„Morgenthau-Plan“ – Versionsunterschied
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Version vom 28. Januar 2005, 04:15 Uhr
Der Morgenthau-Plan war ein vom damaligen amerikanischen Finanzminister Henry Morgenthau (1891-1967) entwickelter Plan, wie mit dem besiegten Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verfahren werden sollte. Der Plan, den Morgenthau am 2. September 1944 niederlegte, sah eine Zerstückelung Deutschlands in einen "Norddeutschen Staat", einen "Süddeutschen Staat" und eine "Internationale Zone" sowie eine komplette De-Industrialisierung und die Umwandlung in ein Agrarland vor.
Maßnahmen im Einzelnen
Der Morgenthauplan versammelt alle Vorschläge, die auf alliierter Seite im Rahmen einer Nachkriegsordnung für Deutschland diskutiert wurden. Er beinhaltete folgende Punkte:
- Demilitarisierung Deutschlands
- Umwandlung des Landes in einen Agrarstaat
- Demontage der deutschen Industrie
- Zerstörung der Bergwerke
- Aufteilung Deutschlands in einen nord- und einen süddeutschen Staat
- Internationalisierung von Rheinland und Ruhrgebiet
Mit diesen Maßnahmen sollte sichergestellt werden, dass nie mehr ein Aggressionskrieg von deutschem Boden ausgeht. Morgenthau war ein Anhänger agrarromantischer Ideen, so dass aus diesem Blickwinkel die Umwandlung in einen Agrarstaat nicht als Bestrafungsmaßnahme, sondern als Umsetzung einer positiven Utopie zu deuten sein könnte.
Öffentliche Reaktion
Der Plan, zunächst geheim, sollte ein Gegengewicht zu den gemäßigteren Plänen des alliierten Oberkommandos unter Eisenhower bilden. Durch eine gezielte Indiskretion wurde der Plan jedoch am 21. September 1944 in die Öffentlichkeit gespielt. Die öffentliche Reaktion war so negativ, dass sich auch der bisherige Befürworter Roosevelt distanzierte. Einige Aspekte wurden jedoch beibehalten.
Der Morgenthau-Plan wurde vom Naziapparat zur Verbreitung von Durchhalteparolen massiv im propagandistischen Rahmen eingesetzt ("jüdischer Mordplan" zur "Versklavung Deutschlands"). Insofern war nach Ansicht mancher Fachleute der Morgenthau-Plan kriegsverlängernd, da er psychologische Reserven der Deutschen Truppen hervorzulocken half. Reparationsleistungen, die Deutschland nach Kriegsende leisten musste, waren jedoch weder de facto noch de jure Folgen des Morgenthau-Plans.
Tatsächliches Vorgehen gegen Deutschland
Der Plan wurde im Nachkriegsdeutschland nicht umgesetzt, da die Trumandoktrin die außenpolitische Leitlinie der US-Außenpolitik im Kalten Krieg wurde. Diese sah es als strategisch wichtig an vor allem diejenigen sich zum Westen rechnenden Staaten militärisch und wirtschaftlich zu unterstützen, welche an den Ostblock grenzten. So kam es, dass Westdeutschland 1948 in den Marshallplan einbezogen wurde und bis 1952 ca. 1,4 Mrd. US-Dollar Wirtschaftshilfe von den USA erhielt.
Dennoch hatten einige Teile des Morgenthau-Plans Einfluss auf die Besatzungspolitik der Alliierten. Als bekannte Beispiele seien die Entnazifizierung, Demontage und Zerschlagung des Staatsgebiets genannt.
Zur Person Morgenthaus
Morgenthau war vor und während des Krieges einer der aktivsten Antifaschisten und Befürworter eines Krieges gegen Nazi-Deutschland in den USA. Auch setzte er sich aktiv für die Rettung der europäischen Juden ein, was ihm in letzter Instanz mit dem WRB (War Refugee Board) bei der Rettung von zehntausenden von Ungarischen Juden 1944 gelang.
Siehe auch: Marshall-Plan
Weblinks
- http://www.bpb.de/publikationen/8P2K99,0,0,MorgenthauPlan.html - Morgenthau-Plan bei den "Informationen zur politischen Bildung"
- http://www.bayern.de/HDBG/verfas/vb1202.htm - Karte zum Morgenthau-Plan