„Indogermanische Sprachen“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Serols (Diskussion | Beiträge) Änderung 258023577 von ~2025-22127-3 rückgängig gemacht; siehe Lemma Markierung: Rückgängigmachung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Indo-European Language Family Branches in Eurasia.png|mini|hochkant=1.6|Heutige Verteilung indogermanischer Sprachzweige bzw. Sprachen in [[Eurasien]] (Auswahl)<!-- nicht erwähnt: Keltische Sprachen, Nuristani-->. Von Westen nach Osten: |
|||
[[Bild:Sprachfamilien der Welt (non Altai).png|thumb|350px|Indogermanische Sprachen (hellgrün dargestellt) neben den anderen Sprachfamilien der Welt]] |
|||
{{Farblegende|#D30000|[[Germanische Sprachen]]}} |
|||
Die '''indogermanischen Sprachen''' (auch indoeuropäisch genannt) bilden die heute meistverbreitete [[Sprachfamilie]] der Welt mit mehr als 2,5 Mrd. [[Muttersprache|Muttersprachlern]]. Die große Verbreitung liegt vor allem in der [[Kolonisation]]spolitik seit dem 16. Jhd. begründet. Von der nicht deutschsprachigen [[Philologie]] wird die indogermanische [[Sprachfamilie]] meist als „indoeuropäische“ bezeichnet. |
|||
{{Farblegende|#967F12|[[Romanische Sprachen]]}} |
|||
{{Farblegende|#007F00|[[Slawische Sprachen]]}} |
|||
{{Farblegende|#00CCFE|[[Albanische Sprache|Albanisch]]}} |
|||
{{Farblegende|#FEDC55|[[Griechische Sprache|Griechisch]]}} |
|||
{{Farblegende|#57007F|[[Armenische Sprache|Armenisch]]}} |
|||
{{Farblegende|#3d6098|[[Baltische Sprachen]]}} |
|||
{{Farblegende|#00007F|[[Iranische Sprachen]]}} |
|||
{{Farblegende|#751eb4|[[Indoarische Sprachen]]}} |
|||
{{Farblegende|#BEBEBE|Nicht-indogermanische Sprachen}} |
|||
Indogermanische Sprachen werden außerdem in Amerika, Afrika und Ozeanien gesprochen.]] |
|||
Die '''indogermanischen''' oder '''indoeuropäischen Sprachen''' bilden mit etwa drei Milliarden [[Muttersprache|Muttersprachlern]] die sprecherreichste [[Sprachfamilie]] der Welt. Beide Bezeichnungen werden gleichbedeutend verwendet. Zur indogermanischen Sprachfamilie gehören zum einen Sprachen, die in Europa entstanden: die [[Germanische Sprachen|germanischen]], [[Romanische Sprachen|romanischen]], [[Slawische Sprachen|slawischen]], [[Baltische Sprachen|baltischen]] und [[Keltische Sprachen|keltischen Sprachen]], außerdem [[Griechische Sprache|Griechisch]], [[Albanische Sprache|Albanisch]] und [[Armenische Sprache|Armenisch]]. Asiatische Zweige sind die [[Iranische Sprachen|iranischen Sprachen]] mit [[Persische Sprache|Persisch]], [[Paschtunische Sprache|Paschtu]] und [[Kurdische Sprachen|Kurdisch]] sowie auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] die zahlreichen [[Indoarische Sprachen|indoarischen Sprachen]], zu denen unter anderem [[Hindi]] und [[Urdu]] zählen. |
|||
Die Sprachen der indogermanischen Sprachfamilie weisen weitreichende Übereinstimmungen beim [[Wortschatz|Vokabular]], in der [[Flexion]], in den grammatischen Kategorien wie [[Numerus]] und [[Genus]] und im [[Ablaut]] auf. |
|||
Die große Verbreitung dieser Sprachfamilie in [[Eurasien]] ist das Ergebnis von [[Völkerwanderung]]en im Laufe von Jahrtausenden. Durch die [[europäische Expansion]] seit dem 15. Jahrhundert verbreiteten sich indogermanische Sprachen auch in [[Amerika]], [[Afrika]] und [[Australien]] sowie in [[Sibirien]]. |
|||
==Der Begriff „indogermanisch“== |
|||
Bei der Bildung der Bezeichnung ''Indogermanisch'' im [[19. Jahrhundert]] gingen die Sprachforscher von den beiden Sprachgruppen aus, die damals als die räumlich am weitesten voneinander entfernten angesehen wurden, d. h. der [[indische Sprachen|indischen]] im Osten und im Westen der [[germanische Sprachen|germanischen]] Gruppe (mitsamt dem [[Isländisch]]en). Die [[Keltische Sprache|keltischen Sprachen]] wurden damals aufgrund grammatikalischer Besonderheiten noch nicht als indogermanisch angesehen und das [[Tocharische Sprache|Tocharische]] weiter östlich wurde erst [[1890]] entdeckt. |
|||
Die ältesten historischen Zeugnisse indogermanischer Sprachen sind das [[Hethitische Sprache|Hethitische]] in [[Kleinasien|Anatolien]] und das [[Vedische Sprache|vedische Sanskrit]] in Indien. Die indogermanischen Sprachen zeigen untereinander weitreichende Übereinstimmungen beim [[Wortschatz]], in der [[Flexion]], in [[Grammatische Kategorie|grammatischen Kategorien]] wie [[Numerus]] und [[Genus]] sowie im [[Ablaut]]. Als gemeinsamer Ursprung wird eine vorgeschichtliche [[indogermanische Ursprache]] angenommen, die in Grundzügen durch einen Vergleich der einzelnen Nachfolgesprachen [[Rekonstruktion (Sprachwissenschaft)|rekonstruiert]] werden konnte. Die [[Indogermanistik]] beschäftigt sich mit dieser Sprachfamilie, insbesondere mit ihrer Entstehung. |
|||
Die Bezeichnung ''Indogermanisch'' wurde im deutschen Sprachraum beibehalten, in anderen Sprachen wird hingegen fast nur die Bezeichnung ''Indoeuropäisch'' (''IE'') verwendet. Der amerikanische [[Linguist]] [[Merritt Ruhlen]] benutzt die Bezeichnung ''Indo-Hethitisch'', um eine vorgebliche Sonderstellung des [[Hethitische Sprache|Hethitischen]] bzw. der [[Anatolische Sprachen|anatolischen Sprachgruppe]] innerhalb des Indogermanischen zu betonen. Ein solcher Stammbaum wird jedoch (zumindest in der weitreichenden Form) von den meisten anderen Forschern abgelehnt. Einige Forscher nehmen an, dass sich die anatolischen Sprachen als erste von der [[Ursprache]] abgespalten haben (sog. Indo-Hethitische Hypothese). |
|||
== Bezeichnungen == |
|||
== Ursprung und Entwicklung == |
|||
Die ältere Bezeichnung „indogermanisch“ geht auf den im Jahr 1810 vom dänisch-französischen Geografen [[Conrad Malte-Brun]] eingeführten Begriff ''langues indo-germaniques'' zurück.<ref>Conrad Malte-Brun: ''Précis de la Géographie universelle.'' Band 1: ''Ou description de toutes les parties du monde, sur un plan nouveau, d’apres les grandes divisions naturelles du globe …'' F. Buisson, Paris 1810, S. 577.</ref><ref>[[Michael Meier-Brügger]], ''Indogermanische Sprachwissenschaft.'' 8. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2002, E 301.</ref> Malte-Brun begründete die Namensgebung mit der Herrschaft dieser Sprachfamilie „von den Ufern des [[Ganges]] bis zu den Gestaden [[Island]]s“.<ref name="Wachter 1996" /> [[Heinrich Julius Klaproth]] brachte eine deutsche Übersetzung des Begriffs in seiner 1823 erschienenen ''Asia polyglotta''<ref>Julius Klaproth: ''Asia polyglotta.'' Bei A. Schubart, Rue Choiseul, N° 4, Paris 1823, S. 42–44 ([https://books.google.de/books?id=bncpnPJnW4kC&pg=PA42 Google Books]): „Indo-Germanien“, „Andere Indo-Germanen“, „des Indo-Germanischen Völkerstammes“ und „des Indo-Germanischen Stammes“.</ref> in den deutschsprachigen Raum ein. |
|||
Die indogermanischen Sprachen sind im [[Sprachwissenschaft|linguistischen]] Sinne [[Genetische Verwandtschaft in der Linguistik|genetisch]] verwandt. Dass ihre Ähnlichkeit nur auf typologischer Angleichung nach Art eines [[Sprachbund]]s zustande kam, kann ausgeschlossen werden. |
|||
[[Franz Bopp]], der Begründer der Indogermanistik, wählte in seinem ab 1833 erschienenen grundlegenden Werk ''Vergleichende Grammatik des Sanskrit […]'' die Bezeichnung „indisch-europäischer“<ref>Berlin 1833 [1. Abtheilung], [https://www.google.de/books/edition/Vergleichende_Grammatik_des_Sanskrit_Zen/YH4QAAAAIAAJ?hl=de&gbpv=1&pg=PR5 S. V]</ref> und spätestens ab 1847<ref>Vgl. ''Die Kaukasischen Glieder des Indoeuropäischen Sprachstamms''. Berlin 1847. ([https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10524095?page=5 Digitalisat])</ref> „indo-europäischer Sprachstamm“.<ref>Vgl. die 2. Auflage der ''Vergleichenden Grammatik […],'' 1. Band, Berlin 1857, [https://opacplus.bsb-muenchen.de/Vta2/bsb10588546/bsb:BV004754974?page=30 S. XXIV].</ref> |
|||
Ende des [[18. Jahrhundert]]s (1786) erkannte der englische Orientalist [[William Jones]] aus Ähnlichkeiten des [[Sanskrit]] mit Griechisch und Latein, dass es für diese Sprachen eine gemeinsame Wurzel geben müsse. Er deutete bereits an, dass dies auch für Keltisch und Persisch gelten könnte. |
|||
Beide Bezeichnungen, „indogermanisch“ und „indoeuropäisch“, sollen die Grenzen des ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Eurasien abstecken: „indisch“ im Osten, „germanisch“ im äußersten Westen bzw. „europäisch“ im Westen. Genau genommen verläuft die Achse des Verbreitungsgebiets von Nordwesten nach Südosten (oder umgekehrt). Mit „germanisch“ sind die germanischen Sprachen in Europa gemeint, insbesondere [[Isländische Sprache|Isländisch]] weit im Nordwesten.<ref name="Wachter 1996">[[Rudolf Wachter (Philologe)|Rudolf Wachter]]: [https://daw.philhist.unibas.ch/fileadmin/user_upload/daw/Fachbereiche/hvs/Archiv_Dokumente/Idg-oder-ie.pdf ''Indogermanisch oder Indoeuropäisch?''], 1996 (PDF; 0,1 MB).</ref> |
|||
Der Deutsche [[Franz Bopp]] brachte [[1816]] in seinem Buch ''Über das Konjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, [[latein]]ischen, [[Persische Sprache|persischen]] und germanischen Sprache'' den methodischen Beweis für die Verwandtschaft dieser Sprachen und begründete damit die deutsche [[Indogermanistik]]. |
|||
Bei den Bezeichnungen „indogermanisch“ und „indoeuropäisch“ ist zu beachten, dass nicht alle [[Sprachen Indiens]] und auch nicht alle in Europa gesprochenen Sprachen indogermanische Sprachen sind. So gehören die [[Dravidische Sprachen|Sprachen Südindiens]] (etwa [[Tamil]]) nicht zu dieser Sprachfamilie. Zu den nicht-indogermanischen Sprachen in Europa zählen [[Ungarische Sprache|Ungarisch]], [[Finnische Sprache|Finnisch]] und [[Estnische Sprache|Estnisch]] (die zur [[Uralische Sprachen|uralischen Sprachfamilie]] gehören), [[Türkische Sprache|Türkisch]], [[Tatarische Sprache|Tatarisch]] und weitere [[Turksprachen]] (die vom Balkan bis nach Russland vorkommen), [[Maltesische Sprache|Maltesisch]] (eine [[Semitische Sprachen|semitische Sprache]]), [[Tschetschenische Sprache|Tschetschenisch]] und andere [[nordostkaukasische Sprachen]], [[Kalmückische Sprache|Kalmückisch]] (eine [[Mongolische Sprachen|mongolische Sprache]] in Südrussland), [[Baskische Sprache|Baskisch]] (eine [[isolierte Sprache]] in [[Spanien]] und [[Frankreich]]) sowie eine Anzahl von weiteren Regionalsprachen in Nord- und Osteuropa. |
|||
Diese [[indogermanische Ursprache]] ließ sich [[Vergleichende Sprachwissenschaft|sprachwissenschaftlich]] [[Rekonstruktion (Sprachwissenschaft)|rekonstruieren]], obwohl aus dieser Zeit keine Schriftdokumente vorliegen. |
|||
Der deutsche [[Sprachwissenschaft|Linguist]] [[August Schleicher]] hat versucht, die Entwicklung und Verwandtschaftsstruktur der indogermanischen Sprachen in seinem berühmten „[[Stammbaumtheorie|Stammbaum]]“ darzustellen. In diesem „Stammbaum“ gibt es sowohl gesicherte als auch spekulative Verzweigungen; letztere betreffen insbesondere ausgestorbene Sprachen, die keine Nachfolgesprachen hinterlassen haben. |
|||
Veraltet ist die Bezeichnung „[[Arier|arische]] Sprachen“, die im 19. Jahrhundert auch in der britischen Linguistik verbreitet war. In der englischsprachigen Literatur wird „Aryan“ jedoch weiterhin für die Untergruppe der indoiranischen Sprachen verwendet. |
|||
Schleicher versuchte das hypothetische Protoindogermanische zu rekonstruieren, indem er sich ursprünglicher Formen diverser indogermanischer Sprachen bediente. Daraus entstand eine Übersetzung der sog. [[Indogermanische Fabel|indogermanischen Fabel]] „Das Schaf und die Pferde“ als „''Avis akvasasca''“. |
|||
== Gliederung der indogermanischen Sprachfamilie == |
|||
Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass solche Sprachrekonstruktion in der Regel zu [[Wortschatz|Wortwurzeln]] einerseits und [[Morphologie (Sprache)|morphologischen]] und [[Phonologie|phonologischen]] Erscheinungen andererseits führen. |
|||
=== Zweige des Indogermanischen === |
|||
Zu den indogermanischen Sprachen gehören die folgenden Gruppen heute noch gesprochener Sprachen (geordnet nach der Zahl der Muttersprachler bzw. der Sprecher, zu Fragen der Systematik siehe [[#Gruppierung in engere Verwandtschaftsverhältnisse|nächster Abschnitt]]): |
|||
* [[Indoiranische Sprachen]] |
|||
** [[Indoarische Sprachen]]: über hundert Sprachen (rund eine Milliarde Sprecher) |
|||
** [[Iranische Sprachen]]: etwa 50 Sprachen (etwa 150–200 Millionen Muttersprachler, weitere 30–50 Millionen Zweit- oder Drittsprachler) |
|||
** [[Nuristani-Sprachen]]: sechs Sprachen (insgesamt etwa 30.000 Sprecher) |
|||
[[Datei:SRF Wissen - Wie entstanden die europäischen Sprachen?.webm|mini|Wie entstanden die europäischen Sprachen? Erklärvideo von [[Schweizer Radio und Fernsehen|SRF]] Wissen (1:20 Min.)]] |
|||
Auch [[Syntax|syntaktische]] Merkmale des Indogermanischen konnten mit Einschränkungen rekonstruiert werden. Eine Grund''sprache'' im Sinne eines kommunikativen Verständnisses wird mit dieser Rekonstruktion jedoch nicht erreicht. |
|||
* [[Romanische Sprachen]], die aus dem [[Latein]] hervorgingen: etwa 15 Sprachen (rund 700 Millionen Muttersprachler, 850 Millionen Sprecher inklusive Zweitsprechern) |
|||
==Archäologie und Indogermanen - das Wo?== |
|||
* [[Germanische Sprachen]]: etwa 15 Sprachen (rund 500 Millionen Muttersprachler, mit Zweitsprechern über 1,5 Milliarden Sprecher) |
|||
Ausgehend von Wortstämmen, die allen indogermanischen Sprachen gemeinsam sind, wurde und wird in Zusammenarbeit mit der [[Archäologie]] versucht, das Ursprungsgebiet, die sog. „Urheimat“ der [[Indogermanen]] zu bestimmen. Einschlägige Hypothesen reichen vom [[Balkan]] über Kleinasien (Renqvist) und das südrussische Steppengebiet ([[Marija Gimbutas]]) bis zum [[Ural]] und [[Altai (Gebirge)|Altai]]. Einen neueren Überblick bietet z. B. John Day 2001 ([[#Literatur|Lit.]]: John Day 2001) und Mallory. Europäisch geprägte Forscher neigen eher zu Gegenden rund um das Schwarze Meer, im indischen Raum wird dagegen eher dort die Urheimat angenommen. Die Ursprungsfrage ist dabei stark geprägt auch durch nationalistische Überlegungen. Dies gilt speziell im Falle Indien, wo den Sprechern der [[drawidisch]]en Sprache damit auch der meist in der Fachwelt zugesprochene Status als autochthones indisches Volk (und Träger z.B. der [[Indus-Kultur|Harappa-Kultur]]) abgesprochen werden soll. Derzeit kann keine dieser zahlreichen [[Hypothese]]n als bewiesen angesehen werden. |
|||
* [[Slawische Sprachen]]: etwa 20 Sprachen (rund 300 Millionen Muttersprachler, 400 Millionen Sprecher inklusive Zweitsprechern) |
|||
* [[Griechische Sprache|Griechisch]] (über 13 Millionen Muttersprachler) |
|||
* [[Armenische Sprache|Armenisch]] (ca. 9 Millionen Sprecher) |
|||
* [[Albanische Sprache|Albanisch]] (ca. 8 Millionen Sprecher) |
|||
* [[Baltische Sprachen]]: zwei heute noch gesprochene Sprachen (ca. 5 Millionen Sprecher) |
|||
* [[Keltische Sprachen]]: heute noch etwa sechs Sprachen (über 2,5 Millionen, vor allem Zweitsprachler, alle außer Walisisch gefährdet) |
|||
[[Sprachtod|Tote Sprache]]: |
|||
Einige Archäologen stellen den Wanderungsmodellen die Konzeption eines ausgedehnten indogermanischen [[Sprachkontinuum]]s gegenüber. Diese können aber nicht die frappierenden Übereinstimmungen z. B. des [[Zahlensystem]]s oder der [[Grammatik]] zwischen dem [[Atlantischer Ozean|Atlantik]] bis zur [[Wüste Gobi]] erklären. |
|||
* [[Latein]] wurde bis zum Ende des [[Römisches Reich|Römischen Reichs]] gesprochen. Danach wurde es nicht mehr als Muttersprache gelernt, ist also schon lange eine tote Sprache. Es ist aber nicht ausgestorben, da es in den romanischen Sprachen fortlebt, die von ihm abstammen. In bestimmten Bereichen ist Latein noch heute zu hören (Gottesdienste in lateinischer Sprache, [[Kirchenmusik]] mit lateinischen Texten). |
|||
[[Ausgestorbene Sprache|Ausgestorben]] (†) sind folgende Gruppen: |
|||
==Mathematische Methoden - das Wann?== |
|||
* [[Anatolische Sprachen]] † mit dem wichtigen Vertreter [[Hethitische Sprache|Hethitisch]], der ältesten belegten indoeuropäischen Sprache |
|||
Mit mathematischen Methoden der [[Lexikostatistik]] wird versucht, die Verwandtschaftsverhältnisse der Sprachen exakt zu berechnen, wodurch zunächst nur die Ähnlichkeit erfasst werden kann. Unter der zusätzlichen Annahme einer mehr oder weniger konstanten Ersetzungsrate ([[Glottochronologie]]) wird darüber hinaus versucht, auch das Alter der Trennungen und der Ursprache zu berechnen. Die Annahme fester Ersetzungsraten für einen gewissen Zeitraum und einen spezifischen Sprachzweig ist als [[Parametrisierung]] letztlich unvorhersehbarer soziohistorischer Ereignisse aufzufassen. Wobei historische Ereignisse bereits Fakt geworden sind und damit die Frage der Vorhersehbarkeit ohnehin nicht mehr besteht. |
|||
* [[Italische Sprachen]] † mit Ausnahme von Latein, das alle anderen italischen Sprachen verdrängte und heute eine „tote Sprache“ ist (siehe oben). |
|||
Ohne auf linguistische Probleme detailliert einzugehen, fand ein in der ausschließlich naturwissenschaftlich orientierten Zeitschrift ''[[Nature]]'' erschienener glottochronologischer Artikel ([[#Literatur|Lit.]]: Gray, Atkinson 2003) in den Medien eine unkritische Beachtung. Die hier zu Grunde liegenden Wortlisten sind keineswegs auf dem aktuellen Stand der Indogermanistik oder gar der Einzelphilologien. |
|||
* [[Tocharische Sprachen]] † |
|||
Lediglich in [[Korpussprache|Fragmenten]] überliefert sind außerdem folgende Sprachen, deren Zugehörigkeit zur indogermanischen Sprachfamilie außer Zweifel steht, deren genauere Zuordnung zu anderen Sprachen jedoch umstritten ist: |
|||
==Genetik und Indogermanistik== |
|||
* [[Illyrische Sprache|Illyrisch]] † (möglicherweise die Vorstufe des Albanischen) |
|||
Populationsgenetiker wie [[Luigi Cavalli-Sforza]] versuchen den Grad der Verwandtschaft sowohl innerhalb der indogermanisch sprechenden Völker als auch deren Außenbeziehungen mit molekular-genetischen Methoden zu erhellen. |
|||
* [[Lusitanische Sprache|Lusitanisch]] † (möglicherweise keltisch oder mit dem Keltischen näher verwandt) |
|||
* [[Makedonische Sprache|Makedonisch]] † (möglicherweise mit dem Griechischen näher verwandt) |
|||
* [[Messapische Sprache|Messapisch]] † (möglicherweise mit dem Illyrischen näher verwandt) |
|||
* [[Phrygische Sprache|Phrygisch]] † (zeigt gemeinsame Entwicklungen mit dem Griechischen und Armenischen)<ref>{{Literatur |Autor=Benjamin W. Fortson |Titel=Indo-European Language and Culture: An Introduction |Auflage=2. |Verlag=Blackwell Publishing |Ort=Malden, Oxford, Victoria |Datum=2010 |ISBN=978-1-4051-8895-1 |Seiten=461 f. |Sprache=en}}</ref> |
|||
* [[Sikulische Sprache|Sikulisch]] † (möglicherweise italisch) |
|||
* [[Thrakische Sprache|Thrakisch]] † (mit den Dialekten Dakisch, Getisch, Moesisch) |
|||
* [[Venetische Sprache|Venetisch]] † (möglicherweise zum Italischen gehörig) |
|||
Einige fragmentarisch überlieferte Sprachen können nicht sicher als indogermanisch identifiziert werden: |
|||
==Indogermanisch und andere Sprachfamilien== |
|||
* [[Camunnische Sprache|Camunnisch]] † (möglicherweise keltisch,<ref>[[Thomas Markey]]: ''Shared Symbolics, Genre Diffusion, Token Perception and Late Literacy in North-Western Europe.'' In: ''North-Western European Language Evolution (NOWELE).'' Band 54–55. Odense 2008, S. 5–62.</ref> oder aber mit dem [[Etruskische Sprache|Etruskischen]] verwandt<ref>{{Internetquelle |autor=Adolfo Zavaroni |url=http://www.simbolisullaroccia.it/PDF/ISCRIZIONI%20CAMUNE.pdf |titel=Iscrizioni camune |hrsg=simbolisullaroccia.it |format=PDF |sprache=it |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20071023000000/http://www.simbolisullaroccia.it/PDF/ISCRIZIONI%20CAMUNE.pdf |archiv-datum=2007-10-23 |abruf=2024-04-23}}</ref>) |
|||
Über Außenverwandtschaften des Indogermanischen gibt es zahlreiche Hypothesen. Die am meisten vertretene, jedoch trotzdem stark umstrittene ist die einer Verwandtschaft mit den [[Uralische Sprachen|uralischen Sprachen]]. Einige Wissenschaftler haben auch versucht, Belege für die sogenannte [[Nostratisch]]e Sprachfamilie zu finden, zu der neben den Indogermanischen auch die [[Afroasiatische Sprachen|Afro-Asiatischen Sprachen]] und die als genealogische Einheit selbst umstrittenen [[Altaische Sprachen|Altaischen Sprachen]] gehören sollen. Dies ist jedoch bis heute nicht gelungen. |
|||
* [[Elymische Sprache|Elymisch]] † (möglicherweise zum Italischen gehörig) |
|||
* [[Ligurische Sprache (präromanisch)|Ligurisch]] † (umstritten ob vorindogermanisch oder indogermanisch, möglicherweise keltisch)<ref>Johannes Hubschmid: ''Die asko-/usko-Suffixe und das Problem des Ligurischen.'' In: ''Revue internationale d’Onomastique'', Jg. 18 (1966) S. [https://www.persee.fr/doc/rio_0048-8151_1966_num_18_1_1921?q=Hubschmid 35-72], [https://www.persee.fr/doc/rio_0048-8151_1966_num_18_2_1926?q=Hubschmid 81-160], [https://www.persee.fr/doc/rio_0048-8151_1966_num_18_4_1931?q=Hubschmid 277-300], Jg. 19 (1967) S. [https://www.persee.fr/doc/rio_0048-8151_1967_num_19_1_1951?q=Hubschmid 35-54], [https://www.persee.fr/doc/rio_0048-8151_1967_num_19_2_1958?q=Hubschmid 129-158], [https://www.persee.fr/doc/rio_0048-8151_1967_num_19_3_2291?q=Hubschmid 211-226], [https://www.persee.fr/doc/rio_0048-8151_1967_num_19_4_1962?q=Hubschmid 265-279].</ref><ref>[[Henri d’Arbois de Jubainville]]: ''Les premiers habitants de l’Europe, d’après les écrivains de l’antiquité.'' 2. Band, S. 3–215. Paris 1894 [https://archive.org/details/bub_gb_QSIDAAAAMAAJ/page/n431/mode/2up Digitalisat]</ref><ref>[[Hans Krahe]]: ''Ligurisch und Indogermanisch.'' In [[Helmut Arntz]]: ''Germanen und Indogermanen.'' 2. Band, S. 241–255. Heidelberg 1936</ref> |
|||
* [[Nordpikenische Sprache|Nordpikenisch]] † (möglicherweise sabellisch<ref>[[John Harkness]]: ''The Novilara Stele Revisited.'' In: ''Journal of Indo-European Studies.'' Band, 39, Nr. 1–2, (Frühling/Sommer) 2011, S. 13–32.</ref>, griechisch<ref>{{Internetquelle |autor=Rossella Martini |url=http://rossellamartiniopere.simplesite.com/419804810 |titel=Ipotesi su due stele de Novilara |hrsg=simplesite.com |sprache=it |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180212201810/http://rossellamartiniopere.simplesite.com/419804810/ |archiv-datum=2018-02-12 |abruf=2023-01-23}}</ref> oder illyrisch<ref>G. Herbig: ''Novilara – B. Sprache.'' In: ''Ebert’s Reallexikon der Vorgeschichte'' 9, 1927, S. 129.</ref>) |
|||
* [[Pikten|Piktisch]] † (möglicherweise [[Britannische Sprachen|britannisches Keltisch]]<ref>[[Katherine Forsyth]]: ''Language in Pictland, Spoken and Written.'' In E. H. Nicoll and [[Katherine Forsyth]] (Hrsg.): ''A Pictish Panorama: The Story of the Picts.'' pp. 7–10. Pinkfoot Press, 1995, ISBN 1-874012-10-5.</ref>) |
|||
* [[Tartessische Sprache|Tartessisch]] † (möglicherweise keltisch<ref>John T. Koch: ''Tartessian. Celtic in the South-West at the Dawn of History.'' Celtic Studies Publications, Aberystwyth 2009, ISBN 978-1-891271-17-5.</ref>) |
|||
=== Gruppierung in engere Verwandtschaftsverhältnisse === |
|||
In neuster Zeit wurde vom amerikanischen Linguisten Joseph Greenberg aufgrund von lexikalischen und grammatischen Gemeinsamkeiten eine [[eurasiatisch]]e Makro-Sprachfamilie vorgeschlagen. Sie umfasst insbesondere die drei relativ umfangreichen indogermanischen, uralischen und altaischen Sprachfamilien sowie einige Kleinfamilien und Einzelsprachen Eurasiens, jedoch ausdrücklich nicht Afroasiatisch. Diese Makro-Sprachfamilie deckt sich somit teilweise mit dem Nostratischen, wobei auch grundlegendere Gemeinsamkeiten beiderseitig (Greenberg, Bomhard) festgestellt wurden. Allgemein ist es beim Eurasiatischen aber heute einfach noch zu früh, über die Gültigkeit dieser Hypothese definitiv entscheiden zu können. |
|||
Seit [[August Schleicher]] haben Sprachwissenschaftler immer wieder versucht, Sprachzweige in enger verwandte Unterfamilien zusammenzufassen, die sich historisch dann auch auf gemeinsame Zwischensprachen zurückführen lassen müssten. Durchgesetzt haben sich nur wenige, daher wird bei der obigen Liste auf genauere Zuordnungen verzichtet und Streitfälle stehen dort als Einzelgruppen ohne Hinweise auf vermutete Verwandtschaftsverhältnisse. |
|||
Unstreitig ist die Zusammenfassung der indoarischen und der [[Iranische Sprachen|iranischen Sprachen]] als ''[[indoiranische Sprachen]]''. Weitgehend anerkannt ist auch die baltisch-slawische Sprachgruppe ([[Baltoslawisch]]). |
|||
Die noch vor 50 Jahren übliche Unterteilung der indogermanischen Sprachen nach dem Einzelkriterium der Entwicklung des 'k-' im Zahlwort *''kmtom'', „hundert“ hat sich mit der Entdeckung des Hethitischen und Tocharischen als zu einseitig herausgestellt (Siehe [[Kentumsprachen]]). |
|||
Strittig bleiben eine nähere Verwandtschaft zwischen den [[Italische Sprachen|italischen]] und den [[Keltische Sprachen|keltischen Sprachen]], die Zuordnung des [[Venetische Sprache|Venetischen]] zum [[Illyrische Sprache|Illyrischen]] oder zu den italischen Sprachen, eine ''[[Thrakische Sprache|thrakisch]]-[[Phrygische Sprache|phrygische]] Sprachgemeinschaft'', die Abstammung des [[Albanische Sprache|Albanischen]] vom Illyrischen, die Gruppe des [[Balkanindogermanisch]]en (Griechisch, Armenisch, Albanisch) und vieles mehr. |
|||
== Die Zweige des Indogermanischen in alphabetischer Folge == |
|||
Einige Forscher stellen die früh abgespaltenen [[Anatolische Sprachen|anatolischen Sprachen]] den gesamten übrigen indogermanischen Sprachen als Primärzweig gegenüber und bezeichnen die Gesamtheit dieser Sprachen als ''indohethitisch''. Dieser Begriff wird in der Indogermanistik heute weitgehend abgelehnt, da der anatolische Zweig trotz seiner sicherlich frühen Abspaltung als einer unter mehreren Primärzweigen des Indogermanischen – wie zum Beispiel Germanisch, Italisch, Keltisch oder Indoiranisch – angesehen wird. |
|||
Zu den indogermanischen Sprachen gehören die folgenden Gruppen lebender und [[Ausgestorbene Sprache|ausgestorbener (†)]] Sprachen: |
|||
Zurückgehend auf [[Peter von Bradke]] (1890) werden die indogermanischen Sprachen nach dem Einzelkriterium der Entwicklung des palatalisierten /k’/ (zum Beispiel im Zahlwort *''k’mtom'' ‚hundert‘) in sogenannte ''[[Kentum- und Satemsprachen|Kentum-'' und ''Satem-Sprachen]]'' eingeteilt. Die ursprüngliche Annahme, diese Einteilung gehe auf eine Dialekt-[[Isoglosse]] der indogermanischen Ursprache zurück, hat sich mit der Entdeckung des Hethitischen und Tocharischen gegen Anfang des 20. Jahrhunderts als unhaltbar herausgestellt, wurde aber einige Jahrzehnte lang teilweise noch weiter vertreten. Als rein deskriptives Kriterium ist die Einteilung heute noch lebendig.<ref>Zum Beispiel in {{Literatur |Autor=Benjamin W. Fortson |Titel=Indo-European Language and Culture: An Introduction |Verlag=Blackwell Publishing |Ort=Malden, Oxford, Victoria |Datum=2004 |ISBN=1-4051-0316-7 |Sprache=en}}</ref> |
|||
*[[Albanische Sprache|Albanisch]] |
|||
*[[Anatolische Sprachen]] † |
|||
*[[armenische Sprache|Armenisch]] |
|||
*[[Baltische Sprachen]] |
|||
**[[Ostbaltische Sprachen]] |
|||
**[[Westbaltische Sprachen]] † |
|||
*[[Germanische Sprachen]] |
|||
**[[Nordgermanische Sprachen]] |
|||
**[[Ostgermanische Sprachen]] † |
|||
**[[Westgermanische Sprachen]] |
|||
*[[griechische Sprache|Griechisch]] |
|||
**[[Makedonische Sprache|Makedonisch]] † (Zuordnung nicht geklärt) |
|||
*[[illyrische Sprache|Illyrisch]] † |
|||
*[[Indoiranische Sprachen]] |
|||
**[[Indoarische Sprachen]] |
|||
**[[Iranische Sprachen]] |
|||
**[[Nuristani-Sprachen]] |
|||
*[[Italische Sprachen]] |
|||
**[[Latino-faliskische Sprachen]] ''(mit [[Latein]] und den [[romanische Sprachen|romanischen Sprachen]])'' |
|||
**[[Oskisch-umbrische Sprachen]] † |
|||
*[[Keltische Sprachen]] |
|||
**[[Britannische Sprachen]] |
|||
**[[Goidelische Sprachen]] |
|||
**[[Gallo-lepontische Sprachen]] |
|||
*[[Phrygische Sprache|Phrygisch]] † |
|||
*[[Slawische Sprachen]] |
|||
**[[Ostslawische Sprachen]] |
|||
**[[Westslawische Sprachen]] |
|||
**[[Südslawische Sprachen]] |
|||
*[[Thrakische Sprache|Thrakisch]] † |
|||
*[[tocharische Sprache|Tocharisch]] † |
|||
*[[venetische Sprache|Venetisch]] † |
|||
=== Sprachfamilie === |
|||
== Verwandtschaftsverhältnisse == |
|||
{{Hauptartikel|Indogermanische Ursprache}} |
|||
Die indogermanischen Sprachen werden als [[Genetische Verwandtschaft (Linguistik)|genealogisch verwandt]] betrachtet, also als „[[Tochtersprache]]n“ einer gemeinsamen Ursprungssprache, nämlich des nicht historisch bezeugten Urindogermanischen oder Proto-Indoeuropäischen (PIE). Dass ihre Ähnlichkeit nur durch Angleichung infolge von [[Sprachkontakt]], also nach Art eines [[Sprachbund]]es, zustande kam, kann aufgrund der zahlreichen regelmäßigen Entsprechungen ausgeschlossen werden. Die bereits seit langem bekannte Tatsache, dass die [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] als Nachfolger der [[latein]]ischen bzw. der [[vulgärlatein]]ischen Sprache anzusehen sind, sowie einige ähnlich gelagerte Fälle wie die aus dem [[Altnordische Sprache|Altnordischen]] hervorgegangenen [[Nordgermanische Sprachen|skandinavischen Sprachen]], führten zum Konzept der [[Sprachfamilie]]. Dieses wurde auch auf solche Gruppen von Sprachen übertragen, die in gleicher Art aus einer gemeinsamen Vorläufersprache hervorgegangen erschienen, ohne dass der Vorläufer durch Texte bekannt war. In solchen Fällen kann immer noch die einstige Existenz einer Vorläufersprache, zumindest hypothetisch, durch Rekonstruktion erschlossen werden. Bei der Rekonstruktion stützt man sich vor allem auf Gemeinsamkeiten der grammatischen Formen und auf [[verwandte Wörter]] (Kognaten). Eine hohe Anzahl an Kognaten weist auf eine genealogische Verwandtschaft hin, wenn der zu vergleichende [[Wortschatz]] aus dem [[Grundwortschatz]] stammt. |
|||
=== Geschichte === |
|||
Die Archaismen des Urindogermanischen sind heute nur noch in wenigen der modernen Nachfolgesprachen erhalten. Dabei können Sprachen sich in einigen Eigenschaften als konservativ zeigen, in anderen aber große Veränderungen aufweisen. Meinungen, wonach eine Sprache besonders konservativ ist (zum Beispiel oft für das [[Litauische Sprache|Litauische]] vertreten), müssen sich also auf konkrete Eigenschaften beziehen und sind nicht zu verallgemeinern. Im Sinne der Stammbaumtheorie sah man früher im [[Altindisch]]en die gemeinsame Urform des Indoeuropäischen; auch hier ist jedoch eher nur der Lautstand der Konsonanten nahe am ursprünglichen System, wogegen zum Beispiel das Lateinische im Lautstand der Vokale konservativer ist. |
|||
Seit Schleicher (s.o.) wird immer wieder versucht, die oben genannten Untergruppen auf gemeinsame Zwischensprachen zurückzuführen. Durchgesetzt haben sich nur wenige, so v.a. die Zusammenfassung der [[indische Sprachen|indoarischen]] und der [[iranische Sprachen|iranischen Sprachen]] als „[[indoiranische Sprachen|indoiranischen Sprachen]]“. Weitgehend anerkannt ist auch die „[[baltische Sprachen|balto]]-[[slawische Sprachen|slawische]]“ Sprachgruppe ([[balto-slawische Hypothese]]), erst neuerdings eine nähere Verwandtschaft zwischen den [[italische Sprachen|italischen]] und den [[keltische Sprachen|keltischen Sprachen]]; strittig bleiben die Zuordnung des [[venetische Sprache|Venetischen]] sowohl zum [[illyrische Sprache|Illyrischen]] als auch zu den italischen Sprachen, eine „[[thrakische Sprache|thrakisch]]-[[phrygische Sprache|phrygische]]“ Sprachgemeinschaft, die Abstammung des [[albanische Sprache|Albanischen]] vom Illyrischen, und vieles mehr. |
|||
== Ursprung und Entwicklung der indogermanischen Sprachen == |
|||
Daher wird bei der obigen Liste auf genauere Zuordnungen verzichtet, d. h. „Streitfälle“ stehen weiter als Einzelgruppen ohne Hinweise auf vermutete Verwandtschaftsverhältnisse. |
|||
{{Hauptartikel|Indogermanen}} |
|||
Ausgehend von Wortstämmen, die allen indogermanischen Sprachen gemeinsam sind, versucht die [[Ethnolinguistik]], in Zusammenarbeit mit der [[Archäologie]] das Ursprungsgebiet der Indogermanen zu bestimmen und mit prähistorischen Völkern oder Kulturen in Verbindung zu bringen. Bei der Frage nach einer [[Urheimat]] ist allerdings immer zwischen einer hypothetischen [[Historische Linguistik|sprachhistorischen]] Rekonstruktion örtlicher Einflussgrößen im Rahmen der Herausbildung der frühest fassbaren indogermanischen Wurzelwörter und demgegenüber einer Identifikation von [[Volk]], Sprache und Raum ([[Kontinuitätstheorie (Geschichtswissenschaft)|Kontinuitätstheorie]]) zu unterscheiden. Keine der nachfolgend dargestellten Herkunfts-Hypothesen hat bisher allgemeine Akzeptanz gefunden. |
|||
===Gegenwart=== |
|||
Die Archaismen des Protoindogermanischen sind heute nur in wenigen der modernen Nachfolgesprachen erhalten. Dabei können Sprachen sich in einigen Eigenschaften als konservativ zeigen in anderen aber große Veränderungen aufweisen. Meinungen, wonach eine Sprache besonders konservativ ist (z.B. oft für das [[Litauische Sprache|Litauische]] vertreten - teils mit [[Nationalismus|nationalistischem]] Flair), müssen sich also auf konkrete Eigenschaften beziehen und sind nicht zu verallgemeinern. |
|||
== |
=== Kurgan-Hypothese === |
||
Die [[Kurgan-Hypothese]] und die eng verwandte Steppen-Hypothese sind Hypothesen, die eine Urheimat weder im Westen in [[Mitteleuropa]], noch im Osten im [[Südasien|indischen Raum]] annehmen, sondern dazwischen, in den [[Steppe]]n [[Osteuropa]]s, respektive der [[Eurasische Steppe|Eurasischen Steppe]]. Als Urheimat gelten nach dieser Hypothese im Wesentlichen die Steppen-Gegenden nördlich des [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meeres]] bis im Osten hin zum [[Kaspisches Meer|Kaspischen Meer]], in denen die [[Kurgankultur]] verbreitet war. |
|||
*[[Indogermanische Wortwurzeln]] |
|||
*[[Indogermanische Ursprache]] |
|||
Sprachwissenschaftler (zum Beispiel [[James Patrick Mallory|J.P. Mallory]] (1989),<ref>James P. Mallory: ''In Search of the Indo-Europeans. Language, Archaeology and Myth''. Thames & Hudson, London 1989.</ref> A. Parpola (2008),<ref>Asko Parpola: „Proto-Indo-European speakers of the late Tripolye Culture as the inventors of wheeled vehicles: Linguistic and archaeological considerations of the PIE homeland problem“. In: Karlene Jones-Bley, Martin E. Huld, Angela Della Volpe, und Miriam Robbins Dexter (Hrsg.): ''Proceedings of the nineteenth annual UCLA Indo-European Conference''. Institute for the Study of Man, Washington DC 2008. S. 1–59.</ref> R.S.P. Beekes (2011)<ref>Robert S. P. Beekes: ''Comparative Indo-European linguistics: An introduction.'' 2. Auflage. John Benjamins, Amsterdam 2011.</ref>) neigen überwiegend zur Steppen-These,<ref>Fortson (2010), S. 39 ff.</ref> die auch von archäologischen Befunden gestützt wird.<ref>David W. Anthony (2007).</ref> |
|||
*[[Indogermanistik]] |
|||
Eine genetische Studie, die im April 2024 als [[Preprint]]<ref>Iosif Lazaridis, Nick Patterson, David Anthony et al.: ''The Genetic Origin of the Indo-Europeans.'' bioRxiv 2024.04.17.589597; doi:https://doi.org/10.1101/2024.04.17.589597 (die Studie als Preprint, Volltext).</ref> und im Februar 2025 in ''[[Nature]]''<ref>Iosif Lazaridis, Nick Patterson, David Anthony et al. ''The genetic origin of the Indo-Europeans''. Nature (2025), https://doi.org/10.1038/s41586-024-08531-5</ref> publiziert wurde, lokalisiert die indogermanische Ursprache in einem Gebiet zwischen [[Nordkaukasus]] und dem Unterlauf der [[Wolga]]. Dort habe sie sich zwischen 4400 und 4000 v. Chr. herausgebildet. Danach seien Gruppen aus diesem Ursprungsgebiet nach Süden (Anatolien), nach Westen, wo die [[Jamnaja-Kultur]] entstand, und nach Nordosten gewandert. Die Wanderung nach Süden entsprach demnach einer primären Abspaltung der [[Anatolische Sprachen|anatolischen Sprachen]] von den übrigen indogermanischen Sprachzweigen.<ref>[https://www.biorxiv.org/content/biorxiv/early/2024/04/18/2024.04.17.589597/F1.large.jpg?width=800&height=600&carousel=1 Grafik] zur Publikation ''The Genetic Origin of the Indo-Europeans'' von Iosif Lazaridis et al. (Preprint 2024).</ref> |
|||
=== Anatolien-Hypothese === |
|||
Die [[Anatolien-Hypothese]] (Anatolien ist ein modernes [[Exonym]] für den Begriff [[Armenisches Hochland]]) postuliert den [[Kulturtransfer]], vor allem für [[Sprachfamilie|Sprachen]], [[Ackerbau]] und [[Viehhaltung]] nach Europa durch [[Einwanderung]] aus Anatolien. Im engeren Sinne wird darunter die Ausbreitung einer [[Indogermanische Ursprache|indogermanischen Ursprache]] vom armenischen Hochland her nach Europa durch und mit der [[Neolithische Revolution|jungsteinzeitlichen Revolution]] gesehen. Der britische Archäologe [[Colin Renfrew]] (1987)<ref>Colin Renfrew: ''Archaeology and Language. The Puzzle of Indo-European Origins.'' Jonathan Cape, London 1987, ISBN 0-224-02495-7, S. 75–98.</ref> gilt als Schöpfer der Anatolien-Hypothese, nach der die Urheimat in Anatolien liegt. |
|||
Renfrew (2003) geht von einer graduellen Einwanderung der indoeuropäischen Sprachen aus, auch „indo-[[Hethiter|hethitisches]] Modell“ genannt.<ref>Colin Renfrew: ''Time Depth, Convergence Theory, and Innovation in Proto-Indo-European.'' In: Alfred Bammesberger, Theo Vennemann (Hrsg.): ''Languages in Prehistoric Europe.'' 2003.</ref> Die modifizierte Hypothese integriert vor allem neuere Erkenntnisse zur [[Populationsgenetik|Genetik]] europäischer Populationen (Ausbreitung von [[Haplogruppe]]n): |
|||
# Ab 6500 v. Chr. sei die neolithische Expansion aus Anatolien über die [[Balkanhalbinsel]] ([[Starčevo-Kultur]], [[Körös-Kultur]]) bis zur mitteleuropäischen [[Linearbandkeramische Kultur|Bandkeramik]] erfolgt.<ref>Harald Haarmann: ''Das Rätsel der Donauzivilisation. Die Entdeckung der ältesten Hochkultur Europas.'' C. H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-62210-6, S. 31 f.</ref> |
|||
# Gegen 5000 v. Chr. sei mit der Ausbreitung [[kupfersteinzeit]]licher Kulturen eine Dreiteilung indogermanischer Sprachen auf dem Balkan erfolgt, mit Aufspaltung in einen nordwesteuropäischen Zweig (Donauraum) und einen östlichen Steppenzweig (Vorfahren der [[Tocharer]]). |
|||
# Erst nach 3000 v. Chr. sei die Aufspaltung der Sprachfamilien vom Proto-Indogermanischen ([[Griechische Sprache|Griechisch]], [[Armenische Sprache|Armenisch]], [[Albanische Sprache|Albanisch]], Indo-[[Iranische Sprachen|Iranisch]], [[Baltische Sprachen|Baltisch]]-[[Slawische Sprachen|Slawisch]]) erfolgt. |
|||
=== Kaukasus-Iran-Hypothese === |
|||
Die Transkaukasien-Hypothese geht auf die Linguisten [[Tamas Gamqrelidse]] und [[Wjatscheslaw Wsewolodowitsch Iwanow]] (1984) zurück.<ref>[[Tamas Gamqrelidse|Tamaz V. Gamkrelidze]] / [[Wjatscheslaw Wsewolodowitsch Iwanow|Vjačeslav V. Ivanov]]: ''Indoevropjskij jazyk i indoevropejcy. Rekonstrukcija i istoriko-tipologieskij analiz prajazyka i protokultury''. Universitätsverlag Tiflis, Tiflis 1984; englische Ausgabe: ''{{lang|en|Indo-European and the Indo-Europeans. A Reconstruction and Historical Analysis of a Proto-Language and a Proto-Culture}}''. 2 Bände. Übersetzt von Johanna Nichols. Mouton de Gruyter, Berlin / New York 1994–1995</ref> Sie steht in starkem Zusammenhang mit der Anatolien-Hypothese, baut aber auf linguistischen sowie späteren genetischen Daten aus den Jahren 2018 und 2019 auf. Analysen zur Ausbreitung der Indogermanischen Sprachen weisen auf eine [[Urheimat]] im südlichen Kaukasus und dem nördlichen Iran hin.<ref>Colin Barras: [https://www.newscientist.com/article/2169896-worlds-most-spoken-languages-may-have-arisen-in-ancient-iran/ ''{{lang|en|World’s most-spoken languages may have arisen in ancient Iran}}'']. In: newscientist.com, 23. Mai 2018 (englisch).</ref><ref>Rachel Baxter: [https://www.iflscience.com/plants-and-animals/all-indoeuropean-languages-may-have-originated-from-this-one-place/ ''{{lang|en|All Indo-European Languages May Have Originated From This One Place}}'']. In: iflscience.com, 24. Mai 2018 (englisch).</ref> |
|||
Eine genetische Studie (Wang, Reich et al., 2018) unterstützt diese These. Den Wissenschaftlern zufolge stimmt die [[Haplogruppe J (Y-DNA)|DNA]] der frühen Indogermanen mit derjenigen der Bewohner des südlichen Kaukasus und des nördlichen Irans überein. Ihnen zufolge wanderten diese Ur-Indogermanen einerseits nach Anatolien und andererseits Richtung Norden in die südlichen Steppenregionen, in denen später die [[Jamnaja-Kultur]] entstand.<ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Haak, Johannes Krause, Svend Hansen, David Reich, Andrej B. Belinskiy |Titel=The genetic prehistory of the Greater Caucasus |Sammelwerk=bioRxiv |Datum=2018-05-16 |Sprache=en |DOI=10.1101/322347 |ID={{BioRxiv|10.1101/322347v1}}}}</ref> |
|||
Auch eine weitere phylogenetische Studie (Heggarty et al. 2023) stützt die Kaukasus-Hypothese für einen Ursprung des Prä-Proto-Indogermanischen, während das Proto-Indogermanische selbst später über die Jamnaja-Kultur und die Pontische Steppe beziehungsweise über die [[Schnurkeramische Kultur]] expandierte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Heggarty, Cormac Anderson, Matthew Scarborough et al. |Titel=Language trees with sampled ancestors support a hybrid model for the origin of Indo-European languages |Sammelwerk=Science |Band=381 |Nummer=6656 |Datum=2023-07-28 |Sprache=en |Online=https://iecor.clld.org/ |DOI=10.1126/science.abg0818}}</ref> Heggarty et al. kommen jedoch, wie die Vorgangsversionen aus dem Hause Russel D. Gray (2003, 2012, 2013), erneut zu viel zu frühen unhaltbaren Ursprungszeiten, die von niemandem akzeptiert werden.<ref>Hans J. J. G. Holm: ''Die ältesten Räder der Welt – von den Indogermanen erfunden oder nur bei ihrer Ausbreitung benutzt? Neueste archäologische und sprachwissenschaftliche Ergebnisse.'' Inspiration Unlimited 2024. ISBN 978-3-945127-54-4. Mit 406 Referenzen, 11 Graustufen- und Farbabbildungen im Text sowie Miniaturabbildungen aller 130 repräsentativen Radfunde, darunter neue Funde in Deutschland und Westchina.</ref> |
|||
=== Weitere Hypothesen === |
|||
Einige [[Hypothese]]n zur Urheimat der Indogermanen stehen im Zusammenhang mit [[Nationalismus]] oder einer völkischen [[Ideologie]]. In der Vergangenheit galt dies für diverse [[Indogermanen#Mitteleuropa-Hypothesen|Mitteleuropa-Hypothesen]], die von einer indogermanischen Urbevölkerung in Mitteleuropa ausgingen. Sie blühten in der Zeit des [[Nationalsozialismus]] auf und sind widerlegt. Eine vergleichbare Erscheinung ist die [[Out-of-India-Theorie]], die die indogermanische Urheimat in Indien verortet und dort sehr populär ist. Auch sie gilt in der akademischen Fachwelt als widerlegt. |
|||
== Geschichte der Indogermanistik == |
|||
Der florentinische Gelehrte und Kaufmann [[Filippo Sassetti]], der über [[Konstantinopel]] und [[Teheran]] bis nach Indien reiste, begann sich neben seiner Handelstätigkeit auch für das [[Sanskrit]] zu interessieren. Um das Jahr 1585 bemerkte er die auffälligen Wortähnlichkeiten zwischen den [[Indoarische Sprachen|indoarischen Sprachen]] und dem [[Italienische Sprache|Italienischen]].<ref>Jean-Claude Muller: ''Early stages of language comparison from Sassetti to Sir [[William Jones (Orientalist)|William Jones]]''. In: ''[[Kratylos]]. Kritisches Berichts- und Rezensionsorgan für indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft'', Jg. 31 (1986), Heft 1, S. 31f. {{ISSN|0023-4567}}</ref> |
|||
Bereits 1647 stellte der niederländische Linguist und Gelehrte [[Marcus Zuerius van Boxhorn]] erstmals eine grundlegende Verwandtschaft zwischen einer Reihe von europäischen und asiatischen Sprachen fest; ursprünglich bezog er in diese Verwandtschaft die germanischen sowie die „illyrisch-griechischen“ und italischen Sprachen einerseits und das [[Persische Sprache|Persische]] andererseits ein, später fügte er noch die slawischen, keltischen und baltischen Sprachen hinzu. Die gemeinsame Ursprache, von der all diese Sprachen abstammen sollten, bezeichnete van Boxhorn als ''Skythisch''. Er konnte sich allerdings mit dieser These im 17. Jahrhundert noch nicht durchsetzen. |
|||
1786 erkannte der englische [[Orientalist]] [[William Jones (Orientalist)|William Jones]] aus Ähnlichkeiten des Sanskrit mit [[Griechische Sprache|Griechisch]] und Latein, dass es für diese Sprachen eine gemeinsame Wurzel geben müsse. Er deutete zudem an, dass dies auch für Keltisch und Persisch gelten könnte. |
|||
1808 bezeichnete Friedrich Schlegel [[Indien]] als Urheimat der indoeuropäischen Völker und Sprachen. Da es sich mit der biblischen Überlieferung von der Urheimat der Menschen in Asien deckte, wurde der Gedanke schnell aufgenommen.<ref>{{Literatur |Autor=Claus Jürgen Hutterer |Titel=Die germanischen Sprachen – ihre Geschichte in Grundzügen |Auflage=4. |Verlag=ALBUS-Verlag |Ort=Wiesbaden |Datum=1999 |ISBN=3-928127-57-8 |Seiten=16}}</ref> |
|||
Der Deutsche [[Franz Bopp]] erbrachte 1816 in seinem Buch ''Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache'' den methodischen Beweis für die Verwandtschaft dieser Sprachen und begründete damit die deutsche [[Indogermanistik]]. Diese [[indogermanische Ursprache]] ließ sich durch [[Rekonstruktion (Sprachwissenschaft)|Rekonstruktion]] gewinnen (siehe dazu: [[Vergleichende Sprachwissenschaft]]). |
|||
{{Anker|stammb}} |
|||
Zur Erklärung, wie sich die indogermanischen Sprachen verbreiteten und dabei weiterentwickelten und differenzierten, sowie zum Problem einer einheitlichen indogermanischen [[Ursprache]] versuchen verschiedene Theorien Modelle anzubieten. Vier bekannte Theorien sind die: |
|||
* [[Stammbaumtheorie]] ([[August Schleicher]]) |
|||
* [[Substrattheorie]] ([[Hans Krahe]], [[Hermann Hirt]]) |
|||
* [[Superstrat (Linguistik)|Superstrattheorie]] oder die Theorie der sprachlichen Überlagerung |
|||
* [[Wellentheorie (Linguistik)|Wellentheorie]] ([[Hugo Schuchardt]], [[Johannes Schmidt (Sprachwissenschaftler)|Johannes Schmidt]]) |
|||
Der deutsche Linguist August Schleicher hat versucht, die Entwicklung und Verwandtschaftsstruktur der indogermanischen Sprachen in seiner berühmten Stammbaumtheorie darzustellen. In diesem Stammbaum gibt es sowohl gesicherte als auch spekulative Verzweigungen; letztere betreffen insbesondere ausgestorbene Sprachen, die keine Nachfolgesprachen hinterlassen haben. Schleicher versuchte das hypothetische Urindogermanische zu rekonstruieren, indem er sich ursprünglicher Formen verschiedener indogermanischer Sprachen bediente. Zur Veranschaulichung seiner Rekonstruktion erstellte Schleicher sogar einen hypothetischen indogermanischen Text, die [[indogermanische Fabel]] ''Das Schaf und die Pferde'' – in seiner Übersetzung: „Avis akvasasca“. |
|||
Hermann Hirt begründete die Substrattheorie und gebrauchte dabei das Bild von Sprachschichten, die sich überlagern. Eine Grundsprache, das [[Substrat (Linguistik)|Substrat]], wäre demnach durch Sprachmischung infolge wandernder indogermanischer Ethnien modifiziert worden, sei es durch Überlagerung (Superstrat) oder Anlagerung (Adstrat) einer Kontaktsprache. |
|||
Von Hugo Schuchardt und Johannes Schmidt stammte die Wellentheorie. Sie ersetzt die Vorstellung eines Stammbaums, welcher sich aus einer indogermanischen Ursprache entwickelt haben soll, durch das Modell von Wellen in konzentrischen Kreisen, die mit zunehmender Entfernung vom Mittelpunkt immer schwächer werden. Gemäß diesem Modell haben sich die verschiedenen indogermanischen Sprachgruppierungen und Einzelsprachen aus nur relativ einheitlichen Ursprüngen ausgegliedert, und in der Folge seien durch wellenartige Verbreitung sprachlicher Neuerungen mannigfaltige [[Übergangsdialekt]]e entstanden. |
|||
Es können sowohl [[Indogermanische Wortwurzeln|Wortwurzeln]] als auch [[Morphologie (Linguistik)|morphologische]] und [[Phonologie|phonologische]], ja sogar (mit Einschränkungen) [[Syntax|syntaktische]] Merkmale des Indogermanischen rekonstruiert werden. Eine Grundsprache im Sinne eines vollständigen Kommunikationssystems wird mit dieser Rekonstruktion jedoch nicht erreicht. |
|||
== Indogermanisch und andere Sprachfamilien == |
|||
Auch über Außenbeziehungen des Indogermanischen gibt es zahlreiche Hypothesen. Zu den im Folgenden angeführten Sprachfamilien werden in der wissenschaftlichen Literatur engere Beziehungen aufgezeigt: |
|||
* zum [[Uralische Sprachen|Uralischen]]. Diese dürften besonders auf [[Sprachkontakt]] mit dem östlichen Indogermanischen beruhen und liegen im Bereich des Wortschatzes, auch beim [[Pronomen|Pronominalsystem]],<ref>Elmar Seebold, 1971.</ref> und der [[Morphologie (Linguistik)|Morphologie]]. |
|||
* zum [[Südkaukasische Sprachen|Kartwelischen]]. Die beiden Sprachgruppenen weisen Übereinstimmungen im [[Morphonologie|morphonologischen]] System auf. |
|||
* zum [[Semitische Sprachen|Semitischen]]. Obwohl bei einer Urheimat des Indogermanischen nördlich des Kaukasus keine besonderen Beziehungen zu erwarten wären, sind solche aufgezeigt worden, die gar an eine Urverwandtschaft der beiden Sprachen denken lassen. |
|||
Der US-amerikanische Linguist [[Joseph Greenberg]] hat, aufgrund lexikalischer und grammatischer Gemeinsamkeiten, eine [[Eurasiatische Sprachen|eurasiatische]] [[Makrofamilie|Makro-Sprachfamilie]] vorgeschlagen. Sie umfasst insbesondere die drei relativ umfangreichen indogermanischen, uralischen und altaischen Sprachfamilien sowie einige Kleinfamilien und Einzelsprachen Eurasiens, jedoch ausdrücklich nicht Afroasiatisch. Diese Makro-Sprachfamilie deckt sich somit teilweise mit dem [[Nostratisch]]en, wobei auch grundlegendere Gemeinsamkeiten beiderseitig von Greenberg und [[Allan R. Bomhard]] festgestellt wurden. |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
=== Allgemeines, wissenschaftliche Publikationen === |
|||
* Hans J.J.G. Holm: ''Die ältesten Räder der Welt – von den Indogermanen erfunden oder nur bei ihrer Ausbreitung benutzt? Neueste archäologische und sprachwissenschaftliche Ergebnisse.'' Inspiration Unlimited 2024, ISBN 978-3-945127-54-4. |
|||
*Robert S. P. Beekes: ''Comparative Indo-European Linguistics. An Introduction.'' Benjamins, Amsterdam 1995, ISBN 1-55619-505-2 |
|||
* Wolfram Euler: ''Die Rolle von Etymologie und Grammatik in Sprachentwicklung und Sprachverwandtschaft – Gesetzmäßigkeiten und Regeln.'' In: ''Studia Etymologica Cracoviensia.'' Band 17, 2012, S. 25–66 ([https://www.ejournals.eu/pliki/art/301/ PDF]; 508,3 kB). |
|||
*Michael Meier-Brügger, Hans Krahe: ''Indogermanische Sprachwissenschaft.'' Walter de Gruyter, Berlin 2002 (8. Aufl.), ISBN 3-11-017243-7 |
|||
* Émile Benveniste: ''Le vocabulaire des institutions indoeuropéennes.'' 2 Bände. Éditions de Minuit, Paris 1969, ISBN 2-7073-0050-0. |
|||
*[[Luigi Luca Cavalli-Sforza]]: ''Gene, Völker und Sprachen. Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation.'' dtv, München 2001, ISBN 3-423-33061-9 |
|||
* [[Helmut Rix]] (Hrsg.): ''Lexikon der indogermanischen Verben (LIV). Die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen.'' 2., erweiterte und verbesserte Auflage, Reichert, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89500-219-4. |
|||
*Warren Cowgill: ''Indogermanische Grammatik.'' Bd I: Einleitung; Bd II: Lautlehre. Begr. v. Jerzy Kuryłowicz, hrsg. v. Manfred Mayrhofer. Indogermanische Bibliothek, Reihe 1, Lehr- und Handbücher. Winter, Heidelberg 1986 |
|||
* Dagmar S. Wodtko, Britta Irslinger, Carolin Schneider: ''Nomina im Indogermanischen Lexikon'' (= ''Indogermanische Bibliothek.'' 2. Reihe: ''Wörterbücher''). Winter, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8253-5359-9. |
|||
*John V. Day: ''Indo-European origins. The anthropological evidence.'' The Institute for the Study of Man, Washington DC 2001. ISBN 0941694755 |
|||
*Bertold Delbrück: ''Einleitung in das Studium der indogermanischen Sprachen. Ein Beitrag zur Geschichte und Methodik der vergleichenden Sprachforschung.'' Bibliothek indogermanischer Grammatiken. Bd 4. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1919 (6.Aufl.). |
|||
=== Grundlagen und Lehrbücher === |
|||
*Thomas W. Gamkrelidse, Wjatscheslaw Iwanow: ''Die Frühgeschichte der indoeuropäischen Sprachen.'' In: ''[[Spektrum der Wissenschaft]]. Dossier. Die Evolution der Sprachen.'' Spektrumverlag, Heidelberg 2000,1, S. 50-57. {{ISSN|0947-7934}} |
|||
* Robert S.P. Beekes: ''Vergelijkende taalwetenschap. Een inleiding in de vergelijkende Indo-europese taalwetenschap.'' Het Spectrum, Amsterdam 1990 (niederländisch). |
|||
*[[Marija Gimbutas]]: ''The Kurgan Culture and the Indo-Europeanization of Europe. Selected Articles from 1952 to 1993.'' Institute for the Study of Man, Washington 1997. ISBN 0-941694-56-9 |
|||
** englisch: ''Comparative Indo-European Linguistics. An Introduction.'' 2. Auflage. Übersetzt von UvA Vertalers, Paul Gabriner. John Benjamins, Amsterdam/Philadelphia 2011 (1. Auflage 1995), ISBN 1-55619-505-2. |
|||
* [[Marija Gimbutas]]: ''Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas.'' in: ''Archeolingua.'' series minor 6. jointly ed. by the Archaeological Institute of Hungarian Academy of Sciences and the Linguistic Institute of the University of Innsbruck. Archaeolingua Alapítvány, Budapest 1994 (auch als Buch). {{ISSN|1216-6847}} ISBN 3851241711 |
|||
* Warren Cowgill: ''Indogermanische Grammatik.'' Band I: Einleitung; Band II: Lautlehre. Begründet von Jerzy Kuryłowicz, Hrsg.: Manfred Mayrhofer. Indogermanische Bibliothek, Reihe 1, Lehr- und Handbücher. Winter, Heidelberg 1986. |
|||
*Maurice Leroy : La place de l'arménien dans les langues indo-européennes , Lovanii , Peeters , 1986 , ISBN 90-6831-049-6 |
|||
* |
* Benjamin W. Fortson IV: ''Indo-European Language and Culture. An Introduction.'' 2004; 2. Auflage Wiley-Blackwell, Malden, MA / Chichester 2010, ISBN 978-1-4051-8896-8. |
||
* [[Matthias Andreas Fritz|Matthias Fritz]], [[Michael Meier-Brügger]]: ''Indogermanische Sprachwissenschaft.'' 10., völlig neu bearbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin 2021, ISBN 978-3-11-059832-2. |
|||
*James P. Mallory, D. Q. Adams (Hrsg.): ''Encyclopedia of Indo-European Culture.'' Fitzroy Dearborn, London 1997, ISBN 1-884964-98-2 |
|||
* [[Oswald Szemerényi]]: ''Einführung in die vergleichende Sprachwissenschaft.'' 4. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-04216-6. |
|||
*Georges-Jean Pinault : La langue poétique indo-européenne - actes du colloque de travail de la Société des Études Indo-Européennes , Leuven , Peeters , 2006 , ISBN 90-429-1781-4 |
|||
* [[Eva Tichy]]: ''Indogermanistisches Grundwissen.'' Hempen, Bremen 2000, ISBN 3-934106-14-5. |
|||
*Colin Renfrew: ''Die Indoeuropäer - aus archäologischer Sicht.'' in: ''[[Spektrum der Wissenschaft]].'' Dossier. Die Evolution der Sprachen. Spektrumverlag, Heidelberg 2000,1, S. 40-48. {{ISSN|0947-7934}} |
|||
*Colin Renfrew: ''Archaeology and Language. The Puzzle of Indo-European Origins.'' University Press, Cambridge 1995, ISBN 0-521-38675-6 |
|||
=== Historische Werke === |
|||
*[[August Schleicher]]: ''Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen.'' Böhlau, Weimar 1861/62, Olms, Hildesheim 1974 (Nachdr.), ISBN 3-487-05382-9 |
|||
* [[Berthold Delbrück]]: ''Einleitung in das Studium der indogermanischen Sprachen. Ein Beitrag zur Geschichte und Methodik der vergleichenden Sprachforschung'' (= ''Bibliothek indogermanischer Grammatiken.'' Band 4). 5. Auflage. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1908 ([https://archive.org/details/einleitungindas00delbgoog/page/n5/mode/2up Digitalisat]). |
|||
*Reinhard Schmoeckel: ''Die Indoeuropäer.'' Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1999, ISBN 3-404-64162-0 |
|||
* [[Johann Arnold Kanne|Iohann [sic] Arnold Kanne]]: ''Ueber die Verwandtschaft der griechischen und teutschen Sprache.'' Rein, Leipzig 1804 ([https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10585074?page=5 Digitalisat]). |
|||
*Oswald Szemerényi: ''Einführung in die vergleichende Sprachwissenschaft.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990 (4. Aufl.), ISBN 3-534-04216-6 |
|||
* [[Rasmus Christian Rask]]: ''Undersögelse om det gamle Nordiske eller Islandske Sprogs Oprindelse.'' Gyldendalske Boghandlings Forlag, Kopenhagen 1818 ([https://archive.org/details/undersgelseomde01raskgoog/page/n4/mode/2up Digitalisat]). |
|||
*Eva Tichy: ''Indogermanistisches Grundwissen.'' Hempen, Bremen 2000, ISBN 3-934106-14-5 |
|||
* [[Friedrich Schlegel]]: ''Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Alterthumskunde.'' Mohr und Zimmer, Heidelberg 1808 ([https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10922018?page=5 Digitalisat]). |
|||
*Jürgen E. Walkowitz: ''Die Sprache der ersten Bauern und die Archäologie.'' In: ''Varia Neolithica.'' Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Bd 37. Beier & Beran, Langenweissbach 3.2004. ISBN 3-937517-03-0 |
|||
* [[August Schleicher]]: ''Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen.'' Böhlau, Weimar 1861 ([https://archive.org/details/compendiumderve01schlgoog/page/n6/mode/2up Digitalisat]). |
|||
=== Beziehungen zu anderen Sprachfamilien === |
|||
'''Kartwelisch''' |
|||
* [[Franz Bopp]]: ''Die kaukasischen Glieder des indoeuropäischen Sprachstamms.'' ([https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10524095?page=5 Digitalisat]) Berlin 1847. |
|||
* [[Tamas Gamqrelidse|Thomas V. Gamkrelidze]]: ''Kartvelian and Indo-European. A Typological Comparison of Reconstructed Linguistic Systems.'' In: ''Bulletin of the Georgian National Academy of Sciences,'' Band 2, Nr. 2, 2008, S. 154–160. |
|||
* Thomas V. Gamkrelidze, Givi I. Mačavariani: ''Sonantensystem und Ablaut in den Kartwelsprachen.'' Tübingen 1982. |
|||
'''Nostratisch''' |
|||
* [[Allan R. Bomhard]]: ''Nostratic, Eurasiatic, and Indo-European.'' In: Brian D. Joseph, Joseph C. Salmons (Hrsg.): ''Nostratic: Sifting the Evidence.'' Amsterdam [u. a.]: John Benjamins, 1998, S. 17–49. |
|||
* Allan R. Bomhard: ''Reconstructing Proto-Nostratic.'' (Digitalisat von [https://archive.org/details/reconstructing-proto-nostratic-2-vols/Reconstructing_Proto-Nostratic_Volume_1/ Band 1] und [https://archive.org/details/reconstructing-proto-nostratic-2-vols/Reconstructing_Proto-Nostratic_Volume_2/ Band 2]). Leiden: Brill, 2008. |
|||
'''Semitisch/Afroasiatisch''' |
|||
* [[Václav Blažek]]: ''Indo-European Laryngeals in Afroasiatic perspective.'' In: ''Journal of Language Relationship'' 5, 2011, S. 1–22. |
|||
* Allan R. Bomhard: ''The ‘Indo-European-Semitic’ Hypothesis Re-examined.'' In: ''The Journal of Indo-European Studies,'' Band 5, Nr. 1 (spring 1977), S. 55–99. |
|||
* [[Linus Brunner]]: ''Die gemeinsamen Wurzeln des semitischen und indogermanischen Wortschatzes – Versuch einer Etymologie.'' Francke, Bern/München 1969. |
|||
* [[Hermann Möller]]: ''Semitisch und Indogermanisch – 1. Teil: Konsonanten.'' ([https://archive.org/details/semitischundindo00mlle Digitalisat]) Kopenhagen 1906. |
|||
* Hermann Möller: ''Vergleichendes indogermanisch-semitisches Wörterbuch.'' ([https://archive.org/details/VergleichendesIndogermanischSemitischesWorterbuch Digitalisat]) Göttingen ²1970 (unveränderter Nachdruck der ¹1911). |
|||
* Hermann Møller: ''Die semitisch-vorindogermanischen laryngalen Konsonanten.'' ([https://archive.org/details/diesemitischvori00mlle Digitalisat]) (= ''D. Kgl. Danske Vidensk. Selsk. Skrifter'', 7. Reihe, Historische und philosophische Abteilung, Band IV.1) Kopenhagen, 1917. |
|||
* [[Albert Schott (Assyriologe)|Albert Schott]]: ''Indogermanisch-Semitisch-Sumerisch.'' In: [[Helmut Arntz]] (Hrsg.): ''Germanen und Indogermanen,'' Band 2, S. 45–95. Heidelberg 1936. |
|||
'''Uralisch''' |
|||
* [[Björn Collinder]]: ''Indo-uralisches Sprachgut.'' In: ''Uppsala Universitets Årsskrift 1934. Filosofi, Språkvetenskap och historiska vetenskaper I,'' S. 1–116. Uppsala 1934. |
|||
* [[Hermann Jacobsohn]]: ''Arier und Ugrofinnen.'' Göttingen 1922. |
|||
* [[Hans Jensen (Sprachwissenschaftler)|Hans Jensen]]: ''Indogermanisch und Uralisch.'' In: [[Helmut Arntz]] (Hrsg.): ''Germanen und Indogermanen,'' 2. Band, S. 171–181. Heidelberg 1936. |
|||
* [[Aulis Joki]]: ''Uralier und Indogermanen. Die älteren Berührungen zwischen den uralischen und indogermanischen Sprachen.'' (= ''Suomalais-ugrilaisen seuran toimituksia,'' 151) Helsinki 1973. |
|||
* Alexei Kassian, Mikhail Zhivlov, George Starostin: ''Proto-Indo-European-Uralic Comparison from the Probabilistic Point of View.'' In: ''Journal of Indo-European Studies'' 43, 2015, S. 301–347. |
|||
* [[Károly Rédei]]: ''Zu den indogermanisch-uralischen Sprachkontakten.'' Wien 1986. |
|||
=== Archäologie und Urheimat === |
|||
* David W. Anthony: ''The Horse, the Wheel and Language. How Bronze-Age Riders from the Eurasian Steppes Shaped the Modern World.'' Princeton University Press, Princeton (NJ) 2007, ISBN 978-0-691-14818-2. |
|||
* David W. Anthony, Don Ringe: „The Indo-European Homeland from Linguistic and Archaeological Perspectives“. In: ''Annual Review of Linguistics.'' Heft 1, 2015, S. 199–219 ([http://www.annualreviews.org/doi/abs/10.1146/annurev-linguist-030514-124812 annualreviews.org]). |
|||
* [[Luigi Luca Cavalli-Sforza]]: ''Gene, Völker und Sprachen. Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation.'' dtv, München 2001, ISBN 3-423-33061-9 |
|||
* Thomas W. Gamkrelidse, [[Wjatscheslaw Wsewolodowitsch Iwanow|Wjatscheslaw Iwanow]]: ''Die Frühgeschichte der indoeuropäischen Sprachen.'' In: ''[[Spektrum der Wissenschaft]]. Dossier. Die Evolution der Sprachen.'' Spektrumverlag, Heidelberg 2000,1, {{ISSN|0947-7934}}, S. 50–57. |
|||
* [[Marija Gimbutas]]: ''The Kurgan Culture and the Indo-Europeanization of Europe. Selected Articles from 1952 to 1993.'' Institute for the Study of Man, Washington 1997, ISBN 0-941694-56-9 |
|||
* Marija Gimbutas: ''Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas.'' In: ''Archeolingua.'' series minor 6. jointly ed. by the Archaeological Institute of Hungarian Academy of Sciences and the Linguistic Institute of the University of Innsbruck. Archaeolingua Alapítvány, Budapest 1994 (auch als Buch). {{ISSN|1216-6847}} ISBN 3-85124-171-1 |
|||
* [[James Patrick Mallory|James P. Mallory]]: ''In Search of the Indo-Europeans. Language, Archaeology and Myth.'' Thames & Hudson, London 1989, ISBN 0-500-27616-1 |
|||
* James P. Mallory, D. Q. Adams (Hrsg.): ''Encyclopedia of Indo-European Culture.'' Fitzroy Dearborn, London 1997, ISBN 1-884964-98-2 |
|||
* Georges-Jean Pinault: ''La langue poétique indo-européenne – actes du colloque de travail de la Société des Études Indo-Européennes.'' Leuven, Peeters, 2006, ISBN 90-429-1781-4 |
|||
* [[Colin Renfrew]]: ''Archaeology and Language. The Puzzle of Indo-European Origins.'' 2. Auflage. University Press, Cambridge 1995 (1. Auflage 1987), ISBN 0-521-38675-6 |
|||
* Colin Renfrew: ''Die Indoeuropäer – aus archäologischer Sicht.'' In: ''Spektrum der Wissenschaft.'' Dossier. Die Evolution der Sprachen. Spektrumverlag, Heidelberg 2000, {{ISSN|0947-7934}}, S. 40–48. |
|||
* [[Elmar Seebold]]: ''Versuch über die Herkunft der indogermanischen Verbalendungssysteme.'' In: ''Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung.'' Band 85, Nummer 2, 1971, S. 185–210. |
|||
* Jürgen E. Walkowitz: ''Die Sprache der ersten europäischen Bauern und die Archäologie'' In: Varia neolithica III, 2004, ISBN 3-937517-03-0 |
|||
=== Populäre Darstellungen === |
|||
* [[Milan Machovec]]: ''Heimat Indoeuropa: Das Leben unserer Vorfahren aufgrund eines Vergleichs einzelner Sprachen.'' Verlagsatelier Wagner, Linz 2002, ISBN 3-9500891-9-5 |
|||
* [[Reinhard Schmoeckel]]: ''Die Indoeuropäer.'' Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1999, ISBN 3-404-64162-0. Das Werk findet sich nur in drei deutschen Uni-Bibliotheken. |
|||
* Harald Wiese: ''Eine Zeitreise zu den Ursprüngen unserer Sprache. Wie die Indogermanistik unsere Wörter erklärt.'' 2. Auflage. Logos Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8325-1601-7. |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Commonscat|Indo-European languages|Indogermanische Sprachen|audio=1|video=0}} |
|||
* [http://homepages.fh-giessen.de/kausen/klassifikationen/Indogermanisch.doc Ernst Kausen: ''Die Klassifikation der indogermanischen Sprachen.''] (DOC) |
|||
* {{DNB-Portal|4114006-0|TEXT=Literatur über}} |
|||
* [http://homepages.fh-giessen.de/kausen/wordtexte/Indogerm%20Wortgleichungen.doc Ernst Kausen: ''Indogermanische Wortgleichungen.''] (DOC) |
|||
* [[Jost Gippert]]: [http://titus.uni-frankfurt.de/didact/idg/idgstkl.htm ''Indogermanische Sprachen und ihre Bezeugungstiefe''] im [[Thesaurus Indogermanischer Text- und Sprachmaterialien|TITUS]]-Projekt, Uni Frankfurt, 1999 (chronologische Grafik) |
|||
*[http://pages.unibas.ch/klaphil/idg/texte/ie.html ''Indogermanisch oder Indoeuropäisch?''] |
|||
* [[Ernst Kausen]]: [http://homepages.fh-giessen.de/~hg8429/klassifikationen/Indogermanisch.doc ''Indogermanisch: Vollständige Klassifikation mit Sprecherzahlen''], 2010 (Word-Dokument) |
|||
*[http://www.hjholm.de Mögliche Urheimat der Indogermanen] (englisch, mit Kartenanimation) |
|||
* {{Webarchiv |url=http://www.lrz-muenchen.de/~wolfgang_schindler/skripte/Sprachgeschichte1.pdf |text=Wolfgang Schindler, Einführung in die Sprachgeschichte |wayback=20041012155858}} (PDF; 295 kB) |
|||
*[http://www.zeit.de/archiv/2001/51/200151_sprachgen.xml Wie Gene die Lippen spitzen] |
|||
* [https://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Anatolien-war-nicht-Ur-Heimat-der-indogermanischen-Staemme/20040313 Jürgen Udolph, „Anatolien war nicht Ur-Heimat der indogermanischen Stämme“] |
|||
*[http://www.civisdigitalis.de/em/info/archive_article.asp?article=121003 ''Das große Rätsel der indoeuropäischen Sprache''] (neuer Disput um Alter und Herkunft) |
|||
* [https://spw.uni-goettingen.de/projects/aig/ ''glottothèque – Ancient Indo-European Grammars online''] Videos der Universität Göttingen zur Grammatik alter indogermanischen Sprachen (englisch) |
|||
*[http://static.unilang.org/resources/other/languagefamily_ie.jpg Stammbaum der indogermanischen Sprachfamilie] |
|||
*[http://www.dabis.at/Anwender.htm/Alscher/contents.htm ''The Ergativic Stage of Early Proto-Indoeuropean.'' Written by Hans-Joachim Alscher.] |
|||
*[http://www.geocities.com/pliptimo/SprStmb/SprStmbSSpr.htm ''Stammbaum der indogermanischen Sprachen'', von Martin Braun] |
|||
[[Kategorie:Indogermanisch|!]] |
|||
[[Kategorie:Sprachfamilie]] |
|||
[[Kategorie:Iranistik|Indogermanische Sprachen]] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
[[af:Indo-Europese tale]] |
|||
<references /> |
|||
[[ang:Indo-Europisc geþéodu]] |
|||
[[ar:هندوأوروبية]] |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4114006-0|LCCN=sh85065703|NDL=00564144|VIAF=}} |
|||
[[be:Індаэўрапейскія мовы]] |
|||
[[bg:Индоевропейски езици]] |
|||
[[Kategorie:Indogermanische Sprachen| ]] |
|||
[[br:Yezhoù Europa]] |
|||
[[Kategorie:Sprachfamilie]] |
|||
[[bs:Indoevropski jezici]] |
|||
[[Kategorie:Iranistik]] |
|||
[[ca:Llengües indoeuropees]] |
|||
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]] |
|||
[[cs:Indoevropská jazyková rodina]] |
|||
[[cy:Ieithoedd Indo-Ewropeaidd]] |
|||
[[da:Indoeuropæiske sprog]] |
|||
[[el:Ινδοευρωπαϊκές γλώσσες]] |
|||
[[en:Indo-European languages]] |
|||
[[eo:Hindeŭropa lingvaro]] |
|||
[[es:Lenguas indoeuropeas]] |
|||
[[et:Indoeuroopa keeled]] |
|||
[[fa:زبانهای هندواروپایی]] |
|||
[[fi:Indoeurooppalaiset kielet]] |
|||
[[fo:Indo-evropeisk mál]] |
|||
[[fr:Langues indo-européennes]] |
|||
[[fy:Yndo-Jeropeeske talen]] |
|||
[[ga:Cine teangeolaíoch Ind-Eorpach]] |
|||
[[gl:Linguas indoeuropeas]] |
|||
[[he:שפות הודו-אירופיות]] |
|||
[[hr:Indoeuropska jezična porodica]] |
|||
[[hu:Indoeurópai nyelvcsalád]] |
|||
[[id:Indo-Eropa]] |
|||
[[io:Indo-Europana linguaro]] |
|||
[[it:Lingue indoeuropee]] |
|||
[[ja:インド・ヨーロッパ語族]] |
|||
[[jbo:xinjoiro'o bangu]] |
|||
[[ko:인도유럽어족]] |
|||
[[ku:Zimanmalbata hind û ewropî]] |
|||
[[kw:Yethow Eyndo-Europek]] |
|||
[[la:Linguae Indoeuropaeae]] |
|||
[[lv:Indoeiropieši]] |
|||
[[nds:Indoeuropääsche Spraken]] |
|||
[[nl:Indo-Europese talen]] |
|||
[[no:Indo-europeiske språk]] |
|||
[[oc:Categoria:Lengas indo-europèas]] |
|||
[[pl:Języki indoeuropejskie]] |
|||
[[pt:Línguas indo-européias]] |
|||
[[ro:Limbile indo-europene]] |
|||
[[ru:Индоевропейские языки]] |
|||
[[sars mehe:IndhoEurophen]] |
|||
[[se:Indoeurohpálaš gielat]] |
|||
[[sl:Indoevropski jeziki]] |
|||
[[sv:Indoeuropeiska språk]] |
|||
[[th:ภาษากลุ่มอินโด-ยูโรเปียน]] |
|||
[[tr:Hint-Avrupa dil ailesi]] |
|||
[[uk:Індоєвропейські мови]] |
|||
[[vi:Hệ ngôn ngữ Ấn-Âu]] |
|||
[[zh:印欧语系]] |
Aktuelle Version vom 18. Juli 2025, 14:52 Uhr

Die indogermanischen oder indoeuropäischen Sprachen bilden mit etwa drei Milliarden Muttersprachlern die sprecherreichste Sprachfamilie der Welt. Beide Bezeichnungen werden gleichbedeutend verwendet. Zur indogermanischen Sprachfamilie gehören zum einen Sprachen, die in Europa entstanden: die germanischen, romanischen, slawischen, baltischen und keltischen Sprachen, außerdem Griechisch, Albanisch und Armenisch. Asiatische Zweige sind die iranischen Sprachen mit Persisch, Paschtu und Kurdisch sowie auf dem indischen Subkontinent die zahlreichen indoarischen Sprachen, zu denen unter anderem Hindi und Urdu zählen.
Die große Verbreitung dieser Sprachfamilie in Eurasien ist das Ergebnis von Völkerwanderungen im Laufe von Jahrtausenden. Durch die europäische Expansion seit dem 15. Jahrhundert verbreiteten sich indogermanische Sprachen auch in Amerika, Afrika und Australien sowie in Sibirien.
Die ältesten historischen Zeugnisse indogermanischer Sprachen sind das Hethitische in Anatolien und das vedische Sanskrit in Indien. Die indogermanischen Sprachen zeigen untereinander weitreichende Übereinstimmungen beim Wortschatz, in der Flexion, in grammatischen Kategorien wie Numerus und Genus sowie im Ablaut. Als gemeinsamer Ursprung wird eine vorgeschichtliche indogermanische Ursprache angenommen, die in Grundzügen durch einen Vergleich der einzelnen Nachfolgesprachen rekonstruiert werden konnte. Die Indogermanistik beschäftigt sich mit dieser Sprachfamilie, insbesondere mit ihrer Entstehung.
Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ältere Bezeichnung „indogermanisch“ geht auf den im Jahr 1810 vom dänisch-französischen Geografen Conrad Malte-Brun eingeführten Begriff langues indo-germaniques zurück.[1][2] Malte-Brun begründete die Namensgebung mit der Herrschaft dieser Sprachfamilie „von den Ufern des Ganges bis zu den Gestaden Islands“.[3] Heinrich Julius Klaproth brachte eine deutsche Übersetzung des Begriffs in seiner 1823 erschienenen Asia polyglotta[4] in den deutschsprachigen Raum ein.
Franz Bopp, der Begründer der Indogermanistik, wählte in seinem ab 1833 erschienenen grundlegenden Werk Vergleichende Grammatik des Sanskrit […] die Bezeichnung „indisch-europäischer“[5] und spätestens ab 1847[6] „indo-europäischer Sprachstamm“.[7]
Beide Bezeichnungen, „indogermanisch“ und „indoeuropäisch“, sollen die Grenzen des ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Eurasien abstecken: „indisch“ im Osten, „germanisch“ im äußersten Westen bzw. „europäisch“ im Westen. Genau genommen verläuft die Achse des Verbreitungsgebiets von Nordwesten nach Südosten (oder umgekehrt). Mit „germanisch“ sind die germanischen Sprachen in Europa gemeint, insbesondere Isländisch weit im Nordwesten.[3]
Bei den Bezeichnungen „indogermanisch“ und „indoeuropäisch“ ist zu beachten, dass nicht alle Sprachen Indiens und auch nicht alle in Europa gesprochenen Sprachen indogermanische Sprachen sind. So gehören die Sprachen Südindiens (etwa Tamil) nicht zu dieser Sprachfamilie. Zu den nicht-indogermanischen Sprachen in Europa zählen Ungarisch, Finnisch und Estnisch (die zur uralischen Sprachfamilie gehören), Türkisch, Tatarisch und weitere Turksprachen (die vom Balkan bis nach Russland vorkommen), Maltesisch (eine semitische Sprache), Tschetschenisch und andere nordostkaukasische Sprachen, Kalmückisch (eine mongolische Sprache in Südrussland), Baskisch (eine isolierte Sprache in Spanien und Frankreich) sowie eine Anzahl von weiteren Regionalsprachen in Nord- und Osteuropa.
Veraltet ist die Bezeichnung „arische Sprachen“, die im 19. Jahrhundert auch in der britischen Linguistik verbreitet war. In der englischsprachigen Literatur wird „Aryan“ jedoch weiterhin für die Untergruppe der indoiranischen Sprachen verwendet.
Gliederung der indogermanischen Sprachfamilie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zweige des Indogermanischen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den indogermanischen Sprachen gehören die folgenden Gruppen heute noch gesprochener Sprachen (geordnet nach der Zahl der Muttersprachler bzw. der Sprecher, zu Fragen der Systematik siehe nächster Abschnitt):
- Indoiranische Sprachen
- Indoarische Sprachen: über hundert Sprachen (rund eine Milliarde Sprecher)
- Iranische Sprachen: etwa 50 Sprachen (etwa 150–200 Millionen Muttersprachler, weitere 30–50 Millionen Zweit- oder Drittsprachler)
- Nuristani-Sprachen: sechs Sprachen (insgesamt etwa 30.000 Sprecher)
- Romanische Sprachen, die aus dem Latein hervorgingen: etwa 15 Sprachen (rund 700 Millionen Muttersprachler, 850 Millionen Sprecher inklusive Zweitsprechern)
- Germanische Sprachen: etwa 15 Sprachen (rund 500 Millionen Muttersprachler, mit Zweitsprechern über 1,5 Milliarden Sprecher)
- Slawische Sprachen: etwa 20 Sprachen (rund 300 Millionen Muttersprachler, 400 Millionen Sprecher inklusive Zweitsprechern)
- Griechisch (über 13 Millionen Muttersprachler)
- Armenisch (ca. 9 Millionen Sprecher)
- Albanisch (ca. 8 Millionen Sprecher)
- Baltische Sprachen: zwei heute noch gesprochene Sprachen (ca. 5 Millionen Sprecher)
- Keltische Sprachen: heute noch etwa sechs Sprachen (über 2,5 Millionen, vor allem Zweitsprachler, alle außer Walisisch gefährdet)
- Latein wurde bis zum Ende des Römischen Reichs gesprochen. Danach wurde es nicht mehr als Muttersprache gelernt, ist also schon lange eine tote Sprache. Es ist aber nicht ausgestorben, da es in den romanischen Sprachen fortlebt, die von ihm abstammen. In bestimmten Bereichen ist Latein noch heute zu hören (Gottesdienste in lateinischer Sprache, Kirchenmusik mit lateinischen Texten).
Ausgestorben (†) sind folgende Gruppen:
- Anatolische Sprachen † mit dem wichtigen Vertreter Hethitisch, der ältesten belegten indoeuropäischen Sprache
- Italische Sprachen † mit Ausnahme von Latein, das alle anderen italischen Sprachen verdrängte und heute eine „tote Sprache“ ist (siehe oben).
- Tocharische Sprachen †
Lediglich in Fragmenten überliefert sind außerdem folgende Sprachen, deren Zugehörigkeit zur indogermanischen Sprachfamilie außer Zweifel steht, deren genauere Zuordnung zu anderen Sprachen jedoch umstritten ist:
- Illyrisch † (möglicherweise die Vorstufe des Albanischen)
- Lusitanisch † (möglicherweise keltisch oder mit dem Keltischen näher verwandt)
- Makedonisch † (möglicherweise mit dem Griechischen näher verwandt)
- Messapisch † (möglicherweise mit dem Illyrischen näher verwandt)
- Phrygisch † (zeigt gemeinsame Entwicklungen mit dem Griechischen und Armenischen)[8]
- Sikulisch † (möglicherweise italisch)
- Thrakisch † (mit den Dialekten Dakisch, Getisch, Moesisch)
- Venetisch † (möglicherweise zum Italischen gehörig)
Einige fragmentarisch überlieferte Sprachen können nicht sicher als indogermanisch identifiziert werden:
- Camunnisch † (möglicherweise keltisch,[9] oder aber mit dem Etruskischen verwandt[10])
- Elymisch † (möglicherweise zum Italischen gehörig)
- Ligurisch † (umstritten ob vorindogermanisch oder indogermanisch, möglicherweise keltisch)[11][12][13]
- Nordpikenisch † (möglicherweise sabellisch[14], griechisch[15] oder illyrisch[16])
- Piktisch † (möglicherweise britannisches Keltisch[17])
- Tartessisch † (möglicherweise keltisch[18])
Gruppierung in engere Verwandtschaftsverhältnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit August Schleicher haben Sprachwissenschaftler immer wieder versucht, Sprachzweige in enger verwandte Unterfamilien zusammenzufassen, die sich historisch dann auch auf gemeinsame Zwischensprachen zurückführen lassen müssten. Durchgesetzt haben sich nur wenige, daher wird bei der obigen Liste auf genauere Zuordnungen verzichtet und Streitfälle stehen dort als Einzelgruppen ohne Hinweise auf vermutete Verwandtschaftsverhältnisse.
Unstreitig ist die Zusammenfassung der indoarischen und der iranischen Sprachen als indoiranische Sprachen. Weitgehend anerkannt ist auch die baltisch-slawische Sprachgruppe (Baltoslawisch).
Strittig bleiben eine nähere Verwandtschaft zwischen den italischen und den keltischen Sprachen, die Zuordnung des Venetischen zum Illyrischen oder zu den italischen Sprachen, eine thrakisch-phrygische Sprachgemeinschaft, die Abstammung des Albanischen vom Illyrischen, die Gruppe des Balkanindogermanischen (Griechisch, Armenisch, Albanisch) und vieles mehr.
Einige Forscher stellen die früh abgespaltenen anatolischen Sprachen den gesamten übrigen indogermanischen Sprachen als Primärzweig gegenüber und bezeichnen die Gesamtheit dieser Sprachen als indohethitisch. Dieser Begriff wird in der Indogermanistik heute weitgehend abgelehnt, da der anatolische Zweig trotz seiner sicherlich frühen Abspaltung als einer unter mehreren Primärzweigen des Indogermanischen – wie zum Beispiel Germanisch, Italisch, Keltisch oder Indoiranisch – angesehen wird.
Zurückgehend auf Peter von Bradke (1890) werden die indogermanischen Sprachen nach dem Einzelkriterium der Entwicklung des palatalisierten /k’/ (zum Beispiel im Zahlwort *k’mtom ‚hundert‘) in sogenannte Kentum- und Satem-Sprachen eingeteilt. Die ursprüngliche Annahme, diese Einteilung gehe auf eine Dialekt-Isoglosse der indogermanischen Ursprache zurück, hat sich mit der Entdeckung des Hethitischen und Tocharischen gegen Anfang des 20. Jahrhunderts als unhaltbar herausgestellt, wurde aber einige Jahrzehnte lang teilweise noch weiter vertreten. Als rein deskriptives Kriterium ist die Einteilung heute noch lebendig.[19]
Sprachfamilie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die indogermanischen Sprachen werden als genealogisch verwandt betrachtet, also als „Tochtersprachen“ einer gemeinsamen Ursprungssprache, nämlich des nicht historisch bezeugten Urindogermanischen oder Proto-Indoeuropäischen (PIE). Dass ihre Ähnlichkeit nur durch Angleichung infolge von Sprachkontakt, also nach Art eines Sprachbundes, zustande kam, kann aufgrund der zahlreichen regelmäßigen Entsprechungen ausgeschlossen werden. Die bereits seit langem bekannte Tatsache, dass die romanischen Sprachen als Nachfolger der lateinischen bzw. der vulgärlateinischen Sprache anzusehen sind, sowie einige ähnlich gelagerte Fälle wie die aus dem Altnordischen hervorgegangenen skandinavischen Sprachen, führten zum Konzept der Sprachfamilie. Dieses wurde auch auf solche Gruppen von Sprachen übertragen, die in gleicher Art aus einer gemeinsamen Vorläufersprache hervorgegangen erschienen, ohne dass der Vorläufer durch Texte bekannt war. In solchen Fällen kann immer noch die einstige Existenz einer Vorläufersprache, zumindest hypothetisch, durch Rekonstruktion erschlossen werden. Bei der Rekonstruktion stützt man sich vor allem auf Gemeinsamkeiten der grammatischen Formen und auf verwandte Wörter (Kognaten). Eine hohe Anzahl an Kognaten weist auf eine genealogische Verwandtschaft hin, wenn der zu vergleichende Wortschatz aus dem Grundwortschatz stammt.
Die Archaismen des Urindogermanischen sind heute nur noch in wenigen der modernen Nachfolgesprachen erhalten. Dabei können Sprachen sich in einigen Eigenschaften als konservativ zeigen, in anderen aber große Veränderungen aufweisen. Meinungen, wonach eine Sprache besonders konservativ ist (zum Beispiel oft für das Litauische vertreten), müssen sich also auf konkrete Eigenschaften beziehen und sind nicht zu verallgemeinern. Im Sinne der Stammbaumtheorie sah man früher im Altindischen die gemeinsame Urform des Indoeuropäischen; auch hier ist jedoch eher nur der Lautstand der Konsonanten nahe am ursprünglichen System, wogegen zum Beispiel das Lateinische im Lautstand der Vokale konservativer ist.
Ursprung und Entwicklung der indogermanischen Sprachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausgehend von Wortstämmen, die allen indogermanischen Sprachen gemeinsam sind, versucht die Ethnolinguistik, in Zusammenarbeit mit der Archäologie das Ursprungsgebiet der Indogermanen zu bestimmen und mit prähistorischen Völkern oder Kulturen in Verbindung zu bringen. Bei der Frage nach einer Urheimat ist allerdings immer zwischen einer hypothetischen sprachhistorischen Rekonstruktion örtlicher Einflussgrößen im Rahmen der Herausbildung der frühest fassbaren indogermanischen Wurzelwörter und demgegenüber einer Identifikation von Volk, Sprache und Raum (Kontinuitätstheorie) zu unterscheiden. Keine der nachfolgend dargestellten Herkunfts-Hypothesen hat bisher allgemeine Akzeptanz gefunden.
Kurgan-Hypothese
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kurgan-Hypothese und die eng verwandte Steppen-Hypothese sind Hypothesen, die eine Urheimat weder im Westen in Mitteleuropa, noch im Osten im indischen Raum annehmen, sondern dazwischen, in den Steppen Osteuropas, respektive der Eurasischen Steppe. Als Urheimat gelten nach dieser Hypothese im Wesentlichen die Steppen-Gegenden nördlich des Schwarzen Meeres bis im Osten hin zum Kaspischen Meer, in denen die Kurgankultur verbreitet war.
Sprachwissenschaftler (zum Beispiel J.P. Mallory (1989),[20] A. Parpola (2008),[21] R.S.P. Beekes (2011)[22]) neigen überwiegend zur Steppen-These,[23] die auch von archäologischen Befunden gestützt wird.[24]
Eine genetische Studie, die im April 2024 als Preprint[25] und im Februar 2025 in Nature[26] publiziert wurde, lokalisiert die indogermanische Ursprache in einem Gebiet zwischen Nordkaukasus und dem Unterlauf der Wolga. Dort habe sie sich zwischen 4400 und 4000 v. Chr. herausgebildet. Danach seien Gruppen aus diesem Ursprungsgebiet nach Süden (Anatolien), nach Westen, wo die Jamnaja-Kultur entstand, und nach Nordosten gewandert. Die Wanderung nach Süden entsprach demnach einer primären Abspaltung der anatolischen Sprachen von den übrigen indogermanischen Sprachzweigen.[27]
Anatolien-Hypothese
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Anatolien-Hypothese (Anatolien ist ein modernes Exonym für den Begriff Armenisches Hochland) postuliert den Kulturtransfer, vor allem für Sprachen, Ackerbau und Viehhaltung nach Europa durch Einwanderung aus Anatolien. Im engeren Sinne wird darunter die Ausbreitung einer indogermanischen Ursprache vom armenischen Hochland her nach Europa durch und mit der jungsteinzeitlichen Revolution gesehen. Der britische Archäologe Colin Renfrew (1987)[28] gilt als Schöpfer der Anatolien-Hypothese, nach der die Urheimat in Anatolien liegt.
Renfrew (2003) geht von einer graduellen Einwanderung der indoeuropäischen Sprachen aus, auch „indo-hethitisches Modell“ genannt.[29] Die modifizierte Hypothese integriert vor allem neuere Erkenntnisse zur Genetik europäischer Populationen (Ausbreitung von Haplogruppen):
- Ab 6500 v. Chr. sei die neolithische Expansion aus Anatolien über die Balkanhalbinsel (Starčevo-Kultur, Körös-Kultur) bis zur mitteleuropäischen Bandkeramik erfolgt.[30]
- Gegen 5000 v. Chr. sei mit der Ausbreitung kupfersteinzeitlicher Kulturen eine Dreiteilung indogermanischer Sprachen auf dem Balkan erfolgt, mit Aufspaltung in einen nordwesteuropäischen Zweig (Donauraum) und einen östlichen Steppenzweig (Vorfahren der Tocharer).
- Erst nach 3000 v. Chr. sei die Aufspaltung der Sprachfamilien vom Proto-Indogermanischen (Griechisch, Armenisch, Albanisch, Indo-Iranisch, Baltisch-Slawisch) erfolgt.
Kaukasus-Iran-Hypothese
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Transkaukasien-Hypothese geht auf die Linguisten Tamas Gamqrelidse und Wjatscheslaw Wsewolodowitsch Iwanow (1984) zurück.[31] Sie steht in starkem Zusammenhang mit der Anatolien-Hypothese, baut aber auf linguistischen sowie späteren genetischen Daten aus den Jahren 2018 und 2019 auf. Analysen zur Ausbreitung der Indogermanischen Sprachen weisen auf eine Urheimat im südlichen Kaukasus und dem nördlichen Iran hin.[32][33]
Eine genetische Studie (Wang, Reich et al., 2018) unterstützt diese These. Den Wissenschaftlern zufolge stimmt die DNA der frühen Indogermanen mit derjenigen der Bewohner des südlichen Kaukasus und des nördlichen Irans überein. Ihnen zufolge wanderten diese Ur-Indogermanen einerseits nach Anatolien und andererseits Richtung Norden in die südlichen Steppenregionen, in denen später die Jamnaja-Kultur entstand.[34]
Auch eine weitere phylogenetische Studie (Heggarty et al. 2023) stützt die Kaukasus-Hypothese für einen Ursprung des Prä-Proto-Indogermanischen, während das Proto-Indogermanische selbst später über die Jamnaja-Kultur und die Pontische Steppe beziehungsweise über die Schnurkeramische Kultur expandierte.[35] Heggarty et al. kommen jedoch, wie die Vorgangsversionen aus dem Hause Russel D. Gray (2003, 2012, 2013), erneut zu viel zu frühen unhaltbaren Ursprungszeiten, die von niemandem akzeptiert werden.[36]
Weitere Hypothesen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Hypothesen zur Urheimat der Indogermanen stehen im Zusammenhang mit Nationalismus oder einer völkischen Ideologie. In der Vergangenheit galt dies für diverse Mitteleuropa-Hypothesen, die von einer indogermanischen Urbevölkerung in Mitteleuropa ausgingen. Sie blühten in der Zeit des Nationalsozialismus auf und sind widerlegt. Eine vergleichbare Erscheinung ist die Out-of-India-Theorie, die die indogermanische Urheimat in Indien verortet und dort sehr populär ist. Auch sie gilt in der akademischen Fachwelt als widerlegt.
Geschichte der Indogermanistik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der florentinische Gelehrte und Kaufmann Filippo Sassetti, der über Konstantinopel und Teheran bis nach Indien reiste, begann sich neben seiner Handelstätigkeit auch für das Sanskrit zu interessieren. Um das Jahr 1585 bemerkte er die auffälligen Wortähnlichkeiten zwischen den indoarischen Sprachen und dem Italienischen.[37]
Bereits 1647 stellte der niederländische Linguist und Gelehrte Marcus Zuerius van Boxhorn erstmals eine grundlegende Verwandtschaft zwischen einer Reihe von europäischen und asiatischen Sprachen fest; ursprünglich bezog er in diese Verwandtschaft die germanischen sowie die „illyrisch-griechischen“ und italischen Sprachen einerseits und das Persische andererseits ein, später fügte er noch die slawischen, keltischen und baltischen Sprachen hinzu. Die gemeinsame Ursprache, von der all diese Sprachen abstammen sollten, bezeichnete van Boxhorn als Skythisch. Er konnte sich allerdings mit dieser These im 17. Jahrhundert noch nicht durchsetzen.
1786 erkannte der englische Orientalist William Jones aus Ähnlichkeiten des Sanskrit mit Griechisch und Latein, dass es für diese Sprachen eine gemeinsame Wurzel geben müsse. Er deutete zudem an, dass dies auch für Keltisch und Persisch gelten könnte.
1808 bezeichnete Friedrich Schlegel Indien als Urheimat der indoeuropäischen Völker und Sprachen. Da es sich mit der biblischen Überlieferung von der Urheimat der Menschen in Asien deckte, wurde der Gedanke schnell aufgenommen.[38]
Der Deutsche Franz Bopp erbrachte 1816 in seinem Buch Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache den methodischen Beweis für die Verwandtschaft dieser Sprachen und begründete damit die deutsche Indogermanistik. Diese indogermanische Ursprache ließ sich durch Rekonstruktion gewinnen (siehe dazu: Vergleichende Sprachwissenschaft).
Zur Erklärung, wie sich die indogermanischen Sprachen verbreiteten und dabei weiterentwickelten und differenzierten, sowie zum Problem einer einheitlichen indogermanischen Ursprache versuchen verschiedene Theorien Modelle anzubieten. Vier bekannte Theorien sind die:
- Stammbaumtheorie (August Schleicher)
- Substrattheorie (Hans Krahe, Hermann Hirt)
- Superstrattheorie oder die Theorie der sprachlichen Überlagerung
- Wellentheorie (Hugo Schuchardt, Johannes Schmidt)
Der deutsche Linguist August Schleicher hat versucht, die Entwicklung und Verwandtschaftsstruktur der indogermanischen Sprachen in seiner berühmten Stammbaumtheorie darzustellen. In diesem Stammbaum gibt es sowohl gesicherte als auch spekulative Verzweigungen; letztere betreffen insbesondere ausgestorbene Sprachen, die keine Nachfolgesprachen hinterlassen haben. Schleicher versuchte das hypothetische Urindogermanische zu rekonstruieren, indem er sich ursprünglicher Formen verschiedener indogermanischer Sprachen bediente. Zur Veranschaulichung seiner Rekonstruktion erstellte Schleicher sogar einen hypothetischen indogermanischen Text, die indogermanische Fabel Das Schaf und die Pferde – in seiner Übersetzung: „Avis akvasasca“.
Hermann Hirt begründete die Substrattheorie und gebrauchte dabei das Bild von Sprachschichten, die sich überlagern. Eine Grundsprache, das Substrat, wäre demnach durch Sprachmischung infolge wandernder indogermanischer Ethnien modifiziert worden, sei es durch Überlagerung (Superstrat) oder Anlagerung (Adstrat) einer Kontaktsprache.
Von Hugo Schuchardt und Johannes Schmidt stammte die Wellentheorie. Sie ersetzt die Vorstellung eines Stammbaums, welcher sich aus einer indogermanischen Ursprache entwickelt haben soll, durch das Modell von Wellen in konzentrischen Kreisen, die mit zunehmender Entfernung vom Mittelpunkt immer schwächer werden. Gemäß diesem Modell haben sich die verschiedenen indogermanischen Sprachgruppierungen und Einzelsprachen aus nur relativ einheitlichen Ursprüngen ausgegliedert, und in der Folge seien durch wellenartige Verbreitung sprachlicher Neuerungen mannigfaltige Übergangsdialekte entstanden.
Es können sowohl Wortwurzeln als auch morphologische und phonologische, ja sogar (mit Einschränkungen) syntaktische Merkmale des Indogermanischen rekonstruiert werden. Eine Grundsprache im Sinne eines vollständigen Kommunikationssystems wird mit dieser Rekonstruktion jedoch nicht erreicht.
Indogermanisch und andere Sprachfamilien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch über Außenbeziehungen des Indogermanischen gibt es zahlreiche Hypothesen. Zu den im Folgenden angeführten Sprachfamilien werden in der wissenschaftlichen Literatur engere Beziehungen aufgezeigt:
- zum Uralischen. Diese dürften besonders auf Sprachkontakt mit dem östlichen Indogermanischen beruhen und liegen im Bereich des Wortschatzes, auch beim Pronominalsystem,[39] und der Morphologie.
- zum Kartwelischen. Die beiden Sprachgruppenen weisen Übereinstimmungen im morphonologischen System auf.
- zum Semitischen. Obwohl bei einer Urheimat des Indogermanischen nördlich des Kaukasus keine besonderen Beziehungen zu erwarten wären, sind solche aufgezeigt worden, die gar an eine Urverwandtschaft der beiden Sprachen denken lassen.
Der US-amerikanische Linguist Joseph Greenberg hat, aufgrund lexikalischer und grammatischer Gemeinsamkeiten, eine eurasiatische Makro-Sprachfamilie vorgeschlagen. Sie umfasst insbesondere die drei relativ umfangreichen indogermanischen, uralischen und altaischen Sprachfamilien sowie einige Kleinfamilien und Einzelsprachen Eurasiens, jedoch ausdrücklich nicht Afroasiatisch. Diese Makro-Sprachfamilie deckt sich somit teilweise mit dem Nostratischen, wobei auch grundlegendere Gemeinsamkeiten beiderseitig von Greenberg und Allan R. Bomhard festgestellt wurden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemeines, wissenschaftliche Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans J.J.G. Holm: Die ältesten Räder der Welt – von den Indogermanen erfunden oder nur bei ihrer Ausbreitung benutzt? Neueste archäologische und sprachwissenschaftliche Ergebnisse. Inspiration Unlimited 2024, ISBN 978-3-945127-54-4.
- Wolfram Euler: Die Rolle von Etymologie und Grammatik in Sprachentwicklung und Sprachverwandtschaft – Gesetzmäßigkeiten und Regeln. In: Studia Etymologica Cracoviensia. Band 17, 2012, S. 25–66 (PDF; 508,3 kB).
- Émile Benveniste: Le vocabulaire des institutions indoeuropéennes. 2 Bände. Éditions de Minuit, Paris 1969, ISBN 2-7073-0050-0.
- Helmut Rix (Hrsg.): Lexikon der indogermanischen Verben (LIV). Die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen. 2., erweiterte und verbesserte Auflage, Reichert, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89500-219-4.
- Dagmar S. Wodtko, Britta Irslinger, Carolin Schneider: Nomina im Indogermanischen Lexikon (= Indogermanische Bibliothek. 2. Reihe: Wörterbücher). Winter, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8253-5359-9.
Grundlagen und Lehrbücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Robert S.P. Beekes: Vergelijkende taalwetenschap. Een inleiding in de vergelijkende Indo-europese taalwetenschap. Het Spectrum, Amsterdam 1990 (niederländisch).
- englisch: Comparative Indo-European Linguistics. An Introduction. 2. Auflage. Übersetzt von UvA Vertalers, Paul Gabriner. John Benjamins, Amsterdam/Philadelphia 2011 (1. Auflage 1995), ISBN 1-55619-505-2.
- Warren Cowgill: Indogermanische Grammatik. Band I: Einleitung; Band II: Lautlehre. Begründet von Jerzy Kuryłowicz, Hrsg.: Manfred Mayrhofer. Indogermanische Bibliothek, Reihe 1, Lehr- und Handbücher. Winter, Heidelberg 1986.
- Benjamin W. Fortson IV: Indo-European Language and Culture. An Introduction. 2004; 2. Auflage Wiley-Blackwell, Malden, MA / Chichester 2010, ISBN 978-1-4051-8896-8.
- Matthias Fritz, Michael Meier-Brügger: Indogermanische Sprachwissenschaft. 10., völlig neu bearbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin 2021, ISBN 978-3-11-059832-2.
- Oswald Szemerényi: Einführung in die vergleichende Sprachwissenschaft. 4. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-04216-6.
- Eva Tichy: Indogermanistisches Grundwissen. Hempen, Bremen 2000, ISBN 3-934106-14-5.
Historische Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berthold Delbrück: Einleitung in das Studium der indogermanischen Sprachen. Ein Beitrag zur Geschichte und Methodik der vergleichenden Sprachforschung (= Bibliothek indogermanischer Grammatiken. Band 4). 5. Auflage. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1908 (Digitalisat).
- Iohann [sic] Arnold Kanne: Ueber die Verwandtschaft der griechischen und teutschen Sprache. Rein, Leipzig 1804 (Digitalisat).
- Rasmus Christian Rask: Undersögelse om det gamle Nordiske eller Islandske Sprogs Oprindelse. Gyldendalske Boghandlings Forlag, Kopenhagen 1818 (Digitalisat).
- Friedrich Schlegel: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Alterthumskunde. Mohr und Zimmer, Heidelberg 1808 (Digitalisat).
- August Schleicher: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Böhlau, Weimar 1861 (Digitalisat).
Beziehungen zu anderen Sprachfamilien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kartwelisch
- Franz Bopp: Die kaukasischen Glieder des indoeuropäischen Sprachstamms. (Digitalisat) Berlin 1847.
- Thomas V. Gamkrelidze: Kartvelian and Indo-European. A Typological Comparison of Reconstructed Linguistic Systems. In: Bulletin of the Georgian National Academy of Sciences, Band 2, Nr. 2, 2008, S. 154–160.
- Thomas V. Gamkrelidze, Givi I. Mačavariani: Sonantensystem und Ablaut in den Kartwelsprachen. Tübingen 1982.
Nostratisch
- Allan R. Bomhard: Nostratic, Eurasiatic, and Indo-European. In: Brian D. Joseph, Joseph C. Salmons (Hrsg.): Nostratic: Sifting the Evidence. Amsterdam [u. a.]: John Benjamins, 1998, S. 17–49.
- Allan R. Bomhard: Reconstructing Proto-Nostratic. (Digitalisat von Band 1 und Band 2). Leiden: Brill, 2008.
Semitisch/Afroasiatisch
- Václav Blažek: Indo-European Laryngeals in Afroasiatic perspective. In: Journal of Language Relationship 5, 2011, S. 1–22.
- Allan R. Bomhard: The ‘Indo-European-Semitic’ Hypothesis Re-examined. In: The Journal of Indo-European Studies, Band 5, Nr. 1 (spring 1977), S. 55–99.
- Linus Brunner: Die gemeinsamen Wurzeln des semitischen und indogermanischen Wortschatzes – Versuch einer Etymologie. Francke, Bern/München 1969.
- Hermann Möller: Semitisch und Indogermanisch – 1. Teil: Konsonanten. (Digitalisat) Kopenhagen 1906.
- Hermann Möller: Vergleichendes indogermanisch-semitisches Wörterbuch. (Digitalisat) Göttingen ²1970 (unveränderter Nachdruck der ¹1911).
- Hermann Møller: Die semitisch-vorindogermanischen laryngalen Konsonanten. (Digitalisat) (= D. Kgl. Danske Vidensk. Selsk. Skrifter, 7. Reihe, Historische und philosophische Abteilung, Band IV.1) Kopenhagen, 1917.
- Albert Schott: Indogermanisch-Semitisch-Sumerisch. In: Helmut Arntz (Hrsg.): Germanen und Indogermanen, Band 2, S. 45–95. Heidelberg 1936.
Uralisch
- Björn Collinder: Indo-uralisches Sprachgut. In: Uppsala Universitets Årsskrift 1934. Filosofi, Språkvetenskap och historiska vetenskaper I, S. 1–116. Uppsala 1934.
- Hermann Jacobsohn: Arier und Ugrofinnen. Göttingen 1922.
- Hans Jensen: Indogermanisch und Uralisch. In: Helmut Arntz (Hrsg.): Germanen und Indogermanen, 2. Band, S. 171–181. Heidelberg 1936.
- Aulis Joki: Uralier und Indogermanen. Die älteren Berührungen zwischen den uralischen und indogermanischen Sprachen. (= Suomalais-ugrilaisen seuran toimituksia, 151) Helsinki 1973.
- Alexei Kassian, Mikhail Zhivlov, George Starostin: Proto-Indo-European-Uralic Comparison from the Probabilistic Point of View. In: Journal of Indo-European Studies 43, 2015, S. 301–347.
- Károly Rédei: Zu den indogermanisch-uralischen Sprachkontakten. Wien 1986.
Archäologie und Urheimat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- David W. Anthony: The Horse, the Wheel and Language. How Bronze-Age Riders from the Eurasian Steppes Shaped the Modern World. Princeton University Press, Princeton (NJ) 2007, ISBN 978-0-691-14818-2.
- David W. Anthony, Don Ringe: „The Indo-European Homeland from Linguistic and Archaeological Perspectives“. In: Annual Review of Linguistics. Heft 1, 2015, S. 199–219 (annualreviews.org).
- Luigi Luca Cavalli-Sforza: Gene, Völker und Sprachen. Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation. dtv, München 2001, ISBN 3-423-33061-9
- Thomas W. Gamkrelidse, Wjatscheslaw Iwanow: Die Frühgeschichte der indoeuropäischen Sprachen. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier. Die Evolution der Sprachen. Spektrumverlag, Heidelberg 2000,1, ISSN 0947-7934, S. 50–57.
- Marija Gimbutas: The Kurgan Culture and the Indo-Europeanization of Europe. Selected Articles from 1952 to 1993. Institute for the Study of Man, Washington 1997, ISBN 0-941694-56-9
- Marija Gimbutas: Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas. In: Archeolingua. series minor 6. jointly ed. by the Archaeological Institute of Hungarian Academy of Sciences and the Linguistic Institute of the University of Innsbruck. Archaeolingua Alapítvány, Budapest 1994 (auch als Buch). ISSN 1216-6847 ISBN 3-85124-171-1
- James P. Mallory: In Search of the Indo-Europeans. Language, Archaeology and Myth. Thames & Hudson, London 1989, ISBN 0-500-27616-1
- James P. Mallory, D. Q. Adams (Hrsg.): Encyclopedia of Indo-European Culture. Fitzroy Dearborn, London 1997, ISBN 1-884964-98-2
- Georges-Jean Pinault: La langue poétique indo-européenne – actes du colloque de travail de la Société des Études Indo-Européennes. Leuven, Peeters, 2006, ISBN 90-429-1781-4
- Colin Renfrew: Archaeology and Language. The Puzzle of Indo-European Origins. 2. Auflage. University Press, Cambridge 1995 (1. Auflage 1987), ISBN 0-521-38675-6
- Colin Renfrew: Die Indoeuropäer – aus archäologischer Sicht. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier. Die Evolution der Sprachen. Spektrumverlag, Heidelberg 2000, ISSN 0947-7934, S. 40–48.
- Elmar Seebold: Versuch über die Herkunft der indogermanischen Verbalendungssysteme. In: Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung. Band 85, Nummer 2, 1971, S. 185–210.
- Jürgen E. Walkowitz: Die Sprache der ersten europäischen Bauern und die Archäologie In: Varia neolithica III, 2004, ISBN 3-937517-03-0
Populäre Darstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Milan Machovec: Heimat Indoeuropa: Das Leben unserer Vorfahren aufgrund eines Vergleichs einzelner Sprachen. Verlagsatelier Wagner, Linz 2002, ISBN 3-9500891-9-5
- Reinhard Schmoeckel: Die Indoeuropäer. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1999, ISBN 3-404-64162-0. Das Werk findet sich nur in drei deutschen Uni-Bibliotheken.
- Harald Wiese: Eine Zeitreise zu den Ursprüngen unserer Sprache. Wie die Indogermanistik unsere Wörter erklärt. 2. Auflage. Logos Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8325-1601-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur über Indogermanische Sprachen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jost Gippert: Indogermanische Sprachen und ihre Bezeugungstiefe im TITUS-Projekt, Uni Frankfurt, 1999 (chronologische Grafik)
- Ernst Kausen: Indogermanisch: Vollständige Klassifikation mit Sprecherzahlen, 2010 (Word-Dokument)
- Wolfgang Schindler, Einführung in die Sprachgeschichte ( vom 12. Oktober 2004 im Internet Archive) (PDF; 295 kB)
- Jürgen Udolph, „Anatolien war nicht Ur-Heimat der indogermanischen Stämme“
- glottothèque – Ancient Indo-European Grammars online Videos der Universität Göttingen zur Grammatik alter indogermanischen Sprachen (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Conrad Malte-Brun: Précis de la Géographie universelle. Band 1: Ou description de toutes les parties du monde, sur un plan nouveau, d’apres les grandes divisions naturelles du globe … F. Buisson, Paris 1810, S. 577.
- ↑ Michael Meier-Brügger, Indogermanische Sprachwissenschaft. 8. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2002, E 301.
- ↑ a b Rudolf Wachter: Indogermanisch oder Indoeuropäisch?, 1996 (PDF; 0,1 MB).
- ↑ Julius Klaproth: Asia polyglotta. Bei A. Schubart, Rue Choiseul, N° 4, Paris 1823, S. 42–44 (Google Books): „Indo-Germanien“, „Andere Indo-Germanen“, „des Indo-Germanischen Völkerstammes“ und „des Indo-Germanischen Stammes“.
- ↑ Berlin 1833 [1. Abtheilung], S. V
- ↑ Vgl. Die Kaukasischen Glieder des Indoeuropäischen Sprachstamms. Berlin 1847. (Digitalisat)
- ↑ Vgl. die 2. Auflage der Vergleichenden Grammatik […], 1. Band, Berlin 1857, S. XXIV.
- ↑ Benjamin W. Fortson: Indo-European Language and Culture: An Introduction. 2. Auflage. Blackwell Publishing, Malden, Oxford, Victoria 2010, ISBN 978-1-4051-8895-1, S. 461 f. (englisch).
- ↑ Thomas Markey: Shared Symbolics, Genre Diffusion, Token Perception and Late Literacy in North-Western Europe. In: North-Western European Language Evolution (NOWELE). Band 54–55. Odense 2008, S. 5–62.
- ↑ Adolfo Zavaroni: Iscrizioni camune. (PDF) simbolisullaroccia.it, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 23. Oktober 2007; abgerufen am 23. April 2024 (italienisch).
- ↑ Johannes Hubschmid: Die asko-/usko-Suffixe und das Problem des Ligurischen. In: Revue internationale d’Onomastique, Jg. 18 (1966) S. 35-72, 81-160, 277-300, Jg. 19 (1967) S. 35-54, 129-158, 211-226, 265-279.
- ↑ Henri d’Arbois de Jubainville: Les premiers habitants de l’Europe, d’après les écrivains de l’antiquité. 2. Band, S. 3–215. Paris 1894 Digitalisat
- ↑ Hans Krahe: Ligurisch und Indogermanisch. In Helmut Arntz: Germanen und Indogermanen. 2. Band, S. 241–255. Heidelberg 1936
- ↑ John Harkness: The Novilara Stele Revisited. In: Journal of Indo-European Studies. Band, 39, Nr. 1–2, (Frühling/Sommer) 2011, S. 13–32.
- ↑ Rossella Martini: Ipotesi su due stele de Novilara. simplesite.com, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. Februar 2018; abgerufen am 23. Januar 2023 (italienisch).
- ↑ G. Herbig: Novilara – B. Sprache. In: Ebert’s Reallexikon der Vorgeschichte 9, 1927, S. 129.
- ↑ Katherine Forsyth: Language in Pictland, Spoken and Written. In E. H. Nicoll and Katherine Forsyth (Hrsg.): A Pictish Panorama: The Story of the Picts. pp. 7–10. Pinkfoot Press, 1995, ISBN 1-874012-10-5.
- ↑ John T. Koch: Tartessian. Celtic in the South-West at the Dawn of History. Celtic Studies Publications, Aberystwyth 2009, ISBN 978-1-891271-17-5.
- ↑ Zum Beispiel in Benjamin W. Fortson: Indo-European Language and Culture: An Introduction. Blackwell Publishing, Malden, Oxford, Victoria 2004, ISBN 1-4051-0316-7 (englisch).
- ↑ James P. Mallory: In Search of the Indo-Europeans. Language, Archaeology and Myth. Thames & Hudson, London 1989.
- ↑ Asko Parpola: „Proto-Indo-European speakers of the late Tripolye Culture as the inventors of wheeled vehicles: Linguistic and archaeological considerations of the PIE homeland problem“. In: Karlene Jones-Bley, Martin E. Huld, Angela Della Volpe, und Miriam Robbins Dexter (Hrsg.): Proceedings of the nineteenth annual UCLA Indo-European Conference. Institute for the Study of Man, Washington DC 2008. S. 1–59.
- ↑ Robert S. P. Beekes: Comparative Indo-European linguistics: An introduction. 2. Auflage. John Benjamins, Amsterdam 2011.
- ↑ Fortson (2010), S. 39 ff.
- ↑ David W. Anthony (2007).
- ↑ Iosif Lazaridis, Nick Patterson, David Anthony et al.: The Genetic Origin of the Indo-Europeans. bioRxiv 2024.04.17.589597; doi:https://doi.org/10.1101/2024.04.17.589597 (die Studie als Preprint, Volltext).
- ↑ Iosif Lazaridis, Nick Patterson, David Anthony et al. The genetic origin of the Indo-Europeans. Nature (2025), https://doi.org/10.1038/s41586-024-08531-5
- ↑ Grafik zur Publikation The Genetic Origin of the Indo-Europeans von Iosif Lazaridis et al. (Preprint 2024).
- ↑ Colin Renfrew: Archaeology and Language. The Puzzle of Indo-European Origins. Jonathan Cape, London 1987, ISBN 0-224-02495-7, S. 75–98.
- ↑ Colin Renfrew: Time Depth, Convergence Theory, and Innovation in Proto-Indo-European. In: Alfred Bammesberger, Theo Vennemann (Hrsg.): Languages in Prehistoric Europe. 2003.
- ↑ Harald Haarmann: Das Rätsel der Donauzivilisation. Die Entdeckung der ältesten Hochkultur Europas. C. H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-62210-6, S. 31 f.
- ↑ Tamaz V. Gamkrelidze / Vjačeslav V. Ivanov: Indoevropjskij jazyk i indoevropejcy. Rekonstrukcija i istoriko-tipologieskij analiz prajazyka i protokultury. Universitätsverlag Tiflis, Tiflis 1984; englische Ausgabe: Indo-European and the Indo-Europeans. A Reconstruction and Historical Analysis of a Proto-Language and a Proto-Culture. 2 Bände. Übersetzt von Johanna Nichols. Mouton de Gruyter, Berlin / New York 1994–1995
- ↑ Colin Barras: World’s most-spoken languages may have arisen in ancient Iran. In: newscientist.com, 23. Mai 2018 (englisch).
- ↑ Rachel Baxter: All Indo-European Languages May Have Originated From This One Place. In: iflscience.com, 24. Mai 2018 (englisch).
- ↑ Wolfgang Haak, Johannes Krause, Svend Hansen, David Reich, Andrej B. Belinskiy: The genetic prehistory of the Greater Caucasus. In: bioRxiv. 16. Mai 2018, bioRxiv: 10.1101/322347v1 (Preprint-Volltext), doi:10.1101/322347 (englisch).
- ↑ Paul Heggarty, Cormac Anderson, Matthew Scarborough et al.: Language trees with sampled ancestors support a hybrid model for the origin of Indo-European languages. In: Science. Band 381, Nr. 6656, 28. Juli 2023, doi:10.1126/science.abg0818 (englisch, clld.org).
- ↑ Hans J. J. G. Holm: Die ältesten Räder der Welt – von den Indogermanen erfunden oder nur bei ihrer Ausbreitung benutzt? Neueste archäologische und sprachwissenschaftliche Ergebnisse. Inspiration Unlimited 2024. ISBN 978-3-945127-54-4. Mit 406 Referenzen, 11 Graustufen- und Farbabbildungen im Text sowie Miniaturabbildungen aller 130 repräsentativen Radfunde, darunter neue Funde in Deutschland und Westchina.
- ↑ Jean-Claude Muller: Early stages of language comparison from Sassetti to Sir William Jones. In: Kratylos. Kritisches Berichts- und Rezensionsorgan für indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft, Jg. 31 (1986), Heft 1, S. 31f. ISSN 0023-4567
- ↑ Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen – ihre Geschichte in Grundzügen. 4. Auflage. ALBUS-Verlag, Wiesbaden 1999, ISBN 3-928127-57-8, S. 16.
- ↑ Elmar Seebold, 1971.