„Oranienstraße“ – Versionsunterschied
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|Name= Oranienstraße |
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|Kategorie= Straße in Berlin |
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|Bild= Berlin-kreuzberg oranienstrasse 20051019 316.jpg |
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|Bild zeigt= Blick durch die Oranienstraße vom [[Rio-Reiser-Platz]] in Richtung Osten zur [[Skalitzer Straße]] |
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|Ort= Berlin |
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|Ortsteil= [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]] |
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|Angelegt= 1840er Jahre |
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|Neugestaltet= |
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|HistNamen= |
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|Straßen= [[Wiener Straße (Berlin)|Wiener Straße]] <small>(östlich)</small><br />[[Rudi-Dutschke-Straße]] <small>(westlich)</small> |
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|Querstraßen= <small>(Auswahl)</small><br />[[Skalitzer Straße]],<br />[[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg #Manteuffelstraße*|Manteuffelstraße]],<br />[[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg #Mariannenstraße*|Mariannenstraße]],<br />[[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg #Adalbertstraße*|Adalbertstraße]],<br />[[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg #Prinzenstraße*|Prinzenstraße]],<br />[[Heinrich-Heine-Straße (Berlin)|Heinrich-Heine-Straße]],<br />[[Alexandrinenstraße (Berlin)|Alexandrinenstraße]],<br />[[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg#Alte Jakobstraße*|Alte Jakobstraße]],<br />[[Lindenstraße (Berlin-Kreuzberg)|Lindenstraße]],<br />[[Axel-Springer-Straße]] |
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|Plätze= [[Rio-Reiser-Platz]],<br />[[Oranienplatz]],<br />[[Moritzplatz (Berlin)|Moritzplatz]] |
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|Bauwerke= |
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|Nutzergruppen= [[Fußverkehr]], [[Radverkehr]], [[Kraftverkehr|Autoverkehr]], [[Öffentlicher Personennahverkehr|ÖPNV]] |
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|Straßengestaltung= |
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|Straßenlänge= 2080 Meter |
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|Baukosten= |
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Die '''Oranienstraße''' |
Die beinahe zwei Kilometer lange '''Oranienstraße''' gehört zu den bekanntesten Straßen des [[Berlin]]er Ortsteils [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]] im [[Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg]]. Benannt ist sie nach dem [[Niederlande|niederländischen]] Fürstenhaus [[Oranien]]. Die Straße ist nicht zu verwechseln mit der im Ortsteil [[Berlin-Mitte|Mitte]] gelegenen [[Oranienburger Straße]]. |
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== Beschreibung und Verkehr == |
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Im Berliner Volksmund wird die ''Oranienstraße'' auch kurz ''O-Straße'' genannt. Ihre Verlängerung im Osten ist die [[Wiener Straße]], im Westen die [[Kochstraße]]. |
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Am östlichen Ende geht die Oranienstraße in die [[Wiener Straße (Berlin)|Wiener Straße]] über, am westlichen Ende in die [[Rudi-Dutschke-Straße]] (bis zum 30. Juli 2008 ''[[Kochstraße (Berlin)|Kochstraße]]''). Die Oranienstraße ist die wichtigste Geschäftsstraße in „[[Berlin SO 36|SO 36]]“. Eine der bedeutenden [[Durchgangsstraße]]n für den Verkehr ist die benachbarte [[Skalitzer Straße]], die entlang der [[Trasse (Verkehrsweg)|Hochbahntrasse]] der [[U-Bahn Berlin|U-Bahn]]-Linien [[U-Bahn-Linie U1 (Berlin)|U1]]/[[U-Bahn-Linie U3 (Berlin)|U3]] verläuft. In der Oranienstraße befinden sich – überwiegend im östlichen Teil der Straße – zahlreiche Restaurants, Bars, Kneipen und Clubs (darunter der bekannte Club ''[[SO36]]''); zusammen mit den umgebenden Straßen bildet sie ein beliebtes Ziel des Berliner Nachtlebens. |
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Unter anderem ist die Oranienstraße auch bekannt für das [[Bürste]]ngeschäft der Berliner Blindenanstalt: Das Gebäude wurde nach einem Entwurf von [[Adolf Gerstenberg]] 1863/1864 in der Oranienstraße 26 als ''20. Gemeindeschule'' erbaut und seit 1902 von der 1878 gegründeten Städtischen Blindenanstalt genutzt. In der Oranienstraße 25 hat die [[Neue Gesellschaft für Bildende Kunst]] ihren Sitz. Öffentliche Bekanntheit über die Grenzen der Stadt hinaus erhielt die Straße durch die [[Straßenschlacht]]en zwischen [[Autonome]]n und der Polizei, insbesondere am [[Erster Mai in Kreuzberg|1. Mai]]. Diese Ausschreitungen fanden im Abschnitt zwischen [[Rio-Reiser-Platz]], [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg #Adalbertstraße*|Adalbertstraße]] und [[Oranienplatz]] statt. |
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Als Verlängerung der Wiener Straße beginnt sie am [[U-Bahnhof]] [[Görlitzer Bahnhof]], durchquert den [[Heinrichplatz]] und schließlich den [[Oranienplatz]], welcher gleichzeitig die Grenze zwischen ''Kreuzberg 36'' und ''Kreuzberg 61'' markiert. Es folgen hinter dem [[Moritzplatz]] das Berliner Verlagshaus von [[Axel Springer AG|Axel Springer]] und die [[Bundesdruckerei]]. Am Ende der Oranienstraße befindet sich das ''Haus am Checkpoint Charlie'' (Museum über die [[Berliner Mauer]]), wo früher der Grenzübergang [[Checkpoint Charlie]] für Nichtdeutsche nach [[Ostberlin]] war. Dort ist auch das Zeitungshaus der [[taz]]. |
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Die Oranienstraße beginnt am [[U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof]], durchquert den Rio-Reiser-Platz und schließlich den [[Oranienplatz]], der gleichzeitig die Grenze zwischen ''[[Berlin SO 36|Kreuzberg 36]]'' und ''[[Kreuzberg 61]]'' markiert, benannt nach den ehemaligen Postzustellbereichen. Am [[Moritzplatz (Berlin)|Moritzplatz]] befinden sich das [[Aufbau Haus]] und die [[Prinzessinnengärten]], ein mobiler Garten, der auf einer ehemaligen [[Brache]] entstanden ist und für [[urbane Landwirtschaft]] genutzt wird. Dahinter folgen Wohnbauten, der [[Waldeckpark]] und nach der Kreuzung mit der [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg#Alte Jakobstraße*|Alten Jakobstraße]] an der Nordseite die [[Bundesdruckerei]] sowie gegenüber an der Südseite die Berliner [[Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung|Berliner Senatssozialverwaltung]]. An der Kreuzung mit der [[Lindenstraße (Berlin-Kreuzberg)|Lindenstraße]], deren nördliches Ende am 10. April 1996 in [[Axel-Springer-Straße]] umbenannt wurde, endet die Oranienstraße und geht in die [[Rudi-Dutschke-Straße]] über. Dort liegt das [[Axel-Springer-Hochhaus]], das Berliner Verlagshaus der [[Axel Springer AG]]. |
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Durch die Oranienstraße führt eine städtische [[Omnibus]]-Linie, darüber hinaus herrscht dichter Liefer- und Durchgangsverkehr. Insbesondere für Fahrradfahrer, die keinen [[Radfahrstreifen]] haben, hat sich die Straße zu einem Unfallschwerpunkt entwickelt. Im Jahr 2017 registrierte die Polizei hier 76 mittelschwere bis schwere Unfälle.<ref>Peter Neumann: ''76 Unfälle in der Hölle''. In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 27. Februar 2018, S. 11.</ref> Nun soll aber ein schlüssiges Verkehrskonzept für den gesamten Bereich [[Luisenstadt]] erstellt werden. Dazu lud das Bezirksamt im Oktober 2017 zu ersten Diskussionen ein, an denen interessierte Anwohner, Verbände und Vereine sowie Verkehrsplaner teilnahmen. Ein involvierter Verein setzt sich insbesondere für die Einrichtung eines [[Einbahnstraße]]nsystems ein.<ref>[https://www.buergerverein-luisenstadt.de/aktuelles/380-verkehrskonzept-luisenstadt-einbahnstrassen-waeren-doch-das-mindeste Verkehrskonzept Luisenstadt: ''Einbahnstraßen wären doch das Mindeste''.] buergerverein-luisenstadt.de; abgerufen am 28. Februar 2018.</ref> |
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== Bebauung == |
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Architektonisch wird die Straße in zwei Bereiche unterschieden: Der Abschnitt zwischen Görlitzer Bahnhof ([[Skalitzer Straße]]) und Moritzplatz ist fast durchgängig Altbausubstanz aus der [[Gründerzeit]]. Dies betrifft den gesamten Bereich der umliegenden Straßen. Westlich des Moritzplatzes stehen hauptsächlich Neubauten aus der [[Nachkriegszeit in Deutschland|Nachkriegszeit]], da dieser Bereich im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] stark zerstört wurde. |
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{{Anker|Oranien6}} |
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Der Gewerbebau in der Oranienstraße 6 gehört zu einem denkmalgeschützten [[Bauensemble]]: 1875 errichtete der Zimmermeister Robert Otto ein Mietshaus, 1898 folgte durch [[Georg Lewy]], der auch schon verantwortlich für die [[Butzke-Werke]] war, der Bau der Gewerbegebäude.<ref>[http://www.stadtentwicklung.berlin.de/cgi-bin/hidaweb/getdoc.pl?DOK_TPL=lda_doc.tpl&KEY=obj%2009030775,T Baudenkmal Mietshaus (1875); Baudenkmal Industriehof (1898).] stadtentwicklung.berlin.de</ref> Er verkaufte das Grundstück weiter an Alfred Hendel, der es später wiederum weiterverkaufte. Heute fällt die Fassade des Vorderhauses im Stil der [[Neue Sachlichkeit (Architektur)|Neuen Sachlichkeit]], eine Modernisierung aus dem Jahr 1929, besonders ins Auge. Die [[Gewerbesiedlungs-Gesellschaft]], die auch noch weitere Gewerbehöfe in der Oranienstraße 10/11, 24 und 188 betreibt, erwarb 1979 das Grundstück und sanierte die Gebäude in verschiedenen Abschnitten.<ref>[http://www.gsg.de/de/gewerbehof-gewerbepark/berlin/friedrichshain-kreuzberg/gsg-hof-oranienstrasse-6 GSG-Hof Oranienstraße 6.] gsg.de; abgerufen am 21. Juli 2015.</ref> |
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== Geschichte == |
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[[Datei:12-03-01-axel-springer-by-RalfR-34.jpg|mini|links|[[Bundesdruckerei]] (Bildmitte) und Oranienstraße (rechts) bei Nacht]] |
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Der Straße entstand vor 1720 als schmale und kurze Nebenstraße der ''Jacobstraße'', bald darauf verlängert zur ''Todtengasse''. Das entspricht dem Bereich zwischen den heutigen Straßenkreuzungen mit der [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg#Alte Jakobstraße*|Alte Jakobstraße]] und der [[Alexandrinenstraße (Berlin)|Alexandrinenstraße]]. Der ursprüngliche Name war ''Orangenstraße'', nach der französischen, früher auch im Deutschen üblichen Schreibweise für das niederländische Königshaus [[Oranien]]. Das [[Fürstentum Orange]] mit seiner Hauptstadt [[Orange (Vaucluse)|Orange]] kam 1713 zu [[Frankreich]], von dort flohen viele [[Hugenotten in Berlin|Hugenotten nach Berlin]]. |
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Der [[Verkehrsweg]] in seiner heutigen Länge entstand zeitgleich mit der Erweiterung des [[Historische Mitte (Berlin)|historischen Berliner Stadtkerns]], da ab Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund der schnellen [[Industrialisierung]] Berlins ein starker Zustrom von Arbeitskräften erfolgte, für deren Familien Unterkünfte gebaut wurden. Er erhielt seinen Namen als Oranienstraße am 24. März 1849. |
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Am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]], als Berlin von den [[Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|Alliierten bombardiert]] wurde, erlitten große Teile dieses Bereiches Zerstörungen. |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-J31346, Berlin, Zerstörungen in der Oranienstraße.jpg|mini|Zerstörungen in der Oranienstraße nach einem [[Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|alliierten Luftangriff]] am 3. Februar 1945]] |
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Nach Kriegsende mussten wiederum schnell Wohnungen geschaffen werden, weil nun zahlreiche Flüchtlinge in die Stadt kamen, zugleich aber auch viele Berliner ausgebombt waren. Die in Berlin aktiven Architekten entwarfen einen Plan, nach welchem kostengünstig Wohngebäude errichtet wurden. Einige der nicht komplett zerstörten Häuser konnten auch restauriert werden und stehen seit den 1990er Jahren unter Denkmalschutz wie der [[#Oranien6|Gewerbebau (Haus Nummer 6)]]. |
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== Persönlichkeiten == |
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[[Datei:Gedenktafel Oranienstr 64 Paul Lincke.JPG|mini|[[Paul Lincke|Paul-Lincke]]-Gedenktafel am Haus Oranienstraße 64]] |
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Am Beginn der Oranienstraße, im Haus Nr. 6, arbeitete zwischen 1944 und 1945 [[Konrad Zuse]], der Erfinder des [[Computer]]s.<ref> {{Webarchiv |url=http://zoom-berlin.com/gestern/oranien-valley-ein-computer-fuer-hitler/static,gestern,zuse_de.htm |text=Konrad Zuse in der Oranienstraße. |wayback=20130207064453 |archiv-bot=2019-05-05 09:40:20 InternetArchiveBot}} zoom-berlin.com</ref> Hier entwickelte er die Rechenmaschine [[Zuse Z4|Z4]], die als erster Computer in Massenproduktion hergestellt werden sollte. Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs verhinderten allerdings die Fertigstellung dieses ehrgeizigen Projektes in Kreuzberg. Dennoch kann der Hinterhof der Oranienstraße 6 als eine der Wiegen der Computertechnologie angesehen werden. Im selben Komplex des Industriehofs Oranienstraße 6 war die ''[[Orionette (Motorrad)|Orionette AG]]'' ansässig, die eines der wichtigsten Berliner Unternehmen für Auto- und Motorradbau der 1920er Jahre war. Chefingenieur war [[Engelbert Zaschka]], der auch als Hubschrauberpionier gilt. |
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In der Oranienstraße gründete [[Georg Wertheim]] das Warenhaus ''[[Wertheim-Konzern#Wertheim-Warenhäuser|Wertheim]]'' (Nr. 53/54). In der Nr. 34 gründete Julius Klausner das Schuhgeschäft ''[[Leiser Handelsgesellschaft mbH|Leiser]]'',<ref>{{Webarchiv |url=http://zoom-berlin.com/gestern/leiser-ein-startup-von-1891/static,gestern,leiser_de.htm |text=''Leiser – ein Startup von 1891''. |wayback=20121227121735 |archiv-bot=2019-05-05 09:40:20 InternetArchiveBot}} zoom-berlin.com (mit Video: ''Der Leiser-Enkel erzählt'').</ref> in Nr. 64 [[Paul Lincke]] den ''Apollo-Musikverlag''. Außerdem wohnten [[Carl Busse (Baumeister)|Carl Busse]], [[Erwin Piscator]] und [[Waldeck Manasse]] in dieser Straße. In der Nr. 162 betrieben [[Lotte Hahm]] und [[Käthe Reinhardt]] ab 1947 das ''Max und Moritz'', eines der ersten [[West-Berlin]]er [[Lesbe]]n<nowiki />lokale der Nachkriegszeit, das bis in die 1960er Jahre bestand. |
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Seit 1998 findet in der Straße regelmäßig die ''[[Lange Buchnacht]]'' statt. |
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== Besonderheiten == |
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Die hyperlokale Journalismus-Webseite ''zoom-berlin.com'' über die Oranienstraße<ref>{{Webarchiv |url=http://zoom-berlin.com/zoom-berlin-willkommen-auf-der-oranienstrasse/static,Index_de.htm |text=Die Oranienstraße. |wayback=20121227104105 |archiv-bot=2019-05-05 09:40:20 InternetArchiveBot}} zoom-berlin.com</ref> ist die erste ihrer Art, die sich exklusiv mit einer Straße befasst. Sie wurde mit dem [[European Newspaper Award]] in der Kategorie ‚Online‘ ausgezeichnet.<ref>[http://meedia.de/internet/axel-springer-akademie-holt-online-award/2012/11/18.html ''Axel Springer Akademie holt Online-Award – Die Begründung der Jury im Wortlaut''.] meedia.de, 18. November 2012.</ref> |
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An der Brandwand des Wohnhauses Oranienstraße 195 befindet sich das Wandbild ''[[Astronaut Cosmonaut]]'' des französischen [[Streetart]]-Künstlers Victor Ash. |
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== Siehe auch == |
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* [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg]] |
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== Literatur == |
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* Michael Blum: ''Oranienstraße. Ausgrabungen. Eine Vers-Chronik.'' Klak Verlag, Berlin 2019 (Geschichte eines Hauses). |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Oranienstraße (Berlin-Kreuzberg)|Oranienstraße}} |
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* {{LuiseLexStr |art=a |bez=06 |id=O115 |zlb98=1473 |kaupert=Oranienstrasse-10969-10997-10999-Berlin |name=Oranienstraße}} |
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* [https://www.tagesspiegel.de/kultur/oranienstrasse-aussenseiter-spitzenreiter/1881890.html ''Oranienstraße – Außenseiter, Spitzenreiter'']. In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 30. Juli 2010. |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive /> |
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{{Coordinate |NS=52/30/12/N |EW=13/24/44/E |type=landmark |region=DE-BE}} |
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[[Kategorie:Straße in Berlin]] |
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[[Kategorie:Berlin-Kreuzberg]] |
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[[Kategorie:Haus Oranien-Nassau als Namensgeber]] |
Aktuelle Version vom 9. April 2025, 04:48 Uhr
Oranienstraße | |
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Blick durch die Oranienstraße vom Rio-Reiser-Platz in Richtung Osten zur Skalitzer Straße | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Kreuzberg |
Angelegt | 1840er Jahre |
Anschlussstraßen | Wiener Straße (östlich) Rudi-Dutschke-Straße (westlich) |
Querstraßen | (Auswahl) Skalitzer Straße, Manteuffelstraße, Mariannenstraße, Adalbertstraße, Prinzenstraße, Heinrich-Heine-Straße, Alexandrinenstraße, Alte Jakobstraße, Lindenstraße, Axel-Springer-Straße |
Plätze | Rio-Reiser-Platz, Oranienplatz, Moritzplatz |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 2080 Meter |
Die beinahe zwei Kilometer lange Oranienstraße gehört zu den bekanntesten Straßen des Berliner Ortsteils Kreuzberg im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Benannt ist sie nach dem niederländischen Fürstenhaus Oranien. Die Straße ist nicht zu verwechseln mit der im Ortsteil Mitte gelegenen Oranienburger Straße.
Beschreibung und Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am östlichen Ende geht die Oranienstraße in die Wiener Straße über, am westlichen Ende in die Rudi-Dutschke-Straße (bis zum 30. Juli 2008 Kochstraße). Die Oranienstraße ist die wichtigste Geschäftsstraße in „SO 36“. Eine der bedeutenden Durchgangsstraßen für den Verkehr ist die benachbarte Skalitzer Straße, die entlang der Hochbahntrasse der U-Bahn-Linien U1/U3 verläuft. In der Oranienstraße befinden sich – überwiegend im östlichen Teil der Straße – zahlreiche Restaurants, Bars, Kneipen und Clubs (darunter der bekannte Club SO36); zusammen mit den umgebenden Straßen bildet sie ein beliebtes Ziel des Berliner Nachtlebens.
Unter anderem ist die Oranienstraße auch bekannt für das Bürstengeschäft der Berliner Blindenanstalt: Das Gebäude wurde nach einem Entwurf von Adolf Gerstenberg 1863/1864 in der Oranienstraße 26 als 20. Gemeindeschule erbaut und seit 1902 von der 1878 gegründeten Städtischen Blindenanstalt genutzt. In der Oranienstraße 25 hat die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst ihren Sitz. Öffentliche Bekanntheit über die Grenzen der Stadt hinaus erhielt die Straße durch die Straßenschlachten zwischen Autonomen und der Polizei, insbesondere am 1. Mai. Diese Ausschreitungen fanden im Abschnitt zwischen Rio-Reiser-Platz, Adalbertstraße und Oranienplatz statt.
Die Oranienstraße beginnt am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof, durchquert den Rio-Reiser-Platz und schließlich den Oranienplatz, der gleichzeitig die Grenze zwischen Kreuzberg 36 und Kreuzberg 61 markiert, benannt nach den ehemaligen Postzustellbereichen. Am Moritzplatz befinden sich das Aufbau Haus und die Prinzessinnengärten, ein mobiler Garten, der auf einer ehemaligen Brache entstanden ist und für urbane Landwirtschaft genutzt wird. Dahinter folgen Wohnbauten, der Waldeckpark und nach der Kreuzung mit der Alten Jakobstraße an der Nordseite die Bundesdruckerei sowie gegenüber an der Südseite die Berliner Berliner Senatssozialverwaltung. An der Kreuzung mit der Lindenstraße, deren nördliches Ende am 10. April 1996 in Axel-Springer-Straße umbenannt wurde, endet die Oranienstraße und geht in die Rudi-Dutschke-Straße über. Dort liegt das Axel-Springer-Hochhaus, das Berliner Verlagshaus der Axel Springer AG.
Durch die Oranienstraße führt eine städtische Omnibus-Linie, darüber hinaus herrscht dichter Liefer- und Durchgangsverkehr. Insbesondere für Fahrradfahrer, die keinen Radfahrstreifen haben, hat sich die Straße zu einem Unfallschwerpunkt entwickelt. Im Jahr 2017 registrierte die Polizei hier 76 mittelschwere bis schwere Unfälle.[1] Nun soll aber ein schlüssiges Verkehrskonzept für den gesamten Bereich Luisenstadt erstellt werden. Dazu lud das Bezirksamt im Oktober 2017 zu ersten Diskussionen ein, an denen interessierte Anwohner, Verbände und Vereine sowie Verkehrsplaner teilnahmen. Ein involvierter Verein setzt sich insbesondere für die Einrichtung eines Einbahnstraßensystems ein.[2]
Bebauung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Architektonisch wird die Straße in zwei Bereiche unterschieden: Der Abschnitt zwischen Görlitzer Bahnhof (Skalitzer Straße) und Moritzplatz ist fast durchgängig Altbausubstanz aus der Gründerzeit. Dies betrifft den gesamten Bereich der umliegenden Straßen. Westlich des Moritzplatzes stehen hauptsächlich Neubauten aus der Nachkriegszeit, da dieser Bereich im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde.
Der Gewerbebau in der Oranienstraße 6 gehört zu einem denkmalgeschützten Bauensemble: 1875 errichtete der Zimmermeister Robert Otto ein Mietshaus, 1898 folgte durch Georg Lewy, der auch schon verantwortlich für die Butzke-Werke war, der Bau der Gewerbegebäude.[3] Er verkaufte das Grundstück weiter an Alfred Hendel, der es später wiederum weiterverkaufte. Heute fällt die Fassade des Vorderhauses im Stil der Neuen Sachlichkeit, eine Modernisierung aus dem Jahr 1929, besonders ins Auge. Die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft, die auch noch weitere Gewerbehöfe in der Oranienstraße 10/11, 24 und 188 betreibt, erwarb 1979 das Grundstück und sanierte die Gebäude in verschiedenen Abschnitten.[4]
Geschichte
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Der Straße entstand vor 1720 als schmale und kurze Nebenstraße der Jacobstraße, bald darauf verlängert zur Todtengasse. Das entspricht dem Bereich zwischen den heutigen Straßenkreuzungen mit der Alte Jakobstraße und der Alexandrinenstraße. Der ursprüngliche Name war Orangenstraße, nach der französischen, früher auch im Deutschen üblichen Schreibweise für das niederländische Königshaus Oranien. Das Fürstentum Orange mit seiner Hauptstadt Orange kam 1713 zu Frankreich, von dort flohen viele Hugenotten nach Berlin.
Der Verkehrsweg in seiner heutigen Länge entstand zeitgleich mit der Erweiterung des historischen Berliner Stadtkerns, da ab Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund der schnellen Industrialisierung Berlins ein starker Zustrom von Arbeitskräften erfolgte, für deren Familien Unterkünfte gebaut wurden. Er erhielt seinen Namen als Oranienstraße am 24. März 1849.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs, als Berlin von den Alliierten bombardiert wurde, erlitten große Teile dieses Bereiches Zerstörungen.

Nach Kriegsende mussten wiederum schnell Wohnungen geschaffen werden, weil nun zahlreiche Flüchtlinge in die Stadt kamen, zugleich aber auch viele Berliner ausgebombt waren. Die in Berlin aktiven Architekten entwarfen einen Plan, nach welchem kostengünstig Wohngebäude errichtet wurden. Einige der nicht komplett zerstörten Häuser konnten auch restauriert werden und stehen seit den 1990er Jahren unter Denkmalschutz wie der Gewerbebau (Haus Nummer 6).
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Beginn der Oranienstraße, im Haus Nr. 6, arbeitete zwischen 1944 und 1945 Konrad Zuse, der Erfinder des Computers.[5] Hier entwickelte er die Rechenmaschine Z4, die als erster Computer in Massenproduktion hergestellt werden sollte. Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs verhinderten allerdings die Fertigstellung dieses ehrgeizigen Projektes in Kreuzberg. Dennoch kann der Hinterhof der Oranienstraße 6 als eine der Wiegen der Computertechnologie angesehen werden. Im selben Komplex des Industriehofs Oranienstraße 6 war die Orionette AG ansässig, die eines der wichtigsten Berliner Unternehmen für Auto- und Motorradbau der 1920er Jahre war. Chefingenieur war Engelbert Zaschka, der auch als Hubschrauberpionier gilt.
In der Oranienstraße gründete Georg Wertheim das Warenhaus Wertheim (Nr. 53/54). In der Nr. 34 gründete Julius Klausner das Schuhgeschäft Leiser,[6] in Nr. 64 Paul Lincke den Apollo-Musikverlag. Außerdem wohnten Carl Busse, Erwin Piscator und Waldeck Manasse in dieser Straße. In der Nr. 162 betrieben Lotte Hahm und Käthe Reinhardt ab 1947 das Max und Moritz, eines der ersten West-Berliner Lesbenlokale der Nachkriegszeit, das bis in die 1960er Jahre bestand.
Seit 1998 findet in der Straße regelmäßig die Lange Buchnacht statt.
Besonderheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die hyperlokale Journalismus-Webseite zoom-berlin.com über die Oranienstraße[7] ist die erste ihrer Art, die sich exklusiv mit einer Straße befasst. Sie wurde mit dem European Newspaper Award in der Kategorie ‚Online‘ ausgezeichnet.[8]
An der Brandwand des Wohnhauses Oranienstraße 195 befindet sich das Wandbild Astronaut Cosmonaut des französischen Streetart-Künstlers Victor Ash.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Blum: Oranienstraße. Ausgrabungen. Eine Vers-Chronik. Klak Verlag, Berlin 2019 (Geschichte eines Hauses).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Oranienstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Oranienstraße – Außenseiter, Spitzenreiter. In: Der Tagesspiegel, 30. Juli 2010.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Peter Neumann: 76 Unfälle in der Hölle. In: Berliner Zeitung, 27. Februar 2018, S. 11.
- ↑ Verkehrskonzept Luisenstadt: Einbahnstraßen wären doch das Mindeste. buergerverein-luisenstadt.de; abgerufen am 28. Februar 2018.
- ↑ Baudenkmal Mietshaus (1875); Baudenkmal Industriehof (1898). stadtentwicklung.berlin.de
- ↑ GSG-Hof Oranienstraße 6. gsg.de; abgerufen am 21. Juli 2015.
- ↑ Konrad Zuse in der Oranienstraße. ( des vom 7. Februar 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. zoom-berlin.com
- ↑ Leiser – ein Startup von 1891. ( des vom 27. Dezember 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. zoom-berlin.com (mit Video: Der Leiser-Enkel erzählt).
- ↑ Die Oranienstraße. ( des vom 27. Dezember 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. zoom-berlin.com
- ↑ Axel Springer Akademie holt Online-Award – Die Begründung der Jury im Wortlaut. meedia.de, 18. November 2012.
Koordinaten: 52° 30′ 12″ N, 13° 24′ 44″ O