„Waldschlössel“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
→Beschreibung: Positionierung und Ansichtsformat geändert: s. a. WP:AI |
||
(119 dazwischenliegende Versionen von 60 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Infobox Burg |
|||
Das '''Waldschlössel''' bei [[Klingenmünster]] in [[Rheinland-Pfalz]] ist eine der ältesten [[Burg]]anlagen der [[Pfalz (Region)|Pfalz]], bei der man von einer wirklichen Burg und nicht von einer [[Fliehburg|Fliehfeste]] sprechen kann. Der ursprüngliche Name der Burg ist unbekannt, oft wird sie auch nur als '''Schlössel''' bezeichnet. Es ist nicht mit Sicherheit zu klären, ob sie mit der in einer Urkunde genannten "villa walahstede" identisch ist. Es fehlen bisher schriftliche Aufzeichnungen zur Entstehung der Burg, ihrer Funktion und ihrer Bewohner. |
|||
|Name = |
|||
|Bild = Schloessel2010.jpg |
|||
|Bildbeschreibung = Die Ruine des Waldschlössels |
|||
|Alternativname = Schlössel,<br /> Burgruine Walastede |
|||
|Entstehungszeit = um 1030 |
|||
|Typologie n. geo. Lage = Höhenburg, Motte |
|||
|Erhaltungszustand = Ruine |
|||
|Ständische Stellung = |
|||
|Abmessungen oder Fläche = |
|||
|Mauerwerksmerkmale = Fachwerk, Stein |
|||
|Heutiger Ortsname = [[Klingenmünster]] |
|||
|Breitengrad = 49/9/1.78/N |
|||
|Längengrad = 8/0/24.56/E |
|||
|Region-ISO = DE-RP |
|||
|Höhenordinate = 350 |
|||
|Höhe-Bezug = DE-NHN |
|||
}} |
|||
Das '''Waldschlössel''' auf dem [[Treutelsberg]] bei [[Klingenmünster]] in [[Rheinland-Pfalz]] ist eine der ältesten [[Burg]]anlagen der [[Pfalz (Region)|Pfalz]], bei der man von einer wirklichen [[Turmhügelburg]] (Motte) und nicht von einer [[Fliehburg|Fliehfeste]] sprechen kann. Der ursprüngliche Name der Anlage, die seit Juli 2000 unter dem Schutz der [[UNESCO]] steht,<ref>{{Toter Link | date=2020-02-16 | url=http://www.klingenmuenster.de/tourismus/sehens.html |text=klingenmuenster.de }}, Zugriff am 24. Mai 2009.</ref> ist unbekannt, oft wird sie auch nur als '''Schlössel''' bezeichnet. Es ist nicht mit Sicherheit zu klären, ob sie mit der in einer Urkunde genannten ''villa walahstede'' identisch ist. Bisher sind keine schriftlichen Aufzeichnungen zur Entstehung der Burg, ihrer Funktion und ihren Bewohnern bekannt. |
|||
== Geschichte == |
|||
Das Waldschlössel ist eine urkundlich nicht überlieferte Burg, deren ursprünglicher Name unbekannt ist. Die Bezeichnung Waldschlössel oder Schlössel erhielt die Anlage erst nach ihrer Zerstörung. Alle Angaben sind daher ausschließlich auf [[Archäologie|archäologische]] Befunde stützbar. |
|||
=== Spätkarolingische Fliehburg === |
|||
==Geschichte== |
|||
Die [[Höhenburg]] entstand in zwei weit auseinanderliegenden Bauphasen. Die als [[Vorburg]] bezeichnete Anlage des größeren [[Ringwall]]s, der die spätere Burg umspannt, ist in der Zeit zwischen 880 und 920 entstanden. Sie gehört zu einer Reihe von ähnlichen Fliehburgen in der Pfalz, die zum Schutz gegen die [[Normannen]]einfälle errichtet wurden. Sie liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des [[Heidenschuh]]. Weitere Anlagen waren die [[Heidenlöcher (Pfalz)|Heidenlöcher]], [[Burg Schlosseck]] und die [[Heidenburg (Pfälzerwald)|Heidenburg]] bei Gimmeldingen. |
|||
=== Erbauung === |
|||
Die Entstehung der Burg gliedert sich in zwei Bauphasen. Der größere [[Ringwall]], der die Burg umspannt ist in der Zeit zwischen 880 und 920 anzusiedeln und war entweder eine Erweiterung des [[Heidenschuh]]s oder eine Neuanlage nach dessen Aufgabe. In der Zeit um 1030 wurde die eigentliche Burg erbaut, sie ist somit eine Burg der [[Salier]]zeit. |
|||
Im zweiten Drittel des [[11. Jahrhundert]]s liegt die erste Nutzungsperiode der Burg. Nach einer Zerstörung wurde die Burg im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts wieder aufgebaut und zahlreiche Änderungen durchgeführt. Die dritte Nutzungsperiode liegt zu Beginn des [[12. Jahrhundert]]s. Auch hier dürfte eine erneute Zerstörung der Burg den Anlass zum Umbau gegeben haben. |
|||
=== Salierzeitliche Turmhügelburg === |
|||
===Funktion=== |
|||
Um 1030 wurde die eigentliche Burg erbaut. Sie stammt somit aus der [[Salier]]zeit und war eine [[Motte (Burg)|Turmhügelburg]]. Aus jener Zeit sind der sogenannte „Mörtelplatz“ und zwei Gebäudereste erhalten. Daneben können Feuerstellen und ein Erzofen in diese Phase datiert werden. |
|||
Das Schlössel könnte die ältere Ringwallanlage auf dem Heidenschuh abgelöst haben und zur Beobachtung der Vorgänge auf dem nahen Heeresweg im Kaiserbachtal errichtet worden sein. |
|||
Das zweite Drittel des 11. Jahrhunderts wird als die erste Nutzungsperiode der Burg angenommen. Vermutlich nach einer Zerstörung wurde sie im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts wieder aufgebaut, wobei zahlreiche Änderungen an der Bausubstanz durchgeführt wurden. Die dritte Nutzungsperiode liegt zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Auch hier dürfte eine erneute Zerstörung der Burg den Anlass zum Umbau gegeben haben. |
|||
===Geschichtliche Daten=== |
|||
Der Salierkönig [[Konrad II. (HRR)|Konrad II.]] (1024-1039) könnte der Bauherr der Anlage sein. Nach der Berufung von Erzbischof [[Adalbert I. von Saarbrücken|Adalbert I.]] von Mainz zum Kanzler, eignete dieser sich in kurzer Zeit die kaiserlichen Güter, Kirchengüter und Besitzungen des Reiches an. Durch die Territorialpolitik Adalberts I. rückten seine Verwandte in unsere Gegend ein. Die Linie der Saarbrücker wurden somit Schutzvögte des Klosters Klingenmünster und seiner Besitzungen. Auch das Schlössel kam somit in den Besitz der Grafen von Saarbrücken. Im weiteren Verlauf der Geschichte ging die Schutzherrschaft auf das Kaisergeschlecht der [[Staufer]] über. Es bestand eine enge Verwandtschaft zwischen den Saarbrückern und dem ersten Stauferkönig [[Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] (1138-1152). Das gute Verhältnis zwischen Graf Simon I. von Saarbrücken und dem Staufer Kaiser [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I.]] (Barbarossa) muss eine empfindliche Störung erlitten haben, denn die Burgen des Grafen wurden im Jahre [[1168]] auf Befehl des Kaisers zerstört. Hiervon könnte auch das Schlössel betroffen gewesen sein. |
|||
Als Bauherr kommt der Salierkönig [[Konrad II. (HRR)|Konrad II.]] in Frage. Nach der Berufung von Erzbischof [[Adalbert I. von Saarbrücken|Adalbert I.]] von Mainz zum [[Kanzler (Mittelalter)|Kanzler]] eignete sich dieser in kurzer Zeit [[kaiser]]liche Güter, Kirchengüter und Besitzungen des Reiches an. Durch die Territorialpolitik Adalberts I. rückten seine Verwandten in die Gegend um Klingenmünster ein. Die Linie der Saarbrücker stellte somit [[Vogt|Schutzvögte]] des Klosters Klingenmünster und seiner Besitzungen. Auch das Schlössel kam auf diese Weise in den Besitz der [[Grafschaft Saarbrücken|Grafen von Saarbrücken]]. Im weiteren Verlauf der Geschichte ging die Schutzherrschaft auf das Kaisergeschlecht der [[Staufer]] über. Es bestand eine enge Verwandtschaft zwischen den Saarbrückern und dem ersten Stauferkönig [[Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] Das gute Verhältnis zwischen Graf [[Simon I. (Saarbrücken)|Simon I.]] von Saarbrücken und dem Stauferkaiser [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I.]] (Barbarossa) muss eine empfindliche Störung erlitten haben, denn die Burgen des Grafen wurden im Jahr 1168 auf Befehl des Kaisers zerstört. Hiervon könnte auch das Schlössel betroffen gewesen sein. |
|||
Die Burg geriet danach in Vergessenheit und wurde erst im Jahre [[1890]] wieder entdeckt. |
|||
Die zerstörte Burg geriet noch im Mittelalter in Vergessenheit und die Überreste, ca. 2700 Kubikmeter Steine, überwucherten.<ref>Dieter Barz (Ausgrabungsleiter) in Minute 32–34 von zdfinfo. ZDF 2019. Burgen - Mythos und Wahrheit. Folge 1/4. Feste Mauern. Ein Film von Martin Becker und Sabine Bier. Fachberatung Dr. Joachim Zeune. Eine Produktion von Gruppe 5 Filmproduktion, Köln. Im Auftrag des ZDF. In Zusammenarbeit mit Arte und ZDF Enterprises.</ref> „Aufgetaucht“ ist sie erst wieder 1855, als Steine von der Burg zum Bau des [[Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie|Pfalzklinikums für Psychiatrie und Neurologie]] in Klingenmünster abgetragen wurden. Im Jahr 1890 untersuchte der Altertumsforscher [[Christian Mehlis]] die Burg wissenschaftlich und ließ große Teile der Anlage freilegen. Damals sollen noch Fensterbänke und Säulen vorhanden gewesen sein. Weitere Grabungen führte [[Friedrich Sprater]] 1935 durch und die gesamte Kernburg wurde freigelegt. Seit 1988 finden im Auftrag des [[Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz|Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz]] immer wieder [[Ausgrabung]]en zur Erforschung der Anlage statt.<ref>[[Die Rheinpfalz]], Ihr Wochenende, ''Im Bade bei den Saliern'', 26. November 2011</ref> |
|||
==Beschreibung== |
|||
===Die Vorburg=== |
|||
Auf der Ostseite schließt sich die [[Vorburg]] an. Sie besteht zum größten Teil aus [[Findling]]en, die durch Mörtel zusammengehalten werden. Ein Nord- und ein Südtor konnten gefunden werden. Aus der Gestaltung der Tore schließt man, dass sich darüber Holztürme befanden. Die Ringwallanlagen sind teilweise noch recht gut zu erkennen. Der eigentliche Zugang von Vorburg zum Torturm lässt sich zur Zeit nur erahnen. Nach Abschluss der Grabungen im inneren der Burg sollen die Außenanlagen und der Zugangsweg genauer untersucht werden. |
|||
== |
== Beschreibung == |
||
[[Datei:Schloessel Plan.jpg|mini|hochkant=1.3|Grundriss-Skizze: ''rot'' = Turmburg des 11. Jh.; ''grün'' = frühmittelalterliche Wallburg]] |
|||
An den Torturm schließt sich die [[Ringmauer]] an, die ein unregelmäßiges Vieleck bildet. Der Torturm hat einen Durchgang zum Burghof. Die Außenmaße betragen 6,00m x 7,30m. Die südliche Frontwand besteht aus Quadern, die in einer Bautechnik bearbeitet wurden, die im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts angewandt wurde. |
|||
=== Baubestand im zweiten Drittel des 11. Jahrhunderts === |
|||
Der Torturm besaß zwei zweitürige Flügeltore mit einer Durchgangshöhe von 2,50m. Am Torturm selbst sind Reparaturarbeiten zu erkennen, die auf eine mehrfache Zerstörung hindeuten. Auf der rechten Seite des Eingangs wurde bei einer früheren Ausgrabung (wahrscheinlich 1935) fälschlicherweise ein Türgewand eingesetzt. Dieses ist zwar authentisch, gehört aber natürlich zu einem der Gebäudeeingänge. |
|||
==== Wirtschaftshof ==== |
|||
Durch vier Pfostenlöcher lässt sich ein [[polygon]]ales Gebäude mit einer Länge von rund sieben Metern und einer Breite von 3,5 Metern rekonstruieren, in dessen Inneren zwei Feuerstellen gefunden wurden. Die [[Begleitfund]]e lassen erste Hinweise auf Buntmetall- oder Glasverarbeitung zu. In den Feuerstellen und in der unmittelbaren Umgebung wurden mehrere [[Keramik]]scherben mit gelben, roten und grünen Materialresten gefunden. An der südlichen Feuerstelle konnte eine Scherbe aus grünem durchsichtigem Glas mit Bemalung geborgen werden. Unmittelbar vor dem Gebäude haben sich zum Teil mehrere Steinschichten eines in den Boden eingetieften Ofens mit Arbeitsraum erhalten. Die Steine im Ofen weisen teils starke Abplatzungen durch große Hitze auf. Die Öffnung des Feuerraums liegt ebenerdig. Insgesamt bestehen große Ähnlichkeiten zu dem Backofen vor der Küche im Oberhof, sodass dort vorerst ein Backofen angenommen werden kann. Sollten sich jedoch die ersten Hinweise auf Glasverarbeitung erhärten, ist dort auch eine Nutzung als Kühlofen nicht auszuschließen. |
|||
Außerdem befand sich im Wirtschaftshof ein weiteres Gebäude sowie vier Öfen und Feuerstellen. |
|||
===Burgareal innerhalb der Ringmauer=== |
|||
Die Ringmauer aus Stein entstand kurz nach dem Bau des Wohnturmes. Sie wurde aus kleinen Steinquadern errichtet und hat vermutlich einen Wall aus Sand und Holzpflöcken ersetzt. Im Westen kann man auch erkennen, dass die Ringwallanlagen der älteren Vorburg beim Bau geändert wurden. |
|||
==== Wohnturm mit Vorbau ==== |
|||
Das Burgareal teilt sich in zwei Bereiche. Im Wirtschaftshof standen die Wirtschaftsgebäude der angesiedelten Handwerker. Nach dem Torturm gelang man durch ein weiteres Tor auf der rechten Seite in den Oberhof. Dieser war für die Burgbesitzer und seine Angestellten zugänglich. Der Oberhof wurde vom Torturm und vom Vorbau des Wohnturms aus streng bewacht. |
|||
Im Keller des [[Wohnturm]]s wurden Vorräte an Wein und Wasser gelagert, das unter anderem von der [[Marthaquelle]] herangeschafft und durch eine Öffnung im Wohnturm in den Keller geleitet wurde. Im ersten Stockwerk befand sich die Küche und wahrscheinlich Lagerräume. Die oberen Stockwerke dienten den Besitzern und den Bediensteten als Wohnbereich. |
|||
=== Baubestand im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts === |
|||
===Der Wohnturm=== |
|||
==== Wirtschaftshof ==== |
|||
Der alles beherrschende [[Wohnturm]] der Burg hat einen viereckigen Grundriss von ca. 13 mal 13 Meter und eine Mauerstärke von ca. 2,5 Meter. Er soll in früherer Zeit vier bis fünf Stockwerke besessen haben, von denen heute nur noch das Erdgeschoss und der eigentliche Keller erhalten geblieben sind. Das Erdgeschoss war mit Lichtschlitzen versehen die vermutlich auch als [[Schießscharte]]n dienten. Die Fenster der oberen Stockwerke waren mit [[Arkade]]nfenstern ausgestattet, wie Ausgrabungen ergaben. Den Abschluss soll eine Wehrplattform gebildet haben, die vermutlich mit einem schnell abnehmbaren Spitzdach abgedeckt war. |
|||
Im Wirtschaftshof wurden Überreste dreier Gebäude gefunden, von denen eines als [[Badehaus]] diente. Im mittleren konnten darüber hinaus Spuren einer Schmiede festgestellt werden. |
|||
Dieses stand direkt am [[Torturm]]. Die Feuerstelle in der südwestlichen Ecke des Gebäudes war nicht nur deutlich größer als bisher bekannt, sondern es handelt sich hierbei offenbar um einen offenen Kamin mit einer Breite von rund 1,50 Metern. Die nördliche [[Wange]] aus Stein mit einer Höhe von etwa 1,10 Metern wurde bereits am Anfang der Grabungen in diesem Bereich abgetragen. Von der südlichen Wange hat sich lediglich der Stumpf erhalten, der teils starke Abplatzungen aufweist. Unmittelbar neben dem Kamin wurde im Verlauf des [[Fundament]]s ein verkohltes Brett mit einer Länge von einem Meter und einer Breite von 0,20 Meter gefunden. Dabei dürfte es sich um eine Türschwelle handeln. |
|||
Im Norden des Wohnturms liegt ein Anbau. Dieser hatte einen Grundriss von ca. 4 mal 4 Meter und diente als [[Toilette|Abortschacht]], der von den jeweiligen Stockwerken erreicht werden konnte. Ein zweiter Anbau im Osten diente sehr wahrscheinlich dem Schutz des höher gelegenen Eingangs (vermutlich im 2. Geschoss gelegen). Der Eingang zu diesem Vorbau liegt in einer Höhe von ca. 1,50m. Davor liegt ein Podest, welches früher nur durch eine Rampe erreichbar war. Die Rampe verlief an der Mauer entlang, so dass ein Anrennen mit einem Rammbock an das Tor des Vorbaus unmöglich war. |
|||
Das Kernstück des Gebäudes bildet jedoch eine aufwendige Heizungsanlage, die weitgehend unter dem [[Laufhorizont]] des Gebäudes liegt. Sie wurde durch eine Steintreppe zwischen dem Gebäude und der [[Ringmauer]] erschlossen. Der Heizungsraum besaß ein [[Tonnengewölbe]] mit einer Scheitelhöhe von 1,80 Metern und war nach außen mit einer wohl zweiflügligen Tür verschlossen. |
|||
==Nutzung der Bereiche im Laufe der Geschichte== |
|||
===Bauphase (um 1030)=== |
|||
Im Westen des Wirtschafshofes liegt eine Fläche von rund 35m², auf welcher sich teilweise zwei feste Mörtelschichten erhalten haben. Hier dürfte der „Mörtelplatz“ gelegen haben, an welchem der Mörtel für die Bauarbeiten gemischt wurde. In diese Zeit kann auch der Fund zweier Gebäudereste, Feuerstellen und ein Erzofen datiert werden. |
|||
Der Ofen bestand aus zwei Teilen: Unter einem Heißluftraum lag der Feuer- oder Schürraum, dessen rundbogige Schüröffnung 20 cm über dem Boden des Heizungsraums liegt und keinen Verschleiß aufweist. Der Heißluftraum ragte in den darüber liegenden Raum hinein und besaß oben offenbar eine runde Öffnung, die mit einem Stein verschlossen war und der Wärmeregulierung diente. Von dem Heißluftraum geht rechtwinklig ein Kanal ab, der etwa in der Längsachse des Gebäudes verläuft und mit Steinplatten bedeckt war. Für ein [[Sauna|Dampfbad]] wurden die heißen Platten des Kanals mit Wasser übergossen. Die Konstruktion des Ofens ist für ein reines Dampfbad untypisch. Es ist somit sehr wahrscheinlich, dass es auch normale Bäder in Holzbehältern gab. |
|||
===Erste Nutzungsphase (Zweites Drittel 11. Jahrhundert)=== |
|||
====Wirtschaftshof==== |
|||
Vier Pfostenlöcher lassen sich zu einem polygonalen Gebäude mit einer Länge von rund 7m und einer Breite von 3,5m rekonstruieren. Innerhalb des Gebäudes wurden zwei Feuerstellen angetroffen. Die Begleitfunde lassen möglicherweise erste Hinweise auf Buntmetall- oder Glasverarbeitung zu. In den Feuerstellen bzw. in der unmittelbaren Umgebung wurden mehrere Keramikscherben mit gelben, roten und grünen Materialresten geborgen. An der sydlichen Feuerstelle konnte eine Scherbe aus grünem durchsichtigem Glas mit Bemalung geborgen werden. Man kann davon ausgehen, dass in dem Gebäude zumindest zeitweise spezielle handwerkliche Tätigkeiten ausgeführt wurden. Unmittelbar vor dem Gebäude haben sich zum Teil mehrere Steinschichten eines in den Boden eingetieften Ofens mit Arbeitsraum erhalten. Die Seitenmauern des Arbeitsraums wurden mit Mörtel aufgeführt, während im Ofen selbst Lehm als Bindemittel diente. Die Steine im Ofen weisen teils starke Abplatzungen durch große Hitzeauf. Die Öffnung des Feuerraums liegt ebenerdig. Insgesamt bestehen große Ähnlichekeiten zu dem Backofen aus der zweiten Phase vor der Küche im Oberhof, sodass wir hier vorerst einen Backofen annehmen können. Sollte sich jedoch die ersten Hinweise auf Glasverarbeitung erhärten, ist hier auch eine Nutzung als Kühlofen nicht auszuschließen. |
|||
Außerdem befand sich im Wirtschaftshof ein weiteres Gebäude sowie zahlreiche Öfen (vier Stück) und Feuerstellen. |
|||
==== |
==== Oberhof ==== |
||
Im Oberhof stand neben dem Wohnturm ein größeres Gebäude mit einem außen gelegenen Backofen, das die Küche beherbergte. Durch die Auslagerung dieses Raumes war im Wohnturm mehr Platz geschaffen worden. Eine Maueröffnung zum Torturm diente als Abfluss. Im Vorbau zum Wohnturm wurden zeitweise Tiere gehalten. |
|||
Im Keller des Wohnturm wurden Wasservorräte und Wein gelagert. Die Wasservorräte wurden jeden Tag durch sogenannte Wasserträger aufgefüllt. Das Wasser wurde unter anderem von der „Marthaquelle“ herangeschafft und durch eine Öffnung im Wohnturm in den Keller geleitet. Im ersten Stockwerk befand sich die Küche und wahrscheinlich Lagerräume. Die oberen Stockwerken dienten den Besitzern und den Bediensteten als Wohnbereich. |
|||
=== Baubestand zu Anfang des 12. Jahrhunderts === |
|||
===Zweite Nutzungsphase (Letztes Drittel 11. Jahrhundert)=== |
|||
Einige Grabungsfunde konnten nicht in das 11. Jahrhundert datiert werden, weshalb es weitere Umbau- und Nutzungsphasen zu Beginn des 12. Jahrhunderts gegeben haben muss. Jedoch sind dazu noch keine detaillierten Informationen bekannt. |
|||
Vermutlich wurde die Burg nach einer Zerstörung in geänderter Art wieder aufgebaut. |
|||
=== |
=== Heutiger Baubestand === |
||
==== Die „Vorburg“ ==== |
|||
Im Wirtschaftshof sind drei Gebäude mit geänderten Grundrissen und Funktionen nachweisbar. |
|||
Auf der Ostseite schließt sich die länglich ovale „[[Vorburg]]“ an, eine [[Karolinger|karolingische]] Fliehburg, die teilweise von der späteren [[Turmburg]] überdeckt ist. Ob die [[frühmittelalter]]liche Anlage im 11. Jahrhundert überhaupt noch als Vorburg genutzt wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ihr Wall, der heute als [[Trockenmauerwerk|Trockenmauer]] erscheint, besteht zum größten Teil aus [[Findling]]en, die ursprünglich vielleicht durch [[Mörtel]] zusammengehalten wurden. Auf der Nord- und Südseite konnten Toranlagen gefunden werden. Aus der Gestaltung der Tore schließt man, dass sich darüber Holztürme befanden. Die Ringwallanlagen sind teilweise noch recht gut zu erkennen. Der eigentliche Zugang von der Vorburg zum [[Torturm]] lässt sich zurzeit nur erahnen. Nach Abschluss der derzeitigen Ausgrabungen im Inneren der Burg sollen die Außenanlagen und der Zugangsweg genauer untersucht werden. |
|||
==== |
==== Die Turmburg ==== |
||
;Der Torturm |
|||
Direkt am Torturm entstand ein [[Badehaus]]. Die Feuerstelle in der südwestlichen Ecke des Gebäudes war nicht nur deutlich größer als bisher bekannt, sondern es handelt sich hierbei offenbar um einen offenen Kamin mit einer Breite von rund 1,50m. Die nördliche Wange aus Stein mit einer Höhe von etwa 1,10m wurde bereits am Anfang der Grabungen in diesem Bereich abgetragen. Von der südlichen Wange hat sich lediglich der Stumpf erhalten. Dieser wies teils starke Abplatzungen auf. In der unmittelbaren Umgebung des Kamins konnten zahlreiche Fragmente von verbrannten Knochen geborgen werden. Unmittelbar neben dem Kamin hatte sich im Verlauf des Fundaments ein verkohltes Brett mit einer Länge von 1m und einer Breite von 0,20m erhalten. Hierbei dürfte es sich um eine Schwelle von einer Tür handeln. |
|||
Der Torturm hat einen Durchgang zum Burghof. Seine Außenmaße betragen 6,00 mal 7,30 Meter. Die großen Quader der südlichen Frontwand wurden in einer Bautechnik bearbeitet, die im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts angewandt wurde und sollten offenbar repräsentative Wirkung erzielen. |
|||
Das Kernstück des Gebäudes bildet jedoch eine aufwendige Heizungsanlage, die weitgehend unter dem Laufhorizont des Gebäudes liegt. Diese Anlage wurde durch eine Steintreppe zwischen dem Gebäude und der Ringmauer erschlossen. Als Bindemittel für die Treppe und die gesamte Heizungsanlage diente nicht Mörtel, sondern Lehm, der in den Fugen eine braune bis rotbraune Farbe besitzt. Dies ist wohl auf eine starke Hitzeeinwirkung zurückzuführen. Die Rückseiten der einschaligen Mauern waren gegenüber dem Untergrund mit Lehm abgedichtet, der hier einen orangenen Farbton aufweist. |
|||
Der Arbeitsraum besaß ein Tonnengewölbe und war nach außen mit einer Tür verschlossen. Die Schwelle des Türrahmens zeichnete sich schön im gelben Sand ab. Aufgrund des Einschnitts in der Treppe können wir hier wohl von einer zweiflügligen Tür ausgehen, die nach außen geöffnet wurde. Die Höhe des Arbeitsraumes im Scheitel des Tonnengewölbes kann mit 1,80m rekonstruiert werden. Der obere Abschluss des Gewölbes dürfte etwa 40cm in den Raum darüber geragt haben. |
|||
Der Ofen bestand aus zwei Teilen. Unten lag der Feuer- oder Schürraum und oben ein Heissluftraum. Die Schüröffnung des Feuerraums liegt 20cm über dem Boden des Arbeitsraums und besitzt oben einen Rundbogen. Diese Öffnung besitzt keinerlei Verschleiß. Die Sohle des Feuerraums bestand aus braunem Lehm. Der gelbe Sand darunter war durch die Hitze rötlich verfärbt. Trotz starker Abplatzungen lässt sich noch erkennen, dass der Feuerraums sich nach oben konisch verjüngte. Zwischen Feuerraum und Heissluftraum muss es einen Abschluss gegeben haben. |
|||
Der Heissluftraum ragte in den darüber liegenden Raum hinein und besaß offenbar oben eine runde Öffnung. Diese war mit einem Stein verschlossen und diente der Wärmeregulierung. Von dem Heissluftraum geht rechtwinklig ein Kanal ab. Er verläuft etwa in der Längsachse des Gebäudes und war mit Steinplatten bedeckt. Für ein Dampfbad wurden die heißen Platten des Kanals mit Wasser übergossen. |
|||
Die Konstruktion des Ofens ist für ein reines Dampfbad untypisch. Es ist somit sehr wahrscheinlich, dass es auch normale Bäder in Holzbehältern gab. Darauf deuten auch die Knochenfunde hin, da zu dieser Zeit beim Baden auch gerne gegessen wurde. |
|||
Der Torturm besaß zwei zweitürige Flügeltore mit einer Durchgangshöhe von 2,50 Meter. An ihm sind Reparaturarbeiten zu erkennen, die auf eine mehrfache Zerstörung hindeuten. Auf der rechten Seite des Eingangs wurde bei einer früheren Ausgrabung (wahrscheinlich 1935) fälschlicherweise ein Türgewand eingesetzt. Dieses ist zwar authentisch, gehört aber zu einem der Gebäudeeingänge. |
|||
====Die weiteren Gebäude==== |
|||
Neben dem Badehaus konnten noch Überreste von weiteren Gebäuden gefunden werden. In dem mittleren Gebäude konnten Spuren einer Schmiede festgestellt werden. |
|||
;Burgareal innerhalb der Ringmauer |
|||
====Oberhof==== |
|||
An den Torturm schließt sich die [[Ringmauer]] aus kleinen Steinquadern an, die ein unregelmäßiges Vieleck bildet. Sie entstand kurz nach dem Bau des [[Wohnturm]]es und hat wohl einen Wall aus Sand und Holzpflöcken ersetzt. |
|||
Im Oberhof wurde nun ein größeres Gebäude mit einem außen gelegenen Backofen errichtet. Dieses Gebäude nahm nun auch die Küche auf. Eine Maueröffnung zum Torturm diente als Abfluss. |
|||
Das Burgareal teilt sich in zwei Bereiche. Im südöstlichen Wirtschaftshof standen die Wirtschaftsgebäude der angesiedelten Handwerker. Nach dem Torturm gelangte man durch ein weiteres Tor auf der rechten Seite in den Oberhof. Dieser war für die Burgbesitzer und seine Angestellten zugänglich. Der Oberhof wurde vom Torturm und vom Vorbau des Wohnturms aus kontrolliert. |
|||
====Wohnturm==== |
|||
Durch die Auslagerung der Küche konnte hier mehr Platz geschaffen werden. Im Vorbau zum Wohnturm wurden zeitweise Tiere gehalten. |
|||
Im westlichen Bereich des Wirtschaftshofes befindet sich eine Fläche von rund 35 m², auf der sich teilweise zwei feste Mörtelschichten erhalten haben. Hier dürfte der „Mörtelplatz“ gelegen haben, auf dem der Mörtel für die Bauarbeiten an der Anlage gemischt wurde. |
|||
===Dritte Nutzungsphase (Anfang 12. Jahrhundert)=== |
|||
Während der Ausgrabung konnten einige Funde nicht in das 11. Jahrhundert dadiert werden. Aus diesem Grund muss es weitere Umbau- und Nutzungsphasen zu Beginn des 12. Jahrhunderts gegeben haben. Weitere Details dazu sind allerdings noch nicht bekannt. |
|||
;Der Wohnturm |
|||
Die Baugestalt des massigen Wohnturms, der im Westen auf etwa 6 m Höhe erhalten ist, lässt sich aufgrund des Volumens der verbliebenen Schuttmenge (ca. 2500 m³) sowie einzelner Baufragmente rekonstruieren. Demnach ist oberhalb von Keller und Erdgeschoss von vier weiteren Stockwerken auszugehen, die ihren Abschluss in einer pyramidenförmigen Dachkonstruktion aus Eifelschiefer fanden. Auf dieser Basis lässt sich die Gesamtfläche abschätzen: Bei einem quadratischen Grundriss von 13,3 mal 13,3 m und einer Mauerstärke von ca. 2,5 m auf Bodenhöhe und 2,4 m im ersten Obergeschoss lassen sich 320–380 m² Nutzfläche annehmen. Die Mauerschalen des Turmes sind in Buntsandstein ausgeführt, an der Südseite sorgen drei schmale Mauerschlitze für Beleuchtung. Erhalten sind auch drei vollständige Fenstersäulen und mehrere Würfelkapitelle sowie eine Fensterbank mit eingeritztem Mühlespielplan. Farbige Putzfragmente und Reste von Glasfenstern lassen auf eine repräsentative Ausgestaltung der Räumlichkeiten schließen. Ein buntes Fenster in den Maßen 40 mal 16 cm sowie Marmorplatten mit dem Bild eines Lammes Gottes weisen auf das Vorhandensein einer integrierten Kapelle oder Gebetsnische hin. |
|||
Bei dem Wohnturm kann man bei vier Stockwerken von einer Wohnfläche von ca. 280m² ausgehen. Legt man sogar die wahrscheinlichere Zahl von fünf Stockwerken zugrunde, so gelangt man zu einer Fläche von sogar 350m². |
|||
Die Anzahl der Personen, welche auf der Burg lebten, kann man nur schätzen. Ihre Zahl könnte zwischen 40 – 50 Personen liegen. |
|||
Flankiert wird der Wohnturm von zwei weiteren Baukörpern: Im Norden von einem schachtartigen Anbau mit einem Grundriss von 4 mal 3,5 m. Vermutet wird hier ein [[Aborterker|Abortschacht]]. Im Osten lehnt sich ein zeitgleich errichteter Vorbau von 13,3 mal 5,60 m an. Er diente sehr wahrscheinlich dem Schutz des vermutlich im zweiten Geschoss gelegenen [[Hocheingang]]s. Der Eingang des Vorbaus liegt in einer Höhe von etwa 1,50 Metern. Davor liegt ein Podest, das früher nur durch eine Rampe erreichbar war. Sie verlief an der Mauer entlang, sodass der Einsatz eines [[Rammbock]]s an der Tür des Vorbaus unmöglich war. |
|||
Nach den Mahlzeiten wurden die Essensreste über den Abortschacht entsorgt. Dieser wurde von Zeit zu Zeit entleert und mit den Fäkalien der Tiere vermischt. Diese Mischung diente wohl als Dünger für die Bewirtschaftung der Felder. Zu diesem Zeitpunkt wurde bereits die drei Felderwirtschaft durchgeführt, welche ohne eine Düngung der Felder nicht möglich ist. |
|||
{{Siehe auch|Liste deutscher Turmhügelburgen}} |
|||
<gallery> |
|||
2024 Waldschlössel Eingang.jpg|Eingang zur Turmburg |
|||
2024 Waldschlössel Torhaus.jpg|Torhaus |
|||
2024 Waldschlössel Wohnturm.jpg|Wohnturm |
|||
2024 Waldschlössel Wohnturm Innen.jpg|Wohnturm, Innenansicht |
|||
2024 Waldschlössel Abortschacht.jpg|Vermuteter Abortschacht |
|||
</gallery> |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
* Dieter Barz: ''Ausgrabungen in der salierzeitlichen Burg „Schlössel“ bei Klingenmünster, Kreis Südliche Weinstraße''. In: [[Helmut Bernhard]] (Hrsg.): ''Archäologie in der Pfalz. Jahresbericht 2000''. Leidorf, Rahden/Westfalen 2001, {{ISSN|1617-3414}}, S. 133–138. |
|||
* "Archäologie in der Pfalz" Jahresbericht 2000, Speyer, [[2000]] |
|||
* Dieter Barz: ''Das „Schlössel“ bei Klingenmünster. Erkenntnisse zum Alltag auf einer salierzeitlichen Burg''. In: Christine Müller (Red.): ''Burg und Stadt''. München [u. a.] 2008, ISBN 978-3-422-06845-2 (''Forschungen zu Burgen und Schlössern''. Band 11), S. 217–226.<!-- nicht eingesehen --> |
|||
* Alexander Thon (Hrsg.): „... wie eine gebannte, unnahbare Zauberburg“. Burgen in der Südpfalz, 2., verbesserte Aufl. Regensburg 2005, S. 138-141. ISBN 3795415705 |
|||
* Dieter Barz: ''Die Burgruine "Schlössel" bei Klingenmünster'', in: Laura Heeg (Hrsg.): ''Die Salier. Macht im Wandel.'' Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz Speyer, Bd. 2: Katalog. München 2011, S. 304–305 mit anschließenden Katalognummern 282–368. |
|||
* Dieter Barz: ''Ein „Badehaus“ mit Heizungsanlage auf der Burgruine Schlössel bei Klingenmünster''. In: ''Mittelalter. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins''. Nr. 4, 2001, {{ISSN|1420-6994}}, S. 95–102.<!-- nicht eingesehen --> |
|||
* Dieter Barz: ''Forschungsprojekt „Salierzeitliche Burg Schlössel bei Klingenmünster“, Kreis Südliche Weinstraße.'' In: Helmut Bernhard (Hrsg.): ''Archäologie in der Pfalz. Jahresbericht 2000''. Leidorf, Rahden/Westfalen 2001, {{ISSN|1617-3414}}, S. 184–188. |
|||
* [[Jürgen Keddigkeit]] (Hrsg.): ''Pfälzisches Burgenlexikon''. Band 4, Teil 1. Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2007, ISBN 978-3-927754-56-0 (''Beiträge zur pfälzischen Geschichte''. Band 12,4,1), S. 449–461.<!--nicht eingesehen--> |
|||
* [[Alexander Thon]] (Hrsg.): ''„... wie eine gebannte, unnahbare Zauberburg“. Burgen in der Südpfalz''. 2. Auflage. Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1570-5, S. 138–141. |
|||
== Weblinks == |
|||
{{Commonscat|Schlössel (Klingenmünster)|audio=0|video=0}} |
|||
* {{Ebidat|114|Schlössel}} |
|||
* {{Webarchiv |url=http://www.klingenmuenster.org/die_drei_burgen.htm |text=Informationen zum Waldschlössel auf klingenmuenster.org |wayback=20111006041134 }} |
|||
* [http://www.burgenparadies.de/burg-schloessel.html Bilder vom Schlössel auf Burgenparadies.de] |
|||
* Umfassende Aufbereitung u. a. mit einer Bildergalerie und 3D-Rekonstruktionen auf pfälzer-burgen.de {{Internetquelle |url=https://burgen-pfalz.com/burgenkatalog/schloessel/ |titel=Burg Schlössel |abruf=2020-08-09 |abruf-verborgen=1 }} |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
{{Normdaten|TYP=g|GND=7526047-5|VIAF=240570286}} |
|||
{{SORTIERUNG:Waldschlossel}} |
|||
[[Kategorie:Südpfalz]] |
|||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Bauwerk in Klingenmünster]] |
||
[[Kategorie:Wallburg in Rheinland-Pfalz]] |
|||
{{Koordinate Artikel|49_9_1.78_N_8_0_24.56_E_type:landmark_region:DE-RP|49° 9′ 1" n. Br., 8° 0′ 24" ö. L.}} |
|||
[[Kategorie:Burgruine in Rheinland-Pfalz]] |
|||
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Klingenmünster]] |
|||
[[Kategorie:Nach der Haager Konvention geschütztes Kulturgut in Rheinland-Pfalz]] |
|||
[[Kategorie:Motte]] |
|||
[[Kategorie:Denkmalzone (Rheinland-Pfalz)]] |
|||
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz im Landkreis Südliche Weinstraße]] |
|||
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Europa]] |
|||
[[Kategorie:Burg im Landkreis Südliche Weinstraße]] |
|||
[[Kategorie:Burg in Europa]] |
Aktuelle Version vom 6. Mai 2024, 21:15 Uhr
Waldschlössel | ||
---|---|---|
![]() Die Ruine des Waldschlössels | ||
Alternativname(n) | Schlössel, Burgruine Walastede | |
Staat | Deutschland | |
Ort | Klingenmünster | |
Entstehungszeit | um 1030 | |
Burgentyp | Höhenburg, Motte | |
Erhaltungszustand | Ruine | |
Bauweise | Fachwerk, Stein | |
Geographische Lage | 49° 9′ N, 8° 0′ O | |
Höhenlage | 350 m ü. NHN | |
|
Das Waldschlössel auf dem Treutelsberg bei Klingenmünster in Rheinland-Pfalz ist eine der ältesten Burganlagen der Pfalz, bei der man von einer wirklichen Turmhügelburg (Motte) und nicht von einer Fliehfeste sprechen kann. Der ursprüngliche Name der Anlage, die seit Juli 2000 unter dem Schutz der UNESCO steht,[1] ist unbekannt, oft wird sie auch nur als Schlössel bezeichnet. Es ist nicht mit Sicherheit zu klären, ob sie mit der in einer Urkunde genannten villa walahstede identisch ist. Bisher sind keine schriftlichen Aufzeichnungen zur Entstehung der Burg, ihrer Funktion und ihren Bewohnern bekannt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Waldschlössel ist eine urkundlich nicht überlieferte Burg, deren ursprünglicher Name unbekannt ist. Die Bezeichnung Waldschlössel oder Schlössel erhielt die Anlage erst nach ihrer Zerstörung. Alle Angaben sind daher ausschließlich auf archäologische Befunde stützbar.
Spätkarolingische Fliehburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Höhenburg entstand in zwei weit auseinanderliegenden Bauphasen. Die als Vorburg bezeichnete Anlage des größeren Ringwalls, der die spätere Burg umspannt, ist in der Zeit zwischen 880 und 920 entstanden. Sie gehört zu einer Reihe von ähnlichen Fliehburgen in der Pfalz, die zum Schutz gegen die Normanneneinfälle errichtet wurden. Sie liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Heidenschuh. Weitere Anlagen waren die Heidenlöcher, Burg Schlosseck und die Heidenburg bei Gimmeldingen.
Salierzeitliche Turmhügelburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um 1030 wurde die eigentliche Burg erbaut. Sie stammt somit aus der Salierzeit und war eine Turmhügelburg. Aus jener Zeit sind der sogenannte „Mörtelplatz“ und zwei Gebäudereste erhalten. Daneben können Feuerstellen und ein Erzofen in diese Phase datiert werden.
Das zweite Drittel des 11. Jahrhunderts wird als die erste Nutzungsperiode der Burg angenommen. Vermutlich nach einer Zerstörung wurde sie im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts wieder aufgebaut, wobei zahlreiche Änderungen an der Bausubstanz durchgeführt wurden. Die dritte Nutzungsperiode liegt zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Auch hier dürfte eine erneute Zerstörung der Burg den Anlass zum Umbau gegeben haben.
Als Bauherr kommt der Salierkönig Konrad II. in Frage. Nach der Berufung von Erzbischof Adalbert I. von Mainz zum Kanzler eignete sich dieser in kurzer Zeit kaiserliche Güter, Kirchengüter und Besitzungen des Reiches an. Durch die Territorialpolitik Adalberts I. rückten seine Verwandten in die Gegend um Klingenmünster ein. Die Linie der Saarbrücker stellte somit Schutzvögte des Klosters Klingenmünster und seiner Besitzungen. Auch das Schlössel kam auf diese Weise in den Besitz der Grafen von Saarbrücken. Im weiteren Verlauf der Geschichte ging die Schutzherrschaft auf das Kaisergeschlecht der Staufer über. Es bestand eine enge Verwandtschaft zwischen den Saarbrückern und dem ersten Stauferkönig Konrad III. Das gute Verhältnis zwischen Graf Simon I. von Saarbrücken und dem Stauferkaiser Friedrich I. (Barbarossa) muss eine empfindliche Störung erlitten haben, denn die Burgen des Grafen wurden im Jahr 1168 auf Befehl des Kaisers zerstört. Hiervon könnte auch das Schlössel betroffen gewesen sein.
Die zerstörte Burg geriet noch im Mittelalter in Vergessenheit und die Überreste, ca. 2700 Kubikmeter Steine, überwucherten.[2] „Aufgetaucht“ ist sie erst wieder 1855, als Steine von der Burg zum Bau des Pfalzklinikums für Psychiatrie und Neurologie in Klingenmünster abgetragen wurden. Im Jahr 1890 untersuchte der Altertumsforscher Christian Mehlis die Burg wissenschaftlich und ließ große Teile der Anlage freilegen. Damals sollen noch Fensterbänke und Säulen vorhanden gewesen sein. Weitere Grabungen führte Friedrich Sprater 1935 durch und die gesamte Kernburg wurde freigelegt. Seit 1988 finden im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz immer wieder Ausgrabungen zur Erforschung der Anlage statt.[3]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Baubestand im zweiten Drittel des 11. Jahrhunderts
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wirtschaftshof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch vier Pfostenlöcher lässt sich ein polygonales Gebäude mit einer Länge von rund sieben Metern und einer Breite von 3,5 Metern rekonstruieren, in dessen Inneren zwei Feuerstellen gefunden wurden. Die Begleitfunde lassen erste Hinweise auf Buntmetall- oder Glasverarbeitung zu. In den Feuerstellen und in der unmittelbaren Umgebung wurden mehrere Keramikscherben mit gelben, roten und grünen Materialresten gefunden. An der südlichen Feuerstelle konnte eine Scherbe aus grünem durchsichtigem Glas mit Bemalung geborgen werden. Unmittelbar vor dem Gebäude haben sich zum Teil mehrere Steinschichten eines in den Boden eingetieften Ofens mit Arbeitsraum erhalten. Die Steine im Ofen weisen teils starke Abplatzungen durch große Hitze auf. Die Öffnung des Feuerraums liegt ebenerdig. Insgesamt bestehen große Ähnlichkeiten zu dem Backofen vor der Küche im Oberhof, sodass dort vorerst ein Backofen angenommen werden kann. Sollten sich jedoch die ersten Hinweise auf Glasverarbeitung erhärten, ist dort auch eine Nutzung als Kühlofen nicht auszuschließen.
Außerdem befand sich im Wirtschaftshof ein weiteres Gebäude sowie vier Öfen und Feuerstellen.
Wohnturm mit Vorbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Keller des Wohnturms wurden Vorräte an Wein und Wasser gelagert, das unter anderem von der Marthaquelle herangeschafft und durch eine Öffnung im Wohnturm in den Keller geleitet wurde. Im ersten Stockwerk befand sich die Küche und wahrscheinlich Lagerräume. Die oberen Stockwerke dienten den Besitzern und den Bediensteten als Wohnbereich.
Baubestand im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wirtschaftshof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Wirtschaftshof wurden Überreste dreier Gebäude gefunden, von denen eines als Badehaus diente. Im mittleren konnten darüber hinaus Spuren einer Schmiede festgestellt werden.
Dieses stand direkt am Torturm. Die Feuerstelle in der südwestlichen Ecke des Gebäudes war nicht nur deutlich größer als bisher bekannt, sondern es handelt sich hierbei offenbar um einen offenen Kamin mit einer Breite von rund 1,50 Metern. Die nördliche Wange aus Stein mit einer Höhe von etwa 1,10 Metern wurde bereits am Anfang der Grabungen in diesem Bereich abgetragen. Von der südlichen Wange hat sich lediglich der Stumpf erhalten, der teils starke Abplatzungen aufweist. Unmittelbar neben dem Kamin wurde im Verlauf des Fundaments ein verkohltes Brett mit einer Länge von einem Meter und einer Breite von 0,20 Meter gefunden. Dabei dürfte es sich um eine Türschwelle handeln.
Das Kernstück des Gebäudes bildet jedoch eine aufwendige Heizungsanlage, die weitgehend unter dem Laufhorizont des Gebäudes liegt. Sie wurde durch eine Steintreppe zwischen dem Gebäude und der Ringmauer erschlossen. Der Heizungsraum besaß ein Tonnengewölbe mit einer Scheitelhöhe von 1,80 Metern und war nach außen mit einer wohl zweiflügligen Tür verschlossen.
Der Ofen bestand aus zwei Teilen: Unter einem Heißluftraum lag der Feuer- oder Schürraum, dessen rundbogige Schüröffnung 20 cm über dem Boden des Heizungsraums liegt und keinen Verschleiß aufweist. Der Heißluftraum ragte in den darüber liegenden Raum hinein und besaß oben offenbar eine runde Öffnung, die mit einem Stein verschlossen war und der Wärmeregulierung diente. Von dem Heißluftraum geht rechtwinklig ein Kanal ab, der etwa in der Längsachse des Gebäudes verläuft und mit Steinplatten bedeckt war. Für ein Dampfbad wurden die heißen Platten des Kanals mit Wasser übergossen. Die Konstruktion des Ofens ist für ein reines Dampfbad untypisch. Es ist somit sehr wahrscheinlich, dass es auch normale Bäder in Holzbehältern gab.
Oberhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Oberhof stand neben dem Wohnturm ein größeres Gebäude mit einem außen gelegenen Backofen, das die Küche beherbergte. Durch die Auslagerung dieses Raumes war im Wohnturm mehr Platz geschaffen worden. Eine Maueröffnung zum Torturm diente als Abfluss. Im Vorbau zum Wohnturm wurden zeitweise Tiere gehalten.
Baubestand zu Anfang des 12. Jahrhunderts
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Grabungsfunde konnten nicht in das 11. Jahrhundert datiert werden, weshalb es weitere Umbau- und Nutzungsphasen zu Beginn des 12. Jahrhunderts gegeben haben muss. Jedoch sind dazu noch keine detaillierten Informationen bekannt.
Heutiger Baubestand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die „Vorburg“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der Ostseite schließt sich die länglich ovale „Vorburg“ an, eine karolingische Fliehburg, die teilweise von der späteren Turmburg überdeckt ist. Ob die frühmittelalterliche Anlage im 11. Jahrhundert überhaupt noch als Vorburg genutzt wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ihr Wall, der heute als Trockenmauer erscheint, besteht zum größten Teil aus Findlingen, die ursprünglich vielleicht durch Mörtel zusammengehalten wurden. Auf der Nord- und Südseite konnten Toranlagen gefunden werden. Aus der Gestaltung der Tore schließt man, dass sich darüber Holztürme befanden. Die Ringwallanlagen sind teilweise noch recht gut zu erkennen. Der eigentliche Zugang von der Vorburg zum Torturm lässt sich zurzeit nur erahnen. Nach Abschluss der derzeitigen Ausgrabungen im Inneren der Burg sollen die Außenanlagen und der Zugangsweg genauer untersucht werden.
Die Turmburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Torturm
Der Torturm hat einen Durchgang zum Burghof. Seine Außenmaße betragen 6,00 mal 7,30 Meter. Die großen Quader der südlichen Frontwand wurden in einer Bautechnik bearbeitet, die im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts angewandt wurde und sollten offenbar repräsentative Wirkung erzielen.
Der Torturm besaß zwei zweitürige Flügeltore mit einer Durchgangshöhe von 2,50 Meter. An ihm sind Reparaturarbeiten zu erkennen, die auf eine mehrfache Zerstörung hindeuten. Auf der rechten Seite des Eingangs wurde bei einer früheren Ausgrabung (wahrscheinlich 1935) fälschlicherweise ein Türgewand eingesetzt. Dieses ist zwar authentisch, gehört aber zu einem der Gebäudeeingänge.
- Burgareal innerhalb der Ringmauer
An den Torturm schließt sich die Ringmauer aus kleinen Steinquadern an, die ein unregelmäßiges Vieleck bildet. Sie entstand kurz nach dem Bau des Wohnturmes und hat wohl einen Wall aus Sand und Holzpflöcken ersetzt.
Das Burgareal teilt sich in zwei Bereiche. Im südöstlichen Wirtschaftshof standen die Wirtschaftsgebäude der angesiedelten Handwerker. Nach dem Torturm gelangte man durch ein weiteres Tor auf der rechten Seite in den Oberhof. Dieser war für die Burgbesitzer und seine Angestellten zugänglich. Der Oberhof wurde vom Torturm und vom Vorbau des Wohnturms aus kontrolliert.
Im westlichen Bereich des Wirtschaftshofes befindet sich eine Fläche von rund 35 m², auf der sich teilweise zwei feste Mörtelschichten erhalten haben. Hier dürfte der „Mörtelplatz“ gelegen haben, auf dem der Mörtel für die Bauarbeiten an der Anlage gemischt wurde.
- Der Wohnturm
Die Baugestalt des massigen Wohnturms, der im Westen auf etwa 6 m Höhe erhalten ist, lässt sich aufgrund des Volumens der verbliebenen Schuttmenge (ca. 2500 m³) sowie einzelner Baufragmente rekonstruieren. Demnach ist oberhalb von Keller und Erdgeschoss von vier weiteren Stockwerken auszugehen, die ihren Abschluss in einer pyramidenförmigen Dachkonstruktion aus Eifelschiefer fanden. Auf dieser Basis lässt sich die Gesamtfläche abschätzen: Bei einem quadratischen Grundriss von 13,3 mal 13,3 m und einer Mauerstärke von ca. 2,5 m auf Bodenhöhe und 2,4 m im ersten Obergeschoss lassen sich 320–380 m² Nutzfläche annehmen. Die Mauerschalen des Turmes sind in Buntsandstein ausgeführt, an der Südseite sorgen drei schmale Mauerschlitze für Beleuchtung. Erhalten sind auch drei vollständige Fenstersäulen und mehrere Würfelkapitelle sowie eine Fensterbank mit eingeritztem Mühlespielplan. Farbige Putzfragmente und Reste von Glasfenstern lassen auf eine repräsentative Ausgestaltung der Räumlichkeiten schließen. Ein buntes Fenster in den Maßen 40 mal 16 cm sowie Marmorplatten mit dem Bild eines Lammes Gottes weisen auf das Vorhandensein einer integrierten Kapelle oder Gebetsnische hin.
Flankiert wird der Wohnturm von zwei weiteren Baukörpern: Im Norden von einem schachtartigen Anbau mit einem Grundriss von 4 mal 3,5 m. Vermutet wird hier ein Abortschacht. Im Osten lehnt sich ein zeitgleich errichteter Vorbau von 13,3 mal 5,60 m an. Er diente sehr wahrscheinlich dem Schutz des vermutlich im zweiten Geschoss gelegenen Hocheingangs. Der Eingang des Vorbaus liegt in einer Höhe von etwa 1,50 Metern. Davor liegt ein Podest, das früher nur durch eine Rampe erreichbar war. Sie verlief an der Mauer entlang, sodass der Einsatz eines Rammbocks an der Tür des Vorbaus unmöglich war.
-
Eingang zur Turmburg
-
Torhaus
-
Wohnturm
-
Wohnturm, Innenansicht
-
Vermuteter Abortschacht
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dieter Barz: Ausgrabungen in der salierzeitlichen Burg „Schlössel“ bei Klingenmünster, Kreis Südliche Weinstraße. In: Helmut Bernhard (Hrsg.): Archäologie in der Pfalz. Jahresbericht 2000. Leidorf, Rahden/Westfalen 2001, ISSN 1617-3414, S. 133–138.
- Dieter Barz: Das „Schlössel“ bei Klingenmünster. Erkenntnisse zum Alltag auf einer salierzeitlichen Burg. In: Christine Müller (Red.): Burg und Stadt. München [u. a.] 2008, ISBN 978-3-422-06845-2 (Forschungen zu Burgen und Schlössern. Band 11), S. 217–226.
- Dieter Barz: Die Burgruine "Schlössel" bei Klingenmünster, in: Laura Heeg (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel. Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz Speyer, Bd. 2: Katalog. München 2011, S. 304–305 mit anschließenden Katalognummern 282–368.
- Dieter Barz: Ein „Badehaus“ mit Heizungsanlage auf der Burgruine Schlössel bei Klingenmünster. In: Mittelalter. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins. Nr. 4, 2001, ISSN 1420-6994, S. 95–102.
- Dieter Barz: Forschungsprojekt „Salierzeitliche Burg Schlössel bei Klingenmünster“, Kreis Südliche Weinstraße. In: Helmut Bernhard (Hrsg.): Archäologie in der Pfalz. Jahresbericht 2000. Leidorf, Rahden/Westfalen 2001, ISSN 1617-3414, S. 184–188.
- Jürgen Keddigkeit (Hrsg.): Pfälzisches Burgenlexikon. Band 4, Teil 1. Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2007, ISBN 978-3-927754-56-0 (Beiträge zur pfälzischen Geschichte. Band 12,4,1), S. 449–461.
- Alexander Thon (Hrsg.): „... wie eine gebannte, unnahbare Zauberburg“. Burgen in der Südpfalz. 2. Auflage. Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1570-5, S. 138–141.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schlössel in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Informationen zum Waldschlössel auf klingenmuenster.org ( vom 6. Oktober 2011 im Internet Archive)
- Bilder vom Schlössel auf Burgenparadies.de
- Umfassende Aufbereitung u. a. mit einer Bildergalerie und 3D-Rekonstruktionen auf pfälzer-burgen.de Burg Schlössel.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ klingenmuenster.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2020. Suche in Webarchiven), Zugriff am 24. Mai 2009.
- ↑ Dieter Barz (Ausgrabungsleiter) in Minute 32–34 von zdfinfo. ZDF 2019. Burgen - Mythos und Wahrheit. Folge 1/4. Feste Mauern. Ein Film von Martin Becker und Sabine Bier. Fachberatung Dr. Joachim Zeune. Eine Produktion von Gruppe 5 Filmproduktion, Köln. Im Auftrag des ZDF. In Zusammenarbeit mit Arte und ZDF Enterprises.
- ↑ Die Rheinpfalz, Ihr Wochenende, Im Bade bei den Saliern, 26. November 2011
- Bauwerk in Klingenmünster
- Wallburg in Rheinland-Pfalz
- Burgruine in Rheinland-Pfalz
- Kulturdenkmal in Klingenmünster
- Nach der Haager Konvention geschütztes Kulturgut in Rheinland-Pfalz
- Motte
- Denkmalzone (Rheinland-Pfalz)
- Archäologischer Fundplatz im Landkreis Südliche Weinstraße
- Archäologischer Fundplatz in Europa
- Burg im Landkreis Südliche Weinstraße
- Burg in Europa