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„Erbsünde“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Michelangelo, Fall and Expulsion from Garden of Eden 00.jpg|miniatur|hochkant=1.2|[[Adam und Eva]] werden aus dem [[Garten Eden|Paradies]] vertrieben. [[Fresko]] von [[Michelangelo]] in der [[Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]], Anfang des 16. Jahrhunderts]]
Die Lehre von der '''Erbsünde''' ([[Latein|lat.]] ''peccatum originalis'', eigentlich "'''Ursprungssünde'''") ist eines der grundlegenden Elemente [[Christentum|christlicher]] [[Theologie]]. Das deutsche Wort ''Erbsünde'' soll zum Ausdruck bringen, dass diese [[Sünde]] nicht durch spezielle Handlungen erworben wird, sondern allen Menschen von Geburt an gegeben ist; eine Vererbung dieser Sünde, etwa von den Eltern auf ihre Kinder, ist damit nicht gemeint.
'''Erbsünde''' bzw. '''Ursünde''' ([[Latein|lateinisch]] ''peccatum originale'' oder ''peccatum hereditarium'') ist ein Begriff der [[Christliche Theologie|christlichen Theologie]] für einen Unheilszustand, der durch den (seit der [[Aufklärung]] häufig auch nur symbolisch verstandenen) [[Sündenfall]] [[Adam und Eva|Adams und Evas]] herbeigeführt worden sei und an dem seither jeder Mensch als Nachfahre dieser Ureltern teilhabe.
Allerdings wird der Begriff in der [[östlich-orthodoxe Kirchen|orthodox]]en, [[Römisch-Katholische Kirche|römisch-katholisch]]en und den verschiedenen [[evangelisch]]en Traditionen unterschiedlich aufgefasst.


== Bezeichnungen ==
Gemeinsam ist allen christlichen Traditionen die Lehre, dass der Mensch durch die Erbsünde von der Gemeinschaft mit Gott getrennt ist, dass er aus eigener Kraft diese Gemeinschaft nicht wieder herstellen kann, und dass diese Trennung durch [[Jesus Christus]] überwunden ist. Über die genaue Art dieser [[Erlösung]] und den Weg dorthin gibt es innerhalb der verschiedenen christlichen Konfessionen unterschiedliche Auffassungen (s. [[Rechtfertigung (Theologie)]]).
[[Datei:0 Venise, 'La Chute d'Adam et Ève' - Palais des Doges (2).JPG|mini|''Der Fall von Adam und Eva'', ein Werk von [[Antonio Rizzo]] aus dem Jahr 1476, das das [[Kapitell]] der südwestlichen Ecke des [[Dogenpalast]]s in [[Venedig]] schmückt.]]
Die deutsche Bezeichnung ''Erbsünde'' ist zuerst in [[Mittelhochdeutsche Sprache|mittelhochdeutscher]] Zeit seit etwa 1225 belegt.<ref>Tom Kleffmann: ''Die Erbsündenlehre in sprachtheologischem Horizont''. [[Mohr Siebeck]], Tübingen 1994 (= Beiträge zur historischen Theologie, 86), S. 29</ref> Der zugrundeliegende [[latein]]ische Ausdruck ''peccatum originale'' (wörtlich ‚ursprüngliche Sünde‘, ‚Ursünde‘) umfasste in seiner Bedeutung sowohl die Sünde Adams und Evas infolge ihres [[Sündenfall]]s (''lapsus Adami'', ''peccatum primorum parentum'', ''primum peccatum'') als auch die dadurch entstandene Erbsünde der Menschheit allgemein. Zur begrifflichen Unterscheidung zwischen dem aktiv begangenen ''peccatum originale'' der ersten Eltern und dem nur passiv durch Abstammung aus leiblicher bzw. libidinöser Zeugung erworbenen ''peccatum originale'' ihrer Kinder und Nachfahren unterschied die [[Scholastik]] seit [[Alain de Lille]] zwischen dem ''(peccatum) originale active'' (Erbsünde ‚im aktiven Verständnis‘) und ''(peccatum) originale passive'' (‚im passiven Verständnis‘), seit [[Innozenz V.|Petrus von Tarantasia]] auch zwischen ''(peccatum) originale originans'' (‚erzeugend‘) und ''(peccatum) originale originatum'' (‚erzeugt‘).<ref>Heinrich Köster: ''Handbuch der Dogmengeschichte'', hrsg. von Michael Schmaus, Band II, Faszikel 3b, Herder, Freiburg i.Br. 1979, S. 103</ref> Beide Unterscheidungen wurden seither zum Gemeingut der theologischen Literatur und werden zu Begriffsklärungen auch in neuerer Zeit noch herangezogen. Im Zentrum der theologischen Betrachtung steht in jüngerer Zeit zumeist nicht der Sündenstand der Ureltern, sondern der der Menschheit allgemein, so dass sich die Bedeutung des Ausdrucks Erbsünde zumindest in der Tendenz weitgehend auf das (passive) ''peccatum originale originatum'' fokussiert hat.


Der [[Urstand]] als Bezeichnung des Zustands von Adam und Eva vor dem Sündenfall ist der Gegenbegriff zur Erbsünde; das Konzept des Urstands entstand bereits in der Antike.
Im [[Judentum]] und im [[Islam]] fehlt die Entsprechung und das Konzept einer Erbsünde aller Menschen völlig, nicht im Ansatz gibt es bei ihnen daher auch an der Notwendigkeit für die Anhänger davon befreit zu werden!


== Erbsünde im Christentum ==
[[Philosophie|Philosophisch]] und [[Psychologie|psychologisch]] enthält die Lehre von der Erbsünde das [[Christliches Menschenbild|christliche Menschenbild]], das von der negativen sündigen Disposition der Menschen ausgeht und dem gegenüber den [[rechter Glaube|rechten Glauben]] und das blutige [[Menschenopfer]] Jesu Christi aus Liebe Gottes, als [[Sühneopfer]] stellt.
Der Begriff wird in [[orthodoxe Kirchen|orthodoxen]], [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen]] und verschiedenen [[evangelisch]]en Traditionen unterschiedlich aufgefasst. Gemeinsam ist in allen christlichen Traditionen die Lehre der Trennung des Menschen von [[Gott]], bedingt durch die Erbsünde. Mit Hilfe [[Jesus Christus|Jesu Christi]] kann die Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt werden. Der Mensch allein besitzt nicht die Kraft dafür. Unterschiede bestehen innerhalb der christlichen Konfessionen hinsichtlich der Art des Weges, welcher zur [[Erlösung]] gegangen werden muss ([[Rechtfertigung (Theologie)|Rechtfertigungslehre]]).


=== Biblische Grundlagen ===
== Traditionelle Christliche Lehre ==
In den [[Evangelium (Buch)|Evangelien]] sprechen weder [[Jesus Christus]] noch die Autoren der Evangelien vom [[Sündenfall]] Adams, dessen Fehler Jesus rückgängig zu machen habe. Es sind jedoch deutliche Aussagen über die Verderbtheit der Welt enthalten, die mit der späteren Erbsündenlehre inhaltlich in Einklang gebracht werden können (vgl. {{B|Joh|1|9–11}}; {{B|Joh|8|44}}).
=== Entwicklung nach Paulus ===
Der jüdische [[Apostel]] [[Apostel Paulus|Paulus von Tarsus]] entwickelt die Theologie von der Erbsünde in seinem [[Römerbrief|Brief an die Römer]] im 5. Kapitel.


Der Apostel [[Paulus von Tarsus|Paulus]] entwickelt eine [[Paulinische Theologie|Theologie]] der Sünde und eine damit zusammenhängende [[Anthropologie]], die als Grundlage der späteren Erbsündenlehre gelten kann, {{B|Röm|5|12}}.
Paulus sucht darin nach einer theologischen Begründung der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi. Für ihn steht fest, dass der Tod Christi einen Zweck habe, und zwar die Erlösung der Menschen. Daraus folgt, dass der Mensch absolut erlösungsbedürftig (mit einem anderen Wort: sündig) sein muss (Röm 5,6-11), denn wenn der Mensch von sich aus den Zustand der Sünde verlassen könnte, wäre der Kreuzestod nicht notwendig gewesen. Das Ereignis des Kreuzestodes belegt also aus Paulus Sicht die Notwendigkeit der Sündhaftigkeit der Menschheit.
Paulus parallelisiert darin den für die ganze Menschheit stehenden ersten Menschen, Adam (das hebräische Wort ''Adam'' bedeutet einfach „Mensch“), mit dem für die neue Menschheit stehenden zweiten Adam, Christus. So wie aufgrund der Sünde des Ersten die Menschheit dem Tod ausgeliefert war, wird sie aufgrund der Erlösungstat des Zweiten aus diesem Tod errettet: „Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil (''eph' hô'') alle sündigten. […] sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheim gefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteil geworden.“ {{Bibel|Röm|5|12–17}}
Der Ursprung dieser Sündhaftigkeit kann nicht bei Gott selbst liegen, da dieser ''per definitionem'' sündlos ist, sondern muss auf eine menschliche Handlung zurückgehen. Diese menschliche Handlung findet Paulus in der Auflehnung von [[Adam und Eva]], nachdem sie von [[Satan]] zum Ungehorsam angestiftet worden waren. Die Konsequenz dieser Auflehnung ist die Trennung von Gott, nicht nur für Adam und Eva, sondern auch für ihre Nachkommen:
Der zentrale Punkt wird im [[1. Korintherbrief|ersten Brief an die Korinther]] nochmals betont:
: ''Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchdrungen ist, weil(*) sie alle gesündigt haben'' (Röm 5,12)
(*)griechisch ''eph' hô''. Es ist umstritten, ob "weil" eine mögliche Übersetzung ist. Andere Möglichkeiten: "In ihm (also in Adam) haben alle gesündigt" (Augustinus), oder "deshalb (also wegen des Todes) haben alle gesündigt" (Orthodoxe Kirche).


{{Zitat|Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.|ref=<ref>{{B|1 Kor|15|22}}</ref>}}
Der zentrale Punkt wird in seinem [[1. Korintherbrief|ersten Brief an die Korinther]] nochmals betont:
: ''Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden'' (1. Kor 15,22)


Die Erbsünde stellt somit ein spezifisch christliches, aus dem Erlösungsbegriff hergeleitetes [[Dogma]] dar, das im [[Judentum]] kein direktes lehrmäßiges Vorbild hat.
=== Die Lehre in den Kirchen ===
Der Mensch ist durch den [[Sündenfall]] [[Adam und Eva|Adams]] aus katholischer Sicht vom Beginn seines Lebens im Mutterleib, also von seiner Empfängnis an, im Zustand der Erbsünde, welche eine Unordnung der menschlichen Natur darstellt, indem sie den Menschen seiner [[Gnade|heiligmachenden Gnade]] beraubt und dazu führt, dass der Mensch zum Tun von Bösem neigt. Den Ausweg aus der Erbsünde sieht die Kirche im Kreuzestod [[Jesus Christus]], der es dem Menschen ermöglicht, in den Zustand der [[Erlösung]] einzutreten und mit Gott versöhnt zu sein.


=== Dogmengeschichtliche Entwicklung ===
Nach Auffassung [[Martin Luther|Luthers]] – die hier im Gegensatz zur katholischen Lehre steht – ist der Mensch aber vom Beginn seines Lebens an böse (im "Zustand der Sünde") und ist dadurch von [[Gott]] getrennt. Dabei ist es unerheblich, ob der Einzelne gut oder schlecht handelt. Selbst das passive neugeborene Kind ist nach diesem Verständnis schlecht.
Der erstmals vom Kirchenschriftsteller [[Tertullian]] gelehrte [[Generatianismus]] besagt, dass nicht nur der Körper, sondern auch die [[Seele]] im Zeugungsvorgang vom Vater über den Samen an das Kind vermittelt wird. Hingegen besagt die von [[Laktanz]] formulierte Lehre des [[Kreatianismus]], dass die Seele zum Zeitpunkt der Zeugung von Gott neu erschaffen wird. Der Generatianismus erklärt gut die später postulierte Erbsündenlehre, denn so vererbt sich die Sünde Adams auf alle nachfolgenden Geschlechter. Hingegen ist beim Kreatianismus zunächst nicht einsichtig, wieso die neu geschaffene Seele die Sünde ihrer leiblichen Vorväter erben soll.


Der Kirchenvater [[Augustinus von Hippo]] formulierte die Erbsündenlehre. Er konnte sich nicht zwischen Generatianismus und Kreatianismus entscheiden, da er zwar mit dem Kreatianismus sympathisierte, jedoch erkannte, dass dieser seine Erbsündenlehre nicht unterstützt.<ref>{{Literatur|Autor=Alfons Fürst|Titel=Augustins Briefwechsel mit Hieronymous|Verlag=Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung|Ort=|Datum=1999-01-01|Seiten=200|ISBN=978-3-402-08113-6|Online=[https://books.google.com/books?id=3XnYAAAAMAAJ books.google.com]}}</ref> Augustinus kam mutmaßlich auf die Erbsündenlehre, weil der griechische Begriff ''eph' hô'' aus {{B|Röm|5|12}} in der lateinischen Bibelübersetzung, der [[Vulgata]], als ''in quo'' wiedergegeben wurde, also: „In ihm (Adam) haben alle gesündigt“.
Die von [[Augustinus von Hippo]] begründete Lehre von der Erbsünde ist zentral für das westliche Christentum.
Ohne die Erbsünde könnte der Mensch sich zum Guten oder Bösen entscheiden (wie es etwa in den verwandten [[Religion]]en des [[Judentum]]s oder des [[Islam]] gelehrt wird). Da der Mensch, anders als die gefallenen Engel, deren Auflehnung gegen Gott unwiderruflich ist, an die Zeit gebunden ist, ist Vergebung und Reue möglich. Aus der Erbsünde ergibt sich daher die Notwendigkeit der Erlösung des Menschen, die durch die [[Kreuzigung]] und [[Auferstehung]] [[Jesus Christus|Jesu Christi]] ermöglicht wurde. Aus diesem Grund spricht der Apostel Paulus von [[Christus]] als dem neuen Adam. Diese Erlösung findet der Mensch in der [[Wiedergeburt]] (eigentlich wohl Neugeburt), deren äußeres Bild die [[Taufe]] ist. Der Christ unterliegt danach nicht mehr der Erbsünde, sondern ist in den Zustand der Gotteskindschaft emporgehoben.


Augustinus bezog sich wahrscheinlich auf die [[Vetus Latina]]: {{Zitat|Per unum hominem peccatum intraverit in mundum, et per peccatum mors et ita in omnes homines pertransiit, in quo omnes peccaverunt.|Übersetzung: Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod und ist so auf alle Menschen übergegangen: in ihm haben alle gesündigt.}}
Nach Ansicht der [[Östlich-orthodoxe Kirchen|Orthodoxen Kirche]] wird nicht die Sünde Adams selbst auf seine Nachkommen vererbt, sondern nur die Folge dieser Sünde, der Tod. Dieser wird jedoch nicht nur an die Nachkommen Adams vererbt, sondern erfasst und versklavt die gesamte Schöpfung, wobei die Angst vor dem Tod in einem Teufelskreis zur Hauptursache weiterer Sünden wird. Die Orthodoxe Kirche geht davon aus, dass die Menschen auch nach dem Sündenfall noch ihren freien Willen haben und immer noch fähig zu guten Taten sind. Der Sündenfall hat jedoch eine Welt hinterlassen, in der Sünde bequem, einfach, angenehm und naheliegend erscheint, Tugend dagegen anstrengend, schwierig, abgehoben, und langweilig. So hat er eine Barriere zwischen den Menschen und Gott aufgestellt, die der Mensch von sich aus nicht niederbrechen kann. Da der Mensch nach dem Sündenfall nicht mehr zu Gott kommen kann, kam Gott in Christus zu den Menschen und versöhnt die Menschen so wieder mit sich. Es wird betont, dass nicht etwa Gott mit dem Menschen versöhnt wird, wozu kein Anlass besteht da Gott dem Menschen in keiner Weise feindlich gesonnen ist, sondern der Mensch mit Gott.
<!-- Auch das Begehen von [[Sünde]]n (mit der Ausnahme so genannter Todsünden) ändert nichts mehr am "Zustand der Erlösung". Wie ist das gemeint? - Benedikt - -->


Augustinus lehrte: Der Mensch komme beladen mit der Erbsünde auf die Welt. Er benötige deshalb zur Erlösung die Gnade Gottes. Dies wurde durch die [[Inkarnation|Menschwerdung]], [[Kreuzigung]] und [[Auferstehung]] Jesu Christi ermöglicht. Aus diesem Grund habe der Apostel Paulus von Christus als dem „neuen Adam“ gesprochen. Die Erlösung finde der Mensch durch das [[Sakrament]] der [[Taufe]], da der Getaufte nicht mehr der Erbsünde unterliegt. Daher war für Augustinus die [[Kindertaufe#Augustinus und die Lehre von der Erbsünde|Säuglingstaufe]] besonders empfehlenswert, um das unmündige Kind der Verdammnis zu entreißen, die ihm drohe, falls es ungetauft sterbe. Gleichwohl verbleibe der Mensch in der sterblichen Welt mit den Folgen der Erbsünde behaftet und diese rechtfertige auch eine ewige Bestrafung der Sünder in der [[Hölle]].
=== Kurz gefasst ===

Zusammenfassend ist nach christlicher Auffassung der Mensch als von Gott nach seinem Abbild geschaffenes Wesen ursprünglich ''gut'', da Gott als der ''Gute'' schlechthin nur Gutes schaffen kann.
Im Gegensatz zu Augustinus’ Erbsündenlehre steht der von seinem britischen Zeitgenossen [[Pelagius (Theologe)|Pelagius]] vertretene [[Pelagianismus]]. Nach ihm trage der Mensch die volle Verantwortung für sein eigenes [[Seelenheil]]. Adams Sünde habe sich nicht auf alle späteren Menschen vererbt. Pelagius sah seine These der möglichen Sündlosigkeit auch durch die große Zahl der [[Heiliger|Heiligen]] in der Schrift belegt.<ref>Pelagius, ''De natura'', in Augustinus: ''De nat. et grat.'' 36,42 (263)</ref> Im Pelagianismus ist die Rolle der Gnade Gottes zweitrangig und auch Christus dient dem Menschen nur als ''gutes Beispiel'', nicht aber als Erlöser. Somit bestehe auch keine Notwendigkeit einer [[Säuglingstaufe]]. Augustinus hingegen hielt die Lehre des Pelagius, der Mensch könne, ja müsse sich sein Seelenheil selbst „verdienen“, für eine Überforderung. Dagegen setzte er, in seelsorglicher Absicht, die Erinnerung an die [[Bibel|biblischen Schriften]], denen zufolge der Mensch eben nicht fehlerlos und sündenfrei ist. Für Augustinus war das Wissen um die Erbsünde ein Schutz vor einem unerfüllbaren Selbstanspruch an die eigene Vollkommenheit – und insofern entlastend und keineswegs bedrückend.<ref>[[Peter Brown (Historiker)|Peter Brown]]: ''Der Schatz im Himmel. Der Aufstieg des Christentums und der Untergang des römischen Reiches''. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-608-94849-3, S. 529 ff.</ref> Der Pelagianismus wurde auf dem [[Konzil von Ephesos]] im Jahre 431 als [[Häresie]] verurteilt.
Aufgrund der dem Menschen gegebenen [[Freiheit]] konnte sich dieser in Person [[Adam und Eva]]s im [[Sündenfall]] von Gott abwenden. Alle Nachkommen Adams und Evas erben diese auch Sünde genannte Abwendung. Vom Zeitpunkt des Sündenfalls an wird der Mensch als seinem ganzen Wesen nach böse und verderbt angesehen. Durch die Erlösungstat Jesu Christi ist es dem Menschen möglich, erneut mit Gott in Gemeinschaft zu leben.

Die Erbsündenlehre ist bis heute zentral für das westliche Christentum, obwohl der sie unterstützende Generatianismus von der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]] mehrfach verurteilt wurde und ihre verbindliche Lehrmeinung heute der Kreatianismus ist, der mit der Erbsündenlehre eher im Konflikt steht.

=== Positionen in den orthodoxen Kirchen ===
Nach Ansicht der [[orthodoxe Kirchen|Orthodoxen Kirche]] wurde nicht Adams Sünde als solche, wohl aber die Folge der Sünde Adams, der Tod, auf seine Nachkommen vererbt und versklavte damit die gesamte Schöpfung, die dabei von ihrer eigentlich guten Natur in einen widernatürlichen schlechten Zustand überging. Die Angst vor dem Tod wird in einem „Teufelskreis“ zur Hauptursache weiterer Sünden. Menschen haben aber auch nach dem Sündenfall noch ihren freien Willen und sind innerlich immer noch fähig und gewillt zu den guten Taten, die ihrer eigentlichen, gottgewollten Natur entsprechen; in der versklavten Schöpfung sind gute Taten jedoch nur sehr schwer auszuüben. Da der Mensch nach dem Sündenfall nicht mehr zu Gott kommen konnte, kam Gott in Christus zu den Menschen und versöhnte die Menschen und die ganze Schöpfung so wieder mit sich; der versöhnte Mensch verlässt allmählich den widernatürlichen Zustand und wird frei, seine Fesselung an den Tod und die von diesem unterjochte Welt wird gelockert, wodurch auch die Auferstehung und damit die völlige Überwindung der Fessel möglich wird. Gute Taten werden für ihn mehr und mehr selbstverständlich. Es wird dabei betont, dass der Mensch mit Gott wieder versöhnt wurde und nicht Gott mit dem Menschen. Der Ausdruck ''eph’ hô'' aus Röm 5,12 kann auch als „deshalb (also wegen des Todes) haben alle gesündigt“ verstanden werden.

=== Positionen reformatorischer Theologen von Luther bis heute ===
Im Verständnis [[Martin Luther]]s und der meisten [[Reformator]]en ist der Mensch immer schon im Zustand der [[Sünde]], der das eigene Handeln von Anfang an negativ beeinflusst. Selbst das neugeborene Kind ist nach diesem Verständnis sündig und bedarf daher der Erlösung. Durch die Taufe kommt es zu keiner Aufhebung der Erbsünde; der Christ wird von Gott gerecht gesprochen ([[Rechtfertigungslehre]]), nicht gerecht gemacht. Besonders im [[Calvinismus]] wird betont, dass die menschliche Natur an und für sich bereits sündig sei, noch vor jeder konkreten Tat.

=== Positionen in der katholischen Theologie vom Konzil von Trient bis heute ===
Das [[Konzil von Trient]] befasste sich, ausgelöst durch die Reformation, abschließend mit diesem Thema und stellte im ''Decretum de Peccato Originali'' fest, dass alle Menschen in Nachfolge des [[Adam und Eva|Adam]], mit Ausnahme von [[Maria (Mutter Jesu)]], von der Erbsünde betroffen sind. Dabei wird die Erbsünde durch die [[Taufe]] allerdings „vollkommen“ getilgt. Die Erbsünde ist mithin definitionsgemäß derjenige Mangel im Menschen, der bereits durch die Taufe (oder eine ihr entsprechende Zuwendung zu Gott, siehe [[Begierdetaufe]]) restlos überwunden wird.

Aus katholischer Sicht zieht der Mensch durch den [[Sündenfall]] [[Adam und Eva|Adams]] das Missfallen Gottes auf sich, da der Mensch die übernatürliche Ausstattung der Gnade verloren hat.<ref>Trid. d. 30 q. 1 a. 3</ref> Der Mensch kann ohne Gnade durch seine guten Handlungen keine „übernatürliche Vollkommenheit“ verdienen. So ist er, von seiner Empfängnis an, schon im Mutterleib im Zustand der Erbsünde, was dazu führt, dass der Mensch zum Bösen neigt und der Verstand nicht mehr das Gute erkennt.<ref>übernatürliche Unterordnung unter Gott siehe: Diekamp, Katholische Dogmatik II, 1939, S. 158 </ref> Auch die Sinne verhalten sich nicht mehr, wie die Übernatur dies verlangt.<ref>''Begierlichkeit, Zorn'' siehe Trid. 1, 2 q. 82 a. 3</ref> Der Ausweg aus der Erbsünde wird im Kreuzestod [[Jesus Christus|Jesu Christi]] und der damit verbundenen [[Erlösung]] gesehen.

Im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] (KKK) heißt es u.&nbsp;a.:

{{Zitat|1=Im Anschluß an den hl. Paulus lehrte die Kirche stets, daß das unermeßliche Elend, das auf den Menschen lastet, und ihr Hang zum Bösen und zum Tode nicht verständlich sind ohne den Zusammenhang mit der Sünde Adams und mit dem Umstand, daß dieser uns eine Sünde weitergegeben hat, von der wir alle schon bei der Geburt betroffen sind und ‚die der Tod der Seele‘ ist [Vgl. K. v. Trient: DS 1512.]. Wegen dieser Glaubensgewißheit spendet die Kirche die Taufe zur Vergebung der Sünden selbst kleinen Kindern, die keine persönliche Sünde begangen haben [Vgl. K. v. Trient: DS 1514].|Autor=Ecclesia Catholica|Quelle=''Katechismus der Katholischen Kirche.'' (1997) Nr. 403.|ref=<ref>zit. nach [https://web.archive.org/web/20050429144619/http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P1J.HTM vatican.va]</ref>}}

{{Zitat|1=Die Weitergabe der Erbsünde ist jedoch ein Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können. Durch die Offenbarung wissen wir aber, daß Adam die ursprüngliche Heiligkeit und Gerechtigkeit nicht für sich allein erhalten hatte, sondern für die ganze Menschennatur. Indem Adam und Eva dem Versucher nachgeben, begehen sie eine persönliche Sünde, aber diese Sünde trifft die Menschennatur, die sie in der Folge im gefallenen Zustand weitergeben [Vgl. K. v. Trient: DS 1511-1512.]. Sie ist eine Sünde, die durch Fortpflanzung an die ganze Menschheit weitergegeben wird, nämlich durch die Weitergabe einer menschlichen Natur, die der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit ermangelt. Deswegen ist die Erbsünde ‚Sünde‘ in einem übertragenen Sinn: Sie ist eine Sünde, die man ‚miterhalten‘, nicht aber begangen hat, ein Zustand, keine Tat.|Autor=Ecclesia Catholica|Quelle=''Katechismus der Katholischen Kirche.'' (1997) Nr. 404.|ref=<ref>zit. nach [https://web.archive.org/web/20050429144619/http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P1J.HTM vatican.va]. Die Übertragung „durch Fortpflanzung“ auch in: Katechismus der Katholischen Kirche. Kompendium, Pattloch, München 2005, S. 51.</ref>}}

Die neuere Theologie versucht einen adäquateren Begriff für den mit „Erbsünde“ bezeichneten Sachverhalt zu finden. Hier setzt sich in den letzten Jahren der Terminus „universale Sündenverfallenheit“<ref>''http://www.origenes.de/kommentare/cig/08/kraus.p{{Toter Link|url=http://www.origenes.de/kommentare/cig/08/kraus.p |date=2023-12 |archivebot=2023-12-18 17:35:09 InternetArchiveBot }}df''</ref> durch, der überholte Vorstellungen, wie den [[Monogenismus]] oder die personale Implikation des Begriffes [[Sünde]] (als ginge es um eine persönlich begangene Tat) aufhebt, um zugleich die unfreie Situiertheit und bleibende Verführbarkeit des Menschen zum Bösen, aber auch seine Erlösungsbedürftigkeit als Inhalte zu erhalten.<ref>Karl Rahner: ''Der Mensch als das Wesen der radikalen Schuldbedrohtheit''. In: ''Grundkurs des Glaubens''</ref> Andere terminologische Vorschläge sind: ''Erbverwundung'', ''Erbunheil'', ''Erbschwäche''.<ref>
Hermann Stinglhammer: ''Einführung in die Schöpfungstheologie.'' WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt 2011, S. 77</ref>

[[Peter Knauer]] sieht in der fortwährenden Angst um sich selbst das Wesen der Erbsünde, das jedem weiteren Fehlverhalten zugrunde liegt und aus dem heraus es erwächst.<ref>Peter Knauer: ''Glaubensbekenntnis für unsere Zeit''. In: http://peter-knauer.de/glaubens9d.pdf</ref>

[[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]] versteht die Erbsünde nicht im Sinne einer ''biologischen'' Vererbung, sondern betont die kollektiven menschlichen Verstrickungen der Vergangenheit, in die jeder Mensch durch seine Geburt eintritt. Diese schränken die Selbstbestimmung ein und geben den Rahmen der eigenen Freiheit vor: „Niemand hat die Möglichkeit, an einem perfekten ‚Punkt Null‘ anzufangen und sein Gutes in völliger Freiheit zu entwickeln.“<ref> vgl. Joseph Ratzinger: ''Exkurs: Strukturen des Christlichen''. In: ''Einführung in das Christentum'', dtv 4095, München 1971, S. 179</ref> Am 20. April 2007 erklärte er als Papst Benedikt XVI., der ''[[Limbus (Theologie)|Limbus puerorum]]'' (die „Vorhölle“, der Ort für die Seelen ungetauft verstorbener Kinder) gehöre nicht zur Lehre der Kirche, sondern sei eine ältere theologische Theorie.<ref>„Die päpstlichen Stellungnahmen in dieser Periode haben also die Freiheit der katholischen Schulen verteidigt, mit dieser Frage zu ringen. Sie schrieben die Theorie des Limbus nicht als Glaubenslehre fest. Der Limbus war jedoch die allgemeine katholische Lehre bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.“ [http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/arbeitshilfen/AH_224.pdf Internationale Theologische Kommission: Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft sterbende Kinder (2007) S. 31] (PDF-Datei; 298&nbsp;kB)</ref><ref>[http://www.spiegel.de/panorama/kirchen-vatikan-schafft-vorhoelle-ab-a-478599.html spiegel.de: Kirchen: Vatikan schafft Vorhölle ab]</ref><ref>{{Webarchiv | url=http://www.tagesschau.de/ausland/meldung38452.html | wayback=20090509105109 | text=tagesschau.de: Papst erklärt "Vorhölle" für überholt}}</ref> [[Roland Minnerath]], der Erzbischof von Dijon, erläuterte die Entscheidung: Die Theologen im Vatikan seien zu der Auffassung gelangt, dass kleine Kinder, die nicht getauft sind und sterben, direkt ins [[Himmel (Religion)|Paradies]] kämen. Das Dokument der Internationalen Theologenkommission besagt jedoch auch (in Absatz 41), dass der Limbus eine „mögliche theologische Meinung bleibe“.

=== Positionen im Quäkertum ===
{{Hauptartikel|Quäkertheologie}}
Im frühen Quäkertum glaubte man an eine Befreiung von der Erbsünde durch die Hinwendung zu Gott und einem verdienstvollen Lebenswandel. So schreibt [[George Fox]] in seinem Tagebuch:
{{zitat|Nun war ich im Geiste bei dem flammenden Schwert vorbei ins Paradies Gottes eingedrungen. Alle Dinge waren wie umgewandelt für mich und die ganze Schöpfung hatte einen andern Geruch für mich, uber alles was Worte ausdrücken können. Ich wusste nur noch von Reinheit, Unschuld und Rechtschaffenheit, denn ich war erneuert zum Ebenbild Gottes (Kol. 3:10) durch Christus, in den Zustand, in dem Adam vor dem Fall gewesen war.<ref>''George Fox – Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers.'' Ubersetzung von Margrit Stühelin, erschienen Tübingen 1908, im Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck).</ref>}}
Im heutigen liberalen [[Quäkertum]] hat die Erbsünde keine theologische Relevanz mehr.

== Andere Religionen ==
=== Islam ===
Der [[Koran]] (7,19–25; 2,35–39; 20,117–124) erinnert an den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies ({{B|Gen|3|1–24}}), doch übernimmt er nicht die [[Paulus von Tarsus|paulinische]] Lehre von der Erbsünde. Im [[al-Baqara|Koran, Sure 2]], Vers 37<ref> {{Webarchiv|text=Sure 2 |url=http://www.koransuren.de/koran/sure2.html |wayback=20131007174135 }}, abgerufen am 24. April 2015 von [http://www.koransuren.de koransuren.de]</ref>, wird sogar ausdrücklich erwähnt, dass Allah Adam bereits verziehen habe, weswegen das christliche Dogma von der Erbsünde dem islamischen Dogma vom allverzeihenden Gott gegenüberstehe. Jeder einzelne Mensch wird nach islamischer Lehre nur für seine eigenen Taten zur Verantwortung gezogen; beim [[Jüngstes Gericht|Gericht]] kann niemand einem anderen Menschen helfen oder schaden. Wenn ein Mensch schlechte Taten aufrichtig vor [[Gott]] bereut und um Vergebung bittet, so wird ihm diese zuteil.

{{zitat|Es gibt unter den Menschen keinen Neugeborenen, der nicht bei seiner Geburt von Satan berührt wird, und er auf Grund der Berührung durch Satan zu schreien beginnt. Nur Maryam [Maria] und ihr Sohn sind die Ausnahme davon.“ [[Abū Huraira]] erwähnte darauf „[…] und siehe, ich möchte, dass sie und ihre Nachkommen bei dir Zuflucht nehmen vor dem verfluchten Satan. (Koran [[sure 3|3]]:36).|[[Sahīh al-Buchārī]], Kapitel 54/Hadithnr. 3431|Quelle=
<ref>http://islamische-datenbank.de/sahih-al-buchari?action=viewhadith&chapterno=54&min=10&show=10 abgefragt am 13. Dezember 2017</ref>}}


== Geschichtliche Entwicklung der Lehre ==
=== Judentum ===
=== Judentum ===
Im [[Judentum]] wird die Vertreibung von Adam und Eva aus dem [[Garten Eden]] nicht als Beginn einer zwangsläufigen erblichen Sünde angesehen.
Das [[Christentum]] teilt mit dem [[Judentum]] im Prinzip den [[Tanach]] in dem [[Alten Testament]] seiner [[Bibel]].
Die Verstoßung aus dem ''Garten Eden'' und die weiteren Konsequenzen zeigen das Bild der Welt, wie es ist, und werden im Judentum als Maßnahmen verstanden, die das materielle, nicht aber das spirituelle Leben der Menschen betrifft. Allerdings ist durch den Verzehr der verbotenen Frucht, der „böse Trieb“, ([[Yetzer hara]], {{heS|יֵצֶר הַרַע|Yetzer ha-Ra}}) in den Menschen geraten, der seitdem in jedem Menschen vorhanden ist und ihn in seinem Handeln beeinflusst.
Allerdings interpretiert das Judentum, wie auch der Religionsstifter des Christentums, [[Jesus von Nazareth]] die Geschichte vom [[Garten Eden]] und der Vertreibung [[Adam]]s und [[Eva]]s daraus, nicht als den Beginn einer zwangsweisen erblichen Sünde, und kennt auch keinen Zusammenhang zwischen der von Adam begangenen Rebellion und anderer später lebender Menschen.
Die von Gott in Folge der Rebellion verhängten Konsequenzen (Fluch über die Menschen, Vertreibung aus dem Paradies, Geburtswehen, schwere Feldarbeit, Sterblichkeit und Fluch über die Erde) werden als Konsequenzen angesehen, die die Welt beschreiben, wie sie ist. Sie werden im Judentum als Maßnahmen verstanden, die das materielle, nicht aber das spirituelle Leben der Menschen betreffen.
Beispielsweise wird die Ankündigung, dass die Nachkommen Evas den Nachkommen der Schlange (Satans) den Kopf zertreten werden ([[Genesis (Buch)|Gen]] 3,15) als schlichte Aussage zur Gefahr von Giftschlangen und menschlicher Angst vor ihnen. Im Christentum wird dies umgedeutet zu einem Sieg Jesu über den [[Satan]], der im Judentum auch eine andere Bedeutung hat (siehe ebendort.


Die Ankündigung, dass die Nachkommen Evas den Nachkommen der Schlange den Kopf zertreten werden {{Bibel|Gen|3|15}}, wird als Aussage zur Gefahr von Giftschlangen und menschlicher Angst vor ihnen gewertet (im Christentum wird dies hingegen als Ankündigung des Sieges Jesu über den [[Teufel|Satan]] gedeutet). Der [[Tanach]] bezieht sich auch in keiner Erzählung auf die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies, weil nicht die Lokalität die Rolle spielt, sondern die Fähigkeit des Menschen, seinen „bösen Trieb“ (siehe [[Jetzira]]) zu überwinden.
Die wichtigste jüdische Aussage zum Status der [[Seele]] des Menschen lautet, sie ist rein geschaffen. Nach jüdischem Glauben bleibt die Seele des Menschen auch dann rein, wenn er sündigt, seine Vorfahren sündigten oder er nicht mehr im [[Garten Eden|Garten in Eden]] in Gottes Nähe lebt. Der liebende Gott der Barmherzigkeit ([[adonai]]) vergibt allen Menschen die Sünden, insbesondere, wenn sie diese bereuen (vergleiche [[Teshuva]]). Eine besondere Erlösung ist deshalb nicht nötig, ein e Verdammung in die Hölle, vor der der Mensch angst haben müsste gibt es ebensowenig.


Die wichtigste jüdische Aussage zum Status der [[Seele]] des Menschen lautet, sie sei ein Funke Gottes und somit rein. Wenn der Mensch aber sündigt, verunreinigt er seine Seele. Durch aufrichtige Reue und den konsequenten Entschluss diese Sünden nie wieder zu begehen ''([[Teschuva]]),'' seine Seele wieder rein zu machen ist Gott barmherzig und vergibt Sünden. Hätten Adam und Eva ihre Sünde bereut, dann hätte Gott auch ihnen vergeben.
Die hebräische Bibel bezieht sich auch in folgenden Kapiteln in keiner Erzählung, in der das [[Volk Israel]] verfehlt, auf die Vertreibung Adam und Evas aus dem Paradies.
Die Sünden der Vorfahren haben keinen Einfluss auf die Seele des Menschen, denn er war nicht an ihnen beteiligt und es wäre ungerecht, ihn dafür verantwortlich zu machen. Wenn er jedoch die Sünden seiner Vorfahren fortsetzt, und zwar mit einer noch stärkeren Intensität, als sie es getan haben, werden diese Sünden auch ihm zugerechnet.
Dies alles hat nichts mit der Lokalität zu tun. Darum gibt es in dieser Hinsicht keinen direkten Bezug zum „Garten Eden“.
Eine Erlösung im christlichen Sinne ist für das Judentum nicht notwendig, weil es eben keine Erbsünde für das Volk Israel gibt. Das Warten im Judentum auf den [[Messias]] hat nichts mit Erlösung zu tun, sondern ist das Zeichen für den Beginn der „Kommenden Welt“, in der alle Juden (von den „vier Enden der Erde“) gesammelt werden.


== Philosophische, psychologische und kulturwissenschaftliche Interpretationen ==
Insofern ist die Erbsünde ein christliches [[Dogma]], das einen radikalen Bruch zum [[Judentum]] darstellt, da es im Zusammenhang mit Jesus Christus, seiner Anbetung und der Umdeutung des Begriffs des [[Messias]] von den Urchristen eingeführt wird, das u.a. zum Ausschluss des Ur-Christentums aus dem Judentum führte (siehe unten).
Die Lehre von der Erbsünde soll laut [[Sigmund Freud]]<ref>''[[Totem und Tabu]]'', S. 185, zitiert nach: Reinach, ''Cultes, Mythes et Religions'', II, S.&nbsp;75 ff.</ref> [[Orphiker|orphischer]] Herkunft sein; sie sei in den [[Mysterienkult|Mysterien]] erhalten geblieben und habe von dort aus Eingang in die Philosophenschulen des griechischen Altertums gefunden. Sie finde sich in [[Arthur Schopenhauer|Schopenhauers]] Philosophie wieder, der in ''[[Die Welt als Wille und Vorstellung]]'' den Weltwillen als ewig schuldigen begreift.


[[René Girard]] betrachtet in seiner ''[[René Girard#Mimetische Theorie|mimetischen Theorie]]'' die Erbsünde [[Kulturanthropologie|kulturanthropologisch]]. Die ewige Schuld der Menschen besteht nach Girard darin, dass sie immer versuchen, die eigene Gewalt durch Ritualisierung der Gewalt einzudämmen. Indem sie unschuldige Opfer töten und anschließend heiligen, halten sie den [[Ritualmord|Opferzyklus]] in Gang. Diesen Zyklus erkannt und verurteilt zu haben, stellt sich Girard zufolge als Hauptverdienst der neutestamentlichen Offenbarung dar.
=== Christentum ===
In den [[Evangelium (Buch)|Evangelien]] spricht Jesus Christus nirgendwo vom [[Sündenfall]] Adams, dessen Fehler er, Jesus, rückgängig zu machen habe.
Die Autoren der Evangelien weisen gleichfalls nicht auf derartige Bezüge zur Schöpfungsgeschichte hin.
Im [[Neues Testament|neuen Testament]] ist Paulus der einzige Autor, der klare Aussagen zur Erbsünde macht; insofern kann man Paulus als ''Vater'' der Lehre von der Erbsünde bezeichnen.


[[Hoimar von Ditfurth]] sieht in der Erbsünde „jene unserer kardinalen Schwächen, auf die auch die evolutionäre Betrachtung des heutigen Menschen uns hat stoßen lassen: unsere prinzipielle, aus unserer ‚Natur‘ entspringende Unfähigkeit, das, was wir als richtig erkannt haben, auch zu tun“.<ref>''Innenansichten eines Artgenossen'', S. 419 in der DTV-Ausgabe</ref>
Von der Kirche wurde in den folgenden Jahrhunderten die zentrale Bedeutung des Konzeptes der Erbsünde erkannt. Insbesondere die enge Verbindung mit der Notwendigkeit Jesus Kreuzigung und Auferstehung sowie mit der Gottschaft Jesu, wie sie schon von Paulus erkannt wurde, haben die westliche christliche Theologie seitdem geprägt.


== Siehe auch ==
=== Andere Ansichten zur Erbsünde ===


* [[Konkupiszenz]]
====Aus soziologischer Sicht====
Erbsünde ist ein Begriff der christlichen Religionslehre und lässt sich nicht sinnvoll aus soziologischer Sicht behandeln. Versuche enden meist in der Umdeutung der Fachbegriffe der wissenschaftlichen Disziplinen und deren Vereinahmung im Sinne der [[Kreationismus|Kreationisten]] und [[Fundamentalismus|fundamentalistischen]] Christen.
Auch muss [[Gewissen]], [[Schuld]] und [[Ethik|ethische]] Konzeptionen der Soziologie nichts mit religiösen Vorstellungen und Lehren der [[Sünde]] besonders aber der [[Erbsünde]] natürlicherweise gemein haben.


== Literatur ==
=== Mystische Auffassungen ===
Nach Auffassung der [[Mystik]]er ist die Erbsünde die Unfähigkeit, sich mit der göttlichen Urenergie eins zu fühlen, weil das menschliche Ich diese Erfahrung abblockt. Das Ich begrenzt den Blickwinkel des Menschen auf einen kleinen Ausschnitt der Realität, es trennt den Menschen von der Wahrnehmung des Ganzen. Danach ist Sünde die Trennung und Entfremdung von dem All-Einen. Der Tod Jesu ist daher für [[Johannes vom Kreuz]] und für andere Mystiker der [[Archetyp]] des Ich-Todes. Wenn das Ich abstirbt, so erlebt der Mensch die Auferstehung. Dies bedingt nicht notwendigerweise den körperlichen Tod des Menschen, obwohl sie mit diesem zeitlich zusammenfallen kann. Es handelt sich dabei um eine Einheitserfahrung, die sich der Beschreibung mit sprachlichen Mitteln weitgehend entzieht: man muss sie erfahren haben, um es zu verstehen. Der Begriff des Ich-Todes darf nicht mit Selbstlosigkeit verwechselt werden. Vielmehr handelt es sich hierbei um einen intensiven Akt der Hingabe an das Seiende. Diese Stärke der Hingabe wird nach der Lehre christlicher Mystiker durch Kontemplation, nach der Zenlehre durch Meditation erlangt. Beide Methoden sind - abgesehen von Äußerlichkeiten -deckungsgleich. Auch die indischen Yoga-Wege können zur mystischen Einheitserfahrung führen. Es sind auch spontane mystische Erlebnisse entsprechend veranlagter Menschen bekannt, die von der Einheitserfahrung ohne systematische Vorbereitung plötzlich überwältigt werden; möglicherweise wurde so aus dem Saulus ein Paulus. In der heutigen Zeit kann ein solches spontanes Erlebnis den betroffenen Menschen in tiefe Verwirrung stürzen. Die etablierten Kirchen stellen für solche Situationen meist großartige Hilfen zur Verfügung.


* [[Christoph Böttigheimer]], [[René Dausner]] (Hg.): Die Erbsündenlehre in der modernen Freiheitsdebatte (Questiones disputate Bd. 316), Freiburg, Basel, Wien 2021, ISBN 978-3-451-02316-3
* [[Walter Simonis]]: ''Über Gott und die Welt. Gottes- und Schöpfungslehre.'' Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-70375-1.
* [http://theol.uibk.ac.at/itl/377-3.html#h154 ''Die Erbsünde.''] In: ''[[Katechismus der Katholischen Kirche]].'' Art. 396–412.
* ''Die Erbsünde.'' In: ''Concilium.'' 2004/1.
* [[Manfred Hauke]]: ''Heilsverlust in Adam. Stationen griechischer Erbsündenlehre: Irenäus - Origenes - Kappadozier.'' Paderborn 1993 (KKTS 58), ISBN 3-87088-718-4.
* [[Michael Stickelbroeck]]: ''Urstand, Fall und Erbsünde in der nachaugustinischen Ära bis zum Beginn der Scholastik. Die lateinische Theologie.'' Herder, Freiburg 2007, ISBN 978-3-451-00780-4. (Handbuch der Dogmengeschichte, Fasc. 3a Tl. 3)
* [[Eugen Drewermann]]: ''Strukturen des Bösen. Die jahwistische Urgeschichte in exegetischer, psychoanalytischer und philosophischer Sicht.'' Sonderausgabe Paderborn 1988, ISBN 3-506-72100-3.
* [[Raymund Schwager]]: ''Erbsünde und Heilsdrama. Im Kontext von Evolution, Gentechnologie und Apokalyptik.'' 2., korrigierte Auflage. Münster 2004, ISBN 3-8258-3115-9 (Beiträge zur mimetischen Theorie 4).
* [[Imre Koncsik]]: ''Die Ursünde. Ein philosophischer Deutungsversuch.'' Tectum Verlag, Marburg 1995, ISBN 3-89608-912-9.
* [[Nikolaus Wandinger]]: ''Die Sündenlehre als Schlüssel zum Menschen. Impulse K. Rahners und R. Schwagers zu einer Heuristik theologischer Anthropologie.'' Thaur, Münster 2003, ISBN 3-8258-7014-6. (BMT 16)
* [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]]: ''Im Anfang schuf Gott – vier Predigten über Sünde und Fall – Konsequenzen des Schöpfungsglaubens'', Johannes, Einsiedeln; Auflage: 2005, zweite Auflage, ISBN 3-89411-334-0.
* [[Risto Saarinen]] und andere: ''Erbsünde.'' In: Hans Dieter Betz (Hrsg.): ''[[Religion in Geschichte und Gegenwart]].'' Band 2. 4., völlig neu bearb. Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-146942-9, S. 1394–1397.


===Weblinks===
== Weblinks ==
{{Wikiquote}}
[[http://www.theologie-beitraege.de/suende.pdf/Sünde und Erbsünde heute]]
{{Wiktionary|Erbsünde}}
* [http://www.stjosef.at/morallexikon/erbsuend.htm Hörmann, Lexikon der christlichen Moral: Erbsünde]
<!-- * [http://www.univie.ac.at/khg/duc-in-altum/DOCUMENTS/Scripts2001_2003/THEO3_Gnade_Natur.pdf Gnade und Natur, Zitate von Kirchenvätern] (PDF-Datei) 404 -->
* [[Herbert Frohnhofen]]: [http://www.theologie-beitraege.de/suende.pdf Sünde und Erbsünde heute] ([[pdf]], 161 kB)
* Ders.: [http://www.theologie-systematisch.de/anthropologie/5suende.htm Aktuelle Literatur zur Erbsünde], Auswahlbibliographie


== Anmerkungen ==
[[Kategorie:Theologie]]
<references/>
[[Kategorie:Christentum]]


{{SORTIERUNG:Erbsunde}}
[[en:Original sin]]
[[Kategorie:Christliche Theologie]]
[[es:Pecado original]]
[[fr:Péché originel]]
[[ja:原罪]]
[[pt:Pecado original]]
[[zh:原罪]]

Aktuelle Version vom 2. Juni 2025, 12:41 Uhr

Adam und Eva werden aus dem Paradies vertrieben. Fresko von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle, Anfang des 16. Jahrhunderts

Erbsünde bzw. Ursünde (lateinisch peccatum originale oder peccatum hereditarium) ist ein Begriff der christlichen Theologie für einen Unheilszustand, der durch den (seit der Aufklärung häufig auch nur symbolisch verstandenen) Sündenfall Adams und Evas herbeigeführt worden sei und an dem seither jeder Mensch als Nachfahre dieser Ureltern teilhabe.

Der Fall von Adam und Eva, ein Werk von Antonio Rizzo aus dem Jahr 1476, das das Kapitell der südwestlichen Ecke des Dogenpalasts in Venedig schmückt.

Die deutsche Bezeichnung Erbsünde ist zuerst in mittelhochdeutscher Zeit seit etwa 1225 belegt.[1] Der zugrundeliegende lateinische Ausdruck peccatum originale (wörtlich ‚ursprüngliche Sünde‘, ‚Ursünde‘) umfasste in seiner Bedeutung sowohl die Sünde Adams und Evas infolge ihres Sündenfalls (lapsus Adami, peccatum primorum parentum, primum peccatum) als auch die dadurch entstandene Erbsünde der Menschheit allgemein. Zur begrifflichen Unterscheidung zwischen dem aktiv begangenen peccatum originale der ersten Eltern und dem nur passiv durch Abstammung aus leiblicher bzw. libidinöser Zeugung erworbenen peccatum originale ihrer Kinder und Nachfahren unterschied die Scholastik seit Alain de Lille zwischen dem (peccatum) originale active (Erbsünde ‚im aktiven Verständnis‘) und (peccatum) originale passive (‚im passiven Verständnis‘), seit Petrus von Tarantasia auch zwischen (peccatum) originale originans (‚erzeugend‘) und (peccatum) originale originatum (‚erzeugt‘).[2] Beide Unterscheidungen wurden seither zum Gemeingut der theologischen Literatur und werden zu Begriffsklärungen auch in neuerer Zeit noch herangezogen. Im Zentrum der theologischen Betrachtung steht in jüngerer Zeit zumeist nicht der Sündenstand der Ureltern, sondern der der Menschheit allgemein, so dass sich die Bedeutung des Ausdrucks Erbsünde zumindest in der Tendenz weitgehend auf das (passive) peccatum originale originatum fokussiert hat.

Der Urstand als Bezeichnung des Zustands von Adam und Eva vor dem Sündenfall ist der Gegenbegriff zur Erbsünde; das Konzept des Urstands entstand bereits in der Antike.

Erbsünde im Christentum

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Der Begriff wird in orthodoxen, römisch-katholischen und verschiedenen evangelischen Traditionen unterschiedlich aufgefasst. Gemeinsam ist in allen christlichen Traditionen die Lehre der Trennung des Menschen von Gott, bedingt durch die Erbsünde. Mit Hilfe Jesu Christi kann die Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt werden. Der Mensch allein besitzt nicht die Kraft dafür. Unterschiede bestehen innerhalb der christlichen Konfessionen hinsichtlich der Art des Weges, welcher zur Erlösung gegangen werden muss (Rechtfertigungslehre).

Biblische Grundlagen

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In den Evangelien sprechen weder Jesus Christus noch die Autoren der Evangelien vom Sündenfall Adams, dessen Fehler Jesus rückgängig zu machen habe. Es sind jedoch deutliche Aussagen über die Verderbtheit der Welt enthalten, die mit der späteren Erbsündenlehre inhaltlich in Einklang gebracht werden können (vgl. Joh 1,9–11 EU; Joh 8,44 EU).

Der Apostel Paulus entwickelt eine Theologie der Sünde und eine damit zusammenhängende Anthropologie, die als Grundlage der späteren Erbsündenlehre gelten kann, Röm 5,12 EU. Paulus parallelisiert darin den für die ganze Menschheit stehenden ersten Menschen, Adam (das hebräische Wort Adam bedeutet einfach „Mensch“), mit dem für die neue Menschheit stehenden zweiten Adam, Christus. So wie aufgrund der Sünde des Ersten die Menschheit dem Tod ausgeliefert war, wird sie aufgrund der Erlösungstat des Zweiten aus diesem Tod errettet: „Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil (eph' hô) alle sündigten. […] sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheim gefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteil geworden.“ (Röm 5,12–17 EU) Der zentrale Punkt wird im ersten Brief an die Korinther nochmals betont:

„Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.“[3]

Die Erbsünde stellt somit ein spezifisch christliches, aus dem Erlösungsbegriff hergeleitetes Dogma dar, das im Judentum kein direktes lehrmäßiges Vorbild hat.

Dogmengeschichtliche Entwicklung

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Der erstmals vom Kirchenschriftsteller Tertullian gelehrte Generatianismus besagt, dass nicht nur der Körper, sondern auch die Seele im Zeugungsvorgang vom Vater über den Samen an das Kind vermittelt wird. Hingegen besagt die von Laktanz formulierte Lehre des Kreatianismus, dass die Seele zum Zeitpunkt der Zeugung von Gott neu erschaffen wird. Der Generatianismus erklärt gut die später postulierte Erbsündenlehre, denn so vererbt sich die Sünde Adams auf alle nachfolgenden Geschlechter. Hingegen ist beim Kreatianismus zunächst nicht einsichtig, wieso die neu geschaffene Seele die Sünde ihrer leiblichen Vorväter erben soll.

Der Kirchenvater Augustinus von Hippo formulierte die Erbsündenlehre. Er konnte sich nicht zwischen Generatianismus und Kreatianismus entscheiden, da er zwar mit dem Kreatianismus sympathisierte, jedoch erkannte, dass dieser seine Erbsündenlehre nicht unterstützt.[4] Augustinus kam mutmaßlich auf die Erbsündenlehre, weil der griechische Begriff eph' hô aus Röm 5,12 EU in der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata, als in quo wiedergegeben wurde, also: „In ihm (Adam) haben alle gesündigt“.

Augustinus bezog sich wahrscheinlich auf die Vetus Latina:

„Per unum hominem peccatum intraverit in mundum, et per peccatum mors et ita in omnes homines pertransiit, in quo omnes peccaverunt.“

Übersetzung: Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod und ist so auf alle Menschen übergegangen: in ihm haben alle gesündigt.

Augustinus lehrte: Der Mensch komme beladen mit der Erbsünde auf die Welt. Er benötige deshalb zur Erlösung die Gnade Gottes. Dies wurde durch die Menschwerdung, Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi ermöglicht. Aus diesem Grund habe der Apostel Paulus von Christus als dem „neuen Adam“ gesprochen. Die Erlösung finde der Mensch durch das Sakrament der Taufe, da der Getaufte nicht mehr der Erbsünde unterliegt. Daher war für Augustinus die Säuglingstaufe besonders empfehlenswert, um das unmündige Kind der Verdammnis zu entreißen, die ihm drohe, falls es ungetauft sterbe. Gleichwohl verbleibe der Mensch in der sterblichen Welt mit den Folgen der Erbsünde behaftet und diese rechtfertige auch eine ewige Bestrafung der Sünder in der Hölle.

Im Gegensatz zu Augustinus’ Erbsündenlehre steht der von seinem britischen Zeitgenossen Pelagius vertretene Pelagianismus. Nach ihm trage der Mensch die volle Verantwortung für sein eigenes Seelenheil. Adams Sünde habe sich nicht auf alle späteren Menschen vererbt. Pelagius sah seine These der möglichen Sündlosigkeit auch durch die große Zahl der Heiligen in der Schrift belegt.[5] Im Pelagianismus ist die Rolle der Gnade Gottes zweitrangig und auch Christus dient dem Menschen nur als gutes Beispiel, nicht aber als Erlöser. Somit bestehe auch keine Notwendigkeit einer Säuglingstaufe. Augustinus hingegen hielt die Lehre des Pelagius, der Mensch könne, ja müsse sich sein Seelenheil selbst „verdienen“, für eine Überforderung. Dagegen setzte er, in seelsorglicher Absicht, die Erinnerung an die biblischen Schriften, denen zufolge der Mensch eben nicht fehlerlos und sündenfrei ist. Für Augustinus war das Wissen um die Erbsünde ein Schutz vor einem unerfüllbaren Selbstanspruch an die eigene Vollkommenheit – und insofern entlastend und keineswegs bedrückend.[6] Der Pelagianismus wurde auf dem Konzil von Ephesos im Jahre 431 als Häresie verurteilt.

Die Erbsündenlehre ist bis heute zentral für das westliche Christentum, obwohl der sie unterstützende Generatianismus von der katholischen Kirche mehrfach verurteilt wurde und ihre verbindliche Lehrmeinung heute der Kreatianismus ist, der mit der Erbsündenlehre eher im Konflikt steht.

Positionen in den orthodoxen Kirchen

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Nach Ansicht der Orthodoxen Kirche wurde nicht Adams Sünde als solche, wohl aber die Folge der Sünde Adams, der Tod, auf seine Nachkommen vererbt und versklavte damit die gesamte Schöpfung, die dabei von ihrer eigentlich guten Natur in einen widernatürlichen schlechten Zustand überging. Die Angst vor dem Tod wird in einem „Teufelskreis“ zur Hauptursache weiterer Sünden. Menschen haben aber auch nach dem Sündenfall noch ihren freien Willen und sind innerlich immer noch fähig und gewillt zu den guten Taten, die ihrer eigentlichen, gottgewollten Natur entsprechen; in der versklavten Schöpfung sind gute Taten jedoch nur sehr schwer auszuüben. Da der Mensch nach dem Sündenfall nicht mehr zu Gott kommen konnte, kam Gott in Christus zu den Menschen und versöhnte die Menschen und die ganze Schöpfung so wieder mit sich; der versöhnte Mensch verlässt allmählich den widernatürlichen Zustand und wird frei, seine Fesselung an den Tod und die von diesem unterjochte Welt wird gelockert, wodurch auch die Auferstehung und damit die völlige Überwindung der Fessel möglich wird. Gute Taten werden für ihn mehr und mehr selbstverständlich. Es wird dabei betont, dass der Mensch mit Gott wieder versöhnt wurde und nicht Gott mit dem Menschen. Der Ausdruck eph’ hô aus Röm 5,12 kann auch als „deshalb (also wegen des Todes) haben alle gesündigt“ verstanden werden.

Positionen reformatorischer Theologen von Luther bis heute

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Im Verständnis Martin Luthers und der meisten Reformatoren ist der Mensch immer schon im Zustand der Sünde, der das eigene Handeln von Anfang an negativ beeinflusst. Selbst das neugeborene Kind ist nach diesem Verständnis sündig und bedarf daher der Erlösung. Durch die Taufe kommt es zu keiner Aufhebung der Erbsünde; der Christ wird von Gott gerecht gesprochen (Rechtfertigungslehre), nicht gerecht gemacht. Besonders im Calvinismus wird betont, dass die menschliche Natur an und für sich bereits sündig sei, noch vor jeder konkreten Tat.

Positionen in der katholischen Theologie vom Konzil von Trient bis heute

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Das Konzil von Trient befasste sich, ausgelöst durch die Reformation, abschließend mit diesem Thema und stellte im Decretum de Peccato Originali fest, dass alle Menschen in Nachfolge des Adam, mit Ausnahme von Maria (Mutter Jesu), von der Erbsünde betroffen sind. Dabei wird die Erbsünde durch die Taufe allerdings „vollkommen“ getilgt. Die Erbsünde ist mithin definitionsgemäß derjenige Mangel im Menschen, der bereits durch die Taufe (oder eine ihr entsprechende Zuwendung zu Gott, siehe Begierdetaufe) restlos überwunden wird.

Aus katholischer Sicht zieht der Mensch durch den Sündenfall Adams das Missfallen Gottes auf sich, da der Mensch die übernatürliche Ausstattung der Gnade verloren hat.[7] Der Mensch kann ohne Gnade durch seine guten Handlungen keine „übernatürliche Vollkommenheit“ verdienen. So ist er, von seiner Empfängnis an, schon im Mutterleib im Zustand der Erbsünde, was dazu führt, dass der Mensch zum Bösen neigt und der Verstand nicht mehr das Gute erkennt.[8] Auch die Sinne verhalten sich nicht mehr, wie die Übernatur dies verlangt.[9] Der Ausweg aus der Erbsünde wird im Kreuzestod Jesu Christi und der damit verbundenen Erlösung gesehen.

Im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) heißt es u. a.:

„Im Anschluß an den hl. Paulus lehrte die Kirche stets, daß das unermeßliche Elend, das auf den Menschen lastet, und ihr Hang zum Bösen und zum Tode nicht verständlich sind ohne den Zusammenhang mit der Sünde Adams und mit dem Umstand, daß dieser uns eine Sünde weitergegeben hat, von der wir alle schon bei der Geburt betroffen sind und ‚die der Tod der Seele‘ ist [Vgl. K. v. Trient: DS 1512.]. Wegen dieser Glaubensgewißheit spendet die Kirche die Taufe zur Vergebung der Sünden selbst kleinen Kindern, die keine persönliche Sünde begangen haben [Vgl. K. v. Trient: DS 1514].“

Ecclesia Catholica: Katechismus der Katholischen Kirche. (1997) Nr. 403.[10]

„Die Weitergabe der Erbsünde ist jedoch ein Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können. Durch die Offenbarung wissen wir aber, daß Adam die ursprüngliche Heiligkeit und Gerechtigkeit nicht für sich allein erhalten hatte, sondern für die ganze Menschennatur. Indem Adam und Eva dem Versucher nachgeben, begehen sie eine persönliche Sünde, aber diese Sünde trifft die Menschennatur, die sie in der Folge im gefallenen Zustand weitergeben [Vgl. K. v. Trient: DS 1511-1512.]. Sie ist eine Sünde, die durch Fortpflanzung an die ganze Menschheit weitergegeben wird, nämlich durch die Weitergabe einer menschlichen Natur, die der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit ermangelt. Deswegen ist die Erbsünde ‚Sünde‘ in einem übertragenen Sinn: Sie ist eine Sünde, die man ‚miterhalten‘, nicht aber begangen hat, ein Zustand, keine Tat.“

Ecclesia Catholica: Katechismus der Katholischen Kirche. (1997) Nr. 404.[11]

Die neuere Theologie versucht einen adäquateren Begriff für den mit „Erbsünde“ bezeichneten Sachverhalt zu finden. Hier setzt sich in den letzten Jahren der Terminus „universale Sündenverfallenheit“[12] durch, der überholte Vorstellungen, wie den Monogenismus oder die personale Implikation des Begriffes Sünde (als ginge es um eine persönlich begangene Tat) aufhebt, um zugleich die unfreie Situiertheit und bleibende Verführbarkeit des Menschen zum Bösen, aber auch seine Erlösungsbedürftigkeit als Inhalte zu erhalten.[13] Andere terminologische Vorschläge sind: Erbverwundung, Erbunheil, Erbschwäche.[14]

Peter Knauer sieht in der fortwährenden Angst um sich selbst das Wesen der Erbsünde, das jedem weiteren Fehlverhalten zugrunde liegt und aus dem heraus es erwächst.[15]

Joseph Ratzinger versteht die Erbsünde nicht im Sinne einer biologischen Vererbung, sondern betont die kollektiven menschlichen Verstrickungen der Vergangenheit, in die jeder Mensch durch seine Geburt eintritt. Diese schränken die Selbstbestimmung ein und geben den Rahmen der eigenen Freiheit vor: „Niemand hat die Möglichkeit, an einem perfekten ‚Punkt Null‘ anzufangen und sein Gutes in völliger Freiheit zu entwickeln.“[16] Am 20. April 2007 erklärte er als Papst Benedikt XVI., der Limbus puerorum (die „Vorhölle“, der Ort für die Seelen ungetauft verstorbener Kinder) gehöre nicht zur Lehre der Kirche, sondern sei eine ältere theologische Theorie.[17][18][19] Roland Minnerath, der Erzbischof von Dijon, erläuterte die Entscheidung: Die Theologen im Vatikan seien zu der Auffassung gelangt, dass kleine Kinder, die nicht getauft sind und sterben, direkt ins Paradies kämen. Das Dokument der Internationalen Theologenkommission besagt jedoch auch (in Absatz 41), dass der Limbus eine „mögliche theologische Meinung bleibe“.

Positionen im Quäkertum

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Im frühen Quäkertum glaubte man an eine Befreiung von der Erbsünde durch die Hinwendung zu Gott und einem verdienstvollen Lebenswandel. So schreibt George Fox in seinem Tagebuch:

„Nun war ich im Geiste bei dem flammenden Schwert vorbei ins Paradies Gottes eingedrungen. Alle Dinge waren wie umgewandelt für mich und die ganze Schöpfung hatte einen andern Geruch für mich, uber alles was Worte ausdrücken können. Ich wusste nur noch von Reinheit, Unschuld und Rechtschaffenheit, denn ich war erneuert zum Ebenbild Gottes (Kol. 3:10) durch Christus, in den Zustand, in dem Adam vor dem Fall gewesen war.[20]

Im heutigen liberalen Quäkertum hat die Erbsünde keine theologische Relevanz mehr.

Andere Religionen

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Der Koran (7,19–25; 2,35–39; 20,117–124) erinnert an den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies (Gen 3,1–24 EU), doch übernimmt er nicht die paulinische Lehre von der Erbsünde. Im Koran, Sure 2, Vers 37[21], wird sogar ausdrücklich erwähnt, dass Allah Adam bereits verziehen habe, weswegen das christliche Dogma von der Erbsünde dem islamischen Dogma vom allverzeihenden Gott gegenüberstehe. Jeder einzelne Mensch wird nach islamischer Lehre nur für seine eigenen Taten zur Verantwortung gezogen; beim Gericht kann niemand einem anderen Menschen helfen oder schaden. Wenn ein Mensch schlechte Taten aufrichtig vor Gott bereut und um Vergebung bittet, so wird ihm diese zuteil.

„Es gibt unter den Menschen keinen Neugeborenen, der nicht bei seiner Geburt von Satan berührt wird, und er auf Grund der Berührung durch Satan zu schreien beginnt. Nur Maryam [Maria] und ihr Sohn sind die Ausnahme davon.“ Abū Huraira erwähnte darauf „[…] und siehe, ich möchte, dass sie und ihre Nachkommen bei dir Zuflucht nehmen vor dem verfluchten Satan. (Koran 3:36).“

Sahīh al-Buchārī, Kapitel 54/Hadithnr. 3431: [22]

Im Judentum wird die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Garten Eden nicht als Beginn einer zwangsläufigen erblichen Sünde angesehen. Die Verstoßung aus dem Garten Eden und die weiteren Konsequenzen zeigen das Bild der Welt, wie es ist, und werden im Judentum als Maßnahmen verstanden, die das materielle, nicht aber das spirituelle Leben der Menschen betrifft. Allerdings ist durch den Verzehr der verbotenen Frucht, der „böse Trieb“, (Yetzer hara, hebräisch יֵצֶר הַרַע Yetzer ha-Ra) in den Menschen geraten, der seitdem in jedem Menschen vorhanden ist und ihn in seinem Handeln beeinflusst.

Die Ankündigung, dass die Nachkommen Evas den Nachkommen der Schlange den Kopf zertreten werden (Gen 3,15 EU), wird als Aussage zur Gefahr von Giftschlangen und menschlicher Angst vor ihnen gewertet (im Christentum wird dies hingegen als Ankündigung des Sieges Jesu über den Satan gedeutet). Der Tanach bezieht sich auch in keiner Erzählung auf die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies, weil nicht die Lokalität die Rolle spielt, sondern die Fähigkeit des Menschen, seinen „bösen Trieb“ (siehe Jetzira) zu überwinden.

Die wichtigste jüdische Aussage zum Status der Seele des Menschen lautet, sie sei ein Funke Gottes und somit rein. Wenn der Mensch aber sündigt, verunreinigt er seine Seele. Durch aufrichtige Reue und den konsequenten Entschluss diese Sünden nie wieder zu begehen (Teschuva), seine Seele wieder rein zu machen ist Gott barmherzig und vergibt Sünden. Hätten Adam und Eva ihre Sünde bereut, dann hätte Gott auch ihnen vergeben. Die Sünden der Vorfahren haben keinen Einfluss auf die Seele des Menschen, denn er war nicht an ihnen beteiligt und es wäre ungerecht, ihn dafür verantwortlich zu machen. Wenn er jedoch die Sünden seiner Vorfahren fortsetzt, und zwar mit einer noch stärkeren Intensität, als sie es getan haben, werden diese Sünden auch ihm zugerechnet. Dies alles hat nichts mit der Lokalität zu tun. Darum gibt es in dieser Hinsicht keinen direkten Bezug zum „Garten Eden“. Eine Erlösung im christlichen Sinne ist für das Judentum nicht notwendig, weil es eben keine Erbsünde für das Volk Israel gibt. Das Warten im Judentum auf den Messias hat nichts mit Erlösung zu tun, sondern ist das Zeichen für den Beginn der „Kommenden Welt“, in der alle Juden (von den „vier Enden der Erde“) gesammelt werden.

Philosophische, psychologische und kulturwissenschaftliche Interpretationen

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Die Lehre von der Erbsünde soll laut Sigmund Freud[23] orphischer Herkunft sein; sie sei in den Mysterien erhalten geblieben und habe von dort aus Eingang in die Philosophenschulen des griechischen Altertums gefunden. Sie finde sich in Schopenhauers Philosophie wieder, der in Die Welt als Wille und Vorstellung den Weltwillen als ewig schuldigen begreift.

René Girard betrachtet in seiner mimetischen Theorie die Erbsünde kulturanthropologisch. Die ewige Schuld der Menschen besteht nach Girard darin, dass sie immer versuchen, die eigene Gewalt durch Ritualisierung der Gewalt einzudämmen. Indem sie unschuldige Opfer töten und anschließend heiligen, halten sie den Opferzyklus in Gang. Diesen Zyklus erkannt und verurteilt zu haben, stellt sich Girard zufolge als Hauptverdienst der neutestamentlichen Offenbarung dar.

Hoimar von Ditfurth sieht in der Erbsünde „jene unserer kardinalen Schwächen, auf die auch die evolutionäre Betrachtung des heutigen Menschen uns hat stoßen lassen: unsere prinzipielle, aus unserer ‚Natur‘ entspringende Unfähigkeit, das, was wir als richtig erkannt haben, auch zu tun“.[24]

Wiktionary: Erbsünde – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. Tom Kleffmann: Die Erbsündenlehre in sprachtheologischem Horizont. Mohr Siebeck, Tübingen 1994 (= Beiträge zur historischen Theologie, 86), S. 29
  2. Heinrich Köster: Handbuch der Dogmengeschichte, hrsg. von Michael Schmaus, Band II, Faszikel 3b, Herder, Freiburg i.Br. 1979, S. 103
  3. 1 Kor 15,22 EU
  4. Alfons Fürst: Augustins Briefwechsel mit Hieronymous. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, 1999, ISBN 978-3-402-08113-6, S. 200 (books.google.com).
  5. Pelagius, De natura, in Augustinus: De nat. et grat. 36,42 (263)
  6. Peter Brown: Der Schatz im Himmel. Der Aufstieg des Christentums und der Untergang des römischen Reiches. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-608-94849-3, S. 529 ff.
  7. Trid. d. 30 q. 1 a. 3
  8. übernatürliche Unterordnung unter Gott siehe: Diekamp, Katholische Dogmatik II, 1939, S. 158
  9. Begierlichkeit, Zorn siehe Trid. 1, 2 q. 82 a. 3
  10. zit. nach vatican.va
  11. zit. nach vatican.va. Die Übertragung „durch Fortpflanzung“ auch in: Katechismus der Katholischen Kirche. Kompendium, Pattloch, München 2005, S. 51.
  12. http://www.origenes.de/kommentare/cig/08/kraus.p@1@2Vorlage:Toter Link/www.origenes.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.df
  13. Karl Rahner: Der Mensch als das Wesen der radikalen Schuldbedrohtheit. In: Grundkurs des Glaubens
  14. Hermann Stinglhammer: Einführung in die Schöpfungstheologie. WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt 2011, S. 77
  15. Peter Knauer: Glaubensbekenntnis für unsere Zeit. In: http://peter-knauer.de/glaubens9d.pdf
  16. vgl. Joseph Ratzinger: Exkurs: Strukturen des Christlichen. In: Einführung in das Christentum, dtv 4095, München 1971, S. 179
  17. „Die päpstlichen Stellungnahmen in dieser Periode haben also die Freiheit der katholischen Schulen verteidigt, mit dieser Frage zu ringen. Sie schrieben die Theorie des Limbus nicht als Glaubenslehre fest. Der Limbus war jedoch die allgemeine katholische Lehre bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.“ Internationale Theologische Kommission: Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft sterbende Kinder (2007) S. 31 (PDF-Datei; 298 kB)
  18. spiegel.de: Kirchen: Vatikan schafft Vorhölle ab
  19. tagesschau.de: Papst erklärt "Vorhölle" für überholt (Memento vom 9. Mai 2009 im Internet Archive)
  20. George Fox – Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers. Ubersetzung von Margrit Stühelin, erschienen Tübingen 1908, im Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck).
  21. Sure 2 (Memento vom 7. Oktober 2013 im Internet Archive), abgerufen am 24. April 2015 von koransuren.de
  22. http://islamische-datenbank.de/sahih-al-buchari?action=viewhadith&chapterno=54&min=10&show=10 abgefragt am 13. Dezember 2017
  23. Totem und Tabu, S. 185, zitiert nach: Reinach, Cultes, Mythes et Religions, II, S. 75 ff.
  24. Innenansichten eines Artgenossen, S. 419 in der DTV-Ausgabe