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„Joseph Kasavubu“ – Versionsunterschied

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'''Joseph Kasavubu''' (auch Kasa Vubu) (* [[1910]] - andere Angaben [[1913]], [[1915]] oder [[1917]] - bei Tschela; † [[24. März]] [[1969]] in [[Boma]]) war von [[1960]] bis [[1965]] der erste Präsident der [[Demokratische Republik Kongo|Demokratischen Republik Kongo]].
'''Joseph Kasavubu''' (auch Kasa Vubu) (* [[1910]] andere Angaben [[1913]], [[1915]] oder [[1917]] bei Tschela; † [[24. März]] [[1969]] in [[Boma]]) war von [[1960]] bis [[1965]] der erste [[Liste der Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo|Präsident]] der [[Demokratische Republik Kongo|Demokratischen Republik Kongo]].


== Frühe Jahre ==
== Frühe Jahre ==
Kasavubu stammte aus Tschela in der Provinz Léopoldville. Seine Mutter gehörte dem Stamm der ''Mukongo'' an. Einer seiner Grossväter war [[Han-Chinesen|Chinese]], der als Arbeiter zum Bau der Eisenbahn in den Kongo gekommen war. Er besuchte eine katholische Volksschule in Kizu und wollte zunächst Priester werden. Zu dieser Zeit hatte die [[Römisch-Katholische Kirche]] noch das Bildungsmonopol im Kongo. Er studierte von [[1928]] bis [[1936]] an einem Seminar in Mbata Keila, später [[Theologie]] und [[Philosophie]] am Kabwe-Siminar in der Provinz Kasai. Er beschloss dann Lehrer statt Priester zu werden und besuchte die Ausbildungsanstalt in Kangu (heutige Provinz [[Kongo-Central]]). [[1940]] erhielt er sein Lehrerexamen und unterrichtete die nächsten zwei Jahre. Später wurde er von der Finanzverwaltung der belgischen Kolonialregierung eingestellt.
Kasavubu stammte aus Tschela in der Provinz Léopoldville (heute Kinshasa). Seine Mutter gehörte dem Volk der [[Bakongo]] an. Einer seiner Großväter war ein [[Han-Chinesen|Chinese]], der als Arbeiter zum Bau der Eisenbahn in den Kongo gekommen war. Er besuchte eine katholische Volksschule in Kizu und wollte zunächst Priester werden. Von 1928 bis 1936 studierte er an einem Seminar in Mbata Keila, später [[Theologie]] und [[Philosophie]] am Kabwe-Seminar in der Provinz Kasai. Er beschloss dann, statt Priester Lehrer zu werden, und besuchte die Ausbildungsanstalt in Kangu (damaliger Distrikt und heutige Provinz [[Kongo Central|Kongo Central (Niederkongo)]]). 1940 erhielt er sein Lehrerexamen und unterrichtete während der folgenden zwei Jahre. Anschließend war er bei der Finanzverwaltung der belgischen Kolonialregierung angestellt.


== Politiker ==
== Politiker ==
Politische Aktivitäten waren im Belgischen Kongo grundsätzlich weder Afrikanern noch den dort ansässigen Europäern erlaubt. Ein legales Betätigungsfeld waren aber Vereine ehemaliger Schüler. In Anlehnung an die belgischen Gepflogenheiten verwendeten kongolesische Organisationen lange Abkürzungen für noch längere Namen. In solchen Vereinen engagierte sich Kasavubu seit den 1940er Jahren, er wurde auch einflussreiches Mitglied im "Verein zur Förderung sozialer Interessen der Kongolesen" ''(UNICSO - Union des Intérêts Sociaux Congolais).
Politische Aktivitäten waren im Belgischen Kongo grundsätzlich weder Afrikanern noch den dort ansässigen Europäern erlaubt. Ein legales Betätigungsfeld waren aber Vereine ehemaliger Schüler. In Anlehnung an die belgischen Gepflogenheiten verwendeten kongolesische Organisationen lange Abkürzungen für noch längere Namen. In solchen Vereinen engagierte sich Kasavubu seit den 1940er Jahren, er wurde auch einflussreiches Mitglied im „Verein zur Förderung sozialer Interessen der Kongolesen“ ''(UNICSO - Union des Intérêts Sociaux Congolais)''.


=== ABAKO ===
=== ABAKO ===
Kasabuvu trat der [[1950]] gegründeten Organisation ''Association des Bakongo pour l'Unification, l'expansion et de la Défense de la Langue Kikongo'' (ABAKO) bei und wurde [[1955]] ihr Präsident. Ursprünglich von Edmond Nzeza-Landu als Verein zur Förderung der Kikogo-Sprache gegründet wurde der Verein unter Kasavubu de facto eine politische Partei. Das Siedlungsgebiet der [[Bakongo]] am unteren [[Kongo (Fluss)|Kongo]] erlebte durch den Aufschwung der Hauptstadt [[Kinshasa|Léopoldville]] in den 1940er und 1950er Jahren einen starken Zustrom von Zuwanderern aus anderen Regionen des Kongo, die Behauptung der Dominanz der Bakongo war deshalb ein wichtiges Anliegen der ABAKO. Im August [[1956]] forderte Kasabuvu [[Belgien]] auf, politische Parteien zu erlauben und den Kongo in die Unabhängigkeit zu entlassen. Bei den ersten Stadtratswahlen, die im Dezember [[1957]] in einigen Städten abgehalten wurden, konnte sich die ABAKO in Léopoldville klar durchsetzen. Kasabuvu wurde Bürgermeister von Dendale. Im April [[1958]] erneuerte er seine Forderungen nach Unabhängigkeit. Mit der Gründung einer weiteren - im Gegensatz zu ABAKAO aber nicht auf Stammesbasis organisierten - Partei, der ''Mouvement National Congolais'' (MNC) unter Führung von [[Patrice E. Lumumba|Patrice Lumumba]] erwuchs Kasavubu eine ernsthafte Konkurrenz. Nach Unruhen in Léopoldville wurde die Führung der ABAKO - darunter Kasavubu - am [[8. Januar]] [[1959]] festgenommen, vier Tage später wurde die Organisation verboten.
Kasavubu trat der 1950 gegründeten Organisation ''Association des Bakongo pour l'Unification, l'expansion et de la Défense de la Langue Kikongo'' ([[Alliance des Bakongo|ABAKO]]) bei und wurde 1955 ihr Präsident. Ursprünglich von Edmond Nzeza-Landu als Verein zur Förderung der Kikongo-Sprache gegründet wurde der Verein unter Kasavubu de facto eine politische Partei. Das Siedlungsgebiet der [[Bakongo]] am unteren [[Kongo (Fluss)|Kongo]] erlebte durch den Aufschwung der Hauptstadt [[Kinshasa|Léopoldville]] in den 1940er und 1950er Jahren einen starken Zustrom von Zuwanderern aus anderen Regionen des Kongo, die Behauptung der Dominanz der Bakongo war deshalb ein wichtiges Anliegen der ABAKO. Im August [[1956]] forderte Kasavubu [[Belgien]] auf, politische Parteien zu erlauben und den Kongo in die Unabhängigkeit zu entlassen. Bei den ersten Stadtratswahlen, die im Dezember 1957 in einigen Städten abgehalten wurden, konnte sich die ABAKO in Léopoldville klar durchsetzen. Kasavubu wurde Bürgermeister von Dendale. Im April 1958 erneuerte er seine Forderungen nach Unabhängigkeit. Mit der Gründung einer weiteren im Gegensatz zu ABAKO aber nicht auf Stammesbasis organisierten Partei, des ''Mouvement National Congolais'' (MNC) unter Führung von [[Patrice Lumumba]] erwuchs Kasavubu eine ernsthafte Konkurrenz. Nach Unruhen in Léopoldville wurde die Führung der ABAKO - darunter Kasavubu - am 8. Januar 1959 festgenommen, vier Tage später wurde die Organisation verboten.


=== Vor der Unabhängigkeit ===
=== Vor der Unabhängigkeit ===
Einige Tage später veranlasste der gerade im Kongo anwesende belgische Minister für den Kongo, van Helmrijk, die Entlassung Kasavubus und seiner Mitstreiter Daniel Kanza und Simon Nzeza. Kasavubu wurde für einige Monate nach Belgien gebracht, konnte dann aber zurückkehren. Die Unabhängigkeit des gesamten Kongo trat als Ziel jetzt in den Hintergrund: ABAKO forderte nun eine föderalistische Verfassung mit einer schwachen Zentralregierung und drohte mit dem Boykott künftiger Wahlen. Kasavubu formte eine Allianz mit anderen regionalen Parteien, darin vertreten waren die ''Parti Solidaire Africaine'' (PSA) [[Antoine Gizenga]]s und die von Lumumbas MNC abgespaltene Gruppe von [[Albert Kalonji]] aus Kasai. Er wurde Präsident dieser Gruppe und reiste zur Allparteienkonferenz nach [[Brüssel]], die am [[20. Januar]] [[1960]] begann. Dort konnte er seine Vorstellungen nicht durchsetzen und verließ die Verhandlungen vorzeitig. Weiter geschwächt wurde er durch die Abspaltung einer Gruppe unter seinem Stellvertreter Daniel Kanza, so dass letztlich Patrice Lumumba die Führung der kongolesischen Unabhängigkeitsbewegungen übernehmen konnte. In der Exekutivrat des belgischen Gouverneurs erhielt Kasavubu die Position des Finanzministers.
Einige Tage später veranlasste der gerade im Kongo anwesende belgische Minister für den Kongo, van Helmrijk, die Entlassung Kasavubus und seiner Mitstreiter Daniel Kanza und Simon Nzeza. Kasavubu wurde für einige Monate nach Belgien gebracht, konnte dann aber zurückkehren und galt von da an als Märtyrer des Kongo-Nationalismus.<ref>Peter Scholl-Latour: ''Mord am großen Fluss: Ein Vierteljahrhundert afrikanische Unabhängigkeit'', dtv, 1991, S. 39, ISBN 3-423-11058-9</ref> Die Unabhängigkeit des gesamten Kongo trat als Ziel jetzt in den Hintergrund: [[Alliance des Bakongo|ABAKO]] forderte nun eine föderalistische Verfassung mit einer schwachen Zentralregierung und drohte mit dem Boykott künftiger Wahlen. Kasavubu formte eine Allianz mit anderen regionalen Parteien, darin vertreten waren die ''Parti Solidaire Africaine'' (PSA) [[Antoine Gizenga]]s und die von Lumumbas MNC abgespaltene Gruppe von [[Albert Kalonji]] aus Kasai. Er wurde Präsident dieser Gruppe und reiste zur Allparteienkonferenz nach [[Brüssel]], die am 20. Januar 1960 begann. Dort konnte er seine Vorstellungen nicht durchsetzen und verließ die Verhandlungen vorzeitig. Weiter geschwächt wurde er durch die Abspaltung einer Gruppe unter seinem Stellvertreter Daniel Kanza, so dass letztlich Patrice Lumumba die Führung der kongolesischen Unabhängigkeitsbewegungen übernehmen konnte. In dem Exekutivrat des belgischen Gouverneurs erhielt Kasavubu die Position des Finanzministers.


=== Wahlen ===
=== Wahlen ===
Im Mai 1960 fanden im gesamten Kongo Wahlen statt. Stärkste Partei wurde Lumumbas MNC mit 33 der 137 Sitze, Kasavubus ABAKO erhielt nur 12. In der Provinz Léopoldville wurde die ABAKO aber mit 33 der 90 Abgeordneten zweitstärkste Kraft nach der verbündeten PSA Gizengas. Der belgische Gouverneur beauftragte zunächst Kasavubu mit der Regierungsbildung, als dieser keine Mehrheit organisieren konnte ging der Auftrag an Lumumba. Diesem gelang die Regierungsbildung und er wurde Premierminister.
Im Mai 1960 fanden im gesamten Kongo Wahlen statt. Stärkste Partei wurde Lumumbas MNC mit 33 der 137 Sitze, Kasavubus ABAKO erhielt nur 12. In der Provinz Léopoldville wurde die [[Alliance des Bakongo|ABAKO]] aber mit 33 der 90 Abgeordneten zweitstärkste Kraft nach der verbündeten PSA Gizengas. Der belgische Gouverneur beauftragte zunächst Kasavubu mit der Regierungsbildung. Als dieser keine Mehrheit organisieren konnte, ging der Auftrag an Lumumba. Diesem gelang die Regierungsbildung und er wurde Premierminister.


== Präsident ==
== Präsident ==
Kasavubu wurde von der neuen Nationalversammlung zum Präsidenten gewählt und nahm nach der [[Unabhängigkeit (Politik)|Unabhängigkeit]] des Landes von Belgien am [[30. Juni]] 1960 die Amtsgeschäfte auf.
Kasavubu wurde von der neuen Nationalversammlung zum [[Liste der Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo|Präsidenten]] gewählt und nahm nach der [[Souveränität|Unabhängigkeit]] des Landes von Belgien am 30. Juni 1960 die Amtsgeschäfte auf.


Die neue Regierung aber wurde mit dem Verfall der staatlichen Ordnung (Meuterei der ''Force Publique'') und regionalen [[Sezession]]sbewegungen wie in [[Katanga]] konfrontiert und war außerdem durch den Konflikt zwischen dem eher konservativen Kasavubu und seinem radikalen Premierminister Patrice Lumumba handlungsunfähig.
Die neue Regierung aber wurde in der [[Kongo-Krise]] mit dem Verfall der staatlichen Ordnung ([[Gehorsamsverweigerung|Meuterei]] der ''[[Force Publique]]'') und regionalen [[Sezession]]sbewegungen wie in [[Katanga (Provinz)|Katanga]] konfrontiert und war außerdem durch den Konflikt zwischen dem eher konservativen Kasavubu und seinem radikalen Premierminister Patrice Lumumba handlungsunfähig.


Am [[5. September]] eklärten Kasavubu und Lumumba die Entlassung des jeweils anderen und schafften damit eine Pattsituation, die erst mit der Machtergreifung des Armeekommandeurs [[Mobutu Sese Seko|Joseph-Désiré Mobutu]] als Unterstützer Kasavubus am [[14. September]] endete. Lumumba wurde später den Sezessionisten in der südlichen Provinz Katanga ausgeliefert und [[1961]] getötet. Um die Anerkennung seiner Regierung durch die [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] zu erreichen reiste Kasavubu im November 1960 nach [[New York City|New York]], die Anerkennung erfolgte. Der Preis war ein Streit innerhalb der [[Bewegung der blockfreien Staaten]] von denen einige zusammen mit dem [[Ostblock]] gegen ihn stimmten und an Lumumba festhielten.
Am 5. September erklärten Kasavubu und Lumumba die Entlassung des jeweils anderen und schafften damit eine Pattsituation, die erst mit der Machtergreifung des Armeekommandeurs [[Mobutu Sese Seko|Joseph-Désiré Mobutu]] als Unterstützer Kasavubus am 14. September endete. Lumumba wurde später den Sezessionisten in der südlichen Provinz Katanga ausgeliefert und 1961 getötet. Um die Anerkennung seiner Regierung durch die [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] zu erreichen, reiste Kasavubu im November 1960 nach [[New York City|New York]], die Anerkennung erfolgte. Der Preis war ein Streit innerhalb der [[Bewegung der blockfreien Staaten]], von denen einige zusammen mit dem [[Ostblock]] gegen ihn stimmten und an Lumumba festhielten.


Im Laufe der nächsten fünf Jahre führte Kasavubu eine Reihe schwacher Regierungen und im Juli [[1964]] ernannte er den früheren katanganischen Sezessionsführer [[Moise Tschombé]] zum Premierminister, damit dieser mit Hilfe europäischer Söldner gegen linksradikale Rebellen in [[Kisangani|Stanleyville]] vorgehe. Er entliess diesen am [[13. November]] [[1965]] kurz bevor er selber gestürzt wurde. Mobutu ergriff am [[24. November]] [[1965]] ein zweites Mal die Macht, dieses Mal jedoch setzte er Kasavubu ab und erklärte sich zum Staatsoberhaupt.
Im Laufe der nächsten fünf Jahre führte Kasavubu eine Reihe schwacher Regierungen und im Juli 1964 ernannte er den früheren katanganischen Sezessionsführer [[Moïse Tschombé|Moise Tschombé]] zum Premierminister, damit dieser mit Hilfe europäischer Söldner gegen linksradikale Rebellen in [[Kisangani|Stanleyville]] vorgehe. Er entließ ihn am 13. November 1965, kurz bevor er selber gestürzt wurde. Mobutu ergriff am 24. November 1965 ein zweites Mal die Macht, dieses Mal jedoch setzte er Kasavubu ab und erklärte sich zum Staatsoberhaupt.


Seine Tochter Justine Kasavubu (* [[14. April]] [[1951]] in Léopoldville) gehörte zeitweise der Regierung von [[Laurent-Désiré Kabila]] an.
Die Tochter Justine Kasavubu (* [[14. April]] [[1951]] in Léopoldville) gehörte zeitweise der Regierung von [[Laurent-Désiré Kabila]] an.

== Einzelnachweise ==
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.kasa-vubu.info/ Erinnerung an Joseph Kasavubu (Anhänger Kasavubus)] <small>(französisch/englisch)</small>
* {{Internetquelle|url=http://www.kasa-vubu.info/|titel=Erinnerung an Joseph Kasavubu (durch Anhänger Kasavubus)|archiv-url=https://web.archive.org/web/20081219031558/http://www.kasa-vubu.info/|archiv-datum=2008-12-19|zugriff=2013-02-23|sprache=französisch/englisch}}
* [http://histoireetgeographie.free.fr/index.php?2004/11/20/278-biographie-joseph-kasavubu Biographie von Joseph Kasavubu] <small>(französisch)</small>



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[[en:Joseph Kasa Vubu]]
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[[nl:Joseph Kasavubu]]
[[sv:Joseph Kasavubu]]

Aktuelle Version vom 24. Juni 2025, 16:48 Uhr

Joseph Kasavubu (1962)

Joseph Kasavubu (auch Kasa Vubu) (* 1910 – andere Angaben 1913, 1915 oder 1917 – bei Tschela; † 24. März 1969 in Boma) war von 1960 bis 1965 der erste Präsident der Demokratischen Republik Kongo.

Kasavubu stammte aus Tschela in der Provinz Léopoldville (heute Kinshasa). Seine Mutter gehörte dem Volk der Bakongo an. Einer seiner Großväter war ein Chinese, der als Arbeiter zum Bau der Eisenbahn in den Kongo gekommen war. Er besuchte eine katholische Volksschule in Kizu und wollte zunächst Priester werden. Von 1928 bis 1936 studierte er an einem Seminar in Mbata Keila, später Theologie und Philosophie am Kabwe-Seminar in der Provinz Kasai. Er beschloss dann, statt Priester Lehrer zu werden, und besuchte die Ausbildungsanstalt in Kangu (damaliger Distrikt und heutige Provinz Kongo Central (Niederkongo)). 1940 erhielt er sein Lehrerexamen und unterrichtete während der folgenden zwei Jahre. Anschließend war er bei der Finanzverwaltung der belgischen Kolonialregierung angestellt.

Politische Aktivitäten waren im Belgischen Kongo grundsätzlich weder Afrikanern noch den dort ansässigen Europäern erlaubt. Ein legales Betätigungsfeld waren aber Vereine ehemaliger Schüler. In Anlehnung an die belgischen Gepflogenheiten verwendeten kongolesische Organisationen lange Abkürzungen für noch längere Namen. In solchen Vereinen engagierte sich Kasavubu seit den 1940er Jahren, er wurde auch einflussreiches Mitglied im „Verein zur Förderung sozialer Interessen der Kongolesen“ (UNICSO - Union des Intérêts Sociaux Congolais).

Kasavubu trat der 1950 gegründeten Organisation Association des Bakongo pour l'Unification, l'expansion et de la Défense de la Langue Kikongo (ABAKO) bei und wurde 1955 ihr Präsident. Ursprünglich von Edmond Nzeza-Landu als Verein zur Förderung der Kikongo-Sprache gegründet wurde der Verein unter Kasavubu de facto eine politische Partei. Das Siedlungsgebiet der Bakongo am unteren Kongo erlebte durch den Aufschwung der Hauptstadt Léopoldville in den 1940er und 1950er Jahren einen starken Zustrom von Zuwanderern aus anderen Regionen des Kongo, die Behauptung der Dominanz der Bakongo war deshalb ein wichtiges Anliegen der ABAKO. Im August 1956 forderte Kasavubu Belgien auf, politische Parteien zu erlauben und den Kongo in die Unabhängigkeit zu entlassen. Bei den ersten Stadtratswahlen, die im Dezember 1957 in einigen Städten abgehalten wurden, konnte sich die ABAKO in Léopoldville klar durchsetzen. Kasavubu wurde Bürgermeister von Dendale. Im April 1958 erneuerte er seine Forderungen nach Unabhängigkeit. Mit der Gründung einer weiteren – im Gegensatz zu ABAKO aber nicht auf Stammesbasis organisierten – Partei, des Mouvement National Congolais (MNC) unter Führung von Patrice Lumumba erwuchs Kasavubu eine ernsthafte Konkurrenz. Nach Unruhen in Léopoldville wurde die Führung der ABAKO - darunter Kasavubu - am 8. Januar 1959 festgenommen, vier Tage später wurde die Organisation verboten.

Vor der Unabhängigkeit

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Einige Tage später veranlasste der gerade im Kongo anwesende belgische Minister für den Kongo, van Helmrijk, die Entlassung Kasavubus und seiner Mitstreiter Daniel Kanza und Simon Nzeza. Kasavubu wurde für einige Monate nach Belgien gebracht, konnte dann aber zurückkehren und galt von da an als Märtyrer des Kongo-Nationalismus.[1] Die Unabhängigkeit des gesamten Kongo trat als Ziel jetzt in den Hintergrund: ABAKO forderte nun eine föderalistische Verfassung mit einer schwachen Zentralregierung und drohte mit dem Boykott künftiger Wahlen. Kasavubu formte eine Allianz mit anderen regionalen Parteien, darin vertreten waren die Parti Solidaire Africaine (PSA) Antoine Gizengas und die von Lumumbas MNC abgespaltene Gruppe von Albert Kalonji aus Kasai. Er wurde Präsident dieser Gruppe und reiste zur Allparteienkonferenz nach Brüssel, die am 20. Januar 1960 begann. Dort konnte er seine Vorstellungen nicht durchsetzen und verließ die Verhandlungen vorzeitig. Weiter geschwächt wurde er durch die Abspaltung einer Gruppe unter seinem Stellvertreter Daniel Kanza, so dass letztlich Patrice Lumumba die Führung der kongolesischen Unabhängigkeitsbewegungen übernehmen konnte. In dem Exekutivrat des belgischen Gouverneurs erhielt Kasavubu die Position des Finanzministers.

Im Mai 1960 fanden im gesamten Kongo Wahlen statt. Stärkste Partei wurde Lumumbas MNC mit 33 der 137 Sitze, Kasavubus ABAKO erhielt nur 12. In der Provinz Léopoldville wurde die ABAKO aber mit 33 der 90 Abgeordneten zweitstärkste Kraft nach der verbündeten PSA Gizengas. Der belgische Gouverneur beauftragte zunächst Kasavubu mit der Regierungsbildung. Als dieser keine Mehrheit organisieren konnte, ging der Auftrag an Lumumba. Diesem gelang die Regierungsbildung und er wurde Premierminister.

Kasavubu wurde von der neuen Nationalversammlung zum Präsidenten gewählt und nahm nach der Unabhängigkeit des Landes von Belgien am 30. Juni 1960 die Amtsgeschäfte auf.

Die neue Regierung aber wurde in der Kongo-Krise mit dem Verfall der staatlichen Ordnung (Meuterei der Force Publique) und regionalen Sezessionsbewegungen wie in Katanga konfrontiert und war außerdem durch den Konflikt zwischen dem eher konservativen Kasavubu und seinem radikalen Premierminister Patrice Lumumba handlungsunfähig.

Am 5. September erklärten Kasavubu und Lumumba die Entlassung des jeweils anderen und schafften damit eine Pattsituation, die erst mit der Machtergreifung des Armeekommandeurs Joseph-Désiré Mobutu als Unterstützer Kasavubus am 14. September endete. Lumumba wurde später den Sezessionisten in der südlichen Provinz Katanga ausgeliefert und 1961 getötet. Um die Anerkennung seiner Regierung durch die Vereinten Nationen zu erreichen, reiste Kasavubu im November 1960 nach New York, die Anerkennung erfolgte. Der Preis war ein Streit innerhalb der Bewegung der blockfreien Staaten, von denen einige zusammen mit dem Ostblock gegen ihn stimmten und an Lumumba festhielten.

Im Laufe der nächsten fünf Jahre führte Kasavubu eine Reihe schwacher Regierungen und im Juli 1964 ernannte er den früheren katanganischen Sezessionsführer Moise Tschombé zum Premierminister, damit dieser mit Hilfe europäischer Söldner gegen linksradikale Rebellen in Stanleyville vorgehe. Er entließ ihn am 13. November 1965, kurz bevor er selber gestürzt wurde. Mobutu ergriff am 24. November 1965 ein zweites Mal die Macht, dieses Mal jedoch setzte er Kasavubu ab und erklärte sich zum Staatsoberhaupt.

Die Tochter Justine Kasavubu (* 14. April 1951 in Léopoldville) gehörte zeitweise der Regierung von Laurent-Désiré Kabila an.

Einzelnachweise

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  1. Peter Scholl-Latour: Mord am großen Fluss: Ein Vierteljahrhundert afrikanische Unabhängigkeit, dtv, 1991, S. 39, ISBN 3-423-11058-9
  • Erinnerung an Joseph Kasavubu (durch Anhänger Kasavubus). Archiviert vom Original am 19. Dezember 2008; abgerufen am 23. Februar 2013 (französisch/englisch).