Australopithecus afarensis - Versionsgeschichte

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Kopf und Oberkörper

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	Aus einer Rekonstruktion der [[Schädelausguss\|Gehirnabdrücke]] auf der Innenseite der fossilen Schädelfunde DIK 1-1 und AL 333 wurde geschlossen, dass ''Australopithecus afarensis'' ein affenähnliches Gehirn besaß, dass aber das Gehirnwachstum nach der Geburt im Vergleich mit beispielsweise Schimpansen deutlich länger andauerte, so dass die Jungtiere während einer relativ langen Kindheit auf elterliche Fürsorge angewiesen waren.<ref>Philipp Gunz, Simon Neubauer, Dean Falk et al.: ''Australopithecus afarensis endocasts suggest ape-like brain organization and prolonged brain growth.'' In: ''Science Advances.'' Band 6, Nr. 14, 2020, eaaz4729, [[doi:10.1126/sciadv.aaz4729]]. <br /> [https://www.mpg.de/14624926/lucy-hatte-ein-affenaehnliches-gehirn ''Lucy hatte ein affenähnliches Gehirn.''] Auf: ''mpg.de'' vom 1. April 2020.</ref>		Aus einer Rekonstruktion der [[Schädelausguss\|Gehirnabdrücke]] auf der Innenseite der fossilen Schädelfunde DIK 1-1 und AL 333 wurde geschlossen, dass ''Australopithecus afarensis'' ein affenähnliches Gehirn besaß, dass aber das Gehirnwachstum nach der Geburt im Vergleich mit beispielsweise Schimpansen deutlich länger andauerte, so dass die Jungtiere während einer relativ langen Kindheit auf elterliche Fürsorge angewiesen waren.<ref>Philipp Gunz, Simon Neubauer, Dean Falk et al.: ''Australopithecus afarensis endocasts suggest ape-like brain organization and prolonged brain growth.'' In: ''Science Advances.'' Band 6, Nr. 14, 2020, eaaz4729, [[doi:10.1126/sciadv.aaz4729]]. <br /> [https://www.mpg.de/14624926/lucy-hatte-ein-affenaehnliches-gehirn ''Lucy hatte ein affenähnliches Gehirn.''] Auf: ''mpg.de'' vom 1. April 2020.</ref>

	Der Bau der Knochen im Bereich der Schultergelenke, des trichterförmigen Brustkorbs und der Rippen sowie der Ellenbogengelenke ist „eher panin“ (schimpansen-ähnlich) und verweist auf eine „[[Suspensorische Lokomotion\|suspensorische]]“ (an den Armen hängende) Fortbewegungsweise auf Bäumen.<ref name="Henke/Rothe1999" /> Hierauf deuten auch „die relativ langen Arme sowie die gebogenen Finger- und Zehenknochen“ hin.<ref>Donald Johanson, ''Lucy und ihre Kinder,'' S. 126.</ref> Eine Rekonstruktion der Fingerknochen ergab, dass ''Australopithecus afarensis'' einen recht kurzen Daumen besaß, der keinen ausgeprägten [[Präzisionsgriff]] zuließ; die [[Mittelhandknochen]] wurden als „intermediär“ zwischen Gorilla und Mensch interpretiert.<ref>Campbell Rolian, Adam D. Gordon: ''Reassessing manual proportions in Australopithecus afarensis.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 152, Nr. 3, 2013, S. 393–406, [[doi:10.1002/ajpa.22365]].</ref>		Der Bau der Knochen im Bereich der Schultergelenke, des trichterförmigen Brustkorbs und der Rippen sowie der Ellenbogengelenke ist „eher panin“ (schimpansen-ähnlich) und verweist auf eine „[[Suspensorische Lokomotion\|suspensorische]]“ (an den Armen hängende) Fortbewegungsweise auf Bäumen.<ref name="Henke/Rothe1999" /><ref>Hannah N. Farrell und Zeresenay Alemseged: ''Clavicular evidence for continued arboreality in Australopithecus afarensis.'' In: ''[[Journal of Human Evolution]].'' Band 205, 2025, 103714, [[doi:10.1016/j.jhevol.2025.103714]].</ref> Hierauf deuten auch „die relativ langen Arme sowie die gebogenen Finger- und Zehenknochen“ hin.<ref>Donald Johanson, ''Lucy und ihre Kinder,'' S. 126.</ref> Eine Rekonstruktion der Fingerknochen ergab, dass ''Australopithecus afarensis'' einen recht kurzen Daumen besaß, der keinen ausgeprägten [[Präzisionsgriff]] zuließ; die [[Mittelhandknochen]] wurden als „intermediär“ zwischen Gorilla und Mensch interpretiert.<ref>Campbell Rolian, Adam D. Gordon: ''Reassessing manual proportions in Australopithecus afarensis.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 152, Nr. 3, 2013, S. 393–406, [[doi:10.1002/ajpa.22365]].</ref>

	Die detaillierte Analyse des rechten [[Schulterblatt]]es von DIK 1-1 ergab ebenfalls, dass dieses Individuum noch häufig mit nach oben, über den Kopf hinweg gestreckten Armen gehangelt hat.<ref>David J. Green, Zeresenay Alemseged: ''Australopithecus afarensis Scapular Ontogeny, Function, and the Role of Climbing in Human Evolution.'' In: ''Science.'' Band 338, Nr. 6106, 2012, S. 514–517, [[doi:10.1126/science.1227123]].</ref> Die [[Wirbel (Anatomie)\|Wirbelkörper]] wurden hingegen als eher menschen-ähnlich beschrieben.<ref>Carol V. Ward et al.: ''Journal of Human Evolution.'' Band 63, Nr. 1, 2012, S. 1–51, [[doi:10.1016/j.jhevol.2011.11.012]].</ref>		Die detaillierte Analyse des rechten [[Schulterblatt]]es von DIK 1-1 ergab ebenfalls, dass dieses Individuum noch häufig mit nach oben, über den Kopf hinweg gestreckten Armen gehangelt hat.<ref>David J. Green, Zeresenay Alemseged: ''Australopithecus afarensis Scapular Ontogeny, Function, and the Role of Climbing in Human Evolution.'' In: ''Science.'' Band 338, Nr. 6106, 2012, S. 514–517, [[doi:10.1126/science.1227123]].</ref> Die [[Wirbel (Anatomie)\|Wirbelkörper]] wurden hingegen als eher menschen-ähnlich beschrieben.<ref>Carol V. Ward et al.: ''Journal of Human Evolution.'' Band 63, Nr. 1, 2012, S. 1–51, [[doi:10.1016/j.jhevol.2011.11.012]].</ref>

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Aufrechter Gang

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	Einer 2005 veröffentlichten Studie zufolge belegen die Fußspuren von Laetoli, dass sich ''Australopithecus afarensis'' mit einer Geschwindigkeit von 0,6 bis 1,3 [[Meter pro Sekunde\|m/s]] vollständig aufrecht fortbewegte. Die Berechnung wurde anhand der Abmessungen von ''Lucy'' und der Spuren mittels Modellsimulation durchgeführt.<ref>William I. Sellers: ''Stride lengths, speed and energy costs in walking of Australopithecus afarensis: using evolutionary robotics to predict locomotion of early human ancestors.'' In: ''Journal of the Royal Society Interface.'' Band 2, Nr. 5, 2005, S. 431–441, [[doi:10.1098/rsif.2005.0060]] <br />[https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/lustwandeln-bei-lucy-und-co/ ''Lustwandeln bei Lucy und Co.''] Auf: ''wissenschaft.de'' vom 20. Juli 2005.</ref> 2010 erbrachte ein biomechanisches Experiment zudem den Nachweis, dass die versteinerten Fußspuren ein Abdruckprofil konserviert haben, das weitgehend dem der modernen Menschen gleicht: Beim aufrechten Gehen ist die Abdrucktiefe von [[Zehe (Fuß)\|Zehen]] und [[Ferse]] annähernd gleich; beim Schimpansen-artigen Gehen drücken sich die Zehen tiefer in den Boden als die Ferse.<ref>David A. Raichlen et al.: ''Laetoli footprints preserve earliest direct evidence of human-like bipedal biomechanics.'' In: ''PLOS ONE.'' Band 5, Nr. 3: e9769. 2010; [[doi:10.1371/journal.pone.0009769]].<br /> [https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/vormensch-mit-durchgedruecktem-kreuz/ ''Vormensch mit durchgedrücktem Kreuz.''] Auf: ''wissenschaft.de'' vom 20. März 2010.</ref> Demnach hatte sich ein – hinsichtlich der [[Bewegungsablauf\|Bewegungsabläufe]] und der [[Energieeffizienz]] – menschenähnlicher aufrechter Gang bereits lange vor dem Entstehen der Gattung ''[[Homo]]'' entwickelt.		Einer 2005 veröffentlichten Studie zufolge belegen die Fußspuren von Laetoli, dass sich ''Australopithecus afarensis'' mit einer Geschwindigkeit von 0,6 bis 1,3 [[Meter pro Sekunde\|m/s]] vollständig aufrecht fortbewegte. Die Berechnung wurde anhand der Abmessungen von ''Lucy'' und der Spuren mittels Modellsimulation durchgeführt.<ref>William I. Sellers: ''Stride lengths, speed and energy costs in walking of Australopithecus afarensis: using evolutionary robotics to predict locomotion of early human ancestors.'' In: ''Journal of the Royal Society Interface.'' Band 2, Nr. 5, 2005, S. 431–441, [[doi:10.1098/rsif.2005.0060]] <br />[https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/lustwandeln-bei-lucy-und-co/ ''Lustwandeln bei Lucy und Co.''] Auf: ''wissenschaft.de'' vom 20. Juli 2005.</ref> 2010 erbrachte ein biomechanisches Experiment zudem den Nachweis, dass die versteinerten Fußspuren ein Abdruckprofil konserviert haben, das weitgehend dem der modernen Menschen gleicht: Beim aufrechten Gehen ist die Abdrucktiefe von [[Zehe (Fuß)\|Zehen]] und [[Ferse]] annähernd gleich; beim Schimpansen-artigen Gehen drücken sich die Zehen tiefer in den Boden als die Ferse.<ref>David A. Raichlen et al.: ''Laetoli footprints preserve earliest direct evidence of human-like bipedal biomechanics.'' In: ''PLOS ONE.'' Band 5, Nr. 3: e9769. 2010; [[doi:10.1371/journal.pone.0009769]].<br /> [https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/vormensch-mit-durchgedruecktem-kreuz/ ''Vormensch mit durchgedrücktem Kreuz.''] Auf: ''wissenschaft.de'' vom 20. März 2010.</ref> Demnach hatte sich ein – hinsichtlich der [[Bewegungsablauf\|Bewegungsabläufe]] und der [[Energieeffizienz]] – menschenähnlicher aufrechter Gang bereits lange vor dem Entstehen der Gattung ''[[Homo]]'' entwickelt.

	Eine Computersimulation erbrachte 2024 zudem Anhaltspunkte dafür, dass sich wichtige Merkmale des Körperbaus von ''Australopithecus afarensis'' speziell für eine verbesserte Ausdauer-Laufleistung entwickelt haben und nicht nur als Nebenprodukt der Selektion für ein optimiertes aufrechtes Gehen. Allerdings sei die maximale Laufgeschwindigkeit deutlich geringer als die des anatomisch modernen Menschen (''Homo sapiens'') gewesen.<ref>Karl T. Bates et al.: ''Running performance in Australopithecus afarensis.'' In: ''Current Biology.'' ~~Online-Vorabveröffentlichung~~ ~~vom~~ 18. ~~Dezember~~ ~~2024~~, [[doi:10.1016/j.cub.2024.11.025]].</ref>		Eine Computersimulation erbrachte 2024 zudem Anhaltspunkte dafür, dass sich wichtige Merkmale des Körperbaus von ''Australopithecus afarensis'' speziell für eine verbesserte Ausdauer-Laufleistung entwickelt haben und nicht nur als Nebenprodukt der Selektion für ein optimiertes aufrechtes Gehen. Allerdings sei die maximale Laufgeschwindigkeit deutlich geringer als die des anatomisch modernen Menschen (''Homo sapiens'') gewesen.<ref>Karl T. Bates et al.: ''Running performance in Australopithecus afarensis.'' In: ''Current Biology.'' Band 35, Nr. 1, 2025, S. 224–230. E4, [[doi:10.1016/j.cub.2024.11.025]].</ref>

	Im Unterschied zu DIK 1-1 und der nur knapp über einen Meter großen Lucy steht das 2010 von [[Yohannes Haile-Selassie]] wissenschaftlich beschriebene, 3,58 Millionen Jahre alte Skelett [[KSD-VP-1/1]] von der Fundstelle [[Woranso-Mille]] ([[Afar-Dreieck]], Äthiopien) für ein möglicherweise fast zwei Meter großes, ausgewachsenes Individuum. Erhalten geblieben sind unter anderem Teile des [[Schulterblatt]]s, des [[Becken (Anatomie)\|Beckens]] sowie aussagekräftige Teile der [[Röhrenknochen]] von Ober- und Unterschenkel einschließlich ihrer Endstücke im Bereich des [[Kniegelenk]]s. Auch aus diesem Fund konnte abgeleitet werden, dass die Fähigkeit zum aufrechten Gehen bei ''Australopithecus afarensis'' weit fortgeschritten („highly evolved“) war.<ref>Yohannes Haile-Selassie et al.: ''An early Australopithecus afarensis postcranium from Woranso-Mille, Ethiopia.'' In: ''PNAS.'' Band 107, Nr. 27, 2010, S. 12121–12126, [[doi:10.1073/pnas.1004527107]]. Eine Abbildung des Skeletts ist zu finden auf der Website von ''Nature'': Rex Dalton: ''Africa’s next top hominid. Ancient human relative could walk upright.'' [[doi:10.1038/news.2010.305]].</ref> Die Rekonstruktion der Körpergröße ist allerdings umstritten.<ref>Ann Gibbons: ''Lucy's 'Big Brother' Reveals New Facets of Her Species.'' In: ''Science.'' Band 328, Nr. 5986, 2010, S. 1619, [[doi:10.1126/science.328.5986.1619]].</ref>		Im Unterschied zu DIK 1-1 und der nur knapp über einen Meter großen Lucy steht das 2010 von [[Yohannes Haile-Selassie]] wissenschaftlich beschriebene, 3,58 Millionen Jahre alte Skelett [[KSD-VP-1/1]] von der Fundstelle [[Woranso-Mille]] ([[Afar-Dreieck]], Äthiopien) für ein möglicherweise fast zwei Meter großes, ausgewachsenes Individuum. Erhalten geblieben sind unter anderem Teile des [[Schulterblatt]]s, des [[Becken (Anatomie)\|Beckens]] sowie aussagekräftige Teile der [[Röhrenknochen]] von Ober- und Unterschenkel einschließlich ihrer Endstücke im Bereich des [[Kniegelenk]]s. Auch aus diesem Fund konnte abgeleitet werden, dass die Fähigkeit zum aufrechten Gehen bei ''Australopithecus afarensis'' weit fortgeschritten („highly evolved“) war.<ref>Yohannes Haile-Selassie et al.: ''An early Australopithecus afarensis postcranium from Woranso-Mille, Ethiopia.'' In: ''PNAS.'' Band 107, Nr. 27, 2010, S. 12121–12126, [[doi:10.1073/pnas.1004527107]]. Eine Abbildung des Skeletts ist zu finden auf der Website von ''Nature'': Rex Dalton: ''Africa’s next top hominid. Ancient human relative could walk upright.'' [[doi:10.1038/news.2010.305]].</ref> Die Rekonstruktion der Körpergröße ist allerdings umstritten.<ref>Ann Gibbons: ''Lucy's 'Big Brother' Reveals New Facets of Her Species.'' In: ''Science.'' Band 328, Nr. 5986, 2010, S. 1619, [[doi:10.1126/science.328.5986.1619]].</ref>

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Aufrechter Gang: erg.

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	Einer 2005 veröffentlichten Studie zufolge belegen die Fußspuren von Laetoli, dass sich ''Australopithecus afarensis'' mit einer Geschwindigkeit von 0,6 bis 1,3 [[Meter pro Sekunde\|m/s]] vollständig aufrecht fortbewegte. Die Berechnung wurde anhand der Abmessungen von ''Lucy'' und der Spuren mittels Modellsimulation durchgeführt.<ref>William I. Sellers: ''Stride lengths, speed and energy costs in walking of Australopithecus afarensis: using evolutionary robotics to predict locomotion of early human ancestors.'' In: ''Journal of the Royal Society Interface.'' Band 2, Nr. 5, 2005, S. 431–441, [[doi:10.1098/rsif.2005.0060]] <br />[https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/lustwandeln-bei-lucy-und-co/ ''Lustwandeln bei Lucy und Co.''] Auf: ''wissenschaft.de'' vom 20. Juli 2005.</ref> 2010 erbrachte ein biomechanisches Experiment zudem den Nachweis, dass die versteinerten Fußspuren ein Abdruckprofil konserviert haben, das weitgehend dem der modernen Menschen gleicht: Beim aufrechten Gehen ist die Abdrucktiefe von [[Zehe (Fuß)\|Zehen]] und [[Ferse]] annähernd gleich; beim Schimpansen-artigen Gehen drücken sich die Zehen tiefer in den Boden als die Ferse.<ref>David A. Raichlen et al.: ''Laetoli footprints preserve earliest direct evidence of human-like bipedal biomechanics.'' In: ''PLOS ONE.'' Band 5, Nr. 3: e9769. 2010; [[doi:10.1371/journal.pone.0009769]].<br /> [https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/vormensch-mit-durchgedruecktem-kreuz/ ''Vormensch mit durchgedrücktem Kreuz.''] Auf: ''wissenschaft.de'' vom 20. März 2010.</ref> Demnach hatte sich ein – hinsichtlich der [[Bewegungsablauf\|Bewegungsabläufe]] und der [[Energieeffizienz]] – menschenähnlicher aufrechter Gang bereits lange vor dem Entstehen der Gattung ''[[Homo]]'' entwickelt.		Einer 2005 veröffentlichten Studie zufolge belegen die Fußspuren von Laetoli, dass sich ''Australopithecus afarensis'' mit einer Geschwindigkeit von 0,6 bis 1,3 [[Meter pro Sekunde\|m/s]] vollständig aufrecht fortbewegte. Die Berechnung wurde anhand der Abmessungen von ''Lucy'' und der Spuren mittels Modellsimulation durchgeführt.<ref>William I. Sellers: ''Stride lengths, speed and energy costs in walking of Australopithecus afarensis: using evolutionary robotics to predict locomotion of early human ancestors.'' In: ''Journal of the Royal Society Interface.'' Band 2, Nr. 5, 2005, S. 431–441, [[doi:10.1098/rsif.2005.0060]] <br />[https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/lustwandeln-bei-lucy-und-co/ ''Lustwandeln bei Lucy und Co.''] Auf: ''wissenschaft.de'' vom 20. Juli 2005.</ref> 2010 erbrachte ein biomechanisches Experiment zudem den Nachweis, dass die versteinerten Fußspuren ein Abdruckprofil konserviert haben, das weitgehend dem der modernen Menschen gleicht: Beim aufrechten Gehen ist die Abdrucktiefe von [[Zehe (Fuß)\|Zehen]] und [[Ferse]] annähernd gleich; beim Schimpansen-artigen Gehen drücken sich die Zehen tiefer in den Boden als die Ferse.<ref>David A. Raichlen et al.: ''Laetoli footprints preserve earliest direct evidence of human-like bipedal biomechanics.'' In: ''PLOS ONE.'' Band 5, Nr. 3: e9769. 2010; [[doi:10.1371/journal.pone.0009769]].<br /> [https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/vormensch-mit-durchgedruecktem-kreuz/ ''Vormensch mit durchgedrücktem Kreuz.''] Auf: ''wissenschaft.de'' vom 20. März 2010.</ref> Demnach hatte sich ein – hinsichtlich der [[Bewegungsablauf\|Bewegungsabläufe]] und der [[Energieeffizienz]] – menschenähnlicher aufrechter Gang bereits lange vor dem Entstehen der Gattung ''[[Homo]]'' entwickelt.

			Eine Computersimulation erbrachte 2024 zudem Anhaltspunkte dafür, dass sich wichtige Merkmale des Körperbaus von ''Australopithecus afarensis'' speziell für eine verbesserte Ausdauer-Laufleistung entwickelt haben und nicht nur als Nebenprodukt der Selektion für ein optimiertes aufrechtes Gehen. Allerdings sei die maximale Laufgeschwindigkeit deutlich geringer als die des anatomisch modernen Menschen (''Homo sapiens'') gewesen.<ref>Karl T. Bates et al.: ''Running performance in Australopithecus afarensis.'' In: ''Current Biology.'' Online-Vorabveröffentlichung vom 18. Dezember 2024, [[doi:10.1016/j.cub.2024.11.025]].</ref>

	Im Unterschied zu DIK 1-1 und der nur knapp über einen Meter großen Lucy steht das 2010 von [[Yohannes Haile-Selassie]] wissenschaftlich beschriebene, 3,58 Millionen Jahre alte Skelett [[KSD-VP-1/1]] von der Fundstelle [[Woranso-Mille]] ([[Afar-Dreieck]], Äthiopien) für ein möglicherweise fast zwei Meter großes, ausgewachsenes Individuum. Erhalten geblieben sind unter anderem Teile des [[Schulterblatt]]s, des [[Becken (Anatomie)\|Beckens]] sowie aussagekräftige Teile der [[Röhrenknochen]] von Ober- und Unterschenkel einschließlich ihrer Endstücke im Bereich des [[Kniegelenk]]s. Auch aus diesem Fund konnte abgeleitet werden, dass die Fähigkeit zum aufrechten Gehen bei ''Australopithecus afarensis'' weit fortgeschritten („highly evolved“) war.<ref>Yohannes Haile-Selassie et al.: ''An early Australopithecus afarensis postcranium from Woranso-Mille, Ethiopia.'' In: ''PNAS.'' Band 107, Nr. 27, 2010, S. 12121–12126, [[doi:10.1073/pnas.1004527107]]. Eine Abbildung des Skeletts ist zu finden auf der Website von ''Nature'': Rex Dalton: ''Africa’s next top hominid. Ancient human relative could walk upright.'' [[doi:10.1038/news.2010.305]].</ref> Die Rekonstruktion der Körpergröße ist allerdings umstritten.<ref>Ann Gibbons: ''Lucy's 'Big Brother' Reveals New Facets of Her Species.'' In: ''Science.'' Band 328, Nr. 5986, 2010, S. 1619, [[doi:10.1126/science.328.5986.1619]].</ref>		Im Unterschied zu DIK 1-1 und der nur knapp über einen Meter großen Lucy steht das 2010 von [[Yohannes Haile-Selassie]] wissenschaftlich beschriebene, 3,58 Millionen Jahre alte Skelett [[KSD-VP-1/1]] von der Fundstelle [[Woranso-Mille]] ([[Afar-Dreieck]], Äthiopien) für ein möglicherweise fast zwei Meter großes, ausgewachsenes Individuum. Erhalten geblieben sind unter anderem Teile des [[Schulterblatt]]s, des [[Becken (Anatomie)\|Beckens]] sowie aussagekräftige Teile der [[Röhrenknochen]] von Ober- und Unterschenkel einschließlich ihrer Endstücke im Bereich des [[Kniegelenk]]s. Auch aus diesem Fund konnte abgeleitet werden, dass die Fähigkeit zum aufrechten Gehen bei ''Australopithecus afarensis'' weit fortgeschritten („highly evolved“) war.<ref>Yohannes Haile-Selassie et al.: ''An early Australopithecus afarensis postcranium from Woranso-Mille, Ethiopia.'' In: ''PNAS.'' Band 107, Nr. 27, 2010, S. 12121–12126, [[doi:10.1073/pnas.1004527107]]. Eine Abbildung des Skeletts ist zu finden auf der Website von ''Nature'': Rex Dalton: ''Africa’s next top hominid. Ancient human relative could walk upright.'' [[doi:10.1038/news.2010.305]].</ref> Die Rekonstruktion der Körpergröße ist allerdings umstritten.<ref>Ann Gibbons: ''Lucy's 'Big Brother' Reveals New Facets of Her Species.'' In: ''Science.'' Band 328, Nr. 5986, 2010, S. 1619, [[doi:10.1126/science.328.5986.1619]].</ref>

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	* Donald Johanson, Tim D. White: ''A systematic assessment of early African hominids.'' In: ''[[Science]].'' Band 203, Nr. 4378, 1979, S. 321–330, [[doi:10.1126/science.104384]].		* Donald Johanson, Tim D. White: ''A systematic assessment of early African hominids.'' In: ''[[Science]].'' Band 203, Nr. 4378, 1979, S. 321–330, [[doi:10.1126/science.104384]].
	* Jack T. Stern Jr. und Randall L. Susman: ''The locomotor anatomy of Australopithecus afarensis.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 60, Nr. 3, 1983, S. 279–317, [[doi:10.1002/ajpa.1330600302]].		* Jack T. Stern Jr. und Randall L. Susman: ''The locomotor anatomy of Australopithecus afarensis.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 60, Nr. 3, 1983, S. 279–317, [[doi:10.1002/ajpa.1330600302]].
	* Randall L. Susman, Jack T. Stern Jr. und [[William L. Jungers]]: ''Arboreality and Bipedality in the Hadar Hominids.'' In: ''Folia Primatologica.'' Band 43, Nr. 2–3), 1984, S. 113–156, [[doi:10.1159/000156176]].		* Randall L. Susman, Jack T. Stern Jr. und [[William L. Jungers]]: ''Arboreality and Bipedality in the Hadar Hominids.'' In: ''Folia Primatologica.'' Band 43, Nr. 2–3, 1984, S. 113–156, [[doi:10.1159/000156176]].
	* [[C. Owen Lovejoy]]: ''Evolution of Human Walking.'' In: ''Scientific American.'' Band 259, Nr. 5, 1988, S. 118–125, {{Webarchiv \|url=http://users.clas.ufl.edu/krigbaum/proseminar/Lovejoy_1988_SA.pdf \|text=Volltext (PDF) \|wayback=20180619235157}}.		* [[C. Owen Lovejoy]]: ''Evolution of Human Walking.'' In: ''Scientific American.'' Band 259, Nr. 5, 1988, S. 118–125, {{Webarchiv \|url=http://users.clas.ufl.edu/krigbaum/proseminar/Lovejoy_1988_SA.pdf \|text=Volltext (PDF) \|wayback=20180619235157}}.

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	* Donald Johanson, Tim D. White: ''A systematic assessment of early African hominids.'' In: ''[[Science]].'' Band 203, Nr. 4378, 1979, S. 321–330, [[doi:10.1126/science.104384]].		* Donald Johanson, Tim D. White: ''A systematic assessment of early African hominids.'' In: ''[[Science]].'' Band 203, Nr. 4378, 1979, S. 321–330, [[doi:10.1126/science.104384]].
	* Jack T. Stern Jr. und Randall L. Susman: ''The locomotor anatomy of Australopithecus afarensis.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 60, Nr. 3, 1983, S. 279–317, [[doi:10.1002/ajpa.1330600302]].		* Jack T. Stern Jr. und Randall L. Susman: ''The locomotor anatomy of Australopithecus afarensis.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 60, Nr. 3, 1983, S. 279–317, [[doi:10.1002/ajpa.1330600302]].
			* Randall L. Susman, Jack T. Stern Jr. und [[William L. Jungers]]: ''Arboreality and Bipedality in the Hadar Hominids.'' In: ''Folia Primatologica.'' Band 43, Nr. 2–3), 1984, S. 113–156, [[doi:10.1159/000156176]].
	* [[C. Owen Lovejoy]]: ''Evolution of Human Walking.'' In: ''Scientific American.'' Band 259, Nr. 5, 1988, S. 118–125, {{Webarchiv \|url=http://users.clas.ufl.edu/krigbaum/proseminar/Lovejoy_1988_SA.pdf \|text=Volltext (PDF) \|wayback=20180619235157}}.		* [[C. Owen Lovejoy]]: ''Evolution of Human Walking.'' In: ''Scientific American.'' Band 259, Nr. 5, 1988, S. 118–125, {{Webarchiv \|url=http://users.clas.ufl.edu/krigbaum/proseminar/Lovejoy_1988_SA.pdf \|text=Volltext (PDF) \|wayback=20180619235157}}.

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	=== Aufrechter Gang ===		=== Aufrechter Gang ===
	[[Datei:Musée national d'Ethiopie-Au. afarensis-Lucy-Pelvis.jpg\|mini\|Rekonstruktion des [[Becken (Anatomie)\|Beckens]] von Lucy]]		[[Datei:Musée national d'Ethiopie-Au. afarensis-Lucy-Pelvis.jpg\|mini\|Rekonstruktion des [[Becken (Anatomie)\|Beckens]] von Lucy]]
	Das [[Becken (Anatomie)\|Becken]] von ''Australopithecus afarensis'' weist „die stärksten morphologischen Umgestaltungen im Zusammenhang mit der Aufrichtung und der [[Bipedie\|bipeden]] Fortbewegungsweise auf.“<ref name="Henke/Rothe1999" /> Zur gezielten Suche nach Indizien für den aufrechten Gang hatten anfangs vor allem die beiden ersten in Hadar entdeckten homininen Fossilien [[AL 129-1\|AL 129-1a und AL 129-1b]] beigetragen: ein [[Kniegelenk]], bestehend aus den einander ~~Zugehörigen~~ Fragmenten eines [[Oberschenkelknochen]]s und eines [[Schienbein]]s.<ref>Donald C. Johanson, C. Owen Lovejoy, Albert H. Burstein und Kingsbury G. Heiple: ''Functional implications of the Afar knee joint.'' In: ''American Journal of Physical Anthropologie.'' Band 44, Nr. 1, 1976, S. 188 (= [[American Association of Physical Anthropologists]] / Abstract of a paper to be presented at the forty-fifth annual meeting).</ref> Aus diesen 1973 geborgenen Fragmenten konnte zweifelsfrei abgeleitet werden, dass ihr Besitzer aufrecht gegangen war; es waren damals die ältesten Belege für den aufrechten Gang der Hominini.<ref>Donald Johanson, ''Lucy und ihre Kinder'', S. 140.</ref>		Das [[Becken (Anatomie)\|Becken]] von ''Australopithecus afarensis'' weist „die stärksten morphologischen Umgestaltungen im Zusammenhang mit der Aufrichtung und der [[Bipedie\|bipeden]] Fortbewegungsweise auf.“<ref name="Henke/Rothe1999" /> Zur gezielten Suche nach Indizien für den aufrechten Gang hatten anfangs vor allem die beiden ersten in Hadar entdeckten homininen Fossilien [[AL 129-1\|AL 129-1a und AL 129-1b]] beigetragen: ein [[Kniegelenk]], bestehend aus den einander zugehörigen Fragmenten eines [[Oberschenkelknochen]]s und eines [[Schienbein]]s.<ref>Donald C. Johanson, C. Owen Lovejoy, Albert H. Burstein und Kingsbury G. Heiple: ''Functional implications of the Afar knee joint.'' In: ''American Journal of Physical Anthropologie.'' Band 44, Nr. 1, 1976, S. 188 (= [[American Association of Physical Anthropologists]] / Abstract of a paper to be presented at the forty-fifth annual meeting).</ref> Aus diesen 1973 geborgenen Fragmenten konnte zweifelsfrei abgeleitet werden, dass ihr Besitzer aufrecht gegangen war; es waren damals die ältesten Belege für den aufrechten Gang der Hominini.<ref>Donald Johanson, ''Lucy und ihre Kinder'', S. 140.</ref>

	Der aufrechte Gang von ''Australopithecus afarensis'' ist ferner durch [[Palichnologie#Fossile Vormenschen- und Menschenfährten\|fossile Fußspuren]] belegt, die ein Mitarbeiter von [[Mary Leakey]] in der zu Gestein gewordenen [[Vulkanische Asche\|vulkanischen Asche]] von [[Laetoli]] in [[Tansania]] fand. Kurze Zeit nach dem Ausbruch des Vulkans [[Sadiman]] vor 3,6 Millionen Jahren gingen mehrere Individuen von ''Australopithecus afarensis'' über die feuchte Asche, die kurz darauf aushärtete und ihre [[Fährte]]n konservierte. Die Plausibilität der Zuschreibung dieser Fußspuren zu ''Australopithecus afarensis'' wurde im Rahmen des ''Dikika Research Projects'' durch den äthiopischen Paläoanthropologen [[Zeresenay Alemseged]] bestätigt, der das Fossil DIK 1-1 untersuchte und ihm ebenfalls die Fähigkeit zum aufrechten Gehen zuschrieb.		Der aufrechte Gang von ''Australopithecus afarensis'' ist ferner durch [[Palichnologie#Fossile Vormenschen- und Menschenfährten\|fossile Fußspuren]] belegt, die ein Mitarbeiter von [[Mary Leakey]] in der zu Gestein gewordenen [[Vulkanische Asche\|vulkanischen Asche]] von [[Laetoli]] in [[Tansania]] fand. Kurze Zeit nach dem Ausbruch des Vulkans [[Sadiman]] vor 3,6 Millionen Jahren gingen mehrere Individuen von ''Australopithecus afarensis'' über die feuchte Asche, die kurz darauf aushärtete und ihre [[Fährte]]n konservierte. Die Plausibilität der Zuschreibung dieser Fußspuren zu ''Australopithecus afarensis'' wurde im Rahmen des ''Dikika Research Projects'' durch den äthiopischen Paläoanthropologen [[Zeresenay Alemseged]] bestätigt, der das Fossil DIK 1-1 untersuchte und ihm ebenfalls die Fähigkeit zum aufrechten Gehen zuschrieb.

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Aufrechter Gang

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	=== Aufrechter Gang ===		=== Aufrechter Gang ===
	[[Datei:Musée national d'Ethiopie-Au. afarensis-Lucy-Pelvis.jpg\|mini\|Rekonstruktion des [[Becken (Anatomie)\|Beckens]] von Lucy]]		[[Datei:Musée national d'Ethiopie-Au. afarensis-Lucy-Pelvis.jpg\|mini\|Rekonstruktion des [[Becken (Anatomie)\|Beckens]] von Lucy]]
	Das [[Becken (Anatomie)\|Becken]] von ''Australopithecus afarensis'' weist „die stärksten morphologischen Umgestaltungen im Zusammenhang mit der Aufrichtung und der [[Bipedie\|bipeden]] Fortbewegungsweise auf.“<ref name="Henke/Rothe1999" /> Zur gezielten Suche nach Indizien für den aufrechten Gang hatten anfangs vor allem die beiden ersten in Hadar entdeckten homininen Fossilien [[AL 129-1\|AL 129-1a und AL 129-1b]] beigetragen: ein [[Kniegelenk]], bestehend aus den einander ~~zugehörigen~~ Fragmenten eines [[Oberschenkelknochen]]s und eines [[Schienbein]]s.<ref>Donald C. Johanson, C. Owen Lovejoy, Albert H. Burstein und Kingsbury G. Heiple: ''Functional implications of the Afar knee joint.'' In: ''American Journal of Physical Anthropologie.'' Band 44, Nr. 1, 1976, S. 188 (= [[American Association of Physical Anthropologists]] / Abstract of a paper to be presented at the forty-fifth annual meeting).</ref> Aus diesen 1973 geborgenen Fragmenten konnte zweifelsfrei abgeleitet werden, dass ihr Besitzer aufrecht gegangen war; es waren damals die ältesten Belege für den aufrechten Gang der Hominini.<ref>Donald Johanson, ''Lucy und ihre Kinder'', S. 140.</ref>		Das [[Becken (Anatomie)\|Becken]] von ''Australopithecus afarensis'' weist „die stärksten morphologischen Umgestaltungen im Zusammenhang mit der Aufrichtung und der [[Bipedie\|bipeden]] Fortbewegungsweise auf.“<ref name="Henke/Rothe1999" /> Zur gezielten Suche nach Indizien für den aufrechten Gang hatten anfangs vor allem die beiden ersten in Hadar entdeckten homininen Fossilien [[AL 129-1\|AL 129-1a und AL 129-1b]] beigetragen: ein [[Kniegelenk]], bestehend aus den einander Zugehörigen Fragmenten eines [[Oberschenkelknochen]]s und eines [[Schienbein]]s.<ref>Donald C. Johanson, C. Owen Lovejoy, Albert H. Burstein und Kingsbury G. Heiple: ''Functional implications of the Afar knee joint.'' In: ''American Journal of Physical Anthropologie.'' Band 44, Nr. 1, 1976, S. 188 (= [[American Association of Physical Anthropologists]] / Abstract of a paper to be presented at the forty-fifth annual meeting).</ref> Aus diesen 1973 geborgenen Fragmenten konnte zweifelsfrei abgeleitet werden, dass ihr Besitzer aufrecht gegangen war; es waren damals die ältesten Belege für den aufrechten Gang der Hominini.<ref>Donald Johanson, ''Lucy und ihre Kinder'', S. 140.</ref>

	Der aufrechte Gang von ''Australopithecus afarensis'' ist ferner durch [[Palichnologie#Fossile Vormenschen- und Menschenfährten\|fossile Fußspuren]] belegt, die ein Mitarbeiter von [[Mary Leakey]] in der zu Gestein gewordenen [[Vulkanische Asche\|vulkanischen Asche]] von [[Laetoli]] in [[Tansania]] fand. Kurze Zeit nach dem Ausbruch des Vulkans [[Sadiman]] vor 3,6 Millionen Jahren gingen mehrere Individuen von ''Australopithecus afarensis'' über die feuchte Asche, die kurz darauf aushärtete und ihre [[Fährte]]n konservierte. Die Plausibilität der Zuschreibung dieser Fußspuren zu ''Australopithecus afarensis'' wurde im Rahmen des ''Dikika Research Projects'' durch den äthiopischen Paläoanthropologen [[Zeresenay Alemseged]] bestätigt, der das Fossil DIK 1-1 untersuchte und ihm ebenfalls die Fähigkeit zum aufrechten Gehen zuschrieb.		Der aufrechte Gang von ''Australopithecus afarensis'' ist ferner durch [[Palichnologie#Fossile Vormenschen- und Menschenfährten\|fossile Fußspuren]] belegt, die ein Mitarbeiter von [[Mary Leakey]] in der zu Gestein gewordenen [[Vulkanische Asche\|vulkanischen Asche]] von [[Laetoli]] in [[Tansania]] fand. Kurze Zeit nach dem Ausbruch des Vulkans [[Sadiman]] vor 3,6 Millionen Jahren gingen mehrere Individuen von ''Australopithecus afarensis'' über die feuchte Asche, die kurz darauf aushärtete und ihre [[Fährte]]n konservierte. Die Plausibilität der Zuschreibung dieser Fußspuren zu ''Australopithecus afarensis'' wurde im Rahmen des ''Dikika Research Projects'' durch den äthiopischen Paläoanthropologen [[Zeresenay Alemseged]] bestätigt, der das Fossil DIK 1-1 untersuchte und ihm ebenfalls die Fähigkeit zum aufrechten Gehen zuschrieb.

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	Aus einer Rekonstruktion der [[Schädelausguss\|Gehirnabdrücke]] auf der Innenseite der fossilen Schädelfunde DIK 1-1 und AL 333 wurde geschlossen, dass ''Australopithecus afarensis'' ein affenähnliches Gehirn besaß, dass aber das Gehirnwachstum nach der Geburt im Vergleich mit beispielsweise Schimpansen deutlich länger andauerte, so dass die Jungtiere während einer relativ langen Kindheit auf elterliche Fürsorge angewiesen waren.<ref>Philipp Gunz, Simon Neubauer, Dean Falk et al.: ''Australopithecus afarensis endocasts suggest ape-like brain organization and prolonged brain growth.'' In: ''Science Advances.'' Band 6, Nr. 14, 2020, eaaz4729, [[doi:10.1126/sciadv.aaz4729]]. <br /> [https://www.mpg.de/14624926/lucy-hatte-ein-affenaehnliches-gehirn ''Lucy hatte ein affenähnliches Gehirn.''] Auf: ''mpg.de'' vom 1. April 2020.</ref>		Aus einer Rekonstruktion der [[Schädelausguss\|Gehirnabdrücke]] auf der Innenseite der fossilen Schädelfunde DIK 1-1 und AL 333 wurde geschlossen, dass ''Australopithecus afarensis'' ein affenähnliches Gehirn besaß, dass aber das Gehirnwachstum nach der Geburt im Vergleich mit beispielsweise Schimpansen deutlich länger andauerte, so dass die Jungtiere während einer relativ langen Kindheit auf elterliche Fürsorge angewiesen waren.<ref>Philipp Gunz, Simon Neubauer, Dean Falk et al.: ''Australopithecus afarensis endocasts suggest ape-like brain organization and prolonged brain growth.'' In: ''Science Advances.'' Band 6, Nr. 14, 2020, eaaz4729, [[doi:10.1126/sciadv.aaz4729]]. <br /> [https://www.mpg.de/14624926/lucy-hatte-ein-affenaehnliches-gehirn ''Lucy hatte ein affenähnliches Gehirn.''] Auf: ''mpg.de'' vom 1. April 2020.</ref>

	Der Bau der Knochen im Bereich der Schultergelenke, des trichterförmigen Brustkorbs und der Rippen sowie der Ellenbogengelenke ist „eher panin“ (schimpansen-ähnlich) und verweist auf eine „[[Suspensorische Lokomotion\|suspensorische]]“ (an den Armen hängende) Fortbewegungsweise auf Bäumen.<ref name="Henke/Rothe1999" /> Hierauf deuten auch „die relativ langen Arme sowie die gebogenen Finger- und Zehenknochen“ hin.<ref>Donald Johanson, ''Lucy und ihre Kinder,'' S. 126.</ref> Eine Rekonstruktion der Fingerknochen ergab, dass ''Australopithecus afarensis'' einen recht kurzen Daumen besaß, der keinen ausgeprägten [[Präzisionsgriff]] zuließ; die [[Mittelhandknochen]] wurden als „intermediär“ zwischen Gorilla und Mensch interpretiert.<ref>Campbell Rolian, Adam D. Gordon: ''Reassessing manual proportions in Australopithecus afarensis.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 152, Nr. 3, 2013, S. 393–406, [[doi:10.1002/ajpa.22365]].</ref>		Der Bau der Knochen im Bereich der Schultergelenke, des trichterförmigen Brustkorbs und der Rippen sowie der Ellenbogengelenke ist „eher panin“ (schimpansen-ähnlich) und verweist auf eine „[[Suspensorische Lokomotion\|suspensorische]]“ (an den Armen hängende) Fortbewegungsweise auf Bäumen.<ref name="Henke/Rothe1999" /><ref>Hannah N. Farrell und Zeresenay Alemseged: ''Clavicular evidence for continued arboreality in Australopithecus afarensis.'' In: ''[[Journal of Human Evolution]].'' Band 205, 2025, 103714, [[doi:10.1016/j.jhevol.2025.103714]].</ref> Hierauf deuten auch „die relativ langen Arme sowie die gebogenen Finger- und Zehenknochen“ hin.<ref>Donald Johanson, ''Lucy und ihre Kinder,'' S. 126.</ref> Eine Rekonstruktion der Fingerknochen ergab, dass ''Australopithecus afarensis'' einen recht kurzen Daumen besaß, der keinen ausgeprägten [[Präzisionsgriff]] zuließ; die [[Mittelhandknochen]] wurden als „intermediär“ zwischen Gorilla und Mensch interpretiert.<ref>Campbell Rolian, Adam D. Gordon: ''Reassessing manual proportions in Australopithecus afarensis.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 152, Nr. 3, 2013, S. 393–406, [[doi:10.1002/ajpa.22365]].</ref>

	Die detaillierte Analyse des rechten [[Schulterblatt]]es von DIK 1-1 ergab ebenfalls, dass dieses Individuum noch häufig mit nach oben, über den Kopf hinweg gestreckten Armen gehangelt hat.<ref>David J. Green, Zeresenay Alemseged: ''Australopithecus afarensis Scapular Ontogeny, Function, and the Role of Climbing in Human Evolution.'' In: ''Science.'' Band 338, Nr. 6106, 2012, S. 514–517, [[doi:10.1126/science.1227123]].</ref> Die [[Wirbel (Anatomie)\|Wirbelkörper]] wurden hingegen als eher menschen-ähnlich beschrieben.<ref>Carol V. Ward et al.: ''Journal of Human Evolution.'' Band 63, Nr. 1, 2012, S. 1–51, [[doi:10.1016/j.jhevol.2011.11.012]].</ref>		Die detaillierte Analyse des rechten [[Schulterblatt]]es von DIK 1-1 ergab ebenfalls, dass dieses Individuum noch häufig mit nach oben, über den Kopf hinweg gestreckten Armen gehangelt hat.<ref>David J. Green, Zeresenay Alemseged: ''Australopithecus afarensis Scapular Ontogeny, Function, and the Role of Climbing in Human Evolution.'' In: ''Science.'' Band 338, Nr. 6106, 2012, S. 514–517, [[doi:10.1126/science.1227123]].</ref> Die [[Wirbel (Anatomie)\|Wirbelkörper]] wurden hingegen als eher menschen-ähnlich beschrieben.<ref>Carol V. Ward et al.: ''Journal of Human Evolution.'' Band 63, Nr. 1, 2012, S. 1–51, [[doi:10.1016/j.jhevol.2011.11.012]].</ref>