794-1; Seite 54 ff.
  2. ^ a b c d Fred Dickinson, Carol Blair, Brian L. Ott (2010) Places of Public Memory: The Rhetoric of Museums and Memorials; University of Alabama Press, Page 48, Note 104
  3. ^ a b c Warren Thorngate (1976) "In General" vs. "It depends": Some Comments of the Gergen-Schlenker Debate; Personality and Social Psychology Bulletin 2, S. 404-410.
  4. ^ Kenneth J. Gergen (1973) Social psychology as history; Journal of Personality and Social Psychology; 26; Seite 309-320; zitiert in Warren Thorngate (1976) "In General" vs. "It depends": Some Comments of the Gergen-Schlenker Debate; Personality and Social Psychology Bulletin 2, S. 404-410.
  5. ^ Barry R. Schlenker (1974) Social Psychology and science; Journal of Personality and Social Psychology Bulletin, 29, Seite 1-15; zitiert in Warren Thorngate (1976) "In General" vs. "It depends": Some Comments of the Gergen-Schlenker Debate; Personality and Social Psychology Bulletin 2, S. 404-410.
  6. ^ Kenneth J. Gergen (1976) Social psychology, science and history; Personality and Social Psychology Bulletin; 1976, 2. 373-383 zitiert in Warren Thorngate (1976) "In General" vs. "It depends": Some Comments of the Gergen-Schlenker Debate; Personality and Social Psychology Bulletin 2, S. 404-410.
  7. ^ Otto Fenichel (1945) The psychoanalytic theory of neuroses; New York: Norton.
  8. ^ H. Levinson (1972) Organizational diagnosis; Cambridge, Mass.: Harvard University Press
  9. ^ Gregory W. Bateson (1972) Steps to an ecology of mind; New York: Ballantine
  10. ^ S. S. Komorita und Jerome M. Chertkoff (1973) A bargaining theory of coalition formation. Psychological Review 80, S. 149-162.
  11. ^ Laurence J. Peter; Raymond Hull (1972) Das Peter-Prinzip oder die Hierarchie der Unfähigen, Rowohlt Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg, Kapitel 1
  12. ^ Karl E. Weick: Sources of order in Underorganized Systems: Themes in Recend Organizational Theory. In: Karl E. Weick (Hrsg.): Making Sense of the organization. University of Michigan/ Blackwell Publishing, Malden, MA 2001, ISBN 0-631-22317-7, S. 32–57.

[[Kategorie:Sozialwissenschaft]] [[Kategorie:Wissenschaftstheorie]] [[de: Thorngates Postulat der angemessenen Komplexität]]