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„David Olère“ – Versionsunterschied

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'''David Olère''' (* 19. Januar 1902 in Warschau (Polen) ist ein jüdischer Maler polnischer Abstammung. Sein Werk ist dem Holocaust gewidmet.
'''David Olère''' (* [[19. Januar]] [[1902]] in [[Warschau]]; † [[21. August]] [[1985]] in [[Paris]]) war ein [[Geschichte der Juden in Polen|jüdischer]] [[Malerei|Maler]] [[Polen|polnischer]] Abstammung. Sein Werk ist dem [[Holocaust]] gewidmet.


== Leben ==
== Leben ==
David Olère erhielt früh seine künstlerische Ausbildung. Mit sechzehn Jahren stellte er [[Holzschnitt]]e in Museen und Galerien in [[Danzig]] und [[Berlin]] aus; mit 19 Jahren verließ er Polen und begann seine Karriere in der [[Filmwirtschaft|Filmindustrie]] bei der Europäischen Film Allianz als [[Designer]], Maler und [[Dekorationsmalerei|Dekorateur]]. 1923 kam er nach Paris und arbeitete unter anderem für die Filmgesellschaft [[Paramount Pictures|Paramount]]. 1930 heiratete er Juliette Ventura, eine Französin; 1937 zog er nach [[Noisy-le-Grand]].


Nachdem der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] ausgebrochen war, wurde er zum [[134e régiment d’infanterie|134. Infanterie-Regiment]] eingezogen und kämpfte 1940 bei [[Lons-le-Saunier]]. Am 20. Februar 1943 wurde er von der französischen Polizei verhaftet und vorerst im [[Sammellager Drancy]] festgehalten.
David Olère erhielt früh seine künstlerische Ausbildung. Mit sechzehn stellte er Holzschnitte in Museen und Galerien in Danzig und Berlin aus; mit 19 verließ er Polen und begann seine Karriere in der Filmindustrie bei der Europäischen Film Allianz als Designer, Maler und Dekorateur. 1923 kam er nach Paris und arbeitete unter anderem für die Filmgesellschaft [[Paramount Pictures|Paramount]]. 1930 heiratete er Juliette Ventura, ein Französin, 1937 zog er nach 1937 [[Noisy-le-Grand]].


Am 2. März 1943 wurde er in das [[KZ Auschwitz-Birkenau]] (Auschwitz II) deportiert. Dort wurde er dem sogenannten [[Sonderkommando KZ Auschwitz-Birkenau|Sonderkommando]] zugeteilt, dessen Aufgabe es war, die Leichen aus den [[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz|Gaskammern]] und die Reste der Asche aus den [[Muffelofen|Öfen]] ([[J. A. Topf & Söhne|Fa. Topf]]) zu entfernen. Wegen seiner künstlerischen Begabung erhielt er Gelegenheit, die Briefe der [[Schutzstaffel|SS-Angehörigen]] zu dekorieren und erhielt als Bezahlung u. a. Nahrungsmittel.
Nachdem der Krieg ausgebrochen war, wurde er eingezogen um für das Infantrie-Regiment bei Lons-le-Saunier zu kämpfen. Am 20. Februar 1943 wurde er von der französischen Polizei verhaftet und vorerst in [[Drancy]] festgehalten.


Im Januar 1945 verließ er Auschwitz mit einem [[Todesmärsche von KZ-Häftlingen|Todesmarsch]]. Nach Stationen in [[KZ Buchenwald|Buchenwald]] und [[KZ Mauthausen#Melk|Melk]] wurde er im Mai 1945 von den Amerikanern in [[KZ Ebensee|Ebensee]] befreit.
Am 2. März 1943 wurde er nach [[Auschwitz]] deportiert. Dort wurde er in ein Arbeitskommando eingeteilt, dessen Aufgabe es war, die Leichen aus den Gaskammern und die Reste der Asche aus den Öfen zu entfernen und Briefe der [[SS|SS-Angehörigen]] zu dekorieren.


Er verarbeitete die Erlebnisse in seinen Bildern. Da von der Tätigkeit des [[Sonderkommando KZ Auschwitz-Birkenau|Sonderkommandos]] in Auschwitz II nur [[Sonderkommando KZ Auschwitz-Birkenau#Fotografien des Sonderkommandos|drei Fotos]] existieren (zwei von der Arbeit an einer Verbrennungsgrube und eins, das eine Szene mit einer Menge, teilweise schon entkleideter Menschen zeigt, die unmittelbar davor ist, in die Gaskammer eines Krematoriums geführt zu werden), gelten seine Gemälde und [[Zeichnung (Kunst)|Zeichnungen]] als wichtige Zeitzeugnisse und Beweise.
Im Januar 1945 verließ er Auschwitz mit dem [[Todesmarsch]]. Nach Stationen in [[KZ Buchenwald|Buchenwald]] und [[KZ Mauthausen#Melk|Melk]] wurde er im Mai 1945 von den Amerikanern in [[KZ Mauthausen#Ebensee|Ebensee]] befreit.


Anfang 2020 veranstaltete der [[Deutscher Bundestag|Deutsche Bundestag]] die Ausstellung ''David Olère. Überlebender des Krematoriums III''.<ref>[https://www.bundestag.de/besuche/ausstellungen/parl_hist/krematorium-673650 ''David Olère. Überlebender des Krematoriums III.''] Eine Ausstellung im Deutschen Bundestag anlässlich des [[Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus|Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus]]. 30. Januar bis 21. Februar 2020. In: ''bundestag.de,'' abgerufen am 22. Januar 2020.</ref>
Er verarbeitete die Erlebnisse mit seinen Bildern. Da in Auschwitz kaum Fotos gemacht wurden, gelten seine Gemälde und Zeichnungen als wichtige Zeitzeugnisse.

Der [[Rundfunk Berlin-Brandenburg]] widmet David Olère und seinem Leben eine Webdoku unter der [[ARD]]-Projektseite ''Auschwitz und ich''.<ref>[https://auschwitzundich.ard.de/ ''Eine Geschichte des Überlebens.''] In: ''Auschwitz und ich. Die Kunst und das Erinnern.'' [[ARD.de]], abgerufen am 10. Februar 2020.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Serge Klarsfeld]], David Olère: ''David Olere, 1902–1985. A painter in the Sonderkommando at Auschwitz'' (= ''L’Oeil du Témoin / The Eyes of a Witness''). The Beate Klarsfeld Foundation, New York 1989, {{OCLC|970991956}} (französisch, englisch).

* David Olère, Alexandre Oler: ''Witness: Images of Auschwitz.'' West Wind Press, N. Richard Hills, TX 1998, ISBN 0-941037-69-X (englisch).
* Serge Klarsfeld, David Olère: L'Oeil du Témoin/The Eyes of a Witness. New York: The Beate Klarsfeld Foundation, 1989.
* Alexandre Oler, David Olère: ''Vergessen oder vergeben. Bilder aus der Todeszone.'' Aus dem Französischen von Marianne Schönbach. zu Klampen Verlag, Springe 2004, ISBN 3-93492045-4 (Originaltitel: {{lang|fr|''Un génocide en héritage''}}).
* David Olère and Alexandre Oler, Witness: Images of Auschwitz. N. Richard Hills, TX: West Wind Press, 1998
* Jadwiga Pinderska-Lech, Gabriela Nikliborc (Hrsg.), Agnieszka Sieradzka (Texte): ''David Olère. Ten, który ocalał z Krematorioum III. The One Who Survived Crematorium III.'' Auschwitz-Birkenau State Museum, Oswiecim 2018, ISBN 978-83-7704-265-6 (polnisch, englisch).
* Oler, Alexandre / Olere, David: Vergessen oder vergeben. Bilder aus der Todeszone Klampen Verlag, Springe 2004, ISBN 3934920454


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://fcit.usf.edu/holocaust/ARTS/DOBIO/DOarts.HTM ''David Olère.''] Biography. In: ''fcit.usf.edu.'' A teacher’s guide to the holocaust (englisch)
* {{Internetquelle |url=http://perso.wanadoo.fr/d-d.natanson/art_et_camps.htm#olere |titel=L’art, les ghettos, la déportation et les camps |titelerg=David Olère, artiste et témoin de l’extermination à Auschwitz |werk=wanadoo.fr |datum=2001 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190615215905/http://d-d.natanson.pagesperso-orange.fr/art_et_camps.htm |archiv-datum=2019-06-15 |abruf=2020-01-22 |abruf-verborgen=1 |sprache=fr |kommentar=Bilder von David Olère |offline=1}}
* {{YouTube |id=4COFgyPNmJ4 |titel=V. Chevillon – When will we hear “The Scream” by David Olère? – 2013-05 |abruf=<!-- 2020-09-02 --> |uploader=Auschwitz Foundation in Brussels |upload=2013-10-03 |kommentar=International Symposium: A lecture about David Olere by Veronique Chevillon}}

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=118946625|LCCN=n90651982|VIAF=14933341}}
* [http://fcit.usf.edu/holocaust/ARTS/DOBIO/DOarts.HTM Englischsprachige Biographie von A teacher´s guide to the holocaust]
* [http://perso.wanadoo.fr/d-d.natanson/art_et_camps.htm#olere Bilder von David Olère]


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[[Kategorie:Pole|Olere, David]]
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[[Kategorie:Mann|Olere, David]]
[[Kategorie:Häftling im Sonderkommando Auschwitz-Birkenau]]
[[Kategorie:Geboren 1902|Olere, David]]
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Aktuelle Version vom 2. April 2024, 01:32 Uhr

David Olère (* 19. Januar 1902 in Warschau; † 21. August 1985 in Paris) war ein jüdischer Maler polnischer Abstammung. Sein Werk ist dem Holocaust gewidmet.

David Olère erhielt früh seine künstlerische Ausbildung. Mit sechzehn Jahren stellte er Holzschnitte in Museen und Galerien in Danzig und Berlin aus; mit 19 Jahren verließ er Polen und begann seine Karriere in der Filmindustrie bei der Europäischen Film Allianz als Designer, Maler und Dekorateur. 1923 kam er nach Paris und arbeitete unter anderem für die Filmgesellschaft Paramount. 1930 heiratete er Juliette Ventura, eine Französin; 1937 zog er nach Noisy-le-Grand.

Nachdem der Zweite Weltkrieg ausgebrochen war, wurde er zum 134. Infanterie-Regiment eingezogen und kämpfte 1940 bei Lons-le-Saunier. Am 20. Februar 1943 wurde er von der französischen Polizei verhaftet und vorerst im Sammellager Drancy festgehalten.

Am 2. März 1943 wurde er in das KZ Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) deportiert. Dort wurde er dem sogenannten Sonderkommando zugeteilt, dessen Aufgabe es war, die Leichen aus den Gaskammern und die Reste der Asche aus den Öfen (Fa. Topf) zu entfernen. Wegen seiner künstlerischen Begabung erhielt er Gelegenheit, die Briefe der SS-Angehörigen zu dekorieren und erhielt als Bezahlung u. a. Nahrungsmittel.

Im Januar 1945 verließ er Auschwitz mit einem Todesmarsch. Nach Stationen in Buchenwald und Melk wurde er im Mai 1945 von den Amerikanern in Ebensee befreit.

Er verarbeitete die Erlebnisse in seinen Bildern. Da von der Tätigkeit des Sonderkommandos in Auschwitz II nur drei Fotos existieren (zwei von der Arbeit an einer Verbrennungsgrube und eins, das eine Szene mit einer Menge, teilweise schon entkleideter Menschen zeigt, die unmittelbar davor ist, in die Gaskammer eines Krematoriums geführt zu werden), gelten seine Gemälde und Zeichnungen als wichtige Zeitzeugnisse und Beweise.

Anfang 2020 veranstaltete der Deutsche Bundestag die Ausstellung David Olère. Überlebender des Krematoriums III.[1]

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg widmet David Olère und seinem Leben eine Webdoku unter der ARD-Projektseite Auschwitz und ich.[2]

  • Serge Klarsfeld, David Olère: David Olere, 1902–1985. A painter in the Sonderkommando at Auschwitz (= L’Oeil du Témoin / The Eyes of a Witness). The Beate Klarsfeld Foundation, New York 1989, OCLC 970991956 (französisch, englisch).
  • David Olère, Alexandre Oler: Witness: Images of Auschwitz. West Wind Press, N. Richard Hills, TX 1998, ISBN 0-941037-69-X (englisch).
  • Alexandre Oler, David Olère: Vergessen oder vergeben. Bilder aus der Todeszone. Aus dem Französischen von Marianne Schönbach. zu Klampen Verlag, Springe 2004, ISBN 3-93492045-4 (Originaltitel: Un génocide en héritage).
  • Jadwiga Pinderska-Lech, Gabriela Nikliborc (Hrsg.), Agnieszka Sieradzka (Texte): David Olère. Ten, który ocalał z Krematorioum III. The One Who Survived Crematorium III. Auschwitz-Birkenau State Museum, Oswiecim 2018, ISBN 978-83-7704-265-6 (polnisch, englisch).
  • David Olère. Biography. In: fcit.usf.edu. A teacher’s guide to the holocaust (englisch)
  • L’art, les ghettos, la déportation et les camps. David Olère, artiste et témoin de l’extermination à Auschwitz. In: wanadoo.fr. 2001, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juni 2019; (französisch, Bilder von David Olère).
  • Auschwitz Foundation in Brussels: V. Chevillon – When will we hear “The Scream” by David Olère? – 2013-05 auf YouTube, 3. Oktober 2013 (International Symposium: A lecture about David Olere by Veronique Chevillon).

Einzelnachweise

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  1. David Olère. Überlebender des Krematoriums III. Eine Ausstellung im Deutschen Bundestag anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. 30. Januar bis 21. Februar 2020. In: bundestag.de, abgerufen am 22. Januar 2020.
  2. Eine Geschichte des Überlebens. In: Auschwitz und ich. Die Kunst und das Erinnern. ARD.de, abgerufen am 10. Februar 2020.