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Staphylococcus saprophyticus

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Staphylococcus saprophyticus

Staphylococcus saprophyticus nach Gram-Färbung

Systematik
Abteilung: Firmicutes
Klasse: Bacilli
Ordnung: Bacillales
Familie: Staphylococcaceae
Gattung: Staphylokokken (Staphylococcus)
Art: Staphylococcus saprophyticus
Wissenschaftlicher Name
Staphylococcus saprophyticus
(Fairbrother 1940) Shaw et al. 1951
Unterarten
  • Staphylococcus saprophyticus subsp. bovis
  • Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus

Staphylococcus saprophyticus ist ein grampositives, kugelförmiges Bakterium aus der Gattung Staphylococcus, deren Vertreter auch als Staphylokokken bezeichnet werden. Es gehört zur großen Untergruppe der Staphylokokken, bei denen die Koagulase-Reaktion negativ ausfällt (koagulasenegative Staphylokokken). Die Unterart Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus kann bei Frauen eine insbesondere nach dem Geschlechtsverkehr auftretende Blasenentzündung, die so genannte Honeymoon-Zystitis, verursachen.

Merkmale

Erscheinungsbild

In der Gram-Färbung stellt sich Staphylococcus saprophyticus typischerweise in Form von blauen, in Haufen gelagerten Kugeln (Kokken) mit einem Durchmesser von 0,7–1,4 µm dar[1]. Diese sind nicht aktiv beweglich (nicht begeißelt), bilden keine Sporen und verursachen auf Schafblut-Agar keine Hämolyse[2]. Die Kolonien sind dort rund, weiß bis ockergelb gefärbt und werden einige Millimeter groß[1],[3].

Wachstum und Stoffwechsel

Die Art wächst mit und ohne Sauerstoff (fakultativ anaerob). Die Katalase-Reaktion fällt positiv aus, die Oxidase-Rekation negativ[1]. Die Bakterien vermehren sich bei 30 bis 37 °C am schnellsten und sind halotolerant, wachsen also auch in Anwesenheit hoher Salzkonzentrationen (z. B. 10 % Natriumchlorid). Sie sind u. a. mit dem Enzym Urease ausgestattet. Der Energiestoffwechsel kann sowohl oxidativ als auch fermentativ (mittels Gärung) betrieben werden. Unter den beim Menschen vorkommenden Staphylokokken-Arten ist Staphylococcus saprophyticus als eine der wenigen natürlicherweise resistent gegenüber dem Antibiotikum Novobiocin, was man sich auch bei der Identifizierung zu Nutze macht[3].

Genetik

Das Genom von Staphylococcus saprophyticus hat eine Länge von 2,5 Millionen Basenpaaren mit einem geringen Gehalt an Guanin und Cytosin (31–33 %). Die komplette Sequenz der Unterart saprophyticus wurde im Jahre 2005 publiziert[4].

Pathogenität

Durch die Biostoffverordnung in Verbindung mit den Technischen Regeln für biologische Arbeitsstoffe (TRBA 466) wird Staphylococcus saprophyticus subsp. bovis in die Risikogruppe 1, Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus in die Risikogruppe 2 eingeordnet.[5] Es bestehen aber wichtige Unterschiede zu anderen Staphylokokken-Arten, die ebenfalls zur Risikogruppe 2 gehören. So fehlen der Art alle Virulenzfaktoren von Staphylococcus aureus, dafür verfügt Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus über ein einzigartiges, in der Zellwand verankertes Adhäsin, das die Anheftung an Zelloberflächen in den Harnorganen des Menschen ermöglicht. Außerdem findet man vermehrt Transportsysteme und eine starke Expression des Enzyms Urease, die jeweils das Überleben im Urin-Milieu erleichtern. Daraus lässt sich insgesamt erklären, dass Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus beim Menschen häufig Harnwegsinfektionen, jedoch nur selten andere Infektionen verursacht[4].

Nachweise

Die Unterart Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus wird in der Regel aus Urinproben von Patientinnen mit einem Harnwegsinfekt angezüchtet. Die Unterart bovis wurde bei 7 % der gesunden Rinder aus den Nüstern nachgewiesen[1]. Als Nährmedien für die Kultur eignen sich Universalnährböden wie z. B. Schafblut-Agar, aber auch Selektivnährböden für grampositive Bakterien wie z. B. CNA-Agar. Besondere Anforderungen an die Kulturbedingungen bestehen nicht. Die vorläufige Identifizierung als Staphylococcus saprophyticus kann anhand folgender Kriterien erfolgen: grampositive Kokken, Katalase positiv, Hämolyse und Koagulase negativ, Pigmentbildung (weiß oder gelb) und Resistenz gegenüber Novobiocin[6]. Die endgültige Identifizierung ist mit biochemischen (manuelle oder automatisierte bunte Reihe), massenspektrometrischen (MALDI-TOF) oder molekulargenetischen (16S-rRNA-Sequenzierung) Methoden möglich. Charakteristische biochemische Eigenschaften, die die Abgrenzung von anderen Staphylokokkenarten ermöglichen, sind dabei Novobiocinresistenz, Vorhandensein von β-Galactosidase (kann bei der Unterart bovis auch fehlen) und Urease sowie das Fehlen der alkalischen Phosphatase und der Säurebildung aus D-Mannose[7].

Vorkommen

Die beiden bekannten Unterarten Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus und subsp. bovis unterscheiden sich hinsichtlich ihres Vorkommens stark voneinander. Die seit Jahrzehnten bekannte Unterart saprophyticus ist in der Lage, den Mastdarm, die Vagina und die Harnröhre bei gesunden Frauen und verschiedenen Tierarten zu kolonisieren. Eine solche Besiedlung tritt bei etwa 4 bis 8 % der Individuen auf[6]. Die 1996 erstmals beschriebene Unterart bovis wurde hingegen bei 7 % der gesunden Kühe aus den Nüstern nachgewiesen[1].

Systematik

Äußere Systematik

Historisch gehörte die Gattung Staphylococcus zur Familie der Micrococcaceae. Molekulargenetische Verwandtschaftsuntersuchungen zeigten dann aber, dass die Gattungen Staphylococcus und Micrococcus gar nicht eng miteinander verwandt sind[7]. Dies führte dazu, dass die Gattung Staphylococcus 2010 in die neu geschaffene Familie der Staphylococcaceae eingeordnet wurde[8].

Bei der groben Einteilung der Staphylokokken wird in der medizinischen Mikrobiologie häufig zwischen koagulasepositiven und koagulasenegativen Arten unterschieden, wobei S. saprophyticus zu den koagulasenegativen Staphylokokken gehört. Diese lassen sich wiederum hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenüber Novobiocin einteilen, wobei die Arten der Staphylococcus-epidermidis-Gruppe zumeist empfindlich sind, S. saprophyticus (neben Staphylococcus cohnii und einigen vorwiegend im Tierreich vorkommenden Arten) hingegen stets resistent („Staphylococcus-saprophyticus-Gruppe“)[3],[7].

Innere Systematik

Die zwischen 1940 und 1996 beschriebenen Bakterien der Art Staphylococcus saprophyticus werden heute zur Unterart Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus gezählt, die die bei weitem häufigere und wichtigere der beiden Unterarten ist. Die Bedeutung der 1996 neu bei Rindern beschriebenen Unterart bovis ist noch nicht klar[9].

Etymologie

Der Gattungsname Staphylococcus leitet sich von den altgriechischen Worten σταφυλή staphylé ‚Weintraube‘ und κόκκος kókkos ‚Kern‘, ‚Korn‘ ab,[10] wobei sich ‚Weintraube‘ auf die typische Lagerung in Trauben bzw. Haufen und ‚Kern‘ bzw. ‚Korn‘ auf die Kugelform bezieht.[11] Das Art-Epitheton saprophyticus kommt ebenfalls aus dem Altgriechischen und setzt sich aus σαπρός saprós ‚faul‘, ‚verfault‘ und φυτόν phytón ‚Pflanze‘ zusammen.[10] Als Saprophyten wurden früher Bakterien bezeichnet, die in einer Symbiose mit ihrem Wirt leben und sich von Stoffen ernähren, die dieser nicht selbst verwerten kann (heute als Saprobionten bezeichnet). Der Name der Unterart bovis kommt vom lateinischen bos ‚Rind‘,[10] was sich auf den Erstnachweis aus Rindernüstern bezieht.

Bedeutung

Eine wesentlich Bedeutung kommt Staphylococcus saprophyticus als relativ häufiger Erreger von Harnwegsinfektionen bei Frauen zu. Darüber hinaus ist die Bakterienart Bestandteil der Normalflora von Mensch und Tier.

Ökologie

Die Beziehung zwischen Staphylococcus saprophyticus und seinen Wirten wie Mensch, Rind und Schwein ist in den meisten Fällen friedlich im Sinne einer Symbiose[7]. Hier findet man die Bakterienart am häufigsten als Teil der Normalflora des Mastdarmes, beim Menschen auch in der Vagina, in der Harnröhre, auf der Haut und der Bindehaut[9].


Quellen

Literatur

  • Karsten Becker und Georg Peters: „Staphylococcaceae“, Micrococcaceae und Dermacoccaceae. In: Birgid Neumeister, Heinrich K. Geiss, Rüdiger W. Braun und Peter Kimmig (Hrsg.): Mikrobiologische Diagnostik. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart - New York 2009, ISBN 978-3-13-743602-7, S. 333–351.
  • Georg Peters und Gerhard Pulverer: Die Familie der Micrococcaceae. In: Werner Köhler, Hans J. Eggers, Bernhard Fleischer, Reinhard Marre, Herbert Pfister und Gerhard Pulverer (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage. Urban & Fischer, München - Jena 2001, ISBN 3-437-41640-5, S. 250–260.
  • Karsten Becker und Christof von Eiff: Staphylococcus, Micrococcus, and Other Catalase-Positive Cocci. In: James Versalovic, Karen C. Carroll, Guido Funke, James H. Jorgensen, Marie Louise Landry und David W. Warnock (Hrsg.): Manual of Clinical Microbiology. 10. Auflage. ASM Press, Washington, DC 2011, ISBN 978-1-55581-463-2.

Einzelnachweise

  1. a b c d e V. Hájek, H. Meugnier, M. Bes, Y. Brun, F. Fiedler, Z. Chmela, Y. Lasne, J. Fleurette, J. Freney: Staphylococcus saprophyticus subsp. bovis subsp. nov., isolated from bovine nostrils. In: International journal of systematic bacteriology. Band 46, Nummer 3, Juli 1996, S. 792–796, ISSN 0020-7713. PMID 8782691.
  2. S. Y. Loo, A. L. Adam, A. G. Scottolini: Presumptive identification of Staphylococcus saprophyticus from urine specimens by colony appearance and coagulase testing: an evaluation. In: American journal of clinical pathology. Band 81, Nummer 5, Mai 1984, S. 647–650, ISSN 0002-9173. PMID 6372435.
  3. a b c Georg Peters und Gerhard Pulverer: Die Familie der Micrococcaceae. In: Werner Köhler, Hans J. Eggers, Bernhard Fleischer, Reinhard Marre, Herbert Pfister und Gerhard Pulverer (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage. Urban & Fischer, München - Jena 2001, ISBN 3-437-41640-5, S. 250–260.
  4. a b M. Kuroda, A. Yamashita, H. Hirakawa, M. Kumano, K. Morikawa, M. Higashide, A. Maruyama, Y. Inose, K. Matoba, H. Toh, S. Kuhara, M. Hattori, T. Ohta: Whole genome sequence of Staphylococcus saprophyticus reveals the pathogenesis of uncomplicated urinary tract infection. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 102, Nummer 37, September 2005, S. 13272–13277, ISSN 0027-8424. doi:10.1073/pnas.0502950102. PMID 16135568. PMC 1201578 (freier Volltext).
  5. TRBA (Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe) 466: Einstufung von Prokaryonten (Bacteria und Archaea) in Risikogruppen. In: Webseite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). 25. April 2012, abgerufen am 26. Dezember 2013.
  6. a b R. Raz, R. Colodner, C. M. Kunin: Who are you–Staphylococcus saprophyticus? In: Clinical infectious diseases: an official publication of the Infectious Diseases Society of America. Band 40, Nummer 6, März 2005, S. 896–898, ISSN 1537-6591. doi:10.1086/428353. PMID 15736028. (Review).
  7. a b c d Karsten Becker und Christof von Eiff: Staphylococcus, Micrococcus, and Other Catalase-Positive Cocci. In: James Versalovic, Karen C. Carroll, Guido Funke, James H. Jorgensen, Marie Louise Landry und David W. Warnock (Hrsg.): Manual of Clinical Microbiology. 10. Auflage. ASM Press, Washington, DC 2011, ISBN 978-1-55581-463-2.
  8. J. Euzéby: List of new names and new combinations previously effectively, but not validly, published. In: International journal of systematic and evolutionary microbiology. Band 60, Pt 5Mai 2010, S. 1009–1010, ISSN 1466-5026. doi:10.1099/ijs.0.024562-0. PMID 20458120.
  9. a b Karsten Becker und Georg Peters: „Staphylococcaceae“, Micrococcaceae und Dermacoccaceae. In: Birgid Neumeister, Heinrich K. Geiss, Rüdiger W. Braun und Peter Kimmig (Hrsg.): Mikrobiologische Diagnostik. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart - New York 2009, ISBN 978-3-13-743602-7, S. 333–351.
  10. a b c Jean Euzéby, Aidan C. Parte: Genus Staphylococcus. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature Systematik der Bakterien (LPSN). Abgerufen am 28. Dezember 2013.
  11. Hans G. Schlegel, Christiane Zaborosch: Allgemeine Mikrobiologie. 7. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart/New York 1992, ISBN 3-13-444607-3, S. 23–25, 99.
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