Essentially Contested Concept - Versionsgeschichte

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	Ein '''Essentially Contested Concept''' ({{deS\|„wesensmäßig umstrittener Begriff“}}) ist der [[Anglizismus]] für eine abstrakte [[Idee]] oder einen abstrakten [[Begriff]] (wie z. B. [[Demokratie]], [[Kunstwerk]] oder [[Freiheit]]), die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht.		Ein '''Essentially Contested Concept''' ({{deS\|„wesensmäßig umstrittener Begriff“}}) ist der [[Anglizismus]] für eine [[Abstraktion\|abstrakte]] [[Idee]] oder einen abstrakten [[Begriff]] (wie z. B. [[Demokratie]], [[Kunstwerk]] oder [[Freiheit]]), die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht.

	== Allgemeines ==		== Allgemeines ==
	Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende [[Begriffsinhalt]] notwendigerweise umkämpft ist.<ref>George Lakoff/Elisabeth Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann (Hrsg.): ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts Sozialwissenschaften (1974)''. In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Sozialwissenschaften)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: ''Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht''. Herbert von Halem/Köln, 2016, S. 161.</ref>		Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende [[Begriffsinhalt]] notwendigerweise umkämpft ist.<ref>George Lakoff/Elisabeth Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann (Hrsg.): ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts Sozialwissenschaften (1974)''. In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für [[Ideologie\|ideologisches]] [[Framing (Sozialwissenschaften)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: ''Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht''. Herbert von Halem/Köln, 2016, S. 161.</ref>

	Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den [[Sozialwissenschaft]]ler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>		Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den [[Sozialwissenschaft]]ler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>
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	== Beispiele ==		== Beispiele ==
	Als Essentially Contested Concept werden zum Beispiel [[Soziale Gerechtigkeit]], [[Kunst]], [[Demokratie]],<ref>W. B. Gallie: ''Essentially Contested Concepts.'' In: ''Proceedings of the Aristotelian Society.'' 56, 1956, S. 167–198.</ref> [[Rule of law]],<ref>Collier, Hidalgo, Maciuceanu: ''Essentially Contested Concepts - Debates and Applications.'' In: ''Journal of Political Ideologies.'' 11 (3), 2006, S. 211–246, hier: S. 222ff.</ref> [[Neoliberalismus]],<ref>Taylor C. Boas, Jordan Gans-Morse: ''Neoliberalism - From New Liberal Philosophy to Anti-Liberal Slogan.'' In: ''Studies in Comparative International Development.'' 44 (2), 2009.</ref> [[Mittelschicht]], [[Kapitalismus]]<ref>Robert D. Johnston: ''The Radical Middle Class'', Princeton University Press, 2003, ISBN 978-0-691-09668-1, Seite 81.</ref>, [[Islam]]<ref name="wehling2016" /> oder [[Europa]]<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 71ff.</ref> interpretiert.		Als Essentially Contested Concept werden zum Beispiel [[Soziale Gerechtigkeit]], [[Kunst]], Demokratie,<ref>W. B. Gallie: ''Essentially Contested Concepts.'' In: ''Proceedings of the Aristotelian Society.'' 56, 1956, S. 167–198.</ref> [[Rule of law]],<ref>Collier, Hidalgo, Maciuceanu: ''Essentially Contested Concepts - Debates and Applications.'' In: ''Journal of Political Ideologies.'' 11 (3), 2006, S. 211–246, hier: S. 222ff.</ref> [[Neoliberalismus]],<ref>Taylor C. Boas, Jordan Gans-Morse: ''Neoliberalism - From New Liberal Philosophy to Anti-Liberal Slogan.'' In: ''Studies in Comparative International Development.'' 44 (2), 2009.</ref> [[Mittelschicht]], [[Kapitalismus]]<ref>Robert D. Johnston: ''The Radical Middle Class'', Princeton University Press, 2003, ISBN 978-0-691-09668-1, Seite 81.</ref>, [[Islam]]<ref name="wehling2016" /> oder [[Europa]]<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 71ff.</ref> interpretiert.

	== Literatur ==		== Literatur ==

2A02:2454:4F7:7C00:C969:BB50:E7D:F178: /* Sieben Kriterien */

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Sieben Kriterien

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	== Sieben Kriterien ==		== Sieben Kriterien ==
	Gallie entwickelte sieben Kriterien, anhand derer festgestellt werden kann, ob ein Begriff ein Essentially Contested Concept ist:<ref>Collier, Hidalgo, Maciuceanu: ''Essentially Contested Concepts - Debates and Applications.'' In: ''Journal of Political Ideologies.'' 11 (3), 2006, S. 211–246, hier: S. 216ff.</ref>		Gallie entwickelte sieben Kriterien, anhand derer festgestellt werden kann, ob ein Begriff ein Essentially Contested Concept ist:<ref>Collier, Hidalgo, Maciuceanu: ''Essentially Contested Concepts - Debates and Applications.'' In: ''Journal of Political Ideologies.'' 11 (3), 2006, S. 211–246, hier: S. 216ff.</ref>
	# der Begriff ~~muss~~ ~~bewertet~~ ~~sein~~ in ~~dem~~ ~~Sinne~~, ~~dass~~ er ~~etwas bezeichnet~~ oder ~~anerkennt~~ („appraisiveness“)		# der Begriff bezeichnet eine "wertgeschätzte Errungenschaft" ("valued achievement"), wie etwa "Demokratie oder "soziale Gerechtigkeit"(„appraisiveness“)
	# der Begriff muss in sich komplex sein, also mehrere ausgeprägt definitorische Komponenten haben („internal complexity“)		# der Begriff muss in sich komplex sein, also mehrere ausgeprägt definitorische Komponenten haben („internal complexity“)
	# der Begriff muss verschiedenartig beschreibbar sein, so dass unterschiedliche Gewichtungen oder Anordnungen dieser Komponenten unterschiedliche Bedeutungen ergeben („diverse describability“)		# der Begriff muss verschiedenartig beschreibbar sein, so dass unterschiedliche Gewichtungen oder Anordnungen dieser Komponenten unterschiedliche Bedeutungen ergeben („diverse describability“)

Albrecht62: es geht hier nicht um eine Übersetzung nach Dictionary, sondern um einen philosophischen Inhalt

2023-04-16T15:53:30Z

es geht hier nicht um eine Übersetzung nach Dictionary, sondern um einen philosophischen Inhalt

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	Ein '''Essentially Contested Concept''' ({{deS\|~~„wesentlich~~ umstrittener Begriff“}}) ist der [[Anglizismus]] für eine abstrakte [[Idee]] oder einen abstrakten [[Begriff]] (wie z. B. [[Demokratie]], [[Kunstwerk]] oder [[Freiheit]]), die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht.		Ein '''Essentially Contested Concept''' ({{deS\|„wesensmäßig umstrittener Begriff“}}) ist der [[Anglizismus]] für eine abstrakte [[Idee]] oder einen abstrakten [[Begriff]] (wie z. B. [[Demokratie]], [[Kunstwerk]] oder [[Freiheit]]), die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht.

	== Allgemeines ==		== Allgemeines ==

94.31.84.116: falsche Übersetzung

2023-03-26T12:06:07Z

falsche Übersetzung

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	Ein '''Essentially Contested Concept''' ({{deS\|~~„notwendig~~ umstrittener Begriff“}}) ist der [[Anglizismus]] für eine abstrakte [[Idee]] oder einen abstrakten [[Begriff]] (wie z. B. [[Demokratie]], [[Kunstwerk]] oder [[Freiheit]]), die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht.		Ein '''Essentially Contested Concept''' ({{deS\|„wesentlich umstrittener Begriff“}}) ist der [[Anglizismus]] für eine abstrakte [[Idee]] oder einen abstrakten [[Begriff]] (wie z. B. [[Demokratie]], [[Kunstwerk]] oder [[Freiheit]]), die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht.

	== Allgemeines ==		== Allgemeines ==

2A02:908:C63:EB00:BD09:1499:9C13:B796: essentially wird hier fachspezifisch mit notwendig übersetzt

2022-08-24T08:04:06Z

essentially wird hier fachspezifisch mit notwendig übersetzt

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	Ein '''Essentially Contested Concept''' ({{deS\|~~„wesensmäßig~~ umstrittener Begriff“}}) ist der [[Anglizismus]] für eine abstrakte [[Idee]] oder einen abstrakten [[Begriff]] (wie z. B. [[Demokratie]], [[Kunstwerk]] oder [[Freiheit]]), die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht.		Ein '''Essentially Contested Concept''' ({{deS\|„notwendig umstrittener Begriff“}}) ist der [[Anglizismus]] für eine abstrakte [[Idee]] oder einen abstrakten [[Begriff]] (wie z. B. [[Demokratie]], [[Kunstwerk]] oder [[Freiheit]]), die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht.

	== Allgemeines ==		== Allgemeines ==

Wowo2008: +Def.

2022-01-31T11:58:35Z

+Def.

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	Ein '''Essentially Contested Concept''' (~~englisch für~~ „wesensmäßig umstrittener Begriff“) ist eine abstrakte Idee oder ~~ein~~ Begriff wie z. B. ''Demokratie'', ''Kunstwerk'' oder ''Freiheit'', die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht. Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende Bedeutungsinhalt notwendigerweise umkämpft ist.<ref>G. Lakoff, E. Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts Sozialwissenschaften (1974)'' In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Sozialwissenschaften)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem, Köln 2016, S. 161.</ref>		Ein '''Essentially Contested Concept''' ({{deS\|„wesensmäßig umstrittener Begriff“}}) ist der [[Anglizismus]] für eine abstrakte [[Idee]] oder einen abstrakten [[Begriff]] (wie z. B. [[Demokratie]], [[Kunstwerk]] oder [[Freiheit]]), die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht.

			== Allgemeines ==
⚫	Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den ~~Sozialwissenschaftler~~ [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>
			Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende [[Begriffsinhalt]] notwendigerweise umkämpft ist.<ref>George Lakoff/Elisabeth Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann (Hrsg.): ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts Sozialwissenschaften (1974)''. In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Sozialwissenschaften)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: ''Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht''. Herbert von Halem/Köln, 2016, S. 161.</ref>

		⚫	Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den [[Sozialwissenschaft]]ler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>

	== Sieben Kriterien ==		== Sieben Kriterien ==

Dk1909: Auszeichnungsfehler korrigiert

2020-07-14T19:58:25Z

Auszeichnungsfehler korrigiert

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	Ein '''Essentially Contested Concept''' (englisch für „wesensmäßig umstrittener Begriff“) ist eine abstrakte Idee oder ein Begriff wie z. B. ''Demokratie'', ''Kunstwerk'' oder ''Freiheit'', die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht. Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende Bedeutungsinhalt notwendigerweise umkämpft ist.<ref>G. Lakoff, E. Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts Sozialwissenschaften (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Sozialwissenschaften)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem, Köln 2016, S. 161.</ref>		Ein '''Essentially Contested Concept''' (englisch für „wesensmäßig umstrittener Begriff“) ist eine abstrakte Idee oder ein Begriff wie z. B. ''Demokratie'', ''Kunstwerk'' oder ''Freiheit'', die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht. Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende Bedeutungsinhalt notwendigerweise umkämpft ist.<ref>G. Lakoff, E. Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts Sozialwissenschaften (1974)'' In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Sozialwissenschaften)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem, Köln 2016, S. 161.</ref>

	Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den Sozialwissenschaftler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>		Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den Sozialwissenschaftler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>

Sitacu: /* Einleitung */

2020-07-09T12:36:02Z

Einleitung

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	Ein '''Essentially Contested Concept''' (englisch für „wesensmäßig umstrittener Begriff“) ist eine abstrakte Idee oder ein Begriff wie z. B. ''Demokratie'', ''Kunstwerk'' oder ''Freiheit'', die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht. Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende Bedeutungsinhalt notwendigerweise umkämpft ist.<ref>G. Lakoff, E. Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested ~~conceptsSozialwissenschaften~~ (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Sozialwissenschaften)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem, Köln 2016, S. 161.</ref>		Ein '''Essentially Contested Concept''' (englisch für „wesensmäßig umstrittener Begriff“) ist eine abstrakte Idee oder ein Begriff wie z. B. ''Demokratie'', ''Kunstwerk'' oder ''Freiheit'', die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht. Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende Bedeutungsinhalt notwendigerweise umkämpft ist.<ref>G. Lakoff, E. Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts Sozialwissenschaften (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Sozialwissenschaften)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem, Köln 2016, S. 161.</ref>

	Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den Sozialwissenschaftler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>		Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den Sozialwissenschaftler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>

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	Ein '''Essentially Contested Concept''' (englisch für „wesensmäßig umstrittener Begriff“) ist eine abstrakte Idee oder ein Begriff wie z. B. ''Demokratie'', ''Kunstwerk'' oder ''Freiheit'', die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht. Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende Bedeutungsinhalt notwendigerweise umkämpft ist.<ref>G. Lakoff, E. Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested conceptsSozialwissenschaften (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (~~Kommunikationswissenschaft~~)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem, Köln 2016, S. 161.</ref>		Ein '''Essentially Contested Concept''' (englisch für „wesensmäßig umstrittener Begriff“) ist eine abstrakte Idee oder ein Begriff wie z. B. ''Demokratie'', ''Kunstwerk'' oder ''Freiheit'', die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht. Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende Bedeutungsinhalt notwendigerweise umkämpft ist.<ref>G. Lakoff, E. Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested conceptsSozialwissenschaften (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Sozialwissenschaften)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem, Köln 2016, S. 161.</ref>

	Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den Sozialwissenschaftler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>		Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den Sozialwissenschaftler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>

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	Ein '''Essentially Contested Concept''' (englisch für „wesensmäßig umstrittener Begriff“) ist eine abstrakte Idee oder ein Begriff wie z. B. ''Demokratie'', ''Kunstwerk'' oder ''Freiheit'', die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht. Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende Bedeutungsinhalt notwendigerweise umkämpft ist.<ref>G. Lakoff, E. Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested ~~concepts.''~~ (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Kommunikationswissenschaft)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem, Köln 2016, S. 161.</ref>		Ein '''Essentially Contested Concept''' (englisch für „wesensmäßig umstrittener Begriff“) ist eine abstrakte Idee oder ein Begriff wie z. B. ''Demokratie'', ''Kunstwerk'' oder ''Freiheit'', die bzw. der je nach Betrachtungswinkel sehr leicht unterschiedlich interpretiert und konkretisiert werden kann, was letztlich auf unterschiedlichen [[Wertvorstellung]]en beruht. Dies bedingt, dass der über die Kernbedeutung solcher Begriffe hinausgehende Bedeutungsinhalt notwendigerweise umkämpft ist.<ref>G. Lakoff, E. Wehling: ''Der notwendige Ideenstreit: Essentially Contested Concepts.'' In: Ludger Hoffmann: ''Sprachwissenschaft.'' 3. Auflage. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-022629-4, S. 152.</ref><ref>William E. Conolly: ''Essentially contested conceptsSozialwissenschaften (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 267.</ref> Contested Concepts lassen somit sehr viel Raum für ideologisches [[Framing (Kommunikationswissenschaft)\|Framing]] und Reframing.<ref name="wehling2016">Elisabeth Wehling: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem, Köln 2016, S. 161.</ref>

	Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den Sozialwissenschaftler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>		Das ''Essentially Contested Concept'' geht auf den Sozialwissenschaftler [[Walter Bryce Gallie]] (1956) zurück. Er zeigte, dass sich Menschen mit teilweise unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen auf gemeinsame Begriffe verständigen können. Aufgrund der unterschiedlichen Anschauungen und Wertvorstellungen werden die Begriffe aber so unterschiedlich interpretiert, dass über die Anwendbarkeit auf konkrete politisch-gesellschaftliche Phänomene oft keine Einigkeit besteht. Ebenso kann auch eine Differenz darüber bestehen, in welchem Umfang z. B. die [[Demokratietheorie\|Idee der Demokratie]] verwirklicht ist.<ref>William E. Conolly: ''Essentially contested concepts.'' (1974) In: William E. Connolly: ''Democracy, Pluralism and Political Theory.'' Routledge Chapman & Hall, 2008, ISBN 978-0-415-43123-1, S. 257.</ref> In diesen Fällen liegt ein Essentially Contested Concept dann vor, wenn eine Gruppe in einer Auseinandersetzung um die [[Deutungshoheit]] ihre Interpretation der Idee bewusst gegen die Interpretation anderer Gruppen einsetzt.<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 96.</ref>
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	== Beispiele ==		== Beispiele ==
	Als Essentially Contested Concept werden zum Beispiel [[Soziale Gerechtigkeit]], [[Kunst]], [[Demokratie]],<ref>W. B. Gallie: ''Essentially Contested Concepts.'' In: ''Proceedings of the Aristotelian Society.'' 56, 1956, S. 167–198.</ref> [[Rule of law]],<ref>Collier, Hidalgo, Maciuceanu: ''Essentially Contested Concepts - Debates and Applications.'' In: ''Journal of Political Ideologies.'' 11 (3), 2006, S. 211–246, hier: S. 222ff.</ref> [[Neoliberalismus]],<ref>Taylor C. Boas, Jordan Gans-Morse: ''Neoliberalism - From New Liberal Philosophy to Anti-Liberal Slogan.'' In: ''Studies in Comparative International Development.'' 44 (2), 2009.</ref> [[Mittelschicht]], [[Kapitalismus]]<ref>Robert D. Johnston: ''The Radical Middle Class'', Princeton University Press, 2003, ISBN 978-~~0691096681~~, Seite 81.</ref>, [[Islam]]<ref name="wehling2016"/> oder [[Europa]]<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 71ff.</ref> interpretiert.		Als Essentially Contested Concept werden zum Beispiel [[Soziale Gerechtigkeit]], [[Kunst]], [[Demokratie]],<ref>W. B. Gallie: ''Essentially Contested Concepts.'' In: ''Proceedings of the Aristotelian Society.'' 56, 1956, S. 167–198.</ref> [[Rule of law]],<ref>Collier, Hidalgo, Maciuceanu: ''Essentially Contested Concepts - Debates and Applications.'' In: ''Journal of Political Ideologies.'' 11 (3), 2006, S. 211–246, hier: S. 222ff.</ref> [[Neoliberalismus]],<ref>Taylor C. Boas, Jordan Gans-Morse: ''Neoliberalism - From New Liberal Philosophy to Anti-Liberal Slogan.'' In: ''Studies in Comparative International Development.'' 44 (2), 2009.</ref> [[Mittelschicht]], [[Kapitalismus]]<ref>Robert D. Johnston: ''The Radical Middle Class'', Princeton University Press, 2003, ISBN 978-0-691-09668-1, Seite 81.</ref>, [[Islam]]<ref name="wehling2016" /> oder [[Europa]]<ref>Jochen Walter: ''Die Türkei: ,Das Ding auf der Schwelle’ - (De-)Konstruktionen der Grenzen Europas.'' VS, 2008, ISBN 978-3-531-15931-7, S. 71ff.</ref> interpretiert.

	== Literatur ==		== Literatur ==