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Tatort: Hüter der Schwelle und ETCS-Bremskurven: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:DMI speedinfo48-43IndS.svg|mini|Tachometer der [[Driver Machine Interface|Führerstandsanzeige (DMI)]] während einer laufenden Bremsung rund 190{{nnbsp}}m vor dem Ende der Fahrterlaubnis ({{lang|en|''End of Movement Authority''}}, EOA)|alternativtext=]]
{{Infobox Episode
Die Berechnung und Überwachung von '''Bremskurven''' ist ein wesentlicher Bestandteil des europäischen [[Zugbeeinflussung]]ssystems [[European Train Control System]] ('''ETCS''').
| Serienlogo = Tatort Logo mini.svg
| Bild =
| Serie = Tatort
| Serie_Link = Tatort (Fernsehreihe)
| Reihe = ja
| Episodenliste = Liste der Tatort-Folgen
| Originaltitel = Hüter der Schwelle
| Produktionsland = Deutschland
| Erstausstrahlung = 29. September 2019
| Sender = [[Das Erste]]
| Produktionsunternehmen =
| Episode = 1104
| Länge = 88
| Originalsprache = Deutsch
| FSK =
| JMK =
| Regie = [[Piotr J. Lewandowski]]
| Drehbuch = [[Michael Glasauer]]
| Produzent = [[Nils Reinhardt]]
| Musik = [[Lenny Mockridge]]
| Kamera = [[Jürgen Carle]]
| Schnitt = [[Barbara Brückner]]
| Besetzung = * [[Richy Müller]]: Thorsten Lannert
* [[Felix Klare]]: Sebastian Bootz
* [[André Hennicke|André M. Hennicke]]: Emil Luxinger
* [[Saskia Rosendahl]]: Diana Jäger
* [[Victoria Trauttmansdorff]]: Heide Richter
* [[Maximilian Meyer-Bretschneider]]: Marcel Richter
* [[Carolina Vera]]: Emilia Alvarez
* [[Jürgen Hartmann (Schauspieler)|Jürgen Hartmann]]: Dr. Daniel Vogt
* [[Gerdy Zint]]: Schläger
* [[Michael Sideris]]: Pfarrer
* [[Carsten Stauch]]: Bernd Körner
* [[Tine Kiefl]]: Kellnerin
| Titel =
| Staffel =
| Episode_gesamt =
| Erstausstrahlung_DE =
| Sender_DE =
| Synchronisation =
| Szenenbild = Patricia Walczak
www.patriciawalczak.eu
}}


Die Hauptaufgabe von ETCS besteht darin, sicherzustellen, dass ein Zug die zulässige Geschwindigkeit nicht überschreitet und jederzeit vor einem möglichen [[Durchrutschweg|Gefahrpunkt]] zum Halt gebracht werden kann. Dazu wird jederzeit die aktuelle Geschwindigkeit mit der für die aktuelle Position errechneten zulässigen Geschwindigkeit verglichen, die mit Bremskurven bestimmt wird.<ref name="rad-schiene-2015-93">{{Literatur |Autor=Olivera Pavlovic, Olaf Gröpler |Titel=ETCS-Bremskurven – Bestimmung von Sicherheitsmargen für HGV-Triebzüge mit der Monte-Carlo-Methode |Sammelwerk=Tagungsband 14. Internationale Schienenfahrzeugtagung |Reihe=Dresden Rad Schiene |Band=14 |Verlag=[[Arthur Tetzlaff|Tetzlaff-Verlag]] |Ort=Dresden |Datum=2015 |ISBN=978-3-87154-547-4 |Seiten=93–95}}</ref> Die Überwachung erfolgt dabei mit einer [[Kurvenschar|Schar]] von Bremskurven.<ref name="zev-sft-2005-266">{{Literatur |Autor=Peter Eichenberger, Olaf Gröpler |Titel=ETCS-Bremskurven in Europa |Reihe=[[ZEVrail|ZEVRail Tagungsband SFT Graz]] |BandReihe=129 |Datum=2005 |ISSN=1618-8330 |Seiten=266–274 |ZDB=2072587-5}}</ref>
'''Hüter der Schwelle''' ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe ''[[Tatort (Fernsehreihe)|Tatort]]''. Der vom [[Südwestrundfunk]] produzierte Beitrag ist die 1104. ''Tatort''-Episode und wurde am 29. September 2019 im [[Das Erste|Ersten]] erstgesendet. Das [[Stuttgart]]er Ermittlerduo [[Lannert und Bootz]] ermittelt in seinem 24. Fall.


Der Bremskurvenberechnung liegt ein [[mathematisches Modell]] des Bremssystems (Bremsmodell) zu Grunde, das das [[Kinematik|kinematische]] Verhalten eines Zuges bei einer [[Betriebsbremsung|Betriebs-]] oder [[Schnellbremsung]] beschreibt und den betrieblichen Anforderungen genügt.<ref name="ei-2016-6-17" /><ref name="rad-schiene-2015-93" /> Wesentliche Grundlage dafür sind auf dem Fahrzeug hinterlegte geschwindigkeitsabhängige Momentanverzögerungen, die entweder aus der Bremsleistung (ausgedrückt in [[Bremshundertstel]]n) oder durch Versuche bestimmt werden können.<ref name="uic-544-1" /> Ferner gehen in die Berechnung auf dem ETCS-Fahrzeugrechner (EVC) u.&nbsp;a. Zugdaten, Streckendaten (z.&nbsp;B. [[Gradiente]] und [[Adhäsion]]sbedingungen) sowie vom [[Eisenbahninfrastrukturunternehmen]] vorgegebene Sicherheitsziele mit ein.<ref name="sd-99-3-6" /> Mittels Daten aus der [[ETCS-Fahrterlaubnis]] sowie der [[Odometrie (ETCS)|Odometrie]] kann der Abstand zu einem betrieblich bedeutsamen Punkt (z.&nbsp;B. Bremszielpunkt) bestimmt und somit zug- und situationsspezifische Bremskurven berechnet werden.<ref name="sd-2007-7-6">{{Literatur |Autor=Gregor Theeg, Béla Vincze |Titel=Vergleich europäischer Zugbeeinflussungssysteme |Sammelwerk=[[Signal + Draht]] |Band=99 |Nummer=7+8 |Datum=2007 |ISSN=0037-4997 |Seiten=6–12}}</ref>
== Handlung ==
Der Student Marcel Richter wird auf einem Bergplateau vor den Toren Stuttgarts tot aufgefunden. Die Verletzungen auf seiner Brust und magische Requisiten bei der Leiche weisen auf einen Ritualmord hin. Thorsten Lannert und Sebastian Bootz untersuchen dementsprechend Verbindungen zu okkultistischen Kreisen.


== Bremskurven ==
Richter wurde zuletzt mit einer jungen Frau gesehen, die Lannert und Bootz als Diana Jäger identifizieren können. Jäger ist eine Kommilitonin und bringt die Kommissare auf die Spur von Emil Luxinger, der von sich behauptet, über magische Kräfte zu verfügen. Bei seiner Befragung gibt er an, Marcel Richter hätte eines Tages vor seiner Tür gestanden, um ihn über das 17. Jahrhundert zu befragen. Kurz danach hätte ihm ein Buch gefehlt. Daraufhin hätte er den Dieb mit einem Schamanenzauber belegt, was aber im juristischen Sinn ohne Folgen bleiben dürfte. Als Lannert nach dem Inhalt des Buches fragt, erklärt Luxinger, dass dieser so verschlüsselt wäre, dass nur Eingeweihte es verstehen würden. Richter dürfte gar nicht gewusst haben, was er da in den Händen hielt, denn das Buch hätte ''ihn'' ausgesucht.
[[Datei:Bremskurven.PNG|mini|Bremskurven verschiedener Züge (Beispiel ohne ETCS)]]
Als [[Bremskurve]]n werden alle Kurven bezeichnet, die für die Überwachung des Bewegungsverlaufs eines Zuges zur Verfügung stehen. Sie bilden den Geschwindigkeitsverlauf über den Weg nach.<ref name="ei-2016-6-17" /> Dabei können [[Anhalteweg]]e (für Bremsungen bis zum Stillstand) wie auch Verzögerungswege (für Geschwindigkeitsreduzierungen) berechnet werden.<ref name="uic-544-1" />


Zur Führung und Überwachung verwendet ETCS eine Bremskurvenschar und einen Punkt:<ref name="sd-99-3-6">{{Literatur |Autor=Peter Eichenberger |Titel=Kapazitätssteigerung durch ETCS |Sammelwerk=[[Signal + Draht]] |Band=99 |Nummer=3 |Datum=2007 |Seiten=6–14}}</ref>
Lannert und Bootz halten dieses Buch für den Schlüssel zur Lösung des Falls. Auf der Suche danach finden sie ein Handy, dass Richter offensichtlich zur Kontaktaufnahme zu einer bestimmten Person diente. Anhand der letzten Nachricht: „Frag nach dem weißen Licht“ und der Tatsache, dass Richter mit dem Handy mehrfach ein Restaurant angerufen hatte, dass mit Drogen im Bezug steht, vermuten die Ermittler, dass Richter als Drogenkurier gearbeitet hat. Der Ritualmord könnte somit eine falsche Spur sein. Bootz will daher in dem Restaurant Erkundigungen einziehen. Er tarnt sich dort als normaler Gast und bestellt kühn „Das weiße Licht“. Daraufhin wird er von einem Mann angesprochen, der ihn in einen Raum führt, wo beide gegeneinander einen ''Vollkontaktzweikampf ohne Regeln'' ausrichten. Da sich Bootz als Freund von Richter ausgegeben hatte, erfährt er, dass dieser nach einem solchen Kampf geäußert hätte, dass er nur hier gewesen wäre um Opfer zu bringen, damit die Stimmen in seinem Kopf aufhörten.
* {{Anker|EBD}} Die ''Schnellbremsablaufkurve''<ref name="ei-2016-6-17">{{Literatur |Autor=Dieter Jaenichen |Titel=Bremskurven-Berechnung der Schnellbremsung von Güterzügen für ETCS |Sammelwerk=[[Der Eisenbahningenieur]] |Band=65 |Nummer=6 |Datum=2016 |Seiten=17–22}}</ref> (''Emergency Brake Deceleration Curve'', EBD) ist definiert durch eine [[Schnellbremsung]] mit garantierter, sicherer Verzögerung (aEB) bis zur Supervised Location (SvL).<ref name="sd-99-3-6" /> Die EBD beschreibt den Geschwindigkeitsverlauf des Zuges nach entwickelter Bremskraft.<ref name="ei-2016-6-17" /> Die sichere Verzögerung enthält sämtliche<ref name="zoetardt-2011">{{Literatur |Autor=Patrick Zoetardt |Hrsg=Peter Stanley |Titel=Performance and quality of service |Sammelwerk=ETCS for engineers |Auflage=1 |Verlag=Eurailpress |Ort=Hamburg |Datum=2011 |ISBN=978-3-7771-0416-4 |Seiten=136–141}}</ref> Sicherheitsmargen und berücksichtigt die Längsneigung der Strecke. Die Sicherheitsmargen, die auch unter dem Begriff [[Bremswegsicherheit]] zusammengefasst werden, dienen dem Ausgleich von Schwankungen bei Bremskraft, Masse und (insbesondere) Kraftschlussbeiwert von den Nominalwerten. Schnellbremsungen können zu erhöhtem Verschleiß der Bremsanlage und zu verminderten Komfort für Reisende führen.<ref name="zevrail-2008-031" />
* {{Anker|EBI}} Die ''Schnellbremseinsatzkurve''<ref name="ei-2016-6-17" /> (''Emergency Brake Intervention Curve'', EBI) entspricht der EBD mit einer zusätzlichen vorgelagerten Bremsaufbauzeit (tEB).<ref name="sd-99-3-6" /> Beim Überschreiten der EBI wird eine Schnellbremsung eingeleitet und die Bremskraft aufgebaut.<ref name="ei-2016-6-17" /> Dazu wird die [[Hauptluftleitung]], soweit vorhanden, entlüftet.<ref name="zoetardt-2011" /> Nach aufgebauter Bremskraft folgt der Zug der EBD.
* {{Anker|SBD}} Die optionale ''Betriebsbremsablaufkurve''<ref name="ei-2016-6-17" /> (''Service Brake Deceleration Curve'', SBD) wird durch eine [[Vollbremsung]] (mit Verzögerung aSB) definiert. Da ihrer Berechnung auch nicht sichere Bremsen angerechnet werden dürfen, kann sie eine größere Verzögerung als die EBD aufweisen.<ref name="sd-99-3-6" />
* {{Anker|SBI}} Die optionale ''Betriebsbremseinsatzkurve''<ref name="ei-2016-6-17" /> (''Service Brake Intervention Curve'', SBI) entspricht der SBD unter Berücksichtigung der Bremsaufbauzeit.<ref name="sd-99-3-6" /> Dabei wird in zwei Varianten unterschieden: Die ''SBI1'' wird aus der SBD abgeleitet, die SBI2 aus der EBD.<ref name="ei-2016-6-17" /> Soweit Strecke und Fahrzeug die Nutzung der SBI zulassen, dient sie der Vermeidung von Schnellbremsungen und am Halt vor dem regulären Halteplatz.<ref name="zoetardt-2011" />
* {{Anker|W}} Die ''Warnkurve''<ref name="ei-2016-6-17" /> (''Warning Curve'', W) ist die Bremskurve, bei deren Überschreitung der Triebfahrzeugführer akustisch gewarnt wird.<ref name="sd-99-3-6" /> Sie dient als letzte Information an den Triebfahrzeugführer, dass ein Eingriff des Systems unmittelbar bevorsteht.<ref name="zevrail-2008-031" />
* {{Anker|P}} Die ''Sollkurve''<ref name="ei-2016-6-17" /> (''Permitted Speed'', P) beschreibt die Sollgeschwindigkeit ohne Bremsentwicklungszeit.<ref name="sd-99-3-6" /> Im aktiven ''Target speed monitoring'' ist sie damit das Minimum aus zulässiger Fahrzeug- und Streckenhöchstgeschwindigkeit und wird dem Triebfahrzeugführer als zulässige Geschwindigkeit angezeigt. Sie soll vom Triebfahrzeugführer möglichst nicht überschritten werden.<ref name="zevrail-2008-031" />
* {{Anker|I}} Die ''Information''<ref name="ei-2016-6-17" /> (''Indication Curve'', I) beschreibt die Kurve, an der der Triebfahrzeugführer die Zugkraft abschalten und die Bremsung einleiten soll, um der Permitted-Speed-Curve zu folgen.<ref name="sd-99-3-6" /> Die Kurve gibt es nur im ''Target speed monitoring''.<ref name="zevrail-2008-031" />
* {{Anker|IP}} Der ''Indication Point'' (IP) informiert den Triebfahrzeugführer über eine Annäherung an den Ort zur Einleitung einer Bremsung.<ref name="sd-99-3-6" /> Die Funktion entspricht dem Leuchtmelder G der [[Linienzugbeeinflussung]].<ref name="ei-2010-8-44">{{Literatur |Autor=Ulla Metzger, Henri Klos |Titel=Der Train Control Simulator (TCSim) der DB Systemtechnik |Sammelwerk=[[Der Eisenbahningenieur]] |Band=61 |Nummer=8 |Datum=2010 |Seiten=44–48}}</ref>


Entsprechend ihrer Funktion lassen sich ETCS-Bremskurven nach ''Ablaufkurven'' (P, GUI, SBD, EBD), ''Interventionskurven'' (SBI, EBI) und ''Informationskurven'' (I, W) einteilen.<ref name="fehlauer-2019" />
Lannert sieht sich derweil in Luxingers Haus um und findet hier nicht nur esoterische Bücher, sondern genau solche Gegenstände und Symbole, wie sie am Tatort gefunden wurden. In einem der Bücher fällt ihm die Abbildung eines jungen Mannes ins Auge, die ihn an Marcel Richter erinnert. Er spricht mit dem ortsansässigen Pfarrer über die dargestellte Figur und erfährt, dass es sich dabei um den 1629 geborenen Justin Pfaff handeln würde, der seinerzeit in Esslingen Ratsadvokat wurde und auch eine Kirche errichten ließ. 1662 hatte er sich als Hexenjäger betätigt, was dann derartige Ausmaße angenommen hatte, dass Pfaff selber im Kerker gelandet war. Hier hatte ihm dann ein Zellenwärter einen Dolch ins Herz gestoßen.


Die Nutzung der beiden Betriebsbremskurven (SBI/SBD) ist nach ETCS-Spezifikation standardmäßig zugelassen, kann jedoch vom Infrastrukturbetreiber per Nationalem Wert (Q_NVSBTSMPERM) unterdrückt werden.<ref name="etcs-subset026-360-A3.2">[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, A.3.2</ref><ref>[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.2.3.7.1</ref> Wird auf sie verzichtet, verschieben sich die W-, P- und I-Kurven zur EBI-Kurve hin, verbunden mit einer Kapazitätssteigerung.<ref name="sd-99-3-6" /> {{Anker|FLOI}} Sind die SBI-Kurven aktiv, wird die restriktivere von beiden als ''Interventionskurve'' (''First Line of Intervention'', FLOI) bezeichnet. Werden die SBI-Kurven unterdrückt, fungiert die EBI als FLOI. Warn- und Sollkurve sind der FLOI in festen Zeitabständen vorgelagert.<ref name="zevrail-2008-031" />
Obwohl Luxinger behauptet Richter nur einmal begegnet zu sein, ist Lannert davon nicht überzeugt. Aufgrund der gesammelten Hinweise und Luxingers Glaube an Wiedergeburt geht er davon aus, dass die Seelen von Richter und Luxinger schon im Mittelalter aufeinander getroffen waren, allerdings in vertauschten Rollen. Das Opfer von damals hatte daher mit seinem damaligen Mörder noch eine Rechnung offen. So ist anzunehmen, dass es noch weitere Racheobjekte geben könnte. Als Lannert und Bootz dem nachgehen, kommen sie gerade noch rechtzeitig zu einem Opferritual, bei dem Luxinger Diana Jäger anscheinend töten will. Luxinger rechtfertigt sich, dass er nur einen Dämon austreiben wollte, wird aber dennoch festgenommen. Er beschwört in seinem Wahn, dass Diana Jäger das Buch vor den Kommissaren finden könnte und befürchtet fatale Folgen. Tatsächlich ist auch sie auf der Suche nach dem mittelalterlichen Werk und sucht deshalb Richters Mutter auf. Sie ist nicht nur traumatisiert vom Tod ihres Sohnes, sondern ebenfalls esoterisch angehaucht. Deshalb hält sie Jäger für die Ursache allen Übels und schlägt sie nieder, um sie anschließend zu töten. Lannert und Bootz können dies gerade noch verhindern und nehmen Heide Richter fest.


{{Anker|GUI}} Optional kann eine ''Guidance Curve'' (GUI) definiert werden, mit der große und nicht mehr verschleißfrei realisierbare [[Bremsverzögerung]]en zur Einhaltung der Sollkurve vermieden werden sollen.<ref name="zevrail-2008-031" /> Mit der GUI wird der Triebfahrzeugführer in die Lage versetzt, komfortabel, verschleißarm und energiesparend zu bremsen.<ref>[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.8.5</ref> Beispielsweise ist es möglich, Bremsverzögerungen zu definieren, die rein [[Elektromotorische Bremse|elektrisch]] und somit verschleißfrei realisiert werden können.<ref name="rgdcf-294-15" /> Sie ist vergleichbar mit der in Deutschland verwendeten [[Linienzugbeeinflussung#Bremskurvenberechnung|LZB-Sollkurve]].<ref name="rad-schiene-2015-93" /> Ihre Nutzung muss von der Strecke ([[Radio Block Centre|RBC]]) explizit erlaubt werden.<ref>[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.2.3.7.3</ref><ref name="etcs-subset026-360-A3.2" /> Damit kann der Infrastrukturbetreiber mögliche negative Kapazitätswirkungen der GUI vermeiden.<ref name="zevrail-2008-031" /> Der entsprechende Nationale Wert (''Q_NVGUIPERM'') ist standardmäßig auf "Nein" gesetzt.<ref name="etcs-subset026-360-A3.2" /> Ist die ''Guidance Curve'' aktiviert, wird dem Triebfahrzeugführer das Minimum aus der ''Permitted Speed'' und der Geschwindigkeit der ''Guidance Curve'' angezeigt.<ref>[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.9.3.5.6</ref> Der Berechnung der GUI liegt die vom Fahrzeugbetreiber relativ frei definierbare ''Normal Service brake'' zu Grunde. Ferner werden Längsneigungen bei der Berechnung der GUI berücksichtigt.<ref name="zevrail-2008-031" />
Diana Jäger erklärt Bootz am Ende, dass sie eine Hexe wäre und Richters Mutter sie deshalb töten wollte. Marcel Richter hatte sich ihr anvertraut, weil er von Visionen geplagt wurde. In seinem Kopf erschienen Bilder von Menschen, an deren Tod er schuld wäre und diese Bilder seien ihm wie Erinnerungen vorgekommen. Jäger wollte ihm helfen und hatte ihn an Luxinger verwiesen. Dort entdeckte er das Buch und versuchte einer Anleitung daraus zu folgen, um das Karma von Justus Pfaff los zu werden. Im Zuge eines Rituals hatte sich der Student in autogen-induzierter [[Ekstase]] dann selbst umgebracht hat.


Bei [[Automatic Train Operation|automatisiertem Fahrbetrieb]] (ATO) verläuft die erreichbare Fahrkurve nahe der Notbremseinsatz-Kurve, auf alle anderen Betriebsbremskurven wird verzichtet.<ref name="sd-107-10-16">{{Literatur |Autor=David Morton, Maik Bähr, Rolf Detering, Gregor Theeg |Titel=Optimierung der Zugfolgezeiten mittels ETCS und ATO |Sammelwerk=[[Signal + Draht]] |Band=104 |Nummer=10 |Datum=2012 |Seiten=16–19}}</ref> Die als Entwurf vorliegende ATO-Anforderungsspezifikation sieht dabei vor, dass das ATO-Fahrzeuggerät mittels ''Supervised Speed Envelope Management'' (SSEM) Bremseingriffe von ETCS vermeidet. Bei [[Driver Machine Interface#CSM|Sollgeschwindigkeits-]] bzw. [[Driver Machine Interface#RSM|Release-Speed-Überwachung]] sollen diese nicht überschritten werden. Bei [[Driver Machine Interface#TSM|Zielgeschwindigkeitsüberwachung]] ist einzig die Einhaltung der Zwangsbremseinsatzkurve (EBI) maßgebend; die Warntöne bei Überschreitung der Sollkurve (P) und der Warnkurve (W) werden unterdrückt.<ref name="subset-125">{{Literatur | Herausgeber=[[European Railway Agency|ERA]], [[UNISIG]], EEIG ERTMS USERS GROUP | Titel= ATO over ETCS | TitelErg=System Requirements Specification | Datum= 2018-05-04 | Seiten= 24– (Abschnitt 7.1.3) | Online=Datei SUBSET-125-010.docx in [https://projects.shift2rail.org/download.aspx?id=06adfb88-4d31-4938-ae3a-ba783a371b9b ZIP-Archiv] | Zugriff=2019-04-25 | Typ= | Kommentar=}}</ref>
Lannert findet indessen das Buch im Regal bei Heide Richter und bringt es zu Luxinger, dem er ankreidet, den Selbstmord nicht verhindert zu haben, obwohl er wusste, was Richter vorhatte.


In die Bremskurvenberechnung gehen folgende von der Strecke bereitgestellte Daten ein: Geschwindigkeitsbeschränkungen, Längsneigungen, Bremsverbotszonen, stromlose Abschnitte, Bereiche mit verminderter Adhäsion, Geschwindigkeits- und Abstandsvorgaben sowie [[Nationale Werte]].<ref name="subset-026-3.13.2.3.1.1">[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, Abschnitt 3.13.2.3.1.1.</ref>
== Hintergrund ==
Der Film wurde vom 4. September 2018 bis zum 8. Oktober 2018 in Stuttgart, Baden-Baden und Rastatt gedreht.<ref name= "cu"/> Die Kirche ist die [[Sankt-Remigius-Kapelle]] ("Wurmlinger Kapelle") bei Wurmlingen, Landkreis Tübingen. Die Premiere erfolgte am 7. Juni 2019 auf dem ''SWR Sommerfestival'' in Stuttgart.<ref name= "swr_20190607"/>


Die Längsneigung geht in die Berechnung der EBD, SBD und GUI ein.<ref name="etcs-subset026-360-fig-28">[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, Abbildung 28</ref> Sie wird als Verzögerungswert (''A_gradient'') modelliert, wobei Steigungen mit unter 0,01&nbsp;m/s² zusätzlicher Verzögerung je Promille eingehen, Gefälle dagegen die Bremsverzögerung um unter 0,01&nbsp;m/s² je Promille vermindern. Je größer die rotierenden Massen des Zuges, desto geringer der Einfluss auf die Verzögerung.<ref name="etcs-subset026-360-3.13.4.3.2">[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.4.3.2</ref>
Die Handlung nimmt Bezug auf die Hexenverfolgung des Jahres 1662 in [[Esslingen am Neckar]], die durch den Advokaten [[Daniel Hauff]] vorangetrieben worden war, der in der Folge einen anderen Namen trägt und eine zentrale Rolle spielt.<ref name="WN_2019-09-30" />


== Darstellung in der Führerraumanzeige (DMI) ==
== Rezeption ==
{{Hauptartikel|Driver Machine Interface#Darstellung überwachter Geschwindigkeiten}}
=== Einschaltquoten ===
[[Datei:ERTMS DMI360.svg|mini|Tachoscheibe in der Führerraumanzeige im ''Ceiling Speed Monitoring'']]
Die Erstausstrahlung von ''Hüter der Schwelle'' am 29. September 2019 wurde als reichweitenstärkste Sendung des Tages in Deutschland von 8,23 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 24,3 % für [[Das Erste]].<ref name= "qm_20190930"/><ref>[[Westfälische Nachrichten]]: ''Grosses Interesse am „Tatort“'', Medien, Quoten, 1. Oktober 2019</ref>
In der [[Driver Machine Interface|Führerraumanzeige]] (Driver Machine Interface, DMI) wird dem Triebfahrzeugführer jederzeit die zulässige Geschwindigkeit angezeigt.


{{Anker|CSM}} {{Anker|TSM}}
=== Kritiken ===
Soweit kein Wechsel auf eine geringere Geschwindigkeit auszuführen ist, befindet sich das Fahrzeug im ''Ceiling Speed Monitoring'' (CSM). Dabei überwacht ETCS lediglich die Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit, eine Zielbremsung ist nicht erforderlich. Wird eine Zielbremsung auf eine niedrigere Geschwindigkeit bzw. auf Halt notwendig, wird das ''Target Speed Monitoring'' (TSM) aktiv.<ref name="etcs-subset026-360-3.13.10.1">[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.10.1</ref> Akustisch und visuell wird der Triebfahrzeugführer dabei auf die notwendige bevorstehende Bremsung aufmerksam gemacht. Dabei verfärbt sich die Tachonadel gelb, ein vertikaler Balken zeigt die Distanz bis zum Zielpunkt an, ein gelbes Kreissegment auf der Tachoscheibe spannt den Abstand zwischen der nach ''Indication Curve'' zulässigen sowie der Zielgeschwindigkeit an.
[[Tilmann P. Gangloff]] von ''[[tittelbach.tv]]'' befand: „Die Stuttgarter Kommissare Lannert & Bootz [müssen] erst mal weit über ihren kriminalistischen Schatten springen, weil sich die Lösung des 24. Falls irgendwo zwischen Himmel und Erde verbirgt.“ „Das klingt nach B-Movie, aber der Film erzählt trotzdem eine zwar ungewöhnlich verpackte, aber letztlich nachvollziehbare Krimigeschichte. Die kunstvolle Bildgestaltung (Jürgen Carle) ist ohnehin von herausragender Qualität.“<ref>Tilmann P. Gangloff: [http://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-5345.html ''Müller, Klare, Glasauer, Lewandowski. Auf der Suche nach dem besonderen Bild''] bei tittelbach.tv, abgerufen am 7. April 2020.</ref>


<gallery>
Die Redaktion der ''[[Prisma (Fernsehzeitschrift)|Prisma]]'' resümierte, „fauler Zauber statt Nervenkitzel“ dominiere die Folge.<ref name="prisma">[[Prisma (Fernsehzeitschrift)|Prisma]]: ''Fauler Zauber statt Nervenkitzel'', Tatort aus Stuttgart, ck, TV-Programm 28. September 2019 – 4. Oktober 2019, Nr. 39/2019, S. 15</ref> „Leider“, so stellt sie fest, „dreht sich fast alles um Magie“, denn „so mysteriös die Geschichte auch ist, will sie doch gar nicht glaubhaft oder wenigstens spannend werden“.<ref name="prisma" /> Zwar seien üblicherweise „Stuttgarter Fälle ein Garant für gute Krimi-Unterhaltung“, doch „leider ist das diesmal anders“.<ref name="prisma" /> Sie vergab zwei von drei möglichen Sternen.<ref name="prisma" />
DMI speedinfo160-148NoS.svg|Tachoscheibe während planmäßiger, unbehinderter Fahrt (Ceiling Speed Monitoring). Bei einer zulässigen Geschwindigkeit von 160&nbsp;km/h wird momentan 148&nbsp;km/h gefahren. Eine Bremskurvenüberwachung ist nicht aktiv.
DMI speedinfo143-128IndS.svg|Tachoscheibe während einer Bremsung innerhalb der Bremskurve (Target Speed Monitoring). Die Zielgeschwindigkeit, die in 930&nbsp;m erreicht sein muss, beträgt 60&nbsp;km/h.
DMI speedinfo160-167WaS.svg|Tachoscheibe bei geringfügiger Überschreitung der zulässigen Geschwindigkeit (Permitted Speed): Warning Curve aktiv (orange). Bei einer zulässigen Geschwindigkeit von 160&nbsp;km/h wird momentan 167&nbsp;km/h gefahren.
DMI speedinfo160-177IntS.svg|Tachoscheibe bei wesentlicher Überschreitung der zulässigen Geschwindigkeit (174 statt zulässiger 160&nbsp;km/h). Ein Zwangsbremsein&#xAD;griff ist erfolgt.
</gallery>


{{Anker|MRDT}}
Lena Karber von den ''[[Westfälische Nachrichten|Westfälischen Nachrichten]]'' nannte die Folge „nah am Fantasy-Genre“ gelegen.<ref name="WN_2019-09-30">[[Westfälische Nachrichten]]: ''Nah am Fantasy-Genre – Tatort: Hüter der Schwelle (ARD)'', Medien, Gesehen, Lena Karber, 30. September 2019</ref> Ein „verrückt wirkender Okkultist“ legt eine triviale Auflösung des Falls nahe, doch dieser gestaltet sich für die Ermittler unerwartet „komplexer“ und führt sie „an den Rand ihrer Vorstellungskraft“.<ref name="WN_2019-09-30" /> Die Folge kommt mit einer „überzeugend düsteren Atmosphäre“ daher, die „die Spannung steigert“.<ref name="WN_2019-09-30" />
ETCS kann mehrere Bremszielpunkte verwalten. Dem Triebfahrzeugführer wird dabei nur der relevanteste Zielpunkt („Most Relevant Displayed Target“, MRDT) angezeigt.<ref name="etcs-subset026-360-3.13.10.3.9">[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.10.3.9</ref><ref name="etcs-subset026-360-3.13.10.4.2">[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.10.4.2</ref>


== Nationale Werte ==
[[Christian Buß]] von ''[[Spiegel Online]]'' wertete: „Die Verantwortlichen dieses ‚Tatort‘ arbeiten sich durch den gesamten Katalog an Lust- und Lichtelementen eines Okkultismusschockers – und versuchen das Ganze dann auch noch theologisch und anthropologisch aufzulösen. So viel sei schon mal verraten: Es gelingt ihnen nicht. […] Schwitzen, schlagen, stöhnen und ein bisschen die Welt erklären – das geht bei aller Sympathie für die sexuellen und spirituellen Selbsterkundungen der Kommissare am Ende dann doch nicht ganz auf.“<ref name= "spon_20190927"/>
Elf [[Nationale Werte]], die vom Infrastrukturbetreiber festgelegt werden, wirken auf die Bremskurvenberechnung ein<ref name="subset-026-figure-28">[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, Abschnitt 3.13.1.3 / Abbildung 28.</ref> und führen von Land zu Land damit zu unterschiedlichen ETCS-Bremskurven bei sonst gleichen Randbedingungen.


Während zur Bestimmung der sicheren Bremsverzögerung bislang von Land zu Land unterschiedliche und nicht öffentlich zugängliche Methoden zur Anwendung kommen, sollen diese für ETCS einheitlich bestimmt werden. In einer Expertengruppe des [[Internationaler Eisenbahnverband|Internationalen Eisenbahnverbandes]] (UIC) wurden entsprechende, vereinheitlichende Ansätze erarbeitet. Bei der Definition der einzelnen zu Grunde gelegten Parameter verbleibt gleichwohl noch ein Interpretationsspielraum, der von verschiedenen Gutachtern unterschiedlich ausgelegt wird.<ref name="etr-2017-09-50">{{Literatur |Autor=Stephan Horn, Olivéra Pavlovic |Titel=Chancen und Möglichkeiten der Monte-Carlo-Methode bei der Bestimmung der ETCS-Bremskurven |Sammelwerk=[[Eisenbahntechnische Rundschau]] |Band= |Nummer=9 |Datum=2017-09 |ISSN=0013-2845 |Seiten=50–55}}</ref>
Bei der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'' meinte Heike Hupertz: „wirklich seltsam [an diesem Tatort] ist höchstens, dass der Fall nach dramatischer Zuspitzung fünfzehn Minuten vor Schluss zwar entschieden ist, doch danach umständlich erläutert wird. Wer Detailgenauigkeit schätzt, wird an der liebevollen Ausstattung des verwinkelten Knusperhauses Freude haben (Szenenbild Patricia Walczak). Ansonsten muss man sich die ‚Mystery‘-Atmosphäre dazudenken. Schwach ist die (Neben-)Figur des Pfarrers, nur wenig überzeugender Bootz’ Verzückung. Lannert allerdings, der den Okkultschmonzes mit einem müden Achselzucken abzutun scheint, kann man umstandslos beipflichten.“<ref>Heike Hupertz: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tatort/ein-verhexter-tatort-hueter-der-schwelle-16406605.html ''Hände zum Himmel''] bei [[faz.net]], abgerufen am 7. April 2020.</ref>
<!--
{{Zitat
| Text= Text.
| Autor= [[Holger Gertz]]
| Quelle= [[Süddeutsche Zeitung]]
| ref= <ref name= "sz_2019"/>}}


=== Auszeichnung ===
== Bremsmodelle ==
ETCS modelliert die Schnell- bzw. Vollbremseinsatzkurve in zwei Stufen:
* 2019:
*Die als ''äquivalente Bremsentwicklungszeit''<ref name="uic-544-1" /> bezeichnete Bremsaufbauzeit beginnt mit der Auslösung einer Schnell- bzw. Vollbremsung. In dieser Phase ist die Bremswirkung null. Sie endet in dem Moment, in dem 95 Prozent der maximalen Bremskraft aufgebaut sind. (Nicht berücksichtigt wird dabei die Zeit für die Abschaltung der [[Zugkraft]]. Diese fällt vor Einleitung der Bremsung.<ref name="uic-544-1" />)
-->
*Die anschließende [[Bremszeit]] geht von maximal aufgebauter Bremskraft auf. Sie wird als [[Stufenfunktion]] der [[Bremsverzögerung]] in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit modelliert.
Vereinfachend geht das ETCS-Bremsmodell von einer Phase ohne und einer weiteren Phase mit voll aufgebauter Bremskraft aus, während der tatsächliche Aufbau der Bremskraft stufenlos erfolgt.
<!-- Vorigen Block nach Subset 026-3 noch präzisieren und mit Quellen unterlegen -->


Zur Berechnung von Bremskurven benötigt ETCS Kenntnis über das nominale [[Bremsvermögen]] eines Zuges, das heute überwiegend mit [[Bremshundertstel]]n beschrieben wird.<ref name="rad-schiene-2015-93" /> Die Bestimmung von ETCS-Bremskurven ist im UIC-Merkblatt 544-1 beschrieben. Sie kann nach dem UIC-Bremsmodell (Bremshundertstel) oder aus Versuchen erfolgen. In ETCS werden diese Ansätze als [[#Conversion Model|Conversion Model]] oder [[#Gamma-Modell|Gamma-Modell]] bezeichnet. Beide Methoden werden im Merkblatt beschrieben.<ref name="uic-544-1" />
== Weblinks ==
* {{IMDb|tt9670790}}
* {{Tatort-Folge| Url= hueter-der-schwelle-100}}
<!--* {{Tatort-Fundus| Jahr = 2019| Nr = | Url= }}-->
* {{Tatort-Fans| Nr = 1104| Url= hueter-der-schwelle}}
* {{Crew united Titel|246198}}


Zur Gewährleistung einer ausreichenden Sicherheit übermittelt die Strecke an den Zug Korrekturfaktoren sowie die Freigabe optionaler Funktionen der Bremskurvenberechnung.<ref name="rad-schiene-2015-93" /> Dabei wird zwischen Korrekturfaktoren des Fahrzeugs und solchen der Infrastruktur unterschieden. Während die Korrekturfaktoren des Fahrzeugs durch das [[Eisenbahnverkehrsunternehmen]] definiert und verantwortet werden, werden jene der Infrastruktur vom [[Eisenbahninfrastrukturunternehmen]] festgelegt und verantwortet und von der Infrastruktur an das Fahrzeug übermittelt.<ref name="signal-11-2">{{Literatur |Hrsg=Europäische Kommission |Titel=Der Weg zur Interoperabilität: ETCS und Zugbremsung |Sammelwerk=Signal |Nummer=11 |Datum=2009-04 |Seiten=2&nbsp;f. |Online=https://ec.europa.eu/transport/sites/transport/files/modes/rail/ertms/doc/signal-old/011_signal_2009_04_de.pdf |Abruf=2018-12-18}}</ref>
== Einzelnachweise ==
<references responsive>


Die entsprechenden Sicherheitsmargen können entweder global vom Infrastrukturunternehmen vorgegeben oder zugspezifisch über zwei Korrekturfaktoren definiert werden.<ref name="rad-schiene-2015-93" />
<ref name= "cu">{{crew united Titel|246198}}</ref>


=== Conversion Model ===
<ref name= "qm_20190930">{{Internetquelle
Mit dem von der [[Internationaler Eisenbahnverband|UIC]] entwickelten ''Conversion Model'' (auch ''Allgemeines Bremsmodell der UIC für ERTMS/ETCS''<ref name="uic-544-1" />) können Bremshundertstel in die von ETCS benötigten Bremsverzögerungen und Bremsaufbauzeiten umgerechnet werden.<ref name="rad-schiene-2015-93" /> Es wird auch als ''Lambda-Modell'' bezeichnet, nach dem für Bremshundertstel stehenden Formelzeichen [[Lambda]].<ref name="rad-schiene-2015-93" />
| autor= Fabian Riedner
| url= http://www.quotenmeter.de/n/112547/
| titel= Primetime-Check: Sonntag, 29. September 2019 | titelerg=
| hrsg= [[Quotenmeter.de]] | werk= | seiten=
| datum= 2019-09-30 | archiv-url= | archiv-datum=
| abruf= 2019-09-30 | sprache= | format= | kommentar= | zitat= | offline=
}}</ref>


Berechnet wird dabei der Weg, der für eine Geschwindigkeitsreduzierung aus der Bremsausgangsgeschwindigkeit auf die Zielgeschwindigkeit auf trockener Schiene in der Ebene benötigt wird.<ref name="uic-544-1" /><ref name="winter-2009" /> Verdeckte Sicherheitsmargen sind darin ebenso wenig enthalten wie mögliche Ausfälle von Teilen des Bremssystems.<ref name="winter-2009" /><ref name="uic-544-1" /> Neben den Bremshundertsteln gehen dabei die [[Zuggattung]] ([[Reisezug|Reise-]] oder [[Güterzug]]), die Zuglänge sowie die [[Bremsstellung]] (G oder P) ein.<ref name="uic-544-1" />
<ref name= "spon_20190927">{{Internetquelle
| autor= Christian Buß
| url= https://www.spiegel.de/kultur/tv/tatort-hueter-der-schwelle-weiche-von-unserem-tatort-satan-a-1286824.html
| titel= Okkulter Krimi aus Stuttgart
| titelerg= Weiche von unserem "Tatort", Satan!
| hrsg= Spiegel Online | werk= | seiten=
| datum= 2019-09-27 | archiv-url= | archiv-datum=
| zugriff= 2019-09-27 | sprache= | format= | kommentar=
| zitat= Bewertung: 5 von 10 Punkten | offline=
}}</ref>


Das Modell ist für maximal 900&nbsp;m lange Personen- bzw. maximal 1500&nbsp;m lange Güterzüge überprüft und anwendbar. Es gilt für bis zu 220&nbsp;km/h, Längsneigungen von bis zu ±8 Prozent sowie 30 bis 250 Bremshundertstel.<ref name="uic-544-1" />
<ref name= "swr_20190607">{{Internetquelle | autor=
| url=https://www.swr.de/sommerfestival/stuttgart/7/-/id=7548692/did=22892640/nid=7548692/54po8f/index.html
| titel= Die große SWR Tatort Premiere | titelerg=
| werk= SWR Sommerfestival
| hrsg= Südwestrundfunk | datum= | seiten= | archiv-url= | archiv-datum=
| zugriff= 2019-06-08 | format= | sprache= | kommentar=
| zitat= Zum Festivalauftakt am Freitag, 7. Juni zeigt das SWR Fernsehen die Premiere eines Stuttgart-Tatorts vor einzigartiger Kulisse auf dem Stuttgarter Schlossplatz. | offline=
}}</ref>


Die vom Modell gelieferten Anhalte- und Verzögerungswerte entsprechen den mittleren in Versuchen gemessenen Werten.
</references>
Die vom Modell gelieferten Momentanverzögerungen spiegeln nicht unbedingt die tatsächlichen physikalischen Eigenschaften der Züge oder einzelner Fahrzeuge wider. Sie ist daher eine theoretische Größe, die zusammen mit der vordefinierten Bremsentwicklungszeit die sichere Berechnung von Anhaltewegen gewährleistet.<ref name="uic-544-1" />


Der statistischen Streuung der tatsächlich realisierten Bremswege wird mit Korrekturfaktoren begegnet, die als Nationale Werte übermittelt werden. Sie fußen auf einer Risikoanalyse und dem Sicherheitsziel des jeweiligen Systems.<ref name="uic-544-1" />
{{Folgenleiste Tatort-Folgen
<!-- Hier perspektivisch noch Korrekturfaktoren ergänzen -->
| VG-DATUM = 22. September 2019
| VG = Die harte Kern
| NF = Angriff auf Wache 08
| NF-DATUM = 20. Oktober 2019
}}


=== Gamma-Modell ===
{{Navigationsleiste Tatort-Folgen mit Kommissar Lannert und Kommissar Bootz}}
Mit dem Gamma-Modell wird das Bremsvermögen direkt über Bremsverzögerungen und Bremsaufbauzeiten definiert. Die Umrechnung aus Bremshundertsteln, wie im ''Conversion Model'', entfällt.<ref name="rad-schiene-2015-93" /> Im Französischen steht [[Gamma]] für die [[Bremsverzögerung|Verzögerung]].<ref name="rad-schiene-2015-93" />

Die sichere Bremsverzögerung ''A_brake_safe'' wird im Gamma-Modell aus der nominellen Schnellbremsverzögerung ''A_brake_emerency'', multipliziert mit den Korrekturfaktoren für trockene Schiene sowie dem für nasse Schienen berechnet.<ref name="etcs-subset026-360-3.13.6.2.1.4">[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.6.2.1.4</ref> Die Bremsleistung wird anhand des UIC-Merkblatts 544-1 in Fahrversuchen aus verschiedenen Bremsausgangsgeschwindigkeiten und unter verschiedenen Bedingungen bestimmt. Dazu zählen u.&nbsp;a. trockene Schiene und Reibelemente, eine möglichst gerade, ebene Strecke sowie definierte Beladungszustände.<ref name="uic-544-1">{{Literatur |Hrsg=[[Internationaler Eisenbahnverband]] |Titel=UIC-Kodex 544-1 |TitelErg=Bremse -<!--sic--> Bremsleistung |Auflage=6 |Ort=Paris |Datum=2014 |ISBN=978-2-7461-2298-7 |Seiten=20&nbsp;ff. 42, 66&nbsp;ff. –}}</ref> Der Fahrzeughersteller ist für die Berechnung dieser Sicherheitsfaktoren verantwortlich.<ref name="etr-2017-09-50" />

Es können bis zu sieben Verzögerungsstufen definiert werden.<ref name="uic-544-1" />

==== Korrekturfaktoren ====
===== Für trockene Schienen =====
Mit dem Korrekturfaktor ''Kdry_rst'' wird sichergestellt, dass das Fahrzeug die angegebene zugesicherte Bremsverzögerung auf trockener Schiene ausreichend sicher erreicht.<ref name="rad-schiene-2015-93" /> Der Faktor beschreibt mögliche fahrzeugbedingte Abweichungen von der Verzögerung des Zuges unter Normalbedingungen (trockene Schiene).<ref name="rad-schiene-2015-93" /><ref name="etr-2017-09-50" /> Er ist abhängig von Geschwindigkeit, der Charakteristik des Bremssystems und dem von der Strecke geforderten [[Konfidenzintervall|Vertrauensniveau]] (M_NVEBCL).<ref name="etcs-subset026-360-3.13.6.2.1.4" /><ref name="rad-schiene-2015-93" /> Er soll für alle Geschwindigkeitsstufen und Vertrauensniveaus (EBCL) bestimmt werden.<ref name="rad-schiene-2015-93" /> Der Faktor kann nach Geschwindigkeiten und dem von der Strecke vorgegebenen Vertrauensniveau unterschieden werden.<ref>ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.6.2.1.7</ref> <math>Kdry\_rst=1</math> bedeutet dabei, dass keine Abweichungen gegenüber den Nominalbedingungen zu erwarten sind.<ref name="etr-2017-09-50" />

Es gibt kein standardisiertes Verfahren für die Kdry_rst-Berechnung. Fahrzeughersteller haben damit grundsätzlich freie Auswahl für die Bestimmung des Parameters, so lange die Werte für verschiedene Vertrauensniveaus ermittelt werden können.<ref name="rad-schiene-2015-93" /> Eine mögliche Vorgehensweise wurde von der UIC-Arbeitsgruppe B126.15 vorgeschlagen, darauf aufbauend hat die [[Europäische Eisenbahnagentur]] eine auf der Monte-Carlo-Simulation aufbauende Fallstudie erarbeitet.<ref name="rad-schiene-2015-93" />

In der Regel wird daher die [[Monte-Carlo-Methode]], als allgemeines [[Numerik|numerisches]] Verfahren zur Beschreibung des Ausfallverhaltens von technischen Systemen, herangezogen. Dazu werden verschiedene Faktoren, die auf die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems Bremse Einfluss haben, modelliert und dabei mit [[Eintrittswahrscheinlichkeit]]en und [[Häufigkeitsverteilung|statistischen Verteilungen]] unterlegt. Neben den einzelnen Komponenten ist dabei auch die Architektur des Bremssystems zu modellieren.<ref name="etr-2017-09-50" /> Im Rahmen der Monte-Carlo-Simulation werden viele (<math>10^{10}</math>) verschiedene Zustände des zu untersuchenden Bremssystems simuliert und die daraus resultierenden jeweiligen Abweichungen vom nominalen Bremsvermögen untersucht. Aus den daraus resultierenden statistischen Verteilungen werden für verschiedene Vertrauensniveaus die Korrekturfaktoren Kdry_rst so bestimmt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Korrekturfaktors größer oder gleich Kdry_rst gleich des geforderten Vertrauensniveaus (EBCL) ist.<ref name="rad-schiene-2015-93" />

{| class="wikitable float-right"
|- class="hintergrundfarbe8"
! Land !! EBCL-Wert
|-
| Deutschland || 3 ([[European Train Control System#ETCS Level 1 LS|Level 1 LS]])<ref name="db-2019-06-20">{{Internetquelle | url=https://fahrweg.dbnetze.com/resource/blob/4245470/71b4c0922b78c441412c3d6f7ae53511/Gammazuege_unter_L1LS-data.pdf |titel=Gamma-Züge unter ETCS L1LS |titelerg=Bremsleistung |hrsg=DB Netz AG |werk=fahrweg.dbnetze.com |datum=2019-06-20 | zugriff=2019-07-29 |format=PDF |seiten= 9 |offline=}}</ref><br />7 ([[ETCS Level 2|Level 2]])<ref name="db-2017">{{Internetquelle |url=https://fahrweg.dbnetze.com/fahrweg-de/kunden/nutzungsbedingungen/etcs/fahrzeuganforderungen/fahrzeugausruestung-1369796?contentId=1369716 |titel=Fahrzeugausrüstung für den Einsatz im Bereich der Schienenwege der DB Netz |werk=fahrweg.dbnetze.com |hrsg=DB Netz |datum=2017 |zugriff=2018-11-24}}</ref> (99,99999 %)
|-
| Finnland || 8<ref name="finnland">{{Literatur |Titel=Suomen kansalliset ERTMS/ETCS-parametrit |Reihe=Liikenneviraston ohjeita |NummerReihe=20 |Ort=Helsinki |Datum=2015 |ISBN=978-952-317-128-2 |ISSN=1798-6648 |Seiten=26 |Online=[https://julkaisut.liikennevirasto.fi/pdf8/lo_2015-20_suomen_kansalliset_web.pdf PDF] |Abruf=2018-12-01}}</ref> (99,999999 %)
|-
|Luxemburg || 9<ref name="sd-2017-3-06">{{Literatur |Autor=André Feltz, Nils Nießen, Tobias Walke, Jürgen Jacobs |Titel=Analyse und Optimierung von ETCS-Parametern im Luxemburger Eisenbahnnetz |Sammelwerk=[[Signal + Draht]] |Band=109 |Nummer=3 |Datum=2017-03 |ISSN=0037-4997 |Seiten=6–17 |Online=http://www.via.rwth-aachen.de/downloads/06_17_Feltz_Niessen.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref> (99,9999999 %)
|-
|[[New South Wales]] || 9<ref name="nsw">{{Internetquelle |url=https://www.transport.nsw.gov.au/system/files/media/asa_standards/2018/t-hr-sc-10031-st-v2.0_1.pdf |titel=Clarification on ETCS requirements sent from the trackside |titelerg=Technical Note – TN 029:2018 |werk=transport.nsw.gov.au |hrsg=Transport Asset Standards Authority |datum=2018-10-03 |seiten=43&nbsp;f. |zugriff=2018-10-03 |format=PDF |sprache=en}}</ref> (99,9999999 %)
|-
|Niederlande (Full Supervision im konventionellen Netz) || 9<ref name="niederlande-2016">{{Internetquelle |url=https://www.infrabel.be/sites/default/files/documents/nationale_vereisten_van_infrabel_voor_de_etcs_full_supervision_remcurves_op_het_conventionele_netwerk_0.pdf |titel=Nationale Eisen en Waarden |titelerg=ETCS Full Supervision remcurves op het conventionele network |werk=infrabel.be |hrsg=Infrabel |datum=2016-11-18 |seiten=9 |zugriff=2018-12-01 |format=PDF |sprache=nl}}</ref> (99,9999999 %)
|-
|Niederlande || 4<ref name="niederlande-2015">{{Internetquelle |url=https://zoek.officielebekendmakingen.nl/stcrt-2015-30866.html |titel=Regeling van de Staatssecretaris van Infrastructuur en Milieu, van 18 september 2015, nr. IENM/BSK-2015/165737, tot wijziging van de Regeling indienststelling spoorvoertuigen ter aanpassing aan verschillende herziene technische specificaties inzake interoperabiliteit |werk=zoek.officielebekendmakingen.nl |datum=2015-09-22 |zugriff=2018-12-01 |sprache=nl}}</ref> (99,99 %)
|-
| Norwegen || 8<ref name="banenor-nv">{{Internetquelle |url=https://trv.banenor.no/wiki/Signal/Prosjektering/ETCS |titel=Signal/Prosjektering/ETCS |werk=banenor.no |hrsg=[[Bane NOR]] |datum=2018-01-11 |zugriff=2018-12-01 |sprache=no}}</ref> (99,999999 %)
|-
| Schweiz<br />Level 1<br />Level 2 (Baseline 3) ||<br />1<ref name="sbb-2016-03-16" /> (99 %)<br />5<ref name="sbb-2016-03-16">{{Internetquelle |url=https://www.bav.admin.ch/dam/bav/fr/dokumente/themen/zugbeeinflussung/06-sf-sys-pr-nv-v30.pdf.download.pdf/06_SF_SYS_Pr_NV_V30.pdf |titel=Projektierungsgrundlagen für „National Values“ in der Schweiz |hrsg=Geschäftseinheit SAZ, Systemführerschaft ETCS CH |datum=2016-03-16 |seiten=4, 30, 46, 56, 63 |zugriff=2018-11-24 |format=PDF}}</ref> (99,999 %)
|-
|Tschechische Republik || noch nicht definiert<ref name="tschechien">{{Internetquelle |url=https://smlouvy.gov.cz/smlouva/soubor/8635411/E618-S-2829_2018_PH_ZTP_P%C5%99%C3%ADloha%202.pdf |titel=List of National / Default Data / Seznam nárdoních /defaultních hodnot |werk=smlouvy.gov.cz |zugriff=2018-12-01 |format=PDF |sprache=cz}}</ref>
|}
Das von der Strecke vorgegebene, einzuhaltende Vertrauensniveau (''Emergency Brake Confidence Level'', ''EBCL'') beschreibt damit die zulässige Wahrscheinlichkeit der Überschreitung des Gefahrpunktes.<ref name="rad-schiene-2015-93" /> Der Parameter ''M_NVEBCL'' wird infrastrukturseitig festgelegt und von der Strecke an das Fahrzeug übertragen.<ref name="etr-2017-09-50" /> Es beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Fahrzeug auf trockener Schiene die sichere Bremsverzögerung erreicht.<ref name="etr-2017-09-50" /><!-- ... dies ggf. noch durch Spezifikation ersetzen oder ergänzen ... --> Einfluss auf den Wert können beispielsweise die Zahl der Wagen/Einheiten des Zuges, die Steuerung der Bremse (drehgestell- oder wagenselektiv), die Wahrscheinlichkeit eines Versagens der Traktionsabschaltung oder die Qualität der [[Bremsbelag|Bremsbeläge]] haben (Wahrscheinlichkeit von Chargenfehlern, die zu einem verminderten [[Reibungskoeffizient|Reibwert]] führen).<ref name="etr-2017-09-50" /> Der Standardwert nach ETCS-Spezifikation beträgt 9 (99,9999999 %).<ref name="etcs-subset026-360-A3.2" />

Typische ''Kdry_rst''-Werte für Triebfahrzeuge in den Niederlanden liegen zwischen 0,70 (Worst Case bei EBCL 8) und 0,88 (Best Case bei EBCL 4).<ref name="jansen-2019">{{Internetquelle | url=https://repository.tudelft.nl/islandora/object/uuid:639015a7-d633-4b73-b782-9b9a153eae11/datastream/OBJ/download |titel=ERTMS/ETCS Hybrid Level 3 |titelerg=a simulation-based impact assessment for the Dutch railway network |autor=Joost M. Jansen |hrsg= |werk=repository.tudelft.nl |seiten=25 |datum=2019-05-10 |archiv-url= |archiv-datum= | zugriff=2019-09-08 |sprache=EN |format=PDF |offline=}}</ref> Für die [[DB-Baureihe 423|Baureihe 423]] werden vorläufige Werte von 0,694 (bei EBCL 7) bzw. 0,89 (bei EBCL 3) genannt.<ref name="db-2019-11-21">{{Internetquelle | url=https://tu-dresden.de/bu/verkehr/ibv/ressourcen/dateien/bsk/2019_Digitaler-Knoten-Stuttgart.pdf?lang=de |titel=ETCS & Co für „maximale Leistungsfähigkeit“ |titelerg=Ein Werkstattbericht zum Digitalen Knoten Stuttgart |autor=Peter Reinhart |hrsg=[[DB Projekt Stuttgart–Ulm|DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH]] |seiten=51&nbsp;f. |datum=2019-11-21 |archiv-url= |archiv-datum= | zugriff=2019-11-22 |format=PDF |kommentar= |zitat= |offline=}}</ref>

Manche Fahrzeugbetreiber unterscheiden bei [[Mehrfachtraktion]] zwischen Kdry_rst-Werte nach Zuglänge. Längere Züge erreichen dabei eher größere Kdry_rst-Werte, da die Wahrscheinlichkeit, dass mehrere kritische Komponenten gleichzeitig ausfallen noch sehr viel geringer als die ohnehin geringe Wahrscheinlichkeit eines einzelnen Ausfalls ist.

Die ETCS-Spezifikation trifft keine Aussagen über die Genauigkeit von Kdry_rst-Werten. Während einzelne ETCS-Ausrüster Kdry_rst-Werte auf volle 0,05 abrunden, können andere die Werte auf 0,001 genau abbilden.

Bremssysteme von (neuen) Schienenfahrzeugen können gezielt für besonders hohe Kdry_rst-Werte optimiert werden.

===== Für nasse Schienen =====
Der Korrekturfaktor ''Kwet_rst'' beschreibt den Sicherheitsfaktor für nasse Schienen, der in der Praxis unter eins liegt und aus Bremsversuchen für den [[Gleitschutz]] ermittelt wird. Er beschreibt, wie sich die Bremsverzögerung bei schlechten [[Haftwertunabhängige Bremse|Haftwertbedingungen]] verringert.<ref name="rad-schiene-2015-93" />

Der Bremskraftverlust durch den Einfluss von Nässe auf den Reibwert wird durch Prüfstandsversuche festgestellt.<ref name="uic-544-1" /> Diese erfolgen nach der Norm EN&nbsp;15595.<ref name="fehlauer-2019" />

<!--Erklärung des Nationalen Wertes M_NVADAH -->
Je größer der Wert von ''M_NVADAH'', desto kürzer der Bremsweg.<ref name="koper-2019">{{Literatur | Autor=Emilia Koper, Andrzej Kochan, Łukasz Gruba | Titel=Simulation of the Effect of Selected National Values on the Braking Curves of an ETCS Vehicle | Sammelwerk=Development of Transport by Telematics | WerkErg=19th International Conferenceon Transport System Telematics, TST 2019, Jaworze, Poland, February 27 – March 2, 2019, Selected Papers | Verlag=Springer |Nummer=1049 |ISSN=1865-0929 |ISBN= 978-3-030-27546-4 | DOI= 10.1007/978-3-030-27547-1 | Datum=2019 | Seiten= 17–31 }}</ref>

In Deutschland wird der Wert ''M_NVAVADH'' zu 1 gesetzt, womit die sichere Schnellbremsverzögerung für trockene und nasse Schienen identisch ist. Für Zugfahrten in Bereichen mit verringerter Haftreibung gelten gesonderte Bestimmungen. Unter anderem müssen Triebfahrzeugführer Geschwindigkeit und Fahrweise an die Schienenbedingungen anpassen und Bereiche mit verminderter Haftreibung dem Fahrdienstleiter melden.<ref name="fehlauer-2019" />

== Geschichte ==
=== Frühe ETCS-Bremskurven ===
1994 legte das ''European Rail Research Institute'' einen Vorschlag zur einheitlichen Bremsbewertung von [[Hochgeschwindigkeitszug|Hochgeschwindigkeitszügen]] durch Bremsverzögerungen (an Stelle von Bremshundertsteln und Bremsgewicht) vor.<ref name="erri-1994">{{Literatur |Hrsg=European Rail Research Institute |Titel=Bremsbewertung von Hochgeschwindigkeitszügen (v<sub>max</sub> > 200 km/h) durch Verzögerungen |Reihe=Fragen des Bremswesens |Ort=Utrecht |Datum=1994-09 |Kommentar=Bericht Nr. ERRI B 126/RP 16}}</ref> Damit waren die Grundlagen für das spätere Gamma-Modell gelegt.

Die 1996 vorgelegte Version 3.01 der ETCS-Spezifikation sah ein Bremskurvenmodell vor, das aus sieben Kurven bestand: Vorgesehen waren eine ''Emergency Brake Intervention curve'', eine ''Service Brake Intervention curve'', eine ''Warning curve'', eine ''Permitted curve'', eine ''Traction Cut-off curve'', eine ''Predicted curve'' sowie eine ''movement authority request curve''. Während die Funktion der vier erstgenannten ihrer heutigen Funktion entsprechen, sollte die ''predicted curve'' Geschwindigkeit und Position des Zuges „in naher Zukunft“ anhand der Steuerung des Triebfahrzeugführers berechnen, um den Triebfahrzeugführer zur Bremsung aufzufordern oder ihn dabei zu unterstützen. Bei Erreichen der ''movement authority request curve'' sollte der Zug eine neue [[ETCS-Fahrterlaubnis|Movement Authority]] anfordern. Die Berücksichtigung von Längsneigungen sowie Release Speeds waren ebenfalls bereits in der ETCS-Spezifikation enthalten. Bei Erreichen der ''Traction Cut-off Curve'' soll die Traktion durch ETCS abgeschaltet werden.<ref name="srs-3.01">{{Literatur |Hrsg=European Rail Research Institute |Titel=System Requirements Specification Version 3.01 |TitelErg=3rd official version -<!--sic--> August 1996 |Datum=1996-08 |Kapitel=4.5 |Seiten=4-58–4-94}}</ref>

Auf der Schweizer ETCS-Level-2-Pilotstrecke [[ETCS in der Schweiz#Versuchsstrecke Zofingen–Sempach|Zofingen–Sempach]], die nach vorläufigen Festlegungen von 1998 ausgerüstet und im April 2002 in Betrieb genommen wurde, wurden mehrere spezielle Bremskurven programmiert.<ref name="eri-2002-558">{{Literatur |Autor=Peter Schmid |Titel=34. Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge“ in Graz |Sammelwerk=[[Eisenbahn-Revue International]] |Nummer=12 |Datum=2002-12 |ISSN=1421-2811 |Seiten=558–560}}</ref>

=== Funkzugbeeinflussung ===
{{Anker|Funkzugbeeinflussung}} Für die auf der [[Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main]] zunächst vorgesehene [[Funkzugbeeinflussung]] (FZB) wurden durch das ''Institut für Schienenfahrzeuge und maschinelle Bahnanlagen'' der [[Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover|Universität Hannover]] (ISB) und der ''Abteilung für Bremsbetrieb, Regelwerke, Bremskrafterzeugung'' (BT&nbsp;21) des [[DB Systemtechnik|Forschungs- und Technologiezentrums]] der [[Deutsche Bahn|Deutschen Bahn]] (DB) in Minden Ende der 1990er Jahre neue Bremskurven konzipiert.<ref name="zevrail-1999-2-53" />

Im Gegensatz zu den bis dahin für die Linienzugbeeinflussung (LZB) verwendeten Bremskurven sollten die Bremsverzögerungen dabei nicht mehr über den gesamten Bremsweg als konstant angenommen werden. So sollten Längsneigungen besser berücksichtigt, ein Bremsen mit weniger Verschleiß und mehr Rückspeisung ermöglicht sowie ein unnötig großer Abstand zwischen Soll- und Überwachungsgeschwindigkeit vermieden werden.<ref name="zevrail-1999-2-53" /> Die neuen Bremskurven wurden als geschwindigkeitsabhängige Funktion der Momentanverzögerung modelliert, womit verschiedene Verzögerungswerte für verschiedene Geschwindigkeitsbereiche angegeben werden konnten. Ferner wurde die Streckenneigung realitätsgetreu mit berücksichtigt, sodass Steigungsabschnitte bremswegverkürzend wirkten. Darauf aufbauend wurde für den FZB-Betrieb eine Schar von sechs Bremskurven gebildet:<ref name="rad-schiene-1999-34">{{Literatur |Autor=Andreas Singer |Titel=Entwicklung und Erprobung von Bremskurven für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit Funkzugbeeinflussung (FZB) |Sammelwerk=Tagungsband 3. Schienenfahrzeugtagung |Reihe=Dresden Rad Schiene |Band=3 |Verlag=[[Arthur Tetzlaff|Tetzlaff-Verlag]] |Ort=Dresden |Datum=1999 |Seiten=34–36}}</ref><ref name="zevrail-1999-2-53">{{Literatur |Autor=Andreas Singer, Gerhard Voß |Titel=Bremskurven für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit Funkzugbeeinflussung |Sammelwerk=[[Glasers Annalen|ZEVrail]] |Band=123 |Nummer=2 |Datum=1999-02 |ISSN=1618-8330 |Seiten=53–60}}</ref>

*Die ''Schnellbremseinsatzkurve'' (''emergency brake intervention curve'', ''EBIC'') sollte eine Zwangs-Schnellbremsung auslösen. Sie sollte unter Beachtung der geforderten Bremswegsicherheit unter Berücksichtigung der Bremskraft-Entwicklungsphase aus dem Schnellbremsvermögen des Zuges gebildet werden.<ref name="rad-schiene-1999-34" /> Als einzige der vorgesehenen Bremskurven galt sie als sicherheitsrelevant, da als einzige ihr Fußpunkt an der ''Supervised Location'' (SL) am Ende des [[Durchrutschweg]]s endet. Dem gegenüber sollten alle übrigen Bremskurven am Ende der [[ETCS-Fahrterlaubnis|Fahrterlaubnis]] (''End of Authority'', EOA) ihren Fußpunkt haben.<ref name="zevrail-1999-2-53" />
*Die ''Vollbremseinsatzkurve'' (''[full] service brake intervention curve'', ''SBIC'') sollte automatisch eine Vollbremsung einleiten, wenn diese nicht bereits durch den Triebfahrzeugführer eingeleitet wurde, um somit den Anstoß der EBIC zu verhindern. In ihrer Berechnung sollte die Vollbremsverzögerung die Vollbrems-Entwicklungszeit einschliessen. Falls kein ausreichender Abstand zur EBIC erreicht wurde, sollte die Kurve entsprechend verschoben werden, um dies zu erreichen.<ref name="rad-schiene-1999-34" /> Damit sollte der Einsatz von [[Magnetschienenbremse]]n aus Komfort- und Verschleißgründen vermieden werden.<ref name="zevrail-1999-2-53" />
*Die ''Kurve zur Zugkraftabschaltung'' (''traction cut-off curve'', ''TCO'') sollte die [[Zugkraft]] rechtzeitig abschalten, um Zugkraftfreiheit bei Erreichen der SBIC sicherzustellen. Die TCO sollte dazu aus der SBIC abgeleitet werden, indem für jeden Punkt der SBIC der notwendige Weg für die Traktionsabschaltung vorgelagert werden sollte.<ref name="rad-schiene-1999-34" />
*Die ''Sollbremskurve'' (''permitted curve'', ''PER'') sollte dem normalen Ablauf des Bremsvorgangs dienen und dem Triebfahrzeugführer als Sollgeschwindigkeit angezeigt werden. Zuvor vorangekündigte Bremsungen sollten nach erfolgtem Bremskraftaufbau entlang dieser Kurve erfolgen. Ihrer Berechnung sollten definierte Momentanverzögerungen zu Grunde gelegt werden.<ref name="rad-schiene-1999-34" />
*Die ''Warnkurve'' (''warning curve'', ''WRN'') sollte eine optische und akustische Aufforderung zur Einleitung einer Vollbremsung auslösen, um den Anstoß der EBIC zu verhindern. Sie sollte in einem frei definierbaren zeitlichen Vorlauf zur ''Sollbremskurve'' stehen. Zwischen WRN und SBIC sollte ausreichend Vorwarnzeit vorhanden sein, um dem Triebfahrzeugführer noch genügend Reaktionszeit zur Einleitung einer Vollbremsung vor der SBIC einzuräumen. Falls dies nicht der Fall gewesen wäre, sollte die WRN und die daran gekoppelte PER entsprechend verschoben werden.<ref name="rad-schiene-1999-34" /><ref name="zevrail-1999-2-53" />
*Die ''Vorankündigungskurve'' (''pre-indication curve'', ''PIC'') sollte als optische und akustische Ankündigung für die bevorstehende Bremsung dienen. Dazu sollte sie mit einer zeitlichen Konstante aus der PER abgeleitet werden.<ref name="rad-schiene-1999-34" /> Auch die Längsneigung sollte dabei mit berücksichtigt werden.<ref name="zevrail-1999-2-53" />

Die Bremskurven wurden im Frühjahr 1998 mit dem [[InterCityExperimental|ICE&nbsp;V]] auf ihre Praxistrauglichkeit hin überprüft. Sie haben sich dabei als für den Triebfahrzeugführer fahrbar erwiesen.<ref name="rad-schiene-1999-34" /> Unter anderem wurden verschiedene zeitliche Abstände zwischen den Bremskurven erprobt, u.&nbsp;a. wurde eine Zeitdifferenz von 8&nbsp;s zwischen PIC und PER empfohlen.<ref name="zevrail-1999-2-53" /> Um die erforderlichen fahrzeugspezifischen Daten aufzustellen, war Ende der 1990er Jahre eine entsprechendes neues Bremsbewertungsverfahren bei der DB in Arbeit.<ref name="zevrail-1999-2-53" />

Während die Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main aufgrund von absehbaren Verzögerungen bei der ETCS-Spezifikation letztlich mit einer weiterentwickelten LZB ([[CIR-ELKE|LZB&nbsp;L72&nbsp;CE-II]]) ausgerüstet wurde,<ref name="sd-2003-10-31">{{Literatur |Autor=Manfred Frank |Titel=Erweiterung des LZB-Systems für die Strecke Köln–Rhein/Main |Sammelwerk=[[Signal + Draht]] |Band=95 |Nummer=10 |Datum=2003 |ISSN=0037-4997 |Seiten=31–33}}</ref> bildeten die Arbeiten für das Bremskurvenmodell der FZB letztlich eine maßgebende Grundlage für ETCS.

Die weiterentwickelten LZB-Bremskurven wurden 1997 mit jenen von ETCS verglichen. Die ETCS-Bremskurven überschritten dabei durchweg die LZB-Bremskurven nicht.<ref name="jaenichen-1997">{{Literatur | Autor= D. Jaenichen, R. Jaensch | Titel= Neue LZB/FZB für Neubaustrecke Köln-Frankfurt/Main | Auflage= | Ort=Dresden | Datum=1997-04 | Seiten= 31 | Online= }}</ref>

=== Unzulängliche Bremskurven der Baseline 2 ===
Die Bremskurvenberechnung bis Baseline 2 (einschließlich [[European Train Control System#SRS 2.3.0|SRS&nbsp;2.3.0]]) konnte die Erwartungen der Bahnen zu Kapazität und Betriebsbremsverläufen nicht erfüllen, die entsprechenden Bremskurven galten als nicht praxistauglich. Die SRS 2.3.0 enthielt noch keine garantiert einheitliche Bremskurvenberechnung und enthielt einige Anforderungen, die zu starken Einschränkungen der Streckenleistungsfähigkeit im Vergleich zu bisherigen Zugbeeinflussungssystemen führten. Dem Triebfahrzeugführer wurde dabei „zu viel Komfort“ zugestanden.<ref name="zevrail-2008-031" />

Die Festlegung von Bremskurven in der Baseline 2 galt Ende der 2000er Jahre als europaweit noch zu wenig vereinheitlicht.<ref name="eri-2008-170">{{Literatur |Autor=Werner Geier |Titel=Lokomotiven der BR&nbsp;189 für die Betuweroute |Sammelwerk=[[Eisenbahn-Revue International]] |Nummer=4 |Datum=2008 |ISSN=1421-2811 |Seiten=170–174}}</ref>

Die unzureichende Betrachtungen von Bremskurven in der Baseline 2 ließ Infrastruktur- und Fahrzeugbetreibern Spielraum für Abweichungen. Dies führte zu einer Reihe von der TSI abweichenden Sonderlösungen.<ref name="rgz-2012-3-35">{{Literatur |Autor=Frank Walenberg, Rob te Pas, Lieuwe Zigterman |Titel=Making progresses towards standardised train control |Sammelwerk=[[Railway Gazette International]] |Band=168 |Nummer=3 |Datum=2012 |Seiten=35–38}}</ref> Für jede einzelne Strecke wurden Sicherheitsmargen des jeweiligen Infrastrukturbetreibers auf dem Fahrzeuggerät hinterlegt. Eine Übermittlung dieser Werte über die Luftschnittstelle war nicht vorgesehen.<ref name="winter-2009" />

=== Entwicklung der Baseline-3-Bremskurven ===
{{Anker|Baseline 3}} Aufgrund der Unzulänglichkeiten der Baseline-2-Bremskurven wurde eine Arbeitsgruppe (B126.5) eingerichtet, die zunächst bei der [[European Rail Research Institute|ERRI]] und später bei der UIC angesiedelt war und eng mit der [[ERTMS Users Group]] zusammenarbeitete. Zur Optimierung der Bremskurven wurden Strecken- und Simulatorversuche durchgeführt. Im Herbst 2005 wurden die optimierten Bremskurven auf der ETCS-Pilotstrecke der ÖBB, zwischen [[Parndorf]] und [[Zurndorf]] mit einem Reise- und einem Güterzug gefahren. Die Triebfahrzeugführer konnten damit die Sollgeschwindigkeit (Permitted Speed) abfahren, unerwartete Zwangsbremseinsätze traten nicht auf.<ref name="zevrail-2008-031" />

Um 2001 begannen die Arbeiten am Conversion Model. Das mathematische Modell wurde zunächst auf theoretischen Grundlagen entwickelt und anhand der Ergebnisse tatsächlicher Bremsversuche kalibriert und verfeinert. Daraus ging eine grundlegende Überarbeitung des Dokuments 97E881 hervor, das in den ''Change Control Process'' der ERA eingebracht wurde.<ref name="winter-2009">{{Literatur |Autor=[[Peter Winter (Ingenieur)|Peter Winter]] |Titel=Compendium on ERTMS |Auflage=1 |Verlag=Eurailpress |Datum=2009 |ISBN=978-3-7771-0396-9 |Seiten=139&nbsp;f., 211–223, 236}}</ref>

Ende 2006 gab es noch drei offene Punkte zur neuen Bremskurvendefinition, zu denen im Herbst 2007 noch Simulatorversuche erfolgen sollten. Im Ergebnis wollte man eine endgültige Spezifikation der ETCS-Bremskurven erhalten. Der „Komfort“ für den Triebfahrzeugführer wurde auf ein Minimum reduziert. Bei unveränderter sicherheitsrelevanter Bremskurve (EBI/EBD) wurden die vorgelagerten nicht sicherheitsrelevanten Kurven verändert. Gegenüber den Baseline-2-Bremskurven wurde der Abstand zwischen Warn- und Interventionskurve auf ein betrieblich vertretbares Minimum reduziert. Der ursprüngliche Ansatz, dass nach Überfahren der Warnkurve noch eine Intervention (FLOI) durch Einleitung einer Bremsung verhindert werden hätte können, wurde aufgrund des dann großen Abstands zwischen Warn- und Interventionskurve und der daraus folgenden reduzierten Streckenleistungsfähigkeit verworfen. Stattdessen wird dem Triebfahrzeugführer nunmehr nur noch die Möglichkeit gegeben, eine bereits eingeleitete Bremsung durch schnelle Erhöhung der Bremskraft zu verstärken.<ref name="zevrail-2008-031" />

War für einen Reisezug mit 210 Bremshundertstel in 6 Promille Gefälle aus 200&nbsp;km/h zum Halt (ohne SBI, 50&nbsp;m Durchrutschweg) beispielsweise nach [[European Train Control System#SRS 2.2.2|SRS&nbsp;2.2.2]] noch eine Bremszeit von 132&nbsp;s vorgesehen, konnte dieser Wert auf 82&nbsp;s reduziert werden.<ref name="zevrail-2008-031">{{Literatur |Autor=Olaf Gröpler |Titel=Bremswege und Bremswegsicherheit bei ETCS |Sammelwerk=[[Glasers Annalen|ZEVrail]] |Band=132 |Nummer=1-2 |Datum=2008-01 |ISSN=1618-8330 |Seiten=31–39 |Kommentar=Der Aufsatz ist laut Text eine überarbeitete Fassung eines im November 2006 gehaltenen Vortrags. Er stellt damit offenbar den Stand von Ende 2006 dar.}}</ref>

2006 waren neben den bis heute benutzten Bremskurven (EBD, SBD, EBI, SBI, Warn- und Sollkurve sowie Guidance Curve) noch eine ''Kurve zur Abschaltung der Zugkraft'' (''Traction cut-off curve'', TCO) vorgesehen. Durch die TCO sollte beim Überschreiten der ''Warnkurve'' die Traktion durch ETCS abgeschaltet werden. Damit sollte auch verhindert werden, dass bei kurzem oder null Durchrutschweg (Abstand zwischen EOA und SvL) der Zug schon vor dem EOA zum Halt gezwungen wird. Neben den Kurven gab es darüber hinaus noch eine ''Bremsvorankündigung'' (''Pre indication''). Diese sollte den Triebfahrzeugführer informieren, dass er sich einem Streckenabschnitt nähert, in dem eine Bremsung einzuleiten ist, um einen Zielpunkt zu erreichen. Damit verbunden war der Wechsel vom ''Ceiling speed monitoring'' in das ''Target speed monitoring''.<ref name="zevrail-2008-031" />

Mit der [[ETCS Baseline 3|Baseline&nbsp;3]] wurde das ''Conversion Model'' der UIC eingeführt und der Bremskurvenalgorithmus überarbeitet, um eine größere Streckenleistungsfähigkeit als mit Baseline 2 zu erreichen.<ref name="rad-schiene-2015-93" />

Die Inhalte der Version 7A des Dokuments 97E881 gingen in die im Dezember 2008 veröffentlichten Entwurf der ersten Baseline-3-Spezifikation (SRS 3.0.0) ein.<ref name="winter-2009" />

=== Weitere Entwicklung ===
[[Datei:DMI speedinfo60-59PIM.svg|mini|Darstellung der mit SRS-Version 3.6.0 entfallenen ''Pre Indication''-Bremskurve, die der Indication-Kurve vorgelagert war.]]
Bei Simulationen der ETCS-L2-Ausrüstung der [[LGV Sud-Est]] (Paris–Lyon) wurde die Pre-Indication sehr häufig erreicht, mit entsprechend häufigen Hinweisen an den Triebfahrzeugführer. In Steigungsabschnitten lag die Geschwindigkeit der Züge dabei deutlich unter der zulässigen Geschwindigkeit. Dies führte zu einem großen zeitlichen Abstand zwischen Pre-Indication und Indication, in dem in der Regel eine aktualisierte Fahrterlaubnis übermittelt wurde, sodass der Zug nicht in das Target Speed Monitoring eintrat. Andere Bahnen berichteten ebenfalls von unnötigen Störungen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ertmssolutions.com/role-of-ertmsformalspecs-in-change-request-1249-resolution-with-eug/ |titel=Role of ERTMSFormalSpecs in Change Request 1249 resolution with EUG |werk=ertmssolutions.com |datum=2016-06-15 |zugriff=2018-12-05 |sprache=en}}</ref> Mit dem Übergang von Baseline 3 MR1 ([[European Train Control System#SRS 3.4.0|SRS 3.4.0]]) zu Baseline 3 Release 2 ([[European Train Control System#SRS 3.6.0|SRS&nbsp;3.6.0]]) ist die ''Pre-Indication Location'' daher entfallen.<ref>[[#Weblinks|ETCS-Spezifikation]], Subset 026, Abschnitt 3.13.9.5 im Vergleich von Version 3.4.0 und 3.6.0</ref> Die Zustimmung des ''Railway Interoperability & Safety Committee'' zur SRS 3.5.0 erfolgte unter der Auflage, die in der Version 3.5.0 noch enthaltene Pre-Indication entfallen zu lassen.<ref>Siehe [https://www.era.europa.eu/filebrowser/download/510_en ''Safety Requirements for the Technical Interoperability of ETCS in Levels 1 & 2''] (Subset 91), S.&nbsp;5</ref>

Anfang 2020 veröffentlichte der Internationale Eisenbahnverband den Standard IRS 50544-3. Darin werden Anforderungen an Schnellbremsventile für Züge, die unter ETCS das Lambda-Bremsmodell nutzen, definiert. Die Bremsentwicklungszeit dieses Bremsmodells war zuvor anhand des Führerbremsmodells D2 von [[Knorr-Bremse]] ermittelt worden. Das neue Standard-Dokument definiert Anforderungen und Prüfverfahren, damit die ETCS-Bremswege auch bei Einsatz anderer Bremsventile eingehalten werden.<ref name="irs-50544-3">{{Literatur | Herausgeber= [[Internationaler Eisenbahnverband]] | Titel= Bremsen -<!--sic--> Entlüftungsleistung der ETCS-Schnellbremsventile für Lambda-Züge | TitelErg=International Railway Solution, IRS 50544-3 | Auflage=1 | Verlag= | Ort=Paris | Datum=2020-01 | ISBN=978-2-7461-2795-1 | Seiten= 3, 9 }}</ref>

=== Ausblick ===
An einer Vereinheitlichung der Sicherheitsmargen für ETCS wird im Rahmen der UIC-Arbeitsgruppe B126.15 gearbeitet (Stand: 2006). Dazu ist u.&nbsp;a. eines allseits akzeptierten Sicherheitsziels. Bis dahin müssen Sicherheitsmargen als nationale Korrekturfaktoren abgebildet werden.<ref name="zevrail-2008-031" />

Für die Europäische Eisenbahnagentur liegt in der Weiterentwicklung des ETCS-Bremskurvenmodells, durch weitere Optimierung und Abwägung betrieblicher und sicherheitlicher Aspekte, ein potentieller „Game Changer“ für ETCS. Verschiedene Optimierungsvorschläge liegen vor. (Stand: 2015)<ref name="era-2015-12-18">{{Internetquelle | url=https://www.era.europa.eu/sites/default/files/library/docs/ex_post_evaluation/era_rep_150_ertms_longer_term_perspective_report_en.pdf |titel=ERTMS Longer Term Perspective |titelerg= |autor=Michel Van Liefferinge, Jean-Baptiste Simonnet, Henri Van Houten, Michel Ruesen, Wouter Malfait, Pio Guido, Josef Doppelbauer |hrsg=[[European Railway Agency]] |seiten=6, 12&nbsp;f. |datum=2015-12-18 |archiv-url= |archiv-datum= | zugriff=2019-05-26 |sprache=EN |format=PDF |offline=}}</ref>

Das Schweizer [[Bundesamt für Verkehr]] sieht Handlungsbedarf bei ETCS-Bremskurven, um die mit ETCS verfolgten Kapazitätsziele zu erreichen (Stand: 2019).<ref name="bav-2019">{{Internetquelle | url=https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/61037.pdf |titel= Eisenbahnausbauprogramme |titelerg=Standbericht 2019 |hrsg=[[Bundesamt für Verkehr]] |werk=admin.ch |seiten=89&nbsp;f. |archiv-url= |archiv-datum= | abruf=2020-05-17 |format=PDF }}</ref>

Verbesserungspotentiale in der aktuellen ETCS-Spezifikation ([[European Train Control System#SRS 3.6.0|Baseline 3&nbsp;M2]]) werden beim Bremsen auf Geschwindigkeitsschwellen nach unten sowie bei wechselnden Längsneigungen unter dem Zug gesehen.<ref name="db-2019-11-21" /><ref name="lf-192-41">{{Literatur | Autor=Martin Mock | Herausgeber=[[Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter]] | Titel=Neues Rollmaterial SOB | Sammelwerk= Loco-Folio | Nummer=192 | Datum= 2019 | Seiten= 41–43 | ZDB=2303252-2 | Online=[https://www.vslf.com/files/images/info/locofolio/2019_01_02/lofo192_d.pdf PDF] }}</ref>

Ebenfalls vorgeschlagen wird, zukünftig die aktuelle Bremsverzögerung bereits bremsender Züge bei der Bremskurvenberechnung zu berücksichtigen. Dies führt nicht zu einer Verkürzung der Bremswege, vergrößert aber den Regelungsspielraum während des Bremsvorgangs für Triebfahrzeugführer bzw. ATO.<ref name="sd-116-36">{{Literatur | Autor=Jakub Marek, Ivo Myslivec, Bohumil Drápal | Titel=Modell der ETCS-Bremskurven: Verbesserungsvorschlag für bereits bremsende Züge | Sammelwerk=[[Signal + Draht]] | ISSN=0037-4997 | Band= 116 | Nummer= 3 | Datum= 2020 | Seiten= 36–46 | Online= }}</ref>

== Kapazitätswirkungen ==
Im Vergleich zu Zugbeeinflussungssystemen wie [[EuroSignum|Eurosignum]], die keine Bremskurvenüberwachung, keine Überwachung unzulässiger Anfahrten gegen „Halt“ zeigende Signale und keine Geschwindigkeitsüberwachung bieten, bietet ETCS mit seiner Bremskurvenüberwachung ebenfalls einen Sicherheitsvorteil.<ref name="ser-2015-146">{{Literatur |Autor=André Schweizer, Christian Schlatter, Urs Guggisberg, Ruedi Hösli |Titel=Zugbeeinflussungskonzept sowie Umsetzung der Migration zu ETCS L1 LS bei den normalspurigen Privatbahnen BLS und SOB |Sammelwerk=[[Schweizer Eisenbahn-Revue]] |Nummer=3 |Datum=2015-03 |ISSN=1022-7113 |Seiten=146–149}}</ref> In Ländern mit variablen Vorsignalabständen, beispielsweise Österreich, bieten die flexiblen ETCS-Bremskurven mit ihrer Möglichkeit, den tatsächlichen Abstand zum Hauptsignal zu berücksichtigen, ein größeres Sicherheitsniveau im Vergleich zu konventionellen Zugbeeinflussungssystemen mit starren Bremskurven.<ref name="eri-2000-168">{{Literatur |Autor=Peter Schmid |Titel=Zugbeeinflussung bei den ÖBB |Sammelwerk=[[Eisenbahn-Revue International]] |Nummer=4 |Datum=2000 |ISSN=1421-2811 |Seiten=168&nbsp;f.}}</ref>

Die [[Annäherungsfahrzeit]] beginnt im ETCS-Betrieb am Indication Point.<ref name="winter-2009" /> Der Verlauf der Bremskurven ist damit von der Leistungsfähigkeit der installierten Bremsen in den Fahrzeugen abhängig. Mit abnehmender Leistungsfähigkeit werden die Bremskurven flacher, der Bremseinsatz muss früher erfolgen.<ref name="ei-2016-6-17" /> Dies ist bei der Planung von zeitabhängigen Streckenelementen, wie beispielsweise [[Bahnübergang|Bahnübergängen]] und [[Rottenwarnanlage]]n, zu berücksichtigen.<ref name="fehlauer-2019">{{Internetquelle | url=http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-338010 |titel= Auswirkungen flacher ETCS Bremskurven auf zeitabhängige Streckenausrüstungen |titelerg= |autor=Lars Fehlauer |hrsg=[[Technische Universität Dresden]] |werk= |seiten=1&nbsp;f., 10, 40&nbsp;f., 51 |datum=2019-02 |archiv-url= |archiv-datum= | zugriff=2019-04-22 |format= |kommentar= |zitat= |offline=}}</ref>

ETCS-Bremskurven können restriktiver (flacher) als Bremskurven bisheriger nationaler Zugbeeinflussungssysteme sein, die für die jeweiligen Randbedingungen optimiert wurden, und damit zu längeren Zugfolgezeiten führen.<ref name="zoetardt-2011" />

Ein Vergleich der Bremskurven von LZB (für ICE&nbsp;3), [[Transmission Voie-Machine|TVM]] (für [[TGV]]) und ETCS (für TGV) zeigte 2006 ETCS-Bremskurven, die etwas flacher waren als jene der LZB und mit jenen der TVM vergleichbar waren.<ref name="sd-98-44">{{Literatur |Autor=Patrick Castan |Hrsg= |Titel=Evolution of Signalling Systems and Implementation of ETCS on New High Speed Lines |Sammelwerk=[[Signal + Draht]] |Band=98 |Nummer=12 |Ort= |Datum=2006 |ISBN= |ISSN=0037-4997 |Seiten=44–47}}</ref> Bei der Einführung von [[European Train Control System#Luxemburg|ETCS in Luxemburg]] erwiesen sich ETCS-Bremskurven als durchweg flacher als jene der konventionellen Leit- und Sicherungstechnik. Dies führte zur Verlegung zusätzlicher Infill-Balisen.<ref name="eri-2008-72">{{Literatur |Titel=ETCS-Tagung in Berlin |Sammelwerk=[[Eisenbahn-Revue International]] |Nummer=2 |Datum=2008 |ISSN=1421-2811 |Seiten=72&nbsp;f.}}</ref>

In der Schweiz führte die Einführung von ETCS zu flacheren Bremskurven, um mit zusätzlichen Sicherheitsreserven bislang vom Triebfahrzeugführer getragene Entscheidungen und Risiken zu übernehmen.<ref name="lf-2017-1-17">{{Literatur |Autor=Markus Leutwyler |Titel=Interview mit Dr. Peter Füglistaler |Sammelwerk=Locofolio |Nummer=1 |Datum=2017 |Seiten=17–19 |Online=https://www.vslf.com/files/images/info/locofolio/2017_01_02/Lofo171_D.pdf |Format=PDF |ZDB=2303252-2}}</ref> Die durch ETCS Level 2 erhofften kapazitiven Verbesserungen seien aufgrund der kontinuierlichen, [[Sicherheitsintegritätslevel|SIL-4]]-sicheren Überwachung geschuldeten flacheren Bremskurven nicht eingetreten.<ref name="eri-2018-622">{{Literatur |Titel=SBB-Strecke Sion – Sierre auf ETCS Level 2 umgestellt |Sammelwerk=[[Eisenbahn-Revue International]] |Nummer=12 |Datum=2018-12 |ISSN=1421-2811 |Seiten=623–625}}</ref> Bei der Inbetriebnahme eines ETCS-Abschnitts bei [[Giubiasco]] (Schweiz) mussten Ende Mai 2018 die Geschwindigkeiten für Güterzüge im Bereich eines ETCS-Einstiegs im Gefälle abgesenkt werden. Dies ist größeren Sicherheitsmargen geschuldet.<ref name="eri-2018-354">{{Literatur |Titel=Neuer ETCS-Abschnitt im Tessin in Betrieb |Sammelwerk=[[Eisenbahn-Revue International]] |Nummer=7 |Datum=2018-07 |ISSN=1421-2811 |Seiten=354}}</ref> Der [[Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter]] kritisiert, dass sich die Zugfolgezeiten mit ETCS Level 2 gegenüber optischen Außensignalen verlängern und automatisierter Fahrbetrieb (ATO) sowie ETCS Level 3 erforderlich sei, um kürzere Zugfolgezeiten zu erreichen.<ref name="vslf-2019-01-11">{{Literatur | Autor=Stephan Gut | Titel=ETCS und ATO | Sammelwerk=LocoFolio | Nummer=1 | Datum= 2019 | Seiten= 11 | ZDB=2303252-2 | Online=[https://www.vslf.com/files/images/info/locofolio/2019_01_02/lofo191_d.pdf PDF-Datei] }}</ref>

Für ETCS Level 1 Limited Supervision in Deutschland wurden die Korrekturfaktoren der Strecke so gewählt, dass damit [[Punktförmige Zugbeeinflussung|PZB]]-Bremskurven nachgebildet und Fahrzeit sowie Kapazität einer Strecke etwa jener der PZB entsprechen.<ref name="sd-106-12">{{Literatur |Autor=Niels Neuberg |Titel=Der Einsatz von ETCS Level 1 Limited Supervision bei der Deutschen Bahn AG |Sammelwerk=[[Signal + Draht]] |Band=106 |Nummer=12 |Datum=2014-12 |ISSN=0037-4997 |Seiten=12–18}}</ref>

ETCS-Einstiege sollten in Bereichen, in denen regelmäßig eine Bremsung erfolgt (beispielsweise Knoten), vermieden werden, um aufgrund unterschiedlicher Bremskurven der beiden beteiligten Zugbeeinflussungssysteme Zwangsbremsungen zu vermeiden.<ref name="sd-96-11-6">{{Literatur |Autor=Uwe Dräger |Titel=ETCS und der Übergang zu den nationalen Zugsicherungssystemen der DB AG |Sammelwerk=[[Signal + Draht]] |Band=96 |Nummer=11 |Datum=2004 |ISSN=0037-4997 |Seiten=6–15}}</ref><ref name="ei-2015-3-36">{{Literatur |Autor=Benedikt Wenzel, Sebastian Pechtold |Titel=Planung von ETCS – Neue Aspekte und Erfahrungen am Beispiel VDE 8 |Sammelwerk=[[Der Eisenbahningenieur]] |Band=64 |Nummer=3 |Datum=2015-03 |ISSN=0013-2810 |Seiten=36–39}}</ref> Ist die ETCS-Bremskurve flacher als jene der konventionellen Zugbeeinflussung kann es beim ETCS-Einstieg bei einem „Halt“ zeigenden Folgesignal zu einem unerwünschten Bremskurvensprung kommen.

Vor Punkten, an denen Geschwindigkeiten reduziert werden müssen, kann es zu „Stau“-Effekten, d.&nbsp;h. längeren Zugfolgezeiten kommen. Die Länge der Bremsdistanz leitet sich im Bereich der Geschwindigkeitsschwelle dabei von der höheren, ursprünglichen Geschwindigkeit ab. Um aber diese Bremsdistanz auch tatsächlich abzufahren, benötigt der Zug aufgrund des Abbremsens auf die niedrigere Geschwindigkeit jedoch deutlich mehr Zeit, als wenn er mit konstanter (höherer) Geschwindigkeit weitergefahren wäre. Je größer die Geschwindigkeitsreduktion, desto größer die Belegung. Um den Effekt zu kompensieren, können Zugfolgeabschnitte verkürzt werden.<ref name="sd-105-9-31">{{Literatur | Autor=Peter Eichenberger, Bruno Spori | Titel=Optimierte Signalisierungskonzepte zur Kapazitätssteigerung mit ETCS Level 2 | Sammelwerk=[[Signal + Draht]] | ISSN=0037-4997 | Band= 105 | Nummer=9 | Datum= 2013 | Seiten= 31–36 | Online= }}</ref>

Bei der Nutzung des Gamma-Modells können Optimierungen im Bremssystem zu kürzeren Zugfolgezeiten führen, beispielsweise durch eine optimierte Ansteuerung der Bremse, mit der die Versagenswahrscheinlichkeit der Bremsen an einem einzelnen Wagen oder Drehgestell vermindert wird.<ref name="etr-2017-09-50" />

Eine Untersuchung zur [[S-Bahn Stuttgart#ETCS|Einführung von ETCS bei der S-Bahn Stuttgart]] empfiehlt für die ETCS-Ausrüstung der Triebfahrzeuge nach [[European Train Control System#SRS 3.6.0|SRS 3.6.0]] (damit ohne Pre-Indication-Bremskurve), ein Gamma-Bremsmodell sowie [[Automatic Train Operation|Automatisierten Fahrbetrieb]] (ATO), um eine möglichst große Leistungsfähigkeit zu erreichen. Bereits mit dem Conversion Model muss der Bremseinsatz aus 60&nbsp;km/h 14&nbsp;s später als unter konventioneller Ks-Signalisierung erfolgen (Beginn der [[Sperrzeitentreppe|Annäherungsfahrzeit]] 29&nbsp;s statt 43&nbsp;s vor dem Ende der Fahrterlaubnis). Durch Training und Erfahrung von Triebfahrzeugführern sowie Nutzung von ATO kann der Bremseinsatz zusätzlich verzögert und die Leistungsfähigkeit damit weiter gesteigert werden. Gleichwohl führen flache Bremskurven bei einem „Halt“ zeigenden Signal am Bahnsteigende zur Empfehlung, in kurzem Abstand von bis zu 100&nbsp;m hinter dem „[[Ausfahrsignal]]“ ein zusätzliches [[Blockkennzeichen]] anzuordnen.<ref name="abschlussbericht-2019-01-30">{{Internetquelle | url=https://vm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mvi/intern/Dateien/PDF/Abschlussbericht_Untersuchung_ETCS_Stuttgart.pdf |titel=Untersuchung zur Einführung von ETCS im Kernnetz der S-Bahn Stuttgart |titelerg=Abschlussbericht |hrsg=WSP Infrastructure Engineering, NEXTRAIL, quattron management consulting, VIA Consulting & Development GmbH, Railistics |seiten=283–285, 306–308, 313, 355 |datum=2019-01-30 |archiv-url= |archiv-datum= | zugriff=2019-04-13 |format=PDF |offline=}}</ref> Anfang 2020 wurde das Potential optimierter ETCS-Bremskurven für die Mindestzugfolgezeit auf der S-Bahn-Stammstrecke mit etwa zehn Sekunden beziffert.<ref name="db-2020-01-27">{{Internetquelle | url=https://epbi.der-fahrgast.de/index.php/s/7WaQ4CrjDgRJzzj/download |titel=Der betrieblich-verkehrliche Nutzen des Projekts Stuttgart–Ulm |titelerg=Ein geraffter Überblick in Schlaglichtern |autor=Peter Reinhart |hrsg=DB Projekt Stuttgart-Ulm |datum=2020-01-27 |archiv-url= |archiv-datum= | abruf=2020-01-30 |format=PDF |seiten=54 |kommentar= |zitat= |offline=}}</ref>

Bei einer Untersuchung zur Einführung von ETCS auf der [[Stammstrecke (Wien)|Stammstrecke Wien]] kam es durch restriktive ETCS-Bremskurven zu einer Verlängerung der Zugfolgezeiten gegenüber konventioneller Leit- und Sicherungstechnik.<ref name="sd-112-4-21">{{Literatur | Autor= Maximilian Wirth, Andreas Schöbel | Titel= Mindestzugfolgezeiten bei ETCS Level 2 und Level 3 auf der Wiener S-Bahn-Stammstrecke | Sammelwerk=[[Signal + Draht]] | ISSN=0037-4997 | Band= 112 | Nummer=4 | Datum= 2020 | Seiten= 21–26 | Online= }}</ref>

Die Guidance Curve mindert den Verschleiß der Bremse, führt jedoch zu längeren Reisezeiten und einer verminderten Leistungsfähigkeit der Infrastruktur.<ref name="rgdcf-294-15">{{Literatur | Autor=Thomas Richert, Nicolas Anne | Titel=Évaluation des gains en capacité et en robustesse | Sammelwerk= Revue générale des chemins de fer | Nummer= 294 | Datum= 2019-06 | Seiten= 15–23 | ZDB=2042624-0 | Online= }}</ref>

Im Vergleich zu den Bremskurven der Linienzugbeeinflussung sieht eine 2019 vorgelegte Diplomarbeit für ETCS Level 2 (mit Lambda-Bremsmodell) im Allgemeinen etwas flachere Bremskurven. ETCS-Bremskurven seien im oberen Geschwindigkeitsbereich etwas weniger restriktiv, im Geschwindigkeitsbereich unter ca. 60&nbsp;km/h sei die ETCS-Sollkurve dagegen flacher. Die bei LZB-Bremskurven unterstellte konstante Verzögerung über den gesamten Geschwindigkeitsbereich werde durch die abnehmende Bremsleistung bei höheren Geschwindigkeiten limitiert. Der Ort der Bremsankündigung erfolge in ETCS Level 2 in der Regel deutlich später als mit LZB.<ref name="ei-2019-8-34">{{Literatur | Autor=Lars Fehlauer, Richard Kahl | Titel=Einfluss der ETCS-Bremskurven auf die Infrastrukturplanung | Sammelwerk=[[Der Eisenbahningenieur]] | Band=69 | Nummer=8 | ISSN=0013-2810 | Datum=2019-08 | Seiten=34–37 }}</ref>

Im [[Digitaler Knoten Stuttgart|Digitalen Knoten Stuttgart]] werden dagegen, durch Optimierung, gegenüber der LZB eher steilere Bremskurven erwartet.<ref name="ei-2020-04-14">{{Literatur | Autor=Marc Behrens, Enrico Eckhardt, Michael Kümmling, Markus Loef, Peter Otrzonsek, Martin Schleede, Max-Leonhard von Schaper, Sven Wanstrath | Titel=Auf dem Weg zum Digitalen Knoten Stuttgart: ein Überblick | Sammelwerk=[[Der Eisenbahningenieur]] | Band=71 | Nummer=4 | ISSN=0013-2810 | Datum=2020-04 | Seiten=14–18 | Online=[https://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/mediathek/detail/download/auf-dem-weg-zum-digitalen-knoten-stuttgart/mediaParameter/download/Medium/ PDF] }}</ref> Zur Bremskurvenoptimierung wird die Nutzung von Gamma-Modellen und die Variation des Vertrauensniveaus (EBCL) nach Betriebsfällen vorgeschlagen.<ref name="db-2019-01-09">{{Internetquelle | url=https://vm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mvi/intern/Dateien/PDF/20190109_ETCS-Nutzen.pdf |titel= Knoten Stuttgart |titelerg=ETCS als Träger für Leistungs- und Qualitätssteigerungen |autor=Hannes Goers, Peter Reinhart, Rüdiger Weiß |hrsg=[[DB Netz]], [[DB Projekt Stuttgart–Ulm]] |werk=vm.baden-wuerttemberg.de |seiten=22&nbsp;f., 36 |datum=2019-01-09 |archiv-url= |archiv-datum= | abruf=2020-04-24 |sprache=DE |format=PDF |kommentar= |zitat= |offline=}}</ref>

== Weblinks ==
* [https://www.era.europa.eu/content/ccs-tsi-annex-mandatory-specifications ETCS-Spezifikation] auf dem Internetauftritt der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA)
* Bremskurvenwerkzeug (“Braking curves simulation tool”) auf der Seite [https://www.era.europa.eu/activities/european-rail-traffic-management-system-ertms_en ''European Rail Traffic Management System (ERTMS)''] der ERA
* [http://www.thomas-brunnengraeber.de/etcstool.html ''ETCS Tool 1.0'']. Alternatives Werkzeug zur Berechnung von ETCS-Bremskurven.
* [https://www.youtube.com/watch?v=O9clUJYowp4 ''Nationale Werte im ETCS - Teil 2'']. Video-Erläuterung der ETCS-Bremskurven und ihrer Zusammenhänge anhand der zu Grunde liegenden nationalen Werte.
* [https://www.youtube.com/watch?v=yghMGi1xYY0&t=590 ''ETCS für Hobbyisten: Levelwechsel zwischen PZB und Level 2'']. Simulation eines Bremskurvensprungs beim ETCS-Einstieg.

== Einzelnachweise ==
<references />


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Version vom 17. Mai 2020, 22:49 Uhr

Tachometer der Führerstandsanzeige (DMI) während einer laufenden Bremsung rund 190 m vor dem Ende der Fahrterlaubnis (End of Movement Authority, EOA)

Die Berechnung und Überwachung von Bremskurven ist ein wesentlicher Bestandteil des europäischen Zugbeeinflussungssystems European Train Control System (ETCS).

Die Hauptaufgabe von ETCS besteht darin, sicherzustellen, dass ein Zug die zulässige Geschwindigkeit nicht überschreitet und jederzeit vor einem möglichen Gefahrpunkt zum Halt gebracht werden kann. Dazu wird jederzeit die aktuelle Geschwindigkeit mit der für die aktuelle Position errechneten zulässigen Geschwindigkeit verglichen, die mit Bremskurven bestimmt wird.[1] Die Überwachung erfolgt dabei mit einer Schar von Bremskurven.[2]

Der Bremskurvenberechnung liegt ein mathematisches Modell des Bremssystems (Bremsmodell) zu Grunde, das das kinematische Verhalten eines Zuges bei einer Betriebs- oder Schnellbremsung beschreibt und den betrieblichen Anforderungen genügt.[3][1] Wesentliche Grundlage dafür sind auf dem Fahrzeug hinterlegte geschwindigkeitsabhängige Momentanverzögerungen, die entweder aus der Bremsleistung (ausgedrückt in Bremshundertsteln) oder durch Versuche bestimmt werden können.[4] Ferner gehen in die Berechnung auf dem ETCS-Fahrzeugrechner (EVC) u. a. Zugdaten, Streckendaten (z. B. Gradiente und Adhäsionsbedingungen) sowie vom Eisenbahninfrastrukturunternehmen vorgegebene Sicherheitsziele mit ein.[5] Mittels Daten aus der ETCS-Fahrterlaubnis sowie der Odometrie kann der Abstand zu einem betrieblich bedeutsamen Punkt (z. B. Bremszielpunkt) bestimmt und somit zug- und situationsspezifische Bremskurven berechnet werden.[6]

Bremskurven

Bremskurven verschiedener Züge (Beispiel ohne ETCS)

Als Bremskurven werden alle Kurven bezeichnet, die für die Überwachung des Bewegungsverlaufs eines Zuges zur Verfügung stehen. Sie bilden den Geschwindigkeitsverlauf über den Weg nach.[3] Dabei können Anhaltewege (für Bremsungen bis zum Stillstand) wie auch Verzögerungswege (für Geschwindigkeitsreduzierungen) berechnet werden.[4]

Zur Führung und Überwachung verwendet ETCS eine Bremskurvenschar und einen Punkt:[5]

  • Die Schnellbremsablaufkurve[3] (Emergency Brake Deceleration Curve, EBD) ist definiert durch eine Schnellbremsung mit garantierter, sicherer Verzögerung (aEB) bis zur Supervised Location (SvL).[5] Die EBD beschreibt den Geschwindigkeitsverlauf des Zuges nach entwickelter Bremskraft.[3] Die sichere Verzögerung enthält sämtliche[7] Sicherheitsmargen und berücksichtigt die Längsneigung der Strecke. Die Sicherheitsmargen, die auch unter dem Begriff Bremswegsicherheit zusammengefasst werden, dienen dem Ausgleich von Schwankungen bei Bremskraft, Masse und (insbesondere) Kraftschlussbeiwert von den Nominalwerten. Schnellbremsungen können zu erhöhtem Verschleiß der Bremsanlage und zu verminderten Komfort für Reisende führen.[8]
  • Die Schnellbremseinsatzkurve[3] (Emergency Brake Intervention Curve, EBI) entspricht der EBD mit einer zusätzlichen vorgelagerten Bremsaufbauzeit (tEB).[5] Beim Überschreiten der EBI wird eine Schnellbremsung eingeleitet und die Bremskraft aufgebaut.[3] Dazu wird die Hauptluftleitung, soweit vorhanden, entlüftet.[7] Nach aufgebauter Bremskraft folgt der Zug der EBD.
  • Die optionale Betriebsbremsablaufkurve[3] (Service Brake Deceleration Curve, SBD) wird durch eine Vollbremsung (mit Verzögerung aSB) definiert. Da ihrer Berechnung auch nicht sichere Bremsen angerechnet werden dürfen, kann sie eine größere Verzögerung als die EBD aufweisen.[5]
  • Die optionale Betriebsbremseinsatzkurve[3] (Service Brake Intervention Curve, SBI) entspricht der SBD unter Berücksichtigung der Bremsaufbauzeit.[5] Dabei wird in zwei Varianten unterschieden: Die SBI1 wird aus der SBD abgeleitet, die SBI2 aus der EBD.[3] Soweit Strecke und Fahrzeug die Nutzung der SBI zulassen, dient sie der Vermeidung von Schnellbremsungen und am Halt vor dem regulären Halteplatz.[7]
  • Die Warnkurve[3] (Warning Curve, W) ist die Bremskurve, bei deren Überschreitung der Triebfahrzeugführer akustisch gewarnt wird.[5] Sie dient als letzte Information an den Triebfahrzeugführer, dass ein Eingriff des Systems unmittelbar bevorsteht.[8]
  • Die Sollkurve[3] (Permitted Speed, P) beschreibt die Sollgeschwindigkeit ohne Bremsentwicklungszeit.[5] Im aktiven Target speed monitoring ist sie damit das Minimum aus zulässiger Fahrzeug- und Streckenhöchstgeschwindigkeit und wird dem Triebfahrzeugführer als zulässige Geschwindigkeit angezeigt. Sie soll vom Triebfahrzeugführer möglichst nicht überschritten werden.[8]
  • Die Information[3] (Indication Curve, I) beschreibt die Kurve, an der der Triebfahrzeugführer die Zugkraft abschalten und die Bremsung einleiten soll, um der Permitted-Speed-Curve zu folgen.[5] Die Kurve gibt es nur im Target speed monitoring.[8]
  • Der Indication Point (IP) informiert den Triebfahrzeugführer über eine Annäherung an den Ort zur Einleitung einer Bremsung.[5] Die Funktion entspricht dem Leuchtmelder G der Linienzugbeeinflussung.[9]

Entsprechend ihrer Funktion lassen sich ETCS-Bremskurven nach Ablaufkurven (P, GUI, SBD, EBD), Interventionskurven (SBI, EBI) und Informationskurven (I, W) einteilen.[10]

Die Nutzung der beiden Betriebsbremskurven (SBI/SBD) ist nach ETCS-Spezifikation standardmäßig zugelassen, kann jedoch vom Infrastrukturbetreiber per Nationalem Wert (Q_NVSBTSMPERM) unterdrückt werden.[11][12] Wird auf sie verzichtet, verschieben sich die W-, P- und I-Kurven zur EBI-Kurve hin, verbunden mit einer Kapazitätssteigerung.[5] Sind die SBI-Kurven aktiv, wird die restriktivere von beiden als Interventionskurve (First Line of Intervention, FLOI) bezeichnet. Werden die SBI-Kurven unterdrückt, fungiert die EBI als FLOI. Warn- und Sollkurve sind der FLOI in festen Zeitabständen vorgelagert.[8]

Optional kann eine Guidance Curve (GUI) definiert werden, mit der große und nicht mehr verschleißfrei realisierbare Bremsverzögerungen zur Einhaltung der Sollkurve vermieden werden sollen.[8] Mit der GUI wird der Triebfahrzeugführer in die Lage versetzt, komfortabel, verschleißarm und energiesparend zu bremsen.[13] Beispielsweise ist es möglich, Bremsverzögerungen zu definieren, die rein elektrisch und somit verschleißfrei realisiert werden können.[14] Sie ist vergleichbar mit der in Deutschland verwendeten LZB-Sollkurve.[1] Ihre Nutzung muss von der Strecke (RBC) explizit erlaubt werden.[15][11] Damit kann der Infrastrukturbetreiber mögliche negative Kapazitätswirkungen der GUI vermeiden.[8] Der entsprechende Nationale Wert (Q_NVGUIPERM) ist standardmäßig auf "Nein" gesetzt.[11] Ist die Guidance Curve aktiviert, wird dem Triebfahrzeugführer das Minimum aus der Permitted Speed und der Geschwindigkeit der Guidance Curve angezeigt.[16] Der Berechnung der GUI liegt die vom Fahrzeugbetreiber relativ frei definierbare Normal Service brake zu Grunde. Ferner werden Längsneigungen bei der Berechnung der GUI berücksichtigt.[8]

Bei automatisiertem Fahrbetrieb (ATO) verläuft die erreichbare Fahrkurve nahe der Notbremseinsatz-Kurve, auf alle anderen Betriebsbremskurven wird verzichtet.[17] Die als Entwurf vorliegende ATO-Anforderungsspezifikation sieht dabei vor, dass das ATO-Fahrzeuggerät mittels Supervised Speed Envelope Management (SSEM) Bremseingriffe von ETCS vermeidet. Bei Sollgeschwindigkeits- bzw. Release-Speed-Überwachung sollen diese nicht überschritten werden. Bei Zielgeschwindigkeitsüberwachung ist einzig die Einhaltung der Zwangsbremseinsatzkurve (EBI) maßgebend; die Warntöne bei Überschreitung der Sollkurve (P) und der Warnkurve (W) werden unterdrückt.[18]

In die Bremskurvenberechnung gehen folgende von der Strecke bereitgestellte Daten ein: Geschwindigkeitsbeschränkungen, Längsneigungen, Bremsverbotszonen, stromlose Abschnitte, Bereiche mit verminderter Adhäsion, Geschwindigkeits- und Abstandsvorgaben sowie Nationale Werte.[19]

Die Längsneigung geht in die Berechnung der EBD, SBD und GUI ein.[20] Sie wird als Verzögerungswert (A_gradient) modelliert, wobei Steigungen mit unter 0,01 m/s² zusätzlicher Verzögerung je Promille eingehen, Gefälle dagegen die Bremsverzögerung um unter 0,01 m/s² je Promille vermindern. Je größer die rotierenden Massen des Zuges, desto geringer der Einfluss auf die Verzögerung.[21]

Darstellung in der Führerraumanzeige (DMI)

Tachoscheibe in der Führerraumanzeige im Ceiling Speed Monitoring

In der Führerraumanzeige (Driver Machine Interface, DMI) wird dem Triebfahrzeugführer jederzeit die zulässige Geschwindigkeit angezeigt.

Soweit kein Wechsel auf eine geringere Geschwindigkeit auszuführen ist, befindet sich das Fahrzeug im Ceiling Speed Monitoring (CSM). Dabei überwacht ETCS lediglich die Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit, eine Zielbremsung ist nicht erforderlich. Wird eine Zielbremsung auf eine niedrigere Geschwindigkeit bzw. auf Halt notwendig, wird das Target Speed Monitoring (TSM) aktiv.[22] Akustisch und visuell wird der Triebfahrzeugführer dabei auf die notwendige bevorstehende Bremsung aufmerksam gemacht. Dabei verfärbt sich die Tachonadel gelb, ein vertikaler Balken zeigt die Distanz bis zum Zielpunkt an, ein gelbes Kreissegment auf der Tachoscheibe spannt den Abstand zwischen der nach Indication Curve zulässigen sowie der Zielgeschwindigkeit an.

ETCS kann mehrere Bremszielpunkte verwalten. Dem Triebfahrzeugführer wird dabei nur der relevanteste Zielpunkt („Most Relevant Displayed Target“, MRDT) angezeigt.[23][24]

Nationale Werte

Elf Nationale Werte, die vom Infrastrukturbetreiber festgelegt werden, wirken auf die Bremskurvenberechnung ein[25] und führen von Land zu Land damit zu unterschiedlichen ETCS-Bremskurven bei sonst gleichen Randbedingungen.

Während zur Bestimmung der sicheren Bremsverzögerung bislang von Land zu Land unterschiedliche und nicht öffentlich zugängliche Methoden zur Anwendung kommen, sollen diese für ETCS einheitlich bestimmt werden. In einer Expertengruppe des Internationalen Eisenbahnverbandes (UIC) wurden entsprechende, vereinheitlichende Ansätze erarbeitet. Bei der Definition der einzelnen zu Grunde gelegten Parameter verbleibt gleichwohl noch ein Interpretationsspielraum, der von verschiedenen Gutachtern unterschiedlich ausgelegt wird.[26]

Bremsmodelle

ETCS modelliert die Schnell- bzw. Vollbremseinsatzkurve in zwei Stufen:

  • Die als äquivalente Bremsentwicklungszeit[4] bezeichnete Bremsaufbauzeit beginnt mit der Auslösung einer Schnell- bzw. Vollbremsung. In dieser Phase ist die Bremswirkung null. Sie endet in dem Moment, in dem 95 Prozent der maximalen Bremskraft aufgebaut sind. (Nicht berücksichtigt wird dabei die Zeit für die Abschaltung der Zugkraft. Diese fällt vor Einleitung der Bremsung.[4])
  • Die anschließende Bremszeit geht von maximal aufgebauter Bremskraft auf. Sie wird als Stufenfunktion der Bremsverzögerung in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit modelliert.

Vereinfachend geht das ETCS-Bremsmodell von einer Phase ohne und einer weiteren Phase mit voll aufgebauter Bremskraft aus, während der tatsächliche Aufbau der Bremskraft stufenlos erfolgt.

Zur Berechnung von Bremskurven benötigt ETCS Kenntnis über das nominale Bremsvermögen eines Zuges, das heute überwiegend mit Bremshundertsteln beschrieben wird.[1] Die Bestimmung von ETCS-Bremskurven ist im UIC-Merkblatt 544-1 beschrieben. Sie kann nach dem UIC-Bremsmodell (Bremshundertstel) oder aus Versuchen erfolgen. In ETCS werden diese Ansätze als Conversion Model oder Gamma-Modell bezeichnet. Beide Methoden werden im Merkblatt beschrieben.[4]

Zur Gewährleistung einer ausreichenden Sicherheit übermittelt die Strecke an den Zug Korrekturfaktoren sowie die Freigabe optionaler Funktionen der Bremskurvenberechnung.[1] Dabei wird zwischen Korrekturfaktoren des Fahrzeugs und solchen der Infrastruktur unterschieden. Während die Korrekturfaktoren des Fahrzeugs durch das Eisenbahnverkehrsunternehmen definiert und verantwortet werden, werden jene der Infrastruktur vom Eisenbahninfrastrukturunternehmen festgelegt und verantwortet und von der Infrastruktur an das Fahrzeug übermittelt.[27]

Die entsprechenden Sicherheitsmargen können entweder global vom Infrastrukturunternehmen vorgegeben oder zugspezifisch über zwei Korrekturfaktoren definiert werden.[1]

Conversion Model

Mit dem von der UIC entwickelten Conversion Model (auch Allgemeines Bremsmodell der UIC für ERTMS/ETCS[4]) können Bremshundertstel in die von ETCS benötigten Bremsverzögerungen und Bremsaufbauzeiten umgerechnet werden.[1] Es wird auch als Lambda-Modell bezeichnet, nach dem für Bremshundertstel stehenden Formelzeichen Lambda.[1]

Berechnet wird dabei der Weg, der für eine Geschwindigkeitsreduzierung aus der Bremsausgangsgeschwindigkeit auf die Zielgeschwindigkeit auf trockener Schiene in der Ebene benötigt wird.[4][28] Verdeckte Sicherheitsmargen sind darin ebenso wenig enthalten wie mögliche Ausfälle von Teilen des Bremssystems.[28][4] Neben den Bremshundertsteln gehen dabei die Zuggattung (Reise- oder Güterzug), die Zuglänge sowie die Bremsstellung (G oder P) ein.[4]

Das Modell ist für maximal 900 m lange Personen- bzw. maximal 1500 m lange Güterzüge überprüft und anwendbar. Es gilt für bis zu 220 km/h, Längsneigungen von bis zu ±8 Prozent sowie 30 bis 250 Bremshundertstel.[4]

Die vom Modell gelieferten Anhalte- und Verzögerungswerte entsprechen den mittleren in Versuchen gemessenen Werten. Die vom Modell gelieferten Momentanverzögerungen spiegeln nicht unbedingt die tatsächlichen physikalischen Eigenschaften der Züge oder einzelner Fahrzeuge wider. Sie ist daher eine theoretische Größe, die zusammen mit der vordefinierten Bremsentwicklungszeit die sichere Berechnung von Anhaltewegen gewährleistet.[4]

Der statistischen Streuung der tatsächlich realisierten Bremswege wird mit Korrekturfaktoren begegnet, die als Nationale Werte übermittelt werden. Sie fußen auf einer Risikoanalyse und dem Sicherheitsziel des jeweiligen Systems.[4]

Gamma-Modell

Mit dem Gamma-Modell wird das Bremsvermögen direkt über Bremsverzögerungen und Bremsaufbauzeiten definiert. Die Umrechnung aus Bremshundertsteln, wie im Conversion Model, entfällt.[1] Im Französischen steht Gamma für die Verzögerung.[1]

Die sichere Bremsverzögerung A_brake_safe wird im Gamma-Modell aus der nominellen Schnellbremsverzögerung A_brake_emerency, multipliziert mit den Korrekturfaktoren für trockene Schiene sowie dem für nasse Schienen berechnet.[29] Die Bremsleistung wird anhand des UIC-Merkblatts 544-1 in Fahrversuchen aus verschiedenen Bremsausgangsgeschwindigkeiten und unter verschiedenen Bedingungen bestimmt. Dazu zählen u. a. trockene Schiene und Reibelemente, eine möglichst gerade, ebene Strecke sowie definierte Beladungszustände.[4] Der Fahrzeughersteller ist für die Berechnung dieser Sicherheitsfaktoren verantwortlich.[26]

Es können bis zu sieben Verzögerungsstufen definiert werden.[4]

Korrekturfaktoren

Für trockene Schienen

Mit dem Korrekturfaktor Kdry_rst wird sichergestellt, dass das Fahrzeug die angegebene zugesicherte Bremsverzögerung auf trockener Schiene ausreichend sicher erreicht.[1] Der Faktor beschreibt mögliche fahrzeugbedingte Abweichungen von der Verzögerung des Zuges unter Normalbedingungen (trockene Schiene).[1][26] Er ist abhängig von Geschwindigkeit, der Charakteristik des Bremssystems und dem von der Strecke geforderten Vertrauensniveau (M_NVEBCL).[29][1] Er soll für alle Geschwindigkeitsstufen und Vertrauensniveaus (EBCL) bestimmt werden.[1] Der Faktor kann nach Geschwindigkeiten und dem von der Strecke vorgegebenen Vertrauensniveau unterschieden werden.[30] bedeutet dabei, dass keine Abweichungen gegenüber den Nominalbedingungen zu erwarten sind.[26]

Es gibt kein standardisiertes Verfahren für die Kdry_rst-Berechnung. Fahrzeughersteller haben damit grundsätzlich freie Auswahl für die Bestimmung des Parameters, so lange die Werte für verschiedene Vertrauensniveaus ermittelt werden können.[1] Eine mögliche Vorgehensweise wurde von der UIC-Arbeitsgruppe B126.15 vorgeschlagen, darauf aufbauend hat die Europäische Eisenbahnagentur eine auf der Monte-Carlo-Simulation aufbauende Fallstudie erarbeitet.[1]

In der Regel wird daher die Monte-Carlo-Methode, als allgemeines numerisches Verfahren zur Beschreibung des Ausfallverhaltens von technischen Systemen, herangezogen. Dazu werden verschiedene Faktoren, die auf die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems Bremse Einfluss haben, modelliert und dabei mit Eintrittswahrscheinlichkeiten und statistischen Verteilungen unterlegt. Neben den einzelnen Komponenten ist dabei auch die Architektur des Bremssystems zu modellieren.[26] Im Rahmen der Monte-Carlo-Simulation werden viele () verschiedene Zustände des zu untersuchenden Bremssystems simuliert und die daraus resultierenden jeweiligen Abweichungen vom nominalen Bremsvermögen untersucht. Aus den daraus resultierenden statistischen Verteilungen werden für verschiedene Vertrauensniveaus die Korrekturfaktoren Kdry_rst so bestimmt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Korrekturfaktors größer oder gleich Kdry_rst gleich des geforderten Vertrauensniveaus (EBCL) ist.[1]

Land EBCL-Wert
Deutschland 3 (Level 1 LS)[31]
7 (Level 2)[32] (99,99999 %)
Finnland 8[33] (99,999999 %)
Luxemburg 9[34] (99,9999999 %)
New South Wales 9[35] (99,9999999 %)
Niederlande (Full Supervision im konventionellen Netz) 9[36] (99,9999999 %)
Niederlande 4[37] (99,99 %)
Norwegen 8[38] (99,999999 %)
Schweiz
Level 1
Level 2 (Baseline 3)

1[39] (99 %)
5[39] (99,999 %)
Tschechische Republik noch nicht definiert[40]

Das von der Strecke vorgegebene, einzuhaltende Vertrauensniveau (Emergency Brake Confidence Level, EBCL) beschreibt damit die zulässige Wahrscheinlichkeit der Überschreitung des Gefahrpunktes.[1] Der Parameter M_NVEBCL wird infrastrukturseitig festgelegt und von der Strecke an das Fahrzeug übertragen.[26] Es beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Fahrzeug auf trockener Schiene die sichere Bremsverzögerung erreicht.[26] Einfluss auf den Wert können beispielsweise die Zahl der Wagen/Einheiten des Zuges, die Steuerung der Bremse (drehgestell- oder wagenselektiv), die Wahrscheinlichkeit eines Versagens der Traktionsabschaltung oder die Qualität der Bremsbeläge haben (Wahrscheinlichkeit von Chargenfehlern, die zu einem verminderten Reibwert führen).[26] Der Standardwert nach ETCS-Spezifikation beträgt 9 (99,9999999 %).[11]

Typische Kdry_rst-Werte für Triebfahrzeuge in den Niederlanden liegen zwischen 0,70 (Worst Case bei EBCL 8) und 0,88 (Best Case bei EBCL 4).[41] Für die Baureihe 423 werden vorläufige Werte von 0,694 (bei EBCL 7) bzw. 0,89 (bei EBCL 3) genannt.[42]

Manche Fahrzeugbetreiber unterscheiden bei Mehrfachtraktion zwischen Kdry_rst-Werte nach Zuglänge. Längere Züge erreichen dabei eher größere Kdry_rst-Werte, da die Wahrscheinlichkeit, dass mehrere kritische Komponenten gleichzeitig ausfallen noch sehr viel geringer als die ohnehin geringe Wahrscheinlichkeit eines einzelnen Ausfalls ist.

Die ETCS-Spezifikation trifft keine Aussagen über die Genauigkeit von Kdry_rst-Werten. Während einzelne ETCS-Ausrüster Kdry_rst-Werte auf volle 0,05 abrunden, können andere die Werte auf 0,001 genau abbilden.

Bremssysteme von (neuen) Schienenfahrzeugen können gezielt für besonders hohe Kdry_rst-Werte optimiert werden.

Für nasse Schienen

Der Korrekturfaktor Kwet_rst beschreibt den Sicherheitsfaktor für nasse Schienen, der in der Praxis unter eins liegt und aus Bremsversuchen für den Gleitschutz ermittelt wird. Er beschreibt, wie sich die Bremsverzögerung bei schlechten Haftwertbedingungen verringert.[1]

Der Bremskraftverlust durch den Einfluss von Nässe auf den Reibwert wird durch Prüfstandsversuche festgestellt.[4] Diese erfolgen nach der Norm EN 15595.[10]

Je größer der Wert von M_NVADAH, desto kürzer der Bremsweg.[43]

In Deutschland wird der Wert M_NVAVADH zu 1 gesetzt, womit die sichere Schnellbremsverzögerung für trockene und nasse Schienen identisch ist. Für Zugfahrten in Bereichen mit verringerter Haftreibung gelten gesonderte Bestimmungen. Unter anderem müssen Triebfahrzeugführer Geschwindigkeit und Fahrweise an die Schienenbedingungen anpassen und Bereiche mit verminderter Haftreibung dem Fahrdienstleiter melden.[10]

Geschichte

Frühe ETCS-Bremskurven

1994 legte das European Rail Research Institute einen Vorschlag zur einheitlichen Bremsbewertung von Hochgeschwindigkeitszügen durch Bremsverzögerungen (an Stelle von Bremshundertsteln und Bremsgewicht) vor.[44] Damit waren die Grundlagen für das spätere Gamma-Modell gelegt.

Die 1996 vorgelegte Version 3.01 der ETCS-Spezifikation sah ein Bremskurvenmodell vor, das aus sieben Kurven bestand: Vorgesehen waren eine Emergency Brake Intervention curve, eine Service Brake Intervention curve, eine Warning curve, eine Permitted curve, eine Traction Cut-off curve, eine Predicted curve sowie eine movement authority request curve. Während die Funktion der vier erstgenannten ihrer heutigen Funktion entsprechen, sollte die predicted curve Geschwindigkeit und Position des Zuges „in naher Zukunft“ anhand der Steuerung des Triebfahrzeugführers berechnen, um den Triebfahrzeugführer zur Bremsung aufzufordern oder ihn dabei zu unterstützen. Bei Erreichen der movement authority request curve sollte der Zug eine neue Movement Authority anfordern. Die Berücksichtigung von Längsneigungen sowie Release Speeds waren ebenfalls bereits in der ETCS-Spezifikation enthalten. Bei Erreichen der Traction Cut-off Curve soll die Traktion durch ETCS abgeschaltet werden.[45]

Auf der Schweizer ETCS-Level-2-Pilotstrecke Zofingen–Sempach, die nach vorläufigen Festlegungen von 1998 ausgerüstet und im April 2002 in Betrieb genommen wurde, wurden mehrere spezielle Bremskurven programmiert.[46]

Funkzugbeeinflussung

Für die auf der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main zunächst vorgesehene Funkzugbeeinflussung (FZB) wurden durch das Institut für Schienenfahrzeuge und maschinelle Bahnanlagen der Universität Hannover (ISB) und der Abteilung für Bremsbetrieb, Regelwerke, Bremskrafterzeugung (BT 21) des Forschungs- und Technologiezentrums der Deutschen Bahn (DB) in Minden Ende der 1990er Jahre neue Bremskurven konzipiert.[47]

Im Gegensatz zu den bis dahin für die Linienzugbeeinflussung (LZB) verwendeten Bremskurven sollten die Bremsverzögerungen dabei nicht mehr über den gesamten Bremsweg als konstant angenommen werden. So sollten Längsneigungen besser berücksichtigt, ein Bremsen mit weniger Verschleiß und mehr Rückspeisung ermöglicht sowie ein unnötig großer Abstand zwischen Soll- und Überwachungsgeschwindigkeit vermieden werden.[47] Die neuen Bremskurven wurden als geschwindigkeitsabhängige Funktion der Momentanverzögerung modelliert, womit verschiedene Verzögerungswerte für verschiedene Geschwindigkeitsbereiche angegeben werden konnten. Ferner wurde die Streckenneigung realitätsgetreu mit berücksichtigt, sodass Steigungsabschnitte bremswegverkürzend wirkten. Darauf aufbauend wurde für den FZB-Betrieb eine Schar von sechs Bremskurven gebildet:[48][47]

  • Die Schnellbremseinsatzkurve (emergency brake intervention curve, EBIC) sollte eine Zwangs-Schnellbremsung auslösen. Sie sollte unter Beachtung der geforderten Bremswegsicherheit unter Berücksichtigung der Bremskraft-Entwicklungsphase aus dem Schnellbremsvermögen des Zuges gebildet werden.[48] Als einzige der vorgesehenen Bremskurven galt sie als sicherheitsrelevant, da als einzige ihr Fußpunkt an der Supervised Location (SL) am Ende des Durchrutschwegs endet. Dem gegenüber sollten alle übrigen Bremskurven am Ende der Fahrterlaubnis (End of Authority, EOA) ihren Fußpunkt haben.[47]
  • Die Vollbremseinsatzkurve ([full] service brake intervention curve, SBIC) sollte automatisch eine Vollbremsung einleiten, wenn diese nicht bereits durch den Triebfahrzeugführer eingeleitet wurde, um somit den Anstoß der EBIC zu verhindern. In ihrer Berechnung sollte die Vollbremsverzögerung die Vollbrems-Entwicklungszeit einschliessen. Falls kein ausreichender Abstand zur EBIC erreicht wurde, sollte die Kurve entsprechend verschoben werden, um dies zu erreichen.[48] Damit sollte der Einsatz von Magnetschienenbremsen aus Komfort- und Verschleißgründen vermieden werden.[47]
  • Die Kurve zur Zugkraftabschaltung (traction cut-off curve, TCO) sollte die Zugkraft rechtzeitig abschalten, um Zugkraftfreiheit bei Erreichen der SBIC sicherzustellen. Die TCO sollte dazu aus der SBIC abgeleitet werden, indem für jeden Punkt der SBIC der notwendige Weg für die Traktionsabschaltung vorgelagert werden sollte.[48]
  • Die Sollbremskurve (permitted curve, PER) sollte dem normalen Ablauf des Bremsvorgangs dienen und dem Triebfahrzeugführer als Sollgeschwindigkeit angezeigt werden. Zuvor vorangekündigte Bremsungen sollten nach erfolgtem Bremskraftaufbau entlang dieser Kurve erfolgen. Ihrer Berechnung sollten definierte Momentanverzögerungen zu Grunde gelegt werden.[48]
  • Die Warnkurve (warning curve, WRN) sollte eine optische und akustische Aufforderung zur Einleitung einer Vollbremsung auslösen, um den Anstoß der EBIC zu verhindern. Sie sollte in einem frei definierbaren zeitlichen Vorlauf zur Sollbremskurve stehen. Zwischen WRN und SBIC sollte ausreichend Vorwarnzeit vorhanden sein, um dem Triebfahrzeugführer noch genügend Reaktionszeit zur Einleitung einer Vollbremsung vor der SBIC einzuräumen. Falls dies nicht der Fall gewesen wäre, sollte die WRN und die daran gekoppelte PER entsprechend verschoben werden.[48][47]
  • Die Vorankündigungskurve (pre-indication curve, PIC) sollte als optische und akustische Ankündigung für die bevorstehende Bremsung dienen. Dazu sollte sie mit einer zeitlichen Konstante aus der PER abgeleitet werden.[48] Auch die Längsneigung sollte dabei mit berücksichtigt werden.[47]

Die Bremskurven wurden im Frühjahr 1998 mit dem ICE V auf ihre Praxistrauglichkeit hin überprüft. Sie haben sich dabei als für den Triebfahrzeugführer fahrbar erwiesen.[48] Unter anderem wurden verschiedene zeitliche Abstände zwischen den Bremskurven erprobt, u. a. wurde eine Zeitdifferenz von 8 s zwischen PIC und PER empfohlen.[47] Um die erforderlichen fahrzeugspezifischen Daten aufzustellen, war Ende der 1990er Jahre eine entsprechendes neues Bremsbewertungsverfahren bei der DB in Arbeit.[47]

Während die Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main aufgrund von absehbaren Verzögerungen bei der ETCS-Spezifikation letztlich mit einer weiterentwickelten LZB (LZB L72 CE-II) ausgerüstet wurde,[49] bildeten die Arbeiten für das Bremskurvenmodell der FZB letztlich eine maßgebende Grundlage für ETCS.

Die weiterentwickelten LZB-Bremskurven wurden 1997 mit jenen von ETCS verglichen. Die ETCS-Bremskurven überschritten dabei durchweg die LZB-Bremskurven nicht.[50]

Unzulängliche Bremskurven der Baseline 2

Die Bremskurvenberechnung bis Baseline 2 (einschließlich SRS 2.3.0) konnte die Erwartungen der Bahnen zu Kapazität und Betriebsbremsverläufen nicht erfüllen, die entsprechenden Bremskurven galten als nicht praxistauglich. Die SRS 2.3.0 enthielt noch keine garantiert einheitliche Bremskurvenberechnung und enthielt einige Anforderungen, die zu starken Einschränkungen der Streckenleistungsfähigkeit im Vergleich zu bisherigen Zugbeeinflussungssystemen führten. Dem Triebfahrzeugführer wurde dabei „zu viel Komfort“ zugestanden.[8]

Die Festlegung von Bremskurven in der Baseline 2 galt Ende der 2000er Jahre als europaweit noch zu wenig vereinheitlicht.[51]

Die unzureichende Betrachtungen von Bremskurven in der Baseline 2 ließ Infrastruktur- und Fahrzeugbetreibern Spielraum für Abweichungen. Dies führte zu einer Reihe von der TSI abweichenden Sonderlösungen.[52] Für jede einzelne Strecke wurden Sicherheitsmargen des jeweiligen Infrastrukturbetreibers auf dem Fahrzeuggerät hinterlegt. Eine Übermittlung dieser Werte über die Luftschnittstelle war nicht vorgesehen.[28]

Entwicklung der Baseline-3-Bremskurven

Aufgrund der Unzulänglichkeiten der Baseline-2-Bremskurven wurde eine Arbeitsgruppe (B126.5) eingerichtet, die zunächst bei der ERRI und später bei der UIC angesiedelt war und eng mit der ERTMS Users Group zusammenarbeitete. Zur Optimierung der Bremskurven wurden Strecken- und Simulatorversuche durchgeführt. Im Herbst 2005 wurden die optimierten Bremskurven auf der ETCS-Pilotstrecke der ÖBB, zwischen Parndorf und Zurndorf mit einem Reise- und einem Güterzug gefahren. Die Triebfahrzeugführer konnten damit die Sollgeschwindigkeit (Permitted Speed) abfahren, unerwartete Zwangsbremseinsätze traten nicht auf.[8]

Um 2001 begannen die Arbeiten am Conversion Model. Das mathematische Modell wurde zunächst auf theoretischen Grundlagen entwickelt und anhand der Ergebnisse tatsächlicher Bremsversuche kalibriert und verfeinert. Daraus ging eine grundlegende Überarbeitung des Dokuments 97E881 hervor, das in den Change Control Process der ERA eingebracht wurde.[28]

Ende 2006 gab es noch drei offene Punkte zur neuen Bremskurvendefinition, zu denen im Herbst 2007 noch Simulatorversuche erfolgen sollten. Im Ergebnis wollte man eine endgültige Spezifikation der ETCS-Bremskurven erhalten. Der „Komfort“ für den Triebfahrzeugführer wurde auf ein Minimum reduziert. Bei unveränderter sicherheitsrelevanter Bremskurve (EBI/EBD) wurden die vorgelagerten nicht sicherheitsrelevanten Kurven verändert. Gegenüber den Baseline-2-Bremskurven wurde der Abstand zwischen Warn- und Interventionskurve auf ein betrieblich vertretbares Minimum reduziert. Der ursprüngliche Ansatz, dass nach Überfahren der Warnkurve noch eine Intervention (FLOI) durch Einleitung einer Bremsung verhindert werden hätte können, wurde aufgrund des dann großen Abstands zwischen Warn- und Interventionskurve und der daraus folgenden reduzierten Streckenleistungsfähigkeit verworfen. Stattdessen wird dem Triebfahrzeugführer nunmehr nur noch die Möglichkeit gegeben, eine bereits eingeleitete Bremsung durch schnelle Erhöhung der Bremskraft zu verstärken.[8]

War für einen Reisezug mit 210 Bremshundertstel in 6 Promille Gefälle aus 200 km/h zum Halt (ohne SBI, 50 m Durchrutschweg) beispielsweise nach SRS 2.2.2 noch eine Bremszeit von 132 s vorgesehen, konnte dieser Wert auf 82 s reduziert werden.[8]

2006 waren neben den bis heute benutzten Bremskurven (EBD, SBD, EBI, SBI, Warn- und Sollkurve sowie Guidance Curve) noch eine Kurve zur Abschaltung der Zugkraft (Traction cut-off curve, TCO) vorgesehen. Durch die TCO sollte beim Überschreiten der Warnkurve die Traktion durch ETCS abgeschaltet werden. Damit sollte auch verhindert werden, dass bei kurzem oder null Durchrutschweg (Abstand zwischen EOA und SvL) der Zug schon vor dem EOA zum Halt gezwungen wird. Neben den Kurven gab es darüber hinaus noch eine Bremsvorankündigung (Pre indication). Diese sollte den Triebfahrzeugführer informieren, dass er sich einem Streckenabschnitt nähert, in dem eine Bremsung einzuleiten ist, um einen Zielpunkt zu erreichen. Damit verbunden war der Wechsel vom Ceiling speed monitoring in das Target speed monitoring.[8]

Mit der Baseline 3 wurde das Conversion Model der UIC eingeführt und der Bremskurvenalgorithmus überarbeitet, um eine größere Streckenleistungsfähigkeit als mit Baseline 2 zu erreichen.[1]

Die Inhalte der Version 7A des Dokuments 97E881 gingen in die im Dezember 2008 veröffentlichten Entwurf der ersten Baseline-3-Spezifikation (SRS 3.0.0) ein.[28]

Weitere Entwicklung

Darstellung der mit SRS-Version 3.6.0 entfallenen Pre Indication-Bremskurve, die der Indication-Kurve vorgelagert war.

Bei Simulationen der ETCS-L2-Ausrüstung der LGV Sud-Est (Paris–Lyon) wurde die Pre-Indication sehr häufig erreicht, mit entsprechend häufigen Hinweisen an den Triebfahrzeugführer. In Steigungsabschnitten lag die Geschwindigkeit der Züge dabei deutlich unter der zulässigen Geschwindigkeit. Dies führte zu einem großen zeitlichen Abstand zwischen Pre-Indication und Indication, in dem in der Regel eine aktualisierte Fahrterlaubnis übermittelt wurde, sodass der Zug nicht in das Target Speed Monitoring eintrat. Andere Bahnen berichteten ebenfalls von unnötigen Störungen.[53] Mit dem Übergang von Baseline 3 MR1 (SRS 3.4.0) zu Baseline 3 Release 2 (SRS 3.6.0) ist die Pre-Indication Location daher entfallen.[54] Die Zustimmung des Railway Interoperability & Safety Committee zur SRS 3.5.0 erfolgte unter der Auflage, die in der Version 3.5.0 noch enthaltene Pre-Indication entfallen zu lassen.[55]

Anfang 2020 veröffentlichte der Internationale Eisenbahnverband den Standard IRS 50544-3. Darin werden Anforderungen an Schnellbremsventile für Züge, die unter ETCS das Lambda-Bremsmodell nutzen, definiert. Die Bremsentwicklungszeit dieses Bremsmodells war zuvor anhand des Führerbremsmodells D2 von Knorr-Bremse ermittelt worden. Das neue Standard-Dokument definiert Anforderungen und Prüfverfahren, damit die ETCS-Bremswege auch bei Einsatz anderer Bremsventile eingehalten werden.[56]

Ausblick

An einer Vereinheitlichung der Sicherheitsmargen für ETCS wird im Rahmen der UIC-Arbeitsgruppe B126.15 gearbeitet (Stand: 2006). Dazu ist u. a. eines allseits akzeptierten Sicherheitsziels. Bis dahin müssen Sicherheitsmargen als nationale Korrekturfaktoren abgebildet werden.[8]

Für die Europäische Eisenbahnagentur liegt in der Weiterentwicklung des ETCS-Bremskurvenmodells, durch weitere Optimierung und Abwägung betrieblicher und sicherheitlicher Aspekte, ein potentieller „Game Changer“ für ETCS. Verschiedene Optimierungsvorschläge liegen vor. (Stand: 2015)[57]

Das Schweizer Bundesamt für Verkehr sieht Handlungsbedarf bei ETCS-Bremskurven, um die mit ETCS verfolgten Kapazitätsziele zu erreichen (Stand: 2019).[58]

Verbesserungspotentiale in der aktuellen ETCS-Spezifikation (Baseline 3 M2) werden beim Bremsen auf Geschwindigkeitsschwellen nach unten sowie bei wechselnden Längsneigungen unter dem Zug gesehen.[42][59]

Ebenfalls vorgeschlagen wird, zukünftig die aktuelle Bremsverzögerung bereits bremsender Züge bei der Bremskurvenberechnung zu berücksichtigen. Dies führt nicht zu einer Verkürzung der Bremswege, vergrößert aber den Regelungsspielraum während des Bremsvorgangs für Triebfahrzeugführer bzw. ATO.[60]

Kapazitätswirkungen

Im Vergleich zu Zugbeeinflussungssystemen wie Eurosignum, die keine Bremskurvenüberwachung, keine Überwachung unzulässiger Anfahrten gegen „Halt“ zeigende Signale und keine Geschwindigkeitsüberwachung bieten, bietet ETCS mit seiner Bremskurvenüberwachung ebenfalls einen Sicherheitsvorteil.[61] In Ländern mit variablen Vorsignalabständen, beispielsweise Österreich, bieten die flexiblen ETCS-Bremskurven mit ihrer Möglichkeit, den tatsächlichen Abstand zum Hauptsignal zu berücksichtigen, ein größeres Sicherheitsniveau im Vergleich zu konventionellen Zugbeeinflussungssystemen mit starren Bremskurven.[62]

Die Annäherungsfahrzeit beginnt im ETCS-Betrieb am Indication Point.[28] Der Verlauf der Bremskurven ist damit von der Leistungsfähigkeit der installierten Bremsen in den Fahrzeugen abhängig. Mit abnehmender Leistungsfähigkeit werden die Bremskurven flacher, der Bremseinsatz muss früher erfolgen.[3] Dies ist bei der Planung von zeitabhängigen Streckenelementen, wie beispielsweise Bahnübergängen und Rottenwarnanlagen, zu berücksichtigen.[10]

ETCS-Bremskurven können restriktiver (flacher) als Bremskurven bisheriger nationaler Zugbeeinflussungssysteme sein, die für die jeweiligen Randbedingungen optimiert wurden, und damit zu längeren Zugfolgezeiten führen.[7]

Ein Vergleich der Bremskurven von LZB (für ICE 3), TVM (für TGV) und ETCS (für TGV) zeigte 2006 ETCS-Bremskurven, die etwas flacher waren als jene der LZB und mit jenen der TVM vergleichbar waren.[63] Bei der Einführung von ETCS in Luxemburg erwiesen sich ETCS-Bremskurven als durchweg flacher als jene der konventionellen Leit- und Sicherungstechnik. Dies führte zur Verlegung zusätzlicher Infill-Balisen.[64]

In der Schweiz führte die Einführung von ETCS zu flacheren Bremskurven, um mit zusätzlichen Sicherheitsreserven bislang vom Triebfahrzeugführer getragene Entscheidungen und Risiken zu übernehmen.[65] Die durch ETCS Level 2 erhofften kapazitiven Verbesserungen seien aufgrund der kontinuierlichen, SIL-4-sicheren Überwachung geschuldeten flacheren Bremskurven nicht eingetreten.[66] Bei der Inbetriebnahme eines ETCS-Abschnitts bei Giubiasco (Schweiz) mussten Ende Mai 2018 die Geschwindigkeiten für Güterzüge im Bereich eines ETCS-Einstiegs im Gefälle abgesenkt werden. Dies ist größeren Sicherheitsmargen geschuldet.[67] Der Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter kritisiert, dass sich die Zugfolgezeiten mit ETCS Level 2 gegenüber optischen Außensignalen verlängern und automatisierter Fahrbetrieb (ATO) sowie ETCS Level 3 erforderlich sei, um kürzere Zugfolgezeiten zu erreichen.[68]

Für ETCS Level 1 Limited Supervision in Deutschland wurden die Korrekturfaktoren der Strecke so gewählt, dass damit PZB-Bremskurven nachgebildet und Fahrzeit sowie Kapazität einer Strecke etwa jener der PZB entsprechen.[69]

ETCS-Einstiege sollten in Bereichen, in denen regelmäßig eine Bremsung erfolgt (beispielsweise Knoten), vermieden werden, um aufgrund unterschiedlicher Bremskurven der beiden beteiligten Zugbeeinflussungssysteme Zwangsbremsungen zu vermeiden.[70][71] Ist die ETCS-Bremskurve flacher als jene der konventionellen Zugbeeinflussung kann es beim ETCS-Einstieg bei einem „Halt“ zeigenden Folgesignal zu einem unerwünschten Bremskurvensprung kommen.

Vor Punkten, an denen Geschwindigkeiten reduziert werden müssen, kann es zu „Stau“-Effekten, d. h. längeren Zugfolgezeiten kommen. Die Länge der Bremsdistanz leitet sich im Bereich der Geschwindigkeitsschwelle dabei von der höheren, ursprünglichen Geschwindigkeit ab. Um aber diese Bremsdistanz auch tatsächlich abzufahren, benötigt der Zug aufgrund des Abbremsens auf die niedrigere Geschwindigkeit jedoch deutlich mehr Zeit, als wenn er mit konstanter (höherer) Geschwindigkeit weitergefahren wäre. Je größer die Geschwindigkeitsreduktion, desto größer die Belegung. Um den Effekt zu kompensieren, können Zugfolgeabschnitte verkürzt werden.[72]

Bei der Nutzung des Gamma-Modells können Optimierungen im Bremssystem zu kürzeren Zugfolgezeiten führen, beispielsweise durch eine optimierte Ansteuerung der Bremse, mit der die Versagenswahrscheinlichkeit der Bremsen an einem einzelnen Wagen oder Drehgestell vermindert wird.[26]

Eine Untersuchung zur Einführung von ETCS bei der S-Bahn Stuttgart empfiehlt für die ETCS-Ausrüstung der Triebfahrzeuge nach SRS 3.6.0 (damit ohne Pre-Indication-Bremskurve), ein Gamma-Bremsmodell sowie Automatisierten Fahrbetrieb (ATO), um eine möglichst große Leistungsfähigkeit zu erreichen. Bereits mit dem Conversion Model muss der Bremseinsatz aus 60 km/h 14 s später als unter konventioneller Ks-Signalisierung erfolgen (Beginn der Annäherungsfahrzeit 29 s statt 43 s vor dem Ende der Fahrterlaubnis). Durch Training und Erfahrung von Triebfahrzeugführern sowie Nutzung von ATO kann der Bremseinsatz zusätzlich verzögert und die Leistungsfähigkeit damit weiter gesteigert werden. Gleichwohl führen flache Bremskurven bei einem „Halt“ zeigenden Signal am Bahnsteigende zur Empfehlung, in kurzem Abstand von bis zu 100 m hinter dem „Ausfahrsignal“ ein zusätzliches Blockkennzeichen anzuordnen.[73] Anfang 2020 wurde das Potential optimierter ETCS-Bremskurven für die Mindestzugfolgezeit auf der S-Bahn-Stammstrecke mit etwa zehn Sekunden beziffert.[74]

Bei einer Untersuchung zur Einführung von ETCS auf der Stammstrecke Wien kam es durch restriktive ETCS-Bremskurven zu einer Verlängerung der Zugfolgezeiten gegenüber konventioneller Leit- und Sicherungstechnik.[75]

Die Guidance Curve mindert den Verschleiß der Bremse, führt jedoch zu längeren Reisezeiten und einer verminderten Leistungsfähigkeit der Infrastruktur.[14]

Im Vergleich zu den Bremskurven der Linienzugbeeinflussung sieht eine 2019 vorgelegte Diplomarbeit für ETCS Level 2 (mit Lambda-Bremsmodell) im Allgemeinen etwas flachere Bremskurven. ETCS-Bremskurven seien im oberen Geschwindigkeitsbereich etwas weniger restriktiv, im Geschwindigkeitsbereich unter ca. 60 km/h sei die ETCS-Sollkurve dagegen flacher. Die bei LZB-Bremskurven unterstellte konstante Verzögerung über den gesamten Geschwindigkeitsbereich werde durch die abnehmende Bremsleistung bei höheren Geschwindigkeiten limitiert. Der Ort der Bremsankündigung erfolge in ETCS Level 2 in der Regel deutlich später als mit LZB.[76]

Im Digitalen Knoten Stuttgart werden dagegen, durch Optimierung, gegenüber der LZB eher steilere Bremskurven erwartet.[77] Zur Bremskurvenoptimierung wird die Nutzung von Gamma-Modellen und die Variation des Vertrauensniveaus (EBCL) nach Betriebsfällen vorgeschlagen.[78]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Olivera Pavlovic, Olaf Gröpler: ETCS-Bremskurven – Bestimmung von Sicherheitsmargen für HGV-Triebzüge mit der Monte-Carlo-Methode. In: Tagungsband 14. Internationale Schienenfahrzeugtagung (= Dresden Rad Schiene). Band 14. Tetzlaff-Verlag, Dresden 2015, ISBN 978-3-87154-547-4, S. 93–95.
  2. Peter Eichenberger, Olaf Gröpler: ETCS-Bremskurven in Europa (= ZEVRail Tagungsband SFT Graz. Band 129). 2005, ISSN 1618-8330, ZDB-ID 2072587-5, S. 266–274.
  3. a b c d e f g h i j k l m Dieter Jaenichen: Bremskurven-Berechnung der Schnellbremsung von Güterzügen für ETCS. In: Der Eisenbahningenieur. Band 65, Nr. 6, 2016, S. 17–22.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o Internationaler Eisenbahnverband (Hrsg.): UIC-Kodex 544-1. Bremse - Bremsleistung. 6. Auflage. Paris 2014, ISBN 978-2-7461-2298-7, S. 20 ff. 42, 66 ff. –.
  5. a b c d e f g h i j k Peter Eichenberger: Kapazitätssteigerung durch ETCS. In: Signal + Draht. Band 99, Nr. 3, 2007, S. 6–14.
  6. Gregor Theeg, Béla Vincze: Vergleich europäischer Zugbeeinflussungssysteme. In: Signal + Draht. Band 99, Nr. 7+8, 2007, ISSN 0037-4997, S. 6–12.
  7. a b c d Patrick Zoetardt: Performance and quality of service. In: Peter Stanley (Hrsg.): ETCS for engineers. 1. Auflage. Eurailpress, Hamburg 2011, ISBN 978-3-7771-0416-4, S. 136–141.
  8. a b c d e f g h i j k l m n Olaf Gröpler: Bremswege und Bremswegsicherheit bei ETCS. In: ZEVrail. Band 132, Nr. 1-2, Januar 2008, ISSN 1618-8330, S. 31–39 (Der Aufsatz ist laut Text eine überarbeitete Fassung eines im November 2006 gehaltenen Vortrags. Er stellt damit offenbar den Stand von Ende 2006 dar.).
  9. Ulla Metzger, Henri Klos: Der Train Control Simulator (TCSim) der DB Systemtechnik. In: Der Eisenbahningenieur. Band 61, Nr. 8, 2010, S. 44–48.
  10. a b c d Lars Fehlauer: Auswirkungen flacher ETCS Bremskurven auf zeitabhängige Streckenausrüstungen. Technische Universität Dresden, Februar 2019, S. 1 f., 10, 40 f., 51, abgerufen am 22. April 2019.
  11. a b c d ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, A.3.2
  12. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.2.3.7.1
  13. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.8.5
  14. a b Thomas Richert, Nicolas Anne: Évaluation des gains en capacité et en robustesse. In: Revue générale des chemins de fer. Nr. 294, Juni 2019, ZDB-ID 2042624-0, S. 15–23.
  15. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.2.3.7.3
  16. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.9.3.5.6
  17. David Morton, Maik Bähr, Rolf Detering, Gregor Theeg: Optimierung der Zugfolgezeiten mittels ETCS und ATO. In: Signal + Draht. Band 104, Nr. 10, 2012, S. 16–19.
  18. ERA, UNISIG, EEIG ERTMS USERS GROUP (Hrsg.): ATO over ETCS. System Requirements Specification. 4. Mai 2018, S. 24– (Abschnitt 7.1.3) (Datei SUBSET-125-010.docx in ZIP-Archiv [abgerufen am 25. April 2019]).
  19. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, Abschnitt 3.13.2.3.1.1.
  20. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, Abbildung 28
  21. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.4.3.2
  22. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.10.1
  23. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.10.3.9
  24. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.10.4.2
  25. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, Abschnitt 3.13.1.3 / Abbildung 28.
  26. a b c d e f g h i Stephan Horn, Olivéra Pavlovic: Chancen und Möglichkeiten der Monte-Carlo-Methode bei der Bestimmung der ETCS-Bremskurven. In: Eisenbahntechnische Rundschau. Nr. 9, September 2017, ISSN 0013-2845, S. 50–55.
  27. Der Weg zur Interoperabilität: ETCS und Zugbremsung. In: Europäische Kommission (Hrsg.): Signal. Nr. 11, April 2009, S. 2 f. (europa.eu [PDF; abgerufen am 18. Dezember 2018]).
  28. a b c d e f Peter Winter: Compendium on ERTMS. 1. Auflage. Eurailpress, 2009, ISBN 978-3-7771-0396-9, S. 139 f., 211–223, 236.
  29. a b ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.6.2.1.4
  30. ETCS-Spezifikation, Subset 026, Version 3.6.0, 3.13.6.2.1.7
  31. Gamma-Züge unter ETCS L1LS. (PDF) Bremsleistung. In: fahrweg.dbnetze.com. DB Netz AG, 20. Juni 2019, S. 9, abgerufen am 29. Juli 2019.
  32. Fahrzeugausrüstung für den Einsatz im Bereich der Schienenwege der DB Netz. In: fahrweg.dbnetze.com. DB Netz, 2017, abgerufen am 24. November 2018.
  33. Suomen kansalliset ERTMS/ETCS-parametrit (= Liikenneviraston ohjeita. Nr. 20). 2015, ISBN 978-952-317-128-2, ISSN 1798-6648, S. 26 (PDF [abgerufen am 1. Dezember 2018]).
  34. André Feltz, Nils Nießen, Tobias Walke, Jürgen Jacobs: Analyse und Optimierung von ETCS-Parametern im Luxemburger Eisenbahnnetz. In: Signal + Draht. Band 109, Nr. 3, März 2017, ISSN 0037-4997, S. 6–17 (rwth-aachen.de [PDF]).
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  38. Signal/Prosjektering/ETCS. In: banenor.no. Bane NOR, 11. Januar 2018, abgerufen am 1. Dezember 2018 (norwegisch).
  39. a b Projektierungsgrundlagen für „National Values“ in der Schweiz. (PDF) Geschäftseinheit SAZ, Systemführerschaft ETCS CH, 16. März 2016, S. 4, 30, 46, 56, 63, abgerufen am 24. November 2018.
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  46. Peter Schmid: 34. Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge“ in Graz. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 12, Dezember 2002, ISSN 1421-2811, S. 558–560.
  47. a b c d e f g h i Andreas Singer, Gerhard Voß: Bremskurven für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit Funkzugbeeinflussung. In: ZEVrail. Band 123, Nr. 2, Februar 1999, ISSN 1618-8330, S. 53–60.
  48. a b c d e f g h Andreas Singer: Entwicklung und Erprobung von Bremskurven für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit Funkzugbeeinflussung (FZB). In: Tagungsband 3. Schienenfahrzeugtagung (= Dresden Rad Schiene). Band 3. Tetzlaff-Verlag, Dresden 1999, S. 34–36.
  49. Manfred Frank: Erweiterung des LZB-Systems für die Strecke Köln–Rhein/Main. In: Signal + Draht. Band 95, Nr. 10, 2003, ISSN 0037-4997, S. 31–33.
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  51. Werner Geier: Lokomotiven der BR 189 für die Betuweroute. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 4, 2008, ISSN 1421-2811, S. 170–174.
  52. Frank Walenberg, Rob te Pas, Lieuwe Zigterman: Making progresses towards standardised train control. In: Railway Gazette International. Band 168, Nr. 3, 2012, S. 35–38.
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  61. André Schweizer, Christian Schlatter, Urs Guggisberg, Ruedi Hösli: Zugbeeinflussungskonzept sowie Umsetzung der Migration zu ETCS L1 LS bei den normalspurigen Privatbahnen BLS und SOB. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 3, März 2015, ISSN 1022-7113, S. 146–149.
  62. Peter Schmid: Zugbeeinflussung bei den ÖBB. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 4, 2000, ISSN 1421-2811, S. 168 f.
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  65. Markus Leutwyler: Interview mit Dr. Peter Füglistaler. In: Locofolio. Nr. 1, 2017, ZDB-ID 2303252-2, S. 17–19 (vslf.com [PDF]).
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  68. Stephan Gut: ETCS und ATO. In: LocoFolio. Nr. 1, 2019, ZDB-ID 2303252-2, S. 11 (PDF-Datei).
  69. Niels Neuberg: Der Einsatz von ETCS Level 1 Limited Supervision bei der Deutschen Bahn AG. In: Signal + Draht. Band 106, Nr. 12, Dezember 2014, ISSN 0037-4997, S. 12–18.
  70. Uwe Dräger: ETCS und der Übergang zu den nationalen Zugsicherungssystemen der DB AG. In: Signal + Draht. Band 96, Nr. 11, 2004, ISSN 0037-4997, S. 6–15.
  71. Benedikt Wenzel, Sebastian Pechtold: Planung von ETCS – Neue Aspekte und Erfahrungen am Beispiel VDE 8. In: Der Eisenbahningenieur. Band 64, Nr. 3, März 2015, ISSN 0013-2810, S. 36–39.
  72. Peter Eichenberger, Bruno Spori: Optimierte Signalisierungskonzepte zur Kapazitätssteigerung mit ETCS Level 2. In: Signal + Draht. Band 105, Nr. 9, 2013, ISSN 0037-4997, S. 31–36.
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  74. Peter Reinhart: Der betrieblich-verkehrliche Nutzen des Projekts Stuttgart–Ulm. (PDF) Ein geraffter Überblick in Schlaglichtern. DB Projekt Stuttgart-Ulm, 27. Januar 2020, S. 54, abgerufen am 30. Januar 2020.
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  77. Marc Behrens, Enrico Eckhardt, Michael Kümmling, Markus Loef, Peter Otrzonsek, Martin Schleede, Max-Leonhard von Schaper, Sven Wanstrath: Auf dem Weg zum Digitalen Knoten Stuttgart: ein Überblick. In: Der Eisenbahningenieur. Band 71, Nr. 4, April 2020, ISSN 0013-2810, S. 14–18 (PDF).
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