Liberec - Versionsgeschichte

Joshi.gx: /* 16. bis 18. Jahrhundert */ Für Cholera während des Dreißigjährigen Krieges gibt es keine Quellen. (Wenn ich falsch liege, gerne Quellen einfügen) Die Cholera gab es in Europa erst im 18./19. Jahrhundert. Außerdem habe ich das Komma durch ein "und" ersetzt, da die Schrecken des Krieges sicher über die Pest hinausgehen.

2025-05-04T12:01:05Z

16. bis 18. Jahrhundert: Für Cholera während des Dreißigjährigen Krieges gibt es keine Quellen. (Wenn ich falsch liege, gerne Quellen einfügen) Die Cholera gab es in Europa erst im 18./19. Jahrhundert. Außerdem habe ich das Komma durch ein "und" ersetzt, da die Schrecken des Krieges sicher über die Pest hinausgehen.

← Nächstältere Version		Version vom 4. Mai 2025, 14:01 Uhr
Zeile 193:		Zeile 193:
	Im 16. Jahrhundert erlebten Stadt und Umgebung eine Blütezeit. Die [[Redern\|Familie von Redern]], das neue Herrschergeschlecht auf Friedland, förderte den Aufbau der Textilerzeugung, einer guten Einnahmequelle in dieser rauen Gegend, in der außer Flachs nicht viel wächst. So wurde Nordböhmen zu einem Zentrum der [[Leinenweberei]] und der [[Weber\|Tuchmacherei]]. Reichenberg entwickelte sich in dieser Zeit vom Dorf zur größeren Siedlung. Im Jahre 1577 wurde es von Kaiser [[Rudolf II. (HRR)\|Rudolf II.]] zur Stadt erhoben und erhielt das Stadtwappen, das zwei Türme, ein Rad (das Symbol der Adelsfamilie von Redern) und einen einschwänzigen (!) Löwen enthält.		Im 16. Jahrhundert erlebten Stadt und Umgebung eine Blütezeit. Die [[Redern\|Familie von Redern]], das neue Herrschergeschlecht auf Friedland, förderte den Aufbau der Textilerzeugung, einer guten Einnahmequelle in dieser rauen Gegend, in der außer Flachs nicht viel wächst. So wurde Nordböhmen zu einem Zentrum der [[Leinenweberei]] und der [[Weber\|Tuchmacherei]]. Reichenberg entwickelte sich in dieser Zeit vom Dorf zur größeren Siedlung. Im Jahre 1577 wurde es von Kaiser [[Rudolf II. (HRR)\|Rudolf II.]] zur Stadt erhoben und erhielt das Stadtwappen, das zwei Türme, ein Rad (das Symbol der Adelsfamilie von Redern) und einen einschwänzigen (!) Löwen enthält.

	Nach der [[Schlacht am Weißen Berg]] 1620 wurde [[Christoph von Redern]] enteignet, da er auf Seiten der protestantischen Opposition gegen das Haus [[Habsburg]] gestanden hatte. Die Ländereien um Reichenberg wurden [[Wallenstein]] zugesprochen. Dieser sorgte dafür, dass seine Ländereien von den Kämpfen des [[Dreißigjähriger Krieg\|Dreißigjährigen Krieges]] zunächst weitgehend verschont blieben. Er verhalf der Gegend zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung, die ihm zusätzliche Waffen und Söldner verschaffte. Für die so aufgestellten Heere bekam er wiederum neue Ländereien. Bei der Aufteilung von Wallensteins Besitz nach seiner Ermordung 1634 fiel die Gegend um Friedland der italienischen Adelsfamilie [[Matthias Gallas\|Gallas]] zu und ging nach deren Aussterben im [[Mannesstamm]] an die Linie [[Clam-Gallas]] über. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Reichenberg und Umgebung von durchziehenden Armeen stark in Mitleidenschaft gezogen. Zu Beginn des Krieges beim Einsetzen der [[Gegenreformation]] in Böhmen emigrierten besonders aus dem Grenzgebiet viele Adlige ins evangelisch-lutherische [[Kurfürstentum Sachsen]], da sie den römisch-katholischen Glauben öffentlich in einer Taufzeremonie annehmen sollten, um ihren Besitz in Böhmen zu behalten. Es dauerte etwa 70 Jahre, bis sich das verwüstete Land von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, den [[Pest~~]]- und [[Cholera~~]]<nowiki />epidemien erholt hatte. Im [[Siebenjähriger Krieg\|Siebenjährigen Krieg]] fand am 21. April 1757 zwischen preußischen und österreichischen Truppen das [[Gefecht bei Reichenberg]] statt. Von 1862 bis 1945 bestand in Reichenberg wieder eine evangelische Pfarrgemeinde ''Deutsche Evangelische Gemeinde Reichenberg [[Confessio Augustana\|A.B.]]'' Das [[Toleranzpatent\|Toleranzedikt]] Kaiser [[Joseph II.\|Josephs II.]] von 1781 ermöglichte den Bau einer eigenen Kirche. Die Glaubensgemeinschaft [[Altkatholische Kirche]] wurde „geduldet“.		Nach der [[Schlacht am Weißen Berg]] 1620 wurde [[Christoph von Redern]] enteignet, da er auf Seiten der protestantischen Opposition gegen das Haus [[Habsburg]] gestanden hatte. Die Ländereien um Reichenberg wurden [[Wallenstein]] zugesprochen. Dieser sorgte dafür, dass seine Ländereien von den Kämpfen des [[Dreißigjähriger Krieg\|Dreißigjährigen Krieges]] zunächst weitgehend verschont blieben. Er verhalf der Gegend zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung, die ihm zusätzliche Waffen und Söldner verschaffte. Für die so aufgestellten Heere bekam er wiederum neue Ländereien. Bei der Aufteilung von Wallensteins Besitz nach seiner Ermordung 1634 fiel die Gegend um Friedland der italienischen Adelsfamilie [[Matthias Gallas\|Gallas]] zu und ging nach deren Aussterben im [[Mannesstamm]] an die Linie [[Clam-Gallas]] über. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Reichenberg und Umgebung von durchziehenden Armeen stark in Mitleidenschaft gezogen. Zu Beginn des Krieges beim Einsetzen der [[Gegenreformation]] in Böhmen emigrierten besonders aus dem Grenzgebiet viele Adlige ins evangelisch-lutherische [[Kurfürstentum Sachsen]], da sie den römisch-katholischen Glauben öffentlich in einer Taufzeremonie annehmen sollten, um ihren Besitz in Böhmen zu behalten. Es dauerte etwa 70 Jahre, bis sich das verwüstete Land von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und den [[Pest]]<nowiki/>epidemien erholt hatte. Im [[Siebenjähriger Krieg\|Siebenjährigen Krieg]] fand am 21. April 1757 zwischen preußischen und österreichischen Truppen das [[Gefecht bei Reichenberg]] statt. Von 1862 bis 1945 bestand in Reichenberg wieder eine evangelische Pfarrgemeinde ''Deutsche Evangelische Gemeinde Reichenberg [[Confessio Augustana\|A.B.]]'' Das [[Toleranzpatent\|Toleranzedikt]] Kaiser [[Joseph II.\|Josephs II.]] von 1781 ermöglichte den Bau einer eigenen Kirche. Die Glaubensgemeinschaft [[Altkatholische Kirche]] wurde „geduldet“.

	Von 1619 bis Oktober 1939 bestand in Reichenberg eine [[jüdische Gemeinde]], die von 1887 bis 1889 in der Lerchenfeldgasse eine [[Alte Synagoge (Liberec)\|Synagoge]] im Stil der [[Frührenaissance]] errichten ließ, die 1889 im Beisein der Stadtverwaltung, des Militärs der Garnison Reichenberg und der römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Geistlichen eine Weihe erhielt.		Von 1619 bis Oktober 1939 bestand in Reichenberg eine [[jüdische Gemeinde]], die von 1887 bis 1889 in der Lerchenfeldgasse eine [[Alte Synagoge (Liberec)\|Synagoge]] im Stil der [[Frührenaissance]] errichten ließ, die 1889 im Beisein der Stadtverwaltung, des Militärs der Garnison Reichenberg und der römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Geistlichen eine Weihe erhielt.

SeMG: /* Kirchen */ Wikilink eingefügt

2025-04-14T05:51:30Z

Kirchen: Wikilink eingefügt

← Nächstältere Version		Version vom 14. April 2025, 07:51 Uhr
Zeile 348:		Zeile 348:
	* [[St. Nepomuk (Janův Důl)\|Kirche Hl. Johannes von Nepomuk]] im Stadtteil Janův Důl		* [[St. Nepomuk (Janův Důl)\|Kirche Hl. Johannes von Nepomuk]] im Stadtteil Janův Důl
	* Kirche Hl. Vinzenz von Paul im Stadtteil Perštýn. Sie wurde in den Jahren 1884–1887 erbaut		* Kirche Hl. Vinzenz von Paul im Stadtteil Perštýn. Sie wurde in den Jahren 1884–1887 erbaut
	* Kirche Hl. Maria Magdalena in der Jungmannstraße. Als ~~neobarocke~~ Kirche erbaut, wurde sie jedoch erst im Jahre 1911 vollendet.		* Kirche Hl. Maria Magdalena in der Jungmannstraße. Als [[neobarock]]e Kirche erbaut, wurde sie jedoch erst im Jahre 1911 vollendet.
	* Jubiläumskirche der Jungfrau Maria „U Obrázku“ im Stadtteil Ruprechtice. Im Jugendstil wurde sie im Jahre 1907 auf einem hundertjährigen Brunnen an einem Wallfahrtsort erbaut.		* Jubiläumskirche der Jungfrau Maria „U Obrázku“ im Stadtteil Ruprechtice. Im Jugendstil wurde sie im Jahre 1907 auf einem hundertjährigen Brunnen an einem Wallfahrtsort erbaut.
	* [[St. Anton (Ruprechtice)\|Kirche des Hl. Antonius von Padua]] im Stadtteil Ruprechtice		* [[St. Anton (Ruprechtice)\|Kirche des Hl. Antonius von Padua]] im Stadtteil Ruprechtice

Kailas98: Änderung 252742014 von 2001:638:812:5:0:0:0:71 rückgängig gemacht; einheitliche Bezeichung der Stadt in diesem Artikel

2025-01-27T16:25:00Z

Änderung 252742014 von 2001:638:812:5:0:0:0:71 rückgängig gemacht; einheitliche Bezeichung der Stadt in diesem Artikel

← Nächstältere Version		Version vom 27. Januar 2025, 18:25 Uhr
Zeile 37:		Zeile 37:
	[[Datei:Liberec, radnice, výhled 01.jpg\|mini\|Blick vom Rathaus auf Liberec und zum Ještěd]]		[[Datei:Liberec, radnice, výhled 01.jpg\|mini\|Blick vom Rathaus auf Liberec und zum Ještěd]]

	~~Reichenberg ''(''~~Liberec) liegt im Norden Tschechiens nicht weit vom [[Dreiländereck]] mit [[Polen]] und [[Deutschland]] entfernt im Reichenberger Kessel ''(Liberecká kotlina)'' des [[Zittauer Becken]]s (tschech. ''Žitavská pánev''), der vom [[Isergebirge]] im Nordosten und dem [[Jeschkengebirge]] (tschechisch ''Ještědský hřbet'') im Südwesten begrenzt wird. Durch Liberec fließt die [[Lausitzer Neiße]] ''(Lužická Nisa)'', Hausberg der Stadt ist der südwestlich gelegene 1012 m hohe [[Ještěd]] ''(Jeschken)''.		Liberec liegt im Norden Tschechiens nicht weit vom [[Dreiländereck]] mit [[Polen]] und [[Deutschland]] entfernt im Reichenberger Kessel ''(Liberecká kotlina)'' des [[Zittauer Becken]]s (tschech. ''Žitavská pánev''), der vom [[Isergebirge]] im Nordosten und dem [[Jeschkengebirge]] (tschechisch ''Ještědský hřbet'') im Südwesten begrenzt wird. Durch Liberec fließt die [[Lausitzer Neiße]] ''(Lužická Nisa)'', Hausberg der Stadt ist der südwestlich gelegene 1012 m hohe [[Ještěd]] ''(Jeschken)''.

	=== Geologie ===		=== Geologie ===

2001:638:812:5:0:0:0:71: /* Lage */ - Korrekte Sprachauswahl auch für Ortsnamen, siehe Google Maps.

2025-01-27T16:17:33Z

Lage: - Korrekte Sprachauswahl auch für Ortsnamen, siehe Google Maps.

← Nächstältere Version		Version vom 27. Januar 2025, 18:17 Uhr
Zeile 37:		Zeile 37:
	[[Datei:Liberec, radnice, výhled 01.jpg\|mini\|Blick vom Rathaus auf Liberec und zum Ještěd]]		[[Datei:Liberec, radnice, výhled 01.jpg\|mini\|Blick vom Rathaus auf Liberec und zum Ještěd]]

	Liberec liegt im Norden Tschechiens nicht weit vom [[Dreiländereck]] mit [[Polen]] und [[Deutschland]] entfernt im Reichenberger Kessel ''(Liberecká kotlina)'' des [[Zittauer Becken]]s (tschech. ''Žitavská pánev''), der vom [[Isergebirge]] im Nordosten und dem [[Jeschkengebirge]] (tschechisch ''Ještědský hřbet'') im Südwesten begrenzt wird. Durch Liberec fließt die [[Lausitzer Neiße]] ''(Lužická Nisa)'', Hausberg der Stadt ist der südwestlich gelegene 1012 m hohe [[Ještěd]] ''(Jeschken)''.		Reichenberg ''(''Liberec) liegt im Norden Tschechiens nicht weit vom [[Dreiländereck]] mit [[Polen]] und [[Deutschland]] entfernt im Reichenberger Kessel ''(Liberecká kotlina)'' des [[Zittauer Becken]]s (tschech. ''Žitavská pánev''), der vom [[Isergebirge]] im Nordosten und dem [[Jeschkengebirge]] (tschechisch ''Ještědský hřbet'') im Südwesten begrenzt wird. Durch Liberec fließt die [[Lausitzer Neiße]] ''(Lužická Nisa)'', Hausberg der Stadt ist der südwestlich gelegene 1012 m hohe [[Ještěd]] ''(Jeschken)''.

	=== Geologie ===		=== Geologie ===

Aka: /* Name der Stadt */ Tippfehler entfernt

2024-12-22T18:54:15Z

Name der Stadt: Tippfehler entfernt

← Nächstältere Version		Version vom 22. Dezember 2024, 20:54 Uhr
Zeile 174:		Zeile 174:
	== Geschichte ==		== Geschichte ==
	=== Name der Stadt ===		=== Name der Stadt ===
	Der Ort Reichenberg findet sich erstmals im Jahre 1352 als ''Reychinberch'' erwähnt. Weitere ~~Namenformen~~ sind 1352 ''Reychinberg,'' 1360 ''Richenburg,'' 1385/1399 ''Reichenberg,'' 1411 ''Rychemberg alias in Habersdorf,'' 16. Jahrhundert ''Rychberk, Rychperk, Rychburc'' (in tschechischen Texten), 1634 ''Libercum,'' 1690 ''Liberkum,'' 1790 ''Reichenberg; Liber, ehedem auch Habersdorf genannt; Liberk,'' 1834 ''Reichenberg (böhmisch Liberk),'' 1845 ''Liberec,'' 1945 ''Liberk, Liberec.''		Der Ort Reichenberg findet sich erstmals im Jahre 1352 als ''Reychinberch'' erwähnt. Weitere Namensformen sind 1352 ''Reychinberg,'' 1360 ''Richenburg,'' 1385/1399 ''Reichenberg,'' 1411 ''Rychemberg alias in Habersdorf,'' 16. Jahrhundert ''Rychberk, Rychperk, Rychburc'' (in tschechischen Texten), 1634 ''Libercum,'' 1690 ''Liberkum,'' 1790 ''Reichenberg; Liber, ehedem auch Habersdorf genannt; Liberk,'' 1834 ''Reichenberg (böhmisch Liberk),'' 1845 ''Liberec,'' 1945 ''Liberk, Liberec.''

	Der Name Reichenberg bedeutet „Ort (Dorf) am reichen Berge“. Da ein wesentlicher Bergbau in der unmittelbaren Umgebung in keiner historischen Quelle überliefert ist, ist er entweder ein Wunschname – die Gründer hätten sich gewünscht, dass der neue Ort an diesem Berge einst reich würde –, oder aber der Name wurde von den deutschen Siedlern aus ihrer Heimat mitgebracht. Der manchmal mitgenannte Ortsname Habersdorf bezog sich auf eine mit Reichenburg zusammengeschlossene Nachbarsiedlung.<ref name="donb">[[Rudolf Śrámek]]: ''Reichenberg // Liberec.'' In: ''Deutsches Ortsnamenbuch.'' Hrsg. von [[Manfred Niemeyer]]. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, S. 515.</ref>		Der Name Reichenberg bedeutet „Ort (Dorf) am reichen Berge“. Da ein wesentlicher Bergbau in der unmittelbaren Umgebung in keiner historischen Quelle überliefert ist, ist er entweder ein Wunschname – die Gründer hätten sich gewünscht, dass der neue Ort an diesem Berge einst reich würde –, oder aber der Name wurde von den deutschen Siedlern aus ihrer Heimat mitgebracht. Der manchmal mitgenannte Ortsname Habersdorf bezog sich auf eine mit Reichenburg zusammengeschlossene Nachbarsiedlung.<ref name="donb">[[Rudolf Śrámek]]: ''Reichenberg // Liberec.'' In: ''Deutsches Ortsnamenbuch.'' Hrsg. von [[Manfred Niemeyer]]. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, S. 515.</ref>

Freigut: /* Name der Stadt */ bequellt und entspr. angepasst

2024-12-22T15:39:19Z

Name der Stadt: bequellt und entspr. angepasst

@@ Zeile 174: / Zeile 174: @@
 == Geschichte ==
 === Name der Stadt ===
-Der Name Reichenberg entstand aus dem Terminus ''Ort (Dorf) am richen Berge''. Die Bedeutung beider Artikel führt zu der Auslegung, dass hier ein Berg war, in dem man reich förderte. Ein wesentlicher Bergbau in der unmittelbaren Umgebung ist jedoch in keiner historischen Quelle überliefert. Der Name Reichenberg lässt sich entweder als Wunschname erklären – die Gründer hätten sich gewünscht, dass der neue Ort an diesem Berge einst reich werden würde –, oder aber der Name Reichenberg wurde von den neuen Siedlern, die von irgendwo aus Deutschland hierher zogen, bereits mitgebracht.
+Der Name Reichenberg bedeutet „Ort (Dorf) am reichen Berge“. Da ein wesentlicher Bergbau in der unmittelbaren Umgebung in keiner historischen Quelle überliefert ist, ist er entweder ein Wunschname – die Gründer hätten sich gewünscht, dass der neue Ort an diesem Berge einst reich würde –, oder aber der Name wurde von den deutschen Siedlern aus ihrer Heimat mitgebracht. Der manchmal mitgenannte Ortsname Habersdorf bezog sich auf eine mit Reichenburg zusammengeschlossene Nachbarsiedlung.<ref name="donb">[[Rudolf Śrámek]]: ''Reichenberg // Liberec.'' In: ''Deutsches Ortsnamenbuch.'' Hrsg. von [[Manfred Niemeyer]]. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, S.&nbsp;515.</ref>
 === Ur- und Frühgeschichte ===

Freigut: /* Name der Stadt */ Sprache

2024-12-21T23:15:40Z

Name der Stadt: Sprache

← Nächstältere Version		Version vom 22. Dezember 2024, 01:15 Uhr
Zeile 174:		Zeile 174:
	== Geschichte ==		== Geschichte ==
	=== Name der Stadt ===		=== Name der Stadt ===
	Der Ort Reichenberg wurde bereits im Jahre 1352 ~~mit der Bezeichnung~~ ''Reychinberch'' erwähnt, später hieß er:		Der Ort Reichenberg wurde bereits im Jahre 1352 als ''Reychinberch'' erwähnt, später hieß er:
	* ab 1369 ''Reychmberg''		* ab 1369 ''Reychmberg''
	* 1385–1399 ''Reichenberg''		* 1385–1399 ''Reichenberg''
Zeile 184:		Zeile 184:
	* 1845 ''Liberec''		* 1845 ''Liberec''
	* 1945 ''Liberk'', ''Liberec''		* 1945 ''Liberk'', ''Liberec''
	Der Name ''Richenberg'' wandelte sich in ''Reichenberg''. Ins Tschechische ging er noch in der alten ~~Form mit~~ ''Rich'' ein – ~~und~~ ~~wurde~~ ~~daneben~~ auch ~~stark in~~ ''Richberk'', ''Riberk'' ~~gekürzt~~. ~~Und gerade aus~~ dieser ~~Form~~ entstand der tschechische Name ''Liberk'' durch [[Dissimilation (Phonologie)\|Dissimilation]] von ~~r-r~~ > ~~l-r~~, vergleiche tschechisch: ''legrace'' (deutsch: ~~''Spaß~~, Zeitvertreib, ~~Entspannung''~~) von lateinisch ''recreatio'', tschechisch: ''lejstro'' (deutsch: ~~''Schrift~~, ~~Liste''~~) von ''rejstro''.		Der Name ''Richenberg'' wandelte sich in ''Reichenberg''. Ins Tschechische ging er noch in der alten Lautung ''Rich-'' ein – daneben kam er auch als ''Richberk, Riberk'' vor. Aus dieser Variante entstand der tschechische Name ''Liberk'' durch [[Dissimilation (Phonologie)\|Dissimilation]] von r–r > l–r, vergleiche tschechisch ''legrace'' (deutsch „Spaß, Zeitvertreib, Entspannung“) von lateinisch ''recreatio'' oder tschechisch ''lejstro'' (deutsch „Schrift, Liste“) von ältetem ''rejstro''.

	Der Name Reichenberg entstand aus dem Terminus ''Ort (Dorf) am richen Berge''. Die Bedeutung beider Artikel führt zu der Auslegung, dass hier ein Berg war, in dem man reich förderte. Ein wesentlicher Bergbau in der unmittelbaren Umgebung ist jedoch in keiner historischen Quelle überliefert. Der Name Reichenberg lässt sich entweder als Wunschname erklären – die Gründer hätten sich gewünscht, dass der neue Ort an diesem Berge einst reich werden würde –, oder aber der Name Reichenberg wurde von den neuen Siedlern, die von irgendwo aus Deutschland hierher zogen, bereits mitgebracht.		Der Name Reichenberg entstand aus dem Terminus ''Ort (Dorf) am richen Berge''. Die Bedeutung beider Artikel führt zu der Auslegung, dass hier ein Berg war, in dem man reich förderte. Ein wesentlicher Bergbau in der unmittelbaren Umgebung ist jedoch in keiner historischen Quelle überliefert. Der Name Reichenberg lässt sich entweder als Wunschname erklären – die Gründer hätten sich gewünscht, dass der neue Ort an diesem Berge einst reich werden würde –, oder aber der Name Reichenberg wurde von den neuen Siedlern, die von irgendwo aus Deutschland hierher zogen, bereits mitgebracht.

	=== Ur- und Frühgeschichte ===		=== Ur- und Frühgeschichte ===
	Als ältester Beleg für die Anwesenheit von Menschen auf diesem Gebiet gilt eine Beilklinge aus der jüngeren Steinzeit. Gefunden wurde sie in der Nähe der Neiße bei [[Vratislavice nad Nisou]] (Maffersdorf).		Als ältester Beleg für die Anwesenheit von Menschen auf diesem Gebiet gilt eine Beilklinge aus der jüngeren Steinzeit. Gefunden wurde sie in der Nähe der Neiße bei [[Vratislavice nad Nisou]] (Maffersdorf).

Rolf-Dresden: korr.

2024-11-26T14:41:06Z

korr.

← Nächstältere Version		Version vom 26. November 2024, 16:41 Uhr
Zeile 29:		Zeile 29:
	}}		}}

	'''Liberec''' [{{IPA\|ˈliˈbɛrɛts}}] ({{Audio\|Cs-Liberec.ogg\|Aussprache}}; deutsch ''Reichenberg'') ist eine ~~Stadt~~ in [[Tschechien]]. Mit etwa 107.000 Einwohnern (Stand Januar 2023) ist sie die ~~größte und wichtigste~~ Stadt [[Nordböhmen]]s und Verwaltungssitz der [[Liberecký kraj\|Region Liberec]].		'''Liberec''' [{{IPA\|ˈliˈbɛrɛts}}] ({{Audio\|Cs-Liberec.ogg\|Aussprache}}; deutsch ''Reichenberg'') ist eine [[Großstadt]] in [[Tschechien]]. Mit etwa 107.000 Einwohnern (Stand Januar 2023) ist sie die bedeutendste Stadt [[Nordböhmen]]s und Verwaltungssitz der [[Liberecký kraj\|Region Liberec]].

	== Geografie ==		== Geografie ==

Rolf-Dresden: /* Erster und Zweiter Weltkrieg */ das betraf genau dort nicht alle.

2024-11-23T21:51:44Z

Erster und Zweiter Weltkrieg: das betraf genau dort nicht alle.

← Nächstältere Version		Version vom 23. November 2024, 23:51 Uhr
Zeile 243:		Zeile 243:
	Zum 1. Mai 1939 wurden die Gemeinden [[Starý Harcov\|Alt Harzdorf]], Alt Paulsdorf, [[Františkov u Liberce\|Franzendorf]], Johannesthal, Neu Paulsdorf, Nieder Hanichen, Ober Rosenthal, Röchlitz Rosenthal I und [[Ruprechtice (Liberec)\|Ruppersdorf]] aus dem [[Landkreis Reichenberg]] in die Stadt eingegliedert, die einen eigenen Stadtkreis bildete.		Zum 1. Mai 1939 wurden die Gemeinden [[Starý Harcov\|Alt Harzdorf]], Alt Paulsdorf, [[Františkov u Liberce\|Franzendorf]], Johannesthal, Neu Paulsdorf, Nieder Hanichen, Ober Rosenthal, Röchlitz Rosenthal I und [[Ruprechtice (Liberec)\|Ruppersdorf]] aus dem [[Landkreis Reichenberg]] in die Stadt eingegliedert, die einen eigenen Stadtkreis bildete.

	Ab Mai 1945 gehörte die Stadt Liberec zur wiedererrichteten [[Tschechoslowakei]]. ~~Seit~~ Mai 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung ~~bis auf einige als „Antifaschisten“ klassifizierte Personen~~ enteignet und [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|vertrieben]]. Andere flüchteten vor Misshandlungen und Abtransport in Sammellager unter Zurücklassung ihres Eigentums. Das private und öffentliche Vermögen der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei wurde durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 108 [[Konfiskation\|konfisziert]], das Vermögen der evangelischen Kirche durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 131 [[Liquidation\|liquidiert]], und die katholischen Kirchen wurden in der [[Geschichte der Tschechoslowakei\|kommunistischen Ära]] [[Enteignung\|enteignet]].		Ab Mai 1945 gehörte die Stadt Liberec zur wiedererrichteten [[Tschechoslowakei]]. Ab dem Mai 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung mehrheitlich enteignet und [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|vertrieben]]. Andere flüchteten vor Misshandlungen und Abtransport in Sammellager unter Zurücklassung ihres Eigentums. Das private und öffentliche Vermögen der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei wurde durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 108 [[Konfiskation\|konfisziert]], das Vermögen der evangelischen Kirche durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 131 [[Liquidation\|liquidiert]], und die katholischen Kirchen wurden in der [[Geschichte der Tschechoslowakei\|kommunistischen Ära]] [[Enteignung\|enteignet]].

	Die Patenschaft für die [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|Heimatvertriebenen]] aus Reichenberg übernahm 1955 [[Augsburg]], wo in der [[Heimatstube Reichenberg]] ein Erinnerungsarchiv aufgebaut wurde und der „Heimatkreis Reichenberg – Stadt und Land e. V.“ in Augsburg mit seinen Initiativen im Jahre 2001 zur Städtepartnerschaft von Augsburg und Liberec führte. Die [[Reichenberger Zeitung]], das „Jeschken-Iser Jahrbuch“ und das „Reichenberg Heimatblatt“ des Helmut Preußler Verlags in Nürnberg fördern diese völkerverbindende Partnerschaft im Sinne des vereinten Europas.		Die Patenschaft für die [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|Heimatvertriebenen]] aus Reichenberg übernahm 1955 [[Augsburg]], wo in der [[Heimatstube Reichenberg]] ein Erinnerungsarchiv aufgebaut wurde und der „Heimatkreis Reichenberg – Stadt und Land e. V.“ in Augsburg mit seinen Initiativen im Jahre 2001 zur Städtepartnerschaft von Augsburg und Liberec führte. Die [[Reichenberger Zeitung]], das „Jeschken-Iser Jahrbuch“ und das „Reichenberg Heimatblatt“ des Helmut Preußler Verlags in Nürnberg fördern diese völkerverbindende Partnerschaft im Sinne des vereinten Europas.

Khatschaturjan: /* Erster und Zweiter Weltkrieg */

2024-08-19T16:38:45Z

Erster und Zweiter Weltkrieg

← Nächstältere Version		Version vom 19. August 2024, 18:38 Uhr
Zeile 233:		Zeile 233:
	Im November 1918 war Reichenberg für einige Wochen Hauptstadt der deutsch-österreichischen [[Provinz Deutschböhmen]]. Hier hatte die Landesregierung unter [[Rudolf Lodgman von Auen]] ihren Sitz. Doch schon in den ersten Novembertagen hatte [[Tschechoslowakische Armee\|tschechisches Militär]] mit der Besetzung des deutschsprachigen Grenzgebietes begonnen. Eine friedliche Demonstration der Reichenberger Bevölkerung gegen die drohende Besetzung am 8. Dezember 1918 blieb wirkungslos: Am 15. Dezember um 5 Uhr morgens besetzten mehrere hundert tschechische Soldaten des Infanterieregiments 36 aus [[Mladá Boleslav]] die Stadt. Die Landesregierung war bereits wenige Tage vorher über Friedland nach Sachsen geflohen. Mit dem [[Vertrag von Saint-Germain]] kam Reichenberg zur [[Tschechoslowakei]].		Im November 1918 war Reichenberg für einige Wochen Hauptstadt der deutsch-österreichischen [[Provinz Deutschböhmen]]. Hier hatte die Landesregierung unter [[Rudolf Lodgman von Auen]] ihren Sitz. Doch schon in den ersten Novembertagen hatte [[Tschechoslowakische Armee\|tschechisches Militär]] mit der Besetzung des deutschsprachigen Grenzgebietes begonnen. Eine friedliche Demonstration der Reichenberger Bevölkerung gegen die drohende Besetzung am 8. Dezember 1918 blieb wirkungslos: Am 15. Dezember um 5 Uhr morgens besetzten mehrere hundert tschechische Soldaten des Infanterieregiments 36 aus [[Mladá Boleslav]] die Stadt. Die Landesregierung war bereits wenige Tage vorher über Friedland nach Sachsen geflohen. Mit dem [[Vertrag von Saint-Germain]] kam Reichenberg zur [[Tschechoslowakei]].

	Durch den Zerfall der ~~Monarchie~~ verlor die Industrie ihre Märkte in [[Erste Republik Österreich\|Österreich]], [[Königreich Ungarn\|Ungarn]] und [[Königreich Jugoslawien\|Jugoslawien]]. Reichenberg konnte sich in den 1920er Jahren dennoch erholen. Der um 1900 noch sehr geringe tschechische Bevölkerungsanteil der Stadt stieg merklich an. Bei der Volkszählung des Jahres 1930 bekannten sich im Bezirk Reichenberg 85.526 als [[Deutsche]] und 18.958 als [[Tschechen]]. Der [[Werkbund der Deutschen in der Tschechoslowakei]] wurde 1925 im Ort gegründet.		Durch den [[Zerfall der Habsburgermonarchie]] verlor die Industrie ihre Märkte in [[Erste Republik Österreich\|Österreich]], [[Königreich Ungarn\|Ungarn]] und [[Königreich Jugoslawien\|Jugoslawien]]. Reichenberg konnte sich in den 1920er Jahren dennoch erholen. Der um 1900 noch sehr geringe tschechische Bevölkerungsanteil der Stadt stieg merklich an. Bei der Volkszählung des Jahres 1930 bekannten sich im Bezirk Reichenberg 85.526 als [[Deutsche]] und 18.958 als [[Tschechen]]. Der [[Werkbund der Deutschen in der Tschechoslowakei]] wurde 1925 im Ort gegründet.

	Die [[Weltwirtschaftskrise]] 1929, zunehmende [[nationalsozialistische Propaganda]] aus Deutschland sowie die zentralistische Politik der Tschechoslowakei, die eine Tschechisierung des mehrheitlich deutschsprachigen Reichenbergs anstrebte, führten zu politischen Konflikten.		Die [[Weltwirtschaftskrise]] 1929, zunehmende [[nationalsozialistische Propaganda]] aus Deutschland sowie die zentralistische Politik der Tschechoslowakei, die eine Tschechisierung des mehrheitlich deutschsprachigen Reichenbergs anstrebte, führten zu politischen Konflikten.
Zeile 239:		Zeile 239:
	Im Jahre 1930 hatte die Stadt 38.568 (davon 30.023 Deutsche, 6.314 Tschechen, 1.924 Ausländer, 307 Andere),<ref name="RH">[[Rudolf Hemmerle]]: ''Sudetenland Lexikon'' Band 4, Seite 364. Adam Kraft Verlag, 1985. ISBN 3-8083-1163-0.</ref> und am 17. Mai 1939 69.195 Einwohner.		Im Jahre 1930 hatte die Stadt 38.568 (davon 30.023 Deutsche, 6.314 Tschechen, 1.924 Ausländer, 307 Andere),<ref name="RH">[[Rudolf Hemmerle]]: ''Sudetenland Lexikon'' Band 4, Seite 364. Adam Kraft Verlag, 1985. ISBN 3-8083-1163-0.</ref> und am 17. Mai 1939 69.195 Einwohner.

	Nach dem [[Münchner Abkommen]] besetzten deutsche Truppen vom 1. bis zum 10. Oktober 1938 die Stadt. Sie gehörte jetzt mit ihrer früheren deutschen Bezeichnung Reichenberg zunächst weiterhin zum politischen [[Landkreis Reichenberg\|Bezirk Reichenberg]]. Am 20. November 1938 wurde Reichenberg zu einem eigenen selbstständigen [[Stadtkreis (Deutschland)#Geschichte\|Stadtkreis]] erhoben und nach der [[Deutsche Gemeindeordnung\|Deutschen Gemeindeordnung]] vom 30. Januar 1935 verwaltet. Am folgenden Tag wurde die Stadt in das [[~~Deutsches Reich 1933 bis 1945~~\|Deutsche Reich]] eingegliedert. Bei den [[Novemberpogrome 1938\|Novemberpogromen 1938]] wurde die Synagoge in Reichenberg von ~~Parteigängern des~~ [[~~Nationalsozialismus~~]] niedergebrannt. Ab 15. April 1939 galt das ''Gesetz über den Aufbau der Verwaltung im [[Reichsgau Sudetenland]] (Sudetengaugesetz)''. Danach kam Reichenberg zum Reichsgau Sudetenland und wurde dem neuen [[Regierungsbezirk Aussig]] zugeteilt. Die Stadt war Hauptstadt des [[Reichsgau]]es und erhielt später die offizielle Bezeichnung ''Gauhauptstadt''. [[Eduard Rohn]] (1880–1947) war von 1938 bis 1945 Oberbürgermeister von Reichenberg.		Nach dem [[Münchner Abkommen]] besetzten deutsche Truppen vom 1. bis zum 10. Oktober 1938 die Stadt. Sie gehörte jetzt mit ihrer früheren deutschen Bezeichnung Reichenberg zunächst weiterhin zum politischen [[Landkreis Reichenberg\|Bezirk Reichenberg]]. Am 20. November 1938 wurde Reichenberg zu einem eigenen selbstständigen [[Stadtkreis (Deutschland)#Geschichte\|Stadtkreis]] erhoben und nach der [[Deutsche Gemeindeordnung\|Deutschen Gemeindeordnung]] vom 30. Januar 1935 verwaltet. Am folgenden Tag wurde die Stadt in das [[NS-Staat\|Deutsche Reich]] eingegliedert. Bei den [[Novemberpogrome 1938\|Novemberpogromen 1938]] wurde die Synagoge in Reichenberg von [[NSDAP]]-Mitgliedern niedergebrannt. Ab 15. April 1939 galt das ''Gesetz über den Aufbau der Verwaltung im [[Reichsgau Sudetenland]] (Sudetengaugesetz)''. Danach kam Reichenberg zum Reichsgau Sudetenland und wurde dem neuen [[Regierungsbezirk Aussig]] zugeteilt. Die Stadt war Hauptstadt des [[Reichsgau]]es und erhielt später die offizielle Bezeichnung ''Gauhauptstadt''. [[Eduard Rohn]] (1880–1947) war von 1938 bis 1945 Oberbürgermeister von Reichenberg.

	Zum 1. Mai 1939 wurden die Gemeinden [[Starý Harcov\|Alt Harzdorf]], Alt Paulsdorf, [[Františkov u Liberce\|Franzendorf]], Johannesthal, Neu Paulsdorf, Nieder Hanichen, Ober Rosenthal, Röchlitz Rosenthal I und [[Ruprechtice (Liberec)\|Ruppersdorf]] aus dem [[Landkreis Reichenberg]] in die Stadt eingegliedert, die einen eigenen Stadtkreis bildete.		Zum 1. Mai 1939 wurden die Gemeinden [[Starý Harcov\|Alt Harzdorf]], Alt Paulsdorf, [[Františkov u Liberce\|Franzendorf]], Johannesthal, Neu Paulsdorf, Nieder Hanichen, Ober Rosenthal, Röchlitz Rosenthal I und [[Ruprechtice (Liberec)\|Ruppersdorf]] aus dem [[Landkreis Reichenberg]] in die Stadt eingegliedert, die einen eigenen Stadtkreis bildete.
Zeile 245:		Zeile 245:
	Ab Mai 1945 gehörte die Stadt Liberec zur wiedererrichteten [[Tschechoslowakei]]. Seit Mai 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung bis auf einige als „Antifaschisten“ klassifizierte Personen enteignet und [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|vertrieben]]. Andere flüchteten vor Misshandlungen und Abtransport in Sammellager unter Zurücklassung ihres Eigentums. Das private und öffentliche Vermögen der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei wurde durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 108 [[Konfiskation\|konfisziert]], das Vermögen der evangelischen Kirche durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 131 [[Liquidation\|liquidiert]], und die katholischen Kirchen wurden in der [[Geschichte der Tschechoslowakei\|kommunistischen Ära]] [[Enteignung\|enteignet]].		Ab Mai 1945 gehörte die Stadt Liberec zur wiedererrichteten [[Tschechoslowakei]]. Seit Mai 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung bis auf einige als „Antifaschisten“ klassifizierte Personen enteignet und [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|vertrieben]]. Andere flüchteten vor Misshandlungen und Abtransport in Sammellager unter Zurücklassung ihres Eigentums. Das private und öffentliche Vermögen der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei wurde durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 108 [[Konfiskation\|konfisziert]], das Vermögen der evangelischen Kirche durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 131 [[Liquidation\|liquidiert]], und die katholischen Kirchen wurden in der [[Geschichte der Tschechoslowakei\|kommunistischen Ära]] [[Enteignung\|enteignet]].

	Die Patenschaft für die [[~~Flucht~~ ~~und~~ ~~Vertreibung Deutscher~~ aus ~~Mittel- und Osteuropa~~ ~~1945–1950~~\|Heimatvertriebenen]] aus Reichenberg übernahm 1955 [[Augsburg]], wo in der [[Heimatstube Reichenberg]] ein Erinnerungsarchiv aufgebaut wurde und der „Heimatkreis Reichenberg – Stadt und Land e. V.“ in Augsburg mit seinen Initiativen im Jahre 2001 zur Städtepartnerschaft von Augsburg und Liberec führte. Die [[Reichenberger Zeitung]], das „Jeschken-Iser Jahrbuch“ und das „Reichenberg Heimatblatt“ des Helmut Preußler Verlags in Nürnberg fördern diese völkerverbindende Partnerschaft im Sinne des vereinten Europas.		Die Patenschaft für die [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|Heimatvertriebenen]] aus Reichenberg übernahm 1955 [[Augsburg]], wo in der [[Heimatstube Reichenberg]] ein Erinnerungsarchiv aufgebaut wurde und der „Heimatkreis Reichenberg – Stadt und Land e. V.“ in Augsburg mit seinen Initiativen im Jahre 2001 zur Städtepartnerschaft von Augsburg und Liberec führte. Die [[Reichenberger Zeitung]], das „Jeschken-Iser Jahrbuch“ und das „Reichenberg Heimatblatt“ des Helmut Preußler Verlags in Nürnberg fördern diese völkerverbindende Partnerschaft im Sinne des vereinten Europas.

	Im Jahre 1947 hatte Liberec 52.798 Einwohner. Zahlreiche Neubürger aus Mittelböhmen, der Slowakei, sogenannte [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950#Tschechoslowakei\|Repatrianten]] und [[Roma in Tschechien und der Slowakei\|Roma]] siedelten sich in der Nachkriegszeit in Liberec und den Nachbarorten an.		Im Jahre 1947 hatte Liberec 52.798 Einwohner. Zahlreiche Neubürger aus Mittelböhmen, der Slowakei, sogenannte [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950#Tschechoslowakei\|Repatrianten]] und [[Roma in Tschechien und der Slowakei\|Roma]] siedelten sich in der Nachkriegszeit in Liberec und den Nachbarorten an.

← Nächstältere Version		Version vom 4. Mai 2025, 14:01 Uhr
Zeile 193:		Zeile 193:
	Im 16. Jahrhundert erlebten Stadt und Umgebung eine Blütezeit. Die [[Redern\|Familie von Redern]], das neue Herrschergeschlecht auf Friedland, förderte den Aufbau der Textilerzeugung, einer guten Einnahmequelle in dieser rauen Gegend, in der außer Flachs nicht viel wächst. So wurde Nordböhmen zu einem Zentrum der [[Leinenweberei]] und der [[Weber\|Tuchmacherei]]. Reichenberg entwickelte sich in dieser Zeit vom Dorf zur größeren Siedlung. Im Jahre 1577 wurde es von Kaiser [[Rudolf II. (HRR)\|Rudolf II.]] zur Stadt erhoben und erhielt das Stadtwappen, das zwei Türme, ein Rad (das Symbol der Adelsfamilie von Redern) und einen einschwänzigen (!) Löwen enthält.		Im 16. Jahrhundert erlebten Stadt und Umgebung eine Blütezeit. Die [[Redern\|Familie von Redern]], das neue Herrschergeschlecht auf Friedland, förderte den Aufbau der Textilerzeugung, einer guten Einnahmequelle in dieser rauen Gegend, in der außer Flachs nicht viel wächst. So wurde Nordböhmen zu einem Zentrum der [[Leinenweberei]] und der [[Weber\|Tuchmacherei]]. Reichenberg entwickelte sich in dieser Zeit vom Dorf zur größeren Siedlung. Im Jahre 1577 wurde es von Kaiser [[Rudolf II. (HRR)\|Rudolf II.]] zur Stadt erhoben und erhielt das Stadtwappen, das zwei Türme, ein Rad (das Symbol der Adelsfamilie von Redern) und einen einschwänzigen (!) Löwen enthält.

	Nach der [[Schlacht am Weißen Berg]] 1620 wurde [[Christoph von Redern]] enteignet, da er auf Seiten der protestantischen Opposition gegen das Haus [[Habsburg]] gestanden hatte. Die Ländereien um Reichenberg wurden [[Wallenstein]] zugesprochen. Dieser sorgte dafür, dass seine Ländereien von den Kämpfen des [[Dreißigjähriger Krieg\|Dreißigjährigen Krieges]] zunächst weitgehend verschont blieben. Er verhalf der Gegend zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung, die ihm zusätzliche Waffen und Söldner verschaffte. Für die so aufgestellten Heere bekam er wiederum neue Ländereien. Bei der Aufteilung von Wallensteins Besitz nach seiner Ermordung 1634 fiel die Gegend um Friedland der italienischen Adelsfamilie [[Matthias Gallas\|Gallas]] zu und ging nach deren Aussterben im [[Mannesstamm]] an die Linie [[Clam-Gallas]] über. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Reichenberg und Umgebung von durchziehenden Armeen stark in Mitleidenschaft gezogen. Zu Beginn des Krieges beim Einsetzen der [[Gegenreformation]] in Böhmen emigrierten besonders aus dem Grenzgebiet viele Adlige ins evangelisch-lutherische [[Kurfürstentum Sachsen]], da sie den römisch-katholischen Glauben öffentlich in einer Taufzeremonie annehmen sollten, um ihren Besitz in Böhmen zu behalten. Es dauerte etwa 70 Jahre, bis sich das verwüstete Land von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, den [[Pest~~]]- und [[Cholera~~]]<nowiki />epidemien erholt hatte. Im [[Siebenjähriger Krieg\|Siebenjährigen Krieg]] fand am 21. April 1757 zwischen preußischen und österreichischen Truppen das [[Gefecht bei Reichenberg]] statt. Von 1862 bis 1945 bestand in Reichenberg wieder eine evangelische Pfarrgemeinde ''Deutsche Evangelische Gemeinde Reichenberg [[Confessio Augustana\|A.B.]]'' Das [[Toleranzpatent\|Toleranzedikt]] Kaiser [[Joseph II.\|Josephs II.]] von 1781 ermöglichte den Bau einer eigenen Kirche. Die Glaubensgemeinschaft [[Altkatholische Kirche]] wurde „geduldet“.		Nach der [[Schlacht am Weißen Berg]] 1620 wurde [[Christoph von Redern]] enteignet, da er auf Seiten der protestantischen Opposition gegen das Haus [[Habsburg]] gestanden hatte. Die Ländereien um Reichenberg wurden [[Wallenstein]] zugesprochen. Dieser sorgte dafür, dass seine Ländereien von den Kämpfen des [[Dreißigjähriger Krieg\|Dreißigjährigen Krieges]] zunächst weitgehend verschont blieben. Er verhalf der Gegend zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung, die ihm zusätzliche Waffen und Söldner verschaffte. Für die so aufgestellten Heere bekam er wiederum neue Ländereien. Bei der Aufteilung von Wallensteins Besitz nach seiner Ermordung 1634 fiel die Gegend um Friedland der italienischen Adelsfamilie [[Matthias Gallas\|Gallas]] zu und ging nach deren Aussterben im [[Mannesstamm]] an die Linie [[Clam-Gallas]] über. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Reichenberg und Umgebung von durchziehenden Armeen stark in Mitleidenschaft gezogen. Zu Beginn des Krieges beim Einsetzen der [[Gegenreformation]] in Böhmen emigrierten besonders aus dem Grenzgebiet viele Adlige ins evangelisch-lutherische [[Kurfürstentum Sachsen]], da sie den römisch-katholischen Glauben öffentlich in einer Taufzeremonie annehmen sollten, um ihren Besitz in Böhmen zu behalten. Es dauerte etwa 70 Jahre, bis sich das verwüstete Land von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und den [[Pest]]<nowiki/>epidemien erholt hatte. Im [[Siebenjähriger Krieg\|Siebenjährigen Krieg]] fand am 21. April 1757 zwischen preußischen und österreichischen Truppen das [[Gefecht bei Reichenberg]] statt. Von 1862 bis 1945 bestand in Reichenberg wieder eine evangelische Pfarrgemeinde ''Deutsche Evangelische Gemeinde Reichenberg [[Confessio Augustana\|A.B.]]'' Das [[Toleranzpatent\|Toleranzedikt]] Kaiser [[Joseph II.\|Josephs II.]] von 1781 ermöglichte den Bau einer eigenen Kirche. Die Glaubensgemeinschaft [[Altkatholische Kirche]] wurde „geduldet“.

	Von 1619 bis Oktober 1939 bestand in Reichenberg eine [[jüdische Gemeinde]], die von 1887 bis 1889 in der Lerchenfeldgasse eine [[Alte Synagoge (Liberec)\|Synagoge]] im Stil der [[Frührenaissance]] errichten ließ, die 1889 im Beisein der Stadtverwaltung, des Militärs der Garnison Reichenberg und der römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Geistlichen eine Weihe erhielt.		Von 1619 bis Oktober 1939 bestand in Reichenberg eine [[jüdische Gemeinde]], die von 1887 bis 1889 in der Lerchenfeldgasse eine [[Alte Synagoge (Liberec)\|Synagoge]] im Stil der [[Frührenaissance]] errichten ließ, die 1889 im Beisein der Stadtverwaltung, des Militärs der Garnison Reichenberg und der römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Geistlichen eine Weihe erhielt.

← Nächstältere Version		Version vom 23. November 2024, 23:51 Uhr
Zeile 243:		Zeile 243:
	Zum 1. Mai 1939 wurden die Gemeinden [[Starý Harcov\|Alt Harzdorf]], Alt Paulsdorf, [[Františkov u Liberce\|Franzendorf]], Johannesthal, Neu Paulsdorf, Nieder Hanichen, Ober Rosenthal, Röchlitz Rosenthal I und [[Ruprechtice (Liberec)\|Ruppersdorf]] aus dem [[Landkreis Reichenberg]] in die Stadt eingegliedert, die einen eigenen Stadtkreis bildete.		Zum 1. Mai 1939 wurden die Gemeinden [[Starý Harcov\|Alt Harzdorf]], Alt Paulsdorf, [[Františkov u Liberce\|Franzendorf]], Johannesthal, Neu Paulsdorf, Nieder Hanichen, Ober Rosenthal, Röchlitz Rosenthal I und [[Ruprechtice (Liberec)\|Ruppersdorf]] aus dem [[Landkreis Reichenberg]] in die Stadt eingegliedert, die einen eigenen Stadtkreis bildete.

	Ab Mai 1945 gehörte die Stadt Liberec zur wiedererrichteten [[Tschechoslowakei]]. ~~Seit~~ Mai 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung ~~bis auf einige als „Antifaschisten“ klassifizierte Personen~~ enteignet und [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|vertrieben]]. Andere flüchteten vor Misshandlungen und Abtransport in Sammellager unter Zurücklassung ihres Eigentums. Das private und öffentliche Vermögen der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei wurde durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 108 [[Konfiskation\|konfisziert]], das Vermögen der evangelischen Kirche durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 131 [[Liquidation\|liquidiert]], und die katholischen Kirchen wurden in der [[Geschichte der Tschechoslowakei\|kommunistischen Ära]] [[Enteignung\|enteignet]].		Ab Mai 1945 gehörte die Stadt Liberec zur wiedererrichteten [[Tschechoslowakei]]. Ab dem Mai 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung mehrheitlich enteignet und [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|vertrieben]]. Andere flüchteten vor Misshandlungen und Abtransport in Sammellager unter Zurücklassung ihres Eigentums. Das private und öffentliche Vermögen der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei wurde durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 108 [[Konfiskation\|konfisziert]], das Vermögen der evangelischen Kirche durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 131 [[Liquidation\|liquidiert]], und die katholischen Kirchen wurden in der [[Geschichte der Tschechoslowakei\|kommunistischen Ära]] [[Enteignung\|enteignet]].

	Die Patenschaft für die [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|Heimatvertriebenen]] aus Reichenberg übernahm 1955 [[Augsburg]], wo in der [[Heimatstube Reichenberg]] ein Erinnerungsarchiv aufgebaut wurde und der „Heimatkreis Reichenberg – Stadt und Land e. V.“ in Augsburg mit seinen Initiativen im Jahre 2001 zur Städtepartnerschaft von Augsburg und Liberec führte. Die [[Reichenberger Zeitung]], das „Jeschken-Iser Jahrbuch“ und das „Reichenberg Heimatblatt“ des Helmut Preußler Verlags in Nürnberg fördern diese völkerverbindende Partnerschaft im Sinne des vereinten Europas.		Die Patenschaft für die [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|Heimatvertriebenen]] aus Reichenberg übernahm 1955 [[Augsburg]], wo in der [[Heimatstube Reichenberg]] ein Erinnerungsarchiv aufgebaut wurde und der „Heimatkreis Reichenberg – Stadt und Land e. V.“ in Augsburg mit seinen Initiativen im Jahre 2001 zur Städtepartnerschaft von Augsburg und Liberec führte. Die [[Reichenberger Zeitung]], das „Jeschken-Iser Jahrbuch“ und das „Reichenberg Heimatblatt“ des Helmut Preußler Verlags in Nürnberg fördern diese völkerverbindende Partnerschaft im Sinne des vereinten Europas.

← Nächstältere Version		Version vom 19. August 2024, 18:38 Uhr
Zeile 233:		Zeile 233:
	Im November 1918 war Reichenberg für einige Wochen Hauptstadt der deutsch-österreichischen [[Provinz Deutschböhmen]]. Hier hatte die Landesregierung unter [[Rudolf Lodgman von Auen]] ihren Sitz. Doch schon in den ersten Novembertagen hatte [[Tschechoslowakische Armee\|tschechisches Militär]] mit der Besetzung des deutschsprachigen Grenzgebietes begonnen. Eine friedliche Demonstration der Reichenberger Bevölkerung gegen die drohende Besetzung am 8. Dezember 1918 blieb wirkungslos: Am 15. Dezember um 5 Uhr morgens besetzten mehrere hundert tschechische Soldaten des Infanterieregiments 36 aus [[Mladá Boleslav]] die Stadt. Die Landesregierung war bereits wenige Tage vorher über Friedland nach Sachsen geflohen. Mit dem [[Vertrag von Saint-Germain]] kam Reichenberg zur [[Tschechoslowakei]].		Im November 1918 war Reichenberg für einige Wochen Hauptstadt der deutsch-österreichischen [[Provinz Deutschböhmen]]. Hier hatte die Landesregierung unter [[Rudolf Lodgman von Auen]] ihren Sitz. Doch schon in den ersten Novembertagen hatte [[Tschechoslowakische Armee\|tschechisches Militär]] mit der Besetzung des deutschsprachigen Grenzgebietes begonnen. Eine friedliche Demonstration der Reichenberger Bevölkerung gegen die drohende Besetzung am 8. Dezember 1918 blieb wirkungslos: Am 15. Dezember um 5 Uhr morgens besetzten mehrere hundert tschechische Soldaten des Infanterieregiments 36 aus [[Mladá Boleslav]] die Stadt. Die Landesregierung war bereits wenige Tage vorher über Friedland nach Sachsen geflohen. Mit dem [[Vertrag von Saint-Germain]] kam Reichenberg zur [[Tschechoslowakei]].

	Durch den Zerfall der ~~Monarchie~~ verlor die Industrie ihre Märkte in [[Erste Republik Österreich\|Österreich]], [[Königreich Ungarn\|Ungarn]] und [[Königreich Jugoslawien\|Jugoslawien]]. Reichenberg konnte sich in den 1920er Jahren dennoch erholen. Der um 1900 noch sehr geringe tschechische Bevölkerungsanteil der Stadt stieg merklich an. Bei der Volkszählung des Jahres 1930 bekannten sich im Bezirk Reichenberg 85.526 als [[Deutsche]] und 18.958 als [[Tschechen]]. Der [[Werkbund der Deutschen in der Tschechoslowakei]] wurde 1925 im Ort gegründet.		Durch den [[Zerfall der Habsburgermonarchie]] verlor die Industrie ihre Märkte in [[Erste Republik Österreich\|Österreich]], [[Königreich Ungarn\|Ungarn]] und [[Königreich Jugoslawien\|Jugoslawien]]. Reichenberg konnte sich in den 1920er Jahren dennoch erholen. Der um 1900 noch sehr geringe tschechische Bevölkerungsanteil der Stadt stieg merklich an. Bei der Volkszählung des Jahres 1930 bekannten sich im Bezirk Reichenberg 85.526 als [[Deutsche]] und 18.958 als [[Tschechen]]. Der [[Werkbund der Deutschen in der Tschechoslowakei]] wurde 1925 im Ort gegründet.

	Die [[Weltwirtschaftskrise]] 1929, zunehmende [[nationalsozialistische Propaganda]] aus Deutschland sowie die zentralistische Politik der Tschechoslowakei, die eine Tschechisierung des mehrheitlich deutschsprachigen Reichenbergs anstrebte, führten zu politischen Konflikten.		Die [[Weltwirtschaftskrise]] 1929, zunehmende [[nationalsozialistische Propaganda]] aus Deutschland sowie die zentralistische Politik der Tschechoslowakei, die eine Tschechisierung des mehrheitlich deutschsprachigen Reichenbergs anstrebte, führten zu politischen Konflikten.
Zeile 239:		Zeile 239:
	Im Jahre 1930 hatte die Stadt 38.568 (davon 30.023 Deutsche, 6.314 Tschechen, 1.924 Ausländer, 307 Andere),<ref name="RH">[[Rudolf Hemmerle]]: ''Sudetenland Lexikon'' Band 4, Seite 364. Adam Kraft Verlag, 1985. ISBN 3-8083-1163-0.</ref> und am 17. Mai 1939 69.195 Einwohner.		Im Jahre 1930 hatte die Stadt 38.568 (davon 30.023 Deutsche, 6.314 Tschechen, 1.924 Ausländer, 307 Andere),<ref name="RH">[[Rudolf Hemmerle]]: ''Sudetenland Lexikon'' Band 4, Seite 364. Adam Kraft Verlag, 1985. ISBN 3-8083-1163-0.</ref> und am 17. Mai 1939 69.195 Einwohner.

	Nach dem [[Münchner Abkommen]] besetzten deutsche Truppen vom 1. bis zum 10. Oktober 1938 die Stadt. Sie gehörte jetzt mit ihrer früheren deutschen Bezeichnung Reichenberg zunächst weiterhin zum politischen [[Landkreis Reichenberg\|Bezirk Reichenberg]]. Am 20. November 1938 wurde Reichenberg zu einem eigenen selbstständigen [[Stadtkreis (Deutschland)#Geschichte\|Stadtkreis]] erhoben und nach der [[Deutsche Gemeindeordnung\|Deutschen Gemeindeordnung]] vom 30. Januar 1935 verwaltet. Am folgenden Tag wurde die Stadt in das [[~~Deutsches Reich 1933 bis 1945~~\|Deutsche Reich]] eingegliedert. Bei den [[Novemberpogrome 1938\|Novemberpogromen 1938]] wurde die Synagoge in Reichenberg von ~~Parteigängern des~~ [[~~Nationalsozialismus~~]] niedergebrannt. Ab 15. April 1939 galt das ''Gesetz über den Aufbau der Verwaltung im [[Reichsgau Sudetenland]] (Sudetengaugesetz)''. Danach kam Reichenberg zum Reichsgau Sudetenland und wurde dem neuen [[Regierungsbezirk Aussig]] zugeteilt. Die Stadt war Hauptstadt des [[Reichsgau]]es und erhielt später die offizielle Bezeichnung ''Gauhauptstadt''. [[Eduard Rohn]] (1880–1947) war von 1938 bis 1945 Oberbürgermeister von Reichenberg.		Nach dem [[Münchner Abkommen]] besetzten deutsche Truppen vom 1. bis zum 10. Oktober 1938 die Stadt. Sie gehörte jetzt mit ihrer früheren deutschen Bezeichnung Reichenberg zunächst weiterhin zum politischen [[Landkreis Reichenberg\|Bezirk Reichenberg]]. Am 20. November 1938 wurde Reichenberg zu einem eigenen selbstständigen [[Stadtkreis (Deutschland)#Geschichte\|Stadtkreis]] erhoben und nach der [[Deutsche Gemeindeordnung\|Deutschen Gemeindeordnung]] vom 30. Januar 1935 verwaltet. Am folgenden Tag wurde die Stadt in das [[NS-Staat\|Deutsche Reich]] eingegliedert. Bei den [[Novemberpogrome 1938\|Novemberpogromen 1938]] wurde die Synagoge in Reichenberg von [[NSDAP]]-Mitgliedern niedergebrannt. Ab 15. April 1939 galt das ''Gesetz über den Aufbau der Verwaltung im [[Reichsgau Sudetenland]] (Sudetengaugesetz)''. Danach kam Reichenberg zum Reichsgau Sudetenland und wurde dem neuen [[Regierungsbezirk Aussig]] zugeteilt. Die Stadt war Hauptstadt des [[Reichsgau]]es und erhielt später die offizielle Bezeichnung ''Gauhauptstadt''. [[Eduard Rohn]] (1880–1947) war von 1938 bis 1945 Oberbürgermeister von Reichenberg.

	Zum 1. Mai 1939 wurden die Gemeinden [[Starý Harcov\|Alt Harzdorf]], Alt Paulsdorf, [[Františkov u Liberce\|Franzendorf]], Johannesthal, Neu Paulsdorf, Nieder Hanichen, Ober Rosenthal, Röchlitz Rosenthal I und [[Ruprechtice (Liberec)\|Ruppersdorf]] aus dem [[Landkreis Reichenberg]] in die Stadt eingegliedert, die einen eigenen Stadtkreis bildete.		Zum 1. Mai 1939 wurden die Gemeinden [[Starý Harcov\|Alt Harzdorf]], Alt Paulsdorf, [[Františkov u Liberce\|Franzendorf]], Johannesthal, Neu Paulsdorf, Nieder Hanichen, Ober Rosenthal, Röchlitz Rosenthal I und [[Ruprechtice (Liberec)\|Ruppersdorf]] aus dem [[Landkreis Reichenberg]] in die Stadt eingegliedert, die einen eigenen Stadtkreis bildete.
Zeile 245:		Zeile 245:
	Ab Mai 1945 gehörte die Stadt Liberec zur wiedererrichteten [[Tschechoslowakei]]. Seit Mai 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung bis auf einige als „Antifaschisten“ klassifizierte Personen enteignet und [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|vertrieben]]. Andere flüchteten vor Misshandlungen und Abtransport in Sammellager unter Zurücklassung ihres Eigentums. Das private und öffentliche Vermögen der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei wurde durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 108 [[Konfiskation\|konfisziert]], das Vermögen der evangelischen Kirche durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 131 [[Liquidation\|liquidiert]], und die katholischen Kirchen wurden in der [[Geschichte der Tschechoslowakei\|kommunistischen Ära]] [[Enteignung\|enteignet]].		Ab Mai 1945 gehörte die Stadt Liberec zur wiedererrichteten [[Tschechoslowakei]]. Seit Mai 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung bis auf einige als „Antifaschisten“ klassifizierte Personen enteignet und [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|vertrieben]]. Andere flüchteten vor Misshandlungen und Abtransport in Sammellager unter Zurücklassung ihres Eigentums. Das private und öffentliche Vermögen der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei wurde durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 108 [[Konfiskation\|konfisziert]], das Vermögen der evangelischen Kirche durch das [[Beneš-Dekrete\|Beneš-Dekret]] 131 [[Liquidation\|liquidiert]], und die katholischen Kirchen wurden in der [[Geschichte der Tschechoslowakei\|kommunistischen Ära]] [[Enteignung\|enteignet]].

	Die Patenschaft für die [[~~Flucht~~ ~~und~~ ~~Vertreibung Deutscher~~ aus ~~Mittel- und Osteuropa~~ ~~1945–1950~~\|Heimatvertriebenen]] aus Reichenberg übernahm 1955 [[Augsburg]], wo in der [[Heimatstube Reichenberg]] ein Erinnerungsarchiv aufgebaut wurde und der „Heimatkreis Reichenberg – Stadt und Land e. V.“ in Augsburg mit seinen Initiativen im Jahre 2001 zur Städtepartnerschaft von Augsburg und Liberec führte. Die [[Reichenberger Zeitung]], das „Jeschken-Iser Jahrbuch“ und das „Reichenberg Heimatblatt“ des Helmut Preußler Verlags in Nürnberg fördern diese völkerverbindende Partnerschaft im Sinne des vereinten Europas.		Die Patenschaft für die [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei\|Heimatvertriebenen]] aus Reichenberg übernahm 1955 [[Augsburg]], wo in der [[Heimatstube Reichenberg]] ein Erinnerungsarchiv aufgebaut wurde und der „Heimatkreis Reichenberg – Stadt und Land e. V.“ in Augsburg mit seinen Initiativen im Jahre 2001 zur Städtepartnerschaft von Augsburg und Liberec führte. Die [[Reichenberger Zeitung]], das „Jeschken-Iser Jahrbuch“ und das „Reichenberg Heimatblatt“ des Helmut Preußler Verlags in Nürnberg fördern diese völkerverbindende Partnerschaft im Sinne des vereinten Europas.

	Im Jahre 1947 hatte Liberec 52.798 Einwohner. Zahlreiche Neubürger aus Mittelböhmen, der Slowakei, sogenannte [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950#Tschechoslowakei\|Repatrianten]] und [[Roma in Tschechien und der Slowakei\|Roma]] siedelten sich in der Nachkriegszeit in Liberec und den Nachbarorten an.		Im Jahre 1947 hatte Liberec 52.798 Einwohner. Zahlreiche Neubürger aus Mittelböhmen, der Slowakei, sogenannte [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950#Tschechoslowakei\|Repatrianten]] und [[Roma in Tschechien und der Slowakei\|Roma]] siedelten sich in der Nachkriegszeit in Liberec und den Nachbarorten an.