„Impressionismus“ – Versionsunterschied
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[[Bild:Claude Monet, Impression, soleil levant, 1872.jpg|thumb|right|220px|Claude Monet: Impression, soleil levant (1872) - das Bild, das dem Impressionismus seinen Namen gab]] |
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[[Datei:Claude Monet, Impression, soleil levant.jpg|mini|hochkant=1.4|[[Claude Monet]]: ''[[Impression, Sonnenaufgang|Impression, soleil levant]]'', 1872, [[Musée Marmottan Monet|Musée Marmottan]], Paris]] |
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[[Bild:Manet, Edouard - Monet in his Boat Studio (1).jpg|thumb|right|Edouard Manet: ''Monet in seinem Atelierboot'']] |
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Der '''Impressionismus''' (v. [[Latein|lat.]]: ''impressio'' = Eindruck; über das [[Französische Sprache|französische]] ''impressionnisme'') ist eine [[Stilrichtung]], vor allem in der [[Malerei]]. Wie der [[Symbolismus]] und der [[Expressionismus]] ist der Impressionismus eine Gegenbewegung zum [[Naturalismus (Kunst)|Naturalismus]]. Die Maler des Impressionismus versuchten einen Gegenstand in seiner augenblicklichen, zufälligen Erscheinungsform zu erfassen statt in seiner inhaltlichen Bedeutung. Besonders eindrückliche Beispiele dafür sind die Landschaftsbilder, die meist direkt in der freien Natur ''(en plein air)'' entstanden und nicht wie bis dahin üblich im Atelier. |
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== Malerei == |
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'''Impressionismus''' (von {{laS|impressio}} ‚Eindruck‘; über das [[Französische Sprache|französische]] {{lang|fr|''impressionnisme''}}) ist eine [[Kunststil|Stilrichtung]] in der [[Kunstgeschichte]], die durch die stimmungsvolle Darstellung von flüchtigen Momentaufnahmen einer Szenerie gekennzeichnet ist. Sie entstand aus einer Bewegung innerhalb der [[Malerei]] in [[Frankreich]] in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Begriff Impressionismus wurde auch auf bestimmte Stilrichtungen in der [[Impressionismus (Musik)|Musik]], in der [[Impressionismus (Literatur)|Literatur]], im [[Impressionismus (Film)|Film]] und in der [[Fotografie]] übertragen. |
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[[Bild:MonetWaterLilies.jpg|thumb|left|Seerosen von Claude Monet]] |
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== Begriff == |
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Schon 1861 bezeichnete [[Théophile Gautier]] [[Charles-François Daubigny|Daubignys]] Malweise, die er als zu flüchtig empfand, als „Impression“.<ref>{{Literatur |Autor=Théophile Gautier |Titel=Abécédaire du Salon de 1861 |Ort=Paris |Datum=1861 |Seiten=57-61 |Online=https://archive.org/details/abcdairedusalon00gautgoog/page/n6/mode/2up?ref=ol}}</ref> Der Begriff Impressionismus bzw. [[Französische Sprache|französisch]] {{lang|fr|''impressionnisme''}}, abgeleitet von [[Latein|lateinisch]] {{lang|la|''impressio''}} ‚Eindruck‘, etablierte sich als kunstwissenschaftlicher Begriff 1874,<ref>{{Literatur |Autor=Ian Dunlop |Titel=The Shock of the New. Seven Historic Exhibitions of Modern Art. |Ort=New York |Datum=1972 |Seiten=83-84}}</ref> als ihn einige Rezensenten aufgriffen, um die Werke der jungen Künstler in der am 15. April 1874 eröffneten [[Erste Gruppenausstellung der Impressionisten|Ausstellung am ''Boulevard des Capucines'' 35]] zu beschreiben. Der progressiv-radikale Journalist und Kunstkritiker [[Jules-Antoine Castagnary]], der schon die Rolle seines Freundes [[Gustave Courbet]] in der [[Pariser Kommune]] verteidigt hatte, erörterte in seinem Aufsatz unter anderem die Frage, wie die Künstlergruppe zu nennen sei. Mit Verweis auf Monets Gemälde ''[[Impression, Sonnenaufgang|Impression – soleil levant]]'' (Impressions – Sonnenaufgang) kommentierte er: „Wollte man sie mit einem erläuternden Wort charakterisieren, müsste man den neuen Begriff ''Impressionisten'' schaffen. Sie sind Impressionisten in dem Sinn, dass sie nicht eine Landschaft wiedergeben, sondern den von ihr hervorgerufenen Eindruck.“<ref>{{Literatur |Autor=Jules-Antoine Castagnary |Titel=Exposition du boulevard des Capucines: Les Impressionistes |Sammelwerk=Le Siècle |Datum=1874-04-29 |Seiten=3. (Hervorhebung im Original)}}</ref> |
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Ein Bild mit dem Namen „Impression, soleil levant“ (1872) von [[Claude Monet]] mit der Darstellung eines Hafens in Morgenstimmung gab der Bewegung ihren Namen. Ein Kritiker namens Louis Leroy leitete daraus die zunächst abschätzig gemeinte Bezeichnung ab. Vorläufer des Impressionismus liegen in der spanischen ([[Francisco de Goya]]) und englischen Malerei ([[William Turner]], [[John Constable]]) sowie in Frankreich selbst ([[Eugène Delacroix]], [[Gustave Courbet]], [[Schule von Barbizon]], [[Johan Barthold Jongkind]]). |
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In der kunsthistorischen Literatur wird oftmals der Kunstkritiker [[Louis Leroy (Kunstkritiker)|Louis Leroy]] als Schöpfer des Begriffs Impressionismus genannt. Dieser veröffentlichte am 25. April 1874 einen Artikel in der Satirezeitschrift [[Le Charivari]] und leitete aus Monets Gemälde die abschätzig gemeinte Bezeichnung ab.<ref>{{Literatur |Autor=Felix Krämer |Hrsg=Felix Krämer |Titel=Monet und die Geburt des Impressionismus |Sammelwerk=Monet und die Geburt des Impressionismus |Ort=München / London / New York |Datum=2015 |Seiten=13}}</ref> Wie Ian Dunlop jedoch anmerkt, ist der Begriff des Impressionismus bereits in den 1860er und 1870er Jahren gebräuchlich und vor Monet schon im Zusammenhang mit anderen Landschaftsmalern genutzt worden.<ref>{{Literatur |Autor=Ian Dunlop |Titel=The Shock of the New. Seven Historic Exhibitions of Modern Art |Ort=New York |Datum=1972 |Seiten=83-84}}</ref> In der Folge verwendeten zahlreiche Künstler diese Bezeichnung, die bei den Vorbereitungen zur [[Dritte Impressionisten-Ausstellung 1877|dritten Impressionisten-Ausstellung]] im Jahr 1877 auch offiziell Verwendung fand.<ref>{{Literatur |Autor=Charles Moffett |Hrsg=Charles Moffett |Titel=Introduction |Sammelwerk=The New Painting. Impressionism 1874-1886 |Ort=Genf |Datum=1986 |Seiten=17-24, hier S. 18}}</ref> |
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Die Impressionisten bevorzugten helle, reinbunte Farben und malten nicht strukturlose Flächen, sondern setzten komplementäre [[Kontrast]]farben als Flecken eng nebeneinander, so dass diese bei der Betrachtung aus einiger Entfernung ineinander fließen. Dadurch kann ein Effekt optischer Farbmischung eintreten, so dass im Auge des Betrachters eine Mischfarbe wahrgenommen wird . |
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[[Bild:Degas_dance_class.jpg|thumb|right|220px|"Die Tanzklasse" von [[Edgar Degas]]]] |
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Von großem Einfluss auf den Impressionismus waren japanische Farb[[holzschnitt]]e, die ab 1850 in großer Stückzahl nach Europa kamen und durch die sich die Impressionisten in ihren eigenen Theorien über [[Farbe]] und Form bestätigt fühlten. |
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== Sozialhistorischer Hintergrund == |
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Einige Maler des [[Spätimpressionismus]] führten die im Impressionismus entwickelte Technik der optischen Farbmischung weiter aus, indem das ganze Bild in mosaikartig aneinandergereihte Punkte zerlegt wurde ([[Pointillismus]] oder Divisionismus). |
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Vor allem der deutsche Impressionismus wurde von einigen Sozial- und Kunsthistorikern als [[Dekadenz]]phänomen interpretiert, so zuerst von [[Karl Lamprecht]]<ref>Karl Lamprecht: ''Zur jüngsten deutschen Vergangenheit: Erster Band: Tonkunst - Bildende Kunst - Dichtung - Weltanschauung. (=Deutsche Geschichte Erster Ergänzungsband.)'' Berlin 1902.</ref> und [[Eckart von Sydow]].<ref>Eckart von Sydow: ''Die Kultur der Dekadenz.'' Dresden 1922.</ref> Lamprecht zufolge lässt er sich als ästhetische Reaktion auf den [[Naturalismus (bildende Kunst)|Naturalismus]] verstehen, gegen dessen „wahrheitssuchenden Aktivismus“<ref>Hermand, Hamann 1974, S. 138.</ref> und dessen allzu plakative Aussagen sich eine Abneigung des Genuss und Entspannung suchenden Bürgertums entwickelte, das nicht mehr den „Elan der [[Gründerzeit]]“<ref>Hermand, Hamann 1974, S. 144.</ref> aufbrachte, sondern sich im Geschäft von seinen Prokuristen vertreten ließ und stattdessen gemütliches Behagen und Zerstreuung suchte. Damit einher ging die Wiederentdeckung der differenzierten Genusskulturen des [[Hellenismus]] und des [[Rokoko]]<ref>[[Richard Hamann (Kunsthistoriker)|Richard Hamann]]: ''Impressionismus in Leben und Kunst.'' Köln, DuMont Schauberg 1907.</ref> sowie der burgundisch-flämischen Kultur, die die „Sehnsucht nach schönerem Leben“<ref>[[Johan Huizinga]]: ''[[Herbst des Mittelalters]]'', dt. Übersetzung nach der niederländischen [[Ausgabe letzter Hand]] von 1941, Stuttgart 1987, S, 29.</ref> verkörperte. |
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== Impressionismus in der Malerei == |
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{{Hauptartikel|Impressionismus (Malerei)}} |
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Die impressionistische Malweise wird normalerweise mit einer starken Betonung von Licht in seinen unterschiedlichen Qualitäten in Verbindung gebracht, wobei oftmals der Effekt einer bestimmten Tages-/Jahreszeit hervorgehoben wird. |
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[[Datei:Edouard Manet Music in the Tuileries 1862.jpg|mini|[[Édouard Manet]], ''[[Musik im Tuileriengarten|Musik in den Tuilerien]]'', 1862, [[National Gallery (London)|National Gallery]], London]] |
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In ihrer Technik brachen die Impressionisten mit allem, was vorher in den [[Kunstakademie]]n gelehrt wurde: |
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Das Gemälde ''[[Impression, Sonnenaufgang|Impression — soleil levant]]'' (1872) von [[Claude Monet]] gab der Bewegung ihren Namen. Sie zeichnete sich jedoch weitaus früher ab. Bereits die Arbeiten [[Édouard Manet]]s aus den 1860er Jahren zeigen grundlegende Elemente des beginnenden Bruchs mit der akademischen Lehrmeinung – etwa ''[[Musik im Tuileriengarten|Musik in den Tuilerien]]''. Die [[erste Gruppenausstellung der Impressionisten]] fand 1874 im Atelier des Pariser Fotografen [[Nadar]] statt. |
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*Sie malten mit kurzen, starken Pinselstrichen (komma-artig, 'virgulisme') wobei der Pinselduktus deutlich zu erkennen war |
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*Die Bilder wurden in einer skizzenhaften Art gemalt, die es ihnen ermöglichte, die Essenz des Objektes, und nicht Details, hervorzuheben |
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*Sie mischten die Farben nicht auf der Palette, sondern eher auf der Leinwand - erst im Auge des Betrachters mischten sich die Farbtupfen zum gewünschten Farbton (Divisionismus). Dies ermöglicht dem Betrachter ein wesentlich lebendigeres Kunsterlebnis |
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*Sie entdeckten und betonten neue Aspekte der Wirkungsweise des natürlichen Lichts, vor allem die [[Reflexion (Physik)|Reflexion]] des Lichtes und die Spektralfarben. |
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*Sie hörten damit auf, ihre Farben mit Schwarz zu mischen, sondern mischten, wenn unbedingt notwendig, Komplementärfarben, um dunklere Farben zu erhalten. Schwarz wurde nur noch als eigene Farbe benutzt. |
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*Sie malten meistens pleinairistisch, d.h. unter freiem Himmel. |
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*In Bildern unter freiem Himmel gestalteten sie Schatten blau, u. a. weil sie die Reflexion des Himmels auf den Oberflächen aufzeigen wollten, welche sie z. B. auch von beschneiten Flächen her kannten. Das gab den Bildern neue Frische und Offenheit. |
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* Je nach tatsächlichen Beleuchtungsverhältnissen und beabsichtigter Bildstimmung wurden auch andere Farbnuancen in den [[Farbige Schatten|Schattenbereichen]] eingesetzt. |
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*Ihre Bilder wirken oft ausschnitthaft. Damit soll nicht das gemalte Objekt als Ganzes, sondern die Wirkung des Lichts auf ihm betont werden. Darüber hinaus verleiht das dem Bild einen spontanen, flüchtigen Charakter. |
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*Bildtiefe entstand durch Größenstaffelung, Farb- und Luftperspektive. |
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*Die Farbe wurde zum primären Gestaltungsmittel, graphische Elemente traten in den Hintergrund. |
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*Sie malten nasse Farbe auf nasse Farbe, statt darauf zu warten, dass nacheinander aufgetragene Schichten trocknen. Dies führte zu weicheren Konturen und interessanten Farbübergängen. |
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*[[Alla-Prima-Malerei|alla-prima-Malweise]], bei der ohne Untermalung die Farbe direkt auf die grundierte Leinwand gebracht und dieser spontane Farbauftrag möglichst nicht korrigiert wird. |
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*Sie malten, ohne sich traditionellen Regeln oder Inhalten verpflichtet zu fühlen. |
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*Zudem wurde sur-le-motif gemalt, d.h. genau vor Ort in der freien Natur. |
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Die Darstellung des Lichts und der atmosphärischen Bedingungen wurde im Impressionismus zur malerischen Hauptaufgabe. Farbe wurde als Folge von Licht und Atmosphäre gesehen und als Träger des Lichts wiedergegeben. Der teilweise Verzicht auf Schwarz und erdige Farbtöne ließ die Farbpalette aufhellen. |
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===Maler des Impressionismus=== |
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[[Datei:Monet men unloading coal.jpg|mini|Claude Monet: ''Die Kohleträger'' (1875)]] |
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[[Datei:Artgate Fondazione Cariplo - Filippini Francesco, Prime nevi o Paesaggio.jpg|mini|hochkant|[[Francesco Filippini]]: ''Prime Nevi'' (Erster Schnee, 1889), ein Beispiel für die Zufälligkeit des Bildausschnitts.]] |
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Die Künstler lösten sich von der malerischen Abbildungsfunktion. Unmittelbarkeit der Momentaufnahme und Zufälligkeit des Bildausschnittes sind charakterisierende Merkmale impressionistischer Bilder. Durch die Fotografie angeregt wurde auch der Verzicht auf Vollständigkeit zugunsten der Erzeugung von Stimmungen. Dieses Ziel erreichten radikale Impressionisten wie Gustave Caillebotte (''[[Die Parkettschleifer]]'') durch Nutzung fotografischer Stilmittel wie z. B. von Moment- und Bewegungsaufnahmen, extremen Perspektiven und Verzerrungen, selektiven Ausschnitten und Unschärfen.<ref>''Gustave Caillebotte: Ein Impressionist und die Fotografie.'' Hrsg.: Karin Sagner, [[Max Hollein]]. Hirmer Verlag, München 2012, ISBN 978-3-7774-5411-5 (deutsche Ausgabe), ISBN 978-3-7774-5921-9 (englische Ausgabe).</ref> |
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[[Datei:Slevogt3.jpg|mini|hochkant|Max Slevogt: ''Nini am Weinspalier'' (1911)]] |
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siehe: [[Maler des Impressionismus]] |
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Neue Erkenntnisse ergaben sich durch die moderne Farbtheorie [[Eugène Chevreul|Chevreuls]]. Die industrielle Fertigung von [[Ölfarbe]]n in verschließbaren Bleituben (statt in Schweinsblasen), patentiert im Jahr 1841 durch den amerikanischen Maler [[John Goffe Rand]],<ref>Mathias Schulenburg: [https://www.deutschlandfunk.de/vor-175-jahren-john-g-rand-erhaelt-patent-fuer-die.871.de.html?dram:article_id=365563 ''John G. Rand erhält Patent für die verschließbare Bleibtube''], in: dlf.de, 11. September 2016.</ref> ermöglichte die Freiluftmalerei. Diese neue malerische Praxis, die mit einer neuen Welt- und Lebensanschauung zusammenhing, verbreitete sich um 1900 in ganz Europa. Von dort gelangte sie auch zum amerikanischen Kontinent ([[William Merritt Chase]], [[Childe Hassam]], [[Mary Cassatt]]) und bis nach Australien ([[Charles Conder]]). |
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[[Datei:Buchweizenfeld-overbeck.jpg|mini|Fritz Overbeck: ''Buchweizenfeld'', ca. 1897]] |
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Der [[Deutscher Impressionismus (Malerei)|deutsche Impressionismus]] stellt hingegen einen Sonderweg dar. Er entwickelt sich aus dem Realismus bzw. Naturalismus durch „allmähliche Verfeinerung derselben stilistischen Mittel, und zwar nach der Seite des [[Sensualismus|Sensualistischen]] hin, wodurch alle ideellen Faktoren […] hinfällig werden“ und man sich stattdessen auf den Seheindruck beschränkt. So werde [[Max Liebermann]] durch die „Auflockerung seiner malerischen Technik und eine Vorliebe für lichtdurchrieselte Blätterdächer langsam zum Impressionisten […], ohne dabei seine naturalistischen Errungenschaften aufzugeben.“ Das wirke bei „unimpressionistischen“ Themen oft aufgesetzt. Anders als in Frankreich entstünden „Mischprodukte“, denen es an Strahlkraft fehle.<ref>Jost Hermand, Richard Hamann: ''Epochen deutscher Kultur von 1870 bis zur Gegenwart.'' Band 3: Impressionismus. München, 2. Aufl. 1975, S. 178.</ref> Auch [[Lovis Corinth]] begann mit realistischen, bei religiösen Stoffen symbolistischen Gemälden; seine impressionistischen Arbeiten verweisen bereits auf den Expressionismus. [[Max Slevogt]], der dritte bedeutende deutsche Impressionist, wurde zunächst von Manet und später – vor allem bei seiner Landschaftsmalerei – durch das Licht und die Farben während einer Ägyptenreise angeregt. |
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In der [[Künstlerkolonie Worpswede]] bei Bremen entwickelt sich Ende der 1880er Jahre aus der naturalistischen Landschafts- und [[Freilichtmalerei]] eine impressionistische Malerschule um [[Otto Modersohn]], [[Fritz Overbeck (Maler)|Fritz Overbeck]] und [[Heinrich Vogeler]]. |
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=== Maler des Neoimpressionismus === |
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Viele Künstler aus nordischen Ländern hielten sich in den 1870er und 1880er Jahren in Frankreich auf. Auf |
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* [[Vincent van Gogh]] (1853-1890) |
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Basis dieser Erfahrung entstanden Künstlerkolonien, die durch Naturalismus und Impressionismus geprägt waren, so zum Beispiel die [[Skagen-Maler|Skagener Künstlerkolonie]] an der [[Jütland|jütländischen]] Nordspitze oder die Fleksumer Gruppe in Norwegen. |
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* [[Paul Gauguin]] (1848-1903) |
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* [[Camille Pissarro]] (1830-1903) in den Jahren von 1885-1890 |
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* [[Georges Seurat]] (1859-1891) |
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* [[Paul Signac]] (1863-1935) |
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Unter den italienischen Impressionisten ragt [[Francesco Filippini]] (1853–1895) durch seine originelle Sicht- und Malweise heraus. |
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=== Fazit === |
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== Impressionismus in der Musik == |
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Bei der letzten Ausstellung der Impressionisten erschienen Werke in reinen, getrennten, ausgewogenen Farben, die nach einer überlegten Methode vermischt wurden. Georges Seurat ist der Forscher dieser Neuheit. Dann entsteht der Neo-Impressionismus. Der Impressionismus verschwindet zugunsten modernerer Techniken. Man weiß heute, dass die Kunst dank den Impressionisten einen großen Sprung vorwärts gemacht hat. Sie haben den Weg der Kunst des 20. Jahrhunderts geöffnet. Die Blütezeit des Impressionismus dauerte etwa zwanzig Jahre: von 1863 bis zum Tod Manets im Jahr 1883.hallo |
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{{Hauptartikel|Impressionismus (Musik)}} |
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Während viele Naturalisten wie [[Heinrich Hart]] Musik als Ausdrucksmittel eines „wahrheitssuchenden Aktionismus“ ablehnten, galt den Impressionisten das „gegenstandslose Vorsichhinträumen“ zu fein abgestuften farbigen Akkorden oft als Genuss.<ref>Jost Hermand, Richard Hamann: ''Epochen deutscher Kultur von 1870 bis zur Gegenwart'': Band 3: Impressionismus. Frankfurt 1977, S. 138.</ref> So spricht man in der [[Musik]] vor und um die Wende zum 20. Jahrhundert ebenfalls vom Stil des [[Impressionismus (Musik)|Impressionismus]], auf den bereits [[Richard Wagner|Wagners]] Oper ''[[Tristan und Isolde (Oper)|Tristan und Isolde]]'' verwiesen hat. |
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== Musik des Impressionismus == |
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Hauptartikel: [[Impressionismus (Musik)]] |
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Als Begründer gilt vor allem [[Claude Debussy]] (1862–1918), der sich gegen die Bezeichnung als Impressionist wehrte.<ref>Debussy in einem Brief an Durand im März 1908 zum Begriff Impressionismus auch in Bezug auf seine Musik: ''„J’essaie de faire ‚autre chose‘ – en quelque sorte, des ‚realites‘ - ce que les imbéciles appelement ‚impressionisme‘, terme aussi mal employé que possible, surtout par le critiques d’art qui n’hésitent pas à en affubler Turner, le plus beau créateur de mystére qui soit en art“''; zitiert nach Oswald d' Estrade-Guerra: ''Debussy – l’homme, son oeuvre, son milieu'', Verlag H. Lemoine, 1962, S. 144</ref> Musik ist für ihn „Klang- und Farbkunst“. So entstehen in seinen Werken impressionistische Klangbilder, in denen die Atmosphäre und die Stimmung, basierend auf Klangfarben, musikalisch dargestellt werden. |
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Debussys melodische Motive |
Debussys melodische Motive entwickeln sich selten und werden nicht kontrapunktisch verarbeitet oder [[Durchführung (Musik)|durchgeführt]], wie das sonst meist der Fall war. Vielmehr tauchen sie für einen kurzen Augenblick auf, zeigen sich in schnell wechselnder Harmonik und werden direkt wieder abgelöst. Inspiriert wurde er dabei von der Naturwahrnehmung, aber auch von asiatischer Musik, die er auf der [[Weltausstellung Paris 1889|Weltausstellung 1889]] in Paris kennengelernt hatte. |
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Inspiriert wurde er dabei von der Naturwahrnehmung, aber auch von asiatischer Musik, die er auf der Weltausstellung 1889 in Paris kennen gelernt hatte. |
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Ein wichtiger Zeitgenosse Debussys war [[Maurice Ravel]] (1875–1937), dessen impressionistische Instrumentationsstudie für großes Orchester, ''[[Boléro]]'', besonders beliebt ist. Durch Künstler wie [[Cyril Scott]] (1879–1970) oder [[John Ireland (Komponist)|John Ireland]] (1879–1962) wurde auch der englische Impressionismus geprägt und weiterentwickelt. |
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Zu den musikalischen Stilmitteln, die er gebraucht, gehören: |
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== Impressionismus in der Literatur == |
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'''Melodik:''' überwiegend engräumige, wellen- oder kreisförmig geführte Motive, die sich an andere reihen, wieder „zerfließen“, sich aber nie zu ausladenden Themen entwickeln. Häufige Verwendung von chromatischen, pentatonischen und ganztönigen Skalen, oft auch kirchentonale Wendungen. |
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{{Hauptartikel|Impressionismus (Literatur)}} |
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Der Begriff Impressionismus wird in der deutschen Literaturwissenschaft als literarhistorischer Ordnungsbegriff verwendet, allerdings ohne durchgehenden fachwissenschaftlichen Konsens, da er oft als zu „unpräzise“ empfunden wird. Die impressionistische Literatur ist in Zusammenhang mit der Abkehr vom Naturalismus zu sehen. Einige ihrer Werke werden auch der folgenden Epoche des [[Symbolismus (Literatur)|Symbolismus]] zugerechnet und umgekehrt. |
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'''Harmonik:''' zunehmende Dissonanzanreicherung. Dissonanzen (vor allem Sept-, Non- und Sekundklänge) gelten als Farbwerte und werden nicht mehr aufgelöst. Häufiges Aneinanderreihen und paralleles Verschieben von (dissonanten) Akkorden ohne Rücksicht auf ihre funktionale Verwandtschaft. Im Zusammenhang mit der Ganztönigkeit ergeben sich übermäßige Dreiklänge. |
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Anders als im Naturalismus erscheint die Realität in der impressionistischen Literatur immer durch den Filter der subjektiven Wahrnehmung gebrochen. Sie versucht nicht, objektive Realitäten zu beschreiben, sondern vergängliche Stimmungen festzuhalten und emotionale „Landschaften“, das verwirrende Großstadtleben oder auch Personen mit ihren Zweifeln und Ambiguitäten zu beschreiben, was an die Stelle chronologischen Erzählens oder breiter Charaktergemälde und Naturschilderungen tritt. Eine wichtige Technik ist der [[Innerer Monolog|innere Monolog]]. Beispiele impressionistischer Literatur sind [[Joseph Conrad]]s Roman „[[Herz der Finsternis]]“ (1899),<ref>John G. Peters: ''Conrad and Impressionism''. Cambridge University Press, 2001.</ref> [[Arthur Schnitzler]]s [[Novelle]] „[[Lieutenant Gustl]]“ (1900), [[Herman Bang]]s Personencharakteristiken oder die sensualistischen Gedichte von [[Detlev von Liliencron]]. Auch das Werk von [[Marcel Proust]]<ref>Ruth Moser: ''L’impressionnisme français: Peinture-Littérature-Musique''. Genf 1952.</ref> und [[Henry James]]<ref>James J. Kirschke: ''Henry James and Impressionism''. Whitston, Troy (N.Y.) 1981.</ref> wird oft dem Impressionismus zugeordnet. |
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'''Rhythmik:''' Der Rhythmus löst sich vom starren Taktschema; die rhythmischen Schwerpunkte werden verschleiert; das 1. Viertel im Takt ist oft ausgespart oder verliert durch Überbindung an den vorherigen Takt sein Gewicht. Häufig findet sich das Alternieren von Duolen und Triolen sowie Taktwechsel. |
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== Impressionismus in der Fotografie == |
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'''Klangfarbe:''' gesteigerte Sensibilität für die „Farbigkeit“ sowohl des Orchester- als auch des Klavier-Klanges. Vorliebe ebenso für durchsichtig-helle wie für satte Klangfarben. |
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[[Datei:Mary Devens-Ferry.jpg|mini|hochkant|Mary Devens, ''The Ferry, Concarneau'', Fotogravur, 1904]] |
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Debussy übernimmt zwar das Orchester der Spätromantik, löst den kompakten Gesamtklang aber zugunsten differenzierter und bis in feinste Farbnuancen abgestufter Klangkombinationen und -reflexe auf. |
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Ende des 19. Jahrhunderts erkämpften sich eine Reihe von Fotografen einen Kunstanspruch, indem sie die ihre Umwelt mit ihren Mitteln in Szene setzten. Die [[Piktorialismus|Piktorialisten]] setzten, inspiriert durch Vordenker wie [[Antoine Claudet]] und [[Peter Henry Emerson]], systematisch die Unschärfe als Stilmittel ein.<ref name="Newhall">Beaumont Newhall, ''Geschichte der Photographie'', München 1998: Schirmer/Mosel, ISBN 978-3-88814-319-9, S. 145–169</ref> [[Robert Demachy]] setzte mit seinen [[Gummidruck|Gummi-Bichromatdrucken]] Ballettaufnahmen in Szene, die in Stil und Stimmung große Ähnlichkeit mit Gemälden von [[Edgar Degas]] aufwiesen.<ref name="Brauchitsch_S76">Boris von Brauchitsch, ''Kleine Geschichte der Fotografie'', Stuttgart 2002: Reclam, ISBN 978-3-15-010502-3, S. 76</ref> Neben Demachys Bildern besitzen unter anderen Werke der Piktorialisten [[Heinrich Kühn (Fotograf)|Heinrich Kühn]], [[Alfred Stieglitz]], [[Gertrude Käsebier]], [[Edward Steichen]], [[Adolphe de Meyer]], [[Mary Devens]] und [[Alvin Langdon Coburn]] eine impressionistische Anmutung.<ref name="Newhall" /><ref>Simone Philippi, Ute Kieseyer (Hrsg.): ''Alfred Stieglitz. Camera Work. The Complete Photographs 1903–1919'', Köln 2008: Taschen, ISBN 978-3-8228-3784-9</ref> |
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Ein wichtiger Zeitgenosse Debussys war [[Maurice Ravel]] (1875–1937), dessen impressionistische Instrumentationsstudie für großes Orchester, „[[Bolero]]“, besonders beliebt war. |
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Umgekehrt wirkte die Fotografie befruchtend auf die Malerei des Impressionismus zurück. Zufällig wirkende Kompositionen mit angeschnittenen Menschen, Wagen und Tieren hielten ihren Einzug. Demachy hatte die Ballettszenen von Degas nachempfunden. Degas seinerseits setzte die Schnappschuss-Wirkung, die absichtsvolle Zufälligkeit von Bildausschnitt und Komposition, als Stilmittel in seinen Gemälden ein.<ref name="Brauchitsch_S76" /> [[Gustave Caillebotte]], der 1876 zum ersten Mal seine Gemälde bei der [[Zweite Impressionisten-Ausstellung 1876|zweiten Impressionisten-Ausstellung]] zeigte, warfen seine Kritiker vor, die Wirklichkeit „fotografisch“, also zu realistisch wiederzugeben. Er nahm Techniken und Themen vorweg, die sich erst in den 1920er-Jahren als „[[Neues Sehen]]“ in der Fotografie etablierten.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Karin Sagner, Ulrich Pohlmann, Claude Ghez, Gilles Chardeau, Milan Chlumsky und Kristin Schrader |Hrsg=Karin Sagner, Max Hollein |Titel=Gustave Caillebotte - Ein Impressionist und die Fotografie |Verlag=Hirmer Verlag |Ort=München |Datum=2012 |ISBN=978-3-7774-5411-5 |Seiten=Verlagsinformation}}</ref> Fotografen wie [[André Kertész]], [[Wols]] und [[László Moholy-Nagy]] weisen eine besondere Nähe zu Caillebottes Werk auf. Ihre Bilder greifen zum Teil dieselben Motive auf oder zeigen einen Ausschnitt aus der gleichen Perspektive. So gibt es zum Beispiel Aufnahmen von Straßen und Plätzen in einer steilen Draufsicht, wie sie schon auf den Gemälden Caillebottes zu finden sind.<ref name=":0" /> |
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== Literatur des Impressionismus == |
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Allgemein spricht man heute von impressionistischer Fotografie, wenn zur Erzielung optischer Effekte und Stimmungen bestimmte Techniken verwendet werden wie die bewusste Bewegung der Kamera während einer Langzeitbelichtung, z. B. bei Verfolgung eines bewegten Objekts. Auch durch eine weit geöffnete Blende, durch die nur eine Ebene des Bildes scharf gezeichnet wird und z. B. Zweige im Vordergrund oder der gesamte Hintergrund unscharf erscheinen, oder auch durch die Wahl spezifische Filter können impressionistische Effekte erzielt werden. |
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siehe: [[Impressionismus (Literatur)]] |
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== Impressionismus im Film == |
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{{Hauptartikel|Impressionismus (Film)}} |
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Der Film beeinflusste schon früh die impressionistische Malerei, die immer mehr die Perspektive der Fotografie einnahm und zufällige Bewegung oder Vorübergehendes wie z. B. wechselnde Beleuchtung einzufangen suchte. |
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== Kulturhistorischer Hintergrund des Impressionismus == |
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Der impressionistische Film im engeren Sinne ist ein ästhetisches Konzept in der Filmkunst, das vor allem mit französischen Filmen der 1920er-Jahre in Verbindung gebracht wird. Die Erzählweise war oft nicht-linear und assoziativ (wie schon in [[Charles Sheeler]]s und [[Paul Strand]]s experimentellem Kurzfilm [[Manhatta]] von 1921). Zu den Stilmitteln gehörten schnelle Schnitte und Einstellungswechsel, Doppelbelichtung, Weichzeichner und eine bewusste Unschärfe des Materials. Regisseure wie [[Germaine Dulac]], [[Louis Delluc]], [[Jean Epstein]], [[Abel Gance]], [[Marcel L’Herbier]] und [[Dimitri Kirsanoff]] bezogen sich in diesen Werken auf die impressionistische Malerei des 19. Jahrhunderts und auf die Musik des Impressionismus. Zu den impressionistischen Regisseuren zählte auch der in Europa tätige Brasilianer [[Alberto Cavalcanti]]. Der Begriff wurde durch Filmhistoriker wie [[Henri Langlois]] und [[Georges Sadoul]] etabliert. |
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siehe: [[Impressionismus - Kulturhistorischer Hintergrund]] |
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== Literatur == |
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* Iris Schaefer, Caroline von Saint-George, Katja Lewerentz: ''Impressionismus – Wie das Licht auf die Leinwand kam.'' Katalog anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Köln, Milano 2008, ISBN 978-88-6130-611-0. |
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* Wolf Arnold: ''Auf den Spuren des Impressionismus. Eine Reise durch Frankreich''. Fischer, Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3-8301-1168-9. |
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* Nathalia Brodskaya: ''Impressionismus''. Parkstone Books, New York 2007, ISBN 978-1-85995-652-6. |
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* [[Norma Broude]] (Hrsg.): ''Impressionismus. Eine internationale Kunstbewegung, 1860–1920'' („World impressionism“). Dumont, Köln 2005, ISBN 3-8321-7454-0. |
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* [[Lukas Gloor]], [[Dieter Pfister]], [[Stefan Streiff]]: ''Impressionismus in der Schweiz – eine Kunstreise nach Basel, Baden, Zürich, Winterthur''. Vernissage-Verlag, Heidelberg 2000 |
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* [[Jean Cassou]]: ''Les impressionnistes et leur époque'', Essay, Paris 1953, deutsch ''Die Impressionisten und ihre Zeit'', Berlin 1953, Stuttgart 1957. |
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* [[Richard Hamann (Kunsthistoriker)|Richard Hamann]], [[Jost Hermand]]: ''Impressionismus.'' (=Epochen deutscher Kultur von 1870 bis zur Gegenwart. Band 3.) München, 2. Aufl. 1974. |
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* [[John Rewald]]: ''Die Geschichte des Impressionismus. Schicksal und Werk der Maler einer großen Epoche der Kunst''. Dumont, Köln 2006, ISBN 3-8321-7689-6. |
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* Sue Roe: ''Das private Leben der Impressionisten'' („The private lives of the impressionists“). Edition Parthas, Berlin 2007, ISBN 978-3-86601-664-4. |
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* Maurice Sérullaz (Hrsg.): ''Lexikon des Impressionismus. Mit einer Auflistung von Ausstellungen bzw. bedeutenden Retrospektiven, Glossar, Abbildungsverzeichnis, Namensregister und Fotonachweis'' („Encyclopédie de impressionisme“). Edition von Nottbeck, Köln 1977, ISBN 3-8046-0011-5. |
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* [[Ingo F. Walther]]: ''Malerei des Impressionismus. 1860–1920''. Taschen-Verlag, Köln 2006, ISBN 3-8228-5051-9. |
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* Claire A. Willsdon: ''In den Gärten des Impressionismus'' („In the gardens of impressionism“). Belser, Stuttgart 2004, ISBN 3-7630-2432-8. |
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== Dokumentation == |
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* ''1874: Geburtsstunde des Impressionismus.'' Regie: Hugues Nancy und Julien Johan, ARTE F, Frankreich, 96 Minuten, 2023 |
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== Hörbücher == |
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* ''Camille Monet und die Anderen – Die Modelle der Impressionisten'', ISBN 3-936301-06-9, Eine Koproduktion mit der Kunsthalle Bremen. |
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Image:Alfred Sisley, L'automne - Bords de la Seine pres Bougival (Autumn - Banks of the Seine near Bougival), 1873.jpg|Alfred Sisley: L'automne: Bords de la Seine près Bougival (Herbst: die Ufer der Seine nahe Bougival), 1873 |
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Image:Edgar Degas, Aux courses en province (At the Races in the Country), c. 1872.jpg|Edgar Degas: Aux courses en province (Beim Pferderennen in der Provinz) |
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Image:Berthe Morisot, Le berceau (The Cradle), 1872.jpg|Berthe Morisot: Le berceau (Die Wiege), 1872 |
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Bild:Pissarro, Camille, Les chataigniers a Osny (The Chestnut Trees at Osny), 1873.jpg|Camille Pissarro: ''Les chataigniers a Osny'' (1873) |
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Bild:Hassam Washington Arch Spring.jpg|Childe Hassam: ''Washington Arch Spring'' (1893) |
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Image:Pierre-Auguste Renoir, La loge (The Theater Box).jpg|Pierre-Auguste Renoir: La loge |
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Image:Gustave Caillebotte - La Place de l'Europe, temps de pluie.jpg|Gustave Caillebotte: La Place de l'Europe (Paris) |
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Image:Claude Monet-Waterlilies.jpg|Claude Monet: Wasserlilien-Teich (1899) |
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== Weblinks == |
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* [https://web.archive.org/web/20000118175045/http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/kunst/impressionismus/index.html Impressionismus]: Webseite des Deutschen Historischen Museums. Archivlink abgerufen am 30. März 2025. |
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* [http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/wrm_0802_impressionismus/info.asp Online-Publikation zum Forschungsprojekt Maltechnik des Impressionismus und Postimpressionismus] |
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* {{Spk-digital|Impressionismus|SBB=1}} |
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== Einzelnachweise == |
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* John Rewald: ''Die Geschichte des Impressionismus.'' Köln 1965 |
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<references /> |
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* John Rewald: ''Von Van Gogh bis Gauguin. Die Geschichte des Nachimpressionismus.'' Köln 1967 |
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* Maurice Sérulaz (Hg.): ''Lexikon des Impressionismus.'' Gütersloh: Reinhard Mohn (Lizenzausgabe von Editions Aimery Somogy, Paris) o.J., o. ISBN. Mit einer Auflistung von Ausstellungen bzw. bedeutenden Retrospektiven, Glossar, Abbildungsverzeichnis, Namensregister und Fotonachweis. |
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* Ingo F. Walther: ''Malerei des Impressionismus: 1860-1920''. Taschen, Köln/London/Los Angeles/Madrid/Paris/Tokyo 2006, ISBN 3-8228-5051-9. |
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== Siehe auch == |
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*[[Dadaismus]] |
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Aktuelle Version vom 7. Juli 2025, 12:47 Uhr

Impressionismus (von lateinisch impressio ‚Eindruck‘; über das französische impressionnisme) ist eine Stilrichtung in der Kunstgeschichte, die durch die stimmungsvolle Darstellung von flüchtigen Momentaufnahmen einer Szenerie gekennzeichnet ist. Sie entstand aus einer Bewegung innerhalb der Malerei in Frankreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Begriff Impressionismus wurde auch auf bestimmte Stilrichtungen in der Musik, in der Literatur, im Film und in der Fotografie übertragen.
Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon 1861 bezeichnete Théophile Gautier Daubignys Malweise, die er als zu flüchtig empfand, als „Impression“.[1] Der Begriff Impressionismus bzw. französisch impressionnisme, abgeleitet von lateinisch impressio ‚Eindruck‘, etablierte sich als kunstwissenschaftlicher Begriff 1874,[2] als ihn einige Rezensenten aufgriffen, um die Werke der jungen Künstler in der am 15. April 1874 eröffneten Ausstellung am Boulevard des Capucines 35 zu beschreiben. Der progressiv-radikale Journalist und Kunstkritiker Jules-Antoine Castagnary, der schon die Rolle seines Freundes Gustave Courbet in der Pariser Kommune verteidigt hatte, erörterte in seinem Aufsatz unter anderem die Frage, wie die Künstlergruppe zu nennen sei. Mit Verweis auf Monets Gemälde Impression – soleil levant (Impressions – Sonnenaufgang) kommentierte er: „Wollte man sie mit einem erläuternden Wort charakterisieren, müsste man den neuen Begriff Impressionisten schaffen. Sie sind Impressionisten in dem Sinn, dass sie nicht eine Landschaft wiedergeben, sondern den von ihr hervorgerufenen Eindruck.“[3]
In der kunsthistorischen Literatur wird oftmals der Kunstkritiker Louis Leroy als Schöpfer des Begriffs Impressionismus genannt. Dieser veröffentlichte am 25. April 1874 einen Artikel in der Satirezeitschrift Le Charivari und leitete aus Monets Gemälde die abschätzig gemeinte Bezeichnung ab.[4] Wie Ian Dunlop jedoch anmerkt, ist der Begriff des Impressionismus bereits in den 1860er und 1870er Jahren gebräuchlich und vor Monet schon im Zusammenhang mit anderen Landschaftsmalern genutzt worden.[5] In der Folge verwendeten zahlreiche Künstler diese Bezeichnung, die bei den Vorbereitungen zur dritten Impressionisten-Ausstellung im Jahr 1877 auch offiziell Verwendung fand.[6]
Sozialhistorischer Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor allem der deutsche Impressionismus wurde von einigen Sozial- und Kunsthistorikern als Dekadenzphänomen interpretiert, so zuerst von Karl Lamprecht[7] und Eckart von Sydow.[8] Lamprecht zufolge lässt er sich als ästhetische Reaktion auf den Naturalismus verstehen, gegen dessen „wahrheitssuchenden Aktivismus“[9] und dessen allzu plakative Aussagen sich eine Abneigung des Genuss und Entspannung suchenden Bürgertums entwickelte, das nicht mehr den „Elan der Gründerzeit“[10] aufbrachte, sondern sich im Geschäft von seinen Prokuristen vertreten ließ und stattdessen gemütliches Behagen und Zerstreuung suchte. Damit einher ging die Wiederentdeckung der differenzierten Genusskulturen des Hellenismus und des Rokoko[11] sowie der burgundisch-flämischen Kultur, die die „Sehnsucht nach schönerem Leben“[12] verkörperte.
Impressionismus in der Malerei
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Gemälde Impression — soleil levant (1872) von Claude Monet gab der Bewegung ihren Namen. Sie zeichnete sich jedoch weitaus früher ab. Bereits die Arbeiten Édouard Manets aus den 1860er Jahren zeigen grundlegende Elemente des beginnenden Bruchs mit der akademischen Lehrmeinung – etwa Musik in den Tuilerien. Die erste Gruppenausstellung der Impressionisten fand 1874 im Atelier des Pariser Fotografen Nadar statt.
Die Darstellung des Lichts und der atmosphärischen Bedingungen wurde im Impressionismus zur malerischen Hauptaufgabe. Farbe wurde als Folge von Licht und Atmosphäre gesehen und als Träger des Lichts wiedergegeben. Der teilweise Verzicht auf Schwarz und erdige Farbtöne ließ die Farbpalette aufhellen.


Die Künstler lösten sich von der malerischen Abbildungsfunktion. Unmittelbarkeit der Momentaufnahme und Zufälligkeit des Bildausschnittes sind charakterisierende Merkmale impressionistischer Bilder. Durch die Fotografie angeregt wurde auch der Verzicht auf Vollständigkeit zugunsten der Erzeugung von Stimmungen. Dieses Ziel erreichten radikale Impressionisten wie Gustave Caillebotte (Die Parkettschleifer) durch Nutzung fotografischer Stilmittel wie z. B. von Moment- und Bewegungsaufnahmen, extremen Perspektiven und Verzerrungen, selektiven Ausschnitten und Unschärfen.[13]

Neue Erkenntnisse ergaben sich durch die moderne Farbtheorie Chevreuls. Die industrielle Fertigung von Ölfarben in verschließbaren Bleituben (statt in Schweinsblasen), patentiert im Jahr 1841 durch den amerikanischen Maler John Goffe Rand,[14] ermöglichte die Freiluftmalerei. Diese neue malerische Praxis, die mit einer neuen Welt- und Lebensanschauung zusammenhing, verbreitete sich um 1900 in ganz Europa. Von dort gelangte sie auch zum amerikanischen Kontinent (William Merritt Chase, Childe Hassam, Mary Cassatt) und bis nach Australien (Charles Conder).

Der deutsche Impressionismus stellt hingegen einen Sonderweg dar. Er entwickelt sich aus dem Realismus bzw. Naturalismus durch „allmähliche Verfeinerung derselben stilistischen Mittel, und zwar nach der Seite des Sensualistischen hin, wodurch alle ideellen Faktoren […] hinfällig werden“ und man sich stattdessen auf den Seheindruck beschränkt. So werde Max Liebermann durch die „Auflockerung seiner malerischen Technik und eine Vorliebe für lichtdurchrieselte Blätterdächer langsam zum Impressionisten […], ohne dabei seine naturalistischen Errungenschaften aufzugeben.“ Das wirke bei „unimpressionistischen“ Themen oft aufgesetzt. Anders als in Frankreich entstünden „Mischprodukte“, denen es an Strahlkraft fehle.[15] Auch Lovis Corinth begann mit realistischen, bei religiösen Stoffen symbolistischen Gemälden; seine impressionistischen Arbeiten verweisen bereits auf den Expressionismus. Max Slevogt, der dritte bedeutende deutsche Impressionist, wurde zunächst von Manet und später – vor allem bei seiner Landschaftsmalerei – durch das Licht und die Farben während einer Ägyptenreise angeregt.
In der Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen entwickelt sich Ende der 1880er Jahre aus der naturalistischen Landschafts- und Freilichtmalerei eine impressionistische Malerschule um Otto Modersohn, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler.
Viele Künstler aus nordischen Ländern hielten sich in den 1870er und 1880er Jahren in Frankreich auf. Auf Basis dieser Erfahrung entstanden Künstlerkolonien, die durch Naturalismus und Impressionismus geprägt waren, so zum Beispiel die Skagener Künstlerkolonie an der jütländischen Nordspitze oder die Fleksumer Gruppe in Norwegen.
Unter den italienischen Impressionisten ragt Francesco Filippini (1853–1895) durch seine originelle Sicht- und Malweise heraus.
Impressionismus in der Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während viele Naturalisten wie Heinrich Hart Musik als Ausdrucksmittel eines „wahrheitssuchenden Aktionismus“ ablehnten, galt den Impressionisten das „gegenstandslose Vorsichhinträumen“ zu fein abgestuften farbigen Akkorden oft als Genuss.[16] So spricht man in der Musik vor und um die Wende zum 20. Jahrhundert ebenfalls vom Stil des Impressionismus, auf den bereits Wagners Oper Tristan und Isolde verwiesen hat.
Als Begründer gilt vor allem Claude Debussy (1862–1918), der sich gegen die Bezeichnung als Impressionist wehrte.[17] Musik ist für ihn „Klang- und Farbkunst“. So entstehen in seinen Werken impressionistische Klangbilder, in denen die Atmosphäre und die Stimmung, basierend auf Klangfarben, musikalisch dargestellt werden.
Debussys melodische Motive entwickeln sich selten und werden nicht kontrapunktisch verarbeitet oder durchgeführt, wie das sonst meist der Fall war. Vielmehr tauchen sie für einen kurzen Augenblick auf, zeigen sich in schnell wechselnder Harmonik und werden direkt wieder abgelöst. Inspiriert wurde er dabei von der Naturwahrnehmung, aber auch von asiatischer Musik, die er auf der Weltausstellung 1889 in Paris kennengelernt hatte.
Ein wichtiger Zeitgenosse Debussys war Maurice Ravel (1875–1937), dessen impressionistische Instrumentationsstudie für großes Orchester, Boléro, besonders beliebt ist. Durch Künstler wie Cyril Scott (1879–1970) oder John Ireland (1879–1962) wurde auch der englische Impressionismus geprägt und weiterentwickelt.
Impressionismus in der Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Impressionismus wird in der deutschen Literaturwissenschaft als literarhistorischer Ordnungsbegriff verwendet, allerdings ohne durchgehenden fachwissenschaftlichen Konsens, da er oft als zu „unpräzise“ empfunden wird. Die impressionistische Literatur ist in Zusammenhang mit der Abkehr vom Naturalismus zu sehen. Einige ihrer Werke werden auch der folgenden Epoche des Symbolismus zugerechnet und umgekehrt.
Anders als im Naturalismus erscheint die Realität in der impressionistischen Literatur immer durch den Filter der subjektiven Wahrnehmung gebrochen. Sie versucht nicht, objektive Realitäten zu beschreiben, sondern vergängliche Stimmungen festzuhalten und emotionale „Landschaften“, das verwirrende Großstadtleben oder auch Personen mit ihren Zweifeln und Ambiguitäten zu beschreiben, was an die Stelle chronologischen Erzählens oder breiter Charaktergemälde und Naturschilderungen tritt. Eine wichtige Technik ist der innere Monolog. Beispiele impressionistischer Literatur sind Joseph Conrads Roman „Herz der Finsternis“ (1899),[18] Arthur Schnitzlers Novelle „Lieutenant Gustl“ (1900), Herman Bangs Personencharakteristiken oder die sensualistischen Gedichte von Detlev von Liliencron. Auch das Werk von Marcel Proust[19] und Henry James[20] wird oft dem Impressionismus zugeordnet.
Impressionismus in der Fotografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ende des 19. Jahrhunderts erkämpften sich eine Reihe von Fotografen einen Kunstanspruch, indem sie die ihre Umwelt mit ihren Mitteln in Szene setzten. Die Piktorialisten setzten, inspiriert durch Vordenker wie Antoine Claudet und Peter Henry Emerson, systematisch die Unschärfe als Stilmittel ein.[21] Robert Demachy setzte mit seinen Gummi-Bichromatdrucken Ballettaufnahmen in Szene, die in Stil und Stimmung große Ähnlichkeit mit Gemälden von Edgar Degas aufwiesen.[22] Neben Demachys Bildern besitzen unter anderen Werke der Piktorialisten Heinrich Kühn, Alfred Stieglitz, Gertrude Käsebier, Edward Steichen, Adolphe de Meyer, Mary Devens und Alvin Langdon Coburn eine impressionistische Anmutung.[21][23]
Umgekehrt wirkte die Fotografie befruchtend auf die Malerei des Impressionismus zurück. Zufällig wirkende Kompositionen mit angeschnittenen Menschen, Wagen und Tieren hielten ihren Einzug. Demachy hatte die Ballettszenen von Degas nachempfunden. Degas seinerseits setzte die Schnappschuss-Wirkung, die absichtsvolle Zufälligkeit von Bildausschnitt und Komposition, als Stilmittel in seinen Gemälden ein.[22] Gustave Caillebotte, der 1876 zum ersten Mal seine Gemälde bei der zweiten Impressionisten-Ausstellung zeigte, warfen seine Kritiker vor, die Wirklichkeit „fotografisch“, also zu realistisch wiederzugeben. Er nahm Techniken und Themen vorweg, die sich erst in den 1920er-Jahren als „Neues Sehen“ in der Fotografie etablierten.[24] Fotografen wie André Kertész, Wols und László Moholy-Nagy weisen eine besondere Nähe zu Caillebottes Werk auf. Ihre Bilder greifen zum Teil dieselben Motive auf oder zeigen einen Ausschnitt aus der gleichen Perspektive. So gibt es zum Beispiel Aufnahmen von Straßen und Plätzen in einer steilen Draufsicht, wie sie schon auf den Gemälden Caillebottes zu finden sind.[24]
Allgemein spricht man heute von impressionistischer Fotografie, wenn zur Erzielung optischer Effekte und Stimmungen bestimmte Techniken verwendet werden wie die bewusste Bewegung der Kamera während einer Langzeitbelichtung, z. B. bei Verfolgung eines bewegten Objekts. Auch durch eine weit geöffnete Blende, durch die nur eine Ebene des Bildes scharf gezeichnet wird und z. B. Zweige im Vordergrund oder der gesamte Hintergrund unscharf erscheinen, oder auch durch die Wahl spezifische Filter können impressionistische Effekte erzielt werden.
Impressionismus im Film
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Film beeinflusste schon früh die impressionistische Malerei, die immer mehr die Perspektive der Fotografie einnahm und zufällige Bewegung oder Vorübergehendes wie z. B. wechselnde Beleuchtung einzufangen suchte.
Der impressionistische Film im engeren Sinne ist ein ästhetisches Konzept in der Filmkunst, das vor allem mit französischen Filmen der 1920er-Jahre in Verbindung gebracht wird. Die Erzählweise war oft nicht-linear und assoziativ (wie schon in Charles Sheelers und Paul Strands experimentellem Kurzfilm Manhatta von 1921). Zu den Stilmitteln gehörten schnelle Schnitte und Einstellungswechsel, Doppelbelichtung, Weichzeichner und eine bewusste Unschärfe des Materials. Regisseure wie Germaine Dulac, Louis Delluc, Jean Epstein, Abel Gance, Marcel L’Herbier und Dimitri Kirsanoff bezogen sich in diesen Werken auf die impressionistische Malerei des 19. Jahrhunderts und auf die Musik des Impressionismus. Zu den impressionistischen Regisseuren zählte auch der in Europa tätige Brasilianer Alberto Cavalcanti. Der Begriff wurde durch Filmhistoriker wie Henri Langlois und Georges Sadoul etabliert.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Iris Schaefer, Caroline von Saint-George, Katja Lewerentz: Impressionismus – Wie das Licht auf die Leinwand kam. Katalog anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Köln, Milano 2008, ISBN 978-88-6130-611-0.
- Wolf Arnold: Auf den Spuren des Impressionismus. Eine Reise durch Frankreich. Fischer, Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3-8301-1168-9.
- Nathalia Brodskaya: Impressionismus. Parkstone Books, New York 2007, ISBN 978-1-85995-652-6.
- Norma Broude (Hrsg.): Impressionismus. Eine internationale Kunstbewegung, 1860–1920 („World impressionism“). Dumont, Köln 2005, ISBN 3-8321-7454-0.
- Lukas Gloor, Dieter Pfister, Stefan Streiff: Impressionismus in der Schweiz – eine Kunstreise nach Basel, Baden, Zürich, Winterthur. Vernissage-Verlag, Heidelberg 2000
- Jean Cassou: Les impressionnistes et leur époque, Essay, Paris 1953, deutsch Die Impressionisten und ihre Zeit, Berlin 1953, Stuttgart 1957.
- Richard Hamann, Jost Hermand: Impressionismus. (=Epochen deutscher Kultur von 1870 bis zur Gegenwart. Band 3.) München, 2. Aufl. 1974.
- John Rewald: Die Geschichte des Impressionismus. Schicksal und Werk der Maler einer großen Epoche der Kunst. Dumont, Köln 2006, ISBN 3-8321-7689-6.
- Sue Roe: Das private Leben der Impressionisten („The private lives of the impressionists“). Edition Parthas, Berlin 2007, ISBN 978-3-86601-664-4.
- Maurice Sérullaz (Hrsg.): Lexikon des Impressionismus. Mit einer Auflistung von Ausstellungen bzw. bedeutenden Retrospektiven, Glossar, Abbildungsverzeichnis, Namensregister und Fotonachweis („Encyclopédie de impressionisme“). Edition von Nottbeck, Köln 1977, ISBN 3-8046-0011-5.
- Ingo F. Walther: Malerei des Impressionismus. 1860–1920. Taschen-Verlag, Köln 2006, ISBN 3-8228-5051-9.
- Claire A. Willsdon: In den Gärten des Impressionismus („In the gardens of impressionism“). Belser, Stuttgart 2004, ISBN 3-7630-2432-8.
Dokumentation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1874: Geburtsstunde des Impressionismus. Regie: Hugues Nancy und Julien Johan, ARTE F, Frankreich, 96 Minuten, 2023
Hörbücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Camille Monet und die Anderen – Die Modelle der Impressionisten, ISBN 3-936301-06-9, Eine Koproduktion mit der Kunsthalle Bremen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Impressionismus: Webseite des Deutschen Historischen Museums. Archivlink abgerufen am 30. März 2025.
- Online-Publikation zum Forschungsprojekt Maltechnik des Impressionismus und Postimpressionismus
- Suche nach Impressionismus im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
- Suche nach Impressionismus. In: Deutsche Digitale Bibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Théophile Gautier: Abécédaire du Salon de 1861. Paris 1861, S. 57–61 (archive.org).
- ↑ Ian Dunlop: The Shock of the New. Seven Historic Exhibitions of Modern Art. New York 1972, S. 83–84.
- ↑ Jules-Antoine Castagnary: Exposition du boulevard des Capucines: Les Impressionistes. In: Le Siècle. 29. April 1874, S. 3. (Hervorhebung im Original).
- ↑ Felix Krämer: Monet und die Geburt des Impressionismus. In: Felix Krämer (Hrsg.): Monet und die Geburt des Impressionismus. München / London / New York 2015, S. 13.
- ↑ Ian Dunlop: The Shock of the New. Seven Historic Exhibitions of Modern Art. New York 1972, S. 83–84.
- ↑ Charles Moffett: Introduction. In: Charles Moffett (Hrsg.): The New Painting. Impressionism 1874-1886. Genf 1986, S. 17–24, hier S. 18.
- ↑ Karl Lamprecht: Zur jüngsten deutschen Vergangenheit: Erster Band: Tonkunst - Bildende Kunst - Dichtung - Weltanschauung. (=Deutsche Geschichte Erster Ergänzungsband.) Berlin 1902.
- ↑ Eckart von Sydow: Die Kultur der Dekadenz. Dresden 1922.
- ↑ Hermand, Hamann 1974, S. 138.
- ↑ Hermand, Hamann 1974, S. 144.
- ↑ Richard Hamann: Impressionismus in Leben und Kunst. Köln, DuMont Schauberg 1907.
- ↑ Johan Huizinga: Herbst des Mittelalters, dt. Übersetzung nach der niederländischen Ausgabe letzter Hand von 1941, Stuttgart 1987, S, 29.
- ↑ Gustave Caillebotte: Ein Impressionist und die Fotografie. Hrsg.: Karin Sagner, Max Hollein. Hirmer Verlag, München 2012, ISBN 978-3-7774-5411-5 (deutsche Ausgabe), ISBN 978-3-7774-5921-9 (englische Ausgabe).
- ↑ Mathias Schulenburg: John G. Rand erhält Patent für die verschließbare Bleibtube, in: dlf.de, 11. September 2016.
- ↑ Jost Hermand, Richard Hamann: Epochen deutscher Kultur von 1870 bis zur Gegenwart. Band 3: Impressionismus. München, 2. Aufl. 1975, S. 178.
- ↑ Jost Hermand, Richard Hamann: Epochen deutscher Kultur von 1870 bis zur Gegenwart: Band 3: Impressionismus. Frankfurt 1977, S. 138.
- ↑ Debussy in einem Brief an Durand im März 1908 zum Begriff Impressionismus auch in Bezug auf seine Musik: „J’essaie de faire ‚autre chose‘ – en quelque sorte, des ‚realites‘ - ce que les imbéciles appelement ‚impressionisme‘, terme aussi mal employé que possible, surtout par le critiques d’art qui n’hésitent pas à en affubler Turner, le plus beau créateur de mystére qui soit en art“; zitiert nach Oswald d' Estrade-Guerra: Debussy – l’homme, son oeuvre, son milieu, Verlag H. Lemoine, 1962, S. 144
- ↑ John G. Peters: Conrad and Impressionism. Cambridge University Press, 2001.
- ↑ Ruth Moser: L’impressionnisme français: Peinture-Littérature-Musique. Genf 1952.
- ↑ James J. Kirschke: Henry James and Impressionism. Whitston, Troy (N.Y.) 1981.
- ↑ a b Beaumont Newhall, Geschichte der Photographie, München 1998: Schirmer/Mosel, ISBN 978-3-88814-319-9, S. 145–169
- ↑ a b Boris von Brauchitsch, Kleine Geschichte der Fotografie, Stuttgart 2002: Reclam, ISBN 978-3-15-010502-3, S. 76
- ↑ Simone Philippi, Ute Kieseyer (Hrsg.): Alfred Stieglitz. Camera Work. The Complete Photographs 1903–1919, Köln 2008: Taschen, ISBN 978-3-8228-3784-9
- ↑ a b Karin Sagner, Ulrich Pohlmann, Claude Ghez, Gilles Chardeau, Milan Chlumsky und Kristin Schrader: Gustave Caillebotte - Ein Impressionist und die Fotografie. Hrsg.: Karin Sagner, Max Hollein. Hirmer Verlag, München 2012, ISBN 978-3-7774-5411-5, S. Verlagsinformation.