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„Heringen/Helme“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Gemeinde in Deutschland
{| align="right"
|Art = Landgemeinde
| [[Bild:Karte_heringen_helme_in_deutschland.png|Karte Heringen (Helme) in Deutschland]]
|Wappen = Wappen Heringen Helme.png
|---
|Breitengrad = 51/26/50/N
| [[Bild:Thüringen_heringen_map.PNG|200px]]
|Längengrad = 10/52/51/E
|Lageplan = Heringen-Helme in NDH.png
|Bundesland = Thüringen
|Landkreis = Nordhausen
|Höhe = 162
|PLZ = 99765
|Vorwahl = 036333
|Gemeindeschlüssel = 16062064
|LOCODE = DE HRI
|Gliederung = 5 [[Ortsteil]]e
|Adresse = Straße der Einheit 100<br />99765 Heringen/Helme
|Website = [http://www.stadt-heringen.de/ stadt-heringen.de]
|Bürgermeister = Matthias Marquardt<ref>{{Internetquelle |autor=Thüringer Landesamt für Statistik |url=https://wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=BM&wJahr=0000&zeigeErg=GEM&wknr=062&gemnr=62064 |titel=Wahlen in Thüringen, Bürgermeisterwahl 2023 in Thüringen, Stadt Heringen/Helme |abruf=2023-03-19}}</ref>
|Partei = DIE LINKE
|Erfüllende Gemeinde = für [[Görsbach]]<br />für [[Urbach (Landkreis Nordhausen)|Urbach]]
}}

Die Stadt '''Heringen/Helme''' ist eine [[Landgemeinde (Thüringen)|Landgemeinde]] im [[Thüringen|thüringischen]] [[Landkreis Nordhausen]]. Zu ihr gehören die Ortsteile [[Auleben]], [[Hamma]], Heringen/Helme, [[Uthleben]] und [[Windehausen]].

== Lage ==
Heringen liegt am südlichen Rand der [[Goldene Aue|Goldenen Aue]], zwischen [[Harz (Mittelgebirge)|Südharz]] und [[Windleite]]. Etwa 15&nbsp;km nordwestlich liegt die [[Kreisstadt]] [[Nordhausen]]. Durch die Stadt fließt die [[Helme]]. Nordöstlich von Heringen mündet die wasserreichere [[Zorge (Fluss)|Zorge]] in die Helme.

== Geschichte ==
Im Jahr 1155 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Heringen in einer Urkunde des [[Kloster Fulda|Klosters Fulda]], gelegen an der alten [[Militärstraße|Heerstraße]] Merseburg–Nordhausen. Die Stadtrechte besaß der Ort mindestens seit 1327, da er in jenem Jahr als Stadt erwähnt wurde.<ref>''Urkundenbuch des Klosters Walkenried.''<!-- Band Jahr Urkunde Seite ??? --></ref> 1406 und 1407 wurde die Stadt erfolglos durch ein Reichsheer belagert.

Als Dietrich&nbsp;IX. [[Hohnstein (Adelsgeschlecht)|Graf zu Hohnstein]] (Linie Hohnstein-Kelbra-Heringen) im Jahr 1417 ohne männliche Nachkommen starb, fiel die Stadt und das [[Amt Heringen]] nach einem Erbstreit in Teilen an die [[Schwarzburg (Adelsgeschlecht)|Grafen von Schwarzburg]] und die [[Stolberg (Adelsgeschlecht)|Grafen zu Stolberg]]. Durch den [[Wiener Kongress]] wurde die Domäne und das [[Schloss Heringen|Heringer Schloss]] im Jahr 1815 zum königlich-preußischen Besitz.

Am 27. Juni 1590 brannte das [[Ackerbürger]]städtchen Heringen nahezu komplett nieder. {{" |Text=Anno 1590 ist der Brant zu Heringen so grausam gewesen, daß in dreyen Stunden weder Hauß noch Scheune oder Ställe gesehen mehr ist und dergestalt alles weggereumet, daß nicht ein Karn voll Holtz hat können zusammengelesen werden. |ref=<ref>Conrad Fromann: ''Collectanea Northusana.'' Band 4, S. 346.</ref>}} Neben den Pfarrkirchen, Rathaus, Pfarr- und Schulhäusern, brannten bis auf {{" |Text=sechs geringe Heußlein}} alle Wohnhäuser der Stadt ab. {{" |Text=Und das noch viel mehr zu beklagen, funfzehen Menschen, under welchen acht in Kellern und Gewelben erstickt, drey wie Leschbrande worden, zwey gar zu Aschen verbrand, zwey aber aus grossem Schmerzen, bald darauf gestorben.}}

Im Juli 1626 brach in [[Windehausen]] die [[Pest]] aus, der 283 Menschen zum Opfer fielen. In Heringen starben im gleichen Jahr 452 Menschen an der Seuche. Von den Verwüstungen des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] blieb das Städtchen weitestgehend verschont, was wesentlich dem Umstand zu verdanken war, dass Gräfin Clara von Schwarzburg Heringen 1597 bis 1658 als Witwensitz innehatte. Ihr energisches Auftreten und der Umstand, dass ihr Bruder [[Georg (Braunschweig-Calenberg)|Georg]] Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen im Niedersächsischen Kreis war, sicherte ihr die Unterstützung des sächsischen Kurfürsten.

Für die Rechtsprechung in Heringen bestand von 1849 bis 1879 die [[Kreisgericht Sangerhausen (Preußen)#Gerichtskommission Heringen|Gerichtskommission Heringen]] des [[Kreisgericht Sangerhausen (Preußen)|Kreisgerichts Sangerhausen]]. 1879 wurde stattdessen das [[Amtsgericht Heringen]] geschaffen. Dieses wurde 1943 aufgehoben und das [[Amtsgericht Nordhausen]] übernahm seinen Sprengel.

Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] mussten 110 [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangene]] aus [[Frankreich]] und 400 KZ-Häftlinge aus [[KZ Mittelbau-Dora|Dora-Mittelbau]], die in einem eigenen KZ-Außenkommando Heringen untergebracht waren, [[Zwangsarbeit]] leisten in der Landwirtschaft sowie beim Ausbau der Bahnlinie Sangerhausen-Nordhausen.<ref>{{Literatur |Hrsg=Thüringer [[Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten|Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten]] und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 |Titel=Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945 |Reihe=Heimatgeschichtliche Wegweiser |BandReihe=Band 8: ''Thüringen'' |Ort=Erfurt |Datum=2003 |ISBN=3-88864-343-0 |Seiten=187}}</ref>

Zum 1. Dezember 2010 schlossen sich die Stadt Heringen/Helme sowie die Gemeinden [[Auleben]], [[Hamma]], [[Uthleben]] und [[Windehausen]] zur neuen [[Landgemeinde (Thüringen)|Landgemeinde]] Stadt Heringen/Helme zusammen.<ref>[https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/Namens-Grenz-Aenderung/2010.html StBA: ''Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010'']</ref> Dadurch vergrößerte sich die Einwohnerzahl um mehr als das Doppelte, die Stadtfläche wurde mehr als dreimal so groß. Gleichzeitig wurde die [[Verwaltungsgemeinschaft Goldene Aue (Thüringen)|Verwaltungsgemeinschaft Goldene Aue]] aufgelöst und Heringen wurde [[Verwaltungsgemeinschaft und erfüllende Gemeinde (Thüringen)|erfüllende Gemeinde]] für die Gemeinden [[Urbach (Landkreis Nordhausen)|Urbach]] und [[Görsbach]].

{| class="wikitable" style="text-align:center;"
|+ Bevölkerungsentwicklung
|-
! style="text-align:left"| Jahr
! 1994
! 1996
! 1998
! 2000
! 2002
! 2004
! 2006
! 2008
! 2010<sup>*</sup>
! 2011
! 2012
! 2013
|-
|style="text-align:left;"| '''Einwohner''' || 2546 || 2511 || 2486 || 2487 || 2396 || 2390 || 2339 || 2283 || 5199<sup>*</sup> || 5063 || 5033 || 4936
|-
| colspan=13 bgcolor=#ccc |
|-
! style="text-align:left"| Jahr
! 2014
! 2015
! 2016
! 2017
! 2018
! 2019
! 2020
! 2021
! 2022
!
!
!
|-
|style="text-align:left;"| '''Einwohner''' || 4919 || 4869 || 4812 || 4787 || 4737 || 4720 || 4727 || 4698 || 4659 || || ||
|}
|}


<sup>*</sup> <small>Neugründung der Stadt Heringen/Helme</small>
'''Heringen''' (an der [[Helme_(Fluss)|Helme]]) ist ein Städtchen mit 2524 Einwohnern (davon 1239 männlich) im [[Landkreis Nordhausen]] in [[Thüringen]] in [[Deutschland]]. Kommunalpolitisch gehört Heringen zur [[Verwaltungsgemeinschaft Goldene Aue]], die außerdem die Orte [[Auleben]], [[Görsbach]], [[Hamma]], [[Urbach]], [[Uthleben]] und [[Windehausen]] umfasst.


Ende 1800 wohnten 1680 Seelen in Heringen. Interessante Zahlen sind: 12 Trauungen, 65 Taufen, 70 Sterbefälle und eine Aufschlüsselung der Personen in 13 Kategorien.<ref>[[:Datei:Heringen Helme 1800.jpg|Dokument zur Stadt Heringen (Stand Ende 1800), erstellt aus den damaligen Kirchenbüchern.]]</ref>
Die Stadt liegt 15 km südöstlich von [[Nordhausen]] inmitten der [[Goldene Aue|Goldenen Aue]]. Durch die Stadt fließt der Fluss Helme.


<gallery widths="150" perrow="4">
Heringen wird erstmals im Jahre [[1155]] urkundlich erwähnt und erhielt [[1327]] das Stadtrechte. In der Stadt befinden sich zwei Schlösser, die zum Teil renoviert werden konnten.
Heringen Helme Schloss 1820.jpg|Schloss und Heringen (1820)
Schloss Heringen Helme 2015.jpg|Schloss Heringen (2015)
Heringen Helme, Zwingerstraße mit Blick auf die Schlossanlage.jpg|Zwingerstraße mit Blick auf die Schlossanlage ca. 1977
Blick vom Schloss 2012 Heringen.jpg|Herrenhaus und Heringen
HeringenKirche.JPG|Kirche St. Michaelis
Ehemalige Landambulanz 2008 Heringen.jpg|Landambulanz
Stadthaus Familie Schneidewind Heringen 2015.JPG|Stadthaus der Schneidewind
AulebenHumboldt.jpg|Humboldtsches Schloss in Auleben
</gallery>


== Politik ==
Wappen der Stadt Heringen (Helme)
=== Stadtrat ===
Der [[Stadtrat]] in Heringen/Helme besteht seit den [[Kommunalwahlen in Thüringen 2024]] aus 16 Ratsmitgliedern. Die nachstehende Tabelle zeigt Stimmenanteil und Anzahl der Sitze der im Stadtrat vertretenen Parteien. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,2 %.<ref>[http://www.wahlen.thueringen.de/wahlseite.asp?aktiv=KW01&startbei=kommunalwahlen/KW_wahlergebnisse.asp Gemeinderatswahl 2024 in Thüringen – endgültiges Ergebnis Stadt Heringen/Helme]</ref>


[[Datei:Rathaus 2012 Heringen.jpg|mini|Heringens Rathaus]]
{| align="right"

[[Bild:Wappen_Heringen_Helme.jpg]]
{| class="wikitable" style="text-align:center;"
|-
! Partei / Liste || Stimmenanteil || Sitze
|-
|style="text-align:left;"| [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] || 23,4 %|| 4
|-
|style="text-align:left;"| [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] / FW-PL{{FN|1}} || 10,2 % || 2
|-
|style="text-align:left;"| [[Die Linke|LINKE]] || 18,0 % || 3
|-
|style="text-align:left;"| BBGA{{FN|2}} || 21,7 % || 3
|-
|style="text-align:left;"| GWU{{FN|3}} || 9,6 % || 1
|-
|style="text-align:left;"| Unterstützer der AFD || 17,1 % || 2
|}
|}
{{FNBox|
{{FNZ|1|Freie Wähler-Pro Landgemeinde}}
{{FNZ|2|Bürger Bund Goldene Aue}}
{{FNZ|3|SV Grünweiß Uthleben e.&nbsp;V.}}}}

=== Städtepartnerschaften ===
Im Jahr 2007 wurden Partnerschaftsurkunden mit den Städten [[Heringen (Werra)]] in [[Hessen]] und [[Odolanów]] im [[Powiat Ostrowski (Woiwodschaft Großpolen)|Powiat Ostrowski]] (Polen) unterzeichnet.

== Bauwerke ==
In der nordwestlichen Seite der Altstadt liegt das [[Schloss Heringen]]. Es befand sich zur DDR-Zeit im Verfall, sollte in den 1960er Jahren gesprengt werden und wurde von 2003 bis 2014 umfassend saniert.<ref>Evi Baumeister: ''Aus dem Dornröschenschlaf geweckt''. Thüringische Landeszeitung, 21. Februar 2015</ref> Um die Stadt schließt sich heute noch die innere und äußere [[Stadtmauer]]. Weitere historische Gebäude in der Stadt sind das Herrenhaus, die Kirche St. Michaelis und das neue Schloss.
{{Siehe auch|Liste der Kulturdenkmale in Heringen/Helme}}

== Verkehr ==
Die Landstraßen 2078 und 2079 binden die Stadt an die [[Bundesautobahn&nbsp;38]] (Anschlussstelle&nbsp;12), die [[Bundesstraße&nbsp;80]] und die [[Bundesstraße&nbsp;4]] an.

Heringen hat einen Bahnhof an der [[Bahnstrecke Halle–Hann. Münden|Strecke Halle–Kassel]].

== Persönlichkeiten ==
<!-- CHRONOLOGISCHE Sortierung -->
* [[Daniel Mönchmeier]] (1582–1635), Pädagoge und evangelischer Theologe, ab 1612 Archidiakon in Heringen
* [[Michael Heinrich Horn]] (1623–1681), Chemiker und Mediziner, Hochschullehrer und -rektor
* [[Johann Georg Leuckfeld]] (1668–1726), Theologe, Historiker und Numismatiker
* [[August Wilhelm Reinhart]] (1696–1770), [[Hauptpastor|Pastor primarius]] in Heringen
* [[Pierre Schneyder]] (1733–1814), Maler und Archäologe
* [[Andreas Ludwig Christoph Kettembeil]] (1768–1840), Jurist und Zeitungsherausgeber
* [[Christian Gotthard Kettembeil]] (1773–1850), Kaufmann und Theaterleiter
* [[Heinrich Arnold Wilhelm Winckler]] (1796–1848), Lehrer und Schriftsteller
* [[Hermann Hendrich]] (1854–1931), Maler
* [[Otto Prase]] (1874–1956), Pionier der Farbenlehre
* [[Ernst-Rulo Welcker]] (1904–1971), Chirurg in Greifswald und Cottbus
* [[Ricarda Klein]] (1944–2011), Pflegemanagerin und Verbandspolitikerin
* [[Gert Bär]] (* 1946), Mathematiker und Hochschullehrer
* [[Günter Parche]] (1954–2022), Attentäter
* [[Kerstin Anding]] (* 1956), Politikerin

=== Ehrenbürger ===
* 1933: Otto Meyer, Ökonom und Stadtverordneter


== Literatur ==
*Geografische Koordinaten:
* {{MerianTopo |Titel=Heringen |Band=12 |Seite=102}}
** 10° 52' 60'' ''östliche Länge''
* [[Hermann Hiller (Heimatforscher)|Hermann Hiller]]: ''Geschichte der Stadt Heringen an der Helme.'' 1927 im Selbstverlag. Reprint herausgegeben von der Stadt Heringen/Helme, der Interessengemeinschaft Schloss Heringen 1327 e.&nbsp;V. und dem Regionale-Verlag, 2005 Auleben bei Nordhausen, ISBN 3-934780-13-X.
** 51° 25' 60'' ''nördliche Breite''


== Weblinks ==
Kfz-Kennzeichen: NDH
{{Commonscat}}
Postleitzahl: 99765
* {{DNB-Portal|4355435-0}}
* [https://www.stadt-heringen.de/startseite.html Landgemeinde Stadt Heringen/Helme]


== Einzelnachweise ==
==Weblinks==
<references />
*[http://www.intermarketing.de/heringen/index1.htm Geschichtliches zu Heringen und den Heringer Schlössern]


{{NaviBlock
{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Landkreis Nordhausen}}
|Navigationsleiste Ortsteile von Heringen/Helme
|Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Landkreis Nordhausen
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[[Kategorie:Ort in Thüringen]]
[[Kategorie:Ort im Landkreis Nordhausen]]
[[Kategorie:Landgemeinde in Thüringen]]
[[Kategorie:Ersterwähnung 1155]]
[[Kategorie:Stadt in Thüringen]]
[[Kategorie:Stadtrechtsverleihung im 14. Jahrhundert]]

Aktuelle Version vom 11. April 2025, 16:34 Uhr

Wappen Deutschlandkarte
Heringen/Helme
Deutschlandkarte, Position der Landgemeinde Heringen/Helme hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 27′ N, 10° 53′ OKoordinaten: 51° 27′ N, 10° 53′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Nordhausen
Erfüllende Gemeinde: für Görsbach
für Urbach
Höhe: 162 m ü. NHN
Fläche: 66,91 km2
Einwohner: 4474 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 67 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99765
Vorwahl: 036333
Kfz-Kennzeichen: NDH
Gemeindeschlüssel: 16 0 62 064
Landgemeindegliederung: 5 Ortsteile
Adresse der
Landgemeindeverwaltung:
Straße der Einheit 100
99765 Heringen/Helme
Website: stadt-heringen.de
Bürgermeister: Matthias Marquardt[2] (Die Linke)
Lage der Landgemeinde Heringen/Helme im Landkreis Nordhausen
KarteThüringenBleicherodeBleicherodeEllrichGörsbachGroßlohraHarztorHeringen/HelmeHohensteinKehmstedtKleinfurraLipprechterodeNiedergebraNordhausenSollstedtUrbachWerther
Karte

Die Stadt Heringen/Helme ist eine Landgemeinde im thüringischen Landkreis Nordhausen. Zu ihr gehören die Ortsteile Auleben, Hamma, Heringen/Helme, Uthleben und Windehausen.

Heringen liegt am südlichen Rand der Goldenen Aue, zwischen Südharz und Windleite. Etwa 15 km nordwestlich liegt die Kreisstadt Nordhausen. Durch die Stadt fließt die Helme. Nordöstlich von Heringen mündet die wasserreichere Zorge in die Helme.

Im Jahr 1155 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Heringen in einer Urkunde des Klosters Fulda, gelegen an der alten Heerstraße Merseburg–Nordhausen. Die Stadtrechte besaß der Ort mindestens seit 1327, da er in jenem Jahr als Stadt erwähnt wurde.[3] 1406 und 1407 wurde die Stadt erfolglos durch ein Reichsheer belagert.

Als Dietrich IX. Graf zu Hohnstein (Linie Hohnstein-Kelbra-Heringen) im Jahr 1417 ohne männliche Nachkommen starb, fiel die Stadt und das Amt Heringen nach einem Erbstreit in Teilen an die Grafen von Schwarzburg und die Grafen zu Stolberg. Durch den Wiener Kongress wurde die Domäne und das Heringer Schloss im Jahr 1815 zum königlich-preußischen Besitz.

Am 27. Juni 1590 brannte das Ackerbürgerstädtchen Heringen nahezu komplett nieder. „Anno 1590 ist der Brant zu Heringen so grausam gewesen, daß in dreyen Stunden weder Hauß noch Scheune oder Ställe gesehen mehr ist und dergestalt alles weggereumet, daß nicht ein Karn voll Holtz hat können zusammengelesen werden.“[4] Neben den Pfarrkirchen, Rathaus, Pfarr- und Schulhäusern, brannten bis auf „sechs geringe Heußlein“ alle Wohnhäuser der Stadt ab. „Und das noch viel mehr zu beklagen, funfzehen Menschen, under welchen acht in Kellern und Gewelben erstickt, drey wie Leschbrande worden, zwey gar zu Aschen verbrand, zwey aber aus grossem Schmerzen, bald darauf gestorben.“

Im Juli 1626 brach in Windehausen die Pest aus, der 283 Menschen zum Opfer fielen. In Heringen starben im gleichen Jahr 452 Menschen an der Seuche. Von den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges blieb das Städtchen weitestgehend verschont, was wesentlich dem Umstand zu verdanken war, dass Gräfin Clara von Schwarzburg Heringen 1597 bis 1658 als Witwensitz innehatte. Ihr energisches Auftreten und der Umstand, dass ihr Bruder Georg Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen im Niedersächsischen Kreis war, sicherte ihr die Unterstützung des sächsischen Kurfürsten.

Für die Rechtsprechung in Heringen bestand von 1849 bis 1879 die Gerichtskommission Heringen des Kreisgerichts Sangerhausen. 1879 wurde stattdessen das Amtsgericht Heringen geschaffen. Dieses wurde 1943 aufgehoben und das Amtsgericht Nordhausen übernahm seinen Sprengel.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 110 Kriegsgefangene aus Frankreich und 400 KZ-Häftlinge aus Dora-Mittelbau, die in einem eigenen KZ-Außenkommando Heringen untergebracht waren, Zwangsarbeit leisten in der Landwirtschaft sowie beim Ausbau der Bahnlinie Sangerhausen-Nordhausen.[5]

Zum 1. Dezember 2010 schlossen sich die Stadt Heringen/Helme sowie die Gemeinden Auleben, Hamma, Uthleben und Windehausen zur neuen Landgemeinde Stadt Heringen/Helme zusammen.[6] Dadurch vergrößerte sich die Einwohnerzahl um mehr als das Doppelte, die Stadtfläche wurde mehr als dreimal so groß. Gleichzeitig wurde die Verwaltungsgemeinschaft Goldene Aue aufgelöst und Heringen wurde erfüllende Gemeinde für die Gemeinden Urbach und Görsbach.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010* 2011 2012 2013
Einwohner 2546 2511 2486 2487 2396 2390 2339 2283 5199* 5063 5033 4936
Jahr 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Einwohner 4919 4869 4812 4787 4737 4720 4727 4698 4659

* Neugründung der Stadt Heringen/Helme

Ende 1800 wohnten 1680 Seelen in Heringen. Interessante Zahlen sind: 12 Trauungen, 65 Taufen, 70 Sterbefälle und eine Aufschlüsselung der Personen in 13 Kategorien.[7]

Der Stadtrat in Heringen/Helme besteht seit den Kommunalwahlen in Thüringen 2024 aus 16 Ratsmitgliedern. Die nachstehende Tabelle zeigt Stimmenanteil und Anzahl der Sitze der im Stadtrat vertretenen Parteien. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,2 %.[8]

Heringens Rathaus
Partei / Liste Stimmenanteil Sitze
CDU 23,4 % 4
SPD / FW-PL 1 10,2 % 2
LINKE 18,0 % 3
BBGA 2 21,7 % 3
GWU 3 9,6 % 1
Unterstützer der AFD 17,1 % 2
1 
Freie Wähler-Pro Landgemeinde
2 
Bürger Bund Goldene Aue
3 
SV Grünweiß Uthleben e. V.

Städtepartnerschaften

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Im Jahr 2007 wurden Partnerschaftsurkunden mit den Städten Heringen (Werra) in Hessen und Odolanów im Powiat Ostrowski (Polen) unterzeichnet.

In der nordwestlichen Seite der Altstadt liegt das Schloss Heringen. Es befand sich zur DDR-Zeit im Verfall, sollte in den 1960er Jahren gesprengt werden und wurde von 2003 bis 2014 umfassend saniert.[9] Um die Stadt schließt sich heute noch die innere und äußere Stadtmauer. Weitere historische Gebäude in der Stadt sind das Herrenhaus, die Kirche St. Michaelis und das neue Schloss.

Die Landstraßen 2078 und 2079 binden die Stadt an die Bundesautobahn 38 (Anschlussstelle 12), die Bundesstraße 80 und die Bundesstraße 4 an.

Heringen hat einen Bahnhof an der Strecke Halle–Kassel.

Persönlichkeiten

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  • 1933: Otto Meyer, Ökonom und Stadtverordneter
  • Martin Zeiller: Heringen. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Superioris Saxoniae, Thuringiae, Misniae et Lusatiae (= Topographia Germaniae. Band 12). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 102 (Volltext [Wikisource]).
  • Hermann Hiller: Geschichte der Stadt Heringen an der Helme. 1927 im Selbstverlag. Reprint herausgegeben von der Stadt Heringen/Helme, der Interessengemeinschaft Schloss Heringen 1327 e. V. und dem Regionale-Verlag, 2005 Auleben bei Nordhausen, ISBN 3-934780-13-X.
Commons: Heringen/Helme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Thüringer Landesamt für Statistik: Wahlen in Thüringen, Bürgermeisterwahl 2023 in Thüringen, Stadt Heringen/Helme. Abgerufen am 19. März 2023.
  3. Urkundenbuch des Klosters Walkenried.
  4. Conrad Fromann: Collectanea Northusana. Band 4, S. 346.
  5. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945 (= Heimatgeschichtliche Wegweiser. Band 8: Thüringen). Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 187.
  6. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
  7. Dokument zur Stadt Heringen (Stand Ende 1800), erstellt aus den damaligen Kirchenbüchern.
  8. Gemeinderatswahl 2024 in Thüringen – endgültiges Ergebnis Stadt Heringen/Helme
  9. Evi Baumeister: Aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Thüringische Landeszeitung, 21. Februar 2015