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Sindelfingen und Nero: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Gemeinde in Deutschland
[[Datei:Nero Glyptothek Munich 321.jpg|thumb|upright=1.1|<center>Nero<br />[[Glyptothek (München)|Münchner Glyptothek]]</center>]]
|Art = Stadt
'''Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus''' (* [[15. Dezember]] [[37]] in [[Anzio|Antium]]; † 9.<ref>Die Chronik des [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] ([http://www.tertullian.org/fathers/jerome_chronicle_03_part2.htm englische Übersetzung]) gibt an, dass Nero für 13 Jahre, sieben Monate und 28 Tage regierte, was bei einem Herrschaftsantritt am 13. Oktober 54 auf den 9. Juni 68 führt.</ref> oder 11. Juni<ref>[[Cassius Dio]] [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/63*.html#29.3 63, 29, 3] und [[Flavius Josephus]], ''Jüdischer Krieg'' 4, 9, 491 nennen 13 Jahre und acht Monate als Dauer der Herrschaft Neros.</ref> [[68]] bei [[Rom]]) war von 54 bis 68 [[Liste der römischen Kaiser der Antike|Kaiser]] des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]]. Er sah sich selbst als [[Künstler]] und war der letzte Vertreter der [[Julier|julisch-claudischen Dynastie]].
|Wappen = Sindelfingen coat of arms.png
|Breitengrad = 48/42/48/N
|Längengrad = 9/0/10/E
|Lageplan = Sindelfingen in BB.svg
|Bundesland = Baden-Württemberg
|Regierungsbezirk = Stuttgart
|Landkreis = Böblingen
|Höhe = 449
|Fläche = 50.85
|PLZ = 71063–71069
|PLZ-alt = 7032
|Vorwahl = 07031
|Kfz = BB
|Gemeindeschlüssel = 08115045
|Gliederung = Kernstadt und 2 [[Stadtteil]]e
|Adresse = Rathausplatz 1<br />71063 Sindelfingen
|Website = [http://www.sindelfingen.de/ www.sindelfingen.de]
|Bürgermeister = [[Bernd Vöhringer]]
|Bürgermeistertitel= Oberbürgermeister
|Partei = CDU
}}


== Anfänge ==
'''Sindelfingen''' ist eine Stadt in der Mitte des Bundeslandes [[Baden-Württemberg]], etwa 15&nbsp;km südwestlich von [[Stuttgart]]. Sie ist die größte Stadt des [[Landkreis Böblingen|Landkreises Böblingen]] und bildet zusammen mit der südlichen Nachbarstadt [[Böblingen]] ein [[Mittelzentrum]] für die umliegenden Gemeinden.


=== Herkunft und Jugend ===
Seit dem 1. Februar 1962 ist Sindelfingen [[Große Kreisstadt]].


[[Datei:Nero Agrippina aureus 54.png|thumb|upright=1.4|Der junge Nero mit seiner Mutter Agrippina]]
== Geographie ==
Nero wurde als Sohn von [[Gnaeus Domitius Ahenobarbus (Konsul 32)|Gnaeus Domitius Ahenobarbus]] und [[Agrippina die Jüngere|Iulia Agrippina]], einer Schwester des [[Caligula|Kaisers Caligula]], in Antium an der Küste Latiums geboren. Er trug zunächst den Namen '''Lucius Domitius Ahenobarbus'''. Wie die meisten männlichen Mitglieder seiner Familie war Nero blond oder rotblond und blauäugig.<ref>Sueton, ''Nero'' 50,1; ''subflavus'' kann sowohl mit „fast blond“ als auch mit „rotblond“ oder „hellblond“ übersetzt werden. Zum Aussehen der männlichen [[Ahenobarbus|Ahenobarbi]] siehe Sueton, ''Nero'' 1,1.</ref>
Sindelfingen liegt außerhalb des Nordostrandes des [[Oberes Gäu|Oberen Gäus]], zu Füßen einiger Höhen des [[Glemswald]]es ([[Landschaftsschutzgebiet]]) zwischen der im Stadtgebiet entspringenden [[Schwippe]] und dem Sommerhofenbach. Der höchste Punkt der Gemarkung liegt auf 532, der tiefste auf 409&nbsp;m ü. NN. Das Stadtgebiet erstreckt sich von 425 bis 460&nbsp;m ü. NN. Der nördliche [[Schwarzwald]] ist von Sindelfingen aus in etwa einer halben Stunde, die [[Schwäbische Alb]] in 50 Minuten erreichbar.


Weil seine Mutter von Caligula ins Exil geschickt worden war, verbrachte er einen Teil seiner Kleinkindzeit bei seiner Tante [[Domitia Lepida]]. Die als schön geltende Agrippina war für ihren Ehrgeiz, Stolz und Mut, aber auch für ihren Machthunger bekannt. Spätestens seit sie nach dem Tod ihres zweiten Mannes [[Gaius Sallustius Crispus Passienus]] im Jahre 49 Kaiser [[Claudius]] geheiratet hatte, verfolgte sie das Ziel, ihren Sohn Lucius zum Kaiser zu machen.<ref>Gerhard Waldherr: ''Nero. Eine Biografie'', S. 29-37.</ref> Deshalb sorgte sie für eine hervorragende Ausbildung Neros in Literatur, Latein und Mathematik. Nach Vollendung seines zwölften Lebensjahres sorgte sie für die Rückberufung [[Seneca]]s aus der Verbannung und machte ihn zum Lehrer ihres Sohnes. Seneca war ein bekannter [[Philosoph]], der das Leben Neros entscheidend prägte. Der junge Nero erhielt eine standesgemäße Ausbildung und interessierte sich vor allem für Kunst, Architektur und das Theater.
=== Klima ===
[[Datei:SINDELFINGEN_nieder.svg|thumb|[[Niederschlagsdiagramm (Deutschland)|Niederschlagsdiagramm]]]]
Der [[Niederschlag|Jahresniederschlag]] liegt bei 735&nbsp;mm und ist damit vergleichsweise normal, da er in das mittlere Drittel der in Deutschland erfassten [[Niederschlagsdiagramm (Deutschland)|Werte]] fällt. An 48 % der Messstationen des [[Deutscher Wetterdienst|Deutschen Wetterdienstes]] werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Januar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 2,3&nbsp;mal mehr Niederschläge als im Januar. Die Niederschläge variieren sehr stark. An nur 15 % der Messstationen werden höhere jahreszeitliche Schwankungen registriert.


=== Nachbargemeinden ===
=== Aufstieg zum Herrscher ===
[[Datei:Nerón y Agripina.jpg|thumb|Agrippina und Nero (ca. 54-59&nbsp;n.&nbsp;Chr.).]]
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Sindelfingen. Sie werden im [[Uhrzeigersinn]] beginnend im Osten genannt: [[Stuttgart]] ([[Stadtkreis]]), [[Leinfelden-Echterdingen]] ([[Landkreis Esslingen]]) sowie [[Böblingen]], [[Ehningen]], [[Aidlingen]], [[Grafenau (Württemberg)|Grafenau]], [[Magstadt]] und [[Leonberg]] (alle [[Landkreis Böblingen]]).
Am 25. Februar 50 [[Adoption (Römisches Reich)|adoptierte]] Claudius seinen Stiefsohn Domitius Ahenobarbus. Dieser erhielt den Namen '''Tiberius Claudius Nero Drusus Germanicus Caesar''' und stand durch Einflussnahme seiner Mutter kurz darauf an erster Stelle in der [[Thronfolge]]. Bereits mit 14 wurde er für erwachsen erklärt und zum Senator und Prokonsul ernannt. Der um zwei Jahre jüngere Sohn von Claudius, [[Britannicus]], wurde [[De jure/de facto|de iure]] nicht von der Thronfolge ausgeschlossen, de facto jedoch mit der Adoption und den [[Cursus honorum|Ämtern]], die Nero erhielt, in den Schatten gestellt.<ref>Waldherr, S. 47 f.</ref> Bereits vor der Eheschließung seiner Mutter mit dem Kaiser im Jahr 47 hatte Nero im Alter von 9 Jahren bei der 800-Jahr-Feier Roms als Anführer der aristokratischen Jugend bei den Reiterspielen mehr Beifall erhalten als der ebenfalls teilnehmende sechsjährige Kaisersohn.


Drei Jahre später forcierte Agrippina eine Ehe zwischen ihrem 16-jährigen Sohn und der 13-jährigen Tochter des Claudius, [[Octavia (Tochter des Claudius)|Octavia]]. Um [[Inzest|Blutschande]] zu vermeiden, wurde die Tochter von Claudius von den [[Octavier]]n adoptiert, sodass sie kein Mitglied der ''[[Claudier|gens Claudia]]'' mehr war und den durch die Adoption zum claudischen Haus gehörenden Nero heiraten konnte.<ref>Waldherr, S. 58.</ref> Damit war er nicht nur väterlicher- und mütterlicherseits mit dem julisch-claudischen Haus verwandt, sondern auch direkt mit dem aktuellen Herrscher. Allerdings war Neros Position noch nicht endgültig gesichert, denn Claudius schloss eine Machtteilung zwischen ihm und Britannicus, der im März 55 volljährig werden würde, nicht mehr aus. Dies führte zu heftigen Streitigkeiten zwischen dem Kaiser und Agrippina.<ref>Waldherr, S. 57–60.</ref> Vermutlich um bereits vor der Volljährigkeit des leiblichen Sohnes Fakten zu schaffen und Nero den Thron zu sichern, ließ Agrippina Claudius bei einem Mahl mit Pilzen vergiften. Er starb am 13. Oktober 54.<ref>Zumindest wurde am 13. Oktober der Tod bekannt gegeben. [[Publius Cornelius Tacitus|Tacitus]], ''Annalen'' 12,65-67; [[Sueton]], ''Claudius'', 43-45.</ref> Nero wurde vom [[Prätorianerpräfekt]]en [[Sextus Afranius Burrus|Burrus]], einem Protegé Agrippinas, aus dem Palast geführt, wo die Garde ihn mit Jubel- und Imperatorrufen begrüßte.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 12,69.</ref>
=== Stadtgliederung ===
Sindelfingen besteht aus der [[Kernstadt]] und den im Rahmen der [[Gebietsreform]] 1971 eingegliederten [[Stadtteil]]en [[Sindelfingen-Maichingen|Maichingen]] und [[Darmsheim]]. Beide eingemeindeten ehemaligen Gemeinden sind [[Ortschaft]]en im Sinne der baden-württembergischen [[Gemeindeordnungen in Deutschland|Gemeindeordnung]], das heißt sie haben jeweils einen [[Ortschaftsrat]], der von der Bevölkerung der Ortschaft bei jeder [[Kommunalwahl]] neu gewählt wird. Vorsitzender des Ortschaftsrats ist der [[Ortsvorsteher]]. Derzeit (Januar 2008) entsteht auf der Fläche des ehemaligen Böblinger Flugplatzes der neue Stadtteil [[Flugfeld (Stadtteil)|Flugfeld]], ein gemeinsames Projekt der Städte Sindelfingen und Böblingen. Zwei Drittel des Stadtteils werden auf Böblinger Gemarkung liegen, das restliche Drittel auf Sindelfinger Gemarkung.


== Neros Prinzipat ==
In der Kernstadt werden zum Teil Wohngebiete mit eigenem Namen unterschieden, deren Bezeichnungen sich im Laufe der Geschichte aufgrund der Bebauung ergeben haben und die jedoch meist nicht genau abgrenzbar sind. Hierzu gehören beispielsweise Königsknoll, Viehweide, Pfarrwiesen, Spitzholz, Eschenried, Eichholz, Hinterweil und Goldberg.


=== Raumplanung ===
=== Innenpolitik ===
Sindelfingen bildet zusammen mit der Nachbarstadt Böblingen ein [[Mittelzentrum]] innerhalb der [[Region Stuttgart]], deren [[Oberzentrum]] Stuttgart ist. Zum Mittelbereich Böblingen/Sindelfingen gehören neben den beiden Städten noch die Gemeinden im mittleren Teil des Landkreises Böblingen, und zwar [[Aidlingen]], [[Altdorf (Landkreis Böblingen)|Altdorf]], [[Ehningen]], [[Gärtringen]], [[Grafenau (Württemberg)|Grafenau]], [[Hildrizhausen]], [[Holzgerlingen]], [[Magstadt]], [[Schönaich]], [[Steinenbronn]], [[Waldenbuch]] und [[Weil im Schönbuch]].
<!-- === Klima === -->


Die ersten Jahre von Neros Herrschaft begannen positiv. Er zeigte sich als fähiger und eigenständig handelnder Richter, der sein Urteil wohlüberlegt fällte.<ref>Sueton, ''Nero'' 15,1.</ref> Er betonte die Eigenständigkeit der senatorischen Rechtsprechung, schaffte die unter Claudius gefürchteten ''[[Majestätsbeleidigung|maiestas]]''-Prozesse ab und war beim Volk durch Senkung des Getreidepreises und die Veranstaltung von Spielen beliebt.<ref>Sueton, ''Nero'' 10,2-3.</ref> Von Nero ist der Satz „Wenn ich doch bloß nicht schreiben könnte!“ überliefert. Er soll ihn gesagt haben, als er zum ersten Mal ein Todesurteil unterschreiben musste.<ref>Seneca, ''De Clementia'' 2,2; Sueton, ''Nero'' 10,2.</ref> Die meisten Verbrecher verurteilte er zur [[Zwangsarbeit]], während der Adel ins Exil verbannt oder zum [[Suizid]] gedrängt wurde. Die ersten fünf Jahre gelten als ''quinquennium Neronis'', das glückliche Jahrfünft.<ref>[[Aurelius Victor]]: [http://www.thelatinlibrary.com/victor.caes.html#5 De Caesaribus 5,2-5]. Ob es sich dabei tatsächlich um die ersten fünf Jahre handelt, ist umstritten, vgl. Miriam Griffin: ''Nero. The End of a Dynasty'', S. 37 f.</ref> Der Einfluss von Seneca, Burrus und anfangs auch von Agrippina auf Nero in dieser Zeit scheint ursächlich für die guten Regierungsjahre.<ref>Zu Seneca und Burrus u. a. Tacitus, ''Annales'' 13,4; zum „Golden Age“ allgemein und zur Konstellation Agrippina, Burrus, Nero und Seneca s. Griffin, S. 50-66.</ref>
== Geschichte ==
[[Datei:Mithras.JPG|thumb|upright|Kopf einer Mithrasstatue aus dem römischen Sindelfingen]]
Im 4. Jahrtausend v. Chr. existierte eine jungsteinzeitliche Siedlung im Gewann Hinterweil. Auch in der [[Urnenfelderzeit|Urnenfelder-]], [[Hallstattzeit|Hallstatt-]] und [[Latènezeit]] gab es im Stadtgebiet vereinzelte Besiedlung, wie Scherbenfunde, Grabhügel und Urnengräber belegen. Im 1. bis 3. Jahrhundert existierte am Nordhang des Goldbergs ein römischer [[Vicus]] (Straßendorf), daneben standen über die Gemarkung verteilt kleinere Gutshöfe. Bald nach dem Fall des [[Limes (Grenzwall)|Limes]] 260 n. Chr. siedelten sich hier die [[Alamannen]] an, die auf der heutigen Sindelfinger Kerngemarkung die drei Dörfer Sindelfingen, Altingen und Bochtelfingen gründeten. Seit etwa 700 stand im Bereich eines älteren Herrenhofes von Vorfahren der späteren [[Grafen von Calw]] ein Vorgängerbau der heutigen Martinskirche mit Friedhof. In der fränkischen Zeit vom 8. bis zum 11. Jahrhundert war Sindelfingen der Mittelpunkt einer fränkischen Grafschaft, die den späteren [[Grafen von Calw]], einer der bedeutendsten Adelsfamilien im heutigen Baden- Württemberg, unterstand. Nach den im 13. Jahrhundert verfassten Sindelfinger Annalen gründete Graf Adalbert (II.) Atzinbart etwa 1050 in seinem Sindelfinger Stammsitz ein Benediktinerdoppelkloster für Mönche und Nonnen, das er bald darauf nach Hirsau in das von ihm wiederaufgebaute Aureliuskloster verlegte, aus dem das weltberühmte [[Kloster Hirsau|Reformkloster Hirsau]] hervorging. Stattdessen gründete er um 1065 in Sindelfingen ein [[Stift Sindelfingen|Chorherrenstift]], das 1155 als „praepositura in Sindelvinga“ erstmals urkundlich erwähnt wurde. Für dessen Bau brach er seinen Stammsitz mit der älteren Martinskirche ab und verlegte seinen Sitz nach Calw. Dort baute er eine neue Herrenburg und erschloss sich durch Rodungsarbeit ein geschlossenes Machtterritorium. Der Bau der neuen Martinskirche in Sindelfingen schritt nur langsam voran; 1100 wurde die [[Krypta]] geweiht, doch die eigentliche Kirche wurde erst 1132 von den [[Welfen]] fertiggestellt, die in Sindelfingen eine [[Münzstätte]] einrichteten.
Das Sindelfinger Chorherrenstift wurde in den nächsten Jahrhunderten durch weitere Stiftungen reich und bedeutend, geriet aber 1351 unter die Landesherrschaft der Grafen und späteren Herzöge von [[Württemberg]]. 1476 wurde von diesen in Tübingen ein neues Stift gegründet, dessen Besitz den finanziellen Grundstock für die berühmte [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Eberhard Karls Universität]] bildete. Dieses neue Stift erhielt den größten Teil des alten Sindelfinger Stiftsbesitzes. Die Sindelfinger Chorherren wurden die ersten Professoren und der [[Propst]] Johannes Degen deren erster Kanzler. Aus den Besitzresten wurde in Sindelfingen das nachfolgende [[Augustiner-Chorherren]]stift gegründet, das 1535 im Rahmen der Reformation durch die Herzöge von Württemberg endgültig aufgelöst wurde.


==== Verhältnis zum Senat ====
Um 1130 kam das Dorf Sindelfingen durch [[Uta von Schauenburg]], die Erbtochter Graf [[Gottfried von Calw|Gottfrieds von Calw]] und Gemahlin Herzog Welfs, mit seinem Nachbardorf Böblingen in den Besitz der [[Welfen]]. Im darauffolgenden Erbstreit wurde das Dorf Sindelfingen 1133 von Utas Vetter [[Grafen von Calw|Adalbert IV. von Calw]] niedergebrannt. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bestand in Sindelfingen eine welfische Münzstätte; ein Topf mit zahlreichen Silberbrakteaten aus dieser Werkstatt wurde 1973 im Boden der Martinskirche vergraben entdeckt. Der Besitzübergang an die [[Pfalzgrafen von Tübingen]] ist nicht völlig geklärt; er dürfte über den Kauf der Besitzungen Welf V. durch Kaiser [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]] und eine nachfolgende Belehnung an die Tübinger Pfalzgrafen erfolgt sein. Im Rahmen von Erbteilungen kamen die Dörfer der Sindelfinger Gemarkung in den Besitz des Grafen Rudolf der Scherer von [[Pfalzgrafschaft Tübingen|Tübingen-Herrenberg]], das Dorf Böblingen an seinen Vetter, der dort ca. 1250 eine Stadt gründete. Als Reaktion erfolgte 1263 die Gründung der Stadt Sindelfingen zwischen Stiftsbezirk und Dorf Sindelfingen durch den Grafen Rudolf der Scherer; die Dörfer Sindelfingen, Altingen und Bochtelfingen gingen später in der neuen Stadt auf. 1274 erging ein Schreiben von König Rudolph, dass Sindelfingen die gleiche Freiheit wie Tübingen genießen solle.<ref>Georg Bernhard Christian Schickhardt: ''[http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN630325669 Jubelpredigt auf das zurückgelegte siebende Jahrhundert der Kirche zu Sindelfingen mit einer kurzen Geschichte derselben]'', Stuttgart 1783, S. 20 f.</ref> Schon bevor die Stadtmauer fertiggestellt worden war, griffen die Böblinger die Stadt Sindelfingen an. Seit damals bestand eine ausgeprägte Rivalität zwischen den beiden Nachbarstädten. 1351 wurde die Stadt an [[Württemberg]] verkauft. Die neuen Herren führten 1535 die [[Reformation]] ein. Sindelfingen blieb aber lange Zeit ein unbedeutendes Landstädtchen, das sich nie damit abfinden konnte, im Rahmen des Herzogtums Württemberg zum Oberamt Böblingen zu gehören und der Nachbarstadt untergeordnet zu sein. 1607 erreichten die Bürger Sindelfingens durch eine außerordentliche Steuerzahlung an den Herzog endlich, aus diesem Oberamt herausgelöst zu werden und eine von Böblingen unabhängige Amtsstadt ohne eigene Amtsorte zu werden. Dieses Privileg wurde ihnen dann im 18. Jahrhundert wieder genommen.


[[Datei:Stockholm - Antikengalerie 5 - Büste Kaiser Nero.jpg|thumb|Büste des jugendlichen Kaisers]]
Im 19. Jahrhundert wurden mechanische Webereien eingeführt, und Sindelfingen wurde eine bedeutende Weberstadt. Aus dieser Zeit stammt die in Sindelfingen beheimatete Weberfachschule. 1850 hatte Sindelfingen 4304 evangelische und 6 katholische Einwohner, die in 461 Haupt- und 203 Nebengebäuden lebten und arbeiteten.<ref name=OAB>[[s:Beschreibung des Oberamts Böblingen#Tabelle I.|Beschreibung des Oberamts Böblingen – Tabelle I.]]</ref>
Der Senat hatte nur der durch die Prätorianer geschaffenen Lage nach der Ausrufung Neros zum Kaiser zustimmen können. Der Ausschluss von Britannicus stieß vereinzelt auf Argwohn und die Gerüchte um den Tod von Claudius wollten nicht verstummen. Doch die [[Panegyrikus|Lobrede]] des jungen Princeps auf seinen verstorbenen Vater, dessen [[Divus|Divinisierung]] und die Rede vor den Senatoren deuteten auf einen gemäßigten Herrscher hin, der den ''[[mos maiorum]]'' akzeptierte.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 13,3, der allerdings auch von einer „Trauerkomödie“ spricht; Sueton, ''Nero'' 10,1.</ref> Er stellte sich in die Tradition von [[Augustus]] und lobte den guten Willen des Senats sowie seine Ratgeber. Insbesondere die Ablehnung der kaiserlichen Einmischungen in senatorische Angelegenheiten, die unter Claudius zu Erbitterung geführt hatte, musste den Senatoren gefallen. Nero stellte heraus, dass er sich in erster Linie um die Außenpolitik kümmern wollte.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 13,4.</ref>
Im Rahmen des Eisenbahnbaus von Stuttgart nach Böblingen zahlten die Sindelfinger Bürger wieder selbst dafür, dass die Bahnlinie über Sindelfingen mit einem eigenen Bahnhof verlaufen sollte. Nachdem die Zahlungen in Stuttgart eingegangen waren, wurde der Streckenverlauf wieder Richtung Böblingen verlegt, ohne Sindelfingen zu berühren. All diese Ereignisse vertieften die traditionelle Feindschaft zwischen den Städten Sindelfingen und Böblingen.


Das erste Jahr seines Prinzipats erfuhr einen positiven Abschluss, indem er seine eigenen Standbilder ablehnte und seinem Mitkonsul des Jahres 55 untersagte, auf die Handlungen des Kaisers zu schwören. Damit wurden die Würde und Eigenständigkeit des Konsulats betont, „was hohes Lob bei den Vätern fand“.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 13,11–12.</ref> Auch die Unterstützung von mittellosen Senatoren, die nur viermalige Besetzung des [[Consulat|Konsulats]] und die Nachbesetzung von Senatsposten in konservativem Sinne zeugten von einem guten Princeps.<ref>Sueton, ''Nero'' 14–15,2.</ref>
Im 20. Jahrhundert erfolgte eine bedeutende Industrialisierung. Es wurden Maschinenfabriken sowie Industrien für Autos, Büromaschinen, Schuhe, Uhren und anderes errichtet. 1914 wurde das [[Daimler AG|Daimler]]-Werk in Sindelfingen angesiedelt. Auch die [[DEHOMAG]], eine Büromaschinenfabrik, die den Vorgänger des Computers produzierte und 1929 durch [[IBM]] aufgekauft wurde, hatte in Sindelfingen ihren Sitz.


Mit dem Tod von Burrus im Jahr 62, dem Wunsch Senecas, sich vom Hofe zurückzuziehen, der Scheidung von Octavia und Benennung von [[Tigellinus]] zum Prätorianerpräfekten verschlechterte sich Neros Verhältnis zum [[Römischer Senat|Senat]] stetig.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 14,51 f.</ref> Nach dem [[Großer Brand Roms|Brand von Rom]] nahm die Opposition immer mehr zu, mehrere Verschwörungen wurden aufgedeckt. Bekannte Opfer der darauffolgenden Säuberungen waren [[Seneca#Todeserwartung auf stoische Weise|Seneca]], [[Marcus Annaeus Lucanus|Lucan]] und [[Titus Petronius|Petronius]] (siehe auch [[Pisonische Verschwörung]]). Auch Neros Verschwendungssucht stieß zunehmend auf Ablehnung.
[[Wilhelm Friedle]], bis 1935 Betriebsdirektor der [[Daimler-Benz]] AG im Werk Sindelfingen, brachte das [[Fließbandfertigung|Fließband]] nach Deutschland. Sindelfingen wuchs zu einer bedeutenden Industriestadt heran.


==== Der große Brand von Rom und die Christenverfolgung ====
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die Firma Daimler zu einem der größten Produzenten von Rüstungsgütern. Dieser Zuwachs wurde auch gewährleistet durch den Einsatz von [[Zwangsarbeiter]]n, die nach Deutschland verschleppt wurden, davon allein in Sindelfingen in Daimler-eigenen Werkslagern etwa 3.000 Frauen, Kinder und Männer vorwiegend aus der [[Sowjetunion]] und [[Polen]]. Mindestens 46 von ihnen wurden Opfer der Zwangsarbeit, wovon Gedenksteine auf dem ''Alten Friedhof'' in der ''Bleichmühlestraße'' zeugen. Schwangere Zwangsarbeiterinnen kamen in eine „Entbindungsstation“ im Lager ''Böblinger Allee'', das mit seinen Bedingungen für ein rasches Sterben der Neugeborenen sorgte. Später wurden die Frauen zu Abtreibungen gezwungen, weil ihre Kinder als „rassisch minderwertig“ galten.<ref>Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 82f.</ref>
{{Hauptartikel|Großer Brand Roms}}


[[Datei:Domusaurea.jpg|thumb|upright=1.3|Wandmalerei in der Domus Aurea]]
Aufgrund des industriellen Rüstungspotentials wurde die Stadt im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] verhältnismäßig stark zerstört, danach jedoch wieder aufgebaut. Der starke Einwohnerzuwachs führte zum Bau zahlreicher Wohnsiedlungen. Die Stadt, deren Einwohnerzahl nach Kriegsende bei ca. 8500 lag, überschritt 1957 die Grenze von 20.000. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur [[Große Kreisstadt|Großen Kreisstadt]], dem die [[Landesregierung von Baden-Württemberg]] dann mit Wirkung vom 1. Februar 1962 zustimmte.
In der Nacht vom 18. zum 19. Juli 64 brach in Rom ein [[Römische Stadtbrände|Brand]] aus, der sich durch starken Wind sowie dichte und hohe Bebauung rasch ausbreitete. Innerhalb von neun Tagen wurden zehn von 14 Stadtteilen angegriffen und drei komplett vernichtet. Es wurden Gerüchte laut, dass Nero selbst das Feuer habe legen lassen, um die Stadt neu aufzubauen und insbesondere Platz für einen riesigen Palast, das „Goldene Haus“ ([[Domus Aurea]]), zu schaffen.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,42.</ref> Angeblich beobachtete und besang er den Brand vom Turm des [[Gaius Maecenas|Maecenas]] aus, während er sich selbst auf der Lyra begleitete und Verse vom Fall [[Troja]]s deklamierte, laut Tacitus habe er dies zu Hause getan.<ref>Sueton, ''Nero'' 38; Tacitus, ''Annalen'' 15, 39; vergleiche [[Cassius Dio]], ''Historiae Romanae'' 62, 29, 1.</ref>


Tatsächlich aber befand sich Nero in seinem 50 Kilometer weit entfernten Geburtsort, seiner Sommerresidenz Antium, während der Palatin in Flammen stand. Er reiste nach Rom zurück, öffnete seine Gebäude für Obdachlose und senkte den Getreidepreis.<ref>Tacitus, ''Annalen'', 15,39.</ref> Wahrscheinlich brach der Brand, wie viele andere auch, auf einem Marktplatz durch Unvorsichtigkeit aus. Dennoch ist Nero als [[Brandstiftung|Brandstifter]] Roms in die Geschichte eingegangen.<ref>Waldherr, S. 214 f.</ref> Dass er selbst die Stadt angezündet hat, kann ausgeschlossen werden, eine Beauftragung anderer jedoch nicht<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,38.</ref>, zumal nach den ersten Löscharbeiten weitere Feuer nahe bei dem Haus des [[Prätorianerpräfekt]]en [[Tigellinus]] ausbrachen.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,40.</ref>
Bei der [[Gebietsreform]] 1971 erreichte das Stadtgebiet schließlich seine heutige Ausdehnung. Von der Landesregierung Baden-Württemberg war seinerzeit eine Fusion mit der Nachbarstadt Böblingen zur Großstadt Böblingen-Sindelfingen vorgesehen und sogar schon beschlossen worden. Aber vor Inkrafttreten der neuen Rechtsbestimmung erreichte der geschlossene Widerstand der Bürger beider Städte, der seine Kraft aus der jahrhundertelangen Feindschaft beider Städte bezog, dass dieser Plan nicht umgesetzt werden konnte. Witzigerweise waren sich dabei die Bürger beider Städte erstmals seit langer Zeit einig. Ein nicht zu lösender Streitpunkt war dabei der neue gemeinsame Name der neuen Doppelstadt.


Aufgrund der Gerüchte, er habe das Feuer gelegt oder wenigstens davon profitiert, brauchte Nero einen anderen Schuldigen für den Brand. Dafür bot sich die Sekte der ''Chrestiani'' (griechisch: Christen) an, die bei manchen Teilen der Bevölkerung verhasst und suspekt waren.<ref>Waldherr, S. 215–217.</ref> Sie wurden verhaftet und viele zu grausamen Todesstrafen verurteilt. Die meisten wurden verbrannt, da dies die im römischen Recht für Brandstifter vorgesehene Strafe war, einige gekreuzigt oder in Felle gesteckt und in der [[Arena]] den Tieren vorgeworfen.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,44.</ref> Diese [[Christenverfolgungen im Römischen Reich|Christenverfolgung]] unter Nero, die auf Rom beschränkt blieb, war das erste einer vermuteten Reihe lokaler [[Pogrom]]e, die der Verfolgung unter [[Domitian]] und den systematischen Verfolgungen im 3. Jahrhundert vorausgingen.
1990 war Sindelfingen Gastgeber der zehnten [[Landesgartenschau]] Baden-Württemberg (in der Nachbarstadt Böblingen fand diese Veranstaltung 1996 statt).


Tacitus berichtet, dass es in Rom Ablehnung der Verfolgung gab: „Daher wurde auch für noch so Schuldige, welche die härtesten Strafen verdienten, Mitleiden rege, als würden sie nicht dem allgemeinen Besten, sondern der Mordlust eines einzigen geopfert.“<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,44.</ref>
=== Religionen ===
[[Datei:sindelfingen_martinskirche.jpg|thumb|upright|Martinskirche]]
==== Protestanten ====
Die Bevölkerung von Sindelfingen gehörte ursprünglich zum [[Bistum Konstanz]]. Da die Stadt seit dem 14. Jahrhundert zu [[Württemberg]] gehörte, wurde auch hier ab 1535 durch Herzog [[Ulrich (Württemberg)|Ulrich]] die [[Reformation]] eingeführt, daher war Sindelfingen über Jahrhunderte eine überwiegend protestantische Stadt. Sie gehört seit jener Zeit zum [[Dekanat]] Böblingen. Die Hauptkirche der Stadt ist die Martinskirche, eine der ältesten Kirchen des Landes (Weihe 1083). Die zugehörige Kirchengemeinde Sindelfingen war zunächst die einzige der Stadt. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wuchs die Bevölkerung infolge Zuzugs stark an. Daher wurde die Kirchengemeinde geteilt. Es entstand die Christusgemeinde (Kirche von 1958 mit Nikodemuskirche), die Johannesgemeinde (Kirche von 1962) und die Versöhnungsgemeinde (Kirche von 1967). Innerhalb der Martinsgemeinde gibt es noch die 1976 erbaute Markuskirche. Alle vier Kirchengemeinden bilden die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Sindelfingen. Auch in den beiden Stadtteilen Darmsheim und Maichingen wurde infolge der frühen Zugehörigkeit zu Württemberg die Reformation eingeführt. Auch dort gibt es jeweils eine evangelische Kirchengemeinde, die in alten Kirchen ihre Gottesdienste feiert, in Darmsheim in einer ehemaligen Wehrkirche mit spätgotischem Westturm und Fresken im Innern bzw. in Maichingen in einer umgebauten Chorturmkirche mit Erweiterungen aus dem Jahr 1609. Auch die beiden Stadtteilgemeinden gehören wie alle Sindelfinger Kirchengemeinden zum Dekanat bzw. [[Kirchenbezirk Böblingen]] innerhalb der [[Evangelische Landeskirche in Württemberg|Evangelischen Landeskirche in Württemberg]].


Noch fünfzig Jahre später sprach man von dieser Untat.<ref>[[Juvenal]], ''Satiren'' [http://www.thelatinlibrary.com/juvenal/1.shtml 1,154] f.</ref>
==== Katholiken ====
Katholiken gibt es in Sindelfingen nach der Reformation erst wieder seit Ende des 19. Jahrhunderts. Für sie wurde 1952 eine eigene Kirche „Zur Heiligsten Dreifaltigkeit“ gebaut und eine Pfarrei eingerichtet. Weitere Kirchen wurden 1960 (St. Joseph, Pfarrei seit 1965), 1969 (Auferstehung Christi, Pfarrei seit 1974), 1970 (St. Paulus, Pfarrei seit 1974) und 1972 (St. Maria Königin des Friedens, Pfarrei seit 1974) erbaut. In Darmsheim gibt es seit 1974 die Kirche St. Stephan. Sie gehört zur Nachbargemeinde Christkönig Dagersheim, mit der sie eine Kirchengemeinde bildet. In Maichingen wurde 1955 die Kirche St. Anna erbaut. Die Pfarrei Maichingen wurde 1961 errichtet. Die katholischen Gemeinden im Sindelfinger Stadtgebiet bilden die Seelsorgeeinheiten 7, 9 und 10, zu denen teilweise noch benachbarte Kirchengemeinden gehören. Sie alle gehören zum Dekanat Böblingen (zuvor Dekanat Weil der Stadt) der [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Diözese Rottenburg-Stuttgart]].


Der juristisch gebildete christliche [[Apologet]] [[Tertullian]] (ca. 160–220) wies im Jahre 197 eindringlich darauf hin, dass die Christenheit keine provinzielle Sekte gewesen sei, sondern dass die Bezeichnung „Christ“ von Anfang an die Aufmerksamkeit der kaiserlichen Behörden auf sich gezogen habe. Dabei gibt er an, dass das einzige Dekret Neros, das bei seinem Tode nicht aufgehoben wurde, dasjenige gegen die Christen gewesen sei.<ref>Tertullian, ''ad nationes'' [http://www.thelatinlibrary.com/tertullian/tertullian.nationes1.shtml 1,7,8–9]: ''Principe Augusto nomen hoc ortum est, Tiberio disciplina eius inluxit, Nerone damnatio invaluit, ut iam hinc de persona persecutoris ponderetis … Et tamen permansit erasis omnibus hoc solum institutum Neronianum, iustum denique ut dissimile sui auctoris''.</ref>
==== Freikirchen ====
Neben den beiden großen Kirchen gibt es in Sindelfingen auch [[Freikirche]]n und Gemeinden, darunter die [[Evangelisch-methodistische Kirche]] (Erlöserkirche), die [[Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde]] (Baptisten), eine christliche, türkischsprachige Gemeinde (''Türkçe Konusan Kilise Toplulugu'') ''und das Internationale Christliche Zentrum'' (ICZ). Auch die [[Neuapostolische Kirche]] ist in Sindelfingen vertreten.
[[Datei:Sindelfingen Moschee.jpg|thumb|upright|Ulu-Moschee in Sindelfingen]]
==== Muslime ====
Neben den christlichen Glaubensgemeinschaften leben in Sindelfingen auch eine große Anzahl von Muslimen, die mittlerweile zahlreiche Moscheen errichtet haben.


Einer weitverbreiteten altkirchlichen Legende nach sind unter Nero auch die [[Apostel]] [[Paulus von Tarsus|Paulus]] und [[Simon Petrus|Petrus]] in Rom hingerichtet worden. Dies wird von einigen Forschern jedoch angezweifelt, zumal die Überlieferung auch davon berichtet, dass Paulus nach einem längeren förmlichen Prozess und Petrus zu einem späteren Zeitpunkt hingerichtet wurde.
=== Eingemeindungen ===
*1. September 1971: Darmsheim
*1. Dezember 1971: Maichingen


Für die Finanzierung des Wiederaufbaus plünderte Nero die Tempel im ganzen Reich.<ref>Tacitus, ''Annalen'', 15,45; Sueton, ''Nero'' 38,3.</ref> Möglicherweise liegt hier eine der Ursachen für die Zuspitzung der Ausbeutung von Judäa, die im Jahre 66 zum jüdischen Krieg führte. Von den Geldnöten des Kaisers zeugt auch die von Tacitus und Sueton überlieferte Geschichte des [[Caesellius Bassus]].
=== Einwohnerentwicklung ===
Die Einwohnerzahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse (*) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur [[Hauptwohnsitz]]e). Alle Zahlen seit 1871 vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg.<ref name=BW> [http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/home.asp?H=1&U=02&R=GE115045 Statistisches Landesamt B-W.]</ref>


Beim Wiederaufbau Roms ließ Nero breitere Straßen anlegen und beschränkte die maximale Höhe der Häuser, die nun alle eigene Mauern haben mussten, auf 25 Meter; überall sorgte er für [[Brandschutz]]maßnahmen.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,43; Sueton, ''Nero'' 16,1.</ref> Trotz dieser Maßnahmen lastete die [[Plebejer|plebs urbana]] dem Princeps den Brand an und sah in seinem Wiederaufbau nach Brandschutzaspekten eine zusätzliche Belastung.<ref>Waldherr, S. 210-214.</ref> Sich selbst ließ Nero ein riesiges, prunkvolles Anwesen mit großen Kunstschätzen und technischen Raffinessen errichten, die ''[[Domus Aurea]]'' (das „Goldene Haus“).<ref>Sueton, ''Nero'' 31, 1-3; Tacitus, ''Annalen'' 15,42.</ref> Das Anwesen wurde kurz nach Neros Tod geplündert und teilweise abgerissen. Die flavischen Kaiser ließen auf dem Areal des dazugehörigen Sees das [[Kolosseum]] errichten. In dessen Ruinen wurde am 14. Januar 1506 die [[Laokoon-Gruppe]] entdeckt.
{| border="0" cellspacing="0"
| valign="top" |
{| class="wikitable"
! Jahr
! Einwohner
|-----
| 1500 || align="right" | ca. 1000
|-----
| 1600 || align="right" | ca. 1400
|-----
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|-----
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|-----
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|-----
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|-----
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|-----
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|-----
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|-----
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|-----
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|}
| valign="top" |
{| class="wikitable"
! Jahr
! Einwohner
|-----
| 17. Mai 1939 * || align="right" | 8.465
|-----
| 1946 || align="right" | 10.027
|-----
| 13. September 1950 * || align="right" | 11.448
|-----
| 6. Juni 1961 * || align="right" | 26.127
|-----
| 27. Mai 1970 * || align="right" | 40.785
|-----
| 31. Dezember 1975 || align="right" | 54.134
|-----
| 31. Dezember 1980 || align="right" | 54.808
|-----
| 27. Mai 1987 * || align="right" | 57.005
|-----
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|-----
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|-----
| 31. Dezember 2000 || align="right" | 60.843<!-- kein Schreibfehler! -->
|-----
| 31. Dezember 2005 || align="right" | 60.843<!-- kein Schreibfehler! Quelle: Statistisches Landesamt B-W. -->
|}
|}


== Politik ==
=== Außenpolitik ===
[[Datei:Rathaus Sindelfingen.jpg|thumb|Das Rathaus in der Vaihinger Straße]]
=== Gemeinderat ===
Der [[Gemeinderat (Deutschland)|Gemeinderat]] hat seit der letzten [[Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2009|Kommunalwahl am 7. Juni 2009]] insgesamt 42(−3) Sitze. Diese verteilen sich auf die einzelnen Parteien und Gruppierungen wie folgt:


In der Außenpolitik verließ sich Nero auf die von ihm ausgewählten [[Statthalter]] und Befehlshaber. Obwohl er nie selbst, als erster Princeps in der Geschichte Roms, an einem Feldzug teilnahm, konnte er durch die Fähigkeit der Kommandanten einige Erfolge feiern.<ref>Zu Neros Außenpolitik s. Waldherr, S. 154-156.</ref>
{{Wahldiagramm
|LAND = DE
|TITEL = Kommunalwahl in Sindelfingen 2009
|JAHRALT = 2004
|JAHRNEU = 2009
|DIFF2 = ja
|PARTEI1 = CDU
|ERGEBNIS1 = 32.1
|ERGEBNISALT1 = 36.9
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|ERGEBNIS2 = 21.7
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|PARTEI7 = [[Einzelbewerber|EB]]
|ERGEBNIS7 = 0.1
|ERGEBNISALT7 = 0.0
|FARBE7 = ffffff<!--Bitte Farbe wählen!-->
}}


==== Unterwerfung und Eingliederung Armeniens ====
{| class="wikitable"
|-
| [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] || 32,14 % || −4,76 || 14 Sitze || −3
|-
| [[Freie Wähler|FWS]] || 21,71 % || −0,99 || 9 Sitze || −1
|-
| [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] || 18,43 % || −3,07 || 8 Sitze || −2
|-
| [[Bündnis 90/Die Grünen|B90/Grüne]] || 14,26 % || +0,76 || 6 Sitze || ±0
|-
| [[Freie Demokratische Partei|FDP]] || 10,39 % || +4,99 || 4 Sitze || +2
|-
| [[Die Linke]] || 2,94 % || +2,94 || 1 Sitz || +1
|}


Zu den wichtigsten gehören die Siege seines Feldherrn [[Gnaeus Domitius Corbulo]] über die [[Parther]] in [[Armenien]]. Das Land lag sowohl im Einflussbereich Roms als auch dem der [[Parther]] und bildete einen Puffer zwischen beiden Reichen. Bereits unter Claudius kam es zu Spannungen, in deren Folge der parthische Großkönig [[Vologaeses I.]] in Armenien einmarschierte und seinen Bruder [[Trdat I.|Tiridates]] statt des romfreundlichen [[Meherdates]] auf den Thron brachte. Im Winter 54 setzte Nero den bewährten Corbulo als Statthalter der Provinz [[Kappadokien|Cappadokia]] ein. Mit einem groß aufgestellten Heer und lokaler Unterstützung begann Corbulo 58 einen Feldzug, nachdem er erfolglos versucht hatte, mit Vologaeses zu verhandeln. Relativ rasch nahmen die römischen Truppen [[Artaschat|Artaxarta]] und [[Martyropolis|Tigranocerta]] ein, Tiridates floh an den parthischen Hof. [[Tigranes VI.]], der die meiste Zeit seines Lebens in Rom verbracht hatte, wurde als Herrscher installiert.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 13,34-40.</ref> Der Erfolg wurde in Rom mit einem Triumphbogen gefeiert, zur Überraschung vieler hatte der junge Kaiser sich mit seiner Reaktion und der Auswahl Corbulos bewährt.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 13,41.</ref>
Die Wahlbeteiligung lag bei 41,83 %. Vorsitzender des Gemeinderats ist der Oberbürgermeister.


Der Frieden in Armenien jedoch war brüchig. Nachdem Corbulo den Befehl in [[Syria]] übernommen hatte, zeigte Tigranes sich als unfähig und fiel mit römischen Truppen in [[Adiabene]] ein, das zum parthischen Reich gehörte. Daraufhin marschierte Vologaeses selbst auf Syrien, während sein Bruder Armenien angreifen sollte. Corbulo konnte den Einmarsch an beiden Linien stoppen, entfernte Tigranes vom armenischen Thron und verhandelte erneut. Sein Vorschlag war weiterhin, den Thron Tiridates zu geben, doch er sollte die Königswürde in Rom und von Nero empfangen.<ref>Tacitus, ''Annalen'', 15,1-5.</ref> Der parthische Großkönig willigte ein und schickte eine Gesandtschaft nach Rom, die im Jahr 62 eintraf und ohne Ergebnis wieder abreiste. Vologaeses eröffnete den Krieg erneut. Nach anfänglichen Erfolgen wurde die Lage der römischen Truppen gefährlich, bis Corbulo mit einer Mischung aus Drohung, militärischer Härte und Diplomatie wieder Verhandlungen erreichte. Die Parther und die Römer zogen sich aus Armenien zurück, das sich selbst überlassen werden sollte.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,1-18.</ref> Nach Rom wurde gemeldet, die Situation habe sich positiv entwickelt.
=== Bürgermeister ===
Ein Schultheiß des Dorfes Sindelfingen wird 1255 erwähnt; 1271 wird erstmals ein Schultheiß der Stadt erwähnt, seit 1280 gab es einen [[Vogt]], der bis 1605 in Böblingen seinen Sitz hatte, bis die Stadt vom Amt Böblingen getrennt wurde. Dann leiteten Amtmänner bzw. Oberamtmänner die Stadtverwaltung.


Als die zweite parthische Gesandtschaft 63 in Rom eintraf und grundsätzlich zwar Bereitschaft zeigte, nun die Krone aus den Händen Neros zu empfangen, doch dies in eine nicht näher bestimmbare Zukunft verlegte, wurden sie das zweite Mal zurück geschickt. Corbulo erhielt ein ''imperium maius'' mit dem Auftrag, Armenien endgültig in römischem Sinn zu befrieden.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,25.</ref> Der Oberbefehlshaber zog fünf Legionen und Hilfstruppen zusammen. Die Drohung zeigte Wirkung, Tiridates erklärte sich nun bereit, die Königswürde in Rom zu empfangen. In einem persönlichen Gespräch zwischen Corbulo und Vologaeses stimmte der Großkönig zu.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,26-31.</ref> Die Verleihung der Königswürde aus Neros Hand an den armenischen König Tiridates im Jahr 66 wurde der größte Triumph für den Princeps und eine gelungene Inszenierung zugleich.<ref>Sueton, ''Nero'' 13,1–2; Waldherr, S. 228–232.</ref>
Seit 1819 trug das Stadtoberhaupt die Bezeichnung „Stadtschultheiß“ und seit 1930 [[Bürgermeister]]. Mit der Erhebung zur [[Große Kreisstadt|Großen Kreisstadt]] am 1. Februar 1962 lautet die Amtsbezeichnung [[Oberbürgermeister]]. Dieser wird von den Wahlberechtigten auf acht Jahre direkt gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats. Seine allgemeinen Stellvertreter sind der 1. Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung „Erster Bürgermeister“ und der 2. Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung „Bürgermeister“.


==== Befriedung Britanniens ====
'''Stadtoberhäupter seit 1819'''
*1819–1826: Johann Friedrich Dinkelacker
*1826–1832: Johann Breuning
*1832–1849: Christian Immanuel Conz
*1850–1895: Johann Gottfried Frank
*1895–1932: Wilhelm Hörmann
*1932–1945: Karl Pfitzer
*1945–1946: Werner Häring
*1946–1977: Arthur Gruber
*1977–1993: [[Dieter Burger (Politiker)|Dieter Burger]]
*1993–2001: [[Joachim Rücker]] (SPD)
*Seit 2001: [[Bernd Vöhringer]] (CDU)


Unter Claudius war bereits ein Teil [[Britannien]]s zu einer römischen Provinz gemacht worden.<ref>Tacitus, ''Agricola'' 14, spricht vom ''proxima pars'', dem Teil, der dem Kontinent am nächsten war.</ref> Es gab keine Festgrenzlinie zum unbefriedeten Gebiet, zur Stabilisierung wurden Stammesfürsten als Klientelkönige benutzt. Im Jahr 58 setzte Nero mit [[Gaius Suetonius Paulinus]] einen erfahrenen [[Legatus|Legaten]] ein, der sich an Corbulos Erfolgen in Armenien messen lassen musste. So ging er mit aller Härte gegen die Aufständischen auf der Insel [[Anglesey|Mona]] vor: Er ließ Männer, Frauen und [[Druide]]n töten und schändete die heiligen Haine.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 14,29-30.</ref>
=== Wappen und Flagge ===
Das [[Wappen]] der Stadt Sindelfingen zeigt in Silber drei liegende schwarze Hirschstangen übereinander, darunter ein schwarzes Kreuz. Die Sindelfinger Stadtflagge ist schwarz-weiß. Wappen und Flagge haben lange Tradition und wurden 1927 offiziell festgelegt. Die Hirschstangen symbolisieren die Zugehörigkeit zu Württemberg.


Unterdessen brach ein Aufstand in der Provinz aus. Der mit den Römern befreundete Stamm der [[Icener]], der nahe der Provinzhauptstadt [[Camulodunum]] siedelte, sah aufgrund der teils rücksichtslosen römischen Politik nur noch die Möglichkeit, mit Waffengewalt gegen die Besatzer vorzugehen. Die Römer hatten zuvor die Erbansprüche der Königswitwe [[Boudicca]] ignoriert und sie und ihre Töchter vergewaltigt. Zudem hatten römische Kreditgeber ihre Kredite an britannische Adlige gekündigt, was diese in erhebliche Schwierigkeiten brachte.<ref>Waldherr, S. 142 f.</ref> Die Rebellen konnten zuerst Erfolge verbuchen, [[Londinium]], Camoludunum und [[Verulanium]] werden geplündert und teils zerstört, der Tempel von Claudius geschleift und der in Abwesenheit von Paulinus befehlshabende [[Prokurator]] Caetus Decianus vernichtend geschlagen.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 14,31-32.</ref> Die Lage schien so katastrophal, dass Nero darüber nachgedacht haben soll, die Insel aufzugeben.<ref>Sueton, ''Nero'' 18.</ref> Paulinus versuchte so schnell wie möglich mit seinen vier Legionen aus [[Wales]] zu Hilfe zu kommen. Er traf auf die verbündeten aufständischen Truppen unter der Führung von Boudicca und stellte sie zur Schlacht. Sie wurde vernichtend geschlagen und beging Selbstmord, ihre Anhänger wurden zum größten Teil getötet oder ermordet, Britannien war befriedet.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 14,35; Tacitus, ''Agricola'' 16,2; Cassius Dio [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/62*.html#p89 62,5-7].</ref>
=== Städtepartnerschaften ===
Sindelfingen unterhält mit folgenden Städten offizielle Partnerschaften:


Um nach dem militärischen Sieg auch die wirtschaftliche Kontrolle wieder zu erlangen, schickte Nero einen neuen Finanzverwalter, [[Gaius Iulius Alpinus Classicianus]], in die Provinz. Classicianus und Paulinus hegten eine tiefe Abneigung gegeneinander und arbeiteten nicht zusammen, sodass der Finanzprokurator um die Ablösung des Feldherrn bat. Um sich ein Bild machen zu können, sandte Nero seinen Freigelassenen [[Polyclitus]] nach Britannien. Diese Maßnahme stieß sowohl bei den römischen Statthaltern als auch beim einheimischen Adel auf Unverständnis und Ablehnung. Dennoch schaffte Polyclitus es, eine akzeptable Lösung zu finden: Paulinus konnte in Britannien verbleiben, hatte sein Heer jedoch [[Publius Petronius Turpilianus (Konsul 61)|Publius Petronius Turpilianus]] zu übergeben, der sich „trägem Nichtstun hingab“ und somit für Frieden sorge.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 14,39.</ref>
* {{CHE|#}} [[Schaffhausen]] (Schweiz), seit 1952 (Städtefreundschaft)
* {{FRA|#}} [[Corbeil-Essonnes]] (Frankreich), seit 1961
* {{ITA|#}} [[Sondrio]] (Italien), seit 1972
* {{UK|#}} [[Dronfield]], North East Derbyshire (Vereinigtes Königreich), seit 1981
* {{HUN|#}} [[Győr]] (Ungarn), seit 1989
* {{DE-SN|#}} [[Torgau]] (Sachsen), seit 1988
* {{POL|#}} [[Chełm]] (Polen), seit 2001


==== Der Aufstand in Iudaea ====
=== Patenschaft ===
Sindelfingen hat seit 1955 eine [[Patenschaft]] für die Vertriebenen aus der Stadt und dem Gerichtsbezirk Würbenthal im Kreis Freudenthal im Sudetenland übernommen.


Ein weiterer Schauplatz der Außenpolitik war [[Judäa|Iudäa]]. Unter den Prokuratoren [[Marcus Antonius Felix]], einem Bruder des Freigelassenen [[Marcus Antonius Pallas|Pallas]] und [[Gessius Florus]], einem Günstling Poppaeas, hatte sich das Klima zwischen Juden, Griechen und Römern nicht positiv entwickelt. Als Florus ausstehende Steuern aus dem Tempelschatz begleichen ließ, begann der [[Jüdischer Krieg|jüdische Aufstand]]. Im Mai 66 wurden römische Hilfstruppen in [[Masada]] getötet, der syrische Statthalter [[Gaius Cestius Gallus (Suffektkonsul 42)|Gaius Cestius Gallus]] erlitt Ende 66 eine herbe Niederlage. Daraufhin betraute Nero, der in Griechenland weilte, den bewährten Heerführer [[Vespasian]] mit dem Oberbefehl im jüdischen Krieg und [[Gaius Licinius Mucianus]] mit der Statthalterschaft Syriens.<ref>Cassius Dio [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/63*#p173 63,22].</ref> Vespasian zog in Syrien 60.000 Mann aus den Truppen und Hilfstruppen zusammen und errang in kurzer Zeit Erfolge.<ref>Flavius Josephus 3,9-34.</ref> Im Juli 67 eroberte er [[Iotapata]], das von [[Flavius Josephus|Joseph ben Mathitjahu]] befehligt worden war. Die endgültige Niederschlagung des Aufstandes zog sich aufgrund von Neros Selbstmord und dem Vierkaiserjahr bis 74.<ref>Zum Verlauf des Krieges und dessen Ende siehe Flavius Josephus, 4. bis 7. Buch.</ref>
== Wirtschaft und Infrastruktur ==
[[Datei:Werk Sindelfingen aerial.jpg|thumb|Daimler-Werk Sindelfingen]]Die Stadt ist geprägt durch die Automobilindustrie, besonders durch das [[Mercedes-Benz Cars#Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen|Mercedes-Benz Werk Sindelfingen]], das auch die [[Maybach-Manufaktur]] beherbergt. Mit rund 27.000 Beschäftigten sowie weiteren rund 6.000 Mitarbeitern in der ebenfalls am Standort angesiedelten Pkw-Entwicklung von [[Mercedes-Benz Cars]] ist es das weltweit größte Automobilwerk der [[Daimler AG]].


=== Verbrechen ===
In der frühen Neuzeit war das Weberhandwerk ansässig, daher gibt es auch heute noch viele Modefirmen. Die Energieinfrastruktur wird durch die [[Stadtwerke Sindelfingen|Stadtwerke Sindelfingen GmbH]] betrieben, an der die Stadt Sindelfingen mit 37,4 % beteiligt ist.


[[Datei:Nero charity.jpg|thumb|upright=1.4|[[Sesterz]] des Nero, 64–66 n. Chr. Auf der Rückseite: Nero während eines [[Congiarium]].]]
=== Verkehr ===
Nero werden zahlreiche Verbrechen angelastet; so soll er im Jahr 55 seinen Stiefbruder [[Britannicus]] vergiftet haben.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 13,15-17; Sueton, ''Nero'' 33,2-3.</ref> Da dieser jedoch schon seit seiner Kindheit an [[Epilepsie]] litt und körperlich schwächlich war, ist sich die Geschichtsschreibung über den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte nicht einig. Es ist auch möglich, dass Britannicus an einem Anfall gestorben ist.<ref>Griffin, S. 74; Waldherr, S. 74 f.</ref>
Sindelfingen ist über die Anschlussstellen Sindelfingen-Ost und Böblingen/Sindelfingen der [[Bundesautobahn 81]] ([[Würzburg]]–[[Gottmadingen]]), die sich im nordöstlichen Stadtgebiet an der Grenze zu Stuttgart mit der [[Bundesautobahn 8|A&nbsp;8]] kreuzt, gut erreichbar. Ferner verläuft die [[Bundesstraße 464]] (nach [[Reutlingen]]) durch das westliche Stadtgebiet. Die [[Bundesstraße 14|B&nbsp;14]] führt an Sindelfingen vorbei.


Agrippina verlor nach und nach die Kontrolle über ihren Sohn. Sie drohte deshalb durch Intrigen, Verschwörungen und Bestechungen Nero zu stürzen. Nero, der seine Mutter fürchtete, setzte eine Untersuchungskommission ein, der auch Seneca angehörte, die Agrippina jedoch nichts nachweisen konnte. Unter Mithilfe seines ehemaligen Lehrers Anicetus, inzwischen zum Admiral geworden, wollte er Agrippina mit einem eigens dafür präparierten Schiff versenken lassen. Es gelang dieser jedoch, an Land zu schwimmen. Am 23. März 59 ließ er sie in ihrer Villa ermorden, als Rechtfertigung wurde ihr ein Anschlag auf Nero unterstellt und notdürftig bewiesen. Die Beteiligung von Seneca und Burrus an diesem Verbrechen ist unklar.<ref>Sueton, ''Nero'' 34.</ref> Vermutlich wussten sie von dem Anschlag zu Wasser nichts, befürworteten jedoch die anschließende Ermordung. Nero ließ auch zahlreiche Hochverratsprozesse durchführen und zog – wie es übliche Praxis war – das Vermögen der Hingerichteten ein.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 14, 5-8; Griffin, S. 74 f.</ref>
Der ''S-Bahnhof Sindelfingen'' liegt an der [[Rankbachbahn]] von Böblingen nach [[Renningen]]. Auf dieser Strecke fahren Güterzüge (Güterzugumgehung Stuttgart). Die zeitweise stillgelegten Bahnhöfe Sindelfingen und Maichingen wurden als Haltepunkte seit 14. Juni 2010 für die Linie S60 der [[S-Bahn Stuttgart]] wiedereröffnet. Anfangs war das Angebot auf Montag bis Freitag beschränkt, seit 12. Juni 2011 läuft der Betrieb an allen Wochentagen im 30-Minuten-Takt von 5:00 bis 23:00 Uhr mit Anschluss in Böblingen an die S1 und an die [[Schönbuchbahn]]<ref>http://www.vvs.de/no_cache/presse/presseinformationen/detailansicht-pressemitteilung/presse/S60-faehrt-bald-auch-am-Wochenende/ VVS: S60 fährt bald auch am Wochenende</ref>. Hierfür wurde die Bahnstrecke von Sindelfingen bis Maichingen zweigleisig ausgebaut. Der weitere Ausbau der Strecke von Maichingen-Nord bis Renningen für die S-Bahn soll bis Dezember 2012 abgeschlossen sein. Die S-Bahn-Haltepunkte „Sindelfingen“, „Goldberg“, „[[Bahnhof Böblingen|Böblingen]]“ (Bahnhof) und „Hulb“ sind von Sindelfingen aus gut zu erreichen, davon liegt nur der Haltepunkt „Sindelfingen“ im Stadtgebiet Sindelfingen, die übrigen im Bereich der Stadt Böblingen an der Linie S1 von [[Stuttgart]] nach [[Herrenberg]]. Die Buslinien des [[Pflieger|Stadtverkehrs Böblingen-Sindelfingen]] und die S-Bahn sind in den [[Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart]] (VVS) integriert.


Nero verliebte sich Ende 58 in [[Poppaea Sabina]]. Diese forderte ihn auf, Octavia zu verstoßen. Schließlich ließ der Kaiser 62 seiner kinderlosen Frau ein Verhältnis mit einem [[Sklaverei im antiken Rom|Sklaven]] anhängen und verbannte sie, um zwölf Tage später seine Geliebte zu heiraten. Es kam daraufhin zu schweren Unruhen und Aufständen, weil Octavia beim Volk sehr beliebt war. Deshalb ließ Nero das Gerücht streuen, Octavia habe zusammen mit ihrem Geliebten versucht, den Kaiser abzusetzen, und Nero verbannte sie auf eine Insel. Nero gab den Auftrag, ihr die Pulsadern aufzuschneiden und sie in heißem Dampf zu ersticken, was wenige Tage später auch erfolgte.<ref>Sueton, ''Nero'' 35, 1-3; Tacitus, ''Annalen'', 14,64-65.</ref>
Der nahegelegene [[Flughafen Stuttgart]] ist über die Autobahn sowie mit der S-Bahn erreichbar.


Nero und Poppaea hatten eine gemeinsame Tochter, Claudia. Sie wurde am 21. Januar 63 geboren, starb jedoch vier Monate später. Zwei Jahre später war Poppaea wieder schwanger. Es wird behauptet, Nero hätte sie während dieser Zeit aus Verärgerung durch einen Fußtritt in den Unterleib getötet, diese Darstellung ist jedoch umstritten; sicher ist nur, dass Poppaea während ihrer Schwangerschaft im Jahre 65 gestorben ist.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 16,6; Waldherr, S. 226 f.</ref>
=== Öffentliche Einrichtungen ===
Sindelfingen hat ein [[Notariat]] und eine Außenstelle des Landratsamts Böblingen (Amt für Schule und Bildung und Schulpsychologische Beratungsstelle). Das Amt für Schule und Bildung ist seit dem 1. November 2006 im Landratsamt in Böblingen eingegliedert. Damit ist die durch die Verwaltungsreform des Landes Baden-Württemberg festgelegte Zuordnung zum Landkreis auch räumlich abgeschlossen.


=== Medien ===
=== Nero als Künstler ===
In Sindelfingen erscheint als Tageszeitung<!--en--> die <!--[[Kreiszeitung Böblinger Bote]] und die -->[[Sindelfinger Zeitung]].


[[Datei:014_Nero.jpg|miniatur|[[Denarius]] des Nero]]
=== Bildungseinrichtungen ===
Seit seiner Jugend hatte Nero einen Hang zu allen schönen Künsten. Bei der römischen Oberschicht waren künstlerische und literarische Ambitionen zwar gern gesehen, doch sie sollten im kleinen, privaten Kreis ausgelebt werden, nicht auf der öffentlichen Bühne und erst recht nicht vor dem Volk.<ref>Waldherr, S. 107 f.</ref> Spätestens seit 60 kam der Künstler, der um Anerkennung buhlte, in Nero immer mehr zum Vorschein. Schon vorher hatten Seneca und Burrus dem Herrscher kleine Ausflüge in die Arena und auf die Bühne gestatten müssen, diese fanden allerdings vorerst nur mit Freunden und für Freunde und Mitglieder des Hofes statt.
In Sindelfingen gibt es ein Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Grund- und Hauptschule).


Im Jahr 59 veranstaltete Nero um seine traditionelle Bartabnahme ein Fest, die ''[[Iuvenalia]]''. Bei dieser Gelegenheit traten jedoch nicht professionelle Künstler auf, sondern Senatoren und Ritter, was für die römische Aristokratie so degoutant wie verdammenswert war.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 14,15.</ref> Am Ende der Spiele trat Nero selbst auf.<ref>Cassius Dio [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/62*.html#p79 61,20].</ref> Im folgenden Jahr stiftete der Kaiser die ''[[Neronia]]'', Spiele, die sich an den griechischen Spielen orientierten und in Neapel stattfanden, weil dort das Publikum Aufführungen jeder Art offener gegenüber stand als in Rom. Auch hier trat der Princeps öffentlich und erstmals vor einer großen Zuschauerzahl auf.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 15,33; Sueton, ''Nero'' 20,2–3.</ref>
Ferner gibt es fünf [[Gymnasium|Gymnasien]] (Goldberg-, Pfarrwiesen- und Stiftsgymnasium, Gymnasium Unterrieden und das Technische Gymnasium innerhalb der Gottlieb-Daimler-Schulen), drei [[Realschule]]n (Realschule am Goldberg, Eschenried und Hinterweil), eine [[Förderschule]] (Martinsschule), drei Grund- und [[Hauptschule]]n mit Werkrealschule (Eichholzschule, GHS Goldberg und Johannes-Widmann-Schule Maichingen), eine Hauptschule mit Werkrealschule am Klostergarten und sechs selbständige [[Grundschule]]n (Darmsheim, Gartenstraße, Hinterweil, Klostergarten, Königsknoll und Sommerhofen).


Bei den nächsten ''Neronia'', die aufgrund des Brandes von Rom erst 65 stattfanden, präsentierte sich Nero in Rom.<ref>Sueton, ''Nero'' 21.</ref> Der Senat versuchte dies zu verhindern, indem er dem Princeps bereits vorher den Sieges- und Ehrenkranz anbot, doch Nero wollte keine Begünstigung und den Auftritt. Während das Volk die Darstellung des Kaisers genoss, waren Senatoren und auswärtige Staatsgäste angewidert und entsetzt.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 16, 4–5.</ref> Vespasian soll bei dieser Aufführung auch anwesend gewesen und eingeschlafen sein, was ihn fast das Leben gekostet hätte, denn der Kaiser erwartete Aufmerksamkeit und verbot ein vorzeitiges Verlassen des Schauplatzes.<ref>Tacitus, ''Annalen'' 16,5.</ref>
Der [[Landkreis Böblingen]] ist Schulträger der beiden [[Berufsbildende Schule|Beruflichen Schulen]] unter dem Namen [[Gottlieb-Daimler-Schule (Sindelfingen)|Gottlieb-Daimler-Schulen]] im ''Technischen Schulzentrum'' (Gottlieb-Daimler-Schule I und Gottlieb-Daimler-Schule II) sowie der Bodelschwinghschule für Geistigbehinderte mit Bodelschwingh-Schulkindergarten für Geistigbehinderte, der Schule für Körperbehinderte mit Schulkindergarten und der Schule für Sprachbehinderte und Kranke in längerer Krankenhausbehandlung mit Schulkindergarten für Sprachbehinderte.


Nero förderte in seiner Regierungszeit die [[Naturwissenschaft]]en, die [[Geographie]] und den Handel, ganz besonders aber Kunst und Kultur, wobei er allem Griechischen verbunden war und sich bewusst als [[Philhellenismus|Philhellene]] verstand. Er organisierte eine [[Expedition]] zur Entdeckung der [[Nil]]quelle, die jedoch scheiterte, und Ausgrabungen in [[Karthago]]. Er selbst hielt sich für einen talentierten Sänger, Dichter und [[Lyra (Zupfinstrument)|Lyraspieler]]. Sein erster Auftritt in Neapel brachte ihm, vor allem aufgrund seiner mitgereisten [[Prätorianer]], den ersten Preis im musischen Wettbewerb. Sein Philhellenismus brachte ihm auch den Titel eines Periodoniken ein, eines Siegers in musischen Wettbewerben bei den Spielen von [[Delphi]], Nemea und [[Korinth]]. Im Jahr 66 reiste Nero nach [[Griechenland]], wo er an den [[Olympische Spiele der Antike|Olympischen Spielen]] teilnahm und in mehreren hellenischen Städten Theateraufführungen gab, bei denen er sich auch in Frauenrollen, als [[Kithara]]sänger und bei sportlichen Wettkämpfen gefiel. Er soll in diesem Jahr bei Wettstreiten aller Art 1808 Siegespreise erhalten haben. Alle vier [[Panhellenische Spiele|panhellenischen Spiele]] ließ er in einem Jahr abhalten.<ref>Cassius Dio, [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/62*.html#p150 63,8-11].</ref> Als Verehrer der griechischen Kultur hielt er sich über ein Jahr lang in Griechenland auf, bis er von seinem Freigelassenen und Statthalter in Rom, Helius, zur Rückkehr nach Rom gedrängt wurde, wo die Stimmung sich inzwischen sehr verschlechtert hatte. Zwar kehrte er im Januar 68 unter großem Jubel nach Rom zurück, er gab sich jedoch ganz seinen Vergnügungen hin, besuchte Theater und Konzerte, ließ Wettspiele veranstalten und trat selbst als Künstler auf, wobei er immense Schulden machte.<ref>Cassius Dio [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/62*.html#p169 63,19-21].</ref>
Die private Abendrealschule Böblingen-Sindelfingen e.&nbsp;V. rundet das schulische Angebot in Sindelfingen ab.


Der Skandal an Neros Künstlertum war nicht seine Liebe für Schauspielerei, Theater, Poesie und Musik, sondern sein Streben nach künstlerischer Perfektion und Produktion vor einem Publikum. Nach den Konventionen der Aristokratie und der Erwartung an einen Princeps waren das Auftreten bei Wettkämpfen, Wettfahrten und Theaterstücken unerhört - so benahm sich nicht der Herrscher der bekannten Welt, Vater des Vaterlandes und Garant für das Wohlergehen des Staates.<ref>Waldherr, S. 128 f.; Griffin S. 160–163.</ref>
== Kultur, Sehenswürdigkeiten und Gastronomie ==
=== Museen ===
[[Datei:sindelfingen_altes_rathaus.jpg|thumb|upright|Altes Rathaus, heute Stadtmuseum]]
[[Datei:Mittleres Rathaus Sindelfingen.JPG|thumb|Mittleres Rathaus am Marktplatz]]
[[Datei:sindelfingen_brunnen2.jpg|thumb|Marktplatz-Brunnen]]
[[Datei:Marmor Zebrastreifen Sindelfingen.JPG|thumb|Einer der berühmten Zebrastreifen aus Marmor an der Ziegelstraße]]
[[Datei:Sindelfingen mülltoni nähe marktplatz 20061008.JPG|thumb|upright|Städtische Mülltonne „Mülltoni“ in der Nähe des Marktplatzes]]
[[Datei:Sprungturm Badezentrum Sindelfingen.jpg|thumb|upright|Der 1964 erbaute Sprungturm im Sindelfinger Badezentrum. Der 17 Meter hohe Sprungturm verfügt über alle standardisierten Bretthöhen]]


=== Machtverlust und Tod ===
Das 1970 eingerichtete ''Donauschwäbische Museum'' im Haus der Donauschwaben zeigt eine Sammlung donauschwäbischen Kulturgutes. Angeschlossen ist eine Spezialbibliothek für donauschwäbisches Schrifttum.


Nero hatte schon vor seiner Griechenlandreise Argwohn gegenüber zu mächtigen Feldherrn entwickelt und Corbulo nach Korinth und zum Selbstmord beordert. Ob Corbulo in die [[Vinicianische Verschwörung]], an der sein Schwiegersohn Vinicianus führend beteiligt war, eingeweiht war, ist ungeklärt.<ref>Cassius Dio [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/62*.html#p165 63,17,5-6]; Waldherr, S. 242.</ref> Den ersten Schritt zu Neros Untergang machte nun [[Gaius Iulius Vindex]], Statthalter der Provinz ''[[Lugdunensis|Gallia Lugudunensis]]''.<ref>Sueton, ''Nero'' 40,1.</ref> Er entstammte gallischem Hochadel und rief seine Landsleute und die Statthalter der angrenzenden Provinzen, in erster Linie [[Galba]] in ''[[Tarraconensis|Hispania Tarraconensis]]'' sowie [[Lucius Verginius Rufus|Verginius Rufus]] und [[Fonteius Capito]], zum Aufstand gegen den unwürdigen Princeps auf. Galba und die germanischen Kommandanten warteten jedoch ab.
Im Alten Rathaus im Stadtteil Maichingen befindet sich die ''Galerie der Stadt Sindelfingen'' sowie im 1990 eröffneten ''Lütze-Museum'' im Mittleren Rathaus Sindelfingen.


Nero erhielt die Nachricht in Neapel und blieb gelassen. Weitere Nachrichten aus Gallien und Erlasse von Vindex bewegten den Kaiser dazu, nach Rom zu reiten. Erst als er erfuhr, dass Galba sich doch Vindex und [[Otho]] mit der Provinz [[Lusitania (Provinz)|Lusitania]] angeschlossen habe, reagierte er mit Klagen und Zaudern. Angeblich soll er in Ohnmacht gefallen sein.<ref>Sueton, ''Nero'' 41,2–42,1.</ref> Inzwischen müssen die beiden [[Prätorianerpräfekt]]en des Kaisers zu der Einsicht gelangt sein, Nero nicht länger unterstützen zu wollen. Ob [[Tigellinus]] bereits jetzt von seinem Gönner abfiel, lässt sich nicht sagen, die Quellen schweigen über ihn. Seinem Amtskollegen [[Nymphidius Sabinus|Gaius Nymphidius Sabinus]], der nach dem Ausscheiden des [[Lucius Faenius Rufus]] den Posten übernommen hatte, oblag nun das Handeln. Senat und römische Oberschicht waren nach den Ausschweifungen des Kaisers und den Hinrichtungen in ihren Reihen ohnehin gegen den Princeps eingestellt. Sie empfingen jetzt heimlich einen Abgesandten Galbas, den [[Freigelassener|Freigelassenen]] Icelus Marcianus.
Über die Stadtgeschichte informiert das ''Stadtmuseum'' im Alten Rathaus von 1478 mit angrenzendem Salzhaus von 1592. Im Salzhaus ist auch die ''Würbenthaler Heimatstube'' untergebracht.


Als die Nachricht eintraf, weitere Heere seien zu [[Galba]] übergelaufen,<ref>Sueton, ''Nero'' 47, 1; Cassius Dio [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/63*.html#27 63,27].</ref> wurde Nero panisch. Er beschloss erst jetzt – oder hatte dies vielleicht schon länger für den Notfall geplant – nach Ägypten zu fliehen. Nero gab seinen vermeintlich treuesten Beratern, darunter Nymphidius, den Befehl, in [[Ostia Antica|Ostia]] eine Flotte seeklar zu machen.
In der Alten Webschule befindet sich das Haus der Handweberei mit ''Webereimuseum''.
Auf seinem Weg zum Hafen machte Nero noch ein letztes Mal in einem seiner Landgüter halt und schlief dort kurz ein. Als er aufwachte, musste er feststellen, dass seine Leibgarde, die ihn schützen sollte, abgezogen war: Nymphidius war gleich nach Aufbruch des Kaisers in das [[Prätorianer]]lager gegangen und hatte dort behauptet, Nero sei bereits auf dem Weg nach Ägypten. Er war es auch, der den Kaiser zum Zwischenaufenthalt auf dem Landgut überredet hatte. Mit einem Versprechen von 30.000 Sesterzen pro Mann konnte er die Prätorianer „überzeugen“, Galba als neuen Kaiser auszurufen.


Nero erkannte den Ernst seiner Lage und versuchte, bei einem seiner früheren Freunde Unterschlupf zu finden. Niemand wollte ihm Asyl gewähren, außer seinem Freigelassenen Phaon. Sofort machte sich der Princeps mit nur vier Begleitern auf den Weg. Auf seiner Flucht hörte er noch die Soldaten, wie sie Galba als neuem Princeps Glück wünschten. Unterdessen erreichte Nero ein Schreiben, das beinhaltete, dass er vom Senat zum ''hostis'' (Feind des Volkes) erklärt worden sei, und man ihn suche, um ihm die entsprechende Bestrafung – inklusive der [[damnatio memoriae]] – angedeihen zu lassen. Trotz der Panik schob er die Ausführung seines Selbstmordes so lange auf, bis er herannahende Pferde hörte. Mit Hilfe seines Sekretärs Epaphroditus stach er sich einen Dolch in die Kehle.<ref>Die ausführlichste Schilderung von Neros letzten Stunden findet sich bei Sueton, ''Nero'' 48–49.</ref>
In der ehemaligen Lochkartendruckerei der IBM in Sindelfingen befindet sich seit 1994 das „Haus zur Geschichte der IBM Datenverarbeitung“.


So starb Nero am 9. oder 11. Juni 68. Sein Leichnam wurde verbrannt und im Familiengrab der ''[[Domitius|gens Domitia]]'' auf dem ''collis hortulorum'' (jetzt [[Pincio]]) mit großem Aufwand beigesetzt.<ref>Sueton, ''Nero'' 50.</ref> Kurz vor seinem Tod soll er immer wieder ausgerufen haben: „Welch Künstler geht mit mir zugrunde!“<ref>Sueton, ''Nero'' 49,1.</ref> Die Standbilder des zum Staatsfeind erklärten Nero wurden zwar vernichtet, doch aufgrund der Umstände seines Todes und seines Lebenswandels kursierten, besonders im Osten, immer wieder Gerüchte, er lebe noch und werde wieder den Thron besteigen (siehe [[Terentius Maximus]]).
Das Museum [[Schauwerk Sindelfingen]] wurde 2010 eröffnet. Es zeigt deutsche und internationale Kunst der 1960er bis in die Gegenwart.<ref>http://www.schauwerk-sindelfingen.de/</ref>


Die Tatsache, dass das römische Reich keinen ernsthaften Schaden nahm, liegt nicht zuletzt daran, dass der Verwaltungsapparat weiter funktionierte und die Grenzsicherung durch die Armee weiterhin gewährleistet war. Die Regierungszeit [[Vespasian]]s, der sich im [[Vierkaiserjahr]] schließlich durchsetzte und das Reich wieder stabilisierte, stellte einen Neuanfang gegenüber der Herrschaft Neros dar.
=== Bauwerke ===
Das Alte Rathaus (heute das Stadtmuseum, der Eintritt ist frei) und die [[Martinskirche (Sindelfingen)|Martinskirche]] (geweiht 1083) sind die [[Wahrzeichen]] der Stadt. Weitere Sehenswürdigkeiten:
* Heizkraftwerk Daimler AG mit zwei Stahlbetonkaminen. Der höhere der beiden Kamine ist 120 Meter hoch. Er trug bis 2006 auf seiner Spitze die Sendeantennen zur terrestrischen Verbreitung des Fernsehprogramms Regio TV, mit der seine Höhe 123 Meter betrug. Der andere Kamin ist 100 Meter hoch.
* Das mittlere Rathaus am Marktplatz
* Kurze Gasse mit Fachwerkhäusern
* Alter Friedhof (hinter der Stadtbibliothek)
* Klostersee
* Ehemalige Landesgartenschau (mit der [[Kleinbahn Sommerhofen-Park]])
* Hallenbad und Badezentrum (seit 1985 Landes-Leistungszentrum des [[Württemberg|Württ.]] Schwimmverbands)
* Sprungturm mit 10-Meter-Brett im Freibad
*[[Goldbergturm]]
* Vogelschutzinformationszentrum (VIZ) am [[Freibad]] (Eintritt frei)
*[[Wasserturm Sindelfingen-Steige]]
*[[Wasserturm Sindelfingen-Eichholz]]
* Zweigart-Brücke, benannt nach dem traditionsreichen Textilunternehmen [[Zweigart]] & Sawitzki
* Würbenthaler Heimatstube (Eintritt frei)
* Freundschaftsbrunnen auf dem Marktplatz, gestaltet von [[Bonifatius Stirnberg]]. Um einen zentralen Brunnen mit dem Sagenpferd Pegasus sind sechs kleine Brunnen angeordnet, die für sechs Partnerstädte Sindelfingens stehen. Die Figuren sind drehbar.
* Fernsehumsetzer Darmsheim (seit der DVB-T-Umstellung des [[Stuttgarter Fernmeldeturm]] außer Betrieb)
* Funkturm Fuchsberg
* Funkturm Raststätte Sindelfinger-Wald
* An der Ziegelstraße wurden in den 70er Jahren, zu Zeiten hoher Gewerbesteuereinnahmen, Zebrastreifen aus [[Carrara-Marmor]] eingebaut.
* Sporthalle [[Glaspalast Sindelfingen|Glaspalast]], entworfen von [[Günter Behnisch]], eröffnet 1977.
* Anti-Gewalt-Mahnmal vor dem Gemeindezentrum Hinterweil
* IBM-Hochhaus


=== Freizeiteinrichtungen ===
== Wirkung ==
=== Nero im Urteil der Nachwelt ===
* Badezentrum Sindelfingen
* Die [[Kleinbahn Sommerhofen-Park]] (Fahrbetrieb sonntags, von April bis September)
* Der [[Glaspalast Sindelfingen|Glaspalast]] ist eine Sporthalle mit 200-m-Tartan-Laufbahn (4 Rundbahnen), 2 Judohallen, Kegelbahn (8 Bahnen), Trainings- und Gymnastikräume.
* Das Floschenstadion ist ein Leichtathletikstadion. Wenn keine Veranstaltungen stattfinden, ist es öffentlich zugänglich. Ein Abriss ist beschlossen.<ref>[http://www.vfl-sindelfingen.de/Aktuelles/Aktuelles_Sportart/Hauptverein/Hauptverein9/hauptverein9.html ''Die Bahn ist frei für die Abrissbirne''], VfL Sindelfingen, abgerufen 4. Mai 2009</ref>


Nero ist einer der umstrittensten Kaiser der römischen Geschichte. Während antike Autoren ihm durchaus positive Seiten abgewannen, überwog schon bald nach seinem Tod die Ablehnung der Politik und insbesondere der Persönlichkeit Neros. Die [[Senatorische Geschichtsschreibung]], wie [[Sueton]] und [[Publius Cornelius Tacitus|Tacitus]], deren Werke neben [[Cassius Dio]] die wichtigsten Quellen zum Leben des Kaisers darstellen, gab ihrer Verachtung offen Ausdruck. Bei [[Aurelius Victor]] werden die ersten Jahre des Prinzipats als sehr positiv gezeichnet, bevor Nero „Scham und Ekel“ erregte.<ref> Aurelius Victor, [http://www.gottwein.de/Lat/AurVict/victCaes01.php#Aur.Vict.Caes.5 ''De Caesaribus'' 5,4].</ref> [[Titus Petronius|Petronius]] und [[Lucan]] erwähnen den Kaiser kurz in ihren Werken; für eine Charakterisierung reichen die Stellen allerdings nicht.
=== Regelmäßige Veranstaltungen ===
* Das Internationale Straßenfest am 3. Juniwochenende ist eines der größten Straßenfeste Europas. Drei Tage am Stück werden mit Tanz, Folklore und Hunderten von Ständen (meist Kulturvereine und Verbände) die verschiedenen Kulturen der Stadt und natürlich besonders beliebt, die Delikatessen der jeweiligen Heimat präsentiert und gefeiert.
* Die Internationale Briefmarkenbörse findet am letzten Oktoberwochenende in der Messehalle statt.
* Sindelfingen ist eine der wenigen Städte, welche ihr Volksfest aufgegeben hat. Das alljährlich im Sommer stattfindende Sindelfinger Volksfest fand 1987 zum letzten Mal statt, weil der Festplatz zum Teil des Geländes der Landesgartenschau wurde und seitdem kein geeignetes Veranstaltungsareal mehr existiert.
* Am Jahresanfang fand bis 2003 im Glaspalast jährlich ein internationales Hallen-Leichtathletikmeeting statt. Dort stellte [[Colin Jackson]] 1994 in 7,3&nbsp;s den immer noch aktuellen [[Leichtathletik-Weltrekorde|Weltrekord]] über 60&nbsp;m Hürden der Männer auf.
* Ebenso in den Wochen um dem Jahreswechsel herum findet im Glaspalast die Sindelfinger Hallenfußball-Gala statt, in deren Rahmen der [[Mercedes-Benz Junior Cup]] einen Platz gefunden hat. Der Junior-Cup ist ein weltbekanntes U19-Turnier, zu dem jährlich die A-Jugend-Teams europäischer Großvereine wie des [[FC Schalke 04]], des [[AS Monaco]] und [[Dinamo Zagreb]]s sowie sogar Jugendnationalmannschaften wie die von Südafrika anreisen.


Umstritten ist bis heute nicht nur die Rolle, die Seneca als Lehrer und Berater einnahm, sondern auch die Bewertung seiner Schriften. In ''(ad Neronem Caesarem) de clementia'' zeigt der Philosoph den Kaiser indirekt als gütigen Herrscher, auf dessen Entwicklung man hoffen kann.<ref>Seneca, ''De clementia'' passim ([http://www.thelatinlibrary.com/sen/sen.clem.shtml kompletter Text in Latein]).</ref> Da Seneca jedoch direkt durch die Erziehung Neros und indirekt durch seine Position am Hof in die Regierung eingebunden und damit vom Princeps abhängig war, ist die Neutralität seiner Angaben fraglich. Auf der anderen Seite lässt sich anführen, dass Seneca seinem Schüler nicht die positiven Seite der Milde dargestellt hätte, wenn er nicht vom Nutzen und damit von Neros Beeinflussbarkeit im besseren Sinne überzeugt gewesen wäre.<ref>Vgl. dazu das Nachwort von [[Karl Büchner (Altphilologe)|Karl Büchner]] zur Übersetzung von ''De clementia'', Reclam, Stuttgart 1992.</ref>
=== Musik ===
Die seit 1986 bestehende Punk-Rock-Band [[WIZO (Band)|WIZO]] stammt aus Sindelfingen.


Die in den meisten Quellen ausgedrückte Verachtung hatte ihren Grund teils in der Abneigung der Römer gegen Neros Vorliebe für alles Griechische, teils – etwa bei Tacitus – in der Ablehnung des Kaisertums überhaupt, als dessen Entartung Neros Herrschaft erschien. Ein weiterer Grund waren Neros unberechenbare Handlungen, wie die Familienmorde, die Hinrichtungswellen oder unterstützten Selbstmorde, sowie seine Vernachlässigung des Staates und seine Haltung gegenüber dem Senat. Andererseits gehörte Nero, vermutlich zur Unzufriedenheit des Militärs, zu den insgesamt drei römischen Kaisern, die die Pforten des Janustempels zum Zeichen des äußeren Friedens schlossen.
=== Brauereiwesen ===
Bereits 1823 gründete der damalige Wirt des Gasthauses Lamm, Max Bernauer, die Brauerei „Lamm Bräu“. Die Brauerei war zunächst nur für die Bewirtung des eigenen Gasthauses gedacht, wurde aber bereits ein Jahr später an Johann Jakob Schlanderer verkauft. Das traditionsreiche Familienunternehmen Gastrogetränke Schlanderer führt Lammbräu bis heute, der Brauereibetrieb ist allerdings eingestellt.


Christliche Autoren späterer Jahrhunderte, die Nero schon wegen der Hinrichtung ihrer Glaubensbrüder nach dem Brand von Rom verurteilten, prägten endgültig das Bild des Kaisers als größenwahnsinnigem Tyrannen. Im Mittelalter galt er geradezu als Verkörperung des [[Antichrist]]en. Dieses Bild des Tyrannen – das nicht nur in späteren christlichen, sondern auch schon in den ältesten heidnisch-antiken Quellen vorzufinden ist – überwiegt bis heute. Einige Autoren haben in jüngster Zeit eine Rehabilitierung Neros als humanistischer Herrscher versucht. Dabei wurde vor allem das Augenmerk auf die Dreigliederung der römischen Gesellschaft in Kaiser, Aristokratie und Volk gelegt. Den nachdrücklichsten Versuch Nero zu rehabilitieren machte [[Massimo Fini]] in seiner 1994 erschienen, nicht wissenschaftlichen Biografie mit dem eindeutigen Untertitel ''Zweitausend Jahre Verleumdung''.
=== Vereine ===
* Der [[Flugsportverein Sindelfingen]] bietet in den Abteilungen Motor-, Segel- und Modellflug ein breites Spektrum von der Anfängerausbildung bis hin zum Hochleistungssport.
* [[VfL Sindelfingen]]; dessen Frauenfußballmannschaft spielte während der Saison 2005/06 in der 1. Bundesliga und spielt derzeit in der 2.BL Süd.
* Der Tages- und Pflegeelternverein e.&nbsp;V. ist ein Zusammenschluss von Tagesmüttern, Kinderfrauen und Eltern der Tageskinder, Vollzeit- und Bereitschaftspflegeeltern, Adoptiveltern.
* [[Billard]]-Club Sindelfingen (BCS); die erste Mannschaft, in der unter anderem der aktuelle 14.1e-Weltmeister [[Oliver Ortmann]] spielt, spielt in der 1. Bundesliga.


Nero verfolgte eine eher volkstümliche Politik, was auch durch Äußerlichkeiten gezeigt wurde. So war er zum Beispiel Anhänger der „Grünen“, einer von vier klassischen Mannschaften beim [[Wagenrennen]], die auch bei der Plebs beliebt waren. Seine künstlerischen Darbietungen und die Teilnahme an Wettfahrten verstärkten Neros populären Ruf. Die Annäherung des Kaisers an das Volk führte in Aristokratie und Patriziat zu einer schlechten Beurteilung. Quellen aus dem Stand der Plebejer existieren nicht beziehungsweise sind nicht überliefert. Bemerkenswert ist, dass nach Neros Tod das Volk in Rom die wieder gewonnene Freiheit feierte, doch schon bald nach seiner Bestattung auf Staatskosten sein Grab besucht und mit Blumen geschmückt wurde.<ref>Sueton, ''Nero'' 57,1.</ref> Bei den Parthern wurde Nero als guter Princeps verehrt, und gerade in den östlichen Provinzen tauchten in den folgenden Jahren immer wieder falsche Neros auf, die dem Gerücht, er lebe noch und werde wiederkommen, neue Nahrung gaben oder daraus resultierten.<ref>Sueton, ''Nero'' 57,2; Waldherr, S. 267-271.</ref>
== Persönlichkeiten ==
=== Ehrenbürger ===
Die Stadt Sindelfingen hat folgenden Personen das [[Ehrenbürger]]recht verliehen:
*1918: Mina Zweigart, Mitinhaberin der Firma [[Zweigart]]
*1946: Wilhelm Hörmann, Bürgermeister
*1951: [[Wilhelm Haspel]], Direktor und Vorstandsvorsitzender von Daimler-Benz
*1963: Wilhelm Langheck, Direktor von Daimler-Benz
*1963: Arthur K. Watson, Präsident von IBM
*1970: Karl Hummel, Gemeinderat und Fraktionsvorsitzender
*1975: Ernst Schäfer, Gemeinderat und Landtagsabgeordneter


Die moderne Forschung sieht in den (ersten) fünf Jahren seiner Regierung eine reformorientierte, änderungswillige Periode, in der das Verhältnis zwischen Nero und seinen Beratern Burrus und Seneca ausschlaggebend war.<ref>Griffin, S. 37-66; Waldherr, S. 63-102.</ref> Sogar Neros Vorliebe für künstlerische Vergnügen hatte einen positiven Aspekt: So viel Zerstreuung und Aufmerksamkeit waren dem stadtrömischen Volk lange nicht zuteil geworden. Die zusätzlichen Getreidelieferungen sorgten für relativen Wohlstand, die Veteranen und Prätorianer waren mehr als nur gut versorgt.
Daneben vergibt die Stadt Sindelfingen noch ''Ehrenplaketten'' in Gold und Silber an Personen, die sich um die Stadt verdient gemacht haben. Ehrungen dieser Art erhielten unter anderem Roger Combrisson (Bürgermeister der Partnerstadt Corbeil-Essonnes) und Arthur Gruber.
Der Bruch in den Jahren 59 und 62 und die Dekadenz bis zur Tyrannei der folgenden Regierungszeit lassen sich kaum nachvollziehen, ohne dem Princeps von Beginn an einen lasterhaften Charakter zu unterstellen. Mit dem Rückzug der Berater und Staatslenker der ersten Stunde und mit der Ermordung Agrippinas entfaltete sich Neros ‚dunkle‘ Seite mehr und mehr. Mit der Bestärkung und Beeinflussung durch Tigellinus fühlte der Kaiser sich vermutlich immer wohler in seiner Rolle als Schauspieler und Sänger und entwickelte sich zu einem Tyrannen. Die Konsequenz davon war die Vernachlässigung der Staatsgeschäfte mit extremer Schuldenaufnahme.<ref>Griffin, S. 185-189; Waldherr, S. 257 f.</ref>


=== Söhne und Töchter der Stadt ===
=== Nero-Rezeption ===
* um 1444, [[Johannes Widmann (Mediziner)|Johannes Widmann]] (in Maichingen), † 31. Dezember 1524 in Pforzheim, Leibarzt des Herzogs [[Eberhard I. (Württemberg, Herzog)|Eberhard im Bart]] und des Herzogs [[Ulrich (Württemberg)|Ulrich von Württemberg]]
*1782, 30. April, [[Albert Schott]], † 6. Juni 1861 in Stuttgart, Jurist und Politiker, Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung
*1806, 6. Juni, [[Ottmar Friedrich Heinrich Schönhuth]], † 6. Februar 1864 in Edelfingen (heute Bad Mergentheim), Pfarrer und Historiker
*1820, 26. November, Friedrich Heise, † 22. Juli 1866 in [[Stuttgart-Bad Cannstatt|Cannstatt]], Komiker
*1837, 21. Dezember, [[Ferdinand Haug]], † 21. Juni 1925 in Stuttgart, klassischer Archäologe, Schuldirektor am Gymnasium Mannheim
*1926, 7. Januar, [[Otto Knoch]], † 1993, 17. November in [[Beutelsbach (Weinstadt)|Beutelsbach]], [[katholisch]]er [[Theologe]], [[Geistlicher]] und [[Exegese|Exeget]]
*1933, 8. März, [[Gert Hummel]], † 2004, 15. Mai in [[Tiflis]], [[evangelisch]]er [[Theologe]] und [[Bischof]] der [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Georgien|Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien]]
*1941, [[Lutz Ackermann (Bildhauer)|Lutz Ackermann]], Bildhauer
*1941, 30. Juni, [[Wolfgang Hermann Körner]], Schriftsteller
*1943, 14. Juli, [[Werner Schmidt (Manager)|Werner Schmidt]], Bankier
*1948, 6. April, [[Friederike Roth]], Schriftstellerin
*1948, 25. November, [[Günter Müller (Wirtschaftsinformatiker)|Günter Müller]], Wirtschaftsinformatiker
*1954, 25. April, [[Erich Klemm]], Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrates der Daimler AG
*1965, [[Heidrun Gärtner]], Schauspielerin
*1965, [[Ulrich Michael Heissig]] – alias [[Irmgard Knef]], Kabarettist – [[Deutscher Kabarettpreis]] 2004
*1966, Uwe Spinder, deutscher Kabarettist
*1966, 20. November, [[Oliver Hasenfratz]], † 14. November 2001 in Berlin, Schauspieler
*1967, 1. Juli, [[Ulrike Egelhaaf-Gaiser]], Altphilologin
*1967, 19. August, [[Jörg Baldauf]], Behindertensportler
*1968, 25. Januar, [[Petra Schwille]], Physikerin
*1968, 14. Februar [[Gerd Dörich]], Radrennfahrer
*1968, 24. Oktober, [[Bernd Vöhringer]] (* 1968), Politiker (CDU), seit 2001 Oberbürgermeister von Sindelfingen
*1970, [[Harley Krohmer]], Direktor des Instituts für Marketing und Unternehmensführung an der Universität Bern
*1971, 17. März, [[Pia Maier]], Bundestagsabgeordnete (PDS)
*1971, 3. Juli, [[Pascal Kober]], Pfarrer und Politiker (FDP), Bundestagsabgeordneter
*1978, 11. Oktober, [[Sascha Reinelt]], Hockeyspieler
*1983, 22. Juli, [[Marko Kopilas]], deutsch-kroatischer Fußballspieler
*1984, 9. September, [[Susanne Stadlmüller]], Eiskunstläuferin
*1987, 20. April, [[Michael Klauß (Fußballspieler, 1987)|Michael Klauß]], Fußballspieler


Die Zeit Neros, besonders der Brand Roms und die Christenverfolgung, inspirierte zahlreiche dramatische und musikalische Bearbeitungen, so die von [[Claudio Monteverdi]] (''[[L’incoronazione di Poppea]]'' 1642), [[Jean Racine]] (''[[Britannicus]]'', 1669), [[Georg Friedrich Händel]] (''[[Agrippina (Händel)|Agrippina]]'' 1710), [[Anton Rubinstein]] (''Nero'' 1879), [[Arrigo Boito]] (''[[Nerone]]'', Uraufführung posthum 1924), [[Jean Nougues]] (''[[Quo vadis?]]'' 1910) und [[Pietro Mascagni]] (''[[Nerone]]'' 1935).
=== weitere Persönlichkeiten ===

die in Sindelfingen gewirkt haben, ohne dort geboren zu sein:
Unter den [[Historischer Roman|historischen Romanen]] dürfte [[Henryk Sienkiewicz]]’ ''[[Quo Vadis (Roman)|Quo Vadis]]'', erschienen 1895, wohl am bekanntesten sein. Das Buch wurde mehrmals verfilmt. Bekannt ist vor allem der Monumentalfilm [[Quo vadis? (1951)|Quo vadis?]] von 1951, in dem [[Peter Ustinov]] den Kaiser verkörperte und dafür für den [[Oscar]] nominiert wurde. 2001 entstand die polnische Filmversion von Filmregisseur [[Jerzy Kawalerowicz]], 2004 der TV-Zweiteiler ''[[Nero – Die dunkle Seite der Macht]]'' mit [[Hans Matheson]] in der Hauptrolle. [[Lion Feuchtwanger|Feuchtwangers]] Roman ''[[Der falsche Nero]]'' spielt um die Zeit nach dem Tod des Kaisers. Es gibt über 100 Romane, die sich mit Nero oder seiner Zeit beschäftigen, wobei die [[Genre]]s vom Krimi über die vermeintliche Autobiografie bis zur Liebestragödie reichen. Neben Finis nichtwissenschaftlicher Abhandlung erscheinen auch immer wieder andere Biografien Neros, die einem wissenschaftlichen Anspruch genügen wollen. Die letzte stammt von [[Jacques Robichon]] aus dem Jahr 2004. Er orientiert sich in erster Linie an Sueton und skizziert Nero als halbwahnsinnigen, sexbesessenen und unfähigen Tyrannen und selbstverliebten Künstler.
* [[Wilhelm Friedle]], Betriebsdirektor der [[Daimler-Benz AG]] Werk Sindelfingen bis 1935 brachte das [[Fließbandfertigung|Fließband]] nach Deutschland

* Gustl Hohenstein, Erbauer der Häuser der Konfektion und der Messe Sindelfingen
In den letzten Monaten des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] ging ein Befehl [[Adolf Hitler|Hitlers]] zur Zerstörung der deutschen Infrastruktur mit dem Namen [[Nerobefehl]] in die Geschichte ein. Dabei wurde darauf angespielt, dass sich dieser Befehl wie die Brandstiftung Roms gegen das eigene Volk richtete.
* [[Roland Emmerich]], Hollywood-Regisseur; wuchs in Sindelfingen auf und drehte in der Umgebung seine ersten Filme

* [[Paul Nagler]], Architekt; plante rund 40 Kirchenbauten in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und darüber hinaus
Die immer mit seinem Namen verbundene [[Brandstiftung]] inspirierte zu dem Programmnamen [[Nero Burning ROM]] (gewollt ähnlicher Klang wie der englische Satz: „Nero burning Rome“, zu deutsch „Nero, der Rom niederbrennt“).

== Quellen ==

* Sueton: ''Nero''. Antike Biographie aus der Sammlung der Kaiserbiographien von Caesar bis Domitian. In: Gaius Suetonius Tranquillus: ''Sämtliche erhaltene Werke''. Magnus, Essen 2004, ISBN 3-88400-071-3, [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Nero*.html lateinisches Original] und [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Nero*.html englische Übersetzung] bei [[LacusCurtius]]
* Cassius Dio: ''Römische Geschichte''. Übersetzt von [[Otto Veh]], Band 5 (= Bücher 61–80), Artemis-Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-7608-3672-0 und ISBN 3-7608-3673-9, ([http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/60*.html englische Übersetzung]; für Nero sind insbesondere die Bücher 61–63 relevant).
* Tacitus: ''Annalen''. Herausgegeben von Erich Heller, 3. Auflage, Düsseldorf und Zürich 1997. Die Bücher 11–16 der Annalen behandeln die Zeit des Nero. [http://mcadams.posc.mu.edu/txt/ah/tacitus/TacitusAnnals11.html Buch 11 der Annalen des Tacitus]


== Literatur ==
== Literatur ==

*''Württembergisches Städtebuch''; Band IV Teilband Baden-Württemberg Band 2 aus „Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte – Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart, 1961.
* Edward Champlin: ''Nero''. Belknap, Cambridge, Mass. 2003, ISBN 0-674-01192-9; Paperbackausgabe 2005 ([http://www.sehepunkte.de/2004/10/6121.html Rezension]).
*Lorenz, S., Scholz, G. (Hg.): ''Böblingen. Vom Mammutzahn zum Mikrochip''. Filderstadt 2003, ISBN 3-935129-09-2.
* [[Stephan Elbern]]: ''Nero. Kaiser, Künstler, Antichrist'', Zabern, Mainz 2010.
*Hermann Weisert: ''Sindelfingen im Wandel der Zeit.'' Röhm Verlag, Sindelfingen 1988.
* Massimo Fini: ''Nero. Zweitausend Jahre Verleumdung. Die andere Biographie''. München 1994, ISBN 3-7766-1853-1.
*Stadt Sindelfingen (Hrsg), Dorothee Ade-Rademacher, Reinhard Rademacher: ''Reich an Vergangenheit. Römer und Alamannen in Sindelfingen.'' Sindelfingen 2004 (Schriftenreihe des Stadtarchivs Sindelfingen, Band 6), ISBN 3-00-014744-6.
* [[Jaś Elsner]], Jamie Masters (Hrsg.): ''Reflections of Nero. Culture, history and representation''. London 1994, ISBN 0-7156-2479-2.
*Thomas Knopf: ''Das römische Sindelfingen''. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000 (Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg, Band 55), ISBN 3-8062-1497-2.
* [[Michael Grant]]: ''Nero. Despot, Tyrann, Künstler''. München 1978.
* Beck, Alfred: ''Chronik von Darmsheim'', Böblingen 1930 (Neuauflage 2003).
* [[Miriam Griffin]]: ''Nero. The End of a Dynasty''. Batsford, London 1984; Routledge, London 2001 (Nachdr.), ISBN 0-415-21464-5.
* [[Matthäus Heil]]: ''Die orientalische Außenpolitik des Kaisers Nero.'' München 1997, ISBN 3-88073-551-4.
* Horst Herrmann: ''Nero. Eine Biographie''. ATV, Berlin 2005, ISBN 3-7466-1777-4.
* Waltraud Jakob-Sonnabend: ''Untersuchungen zum Nero-Bild der Spätantike''. Hildesheim 1990, ISBN 3-487-09297-2.
* [[Jürgen Malitz]]: ''Nero''. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44605-1.
* [[Helmuth Schneider]]: ''Nero''. In: Manfred Clauss (Hrsg.): ''Die römischen Kaiser''. 4. aktualisierte Auflage. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60911-4, S. 77–86.
* [[Christoph Schubert (Altphilologe)|Christoph Schubert]]: ''Studien zum Nerobild in der lateinischen Dichtung der Antike''. Stuttgart 1998, ISBN 3-519-07665-9.
* [[Gerhard Waldherr]]: ''Nero. Eine Biografie''. Friedrich Pustet, Regensburg 2005, ISBN 3-7917-1947-5.<ref>Mit inhaltlichen Unsauberkeiten, siehe Matthäus Heil: Rezension von Gerhard Waldherr, ''Nero. Eine Biografie''. In: [[Klio (Zeitschrift)|''Klio'']] 89, 2007, S. 528 f.</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikisource|Topographia Sueviae (Schwaben): Sindelfingen|Sindelfingen in der Topographia Sueviae (Mathäus Merian) von 1656}}
{{Wikisource|Beschreibung des Oberamts Böblingen/Kapitel B 17|Sindelfingen in der Beschreibung des Oberamts Böblingen von 1850}}
* [http://www.sindelfingen.de/ Internetpräsenz der Stadt Sindelfingen]
* [http://adv2.adv-boeblingen.de/zrbb/sindelf/exsindel.html Geschichte, Naturraum und Geologie Sindelfingens auf www.zeitreise-bb.de]
* [http://www.demumemu.de/ Projekt „Sindelfingen ohne Barrieren“ des Stiftsgymnasium Sindelfingens]
* [https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=21067&id=1220726&screenbreite=1280&screenhoehe=994 Ansicht von Sindelfingen aus dem Forstlagerbuch von Andreas Kieser, 1685 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)], abgerufen am 9. Januar 2011


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== Einzelnachweise ==
* {{DNB-Portal|118586998|TYP=Literatur über}}
* {{DIR|nero|David J. Coffta}}
* [http://www.google.de/search?q=nero+site%3Agottwein.de&hl=de&btnG=Google+Suche Quelltexte über Nero] historische Zeitdokumente von u.&nbsp;a. Tacitus und Suetonius ins Deutsche übersetzt
* [http://www.hist-rom.de/themen/nero.html Historische Romane über Nero], Literaturliste

== Anmerkungen ==

<references />
<references />


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Version vom 21. Januar 2012, 01:55 Uhr

Nero
Münchner Glyptothek

Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus (* 15. Dezember 37 in Antium; † 9.[1] oder 11. Juni[2] 68 bei Rom) war von 54 bis 68 Kaiser des Römischen Reiches. Er sah sich selbst als Künstler und war der letzte Vertreter der julisch-claudischen Dynastie.

Anfänge

Herkunft und Jugend

Der junge Nero mit seiner Mutter Agrippina

Nero wurde als Sohn von Gnaeus Domitius Ahenobarbus und Iulia Agrippina, einer Schwester des Kaisers Caligula, in Antium an der Küste Latiums geboren. Er trug zunächst den Namen Lucius Domitius Ahenobarbus. Wie die meisten männlichen Mitglieder seiner Familie war Nero blond oder rotblond und blauäugig.[3]

Weil seine Mutter von Caligula ins Exil geschickt worden war, verbrachte er einen Teil seiner Kleinkindzeit bei seiner Tante Domitia Lepida. Die als schön geltende Agrippina war für ihren Ehrgeiz, Stolz und Mut, aber auch für ihren Machthunger bekannt. Spätestens seit sie nach dem Tod ihres zweiten Mannes Gaius Sallustius Crispus Passienus im Jahre 49 Kaiser Claudius geheiratet hatte, verfolgte sie das Ziel, ihren Sohn Lucius zum Kaiser zu machen.[4] Deshalb sorgte sie für eine hervorragende Ausbildung Neros in Literatur, Latein und Mathematik. Nach Vollendung seines zwölften Lebensjahres sorgte sie für die Rückberufung Senecas aus der Verbannung und machte ihn zum Lehrer ihres Sohnes. Seneca war ein bekannter Philosoph, der das Leben Neros entscheidend prägte. Der junge Nero erhielt eine standesgemäße Ausbildung und interessierte sich vor allem für Kunst, Architektur und das Theater.

Aufstieg zum Herrscher

Agrippina und Nero (ca. 54-59 n. Chr.).

Am 25. Februar 50 adoptierte Claudius seinen Stiefsohn Domitius Ahenobarbus. Dieser erhielt den Namen Tiberius Claudius Nero Drusus Germanicus Caesar und stand durch Einflussnahme seiner Mutter kurz darauf an erster Stelle in der Thronfolge. Bereits mit 14 wurde er für erwachsen erklärt und zum Senator und Prokonsul ernannt. Der um zwei Jahre jüngere Sohn von Claudius, Britannicus, wurde de iure nicht von der Thronfolge ausgeschlossen, de facto jedoch mit der Adoption und den Ämtern, die Nero erhielt, in den Schatten gestellt.[5] Bereits vor der Eheschließung seiner Mutter mit dem Kaiser im Jahr 47 hatte Nero im Alter von 9 Jahren bei der 800-Jahr-Feier Roms als Anführer der aristokratischen Jugend bei den Reiterspielen mehr Beifall erhalten als der ebenfalls teilnehmende sechsjährige Kaisersohn.

Drei Jahre später forcierte Agrippina eine Ehe zwischen ihrem 16-jährigen Sohn und der 13-jährigen Tochter des Claudius, Octavia. Um Blutschande zu vermeiden, wurde die Tochter von Claudius von den Octaviern adoptiert, sodass sie kein Mitglied der gens Claudia mehr war und den durch die Adoption zum claudischen Haus gehörenden Nero heiraten konnte.[6] Damit war er nicht nur väterlicher- und mütterlicherseits mit dem julisch-claudischen Haus verwandt, sondern auch direkt mit dem aktuellen Herrscher. Allerdings war Neros Position noch nicht endgültig gesichert, denn Claudius schloss eine Machtteilung zwischen ihm und Britannicus, der im März 55 volljährig werden würde, nicht mehr aus. Dies führte zu heftigen Streitigkeiten zwischen dem Kaiser und Agrippina.[7] Vermutlich um bereits vor der Volljährigkeit des leiblichen Sohnes Fakten zu schaffen und Nero den Thron zu sichern, ließ Agrippina Claudius bei einem Mahl mit Pilzen vergiften. Er starb am 13. Oktober 54.[8] Nero wurde vom Prätorianerpräfekten Burrus, einem Protegé Agrippinas, aus dem Palast geführt, wo die Garde ihn mit Jubel- und Imperatorrufen begrüßte.[9]

Neros Prinzipat

Innenpolitik

Die ersten Jahre von Neros Herrschaft begannen positiv. Er zeigte sich als fähiger und eigenständig handelnder Richter, der sein Urteil wohlüberlegt fällte.[10] Er betonte die Eigenständigkeit der senatorischen Rechtsprechung, schaffte die unter Claudius gefürchteten maiestas-Prozesse ab und war beim Volk durch Senkung des Getreidepreises und die Veranstaltung von Spielen beliebt.[11] Von Nero ist der Satz „Wenn ich doch bloß nicht schreiben könnte!“ überliefert. Er soll ihn gesagt haben, als er zum ersten Mal ein Todesurteil unterschreiben musste.[12] Die meisten Verbrecher verurteilte er zur Zwangsarbeit, während der Adel ins Exil verbannt oder zum Suizid gedrängt wurde. Die ersten fünf Jahre gelten als quinquennium Neronis, das glückliche Jahrfünft.[13] Der Einfluss von Seneca, Burrus und anfangs auch von Agrippina auf Nero in dieser Zeit scheint ursächlich für die guten Regierungsjahre.[14]

Verhältnis zum Senat

Büste des jugendlichen Kaisers

Der Senat hatte nur der durch die Prätorianer geschaffenen Lage nach der Ausrufung Neros zum Kaiser zustimmen können. Der Ausschluss von Britannicus stieß vereinzelt auf Argwohn und die Gerüchte um den Tod von Claudius wollten nicht verstummen. Doch die Lobrede des jungen Princeps auf seinen verstorbenen Vater, dessen Divinisierung und die Rede vor den Senatoren deuteten auf einen gemäßigten Herrscher hin, der den mos maiorum akzeptierte.[15] Er stellte sich in die Tradition von Augustus und lobte den guten Willen des Senats sowie seine Ratgeber. Insbesondere die Ablehnung der kaiserlichen Einmischungen in senatorische Angelegenheiten, die unter Claudius zu Erbitterung geführt hatte, musste den Senatoren gefallen. Nero stellte heraus, dass er sich in erster Linie um die Außenpolitik kümmern wollte.[16]

Das erste Jahr seines Prinzipats erfuhr einen positiven Abschluss, indem er seine eigenen Standbilder ablehnte und seinem Mitkonsul des Jahres 55 untersagte, auf die Handlungen des Kaisers zu schwören. Damit wurden die Würde und Eigenständigkeit des Konsulats betont, „was hohes Lob bei den Vätern fand“.[17] Auch die Unterstützung von mittellosen Senatoren, die nur viermalige Besetzung des Konsulats und die Nachbesetzung von Senatsposten in konservativem Sinne zeugten von einem guten Princeps.[18]

Mit dem Tod von Burrus im Jahr 62, dem Wunsch Senecas, sich vom Hofe zurückzuziehen, der Scheidung von Octavia und Benennung von Tigellinus zum Prätorianerpräfekten verschlechterte sich Neros Verhältnis zum Senat stetig.[19] Nach dem Brand von Rom nahm die Opposition immer mehr zu, mehrere Verschwörungen wurden aufgedeckt. Bekannte Opfer der darauffolgenden Säuberungen waren Seneca, Lucan und Petronius (siehe auch Pisonische Verschwörung). Auch Neros Verschwendungssucht stieß zunehmend auf Ablehnung.

Der große Brand von Rom und die Christenverfolgung

Wandmalerei in der Domus Aurea

In der Nacht vom 18. zum 19. Juli 64 brach in Rom ein Brand aus, der sich durch starken Wind sowie dichte und hohe Bebauung rasch ausbreitete. Innerhalb von neun Tagen wurden zehn von 14 Stadtteilen angegriffen und drei komplett vernichtet. Es wurden Gerüchte laut, dass Nero selbst das Feuer habe legen lassen, um die Stadt neu aufzubauen und insbesondere Platz für einen riesigen Palast, das „Goldene Haus“ (Domus Aurea), zu schaffen.[20] Angeblich beobachtete und besang er den Brand vom Turm des Maecenas aus, während er sich selbst auf der Lyra begleitete und Verse vom Fall Trojas deklamierte, laut Tacitus habe er dies zu Hause getan.[21]

Tatsächlich aber befand sich Nero in seinem 50 Kilometer weit entfernten Geburtsort, seiner Sommerresidenz Antium, während der Palatin in Flammen stand. Er reiste nach Rom zurück, öffnete seine Gebäude für Obdachlose und senkte den Getreidepreis.[22] Wahrscheinlich brach der Brand, wie viele andere auch, auf einem Marktplatz durch Unvorsichtigkeit aus. Dennoch ist Nero als Brandstifter Roms in die Geschichte eingegangen.[23] Dass er selbst die Stadt angezündet hat, kann ausgeschlossen werden, eine Beauftragung anderer jedoch nicht[24], zumal nach den ersten Löscharbeiten weitere Feuer nahe bei dem Haus des Prätorianerpräfekten Tigellinus ausbrachen.[25]

Aufgrund der Gerüchte, er habe das Feuer gelegt oder wenigstens davon profitiert, brauchte Nero einen anderen Schuldigen für den Brand. Dafür bot sich die Sekte der Chrestiani (griechisch: Christen) an, die bei manchen Teilen der Bevölkerung verhasst und suspekt waren.[26] Sie wurden verhaftet und viele zu grausamen Todesstrafen verurteilt. Die meisten wurden verbrannt, da dies die im römischen Recht für Brandstifter vorgesehene Strafe war, einige gekreuzigt oder in Felle gesteckt und in der Arena den Tieren vorgeworfen.[27] Diese Christenverfolgung unter Nero, die auf Rom beschränkt blieb, war das erste einer vermuteten Reihe lokaler Pogrome, die der Verfolgung unter Domitian und den systematischen Verfolgungen im 3. Jahrhundert vorausgingen.

Tacitus berichtet, dass es in Rom Ablehnung der Verfolgung gab: „Daher wurde auch für noch so Schuldige, welche die härtesten Strafen verdienten, Mitleiden rege, als würden sie nicht dem allgemeinen Besten, sondern der Mordlust eines einzigen geopfert.“[28]

Noch fünfzig Jahre später sprach man von dieser Untat.[29]

Der juristisch gebildete christliche Apologet Tertullian (ca. 160–220) wies im Jahre 197 eindringlich darauf hin, dass die Christenheit keine provinzielle Sekte gewesen sei, sondern dass die Bezeichnung „Christ“ von Anfang an die Aufmerksamkeit der kaiserlichen Behörden auf sich gezogen habe. Dabei gibt er an, dass das einzige Dekret Neros, das bei seinem Tode nicht aufgehoben wurde, dasjenige gegen die Christen gewesen sei.[30]

Einer weitverbreiteten altkirchlichen Legende nach sind unter Nero auch die Apostel Paulus und Petrus in Rom hingerichtet worden. Dies wird von einigen Forschern jedoch angezweifelt, zumal die Überlieferung auch davon berichtet, dass Paulus nach einem längeren förmlichen Prozess und Petrus zu einem späteren Zeitpunkt hingerichtet wurde.

Für die Finanzierung des Wiederaufbaus plünderte Nero die Tempel im ganzen Reich.[31] Möglicherweise liegt hier eine der Ursachen für die Zuspitzung der Ausbeutung von Judäa, die im Jahre 66 zum jüdischen Krieg führte. Von den Geldnöten des Kaisers zeugt auch die von Tacitus und Sueton überlieferte Geschichte des Caesellius Bassus.

Beim Wiederaufbau Roms ließ Nero breitere Straßen anlegen und beschränkte die maximale Höhe der Häuser, die nun alle eigene Mauern haben mussten, auf 25 Meter; überall sorgte er für Brandschutzmaßnahmen.[32] Trotz dieser Maßnahmen lastete die plebs urbana dem Princeps den Brand an und sah in seinem Wiederaufbau nach Brandschutzaspekten eine zusätzliche Belastung.[33] Sich selbst ließ Nero ein riesiges, prunkvolles Anwesen mit großen Kunstschätzen und technischen Raffinessen errichten, die Domus Aurea (das „Goldene Haus“).[34] Das Anwesen wurde kurz nach Neros Tod geplündert und teilweise abgerissen. Die flavischen Kaiser ließen auf dem Areal des dazugehörigen Sees das Kolosseum errichten. In dessen Ruinen wurde am 14. Januar 1506 die Laokoon-Gruppe entdeckt.

Außenpolitik

In der Außenpolitik verließ sich Nero auf die von ihm ausgewählten Statthalter und Befehlshaber. Obwohl er nie selbst, als erster Princeps in der Geschichte Roms, an einem Feldzug teilnahm, konnte er durch die Fähigkeit der Kommandanten einige Erfolge feiern.[35]

Unterwerfung und Eingliederung Armeniens

Zu den wichtigsten gehören die Siege seines Feldherrn Gnaeus Domitius Corbulo über die Parther in Armenien. Das Land lag sowohl im Einflussbereich Roms als auch dem der Parther und bildete einen Puffer zwischen beiden Reichen. Bereits unter Claudius kam es zu Spannungen, in deren Folge der parthische Großkönig Vologaeses I. in Armenien einmarschierte und seinen Bruder Tiridates statt des romfreundlichen Meherdates auf den Thron brachte. Im Winter 54 setzte Nero den bewährten Corbulo als Statthalter der Provinz Cappadokia ein. Mit einem groß aufgestellten Heer und lokaler Unterstützung begann Corbulo 58 einen Feldzug, nachdem er erfolglos versucht hatte, mit Vologaeses zu verhandeln. Relativ rasch nahmen die römischen Truppen Artaxarta und Tigranocerta ein, Tiridates floh an den parthischen Hof. Tigranes VI., der die meiste Zeit seines Lebens in Rom verbracht hatte, wurde als Herrscher installiert.[36] Der Erfolg wurde in Rom mit einem Triumphbogen gefeiert, zur Überraschung vieler hatte der junge Kaiser sich mit seiner Reaktion und der Auswahl Corbulos bewährt.[37]

Der Frieden in Armenien jedoch war brüchig. Nachdem Corbulo den Befehl in Syria übernommen hatte, zeigte Tigranes sich als unfähig und fiel mit römischen Truppen in Adiabene ein, das zum parthischen Reich gehörte. Daraufhin marschierte Vologaeses selbst auf Syrien, während sein Bruder Armenien angreifen sollte. Corbulo konnte den Einmarsch an beiden Linien stoppen, entfernte Tigranes vom armenischen Thron und verhandelte erneut. Sein Vorschlag war weiterhin, den Thron Tiridates zu geben, doch er sollte die Königswürde in Rom und von Nero empfangen.[38] Der parthische Großkönig willigte ein und schickte eine Gesandtschaft nach Rom, die im Jahr 62 eintraf und ohne Ergebnis wieder abreiste. Vologaeses eröffnete den Krieg erneut. Nach anfänglichen Erfolgen wurde die Lage der römischen Truppen gefährlich, bis Corbulo mit einer Mischung aus Drohung, militärischer Härte und Diplomatie wieder Verhandlungen erreichte. Die Parther und die Römer zogen sich aus Armenien zurück, das sich selbst überlassen werden sollte.[39] Nach Rom wurde gemeldet, die Situation habe sich positiv entwickelt.

Als die zweite parthische Gesandtschaft 63 in Rom eintraf und grundsätzlich zwar Bereitschaft zeigte, nun die Krone aus den Händen Neros zu empfangen, doch dies in eine nicht näher bestimmbare Zukunft verlegte, wurden sie das zweite Mal zurück geschickt. Corbulo erhielt ein imperium maius mit dem Auftrag, Armenien endgültig in römischem Sinn zu befrieden.[40] Der Oberbefehlshaber zog fünf Legionen und Hilfstruppen zusammen. Die Drohung zeigte Wirkung, Tiridates erklärte sich nun bereit, die Königswürde in Rom zu empfangen. In einem persönlichen Gespräch zwischen Corbulo und Vologaeses stimmte der Großkönig zu.[41] Die Verleihung der Königswürde aus Neros Hand an den armenischen König Tiridates im Jahr 66 wurde der größte Triumph für den Princeps und eine gelungene Inszenierung zugleich.[42]

Befriedung Britanniens

Unter Claudius war bereits ein Teil Britanniens zu einer römischen Provinz gemacht worden.[43] Es gab keine Festgrenzlinie zum unbefriedeten Gebiet, zur Stabilisierung wurden Stammesfürsten als Klientelkönige benutzt. Im Jahr 58 setzte Nero mit Gaius Suetonius Paulinus einen erfahrenen Legaten ein, der sich an Corbulos Erfolgen in Armenien messen lassen musste. So ging er mit aller Härte gegen die Aufständischen auf der Insel Mona vor: Er ließ Männer, Frauen und Druiden töten und schändete die heiligen Haine.[44]

Unterdessen brach ein Aufstand in der Provinz aus. Der mit den Römern befreundete Stamm der Icener, der nahe der Provinzhauptstadt Camulodunum siedelte, sah aufgrund der teils rücksichtslosen römischen Politik nur noch die Möglichkeit, mit Waffengewalt gegen die Besatzer vorzugehen. Die Römer hatten zuvor die Erbansprüche der Königswitwe Boudicca ignoriert und sie und ihre Töchter vergewaltigt. Zudem hatten römische Kreditgeber ihre Kredite an britannische Adlige gekündigt, was diese in erhebliche Schwierigkeiten brachte.[45] Die Rebellen konnten zuerst Erfolge verbuchen, Londinium, Camoludunum und Verulanium werden geplündert und teils zerstört, der Tempel von Claudius geschleift und der in Abwesenheit von Paulinus befehlshabende Prokurator Caetus Decianus vernichtend geschlagen.[46] Die Lage schien so katastrophal, dass Nero darüber nachgedacht haben soll, die Insel aufzugeben.[47] Paulinus versuchte so schnell wie möglich mit seinen vier Legionen aus Wales zu Hilfe zu kommen. Er traf auf die verbündeten aufständischen Truppen unter der Führung von Boudicca und stellte sie zur Schlacht. Sie wurde vernichtend geschlagen und beging Selbstmord, ihre Anhänger wurden zum größten Teil getötet oder ermordet, Britannien war befriedet.[48]

Um nach dem militärischen Sieg auch die wirtschaftliche Kontrolle wieder zu erlangen, schickte Nero einen neuen Finanzverwalter, Gaius Iulius Alpinus Classicianus, in die Provinz. Classicianus und Paulinus hegten eine tiefe Abneigung gegeneinander und arbeiteten nicht zusammen, sodass der Finanzprokurator um die Ablösung des Feldherrn bat. Um sich ein Bild machen zu können, sandte Nero seinen Freigelassenen Polyclitus nach Britannien. Diese Maßnahme stieß sowohl bei den römischen Statthaltern als auch beim einheimischen Adel auf Unverständnis und Ablehnung. Dennoch schaffte Polyclitus es, eine akzeptable Lösung zu finden: Paulinus konnte in Britannien verbleiben, hatte sein Heer jedoch Publius Petronius Turpilianus zu übergeben, der sich „trägem Nichtstun hingab“ und somit für Frieden sorge.[49]

Der Aufstand in Iudaea

Ein weiterer Schauplatz der Außenpolitik war Iudäa. Unter den Prokuratoren Marcus Antonius Felix, einem Bruder des Freigelassenen Pallas und Gessius Florus, einem Günstling Poppaeas, hatte sich das Klima zwischen Juden, Griechen und Römern nicht positiv entwickelt. Als Florus ausstehende Steuern aus dem Tempelschatz begleichen ließ, begann der jüdische Aufstand. Im Mai 66 wurden römische Hilfstruppen in Masada getötet, der syrische Statthalter Gaius Cestius Gallus erlitt Ende 66 eine herbe Niederlage. Daraufhin betraute Nero, der in Griechenland weilte, den bewährten Heerführer Vespasian mit dem Oberbefehl im jüdischen Krieg und Gaius Licinius Mucianus mit der Statthalterschaft Syriens.[50] Vespasian zog in Syrien 60.000 Mann aus den Truppen und Hilfstruppen zusammen und errang in kurzer Zeit Erfolge.[51] Im Juli 67 eroberte er Iotapata, das von Joseph ben Mathitjahu befehligt worden war. Die endgültige Niederschlagung des Aufstandes zog sich aufgrund von Neros Selbstmord und dem Vierkaiserjahr bis 74.[52]

Verbrechen

Sesterz des Nero, 64–66 n. Chr. Auf der Rückseite: Nero während eines Congiarium.

Nero werden zahlreiche Verbrechen angelastet; so soll er im Jahr 55 seinen Stiefbruder Britannicus vergiftet haben.[53] Da dieser jedoch schon seit seiner Kindheit an Epilepsie litt und körperlich schwächlich war, ist sich die Geschichtsschreibung über den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte nicht einig. Es ist auch möglich, dass Britannicus an einem Anfall gestorben ist.[54]

Agrippina verlor nach und nach die Kontrolle über ihren Sohn. Sie drohte deshalb durch Intrigen, Verschwörungen und Bestechungen Nero zu stürzen. Nero, der seine Mutter fürchtete, setzte eine Untersuchungskommission ein, der auch Seneca angehörte, die Agrippina jedoch nichts nachweisen konnte. Unter Mithilfe seines ehemaligen Lehrers Anicetus, inzwischen zum Admiral geworden, wollte er Agrippina mit einem eigens dafür präparierten Schiff versenken lassen. Es gelang dieser jedoch, an Land zu schwimmen. Am 23. März 59 ließ er sie in ihrer Villa ermorden, als Rechtfertigung wurde ihr ein Anschlag auf Nero unterstellt und notdürftig bewiesen. Die Beteiligung von Seneca und Burrus an diesem Verbrechen ist unklar.[55] Vermutlich wussten sie von dem Anschlag zu Wasser nichts, befürworteten jedoch die anschließende Ermordung. Nero ließ auch zahlreiche Hochverratsprozesse durchführen und zog – wie es übliche Praxis war – das Vermögen der Hingerichteten ein.[56]

Nero verliebte sich Ende 58 in Poppaea Sabina. Diese forderte ihn auf, Octavia zu verstoßen. Schließlich ließ der Kaiser 62 seiner kinderlosen Frau ein Verhältnis mit einem Sklaven anhängen und verbannte sie, um zwölf Tage später seine Geliebte zu heiraten. Es kam daraufhin zu schweren Unruhen und Aufständen, weil Octavia beim Volk sehr beliebt war. Deshalb ließ Nero das Gerücht streuen, Octavia habe zusammen mit ihrem Geliebten versucht, den Kaiser abzusetzen, und Nero verbannte sie auf eine Insel. Nero gab den Auftrag, ihr die Pulsadern aufzuschneiden und sie in heißem Dampf zu ersticken, was wenige Tage später auch erfolgte.[57]

Nero und Poppaea hatten eine gemeinsame Tochter, Claudia. Sie wurde am 21. Januar 63 geboren, starb jedoch vier Monate später. Zwei Jahre später war Poppaea wieder schwanger. Es wird behauptet, Nero hätte sie während dieser Zeit aus Verärgerung durch einen Fußtritt in den Unterleib getötet, diese Darstellung ist jedoch umstritten; sicher ist nur, dass Poppaea während ihrer Schwangerschaft im Jahre 65 gestorben ist.[58]

Nero als Künstler

Datei:014 Nero.jpg
Denarius des Nero

Seit seiner Jugend hatte Nero einen Hang zu allen schönen Künsten. Bei der römischen Oberschicht waren künstlerische und literarische Ambitionen zwar gern gesehen, doch sie sollten im kleinen, privaten Kreis ausgelebt werden, nicht auf der öffentlichen Bühne und erst recht nicht vor dem Volk.[59] Spätestens seit 60 kam der Künstler, der um Anerkennung buhlte, in Nero immer mehr zum Vorschein. Schon vorher hatten Seneca und Burrus dem Herrscher kleine Ausflüge in die Arena und auf die Bühne gestatten müssen, diese fanden allerdings vorerst nur mit Freunden und für Freunde und Mitglieder des Hofes statt.

Im Jahr 59 veranstaltete Nero um seine traditionelle Bartabnahme ein Fest, die Iuvenalia. Bei dieser Gelegenheit traten jedoch nicht professionelle Künstler auf, sondern Senatoren und Ritter, was für die römische Aristokratie so degoutant wie verdammenswert war.[60] Am Ende der Spiele trat Nero selbst auf.[61] Im folgenden Jahr stiftete der Kaiser die Neronia, Spiele, die sich an den griechischen Spielen orientierten und in Neapel stattfanden, weil dort das Publikum Aufführungen jeder Art offener gegenüber stand als in Rom. Auch hier trat der Princeps öffentlich und erstmals vor einer großen Zuschauerzahl auf.[62]

Bei den nächsten Neronia, die aufgrund des Brandes von Rom erst 65 stattfanden, präsentierte sich Nero in Rom.[63] Der Senat versuchte dies zu verhindern, indem er dem Princeps bereits vorher den Sieges- und Ehrenkranz anbot, doch Nero wollte keine Begünstigung und den Auftritt. Während das Volk die Darstellung des Kaisers genoss, waren Senatoren und auswärtige Staatsgäste angewidert und entsetzt.[64] Vespasian soll bei dieser Aufführung auch anwesend gewesen und eingeschlafen sein, was ihn fast das Leben gekostet hätte, denn der Kaiser erwartete Aufmerksamkeit und verbot ein vorzeitiges Verlassen des Schauplatzes.[65]

Nero förderte in seiner Regierungszeit die Naturwissenschaften, die Geographie und den Handel, ganz besonders aber Kunst und Kultur, wobei er allem Griechischen verbunden war und sich bewusst als Philhellene verstand. Er organisierte eine Expedition zur Entdeckung der Nilquelle, die jedoch scheiterte, und Ausgrabungen in Karthago. Er selbst hielt sich für einen talentierten Sänger, Dichter und Lyraspieler. Sein erster Auftritt in Neapel brachte ihm, vor allem aufgrund seiner mitgereisten Prätorianer, den ersten Preis im musischen Wettbewerb. Sein Philhellenismus brachte ihm auch den Titel eines Periodoniken ein, eines Siegers in musischen Wettbewerben bei den Spielen von Delphi, Nemea und Korinth. Im Jahr 66 reiste Nero nach Griechenland, wo er an den Olympischen Spielen teilnahm und in mehreren hellenischen Städten Theateraufführungen gab, bei denen er sich auch in Frauenrollen, als Kitharasänger und bei sportlichen Wettkämpfen gefiel. Er soll in diesem Jahr bei Wettstreiten aller Art 1808 Siegespreise erhalten haben. Alle vier panhellenischen Spiele ließ er in einem Jahr abhalten.[66] Als Verehrer der griechischen Kultur hielt er sich über ein Jahr lang in Griechenland auf, bis er von seinem Freigelassenen und Statthalter in Rom, Helius, zur Rückkehr nach Rom gedrängt wurde, wo die Stimmung sich inzwischen sehr verschlechtert hatte. Zwar kehrte er im Januar 68 unter großem Jubel nach Rom zurück, er gab sich jedoch ganz seinen Vergnügungen hin, besuchte Theater und Konzerte, ließ Wettspiele veranstalten und trat selbst als Künstler auf, wobei er immense Schulden machte.[67]

Der Skandal an Neros Künstlertum war nicht seine Liebe für Schauspielerei, Theater, Poesie und Musik, sondern sein Streben nach künstlerischer Perfektion und Produktion vor einem Publikum. Nach den Konventionen der Aristokratie und der Erwartung an einen Princeps waren das Auftreten bei Wettkämpfen, Wettfahrten und Theaterstücken unerhört - so benahm sich nicht der Herrscher der bekannten Welt, Vater des Vaterlandes und Garant für das Wohlergehen des Staates.[68]

Machtverlust und Tod

Nero hatte schon vor seiner Griechenlandreise Argwohn gegenüber zu mächtigen Feldherrn entwickelt und Corbulo nach Korinth und zum Selbstmord beordert. Ob Corbulo in die Vinicianische Verschwörung, an der sein Schwiegersohn Vinicianus führend beteiligt war, eingeweiht war, ist ungeklärt.[69] Den ersten Schritt zu Neros Untergang machte nun Gaius Iulius Vindex, Statthalter der Provinz Gallia Lugudunensis.[70] Er entstammte gallischem Hochadel und rief seine Landsleute und die Statthalter der angrenzenden Provinzen, in erster Linie Galba in Hispania Tarraconensis sowie Verginius Rufus und Fonteius Capito, zum Aufstand gegen den unwürdigen Princeps auf. Galba und die germanischen Kommandanten warteten jedoch ab.

Nero erhielt die Nachricht in Neapel und blieb gelassen. Weitere Nachrichten aus Gallien und Erlasse von Vindex bewegten den Kaiser dazu, nach Rom zu reiten. Erst als er erfuhr, dass Galba sich doch Vindex und Otho mit der Provinz Lusitania angeschlossen habe, reagierte er mit Klagen und Zaudern. Angeblich soll er in Ohnmacht gefallen sein.[71] Inzwischen müssen die beiden Prätorianerpräfekten des Kaisers zu der Einsicht gelangt sein, Nero nicht länger unterstützen zu wollen. Ob Tigellinus bereits jetzt von seinem Gönner abfiel, lässt sich nicht sagen, die Quellen schweigen über ihn. Seinem Amtskollegen Gaius Nymphidius Sabinus, der nach dem Ausscheiden des Lucius Faenius Rufus den Posten übernommen hatte, oblag nun das Handeln. Senat und römische Oberschicht waren nach den Ausschweifungen des Kaisers und den Hinrichtungen in ihren Reihen ohnehin gegen den Princeps eingestellt. Sie empfingen jetzt heimlich einen Abgesandten Galbas, den Freigelassenen Icelus Marcianus.

Als die Nachricht eintraf, weitere Heere seien zu Galba übergelaufen,[72] wurde Nero panisch. Er beschloss erst jetzt – oder hatte dies vielleicht schon länger für den Notfall geplant – nach Ägypten zu fliehen. Nero gab seinen vermeintlich treuesten Beratern, darunter Nymphidius, den Befehl, in Ostia eine Flotte seeklar zu machen. Auf seinem Weg zum Hafen machte Nero noch ein letztes Mal in einem seiner Landgüter halt und schlief dort kurz ein. Als er aufwachte, musste er feststellen, dass seine Leibgarde, die ihn schützen sollte, abgezogen war: Nymphidius war gleich nach Aufbruch des Kaisers in das Prätorianerlager gegangen und hatte dort behauptet, Nero sei bereits auf dem Weg nach Ägypten. Er war es auch, der den Kaiser zum Zwischenaufenthalt auf dem Landgut überredet hatte. Mit einem Versprechen von 30.000 Sesterzen pro Mann konnte er die Prätorianer „überzeugen“, Galba als neuen Kaiser auszurufen.

Nero erkannte den Ernst seiner Lage und versuchte, bei einem seiner früheren Freunde Unterschlupf zu finden. Niemand wollte ihm Asyl gewähren, außer seinem Freigelassenen Phaon. Sofort machte sich der Princeps mit nur vier Begleitern auf den Weg. Auf seiner Flucht hörte er noch die Soldaten, wie sie Galba als neuem Princeps Glück wünschten. Unterdessen erreichte Nero ein Schreiben, das beinhaltete, dass er vom Senat zum hostis (Feind des Volkes) erklärt worden sei, und man ihn suche, um ihm die entsprechende Bestrafung – inklusive der damnatio memoriae – angedeihen zu lassen. Trotz der Panik schob er die Ausführung seines Selbstmordes so lange auf, bis er herannahende Pferde hörte. Mit Hilfe seines Sekretärs Epaphroditus stach er sich einen Dolch in die Kehle.[73]

So starb Nero am 9. oder 11. Juni 68. Sein Leichnam wurde verbrannt und im Familiengrab der gens Domitia auf dem collis hortulorum (jetzt Pincio) mit großem Aufwand beigesetzt.[74] Kurz vor seinem Tod soll er immer wieder ausgerufen haben: „Welch Künstler geht mit mir zugrunde!“[75] Die Standbilder des zum Staatsfeind erklärten Nero wurden zwar vernichtet, doch aufgrund der Umstände seines Todes und seines Lebenswandels kursierten, besonders im Osten, immer wieder Gerüchte, er lebe noch und werde wieder den Thron besteigen (siehe Terentius Maximus).

Die Tatsache, dass das römische Reich keinen ernsthaften Schaden nahm, liegt nicht zuletzt daran, dass der Verwaltungsapparat weiter funktionierte und die Grenzsicherung durch die Armee weiterhin gewährleistet war. Die Regierungszeit Vespasians, der sich im Vierkaiserjahr schließlich durchsetzte und das Reich wieder stabilisierte, stellte einen Neuanfang gegenüber der Herrschaft Neros dar.

Wirkung

Nero im Urteil der Nachwelt

Nero ist einer der umstrittensten Kaiser der römischen Geschichte. Während antike Autoren ihm durchaus positive Seiten abgewannen, überwog schon bald nach seinem Tod die Ablehnung der Politik und insbesondere der Persönlichkeit Neros. Die Senatorische Geschichtsschreibung, wie Sueton und Tacitus, deren Werke neben Cassius Dio die wichtigsten Quellen zum Leben des Kaisers darstellen, gab ihrer Verachtung offen Ausdruck. Bei Aurelius Victor werden die ersten Jahre des Prinzipats als sehr positiv gezeichnet, bevor Nero „Scham und Ekel“ erregte.[76] Petronius und Lucan erwähnen den Kaiser kurz in ihren Werken; für eine Charakterisierung reichen die Stellen allerdings nicht.

Umstritten ist bis heute nicht nur die Rolle, die Seneca als Lehrer und Berater einnahm, sondern auch die Bewertung seiner Schriften. In (ad Neronem Caesarem) de clementia zeigt der Philosoph den Kaiser indirekt als gütigen Herrscher, auf dessen Entwicklung man hoffen kann.[77] Da Seneca jedoch direkt durch die Erziehung Neros und indirekt durch seine Position am Hof in die Regierung eingebunden und damit vom Princeps abhängig war, ist die Neutralität seiner Angaben fraglich. Auf der anderen Seite lässt sich anführen, dass Seneca seinem Schüler nicht die positiven Seite der Milde dargestellt hätte, wenn er nicht vom Nutzen und damit von Neros Beeinflussbarkeit im besseren Sinne überzeugt gewesen wäre.[78]

Die in den meisten Quellen ausgedrückte Verachtung hatte ihren Grund teils in der Abneigung der Römer gegen Neros Vorliebe für alles Griechische, teils – etwa bei Tacitus – in der Ablehnung des Kaisertums überhaupt, als dessen Entartung Neros Herrschaft erschien. Ein weiterer Grund waren Neros unberechenbare Handlungen, wie die Familienmorde, die Hinrichtungswellen oder unterstützten Selbstmorde, sowie seine Vernachlässigung des Staates und seine Haltung gegenüber dem Senat. Andererseits gehörte Nero, vermutlich zur Unzufriedenheit des Militärs, zu den insgesamt drei römischen Kaisern, die die Pforten des Janustempels zum Zeichen des äußeren Friedens schlossen.

Christliche Autoren späterer Jahrhunderte, die Nero schon wegen der Hinrichtung ihrer Glaubensbrüder nach dem Brand von Rom verurteilten, prägten endgültig das Bild des Kaisers als größenwahnsinnigem Tyrannen. Im Mittelalter galt er geradezu als Verkörperung des Antichristen. Dieses Bild des Tyrannen – das nicht nur in späteren christlichen, sondern auch schon in den ältesten heidnisch-antiken Quellen vorzufinden ist – überwiegt bis heute. Einige Autoren haben in jüngster Zeit eine Rehabilitierung Neros als humanistischer Herrscher versucht. Dabei wurde vor allem das Augenmerk auf die Dreigliederung der römischen Gesellschaft in Kaiser, Aristokratie und Volk gelegt. Den nachdrücklichsten Versuch Nero zu rehabilitieren machte Massimo Fini in seiner 1994 erschienen, nicht wissenschaftlichen Biografie mit dem eindeutigen Untertitel Zweitausend Jahre Verleumdung.

Nero verfolgte eine eher volkstümliche Politik, was auch durch Äußerlichkeiten gezeigt wurde. So war er zum Beispiel Anhänger der „Grünen“, einer von vier klassischen Mannschaften beim Wagenrennen, die auch bei der Plebs beliebt waren. Seine künstlerischen Darbietungen und die Teilnahme an Wettfahrten verstärkten Neros populären Ruf. Die Annäherung des Kaisers an das Volk führte in Aristokratie und Patriziat zu einer schlechten Beurteilung. Quellen aus dem Stand der Plebejer existieren nicht beziehungsweise sind nicht überliefert. Bemerkenswert ist, dass nach Neros Tod das Volk in Rom die wieder gewonnene Freiheit feierte, doch schon bald nach seiner Bestattung auf Staatskosten sein Grab besucht und mit Blumen geschmückt wurde.[79] Bei den Parthern wurde Nero als guter Princeps verehrt, und gerade in den östlichen Provinzen tauchten in den folgenden Jahren immer wieder falsche Neros auf, die dem Gerücht, er lebe noch und werde wiederkommen, neue Nahrung gaben oder daraus resultierten.[80]

Die moderne Forschung sieht in den (ersten) fünf Jahren seiner Regierung eine reformorientierte, änderungswillige Periode, in der das Verhältnis zwischen Nero und seinen Beratern Burrus und Seneca ausschlaggebend war.[81] Sogar Neros Vorliebe für künstlerische Vergnügen hatte einen positiven Aspekt: So viel Zerstreuung und Aufmerksamkeit waren dem stadtrömischen Volk lange nicht zuteil geworden. Die zusätzlichen Getreidelieferungen sorgten für relativen Wohlstand, die Veteranen und Prätorianer waren mehr als nur gut versorgt. Der Bruch in den Jahren 59 und 62 und die Dekadenz bis zur Tyrannei der folgenden Regierungszeit lassen sich kaum nachvollziehen, ohne dem Princeps von Beginn an einen lasterhaften Charakter zu unterstellen. Mit dem Rückzug der Berater und Staatslenker der ersten Stunde und mit der Ermordung Agrippinas entfaltete sich Neros ‚dunkle‘ Seite mehr und mehr. Mit der Bestärkung und Beeinflussung durch Tigellinus fühlte der Kaiser sich vermutlich immer wohler in seiner Rolle als Schauspieler und Sänger und entwickelte sich zu einem Tyrannen. Die Konsequenz davon war die Vernachlässigung der Staatsgeschäfte mit extremer Schuldenaufnahme.[82]

Nero-Rezeption

Die Zeit Neros, besonders der Brand Roms und die Christenverfolgung, inspirierte zahlreiche dramatische und musikalische Bearbeitungen, so die von Claudio Monteverdi (L’incoronazione di Poppea 1642), Jean Racine (Britannicus, 1669), Georg Friedrich Händel (Agrippina 1710), Anton Rubinstein (Nero 1879), Arrigo Boito (Nerone, Uraufführung posthum 1924), Jean Nougues (Quo vadis? 1910) und Pietro Mascagni (Nerone 1935).

Unter den historischen Romanen dürfte Henryk SienkiewiczQuo Vadis, erschienen 1895, wohl am bekanntesten sein. Das Buch wurde mehrmals verfilmt. Bekannt ist vor allem der Monumentalfilm Quo vadis? von 1951, in dem Peter Ustinov den Kaiser verkörperte und dafür für den Oscar nominiert wurde. 2001 entstand die polnische Filmversion von Filmregisseur Jerzy Kawalerowicz, 2004 der TV-Zweiteiler Nero – Die dunkle Seite der Macht mit Hans Matheson in der Hauptrolle. Feuchtwangers Roman Der falsche Nero spielt um die Zeit nach dem Tod des Kaisers. Es gibt über 100 Romane, die sich mit Nero oder seiner Zeit beschäftigen, wobei die Genres vom Krimi über die vermeintliche Autobiografie bis zur Liebestragödie reichen. Neben Finis nichtwissenschaftlicher Abhandlung erscheinen auch immer wieder andere Biografien Neros, die einem wissenschaftlichen Anspruch genügen wollen. Die letzte stammt von Jacques Robichon aus dem Jahr 2004. Er orientiert sich in erster Linie an Sueton und skizziert Nero als halbwahnsinnigen, sexbesessenen und unfähigen Tyrannen und selbstverliebten Künstler.

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs ging ein Befehl Hitlers zur Zerstörung der deutschen Infrastruktur mit dem Namen Nerobefehl in die Geschichte ein. Dabei wurde darauf angespielt, dass sich dieser Befehl wie die Brandstiftung Roms gegen das eigene Volk richtete.

Die immer mit seinem Namen verbundene Brandstiftung inspirierte zu dem Programmnamen Nero Burning ROM (gewollt ähnlicher Klang wie der englische Satz: „Nero burning Rome“, zu deutsch „Nero, der Rom niederbrennt“).

Quellen

Literatur

Commons: Nero – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Die Chronik des Hieronymus (englische Übersetzung) gibt an, dass Nero für 13 Jahre, sieben Monate und 28 Tage regierte, was bei einem Herrschaftsantritt am 13. Oktober 54 auf den 9. Juni 68 führt.
  2. Cassius Dio 63, 29, 3 und Flavius Josephus, Jüdischer Krieg 4, 9, 491 nennen 13 Jahre und acht Monate als Dauer der Herrschaft Neros.
  3. Sueton, Nero 50,1; subflavus kann sowohl mit „fast blond“ als auch mit „rotblond“ oder „hellblond“ übersetzt werden. Zum Aussehen der männlichen Ahenobarbi siehe Sueton, Nero 1,1.
  4. Gerhard Waldherr: Nero. Eine Biografie, S. 29-37.
  5. Waldherr, S. 47 f.
  6. Waldherr, S. 58.
  7. Waldherr, S. 57–60.
  8. Zumindest wurde am 13. Oktober der Tod bekannt gegeben. Tacitus, Annalen 12,65-67; Sueton, Claudius, 43-45.
  9. Tacitus, Annalen 12,69.
  10. Sueton, Nero 15,1.
  11. Sueton, Nero 10,2-3.
  12. Seneca, De Clementia 2,2; Sueton, Nero 10,2.
  13. Aurelius Victor: De Caesaribus 5,2-5. Ob es sich dabei tatsächlich um die ersten fünf Jahre handelt, ist umstritten, vgl. Miriam Griffin: Nero. The End of a Dynasty, S. 37 f.
  14. Zu Seneca und Burrus u. a. Tacitus, Annales 13,4; zum „Golden Age“ allgemein und zur Konstellation Agrippina, Burrus, Nero und Seneca s. Griffin, S. 50-66.
  15. Tacitus, Annalen 13,3, der allerdings auch von einer „Trauerkomödie“ spricht; Sueton, Nero 10,1.
  16. Tacitus, Annalen 13,4.
  17. Tacitus, Annalen 13,11–12.
  18. Sueton, Nero 14–15,2.
  19. Tacitus, Annalen 14,51 f.
  20. Tacitus, Annalen 15,42.
  21. Sueton, Nero 38; Tacitus, Annalen 15, 39; vergleiche Cassius Dio, Historiae Romanae 62, 29, 1.
  22. Tacitus, Annalen, 15,39.
  23. Waldherr, S. 214 f.
  24. Tacitus, Annalen 15,38.
  25. Tacitus, Annalen 15,40.
  26. Waldherr, S. 215–217.
  27. Tacitus, Annalen 15,44.
  28. Tacitus, Annalen 15,44.
  29. Juvenal, Satiren 1,154 f.
  30. Tertullian, ad nationes 1,7,8–9: Principe Augusto nomen hoc ortum est, Tiberio disciplina eius inluxit, Nerone damnatio invaluit, ut iam hinc de persona persecutoris ponderetis … Et tamen permansit erasis omnibus hoc solum institutum Neronianum, iustum denique ut dissimile sui auctoris.
  31. Tacitus, Annalen, 15,45; Sueton, Nero 38,3.
  32. Tacitus, Annalen 15,43; Sueton, Nero 16,1.
  33. Waldherr, S. 210-214.
  34. Sueton, Nero 31, 1-3; Tacitus, Annalen 15,42.
  35. Zu Neros Außenpolitik s. Waldherr, S. 154-156.
  36. Tacitus, Annalen 13,34-40.
  37. Tacitus, Annalen 13,41.
  38. Tacitus, Annalen, 15,1-5.
  39. Tacitus, Annalen 15,1-18.
  40. Tacitus, Annalen 15,25.
  41. Tacitus, Annalen 15,26-31.
  42. Sueton, Nero 13,1–2; Waldherr, S. 228–232.
  43. Tacitus, Agricola 14, spricht vom proxima pars, dem Teil, der dem Kontinent am nächsten war.
  44. Tacitus, Annalen 14,29-30.
  45. Waldherr, S. 142 f.
  46. Tacitus, Annalen 14,31-32.
  47. Sueton, Nero 18.
  48. Tacitus, Annalen 14,35; Tacitus, Agricola 16,2; Cassius Dio 62,5-7.
  49. Tacitus, Annalen 14,39.
  50. Cassius Dio 63,22.
  51. Flavius Josephus 3,9-34.
  52. Zum Verlauf des Krieges und dessen Ende siehe Flavius Josephus, 4. bis 7. Buch.
  53. Tacitus, Annalen 13,15-17; Sueton, Nero 33,2-3.
  54. Griffin, S. 74; Waldherr, S. 74 f.
  55. Sueton, Nero 34.
  56. Tacitus, Annalen 14, 5-8; Griffin, S. 74 f.
  57. Sueton, Nero 35, 1-3; Tacitus, Annalen, 14,64-65.
  58. Tacitus, Annalen 16,6; Waldherr, S. 226 f.
  59. Waldherr, S. 107 f.
  60. Tacitus, Annalen 14,15.
  61. Cassius Dio 61,20.
  62. Tacitus, Annalen 15,33; Sueton, Nero 20,2–3.
  63. Sueton, Nero 21.
  64. Tacitus, Annalen 16, 4–5.
  65. Tacitus, Annalen 16,5.
  66. Cassius Dio, 63,8-11.
  67. Cassius Dio 63,19-21.
  68. Waldherr, S. 128 f.; Griffin S. 160–163.
  69. Cassius Dio 63,17,5-6; Waldherr, S. 242.
  70. Sueton, Nero 40,1.
  71. Sueton, Nero 41,2–42,1.
  72. Sueton, Nero 47, 1; Cassius Dio 63,27.
  73. Die ausführlichste Schilderung von Neros letzten Stunden findet sich bei Sueton, Nero 48–49.
  74. Sueton, Nero 50.
  75. Sueton, Nero 49,1.
  76. Aurelius Victor, De Caesaribus 5,4.
  77. Seneca, De clementia passim (kompletter Text in Latein).
  78. Vgl. dazu das Nachwort von Karl Büchner zur Übersetzung von De clementia, Reclam, Stuttgart 1992.
  79. Sueton, Nero 57,1.
  80. Sueton, Nero 57,2; Waldherr, S. 267-271.
  81. Griffin, S. 37-66; Waldherr, S. 63-102.
  82. Griffin, S. 185-189; Waldherr, S. 257 f.
  83. Mit inhaltlichen Unsauberkeiten, siehe Matthäus Heil: Rezension von Gerhard Waldherr, Nero. Eine Biografie. In: Klio 89, 2007, S. 528 f.


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