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Hans Gustl Kernmayr und Fritz Schediwy: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Fritz Schediwy''' (* [[24. Februar]] [[1943]] in [[Prag]]; † [[23. Mai]] [[2011]] in [[Berlin]]<ref>{{Internetquelle | autor=Peter von Becker | url=http://www.tagesspiegel.de/kultur/schillertheater-schauspieler-fritz-schediwy-bei-lesung-auf-der-buehne-gestorben/4212204.html | titel=Schillertheater: Schauspieler Fritz Schediwy bei Lesung auf der Bühne gestorben | werk=[[Der Tagesspiegel|tagesspiegel.de]] | datum=2011-05-24 |abruf=2024-01-31}}</ref>) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Schauspieler]] und [[Theaterregisseur]].
'''Johann Gustav Kernmayr''' (* [[10. Februar]] [[1900]] in [[Graz]]; † [[9. Oktober]] [[1977]] in [[Prien am Chiemsee]]) war ein österreichischer [[Schriftsteller]] und [[Drehbuchautor]]. Er verwendete auch die [[Pseudonym]]e ''Hans René'', ''A. G. Miller'', ''Thomas Leonhard'' und ''Katja Holm''.


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Fritz Schediwy erhielt seine Schauspielausbildung an der [[Otto-Falckenberg-Schule]] in [[München]]. Sein erstes Theaterengagement trat er 1969 am [[Theater Bremen]] unter Intendant [[Kurt Hübner (Schauspieler)|Kurt Hübner]] an, wo er bis 1972 blieb. Hier spielte er die Titelrolle in ''[[Don Karlos (Schiller)|Don Carlos]]'', Ferdinand in ''[[Der Sturm (Shakespeare)|Der Sturm]]'', Malvolio in ''[[Was ihr wollt]]'', Prinz Philipp in [[Witold Gombrowicz|Gombrowicz]]’ ''Yvonne, Prinzessin von Burgund'' und Johann in [[Rainer Werner Fassbinder|Fassbinders]] ''Bremer Freiheit''.
Sein Vater war der Glaser und gelernte Fleischer Gustav Johann Kernmayer, seine Mutter Maria Theresia geb. Hess war die Tochter eines Metzgers. Der [[Rechtsextremismus|rechtsextreme]] Publizist [[Erich Kern]]mayer ist sein Cousin. Nachdem H. G. Kernmayr – gegen seinen Willen – eine Metzgerlehre absolviert hatte, wurde er im Alter von sechzehn Jahren zum ersten Mal Vater.


1972 hatte er sein Filmdebüt in der Fernsehbearbeitung ''[[Bremer Freiheit]]'' von [[Rainer Werner Fassbinder]]. Unter Fassbinder spielte er auch in dessen Romanverfilmung ''[[Berlin Alexanderplatz (Fernsehverfilmung)|Berlin Alexanderplatz]]''. [[Peter Zadek]] holte ihn 1973 ans [[Schauspielhaus Bochum]], dem er bis 1978 angehörte. Dort spielte er den Neffen in [[Federico García Lorca|García Lorcas]] ''Dona Rosita bleibt ledig'', Aurelian in [[Pedro Calderón de la Barca|Calderóns]] ''Die große Zenobia'', Nero in [[Jean Racine|Racines]] ''Britannicus'', den Versucher in [[August Strindberg|Strindbergs]] ''Der unerwartete Traum'', Edmund in ''[[König Lear]]'', Assessor Brack in ''[[Hedda Gabler]]'' und Herzog von Este in [[Victor Hugo|Hugo]]/[[Georg Büchner|Büchner]]s ''Lucretia Borgia''.
Er verließ das Elternhaus und vagabundierte vier Jahre durch viele Länder, vor allem in [[Südeuropa]], wobei er seinen Lebensunterhalt auch als Masseur, Wurstverkäufer, Tanzlehrer, Holzfäller, Kohlenhändler und Schwimmlehrer verdiente. Mehrfach landete er im Gefängnis. Er wurde als Hochstapler und Heiratsschwindler bezeichnet, denn er war ein Schwarm der Frauen – der „Stier von der Steiermark“ genannt – und war viermal verheiratet (u.&nbsp;a. mit einer bekannten Opernsängerin, die später in New York an der [[Metropolitan Opera]] sang)<!--wer? unbelegte Null-Information -->. Während seiner ersten Inhaftierung entdeckte Hans Gustl Kernmayr, der nur die [[Volksschule]] besucht hatte und kaum die [[Orthografie]] beherrschte, seine schriftstellerische Begabung.


Von 1978 bis 1980 war Schediwy am [[Düsseldorfer Schauspielhaus]] engagiert. Hier verkörperte er Admetos in [[Roberto Ciulli]]s [[Euripides]]-Inszenierungen ''Alkestis'' und ''Der Zyklop''. 1980/81 ging er ans [[Mitbestimmungstheater]] am [[Schauspiel Frankfurt]]. In Inszenierungen von [[Wilfried Minks]] spielte er Debuisson in [[Heiner Müller]]s ''[[Der Auftrag (Müller)|Der Auftrag]]'' und die Titelrolle in [[William Shakespeare|Shakespeares]] ''[[Richard III. (Drama)|Richard III.]]'' Unter der Regie von [[B. K. Tragelehn]] war er als Orgon in ''[[Tartuffe]]'' (mit [[Sepp Bierbichler]] als Tartuffe) und als Valmont in der Uraufführung von Heiner Müllers ''[[Quartett (Heiner Müller)|Quartett]]'' (1982, mit [[Libgart Schwarz]]) zu sehen. In Frankfurt gab Schediwy sein Debüt als Regisseur mit ''[[Emilia Galotti]]'' (mit [[Peter Kremer (Schauspieler)|Peter Kremer]] und [[Paulus Manker]]). Danach inszenierte er 1983 [[Oscar Wilde]]s „[[Salome (Drama)|Salome]]“ ([[Oscar Wilde|Oscar-Wilde-Collage]] ''Salome oder Auf dem Dach der Welt'') mit [[Sven-Eric Bechtolf]] und [[Christoph Bantzer]] am [[Schauspielhaus Zürich]].
Im [[Berlin]] der „[[Goldene Zwanziger|Goldenen zwanziger Jahre]]“ hatte er seine ersten literarischen Erfolge und avancierte bald zu einem bekannten Autor. Er schrieb für den Verlag [[Ullstein Verlag|Ullstein]] [[Kurzgeschichte]]n, [[Roman]]e, [[Drehbuch|Drehbücher]], [[Drama|Bühnenstücke]]. Unter anderem war er bei der [[Wien-Film]] als [[Dramaturg]] tätig. Stars von Film und Bühne waren seine Freunde, aber auch mit Politikern stand er auf vertrautem Fuße: [[Hans Albers]], [[Joseph Goebbels]], [[Adolf Hitler]], [[Emil Jannings]], [[Hilde Krahl]], [[Hans Moser]], [[Magda Schneider]], [[Robert Stolz]] etc.


An das [[Schauspielhaus Zürich]] ging er 1982, wo er bis 1985 zum Ensemble gehörte. Rollen dort waren unter anderem Merlin in [[Tankred Dorst]]s ''[[Merlin oder Das wüste Land]]'' (mit [[Matthias Habich]]), Mesa in [[Paul Claudel]]s ''Mittagswende'', Napoleon in der Uraufführung von [[Friedrich Dürrenmatt]]s ''Achterloo'' (1983), Marinelli in ''[[Emilia Galotti]]'' und Achill in ''[[Penthesilea (Kleist)|Penthesilea]]''.
Bereits am 1. Juli 1933 war er illegal (im [[Fürstentum Liechtenstein]]) in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] eingetreten (Mitgliedsnummer 1.789.825),<ref>Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/19870874</ref><ref>{{Literatur |Autor=Uwe Baur und Karin Gradwohl-Schlacher |Titel=Literatur in Österreich 1938–1945 |Band=Band 1: Steiermark |Verlag=Böhlau |Ort=Wien |Datum=2008 |Seiten=170-77 |Online=[https://fedora.e-book.fwf.ac.at/fedora/objects/o:112/methods/bdef:Content/download fedora.e-book.fwf.ac.at]}}</ref> die seit Juni bis zum [[Anschluss (Österreich)|„Anschluss“ Österreichs]] verboten war. Aus diesem Grunde musste er zunächst seine Heimat verlassen, kehrte aber nach dem „Anschluss“ zurück. „Von Seiten der NSDAP wird er als aufrechter Nationalsozialist und besonders gebefreudig beschrieben.“<ref>Claudia Wagner: [http://www.wienbibliothek.at/dokumente/wagner-claudia.pdf ''Die Zentralkommission zur Bekämpfung der NS-Literatur. Literaturreinigung auf Österreichisch.''] (PDF; 2,9&nbsp;MB) Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie aus der Studienrichtung Deutsche Philologie (Lehramt) eingereicht an der Universität Wien, Wien, 2005, S.&nbsp;49.</ref> Auch in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] und während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]], bis Ende der 1950er Jahre betätigte er sich als Filmdramaturg, Drehbuchschreiber, [[Filmregisseur]], [[Journalist]] und [[freier Schriftsteller]]. In Wien wurde er Chefdramaturg und schrieb Drehbücher, unter anderem für die Filme „Einmal der liebe Gott sein“ und „Wiener Geschichten“. Der 1944 entstandene NS-Durchhaltefilm „[[Die Degenhardts]]“ entstand nach einer Idee von H. G. Kernmayr. Während der NS-Zeit half er einigen „nicht-arischen“ Kollegen und vermittelte durch seine Kontakte mit der [[Gestapo]]. Vom Kriegseinsatz war Kernmayr freigestellt, diente nur kurze Zeit als Sonderberichterstatter an der Ostfront.<ref>Jörg Weigand: ''Einflussreicher Nationalsozialist, Papst-Biograph und Jugendbuchautor. Das Schriftstellerleben des Hans Gustl Kernmayer (1900–1977).'' In: ''JMS-Report.'' April 2/2009.</ref>


Am [[Schauspielhaus Bochum]] spielte er als Gast während der Intendanz von [[Claus Peymann]] im Spieljahr 1985/1986 unter anderem als Valerio in ''[[Leonce und Lena]]'' und als John in der deutschen Erstaufführung von [[Lars Norén]]s ''Nachtwache'' (1986). Peymann engagierte ihn 1986 auch nach seinem Wechsel ans [[Burgtheater]] in [[Wien]]. Rollen dort waren unter anderem Theseus und Oberon in ''[[Ein Sommernachtstraum]]'' und Stephano in ''[[Der Sturm (Shakespeare)|Der Sturm]]''.
Nach Kriegsende wurden seine Schriften ''Kamerad Schnürschuh'' (1935), ''Ein Volk kehrt heim'' (1938) und ''Der gläserne Berg'' (1941) in der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]] auf die [[Liste der auszusondernden Literatur]] gesetzt.<ref>[http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-k.html Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur]</ref> In Österreich durfte Kernmayr gemäß dem österreichischen [[Verbotsgesetz 1947|Verbotsgesetz von 1947]] zeitweise nicht mehr publizieren und geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Er konnte sich nach eigener Angabe nicht einmal mehr die Fahrtkosten zur Verhandlung über das Veröffentlichungsverbot leisten. Sein Buch „Ein Volk kehrt heim“ (über den „Anschluss“ Österreichs) wurde auf die Verbotsliste gesetzt, das Werk „Kamerad Schnürschuh“ auf die Ablieferungsliste. Kernmayr nahm zu dem erstgenannten Buch 1949 Stellung:


Von der Spielzeit 1991/1992 bis zum Ende der Spielzeit 1994/1995 gehörte er zu [[Roberto Ciulli]]s Ensemble am [[Theater an der Ruhr]]. Hier übernahm er die Titelrollen in ''[[König Ödipus]]'' (1991), ''[[Onkel Wanja]]'' (1992) und ''[[Macbeth (Shakespeare)|Macbeth]]'' (1993). Danach spielte Schediwy wieder am Burgtheater, darunter als der Schwarze in der Uraufführung von Dorsts ''[[Die Schattenlinie (Tankred Dorst)|Die Schattenlinie]]'' (1995) und Mackie Messer in ''[[Die Dreigroschenoper]]'' (1996, Regie: [[Paulus Manker]]) sowie bei den [[Wiener Festwochen]] [[Hans Frank]] in [[Joschua Sobol]]s Dramatisierung von [[Niklas Frank]]s ''Der Vater – Eine Abrechnung'' (1995, [[Theater an der Wien]], Regie: Paulus Manker). Am [[Deutsches Theater Berlin|Deutschen Theater Berlin]] spielte er das Volk in [[Peter Handke]]s ''Zurüstungen für die Unsterblichkeit'' (1997), am [[Düsseldorfer Schauspielhaus]] [[Heinrich Heine]] in der Uraufführung von Dorsts ''[[Harrys Kopf]]'' (1997).
<blockquote>„Ich kann zu diesem Buch, welches aus meiner Feder stammt, einige Kommentare abgeben, doch muß ich zu dem Buch stehen, denn als ich es schrieb, glaubte ich wirklich das Richtige getan zu haben. Ich wurde in keiner Weise dazu gezwungen, sondern man hat mich seitens des Propagandaministeriums beauftragt und ich habe diesen Auftrag auf Grund meiner damaligen politischen Einstellung ausgeführt. Die österreichischen Nationalsozialisten erhoben gegen dieses Buch Einspruch, weil ich zu wenig aggressiv war und die [[Judenfrage]] nicht behandelt habe.“<ref>In einem Brief an den Vorsitzenden der „Zentralkommission zur Bekämpfung der NS-Literatur“, Prof. Dr. Josef Bick, vom 10. März 1949. Zitiert nach Wagner, 2005, S.&nbsp;49.</ref></blockquote>


Schediwy arbeitete mit zahlreichen hochrangigen Vertretern des deutschsprachigen Regietheaters, u.&nbsp;a. mit [[Roberto Ciulli]], [[Jürgen Gosch]], [[Klaus Michael Grüber]] und [[Werner Schroeter]]. Er trat außerdem in einigen Filmen von Werner Schroeter auf und spielte die Hauptrolle in [[Paulus Manker]]s Filmdebüt ''Schmutz'' (1985). Auch im 1990 erschienenen Film ''[[Der achte Tag]]'' von [[Reinhard Münster]] spielte er eine Rolle.<ref>[[Ronald M. Hahn]], Volker Jansen: ''Lexikon des Science Fiction-Films.'' Heyne, München 1997, ISBN 3-453-11860-X, S. 25–26.</ref> Seit 2005 war er Ensemblemitglied des [[Schauspielhaus Zürich|Schauspielhauses Zürich]].
Schließlich wurde Kernmayr als „minder belastet“ eingestuft und durfte sich ab 1949 wieder als Schriftsteller betätigen. Er verfasste – mehrheitlich der [[Trivialliteratur]] zuzurechnende – [[Erzählung]]en, Romane und (ab 1955) Kinder- und Jugendbücher, aber auch [[Sachbuch|Sachbücher]]. Ein anonymer [[Waschzettel|Waschzetteltext]] rühmt ihn:


Schediwy starb am 23. Mai 2011 im Virchow-Klinikum, nachdem er kurz zuvor während einer Lesung im Berliner [[Schillertheater (Berlin)|Schillertheater]] einen Herzinfarkt erlitten hatte.
<blockquote>„Seine literarischen Fähigkeiten, seine literarischen Erfolge sind immer gewürdigt worden. Dabei wurde manchmal übersehen, daß Hans Gustl Kernmayr seine Bücher nicht um des Erfolges willen schrieb, sondern weil er jene wahrhaft liebte, über die er schrieb. Diese christliche Liebe zum Mitmenschen war es, die ihn befähigte, mit souveräner Gelassenheit gleichermaßen über die Großen und Kleinen dieser Welt zu schreiben“.<ref>Umschlaginnenseite zu „Papst Paul VI. Das Abenteuer seiner Jugend“. Ausgabe München 1978.</ref></blockquote>

Im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur war er besonders erfolgreich mit den im [[Franz Schneider Verlag]] erschienen Mädchenbüchern: „Gitta will zum Film“, „Gitta der junge Filmstar“, „Gitta geht zur Bühne“ und „Gitta, der Stolz der Klasse“ (letztgenannte Publikation ist eine Zusammenfassung vorher genannter Bände). Aber auch seine Lausbubengeschichten und [[Abenteuerroman|Abenteuerbücher]] erfreuten sich großer Beliebtheit.

Zudem verfasste er [[Illustriertenroman|Illustriertenromane]] für [[Illustrierte]] wie ''[[Revue (Illustrierte)|Revue]]'', ''[[Quick (Zeitschrift)|Quick]]'', ''[[Hörzu]]'' oder ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]''. Als [[Peter Boenisch]] 1956 die ''[[Bravo (Zeitschrift)|Bravo]]'' gründete, schrieb Kernmayr zusammen mit seiner Ehefrau [[Marie Louise Fischer]] einige Fortsetzungsromane auch für diese Zeitschrift.

Mehrere seiner Werke wurden verfilmt (unter anderem mit [[O. W. Fischer]], [[Trude Hesterberg]], [[Josef Meinrad]], Hans Moser, Magda Schneider, [[Bernhard Wicki]]).

In fünfter Ehe war Hans Gustl Kernmayr mit der Schriftstellerin Marie Louise Fischer, mit der er eine Tochter hatte, verheiratet; einige seiner Werke hat er wohl gemeinschaftlich mit ihr (unter den Pseudonymen ''A. G. Miller'' und ''Katja Holm'') geschrieben, wobei auch einige ihrer Schöpfungen zunächst unter seinem Namen veröffentlicht wurden. Im Alter von 68 Jahren wurde Hans Gustl Kernmayr nochmals Vater. Mutter seines außerehelichen Sohnes, der von Marie Louise Fischer adoptiert wurde, war die junge Sekretärin des Schriftstellerehepaares.

Ende der 1970er Jahre verfasste Kernmayr zwei Jugendbücher, die über die Kindheit und Jugend von Päpsten des 20.&nbsp;Jahrhunderts ([[Pius X.]], [[Johannes XXIII.]], [[Pius XII.]] und [[Paul VI.]]) erzählen.

== Werke (Auswahl) ==
=== Erzählungen, Novellen, Anekdoten ===
* ''Tagebuch für Annemarie.'' Novelle, 1940
* ''Ländliches Dekameron.'' Anekdoten, 1942 und weitere

=== Romane ===
* ''Kamerad Schnürschuh.'' Roman, 1935 (eine Geschichte aus Kärnten 1914–18, gewidmet "allen tapferen deutschen Österreichern")
* ''Der Mann, der seine Zeit verkauft.'' Roman, 1935
* ''Abenteuer in Mexiko: Ein Roman zwischen Mexiko und England.'' 1936
* ''Ewig lebt die Liebe: Der Roman einer großen Leidenschaft.'' 1937
* ''Tatort: Schauspielhaus.'' Kriminalroman, 1937
* ''Magdalenas große Lüge.'' Kriminalroman, 1937
* ''Die große Wanderung.'' Roman, 1939
* ''Skandal um Monika.'' Roman, 1939
* ''Heißer Sommer.'' Roman, 1939
* ''Die blaue Stunde.'' Roman, 1939
* ''Große Liebe.'' Roman, 1940
* ''Der silberne Reiter.'' Kriminalroman, 1940
* ''Dreimal Hochzeit.'' Roman, 1941 (später unter gleichem Titel auch mit Autorenangabe Marie Louise Fischer veröffentlicht)
* ''Regimentsmusik.'' Roman, 1941
* ''Die Hexe Kathrin.'' Roman, 1941
* ''Cilli: Die Geschichte eines Pferdes und einer großen Liebe.'' 1949
* ''Erzherzog Johanns große Liebe. Die Liebesgeschichte der steirischen Postmeisterstochter Anna Plochl mit Erzherzog Johann.'' 1949, und weitere Auflagen
* ''Der Teufel Thomas Carner: Ein kleiner Roman.'' 1950
* ''Wir waren keine Banditen.'' 1950 und 1952
* ''Aus Liebe schuldig: Ein Roman um die Liebe zweier Menschen.'' 1952
* ''Unternehmen Edelweiß.'' Roman, 1954
* ''Ewig lebt die Liebe.'' Roman, 1954
* ''Weil du arm bist, mußt du früher sterben.'' Roman, 1955.
* ''Gefährliche Lüge.'' Kriminalroman, 1955 (später unter gleichem Titel unter Autorenangabe Marie Louise Fischer veröffentlicht)
* ''Auch der Tod ist nicht umsonst: Der Roman des braven Steuerzahlers Daniel Schattengerber.'' 1956
* ''Jede Nacht in einem anderen Bett.'' Liebesroman, 1956
* ''Motiv: Liebe groß geschrieben.'' 1957 und weitere, teilweise als Verfasser Marie Louise Fischer angegeben
* ''Die Liebe der Maria Lechner.'' Roman, 1958
* ''Hasardspiel der Liebe.'' Roman, 1959
* ''Ein Herz voll Tränen.'' 1960
* ''Der Doktor vom Samerberg.'' Arztroman, 1961
* ''Liebe, die verboten ist.'' Liebesroman, 1961
* ''Gehirnstation.'' Roman, 1962
* ''Unruhige Nächte.'' Liebesroman, 1965 und weitere
* ''Nächte voller Zärtlichkeit.'' Roman
* ''Nachtschwester Daniela.'' Arztroman, um 1963
* ''Geliebte Patientin.'' Arztroman, 1968
* ''Im gleichen Schritt und Tritt.'' Romantrilogie (bestehend aus ''Der gläserne Berg.'' ''Unternehmen Edelweiß'' und ''Kamerad Schürschuh''), 1972 und 1979
* ''Geliebter Heiratsschwindler.'' Roman (später auch unter Autorenangabe Marie Louise Fischer), 1971 und weitere
* ''Madame Rosa: Geschichte eines noblen Etablissements.'' (geschrieben 1973/1974 in [[Törwang]]), 1974, ISBN 3-7844-1555-5.
* ''Liebe an Königshöfen.'' Roman, 1975
* ''Die letzte Kompanie.'' Roman, 1977
* ''Der Geld-Tyrann.'' 1975 und 1977, teilweise Marie Louise Fischer als Verfasserin angegeben
* ''Grüß Gott Exzellenz. Reiseaufzeichnungen eines Diplomaten ohne Auftrag.'' Abenteuererzählung eines Weltenbummlers, 1976
* ''Villa Stephanie.'' Liebesroman, 1977
* ''Lange Gasse dreizehn'' (später auch unter dem Titel ''Mutterliebe'' unter Autorenangabe Marie Louise Fischer veröffentlicht)

=== Theaterstücke ===
* ''X für ein U: Musikalisches Lustspiel in 3 Akten.'' (Bühnenmanuskript. Gesangstexte v. [[Erich Meder]]. Musik v. [[Hans Lang (Komponist, 1908)|Hans Lang]]), inhaltsgleich mit: ''Ehe auf Umwegen.'' 1940
* ''Linzer Torte: Operette.'' (Buch gemeinsam mit [[Ignaz Brantner]]. Gesangstexte v. Ignaz Brantner und [[Aldo von Pinelli]]. Musik v. [[Ludwig Schmidseder]]), 1944

=== Kinder- und Jugendbücher ===
* ''Die waffenlose Macht. Der Roman der Barmherzigkeit. Werden und Wirken des Roten Kreuzes in aller Welt.'' Jugend-Sachbuch, 1953
* ''Gitta, der junge Filmstar.''1955
* ''Gitta geht zur Bühne.'' 1955
* ''Gitta will zum Film.'' 1955
* ''Morgen geht’s uns besser: Ein Standardwerk der Automatisierung'' (erschienen unter dem Pseudonym A. G. Miller, das jeweils für ein Team von Wissenschaftlern und Autoren steht, darunter Kernmayr), Jugend-Sachbuch, 1957
* ''Nelly und Familie Murks.'' 1957
* ''Sonne, Mond und Sterne: Der Roman der Astronomie'' (unter Pseudonym A. G. Miller), Jugend-Sachbuch, 1957
* ''Gitta, der Stolz der Klasse.'' 1958
* ''Hans und Hanna in Italien: von reiselustigen Zwillingen und der Kunst, sich im fremden Land zurechtzufinden.'' um 1958 und weitere
* ''Hans und Hanna radeln nach Wien.''1959
* ''Nelly hütet ihr Geheimnis.'' 1960
* ''Und sie bewegt sich doch! Der Roman der Astronomie'' (unter Pseudonym A. G. Miller), Jugend-Sachbuch, 1961
* ''Vergnügte Reise zu zweit'' (überarbeitete Zusammenfassung der Hanna-Reihe), 1963
* ''Irene überrascht alle.'' 1964
* ''Drei ganz besondere Mädchen.'' 1964
* ''Rotfuchs entkommt den Wüstenräuber.'' 1968
* ''Alle für Ronny.'' 1967
* ''Der Pepperl und ich.'' 1969
* ''Ihr verflixten Lausbuben.'' 1968
* ''Pepperl und Gustl, die Unverbesserlichen.'' 1969
* ''Ich und mein Mops.'' 1969
* ''Pepperl und Gustl suchen den lieben Herrgott.'' 1970
* ''Mein Mops ist der Grösste.'' 1970
* ''Felix der Meisterdetektiv.'' 1970
* ''Felix und die schwarzen Hunde.'' 1971
* ''Auch Päpste waren Lausbuben. Pius X., Johannes XXIII., Pius XII..'' 1970
* ''Papst Paul VI. Das Abenteuer seiner Jugend.'' 1971 (2. Aufl. 1978)
* ''Pepperl und Gustl reißen aus'' 1974
* ''Verflixte Lehrer.'' 1974
* ''Briefe an meinen Sohn.'' 1975

=== Sachbücher ===
* ''Ein Volk kehrt heim! Österreichs Kampf und Befreiung.'' 1938
* ''Der gläserne Berg. Eine deutsche Odyssee vom hohen Norden.'' Berlin, Verlag Die Wehrmacht, 1941
* ''Brot und Eisen. Wanderungen durch das werktätige Kärnten.'' 1951
* ''Der goldene Helm: Werden, Wachsen und Wirken der Feuerwehren'' (Biografien und Zusammenstellung), Sachbuch, 1956
* ''Königskinder. Liebe an europäischen Fürstenhöfen.'' 1959
* ''Kochen und Reisen in der Steiermark.'' 1972
* ''Alpenländische Küche. Rezepte von einst und jetzt'' (postum, zusammen mit Marie Louise Fischer), 1980
* ''So kochte meine Mutter: Gerichte mit Herz und Verstand liebevoll zubereitet.'' 1984 (postum)

=== Autobiografien ===
* ''Der Mann mit dem goldenen Knopf im Ohr.'' Autobiografie, 1970
* ''So alt wie dieses Jahrhundert. Die Bekenntnisse des Hans Gustl Kernmayr''. Autobiografie, 1973

== Filmografie ==
* 1934: Ritter wider Willen (auch Regie) (Kurzfilm)
* 1934: Ich für Dich – Du für mich (Drehbuch; Regie: [[Carl Froelich]])
* 1935: Die Fahrt in die Jugend (Drehbuch, zusammen mit Ursel Renate Hirt, Marie Stephan; Regie: [[Carl Boese]])
* 1935: Zimmer zu vermieten (Drehbuch; Regie: [[Hans von Passavant]]) (Kurzfilm)
* 1936: Hummel – Hummel (Drehbuch, zusammen mit Gerd Tolzien, Hanns Marschall; Regie: [[Alwin Elling]])
* 1936: Horch, horch, die Lerch im Ätherblau (Idee, zusammen mit Will Kaufmann; Regie: [[Jürgen von Alten]]) (Kurzfilm)
* 1937: Musik für Dich (Drehbuch zusammen mit [[Max Wallner]], Georg Zoch, Karl Peter Gillmann; Regie: [[E. W. Emo]])
* 1937: Die verschwundene Frau (Drehbuch, zusammen mit [[Aldo von Pinelli]]; Regie: E. W. Emo)
* 1939: Zwischen Strom und Steppe (Drehbuch, zusammen mit Sandor S.&nbsp;von Várady; Regie: [[Géza von Bolváry]])
* 1939: Fristlos entlassen (Drehbuch; Regie: [[Karl Hans Leiter]])
* 1939: Tiszavirág (Drehbuch, zusammen mit Lajos Biró; Regie: Géza von Bolváry)
* 1940: [[Donauschiffer]] (Drehbuch, zusammen mit Ph. L. Mayring, Robert A. Stemmle, Werner Hochbaum; Regie: [[Robert A. Stemmle]])
* 1942: Einmal der liebe Herrgott sein (Drehbuch, zusammen mit Fritz Koselka; Regie: [[Hans H. Zerlett]])
* 1944: [[Die Degenhardts]] (Idee)
* 1951: [[Wien tanzt]] (Idee)
* 1951: [[Hochzeit im Heu]] (Drehbuch, zusammen mit Alexander Lix; Regie: [[Arthur Maria Rabenalt]])
* 1954: [[Unternehmen Edelweiß (Film)|Unternehmen Edelweiß]]
* 1957: Kleren maken de man (Idee; Regie: [[Georg Jacoby (Regisseur)|Georg Jacoby]])

=== Vorlage zu Filmen ===
* ''[[Wiener G’schichten]]'' (Regie: Géza von Bolváry), 1940
* ''[[Dreimal Hochzeit]]'' (Regie: Géza von Bolváry), 1941
* ''[[Schrammeln]]'' (Regie: Géza von Bolváry), 1944 (Idee, Drehbuch: [[Ernst Marischka]])
* ''[[Regimentsmusik]]'' (Regie: Arthur Maria Rabenalt), 1944/1945; alternative Titel: ''[[Die Schuld der Gabriele Rottweil]].'' ''Aus Liebe schuldig''
* ''[[Erzherzog Johanns große Liebe]]'' (Regie: [[Hans Schott-Schöbinger]]), 1950
* ''[[Weil du arm bist, mußt du früher sterben]]'' (Regie: [[Paul May]]), 1956
* ''[[Jede Nacht in einem anderen Bett]]'' (Regie: [[Paul Verhoeven (Regisseur, 1901)|Paul Verhoeven]]), 1957


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[C. Bernd Sucher]] (Hrsg.): ''Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und [[Marietta Piekenbrock]] unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher.'' [[Deutscher Taschenbuch Verlag]] München, 2. Auflage 1999, ISBN 3-423-03322-3.
* [[Manfred Berger (Pädagoge)|Manfred Berger]]: ''Hans (Johann) Gustl (Gustav) Kernmayr.'' In: K. Franz, G. Lange, F.-J. Payrhuber (Hrsg.): ''Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon.'' Meitingen 2007, 30. Erg.-Lfg. Mai 2007, S.&nbsp;1 ff.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629024439/http://www.bautz.de/bbkl/k/kernmayr_h.shtml |band=28|autor=Manfred Berger|spalten=907-913}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118561553}}
* {{IMDb|nm0770406}}
* [https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/herzattacke-auf-der-buehne-schauspieler-fritz-schediwy-gestorben-a-764696.html Schauspieler Fritz Schediwy gestorben], [[Spiegel Online]], 24. Mai 2011
* {{IMDb|nm0449574|Hans G. Kernmayer}}
* {{Filmportal|a6a3e4b207e242248b60144105ef5d33}}
* [http://www.lukesch.ch/Text96_24.htm Biografische Notizen über Hans Gustl Kernmayr und Marie-Louise Fischer], [[Barbara Lukesch]], [[Das Magazin (Schweiz)|Das Magazin]], 7. Dezember 1996


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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{{SORTIERUNG:Kernmayr, Hans Gustl}}
{{SORTIERUNG:Schediwy, Fritz}}
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Filmschauspieler]]
[[Kategorie:Drehbuchautor]]
[[Kategorie:Theaterschauspieler]]
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Theaterregisseur]]
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Literatur (Österreich)]]
[[Kategorie:Geboren 1943]]
[[Kategorie:Erzählung]]
[[Kategorie:Gestorben 2011]]
[[Kategorie:Novelle]]
[[Kategorie:Roman, Epik]]
[[Kategorie:Abenteuerroman]]
[[Kategorie:Drama]]
[[Kategorie:Kriminalliteratur]]
[[Kategorie:Kinder- und Jugendliteratur]]
[[Kategorie:Trivialliteratur]]
[[Kategorie:Sachliteratur]]
[[Kategorie:Autobiografie]]
[[Kategorie:Mitglied der Reichsschrifttumskammer]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:Person (Prien am Chiemsee)]]
[[Kategorie:Bühnenautor]]
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:Geboren 1900]]
[[Kategorie:Gestorben 1977]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
{{Personendaten
|NAME=Kernmayr, Hans Gustl
|NAME=Schediwy, Fritz
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=Kernmayr, Johann Gustav; René, Hans; Miller, A. G.; Leonhard, Thomas; Holm, Katja
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Schriftsteller und Drehbuchautor
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Schauspieler und Theaterregisseur
|GEBURTSDATUM=10. Februar 1900
|GEBURTSDATUM=24. Februar 1943
|GEBURTSORT=[[Graz]]
|GEBURTSORT=[[Prag]]
|STERBEDATUM=9. Oktober 1977
|STERBEDATUM=23. Mai 2011
|STERBEORT=[[Prien am Chiemsee]]
|STERBEORT=[[Berlin]]
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Version vom 31. Januar 2024, 19:01 Uhr

Fritz Schediwy (* 24. Februar 1943 in Prag; † 23. Mai 2011 in Berlin[1]) war ein deutscher Schauspieler und Theaterregisseur.

Leben und Wirken

Fritz Schediwy erhielt seine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Sein erstes Theaterengagement trat er 1969 am Theater Bremen unter Intendant Kurt Hübner an, wo er bis 1972 blieb. Hier spielte er die Titelrolle in Don Carlos, Ferdinand in Der Sturm, Malvolio in Was ihr wollt, Prinz Philipp in GombrowiczYvonne, Prinzessin von Burgund und Johann in Fassbinders Bremer Freiheit.

1972 hatte er sein Filmdebüt in der Fernsehbearbeitung Bremer Freiheit von Rainer Werner Fassbinder. Unter Fassbinder spielte er auch in dessen Romanverfilmung Berlin Alexanderplatz. Peter Zadek holte ihn 1973 ans Schauspielhaus Bochum, dem er bis 1978 angehörte. Dort spielte er den Neffen in García Lorcas Dona Rosita bleibt ledig, Aurelian in Calderóns Die große Zenobia, Nero in Racines Britannicus, den Versucher in Strindbergs Der unerwartete Traum, Edmund in König Lear, Assessor Brack in Hedda Gabler und Herzog von Este in Hugo/Büchners Lucretia Borgia.

Von 1978 bis 1980 war Schediwy am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert. Hier verkörperte er Admetos in Roberto Ciullis Euripides-Inszenierungen Alkestis und Der Zyklop. 1980/81 ging er ans Mitbestimmungstheater am Schauspiel Frankfurt. In Inszenierungen von Wilfried Minks spielte er Debuisson in Heiner Müllers Der Auftrag und die Titelrolle in Shakespeares Richard III. Unter der Regie von B. K. Tragelehn war er als Orgon in Tartuffe (mit Sepp Bierbichler als Tartuffe) und als Valmont in der Uraufführung von Heiner Müllers Quartett (1982, mit Libgart Schwarz) zu sehen. In Frankfurt gab Schediwy sein Debüt als Regisseur mit Emilia Galotti (mit Peter Kremer und Paulus Manker). Danach inszenierte er 1983 Oscar WildesSalome“ (Oscar-Wilde-Collage Salome oder Auf dem Dach der Welt) mit Sven-Eric Bechtolf und Christoph Bantzer am Schauspielhaus Zürich.

An das Schauspielhaus Zürich ging er 1982, wo er bis 1985 zum Ensemble gehörte. Rollen dort waren unter anderem Merlin in Tankred Dorsts Merlin oder Das wüste Land (mit Matthias Habich), Mesa in Paul Claudels Mittagswende, Napoleon in der Uraufführung von Friedrich Dürrenmatts Achterloo (1983), Marinelli in Emilia Galotti und Achill in Penthesilea.

Am Schauspielhaus Bochum spielte er als Gast während der Intendanz von Claus Peymann im Spieljahr 1985/1986 unter anderem als Valerio in Leonce und Lena und als John in der deutschen Erstaufführung von Lars Noréns Nachtwache (1986). Peymann engagierte ihn 1986 auch nach seinem Wechsel ans Burgtheater in Wien. Rollen dort waren unter anderem Theseus und Oberon in Ein Sommernachtstraum und Stephano in Der Sturm.

Von der Spielzeit 1991/1992 bis zum Ende der Spielzeit 1994/1995 gehörte er zu Roberto Ciullis Ensemble am Theater an der Ruhr. Hier übernahm er die Titelrollen in König Ödipus (1991), Onkel Wanja (1992) und Macbeth (1993). Danach spielte Schediwy wieder am Burgtheater, darunter als der Schwarze in der Uraufführung von Dorsts Die Schattenlinie (1995) und Mackie Messer in Die Dreigroschenoper (1996, Regie: Paulus Manker) sowie bei den Wiener Festwochen Hans Frank in Joschua Sobols Dramatisierung von Niklas Franks Der Vater – Eine Abrechnung (1995, Theater an der Wien, Regie: Paulus Manker). Am Deutschen Theater Berlin spielte er das Volk in Peter Handkes Zurüstungen für die Unsterblichkeit (1997), am Düsseldorfer Schauspielhaus Heinrich Heine in der Uraufführung von Dorsts Harrys Kopf (1997).

Schediwy arbeitete mit zahlreichen hochrangigen Vertretern des deutschsprachigen Regietheaters, u. a. mit Roberto Ciulli, Jürgen Gosch, Klaus Michael Grüber und Werner Schroeter. Er trat außerdem in einigen Filmen von Werner Schroeter auf und spielte die Hauptrolle in Paulus Mankers Filmdebüt Schmutz (1985). Auch im 1990 erschienenen Film Der achte Tag von Reinhard Münster spielte er eine Rolle.[2] Seit 2005 war er Ensemblemitglied des Schauspielhauses Zürich.

Schediwy starb am 23. Mai 2011 im Virchow-Klinikum, nachdem er kurz zuvor während einer Lesung im Berliner Schillertheater einen Herzinfarkt erlitten hatte.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Peter von Becker: Schillertheater: Schauspieler Fritz Schediwy bei Lesung auf der Bühne gestorben. In: tagesspiegel.de. 24. Mai 2011, abgerufen am 31. Januar 2024.
  2. Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction-Films. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-11860-X, S. 25–26.