„Sekte“ – Versionsunterschied
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'''Sekte''' (von {{laS}} ''secta'' ‚Partei‘, ‚Lehre‘, ‚Schulrichtung‘) ist eine Bezeichnung für eine [[Religion|religiöse]], [[Philosophie|philosophische]] oder [[Politik|politische]] Richtung und ihre Anhängerschaft. Die Bezeichnung bezieht sich auf [[Soziale Gruppe|soziale Gruppierungen]], die sich durch ihre [[Lehren|Lehre]], ihr [[Dogma]] oder ihren [[Ritus]] von vorherrschenden Überzeugungen unterscheiden und oft im Konflikt mit deren Vertretern und Anhängern stehen. |
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Eine '''Sekte''' ([[Latein|lat.]]: entweder von ''sequi'' = folgen; (Nach-)Folge, Richtung, Denkweise, Partei, Schule oder auch von ''secta'' = geschnitten, ''(via) secta'': Vorgegebener Weg, Partei, Abspaltung (von der Hauptströmung) oder auch in Verbindung ''via secta secuti'' = die Sektenanhänger (was ein Indiz sein könnte, dass beide Wortstämme an der Entstehung des Begriffs beteiligt sein könnten)) bezeichnet im wissenschaftlichen Sprachgebrauch häufig eine religiöse Organisation, die durch ein [[Schisma]] oder die Abspaltung von einer etablierten [[Religion]] entstanden ist. |
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In erster Linie steht Sekte für eine von einer Mutterreligion abgespaltene [[Religionsgemeinschaft|religiöse Gemeinschaft]]. Der ursprünglich wertneutrale Ausdruck hat aufgrund seiner Geschichte und Prägung durch den kirchlichen Sprachgebrauch einen meist abwertenden Charakter erhalten und wird seit den 1960er Jahren verstärkt in negativem Sinn verwendet. Für kleinere Gruppen werden daher auch die Bezeichnungen „[[religiöse Sondergemeinschaft]]“ oder „[[neue religiöse Bewegung]]“ gewählt.<ref>{{Internetquelle |autor=Gerd Schneider und Christiane Toyka-Seid |url=https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/321116/sekte/ |titel=Sekte |werk=[[Bundeszentrale für politische Bildung]] |sprache=de |abruf=2024-05-19}}</ref> |
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Im Alltagssprachgebrauch wird der Begriff Sekte meist [[pejorativ]] mit Hinblick auf ein tatsächliches oder vermeintliches Konfliktpotential gebraucht. Neue religiöse Gruppen oder Abspaltungen von bestehenden Religionen sind über die gesamte Menschheitsgeschichte entstanden - viele gingen unter, einige überleben in Nischen, manche haben sich gar als Weltreligion - wie z.B. das Christentum, das zunächst eine jüdische Sekte war - oder als Staatsreligion etabliert. In der [[:Kategorie:Neue religiöse Bewegung]] findet sich die Übersicht aller derzeit in der [[Wikipedia]] als [[Neue Religiöse Bewegung|Neue religiöse Bewegung]] beschriebenen Bewegungen. |
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== Begriffsgeschichte == |
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=== Antike === |
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Der Begriff "Sekte" geht sehr wahrscheinlich auf das lateinische ''secta'' ("Richtschnur" oder "Schulrichtung") zurück, was sich von ''sectus'', einem nicht mehr erhaltenen Partizip Perfekt von ''sequi'' („folgen“, speziell: „Anhänger [einer Person oder Lehre] sein“), ableitet. Das Verbum ''secare'' ("abschneiden" oder "abspalten") kommt als Ursprung weniger in Betracht, ist allerdings auch nicht ganz von der Hand zu weisen.<ref>Hauth, Rüdiger: Art. Sekte, in: Theologische Realenzyklopädie Bd. 31 (2000), S. 97.</ref> Das lateinische ''secta'' ist erstmals im 3. Jahrhundert v. Chr. bei dem Dichter [[Gnaeus Naevius]] belegt. Als ''secta'' bezeichnete man wertneutral nicht nur eine philosophische Schule, sondern auch eine Schulrichtung in der [[Rechtswissenschaft]] oder die Anhängerschaft eines Politikers.<ref>Zur Etymologie und antiken Begriffsgeschichte (außerhalb des [[Christentum|Christentums]]) bzgl. ''secta'' siehe [[Karl Ernst Georges]]: ''Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch'', Bd. 2, 11. Auflage, Basel 1962, Sp. 2559f.; [[Alois Walde]], Johann Baptist Hofmann: ''Lateinisches etymologisches Wörterbuch'', 3. Auflage, Bd. 2, Heidelberg 1954, S. 506.</ref> |
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Der lateinische Begriff ''secta'' entspricht dem [[Altgriechische Sprache|Griechischen]] Wort αἵρεσις (''haíresis'').<ref>Zur antiken Begriffsgeschichte bzgl. ''hairesis'' siehe Henry George Liddell, Robert Scott: ''A Greek-English Lexicon'', Oxford 1966, S. 41; [[Wilhelm Pape]]: ''Griechisch-deutsches Handwörterbuch'', 3. Auflage, Bd. 1, Graz 1954, S. 59; [[Karl Ernst Georges]]: ''Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch'', Bd. 1, 9. Auflage, Basel 1951, Sp. 3005; [[Heinrich von Staden (Medizinhistoriker)|Heinrich von Staden]]: ''Hairesis and Heresy: The case of the haireseis iatrikai''. In: Ben F. Meyer (Hrsg.): ''Jewish and Christian Self-Definition'', Bd. 3: ''Self-Definition in the Graeco-Roman World'', London 1982, S. 76–100;</ref> Zusätzlich gab es eine latinisierte Form dieses Wortes: ''hairesis.'' Als [[Lehnwort]] aus dem Griechischen war das lateinische ''haeresis'' ein [[Synonym]] von ''secta''. [[Etymologie|Etymologisch]] ist ''hairesis'' von ''hairéomai'' („sich nehmen“, „auswählen“, „vorziehen“) abgeleitet und bedeutete ursprünglich „Wahl“ sowie das, was man ausgewählt hat, wofür man sich entschieden hat (eine Partei, Meinung oder Überzeugung). Ab dem Zeitalter des [[Hellenismus]] bezeichnete man als ''hairesis'' eine philosophische Lehre sowie deren Anhängerschaft, beispielsweise die [[Stoa|Stoiker]], [[Peripatos|Peripatetiker]] oder [[Platonismus|Platoniker]] ([[Platonische Akademie|Akademiker]]). Der Begriff wurde aber nicht nur in philosophischen oder weltanschaulichen Zusammenhängen verwendet. Im 2. Jahrhundert verfasste der berühmte Arzt [[Galenos|Galen]] ein griechisches Werk über die drei wichtigsten damals bestehenden medizinischen Schulrichtungen, worin er für diese die Bezeichnung ''hairesis'' gebrauchte. Diese einflussreiche Schrift wird noch heute unter ihrem lateinischen Titel ''De sectis'' (wörtlich „Über die Sekten“) zitiert.<ref>Heinrich von Staden: ''Hairesis and Heresy: The case of the haireseis iatrikai''. In: Ben F. Meyer (Hrsg.): ''Jewish and Christian Self-Definition'', Bd. 3: ''Self-Definition in the Graeco-Roman World'', London 1982, S. 76–100, hier: 76f.</ref> |
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== Geschichte == |
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Im [[Judentum]] wurde der griechische Begriff ''hairesis'' übernommen und nicht nur für griechische Philosophenschulen, sondern auch für jüdische theologische Richtungen wie die [[Sadduzäer]], [[Pharisäer]] und [[Essener]] verwendet. Auch hier war keine negative Konnotation damit verbunden; es gab keine Autorität, die in der Lage gewesen wäre, ein bestimmtes Dogma oder Bekenntnis verbindlich als „rechtgläubig“ festzulegen und eine abwertende Bezeichnung für alle davon abweichenden Richtungen einzuführen. So schrieb der jüdische Historiker [[Flavius Josephus]] im 1. Jahrhundert, er habe sich in seiner Jugend für die ''hairesis'' der Pharisäer entschieden, die der philosophischen ''hairesis'' der Stoiker ähnlich sei.<ref>Zur jüdischen Begriffsverwendung siehe Heinrich von Staden: ''Hairesis and Heresy: The case of the haireseis iatrikai''. In: Ben F. Meyer (Hrsg.): ''Jewish and Christian Self-Definition'', Bd. 3: ''Self-Definition in the Graeco-Roman World'', London 1982, S. 76–100, hier: 96f.</ref> Im Sinne dieses Sprachgebrauchs wurden die ersten [[Christ]]en als ''hairesis'' der „Nazarener“ im Rahmen des Judentums bezeichnet.<ref>Apostelgeschichte 24,5. Siehe dazu [[Gerhard Kittel]] (Hrsg.): ''Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament'', Bd. 4, Stuttgart 1966 (Nachdruck der Ausgabe von 1942), S. 879–884.</ref> |
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Die nicht-christliche [[Antike]] bezeichnete bestimmte philosophische oder religiöse Gruppierungen wertfrei als Sekten. Auch die ersten Christen wurden in diesem neutralen Sinne als „Sekte der Nazarener“, eine Richtung des Judentums bezeichnet. |
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Im Gegensatz zur wertfreien jüdischen Begriffsverwendung erhielt bei den Christen ''hairesis'' von Anfang an eine negative Konnotation, die schon bei dem Apostel [[Paulus von Tarsus|Paulus]] deutlich erkennbar ist. Zwar wurde der Ausdruck in der frühen christlichen Literatur gelegentlich noch im herkömmlichen Sinne als neutrale Bezeichnung verwendet, doch galt in den miteinander in [[Kirchengemeinschaft|Kommunion]] stehenden Gemeinden jede Parteiung unter Christen als unvereinbar mit dem Wesen der einen Kirche und ihrer verbindlichen Lehre und daher als skandalös. ''Hairesis'' bedeutete in der [[Alte Kirche|Alten Kirche]] Abweichung vom wahren Glauben und dadurch Trennung von der Gemeinde, „[[Häresie]]“. Ab Beginn des zweiten Jahrhunderts ist ''hairesis'' als theologischer Fachbegriff in diesem Sinn bezeugt; in der Folgezeit dominierte der Wortsinn „Irrlehre“, daneben wurde das Wort auch als Synonym von ''[[schisma]]'' („Spaltung“, „Abspaltung“) gebraucht. Den als Häretiker Ausgegrenzten wurden die Bezeichnungen „Christen“ und „Kirche“ nachdrücklich verweigert.<ref>Norbert Brox: ''Häresie''. In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]]'', Bd. 13, Stuttgart 1986, Sp. 248–297, hier: 257–264, 275–277.</ref> Es entstand eine [[Häresiologie|häresiologische]] und [[Häresiographie|häresiographische]] (Irrlehren beschreibende) kirchliche Literatur. Den ersten Häretikerkatalog erstellte [[Justin der Märtyrer]] im 2. Jahrhundert. |
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[[Paulus von Tarsus|Paulus]] verwendet das Wort αἵρεσις (phon. „hairesis“, Streben, spätantik: philosophische Schule, Sekte) in seinen Briefen für Spaltungen innerhalb der Gemeinde (z. B. [[1. Korintherbrief|1 Ko]] 11,19). Diese Spaltungen als solche werden von ihm negativ bewertet, ohne dass er dabei einer bestimmten Richtung unter ihnen den Vorzug gibt. |
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Eine abwertende Begriffsverwendung kam auch in nichtchristlicher Literatur vor; so vertrat im späten 3. Jahrhundert der [[Heidentum|pagane]] [[Neuplatonismus|Neuplatoniker]] [[Alexander von Lykonpolis]] die Ansicht, das [[Christentum]] habe einen Niedergang erlebt, denn es seien ehrgeizige und neuerungssüchtige, aber zu gedanklicher Klarheit unfähige Sektengründer aufgetaucht, von denen jeder eine neue ''hairesis'' eingeführt habe. Dies habe zu Verwirrung und vielfacher Aufspaltung geführt.<ref>Alexander von Lykonpolis, ''Gegen die Lehren Manis'' 1f. Siehe dazu Pieter W. van der Horst: '' 'A Simple Philosophy': Alexander of Lycopolis on Christianity''. In: Keimpe A. Algra u. a. (Hrsg.): ''Polyhistor. Studies in the History and Historiography of Ancient Philosophy'', Leiden 1996, S. 313–329, hier: 313–319.</ref> |
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In der [[Alte Kirche|Alten Kirche]] wurde der Begriff ''hairesis'' dann immer mehr für Abweichungen von der gemeinsamen Lehre der mit einander in [[Kirchengemeinschaft|Kommunion]] stehenden christlichen Gemeinden verwendet und im vierten Jahrhundert hatte er dann kirchlich die Bedeutung [[Irrlehre]]. |
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=== Mittelalter und Frühe Neuzeit === |
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Dieser Begriff wurde dann von der lateinischen Kirche des [[Mittelalter]]s als ''secta'', Sekte, übernommen. So wurden die Protestanten als ''secta lutherana'' bezeichnet und auch im deutschen Sprachgebrauch redete die katholische Kirche noch bis ins [[20. Jahrhundert]] in manchen Texten von Sekten, wenn sie die evangelischen Kirchen meinte. |
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[[Datei:Catalogue of Sects.GIF|hochkant=1.9|mini|Aus dem illustrierten Sektenkatalog eines unbekannten Künstlers (um 1647)]] |
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Die lateinischen Begriffe ''haeresis'' und ''secta'' wurden im [[Mittelalter]] und in der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] weiterhin so wie in den Schriften der antiken [[Kirchenvater|Kirchenväter]] zur abwertenden Bezeichnung von „Irrlehren“ und deren Anhängerschaft verwendet. So wurden die Protestanten als ''secta Lutherana'' bezeichnet.<ref>Siehe dazu beispielsweise Walter Gerd Rödel: ''Die „Secta Lutherana“ im Schatten der Sancta Sedes Moguntina''. In: ''Zwischen Konflikt und Kooperation. Religiöse Gemeinschaften in Stadt und Erzstift Mainz in Spätmittelalter und Neuzeit'', Mainz 2006, S. 167–180.</ref> In der [[Orthodoxe Kirchen|Ostkirche]] wurde der Islam als Variante des spätantiken [[Arianismus]] betrachtet und daher ab dem 8. Jahrhundert offiziell unter die Sekten eingereiht.<ref name="BochingerRGG">{{RGG|7|1145|1148|Sekten II|Christoph Bochinger}} Hier: Sp. 1146.</ref> |
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Ins [[Mittelhochdeutsch]]e entlehnt wurde das lateinische Wort in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Der älteste deutsche Beleg bezieht sich auf die damals als Häretiker verteufelten Arianer.<ref>Hans Schulz, [[Otto Basler]] (Hrsg.): ''Deutsches Fremdwörterbuch'', Bd. 4, Berlin 1978, S. 104–106 (Lemma Sekte), hier: 104.</ref> Der deutsche Wortgebrauch im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit entsprach im religiösen Kontext dem lateinischen; ''secte'' oder ''sec(k)t'' wurde mit Vorstellungen wie „Rotte“, „Aufruhr“, „Spaltung“ und „Zwietracht“ assoziiert.<ref>Siehe die Belege bei Hans Schulz, Otto Basler (Hrsg.): ''Deutsches Fremdwörterbuch'', Bd. 4, Berlin 1978, S. 104–106.<br />[[Jacob Grimm]], [[Wilhelm Grimm]]: ''Deutsches Wörterbuch'', Bd. 10/1, Leipzig 1905, Sp. 406–408.</ref> Nach der [[Reformation]] pflegte man in Deutschland religiöse Gruppen ohne reichsrechtliche Anerkennung Sekten zu nennen.<ref name="BochingerRGG" /> |
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==Heutiger Gebrauch des Wortes Sekte== |
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Neben dem in der Regel abwertenden Wortgebrauch in religiösen Zusammenhängen gab es ab dem 16. Jahrhundert im Lateinischen und im Deutschen auch eine wertneutrale, aus antiken Texten übernommene Begriffsverwendung zur Bezeichnung philosophischer und medizinischer Schulrichtungen.<ref>Wolfgang Pfeifer: Art. „Sekte“. In: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen'', Bd. ''M–Z.'' Berlin, 2. Auflage, 1993, S. 1275.<br />Art. „Sekte“. In: Hans Schulz, Otto Basler (Hrsg.): ''Deutsches Fremdwörterbuch'', Bd. 4. Berlin 1978, S. 104–106, hier S. 105.</ref> |
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=== Umgangssprachlich === |
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Im landläufigen Sprachgebrauch wird mit ''Sekte'' oft eine religiöse Gruppe gemeint, die vom Sprecher in irgendeiner Weise als gefährlich oder problematisch angesehen wird. Unter die Bezeichnung fallen sowohl ältere christliche Gruppen, die sich in der Lehre und/oder Praxis vom Herkömmlichen unterscheiden ([[Mormonen]], [[Christliche Wissenschaft]]) als auch einige Gruppen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind und die auch als ''Jugendsekten'' bezeichnet wurden, da sie anfänglich viele junge Mitglieder hatten ([[Scientology]], [[Vereinigungskirche]], [[Universelles Leben]]). Aber auch mehrere Gruppen innerhalb der katholischen Kirche wie [[Opus Dei]], [[Engelwerk]] oder das [[Neokatechumenat]], um nur einige zu nennen, werden von manchen Kritikern als Sekte bezeichnet. |
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=== Moderne === |
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[[Meyers Enzyklopädisches Lexikon]] von [[1977]] beobachtet zur Begriffsentwicklung: ''„Mit dem Wort „Secte“ wird heute weitgehend die Vorstellung von etwas Abartigem, Gefährlichem, Widersetzlichem signalisiert.“'' |
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Während im Deutschen „Sekte“ auch in der Moderne sehr häufig in einem negativen, oft stark abwertenden Sinn verwendet wurde und wird, hat das englische Wort ''sect'' einen eher wertneutralen Sinn. So wird in englischsprachiger buddhistischer Literatur ''sect'' als wertneutraler Ausdruck zur Bezeichnung von angesehenen Schulrichtungen verwendet.<ref>Beispielsweise in der von Gunapala P. Malalasekera herausgegebenen ''Encyclopaedia of Buddhism'', Bd. 1, Colombo 1965, S. 436f.</ref> Dem deutschen [[Pejorativum|pejorativen]] Ausdruck „Sekte“ entspricht der englische Begriff ''cult'' als polemische Fremdbezeichnung.<ref>[[Ulrich Dehn]]: ''Sekten I.'' In: ''Religion in Geschichte und Gegenwart'', 4. Auflage, Bd. 7, Tübingen 2004, Sp. 1144f., hier: 1145.</ref> |
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Nach 1900 wurde der Begriff „Sekte“ noch sehr breit verwendet, nämlich generell für – im betreffenden Land – kleine Religionsgemeinschaften. Etwa im katholisch dominierten Österreich wurden Adventisten, Baptisten, Anglikaner, Quäker oder Anhänger von Swedenborg so bezeichnet.<ref>Die Berichte in den Tageszeitungen ''Neues Wiener Journal'' sowie ''Wiener Tageszeitung'' werden dargestellt von [[Franz Graf-Stuhlhofer]]: ''„Sekten in Wien“ von 1906 bis 1937. Zwei Serien in Wiener Tageszeitungen boten einen Überblick über die damalige Szene religiöser Kleingruppen'', in: [[Freikirchenforschung]] 31 (2022) S. 121–147</ref> |
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"Sekte" wird daher meist als [[Kampfbegriff]] gebraucht <ref>Kriele, Martin: „Sekte als ‚Kampfbegriff‘“ <i>Frankfurter Allgemeine Zeitung</i> 6. April 1994.</ref> |
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<ref>Hemminger, Hanjörg, „[http://www.gemeindedienst.de/weltanschauung/texte/wasistsekte.htm Was ist eine Sekte?]“</ref> |
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== Allgemeine Verwendung des Begriffs == |
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===aus staatlicher Sicht (BR Deutschland)=== |
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[[Datei:Titelblatt Timmsche Sekte (1905).jpg|mini|Titelblatt der Timmschen Sekte aus dem Jahr 1905. Hinrich Timm geriet in fanatischen Hass gegen die Landeskirche und forderte radikalen Umbruch. Er saß jahrelang wegen Hetzerei gegen die Landeskirche im Irrenhaus.]] |
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Im landläufigen Sprachgebrauch werden als ''Sekten'' oft religiöse Gruppen bezeichnet, die in irgendeiner Weise als gefährlich oder problematisch angesehen werden oder die in orthodoxer theologischer Hinsicht als „Irrlehre“ angesehen werden. Dies betrifft sowohl seit Langem bestehende christliche Gemeinschaften, die sich in Lehre oder Praxis vom Herkömmlichen unterscheiden, als auch neue Gruppen. Zu Letzteren zählen insbesondere solche, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind und damals als „[[Jugendreligion]]en“ bezeichnet wurden, weil sie anfänglich viele junge Mitglieder hatten. „Sekte“ wird heute oftmals als Kampfbegriff gebraucht.<ref>Martin Kriele: ''Sekte als ‚Kampfbegriff‘''. In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 6. April 1994</ref> So wird sogenannten Sekten häufig vorgeworfen, sie würden sich vor allem aus wirtschaftlichen Gründen als religiöse [[Glaubensgemeinschaft]]en ausgeben, um den besonderen Schutz des Staates, größere Freiheiten und Rechte sowie die Befreiung von Steuern zu genießen. Bekanntestes Beispiel dafür ist [[Scientology]]. |
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In jüngerer Zeit wird der Terminus „Sekte“ auch im säkularen Bereich verwendet, um beispielsweise Kritiker von vorherrschenden wissenschaftlichen Lehrmeinungen, sozialen Üblichkeiten oder Absplitterungen von politischen Parteien abwertend zu charakterisieren.<ref>[[Hansjörg Hemminger]]: {{Webarchiv|url=http://www.weltanschauungsbeauftragte.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_weltanschauungsbeauftragte/DoksO-T/Was_ist_eine_Sekte.pdf |wayback=20140731090609 |text=''Was ist eine Sekte?'' |archiv-bot=2024-05-08 05:40:39 InternetArchiveBot }}, Evangelische Landeskirche in Württemberg (PDF; 49 KB) Abgerufen am 4. Oktober 2015; Rüdiger Hauth: ''Sekten''. In: ''[[Theologische Realenzyklopädie]]'', Bd. 31, Berlin 2000, S. 96–103, hier: 97.</ref> Im Juni 2018 akzeptierte das [[OLG Frankfurt]] es als Teil der freien Meinungsäußerung, ein Unternehmen als „Sekte“ zu bezeichnen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/unternehmen-duerfen-als-sekte-bezeichnet-werden-15665884.html |titel=Sekten-Vorwurf ist freie Meinungsäußerung |werk=www.faz.net |datum=2018-06-29 |abruf=2018-06-30}}</ref> |
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Die [[Enquête-Kommission]] 'Sogenannte Sekten und Psychogruppen' verzichtete auf den Begriff ''Sekte'' mit folgender Begründung: |
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Die Bezeichnung Sekte führt immer wieder zu Kontroversen, da mit dem Begriff allgemein eine besondere Konfliktträchtigkeit assoziiert wird.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Hans Gerald Hödl, Lukas Pokorny |Titel=Religion in Austria |Band=Volume |Nummer=3 |Verlag=Praesens Verlag |Ort=Vienna |Datum=2016 |Sprache=en |Umfang=306 |ISBN=978-3-7069-0955-6 |Seiten=263 |Zitat=The author underlines that, at the latest, since the time that the above-mentioned Federal Law conceming the Establishment |
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:„Wie häufig der Begriff ‚Sekte‘ auch umgangssprachlich verwendet werden mag, ist er doch sachlich unzutreffend und irreführend. … Er kommt von lateinisch sequi, folgen, und ist die Übersetzung von griechisch hairesis, Wahl, Gefolgschaft. Mit ihm wurden in der Antike zunächst diejenigen bezeichnet, die einem bestimmten Philosophen in seinen Anschauungen folgten. In der Geschichte des Christentums wurden damit die Gruppen bezeichnet, die außerhalb der allgemeinen Kirche einem bestimmten Glaubensführer und für abweichend erklärten Glaubenslehren oder Praktiken anhingen. Im [[Mittelalter]] (vgl. z. B. die Konstitution [[Ad Deus]] des [[Friedrich II. (HRR)|Kaisers Friedrich II.]] von [[1220]]) wurde das ‚widerspenstige Anhängen‘ an eine ‚Sekte‘ in [[Reichsacht|Acht]] getan und mit dem Tode bestraft (vergleiche z. B. die [[Bamberger Halsgerichtsordnung]] von [[1507]], Artikel 30). Dadurch wurde aus einem religiösen Abweichen ein kriminelles Delikt, wie der protestantische Theologe [[Paul Tillich]] schrieb: ''Wer gegen das [[kanon]]isierte [[Dogma]] verstößt, (ist) nicht nur ein [[Häretiker]], der den Grundlehren der Kirche widerspricht, sondern auch ein Verbrecher gegen den Staat''. … Mit der [[Religionsfreiheit|Erklärung der Religionsfreiheit]] in den europäischen Staaten wurden solche Auffassungen und Einrichtungen abgeschafft. Das [[Grundgesetz]] kennt nur |
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of a Documentation and Information Office for Sect Affairs [Federal Office for Sect Affairs] has been put into force, the use of the term 'sect' in connection with a specific group may indicate defamation, which is why restraint should be exercised.}}</ref><ref>Nuria Schaub: ''Der Schutz kleinerer Glaubensgemeinschaften vor staatlicher und privater Diskriminierung''. Kohlhammer. Stuttgart 2008, S. 134.</ref> Für die Religionswissenschaftlerin Babett Remus stammt der Begriff ursprünglich zur Selbstdefinition einer religiösen Gruppe und ihrer Abgrenzung nach außen. Er sei somit „nichts anderes als ein [[Kampfbegriff]] und somit zur religionswissenschaftlichen Theoriebildung völlig ungeeignet“.<ref>Babett Remus: ''Sekte''. In: [[Christoph Auffarth]], Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.): ''Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien.'' Bd. 3, J. B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000, ISBN 3-476-01553-X, S. 285. </ref> |
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::* Religionen |
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::* Religionsgesellschaften |
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::* Religionsgemeinschaften; |
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:staatsrechtlich gibt es in dieser Beziehung keinen Unterschied zwischen Kirche und anderen religiösen Organisationsformen. Da außerdem der Begriff der 'Sekte' kaum ''von allem ihm durch die kirchliche Verlästerung angehängtem Beigeschmack'', wie [[Max Weber]] forderte, gelöst werden kann, ist er äußerst fragwürdig geworden.“ |
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Dabei stehen sich zwei Grundhaltungen gegenüber: Auf der einen Seite eine Betonung der [[Religionsfreiheit]] und der weltanschaulichen Neutralität des Staates. Hier wird Zurückhaltung bei der öffentlichen Bewertung religiöser und weltanschaulicher Positionen und bei Maßnahmen gegen missliebige Minderheiten empfohlen. Die gegenteilige Haltung nehmen diejenigen ein, die insbesondere neureligöse weltanschauliche Sondergruppen zum Teil scharf verurteilen und in manchen Fällen deren gesellschaftliche Ächtung anstreben. |
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Allerdings hat das Bundesverfassungsgericht 1 BvR 670/91 in seinem Beschluss vom 26. Juni 2002 festgestellt, dass die Benutzung des Begriffs „Sekte“ in dem konkreten Fall der Klage der [[Osho]]-Bewegung gegen die [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] unbedenklich ist: |
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Im Einzelnen drehen sich die Kontroversen beispielsweise um mutmaßliche oder tatsächliche |
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:''„Zuzustimmen ist den angegriffenen Entscheidungen allerdings darin, dass diese Äußerungen, soweit mit ihnen die Osho-Bewegung und die zu ihr gehörenden Gemeinschaften als ‚Sekte‘, ‚Jugendreligion‘, ‚Jugendsekte‘ und ‚Psychosekte‘ bezeichnet wurden, keinen verfassungsrechtlichen Bedenken begegnen. Diese Äußerungen berühren schon nicht den Schutzbereich des Grundrechts der Religions- oder Weltanschauungsfreiheit. Sie enthalten keine diffamierenden oder verfälschenden Darstellungen, sondern bewegen sich im Rahmen einer sachlich geführten Informationstätigkeit über die betroffenen Gemeinschaften und wahren damit die Zurückhaltung, zu welcher der Staat und seine Organe nach dem Gebot der religiös-weltanschaulichen Neutralität verpflichtet sind.“'' (Randnummer 56) |
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* Einschränkungen der Religionsfreiheit religiöser Randgruppen, etwa durch Kritik ihrer Praktiken, und juristische Zwangsmaßnahmen,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sueddeutsche.de/bayern/glaubensgemeinschaft-zwoelf-staemme-sekte-stellt-strafanzeige-gegen-behoerden-1.1912903 |titel=Sekte stellt Strafanzeige gegen Behörden |werk=sueddeutsche.de |datum=2014-03-15 |abruf=2018-03-09}}</ref> |
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* Einschränkungen der religiösen Freiheit durch unterschiedliche Grade der gesetzlichen Anerkennung |
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:''„Es verletzt nicht das dem Staat in religiösen und weltanschaulichen Angelegenheiten auferlegte Neutralitäts- und Zurückhaltungsgebot, wenn dieser durch seine Organe im Rahmen einer solchen Debatte die Bezeichnungen und Begriffe verwendet, die in der aktuellen Situation den Gegenstand der Auseinandersetzung einprägsam und für die Adressaten seiner Äußerungen verständlich umschreiben, sofern die Äußerungen als solche nicht diffamierend oder sonst wie diskriminierend sind.“'' (Randnummer 61) |
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** {{Art.|4|gg|juris}} [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|GG]] der Bundesrepublik Deutschland gesteht grundsätzlich die freie Religionsausübung zu. Einschränkungen ergeben sich aus dem Artikel selber nicht, sind aber oft genug Gegenstand der aktuellen Rechtsprechung. Das Grundrecht auf Religionsfreiheit ist nur beschränkt durch die Grundrechte anderer Menschen und die sonstigen Grundwerte des Grundgesetzes. |
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* Einschränkungen der [[Meinungsfreiheit]] von Gruppenmitgliedern, |
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* Einschränkungen der [[Freizügigkeit|Bewegungsfreiheit]] von Gruppenmitgliedern, |
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* wirtschaftliche Ausbeutung der Mitglieder durch lange Arbeitszeiten und minimales Gehalt,<ref>[http://www.altmuehlnet.de/~falk/stephan/sekten/ altmuehlnet.de]</ref> |
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* sexuelle Ausbeutung oder Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Gruppenmitglieder, |
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* Menschenrechtsverletzungen durch gruppeninterne, gerichtsähnliche Verfahren (Beispiel: [[Katholische Integrierte Gemeinde#Kanonische Untersuchung und Auflösung|KIG]]), |
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* Personenkulte um die Anführer der betreffenden Gruppe, z. B. [[Osho|Osho (Bhagwan)]],<ref name="SPON-948789">{{Internetquelle |autor=Nadine Helms |url=http://www.spiegel.de/einestages/bhagwan-bewegung-a-948789.html |titel=Bhagwan-Bewegung: Orgien im Namen des Herrn |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2010-04-12 |abruf=2018-06-09}}</ref> |
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* Familienkonflikte, insbesondere wenn ein Elternteil oder Kinder die Gruppe verlassen haben oder wollen, |
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* das Behindern von Kindern beim Zugang zu Ausbildung, ärztlicher Versorgung und Familienangehörigen außerhalb der Gruppe. |
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== Staatliche Begriffsverwendung == |
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:''"Allerdings soll die Bezeichnung "Sekte" nach der Empfehlung der Enquete-Kommission "Sogenannte Sekten und Psychogruppen" des Deutschen Bundestags in Verlautbarungen staatlicher Stellen über Gruppierungen der hier vorliegenden Art in Zukunft nicht weiter verwendet werden. Der Gebrauch im seinerzeitigen Kontext war aber verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden."'' |
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=== Deutschland === |
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In Deutschland stellte die [[Enquête-Kommission]] „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ 1998 fest, dass in der Umgangssprache der Begriff „Sekte“ sich zunehmend auf Gruppen bezieht, denen vorgeworfen wird, in Lehre und Praxis systematisch gegen ethische Überzeugungen wie [[Menschenwürde]], Menschenrechte, Freiheit, Toleranz, Selbstentfaltung oder Selbstverwirklichung zu verstoßen, statt Entfaltungsfreiheit Abhängigkeit zu produzieren, die Menschen zu entwürdigen und zur Intoleranz anzuleiten. Der umgangssprachliche Sektenbegriff leide damit an einer erheblichen inhaltlichen Undifferenziertheit; er sei in hohem Maße kritikwürdig und werde von der Kommission daher nicht verwendet. Für die Zwecke der neutralen Beschreibung seien die Bezeichnungen „neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen“ zutreffender. Das [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] kenne nur Religionen, Religionsgesellschaften und Religionsgemeinschaften; staatsrechtlich gebe es mithin keinen Unterschied zwischen [[Kirche (Organisation)|Kirche]] und „anderen religiösen Organisationsformen“. Der Begriff der Kirche ist dadurch auch nicht mehr geschützt, sodass sich nun jede Organisation als Kirche bezeichnen und ihn irreführend verwenden könne.<ref>[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/109/1310950.pdf Endbericht der Enquete-Kommission Sogenannte Sekten und Psychogruppen] vom 29. Mai 1998, abgerufen am 26. Juli 2018</ref> |
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Allerdings stellte das [[Bundesverfassungsgericht]] im Juni 2002 fest, dass die staatliche Anwendung der Begriffe „Sekte“, „Jugendreligion“, „Jugendsekte“ und „Psychosekte“ auf die [[Osho]]-Bewegung verfassungsrechtlich unbedenklich gewesen sei, da sie nicht den Schutzbereich der [[Glaubensfreiheit|Glaubens- und Gewissensfreiheit]] berührt habe. Mit Blick auf den Bericht der Enquete-Kommission empfahl das Gericht gleichwohl, staatliche Stellen sollten diese Begriffe, auch wenn sie verfassungsrechtlich unbedenklich seien, nicht mehr verwenden.<ref>[http://www.bverfg.de/entscheidungen/rs20020626_1bvr067091.html Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Juni 2002, Az.: 1 BvR 670/91], abgerufen am 18. Dezember 2013.</ref> Das [[Polizeipräsidium München|Polizeipräsidium]] [[München]] verwendet den Begriff weiterhin auf seiner [[Website]] im Titel ''„Sekten und [[Okkultismus]]“'' (Stand von Mai 2025).<ref>[https://www.polizei.bayern.de/schuetzen-und-vorbeugen/beratung/005157/index.html Die Bayerische Polizei: ''Sekten und Okkultismus » Schützen und Vorbeugen » Beratung.''] Polizeipräsidium München, [[22. September|22. September]] [[2021]]. Abgerufen am [[12. Mai]] [[2025]]</ref> |
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=== Anwendung auf Extreme === |
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Einige landläufig als Sekte bezeichneten Gruppierungen stehen im Verdacht, sich v. a. aus [[wirtschaft]]lichen Gründen als religiöse Glaubensgemeinschaften zu bezeichnen, um den besonderen Schutz des Staates, größere Freiheiten und Rechte, sowie die Befreiung von [[Steuer|Steuern]] zu genießen. Bekanntestes Beispiel dafür ist [[Scientology]]. |
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=== Frankreich === |
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Vereinzelt geraten [[radikal]]e Sekten im Zusammenhang mit [[Gewalt]]aktionen gegen Mitglieder oder Außenstehende in die Schlagzeilen. Besonders spektakuläre Beispiele sind der [[Massenselbstmord]] der über 900 Mitglieder der [[Volkstempel]]-Sekte 1978 in [[Guyana]], Mordanschläge gegen angebliche Widersacher durch [[Swami Omkarananda]] und einige Anhänger des von ihm gegründeten [[Divine Light Zentrum]], die ''Church of the Lamb of God'' dessen Führer ''Ervil LeBaron'' in den 1970er Jahren ca. 25 Rivalen ermorden ließ, der [[Salmonellen]]-Anschlag auf mehrere Salatbars in der Kleinstadt [[The Dalles]] durch die [[Bhagwan-Sekte]] in 1984 bei der ca. 750 Einwohner erkrankten, der bewaffnete Widerstand der [[Davidianer]] gegen die US-Behörden 1993, bei dem vier Polizisten und später über 80 Sektenmitglieder starben, die Massenselbstmorde innerhalb der [[Sonnentempler|Sonnentempler-Sekte]], bei denen zwischen 1994 und 1997 in der Schweiz, in Kanada und in Frankreich insgesamt 74 Mitglieder ums Leben kamen, die [[Colonia Dignidad]] in der Kinder missbraucht und politische Gegner gefoltert wurden, der [[Heaven's Gate (Sekte)|Heaven's Gate]]-Massenselbstmord mit 39 Toten, und am 17.3.2000 der Massenselbstmord des "Movement for the Restoration of the Ten Commandments of God" in [[Uganda]] mit über 1000 Toten. Der größte Anschlag einer Sekte gegen Außenstehende in der modernen Zeit war das Giftgasattentat der japanischen [[Aum-Sekte]] in der U-Bahn von Tokio im Jahr 1995, bei dem zwölf Menschen starben und über 5.500 verletzt wurden. |
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Anlässlich der Aktivitäten der [[Vereinigungskirche]] seit den 1970er Jahren wurde von staatlicher Seite verstärkt gegen Sekten vorgegangen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.sectes-infos.net/Historique_Lutte_Antisectes_France.htm |text=Historique de la lutte anti-sectes en France de 1945 à nos jours |wayback=20141219044857}}</ref> 1995 veröffentlichte eine parlamentarische Kommission eine Liste von 173 Organisationen, die als Sekte bezeichnet wurden. Die Gesamtzahl der Mitglieder dieser Organisationen wurde auf 400.000 geschätzt. Der staatliche Runderlass betont bei der Begriffsdefinition den ausbeuterischen Charakter einer Sekte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.legifrance.gouv.fr/affichTexte.do?cidTexte=JORFTEXT000000809117&categorieLien=id |titel=Circulaire du 27 mai 2005 relative à la lutte contre les dérives sectaires |abruf=2023-04-20}}</ref> In diesem Zusammenhang stehen auch Einrichtungen weltanschaulicher Gruppierungen unter Beobachtung, die sich in anderen Ländern frei entfalten können, wie etwa die [[Waldorfschule]]n.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dreigliederung.de/news/01011400 |titel=Drohendes Verbot der französischen Waldorfschulen - Institut für soziale Dreigliederung |abruf=2023-04-20}}</ref> |
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=== Schweiz === |
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1998 hatte der Bundesrat bei einer Anfrage im Nationalrat festgehalten, dass es keinen juristischen Begriff der „Sekte“ gibt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=19983136 |titel=Geschäft Ansehen |abruf=2023-04-20}}</ref> Die Bundeskanzlei hat den Auftrag, für das Thema zu sensibilisieren, kann in Sachen Beratungsstelle aber höchstens koordinierend wirken. Alle Beratungsstellen zu Sektenfragen in der Schweiz sind private oder kirchliche Institutionen. |
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Im [[Rechtswissenschaft|rechtlichen]], [[Soziologie|soziologischen]] und [[religionswissenschaft]]lichen [[Kontext]] wird das Wort heute kaum mehr verwendet. Das [[Münchner Rechtslexikon]] schreibt zum Beispiel, der Begriff „Sekte“ habe in staatsrechtlicher Hinsicht seine Bedeutung verloren, da er eine negative theologische Beurteilung enthalte. Die früher als "Sekten" bezeichneten Gruppen werden heute meist unter dem neutraleren Labeln „[[Neue religiöse Bewegung]]en“ oder „Alternativreligionen“ zusammengefasst. Kleinere, schlecht organisierte spirituelle Gruppierungen und Einzelpersonen werden bisweilen auch als „Anbieter am Lebenshilfemarkt“ bezeichnet. |
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== Wissenschaftlicher Gebrauch == |
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[[Max Weber]] definiert in seiner Untersuchung über die [[Protestantische Ethik]] Sekten als ''voluntaristische Gemeinschaften'', in die man aufgrund einer persönlichen Entscheidung und nur nach eingehender Prüfung durch die Sekte ''aufgenommen'' wird. Im Gegensatz dazu sind [[Kirche]]n für ihn „Anstalten“, in die man ''hineingeboren'' wird. Die Zugehörigkeit zu einer Kirche ist folglich ''obligatorisch''.''' |
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Im [[Theologie|theologischen]], [[Rechtswissenschaft|rechtlichen]] und [[Soziologie|soziologischen]] [[Kontext (Sprachwissenschaft)|Kontext]] wird der Begriff „Sekte“, wenn überhaupt, dann unter Berücksichtigung seiner Problematik eingesetzt. |
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=== Theologischer Gebrauch === |
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== Typologien == |
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Die Abwehr theologischer Abweichungen von der kirchlichen Lehre spielt für Theologen in der neueren Auseinandersetzung mit dem Thema „Sekten“ kaum noch eine Rolle. Beachtet werden mögliche negative Folgen für den Einzelnen und für seine Umgebung, die sich aus der Zuwendung zu einer problematischen religiösen Gruppe ergeben können. Bedenkliche Eigenheiten können etwa sein: ein ethischer Rigorismus, Überlegenheitsbewusstsein, Heilsversprechen speziell für die exklusive Elite der Zugehörigen, hoher Gruppenbinnendruck, erschwerte Austrittsmöglichkeit. Die Darlegung solcher Eigenheiten ist gepaart mit Selbstkritik: „Viele sektenhafte Züge finden sich auch innerhalb der Kirche“.<ref>Wolfgang Marhold: ''Sekte''. In: ''Evangelisches Kirchenlexikon'', Band 4, Göttingen 1996, Sp. 194–197.</ref> „Der christliche Glaube verlangt nicht weniger, sondern mehr irrationalen Glauben, als manche ‚Sekte‘ einzufordern wagt.“<ref>Herrmann, Horst, Sex & Folter in der Kirche, Sonderausgabe Orbis Verlag, München 1998, S. 9.</ref> Die kirchliche Beschäftigung mit Sondergemeinschaften bewegt sich weiterhin in dem Spannungsfeld ''Warnen vor Irrwegen oder Selbsthinterfragen als Kirche''.<ref>So der Titel eines Beitrages von [[Franz Graf-Stuhlhofer]], mit dem Untertitel ''Die kirchliche Auseinandersetzung mit sogenannten „Sekten“.'' In: Christian Herrmann, [[Rolf Hille]] (Hrsg.): ''Verantwortlich glauben. Ein Themenbuch zur christlichen Apologetik''. VTR, Nürnberg 2016, S. 284–293.</ref> |
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=== Rechtswissenschaftlicher Gebrauch === |
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Da das Wort Sekte oft undifferenziert gebraucht wird und verschiedene Bedeutungen haben kann, werden religiöse Gruppen in einer differenzierteren Denkweise nach verschiedenen konkreten Kriterien beurteilt und neutraler bezeichnet. |
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Das [[Münchner Rechtslexikon]] schreibt zum Beispiel, der Begriff „Sekte“ habe in staatsrechtlicher Hinsicht seine Bedeutung verloren, da er eine negative theologische Beurteilung enthalte. Die früher als „Sekten“ bezeichneten Gruppen werden heute meist unter weniger vorbelasteten Bezeichnungen wie „Neue religiöse Bewegungen“ oder „Alternativreligionen“ zusammengefasst. Kleinere spirituelle Gruppierungen und Einzelpersonen werden bisweilen auch als „Anbieter am Lebenshilfemarkt“ bezeichnet. |
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=== Soziologische Definitionen === |
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Für die soziologische Definition haben sich folgende drei Ansätze herausgebildet: |
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Bezüglich des Verhältnisses zum Staat wird unterschieden zwischen: |
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In der deutschsprachigen Soziologie ist – erstens – [[Max Weber]]s Sektenkonzept am bekanntesten. Weber unterscheidet Sekten von Kirchen anhand ihrer Rekrutierungsmechanismen: Sekten seien ''voluntaristische Gemeinschaften'', in die man aufgrund einer persönlichen Entscheidung und nur nach eingehender Prüfung durch die Sekte ''aufgenommen'' werde. Im Gegensatz dazu sind Kirchen für Weber ''Anstalten'', in die man ''hineingeboren'' würde.<ref>z. B. Max Weber: ''Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen, Hinduismus und Buddhismus.'' In: ''[[Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik]]'' 41 (3), 1916, S. 613–744, hier: 619.</ref> |
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* [[Staatskirche]]n; religiöse Organisationen, die innerhalb des [[:en:polity|Staats]] organisert sind, z. B. die (lutherische) Kirche [[Dänemark]]s. |
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Der protestantische Theologe [[Ernst Troeltsch]] (1865–1923) benutzte den Begriff in Anschluss an Weber in seiner [[Klassifikation|Typologie]] christlicher Gemeinschaftsbildung: Im Unterschied einerseits zu [[Kirche (Organisation)|Kirche]], andererseits zur [[Mystik]] zeichne sich die Sekte durch verhältnismäßig kleine Mitgliederzahl aus, durch die angestrebte „persönlich-innerliche Durchbildung“ des Glaubens sowie eine enge, persönliche Verbindung der Mitglieder untereinander. Typisch sei in diesen [[Laie (Religion)|Laienchristentum]], die Forderung nach persönlichen ethisch-religiösen Leistungen und einem persönlichen Verhältnis zu Gott, sowie die radikale religiöse Gleichheit und Brüderlichkeit innerhalb der Gruppe. Eine Sekte stelle sich gegen die [[Hierarchie]]n und die [[Kanonisches Recht|kanonischen Verrechtlichungen]] der Kirchen. Es gebe drei Haupttypen von Sekten: |
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* staatlich anerkannte [[Religionsgemeinschaft]]en, denen spezielle Privilegien seitens des Staats gewährt werden; in Deutschland als [[Körperschaft des öffentlichen Rechts]], in Österreich als [[Anerkannte Religionen in Österreich|anerkannte Religionsgemeinschaft]]). |
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* die aggressive Sekte mit einem hohen [[Missionierende Religion|Missionierungsanspruch]] und einem ausgeprägten [[Elite]]­bewusstsein, |
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* die von ihrer Umwelt tolerierte Sekte, die Gewalt ablehne und zurückgezogen den eigenen Glauben praktiziere, sowie |
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* die [[Assimilation (Soziologie)|assimilatorische]] Sekte, die dem Druck der Umwelt nachgebe und Konzessionen an sie mache.<ref>Ernst Troeltsch: ''Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen'', Tübingen 1912, S. 362–370.</ref> |
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Dem stellte der Religionssoziologe [[Paul Honigsheim]] (1885–1963) noch neuere [[Vereinigte Staaten|amerikanische]] Sekten an die Seite, die angesichts der verbreiteten religiösen [[Toleranz]] in den Vereinigten Staaten keine Verfolgungserfahrungen hätten, Sekten der [[Afroamerikaner]], die auf den verbreiteten [[Rassismus]] reagierten, indem sie die „Rassensuperiorität ihrer Mitglieder betonen“, sowie schließlich religiös [[Kollektivismus|kollektivistische]] Sekten. Die Abgrenzung des Sektenbegriffs zu dem der [[Konfession]] sei oft nicht trennscharf zu ziehen.<ref>Paul Honigsheim: ''Sekten I. Religionsgeschichtlich.'' In: ''Religion in Geschichte und Gegenwart'', 3. Auflage, Bd. 5, Tübingen 1960, S. 1657 ff.</ref> |
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Ein anderer, zweiter, Ansatz von [[Peter L. Berger]] sieht in einer Sekte ein Organisationsmodell für den Selbstschutz weltanschaulicher Minderheiten. Ihre Basis sei eine [[Orthodoxie]], die von einem [[Ontologie|ontologischen]] Wahrheitsbegriff ([[Niklas Luhmann]]) ausgehe, d. h., eine voraufgeklärte Orientierung, in der das [[Sein]] als unwandelbar und unvergänglich und nicht als kontingent (auf Wahrnehmung begründet) erkannt werde. Eine kommunikative Verständigung über die Grundlagen des Lebens gilt ihr als blasphemisch und gefährlich. Zur Vermittlung der „wahren Lehre“ benötige sie organisatorisches Handeln und präge über die indoktrinierende Institution nicht nur das Weltbild der einzelnen Menschen, sondern auch deren Sprache in einer Weise, die die Verständigung mit Außenstehenden erschwere.<ref>[http://www.infosekta.ch/is5/themen/sekten_flam1994.html Peter L. Berger: ''Zur Dialektik von Religion und Gesellschaft. Elemente einer soziologischen Theorie''], Frankfurt 1988, zitiert bei Philipp Flammer: ''Die Auseinandersetzung um das Phänomen der „Sekten“'', Lizenziatsarbeit am Soziologischen Institut der Universität Zürich 1994, Kap. 5.</ref> |
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* Religionsgemeinschaften, die das Recht auf Religionsfreiheit haben, aber keine besonderen staatlichen Privilegien genießen, z.B. [[Soka Gakkai]] und viele andere in Deutschland und Österreich. |
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Ein dritter verwendeter, einflussreicher<ref>Rodney Stark, William Sims Bainbridge: ''[http://links.jstor.org/sici?sici=0021-8294(197906)18%3A2%3C117%3AOCSACP%3E2.0.CO%3B2-S Of Churches, Sects, and Cults: Preliminary Concepts for a Theory of Religious Movements]''. In: ''Journal for the Scientific Study of Religion'' 18(2), 1979, S. 117–131, hier: 123.</ref> Ansatz, entwickelt von Bainbridge und Stark, unterscheidet Sekten und Kulte von Kirchen auf der Basis ihrer Ideologien. Kirchliche Ideologien stünden dabei nicht im Konflikt mit ihrer gesellschaftlichen Umgebung, sondern affirmierten diese.<ref>Benton Johnson: ''[http://links.jstor.org/sici?sici=0003-1224(196308)28%3A4%3C539%3AOCAS%3E2.0.CO%3B2-2 On Church and Sect]''. In: ''American Sociological Review'' 28(4), 1963, S. 539–549, hier: 542.</ref> Sekten und Kulte wichen dagegen [[Ideologie|ideologisch]] deutlich von ihrer gesellschaftlichen Umgebung ab.<ref>Marty E. Martin: ''[http://links.jstor.org/sici?sici=0002-7162(196011)332%3C125%3ASAC%3E2.0.CO%3B2-R Sects and Cults]''. In: ''Annals of the American Academy of Political and Social Science'' 332, 1960, S. 125–134, hier: 126.</ref> Zwischen Sekten und Kulten wird in diesem Ansatz auf der Basis des Entstehens der ihnen zugehörigen Ideologien unterschieden: Während Sekten, die aus bestehenden Religionsorganisationen hervorgehen, lange bestehende Glaubensbekenntnisse modifizieren würden, schüfen Kulte völlig neue Glaubenssysteme.<ref>Rodney Stark: ''The Class Bases of Early Christianity: Inferences from a Sociological Model''. In: ''Sociological Analysis'' 47, 1986, S. 216–229, hier: 217f.</ref> |
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Der Status einer religiösen Organisation kann von Staat zu Staat variieren, z.B. ist die [[Römisch-Katholische Kirche|römisch-katholische Kirche]] im [[Vatikanstaat]] Staatsreligion, in Deutschland Körperschaft des öffentlichen Rechts, in den USA Freikirche und in Japan wird ihr kein besonderer staatlicher Schutz zuteil. |
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[[H. Richard Niebuhr]] machte die Beobachtung, dass Sekten, entstanden als schismatische Bewegung von großen Kirchen, die Tendenz hätten, ihrerseits Kirchen zu werden, womit sie aber viele Bedürfnisse ihrer Mitglieder nicht mehr erfüllen könnten, was zu erneuten Abspaltungen führen würde. Auf dieser Feststellung aufbauend, konstatiert dieser dritte Ansatz ein Spannungsverhältnis zwischen Sekten und Gesellschaft, bei dem sich aber beide Pole ständig in Bewegung befänden, was zu einer gesellschaftlichen Etablierung vorher bewusst minoritärer Gruppen führen könne. Die Übergänge zwischen „Sekte“ und „Kirche“ sind in diesem Modell fließend. „Kulte“ haben im Unterschied zu „Sekten“ eigene religiöse Wurzeln. |
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=== Nach Lehre === |
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Bainbridge und Stark unterscheiden drei Arten von Kulten: |
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* Publikumskulte ohne formale Organisation, |
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* Klientenkulte mit formaler Organisation, die partielle Bedürfnisse abdecken, sowie |
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* Kultbewegungen mit formaler Organisation, die universale Bedürfnisse abdecken. |
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Die Gruppen werden in diesem Ansatz nach Art der angebotenen Kompensatoren unterschieden: „[[Magie|Magische]]“ oder spezielle Kompensatoren versprächen die Manipulation der Umwelt für eigene Ziele, „religiöse“ oder allgemeine Kompensatoren böten ein universales Welterklärungsmodell an.<br /> |
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Bezüglich [[Theologie]] wird im christlichen Spektrum unterschieden zwischen |
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Diese Unterscheidung geht im Grundsatz auf [[Émile Durkheim]] zurück: Magie floriere, wenn wissenschaftliche Mittel zu ihrer Überprüfung fehlen oder nicht akzeptiert werden. Sie könne aber keine Organisation aufrechterhalten. |
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Auf Magie basierende Kulte können sich allerdings zu Kultbewegungen mit universalem Welterklärungsanspruch entwickeln, so ging [[Scientology]] z. B. aus einem psychotherapeutischen Selbsthilfesystem (Dianetik) hervor. Kultbewegungen provozieren allerdings, so Bainbridge und Stark, anders als unorganisierte Kulte, Widerspruch im gesellschaftlichen Umfeld.<ref>[http://www.infosekta.ch/is5/themen/sekten_flam1994.html Rodney Stark, William Sims Bainbridge: ''The Future of Religion. Secularization, Revival and Cult Formation''], Berkeley 1985, zitiert bei Philipp Flammer: ''Die Auseinandersetzung um das Phänomen der „Sekten“'', Lizenziatsarbeit am Soziologischen Institut der Universität Zürich 1994, Kap. 7.</ref> |
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* Großkirchen z. B. katholische, orthodoxe, anglikanische, baptistische, methodistische oder lutherische Kirche |
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* christliche Kirchen und Gruppen im Rahmen der Basiserklärung des Ökumenischen Rats der Kirchen oder der [[Evangelische Allianz|Evangelischen Allianz]] (z. B. Pfingstgemeinden, Freie evangelische Gemeinden, [[Heilsarmee]]) |
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* Sondergruppen: Gemeinschaften mit christlichem Bezug, für die Lehren oder Ämter wesentlich sind, die nur in ihrer spezifischen Gruppen vorkommen, und die sich deshalb als die einzig wahre Gemeinde sehen (z. B. [[Zeugen Jehovas]], [[The Way International]], [[Christadelphian]]) |
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== Kontroversen == |
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Das Thema Sekten führt auch immer wieder zu Kontroversen. Dabei stehen sich zwei Lager gegenüber: auf der einen Seite vorwiegend die, die sich auf die Religionsfreiheit berufen, und die wertende Einschränkung von religiösen Gruppen scharf verurteilen, mehrheitlich Vertreter von religiösen und weltanschaulichen Minderheitsgruppen und Verfechter der Religionsfreiheit, unter den Akademikern mehrheitlich Religionswissenschaftler, Soziologen und Juristen. Auf der anderen Seite finden sich die, die sich auf die Freiheit des Individuums berufen und die neureligiöse Gruppen scharf verurteilen, weil sie angeblich die Freiheit von Individuen beschneiden würden, darunter Vertreter der großen Kirchen, Mitarbeiter staatlicher Stellen sowie Initiativen von betroffenen Familienangehörigen oder ehemaligen Mitgliedern, Psychologen, Soziologen und Juristen. |
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Im Einzelnen drehen sich die Kontroversen häufig um mutmaßliche oder tatsächliche… |
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* Einschränkungen der [[Religionsfreiheit]] religiöser Randgruppen, etwa durch Kritik ihrer Praktiken und juristische Zwangsmaßnahmen |
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* Einschränkungen der religiösen Freiheit durch unterschiedliche Grade der gesetzlichen Anerkennung |
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* Einschränkungen der [[Meinungsfreiheit]] von Gruppenmitglieder |
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* Einschränkungen der [[Freizügigkeit|Bewegungsfreiheit]] von Gruppenmitgliedern |
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* wirtschaftliche Ausbeutung der Mitglieder durch lange Arbeitszeiten und minimales Gehalt |
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* sexuelle Ausbeutung von Mitgliedern durch Gruppenführer |
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* Menschenrechtsverletzungen durch gruppeninterne, gerichtsähnliche Verfahren |
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* Personenkulte um die Anführer der betreffenden Gruppe |
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* Familienkonflikte, insbesondere bei Familien wo ein Elternteil die Gruppe verlassen hat und die Kinder in der Gruppe bleiben |
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* Behinderung von Kindern beim Zugang zu Ausbildung, ärztlicher Versorgung und Familienangehörigen außerhalb der Gruppe |
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* Fälle von [[sexueller Missbrauch|sexuellem Missbrauch]] von Kindern und Jugendlichen durch Gruppenmitglieder |
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In manchen Fällen werden solche Vorwürfe einseitig gegenüber religiösen Randgruppen erhoben, während das gleiche Verhalten bei etablierten Kirchen übersehen wird oder die Schuld Einzelpersonen zugewiesen wird, während bei religiösen Randgruppen die Strukturen dafür verantwortlich gemacht werden. |
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== Zusammenfassung == |
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Die begriffliche Nähe zu Extremfällen im landläufigen Verständnis des Begriffes „Sekte“ kann zu einer einseitigen und diffamierenden Brandmarkung [[Denken|Andersdenkende]]r führen. Die Behauptung, eine Person wäre Sektenmitglied, kann für den Betreffenden schlimmstenfalls sogar existenzvernichtenden Charakter bekommen (z. B. im Verlauf eines Bewerberauswahlverfahrens, in dem eine solche Klassifizierung gegebenenfalls den Ausschlag für eine Ablehnung gibt). Es ist allerdings umgekehrt auch vorgekommen, dass solche Benachteiligungen von Seiten der Sekte konstruiert wurden, um dadurch eine menschenrechtliche Verurteilung des entsprechenden Staats zu bewirken ([http://www.ingo-heinemann.de/Asyl-Betrug-Beweise.htm Stern, Ausgabe 27/2000]). Auf der andern Seite hat es auf dem Gebiet der religiösen Randgruppen nachweislich schon extreme Gruppen gegeben, die für ihre Mitglieder, anvertraute Kinder oder Unbeteiligte eine Gefahr waren. In solchen Fällen ist der Öffentlichkeit eine Aufklärung geschuldet, insbesondere beim Weiterbestehen der Gruppe. Ebenso gibt es Sektenaussteiger, die Schwierigkeiten haben, sich im normalen Leben zurechtzufinden, Eltern, die von Konflikten und Ehemalige die von negativen Erfahrungen berichten. Während in solchen Fällen eine einseitige Pauschalverurteilung der Sekte sicher voreilig ist, ist es ebenso voreilig, eine Vielzahl von Fällen pauschal auf jeweilige persönliche Probleme des Betroffenenen oder Beeinflussung durch Sektenkritiker zurückzuführen. |
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== Quellen == |
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<references/> |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[Liste von Religionen und Weltanschauungen]] |
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* [[Neue Religiöse Bewegung]] |
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* [[Religionsgemeinschaft]] |
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* [[Liste der Religionen und Weltanschauungen]] |
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* [[Portal:Religion]] |
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* [[Portal:Neue Religiöse Bewegungen]] |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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''' Nachschlagewerke ''' |
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* Nicolette Bohn, Roland Biewald: ''Lexikon der Sekten'', ''Lexikon des Okkultismus'', Militzke Verlag e. K., Leipzig 2005, CD-ROM, Kleine digitale Bibliothek, Band 52, [[Directmedia Publishing GmbH]], Berlin 2008, ISBN 978-3-89853-352-2. |
|||
'''Begriffsgeschichtliche Untersuchungen''' |
|||
* Götz Hindelang (1996): ''Sekte, ein brisantes Wort? Lexikographische und sprachkritische Bemerkungen.'' In: ''Sprachreport'' 96,2. S. 3–5. |
|||
* Götz Hindelang (2005): ''Lexikologische Probleme im Sektendiskurs.'' In: ''Muttersprache'' 2/2005. S. 168–185. |
|||
* Marc van Wijnkoop Lüthi: ''Die Sekte – die anderen? Beobachtungen und Vorschläge zu einem strittigen Begriff.'' Edition Exodus, Luzern 1996, ISBN 3-905577-08-9. |
|||
* Pascal Boulhol: ''[http://rives.revues.org/document3.html De la ligne de conduite au groupe hétérodoxe: un aperçu de l'évolution sémantique du mot secta, depuis les origines jusqu'au début du Haut Moyen Âge.]'' In: ''Rives nord-méditerranéennes, Religion, secte et pouvoir.'' 21. Juli 2005. |
|||
* Christoph von Blarer: ''[http://www.manava.ch/i1096.html Sekten: Annäherungen an einen kontroversen Begriff].'' Basel 1999, ISBN 3-906981-09-6. |
|||
* Gerald Willms: ''[http://www.v-r.de/de/title-1-1/die_wunderbare_welt_der_sekten-1008022/ Die wunderbare Welt der Sekten: Von Paulus bis Scientology].'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012. |
|||
'''Christlich''' |
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===Populärwissenschaftlich=== |
|||
* Hans Baer, Hans Gasper, Joachim Müller: ''Lexikon neureligiöser Gruppen, Szenen und Weltanschauungen Orientierungen im religiösen Pluralismus.'' Freiburg 2005, ISBN 3-451-28256-9. |
|||
* [[Jutta Ditfurth]]: ''Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus.'' Konkret Literatur Verlag, zuerst 1996, 2. Aufl. 2002, ISBN 3-89458-148-4 |
|||
* Hermann-Josef Beckers, Helmut Kohle (Hrsg.): ''Kulte, Sekten, Religionen. Von Astrologie bis Zeugen Jehovas.'' Pattloch, Augsburg 1994, ISBN 3-629-00636-1. |
|||
* [[Robert Jay Lifton]], ''Terror für die Unsterblichkeit : Erlösungssekten proben den Weltuntergang''. Hanser, München, Wien 2000 |
|||
* Rüdiger Hauth: ''Neben den Kirchen'' (= ''Bibel, Kirche, Gemeinde.'' Bd. 12). Christliche Verlagsanstalt, 2002, ISBN 3-7673-8012-9. |
|||
* [[Bärbel Schwertfeger]]: ''Der Griff nach der Psyche. Was umstrittene Persönlichkeitstrainer in Unternehmen anrichten.'' Frankfurt am Main 1998 |
|||
* [[Reinhart Hummel]]: ''Religiöser Pluralismus oder christliches Abendland? Herausforderungen an Kirche und Gesellschaft.'' Darmstadt 1994, ISBN 3-534-11717-4. |
|||
* [[Margaret Thaler Singer]] und [[Janja Lalich]]: ''Sekten. Wie Menschen ihre Freiheit verlieren und wiedergewinnen können.'' Heidelberg 1997 |
|||
* Gabriele Lademann-Priemer: ''Warum faszinieren Sekten? Psychologische Aspekte des Religionsmißbrauchs.'' Claudius, München 1998. |
|||
* [[Hugo Stamm]]: ''Sekten. Im Bann von Sucht und Macht''. Zürich 1995, ISBN 3-268-00170-X |
|||
'''Nicht religiös''' |
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* [[Ken Wilber]], [[Bruce Ecker]] und [[Dick Anthony]]: ''Meister, Gurus, Menschenfänger. Über die Integrität spiritueller Wege.'' Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-13825-6 |
|||
* [[Robert Jay Lifton]], ''Terror für die Unsterblichkeit: Erlösungssekten proben den Weltuntergang.'' Hanser, München/Wien 2000. |
|||
* [[Ulrich Müller]] und Anne Maria Leimkühler: ''Zwischen Allmacht und Ohnmacht. Untersuchungen zum Welt-, Gesellschafts- und Menschenbild von neureligiösen Bewegungen.'' Regensburg 1993 |
|||
* Margaret Thaler Singer, Janja Lalich: ''Sekten. Wie Menschen ihre Freiheit verlieren und wiedergewinnen können.'' Heidelberg 1997. |
|||
* [[Frank Nordhausen]] und Liane v. Billerbeck: ''Psycho-Sekten.'' Fischer, 2000, ISBN 3-596-14240-7 |
|||
* [[Hugo Stamm]]: ''Sekten. Im Bann von Sucht und Macht.'' Zürich 1995, ISBN 3-268-00170-X. |
|||
* [[Ken Wilber]], Bruce Ecker, Dick Anthony: ''Meister, Gurus, Menschenfänger. Über die Integrität spiritueller Wege.'' Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-13825-6. |
|||
* [[Gerhard Besier]], [[Erwin Scheuch|Erwin K. Scheuch]] (Hrsg.): ''Die neuen Inquisitoren. Religionsfreiheit und Glaubensneid.'' Edition Interfrom, Zürich 1999 |
|||
** Teil 1: ''Aufsätze, Essays und Polemiken'', ISBN 3-7201-5277-4, |
|||
** Teil 2: ''Dokumentation'', ISBN 3-7201-5278-2. |
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'''Sozialwissenschaftlich''' |
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===Kirchlich=== |
|||
* Benjamin Zablocki, Thomas Robbins: ''Misunderstanding Cults.'' Toronto 2001, ISBN 0-8020-8188-6 (fachübergreifende [[Kontradiktion|kontradiktorische]] Behandlung des Themenkomplexes). |
|||
* [[Hans Baer]], [[Hans Gasper]], [[Joachim Müller]]: ''Lexikon neureligiöser Gruppen, Szenen und Weltanschauungen Orientierungen im religiösen Pluralismus.'' Freiburg 2005, ISBN 3451282569 |
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* [[Hartmut Zinser]]: ''Der Markt der Religionen.'' München 1997. |
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* Kurt-Helmut Eimuth: ''Die Sekten-Kinder''. Freiburg 1997, ISBN 3451045397 |
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* Ulrich Müller, Anne Maria Leimkühler: ''Zwischen Allmacht und Ohnmacht. Untersuchungen zum Welt-, Gesellschafts- und Menschenbild von neureligiösen Bewegungen.'' Regensburg 1993, ISBN 3-89073-676-9. |
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* [[Rüdiger Hauth]]: ''Neben den Kirchen''. Bd. 12 der Reihe ''Bibel, Kirche, Gemeinde''. Christliche Verlagsanstalt, 2002, ISBN 3767380129 |
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* Hansjörg Hemminger und Joachim Keden: ''Seele aus zweiter Hand. Psychotechniken und Psychokonzerne.'' Stuttgart 1997, ISBN 3791834916 |
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* [[Reinhart Hummel]] ''Religiöser Pluralismus oder christliches Abendland? Herausforderungen an Kirche und Gesellschaft.'' Darmstadt 1994, ISBN 3534117174 |
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* [[Georg Schmid]]: ''Kirchen, Sekten, Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum''. 7. überarb. u. erg. Aufl., Zürich 2003 |
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'''Juristisch''' |
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===Sozialwissenschaftlich=== |
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* Nuria Schaub: ''Der Schutz kleiner Glaubensgemeinschaften vor staatlicher und privater Diskriminierung''. Kohlhammer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-17-019786-2. |
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* Benjamin Zablocki und Thomas Robbins: ''Misunderstanding Cults''. Toronto 2001, ISBN 0-8020-8188-6 - Fachübergreifende kontradiktorische Behandlung des Themenkomplexes (englisch) |
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* [[Hartmut Zinser]]: ''Der Markt der Religionen.'' München 1997 |
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=== Journalismus, Medien === |
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===Kritik an Sektenkritik=== |
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* Patrick Warto: ''Schlagwort Sekte,'' Verlag Österreich, Wien 2008, ISBN 978-3-7046-5217-1 |
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* Renate-Maria Besier und Gerhard Besier: ''Die Rufmordkampagne. Kirchen & Co. vor Gericht'', Bergisch Gladbach 2002, ISBN 3-929351-17-X |
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* Hubertus Mynarek: ''Die neue Inquisition: Sektenjagd in Deutschland. Mentalität - Motivation -Methoden kirchlicher und staatlicher Sektenbeauftragter.'' Marktheidenfeld 1999, ISBN 3-9808322-1-X |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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'''Hinweis''': Im Einklang mit der Tatsache, dass der Sektenbegriff in Deutschland, der Schweiz und Österreich von Sektenkritikern geprägt worden ist, sind die hier verlinkten Websites mehrheitlich aus sektengegnerischer oder kritischer Sicht erstellt worden. |
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* '''Staatliche Stellen:''' |
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** [http://www.senbjs.berlin.de/familie/sog_sekten_psychogruppen/thema_sog_sekten.asp "Alles Sekte - oder was?" - Risiken und Nebenwirkungen] PDF, ausführliche Broschüre der Berliner Senatsverwaltung. |
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** [http://www.kult-co-tirol.at Kult & co Tirol] |
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** [http://www.blja.bayern.de/Aufgaben/Jugendschutz/Sekten/Sekten.Checkliste.htm Bayrisches Jugendamt]: Checkliste zur Beurteilung des "Gefährdungspotenzials". |
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* '''Kirchliche Stellen:''' |
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** [http://www.confessio.de/index.htm Confessio: Orientierung auf dem Markt der Religionen], umfangreiche Information über religiöse Gruppen Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen |
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** [http://www.religio.de/index.html Das elektronische Informationssystem über Sekten, neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen in Deutschland] |
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** [http://www.relinfo.ch/ Evangelische Informationsstelle: Kirchen - Sekten - Religionen] |
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** [http://www.ekd.de/ezw/ezw_index.html Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW)] zentrale wissenschaftliche Studien-, Dokumentations-, Auskunfts- und Beratungsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die religiösen und weltanschaulichen Strömungen der Gegenwart |
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** [http://www.dioezese-linz.at/pastoralamt/weltanschauungsfragen/ Diözese Linz: Weltanschauungen und religiöse Gruppierungen] - sehr umfangreiche, informative Seite mit Texten über sehr viele Gruppen |
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* '''Privatinitiativen:''' |
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**[http://www.fecris.org/ FECRIS] Europäische Föderation der Zentren für Forschung und Information bezüglich des Sektenwesen |
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** [http://www.AGPF.de AGPF - Aktion für Geistige und Psychische Freiheit] Dachverband sektengegnerischer Vereine, die Website enthält eine umfangreiche Sammlung von Gerichtsurteilen, die sektenkritisch ausgelegt werden können |
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** [http://www.buddhistische-sekten.de Buddhistische Sekten] Information eine buddhistischen Mönchs über buddhistische Gruppen mit Sektenstrukturen |
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** [http://www.sekten.at Kirchen und Sekten in Österreich] Pro-Religionsfreiheit, contra Kritik an religiösen Minderheiten |
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** [http://www.sektinfo.org/ Gesellschaft gegen Sekten- und Kultgefahren] Übersetzungen kritischer englischer und französischer Texte über Sekten. |
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** [http://www.inforel.ch/index.php?id=i80 Inforel] |
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** [http://www.infosekta.ch/ InfoSekta Informations- und Beratungsstelle für Sekten- und Kultfragen] |
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{{Wiktionary}} |
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*'''Wissenschaft''' |
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* {{Internetquelle |
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** [http://socio.ch/relsoc/t_flueckiger.htm Die organisatorische Binnenstruktur von religiösen Sekten] Soziologisches Institut d. Uni Zürich, neutrale Studie. |
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|autor=Fleur Flückiger |
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|titel=Die organisatorische Binnenstruktur von religiösen Sekten |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 10. Juli 2025, 08:48 Uhr
Sekte (von lateinisch secta ‚Partei‘, ‚Lehre‘, ‚Schulrichtung‘) ist eine Bezeichnung für eine religiöse, philosophische oder politische Richtung und ihre Anhängerschaft. Die Bezeichnung bezieht sich auf soziale Gruppierungen, die sich durch ihre Lehre, ihr Dogma oder ihren Ritus von vorherrschenden Überzeugungen unterscheiden und oft im Konflikt mit deren Vertretern und Anhängern stehen.
In erster Linie steht Sekte für eine von einer Mutterreligion abgespaltene religiöse Gemeinschaft. Der ursprünglich wertneutrale Ausdruck hat aufgrund seiner Geschichte und Prägung durch den kirchlichen Sprachgebrauch einen meist abwertenden Charakter erhalten und wird seit den 1960er Jahren verstärkt in negativem Sinn verwendet. Für kleinere Gruppen werden daher auch die Bezeichnungen „religiöse Sondergemeinschaft“ oder „neue religiöse Bewegung“ gewählt.[1]
Begriffsgeschichte
Antike
Der Begriff "Sekte" geht sehr wahrscheinlich auf das lateinische secta ("Richtschnur" oder "Schulrichtung") zurück, was sich von sectus, einem nicht mehr erhaltenen Partizip Perfekt von sequi („folgen“, speziell: „Anhänger [einer Person oder Lehre] sein“), ableitet. Das Verbum secare ("abschneiden" oder "abspalten") kommt als Ursprung weniger in Betracht, ist allerdings auch nicht ganz von der Hand zu weisen.[2] Das lateinische secta ist erstmals im 3. Jahrhundert v. Chr. bei dem Dichter Gnaeus Naevius belegt. Als secta bezeichnete man wertneutral nicht nur eine philosophische Schule, sondern auch eine Schulrichtung in der Rechtswissenschaft oder die Anhängerschaft eines Politikers.[3]
Der lateinische Begriff secta entspricht dem Griechischen Wort αἵρεσις (haíresis).[4] Zusätzlich gab es eine latinisierte Form dieses Wortes: hairesis. Als Lehnwort aus dem Griechischen war das lateinische haeresis ein Synonym von secta. Etymologisch ist hairesis von hairéomai („sich nehmen“, „auswählen“, „vorziehen“) abgeleitet und bedeutete ursprünglich „Wahl“ sowie das, was man ausgewählt hat, wofür man sich entschieden hat (eine Partei, Meinung oder Überzeugung). Ab dem Zeitalter des Hellenismus bezeichnete man als hairesis eine philosophische Lehre sowie deren Anhängerschaft, beispielsweise die Stoiker, Peripatetiker oder Platoniker (Akademiker). Der Begriff wurde aber nicht nur in philosophischen oder weltanschaulichen Zusammenhängen verwendet. Im 2. Jahrhundert verfasste der berühmte Arzt Galen ein griechisches Werk über die drei wichtigsten damals bestehenden medizinischen Schulrichtungen, worin er für diese die Bezeichnung hairesis gebrauchte. Diese einflussreiche Schrift wird noch heute unter ihrem lateinischen Titel De sectis (wörtlich „Über die Sekten“) zitiert.[5]
Im Judentum wurde der griechische Begriff hairesis übernommen und nicht nur für griechische Philosophenschulen, sondern auch für jüdische theologische Richtungen wie die Sadduzäer, Pharisäer und Essener verwendet. Auch hier war keine negative Konnotation damit verbunden; es gab keine Autorität, die in der Lage gewesen wäre, ein bestimmtes Dogma oder Bekenntnis verbindlich als „rechtgläubig“ festzulegen und eine abwertende Bezeichnung für alle davon abweichenden Richtungen einzuführen. So schrieb der jüdische Historiker Flavius Josephus im 1. Jahrhundert, er habe sich in seiner Jugend für die hairesis der Pharisäer entschieden, die der philosophischen hairesis der Stoiker ähnlich sei.[6] Im Sinne dieses Sprachgebrauchs wurden die ersten Christen als hairesis der „Nazarener“ im Rahmen des Judentums bezeichnet.[7]
Im Gegensatz zur wertfreien jüdischen Begriffsverwendung erhielt bei den Christen hairesis von Anfang an eine negative Konnotation, die schon bei dem Apostel Paulus deutlich erkennbar ist. Zwar wurde der Ausdruck in der frühen christlichen Literatur gelegentlich noch im herkömmlichen Sinne als neutrale Bezeichnung verwendet, doch galt in den miteinander in Kommunion stehenden Gemeinden jede Parteiung unter Christen als unvereinbar mit dem Wesen der einen Kirche und ihrer verbindlichen Lehre und daher als skandalös. Hairesis bedeutete in der Alten Kirche Abweichung vom wahren Glauben und dadurch Trennung von der Gemeinde, „Häresie“. Ab Beginn des zweiten Jahrhunderts ist hairesis als theologischer Fachbegriff in diesem Sinn bezeugt; in der Folgezeit dominierte der Wortsinn „Irrlehre“, daneben wurde das Wort auch als Synonym von schisma („Spaltung“, „Abspaltung“) gebraucht. Den als Häretiker Ausgegrenzten wurden die Bezeichnungen „Christen“ und „Kirche“ nachdrücklich verweigert.[8] Es entstand eine häresiologische und häresiographische (Irrlehren beschreibende) kirchliche Literatur. Den ersten Häretikerkatalog erstellte Justin der Märtyrer im 2. Jahrhundert.
Eine abwertende Begriffsverwendung kam auch in nichtchristlicher Literatur vor; so vertrat im späten 3. Jahrhundert der pagane Neuplatoniker Alexander von Lykonpolis die Ansicht, das Christentum habe einen Niedergang erlebt, denn es seien ehrgeizige und neuerungssüchtige, aber zu gedanklicher Klarheit unfähige Sektengründer aufgetaucht, von denen jeder eine neue hairesis eingeführt habe. Dies habe zu Verwirrung und vielfacher Aufspaltung geführt.[9]
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Die lateinischen Begriffe haeresis und secta wurden im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit weiterhin so wie in den Schriften der antiken Kirchenväter zur abwertenden Bezeichnung von „Irrlehren“ und deren Anhängerschaft verwendet. So wurden die Protestanten als secta Lutherana bezeichnet.[10] In der Ostkirche wurde der Islam als Variante des spätantiken Arianismus betrachtet und daher ab dem 8. Jahrhundert offiziell unter die Sekten eingereiht.[11]
Ins Mittelhochdeutsche entlehnt wurde das lateinische Wort in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Der älteste deutsche Beleg bezieht sich auf die damals als Häretiker verteufelten Arianer.[12] Der deutsche Wortgebrauch im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit entsprach im religiösen Kontext dem lateinischen; secte oder sec(k)t wurde mit Vorstellungen wie „Rotte“, „Aufruhr“, „Spaltung“ und „Zwietracht“ assoziiert.[13] Nach der Reformation pflegte man in Deutschland religiöse Gruppen ohne reichsrechtliche Anerkennung Sekten zu nennen.[11]
Neben dem in der Regel abwertenden Wortgebrauch in religiösen Zusammenhängen gab es ab dem 16. Jahrhundert im Lateinischen und im Deutschen auch eine wertneutrale, aus antiken Texten übernommene Begriffsverwendung zur Bezeichnung philosophischer und medizinischer Schulrichtungen.[14]
Moderne
Während im Deutschen „Sekte“ auch in der Moderne sehr häufig in einem negativen, oft stark abwertenden Sinn verwendet wurde und wird, hat das englische Wort sect einen eher wertneutralen Sinn. So wird in englischsprachiger buddhistischer Literatur sect als wertneutraler Ausdruck zur Bezeichnung von angesehenen Schulrichtungen verwendet.[15] Dem deutschen pejorativen Ausdruck „Sekte“ entspricht der englische Begriff cult als polemische Fremdbezeichnung.[16]
Nach 1900 wurde der Begriff „Sekte“ noch sehr breit verwendet, nämlich generell für – im betreffenden Land – kleine Religionsgemeinschaften. Etwa im katholisch dominierten Österreich wurden Adventisten, Baptisten, Anglikaner, Quäker oder Anhänger von Swedenborg so bezeichnet.[17]
Allgemeine Verwendung des Begriffs

Im landläufigen Sprachgebrauch werden als Sekten oft religiöse Gruppen bezeichnet, die in irgendeiner Weise als gefährlich oder problematisch angesehen werden oder die in orthodoxer theologischer Hinsicht als „Irrlehre“ angesehen werden. Dies betrifft sowohl seit Langem bestehende christliche Gemeinschaften, die sich in Lehre oder Praxis vom Herkömmlichen unterscheiden, als auch neue Gruppen. Zu Letzteren zählen insbesondere solche, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind und damals als „Jugendreligionen“ bezeichnet wurden, weil sie anfänglich viele junge Mitglieder hatten. „Sekte“ wird heute oftmals als Kampfbegriff gebraucht.[18] So wird sogenannten Sekten häufig vorgeworfen, sie würden sich vor allem aus wirtschaftlichen Gründen als religiöse Glaubensgemeinschaften ausgeben, um den besonderen Schutz des Staates, größere Freiheiten und Rechte sowie die Befreiung von Steuern zu genießen. Bekanntestes Beispiel dafür ist Scientology.
In jüngerer Zeit wird der Terminus „Sekte“ auch im säkularen Bereich verwendet, um beispielsweise Kritiker von vorherrschenden wissenschaftlichen Lehrmeinungen, sozialen Üblichkeiten oder Absplitterungen von politischen Parteien abwertend zu charakterisieren.[19] Im Juni 2018 akzeptierte das OLG Frankfurt es als Teil der freien Meinungsäußerung, ein Unternehmen als „Sekte“ zu bezeichnen.[20]
Die Bezeichnung Sekte führt immer wieder zu Kontroversen, da mit dem Begriff allgemein eine besondere Konfliktträchtigkeit assoziiert wird.[21][22] Für die Religionswissenschaftlerin Babett Remus stammt der Begriff ursprünglich zur Selbstdefinition einer religiösen Gruppe und ihrer Abgrenzung nach außen. Er sei somit „nichts anderes als ein Kampfbegriff und somit zur religionswissenschaftlichen Theoriebildung völlig ungeeignet“.[23]
Dabei stehen sich zwei Grundhaltungen gegenüber: Auf der einen Seite eine Betonung der Religionsfreiheit und der weltanschaulichen Neutralität des Staates. Hier wird Zurückhaltung bei der öffentlichen Bewertung religiöser und weltanschaulicher Positionen und bei Maßnahmen gegen missliebige Minderheiten empfohlen. Die gegenteilige Haltung nehmen diejenigen ein, die insbesondere neureligöse weltanschauliche Sondergruppen zum Teil scharf verurteilen und in manchen Fällen deren gesellschaftliche Ächtung anstreben.
Im Einzelnen drehen sich die Kontroversen beispielsweise um mutmaßliche oder tatsächliche
- Einschränkungen der Religionsfreiheit religiöser Randgruppen, etwa durch Kritik ihrer Praktiken, und juristische Zwangsmaßnahmen,[24]
- Einschränkungen der religiösen Freiheit durch unterschiedliche Grade der gesetzlichen Anerkennung
- Art. 4 GG der Bundesrepublik Deutschland gesteht grundsätzlich die freie Religionsausübung zu. Einschränkungen ergeben sich aus dem Artikel selber nicht, sind aber oft genug Gegenstand der aktuellen Rechtsprechung. Das Grundrecht auf Religionsfreiheit ist nur beschränkt durch die Grundrechte anderer Menschen und die sonstigen Grundwerte des Grundgesetzes.
- Einschränkungen der Meinungsfreiheit von Gruppenmitgliedern,
- Einschränkungen der Bewegungsfreiheit von Gruppenmitgliedern,
- wirtschaftliche Ausbeutung der Mitglieder durch lange Arbeitszeiten und minimales Gehalt,[25]
- sexuelle Ausbeutung oder Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Gruppenmitglieder,
- Menschenrechtsverletzungen durch gruppeninterne, gerichtsähnliche Verfahren (Beispiel: KIG),
- Personenkulte um die Anführer der betreffenden Gruppe, z. B. Osho (Bhagwan),[26]
- Familienkonflikte, insbesondere wenn ein Elternteil oder Kinder die Gruppe verlassen haben oder wollen,
- das Behindern von Kindern beim Zugang zu Ausbildung, ärztlicher Versorgung und Familienangehörigen außerhalb der Gruppe.
Staatliche Begriffsverwendung
Deutschland
In Deutschland stellte die Enquête-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ 1998 fest, dass in der Umgangssprache der Begriff „Sekte“ sich zunehmend auf Gruppen bezieht, denen vorgeworfen wird, in Lehre und Praxis systematisch gegen ethische Überzeugungen wie Menschenwürde, Menschenrechte, Freiheit, Toleranz, Selbstentfaltung oder Selbstverwirklichung zu verstoßen, statt Entfaltungsfreiheit Abhängigkeit zu produzieren, die Menschen zu entwürdigen und zur Intoleranz anzuleiten. Der umgangssprachliche Sektenbegriff leide damit an einer erheblichen inhaltlichen Undifferenziertheit; er sei in hohem Maße kritikwürdig und werde von der Kommission daher nicht verwendet. Für die Zwecke der neutralen Beschreibung seien die Bezeichnungen „neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen“ zutreffender. Das Grundgesetz kenne nur Religionen, Religionsgesellschaften und Religionsgemeinschaften; staatsrechtlich gebe es mithin keinen Unterschied zwischen Kirche und „anderen religiösen Organisationsformen“. Der Begriff der Kirche ist dadurch auch nicht mehr geschützt, sodass sich nun jede Organisation als Kirche bezeichnen und ihn irreführend verwenden könne.[27]
Allerdings stellte das Bundesverfassungsgericht im Juni 2002 fest, dass die staatliche Anwendung der Begriffe „Sekte“, „Jugendreligion“, „Jugendsekte“ und „Psychosekte“ auf die Osho-Bewegung verfassungsrechtlich unbedenklich gewesen sei, da sie nicht den Schutzbereich der Glaubens- und Gewissensfreiheit berührt habe. Mit Blick auf den Bericht der Enquete-Kommission empfahl das Gericht gleichwohl, staatliche Stellen sollten diese Begriffe, auch wenn sie verfassungsrechtlich unbedenklich seien, nicht mehr verwenden.[28] Das Polizeipräsidium München verwendet den Begriff weiterhin auf seiner Website im Titel „Sekten und Okkultismus“ (Stand von Mai 2025).[29]
Frankreich
Anlässlich der Aktivitäten der Vereinigungskirche seit den 1970er Jahren wurde von staatlicher Seite verstärkt gegen Sekten vorgegangen.[30] 1995 veröffentlichte eine parlamentarische Kommission eine Liste von 173 Organisationen, die als Sekte bezeichnet wurden. Die Gesamtzahl der Mitglieder dieser Organisationen wurde auf 400.000 geschätzt. Der staatliche Runderlass betont bei der Begriffsdefinition den ausbeuterischen Charakter einer Sekte.[31] In diesem Zusammenhang stehen auch Einrichtungen weltanschaulicher Gruppierungen unter Beobachtung, die sich in anderen Ländern frei entfalten können, wie etwa die Waldorfschulen.[32]
Schweiz
1998 hatte der Bundesrat bei einer Anfrage im Nationalrat festgehalten, dass es keinen juristischen Begriff der „Sekte“ gibt.[33] Die Bundeskanzlei hat den Auftrag, für das Thema zu sensibilisieren, kann in Sachen Beratungsstelle aber höchstens koordinierend wirken. Alle Beratungsstellen zu Sektenfragen in der Schweiz sind private oder kirchliche Institutionen.
Wissenschaftlicher Gebrauch
Im theologischen, rechtlichen und soziologischen Kontext wird der Begriff „Sekte“, wenn überhaupt, dann unter Berücksichtigung seiner Problematik eingesetzt.
Theologischer Gebrauch
Die Abwehr theologischer Abweichungen von der kirchlichen Lehre spielt für Theologen in der neueren Auseinandersetzung mit dem Thema „Sekten“ kaum noch eine Rolle. Beachtet werden mögliche negative Folgen für den Einzelnen und für seine Umgebung, die sich aus der Zuwendung zu einer problematischen religiösen Gruppe ergeben können. Bedenkliche Eigenheiten können etwa sein: ein ethischer Rigorismus, Überlegenheitsbewusstsein, Heilsversprechen speziell für die exklusive Elite der Zugehörigen, hoher Gruppenbinnendruck, erschwerte Austrittsmöglichkeit. Die Darlegung solcher Eigenheiten ist gepaart mit Selbstkritik: „Viele sektenhafte Züge finden sich auch innerhalb der Kirche“.[34] „Der christliche Glaube verlangt nicht weniger, sondern mehr irrationalen Glauben, als manche ‚Sekte‘ einzufordern wagt.“[35] Die kirchliche Beschäftigung mit Sondergemeinschaften bewegt sich weiterhin in dem Spannungsfeld Warnen vor Irrwegen oder Selbsthinterfragen als Kirche.[36]
Rechtswissenschaftlicher Gebrauch
Das Münchner Rechtslexikon schreibt zum Beispiel, der Begriff „Sekte“ habe in staatsrechtlicher Hinsicht seine Bedeutung verloren, da er eine negative theologische Beurteilung enthalte. Die früher als „Sekten“ bezeichneten Gruppen werden heute meist unter weniger vorbelasteten Bezeichnungen wie „Neue religiöse Bewegungen“ oder „Alternativreligionen“ zusammengefasst. Kleinere spirituelle Gruppierungen und Einzelpersonen werden bisweilen auch als „Anbieter am Lebenshilfemarkt“ bezeichnet.
Soziologische Definitionen
Für die soziologische Definition haben sich folgende drei Ansätze herausgebildet:
In der deutschsprachigen Soziologie ist – erstens – Max Webers Sektenkonzept am bekanntesten. Weber unterscheidet Sekten von Kirchen anhand ihrer Rekrutierungsmechanismen: Sekten seien voluntaristische Gemeinschaften, in die man aufgrund einer persönlichen Entscheidung und nur nach eingehender Prüfung durch die Sekte aufgenommen werde. Im Gegensatz dazu sind Kirchen für Weber Anstalten, in die man hineingeboren würde.[37]
Der protestantische Theologe Ernst Troeltsch (1865–1923) benutzte den Begriff in Anschluss an Weber in seiner Typologie christlicher Gemeinschaftsbildung: Im Unterschied einerseits zu Kirche, andererseits zur Mystik zeichne sich die Sekte durch verhältnismäßig kleine Mitgliederzahl aus, durch die angestrebte „persönlich-innerliche Durchbildung“ des Glaubens sowie eine enge, persönliche Verbindung der Mitglieder untereinander. Typisch sei in diesen Laienchristentum, die Forderung nach persönlichen ethisch-religiösen Leistungen und einem persönlichen Verhältnis zu Gott, sowie die radikale religiöse Gleichheit und Brüderlichkeit innerhalb der Gruppe. Eine Sekte stelle sich gegen die Hierarchien und die kanonischen Verrechtlichungen der Kirchen. Es gebe drei Haupttypen von Sekten:
- die aggressive Sekte mit einem hohen Missionierungsanspruch und einem ausgeprägten Elitebewusstsein,
- die von ihrer Umwelt tolerierte Sekte, die Gewalt ablehne und zurückgezogen den eigenen Glauben praktiziere, sowie
- die assimilatorische Sekte, die dem Druck der Umwelt nachgebe und Konzessionen an sie mache.[38]
Dem stellte der Religionssoziologe Paul Honigsheim (1885–1963) noch neuere amerikanische Sekten an die Seite, die angesichts der verbreiteten religiösen Toleranz in den Vereinigten Staaten keine Verfolgungserfahrungen hätten, Sekten der Afroamerikaner, die auf den verbreiteten Rassismus reagierten, indem sie die „Rassensuperiorität ihrer Mitglieder betonen“, sowie schließlich religiös kollektivistische Sekten. Die Abgrenzung des Sektenbegriffs zu dem der Konfession sei oft nicht trennscharf zu ziehen.[39]
Ein anderer, zweiter, Ansatz von Peter L. Berger sieht in einer Sekte ein Organisationsmodell für den Selbstschutz weltanschaulicher Minderheiten. Ihre Basis sei eine Orthodoxie, die von einem ontologischen Wahrheitsbegriff (Niklas Luhmann) ausgehe, d. h., eine voraufgeklärte Orientierung, in der das Sein als unwandelbar und unvergänglich und nicht als kontingent (auf Wahrnehmung begründet) erkannt werde. Eine kommunikative Verständigung über die Grundlagen des Lebens gilt ihr als blasphemisch und gefährlich. Zur Vermittlung der „wahren Lehre“ benötige sie organisatorisches Handeln und präge über die indoktrinierende Institution nicht nur das Weltbild der einzelnen Menschen, sondern auch deren Sprache in einer Weise, die die Verständigung mit Außenstehenden erschwere.[40]
Ein dritter verwendeter, einflussreicher[41] Ansatz, entwickelt von Bainbridge und Stark, unterscheidet Sekten und Kulte von Kirchen auf der Basis ihrer Ideologien. Kirchliche Ideologien stünden dabei nicht im Konflikt mit ihrer gesellschaftlichen Umgebung, sondern affirmierten diese.[42] Sekten und Kulte wichen dagegen ideologisch deutlich von ihrer gesellschaftlichen Umgebung ab.[43] Zwischen Sekten und Kulten wird in diesem Ansatz auf der Basis des Entstehens der ihnen zugehörigen Ideologien unterschieden: Während Sekten, die aus bestehenden Religionsorganisationen hervorgehen, lange bestehende Glaubensbekenntnisse modifizieren würden, schüfen Kulte völlig neue Glaubenssysteme.[44]
H. Richard Niebuhr machte die Beobachtung, dass Sekten, entstanden als schismatische Bewegung von großen Kirchen, die Tendenz hätten, ihrerseits Kirchen zu werden, womit sie aber viele Bedürfnisse ihrer Mitglieder nicht mehr erfüllen könnten, was zu erneuten Abspaltungen führen würde. Auf dieser Feststellung aufbauend, konstatiert dieser dritte Ansatz ein Spannungsverhältnis zwischen Sekten und Gesellschaft, bei dem sich aber beide Pole ständig in Bewegung befänden, was zu einer gesellschaftlichen Etablierung vorher bewusst minoritärer Gruppen führen könne. Die Übergänge zwischen „Sekte“ und „Kirche“ sind in diesem Modell fließend. „Kulte“ haben im Unterschied zu „Sekten“ eigene religiöse Wurzeln. Bainbridge und Stark unterscheiden drei Arten von Kulten:
- Publikumskulte ohne formale Organisation,
- Klientenkulte mit formaler Organisation, die partielle Bedürfnisse abdecken, sowie
- Kultbewegungen mit formaler Organisation, die universale Bedürfnisse abdecken.
Die Gruppen werden in diesem Ansatz nach Art der angebotenen Kompensatoren unterschieden: „Magische“ oder spezielle Kompensatoren versprächen die Manipulation der Umwelt für eigene Ziele, „religiöse“ oder allgemeine Kompensatoren böten ein universales Welterklärungsmodell an.
Diese Unterscheidung geht im Grundsatz auf Émile Durkheim zurück: Magie floriere, wenn wissenschaftliche Mittel zu ihrer Überprüfung fehlen oder nicht akzeptiert werden. Sie könne aber keine Organisation aufrechterhalten.
Auf Magie basierende Kulte können sich allerdings zu Kultbewegungen mit universalem Welterklärungsanspruch entwickeln, so ging Scientology z. B. aus einem psychotherapeutischen Selbsthilfesystem (Dianetik) hervor. Kultbewegungen provozieren allerdings, so Bainbridge und Stark, anders als unorganisierte Kulte, Widerspruch im gesellschaftlichen Umfeld.[45]
Siehe auch
Literatur
Nachschlagewerke
- Nicolette Bohn, Roland Biewald: Lexikon der Sekten, Lexikon des Okkultismus, Militzke Verlag e. K., Leipzig 2005, CD-ROM, Kleine digitale Bibliothek, Band 52, Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2008, ISBN 978-3-89853-352-2.
Begriffsgeschichtliche Untersuchungen
- Götz Hindelang (1996): Sekte, ein brisantes Wort? Lexikographische und sprachkritische Bemerkungen. In: Sprachreport 96,2. S. 3–5.
- Götz Hindelang (2005): Lexikologische Probleme im Sektendiskurs. In: Muttersprache 2/2005. S. 168–185.
- Marc van Wijnkoop Lüthi: Die Sekte – die anderen? Beobachtungen und Vorschläge zu einem strittigen Begriff. Edition Exodus, Luzern 1996, ISBN 3-905577-08-9.
- Pascal Boulhol: De la ligne de conduite au groupe hétérodoxe: un aperçu de l'évolution sémantique du mot secta, depuis les origines jusqu'au début du Haut Moyen Âge. In: Rives nord-méditerranéennes, Religion, secte et pouvoir. 21. Juli 2005.
- Christoph von Blarer: Sekten: Annäherungen an einen kontroversen Begriff. Basel 1999, ISBN 3-906981-09-6.
- Gerald Willms: Die wunderbare Welt der Sekten: Von Paulus bis Scientology. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012.
Christlich
- Hans Baer, Hans Gasper, Joachim Müller: Lexikon neureligiöser Gruppen, Szenen und Weltanschauungen Orientierungen im religiösen Pluralismus. Freiburg 2005, ISBN 3-451-28256-9.
- Hermann-Josef Beckers, Helmut Kohle (Hrsg.): Kulte, Sekten, Religionen. Von Astrologie bis Zeugen Jehovas. Pattloch, Augsburg 1994, ISBN 3-629-00636-1.
- Rüdiger Hauth: Neben den Kirchen (= Bibel, Kirche, Gemeinde. Bd. 12). Christliche Verlagsanstalt, 2002, ISBN 3-7673-8012-9.
- Reinhart Hummel: Religiöser Pluralismus oder christliches Abendland? Herausforderungen an Kirche und Gesellschaft. Darmstadt 1994, ISBN 3-534-11717-4.
- Gabriele Lademann-Priemer: Warum faszinieren Sekten? Psychologische Aspekte des Religionsmißbrauchs. Claudius, München 1998.
Nicht religiös
- Robert Jay Lifton, Terror für die Unsterblichkeit: Erlösungssekten proben den Weltuntergang. Hanser, München/Wien 2000.
- Margaret Thaler Singer, Janja Lalich: Sekten. Wie Menschen ihre Freiheit verlieren und wiedergewinnen können. Heidelberg 1997.
- Hugo Stamm: Sekten. Im Bann von Sucht und Macht. Zürich 1995, ISBN 3-268-00170-X.
- Ken Wilber, Bruce Ecker, Dick Anthony: Meister, Gurus, Menschenfänger. Über die Integrität spiritueller Wege. Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-13825-6.
- Gerhard Besier, Erwin K. Scheuch (Hrsg.): Die neuen Inquisitoren. Religionsfreiheit und Glaubensneid. Edition Interfrom, Zürich 1999
- Teil 1: Aufsätze, Essays und Polemiken, ISBN 3-7201-5277-4,
- Teil 2: Dokumentation, ISBN 3-7201-5278-2.
Sozialwissenschaftlich
- Benjamin Zablocki, Thomas Robbins: Misunderstanding Cults. Toronto 2001, ISBN 0-8020-8188-6 (fachübergreifende kontradiktorische Behandlung des Themenkomplexes).
- Hartmut Zinser: Der Markt der Religionen. München 1997.
- Ulrich Müller, Anne Maria Leimkühler: Zwischen Allmacht und Ohnmacht. Untersuchungen zum Welt-, Gesellschafts- und Menschenbild von neureligiösen Bewegungen. Regensburg 1993, ISBN 3-89073-676-9.
Juristisch
- Nuria Schaub: Der Schutz kleiner Glaubensgemeinschaften vor staatlicher und privater Diskriminierung. Kohlhammer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-17-019786-2.
Journalismus, Medien
- Patrick Warto: Schlagwort Sekte, Verlag Österreich, Wien 2008, ISBN 978-3-7046-5217-1
Weblinks
- Fleur Flückiger: Die organisatorische Binnenstruktur von religiösen Sekten. In: Sociology of Religion. Soziologisches Institut der Universität Zürich, 31. Januar 2015 .
- Reinhard Hempelmann: Was ist eine Sekte? (PDF; 97 kB) Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, März 2013 .
- Wolfgang Mischitz: Lexikon – Weltanschauungsfragen kompakt: Sekte. In: weltanschauungsfragen.at. 2014 .
- Sekte – Definition und Merkmale. In: relinfo.ch.
Einzelnachweise
- ↑ Gerd Schneider und Christiane Toyka-Seid: Sekte. In: Bundeszentrale für politische Bildung. Abgerufen am 19. Mai 2024.
- ↑ Hauth, Rüdiger: Art. Sekte, in: Theologische Realenzyklopädie Bd. 31 (2000), S. 97.
- ↑ Zur Etymologie und antiken Begriffsgeschichte (außerhalb des Christentums) bzgl. secta siehe Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Bd. 2, 11. Auflage, Basel 1962, Sp. 2559f.; Alois Walde, Johann Baptist Hofmann: Lateinisches etymologisches Wörterbuch, 3. Auflage, Bd. 2, Heidelberg 1954, S. 506.
- ↑ Zur antiken Begriffsgeschichte bzgl. hairesis siehe Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, Oxford 1966, S. 41; Wilhelm Pape: Griechisch-deutsches Handwörterbuch, 3. Auflage, Bd. 1, Graz 1954, S. 59; Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Bd. 1, 9. Auflage, Basel 1951, Sp. 3005; Heinrich von Staden: Hairesis and Heresy: The case of the haireseis iatrikai. In: Ben F. Meyer (Hrsg.): Jewish and Christian Self-Definition, Bd. 3: Self-Definition in the Graeco-Roman World, London 1982, S. 76–100;
- ↑ Heinrich von Staden: Hairesis and Heresy: The case of the haireseis iatrikai. In: Ben F. Meyer (Hrsg.): Jewish and Christian Self-Definition, Bd. 3: Self-Definition in the Graeco-Roman World, London 1982, S. 76–100, hier: 76f.
- ↑ Zur jüdischen Begriffsverwendung siehe Heinrich von Staden: Hairesis and Heresy: The case of the haireseis iatrikai. In: Ben F. Meyer (Hrsg.): Jewish and Christian Self-Definition, Bd. 3: Self-Definition in the Graeco-Roman World, London 1982, S. 76–100, hier: 96f.
- ↑ Apostelgeschichte 24,5. Siehe dazu Gerhard Kittel (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Bd. 4, Stuttgart 1966 (Nachdruck der Ausgabe von 1942), S. 879–884.
- ↑ Norbert Brox: Häresie. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 13, Stuttgart 1986, Sp. 248–297, hier: 257–264, 275–277.
- ↑ Alexander von Lykonpolis, Gegen die Lehren Manis 1f. Siehe dazu Pieter W. van der Horst: 'A Simple Philosophy': Alexander of Lycopolis on Christianity. In: Keimpe A. Algra u. a. (Hrsg.): Polyhistor. Studies in the History and Historiography of Ancient Philosophy, Leiden 1996, S. 313–329, hier: 313–319.
- ↑ Siehe dazu beispielsweise Walter Gerd Rödel: Die „Secta Lutherana“ im Schatten der Sancta Sedes Moguntina. In: Zwischen Konflikt und Kooperation. Religiöse Gemeinschaften in Stadt und Erzstift Mainz in Spätmittelalter und Neuzeit, Mainz 2006, S. 167–180.
- ↑ a b Christoph Bochinger: Sekten II. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 7, Mohr-Siebeck, Tübingen 2004, Sp. 1145–1148. Hier: Sp. 1146.
- ↑ Hans Schulz, Otto Basler (Hrsg.): Deutsches Fremdwörterbuch, Bd. 4, Berlin 1978, S. 104–106 (Lemma Sekte), hier: 104.
- ↑ Siehe die Belege bei Hans Schulz, Otto Basler (Hrsg.): Deutsches Fremdwörterbuch, Bd. 4, Berlin 1978, S. 104–106.
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Bd. 10/1, Leipzig 1905, Sp. 406–408. - ↑ Wolfgang Pfeifer: Art. „Sekte“. In: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Bd. M–Z. Berlin, 2. Auflage, 1993, S. 1275.
Art. „Sekte“. In: Hans Schulz, Otto Basler (Hrsg.): Deutsches Fremdwörterbuch, Bd. 4. Berlin 1978, S. 104–106, hier S. 105. - ↑ Beispielsweise in der von Gunapala P. Malalasekera herausgegebenen Encyclopaedia of Buddhism, Bd. 1, Colombo 1965, S. 436f.
- ↑ Ulrich Dehn: Sekten I. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Bd. 7, Tübingen 2004, Sp. 1144f., hier: 1145.
- ↑ Die Berichte in den Tageszeitungen Neues Wiener Journal sowie Wiener Tageszeitung werden dargestellt von Franz Graf-Stuhlhofer: „Sekten in Wien“ von 1906 bis 1937. Zwei Serien in Wiener Tageszeitungen boten einen Überblick über die damalige Szene religiöser Kleingruppen, in: Freikirchenforschung 31 (2022) S. 121–147
- ↑ Martin Kriele: Sekte als ‚Kampfbegriff‘. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. April 1994
- ↑ Hansjörg Hemminger: Was ist eine Sekte? ( des vom 31. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Evangelische Landeskirche in Württemberg (PDF; 49 KB) Abgerufen am 4. Oktober 2015; Rüdiger Hauth: Sekten. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 31, Berlin 2000, S. 96–103, hier: 97.
- ↑ Sekten-Vorwurf ist freie Meinungsäußerung. In: www.faz.net. 29. Juni 2018, abgerufen am 30. Juni 2018.
- ↑ Hans Gerald Hödl, Lukas Pokorny: Religion in Austria. Volume, Nr. 3. Praesens Verlag, Vienna 2016, ISBN 978-3-7069-0955-6, S. 263 (englisch, 306 S.): “The author underlines that, at the latest, since the time that the above-mentioned Federal Law conceming the Establishment of a Documentation and Information Office for Sect Affairs [Federal Office for Sect Affairs] has been put into force, the use of the term 'sect' in connection with a specific group may indicate defamation, which is why restraint should be exercised.”
- ↑ Nuria Schaub: Der Schutz kleinerer Glaubensgemeinschaften vor staatlicher und privater Diskriminierung. Kohlhammer. Stuttgart 2008, S. 134.
- ↑ Babett Remus: Sekte. In: Christoph Auffarth, Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.): Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien. Bd. 3, J. B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000, ISBN 3-476-01553-X, S. 285.
- ↑ Sekte stellt Strafanzeige gegen Behörden. In: sueddeutsche.de. 15. März 2014, abgerufen am 9. März 2018.
- ↑ altmuehlnet.de
- ↑ Nadine Helms: Bhagwan-Bewegung: Orgien im Namen des Herrn. In: Spiegel Online. 12. April 2010, abgerufen am 9. Juni 2018.
- ↑ Endbericht der Enquete-Kommission Sogenannte Sekten und Psychogruppen vom 29. Mai 1998, abgerufen am 26. Juli 2018
- ↑ Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Juni 2002, Az.: 1 BvR 670/91, abgerufen am 18. Dezember 2013.
- ↑ Die Bayerische Polizei: Sekten und Okkultismus » Schützen und Vorbeugen » Beratung. Polizeipräsidium München, 22. September 2021. Abgerufen am 12. Mai 2025
- ↑ Historique de la lutte anti-sectes en France de 1945 à nos jours ( vom 19. Dezember 2014 im Internet Archive)
- ↑ Circulaire du 27 mai 2005 relative à la lutte contre les dérives sectaires. Abgerufen am 20. April 2023.
- ↑ Drohendes Verbot der französischen Waldorfschulen - Institut für soziale Dreigliederung. Abgerufen am 20. April 2023.
- ↑ Geschäft Ansehen. Abgerufen am 20. April 2023.
- ↑ Wolfgang Marhold: Sekte. In: Evangelisches Kirchenlexikon, Band 4, Göttingen 1996, Sp. 194–197.
- ↑ Herrmann, Horst, Sex & Folter in der Kirche, Sonderausgabe Orbis Verlag, München 1998, S. 9.
- ↑ So der Titel eines Beitrages von Franz Graf-Stuhlhofer, mit dem Untertitel Die kirchliche Auseinandersetzung mit sogenannten „Sekten“. In: Christian Herrmann, Rolf Hille (Hrsg.): Verantwortlich glauben. Ein Themenbuch zur christlichen Apologetik. VTR, Nürnberg 2016, S. 284–293.
- ↑ z. B. Max Weber: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen, Hinduismus und Buddhismus. In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 41 (3), 1916, S. 613–744, hier: 619.
- ↑ Ernst Troeltsch: Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen, Tübingen 1912, S. 362–370.
- ↑ Paul Honigsheim: Sekten I. Religionsgeschichtlich. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage, Bd. 5, Tübingen 1960, S. 1657 ff.
- ↑ Peter L. Berger: Zur Dialektik von Religion und Gesellschaft. Elemente einer soziologischen Theorie, Frankfurt 1988, zitiert bei Philipp Flammer: Die Auseinandersetzung um das Phänomen der „Sekten“, Lizenziatsarbeit am Soziologischen Institut der Universität Zürich 1994, Kap. 5.
- ↑ Rodney Stark, William Sims Bainbridge: Of Churches, Sects, and Cults: Preliminary Concepts for a Theory of Religious Movements. In: Journal for the Scientific Study of Religion 18(2), 1979, S. 117–131, hier: 123.
- ↑ Benton Johnson: On Church and Sect. In: American Sociological Review 28(4), 1963, S. 539–549, hier: 542.
- ↑ Marty E. Martin: Sects and Cults. In: Annals of the American Academy of Political and Social Science 332, 1960, S. 125–134, hier: 126.
- ↑ Rodney Stark: The Class Bases of Early Christianity: Inferences from a Sociological Model. In: Sociological Analysis 47, 1986, S. 216–229, hier: 217f.
- ↑ Rodney Stark, William Sims Bainbridge: The Future of Religion. Secularization, Revival and Cult Formation, Berkeley 1985, zitiert bei Philipp Flammer: Die Auseinandersetzung um das Phänomen der „Sekten“, Lizenziatsarbeit am Soziologischen Institut der Universität Zürich 1994, Kap. 7.