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Antoine Sanguin de Meudon und Trinitatiskirche (Zwönitz): Unterschied zwischen den Seiten

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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Stadt Zwönitz. Für den gleichnamigen Fluss siehe: [[Zwönitz (Fluss)]].}}
[[Datei: Sanguin, Antoine.jpg|mini|Kardinal Sanguin, Zeichnung von Léon Gaucherel, Gravur von Ernest Boetzel, 19. Jahrhundert, nach dem „Stundenbuch des Kardinals Sanguin“, Italien, 16. Jahrhundert, Sammlung [[Firmin Didot]]]]
{{Infobox Gemeinde in Deutschland
'''Antoine Sanguin de Meudon''', dit '''Cardinal de Meudon''' (* [[1493]] in der [[Picardie]]; † [[25. November]] [[1559]] in [[Paris]]), war Großalmosenier des Königs [[Franz I. (Frankreich)|Franz I.]], [[Erzbischof von Toulouse]] und [[Kardinal]].
|Art = Stadt
|Wappen = Zwonitz coa.png
|Breitengrad = 50/37/49/N
|Längengrad = 12/48/48/E
|Lageplan = Zwönitz in ERZ.png
|Lageplanbeschreibung= Lage der Stadt Zwönitz im Erzgebirgskreis
|Bundesland = Sachsen
|Landkreis = Erzgebirgskreis
|Verwaltungsgemeinschaft= Zwönitz
|Höhe = 550
|Fläche = 64.18<!-- [http://www.statistik.sachsen.de/appsl1/Gemeindetabelle/servlet/AbcServlet?Jahr=2008] -->
|PLZ = 08297
|Vorwahl = 037754
|Kfz = ERZ<br /><small>(alternativ: ANA, ASZ, AU, MAB, MEK, STL, SZB, ZP)</small>
|Gemeindeschlüssel = 14521710
|LOCODE = DE ZWZ
|Gliederung = 7 [[Ortsteil]]e
|Straße = Markt 6
|Website = [http://www.zwoenitz.de/ www.zwoenitz.de]
|Bürgermeister = Wolfgang Triebert
|Partei = CDU
}}
'''Zwönitz''' ist eine [[Bergstadt]] im [[Sachsen|sächsischen]] [[Erzgebirgskreis]]. Zusammen mit [[Elterlein]] bildet sie die [[Verwaltungsgemeinschaft Zwönitz]] mit Sitz in Zwönitz.


== Leben ==
== Geografie ==
[[Datei:Blick auf Zwoenitz.jpg|thumb|left|Blick auf Zwönitz]]
Antoine Sanguin war der zweite Sohn von Antoine Sanguin († 1500), Seigneur de [[Schloss Meudon|Meudon]], La Honville, Lunesy etc., ''Maître des eaux et forêts de [[Île-de-France|France]], [[Champagne]] et [[Brie (Region)|Brie]]'', und Marie Simon. Er war der Onkel von [[Anne de Pisseleu d’Heilly]], der Mätresse Franz’ I.<ref>Anne de Pisseleu war die Tochter von Guillaume de Pisseleu und Anne Sanguin, der älteren Schwester des Kardinals</ref> Sein Vater erklärte ihn für mündig, kurz bevor er selbst starb. Er wurde [[Kanoniker]] in [[Champeaux (Seine-et-Marne)|Champeaux]],<ref name="Goudemetzhistoire champeaux">[https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k102125m/f21.image.r=Manche.langFR ''Voyage de Champeaux à Meaux, fait en 1785''], Abbé Henry Goudemetz, 1892, Kapitel ''Notice historique sur Champeaux'', S. 139–164</ref>, seine Karriere kam allerdings erst in Gang, nachdem seine Nichte die Mätresse des Königs geworden war.
=== Geografische Lage ===
Die Stadt liegt im [[Mittleres Erzgebirge|Mittleren Erzgebirge]] am [[Geyerscher Wald|Geyerschen Wald]], ca. 25&nbsp;km [[Luftlinie]] südwestlich von [[Chemnitz]] an der Quelle des [[Zwönitz (Fluss)|Zwönitzbaches]]. Bis zur Grenze nach [[Tschechien]] sind es ca. 30&nbsp;km. Der höchste Punkt im Stadtgebiet liegt 653 m (Ziegenberg), der niedrigste Punkt 485 m ü. NN.


Das Stadtgebiet dehnt sich nach der letzten [[Eingemeindung]] 1999 auf einer Fläche von 53&nbsp;km² aus.
Franz I. ernannt ihn zum [[Bischof von Orléans]], die Zustimmung von Papst [[Clemens VII. (Papst)|Clemens VII.]] erfolgte am 6. November 1533. Kurz danach wurde er ''Maître de l‘Oratoire''.<ref>Louis Archon, ''Histoire De La Chapelle Des Rois De France'', Band 2, Paris, Clerc, 1711, S. 519f, 529</ref> 1535 wurde Antoine Sanguin [[Kommendatarabt]] von [[Fleury (Abtei)|Saint-Benoît-sur-Loire]], die Aufgabe nahm er bis 1543 wahr. 1537 wurde er [[Ste-Marie-Madeleine (Vézelay)|Abt von Vézélay]].
<br style="clear:left" />


=== Stadtgliederung ===
Im [[Konsistorium]] vom 19. Dezember 1539 ernannte Papst [[Paul III.]] ihn zum [[Kardinal]]<ref>Franz I. (und sich auch Anne de Pisseleu) äußerst unzufrieden, dass die Ernennung nicht bereits auf dem Konsistorium vom 20. Dezember 1538 erfolgt war</ref>, den Kardinalpurpur erhielt er Ostern 1540 in der [[Kathedrale Notre-Dame de Paris]] aus den Händen des Kardinals [[Alessandro Farnese (Kardinal)|Alessandro Farnese]], dem [[Päpstlicher Legat|Päpstlichen Legaten]] in Frankreich. Seit 1541 wurde er ''Cardinal de Meudon'' genannt.<ref name="Goudemetzhistoire champeaux"/>, die Titelkirche [[Santa Maria in Portico Octaviae]] erhielt er am 15. Juli 1541.
Zwönitz hat neben dem Stadtkern folgende Ortsteile:
{| cellpadding="2" cellspacing="0"
| valign="top" width="25%" |
* [[Brünlos]]
* [[Dorfchemnitz (Zwönitz)|Dorfchemnitz]]
* [[Günsdorf]]
* [[Hormersdorf]]
| valign="top" width="25%" |
* [[Kühnhaide (Zwönitz)|Kühnhaide]]
* [[Lenkersdorf]]
* [[Niederzwönitz]]
|}


=== Klima ===
Am 7. August 1543 machte ihn der König zum Großalmosenier von Frankreich, im gleichen Jahr wurde er der erste Kommendatarabt von [[Kloster Les Vaux-de-Cernay|Les Vaux-de-Cernay]]. Am 16. April 1544 wurde er ''Lieutenant-général du roi à Paris'', d.&nbsp;h. Stellvertreter von [[François de Montmorency-Rochepot|François de Montmorency]] als [[Gouverneur von Paris]] (ein Amt, das ein Bruder [[Jean Sanguin]] zehn Jahre zuvor schon ausgeübt hatte)<ref>Jean-Pierre Babelon, ''Nouvelle Histoire de Paris - Paris au XVIe siècle'', Diffusion Hachette, 1986, S. 525ff ''Gouverneurs et Lieutenants-généraux de Paris et d'Île-de-France''</ref> – in den Sommer des gleichen Jahres fallen die Angriffe des Kaisers [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] auf das Land, der Kardinal gehörte daraufhin zu der französischen Delegation, die den [[Frieden von Crépy]] verhandelte. Ebenfalls 1544 wurde er zum [[Bischof von Limoges]] ernannt.
[[Datei:ZWOENITZ nieder.svg|thumb|[[Niederschlagsdiagramm (Deutschland)|Niederschlagsdiagramm]]]]
Der [[Niederschlag|Jahresniederschlag]] beträgt 964&nbsp;mm. Der Niederschlag liegt im oberen Drittel der Messstellen des [[Deutscher Wetterdienst|Deutschen Wetterdienstes]]. Über 83 % zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der Oktober; am meisten regnet es im Juni. Im niederschlagreichsten Monat fällt ca. 1,7mal mehr Regen, als im trockensten Monat. Die jahreszeitlichen Niederschlagschwankungen liegen im oberen Drittel. In 73 % aller Orte schwankt der monatliche Niederschlag weniger.


== Geschichte ==
Als nach dem Tod von Franz I. am 31. März 1547 seine Nichte in Ungnade fiel, traf ihn das gleiche Schicksal. Er gab das Amt des Großalmoseniers auf, auch das Amt als Stellvertreter des Gouverneurs von Paris wird jetzt geendet haben, und er zog sich nach Italien zurück: am 20. Dezember 1547 besuchte Antoine Sanguin erstmals die [[Römische Kurie]], am 22. Dezember wurde er von Papst Paul III. empfangen. Ebenfalls 1547 wurde er zum Kardinalpriester von [[San Crisogono]] ernannt.
Die Besiedlung des Zwönitztals erfolgte durch die [[Slawen|slawisch]]<b/>stämmigen [[Sorben]].<ref>[http://digital.slub-dresden.de/id25021105X/100 Kirchen-Galerie Sachsens], Dresden 1837-1845, Die Inspectionen Chemnitz, Stollberg, Zwickau und Neustädtel, Lieferung 25, Seite 97</ref> Auch der Ortsname leitet sich aus dem slawischen Namen ''Zvonica'' für den Bach ab, der durch das Tal fließt. Die erste deutsche Besiedlung in Form einer Waldhufenanlage am Unterlauf des Kühnhaider Wassers erfolgte vermutlich frühestens gegen Ende des 12. Jahrhunderts mehrheitlich durch Franken. Mindestens seit 1286 war der Ort im Besitz des [[Kloster Grünhain|Klosters Grünhain]] und gehörte zuvor zur [[Herrschaft Stollberg]]. Zwönitz erhielt etwa 1300 das [[Stadtrecht]], und 1545 folgte das Marktrecht.


Schon vor dem 15. Jahrhundert wurde hier Bergbau betrieben; vornehmlich wurde [[Eisenerz]] abgebaut. Aus diesem Grunde erhielt Zwönitz die Bezeichnung [[Bergstadt]] mit steuerlichen Privilegien.
Er nahm am [[Konklave 1549–1550]] (29. November bis 7. Februar) teil, das mit der Wahl von [[Julius III.]] endete. Ebenfalls 1550 wurde Antoine Sanguin rehabilitiert und kehrte nach Frankreich zurück; er gab sein Amt als Bischof von Orléans und Bischof von Limoges auf, im Jahr 1551 tauschte er die Abtei Saint-Benôit mit [[Odet de Coligny]], ''Cardinal de Châtillon'', gegen das [[Erzbistum Toulouse]], die Ernennung durch König [[Heinrich II. (Frankreich)|Heinrich II.]] erfolgte am 20. Oktober – seine Zustimmung erteilte Papst Julius III. erst drei Jahre später, am 22. Oktober 1553. Am [[Konklave April 1555]] (5.–9. April), das mit der Wahl von [[Marcellus II.]] endete, nahm er teil, nicht aber am kurz darauf stattfindenden [[Konklave Mai 1555]] (15.–23. Mai), und auch nicht am [[Konklave 1559]] (5. September – 25. Dezember).
[[Datei:Zwönitz Kirche um 1840.jpg|thumb|Die Zwönitzer Kirche um 1840]]
[[Datei:Trinitatiskirche Zwönitz.jpg|thumb|Die Trinitatiskirche heute]]
[[Datei:St. Blasius Niederzwönitz.jpg|thumb|St. Blasius]]


Niederzwönitz wurde 1485 durch die [[Leipziger Teilung]] [[Albrecht der Beherzte|albertinisch]] und unterstand der herzoglichen [[Herrschaft Stollberg]], während Zwönitz [[Ernst (Sachsen)|ernestinisch]] [[kurfürst]]lich wurde. Diese Landesgrenze bestand bis 1547.
== Bautätigkeit und Erbe ==
Während in Zwönitz die [[Martin Luther|lutherische]] Kirchen[[visitation]] bereits 1529 stattfand, musste Niederzwönitz bis 1540 warten, bis [[Georg der Bärtige]], welcher alten Glaubens war, die Augen schloss und sein Bruder [[Heinrich (Sachsen)|Heinrich]] die Reformation auch im albertinischen Sachsen einführte.
Der reiche Pariser Bürger Guillaume Sanguin, Urgroßvater von Antoine Sanguin, hatte 1426 das Lehen Meudon gekauft. Das zugehörige Manoir wurde 1520 im Auftrag Antoine Sanguins abgerissen, um ein neues Schloss zu bauen, das er 1527 seine Nichte Anne de Pisseleu schenkte. Mit Vertrag vom 2. Juni 1540 vererbte er ihr zudem die Herrschaften Meudon, [[Angervilliers]] und [[Bures-sur-Yvette|Bures]], die ihm kurz zuvor sein Bruder Jean († 1539/40) hinterlassen hatte.


Die Zwönitzer Schule war im [[Mittelalter]], und blieb noch bis in die neue Zeit hinein, eine kirchliche Einrichtung. Die Schule leistete im Wesentlichen kirchliche Dienste, in welcher anfangs ein katholischer Küster und Kleriker den Unterricht erteilte, darunter die Erlernung der lateinischen Sprache und des Chorgesanges. Die Zwönitzer [[Küster (Kirche)|Küsterei]] entstand, nachdem die Kirche im Jahr 1450 zum ersten Mal abgebrannt war, auf dem heutigen Diakonatsgarten zwischen Kirche und dem ehemaligen Gasthof Stern am Zwönitzer Markt. Die in diesem Garten befindliche kleinstädtische Lateinschule war immerhin so gut, dass manche ihrer Schüler die Universität Leipzig besuchen konnten, sowie nach der [[Reformation]] die [[Universität Wittenberg]]. Die Bürger mussten dem Küster für seine Arbeit einen Groschen und jeder Hausgenosse einen halben Groschen zahlen. Weiterhin erhielt er von den Ansässigen 6 Pfennige zu Michaelis, 3 Pfennige zum Heiligen Abend und zwei Pfennige am Gründonnerstag. 1554 zahlte jeder Schüler wöchentlich 3 Pfennige an den Schulmeister.
Um 1545 erwarb er das „Hôtel d’Évreux“, das dem Kardinal [[Jean de La Balue]], [[Bischof von Évreux]], gehörte hatte. Ab 1550 wurde hier das neue „Hôtel de Meudon“ gebaut, das erst von Kardinal [[René de Birague]] fertiggestellt wurde, und heute unter dem Namen [[Hôtel de Chavigny]] (Rue de Sévigné 9) bekannt ist.<ref>Jean-Claude Garret, La rue des Francs-Bourgeois au Marais, Paris, Délégation à 'action artistique de la Ville de Paris, Oktober 1992, S. 47, ISBN 978-2-905118-43-1</ref>


Die Zwönitzer Richter wurden vom [[Kloster Grünhain|Kloster(-amt) Grünhain]] eingesetzt und waren der Stadt Zwönitz keinerlei Rechenschaft schuldig.
Antoine Sanguin hatte von einer unbekannten Frau einen Sohn, Richard Sanguin, über den aber nichts weiter bekannt ist. Er starb in Paris am 25. November 1559 und wurde im Konvent [[Sainte-Catherine-du-Val-des-Écoliers]] bestattet.
Aufgrund des [[Schmalkaldischer Krieg|Schmalkaldischen Krieges]] fand im Frühjahr 1546 eine Musterung statt. Am 31. Juli 1546 wurden alle "amtstragenden Personen" (z.&nbsp;B. Richter) in Aue versammelt, wo sie die nötigen Weisungen für den Ernstfall erhielten. Im Oktober 1546 spitzte sich die Kriegslage für die Region weiter zu, da sich die Grenze zum Feind nun ganz in der Nähe zwischen Niederzwönitz und Zwönitz befand. Daraufhin musterte der Amtmann von Grünhain am 29. Oktober 1546 noch schnell 2.500 Mann aus dem Annaberger Raum und aus dem ehemaligen Klostergebiet Grünhains. Trotzdem rückte am 30. Oktober 1546 der auf dem niederzwönitzer Gebiet stehende Herzog [[Moritz (Sachsen)|Moritz]] weiter vor, überschritt die Grenze nach Zwönitz und stand wenige Tage später in Grünhain. Da Schwarzenberg die Übergabe verweigerte musste Herzog Moritz vorerst unverrichteter Dinge Richtung Zwickau abziehen. Kurzzeitig eroberte Kurfürst [[Johann Friedrich I. (Sachsen)|Johann Friedrich I.]] seine verlorenen Gebiete wieder zurück, bis er im April 1547 in der [[Schlacht bei Mühlberg]] gefangen genommen wurde. Mit dem Sieg fiel die Klosterregion, und somit auch Zwönitz, an den Herzog Moritz. Dieser verfuhr mit Leuten, welche zu seinem Vetter gehalten hatten, nicht sehr glimpflich. So wurden unter anderem Bürgermeister, Richter und Schöppen, auch wenn sie nur aufgrund ihrer evangelischen Überzeugung zum Kurfürsten gehalten hatten, ihres Amtes enthoben, andere Personen wurden aus demselben Grund enteignet. Zwönitz wurde von den kriegerischen Auseinandersetzungen, Brandschatzungen oder Plünderungen voll getroffen.


Bis zum Jahr 1573 war der Zwönitzer Küster, Schulmeister, Gerichts- und Stadtschreiber noch in einer Person. Seit dem erfolgte die Trennung zwischen Küster und Schulmeister einerseits und Gerichts- und Stadtschreiber andererseits, weil der Zwönitzer Gerichtsschreiber auch in den Dörfern Kühnhaide, Dittersdorf, Günsdorf und dem äbtischen Teil von Lenkersdorf als Gerichtsschreiber fungierte und den Bewohnern "ihre Käufe und Händel schreiben musste".
== Literatur ==
* [[Père Anselme]], '' Histoire généalogique et chronologique de la Maison Royale de France – Généalogie des Sanguin'', 3. Ausgabe, Band 8, 1733, S. 263–266
* Jean Lebeuf, ''Histoire Du Diocese De Paris: Contenant la suite des Paroisses du Doyenné de Châteaufort'', Band 8, Paris, Prault, 1757
* Jean-Aimar Piganiol de La Force, ''Description historique de la Ville de Paris et ses environs'', 1765
* Lorenzo Cardella, ''Memorie storiche de cardinali della Santa romana chiesa ...'', Rom, Pagliarini, 1793, S. 221f
* [[François-Alexandre Aubert de La Chenaye-Desbois]], '' Dictionnaire de la Noblesse'', 3. Ausgabe, Band 18, 1873, S. 256
* Emmanuel-Henri de Grouchy, ''Meudon, Belleville et Chaville'', Mémoires de la Société de l'histoire de Paris et de l'Île-de-France. 20: 51–206, 1893, S. 61ff
* Guilelmus van Gulik, [[Konrad Eubel]], [[Ludwig Schmitz-Kallenberg]] (Hrsg.), ''Hierarchia catholica medii aevi'', Band 3, Münster 1923
* Valentine Weiss, ''Hôtel de Guillaume Sanguin'', in: ''La Demeure médiévale à Paris'', répertoire sélectif des principaux hôtels, Paris, Archives nationales, 2012, S. 145f


Als sich der Beginn des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] abzeichnete, wurde 1605 die Stadt Zwönitz vom Kurfürsten daran erinnert, dass sie und ihre Dörfer im Kriegsfalle einen Heerwagen zu stellen und instand zu halten haben, namentlich die folgenden sieben Parteien: ''"Khinhayda alleine, Tittersdorff und Lenkersdorff, Bernstbach, Beyerfeldt und Wildenawe, Raschow allein, Undterscheibe und Schwarzbach, Hormersdorf alleine, Stedtlein Zwenitz und Günsdorff"''. Diese Pflicht war den Orten zwar schon seit etwa über einem Jahrhundert auferlegt, doch durch die lange Friedenszeit und dem wachsenden Wohlstand war diese zusehends vernachlässigt worden. Es handelte sich dabei um eine Art Bagagewagen aus Holz mit Eisenbeschlägen. Der Wagenkasten war mit einer mittels großer Ringe gehaltenen Plane überspannt. An dem Wagenkasten hingen mehrere abschließbare Kästen und: ''"eyn [[Hakenbüchse|Hakenbuchse]] und dobey ein Rodehauen, zween Schaffeln, zwey Grabescheydt, zween Flegell, zwey Eyszen und etliche Hufeyßen mit geborlichen Nageln, darzu notturftigen Spiessen und unter iglichen Wagen ein angehangen Brett und allem anderen ins Felt zur Wagenburgk, Streit und Ernste gehörende alszo wohlgerust"''. Dieser Wagen stand seit 20 Jahren unbeachtet in einem Schuppen und war in einem unbrauchbaren Zustand. Es musste daher ein neuer Wagen gebaut werden, an dessen Kosten wiederum alle Orte beteiligt wurden. Aber nicht nur diese Kosten mussten geteilt werden. Es wurden zwei aufeinander folgende Besichtigungen des Wagens durchgeführt, an welchen insgesamt 25 Personen beteiligt waren, welche auch verköstigt werden wollten. Außerdem wurden immer häufiger Musterungen (Heeresschauen) zur Feststellung der Verteidigungskraft des Landes in Grünhain, und später in Chemnitz, abgehalten, manchmal sogar mehrmals im Jahr. Dadurch entstanden für Zwönitz sehr hohe Kosten, welche die Parteien (z.&nbsp;B. Dittersdorf) dann anteilig zahlen mussten, wenn auch oft erst nach vielen Mahnungen. Als mitten im Dreißigjährigen Krieg die Not keiner Steigerung mehr fähig schien, brach am 27. Juni 1640 im heutigen Ortsteil Kühnhaide die Pest aus. Dabei starben mehrere Höfe komplett aus. Im Jahr 1640 starben in Zwönitz 28 Personen an der Pest, in Lenkersdorf 10, in Kühnhaide 52 und in Dorfchemnitz 53. Es ist nachgewiesen, dass die Pest in der Region auch in den Jahren 1568, 1572, 1577, 1585 und 1598 auftrat. Aus den Jahrhunderten zuvor gibt es keine Erkenntnisse. Zum letzten Mal trat die Pest in Zwönitz im Jahre 1680 auf, und seit 1713 ist sie ganz aus dem Erzgebirge verschwunden. So viele Tote durch die Pest wie im Jahr 1640 gab es jedoch sonst nie.
== Weblinks ==


1873 war der Beginn der Bauarbeiten für die [[Chemnitz-Aue-Adorfer Eisenbahn|Bahnstrecke Chemnitz-Zwönitz-Lößnitz-Aue-Adorf]], welche am 15. November 1875 eröffnet wurde. 1890 kam zur Wahlkampferöffnung [[August Bebel]] in die Stadt. 1891 wechselte die schulische und kirchliche Zugehörigkeit der Gemeinde Dittersdorf von Zwönitz nach Lößnitz, in einer anderen Quelle heißt es jedoch: ''"Um 1870 wurde ganz Lenkersdorf nach Zwönitz eingepfarrt, dafür ganz Dittersdorf zu Lößnitz."''.
* ''The Cardinals of the Holy Roman Church: Antoine Sanguin'' ([http://cardinals.fiu.edu/bios1539.htm#Sanguin online], abgerufen am 22. April 2020)
1889 wurde die [[Würschnitztalbahn|Bahnstrecke Zwönitz - Stollberg]] eröffnet.
* Étienne Pattou, ''Familles Sanguin de Livry& de Meudon'' ([http://www.racineshistoire.free.fr/LGN/PDF/Sanguin.-pdf online], abgerufen am 22. April 2020)
1900 folgte die Eröffnung der [[Bahnstrecke Zwönitz–Scheibenberg]] über Elterlein. Die Strecke wurde ein Opfer des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] und fiel im Sommer 1947 als Reparationsobjekt der Besatzungsmacht dem Abbau anheim.
1906-1907 wurde das '''Königlich Sächsische Amtsgericht'' errichtet; das erhaltene Gebäude an der Heinrich-Heine-Straße beherbergt heute eine Schule.


Am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] hisste die Stollberger Bürgerin [[Gerta Uhlig]] eine weiße Fahne, um ein Ende der Kampfhandlungen zu erreichen, und wurde dafür von [[Schutzstaffel|SS-Männern]] im Wald an der Landstraße von Zwönitz nach Hoheneck ermordet. Heute befindet sich an der Stelle eine kleine Gedenkstätte.
== Anmerkungen ==
<references/>


Zwönitz gehörte von 1875 bis 1910 zur [[Amtshauptmannschaft Chemnitz]], danach bis 1950 zur [[Amtshauptmannschaft Stollberg]]. Nach Auflösung des [[Kreis Stollberg|Kreises Stollberg]] im Jahre 1950 kam Zwönitz und die Orte Niederzwönitz, Kühnhaide und Lenkersdorf zum [[Kreis Aue]]. Nach der [[Kreisreform Sachsen 1994/1996|Landkreisreform im Jahre 1994]] entschieden sich Zwönitz nebst der Ortsteile, die bisher zum Kreis Aue gehört hatten, nicht für den Verbleib im neuen [[Landkreis Aue-Schwarzenberg]], sondern wieder für den [[Landkreis Stollberg]].
{{Normdaten|TYP=p|GND=|VIAF=|GNDfehlt=ja|GNDCheck=2001-01-14}}


=== Eingemeindungen ===
{{SORTIERUNG:Sanguin de Meudon, Antoine}}


Niederzwönitz wurde am 1. April 1934 eingemeindet. Lenkersdorf war am 1. April 1952 der zweite Ort, der eingemeindet wurde.<ref>''Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern'', Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt</ref> Kühnhaide kam am 1. Oktober 1961 hinzu. Dorfchemnitz wurde am 1. Januar 1998 eingegliedert.<ref>[http://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/NamensGrenzAenderung/NamensGrenzAenderung.html StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1998]</ref> 1999 folgten am 1. Januar Günsdorf (Ausgliederung aus Hormersdorf) und am 1. November Brünlos.<ref>[http://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/NamensGrenzAenderung/NamensGrenzAenderung.html StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999]</ref> Am 1. Januar 2013 wurde [[Hormersdorf]] nach Zwönitz eingemeindet.
[[Kategorie:Person (Ancien Régime)]]
[[Kategorie:Bischof von Orléans]]
[[Kategorie:Geboren 1493]]
[[Kategorie:Gestorben 1559]]
[[Kategorie:Mann]]


=== Einwohnerentwicklung ===
{{Personendaten
Entwicklung der Einwohnerzahl ''(ab 1960 31. Dezember)'':
|NAME=Sanguin de Meudon, Antoine
{| class="wikitable"
|ALTERNATIVNAMEN=Cardinal de Meudon
| valign="top" width="50%" |
|KURZBESCHREIBUNG=Kardinal, Erzbischof von Toulouse
* 1542 – {{0|00.}}570
|GEBURTSDATUM=1493
* 1697 – {{0|00.}}741
|GEBURTSORT=[[Picardie]]
* 1780 – {{0|00.}}863
|STERBEDATUM=25. November 1559
* 1800 – {{0}}1.242
|STERBEORT=[[Paris]]
* 1834 – {{0}}1.797
}}
* 1840 – {{0}}1.883
* 1890 – {{0}}2.931 (1.386 m 1.545 w)
* 1926 – {{0}}3.760 (1.740 m 2.020 w)
* 1933 – {{0}}3.852 (1.772 m 2.080 w)
* 1934 – {{0}}6.699
* 1946 – {{0}}7.500 <small>1)</small>
* 1950 – 10.617 <small>2)</small>
* 1957 – {{0}}8.060
* 1960 – {{0}}8.307
* 1965 – {{0}}9.690 (4.488 m 5.202 w)
* 1981 – 11.362
* 1984 – 11.449
* 1990 – 13.105
* 1992 – 12.750
* 1995 – 12.318
* 1998 – 12.364
| valign="top" width="50%" |
* 1999 – 12.276
* 2000 – 12.175
* 2001 – 12.045
* 2002 – 11.905
* 2003 – 11.726
* 2004 – 11.715
* 2005 – 11.696
* 2006 – 11.623
* 2007 – 11.533
* 2009 – 11.278
* 2010 – 11.193
* 2011 – 11.173
|}
<small>Datenquelle vor 1990: Ratsakten Archiv<br />Datenquelle ab 1990: Statistisches Landesamt Sachsen mit Gebietsstand Januar 2007<br />1) 29. Oktober<br />2) 31. August</small>

== Gedenkstätten ==
* Gedenk-Kreuz im ''Heiligen Holz'', dem Brünloser Wald, zur Erinnerung an eine mutige Frau, die das Hissen der weißen Fahne im April 1945 mit dem Tode bezahlte

== Politik ==
=== Bürgermeister ===
Bei der Kommunalwahl am 8. Juni 2008 wurde der einzige Bewerber Wolfgang Triebert (* 1969) mit 93,8 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Am 1. August 2008 trat Triebert sein Amt an und löste damit seinen Vorgänger [[Uwe Schneider (Bürgermeister)|Uwe Schneider]] (CDU) ab, der die Stadt seit 1990 führte.

=== Stadtrat ===
* [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]: 18 Mitglieder (hinzu kommt der Bürgermeister als Vorsitzender des Stadtrates)
* [[Die Linke]]: vier Mitglieder
* [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]: zwei Mitglieder
* [[Freie Wählervereinigung]]: zwei Mitglieder

=== Städtepartnerschaften ===
* 1990: [[Heiligenhaus]] (Nordrhein-Westfalen)
* 1990: [[Puschendorf]] (Bayern)
* 1994: [[Kopřivnice]] (Tschechische Republik)
* 1995: [[Magyarpolány]] (Ungarn)
* 2001: [[Myszków]] (Polen)

=== Flurbereinigung ===

Mit Beschluss vom 19. April 2000 wurden die [[Flurbereinigung]]sverfahren Niederzwönitz (Verfahrensgebiet: Teile der Gemarkungen Niederzwönitz, Zwönitz und Dorfchemnitz) und Kühnhaide-Lenkersdorf (Verfahrensgebiet: Teile der Gemarkungen Kühnhaide, Lenkersdorf und Zwönitz) angeordnet. Für die Ortsteile Brünlos, Dorfchemnitz und Günsdorf sind Flurbereinigungsverfahren in Vorbereitung.

== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
[[Datei:Postmeilensaeule Zwoenitz.jpg|miniatur|links|hochkant=0.5|Postmeilensäule vor dem Hotel Roß]]
[[Datei:Fronveste Zwoenitz.jpg|miniatur|Nachbau der Fronveste]]
[[Datei:Knochenstampfe Dorfchemnitz.jpg|miniatur|Heimatmuseum Knochenstampfe in Dorfchemnitz]]

=== Museen ===
* Die ''Papiermühle Niederzwönitz'' am Köhlerberg ist eines der bedeutendsten Technischen Museen des Erzgebirges. Sie wurde 1568 erstmals urkundlich erwähnt. Die Papierarbeiter schöpften hier aus Hadern und Lumpen [[Büttenpapier]]. Die Industrealisierung im 19.&nbsp;Jahrhundert führte zu einer Sortimenstsänderung hin zu Hart- und Graupappen für Möbel und Verpackungsmittel. Wegen Unwirtschaftlichkeit wurden die historischen Anlagen 1973 stillgelegt. Die anschließende Restaurierung führte zur Umrüstung in das Papiermuseum. Mit seinen Kugelkochern, Kollergängen, Holländern, Pressen und Walzwerken, die über Transmissionsriemen von Motoren angetrieben werden, gilt die Einrichtung als älteste noch funktionstüchtige Papiermühle Deutschlands.<ref name="Museen">''Zwönitz. Die Museen der Stadt.'' Flyer, hrsgg. vom Bürgerservice der Stadt Zwönitz (Stand vom April 2011)</ref>

* Die ''Knochenstampfe'' im Ortsteil Dorfchemnitz ist die einzige im gesamten Erzgebirgsraum erhalten gebliebene [[Knochenmühle]]. Sie befindet sich in einem früheren Bauernhof. Attraktionen sind ein durch ein Wasserrad angetriebenes Stampfenwerk, das für die Zerkleinerung von Tierknochen zu Dünger verwendet wurde sowie ein [[Steinbackofen]] aus dem Jahre 1585. In den Ausstellungsräumen wird das Leben und die Arbeit in der Region im 17. Jahrhundert gezeigt. Andere Ausstellungsteile widmen sich dem Freiherrn Samuel von Pufendorf bzw. zeigen eine Sammlung funktionstüchtiger mechanischer [[Weihnachtsberg]]e.<ref name="Museen"/>

* In einer gut erhaltenen und sanierten [[Jugendstil]]-Villa (nach seinem früheren Besitzer Austelvilla genannt) wird die ''Raritätensammlung'' des Zwönitzer Ehrenbürgers [[Bruno Gebhardt (Zwönitz)|Bruno Gebhardt]] (1894–1975) mit Exponaten aus über 60&nbsp;Fachgebieten wie Insekten, Fossilien, Mineralien, mechanische Musikgeräte, Uhren, Waffen, Orden und Medaillen, Volkskunst und Alltagsgegenstände gezeigt. Die Münzen, Briefmarken, Porzellanfiguren, Pfeifen, Taschen oder Mobiliar sind eine ausführliche Betrachtung wert und versetzen den Besucher in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts.<ref name="Museen"/>

=== Kirche ===
Die [[barock]]e, einschiffige Trinitatiskirche wurde von 1688 bis 1692, nach einen Stadtbrand, wieder aufgebaut. Die trutzigen Mauern des Kirchenschiffs, dass quer zum Turm verläuft, wirken burgartig. Eine solche Bauweise ist für erzgebirgische Kirchen untypisch. Der Nordturm von 1724 mit quadratischem Grundriss und sechseckigem Obergeschoss hat eine achteckige Glockenstube mit [[Haube (Architektur)|welscher Haube]] und hoher [[Laterne (Architektur)|Laterne]]. Die Turmuhr wurde 1747 von einem Lößnitzer Uhrmacher hergestellt. Der [[Portikus]]kanzelaltar wurde Anfang des 18.&nbsp;Jahrhunderts als Teil des barocken Schnitzwerks vom Zwönitzer Holzbildhauer Gottfried Ullrich angefertigt. Neben dem marmornen [[Taufstein]] vom Anfang des 19.&nbsp;Jahrhunderts, einer barocken Taufe aus Sandstein und einem Kugelleuchter von 1704 befindet sich zur Weihnachtszeit im Innenraum ein 40&nbsp;cm hohes, holzgeschnitztes [[Bornkinnel]]. Die farbig bemalte, barocke Figur von 1688 steht, mit einem roten Samtkleid geschmückt, auf einer mit Sternen verzierten Kugel und trägt in ihrer linken Hand eine Weltkugel mit einem aufgerichteten Kreuz.

=== Postmeilensäule ===
In der Mitte des Marktplatzes steht eine [[Kursächsische Postmeilensäule|kursächsische Postdistanzsäule]], die 1727 aus [[Greifensteine]]granit gefertigt und 1728 aufgestellt. Im 20.&nbsp;Jahrhundert wurde ein Wappenstück aus [[Elbsandstein]] nachgebildet (original: [[Niederschönaer Sandstein]]). Außerdem wurden Nachbildungen eines [[Kursächsischer Viertelmeilenstein Zwönitz|kursächsischen Viertelmeilensteines]], einer [[Kursächsische Halbmeilensäule Zwönitz|kursächsischen Halbmeilensäule]] und einer [[Kursächsische Ganzmeilensäule Zwönitz|kursächsischen Ganzmeilensäule]] in Zwönitz unweit der Originalstandorte an der alten Poststraße von [[Chemnitz]] nach [[Schwarzenberg/Erzgeb.]]aufgestellt.

=== Weitere interessante Bauwerke ===
Das ''Hotel Roß'' wurde 1537 erbaut und gilt als ältestes Gasthaus Sachsens. Auf seinem massiven Erdgeschoss ruht ein mit geschweiften Andreaskreuzen geschmücktes Fachwerkobergeschoss mit zweietagiger Fensteranordnung in Richtung Markt und einem abgewalmten, schiefergedeckten [[Mansarddach]].

Am 27. Juni 2009 wurde der Nachbau einer [[Veste|Fronveste]] in der Nähe der Austelvilla als Unterkunft der Zwönitzer Nachtwächter eingeweiht.

== Wirtschaft und Infrastruktur ==
<!-- === Ansässige Unternehmen === -->
=== Verkehr ===
Die [[Bundesstraße 169]] verläuft wenige Kilometer westlich von Zwönitz und ist über die [[Staatsstraße 283]] direkt angebunden. Im weiteren Umkreis verlaufen nördlich die [[Bundesstraße 180]], östlich die [[Bundesstraße 95]] sowie südlich die [[Bundesstraße 101]].

[[Datei:Bahnhof Zwönitz.jpg|miniatur|[[Bahnhof Zwönitz]] um 1910]]

Darüber hinaus verfügt die Stadt über zwei Haltepunkte an der [[Bahnstrecke Chemnitz–Adorf]], ''Niederzwönitz'' und ''Zwönitz''. Während ersterer erst 2006 eröffnet wurde, war letzterer früher ein regional bedeutender [[Eisenbahnknoten|Bahnknotenpunkt]]. Allerdings wurde die zwei anderen Strecken ([[Bahnstrecke Zwönitz–Scheibenberg|Zwönitz–Scheibenberg]] und [[Bahnstrecke Zwönitz–Chemnitz Süd|Zwönitz–Stollberg]]) des [[Bahnhof Zwönitz|Bahnhofs Zwönitz]] mittlerweile stillgelegt.

=== Bildung ===
==== Matthes-Enderlein-Gymnasium ====
Das Matthes-Enderlein-Gymnasium ist in den 70er Jahren als [[Polytechnische Oberschule]] [[Friedrich Engels]] gegründet worden. Am 1. August 1992 wurde es zum [[Gymnasium]] Zwönitz und erst später nach [[Matthes Enderlein]] benannt. In den Jahren 2002/2003 wurde die Schule völlig modernisiert und in einen ansprechenden Stil gebracht, dafür wurden 2,5 Millionen Euro ausgegeben. 2003/2004 wurde das Drei-Tannen-Gymnasium in [[Thalheim/Erzgeb.|Thalheim]] völlig in das Matthes-Enderlein-Gymnasium eingegliedert, nachdem es bereits einige Jahre als Außenstelle fungiert hatte.

=== Energie ===
In der Nähe von Zwönitz befindet sich ein [[Umspannwerk]], von dem früher eine 220 kV-Leitung zum [[Umspannwerk Hradec]] in Tschechien führte.

== Persönlichkeiten ==
=== Ehrenbürger ===
* Bruno Gebhardt (1894–1975), Dekorationsmaler und Raritätensammler
* Lothar Graupner (1928–2006), ehemaliger Leiter der Modellbaustation
* Johann Josef Hensgens (1906–1996), Apotheker i. d. Löwen-Apotheke
* Oswald Schott (<!--14.Oktober-->1920–<!--26. November-->2009), Lehrer

=== Söhne und Töchter der Stadt ===
* [[Esaias von Pufendorf]] (1628–1689), Diplomat in schwedischen und dänischen Diensten (geboren in Dorfchemnitz)
* [[Samuel von Pufendorf]] (1632–1694), Naturrechtsphilosoph und Historiker (geboren in Dorfchemnitz)
* [[Hermann Löscher]] (1888–1967), Historiker
* [[Kurt Prager]] (1901–1969), Mundartdichter (geboren in Niederzwönitz)
* [[Wolfgang Böhm]] (* 1936), Agrarwissenschaftler (geboren in Brünlos)
* [[Joachim Meischner]] (* 1946), Biathlet

=== Persönlichkeiten mit Bezug zum Ort ===
* [[Friedrich Hermann Löscher]] (1860–1944) war fast ein halbes Jahrhundert Stadtpfarrer. Bekannt wurde er vor allem als Heimatschriftsteller und Vorsitzender des [[Erzgebirgsverein]]s.
* [[Herbert Stoll]] (1905–1962), Mundartdichter
* [[Klaus Walther (Schriftsteller)|Klaus Walther]] (* 1937), Literaturwissenschaftler und Schriftsteller
* [[Helmut Bräuer]] (* 1938), Archivar und Historiker, 1959–1971 Lehrer für Geschichte und Geographie an der Karl-Marx-Oberschule
* [[Uwe Schneider (Bürgermeister)|Uwe Schneider]] (* 1943), Kommunalpolitiker (Bürgermeister von Zwönitz 1990–2008) und Autor
* [[Michael Wetzel (Historiker)|Michael Wetzel]] (* 1975), Historiker
* [[Swen Enderlein]] (1978–2004), Endurosportler

== Literatur ==
* {{WdH|31}}
* Rat der Stadt Zwönitz 1987, ''Zwönitz - Beiträge zur Geschichte der Stadt und Dörfer'', Erarbeitet aus einem Manuskript von Johannes Schuricht, alle Hefte
* Klaus Walther: ''Der schöne Monat Mai - Eine Erinnerung'', Dtv, ISBN 978-3-423-34398-5
* Stefan Schneider: ''Der Bahnhof Zwönitz und seine drei Eisenbahnstrecken.'' Zwönitz, Eigenverlag 1993
* Friedrich Hermann Löscher Sen. und Jun.: ''Heimat Erzgebirge; Geschichte, Land und Leute.'' Altis Verlag 1997, ISBN 3-910195-18-0
* Uwe Schneider, Harald Schindler: ''Zwönitz – alte Bergstadt mit Zukunft. Festschrift zum 850-jährigen Stadtjubiläum.'' Stadtverwaltung Zwönitz, 2010
* {{BKD|7|61|71|Zwönitz}}
* ''Zwönitz''. In: Max Grohmann: ''Das Obererzgebirge und seine Städte'', S.1-20 des 18.Kapitels, Graser Annaberg 1903

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikisource|Topographia Superioris Saxoniae (Sachsen): Zwenitz|Zwenitz in der Topographia Superioris Saxoniae (Matthäus Merian)}}
* [http://www.zwoenitz.de/ Offizielle Internetpräsenz der Stadt Zwönitz]
* [http://www.vlnsachsen.de/niederzwoenitz/ Offizielle Internetpräsenz der Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung Niederzwönitz]
* [http://www.vlnsachsen.de/kuehnhaide-lenkersdorf/ Offizielle Internetpräsenz der Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung Kühnhaide-Lenkersdorf]
* {{HOV}}

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[[Kategorie:Ort im Erzgebirgskreis]]


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[[war:Zwönitz]]
[[zh:茨韦尼茨]]

Version vom 2. Januar 2013, 22:50 Uhr

Wappen Deutschlandkarte
Trinitatiskirche (Zwönitz)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Trinitatiskirche (Zwönitz) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 38′ N, 12° 49′ OKoordinaten: 50° 38′ N, 12° 49′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Erzgebirgskreis
Verwaltungs­gemeinschaft: Zwönitz
Höhe: 550 m ü. NHN
Fläche: 64,24 km2
Einwohner: 11.358 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 177 Einwohner je km2
Postleitzahl: 08297
Vorwahl: 037754
Kfz-Kennzeichen: ERZ, ANA, ASZ, AU, MAB, MEK, STL, SZB, ZP
Gemeindeschlüssel: 14 5 21 710
Stadtgliederung: 7 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 6
08297 Trinitatiskirche (Zwönitz)
Website: www.zwoenitz.de
Bürgermeister: Wolfgang Triebert (CDU)
Lage der Stadt Zwönitz im Erzgebirgskreis
KarteSachsenAmtsbergAnnaberg-BuchholzAue-Bad SchlemaAuerbach (Erzgebirge)Bärenstein (Erzgebirge)Lauter-BernsbachBockauBörnichen/Erzgeb.Breitenbrunn/Erzgeb.BurkhardtsdorfCrottendorfDeutschneudorfDrebachEhrenfriedersdorfEibenstockElterleinGelenau/Erzgeb.GeyerGornau/Erzgeb.GornsdorfGroßolbersdorfGroßrückerswaldeGrünhain-BeierfeldGrünhainichenHeidersdorfHohndorfJahnsdorf/Erzgeb.JohanngeorgenstadtJöhstadtKönigswaldeLauter-BernsbachLößnitz (Erzgebirge)LugauMarienbergMildenauNeukirchen/Erzgeb.Niederdorf (Sachsen)NiederwürschnitzOberwiesenthalOelsnitz/Erzgeb.OlbernhauPockau-LengefeldRaschau-MarkersbachScheibenbergSchlettauSchneeberg (Erzgebirge)SchönheideSchwarzenberg/Erzgeb.SehmatalSeiffen/Erzgeb.Stollberg/Erzgeb.StützengrünTannenbergThalheim/Erzgeb.Thermalbad WiesenbadThumWolkenstein (Erzgebirge)ZschopauZschorlauZwönitz
Karte

Zwönitz ist eine Bergstadt im sächsischen Erzgebirgskreis. Zusammen mit Elterlein bildet sie die Verwaltungsgemeinschaft Zwönitz mit Sitz in Zwönitz.

Geografie

Blick auf Zwönitz

Geografische Lage

Die Stadt liegt im Mittleren Erzgebirge am Geyerschen Wald, ca. 25 km Luftlinie südwestlich von Chemnitz an der Quelle des Zwönitzbaches. Bis zur Grenze nach Tschechien sind es ca. 30 km. Der höchste Punkt im Stadtgebiet liegt 653 m (Ziegenberg), der niedrigste Punkt 485 m ü. NN.

Das Stadtgebiet dehnt sich nach der letzten Eingemeindung 1999 auf einer Fläche von 53 km² aus.

Stadtgliederung

Zwönitz hat neben dem Stadtkern folgende Ortsteile:

Klima

Niederschlagsdiagramm

Der Jahresniederschlag beträgt 964 mm. Der Niederschlag liegt im oberen Drittel der Messstellen des Deutschen Wetterdienstes. Über 83 % zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der Oktober; am meisten regnet es im Juni. Im niederschlagreichsten Monat fällt ca. 1,7mal mehr Regen, als im trockensten Monat. Die jahreszeitlichen Niederschlagschwankungen liegen im oberen Drittel. In 73 % aller Orte schwankt der monatliche Niederschlag weniger.

Geschichte

Die Besiedlung des Zwönitztals erfolgte durch die slawischstämmigen Sorben.[2] Auch der Ortsname leitet sich aus dem slawischen Namen Zvonica für den Bach ab, der durch das Tal fließt. Die erste deutsche Besiedlung in Form einer Waldhufenanlage am Unterlauf des Kühnhaider Wassers erfolgte vermutlich frühestens gegen Ende des 12. Jahrhunderts mehrheitlich durch Franken. Mindestens seit 1286 war der Ort im Besitz des Klosters Grünhain und gehörte zuvor zur Herrschaft Stollberg. Zwönitz erhielt etwa 1300 das Stadtrecht, und 1545 folgte das Marktrecht.

Schon vor dem 15. Jahrhundert wurde hier Bergbau betrieben; vornehmlich wurde Eisenerz abgebaut. Aus diesem Grunde erhielt Zwönitz die Bezeichnung Bergstadt mit steuerlichen Privilegien.

Die Zwönitzer Kirche um 1840
Die Trinitatiskirche heute
St. Blasius

Niederzwönitz wurde 1485 durch die Leipziger Teilung albertinisch und unterstand der herzoglichen Herrschaft Stollberg, während Zwönitz ernestinisch kurfürstlich wurde. Diese Landesgrenze bestand bis 1547. Während in Zwönitz die lutherische Kirchenvisitation bereits 1529 stattfand, musste Niederzwönitz bis 1540 warten, bis Georg der Bärtige, welcher alten Glaubens war, die Augen schloss und sein Bruder Heinrich die Reformation auch im albertinischen Sachsen einführte.

Die Zwönitzer Schule war im Mittelalter, und blieb noch bis in die neue Zeit hinein, eine kirchliche Einrichtung. Die Schule leistete im Wesentlichen kirchliche Dienste, in welcher anfangs ein katholischer Küster und Kleriker den Unterricht erteilte, darunter die Erlernung der lateinischen Sprache und des Chorgesanges. Die Zwönitzer Küsterei entstand, nachdem die Kirche im Jahr 1450 zum ersten Mal abgebrannt war, auf dem heutigen Diakonatsgarten zwischen Kirche und dem ehemaligen Gasthof Stern am Zwönitzer Markt. Die in diesem Garten befindliche kleinstädtische Lateinschule war immerhin so gut, dass manche ihrer Schüler die Universität Leipzig besuchen konnten, sowie nach der Reformation die Universität Wittenberg. Die Bürger mussten dem Küster für seine Arbeit einen Groschen und jeder Hausgenosse einen halben Groschen zahlen. Weiterhin erhielt er von den Ansässigen 6 Pfennige zu Michaelis, 3 Pfennige zum Heiligen Abend und zwei Pfennige am Gründonnerstag. 1554 zahlte jeder Schüler wöchentlich 3 Pfennige an den Schulmeister.

Die Zwönitzer Richter wurden vom Kloster(-amt) Grünhain eingesetzt und waren der Stadt Zwönitz keinerlei Rechenschaft schuldig. Aufgrund des Schmalkaldischen Krieges fand im Frühjahr 1546 eine Musterung statt. Am 31. Juli 1546 wurden alle "amtstragenden Personen" (z. B. Richter) in Aue versammelt, wo sie die nötigen Weisungen für den Ernstfall erhielten. Im Oktober 1546 spitzte sich die Kriegslage für die Region weiter zu, da sich die Grenze zum Feind nun ganz in der Nähe zwischen Niederzwönitz und Zwönitz befand. Daraufhin musterte der Amtmann von Grünhain am 29. Oktober 1546 noch schnell 2.500 Mann aus dem Annaberger Raum und aus dem ehemaligen Klostergebiet Grünhains. Trotzdem rückte am 30. Oktober 1546 der auf dem niederzwönitzer Gebiet stehende Herzog Moritz weiter vor, überschritt die Grenze nach Zwönitz und stand wenige Tage später in Grünhain. Da Schwarzenberg die Übergabe verweigerte musste Herzog Moritz vorerst unverrichteter Dinge Richtung Zwickau abziehen. Kurzzeitig eroberte Kurfürst Johann Friedrich I. seine verlorenen Gebiete wieder zurück, bis er im April 1547 in der Schlacht bei Mühlberg gefangen genommen wurde. Mit dem Sieg fiel die Klosterregion, und somit auch Zwönitz, an den Herzog Moritz. Dieser verfuhr mit Leuten, welche zu seinem Vetter gehalten hatten, nicht sehr glimpflich. So wurden unter anderem Bürgermeister, Richter und Schöppen, auch wenn sie nur aufgrund ihrer evangelischen Überzeugung zum Kurfürsten gehalten hatten, ihres Amtes enthoben, andere Personen wurden aus demselben Grund enteignet. Zwönitz wurde von den kriegerischen Auseinandersetzungen, Brandschatzungen oder Plünderungen voll getroffen.

Bis zum Jahr 1573 war der Zwönitzer Küster, Schulmeister, Gerichts- und Stadtschreiber noch in einer Person. Seit dem erfolgte die Trennung zwischen Küster und Schulmeister einerseits und Gerichts- und Stadtschreiber andererseits, weil der Zwönitzer Gerichtsschreiber auch in den Dörfern Kühnhaide, Dittersdorf, Günsdorf und dem äbtischen Teil von Lenkersdorf als Gerichtsschreiber fungierte und den Bewohnern "ihre Käufe und Händel schreiben musste".

Als sich der Beginn des Dreißigjährigen Krieges abzeichnete, wurde 1605 die Stadt Zwönitz vom Kurfürsten daran erinnert, dass sie und ihre Dörfer im Kriegsfalle einen Heerwagen zu stellen und instand zu halten haben, namentlich die folgenden sieben Parteien: "Khinhayda alleine, Tittersdorff und Lenkersdorff, Bernstbach, Beyerfeldt und Wildenawe, Raschow allein, Undterscheibe und Schwarzbach, Hormersdorf alleine, Stedtlein Zwenitz und Günsdorff". Diese Pflicht war den Orten zwar schon seit etwa über einem Jahrhundert auferlegt, doch durch die lange Friedenszeit und dem wachsenden Wohlstand war diese zusehends vernachlässigt worden. Es handelte sich dabei um eine Art Bagagewagen aus Holz mit Eisenbeschlägen. Der Wagenkasten war mit einer mittels großer Ringe gehaltenen Plane überspannt. An dem Wagenkasten hingen mehrere abschließbare Kästen und: "eyn Hakenbuchse und dobey ein Rodehauen, zween Schaffeln, zwey Grabescheydt, zween Flegell, zwey Eyszen und etliche Hufeyßen mit geborlichen Nageln, darzu notturftigen Spiessen und unter iglichen Wagen ein angehangen Brett und allem anderen ins Felt zur Wagenburgk, Streit und Ernste gehörende alszo wohlgerust". Dieser Wagen stand seit 20 Jahren unbeachtet in einem Schuppen und war in einem unbrauchbaren Zustand. Es musste daher ein neuer Wagen gebaut werden, an dessen Kosten wiederum alle Orte beteiligt wurden. Aber nicht nur diese Kosten mussten geteilt werden. Es wurden zwei aufeinander folgende Besichtigungen des Wagens durchgeführt, an welchen insgesamt 25 Personen beteiligt waren, welche auch verköstigt werden wollten. Außerdem wurden immer häufiger Musterungen (Heeresschauen) zur Feststellung der Verteidigungskraft des Landes in Grünhain, und später in Chemnitz, abgehalten, manchmal sogar mehrmals im Jahr. Dadurch entstanden für Zwönitz sehr hohe Kosten, welche die Parteien (z. B. Dittersdorf) dann anteilig zahlen mussten, wenn auch oft erst nach vielen Mahnungen. Als mitten im Dreißigjährigen Krieg die Not keiner Steigerung mehr fähig schien, brach am 27. Juni 1640 im heutigen Ortsteil Kühnhaide die Pest aus. Dabei starben mehrere Höfe komplett aus. Im Jahr 1640 starben in Zwönitz 28 Personen an der Pest, in Lenkersdorf 10, in Kühnhaide 52 und in Dorfchemnitz 53. Es ist nachgewiesen, dass die Pest in der Region auch in den Jahren 1568, 1572, 1577, 1585 und 1598 auftrat. Aus den Jahrhunderten zuvor gibt es keine Erkenntnisse. Zum letzten Mal trat die Pest in Zwönitz im Jahre 1680 auf, und seit 1713 ist sie ganz aus dem Erzgebirge verschwunden. So viele Tote durch die Pest wie im Jahr 1640 gab es jedoch sonst nie.

1873 war der Beginn der Bauarbeiten für die Bahnstrecke Chemnitz-Zwönitz-Lößnitz-Aue-Adorf, welche am 15. November 1875 eröffnet wurde. 1890 kam zur Wahlkampferöffnung August Bebel in die Stadt. 1891 wechselte die schulische und kirchliche Zugehörigkeit der Gemeinde Dittersdorf von Zwönitz nach Lößnitz, in einer anderen Quelle heißt es jedoch: "Um 1870 wurde ganz Lenkersdorf nach Zwönitz eingepfarrt, dafür ganz Dittersdorf zu Lößnitz.". 1889 wurde die Bahnstrecke Zwönitz - Stollberg eröffnet. 1900 folgte die Eröffnung der Bahnstrecke Zwönitz–Scheibenberg über Elterlein. Die Strecke wurde ein Opfer des Zweiten Weltkrieges und fiel im Sommer 1947 als Reparationsobjekt der Besatzungsmacht dem Abbau anheim. 1906-1907 wurde das 'Königlich Sächsische Amtsgericht errichtet; das erhaltene Gebäude an der Heinrich-Heine-Straße beherbergt heute eine Schule.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges hisste die Stollberger Bürgerin Gerta Uhlig eine weiße Fahne, um ein Ende der Kampfhandlungen zu erreichen, und wurde dafür von SS-Männern im Wald an der Landstraße von Zwönitz nach Hoheneck ermordet. Heute befindet sich an der Stelle eine kleine Gedenkstätte.

Zwönitz gehörte von 1875 bis 1910 zur Amtshauptmannschaft Chemnitz, danach bis 1950 zur Amtshauptmannschaft Stollberg. Nach Auflösung des Kreises Stollberg im Jahre 1950 kam Zwönitz und die Orte Niederzwönitz, Kühnhaide und Lenkersdorf zum Kreis Aue. Nach der Landkreisreform im Jahre 1994 entschieden sich Zwönitz nebst der Ortsteile, die bisher zum Kreis Aue gehört hatten, nicht für den Verbleib im neuen Landkreis Aue-Schwarzenberg, sondern wieder für den Landkreis Stollberg.

Eingemeindungen

Niederzwönitz wurde am 1. April 1934 eingemeindet. Lenkersdorf war am 1. April 1952 der zweite Ort, der eingemeindet wurde.[3] Kühnhaide kam am 1. Oktober 1961 hinzu. Dorfchemnitz wurde am 1. Januar 1998 eingegliedert.[4] 1999 folgten am 1. Januar Günsdorf (Ausgliederung aus Hormersdorf) und am 1. November Brünlos.[5] Am 1. Januar 2013 wurde Hormersdorf nach Zwönitz eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):

  • 1542 – 00.570
  • 1697 – 00.741
  • 1780 – 00.863
  • 1800 – 01.242
  • 1834 – 01.797
  • 1840 – 01.883
  • 1890 – 02.931 (1.386 m 1.545 w)
  • 1926 – 03.760 (1.740 m 2.020 w)
  • 1933 – 03.852 (1.772 m 2.080 w)
  • 1934 – 06.699
  • 1946 – 07.500 1)
  • 1950 – 10.617 2)
  • 1957 – 08.060
  • 1960 – 08.307
  • 1965 – 09.690 (4.488 m 5.202 w)
  • 1981 – 11.362
  • 1984 – 11.449
  • 1990 – 13.105
  • 1992 – 12.750
  • 1995 – 12.318
  • 1998 – 12.364
  • 1999 – 12.276
  • 2000 – 12.175
  • 2001 – 12.045
  • 2002 – 11.905
  • 2003 – 11.726
  • 2004 – 11.715
  • 2005 – 11.696
  • 2006 – 11.623
  • 2007 – 11.533
  • 2009 – 11.278
  • 2010 – 11.193
  • 2011 – 11.173

Datenquelle vor 1990: Ratsakten Archiv
Datenquelle ab 1990: Statistisches Landesamt Sachsen mit Gebietsstand Januar 2007
1) 29. Oktober
2) 31. August

Gedenkstätten

  • Gedenk-Kreuz im Heiligen Holz, dem Brünloser Wald, zur Erinnerung an eine mutige Frau, die das Hissen der weißen Fahne im April 1945 mit dem Tode bezahlte

Politik

Bürgermeister

Bei der Kommunalwahl am 8. Juni 2008 wurde der einzige Bewerber Wolfgang Triebert (* 1969) mit 93,8 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Am 1. August 2008 trat Triebert sein Amt an und löste damit seinen Vorgänger Uwe Schneider (CDU) ab, der die Stadt seit 1990 führte.

Stadtrat

Städtepartnerschaften

Flurbereinigung

Mit Beschluss vom 19. April 2000 wurden die Flurbereinigungsverfahren Niederzwönitz (Verfahrensgebiet: Teile der Gemarkungen Niederzwönitz, Zwönitz und Dorfchemnitz) und Kühnhaide-Lenkersdorf (Verfahrensgebiet: Teile der Gemarkungen Kühnhaide, Lenkersdorf und Zwönitz) angeordnet. Für die Ortsteile Brünlos, Dorfchemnitz und Günsdorf sind Flurbereinigungsverfahren in Vorbereitung.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Postmeilensäule vor dem Hotel Roß
Nachbau der Fronveste
Heimatmuseum Knochenstampfe in Dorfchemnitz

Museen

  • Die Papiermühle Niederzwönitz am Köhlerberg ist eines der bedeutendsten Technischen Museen des Erzgebirges. Sie wurde 1568 erstmals urkundlich erwähnt. Die Papierarbeiter schöpften hier aus Hadern und Lumpen Büttenpapier. Die Industrealisierung im 19. Jahrhundert führte zu einer Sortimenstsänderung hin zu Hart- und Graupappen für Möbel und Verpackungsmittel. Wegen Unwirtschaftlichkeit wurden die historischen Anlagen 1973 stillgelegt. Die anschließende Restaurierung führte zur Umrüstung in das Papiermuseum. Mit seinen Kugelkochern, Kollergängen, Holländern, Pressen und Walzwerken, die über Transmissionsriemen von Motoren angetrieben werden, gilt die Einrichtung als älteste noch funktionstüchtige Papiermühle Deutschlands.[6]
  • Die Knochenstampfe im Ortsteil Dorfchemnitz ist die einzige im gesamten Erzgebirgsraum erhalten gebliebene Knochenmühle. Sie befindet sich in einem früheren Bauernhof. Attraktionen sind ein durch ein Wasserrad angetriebenes Stampfenwerk, das für die Zerkleinerung von Tierknochen zu Dünger verwendet wurde sowie ein Steinbackofen aus dem Jahre 1585. In den Ausstellungsräumen wird das Leben und die Arbeit in der Region im 17. Jahrhundert gezeigt. Andere Ausstellungsteile widmen sich dem Freiherrn Samuel von Pufendorf bzw. zeigen eine Sammlung funktionstüchtiger mechanischer Weihnachtsberge.[6]
  • In einer gut erhaltenen und sanierten Jugendstil-Villa (nach seinem früheren Besitzer Austelvilla genannt) wird die Raritätensammlung des Zwönitzer Ehrenbürgers Bruno Gebhardt (1894–1975) mit Exponaten aus über 60 Fachgebieten wie Insekten, Fossilien, Mineralien, mechanische Musikgeräte, Uhren, Waffen, Orden und Medaillen, Volkskunst und Alltagsgegenstände gezeigt. Die Münzen, Briefmarken, Porzellanfiguren, Pfeifen, Taschen oder Mobiliar sind eine ausführliche Betrachtung wert und versetzen den Besucher in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts.[6]

Kirche

Die barocke, einschiffige Trinitatiskirche wurde von 1688 bis 1692, nach einen Stadtbrand, wieder aufgebaut. Die trutzigen Mauern des Kirchenschiffs, dass quer zum Turm verläuft, wirken burgartig. Eine solche Bauweise ist für erzgebirgische Kirchen untypisch. Der Nordturm von 1724 mit quadratischem Grundriss und sechseckigem Obergeschoss hat eine achteckige Glockenstube mit welscher Haube und hoher Laterne. Die Turmuhr wurde 1747 von einem Lößnitzer Uhrmacher hergestellt. Der Portikuskanzelaltar wurde Anfang des 18. Jahrhunderts als Teil des barocken Schnitzwerks vom Zwönitzer Holzbildhauer Gottfried Ullrich angefertigt. Neben dem marmornen Taufstein vom Anfang des 19. Jahrhunderts, einer barocken Taufe aus Sandstein und einem Kugelleuchter von 1704 befindet sich zur Weihnachtszeit im Innenraum ein 40 cm hohes, holzgeschnitztes Bornkinnel. Die farbig bemalte, barocke Figur von 1688 steht, mit einem roten Samtkleid geschmückt, auf einer mit Sternen verzierten Kugel und trägt in ihrer linken Hand eine Weltkugel mit einem aufgerichteten Kreuz.

Postmeilensäule

In der Mitte des Marktplatzes steht eine kursächsische Postdistanzsäule, die 1727 aus Greifensteinegranit gefertigt und 1728 aufgestellt. Im 20. Jahrhundert wurde ein Wappenstück aus Elbsandstein nachgebildet (original: Niederschönaer Sandstein). Außerdem wurden Nachbildungen eines kursächsischen Viertelmeilensteines, einer kursächsischen Halbmeilensäule und einer kursächsischen Ganzmeilensäule in Zwönitz unweit der Originalstandorte an der alten Poststraße von Chemnitz nach Schwarzenberg/Erzgeb.aufgestellt.

Weitere interessante Bauwerke

Das Hotel Roß wurde 1537 erbaut und gilt als ältestes Gasthaus Sachsens. Auf seinem massiven Erdgeschoss ruht ein mit geschweiften Andreaskreuzen geschmücktes Fachwerkobergeschoss mit zweietagiger Fensteranordnung in Richtung Markt und einem abgewalmten, schiefergedeckten Mansarddach.

Am 27. Juni 2009 wurde der Nachbau einer Fronveste in der Nähe der Austelvilla als Unterkunft der Zwönitzer Nachtwächter eingeweiht.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Bundesstraße 169 verläuft wenige Kilometer westlich von Zwönitz und ist über die Staatsstraße 283 direkt angebunden. Im weiteren Umkreis verlaufen nördlich die Bundesstraße 180, östlich die Bundesstraße 95 sowie südlich die Bundesstraße 101.

Bahnhof Zwönitz um 1910

Darüber hinaus verfügt die Stadt über zwei Haltepunkte an der Bahnstrecke Chemnitz–Adorf, Niederzwönitz und Zwönitz. Während ersterer erst 2006 eröffnet wurde, war letzterer früher ein regional bedeutender Bahnknotenpunkt. Allerdings wurde die zwei anderen Strecken (Zwönitz–Scheibenberg und Zwönitz–Stollberg) des Bahnhofs Zwönitz mittlerweile stillgelegt.

Bildung

Matthes-Enderlein-Gymnasium

Das Matthes-Enderlein-Gymnasium ist in den 70er Jahren als Polytechnische Oberschule Friedrich Engels gegründet worden. Am 1. August 1992 wurde es zum Gymnasium Zwönitz und erst später nach Matthes Enderlein benannt. In den Jahren 2002/2003 wurde die Schule völlig modernisiert und in einen ansprechenden Stil gebracht, dafür wurden 2,5 Millionen Euro ausgegeben. 2003/2004 wurde das Drei-Tannen-Gymnasium in Thalheim völlig in das Matthes-Enderlein-Gymnasium eingegliedert, nachdem es bereits einige Jahre als Außenstelle fungiert hatte.

Energie

In der Nähe von Zwönitz befindet sich ein Umspannwerk, von dem früher eine 220 kV-Leitung zum Umspannwerk Hradec in Tschechien führte.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Bruno Gebhardt (1894–1975), Dekorationsmaler und Raritätensammler
  • Lothar Graupner (1928–2006), ehemaliger Leiter der Modellbaustation
  • Johann Josef Hensgens (1906–1996), Apotheker i. d. Löwen-Apotheke
  • Oswald Schott (1920–2009), Lehrer

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten mit Bezug zum Ort

Literatur

  • Zwischen Zwickauer Mulde und Geyerschem Wald (= Werte unserer Heimat. Band 31). 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1978.
  • Rat der Stadt Zwönitz 1987, Zwönitz - Beiträge zur Geschichte der Stadt und Dörfer, Erarbeitet aus einem Manuskript von Johannes Schuricht, alle Hefte
  • Klaus Walther: Der schöne Monat Mai - Eine Erinnerung, Dtv, ISBN 978-3-423-34398-5
  • Stefan Schneider: Der Bahnhof Zwönitz und seine drei Eisenbahnstrecken. Zwönitz, Eigenverlag 1993
  • Friedrich Hermann Löscher Sen. und Jun.: Heimat Erzgebirge; Geschichte, Land und Leute. Altis Verlag 1997, ISBN 3-910195-18-0
  • Uwe Schneider, Harald Schindler: Zwönitz – alte Bergstadt mit Zukunft. Festschrift zum 850-jährigen Stadtjubiläum. Stadtverwaltung Zwönitz, 2010
  • Richard Steche: Zwönitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 7. Heft: Amtshauptmannschaft Chemnitz. C. C. Meinhold, Dresden 1886, S. 61.
  • Zwönitz. In: Max Grohmann: Das Obererzgebirge und seine Städte, S.1-20 des 18.Kapitels, Graser Annaberg 1903

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 15. Mai 2022 (Gebietsstand 01.01.2024). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 4. Juli 2025. (Hilfe dazu).
  2. Kirchen-Galerie Sachsens, Dresden 1837-1845, Die Inspectionen Chemnitz, Stollberg, Zwickau und Neustädtel, Lieferung 25, Seite 97
  3. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  4. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1998
  5. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  6. a b c Zwönitz. Die Museen der Stadt. Flyer, hrsgg. vom Bürgerservice der Stadt Zwönitz (Stand vom April 2011)
Commons: Trinitatiskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien