„Schlacht bei Königgrätz“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt das Ereignis; zum Gemälde siehe [[Schlacht bei Königgrätz (Gemälde)]].}} |
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{{Schlacht |
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{{Infobox Militärischer Konflikt |
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|BILD=Battle of Koniggratz by Georg Bleibtreu.jpg |
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|KONFLIKT= Schlacht bei Königgrätz |
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|TEILVON= [[Deutscher Krieg]] |
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|SCHLACHT_NAME=Schlacht von Königgrätz |
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|BILD= Georg Bleibtreu - Die Schlacht von Königgrätz am 3. Juli 1866.jpg |
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|KONFLIKT=[[Deutscher Krieg]] |
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|BILDBREITE= |
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|DATUM=[[3. Juli]] [[1866]] |
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|BESCHREIBUNG= Schlacht von Königgrätz (Gemälde von [[Georg Bleibtreu]]) |
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|DATUM= [[3. Juli]] [[1866]] |
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|ERGEBNIS=Sieg der Preußen |
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|DATUMBIS= |
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|KONTRAHENT1=<center>[[Image:Flag of Preussen 1701-1918.jpg|40px]]<br>Preußen</center> |
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|ORT= [[Sadová|Sadowa]], [[Máslojedy|Maslowed]], [[Chlum (Všestary)|Chlum]] in [[Königreich Böhmen|Böhmen]] |
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|KOMMANDEUR1=[[Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke|Helmuth von Moltke]] |
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|CASUS= |
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|TRUPPENSTAERKE1=221.000 Soldaten, 702 Geschütze |
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|GEBIETE= |
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|VERLUSTE1=1.900 Tote, 275 Vermisste, 6.800 Verletzte, 940 Pferde |
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|AUSGANG= entscheidender Sieg der Preußen |
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|KONTRAHENT2=<center>[[Bild:Flag of the Habsburg Monarchy.svg|35px]]<br>Österreich<br>[[Bild:Flag of Saxony.svg|35px|Landesflagge]]<br>Sachsen</center> |
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|FOLGEN= |
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|KOMMANDEUR2=[[Ludwig von Benedek]] |
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|FRIEDENSSCHLUSS= |
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|TRUPPENSTAERKE2=206.100 Soldaten (22.000 Sachsen), 650 Geschütze, |
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|KONTRAHENT1= {{Preußen-1803|WIDTH=22}} |
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|VERLUSTE2=5.735 Tote, 7.925 Vermisste, 8.440 Verletzte, 22.000 Gefangene, 6.000 Pferde, 116 Kanonen |
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|KONTRAHENT2= {{AUT-1804|WIDTH=22}}<br /> {{Sachsen-1815|WIDTH=22}} |
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|ÜBERBLICK={{Überblick Deutscher Krieg}} |
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|BEFEHLSHABER1= {{Preußen-1803|WIDTH=22|#}} [[Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke|Helmuth von Moltke]]<br /> {{Preußen-1803|WIDTH=22|#}} [[Friedrich III. (Deutsches Reich)|Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen]]<br /> [[Datei:Flag of the Kingdom of Prussia (1803-1892).svg|rand|22px|#]] [[Eberhard Herwarth von Bittenfeld|Herwarth von Bittenfeld]] |
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|BEFEHLSHABER2= {{AUT-1804|WIDTH=22|#}} [[Ludwig von Benedek]]<br /> {{Sachsen-1815|WIDTH=22|#}} [[Albert (Sachsen)|Albert von Sachsen]] |
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|TRUPPENSTÄRKE1= 221.000 Soldaten<ref name="Brose">Eric Dorn Brose: ''German history, 1789–1871. From the Holy Roman Empire to the Bismarckian Reich.'' Berghahn, Providence 1997, ISBN 1-57181-056-0, S. 342.</ref><br /> 702 Kanonen |
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|TRUPPENSTÄRKE2= 215.000 Soldaten<ref name="Brose" /> (22.000 Sachsen)<br /> 650 Kanonen |
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|VERLUSTE1= 1.929 Tote<br /> 276 Vermisste<br /> 6.948 Verwundete<br /> 940 Pferde |
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|VERLUSTE2= 5.658 Tote<br /> 7.410 Vermisste<br /> 7.574 Verwundete<br /> 22.170 Gefangene<br /> 6.000 Pferde<br /> 116 Kanonen |
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|NOTIZEN= |
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|ÜBERBLICK= |
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{{Linkbox Deutscher Krieg}} |
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Die '''Schlacht bei Königgrätz''' am 3. Juli 1866 nahe der [[Böhmen|böhmischen]] Stadt [[Hradec Králové|Königgrätz]] war die Entscheidungsschlacht im [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]]. Die [[Preußische Armee]] besiegte die Armeen [[Kaiserlich-Königliche Armee (1806–1867)|Österreichs]] und [[Sächsische Armee|Sachsens]]. In einem Gelände von etwa zehn Kilometern Breite und fünf Kilometern Tiefe bekämpften sich über 400.000 Soldaten in einer verlustreichen Schlacht. Zentren der Kämpfe bildeten die strategisch wichtigen Hügel Svíb bei [[Máslojedy|Maslowed]] und Chlum bei [[Všestary|Schestar]]. Durch den Sieg wurde Preußen Führungsmacht in Deutschland, und Kanzler [[Otto von Bismarck]] setzte damit die [[kleindeutsche Lösung]] durch. Die Schlacht gilt als einer der Wegbereiter für die [[Deutsche Reichsgründung]] 1871. In mehreren Sprachen wird die Schlacht nach dem Dorf [[Sadová|Sadowa]] benannt, insbesondere in Frankreich, wo sie als politische Niederlage wahrgenommen wurde und der Ruf [[Liste geflügelter Worte/R#Rache für Sadowa!|„Rache für Sadowa!“]] aufkam. |
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In der '''Schlacht von [[Hradec Králové|Königgrätz]]''' (genauer gesagt: beim Flecken '''Sadowa''') am [[3. Juli]] [[1866]] trafen im [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]] um die Vorherrschaft im [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]] die Truppen [[Preußen]]s auf die Armee der [[Österreich]]er. |
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== Vorgeschichte des Krieges von 1866 == |
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Letztere wurden im Verlauf der Schlacht vernichtend geschlagen, Preußen wurde Führungsmacht im [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]] und [[Otto von Bismarck|Bismarck]] setzte damit seine ''[[kleindeutsche Lösung]]'' (Abtrennung Österreichs) durch. Die Schlacht war einer der Wegbereiter für die [[Reichsgründung|Reichsgründung 1871]]. |
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{{Hauptartikel|Deutsche Einigungskriege}} |
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Nach den [[Koalitionskriege|Napoleonischen Kriegen]] wurde zwischen den europäischen Mächten auf dem [[Wiener Kongress]] die alte zwischenstaatliche Ordnung in Europa weitgehend wiederhergestellt. Auf dem Territorium des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] war der [[Deutscher Bund|Deutsche Bund]] als loser Staatenbund entstanden, der Teile Preußens und Österreichs beinhaltete. Die Ursache des Preußisch-Österreichischen Kriegs lag in den Spannungen zwischen den Mächten Preußen und Österreich, die im Kampf um die Vorherrschaft im Deutschen Bund immer größer wurden: In der [[Herbstkrise 1850]] war es fast zum Krieg zwischen beiden gekommen; auf russischen Druck musste Preußen sein Nationalstaatsprojekt, die sogenannte [[Erfurter Union]], aufgeben. |
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Den Anlass zum Krieg gab der Konflikt um den Besitz der von Österreich und Preußen gemeinsam verwalteten Gebiete [[Herzogtum Schleswig|Schleswig]] und [[Herzogtum Holstein|Holstein]] nach dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]]. 1865 konnten die Gegensätze noch einmal mit der [[Gasteiner Konvention]] überwunden werden, indem sich Österreich auf die Verwaltung von Holstein beschränkte. Als aber Preußen entgegen den Bestimmungen dieses Abkommens Holstein besetzte, erklärte Österreich die [[Mobilmachung]] der [[Bundesheer (Deutscher Bund)|Bundesarmee]]. |
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==Vorgeschichte== |
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Auf Seiten Österreichs standen die deutschen Mittelstaaten mit [[Königreich Bayern|Bayern]], [[Königreich Hannover|Hannover]], [[Königreich Sachsen|Sachsen]], [[Königreich Württemberg|Württemberg]] und [[Großherzogtum Baden|Baden]] sowie diverse deutsche Kleinstaaten. |
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Nach den [[Koalitionskriege|napoleonischen Kriegen]] wurde zwischen den europäischen Mächten auf dem [[Wiener Kongress]] die alte zwischenstaatliche Ordnung in Europa wieder hergestellt. Hervorgegangen war der Deutsche Bund, als loser Staatenbund mit Österreich. Die Ursache des preußisch-österreichischen Kriegs lag in den Spannungen zwischen den Mächten Preußen und Österreich, die immer größer wurden im Kampf um die Vorherrschaft im Deutschen Bund ([[Olmützer Punktation]]). Den Anlass zum Krieg gab der Konflikt um den Besitz der von Österreich und Preußen gemeinsam verwalteten Gebiete [[Schleswig]] und [[Holstein]] ([[deutsch-dänischer Krieg]]). 1865 konnten die Gegensätze noch einmal in der [[Gasteiner Konvention]] beigelegt werden. Als aber Preußen entgegen den Bestimmungen dieses Abkommens Holstein besetzte, erklärte Österreich die Mobilisierung der Bundesarmee. Darauf trat Preußen aus dem Deutschen Bund aus und erklärte am [[19. Juni]] [[1866]] Österreich den Krieg. |
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An Preußens Seite standen die meisten [[Thüringische Staaten|thüringischen Kleinstaaten]] ([[Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach]] war die Ehefrau des preußischen Königs), einige norddeutsche Länder sowie [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]], das im Falle eines Sieges [[Venetien]] von Österreich erhalten sollte. |
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Auf Seiten Österreichs standen die deutschen Mittelstaaten mit [[Bayern]], [[Hannover]], [[Sachsen]], [[Württemberg]], [[Baden]] sowie diverse deutsche Kleinstaaten. |
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== Anmarsch der Preußen nach Böhmen == |
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An Preußens Seite standen die [[Thüringen|thüringischen]] Kleinstaaten, einige norddeutsche und [[Italien]]. |
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[[Datei:Battle of Koniggratz.png|mini|Anmarsch der preußischen Armeen auf Böhmen]] |
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[[Datei:Friedrich-Karl-Preußen.JPG|mini|Prinz Friedrich Karl von Preußen]] |
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Auf Seite der [[Preußen]] hatte der Chef des Generalstabs, General von Moltke, ein weiträumiges Zangenmanöver ausgearbeitet. Moltkes Schlachtplan basierte auf einem in seiner Ausführung durchaus problematischen Prinzip: „Getrennt marschieren – vereint schlagen“, das heißt einem Aufmarsch entgegen der traditionellen strategischen Lehre auf den „äußeren Linien“ und nicht den inneren Linien mit ihrem Vorteil kürzerer Wege und leichterer gegenseitiger Verstärkung. |
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So setzte das preußische Oberkommando Ende Juni 1866 drei Armeen in Marsch – die [[1. Armee (Deutscher Krieg)|1. Armee]] unter Prinz [[Friedrich Karl Nikolaus von Preußen]] sammelte sich in der [[Lausitz]], die 2. Armee unter dessen Vetter, dem Kronprinzen [[Friedrich III. (Deutsches Reich)|Friedrich-Wilhelm]], hatte im Osten aus Schlesien vorzugehen. Die [[Elbarmee]] unter General [[Eberhard Herwarth von Bittenfeld|Herwarth von Bittenfeld]] wandte sich gegen die [[Königreich Sachsen|Sachsen]] und rückte von [[Dresden]] über die böhmische Grenze nach [[Rumburg]] vor. |
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Militärhistorisch ist der Einsatz neuer Waffensysteme bemerkenswert. Die Preußen verfügten über das so genannte ''Preußische Nadelgewehr'' ([[Zündnadelgewehr]]), ein modernes [[Gewehr]] mit Zylinderverschluß (Einzellader, kein Repetiergewehr). Weiterhin spielten die [[Eisenbahn]] und der [[Telegraph]] eine entscheidende Rolle. |
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Die groß angelegte Umfassungsbewegung sollte dabei die gesamte österreichische Streitmacht im nördlichen [[Böhmen]] zu umfassen suchen. Die Elbarmee (Generalkommando VIII. Armee-Korps mit 46.000 Mann) hatte Sachsen zu besetzen und die Österreicher von Westen her anzugreifen, vom Norden sollte die 1. Armee (II., III. und IV. Armee-Korps mit 93.000 Mann) über [[Liberec|Reichenberg]] südwärts drängend die gegnerische Hauptmacht auf sich ziehen, während die 2. Armee (Garde, I., V. und VI. Armee-Korps mit 115.000 Mann) des Kronprinzen vom Osten über [[Glatz]] und das [[Eulengebirge]] vorzugehen hatte. |
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Die preußische 2. Armee rückte in drei Heersäulen, teils aus der Grafschaft Glatz, über Braunau, sowie auf der [[Kamienna Góra|Landeshuter]] Straße nach [[Lubawka|Liebau]] vor. Am 27. Juni wurde das preußische I. Korps bei [[Schlacht bei Trautenau|Trautenau]] durch das österreichische X. Korps unter [[Feldmarschallleutnant|FML]] [[Ludwig von Gablenz]] geschlagen und musste auf [[Zlatá Olešnice|Goldenöls]] zurückgehen, darauf übernahm das über [[Úpice|Eypel]] anrückende preußische [[Gardekorps]] die Vorhut und schlug Teile des österreichischen IV. Korps bei [[Hajnice|Soor]] und [[Burkatów|Burkersdorf]]. Am 27. Juni hatte der linke Flügel der Armee des Kronprinzen, das V. Korps des Generals [[Karl Friedrich von Steinmetz|Steinmetz]], das österreichische VI. Korps unter FML [[Wilhelm Ramming|Ramming]] bei [[Schlacht bei Nachod|Nachod]], am 28. Juni das zur Hilfe eilende österreichische VIII. Korps unter [[Leopold von Österreich (1823–1898)|Erzherzog Leopold]] bei [[Schlacht bei Skalitz|Skalitz]], sowie am 29. Juni Teile des gegnerischen IV. Korps (FML [[Tassilo Festetics]]) bei [[Jaroměř|Jaromierz]] und [[Svinišťany|Schweinschädel]] zurückgeworfen. |
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Im Vorfeld des preußisch-österreichischen Krieges hatte Preußen bereits mehrere hundert Beobachter auf Seiten der Nordstaaten in den [[Sezessionskrieg|amerikanischen Bürgerkrieg]] geschickt, die dort den Einsatz von [[Eisenbahn]], [[Telegraph]] und moderner Kriegstechnik beobachteten. Die Einführung einer ''[[Oberste Heeresleitung|Obersten Heeresleitung]]'', also die Steuerung der Armeen aus einer Zentrale heraus, war ein Resultat der Beobachtungen im amerikanischen Bürgerkrieg. |
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Am 28. Juni hatte die preußische 1. Armee den Gegner bei [[Turnov|Turnau]] und [[Schlacht bei Podol|Podol]] zurückgeschlagen und konnte die Vereinigung mit der Elbarmee an der [[Jizera|Iser]] herstellen. Die Elbarmee hatte gleichzeitig die Sachsen und das österreichische I. Korps (FML [[Eduard Clam-Gallas|Clam-Gallas]]) bei [[Schlacht bei Münchengrätz|Münchengrätz]] geschlagen. Am 29. Juni gelang der preußischen 1. Armee ein weiterer Erfolg gegen das sächsische Korps unter [[Albert (Sachsen)|Prinz Albert]] bei [[Schlacht bei Gitschin|Gitschin]]. Im Raum [[Dvůr Králové|Königinhof]] war schließlich die Verbindung des Kronprinzen mit der Armee des Prinzen Friedrich Karl am 30. Juni mit etwa 220.000 Mann hergestellt, davon konnten aber 60.000 Mann nicht mehr rechtzeitig in die am 3. Juli folgende Schlacht von Königgrätz eingreifen. |
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==Militärgeschichtliche Bedeutung== |
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== Aufmarsch der Österreicher zur Schlacht == |
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[[Bild:1866_prinz-friedrich-karl-bei-koeniggraetz_1b-640x428.jpg|thumb|left|Prinz Friedrich Karl befehligt ihm begeistert zuwinkende preußische Truppen]] |
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[[Datei:Ludwig von Benedek Litho.jpg|mini|Ludwig von Benedek; Lithographie von [[Josef Kriehuber]], 1866]] |
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Der österreichische [[Feldzeugmeister]] [[Ludwig von Benedek]] war durch seine militärischen Erfolge in den Feldzügen in Italien (1848 und 1859) als geschickter Stratege bekannt geworden und wurde nach Ausbruch des Krieges – im Alter von 61 Jahren – zum Oberbefehlshaber der österreichischen Nordarmee berufen. Da er für den neuen böhmischen Kriegsschauplatz über keinerlei militärische Erfahrung verfügte, versuchte er vorerst vergeblich das Amt abzulehnen, fügte sich aber doch der Entscheidung Kaiser [[Franz Joseph I.|Franz Josephs]]. |
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Die österreichischen Vorhuten hatten bereits in mehreren Gefechten böse Erfahrungen mit dem preußischen [[Dreyse-Zündnadelgewehr|Zündnadelgewehr]] gemacht, daher entschied sich Benedek dafür, seine Hauptmacht auf einer Reihe kleiner Hügel zwischen der [[Bystřice (Cidlina)|Bistritz]] und der [[Elbe]] in starker Verteidigungsstellung zu postieren, die dahinter liegende Festung Königgrätz konnte gegebenenfalls den Rückzug decken. Er hoffte darauf, dass die in dieser Stellung liegende [[Infanterie]], durch eine starke [[Artillerie]] unterstützt, den preußischen Vormarsch aufhalten könnte. |
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Die Bedeutung der Schlacht bei Königgrätz ist sowohl im allgemeinen politischen Kontext als auch als Markstein der militärstrategischen Entwicklung in Europa zu sehen. Mit Königgrätz beginnt das Zeitalter der großen Manöver von Massenheeren, die im Unterschied etwa zur napoleonischen Epoche reine Feuergefechte führen - das Bajonett als kampfentscheidende, weil in der konkreten Gefechtssituation Mann gegen Mann einzusetzende Waffe wird durch die ansatzweise Automatisierung der Handfeuerwaffen endgültig historisch. Zugleich wird hier jedoch die ''[[Auftragstaktik]]'', jene auf Friedrich II. und Napoleon gleichermaßen zurückgehende Weiterentwicklung der ursprünglich durch die [[Lineartaktik]] bedingten engen Bindung auch der mittleren Truppenoffiziere an die strikten operativen Vorgaben der Armeebefehlshaber zu selbständiger, eigenverantwortlicher und den jeweiligen Geländeverhältnissen flexibel anzupassender Truppenführung erstmalig in großem Stil zur Anwendung gebracht. Nun können bereits Kompaniechefs - also Offiziere im Hauptmanns- oder auch Leutnantsrang - im Zweifelsfall nach eigenem Ermessen Entscheidungen treffen, ohne eine Abstrafung durch vorgesetzte Kommandos wegen Ungehorsams befürchten zu müssen. |
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Die Österreicher verfügten über sieben Korps, drei davon hatten jedoch bereits durch die Vorkämpfe stark gelitten, so dass auf den Höhenstellungen etwa 190.000 Mann versammelt waren. Am linken Flügel wurde einem achten Korps – etwa 22.000 Sachsen unter Kronprinz Albert – die Höhen bei Problus zugewiesen. Die sächsische 2. Division unter Generalleutnant [[Thuisko von Stieglitz]] stand hinter Problus, die Leib-Brigade rechts, die 1. Brigade links. Die sächsische 1. Division unter Generalleutnant [[Bernhard von Schimpff]] war zwischen Lubno, Popowitz und [[Třesovice|Tresowitz]] versammelt und hatte ihre Reserven zwischen Problus und [[Střezetice|Stresetitz]] konzentriert. Die sächsische 3. Brigade war in Problus, die 11. und 12. Brigade in [[Dolní Přím|Nieder-Prim]] aufgestellt. Das als Rückhalt dienende österreichische VIII. Korps (seit 29. Juni unter FML [[Joseph von Weber (General)|Joseph von Weber]]) sicherte links außen die Stellungen im Ober-Prim und dem davorliegenden Wald vor Umgehungen. Kavallerie der sächsischen 2. Division hielt bei Popowitz Verbindung mit dem österreichischen X. Korps. Im Zentrum vereinigte Benedek etwa 44.000 Mann mit 134 Kanonen, das durch die Vorkämpfe geschwächte X. Korps unter FML Gablenz und das noch frischere III. Korps unter [[Ernst von Österreich (1824–1899)|Erzherzog Ernst]], welches die Höhen von [[Lípa (Všestary)|Lipa]] und Chlum besetzt hielt. Als rechter Flügel mit etwa 55.000 Mann folgte das IV. Korps unter FML Festetics südlich Maslowed, bei [[Čistěves|Cistowes]] und [[Neděliště|Nedelist]], das II. Korps unter FML [[Karl von Thun und Hohenstein]] hielt die Stellung von [[Sendražice|Sendrasitz]] bis zur Elbe. Benedek behielt dahinter ein Drittel seiner Armee, das I. (Generalmajor [[Leopold Gondrecourt|Gondrecourt]]) und VI. Korps (FML [[Wilhelm Ramming|Ramming]]), mit über 60.000 Männern und 320 Geschützen in Reserve. Mit diesen Verbänden wollte er seinen Gegenangriff führen, sobald der preußische Angriff an seiner vorderen Verteidigungsstellung festgelaufen war. |
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Fast noch wichtiger nimmt sich die Mobilisierung großer Truppenmassen durch den modernen [[Strategische Bahn|Eisenbahnverkehr]] aus: Der Generalstabschef [[Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke|Helmuth von Moltke]] nutzte konsequent die Mittel des maschinenbetriebenen Fernverkehrs, um seine komplizierten, auf exakte Einhaltung des Zeitrahmens angewiesenen Aufmarschpläne verwirklichen zu können. Ebenso bahnbrechend wirkte die Überholung tradierter militärischer Kommunikation: Der Meldereiter der vorindustriellen Epoche wurde mehr und mehr durch Telegrafie und [[Fernschreiber]] ersetzt. Diese Faktoren finden in der politisch ebenso bedeutungsvollen Schicksalsstunde von Königgrätz ihre erstmalige Anwendung und Bestätigung. |
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== Verlauf == |
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Moltkes Schlachtplan selbst war, wie er mit Nonchalance zu bekräftigen nicht müde wurde, „höchst einfach“: Er basierte auf dem simplen, aber in der Ausführung durchaus problematischen Prinzip: „Getrennt marschieren - vereint schlagen“. So setzte das preußische Oberkommando Ende Juni 1866 drei Armeen in Marsch - die 1. unter Prinz [[Friedrich Karl von Preußen]], die 2. unter dessen Vetter, dem Kronprinzen [[Friedrich III. (Deutsches Reich)|Friedrich-Wilhelm]], und die Elbarmee unter General [[Eberhard Herwarth von Bittenfeld|Herwarth von Bittenfeld]] -, die in einer groß angelegten Umfassungsbewegung die österreichische Streitmacht unter Generalfeldzeugmeister [[Ludwig von Benedek]] einkesseln und aufreiben sollten. |
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[[Datei:Königgrätz.jpg|mini|Historische Karte der gegnerischen Schlachtordnungen am Nachmittag, kurz vor der Entscheidung der Schlacht von Königgrätz]] |
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[[Datei:Fransecky, Eduard Friedrich Karl von.gif|mini|Eduard von Franseckys Division kämpfte im Swiepwald]] |
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Am 3. Juli gegen 4 Uhr morgens begann der Anmarsch der preußischen 1. Armee unter Friedrich Karl zur [[Bystřice (Cidlina)|Bistritz]]. Links erreichte die [[7. Division]] Cerekwitz, in der Mitte rückte die [[8. Division (Deutsches Kaiserreich)|8. Division]] unter General [[August von Horn]] als Vorhut auf Klenitz, rechts davon waren die [[3. Division (Deutsches Kaiserreich)|3.]] und [[4. Division (Deutsches Kaiserreich)|4. Division]] im Vorgehen auf [[Dohalitz]] und [[Mokrovousy|Mokrowous]]. Dahinter folgten in zweiter Linie die [[5. Division (Deutsches Kaiserreich)|5.]] und [[6. Division (Deutsches Kaiserreich)|6. Division]] in Richtung auf Sadowa nach. Die Vorhut der Division Horn wurde am Swiep (Svíb) in einen Artillerieschusswechsel mit der Artillerie des österreichischen X. Korps verwickelt. Als die Preußen versuchten, die Bistritz zu überqueren, beschlossen zwei österreichische Korpskommandanten, sich zu profilieren und eigenmächtig gegen die rechte Flanke des Gegners vorzugehen: Ohne weiter gegen die hier zu erwartende preußische 2. Armee Front zu machen, verließen die Truppen der Korpskommandanten Festetics und Thun ihre Stellungen und rückten nach Westen vor, wodurch jedoch eine Lücke in der österreichischen Verteidigung in nördlicher Richtung klaffte; genau dort, wo später die preußische 2. Armee entscheidend angreifen sollte. |
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Am Vormittag hatten die Österreicher lediglich die preußische 1. Armee vor sich – die Einheiten des Kronprinzen befanden sich noch im Anmarsch, und auch die Elbarmee hatte die Bistritz bei Nechanitz noch nicht überschritten. Folglich erhöhte sich der Druck auf die zahlenmäßig unterlegenen preußischen Truppen vor Ort. In der Mitte wurden Thun und Festetics in schwere Kämpfe im Swiepwald verwickelt. Die preußische [[7. Division (Deutsches Kaiserreich)|7. Division]] unter Generalmajor [[Eduard von Fransecky]], darunter insbesondere das [[Infanterie-Regiment „Prinz Louis Ferdinand von Preußen“ (2. Magdeburgisches) Nr. 27|2. Magdeburgische Infanterie-Regiment Nr. 27]], verschanzte sich in diesem Gehölz und versuchte in sehr verlustreichen Gefechten, die Offensive zweier österreichischer Korps abzuwehren. Ohne Artillerievorbereitung und Wissen der Heeresleitung versuchten die Österreicher unter Graf Festetics, den Wald zurückzuerobern. Dem Grafen Festetics wurde durch eine Granate der rechte Fuß zerschmettert, sodass [[Feldmarschallleutnant]] [[Anton Mollinary]] die Führung der weiteren Angriffe leitete. Im Swiepwald tobte ein schwerer Kampf, wobei die preußische 7. Division fast aufgerieben wurde, aber gleichzeitig auch die Österreicher hohe Verluste hinnehmen mussten. Im Holawald rannte sich unterdessen die preußische 8. Division fest und wurde durch die nachgezogene 4. Division unter General [[Friedrich Adrian Herwarth von Bittenfeld]] verstärkt. |
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Nach mehreren in der Mehrzahl siegreich bestandenen Gefechten im böhmischen Hochland vor Prag zwischen 26. Juni und 3. Juli (Berliner Straßennamen wie [[Trautenau]], [[Nachod]] und [[Česká Skalice|Skalitz]] halten noch heute die Erinnerung an diese Vorgefechte wach) kommt es am 3. Juli in den frühen Morgenstunden zum Zusammentreffen der verfeindeten Heere an der [[Swiep]] bei [[Sadova]]. |
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Schon wiegten sich die österreichischen Generäle im Gefühl des Sieges, im preußischen Hauptquartier entstand der erste Unmut gegen den unorthodoxen Aufmarschplan des exzentrischen Moltke. Selbst [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|König Wilhelm I.]] und sein ebenfalls anwesender Ministerpräsident Bismarck befürchteten eine Niederlage. Da tauchte gegen Mittag, auf Höhe des gegenüberliegenden Dorfes [[Hořiněves|Horenowes]], das preußische [[1. Garde-Regiment zu Fuß]] auf. Es bildete die [[Avantgarde]] des zur 2. Armee gehörenden preußischen Gardekorps – die Armee des Kronprinzen war, wie von Moltke geplant, eingetroffen und nahm gemeinsam mit der von Südwesten her angreifenden Elbarmee die im Swiepwald verbissenen österreichischen Truppen in die Zange. Am südlichen Ende der Front überquerte derweil auch die Elbarmee die Bistritz. Schon ab 10 Uhr vormittags war es der [[15. Division (Deutsches Kaiserreich)|15. Division]] gelungen, bei Lubno über die Bistritz zu gehen, und General [[Philipp Carl von Canstein]] bereitete den Angriff auf Neu- und Nieder-Prim vor. Um 13.45 Uhr begann auch der Angriff der [[14. Division (Deutsches Kaiserreich)|14. Division]] unter General [[Hugo Eberhard zu Münster-Meinhövel]] gegen die Linie Problus-Stresetitz. Vor dem aus [[Nechanice|Nechanitz]] angesetzten Druck der Elbarmee wich das gegenüberliegende [[Sächsische Armee|Sächsische Korps]] am Nachmittag langsam zurück. |
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==Verlauf== |
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Nun wendete sich das Schlachtenglück. Gegen 13 Uhr, als Benedek eigentlich den Befehl zum Einsatz der Reserve hatte geben wollen, war den Österreichern die Gefahr, die jetzt vom Norden drohte, bereits im ganzen Ausmaß bekannt. Die preußische [[1. Garde-Division (Deutsches Kaiserreich)|1. Garde-Division]] unter General [[Wilhelm Hiller von Gärtringen]] – Vorhut der jetzt eingreifenden 2. Armee – war über Maslowed im Anmarsch auf Chlum. Der im Rücken bedrohte Feldmarschallleutnant Thun musste sofort den Großteil seiner Truppen wieder nach Osten zurückführen. Die österreichischen Stellungen im Swiepwald brachen dadurch zusammen. |
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[[bild:Karte_zur_Schlacht_bei_Koeniggraetz_(3._Juli_1866).jpg|thumb|250px|Historische Karte der Schlacht (um 1888)]] |
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Hinter der eintreffenden [[2. Garde-Division (Deutsches Kaiserreich)|2. Garde-Division]] war bereits das preußische I. und [[V. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|V. Korps]] im Anmarsch, die [[11. Division (Deutsches Kaiserreich)|11.]] und [[12. Division (Deutsches Kaiserreich)|12. Division]] des [[VI. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|VI. Korps]] unter General [[Louis von Mutius]] stieß bereits außen rechts in die österreichische Flanke. Thun musste nun den Rückzug seines Korps am westlichen Elbeufer anordnen, wodurch die Lage am rechten Flügel der Österreicher noch exponierter wurde. |
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Drei Wochen nach dem Einmarsch der [[Preußen]] in [[Böhmen]] benötigte die [[Österreich|österreichische]] Armee des Nordens dringend einen größeren Sieg. Bei Sadowa versuchte der österreichische Befehlshaber Feldmarschall Ludwig von Benedek, einen solchen zu erringen. Benedek hatte bereits schlimme Erfahrungen mit dem preußischen Zündnadelgewehr gemacht und entschied sich daher dafür, auf einer Reihe kleiner Hügel zwischen der Bistritz und der [[Elbe]] Stellungen zu errichten. |
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[[Datei:Schlacht-bei-königgrätz.jpg|mini|Wilhelm I. trifft während der Schlacht auf den Kronprinzen, Wandgemälde von [[Emil Hünten]] für die Berliner Ruhmeshalle]] |
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Es verließ sich darauf, dass in Stellung gegangene Infanterie und Artillerie, die über feste Distanzen feuerte, den preußischen Vormarsch aufhalten könnte, und behielt ein Drittel seiner Armee - fast 60.000 Männer und 320 Geschütze - für einen Gegenschlag in Reserve. Diesen wollte er führen, sobald der preußische Angriff an der Verteidigung gescheitert war. Auf preußischer Seite hatte Helmuth von Moltke, Führer des Generalstabs, ein Zangenmanöver geplant. Die preußische Erste Armee würde demnach die Österreicher von Westen her binden, dann würden die Zweite und die Elbarmee die Österreicher vom Norden bzw. Süden aus einschließen. |
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Benedek selbst führte bei Chlum eine Infanteriebrigade in einen wirkungslosen Gegenangriff. Die österreichische Reserve – das VI. Korps – konnte im Nahkampf mit der preußischen [[1. Garde-Division]] zwar beinahe das verlorene Chlum zurückerobern, wurde jedoch kurz vor dem Ziel aufgehalten. Zur Entlastung der schwer ringenden Infanterie attackierten schließlich noch zwei österreichische Kavallerie-Divisionen im [[Gefecht bei Stresetitz]] und bei Rosberitz-Langenhof, hier standen 39 österreichische etwa 30 preußischen Schwadronen gegenüber. Der Angriff der Hessen-Kürassiere bei Rosberitz traf auf die preußische Kavallerie-Brigade unter Generalmajor [[Georg von der Groeben]], ehe das Eingreifen der preußischen Infanterie zum vorzeitigen Abbruch der Attacke führte. Die schwere 3. Reserve-Kavallerie-Division unter Generalmajor Graf [[Karl von Coudenhove]] erwies sich mit der Kürassier-Brigade unter Prinz Windischgrätz bei Stresetitz den preußischen Dragonern zuvor zwar als mehr als ebenbürtig, doch blieb dies ohne Einfluss auf den Schlachtverlauf. |
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Die Schlacht begann am 3. Juli 1866 bei schwerem Regen. Die Vorhut der Ersten Armee wurde in einen Artillerieschusswechsel mit der Artillerie des X. Österreichischen Korps verwickelt. Als die Preußen versuchten, die [[Bistritz]] zu überqueren, beschlossen zwei österreichische Korpskommandanten an der rechten Flanke, sich in der Schlacht zu profilieren. Ohne die herannahende Zweite Preußische Armee zu bemerken, verließen [[Festetics]] mit dem IV. Korps und Thun mit dem II. Korps ihre Stellungen und rückten nach Westen vor, wodurch eine Lücke in der österreichischen Verteidigung in nördlicher Richtung klaffte; also genau dort, wo sich die Zweite Armee näherte. Am südlichen Ende der Front überquerte die Elbarmee am Morgen die Bistritz und stieß dann nach Osten vor, wobei Teile des VIII. Österreichischen Korps in die Flucht geschlagen und die [[Sachsen|Sächsische Armee]] am Nachmittag zurückgedrängt wurde, bevor der Schwung nachließ. |
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[[Datei:Gefecht zwischen k.k. Husaren und preußischen Kürassieren in der Schlacht von Königgrätz (A. Bensa 1866).jpg|mini|Gefecht zwischen k.k. Husaren und preußischen Kürassieren bei Stresetitz ([[Alexander von Bensa]], 1866)]] |
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In der Mitte wurden Thun und Festetics in schwere Kämpfe im Swiepwald verwickelt, wobei zwar die 7. Preußische Division aufgerieben, aber ihre eigenen Verluste nahezu entsprechend waren. Zu Anfang hatten die Österreichischer lediglich die Erste Preußische Armee vor sich - die Einheiten des Kronprinzen befanden sich noch im Anmarsch. Folglich erhöhte sich Stunde auf Stunde der Druck auf die zahlenmäßig unterlegenen preußischen Truppen vor Ort. Die 7. preußische Infanteriedivision unter Generalmajor [[Eduard Friedrich Karl von Fransecky|von Fransecky]], darunter insbesondere das 2. Magdeburgische Infanterieregiment Nr. 27, verschanzte sich im Swiepwald und versuchte in einem fürchterlichen Gemetzel, die Offensive zweier österreichischer Korps abzuwehren. An den Flügeln besetzten die Preußen den Wald bei Svib. Ohne Artillerievorbereitung und Wissen der Heeresleitung versuchten die Österreicher unter Graf Festetics den Wald zurückzuerobern. Um diesen Wald entbrannte ein schwerer Kampf, wobei der österreichische rechte Flügel entblößt wurde. Schon wiegten sich die österreichischen Generale im Gefühl eines sicheren Sieges und es artikulierte sich im preußischen Hauptquartier der erste Unmut gegen den unorthodoxen Aufmarschplan des exzentrischen Moltke. Selbst [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|König Wilhelm I.]] und sein Ministerpräsident Bismarck befürchteten eine Niederlage. Da tauchte gegen Mittag, auf Höhe des gegenüber dem preußischen Generalstab liegenden Dorfes [[Horenowes]], das 1. Garderegiment zu Fuß auf. Es bildete die [[Avantgarde]] des zur Zweiten Armee gehörenden preußischen Gardekorps - die Armee des Kronprinzen war da und nahm gemeinsam mit den von Südwesten her angreifenden Elbdivisionen Nr. 14, 15 und 16 die in die einsame Division im Swiepwald verbissenen österreichischen Truppen in die Zange. |
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Noch vor dem Eingreifen der über die Bistritz nachgezogenen [[16. Division (Deutsches Kaiserreich)|16. Division der Preußen]] unter General [[August von Etzel (General, 1808)|August von Etzel]] waren auch die Stellungen der Sachsen bei Problus zusammengebrochen. Als der letzte Gegenangriff Rammings bei Chlum gescheitert war, befahl Benedek den Einsatz seiner letzten Reserven. Die preußische 14. Division mit ihrer 27. Infanterie-Brigade unter General [[Emil von Schwartzkoppen]] konnte jedoch derweil die Sachsen aus dem Dorf Problus hinausdrängen. Die Verteidiger von Problus waren unter den letzten Bataillonen, die das Schlachtfeld verließen, und bildeten die Nachhut der Österreicher. Als eine Einkesselung der gesamten österreichischen Armee drohte, gab Benedek gegen vier Uhr die Schlacht verloren und befahl den Rückzug auf Königgrätz. Das I. Korps unter Generalmajor [[Leopold Gondrecourt]] musste mit drei Brigaden die nachrückenden Preußen daran hindern, der österreichischen Hauptmacht den Rückzug abzuschneiden, und erlitt dabei schwere Verluste. Bevor sich dieses Korps notdürftig vom Gegner lösen konnte, hatte es allein Verluste von 279 Offizieren und etwa 10.000 Mann erlitten, davon waren 2.800 Mann in Gefangenschaft geraten, die übrigen tot oder verwundet. |
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Gegen ein Uhr, als Benedek den Befehl zum Einsatz der Reserve geben wollte, erhielt er eine Nachricht vom Norden. Die preußische Garde - Teile der Zweiten Armee - griff [[Chlum]] an. Die österreichischen Stellungen im Swiepwald brachen zusammen. Thun ordnete den Rückzug seines Korps über die Elbe an, wodurch die österreichische Lage noch offener wurde. Benedek selbst führte eine Infanteriebrigade in einen wirkungslosen Gegenangriff. Die österreichische Reserve attackierte im Norden und konnte fast Chlum im Nahkampf erobern, wurde jedoch kurz vor dem Ziel aufgehalten. Die österreichische Kavallerie attackierte und hatte zunächst leichtes Spiel mit der preußischen Kavallerie. Dann aber richteten sich die Zündnadelgewehre auf die österreichische Kavallerie, und der Gegenangriff war beendet. Da eine Einkesselung der gesamten österreichischen Armee drohte, gab von Benedek gegen vier Uhr die Schlacht auf und befahl den Rückzug auf Königgrätz. Die Truppen wurden durch preußische Kavallerie verfolgt. Die österreichische Artillerie feuerte massiv über die Straße nach Königgrätz und deckte den Rückzug der Armee. |
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[[Datei:Schlacht bei Koeniggraetz..jpg|mini|''Schlacht bei Königgrätz'', [[Christian Sell (Maler, 1831)|Christian Sell der Ältere]], ca. 1867]] |
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==Folgen== |
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Die zurückflutenden Österreicher wurden durch die preußische Kavallerie verfolgt, die dann aber durch Artilleriefeuer auf ausreichende Distanz gehalten wurde. Unter dem Schutz der Kanonen der Festung Königgrätz erfolgte der Rückzug der geschlagenen Österreicher zur Elbe. Der Festungskommandant Generalmajor [[Leopold von Weigl]] schloss in Verkennung der Lage jedoch abends die Stadttore und erzeugte durch das Öffnen von Schleusen ein kleines Sumpfgebiet, das den zurückdrängenden Österreichern weitere, unnötige Verluste abverlangte.<ref> [[Gordon A. Craig]]: ''Königgrätz. 1866 – eine Schlacht macht Weltgeschichte''. 4. Auflage. Zsolnay, Wien 1997, ISBN 3-552-04824-3, S. 215.</ref> |
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Die Bedeutung der Schlacht blieb auch den Zeitgenossen nicht verborgen. Auch im Paris des [[Zweites Kaiserreich|Zweiten Kaiserreiches]] fürchtete man, dass sich an der Ostgrenze ein mächtiger, geeinter Nachbar unter preußischer Vormachtstellung bildete. Um Preußen an der weiteren Einigung Deutschlands zu hindern, kam schon bald der Schlachtruf ''revanche pour Sadowa!'' („Rache für Königgrätz!“) auf. Ziel war es, den neuen Nachbarn „im Keim zu ersticken“. Es folgte der [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französische Krieg]] von [[1870]]/[[1871|71]]. |
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Die Gesamtverluste der Preußen in der Schlacht betrugen 359 Offiziere, 8.794 Mann und 909 Pferde, davon 1.929 Gefallene, 6.948 Verwundete und 276 Vermisste. Die Österreicher verloren 1.313 Offiziere, 41.499 Mann und 6.010 Reiter, davon 5.658 Gefallene, 7.574 Verwundete, 7.410 Vermisste und 22.170 Gefangene. Das sächsische Korps verlor 55 Offiziere und 1.446 Mann, davon 135 Tote, 940 Verwundete und 426 Vermisste.<ref>[[Gordon A. Craig]]: ''Königgrätz. 1866 – eine Schlacht macht Weltgeschichte''. 4. Auflage. Zsolnay, Wien 1997, ISBN 3-552-04824-3, S. 262 und 263.</ref> |
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Die Schlacht hatte auch für das Österreichische Kaiserreich weitreichende Folgen. Trotz der erfolgreichen [[Schlacht bei Custozza|Schlachten bei Custoza]] (24. Juni) und [[Seeschlacht von Lissa|Lissa]] (20. Juli) gegen die auf Seiten der Preußen in den Krieg eingetretenen Italiener sah sich Kaiser Franz Joseph nach der verheerenden Niederlage zu Königgrätz zur Kapitulation und zur Abtretung [[Venetien]]s an [[Napoleon III.]] gezwungen, der die Provinz an Italien abtrat. Weiter schied Österreich aus dem Deutschen Bund aus und Preußen annektierte [[Schleswig-Holstein]], [[Hannover]], [[Kurhessen]], [[Herzogtum Nassau|Nassau]] und [[Frankfurt am Main|Frankfurt]] und schuf den [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bund]]. Am 26. Juli 1866 wurde der [[Vorfrieden von Nikolsburg]] geschlossen, dem der endgültige [[Prager Frieden (Deutscher Krieg)|Friedenschluss von Prag]] am 23. August folgte. |
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== Gründe für den Ausgang der Schlacht == |
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Der österreichische Oberbefehlshaber Ludwig von Benedek war zwar ein geschickter Stratege, hatte zuvor aber versucht, das Amt des Oberbefehlshabers der Nordarmee abzulehnen, da er auf dem böhmischen Schauplatz keinerlei Erfahrung besaß und sich die Nordarmee in einem äußerst desolaten Zustand befand, was auch die Schlacht mitentscheiden sollte. Nach der Schlacht von Königgrätz wurde er seines Amtes enthoben und vor ein Kriegsgericht gestellt. Das Verfahren wurde jedoch auf kaiserlichen Druck eingestellt und Benedek befohlen, bis an sein Lebensende über die Schlacht zu schweigen, woran er sich auch hielt. Heutige Historiker sind der Ansicht, dass Benedek zwar einige Missgeschicke unterliefen, aber die Niederlage durch ungarische Offiziere verschuldet gewesen sei, die entgegen Benedeks Befehlen zu einem Gegenangriff im Swiepwald ansetzten, die österreichische Front damit zerrissen und so von dem „verspäteten“ 1. preußischen Garderegiment überrumpelt wurden. Über die Überlegenheit der [[Zündnadelgewehr]]e soll Benedek jedoch ziemlich gut informiert gewesen sein, woraufhin er für die österreichischen Stellungen meist dichtes Waldgelände (wie im Swiepwald) wählte, um die Preußen in den Nahkampf zu zwingen, bei dem ihnen ihre moderneren Gewehre kaum von Nutzen waren. Diese Taktik funktionierte auch ziemlich gut, bis zu jenem für die Österreicher verhängnisvollen Gegenangriff. |
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Die neuere Forschung hat die Einschätzung der Bedeutung des [[Zündnadelgewehr]]es deutlich reduziert. Die [[Kadenz (Waffentechnik)|Schusskadenz]] des Zündnadelgewehres ist etwa 3-mal so groß wie bei einem Minié-Vorderlader,<ref>Georg Ortenburg: ''Waffen der Einigungskriege 1848–1871.'' Bechtermünz 2005, Original 1990, ISBN 3-8289-0521-8, S. 145.</ref> allerdings war die Reichweite der Zündnadelgewehre nur etwa halb so groß wie die der österreichischen [[Josef von Lorenz|Lorenz]]-[[Gewehr]]e<ref group="Anm.">Hauptmann Josef Ritter von Lorenz (1814–1879), dessen Tod fälschlicher- wie ironischerweise von der [[Nordarmee (Kaiserlich-Königliche Armee)|k.k. Nord-Armee]] gemeldet worden war, ging als einer der beiden ''Oberwerkführer'' der ''Artillerie-Zeugsfabrik'' ([[Wiener Arsenal]]) mit 1. April 1875 ''als ganzinvalid'' in den Ruhestand.</ref> (die preußischen Zündnadel-Gewehre besaßen eine Reichweite von 600 Metern, waren aber ab 300 Metern praktisch nicht mehr treffsicher; die Vorderlader vom Typus [[Miniégewehr]] hatten hingegen eine Reichweite von etwa 900 Metern). |
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Neben der höheren Kadenz des Hinterladers war zum Beispiel in der Schlacht von Königgrätz u. a. ein weiterer Vorteil, dass der Schütze die Waffe liegend nachladen konnte. Er war somit feindlichem Feuer weniger ausgesetzt als der mit einem Vorderlader ausgerüstete Schütze, der zum Nachladen stehen oder knien musste und beim Nachladevorgang meist ungedeckt war.<ref>Geoffrey Wawro: ''The Austro-Prussian War.'' Cambridge University Press, 1997, ISBN 0-521-62951-9.</ref> Gegen einen anstürmenden Feind schossen die preußischen Soldaten allerdings meist stehend.<ref>Georg Ortenburg: ''Waffen der Einigungskriege 1848–1871''. Verlag Bechtermünz, 2005, ISBN 3-8289-0521-8, S. 179 (Erstauflage 1990).</ref> |
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In der Österreichischen Innenpolitik geriet Kaiser Franz Joseph ebenfalls unter Druck. Die Monarchie war außenpolitisch geschwächt und im Jahr 1867 wurde am 21. Dezember der Ausgleich mit Ungarn sowie die Dezemberverfassung im österreichischen Reichsrat beschlossen. |
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Peter Aumüller stellte folgende Faktoren zusammen:<ref>[http://www.obh.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=223 Peter Aumüller: ''Feldzeugmeister Benedek und die Schlacht bei Königgrätz. Anatomie einer Niederlage''.]</ref> |
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==Augenzeugenbericht== |
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# Die österreichische Friedenspolitik im Vorfeld der Schlacht mit massiver Abrüstung der Artillerie und der Kavallerie, denn Österreich rüstete unter dem Finanzminister [[Ignaz von Plener]] sichtbar ab. Der Budgetanteil der zivilen Ressorts stieg, dem Militär hingegen wurden permanent Kräfte und Mittel gestrichen. 93 [[Kavallerie]]-[[Eskadron]]en wurden aufgelöst, ebenso 51 [[Batterie (Militär)|Batterien]] der [[Artillerie]]. |
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# Überlastung der Stäbe durch Wegfallen der Zwischeninstanzen infolge der Sparpolitik. |
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# Kein Ergänzen der Depotvorräte. |
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# Jahrelanges Außerdienststellen von erfahrenen [[Offizier]]en. |
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# Verschiebung der Einführung des Zündnadelgewehres aus vorgeblich budgetären Gründen. |
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# Der seit 1. Juli im Gange befindliche Austausch der operativen Berater Benedeks, der [[Feldmarschallleutnant]]e [[Alfred von Henikstein]] und [[Gideon von Krismanic]]. |
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# Nutzlose Gefechte entgegen gegebener Befehle durch die Unterführer, vor allem im Swiepwald. |
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Ähnlich argumentieren – neuer – Thorsten Loch und Lars Zacharias.<ref>{{Literatur |Autor=Thorsten Loch und Lars Zacharias |Titel=The Battlefield of Königgrätz Revisited |Sammelwerk=International Journal of Military History and Historiography |Band=36 |Datum=2016 |Seiten=192–201}}</ref> |
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Der Augenzeugenbericht des damaligen ''Sekondlieutenants'' des 3. Garderegiments zu Fuß [[Paul von Hindenburg|Hindenburg]] ist aufschlussreich: |
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== Folgen == |
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:''Der nun eintreffende Vormarschbefehl wurde mit Jubel begrüßt [...] Unter strömendem Regen, trotz kühler Witterung in Schweiß gebadet, wateten wir mühsam in langgezogenen Kolonnen auf grundlosen Wegen vorwärts. [...] Der Kanonendonner wurde, nachdem wir aus dem Elbtal heraufgestiegen waren, immer deutlicher hörbar. Auch sahen wir gegen 11 Uhr einen höheren Stab zu Pferde auf einer Anhöhe neben unserem Wege halten, sorgsam durch die Ferngläser nach Süden spähend. Es war das Oberkommando der 2. Armee, an seiner Spitze unser Kronprinz, der spätere [[Friedrich III. (Deutsches Reich)|Kaiser Friedrich]]. [...]'' |
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[[Datei:Sochor Batterie derToten 1866.jpg|mini|[[Václav Sochor]]: ''Die Batterie der Toten'']] |
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Die preußische 1. Armee unter Friedrich Karl verfolgte die Österreicher nach Brünn; die 2. Armee unter dem Kronprinzen auf [[Olmütz]] und die Elbarmee folgte den Österreichern über [[Iglau]] nach [[Znaim]]. Die Preußen erreichten Mitte Juli den Donauraum und gingen ohne größeren Widerstand auf die Linie [[Stockerau]] und [[Gänserndorf]] im nördlichen Vorfeld von Wien vor. Am 26. Juli 1866 wurde der [[Vorfrieden von Nikolsburg]] geschlossen, dem der endgültige [[Prager Frieden (1866)|Friedensschluss von Prag]] am 23. August folgte. |
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:''Unsere Bewegung wurde zunächst noch querfeldein fortgesetzt, dann marschierten wir auf, und bald wurden uns die ersten Granaten von den Höhen seitwärts Horenowes entgegengeschickt. Die österreichische Artillerie bewahrheitete ihren guten, alten Ruf. Eines der ersten Geschosse verwundete meinen Kompagnieführer [sic], ein anderes tötete dicht hinter mir meinen Flügelunteroffizier und bald schlug auch eine Granate mitten in unsere Kolonne ein und setzte 25 Mann außer Gefecht. [...]'' |
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Die Schlacht hatte für das Habsburger Kaiserreich Österreich auch weitreichende politische Folgen. Trotz der erfolgreichen [[Schlacht bei Custozza (1866)|Schlachten bei Custoza]] (24. Juni) und [[Seeschlacht von Lissa (1866)|Lissa]] (20. Juli) gegen die auf Seiten der Preußen in den Krieg eingetretenen Italiener sah sich Kaiser Franz Joseph nach der verheerenden Niederlage bei Königgrätz zur Kapitulation und zur Abtretung [[Venetien]]s an Italien im [[Frieden von Wien (1866)|Frieden von Wien]] gezwungen.<ref>[https://www.dhm.de/lemo/jahreschronik/1866 Jahreschronik 1866] im LeMO/Deutsches Historisches Museum</ref> Infolge der österreichischen Niederlage löste sich der bisherige Deutsche Bund auf; Preußen annektierte [[Schleswig-Holstein]], [[Königreich Hannover|Hannover]], [[Kurfürstentum Hessen|Kurhessen]], [[Herzogtum Nassau|Nassau]] und die [[Freie Stadt Frankfurt]] und schuf den [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bund]]. Auch innenpolitisch geriet Kaiser Franz Joseph durch die Bestrebungen seiner Völkerschaften nach Autonomie unter starken Druck. Die österreichische Monarchie war außenpolitisch sehr geschwächt, am 21. Dezember 1867 musste der [[Österreichisch-Ungarischer Ausgleich|Ausgleich mit Ungarn]] sowie die Dezemberverfassung im Reichsrat bewilligt werden. |
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:''Die Lage in Rosberitz war, als ich dort eintraf, eine ernste. Ungestüm vordrängende Züge und Kompagnien [sic] verschiedener Regimenter unserer Division waren daselbst auf sehr überlegene feindliche Kräfte geprallt. Hinter unsern [sic] schwachen Abteilungen befanden sich zunächst keine Verstärkungen. Die Masse der Division war von dem hochgelegenen Dorfe Chlum angezogen worden und stand dort in heftigem Kampf. Mein Halbbataillon, mit dem ich mich am Ostrande von Rosberitz glücklich wieder vereinigte, war daher die erste Hilfe.'' |
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Die Bedeutung der Schlacht blieb auch den ausländischen Zeitgenossen nicht verborgen. In Paris des [[Zweites Kaiserreich|Zweiten Kaiserreiches]] fürchtete man, dass sich an der Ostgrenze ein mächtiger, geeinter Nachbar unter preußischer Vormachtstellung bildete. Um Preußen an der weiteren Einigung deutscher Staaten zu hindern, kam schon bald der Schlachtruf ''Revanche pour Sadowa!'' („[[Liste geflügelter Worte/R#Rache für Sadowa!|Rache für Sadowa!]]“) auf. Ziel war es, den neuen Nachbarn „im Keim zu ersticken“. Als eine der Rüstungsmaßnahmen führte man noch 1866 das [[Chassepotgewehr]] ein, obwohl man sich in Paris darüber im klaren war, dass eigentlich ein Gewehr mit [[Patrone (Munition)#Metallpatrone|Metallpatrone]] wünschenswert gewesen wäre, weil das Chassepotsystem mit verschiedenen [[Chassepotgewehr#Nachteile|Nachteilen]] behaftet war. Jedoch war das Chassepotgewehr rasch und zu einem vergleichsweise günstigen Preis verfügbar. |
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:''Wer mehr überrascht war, die Österreicher oder wir, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls drängen die zusammengeballten feindlichen Massen von drei Seiten auf uns, um das Dorf wieder ganz in Besitz zu nehmen. So fürchterlich unser [[Zündnadelgewehr]] auch wirkt, über die stürzenden ersten Reihen kommen immer wieder neue auf uns zu. So entsteht in den Dorfgassen zwischen den brennenden, strohbedeckten Häusern ein mörderisches Handgemenge. Von Kampf in geordneten Verbänden ist keine Rede mehr. Jeder schießt und sticht um sich, soviel er kann. Prinz Anton von [[Hohenzollern]] vom 1. Garderegiment bricht schwerverwundet zusammen. [...] Dessen goldene Uhr wird mir überbracht, damit diese nicht etwa feindlichen Plünderern in die Hände fällt. Bald laufen wir Gefahr, abgeschnitten zu werden. Aus einer in unseren Rücken führenden Seitengasse tönen österreichische Hornsignale, hört man die dumpfer als die unsrigen klingenden Trommeln des Feindes. Wir müssen, auch in der Front hart bedrängt, zurück. Ein brennendes Strohdach, das auf die Straße herabstürzt und sie mit Flammen und dichtem Qualm absperrt, rettet uns. Wir entkommen unter diesem Schutz auf eine Höhe dicht nordöstlich des Dorfes.'' |
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Der österreichische Kaiser Franz Joseph soll, nachdem ihm die Nachricht vom Ausgang der Schlacht überbracht worden war, ganz unkaiserlich über seinen Feldherrn geschimpft haben: „Benedek, der Trottel!“ Benedek wurde seines Amtes enthoben, durch Erzherzog [[Albrecht von Österreich-Teschen]] ersetzt und vor ein Kriegsgericht gestellt. Das Verfahren wurde jedoch auf kaiserlichen Druck eingestellt und Benedek befohlen, bis an sein Lebensende über die Schlacht zu schweigen, woran er sich auch hielt. |
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:''Weiter wollen wir in wilder Erbitterung nicht zurückgehen. [[Major Graf Waldersee]] vom 1. Garderegiment zu Fuß, der [[Deutsch-Französischer Krieg|1870]] vor Paris als Kommandeur des Gardegrenadierregiments [[Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach|Königin Augusta]] fiel, läßt als ältester anwesender Offizier die bei uns befindlichen beiden Fahnen in die Erde stecken; um diese geschart werden die Verbände geordnet. Schon nahen auch von rückwärts Verstärkungen. Und so geht es denn bald wieder mit schlagenden Tambours vorwärts dem Feinde entgegen, der sich mit der Besitzergreifung des Dorfes begnügt hat. Auch dieses räumt er bald, um sich der allgemeinen Rückwärtsbewegung seines Heeres anzuschließen. In Rosberitz fanden wir den Prinzen von Hohenzollern wieder, der aber nach kurzer Zeit im Lazarett zu Königinhof seinen Wunden erlag. [...]'' |
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Heutige Historiker sind der Ansicht, dass Benedek zwar einige Missgeschicke unterliefen, die Niederlage aber durch ungarische Offiziere verschuldet gewesen sei, die entgegen Benedeks Befehlen zu einem Gegenangriff im Swiepwald ansetzten, die österreichische Front damit zerrissen und so von dem „verspäteten“ preußischen 1. Garde-Regiment zu Fuß überrumpelt wurden. Über die Überlegenheit der Zündnadelgewehre war Benedek jedoch ziemlich gut informiert, nicht zuletzt weil der Leiter des [[Evidenzbüro|militärischen Nachrichtendienstes]], [[Georg von Kees]], zu seinem Stab gehörte. Daher wählte er für die österreichischen Stellungen meist dichtes Waldgelände (wie im Swiepwald), um die Preußen in den Nahkampf zu zwingen, bei dem ihnen ihre moderneren Gewehre kaum von Nutzen waren. Diese Taktik funktionierte auch ziemlich gut, bis zu jenem für die Österreicher verhängnisvollen Gegenangriff. |
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:''Eigenartige Gefühle waren es, welche mich am Abend des 3. Juli bewegten. Nächst dem Dank gegen Gott den Herrn herrschte besonders das stolze Bewußtsein vor, an einem Werke mitgetan zu haben, das ein neues Ruhmesblatt in der Geschichte des preußischen Heeres und des preußischen Vaterlandes geworden war. Übersahen wir auch noch nicht die volle Tragweite unseres Sieges: daß es sich um mehr als in den vorhergegangenen Gefechten gehandelt hatte, war uns doch schon klar. In Treue gedachte ich der gefallenen und verwundeten Kameraden. Mein Zug hatte die Hälfte seines Bestandes verloren, ein Beweis dafür, daß er seine Schuldigkeit getan hatte.'' (zitiert aus: Hindenburg, 1934) |
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== Anekdoten == |
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[[Datei:Hindenburgs Helm.jpg|mini|Die in der Schlacht von Königgrätz getragene und beschädigte [[Pickelhaube]] von Paul von Hindenburg im Museum in [[Schloss Neudeck]] in den 1920er Jahren]] |
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===Effi Briest=== |
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In den zahlreichen Anekdoten, die über diese denkwürdige Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich erhalten sind, findet sich auch immer wieder der Ausspruch: „So schnell schießen die Preußen nicht!“ Dies soll eine Anspielung auf die [[Zündnadelgewehr]]e der Preußen sein, die diesen einen großen Vorteil verschafften, wenn auch keinen schlacht- oder gar kriegsentscheidenden. |
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In [[Theodor Fontane]]s Roman ''[[Effi Briest]]'' bringt die Titelfigur am Tag von Königgrätz, dem 3. Juli, ihr einziges Kind, die Tochter Annie, zur Welt. Zitat aus dem 14. Kapitel: „...und am Morgen des 3. Juli stand neben Effis Bett eine Wiege. Doktor Hannemann patschelte der jungen Frau die Hand und sagte: 'Wir haben heute den Tag von Königgrätz; schade, dass es ein Mädchen ist. Aber das andere kann ja nachkommen, und die Preußen haben viele Siegestage.'“ |
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[[Sebastian Haffner]] widerspricht dieser Herleitung in seinem Buch ''Preußen ohne Legende'': |
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===So schnell schießen die Preußen nicht!=== |
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{{Zitat |
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In den zahlreichen Anekdoten, die über diese denkwürdige Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich erhalten sind, findet sich auch immer wieder der Ausspruch: „So schnell schießen die Preußen nicht!“ Dies soll eine Anspielung auf die überlegenen Zündnadelgewehre der Preußen sein, die diesen einen großen Vorteil verschafften, da sie um ein mehrfaches schneller feuern konnten als die Österreicher. |
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|Text=Die Redensart … bezieht sich nicht auf ihr (der Preußen) Schießen im Gefecht – da schossen sie sogar besonders schnell … sondern sie schreibt sich daher, dass sie mit dem Erschießen von Deserteuren nicht so schnell bei der Hand waren … In Preußen wurden solche Unglücklichen zwar halbtot geprügelt, aber dann wieder gesund gepflegt, so dass sie wieder dienen konnten. Fürs Erschießen waren sie viel zu wertvoll; preußische Sparsamkeit auch hier. |
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|ref=<ref>[[Sebastian Haffner]], Ulrich Weiland: ''Preußen ohne Legende''. Verlag RM-Buch-und-Medien-Vertrieb, Gütersloh 1999, S. 106.</ref>}} |
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Wie auch immer die Interpretation ausfällt, der Ausspruch bleibt in den Augen der Nachwelt mit der Schlacht von Königgrätz und dem damit verbundenen endgültigen Aufstieg Preußens zur dominierenden Macht in der deutschen Politik verbunden. |
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[[Sebastian Haffner]] widerspricht dieser Herleitung in seinem Buch ''Preußen ohne Legende'': „Die Redensart ... bezieht sich nicht auf ihr (der Preußen) Schießen im Gefecht – da schossen sie sogar besonders schnell ... sondern sie schreibt sich daher, dass sie mit dem Erschießen von Deserteuren nicht so schnell bei der Hand waren ..... In Preußen wurden solche Unglücklichen zwar halbtot geprügelt, aber dann wieder gesund gepflegt, so dass sie wieder dienen konnten. Fürs Erschießen waren sie viel zu wertvoll; preußische Sparsamkeit auch hier.“ |
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Eine andere Interpretation leitet sich aus dem Umstand ab, dass nach französischem Vorbild seit 1742 auf allen preußischen Kanonen die Inschrift „[[Ultima ratio]] regis“ = „des Königs letztes Mittel“ eingraviert war und sich im Volksmund zu „So schnell schießen die Preußen nicht“ weiterentwickelte. |
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Wie immer die Interpretation ausfällt, der Ausspruch bleibt in den Augen der Nachwelt mit der Schlacht von Königgrätz und dem damit verbundenen engültigen Aufstieg Preußens zur dominierenden Macht in der deutschen Politik verbunden. |
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Zu den Beobachtern der Schlacht gehörte auch der damals bekannteste Kriegsberichterstatter [[William Howard Russell]] von der Londoner [[The Times]], die zudem jeweils einen weiteren Korrespondenten in den beiden Hauptquartieren der gegnerischen Heere hatte. Russell beobachtete die Schlacht vom Kirchturm von Königgrätz aus mit dem Fernrohr. |
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===Benedek, der Trottel=== |
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Der österreichische Kaiser Franz Joseph soll, nachdem ihm die Nachricht vom Ausgang der Schlacht überbracht worden war, ganz unkaiserlich über seinen Feldherrn geschimpft haben: „Benedek, der Trottel!“. Der Feldzeugmeister wurde daraufhin unehrenhaft entlassen (siehe auch den Artikel über das Leben Benedeks). |
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[[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm I.]] gestattete dem damals bereits 80-jährigen Fürsten [[Hermann von Pückler-Muskau]], sich dem königlichen Gefolge anzuschließen. Am Tag der Schlacht versäumte man es jedoch, den alten Herrn zu wecken. Obwohl er die Ereignisse verschlief, wurde er für seine Teilnahme später ausgezeichnet. |
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==Literatur== |
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In [[Theodor Fontane]]s Roman ''[[Effi Briest]]'' bringt die Titelfigur am Tag von Königgrätz, dem 3. Juli, die Tochter Annie zur Welt, ihr einziges Kind. Zitat aus dem 14. Kapitel: „… und am Morgen des 3. Juli stand neben Effis Bett eine Wiege. Doktor Hannemann patschelte der jungen Frau die Hand und sagte: ‚Wir haben heute den Tag von Königgrätz; schade, dass es ein Mädchen ist. Aber das andere kann ja nachkommen, und die Preußen haben viele Siegestage.‘“ |
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* Frank Zimmer: ''Bismarcks Kampf gegen Kaiser Franz Joseph. Königgrätz und seine Folgen'', Styria 1996 |
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* Frank Becker: ''"Getrennt marschieren, vereint schlagen" Königgrätz, 3. Juli 1866''. In: Stig Förster [Hg.]: ''Schlachten der Weltgeschichte. Von Salamis bis Sinai'', dtv 2004, S. 216-229 |
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* Sebastian Haffner: ''Preußen ohne Legende'', 1. Auflage Seite 106 |
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* Paul von Hindenburg: ''Aus meinem Leben''; Hirzel Verlag, Leipzig 1934. |
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== Militärgeschichtliche Bedeutung == |
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==Weblinks== |
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[[Datei:Lokomotivflucht.jpg|mini|Die Lokomotivflucht nach Eger]] |
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Königgrätz war die erste Schlacht in Europa, vor der große Truppenkontingente per Eisenbahn verlegt wurden. Moltke musste Truppen an vier Fronten bringen lassen (Österreich hatte dagegen den Vorteil der [[Innere Linie|inneren Linie]]). Moltke schrieb der Eisenbahn einen Anteil an seinem Sieg zu; Clark relativiert das.<ref>[[Christopher Clark]]: ''Preußen, Aufstieg und Niedergang. 1600–1947''. 7. Auflage. DVA, 2009, ISBN 978-3-421-05392-3, S. 612.</ref> Sächsische Lokomotivführer fuhren zahlreiche sächsische Lokomotiven nach [[Cheb|Eger]], um sie den Preußen zu entziehen. Möglicherweise nutzte Preußen Erkenntnisse seiner Militärbeobachter aus dem [[Sezessionskrieg]] (1861–1865) in den USA. Das preußische [[Zündnadelgewehr]] konnte im Vergleich zu den bis dahin gebräuchlichen [[Vorderlader]]n nicht nur schneller, sondern auch im Liegen, also in Deckung, nachgeladen werden. [[Paul von Hindenburg]], der als [[Leutnant|Sekondelieutenant]] an der Schlacht teilnahm, bezeichnete die Wirkung der Zündnadelgewehre später als „fürchterlich“.<ref>[[Paul von Hindenburg]]: ''Aus meinem Leben''. Hirzel Verlag, Leipzig 1920, S. 24 ({{archive.org |ausmeinenleben00hind |Blatt=24}}); siehe auch S. 22.</ref> |
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== Zur Rezeption == |
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* [http://www.preussenchronik.de/episoden/007090.jsp Chronik] |
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[[Datei:Magdeburg Kriegerdenkmal 1870-71 Detail Kopf Friedrich III.jpg|mini|[[Kriegerdenkmal (Magdeburg)]]]] |
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* [http://www.preussenweb.de/kriege5.htm Zahlen und Karten] |
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Der preußische Militärmusiker [[Gottfried Piefke]] komponierte zur Erinnerung an die Schlacht, angeblich noch auf dem Gefechtsfeld den [[Königgrätzer Marsch]] (AM II, 195). Dieser ist bis heute einer der im In- und Ausland bekanntesten deutschen Militärmärsche; in Österreich wird er aus naheliegendem Grund sehr selten aufgeführt. |
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* [http://www.deutsche-schutzgebiete.de/deutscher_krieg_schlacht_bei_koeniggraetz.htm Abbildungen und Porträts] |
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* [http://historische-uniformen.de/Truppen/1GRzF/1GRzF.htm 1 Garderegiment zu Fuß] |
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[[Kategorie:Schlacht (Deutschland)|Koeniggraetz]] |
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[[Kategorie:Schlacht (Tschechien)|Koeniggraetz]] |
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[[Kategorie:Schlacht (Österreich)|Koeniggraetz]] |
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[[Kategorie:Deutscher Krieg (Schlacht)|Koeniggraetz]] |
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[[Kategorie:1866|Koeniggraetz]] |
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Im [[Heeresgeschichtliches Museum|Heeresgeschichtlichen Museum]] in Wien ist die Schlacht bei Königgrätz anhand vielfältiger Objekte ausführlich dokumentiert. So sind mehrere Zündnadelgewehre von [[Johann Nikolaus von Dreyse]] neben den österreichischen Lorenz-Gewehren ausgestellt. Eine [[Feldkanone]] M 1863 dokumentiert die Überlegenheit der österreichischen [[Artillerie]] in den Jahren 1864 bis 1866 hinsichtlich Schusspräzision und Beweglichkeit. Das Monumentalgemälde (8 × 5 Meter) von [[Václav Sochor]] zeigt das Ende einer Kavalleriebatterie des k.k.-[[Feldartillerie]][[regiment]]s Nr. 8, die den Rückzug der geschlagenen österreichischen Armee über die Elbe deckte und sich dabei aufopferte. Dieser Opfergang wurde auch von [[Rudolf Otto von Ottenfeld]] in seinem Gemälde ''Ein Ruhmesblatt der österreichischen Artillerie'' thematisiert.<ref name="RauchensteinerLitscher">[[Manfried Rauchensteiner]], Manfred Litscher (Hrsg.): ''Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien''. Graz, Wien 2000, S. 53 f.</ref> |
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[[cs:Bitva u Hradce Králové]] |
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[[en:Battle of Königgrätz]] |
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== Erinnerungs-Kreuz für Combattanten == |
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[[eo:Batalo de Sadová]] |
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Das Erinnerungskreuz für das siegreiche preußische Heer trägt die Inschrift: {{Inschrift |Text=GOTT WAR MIT UNS, IHM SEI DIE EHRE.}} |
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[[fr:Bataille de Sadowa]] |
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Das Kreuz ist aus heller Bronze mit erhöhtem Rand und hat eine mehrfach gerillte Öse mit Bandring. Zwischen den vier Kreuzarmwinkeln ist ein umlaufender Lorbeerkranz. Auf der Vorderseite befindet sich in einem runden Mittelschild die Buchstabenchiffre <code>WR</code> mit bogenförmiger Umschrift |
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[[he:קרב קניגגרץ]] |
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{{Inschrift |Text= PREUSSENS SIEGREICHEM HEERE.}} |
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[[it:Battaglia di Sadowa]] |
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Der obere Kreuzarm zeigt die Königskrone, die drei anderen Kreuzarme tragen die Inschrift „Gott war mit uns, ihm sei die Ehre“. Auf der Rückseite befindet sich in einem runden Mittelschild der preußische Adler, auf den vier Kreuzarmen die Inschrift |
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[[nl:Slag bij Sadowa]] |
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{{Inschrift |Text= KÖNIGGRÄTZ DEN 3. JULI 1866.}}<ref>{{Internetquelle |autor=Arco Weihs |url=https://www.ehrenzeichen-orden.de/deutsche-staaten/erinnerungskreuz-koniggratz-1866.html |titel=Erinnerungskreuz 1866 Königgrätz |sprache=de |abruf=2021-04-18}}</ref> |
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[[no:Slaget ved Königgrätz]] |
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[[pl:Bitwa pod Sadową]] |
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[[pt:Batalha de Königgrätz]] |
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Erinnerungskreuz 1866 Königgrätz Rückseite.jpg|Erinnerungskreuz Rückseite |
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[[sv:Slaget vid Königgrätz]] |
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Erinnerungskreuz 1866 Königgrätz Vorderseite.jpg|Erinnerungskreuz Vorderseite |
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Orden Königgrätz RS.jpg|Erinnerungskreuz |
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Combattanten Königgrätz.png|Verleihungsurkunde |
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== Literatur == |
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* [[Karl Bleibtreu]]: ''Schlacht von Königgrätz am 3. Juli 1866''. 1903. Reprint: Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2006, ISBN 3-938997-65-6. |
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* [[Roland Krug von Nidda]]: ''1866 – Königgrätz. Zwei Auffassungen von Deutschland''. Amalthea-Verlag, Wien/München/Zürich 1966. |
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* [[Heinz Helmert]], Hans-Jürgen Usczeck: ''Preußischdeutsche Kriege von 1864 bis 1871. Militärischer Verlauf''. 6., überarbeitete Auflage. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1988, ISBN 3-327-00222-3. |
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* Frank Zimmer: ''Bismarcks Kampf gegen Kaiser Franz Joseph. Königgrätz und seine Folgen''. Verlag Styria, Köln 1996, ISBN 3-222-12377-2. |
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* [[Gordon A. Craig]]: ''Königgrätz. 1866 – eine Schlacht macht Weltgeschichte''. 4. Auflage. Zsolnay, Wien 1997, ISBN 3-552-04824-3.<ref>{{Der Spiegel |ID=46407801 |Titel=Königgrätz: Eine schöne Schlacht |Jahr=1966 |Nr=27 |Seiten= |Kommentar=Rezension des Buchs von Gordon Craig}}</ref> |
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* {{Gartenlaube |Wikisource=Bei Königsgrätz am Tage nach der Schlacht |Titel=Bei Königsgrätz am Tage nach der Schlacht. Von einem schlesischen Gutsbesitzer |Autor= |Jahr=1866 |Heft=33 |Seite=512–514}} |
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* Gábor Orbán: 1866: Am Ende war Königgrätz. Taktik und Strategie im preußisch-österreichischen Krieg, Zeughaus Verlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-96360-064-7. |
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* {{Gartenlaube |Wikisource=Der Dampf auf der Flucht |Autor= |Jahr=1866 |Heft=47 |Seite=737–739}} |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Battle of Königgrätz|Schlacht bei Königgrätz}} |
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* Peter Aumüller: [http://www.obh.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=223 ''Feldzeugmeister Benedek und die Schlacht bei Königgrätz. Anatomie einer Niederlage''.] |
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* [http://www.preussenweb.de/kriege5.htm Zahlen und Karten.] Preußenweb |
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* [http://www.deutsche-schutzgebiete.de/deutscher_krieg_schlacht_bei_koeniggraetz.htm ''Deutscher Krieg''.] deutsche-schutzgebiete.de |
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* [http://www.vets.cz/vpm/mista/obec/1400-chlum/ Webseite über erhaltene Denkmäler auf dem Schlachtfeld bei Königgrätz] |
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* [https://www.ostboehmen.info/ausflug-tips/902_984481_schlachtfeld-1866-chlum-u-sadove/ ''Schlachtfeld 1866 – Chlum u Sadové''.] ostboehmen.info |
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* Stefan Kurz: [http://blog.hgm.at/2017/08/28/150-jahre-schlacht-von-koeniggraetz-betrachtungen-zum-forschungsstand/ ''150 Jahre Schlacht von Königgrätz – Betrachtungen zum Forschungsstand''.] 2017, HGM Wissens-Blog |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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== Anmerkungen == |
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{{Coordinate |NS=50/17/50/N |EW=15/44/25/E |type=landmark |region=CZ}} |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4164378-1}} |
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{{SORTIERUNG:Schlacht bei Koniggratz}} |
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[[Kategorie:Schlacht des Deutschen Kriegs|Koniggratz]] |
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[[Kategorie:Konflikt 1866]] |
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[[Kategorie:Tschechische Militärgeschichte]] |
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[[Kategorie:Reichsgründungszeit]] |
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[[Kategorie:Hradec Králové]] |
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[[Kategorie:Schlacht in der sächsischen Geschichte|Koniggratz]] |
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[[Kategorie:Schlacht (Preußen)|Koniggratz]] |
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[[Kategorie:Geschichte Böhmens]] |
Aktuelle Version vom 7. Mai 2025, 16:51 Uhr
Schlacht bei Königgrätz | |||||||||||||||||
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Teil von: Deutscher Krieg | |||||||||||||||||
![]() Schlacht von Königgrätz (Gemälde von Georg Bleibtreu) | |||||||||||||||||
Datum | 3. Juli 1866 | ||||||||||||||||
Ort | Sadowa, Maslowed, Chlum in Böhmen | ||||||||||||||||
Ausgang | entscheidender Sieg der Preußen | ||||||||||||||||
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Deutschen Krieg und
3. Italienischen Unabhängigkeitskrieg (beide 1866)
Custozza – Hühnerwasser – Podol – Nachod – Trautenau – Langensalza – Skalitz – Münchengrätz – Gitschin – Königinhof – Schweinschädel – Königgrätz – Dermbach – Kissingen – Mainfeldzug – Frohnhofen – Aschaffenburg – Lissa – Bezzecca – Blumenau – Hundheim – Tauberbischofsheim – Werbach – Helmstadt – Gerchsheim – Uettingen/Roßbrunn
Die Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 nahe der böhmischen Stadt Königgrätz war die Entscheidungsschlacht im Deutschen Krieg. Die Preußische Armee besiegte die Armeen Österreichs und Sachsens. In einem Gelände von etwa zehn Kilometern Breite und fünf Kilometern Tiefe bekämpften sich über 400.000 Soldaten in einer verlustreichen Schlacht. Zentren der Kämpfe bildeten die strategisch wichtigen Hügel Svíb bei Maslowed und Chlum bei Schestar. Durch den Sieg wurde Preußen Führungsmacht in Deutschland, und Kanzler Otto von Bismarck setzte damit die kleindeutsche Lösung durch. Die Schlacht gilt als einer der Wegbereiter für die Deutsche Reichsgründung 1871. In mehreren Sprachen wird die Schlacht nach dem Dorf Sadowa benannt, insbesondere in Frankreich, wo sie als politische Niederlage wahrgenommen wurde und der Ruf „Rache für Sadowa!“ aufkam.
Vorgeschichte des Krieges von 1866
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach den Napoleonischen Kriegen wurde zwischen den europäischen Mächten auf dem Wiener Kongress die alte zwischenstaatliche Ordnung in Europa weitgehend wiederhergestellt. Auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches war der Deutsche Bund als loser Staatenbund entstanden, der Teile Preußens und Österreichs beinhaltete. Die Ursache des Preußisch-Österreichischen Kriegs lag in den Spannungen zwischen den Mächten Preußen und Österreich, die im Kampf um die Vorherrschaft im Deutschen Bund immer größer wurden: In der Herbstkrise 1850 war es fast zum Krieg zwischen beiden gekommen; auf russischen Druck musste Preußen sein Nationalstaatsprojekt, die sogenannte Erfurter Union, aufgeben.
Den Anlass zum Krieg gab der Konflikt um den Besitz der von Österreich und Preußen gemeinsam verwalteten Gebiete Schleswig und Holstein nach dem Deutsch-Dänischen Krieg. 1865 konnten die Gegensätze noch einmal mit der Gasteiner Konvention überwunden werden, indem sich Österreich auf die Verwaltung von Holstein beschränkte. Als aber Preußen entgegen den Bestimmungen dieses Abkommens Holstein besetzte, erklärte Österreich die Mobilmachung der Bundesarmee.
Auf Seiten Österreichs standen die deutschen Mittelstaaten mit Bayern, Hannover, Sachsen, Württemberg und Baden sowie diverse deutsche Kleinstaaten.
An Preußens Seite standen die meisten thüringischen Kleinstaaten (Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach war die Ehefrau des preußischen Königs), einige norddeutsche Länder sowie Italien, das im Falle eines Sieges Venetien von Österreich erhalten sollte.
Anmarsch der Preußen nach Böhmen
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Auf Seite der Preußen hatte der Chef des Generalstabs, General von Moltke, ein weiträumiges Zangenmanöver ausgearbeitet. Moltkes Schlachtplan basierte auf einem in seiner Ausführung durchaus problematischen Prinzip: „Getrennt marschieren – vereint schlagen“, das heißt einem Aufmarsch entgegen der traditionellen strategischen Lehre auf den „äußeren Linien“ und nicht den inneren Linien mit ihrem Vorteil kürzerer Wege und leichterer gegenseitiger Verstärkung.
So setzte das preußische Oberkommando Ende Juni 1866 drei Armeen in Marsch – die 1. Armee unter Prinz Friedrich Karl Nikolaus von Preußen sammelte sich in der Lausitz, die 2. Armee unter dessen Vetter, dem Kronprinzen Friedrich-Wilhelm, hatte im Osten aus Schlesien vorzugehen. Die Elbarmee unter General Herwarth von Bittenfeld wandte sich gegen die Sachsen und rückte von Dresden über die böhmische Grenze nach Rumburg vor. Die groß angelegte Umfassungsbewegung sollte dabei die gesamte österreichische Streitmacht im nördlichen Böhmen zu umfassen suchen. Die Elbarmee (Generalkommando VIII. Armee-Korps mit 46.000 Mann) hatte Sachsen zu besetzen und die Österreicher von Westen her anzugreifen, vom Norden sollte die 1. Armee (II., III. und IV. Armee-Korps mit 93.000 Mann) über Reichenberg südwärts drängend die gegnerische Hauptmacht auf sich ziehen, während die 2. Armee (Garde, I., V. und VI. Armee-Korps mit 115.000 Mann) des Kronprinzen vom Osten über Glatz und das Eulengebirge vorzugehen hatte.
Die preußische 2. Armee rückte in drei Heersäulen, teils aus der Grafschaft Glatz, über Braunau, sowie auf der Landeshuter Straße nach Liebau vor. Am 27. Juni wurde das preußische I. Korps bei Trautenau durch das österreichische X. Korps unter FML Ludwig von Gablenz geschlagen und musste auf Goldenöls zurückgehen, darauf übernahm das über Eypel anrückende preußische Gardekorps die Vorhut und schlug Teile des österreichischen IV. Korps bei Soor und Burkersdorf. Am 27. Juni hatte der linke Flügel der Armee des Kronprinzen, das V. Korps des Generals Steinmetz, das österreichische VI. Korps unter FML Ramming bei Nachod, am 28. Juni das zur Hilfe eilende österreichische VIII. Korps unter Erzherzog Leopold bei Skalitz, sowie am 29. Juni Teile des gegnerischen IV. Korps (FML Tassilo Festetics) bei Jaromierz und Schweinschädel zurückgeworfen.
Am 28. Juni hatte die preußische 1. Armee den Gegner bei Turnau und Podol zurückgeschlagen und konnte die Vereinigung mit der Elbarmee an der Iser herstellen. Die Elbarmee hatte gleichzeitig die Sachsen und das österreichische I. Korps (FML Clam-Gallas) bei Münchengrätz geschlagen. Am 29. Juni gelang der preußischen 1. Armee ein weiterer Erfolg gegen das sächsische Korps unter Prinz Albert bei Gitschin. Im Raum Königinhof war schließlich die Verbindung des Kronprinzen mit der Armee des Prinzen Friedrich Karl am 30. Juni mit etwa 220.000 Mann hergestellt, davon konnten aber 60.000 Mann nicht mehr rechtzeitig in die am 3. Juli folgende Schlacht von Königgrätz eingreifen.
Aufmarsch der Österreicher zur Schlacht
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Der österreichische Feldzeugmeister Ludwig von Benedek war durch seine militärischen Erfolge in den Feldzügen in Italien (1848 und 1859) als geschickter Stratege bekannt geworden und wurde nach Ausbruch des Krieges – im Alter von 61 Jahren – zum Oberbefehlshaber der österreichischen Nordarmee berufen. Da er für den neuen böhmischen Kriegsschauplatz über keinerlei militärische Erfahrung verfügte, versuchte er vorerst vergeblich das Amt abzulehnen, fügte sich aber doch der Entscheidung Kaiser Franz Josephs.
Die österreichischen Vorhuten hatten bereits in mehreren Gefechten böse Erfahrungen mit dem preußischen Zündnadelgewehr gemacht, daher entschied sich Benedek dafür, seine Hauptmacht auf einer Reihe kleiner Hügel zwischen der Bistritz und der Elbe in starker Verteidigungsstellung zu postieren, die dahinter liegende Festung Königgrätz konnte gegebenenfalls den Rückzug decken. Er hoffte darauf, dass die in dieser Stellung liegende Infanterie, durch eine starke Artillerie unterstützt, den preußischen Vormarsch aufhalten könnte.
Die Österreicher verfügten über sieben Korps, drei davon hatten jedoch bereits durch die Vorkämpfe stark gelitten, so dass auf den Höhenstellungen etwa 190.000 Mann versammelt waren. Am linken Flügel wurde einem achten Korps – etwa 22.000 Sachsen unter Kronprinz Albert – die Höhen bei Problus zugewiesen. Die sächsische 2. Division unter Generalleutnant Thuisko von Stieglitz stand hinter Problus, die Leib-Brigade rechts, die 1. Brigade links. Die sächsische 1. Division unter Generalleutnant Bernhard von Schimpff war zwischen Lubno, Popowitz und Tresowitz versammelt und hatte ihre Reserven zwischen Problus und Stresetitz konzentriert. Die sächsische 3. Brigade war in Problus, die 11. und 12. Brigade in Nieder-Prim aufgestellt. Das als Rückhalt dienende österreichische VIII. Korps (seit 29. Juni unter FML Joseph von Weber) sicherte links außen die Stellungen im Ober-Prim und dem davorliegenden Wald vor Umgehungen. Kavallerie der sächsischen 2. Division hielt bei Popowitz Verbindung mit dem österreichischen X. Korps. Im Zentrum vereinigte Benedek etwa 44.000 Mann mit 134 Kanonen, das durch die Vorkämpfe geschwächte X. Korps unter FML Gablenz und das noch frischere III. Korps unter Erzherzog Ernst, welches die Höhen von Lipa und Chlum besetzt hielt. Als rechter Flügel mit etwa 55.000 Mann folgte das IV. Korps unter FML Festetics südlich Maslowed, bei Cistowes und Nedelist, das II. Korps unter FML Karl von Thun und Hohenstein hielt die Stellung von Sendrasitz bis zur Elbe. Benedek behielt dahinter ein Drittel seiner Armee, das I. (Generalmajor Gondrecourt) und VI. Korps (FML Ramming), mit über 60.000 Männern und 320 Geschützen in Reserve. Mit diesen Verbänden wollte er seinen Gegenangriff führen, sobald der preußische Angriff an seiner vorderen Verteidigungsstellung festgelaufen war.
Verlauf
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Am 3. Juli gegen 4 Uhr morgens begann der Anmarsch der preußischen 1. Armee unter Friedrich Karl zur Bistritz. Links erreichte die 7. Division Cerekwitz, in der Mitte rückte die 8. Division unter General August von Horn als Vorhut auf Klenitz, rechts davon waren die 3. und 4. Division im Vorgehen auf Dohalitz und Mokrowous. Dahinter folgten in zweiter Linie die 5. und 6. Division in Richtung auf Sadowa nach. Die Vorhut der Division Horn wurde am Swiep (Svíb) in einen Artillerieschusswechsel mit der Artillerie des österreichischen X. Korps verwickelt. Als die Preußen versuchten, die Bistritz zu überqueren, beschlossen zwei österreichische Korpskommandanten, sich zu profilieren und eigenmächtig gegen die rechte Flanke des Gegners vorzugehen: Ohne weiter gegen die hier zu erwartende preußische 2. Armee Front zu machen, verließen die Truppen der Korpskommandanten Festetics und Thun ihre Stellungen und rückten nach Westen vor, wodurch jedoch eine Lücke in der österreichischen Verteidigung in nördlicher Richtung klaffte; genau dort, wo später die preußische 2. Armee entscheidend angreifen sollte.
Am Vormittag hatten die Österreicher lediglich die preußische 1. Armee vor sich – die Einheiten des Kronprinzen befanden sich noch im Anmarsch, und auch die Elbarmee hatte die Bistritz bei Nechanitz noch nicht überschritten. Folglich erhöhte sich der Druck auf die zahlenmäßig unterlegenen preußischen Truppen vor Ort. In der Mitte wurden Thun und Festetics in schwere Kämpfe im Swiepwald verwickelt. Die preußische 7. Division unter Generalmajor Eduard von Fransecky, darunter insbesondere das 2. Magdeburgische Infanterie-Regiment Nr. 27, verschanzte sich in diesem Gehölz und versuchte in sehr verlustreichen Gefechten, die Offensive zweier österreichischer Korps abzuwehren. Ohne Artillerievorbereitung und Wissen der Heeresleitung versuchten die Österreicher unter Graf Festetics, den Wald zurückzuerobern. Dem Grafen Festetics wurde durch eine Granate der rechte Fuß zerschmettert, sodass Feldmarschallleutnant Anton Mollinary die Führung der weiteren Angriffe leitete. Im Swiepwald tobte ein schwerer Kampf, wobei die preußische 7. Division fast aufgerieben wurde, aber gleichzeitig auch die Österreicher hohe Verluste hinnehmen mussten. Im Holawald rannte sich unterdessen die preußische 8. Division fest und wurde durch die nachgezogene 4. Division unter General Friedrich Adrian Herwarth von Bittenfeld verstärkt.
Schon wiegten sich die österreichischen Generäle im Gefühl des Sieges, im preußischen Hauptquartier entstand der erste Unmut gegen den unorthodoxen Aufmarschplan des exzentrischen Moltke. Selbst König Wilhelm I. und sein ebenfalls anwesender Ministerpräsident Bismarck befürchteten eine Niederlage. Da tauchte gegen Mittag, auf Höhe des gegenüberliegenden Dorfes Horenowes, das preußische 1. Garde-Regiment zu Fuß auf. Es bildete die Avantgarde des zur 2. Armee gehörenden preußischen Gardekorps – die Armee des Kronprinzen war, wie von Moltke geplant, eingetroffen und nahm gemeinsam mit der von Südwesten her angreifenden Elbarmee die im Swiepwald verbissenen österreichischen Truppen in die Zange. Am südlichen Ende der Front überquerte derweil auch die Elbarmee die Bistritz. Schon ab 10 Uhr vormittags war es der 15. Division gelungen, bei Lubno über die Bistritz zu gehen, und General Philipp Carl von Canstein bereitete den Angriff auf Neu- und Nieder-Prim vor. Um 13.45 Uhr begann auch der Angriff der 14. Division unter General Hugo Eberhard zu Münster-Meinhövel gegen die Linie Problus-Stresetitz. Vor dem aus Nechanitz angesetzten Druck der Elbarmee wich das gegenüberliegende Sächsische Korps am Nachmittag langsam zurück.
Nun wendete sich das Schlachtenglück. Gegen 13 Uhr, als Benedek eigentlich den Befehl zum Einsatz der Reserve hatte geben wollen, war den Österreichern die Gefahr, die jetzt vom Norden drohte, bereits im ganzen Ausmaß bekannt. Die preußische 1. Garde-Division unter General Wilhelm Hiller von Gärtringen – Vorhut der jetzt eingreifenden 2. Armee – war über Maslowed im Anmarsch auf Chlum. Der im Rücken bedrohte Feldmarschallleutnant Thun musste sofort den Großteil seiner Truppen wieder nach Osten zurückführen. Die österreichischen Stellungen im Swiepwald brachen dadurch zusammen.
Hinter der eintreffenden 2. Garde-Division war bereits das preußische I. und V. Korps im Anmarsch, die 11. und 12. Division des VI. Korps unter General Louis von Mutius stieß bereits außen rechts in die österreichische Flanke. Thun musste nun den Rückzug seines Korps am westlichen Elbeufer anordnen, wodurch die Lage am rechten Flügel der Österreicher noch exponierter wurde.

Benedek selbst führte bei Chlum eine Infanteriebrigade in einen wirkungslosen Gegenangriff. Die österreichische Reserve – das VI. Korps – konnte im Nahkampf mit der preußischen 1. Garde-Division zwar beinahe das verlorene Chlum zurückerobern, wurde jedoch kurz vor dem Ziel aufgehalten. Zur Entlastung der schwer ringenden Infanterie attackierten schließlich noch zwei österreichische Kavallerie-Divisionen im Gefecht bei Stresetitz und bei Rosberitz-Langenhof, hier standen 39 österreichische etwa 30 preußischen Schwadronen gegenüber. Der Angriff der Hessen-Kürassiere bei Rosberitz traf auf die preußische Kavallerie-Brigade unter Generalmajor Georg von der Groeben, ehe das Eingreifen der preußischen Infanterie zum vorzeitigen Abbruch der Attacke führte. Die schwere 3. Reserve-Kavallerie-Division unter Generalmajor Graf Karl von Coudenhove erwies sich mit der Kürassier-Brigade unter Prinz Windischgrätz bei Stresetitz den preußischen Dragonern zuvor zwar als mehr als ebenbürtig, doch blieb dies ohne Einfluss auf den Schlachtverlauf.

Noch vor dem Eingreifen der über die Bistritz nachgezogenen 16. Division der Preußen unter General August von Etzel waren auch die Stellungen der Sachsen bei Problus zusammengebrochen. Als der letzte Gegenangriff Rammings bei Chlum gescheitert war, befahl Benedek den Einsatz seiner letzten Reserven. Die preußische 14. Division mit ihrer 27. Infanterie-Brigade unter General Emil von Schwartzkoppen konnte jedoch derweil die Sachsen aus dem Dorf Problus hinausdrängen. Die Verteidiger von Problus waren unter den letzten Bataillonen, die das Schlachtfeld verließen, und bildeten die Nachhut der Österreicher. Als eine Einkesselung der gesamten österreichischen Armee drohte, gab Benedek gegen vier Uhr die Schlacht verloren und befahl den Rückzug auf Königgrätz. Das I. Korps unter Generalmajor Leopold Gondrecourt musste mit drei Brigaden die nachrückenden Preußen daran hindern, der österreichischen Hauptmacht den Rückzug abzuschneiden, und erlitt dabei schwere Verluste. Bevor sich dieses Korps notdürftig vom Gegner lösen konnte, hatte es allein Verluste von 279 Offizieren und etwa 10.000 Mann erlitten, davon waren 2.800 Mann in Gefangenschaft geraten, die übrigen tot oder verwundet.

Die zurückflutenden Österreicher wurden durch die preußische Kavallerie verfolgt, die dann aber durch Artilleriefeuer auf ausreichende Distanz gehalten wurde. Unter dem Schutz der Kanonen der Festung Königgrätz erfolgte der Rückzug der geschlagenen Österreicher zur Elbe. Der Festungskommandant Generalmajor Leopold von Weigl schloss in Verkennung der Lage jedoch abends die Stadttore und erzeugte durch das Öffnen von Schleusen ein kleines Sumpfgebiet, das den zurückdrängenden Österreichern weitere, unnötige Verluste abverlangte.[2]
Die Gesamtverluste der Preußen in der Schlacht betrugen 359 Offiziere, 8.794 Mann und 909 Pferde, davon 1.929 Gefallene, 6.948 Verwundete und 276 Vermisste. Die Österreicher verloren 1.313 Offiziere, 41.499 Mann und 6.010 Reiter, davon 5.658 Gefallene, 7.574 Verwundete, 7.410 Vermisste und 22.170 Gefangene. Das sächsische Korps verlor 55 Offiziere und 1.446 Mann, davon 135 Tote, 940 Verwundete und 426 Vermisste.[3]
Gründe für den Ausgang der Schlacht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die neuere Forschung hat die Einschätzung der Bedeutung des Zündnadelgewehres deutlich reduziert. Die Schusskadenz des Zündnadelgewehres ist etwa 3-mal so groß wie bei einem Minié-Vorderlader,[4] allerdings war die Reichweite der Zündnadelgewehre nur etwa halb so groß wie die der österreichischen Lorenz-Gewehre[Anm. 1] (die preußischen Zündnadel-Gewehre besaßen eine Reichweite von 600 Metern, waren aber ab 300 Metern praktisch nicht mehr treffsicher; die Vorderlader vom Typus Miniégewehr hatten hingegen eine Reichweite von etwa 900 Metern).
Neben der höheren Kadenz des Hinterladers war zum Beispiel in der Schlacht von Königgrätz u. a. ein weiterer Vorteil, dass der Schütze die Waffe liegend nachladen konnte. Er war somit feindlichem Feuer weniger ausgesetzt als der mit einem Vorderlader ausgerüstete Schütze, der zum Nachladen stehen oder knien musste und beim Nachladevorgang meist ungedeckt war.[5] Gegen einen anstürmenden Feind schossen die preußischen Soldaten allerdings meist stehend.[6]
Peter Aumüller stellte folgende Faktoren zusammen:[7]
- Die österreichische Friedenspolitik im Vorfeld der Schlacht mit massiver Abrüstung der Artillerie und der Kavallerie, denn Österreich rüstete unter dem Finanzminister Ignaz von Plener sichtbar ab. Der Budgetanteil der zivilen Ressorts stieg, dem Militär hingegen wurden permanent Kräfte und Mittel gestrichen. 93 Kavallerie-Eskadronen wurden aufgelöst, ebenso 51 Batterien der Artillerie.
- Überlastung der Stäbe durch Wegfallen der Zwischeninstanzen infolge der Sparpolitik.
- Kein Ergänzen der Depotvorräte.
- Jahrelanges Außerdienststellen von erfahrenen Offizieren.
- Verschiebung der Einführung des Zündnadelgewehres aus vorgeblich budgetären Gründen.
- Der seit 1. Juli im Gange befindliche Austausch der operativen Berater Benedeks, der Feldmarschallleutnante Alfred von Henikstein und Gideon von Krismanic.
- Nutzlose Gefechte entgegen gegebener Befehle durch die Unterführer, vor allem im Swiepwald.
Ähnlich argumentieren – neuer – Thorsten Loch und Lars Zacharias.[8]
Folgen
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Die preußische 1. Armee unter Friedrich Karl verfolgte die Österreicher nach Brünn; die 2. Armee unter dem Kronprinzen auf Olmütz und die Elbarmee folgte den Österreichern über Iglau nach Znaim. Die Preußen erreichten Mitte Juli den Donauraum und gingen ohne größeren Widerstand auf die Linie Stockerau und Gänserndorf im nördlichen Vorfeld von Wien vor. Am 26. Juli 1866 wurde der Vorfrieden von Nikolsburg geschlossen, dem der endgültige Friedensschluss von Prag am 23. August folgte.
Die Schlacht hatte für das Habsburger Kaiserreich Österreich auch weitreichende politische Folgen. Trotz der erfolgreichen Schlachten bei Custoza (24. Juni) und Lissa (20. Juli) gegen die auf Seiten der Preußen in den Krieg eingetretenen Italiener sah sich Kaiser Franz Joseph nach der verheerenden Niederlage bei Königgrätz zur Kapitulation und zur Abtretung Venetiens an Italien im Frieden von Wien gezwungen.[9] Infolge der österreichischen Niederlage löste sich der bisherige Deutsche Bund auf; Preußen annektierte Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und die Freie Stadt Frankfurt und schuf den Norddeutschen Bund. Auch innenpolitisch geriet Kaiser Franz Joseph durch die Bestrebungen seiner Völkerschaften nach Autonomie unter starken Druck. Die österreichische Monarchie war außenpolitisch sehr geschwächt, am 21. Dezember 1867 musste der Ausgleich mit Ungarn sowie die Dezemberverfassung im Reichsrat bewilligt werden.
Die Bedeutung der Schlacht blieb auch den ausländischen Zeitgenossen nicht verborgen. In Paris des Zweiten Kaiserreiches fürchtete man, dass sich an der Ostgrenze ein mächtiger, geeinter Nachbar unter preußischer Vormachtstellung bildete. Um Preußen an der weiteren Einigung deutscher Staaten zu hindern, kam schon bald der Schlachtruf Revanche pour Sadowa! („Rache für Sadowa!“) auf. Ziel war es, den neuen Nachbarn „im Keim zu ersticken“. Als eine der Rüstungsmaßnahmen führte man noch 1866 das Chassepotgewehr ein, obwohl man sich in Paris darüber im klaren war, dass eigentlich ein Gewehr mit Metallpatrone wünschenswert gewesen wäre, weil das Chassepotsystem mit verschiedenen Nachteilen behaftet war. Jedoch war das Chassepotgewehr rasch und zu einem vergleichsweise günstigen Preis verfügbar.
Der österreichische Kaiser Franz Joseph soll, nachdem ihm die Nachricht vom Ausgang der Schlacht überbracht worden war, ganz unkaiserlich über seinen Feldherrn geschimpft haben: „Benedek, der Trottel!“ Benedek wurde seines Amtes enthoben, durch Erzherzog Albrecht von Österreich-Teschen ersetzt und vor ein Kriegsgericht gestellt. Das Verfahren wurde jedoch auf kaiserlichen Druck eingestellt und Benedek befohlen, bis an sein Lebensende über die Schlacht zu schweigen, woran er sich auch hielt.
Heutige Historiker sind der Ansicht, dass Benedek zwar einige Missgeschicke unterliefen, die Niederlage aber durch ungarische Offiziere verschuldet gewesen sei, die entgegen Benedeks Befehlen zu einem Gegenangriff im Swiepwald ansetzten, die österreichische Front damit zerrissen und so von dem „verspäteten“ preußischen 1. Garde-Regiment zu Fuß überrumpelt wurden. Über die Überlegenheit der Zündnadelgewehre war Benedek jedoch ziemlich gut informiert, nicht zuletzt weil der Leiter des militärischen Nachrichtendienstes, Georg von Kees, zu seinem Stab gehörte. Daher wählte er für die österreichischen Stellungen meist dichtes Waldgelände (wie im Swiepwald), um die Preußen in den Nahkampf zu zwingen, bei dem ihnen ihre moderneren Gewehre kaum von Nutzen waren. Diese Taktik funktionierte auch ziemlich gut, bis zu jenem für die Österreicher verhängnisvollen Gegenangriff.
Anekdoten
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In den zahlreichen Anekdoten, die über diese denkwürdige Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich erhalten sind, findet sich auch immer wieder der Ausspruch: „So schnell schießen die Preußen nicht!“ Dies soll eine Anspielung auf die Zündnadelgewehre der Preußen sein, die diesen einen großen Vorteil verschafften, wenn auch keinen schlacht- oder gar kriegsentscheidenden.
Sebastian Haffner widerspricht dieser Herleitung in seinem Buch Preußen ohne Legende:
„Die Redensart … bezieht sich nicht auf ihr (der Preußen) Schießen im Gefecht – da schossen sie sogar besonders schnell … sondern sie schreibt sich daher, dass sie mit dem Erschießen von Deserteuren nicht so schnell bei der Hand waren … In Preußen wurden solche Unglücklichen zwar halbtot geprügelt, aber dann wieder gesund gepflegt, so dass sie wieder dienen konnten. Fürs Erschießen waren sie viel zu wertvoll; preußische Sparsamkeit auch hier.“[10]
Wie auch immer die Interpretation ausfällt, der Ausspruch bleibt in den Augen der Nachwelt mit der Schlacht von Königgrätz und dem damit verbundenen endgültigen Aufstieg Preußens zur dominierenden Macht in der deutschen Politik verbunden.
Eine andere Interpretation leitet sich aus dem Umstand ab, dass nach französischem Vorbild seit 1742 auf allen preußischen Kanonen die Inschrift „Ultima ratio regis“ = „des Königs letztes Mittel“ eingraviert war und sich im Volksmund zu „So schnell schießen die Preußen nicht“ weiterentwickelte.
Zu den Beobachtern der Schlacht gehörte auch der damals bekannteste Kriegsberichterstatter William Howard Russell von der Londoner The Times, die zudem jeweils einen weiteren Korrespondenten in den beiden Hauptquartieren der gegnerischen Heere hatte. Russell beobachtete die Schlacht vom Kirchturm von Königgrätz aus mit dem Fernrohr.
Wilhelm I. gestattete dem damals bereits 80-jährigen Fürsten Hermann von Pückler-Muskau, sich dem königlichen Gefolge anzuschließen. Am Tag der Schlacht versäumte man es jedoch, den alten Herrn zu wecken. Obwohl er die Ereignisse verschlief, wurde er für seine Teilnahme später ausgezeichnet.
In Theodor Fontanes Roman Effi Briest bringt die Titelfigur am Tag von Königgrätz, dem 3. Juli, die Tochter Annie zur Welt, ihr einziges Kind. Zitat aus dem 14. Kapitel: „… und am Morgen des 3. Juli stand neben Effis Bett eine Wiege. Doktor Hannemann patschelte der jungen Frau die Hand und sagte: ‚Wir haben heute den Tag von Königgrätz; schade, dass es ein Mädchen ist. Aber das andere kann ja nachkommen, und die Preußen haben viele Siegestage.‘“
Militärgeschichtliche Bedeutung
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Königgrätz war die erste Schlacht in Europa, vor der große Truppenkontingente per Eisenbahn verlegt wurden. Moltke musste Truppen an vier Fronten bringen lassen (Österreich hatte dagegen den Vorteil der inneren Linie). Moltke schrieb der Eisenbahn einen Anteil an seinem Sieg zu; Clark relativiert das.[11] Sächsische Lokomotivführer fuhren zahlreiche sächsische Lokomotiven nach Eger, um sie den Preußen zu entziehen. Möglicherweise nutzte Preußen Erkenntnisse seiner Militärbeobachter aus dem Sezessionskrieg (1861–1865) in den USA. Das preußische Zündnadelgewehr konnte im Vergleich zu den bis dahin gebräuchlichen Vorderladern nicht nur schneller, sondern auch im Liegen, also in Deckung, nachgeladen werden. Paul von Hindenburg, der als Sekondelieutenant an der Schlacht teilnahm, bezeichnete die Wirkung der Zündnadelgewehre später als „fürchterlich“.[12]
Zur Rezeption
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Der preußische Militärmusiker Gottfried Piefke komponierte zur Erinnerung an die Schlacht, angeblich noch auf dem Gefechtsfeld den Königgrätzer Marsch (AM II, 195). Dieser ist bis heute einer der im In- und Ausland bekanntesten deutschen Militärmärsche; in Österreich wird er aus naheliegendem Grund sehr selten aufgeführt.
Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien ist die Schlacht bei Königgrätz anhand vielfältiger Objekte ausführlich dokumentiert. So sind mehrere Zündnadelgewehre von Johann Nikolaus von Dreyse neben den österreichischen Lorenz-Gewehren ausgestellt. Eine Feldkanone M 1863 dokumentiert die Überlegenheit der österreichischen Artillerie in den Jahren 1864 bis 1866 hinsichtlich Schusspräzision und Beweglichkeit. Das Monumentalgemälde (8 × 5 Meter) von Václav Sochor zeigt das Ende einer Kavalleriebatterie des k.k.-Feldartillerieregiments Nr. 8, die den Rückzug der geschlagenen österreichischen Armee über die Elbe deckte und sich dabei aufopferte. Dieser Opfergang wurde auch von Rudolf Otto von Ottenfeld in seinem Gemälde Ein Ruhmesblatt der österreichischen Artillerie thematisiert.[13]
Erinnerungs-Kreuz für Combattanten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Erinnerungskreuz für das siegreiche preußische Heer trägt die Inschrift: GOTT WAR MIT UNS, IHM SEI DIE EHRE.
Das Kreuz ist aus heller Bronze mit erhöhtem Rand und hat eine mehrfach gerillte Öse mit Bandring. Zwischen den vier Kreuzarmwinkeln ist ein umlaufender Lorbeerkranz. Auf der Vorderseite befindet sich in einem runden Mittelschild die Buchstabenchiffre WR
mit bogenförmiger Umschrift
PREUSSENS SIEGREICHEM HEERE.
Der obere Kreuzarm zeigt die Königskrone, die drei anderen Kreuzarme tragen die Inschrift „Gott war mit uns, ihm sei die Ehre“. Auf der Rückseite befindet sich in einem runden Mittelschild der preußische Adler, auf den vier Kreuzarmen die Inschrift
KÖNIGGRÄTZ DEN 3. JULI 1866.[14]
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Erinnerungskreuz Rückseite
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Erinnerungskreuz Vorderseite
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Erinnerungskreuz
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Verleihungsurkunde
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl Bleibtreu: Schlacht von Königgrätz am 3. Juli 1866. 1903. Reprint: Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2006, ISBN 3-938997-65-6.
- Roland Krug von Nidda: 1866 – Königgrätz. Zwei Auffassungen von Deutschland. Amalthea-Verlag, Wien/München/Zürich 1966.
- Heinz Helmert, Hans-Jürgen Usczeck: Preußischdeutsche Kriege von 1864 bis 1871. Militärischer Verlauf. 6., überarbeitete Auflage. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1988, ISBN 3-327-00222-3.
- Frank Zimmer: Bismarcks Kampf gegen Kaiser Franz Joseph. Königgrätz und seine Folgen. Verlag Styria, Köln 1996, ISBN 3-222-12377-2.
- Gordon A. Craig: Königgrätz. 1866 – eine Schlacht macht Weltgeschichte. 4. Auflage. Zsolnay, Wien 1997, ISBN 3-552-04824-3.[15]
- Bei Königsgrätz am Tage nach der Schlacht. Von einem schlesischen Gutsbesitzer. In: Die Gartenlaube. Heft 33, 1866, S. 512–514 (Volltext [Wikisource]).
- Gábor Orbán: 1866: Am Ende war Königgrätz. Taktik und Strategie im preußisch-österreichischen Krieg, Zeughaus Verlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-96360-064-7.
- Der Dampf auf der Flucht. In: Die Gartenlaube. Heft 47, 1866, S. 737–739 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Aumüller: Feldzeugmeister Benedek und die Schlacht bei Königgrätz. Anatomie einer Niederlage.
- Zahlen und Karten. Preußenweb
- Deutscher Krieg. deutsche-schutzgebiete.de
- Webseite über erhaltene Denkmäler auf dem Schlachtfeld bei Königgrätz
- Schlachtfeld 1866 – Chlum u Sadové. ostboehmen.info
- Stefan Kurz: 150 Jahre Schlacht von Königgrätz – Betrachtungen zum Forschungsstand. 2017, HGM Wissens-Blog
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Eric Dorn Brose: German history, 1789–1871. From the Holy Roman Empire to the Bismarckian Reich. Berghahn, Providence 1997, ISBN 1-57181-056-0, S. 342.
- ↑ Gordon A. Craig: Königgrätz. 1866 – eine Schlacht macht Weltgeschichte. 4. Auflage. Zsolnay, Wien 1997, ISBN 3-552-04824-3, S. 215.
- ↑ Gordon A. Craig: Königgrätz. 1866 – eine Schlacht macht Weltgeschichte. 4. Auflage. Zsolnay, Wien 1997, ISBN 3-552-04824-3, S. 262 und 263.
- ↑ Georg Ortenburg: Waffen der Einigungskriege 1848–1871. Bechtermünz 2005, Original 1990, ISBN 3-8289-0521-8, S. 145.
- ↑ Geoffrey Wawro: The Austro-Prussian War. Cambridge University Press, 1997, ISBN 0-521-62951-9.
- ↑ Georg Ortenburg: Waffen der Einigungskriege 1848–1871. Verlag Bechtermünz, 2005, ISBN 3-8289-0521-8, S. 179 (Erstauflage 1990).
- ↑ Peter Aumüller: Feldzeugmeister Benedek und die Schlacht bei Königgrätz. Anatomie einer Niederlage.
- ↑ Thorsten Loch und Lars Zacharias: The Battlefield of Königgrätz Revisited. In: International Journal of Military History and Historiography. Band 36, 2016, S. 192–201.
- ↑ Jahreschronik 1866 im LeMO/Deutsches Historisches Museum
- ↑ Sebastian Haffner, Ulrich Weiland: Preußen ohne Legende. Verlag RM-Buch-und-Medien-Vertrieb, Gütersloh 1999, S. 106.
- ↑ Christopher Clark: Preußen, Aufstieg und Niedergang. 1600–1947. 7. Auflage. DVA, 2009, ISBN 978-3-421-05392-3, S. 612.
- ↑ Paul von Hindenburg: Aus meinem Leben. Hirzel Verlag, Leipzig 1920, S. 24 (Textarchiv – Internet Archive); siehe auch S. 22.
- ↑ Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000, S. 53 f.
- ↑ Arco Weihs: Erinnerungskreuz 1866 Königgrätz. Abgerufen am 18. April 2021.
- ↑ Königgrätz: Eine schöne Schlacht. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1966 (online – Rezension des Buchs von Gordon Craig).
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hauptmann Josef Ritter von Lorenz (1814–1879), dessen Tod fälschlicher- wie ironischerweise von der k.k. Nord-Armee gemeldet worden war, ging als einer der beiden Oberwerkführer der Artillerie-Zeugsfabrik (Wiener Arsenal) mit 1. April 1875 als ganzinvalid in den Ruhestand.
Koordinaten: 50° 17′ 50″ N, 15° 44′ 25″ O