https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=XxedcxxWikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-06-12T07:59:58ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.45.0-wmf.4https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Angriff_auf_Fatimas_Haus&diff=255032649Angriff auf Fatimas Haus2025-04-10T21:26:07Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>Als '''Angriff auf Fatimas Haus''' wird eine angebliche gewaltsame Konfrontation bezeichnet, die im Haus von [[Fātima bint Muhammad|Fatima]], der Tochter des [[Propheten des Islam|islamischen Propheten]] [[Mohammed|Muhammad]], kurz nach dessen Tod im Jahr 632 n. Chr. stattgefunden habe.<br />
<br />
Dieser angebliche Angriff auf Fatimas Haus findet sich in [[Zwölfer-Schiiten|zwölfer-schiitischen]] Hadithbüchern, jedoch nicht in [[Sunniten|sunnitischen]] Hadithbüchern. In einer zwölfer-schiitischen Überlieferung soll sich Fatima bei dieser Konfrontationen Verletzungen zugezogen haben, die sowohl zur Fehlgeburt ihres Sohnes [[Muhsin ibn Ali]] sowie kurz danach zu ihrem eigenen Tod geführt haben.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Manouchehri, F. H., Lameer, T. b. J., Khodaverdian, S., Khaleeli, T. b. A., Bulookbashi, A. A., Alizadeh, M., & Kazemi, T. b. F. (2018): ''Fāṭima'', in W. Madelung und F. Daftary (Hg.): Encyclopaedia Islamica Online.<br />
<br />
[[Kategorie:Familie Mohammeds]]<br />
[[Kategorie:Religiöser Konflikt]]<br />
[[Kategorie:632]]<br />
[[Kategorie:Schiiten]]<br />
[[Kategorie:Sunniten]]<br />
[[Kategorie:Sage]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Angriff_auf_Fatimas_Haus&diff=255032465Angriff auf Fatimas Haus2025-04-10T21:16:28Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>Als '''Angriff auf Fatimas Haus''' wird eine angebliche gewaltsame Konfrontation bezeichnet, die im Haus von [[Fātima bint Muhammad|Fatima]], der Tochter des [[Propheten des Islam|islamischen Propheten]] [[Mohammed|Muhammad]], kurz nach dessen Tod im Jahr 632 n. Chr. stattgefunden habe.<br />
<br />
Laut einigen [[Zwölfer-Schiiten|zwölfer-schiitischen]] Überlieferungen sei eine martialische Gruppe, angeführt vom prominenten ''[[Sahaba|Sahabi]]'' [[ʿUmar ibn al-Chattāb|ʿUmar]], zu Fatimas Haus gegangen, um ihren Ehemann [[ʿAlī ibn Abī Tālib|Ali]] und seine Unterstützer zu treffen und um deren Treue zum neu gewählten [[Kalifat|Kalifen]] [[Abū Bakr|Abu Bakr]] zu gewinnen.<br />
<br />
Dieser angebliche Angriff auf Fatimas Haus findet sich in zwölfer-schiitischen Hadithbüchern, jedoch nicht in [[Sunniten|sunnitischen]] Hadithbüchern. In einer zwölfer-schiitischen Überlieferung soll sich Fatima bei dieser Konfrontationen Verletzungen zugezogen haben, die sowohl zur Fehlgeburt ihres Sohnes [[Muhsin ibn Ali]] sowie kurz danach zu ihrem eigenen Tod geführt haben.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Manouchehri, F. H., Lameer, T. b. J., Khodaverdian, S., Khaleeli, T. b. A., Bulookbashi, A. A., Alizadeh, M., & Kazemi, T. b. F. (2018): ''Fāṭima'', in W. Madelung und F. Daftary (Hg.): Encyclopaedia Islamica Online.<br />
<br />
[[Kategorie:Familie Mohammeds]]<br />
[[Kategorie:Religiöser Konflikt]]<br />
[[Kategorie:632]]<br />
[[Kategorie:Schiiten]]<br />
[[Kategorie:Sunniten]]<br />
[[Kategorie:Sage]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Angriff_auf_Fatimas_Haus&diff=255031459Angriff auf Fatimas Haus2025-04-10T20:11:51Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>Als '''Angriff auf Fatimas Haus''' wird eine angebliche Konfrontation bezeichnet, die im Haus von [[Fātima bint Muhammad|Fatima]], der Tochter des [[Propheten des Islam|islamischen Propheten]] [[Mohammed|Muhammad]], kurz nach dessen Tod im Jahr 632 n. Chr. stattgefunden habe.<br />
<br />
Laut den [[Zwölfer-Schiiten|zwölfer-schiitischen]] Überlieferungen sei eine Gruppe, angeführt vom prominenten ''[[Sahaba|Sahabi]]'' [[ʿUmar ibn al-Chattāb|ʿUmar]], zu Fatimas Haus gegangen, um ihren Ehemann [[ʿAlī ibn Abī Tālib|Ali]] und seine Unterstützer zu treffen und um deren Treue zum neu gewählten [[Kalifat|Kalifen]] [[Abū Bakr|Abu Bakr]] zu gewinnen.<br />
<br />
Dieser angebliche Vorfall findet sich in zwölfer-schiitischen Hadithbüchern, jedoch nicht in [[Sunniten|sunnitischen]] Hadithbüchern. In einer zwölfer-schiitischen Überlieferung soll sich Fatima bei dieser Konfrontationen Verletzungen zugezogen haben, die sowohl zur Fehlgeburt ihres Sohnes [[Muhsin ibn Ali]] sowie kurz danach zu ihrem eigenen Tod geführt haben.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Manouchehri, F. H., Lameer, T. b. J., Khodaverdian, S., Khaleeli, T. b. A., Bulookbashi, A. A., Alizadeh, M., & Kazemi, T. b. F. (2018): ''Fāṭima'', in W. Madelung und F. Daftary (Hg.): Encyclopaedia Islamica Online.<br />
<br />
[[Kategorie:Familie Mohammeds]]<br />
[[Kategorie:Religiöser Konflikt]]<br />
[[Kategorie:632]]<br />
[[Kategorie:Schiiten]]<br />
[[Kategorie:Sunniten]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Denizli_(Provinz)&diff=253994866Denizli (Provinz)2025-03-08T05:36:28Z<p>Xxedcxx: /* Bevölkerung */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Provinz in der Türkei<br />
|Name= Denizli<br />
|Nummer= 20<br />
|Bild=<br />
|Landkreise= Denizli districts.png<br />
|Breitengrad= 37/44/36<br />
|Längengrad = 29/17/29<br />
|Höhe= 428<br />
|Hauptstadt= Denizli<br />
|Region= Ägäisregion<br />
|Fläche= 12.134<br />
|Einwohner= 1040915<br />
|EinwohnerStand= 2020<br />
|EinwohnerQuelle= [https://www.nufusu.com/il/denizli-nufusu Nufusu.com: Denizli Nüfusu İl ve İlçelere Göre Nüfus Bilgileri], abgerufen am 2. April 2021<br />
|Dichte= 85,8 Einwohner/km²<br />
|Gouverneur= Ali Fuat Atik<br />
|GouverneurQuelle= [http://www.denizli.gov.tr/yoneticilerimiz Gouverneursporträt auf der Website der Provinz Denizli]<br />
|Sitze= 8<br />
|PLZ= 20 000<br />
|Vorwahl= 0258<br />
|Website= www.denizli.gov.tr<br />
|Sprache= Türkisch<br />
}}<br />
<br />
'''Denizli''' ist eine [[Liste der Provinzen der Türkei|türkische Provinz]] im westlichen [[Kleinasien]] mit 12.134&nbsp;km² Fläche und einer Bevölkerung von 1.040.915 Einwohnern (Stand 2020). Die Einwohnerzahl und das Gebiet der Stadt [[Denizli]] ist mit dem der Provinz Denizli identisch.<br />
<br />
Die [[Kfz-Kennzeichen (Türkei)|Kfz-Kennzeichen]] der Provinz und der Stadt beginnen mit der Nummer 20.<br />
<br />
== Geographie ==<br />
Die Provinz wird im Norden von [[Manisa (Provinz)|Manisa]] und [[Uşak (Provinz)|Uşak]], im Osten von [[Afyonkarahisar (Provinz)|Afyonkarahisar]] und [[Burdur (Provinz)|Burdur]], im Süden von [[Muğla (Provinz)|Muğla]] und im Westen von [[Aydın (Provinz)|Aydın]] begrenzt. Die Landschaft wird besonders von Bergen geprägt. Es gibt acht Berge, die über 2000 m hoch sind sowie fünf Berge, die über 1000 m hoch sind. Der höchste ist der [[Honaz Dağı]], der 2528 m hoch ist, gefolgt von den Gipfeln [[Akdağ (Denizli)|Akdağ]] (2449 m), [[Bozdağ (Denizli)|Bozdağ]] (2419 m), [[Babadağ (Berg, Denizli)|Babadağ]] (2308 m), [[Karcı Dağı]] (2308 m), [[Sandıras Dağı]] (2294 m), [[Eşeler Dağı]] (2254 m) und [[Kızılhisar Dağı]] (2241 m). Der höchste Eintausender ist der Berg [[Beşparmak Dağı]] (1612 m).<br />
<br />
Die Provinz Denizli wird vom breiten Tal des [[Großer Mäander|Großen Mäander]] (türkisch: ''Büyuk Menderes'') dominiert, der bei Denizli eine markante Talgabelung mit drei Zuflüssen hat. Der dortige Oberlauf des Großen Mäander bildete im antiken Kleinasien den Übergangsbereich der früheren Reiche (bzw. Provinzen) von [[Phrygien]] und [[Karien]].<br />
<br />
Durch die Provinz führt die [[Europastraße]] E87 und auch eine ähnlich verlaufenden Bahnlinie. Die E87 verläuft von [[Izmir]] über [[Aydın]] und Denizli nach [[Antalya]].<br />
<br />
Der [[Flughafen Denizli-Çardak]] ist ein nationaler Verkehrsflughafen. Im Jahr 2008 wurde ein neuer Terminal eröffnet und der Rest des Flughafens wurde erneuert und modernisiert.<br />
<br />
=== Klima ===<br />
Im Allgemeinen hat die Region ein mildes Klima. Jedoch wird es in der Höhe rauer. Die Temperaturen können während des Sommers bis zu 45˚C erreichen und im Winter bis zu -10˚C fallen. Es gibt ungefähr 80 Tage mit Niederschlägen, hauptsächlich während des Winters.<br />
<br />
== Verwaltungsgliederung ==<br />
Die Provinz ist seit 2012 in 19 ''[[İlçe]]'' gegliedert, die vom Siedlungsbild in ländlichen Bereichen einem Landkreis, in städtischen Ballungsräumen einem Stadtbezirk ähneln. 2012 wurde die alte Gemeinde Denizli aufgelöst und an ihrer Stelle eine Großstadtgemeinde (''Denizli Büyükşehir Belediyesi'') errichtet. Zu diesem Zweck wurde das alte Stadtgebiet auf mehrere Gemeinden ([[Belediye]]) aufgeteilt und mit diesen und angrenzenden Gemeinden die Großstadtgemeinde gebildet. Sukzessive wurde durch Gründung und Auflösung von Gemeinden und Überführungen von Dorf- ([[Köy]]) in [[Mahalle]]-Organisationen eine [[Einräumigkeit]] von Kommunalverwaltung (durch die Belediye) und staatlicher Verwaltung (durch das İlçe) hergestellt, so dass sich im Ergebnis das Gebiet der Einzelgemeinden mit dem jeweils gleichnamigen staatlichen Verwaltungsbezirk deckt. Nach einer Verwaltungsreform 2013 umfasst das Gebiet der Großstadtgemeinde die gesamte Provinz. Die kommunalen Selbstverwaltungsorgane auf Provinzebene (''İl Meclisi'') wurden aufgelöst und ihre Zuständigkeiten auf die Verwaltung der Großstadtgemeinde übertragen. Die Provinz wurde damit zu einem rein staatlichen Verwaltungsbezirk.<br />
<!-- Nach einer Verwaltungsreform 2014 sind alle Landkreise direkt dem Oberbürgermeister von Denizli unterstellt. Die ehemaligen Bürgermeister der Kommunen ([[Belediye]]) wurden auf den Rang eines [[Muhtar]]s heruntergestuft. Daher sind die 19 Landkreise gleichzeitig Stadtbezirke --><br />
{| class="wikitable sortable zebra" style="text-align:right"<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! rowspan=2 class="unsortable" | Kreis-<br />code{{FN|1}}<br />
! rowspan=2 | Landkreis<br />İlçe<br />
! rowspan=2 | Fläche{{FN|2}}<br /><small>(km²)</small><br />
! colspan=3 | Bevölkerung am 31.12.2020{{FN|3}}<br />
! class="unsortable" rowspan="2" | Anzahl<br /> der<br />Mahalle<br />
! rowspan=2 | Bevölke<br />rungs<br />dichte<br /><small>(Einw./km²)</small><br />
! rowspan=2 | Sex Ratio{{FN|4}}<br /><small>Frauen<br />auf 1000<br />Männer</small><br />
! rowspan=2 | Grün-<br />dungs<br />datum{{FN|5}},{{FN|6}}<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! Gesamt || männlich || weiblich<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1102 || style="text-align:left"|[[Acıpayam]]||1.772||55.359||27.815||27.544||56||31,2||990||<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1769 || style="text-align:left"|[[Babadağ]]||124||6.438||3.315||3.123||12||51,9||942||1987<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1881 || style="text-align:left"|[[Baklan (Denizli)|Baklan]]||283||5.503||2.715||2.788||14||19,4||1027||1990<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1774 || style="text-align:left"|[[Bekilli]]||304||6.660||3.183||3.477||15||21,9||1092||1987<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1888 || style="text-align:left"|[[Beyağaç]]||333||6.320||3.204||3.116||15||19,0||973||1990<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1889 || style="text-align:left"|[[Bozkurt (Denizli)|Bozkurt]]||462||12.148||5.450||6.698||20||26,3||1229||1990<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1214 || style="text-align:left"|[[Buldan]]||523||27.223||13.289||13.934||45||52,1||1049||<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1224 || style="text-align:left"|[[Çal]]||860||18.579||9.175||9.404||34||21,6||1025||<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1226 || style="text-align:left"|[[Çameli]]||758||18.008||9.087||8.921||31||23,8||982||1953<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1233 || style="text-align:left"|[[Çardak (Denizli)|Çardak]]||423||8.574||4.337||4.237||15||20,3||977||1958<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1257 || style="text-align:left"|[[Çivril]]||1.570||60.345||29.827||30.518||77||38,4||1023||<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1371 || style="text-align:left"|[[Güney (Denizli)|Güney]]||362||9.746||4.826||4.920||24||26,9||1019||1948<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1803 || style="text-align:left"|[[Honaz]]||449||33.765||18.963||14.802||22||75,2||781||1987<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1426 || style="text-align:left"|[[Kale (Denizli)|Kale]]||684||19.978||9.998||9.980||32||29,2||998||1959<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 2079 || style="text-align:left"|[[Merkezefendi]]||336||321.546||158.729||162.817||50||957,0||1026||2012<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1871 || style="text-align:left"|[[Pamukkale]]||823||342.608||170.994||171.614||61||416,3||1004||1990<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1597 || style="text-align:left"|[[Sarayköy]]||379||30.872||15.452||15.420||32||81,5||998||<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1840 || style="text-align:left"|[[Serinhisar]]||256||14.321||7.124||7.197||11||55,9||1010||1987<br />
|-<br />
| style="text-align:center" | 1670 || style="text-align:left"|[[Tavas]]||1.432||42.922||21.259||21.663||50||30,0||1019||<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan=2 | Provinz Denizli || 12.134 || 1.040.915 || 518.742 || 522.173 || 616 || 85,8 || 1007 ||<br />
|}<br />
{{FNBox|<br />
{{FNZ|1|Interner Kreiscode des Innenministeriums}}<br />
{{FNZ|2|Fläche 2014<ref>[https://www.harita.gov.tr/uploads/files/products/il-ve-ilce-yuzolcumleri-1291.xlsx Directorate General of Mapping] (Excel-Tabelle; 48 KB)</ref>}}<br />
{{FNZ|3|Bevölkerungsfortschreibung am 31. Dezember 2020<ref>[https://www.nufusu.com/il/denizli-nufusu Denizli Nüfusu], abgerufen am 2. April 2021</ref>}}<br />
{{FNZ|4|[[Geschlechterverteilung|Geschlechterverhältnis]]: Anzahl der Frauen auf 1000 Männer (berechnet)}}<br />
{{FNZ|5|PDF des Innenministeriums<ref>[http://www.illeridaresi.gov.tr/kurumlar/illeridaresi.gov.tr/%C4%B0statistiki%20Bilgiler/%C4%B0l%20%C4%B0daresi%20ve%20M%C3%BClki%20B%C3%B6l%C3%BCmler/TAR%C4%B0H(1).pdf illeridaresi.gov.tr] (PDF; 1,4 MB).</ref>}}<br />
{{FNZ|6|Landkreise, die erst '''nach''' Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.}}<br />
}}<br />
<br />
== Bevölkerung ==<br />
In der Provinz leben mehrheitlich [[Muslim]]e. Daneben gibt es [[Aleviten]] in den Ortschaften [[Ada (Sarayköy)|Ada]], [[Çalçakırlar]], [[Dereçiftlik]], [[Güzelköy (Pamukkale)|Güzelköy]], [[Kocabaş (Honaz)|Kocabaş]], [[Pınarkent]], [[Uyanık]] und [[Yeniköy (Acıpayam)|Yeniköy]]. Außerdem sind in den zwei Ortschaften [[Hayriye (Çardak)|Hayriye]] und [[Sığma]] [[Tscherkessen]] beheimatet.<br />
<br />
=== Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung ===<br />
Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (''Sex Ratio'' d.&nbsp;h. die rechnerisch ermittelte Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der [[Volkszählung|Zensus]] von 2011 ermittelte 940.352 Einwohner, das sind über 90.000 Einwohner mehr als zum Zensus 2000.<ref>[https://www.nufusu.com/il/denizli-nufusu Nufusu.com: Denizli Nüfusu], abgerufen am 2. April 2021</ref><br />
{{Tabellenstile}}<br />
{| class="wikitable mw-datatable" style="text-align:right"<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! rowspan="2" style="width:3em" | Jahr<br />
! colspan="3" | Bevölkerung am Jahresende<br />
! rowspan="2" style="width:5em" | Wachstums-<br />rate der Be-<br />völkerung<br /><small>(in %)</small><br />
! rowspan="2" style="width:5em" | Geschlechter<br />verhältnis<br /><small>(Frauen auf<br />1000 Männer)</small><br />
! rowspan="2" style="width:6em" | Rang<br /><small>(unter den 81 Provinzen)</small><br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! style="width:5em" | gesamt<br />
! style="width:5em" | männlich<br />
! style="width:5em" | weiblich<br />
|-<br />
| 2020||1.040.915||518.742||522.173||0,36||1007||23<br />
|-<br />
| 2019||1.037.208||517.716||519.492||0,92||1003||22<br />
|-<br />
| 2018||1.027.782||512.109||515.673||0,89||1007||22<br />
|-<br />
| 2017||1.018.735||507.543||511.192||1,30||1007||21<br />
|-<br />
| 2016||1.005.687||500.398||505.289||1,23||1010||21<br />
|-<br />
| 2015||993.442||494.808||498.634||1,51||1008||21<br />
|-<br />
| 2014||978.700||487.958||490.742||1,58||1006||21<br />
|-<br />
| 2013||963.464||480.224||483.240||1,36||1006||21<br />
|-<br />
| 2012||950.557||473.041||477.516||0,88||1009||21<br />
|-<br />
| 2011||942.278||470.027||472.251||1,12||1005||21<br />
|-<br />
| 2010||931.823||464.104||467.719||0,59||1008||21<br />
|-<br />
| 2009||926.362||462.914||463.448||0,93||1001||21<br />
|-<br />
| 2008||917.836||458.787||459.049||1,16||1001||21<br />
|-<br />
| 2007||907.325||453.756||453.569||−||1000||21<br />
|-<br />
| 2000||850.029||426.179||423.850||||995||25<br />
|}<br />
<br />
=== Volkszählungsergebnisse ===<br />
Nachfolgende Tabellen geben den bei den 15 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der '''Provinz Denizli''' wieder. Die Werte der ''linken'' Tabelle entstammen E-Books (der Originaldokumente<ref>[https://kutuphane.tuik.gov.tr Bücherei des Türkischen Statistikinstituts TÜIK], abrufbar nach Suchdateneingabe</ref>) entnommen, die Werte der ''rechten'' Tabelle basieren aus der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts [[TÜIK]]<ref>[https://biruni.tuik.gov.tr/nufusmenuapp/menu.zul Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000)] abrufbar nach Auswahl des Jahres und der Region</ref><br />
{| class="wikitable mw-datatable" style="float:left;margin-right:3em;text-align:right"<br />
|- class="hintergrundfarbe6"<br />
! rowspan="2" | Jahr !! colspan="2" | Bevölkerung<br /><small>am Zensustag</small> !! Anteil<br /><small>in %</small> !! rowspan="2" | Rang<br />
|- class="hintergrundfarbe6"<br />
! style="background:#FFD700" | Türkei !! colspan="2" style="background:#FFD700"| Provinz Denizli<br />
|-<br />
| 1927||13.648.270||243.812||1,79||21<br />
|-<br />
| 1935||16.158.018||285.918||1,77||22<br />
|-<br />
| 1940||17.820.950||285.225||1,60||26<br />
|-<br />
| 1945||18.790.174||315.934||1,68||24<br />
|-<br />
| 1950||20.947.188||340.277||1,62||24<br />
|-<br />
| 1955||24.064.763||368.294||1,53||24<br />
|-<br />
| 1960||27.754.820||425.449||1,53||25<br />
|}<br />
{| class="wikitable mw-datatable" style="float:left;text-align:right"<br />
|- class="hintergrundfarbe9"<br />
! rowspan="2" | Jahr !! colspan="2" | Bevölkerung<br /><small>am Zensustag</small> !! Anteil<br /><small>in %</small> !! rowspan="2" | Rang<br />
|- class="hintergrundfarbe9"<br />
! style="background:#FFD700" | Türkei !! colspan="2" style="background:#FFD700"| Provinz Denizli<br />
|-<br />
| 1965||31.391.421||463.369||1,48||26<br />
|-<br />
| 1970||35.605.176||511.160||1,44||28<br />
|-<br />
| 1975||40.347.719||560.916||1,39||28<br />
|-<br />
| 1980||44.736.957||603.338||1,35||26<br />
|-<br />
| 1985||50.664.458||667.478||1,32||27<br />
|-<br />
| 1990||56.473.035||750.882||1,33||25<br />
|-<br />
| 2000||67.803.927||850.029||1,25||25<br />
|-<br />
| 2011||74.525.696||940.532||1,26||21<br />
|}<br />
{{Absatz|links}}<br />
'''Anzahl der Provinzen bezogen auf die Censusjahre:'''<br />
<div style="font-size:smaller"><br />
{{Mehrspaltige Liste|breite=8em|gesamtbreite=40em|anzahl=2|liste=<br />
* 1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen<br />
* 1935: 57 Provinzen<br />
* 1955: 67 Provinzen<br />
* 1960 bis 1985: 73 Provinzen<br />
* 1990: 73 Provinzen<br />
* 2000: 81 Provinzen<br />
}}</div><br />
<br />
=== Detaillierte Volkszählungsergebnisse ===<br />
{| class="wikitable mw-datatable" style="text-align:right"<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! rowspan="2"| Jahr !!colspan="3"|Gesamtbevölkerung||colspan="3"|Stadtbevölkerung||colspan="3"|Landbevölkerung<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! Gesamt||männlich||weiblich||Gesamt||männlich||weiblich||Gesamt||männlich||weiblich<br />
|-<br />
| 1927||243.812||110.702||133.110||41.209||20.171||21.038||202.603||90.531||112.072<br />
|-<br />
| 1935||285.918||132.822||153.096||43.866||20.944||22.922||242.052||111.878||130.174<br />
|-<br />
| 1940||285.225||132.923||152.302||47.619||23.264||24.355||237.606||109.659||127.947<br />
|-<br />
| 1945||315.934||150.139||165.795||51.251||25.028||26.223||264.683||125.111||139.572<br />
|-<br />
| 1950||340.277||163.679||176.598||61.297||30.552||30.745||278.980||133.127||145.853<br />
|-<br />
| 1955||368.294||179.342||188.952||72.170||36.699||35.471||296.124||142.643||153.481<br />
|-<br />
| 1960||425.449||211.121||214.328||100.916||54.177||46.739||324.533||156.944||167.589<br />
|-<br />
| 1965||463.369||230.468||232.901||117.739||62.881||54.858||345.630||167.587||178.043<br />
|-<br />
| 1970||511.160||250.178||260.982||141.309||74.765||66.544||369.851||175.413||194.438<br />
|-<br />
| 1975||560.916||281.186||279.730||171.586||90.562||81.024||389.330||190.624||198.706<br />
|-<br />
| 1980||603.338||298.426||304.912||205.938||107.747||98.191||397.400||190.679||206.721<br />
|-<br />
| 1985||667.478||335.364||332.114||248.673||130.415||118.258||418.805||204.949||213.856<br />
|-<br />
| 1990||750.882||379.129||371.753||337.793||175.039||162.754||413.089||204.090||208.999<br />
|-<br />
| 2000||850.029||426.179||423.850||413.914||208.675||205.239||436.115||217.504||218.611<br />
|-<br />
| 2011||940.532||colspan="9" style="text-align:center"|detaillierte Angabe fehlen<br />
|}<br />
<br />
== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==<br />
[[Datei:TR Pamukkale White Terraces asv2020-02 img16.jpg|links|mini|Eine der Sinterterrassen von Pamukkale]]<br />
Die wichtigste Touristenattraktion der Provinz ist [[Pamukkale]] ([[Türkische Sprache|türkisch]] für ''Baumwollschloss''). Nahe dieser Kleinstadt nördlich des Flusstales haben sich durch [[Kalziumkarbonat|Kalkablagerungen]] aus ergiebigen [[Thermalquelle]]n eine Reihe beeindruckender Kalksinterterrassen gebildet.<br />
<br />
Diese Terrassen am Hang des Berges Çökelez stehen auf der [[UNESCO]]-Liste des [[Weltkulturerbe]]s; bis vor einigen Jahren durfte man in ihnen baden. Das austretende Wasser hat 35&nbsp;°C und einen [[pH-Wert]] von 6.<br />
<br />
Das in der Nähe gelegene [[Hierapolis]] ([[Griechische Sprache|griechisch]] für ''Heilige Stadt'') ist eine weitere Sehenswürdigkeit. Der antike Ort hat eine ausgedehnte, gut erhaltene [[Nekropole]] mit verschiedenen Gräbertypen. Zu sehen sind ferner ein großes Theater für 15.000 Personen, [[Apollon|Apollotempel]], Plutonium, die [[Philippus (Diakon)|Philippus]]-Kirche sowie Stadtmauer, Bäder und Gymnasium.<br />
<br />
In der Provinz liegen auch einige der [[Sieben Sendschreiben|Sieben Gemeinden]] des [[Urchristentum]]s, unter anderem [[Laodikeia am Lykos]] sowie die antike Stadt [[Kolossai]] im Hochland bei [[Honaz]]. An die dortige Gemeinde hat der [[Apostel]] [[Paulus von Tarsus|Paulus]] um das Jahr 60 einen seiner Briefe gerichtet.<br />
<br />
Beim Dorf Yenice findet man Überreste der antiken Stadt Tripolis.<br />
<br />
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die [[Karawanserei]]en von Akhan und Çardak sowie der Siedlungshügel von [[Beycesultan]] mit seinen [[Ausgrabung]]en.<br />
<br />
== Wirtschaft ==<br />
Die Provinz und die Stadt Denizli ist in der Türkei für die [[Denizli-Kräher]] ({{trS|''Denizli Horozu''}}) genannten Hähne berühmt. Der Denizli-Kräher ist zusammen mit den Kalksinterterrassen von Pamukkale das Wahrzeichen der Provinz. Diese Rasse ist einer der ältesten Langkräherrassen der Welt. Der typische Denizli-Hahn hat schwarze Augen, dunkle graue Beine, einen langen Hals und einen roten Kamm. Er wiegt 3 bis 3,5&nbsp;kg und hat ein charakteristisches Krähen.<br />
<br />
In der Provinz wird [[Weinbau in der Türkei|Wein angebaut]] und Textilindustrie betrieben.<br />
<br />
== Persönlichkeiten ==<br />
'''Siehe auch:''' [[Liste von Söhnen und Töchtern der Stadt Denizli]]<br />
<!-- Bitte nur hier geborene Personen mit einem Artikel in der de:WP eintragen! --><br />
<br />
* [[Baki Adam]] (* 1962), Religionswissenschaftler und Schriftsteller<br />
* [[Kadir Akbulut (Fußballspieler)|Kadir Akbulut]] (* 1960), Fußballspieler<br />
* [[Sezen Aksu]] (* 1954), Sängerin<br />
* [[Emin Haluk Ayhan]] (* 1957), Politiker und Parlamentsabgeordneter der MHP<br />
* [[Bülent Ertuğrul]] (* 1978), Fußballspieler<br />
* [[Sıla Gençoğlu]] (* 1980), Sängerin<br />
* [[Hasan Güngör]] (1934–2011), Ringer<br />
* [[Recep Niyaz]] (* 1995), Fußballspieler<br />
* [[Bayram Şit]] (1930–2019), Ringer<br />
* [[Yusuf Tavaslı]] (* 1935), Schriftsteller<br />
* [[Muhittin Tekin]] (* 1985), Fußballspieler<br />
* [[Hasan Ali Toptaş]] (* 1958), Schriftsteller<br />
* [[Hüseyin Yılmaz]] (1924–2013), Physiker<br />
* [[Nihat Zeybekçi]] (* 1961), Unternehmer und Politiker<br />
* [[Hacı Mehmet Zorlu]] (1919–2005), Unternehmer<br />
* [[Ahmet Nazif Zorlu]] (* 1946), Unternehmer<br />
* [[Kerem Yılmazer]] (1945–2003), Schauspieler<br />
* [[Özay Gönlüm]] (1940–2000), Sänger<br />
* [[Talip Özkan]] (1939–2010), Musiker<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Denizli Province|Provinz Denizli}}<br />
* [http://denizli.yerelnet.org.tr/ Yerelnet: Provinz Denizli]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Provinzen in der Türkei}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=4488375-4|LCCN=n85258475|VIAF=139627083}}<br />
<br />
[[Kategorie:Provinz der Türkei]]<br />
[[Kategorie:Provinz Denizli| ]]<br />
[[Kategorie:NUTS-3-Region]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Araber_in_Berlin&diff=247366130Araber in Berlin2024-08-03T19:26:24Z<p>Xxedcxx: /* Verbreitung */</p>
<hr />
<div>Die '''Araber in Berlin''' bilden nach den [[Türken in Berlin]] die zweitgrößte ethnische Minderheitengruppe in der Stadt.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die meisten Araber in Berlin sind [[Flüchtling]]e. Sie kamen vor allem nach 1975 während des [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkriegs]] und nach der Machtübernahme durch [[Saddam Hussein]] im [[Irak]] im Jahr 1979 als [[Asylbewerber]] in die Bundesrepublik Deutschland. Die Einreise erfolgte zumeist illegal über [[Ostberlin]]; die Flüchtlinge erhielten am [[Flughafen Berlin-Schönefeld|Flughafen Schönefeld]] ein Transit[[visum]] für die DDR und fuhren mit Zügen nach [[West-Berlin]] weiter, wo sie einen Asylantrag stellten. Die deutschen Behörden kontrollierten die Grenzen aufgrund des [[Berlin-Frage|Berliner Sonderstatus]] nicht.<ref>[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin'', Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S.&nbsp;76–78.</ref> In den Statistiken wurden auch verfolgte Kurden als „Staatsbürger des Irak“ erfasst, so dass sich aus ihnen nicht ergibt, wie viele ''Araber'' aus dem Irak flohen.<br />
<br />
In den 2000er Jahren während der [[Besetzung des Irak 2003–2011|Besetzung des Irak]] sowie aufgrund des [[Bürgerkrieg in Syrien|seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkriegs]] und des seit 2014 andauernden irakischen Bürgerkriegs kamen weitere irakische und [[syrische Flüchtlinge]] nach Berlin. Die anderen Araber sind von der Herkunft her zumeist [[Marokko|Marokkaner]], [[Algerien|Algerier]], [[Tunesier]] und [[Ägypten|Ägypter]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Ende Dezember 2023 lebten 182.635 Personen mit einem [[Araber|arabischen]] [[Migrationshintergrund]] in der Stadt, die 4,7&nbsp;Prozent der Bevölkerung ausmachen.<ref name="statistik-berlin-brandenburg">[https://download.statistik-berlin-brandenburg.de/33c9036f104cc704/506649c17098/SB_A01-05-00_2023h02_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2023.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&nbsp;17, (PDF).</ref> Die meisten Berliner mit einem arabischen Migrationshintergrund stammen aus [[Syrien]] (59.871 Personen), gefolgt von [[Libanon]] (32.797 Personen).<ref name="statistik-berlin-brandenburg" /> Ende Dezember 2023 hatten 66.331 in Berlin lebende Deutsche einen arabischen Migrationshintergrund<ref>[https://download.statistik-berlin-brandenburg.de/33c9036f104cc704/506649c17098/SB_A01-05-00_2023h02_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2023.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&nbsp;13, (PDF).</ref>, 116.304 Berliner sind Staatsangehörige eines Mitgliedslands der [[Arabische Liga|Arabischen Liga]]<ref>[https://download.statistik-berlin-brandenburg.de/33c9036f104cc704/506649c17098/SB_A01-05-00_2023h02_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2023.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&nbsp;15, (PDF).</ref>. Araber in Berlin sind keine homogene Gruppe. Sie stammen aus über 20 Ländern und leben vor allem in den Stadtteilen [[Berlin-Neukölln|(Nord-)Neukölln]], [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]], [[Berlin-Moabit|Moabit]], [[Berlin-Wedding|Wedding]], [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]] und [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]].<ref>Shahd Wari: ''Palestinian Berlin: Perception and Use of Public Space''. In: Habitat–International. Schriften zur Internationalen Stadtentwicklung, Band 22. Lit-Verlag 2017: S. 67, 74, 259</ref><br />
<br />
Ähnlich wie die türkische Gemeinde sind die Araber vor allem in den innerstädtischen Vierteln [[West-Berlin]]s konzentriert.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! align="center" colspan="5" style="background:#E7DCC3;"| Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zwölf Bezirken<br />
<small>Stand: 31.&nbsp;Dezember 2023<ref name="statistik-berlin-brandenburg" /></small><br /><br />
|-<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Rang<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Bezirk<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Anzahl<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Anteil<br />
|-<br />
| align=center | 1 ||align=left | [[Bezirk Neukölln|Neukölln]] || 25.981 || 7,9 %<br />
|-<br />
| align=center | 2 ||align=left | [[Bezirk Mitte|Mitte]] || 29.288 || 7,4 %<br />
|-<br />
| align=center | 3 ||align=left | [[Bezirk Spandau|Spandau]] || 16.024 || 6,2 %<br />
|-<br />
| align=center | 4 ||align=left | [[Bezirk Reinickendorf|Reinickendorf]] || 13.483 || 5,0 %<br />
|-<br />
| align=center | 5 ||align=left | [[Bezirk Tempelhof-Schöneberg|Tempelhof-Schöneberg]] || 17.356 || 4,9 %<br />
|-<br />
| align=center | 6 ||align=left | [[Bezirk Lichtenberg|Lichtenberg]] || 14.844 || 4,8 %<br />
|-<br />
| align=center | 7 ||align=left | [[Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg|Friedrichshain-Kreuzberg]] || 13.060 || 4,5 %<br />
|-<br />
| align=center | 8 ||align=left | [[Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf|Charlottenburg-Wilmersdorf]] || 14.093 || 4,1 %<br />
|-<br />
| align=center | 9 ||align=left | [[Bezirk Marzahn-Hellersdorf|Marzahn-Hellersdorf]] || 10.051 || 3,4 %<br />
|-<br />
| align=center | 10 ||align=left | [[Bezirk Pankow|Pankow]] || 10.286 || 3,1 %<br />
|-<br />
| align=center | 11 ||align=left | [[Bezirk Steglitz-Zehlendorf|Steglitz-Zehlendorf]] || 8.935 || 2,9 %<br />
|-<br />
| align=center | 12 ||align=left | [[Bezirk Treptow-Köpenick|Treptow-Köpenick]] || 9.234 || 2,1 %<br />
|}<br />
<br />
Im Fall von [[Bezirk Neukölln|Neukölln]] leben circa 80&nbsp;Prozent der Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund im gleichnamigen Ortsteil [[Berlin-Neukölln|(Nord-)Neukölln]], wo sie über 10&nbsp;Prozent der Gesamtbevölkerung bilden.<br />
<br />
Im Fall von [[Bezirk Mitte|Mitte]] leben die meisten Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zum Bezirk Mitte gehörenden Ortsteilen [[Berlin-Moabit|Moabit]], [[Berlin-Wedding|Wedding]] und [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]], nur wenige im namensgebenden [[Berlin-Mitte|Ortsteil Mitte]], der bis zur [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung Deutschlands]] zu [[Berliner Bezirke#Ost-Berlin|Ost-Berlin]] gehörte.<br />
<br />
== Kultur ==<br />
Die meisten Araber in Berlin sind [[Muslim]]e. Unter ihnen bilden [[Sunniten]] die Mehrheit, aber auch [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] sind vertreten. Daneben finden sich auch [[Arabische Christen|Christen]] verschiedener Kirchen, Anhänger kleinerer Religionsgemeinschaften und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
In den [[West-Berlin]]er Bezirken befindet sich bereits seit den 1980er Jahren die größte arabische Gemeinde Deutschlands; dort bestehen mehrere Kultur- und [[Moscheeverein]]e sowie zahlreiche arabische Restaurants und Geschäfte.<ref name="ghadban">Ralph Ghadban, ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin'', Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S.&nbsp;69f., 86–95, 243.</ref> An der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]] gibt es einen Lehrstuhl für [[Arabistik]].<br />
<br />
== Kriminalität ==<br />
In Berlin gibt es laut [[Strafverfolgungsbehörde|Ermittlungsbehörden]] Probleme mit [[Organisierte Kriminalität|kriminellen]] arabischen Großfamilien, wie dem [[Abou-Chaker-Clan|Abou-Chaker-]] oder dem [[Remmo-Clan]]. Mitglieder der Clans betreiben als [[Intensivtäter]] [[Schutzgelderpressung]]en, [[Drogenhandel|Drogen- und illegalen Medikamentenhandel]]. Diese Clan-Angehörigen begehen auch [[Betrug (Deutschland)|Betrugsdelikte]], [[Leistungsmissbrauch]], [[Raub]] bzw. [[Kraftfahrzeugdiebstahl|Auto-]] und [[Ladendiebstahl]], [[Hausfriedensbruch (Deutschland)|Hausfriedensbruch]], [[Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr|gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr]], [[Schwerer Bandendiebstahl|schweren Bandendiebstahl]] sowie [[Gewaltdelikt|Gewalt-]] bzw. [[Körperverletzungsdelikt]]e.<ref>Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''[https://www.spiegel.tv/videos/200027-magazin-vom-11122016 Arabische Clans in Berlin.]'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 11.&nbsp;Dezember 2016, Video, 53:20&nbsp;Min.</ref><ref>Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''{{Webarchiv | url=https://www.spiegel.tv/videos/1555973-spiegel-tv-vom-17092018 | wayback=20180921034648 | text=Innenansichten einer arabischen Großfamilie. Die Familie Rammo ist eine der mächtigsten arabischen Großfamilien Berlins.}}'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 17.&nbsp;September 2018, Video, 27:33&nbsp;Min.</ref><ref>Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''[https://www.spiegel.tv/videos/1557793-spiegel-tv-vom-24092018 Die Immobiliengeschäfte arabischer Clans.]'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 24.&nbsp;September 2018, Video, 27:34&nbsp;Min.</ref><ref>Nora Gantenbrink, Andreas Mönnich, Uli Rauss, Hannes Roß, [[Oliver Schröm]], [[Walter Wüllenweber]]: {{Webarchiv | url=http://www.henri-nannen-preis.de/sites/default/files/downloads/hnp2014_bushido_und_die_mafia_hnp-website.pdf | wayback=20150626135838 | text=''Bushido und die Mafia.''}}. In: ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]'' / ''henri-nannen-preis.de'', 10.&nbsp;Oktober 2013, Nr.&nbsp;42, (PDF; 11&nbsp;S., 1,5&nbsp;MB); [https://www.stern.de/panorama/stern-crime/stern-exklusiv--bushido-und-die-mafia-insider-kay-one-packt-aus-3311058.html Artikelankündigung] in ''[[stern.de]]''.</ref><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheiten in Deutschland]]<br />
[[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br />
[[Kategorie:Immigration (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Migration (Berlin)]]<br />
[[Kategorie:Arabisch-deutsche Beziehungen]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Araber_in_Berlin&diff=247362109Araber in Berlin2024-08-03T17:12:40Z<p>Xxedcxx: /* Verbreitung */</p>
<hr />
<div>Die '''Araber in Berlin''' bilden nach den [[Türken in Berlin]] die zweitgrößte ethnische Minderheitengruppe in der Stadt.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die meisten Araber in Berlin sind [[Flüchtling]]e. Sie kamen vor allem nach 1975 während des [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkriegs]] und nach der Machtübernahme durch [[Saddam Hussein]] im [[Irak]] im Jahr 1979 als [[Asylbewerber]] in die Bundesrepublik Deutschland. Die Einreise erfolgte zumeist illegal über [[Ostberlin]]; die Flüchtlinge erhielten am [[Flughafen Berlin-Schönefeld|Flughafen Schönefeld]] ein Transit[[visum]] für die DDR und fuhren mit Zügen nach [[West-Berlin]] weiter, wo sie einen Asylantrag stellten. Die deutschen Behörden kontrollierten die Grenzen aufgrund des [[Berlin-Frage|Berliner Sonderstatus]] nicht.<ref>[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin'', Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S.&nbsp;76–78.</ref> In den Statistiken wurden auch verfolgte Kurden als „Staatsbürger des Irak“ erfasst, so dass sich aus ihnen nicht ergibt, wie viele ''Araber'' aus dem Irak flohen.<br />
<br />
In den 2000er Jahren während der [[Besetzung des Irak 2003–2011|Besetzung des Irak]] sowie aufgrund des [[Bürgerkrieg in Syrien|seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkriegs]] und des seit 2014 andauernden irakischen Bürgerkriegs kamen weitere irakische und [[syrische Flüchtlinge]] nach Berlin. Die anderen Araber sind von der Herkunft her zumeist [[Marokko|Marokkaner]], [[Algerien|Algerier]], [[Tunesier]] und [[Ägypten|Ägypter]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Ende Dezember 2023 lebten 182.635 Personen mit einem [[Araber|arabischen]] [[Migrationshintergrund]] in der Stadt, die 4,8&nbsp;Prozent der Bevölkerung ausmachen.<ref name="statistik-berlin-brandenburg">[https://download.statistik-berlin-brandenburg.de/33c9036f104cc704/506649c17098/SB_A01-05-00_2023h02_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2023.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&nbsp;17, (PDF).</ref> Die meisten Berliner mit einem arabischen Migrationshintergrund stammen aus [[Syrien]] (59.871 Personen), gefolgt von [[Libanon]] (32.797 Personen).<ref name="statistik-berlin-brandenburg" /> Ende Dezember 2023 hatten 66.331 in Berlin lebende Deutsche einen arabischen Migrationshintergrund<ref>[https://download.statistik-berlin-brandenburg.de/33c9036f104cc704/506649c17098/SB_A01-05-00_2023h02_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2023.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&nbsp;13, (PDF).</ref>, 116.304 Berliner sind Staatsangehörige eines Mitgliedslands der [[Arabische Liga|Arabischen Liga]]<ref>[https://download.statistik-berlin-brandenburg.de/33c9036f104cc704/506649c17098/SB_A01-05-00_2023h02_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2023.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&nbsp;15, (PDF).</ref>. Araber in Berlin sind keine homogene Gruppe. Sie stammen aus über 20 Ländern und leben vor allem in den Stadtteilen [[Berlin-Neukölln|(Nord-)Neukölln]], [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]], [[Berlin-Moabit|Moabit]], [[Berlin-Wedding|Wedding]], [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]] und [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]].<ref>Shahd Wari: ''Palestinian Berlin: Perception and Use of Public Space''. In: Habitat–International. Schriften zur Internationalen Stadtentwicklung, Band 22. Lit-Verlag 2017: S. 67, 74, 259</ref><br />
<br />
Ähnlich wie die türkische Gemeinde sind die Araber vor allem in den innerstädtischen Vierteln [[West-Berlin]]s konzentriert.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! align="center" colspan="5" style="background:#E7DCC3;"| Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zwölf Bezirken<br />
<small>Stand: 30.&nbsp;Juni 2019<ref name="statistik-berlin-brandenburg" /></small><br /><br />
|-<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Rang<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Bezirk<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Anzahl<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Anteil<br />
|-<br />
| align=center | 1 ||align=left | [[Bezirk Neukölln|Neukölln]] || 23.084 || 7,0 %<br />
|-<br />
| align=center | 2 ||align=left | [[Bezirk Mitte|Mitte]] || 26.555 || 6,9 %<br />
|-<br />
| align=center | 3 ||align=left | [[Bezirk Spandau|Spandau]] || 12.031 || 4,9 %<br />
|-<br />
| align=center | 4 ||align=left | [[Bezirk Tempelhof-Schöneberg|Tempelhof-Schöneberg]] || 15.684 || 4,5 %<br />
|-<br />
| align=center | 5 ||align=left | [[Bezirk Reinickendorf|Reinickendorf]] || 11.351 || 4,3 %<br />
|-<br />
| align=center | 6 ||align=left | [[Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg|Friedrichshain-Kreuzberg]] || 11.841 || 4,1 %<br />
|-<br />
| align=center | 7 ||align=left | [[Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf|Charlottenburg-Wilmersdorf]] || 13.705 || 4,0 %<br />
|-<br />
| align=center | 8 ||align=left | [[Bezirk Lichtenberg|Lichtenberg]] || 10.198 || 3,5 %<br />
|-<br />
| align=center | 9 ||align=left | [[Bezirk Steglitz-Zehlendorf|Steglitz-Zehlendorf]] || 7.738 || 2,5 %<br />
|-<br />
| align=center | 10 ||align=left | [[Bezirk Treptow-Köpenick|Treptow-Köpenick]] || 5.565 || 2,1 %<br />
|-<br />
| align=center | 11 ||align=left | [[Bezirk Marzahn-Hellersdorf|Marzahn-Hellersdorf]] || 5.386 || 2,0 %<br />
|-<br />
| align=center | 12 ||align=left | [[Bezirk Pankow|Pankow]] || 7.567 || 1,9 %<br />
|}<br />
<br />
Im Fall von [[Bezirk Neukölln|Neukölln]] leben circa 80&nbsp;Prozent der Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund im gleichnamigen Ortsteil [[Berlin-Neukölln|(Nord-)Neukölln]], wo sie über 10&nbsp;Prozent der Gesamtbevölkerung bilden.<br />
<br />
Im Fall von [[Bezirk Mitte|Mitte]] leben die meisten Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zum Bezirk Mitte gehörenden Ortsteilen [[Berlin-Moabit|Moabit]], [[Berlin-Wedding|Wedding]] und [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]], nur wenige im namensgebenden [[Berlin-Mitte|Ortsteil Mitte]], der bis zur [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung Deutschlands]] zu [[Berliner Bezirke#Ost-Berlin|Ost-Berlin]] gehörte.<br />
<br />
== Kultur ==<br />
Die meisten Araber in Berlin sind [[Muslim]]e. Unter ihnen bilden [[Sunniten]] die Mehrheit, aber auch [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] sind vertreten. Daneben finden sich auch [[Arabische Christen|Christen]] verschiedener Kirchen, Anhänger kleinerer Religionsgemeinschaften und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
In den [[West-Berlin]]er Bezirken befindet sich bereits seit den 1980er Jahren die größte arabische Gemeinde Deutschlands; dort bestehen mehrere Kultur- und [[Moscheeverein]]e sowie zahlreiche arabische Restaurants und Geschäfte.<ref name="ghadban">Ralph Ghadban, ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin'', Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S.&nbsp;69f., 86–95, 243.</ref> An der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]] gibt es einen Lehrstuhl für [[Arabistik]].<br />
<br />
== Kriminalität ==<br />
In Berlin gibt es laut [[Strafverfolgungsbehörde|Ermittlungsbehörden]] Probleme mit [[Organisierte Kriminalität|kriminellen]] arabischen Großfamilien, wie dem [[Abou-Chaker-Clan|Abou-Chaker-]] oder dem [[Remmo-Clan]]. Mitglieder der Clans betreiben als [[Intensivtäter]] [[Schutzgelderpressung]]en, [[Drogenhandel|Drogen- und illegalen Medikamentenhandel]]. Diese Clan-Angehörigen begehen auch [[Betrug (Deutschland)|Betrugsdelikte]], [[Leistungsmissbrauch]], [[Raub]] bzw. [[Kraftfahrzeugdiebstahl|Auto-]] und [[Ladendiebstahl]], [[Hausfriedensbruch (Deutschland)|Hausfriedensbruch]], [[Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr|gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr]], [[Schwerer Bandendiebstahl|schweren Bandendiebstahl]] sowie [[Gewaltdelikt|Gewalt-]] bzw. [[Körperverletzungsdelikt]]e.<ref>Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''[https://www.spiegel.tv/videos/200027-magazin-vom-11122016 Arabische Clans in Berlin.]'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 11.&nbsp;Dezember 2016, Video, 53:20&nbsp;Min.</ref><ref>Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''{{Webarchiv | url=https://www.spiegel.tv/videos/1555973-spiegel-tv-vom-17092018 | wayback=20180921034648 | text=Innenansichten einer arabischen Großfamilie. Die Familie Rammo ist eine der mächtigsten arabischen Großfamilien Berlins.}}'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 17.&nbsp;September 2018, Video, 27:33&nbsp;Min.</ref><ref>Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''[https://www.spiegel.tv/videos/1557793-spiegel-tv-vom-24092018 Die Immobiliengeschäfte arabischer Clans.]'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 24.&nbsp;September 2018, Video, 27:34&nbsp;Min.</ref><ref>Nora Gantenbrink, Andreas Mönnich, Uli Rauss, Hannes Roß, [[Oliver Schröm]], [[Walter Wüllenweber]]: {{Webarchiv | url=http://www.henri-nannen-preis.de/sites/default/files/downloads/hnp2014_bushido_und_die_mafia_hnp-website.pdf | wayback=20150626135838 | text=''Bushido und die Mafia.''}}. In: ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]'' / ''henri-nannen-preis.de'', 10.&nbsp;Oktober 2013, Nr.&nbsp;42, (PDF; 11&nbsp;S., 1,5&nbsp;MB); [https://www.stern.de/panorama/stern-crime/stern-exklusiv--bushido-und-die-mafia-insider-kay-one-packt-aus-3311058.html Artikelankündigung] in ''[[stern.de]]''.</ref><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheiten in Deutschland]]<br />
[[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br />
[[Kategorie:Immigration (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Migration (Berlin)]]<br />
[[Kategorie:Arabisch-deutsche Beziehungen]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Araber_in_Deutschland&diff=247361782Araber in Deutschland2024-08-03T16:58:01Z<p>Xxedcxx: /* Zahlen für Berlin */</p>
<hr />
<div>Als '''Araber in Deutschland''' werden Menschen bezeichnet, die oder deren Vorfahren aus [[Arabische Liga|arabischsprachigen Ländern]] stammen und in [[Deutschland]] ihren Wohnsitz haben. Statistisch werden zu den ''Arabern in Deutschland'' zudem Angehörige [[Ethnische Minderheit|ethnischer Minderheiten]] in ihrem Herkunftsland, wie etwa [[Berber]], [[Suryoye|Aramäer und Assyrer]], [[Armenier]], [[Domari|Dom]], [[Kurden]] oder [[Turkmenen (Vorderasien)|Turkmenen]] gezählt.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Bildungs- und Arbeitsmigration ===<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-56453-0001, Dresden, libanesische Studenten der TH.jpg|miniatur|Arabische Studenten aus dem Libanon an der [[Technische Universität Dresden|Technischen Universität]] in Dresden (DDR), 1958]]<br />
Die ersten Araber, fast ausschließlich Männer, kamen nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] als [[Student]]en in die Bundesrepublik Deutschland und die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]. Eine beträchtliche Anzahl von ihnen ist nach dem Studium verblieben und unter ihnen sind viele binationale Ehen entstanden, meist mit deutschen Frauen. Im Jahre 1966 wurde die [[Deutsch-Arabische Gesellschaft]] (DAG) gegründet, die zum Ziel hat, die deutsch-arabischen Beziehungen sowohl in politischer und wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht auszubauen und zu verbessern.<br />
<br />
Während der [[Wirtschaftswunder]]zeit in den 1950er und 1960er Jahren wurden in Deutschland dringend Arbeiter gesucht. Nach [[Anwerbeabkommen]] mit [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Italien|Italien]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Griechenland|Griechenland]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Jugoslawien|Jugoslawien]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Portugal|Portugal]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Spanien|Spanien]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Südkorea|Südkorea]] und der [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei|Türkei]] schloss Westdeutschland entsprechende Verträge mit den arabischen Staaten [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Marokko|Marokko 1963]] und [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Tunesien|Tunesien 1965]]. Zunächst war nicht daran gedacht, dass die als [[Gastarbeiter]] bezeichneten Arbeitskräfte dauerhaft in Deutschland bleiben sollten. Sie arbeiteten hauptsächlich in der Eisen- und Stahlindustrie sowie in der Bauwirtschaft. Im Laufe der folgenden Jahre, nach dem Anwerbestopp 1973, zogen Frauen und Kinder nach. Inzwischen gibt es Urenkel der ersten Migrantengeneration, die marokkanische oder tunesische Staatsbürger sind, obwohl bereits ihre Eltern in Deutschland geboren wurden.<br />
<br />
Auch in der DDR herrschte ab den 1950er Jahren Mangel an einheimischen Arbeitskräften. Ab den 1960er Jahren holte man Arbeiter aus damals sozialistischen Ländern wie [[Kuba]], [[Ungarn]], [[Vietnam]], der [[Volksrepublik Mosambik]] und der [[Volksrepublik Polen]], später auch Arbeiter aus den arabischen Staaten [[Algerien]] und [[Syrien]]. Viele der als [[Vertragsarbeiter]] bezeichneten Arbeitskräfte verließen Deutschland nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]].<br />
<br />
=== Kriegsflucht ===<br />
Die [[Kriegsflüchtling]]e stellen die größte Gruppe unter den Arabern. Sie kamen vor allem nach 1975 während des [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkriegs]] und nach der Machtübernahme [[Irak]]s durch [[Saddam Hussein]] im Jahr 1979 als [[Asylbewerber]] in die Bundesrepublik Deutschland. Die Einreise erfolgte zumeist illegal über [[Ostberlin]]; die Flüchtlinge erhielten am [[Flughafen Berlin-Schönefeld|Flughafen Schönefeld]] ein [[Visum|Transitvisum]] für die DDR und fuhren mit der [[S-Bahn Berlin|S-Bahn]] nach [[West-Berlin]] weiter, wo sie einen Asylantrag stellten. Die deutschen Behörden kontrollierten die Grenzen aufgrund des Berliner Sonderstatus nicht.<ref>[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin.'' Berlin 2000. ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S. 76–78</ref> In den Statistiken wurden auch verfolgte Kurden als „Staatsbürger des Irak“ erfasst, so dass sich aus ihnen nicht ergibt, wie viele ''Araber'' aus dem Irak flohen. Seit Ende der 1980er Jahre kamen Flüchtlinge aus [[Somalia]], bedingt durch den [[Somalischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]]. Ob diese Flüchtlinge entsprechend dem [[Somali (Ethnie)#Herkunft|Selbstbild vieler Somali]], als Araber gelten sollen, ist allerdings umstritten. Auch Algerier kamen in den 1990er Jahren als Asylbewerber nach Deutschland infolge des [[Algerischer Bürgerkrieg|Bürgerkriegs]]. In den 2000er Jahren während der [[Besetzung des Irak 2003–2011|Besetzung des Irak]] kamen weitere Flüchtlinge nach Deutschland. Außerdem kamen aufgrund des [[Bürgerkrieg in Syrien|seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkriegs]] und seit 2014 andauernden irakischen Bürgerkriegs Flüchtlinge aus diesen Ländern.<br />
<br />
== Demografie ==<br />
{| class="float-right"<br />
| colspan="10" align="center" bgcolor="#FFDEAD" | '''Staatsbürger arabischer Länder in Deutschland '''<br />
<small>Stand: 31.&nbsp;Dezember 2023<ref>Tabelle „12 Ausländische Bevölkerung am 31.12.2021 nach Staatsangehörigkeit und ausgewählten Merkmalen“, S.&nbsp;145–151 {{Internetquelle|url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/Publikationen/Downloads-Migration/auslaend-bevoelkerung-2010200187004.pdf?__blob=publicationFile&v=3|titel=Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Ausländische Bevölkerung: Ergebnisse des Ausländerzentralregisters|werk=Fachserie 1 Reihe 2, 2021, Destatis|hrsg=Statistisches Bundesamt|datum=2021-04-15|zugriff=2023-01-10}}</ref></small><br /><br />
|- bgcolor="#dddddd"<br />
! bgcolor="#ececec" | Herkunftsland || bgcolor="#ececec" | Personen<br />
|-<br />
| {{SYR}}<br />
| style="text-align:right" | 972.460<br />
|-<br />
| {{IRQ}}<br />
| style="text-align:right" | 281.340<br />
|-<br />
| {{MAR}}<br />
| style="text-align:right" | 99.110<br />
|-<br />
| {{TUN}}<br />
| style="text-align:right" | 53.565<br />
|-<br />
| {{EGY}}<br />
| style="text-align:right" | 51.690<br />
|-<br />
| {{LBN}}<br />
| style="text-align:right" | 47.205<br />
|-<br />
| [[Arabische Liga|andere arabische Länder]]<br />
| style="text-align:right" | 91.705<br />
|-<br />
! bgcolor="#ececec" | gesamt<br />
| bgcolor="#ececec" style="text-align:right" | 1.597.075<br />
|}<br />
[[Datei:Arab population in Germany 2022.svg|mini|Regionale Verteilung der Staatsbürger arabischer Länder 2022]]<br />
Die Araber in Deutschland stellen keine homogene Gruppe dar, da sie aus unterschiedlichen arabischen Ländern stammen. Sie bringen unterschiedliche Kulturen mit und sprechen unterschiedliche [[arabische Dialekte]]. Dabei ist zu bemerken, dass die Migranten aus dem [[Maghreb]], vor allem aus [[Marokko]] und [[Algerien]], teilweise auch [[Berbersprachen|berberische]] [[Muttersprache|Muttersprachler]] sind. Streng genommen dürfte man Abkömmlinge [[Indigene Völker|indigener Völker]] nur dann als „Araber“ bezeichnen, wenn sie sich vor der Migration hinreichend an die sie umgebende arabische Kultur [[Assimilation (Soziologie)|assimiliert]] haben.<br />
<br />
Die offizielle Zahl der in Deutschland lebenden Staatsbürger arabischer Länder betrug Ende Dezember 2023 1.597.075 Personen. Schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen mit [[Migrationshintergrund]] haben ihre familiären Wurzeln in den arabischen Staaten.<br />
<br />
=== Zahlen für Berlin ===<br />
Ende Dezember 2023 lebten in Berlin 182.635 [[Araber in Berlin|Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund]].<ref name="statistik-berlin-brandenburg">[https://download.statistik-berlin-brandenburg.de/33c9036f104cc704/506649c17098/SB_A01-05-00_2023h02_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2023], Seite 17</ref> Das Herkunftsland, aus dem die meisten Berliner mit einem arabischen Migrationshintergrund stammen, ist [[Syrien]] mit 59.871 Personen, gefolgt von [[Libanon]] mit 32.797 Personen.<ref name="statistik-berlin-brandenburg" /><br />
<br />
=== Zahl der Staatsbürger arabischer Länder in Deutschland ===<br />
* 1995: 260.784<sup>1</sup><ref name="destatis">[https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=previous&levelindex=3&levelid=1499967903220&step=3 Ausländische Bevölkerung – Ergebnisse in der GENESIS-Online-Datenbank]</ref><br />
* 2000: 303.745<sup>1</sup><ref name="destatis" /><br />
* 2005: 288.936<sup>1</sup><ref name="destatis" /><br />
* 2010: 287.802<sup>1</sup><ref name="destatis" /><br />
* 2015: 762.498<ref name="destatis" /><br />
* 2020: 1.401.950<ref name="destatis" /><br />
<br />
<small><br />
<sup>1</sup>&nbsp;einschließlich [[Südsudan]]<br />
</small><br />
<br />
== Religionszugehörigkeit ==<br />
Die meisten Araber in Deutschland sind [[Muslim]]e. Unter ihnen bilden [[Sunniten]] die Mehrheit, aber auch [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] sind vertreten. Daneben finden sich auch [[Christ]]en verschiedener Kirchen (u.&nbsp;a. 40.000 bis 50.000 [[Griechisch-Orthodoxes Patriarchat von Antiochien|Rum-Orthodoxe]]<ref>Offizielle Internetpräsenz der [[Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland|ACK]]: [http://www.ack-nrw.de/wir-ueber-uns/mitgliedskirchen/griechisch-orthodoxe-kirche-von-antiochien-rum-orthodox/ Griechisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien (Rum-Orthodox)], abgerufen am 25. September 2018</ref>, 17.000 bis 18.000 [[Chaldäisch-katholische Kirche|Chaldäer]]<ref>Offizielle Internetpräsenz des [[Erzbistum Paderborn|Erzbistums Paderborn]]: [http://m.erzbistum-paderborn.de/38-Nachrichten/21142,Moeglichkeiten-der-Kooperation-mit-Chaldaeern.html Möglichkeiten der Kooperation mit Chaldäern]{{Toter Link|url=http://m.erzbistum-paderborn.de/38-Nachrichten/21142,Moeglichkeiten-der-Kooperation-mit-Chaldaeern.html |date=2022-10 |archivebot=2022-10-04 14:00:11 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 3. Oktober 2017</ref>, 10.000 [[Koptisch-orthodoxe Kirche|Kopten]]<ref name="remid"> [[Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst|REMID]]: [https://www.remid.de/info_zahlen/orthodoxie/ Mitgliederzahlen: Orthodoxe, Orientalische und Unierte Kirchen], abgerufen am 21. April 2019</ref>, 10.000 [[Assyrische Kirche des Ostens|Ostsyrer]]<ref name="remid" /> und 8.000 [[Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien|Maroniten]]<ref>Offizielle Internetpräsenz der [[St. Ludwig (München)|Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig München]]: [https://www.st-ludwig-muenchen.de/gemeinde/maroniten/ Maroniten], abgerufen am 12. September 2017</ref>) sowie [[Alawiten]], [[Drusen]], [[Ismailiten]], [[Juden]], [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]] und [[Mandäer]].<br />
<br />
== Medien ==<br />
Seit Beginn der Migration nach Deutschland etablierten sich Medien, die die Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe bedienten. Dabei hat sich die Anzahl und Rolle der Medien stark geändert. Am Anfang bestanden die Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und der ersten arabischen Printmedien wie [[Al-Hayat]]. Seit Ende der 1980er Jahre konnten sich im Zuge der Kabel- und Satellitentechnik Privatsender aus den arabischen Ländern etablieren, mit einem reichen Angebot an Nachrichten- und Talksendungen, Serien und arabischen Filmen. Gerade die dritte Generation greift verstärkt auf das Internet zurück.<ref>Zahi Alawi: ''Mediennutzung der Araber in Deutschland. Eine Analyse der Nutzungswirkung der Medien auf eine ethnische Minderheit in Deutschland''. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 3-8364-5208-1</ref><br />
<br />
Mit [[Dunja Hayali]] ist eine Deutsch-Araberin eine etablierte Größe des deutschen Fernsehens.<ref> https://web.de/magazine/unterhaltung/thema/dunja-hayali</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Iraker in Deutschland]]<br />
* [[Marokkanische Staatsangehörigkeit]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Frank Gesemann, [[Gerhard Höpp]], Haroun Sweis: ''Araber in Berlin''. Miteinander leben in Berlin, Berlin 2002, ISBN 3-7896-0664-2<br />
* [[Ralph Ghadban]]: ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten''. Das Arabische Buch, Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4<br />
* Al-Maqam – Zeitschrift für arabische Kunst und Kultur, Heft 2, 2008: Arabisches in Deutschland, {{ISSN|1431-7974}}<br />
=== Araber aus dem Maghreb ===<br />
* [[Beatrix Pfleiderer|Beatrix Pfleiderer-Becker]]: ''Tunesische Arbeitnehmer in Deutschland. Eine ethnologische Feldstudie über die Beziehungen zwischen sozialem Wandel in Tunesien und der Auslandstätigkeit tunesischer Arbeitnehmer''. Verlag für Entwicklungspolitik, Saarbrücken 1978, ISBN 3-8815-6105-6<br />
* Renate Plücken-Opolka: ''Zur sozialen Lage marokkanischer Familien in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Dokumentation des Ausländerreferats des Kreisverbandes Düsseldorf der Arbeiterwohlfahrt''. EXpress Edition, Berlin 1985, ISBN 3-8854-8356-4<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheiten in Deutschland]]<br />
[[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br />
[[Kategorie:Immigration (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Arabisch-deutsche Beziehungen]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Araber_in_Deutschland&diff=247346471Araber in Deutschland2024-08-03T07:08:37Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>Als '''Araber in Deutschland''' werden Menschen bezeichnet, die oder deren Vorfahren aus [[Arabische Liga|arabischsprachigen Ländern]] stammen und in [[Deutschland]] ihren Wohnsitz haben. Statistisch werden zu den ''Arabern in Deutschland'' zudem Angehörige [[Ethnische Minderheit|ethnischer Minderheiten]] in ihrem Herkunftsland, wie etwa [[Berber]], [[Suryoye|Aramäer und Assyrer]], [[Armenier]], [[Domari|Dom]], [[Kurden]] oder [[Turkmenen (Vorderasien)|Turkmenen]] gezählt.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Bildungs- und Arbeitsmigration ===<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-56453-0001, Dresden, libanesische Studenten der TH.jpg|miniatur|Arabische Studenten aus dem Libanon an der [[Technische Universität Dresden|Technischen Universität]] in Dresden (DDR), 1958]]<br />
Die ersten Araber, fast ausschließlich Männer, kamen nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] als [[Student]]en in die Bundesrepublik Deutschland und die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]. Eine beträchtliche Anzahl von ihnen ist nach dem Studium verblieben und unter ihnen sind viele binationale Ehen entstanden, meist mit deutschen Frauen. Im Jahre 1966 wurde die [[Deutsch-Arabische Gesellschaft]] (DAG) gegründet, die zum Ziel hat, die deutsch-arabischen Beziehungen sowohl in politischer und wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht auszubauen und zu verbessern.<br />
<br />
Während der [[Wirtschaftswunder]]zeit in den 1950er und 1960er Jahren wurden in Deutschland dringend Arbeiter gesucht. Nach [[Anwerbeabkommen]] mit [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Italien|Italien]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Griechenland|Griechenland]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Jugoslawien|Jugoslawien]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Portugal|Portugal]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Spanien|Spanien]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Südkorea|Südkorea]] und der [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei|Türkei]] schloss Westdeutschland entsprechende Verträge mit den arabischen Staaten [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Marokko|Marokko 1963]] und [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Tunesien|Tunesien 1965]]. Zunächst war nicht daran gedacht, dass die als [[Gastarbeiter]] bezeichneten Arbeitskräfte dauerhaft in Deutschland bleiben sollten. Sie arbeiteten hauptsächlich in der Eisen- und Stahlindustrie sowie in der Bauwirtschaft. Im Laufe der folgenden Jahre, nach dem Anwerbestopp 1973, zogen Frauen und Kinder nach. Inzwischen gibt es Urenkel der ersten Migrantengeneration, die marokkanische oder tunesische Staatsbürger sind, obwohl bereits ihre Eltern in Deutschland geboren wurden.<br />
<br />
Auch in der DDR herrschte ab den 1950er Jahren Mangel an einheimischen Arbeitskräften. Ab den 1960er Jahren holte man Arbeiter aus damals sozialistischen Ländern wie [[Kuba]], [[Ungarn]], [[Vietnam]], der [[Volksrepublik Mosambik]] und der [[Volksrepublik Polen]], später auch Arbeiter aus den arabischen Staaten [[Algerien]] und [[Syrien]]. Viele der als [[Vertragsarbeiter]] bezeichneten Arbeitskräfte verließen Deutschland nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]].<br />
<br />
=== Kriegsflucht ===<br />
Die [[Kriegsflüchtling]]e stellen die größte Gruppe unter den Arabern. Sie kamen vor allem nach 1975 während des [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkriegs]] und nach der Machtübernahme [[Irak]]s durch [[Saddam Hussein]] im Jahr 1979 als [[Asylbewerber]] in die Bundesrepublik Deutschland. Die Einreise erfolgte zumeist illegal über [[Ostberlin]]; die Flüchtlinge erhielten am [[Flughafen Berlin-Schönefeld|Flughafen Schönefeld]] ein [[Visum|Transitvisum]] für die DDR und fuhren mit der [[S-Bahn Berlin|S-Bahn]] nach [[West-Berlin]] weiter, wo sie einen Asylantrag stellten. Die deutschen Behörden kontrollierten die Grenzen aufgrund des Berliner Sonderstatus nicht.<ref>[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin.'' Berlin 2000. ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S. 76–78</ref> In den Statistiken wurden auch verfolgte Kurden als „Staatsbürger des Irak“ erfasst, so dass sich aus ihnen nicht ergibt, wie viele ''Araber'' aus dem Irak flohen. Seit Ende der 1980er Jahre kamen Flüchtlinge aus [[Somalia]], bedingt durch den [[Somalischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]]. Ob diese Flüchtlinge entsprechend dem [[Somali (Ethnie)#Herkunft|Selbstbild vieler Somali]], als Araber gelten sollen, ist allerdings umstritten. Auch Algerier kamen in den 1990er Jahren als Asylbewerber nach Deutschland infolge des [[Algerischer Bürgerkrieg|Bürgerkriegs]]. In den 2000er Jahren während der [[Besetzung des Irak 2003–2011|Besetzung des Irak]] kamen weitere Flüchtlinge nach Deutschland. Außerdem kamen aufgrund des [[Bürgerkrieg in Syrien|seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkriegs]] und seit 2014 andauernden irakischen Bürgerkriegs Flüchtlinge aus diesen Ländern.<br />
<br />
== Demografie ==<br />
{| class="float-right"<br />
| colspan="10" align="center" bgcolor="#FFDEAD" | '''Staatsbürger arabischer Länder in Deutschland '''<br />
<small>Stand: 31.&nbsp;Dezember 2023<ref>Tabelle „12 Ausländische Bevölkerung am 31.12.2021 nach Staatsangehörigkeit und ausgewählten Merkmalen“, S.&nbsp;145–151 {{Internetquelle|url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/Publikationen/Downloads-Migration/auslaend-bevoelkerung-2010200187004.pdf?__blob=publicationFile&v=3|titel=Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Ausländische Bevölkerung: Ergebnisse des Ausländerzentralregisters|werk=Fachserie 1 Reihe 2, 2021, Destatis|hrsg=Statistisches Bundesamt|datum=2021-04-15|zugriff=2023-01-10}}</ref></small><br /><br />
|- bgcolor="#dddddd"<br />
! bgcolor="#ececec" | Herkunftsland || bgcolor="#ececec" | Personen<br />
|-<br />
| {{SYR}}<br />
| style="text-align:right" | 972.460<br />
|-<br />
| {{IRQ}}<br />
| style="text-align:right" | 281.340<br />
|-<br />
| {{MAR}}<br />
| style="text-align:right" | 99.110<br />
|-<br />
| {{TUN}}<br />
| style="text-align:right" | 53.565<br />
|-<br />
| {{EGY}}<br />
| style="text-align:right" | 51.690<br />
|-<br />
| {{LBN}}<br />
| style="text-align:right" | 47.205<br />
|-<br />
| [[Arabische Liga|andere arabische Länder]]<br />
| style="text-align:right" | 91.705<br />
|-<br />
! bgcolor="#ececec" | gesamt<br />
| bgcolor="#ececec" style="text-align:right" | 1.597.075<br />
|}<br />
[[Datei:Arab population in Germany 2022.svg|mini|Regionale Verteilung der Staatsbürger arabischer Länder 2022]]<br />
Die Araber in Deutschland stellen keine homogene Gruppe dar, da sie aus unterschiedlichen arabischen Ländern stammen. Sie bringen unterschiedliche Kulturen mit und sprechen unterschiedliche [[arabische Dialekte]]. Dabei ist zu bemerken, dass die Migranten aus dem [[Maghreb]], vor allem aus [[Marokko]] und [[Algerien]], teilweise auch [[Berbersprachen|berberische]] [[Muttersprache|Muttersprachler]] sind. Streng genommen dürfte man Abkömmlinge [[Indigene Völker|indigener Völker]] nur dann als „Araber“ bezeichnen, wenn sie sich vor der Migration hinreichend an die sie umgebende arabische Kultur [[Assimilation (Soziologie)|assimiliert]] haben.<br />
<br />
Die offizielle Zahl der in Deutschland lebenden Staatsbürger arabischer Länder betrug Ende Dezember 2023 1.597.075 Personen. Schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen mit [[Migrationshintergrund]] haben ihre familiären Wurzeln in den arabischen Staaten.<br />
<br />
=== Zahlen für Berlin ===<br />
Ende Juni 2017 lebten in Berlin 133.961 [[Araber in Berlin|Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund]].<ref name="statistik-berlin-brandenburg">[https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/stat_berichte/2017/SB_A01-05-00_2017h01_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2017], Seite 17</ref> Das Herkunftsland, aus dem die meisten Berliner mit einem arabischen Migrationshintergrund stammen, ist [[Syrien]] mit 35.403 Personen, gefolgt von [[Libanon]] mit 27.866 Personen.<ref name="statistik-berlin-brandenburg" /><br />
<br />
=== Zahl der Staatsbürger arabischer Länder in Deutschland ===<br />
* 1995: 260.784<sup>1</sup><ref name="destatis">[https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=previous&levelindex=3&levelid=1499967903220&step=3 Ausländische Bevölkerung – Ergebnisse in der GENESIS-Online-Datenbank]</ref><br />
* 2000: 303.745<sup>1</sup><ref name="destatis" /><br />
* 2005: 288.936<sup>1</sup><ref name="destatis" /><br />
* 2010: 287.802<sup>1</sup><ref name="destatis" /><br />
* 2015: 762.498<ref name="destatis" /><br />
* 2020: 1.401.950<ref name="destatis" /><br />
<br />
<small><br />
<sup>1</sup>&nbsp;einschließlich [[Südsudan]]<br />
</small><br />
<br />
== Religionszugehörigkeit ==<br />
Die meisten Araber in Deutschland sind [[Muslim]]e. Unter ihnen bilden [[Sunniten]] die Mehrheit, aber auch [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] sind vertreten. Daneben finden sich auch [[Christ]]en verschiedener Kirchen (u.&nbsp;a. 40.000 bis 50.000 [[Griechisch-Orthodoxes Patriarchat von Antiochien|Rum-Orthodoxe]]<ref>Offizielle Internetpräsenz der [[Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland|ACK]]: [http://www.ack-nrw.de/wir-ueber-uns/mitgliedskirchen/griechisch-orthodoxe-kirche-von-antiochien-rum-orthodox/ Griechisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien (Rum-Orthodox)], abgerufen am 25. September 2018</ref>, 17.000 bis 18.000 [[Chaldäisch-katholische Kirche|Chaldäer]]<ref>Offizielle Internetpräsenz des [[Erzbistum Paderborn|Erzbistums Paderborn]]: [http://m.erzbistum-paderborn.de/38-Nachrichten/21142,Moeglichkeiten-der-Kooperation-mit-Chaldaeern.html Möglichkeiten der Kooperation mit Chaldäern]{{Toter Link|url=http://m.erzbistum-paderborn.de/38-Nachrichten/21142,Moeglichkeiten-der-Kooperation-mit-Chaldaeern.html |date=2022-10 |archivebot=2022-10-04 14:00:11 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 3. Oktober 2017</ref>, 10.000 [[Koptisch-orthodoxe Kirche|Kopten]]<ref name="remid"> [[Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst|REMID]]: [https://www.remid.de/info_zahlen/orthodoxie/ Mitgliederzahlen: Orthodoxe, Orientalische und Unierte Kirchen], abgerufen am 21. April 2019</ref>, 10.000 [[Assyrische Kirche des Ostens|Ostsyrer]]<ref name="remid" /> und 8.000 [[Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien|Maroniten]]<ref>Offizielle Internetpräsenz der [[St. Ludwig (München)|Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig München]]: [https://www.st-ludwig-muenchen.de/gemeinde/maroniten/ Maroniten], abgerufen am 12. September 2017</ref>) sowie [[Alawiten]], [[Drusen]], [[Ismailiten]], [[Juden]], [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]] und [[Mandäer]].<br />
<br />
== Medien ==<br />
Seit Beginn der Migration nach Deutschland etablierten sich Medien, die die Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe bedienten. Dabei hat sich die Anzahl und Rolle der Medien stark geändert. Am Anfang bestanden die Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und der ersten arabischen Printmedien wie [[Al-Hayat]]. Seit Ende der 1980er Jahre konnten sich im Zuge der Kabel- und Satellitentechnik Privatsender aus den arabischen Ländern etablieren, mit einem reichen Angebot an Nachrichten- und Talksendungen, Serien und arabischen Filmen. Gerade die dritte Generation greift verstärkt auf das Internet zurück.<ref>Zahi Alawi: ''Mediennutzung der Araber in Deutschland. Eine Analyse der Nutzungswirkung der Medien auf eine ethnische Minderheit in Deutschland''. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 3-8364-5208-1</ref><br />
<br />
Mit [[Dunja Hayali]] ist eine Deutsch-Araberin eine etablierte Größe des deutschen Fernsehens.<ref> https://web.de/magazine/unterhaltung/thema/dunja-hayali</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Iraker in Deutschland]]<br />
* [[Marokkanische Staatsangehörigkeit]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Frank Gesemann, [[Gerhard Höpp]], Haroun Sweis: ''Araber in Berlin''. Miteinander leben in Berlin, Berlin 2002, ISBN 3-7896-0664-2<br />
* [[Ralph Ghadban]]: ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten''. Das Arabische Buch, Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4<br />
* Al-Maqam – Zeitschrift für arabische Kunst und Kultur, Heft 2, 2008: Arabisches in Deutschland, {{ISSN|1431-7974}}<br />
=== Araber aus dem Maghreb ===<br />
* [[Beatrix Pfleiderer|Beatrix Pfleiderer-Becker]]: ''Tunesische Arbeitnehmer in Deutschland. Eine ethnologische Feldstudie über die Beziehungen zwischen sozialem Wandel in Tunesien und der Auslandstätigkeit tunesischer Arbeitnehmer''. Verlag für Entwicklungspolitik, Saarbrücken 1978, ISBN 3-8815-6105-6<br />
* Renate Plücken-Opolka: ''Zur sozialen Lage marokkanischer Familien in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Dokumentation des Ausländerreferats des Kreisverbandes Düsseldorf der Arbeiterwohlfahrt''. EXpress Edition, Berlin 1985, ISBN 3-8854-8356-4<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheiten in Deutschland]]<br />
[[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br />
[[Kategorie:Immigration (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Arabisch-deutsche Beziehungen]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=246235273Zahiriten2024-06-26T15:34:47Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=aẓ-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger der zahiritischen Rechtsschule. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf aẓ-Ẓāhirī]]. Ob diese Rechtsschule legitim ist, ist innerhalb der vier Rechtsschulen umstritten.<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb aẓ-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Die bekanntesten Werke innerhalb der zahiritischen Rechtsschule sind das [[Kompendium|Rechtskompendium]] {{arF|المحلى بالآثار&lrm;|d=„al-Muḥallā bi l-Āṯār“}} von Ibn Ḥazm und das [[Koranexegese]]werk {{arF|البحر المحيط&lrm;|d=„al-Baḥru l-Muḥīṭ“}} von Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī.<br />
<br />
== Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule ==<br />
Der Name dieser Rechtsschule leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Das wörtliche Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] des Propheten [[Mohammed]] gehört zu den Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule. Die Beweisführung durch einen erfundenen oder sehr schwachen [[Hadith]] ist nicht erlaubt. Darüber hinaus ist die Beweisführung durch einen leicht schwachen oder mittelmäßig schwachen Hadith, der durch andere Hadithe nicht gestärkt oder durch leicht schwache oder mittelmäßig schwache Hadithe gestärkt wurde, unzulässig. Außerdem ist die Beweisführung durch einen Mursal Hadith nicht gestattet. Zudem könne als drittes Grundprinzip der islamischen Rechtswissenschaft auf den [[Idschmāʿ|Konsens]] zurückgegriffen werden.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründen ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimieren sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], in [[Mesopotamien]], in der [[Großsyrien|Levante]] und in Persien anzutreffen. Im 12. Jahrhundert wurde die zahiritische Rechtsschule für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7|LCCN=sh85149549|NDL=|VIAF=}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mhallami&diff=246076408Mhallami2024-06-20T16:58:30Z<p>Xxedcxx: /* Selbst- und Fremdbezeichnungen der Mhallami */</p>
<hr />
<div>Die '''Mhallami''', '''Mahallami''' oder '''Mardelli''' ([[Arabische Sprache|hocharabisch]] {{ar|الْمَحَلَّمِيَّة&lrm;|DMG=al-maḥallamīya}} oder {{ar|الْمَارْدَلِّيَّة&lrm;|DMG=al-mārdallīya}}, [[Arabische Dialekte#Geografische Klassifikation|arabischer Mhallami-Dialekt]] {{ar|مْحَلَّمِي&lrm;|DMG=mḥallamī}} oder {{ar|مَرْدَلِّي&lrm;|DMG=mardallī}}, [[Aramäische Sprachen|aramäisch]] {{arc|ܡܚܠܡܝ̈ܐ&lrm;}} ''Mḥallmāye'' oder ''Mḥallmoye'', [[Kurdische Sprachen|kurdisch]] ''Mehelmî'', ''Mihelmî'' oder ''Mîhêllemî'', [[Türkische Sprache|türkisch]] ''Mahalmi'' oder ''Mıhellemi'') sind eine arabischsprachige Volksgruppe in der [[Türkei]] und im [[Libanon]]. Ihre Herkunft und ethnische Einordnung sind umstritten; sie werden als [[Araber]], [[Aramäer (Volk)|Aramäer]] oder [[Kurden]] eingeordnet.<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Der Name Mhallami bzw. Mhallamiya soll sich von {{arF|محل&lrm;|DMG=maḥall|de=Ort}} und {{arF|مائة&lrm;|DMG=miʾa|de=hundert}} ableiten, was sinngemäß ''Ort der Hundertschaft'' {{arF|محل المائة&lrm;|DMG=maḥall al-miʾa}} bedeuten soll. Gemäß einer zweiten Theorie zur Namensherkunft soll sich der Name Mhallami von den [[Semiten|semitischen]] [[Achlamäer|Ahlamū]], die seit 1805 v. Chr. [[Tur Abdin]] bewohnten, ableiten.<br />
<br />
Der Name Mardelli wird von der Herkunftsgegend [[Mardin (Provinz)|Mardin]] abgeleitet.<br />
<br />
== Siedlungsgebiet ==<br />
Bis zum 20.&nbsp;Jahrhundert lebten die Mhallami hauptsächlich in einem Gebiet in der heutigen türkischen Provinz Mardin:<br />
{{Zitat<br />
|Text=… lehnt sich der Dialekt von [[Yeşilli|Rashmel]] bereits stärker an die folgende Dialektgruppe an, die ich – dem lokalen Sprachgebrauch folgend – Mhallami-arabisch nenne. Mhallamiarabisch findet sich in etwa 40 bis 50 Dörfern, die im Dreieck zwischen den Kreisstädten es-Shor (türk. [[Savur]]) im Westen, Medyad (türk. [[Midyat]]) im Osten und Ma‘sarte (türk. [[Ömerli (Mardin)|Ömerli]]) im Süden liegen.<br />
|Autor=Otto Jastrow<br />
|Quelle=Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei), ZDMG Suppl 1 XVII Dt. Orientalistentag. Vorträge Teil II, Sektion 6, Wiesbaden 1969, S. 684<br />
|ref=<ref name="mhallami6" />}}<br />
<br />
Bis heute leben die Mhallami in der [[Türkei]] überwiegend in den Großstädten wie [[Adana]], [[İskenderun]], [[Istanbul|İstanbul]], [[Izmir|İzmir]] und [[Mersin]] sowie 41 Orten der südostanatolischen Provinzen [[Batman (Provinz)|Batman]] und [[Mardin]].<br />
<br />
Ein weitaus größerer Teil der Mhallami lebt mittlerweile im [[Libanon]]. Die Migration der Mhallami aus der Türkei in den Libanon begann in den 1920er Jahren. In den 1940er Jahren kamen dann weitere Zehntausende in den Libanon, überwiegend in die Städte [[Beirut]] und [[Tripoli (Libanon)|Tripoli]]. Ein Teil von ihnen wurde eingebürgert, der andere Teil dagegen lebte [[Staatenlose|staatenlos]] im Libanon.<ref name="mhallami6">[[Ralph Ghadban]]: ''Die Mhallamiyya.'' In: ders.: ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten''. Berlin 2000, S. 86–95. {{Webarchiv |url=http://www.libasoli.de/doku/Auszug.pdf |text=Kapitel als Buchauszug (PDF) |wayback=20070807112357}}</ref><br />
<br />
Zur Gesamtzahl der Mhallami gibt es keine zuverlässigen Angaben. Vor dem [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkrieg]], der im Jahr 1975 ausbrach, wurde sie auf 70.000 bis 100.000 geschätzt. Im Jahr 1984 besaßen nach Angaben libanesischer Sicherheitsbehörden 27.142 Personen die speziell für Mhallami ausgestellten Personaldokumente (Reisedokument mit der Aufschrift [[Laissez-passer|''Laisser-passer'']]; Eintrag für Staatsangehörigkeit: ''à l’étude''), geschätzt weitere 15.000 waren im Libanon eingebürgert; die Zahl der Ausgewanderten wurde zu diesem Zeitpunkt auf 45.000 geschätzt.<ref name="ghadban" /><br />
<br />
Weil christliche Milizen sie aus ihren Wohngebieten im Osten Beiruts vertrieben, wurden die Mhallami in den libanesischen Bürgerkrieg hineingerissen. Sie schlossen sich meist der [[Murabitun-Miliz (Libanon)|Murabitun-Miliz]] an, manche kämpften auch in den palästinensischen Milizen der [[Volksfront zur Befreiung Palästinas|PFLP]], [[Demokratische Front zur Befreiung Palästinas|DFLP]] oder bei den [[Libanesische Kommunistische Partei|Kommunisten]]. Von diesen Parteien erhofften sie sich eine Verbesserung ihres politischen und sozialen Status. Seit 1984 kämpften sie gegen die schiitische [[Amal-Miliz]] und nach dem Einmarsch syrischer Truppen 1987, die die Partei der Amal ergriffen, wurden deshalb viele Mhallami verhaftet oder mussten flüchten.<ref>Lokman I. Meho, Farah W. Kawtharani: {{Webarchiv |url=http://staff.aub.edu.lb/~lmeho/meho-kawtharani-kurdish-community-in-lebanon.pdf |text=''The Kurdish Community in Lebanon''. |wayback=20111125041545 |archiv-bot=2022-03-26 03:51:09 InternetArchiveBot}} (In: ''International Journal of Kurdish Studies'', Band 19, Nr. 1–2, 2005, S. 137–160) American University of Beirut, S. 1–34, hier S. 23f.</ref><br />
<br />
Die Mhallami waren unter den [[Flüchtling|Bürgerkriegsflüchtlingen]] aus dem Libanon, die während des libanesischen Bürgerkriegs seit 1976<ref name="ghadban">[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin.'' Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S. 71, 87, 89, 238.</ref> in die [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] sowie andere europäische Staaten wie die [[Niederlande]], [[Dänemark]] und [[Schweden]] kamen und seitdem teilweise geduldet sind oder als [[Asylbewerber]] leben.<ref name="mhallami1">Heinrich Freckmann, Jürgen Kalmbach: {{Webarchiv |url=http://orrae.de/pdfs/Libanon.pdf |text=''Staatenlose Kurden aus dem Libanon oder türkische Staatsangehörige? (Ergebnis einer Untersuchung vom 08.–18. März 2001 in Beirut, Mardin und Ankara)'' |wayback=20110719070809}} (PDF; 43&nbsp;kB), Hannover, Hildesheim, 2001, S. 3–4.</ref> In [[Berlin]] besteht mit etwa 8000 Personen die größte Gemeinde der Mhallami in Europa (Stand: Juni 2003).<ref name="mhallami9">[https://taz.de/!763058/ ''Es muss dringend etwas passieren'']; die tageszeitung, 6. Juni 2003.</ref><br />
<br />
== Herkunft und Geschichte ==<br />
Es ist nach wie vor sehr umstritten, ob es sich bei den Mhallami um [[Araber]], [[Aramäer (Volk)|Aramäer]] oder [[Kurden]] handelt. Es gibt drei verschiedene Theorien über die Abstammung der Mhallami:<br />
<br />
* Der ersten Theorie zufolge sind die Mhallami Araber, die unter dem [[Kalifat|Kalifen]] [[Harun ar-Raschid]] im 8. Jahrhundert auf dessen Kriegszügen als Kämpfer aus der [[Irak|nordirakischen]] Region [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]] in die Region Mardin umgesiedelt wurden, um die dortige christliche Bevölkerung zu überwachen. Der Name Mhallami bzw. Mhallamiya soll sich von {{arF|محل&lrm;|DMG=maḥall|de=Ort}} und {{arF|مائة&lrm;|DMG=miʾa|de=hundert}} ableiten, was sinngemäß Ort der Hundertschaft {{arF|محل المائة&lrm;|DMG=maḥall al-miʾa}} bedeuten soll. Diese Abstammungstheorie wird von den meisten Mhallami und einigen Wissenschaftlern unterstützt.<ref name="mhallami2">Fred Donner: ''Tribe and state in Arabia''. Princeton University Press 1981, S. 123–130.</ref> Einige sehen sich auch als Nachfahren der [[Banū Hilāl|Banu Hilal]].<ref name="ghadban" /><br />
<br />
* Der zweiten Theorie zufolge waren ihre Vorfahren die [[Semiten|semitischen]] [[Achlamäer|Ahlamū]], die seit 1805 v. Chr. [[Tur Abdin]] bewohnten. Sie traten – wie die restlichen aramäischen Stämme in [[Mesopotamien]] – während der [[Islamische Expansion|arabisch-islamischen Expansion]] im 7. und 8. Jahrhundert nicht zum [[Islam]] über. Die [[Osmanisches Reich|Osmanen]] eroberten unter [[Selim I.]] Anfang des 16. Jahrhunderts Ostanatolien und die Mhallami nahmen daraufhin den Islam an. Nach dem Übertritt zum Islam erlernten die Mhallami die arabische Sprache. Die [[Araber]] nannten sie ''Mḥallamī'' und die Osmanen ''Mahalmi'' bzw. ''Mıhellemi''. Mehrere der Bedeutung von Ahlamū entsprechende Schreibweisen kamen im Laufe der Geschichte des Stammes vor, bis sich schließlich der heutige arabische Name Mḥallamī durchsetzte. In Archiven des Osmanischen Reichs aus dem Jahre 1525 werden die Mhallami als ''Müslüman Mahalmi Cemaati'' (deutsch ''Muslimische Gemeinde der Mhallami'') erwähnt.<ref name="mhallami3">John Anthony Brinkman: ''A political history of post-Kassite Babylonia, 1158–722 B.C.'' 1968, ISBN 88-7653-243-9, S. 260–278.</ref><ref name="mhallami4">T.C. Devlet Arşivleri Genel Müdürlüğü: ''Başbakanlık Osmanlı Arşivi Rehberi''. 1995, ISBN 975-19-1247-4, S. 54–59. (türkisch)</ref> Andere Autoren berichten, die Mhallami seien bereits im 14. Jahrhundert zum Islam übergetreten, weil sie wegen einer Hungersnot die Fastenzeit unterbrechen wollten und ihr Patriarch dies verweigerte.<ref name="mhallami6" /><br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Mahalemi. 800 families. This tribe has a peculiar history. They state that 350 years ago they were Christians...They speak a bastard Arabic, and the women wear red clothes and do not veil. Ibrahim Pasha says they are now a mixed race of Arabs and Kurds. Some families still supposed to be Christians.<br />
|Sprache=en<br />
|Autor=[[Mark Sykes]]<br />
|Quelle=Caliph’s Last Heritage, London 1915, S. 578<br />
|Übersetzung=[Die] Mahalemi. 800 Familien. Dieser Stamm hat eine eigentümliche Geschichte. Sie behaupten, dass sie vor 350 Jahren Christen waren […] Sie sprechen ein vermischtes Arabisch, und die Frauen tragen rote Kleidung und sind nicht verschleiert. Ibrahim Pascha sagt, sie seien nun eine gemischte Rasse von Arabern und Kurden. Einige Familien sollen noch immer Christen sein.<br />
|ref=<ref name="mhallami6" />}}<br />
<br />
* Gemäß einer dritten Theorie werden die Mhallami als Kurden betrachtet, die im Laufe der Zeit den Islam annahmen und dann die arabische Sprache erlernten, aber ihre kurdische Kultur beibehalten haben.<ref name="mhallami5">Lokman I. Meho, Farah W. Kawtharani: {{Webarchiv |url=http://staff.aub.edu.lb/~lmeho/meho-kawtharani-kurdish-community-in-lebanon.pdf |text=''The Kurdish community in Lebanon'' |wayback=20111125041545 |archiv-bot=2022-03-26 03:51:09 InternetArchiveBot}} (PDF; 139&nbsp;kB), S. 2–3.</ref> Die Mhallami werden von den Kurden selbst überwiegend aber nicht als Kurden betrachtet.<ref name="mhallami9" /><br />
<br />
== Kultur ==<br />
=== Sprache und Schrift ===<br />
Die Mhallami sprechen den [[Arabische Dialekte#Geografische Klassifikation|arabischen Qultu-Dialekt]]. Der Qultu-Dialekt der Mhallami basiert auf dem Hocharabischen und nahm in immer stärkerem Maß [[Kurdische Sprachen|kurdische]] Elemente auf. Ihre Kultur ist arabisch geprägt, mit kurdischen Einflüssen.<ref>Jonathan Owens: ''A linguistic history of Arabic''. Oxford University Press 2006, S. 144. (englisch)</ref><br />
<br />
Die Mhallami in der Türkei verwenden das [[Lateinisches Alphabet|lateinische Alphabet]], zum Teil auch das [[Arabisches Alphabet|arabische Alphabet]] als Schriftsprache, im Libanon hauptsächlich das arabische Alphabet.<br />
<br />
=== Religion ===<br />
Die Mhallami sind hauptsächlich [[Sunniten|sunnitische Muslime]], die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen Rechtsschule]] folgen.<ref name="mhallami2" /><br />
<br />
=== Organisation ===<br />
Es bestehen einige Vereine der Mhallami in der Türkei, im Libanon und in der Diaspora. Die Mhallami in der Türkei sind im Verein ''Mhallami-Verein für Religions-, Sprachen- und Kulturdialog'' (türkisch ''Mıhellemi Dinler, Diller ve Medeniyetler Arası Diyalog Derneği''), der 2008 von Mehmet Ali Aslan in [[Midyat]] gegründet wurde, organisiert.<ref name="mhallami7">{{Webarchiv |url=http://www.midyatsesi.com/haber.php?hayns=2&yazilim=haberler&osmanli=hdetay&sece=1&aid=277&titlem=277 |text=''Uluslar Arası Mıhellemi Konferansı''. |wayback=20120321093052}} („Internationale Konferenz der Mhallami“) Midyat Sesi Haber, 13. August 2008 (türkisch)</ref> Die Mhallami in Deutschland sind im Verein ''Familien Union e.V.'' organisiert, und die Mhallami in den Niederlanden im Verein ''MIM''.<ref name="mhallami12">Claudia Keller: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-clanchefs-bitten-zum-tee/3887376.html ''Familien-Union: Die Clanchefs bitten zum Tee'']; Der Tagesspiegel, 26. Februar 2011.</ref> Der letzte Anführer der Mhallami in der Türkei ist der Anwalt Şeyhmus Miroğlu, Mitglied von Beytil Emir.<ref>{{Internetquelle |autor=Mardin Life |url=https://www.mardinlife.com/gorkemli-dugunde-dolarlar-havada-ucustu.html |titel=Görkemli düğünde dolarlar havada uçuştu |sprache=tr |abruf=2022-09-10}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Mardin Life |url=https://www.mardinlife.com/orhan-mirogludan-agabeyine-ziyaret.html |titel=Orhan Miroğlu'dan ağabeyine ziyaret |sprache=tr |abruf=2022-09-10}}</ref><br />
<br />
=== Familiennamen ===<br />
In der Türkei führten die Mhallami [[Arabischer Name|arabische Namen]], die keine Nachnamen im westlichen Sinn beinhalten. Die von [[Atatürk]] eingeführten türkischen Namen wurden nur im Umgang mit türkischen Behörden verwendet. Im Libanon benutzten sie wieder ihre arabischen Namen. Weil im Libanon Familiennamen geführt werden, fügten sie den Vornamen aber einen ''Clannamen'' an, der wahrscheinlich meist nach einem männlichen Vorfahren oder einer besonderen traditionellen<br />
Stellung der Familie, Herkunftsort oder -region gewählt wurde. Dies geschah wahrscheinlich zwischen 1925 und 1935. Die Gleichheit oder Ähnlichkeit der Nachnamen bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Familien untereinander verwandt sind. Die Namen wurden vielmehr nach der Einreise frei, vermutlich unter Orientierung an bereits ansässigen Angehörigen ausgewählt. Es kam auch vor, dass sich ein männliches Mitglied einer Familie aufgrund von innerfamiliären Streitigkeiten nach diesem Vorbild einen eigenen Familiennamen zulegte und somit eine neue Sippe gründete.<br />
<br />
== Selbst- und Fremdbezeichnungen der Mhallami ==<br />
In der Türkei werden sie zu den [[Araber in der Türkei|Arabern]] gerechnet,<ref>Beate Krafft-Schöning, Blutsbande. München 2013, ISBN 978-3-86883-314-0, Einleitung, [https://www.m-vg.de/mediafiles/article/pdfdemo/978-3-86883-314-0.pdf online]</ref> ebenso im Libanon außerhalb der Hauptstadt, wo sie nach ihrer Herkunftsgegend auch {{arF|ماردلي&lrm;|DMG=Mārdallī}} oder {{arF|مردلي&lrm;|DMG=Mardallī}} genannt werden. Nur in Beirut werden sie von den Libanesen Kurden ({{arF|أكراد&lrm;|DMG=Akrād}}) genannt.<ref name="mhallami2" /> In Deutschland werden sie als ''libanesische Kurden''<ref name="mhallami6" /> oder ''Mhallamiye-Kurden'',<ref name="mhallami11">Regina Mönch: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/jugendgewalt-das-libanesische-problem-1407333.html ''Das libanesische Problem'']; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. März 2007.</ref> Mitglieder bestimmter Familien auch als „arabische Familienclans“<ref>Dorothee Dienstbühl: ''Clankriminalität''. C.F.Mueller Verlag, Schriftenreihe Kriminalistik. Heidelberg 2021, ISBN 978-3-7832-0061-4, S. V</ref> bezeichnet. Die Mehrheit der Mhallami betrachten sich selber als Araber, ein großer Teil als arabischsprachige Kurden sowie ein kleiner Teil als arabischsprachige Aramäer.<ref name="mhallami2" /><ref name="mhallami6" /><br />
<br />
== Bekannte Mhallami ==<br />
* [[Kida Khodr Ramadan]] (* 1976), Schauspieler<br />
* [[Mahmoud Charr]] (* 1984), Profiboxer<br />
* [[Mohamed El-Asmer]] (* 1988), Schauspieler<br />
* [[King Khalil]] (* 1990), Rapper<br />
* [[Ra’is]] (* 1995), Rapper<br />
* [[Miri-Clan]]<br />
* [[Remmo-Clan]]<br />
* [[Al-Zein (Großfamilie)]]<br />
* [[Fakhro-Clan]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ralph Ghadban]]: [http://ghadban.de/de/wp-content/data/Die_Libanon-Fluechtlinge_in_Berlin.pdf ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten.''] (2000) 2. Auflage, Das Arabische Buch, Berlin 2008, s.&nbsp;v. Kapitel: ''Die Mḥallamiyya (Die Kurden).'' S. 86–95.<br />
* Otto Jastrow: ''Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei)''. [[ZDMG]] Supplement 1, XVII. Dt. Orientalistentag (1968), Vorträge Teil II, Sektion 6, Wiesbaden 1969, S. 683–688 ([http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/download/pdf/94360?name=Vortrag Digitalisat], PDF)<br />
* Laurenz W. Kern: ''Kurden, Araber, Scheinlibanesen: Die vielschichtige Ethnizität der Mḥallami.'' In: ''Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes.'' Band 105, 2015, S. 189–202.<br />
* Dorothee Dienstbühl: ''Clankriminalität''. C.F.Mueller Verlag, Schriftenreihe Kriminalistik. Heidelberg 2021, ISBN 978-3-7832-0061-4.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.familien-union.net/ Verein der Familien Union e.V.]<br />
* [http://www.mehallami.eu/ Verein MIM]<br />
* {{Webarchiv |url=http://www.arabmardin.net/ |text=ArabMardin.Net, private Website über Mhallami (teilweise arabisch) |wayback=20110711010526}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit in der Türkei]]<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit im Libanon]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mhallami&diff=246076381Mhallami2024-06-20T16:57:38Z<p>Xxedcxx: /* Selbst- und Fremdbezeichnungen der Mhallami */</p>
<hr />
<div>Die '''Mhallami''', '''Mahallami''' oder '''Mardelli''' ([[Arabische Sprache|hocharabisch]] {{ar|الْمَحَلَّمِيَّة&lrm;|DMG=al-maḥallamīya}} oder {{ar|الْمَارْدَلِّيَّة&lrm;|DMG=al-mārdallīya}}, [[Arabische Dialekte#Geografische Klassifikation|arabischer Mhallami-Dialekt]] {{ar|مْحَلَّمِي&lrm;|DMG=mḥallamī}} oder {{ar|مَرْدَلِّي&lrm;|DMG=mardallī}}, [[Aramäische Sprachen|aramäisch]] {{arc|ܡܚܠܡܝ̈ܐ&lrm;}} ''Mḥallmāye'' oder ''Mḥallmoye'', [[Kurdische Sprachen|kurdisch]] ''Mehelmî'', ''Mihelmî'' oder ''Mîhêllemî'', [[Türkische Sprache|türkisch]] ''Mahalmi'' oder ''Mıhellemi'') sind eine arabischsprachige Volksgruppe in der [[Türkei]] und im [[Libanon]]. Ihre Herkunft und ethnische Einordnung sind umstritten; sie werden als [[Araber]], [[Aramäer (Volk)|Aramäer]] oder [[Kurden]] eingeordnet.<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Der Name Mhallami bzw. Mhallamiya soll sich von {{arF|محل&lrm;|DMG=maḥall|de=Ort}} und {{arF|مائة&lrm;|DMG=miʾa|de=hundert}} ableiten, was sinngemäß ''Ort der Hundertschaft'' {{arF|محل المائة&lrm;|DMG=maḥall al-miʾa}} bedeuten soll. Gemäß einer zweiten Theorie zur Namensherkunft soll sich der Name Mhallami von den [[Semiten|semitischen]] [[Achlamäer|Ahlamū]], die seit 1805 v. Chr. [[Tur Abdin]] bewohnten, ableiten.<br />
<br />
Der Name Mardelli wird von der Herkunftsgegend [[Mardin (Provinz)|Mardin]] abgeleitet.<br />
<br />
== Siedlungsgebiet ==<br />
Bis zum 20.&nbsp;Jahrhundert lebten die Mhallami hauptsächlich in einem Gebiet in der heutigen türkischen Provinz Mardin:<br />
{{Zitat<br />
|Text=… lehnt sich der Dialekt von [[Yeşilli|Rashmel]] bereits stärker an die folgende Dialektgruppe an, die ich – dem lokalen Sprachgebrauch folgend – Mhallami-arabisch nenne. Mhallamiarabisch findet sich in etwa 40 bis 50 Dörfern, die im Dreieck zwischen den Kreisstädten es-Shor (türk. [[Savur]]) im Westen, Medyad (türk. [[Midyat]]) im Osten und Ma‘sarte (türk. [[Ömerli (Mardin)|Ömerli]]) im Süden liegen.<br />
|Autor=Otto Jastrow<br />
|Quelle=Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei), ZDMG Suppl 1 XVII Dt. Orientalistentag. Vorträge Teil II, Sektion 6, Wiesbaden 1969, S. 684<br />
|ref=<ref name="mhallami6" />}}<br />
<br />
Bis heute leben die Mhallami in der [[Türkei]] überwiegend in den Großstädten wie [[Adana]], [[İskenderun]], [[Istanbul|İstanbul]], [[Izmir|İzmir]] und [[Mersin]] sowie 41 Orten der südostanatolischen Provinzen [[Batman (Provinz)|Batman]] und [[Mardin]].<br />
<br />
Ein weitaus größerer Teil der Mhallami lebt mittlerweile im [[Libanon]]. Die Migration der Mhallami aus der Türkei in den Libanon begann in den 1920er Jahren. In den 1940er Jahren kamen dann weitere Zehntausende in den Libanon, überwiegend in die Städte [[Beirut]] und [[Tripoli (Libanon)|Tripoli]]. Ein Teil von ihnen wurde eingebürgert, der andere Teil dagegen lebte [[Staatenlose|staatenlos]] im Libanon.<ref name="mhallami6">[[Ralph Ghadban]]: ''Die Mhallamiyya.'' In: ders.: ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten''. Berlin 2000, S. 86–95. {{Webarchiv |url=http://www.libasoli.de/doku/Auszug.pdf |text=Kapitel als Buchauszug (PDF) |wayback=20070807112357}}</ref><br />
<br />
Zur Gesamtzahl der Mhallami gibt es keine zuverlässigen Angaben. Vor dem [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkrieg]], der im Jahr 1975 ausbrach, wurde sie auf 70.000 bis 100.000 geschätzt. Im Jahr 1984 besaßen nach Angaben libanesischer Sicherheitsbehörden 27.142 Personen die speziell für Mhallami ausgestellten Personaldokumente (Reisedokument mit der Aufschrift [[Laissez-passer|''Laisser-passer'']]; Eintrag für Staatsangehörigkeit: ''à l’étude''), geschätzt weitere 15.000 waren im Libanon eingebürgert; die Zahl der Ausgewanderten wurde zu diesem Zeitpunkt auf 45.000 geschätzt.<ref name="ghadban" /><br />
<br />
Weil christliche Milizen sie aus ihren Wohngebieten im Osten Beiruts vertrieben, wurden die Mhallami in den libanesischen Bürgerkrieg hineingerissen. Sie schlossen sich meist der [[Murabitun-Miliz (Libanon)|Murabitun-Miliz]] an, manche kämpften auch in den palästinensischen Milizen der [[Volksfront zur Befreiung Palästinas|PFLP]], [[Demokratische Front zur Befreiung Palästinas|DFLP]] oder bei den [[Libanesische Kommunistische Partei|Kommunisten]]. Von diesen Parteien erhofften sie sich eine Verbesserung ihres politischen und sozialen Status. Seit 1984 kämpften sie gegen die schiitische [[Amal-Miliz]] und nach dem Einmarsch syrischer Truppen 1987, die die Partei der Amal ergriffen, wurden deshalb viele Mhallami verhaftet oder mussten flüchten.<ref>Lokman I. Meho, Farah W. Kawtharani: {{Webarchiv |url=http://staff.aub.edu.lb/~lmeho/meho-kawtharani-kurdish-community-in-lebanon.pdf |text=''The Kurdish Community in Lebanon''. |wayback=20111125041545 |archiv-bot=2022-03-26 03:51:09 InternetArchiveBot}} (In: ''International Journal of Kurdish Studies'', Band 19, Nr. 1–2, 2005, S. 137–160) American University of Beirut, S. 1–34, hier S. 23f.</ref><br />
<br />
Die Mhallami waren unter den [[Flüchtling|Bürgerkriegsflüchtlingen]] aus dem Libanon, die während des libanesischen Bürgerkriegs seit 1976<ref name="ghadban">[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin.'' Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S. 71, 87, 89, 238.</ref> in die [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] sowie andere europäische Staaten wie die [[Niederlande]], [[Dänemark]] und [[Schweden]] kamen und seitdem teilweise geduldet sind oder als [[Asylbewerber]] leben.<ref name="mhallami1">Heinrich Freckmann, Jürgen Kalmbach: {{Webarchiv |url=http://orrae.de/pdfs/Libanon.pdf |text=''Staatenlose Kurden aus dem Libanon oder türkische Staatsangehörige? (Ergebnis einer Untersuchung vom 08.–18. März 2001 in Beirut, Mardin und Ankara)'' |wayback=20110719070809}} (PDF; 43&nbsp;kB), Hannover, Hildesheim, 2001, S. 3–4.</ref> In [[Berlin]] besteht mit etwa 8000 Personen die größte Gemeinde der Mhallami in Europa (Stand: Juni 2003).<ref name="mhallami9">[https://taz.de/!763058/ ''Es muss dringend etwas passieren'']; die tageszeitung, 6. Juni 2003.</ref><br />
<br />
== Herkunft und Geschichte ==<br />
Es ist nach wie vor sehr umstritten, ob es sich bei den Mhallami um [[Araber]], [[Aramäer (Volk)|Aramäer]] oder [[Kurden]] handelt. Es gibt drei verschiedene Theorien über die Abstammung der Mhallami:<br />
<br />
* Der ersten Theorie zufolge sind die Mhallami Araber, die unter dem [[Kalifat|Kalifen]] [[Harun ar-Raschid]] im 8. Jahrhundert auf dessen Kriegszügen als Kämpfer aus der [[Irak|nordirakischen]] Region [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]] in die Region Mardin umgesiedelt wurden, um die dortige christliche Bevölkerung zu überwachen. Der Name Mhallami bzw. Mhallamiya soll sich von {{arF|محل&lrm;|DMG=maḥall|de=Ort}} und {{arF|مائة&lrm;|DMG=miʾa|de=hundert}} ableiten, was sinngemäß Ort der Hundertschaft {{arF|محل المائة&lrm;|DMG=maḥall al-miʾa}} bedeuten soll. Diese Abstammungstheorie wird von den meisten Mhallami und einigen Wissenschaftlern unterstützt.<ref name="mhallami2">Fred Donner: ''Tribe and state in Arabia''. Princeton University Press 1981, S. 123–130.</ref> Einige sehen sich auch als Nachfahren der [[Banū Hilāl|Banu Hilal]].<ref name="ghadban" /><br />
<br />
* Der zweiten Theorie zufolge waren ihre Vorfahren die [[Semiten|semitischen]] [[Achlamäer|Ahlamū]], die seit 1805 v. Chr. [[Tur Abdin]] bewohnten. Sie traten – wie die restlichen aramäischen Stämme in [[Mesopotamien]] – während der [[Islamische Expansion|arabisch-islamischen Expansion]] im 7. und 8. Jahrhundert nicht zum [[Islam]] über. Die [[Osmanisches Reich|Osmanen]] eroberten unter [[Selim I.]] Anfang des 16. Jahrhunderts Ostanatolien und die Mhallami nahmen daraufhin den Islam an. Nach dem Übertritt zum Islam erlernten die Mhallami die arabische Sprache. Die [[Araber]] nannten sie ''Mḥallamī'' und die Osmanen ''Mahalmi'' bzw. ''Mıhellemi''. Mehrere der Bedeutung von Ahlamū entsprechende Schreibweisen kamen im Laufe der Geschichte des Stammes vor, bis sich schließlich der heutige arabische Name Mḥallamī durchsetzte. In Archiven des Osmanischen Reichs aus dem Jahre 1525 werden die Mhallami als ''Müslüman Mahalmi Cemaati'' (deutsch ''Muslimische Gemeinde der Mhallami'') erwähnt.<ref name="mhallami3">John Anthony Brinkman: ''A political history of post-Kassite Babylonia, 1158–722 B.C.'' 1968, ISBN 88-7653-243-9, S. 260–278.</ref><ref name="mhallami4">T.C. Devlet Arşivleri Genel Müdürlüğü: ''Başbakanlık Osmanlı Arşivi Rehberi''. 1995, ISBN 975-19-1247-4, S. 54–59. (türkisch)</ref> Andere Autoren berichten, die Mhallami seien bereits im 14. Jahrhundert zum Islam übergetreten, weil sie wegen einer Hungersnot die Fastenzeit unterbrechen wollten und ihr Patriarch dies verweigerte.<ref name="mhallami6" /><br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Mahalemi. 800 families. This tribe has a peculiar history. They state that 350 years ago they were Christians...They speak a bastard Arabic, and the women wear red clothes and do not veil. Ibrahim Pasha says they are now a mixed race of Arabs and Kurds. Some families still supposed to be Christians.<br />
|Sprache=en<br />
|Autor=[[Mark Sykes]]<br />
|Quelle=Caliph’s Last Heritage, London 1915, S. 578<br />
|Übersetzung=[Die] Mahalemi. 800 Familien. Dieser Stamm hat eine eigentümliche Geschichte. Sie behaupten, dass sie vor 350 Jahren Christen waren […] Sie sprechen ein vermischtes Arabisch, und die Frauen tragen rote Kleidung und sind nicht verschleiert. Ibrahim Pascha sagt, sie seien nun eine gemischte Rasse von Arabern und Kurden. Einige Familien sollen noch immer Christen sein.<br />
|ref=<ref name="mhallami6" />}}<br />
<br />
* Gemäß einer dritten Theorie werden die Mhallami als Kurden betrachtet, die im Laufe der Zeit den Islam annahmen und dann die arabische Sprache erlernten, aber ihre kurdische Kultur beibehalten haben.<ref name="mhallami5">Lokman I. Meho, Farah W. Kawtharani: {{Webarchiv |url=http://staff.aub.edu.lb/~lmeho/meho-kawtharani-kurdish-community-in-lebanon.pdf |text=''The Kurdish community in Lebanon'' |wayback=20111125041545 |archiv-bot=2022-03-26 03:51:09 InternetArchiveBot}} (PDF; 139&nbsp;kB), S. 2–3.</ref> Die Mhallami werden von den Kurden selbst überwiegend aber nicht als Kurden betrachtet.<ref name="mhallami9" /><br />
<br />
== Kultur ==<br />
=== Sprache und Schrift ===<br />
Die Mhallami sprechen den [[Arabische Dialekte#Geografische Klassifikation|arabischen Qultu-Dialekt]]. Der Qultu-Dialekt der Mhallami basiert auf dem Hocharabischen und nahm in immer stärkerem Maß [[Kurdische Sprachen|kurdische]] Elemente auf. Ihre Kultur ist arabisch geprägt, mit kurdischen Einflüssen.<ref>Jonathan Owens: ''A linguistic history of Arabic''. Oxford University Press 2006, S. 144. (englisch)</ref><br />
<br />
Die Mhallami in der Türkei verwenden das [[Lateinisches Alphabet|lateinische Alphabet]], zum Teil auch das [[Arabisches Alphabet|arabische Alphabet]] als Schriftsprache, im Libanon hauptsächlich das arabische Alphabet.<br />
<br />
=== Religion ===<br />
Die Mhallami sind hauptsächlich [[Sunniten|sunnitische Muslime]], die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen Rechtsschule]] folgen.<ref name="mhallami2" /><br />
<br />
=== Organisation ===<br />
Es bestehen einige Vereine der Mhallami in der Türkei, im Libanon und in der Diaspora. Die Mhallami in der Türkei sind im Verein ''Mhallami-Verein für Religions-, Sprachen- und Kulturdialog'' (türkisch ''Mıhellemi Dinler, Diller ve Medeniyetler Arası Diyalog Derneği''), der 2008 von Mehmet Ali Aslan in [[Midyat]] gegründet wurde, organisiert.<ref name="mhallami7">{{Webarchiv |url=http://www.midyatsesi.com/haber.php?hayns=2&yazilim=haberler&osmanli=hdetay&sece=1&aid=277&titlem=277 |text=''Uluslar Arası Mıhellemi Konferansı''. |wayback=20120321093052}} („Internationale Konferenz der Mhallami“) Midyat Sesi Haber, 13. August 2008 (türkisch)</ref> Die Mhallami in Deutschland sind im Verein ''Familien Union e.V.'' organisiert, und die Mhallami in den Niederlanden im Verein ''MIM''.<ref name="mhallami12">Claudia Keller: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-clanchefs-bitten-zum-tee/3887376.html ''Familien-Union: Die Clanchefs bitten zum Tee'']; Der Tagesspiegel, 26. Februar 2011.</ref> Der letzte Anführer der Mhallami in der Türkei ist der Anwalt Şeyhmus Miroğlu, Mitglied von Beytil Emir.<ref>{{Internetquelle |autor=Mardin Life |url=https://www.mardinlife.com/gorkemli-dugunde-dolarlar-havada-ucustu.html |titel=Görkemli düğünde dolarlar havada uçuştu |sprache=tr |abruf=2022-09-10}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Mardin Life |url=https://www.mardinlife.com/orhan-mirogludan-agabeyine-ziyaret.html |titel=Orhan Miroğlu'dan ağabeyine ziyaret |sprache=tr |abruf=2022-09-10}}</ref><br />
<br />
=== Familiennamen ===<br />
In der Türkei führten die Mhallami [[Arabischer Name|arabische Namen]], die keine Nachnamen im westlichen Sinn beinhalten. Die von [[Atatürk]] eingeführten türkischen Namen wurden nur im Umgang mit türkischen Behörden verwendet. Im Libanon benutzten sie wieder ihre arabischen Namen. Weil im Libanon Familiennamen geführt werden, fügten sie den Vornamen aber einen ''Clannamen'' an, der wahrscheinlich meist nach einem männlichen Vorfahren oder einer besonderen traditionellen<br />
Stellung der Familie, Herkunftsort oder -region gewählt wurde. Dies geschah wahrscheinlich zwischen 1925 und 1935. Die Gleichheit oder Ähnlichkeit der Nachnamen bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Familien untereinander verwandt sind. Die Namen wurden vielmehr nach der Einreise frei, vermutlich unter Orientierung an bereits ansässigen Angehörigen ausgewählt. Es kam auch vor, dass sich ein männliches Mitglied einer Familie aufgrund von innerfamiliären Streitigkeiten nach diesem Vorbild einen eigenen Familiennamen zulegte und somit eine neue Sippe gründete.<br />
<br />
== Selbst- und Fremdbezeichnungen der Mhallami ==<br />
In der Türkei werden sie zu den [[Araber in der Türkei|Arabern]] gerechnet,<ref>Beate Krafft-Schöning, Blutsbande. München 2013, ISBN 978-3-86883-314-0, Einleitung, [https://www.m-vg.de/mediafiles/article/pdfdemo/978-3-86883-314-0.pdf online]</ref> ebenso im Libanon außerhalb der Hauptstadt, wo sie nach ihrer Herkunftsgegend auch {{arF|ماردلي&lrm;|DMG=Mārdallī}} oder {{arF|مردلي&lrm;|DMG=Mardallī}} genannt werden. Nur in Beirut werden sie von den Libanesen Kurden ({{arF|أكراد&lrm;|DMG=Akrād}}) genannt.<ref name="mhallami2" /> In Deutschland werden sie als ''libanesische Kurden''<ref name="mhallami6" /> oder ''Mhallamiye-Kurden'',<ref name="mhallami11">Regina Mönch: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/jugendgewalt-das-libanesische-problem-1407333.html ''Das libanesische Problem'']; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. März 2007.</ref> Mitglieder bestimmter Familien auch als „arabische Familienclans“<ref>Dorothee Dienstbühl: ''Clankriminalität''. C.F.Mueller Verlag, Schriftenreihe Kriminalistik. Heidelberg 2021, ISBN 978-3-7832-0061-4, S. V</ref> bezeichnet. Die Mehrheit der Mhallami betrachten sich selber als Araber, ein großer Teil auch als arabischsprachige Kurden sowie ein kleiner Teil als arabischsprachige Aramäer.<ref name="mhallami2" /><ref name="mhallami6" /><br />
<br />
== Bekannte Mhallami ==<br />
* [[Kida Khodr Ramadan]] (* 1976), Schauspieler<br />
* [[Mahmoud Charr]] (* 1984), Profiboxer<br />
* [[Mohamed El-Asmer]] (* 1988), Schauspieler<br />
* [[King Khalil]] (* 1990), Rapper<br />
* [[Ra’is]] (* 1995), Rapper<br />
* [[Miri-Clan]]<br />
* [[Remmo-Clan]]<br />
* [[Al-Zein (Großfamilie)]]<br />
* [[Fakhro-Clan]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ralph Ghadban]]: [http://ghadban.de/de/wp-content/data/Die_Libanon-Fluechtlinge_in_Berlin.pdf ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten.''] (2000) 2. Auflage, Das Arabische Buch, Berlin 2008, s.&nbsp;v. Kapitel: ''Die Mḥallamiyya (Die Kurden).'' S. 86–95.<br />
* Otto Jastrow: ''Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei)''. [[ZDMG]] Supplement 1, XVII. Dt. Orientalistentag (1968), Vorträge Teil II, Sektion 6, Wiesbaden 1969, S. 683–688 ([http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/download/pdf/94360?name=Vortrag Digitalisat], PDF)<br />
* Laurenz W. Kern: ''Kurden, Araber, Scheinlibanesen: Die vielschichtige Ethnizität der Mḥallami.'' In: ''Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes.'' Band 105, 2015, S. 189–202.<br />
* Dorothee Dienstbühl: ''Clankriminalität''. C.F.Mueller Verlag, Schriftenreihe Kriminalistik. Heidelberg 2021, ISBN 978-3-7832-0061-4.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.familien-union.net/ Verein der Familien Union e.V.]<br />
* [http://www.mehallami.eu/ Verein MIM]<br />
* {{Webarchiv |url=http://www.arabmardin.net/ |text=ArabMardin.Net, private Website über Mhallami (teilweise arabisch) |wayback=20110711010526}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit in der Türkei]]<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit im Libanon]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=237732436Zahiriten2023-09-29T14:35:32Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=aẓ-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf aẓ-Ẓāhirī]]. Ob diese Rechtsschule legitim ist, ist innerhalb der vier Rechtsschulen umstritten.<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb aẓ-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Die bekanntesten Werke innerhalb der zahiritischen Rechtsschule sind das [[Kompendium|Rechtskompendium]] {{arF|المحلى بالآثار&lrm;|d=„al-Muḥallā bi l-Āṯār“}} von Ibn Ḥazm und das [[Koranexegese]]werk {{arF|البحر المحيط&lrm;|d=„al-Baḥru l-Muḥīṭ“}} von Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī.<br />
<br />
== Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule ==<br />
Der Name dieser Rechtsschule leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Das wörtliche Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] des Propheten [[Mohammed]] gehört zu den Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule. Die Beweisführung durch einen erfundenen oder sehr schwachen [[Hadith]] ist nicht erlaubt. Darüber hinaus ist die Beweisführung durch einen leicht schwachen oder mittelmäßig schwachen Hadith, der durch andere Hadithe nicht gestärkt oder durch leicht schwache oder mittelmäßig schwache Hadithe gestärkt wurde, unzulässig. Außerdem ist die Beweisführung durch einen Mursal Hadith nicht gestattet. Zudem könne als drittes Grundprinzip der islamischen Rechtswissenschaft auf den [[Idschmāʿ|Konsens]] zurückgegriffen werden.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründen ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimieren sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak, in der [[Großsyrien|Levante]] und in Persien anzutreffen. Im 12. Jahrhundert wurde die zahiritische Rechtsschule für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vorlage:Navigationsleiste_Rechtsschulen_des_Islam&diff=230447029Vorlage:Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam2023-02-02T00:39:51Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>{{Navigationsleiste<br />
|TITEL=[[Madhhab|Rechtsschulen]] des Islam<br />
|BILD=<br />
|INHALT=<br />
'''Sunnitentum'''<br /><br />
[[Hanafiten]] <small>(nach [[Abū Hanīfa]])</small>&nbsp;&#124;<br />
[[Hanbaliten]] <small>(nach [[Ahmad ibn Hanbal]])</small>&nbsp;&#124;<br />
[[Malikiten]] <small>(nach [[Mālik ibn Anas]])</small>&nbsp;&#124;<br />
[[Schāfiʿiten|Schafiiten]] <small>(nach [[asch-Schāfiʿī]])</small>&nbsp;&#124;<br />
[[Zahiriten]] <small>''[umstritten]''</small> <small>(nach [[Dāwūd az-Zāhirī]])</small><br />
<br />
'''Schiitentum'''<br /><br />
[[Dschaʿfarīya|Dschaʿfariten]] <small>(nach [[Dschaʿfar as-Sādiq]])</small>&nbsp;&#124;<br />
[[Zaiditen]] <small>(nach [[Zaid ibn ʿAlī]])</small>&nbsp;&#124;<br />
[[Ismailitische Rechtsschule|Ismailiten]] <small>(s.a. [[al-Qādī an-Nuʿmān]])</small><br />
<br />
'''Sonstige'''<br /><br />
[[Ibaditen]] <small>(nach [[Dschābir ibn Zaid]])</small><br />
<br />
}}<noinclude><br />
<br />
[[Kategorie:Vorlage:Navigationsleiste Islam|Rechtsschulen]]<br />
</noinclude></div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=230446996Zahiriten2023-02-02T00:33:05Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=aẓ-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb aẓ-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Die bekanntesten Werke innerhalb der zahiritischen Rechtsschule sind das [[Kompendium|Rechtskompendium]] {{arF|المحلى بالآثار&lrm;|d=„al-Muḥallā bi l-Āṯār“}} von Ibn Ḥazm und das [[Koranexegese]]werk {{arF|البحر المحيط&lrm;|d=„al-Baḥru l-Muḥīṭ“}} von Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī.<br />
<br />
== Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule ==<br />
Der Name dieser Rechtsschule leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Das wörtliche Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] des Propheten [[Mohammed]] gehört zu den Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule. Die Beweisführung durch einen erfundenen oder sehr schwachen [[Hadith]] ist nicht erlaubt. Darüber hinaus ist die Beweisführung durch einen leicht schwachen oder mittelmäßig schwachen Hadith, der durch andere Hadithe nicht gestärkt oder durch leicht schwache oder mittelmäßig schwache Hadithe gestärkt wurde, unzulässig. Außerdem ist die Beweisführung durch einen Mursal Hadith nicht gestattet. Zudem könne als drittes Grundprinzip der islamischen Rechtswissenschaft auf den [[Idschmāʿ|Konsens]] zurückgegriffen werden.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründen ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimieren sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak, in der [[Großsyrien|Levante]] und in Persien anzutreffen. Im 12. Jahrhundert wurde die zahiritische Rechtsschule für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=230446933Zahiriten2023-02-02T00:24:50Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=aẓ-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb aẓ-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Die bekanntesten Werke innerhalb der zahiritischen Rechtsschule sind das [[Kompendium|Rechtskompendium]] {{arF|المحلى بالآثار&lrm;|d=„al-Muḥallā bi l-Āthār“}} von Ibn Ḥazm und das [[Koranexegese]]werk {{arF|البحر المحيط&lrm;|d=„al-Baḥru l-Muḥīṭ“}} von Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī.<br />
<br />
== Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule ==<br />
Der Name dieser Rechtsschule leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Das wörtliche Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] des Propheten [[Mohammed]] gehört zu den Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule. Die Beweisführung durch einen erfundenen oder sehr schwachen Hadith ist nicht erlaubt. Darüber hinaus ist die Beweisführung durch einen leicht schwachen oder mittelmäßig schwachen Hadith, der durch andere Hadithe nicht gestärkt oder durch leicht schwache oder mittelmäßig schwache Hadithe gestärkt wurde, unzulässig. Außerdem ist die Beweisführung durch einen Mursal Hadith nicht gestattet. Zudem könne als drittes Grundprinzip der islamischen Rechtswissenschaft auf den [[Idschmāʿ|Konsens]] zurückgegriffen werden.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründen ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimieren sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak, in der [[Großsyrien|Levante]] und in Persien anzutreffen. Im 12. Jahrhundert wurde die zahiritische Rechtsschule für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=230446656Zahiriten2023-02-02T00:02:38Z<p>Xxedcxx: /* Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule */</p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=aẓ-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb aẓ-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
== Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule ==<br />
Der Name dieser Rechtsschule leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Das wörtliche Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] des Propheten [[Mohammed]] gehört zu den Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule. Die Beweisführung durch einen erfundenen oder sehr schwachen Hadith ist nicht erlaubt. Darüber hinaus ist die Beweisführung durch einen leicht schwachen oder mittelmäßig schwachen Hadith, der durch andere Hadithe nicht gestärkt oder durch leicht schwache oder mittelmäßig schwache Hadithe gestärkt wurde, unzulässig. Außerdem ist die Beweisführung durch einen Mursal Hadith nicht gestattet. Zudem könne als drittes Grundprinzip der islamischen Rechtswissenschaft auf den [[Idschmāʿ|Konsens]] zurückgegriffen werden.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründen ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimieren sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak, in der [[Großsyrien|Levante]] und in Persien anzutreffen. Im 12. Jahrhundert wurde die zahiritische Rechtsschule für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ibn_Hazm&diff=230443731Ibn Hazm2023-02-01T21:36:04Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>[[Datei:Monumento a Ibn Hazm.jpg|miniatur|Denkmal des Ibn Hazm in Puerta de Sevilla, Córdoba]]<br />
[[Datei:WarnerUBL.jpg|miniatur|200px|rechts|"Das Halsband der Taube", eines der bekanntesten Werke von Ibn Hazm.<br>(Ms. in [[Universitätsbibliothek Leiden|UB Leiden]])]]<br />
'''Abū Muhammad ʿAlī ibn Ahmad Ibn Hazm az-Zāhirī al-Andalusī''' ({{arS|أبو محمد علي بن أحمد ابن حزم الظاهري الأندلسي|d=Abū Muḥammad ʿAlī ibn Aḥmad Ibn Ḥazm aẓ-Ẓāhirī al-Andalusī}}; geb. [[7. November]] [[994]] in [[Córdoba (Spanien)|Córdoba]]; gest. [[16. August]] [[1064]] auf dem Gut ''Casa Montija'' bei [[Niebla]]) war ein arabischer Universalgelehrter im [[Kalifat von Córdoba]]. Er war der wichtigste Vertreter der Rechtsschule der [[Zahiriten]].<ref> R. Arnaldez, Ibn Ḥazm. Encyclopaedia of Islam, Second Edition. Brill Online, 2013. Reference. 09 January 2013</ref><br />
<br />
== Leben ==<br />
Ibn Hazm wurde 994 in Córdoba geboren. Seine Familie war wohl [[Westgoten|westgotischer]] Abstammung und kam aus [[Huelva]]. Da sein Vater [[Wesir]] unter [[Almansor]] war, hatte er in seinen ersten Jahren Zugang zu den höfischen Kreisen in Córdoba. Auf Grund seiner umfassenden Ausbildung stieg er bald zu einem bedeutenden Universalgelehrten auf, der in [[Theologie]], [[Philosophie]] und Dichtung umfassend bewandert war.<br />
<br />
Da er aber Anhänger der muslimischen Rechtsschule der [[Zahiriten]] war, erhielt er in der Großen Moschee Lehrverbot und wurde auch später deshalb immer wieder vertrieben. In [[Sevilla]] wurden sogar seine Werke verbrannt. Ein weiterer Grund für seine mehrmalige Verbannung war seine angeblich pro-[[Umayyaden|umayyadische]] Gesinnung, die in den [[Taifa-Königreiche]]n verdächtig war. Nachdem er zeitweise Wesir unter dem umayyadischen Kalifen [[Abd ar-Rahman V.]] (1023–1024) gewesen war, zog er sich aus der Politik zurück.<br />
<br />
== Werke ==<br />
* ''[[Das Halsband der Taube (Ibn Hazm)|Ṭauq al-ḥamāma fī l-ulfa wa-l-ullāf]]'' („Das Halsband der Taube über die Liebe und die Liebenden“). Das Werk, das als Teil der Weltliteratur<ref>{{Literatur |Autor=Bernd Roeck |Titel=Der Morgen der Welt |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=1 |Verlag=C.H. Beck |Ort= |Datum=2017 |ISBN=978-3-406-69876-7 |Seiten=271}}</ref> betrachtet wird, wurde 1941 von Max Weisweiler ins Deutsche übersetzt und mit einem Nachwort versehen (Neuausgabe Leipzig: Reclam 1990, ISBN 3-379-00589-4).<br />
* ''Ḥiǧǧat al-wadāʿ'', Abhandlung über die [[Abschiedswallfahrt]] des Propheten (ed. ʿAbd-al-Ḥaqq Ibn-Mulāḥiqī al-Turkmānī, Beirut 2008).<br />
* ''Kitāb al-Muḥallā bi-l-āṯār fī šarḥ al-muǧallā bi-l-iqtiṣār'', systematische Darstellung des islamischen Rechts. Die moderne Druckedition (Kairo 1347h-1352h = 1928–1933) umfasst 11 Bände. [https://archive.org/download/feqh08/113.zip Download als Zip-Datei] In diesem Werk vertrat Ibn Hazm die Auffassung, dass nur ein solcher [[Idschmāʿ]] akzeptabel sei, der in der Generation der [[Sahāba|Prophetengefährten]] [[ʿAlī ibn Abī Tālib]] [[ʿAbdallāh ibn Masʿūd]], [[Anas ibn Mālik]], [[ʿAbdallāh ibn ʿAbbās]] und die Gefährten in Syrien sowie in der zweiten Generation der Muslime Ibn Sīrīn und [[Dschābir ibn Zaid]] umfasse.<ref>Vgl. sein ''Kitāb al-Muḥallā''. 1928–1933, Bd. V, S. 127.</ref><br />
* ''Al-Farq baina al-firaq'' („Die Trennung zwischen den Religionsgemeinschaften“). In diesem Werk unterzog er das [[Judentum]], das [[Christentum]] und den [[Zoroastrismus]] sowie die wichtigsten islamischen Sekten einer kritischen Untersuchung, um sie zu widerlegen.<br />
*''An-Nāsiḫ wa-l-mansūḫ fī l-Qurʾān al-karīm.'' („Das [[Abrogation (Islam)|Abrogierende]] und das Abrogierte im Koran“). (Beirut: Manšūrāt al-Ǧamal 2016, ISBN 9789933352394).<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Arnold Hottinger]]: ''Die Mauren. Arabische Kultur in Spanien.'' Wilhelm Fink Verlag, München, 1995. ISBN 3-7705-3075-6<br />
* Camilla Adang, Maribel Fierro, Sabine Schmidtke (Hrsg.): ''Ibn Ḥazm of Cordoba: The Life and Works of a Controversial Thinker'' (im ''[[Handbuch der Orientalistik]]'' I.103).' Leiden u.&nbsp;a.: Brill 2013. ISBN 978-90-04-23424-6<br />
* Ghulam Haider Aasi: ''Muslim Understanding of Other Religions: A Study of Ibn Ḥazm's Kitāb al-Faṣl fi al-Milal wa al-Ahwāʾ wa al-Niḥal.'' New Delhi 2004, ISBN 81-7435-359-3<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Ibn Hazm}}<br />
* {{DNB-Portal|11896254X}}<br />
* [http://iaiweb1.iai.spk-berlin.de/DB=1/LNG=DU/SID=96b3856d-b/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=ibn+hazm Literatur von und über Ibn Hazm] im Katalog des [[Ibero-Amerikanisches Institut|Ibero-Amerikanischen Instituts]] in [[Berlin]]<br />
* [http://libris.kb.se/hitlist?q=zper:%22%5EIbn+H%CC%A3azm+Ali%CC%84+ibn+Ah%CC%A3mad+994+1064%5E%22&r=&f=browse&t=v&s=rc&g=&m=50 Bibliographie]<br />
* [https://www.academia.edu/446421/_Polemics_Muslim-Jewish_ Polemics (Muslim-Jewish)], Camilla Adang, Sabine Schmidtke: ''Andalusi Ibn Ḥazm war dafür bekannt, dass er eine Polemik gegen Leute mit anderer Meinung ziemlich rücksichtslos führte, auch wenn es sich um Muslime handelte.'' (Aus dem Engl.) S. 6, in "Encyclopedia of Jews in the Islamic World", Hg. Norman A. Stillman<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=11896254X|LCCN=n/81/67951|NDL=00444183|VIAF=44300351}}<br />
<br />
[[Kategorie:Universalgelehrter]]<br />
[[Kategorie:Islam in Spanien]]<br />
[[Kategorie:Araber]]<br />
[[Kategorie:Person (al-Andalus)]]<br />
[[Kategorie:Geboren 994]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1064]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Ibn Hazm<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Abū Muhammad ʿAlī ibn Ahmad Ibn Hazm az-Zāhirī al-Andalusī<br />
|KURZBESCHREIBUNG=arabischer Universalgelehrter in Andalusien<br />
|GEBURTSDATUM=7. November 994<br />
|GEBURTSORT=[[Córdoba (Spanien)|Córdoba]]<br />
|STERBEDATUM=16. August 1064<br />
|STERBEORT=auf dem Gut Casa Montija bei [[Niebla]]<br />
}}</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=230438324Zahiriten2023-02-01T18:25:04Z<p>Xxedcxx: /* Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule */</p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=aẓ-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb aẓ-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
== Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule ==<br />
Der Name dieser Rechtsschule leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|w=zahir|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Das wörtliche Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] des Propheten [[Mohammed]] gehört zu den Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule. Zudem könne als drittes Grundprinzip der islamischen Rechtswissenschaft auf den [[Idschmāʿ|Konsens]] zurückgegriffen werden.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründen ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimieren sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak, in der [[Großsyrien|Levante]] und in Persien anzutreffen. Im 12. Jahrhundert wurde die zahiritische Rechtsschule für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=230437373Zahiriten2023-02-01T17:50:30Z<p>Xxedcxx: /* Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule */</p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=aẓ-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb aẓ-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
== Grundprinzipien der zahiritischen Rechtsschule ==<br />
Der Name dieser Madhhab leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|w=zahir|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Die zentrale Lehre der Zahiriten besteht darin, dass sie ihre Rechtsgutachten ([[Fatwa]]) aus einem wörtlichen Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] ableiten, da sie die Auffassung vertreten, man könne diese [[Rechtsquelle|Quellen]] nur durch wörtliche Auslegung verstehen. Zudem könne als drittes Grundprinzip der islamischen Rechtswissenschaft auf den Konsens ([[Idschmāʿ]]) zurückgegriffen werden.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründen ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimieren sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak, in der [[Großsyrien|Levante]] und in Persien anzutreffen. Im 12. Jahrhundert wurde die zahiritische Rechtsschule für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=230431033Zahiriten2023-02-01T14:31:06Z<p>Xxedcxx: etwas verbessert</p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=aẓ-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb aẓ-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
== Grundlagen der Zahiriten ==<br />
Der Name dieser Madhhab leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|w=zahir|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Die zentrale Lehre der Zahiriten besteht darin, dass sie ihre Rechtsgutachten ([[Fatwa]]) aus einem wörtlichen Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] ableiten, da sie die Auffassung vertreten, man könne diese [[Rechtsquelle|Quellen]] nur durch wörtliche Auslegung verstehen. Zudem könne als drittes Grundprinzip der islamischen Rechtswissenschaft auf den Konsens ([[Idschmāʿ]]) zurückgegriffen werden.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründen ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimieren sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak, in der [[Großsyrien|Levante]] und in Persien anzutreffen. Im 12. Jahrhundert wurde die zahiritische Rechtsschule für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=230430513Zahiriten2023-02-01T14:11:00Z<p>Xxedcxx: typo</p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=aẓ-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf aẓ-Ẓāhirī]]. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak, in der [[Großsyrien|Levante]] und in Persien anzutreffen.<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb aẓ-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl aẓ-Ẓāhirī]].<br />
<br />
== Grundlagen der Zahiriten ==<br />
Der Name dieser Madhhab leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|w=zahir|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet.<br />
<br />
Die zentrale Lehre der Zahiriten bestand darin, dass sie ihre Rechtsgutachten ([[Fatwa]]) aus einem wörtlichen Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] ableitete, da sie die Auffassung vertrat, man könne diese [[Rechtsquelle|Quellen]] nur durch wörtliche Auslegung verstehen. Die Methode der wörtlichen Ableitung aus Koran und Sunna mache dieses System der Rechtsprechung ([[Fiqh]]) sehr einfach. Folglich unterschied sie sich dadurch jedoch auch stark von den meisten anderen Rechtsschulen, da sie die Methoden der Analogie ([[Qiyas]]) und der freien Argumentation ([[Ra'y]]) strikt ablehnte und Konsens ([[Idschmāʿ]]) nur in wenigen Fällen als zulässig duldete. Des Weiteren lehnte diese [[Madhhab]] ein anthropomorphisches bzw. verweltlichtes Gottesbild strikt ab, da Gott nur durch seine Eigenschaften begriffen werden könne.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründeten ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimierten sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiristische Rechtsschule von [[Da'ud ibn Chalaf]] entstand im 9. Jahrhundert im Irak. Da in dieser Zeit die [[Umma]] (die Gesamtheit der Muslime) durch viele Meinungsverschiedenheiten in den Rechtswissenschaften ([[Fiqh]]) gespalten war, bekam das Zahiritentum aufgrund ihrer Einfachheit und ihrer fundamentalistischen [[Exegese]] der Quellen schnell Zulauf und verbreitete sich bald bis ins entfernte, damals muslimisch bevölkerte [[Spanien]], wo diese Schule durch den Zahiriten [[Ibn Hazm]] verbreitet und später im 12. Jahrhundert für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem wurde.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=230426929Zahiriten2023-02-01T12:00:41Z<p>Xxedcxx: Diese Rechtsschule existiert heute noch siehe Schüler der neuzeitlichen zahiritischen Gelehrten Abū Turāb und Ibn ʿAqīl.</p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Überarbeiten}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=al-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf al-Ẓāhirī]]. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak und in Persien anzutreffen.<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb al-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl al-Ẓāhirī]].<br />
<br />
== Grundlagen der Zahiriten ==<br />
Der Name dieser Madhhab leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|w=zahir|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet.<br />
<br />
Die zentrale Lehre der Zahiriten bestand darin, dass sie ihre Rechtsgutachten ([[Fatwa]]) aus einem wörtlichen Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] ableitete, da sie die Auffassung vertrat, man könne diese [[Rechtsquelle|Quellen]] nur durch wörtliche Auslegung verstehen. Die Methode der wörtlichen Ableitung aus Koran und Sunna mache dieses System der Rechtsprechung ([[Fiqh]]) sehr einfach. Folglich unterschied sie sich dadurch jedoch auch stark von den meisten anderen Rechtsschulen, da sie die Methoden der Analogie ([[Qiyas]]) und der freien Argumentation ([[Ra'y]]) strikt ablehnte und Konsens ([[Idschmāʿ]]) nur in wenigen Fällen als zulässig duldete. Des Weiteren lehnte diese [[Madhhab]] ein anthropomorphisches bzw. verweltlichtes Gottesbild strikt ab, da Gott nur durch seine Eigenschaften begriffen werden könne.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründeten ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimierten sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiristische Rechtsschule von [[Da'ud ibn Chalaf]] entstand im 9. Jahrhundert im Irak. Da in dieser Zeit die [[Umma]] (die Gesamtheit der Muslime) durch viele Meinungsverschiedenheiten in den Rechtswissenschaften ([[Fiqh]]) gespalten war, bekam das Zahiritentum aufgrund ihrer Einfachheit und ihrer fundamentalistischen [[Exegese]] der Quellen schnell Zulauf und verbreitete sich bald bis ins entfernte, damals muslimisch bevölkerte [[Spanien]], wo diese Schule durch den Zahiriten [[Ibn Hazm]] verbreitet und später im 12. Jahrhundert für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem wurde.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zahiriten&diff=230426716Zahiriten2023-02-01T11:52:35Z<p>Xxedcxx: etwas verbessert</p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Zahiri|Zum afghanischen Leichtathleten siehe [[Abdul Wahab Zahiri]].}}<br />
{{Überarbeiten}}<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Ein '''Zahirite''' (meist im Plural: '''Zahiriten''') ({{arS|الظاهرية|d=al-ẓāhirīya}}) ist ein Anhänger einer der fünf Rechtsschulen (''[[Madhhab|Madhāhib]]'') des [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]s. Diese geht zurück auf den Gelehrten [[Dāwūd ibn ʿAlī ibn Chalaf al-Ẓāhirī]]. Ein Merkmal dieser Rechtsschule ist, dass auf eines der [[Usūl al-fiqh|Grundprinzipien der islamischen Rechtswissenschaft]], nämlich [[Qiyās]], nicht zurückgegriffen wird.<br />
<br />
Die zahiritische Rechtsschule ist die am wenigsten verbreitete Rechtsschule. Die Anzahl der Personen weltweit, die sich dieser Rechtsschule zuschreiben, bewegt sich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Zahiriten sind heutzutage vor allem auf dem [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und im [[Nadschd|Inneren der Arabischen Halbinsel]] anzutreffen. Im Mittelalter waren sie allerdings überwiegend auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], im Irak und in Persien anzutreffen.<br />
<br />
Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten des Mittelalters gehören unter anderem [[Ibn Hazm|Ibn Ḥazm]], [[Muḥammad ibn Ṭāhir al-Qaisarānī]] und [[Abū Ḥayyān al-Gharnāṭī]]. Zu den bekanntesten zahiritischen Gelehrten der Neuzeit gehören unter anderem [[Abū Turāb al-Ẓāhirī]] und [[Ibn ʿAqīl al-Ẓāhirī]].<br />
<br />
== Grundlagen der Zahiriten ==<br />
Der Name dieser Madhhab leitet sich vom arabischen Begriff {{arF|ظاهر&lrm;|w=zahir|d=ẓāhir}} ab, was „sichtbar“, „offensichtlich“ oder „klar“ bedeutet.<br />
<br />
Die zentrale Lehre der Zahiriten bestand darin, dass sie ihre Rechtsgutachten ([[Fatwa]]) aus einem wörtlichen Verständnis von [[Koran]] und [[Sunna]] ableitete, da sie die Auffassung vertrat, man könne diese [[Rechtsquelle|Quellen]] nur durch wörtliche Auslegung verstehen. Die Methode der wörtlichen Ableitung aus Koran und Sunna mache dieses System der Rechtsprechung ([[Fiqh]]) sehr einfach. Folglich unterschied sie sich dadurch jedoch auch stark von den meisten anderen Rechtsschulen, da sie die Methoden der Analogie ([[Qiyas]]) und der freien Argumentation ([[Ra'y]]) strikt ablehnte und Konsens ([[Idschmāʿ]]) nur in wenigen Fällen als zulässig duldete. Des Weiteren lehnte diese [[Madhhab]] ein anthropomorphisches bzw. verweltlichtes Gottesbild strikt ab, da Gott nur durch seine Eigenschaften begriffen werden könne.<br />
<br />
== Begründung für ihr Verständnis von Koran und Sunnah ==<br />
Die Zahiriten begründeten ihr Verständnis mit der Sura 16, Verse 102–104:<br />
:<sup>102</sup>Sprich: Offenbart hat ihn der Heilige Geist <nowiki>[</nowiki>[[Gabriel (Erzengel)|Gabriel]]<nowiki>]</nowiki> von deinem Herrn mit der Wahrheit, um diejenigen, die glauben, zu festigen, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die [Gott-]Ergebenen [die Muslime]. <sup>103</sup>Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.‘ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist. <sup>104</sup>Diejenigen, die nicht an Gottes Zeichen glauben, leitet Gott nicht recht, und für sie wird es schmerzhafte Strafe geben.<br />
<br />
Durch den letzten Abschnitt von Vers 103 legitimierten sie ihre fundamentalistische und wörtliche [[Auslegung (Recht)|Auslegung]] als einzig legitime Grundlage des [[Islam]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Die zahiristische Rechtsschule von [[Da'ud ibn Chalaf]] entstand im 9. Jahrhundert im Irak. Da in dieser Zeit die [[Umma]] (die Gesamtheit der Muslime) durch viele Meinungsverschiedenheiten in den Rechtswissenschaften ([[Fiqh]]) gespalten war, bekam das Zahiritentum aufgrund ihrer Einfachheit und ihrer fundamentalistischen [[Exegese]] der Quellen schnell Zulauf und verbreitete sich bald bis ins entfernte, damals muslimisch bevölkerte [[Spanien]], wo diese Schule durch den Zahiriten [[Ibn Hazm]] verbreitet und später im 12. Jahrhundert für fünfzehn Jahre unter [[Sultan]] [[Yaʿqūb al-Mansūr]] zu einem festen Rechtssystem wurde.<br />
<br />
== Das Ende der Zahiriten ==<br />
Innerhalb des Islam blieb der Zahirismus bis zum 14. Jahrhundert vereinzelt immer wieder Orientierungspunkt in Zeiten gespaltener Meinungen, denn durch seine „Reinheit von Interpretationen“ gab er in diesen Zeiten den besten Halt. Ihr grundlegendes Gedankengut findet sich in Gruppierungen (wie die Salafiten bzw. [[Wahhabiten]]) wieder, welche die Grundlage der Lehren islamistischer Organisationen bilden.<br />
<br />
Die Ideale und die offenbare „Reinheit“ der zahiritischen Lehre beeinflussten das Gedankengut und die Geschichte der Muslime noch bis heute durch Gruppierungen, welche ihrem Gedankengut zugeneigt sind und überproportionalen Einfluss in der islamischen Welt haben (z.&nbsp;B. [[Salafismus|Salafiten]]).<br />
<br />
In den Schriften von [[Sha'rani]] sind einige der Verordnungen erhalten geblieben, die nach zahiristischem Rechtssystem getroffen wurden. Diese Verordnungen sind sehr detailliert und meistens relativ starr. Nur in wenigen Fällen lassen sie sich flexibel anwenden, was ein offensichtliches Problem des zahiristischen Systems ist.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Die Zahiriten: Ihr Lehrsystem und ihre Geschichte. Beitrag zur Geschichte der Muhammedanischen Theologie.'' Verlag Otto Schulze, Leipzig 1884.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://lexicorient.com/e.o/zahiriya.htm LookLex – Encyclopaedia (englisch)]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Rechtsschulen des Islam}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4222249-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Islamische Rechtsschule]]<br />
[[Kategorie:Geschichte des Islam]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Araber_in_Deutschland&diff=229702358Araber in Deutschland2023-01-10T16:42:59Z<p>Xxedcxx: /* Demografie */Daten aktualisiert</p>
<hr />
<div>[[Datei:Arab World Green.svg|miniatur|Herkunftsgebiete der [[Araber]]]]<br />
Als '''Araber in Deutschland''' werden Menschen bezeichnet, die oder deren Vorfahren aus [[Arabische Liga|arabischsprachigen Ländern]] stammen und in [[Deutschland]] ihren Wohnsitz haben. Statistisch werden zu den ''Arabern in Deutschland'' zudem Angehörige [[Ethnische Minderheit|ethnischer Minderheiten]] in ihrem Herkunftsland, wie etwa [[Berber]], [[Suryoye|Aramäer und Assyrer]], [[Armenier]], [[Domari|Dom]], [[Kurden]] oder [[Turkmenen (Vorderasien)|Turkmenen]] gezählt.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Bildungs- und Arbeitsmigration ===<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-56453-0001, Dresden, libanesische Studenten der TH.jpg|miniatur|Arabische Studenten aus dem Libanon an der [[Technische Universität Dresden|Technischen Universität]] in Dresden (DDR), 1958]]<br />
Die ersten Araber, fast ausschließlich Männer, kamen nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] als [[Student]]en in die Bundesrepublik Deutschland und die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]. Eine beträchtliche Anzahl von ihnen ist nach dem Studium verblieben und unter ihnen sind viele binationale Ehen entstanden, meist mit deutschen Frauen. Im Jahre 1966 wurde die [[Deutsch-Arabische Gesellschaft]] (DAG) gegründet, die zum Ziel hat, die deutsch-arabischen Beziehungen sowohl in politischer und wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht auszubauen und zu verbessern.<br />
<br />
Während der [[Wirtschaftswunder]]zeit in den 1950er und 1960er Jahren wurden in Deutschland dringend Arbeiter gesucht. Nach [[Anwerbeabkommen]] mit [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Italien|Italien]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Griechenland|Griechenland]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Jugoslawien|Jugoslawien]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Portugal|Portugal]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Spanien|Spanien]], [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Südkorea|Südkorea]] und der [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei|Türkei]] schloss Westdeutschland entsprechende Verträge mit den arabischen Staaten [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Marokko|Marokko 1963]] und [[Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Tunesien|Tunesien 1965]]. Zunächst war nicht daran gedacht, dass die als [[Gastarbeiter]] bezeichneten Arbeitskräfte dauerhaft in Deutschland bleiben sollten. Sie arbeiteten hauptsächlich in der Eisen- und Stahlindustrie sowie in der Bauwirtschaft. Im Laufe der folgenden Jahre, nach dem Anwerbestopp 1973, zogen Frauen und Kinder nach. Inzwischen gibt es Urenkel der ersten Migrantengeneration, die marokkanische oder tunesische Staatsbürger sind, obwohl bereits ihre Eltern in Deutschland geboren wurden.<br />
<br />
Auch in der DDR herrschte ab den 1950er Jahren Mangel an einheimischen Arbeitskräften. Ab den 1960er Jahren holte man Arbeiter aus damals sozialistischen Ländern wie [[Kuba]], [[Ungarn]], [[Vietnam]], der [[Volksrepublik Mosambik]] und der [[Volksrepublik Polen]], später auch Arbeiter aus den arabischen Staaten [[Algerien]] und [[Syrien]]. Viele der als [[Vertragsarbeiter]] bezeichneten Arbeitskräfte verließen Deutschland nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]].<br />
<br />
=== Kriegsflucht ===<br />
Die [[Kriegsflüchtling]]e stellen die größte Gruppe unter den Arabern. Sie kamen vor allem nach 1975 während des [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkriegs]] und nach der Machtübernahme [[Irak]]s durch [[Saddam Hussein]] im Jahr 1979 als [[Asylbewerber]] in die Bundesrepublik Deutschland. Die Einreise erfolgte zumeist illegal über [[Ostberlin]]; die Flüchtlinge erhielten am [[Flughafen Berlin-Schönefeld|Flughafen Schönefeld]] ein [[Visum|Transitvisum]] für die DDR und fuhren mit der [[S-Bahn Berlin|S-Bahn]] nach [[West-Berlin]] weiter, wo sie einen Asylantrag stellten. Die deutschen Behörden kontrollierten die Grenzen aufgrund des Berliner Sonderstatus nicht.<ref>[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin.'' Berlin 2000. ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S. 76–78</ref> In den Statistiken wurden auch verfolgte Kurden als „Staatsbürger des Irak“ erfasst, so dass sich aus ihnen nicht ergibt, wie viele ''Araber'' aus dem Irak flohen. Seit Ende der 1980er Jahre kamen Flüchtlinge aus [[Somalia]], bedingt durch den [[Somalischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]]. Ob diese Flüchtlinge entsprechend dem [[Somali (Ethnie)#Herkunft|Selbstbild vieler Somali]], als Araber gelten sollen, ist allerdings umstritten. Auch Algerier kamen in den 1990er Jahren als Asylbewerber nach Deutschland infolge des [[Algerischer Bürgerkrieg|Bürgerkriegs]]. In den 2000er Jahren während der [[Besetzung des Irak 2003–2011|Besetzung des Irak]] kamen weitere Flüchtlinge nach Deutschland. Außerdem kamen aufgrund des [[Bürgerkrieg in Syrien|seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkriegs]] und seit 2014 andauernden irakischen Bürgerkriegs Flüchtlinge aus diesen Ländern. Die [[Flüchtlingskrise in Deutschland 2015|Flüchtlingswelle des Jahres 2015]] hat neben Menschen, die aus Kriegsgebieten in Syrien und dem Irak flüchteten, auch [[Wirtschaftsflüchtling]]e aus [[Tunesien]], [[Marokko]] und [[Algerien]] nach Deutschland gebracht, die ebenfalls um [[Asyl]] ersuchten, vorwiegend erfolglos. U.a. aufgrund des Unwillens der Herkunftsländer bei der Rücknahme verbleiben auch nicht asylberechtigte Personen aus den [[Maghreb]]-Staaten großmehrheitlich in Deutschland.<ref name="welt-151161405">{{Internetquelle | url=http://www.welt.de/politik/ausland/article151161405/Marokkaner-haben-keinen-Grund-Asyl-zu-beantragen.html | titel=Marokkaner haben kein Recht auf Asyl in Deutschland | autor=Alfred Hackensberger | werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] | datum=2016-01-18 |zugriff=2018-10-07}}</ref><br />
<br />
== Demografie ==<br />
{| class="float-right"<br />
| colspan="10" align="center" bgcolor="#FFDEAD" | '''Staatsbürger arabischer Länder in Deutschland '''<br />
<small>Stand: 31.&nbsp;Dezember 2021<ref>Tabelle „12 Ausländische Bevölkerung am 31.12.2021 nach Staatsangehörigkeit und ausgewählten Merkmalen“, S.&nbsp;145–151 {{Internetquelle|url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/Publikationen/Downloads-Migration/auslaend-bevoelkerung-2010200187004.pdf?__blob=publicationFile&v=3|titel=Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Ausländische Bevölkerung: Ergebnisse des Ausländerzentralregisters|werk=Fachserie 1 Reihe 2, 2021, Destatis|hrsg=Statistisches Bundesamt|datum=2021-04-15|zugriff=2023-01-10}}</ref></small><br /><br />
|- bgcolor="#dddddd"<br />
! bgcolor="#ececec" | Herkunftsland || bgcolor="#ececec" | Personen<br />
|-<br />
| {{SYR}}<br />
| style="text-align:right" | 867.585<br />
|-<br />
| {{IRQ}}<br />
| style="text-align:right" | 276.925<br />
|-<br />
| {{MAR}}<br />
| style="text-align:right" | 85.805<br />
|-<br />
| {{LBN}}<br />
| style="text-align:right" | 42.280<br />
|-<br />
| {{TUN}}<br />
| style="text-align:right" | 42.095<br />
|-<br />
| {{EGY}}<br />
| style="text-align:right" | 40.715<br />
|-<br />
| [[Arabische Liga|andere arabische Länder]]<br />
| style="text-align:right" | 137.255<br />
|-<br />
! bgcolor="#ececec" | gesamt<br />
| bgcolor="#ececec" style="text-align:right" | 1.492.660<br />
|}<br />
[[Datei:Arab population in Germany 2021.svg|mini|Regionale Verteilung der Staatsbürger arabischer Länder 2021]]<br />
Die Araber in Deutschland stellen keine homogene Gruppe dar, da sie aus unterschiedlichen arabischen Ländern stammen. Sie bringen unterschiedliche Kulturen mit und sprechen unterschiedliche [[arabische Dialekte]]. Dabei ist zu bemerken, dass die Migranten aus dem [[Maghreb]], vor allem aus [[Marokko]] und [[Algerien]], teilweise auch [[Berbersprachen|berberische]] [[Muttersprache|Muttersprachler]] sind. Streng genommen dürfte man Abkömmlinge [[Indigene Völker|indigener Völker]] nur dann als „Araber“ bezeichnen, wenn sie sich vor der Migration hinreichend an die sie umgebende arabische Kultur [[Assimilation (Soziologie)|assimiliert]] haben.<br />
<br />
Die offizielle Zahl der in Deutschland lebenden Staatsbürger arabischer Länder betrug Ende Dezember 2021 1.492.660 Personen. Schätzungsweise über 1,8 Millionen Menschen mit [[Migrationshintergrund]] haben ihre familiären Wurzeln in den arabischen Staaten.<br />
<br />
Ende Juni 2017 lebten in Berlin 133.961 [[Araber in Berlin|Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund]].<ref name="statistik-berlin-brandenburg">[https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/stat_berichte/2017/SB_A01-05-00_2017h01_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2017], Seite 17</ref> Das Herkunftsland, aus dem die meisten Berliner mit einem arabischen Migrationshintergrund stammen, ist [[Syrien]] mit 35.403 Personen, gefolgt von [[Libanon]] mit 27.866 Personen.<ref name="statistik-berlin-brandenburg" /><br />
<br />
=== Zahl der Staatsbürger arabischer Länder in Deutschland ===<br />
* 1995: 260.784<sup>1</sup><ref name="destatis">[https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=previous&levelindex=3&levelid=1499967903220&step=3 Ausländische Bevölkerung – Ergebnisse in der GENESIS-Online-Datenbank]</ref><br />
* 2000: 303.745<sup>1</sup><ref name="destatis" /><br />
* 2005: 288.936<sup>1</sup><ref name="destatis" /><br />
* 2010: 287.802<sup>1</sup><ref name="destatis" /><br />
* 2015: 762.498<ref name="destatis" /><br />
* 2020: 1.401.950<ref name="destatis" /><br />
<br />
<small><br />
<sup>1</sup>&nbsp;einschließlich [[Südsudan]]<br />
</small><br />
<br />
== Religionszugehörigkeit ==<br />
Die meisten Araber in Deutschland sind [[Muslim]]e. Unter ihnen bilden [[Sunniten]] die Mehrheit, aber auch [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] sind vertreten. Daneben finden sich auch [[Christ]]en verschiedener Kirchen (u.&nbsp;a. 40.000 bis 50.000 [[Griechisch-Orthodoxes Patriarchat von Antiochien|Rum-Orthodoxe]]<ref>Offizielle Internetpräsenz der [[Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland|ACK]]: [http://www.ack-nrw.de/wir-ueber-uns/mitgliedskirchen/griechisch-orthodoxe-kirche-von-antiochien-rum-orthodox/ Griechisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien (Rum-Orthodox)], abgerufen am 25. September 2018</ref>, 17.000 bis 18.000 [[Chaldäisch-katholische Kirche|Chaldäer]]<ref>Offizielle Internetpräsenz des [[Erzbistum Paderborn|Erzbistums Paderborn]]: [http://m.erzbistum-paderborn.de/38-Nachrichten/21142,Moeglichkeiten-der-Kooperation-mit-Chaldaeern.html Möglichkeiten der Kooperation mit Chaldäern]{{Toter Link|url=http://m.erzbistum-paderborn.de/38-Nachrichten/21142,Moeglichkeiten-der-Kooperation-mit-Chaldaeern.html |date=2022-10 |archivebot=2022-10-04 14:00:11 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 3. Oktober 2017</ref>, 10.000 [[Koptisch-orthodoxe Kirche|Kopten]]<ref name="remid"> [[Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst|REMID]]: [https://www.remid.de/info_zahlen/orthodoxie/ Mitgliederzahlen: Orthodoxe, Orientalische und Unierte Kirchen], abgerufen am 21. April 2019</ref>, 10.000 [[Assyrische Kirche des Ostens|Ostsyrer]]<ref name="remid" /> und 8.000 [[Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien|Maroniten]]<ref>Offizielle Internetpräsenz der [[St. Ludwig (München)|Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig München]]: [https://www.st-ludwig-muenchen.de/gemeinde/maroniten/ Maroniten], abgerufen am 12. September 2017</ref>) sowie [[Alawiten]], [[Drusen]], [[Ismailiten]], [[Juden]], [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]] und [[Mandäer]].<br />
<br />
== Medien ==<br />
Seit Beginn der Migration nach Deutschland etablierten sich Medien, die die Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe bedienten. Dabei hat sich die Anzahl und Rolle der Medien stark geändert. Am Anfang bestanden die Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und der ersten arabischen Printmedien wie [[Al-Hayat]]. Seit Ende der 1980er Jahre konnten sich im Zuge der Kabel- und Satellitentechnik Privatsender aus den arabischen Ländern etablieren, mit einem reichen Angebot an Nachrichten- und Talksendungen, Serien und arabischen Filmen. Gerade die dritte Generation greift verstärkt auf das Internet zurück.<ref>Zahi Alawi: ''Mediennutzung der Araber in Deutschland. Eine Analyse der Nutzungswirkung der Medien auf eine ethnische Minderheit in Deutschland''. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 3-8364-5208-1</ref><br />
<br />
Mit [[Dunja Hayali]] ist eine Deutsch-Araberin eine etablierte Größe des deutschen Fernsehens.<ref> https://web.de/magazine/unterhaltung/thema/dunja-hayali</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Iraker in Deutschland]]<br />
* [[Marokkanische Staatsangehörigkeit]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Frank Gesemann, [[Gerhard Höpp]], Haroun Sweis: ''Araber in Berlin''. Miteinander leben in Berlin, Berlin 2002, ISBN 3-7896-0664-2<br />
* [[Ralph Ghadban]]: ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten''. Das Arabische Buch, Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4<br />
* [[Beatrix Pfleiderer|Beatrix Pfleiderer-Becker]]: ''Tunesische Arbeitnehmer in Deutschland. Eine ethnologische Feldstudie über die Beziehungen zwischen sozialem Wandel in Tunesien und der Auslandstätigkeit tunesischer Arbeitnehmer''. Verlag für Entwicklungspolitik, Saarbrücken 1978, ISBN 3-8815-6105-6<br />
* Renate Plücken-Opolka: ''Zur sozialen Lage marokkanischer Familien in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Dokumentation des Ausländerreferats des Kreisverbandes Düsseldorf der Arbeiterwohlfahrt''. EXpress Edition, Berlin 1985, ISBN 3-8854-8356-4<br />
* Al-Maqam – Zeitschrift für arabische Kunst und Kultur, Heft 2, 2008: Arabisches in Deutschland, {{ISSN|1431-7974}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheiten in Deutschland]]<br />
[[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br />
[[Kategorie:Immigration (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Arabisch-deutsche Beziehungen]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mhallami&diff=207277296Mhallami2021-01-05T00:12:40Z<p>Xxedcxx: /* Selbst- und Fremdbezeichnungen der Mhallami */</p>
<hr />
<div>Die '''Mhallami''', '''Mahallami''' oder '''Mardelli''' ([[Arabische Sprache|hocharabisch]] {{ar|الْمَحَلَّمِيَّة|d=al-maḥallamīya}} oder {{ar|الْمَارْدَلِّيَّة|d=al-mārdallīya}}, [[Arabische Dialekte#Geografische Klassifikation|arabischer Mhallami-Dialekt]] {{ar|مْحَلَّمِي|d=mḥallamī}} oder {{ar|مَرْدَلِّي|d=mardallī}}, [[Aramäische Sprachen|aramäisch]] {{lang|arc|ܡܚܠܡܝ̈ܐ}} ''Mḥallmāye'' oder ''Mḥallmoye'', [[Kurdische Sprachen|kurdisch]] ''Mehelmî'', ''Mihelmî'' oder ''Mîhêllemî'', [[Türkische Sprache|türkisch]] ''Mahalmi'' oder ''Mıhellemi'') sind eine arabischsprachige Volksgruppe in der [[Türkei]] und im [[Libanon]].<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Der Name Mhallami bzw. Mhallamiya soll sich von {{arF|محل|d=maḥall|b=Ort}} und {{arF|مائة|d=miʾa|b=hundert}} ableiten, was sinngemäß „Ort der Hundertschaft“ {{arF|محل المائة|d=maḥall al-miʾa}} bedeuten soll. Gemäß einer zweiten Theorie zur Namensherkunft soll sich der Name Mhallami von den [[Semiten|semitischen]] [[Achlamäer|Ahlamū]], die seit 1805 v. Chr. [[Tur Abdin]] bewohnten, ableiten.<br />
<br />
Der Name Mardelli wird von der Herkunftsgegend [[Mardin (Provinz)|Mardin]] abgeleitet.<br />
<br />
== Siedlungsgebiet ==<br />
{{Siehe auch|Liste der von Mhallami bewohnten Orte in der Türkei}}<br />
Bis zum 20. Jahrhundert lebten die Mhallami hauptsächlich in einem Gebiet in der heutigen türkischen Provinz Mardin: <br />
{{Zitat<br />
| Text=… lehnt sich der Dialekt von [[Yeşilli|Rashmel]] bereits stärker an die folgende Dialektgruppe an, die ich – dem lokalen Sprachgebrauch folgend – Mhallami-arabisch nenne. Mhallamiarabisch findet sich in etwa 40 bis 50 Dörfern, die im Dreieck zwischen den Kreisstädten es-Shor (türk. [[Savur]]) im Westen, Medyad (türk. [[Midyat]]) im Osten und Ma‘sarte (türk. [[Ömerli (Mardin)|Ömerli]]) im Süden liegen.<br />
| Autor=Otto Jastrow<br />
| Quelle=Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei), ZDMG Suppl 1 XVII Dt. Orientalistentag. Vorträge Teil II, Sektion 6, Wiesbaden 1969, S. 684<br />
| ref=<ref name="mhallami6" /><br />
}}<br />
<br />
Bis heute leben die Mhallami in der [[Türkei]] überwiegend in den Großstädten wie [[Adana]], [[İskenderun]], [[Istanbul|İstanbul]], [[Izmir|İzmir]] und [[Mersin]] sowie [[Liste der von Mhallami bewohnten Orte in der Türkei|41 Orten]] der südostanatolischen Provinzen [[Batman (Provinz)|Batman]] und Mardin.<br />
<br />
Die Migration der Mhallami aus der Türkei in den Libanon begann in den 1920er Jahren. In den 1940er Jahren kamen dann weitere Zehntausende in den Libanon, überwiegend in die Städte [[Beirut]] und [[Tripoli (Libanon)|Tripoli]]. Ein Teil von ihnen wurde eingebürgert, der andere Teil dagegen lebte [[Staatenlose|staatenlos]] im Libanon.<ref name="mhallami6">[[Ralph Ghadban]]: ''Die Mhallamiyya.'' In: ders.: ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten''. Berlin 2000, S. 86–95. {{Webarchiv | url=http://www.libasoli.de/doku/Auszug.pdf | wayback=20070807112357 | text=Kapitel als Buchauszug (PDF)}}</ref><br />
<br />
Zur Gesamtzahl der Mhallami gibt es keine zuverlässigen Angaben. Vor dem [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkrieg]], der im Jahr 1975 ausbrach, wurde sie auf 70.000 bis 100.000 geschätzt. Im Jahr 1984 besaßen nach Angaben libanesischer Sicherheitsbehörden 27.142 Personen die speziell für Mhallami ausgestellten Personaldokumente (Reisedokument mit der Aufschrift [[Laissez-passer|''Laisser-passer'']]; Eintrag für Staatsangehörigkeit: ''à l’étude''), geschätzt weitere 15.000 waren im Libanon eingebürgert; die Zahl der Ausgewanderten wurde zu diesem Zeitpunkt auf 45.000 geschätzt.<ref name="ghadban" /><br />
<br />
Weil christliche Milizen sie aus ihren Wohngebieten im Osten Beiruts vertrieben, wurden die Mhallami in den libanesischen Bürgerkrieg hineingerissen. Sie schlossen sich meist der [[Murabitun-Miliz (Libanon)|Murabitun-Miliz]] an, manche kämpften auch in den palästinensischen Milizen der [[Volksfront zur Befreiung Palästinas|PFLP]], [[Demokratische Front zur Befreiung Palästinas|DFLP]] oder bei den [[Libanesische Kommunistische Partei|Kommunisten]]. Von diesen Parteien erhofften sie sich eine Verbesserung ihres politischen und sozialen Status. Seit 1984 kämpften sie gegen die schiitische [[Amal-Miliz]], nach dem Einmarsch syrischer Truppen 1987, die die Partei der Amal ergriffen, wurden viele Mhallami verhaftet oder mussten flüchten.<ref>Lokman I. Meho, Farah W. Kawtharani: [http://staff.aub.edu.lb/~lmeho/meho-kawtharani-kurdish-community-in-lebanon.pdf ''The Kurdish Community in Lebanon''.] (In: ''International Journal of Kurdish Studies'', Bd. 19, Nr. 1–2, 2005, S. 137–160) American University of Beirut, S. 1–34, hier S. 23f</ref> <br />
<br />
Die Mhallami waren unter den [[Flüchtling|Bürgerkriegsflüchtlingen]] aus dem Libanon, die während des libanesischen Bürgerkriegs seit 1976<ref name="ghadban">[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin.'' Berlin 2000. ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S. 71, 87, 89, 238</ref> in die [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] sowie andere europäische Staaten wie die [[Niederlande]], [[Dänemark]] und [[Schweden]] kamen und seitdem teilweise geduldet sind oder als [[Asylbewerber]] leben.<ref name="mhallami1">Heinrich Freckmann, Jürgen Kalmbach: {{Webarchiv|url=http://orrae.de/pdfs/Libanon.pdf |wayback=20110719070809 |text=''Staatenlose Kurden aus dem Libanon oder türkische Staatsangehörige? (Ergebnis einer Untersuchung vom 08.–18. März 2001 in Beirut, Mardin und Ankara)''}} (PDF; 43&nbsp;kB), Hannover, Hildesheim, 2001; S. 3–4</ref> In [[Berlin]] besteht mit etwa 8000 Personen die größte Gemeinde der Mhallami in Europa (Stand: Juni 2003).<ref name="mhallami9">[http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2003/06/06/a0208 ''Es muss dringend etwas passieren'']; die tageszeitung, 6. Juni 2003.</ref><br />
<br />
== Herkunft und Geschichte ==<br />
Es ist nach wie vor sehr umstritten, ob es sich bei den Mhallami um [[Araber]], [[Aramäer (Volk)|Aramäer]] oder [[Kurden]] handelt. Es gibt drei verschiedene Theorien über die Abstammung der Mhallami:<br />
<br />
* Der ersten Theorie zufolge sind die Mhallami Araber, die unter dem [[Kalifat|Kalifen]] [[Hārūn ar-Raschīd]] im 8. Jahrhundert auf dessen Kriegszügen als Kämpfer aus der [[Irak|nordirakischen]] Region [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]] in die Region Mardin umgesiedelt wurden, um die dortige christliche Bevölkerung zu überwachen. Der Name Mhallami bzw. Mhallamiya soll sich von {{arF|محل|d=maḥall|b=Ort}} und {{arF|مائة|d=miʾa|b=hundert}} ableiten, was sinngemäß „Ort der Hundertschaft“ {{arF|محل المائة|d=maḥall al-miʾa}} bedeuten soll. Diese Abstammungstheorie wird von den meisten Mhallami und einigen Wissenschaftlern unterstützt.<ref name="mhallami2">Fred Donner: ''Tribe and state in Arabia''. Princeton University Press 1981. S. 123–130</ref> Einige sehen sich auch als Nachfahren der [[Banu Hilal]]<ref name="ghadban" />. <br />
<br />
* Der zweiten Theorie zufolge waren ihre Vorfahren die [[Semiten|semitischen]] [[Achlamäer|Ahlamū]], die seit 1805 v. Chr. [[Tur Abdin]] bewohnten. Sie traten – wie die restlichen aramäischen Stämme in [[Mesopotamien]] – während der [[Islamische Expansion|arabisch-islamischen Expansion]] im 7. und 8. Jahrhundert nicht zum [[Islam]] über. Die [[Osmanisches Reich|Osmanen]] eroberten unter [[Selim I.]] Anfang des 16. Jahrhunderts Ostanatolien und die Mhallami nahmen daraufhin den Islam an. Nach dem Übertritt zum Islam erlernten die Mhallami die arabische Sprache. Die [[Araber]] nannten sie ''Mḥallamī'' und die Osmanen ''Mahalmi'' bzw. ''Mıhellemi''. Mehrere der Bedeutung von Ahlamū entsprechende Schreibweisen kamen im Laufe der Geschichte des Stammes vor, bis sich schließlich der heutige arabische Name Mḥallamī durchsetzte. In Archiven des Osmanischen Reichs aus dem Jahre 1525 werden die Mhallami als ''Müslüman Mahalmi Cemaati'' (deutsch „Muslimische Gemeinde der Mhallami“) erwähnt.<ref name="mhallami3">John Anthony Brinkman: ''A political history of post-Kassite Babylonia, 1158–722 B.C.'' 1968. ISBN 88-7653-243-9, S. 260–278</ref><ref name="mhallami4">T.C. Devlet Arşivleri Genel Müdürlüğü: ''Başbakanlık Osmanlı Arşivi Rehberi''. 1995. ISBN 9-7519-124-74, S. 54–59. (türkisch)</ref> Andere Autoren berichten, die Mhallami seien bereits im 14. Jahrhundert zum Islam übergetreten, weil sie wegen einer Hungersnot die Fastenzeit unterbrechen wollten und ihr Patriarch dies verweigerte.<ref name="mhallami6" /><br />
<br />
{{Zitat-en<br />
| Text=Mahalemi. 800 families. This tribe has a peculiar history. They state that 350 years ago they were Christians...They speak a bastard Arabic, and the women wear red clothes and do not veil. Ibrahim Pasha says they are now a mixed race of Arabs and Kurds. Some families still supposed to be Christians. <br />
|Übersetzung=[Die] Mahalemi. 800 Familien. Dieser Stamm hat eine eigentümliche Geschichte. Sie behaupten, dass sie vor 350 Jahren Christen waren […] Sie sprechen ein vermischtes Arabisch, und die Frauen tragen rote Kleidung und sind nicht verschleiert. Ibrahim Pascha sagt, sie seien nun eine gemischte Rasse von Arabern und Kurden. Einige Familien sollen noch immer Christen sein.<br />
<br />
| Autor=[[Mark Sykes]]<br />
| Quelle=Caliph’s Last Heritage, London 1915, S. 578<br />
| ref=<ref name="mhallami6" />}}<br />
<br />
* Gemäß einer dritten Theorie werden die Mhallami als Kurden betrachtet, die im Laufe der Zeit den Islam annahmen und dann die arabische Sprache erlernten, aber ihre kurdische Kultur beibehalten haben.<ref name="mhallami5">Lokman I. Meho, Farah W. Kawtharani: [http://staff.aub.edu.lb/~lmeho/meho-kawtharani-kurdish-community-in-lebanon.pdf ''The Kurdish community in Lebanon''] (PDF; 139&nbsp;kB); S. 2–3.</ref> Die Mhallami werden von den Kurden selbst überwiegend aber nicht als Kurden betrachtet.<ref name="mhallami9" /><br />
<br />
== Kultur ==<br />
=== Sprache und Schrift ===<br />
Die Mhallami sprechen den [[Arabische Dialekte#Geografische Klassifikation|arabischen Qultu-Dialekt]]. Der Qultu-Dialekt der Mhallami basiert auf dem Hocharabischen und nahm in immer stärkerem Maß [[Kurdische Sprachen|kurdische]] Elemente auf. Ihre Kultur ist arabisch geprägt mit kurdischen Einflüssen.<ref>Jonathan Owens: ''A linguistic history of Arabic''. Oxford University Press 2006; S. 144. (englisch)</ref><br />
<br />
Die Mhallami in der Türkei verwenden das [[Lateinisches Alphabet|lateinische Alphabet]], zum Teil auch das [[Arabisches Alphabet|arabische Alphabet]] als Schriftsprache, im Libanon hauptsächlich das arabische Alphabet.<br />
<br />
=== Religion ===<br />
Die Mhallami sind hauptsächlich [[Sunniten|sunnitische Muslime]], die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen Rechtsschule]] folgen.<ref name="mhallami2" /><br />
<br />
=== Organisation ===<br />
Es bestehen einige Vereine der Mhallami in der Türkei, im Libanon und in der Diaspora. Die Mhallami in der Türkei sind im Verein ''Mhallami-Verein für Religions-, Sprachen- und Kulturdialog'' (türkisch ''Mıhellemi Dinler, Diller ve Medeniyetler Arası Diyalog Derneği''), der 2008 von Mehmet Ali Aslan in [[Midyat]] gegründet wurde, organisiert.<ref name="mhallami7">{{Webarchiv|url=http://www.midyatsesi.com/haber.php?hayns=2&yazilim=haberler&osmanli=hdetay&sece=1&aid=277&titlem=277|wayback=20120321093052|text=''Uluslar Arası Mıhellemi Konferansı''.}} („Internationale Konferenz der Mhallami“) Midyat Sesi Haber, 13. August 2008 (türkisch)</ref> Die Mhallami in Deutschland sind im Verein ''Familien Union e.V.'' organisiert, und die Mhallami in den Niederlanden im Verein ''MIM''.<ref name="mhallami12">Claudia Keller: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-clanchefs-bitten-zum-tee/3887376.html ''Familien-Union: Die Clanchefs bitten zum Tee'']; Der Tagesspiegel, 26. Februar 2011.</ref><br />
<br />
=== Familiennamen ===<br />
In der Türkei führten die Mhallami [[Arabischer Name|arabische Namen]], die keine Nachnamen im westlichen Sinn beinhalten. Die von [[Atatürk]] eingeführten türkischen Namen wurden nur im Umgang mit türkischen Behörden verwendet. Im Libanon benutzten sie wieder ihre arabischen Namen. Weil im Libanon Familiennamen geführt werden, fügten sie den Vornamen aber einen „Clannamen“ an, der wahrscheinlich meist nach einem männlichen Vorfahren oder einer besonderen traditionellen<br />
Stellung der Familie, Herkunftsort oder -region gewählt wurde. Dies geschah wahrscheinlich zwischen 1925 und 1935. Die Gleichheit oder Ähnlichkeit der Nachnamen bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Familien untereinander verwandt sein müssen. Die Namen wurden vielmehr nach der Einreise frei, wahrscheinlich unter Orientierung an bereits ansässigen Angehörigen ausgewählt. Es kam auch vor, dass sich ein männliches Mitglied einer Familie aufgrund von innerfamiliären Streitigkeiten nach diesem Vorbild einen eigenen Familiennamen zulegte und somit eine neue Sippe gründete.<br />
<br />
== Selbst- und Fremdbezeichnungen der Mhallami ==<br />
In der Türkei werden sie zu den [[Araber in der Türkei|Arabern]] gerechnet,<ref>Beate Krafft-Schöning, Blutsbande. München 2013, ISBN 978-3-86883-314-0, Einleitung, [https://www.m-vg.de/mediafiles/article/pdfdemo/978-3-86883-314-0.pdf online]</ref> ebenso im Libanon, wo sie nach ihrer Herkunftsgegend auch {{arF|ماردلي|d=Mārdallī}} oder {{arF|مردلي|d=Mardallī}} genannt werden. Nur in Beirut werden sie von den Libanesen Kurden ({{arF|أكراد|d=Akrād}}) genannt.<ref name="mhallami2" /> Aus diesem Grund werden sie in Deutschland als „libanesische Kurden“<ref name="mhallami6" />, „Kurden aus dem Libanon“ oder „Mhallamiye-Kurden“<ref name="mhallami11">Regina Mönch: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/jugendgewalt-das-libanesische-problem-1407333.html ''Das libanesische Problem'']; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. März 2007.</ref> bezeichnet. Die Mhallami betrachten sich selber als Araber, zum Teil auch als arabischsprachige Kurden sowie zum geringen Teil als arabischsprachige Aramäer.<ref name="mhallami2" /><ref name="mhallami6" /><br />
<br />
== Bekannte Mhallami ==<br />
* [[Mohamed El-Asmer]] (* 1988), Schauspieler<br />
* [[Manuel Charr]] (* 1984), Profiboxer<br />
* [[King Khalil]] (* 1990), Rapper<br />
* [[Kida Ramadan]] (* 1976), Schauspieler<br />
* [[Miri-Clan]]<br />
* [[Remmo-Clan]]<br />
* [[Al-Zein-Clan]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ralph Ghadban]]: [http://ghadban.de/de/wp-content/data/Die_Libanon-Fluechtlinge_in_Berlin.pdf ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten.''] (2000) 2. Auflage, Das Arabische Buch, Berlin 2008, s.v. Kapitel: ''Die Mḥallamiyya (Die Kurden)'', S. 86–95<br />
* Otto Jastrow: ''Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei)''. [[ZDMG]] Supplement 1, XVII. Dt. Orientalistentag (1968), Vorträge Teil II, Sektion 6, Wiesbaden 1969, S. 683–688 ([http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/download/pdf/94360?name=Vortrag Digitalisat], PDF)<br />
* Laurenz W. Kern: ''Kurden, Araber, Scheinlibanesen: Die vielschichtige Ethnizität der Mḥallami.'' In: ''Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes,'' Band 105, 2015, S. 189–202<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.familien-union.net/ Verein der Familien Union e.V.]<br />
* [http://www.mehallami.eu/ Verein MIM]<br />
* {{Webarchiv | url=http://www.arabmardin.net/ | wayback=20110711010526 | text=ArabMardin.Net, private Website über Mhallami (teilweise arabisch)}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit in der Türkei]]<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit im Libanon]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=T%C3%BCrken&diff=203004425Türken2020-08-22T17:12:59Z<p>Xxedcxx: /* Religion */</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis|Weitere Bedeutungen zu ''Türken'', ''Türke'' und ''Türkin'' sind unter [[Türken (Begriffsklärung)]] aufgeführt.}}<br />
[[Datei:Türkische-Bevölkerung-nach-Provinzen.png|mini|Bevölkerungsanteil der Türken nach Provinzen verschiedener Länder]]<br />
Die '''Türken''' ({{TrS}} ''Türkler'') sind eine [[Ethnie]], deren Hauptsiedlungsgebiete in [[Anatolien]], [[Zypern]] und [[Südosteuropa]] liegen. In vielen Ländern der Welt existiert eine große [[türkische Diaspora]], überwiegend in europäischen Ländern und innerhalb dieser vor allem in [[Türkeistämmige in Deutschland|Deutschland]]. Der Großteil der Türken lebt in der seit Gründung 1923 durch [[Mustafa Kemal]] nach ihnen benannten Republik [[Türkei]], dem Nachfolger des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]], in der sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden.<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Die Volksbezeichnung ''Türk'' wird erstmals in chinesischen Chroniken des 6. Jahrhunderts als ''T'u-küe'' oder ''Tujue'' erwähnt und war der Name eines Clans innerhalb einer größeren nomadischen Stammeskonföderation, der die Eigenbezeichnung „Türk“ trug und deren Herkunft nicht eindeutig zu belegen ist.<ref>Carter Vaughn Findley, „The Turks in World History“, Oxford University Press, 2005, S. 39</ref> Mit dem Aufstieg der „Türk“ wurde der Name als politische Bezeichnung auf eine ganze Reihe anderer Nomaden und Völker übertragen, und schließlich, durch einen bis heute nicht vollständig nachvollzogenen Prozess, als generelle Bezeichnung für eine ganze [[Turksprachen|Sprach-]] und [[Turkvölker|Völkerfamilie]] übernommen – zuerst von muslimischen Gelehrten, später auch in Europa.<ref>[[Peter Benjamin Golden]]: Artikel ''Turks, Abschnitt I: History, Unterabschnitt 2: The tribal history of the Central Asian Turks.'', in [[Encyclopaedia of Islam]], Volume X, S. 689: ''The name Türk spread as a political designation during the period of Göktürk imperial hegemony to their subject Turkic and non-Turkic peoples. Subsequently, it was adopted as a generic ethnonym designating most if not all of the Turkic-speaking tribes in Central Asia by the Muslim peoples with whom they came into contact.''</ref> Daraus ist auch die Bezeichnung für die türkische Bevölkerung [[Anatolien]]s abgeleitet.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
{{lückenhaft|Aufkommen eines türkischen Nationalismus im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] des späten 19. Jahrhunderts und die [[Säkularisierung]] nach [[Atatürk]]}}<br />
Die heutigen Türken lassen sich in den sprachlichen und ethnischen Kontext der [[Turkvölker]] stellen. Das Siedlungsgebiet des ältesten unter dem Namen ''Türken'' bekannten Volkes befand sich im östlichen [[Zentralasien]], auf einem Gebiet, das sich vom [[Altai]]-Gebirge bis zum [[Tianschan]] im Westen und vom [[Baikalsee]] im Norden bis zum [[Altun]] im Süden erstreckte. Bereits in der ausgehenden [[Spätantike]] entstand dort ein erstes türkisches Reich, das der [[Göktürken]], die ab der Mitte des [[6. Jahrhundert]]s für etwa zwei Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Zentralasiens spielten. Hier nahmen später Migrationen ihren Anfang, die zur Gründung verschiedener Reiche wie die der [[Karachaniden]], [[Seldschuken]] oder [[Osmanisches Reich|Osmanen]] führten. Sie führten ferner turksprachige Gruppen in den [[Mittlerer Osten|Mittleren Osten]] und nach [[Anatolien]].<ref>[[Udo Steinbach]]: Geschichte der Türkei, S. 8 ({{Google Buch|BuchID=DMQZWvzG0TsC|Hervorhebung=steinbach udo|Linktext=Online}})</ref><ref name="Steinbach17">[[Udo Steinbach]]: ''Die Türkei im 20. Jahrhundert'', Bergisch Gladbach 1996, S. 17</ref><br />
<br />
=== Einwanderung nach Anatolien ===<br />
[[Datei:OttomanEmpireIn1683.png|miniatur|Das Osmanische Reich im Jahre 1683]]<br />
Der Aufstieg der Türken zu einer islamischen Großmacht begann bereits im 11. Jahrhundert, als die [[Großseldschuken]], ein Familienclan oghusischer Herkunft, ein riesiges Gebiet eroberten, das vom [[Mittelmeer]] bis nach [[Zentralasien]] reichte. Die Seldschuken ermöglichten mit der siegreichen [[Schlacht von Manzikert]] im Jahre 1071, in deren Folge die byzantinische Verwaltung und Verteidigung Kleinasiens zusammenbrach, die türkische Landnahme [[Anatolien]]s.<ref name="Steinbach22">Steinbach (1996), S. 22</ref><br />
<br />
Nach der Eroberung weiter Teile Anatoliens durch die türkischen Stammeskrieger unter der Führung von [[Suleiman ibn Kutalmiş]], einem seldschukischen Prinzen, machte sich dieser von den Großseldschuken unabhängig. Sowohl er als auch sein Sohn und Nachfolger [[Kılıç Arslan I.]] wurden bei Auseinandersetzungen mit den Großseldschuken getötet, was in Kleinasien zu verworrenen Zuständen führte. Im Gefolge der Kreuzzüge konnten die Byzantiner große Teile der Halbinsel zurückerobern. Die Abkömmlinge Kılıç Arslans konnten schließlich das von Suleiman begründete [[Sultanat der Rum-Seldschuken|Sultanat ''Rum'']] stabilisieren, sich gegen andere türkische Konkurrenten durchsetzen und auch die byzantinische Herrschaft wieder zurückdrängen. Das Sultanat von ''Rum'' stellte den ersten kulturellen und politischen Höhepunkt der Türkenherrschaft in Anatolien dar.<ref>Steinbach (1996), S. 23</ref> Nach der Niederlage in der [[Schlacht vom Köse Dağ]] (1243) geriet das Sultanat unter die Oberhoheit der Mongolen und löste sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts schließlich auf. Während der Osten des Reiches unter direkte mongolische Herrschaft fiel, machten sich im Westen kleine türkische Fürstentümer (→ [[Uc]]) unabhängig, die den Grenzkrieg gegen das byzantinische Reich fortsetzten und bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts die byzantinische Herrschaft in Kleinasien mit wenigen Ausnahmen beseitigten. Eines dieser Fürstentümer war das der Osmanen, die vor den Mongolen in das Land der Rum-Seldschuken geflüchtet waren. Diese Entwicklung und die politischen Ereignisse in Zentralasien (Niederlage der Seldschuken gegen die [[Kara-Kitai]], Eroberungen der [[Choresm-Schahs]] und der Eroberungszug der [[Mongolisches Reich|Mongolen]]) prägten die Einwanderung der Türken. Die Einwanderung der ogusischen Stämme, anderer türkischen Ethnien und mongolischer Elemente verlief wellenförmig von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis in das 15. Jahrhundert hinein. Diese Gemeinschaften waren stets polyethnisch und politischen Charakters. Ihre Mitglieder waren entweder in die Gemeinschaft hineingeboren worden oder hatten sich ihr angeschlossen. Schätzungsweise trafen bis zum 12. Jahrhundert 100.000 bis 300.000 „Türken“ in Anatolien ein und trafen dort auf zwei bis drei Millionen Alteingesessene. Vermutlich stellten diese im 13. Jahrhundert in Anatolien die relative und spätestens im 15. Jahrhundert die absolute Bevölkerungsmehrheit.<ref>[[Klaus Kreiser]]: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 5</ref> In einem Bericht über den Kreuzzug von [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]] im Jahre 1190 (''Historia Peregrinorum'') erscheint erstmals der Begriff „Türkei“ in abendländischen Quellen. Im 13. Jahrhundert wird er in vielen europäischen Quellen verwendet. Im Arabischen ist die Bezeichnung ''barr al-turkiyya'' (türkisches Land, Türkei) seit Anfang des 14. Jahrhunderts belegt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei''. Stuttgart 2003, S. 54</ref><br />
<br />
Auch wenn Einzelheiten umstritten sind, besteht doch unter den Autoren Einigkeit darüber, dass die religiöse, soziale und ethnische Umformung Kleinasiens in ein muslimisch und türkisch geprägtes Land mit großer Geschwindigkeit innerhalb weniger Jahrzehnte zunächst in Zentralanatolien und später auch in Westanatolien erfolgte. Christliche Bevölkerungen in nennenswertem Umfang konnten sich nur in den bereits vor den Seldschuken islamisch beherrschten Gebieten Ost- und Südostanatoliens halten, dazu in den Gebieten Zentralanatoliens (Kappadokien), die zum Kernland des anatolischen Reichs der Seldschuken wurden, und den Gebieten, die erst durch die Nachfolger der ersten beiden osmanischen Herrscher [[Osman I.]] und [[Orhan I.]] ab der Mitte des 14. Jahrhunderts erobert wurden. Dabei kam es auch zu vielfältigen religiösen und ethnischen Durchdringungen. Personen türkischer Herkunft machten im byzantinischen Militärdienst Karriere und stiegen (nach Konversion zum Christentum), wie die ''Axuchoi'', bis in den byzantinischen Hochadel auf.<ref> Winfried Hecht, ''Das Zeitalter der Komnenen'' in: Franz Georg Maier (Hsg.): ''Byzanz'' (Fischer Weltgeschichte Band 13), S. 234–301, S. 260, 270</ref> Umgekehrt finden sich unter den Vertrauten der ersten Osmanenherrscher Personen wie [[Köse Mihal]] und [[Ewrenos|Evrenoz Bey]], die bereits ausweislich ihrer Namen und auch der Überlieferung nach byzantinischer und christlicher Herkunft waren und die bereits vor ihrem Übertritt zum Islam Parteigänger der Osmanen waren. Zudem lebten bereits vor der osmanischen Eroberung Südosteuropas dort Angehörige turkvölkischer Herkunft, die teils enge, teils entferntere ethnische Verwandte der anatolischen Türken waren. Nach dem Übertritt zum Islam verschmolzen sie mit den osmanischen Eroberern; soweit sie Christen blieben, sehen einige Autoren in ihnen die Vorfahren der [[Gagausen]].<br />
<br />
Das Türkische setzte sich in der Folge rasch als Umgangssprache zwischen den einzelnen Bevölkerungsteilen durch. Das Persische war neben dem Arabischen die wichtigste Bildungs- und Literatursprache. Sämtliche Chroniken der Rumseldschuken wurden auf Persisch verfasst. Nach dem Untergang des Reichs der Rumseldschuken begann auch im offiziellen Gebrauch und in der Literatur das Türkische hervorzutreten. Als im Jahre 1277 der Herrscher der [[Karaman (Beylik)|Karaman Oğulları]] Mehmed Bey von Konya Besitz ergriffen hatte, gab er den Befehl, dass in der Staatskanzlei nur das Türkische gebraucht werden dürfe.<ref>[[Mehmet Fuat Köprülü|Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād]], Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''[[Enzyklopaedie des Islam]]'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1011</ref> Ab dem 13. Jahrhundert sind anatolische Literaturerzeugnisse in türkischer Sprache erhalten, ab dem Ende des 13. Jahrhunderts gewann das Türkische auch in staatlichen Urkunden an Bedeutung.<ref>Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād, Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''Enzyklopaedie des Islam'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1012</ref> Unter der christlichen Bevölkerung waren Syrisch-Aramäisch, Armenisch und Arabisch die wichtigsten Bildungssprachen. Das Arabische wurde im Osmanischen Reich in Kadiregistern, Stiftungsurkunden und Inschriften bis zum Ende des 16. Jahrhunderts durch das Osmanische ersetzt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2003, S. 51 ff.</ref><br />
<br />
Der Begriff ''Türk'' oder ''Türki'' als Volks- oder Sprachbezeichnung war trotz der verschiedentlich pejorativen Verwendungen in historischen und literarischen Texten des Osmanischen Reiches nicht auf nomadisierende oder bäuerliche Bevölkerungsgruppen beschränkt.<ref>Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 2</ref><br />
<br />
=== Das Osmanische Reich ===<br />
Auf die anatolischen Seldschuken folgten die türkischen Osmanen, die bald darauf große Teile Anatoliens unter ihre Herrschaft brachten und im Jahr 1453 [[Konstantinopel]] eroberten. Mit gewaltigen Kriegszügen eroberten die Osmanen ein Reich, das von [[Armenien]] bis nach [[Ungarn]], von der südrussischen Steppe bis nach Nordafrika reichte. Auch große Teile der arabischen Halbinsel und des Mittelmeerraums gehörten zum türkischen Imperium. Ungeachtet der am Hofe und im Militär und der Verwaltung herrschenden türkischen Sprache beruhte der osmanische Staat nicht auf einer ethnischen Grundlage, sondern war eine rein dynastische Herrschaft, die der Sultan vor allem mit den Angehörigen seines Haushalts (''kul'': rechtlich in etwa Sklaven und Freigelassene) ausübte. Die ethnische Zugehörigkeit zum Türkentum verschaffte keinen Zugang zu Macht und Reichtum, vielmehr rekrutierte sich die Schicht der leitenden Funktionäre im Wesentlichen aus zwangsverpflichteten islamisierten (siehe ''[[Knabenlese]]'') Angehörigen der nichtmuslimischen unterworfenen Völker. Nur von Außen, etwa von den Europäern, wurde der Staat als ''Türkisches Reich'', seine muslimischen Bewohner als ''Türken'' und sein Sultan als ''Großtürke'' bezeichnet. Vergleichbar bezeichneten die arabischen Muslime ihre nichtarabischen Glaubensgenossen in Anatolien und in Südosteuropa als ''Türken''. Ebenso hielten es die nichtmuslimischen Untertanen des Sultans. Erst in den Umbrüchen und Staatskrisen des 17. und 18. Jahrhunderts wurde das hergebrachte Rekrutierungssystem aufgegeben. Auch gebürtige Muslime konnten jetzt als ''kul'' in ein Verpflichtungsverhältnis zum Sultan treten, etwa ins [[Janitscharen]]korps eintreten, im Gegensatz zu den früher zwangsausgehobenen Angehörigen auch heiraten und ihren Status an ihre Nachkommen vererben. Am Ende der hierdurch angestoßenen, vielfach gebrochenen Entwicklung stand die Herausbildung des modernen türkischen Staates und der türkischen Nation.<br />
<br />
== Anzahl und Siedlungsgebiet ==<br />
[[Datei:Turkoj en Bulgario.png|mini|Anteil der Türken in Bulgarien laut der Volkszählung 2001 in den [[Liste der Bezirke in Bulgarien|Oblasten]]:<br /><small><span style="background-color:#FFDEAD">10 % und höher</span> <span style="background-color:#CDB79E">20 % und höher</span> <span style="background-color:#8B7D6B">50 % und höher</span></small>]]<br />
<br />
Zu den Türken rechnen sich weltweit rund 65 Millionen Menschen.<ref>Helmut König, Manfred Sicking: ''Gehört die Türkei zu Europa?'' Bielefeld 2005, S. 137</ref> Etwa 58 Millionen Türken<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/tu.html Central Intelligence Agency. The World Factbook: Turkey]</ref><ref>[http://countrystudies.us/turkey/27.htm Turkey: A Country Study]</ref> leben vor allem in der nach ihnen benannten Republik Türkei. Als [[Autochthones Volk|autochthone]] Minderheiten sind sie auch in [[Zypern]] (265.000<ref>[http://nufussayimi.devplan.org/population%20%20and%20housing%20%20census.pdf ''The press statement of Prime Minister Ferdi Sabit Soyer on the tentative results of 2006 population and housing census'', 5. Mai 2006] (PDF; 54&nbsp;kB)</ref>) und in Südosteuropa in [[Bulgarien]] (746.664<ref>[http://www.nsi.bg/Census/Ethnos.htm Zensus in Bulgarien am 1. März 2001]</ref>, vor allem in den Oblasten [[Oblast Kardschali|Kardschali]], [[Oblast Rasgrad|Rasgrad]], [[Oblast Schumen|Schumen]], [[Oblast Targowischte|Targowischte]] und [[Oblast Silistra|Silistra]]), [[Griechenland]] (157.000, vor allem in den Regionalbezirken [[Rodopi (Regionalbezirk)|Rodopi]] und [[Xanthi (Regionalbezirk)|Xanthi]]), [[Nordmazedonien]] (79.000, vor allem in [[Skopje]] und [[Gostivar]]), [[Rumänien]] (44.500<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ro.html Central Intelligence Agency]</ref>, vor allem im [[Kreis Constanța]]) und im [[Kosovo]] (22.500<ref>[http://www.ks-gov.net/esk/esk/pdf/english/general/kosovo_figures_05.pdf Kosovo in figures 2005]</ref>, vor allem in [[Prizren]] und [[Mamuša]]) beheimatet. Als klassische [[Einwanderung|Einwanderer]] oder [[Arbeitsmigration|Arbeitsemigranten]] und deren Abkömmlinge leben sie vorwiegend in vielen europäischen Ländern, dort überwiegend in Deutschland (2.196.000), in den [[Niederlande]]n (400.000<ref>{{Webarchiv|url=http://www.nisnews.nl/public/010307_2.htm |wayback=20090113011501 |text=Netherlands Info Services |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://www.dutchnews.nl/news/archives/2007/03/dutch_turks_swindled_afm_to_in.php Dutch News]</ref>), in [[Frankreich]] (224.000), aber z. B. auch in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] (171.818<ref>{{cite web |author=U.S. Census Bureau; American FactFinder |title=U.S. Census Tables |url=http://factfinder.census.gov/servlet/DTTable?_bm=y&-geo_id=D&-ds_name=D&-_lang=en&-redoLog=false&-mt_name=ACS_2002_EST_G2000_PCT026 |accessdate=2008-07-09}}</ref>) und in [[Australien]] (150.000<ref>[http://www.smh.com.au/news/World/Old-foes-new-friends/2005/04/22/1114152326767.html Sydney Morning Herald]</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.turkishembassy.org.au/assets/docs/National_day.pdf |wayback=20090225081535 |text=Turkish Embassy AU |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref>).<br />
<br />
== Religion ==<br />
Die überwiegende Mehrheit der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Hanafiten|hanafitischen Rechtsschule]] folgen. Ein kleiner Teil der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen]] oder [[Hanbaliten|hanbalitischen Rechtsschule]] folgen oder [[Madhhab|rechtsschulunabhängig]] sind. Des Weiteren gibt es [[Sufismus|Sufis]] des [[Halveti|Khalwatīya]]-, [[Mevlevi|Mawlawīya]]-, [[Naqschbandīya]]-, [[Qādirīya]]- und [[Rifāʿīya]]-Ordens. Außerdem sind unter Türken in geringem Maße [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]], die hauptsächlich in den Distrikten [[al-Muqdadiyya]], [[Chanaqin]] und [[Kifri]] in der irakischen Provinz [[Diyala]], in den Distrikten [[Daquq]], [[al-Hawidscha]] und [[Kirkuk]] in der Provinz [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]], im Distrikt [[Tal Afar]] in der Provinz [[Ninawa]], im Distrikt [[Tuz (Distrikt)|Tuz]] in der Provinz [[Salah ad-Din (Gouvernement)|Salah ad-Din]] sowie in der türkischen Provinz [[Çorum (Provinz)|Çorum]] leben, anzutreffen.<br />
<br />
Darüber hinaus bekennen sich viele Türken zum [[Aleviten]]tum, insbesondere in den türkischen Provinzen [[Amasya (Provinz)|Amasya]], [[Çorum (Provinz)|Çorum]], [[Erzincan (Provinz)|Erzincan]] und [[Tokat (Provinz)|Tokat]] sowie im Landkreis [[Adıyaman|Merkez]] in der Provinz [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], im Landkreis [[Çubuk (Ankara)|Çubuk]] in der türkischen Provinz [[Ankara (Provinz)|Ankara]], in den Landkreisen [[Damal]] und [[Hanak (Türkei)|Hanak]] in der Provinz [[Ardahan (Provinz)|Ardahan]], in den Landkreisen [[Edremit (Balıkesir)|Edremit]] und [[Balıkesir|Merkez]] in der Provinz [[Balıkesir (Provinz)|Balıkesir]], im Landkreis [[Şenkaya]] in der Provinz [[Erzurum (Provinz)|Erzurum]], in den Landkreisen [[Eskişehir|Merkez]] und [[Seyitgazi]] in der Provinz [[Eskişehir (Provinz)|Eskişehir]], im Landkreis [[Yavuzeli]] in der Provinz [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], im Landkreis [[Selim (Türkei)|Selim]] in der Provinz [[Kars (Provinz)|Kars]], in den Landkreisen [[Delice]] und [[Sulakyurt]] in der Provinz [[Kırıkkale (Provinz)|Kırıkkale]], im Landkreis [[Kofçaz]] in der Provinz [[Kırklareli (Provinz)|Kırklareli]], im Landkreis [[Kütahya|Merkez]] in der Provinz [[Kütahya (Provinz)|Kütahya]], in den Landkreisen [[Arguvan]], [[Doğanşehir]], [[Hekimhan]] und [[Kuluncak]] in der Provinz [[Malatya (Provinz)|Malatya]], im Landkreis [[Salihli]] in der Provinz [[Manisa (Provinz)|Manisa]], im Landkreis [[Hacıbektaş]] in der Provinz [[Nevşehir (Provinz)|Nevşehir]], im Landkreis [[Ladik (Samsun)|Ladik]] in der Provinz [[Samsun (Provinz)|Samsun]], in den Landkreisen [[Gürün]], [[Hafik]], [[Kangal (Sivas)|Kangal]], [[Sivas|Merkez]], [[Şarkışla]], [[Ulaş]], [[Yıldızeli]] und [[Zara (Sivas)|Zara]] in der Provinz [[Sivas (Provinz)|Sivas]], in den Landkreisen [[Akdağmadeni]], [[Aydıncık (Yozgat)|Aydıncık]], [[Çekerek]], [[Yozgat|Merkez]] und [[Sorgun]] in der Provinz [[Yozgat (Provinz)|Yozgat]] sowie in den Gemeinden [[Chaskowo]] und [[Mineralni bani]] in der bulgarischen Provinz [[Oblast Chaskowo]], in der Gemeinde [[Momtschilgrad]] in der [[Oblast Kardschali]], in den Gemeinden [[Kubrat (Stadt)|Kubrat]] und [[Isperich]] in der [[Oblast Rasgrad]], in der Gemeinde [[Dulowo]] in der [[Oblast Silistra]] und in der Gemeinde [[Kotel]] in der [[Oblast Sliwen]]. Die alevitischen Türken Bulgariens werden auch [[Alianen]] genannt. Gemäß dem Zensus von 2011 gab es 27.407 Aleviten und Schiiten in Bulgarien<ref name=2011census>{{cite web|title=Население по местоживеене, възраст и вероизповедание|url=http://censusresults.nsi.bg/Census/Reports/2/2/R10.aspx|publisher=National Statistical Institute of Bulgaria|archive-url=https://web.archive.org/web/20180303153448/http://censusresults.nsi.bg/Census/Reports/2/2/R10.aspx|archive-date=3 March 2018}}</ref>.<br />
<br />
Ferner gibt es einige wenige [[Bahaitum|Bahais]], [[Christ]]en, [[Türkische Juden|Juden]], [[Tengrismus|Neo(gök)tengristen]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste türkischer Bevölkerungsanteile nach Staat]]<br />
* [[Balkantürken]]<br />
* [[Türken in Deutschland]]<br />
* [[Türken in Österreich]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bodo Guthmüller, Wilhelm Kühlmann: ''Europa und die Türken in der Renaissance.'' Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 978-3-484-36554-4.<br />
* Klaus Kreiser, Christoph K. Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei.'' 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010678-5.<br />
* [[Udo Steinbach]]: ''Geschichte der Türkei.'' 4., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-44743-3.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Turken}}<br />
[[Kategorie:Ethnie in Asien]]<br />
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]<br />
[[Kategorie:Turksprachige Ethnie| ]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Araber_in_Berlin&diff=202637683Araber in Berlin2020-08-09T20:16:30Z<p>Xxedcxx: aktualisiert</p>
<hr />
<div>'''Araber in Berlin''' bilden nach den [[Türken in Berlin]] die zweitgrößte ethnische Minderheitengruppe in der Stadt.<br />
<br />
== Anzahl ==<br />
Ende Juni 2019 lebten 150.705 Personen mit einem [[Araber|arabischen]] [[Migrationshintergrund]] in der Stadt, die 4,0&nbsp;Prozent der Bevölkerung ausmachen.<ref name="statistik-berlin-brandenburg">[https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/stat_berichte/2019/SB_A01-05-00_2019h01_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2019.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&nbsp;17, (PDF).</ref> Die meisten Berliner mit einem arabischen Migrationshintergrund stammen aus [[Syrien]] (43.304 Personen), gefolgt von [[Libanon]] (29.561 Personen).<ref name="statistik-berlin-brandenburg" /> Ende Juni 2019 hatten 53.906 in Berlin lebende Deutsche einen arabischen Migrationshintergrund<ref>[https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/stat_berichte/2019/SB_A01-05-00_2019h01_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2019.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&nbsp;13, (PDF).</ref>, 96.799 Berliner sind Staatsangehörige eines Mitgliedslands der [[Arabische Liga|Arabischen Liga]]<ref>[https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/stat_berichte/2019/SB_A01-05-00_2019h01_BE.pdf Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 30. Juni 2019.] In: ''statistik-berlin-brandenburg.de'', S.&nbsp;15, (PDF).</ref>. Araber in Berlin sind keine homogene Gruppe. Sie stammen aus über 20 Ländern und leben vor allem in den Stadtteilen [[Berlin-Neukölln|(Nord-)Neukölln]], [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]], [[Berlin-Moabit|Moabit]], [[Berlin-Wedding|Wedding]], [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]] und [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]]. Die meisten Araber in Berlin sind [[Muslim]]e. Unter ihnen bilden [[Sunniten]] die Mehrheit, aber auch [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] sind vertreten. Daneben finden sich auch [[Arabische Christen|Christen]] verschiedener Kirchen, Anhänger kleinerer Religionsgemeinschaften und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Die meisten Araber in Berlin sind [[Kriegsflüchtling]]e. Sie kamen vor allem nach 1975 während des [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkriegs]] und nach der Machtübernahme durch [[Saddam Hussein]] im [[Irak]] im Jahr 1979 als [[Asylbewerber]] in die Bundesrepublik Deutschland. Die Einreise erfolgte zumeist illegal über [[Ostberlin]]; die Flüchtlinge erhielten am [[Flughafen Berlin-Schönefeld|Flughafen Schönefeld]] ein [[Visum|Transitvisum]] für die DDR und fuhren mit der [[S-Bahn Berlin|S-Bahn]] nach [[West-Berlin]] weiter, wo sie einen Asylantrag stellten. Die deutschen Behörden kontrollierten die Grenzen aufgrund des [[Berlin-Frage|Berliner Sonderstatus]] nicht.<ref>[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin'', Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S.&nbsp;76–78.</ref> In den Statistiken wurden auch verfolgte Kurden als „Staatsbürger des Irak“ erfasst, so dass sich aus ihnen nicht ergibt, wie viele ''Araber'' aus dem Irak flohen.<br />
<br />
In den [[West-Berlin]]er Bezirken befindet sich bereits seit den 1980er-Jahren die größte arabische Gemeinde Deutschlands; dort bestehen mehrere Kultur- und [[Moscheeverein]]e sowie zahlreiche arabische Restaurants und Geschäfte.<ref name="ghadban">Ralph Ghadban, ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin'', Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S.&nbsp;69f., 86–95, 243.</ref> Viele [[Flüchtling]]e aus den Konflikten im [[Naher Osten|Nahen Osten]], vor allem aus den [[Libanonkrieg 1982|Libanonkriegen]], haben [[Palästinenser|palästinensische]] Wurzeln.<ref>[[Carola Bluhm]]: {{Webarchiv | url=http://www.berlin.de/imperia/md/content/lb-integration-migration/publikationen/top/bi_november_2010.pdf?start&ts=1288352665&file=bi_november_2010.pdf | wayback=20140826113803 | text=''Der schwierige Weg palästinensischer Flüchtlinge in die Berliner Gesellschaft.''}}. In: ''Berlin International. Der Newsletter des Integrationsbeauftragten'', November 2010, Nr.&nbsp;74, (PDF; 726&nbsp;kB), S.&nbsp;7–8.</ref> Weil sich unter ihnen eine große Anzahl [[Staatenlose]]r befindet und die ethnische Zuordnung manchmal unklar ist (z.&nbsp;B. bei den [[Mhallami]]ye), sind alle Zahlen ungenau.<ref name="ghadban" /><br />
<br />
In den 2000er-Jahren während der [[Besetzung des Irak 2003–2011|Besetzung des Irak]] sowie aufgrund des [[Bürgerkrieg in Syrien|seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkriegs]] und des seit 2014 andauernden irakischen Bürgerkriegs kamen weitere irakische und [[syrische Flüchtlinge]] nach Berlin.<br />
<br />
Die anderen Araber sind von der Herkunft her zumeist [[Marokko|Marokkaner]], [[Algerien|Algerier]], [[Tunesier]] und [[Ägypten|Ägypter]].<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
Ähnlich wie die türkische Gemeinde sind die Araber vor allem in den innerstädtischen Vierteln [[West-Berlin]]s konzentriert.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! align="center" colspan="5" style="background:#E7DCC3;"| Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zwölf Bezirken<br />
<small>Stand: 30.&nbsp;Juni 2019<ref name="statistik-berlin-brandenburg" /></small><br /><br />
|-<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Rang<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Bezirk<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Anzahl<br />
! align="center" style="background:#E7DCC3;"| Anteil<br />
|-<br />
| align=center | 1 ||align=left | '''[[Bezirk Neukölln|Neukölln]]''' || 23.084 || 7,0 %<br />
|-<br />
| align=center | 2 ||align=left | '''[[Bezirk Mitte|Mitte]]''' || 26.555 || 6,9 %<br />
|-<br />
| align=center | 3 ||align=left | '''[[Bezirk Spandau|Spandau]]''' || 12.031 || 4,9 %<br />
|-<br />
| align=center | 4 ||align=left | '''[[Bezirk Tempelhof-Schöneberg|Tempelhof-Schöneberg]]''' || 15.684 || 4,5 %<br />
|-<br />
| align=center | 5 ||align=left | '''[[Bezirk Reinickendorf|Reinickendorf]]''' || 11.351 || 4,3 %<br />
|-<br />
| align=center | 6 ||align=left | '''[[Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg|Friedrichshain-Kreuzberg]]''' || 11.841 || 4,1 %<br />
|-<br />
| align=center | 7 ||align=left | '''[[Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf|Charlottenburg-Wilmersdorf]]''' || 13.705 || 4,0 %<br />
|-<br />
| align=center | 8 ||align=left | '''[[Bezirk Lichtenberg|Lichtenberg]]''' || 10.198 || 3,5 %<br />
|-<br />
| align=center | 9 ||align=left | '''[[Bezirk Steglitz-Zehlendorf|Steglitz-Zehlendorf]]''' || 7.738 || 2,5 %<br />
|-<br />
| align=center | 10 ||align=left | '''[[Bezirk Treptow-Köpenick|Treptow-Köpenick]]''' || 5.565 || 2,1 %<br />
|-<br />
| align=center | 11 ||align=left | '''[[Bezirk Marzahn-Hellersdorf|Marzahn-Hellersdorf]]''' || 5.386 || 2,0 %<br />
|-<br />
| align=center | 12 ||align=left | '''[[Bezirk Pankow|Pankow]]''' || 7.567 || 1,9 %<br />
|}<br />
<br />
Im Fall von [[Bezirk Neukölln|Neukölln]] leben circa 80&nbsp;Prozent der Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund im gleichnamigen Ortsteil [[Berlin-Neukölln|(Nord-)Neukölln]], wo sie rund 10&nbsp;Prozent der Gesamtbevölkerung bilden.<br />
<br />
Im Fall von [[Bezirk Mitte|Mitte]] leben die meisten Personen mit einem arabischen Migrationshintergrund in den zum Bezirk Mitte gehörenden Ortsteilen [[Berlin-Moabit|Moabit]], [[Berlin-Wedding|Wedding]] und [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]], nur wenige im namensgebenden [[Berlin-Mitte|Ortsteil Mitte]], der bis zur [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung Deutschlands]] zu [[Berliner Bezirke#Ost-Berlin|Ost-Berlin]] gehörte.<br />
<br />
== Kriminalität ==<br />
In Berlin gibt es laut [[Strafverfolgungsbehörde|Ermittlungsbehörden]] Probleme mit [[Organisierte Kriminalität|kriminellen]] arabischen Großfamilien, wie dem [[Abou-Chaker-Clan|Abou-Chaker-]], [[Al-Zein (Großfamilie)|Al-Zain-]] und [[Remmo-Clan]]. Mitglieder der Clans betreiben als [[Intensivtäter]] [[Schutzgelderpressung]]en, [[Drogenhandel|Drogen- und illegalen Medikamentenhandel]]. Diese Clanangehörigen begehen auch [[Betrug (Deutschland)|Betrugsdelikte]], [[Leistungsmissbrauch]], [[Raub]] bzw. [[Kraftfahrzeugdiebstahl|Auto-]] und [[Ladendiebstahl]], [[Hausfriedensbruch (Deutschland)|Hausfriedensbruch]], [[Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr|gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr]], [[Schwerer Bandendiebstahl|schweren Bandendiebstahl]] sowie [[Gewaltdelikt|Gewalt-]] bzw. [[Körperverletzungsdelikt]]e.<ref>Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''[https://www.spiegel.tv/videos/200027-magazin-vom-11122016 Arabische Clans in Berlin.]'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 11.&nbsp;Dezember 2016, Video, 53:20&nbsp;Min.</ref>&nbsp;<ref>Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''{{Webarchiv | url=https://www.spiegel.tv/videos/1555973-spiegel-tv-vom-17092018 | wayback=20180921034648 | text=Innenansichten einer arabischen Großfamilie. Die Familie Rammo ist eine der mächtigsten arabischen Großfamilien Berlins.}}'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 17.&nbsp;September 2018, Video, 27:33&nbsp;Min.</ref>&nbsp;<ref>Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: ''[https://www.spiegel.tv/videos/1557793-spiegel-tv-vom-24092018 Die Immobiliengeschäfte arabischer Clans.]'' In: ''[[Spiegel TV]]'', 24.&nbsp;September 2018, Video, 27:34&nbsp;Min.</ref>&nbsp;<ref>Nora Gantenbrink, Andreas Mönnich, Uli Rauss, Hannes Roß, [[Oliver Schröm]], [[Walter Wüllenweber]]: {{Webarchiv | url=http://www.henri-nannen-preis.de/sites/default/files/downloads/hnp2014_bushido_und_die_mafia_hnp-website.pdf | wayback=20150626135838 | text=''Bushido und die Mafia.''}}. In: ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]'' / ''henri-nannen-preis.de'', 10.&nbsp;Oktober 2013, Nr.&nbsp;42, (PDF; 11&nbsp;S., 1,5&nbsp;MB); [https://www.stern.de/panorama/stern-crime/stern-exklusiv--bushido-und-die-mafia-insider-kay-one-packt-aus-3311058.html Artikelankündigung] in ''[[stern.de]]''.</ref><br />
<br />
In Berlin gab es im Jahr 2019 gegen Clankriminalität alleine 383 Polizeieinsätze und damit also im Durchschnitt täglich mindestens einen Einsatz.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/knapp-400-polizei-einsaetze-in-berlin-gegen-clankriminalitaet-a-05ce0aef-ad20-4e85-91fa-a0bb58a35a37 |titel=Knapp 400 Polizeieinsätze in Berlin gegen Clankriminalität - DER SPIEGEL - Panorama |abruf=2020-05-25 |sprache=de}}</ref> Insgesamt wurden fast tausend [[Strafanzeige]]n und mehr als 5900 Anzeigen zu [[Ordnungswidrigkeit]]en gestellt.<ref name=":0" /> Kontrolliert wurden im Jahr 2019 mehr als 700 Objekte, darunter mehr als 300 Cafés und Bars, fast 200 Shisha-Bars sowie Wettbüros, Spielstätten, Barber-Shops und Juweliere.<ref name=":0" /> Beschlagnahmt wurden im Jahr 2019 nahezu 35.000 Euro aus Drogengeschäften, etwa 970 Verkaufseinheiten Betäubungsmittel, mehr als 30.000 unversteuerte Zigaretten, rund 550 Kilo unversteuerten Wasserpfeifentabak, 104 Waffen sowie 123 Autos und zwei Motorräder.<ref name=":0" /><br />
{{Hauptartikel|Clan-Kriminalität}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheiten in Deutschland]]<br />
[[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br />
[[Kategorie:Immigration (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Migration (Berlin)]]<br />
[[Kategorie:Arabisch-deutsche Beziehungen]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mardalli&diff=202613942Mardalli2020-08-09T01:06:06Z<p>Xxedcxx: AZ: Weiterleitung nach Mhallami erstellt</p>
<hr />
<div>#weiterleitung [[Mhallami]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mahallami&diff=202613938Mahallami2020-08-09T01:05:09Z<p>Xxedcxx: AZ: Weiterleitung nach Mhallami erstellt</p>
<hr />
<div>#weiterleitung [[Mhallami]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mahallami&diff=202613928Mahallami2020-08-09T01:03:04Z<p>Xxedcxx: AZ: Die Seite wurde neu angelegt: <nowiki>#weiterleitung Mhallami</nowiki></p>
<hr />
<div><nowiki>#weiterleitung [[Mhallami]]</nowiki></div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mhallami&diff=202613906Mhallami2020-08-09T00:59:49Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>Die '''Mhallami''', '''Mahallami''' oder '''Mardelli''' ([[Arabische Sprache|hocharabisch]] {{ar|الْمَحَلَّمِيَّة|d=al-maḥallamīya}} oder {{ar|الْمَارْدَلِّيَّة|d=al-mārdallīya}}, [[Arabische Dialekte#Geografische Klassifikation|arabischer Mhallami-Dialekt]] {{ar|مْحَلَّمِي|d=mḥallamī}} oder {{ar|مَرْدَلِّي|d=mardallī}}, [[Aramäische Sprachen|aramäisch]] {{lang|arc|ܡܚܠܡܝ̈ܐ}} ''Mḥallmāye'' oder ''Mḥallmoye'', [[Kurdische Sprachen|kurdisch]] ''Mehelmî'', ''Mihelmî'' oder ''Mîhêllemî'', [[Türkische Sprache|türkisch]] ''Mahalmi'' oder ''Mıhellemi'') sind eine arabischsprachige Volksgruppe in der [[Türkei]] und im [[Libanon]].<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Der Name Mhallami bzw. Mhallamiya soll sich von {{arF|محل|d=maḥall|b=Ort}} und {{arF|مائة|d=miʾa|b=hundert}} ableiten, was sinngemäß „Ort der Hundertschaft“ {{arF|محل المائة|d=maḥall al-miʾa}} bedeuten soll. Gemäß einer zweiten Theorie zur Namensherkunft soll sich der Name Mhallami von den [[Semiten|semitischen]] [[Achlamäer|Ahlamū]], die seit 1805 v. Chr. [[Tur Abdin]] bewohnten, ableiten.<br />
<br />
Der Name Mardelli wird von der Herkunftsgegend [[Mardin (Provinz)|Mardin]] abgeleitet.<br />
<br />
== Siedlungsgebiet ==<br />
{{Siehe auch|Liste der von Mhallami bewohnten Orte in der Türkei}}<br />
Bis zum 20. Jahrhundert lebten die Mhallami hauptsächlich in einem Gebiet in der heutigen türkischen Provinz Mardin: <br />
{{Zitat<br />
| Text=… lehnt sich der Dialekt von [[Yeşilli|Rashmel]] bereits stärker an die folgende Dialektgruppe an, die ich – dem lokalen Sprachgebrauch folgend – Mhallami-arabisch nenne. Mhallamiarabisch findet sich in etwa 40 bis 50 Dörfern, die im Dreieck zwischen den Kreisstädten es-Shor (türk. [[Savur]]) im Westen, Medyad (türk. [[Midyat]]) im Osten und Ma‘sarte (türk. [[Ömerli (Mardin)|Ömerli]]) im Süden liegen.<br />
| Autor=Otto Jastrow<br />
| Quelle=Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei), ZDMG Suppl 1 XVII Dt. Orientalistentag. Vorträge Teil II, Sektion 6, Wiesbaden 1969, S. 684<br />
| ref=<ref name="mhallami6" /><br />
}}<br />
<br />
Bis heute leben die Mhallami in der [[Türkei]] überwiegend in den Großstädten wie [[Adana]], [[İskenderun]], [[Istanbul|İstanbul]], [[Izmir|İzmir]] und [[Mersin]] sowie [[Liste der von Mhallami bewohnten Orte in der Türkei|41 Orten]] der südostanatolischen Provinzen [[Batman (Provinz)|Batman]] und Mardin.<br />
<br />
Die Migration der Mhallami aus der Türkei in den Libanon begann in den 1920er Jahren. In den 1940er Jahren kamen dann weitere Zehntausende in den Libanon, überwiegend in die Städte [[Beirut]] und [[Tripoli (Libanon)|Tripoli]]. Ein Teil von ihnen wurde eingebürgert, der andere Teil dagegen lebte [[Staatenlose|staatenlos]] im Libanon.<ref name="mhallami6">[[Ralph Ghadban]]: ''Die Mhallamiyya.'' In: ders.: ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten''. Berlin 2000, S. 86–95. {{Webarchiv | url=http://www.libasoli.de/doku/Auszug.pdf | wayback=20070807112357 | text=Kapitel als Buchauszug (PDF)}}</ref><br />
<br />
Zur Gesamtzahl der Mhallami gibt es keine zuverlässigen Angaben. Vor dem [[Libanesischer Bürgerkrieg|libanesischen Bürgerkrieg]], der im Jahr 1975 ausbrach, wurde sie auf 70.000 bis 100.000 geschätzt. Im Jahr 1984 besaßen nach Angaben libanesischer Sicherheitsbehörden 27.142 Personen die speziell für Mhallami ausgestellten Personaldokumente (Reisedokument mit der Aufschrift [[Laissez-passer|''Laisser-passer'']]; Eintrag für Staatsangehörigkeit: ''à l’étude''), geschätzt weitere 15.000 waren im Libanon eingebürgert; die Zahl der Ausgewanderten wurde zu diesem Zeitpunkt auf 45.000 geschätzt.<ref name="ghadban" /><br />
<br />
Weil christliche Milizen sie aus ihren Wohngebieten im Osten Beiruts vertrieben, wurden die Mhallami in den libanesischen Bürgerkrieg hineingerissen. Sie schlossen sich meist der [[Murabitun-Miliz (Libanon)|Murabitun-Miliz]] an, manche kämpften auch in den palästinensischen Milizen der [[Volksfront zur Befreiung Palästinas|PFLP]], [[Demokratische Front zur Befreiung Palästinas|DFLP]] oder bei den [[Libanesische Kommunistische Partei|Kommunisten]]. Von diesen Parteien erhofften sie sich eine Verbesserung ihres politischen und sozialen Status. Seit 1984 kämpften sie gegen die schiitische [[Amal-Miliz]], nach dem Einmarsch syrischer Truppen 1987, die die Partei der Amal ergriffen, wurden viele Mhallami verhaftet oder mussten flüchten.<ref>Lokman I. Meho, Farah W. Kawtharani: [http://staff.aub.edu.lb/~lmeho/meho-kawtharani-kurdish-community-in-lebanon.pdf ''The Kurdish Community in Lebanon''.] (In: ''International Journal of Kurdish Studies'', Bd. 19, Nr. 1–2, 2005, S. 137–160) American University of Beirut, S. 1–34, hier S. 23f</ref> <br />
<br />
Die Mhallami waren unter den [[Flüchtling|Bürgerkriegsflüchtlingen]] aus dem Libanon, die während des libanesischen Bürgerkriegs seit 1976<ref name="ghadban">[[Ralph Ghadban]], ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin.'' Berlin 2000. ISBN 3-86093-293-4, Nachdruck 2008, S. 71, 87, 89, 238</ref> in die [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] sowie andere europäische Staaten wie die [[Niederlande]], [[Dänemark]] und [[Schweden]] kamen und seitdem teilweise geduldet sind oder als [[Asylbewerber]] leben.<ref name="mhallami1">Heinrich Freckmann, Jürgen Kalmbach: {{Webarchiv|url=http://orrae.de/pdfs/Libanon.pdf |wayback=20110719070809 |text=''Staatenlose Kurden aus dem Libanon oder türkische Staatsangehörige? (Ergebnis einer Untersuchung vom 08.–18. März 2001 in Beirut, Mardin und Ankara)''}} (PDF; 43&nbsp;kB), Hannover, Hildesheim, 2001; S. 3–4</ref> In [[Berlin]] besteht mit etwa 8000 Personen die größte Gemeinde der Mhallami in Europa (Stand: Juni 2003).<ref name="mhallami9">[http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2003/06/06/a0208 ''Es muss dringend etwas passieren'']; die tageszeitung, 6. Juni 2003.</ref><br />
<br />
== Herkunft und Geschichte ==<br />
Es ist nach wie vor sehr umstritten, ob es sich bei den Mhallami um [[Araber]], [[Aramäer (Volk)|Aramäer]] oder [[Kurden]] handelt. Es gibt drei verschiedene Theorien über die Abstammung der Mhallami:<br />
<br />
* Der ersten Theorie zufolge sind die Mhallami Araber, die unter dem [[Kalifat|Kalifen]] [[Hārūn ar-Raschīd]] im 8. Jahrhundert auf dessen Kriegszügen als Kämpfer aus der [[Irak|nordirakischen]] Region [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]] in die Region Mardin umgesiedelt wurden, um die dortige christliche Bevölkerung zu überwachen. Der Name Mhallami bzw. Mhallamiya soll sich von {{arF|محل|d=maḥall|b=Ort}} und {{arF|مائة|d=miʾa|b=hundert}} ableiten, was sinngemäß „Ort der Hundertschaft“ {{arF|محل المائة|d=maḥall al-miʾa}} bedeuten soll. Diese Abstammungstheorie wird von den meisten Mhallami und einigen Wissenschaftlern unterstützt.<ref name="mhallami2">Fred Donner: ''Tribe and state in Arabia''. Princeton University Press 1981. S. 123–130</ref> Einige sehen sich auch als Nachfahren der [[Banu Hilal]]<ref name="ghadban" />. <br />
<br />
* Der zweiten Theorie zufolge waren ihre Vorfahren die [[Semiten|semitischen]] [[Achlamäer|Ahlamū]], die seit 1805 v. Chr. [[Tur Abdin]] bewohnten. Sie traten – wie die restlichen aramäischen Stämme in [[Mesopotamien]] – während der [[Islamische Expansion|arabisch-islamischen Expansion]] im 7. und 8. Jahrhundert nicht zum [[Islam]] über. Die [[Osmanisches Reich|Osmanen]] eroberten unter [[Selim I.]] Anfang des 16. Jahrhunderts Ostanatolien und die Mhallami nahmen daraufhin den Islam an. Nach dem Übertritt zum Islam erlernten die Mhallami die arabische Sprache. Die [[Araber]] nannten sie ''Mḥallamī'' und die Osmanen ''Mahalmi'' bzw. ''Mıhellemi''. Mehrere der Bedeutung von Ahlamū entsprechende Schreibweisen kamen im Laufe der Geschichte des Stammes vor, bis sich schließlich der heutige arabische Name Mḥallamī durchsetzte. In Archiven des Osmanischen Reichs aus dem Jahre 1525 werden die Mhallami als ''Müslüman Mahalmi Cemaati'' (deutsch „Muslimische Gemeinde der Mhallami“) erwähnt.<ref name="mhallami3">John Anthony Brinkman: ''A political history of post-Kassite Babylonia, 1158–722 B.C.'' 1968. ISBN 88-7653-243-9, S. 260–278</ref><ref name="mhallami4">T.C. Devlet Arşivleri Genel Müdürlüğü: ''Başbakanlık Osmanlı Arşivi Rehberi''. 1995. ISBN 9-7519-124-74, S. 54–59. (türkisch)</ref> Andere Autoren berichten, die Mhallami seien bereits im 14. Jahrhundert zum Islam übergetreten, weil sie wegen einer Hungersnot die Fastenzeit unterbrechen wollten und ihr Patriarch dies verweigerte.<ref name="mhallami6" /><br />
<br />
{{Zitat-en<br />
| Text=Mahalemi. 800 families. This tribe has a peculiar history. They state that 350 years ago they were Christians...They speak a bastard Arabic, and the women wear red clothes and do not veil. Ibrahim Pasha says they are now a mixed race of Arabs and Kurds. Some families still supposed to be Christians. <br />
|Übersetzung=[Die] Mahalemi. 800 Familien. Dieser Stamm hat eine eigentümliche Geschichte. Sie behaupten, dass sie vor 350 Jahren Christen waren […] Sie sprechen ein vermischtes Arabisch, und die Frauen tragen rote Kleidung und sind nicht verschleiert. Ibrahim Pascha sagt, sie seien nun eine gemischte Rasse von Arabern und Kurden. Einige Familien sollen noch immer Christen sein.<br />
<br />
| Autor=[[Mark Sykes]]<br />
| Quelle=Caliph’s Last Heritage, London 1915, S. 578<br />
| ref=<ref name="mhallami6" />}}<br />
<br />
* Gemäß einer dritten Theorie werden die Mhallami als Kurden betrachtet, die im Laufe der Zeit den Islam annahmen und dann die arabische Sprache erlernten, aber ihre kurdische Kultur beibehalten haben.<ref name="mhallami5">Lokman I. Meho, Farah W. Kawtharani: [http://staff.aub.edu.lb/~lmeho/meho-kawtharani-kurdish-community-in-lebanon.pdf ''The Kurdish community in Lebanon''] (PDF; 139&nbsp;kB); S. 2–3.</ref> Die Mhallami werden von den Kurden selbst überwiegend aber nicht als Kurden betrachtet.<ref name="mhallami9" /><br />
<br />
== Kultur ==<br />
=== Sprache und Schrift ===<br />
Die Mhallami sprechen den [[Arabische Dialekte#Geografische Klassifikation|arabischen Qultu-Dialekt]]. Der Qultu-Dialekt der Mhallami basiert auf dem Hocharabischen und nahm in immer stärkerem Maß [[Kurdische Sprachen|kurdische]] Elemente auf. Ihre Kultur ist arabisch geprägt mit kurdischen Einflüssen.<ref>Jonathan Owens: ''A linguistic history of Arabic''. Oxford University Press 2006; S. 144. (englisch)</ref><br />
<br />
Die Mhallami in der Türkei verwenden das [[Lateinisches Alphabet|lateinische Alphabet]], zum Teil auch das [[Arabisches Alphabet|arabische Alphabet]] als Schriftsprache, im Libanon hauptsächlich das arabische Alphabet.<br />
<br />
=== Religion ===<br />
Die Mhallami sind hauptsächlich [[Sunniten|sunnitische Muslime]], die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen Rechtsschule]] folgen.<ref name="mhallami2" /><br />
<br />
=== Organisation ===<br />
Es bestehen einige Vereine der Mhallami in der Türkei, im Libanon und in der Diaspora. Die Mhallami in der Türkei sind im Verein ''Mhallami-Verein für Religions-, Sprachen- und Kulturdialog'' (türkisch ''Mıhellemi Dinler, Diller ve Medeniyetler Arası Diyalog Derneği''), der 2008 von Mehmet Ali Aslan in [[Midyat]] gegründet wurde, organisiert.<ref name="mhallami7">{{Webarchiv|url=http://www.midyatsesi.com/haber.php?hayns=2&yazilim=haberler&osmanli=hdetay&sece=1&aid=277&titlem=277|wayback=20120321093052|text=''Uluslar Arası Mıhellemi Konferansı''.}} („Internationale Konferenz der Mhallami“) Midyat Sesi Haber, 13. August 2008 (türkisch)</ref> Die Mhallami in Deutschland sind im Verein ''Familien Union e.V.'' organisiert, und die Mhallami in den Niederlanden im Verein ''MIM''.<ref name="mhallami12">Claudia Keller: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-clanchefs-bitten-zum-tee/3887376.html ''Familien-Union: Die Clanchefs bitten zum Tee'']; Der Tagesspiegel, 26. Februar 2011.</ref><br />
<br />
=== Familiennamen ===<br />
In der Türkei führten die Mhallami [[Arabischer Name|arabische Namen]], die keine Nachnamen im westlichen Sinn beinhalten. Die von [[Atatürk]] eingeführten türkischen Namen wurden nur im Umgang mit türkischen Behörden verwendet. Im Libanon benutzten sie wieder ihre arabischen Namen. Weil im Libanon Familiennamen geführt werden, fügten sie den Vornamen aber einen „Clannamen“ an, der wahrscheinlich meist nach einem männlichen Vorfahren oder einer besonderen traditionellen<br />
Stellung der Familie, Herkunftsort oder -region gewählt wurde. Dies geschah wahrscheinlich zwischen 1925 und 1935. Die Gleichheit oder Ähnlichkeit der Nachnamen bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Familien untereinander verwandt sein müssen. Die Namen wurden vielmehr nach der Einreise frei, wahrscheinlich unter Orientierung an bereits ansässigen Angehörigen ausgewählt. Es kam auch vor, dass sich ein männliches Mitglied einer Familie aufgrund von innerfamiliären Streitigkeiten nach diesem Vorbild einen eigenen Familiennamen zulegte und somit eine neue Sippe gründete.<br />
<br />
== Selbst- und Fremdbezeichnungen der Mhallami ==<br />
In der Türkei werden sie zu den [[Araber in der Türkei|Arabern]] gerechnet,<ref>Beate Krafft-Schöning, Blutsbande. München 2013, ISBN 978-3-86883-314-0, Einleitung, [https://www.m-vg.de/mediafiles/article/pdfdemo/978-3-86883-314-0.pdf online]</ref> ebenso im Libanon, wo sie nach ihrer Herkunftsgegend auch {{arF|ماردلي|d=Mārdallī}} oder {{arF|مردلي|d=Mardallī}} genannt werden. Nur in Beirut werden sie von den Libanesen Kurden genannt.<ref name="mhallami2" /> Aus diesem Grund werden sie in Deutschland als „libanesische Kurden“<ref name="mhallami6" />, „Kurden aus dem Libanon“ oder „Mhallamiye-Kurden“<ref name="mhallami11">Regina Mönch: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/jugendgewalt-das-libanesische-problem-1407333.html ''Das libanesische Problem'']; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. März 2007.</ref> bezeichnet. Die Mhallami betrachten sich selber als Araber, zum Teil auch als arabischsprachige Kurden sowie zum geringen Teil als arabischsprachige Aramäer.<ref name="mhallami2" /><ref name="mhallami6" /><br />
<br />
== Bekannte Mhallami ==<br />
* [[Mohamed El-Asmer]] (* 1988), Schauspieler<br />
* [[Manuel Charr]] (* 1984), Profiboxer<br />
* [[King Khalil]] (* 1990), Rapper<br />
* [[Kida Ramadan]] (* 1976), Schauspieler<br />
* [[Miri-Clan]]<br />
* [[Remmo-Clan]]<br />
* [[Al-Zein-Clan]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Ralph Ghadban]]: [http://ghadban.de/de/wp-content/data/Die_Libanon-Fluechtlinge_in_Berlin.pdf ''Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten.''] (2000) 2. Auflage, Das Arabische Buch, Berlin 2008, s.v. Kapitel: ''Die Mḥallamiyya (Die Kurden)'', S. 86–95<br />
* Otto Jastrow: ''Die arabischen Dialekte des Vilayets Mardin (Südosttürkei)''. [[ZDMG]] Supplement 1, XVII. Dt. Orientalistentag (1968), Vorträge Teil II, Sektion 6, Wiesbaden 1969, S. 683–688 ([http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/download/pdf/94360?name=Vortrag Digitalisat], PDF)<br />
* Laurenz W. Kern: ''Kurden, Araber, Scheinlibanesen: Die vielschichtige Ethnizität der Mḥallami.'' In: ''Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes,'' Band 105, 2015, S. 189–202<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.familien-union.net/ Verein der Familien Union e.V.]<br />
* [http://www.mehallami.eu/ Verein MIM]<br />
* {{Webarchiv | url=http://www.arabmardin.net/ | wayback=20110711010526 | text=ArabMardin.Net, private Website über Mhallami (teilweise arabisch)}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit in der Türkei]]<br />
[[Kategorie:Ethnische Minderheit im Libanon]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mois_(Webvideoproduzent)&diff=201830047Mois (Webvideoproduzent)2020-07-13T05:17:30Z<p>Xxedcxx: /* Leben und Karriere */</p>
<hr />
<div>{{Infobox YouTube-Kanal<br />
|Bild =<br />
|Bildbreite =<br />
|Bildbeschreibung =<br />
|Sprache = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]<br />
|Genre = [[Deutschrap]], [[Comedy]], Ratgeber,<br />Realtalk/-lifestorys, Meinungsblogger,<br />Reactionvideos, [[Mystery]]<br />
|Gründung = 2. März 2017<br />
|Auflösung = <br />
|Kanäle = [https://www.youtube.com/channel/UCqcWNPTUVATZt0Dlr2jV0Wg/ Mois]<br /> [https://www.youtube.com/channel/UC13oxyldcjvMGs7xwgnVi-g ALIM]<br /> [https://www.youtube.com/channel/UCxhLbhGiQ82umu0bHxFyESA Unfriendlich]<br /> [https://www.youtube.com/channel/UCwtSOrVvKUMhqMLk1X2TpOg KELLER]<br /><br />
[https://www.youtube.com/channel/UCvXTwbJUrsuiVEIkbtwYxxQ Muis]<br />
|Abonnenten = über '''1.500.000''' (Mois)<!---- Nur in 100.000er Schritten!---><br />über 350.000 (KELLER) <!---- Nur in 10.000er Schritten!---><br />über 150.000 (ALIM) <!---- Nur in 10.000er Schritten!---><br />über 140.000 (Muis) <!---- Nur in 10.000er Schritten!---><br />über 80.000 (Unfriendlich)<!---- Nur in 10.000er Schritten!---><br />
|Aufrufe = über '''250.000.000''' (Mois)<!---- Nur in 10.000.000er Schritten!---><br />
|Videos = über '''390''' <!---- Nur in 100er Schritten!---> + mind. 2000 gelöschte Videos<br />
|Netzwerk = <br />
}}<br />
'''Mois''' (* [[2. Juni]] [[1991]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=MJYX7-qHb64 |titel=Mu is feiert Geburtstag mit Sun Diego Juri und Scenzah - Iftar bei Salah und den Jungs |datum=2018-06-02 |abruf=2019-08-21}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=ZnMow9gy5iU |titel=MOIS - 1991 (prod. by Emde51) |datum=2019-08-16 |abruf=2019-08-21}}</ref> in [[Tschetschenien]], [[Urus-Martanowski rajon|Urus-Martan]]; bürgerlich Zelemkhan Arsanov<ref>{{Internetquelle |url=https://www.northdata.de/?id=5485840949 |titel=Bürgerlicher Name von Mois |datum=2017-10-08 |abruf=2019-08-21 }}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=ovmG0FWmquE |titel=10 Fakten über mich, Wer ist Mois wirklich? |datum=2017-10-08 |abruf=2019-08-21}}</ref>, [[Russische Sprache|russisch]]: Зелимхан Арсанов, genannt „Alim“) ist ein [[Deutsche Sprache|deutschsprachiger]] [[Webvideoproduzent]] und [[Rap]]per mit [[Tschetschenien|tschetschenischen]] Wurzeln.<ref>{{Internetquelle |url=https://genius.com/Mois-keller-oder-cockschelle-lyrics |titel=Mois – Keller oder Cockschelle Lyrics |datum=2019-02-20 |abruf=2019-08-21}}</ref><br />
<br />
== Leben und Karriere ==<br />
Er hat drei jüngere Brüder, nämlich Adam, Abubakar und Malik. Als Alim 15 Jahre alt war, kam er mit seiner Familie während des [[Zweiter Tschetschenienkrieg|Tschetschenienkrieges]] nach [[Österreich]] in die [[Steiermark]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=UjI5pnGNdcA |titel=Real Life Story die Schwerste Zeit meines Lebens - MOIS |datum=2018-03-23 |abruf=2019-11-08}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=WYuSGZTwZH4 |titel=Real Life Story meine Narben & der Krieg |datum=2018-02-18 |abruf=2019-08-21}}</ref> Nach seinem Abitur studierte er in [[Wien]] [[Psychologie]] und brach sein Studium nach 4 Semestern ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=bbHufLKqYBw |titel=Die ehrlichste Beichte von Mois! Familie, Geld und Krieg - Realtalk mit Kevin Wolter! |datum=2019-08-22 |abruf=2019-11-08}}</ref> Alim zog 2018 mit seiner Frau und seinem im selben Jahr geborenen Sohn in das [[Ruhrgebiet]] und 2020 nach [[Köln]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=icyNPxPAt3M |titel=Mois Kid. |datum=2019-12-13 |abruf=2019-11-08}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=kOdaksII2Ss |titel=Mois wird abgeschoben nahui... REAL LIFE STORY |datum=2018-11-21 |abruf=2019-08-21}}</ref><ref>{{Internetquelle |url= https://youtube.com/watch?v=2-aZtIyLQmo |titel= Mein Psycho Nachbar hat endgültig gewonnen |datum=2020-01-15 |abruf=2020-02-02}}</ref><br />
<br />
Anfang 2017 begann Alim Videos auf der Videoplattform YouTube hochzuladen, in denen er über Ereignisse innerhalb der deutschen Rapszene berichtete und diese kommentierte. Im Oktober 2017 erwähnte der Rapper [[Kollegah]] in einer [[Instagram]]-Story Mois im positiven Zusammenhang.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=lr8mfdY80qo |titel=Mois KOLLEGAH über YOUTUBER und VERSCHWÖRUNGSTHEORIE 2018 - Instagram Story 16.10.2017 |datum=2017-10-15 |abruf=2019-08-21}}</ref> Im weiteren Verlauf nahmen Kollegah und [[Farid Bang]] Kontakt zu Mois auf.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=lr8mfdY80qo |titel=Telefongespräch mit KOLLEGAH & FARID BANG über JBG3 Platin, Neuer Sommerhit & eine Überraschung! |datum=2017-04-10 |abruf=2019-08-21}}</ref> Zu der Zeit lernte er auch den Rapper [[Sun Diego]] kennen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=ZX7eBVNHy84 |titel=Erotische Real Life Story über Sun Diego & unsere Freundschaft #nohomo |datum=2018-09-27 |abruf=2019-08-21}}</ref> Januar 2019 brachte Alim als Dank für über 500.000 YouTube-Abonnenten die Videosingle ''Keller oder Cockschelle'' heraus.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=eeSxBgXJ544 |titel=Ansage: ich rasiere die Szene mit Sünger Diego - 500k Special |datum=2019-01-13 |abruf=2019-08-21}}</ref> Sun Diego übernimmt darin den Refrain und tritt im Video auf. Im Juni 2019 erreichte der Kanal ''Mois'' die Marke von 1 Millionen Abonnenten.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.deinupdate.de/?p=66175 |titel=Mois knackt die Million! |datum=2019-06-28 |abruf=2019-08-21}}</ref> August 2019 folgte seine zweite Single ''1991'', welcher laut Mois im Gegensatz zu ''Keller oder Cockschelle'' ein sehr persönlicher Song sei.<ref>{{Internetquelle |url=https://genius.com/Mois-1991-lyrics |titel=Mois – 1991 Lyrics |datum=2019-08-16 |abruf=2019-08-22}}</ref> <br />
<br />
Im Mai 2019 gründete er sein eigenes Label mit dem Namen ''Keller GmbH''.<ref>{{Internetquelle |autor=Anna Siegmund |url=https://hiphop.de/magazin/news/keller-gmbh-youtuber-mois-gruendet-sein-eigenes-label-319747 |titel=YouTuber Mois gründet eigenes Label ''Keller GmbH'' |datum=2019-06-01 |abruf=2019-09-09}}</ref> Als erste Künstler auf seinem Label wurde Maestro, ein aus Duisburg stammender Rapper mit türkischen Wurzeln, gesignt, welcher bereits vor seiner ersten Single auf dem Kanal von Mois als Moderator in Formaten wie ''Erkenne die Line'' oder ''Richtig oder Faust'' tätig war und dessen Rolle er bis heute einnimmt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=dUC0NQcb4yA |titel=Warum zeigt sich Maestro nicht? |datum=2019-07-02 |abruf=2019-11-29}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=Sql88rsCITI |titel=MOIS und MAESTRO reden über AUTOMATIKK ( BELEIDIGUNG etc.) |datum=2019-11-18 |abruf=2019-11-29}}</ref><br />
<br />
Auf ''1991'' folgten die Videosingles ''Augen'', ''Patte Schnell'' (feat. Maestro) und ''Keine Schwäche zeigen'' (mit Sinan G). Im Dezember 2019 veröffentlichte Mois die Single ''Dada''. Der Song über seinen neugeborenen Sohn erzielte innerhalb von drei Tagen über 200.000 Streams auf Spotify, sowie über 750.000 Klicks auf YouTube. Zum Abschluss des Jahres brachte die ganze Crew den Track ''Danke'' (zusammen mit Maestro, Sinan-G, Manuellsen und Milano) heraus.<br />
<br />
Seit dem 1. November 2019 erscheint auf YouTube jede Woche ein Livestream mit [[Manuellsen]]. In einem Teil des Streams reagieren sie dabei auf Neuveröffentlichungen bekannterer deutscher Rapper und im anderen Teil auf Lieder von weniger bekannten Künstlern („Newcomer-Reactions“). Hierbei kann jeder während des Streams in Austausch einer kleinen Geldspende einen Künstler in den Kommentaren vorschlagen, auf die Mois und Manuellsen dann reagieren werden. Mois kündigte außerdem an, einige „Newcomer“, auf die sie zuvor reagiert haben, unter Vertrag nehmen zu wollen. Im Zuge dessen wurden 2020 die Rapper Arman, Sokko167 & Albozz gesignt.<br />
<br />
== Weiteres ==<br />
<br />
Auf seinem Hauptkanal ''Mois'' (Comedy/Unterhaltung) erscheint der Großteil seiner Videos. Des Weiteren besitzt er noch die Kanäle ''Alim'' (Psychologie Kanal) und ''Muis'' (Vlog Kanal). Der Kanal DreiBeiner wurde in ''Unfriendlich'' umbenannt, dort kommen in Zukunft alle Reaction Highlights vom Stream. Sein Kanal Friendlich wurde in ''Keller'' umbenannt, dort werden zukünftig alle Musikvideos vom Team erscheinen.<br />
<br />
Mois drehte auf seinem Kanal bereits Videos mit den Rappern Kollegah, Farid Bang, Sun Diego, [[Capital Bra]], [[Samra]], Manuellsen, [[Sinan-G]], Maestro, Milano, [[Juri (Rapper)|Juri]], [[Nimo (Rapper)|Nimo]], [[Kontra K]], [[SSIO]], [[Ali Bumaye]], [[Xatar]], [[Fero47]], [[Fard (Rapper)|Fard]], [[Dardan (Rapper)|Dardan]], [[Mert (Rapper)|Mert]], [[Alpa Gun]], [[King Khalil]], Kay Ay, [[AK Ausserkontrolle]], [[Seyed]], [[Jigzaw]], [[Gent (Rapper)|Gent]], [[Hava (Musikerin)|Hava]] sowie mit dem Sänger [[Pietro Lombardi (Sänger)|Pietro Lombardi]].<br />
<br />
Zudem hat er laut eigenen Aussagen Kontakt zu einigen weiteren Rappern wie z.&nbsp;B. [[Loredana (Rapperin)|Loredana]], [[Shindy]] und [[Ufo361]].<br />
<br />
== Diskografie ==<br />
<!-- siehe [[Wikipedia:Formatvorlage Charts]] für Hinweise zu den Chartquellen --><br />
=== Singles ===<br />
{{Charttabelle<br />
|DE|AT|Quellen=<ref name="charts">[https://www.offiziellecharts.de/suche?artist_search=Mois&do_search=do Charts DE] [https://austriancharts.at/showinterpret.asp?interpret=Mois Charts AT]</ref><ref>[https://open.spotify.com/artist/68LM3gnzfl4W5fkfLIxbQJ Spotify - Mois]</ref><br />
|Art=Singles<br />
|INHALT=<br />
{{Charteintrag<br />
|DE|AT|Jahr = 2019<br />
| Titel = Keller oder Cockschelle<br />
| POS_DE = 72 | WO_DE = 1<br />
| Anmerkung = Erstveröffentlichung: 20. Februar 2019<br />feat. [[Spongebozz|Sun Diego]]<br />
| Titel2 = 1991<br />
| POS_DE2 = 81 | WO_DE2 = 1<br />
| Anmerkung2 = Erstveröffentlichung: 16. August 2019<br />
}}<br />
{{Charteintrag<br />
|DE|AT|Jahr = 2020<br />
| Titel = Vorbei<br />
| POS_DE = 62 | WO_DE = 1<br />
| POS_AT = 70 | WO_AT = 1<br />
| Anmerkung = Erstveröffentlichung: 27. März 2020<br />feat. Sokko167 und Albozz167<br />
| Titel2 = Sucht<br />
| Anmerkung2 = Erstveröffentlichung: 15. Mai 2020<br />
}}<br />
}}<br />
'''Weitere Singles'''<br />
* ''Augen'' (2019)<br />
* ''Patte Schnell'' (featuring Maestro, 2019)<br />
* ''Dada'' (2019)<br />
* ''Danke'' (featuring Maestro, [[Manuellsen]], Milano & Sinan-G, 2019)<br />
* ''Drama'' (2019)<br />
<br />
=== Als Gastmusiker ===<br />
{{Charttabelle<br />
|DE|AT|Quellen=<ref name="charts"/><br />
|Art=Singles<br />
|INHALT=<br />
{{Charteintrag<br />
|DE|AT|Jahr = 2020<br />
| Titel = Schrei<br />
| POS_DE = 62 | WO_DE = 1<br />
| Anmerkung = Erstveröffentlichung: 17. April 2020<br />Maestro feat. Mois<br />
}}<br />
}}<br />
<br />
'''Weitere Gastbeiträge'''<br />
* ''Keine Schwäche zeigen'' / [[Sinan-G]] featuring Mois (2019)<br />
* Allein / King Khalil feat. Mois /Auf dem Album "King Kong" von King Khalil (2020)<br />
<br />
=== Singles von Labelkünstlern ===<br />
{| class="wikitable charts-zebragrey2"<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! style="width:25px"| Jahr<br />
! style="width:250px"| Titel<br /><small>''Album''</small><br />
! style="width:325px"| Anmerkungen<br />
|-<br />
| rowspan="6" style="background:#F0F0FF"| 2019<br />
| Hayatim<br />
| style="font-size:smaller;"| Erstveröffentlichung: 30. August 2019<br />Maestro<br />
|-<br />
| Benza<br />
| style="font-size:smaller;"| Erstveröffentlichung: 27. September 2019<br />Maestro<br />
|-<br />
| Million<br />
| style="font-size:smaller;" | Erstveröffentlichung: 22. November 2019<br />[[Sinan-G]] feat. Maestro<br />
|-<br />
| System<br />
| style="font-size:smaller;" | Erstveröffentlichung: 29. November 2019<br />[[King Khalil]] feat. Maestro<br />
|-<br />
| Pagani<br />
| style="font-size:smaller;" | Erstveröffentlichung: 6. Dezember 2019<br />Level feat. Maestro<br />
|-<br />
| Bella<br />
| style="font-size:smaller;" | Erstveröffentlichung: 13. Dezember 2019<br />Kay Ay feat. Maestro<br />
|-<br />
| rowspan="4" style="background:#F0F0FF" | 2020<br />
| Majestic<br />
| style="font-size:smaller;"| Erstveröffentlichung: 31. Januar 2020<br />Maestro<br />
|-<br />
| Mowgli<br />
| style="font-size:smaller;" | Erstveröffentlichung: 3. April 2020<br />Arman<br />
|-<br />
|Paranoia<br />
|<small>Erstveröffentlichung: 24. April 2020</small><br />
<small>Arman</small><br />
|-<br />
|Mula<br />
|<small>Erstveröffentlichung: 01. Mai 2020</small><br />
<small>Albozz & Sokko167</small><br />
|}<br />
<br />
=== Weiteres ===<br />
* bei ''Refugees'' von Sun Diego & Juri (2018) war er das erste Mal in einem Musikvideo zu sehen<br />
* das Musikvideo ''Für Brüder'' von Capital Bra (2018) wurde über Mois Kanal veröffentlicht<br />
* Gastrolle im Musikvideo ''Niemals antäuschen'' von Farid Bang (2019)<br />
* Beteiligung am Musikvideo ''Cherry Lady'' von Capital Bra (2019)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Webvideoproduzent]]<br />
[[Kategorie:YouTube-Kanal]]<br />
[[Kategorie:Österreicher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1991]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Mois<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Alim<br />
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Webvideoproduzent<br />
|GEBURTSDATUM=2. Juni 1991<br />
|GEBURTSORT=Tschetschenien (Russland)<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Trabzon_(Provinz)&diff=201674539Trabzon (Provinz)2020-07-08T04:44:16Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Provinz in der Türkei<br />
|Name=Trabzon <br />
|Nummer=61<br />
|Bild=<br />
|Landkreise=Trabzon location districts.png<br />
|Breitengrad= 40/46/50<br />
|Längengrad =39/48/44<br />
|Höhe=20<br />
|Hauptstadt=Trabzon <br />
|Region=Schwarzmeerregion<br />
|Fläche=4.685 km²<br />
|Einwohner=807903<br />
|EinwohnerStand=2019<br />
|EinwohnerQuelle= [https://www.nufusu.com/il/trabzon-nufusu nufusu.com], abgerufen 30 April 2019<br />
|Dichte=166,36 Einwohner/km²<br />
|Gouverneur=Ismail Ustaoğlu<br />
|GouverneurQuelle=[http://www.trabzon.gov.tr/ismail-ustaoglu Webseite der Provinz Trabzon]<br />
|Sitze=6<br />
|PLZ=<br />
|Vorwahl=0462<br />
|Website=www.trabzon.gov.tr<br />
|Sprache=Türkisch<br />
}}<br />
'''Trabzon''' ist eine [[Liste der türkischen Provinzen|Provinz]] der [[Türkei]] an der [[Schwarzes Meer|Schwarzmeerküste]]. Es ist zugleich die Hauptstadt der Provinz. <br />
<br />
Die Provinz hat 807.903 Einwohner (Stand 2019) auf einer Fläche von 4.685 km². Sie grenzt an die Provinzen [[Rize (Provinz)|Rize]], [[Bayburt (Provinz)|Bayburt]], [[Gümüşhane (Provinz)|Gümüşhane]] und [[Giresun (Provinz)|Giresun]].<br />
<br />
== Bevölkerung ==<br />
In der Provinz leben mehrheitlich [[Türkische Sprache|türkische Muttersprachler]]. Darüber hinaus leben mehrere tausend [[Pontische Sprache|pontischsprachige]] Personen in der Provinz, die überwiegend in den [[Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei|52 Orten]] anzutreffen sind.<br />
<br />
== İlçe ==<br />
Trabzon ist seit 2012 eine Großstadt (Büyükşehir belediyesi). Nach einer Verwaltungsreform 2014 ist das Gebiet der Großstadt mit dem der Provinz identisch, in jedem der [[İlçe]] (untergeordnete staatliche Verwaltungsbezirke) besteht eine namensgleiche Kommune, die jeweils dessen gesamtes Gebiet umfasst und die der Großstadtgemeinde zugeordnet ist. Alle anderen Gemeinden und alle Dorfgemeinden ([[Köy]]) in den İlçes wurden aufgelöst und ihr Gebiet der jeweiligen Zentralgemeinde des İlçe zugeschlagen. Der Gouverneur der Provinz (Vali) ist seitdem ein reiner Staatsbeamter, die Zuständigkeiten der früheren Provinzversammlung (''İl meclisi''), die unter seinem Vorsitz tagte, wurden auf die Großstadtkommune überführt. Die 18 staatlichen İlçe und die entsprechenden Gemeinden sind:<br />
{|<br />
! width=240 align=left|<br />
! width=240 align=left|<br />
|- valign=top<br />
||<br />
* [[Akçaabat]] <br />
* [[Araklı]]<br />
* [[Arsin (Trabzon)|Arsin]]<br />
* [[Beşikdüzü]]<br />
* [[Çarşıbaşı]]<br />
* [[Çaykara]]<br />
* [[Dernekpazarı]]<br />
* [[Düzköy]]<br />
* [[Hayrat]]<br />
* [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]]<br />
||<br />
* [[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
* [[Of (Trabzon)|Of]]<br />
* [[Ortahisar (Trabzon)|Ortahisar]]<br />
* [[Sürmene]]<br />
* [[Şalpazarı]]<br />
* [[Tonya (Trabzon)|Tonya]] <br />
* [[Vakfıkebir]]<br />
* [[Yomra]]<br />
|}<br />
<br />
== Persönlichkeiten ==<br />
<br />
* [[Sabahattin Eyüboğlu]], Schriftsteller <br />
* [[Şenol Güneş]], Fußballtrainer<br />
* [[Tugay Kerimoğlu]], Fußballspieler<br />
* [[Volkan Konak]], Musiker<br />
* [[Hami Mandıralı]], Fußballspieler<br />
* [[Cevdet Sunay]], Staatspräsident von 1966 bis 1973<br />
* [[Fatih Tekke]], Fußballspieler<br />
* [[Haluk Ulusoy]], ehem. Präsident d. türk. Fußballverbandes<br />
* [[Selcuk Aydin]], Boxer<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{commonscat|Trabzon Province|Provinz Trabzon}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Provinzen in der Türkei}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=4485723-8|VIAF=248267325}}<br />
<br />
[[Kategorie:Provinz der Türkei]]<br />
[[Kategorie:Schwarzmeerregion]]<br />
[[Kategorie:Provinz Trabzon| ]]<br />
[[Kategorie:NUTS-3-Region]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_von_Pontiern_bewohnten_Orte_in_der_T%C3%BCrkei&diff=201674315Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei2020-07-08T04:29:37Z<p>Xxedcxx: /* Liste */</p>
<hr />
<div>Die '''Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei''' listet alle 52 Orte in der [[Türkei|Republik Türkei]], in denen [[Pontosgriechen|Pontier]] in nennenswerter Zahl leben, auf. Alle Orte liegen im Osten der [[Schwarzmeerregion (Türkei)|Schwarzmeerregion]] in der Provinz [[Trabzon (Provinz)|Trabzon]]. Außerdem bietet diese Liste eine Auswahl von unter Pontiern gebräuchlichen Namen der Orte. Die muslimischen Pontier blieben nach dem [[Vertrag von Lausanne]] am 30. Januar 1923 vom [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei]] verschont, da sie [[Muslim|Muslime]] sind. Durch weitgehende Abschottung konnten Pontier ihre archaische Sprache bewahren.<ref>''Sprechen wie Platon.'' In: [[Der Spiegel]] 3 (2011), S.&nbsp;111; und [http://www.independent.co.uk/life-style/history/jason-and-the-argot-land-where-greeks-ancient-language-survives-2174669.html Steve Connor: ''Jason and the argot: land where Greek's ancient language survives.''] The Independent vom 3. Januar 2011.</ref> Die Pontier sprachen bis vor einigen Jahrzehnten überwiegend die [[pontische Sprache]]. Heutzutage sind die Sprecher, mit Ausnahme weniger Halbsprecher, nur noch ältere Sprecher und eine Weitergabe der Sprache an die jüngere Generation findet in der Regel nicht mehr statt.<ref name="unesco.org-2">[http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php UNESCO Culture Sector, UNESCO Interactive Atlas of the World's Languages in Danger, 2012]</ref><ref name="Cambridge2">[http://www.admin.cam.ac.uk/news//dp/2011010401 University of Cambridge: News and Events: Endangered language opens window on to past] [[University of Cambridge]] 11. Januar 2011</ref> Das zusammenhängende Gebiet der Pontier in den Landkreisen [[Çaykara]], [[Dernekpazarı]] und [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]] wird Holo ([[Pontische Sprache|pontisch]] Χολό Choló) genannt.<br />
<br />
== Liste ==<br />
{| class="wikitable sortable" width="100%"<br />
!Offizieller Name<br />
!Pontischer<br />
Name<br />
!Transkription<br />
!Bevölkerung <br />
<small>(''Stand 2018'')</small><br />
!Landkreis<br />
! class="unsortable" |Anmerkungen<br />
|-<br />
|[[Akdoğan (Çaykara)|Akdoğan]]<br />
|Χοψερά<br />
|Chopserá<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Alataş (Maçka)|Alataş]]<br />
|Μάνδρανοι<br />
|Mándrani<br />
|148<br />
|[[Maçka]]<br />
||von μάνδρα mándra für „Grundstück, umzäuntes/ummauertes Land“ oder „Viehstall, Viehhof“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Aşağıkumlu]]<br />
|Κάτω Μίμιλος<br />
|Káto Mímilos<br />
|53<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“ <br />
|-<br />
|[[Ataköy (Çaykara)|Ataköy]]<br />
|Σινέκ<br />
|Sinék<br />
|893<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Atasu (Maçka)|Atasu]]<br />
|Γαλίανα/Γαλίαινα<br />
|Galíana/Galíena<br />
|1.127<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von γαλή galí für „Katze“ oder γάλα gála für „Milch“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Baltacılı (Çaykara)|Baltacılı]]<br />
|<br />
|<br />
|122<br />
|[[Çaykara]]<br />
|Das Dorf war bis zur Gründung der Republik ein Ortsteil des Dorfes Yeşilalan<br />
|-<br />
|[[Beşköy (Köprübaşı)|Beşköy]]<br />
|Βεσκόι<br />
|Beskói<br />
|1.250<br />
|[[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]]<br />
|Die Gemeinde Beşköy besteht aus den früheren Dörfern Konuklu, Büyükdoğanlı, Küçükdoğanlı, Dağardı, Emirgan und Yılmazlar.{{FN|1}}<br />
|-<br />
|[[Çalışanlar (Dernekpazarı)|Çalışanlar]]<br />
|Καλάνας<br />
|Kalánas<br />
|178<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çambaşı (Çaykara)|Çambaşı]]<br />
|Άνωθο<br />
|Ánotho<br />
|549<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von άνηθος ánithos für „[[Dill (Pflanze)|Dill]]“<br />
|-<br />
|[[Çamlıbel (Çaykara)|Çamlıbel]]<br />
|Άνω Σινέκ<br />
|Áno Sinék<br />
|173<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çayırbaşı (Dernekpazarı)|Çayırbaşı]]<br />
|Χαβάσο<br />
|Chaváso<br />
|120<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von χαβάς chavás für „Luft“ oder „Melodie“<br />
|-<br />
|[[Çayırlar]]<br />
|Λιβαδειά/Λεβάδεια<br />
|Livadiá/Levádia<br />
|189<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Çıralı (Maçka)|Çıralı]]<br />
|Μέλανλι<br />
|Mélanli<br />
|242<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von μέλι méli für „Honig“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Demirli (Çaykara)|Demirli]]<br />
|Κοτλού/Κοτλοί<br />
|Kotloú/Kotlí<br />
|262<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Eğridere (Çaykara)|Eğridere]]<br />
|Γοργόράς<br />
|Gorgórás<br />
|798<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von γοργός gorgós für „rapide, flink“ und ρεύμα reúma für „Strom, Strömung“, also etwa: rapider Strom<br />
|-<br />
|[[Erenköy (Of)|Erenköy]]<br />
|Τσορουκ/Τσόρουκ<br />
|Tsorouk/Tsórouk<br />
|434<br />
|[[Of (Trabzon)|Of]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ergin (Maçka)|Ergin]]<br />
|Άρμενος<br />
|Ármenos<br />
|86<br />
|[[Maçka]]<br />
|von άρμενα ármena für „[[Takelage]]“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Günebakan (Dernekpazarı)|Günebakan]]<br />
|Ζενόζενα<br />
|Zenózena<br />
|224<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Hamsiköy (Maçka)|Hamsiköy]]<br />
|Τσίχαρλι/Τσάχαρ<br />
|Tsícharli/Tsáchar<br />
|408<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[İskenderli (Tonya)|İskenderli]]<br />
|Ισκενδερλι/Ισκεντερλι<br />
|Iskenderli/Iskenterli<br />
|864<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kabataş (Çaykara)|Kabataş]]<br />
|Φωτεινός<br />
|Fotinós<br />
|381<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“<br />
|-<br />
|[[Karaçam]]<br />
|Άνω Όγενε/Άνω Όκενα<br />
|Áno Ógene/Áno Ókena<br />
|1.348<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kayran]]<br />
|Λίμνη<br />
|Límni<br />
|34<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von λίμνη límni für „See“<br />
|-<br />
|[[Kiremitli (Maçka)|Kiremitli]]<br />
|Θέρσα<br />
|Thérsa<br />
|150<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von θάρρος thárros, θάρσος thársos oder θράσος thrásos für „Mut, Tapferkeit“ (im äolischen Dialekt θέρσος thérsos). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kırantaş (Maçka)|Kırantaş]]<br />
|Κούτουλα/Κουτουλά<br />
|Koútoula/Koutoulá<br />
|416<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von κουτάλι koutáli für „Löffel“ oder κουτουλιά koutouliá für „Kopfstoß“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozağaç (Maçka)|Kozağaç]]<br />
|Κάτω Χορτοκόπ(ι)<br />
|Káto Chortokóp(i)<br />
|200<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von χόρτο chórto für „Gras, krautige Pflanze“ und κοπή kopí für „Schneiden, Abschneiden, Fällen“, also etwa: Grasmähen oder Krautentfernung. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozluca (Tonya)|Kozluca]]<br />
|<br />
|<br />
|212<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köknar]]<br />
|Όγενε/Όκενα<br />
|Ógene/Ókena<br />
|899<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köseli (Çaykara)|Köseli]]<br />
|Κλεισούρα<br />
|Klisoúra<br />
|227<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von κλεισούρα klisoúra für „Umzäunung“ oder „Durchgang“<br />
|-<br />
|[[Maraşlı (Çaykara)|Maraşlı]]<br />
|Πατσάν/Νεφσί Πατσάν<br />
|Patsán/Nefsí Patsán<br />
|446<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormancık (Dernekpazarı)|Ormancık]]<br />
|Μακιδάνος<br />
|Makidános<br />
|246<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormaniçi (Maçka)|Ormaniçi]]<br />
|Κοτιλα<br />
|Kοtila<br />
|136<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Sayraç (Tonya)|Sayraç]]<br />
|Σαυρατς<br />
|Sayrats<br />
|762<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Soğanlı (Çaykara)|Soğanlı]]<br />
|Κάτω Χοψερά<br />
|Káto Chopserá<br />
|244<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şahinkaya (Çaykara)|Şahinkaya]]<br />
|Σύρ/Σύρω<br />
|Sýr/Sýro<br />
|1.121<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von σύρω sýro für „ziehen, schleifen“<br />
|-<br />
|[[Şekersu]]<br />
|Σακάρσού<br />
|Sakársoú<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şimşirli]]<br />
|Κουστουλ<br />
|Koustoul<br />
|223<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Taşçılar (Dernekpazarı)|Taşçılar]]<br />
|Φωτ(ει)γένε/Φωτ(ει)κένε<br />
|Fot(i)géne/Fot(i)kéne<br />
|310<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“ und γένεσις génesis „Schöpfung, Entstehung, Geburt“, also etwa: erleuchtete Geburt<br />
|-<br />
|[[Taşkıran (Çaykara)|Taşkıran]]<br />
|Τσορός/Τσόρος<br />
|Tsorós/Tsóros<br />
|1.003<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşlıgedik]]<br />
|Μεζιρει Πατσάν<br />
|Meziri Patsán<br />
|236<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşören]]<br />
|Ζέλεκα<br />
|Zéleka<br />
|245<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Turalı (Tonya)|Turalı]]<br />
|Τούραλι<br />
|Toúrali<br />
|381<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Tüfekçi (Dernekpazarı)|Tüfekçi]]<br />
|Αρσέλα<br />
|Arséla<br />
|217<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzungöl]]<br />
|Σαράχο/Σεράχο/Σεράχ<br />
|Sarácho/Serácho/Serách<br />
|1.606<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzuntarla]]<br />
|Αληθινός<br />
|Alithinós<br />
|520<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von αληθινός alithinós für „wahr, echt“<br />
|-<br />
|[[Yakçukur (Tonya)|Yakçukur]]<br />
|Ιάκτσουκουρ<br />
|Iáktsoukour<br />
|227<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yaylaönü]]<br />
|Χάρος<br />
|Cháros<br />
|377<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χάρος cháros für „Tod“<br />
|-<br />
|[[Yazlık (Maçka)|Yazlık]]<br />
|Λιβερά<br />
|Liverá<br />
|587<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von ελλέβορος ellévoros für „[[Nieswurz]]“ (im trabzonschen Dialekt λιβορ livor oder λιβορί livorí). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Yenice (Dernekpazarı)|Yenice]]<br />
|Μαρλαδάς<br />
|Marladás<br />
|172<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yeşilalan]]<br />
|Χολάισα<br />
|Choláisa<br />
|439<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χλόη chlói für „Rasen, Gras“<br />
|-<br />
|[[Yukarıkumlu]]<br />
|Άνω Μίμιλος<br />
|Áno Mímilos<br />
|128<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yüzüncüyıl (Maçka)|Yüzüncüyıl]]<br />
|Φάλαινα<br />
|Fálena<br />
|116<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von φάλαινα fálena für „Wal“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|}<br />
{{FNZ|1|Die nichtoffiziellen Ortsnamen sind Καλής Kalís für Konuklu, Άσπαλο Áspalo für Büyükdoğanlı, Αρχάντσελο Archántselo oder Αρχάντσιλο Archántsilo für Küçükdoğanlı, Οκσόχο Oksócho oder Οξόχο Oxócho für Dağardı, Πέδριδαν Pédridan oder Πέτριδαν Pétridan für Emirgan und Χολό Μεζιρει Choló Meziri für Yılmazlar.}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Liste (Humangeographie)]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Türkei)|!]]<br />
[[Kategorie:Pontos]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Araber_in_Italien&diff=201399476Araber in Italien2020-06-29T00:14:21Z<p>Xxedcxx: /* Religion */</p>
<hr />
<div>Als '''Araber in Italien''' werden Menschen bezeichnet, die oder deren Vorfahren aus [[Arabische Liga|arabischsprachigen Ländern]] stammen und in [[Italien]] ihren Wohnsitz haben.<br />
<br />
== Migrationssituation ==<br />
{| class="float-right"<br />
| colspan="10" align="center" bgcolor="#FFDEAD" | '''Staatsbürger arabischer Länder in Italien'''<br />
<small>Stand: 31.&nbsp;Dezember 2018</small><br /><br />
|- bgcolor="#dddddd"<br />
! bgcolor="#ececec" | Herkunftsland || bgcolor="#ececec" | Personen<br />
|-<br />
| {{MAR}} <br />
| style="text-align:right" | 422.980<br />
|-<br />
| {{EGY}} <br />
| style="text-align:right" | 126.733<br />
|-<br />
| {{TUN}} <br />
| style="text-align:right" | 95.071<br />
|-<br />
| {{DZA}} <br />
| style="text-align:right" | 19.661<br />
|-<br />
| {{SOM}} <br />
| style="text-align:right" | 9.252<br />
|-<br />
| {{SYR}} <br />
| style="text-align:right" | 6.363<br />
|-<br />
| {{IRQ}} <br />
| style="text-align:right" | 5.259<br />
|-<br />
| {{LBN}} <br />
| style="text-align:right" | 4.004<br />
|-<br />
| {{LBY}} <br />
| style="text-align:right" | 2.647<br />
|-<br />
| {{SDN}} <br />
| style="text-align:right" | 2.490<br />
|-<br />
| {{JOR}} <br />
| style="text-align:right" | 1.668<br />
|-<br />
| [[Arabische Liga|andere arabische Länder]] <br />
| style="text-align:right" | 2.596<br />
|-<br />
! bgcolor="#ececec" | gesamt <br />
| bgcolor="#ececec" style="text-align:right" | 698.724<br />
|}<br />
Die Zahl der in Italien lebenden Staatsbürger arabischer Länder beträgt 698.724 Personen.<ref>[[Istituto Nazionale di Statistica|ISTAT]]: [http://demo.istat.it/str2018/index_e.html Ausländer in Italien nach Herkunftsland (Stand: 31. Dezember 2018)]</ref> Über 700.000 Menschen mit [[Migrationshintergrund]] haben ihre familiären Wurzeln in den arabischen Staaten.<br />
<br />
Die [[Araber]] in Italien stellen keine homogene Gruppe dar, da sie aus unterschiedlichen Nationen aus den arabischen Ländern stammen. Sie bringen unterschiedliche Kulturen mit und sprechen unterschiedliche [[arabische Dialekte]]. Dabei ist zu bemerken, dass die Migranten aus dem [[Maghreb]], vor allem aus [[Marokko]] und [[Algerien]], teilweise auch [[Berbersprachen|berberische]] [[Muttersprache|Muttersprachler]] sind.<br />
<br />
== Religion ==<br />
Die meisten Araber in Italien sind [[Muslim]]e. Unter ihnen bilden [[Sunniten]] die überwiegende Mehrheit, aber auch [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] sind vertreten. Daneben finden sich auch [[Christ]]en verschiedener Kirchen (u.&nbsp;a. 18.700 [[Koptisch-orthodoxe Kirche|Kopten]]<ref>Fondazione ISMU - Iniziative e Studi sulla Multietnicità: [http://www.ismu.org/2016/07/in-italia-ortodossi-piu-numerosi-dei-musulmani/ Einwanderer und Religionen in Italien: Orthodoxe Christen sind zahlreicher als Muslime (Stand: 1. Januar 2016)], abgerufen am 12. September 2017</ref>) sowie [[Alawiten]], [[Drusen]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
== Bekannte Araber in Italien und Italiener arabischer Herkunft ==<br />
<br />
In Klammern steht das Herkunftsland bzw. dasjenige der arabischstämmigen Elternteile.<br />
<br />
*[[Giuseppe Luigi Assemani]] – Priester, Orientalist und Liturgiker (Libanon)<br />
*[[Giuseppe Simone Assemani]] – Orientalist (Libanon)<br />
*[[Stefano Evodio Assemani]] – Orientalist (Libanon)<br />
*[[Migidio Bourifa]] – Marathonläufer (Marokko)<br />
*[[Stephan El Shaarawy]] – Fußballspieler (Ägypten)<br />
*[[Ali Ghaleb Himmat]] – Geschäftsmann (Syrien)<br />
*[[Hachim Mastour]] – Fußballspieler (Marokko)<br />
*[[Youssef Nada]] – Ingenieur (Ägypten)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br />
[[Kategorie:Migration (Italien)]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Araber_in_Italien&diff=201399405Araber in Italien2020-06-29T00:02:11Z<p>Xxedcxx: /* Migrationssituation */</p>
<hr />
<div>Als '''Araber in Italien''' werden Menschen bezeichnet, die oder deren Vorfahren aus [[Arabische Liga|arabischsprachigen Ländern]] stammen und in [[Italien]] ihren Wohnsitz haben.<br />
<br />
== Migrationssituation ==<br />
{| class="float-right"<br />
| colspan="10" align="center" bgcolor="#FFDEAD" | '''Staatsbürger arabischer Länder in Italien'''<br />
<small>Stand: 31.&nbsp;Dezember 2018</small><br /><br />
|- bgcolor="#dddddd"<br />
! bgcolor="#ececec" | Herkunftsland || bgcolor="#ececec" | Personen<br />
|-<br />
| {{MAR}} <br />
| style="text-align:right" | 422.980<br />
|-<br />
| {{EGY}} <br />
| style="text-align:right" | 126.733<br />
|-<br />
| {{TUN}} <br />
| style="text-align:right" | 95.071<br />
|-<br />
| {{DZA}} <br />
| style="text-align:right" | 19.661<br />
|-<br />
| {{SOM}} <br />
| style="text-align:right" | 9.252<br />
|-<br />
| {{SYR}} <br />
| style="text-align:right" | 6.363<br />
|-<br />
| {{IRQ}} <br />
| style="text-align:right" | 5.259<br />
|-<br />
| {{LBN}} <br />
| style="text-align:right" | 4.004<br />
|-<br />
| {{LBY}} <br />
| style="text-align:right" | 2.647<br />
|-<br />
| {{SDN}} <br />
| style="text-align:right" | 2.490<br />
|-<br />
| {{JOR}} <br />
| style="text-align:right" | 1.668<br />
|-<br />
| [[Arabische Liga|andere arabische Länder]] <br />
| style="text-align:right" | 2.596<br />
|-<br />
! bgcolor="#ececec" | gesamt <br />
| bgcolor="#ececec" style="text-align:right" | 698.724<br />
|}<br />
Die Zahl der in Italien lebenden Staatsbürger arabischer Länder beträgt 698.724 Personen.<ref>[[Istituto Nazionale di Statistica|ISTAT]]: [http://demo.istat.it/str2018/index_e.html Ausländer in Italien nach Herkunftsland (Stand: 31. Dezember 2018)]</ref> Über 700.000 Menschen mit [[Migrationshintergrund]] haben ihre familiären Wurzeln in den arabischen Staaten.<br />
<br />
Die [[Araber]] in Italien stellen keine homogene Gruppe dar, da sie aus unterschiedlichen Nationen aus den arabischen Ländern stammen. Sie bringen unterschiedliche Kulturen mit und sprechen unterschiedliche [[arabische Dialekte]]. Dabei ist zu bemerken, dass die Migranten aus dem [[Maghreb]], vor allem aus [[Marokko]] und [[Algerien]], teilweise auch [[Berbersprachen|berberische]] [[Muttersprache|Muttersprachler]] sind.<br />
<br />
== Religion ==<br />
[[Sunniten|Sunnitische]] [[Muslim]]e bilden die Mehrheit der Araber. Eine kleine Minderheit der Araber sind [[Schia|Schiiten]]. Daneben finden sich auch [[Christ]]en verschiedener Kirchen (u.&nbsp;a. 18.700 [[Koptisch-orthodoxe Kirche|Kopten]]<ref>Fondazione ISMU - Iniziative e Studi sulla Multietnicità: [http://www.ismu.org/2016/07/in-italia-ortodossi-piu-numerosi-dei-musulmani/ Einwanderer und Religionen in Italien: Orthodoxe Christen sind zahlreicher als Muslime (Stand: 1. Januar 2016)], abgerufen am 12. September 2017</ref>) sowie [[Alawiten]], [[Drusen]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
== Bekannte Araber in Italien und Italiener arabischer Herkunft ==<br />
<br />
In Klammern steht das Herkunftsland bzw. dasjenige der arabischstämmigen Elternteile.<br />
<br />
*[[Giuseppe Luigi Assemani]] – Priester, Orientalist und Liturgiker (Libanon)<br />
*[[Giuseppe Simone Assemani]] – Orientalist (Libanon)<br />
*[[Stefano Evodio Assemani]] – Orientalist (Libanon)<br />
*[[Migidio Bourifa]] – Marathonläufer (Marokko)<br />
*[[Stephan El Shaarawy]] – Fußballspieler (Ägypten)<br />
*[[Ali Ghaleb Himmat]] – Geschäftsmann (Syrien)<br />
*[[Hachim Mastour]] – Fußballspieler (Marokko)<br />
*[[Youssef Nada]] – Ingenieur (Ägypten)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Arabische Diaspora]]<br />
[[Kategorie:Migration (Italien)]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kurden&diff=201305482Kurden2020-06-25T21:04:37Z<p>Xxedcxx: /* Religion */</p>
<hr />
<div>[[Datei:Xelke Kurdistanê.jpg|mini|hochkant=1.3|Porträts von Kurden:<br /><br />
'''1. Reihe:''' [[Saladin]], [[Ehmedê Xanî]], [[Scheich Said|Şêx Seîdê Pîran]], [[Şerefhan]]<br /><br />
'''2. Reihe:''' [[Simko Schikak]], [[Qazi Mohammed|Qazî Mihemed]], [[Mustafa Barzani|Mistefa Barzanî]], [[Mahmud Barzandschi|Mehmûd Berzincî]]<br /><br />
'''3. Reihe:''' [[Ibrahim Hananu]], [[Dschalal Talabani|Celal Talebanî]], [[Abdullah Öcalan]], [[Masud Barzani|Mesûd Barzanî]]<br /><br />
'''4. Reihe:''' [[Şivan Perwer]], [[Leyla Zana]], [[Salih Muslim]], [[Widad Akrawi]]|alt=Bekannte Kurden]]<br />
Die '''Kurden''' ({{kuS|کورد&lrm;|Kurd}}) sind Angehörige einer [[Vorderasien|westasiatischen]] [[Ethnie]], deren Hauptsiedlungsgebiet als [[Kurdistan]] bezeichnet wird. Sie bilden eine bedeutende [[Indigene Völker|autochthone]] ethnische Volksgruppe in der [[Türkei]], im [[Irak]], in [[Iran]] und [[Syrien]]. Die [[Kurdische Sprachen|kurdischen Sprachen]] gehören zu den [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]], und zwar zum nordwestlichen Zweig der [[Iranische Sprachen|iranischen Sprachen]].<br />
<br />
Die Zahl der Angehörigen des Volkes ist nicht genau bekannt, weil in den Staaten, in denen die meisten Kurden leben, Daten über ethnische Zugehörigkeiten nicht erhoben werden. Schätzungen allein für Kurdistan und angrenzende Gebiete bewegen sich um 35 Millionen Menschen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/ |titel=The World Factbook — Central Intelligence Agency |sprache=en |zitat=A rough estimate in this edition gives populations of 14.3 million in Turkey, 8.2 million in Iran, about 5.6 to 7.4 million in Iraq, and less than 2 million in Syria, which adds up to approximately 28–30 million Kurds in Kurdistan or in adjacent regions. The CIA estimates are as of August 2015 – Turkey: Kurdish 18 %, of 81.6 million; Iran: Kurd 10 %, of 81.82 million; Iraq: Kurdish 15–20 %, of 37.01 million, Syria: Kurds, Armenians, and other 9.7%, of 17.01 million. |abruf=2018-09-24}}</ref><!-- Belege für folgendes Zitat(?) fehlt: „The Kurdish Population by the Kurdish Institute of Paris, 2017 estimate. The Kurdish population is estimated at 15–20 million in Turkey, 10–12 million in Iran, 8–8.5 million in Iraq, 3–3.6 million in Syria, 1.2–1.5 million in the European diaspora, and 400k–500k in the former USSR - for a total of 36.4 million to 45. 6 million globally.“ --><br />
<br />
Seit den 2014 kulminierenden Spaltungstendenzen im [[Irak]] und wegen des langjährigen [[Bürgerkrieg in Syrien|Bürgerkriegs in Syrien]] verstärken sich die Bestrebungen zur Gründung eines eigenen [[Kurdische Staatsgründungsbestrebungen|kurdischen Staates]].<br />
<br />
== Siedlungsgebiet ==<br />
Der Name ''Kurdistan'' stammt aus der verwandten [[Persische Sprache|persischen Sprache]] und bedeutet „[[-stan|Land]] der Kurden“. Damit wurde eine Region des [[Perserreich|Persischen Reiches]] bezeichnet, die während der Herrschaft der späteren [[Seldschuken]] eine eigene Provinz stellte. Im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] des 19. Jahrhunderts entstand bei einer Verwaltungsreform eine Provinz mit dem Namen ''Kurdistan'', die jedoch schon bald aufgelöst wurde. Heute leben etwa 15–20 Millionen Kurden in dem [[Türkei|türkischen Teil]] [[Kurdistan]]s.<br />
[[Datei:Near East ancient map.jpg|mini|links|Die Provinzen ''[[Gordiene|Korduene]]'' und ''[[Sophene]]'']]Daneben gibt es noch andere größere Gebiete innerhalb der Staaten, die schon länger von Kurden bewohnt werden. In der [[Türkei]] ist es das Gebiet um [[Ankara]] und [[Konya]], in dem sich seit Generationen verstreute kurdische Siedlungen befinden. Die meisten Kurden wurden nach Aufständen hierhin vertrieben. Aufgrund hoher Arbeitslosigkeit, mangelnder Infrastruktur und Versorgung sowie des Krieges zwischen der türkischen Armee und der [[Partiya Karkerên Kurdistan|PKK]] in den kurdischen Gebieten siedelten viele Kurden nach [[Mersin]], [[Adana]], [[Istanbul]] und in die südostanatolischen Städte um, so dass diese Städte größere kurdische Gemeinden haben.<br />
<br />
Im [[Iran]] leben in den westlichen Provinzen etwa 11 Millionen Kurden. Aber auch in [[Chorasan]] gibt es kleinere kurdische Gemeinden. Im Jahr 1388 kamen nach Vertreibungen durch [[Timur]] viele Kurden hierher. 1587 und 1628 fanden Umsiedelungen durch den [[Safawiden]] [[Schah]] [[Abbas I. (Persien)|Abbas&nbsp;I.]] statt.<br />
<br />
Im Irak leben etwa 8 Millionen Kurden in der [[Autonome Region Kurdistan|Autonomen Region Kurdistan]]. Dort führt die Regionalregierung Kurdistan eigene, unabhängige Behörden unter der [[Flagge Kurdistans|kurdischen Flagge]].<br />
<br />
== Ethnogenese ==<br />
[[Datei:Kurdish languages map.svg|mini|296x296px|Kurdisches Siedlungsgebiet (zeigt verschiedene kurdische Dialekte)]]<br />
Zur Frage der [[Ethnogenese]] liegen verschiedene Thesen vor, wobei zu beachten ist, dass über diesen langen Zeitraum Völkervermischungen stattgefunden haben. Wie John Limbert betont, muss man zwischen dem Namen des Volkes und der Landschaft unterscheiden.<ref>John Limbert: ''[http://www.jstor.org/stable/4309997?seq=1#page_scan_tab_contents The origins and appearance of the Kurds in Pre-Islamic Iran].'' In: ''Iranian Studies.'' Band 1 (1968), Heft 2, S. 41–45, {{ISSN|0021-0862}}.</ref> Die antiken Namen sind von fremden Berichterstattern überliefert, die nicht immer mit den politischen und ethnischen Verhältnissen vertraut, oft auch nicht daran interessiert waren. Namen für Bevölkerungsgruppen und Landschaften wurden nicht genau unterschieden und oft von einer Gruppe auf eine andere übertragen.<ref>[[Josef Wiesehöfer]]: ''Bergvölker im antiken Nahen Osten. Fremdwahrnehmung und Eigeninteressen.'' In: Stephan Conermann, Geoffrey Haig (Hrsg.): ''Die Kurden. Studien zu ihrer Sprache, Geschichte und Kultur'' (Asien und Afrika. Beiträge des Zentrums für Asiatische und Afrikanische Studien der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]]; Band 8). EB-Verlag, Schenefeld 2004, S.&nbsp;11–26, hier S.&nbsp;17–22, ISBN 3-930826-82-8.</ref> Eine spätere Gruppe kann zudem auf einen älteren Namen zurückgreifen. Oft verwenden antike und mittelalterliche Historiker für neue Gruppen historische Namen, wie etwa im Fall der [[Skythen]] oder [[Perser (Volk)|Perser]].<ref name="Asatrian">Garnik Asatrian: ''[http://www.jstor.org/stable/4030845?seq=1#page_scan_tab_contents Die Ethnogenese der Kurden und frühe kurdisch-armenische Kontakte].'' In: ''Iran & the Caucasus.'' Band 5 (2001), S. 41–74, hier S. 57, {{ISSN|1609-8498}}.</ref> In jüngerer Zeit wurde die Abstammung der Kurden von verschiedenen antiken Völkern Kleinasiens erwogen:<br />
<br />
* [[Theodor Nöldeke]] identifizierte [[Strabon|Strabos]] [[Kyrtioi]] (Κύρτιοι, ''Geographika'' 11, 523, 727) und die Cyrtii des [[Livius]] (z.&nbsp;B. 42, 58, 13) als Vorformen des Namens Kurden.<ref>Theodor Nöldeke: ''Kardu und Kurden.'' In: ''Beiträge zur Alten Geschichte und Geographie. Festschrift für [[Heinrich Kiepert]]''. D. Reimer, Berlin 1898, S.&nbsp;78.</ref> Die Gleichsetzung der Kyrtoi mit den Kurden geht auf F. C. Andreas zurück.<ref name="Asatrian" /><br />
* Godfrey Rolles Driver hielt die [[Qarda]] südlich des [[Vansee]]s, die seit dem ersten Jahrtausend belegt sind, für mögliche Vorfahren der Kurden.<ref name="Driver" /><ref>[[François Thureau-Dangin]]: ''Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften''. Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1970 (unveränd. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1907; No. 22, § 2)</ref><br />
* Nach der Fachenzyklopädie [[Der Kleine Pauly]] sind die [[Karduchoi]] des [[Xenophon]] als die Vorfahren der Kurden anzusehen.<ref>Stichwort καρδυχοι</ref><ref name="Driver">Geoffrey R. Driver: ''The Dispersion of the Kurds in Ancient Times.'' In: ''Journal of the [[Royal Asiatic Society|Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland]]'', Band 4 (1921), S.&nbsp;563–572, John Bickers (Hrsg.): ''[http://www.gutenberg.org/etext/1170 Anabasis.]''</ref> Diese Ableitung wird von John Limbert aus linguistischen Gründen angezweifelt.<ref>John Limbert: ''The Origins and Appearance of the Kurds in Pre-Islamic Iran.'' In: ''Iranian Studies.'' Band 1 (1968), Heft 2, S. 41–51, hier S, S.&nbsp;44. {{ISSN|0021-0862}}</ref><br />
* [[Wladimir Fjodorowitsch Minorski]] hat einerseits die kurdische Sprache von der [[Medien (Land)|medischen]] hergeleitet<ref>Wladimir Minorsky: ''Les origines des kurdes.'' In: ''Actes du XX<sup>e</sup> Congrés international des orientalistes.'' Louvain 1940, S.&nbsp;143–152, „Kurds“ in ''[[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]]''.</ref>, verwies zum anderen aber auf die Gefahr, Sprache und biologische Abstammung zu verwechseln.<ref>Vladimir Minorsky: ''The Tribes of Western Iran.'' In: ''The Journal of the [[Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland]]'', Band 75 (1945), Heft 1/2, S. 78.</ref><br />
* Arshak Safrastian hält die Kurden für die direkten Nachkommen der [[Gutäer]] und [[Kassiten]].<ref>Arshak Safrastian: ''Kurds and Kurdistan.'' Harvill Press, London 1948.</ref> Auch William G. Elphinston berichtet, ohne Angabe von Quellen, dass die Kurden von „einigen Autoritäten“ von den [[Gutium|Guti]]&nbsp;– „Kardaka, Kurtie oder Guti“&nbsp;– am [[Vansee]] hergeleitet werden.<ref>William G. Elphinston: ''The Kurdish Question.'' In: ''International Affairs.'' Band 22 (1946), Heft 1, S. 91–103, hier S. 92. {{ISSN|0020-5850}}</ref><br />
* Ferdinand Hennerbichler postuliert eine ungebrochene Kontinuität der Kurden von den frühneolithischen Ackerbauern im [[Zāgros-Gebirge]] und Nordmesopotamien, wofür er ein reichhaltiges genetisches und historisch-ethnographisches Szenario entwirft.<br />
<br />
Eine Argumentation über bloße Namensähnlichkeit ist ohne genaue linguistische Kenntnisse nicht stichhaltig. Die ethnische Zusammensetzung der Zagrosländer änderte sich durch die Eingriffe mehrerer Großmächte ständig (vgl. die [[Assyrisches Reich|assyrische]] [[Deportation]]spolitik). Politische Großgruppen konnten ihre Identität auf Sprache, Religion und eine gemeinsame Geschichte gründen. Bereits [[Wilhelm Gesenius]] versuchte die [[Chaldäer]] (Chardim) mit den Kurden (Kard) in Verbindung zu bringen.<ref>Wilhelm Gesenius: ''Thesaurus philologicus criticus linguae hebraeae et chaldaeae Veteris Testamenti''. Biblio-Verlag, Osnabrück 1977 (3 Bde., unveränd. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1935).</ref> Auch [[Friedrich von Hellwald|von Hellwald]] setzt kommentarlos Chaldäer und Kurden gleich.<ref>Friedrich von Hellwald: ''Culturgeschichte in ihrer natürlichen Entwicklung bis zur Gegenwart.'' Lampart & Companie, Augsburg 1875, S.&nbsp;137.</ref> Nach [[William Kennett Loftus]] rühmte sich der kurdische Stamm der [[Kaldani]], von den Chaldäern abzustammen.<ref>William K. Loftus: ''Travels in Chaldea and Susiana.'' Robert Carter & Brothers, New York 1857.</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Mittelalter ===<br />
Im 7. Jahrhundert n. Chr. eroberten die Armeen des [[Kalifat|Kalifen]] [[Umar ibn al-Chattab]] die kurdischen Gebiete, sodass die Kurden zum [[Islam]] konvertierten. Zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert unter islamischer Herrschaft gründeten Kurden mehrere Dynastien, wie die der [[Marwaniden]], der [[Rawadiden]], der [[Hasanwayhiden]], der [[Schaddadiden]] und der [[Ayyubiden]]. Die Marwaniden lebten im nördlichen und westlichen Kurdistan mit Wintersitz in [[Diyarbakır]] und Sommerresidenz in Farqin ([[Silvan (Diyarbakır)|Silvan]]), die Rawadiden in [[Aserbaidschan]], das in der Zeit überwiegend kurdisch besiedelt war, mit der Hauptstadt [[Täbris]], die Hasanwayhiden im Osten Kurdistans, also nordöstlich von [[Kermānschāh]] und die Schaddadiden außerhalb Kurdistans in [[Transkaukasien]], auf dem Gebiet des heutigen [[Armenien]] und Aserbaidschan. In den Jahren von 1750 bis 1789 herrschte [[Karim Khan]], dem einige einen kurdischen Ursprung zuschreiben, über den ganzen Iran. Diese [[Zand-Dynastie]] endete aber schon 1794. Andere kurdische Dynastien waren die [[Hazaraspiden]] (reg. 1148–1424) und die [[Annaziden]] (reg. 991 bis spätes 12. Jh.).<br />
<br />
Im 12. Jahrhundert gründete [[Saladin]], der zu Rawendis Zweig des Hadabani[[Eşiret|stammes]] gehörte, die [[Ayyubiden]]-Dynastie von [[Syrien]]. Dieses Reich erstreckte sich über Teile [[Kurdistan]]s, [[Ägypten]]s und des [[Jemen]]. Das Ayyubidische Reich war aber keinesfalls ein kurdisches Reich, viele seiner Bewohner waren vielmehr Araber oder gehörten anderen Völkern an. Es war am ehesten ein islamisches Reich, denn die Bewohner bezeichneten sich als Muslime und nicht als Araber oder Kurden.<br />
<br />
Einen großen Wendepunkt in der kurdischen Geschichte stellte 1514 die [[Schlacht bei Tschaldiran]] zwischen [[Osmanisches Reich|Osmanen]] und [[Safawiden]] dar, bei der sich die mehrheitlich [[Sunniten|sunnitischen]] Kurden mit den Osmanen verbündeten. Die Osmanen sicherten sich die Unterstützung der kurdischen Lokalfürsten, indem sie ihnen die Umwandlung ihrer Besitztümer in erbliche Fürstentümer anboten. Diese kurdischen Herrschaften (Kürt Hükümetleri) mussten keinen Tribut zahlen und keine Soldaten für die osmanische Zentralregierung stellen. Daneben gab es noch die kurdischen [[Sandschak (Osmanisches Reich)|Sandschak]], deren Gouverneure per Erbe bestimmt wurden, aber trotzdem wie alle Sandschaks Steuern zahlten und Soldaten bereitstellten. Im Osmanischen Reich war das nicht üblich. Normalerweise wurden Ländereien nur auf Lebenszeit an kriegsverdiente Soldaten verteilt ''([[Tımar|Timar-System]])''.<br />
<br />
[[Schah]] [[Ismail I. (Schah)|Ismail I.]] unterlag [[Sultan]] [[Selim I.]] Danach kam fast ganz Ostanatolien unter osmanische Herrschaft. Auf seinem Zug nach Ostanatolien ließ der Sultan bei [[Sivas]] an die 40.000 [[Aleviten]] hinrichten, um Kollaboration mit den Safawiden zu unterbinden. 1596 verfasste [[Şerefhan]] [[Fürst]] von [[Bitlis]] das Geschichtswerk [[Scherefname]] (Prachtschrift) mit dem ersten vollständigen Überblick über die kurdische Geschichte. Darin wird von den Geschehnissen in den kurdischen Fürstentümern bis zum Ende des 16. Jahrhunderts erzählt.<br />
[[Datei:Diyarbekir shepherd, Mardin Kurd, Aljazeera Kurd, 1873.jpg|mini|Traditionelle kurdische Kleidung: rechts sieht man eine Bekleidung aus Mesopotamien, in der Mitte aus Mardin und links eine Hirtenkleidung aus Diyarbakır<br /><small>Die Fotografie stammt aus dem Jahre 1873 und wurde von dem osmanischen Hoffotografen [[Pascal Sébah]] gemacht. Sie wurde in der [[Weltausstellung 1873]] in Wien ausgestellt</small>]]<br />
Bedeutende kurdische Fürstentümer im osmanischen Reich waren die [[Baban]] mit Sitz in [[Silemani]], das [[Soran (Fürstentum)|Soran]]-Fürstentum, die Schembo in [[Hakkâri (Fürstentum)|Hakkâri]], [[Badinan]] mit Sitz in [[Amediye]], die Azizan in [[Botan]] und das [[Bitlis (Fürstentum)|Fürstentum von Bitlis]]. Im persischen Reich war das bedeutendste das der [[Ardalan]].<br />
<br />
=== 20. Jahrhundert ===<br />
[[Datei:Kurdish-inhabited area by CIA (1992).jpg|mini|hochkant=2|Von Kurden bewohnte Gebiete (1992)]]<br />
Durch den [[Vertrag von Lausanne]] wurde Kurdistan durch die Alliierten und die Türkei bei der Auflösung des osmanischen Reiches auf die vier Staaten Iran, Irak, Türkei und Syrien aufgeteilt. Der größte Teil fiel an die Türkei. Auf diese Weise wurden mehr als die Hälfte der Kurden Staatsbürger der neuen türkischen Republik.<br />
<br />
==== Türkei ====<br />
Bis zur Zeit des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wurde das kurdische Bewusstsein einerseits durch die Stammeszugehörigkeit geprägt, andererseits durch den [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]. Unter dem Einfluss europäischer Ideen entwickelten sie dann ein eigenes [[Nationalgefühl]]. Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches gegen die Alliierten wurde den Kurden im [[Vertrag von Sèvres (Osmanisches Reich)|Vertrag von Sèvres]] eine autonome Region in Aussicht gestellt.<br />
<br />
Gegen die Bestimmungen und territorialen Verluste auf dem Gebiet der heutigen [[Türkei]] kam Widerstand auf. Im [[Türkischer Befreiungskrieg|türkischen Unabhängigkeits- und Befreiungskrieg]] kämpften die Kurden an der Seite der [[Türken]] gegen die Besatzungsmächte. Nach dem Sieg konnte die Türkei am 24. Juli 1923 im [[Vertrag von Lausanne]] die Bestimmungen aus dem [[Vertrag von Sèvres (Osmanisches Reich)|Vertrag von Sèvres]] revidieren. Auf der Grundlage des Lausanner Vertrages erkannte die am 29. Oktober 1923 von [[Mustafa Kemal Atatürk]] ausgerufene Republik Türkei die Kurden nicht als ethnische Minderheit an. Eine Reihe von Aufständen, wie der [[Koçgiri-Aufstand]] von 1920, der [[Scheich-Said-Aufstand]] unter Führung von [[Scheich Said]] 1925, der [[Ararat-Aufstand]] 1926–1930 und der [[Dersim-Aufstand]] 1938 wurden von der [[Türkische Streitkräfte|türkischen Armee]] niedergeschlagen.<br />
<br />
In der Türkei war der Gebrauch der [[Kurdische Sprache|kurdischen Sprache]] bis vor einigen Jahren verboten. So hieß es im dritten Abschnitt und Artikel 42 der Verfassung von 1982, die größtenteils heute noch gültig ist: ''Außer Türkisch kann keine andere Sprache als Erziehungs- und Bildungssprache den türkischen Staatsbürgern als Muttersprache gelehrt werden''. Kurdischsprachige Medien waren bis 1991 verboten. In Art.&nbsp;2 des Gesetzes Nr.&nbsp;2932<ref>Gesetz Nr.&nbsp;2932 vom 19.&nbsp;Oktober 1983 über Veröffentlichungen in anderen Sprachen als dem Türkischen, [[Resmî Gazete|RG]] Nr.&nbsp;18199 vom 22.&nbsp;Oktober 1983.</ref> hieß es dazu: ''Die Darlegung, Verbreitung und Veröffentlichung von Gedankengut in einer anderen Sprache als der ersten Amtssprache der von der Türkei anerkannten Staaten ist verboten.'' Türkisch wurde gesetzlich als Muttersprache aller türkischen Staatsbürger festgelegt.<ref>Art.&nbsp;3 des Gesetzes Nr.&nbsp;2932: „Die Muttersprache der türkischen Staatsbürger ist Türkisch.[...] Jegliche Art von Aktivitäten hinsichtlich der Benutzung und der Verbreitung einer anderen Muttersprache außer Türkisch ist verboten.“</ref> Der Strafrahmen bei Verstößen gegen dieses Gesetz betrug laut Art.&nbsp;4 sechs Monate bis zwei Jahre Haft.<br />
<br />
Nach dem Beginn des bewaffneten Kampfes der PKK 1984 gegen den Staat verschlechterte sich die Situation der Kurden im Südosten der Türkei. Über ein Jahrzehnt galt in den betroffenen Provinzen der [[Ausnahmezustand]]. Der Krieg dauerte bis 1999, als [[Abdullah Öcalan]] verhaftet wurde. Während der Konflikte kamen geschätzte 35.000 Menschen ums Leben. Im Zuge der Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der [[Europäische Union|Europäischen Union]] wurden die Rechte der Minderheiten in der Türkei verbessert. Im Jahr 2013 setzte zwischen der PKK und der türkischen Regierung ein Friedensprozess ein. Aber mit dem Ausweiten des sogenannten Islamischen Staates südlich der türkischen Grenze veränderte sich die Situation. Vollends kippte das Verhältnis nach dem Juli 2015: In der türkischen Stadt [[Suruç]] gab es einen verheerenden [[Anschlag in Suruç 2015|Bombenanschlag]]. Als „Rache“ folgten Anschläge der PKK auf türkische Polizisten. Ende des Jahres 2015 versuchte die EU die Türkei als Puffer für die Migrationsbewegung nach Europa zu gewinnen. Die türkische Regierung sieht daher freie Hand in ihrem Vorgehen gegen kurdische [[Separatisten]]bewegungen.<ref>[http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4895786/Kurdenkonflikt_Ostturkei-im-Sumpf-der-Gewalt? diepresse.com]</ref><ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/tuerkei/forderung-an-die-regierung-kurden-in-der-tuerkei-wollen-selbstverwaltung-13986772.html? faz.net]</ref><br />
<br />
{{Siehe auch|Kurden in der Türkei}}<br />
<br />
==== Iran ====<br />
===== Republik Mahabad =====<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es immer wieder Aufstände, die durch [[Simko Schikak|Simko Aga]] angeführt wurden. Dieser wurde dann 1930 aus einem Hinterhalt heraus erschossen. Am 22. Januar 1946 wurde nach der [[Anglo-Sowjetische Invasion des Iran|anglo-sowjetischen Invasion des Iran]] unter der Schirmherrschaft der Sowjetunion in [[Mahabad]] die [[Republik Mahabad]] gegründet. Nach Bildung einer Regierung, eines Parlaments und erfolglosen Verhandlungen zwischen der iranischen Regierung und den Kurden unter Beteiligung Großbritanniens marschierten iranische Truppen ein und setzten der Republik ein Ende. Alle Minister, bis auf einen, wurden am 30. März 1947 in Mahabad gehängt.<br />
<br />
Die Mokryan-Region umfasst die beiden Städte [[Piranshahr]] und Mahabad.<ref>[http://folklore.125sites.com/university-project-targets-compilation-of-kurdish-folklore/ folklore.125sites.com]</ref><br />
<br />
===== Bis zur Iranischen Revolution =====<br />
Bis zur [[Islamische Revolution|iranischen Revolution]] 1979, die auch von Kurden unterstützt wurde, herrschte Friedhofsruhe unter den Pahlavi-Schahs in den kurdischen Gebieten.<br />
<br />
===== Chomeini =====<br />
[[Datei:Ahmad Moftizadeh, Mahmoud Taleghani, Mohammed Beheschti, AliAkbar Rafsandschani.jpg|mini|Kurdische Autonomieverhandlungen Teheraner Abgesandten: [[Ahmad Moftizadeh]], [[Mahmoud Taleghani]], [[Mohammad Beheschti]], [[Akbar Hāschemi Rafsandschāni|Ali-Akbar Haschemi Rafsandschani]].]]<br />
Nach der Revolution von 1979, in der zuerst den Kurden umfangreiche Zusagen gemacht worden waren, überwarfen sich die Kurden mit [[Ruhollah Chomeini|Chomeini]], der ihnen in der Verfassung keine Autonomie zusicherte. Laut der neuen Regierung gebe es keine ethnischen Gruppen, sondern nur die islamische Glaubensgemeinschaft. Im August 1979 bombardierte die [[iranische Armee]] kurdische Städte und Dörfer, wobei viele Zivilisten ums Leben kamen. Laut eigenen Angaben war der spätere Botschafter in Berlin, [[Ali Reza Sheikh Attar]], Gouverneur (Persisch: ostāndār) in der iranischen Provinz [[Kordestān]] und in [[West-Aserbaidschan]], beraten vom späteren Präsidenten [[Mahmud Ahmadinedschad]].<ref name="gso">Online-Nachrichtenagentur GlobalSecurity.org [http://www.globalsecurity.org/military/world/iran/ahmadinejad-bio.htm Mahmoud Ahmadinejad Biography]</ref> Im Juli 2005 brach nach der Tötung des Kurden [[Schuaneh Ghaderi]] in der Stadt [[Mahabad]] ein Aufstand gegen die iranische Regierung aus. Dieser breitete sich auf etwa zehn kurdische Städte aus. Dabei kamen etwa 20 Menschen ums Leben. Die iranische Regierung bezeichnete die Aufständischen als [[Hooligan]]s und verlegte 100.000 Soldaten in die kurdischen Gebiete.<br />
<br />
===== Enklave Chorasan =====<br />
In [[Chorasan]] leben zerstreut etwa 1 bis 1,5 Millionen Kurden. Diese wurden im 16. Jahrhundert von den [[Safawiden]] gegen die usbekischen Raubüberfälle in Chorasan angesiedelt. Es handelt sich vorwiegend um schiitische Kurden, die früher in [[Kurdistan#Nordkurdistan im Osmanischen Reich|Nordkurdistan]] und [[Aserbaidschan]] lebten.<ref>[http://cskk.org/en/index.php Website der Chorasani-Kurden]</ref><br />
<br />
==== Irak (Autonome Region Kurdistan) ====<br />
{{Hauptartikel|Autonome Region Kurdistan}}<br />
Zu einer begrenzten Selbstverwaltung und Beteiligung an der Regierung kam es im Irak 1970 bis 1974. Zwischen 1988 und 1989 befahl [[Saddam Hussein]] der Armee die [[Anfal-Operation]], bei der nach kurdischen Angaben bis zu 180.000 Kurden ermordet und ungefähr 4.000 kurdische Dörfer zerstört wurden.<ref>Nach kurdischen Angaben 180.000 oder 182.000 getötete Kurden, während von der damaligen irakischen Regierung maximal 100.000 Opfer eingeräumt wurden. Vgl. Azad Salih: [https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/346/00_Salih-neu.pdf?sequence=1 ''Freies Kurdistan. Die Schutzzone der Kurden in Irakisch-Kurdistan.''] (Dissertartion) Freie Universität Berlin, 2004, [https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/346/02_kap1.pdf?sequence=3&isAllowed=y S. 52.]</ref> Nach dem [[Zweiter Golfkrieg|zweiten Golfkrieg]] 1991 verfügte die [[Vereinte Nationen|UNO]] im Irak eine Schutzzone nördlich des 36. Breitengrades. Im [[Dritter Golfkrieg|dritten Golfkrieg]] 2003 beteiligten sich kurdische Kräfte auf Seiten der [[USA]] an der Eroberung nordirakischer Städte. Seitdem genießen die irakischen Kurden einen besonderen Status als Verbündete der USA. Das Ziel der irakischen Kurden, mehr Autonomie und Einfluss zu bekommen, wird vor allem von der [[Türkei]] missbilligt, da man einen entsprechenden Einfluss auf die Kurden in der Türkei befürchtet.<br />
<br />
Politische Autonomie genießen seit mehr als einem Jahrzehnt weltweit allein die irakischen Kurden. Auch die neue irakische Verfassung gewährt den Kurden im Norden des Landes umfangreiche Selbstbestimmungsrechte.<br />
<br />
Trotz Protesten seitens der Türkei konnten die Kurden im [[Irak]] ihren Einfluss ausweiten und erreichten bei der Wahl am 30. Januar 2005 75 Sitze im Parlament und stellen mit [[Dschalal Talabani]] den ersten kurdischen Staatspräsidenten. Über die Angliederung von Gebieten an die kurdische autonome Region wird zäh verhandelt. Dabei ist [[Kirkuk]] der brisanteste Aspekt. Dort konnte eine Allianz der kurdischen Parteien die Mehrheit der Sitze im Stadtrat erringen. Die Wahlen in Kirkuk wurden von den meisten [[Turkmenen (Irak)|Turkmenen]] und [[Araber]]n boykottiert, da die Kurden angeblich viel mehr Rückkehrer in die Stadt ließen, als [[Saddam Hussein]] damals vertrieben haben soll.<br />
<br />
Im Februar 2008 startete die [[Türkische Streitkräfte|türkische Armee]] die 25. Bodenoffensive seit 1983 in den Nordirak, an der schätzungsweise 10.000 Soldaten beteiligt waren. Bei den Zusammenstößen mit der PKK kam es zu heftigen Widerständen. Nach Angaben der Türkei wurde das Nachbarland als Rückzugsgebiet für Extremisten genutzt. Die PKK, die unter anderem auch seitens der EU als Terrororganisation eingestuft wird, steuerte von Nordirak aus Angriffe und Anschläge in der Türkei. Dabei starben immer wieder türkische Soldaten, Polizisten, kurdische Dorfschützer und Unbeteiligte. Der damalige Staatssekretär im Außenministerium der USA, [[Matthew Bryza]], bewertete den Einmarsch mit den Worten „Dieser Angriff ist nicht die beste Nachricht“.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,537153,00.html PKK berichtet von heftigen Gefechten mit türkischen Truppen], spiegel.de</ref><br />
<br />
==== Syrien ====<br />
Die [[Grenze zwischen Syrien und der Türkei]] wurde durch den Verlauf der [[Bagdadbahn]]linie festgelegt. Dadurch gab es in Syrien drei kurdische [[Enklave]]n, nämlich Cizire, [[Kurd Dagh]] und [[Ain al-Arab]]. Diese Enklaven sind Hunderte Kilometer voneinander getrennt, was die Kommunikation unter den Kurden erschwerte. Im französischen [[Völkerbundmandat für Syrien und Libanon|Völkerbundmandat]] (1920–1946) konnten die Kurden einen Rundfunksender betreiben und Zeitschriften wie ''Hewar'' (Hilferuf) veröffentlichen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.jemalnebez.com/sitebuildercontent/sitebuilderfiles/dieschriftsprachederkurden.pdf |text=Jemal Nebez: Die Schriftsprache der Kurden |wayback=20130525183134}} Seite 17 ff.</ref> Viele wichtige Kurden sind von der Türkei nach Syrien geflohen, wo sie ihre politischen Arbeiten fortsetzen. So hatte [[Xoybûn]] ihren Sitz jahrelang in [[Damaskus]]. Nachdem Syrien ein souveräner Staat geworden war, wurden die Rechte der Kurden schrittweise beschnitten. Schließlich wurden Kurden aus dem öffentlichen Dienst ausgeschlossen, verhaftet und die kurdischen Ortsnamen verändert. Nach dem ersten Krieg gegen [[Israel]] putschten die Offiziere, und es folgten Jahre sozialer Unruhen. Am 23. August 1962 wurde in den kurdischen Gebieten eine außerordentliche Volkszählung durchgeführt. Dabei wurden 120.000 Kurden als Flüchtlinge deklariert und ihrer syrischen Staatsbürgerrechte beraubt. Im März 1963 übernahm die [[Baath-Partei (Syrien)|Baath]]-Partei die Herrschaft und 1971 wurde [[Hafiz al-Assad]] Präsident. Er blieb es bis zu seinem Tod am 10. Juni 2000. Unter Assad wurde die Politik des „[[Arabischer Gürtel|Arabischen Gürtels“]] durchgesetzt. Er gewährte der [[PKK]] nach dem Militärputsch in der Türkei von 1980 Zuflucht. In der Bekaa-Ebene im [[Libanon]] konnte die PKK ihre Leute ausbilden und bewaffnen. Der Sturz von Saddam Hussein und der Baath-Regierung mit Hilfe der Kurden im Irak polarisierte auch Syrien. Die Baath-Regierung unter [[Baschar al-Assad]] nutzte 2004 ein [[Unruhen in Qamischli 2004|Fußballspiel als Provokation und Gelegenheit]], um hunderte Kurden zu verhaften und die Parteien der Kurden zu verbieten. Heute haben immer noch rund 200.000 Kurden ihren Pass nicht zurück. Syrien begann erst im Jahre 2011 diese Ausbürgerung teilweise rückgängig zu machen. Im Zuge des syrischen Bürgerkrieges gründeten die Kurden 2013 in einigen Siedlungsgebieten drei Kantone, die gemeinhin unter [[Rojava]] bekannt geworden sind.<br />
<br />
{{Siehe auch|Kurden in Syrien}}<br />
<br />
=== Rotes Kurdistan ===<br />
In der ehemaligen [[UdSSR]] gab es in dem Zeitraum von 1923 bis 1929 eine autonome kurdische Region, die ''Kurdistana Sor'' ([[Rotes Kurdistan]]) genannt wurde. Die Region wurde am 23. Mai 1923 ausgerufen. Sie lag im heutigen [[Aserbaidschan]] und ihre Hauptstadt war [[Laçın (Stadt)|Laçın]]. Andere Städte waren Kelbecar, Kubatliski und Cebrail. Der erste [[Ministerpräsident]] war Gussi Gaciyev. Die Region lag ziemlich genau im heutigen [[Latschin-Korridor]] zwischen [[Armenien]] und der Exklave [[Berg-Karabach]]. Unter [[Stalin]] wurde diese Region aufgelöst. Ein Versuch, sie 1992 nach dem [[Zerfall der Sowjetunion]] mit der Ausrufung der [[Kurdische Republik Latschin|Kurdischen Republik Latschin]] wieder zu gründen, scheiterte. Der [[Bergkarabachkonflikt|Krieg 1994 zwischen Armenien und Aserbaidschan]] vertrieb die meisten Kurden aus diesem Gebiet.<br />
<br />
=== Libanon ===<br />
[[Îsmet Şerîf Wanlî]] schrieb, dass im Libanon seit Jahrhunderten Kurden gelebt haben und nennt vier kurdische [[Eşiret]]s, nämlich den Clan der ''Banu Sayfa'' nördlich von [[Tripoli (Libanon)|Tripoli]] und der Festung [[Krak des Chevaliers|Krac]], die ''Ras Nahasch'', die seit dem 16. Jahrhundert bei Tripoli leben, die Amadischen Scheichs, die aus [[Amadiya]] im 17. Jahrhundert in den Libanon kamen und die ''Can Polad'', die ursprünglich aus [[Hakkâri (Provinz)|Hakkâri]] kamen. Heute heißen sie ''Dschumblatt''. Ein bekannter Vertreter der Dschumblatt ist der Führer der [[Drusen|drusischen]] Gemeinschaft und der [[Progressiv-Sozialistische Partei|Progressiv-Sozialistischen Partei]] [[Walid Dschumblat]]. 1925 kamen viele Flüchtlinge nach dem Scheich-Said-Aufstand ins Land. Die Organisation ''Xoybun'' wurde in [[Beirut]] gegründet. Viele Kurden im Libanon sind aus der Region [[Mardin (Provinz)|Mardin]] im Südosten der Türkei zugewandert. Heute sollen etwa 60.000 Kurden im Libanon leben.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Strohmeier, Lale Yalçın-Heckmann |Titel=Die Kurden: Geschichte, Politik, Kultur |Verlag=C. H. Beck |Datum=2000 |ISBN=978-3-406-42129-7 |Seiten=167 |Online={{Google Buch | BuchID=djeO_QJFQIsC}}}}</ref><br />
<br />
=== Die größten Aufstände im 20. Jahrhundert ===<br />
* 1919: Erster Aufstand von [[Mahmud Barzandschi]] in [[Sulaimaniyya]].<br />
* 1920: [[Koçgiri-Aufstand]]<br />
* 1925: [[Scheich-Said-Aufstand]]<br />
* 1927–1930: [[Ararat-Aufstand]] unter der Organisation [[Xoybûn]].<br />
* 1938: [[Dersim-Aufstand]]<br />
* 1961–1970: [[Barzani-Revolten]] im irakischen Teil.<br />
* 1967–1968: Aufstand der [[Demokratische Partei Kurdistan-Iran|Demokratischen Partei Kurdistan-Iran]].<br />
* 1984–heute: [[Türkei-PKK-Konflikt|Bewaffneter Kampf der PKK in der Türkei]]<br />
* 1991: [[Aufstand im Irak 1991]]<br />
<br />
== Politik ==<br />
In den frühen 1920er Jahren wurde im [[Libanon]] die Organisation [[Xoybûn]] gegründet, die unter anderem den [[Ararat]]-Aufstand anführte.<br />
<br />
Während aufgrund gegebener Repressionen in der Region viele kurdische Parteien zum Teil im Untergrund oder im Exil agieren oder mit einem plötzlichen Verbot und der Zerschlagung der Partei und Verhaftung ihrer Mitglieder rechnen müssen, konnten sich besonders im [[Irak]], nach der De-facto-Autonomie mit der Errichtung der Flugverbotszone 1991 und später der De-jure-Autonomie nach dem [[Irakkrieg]], feste politische Strukturen bilden. So führt die [[Autonome Region Kurdistan]] ein eigenes [[Parlament]] mit Sitz in [[Erbil]] und verfügt über einen eigenen Präsidenten. In einem Referendum sprachen sich 2017 92 % der Bevölkerung für einen eigenen Staat aus.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/news/politik/konflikte-iraks-kurden-stimmen-mit-grosser-mehrheit-fuer-unabhaengigkeit-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170927-99-231698 Ergebnisse des Referendums über einen kurdischen Staat im Irak]</ref> Die dominierenden Parteien im Irak sind die [[Kurdische Demokratische Partei|PDK]], die [[Patriotische Union Kurdistans|PUK]] und die aus den beiden herrschenden Parteien als Opposition gegründete [[Gorran]]. Auch in [[Syrien]] konnten die Kurden aufgrund des [[Bürgerkrieg in Syrien|Bürgerkrieges in Syrien]] De-facto-Autonomie erlangen. Die linke [[Partiya Yekitîya Demokrat|PYD]] ist die stark dominierende Partei in Rojava. Als Opposition agiert das Parteienbündnis [[Kurdischer Nationalrat|KNC]], wobei ihr größtes Mitglied die [[Demokratische Partei Kurdistan-Syrien|PDK-S]] ist.<ref>[http://www.ft.com/cms/s/2/50102294-77fd-11e5-a95a-27d368e1ddf7.html Power to the people: a Syrian experiment in democracy]</ref><ref>[http://www.nytimes.com/2016/03/17/world/middleeast/syria-kurds.html Syrian Kurds Hope to Establish a Federal Region in Country’s North]</ref><ref>[http://www.nytimes.com/2013/01/31/world/middleeast/31iht-m31-kurds.html Syria's Kurds Look to Iraqi Minority for Support]</ref><ref>[https://www.stratfor.com/geopolitical-diary/political-reunion-iraqi-kurdistan A Political Reunion in Iraqi Kurdistan]</ref><br />
<br />
Im [[Iran]] sind die dominierenden kurdischen Parteien die [[Demokratische Partei Kurdistan-Iran|PDKI]], die [[Komalah]], die als Ableger der PKK geltende [[Partei für ein Freies Leben in Kurdistan|PJAK]] und die [[Kurdische Freiheitspartei|PAK]], wobei sie alle zum linken Spektrum gehören und im Untergrund und Exil operieren, da ihre Mitglieder von der [[Iranische Revolutionsgarde|Iranischen Revolutionsgarde]] verfolgt werden.<ref>[http://www.jpost.com/Middle-East/Iran-News/Iranian-Kurdish-leader-to-Post-Iran-regime-is-a-common-enemy-460881 Iranian Kurdish leader to ‘Post’: Iran regime is a common enemy]</ref><ref>[http://www.thetimes.co.uk/article/iranian-kurds-take-up-arms-again-in-pursuit-of-homeland-tgfvjjr8c Iranian Kurds take up arms again in pursuit of homeland]</ref><ref>[http://www.jpost.com/Magazine/Joint-struggle-462014 Joint struggle]</ref><ref>[https://amp.diepresse.com/515369 PJAK-Rebellen: „Wir können überall im Iran zuschlagen“]</ref><ref>[https://www.stratfor.com/analysis/iranian-kurds-return-arms Iranian Kurds Return to Arms]</ref><br />
<br />
In der [[Türkei]] konnte die linke, pro-kurdische Partei [[Halkların Demokratik Partisi|HDP]], die sich als Partei aller [[Minderheit]]en versteht, als erste mehrheitlich kurdische Partei die [[Sperrklausel|Zehn-Prozent-Hürde]] bei den Parlamentswahlen im Jahre 2015 überwinden und ins Parlament einziehen. Daneben ist die im Untergrund operierende, verbotene [[Arbeiterpartei Kurdistans|PKK]] noch immer ein dominanter politischer Faktor.<ref>[http://www.nytimes.com/2016/05/29/magazine/behind-the-barricades-of-turkeys-hidden-war.html Behind the Barricades of Turkey’s Hidden War]</ref><br />
<br />
''Siehe auch:'' [[Liste kurdischer Organisationen|Kurdische Organisationen]]<br />
<br />
== Religion ==<br />
Die meisten Kurden sind sunnitische Muslime, deren Gläubige der [[Schāfiʿiten|schafiitischen Rechtsschule]] folgen. Ein großer Teil der Kurden sind sunnitische Muslime, deren Gläubige der [[Hanafiten|hanafitischen Rechtsschule]] folgen – sie leben bzw. haben ihre Herkunft, falls sie in der Diaspora leben, überwiegend in den türkischen Provinzen [[Aksaray (Provinz)|Aksaray]], [[Amasya (Provinz)|Amasya]], [[Ankara (Provinz)|Ankara]], [[Çankırı (Provinz)|Çankırı]], [[Çorum (Provinz)|Çorum]], [[Kırşehir (Provinz)|Kırşehir]], [[Konya (Provinz)|Konya]] und [[Yozgat (Provinz)|Yozgat]] (siehe [[zentralanatolische Kurden]]) sowie [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], [[Ardahan (Provinz)|Ardahan]], [[Bingöl (Provinz)|Bingöl]], [[Diyarbakır (Provinz)|Diyarbakır]], [[Elazığ (Provinz)|Elazığ]], [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], [[Kars (Provinz)|Kars]] und [[Şanlıurfa (Provinz)|Şanlıurfa]], darüber hinaus in den syrischen Distrikten [[Distrikt Afrin|Afrin]], [[Distrikt Ain al-Arab|Ain al-Arab]], [[Distrikt al-Bab|al-Bab]], [[Distrikt Dscharabulus|Dscharabulus]] und [[Distrikt Manbidsch|Manbidsch]]. Des Weiteren sind unter Kurden in geringem Maße sunnitische Muslime, die der [[Hanbaliten|hanbalitischen Rechtsschule]] folgen oder [[Madhhab|rechtsschulunabhängig]] sind, anzutreffen. Außerdem gibt es [[Sufismus|Sufis]] des [[Naqschbandīya]]-Ordens, vor allem in den türkischen Provinzen [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], [[Batman (Provinz)|Batman]], [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], [[Mardin (Provinz)|Mardin]], [[Şanlıurfa (Provinz)|Şanlıurfa]] und [[Şırnak (Provinz)|Şırnak]] sowie Sufis des [[Qādirīya]]-Ordens, vor allem in der irakischen Provinz [[Erbil (Gouvernement)|Erbil]]. Die etwa 3 bis 5 % kurdischen [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] leben ganz im Süden des kurdischen Verbreitungsgebiets in den Distrikten [[Baladruz]] und [[Chanaqin]] in der Provinz [[Diyala]] und im Distrikt [[Badra (Distrikt)|Badra]] in der Provinz [[Wasit]] sowie in den iranischen Provinzen [[Ilam (Provinz)|Ilam]], [[Kermānschāh (Provinz)|Kermānschāh]] und [[Lorestan]].<br />
<br />
Daneben bekennen sich viele Kurden zum [[Aleviten]]tum, insbesondere in den türkischen Provinzen [[Erzincan (Provinz)|Erzincan]] und [[Tunceli (Provinz)|Tunceli]] sowie in den Landkreisen [[Besni]] und [[Merkez]] in der Provinz [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], in den Landkreisen [[Adaklı]], [[Karlıova]], [[Kiğı]], [[Yayladere]] und<br />
[[Yedisu]] in der Provinz [[Bingöl (Provinz)|Bingöl]], in den Landkreisen [[Mecitözü]] und [[Ortaköy (Çorum)|Ortaköy]] in der Provinz [[Çorum (Provinz)|Çorum]], in den Landkreisen [[Karakoçan]] und [[Elazığ|Merkez]] in der Provinz [[Elazığ (Provinz)|Elazığ]], in den Landkreisen [[Aşkale]], [[Çat]], [[Hınıs]] und [[Tekman]] in der Provinz [[Erzurum (Provinz)|Erzurum]], in den Landkreisen [[Kelkit]] und [[Şiran]] in der Provinz [[Gümüşhane (Provinz)|Gümüşhane]], in den Landkreisen [[Afşin]], [[Elbistan]] und [[Pazarcık]] in der [[Kahramanmaraş (Provinz)|Kahramanmaraş]], im Landkreis [[Sarız]] in der Provinz [[Kayseri (Provinz)|Kayseri]], in den Landkreisen [[Akçadağ]], [[Arapgir]], [[Hekimhan]] und [[Arguvan]] in der Provinz [[Malatya (Provinz)|Malatya]], im Landkreis [[Varto]] in der Provinz [[Muş (Provinz)|Muş]] sowie in den Landkreisen [[Divriği]], [[Gürün]], [[Hafik]], [[İmranlı]], [[Kangal (Sivas)|Kangal]] und [[Zara (Sivas)|Zara]] in der Provinz [[Sivas (Provinz)|Sivas]].<br />
<br />
Weiterhin gibt es unter den Kurden [[Jesiden]], insbesondere in und um den Distrikt [[Sindschar|Şengal]] in der irakischen Provinz [[Ninawa]]. Darüber hinaus leben Jesiden in einigen Dörfern der Distrikte [[Sêmêl]] und [[Zaxo]] in der irakischen Provinz [[Dahuk (Gouvernement)|Dahuk]], in einigen Dörfern der syrischen Distrikte [[Distrikt Afrin|Afrin]], [[Amude]], [[al-Qahtaniyya (al-Hasaka)|al-Qahtaniyya]] und [[Raʾs al-ʿAin]], in einigen Dörfern der armenischen Provinzen [[Aragazotn]], [[Ararat (Provinz)|Ararat]], [[Armawir (Provinz)|Armawir]] und [[Kotajk]] sowie in einigen Dörfern der türkischen Landkreise [[Beşiri]], [[Midyat]], [[Nusaybin]] und [[Viranşehir]]. <br />
<br />
Außerdem sind [[Ahl-e Haqq|Yarsanis]], die hauptsächlich in den [[iran]]ischen Provinzen [[Kordestān]] und [[Kermānschāh (Provinz)|Kermānschāh]] leben, vorhanden. <br />
<br />
Des Weiteren gibt es einige wenige [[Zoroastrismus|Zoroastrier]], [[Christ]]en, [[Kurdische Juden|Juden]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<ref>H. Lehmann, F. Ala, S. Hedeyat, K. Montazemi, H. Karini Nejad, S. Lightman, A. C. Kopec, A. E. Mourant, P. Teesdale, D. Tills: ''The Hereditary Blood Factors of the Kurds of Iran. Philosophical Transactions of the Royal Society of London.'' Series B, Biological Sciences 266, No. 876, Biological studies of Yemenite and Kurdish Jews in Israel and Other Groups in Southwest Asia (Oct. 18, 1973), 196</ref><br />
<br />
Zu den heterodoxen [[Schia|schiitischen]] Sekten im Nordirak, die sich entweder als Kurden oder als eigenständige Ethnie betrachten, gehören die [[Schabak (Ethnie)|Schabak]], Bajwan (Bajalan)<ref>David Neil MacKenzie: ''Bā<u>dj</u>alān.'' In: ''[[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]]'', Band 1, 1960, S. 863.</ref> und Sarli<ref>[[Johannes Hendrik Kramers]]: ''Ṣārliyya.'' In: ''The Encyclopaedia of Islam. New Edition.'' Band 9, 1997, S. 64.</ref>.<br />
<br />
== Kultur ==<br />
=== Neujahrsfest ===<br />
{{Überarbeiten}}<br />
Am 21. März wird das altiranische [[Neujahr]]sfest [[Newroz]] gefeiert. Das Fest wurde in der Türkei auch staatlicherseits gefeiert, um einer Politisierung vorzubeugen. Es wird bei den Kurden nicht nur als ein Neujahrsfest angesehen. Es symbolisiert auch Gedanken an Aufstand gegen die jeweiligen Machthaber, die die kurdische Bevölkerung unterdrücken. Das Feuer dient als ein Zeichen für die Freiheit und ist in der kurdischen Mythologie ein wichtiges Element. Es hat bis heute an seiner Aktualität nichts verloren, da die Kurden in den meisten Gebieten immer noch nicht ihre kulturelle Freiheit erlangt haben.<br />
<br />
=== Frauenrechte ===<br />
In Teilen der kurdischen Bevölkerung wird das [[Frauenrechte|Recht der Frauen]] auf [[sexuelle Selbstbestimmung]] aus religiösen und kulturellen Gründen unterdrückt. Verstöße gegen dieses ungeschriebene Gesetz haben zu sogenannten [[Ehrenmord]]en durch die eigene Familie geführt. Dagegen kämpfen immer mehr kurdische Organisationen wie ''WADİ'' oder ''HAUKARI e.&nbsp;V.''<ref name="Haukari e.&nbsp;V.">{{Webarchiv |url=http://www.haukari.de/index.htm |text=Website des in Kurdistan-Irak tätigen Vereins HAUKARI e.&nbsp;V. |wayback=20070621004252}} (deutsch)</ref> und ''ICAHK''<ref name="ICHAK">Internationaler Frauenverein ICHAK: {{Webarchiv |url=http://www.stophonourkillings.com/index.php?name=News&catid=30 |text=''Stop honour killing'' |wayback=20120121152737 |archiv-bot=2019-04-24 08:27:25 InternetArchiveBot}} (englisch)</ref> an.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten des Nahen Ostens haben Frauen in der kurdischen Gesellschaft aber auch eine relativ positive Stellung. Vor allem in der Autonomen Region Kurdistan und in Rojava wird dies deutlich, wo Frauen auch im Militär<ref>[http://www.nytimes.com/2016/12/07/world/middleeast/turkey-kurds-womens-rights.html Crackdown in Turkey Threatens a Haven of Gender Equality Built by Kurds]</ref><ref>[http://qz.com/467159/these-female-kurdish-soldiers-wear-their-femininity-with-pride/ These female Kurdish soldiers wear their femininity with pride]</ref> mit sehr hohen Quoten gleichberechtigt alle Positionen ausüben.<ref>[http://diestandard.at/2000007923844/Syrische-Kurden-verkuenden-gleiche-Rechte-fuer-Frauen?ti=GPFiFjtpehyxhRu-5GejTpWj5re8d0RRvOz-RQkP0Dz7MkFnl8YvoKR8Pr62T3sV8vLOj-TLzfP4uGknn9km5K2azRtLutmPZ-BpmA63GGvQbx1_Mg-lqNhAMiv5LIQ_zCpn2tBOzPoVUXj0PcSJ8q22MK4. Syrische Kurden verkünden gleiche Rechte für Frauen], diestandard.at</ref><ref>[http://www.stern.de/news2/syrische-kurden-verkuenden-gleiche-rechte-fuer-frauen-3249230.html Syrische Kurden verkünden gleiche Rechte für Frauen], stern.de</ref><ref>[https://www.heise.de/tp/features/Kurden-erklaeren-Gleichberechtigung-der-Frauen-3368474.html Kurden erklären Gleichberechtigung der Frauen], heise.de</ref><ref>Al-Abali, Reem (2013). [http://www.deutsche-orient-stiftung.de/de/publikationen-de/studien/doc_download/1128-frauen-in-der-islamischen-welt Frauen in der Islamischen Welt]. Deutsches Orient Institut. p. 57.</ref><br />
{{Siehe auch|Frauenrechte in Kurdistan}}<br />
<br />
=== Kurdische Küche ===<br />
Zur [[Kurdische Küche|kurdischen Küche]] gehören verschiedene regionale Kochstile und kulinarische Spezialitäten. Sie basiert auf einer langen Tradition und ist von den angrenzenden Kulturen beeinflusst. Vor allem Fleisch-, Gemüse- und Reisgerichte dominieren die kurdische Küche.<br />
<br />
=== Malerei ===<br />
Vertreter der zeitgenössischen Malerei aus der Region sind u.&nbsp;a. [[Sardar Kestay]] und [[Baldin Ahmad]].<br />
<br />
=== Musik ===<br />
Charakteristisch für die [[kurdische Musik]] sind einfache Melodien mit einem Umfang von nur drei oder vier Tönen, strophische Lieder mit [[Refrain]]. Die meisten kurdischen Lieder sind episch, sie werden von [[Dengbêj]] (professionellen Barden) gesungen und handeln von Geschichten kurdischer Helden wie [[Saladin]], [[Scheich Said]] oder [[Seyit Rıza]]. Auch Liebeslieder, Tanzmusik ([[Gowend]]), Hochzeits- und andere Feierlieder, erotische Poesie und Arbeitslieder sind sehr beliebt. Musikinstrumente sind ''[[bilûr]]'' (Flöte), ''[[Davul|dahol]]'' (Trommel), ''[[Duduk|dûdûk]]'' (zylindrisches Doppelrohrblattinstrument), ''[[saz]]'' und ''[[Tanbur|tembûr]]'' (Langhalslauten), ''[[kemençe]]'' (Streichlaute) und ''[[zurna]]'' (konisches Doppelrohrblattinstrument).<br />
<br />
=== Film ===<br />
{{Hauptartikel|Kurdischer Film}}<br />
<br />
=== Literatur ===<br />
Es gibt eine reiche Volksliteratur in [[Kurdische Sprachen|kurdischer Sprache]]. Zu erwähnen wäre das [[Nationalepos]] ''[[Mem û Zîn]]'', das 1695 vom kurdischen Dichter [[Ehmedê Xanî]] geschrieben wurde. Der aus [[Mardin]] stammende Dichter [[Cigerxwîn]] (''Şêxmûs Hesen''), der von 1903 bis 1984 lebte, schrieb für Zeitschriften wie ''Hewar'' (dt.: Hilferuf). Er studierte ausführlich den [[Marxismus]]-[[Leninismus]] und hinterließ acht Gedichtsammlungen.<br />
<br />
1935 wurde der erste Roman der Neuzeit in kurdischer Sprache, ''Şivanê Kurd'' (dt.: ''Der kurdische Hirte''), von [[Ereb Şemo]] verfasst. Zeitgenössische Schriftsteller sind [[Helîm Yûsiv]], [[Haydar Işik]], [[Mehmed Uzun]], [[Mahmut Baksi]], [[Suzan Samanci]], [[Yusuf Yeşilöz]], [[Sükrü Gülmüs]], [[Rohat Alakom]], [[Taha Hamid]], [[Muhammed Hamo]] und [[Salim Barakat]].<br />
<br />
[[Hilmi Abbas]] schrieb in deutscher Sprache einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden nieder. Das Buch erschien im Jahre 2003 in München unter dem Titel ''Das ungeschriebene Buch der Kurden''. Es stellt die Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht dar und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes vom Osten in den Westen in das heutige Siedlungsgebiet.<br />
<br />
[[Tuncay Gary]] schreibt in deutscher Sprache Lyrik und Theaterstücke. Sein Buch ''Nicht ich bin der Fremde'' wurde 2011 veröffentlicht. 2016 ist sein Buch "Blauflügel Jägerliest" im Klak Verlag erschienen.<br />
<br />
Die Entwicklung der kurdischen Literatur blieb bis in die Gegenwart abhängig von den jeweiligen politischen Bedingungen, die charakterisiert waren durch von machtpolitischen Interessen geleitete Grenzziehungen, Fremdherrschaft und Unterdrückung. Die Entwicklung in den einzelnen Teilen Kurdistans verlief dabei unterschiedlich und hatte zur Folge, dass durch die dort gesprochenen verschiedenen Dialekte und die Verwendung unterschiedlicher Alphabete keine gemeinsame Literatur entstehen konnte.<br />
<br />
=== Tracht ===<br />
Zu den traditionellen [[Tracht (Kleidung)|Trachten]] der kurdischen Frauen gehören beispielsweise mit Edelsteinen geschmückte Kopfbedeckungen und mehrlagige prunkvolle Gewänder.<ref>Karl Schlamminger, [[Peter Lamborn Wilson]]: ''Weaver of Tales. Persian Picture Rugs / Persische Bildteppiche. Geknüpfte Mythen.'' Callwey, München 1980, ISBN 3-7667-0532-6, S. 166 f.</ref><br />
<br />
== Sport ==<br />
Die am häufigsten betriebene Sportart in der Autonomen Region Kurdistan ist [[Fußball]]. Laut kurdischer Presse wurde am 11. Januar 2006 der kurdische Fußballverband ''Kurdistan Football Association'' mit 24 Mannschaften aus verschiedenen Städten wie [[Erbil|Hewlêr]], [[Sulaimaniyya]] und [[Kirkuk]] gegründet. Als Nächstes wurde dann eine [[kurdische Fußballauswahl]] aufgestellt, die Mitglied des [[NF-Board]] ist. Im Jahr 2008 nahm die Mannschaft am [[Viva World Cup]] teil und erreichte den vierten Platz. 2009 (in [[Padanien]]) sowie 2010 (in [[Gozo]]) belegten die Kurden im Turnier je den zweiten Platz. Erst 2012, als der Viva World Cup in Kurdistan stattfand, kamen die Kurden erneut souverän bis ins Finale, wo sie auf die [[Türkische Republik Nordzypern]] trafen. Das Spiel endete 2:1 und Kurdistan wurde zum ersten Mal Weltmeister.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bawar Bammarny: ''The Legal Status of the Kurds in Iraq and Syria.'' In: Constitutionalism, Human Rights, and Islam After the Arab Spring. Oxford University Press 2016, ISBN 978-0-19-062764-5, S.&nbsp;475–495.<br />
* [[Helmuth Karl Bernhard von Moltke]]: ''Das Land und Volk der Kurden'' (1841). In: ''Gesammelte Schriften und Merkwürdigkeiten.'' Band 2. Berlin 1892.<br />
* Daniel G. Brinton: ''The Protohistoric Ethnography of Western Asia.'' In: ''Proceedings of the American Philosophical Society.'' Philadelphia 34.1895,147, 71–102. {{ISSN|0003-049X}}<br />
* G. R. Driver: ''The name Kurd and its philological connexions.'' In: ''Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland.'' Philadelphia 3, 1923, 393–403. {{ISSN|0003-049X}}<br />
* [[Heinz Gstrein]]: ''Volk ohne Anwalt. Die Kurdenfrage im Mittleren Osten.'' Laetare, Imba 1974, ISBN 978-3-85740-046-9.<br />
* Celalettin Kartal: ''Der Rechtsstatus der Kurden im Osmanischen Reich und in der modernen Türkei''. Kovac, Hamburg 2002, ISBN 3-8300-0599-7.<br />
* Karin Kren: ''Kurdologie, Kurdistan und Kurden in der deutschsprachigen Literatur. Kommentierte Bibliographie''. LIT-Verlag, Münster 2000, ISBN 3-8258-4642-3.<br />
* Martin Strohmeier, Lale Yalçin-Heckmann: ''Die Kurden. Geschichte, Politik, Kultur''. Beck, München 2003, ISBN 3-406-42129-6.<br />
* Albrecht Metzger: ''Zum Beispiel Kurden.'' Lamuv, Göttingen 1996, ISBN 3-88977-463-6.<br />
* Bülent Imrek: ''Zur Situation der kurdischen Stämme im Osmanischen Reich.'' GRIN, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-638-12359-6.<br />
* Günther Deschner: ''Die Kurden – Volk ohne Staat.'' Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2358-6.<br />
* Siegwart-Horst Günther: ''Die Kurden.'' Wilhelm Braumüller, Wien 2001, ISBN 3-7003-1351-9.<br />
* Günter Max Behrendt: '' [http://www.max-behrendt.de/texte/dissertation/titel-und-inhalt.html Nationalismus in Kurdistan.]'' Dt. Orient-Institut, Hamburg 1993, ISBN 3-89173-029-2.<br />
* Martin van Bruinessen: ''Agha, Scheich und Staat. Politik und Gesellschaft Kurdistans''. Edition Parabolis, Berlin 2003, ISBN 3-933279-16-X.<br />
* Lale Yalçin-Heckmann: ''Tribe and Kinship among the Kurds.'' Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-42702-6.<br />
* David McDowall: ''A Modern History of the Kurds.'' 3. Auflage. Tauris Books, London 2004, ISBN 1-85043-416-6.<br />
* Ferdinand Hennerbichler, Die Herkunft der Kurden, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-59327-1.<br />
* Dr. M. Funck: ''[https://www.faz.net/aktuell/politik/historisches-e-paper/historisches-e-paper-zum-ersten-weltkrieg-der-kurdistan-report-13467499.html?printPagedArticle=true#pageIndex_1 Der Kurdistan-Report] (Historisches E-Paper).'' In: ''[[Frankfurter Zeitung]]'', Frankfurt am Main 11. April 1915 ([http://dynamic.faz.net/red/2015/epaper/1915-04-11.pdf PDF-Datei; 3,4 MB])<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=Joachim Jakob<br />
|Titel=Ostsyrische Christen und Kurden im Osmanischen Reich des 19. und frühen 20. Jahrhunderts<br />
|Band=orientalia – patristica – oecumenica – vol. 7<br />
|Verlag=[[LIT Verlag]]<br />
|Ort=Münster<br />
|Datum=2014<br />
|ISBN=978-3-643-50616-0<br />
|Online={{Google Buch | BuchID = vNV8BAAAQBAJ | Seite = 217}}<br />
|Umfang=237}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Kurdish people|Kurden}}<br />
{{Portal|Kurdistan}}<br />
* [http://www.navend.de/ Website] des ''Zentrums für Kurdische Studien''<br />
* [http://www.britannica.com/topic/Kurd Artikel „Kurd“] in der ''[[Encyclopædia Britannica]]''<br />
* [http://encyclopedia2.tfd.com/Kurds Artikel „Kurds“] in der ''[[Columbia Encyclopedia]]''<br />
* [http://www.encyclopedia.com/topic/Kurds.aspx Artikel „Kurds“] in der ''Encyclopedia of World Cultures'' und anderen Online-Lexika<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Iranischsprachige Ethnie]]<br />
[[Kategorie:Ethnie im Irak]]<br />
[[Kategorie:Kurde|!]]<br />
[[Kategorie:Kurdistan]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=T%C3%BCrken&diff=201244186Türken2020-06-23T17:46:17Z<p>Xxedcxx: /* Religion */</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis|Weitere Bedeutungen zu ''Türken'', ''Türke'' und ''Türkin'' sind unter [[Türken (Begriffsklärung)]] aufgeführt.}}<br />
[[Datei:Türkische-Bevölkerung-nach-Provinzen.png|mini|Bevölkerungsanteil der Türken nach Provinzen verschiedener Länder]]<br />
Die '''Türken''' ({{TrS}} ''Türkler'') sind eine [[Ethnie]], deren Hauptsiedlungsgebiete in [[Anatolien]], [[Zypern]] und [[Südosteuropa]] liegen. In vielen Ländern der Welt existiert eine große [[türkische Diaspora]], überwiegend in europäischen Ländern und innerhalb dieser vor allem in [[Türkeistämmige in Deutschland|Deutschland]]. Der Großteil der Türken lebt in der seit Gründung 1923 durch [[Mustafa Kemal]] nach ihnen benannten Republik [[Türkei]], dem Nachfolger des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]], in der sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden.<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Die Volksbezeichnung ''Türk'' wird erstmals in chinesischen Chroniken des 6. Jahrhunderts als ''T'u-küe'' oder ''Tujue'' erwähnt und war der Name eines Clans innerhalb einer größeren nomadischen Stammeskonföderation, der die Eigenbezeichnung „Türk“ trug und deren Herkunft nicht eindeutig zu belegen ist.<ref>Carter Vaughn Findley, „The Turks in World History“, Oxford University Press, 2005, S. 39</ref> Mit dem Aufstieg der „Türk“ wurde der Name als politische Bezeichnung auf eine ganze Reihe anderer Nomaden und Völker übertragen, und schließlich, durch einen bis heute nicht vollständig nachvollzogenen Prozess, als generelle Bezeichnung für eine ganze [[Turksprachen|Sprach-]] und [[Turkvölker|Völkerfamilie]] übernommen – zuerst von muslimischen Gelehrten, später auch in Europa.<ref>[[Peter Benjamin Golden]]: Artikel ''Turks, Abschnitt I: History, Unterabschnitt 2: The tribal history of the Central Asian Turks.'', in [[Encyclopaedia of Islam]], Volume X, S. 689: ''The name Türk spread as a political designation during the period of Göktürk imperial hegemony to their subject Turkic and non-Turkic peoples. Subsequently, it was adopted as a generic ethnonym designating most if not all of the Turkic-speaking tribes in Central Asia by the Muslim peoples with whom they came into contact.''</ref> Daraus ist auch die Bezeichnung für die türkische Bevölkerung [[Anatolien]]s abgeleitet.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
{{lückenhaft|Aufkommen eines türkischen Nationalismus im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] des späten 19. Jahrhunderts und die [[Säkularisierung]] nach [[Atatürk]]}}<br />
Die heutigen Türken lassen sich in den sprachlichen und ethnischen Kontext der [[Turkvölker]] stellen. Das Siedlungsgebiet des ältesten unter dem Namen ''Türken'' bekannten Volkes befand sich im östlichen [[Zentralasien]], auf einem Gebiet, das sich vom [[Altai]]-Gebirge bis zum [[Tianschan]] im Westen und vom [[Baikalsee]] im Norden bis zum [[Altun]] im Süden erstreckte. Bereits in der ausgehenden [[Spätantike]] entstand dort ein erstes türkisches Reich, das der [[Göktürken]], die ab der Mitte des [[6. Jahrhundert]]s für etwa zwei Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Zentralasiens spielten. Hier nahmen später Migrationen ihren Anfang, die zur Gründung verschiedener Reiche wie die der [[Karachaniden]], [[Seldschuken]] oder [[Osmanisches Reich|Osmanen]] führten. Sie führten ferner turksprachige Gruppen in den [[Mittlerer Osten|Mittleren Osten]] und nach [[Anatolien]].<ref>[[Udo Steinbach]]: Geschichte der Türkei, S. 8 ({{Google Buch|BuchID=DMQZWvzG0TsC|Hervorhebung=steinbach udo|Linktext=Online}})</ref><ref name="Steinbach17">[[Udo Steinbach]]: ''Die Türkei im 20. Jahrhundert'', Bergisch Gladbach 1996, S. 17</ref><br />
<br />
=== Einwanderung nach Anatolien ===<br />
[[Datei:OttomanEmpireIn1683.png|miniatur|Das Osmanische Reich im Jahre 1683]]<br />
Der Aufstieg der Türken zu einer islamischen Großmacht begann bereits im 11. Jahrhundert, als die [[Großseldschuken]], ein Familienclan oghusischer Herkunft, ein riesiges Gebiet eroberten, das vom [[Mittelmeer]] bis nach [[Zentralasien]] reichte. Die Seldschuken ermöglichten mit der siegreichen [[Schlacht von Manzikert]] im Jahre 1071, in deren Folge die byzantinische Verwaltung und Verteidigung Kleinasiens zusammenbrach, die türkische Landnahme [[Anatolien]]s.<ref name="Steinbach22">Steinbach (1996), S. 22</ref><br />
<br />
Nach der Eroberung weiter Teile Anatoliens durch die türkischen Stammeskrieger unter der Führung von [[Suleiman ibn Kutalmiş]], einem seldschukischen Prinzen, machte sich dieser von den Großseldschuken unabhängig. Sowohl er als auch sein Sohn und Nachfolger [[Kılıç Arslan I.]] wurden bei Auseinandersetzungen mit den Großseldschuken getötet, was in Kleinasien zu verworrenen Zuständen führte. Im Gefolge der Kreuzzüge konnten die Byzantiner große Teile der Halbinsel zurückerobern. Die Abkömmlinge Kılıç Arslans konnten schließlich das von Suleiman begründete [[Sultanat der Rum-Seldschuken|Sultanat ''Rum'']] stabilisieren, sich gegen andere türkische Konkurrenten durchsetzen und auch die byzantinische Herrschaft wieder zurückdrängen. Das Sultanat von ''Rum'' stellte den ersten kulturellen und politischen Höhepunkt der Türkenherrschaft in Anatolien dar.<ref>Steinbach (1996), S. 23</ref> Nach der Niederlage in der [[Schlacht vom Köse Dağ]] (1243) geriet das Sultanat unter die Oberhoheit der Mongolen und löste sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts schließlich auf. Während der Osten des Reiches unter direkte mongolische Herrschaft fiel, machten sich im Westen kleine türkische Fürstentümer (→ [[Uc]]) unabhängig, die den Grenzkrieg gegen das byzantinische Reich fortsetzten und bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts die byzantinische Herrschaft in Kleinasien mit wenigen Ausnahmen beseitigten. Eines dieser Fürstentümer war das der Osmanen, die vor den Mongolen in das Land der Rum-Seldschuken geflüchtet waren. Diese Entwicklung und die politischen Ereignisse in Zentralasien (Niederlage der Seldschuken gegen die [[Kara-Kitai]], Eroberungen der [[Choresm-Schahs]] und der Eroberungszug der [[Mongolisches Reich|Mongolen]]) prägten die Einwanderung der Türken. Die Einwanderung der ogusischen Stämme, anderer türkischen Ethnien und mongolischer Elemente verlief wellenförmig von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis in das 15. Jahrhundert hinein. Diese Gemeinschaften waren stets polyethnisch und politischen Charakters. Ihre Mitglieder waren entweder in die Gemeinschaft hineingeboren worden oder hatten sich ihr angeschlossen. Schätzungsweise trafen bis zum 12. Jahrhundert 100.000 bis 300.000 „Türken“ in Anatolien ein und trafen dort auf zwei bis drei Millionen Alteingesessene. Vermutlich stellten diese im 13. Jahrhundert in Anatolien die relative und spätestens im 15. Jahrhundert die absolute Bevölkerungsmehrheit.<ref>[[Klaus Kreiser]]: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 5</ref> In einem Bericht über den Kreuzzug von [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]] im Jahre 1190 (''Historia Peregrinorum'') erscheint erstmals der Begriff „Türkei“ in abendländischen Quellen. Im 13. Jahrhundert wird er in vielen europäischen Quellen verwendet. Im Arabischen ist die Bezeichnung ''barr al-turkiyya'' (türkisches Land, Türkei) seit Anfang des 14. Jahrhunderts belegt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei''. Stuttgart 2003, S. 54</ref><br />
<br />
Auch wenn Einzelheiten umstritten sind, besteht doch unter den Autoren Einigkeit darüber, dass die religiöse, soziale und ethnische Umformung Kleinasiens in ein muslimisch und türkisch geprägtes Land mit großer Geschwindigkeit innerhalb weniger Jahrzehnte zunächst in Zentralanatolien und später auch in Westanatolien erfolgte. Christliche Bevölkerungen in nennenswertem Umfang konnten sich nur in den bereits vor den Seldschuken islamisch beherrschten Gebieten Ost- und Südostanatoliens halten, dazu in den Gebieten Zentralanatoliens (Kappadokien), die zum Kernland des anatolischen Reichs der Seldschuken wurden, und den Gebieten, die erst durch die Nachfolger der ersten beiden osmanischen Herrscher [[Osman I.]] und [[Orhan I.]] ab der Mitte des 14. Jahrhunderts erobert wurden. Dabei kam es auch zu vielfältigen religiösen und ethnischen Durchdringungen. Personen türkischer Herkunft machten im byzantinischen Militärdienst Karriere und stiegen (nach Konversion zum Christentum), wie die ''Axuchoi'', bis in den byzantinischen Hochadel auf.<ref> Winfried Hecht, ''Das Zeitalter der Komnenen'' in: Franz Georg Maier (Hsg.): ''Byzanz'' (Fischer Weltgeschichte Band 13), S. 234–301, S. 260, 270</ref> Umgekehrt finden sich unter den Vertrauten der ersten Osmanenherrscher Personen wie [[Köse Mihal]] und [[Ewrenos|Evrenoz Bey]], die bereits ausweislich ihrer Namen und auch der Überlieferung nach byzantinischer und christlicher Herkunft waren und die bereits vor ihrem Übertritt zum Islam Parteigänger der Osmanen waren. Zudem lebten bereits vor der osmanischen Eroberung Südosteuropas dort Angehörige turkvölkischer Herkunft, die teils enge, teils entferntere ethnische Verwandte der anatolischen Türken waren. Nach dem Übertritt zum Islam verschmolzen sie mit den osmanischen Eroberern; soweit sie Christen blieben, sehen einige Autoren in ihnen die Vorfahren der [[Gagausen]].<br />
<br />
Das Türkische setzte sich in der Folge rasch als Umgangssprache zwischen den einzelnen Bevölkerungsteilen durch. Das Persische war neben dem Arabischen die wichtigste Bildungs- und Literatursprache. Sämtliche Chroniken der Rumseldschuken wurden auf Persisch verfasst. Nach dem Untergang des Reichs der Rumseldschuken begann auch im offiziellen Gebrauch und in der Literatur das Türkische hervorzutreten. Als im Jahre 1277 der Herrscher der [[Karaman (Beylik)|Karaman Oğulları]] Mehmed Bey von Konya Besitz ergriffen hatte, gab er den Befehl, dass in der Staatskanzlei nur das Türkische gebraucht werden dürfe.<ref>[[Mehmet Fuat Köprülü|Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād]], Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''[[Enzyklopaedie des Islam]]'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1011</ref> Ab dem 13. Jahrhundert sind anatolische Literaturerzeugnisse in türkischer Sprache erhalten, ab dem Ende des 13. Jahrhunderts gewann das Türkische auch in staatlichen Urkunden an Bedeutung.<ref>Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād, Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''Enzyklopaedie des Islam'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1012</ref> Unter der christlichen Bevölkerung waren Syrisch-Aramäisch, Armenisch und Arabisch die wichtigsten Bildungssprachen. Das Arabische wurde im Osmanischen Reich in Kadiregistern, Stiftungsurkunden und Inschriften bis zum Ende des 16. Jahrhunderts durch das Osmanische ersetzt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2003, S. 51 ff.</ref><br />
<br />
Der Begriff ''Türk'' oder ''Türki'' als Volks- oder Sprachbezeichnung war trotz der verschiedentlich pejorativen Verwendungen in historischen und literarischen Texten des Osmanischen Reiches nicht auf nomadisierende oder bäuerliche Bevölkerungsgruppen beschränkt.<ref>Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 2</ref><br />
<br />
=== Das Osmanische Reich ===<br />
Auf die anatolischen Seldschuken folgten die türkischen Osmanen, die bald darauf große Teile Anatoliens unter ihre Herrschaft brachten und im Jahr 1453 [[Konstantinopel]] eroberten. Mit gewaltigen Kriegszügen eroberten die Osmanen ein Reich, das von [[Armenien]] bis nach [[Ungarn]], von der südrussischen Steppe bis nach Nordafrika reichte. Auch große Teile der arabischen Halbinsel und des Mittelmeerraums gehörten zum türkischen Imperium. Ungeachtet der am Hofe und im Militär und der Verwaltung herrschenden türkischen Sprache beruhte der osmanische Staat nicht auf einer ethnischen Grundlage, sondern war eine rein dynastische Herrschaft, die der Sultan vor allem mit den Angehörigen seines Haushalts (''kul'': rechtlich in etwa Sklaven und Freigelassene) ausübte. Die ethnische Zugehörigkeit zum Türkentum verschaffte keinen Zugang zu Macht und Reichtum, vielmehr rekrutierte sich die Schicht der leitenden Funktionäre im Wesentlichen aus zwangsverpflichteten islamisierten (siehe ''[[Knabenlese]]'') Angehörigen der nichtmuslimischen unterworfenen Völker. Nur von Außen, etwa von den Europäern, wurde der Staat als ''Türkisches Reich'', seine muslimischen Bewohner als ''Türken'' und sein Sultan als ''Großtürke'' bezeichnet. Vergleichbar bezeichneten die arabischen Muslime ihre nichtarabischen Glaubensgenossen in Anatolien und in Südosteuropa als ''Türken''. Ebenso hielten es die nichtmuslimischen Untertanen des Sultans. Erst in den Umbrüchen und Staatskrisen des 17. und 18. Jahrhunderts wurde das hergebrachte Rekrutierungssystem aufgegeben. Auch gebürtige Muslime konnten jetzt als ''kul'' in ein Verpflichtungsverhältnis zum Sultan treten, etwa ins [[Janitscharen]]korps eintreten, im Gegensatz zu den früher zwangsausgehobenen Angehörigen auch heiraten und ihren Status an ihre Nachkommen vererben. Am Ende der hierdurch angestoßenen, vielfach gebrochenen Entwicklung stand die Herausbildung des modernen türkischen Staates und der türkischen Nation.<br />
<br />
== Anzahl und Siedlungsgebiet ==<br />
[[Datei:Turkoj en Bulgario.png|mini|Anteil der Türken in Bulgarien laut der Volkszählung 2001 in den [[Liste der Bezirke in Bulgarien|Oblasten]]:<br /><small><span style="background-color:#FFDEAD">10 % und höher</span> <span style="background-color:#CDB79E">20 % und höher</span> <span style="background-color:#8B7D6B">50 % und höher</span></small>]]<br />
<br />
Zu den Türken rechnen sich weltweit rund 65 Millionen Menschen.<ref>Helmut König, Manfred Sicking: ''Gehört die Türkei zu Europa?'' Bielefeld 2005, S. 137</ref> Etwa 58 Millionen Türken<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/tu.html Central Intelligence Agency. The World Factbook: Turkey]</ref><ref>[http://countrystudies.us/turkey/27.htm Turkey: A Country Study]</ref> leben vor allem in der nach ihnen benannten Republik Türkei. Als [[Autochthones Volk|autochthone]] Minderheiten sind sie auch in [[Zypern]] (265.000<ref>[http://nufussayimi.devplan.org/population%20%20and%20housing%20%20census.pdf ''The press statement of Prime Minister Ferdi Sabit Soyer on the tentative results of 2006 population and housing census'', 5. Mai 2006] (PDF; 54&nbsp;kB)</ref>) und in Südosteuropa in [[Bulgarien]] (746.664<ref>[http://www.nsi.bg/Census/Ethnos.htm Zensus in Bulgarien am 1. März 2001]</ref>, vor allem in den Oblasten [[Oblast Kardschali|Kardschali]], [[Oblast Rasgrad|Rasgrad]], [[Oblast Schumen|Schumen]], [[Oblast Targowischte|Targowischte]] und [[Oblast Silistra|Silistra]]), [[Griechenland]] (157.000, vor allem in den Regionalbezirken [[Rodopi (Regionalbezirk)|Rodopi]] und [[Xanthi (Regionalbezirk)|Xanthi]]), [[Nordmazedonien]] (79.000, vor allem in [[Skopje]] und [[Gostivar]]), [[Rumänien]] (44.500<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ro.html Central Intelligence Agency]</ref>, vor allem im [[Kreis Constanța]]) und im [[Kosovo]] (22.500<ref>[http://www.ks-gov.net/esk/esk/pdf/english/general/kosovo_figures_05.pdf Kosovo in figures 2005]</ref>, vor allem in [[Prizren]] und [[Mamuša]]) beheimatet. Als klassische [[Einwanderung|Einwanderer]] oder [[Arbeitsmigration|Arbeitsemigranten]] und deren Abkömmlinge leben sie vorwiegend in vielen europäischen Ländern, dort überwiegend in Deutschland (2.196.000), in den [[Niederlande]]n (400.000<ref>{{Webarchiv|url=http://www.nisnews.nl/public/010307_2.htm |wayback=20090113011501 |text=Netherlands Info Services |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://www.dutchnews.nl/news/archives/2007/03/dutch_turks_swindled_afm_to_in.php Dutch News]</ref>), in [[Frankreich]] (224.000), aber z. B. auch in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] (171.818<ref>{{cite web |author=U.S. Census Bureau; American FactFinder |title=U.S. Census Tables |url=http://factfinder.census.gov/servlet/DTTable?_bm=y&-geo_id=D&-ds_name=D&-_lang=en&-redoLog=false&-mt_name=ACS_2002_EST_G2000_PCT026 |accessdate=2008-07-09}}</ref>) und in [[Australien]] (150.000<ref>[http://www.smh.com.au/news/World/Old-foes-new-friends/2005/04/22/1114152326767.html Sydney Morning Herald]</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.turkishembassy.org.au/assets/docs/National_day.pdf |wayback=20090225081535 |text=Turkish Embassy AU |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref>).<br />
<br />
== Religion ==<br />
Die überwiegende Mehrheit der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Hanafiten|hanafitischen Rechtsschule]] folgen. Ein kleiner Teil der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen]] oder [[Hanbaliten|hanbalitischen Rechtsschule]] folgen oder [[Madhhab|rechtsschulunabhängig]] sind. Des Weiteren gibt es [[Sufismus|Sufis]] des [[Halveti|Khalwatīya]]-, [[Mevlevi|Mawlawīya]]-, [[Naqschbandīya]]-, [[Qādirīya]]- und [[Rifāʿīya]]-Ordens. Außerdem sind unter Türken in geringem Maße [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]], die hauptsächlich in den Distrikten [[al-Muqdadiyya]], [[Chanaqin]] und [[Kifri]] in der irakischen Provinz [[Diyala]], in den Distrikten [[Daquq]], [[al-Hawidscha]] und [[Kirkuk]] in der Provinz [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]], im Distrikt [[Tal Afar]] in der Provinz [[Ninawa]], im Distrikt [[Tuz (Distrikt)|Tuz]] in der Provinz [[Salah ad-Din (Gouvernement)|Salah ad-Din]] sowie in der türkischen Provinz [[Çorum (Provinz)|Çorum]] leben, anzutreffen.<br />
<br />
Darüber hinaus bekennen sich viele Türken zum [[Aleviten]]tum, insbesondere in den türkischen Provinzen [[Amasya (Provinz)|Amasya]], [[Çorum (Provinz)|Çorum]], [[Erzincan (Provinz)|Erzincan]] und [[Tokat (Provinz)|Tokat]] sowie im Landkreis [[Adıyaman|Merkez]] in der Provinz [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], im Landkreis [[Çubuk (Ankara)|Çubuk]] in der türkischen Provinz [[Ankara (Provinz)|Ankara]], in den Landkreisen [[Damal]] und [[Hanak (Türkei)|Hanak]] in der Provinz [[Ardahan (Provinz)|Ardahan]], in den Landkreisen [[Edremit (Balıkesir)|Edremit]] und [[Balıkesir|Merkez]] in der Provinz [[Balıkesir (Provinz)|Balıkesir]], im Landkreis [[Şenkaya]] in der Provinz [[Erzurum (Provinz)|Erzurum]], in den Landkreisen [[Eskişehir|Merkez]] und [[Seyitgazi]] in der Provinz [[Eskişehir (Provinz)|Eskişehir]], im Landkreis [[Yavuzeli]] in der Provinz [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], im Landkreis [[Selim (Türkei)|Selim]] in der Provinz [[Kars (Provinz)|Kars]], in den Landkreisen [[Delice]] und [[Sulakyurt]] in der Provinz [[Kırıkkale (Provinz)|Kırıkkale]], im Landkreis [[Kofçaz]] in der Provinz [[Kırklareli (Provinz)|Kırklareli]], im Landkreis [[Kütahya|Merkez]] in der Provinz [[Kütahya (Provinz)|Kütahya]], in den Landkreisen [[Arguvan]], [[Doğanşehir]], [[Hekimhan]] und [[Kuluncak]] in der Provinz [[Malatya (Provinz)|Malatya]], im Landkreis [[Salihli]] in der Provinz [[Manisa (Provinz)|Manisa]], im Landkreis [[Hacıbektaş]] in der Provinz [[Nevşehir (Provinz)|Nevşehir]], im Landkreis [[Ladik (Samsun)|Ladik]] in der Provinz [[Samsun (Provinz)|Samsun]], in den Landkreisen [[Gürün]], [[Hafik]], [[Kangal (Sivas)|Kangal]], [[Sivas|Merkez]], [[Şarkışla]], [[Ulaş]], [[Yıldızeli]] und [[Zara (Sivas)|Zara]] in der Provinz [[Sivas (Provinz)|Sivas]], in den Landkreisen [[Akdağmadeni]], [[Aydıncık (Yozgat)|Aydıncık]], [[Çekerek]], [[Yozgat|Merkez]] und [[Sorgun]] in der Provinz [[Yozgat (Provinz)|Yozgat]] sowie in den Gemeinden [[Chaskowo]] und [[Mineralni bani]] in der bulgarischen Provinz [[Oblast Chaskowo]], in der Gemeinde [[Momtschilgrad]] in der [[Oblast Kardschali]], in den Gemeinden [[Kubrat (Stadt)|Kubrat]] und [[Isperich]] in der [[Oblast Rasgrad]], in der Gemeinde [[Dulowo]] in der [[Oblast Silistra]] und in der Gemeinde [[Kotel]] in der [[Oblast Sliwen]]. Die alevitischen Türken Bulgariens werden auch [[Alianen]] genannt. Gemäß dem Zensus von 2011 gab es 27.407 Aleviten und Schiiten in Bulgarien<ref name=2011census>{{cite web|title=Население по местоживеене, възраст и вероизповедание|url=http://censusresults.nsi.bg/Census/Reports/2/2/R10.aspx|publisher=National Statistical Institute of Bulgaria|archive-url=https://web.archive.org/web/20180303153448/http://censusresults.nsi.bg/Census/Reports/2/2/R10.aspx|archive-date=3 March 2018}}</ref>.<br />
<br />
Ferner gibt es einige wenige [[Bahaitum|Bahais]], [[Christ]]en, [[Türkische Juden|Juden]], [[Tengrismus|Neotengristen]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste türkischer Bevölkerungsanteile nach Staat]]<br />
* [[Balkantürken]]<br />
* [[Türken in Deutschland]]<br />
* [[Türken in Österreich]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bodo Guthmüller, Wilhelm Kühlmann: ''Europa und die Türken in der Renaissance.'' Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 978-3-484-36554-4.<br />
* Klaus Kreiser, Christoph K. Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei.'' 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010678-5.<br />
* [[Udo Steinbach]]: ''Geschichte der Türkei.'' 4., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-44743-3.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Turken}}<br />
[[Kategorie:Ethnie in Asien]]<br />
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]<br />
[[Kategorie:Turksprachige Ethnie| ]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kurden&diff=201244155Kurden2020-06-23T17:44:56Z<p>Xxedcxx: /* Religion */</p>
<hr />
<div>[[Datei:Xelke Kurdistanê.jpg|mini|hochkant=1.3|Porträts von Kurden:<br /><br />
'''1. Reihe:''' [[Saladin]], [[Ehmedê Xanî]], [[Scheich Said|Şêx Seîdê Pîran]], [[Şerefhan]]<br /><br />
'''2. Reihe:''' [[Simko Schikak]], [[Qazi Mohammed|Qazî Mihemed]], [[Mustafa Barzani|Mistefa Barzanî]], [[Mahmud Barzandschi|Mehmûd Berzincî]]<br /><br />
'''3. Reihe:''' [[Ibrahim Hananu]], [[Dschalal Talabani|Celal Talebanî]], [[Abdullah Öcalan]], [[Masud Barzani|Mesûd Barzanî]]<br /><br />
'''4. Reihe:''' [[Şivan Perwer]], [[Leyla Zana]], [[Salih Muslim]], [[Widad Akrawi]]|alt=Bekannte Kurden]]<br />
Die '''Kurden''' ({{kuS|کورد&lrm;|Kurd}}) sind Angehörige einer [[Vorderasien|westasiatischen]] [[Ethnie]], deren Hauptsiedlungsgebiet als [[Kurdistan]] bezeichnet wird. Sie bilden eine bedeutende [[Indigene Völker|autochthone]] ethnische Volksgruppe in der [[Türkei]], im [[Irak]], in [[Iran]] und [[Syrien]]. Die [[Kurdische Sprachen|kurdischen Sprachen]] gehören zu den [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]], und zwar zum nordwestlichen Zweig der [[Iranische Sprachen|iranischen Sprachen]].<br />
<br />
Die Zahl der Angehörigen des Volkes ist nicht genau bekannt, weil in den Staaten, in denen die meisten Kurden leben, Daten über ethnische Zugehörigkeiten nicht erhoben werden. Schätzungen allein für Kurdistan und angrenzende Gebiete bewegen sich um 35 Millionen Menschen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/ |titel=The World Factbook — Central Intelligence Agency |sprache=en |zitat=A rough estimate in this edition gives populations of 14.3 million in Turkey, 8.2 million in Iran, about 5.6 to 7.4 million in Iraq, and less than 2 million in Syria, which adds up to approximately 28–30 million Kurds in Kurdistan or in adjacent regions. The CIA estimates are as of August 2015 – Turkey: Kurdish 18 %, of 81.6 million; Iran: Kurd 10 %, of 81.82 million; Iraq: Kurdish 15–20 %, of 37.01 million, Syria: Kurds, Armenians, and other 9.7%, of 17.01 million. |abruf=2018-09-24}}</ref><!-- Belege für folgendes Zitat(?) fehlt: „The Kurdish Population by the Kurdish Institute of Paris, 2017 estimate. The Kurdish population is estimated at 15–20 million in Turkey, 10–12 million in Iran, 8–8.5 million in Iraq, 3–3.6 million in Syria, 1.2–1.5 million in the European diaspora, and 400k–500k in the former USSR - for a total of 36.4 million to 45. 6 million globally.“ --><br />
<br />
Seit den 2014 kulminierenden Spaltungstendenzen im [[Irak]] und wegen des langjährigen [[Bürgerkrieg in Syrien|Bürgerkriegs in Syrien]] verstärken sich die Bestrebungen zur Gründung eines eigenen [[Kurdische Staatsgründungsbestrebungen|kurdischen Staates]].<br />
<br />
== Siedlungsgebiet ==<br />
Der Name ''Kurdistan'' stammt aus der verwandten [[Persische Sprache|persischen Sprache]] und bedeutet „[[-stan|Land]] der Kurden“. Damit wurde eine Region des [[Perserreich|Persischen Reiches]] bezeichnet, die während der Herrschaft der späteren [[Seldschuken]] eine eigene Provinz stellte. Im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] des 19. Jahrhunderts entstand bei einer Verwaltungsreform eine Provinz mit dem Namen ''Kurdistan'', die jedoch schon bald aufgelöst wurde. Heute leben etwa 15–20 Millionen Kurden in dem [[Türkei|türkischen Teil]] [[Kurdistan]]s.<br />
[[Datei:Near East ancient map.jpg|mini|links|Die Provinzen ''[[Gordiene|Korduene]]'' und ''[[Sophene]]'']]Daneben gibt es noch andere größere Gebiete innerhalb der Staaten, die schon länger von Kurden bewohnt werden. In der [[Türkei]] ist es das Gebiet um [[Ankara]] und [[Konya]], in dem sich seit Generationen verstreute kurdische Siedlungen befinden. Die meisten Kurden wurden nach Aufständen hierhin vertrieben. Aufgrund hoher Arbeitslosigkeit, mangelnder Infrastruktur und Versorgung sowie des Krieges zwischen der türkischen Armee und der [[Partiya Karkerên Kurdistan|PKK]] in den kurdischen Gebieten siedelten viele Kurden nach [[Mersin]], [[Adana]], [[Istanbul]] und in die südostanatolischen Städte um, so dass diese Städte größere kurdische Gemeinden haben.<br />
<br />
Im [[Iran]] leben in den westlichen Provinzen etwa 11 Millionen Kurden. Aber auch in [[Chorasan]] gibt es kleinere kurdische Gemeinden. Im Jahr 1388 kamen nach Vertreibungen durch [[Timur]] viele Kurden hierher. 1587 und 1628 fanden Umsiedelungen durch den [[Safawiden]] [[Schah]] [[Abbas I. (Persien)|Abbas&nbsp;I.]] statt.<br />
<br />
Im Irak leben etwa 8 Millionen Kurden in der [[Autonome Region Kurdistan|Autonomen Region Kurdistan]]. Dort führt die Regionalregierung Kurdistan eigene, unabhängige Behörden unter der [[Flagge Kurdistans|kurdischen Flagge]].<br />
<br />
== Ethnogenese ==<br />
[[Datei:Kurdish languages map.svg|mini|296x296px|Kurdisches Siedlungsgebiet (zeigt verschiedene kurdische Dialekte)]]<br />
Zur Frage der [[Ethnogenese]] liegen verschiedene Thesen vor, wobei zu beachten ist, dass über diesen langen Zeitraum Völkervermischungen stattgefunden haben. Wie John Limbert betont, muss man zwischen dem Namen des Volkes und der Landschaft unterscheiden.<ref>John Limbert: ''[http://www.jstor.org/stable/4309997?seq=1#page_scan_tab_contents The origins and appearance of the Kurds in Pre-Islamic Iran].'' In: ''Iranian Studies.'' Band 1 (1968), Heft 2, S. 41–45, {{ISSN|0021-0862}}.</ref> Die antiken Namen sind von fremden Berichterstattern überliefert, die nicht immer mit den politischen und ethnischen Verhältnissen vertraut, oft auch nicht daran interessiert waren. Namen für Bevölkerungsgruppen und Landschaften wurden nicht genau unterschieden und oft von einer Gruppe auf eine andere übertragen.<ref>[[Josef Wiesehöfer]]: ''Bergvölker im antiken Nahen Osten. Fremdwahrnehmung und Eigeninteressen.'' In: Stephan Conermann, Geoffrey Haig (Hrsg.): ''Die Kurden. Studien zu ihrer Sprache, Geschichte und Kultur'' (Asien und Afrika. Beiträge des Zentrums für Asiatische und Afrikanische Studien der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]]; Band 8). EB-Verlag, Schenefeld 2004, S.&nbsp;11–26, hier S.&nbsp;17–22, ISBN 3-930826-82-8.</ref> Eine spätere Gruppe kann zudem auf einen älteren Namen zurückgreifen. Oft verwenden antike und mittelalterliche Historiker für neue Gruppen historische Namen, wie etwa im Fall der [[Skythen]] oder [[Perser (Volk)|Perser]].<ref name="Asatrian">Garnik Asatrian: ''[http://www.jstor.org/stable/4030845?seq=1#page_scan_tab_contents Die Ethnogenese der Kurden und frühe kurdisch-armenische Kontakte].'' In: ''Iran & the Caucasus.'' Band 5 (2001), S. 41–74, hier S. 57, {{ISSN|1609-8498}}.</ref> In jüngerer Zeit wurde die Abstammung der Kurden von verschiedenen antiken Völkern Kleinasiens erwogen:<br />
<br />
* [[Theodor Nöldeke]] identifizierte [[Strabon|Strabos]] [[Kyrtioi]] (Κύρτιοι, ''Geographika'' 11, 523, 727) und die Cyrtii des [[Livius]] (z.&nbsp;B. 42, 58, 13) als Vorformen des Namens Kurden.<ref>Theodor Nöldeke: ''Kardu und Kurden.'' In: ''Beiträge zur Alten Geschichte und Geographie. Festschrift für [[Heinrich Kiepert]]''. D. Reimer, Berlin 1898, S.&nbsp;78.</ref> Die Gleichsetzung der Kyrtoi mit den Kurden geht auf F. C. Andreas zurück.<ref name="Asatrian" /><br />
* Godfrey Rolles Driver hielt die [[Qarda]] südlich des [[Vansee]]s, die seit dem ersten Jahrtausend belegt sind, für mögliche Vorfahren der Kurden.<ref name="Driver" /><ref>[[François Thureau-Dangin]]: ''Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften''. Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1970 (unveränd. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1907; No. 22, § 2)</ref><br />
* Nach der Fachenzyklopädie [[Der Kleine Pauly]] sind die [[Karduchoi]] des [[Xenophon]] als die Vorfahren der Kurden anzusehen.<ref>Stichwort καρδυχοι</ref><ref name="Driver">Geoffrey R. Driver: ''The Dispersion of the Kurds in Ancient Times.'' In: ''Journal of the [[Royal Asiatic Society|Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland]]'', Band 4 (1921), S.&nbsp;563–572, John Bickers (Hrsg.): ''[http://www.gutenberg.org/etext/1170 Anabasis.]''</ref> Diese Ableitung wird von John Limbert aus linguistischen Gründen angezweifelt.<ref>John Limbert: ''The Origins and Appearance of the Kurds in Pre-Islamic Iran.'' In: ''Iranian Studies.'' Band 1 (1968), Heft 2, S. 41–51, hier S, S.&nbsp;44. {{ISSN|0021-0862}}</ref><br />
* [[Wladimir Fjodorowitsch Minorski]] hat einerseits die kurdische Sprache von der [[Medien (Land)|medischen]] hergeleitet<ref>Wladimir Minorsky: ''Les origines des kurdes.'' In: ''Actes du XX<sup>e</sup> Congrés international des orientalistes.'' Louvain 1940, S.&nbsp;143–152, „Kurds“ in ''[[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]]''.</ref>, verwies zum anderen aber auf die Gefahr, Sprache und biologische Abstammung zu verwechseln.<ref>Vladimir Minorsky: ''The Tribes of Western Iran.'' In: ''The Journal of the [[Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland]]'', Band 75 (1945), Heft 1/2, S. 78.</ref><br />
* Arshak Safrastian hält die Kurden für die direkten Nachkommen der [[Gutäer]] und [[Kassiten]].<ref>Arshak Safrastian: ''Kurds and Kurdistan.'' Harvill Press, London 1948.</ref> Auch William G. Elphinston berichtet, ohne Angabe von Quellen, dass die Kurden von „einigen Autoritäten“ von den [[Gutium|Guti]]&nbsp;– „Kardaka, Kurtie oder Guti“&nbsp;– am [[Vansee]] hergeleitet werden.<ref>William G. Elphinston: ''The Kurdish Question.'' In: ''International Affairs.'' Band 22 (1946), Heft 1, S. 91–103, hier S. 92. {{ISSN|0020-5850}}</ref><br />
* Ferdinand Hennerbichler postuliert eine ungebrochene Kontinuität der Kurden von den frühneolithischen Ackerbauern im [[Zāgros-Gebirge]] und Nordmesopotamien, wofür er ein reichhaltiges genetisches und historisch-ethnographisches Szenario entwirft.<br />
<br />
Eine Argumentation über bloße Namensähnlichkeit ist ohne genaue linguistische Kenntnisse nicht stichhaltig. Die ethnische Zusammensetzung der Zagrosländer änderte sich durch die Eingriffe mehrerer Großmächte ständig (vgl. die [[Assyrisches Reich|assyrische]] [[Deportation]]spolitik). Politische Großgruppen konnten ihre Identität auf Sprache, Religion und eine gemeinsame Geschichte gründen. Bereits [[Wilhelm Gesenius]] versuchte die [[Chaldäer]] (Chardim) mit den Kurden (Kard) in Verbindung zu bringen.<ref>Wilhelm Gesenius: ''Thesaurus philologicus criticus linguae hebraeae et chaldaeae Veteris Testamenti''. Biblio-Verlag, Osnabrück 1977 (3 Bde., unveränd. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1935).</ref> Auch [[Friedrich von Hellwald|von Hellwald]] setzt kommentarlos Chaldäer und Kurden gleich.<ref>Friedrich von Hellwald: ''Culturgeschichte in ihrer natürlichen Entwicklung bis zur Gegenwart.'' Lampart & Companie, Augsburg 1875, S.&nbsp;137.</ref> Nach [[William Kennett Loftus]] rühmte sich der kurdische Stamm der [[Kaldani]], von den Chaldäern abzustammen.<ref>William K. Loftus: ''Travels in Chaldea and Susiana.'' Robert Carter & Brothers, New York 1857.</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Mittelalter ===<br />
Im 7. Jahrhundert n. Chr. eroberten die Armeen des [[Kalifat|Kalifen]] [[Umar ibn al-Chattab]] die kurdischen Gebiete, sodass die Kurden zum [[Islam]] konvertierten. Zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert unter islamischer Herrschaft gründeten Kurden mehrere Dynastien, wie die der [[Marwaniden]], der [[Rawadiden]], der [[Hasanwayhiden]], der [[Schaddadiden]] und der [[Ayyubiden]]. Die Marwaniden lebten im nördlichen und westlichen Kurdistan mit Wintersitz in [[Diyarbakır]] und Sommerresidenz in Farqin ([[Silvan (Diyarbakır)|Silvan]]), die Rawadiden in [[Aserbaidschan]], das in der Zeit überwiegend kurdisch besiedelt war, mit der Hauptstadt [[Täbris]], die Hasanwayhiden im Osten Kurdistans, also nordöstlich von [[Kermānschāh]] und die Schaddadiden außerhalb Kurdistans in [[Transkaukasien]], auf dem Gebiet des heutigen [[Armenien]] und Aserbaidschan. In den Jahren von 1750 bis 1789 herrschte [[Karim Khan]], dem einige einen kurdischen Ursprung zuschreiben, über den ganzen Iran. Diese [[Zand-Dynastie]] endete aber schon 1794. Andere kurdische Dynastien waren die [[Hazaraspiden]] (reg. 1148–1424) und die [[Annaziden]] (reg. 991 bis spätes 12. Jh.).<br />
<br />
Im 12. Jahrhundert gründete [[Saladin]], der zu Rawendis Zweig des Hadabani[[Eşiret|stammes]] gehörte, die [[Ayyubiden]]-Dynastie von [[Syrien]]. Dieses Reich erstreckte sich über Teile [[Kurdistan]]s, [[Ägypten]]s und des [[Jemen]]. Das Ayyubidische Reich war aber keinesfalls ein kurdisches Reich, viele seiner Bewohner waren vielmehr Araber oder gehörten anderen Völkern an. Es war am ehesten ein islamisches Reich, denn die Bewohner bezeichneten sich als Muslime und nicht als Araber oder Kurden.<br />
<br />
Einen großen Wendepunkt in der kurdischen Geschichte stellte 1514 die [[Schlacht bei Tschaldiran]] zwischen [[Osmanisches Reich|Osmanen]] und [[Safawiden]] dar, bei der sich die mehrheitlich [[Sunniten|sunnitischen]] Kurden mit den Osmanen verbündeten. Die Osmanen sicherten sich die Unterstützung der kurdischen Lokalfürsten, indem sie ihnen die Umwandlung ihrer Besitztümer in erbliche Fürstentümer anboten. Diese kurdischen Herrschaften (Kürt Hükümetleri) mussten keinen Tribut zahlen und keine Soldaten für die osmanische Zentralregierung stellen. Daneben gab es noch die kurdischen [[Sandschak (Osmanisches Reich)|Sandschak]], deren Gouverneure per Erbe bestimmt wurden, aber trotzdem wie alle Sandschaks Steuern zahlten und Soldaten bereitstellten. Im Osmanischen Reich war das nicht üblich. Normalerweise wurden Ländereien nur auf Lebenszeit an kriegsverdiente Soldaten verteilt ''([[Tımar|Timar-System]])''.<br />
<br />
[[Schah]] [[Ismail I. (Schah)|Ismail I.]] unterlag [[Sultan]] [[Selim I.]] Danach kam fast ganz Ostanatolien unter osmanische Herrschaft. Auf seinem Zug nach Ostanatolien ließ der Sultan bei [[Sivas]] an die 40.000 [[Aleviten]] hinrichten, um Kollaboration mit den Safawiden zu unterbinden. 1596 verfasste [[Şerefhan]] [[Fürst]] von [[Bitlis]] das Geschichtswerk [[Scherefname]] (Prachtschrift) mit dem ersten vollständigen Überblick über die kurdische Geschichte. Darin wird von den Geschehnissen in den kurdischen Fürstentümern bis zum Ende des 16. Jahrhunderts erzählt.<br />
[[Datei:Diyarbekir shepherd, Mardin Kurd, Aljazeera Kurd, 1873.jpg|mini|Traditionelle kurdische Kleidung: rechts sieht man eine Bekleidung aus Mesopotamien, in der Mitte aus Mardin und links eine Hirtenkleidung aus Diyarbakır<br /><small>Die Fotografie stammt aus dem Jahre 1873 und wurde von dem osmanischen Hoffotografen [[Pascal Sébah]] gemacht. Sie wurde in der [[Weltausstellung 1873]] in Wien ausgestellt</small>]]<br />
Bedeutende kurdische Fürstentümer im osmanischen Reich waren die [[Baban]] mit Sitz in [[Silemani]], das [[Soran (Fürstentum)|Soran]]-Fürstentum, die Schembo in [[Hakkâri (Fürstentum)|Hakkâri]], [[Badinan]] mit Sitz in [[Amediye]], die Azizan in [[Botan]] und das [[Bitlis (Fürstentum)|Fürstentum von Bitlis]]. Im persischen Reich war das bedeutendste das der [[Ardalan]].<br />
<br />
=== 20. Jahrhundert ===<br />
[[Datei:Kurdish-inhabited area by CIA (1992).jpg|mini|hochkant=2|Von Kurden bewohnte Gebiete (1992)]]<br />
Durch den [[Vertrag von Lausanne]] wurde Kurdistan durch die Alliierten und die Türkei bei der Auflösung des osmanischen Reiches auf die vier Staaten Iran, Irak, Türkei und Syrien aufgeteilt. Der größte Teil fiel an die Türkei. Auf diese Weise wurden mehr als die Hälfte der Kurden Staatsbürger der neuen türkischen Republik.<br />
<br />
==== Türkei ====<br />
Bis zur Zeit des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wurde das kurdische Bewusstsein einerseits durch die Stammeszugehörigkeit geprägt, andererseits durch den [[Sunniten|sunnitischen]] [[Islam]]. Unter dem Einfluss europäischer Ideen entwickelten sie dann ein eigenes [[Nationalgefühl]]. Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches gegen die Alliierten wurde den Kurden im [[Vertrag von Sèvres (Osmanisches Reich)|Vertrag von Sèvres]] eine autonome Region in Aussicht gestellt.<br />
<br />
Gegen die Bestimmungen und territorialen Verluste auf dem Gebiet der heutigen [[Türkei]] kam Widerstand auf. Im [[Türkischer Befreiungskrieg|türkischen Unabhängigkeits- und Befreiungskrieg]] kämpften die Kurden an der Seite der [[Türken]] gegen die Besatzungsmächte. Nach dem Sieg konnte die Türkei am 24. Juli 1923 im [[Vertrag von Lausanne]] die Bestimmungen aus dem [[Vertrag von Sèvres (Osmanisches Reich)|Vertrag von Sèvres]] revidieren. Auf der Grundlage des Lausanner Vertrages erkannte die am 29. Oktober 1923 von [[Mustafa Kemal Atatürk]] ausgerufene Republik Türkei die Kurden nicht als ethnische Minderheit an. Eine Reihe von Aufständen, wie der [[Koçgiri-Aufstand]] von 1920, der [[Scheich-Said-Aufstand]] unter Führung von [[Scheich Said]] 1925, der [[Ararat-Aufstand]] 1926–1930 und der [[Dersim-Aufstand]] 1938 wurden von der [[Türkische Streitkräfte|türkischen Armee]] niedergeschlagen.<br />
<br />
In der Türkei war der Gebrauch der [[Kurdische Sprache|kurdischen Sprache]] bis vor einigen Jahren verboten. So hieß es im dritten Abschnitt und Artikel 42 der Verfassung von 1982, die größtenteils heute noch gültig ist: ''Außer Türkisch kann keine andere Sprache als Erziehungs- und Bildungssprache den türkischen Staatsbürgern als Muttersprache gelehrt werden''. Kurdischsprachige Medien waren bis 1991 verboten. In Art.&nbsp;2 des Gesetzes Nr.&nbsp;2932<ref>Gesetz Nr.&nbsp;2932 vom 19.&nbsp;Oktober 1983 über Veröffentlichungen in anderen Sprachen als dem Türkischen, [[Resmî Gazete|RG]] Nr.&nbsp;18199 vom 22.&nbsp;Oktober 1983.</ref> hieß es dazu: ''Die Darlegung, Verbreitung und Veröffentlichung von Gedankengut in einer anderen Sprache als der ersten Amtssprache der von der Türkei anerkannten Staaten ist verboten.'' Türkisch wurde gesetzlich als Muttersprache aller türkischen Staatsbürger festgelegt.<ref>Art.&nbsp;3 des Gesetzes Nr.&nbsp;2932: „Die Muttersprache der türkischen Staatsbürger ist Türkisch.[...] Jegliche Art von Aktivitäten hinsichtlich der Benutzung und der Verbreitung einer anderen Muttersprache außer Türkisch ist verboten.“</ref> Der Strafrahmen bei Verstößen gegen dieses Gesetz betrug laut Art.&nbsp;4 sechs Monate bis zwei Jahre Haft.<br />
<br />
Nach dem Beginn des bewaffneten Kampfes der PKK 1984 gegen den Staat verschlechterte sich die Situation der Kurden im Südosten der Türkei. Über ein Jahrzehnt galt in den betroffenen Provinzen der [[Ausnahmezustand]]. Der Krieg dauerte bis 1999, als [[Abdullah Öcalan]] verhaftet wurde. Während der Konflikte kamen geschätzte 35.000 Menschen ums Leben. Im Zuge der Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der [[Europäische Union|Europäischen Union]] wurden die Rechte der Minderheiten in der Türkei verbessert. Im Jahr 2013 setzte zwischen der PKK und der türkischen Regierung ein Friedensprozess ein. Aber mit dem Ausweiten des sogenannten Islamischen Staates südlich der türkischen Grenze veränderte sich die Situation. Vollends kippte das Verhältnis nach dem Juli 2015: In der türkischen Stadt [[Suruç]] gab es einen verheerenden [[Anschlag in Suruç 2015|Bombenanschlag]]. Als „Rache“ folgten Anschläge der PKK auf türkische Polizisten. Ende des Jahres 2015 versuchte die EU die Türkei als Puffer für die Migrationsbewegung nach Europa zu gewinnen. Die türkische Regierung sieht daher freie Hand in ihrem Vorgehen gegen kurdische [[Separatisten]]bewegungen.<ref>[http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4895786/Kurdenkonflikt_Ostturkei-im-Sumpf-der-Gewalt? diepresse.com]</ref><ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/tuerkei/forderung-an-die-regierung-kurden-in-der-tuerkei-wollen-selbstverwaltung-13986772.html? faz.net]</ref><br />
<br />
{{Siehe auch|Kurden in der Türkei}}<br />
<br />
==== Iran ====<br />
===== Republik Mahabad =====<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es immer wieder Aufstände, die durch [[Simko Schikak|Simko Aga]] angeführt wurden. Dieser wurde dann 1930 aus einem Hinterhalt heraus erschossen. Am 22. Januar 1946 wurde nach der [[Anglo-Sowjetische Invasion des Iran|anglo-sowjetischen Invasion des Iran]] unter der Schirmherrschaft der Sowjetunion in [[Mahabad]] die [[Republik Mahabad]] gegründet. Nach Bildung einer Regierung, eines Parlaments und erfolglosen Verhandlungen zwischen der iranischen Regierung und den Kurden unter Beteiligung Großbritanniens marschierten iranische Truppen ein und setzten der Republik ein Ende. Alle Minister, bis auf einen, wurden am 30. März 1947 in Mahabad gehängt.<br />
<br />
Die Mokryan-Region umfasst die beiden Städte [[Piranshahr]] und Mahabad.<ref>[http://folklore.125sites.com/university-project-targets-compilation-of-kurdish-folklore/ folklore.125sites.com]</ref><br />
<br />
===== Bis zur Iranischen Revolution =====<br />
Bis zur [[Islamische Revolution|iranischen Revolution]] 1979, die auch von Kurden unterstützt wurde, herrschte Friedhofsruhe unter den Pahlavi-Schahs in den kurdischen Gebieten.<br />
<br />
===== Chomeini =====<br />
[[Datei:Ahmad Moftizadeh, Mahmoud Taleghani, Mohammed Beheschti, AliAkbar Rafsandschani.jpg|mini|Kurdische Autonomieverhandlungen Teheraner Abgesandten: [[Ahmad Moftizadeh]], [[Mahmoud Taleghani]], [[Mohammad Beheschti]], [[Akbar Hāschemi Rafsandschāni|Ali-Akbar Haschemi Rafsandschani]].]]<br />
Nach der Revolution von 1979, in der zuerst den Kurden umfangreiche Zusagen gemacht worden waren, überwarfen sich die Kurden mit [[Ruhollah Chomeini|Chomeini]], der ihnen in der Verfassung keine Autonomie zusicherte. Laut der neuen Regierung gebe es keine ethnischen Gruppen, sondern nur die islamische Glaubensgemeinschaft. Im August 1979 bombardierte die [[iranische Armee]] kurdische Städte und Dörfer, wobei viele Zivilisten ums Leben kamen. Laut eigenen Angaben war der spätere Botschafter in Berlin, [[Ali Reza Sheikh Attar]], Gouverneur (Persisch: ostāndār) in der iranischen Provinz [[Kordestān]] und in [[West-Aserbaidschan]], beraten vom späteren Präsidenten [[Mahmud Ahmadinedschad]].<ref name="gso">Online-Nachrichtenagentur GlobalSecurity.org [http://www.globalsecurity.org/military/world/iran/ahmadinejad-bio.htm Mahmoud Ahmadinejad Biography]</ref> Im Juli 2005 brach nach der Tötung des Kurden [[Schuaneh Ghaderi]] in der Stadt [[Mahabad]] ein Aufstand gegen die iranische Regierung aus. Dieser breitete sich auf etwa zehn kurdische Städte aus. Dabei kamen etwa 20 Menschen ums Leben. Die iranische Regierung bezeichnete die Aufständischen als [[Hooligan]]s und verlegte 100.000 Soldaten in die kurdischen Gebiete.<br />
<br />
===== Enklave Chorasan =====<br />
In [[Chorasan]] leben zerstreut etwa 1 bis 1,5 Millionen Kurden. Diese wurden im 16. Jahrhundert von den [[Safawiden]] gegen die usbekischen Raubüberfälle in Chorasan angesiedelt. Es handelt sich vorwiegend um schiitische Kurden, die früher in [[Kurdistan#Nordkurdistan im Osmanischen Reich|Nordkurdistan]] und [[Aserbaidschan]] lebten.<ref>[http://cskk.org/en/index.php Website der Chorasani-Kurden]</ref><br />
<br />
==== Irak (Autonome Region Kurdistan) ====<br />
{{Hauptartikel|Autonome Region Kurdistan}}<br />
Zu einer begrenzten Selbstverwaltung und Beteiligung an der Regierung kam es im Irak 1970 bis 1974. Zwischen 1988 und 1989 befahl [[Saddam Hussein]] der Armee die [[Anfal-Operation]], bei der nach kurdischen Angaben bis zu 180.000 Kurden ermordet und ungefähr 4.000 kurdische Dörfer zerstört wurden.<ref>Nach kurdischen Angaben 180.000 oder 182.000 getötete Kurden, während von der damaligen irakischen Regierung maximal 100.000 Opfer eingeräumt wurden. Vgl. Azad Salih: [https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/346/00_Salih-neu.pdf?sequence=1 ''Freies Kurdistan. Die Schutzzone der Kurden in Irakisch-Kurdistan.''] (Dissertartion) Freie Universität Berlin, 2004, [https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/346/02_kap1.pdf?sequence=3&isAllowed=y S. 52.]</ref> Nach dem [[Zweiter Golfkrieg|zweiten Golfkrieg]] 1991 verfügte die [[Vereinte Nationen|UNO]] im Irak eine Schutzzone nördlich des 36. Breitengrades. Im [[Dritter Golfkrieg|dritten Golfkrieg]] 2003 beteiligten sich kurdische Kräfte auf Seiten der [[USA]] an der Eroberung nordirakischer Städte. Seitdem genießen die irakischen Kurden einen besonderen Status als Verbündete der USA. Das Ziel der irakischen Kurden, mehr Autonomie und Einfluss zu bekommen, wird vor allem von der [[Türkei]] missbilligt, da man einen entsprechenden Einfluss auf die Kurden in der Türkei befürchtet.<br />
<br />
Politische Autonomie genießen seit mehr als einem Jahrzehnt weltweit allein die irakischen Kurden. Auch die neue irakische Verfassung gewährt den Kurden im Norden des Landes umfangreiche Selbstbestimmungsrechte.<br />
<br />
Trotz Protesten seitens der Türkei konnten die Kurden im [[Irak]] ihren Einfluss ausweiten und erreichten bei der Wahl am 30. Januar 2005 75 Sitze im Parlament und stellen mit [[Dschalal Talabani]] den ersten kurdischen Staatspräsidenten. Über die Angliederung von Gebieten an die kurdische autonome Region wird zäh verhandelt. Dabei ist [[Kirkuk]] der brisanteste Aspekt. Dort konnte eine Allianz der kurdischen Parteien die Mehrheit der Sitze im Stadtrat erringen. Die Wahlen in Kirkuk wurden von den meisten [[Turkmenen (Irak)|Turkmenen]] und [[Araber]]n boykottiert, da die Kurden angeblich viel mehr Rückkehrer in die Stadt ließen, als [[Saddam Hussein]] damals vertrieben haben soll.<br />
<br />
Im Februar 2008 startete die [[Türkische Streitkräfte|türkische Armee]] die 25. Bodenoffensive seit 1983 in den Nordirak, an der schätzungsweise 10.000 Soldaten beteiligt waren. Bei den Zusammenstößen mit der PKK kam es zu heftigen Widerständen. Nach Angaben der Türkei wurde das Nachbarland als Rückzugsgebiet für Extremisten genutzt. Die PKK, die unter anderem auch seitens der EU als Terrororganisation eingestuft wird, steuerte von Nordirak aus Angriffe und Anschläge in der Türkei. Dabei starben immer wieder türkische Soldaten, Polizisten, kurdische Dorfschützer und Unbeteiligte. Der damalige Staatssekretär im Außenministerium der USA, [[Matthew Bryza]], bewertete den Einmarsch mit den Worten „Dieser Angriff ist nicht die beste Nachricht“.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,537153,00.html PKK berichtet von heftigen Gefechten mit türkischen Truppen], spiegel.de</ref><br />
<br />
==== Syrien ====<br />
Die [[Grenze zwischen Syrien und der Türkei]] wurde durch den Verlauf der [[Bagdadbahn]]linie festgelegt. Dadurch gab es in Syrien drei kurdische [[Enklave]]n, nämlich Cizire, [[Kurd Dagh]] und [[Ain al-Arab]]. Diese Enklaven sind Hunderte Kilometer voneinander getrennt, was die Kommunikation unter den Kurden erschwerte. Im französischen [[Völkerbundmandat für Syrien und Libanon|Völkerbundmandat]] (1920–1946) konnten die Kurden einen Rundfunksender betreiben und Zeitschriften wie ''Hewar'' (Hilferuf) veröffentlichen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.jemalnebez.com/sitebuildercontent/sitebuilderfiles/dieschriftsprachederkurden.pdf |text=Jemal Nebez: Die Schriftsprache der Kurden |wayback=20130525183134}} Seite 17 ff.</ref> Viele wichtige Kurden sind von der Türkei nach Syrien geflohen, wo sie ihre politischen Arbeiten fortsetzen. So hatte [[Xoybûn]] ihren Sitz jahrelang in [[Damaskus]]. Nachdem Syrien ein souveräner Staat geworden war, wurden die Rechte der Kurden schrittweise beschnitten. Schließlich wurden Kurden aus dem öffentlichen Dienst ausgeschlossen, verhaftet und die kurdischen Ortsnamen verändert. Nach dem ersten Krieg gegen [[Israel]] putschten die Offiziere, und es folgten Jahre sozialer Unruhen. Am 23. August 1962 wurde in den kurdischen Gebieten eine außerordentliche Volkszählung durchgeführt. Dabei wurden 120.000 Kurden als Flüchtlinge deklariert und ihrer syrischen Staatsbürgerrechte beraubt. Im März 1963 übernahm die [[Baath-Partei (Syrien)|Baath]]-Partei die Herrschaft und 1971 wurde [[Hafiz al-Assad]] Präsident. Er blieb es bis zu seinem Tod am 10. Juni 2000. Unter Assad wurde die Politik des „[[Arabischer Gürtel|Arabischen Gürtels“]] durchgesetzt. Er gewährte der [[PKK]] nach dem Militärputsch in der Türkei von 1980 Zuflucht. In der Bekaa-Ebene im [[Libanon]] konnte die PKK ihre Leute ausbilden und bewaffnen. Der Sturz von Saddam Hussein und der Baath-Regierung mit Hilfe der Kurden im Irak polarisierte auch Syrien. Die Baath-Regierung unter [[Baschar al-Assad]] nutzte 2004 ein [[Unruhen in Qamischli 2004|Fußballspiel als Provokation und Gelegenheit]], um hunderte Kurden zu verhaften und die Parteien der Kurden zu verbieten. Heute haben immer noch rund 200.000 Kurden ihren Pass nicht zurück. Syrien begann erst im Jahre 2011 diese Ausbürgerung teilweise rückgängig zu machen. Im Zuge des syrischen Bürgerkrieges gründeten die Kurden 2013 in einigen Siedlungsgebieten drei Kantone, die gemeinhin unter [[Rojava]] bekannt geworden sind.<br />
<br />
{{Siehe auch|Kurden in Syrien}}<br />
<br />
=== Rotes Kurdistan ===<br />
In der ehemaligen [[UdSSR]] gab es in dem Zeitraum von 1923 bis 1929 eine autonome kurdische Region, die ''Kurdistana Sor'' ([[Rotes Kurdistan]]) genannt wurde. Die Region wurde am 23. Mai 1923 ausgerufen. Sie lag im heutigen [[Aserbaidschan]] und ihre Hauptstadt war [[Laçın (Stadt)|Laçın]]. Andere Städte waren Kelbecar, Kubatliski und Cebrail. Der erste [[Ministerpräsident]] war Gussi Gaciyev. Die Region lag ziemlich genau im heutigen [[Latschin-Korridor]] zwischen [[Armenien]] und der Exklave [[Berg-Karabach]]. Unter [[Stalin]] wurde diese Region aufgelöst. Ein Versuch, sie 1992 nach dem [[Zerfall der Sowjetunion]] mit der Ausrufung der [[Kurdische Republik Latschin|Kurdischen Republik Latschin]] wieder zu gründen, scheiterte. Der [[Bergkarabachkonflikt|Krieg 1994 zwischen Armenien und Aserbaidschan]] vertrieb die meisten Kurden aus diesem Gebiet.<br />
<br />
=== Libanon ===<br />
[[Îsmet Şerîf Wanlî]] schrieb, dass im Libanon seit Jahrhunderten Kurden gelebt haben und nennt vier kurdische [[Eşiret]]s, nämlich den Clan der ''Banu Sayfa'' nördlich von [[Tripoli (Libanon)|Tripoli]] und der Festung [[Krak des Chevaliers|Krac]], die ''Ras Nahasch'', die seit dem 16. Jahrhundert bei Tripoli leben, die Amadischen Scheichs, die aus [[Amadiya]] im 17. Jahrhundert in den Libanon kamen und die ''Can Polad'', die ursprünglich aus [[Hakkâri (Provinz)|Hakkâri]] kamen. Heute heißen sie ''Dschumblatt''. Ein bekannter Vertreter der Dschumblatt ist der Führer der [[Drusen|drusischen]] Gemeinschaft und der [[Progressiv-Sozialistische Partei|Progressiv-Sozialistischen Partei]] [[Walid Dschumblat]]. 1925 kamen viele Flüchtlinge nach dem Scheich-Said-Aufstand ins Land. Die Organisation ''Xoybun'' wurde in [[Beirut]] gegründet. Viele Kurden im Libanon sind aus der Region [[Mardin (Provinz)|Mardin]] im Südosten der Türkei zugewandert. Heute sollen etwa 60.000 Kurden im Libanon leben.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Strohmeier, Lale Yalçın-Heckmann |Titel=Die Kurden: Geschichte, Politik, Kultur |Verlag=C. H. Beck |Datum=2000 |ISBN=978-3-406-42129-7 |Seiten=167 |Online={{Google Buch | BuchID=djeO_QJFQIsC}}}}</ref><br />
<br />
=== Die größten Aufstände im 20. Jahrhundert ===<br />
* 1919: Erster Aufstand von [[Mahmud Barzandschi]] in [[Sulaimaniyya]].<br />
* 1920: [[Koçgiri-Aufstand]]<br />
* 1925: [[Scheich-Said-Aufstand]]<br />
* 1927–1930: [[Ararat-Aufstand]] unter der Organisation [[Xoybûn]].<br />
* 1938: [[Dersim-Aufstand]]<br />
* 1961–1970: [[Barzani-Revolten]] im irakischen Teil.<br />
* 1967–1968: Aufstand der [[Demokratische Partei Kurdistan-Iran|Demokratischen Partei Kurdistan-Iran]].<br />
* 1984–heute: [[Türkei-PKK-Konflikt|Bewaffneter Kampf der PKK in der Türkei]]<br />
* 1991: [[Aufstand im Irak 1991]]<br />
<br />
== Politik ==<br />
In den frühen 1920er Jahren wurde im [[Libanon]] die Organisation [[Xoybûn]] gegründet, die unter anderem den [[Ararat]]-Aufstand anführte.<br />
<br />
Während aufgrund gegebener Repressionen in der Region viele kurdische Parteien zum Teil im Untergrund oder im Exil agieren oder mit einem plötzlichen Verbot und der Zerschlagung der Partei und Verhaftung ihrer Mitglieder rechnen müssen, konnten sich besonders im [[Irak]], nach der De-facto-Autonomie mit der Errichtung der Flugverbotszone 1991 und später der De-jure-Autonomie nach dem [[Irakkrieg]], feste politische Strukturen bilden. So führt die [[Autonome Region Kurdistan]] ein eigenes [[Parlament]] mit Sitz in [[Erbil]] und verfügt über einen eigenen Präsidenten. In einem Referendum sprachen sich 2017 92 % der Bevölkerung für einen eigenen Staat aus.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/news/politik/konflikte-iraks-kurden-stimmen-mit-grosser-mehrheit-fuer-unabhaengigkeit-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170927-99-231698 Ergebnisse des Referendums über einen kurdischen Staat im Irak]</ref> Die dominierenden Parteien im Irak sind die [[Kurdische Demokratische Partei|PDK]], die [[Patriotische Union Kurdistans|PUK]] und die aus den beiden herrschenden Parteien als Opposition gegründete [[Gorran]]. Auch in [[Syrien]] konnten die Kurden aufgrund des [[Bürgerkrieg in Syrien|Bürgerkrieges in Syrien]] De-facto-Autonomie erlangen. Die linke [[Partiya Yekitîya Demokrat|PYD]] ist die stark dominierende Partei in Rojava. Als Opposition agiert das Parteienbündnis [[Kurdischer Nationalrat|KNC]], wobei ihr größtes Mitglied die [[Demokratische Partei Kurdistan-Syrien|PDK-S]] ist.<ref>[http://www.ft.com/cms/s/2/50102294-77fd-11e5-a95a-27d368e1ddf7.html Power to the people: a Syrian experiment in democracy]</ref><ref>[http://www.nytimes.com/2016/03/17/world/middleeast/syria-kurds.html Syrian Kurds Hope to Establish a Federal Region in Country’s North]</ref><ref>[http://www.nytimes.com/2013/01/31/world/middleeast/31iht-m31-kurds.html Syria's Kurds Look to Iraqi Minority for Support]</ref><ref>[https://www.stratfor.com/geopolitical-diary/political-reunion-iraqi-kurdistan A Political Reunion in Iraqi Kurdistan]</ref><br />
<br />
Im [[Iran]] sind die dominierenden kurdischen Parteien die [[Demokratische Partei Kurdistan-Iran|PDKI]], die [[Komalah]], die als Ableger der PKK geltende [[Partei für ein Freies Leben in Kurdistan|PJAK]] und die [[Kurdische Freiheitspartei|PAK]], wobei sie alle zum linken Spektrum gehören und im Untergrund und Exil operieren, da ihre Mitglieder von der [[Iranische Revolutionsgarde|Iranischen Revolutionsgarde]] verfolgt werden.<ref>[http://www.jpost.com/Middle-East/Iran-News/Iranian-Kurdish-leader-to-Post-Iran-regime-is-a-common-enemy-460881 Iranian Kurdish leader to ‘Post’: Iran regime is a common enemy]</ref><ref>[http://www.thetimes.co.uk/article/iranian-kurds-take-up-arms-again-in-pursuit-of-homeland-tgfvjjr8c Iranian Kurds take up arms again in pursuit of homeland]</ref><ref>[http://www.jpost.com/Magazine/Joint-struggle-462014 Joint struggle]</ref><ref>[https://amp.diepresse.com/515369 PJAK-Rebellen: „Wir können überall im Iran zuschlagen“]</ref><ref>[https://www.stratfor.com/analysis/iranian-kurds-return-arms Iranian Kurds Return to Arms]</ref><br />
<br />
In der [[Türkei]] konnte die linke, pro-kurdische Partei [[Halkların Demokratik Partisi|HDP]], die sich als Partei aller [[Minderheit]]en versteht, als erste mehrheitlich kurdische Partei die [[Sperrklausel|Zehn-Prozent-Hürde]] bei den Parlamentswahlen im Jahre 2015 überwinden und ins Parlament einziehen. Daneben ist die im Untergrund operierende, verbotene [[Arbeiterpartei Kurdistans|PKK]] noch immer ein dominanter politischer Faktor.<ref>[http://www.nytimes.com/2016/05/29/magazine/behind-the-barricades-of-turkeys-hidden-war.html Behind the Barricades of Turkey’s Hidden War]</ref><br />
<br />
''Siehe auch:'' [[Liste kurdischer Organisationen|Kurdische Organisationen]]<br />
<br />
== Religion ==<br />
Die meisten Kurden sind sunnitische Muslime, deren Gläubige der [[Schāfiʿiten|schafiitischen Rechtsschule]] folgen. Ein großer Teil der Kurden sind sunnitische Muslime, deren Gläubige der [[Hanafiten|hanafitischen Rechtsschule]] folgen – sie leben bzw. haben ihre Herkunft, falls sie in der Diaspora leben, überwiegend in den türkischen Provinzen [[Aksaray (Provinz)|Aksaray]], [[Amasya (Provinz)|Amasya]], [[Ankara (Provinz)|Ankara]], [[Çankırı (Provinz)|Çankırı]], [[Çorum (Provinz)|Çorum]], [[Kırşehir (Provinz)|Kırşehir]], [[Konya (Provinz)|Konya]] und [[Yozgat (Provinz)|Yozgat]] (siehe [[zentralanatolische Kurden]]) sowie [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], [[Ardahan (Provinz)|Ardahan]], [[Bingöl (Provinz)|Bingöl]], [[Diyarbakır (Provinz)|Diyarbakır]], [[Elazığ (Provinz)|Elazığ]], [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], [[Kars (Provinz)|Kars]] und [[Şanlıurfa (Provinz)|Şanlıurfa]], darüber hinaus in den syrischen Distrikten [[Distrikt Afrin|Afrin]], [[Distrikt Ain al-Arab|Ain al-Arab]], [[Distrikt al-Bab|al-Bab]], [[Distrikt Dscharabulus|Dscharabulus]] und [[Distrikt Manbidsch|Manbidsch]]. Des Weiteren sind unter Kurden in geringem Maße sunnitische Muslime, die der [[Hanbaliten|hanbalitischen Rechtsschule]] folgen oder [[Madhhab|rechtsschulunabhängig]] sind, anzutreffen. Außerdem gibt es [[Sufismus|Sufis]] des [[Naqschbandīya]]-Ordens, vor allem in den türkischen Provinzen [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], [[Batman (Provinz)|Batman]], [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], [[Mardin (Provinz)|Mardin]], [[Şanlıurfa (Provinz)|Şanlıurfa]] und [[Şırnak (Provinz)|Şırnak]] sowie Sufis des [[Qādirīya]]-Ordens, vor allem in der irakischen Provinz [[Erbil (Gouvernement)|Erbil]]. Die etwa 3 bis 5 % kurdischen [[Zwölfer-Schia|Zwölfer-Schiiten]] leben ganz im Süden des kurdischen Verbreitungsgebiets in den Distrikten [[Baladruz]] und [[Chanaqin]] in der Provinz [[Diyala]] und im Distrikt [[Badra (Distrikt)|Badra]] in der Provinz [[Wasit]] sowie in den iranischen Provinzen [[Ilam (Provinz)|Ilam]], [[Kermānschāh (Provinz)|Kermānschāh]] und [[Lorestan]].<br />
<br />
Daneben bekennen sich viele Kurden zum [[Aleviten]]tum, insbesondere in den türkischen Provinzen [[Erzincan (Provinz)|Erzincan]] und [[Tunceli (Provinz)|Tunceli]] sowie in den Landkreisen [[Besni]] und [[Merkez]] in der Provinz [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], in den Landkreisen [[Adaklı]], [[Karlıova]], [[Kiğı]], [[Yayladere]] und<br />
[[Yedisu]] in der Provinz [[Bingöl (Provinz)|Bingöl]], in den Landkreisen [[Mecitözü]] und [[Ortaköy (Çorum)|Ortaköy]] in der Provinz [[Çorum (Provinz)|Çorum]], in den Landkreisen [[Karakoçan]] und [[Elazığ|Merkez]] in der Provinz [[Elazığ (Provinz)|Elazığ]], in den Landkreisen [[Aşkale]], [[Çat]], [[Hınıs]] und [[Tekman]] in der Provinz [[Erzurum (Provinz)|Erzurum]], in den Landkreisen [[Kelkit]] und [[Şiran]] in der Provinz [[Gümüşhane (Provinz)|Gümüşhane]], in den Landkreisen [[Afşin]], [[Elbistan]] und [[Pazarcık]] in der [[Kahramanmaraş (Provinz)|Kahramanmaraş]], im Landkreis [[Sarız]] in der Provinz [[Kayseri (Provinz)|Kayseri]], in den Landkreisen [[Akçadağ]], [[Arapgir]], [[Hekimhan]] und [[Arguvan]] in der Provinz [[Malatya (Provinz)|Malatya]], im Landkreis [[Varto]] in der Provinz [[Muş (Provinz)|Muş]] sowie in den Landkreisen [[Divriği]], [[Gürün]], [[Hafik]], [[İmranlı]], [[Kangal (Sivas)|Kangal]] und [[Zara (Sivas)|Zara]] in der Provinz [[Sivas (Provinz)|Sivas]].<br />
<br />
Weiterhin gibt es unter den Kurden [[Jesiden]], insbesondere in und um den Distrikt [[Sindschar|Şengal]] in der irakischen Provinz [[Ninawa]]. Darüber hinaus leben Jesiden in einigen Dörfern der Distrikte [[Sêmêl]] und [[Zaxo]] in der irakischen Provinz [[Dahuk (Gouvernement)|Dahuk]], in einigen Dörfern der syrischen Distrikte [[Distrikt Afrin|Afrin]], [[Amude]], [[al-Qahtaniyya (al-Hasaka)|al-Qahtaniyya]] und [[Raʾs al-ʿAin]] sowie in einigen Dörfern der türkischen Landkreise [[Beşiri]], [[Midyat]], [[Nusaybin]] und [[Viranşehir]]. <br />
<br />
Außerdem sind [[Ahl-e Haqq|Yarsanis]], die hauptsächlich in den [[iran]]ischen Provinzen [[Kordestān]] und [[Kermānschāh (Provinz)|Kermānschāh]] leben, vorhanden. <br />
<br />
Des Weiteren gibt es einige wenige [[Zoroastrismus|Zoroastrier]], [[Christ]]en, [[Kurdische Juden|Juden]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<ref>H. Lehmann, F. Ala, S. Hedeyat, K. Montazemi, H. Karini Nejad, S. Lightman, A. C. Kopec, A. E. Mourant, P. Teesdale, D. Tills: ''The Hereditary Blood Factors of the Kurds of Iran. Philosophical Transactions of the Royal Society of London.'' Series B, Biological Sciences 266, No. 876, Biological studies of Yemenite and Kurdish Jews in Israel and Other Groups in Southwest Asia (Oct. 18, 1973), 196</ref><br />
<br />
Zu den heterodoxen [[Schia|schiitischen]] Sekten im Nordirak, die sich entweder als Kurden oder als eigenständige Ethnie betrachten, gehören die [[Schabak (Ethnie)|Schabak]], Bajwan (Bajalan)<ref>David Neil MacKenzie: ''Bā<u>dj</u>alān.'' In: ''[[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]]'', Band 1, 1960, S. 863.</ref> und Sarli<ref>[[Johannes Hendrik Kramers]]: ''Ṣārliyya.'' In: ''The Encyclopaedia of Islam. New Edition.'' Band 9, 1997, S. 64.</ref>.<br />
<br />
== Kultur ==<br />
=== Neujahrsfest ===<br />
{{Überarbeiten}}<br />
Am 21. März wird das altiranische [[Neujahr]]sfest [[Newroz]] gefeiert. Das Fest wurde in der Türkei auch staatlicherseits gefeiert, um einer Politisierung vorzubeugen. Es wird bei den Kurden nicht nur als ein Neujahrsfest angesehen. Es symbolisiert auch Gedanken an Aufstand gegen die jeweiligen Machthaber, die die kurdische Bevölkerung unterdrücken. Das Feuer dient als ein Zeichen für die Freiheit und ist in der kurdischen Mythologie ein wichtiges Element. Es hat bis heute an seiner Aktualität nichts verloren, da die Kurden in den meisten Gebieten immer noch nicht ihre kulturelle Freiheit erlangt haben.<br />
<br />
=== Frauenrechte ===<br />
In Teilen der kurdischen Bevölkerung wird das [[Frauenrechte|Recht der Frauen]] auf [[sexuelle Selbstbestimmung]] aus religiösen und kulturellen Gründen unterdrückt. Verstöße gegen dieses ungeschriebene Gesetz haben zu sogenannten [[Ehrenmord]]en durch die eigene Familie geführt. Dagegen kämpfen immer mehr kurdische Organisationen wie ''WADİ'' oder ''HAUKARI e.&nbsp;V.''<ref name="Haukari e.&nbsp;V.">{{Webarchiv |url=http://www.haukari.de/index.htm |text=Website des in Kurdistan-Irak tätigen Vereins HAUKARI e.&nbsp;V. |wayback=20070621004252}} (deutsch)</ref> und ''ICAHK''<ref name="ICHAK">Internationaler Frauenverein ICHAK: {{Webarchiv |url=http://www.stophonourkillings.com/index.php?name=News&catid=30 |text=''Stop honour killing'' |wayback=20120121152737 |archiv-bot=2019-04-24 08:27:25 InternetArchiveBot}} (englisch)</ref> an.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten des Nahen Ostens haben Frauen in der kurdischen Gesellschaft aber auch eine relativ positive Stellung. Vor allem in der Autonomen Region Kurdistan und in Rojava wird dies deutlich, wo Frauen auch im Militär<ref>[http://www.nytimes.com/2016/12/07/world/middleeast/turkey-kurds-womens-rights.html Crackdown in Turkey Threatens a Haven of Gender Equality Built by Kurds]</ref><ref>[http://qz.com/467159/these-female-kurdish-soldiers-wear-their-femininity-with-pride/ These female Kurdish soldiers wear their femininity with pride]</ref> mit sehr hohen Quoten gleichberechtigt alle Positionen ausüben.<ref>[http://diestandard.at/2000007923844/Syrische-Kurden-verkuenden-gleiche-Rechte-fuer-Frauen?ti=GPFiFjtpehyxhRu-5GejTpWj5re8d0RRvOz-RQkP0Dz7MkFnl8YvoKR8Pr62T3sV8vLOj-TLzfP4uGknn9km5K2azRtLutmPZ-BpmA63GGvQbx1_Mg-lqNhAMiv5LIQ_zCpn2tBOzPoVUXj0PcSJ8q22MK4. Syrische Kurden verkünden gleiche Rechte für Frauen], diestandard.at</ref><ref>[http://www.stern.de/news2/syrische-kurden-verkuenden-gleiche-rechte-fuer-frauen-3249230.html Syrische Kurden verkünden gleiche Rechte für Frauen], stern.de</ref><ref>[https://www.heise.de/tp/features/Kurden-erklaeren-Gleichberechtigung-der-Frauen-3368474.html Kurden erklären Gleichberechtigung der Frauen], heise.de</ref><ref>Al-Abali, Reem (2013). [http://www.deutsche-orient-stiftung.de/de/publikationen-de/studien/doc_download/1128-frauen-in-der-islamischen-welt Frauen in der Islamischen Welt]. Deutsches Orient Institut. p. 57.</ref><br />
{{Siehe auch|Frauenrechte in Kurdistan}}<br />
<br />
=== Kurdische Küche ===<br />
Zur [[Kurdische Küche|kurdischen Küche]] gehören verschiedene regionale Kochstile und kulinarische Spezialitäten. Sie basiert auf einer langen Tradition und ist von den angrenzenden Kulturen beeinflusst. Vor allem Fleisch-, Gemüse- und Reisgerichte dominieren die kurdische Küche.<br />
<br />
=== Malerei ===<br />
Vertreter der zeitgenössischen Malerei aus der Region sind u.&nbsp;a. [[Sardar Kestay]] und [[Baldin Ahmad]].<br />
<br />
=== Musik ===<br />
Charakteristisch für die [[kurdische Musik]] sind einfache Melodien mit einem Umfang von nur drei oder vier Tönen, strophische Lieder mit [[Refrain]]. Die meisten kurdischen Lieder sind episch, sie werden von [[Dengbêj]] (professionellen Barden) gesungen und handeln von Geschichten kurdischer Helden wie [[Saladin]], [[Scheich Said]] oder [[Seyit Rıza]]. Auch Liebeslieder, Tanzmusik ([[Gowend]]), Hochzeits- und andere Feierlieder, erotische Poesie und Arbeitslieder sind sehr beliebt. Musikinstrumente sind ''[[bilûr]]'' (Flöte), ''[[Davul|dahol]]'' (Trommel), ''[[Duduk|dûdûk]]'' (zylindrisches Doppelrohrblattinstrument), ''[[saz]]'' und ''[[Tanbur|tembûr]]'' (Langhalslauten), ''[[kemençe]]'' (Streichlaute) und ''[[zurna]]'' (konisches Doppelrohrblattinstrument).<br />
<br />
=== Film ===<br />
{{Hauptartikel|Kurdischer Film}}<br />
<br />
=== Literatur ===<br />
Es gibt eine reiche Volksliteratur in [[Kurdische Sprachen|kurdischer Sprache]]. Zu erwähnen wäre das [[Nationalepos]] ''[[Mem û Zîn]]'', das 1695 vom kurdischen Dichter [[Ehmedê Xanî]] geschrieben wurde. Der aus [[Mardin]] stammende Dichter [[Cigerxwîn]] (''Şêxmûs Hesen''), der von 1903 bis 1984 lebte, schrieb für Zeitschriften wie ''Hewar'' (dt.: Hilferuf). Er studierte ausführlich den [[Marxismus]]-[[Leninismus]] und hinterließ acht Gedichtsammlungen.<br />
<br />
1935 wurde der erste Roman der Neuzeit in kurdischer Sprache, ''Şivanê Kurd'' (dt.: ''Der kurdische Hirte''), von [[Ereb Şemo]] verfasst. Zeitgenössische Schriftsteller sind [[Helîm Yûsiv]], [[Haydar Işik]], [[Mehmed Uzun]], [[Mahmut Baksi]], [[Suzan Samanci]], [[Yusuf Yeşilöz]], [[Sükrü Gülmüs]], [[Rohat Alakom]], [[Taha Hamid]], [[Muhammed Hamo]] und [[Salim Barakat]].<br />
<br />
[[Hilmi Abbas]] schrieb in deutscher Sprache einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden nieder. Das Buch erschien im Jahre 2003 in München unter dem Titel ''Das ungeschriebene Buch der Kurden''. Es stellt die Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht dar und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes vom Osten in den Westen in das heutige Siedlungsgebiet.<br />
<br />
[[Tuncay Gary]] schreibt in deutscher Sprache Lyrik und Theaterstücke. Sein Buch ''Nicht ich bin der Fremde'' wurde 2011 veröffentlicht. 2016 ist sein Buch "Blauflügel Jägerliest" im Klak Verlag erschienen.<br />
<br />
Die Entwicklung der kurdischen Literatur blieb bis in die Gegenwart abhängig von den jeweiligen politischen Bedingungen, die charakterisiert waren durch von machtpolitischen Interessen geleitete Grenzziehungen, Fremdherrschaft und Unterdrückung. Die Entwicklung in den einzelnen Teilen Kurdistans verlief dabei unterschiedlich und hatte zur Folge, dass durch die dort gesprochenen verschiedenen Dialekte und die Verwendung unterschiedlicher Alphabete keine gemeinsame Literatur entstehen konnte.<br />
<br />
=== Tracht ===<br />
Zu den traditionellen [[Tracht (Kleidung)|Trachten]] der kurdischen Frauen gehören beispielsweise mit Edelsteinen geschmückte Kopfbedeckungen und mehrlagige prunkvolle Gewänder.<ref>Karl Schlamminger, [[Peter Lamborn Wilson]]: ''Weaver of Tales. Persian Picture Rugs / Persische Bildteppiche. Geknüpfte Mythen.'' Callwey, München 1980, ISBN 3-7667-0532-6, S. 166 f.</ref><br />
<br />
== Sport ==<br />
Die am häufigsten betriebene Sportart in der Autonomen Region Kurdistan ist [[Fußball]]. Laut kurdischer Presse wurde am 11. Januar 2006 der kurdische Fußballverband ''Kurdistan Football Association'' mit 24 Mannschaften aus verschiedenen Städten wie [[Erbil|Hewlêr]], [[Sulaimaniyya]] und [[Kirkuk]] gegründet. Als Nächstes wurde dann eine [[kurdische Fußballauswahl]] aufgestellt, die Mitglied des [[NF-Board]] ist. Im Jahr 2008 nahm die Mannschaft am [[Viva World Cup]] teil und erreichte den vierten Platz. 2009 (in [[Padanien]]) sowie 2010 (in [[Gozo]]) belegten die Kurden im Turnier je den zweiten Platz. Erst 2012, als der Viva World Cup in Kurdistan stattfand, kamen die Kurden erneut souverän bis ins Finale, wo sie auf die [[Türkische Republik Nordzypern]] trafen. Das Spiel endete 2:1 und Kurdistan wurde zum ersten Mal Weltmeister.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bawar Bammarny: ''The Legal Status of the Kurds in Iraq and Syria.'' In: Constitutionalism, Human Rights, and Islam After the Arab Spring. Oxford University Press 2016, ISBN 978-0-19-062764-5, S.&nbsp;475–495.<br />
* [[Helmuth Karl Bernhard von Moltke]]: ''Das Land und Volk der Kurden'' (1841). In: ''Gesammelte Schriften und Merkwürdigkeiten.'' Band 2. Berlin 1892.<br />
* Daniel G. Brinton: ''The Protohistoric Ethnography of Western Asia.'' In: ''Proceedings of the American Philosophical Society.'' Philadelphia 34.1895,147, 71–102. {{ISSN|0003-049X}}<br />
* G. R. Driver: ''The name Kurd and its philological connexions.'' In: ''Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland.'' Philadelphia 3, 1923, 393–403. {{ISSN|0003-049X}}<br />
* [[Heinz Gstrein]]: ''Volk ohne Anwalt. Die Kurdenfrage im Mittleren Osten.'' Laetare, Imba 1974, ISBN 978-3-85740-046-9.<br />
* Celalettin Kartal: ''Der Rechtsstatus der Kurden im Osmanischen Reich und in der modernen Türkei''. Kovac, Hamburg 2002, ISBN 3-8300-0599-7.<br />
* Karin Kren: ''Kurdologie, Kurdistan und Kurden in der deutschsprachigen Literatur. Kommentierte Bibliographie''. LIT-Verlag, Münster 2000, ISBN 3-8258-4642-3.<br />
* Martin Strohmeier, Lale Yalçin-Heckmann: ''Die Kurden. Geschichte, Politik, Kultur''. Beck, München 2003, ISBN 3-406-42129-6.<br />
* Albrecht Metzger: ''Zum Beispiel Kurden.'' Lamuv, Göttingen 1996, ISBN 3-88977-463-6.<br />
* Bülent Imrek: ''Zur Situation der kurdischen Stämme im Osmanischen Reich.'' GRIN, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-638-12359-6.<br />
* Günther Deschner: ''Die Kurden – Volk ohne Staat.'' Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2358-6.<br />
* Siegwart-Horst Günther: ''Die Kurden.'' Wilhelm Braumüller, Wien 2001, ISBN 3-7003-1351-9.<br />
* Günter Max Behrendt: '' [http://www.max-behrendt.de/texte/dissertation/titel-und-inhalt.html Nationalismus in Kurdistan.]'' Dt. Orient-Institut, Hamburg 1993, ISBN 3-89173-029-2.<br />
* Martin van Bruinessen: ''Agha, Scheich und Staat. Politik und Gesellschaft Kurdistans''. Edition Parabolis, Berlin 2003, ISBN 3-933279-16-X.<br />
* Lale Yalçin-Heckmann: ''Tribe and Kinship among the Kurds.'' Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-42702-6.<br />
* David McDowall: ''A Modern History of the Kurds.'' 3. Auflage. Tauris Books, London 2004, ISBN 1-85043-416-6.<br />
* Ferdinand Hennerbichler, Die Herkunft der Kurden, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-59327-1.<br />
* Dr. M. Funck: ''[https://www.faz.net/aktuell/politik/historisches-e-paper/historisches-e-paper-zum-ersten-weltkrieg-der-kurdistan-report-13467499.html?printPagedArticle=true#pageIndex_1 Der Kurdistan-Report] (Historisches E-Paper).'' In: ''[[Frankfurter Zeitung]]'', Frankfurt am Main 11. April 1915 ([http://dynamic.faz.net/red/2015/epaper/1915-04-11.pdf PDF-Datei; 3,4 MB])<br />
* {{Literatur<br />
|Autor=Joachim Jakob<br />
|Titel=Ostsyrische Christen und Kurden im Osmanischen Reich des 19. und frühen 20. Jahrhunderts<br />
|Band=orientalia – patristica – oecumenica – vol. 7<br />
|Verlag=[[LIT Verlag]]<br />
|Ort=Münster<br />
|Datum=2014<br />
|ISBN=978-3-643-50616-0<br />
|Online={{Google Buch | BuchID = vNV8BAAAQBAJ | Seite = 217}}<br />
|Umfang=237}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Kurdish people|Kurden}}<br />
{{Portal|Kurdistan}}<br />
* [http://www.navend.de/ Website] des ''Zentrums für Kurdische Studien''<br />
* [http://www.britannica.com/topic/Kurd Artikel „Kurd“] in der ''[[Encyclopædia Britannica]]''<br />
* [http://encyclopedia2.tfd.com/Kurds Artikel „Kurds“] in der ''[[Columbia Encyclopedia]]''<br />
* [http://www.encyclopedia.com/topic/Kurds.aspx Artikel „Kurds“] in der ''Encyclopedia of World Cultures'' und anderen Online-Lexika<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Iranischsprachige Ethnie]]<br />
[[Kategorie:Ethnie im Irak]]<br />
[[Kategorie:Kurde|!]]<br />
[[Kategorie:Kurdistan]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_von_Pontiern_bewohnten_Orte_in_der_T%C3%BCrkei&diff=201243778Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei2020-06-23T17:31:09Z<p>Xxedcxx: /* Liste */</p>
<hr />
<div>Die '''Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei''' listet alle 52 Orte in der [[Türkei|Republik Türkei]], in denen [[Pontosgriechen|Pontier]] in nennenswerter Zahl leben, auf. Alle Orte liegen im Osten der [[Schwarzmeerregion (Türkei)|Schwarzmeerregion]] in der Provinz [[Trabzon (Provinz)|Trabzon]]. Außerdem bietet diese Liste eine Auswahl von unter Pontiern gebräuchlichen Namen der Orte. Die muslimischen Pontier blieben nach dem [[Vertrag von Lausanne]] am 30. Januar 1923 vom [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei]] verschont, da sie [[Muslim|Muslime]] sind. Durch weitgehende Abschottung konnten Pontier ihre archaische Sprache bewahren.<ref>''Sprechen wie Platon.'' In: [[Der Spiegel]] 3 (2011), S.&nbsp;111; und [http://www.independent.co.uk/life-style/history/jason-and-the-argot-land-where-greeks-ancient-language-survives-2174669.html Steve Connor: ''Jason and the argot: land where Greek's ancient language survives.''] The Independent vom 3. Januar 2011.</ref> Die Pontier sprachen bis vor einigen Jahrzehnten überwiegend die [[pontische Sprache]]. Heutzutage sind die Sprecher, mit Ausnahme weniger Halbsprecher, nur noch ältere Sprecher und eine Weitergabe der Sprache an die jüngere Generation findet in der Regel nicht mehr statt.<ref name="unesco.org-2">[http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php UNESCO Culture Sector, UNESCO Interactive Atlas of the World's Languages in Danger, 2012]</ref><ref name="Cambridge2">[http://www.admin.cam.ac.uk/news//dp/2011010401 University of Cambridge: News and Events: Endangered language opens window on to past] [[University of Cambridge]] 11. Januar 2011</ref> Das zusammenhängende Gebiet der Pontier in den Landkreisen [[Çaykara]], [[Dernekpazarı]] und [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]] wird Holo ([[Pontische Sprache|pontisch]] Χολό Choló) genannt.<br />
<br />
== Liste ==<br />
{| class="wikitable sortable" width="100%"<br />
!Offizieller Name<br />
!Pontischer<br />
Name<br />
!Transkription<br />
!Bevölkerung <br />
<small>(''Stand 2018'')</small><br />
!Landkreis<br />
! class="unsortable" |Anmerkungen<br />
|-<br />
|[[Akdoğan (Çaykara)|Akdoğan]]<br />
|Χοψερά<br />
|Chopserá<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Alataş (Maçka)|Alataş]]<br />
|Μάνδρανοι<br />
|Mándrani<br />
|148<br />
|[[Maçka]]<br />
||von μάνδρα mándra für „Grundstück, umzäuntes/ummauertes Land“ oder „Viehstall, Viehhof“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Aşağıkumlu]]<br />
|Κάτω Μίμιλος<br />
|Káto Mímilos<br />
|53<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“ <br />
|-<br />
|[[Ataköy (Çaykara)|Ataköy]]<br />
|Σινέκ<br />
|Sinék<br />
|893<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Atasu (Maçka)|Atasu]]<br />
|Γαλίανα/Γαλίαινα<br />
|Galíana/Galíena<br />
|1.127<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von γαλή galí für „Katze“ oder γάλα gála für „Milch“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Baltacılı (Çaykara)|Baltacılı]]<br />
|<br />
|<br />
|122<br />
|[[Çaykara]]<br />
|Das Dorf war bis zur Gründung der Republik ein Ortsteil des Dorfes Yeşilalan<br />
|-<br />
|[[Beşköy (Köprübaşı)|Beşköy]]<br />
|Βεσκόι<br />
|Beskói<br />
|1.250<br />
|[[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]]<br />
|Die Gemeinde Beşköy besteht aus den früheren Dörfern Konuklu, Büyükdoğanlı, Küçükdoğanlı, Dağardı, Emirgan und Yılmazlar.{{FN|1}}<br />
|-<br />
|[[Çalışanlar (Dernekpazarı)|Çalışanlar]]<br />
|Καλάνας<br />
|Kalánas<br />
|178<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çambaşı (Çaykara)|Çambaşı]]<br />
|Άνωθο<br />
|Ánotho<br />
|549<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von άνηθος ánithos für „[[Dill (Pflanze)|Dill]]“<br />
|-<br />
|[[Çamlıbel (Çaykara)|Çamlıbel]]<br />
|Άνω Σινέκ<br />
|Áno Sinék<br />
|173<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çayırbaşı (Dernekpazarı)|Çayırbaşı]]<br />
|Χαβάσο<br />
|Chaváso<br />
|120<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von χαβάς chavás für „Luft“ oder „Melodie“<br />
|-<br />
|[[Çayırlar]]<br />
|Λιβαδειά/Λεβάδεια<br />
|Livadiá/Levádia<br />
|189<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Çıralı (Maçka)|Çıralı]]<br />
|Μέλανλι<br />
|Mélanli<br />
|242<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von μέλι méli für „Honig“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Demirli (Çaykara)|Demirli]]<br />
|Κοτλού/Κοτλοί<br />
|Kotloú/Kotlí<br />
|262<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Eğridere (Çaykara)|Eğridere]]<br />
|Γοργόράς<br />
|Gorgórás<br />
|798<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von γοργός gorgós für „rapide, flink“ und ρεύμα reúma für „Strom, Strömung“, also etwa: rapider Strom<br />
|-<br />
|[[Erenköy (Of)|Erenköy]]<br />
|Τσορουκ/Τσόρουκ<br />
|Tsorouk/Tsórouk<br />
|434<br />
|[[Of (Trabzon)|Of]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ergin (Maçka)|Ergin]]<br />
|Άρμενος<br />
|Ármenos<br />
|86<br />
|[[Maçka]]<br />
|von άρμενα ármena für „[[Takelage]]“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Günebakan (Dernekpazarı)|Günebakan]]<br />
|Ζενόζενα<br />
|Zenózena<br />
|224<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Hamsiköy (Maçka)|Hamsiköy]]<br />
|Τσίχαρλι/Τσάχαρ<br />
|Tsícharli/Tsáchar<br />
|408<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[İskenderli (Tonya)|İskenderli]]<br />
|Ισκενδερλι/Ισκεντερλι<br />
|Iskenderli/Iskenterli<br />
|864<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kabataş (Çaykara)|Kabataş]]<br />
|Φωτεινός<br />
|Fotinós<br />
|381<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“<br />
|-<br />
|[[Karaçam]]<br />
|Άνω Όγενε/Άνω Όκενα<br />
|Áno Ógene/Áno Ókena<br />
|1.348<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kayran]]<br />
|Λίμνη<br />
|Límni<br />
|34<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von λίμνη límni für „See“<br />
|-<br />
|[[Kiremitli (Maçka)|Kiremitli]]<br />
|Θέρσα<br />
|Thérsa<br />
|150<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von θάρρος thárros, θάρσος thársos oder θράσος thrásos für „Mut, Tapferkeit“ (im äolischen Dialekt θέρσος thérsos). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kırantaş (Maçka)|Kırantaş]]<br />
|Κουδουλά/Κουτουλά<br />
|Koudoulá/Koutoulá<br />
|416<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von κουτάλι koutáli für „Löffel“ oder κουτουλιά koutouliá für „Kopfstoß“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozağaç (Maçka)|Kozağaç]]<br />
|Κάτω Χορτοκόπ(ι)<br />
|Káto Chortokóp(i)<br />
|200<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von χόρτο chórto für „Gras, krautige Pflanze“ und κοπή kopí für „Schneiden, Abschneiden, Fällen“, also etwa: Grasmähen oder Krautentfernung. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozluca (Tonya)|Kozluca]]<br />
|<br />
|<br />
|212<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köknar]]<br />
|Όγενε/Όκενα<br />
|Ógene/Ókena<br />
|899<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köseli (Çaykara)|Köseli]]<br />
|Κλεισούρα<br />
|Klisoúra<br />
|227<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von κλεισούρα klisoúra für „Umzäunung“ oder „Durchgang“<br />
|-<br />
|[[Maraşlı (Çaykara)|Maraşlı]]<br />
|Πατσάν/Νεφσί Πατσάν<br />
|Patsán/Nefsí Patsán<br />
|446<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormancık (Dernekpazarı)|Ormancık]]<br />
|Μακιδάνος<br />
|Makidános<br />
|246<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormaniçi (Maçka)|Ormaniçi]]<br />
|Κοτιλα<br />
|Kοtila<br />
|136<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Sayraç (Tonya)|Sayraç]]<br />
|Σαυρατς<br />
|Sayrats<br />
|762<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Soğanlı (Çaykara)|Soğanlı]]<br />
|Κάτω Χοψερά<br />
|Káto Chopserá<br />
|244<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şahinkaya (Çaykara)|Şahinkaya]]<br />
|Σύρ/Σύρω<br />
|Sýr/Sýro<br />
|1.121<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von σύρω sýro für „ziehen, schleifen“<br />
|-<br />
|[[Şekersu]]<br />
|Σακάρσού<br />
|Sakársoú<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şimşirli]]<br />
|Κουστουλ<br />
|Koustoul<br />
|223<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Taşçılar (Dernekpazarı)|Taşçılar]]<br />
|Φωτ(ει)γένε/Φωτ(ει)κένε<br />
|Fot(i)géne/Fot(i)kéne<br />
|310<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“ und γένεσις génesis „Schöpfung, Entstehung, Geburt“, also etwa: erleuchtete Geburt<br />
|-<br />
|[[Taşkıran (Çaykara)|Taşkıran]]<br />
|Τσορός/Τσόρος<br />
|Tsorós/Tsóros<br />
|1.003<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşlıgedik]]<br />
|Μεζιρει Πατσάν<br />
|Meziri Patsán<br />
|236<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşören]]<br />
|Ζέλεκα<br />
|Zéleka<br />
|245<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Turalı (Tonya)|Turalı]]<br />
|Τούραλι<br />
|Toúrali<br />
|381<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Tüfekçi (Dernekpazarı)|Tüfekçi]]<br />
|Αρσέλα<br />
|Arséla<br />
|217<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzungöl]]<br />
|Σαράχο/Σεράχο/Σεράχ<br />
|Sarácho/Serácho/Serách<br />
|1.606<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzuntarla]]<br />
|Αληθινός<br />
|Alithinós<br />
|520<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von αληθινός alithinós für „wahr, echt“<br />
|-<br />
|[[Yakçukur (Tonya)|Yakçukur]]<br />
|Ιάκτσουκουρ<br />
|Iáktsoukour<br />
|227<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yaylaönü]]<br />
|Χάρος<br />
|Cháros<br />
|377<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χάρος cháros für „Tod“<br />
|-<br />
|[[Yazlık (Maçka)|Yazlık]]<br />
|Λιβερά<br />
|Liverá<br />
|587<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von ελλέβορος ellévoros für „[[Nieswurz]]“ (im trabzonschen Dialekt λιβορ livor oder λιβορί livorí). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Yenice (Dernekpazarı)|Yenice]]<br />
|Μαρλαδάς<br />
|Marladás<br />
|172<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yeşilalan]]<br />
|Χολάισα<br />
|Choláisa<br />
|439<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χλόη chlói für „Rasen, Gras“<br />
|-<br />
|[[Yukarıkumlu]]<br />
|Άνω Μίμιλος<br />
|Áno Mímilos<br />
|128<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yüzüncüyıl (Maçka)|Yüzüncüyıl]]<br />
|Φάλαινα<br />
|Fálena<br />
|116<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von φάλαινα fálena für „Wal“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|}<br />
{{FNZ|1|Die nichtoffiziellen Ortsnamen sind Καλής Kalís für Konuklu, Άσπαλο Áspalo für Büyükdoğanlı, Αρχάντσελο Archántselo oder Αρχάντσιλο Archántsilo für Küçükdoğanlı, Οκσόχο Oksócho oder Οξόχο Oxócho für Dağardı, Πέδριδαν Pédridan oder Πέτριδαν Pétridan für Emirgan und Χολό Μεζιρει Choló Meziri für Yılmazlar.}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Liste (Humangeographie)]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Türkei)|!]]<br />
[[Kategorie:Pontos]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_von_Pontiern_bewohnten_Orte_in_der_T%C3%BCrkei&diff=201243601Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei2020-06-23T17:24:55Z<p>Xxedcxx: /* Liste */</p>
<hr />
<div>Die '''Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei''' listet alle 52 Orte in der [[Türkei|Republik Türkei]], in denen [[Pontosgriechen|Pontier]] in nennenswerter Zahl leben, auf. Alle Orte liegen im Osten der [[Schwarzmeerregion (Türkei)|Schwarzmeerregion]] in der Provinz [[Trabzon (Provinz)|Trabzon]]. Außerdem bietet diese Liste eine Auswahl von unter Pontiern gebräuchlichen Namen der Orte. Die muslimischen Pontier blieben nach dem [[Vertrag von Lausanne]] am 30. Januar 1923 vom [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei]] verschont, da sie [[Muslim|Muslime]] sind. Durch weitgehende Abschottung konnten Pontier ihre archaische Sprache bewahren.<ref>''Sprechen wie Platon.'' In: [[Der Spiegel]] 3 (2011), S.&nbsp;111; und [http://www.independent.co.uk/life-style/history/jason-and-the-argot-land-where-greeks-ancient-language-survives-2174669.html Steve Connor: ''Jason and the argot: land where Greek's ancient language survives.''] The Independent vom 3. Januar 2011.</ref> Die Pontier sprachen bis vor einigen Jahrzehnten überwiegend die [[pontische Sprache]]. Heutzutage sind die Sprecher, mit Ausnahme weniger Halbsprecher, nur noch ältere Sprecher und eine Weitergabe der Sprache an die jüngere Generation findet in der Regel nicht mehr statt.<ref name="unesco.org-2">[http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php UNESCO Culture Sector, UNESCO Interactive Atlas of the World's Languages in Danger, 2012]</ref><ref name="Cambridge2">[http://www.admin.cam.ac.uk/news//dp/2011010401 University of Cambridge: News and Events: Endangered language opens window on to past] [[University of Cambridge]] 11. Januar 2011</ref> Das zusammenhängende Gebiet der Pontier in den Landkreisen [[Çaykara]], [[Dernekpazarı]] und [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]] wird Holo ([[Pontische Sprache|pontisch]] Χολό Choló) genannt.<br />
<br />
== Liste ==<br />
{| class="wikitable sortable" width="100%"<br />
!Offizieller Name<br />
!Pontischer<br />
Name<br />
!Transkription<br />
!Bevölkerung <br />
<small>(''Stand 2018'')</small><br />
!Landkreis<br />
! class="unsortable" |Anmerkungen<br />
|-<br />
|[[Akdoğan (Çaykara)|Akdoğan]]<br />
|Χοψερά<br />
|Chopserá<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Alataş (Maçka)|Alataş]]<br />
|Μάνδρανοι<br />
|Mándrani<br />
|148<br />
|[[Maçka]]<br />
||von μάνδρα mándra für „Grundstück, umzäuntes/ummauertes Land“ oder „Viehstall, Viehhof“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Aşağıkumlu]]<br />
|Κάτω Μίμιλος<br />
|Káto Mímilos<br />
|53<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“ <br />
|-<br />
|[[Ataköy (Çaykara)|Ataköy]]<br />
|Σινέκ<br />
|Sinék<br />
|893<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Atasu (Maçka)|Atasu]]<br />
|Γαλίανα/Γαλίαινα<br />
|Galíana/Galíena<br />
|1.127<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von γαλή galí für „Katze“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Baltacılı (Çaykara)|Baltacılı]]<br />
|<br />
|<br />
|122<br />
|[[Çaykara]]<br />
|Das Dorf war bis zur Gründung der Republik ein Ortsteil des Dorfes Yeşilalan<br />
|-<br />
|[[Beşköy (Köprübaşı)|Beşköy]]<br />
|Βεσκόι<br />
|Beskói<br />
|1.250<br />
|[[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]]<br />
|Die Gemeinde Beşköy besteht aus den früheren Dörfern Konuklu, Büyükdoğanlı, Küçükdoğanlı, Dağardı, Emirgan und Yılmazlar.{{FN|1}}<br />
|-<br />
|[[Çalışanlar (Dernekpazarı)|Çalışanlar]]<br />
|Καλάνας<br />
|Kalánas<br />
|178<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çambaşı (Çaykara)|Çambaşı]]<br />
|Άνωθο<br />
|Ánotho<br />
|549<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von άνηθος ánithos für „[[Dill (Pflanze)|Dill]]“<br />
|-<br />
|[[Çamlıbel (Çaykara)|Çamlıbel]]<br />
|Άνω Σινέκ<br />
|Áno Sinék<br />
|173<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çayırbaşı (Dernekpazarı)|Çayırbaşı]]<br />
|Χαβάσο<br />
|Chaváso<br />
|120<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von χαβάς chavás für „Luft“ oder „Melodie“<br />
|-<br />
|[[Çayırlar]]<br />
|Λιβαδειά/Λεβάδεια<br />
|Livadiá/Levádia<br />
|189<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Çıralı (Maçka)|Çıralı]]<br />
|Μέλανλι<br />
|Mélanli<br />
|242<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von μέλι méli für „Honig“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Demirli (Çaykara)|Demirli]]<br />
|Κοτλού/Κοτλοί<br />
|Kotloú/Kotlí<br />
|262<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Eğridere (Çaykara)|Eğridere]]<br />
|Γοργόράς<br />
|Gorgórás<br />
|798<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von γοργός gorgós für „rapide, flink“ und ρεύμα reúma für „Strom, Strömung“, also etwa: rapider Strom<br />
|-<br />
|[[Erenköy (Of)|Erenköy]]<br />
|Τσορουκ/Τσόρουκ<br />
|Tsorouk/Tsórouk<br />
|434<br />
|[[Of (Trabzon)|Of]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ergin (Maçka)|Ergin]]<br />
|Άρμενος<br />
|Ármenos<br />
|86<br />
|[[Maçka]]<br />
|von άρμενα ármena für „[[Takelage]]“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Günebakan (Dernekpazarı)|Günebakan]]<br />
|Ζενόζενα<br />
|Zenózena<br />
|224<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Hamsiköy (Maçka)|Hamsiköy]]<br />
|Τσίχαρλι/Τσάχαρ<br />
|Tsícharli/Tsáchar<br />
|408<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[İskenderli (Tonya)|İskenderli]]<br />
|Ισκενδερλι/Ισκεντερλι<br />
|Iskenderli/Iskenterli<br />
|864<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kabataş (Çaykara)|Kabataş]]<br />
|Φωτεινός<br />
|Fotinós<br />
|381<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“<br />
|-<br />
|[[Karaçam]]<br />
|Άνω Όγενε/Άνω Όκενα<br />
|Áno Ógene/Áno Ókena<br />
|1.348<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kayran]]<br />
|Λίμνη<br />
|Límni<br />
|34<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von λίμνη límni für „See“<br />
|-<br />
|[[Kiremitli (Maçka)|Kiremitli]]<br />
|Θέρσα<br />
|Thérsa<br />
|150<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von θάρρος thárros, θάρσος thársos oder θράσος thrásos für „Mut, Tapferkeit“ (im äolischen Dialekt θέρσος thérsos). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kırantaş (Maçka)|Kırantaş]]<br />
|Κουδουλά/Κουτουλά<br />
|Koudoulá/Koutoulá<br />
|416<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von κουτάλι koutáli für „Löffel“ oder κουτουλιά koutouliá für „Kopfstoß“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozağaç (Maçka)|Kozağaç]]<br />
|Κάτω Χορτοκόπ(ι)<br />
|Káto Chortokóp(i)<br />
|200<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von χόρτο chórto für „Gras, krautige Pflanze“ und κοπή kopí für „Schneiden, Abschneiden, Fällen“, also etwa: Grasmähen oder Krautentfernung. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozluca (Tonya)|Kozluca]]<br />
|<br />
|<br />
|212<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köknar]]<br />
|Όγενε/Όκενα<br />
|Ógene/Ókena<br />
|899<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köseli (Çaykara)|Köseli]]<br />
|Κλεισούρα<br />
|Klisoúra<br />
|227<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von κλεισούρα klisoúra für „Umzäunung“ oder „Durchgang“<br />
|-<br />
|[[Maraşlı (Çaykara)|Maraşlı]]<br />
|Πατσάν/Νεφσί Πατσάν<br />
|Patsán/Nefsí Patsán<br />
|446<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormancık (Dernekpazarı)|Ormancık]]<br />
|Μακιδάνος<br />
|Makidános<br />
|246<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormaniçi (Maçka)|Ormaniçi]]<br />
|Κοτιλα<br />
|Kοtila<br />
|136<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Sayraç (Tonya)|Sayraç]]<br />
|Σαυρατς<br />
|Sayrats<br />
|762<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Soğanlı (Çaykara)|Soğanlı]]<br />
|Κάτω Χοψερά<br />
|Káto Chopserá<br />
|244<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şahinkaya (Çaykara)|Şahinkaya]]<br />
|Σύρ/Σύρω<br />
|Sýr/Sýro<br />
|1.121<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von σύρω sýro für „ziehen, schleifen“<br />
|-<br />
|[[Şekersu]]<br />
|Σακάρσού<br />
|Sakársoú<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şimşirli]]<br />
|Κουστουλ<br />
|Koustoul<br />
|223<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Taşçılar (Dernekpazarı)|Taşçılar]]<br />
|Φωτ(ει)γένε/Φωτ(ει)κένε<br />
|Fot(i)géne/Fot(i)kéne<br />
|310<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“ und γένεσις génesis „Schöpfung, Entstehung, Geburt“, also etwa: erleuchtete Geburt<br />
|-<br />
|[[Taşkıran (Çaykara)|Taşkıran]]<br />
|Τσορός/Τσόρος<br />
|Tsorós/Tsóros<br />
|1.003<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşlıgedik]]<br />
|Μεζιρει Πατσάν<br />
|Meziri Patsán<br />
|236<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşören]]<br />
|Ζέλεκα<br />
|Zéleka<br />
|245<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Turalı (Tonya)|Turalı]]<br />
|Τούραλι<br />
|Toúrali<br />
|381<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Tüfekçi (Dernekpazarı)|Tüfekçi]]<br />
|Αρσέλα<br />
|Arséla<br />
|217<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzungöl]]<br />
|Σαράχο/Σεράχο/Σεράχ<br />
|Sarácho/Serácho/Serách<br />
|1.606<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzuntarla]]<br />
|Αληθινός<br />
|Alithinós<br />
|520<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von αληθινός alithinós für „wahr, echt“<br />
|-<br />
|[[Yakçukur (Tonya)|Yakçukur]]<br />
|Ιάκτσουκουρ<br />
|Iáktsoukour<br />
|227<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yaylaönü]]<br />
|Χάρος<br />
|Cháros<br />
|377<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χάρος cháros für „Tod“<br />
|-<br />
|[[Yazlık (Maçka)|Yazlık]]<br />
|Λιβερά<br />
|Liverá<br />
|587<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von ελλέβορος ellévoros für „[[Nieswurz]]“ (im trabzonschen Dialekt λιβορ livor oder λιβορί livorí). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Yenice (Dernekpazarı)|Yenice]]<br />
|Μαρλαδάς<br />
|Marladás<br />
|172<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yeşilalan]]<br />
|Χολάισα<br />
|Choláisa<br />
|439<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χλόη chlói für „Rasen, Gras“<br />
|-<br />
|[[Yukarıkumlu]]<br />
|Άνω Μίμιλος<br />
|Áno Mímilos<br />
|128<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yüzüncüyıl (Maçka)|Yüzüncüyıl]]<br />
|Φάλαινα<br />
|Fálena<br />
|116<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von φάλαινα fálena für „Wal“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|}<br />
{{FNZ|1|Die nichtoffiziellen Ortsnamen sind Καλής Kalís für Konuklu, Άσπαλο Áspalo für Büyükdoğanlı, Αρχάντσελο Archántselo oder Αρχάντσιλο Archántsilo für Küçükdoğanlı, Οκσόχο Oksócho oder Οξόχο Oxócho für Dağardı, Πέδριδαν Pédridan oder Πέτριδαν Pétridan für Emirgan und Χολό Μεζιρει Choló Meziri für Yılmazlar.}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Liste (Humangeographie)]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Türkei)|!]]<br />
[[Kategorie:Pontos]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_von_Pontiern_bewohnten_Orte_in_der_T%C3%BCrkei&diff=201240699Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei2020-06-23T15:24:04Z<p>Xxedcxx: /* Liste */</p>
<hr />
<div>Die '''Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei''' listet alle 52 Orte in der [[Türkei|Republik Türkei]], in denen [[Pontosgriechen|Pontier]] in nennenswerter Zahl leben, auf. Alle Orte liegen im Osten der [[Schwarzmeerregion (Türkei)|Schwarzmeerregion]] in der Provinz [[Trabzon (Provinz)|Trabzon]]. Außerdem bietet diese Liste eine Auswahl von unter Pontiern gebräuchlichen Namen der Orte. Die muslimischen Pontier blieben nach dem [[Vertrag von Lausanne]] am 30. Januar 1923 vom [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei]] verschont, da sie [[Muslim|Muslime]] sind. Durch weitgehende Abschottung konnten Pontier ihre archaische Sprache bewahren.<ref>''Sprechen wie Platon.'' In: [[Der Spiegel]] 3 (2011), S.&nbsp;111; und [http://www.independent.co.uk/life-style/history/jason-and-the-argot-land-where-greeks-ancient-language-survives-2174669.html Steve Connor: ''Jason and the argot: land where Greek's ancient language survives.''] The Independent vom 3. Januar 2011.</ref> Die Pontier sprachen bis vor einigen Jahrzehnten überwiegend die [[pontische Sprache]]. Heutzutage sind die Sprecher, mit Ausnahme weniger Halbsprecher, nur noch ältere Sprecher und eine Weitergabe der Sprache an die jüngere Generation findet in der Regel nicht mehr statt.<ref name="unesco.org-2">[http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php UNESCO Culture Sector, UNESCO Interactive Atlas of the World's Languages in Danger, 2012]</ref><ref name="Cambridge2">[http://www.admin.cam.ac.uk/news//dp/2011010401 University of Cambridge: News and Events: Endangered language opens window on to past] [[University of Cambridge]] 11. Januar 2011</ref> Das zusammenhängende Gebiet der Pontier in den Landkreisen [[Çaykara]], [[Dernekpazarı]] und [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]] wird Holo ([[Pontische Sprache|pontisch]] Χολό Choló) genannt.<br />
<br />
== Liste ==<br />
{| class="wikitable sortable" width="100%"<br />
!Offizieller Name<br />
!Pontischer<br />
Name<br />
!Transkription<br />
!Bevölkerung <br />
<small>(''Stand 2018'')</small><br />
!Landkreis<br />
! class="unsortable" |Anmerkungen<br />
|-<br />
|[[Akdoğan (Çaykara)|Akdoğan]]<br />
|Χοψερά<br />
|Chopserá<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Alataş (Maçka)|Alataş]]<br />
|Μάνδρανοι<br />
|Mándrani<br />
|148<br />
|[[Maçka]]<br />
||von μάνδρα mándra für „Grundstück, umzäuntes/ummauertes Land, Viehstall, Viehhof“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Aşağıkumlu]]<br />
|Κάτω Μίμιλος<br />
|Káto Mímilos<br />
|53<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“ <br />
|-<br />
|[[Ataköy (Çaykara)|Ataköy]]<br />
|Σινέκ<br />
|Sinék<br />
|893<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Atasu (Maçka)|Atasu]]<br />
|Γαλιαίνη<br />
|Galiéni<br />
|1.127<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Baltacılı (Çaykara)|Baltacılı]]<br />
|<br />
|<br />
|122<br />
|[[Çaykara]]<br />
|Das Dorf war bis zur Gründung der Republik ein Ortsteil des Dorfes Yeşilalan<br />
|-<br />
|[[Beşköy (Köprübaşı)|Beşköy]]<br />
|Βεσκόι<br />
|Beskói<br />
|1.250<br />
|[[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]]<br />
|Die Gemeinde Beşköy besteht aus den früheren Dörfern Konuklu, Büyükdoğanlı, Küçükdoğanlı, Dağardı, Emirgan und Yılmazlar.{{FN|1}}<br />
|-<br />
|[[Çalışanlar (Dernekpazarı)|Çalışanlar]]<br />
|Καλάνας<br />
|Kalánas<br />
|178<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çambaşı (Çaykara)|Çambaşı]]<br />
|Άνωθο<br />
|Ánotho<br />
|549<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von άνηθος ánithos für „[[Dill (Pflanze)|Dill]]“<br />
|-<br />
|[[Çamlıbel (Çaykara)|Çamlıbel]]<br />
|Άνω Σινέκ<br />
|Áno Sinék<br />
|173<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çayırbaşı (Dernekpazarı)|Çayırbaşı]]<br />
|Χαβάσο<br />
|Chaváso<br />
|120<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von χαβάς chavás für „Luft“ oder „Melodie“<br />
|-<br />
|[[Çayırlar]]<br />
|Λιβαδειά/Λεβάδεια<br />
|Livadiá/Levádia<br />
|189<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Çıralı (Maçka)|Çıralı]]<br />
|Μέλανλι<br />
|Mélanli<br />
|242<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von μέλι méli für „Honig“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Demirli (Çaykara)|Demirli]]<br />
|Κοτλού/Κοτλοί<br />
|Kotloú/Kotlí<br />
|262<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Eğridere (Çaykara)|Eğridere]]<br />
|Γοργόράς<br />
|Gorgórás<br />
|798<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von γοργός gorgós für „rapide, flink“ und ρεύμα reúma für „Strom, Strömung“, also etwa: rapider Strom<br />
|-<br />
|[[Erenköy (Of)|Erenköy]]<br />
|Τσορουκ/Τσόρουκ<br />
|Tsorouk/Tsórouk<br />
|434<br />
|[[Of (Trabzon)|Of]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ergin (Maçka)|Ergin]]<br />
|Άρμενος<br />
|Ármenos<br />
|86<br />
|[[Maçka]]<br />
|von άρμενα ármena für „[[Takelage]]“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Günebakan (Dernekpazarı)|Günebakan]]<br />
|Ζενόζενα<br />
|Zenózena<br />
|224<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Hamsiköy (Maçka)|Hamsiköy]]<br />
|Τσίχαρλι/Τσάχαρ<br />
|Tsícharli/Tsáchar<br />
|408<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[İskenderli (Tonya)|İskenderli]]<br />
|Ισκενδερλι/Ισκεντερλι<br />
|Iskenderli/Iskenterli<br />
|864<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kabataş (Çaykara)|Kabataş]]<br />
|Φωτεινός<br />
|Fotinós<br />
|381<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“<br />
|-<br />
|[[Karaçam]]<br />
|Άνω Όγενε/Άνω Όκενα<br />
|Áno Ógene/Áno Ókena<br />
|1.348<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kayran]]<br />
|Λίμνη<br />
|Límni<br />
|34<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von λίμνη límni für „See“<br />
|-<br />
|[[Kiremitli (Maçka)|Kiremitli]]<br />
|Θέρσα<br />
|Thérsa<br />
|150<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von θάρρος thárros, θάρσος thársos oder θράσος thrásos für „Mut, Tapferkeit“ (im äolischen Dialekt θέρσος thérsos). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kırantaş (Maçka)|Kırantaş]]<br />
|Κουδουλά/Κουτουλά<br />
|Koudoulá/Koutoulá<br />
|416<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von κουτάλι koutáli für „Löffel“ oder κουτουλιά koutouliá für „Kopfstoß“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozağaç (Maçka)|Kozağaç]]<br />
|Κάτω Χορτοκόπ(ι)<br />
|Káto Chortokóp(i)<br />
|200<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von χόρτο chórto für „Gras, krautige Pflanze“ und κοπή kopí für „Schneiden, Abschneiden, Fällen“, also etwa: Grasmähen oder Krautentfernung. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozluca (Tonya)|Kozluca]]<br />
|<br />
|<br />
|212<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köknar]]<br />
|Όγενε/Όκενα<br />
|Ógene/Ókena<br />
|899<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köseli (Çaykara)|Köseli]]<br />
|Κλεισούρα<br />
|Klisoúra<br />
|227<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von κλεισούρα klisoúra für „Umzäunung“ oder „Durchgang“<br />
|-<br />
|[[Maraşlı (Çaykara)|Maraşlı]]<br />
|Πατσάν/Νεφσί Πατσάν<br />
|Patsán/Nefsí Patsán<br />
|446<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormancık (Dernekpazarı)|Ormancık]]<br />
|Μακιδάνος<br />
|Makidános<br />
|246<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormaniçi (Maçka)|Ormaniçi]]<br />
|Κοτιλα<br />
|Kοtila<br />
|136<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Sayraç (Tonya)|Sayraç]]<br />
|Σαυρατς<br />
|Sayrats<br />
|762<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Soğanlı (Çaykara)|Soğanlı]]<br />
|Κάτω Χοψερά<br />
|Káto Chopserá<br />
|244<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şahinkaya (Çaykara)|Şahinkaya]]<br />
|Σύρ/Σύρω<br />
|Sýr/Sýro<br />
|1.121<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von σύρω sýro für „ziehen, schleifen“<br />
|-<br />
|[[Şekersu]]<br />
|Σακάρσού<br />
|Sakársoú<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şimşirli]]<br />
|Κουστουλ<br />
|Koustoul<br />
|223<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Taşçılar (Dernekpazarı)|Taşçılar]]<br />
|Φωτ(ει)γένε/Φωτ(ει)κένε<br />
|Fot(i)géne/Fot(i)kéne<br />
|310<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“ und γένεσις génesis „Schöpfung, Entstehung, Geburt“, also etwa: erleuchtete Geburt<br />
|-<br />
|[[Taşkıran (Çaykara)|Taşkıran]]<br />
|Τσορός/Τσόρος<br />
|Tsorós/Tsóros<br />
|1.003<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşlıgedik]]<br />
|Μεζιρει Πατσάν<br />
|Meziri Patsán<br />
|236<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşören]]<br />
|Ζέλεκα<br />
|Zéleka<br />
|245<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Turalı (Tonya)|Turalı]]<br />
|Τούραλι<br />
|Toúrali<br />
|381<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Tüfekçi (Dernekpazarı)|Tüfekçi]]<br />
|Αρσέλα<br />
|Arséla<br />
|217<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzungöl]]<br />
|Σαράχο/Σεράχο/Σεράχ<br />
|Sarácho/Serácho/Serách<br />
|1.606<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzuntarla]]<br />
|Αληθινός<br />
|Alithinós<br />
|520<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von αληθινός alithinós für „wahr, echt“<br />
|-<br />
|[[Yakçukur (Tonya)|Yakçukur]]<br />
|Ιάκτσουκουρ<br />
|Iáktsoukour<br />
|227<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yaylaönü]]<br />
|Χάρος<br />
|Cháros<br />
|377<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χάρος cháros für „Tod“<br />
|-<br />
|[[Yazlık (Maçka)|Yazlık]]<br />
|Λιβερά<br />
|Liverá<br />
|587<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von ελλέβορος ellévoros für „[[Nieswurz]]“ (im trabzonschen Dialekt λιβορ livor oder λιβορί livorí). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Yenice (Dernekpazarı)|Yenice]]<br />
|Μαρλαδάς<br />
|Marladás<br />
|172<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yeşilalan]]<br />
|Χολάισα<br />
|Choláisa<br />
|439<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χλόη chlói für „Rasen, Gras“<br />
|-<br />
|[[Yukarıkumlu]]<br />
|Άνω Μίμιλος<br />
|Áno Mímilos<br />
|128<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yüzüncüyıl (Maçka)|Yüzüncüyıl]]<br />
|Φάλαινα<br />
|Fálena<br />
|116<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von φάλαινα fálena für „Wal“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|}<br />
{{FNZ|1|Die nichtoffiziellen Ortsnamen sind Καλής Kalís für Konuklu, Άσπαλο Áspalo für Büyükdoğanlı, Αρχάντσελο Archántselo oder Αρχάντσιλο Archántsilo für Küçükdoğanlı, Οκσόχο Oksócho oder Οξόχο Oxócho für Dağardı, Πέδριδαν Pédridan oder Πέτριδαν Pétridan für Emirgan und Χολό Μεζιρει Choló Meziri für Yılmazlar.}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Liste (Humangeographie)]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Türkei)|!]]<br />
[[Kategorie:Pontos]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=T%C3%BCrken&diff=201222766Türken2020-06-22T22:44:02Z<p>Xxedcxx: /* Religion */</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis|Weitere Bedeutungen zu ''Türken'', ''Türke'' und ''Türkin'' sind unter [[Türken (Begriffsklärung)]] aufgeführt.}}<br />
[[Datei:Türkische-Bevölkerung-nach-Provinzen.png|mini|Bevölkerungsanteil der Türken nach Provinzen verschiedener Länder]]<br />
Die '''Türken''' ({{TrS}} ''Türkler'') sind eine [[Ethnie]], deren Hauptsiedlungsgebiete in [[Anatolien]], [[Zypern]] und [[Südosteuropa]] liegen. In vielen Ländern der Welt existiert eine große [[türkische Diaspora]], überwiegend in europäischen Ländern und innerhalb dieser vor allem in [[Türkeistämmige in Deutschland|Deutschland]]. Der Großteil der Türken lebt in der seit Gründung 1923 durch [[Mustafa Kemal]] nach ihnen benannten Republik [[Türkei]], dem Nachfolger des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]], in der sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden.<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Die Volksbezeichnung ''Türk'' wird erstmals in chinesischen Chroniken des 6. Jahrhunderts als ''T'u-küe'' oder ''Tujue'' erwähnt und war der Name eines Clans innerhalb einer größeren nomadischen Stammeskonföderation, der die Eigenbezeichnung „Türk“ trug und deren Herkunft nicht eindeutig zu belegen ist.<ref>Carter Vaughn Findley, „The Turks in World History“, Oxford University Press, 2005, S. 39</ref> Mit dem Aufstieg der „Türk“ wurde der Name als politische Bezeichnung auf eine ganze Reihe anderer Nomaden und Völker übertragen, und schließlich, durch einen bis heute nicht vollständig nachvollzogenen Prozess, als generelle Bezeichnung für eine ganze [[Turksprachen|Sprach-]] und [[Turkvölker|Völkerfamilie]] übernommen – zuerst von muslimischen Gelehrten, später auch in Europa.<ref>[[Peter Benjamin Golden]]: Artikel ''Turks, Abschnitt I: History, Unterabschnitt 2: The tribal history of the Central Asian Turks.'', in [[Encyclopaedia of Islam]], Volume X, S. 689: ''The name Türk spread as a political designation during the period of Göktürk imperial hegemony to their subject Turkic and non-Turkic peoples. Subsequently, it was adopted as a generic ethnonym designating most if not all of the Turkic-speaking tribes in Central Asia by the Muslim peoples with whom they came into contact.''</ref> Daraus ist auch die Bezeichnung für die türkische Bevölkerung [[Anatolien]]s abgeleitet.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
{{lückenhaft|Aufkommen eines türkischen Nationalismus im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] des späten 19. Jahrhunderts und die [[Säkularisierung]] nach [[Atatürk]]}}<br />
Die heutigen Türken lassen sich in den sprachlichen und ethnischen Kontext der [[Turkvölker]] stellen. Das Siedlungsgebiet des ältesten unter dem Namen ''Türken'' bekannten Volkes befand sich im östlichen [[Zentralasien]], auf einem Gebiet, das sich vom [[Altai]]-Gebirge bis zum [[Tianschan]] im Westen und vom [[Baikalsee]] im Norden bis zum [[Altun]] im Süden erstreckte. Bereits in der ausgehenden [[Spätantike]] entstand dort ein erstes türkisches Reich, das der [[Göktürken]], die ab der Mitte des [[6. Jahrhundert]]s für etwa zwei Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Zentralasiens spielten. Hier nahmen später Migrationen ihren Anfang, die zur Gründung verschiedener Reiche wie die der [[Karachaniden]], [[Seldschuken]] oder [[Osmanisches Reich|Osmanen]] führten. Sie führten ferner turksprachige Gruppen in den [[Mittlerer Osten|Mittleren Osten]] und nach [[Anatolien]].<ref>[[Udo Steinbach]]: Geschichte der Türkei, S. 8 ({{Google Buch|BuchID=DMQZWvzG0TsC|Hervorhebung=steinbach udo|Linktext=Online}})</ref><ref name="Steinbach17">[[Udo Steinbach]]: ''Die Türkei im 20. Jahrhundert'', Bergisch Gladbach 1996, S. 17</ref><br />
<br />
=== Einwanderung nach Anatolien ===<br />
[[Datei:OttomanEmpireIn1683.png|miniatur|Das Osmanische Reich im Jahre 1683]]<br />
Der Aufstieg der Türken zu einer islamischen Großmacht begann bereits im 11. Jahrhundert, als die [[Großseldschuken]], ein Familienclan oghusischer Herkunft, ein riesiges Gebiet eroberten, das vom [[Mittelmeer]] bis nach [[Zentralasien]] reichte. Die Seldschuken ermöglichten mit der siegreichen [[Schlacht von Manzikert]] im Jahre 1071, in deren Folge die byzantinische Verwaltung und Verteidigung Kleinasiens zusammenbrach, die türkische Landnahme [[Anatolien]]s.<ref name="Steinbach22">Steinbach (1996), S. 22</ref><br />
<br />
Nach der Eroberung weiter Teile Anatoliens durch die türkischen Stammeskrieger unter der Führung von [[Suleiman ibn Kutalmiş]], einem seldschukischen Prinzen, machte sich dieser von den Großseldschuken unabhängig. Sowohl er als auch sein Sohn und Nachfolger [[Kılıç Arslan I.]] wurden bei Auseinandersetzungen mit den Großseldschuken getötet, was in Kleinasien zu verworrenen Zuständen führte. Im Gefolge der Kreuzzüge konnten die Byzantiner große Teile der Halbinsel zurückerobern. Die Abkömmlinge Kılıç Arslans konnten schließlich das von Suleiman begründete [[Sultanat der Rum-Seldschuken|Sultanat ''Rum'']] stabilisieren, sich gegen andere türkische Konkurrenten durchsetzen und auch die byzantinische Herrschaft wieder zurückdrängen. Das Sultanat von ''Rum'' stellte den ersten kulturellen und politischen Höhepunkt der Türkenherrschaft in Anatolien dar.<ref>Steinbach (1996), S. 23</ref> Nach der Niederlage in der [[Schlacht vom Köse Dağ]] (1243) geriet das Sultanat unter die Oberhoheit der Mongolen und löste sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts schließlich auf. Während der Osten des Reiches unter direkte mongolische Herrschaft fiel, machten sich im Westen kleine türkische Fürstentümer (→ [[Uc]]) unabhängig, die den Grenzkrieg gegen das byzantinische Reich fortsetzten und bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts die byzantinische Herrschaft in Kleinasien mit wenigen Ausnahmen beseitigten. Eines dieser Fürstentümer war das der Osmanen, die vor den Mongolen in das Land der Rum-Seldschuken geflüchtet waren. Diese Entwicklung und die politischen Ereignisse in Zentralasien (Niederlage der Seldschuken gegen die [[Kara-Kitai]], Eroberungen der [[Choresm-Schahs]] und der Eroberungszug der [[Mongolisches Reich|Mongolen]]) prägten die Einwanderung der Türken. Die Einwanderung der ogusischen Stämme, anderer türkischen Ethnien und mongolischer Elemente verlief wellenförmig von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis in das 15. Jahrhundert hinein. Diese Gemeinschaften waren stets polyethnisch und politischen Charakters. Ihre Mitglieder waren entweder in die Gemeinschaft hineingeboren worden oder hatten sich ihr angeschlossen. Schätzungsweise trafen bis zum 12. Jahrhundert 100.000 bis 300.000 „Türken“ in Anatolien ein und trafen dort auf zwei bis drei Millionen Alteingesessene. Vermutlich stellten diese im 13. Jahrhundert in Anatolien die relative und spätestens im 15. Jahrhundert die absolute Bevölkerungsmehrheit.<ref>[[Klaus Kreiser]]: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 5</ref> In einem Bericht über den Kreuzzug von [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]] im Jahre 1190 (''Historia Peregrinorum'') erscheint erstmals der Begriff „Türkei“ in abendländischen Quellen. Im 13. Jahrhundert wird er in vielen europäischen Quellen verwendet. Im Arabischen ist die Bezeichnung ''barr al-turkiyya'' (türkisches Land, Türkei) seit Anfang des 14. Jahrhunderts belegt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei''. Stuttgart 2003, S. 54</ref><br />
<br />
Auch wenn Einzelheiten umstritten sind, besteht doch unter den Autoren Einigkeit darüber, dass die religiöse, soziale und ethnische Umformung Kleinasiens in ein muslimisch und türkisch geprägtes Land mit großer Geschwindigkeit innerhalb weniger Jahrzehnte zunächst in Zentralanatolien und später auch in Westanatolien erfolgte. Christliche Bevölkerungen in nennenswertem Umfang konnten sich nur in den bereits vor den Seldschuken islamisch beherrschten Gebieten Ost- und Südostanatoliens halten, dazu in den Gebieten Zentralanatoliens (Kappadokien), die zum Kernland des anatolischen Reichs der Seldschuken wurden, und den Gebieten, die erst durch die Nachfolger der ersten beiden osmanischen Herrscher [[Osman I.]] und [[Orhan I.]] ab der Mitte des 14. Jahrhunderts erobert wurden. Dabei kam es auch zu vielfältigen religiösen und ethnischen Durchdringungen. Personen türkischer Herkunft machten im byzantinischen Militärdienst Karriere und stiegen (nach Konversion zum Christentum), wie die ''Axuchoi'', bis in den byzantinischen Hochadel auf.<ref> Winfried Hecht, ''Das Zeitalter der Komnenen'' in: Franz Georg Maier (Hsg.): ''Byzanz'' (Fischer Weltgeschichte Band 13), S. 234–301, S. 260, 270</ref> Umgekehrt finden sich unter den Vertrauten der ersten Osmanenherrscher Personen wie [[Köse Mihal]] und [[Ewrenos|Evrenoz Bey]], die bereits ausweislich ihrer Namen und auch der Überlieferung nach byzantinischer und christlicher Herkunft waren und die bereits vor ihrem Übertritt zum Islam Parteigänger der Osmanen waren. Zudem lebten bereits vor der osmanischen Eroberung Südosteuropas dort Angehörige turkvölkischer Herkunft, die teils enge, teils entferntere ethnische Verwandte der anatolischen Türken waren. Nach dem Übertritt zum Islam verschmolzen sie mit den osmanischen Eroberern; soweit sie Christen blieben, sehen einige Autoren in ihnen die Vorfahren der [[Gagausen]].<br />
<br />
Das Türkische setzte sich in der Folge rasch als Umgangssprache zwischen den einzelnen Bevölkerungsteilen durch. Das Persische war neben dem Arabischen die wichtigste Bildungs- und Literatursprache. Sämtliche Chroniken der Rumseldschuken wurden auf Persisch verfasst. Nach dem Untergang des Reichs der Rumseldschuken begann auch im offiziellen Gebrauch und in der Literatur das Türkische hervorzutreten. Als im Jahre 1277 der Herrscher der [[Karaman (Beylik)|Karaman Oğulları]] Mehmed Bey von Konya Besitz ergriffen hatte, gab er den Befehl, dass in der Staatskanzlei nur das Türkische gebraucht werden dürfe.<ref>[[Mehmet Fuat Köprülü|Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād]], Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''[[Enzyklopaedie des Islam]]'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1011</ref> Ab dem 13. Jahrhundert sind anatolische Literaturerzeugnisse in türkischer Sprache erhalten, ab dem Ende des 13. Jahrhunderts gewann das Türkische auch in staatlichen Urkunden an Bedeutung.<ref>Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād, Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''Enzyklopaedie des Islam'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1012</ref> Unter der christlichen Bevölkerung waren Syrisch-Aramäisch, Armenisch und Arabisch die wichtigsten Bildungssprachen. Das Arabische wurde im Osmanischen Reich in Kadiregistern, Stiftungsurkunden und Inschriften bis zum Ende des 16. Jahrhunderts durch das Osmanische ersetzt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2003, S. 51 ff.</ref><br />
<br />
Der Begriff ''Türk'' oder ''Türki'' als Volks- oder Sprachbezeichnung war trotz der verschiedentlich pejorativen Verwendungen in historischen und literarischen Texten des Osmanischen Reiches nicht auf nomadisierende oder bäuerliche Bevölkerungsgruppen beschränkt.<ref>Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 2</ref><br />
<br />
=== Das Osmanische Reich ===<br />
Auf die anatolischen Seldschuken folgten die türkischen Osmanen, die bald darauf große Teile Anatoliens unter ihre Herrschaft brachten und im Jahr 1453 [[Konstantinopel]] eroberten. Mit gewaltigen Kriegszügen eroberten die Osmanen ein Reich, das von [[Armenien]] bis nach [[Ungarn]], von der südrussischen Steppe bis nach Nordafrika reichte. Auch große Teile der arabischen Halbinsel und des Mittelmeerraums gehörten zum türkischen Imperium. Ungeachtet der am Hofe und im Militär und der Verwaltung herrschenden türkischen Sprache beruhte der osmanische Staat nicht auf einer ethnischen Grundlage, sondern war eine rein dynastische Herrschaft, die der Sultan vor allem mit den Angehörigen seines Haushalts (''kul'': rechtlich in etwa Sklaven und Freigelassene) ausübte. Die ethnische Zugehörigkeit zum Türkentum verschaffte keinen Zugang zu Macht und Reichtum, vielmehr rekrutierte sich die Schicht der leitenden Funktionäre im Wesentlichen aus zwangsverpflichteten islamisierten (siehe ''[[Knabenlese]]'') Angehörigen der nichtmuslimischen unterworfenen Völker. Nur von Außen, etwa von den Europäern, wurde der Staat als ''Türkisches Reich'', seine muslimischen Bewohner als ''Türken'' und sein Sultan als ''Großtürke'' bezeichnet. Vergleichbar bezeichneten die arabischen Muslime ihre nichtarabischen Glaubensgenossen in Anatolien und in Südosteuropa als ''Türken''. Ebenso hielten es die nichtmuslimischen Untertanen des Sultans. Erst in den Umbrüchen und Staatskrisen des 17. und 18. Jahrhunderts wurde das hergebrachte Rekrutierungssystem aufgegeben. Auch gebürtige Muslime konnten jetzt als ''kul'' in ein Verpflichtungsverhältnis zum Sultan treten, etwa ins [[Janitscharen]]korps eintreten, im Gegensatz zu den früher zwangsausgehobenen Angehörigen auch heiraten und ihren Status an ihre Nachkommen vererben. Am Ende der hierdurch angestoßenen, vielfach gebrochenen Entwicklung stand die Herausbildung des modernen türkischen Staates und der türkischen Nation.<br />
<br />
== Anzahl und Siedlungsgebiet ==<br />
[[Datei:Turkoj en Bulgario.png|mini|Anteil der Türken in Bulgarien laut der Volkszählung 2001 in den [[Liste der Bezirke in Bulgarien|Oblasten]]:<br /><small><span style="background-color:#FFDEAD">10 % und höher</span> <span style="background-color:#CDB79E">20 % und höher</span> <span style="background-color:#8B7D6B">50 % und höher</span></small>]]<br />
<br />
Zu den Türken rechnen sich weltweit rund 65 Millionen Menschen.<ref>Helmut König, Manfred Sicking: ''Gehört die Türkei zu Europa?'' Bielefeld 2005, S. 137</ref> Etwa 58 Millionen Türken<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/tu.html Central Intelligence Agency. The World Factbook: Turkey]</ref><ref>[http://countrystudies.us/turkey/27.htm Turkey: A Country Study]</ref> leben vor allem in der nach ihnen benannten Republik Türkei. Als [[Autochthones Volk|autochthone]] Minderheiten sind sie auch in [[Zypern]] (265.000<ref>[http://nufussayimi.devplan.org/population%20%20and%20housing%20%20census.pdf ''The press statement of Prime Minister Ferdi Sabit Soyer on the tentative results of 2006 population and housing census'', 5. Mai 2006] (PDF; 54&nbsp;kB)</ref>) und in Südosteuropa in [[Bulgarien]] (746.664<ref>[http://www.nsi.bg/Census/Ethnos.htm Zensus in Bulgarien am 1. März 2001]</ref>, vor allem in den Oblasten [[Oblast Kardschali|Kardschali]], [[Oblast Rasgrad|Rasgrad]], [[Oblast Schumen|Schumen]], [[Oblast Targowischte|Targowischte]] und [[Oblast Silistra|Silistra]]), [[Griechenland]] (157.000, vor allem in den Regionalbezirken [[Rodopi (Regionalbezirk)|Rodopi]] und [[Xanthi (Regionalbezirk)|Xanthi]]), [[Nordmazedonien]] (79.000, vor allem in [[Skopje]] und [[Gostivar]]), [[Rumänien]] (44.500<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ro.html Central Intelligence Agency]</ref>, vor allem im [[Kreis Constanța]]) und im [[Kosovo]] (22.500<ref>[http://www.ks-gov.net/esk/esk/pdf/english/general/kosovo_figures_05.pdf Kosovo in figures 2005]</ref>, vor allem in [[Prizren]] und [[Mamuša]]) beheimatet. Als klassische [[Einwanderung|Einwanderer]] oder [[Arbeitsmigration|Arbeitsemigranten]] und deren Abkömmlinge leben sie vorwiegend in vielen europäischen Ländern, dort überwiegend in Deutschland (2.196.000), in den [[Niederlande]]n (400.000<ref>{{Webarchiv|url=http://www.nisnews.nl/public/010307_2.htm |wayback=20090113011501 |text=Netherlands Info Services |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://www.dutchnews.nl/news/archives/2007/03/dutch_turks_swindled_afm_to_in.php Dutch News]</ref>), in [[Frankreich]] (224.000), aber z. B. auch in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] (171.818<ref>{{cite web |author=U.S. Census Bureau; American FactFinder |title=U.S. Census Tables |url=http://factfinder.census.gov/servlet/DTTable?_bm=y&-geo_id=D&-ds_name=D&-_lang=en&-redoLog=false&-mt_name=ACS_2002_EST_G2000_PCT026 |accessdate=2008-07-09}}</ref>) und in [[Australien]] (150.000<ref>[http://www.smh.com.au/news/World/Old-foes-new-friends/2005/04/22/1114152326767.html Sydney Morning Herald]</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.turkishembassy.org.au/assets/docs/National_day.pdf |wayback=20090225081535 |text=Turkish Embassy AU |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref>).<br />
<br />
== Religion ==<br />
Die überwiegende Mehrheit der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Hanafiten|hanafitischen Rechtsschule]] folgen. Ein kleiner Teil der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen]] oder [[Hanbaliten|hanbalitischen Rechtsschule]] folgen oder [[Madhhab|rechtsschulunabhängig]] sind. Des Weiteren gibt es [[Sufismus|Sufis]] des [[Halveti|Khalwatīya]]-, [[Mevlevi|Mawlawīya]]-, [[Naqschbandīya]]-, [[Qādirīya]]- und [[Rifāʿīya]]-Ordens. Außerdem sind unter Türken in geringem Maße [[Schia|Schiiten]], die hauptsächlich in den Distrikten [[al-Muqdadiyya]], [[Chanaqin]] und [[Kifri]] in der irakischen Provinz [[Diyala]], in den Distrikten [[Daquq]], [[al-Hawidscha]] und [[Kirkuk]] in der Provinz [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]], im Distrikt [[Tal Afar]] in der Provinz [[Ninawa]], im Distrikt [[Tuz (Distrikt)|Tuz]] in der Provinz [[Salah ad-Din (Gouvernement)|Salah ad-Din]] sowie in der türkischen Provinz [[Çorum (Provinz)|Çorum]] leben, anzutreffen.<br />
<br />
Darüber hinaus bekennen sich viele Türken zum [[Aleviten]]tum, insbesondere in den türkischen Provinzen [[Amasya (Provinz)|Amasya]], [[Çorum (Provinz)|Çorum]], [[Erzincan (Provinz)|Erzincan]] und [[Tokat (Provinz)|Tokat]] sowie im Landkreis [[Adıyaman|Merkez]] in der Provinz [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], im Landkreis [[Çubuk (Ankara)|Çubuk]] in der türkischen Provinz [[Ankara (Provinz)|Ankara]], in den Landkreisen [[Damal]] und [[Hanak (Türkei)|Hanak]] in der Provinz [[Ardahan (Provinz)|Ardahan]], in den Landkreisen [[Edremit (Balıkesir)|Edremit]] und [[Balıkesir|Merkez]] in der Provinz [[Balıkesir (Provinz)|Balıkesir]], im Landkreis [[Şenkaya]] in der Provinz [[Erzurum (Provinz)|Erzurum]], in den Landkreisen [[Eskişehir|Merkez]] und [[Seyitgazi]] in der Provinz [[Eskişehir (Provinz)|Eskişehir]], im Landkreis [[Yavuzeli]] in der Provinz [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], im Landkreis [[Selim (Türkei)|Selim]] in der Provinz [[Kars (Provinz)|Kars]], in den Landkreisen [[Delice]] und [[Sulakyurt]] in der Provinz [[Kırıkkale (Provinz)|Kırıkkale]], im Landkreis [[Kofçaz]] in der Provinz [[Kırklareli (Provinz)|Kırklareli]], im Landkreis [[Kütahya|Merkez]] in der Provinz [[Kütahya (Provinz)|Kütahya]], in den Landkreisen [[Arguvan]], [[Doğanşehir]], [[Hekimhan]] und [[Kuluncak]] in der Provinz [[Malatya (Provinz)|Malatya]], im Landkreis [[Salihli]] in der Provinz [[Manisa (Provinz)|Manisa]], im Landkreis [[Hacıbektaş]] in der Provinz [[Nevşehir (Provinz)|Nevşehir]], im Landkreis [[Ladik (Samsun)|Ladik]] in der Provinz [[Samsun (Provinz)|Samsun]], in den Landkreisen [[Gürün]], [[Hafik]], [[Kangal (Sivas)|Kangal]], [[Sivas|Merkez]], [[Şarkışla]], [[Ulaş]], [[Yıldızeli]] und [[Zara (Sivas)|Zara]] in der Provinz [[Sivas (Provinz)|Sivas]], in den Landkreisen [[Akdağmadeni]], [[Aydıncık (Yozgat)|Aydıncık]], [[Çekerek]], [[Yozgat|Merkez]] und [[Sorgun]] in der Provinz [[Yozgat (Provinz)|Yozgat]] sowie in den Gemeinden [[Chaskowo]] und [[Mineralni bani]] in der bulgarischen Provinz [[Oblast Chaskowo]], in der Gemeinde [[Momtschilgrad]] in der [[Oblast Kardschali]], in den Gemeinden [[Kubrat (Stadt)|Kubrat]] und [[Isperich]] in der [[Oblast Rasgrad]], in der Gemeinde [[Dulowo]] in der [[Oblast Silistra]] und in der Gemeinde [[Kotel]] in der [[Oblast Sliwen]]. Die alevitischen Türken Bulgariens werden auch [[Alianen]] genannt. Gemäß dem Zensus von 2011 gab es 27.407 Aleviten und Schiiten in Bulgarien<ref name=2011census>{{cite web|title=Население по местоживеене, възраст и вероизповедание|url=http://censusresults.nsi.bg/Census/Reports/2/2/R10.aspx|publisher=National Statistical Institute of Bulgaria|archive-url=https://web.archive.org/web/20180303153448/http://censusresults.nsi.bg/Census/Reports/2/2/R10.aspx|archive-date=3 March 2018}}</ref>.<br />
<br />
Ferner gibt es einige wenige [[Bahaitum|Bahais]], [[Christ]]en, [[Türkische Juden|Juden]], [[Tengrismus|Neotengristen]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste türkischer Bevölkerungsanteile nach Staat]]<br />
* [[Balkantürken]]<br />
* [[Türken in Deutschland]]<br />
* [[Türken in Österreich]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bodo Guthmüller, Wilhelm Kühlmann: ''Europa und die Türken in der Renaissance.'' Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 978-3-484-36554-4.<br />
* Klaus Kreiser, Christoph K. Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei.'' 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010678-5.<br />
* [[Udo Steinbach]]: ''Geschichte der Türkei.'' 4., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-44743-3.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Turken}}<br />
[[Kategorie:Ethnie in Asien]]<br />
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]<br />
[[Kategorie:Turksprachige Ethnie| ]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=T%C3%BCrken&diff=201222644Türken2020-06-22T22:35:05Z<p>Xxedcxx: /* Religion */</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis|Weitere Bedeutungen zu ''Türken'', ''Türke'' und ''Türkin'' sind unter [[Türken (Begriffsklärung)]] aufgeführt.}}<br />
[[Datei:Türkische-Bevölkerung-nach-Provinzen.png|mini|Bevölkerungsanteil der Türken nach Provinzen verschiedener Länder]]<br />
Die '''Türken''' ({{TrS}} ''Türkler'') sind eine [[Ethnie]], deren Hauptsiedlungsgebiete in [[Anatolien]], [[Zypern]] und [[Südosteuropa]] liegen. In vielen Ländern der Welt existiert eine große [[türkische Diaspora]], überwiegend in europäischen Ländern und innerhalb dieser vor allem in [[Türkeistämmige in Deutschland|Deutschland]]. Der Großteil der Türken lebt in der seit Gründung 1923 durch [[Mustafa Kemal]] nach ihnen benannten Republik [[Türkei]], dem Nachfolger des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]], in der sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden.<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Die Volksbezeichnung ''Türk'' wird erstmals in chinesischen Chroniken des 6. Jahrhunderts als ''T'u-küe'' oder ''Tujue'' erwähnt und war der Name eines Clans innerhalb einer größeren nomadischen Stammeskonföderation, der die Eigenbezeichnung „Türk“ trug und deren Herkunft nicht eindeutig zu belegen ist.<ref>Carter Vaughn Findley, „The Turks in World History“, Oxford University Press, 2005, S. 39</ref> Mit dem Aufstieg der „Türk“ wurde der Name als politische Bezeichnung auf eine ganze Reihe anderer Nomaden und Völker übertragen, und schließlich, durch einen bis heute nicht vollständig nachvollzogenen Prozess, als generelle Bezeichnung für eine ganze [[Turksprachen|Sprach-]] und [[Turkvölker|Völkerfamilie]] übernommen – zuerst von muslimischen Gelehrten, später auch in Europa.<ref>[[Peter Benjamin Golden]]: Artikel ''Turks, Abschnitt I: History, Unterabschnitt 2: The tribal history of the Central Asian Turks.'', in [[Encyclopaedia of Islam]], Volume X, S. 689: ''The name Türk spread as a political designation during the period of Göktürk imperial hegemony to their subject Turkic and non-Turkic peoples. Subsequently, it was adopted as a generic ethnonym designating most if not all of the Turkic-speaking tribes in Central Asia by the Muslim peoples with whom they came into contact.''</ref> Daraus ist auch die Bezeichnung für die türkische Bevölkerung [[Anatolien]]s abgeleitet.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
{{lückenhaft|Aufkommen eines türkischen Nationalismus im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] des späten 19. Jahrhunderts und die [[Säkularisierung]] nach [[Atatürk]]}}<br />
Die heutigen Türken lassen sich in den sprachlichen und ethnischen Kontext der [[Turkvölker]] stellen. Das Siedlungsgebiet des ältesten unter dem Namen ''Türken'' bekannten Volkes befand sich im östlichen [[Zentralasien]], auf einem Gebiet, das sich vom [[Altai]]-Gebirge bis zum [[Tianschan]] im Westen und vom [[Baikalsee]] im Norden bis zum [[Altun]] im Süden erstreckte. Bereits in der ausgehenden [[Spätantike]] entstand dort ein erstes türkisches Reich, das der [[Göktürken]], die ab der Mitte des [[6. Jahrhundert]]s für etwa zwei Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Zentralasiens spielten. Hier nahmen später Migrationen ihren Anfang, die zur Gründung verschiedener Reiche wie die der [[Karachaniden]], [[Seldschuken]] oder [[Osmanisches Reich|Osmanen]] führten. Sie führten ferner turksprachige Gruppen in den [[Mittlerer Osten|Mittleren Osten]] und nach [[Anatolien]].<ref>[[Udo Steinbach]]: Geschichte der Türkei, S. 8 ({{Google Buch|BuchID=DMQZWvzG0TsC|Hervorhebung=steinbach udo|Linktext=Online}})</ref><ref name="Steinbach17">[[Udo Steinbach]]: ''Die Türkei im 20. Jahrhundert'', Bergisch Gladbach 1996, S. 17</ref><br />
<br />
=== Einwanderung nach Anatolien ===<br />
[[Datei:OttomanEmpireIn1683.png|miniatur|Das Osmanische Reich im Jahre 1683]]<br />
Der Aufstieg der Türken zu einer islamischen Großmacht begann bereits im 11. Jahrhundert, als die [[Großseldschuken]], ein Familienclan oghusischer Herkunft, ein riesiges Gebiet eroberten, das vom [[Mittelmeer]] bis nach [[Zentralasien]] reichte. Die Seldschuken ermöglichten mit der siegreichen [[Schlacht von Manzikert]] im Jahre 1071, in deren Folge die byzantinische Verwaltung und Verteidigung Kleinasiens zusammenbrach, die türkische Landnahme [[Anatolien]]s.<ref name="Steinbach22">Steinbach (1996), S. 22</ref><br />
<br />
Nach der Eroberung weiter Teile Anatoliens durch die türkischen Stammeskrieger unter der Führung von [[Suleiman ibn Kutalmiş]], einem seldschukischen Prinzen, machte sich dieser von den Großseldschuken unabhängig. Sowohl er als auch sein Sohn und Nachfolger [[Kılıç Arslan I.]] wurden bei Auseinandersetzungen mit den Großseldschuken getötet, was in Kleinasien zu verworrenen Zuständen führte. Im Gefolge der Kreuzzüge konnten die Byzantiner große Teile der Halbinsel zurückerobern. Die Abkömmlinge Kılıç Arslans konnten schließlich das von Suleiman begründete [[Sultanat der Rum-Seldschuken|Sultanat ''Rum'']] stabilisieren, sich gegen andere türkische Konkurrenten durchsetzen und auch die byzantinische Herrschaft wieder zurückdrängen. Das Sultanat von ''Rum'' stellte den ersten kulturellen und politischen Höhepunkt der Türkenherrschaft in Anatolien dar.<ref>Steinbach (1996), S. 23</ref> Nach der Niederlage in der [[Schlacht vom Köse Dağ]] (1243) geriet das Sultanat unter die Oberhoheit der Mongolen und löste sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts schließlich auf. Während der Osten des Reiches unter direkte mongolische Herrschaft fiel, machten sich im Westen kleine türkische Fürstentümer (→ [[Uc]]) unabhängig, die den Grenzkrieg gegen das byzantinische Reich fortsetzten und bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts die byzantinische Herrschaft in Kleinasien mit wenigen Ausnahmen beseitigten. Eines dieser Fürstentümer war das der Osmanen, die vor den Mongolen in das Land der Rum-Seldschuken geflüchtet waren. Diese Entwicklung und die politischen Ereignisse in Zentralasien (Niederlage der Seldschuken gegen die [[Kara-Kitai]], Eroberungen der [[Choresm-Schahs]] und der Eroberungszug der [[Mongolisches Reich|Mongolen]]) prägten die Einwanderung der Türken. Die Einwanderung der ogusischen Stämme, anderer türkischen Ethnien und mongolischer Elemente verlief wellenförmig von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis in das 15. Jahrhundert hinein. Diese Gemeinschaften waren stets polyethnisch und politischen Charakters. Ihre Mitglieder waren entweder in die Gemeinschaft hineingeboren worden oder hatten sich ihr angeschlossen. Schätzungsweise trafen bis zum 12. Jahrhundert 100.000 bis 300.000 „Türken“ in Anatolien ein und trafen dort auf zwei bis drei Millionen Alteingesessene. Vermutlich stellten diese im 13. Jahrhundert in Anatolien die relative und spätestens im 15. Jahrhundert die absolute Bevölkerungsmehrheit.<ref>[[Klaus Kreiser]]: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 5</ref> In einem Bericht über den Kreuzzug von [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]] im Jahre 1190 (''Historia Peregrinorum'') erscheint erstmals der Begriff „Türkei“ in abendländischen Quellen. Im 13. Jahrhundert wird er in vielen europäischen Quellen verwendet. Im Arabischen ist die Bezeichnung ''barr al-turkiyya'' (türkisches Land, Türkei) seit Anfang des 14. Jahrhunderts belegt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei''. Stuttgart 2003, S. 54</ref><br />
<br />
Auch wenn Einzelheiten umstritten sind, besteht doch unter den Autoren Einigkeit darüber, dass die religiöse, soziale und ethnische Umformung Kleinasiens in ein muslimisch und türkisch geprägtes Land mit großer Geschwindigkeit innerhalb weniger Jahrzehnte zunächst in Zentralanatolien und später auch in Westanatolien erfolgte. Christliche Bevölkerungen in nennenswertem Umfang konnten sich nur in den bereits vor den Seldschuken islamisch beherrschten Gebieten Ost- und Südostanatoliens halten, dazu in den Gebieten Zentralanatoliens (Kappadokien), die zum Kernland des anatolischen Reichs der Seldschuken wurden, und den Gebieten, die erst durch die Nachfolger der ersten beiden osmanischen Herrscher [[Osman I.]] und [[Orhan I.]] ab der Mitte des 14. Jahrhunderts erobert wurden. Dabei kam es auch zu vielfältigen religiösen und ethnischen Durchdringungen. Personen türkischer Herkunft machten im byzantinischen Militärdienst Karriere und stiegen (nach Konversion zum Christentum), wie die ''Axuchoi'', bis in den byzantinischen Hochadel auf.<ref> Winfried Hecht, ''Das Zeitalter der Komnenen'' in: Franz Georg Maier (Hsg.): ''Byzanz'' (Fischer Weltgeschichte Band 13), S. 234–301, S. 260, 270</ref> Umgekehrt finden sich unter den Vertrauten der ersten Osmanenherrscher Personen wie [[Köse Mihal]] und [[Ewrenos|Evrenoz Bey]], die bereits ausweislich ihrer Namen und auch der Überlieferung nach byzantinischer und christlicher Herkunft waren und die bereits vor ihrem Übertritt zum Islam Parteigänger der Osmanen waren. Zudem lebten bereits vor der osmanischen Eroberung Südosteuropas dort Angehörige turkvölkischer Herkunft, die teils enge, teils entferntere ethnische Verwandte der anatolischen Türken waren. Nach dem Übertritt zum Islam verschmolzen sie mit den osmanischen Eroberern; soweit sie Christen blieben, sehen einige Autoren in ihnen die Vorfahren der [[Gagausen]].<br />
<br />
Das Türkische setzte sich in der Folge rasch als Umgangssprache zwischen den einzelnen Bevölkerungsteilen durch. Das Persische war neben dem Arabischen die wichtigste Bildungs- und Literatursprache. Sämtliche Chroniken der Rumseldschuken wurden auf Persisch verfasst. Nach dem Untergang des Reichs der Rumseldschuken begann auch im offiziellen Gebrauch und in der Literatur das Türkische hervorzutreten. Als im Jahre 1277 der Herrscher der [[Karaman (Beylik)|Karaman Oğulları]] Mehmed Bey von Konya Besitz ergriffen hatte, gab er den Befehl, dass in der Staatskanzlei nur das Türkische gebraucht werden dürfe.<ref>[[Mehmet Fuat Köprülü|Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād]], Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''[[Enzyklopaedie des Islam]]'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1011</ref> Ab dem 13. Jahrhundert sind anatolische Literaturerzeugnisse in türkischer Sprache erhalten, ab dem Ende des 13. Jahrhunderts gewann das Türkische auch in staatlichen Urkunden an Bedeutung.<ref>Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād, Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''Enzyklopaedie des Islam'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1012</ref> Unter der christlichen Bevölkerung waren Syrisch-Aramäisch, Armenisch und Arabisch die wichtigsten Bildungssprachen. Das Arabische wurde im Osmanischen Reich in Kadiregistern, Stiftungsurkunden und Inschriften bis zum Ende des 16. Jahrhunderts durch das Osmanische ersetzt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2003, S. 51 ff.</ref><br />
<br />
Der Begriff ''Türk'' oder ''Türki'' als Volks- oder Sprachbezeichnung war trotz der verschiedentlich pejorativen Verwendungen in historischen und literarischen Texten des Osmanischen Reiches nicht auf nomadisierende oder bäuerliche Bevölkerungsgruppen beschränkt.<ref>Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 2</ref><br />
<br />
=== Das Osmanische Reich ===<br />
Auf die anatolischen Seldschuken folgten die türkischen Osmanen, die bald darauf große Teile Anatoliens unter ihre Herrschaft brachten und im Jahr 1453 [[Konstantinopel]] eroberten. Mit gewaltigen Kriegszügen eroberten die Osmanen ein Reich, das von [[Armenien]] bis nach [[Ungarn]], von der südrussischen Steppe bis nach Nordafrika reichte. Auch große Teile der arabischen Halbinsel und des Mittelmeerraums gehörten zum türkischen Imperium. Ungeachtet der am Hofe und im Militär und der Verwaltung herrschenden türkischen Sprache beruhte der osmanische Staat nicht auf einer ethnischen Grundlage, sondern war eine rein dynastische Herrschaft, die der Sultan vor allem mit den Angehörigen seines Haushalts (''kul'': rechtlich in etwa Sklaven und Freigelassene) ausübte. Die ethnische Zugehörigkeit zum Türkentum verschaffte keinen Zugang zu Macht und Reichtum, vielmehr rekrutierte sich die Schicht der leitenden Funktionäre im Wesentlichen aus zwangsverpflichteten islamisierten (siehe ''[[Knabenlese]]'') Angehörigen der nichtmuslimischen unterworfenen Völker. Nur von Außen, etwa von den Europäern, wurde der Staat als ''Türkisches Reich'', seine muslimischen Bewohner als ''Türken'' und sein Sultan als ''Großtürke'' bezeichnet. Vergleichbar bezeichneten die arabischen Muslime ihre nichtarabischen Glaubensgenossen in Anatolien und in Südosteuropa als ''Türken''. Ebenso hielten es die nichtmuslimischen Untertanen des Sultans. Erst in den Umbrüchen und Staatskrisen des 17. und 18. Jahrhunderts wurde das hergebrachte Rekrutierungssystem aufgegeben. Auch gebürtige Muslime konnten jetzt als ''kul'' in ein Verpflichtungsverhältnis zum Sultan treten, etwa ins [[Janitscharen]]korps eintreten, im Gegensatz zu den früher zwangsausgehobenen Angehörigen auch heiraten und ihren Status an ihre Nachkommen vererben. Am Ende der hierdurch angestoßenen, vielfach gebrochenen Entwicklung stand die Herausbildung des modernen türkischen Staates und der türkischen Nation.<br />
<br />
== Anzahl und Siedlungsgebiet ==<br />
[[Datei:Turkoj en Bulgario.png|mini|Anteil der Türken in Bulgarien laut der Volkszählung 2001 in den [[Liste der Bezirke in Bulgarien|Oblasten]]:<br /><small><span style="background-color:#FFDEAD">10 % und höher</span> <span style="background-color:#CDB79E">20 % und höher</span> <span style="background-color:#8B7D6B">50 % und höher</span></small>]]<br />
<br />
Zu den Türken rechnen sich weltweit rund 65 Millionen Menschen.<ref>Helmut König, Manfred Sicking: ''Gehört die Türkei zu Europa?'' Bielefeld 2005, S. 137</ref> Etwa 58 Millionen Türken<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/tu.html Central Intelligence Agency. The World Factbook: Turkey]</ref><ref>[http://countrystudies.us/turkey/27.htm Turkey: A Country Study]</ref> leben vor allem in der nach ihnen benannten Republik Türkei. Als [[Autochthones Volk|autochthone]] Minderheiten sind sie auch in [[Zypern]] (265.000<ref>[http://nufussayimi.devplan.org/population%20%20and%20housing%20%20census.pdf ''The press statement of Prime Minister Ferdi Sabit Soyer on the tentative results of 2006 population and housing census'', 5. Mai 2006] (PDF; 54&nbsp;kB)</ref>) und in Südosteuropa in [[Bulgarien]] (746.664<ref>[http://www.nsi.bg/Census/Ethnos.htm Zensus in Bulgarien am 1. März 2001]</ref>, vor allem in den Oblasten [[Oblast Kardschali|Kardschali]], [[Oblast Rasgrad|Rasgrad]], [[Oblast Schumen|Schumen]], [[Oblast Targowischte|Targowischte]] und [[Oblast Silistra|Silistra]]), [[Griechenland]] (157.000, vor allem in den Regionalbezirken [[Rodopi (Regionalbezirk)|Rodopi]] und [[Xanthi (Regionalbezirk)|Xanthi]]), [[Nordmazedonien]] (79.000, vor allem in [[Skopje]] und [[Gostivar]]), [[Rumänien]] (44.500<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ro.html Central Intelligence Agency]</ref>, vor allem im [[Kreis Constanța]]) und im [[Kosovo]] (22.500<ref>[http://www.ks-gov.net/esk/esk/pdf/english/general/kosovo_figures_05.pdf Kosovo in figures 2005]</ref>, vor allem in [[Prizren]] und [[Mamuša]]) beheimatet. Als klassische [[Einwanderung|Einwanderer]] oder [[Arbeitsmigration|Arbeitsemigranten]] und deren Abkömmlinge leben sie vorwiegend in vielen europäischen Ländern, dort überwiegend in Deutschland (2.196.000), in den [[Niederlande]]n (400.000<ref>{{Webarchiv|url=http://www.nisnews.nl/public/010307_2.htm |wayback=20090113011501 |text=Netherlands Info Services |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://www.dutchnews.nl/news/archives/2007/03/dutch_turks_swindled_afm_to_in.php Dutch News]</ref>), in [[Frankreich]] (224.000), aber z. B. auch in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] (171.818<ref>{{cite web |author=U.S. Census Bureau; American FactFinder |title=U.S. Census Tables |url=http://factfinder.census.gov/servlet/DTTable?_bm=y&-geo_id=D&-ds_name=D&-_lang=en&-redoLog=false&-mt_name=ACS_2002_EST_G2000_PCT026 |accessdate=2008-07-09}}</ref>) und in [[Australien]] (150.000<ref>[http://www.smh.com.au/news/World/Old-foes-new-friends/2005/04/22/1114152326767.html Sydney Morning Herald]</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.turkishembassy.org.au/assets/docs/National_day.pdf |wayback=20090225081535 |text=Turkish Embassy AU |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref>).<br />
<br />
== Religion ==<br />
Die überwiegende Mehrheit der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Hanafiten|hanafitischen Rechtsschule]] folgen. Ein kleiner Teil der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen]] oder [[Hanbaliten|hanbalitischen Rechtsschule]] folgen oder [[Madhhab|rechtsschulunabhängig]] sind. Des Weiteren gibt es [[Sufismus|Sufis]] des [[Halveti|Khalwatīya]]-, [[Mevlevi|Mawlawīya]]-, [[Naqschbandīya]]-, [[Qādirīya]]- und [[Rifāʿīya]]-Ordens. Außerdem sind unter Türken in geringem Maße [[Schia|Schiiten]], die hauptsächlich in den Distrikten [[al-Muqdadiyya]], [[Chanaqin]] und [[Kifri]] in der irakischen Provinz [[Diyala]], in den Distrikten [[Daquq]], [[al-Hawidscha]] und [[Kirkuk]] in der Provinz [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]], im Distrikt [[Tal Afar]] in der Provinz [[Ninawa]], im Distrikt [[Tuz]] in der Provinz [[Salah ad-Din (Gouvernement)|Salah ad-Din]] sowie in der türkischen Provinz [[Çorum (Provinz)|Çorum]] leben, anzutreffen.<br />
<br />
Darüber hinaus bekennen sich viele Türken zum [[Aleviten]]tum, insbesondere in den türkischen Provinzen [[Amasya (Provinz)|Amasya]], [[Çorum (Provinz)|Çorum]], [[Erzincan (Provinz)|Erzincan]] und [[Tokat (Provinz)|Tokat]] sowie im Landkreis [[Adıyaman|Merkez]] in der Provinz [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], im Landkreis [[Çubuk (Ankara)|Çubuk]] in der türkischen Provinz [[Ankara (Provinz)|Ankara]], in den Landkreisen [[Damal]] und [[Hanak]] in der Provinz [[Ardahan (Provinz)|Ardahan]], in den Landkreisen [[Edremit (Balıkesir)|Edremit]] und [[Balıkesir|Merkez]] in der Provinz [[Balıkesir (Provinz)|Balıkesir]], im Landkreis [[Şenkaya]] in der Provinz [[Erzurum (Provinz)|Erzurum]], in den Landkreisen [[Eskişehir|Merkez]] und [[Seyitgazi]] in der Provinz [[Eskişehir (Provinz)|Eskişehir]], im Landkreis [[Yavuzeli]] in der Provinz [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], im Landkreis [[Selim (Türkei)|Selim]] in der Provinz [[Kars (Provinz)|Kars]], in den Landkreisen [[Delice]] und [[Sulakyurt]] in der Provinz [[Kırıkkale (Provinz)|Kırıkkale]], im Landkreis [[Kofçaz]] in der Provinz [[Kırklareli (Provinz)|Kırklareli]], im Landkreis [[Kütahya|Merkez]] in der Provinz [[Kütahya (Provinz)|Kütahya]], in den Landkreisen [[Arguvan]], [[Doğanşehir]], [[Hekimhan]] und [[Kuluncak]] in der Provinz [[Malatya (Provinz)|Malatya]], im Landkreis [[Salihli]] in der Provinz [[Manisa (Provinz)|Manisa]], im Landkreis [[Hacıbektaş]] in der Provinz [[Nevşehir (Provinz)|Nevşehir]], im Landkreis [[Ladik (Samsun)|Ladik]] in der Provinz [[Samsun (Provinz)|Samsun]], in den Landkreisen [[Gürün]], [[Hafik]], [[Kangal (Sivas)|Kangal]], [[Sivas|Merkez]], [[Şarkışla]], [[Ulaş]], [[Yıldızeli]] und [[Zara (Sivas)|Zara]] in der Provinz [[Sivas (Provinz)|Sivas]], in den Landkreisen [[Akdağmadeni]], [[Aydıncık (Yozgat)|Aydıncık]], [[Çekerek]], [[Yozgat|Merkez]] und [[Sorgun]] in der Provinz [[Yozgat (Provinz)|Yozgat]] sowie in den Gemeinden [[Chaskowo]] und [[Mineralni bani]] in der bulgarischen Provinz [[Oblast Chaskowo]], in der Gemeinde [[Momtschilgrad]] in der [[Oblast Kardschali]], in den Gemeinden [[Kubrat (Stadt)|Kubrat]] und [[Isperich]] in der [[Oblast Rasgrad]], in der Gemeinde [[Dulowo]] in der [[Oblast Silistra]] und in der Gemeinde [[Kotel]] in der [[Oblast Sliwen]]. Die alevitischen Türken Bulgariens werden auch [[Alianen]] genannt. Gemäß dem Zensus von 2011 gab es 27.407 Aleviten in Bulgarien<ref name=2011census>{{cite web|title=Население по местоживеене, възраст и вероизповедание|url=http://censusresults.nsi.bg/Census/Reports/2/2/R10.aspx|publisher=National Statistical Institute of Bulgaria|archive-url=https://web.archive.org/web/20180303153448/http://censusresults.nsi.bg/Census/Reports/2/2/R10.aspx|archive-date=3 March 2018}}</ref>.<br />
<br />
Ferner gibt es einige wenige [[Bahaitum|Bahais]], [[Christ]]en, [[Türkische Juden|Juden]], [[Tengrismus|Neotengristen]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste türkischer Bevölkerungsanteile nach Staat]]<br />
* [[Balkantürken]]<br />
* [[Türken in Deutschland]]<br />
* [[Türken in Österreich]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bodo Guthmüller, Wilhelm Kühlmann: ''Europa und die Türken in der Renaissance.'' Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 978-3-484-36554-4.<br />
* Klaus Kreiser, Christoph K. Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei.'' 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010678-5.<br />
* [[Udo Steinbach]]: ''Geschichte der Türkei.'' 4., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-44743-3.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Turken}}<br />
[[Kategorie:Ethnie in Asien]]<br />
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]<br />
[[Kategorie:Turksprachige Ethnie| ]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_von_Pontiern_bewohnten_Orte_in_der_T%C3%BCrkei&diff=201199493Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei2020-06-22T07:52:01Z<p>Xxedcxx: /* Liste */</p>
<hr />
<div>Die '''Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei''' listet alle 52 Orte in der [[Türkei|Republik Türkei]], in denen [[Pontosgriechen|Pontier]] in nennenswerter Zahl leben, auf. Alle Orte liegen im Osten der [[Schwarzmeerregion (Türkei)|Schwarzmeerregion]] in der Provinz [[Trabzon (Provinz)|Trabzon]]. Außerdem bietet diese Liste eine Auswahl von unter Pontiern gebräuchlichen Namen der Orte. Die muslimischen Pontier blieben nach dem [[Vertrag von Lausanne]] am 30. Januar 1923 vom [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei]] verschont, da sie [[Muslim|Muslime]] sind. Durch weitgehende Abschottung konnten Pontier ihre archaische Sprache bewahren.<ref>''Sprechen wie Platon.'' In: [[Der Spiegel]] 3 (2011), S.&nbsp;111; und [http://www.independent.co.uk/life-style/history/jason-and-the-argot-land-where-greeks-ancient-language-survives-2174669.html Steve Connor: ''Jason and the argot: land where Greek's ancient language survives.''] The Independent vom 3. Januar 2011.</ref> Die Pontier sprachen bis vor einigen Jahrzehnten überwiegend die [[pontische Sprache]]. Heutzutage sind die Sprecher, mit Ausnahme weniger Halbsprecher, nur noch ältere Sprecher und eine Weitergabe der Sprache an die jüngere Generation findet in der Regel nicht mehr statt.<ref name="unesco.org-2">[http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php UNESCO Culture Sector, UNESCO Interactive Atlas of the World's Languages in Danger, 2012]</ref><ref name="Cambridge2">[http://www.admin.cam.ac.uk/news//dp/2011010401 University of Cambridge: News and Events: Endangered language opens window on to past] [[University of Cambridge]] 11. Januar 2011</ref> Das zusammenhängende Gebiet der Pontier in den Landkreisen [[Çaykara]], [[Dernekpazarı]] und [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]] wird Holo ([[Pontische Sprache|pontisch]] Χολό Choló) genannt.<br />
<br />
== Liste ==<br />
{| class="wikitable sortable" width="100%"<br />
!Offizieller Name<br />
!Pontischer<br />
Name<br />
!Transkription<br />
!Bevölkerung <br />
<small>(''Stand 2018'')</small><br />
!Landkreis<br />
! class="unsortable" |Anmerkungen<br />
|-<br />
|[[Akdoğan (Çaykara)|Akdoğan]]<br />
|Χοψερά<br />
|Chopserá<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Alataş (Maçka)|Alataş]]<br />
|Μανδρανοι<br />
|Mandrani<br />
|148<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Aşağıkumlu]]<br />
|Κάτω Μίμιλος<br />
|Káto Mímilos<br />
|53<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“ <br />
|-<br />
|[[Ataköy (Çaykara)|Ataköy]]<br />
|Σινέκ<br />
|Sinék<br />
|893<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Atasu (Maçka)|Atasu]]<br />
|Γαλιαίνη<br />
|Galiéni<br />
|1.127<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Baltacılı (Çaykara)|Baltacılı]]<br />
|<br />
|<br />
|122<br />
|[[Çaykara]]<br />
|Das Dorf war bis zur Gründung der Republik ein Ortsteil des Dorfes Yeşilalan<br />
|-<br />
|[[Beşköy (Köprübaşı)|Beşköy]]<br />
|Βεσκόι<br />
|Beskói<br />
|1.250<br />
|[[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]]<br />
|Die Gemeinde Beşköy besteht aus den früheren Dörfern Konuklu, Büyükdoğanlı, Küçükdoğanlı, Dağardı, Emirgan und Yılmazlar.{{FN|1}}<br />
|-<br />
|[[Çalışanlar (Dernekpazarı)|Çalışanlar]]<br />
|Καλάνας<br />
|Kalánas<br />
|178<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çambaşı (Çaykara)|Çambaşı]]<br />
|Άνωθο<br />
|Ánotho<br />
|549<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von άνηθος ánithos für „[[Dill (Pflanze)|Dill]]“<br />
|-<br />
|[[Çamlıbel (Çaykara)|Çamlıbel]]<br />
|Άνω Σινέκ<br />
|Áno Sinék<br />
|173<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çayırbaşı (Dernekpazarı)|Çayırbaşı]]<br />
|Χαβάσο<br />
|Chaváso<br />
|120<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von χαβάς chavás für „Luft“ oder „Melodie“<br />
|-<br />
|[[Çayırlar]]<br />
|Λιβαδειά/Λεβάδεια<br />
|Livadiá/Levádia<br />
|189<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Çıralı (Maçka)|Çıralı]]<br />
|Μέλανλι<br />
|Mélanli<br />
|242<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von μέλι méli für „Honig“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Demirli (Çaykara)|Demirli]]<br />
|Κοτλού/Κοτλοί<br />
|Kotloú/Kotlí<br />
|262<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Eğridere (Çaykara)|Eğridere]]<br />
|Γοργόράς<br />
|Gorgórás<br />
|798<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von γοργός gorgós für „rapide, flink“ und ρεύμα reúma für „Strom, Strömung“, also etwa: rapider Strom<br />
|-<br />
|[[Erenköy (Of)|Erenköy]]<br />
|Τσορουκ/Τσόρουκ<br />
|Tsorouk/Tsórouk<br />
|434<br />
|[[Of (Trabzon)|Of]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ergin (Maçka)|Ergin]]<br />
|Άρμενος<br />
|Ármenos<br />
|86<br />
|[[Maçka]]<br />
|von άρμενα ármena für „[[Takelage]]“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Günebakan (Dernekpazarı)|Günebakan]]<br />
|Ζενόζενα<br />
|Zenózena<br />
|224<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Hamsiköy (Maçka)|Hamsiköy]]<br />
|Τσίχαρλι/Τσάχαρ<br />
|Tsícharli/Tsáchar<br />
|408<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[İskenderli (Tonya)|İskenderli]]<br />
|Ισκενδερλι/Ισκεντερλι<br />
|Iskenderli/Iskenterli<br />
|864<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kabataş (Çaykara)|Kabataş]]<br />
|Φωτεινός<br />
|Fotinós<br />
|381<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Karaçam]]<br />
|Άνω Όγενε/Άνω Όκενα<br />
|Áno Ógene/Áno Ókena<br />
|1.348<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kayran]]<br />
|Λίμνη<br />
|Límni<br />
|34<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von λίμνη límni für „See“<br />
|-<br />
|[[Kiremitli (Maçka)|Kiremitli]]<br />
|Θέρσα<br />
|Thérsa<br />
|150<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kırantaş (Maçka)|Kırantaş]]<br />
|Κουδουλά/Κουτουλά<br />
|Koudoulá/Koutoulá<br />
|416<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von κουτάλι koutáli für „Löffel“ oder κουτουλιά koutouliá für „Kopfstoß“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozağaç (Maçka)|Kozağaç]]<br />
|Κάτω Χορτοκόπ(ι)<br />
|Káto Chortokóp(i)<br />
|200<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von χόρτο chórto für „Gras, krautige Pflanze“ und κοπή kopí für „Schneiden, Abschneiden, Fällen“, also etwa: Grasmähen oder Krautentfernung. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozluca (Tonya)|Kozluca]]<br />
|<br />
|<br />
|212<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köknar]]<br />
|Όγενε/Όκενα<br />
|Ógene/Ókena<br />
|899<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köseli (Çaykara)|Köseli]]<br />
|Κλεισούρα<br />
|Klisoúra<br />
|227<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von κλεισούρα klisoúra für „Umzäunung“ oder „Durchgang“<br />
|-<br />
|[[Maraşlı (Çaykara)|Maraşlı]]<br />
|Πατσάν/Νεφσί Πατσάν<br />
|Patsán/Nefsí Patsán<br />
|446<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormancık (Dernekpazarı)|Ormancık]]<br />
|Μακιδάνος<br />
|Makidános<br />
|246<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormaniçi (Maçka)|Ormaniçi]]<br />
|Κοτιλα<br />
|Kοtila<br />
|136<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Sayraç (Tonya)|Sayraç]]<br />
|Σαυρατς<br />
|Sayrats<br />
|762<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Soğanlı (Çaykara)|Soğanlı]]<br />
|Κάτω Χοψερά<br />
|Káto Chopserá<br />
|244<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şahinkaya (Çaykara)|Şahinkaya]]<br />
|Σύρ/Σύρω<br />
|Sýr/Sýro<br />
|1.121<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von σύρω sýro für „ziehen, schleifen“<br />
|-<br />
|[[Şekersu]]<br />
|Σακάρσού<br />
|Sakársoú<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şimşirli]]<br />
|Κουστουλ<br />
|Koustoul<br />
|223<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Taşçılar (Dernekpazarı)|Taşçılar]]<br />
|Φωτ(ει)γένε/Φωτ(ει)κένε<br />
|Fot(i)géne/Fot(i)kéne<br />
|310<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“ und γένεσις génesis „Schöpfung, Entstehung, Geburt“, also etwa: erleuchtete Geburt<br />
|-<br />
|[[Taşkıran (Çaykara)|Taşkıran]]<br />
|Τσορός/Τσόρος<br />
|Tsorós/Tsóros<br />
|1.003<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşlıgedik]]<br />
|Μεζιρει Πατσάν<br />
|Meziri Patsán<br />
|236<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşören]]<br />
|Ζέλεκα<br />
|Zéleka<br />
|245<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Turalı (Tonya)|Turalı]]<br />
|Τούραλι<br />
|Toúrali<br />
|381<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Tüfekçi (Dernekpazarı)|Tüfekçi]]<br />
|Αρσέλα<br />
|Arséla<br />
|217<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzungöl]]<br />
|Σαράχο/Σεράχο/Σεράχ<br />
|Sarácho/Serácho/Serách<br />
|1.606<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzuntarla]]<br />
|Αληθινός<br />
|Alithinós<br />
|520<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von αληθινός alithinós für „wahr, echt“<br />
|-<br />
|[[Yakçukur (Tonya)|Yakçukur]]<br />
|Ιάκτσουκουρ<br />
|Iáktsoukour<br />
|227<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yaylaönü]]<br />
|Χάρος<br />
|Cháros<br />
|377<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χάρος cháros für „Tod“<br />
|-<br />
|[[Yazlık (Maçka)|Yazlık]]<br />
|Λιβερά<br />
|Liverá<br />
|587<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von ελλέβορος ellévoros für „[[Nieswurz]]“ (im trabzonschen Dialekt λιβορ livor oder λιβορί livorí). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Yenice (Dernekpazarı)|Yenice]]<br />
|Μαρλαδάς<br />
|Marladás<br />
|172<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yeşilalan]]<br />
|Χολάισα<br />
|Choláisa<br />
|439<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χλόη chlói für „Rasen, Gras“<br />
|-<br />
|[[Yukarıkumlu]]<br />
|Άνω Μίμιλος<br />
|Áno Mímilos<br />
|128<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yüzüncüyıl (Maçka)|Yüzüncüyıl]]<br />
|Φάλαινα<br />
|Fálena<br />
|116<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von φάλαινα fálena für „Wal“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|}<br />
{{FNZ|1|Die nichtoffiziellen Ortsnamen sind Καλής Kalís für Konuklu, Άσπαλο Áspalo für Büyükdoğanlı, Αρχάντσελο Archántselo oder Αρχάντσιλο Archántsilo für Küçükdoğanlı, Οκσόχο Oksócho oder Οξόχο Oxócho für Dağardı, Πέδριδαν Pédridan oder Πέτριδαν Pétridan für Emirgan und Χολό Μεζιρει Choló Meziri für Yılmazlar.}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Liste (Humangeographie)]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Türkei)|!]]<br />
[[Kategorie:Pontos]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pontische_Sprache&diff=201191784Pontische Sprache2020-06-21T22:56:56Z<p>Xxedcxx: /* Verbreitung */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Sprache<br />
|Sprache= Pontisch (ποντιακά)<br />
|Länder= [[Aserbaidschan]], [[Deutschland]], [[Georgien]], [[Griechenland]], [[Kanada]], [[Kasachstan]], [[Türkei]], [[Russland]], [[Ukraine]], [[Vereinigte Staaten|USA]]<br />
|Sprecher=1.178.000<ref name="Ethnologue">[http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=pnt ''Ethnologue Database – Languages of the World'' – Pontic (Greek) – Turkey]</ref><br />
|Klassifikation=<br />
* [[Indogermanische Sprachen|Indogermanisch]]<br />
*: [[Altgriechische Sprache|Griechisch]]<br />
*:: [[Attisches Griechisch]]<br />
|KSprache= Pontisch<br />
|Amtssprache=-<br />
|ISO1= –<br />
|ISO2= ine<br />
|ISO3= [http://www.sil.org/iso639-3/documentation.asp?id=pnt pnt]<br />
}}<br />
Die '''pontische Sprache''' (pontisch Ποντιακά ''Pontiaka'' bzw. Ρωμαίικα ''Romeyika'', {{elS|Ποντιακή διάλεκτος}} ''Pontiakē dialektos'', [[Türkische Sprache|türkisch]] ''Pontus lehçesi'') ist eine [[Altgriechische Sprache|griechische Sprache]], die ursprünglich an der [[Türkei|türkischen]] [[Schwarzes Meer|Schwarzmeerküste]] einschließlich angrenzender Gebiete [[Georgien]]s gesprochen wurde.<ref name="Encyclopedia of endangered languages"> Christopher Moseley: ''Encyclopedia of the world's endangered languages.'' 2007. S. 265.</ref> Diese Region hieß in der Antike ''[[Pontos (Region)|Pontos]]'', latinisiert ''Pontus''. Die Sprecher des Pontischen sind die [[Pontos-Griechen]].<br />
<br />
In der neuen Ausgabe des ''Atlas of the World’s Languages in Danger'' von der [[UNESCO]] wird die pontische Sprache als eine vom Aussterben [[bedrohte Sprache]] eingestuft.<ref name="unesco.org-1">[http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php?hl=en&page=atlasmap UNESCO Culture Sector, UNESCO Interactive Atlas of the World's Languages in Danger, 2009]</ref><br />
<br />
== Sprachentwicklung ==<br />
Die pontische Sprache ging aus der [[attisches Griechisch|attischen griechischen Sprache]] hervor und enthält Einflüsse aus der [[Mittelgriechische Sprache|byzantinisch-griechischen]], der [[türkische Sprache|türkischen]], der [[persische Sprache|persischen]] und aus zahlreichen [[kaukasische Sprachen|kaukasischen Sprachen]].<br />
<br />
Das Pontische ist für Sprecher des [[Neugriechische Sprache|Standardgriechischen]] nur schwer zu verstehen. Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass sich diese Sprachen für den Zeitraum von fast zwei Jahrtausenden mit nur geringem gegenseitigen Einfluss entwickelten. Außerdem wurde das Pontische im [[Mittelalter]] durch die [[kaukasische Sprachen|kaukasischen Sprachen]] beeinflusst. So enthält das Pontische grammatikalische Formen, die dem Standardgriechischen fremd sind.<br />
<br />
== Beispiele ==<br />
{{überarbeiten|grund=Die Umschriften sind lautlich ungenau und irreführend und der Hinweis im Kommentar ("Hinweis: Im Folgenden wird auf die Phonetik Wert gelegt, nicht auf die Rechtschreibung") kann das nicht entschuldigen.<br /> "esti" ist griechisch ἐστί ''estí'', "to(n)" ist τό (τόν oder τῶν) ''tó (tón oder tō̂n)'', "hemeteron" ist ἡμέτερον oder ἡμετέρων ''hēméteron oder hēméterōn'', "paidion" ist παιδίον ''paidíon''.}}<br />
<!-- Hinweis: Im Folgenden wird auf die Phonetik Wert gelegt, nicht auf die Rechtschreibung --><br />
* Beispiel 1: Pontisch ''en'' (ist), [[Altgriechische Sprache|Altgriechisch]] ''esti'', [[Koine]] ''enesti'', [[Bibelgriechisch|Biblische]] Form ''eni'', [[Neugriechische Sprache|Neugriechisch]] ''ine''<br />
* Beispiel 2: Pontisch ''temeteron'' (unser), Altgriechisch ''to(n) hemeteron'', Neugriechisch ''to(n) … mas''<br />
* Beispiel 3: Pontisch diminutiv ''pedin'' (Kind), Altgriechisch ''paidion'', Neugriechisch ''pedi''<br />
* Beispiel 4 (Kombination aus 2 und 3): Pontisch ''temeteron to pedin'' (unser Kind), Altgriechisch/Koine ''to paidion'', Neugriechisch ''to pedi mas''<br />
<br />
== Begriffliches ==<br />
Die griechischen [[Byzantinisches Reich|Byzantiner]] nannten sich „Römer“. Der erst im 16. Jahrhundert durch [[Hieronymus Wolf]] geprägte Begriff „Byzantinisches Reich“ war den Bürgern des (Ost-)[[Römisches Reich|Römischen Reichs]] unbekannt. Der in der Türkei heute noch gängige Begriff ''Rum'' bezeichnet deren Nachfahren. Er lässt sich von deren Selbstbezeichnung herleiten: altgriechisch Ῥωμαῖοι (neugriechisch Ρωμαίοι) ''Rōmaioi'' („Römer“).<br />
* ''Rumca'', ''Rumdza'' und ''Romeyika'' (pontische Bezeichnungen für das Griechische um [[Trabzon]])<br />
* ''Pontiaka'' (heute gängige Bezeichnung für das Pontische der [[Diaspora]])<br />
<br />
Der griechische [[Allgemeine Linguistik|Linguist]] [[Manolis Triantafyllidis]] differenziert im Rahmen der pontischen Sprache zwischen einer westlichen Gruppe (oinuntisch bzw. Niotika, um Ünye (griech. Oinoe)), einer östlichen Küstengruppe (trapezuntisch, um [[Trabzon]] herum), und chaldiotisch, das im östlichen Hinterland (um [[Gümüşhane]]) gesprochen wurde; die meisten Sprecher lebten in Chaldia.<br />
<br />
== Verbreitung ==<br />
[[Datei:Distribution of Greek dialects in late Byzantine Empire en.png|mini|hochkant=1.5|Ausbreitung der griechischen Dialekte im späten Byzantinischen Reich, 12. bis 15. Jahrhundert {{Farblegende|#FFFF00|[[Koiné]]}}{{Farblegende|#FF8C00|Pontisches Griechisch}}{{Farblegende|#228B22|[[Kappadokische Sprache|Kappadokisches Griechisch]]}}]]<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das pontische Griechisch entlang der gesamten türkischen Schwarzmeerküste sowie im angrenzenden [[Georgien]] gesprochen. Die westpontische Dialektgruppe war im Gebiet zwischen [[Inebolu]] und [[Ünye]] beheimatet, die ostpontische Gruppe im Raum [[Trabzon]], in [[Chaldia]] und bei [[Gümüşhane]].<ref name="Encyclopedia of endangered languages" /> Im Rahmen des im [[Vertrag von Lausanne]] geregelten [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei|Bevölkerungsaustausches]] zwischen [[Griechenland]] und der [[Türkei]] verließ 1923 mit den christlichen Pontos-Griechen die Mehrheit der Sprecher diese Gebiete. Zurück blieben die muslimischen Pontos-Griechen, deren Vorfahren größtenteils im 17. Jahrhundert zum Islam konvertiert waren (Mackridge 1987). Die Muslime sprechen das Pontische noch heute in einem zusammenhängenden Gebiet namens Holo (pontisch Χολό Choló) in den Landkreisen [[Çaykara]], [[Dernekpazarı]] und [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]], die alle in der Provinz [[Trabzon (Provinz)|Trabzon]] liegen.<ref name="Encyclopedia of endangered languages" /><br />
<br />
Im ausschließlich von Muslimen gesprochenen Subdialekt der Region Of vermutet der Neogräzist Peter Mackridge die ursprünglichste Form des Pontischen, da die Sprecher seit der [[Konversion (Religion)|Konversion]] ihrer Vorfahren zum Islam jeden Kontakt zur griechischsprachigen Welt verloren (beispielsweise zum Griechisch der Kirche), wodurch viele archaische sowie mittelalterliche Eigenschaften des Subdialekts erhalten blieben. So benutzen beispielsweise ausschließlich sie die altgriechische Negationspartikel ''ου''.<ref>omerasan.com: ''{{Webarchiv|url=http://www.omerasan.com/eng/preface.html |wayback=20071030165236 |text=PREFACE – By Peter Mackridge |archiv-bot=2019-05-07 22:46:43 InternetArchiveBot }}''</ref><br><br />
<br />
Es gibt keine verlässlichen und offiziellen Zahlen über die (muslimischen) Pontos-Griechen in der Türkei, da von staatlicher Seite in Volkszählungen seit 1965 keine Daten über die Ethnien und Religionszugehörigkeit der Einwohner erhoben werden dürfen.<ref>{{Webarchiv|url=http://eeo.uni-klu.ac.at/index.php/T%C3%BCrkei#Bev.C3.B6lkerung |wayback=20100412072047 |text=Türkei – Enzyklopädie des europäischen Ostens (EEO) – Alpen-Adria Universität, Klagenfurt |archiv-bot=2019-05-07 22:46:43 InternetArchiveBot }}</ref> Genaue Angaben sind daher schwierig zu ermitteln. Laut der staatlichen Volkszählung aus dem Jahr 1965, wo die Ethnien und Religionszugehörigkeit der Einwohner zum letzten Mal erhoben wurden, sprachen 300.000 Menschen in der Türkei Pontisch.<ref name="Ethnologue"/> Die pontischstämmige griechische Sprachwissenschaftlerin, Dr. Ioanna Sitaridou schätzt die Zahl der pontischsprachigen [[Muslim]]e auf etwa 5.000 Sprecher.<ref name="Cambridge">[http://www.admin.cam.ac.uk/news//dp/2011010401 University of Cambridge: News and Events: Endangered language opens window on to past] [[University of Cambridge]] 11. Januar 2011</ref><br />
<br />
In der neuesten Ausgabe des ''Atlas of the World’s Languages in Danger'' von der [[UNESCO]] wird die pontische Sprache in der Türkei, definitiv als eine vom Aussterben [[bedrohte Sprache]] eingestuft, weil die Sprecher (gemäß dieser Stufe von der UNESCO), mit Ausnahme weniger Halbsprecher und Sprachwissenschaftler, nur noch ältere Sprecher sind und eine Weitergabe der Sprache an die jüngere Generation nicht mehr stattfindet.<ref name="unesco.org-2">[http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php UNESCO Culture Sector, UNESCO Interactive Atlas of the World's Languages in Danger, 2012]</ref><ref name="Cambridge"/><br />
<br />
Laut Sitaridou ist neben der stetigen Emigration aus Trabzon auch der Einfluss der dominanten türkisch sprechenden Mehrheit einer der Gründe, weshalb die Sprache von Aussterben bedroht ist.<ref name="Cambridge" /> Der türkische Autor Ömer Asan verweist auf den zusammenhängenden pontischen Sprachraum, bestehend aus [[Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei|60 Dörfern der Provinz Trabzon]]. Diese Sprecher, so Asan, stammen aus der Provinz Trabzon und leben heute über die ganze Türkei verstreut oder sind ins Ausland emigriert.<ref>[[International Herald Tribune]]: ''{{Webarchiv|url=http://www.omerasan.com/eng/pontian.html |wayback=20071030075514 |text=Omer Asan: Greek-speaking writer from Turkey and a guide to the Pontian culture |archiv-bot=2019-05-07 22:46:43 InternetArchiveBot }}'' 25. April 2000</ref><br />
<br />
Diese liegen unter anderem in folgenden Landkreisen:<br />
* [[Çaykara]] (25 Orte)<br />
* [[Maçka (Trabzon)|Maçka]] (13 Orte)<br />
* [[Dernekpazarı]] (7 Orte)<br />
* [[Tonya (Trabzon)|Tonya]] (5 Orte)<br />
* [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]] (1 Ort)<br />
* [[Of (Trabzon)|Of]] (1 Ort)<br />
<br />
Im 18. und 19. Jahrhundert hat sich der pontische Sprachraum infolge signifikanter Wanderbewegungen auf den [[Kaukasus]] und das [[Russisches Kaiserreich|Russische Reich]] erweitert (siehe [[Griechische Minderheit in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion]]). In diesen Gebieten gilt heute das Pontische am vitalsten, wobei allerdings große Teile der Sprecherpopulationen nach Griechenland migrieren. In den 1930er Jahren wurde das Pontische im damals sowjetischen Raum zeitweise als literarisches Medium genutzt. Unter anderem wurde beispielsweise eine Schulgrammatik niedergeschrieben (Topkhara 1998 [1932]), welche die pontische Grammatik in pontischer Sprache erläutert. Im Jahre 1989 lebten in Russland 40.000 Sprecher, darunter jeweils 15.000 in der [[Region Krasnodar]] und bei [[Stawropol]]. In [[Georgien]] wurde zu jener Zeit von 60.000 Sprechern berichtet, in [[Armenien]] lebten 2.500 Sprecher. Die pontischen Dialekte im georgischen Tsalka und im armenischen [[Alawerdi (Armenien)|Alawerdi]] sind teilweise aus [[Kappadokische Sprache|kappadokischen]] Dialekten hervorgegangen, die vermutlich vom Pontischen assimiliert wurden.<ref>Christopher Moseley: ''Encyclopedia of the world's endangered languages.'' 2007, S. 239–240.</ref><br />
<br />
Es gibt in begrenzter Menge pontische Literatur, die auch einige Bände von [[Asterix]] einschließt.<ref>Asterix Lexikon: ''{{Webarchiv|url=http://www.asterix.com/lexikon/sprachen-mundarten/asterix-auf-pontisch.html |wayback=20111118142739 |text=Asterix auf Pontisch |archiv-bot=2019-05-07 22:46:43 InternetArchiveBot }}'' 30. August 2011</ref><br />
<br />
== Romeyka ==<br />
''Romeyka'' ist ein heute von rund 5000 Personen in der Umgebung von [[Trabzon]] gesprochener pontischer Dialekt. Nach der Sprachwissenschaftlerin Ioanna Sitaridou ist Romeyka in den Satzstrukturen und vielen Vokabeln dem Altgriechischen eng verwandt. Die Sprecher der Sprache leben in Dörfern im Pontusgebirge nahe Trabzon und blieben von der Vertreibung der Pontos-Griechen nach dem Vertrag von Lausanne verschont, da sie muslimischen Glaubens sind. Durch weitgehende Abschottung konnten sie ihre archaische Sprache bewahren.<ref>''Sprechen wie Platon.'' In: [[Der Spiegel]] 3 (2011), S.&nbsp;111; und [http://www.independent.co.uk/life-style/history/jason-and-the-argot-land-where-greeks-ancient-language-survives-2174669.html Steve Connor: ''Jason and the argot: land where Greek's ancient language survives.''] The Independent vom 3. Januar 2011.</ref><br />
<br />
== Vergleich mit dem Altgriechischen ==<br />
Die folgenden Vergleiche beziehen sich auf die [[Phonetik]].<br />
<br />
* '''1.''' Im [[Trabzon|trabzonschen]] Griechischen wird der Laut /e/ an das Suffix –ειν des altgriechischen [[Aorist]] gehängt.<br />
<br />
{|<br />
|- align="left"<br />
! Pontisch || Altgriechisch<br />
|-<br />
| ipìne || ειπείν<br />
|-<br />
| pathίne<br />
| παθείν<br />
|-<br />
| apothanίne<br />
| αποθανείν<br />
|-<br />
| piίne || πιείν<br />
|-<br />
| iδίne || ιδείν<br />
|-<br />
| fiίne || φυγείν<br />
|-<br />
| evrίne || ευρείν<br />
|-<br />
| kamίne<br />
| καμείν<br />
|-<br />
| faίne || θαγείν<br />
|-<br />
| mathίne || μαθείν<br />
|-<br />
| erthéane || ελθείν<br />
|-<br />
| menίne<br />
| μενείν<br />
|}<br />
<br />
* '''2.''' Identische Infinitive –ηνα<br />
<br />
{|<br />
|- align="left"<br />
! Pontisch || Altgriechisch<br />
|-<br />
| anevίne<br />
| ανεβήναι<br />
|-<br />
| katevine<br />
| καταβήναι<br />
|-<br />
| embine<br />
| εμβήναι<br />
|-<br />
| evjine || εκβήναι<br />
|-<br />
| epiδeavine || αποδιαβήναι<br />
|-<br />
| kimethine || κοιμηθήναι<br />
|-<br />
| xtipethine || κτυπηθήναι<br />
|-<br />
| evrethine<br />
| ευρεθήναι<br />
|-<br />
| vrasine || βραχήναι<br />
|-<br />
| raine || ραγήναι<br />
|}<br />
<br />
* '''3.''' Die Aorist- Endung -είν wird zu -αι<br />
<br />
{|<br />
|- align="left"<br />
! Pontisch || Altgriechisch<br />
|-<br />
| κράξαι || κράξειν<br />
|-<br />
| μεθύσαι || μεθύσειν<br />
|}<br />
<br />
* '''4.''' Infinitive im Aorist /e/<br />
<br />
ράψεινε, κράξεινε, μεθύσεινε, καλέσεινε, λαλήσεινε, κτυπήσεινε, καθίσεινε<br />
<br />
* '''5.''' Identisches Aorist-Suffix –ka<br />
<br />
{|<br />
|- align="left"<br />
! Pontisch || Altgriechisch<br />
|-<br />
| eδoka || έδωκα<br />
|-<br />
| enδoka || ενέδωκα<br />
|-<br />
| epika || εποίηκα<br />
|-<br />
| efika || αφήκα<br />
|-<br />
| etheka || έθεκα<br />
|}<br />
<br />
* '''6.''' Wechsel der Infinitivendung –ine zu -eane<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Pietro Bortone]]: ''Greek with no history, no standard, no models: Muslim Pontic Greek.'' In: Alexandra Georgakopoulou, Michael Silk (Hg.): ''Standard Languages and Language Standards: Greek, Past and Present.'' Ashgate, London 2009, ISBN 978-0-7546-6437-6, S. 67–89 [http://books.google.de/books?id=s1deoQGPLWAC&pg=PA67&lpg=PA67&dq=Pietro+Bortone&source=bl&ots=KMYuSpq46o&sig=BCdDgVrUvK3mzST417sHd0BPKUI&hl=de&ei=u_EMTMOnI9KMOOHsxQo&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=9&ved=0CDwQ6AEwCDgK#v=onepage&q=Pietro%20Bortone&f=false eingeschränkter Bucheinblick].<br />
* Georges Drettas: ''Aspects pontiques''. Association de Recherches Pluridisciplinaires (ARP), Paris 1997, ISBN 2-9510349-0-3. Siehe dazu die ausführliche Rezension von Mark Janse: ''Aspects of Pontic grammar''. In: ''Journal of Greek Linguistics'', Jg. 3 (2002), S. 203–231, Zitat S. 203: ''... marks the beginning of a new era in Greek dialectology. Not only is it the first comprehensive grammar of Pontic not written in Greek, but it is also the first self-contained grammar of any Greek „dialect“ written, in the words of Bloomfield, „in terms of its own structure“''.<br />
* [[Peter Mackridge]]: ''Greek-Speaking Moslems of North-East Turkey: Prolegomena to Study of the Ophitic Sub-Dialect of Pontic''. In: ''Byzantine and Modern Greek Studies'', Jg. 11 (1987), S. 115–137.<br />
* Οικονομίδης, Δ.Η.: ''Γραμματική της Ελληνικής Διαλέκτου του Πόντου''. Ακαδημία Αθηνών, Athen 1958.<br />
* Παπαδόπουλος, Α.Α: ''Ιστορική Γραμματική της Ποντικής Διαλέκτου''. Επιτροπή Ποντιακών Μελετών, Athen 1955.<br />
* Παπαδόπουλος, Α.Α: ''Ιστορικόν Λεξικόν της Ποντικής Διαλέκτου'', 2 Bände. Μυρτίδης, Athen 1958–1961.<br />
* Τομπαΐδης, Δ.Ε: ''Η Ποντιακή Διάλεκτος''. Αρχείον Πόντου, Athen 1988.<br />
* Τομπαΐδης, Δ.Ε, Συμεωνίδης, Χ.Π: ''Συμπλήρωμα στο Ιστορικόν Λεξικόν της Ποντικής Διαλέκτου του Α.Α. Παπαδόπουλου''. Αρχείον Πόντου, Athen 2002.<br />
* Τοπχαρά, Κ.: ''Η Γραμματική της Ποντιακής: Ι Γραματικι τι Ρομεικυ τι Ποντεικυ τι Γλοςας''. Αφοί Κυριακίδη, Thessaloniki 1932, Nachdruck 1998.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikipedia|pnt|Pontisch}}<br />
* Zwei Rezensionen des Buches ''Aspects pontiques'' von Georges Drettas:<br />
** Mark Janse: [http://www.benjamins.com/jbp/series/JGL/3/art/0008a.pdf Aspects of Pontic grammar ''Aspects of Pontic grammar'']. In: ''Journal of Greek Linguistics'', Jg. 3 (2002), S. 203–231 (englisch).<br />
** Luc Bouquiaux: [http://www.persee.fr/showPage.do?urn=hom_0439-4216_1998_num_38_148_370592 ''Georges Drettas, „Aspects pontiques“'']. In: ''L'Homme. Revue française d'anthropologie'', Jg. 38 (1998), S. 255–257 (französisch).<br />
* http://www.ocena.info/ Pontischsprachige Webseite in der Türkei, auch mit pontisch-türkischem Vokabular (bisher A–G) sowie pontischsprachiger Musik<br />
* [http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=pnt Ethnologue-Bericht über die pontische Sprache]<br />
<br />
[[Kategorie:Neugriechischer Dialekt]]<br />
[[Kategorie:Einzelsprache]]<br />
[[Kategorie:Bedrohte Sprache]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_von_Pontiern_bewohnten_Orte_in_der_T%C3%BCrkei&diff=201191643Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei2020-06-21T22:47:45Z<p>Xxedcxx: </p>
<hr />
<div>Die '''Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei''' listet alle 52 Orte in der [[Türkei|Republik Türkei]], in denen [[Pontosgriechen|Pontier]] in nennenswerter Zahl leben, auf. Alle Orte liegen im Osten der [[Schwarzmeerregion (Türkei)|Schwarzmeerregion]] in der Provinz [[Trabzon (Provinz)|Trabzon]]. Außerdem bietet diese Liste eine Auswahl von unter Pontiern gebräuchlichen Namen der Orte. Die muslimischen Pontier blieben nach dem [[Vertrag von Lausanne]] am 30. Januar 1923 vom [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei]] verschont, da sie [[Muslim|Muslime]] sind. Durch weitgehende Abschottung konnten Pontier ihre archaische Sprache bewahren.<ref>''Sprechen wie Platon.'' In: [[Der Spiegel]] 3 (2011), S.&nbsp;111; und [http://www.independent.co.uk/life-style/history/jason-and-the-argot-land-where-greeks-ancient-language-survives-2174669.html Steve Connor: ''Jason and the argot: land where Greek's ancient language survives.''] The Independent vom 3. Januar 2011.</ref> Die Pontier sprachen bis vor einigen Jahrzehnten überwiegend die [[pontische Sprache]]. Heutzutage sind die Sprecher, mit Ausnahme weniger Halbsprecher, nur noch ältere Sprecher und eine Weitergabe der Sprache an die jüngere Generation findet in der Regel nicht mehr statt.<ref name="unesco.org-2">[http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php UNESCO Culture Sector, UNESCO Interactive Atlas of the World's Languages in Danger, 2012]</ref><ref name="Cambridge2">[http://www.admin.cam.ac.uk/news//dp/2011010401 University of Cambridge: News and Events: Endangered language opens window on to past] [[University of Cambridge]] 11. Januar 2011</ref> Das zusammenhängende Gebiet der Pontier in den Landkreisen [[Çaykara]], [[Dernekpazarı]] und [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]] wird Holo ([[Pontische Sprache|pontisch]] Χολό Choló) genannt.<br />
<br />
== Liste ==<br />
{| class="wikitable sortable" width="100%"<br />
!Offizieller Name<br />
!Pontischer<br />
Name<br />
!Transkription<br />
!Bevölkerung <br />
<small>(''Stand 2018'')</small><br />
!Landkreis<br />
! class="unsortable" |Anmerkungen<br />
|-<br />
|[[Akdoğan (Çaykara)|Akdoğan]]<br />
|Χοψερά<br />
|Chopserá<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Alataş (Maçka)|Alataş]]<br />
|Μανδρανοι<br />
|Mandranoi<br />
|148<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Aşağıkumlu]]<br />
|Κάτω Μίμιλος<br />
|Káto Mímilos<br />
|53<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“ <br />
|-<br />
|[[Ataköy (Çaykara)|Ataköy]]<br />
|Σινέκ<br />
|Sinék<br />
|893<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Atasu (Maçka)|Atasu]]<br />
|Γαλιαίνη<br />
|Galiéni<br />
|1.127<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Baltacılı (Çaykara)|Baltacılı]]<br />
|<br />
|<br />
|122<br />
|[[Çaykara]]<br />
|Das Dorf war bis zur Gründung der Republik ein Ortsteil des Dorfes Yeşilalan<br />
|-<br />
|[[Beşköy (Köprübaşı)|Beşköy]]<br />
|Βεσκόι<br />
|Beskói<br />
|1.250<br />
|[[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]]<br />
|Die Gemeinde Beşköy besteht aus den früheren Dörfern Konuklu, Büyükdoğanlı, Küçükdoğanlı, Dağardı, Emirgan und Yılmazlar.{{FN|1}}<br />
|-<br />
|[[Çalışanlar (Dernekpazarı)|Çalışanlar]]<br />
|Καλάνας<br />
|Kalánas<br />
|178<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çambaşı (Çaykara)|Çambaşı]]<br />
|Άνωθο<br />
|Ánotho<br />
|549<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von άνηθος ánithos für „[[Dill (Pflanze)|Dill]]“<br />
|-<br />
|[[Çamlıbel (Çaykara)|Çamlıbel]]<br />
|Άνω Σινέκ<br />
|Áno Sinék<br />
|173<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çayırbaşı (Dernekpazarı)|Çayırbaşı]]<br />
|Χαβάσο<br />
|Chaváso<br />
|120<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von χαβάς chavás für „Luft“ oder „Melodie“<br />
|-<br />
|[[Çayırlar]]<br />
|Λειβάδια<br />
|Livádia<br />
|189<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Çıralı (Maçka)|Çıralı]]<br />
|Μέλανλι<br />
|Mélanli<br />
|242<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von μέλι méli für „Honig“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Demirli (Çaykara)|Demirli]]<br />
|Κοτλού/Κοτλοί<br />
|Kotloú/Kotlí<br />
|262<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Eğridere (Çaykara)|Eğridere]]<br />
|Γοργόράς<br />
|Gorgórás<br />
|798<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von γοργός gorgós für „rapide, flink“ und ρεύμα reúma für „Strom, Strömung“, also etwa: rapider Strom<br />
|-<br />
|[[Erenköy (Of)|Erenköy]]<br />
|Τσορουκ/Τσόρουκ<br />
|Tsorouk/Tsórouk<br />
|434<br />
|[[Of (Trabzon)|Of]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ergin (Maçka)|Ergin]]<br />
|Αρμενος<br />
|Armenos<br />
|86<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Günebakan (Dernekpazarı)|Günebakan]]<br />
|Ζενόζενα<br />
|Zenózena<br />
|224<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Hamsiköy (Maçka)|Hamsiköy]]<br />
|Τσίχαρλι/Τσάχαρ<br />
|Tsícharli/Tsáchar<br />
|408<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[İskenderli (Tonya)|İskenderli]]<br />
|Ισκενδερλι/Ισκεντερλι<br />
|Iskenderli/Iskenterli<br />
|864<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kabataş (Çaykara)|Kabataş]]<br />
|Φωτεινός<br />
|Fotinós<br />
|381<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Karaçam]]<br />
|Άνω Όγενε/Άνω Όκενα<br />
|Áno Ógene/Áno Ókena<br />
|1.348<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kayran]]<br />
|Λίμνη<br />
|Límni<br />
|34<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von λίμνη límni für „See“<br />
|-<br />
|[[Kiremitli (Maçka)|Kiremitli]]<br />
|Θέρσα<br />
|Thérsa<br />
|150<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kırantaş (Maçka)|Kırantaş]]<br />
|Κουδουλά/Κουτουλά<br />
|Koudoulá/Koutoulá<br />
|416<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von κουτάλι koutáli für „Löffel“ oder κουτουλιά koutouliá für „Kopfstoß“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozağaç (Maçka)|Kozağaç]]<br />
|Κάτω Χορτοκόπ(ι)<br />
|Káto Chortokóp(i)<br />
|200<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von χόρτο chórto für „Gras, krautige Pflanze“ und κοπή kopí für „Schneiden, Abschneiden, Fällen“, also etwa: Grasmähen oder Krautentfernung. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozluca (Tonya)|Kozluca]]<br />
|<br />
|<br />
|212<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köknar]]<br />
|Όγενε/Όκενα<br />
|Ógene/Ókena<br />
|899<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köseli (Çaykara)|Köseli]]<br />
|Κλεισούρα<br />
|Klisoúra<br />
|227<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von κλεισούρα klisoúra für „Umzäunung“ oder „Durchgang“<br />
|-<br />
|[[Maraşlı (Çaykara)|Maraşlı]]<br />
|Πατσάν/Νεφσί Πατσάν<br />
|Patsán/Nefsí Patsán<br />
|446<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormancık (Dernekpazarı)|Ormancık]]<br />
|Μακιδάνος<br />
|Makidános<br />
|246<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormaniçi (Maçka)|Ormaniçi]]<br />
|Κοτιλα<br />
|Kοtila<br />
|136<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Sayraç (Tonya)|Sayraç]]<br />
|Σαυρατς<br />
|Sayrats<br />
|762<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Soğanlı (Çaykara)|Soğanlı]]<br />
|Κάτω Χοψερά<br />
|Káto Chopserá<br />
|244<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şahinkaya (Çaykara)|Şahinkaya]]<br />
|Σύρ/Σύρω<br />
|Sýr/Sýro<br />
|1.121<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von σύρω sýro für „ziehen, schleifen“<br />
|-<br />
|[[Şekersu]]<br />
|Σακάρσού<br />
|Sakársoú<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şimşirli]]<br />
|Κουστουλ<br />
|Koustoul<br />
|223<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Taşçılar (Dernekpazarı)|Taşçılar]]<br />
|Φωτ(ει)γένε/Φωτ(ει)κένε<br />
|Fot(i)géne/Fot(i)kéne<br />
|310<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“ und γένεσις génesis „Schöpfung, Entstehung, Geburt“, also etwa: erleuchtete Geburt<br />
|-<br />
|[[Taşkıran (Çaykara)|Taşkıran]]<br />
|Τσορός/Τσόρος<br />
|Tsorós/Tsóros<br />
|1.003<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşlıgedik]]<br />
|Μεζιρει Πατσάν<br />
|Meziri Patsán<br />
|236<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşören]]<br />
|Ζέλεκα<br />
|Zéleka<br />
|245<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Turalı (Tonya)|Turalı]]<br />
|Τούραλι<br />
|Toúrali<br />
|381<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Tüfekçi (Dernekpazarı)|Tüfekçi]]<br />
|Αρσέλα<br />
|Arséla<br />
|217<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzungöl]]<br />
|Σαράχο/Σεράχο/Σεράχ<br />
|Sarácho/Serácho/Serách<br />
|1.606<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzuntarla]]<br />
|Αληθινός<br />
|Alithinós<br />
|520<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von αληθινός alithinós für „wahr, echt“<br />
|-<br />
|[[Yakçukur (Tonya)|Yakçukur]]<br />
|Ιάκτσουκουρ<br />
|Iáktsoukour<br />
|227<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yaylaönü]]<br />
|Χάρος<br />
|Cháros<br />
|377<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χάρος cháros für „Tod“<br />
|-<br />
|[[Yazlık (Maçka)|Yazlık]]<br />
|Λιβερά<br />
|Liverá<br />
|587<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von ελλέβορος ellévoros für „[[Nieswurz]]“ (im trabzonschen Dialekt λιβορ livor oder λιβορί livorí). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Yenice (Dernekpazarı)|Yenice]]<br />
|Μαρλαδάς<br />
|Marladás<br />
|172<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yeşilalan]]<br />
|Χολάισα<br />
|Choláisa<br />
|439<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χλόη chlói für „Rasen, Gras“<br />
|-<br />
|[[Yukarıkumlu]]<br />
|Άνω Μίμιλος<br />
|Áno Mímilos<br />
|128<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yüzüncüyıl (Maçka)|Yüzüncüyıl]]<br />
|Φάλαινα<br />
|Fálena<br />
|116<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von φάλαινα fálena für „Wal“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|}<br />
{{FNZ|1|Die nichtoffiziellen Ortsnamen sind Καλής Kalís für Konuklu, Άσπαλο Áspalo für Büyükdoğanlı, Αρχάντσελο Archántselo oder Αρχάντσιλο Archántsilo für Küçükdoğanlı, Οκσόχο Oksócho oder Οξόχο Oxócho für Dağardı, Πέδριδαν Pédridan oder Πέτριδαν Pétridan für Emirgan und Χολό Μεζιρει Choló Meziri für Yılmazlar.}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Liste (Humangeographie)]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Türkei)|!]]<br />
[[Kategorie:Pontos]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_von_Pontiern_bewohnten_Orte_in_der_T%C3%BCrkei&diff=201191619Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei2020-06-21T22:46:34Z<p>Xxedcxx: /* Liste */</p>
<hr />
<div>Die '''Liste der von Pontiern bewohnten Orte in der Türkei''' listet alle 42 Orte in der [[Türkei|Republik Türkei]], in denen [[Pontosgriechen|Pontier]] in nennenswerter Zahl leben, auf. Alle Orte liegen im Osten der [[Schwarzmeerregion (Türkei)|Schwarzmeerregion]] in der Provinz [[Trabzon (Provinz)|Trabzon]]. Außerdem bietet diese Liste eine Auswahl von unter Pontiern gebräuchlichen Namen der Orte. Die muslimischen Pontier blieben nach dem [[Vertrag von Lausanne]] am 30. Januar 1923 vom [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei]] verschont, da sie [[Muslim|Muslime]] sind. Durch weitgehende Abschottung konnten Pontier ihre archaische Sprache bewahren.<ref>''Sprechen wie Platon.'' In: [[Der Spiegel]] 3 (2011), S.&nbsp;111; und [http://www.independent.co.uk/life-style/history/jason-and-the-argot-land-where-greeks-ancient-language-survives-2174669.html Steve Connor: ''Jason and the argot: land where Greek's ancient language survives.''] The Independent vom 3. Januar 2011.</ref> Die Pontier sprachen bis vor einigen Jahrzehnten überwiegend die [[pontische Sprache]]. Heutzutage sind die Sprecher, mit Ausnahme weniger Halbsprecher, nur noch ältere Sprecher und eine Weitergabe der Sprache an die jüngere Generation findet in der Regel nicht mehr statt.<ref name="unesco.org-2">[http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php UNESCO Culture Sector, UNESCO Interactive Atlas of the World's Languages in Danger, 2012]</ref><ref name="Cambridge2">[http://www.admin.cam.ac.uk/news//dp/2011010401 University of Cambridge: News and Events: Endangered language opens window on to past] [[University of Cambridge]] 11. Januar 2011</ref> Das zusammenhängende Gebiet der Pontier in den Landkreisen [[Çaykara]], [[Dernekpazarı]] und [[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]] wird Holo ([[Pontische Sprache|pontisch]] Χολό Choló) genannt.<br />
<br />
== Liste ==<br />
{| class="wikitable sortable" width="100%"<br />
!Offizieller Name<br />
!Pontischer<br />
Name<br />
!Transkription<br />
!Bevölkerung <br />
<small>(''Stand 2018'')</small><br />
!Landkreis<br />
! class="unsortable" |Anmerkungen<br />
|-<br />
|[[Akdoğan (Çaykara)|Akdoğan]]<br />
|Χοψερά<br />
|Chopserá<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Alataş (Maçka)|Alataş]]<br />
|Μανδρανοι<br />
|Mandranoi<br />
|148<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Aşağıkumlu]]<br />
|Κάτω Μίμιλος<br />
|Káto Mímilos<br />
|53<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“ <br />
|-<br />
|[[Ataköy (Çaykara)|Ataköy]]<br />
|Σινέκ<br />
|Sinék<br />
|893<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Atasu (Maçka)|Atasu]]<br />
|Γαλιαίνη<br />
|Galiéni<br />
|1.127<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Baltacılı (Çaykara)|Baltacılı]]<br />
|<br />
|<br />
|122<br />
|[[Çaykara]]<br />
|Das Dorf war bis zur Gründung der Republik ein Ortsteil des Dorfes Yeşilalan<br />
|-<br />
|[[Beşköy (Köprübaşı)|Beşköy]]<br />
|Βεσκόι<br />
|Beskói<br />
|1.250<br />
|[[Köprübaşı (Trabzon)|Köprübaşı]]<br />
|Die Gemeinde Beşköy besteht aus den früheren Dörfern Konuklu, Büyükdoğanlı, Küçükdoğanlı, Dağardı, Emirgan und Yılmazlar.{{FN|1}}<br />
|-<br />
|[[Çalışanlar (Dernekpazarı)|Çalışanlar]]<br />
|Καλάνας<br />
|Kalánas<br />
|178<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çambaşı (Çaykara)|Çambaşı]]<br />
|Άνωθο<br />
|Ánotho<br />
|549<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von άνηθος ánithos für „[[Dill (Pflanze)|Dill]]“<br />
|-<br />
|[[Çamlıbel (Çaykara)|Çamlıbel]]<br />
|Άνω Σινέκ<br />
|Áno Sinék<br />
|173<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Çayırbaşı (Dernekpazarı)|Çayırbaşı]]<br />
|Χαβάσο<br />
|Chaváso<br />
|120<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von χαβάς chavás für „Luft“ oder „Melodie“<br />
|-<br />
|[[Çayırlar]]<br />
|Λειβάδια<br />
|Livádia<br />
|189<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Çıralı (Maçka)|Çıralı]]<br />
|Μέλανλι<br />
|Mélanli<br />
|242<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von μέλι méli für „Honig“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Demirli (Çaykara)|Demirli]]<br />
|Κοτλού/Κοτλοί<br />
|Kotloú/Kotlí<br />
|262<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Eğridere (Çaykara)|Eğridere]]<br />
|Γοργόράς<br />
|Gorgórás<br />
|798<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von γοργός gorgós für „rapide, flink“ und ρεύμα reúma für „Strom, Strömung“, also etwa: rapider Strom<br />
|-<br />
|[[Erenköy (Of)|Erenköy]]<br />
|Τσορουκ/Τσόρουκ<br />
|Tsorouk/Tsórouk<br />
|434<br />
|[[Of (Trabzon)|Of]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ergin (Maçka)|Ergin]]<br />
|Αρμενος<br />
|Armenos<br />
|86<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Günebakan (Dernekpazarı)|Günebakan]]<br />
|Ζενόζενα<br />
|Zenózena<br />
|224<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Hamsiköy (Maçka)|Hamsiköy]]<br />
|Τσίχαρλι/Τσάχαρ<br />
|Tsícharli/Tsáchar<br />
|408<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[İskenderli (Tonya)|İskenderli]]<br />
|Ισκενδερλι/Ισκεντερλι<br />
|Iskenderli/Iskenterli<br />
|864<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kabataş (Çaykara)|Kabataş]]<br />
|Φωτεινός<br />
|Fotinós<br />
|381<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Karaçam]]<br />
|Άνω Όγενε/Άνω Όκενα<br />
|Áno Ógene/Áno Ókena<br />
|1.348<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Kayran]]<br />
|Λίμνη<br />
|Límni<br />
|34<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von λίμνη límni für „See“<br />
|-<br />
|[[Kiremitli (Maçka)|Kiremitli]]<br />
|Θέρσα<br />
|Thérsa<br />
|150<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kırantaş (Maçka)|Kırantaş]]<br />
|Κουδουλά/Κουτουλά<br />
|Koudoulá/Koutoulá<br />
|416<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von κουτάλι koutáli für „Löffel“ oder κουτουλιά koutouliá für „Kopfstoß“. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozağaç (Maçka)|Kozağaç]]<br />
|Κάτω Χορτοκόπ(ι)<br />
|Káto Chortokóp(i)<br />
|200<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von χόρτο chórto für „Gras, krautige Pflanze“ und κοπή kopí für „Schneiden, Abschneiden, Fällen“, also etwa: Grasmähen oder Krautentfernung. Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Kozluca (Tonya)|Kozluca]]<br />
|<br />
|<br />
|212<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köknar]]<br />
|Όγενε/Όκενα<br />
|Ógene/Ókena<br />
|899<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Köseli (Çaykara)|Köseli]]<br />
|Κλεισούρα<br />
|Klisoúra<br />
|227<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von κλεισούρα klisoúra für „Umzäunung“ oder „Durchgang“<br />
|-<br />
|[[Maraşlı (Çaykara)|Maraşlı]]<br />
|Πατσάν/Νεφσί Πατσάν<br />
|Patsán/Nefsí Patsán<br />
|446<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormancık (Dernekpazarı)|Ormancık]]<br />
|Μακιδάνος<br />
|Makidános<br />
|246<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Ormaniçi (Maçka)|Ormaniçi]]<br />
|Κοτιλα<br />
|Kοtila<br />
|136<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen<br />
|-<br />
|[[Sayraç (Tonya)|Sayraç]]<br />
|Σαυρατς<br />
|Sayrats<br />
|762<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Soğanlı (Çaykara)|Soğanlı]]<br />
|Κάτω Χοψερά<br />
|Káto Chopserá<br />
|244<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şahinkaya (Çaykara)|Şahinkaya]]<br />
|Σύρ/Σύρω<br />
|Sýr/Sýro<br />
|1.121<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von σύρω sýro für „ziehen, schleifen“<br />
|-<br />
|[[Şekersu]]<br />
|Σακάρσού<br />
|Sakársoú<br />
|232<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Şimşirli]]<br />
|Κουστουλ<br />
|Koustoul<br />
|223<br />
|[[Maçka]]<br />
|Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara und der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Taşçılar (Dernekpazarı)|Taşçılar]]<br />
|Φωτ(ει)γένε/Φωτ(ει)κένε<br />
|Fot(i)géne/Fot(i)kéne<br />
|310<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|von φωτεινός fotinós für „hell, leuchtend“ und γένεσις génesis „Schöpfung, Entstehung, Geburt“, also etwa: erleuchtete Geburt<br />
|-<br />
|[[Taşkıran (Çaykara)|Taşkıran]]<br />
|Τσορός/Τσόρος<br />
|Tsorós/Tsóros<br />
|1.003<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşlıgedik]]<br />
|Μεζιρει Πατσάν<br />
|Meziri Patsán<br />
|236<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Taşören]]<br />
|Ζέλεκα<br />
|Zéleka<br />
|245<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Turalı (Tonya)|Turalı]]<br />
|Τούραλι<br />
|Toúrali<br />
|381<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Tüfekçi (Dernekpazarı)|Tüfekçi]]<br />
|Αρσέλα<br />
|Arséla<br />
|217<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzungöl]]<br />
|Σαράχο/Σεράχο/Σεράχ<br />
|Sarácho/Serácho/Serách<br />
|1.606<br />
|[[Çaykara]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Uzuntarla]]<br />
|Αληθινός<br />
|Alithinós<br />
|520<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von αληθινός alithinós für „wahr, echt“<br />
|-<br />
|[[Yakçukur (Tonya)|Yakçukur]]<br />
|Ιάκτσουκουρ<br />
|Iáktsoukour<br />
|227<br />
|[[Tonya (Trabzon)|Tonya]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yaylaönü]]<br />
|Χάρος<br />
|Cháros<br />
|377<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χάρος cháros für „Tod“<br />
|-<br />
|[[Yazlık (Maçka)|Yazlık]]<br />
|Λιβερά<br />
|Liverá<br />
|587<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von ελλέβορος ellévoros für „[[Nieswurz]]“ (im trabzonschen Dialekt λιβορ livor oder λιβορί livorí). Überwiegend 1929 aus dem Landkreis Çaykara umgesiedelte Menschen.<br />
|-<br />
|[[Yenice (Dernekpazarı)|Yenice]]<br />
|Μαρλαδάς<br />
|Marladás<br />
|172<br />
|[[Dernekpazarı]]<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yeşilalan]]<br />
|Χολάισα<br />
|Choláisa<br />
|439<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von χλόη chlói für „Rasen, Gras“<br />
|-<br />
|[[Yukarıkumlu]]<br />
|Άνω Μίμιλος<br />
|Áno Mímilos<br />
|128<br />
|[[Çaykara]]<br />
|von μύλος mýlos für „Mühle“<br />
|<br />
|-<br />
|[[Yüzüncüyıl (Maçka)|Yüzüncüyıl]]<br />
|Φάλαινα<br />
|Fálena<br />
|116<br />
|[[Maçka (Trabzon)|Maçka]]<br />
|von φάλαινα fálena für „Wal“. Überwiegend 1929 aus der Gemeinde Beşköy umgesiedelte Menschen.<br />
|}<br />
{{FNZ|1|Die nichtoffiziellen Ortsnamen sind Καλής Kalís für Konuklu, Άσπαλο Áspalo für Büyükdoğanlı, Αρχάντσελο Archántselo oder Αρχάντσιλο Archántsilo für Küçükdoğanlı, Οκσόχο Oksócho oder Οξόχο Oxócho für Dağardı, Πέδριδαν Pédridan oder Πέτριδαν Pétridan für Emirgan und Χολό Μεζιρει Choló Meziri für Yılmazlar.}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Liste (Humangeographie)]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Türkei)|!]]<br />
[[Kategorie:Pontos]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=T%C3%BCrken&diff=201190700Türken2020-06-21T21:47:35Z<p>Xxedcxx: /* Religion */</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis|Weitere Bedeutungen zu ''Türken'', ''Türke'' und ''Türkin'' sind unter [[Türken (Begriffsklärung)]] aufgeführt.}}<br />
[[Datei:Türkische-Bevölkerung-nach-Provinzen.png|mini|Bevölkerungsanteil der Türken nach Provinzen verschiedener Länder]]<br />
Die '''Türken''' ({{TrS}} ''Türkler'') sind eine [[Ethnie]], deren Hauptsiedlungsgebiete in [[Anatolien]], [[Zypern]] und [[Südosteuropa]] liegen. In vielen Ländern der Welt existiert eine große [[türkische Diaspora]], überwiegend in europäischen Ländern und innerhalb dieser vor allem in [[Türkeistämmige in Deutschland|Deutschland]]. Der Großteil der Türken lebt in der seit Gründung 1923 durch [[Mustafa Kemal]] nach ihnen benannten Republik [[Türkei]], dem Nachfolger des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]], in der sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden.<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Die Volksbezeichnung ''Türk'' wird erstmals in chinesischen Chroniken des 6. Jahrhunderts als ''T'u-küe'' oder ''Tujue'' erwähnt und war der Name eines Clans innerhalb einer größeren nomadischen Stammeskonföderation, der die Eigenbezeichnung „Türk“ trug und deren Herkunft nicht eindeutig zu belegen ist.<ref>Carter Vaughn Findley, „The Turks in World History“, Oxford University Press, 2005, S. 39</ref> Mit dem Aufstieg der „Türk“ wurde der Name als politische Bezeichnung auf eine ganze Reihe anderer Nomaden und Völker übertragen, und schließlich, durch einen bis heute nicht vollständig nachvollzogenen Prozess, als generelle Bezeichnung für eine ganze [[Turksprachen|Sprach-]] und [[Turkvölker|Völkerfamilie]] übernommen – zuerst von muslimischen Gelehrten, später auch in Europa.<ref>[[Peter Benjamin Golden]]: Artikel ''Turks, Abschnitt I: History, Unterabschnitt 2: The tribal history of the Central Asian Turks.'', in [[Encyclopaedia of Islam]], Volume X, S. 689: ''The name Türk spread as a political designation during the period of Göktürk imperial hegemony to their subject Turkic and non-Turkic peoples. Subsequently, it was adopted as a generic ethnonym designating most if not all of the Turkic-speaking tribes in Central Asia by the Muslim peoples with whom they came into contact.''</ref> Daraus ist auch die Bezeichnung für die türkische Bevölkerung [[Anatolien]]s abgeleitet.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
{{lückenhaft|Aufkommen eines türkischen Nationalismus im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] des späten 19. Jahrhunderts und die [[Säkularisierung]] nach [[Atatürk]]}}<br />
Die heutigen Türken lassen sich in den sprachlichen und ethnischen Kontext der [[Turkvölker]] stellen. Das Siedlungsgebiet des ältesten unter dem Namen ''Türken'' bekannten Volkes befand sich im östlichen [[Zentralasien]], auf einem Gebiet, das sich vom [[Altai]]-Gebirge bis zum [[Tianschan]] im Westen und vom [[Baikalsee]] im Norden bis zum [[Altun]] im Süden erstreckte. Bereits in der ausgehenden [[Spätantike]] entstand dort ein erstes türkisches Reich, das der [[Göktürken]], die ab der Mitte des [[6. Jahrhundert]]s für etwa zwei Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Zentralasiens spielten. Hier nahmen später Migrationen ihren Anfang, die zur Gründung verschiedener Reiche wie die der [[Karachaniden]], [[Seldschuken]] oder [[Osmanisches Reich|Osmanen]] führten. Sie führten ferner turksprachige Gruppen in den [[Mittlerer Osten|Mittleren Osten]] und nach [[Anatolien]].<ref>[[Udo Steinbach]]: Geschichte der Türkei, S. 8 ({{Google Buch|BuchID=DMQZWvzG0TsC|Hervorhebung=steinbach udo|Linktext=Online}})</ref><ref name="Steinbach17">[[Udo Steinbach]]: ''Die Türkei im 20. Jahrhundert'', Bergisch Gladbach 1996, S. 17</ref><br />
<br />
=== Einwanderung nach Anatolien ===<br />
[[Datei:OttomanEmpireIn1683.png|miniatur|Das Osmanische Reich im Jahre 1683]]<br />
Der Aufstieg der Türken zu einer islamischen Großmacht begann bereits im 11. Jahrhundert, als die [[Großseldschuken]], ein Familienclan oghusischer Herkunft, ein riesiges Gebiet eroberten, das vom [[Mittelmeer]] bis nach [[Zentralasien]] reichte. Die Seldschuken ermöglichten mit der siegreichen [[Schlacht von Manzikert]] im Jahre 1071, in deren Folge die byzantinische Verwaltung und Verteidigung Kleinasiens zusammenbrach, die türkische Landnahme [[Anatolien]]s.<ref name="Steinbach22">Steinbach (1996), S. 22</ref><br />
<br />
Nach der Eroberung weiter Teile Anatoliens durch die türkischen Stammeskrieger unter der Führung von [[Suleiman ibn Kutalmiş]], einem seldschukischen Prinzen, machte sich dieser von den Großseldschuken unabhängig. Sowohl er als auch sein Sohn und Nachfolger [[Kılıç Arslan I.]] wurden bei Auseinandersetzungen mit den Großseldschuken getötet, was in Kleinasien zu verworrenen Zuständen führte. Im Gefolge der Kreuzzüge konnten die Byzantiner große Teile der Halbinsel zurückerobern. Die Abkömmlinge Kılıç Arslans konnten schließlich das von Suleiman begründete [[Sultanat der Rum-Seldschuken|Sultanat ''Rum'']] stabilisieren, sich gegen andere türkische Konkurrenten durchsetzen und auch die byzantinische Herrschaft wieder zurückdrängen. Das Sultanat von ''Rum'' stellte den ersten kulturellen und politischen Höhepunkt der Türkenherrschaft in Anatolien dar.<ref>Steinbach (1996), S. 23</ref> Nach der Niederlage in der [[Schlacht vom Köse Dağ]] (1243) geriet das Sultanat unter die Oberhoheit der Mongolen und löste sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts schließlich auf. Während der Osten des Reiches unter direkte mongolische Herrschaft fiel, machten sich im Westen kleine türkische Fürstentümer (→ [[Uc]]) unabhängig, die den Grenzkrieg gegen das byzantinische Reich fortsetzten und bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts die byzantinische Herrschaft in Kleinasien mit wenigen Ausnahmen beseitigten. Eines dieser Fürstentümer war das der Osmanen, die vor den Mongolen in das Land der Rum-Seldschuken geflüchtet waren. Diese Entwicklung und die politischen Ereignisse in Zentralasien (Niederlage der Seldschuken gegen die [[Kara-Kitai]], Eroberungen der [[Choresm-Schahs]] und der Eroberungszug der [[Mongolisches Reich|Mongolen]]) prägten die Einwanderung der Türken. Die Einwanderung der ogusischen Stämme, anderer türkischen Ethnien und mongolischer Elemente verlief wellenförmig von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis in das 15. Jahrhundert hinein. Diese Gemeinschaften waren stets polyethnisch und politischen Charakters. Ihre Mitglieder waren entweder in die Gemeinschaft hineingeboren worden oder hatten sich ihr angeschlossen. Schätzungsweise trafen bis zum 12. Jahrhundert 100.000 bis 300.000 „Türken“ in Anatolien ein und trafen dort auf zwei bis drei Millionen Alteingesessene. Vermutlich stellten diese im 13. Jahrhundert in Anatolien die relative und spätestens im 15. Jahrhundert die absolute Bevölkerungsmehrheit.<ref>[[Klaus Kreiser]]: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 5</ref> In einem Bericht über den Kreuzzug von [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]] im Jahre 1190 (''Historia Peregrinorum'') erscheint erstmals der Begriff „Türkei“ in abendländischen Quellen. Im 13. Jahrhundert wird er in vielen europäischen Quellen verwendet. Im Arabischen ist die Bezeichnung ''barr al-turkiyya'' (türkisches Land, Türkei) seit Anfang des 14. Jahrhunderts belegt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei''. Stuttgart 2003, S. 54</ref><br />
<br />
Auch wenn Einzelheiten umstritten sind, besteht doch unter den Autoren Einigkeit darüber, dass die religiöse, soziale und ethnische Umformung Kleinasiens in ein muslimisch und türkisch geprägtes Land mit großer Geschwindigkeit innerhalb weniger Jahrzehnte zunächst in Zentralanatolien und später auch in Westanatolien erfolgte. Christliche Bevölkerungen in nennenswertem Umfang konnten sich nur in den bereits vor den Seldschuken islamisch beherrschten Gebieten Ost- und Südostanatoliens halten, dazu in den Gebieten Zentralanatoliens (Kappadokien), die zum Kernland des anatolischen Reichs der Seldschuken wurden, und den Gebieten, die erst durch die Nachfolger der ersten beiden osmanischen Herrscher [[Osman I.]] und [[Orhan I.]] ab der Mitte des 14. Jahrhunderts erobert wurden. Dabei kam es auch zu vielfältigen religiösen und ethnischen Durchdringungen. Personen türkischer Herkunft machten im byzantinischen Militärdienst Karriere und stiegen (nach Konversion zum Christentum), wie die ''Axuchoi'', bis in den byzantinischen Hochadel auf.<ref> Winfried Hecht, ''Das Zeitalter der Komnenen'' in: Franz Georg Maier (Hsg.): ''Byzanz'' (Fischer Weltgeschichte Band 13), S. 234–301, S. 260, 270</ref> Umgekehrt finden sich unter den Vertrauten der ersten Osmanenherrscher Personen wie [[Köse Mihal]] und [[Ewrenos|Evrenoz Bey]], die bereits ausweislich ihrer Namen und auch der Überlieferung nach byzantinischer und christlicher Herkunft waren und die bereits vor ihrem Übertritt zum Islam Parteigänger der Osmanen waren. Zudem lebten bereits vor der osmanischen Eroberung Südosteuropas dort Angehörige turkvölkischer Herkunft, die teils enge, teils entferntere ethnische Verwandte der anatolischen Türken waren. Nach dem Übertritt zum Islam verschmolzen sie mit den osmanischen Eroberern; soweit sie Christen blieben, sehen einige Autoren in ihnen die Vorfahren der [[Gagausen]].<br />
<br />
Das Türkische setzte sich in der Folge rasch als Umgangssprache zwischen den einzelnen Bevölkerungsteilen durch. Das Persische war neben dem Arabischen die wichtigste Bildungs- und Literatursprache. Sämtliche Chroniken der Rumseldschuken wurden auf Persisch verfasst. Nach dem Untergang des Reichs der Rumseldschuken begann auch im offiziellen Gebrauch und in der Literatur das Türkische hervorzutreten. Als im Jahre 1277 der Herrscher der [[Karaman (Beylik)|Karaman Oğulları]] Mehmed Bey von Konya Besitz ergriffen hatte, gab er den Befehl, dass in der Staatskanzlei nur das Türkische gebraucht werden dürfe.<ref>[[Mehmet Fuat Köprülü|Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād]], Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''[[Enzyklopaedie des Islam]]'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1011</ref> Ab dem 13. Jahrhundert sind anatolische Literaturerzeugnisse in türkischer Sprache erhalten, ab dem Ende des 13. Jahrhunderts gewann das Türkische auch in staatlichen Urkunden an Bedeutung.<ref>Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād, Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''Enzyklopaedie des Islam'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1012</ref> Unter der christlichen Bevölkerung waren Syrisch-Aramäisch, Armenisch und Arabisch die wichtigsten Bildungssprachen. Das Arabische wurde im Osmanischen Reich in Kadiregistern, Stiftungsurkunden und Inschriften bis zum Ende des 16. Jahrhunderts durch das Osmanische ersetzt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2003, S. 51 ff.</ref><br />
<br />
Der Begriff ''Türk'' oder ''Türki'' als Volks- oder Sprachbezeichnung war trotz der verschiedentlich pejorativen Verwendungen in historischen und literarischen Texten des Osmanischen Reiches nicht auf nomadisierende oder bäuerliche Bevölkerungsgruppen beschränkt.<ref>Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 2</ref><br />
<br />
=== Das Osmanische Reich ===<br />
Auf die anatolischen Seldschuken folgten die türkischen Osmanen, die bald darauf große Teile Anatoliens unter ihre Herrschaft brachten und im Jahr 1453 [[Konstantinopel]] eroberten. Mit gewaltigen Kriegszügen eroberten die Osmanen ein Reich, das von [[Armenien]] bis nach [[Ungarn]], von der südrussischen Steppe bis nach Nordafrika reichte. Auch große Teile der arabischen Halbinsel und des Mittelmeerraums gehörten zum türkischen Imperium. Ungeachtet der am Hofe und im Militär und der Verwaltung herrschenden türkischen Sprache beruhte der osmanische Staat nicht auf einer ethnischen Grundlage, sondern war eine rein dynastische Herrschaft, die der Sultan vor allem mit den Angehörigen seines Haushalts (''kul'': rechtlich in etwa Sklaven und Freigelassene) ausübte. Die ethnische Zugehörigkeit zum Türkentum verschaffte keinen Zugang zu Macht und Reichtum, vielmehr rekrutierte sich die Schicht der leitenden Funktionäre im Wesentlichen aus zwangsverpflichteten islamisierten (siehe ''[[Knabenlese]]'') Angehörigen der nichtmuslimischen unterworfenen Völker. Nur von Außen, etwa von den Europäern, wurde der Staat als ''Türkisches Reich'', seine muslimischen Bewohner als ''Türken'' und sein Sultan als ''Großtürke'' bezeichnet. Vergleichbar bezeichneten die arabischen Muslime ihre nichtarabischen Glaubensgenossen in Anatolien und in Südosteuropa als ''Türken''. Ebenso hielten es die nichtmuslimischen Untertanen des Sultans. Erst in den Umbrüchen und Staatskrisen des 17. und 18. Jahrhunderts wurde das hergebrachte Rekrutierungssystem aufgegeben. Auch gebürtige Muslime konnten jetzt als ''kul'' in ein Verpflichtungsverhältnis zum Sultan treten, etwa ins [[Janitscharen]]korps eintreten, im Gegensatz zu den früher zwangsausgehobenen Angehörigen auch heiraten und ihren Status an ihre Nachkommen vererben. Am Ende der hierdurch angestoßenen, vielfach gebrochenen Entwicklung stand die Herausbildung des modernen türkischen Staates und der türkischen Nation.<br />
<br />
== Anzahl und Siedlungsgebiet ==<br />
[[Datei:Turkoj en Bulgario.png|mini|Anteil der Türken in Bulgarien laut der Volkszählung 2001 in den [[Liste der Bezirke in Bulgarien|Oblasten]]:<br /><small><span style="background-color:#FFDEAD">10 % und höher</span> <span style="background-color:#CDB79E">20 % und höher</span> <span style="background-color:#8B7D6B">50 % und höher</span></small>]]<br />
<br />
Zu den Türken rechnen sich weltweit rund 65 Millionen Menschen.<ref>Helmut König, Manfred Sicking: ''Gehört die Türkei zu Europa?'' Bielefeld 2005, S. 137</ref> Etwa 58 Millionen Türken<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/tu.html Central Intelligence Agency. The World Factbook: Turkey]</ref><ref>[http://countrystudies.us/turkey/27.htm Turkey: A Country Study]</ref> leben vor allem in der nach ihnen benannten Republik Türkei. Als [[Autochthones Volk|autochthone]] Minderheiten sind sie auch in [[Zypern]] (265.000<ref>[http://nufussayimi.devplan.org/population%20%20and%20housing%20%20census.pdf ''The press statement of Prime Minister Ferdi Sabit Soyer on the tentative results of 2006 population and housing census'', 5. Mai 2006] (PDF; 54&nbsp;kB)</ref>) und in Südosteuropa in [[Bulgarien]] (746.664<ref>[http://www.nsi.bg/Census/Ethnos.htm Zensus in Bulgarien am 1. März 2001]</ref>, vor allem in den Oblasten [[Oblast Kardschali|Kardschali]], [[Oblast Rasgrad|Rasgrad]], [[Oblast Schumen|Schumen]], [[Oblast Targowischte|Targowischte]] und [[Oblast Silistra|Silistra]]), [[Griechenland]] (157.000, vor allem in den Regionalbezirken [[Rodopi (Regionalbezirk)|Rodopi]] und [[Xanthi (Regionalbezirk)|Xanthi]]), [[Nordmazedonien]] (79.000, vor allem in [[Skopje]] und [[Gostivar]]), [[Rumänien]] (44.500<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ro.html Central Intelligence Agency]</ref>, vor allem im [[Kreis Constanța]]) und im [[Kosovo]] (22.500<ref>[http://www.ks-gov.net/esk/esk/pdf/english/general/kosovo_figures_05.pdf Kosovo in figures 2005]</ref>, vor allem in [[Prizren]] und [[Mamuša]]) beheimatet. Als klassische [[Einwanderung|Einwanderer]] oder [[Arbeitsmigration|Arbeitsemigranten]] und deren Abkömmlinge leben sie vorwiegend in vielen europäischen Ländern, dort überwiegend in Deutschland (2.196.000), in den [[Niederlande]]n (400.000<ref>{{Webarchiv|url=http://www.nisnews.nl/public/010307_2.htm |wayback=20090113011501 |text=Netherlands Info Services |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://www.dutchnews.nl/news/archives/2007/03/dutch_turks_swindled_afm_to_in.php Dutch News]</ref>), in [[Frankreich]] (224.000), aber z. B. auch in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] (171.818<ref>{{cite web |author=U.S. Census Bureau; American FactFinder |title=U.S. Census Tables |url=http://factfinder.census.gov/servlet/DTTable?_bm=y&-geo_id=D&-ds_name=D&-_lang=en&-redoLog=false&-mt_name=ACS_2002_EST_G2000_PCT026 |accessdate=2008-07-09}}</ref>) und in [[Australien]] (150.000<ref>[http://www.smh.com.au/news/World/Old-foes-new-friends/2005/04/22/1114152326767.html Sydney Morning Herald]</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.turkishembassy.org.au/assets/docs/National_day.pdf |wayback=20090225081535 |text=Turkish Embassy AU |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref>).<br />
<br />
== Religion ==<br />
Die überwiegende Mehrheit der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Hanafiten|hanafitischen Rechtsschule]] folgen. Ein kleiner Teil der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen]] oder [[Hanbaliten|hanbalitischen Rechtsschule]] folgen oder [[Madhhab|rechtsschulunabhängig]] sind. Des Weiteren gibt es [[Sufismus|Sufis]] des [[Halveti|Khalwatīya]]-, [[Mevlevi|Mawlawīya]]-, [[Naqschbandīya]]-, [[Qādirīya]]- und [[Rifāʿīya]]-Ordens. Außerdem sind unter Türken in geringem Maße [[Schia|Schiiten]], die hauptsächlich in den Distrikten [[al-Muqdadiyya]], [[Chanaqin]] und [[Kifri]] in der irakischen Provinz [[Diyala]], in den Distrikten [[Daquq]], [[al-Hawidscha]] und [[Kirkuk]] in der Provinz [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]], im Distrikt [[Tal Afar]] in der Provinz [[Ninawa]], im Distrikt [[Tuz]] in der Provinz [[Salah ad-Din (Gouvernement)|Salah ad-Din]] sowie in der türkischen Provinz [[Çorum (Provinz)|Çorum]] leben, anzutreffen.<br />
<br />
Darüber hinaus bekennen sich viele Türken zum [[Aleviten]]tum, insbesondere in den türkischen Provinzen [[Amasya (Provinz)|Amasya]], [[Çorum (Provinz)|Çorum]], [[Erzincan (Provinz)|Erzincan]] und [[Tokat (Provinz)|Tokat]] sowie im Landkreis [[Adıyaman|Merkez]] in der Provinz [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], im Landkreis [[Çubuk (Ankara)|Çubuk]] in der türkischen Provinz [[Ankara (Provinz)|Ankara]], in den Landkreisen [[Damal]] und [[Hanak]] in der Provinz [[Ardahan (Provinz)|Ardahan]], in den Landkreisen [[Edremit (Balıkesir)|Edremit]] und [[Balıkesir|Merkez]] in der Provinz [[Balıkesir (Provinz)|Balıkesir]], im Landkreis [[Şenkaya]] in der Provinz [[Erzurum (Provinz)|Erzurum]], in den Landkreisen [[Eskişehir|Merkez]] und [[Seyitgazi]] in der Provinz [[Eskişehir (Provinz)|Eskişehir]], im Landkreis [[Yavuzeli]] in der Provinz [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], im Landkreis [[Selim (Türkei)|Selim]] in der Provinz [[Kars (Provinz)|Kars]], in den Landkreisen [[Delice]] und [[Sulakyurt]] in der Provinz [[Kırıkkale (Provinz)|Kırıkkale]], im Landkreis [[Kofçaz]] in der Provinz [[Kırklareli (Provinz)|Kırklareli]], im Landkreis [[Kütahya|Merkez]] in der Provinz [[Kütahya (Provinz)|Kütahya]], in den Landkreisen [[Arguvan]], [[Doğanşehir]], [[Hekimhan]] und [[Kuluncak]] in der Provinz [[Malatya (Provinz)|Malatya]], im Landkreis [[Salihli]] in der Provinz [[Manisa (Provinz)|Manisa]], im Landkreis [[Hacıbektaş]] in der Provinz [[Nevşehir (Provinz)|Nevşehir]], im Landkreis [[Ladik (Samsun)|Ladik]] in der Provinz [[Samsun (Provinz)|Samsun]], in den Landkreisen [[Gürün]], [[Hafik]], [[Kangal (Sivas)|Kangal]], [[Sivas|Merkez]], [[Şarkışla]], [[Ulaş]], [[Yıldızeli]] und [[Zara (Sivas)|Zara]] in der Provinz [[Sivas (Provinz)|Sivas]], in den Landkreisen [[Akdağmadeni]], [[Aydıncık (Yozgat)|Aydıncık]], [[Çekerek]], [[Yozgat|Merkez]] und [[Sorgun]] in der Provinz [[Yozgat (Provinz)|Yozgat]] sowie in der Gemeinde [[Chaskowo]] in der bulgarischen Provinz [[Oblast Chaskowo]], in der Gemeinde [[Momtschilgrad]] in der [[Oblast Kardschali]], in den Gemeinden [[Kubrat (Stadt)|Kubrat]] und [[Isperich]] in der [[Oblast Rasgrad]] und in der Gemeinde [[Dulowo]] in der [[Oblast Silistra]].<br />
<br />
Ferner gibt es einige wenige [[Bahaitum|Bahais]], [[Christ]]en, [[Türkische Juden|Juden]], [[Tengrismus|Neotengristen]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste türkischer Bevölkerungsanteile nach Staat]]<br />
* [[Balkantürken]]<br />
* [[Türken in Deutschland]]<br />
* [[Türken in Österreich]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bodo Guthmüller, Wilhelm Kühlmann: ''Europa und die Türken in der Renaissance.'' Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 978-3-484-36554-4.<br />
* Klaus Kreiser, Christoph K. Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei.'' 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010678-5.<br />
* [[Udo Steinbach]]: ''Geschichte der Türkei.'' 4., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-44743-3.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Turken}}<br />
[[Kategorie:Ethnie in Asien]]<br />
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]<br />
[[Kategorie:Turksprachige Ethnie| ]]</div>Xxedcxxhttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=T%C3%BCrken&diff=201186691Türken2020-06-21T18:55:17Z<p>Xxedcxx: /* Religion */</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis|Weitere Bedeutungen zu ''Türken'', ''Türke'' und ''Türkin'' sind unter [[Türken (Begriffsklärung)]] aufgeführt.}}<br />
[[Datei:Türkische-Bevölkerung-nach-Provinzen.png|mini|Bevölkerungsanteil der Türken nach Provinzen verschiedener Länder]]<br />
Die '''Türken''' ({{TrS}} ''Türkler'') sind eine [[Ethnie]], deren Hauptsiedlungsgebiete in [[Anatolien]], [[Zypern]] und [[Südosteuropa]] liegen. In vielen Ländern der Welt existiert eine große [[türkische Diaspora]], überwiegend in europäischen Ländern und innerhalb dieser vor allem in [[Türkeistämmige in Deutschland|Deutschland]]. Der Großteil der Türken lebt in der seit Gründung 1923 durch [[Mustafa Kemal]] nach ihnen benannten Republik [[Türkei]], dem Nachfolger des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]], in der sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden.<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Die Volksbezeichnung ''Türk'' wird erstmals in chinesischen Chroniken des 6. Jahrhunderts als ''T'u-küe'' oder ''Tujue'' erwähnt und war der Name eines Clans innerhalb einer größeren nomadischen Stammeskonföderation, der die Eigenbezeichnung „Türk“ trug und deren Herkunft nicht eindeutig zu belegen ist.<ref>Carter Vaughn Findley, „The Turks in World History“, Oxford University Press, 2005, S. 39</ref> Mit dem Aufstieg der „Türk“ wurde der Name als politische Bezeichnung auf eine ganze Reihe anderer Nomaden und Völker übertragen, und schließlich, durch einen bis heute nicht vollständig nachvollzogenen Prozess, als generelle Bezeichnung für eine ganze [[Turksprachen|Sprach-]] und [[Turkvölker|Völkerfamilie]] übernommen – zuerst von muslimischen Gelehrten, später auch in Europa.<ref>[[Peter Benjamin Golden]]: Artikel ''Turks, Abschnitt I: History, Unterabschnitt 2: The tribal history of the Central Asian Turks.'', in [[Encyclopaedia of Islam]], Volume X, S. 689: ''The name Türk spread as a political designation during the period of Göktürk imperial hegemony to their subject Turkic and non-Turkic peoples. Subsequently, it was adopted as a generic ethnonym designating most if not all of the Turkic-speaking tribes in Central Asia by the Muslim peoples with whom they came into contact.''</ref> Daraus ist auch die Bezeichnung für die türkische Bevölkerung [[Anatolien]]s abgeleitet.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
{{lückenhaft|Aufkommen eines türkischen Nationalismus im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] des späten 19. Jahrhunderts und die [[Säkularisierung]] nach [[Atatürk]]}}<br />
Die heutigen Türken lassen sich in den sprachlichen und ethnischen Kontext der [[Turkvölker]] stellen. Das Siedlungsgebiet des ältesten unter dem Namen ''Türken'' bekannten Volkes befand sich im östlichen [[Zentralasien]], auf einem Gebiet, das sich vom [[Altai]]-Gebirge bis zum [[Tianschan]] im Westen und vom [[Baikalsee]] im Norden bis zum [[Altun]] im Süden erstreckte. Bereits in der ausgehenden [[Spätantike]] entstand dort ein erstes türkisches Reich, das der [[Göktürken]], die ab der Mitte des [[6. Jahrhundert]]s für etwa zwei Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Zentralasiens spielten. Hier nahmen später Migrationen ihren Anfang, die zur Gründung verschiedener Reiche wie die der [[Karachaniden]], [[Seldschuken]] oder [[Osmanisches Reich|Osmanen]] führten. Sie führten ferner turksprachige Gruppen in den [[Mittlerer Osten|Mittleren Osten]] und nach [[Anatolien]].<ref>[[Udo Steinbach]]: Geschichte der Türkei, S. 8 ({{Google Buch|BuchID=DMQZWvzG0TsC|Hervorhebung=steinbach udo|Linktext=Online}})</ref><ref name="Steinbach17">[[Udo Steinbach]]: ''Die Türkei im 20. Jahrhundert'', Bergisch Gladbach 1996, S. 17</ref><br />
<br />
=== Einwanderung nach Anatolien ===<br />
[[Datei:OttomanEmpireIn1683.png|miniatur|Das Osmanische Reich im Jahre 1683]]<br />
Der Aufstieg der Türken zu einer islamischen Großmacht begann bereits im 11. Jahrhundert, als die [[Großseldschuken]], ein Familienclan oghusischer Herkunft, ein riesiges Gebiet eroberten, das vom [[Mittelmeer]] bis nach [[Zentralasien]] reichte. Die Seldschuken ermöglichten mit der siegreichen [[Schlacht von Manzikert]] im Jahre 1071, in deren Folge die byzantinische Verwaltung und Verteidigung Kleinasiens zusammenbrach, die türkische Landnahme [[Anatolien]]s.<ref name="Steinbach22">Steinbach (1996), S. 22</ref><br />
<br />
Nach der Eroberung weiter Teile Anatoliens durch die türkischen Stammeskrieger unter der Führung von [[Suleiman ibn Kutalmiş]], einem seldschukischen Prinzen, machte sich dieser von den Großseldschuken unabhängig. Sowohl er als auch sein Sohn und Nachfolger [[Kılıç Arslan I.]] wurden bei Auseinandersetzungen mit den Großseldschuken getötet, was in Kleinasien zu verworrenen Zuständen führte. Im Gefolge der Kreuzzüge konnten die Byzantiner große Teile der Halbinsel zurückerobern. Die Abkömmlinge Kılıç Arslans konnten schließlich das von Suleiman begründete [[Sultanat der Rum-Seldschuken|Sultanat ''Rum'']] stabilisieren, sich gegen andere türkische Konkurrenten durchsetzen und auch die byzantinische Herrschaft wieder zurückdrängen. Das Sultanat von ''Rum'' stellte den ersten kulturellen und politischen Höhepunkt der Türkenherrschaft in Anatolien dar.<ref>Steinbach (1996), S. 23</ref> Nach der Niederlage in der [[Schlacht vom Köse Dağ]] (1243) geriet das Sultanat unter die Oberhoheit der Mongolen und löste sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts schließlich auf. Während der Osten des Reiches unter direkte mongolische Herrschaft fiel, machten sich im Westen kleine türkische Fürstentümer (→ [[Uc]]) unabhängig, die den Grenzkrieg gegen das byzantinische Reich fortsetzten und bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts die byzantinische Herrschaft in Kleinasien mit wenigen Ausnahmen beseitigten. Eines dieser Fürstentümer war das der Osmanen, die vor den Mongolen in das Land der Rum-Seldschuken geflüchtet waren. Diese Entwicklung und die politischen Ereignisse in Zentralasien (Niederlage der Seldschuken gegen die [[Kara-Kitai]], Eroberungen der [[Choresm-Schahs]] und der Eroberungszug der [[Mongolisches Reich|Mongolen]]) prägten die Einwanderung der Türken. Die Einwanderung der ogusischen Stämme, anderer türkischen Ethnien und mongolischer Elemente verlief wellenförmig von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis in das 15. Jahrhundert hinein. Diese Gemeinschaften waren stets polyethnisch und politischen Charakters. Ihre Mitglieder waren entweder in die Gemeinschaft hineingeboren worden oder hatten sich ihr angeschlossen. Schätzungsweise trafen bis zum 12. Jahrhundert 100.000 bis 300.000 „Türken“ in Anatolien ein und trafen dort auf zwei bis drei Millionen Alteingesessene. Vermutlich stellten diese im 13. Jahrhundert in Anatolien die relative und spätestens im 15. Jahrhundert die absolute Bevölkerungsmehrheit.<ref>[[Klaus Kreiser]]: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 5</ref> In einem Bericht über den Kreuzzug von [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]] im Jahre 1190 (''Historia Peregrinorum'') erscheint erstmals der Begriff „Türkei“ in abendländischen Quellen. Im 13. Jahrhundert wird er in vielen europäischen Quellen verwendet. Im Arabischen ist die Bezeichnung ''barr al-turkiyya'' (türkisches Land, Türkei) seit Anfang des 14. Jahrhunderts belegt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei''. Stuttgart 2003, S. 54</ref><br />
<br />
Auch wenn Einzelheiten umstritten sind, besteht doch unter den Autoren Einigkeit darüber, dass die religiöse, soziale und ethnische Umformung Kleinasiens in ein muslimisch und türkisch geprägtes Land mit großer Geschwindigkeit innerhalb weniger Jahrzehnte zunächst in Zentralanatolien und später auch in Westanatolien erfolgte. Christliche Bevölkerungen in nennenswertem Umfang konnten sich nur in den bereits vor den Seldschuken islamisch beherrschten Gebieten Ost- und Südostanatoliens halten, dazu in den Gebieten Zentralanatoliens (Kappadokien), die zum Kernland des anatolischen Reichs der Seldschuken wurden, und den Gebieten, die erst durch die Nachfolger der ersten beiden osmanischen Herrscher [[Osman I.]] und [[Orhan I.]] ab der Mitte des 14. Jahrhunderts erobert wurden. Dabei kam es auch zu vielfältigen religiösen und ethnischen Durchdringungen. Personen türkischer Herkunft machten im byzantinischen Militärdienst Karriere und stiegen (nach Konversion zum Christentum), wie die ''Axuchoi'', bis in den byzantinischen Hochadel auf.<ref> Winfried Hecht, ''Das Zeitalter der Komnenen'' in: Franz Georg Maier (Hsg.): ''Byzanz'' (Fischer Weltgeschichte Band 13), S. 234–301, S. 260, 270</ref> Umgekehrt finden sich unter den Vertrauten der ersten Osmanenherrscher Personen wie [[Köse Mihal]] und [[Ewrenos|Evrenoz Bey]], die bereits ausweislich ihrer Namen und auch der Überlieferung nach byzantinischer und christlicher Herkunft waren und die bereits vor ihrem Übertritt zum Islam Parteigänger der Osmanen waren. Zudem lebten bereits vor der osmanischen Eroberung Südosteuropas dort Angehörige turkvölkischer Herkunft, die teils enge, teils entferntere ethnische Verwandte der anatolischen Türken waren. Nach dem Übertritt zum Islam verschmolzen sie mit den osmanischen Eroberern; soweit sie Christen blieben, sehen einige Autoren in ihnen die Vorfahren der [[Gagausen]].<br />
<br />
Das Türkische setzte sich in der Folge rasch als Umgangssprache zwischen den einzelnen Bevölkerungsteilen durch. Das Persische war neben dem Arabischen die wichtigste Bildungs- und Literatursprache. Sämtliche Chroniken der Rumseldschuken wurden auf Persisch verfasst. Nach dem Untergang des Reichs der Rumseldschuken begann auch im offiziellen Gebrauch und in der Literatur das Türkische hervorzutreten. Als im Jahre 1277 der Herrscher der [[Karaman (Beylik)|Karaman Oğulları]] Mehmed Bey von Konya Besitz ergriffen hatte, gab er den Befehl, dass in der Staatskanzlei nur das Türkische gebraucht werden dürfe.<ref>[[Mehmet Fuat Köprülü|Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād]], Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''[[Enzyklopaedie des Islam]]'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1011</ref> Ab dem 13. Jahrhundert sind anatolische Literaturerzeugnisse in türkischer Sprache erhalten, ab dem Ende des 13. Jahrhunderts gewann das Türkische auch in staatlichen Urkunden an Bedeutung.<ref>Köprülüzāde Meḥmed Fuʾād, Art. ''Türken'', Abschnitt B III ''Die osmanisch-türkische Literatur'' in ''Enzyklopaedie des Islam'', Band IV, S-Z, Leiden/Leipzig 1934, S. 1012</ref> Unter der christlichen Bevölkerung waren Syrisch-Aramäisch, Armenisch und Arabisch die wichtigsten Bildungssprachen. Das Arabische wurde im Osmanischen Reich in Kadiregistern, Stiftungsurkunden und Inschriften bis zum Ende des 16. Jahrhunderts durch das Osmanische ersetzt.<ref>Klaus Kreiser in: Kreiser und Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2003, S. 51 ff.</ref><br />
<br />
Der Begriff ''Türk'' oder ''Türki'' als Volks- oder Sprachbezeichnung war trotz der verschiedentlich pejorativen Verwendungen in historischen und literarischen Texten des Osmanischen Reiches nicht auf nomadisierende oder bäuerliche Bevölkerungsgruppen beschränkt.<ref>Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. München 2001, S. 2</ref><br />
<br />
=== Das Osmanische Reich ===<br />
Auf die anatolischen Seldschuken folgten die türkischen Osmanen, die bald darauf große Teile Anatoliens unter ihre Herrschaft brachten und im Jahr 1453 [[Konstantinopel]] eroberten. Mit gewaltigen Kriegszügen eroberten die Osmanen ein Reich, das von [[Armenien]] bis nach [[Ungarn]], von der südrussischen Steppe bis nach Nordafrika reichte. Auch große Teile der arabischen Halbinsel und des Mittelmeerraums gehörten zum türkischen Imperium. Ungeachtet der am Hofe und im Militär und der Verwaltung herrschenden türkischen Sprache beruhte der osmanische Staat nicht auf einer ethnischen Grundlage, sondern war eine rein dynastische Herrschaft, die der Sultan vor allem mit den Angehörigen seines Haushalts (''kul'': rechtlich in etwa Sklaven und Freigelassene) ausübte. Die ethnische Zugehörigkeit zum Türkentum verschaffte keinen Zugang zu Macht und Reichtum, vielmehr rekrutierte sich die Schicht der leitenden Funktionäre im Wesentlichen aus zwangsverpflichteten islamisierten (siehe ''[[Knabenlese]]'') Angehörigen der nichtmuslimischen unterworfenen Völker. Nur von Außen, etwa von den Europäern, wurde der Staat als ''Türkisches Reich'', seine muslimischen Bewohner als ''Türken'' und sein Sultan als ''Großtürke'' bezeichnet. Vergleichbar bezeichneten die arabischen Muslime ihre nichtarabischen Glaubensgenossen in Anatolien und in Südosteuropa als ''Türken''. Ebenso hielten es die nichtmuslimischen Untertanen des Sultans. Erst in den Umbrüchen und Staatskrisen des 17. und 18. Jahrhunderts wurde das hergebrachte Rekrutierungssystem aufgegeben. Auch gebürtige Muslime konnten jetzt als ''kul'' in ein Verpflichtungsverhältnis zum Sultan treten, etwa ins [[Janitscharen]]korps eintreten, im Gegensatz zu den früher zwangsausgehobenen Angehörigen auch heiraten und ihren Status an ihre Nachkommen vererben. Am Ende der hierdurch angestoßenen, vielfach gebrochenen Entwicklung stand die Herausbildung des modernen türkischen Staates und der türkischen Nation.<br />
<br />
== Anzahl und Siedlungsgebiet ==<br />
[[Datei:Turkoj en Bulgario.png|mini|Anteil der Türken in Bulgarien laut der Volkszählung 2001 in den [[Liste der Bezirke in Bulgarien|Oblasten]]:<br /><small><span style="background-color:#FFDEAD">10 % und höher</span> <span style="background-color:#CDB79E">20 % und höher</span> <span style="background-color:#8B7D6B">50 % und höher</span></small>]]<br />
<br />
Zu den Türken rechnen sich weltweit rund 65 Millionen Menschen.<ref>Helmut König, Manfred Sicking: ''Gehört die Türkei zu Europa?'' Bielefeld 2005, S. 137</ref> Etwa 58 Millionen Türken<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/tu.html Central Intelligence Agency. The World Factbook: Turkey]</ref><ref>[http://countrystudies.us/turkey/27.htm Turkey: A Country Study]</ref> leben vor allem in der nach ihnen benannten Republik Türkei. Als [[Autochthones Volk|autochthone]] Minderheiten sind sie auch in [[Zypern]] (265.000<ref>[http://nufussayimi.devplan.org/population%20%20and%20housing%20%20census.pdf ''The press statement of Prime Minister Ferdi Sabit Soyer on the tentative results of 2006 population and housing census'', 5. Mai 2006] (PDF; 54&nbsp;kB)</ref>) und in Südosteuropa in [[Bulgarien]] (746.664<ref>[http://www.nsi.bg/Census/Ethnos.htm Zensus in Bulgarien am 1. März 2001]</ref>, vor allem in den Oblasten [[Oblast Kardschali|Kardschali]], [[Oblast Rasgrad|Rasgrad]], [[Oblast Schumen|Schumen]], [[Oblast Targowischte|Targowischte]] und [[Oblast Silistra|Silistra]]), [[Griechenland]] (157.000, vor allem in den Regionalbezirken [[Rodopi (Regionalbezirk)|Rodopi]] und [[Xanthi (Regionalbezirk)|Xanthi]]), [[Nordmazedonien]] (79.000, vor allem in [[Skopje]] und [[Gostivar]]), [[Rumänien]] (44.500<ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ro.html Central Intelligence Agency]</ref>, vor allem im [[Kreis Constanța]]) und im [[Kosovo]] (22.500<ref>[http://www.ks-gov.net/esk/esk/pdf/english/general/kosovo_figures_05.pdf Kosovo in figures 2005]</ref>, vor allem in [[Prizren]] und [[Mamuša]]) beheimatet. Als klassische [[Einwanderung|Einwanderer]] oder [[Arbeitsmigration|Arbeitsemigranten]] und deren Abkömmlinge leben sie vorwiegend in vielen europäischen Ländern, dort überwiegend in Deutschland (2.196.000), in den [[Niederlande]]n (400.000<ref>{{Webarchiv|url=http://www.nisnews.nl/public/010307_2.htm |wayback=20090113011501 |text=Netherlands Info Services |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://www.dutchnews.nl/news/archives/2007/03/dutch_turks_swindled_afm_to_in.php Dutch News]</ref>), in [[Frankreich]] (224.000), aber z. B. auch in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] (171.818<ref>{{cite web |author=U.S. Census Bureau; American FactFinder |title=U.S. Census Tables |url=http://factfinder.census.gov/servlet/DTTable?_bm=y&-geo_id=D&-ds_name=D&-_lang=en&-redoLog=false&-mt_name=ACS_2002_EST_G2000_PCT026 |accessdate=2008-07-09}}</ref>) und in [[Australien]] (150.000<ref>[http://www.smh.com.au/news/World/Old-foes-new-friends/2005/04/22/1114152326767.html Sydney Morning Herald]</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.turkishembassy.org.au/assets/docs/National_day.pdf |wayback=20090225081535 |text=Turkish Embassy AU |archiv-bot=2019-04-19 13:42:32 InternetArchiveBot }}</ref>).<br />
<br />
== Religion ==<br />
Die überwiegende Mehrheit der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Hanafiten|hanafitischen Rechtsschule]] folgen. Ein kleiner Teil der Türken sind sunnitische Muslime, die der [[Schāfiʿiten|schafiitischen]] oder [[Hanbaliten|hanbalitischen Rechtsschule]] folgen oder [[Madhhab|rechtsschulunabhängig]] sind. Des Weiteren gibt es [[Sufismus|Sufis]] des [[Halveti|Khalwatīya]]-, [[Mevlevi|Mawlawīya]]-, [[Naqschbandīya]]-, [[Qādirīya]]- und [[Rifāʿīya]]-Ordens. Außerdem sind unter Türken in geringem Maße [[Schia|Schiiten]], die hauptsächlich in den Distrikten [[al-Muqdadiyya]], [[Chanaqin]] und [[Kifri]] in der irakischen Provinz [[Diyala]], in den Distrikten [[Daquq]], [[al-Hawidscha]] und [[Kirkuk]] in der Provinz [[Kirkuk (Gouvernement)|Kirkuk]], im Distrikt [[Tal Afar]] in der Provinz [[Ninawa]], im Distrikt [[Tuz]] in der Provinz [[Salah ad-Din (Gouvernement)|Salah ad-Din]] sowie in der türkischen Provinz [[Çorum (Provinz)|Çorum]] leben, anzutreffen.<br />
<br />
Darüber hinaus bekennen sich viele Türken zum [[Aleviten]]tum, insbesondere in den türkischen Provinzen [[Amasya (Provinz)|Amasya]], [[Çorum (Provinz)|Çorum]], [[Erzincan (Provinz)|Erzincan]] und [[Tokat (Provinz)|Tokat]] sowie im Landkreis [[Adıyaman|Merkez]] in der Provinz [[Adıyaman (Provinz)|Adıyaman]], im Landkreis [[Çubuk (Ankara)|Çubuk]] in der türkischen Provinz [[Ankara (Provinz)|Ankara]], in den Landkreisen [[Damal]] und [[Hanak]] in der Provinz [[Ardahan (Provinz)|Ardahan]], in den Landkreisen [[Edremit]] und [[Balıkesir|Merkez]] in der Provinz [[Balıkesir (Provinz)|Balıkesir]], im Landkreis [[Şenkaya]] in der Provinz [[Erzurum (Provinz)|Erzurum]], in den Landkreisen [[Eskişehir|Merkez]] und [[Seyitgazi]] in der Provinz [[Eskişehir (Provinz)|Eskişehir]], im Landkreis [[Yavuzeli]] in der Provinz [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]], im Landkreis [[Selim (Türkei)|Selim]] in der Provinz [[Kars (Provinz)|Kars]], in den Landkreisen [[Delice]] und [[Sulakyurt]] in der Provinz [[Kırıkkale (Provinz)|Kırıkkale]], im Landkreis [[Kofçaz]] in der Provinz [[Kırklareli (Provinz)|Kırklareli]], im Landkreis [[Kütahya|Merkez]] in der Provinz [[Kütahya (Provinz)|Kütahya]], in den Landkreisen [[Arguvan]], [[Doğanşehir]], [[Hekimhan]] und [[Kuluncak]] in der Provinz [[Malatya (Provinz)|Malatya]], im Landkreis [[Salihli]] in der Provinz [[Manisa (Provinz)|Manisa]], im Landkreis [[Hacıbektaş]] in der Provinz [[Nevşehir (Provinz)|Nevşehir]], im Landkreis [[Ladik (Samsun)|Ladik]] in der Provinz [[Samsun (Provinz)|Samsun]], in den Landkreisen [[Gürün]], [[Hafik]], [[Kangal (Sivas)|Kangal]], [[Sivas|Merkez]], [[Şarkışla]], [[Ulaş]], [[Yıldızeli]] und [[Zara (Sivas)|Zara]] in der Provinz [[Sivas (Provinz)|Sivas]] sowie in den Landkreisen [[Akdağmadeni]], [[Aydıncık (Yozgat)|Aydıncık]], [[Çekerek]], [[Yozgat|Merkez]] und [[Sorgun]] in der Provinz [[Yozgat (Provinz)|Yozgat]].<br />
<br />
Des Weiteren gibt es einige wenige [[Bahaitum|Bahais]], [[Christ]]en, [[Türkische Juden|Juden]], [[Tengrismus|Neotengristen]] und [[Konfessionslosigkeit|Konfessionslose]].<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste türkischer Bevölkerungsanteile nach Staat]]<br />
* [[Balkantürken]]<br />
* [[Türken in Deutschland]]<br />
* [[Türken in Österreich]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bodo Guthmüller, Wilhelm Kühlmann: ''Europa und die Türken in der Renaissance.'' Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 978-3-484-36554-4.<br />
* Klaus Kreiser, Christoph K. Neumann: ''Kleine Geschichte der Türkei.'' 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010678-5.<br />
* [[Udo Steinbach]]: ''Geschichte der Türkei.'' 4., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-44743-3.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Turken}}<br />
[[Kategorie:Ethnie in Asien]]<br />
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]<br />
[[Kategorie:Turksprachige Ethnie| ]]</div>Xxedcxx