https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=WhatamIdoingWikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-06-28T18:03:09ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.45.0-wmf.7https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Weihnachtsgeb%C3%A4ck&diff=253031494Weihnachtsgebäck2025-02-05T23:58:32Z<p>WhatamIdoing: /* Christstollen */ Links</p>
<hr />
<div>{{Staatslastig|DACH}}<br />
[[Datei:Weihnachtsschokoladenkuchen 2010 (Alter Fritz).JPG|mini|Ein Schokoladenkuchen zum Weihnachtsfest]]<br />
[[Datei:Weihnachtskeks(RobertK).jpg|mini|Verschiedene Weihnachtsplätzchen]]<br />
<br />
'''Weihnachtsgebäck''' (schweizerisch: '''Weihnachtsgüetzi''', '''Weihnachtsguetzli''' etc.) sind vorwiegend süße [[Backware]]n, die traditionell in der [[Advent]]szeit gebacken und in der [[Weihnachtszeit]] verzehrt werden. Beispiele sind [[Plätzchen]], [[Lebkuchen]], [[Stollen (Gebäck)|Christstollen]], [[Früchtebrot]], [[Zimtstern]]e, [[Spekulatius]] oder [[Vanillekipferl]].<br />
<br />
Zum Weihnachtsgebäck zählen viele haltbare [[Dauerbackwaren]] aus Lebkuchen- oder [[Mürbeteig]], und größere industrielle Hersteller backen diese Produkte oft schon im Juli oder August. Der Einzelhandel bietet mittlerweile schon ab Ende August weihnachtliche Backwaren wie Spekulatius, [[Printen]], Oblatenlebkuchen und [[Dominostein]]e an.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Ausgrabungen und frühe bildliche Darstellungen belegen, dass es bereits in vorchristlicher Zeit rituelles Backen zu Festzeiten gab.<ref>[http://archiv.ostpreussisches-landesmuseum.de/landesmuseum2.html Ostpreußisches Landesmuseum], abgerufen am 12. September 2009.</ref> Der Ursprung des heutigen Weihnachtsgebäcks liegt vermutlich in den mittelalterlichen Klöstern. Zum Gedenken an die Geburt Jesu war erlesenes Backwerk üblich. Der Stollen war ein klösterliches Adventsgebäck und auch Rezepte für den Lebkuchen entwickelten sich in den Klöstern. Die heilige [[Hildegard von Bingen]] beschrieb die positive Wirkung von [[Muskatnussbaum|Muskatnüssen]] in Lebkuchen und [[Pfeffernuss|Pfeffernüssen]] auf die Stimmung.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/die-gewuerze-machens-warum-die-weihnachtsbaeckerei-gute-laune-bringt/ | titel=Die Gewürze machen’s: Warum die Weihnachtsbäckerei gute Laune bringt. | werk=wissenschaft.de | datum=2009-09-12 | zugriff=2019-09-08}}</ref><br />
<br />
Heute ist die Weihnachtsbäckerei stark industrialisiert. 2015 erzeugten die deutschen Hersteller zusammen rund 82.000 Tonnen Weihnachtsgebäck bei einem Umsatz von über 400 Millionen Euro.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/im-handel-ist-bald-weihnachten-die-nachfrage-nach-zimtsternen-und-lebkuchen-steigt/12249448.html ''Im Handel ist bald Weihnachten – Die Nachfrage nach Zimtsternen und Lebkuchen steigt''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 28.&nbsp;August 2015; abgerufen am 19.&nbsp;April 2017</ref> Weihnachtsgebäck wird gegenwärtig im Handel auch als Advents- oder „Herbstgebäck“ vermarktet und bereits im Frühherbst angeboten und konsumiert, was nicht selten zu Kritik von Kirchen aber auch von Verbrauchern führt. So meinte etwa der Vizepräsident der [[EKD]] [[Thies Gundlach]]: „Die durchgängige Kommerzialisierung der christlichen Feste ist uns nicht recht“ und kritisierte sowohl den Zeitpunkt des Verkaufs als auch die Bezeichnung „Herbstgebäck“. Der [[Advent]], für den das Gebäck wie Spekulatius eigentlich gebacken wurde, sei eine Bußzeit, in der man sogar gefastet habe. [[Hermann Bühlbecker]] – Inhaber des Printen-, Stollen- und Lebkuchenherstellers [[Lambertz-Gruppe|Lambertz]] – erwiderte „von Weihnachten haben wir das Gebäck schon lange gelöst, indem wir es mit dem Herbst verbunden haben“. In Russland oder in Ländern Südamerikas verkaufe er Printen und Lebkuchen das ganze Jahr; in Deutschland in Städten wie Aachen, Nürnberg und Dresden.<ref>[https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/adventsgebaeck-im-handel-spekulatius-bei-freibad-wetter/14499684-all.html ''Spekulatius bei Freibad-Wetter''], handelsblatt.com vom 5. September 2016, abgerufen am 22. November 2018</ref><br />
<br />
== Weihnachtsplätzchen ==<br />
[[Datei:Christmas Cookies.jpg|mini|Plätzchen]]<br />
Zu Weihnachten werden traditionell vor allem in den Familien [[Plätzchen|Weihnachtsplätzchen]] (auch: '''Weihnachtskeks''') gebacken. Die Herstellung der verschiedenen Plätzchenarten unterscheidet sich stark: Plätzchen, die aus ausgerolltem [[Mürbeteig]] gefertigt werden, lassen sich mit verschiedenen Ausstech-Formen anfertigen, [[Springerle]] und [[Spekulatius]] werden [[Model (Form)|ausgemodelt]]. Andere Plätzchensorten werden von Hand geformt: gerollt und geformt, wie [[Vanillekipferl]], [[Brezel]]-Formen, Ringe oder [[Bethmännchen]], oder aus Teig gespritzt, wie [[Spritzgebäck]]. Häufig werden Plätzchen nach einer wichtigen [[Zutatenliste|Zutat]] benannt: [[Anis]]plätzchen, [[Zimtsterne]], [[Kokosmakronen]]<br />
<br />
In der Schweiz gibt es traditionell nebst regional unterschiedlichen Lebkuchen (Luzerner LK,<ref>https://www.swissmilk.ch/de/rezepte-kochideen/rezepte/BK_VWSS2001_086/luzerner-lebkuchen/</ref> Nidwaldner und Obwaldner<ref>https://www.derbund.ch/feuchter-klebriger-besser-lebkuchen-aus-der-urschweiz-201201204914</ref> LK, Berner Honig-LK,<ref>https://www.confiserie-eichenberger.ch/shop/haselnusslebkuchen</ref> ''St. Galler Biberli''<ref>https://www.swiss-finest.de/c/lebensmittel/suessgebaeck/lebkuchen--biber</ref> u.&nbsp;a.&nbsp;m.),<ref>https://www.patrimoineculinaire.ch/Produkt/Biscomes-pains-depices-Lebkuchen-Honiglebkuchen/106</ref> Mandelgebäck, Zimtsternen, ''Vanillegipfeli'',<ref>https://www.gaultmillau.ch/rezepte/vanillegipfeli-156998</ref> ''[[Mailänderli]]'', ''[[Spitzbuben|Spitzbuebe]]'', ''[[Brunsli|Basler Brunsli]]'', ''[[Rahmtäfeli|Baselbieter und Berner Rahmtäfeli]]'',<ref>https://www.patrimoineculinaire.ch/Produkte?text=Nidelzeltli+&canton=&categorie=6#235</ref> ''[[Bretzeln|Brätzeli]]'' oder ''[[Sablés]]'',<ref>https://www.swissmilk.ch/de/rezepte-kochideen/weihnachtsguetzli-rezepte/</ref><ref>https://migusto.migros.ch/de/storys/guetzli-weihnachten-rezepte.html</ref><ref>https://www.blick.ch/fr/lifestyle/food/voici-les-7-meilleures-recettes-de-biscuits-de-noel-id17045792.html</ref> noch ''[[Tirggel|Zürcher Tirggel]]'' (ältestes Weihnachtsgebäck der Schweiz, seit ca. 500 Jahren bekannt),<ref>https://www.zuerich.com/de/zuercher-tirggel</ref> ''[[Chräbeli|Badener Anischräbeli]]'' (nach der Schweizer Stadt [[Baden AG|Baden]]),<ref name="Duden-Kochkunst">{{Literatur |Autor=[[Eckhard Supp]] |Titel=Duden. Wörterbuch Kochkunst. Von Amuse-Bouche bis Zierschnee |Verlag=Dudenverlag |Ort=Mannheim u.&nbsp;a. |Jahr=2011 |ISBN=978-3-411-70392-0 |Kapitel=Kapitel: ''Regionale Gerichte im deutschsprachigen Raum'' |Seiten=85 }}</ref> ''[[Basler Läckerli]]'' oder ''[[Berner Haselnussleckerli]]''.<ref>https://www.swissmilk.ch/de/rezepte-kochideen/rezepte/LM199906_45_MEN906B044E/berner-haselnussleckerli/</ref><br />
<br />
In Griechenland sind typische Plätzchen des Weihnachtsgebäcks die ''[[Kourabiedes]]'' und die ''[[Melomakarona]]''.<br />
<br />
== Lebkuchen ==<br />
[[Datei:Lebkuchen-pile.jpg|mini|Nürnberger Lebkuchen]]<br />
[[Lebkuchen]], auch Pfefferkuchen, sind meist etwas größere Gebäckstücke aus [[gewürz]]haltigem, dunklem [[Teig]] mit [[Zucker]]- oder [[Schokolade]]nguss, mit [[Mandelbaum|Mandeln]] und [[Kandieren|kandierten Früchten]], einige Sorten werden auf [[Oblate]]n gebacken (viele [[Nürnberger Lebkuchen]]). Daraus kann ein [[Lebkuchenhäuschen]] gebastelt werden. In vielen Gegenden schätzt man [[Pfeffernuss|Pfeffernüsse]] zur Vorweihnachtszeit.<br />
<br />
In der polnischen Stadt [[Toruń]] (früher Thorn) sind die ''[[Thorner Kathrinchen]]'' bekannt.<br />
<br />
== Christstollen ==<br />
[[Datei:Stollen-w.jpg|mini|Stollen]]<br />
Stollen und [[Klaben]] sind Gebäcke aus schwerem [[Hefeteig]]. Sie werden heute als Mandel-, Butter-, [[Marzipan]]-, Persipan-, Nuss- oder [[Quarkstollen]] angeboten. Der bekannteste Christstollen ist der so genannte ''Dresdner Stollen'', der nach einem genau vorgegebenen Rezept gefertigt wird.<br />
<br />
== Sonstige Weihnachtsgebäcke ==<br />
Weitere Weihnachtsgebäcke sind beispielsweise [[Früchtebrot]], [[Linzer Torte]] und der italienische [[Panettone]]. Einige Sorten von Weihnachtsgebäck haben sich als so beliebt erwiesen, dass sie inzwischen ganzjährig in Bäckereien angeboten werden. Dazu gehören [[Linzer Auge|Hildabrötchen]] und Zuckerkringel ([[Fondant]]).<br />
<br />
== Weiterführende Literatur ==<br />
* [[Ernst Helmut Segschneider]]: ''Weihnachtsgebäck in Nordwestdeutschland. Eine Untersuchung auf der Grundlage des Atlas der deutschen Volkskunde.'' In: ''Rheinisch-Westfälische Zeitschrift für Volkskunde.'' Band 25, 1979/1989, S. 104–146.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Christmas cookies|Weihnachtsgebäck}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4117609-1}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Weihnachtsgeback}}<br />
[[Kategorie:Feine Backware]]<br />
[[Kategorie:Essen und Trinken (Weihnachten)]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Weihnachtsgeb%C3%A4ck&diff=230204895Weihnachtsgebäck2023-01-25T16:44:10Z<p>WhatamIdoing: Fotos</p>
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<div>{{Staatslastig|DACH}}<br />
[[Datei:Weihnachtsschokoladenkuchen 2010 (Alter Fritz).JPG|mini|Ein Schokoladenkuchen zum Weihnachtsfest]]<br />
[[Datei:Weihnachtskeks(RobertK).jpg|mini|Verschiedene Weihnachtsplätzchen]]<br />
<br />
'''Weihnachtsgebäck''' (schweiz.: '''Weihnachtsgüetzi''', '''Weihnachtsguetzli''' etc.) sind vorwiegend süße [[Backware]]n, die traditionell in der [[Advent]]szeit gebacken und in der [[Weihnachtszeit]] verzehrt werden. Beispiele sind [[Plätzchen]], [[Lebkuchen]], [[Stollen (Gebäck)|Christstollen]], [[Früchtebrot]], [[Förtchen]], [[Zimtstern]]e, [[Spekulatius]] oder [[Vanillekipferl]].<br />
<br />
Zum Weihnachtsgebäck zählen viele haltbare [[Dauerbackwaren]] aus Lebkuchen- oder [[Mürbeteig]], und größere industrielle Hersteller backen diese Produkte oft schon im Juli oder August. Der Einzelhandel bietet mittlerweile schon ab Ende August weihnachtliche Backwaren wie Spekulatius, [[Printen]], Oblatenlebkuchen und [[Dominostein|Dominosteine]] an.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Ausgrabungen und frühe bildliche Darstellungen belegen, dass es bereits in vorchristlicher Zeit rituelles Backen zu Festzeiten gab.<ref>[http://archiv.ostpreussisches-landesmuseum.de/landesmuseum2.html Ostpreußisches Landesmuseum], abgerufen am 12. September 2009.</ref> Der Ursprung des heutigen Weihnachtsgebäcks liegt vermutlich in den mittelalterlichen Klöstern. Zum Gedenken an die Geburt Jesu war erlesenes Backwerk üblich. Der Stollen war ein klösterliches Adventsgebäck und auch Rezepte für den Lebkuchen entwickelten sich in den Klöstern. Die heilige [[Hildegard von Bingen]] beschrieb die positive Wirkung von [[Muskatnussbaum|Muskatnüssen]] in Lebkuchen und [[Pfeffernuss|Pfeffernüssen]] auf die Stimmung.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/die-gewuerze-machens-warum-die-weihnachtsbaeckerei-gute-laune-bringt/ | titel=Die Gewürze machen's: Warum die Weihnachtsbäckerei gute Laune bringt. | werk=wissenschaft.de | datum=2009-09-12 | zugriff=2019-09-08}}</ref> <br />
<br />
=== Industrialisierung ===<br />
Heute ist die Weihnachtsbäckerei stark industrialisiert. 2015 erzeugten die deutschen Hersteller zusammen rund 82.000 Tonnen Weihnachtsgebäck bei einem Umsatz von über 400 Millionen Euro.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/im-handel-ist-bald-weihnachten-die-nachfrage-nach-zimtsternen-und-lebkuchen-steigt/12249448.html ''Im Handel ist bald Weihnachten – Die Nachfrage nach Zimtsternen und Lebkuchen steigt''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 28.&nbsp;August 2015; abgerufen 19.&nbsp;April 2017</ref> Weihnachtsgebäck wird gegenwärtig im Handel auch als Advents- oder „Herbstgebäck“ vermarktet und bereits im Frühherbst angeboten und konsumiert, was nicht selten zu Kritik von Kirchen aber auch von Verbrauchern führt. So meinte etwa der Vizepräsident der [[EKD]] [[Thies Gundlach]]: „Die durchgängige Kommerzialisierung der christlichen Feste ist uns nicht recht“ und kritisierte sowohl den Zeitpunkt des Verkaufs als auch die Bezeichnung „Herbstgebäck“. Der [[Advent]], für den das Gebäck wie Spekulatius eigentlich gebacken wurde, sei eine Bußzeit, in der man sogar gefastet habe. [[Hermann Bühlbecker]] – Inhaber des Printen-, Stollen- und Lebkuchenherstellers [[Lambertz-Gruppe|Lambertz]] – erwiderte „von Weihnachten haben wir das Gebäck schon lange gelöst, indem wir es mit dem Herbst verbunden haben“. In Russland oder in Ländern Südamerikas verkaufe er Printen und Lebkuchen das ganze Jahr; in Deutschland in Städten wie Aachen, Nürnberg und Dresden.<ref>[https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/adventsgebaeck-im-handel-spekulatius-bei-freibad-wetter/14499684-all.html ''Spekulatius bei Freibad-Wetter''], handelsblatt.com vom 5. September 2016, abgerufen am 22. November 2018</ref><br />
<br />
== Plätzchen ==<br />
[[Datei:Christmas Cookies.jpg|mini|Plätzchen]]<br />
Die Bezeichnung [[Plätzchen]] ist das [[Diminutiv]] von „Platz“, einem „flach geformten Kuchen“, in Süddeutschland ''Platzerl'', ''Bredle'', ''Brötle'', ''Gutsle'', ''Loible/Loibla'', in der Schweiz ''Biscuit'', im Dialekt ''Güetzi'', ''Guetzli'', ''Gutzi'' und ähnlich genannt. Oft wird allgemein auch süßes [[Gebäck|Kleingebäck]] wie [[Keks]]e, [[Konfekt]] und Ähnliches als Plätzchen betrachtet.<br />
<br />
Zu Weihnachten werden traditionell vor allem in den Familien Plätzchen gebacken. Die Herstellung der verschiedenen Plätzchenarten unterscheidet sich stark: Plätzchen, die aus ausgerolltem [[Mürbeteig]] gefertigt werden, lassen sich mit verschiedenen Ausstech-Formen anfertigen, [[Springerle]] und [[Spekulatius]] werden [[Model (Form)|ausgemodelt]]. Andere Plätzchensorten werden von Hand geformt: gerollt und geformt, wie [[Vanillekipferl]], [[Brezel]]-Formen, Ringe oder [[Bethmännchen]], oder aus Teig gespritzt, wie [[Spritzgebäck]]. Häufig werden Plätzchen nach einer wichtigen [[Zutatenliste|Zutat]] benannt: [[Anis]]plätzchen, [[Zimtsterne]], [[Kokosmakronen]]<br />
<br />
In der Schweiz gibt es neben Zimtsternen und Anisplätzchen, ''[[Chräbeli]]'' oder ''Badener Chräbeli'' (nach der Schweizer Stadt [[Baden AG|Baden]]) genannt<ref name="Duden-Kochkunst">{{Literatur |Autor=[[Eckhard Supp]] |Titel=Duden. Wörterbuch Kochkunst. Von Amuse-Bouche bis Zierschnee |Verlag=Dudenverlag |Ort=Mannheim u.&nbsp;a. |Jahr=2011 |ISBN=978-3-411-70392-0 |Kapitel=Kapitel: ''Regionale Gerichte im deutschsprachigen Raum'' |Seiten=85 }}</ref>, noch ''[[Mailänderli]]'' und ''[[Brunsli]]''.<br />
<br />
In Griechenland sind typische Plätzchen des Weihnachtsgebäcks die ''[[Kourabiedes]]'' und die ''[[Melomakarona]]''.<br />
<br />
== Lebkuchen ==<br />
[[Datei:Lebkuchen-pile.jpg|mini|Nürnberger Lebkuchen]]<br />
<br />
<br />
[[Lebkuchen]], auch Pfefferkuchen, sind meist etwas größere Gebäckstücke aus [[gewürz]]haltigem, dunklem [[Teig]]. Sie unterscheiden sich beispielsweise durch das verwendete [[Süßungsmittel]] ([[Kandis]]zucker, [[Honig]] oder [[Sirup]]) oder durch die [[Schmuck|Dekoration]] (mit [[Zucker]]- oder [[Schokolade]]nguss, mit [[Mandelbaum|Mandeln]] und [[Kandieren|kandierten Früchten]]), einige Sorten werden auf [[Oblate]]n gebacken (viele [[Nürnberger Lebkuchen]]). In vielen Gegenden schätzt man [[Pfeffernuss|Pfeffernüsse]] zur Vorweihnachtszeit.<br />
<br />
In der polnischen Stadt [[Toruń]] (früher Thorn) sind die ''Thorner Katharinchen'' bekannt.<br />
<br />
== Christstollen ==<br />
[[Datei:Stollen-w.jpg|mini|Stollen]]<br />
Stollen und [[Klaben]] sind Gebäcke aus schwerem [[Hefeteig]]. Sie werden heute als Mandel-, Butter-, Marzipan-, Persipan-, Nuss- oder Quarkstollen angeboten. Der bekannteste Christstollen ist der so genannte ''Dresdner Stollen'', der nach einem genau vorgegebenen Rezept gefertigt wird.<br />
<br />
== Sonstige Weihnachtsgebäcke ==<br />
Weitere kuchenartige Weihnachtsgebäcke sind beispielsweise [[Früchtebrot]], [[Linzer Torte]] und der italienische [[Panettone]]. Einige Sorten von Weihnachtsgebäck haben sich als so beliebt erwiesen, dass sie inzwischen ganzjährig in Bäckereien angeboten werden. Dazu gehören [[Linzer Auge|Hildabrötchen]] und Zuckerkringel ([[Fondant]]).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Christmas confectionery|Weihnachtsgebäck}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4117609-1}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Weihnachtsgeback}}<br />
[[Kategorie:Feine Backware]]<br />
[[Kategorie:Essen und Trinken (Weihnachten)]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Parawissenschaft&diff=192286251Parawissenschaft2019-09-15T20:48:28Z<p>WhatamIdoing: Kurz</p>
<hr />
<div>'''Parawissenschaften''' (griechisch ''para-'' „neben, darüber hinaus“) sind Erkenntnisansprüche, die sich am Rande oder außerhalb der akademischen Wissenschaften befinden.<ref>z. B. John Ziman: ''Real Science: What it Is, and what it Means''. Cambridge University Press, 2000, S. 269: ''„folk epistemology holds that scientific knowledge is full of 'mysteries' and 'marvels' ''[…]'' academic science is surrounded by a penumbra of parascience, where such mysteries and marvels are elaborately interwoven.“''</ref><br />
<br />
Parawissenschaft bezeichnet meist einen Oberbegriff für einerseits [[Pseudowissenschaft]]en und andererseits Ansprüche auf alternative Erkenntnisse, die selbst gerade keinen Anspruch erheben, überhaupt wissenschaftlich zu sein. Auch für Letztere wird in dieser wertenden Verwendung ausgesagt, dass die dabei beanspruchten alternativen Erkenntnisse irrig seien.<ref>Vgl. zur vorstehenden Begriffsbestimmung [[Martin Mahner]]: ''Demarcating Science from Non-Science.'' In: T. A. F. Kuipers (Hrsg.): ''Handbook of the Philosophy of Science''. Band 1: ''General Philosophy of Science – Focal Issues''. North Holland, Amsterdam 2007, S. 515–575, hier S. 547&nbsp;f. mit weiteren Nachweisen. Ähnlich unterscheidet z.&nbsp;B. auch Jan Such: ''Multiformity of Science''. Rodopi, Amsterdam/ New York 2003, S. 171.</ref> Wird ein Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhoben, dann wird eine Parawissenschaft direkt als Pseudowissenschaft bezeichnet.<ref>Martin Mahner: [http://www.gwup.org/infos/themen/698-parawissenschaften-und-pseudowissenschaften ''Parawissenschaft – Pseudowissenschaft''], abgerufen am 21. Mai 2012.</ref><br />
<br />
== Begriff ==<br />
Der Begriff „Parawissenschaft“ wurde im deutschen Sprachraum erst in den 1980er Jahren gebräuchlich.<ref name="Wunder">E. Wunder: ''Parawissenschaft – was ist das?'' In: ''Skeptiker.'' Band 10, 1997, S. 125–130.</ref> Der Biologe und Wissenschaftstheoretiker [[Martin Mahner]] schlägt diese Definition vor: „Eine Parawissenschaft (gr. para: neben) ist ein außerhalb der Wissenschaften (aber nicht unbedingt außerhalb des Universitätsbetriebes) angesiedelter Erkenntnisbereich, dessen Theorie und Praxis weitgehend auf illusionärem Denken beruhen. Damit kann der Anspruch eines solchen Erkenntnisunternehmens, verlässliches Wissen über Welt oder Mensch zu erlangen oder erlangt zu haben, nicht eingelöst werden.“<ref>[http://www.gwup.org/infos/themen/698-parawissenschaften-und-pseudowissenschaften ''Parawissenschaft - Pseudowissenschaft.''] auf GWUP.org, abgerufen am 23. Mai 2017.</ref><ref>[http://www.projekt137.de/?p=177 ''Interview: Dr. Martin Mahner.''] auf Projekt137.de, abgerufen am 23. Mai 2017.</ref><br />
<br />
Eine andere Definition stammt von [[Edgar Wunder]]. Danach verstehe man unter Parawissenschaften „Aussagensysteme, die explizit oder implizit den Anspruch auf [[Wissenschaftlichkeit]] oder auf Überprüf- beziehungsweise Belegbarkeit mit Methoden der Wissenschaft stellen, bei denen jedoch der mehr oder minder starke Zweifel besteht, ob sie diesen Anspruch auch einlösen können“.<ref>E. Wunder: ''Parawissenschaft – was ist das?'' In: ''Skeptiker.'' Band 10, 1997, S. 125.</ref> Demnach sei Parawissenschaft kein wertender Begriff: Eine Parawissenschaft könne sich entweder als [[Protowissenschaft]] (als eine Wissenschaft „im Werden“) oder als [[Pseudowissenschaft]] erweisen. Ein Beispiel für eine ehemalige Protowissenschaft ist [[Alfred Wegener|Wegeners]] [[Kontinentaldrift]]hypothese, die lange Zeit als reine Spekulation betrachtet wurde und schließlich nach ihrer Bestätigung in der [[Plattentektonik]] aufging, einem Teil der Wissenschaft [[Geologie]]. Ein Beispiel für eine Pseudowissenschaft ist aus heutiger Sicht die [[Phrenologie]].<br />
<br />
Daneben wird die Bezeichnung „Parawissenschaft“ auch so verwendet, dass sie sich auf die Erforschung sogenannter [[Paranormal|Para-Phänomene]] bezieht, also vom untersuchten Phänomen her definiert wird, oder dass sie „nicht institutionalisierte Formen von Wissenschaft“ kennzeichnen soll.<ref name="Wunder" /> Diese Sprachgebräuche konnten sich jedoch nicht etablieren.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Gerald L. Eberlein]] (Hrsg.): ''Kleines Lexikon der Parawissenschaften.'' Beck, München 1995, ISBN 3-406-39219-9.<br />
* Gerald L. Eberlein: ''Schulwissenschaft, Parawissenschaft, Pseudowissenschaft''. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1997, ISBN 3-8047-1168-5.<br />
* Irmgard Oepen, [[Krista Federspiel]], Amardeo Sarma: ''Lexikon der Parawissenschaften''. Lit Verlag, Münster 1999, ISBN 3-8258-4277-0.<br />
* F. Wilson: ''The Logic and Methodology of Science and Pseudoscience.'' Canadian Scholars' Press, Toronto 2000, ISBN 1-55130-175-X.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary}}<br />
* [http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/parawissenschaften-an-der-universitat-wien/65/neste/32.html Parawissenschaften an der Universität Wien?]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Parawissenschaft| ]]<br />
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Supermarine_Spitfire&diff=187423472Supermarine Spitfire2019-04-09T22:16:03Z<p>WhatamIdoing: /* Produktionsbeginn */ :File:Britain's_New_Spitfire_44-pf-116-2016-001-ac.jpg</p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Spitfire}}<br />
{{Infobox Flugzeug<br />
|Name =<br />
|Bild = [[Datei:Ray Flying Legends 2005-1.jpg|300px|Spitfire LF Mk IX]]<br />Spitfire LF Mk IX, ''MH434'', geflogen von [[Ray Hanna]] 2005. Mit diesem Flugzeug im Dienste der [[No. 222 Squadron RAF]] wurde 1943 eine [[Focke-Wulf Fw 190]] abgeschossen.<br />
|Typ = [[Jagdflugzeug]]<br />
|Entwicklungsland = {{GBR}}<br />
|Hersteller = [[Supermarine]]<br />
|Erstflug = 6. März 1936<br />
|Indienststellung = August 1938<br />
|Produktionszeitraum = 1938 bis 1948<br />
|Stückzahl = 20.351<br />
}}<br />
Die '''Supermarine Spitfire''' war ein [[Jagdflugzeug]] aus [[Vereinigtes Königreich|britischer]] Produktion. Der [[Tiefdecker]] wurde vor allem während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] von der [[Royal Air Force]] und vielen [[Anti-Hitler-Koalition|alliierten]] [[Luftstreitkräfte]]n an allen Fronten eingesetzt. Die gute Wendigkeit des bei ''[[Supermarine|Supermarine Aviation Works (Vickers), Ltd.]]'' ursprünglich unter dem Chefkonstrukteur [[Reginald Joseph Mitchell|Reginald J. Mitchell]] und seinen Nachfolgern entwickelten Flugzeugs machte es bei den Piloten sehr beliebt. Die Maschine gehört zu den [[Liste der meistgebauten Flugzeuge|meistgebauten Flugzeugtypen]]; bei [[Supermarine]] und deren Lizenznehmern wurden mehr als 20.300 ''Spitfires'' aller [[Versionen der Supermarine Spitfire|Varianten]] gebaut. Sie blieb bis weit in die 1950er-Jahre im Dienst.<br />
<br />
Der Name ''Spitfire'' bedeutet ''Feuerspucker'', und im übertragenen Sinn so viel wie ''Hitzkopf''. Die deutschen Piloten bezeichneten die Spitfire auch als ''Spucke'', in Anspielung auf die deutsche Bedeutung des englischen Wortes ''to spit''. Bei den Alliierten wurde sie einfach ''Spit'' genannt.<br />
<br />
== Entstehung ==<br />
[[Datei:Supermarinespitfire.JPG|mini|Spitfire Mk IA der No. 19 Sqn.]]<br />
Supermarine hatte mit Entwürfen des Chefkonstrukteurs Mitchell, die kräftige [[Flugmotor|Motoren]] von [[Napier & Son|Napier]] oder [[Rolls-Royce (Triebwerke)|Rolls-Royce]] mit [[Aerodynamik|aerodynamisch]] optimierten Flugwerken kombinierten, dreimal die [[Schneider-Trophy]] gewonnen.<br />
<br />
Obwohl sich die Technologie und die Anforderungen für [[Schneider Trophy|Schneider-Trophy-Rennflugzeuge]] nicht zur Gänze auf Militärflugzeuge übertragen ließen, so waren doch ein kräftiger Motor und eine fortschrittliche Aerodynamik auch für [[Jagdflugzeug]]e gefragt. 1930 produzierte Mitchell als Antwort auf eine Ausschreibung des britischen [[Air Ministry]] das erste Jagdflugzeug, den [[Eindecker]] [[Supermarine Type 224]] mit [[Knickflügel]]n und einem starren [[Fahrgestell]]. Die Supermarine Type 224 erfüllte die Erwartungen des Luftfahrtministeriums genauso wenig wie die Entwürfe der Konkurrenz.<br />
<br />
In einem von Supermarine finanzierten Projekt richtete Mitchell seine Aufmerksamkeit nun auf einen verbesserten Entwurf, der auch die Unterstützung der ''Supermarine''-Muttergesellschaft [[Vickers]] erhielt. Das daraus resultierende Flugzeug hatte aufgrund seines einziehbaren Fahrwerks, der geschlossenen [[Pilotenkanzel]] und des sehr viel stärkeren PV-12-Motors von Rolls-Royce deutlich bessere Flugleistungen.<br />
<br />
1935 schrieb das Luftfahrtministerium erneut einen Auftrag für ein Jagdflugzeug aus. Der neue ''Supermarine''-Entwurf wurde letzten Endes wieder mit der Begründung abgelehnt, dass er nicht für die geforderte Bewaffnung mit acht [[Maschinengewehr]]en geeignet war.<br />
<br />
Aufbauend auf diesem Entwurf schuf Mitchell daher einen weiteren Jäger mit der Bezeichnung Type 300, der durch neue elliptische Tragflächen genug Platz für die [[Bordwaffe]]n bot. Das Luftfahrtministerium war mit diesem neuen Typ zufrieden und stellte unter dem Projektnamen F.10/35 Mittel für den Bau weiterer Prototypen zur Verfügung. Der erste dieser Prototypen der späteren Spitfire flog am 5.&nbsp;März 1936. Die guten Flugleistungen veranlassten das Luftfahrtministerium, noch während der Erprobung durch Vickers-Testpiloten eine Bestellung über 310 Stück aufzugeben. Im Jahre 1939 betrug der Preis für eine voll ausgerüstete Spitfire [[Pfund Sterling|£]] 12.604, dies entspräche etwa £ 580.000 in heutigem Wert.<ref> [http://www.deltasd.bc.ca/dl/dLabs/studentWork/ls8websites/wwiiaircraft The Ten Most Famous Warplanes of World War II]{{Toter Link|date=2018-05 |archivebot=2018-05-08 17:17:45 InternetArchiveBot |url=http://www.deltasd.bc.ca/dl/dLabs/studentWork/ls8websites/wwiiaircraft }}</ref><br />
<br />
== Produktionsbeginn ==<br />
[[Datei:Britain's New Spitfire 44-pf-116-2016-001-ac.jpg|mini|400x400px|Das Innere der Spitfire]]<br />
Der britischen Öffentlichkeit wurde die Spitfire auf der RAF-Luftfahrtschau in Hendon am Samstag, den 27. Juni 1936 vorgestellt. Obwohl die vollständige Produktion sofort aufgenommen werden sollte, kam es durch Probleme in der Fertigung zu Verzögerungen, sodass die erste produzierte Spitfire (Kennzeichen K 9787) die Produktionsstätte in Woolston, Southampton erst Mitte 1938 verlassen konnte. Das erste und dringendste Problem war, dass die Hauptproduktionsstätte von Supermarine mit der Produktion von [[Supermarine Walrus|Walrus]]- und [[Supermarine Stranraer|Stranraer]]-Flugbooten vollkommen ausgelastet war. Obwohl andere Vertragspartner in die Fertigung wichtiger Spitfire-Bauteile, speziell der Flügel, eingebunden waren, nahm Vickers-Armstrong als Muttergesellschaft nur widerstrebend zur Kenntnis, dass die Spitfire von anderen beteiligten Konzernen mitgefertigt werden musste und lieferte notwendige Blaupausen und Untergruppenbauteile nur mit Verzögerung. Als Resultat der Produktionsverzögerungen der Spitfire trieb das Luftfahrtministerium den Plan voran, dass Supermarine nach dem Erstauftrag über 310 Flugzeuge zunächst nur [[Bristol Beaufighter]] produzieren sollte. Das Management von Supermarine und Vickers konnte jedoch das Luftfahrtministerium davon überzeugen, dass die Probleme überwindbar waren, was zu einer zusätzlichen Bestellung von weiteren 200 Spitfires führte. Diese beiden Aufträge beinhalteten die K, L und N (Vor)-Serien-Reihen.<ref>Morgan and Shacklady 2000, p. 45.</ref><br />
<br />
Im Februar 1936 garantierte der Direktor von Vickers-Armstrong, Sir Robert Mc Lean, die Produktion von 5 Flugzeugen wöchentlich innerhalb von 15 Monaten nach Auftragseingang, am 3. Juni 1936 erteilte das Luftfahrtministerium einen Auftrag über 310 Flugzeuge zu einem Preis von 1.395.000 £. Die vollständige Produktion begann in der Supermarine-Produktionsstätte in Woolston, aber es wurde schnell klar, dass der Auftrag nicht in den vereinbarten 15 Monaten abgeschlossen werden konnte. Supermarine war als kleine Firma damit ausgelastet, Walrus- und Stranraer-Flugboote zu bauen, Vickers war mit der Produktion von [[Vickers Wellington|Wellington]]-Bombern beschäftigt, daher wurde für den Anfang beschlossen, die Arbeit aufzuteilen. Die erste produzierte Spitfire verließ schließlich Mitte 1938 die Fertigungsstätte und wurde von Jeoffrey Quill am 15. Mai 1938 geflogen, also fast 24 Monate nach dem Erstauftrag.<ref>Price 1982, p. 65.</ref><br />
<br />
Der Anschaffungspreis der ersten 310 Flugzeuge, abzüglich der Kosten durch Fertigungsverzögerungen und gesteigerter Konstruktionskosten, belief sich auf 1,870,242 £ bzw. pro Flugzeug um 1,533 £ mehr als ursprünglich vorgesehen, die Produktionskosten beliefen sich damit auf 9,500 £ pro Stück. Die teuersten Bauteile waren der handgefertigte Rumpf mit durchschnittlich 2,500 £, danach folgten der Rolls-Royce Merlin Motor mit 2,000 £, gefolgt von den Tragflächen mit 1,800 £ je Paar, Maschinen-([[Bordwaffe]]n) und Fahrwerk mit jeweils 800 £, und der Propeller mit 350 £.<ref name="Glancey 2006, p. 61">Glancey 2006, p. 61.</ref><br />
<br />
== Die Tragflächen ==<br />
Inspiriert von der [[Heinkel He 70]], einem deutschen Schnell[[verkehrsflugzeug]], dessen aerodynamische Auslegung und Bauausführung selbst den Schneider-Trophy-Rennflugzeugen überlegen war, entschied Mitchell sich für eine elliptische Tragflächenform. Ein Exemplar der Heinkel He 70 war 1936 vom Unternehmen Rolls-Royce für die Flugerprobung des [[Rolls-Royce Merlin|Rolls-Royce-Merlin]]-Motors, der später auch die Spitfire antreiben sollte, gekauft worden, weil es kein für diesen Zweck geeignetes britisches Hochleistungsflugzeug gab.[[Datei:Spitfire.planform.arp.jpg|mini|Typischer Flügelgrundriss]]<br />
<br />
Mitchells Aerodynamiker, Beverley Shenstone, betonte später ausdrücklich, dass Mitchells Tragflächen nicht&nbsp;– wie oft behauptet –&nbsp;direkt von der Heinkel He&nbsp;70 kopiert wurden. Die Spitfire-Tragflächen waren weitaus dünner und hatten ein anderes Profil. Mitchell verwendete auch nicht wie Heinkel zweiholmige Tragflächen, sondern die ursprünglich von Messerschmitt eingeführten einholmigen Tragflächen mit verwindungssteifem Nasenkasten.<br />
<br />
Die elliptischen Tragflächen ergaben eine von außen nach innen gleichmäßig ansteigende Auftriebsentwicklung im Flug, die zwei Vorteile bot: eine hohe Verwindungssteifheit unter Belastung und einen besonders niedrigen induzierten Widerstand. Die für ein Jagdflugzeug vom Gewicht der Spitfire besonders großen Tragflächen sorgten für einen engen Kurvenradius. Im Hochgeschwindigkeitsbereich war vor allem das von Mitchell gewählte Profil von geringer Dicke vorteilhaft, das der Spitfire bei Geschwindigkeiten von etwa 70 % der Schallgeschwindigkeit gute Eigenschaften verlieh. Daher war die Spitfire unter den Jagdflugzeugen des Zweiten Weltkriegs das Propellerflugzeug mit der zweithöchsten erreichbaren Machzahl (nach der [[Lockheed P-38]]).<br />
<br />
Außerdem boten die elliptischen Tragflächen mehr Platz für die Unterbringung der Bordwaffen. Dass der für die Bordwaffen verfügbare Platz der einzige Grund für die Verwendung der elliptischen Tragflächen war, ist allerdings nicht wahrscheinlich, da Supermarine auch beim Entwurf Type 313&nbsp;– einem zweimotorigen Zerstörer, dessen Bordwaffen in der Rumpfnase konzentriert waren –&nbsp;elliptische Tragflächen verwendete.<br />
<br />
Bei der Spitfire wurde zugunsten einer besseren Steuerbarkeit bei hohen Anstellwinkeln eine geometrische [[Schränkung (Aerodynamik)|Schränkung]] verwendet, die im Falle eines Strömungsabrisses dafür sorgte, dass dieser erst an der Flächenwurzel stattfand, während die außen liegenden Querruder noch angeströmt wurden. Bei verhältnismäßig großer Flügelfläche hatte die Spitfire daher nur einen vergleichsweise niedrigen maximalen [[Auftriebsbeiwert]].<br />
<br />
Trotz der Vorteile der elliptischen Tragflächen gab es auch Versionen der Spitfire, deren Flächenenden zugunsten einer höheren Rollrate abmontiert wurden. Aber auch erweiterte Flächenenden für Höhenjäger (beispielsweise bei der Mk&nbsp;VI und Mk&nbsp;VII) gab es.<br />
<br />
== Einsatz ==<br />
=== Luftschlacht um England ===<br />
[[Datei:Spitfire IIA P7350.jpg|mini|Erhaltene Spitfire Mk IIA]]<br />
In der öffentlichen Wahrnehmung wurde die Spitfire oft als das Flugzeug angesehen, das wesentlich zum Sieg in der [[Luftschlacht um England]] beigetragen hat. Zu diesem Eindruck kam es vor allem durch die für das Inland bestimmten britischen Propaganda-Kampagnen, welche die Spitfire&nbsp;– zum Beispiel bei landesweit publizierten Sammelaktionen von Aluminiumgegenständen, die als Rohstoff für den Flugzeugbau eingeschmolzen werden konnten –&nbsp;als Sinnbild für die modernen Luftstreitkräfte benutzten.<br />
<br />
In Wirklichkeit wurde die leistungsmäßig unterlegene [[Hawker Hurricane]] von der RAF in der Schlacht um England in größeren Stückzahlen als die Spitfire eingesetzt und trug die Hauptlast der Luftkämpfe. Weil die Flugleistungen der Spitfire besser waren als die der Hurricane, schlug die RAF eine Aufgabenteilung vor: die ''Spitfires'' sollten den Begleitschutz der [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|deutschen]] Bomber angreifen, die ''Hurricanes'' die Bomber selbst. Der in Vorausjagd, erweiterten sowie ausgedehnten Begleit- und Nahbegleitschutz aufgeteilte Jagdschirm der deutschen Bomber konnte in der Praxis aber die meisten Hurricane-Staffeln in Luftkämpfe verwickeln, bevor diesen der Durchbruch zu den Bombern gelang. Diese Aufgabenteilung wurde im Einsatz nicht verwirklicht; die Spitfire-Staffeln griffen weiterhin Bomber an, wenn sich ihnen eine Gelegenheit bot.<br />
<br />
Im direkten Vergleich zu ihrem Gegenstück auf der Seite der deutschen [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]], der [[Messerschmitt Bf 109]] E-4, hatte die Spitfire Stärken und Schwächen. Ihre größte Stärke war ihre überlegene Wendigkeit im Kurvenkampf. Da die Royal Air Force im Gegensatz zur Luftwaffe bereits Mitte 1940 über große Mengen 100-[[Oktanzahl|Oktan]]-Treibstoff verfügte, konnte der Merlin-Motor der Spitfire außerdem in niedrigen Höhen mehr Leistung abgeben als der mit 87-Oktan-Kraftstoff betriebene [[Daimler-Benz DB 601|DB-601A-Motor]] der Bf&nbsp;109. Dadurch waren die Flugleistungen der Spitfire denen der Bf&nbsp;109 unterhalb von 4000&nbsp;m Flughöhe deutlich überlegen. In den für die Luftschlacht um England typischen Einsatzhöhen oberhalb 4000&nbsp;m war die Bf&nbsp;109 im Vorteil. Zudem hatte die Bf&nbsp;109 (anders als die Spitfire) einen [[Direkteinspritzung|Einspritzmotor]]. Dies bedeutete in der Praxis, dass der Pilot einer Bf&nbsp;109 die Maschine nach vorne in einen parabelförmigen [[Sturzflug]] bringen konnte, ohne dass der Motor aussetzte. Die Spitfire-Piloten konnten dies nicht, da durch die negative ''g''-Beschleunigung die [[Gemischbildung]] im Vergaser gestört wurde und der Motor im ungünstigsten Falle abstarb. Dies geschah dadurch, dass der Kraftstoff durch die Aufwärtskraft in die Kammer des Schwimmervergasers strömte statt in den Lader des Motors und sich bei fortgesetzter negativer g-Beschleunigung an der Oberseite des Vergasers ansammelte, mit anschließend zu fettem Gemisch. Die Spitfire-Piloten mussten bis zur Einführung des Merlin-Motors mit verbessertem Vergaser vor der Verfolgung eines abtauchenden Gegners eine halbe Rolle abwärts vollführen, um die negative ''g''-Beschleunigung zu vermeiden. Genau diese notwendigen Sekunden waren manchmal im Luftkampf entscheidend und konnten dazu führen, dass die Fühlung zum Gegner verloren ging. Bis zur Einführung verbesserter Vergaser fand Beatrice "Tilly" Shilling, eine junge Ingenieurin am Royal Aircraft Establishment in Farnborough eine verblüffend einfache provisorische Lösung in Form eines Metallplättchens mit Bohrung, was bei negativer g-Belastung den Aufwärtsstrom des Kraftstoffs im Vergaser stark begrenzte und in der Gegenrichtung gerade soviel Kraftstoff durchließ wie der Motor bei Volllast benötigte. Damit waren kurzzeitige negative g-Belastungen möglich, jedoch kein fortgesetzter Rückenflug. Anfang des Jahres 1941 reiste Beatrice "Tilly" Shilling mit einem kleinen Team von einer RAF-Basis zur nächsten um den offiziell "R.A.E.-restrictor" genannten Durchflussbegrenzer vor Ort nachzurüsten. März 1941 war diese Nachrüstung abgeschlossen. Erst ab 1943 war das Problem durch Einführung neuer Vergaser vollständig beseitigt.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.revolvy.com/main/index.php?s=Miss%20Shilling%27s%20orifice&item_type=topic|titel=Miss Shilling's orifice|datum=|sprache=Englisch|zugriff=2017-07-27}}</ref> Eine weitere Schwäche war die relativ geringe [[Spurweite (Kraftfahrzeugtechnik)|Spurweite]] des [[Fahrwerk (Flugzeug)|Fahrwerks]], was bei Landungen des Öfteren zu Unfällen führte.<br />
<br />
=== Weitere Kriegseinsätze ===<br />
Im Verlauf des Krieges wurde die Spitfire zum Standardjäger der RAF. Sie bewährte sich 1944 bei der Bekämpfung der [[Fieseler Fi 103|V1-Angriffe]] auf England. Einer Spitfire soll der erste Abschuss eines [[Strahlflugzeug]]s [[Messerschmitt Me 262|Me 262]] gelungen sein.<ref>Olaf Groehler: ''Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1980.'' 3. Auflage. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1981, S.&nbsp;254.</ref><br />
<br />
Während des Zweiten Weltkrieges flog die Spitfire unter griechischen Hoheitszeichen Einsätze über Nordafrika, dem Mittelmeerraum und Italien. Einige notgelandete Maschinen konnten von den Deutschen instand gesetzt werden und wurden dann im [[Wanderzirkus Rosarius|2./Versuchsverband Ob.d.L]] weiter verwendet. Die [[Sowjetunion]] erhielt von 1942 bis 1945 1331 Spitfire der Versionen Mk.&nbsp;V und Mk.&nbsp;IX sowie neun Aufklärer PR&nbsp;Mk.&nbsp;IV und V.<ref>Hans-Joachim Mau, Hans Heiri Stapfer: ''Unter rotem Stern. Lend-Lease-Flugzeuge für die Sowjetunion. 1941–1945.'' Transpress, Berlin 1991, ISBN 3-344-70710-8. S.&nbsp;71–74.</ref> Erwähnenswert ist eine Spitfire mit Sharkmouth-[[Nose art|Nose-art]] ähnlich jener der [[American Volunteer Group|Flying Tigers]], die im selben Zeitraum über China kämpften. Direkt danach flog sie Einsätze über Griechenland während des [[Griechischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieges]].<br />
<br />
Der letzte bekannte Kriegseinsatz von Spitfire erfolgte während des [[Koreakrieg]]s.<ref>vgl. Olaf Groehler: ''Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1980.'' 3. Auflage. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1981, S.&nbsp;255.</ref> Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Spitfire teilweise noch bis in die frühen 1960er Jahre in vielen Luftstreitkräften im Dienst, darunter in [[Ägypten]], [[Griechische Luftstreitkräfte|Griechenland]], [[Irland]], [[Israel]], [[Syrien]], [[Dänemark]] und der [[Türkei]]. Kuriosum: ab 1957 flogen mehrere Jahre lang vom [[Flughafen Lübeck|Flughafen Lübeck-Blankensee]] aus zivile, unbewaffnete Spitfire Mk&nbsp;IX, die in Belgien für die Firma COGEA aus [[Ostende|Oostende]] registriert waren, mit belgischen Zivilpiloten Zielschlepp-Einsätze für die deutsche [[Bundeswehr]].<br />
<br />
Viele Spitfires und einige wenige [[Supermarine Seafire|Seafires]] sind auch heute noch flugfähig und viele Museen haben Ausstellungsstücke dieses Jägers. Die RAF besitzt noch immer einige für Flugvorführungen und Zeremonien. So begleitete anlässlich der [[Hochzeit von William Mountbatten-Windsor und Catherine Middleton|Hochzeit von William Mountbatten-Windsor und Kate Middleton]] am 29. April 2011 eine Spitfire zusammen mit einer Hawker Hurricane einen [[Avro Lancaster|Lancaster-Bomber]] ([[Battle of Britain Memorial Flight]]) beim Überflug über den [[Buckingham Palace]].<br />
<br />
=== Geschwindigkeits- und Höhenrekorde ===<br />
Im Frühjahr 1944 unternahm die britische Luftwaffe in [[Farnborough Airfield|Farnborough]] Hochgeschwindigkeitssturzflugtests, um die Handhabung von Flugzeugen in der Nähe der [[Schallmauer]] zu testen. Da sie die höchste erlaubte Maximalgeschwindigkeit aller damaligen alliierten Flugzeuge hatte, wurde dazu unter anderem auch eine Spitfire XI verwendet. Während dieser Versuche erreichte eine Spitfire mit der Stammnummer EN 409, geflogen von Staffelführer Martindale, 975&nbsp;km/h (Mach 0,89) in einem 45-Grad-Sturzflug. Das Flugzeug hielt dieser Geschwindigkeit nicht stand; der Propeller und das Getriebe brachen ab. Martindale gelang es, die 20 Meilen bis zum Flugfeld zu segeln und sicher zu landen.<br />
<br />
Am 5. Februar 1952 erzielte eine in [[Hongkong]] stationierte Wetteraufklärungs-Spitfire Mk 19 der 81.&nbsp;RAF-Staffel die wahrscheinlich größte jemals von einer Spitfire erreichte Flughöhe von 15.712&nbsp;Metern. Die im selben Flug angeblich gemessene Sturzfluggeschwindigkeit von Mach 0,94, die nach der Auswertung der mitgeführten Instrumente berichtet wurde, wird heute als durch Instrumentenfehler verfälscht und übertrieben hoch angesehen.<br />
<br />
== Rezeption im Film ==<br />
In dem Film ''The First of the Few'' wurden das Flugzeug und sein Konstrukteur Mitchell gewürdigt (1942, Regie [[Leslie Howard (Schauspieler)|Leslie Howard]]). Die Darstellung gibt jedoch die historischen Tatsachen nicht exakt wieder. [[William Walton]], Komponist der Filmmusik, bearbeitete Teile daraus unter dem Titel „[[Spitfire Prelude and Fugue]]“ für die Konzertbühne.<br />
<br />
Auch in Christopher Nolans Film [[Dunkirk (2017)|Dunkirk]] wird eine originale Supermarine Spitfire verwendet. Ebenso in ''[[Brombeerzeit]]'' (1998).<br />
<br />
== Versionen der Spitfire ==<br />
[[Datei:SpitfireIX 611Sqn 8 Biggin Hill 1943.jpg|mini|Spitfire MK V]]<br />
[[Datei:Supermarine Spitfire F Mk XIIs of 41 Sqn.jpg|mini|Spitfire Mk XII]]<br />
[[Datei:Spitfire F XVIII SM845.jpg|mini|Erhaltene Spitfire LF XVIII]]<br />
Es gab insgesamt 24 Versionen der Spitfire, von der Mk („Mark“, dt. „Modell“) I bis zur F. 24, und viele Untervarianten.<br />
''Eine Geschichte der Entwicklung ist unter [[Versionen der Supermarine Spitfire]] zu finden''.<br />
<br />
== Technische Daten ==<br />
<br />
{| class=wikitable<br />
|+ Supermarine Spitfire Mk. IX<br />
|- class=hintergrundfarbe8<br />
! Kenngröße<br />
! Daten<br />
|-<br />
| Besatzung || 1<br />
|-<br />
| Länge || 9,46 m<br />
|-<br />
| Spannweite || 11,22 m<br />
|-<br />
| Antrieb<br />
| ein [[Rolls-Royce Merlin|Rolls-Royce Merlin 63]] mit 1650 PS<br />
|-<br />
| Höchstgeschwindigkeit || 656 km/h in 7600 m Höhe<br />
|-<br />
| Reichweite || ca. 1500 km (mit 90-Gallonen-Zusatztank, Sparflug)<br />
|-<br />
| max. Startmasse || 4309 kg<br />
|-<br />
| Bewaffnung<br />
| vier MG [[Browning M1919]] (Kaliber [[7,7 x 56 mm R|.303 British]]), zwei 20-mm-Kanonen [[Hispano-Suiza HS.404|Hispano Mk. II]]<br />
|}<br />
<br />
== Nutzer ==<br />
=== Nutzerstaaten ===<br />
{|<br />
|-<br />
| style="vertical-align:top"|<br />
* {{EGY-1922}}<br />
* {{ARG}} (zwei, ex zivil, nur zu Tests)<br />
* {{AUS}}<br />
* {{BEL}}<br />
* {{BIR-1948}}<br />
* {{DNK}} ([[Dänische Luftstreitkräfte]])<br />
* {{DEU-1935}}<br />
* {{FRA-1871}} (inklusive [[Forces françaises libres]])<br />
* {{GRC-1828}}<br />
* {{HKG-1910}}<br />
* {{IND}} (inklusive [[Britisch-Indien]])<br />
* {{IDN}}<br />
* {{IRL}}<br />
* {{ISR}}<br />
* {{ITA}} (inklusive [[Königreich Italien (1861–1946)|Königreich Italien]])<br />
* {{CAN-1921}}<br />
* {{NLD}}<br />
| style="vertical-align:top"|<br />
* {{NZL}}<br />
* {{NOR}} ([[Norwegische Luftstreitkräfte|Luftforsvaret]])<br />
* {{PAK}}<br />
* {{POL}}<br />
* {{PRT}}<br />
* {{RHO-1923}}<br />
* {{SWE}}<br />
* {{ZAF-1928}}<br />
* {{SUN-1923}}<br />
* {{SYR-1932}}<br />
* {{THA}}<br />
* {{CSK}}<br />
* {{TUR}}<br />
* {{GBR}}<br />
* {{USA 48 Stars}}<br />
* {{YUG}}<br />
|}<br />
<br />
=== Stationierungsorte in Deutschland ===<br />
* [[RAF Second Tactical Air Force|2. Tactical Air Force (2 TAF)/British Air Force of Occupation (BAFO)]]<br />
** [[Flugplatz Ahlhorn|B.111/RAF Ahlhorn]], September 1945 bis Oktober 1946, XVI (302. ([[Luftstreitkräfte der Republik Polen|Polish]]), 308. (Polish) Squadron)<br />
** [[Flugplatz Achmer|B.110/Achmer]], April bis August 1945 (320. ([[Koninklijke Luchtmacht|Dutch]]) Squadron)<br />
** [[Heeresflugplatz Bückeburg|B.151/RAF Bückeburg]], Juni 1950 bis März 1951, PR.XIX (2. Squadron)<br />
** [[Heeresflugplatz Celle|B.118/RAF Celle]], Mai bis August (2., 4. und 268. Squadron), September 1945 bis April 1947, PR.XI/FR.XIV/XVI/PR.XIX (2., 16. und 268. Squadron)<br />
** [[Flugplatz Drope|B.105/Drope]], April bis Juli 1945, XVI LF/IXB ([[No. 340 Squadron|340. (French)]], 341. (French), 345. (French) und 485. ([[Royal New Zealand Air Force|RNZAF]] Squadron))<br />
** [[Fliegerhorst Faßberg|B.152/RAF Faßberg]], Mai bis November 1945, Spitfire XVI LF (340. (French), 341. (French) und 345. (French) und 350. ([[Belgische Luftstreitkräfte|Belgian]]) Squadron, [[No. 401 Squadron|401.]], 411., 412., 416., 421. und 430. Squadron, alle [[Royal Canadian Air Force|RCAF]], 451. ([[Royal Australian Air Force|RAAF]]) und [[No. 453 Squadron RAAF|453. (RAAF) Squadron]]), November 1945 bis Oktober 1946, Spitfire XVI (349. (Belgian) und 350. (Belgian) Squadron)<br />
** [[Flughafen Gütersloh|Y.99/RAF Gütersloh]], Juli 1948 bis Juli 1949, Spitfire F.24 (80. Squadron)<br />
** [[Flugplatz Husum-Schauendahl|B.172/Husum-Schauendahl]], Juni bis Juli 1945, Spitfire XVI (350. (Belgian) Squadron)<br />
** [[Flugplatz Hildesheim|R.16/Hildesheim]], August 1945, Spitfire IX (312. (Czech) und 313. (Czech) Squadron)<br />
** [[Flugplatz-Waldkater|B.150/Waldkater]], Juni bis September 1945, Spitfire FR.XIV (2. und 268. Squadron)<br />
** [[Lübeck|B.158/RAF Lübeck]], Juli bis September 1945, Spitfire XIV (41. Squadron)<br />
** [[Flugplatz Lüneburg|B.156/Lüneburg]], Mai bis August 1945, Spitfire PR.XI/FR.XIV (400., 414. und 430. Squadron, alle RCAF)<br />
** [[Camp Reinsehlen|B.154/Reinsehlen]], April bis Juni 1945, Spitfire XVI (403. (RCAF) Squadron)<br />
** [[Heeresflugplatz Rheine-Bentlage|B.108/Rheine-Bentlage]], April bis Mai 1945, Spitfire (409. (RCAF) Squadron)<br />
** [[Flugplatz Uetersen|B.174/RAF Uetersen]], Juli 1945 bis März 1946, Spitfire FR.XIV/XVI (411., 412., 416., 421., 443. Squadron, alle RCAF)<br />
** [[Flugplatz Varrelbusch|B.113/Varrelbusch]], April 1945 bis Juli 1945, Spitfire IX/XVI (302. (Polish), 308. (Polish), 317. (Polish) und 322. (Dutch) Squadron, 349. (Belgian) Squadron)<br />
** [[Fliegerhorst Wunstorf|B.116/RAF Wunstorf]], April 1945 bis Januar 1946, Spitfire FR.XIV/XVI (322. (Dutch), 349. (Belgian) und 350. (Belgian), 401. (RCAF), 451. (RAAF), [[No. 453 Squadron RAAF|453. (RAAF) Squadron]]), April 1947 bis Juli 1948, Spitfire FR.XIV/F.24 (2., 80. Squadron), September 1949 bis Juni 1950, Spitfire FR.XIX/PR.XIX (2. Squadron)<br />
** [[Flughafen Köln/Bonn|B.119/RAF Wahn]], Juni 1948 bis September 1949, Spitfire FR.XIX/PR.XIX (2. Squadron)<br />
Flugplätze, die durch eine Reihe von Staffeln ausschließlich während des Krieges belegt waren, sind nicht aufgeführt; diese nutzten von Anfang April 1945 bis zum Kriegsende [[B.100 Goch|B.100/Goch]], [[Flugplatz Nordhorn-Lingen|B.101/Nordhorn]], [[Fliegerhorst Diepholz|B.114/Diepholz]], B.118/Celle, B116./Wunstorf und [[Camp Reinsehlen|B.154/Reinsehlen]].<br />
<br />
Neben den oben erwähnten, in Nordwestdeutschland operierenden französischen Staffeln gab es weitere französische Einheiten, die gegen Kriegsende 1945 nach Südwestdeutschland verlegt wurden.<br />
** [[Flughafen Friedrichshafen|R.58/Friedrichshafen]], September bis Oktober 1945 Spitfire IX (327. Squadron)<br />
** [[Sachsenheim|R.27/Großsachsenheim]], April bis November 1945, Spitfire IX (326. Squadron, 327. und 328. Squadron)<br />
(Anmerkung: Die im Internet verfügbaren Angaben zu den Stationierungsorten Friedrichshafen und Großsachsenheim im Herbst widersprechen einander teilweise. Festzustehen scheint, dass die Mehrzahl der französischen Staffeln im Herbst nach Indochina verlegt wurde.)<br />
<br />
[[Französische Luftstreitkräfte|Armee de l’Air]]<br />
Die oben erwähnten französischen Staffeln der RAF besaßen neben ihren RAF-Staffelnummer vor und nach dem Krieg folgende französische Bezeichnungen:<br />
* 326. Squadron: Group de Chasse II/7 Nice<br />
* 327. Squadron/Group de Chasse I/3 Corse<br />
* 328. Squadron/Group de Chasse I/7 Provence<br />
* 340. Squadron: Group de Chasse IV/2 Ile de France<br />
* 341. Squadron/Group de Chasse III/2 Alsace<br />
* 345. Squadron/Group de Chasse GC/II/2 Berry<br />
<br />
== Heutiger Bestand ==<br />
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts befanden sich rund 40 Spitfires in flugfähigem Zustand. Diese Zahl könnte jedoch in Zukunft steigen, nachdem der Brite Davis Cundall 2012 nach intensiver Suche in [[Burma]] angeblich bis zu 124 Stück<ref>Marco Evers: [http://einestages.spiegel.de/s/tb/25905/vergrabene-spitfires-die-lange-suche-des-david-cundall.html ''Weltkriegsfund in Burma. Das Rätsel der vergrabenen "Spitfires".''] In: [[Spiegel Online|SPON]], 29. November 2012, abgerufen am 30. November 2012.</ref> in der Zeit des Zweiten Weltkriegs vergrabene&nbsp;– anscheinend gut erhaltene&nbsp;– Maschinen wiederaufgefunden haben will, die in Kisten verpackt worden waren.<ref>Beat Bumbacher: [http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/spitfires-im-einmachglas_1.16503525.html ''Spitfires im Einmachglas. Hobbyarchäologe entdeckt in Burma fabrikneu vergrabene Kampfflugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg.''] In: [[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]], 18. April 2012, abgerufen am 30. November 2012.</ref> Ein Auffinden wird aber nach langer Suche immer zweifelhafter.<ref>[http://www.telegraph.co.uk/history/9810503/There-are-no-buried-Spitfires-archaeologists-claim.html ''There are no buried Spitfires', archaeologists claim''], in The Telegraph, 15. November 2012, abgerufen am 24. Februar 2013.</ref><ref>[http://www.dailymail.co.uk/news/article-2265561/British-farmer-62-vows-continue-search-buried-Second-World-War-Spitfires-Burma.html ''I'm not giving up': British farmer, 62, vows to continue search for 'buried' Second World War Spitfires in Burma after visiting 18 times and spending £130,000.''] In: dailymail, 20. Januar 2013, abgerufen am 24. Februar 2013.</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste von Flugzeugtypen]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Olaf Groehler]]: ''Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1980.'' 3. Auflage, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1981.<br />
* Alfred Price: ''The Spitfire Story.'' Revised 2nd edition. Silverdale Books, Leicester 2002, ISBN 1-85605-702-X.<br />
* Alfred Price: ''Spitfire Mark I/II Aces, 1939–41.'' (= ''Osprey Aircraft of the Aces.'' Bd. 12) Osprey Aerospace, London 1996, ISBN 1-85532-627-2.<br />
* ''Englands größter Wurf'', Flugzeug Classic Extra über die Supermarine Spitfire, Geramond Verlag, ISBN 978-3-86245-484-6<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons}}<br />
* {{Internetquelle|hrsg=Spitfire Society|url=http://www.spitfiresociety.demon.co.uk/whatmark.htm|titel=Differences between Spitfire Marks|zugriff=2013-05-22|archiv-url=https://web.archive.org/web/20080902054107/http://www.spitfiresociety.demon.co.uk/whatmark.htm|archiv-datum=2008-09-02}}<br />
* [http://www.hlebooks.com/spitfire/pa00.htm Online Spitfire VA, VB & VC and Seafire IB, IIC & III Pilot Manual]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Supermarine Flugzeuge}}<br />
<br />
[[Kategorie:Jagdflugzeug (1930–1939)]]<br />
[[Kategorie:Flugzeugtyp des Zweiten Weltkrieges (Vereinigtes Königreich)]]<br />
[[Kategorie:Einmotoriges Flugzeug]]<br />
[[Kategorie:Militärluftfahrzeug (Schweden)]]<br />
[[Kategorie:Militärluftfahrzeug (Dänemark)]]<br />
[[Kategorie:Militärluftfahrzeug (Italien)]]<br />
[[Kategorie:Militärluftfahrzeug (Niederlande)]]<br />
[[Kategorie:Militärluftfahrzeug (Norwegen)]]<br />
[[Kategorie:Erstflug 1936]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Birnen&diff=179043974Birnen2018-07-10T21:53:26Z<p>WhatamIdoing: /* Frucht */ File:Four pears.jpg</p>
<hr />
<div>{{Weiterleitungshinweis|Birne}}<br />
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --><br />
{{Taxobox<br />
| Taxon_Name = Birnen<br />
| Taxon_WissName = Pyrus<br />
| Taxon_Rang = Gattung<br />
| Taxon_Autor = [[Carl von Linné|L.]]<br />
| Taxon2_Name = Kernobstgewächse<br />
| Taxon2_WissName = Pyrinae<br />
| Taxon2_Rang = Subtribus<br />
| Taxon3_WissName = Pyreae<br />
| Taxon3_Rang = Tribus<br />
| Taxon4_WissName = Spiraeoideae<br />
| Taxon4_Rang = Unterfamilie<br />
| Taxon5_Name = Rosengewächse<br />
| Taxon5_WissName = Rosaceae<br />
| Taxon5_Rang = Familie<br />
| Taxon6_WissName = Rosales<br />
| Taxon6_Name = Rosenartige<br />
| Taxon6_Rang = Ordnung<br />
| Bild = Illustration Pyrus communis0.jpg<br />
| Bildbeschreibung = [[Kultur-Birne]] (''Pyrus communis''), Illustration<br />
}}<br />
<br />
Die '''Birnen''' (''Pyrus'') bilden eine [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]], die zu den [[Kernobstgewächse]]n (Pyrinae) in der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Rosengewächse]] (Rosaceae) gehört.<br />
<br />
== Etymologie ==<br />
Das sehr alte [[Lehnwort]] „Birne“ ([[Althochdeutsch|ahd]]. ''bira'', [[Mittelhochdeutsch|mhd]]. ''bir'', auch ''bire'') leitet sich vom [[latein]]ischen ''pirum'' ab, das wohl gleich der verwandten [[Griechische Sprache|griechischen]] Bezeichnung ἃπιον ''ápion'' einer vor[[Indogermanische Sprachen|indoeuropäischen]] Mittelmeersprache entlehnt worden ist. Die wissenschaftliche Schreibung ''pyrus'' geht auf eine das Wort mit dem griechischen πύρ ''pýr'' „Feuer“ in Verbindung bringende [[Volksetymologie]] zurück.<ref name="Etymologie" /><br />
<br />
== Beschreibung ==<br />
[[Datei:Arboretum et fruticetum britannicum, or - The trees and shrubs of Britain, native and foreign, hardy and half-hardy, pictorially and botanically delineated, and scientifically and popularly described (14780855001).jpg|mini|Illustration aus ''Arboretum et fruticetum britannicum, or - The trees and shrubs of Britain, native and foreign, hardy and half-hardy, pictorially and botanically delineated, and scientifically and popularly described'' von ''[[Pyrus pashia]]'']]<br />
<br />
=== Vegetative Merkmale ===<br />
Birnen sind meist sommergrüne, selten [[Immergrüne Pflanze|halbimmergrüne]], mittelgroße bis 15–20 Meter hohe [[Baum|Bäume]] oder selten auch etwa drei bis fünf Meter hohe [[Strauch|Sträucher]]. Manche Arten bilden Dornen. Die Schuppen der Winterknospen sind dachziegelartig angeordnet. Die wechselständig an den Zweigen angeordneten rundlich, eiförmigen bis lanzettlichen oder elliptischen, spitz bis zugespitzten oder bespitzten, festen, ledrigen [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfache, ungeteilte Blattspreite hat etwa ein Größe von (2–)5–9(–12)&nbsp;cm, ist (fein)gezähnt, gekerbt oder ganzrandig, selten auch gelappt. In den Knospen sind die Laubblätter gleichmäßig nach beiden Seiten eingerollt (involut). Im Herbst verfärben sich die Laubblätter meist rot bis scharlachrot. [[Nebenblatt|Nebenblätter]] sind vorhanden.<br />
<br />
=== Generative Merkmale ===<br />
Die Blüten erscheinen vor den Laubblättern oder zusammen mit ihnen in doldentraubigen bis [[Traube|traubigen]] [[Blütenstand|Blütenständen]]. Es ist ein Blütenstiel vorhanden.<br />
<br />
Die zwittrigen [[Blüte]]n sind [[radiärsymmetrisch]] und fünfzählig mit doppelter [[Blütenhülle]] (Perianth). Die [[Blütenbecher]] (Hypanthium) sind becherförmig. Die fünf [[Kelchblatt|Kelchblätter]] sind in der Regel zurückgebogen oder ausgebreitet, dreieckig, kurz und bleibend oder hinfällig. Die fünf weißen oder seltener rötlich gefärbten [[Kronblatt|Kronblätter]] sind rundlich bis breit länglich und genagelt. Es sind selten ab 10, meist 15 bis 30 [[Staubblatt|Staubblätter]] vorhanden. Die [[Staubbeutel]] sind meistens dunkelrot bis purpurfarben. Die zwei bis fünf [[Griffel (Botanik)|Griffel]] sind frei. Die meist fünf, selten auch zwei, drei oder vier unterständigen [[Fruchtblatt|Fruchtblätter]] sind innen am Grunde miteinander verbunden und am Rücken beinahe komplett mit dem Blütenbecher verwachsen. Je Fruchtblatt sind zwei paarweise angeordnete [[Samenanlage]]n vorhanden.<br />
<br />
Die glattschaligen [[Scheinfrucht|Scheinfrüchte]] sind meist [[birnenförmig]], eiförmig selten (bei den [[Bergamotte (Birne)|Bergamotten]]) auch rundlich. Sie haben eine Länge von 2,5 bis 6 Zentimetern. Bei Kulturformen können sie auch viel größer sein, bei asiatischen kleiner. Die Fruchtfächer haben pergament- bis knorpelartige Wände. Im Fruchtfleisch sind zahlreiche grießartige Gruppen von „Steinzellen“ vorhanden, diese können aber auch fehlen. Die etwa zwei bis zehn Samen pro Frucht sind schwarz oder fast schwarz.<br />
<br />
Die [[Chromosomenzahl]] ist 2n = 34<br />
<br />
<gallery><br />
Birne Knospe Schnitt.jpg|Schnitt durch eine [[Knospe]]<br />
Birnbaumblüten.jpg|Blütenstand<br />
Abelo kaj pirfloroj.JPG|Birnenblüte mit [[Biene]]<br />
BirnBaumBlüten1.JPG|Birnenblüte im Detail<br />
</gallery><br />
<br />
[[Datei:Pyrus_austriaca_sl6.jpg|mini|[[Österreichische Birne]] (''Pyrus austriaca'')]]<br />
[[Datei:Pyrus calleryana in pond.JPG|mini|''[[Pyrus calleryana]]'']]<br />
[[Datei:Pyrus elaeagrifolia - Yaban armudu 02.jpg|mini|''[[Pyrus elaeagrifolia]]'']]<br />
[[Datei:Flowers of Pyrus pashia (Quarryhill Botanical Garden).jpg|mini|''[[Pyrus pashia]]'']]<br />
[[Datei:Rosaceae_-_Pyrus_pyraster_-_Perastro.JPG|mini|[[Wildbirne]] (''Pyrus pyraster'')]]<br />
[[Datei:Nashi pear.jpg|mini|[[Nashi]] (''Pyrus pyrifolia'')]]<br />
[[Datei:Grusza_wierzbolistna_Pyrus_salicifolia_var_Pendula_RB1.JPG|mini|[[Weidenblättrige Birne]] (''Pyrus salicifolia'')]]<br />
[[Datei:Pyrus spinosa 000 276 090 O.jpg|mini|''[[Pyrus spinosa]]'']]<br />
<br />
== Systematik und Verbreitung == <br />
Der Gattungsname ''Pyrus'' wurde 1753 von [[Carl von Linné]] in ''[[Species Plantarum]]'' veröffentlicht.<ref name="SpPl"/> Typusart ist ''[[Pyrus communis]]'' L. Die Gattung Pyrus wird in zwei Sektionen gegliedert: ''Pashia'' und ''Pyrus''.<br />
<br />
Das [[Verbreitungsgebiet]] der Gattung ''Pyrus'' umfasst Nordafrika, Europa (ausgenommen Nordeuropa) und Westasien über Persien und den Himalaya bis nach Ostasien und Japan.<ref name="Hegi" /> In Asien kommen etwa 14 Arten vor, acht davon nur in China.<ref name="FoC" /><br />
<br />
Es gibt etwa 25 bis 28 ''Pyrus''-Arten:<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus armeniacifolia]]'' {{Person|T.T.Yu}}: Dieser Endemit kommt nur im [[Tacheng]] Xian nördlichen [[Xinjiang]] vor.<ref name="FoC" /><br />
* [[Österreichische Birne]] (''Pyrus austriaca'' {{Person|A. Kern.}})<br />
* ''[[Pyrus autumnalis]]'' {{Person|Koidz.}}<br />
* ''[[Pyrus betulifolia]]'' {{Person|Bunge}}: Sie ist in [[Laos]], [[Tibet]], in der [[Innere Mongolei|Inneren Mongolei]] und den chinesischen Provinzen: [[Anhui]], [[Gansu]], [[Guizhou]], [[Hebei]], [[Henan]], [[Hubei]], [[Jiangsu]], [[Jiangxi]], [[Liaoning]], [[Shaanxi]], [[Shandong]], [[Shanxi]] sowie [[Zhejiang]] verbreitet.<ref name="FoC" /><br />
* ''[[Pyrus boissieriana]]'' {{Person|Buhse}}: Sie kommt in [[Aserbaidschan]], [[Turkmenistan]] und im [[Iran]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus bretschneideri]]'' {{Person|Rehder}}: Sie gedeiht an Hängen in trockenen kalten Gebieten in Höhenlagen von 100 bis 2000 Metern in Xinjiang und in den chinesischen Provinzen Gansu, Hebei, Henan, Shaanxi, Shandong sowie Shanxi. Einige Sorten werden in China angebaut.<ref name="FoC" /><br />
* ''[[Pyrus calleryana]]'' {{Person|Decne.}}: Mehrere Varietäten sind in China, [[Korea]], Taiwan und [[Vietnam]] verbreitet.<ref name="FoC" /> Sie ist in Nordamerika ein [[Neophyt]].<ref name="GRIN" /><br />
* ''Pyrus'' ×''canescens'' {{Person|Spach}} = ''Pyrus'' ×''nivalis'' {{Person|Jacq.}} × ''Pyrus salicifolia'' {{Person|Pall.}}<br />
* [[Kultur-Birne]] (''Pyrus communis'' {{Person|L.}}, Syn.: ''Pyrus asiae-mediae'' {{Person|Popov}}, ''Pyrus balansae'' {{Person|Decne.}}, ''Pyrus bourgaeana'' {{Person|Decne.}}, ''Pyrus caucasica'' {{Person|Fed.}}, ''Pyrus communis'' subsp. ''bourgaeana'' {{Person|(Decne.) Nyman}}, ''Pyrus communis'' var. ''mariana'' {{Person|Willk.}}, ''Pyrus domestica'' {{Person|Medik.}}, ''Pyrus elata'' {{Person|Rubtzov}}, ''Pyrus medvedevii'' {{Person|Rubtzov}})<br />
* ''[[Pyrus cordata]]'' {{Person|Desv.}}: Sie kommt in [[Portugal]], [[Spanien]], [[Frankreich]] und [[England]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus cossonii]]'' {{Person|Rehder}}: Sie kommt nur in [[Algerien]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus crenata]]'' {{Person|Buch.-Ham. ex D.Don}}<br />
* ''[[Pyrus dimorphophylla]]'' {{Person|Makino}}: Sie kommt in [[Japan]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus elaeagrifolia]]'' {{Person|Pall.}}: Sie kommt in drei Unterarten in [[Albanien]], [[Bulgarien]], [[Griechenland]], [[Rumänien]], auf der [[Krim]] und in der [[Türkei]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus fauriei]]'' {{Person|C.K.Schneid.}}: Sie kommt nur im südlichen Korea vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus gharbiana]]'' {{Person|Trab.}}: Sie kommt in [[Marokko]] und in Algerien vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus glabra]]'' {{Person|Boiss.}}: Sie kommt im Iran vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus hondoensis]]'' {{Person|Nakai & Kikuchi}}: Sie kommt in Japan vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus hopeiensis]]'' {{Person|T.T.Yu}}: Sie gedeiht an Hängen in Höhenlagen von 100 bis 800 Metern in den chinesischen Provinzen Hebei sowie Shandong.<ref name="FoC" /><br />
* ''[[Pyrus koehnei]]'' {{Person|C.K.Schneid.}} (Syn.: ''Pyrus calleryana'' var. ''koehnei'' {{Person|(C.K.Schneid.) T.T.Yu}}<ref name="FoC" />): Sie gilt seit 2009 wieder als eigene Art und kommt in den chinesischen Provinzen [[Fujian]], Guangdong, Guangxi sowie Zhejiang vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus korshinskyi]]'' {{Person|Litv.}}: Sie kommt in [[Afghanistan]], [[Usbekistan]], [[Tadschikistan]] und [[Kirgisistan]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''Pyrus'' ×''lecontei'' {{Person|Rehder}} = ''Pyrus communis'' × ''Pyrus pyrifolia'', Syn.: Salbeiblatt-Birne (''Pyrus salviifolia'' {{Person|DC.}})<br />
* ''[[Pyrus mamorensis]]'' {{Person|Trab.}}: Sie kommt in Marokko vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus maximowicziana]]'' {{Person|Nakai}}<br />
* ''Pyrus'' ×''michauxii'' {{Person|Bosc ex Poir.}} = ''Pyrus ×nivalis'' × ''Pyrus spinosa''<br />
* [[Schnee-Birne]] oder Leder-Birne (''Pyrus ×nivalis'' {{Person|Jacq.}} = ''Pyrus communis'' × ''Pyrus elaeagrifolia'', Syn.: Salbeiblatt-Birne (''Pyrus salviifolia'' {{Person|DC.}})): Sie kommt in Frankreich, Belgien, Tschechien, in der Schweiz, in Österreich, Polen, der Slowakei, Ungarn, in Italien, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien, auf der Krim und in der Türkei vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus pashia]]'' {{Person|Buchanan-Hamilton ex D.Don}} (Syn.: ''Pyrus kumaoni'' {{Person|Decne. ex Hook. f.}}, ''Pyrus nepalensis'' hort ex {{Person|Decne.}}, ''Pyrus pashia'' var. ''kumaoni'' {{Person|(Decne. ex Hook. f.) Stapf}}, ''Pyrus variolosa'' {{Person|Wall. ex Brandis}}): Sie gedeiht im [[Himalaya]] und angrenzenden Gebieten von [[Kaschmir]] bis [[Bhutan]], [[Assam]], [[Burma]] und in der westlichen [[Volksrepublik China]].<br />
* ''[[Pyrus phaeocarpa]]'' {{Person|Rehder}}: Die Heimat liegt in Höhenlagen zwischen 100 und 1200 Metern in den chinesischen Provinzen Gansu, Hebei, Shaanxi, Shandong, Shanxi und Xinjiang.<br />
* ''[[Pyrus pseudopashia]]'' {{Person|T.T.Yu}}: Sie gedeiht in Höhenlagen von 500 bis 3000 Metern in den chinesischen Provinzen Guizhou und Yunnan.<br />
* [[Wildbirne]] oder Holz-Birne (''Pyrus pyraster'' {{Person|(L.) Burgsd.}}, Syn. ''Pyrus communis'' {{Person|L.}} subsp. ''pyraster'' {{Person|(L.) Ehrh.}}, ''Pyrus communis'' var. ''pyraster'' {{Person|L.}}): Sie kommt in Europa und in der Türkei vor.<ref name="GRIN" /><br />
* [[Nashi]] (''Pyrus pyrifolia'' {{Person|(Burm. f.) Nakai}}, Syn.: ''Pyrus sinensis'' {{Person|Nakai}}, ''Pyrus sinensis'' {{Person|L.H.Bailey}}, ''Pyrus sinensis'' var. ''culta'' {{Person|Makino}}): Sie kommt in China, Vietnam und Laos vor und ist in Japan ein Neophyt.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus regelii]]'' {{Person|Rehder}}: Sie kommt in Tadschikistan, Kirgisistan und in [[Xinjiang]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus sachokiana]]'' {{Person|Kuth.}}: Sie kommt nur in [[Georgien]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* [[Weidenblättrige Birne]] (''Pyrus salicifolia'' {{Person|Pall.}}): Sie kommt in der Türkei, in Armenien, Aserbaidschan und im Iran vor.<ref name="GRIN" /> <br />
* ''[[Pyrus serrulata]]'' {{Person|Rehder}}: Sie gedeiht in Höhenlagen von 100 bis 1600 Metern in den chinesischen Provinzen Fujian, Guangdong, Guangxi, Guizhou, Hubei, Hunan, Jiangxi, Sichuan sowie Zhejiang.<br />
* ''[[Pyrus sinkiangensis]]'' {{Person|T.T.Yu}}: Sie gedeiht in Höhenlagen von 200 bis 1100 Metern im chinesischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Angebaut wird diese Art auch in Gansu, Qinghai und Shaanxi.<br />
* ''[[Pyrus spinosa]]'' {{Person|Forssk.}} (Syn.: ''Pyrus amygdaliformis'' {{Person|Vill.}}, ''Pyrus persica'' {{Person|Pers.}}): Sie kommt in Spanien, Frankreich, [[Italien]], auf der [[Balkanhalbinsel]] und in der Türkei vor.<ref name="GRIN" /> <br />
* ''[[Pyrus syriaca]]'' {{Person|Boiss.}}: Sie kommt in der Türkei, in [[Armenien]], Syrien, Israel, im Libanon, in [[Jordanien]], Irak, Iran und auf [[Zypern]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus sohayakiensis]]'' {{Person|Koidz.}}<br />
* ''[[Pyrus taiwanensis]]'' {{Person|Iketani & Ohashi}}: Die Heimat ist Taiwan.<br />
* ''[[Pyrus turcomanica]]'' {{Person|Maleev}}: Sie kommt im Iran, Tadschikistan, Turkmenistan und Kirgisistan vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus ussuriensis]]'' {{Person|Maxim.}} (Syn.: ''Pyrus sinensis'' {{Person|Decne. non Lind.}}): Sie kommt in China, Korea, Japan und in [[Ferner Osten (Föderationskreis)|Russlands Fernen Osten]] vor.<ref name="GRIN" /><br />
* ''[[Pyrus xerophila]]'' {{Person|T.T.Yu}}: Sie gedeiht in Höhenlagen von 500 bis 2000 Metern in Tibet, Xinjiang und in den chinesischen Provinzen Gansu, Henan, Shaanxi sowie Shanxi.<br />
<br />
Es gibt einige [[Hybride|Gattungshybriden]], z.&nbsp;B. ×''Sorbopyrus''.<br />
<br />
== Nutzung ==<br />
Birnbäume werden sowohl zum Obstanbau (Kultur-Birne) als auch zur Zierde (Blüten, Früchte) angepflanzt. Für die europäische Obstproduktion sind Varietäten von ''[[Pyrus communis]]'' wichtig, in [[Asien]] sind es dagegen die Sorten von ''[[Pyrus pyrifolia]]''.<br />
<br />
=== Geschichte ===<br />
Birnen sind ein Kulturbegleiter, schon [[Homer]] berichtet von ihnen. Spätere Forschungen fanden heraus, dass der Birnbaum auch von den Babyloniern als heiliger Baum verehrt wurde.<br />
Sehr rasch haben die Menschen sehr viele Arten von Birnensorten [[Züchtung|gezüchtet]]. [[Theophrastos von Eresos|Theophrast]] erwähnt drei, [[Marcus Porcius Cato der Ältere|Cato]] fünf bis sechs und [[Plinius der Ältere|Plinius]] erwähnt mindestens 38 Birnensorten. Im [[17. Jahrhundert]] kannte man in [[Frankreich]] an die 300 Sorten, im [[19. Jahrhundert]] war man schon bei 1000 angelangt. Die heutige Anzahl der Sorten in Alter und Neuer Welt wird auf 5000 geschätzt.<br />
<br />
=== Frucht ===<br />
==== Verwendung ====<br />
Die [[Frucht|Früchte]] der Birnen können sowohl roh als [[Obst]] verzehrt, zur Gewinnung von [[Trockenobst]] getrocknet, als Zutat beim Kochen verwendet oder entsaftet werden. Verbreitet ist auch die Verwendung der Früchte zur Herstellung von [[Birnenkraut]] oder [[Obstbrand|Obstbränden]].<br />
Zur Verlängerung der Lagerdauer werden Birnen, die in den Handel gebracht werden, zumeist gepflückt, bevor sie kurz vor der Vollreife stehen. Sie werden dann bis zum Verkauf kühl gelagert und reifen hierbei nach. Die Birne gehört zu den [[Klimakterische Früchte|klimakterischen Früchten]].<br />
<br />
Obwohl es sehr viele Birnen-Sorten gibt, sind im Handel nur Sorten erhältlich, die sich bei der Lagerung robuster als [[Wildbirne]]n erwiesen haben. Wildbirnen sind gegenüber [[Fäulnis]] sehr anfällig.<br />
<gallery><br />
Datei:Pears.jpg|Birnen am Baum<br />
Datei:Williamsbirne durch die Mitte aufgeschnitten.jpg|Birnenhälfte der Sorte '[[Williams Christ]]'<br />
Datei:Four pears.jpg| Einige Sorten <br />
Datei:KLetzen.jpg|Birnen als [[Dörrobst]] ([[Kletze|Kletzen]])<br />
Datei:Rakija Viljamovka (Croatia).jpg|Eine [[Williams Christ|Williams-Christ-Birne]] in einer Obstbrandflasche (Nord[[kroatien]])<br />
Datei:Birnen-Ingwer-Kuchen.jpg|Birnen-[[Ingwer]]-Kuchen<br />
</gallery><br />
<br />
==== Wirtschaftliche Bedeutung ====<br />
Im Jahr 2016 wurden weltweit 27,3 Millionen Tonnen Birnen erzeugt. Europa produzierte im gleichen Zeitraum 2,8 Mio. t. Die größten Produzenten waren Italien, die Niederlande, Spanien und Belgien.<ref name="Faostat" /><br />
<br />
Die zehn größten Produzenten der Welt erzeugten 2016 zusammen 88,2 % der Gesamternte. Die Erntemengen in der Schweiz, Deutschland und Österreich sind informationshalber angegeben.<ref name="Faostat">[[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation|FAO]], Faostat [http://www.fao.org/faostat/en/#data/QC ''Produktionsstatistik der FAO 2016'' („pears“)], fao.org, abgerufen am 29. Januar 2018.</ref><br />
{| class="wikitable"<br />
|+ Die größten Birnenproduzenten weltweit (2016)<ref name="Faostat" /><br />
|----- style="background:#DDDDDD"<br />
! Rang<br />
! Land<br />
! Menge<br />(in [[Tonne (Einheit)|t]])<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 1 || {{CHN}} || style="text-align:right" |19.388.063<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 2 || {{ARG}} || style="text-align:right" |905.605<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 3 || {{USA}} || style="text-align:right" |738.770<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 4 || {{ITA}} || style="text-align:right" |701.928<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 5 || {{TUR}} || style="text-align:right" |472.250<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 6 || {{Südafrika}} || style="text-align:right" |433.105<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 7 || {{IND}} || style="text-align:right" |399.000<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 8|| {{NED}} || style="text-align:right" |374.000<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 9 || {{ESP}} || style="text-align:right" |366.131<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 10 ||{{BEL}} || style="text-align:right" |331.550<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | … || || |<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 29 ||{{SUI}} || style="text-align:right" |43.922<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 32 ||{{DEU}} || style="text-align:right" |34.625<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| style="text-align:right;" | 41 ||{{AUT}} || style="text-align:right" |23.450<br />
|----- style="background:#EEEEEE"<br />
| || '''Welt''' || style="text-align:right" | '''27.345.929'''<br />
|}<br />
<br />
=== Holz ===<br />
Birnbaumholz ist aufgrund seiner Farbe, Dichte und guten Polierfähigkeit ein gefragtes [[Holz]] im Möbelbau. Es ist hart, schwer, zäh und wenig elastisch bei einer mittleren [[Dichte]] von 0,74&nbsp;g/cm³ (s. LWF Bericht Nr. 23). Birnbaumholz trocknet langsam und ohne große Rissbildung, es ist in trockenem Zustand sehr formstabil. Diese Stabilität hängt mit den sogenannten Steinzellen zusammen, die sowohl die Birne als Frucht wie auch das Holz aufweisen. Es handelt sich hierbei um filzartig verflochtene Zellen.<br /><br />
Der [[Brennwert]] des Birnenholzes ist etwas geringer als der des Buchenholzes, obwohl beide Hölzer in der Dichte sehr ähnlich sind.<br />
Das Holz ist sehr fein, dicht und hat kaum sichtbare Jahresringe, Poren sind mit bloßem Auge nur im Querschnitt zu erkennen. Der Birnbaum neigt im Alter zur fakultativen Kernbildung, die sich in violett-braunen bis schwarz-braunen Farbverläufen im Zentrum des Stamms äußert. Beim [[Dämpfen (Holz)|Dämpfen]] ändert sich die natürliche Farbe des Holzes von einem sehr hellen Silbergrau bis hellem Gelb in einen warmen, rötlichen Farbton. Im Alter bekommt es eine sehr schöne rotbraune, bernsteinartige Färbung. Diese Farbe ist eigentlich auch das einzige Unterscheidungsmerkmal für das bloße Auge zum sogenannten „[[Schweizer Birnbaum]]“, was eine Handelsbezeichnung für verschiedene Bäume der Gattung der [[Mehlbeeren]] (''Sorbus'') ist.<br />
<br />
Birnbaum eignet sich trotz seiner Härte sehr gut zum Schnitzen feinster Details, aufgrund der Steinzellen lässt es sich in verschiedene Richtungen bearbeiten ohne auszureißen. Es gibt sogar den „Mostbirnenschnitzer“, ein Vertreter einer alten Handwerkskunst. Er schnitzte Backformen oder früher Druckstöcke oder Lettern aus Holz. Alte Holz[[Model (Form)|model]] sind aus Birnbaumholz geschnitzt, wie sie für [[Springerle]] Verwendung finden.<br />
<br />
Schwarz gebeiztes Birnbaumholz wurde in der Kunsttischlerei als Ersatz für das seltenere und teure [[Ebenholz]] verwendet, da es sich sehr gut beizen lässt. In dieser gefärbten Form wurde es auch gern als „Deutsches Ebenholz“ bezeichnet.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste der Birnensorten]]<br />
* [[Birnen, Bohnen und Speck]]<br />
* [[Birnenether|Birnenaroma]]<br />
* [[Birnengitterrost]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* F. Jahn, Ed. Lucas, [[Johann Georg Conrad Oberdieck|J.G.C. Oberdieck]]: ''Illustrirtes Handbuch der Obstkunde.'' Zweiter Band: ''Birnen'', Stuttgart 1860, [http://www.obstsortendatenbank.de/do.htm online].<br />
* Gu Cuizhi, Stephen A. Spongberg: ''Pyrus.'' In: {{BibISBN|1930723148|Seite=173}} [http://flora.huh.harvard.edu/china/PDF/PDF09/Pyrus.PDF PDF-Datei] [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=127801 online] (Abschnitte Beschreibung und Systematik).<br />
* Herfried Kutzelnigg: ''Pyrus''. In: {{BibISBN|3826325338}} (Abschnitte Beschreibung und Verbreitung).<br />
* [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=127801 ''Pyrus''] in der Flora of North America, Vol. 9, abgerufen am 16. Januar 2018.<br />
* Asghar Zamani, Farideh Attar, Hosein Maroofi: ''A synopsis of the genus Pyrus (Rosaceae) in Iran.'' In: ''Nordic Journal of Botany.'' Band 30, Nr. 3, 2012, S. 310–332 [[DOI:10.1111/j.1756-1051.2012.00989.x]].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references><br />
<ref name="Hegi">Herfried Kutzelnigg: ''Pyrus''. In: {{BibISBN|3826325338}}</ref><br />
<ref name="Etymologie">Frisk, ''Griechisches Etymologisches Wörterbuch'' und ''[[Oxford English Dictionary]]''.</ref><br />
<ref name="GRIN"> {{GRIN|ID=10194|Rang=genus|WissName=Pyrus}}</ref><br />
<ref name="SpPl"> Carl von Linné: ''Species Plantarum.'' Band 1, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 479, {{Digitalisat|1=http://www.biodiversitylibrary.org/openurl?pid=title:669&volume=1&issue=&spage=479&date=1753}}.</ref><br />
<ref name="FoC"> Gu Cuizhi, Stephen A. Spongberg: ''Pyrus.'' In: {{BibISBN|1930723148|Seite=173}} [http://flora.huh.harvard.edu/china/PDF/PDF09/Pyrus.PDF PDF-Datei] [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=127801 online.]</ref><br />
</references><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Pyrus|Birnen}}<br />
{{Wiktionary|Birne}}<br />
* [http://www.ova-online.at/datenbank/birnensorten.php Birnensorten – Öffentliche Birnen-Datenbank der Obstbau-Versuchsanlage St. Andrä/Kärnten.]<br />
<br />
{{Linked Coordinates}}<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4006940-0}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kernobstgewächse]]<br />
[[Kategorie:Kernobst]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Wissenschaft&diff=177672003Diskussion:Wissenschaft2018-05-23T07:16:48Z<p>WhatamIdoing: /* Comment on meaning on other languages */ +</p>
<hr />
<div>{{Diskussionsseite}}<br />
{{Autoarchiv-Erledigt<br />
|Alter=7<br />
|Ziel='((VOLLER_SEITENNAME))/Archiv/1'<br />
|Zeigen=Ja<br />
|Ebene=2<br />
}}<br />
{{Archivübersicht|<br />
* [[/Archiv/1|ab 2007]]<br />
}}<br />
<br />
== Definition in Brockhaus ==<br />
<br />
"Der Inbegriff des durch Forschung, Lehre und überlieferter Literatur gebildeten, geordneten und begründeten, für gesichert erachteten Wissens einer Zeit; auch die für seinen Erwerb typische methodisch-systematische Forschungs- und Erkenntnisarbeit sowie ihr organisatorisch-institutioneller Rahmen.<br />
<br />
Hauptziel der W. ist die rationale, nachvollziehbare Erkenntnis der Zusammenhänge, Abläufe, Ursachen und Gesetzmäßigkeiten der natürlichen wie der historischen und kulturell geschaffenen Wirklichkeit; neben der Erweiterung des Wissens über die Welt liefern vor allem Naturwissenschaft und Technik die Mittel zu vorausschauender Planung und gezielter Veränderung der Wirklichkeit Als Hauptmerkmal der Wissenschaft wird (außer im Marxismus) eine von Wertungen, Gefühlen und äußeren Bestimmungsmomenten freie, auf Sachbezogenheit gründende Objektivität angesehen, welche neben dem methodischen Konsens die Verallgemeinerungsfähigkeit und allgemeine Nachprüfbarkeit wissenschaftlicher Aussagen begründet."<br />
<br />
(dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden; 1988)<br />
<br />
"Gesamtheit der planmäßigen Bemühungen des Menschen, vernunftgemäße Erkenntnisse und wahre, nachprüfbare Aussagen über die Natur und den Menschen zu gewinnen. Die W. als ganzes ist in viele unterschiedliche Wissenschaften (auch Einzelwissenschaften genannt) unterteilt, die nach dem Objekt ihrer Erkenntnis und nach ihrer Methode und Zielsetzung unterschieden und benannt werden; so spricht man von Naturwissenschaften, die ihre Erkenntnisse durch Experimente (Versuche) gewinnen und in mathematisch begründeten Formeln ausdrücken, und von Geisteswissenschaften (alle Wissenschaften, die nicht Naturwissenschaften sind, mit Ausnahme der Mathematik), die weniger auf allgemeine Gesetzmäßigkeiten als auf historische Einmaligkeiten gerichtet sind und das geistige Schaffen des Menschen in seiner Zeit und seiner Wechselwirkung zur Gesellschaft untersuchen."<br />
<br />
== Wissenschaft und Wahrheit ==<br />
haben nichts miteinander zu tun. In der Wissenschaft geht es um Exaktheit, nicht um Wahrheit. Die Newtonsche Mechanik ist nicht "wahr". Man kann sie durch Einstein und Hilbert als falsifiziert betrachten - trotzdem ist sie wissenschaftlich. Wissenschaftlichkeit entsteht dadurch, daß Thesen abstrakt und allgemeingültig formuliert werden, so daß sie überprüfbar sind. {{Unsigned|155.56.68.221|[[Benutzer:Rtc|rtc]] 16:05, 19. Sep. 2007 (CEST)}}<br />
:Ich verstehe nicht, was Du sagen willst. Was hat das mit dem Artikel zu tun? Bitte beachte, dass Wikipedia kein Forum for Hobbyphilosophie ist. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] 16:05, 19. Sep. 2007 (CEST) <br />
<br />
:: Was ist denn, [[Benutzer:Rtc|rtc]]? Nervös? Warum? [[Benutzer:Jahn Henne|<small>J</small>a<small>H</small>n]] 19:32, 19. Sep. 2007 (CEST)<br />
:: Ich dachte, Wikipedia sei auch kein Formum für persönliche Beleidigungen. Inhaltlich - es mag für manche Pseudowissenschaftler nicht klar sein, daß es in der Wissenschaft nie um Wahrheit gehen kann, sondern um Überprüfbarkeit. Die Verwendung des Begriffs Wahrheit setzt voraus, daß man ihn in seiner mathematisch-exakten Bedeutung gebraucht. In der Wissenschaft gilt daher, daß ein gefundenes Gegenbeispiel eine These falsifiziert. Da man derzeit in allen Wissenschaften davon ausgeht, daß die Zukunf nicht bekannt ist, kann auch niemand ausschließen, daß in der Zukunft ein Gegenbeispiel gefunden wird. Statt um Wahrheit geht es deswegen in der Wissenschaft um Reproduzierbarkeit. Experimente sind so durchzuführen, daß ihre Ergebnisse von jedem (der über die entsprechende Technik verfügt, die bei dem Experiment eingesetzt wird) überprüft werden können. Dazu gehört auch eine Diskussion der möglichen Fehlerursachen, wie ihr Einfluß reduziert werden kann und wie sehr sie das Ergebnis beeinflussen. Für Pseudowissenschaftler geht es um den "Beweis" der Wahrheit ihrer Meinung - natürlich immer ganz "wissenschaftlich". Aber das unterscheidet den Wissenschaftler vom Laien: nicht der Titel - auch wissenschaftliche Laien können Professoren (und sogar Wiki-Admins) werden - sondern die Einstellung zu dem, was Wissenschaft ist. Karl Popper hat dazu einige interessante Bücher geschrieben - aber wahrscheinlich ist Popper für Dich Hobbyphilosoph.<br />
:::Wo siehst Du eine persönliche Beleidigung?! Zu Deinen Belehrungen, was Wahrheit angeht, kann ich nur sagen: Du hast offensichtlich weder den Artikel gelesen (oder ihn nicht verstanden), noch die Bücher von Popper (oder sie nicht verstanden). Gerade Popper hat wie kein zweiter betont, dass das Ziel der Wissenschaft sehr wohl ''Wahrheit'' ist, ''und zwar Wahrheit im Sinne des absoluten Wahrheitsbegriffs''. "Dank Tarskis Arbeit scheint die Idee der objektiven oder absoluten Wahrheit &ndash; das heißt die Wahrheit als Übereinstimmung mit den Tatsachen &ndash; heute von all denen voll akzeptiert zu werden, die sie verstehen. [... Jedoch ist es ein] weitverbreitete[s] aber falsche[s] Dogma, daß eine anwendbare Wahrheitstheorie ein Kriterium liefern sollte für die ''Wahrheit einer Überzeugung'': Ein Kriterium für ein wohlbegründetes oder rationales Fürwahrhalten." (''Vermutungen und Widerlegungen'', Kapitel 10, VIII). Worum es Popper gerade ging, war zu zeigen, dass es eben ''keinen'' Sonderstatus für Behauptungen gibt, die empirisch-wissenschaftlich, reproduzierbar, mittels Beobachtung prüfbar sind oder sonst irgendeinem Kriterium unterliegend sind; er betont in der ''Logik der Forschung'' ausdrücklich: "das Problem der Philosophie [ist] die kritische Untersuchung eben jener Erfahrung, die der jeweilige Positivismus ohne Bedenken als gegeben ansieht und als autoritativ akzeptiert" (''Logik der Forschung'', Abschnitt 10; die englische Ausgabe ist hier noch sehr viel klarer: the "main problem in philosophy is the critical analysis of the appeal to the authority of experience" &ndash; Das Hauptproblem der Philosophe ist die kritische Untersuchung des Glaubens an die Autorität der Erfahrung). Und Popper hat dargestellt, warum die "Verwendung des Begriffs Wahrheit" (oder irgendeines anderen Begriffs) ''eben gerade nicht'' irgendeine Exaktheit vorraussetzt (und Exaktheit ist auch gar nicht möglich; auch nicht in der Mathematik und auch nicht in der Logik – [[Gödelscher Unvollständigkeitssatz]]). Am angeekelsten wäre Popper sicherlich von Deiner Berufung auf seine Autorität, und das auch noch gepaart damit, dass Du ihm diejenigen Behauptungen unterstellst, die er ''bekämpft'' hat. Du vertrittst genau die positivistische Vorstellung, die Popper so scharf kritisiert hat, und verwendest dabei poppersche Termini, wo auch immer Du die aufgeschnappt hast. Bitte lies Dir ''eingehend'' [[Kritischer Rationalismus]] durch, insbesondere [[Kritischer Rationalismus#Negativismus und Erkenntnisskeptizismus]] und [[Kritischer Rationalismus#Reaktion auf die Kritik]]. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] 17:19, 24. Sep. 2007 (CEST)<br />
<br />
== Lehrmittelfreiheit? ==<br />
Im Artikel (Abschnitt "Lehre", 1. Absatz) hieß es: <br />
''"Diese Veranstaltungen organisieren die veranstaltenden Wissenschaftler selbstständig und führen auch gegebenenfalls selbstständig Prüfungen durch (Lehrmittelfreiheit)."''<br />
Gemeint ist hier wohl eher die "Freiheit der Lehre" iSd Art. 5 III 1 Var 4 GG. Lehrmittelfreiheit=Lernmittelfreiheit bedeutet,<br />
dass etwa Schulbücher kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollen (so auch Artikel [[Lernmittelfreiheit]].<br />
Weil das falsch ist, habe ich es geändert. [[Benutzer:Lambada|Lambada]] 16:01, 3. Dez. 2008 (CET)<br />
<br />
==Maria selbstdritt==<br />
Hi Benutzer 80.136.113.61: gibt es auch "Wissenschaft unselbst"? [[Benutzer:Ypps|Ypps]] 14:21, 29. Dez. 2008 (CET)<br />
<br />
:Danke, Füllwort gestrichen, sollte nicht "Sichtung" anstehn? Gruß [[Spezial:Beiträge/80.136.97.100|80.136.97.100]] 16:40, 30. Dez. 2008 (CET)<br />
::Hallo, ich habe mir erlaubt die letzte Änderung wieder rückgängig zu machen. Ich denke, es ist wichtig, innerhalb des Artikels den soziologischen Aspekt (bislang überhaupt nur im Literaturabschnitt erwähnt) zu behandeln. Das kann allerdings unmöglich innerhalb eines Satzes in der Einleitung geschehen. Auch das gewählte Zitat halte ich für deplatziert, da nicht vollumfänglich repräsentativ, in der falschen Sprache und zudem noch mit einem gewissen Gefühl von „erhobenem Zeigefinger“, der in der Einleitung auch fehl am Platz ist. Würde mich allerdings freuen, wenn zur Wissenschaftssoziologie noch etwas mehr im Artikel landen könnte, ich muss mich aber erst mal in die Wissenschaftstheorie einarbeiten. --[[Benutzer:TAXman|Taxman]]<sup>[[Benutzer Diskussion:TAXman|¿Disk?]]</sup> 17:23, 30. Dez. 2008 (CET)<br />
<br />
Verstanden, schaun´s doch halt mal auf die [[Wissenschaftsbetrieb]]sseite. Carl [[Djerassi]]s Satireroman, aus dem zitiert wurde, ist gegenüber jeder [[Soziologie]] ganz gleichgültig, vielleicht macht das die Qualität seiner zit. dialektischen Ausssage aus;-)? Guts Rütschle [[Spezial:Beiträge/80.136.122.232|80.136.122.232]] 19:44, 30. Dez. 2008 (CET)<br />
<br />
: Mir unverständlich, warum ein satirischer Roman als Quelle für das Lemma Wissenschaft herhalten soll? Kann man das, wenn es denn eine seriöse Aussage ist, nicht selbst formulieren oder in der wissenschaftstheoretischen Literatur (z.B. bei Kuhn) finden? [[Benutzer:Ypps|Ypps]] 20:27, 30. Dez. 2008 (CET)<br />
<br />
Mir verständlich warum Sie nicht verstehn (können), es kommt doch auch auf die literarsprachliche Verdichtung an, nachlesen Sie bitte -> "(Aktuell) (Vorherige) 15:10, 30. Dez. 2008 80.136.94.138 (Diskussion) (24.471 Bytes) (- 1 Füllwort mit Dank an den Kritiker;-) udBm "Sichtung") (entfernen)"<br />
dort die Entwurfsfassung Text m. dt. Übersetzung, kennen Sie eine andere so kurz+knapp formierte Textpassage, in der die Dialektik von indiv. Erkenntnis und sozialem Handeln (und die widersprüchliche Einheit beider ist "Wissenschaft") so prägnant ausdrückt? Wenn dies - dann kennen Sie halt mehr lit. Texte als ich;-) - Außerdem: Warum soll ich neu formulieren was ein [[Autor]], hier [[Djerassi]], so plastisch ausdrückte, was ich zitierte und was ich genauso prägnant zu übersetzen versuchte? [[Spezial:Beiträge/80.136.100.20|80.136.100.20]] 22:14, 30. Dez. 2008 (CET)<br />
<br />
Ich stimme Ihnen weitgehend zu und hätte gegen die Verwendung des Zitats in einem wissenschaftlichen Essay überhaupt nichts einzuwenden, halte es aber für irritierend, wenn es als Teil eines Eintrags für ein Lexikon erscheint (bei dem jedes einzelne Wort sich als absolut notwendig auszuweisen hat). Die Vermischung der Gattungen bekommt den Künsten gut, nicht aber der Wissenschaft - wobei Essays ja durchaus zu den literarischen Gattungen zählen. [[Benutzer:Ypps|Ypps]] 16:37, 31. Dez. 2008 (CET)<br />
== Grundsätze der Wissenschaft ==<br />
Der Artikel hat m. E. eine große Lücke: Er erklärt nicht, was eigentlich Wissenschaft ausmacht (etwa in Abgrenzung zu anderen Methoden der Erkenntnisgewinnung). Genau dies scheint mir aber von zentraler Bedeutung zu sein, weit wichtiger z. B. als Anmerkungen über Lehre und Forschung, die ohnehin in eigenen Artikeln behandelt werden.<br />
<br />
Deshalb habe ich heute einen neuen Abschnitt "Grundsätze der Wissenschaft" formuliert (siehe unten), der jedoch von [[Benutzer:TAXman|Taxman]] umgehend entfernt wurde. Aspekte hierzu:<br />
<br />
* Er hat Recht, dass einige Quellen nützlich wären, und hier hoffe ich auf Vorschläge von Anderen.<br />
* Weniger klar ist mir, dass [[normative]] Elemente ein Problem sind bzw. wie damit umzugehen wäre. Normen (Grundsätze) sind in diesem Zusammenhang unvermeidlich, da sich genau dadurch Wissenschaft von Anderem abhebt, diese Normen also thematisiert werden müssen.<br />
* Was noch unpräzise formuliert ist, sehe ich nicht, aber hier könnten ja noch Andere Verbesserungen anbringen.<br />
<br />
In jedem Fall finde ich, dass die beschriebenen Lücke schnell geschlossen werden sollte. Der vorgeschlagene Inhalt sollte eigentlich nicht kontrovers sein.<br />
<br />
[[Benutzer:RPaschotta|Rüdiger Paschotta]], 18:04, 9. Jun. 2009 (CEST)<br />
<br />
Mein Entwurf:<br />
<br />
Wissenschaft strebt nach objektivem Wissen mit einer Verlässlichkeit, die so hoch ist wie unter den gegebenen Umständen möglich.<br />
Dies bedeutet keineswegs, dass sich Wissenschaft nur mit gesichertem Wissen beschäftigt; der Grad der Verlässlichkeit wissenschaftlicher [[Theorie|Theorien]] variiert vielmehr sehr stark zwischen verschiedenen Disziplinen und Themenbereichen, und er ist zu Beginn einer Beschäftigung mit neuen Gebieten fast zwangsläufig eher gering.<br />
Jedoch richtet sich gute Wissenschaft sorgfältig nach einer Vielzahl von Grundsätzen, welche die Verlässlichkeit von Aussagen maximieren und die Korrektur von Fehlern beschleunigen sollen. Zu diesen Grundsätzen gehört insbesondere:<br />
<br />
* Aussagen über gewonnene Erkenntnisse sollen soweit irgend möglich nachvollziehbar und überprüfbar sein, d. h. klar formuliert sein, sich auf offen gelegten Daten stützen und durch vernünftige und klare Argumente begründet werden.<br />
* Wissenschaftliche [[Forschung]] muss eine systematische [[Methodik]] verwenden, die Fehler soweit möglich ausschließt. Beispiele hierfür sind wohldefinierte Messprotokolle, die solide statistische Auswertung genügend großer Stichproben sowie [[Blindstudie|Blindstudien]].<br />
* Von [[Wissenschaftlern]] wird erwartet, den bisherigen Stand des Wissens in ihrem Feld zu kennen bzw. ermitteln und angemessen zu berücksichtigen. Beispielsweise darf nicht bereits Bekanntes als angeblich neues Wissen präsentiert werden, und Widersprüche zu bekanntem Wissen dürfen nicht ignoriert werden.<br />
* Wissenschaftliche [[Theorie|Theorien]] werden nicht als endgültige Wahrheiten betrachtet, sondern müssen bei Entdeckung grober Mängel ggf. wieder aufgegeben werden, sofern keine überzeugende Korrektur möglich ist. Theorien sollen [[Falsifikation|falsifizierbar]] sein, d. h. so gebaut sein, dass sie mit zukünftig gewonnenen Erkenntnissen ggf. widerlegt werden können. Theorien sollen außerdem so einfach wie möglich strukturiert sein und möglichst die weitere [[Forschung]] unterstützen, etwa indem sie neue Experimente nahelegen.<br />
* Resultate werden durch Veröffentlichung z. B. in Fachzeitschriften der Allgemeinheit oder zumindest der Fachwelt zugänglich gemacht, um so von möglichst vielen Personen geprüft werden zu können.<br />
* [[Autor|Autoren]] tragen eine persönliche Verantwortung für veröffentlichte Inhalte. Dies erfordert insbesondere, dass nur solche Personen als Autoren auftreten, welche an den jeweiligen Arbeiten maßgeblich beteiligt waren und diese Verantwortung somit auch tragen können. ("Ehrenautorschaften" und von Vorgesetzten erzwungene Autorschaften untergraben solche Verantwortung.)<br />
* Fremdeinflüsse, die die Objektivität gefährden (z. B. durch finanzielle Interessen), sollen soweit möglich vermieden werden, z. B. durch weitgehend öffentlich finanzierte Forschung, Offenlegung von möglichen Interessenkonflikten und generell durch den öffentlichen Charakter von Wissenschaft.<br />
<br />
Selbstverständlich werden wissenschaftliche Grundsätze gelegentlich verletzt. Dies kann z. B. durch Unwissen und Unachtsamkeit geschehen, aber auch durch unbewusste Befangenheit von Wissenschaftlern und im Extremfall im Rahmen von [[Wissenschaftsbetrug]]. Das Bestreben von Wissenschaftlern muss es sein, alle Arten von Fehlern und schlechten Praktiken schnellstmöglich zu identifizieren und korrigieren.<br />
:Grundsätzlich: Ohne [[WP:BLG|reputable Quellenangaben]] sind jegliche Aussagen in der o.a. Form [[WP:TF|Theoriefindung]]. Die im Entwurf aufgestellten Normen verletzen ohne Quellenangaben den Grundsatz des [[WP:NPOV|Neutralen Standpunkts]], da die unpersönliche und nicht attributierte Formulierung [[WP:VHP|hohle Phrasen]] darstellen und [[WP:WWNI|Ratgeber- und Essaycharakter]] haben. Wer behauptet überhaupt, dass solche Grundsätze für „die Wissenschaft” (welcher Wissenschaftsbegriff wird hier überhaupt angesetzt?) existieren? Die Aufstellung von Normen für wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn ist das Ergebnis einer formulierten [[Wissenschaftstheorie]] (siehe ersten Satz im entsprechenden Abschnitt des Artikels). Diese werden im Artikel bereits (wenn auch nicht annähernd umfassend und ausgewogen) dargestellt. Zum Thema „unpräzise Formulierungen“: Jeder Halbsatz des obigen Entwurfs ist hinreichend unscharf formuliert und kontrovers genug, dass sich darüber in einem wissenschaftstheorethischem Diskurs eine Publikation schreiben ließe (und bereits geschrieben wurde). <br />
:Insofern halte ich die Darstellung von ausformulierten Normen für die Wissenschaft in einer neutralen (d.h. alle maßgeblichen Standpunkte berücksichtigenden) Form in der gewünschten Kürze des Artikels für schlicht unmöglich. Anhand reputabler Quellen lasse ich mich als interessierter Laie gerne eines Besseren belehren. --[[Benutzer:TAXman|Taxman]]<sup>[[Benutzer Diskussion:TAXman|¿Disk?]]</sup> 03:28, 11. Jun. 2009 (CEST)<br />
== Comment on meaning on other languages ==<br />
If you click on "English" on the left of this page you are taken to the page on "science". But science is not the same as Wissenschaft, and to equate the two is to discriminate against the humanities, because humanities are not part of "science" in English as it is spoken in Britain, the USA and other English-speaking countries. For a thorough explanation of this problem in German see http://www.uni-graz.at/richard.parncutt/science.html. <br />
<br />
There is no direct translation from Wissenschaft to English so the link is a problem. Possibilities include "academia" (or "academe"), scholarship (but not in the sense of Stipendium, so that link would have to be disambiguated) or research (which of course corresponds better to Forschung). The best translation is probably "Academia" because "Wissenschaftler/in" corresponds exactly to "academic" (NOT "scientist").<br />
<br />
The following passage could be expanded to mention that the word "Ciencia" (in Spanish and Portuguese) is closer than "Science" (in English and French) to being an umbrella term similar to "Wissenschaft" in German:<br />
<br />
"In Sprachen, die dem Englischen oder dem Französischen folgen, gibt es keine genaue Entsprechung für den deutschen Dachbegriff Wissenschaft. Das dort gebrauchte Wort science bezeichnet nur die Naturwissenschaften. Unverbunden daneben stehen social science (Sozialwissenschaften), humanities (frz. lettres, Geisteswissenschaften) und technology oder engineering (Ingenieurwissenschaften)."<br />
<br />
The only major difference between "Ciencia" and "Wissenschaft" that I was able to find is that in German/Spanish, Theology is included as "Wissenschaft"/"Ciencia", but in Portuguese, Theology is not included explicitly as "Ciencia" although its definition matches the first meaning of the word "Ciencia" in the dictionary.<br />
<br />
In Portuguese the best reference I found to show this similarity was the "Novo Aurélio" dictionary. I have got an electronic version so I could copy and paste the article here if deemed necessary. In Spanish I used www.rae.es which is authoritative for the Spanish language.<br />
<br />
However one thing I noticed is that in Portuguese, especially among those trained in Natural Sciences, there is a growing pressure to adopt a cultural anglicism/galicism in that they tend to enforce that "Ciencia" is only Naturwissenschaften, excluding all the others. This way of thinking does not occur among those thinkers from Geisteswissenschaften and Sozialwissenschaften as far as I have seen. [[Spezial:Beiträge/70.253.93.127|70.253.93.127]] 08:18, 8. Jul. 2009 (CEST)<br />
<br />
===Remove the interwiki-link from [[Wissenschaft]] to [[:en:science]]:===<br />
:{{Pro}} Although there are some hints that "science" can be used to refer to academia, it is clear from the article, that [[:en:science]] is not about Wissenschaft but Naturwissenschaft. Therefore the interwiki-link is wrong. We should try to find partners in other languages, thanks for mentioning portuguese. --[[Benutzer:Hokanomono|Hokanomono]] ([[Benutzer Diskussion:Hokanomono|Diskussion]]) 08:15, 8. Dez. 2013 (CET)<br />
<br />
===Diskussion auf wikidata===<br />
Auf Wikidata gibt es eine Diskussion über den Unterschied zwischen Wissenschaft und Science: [[:d:Talk:Q336]]. --[[Benutzer:Hokanomono|Hokanomono]] ([[Benutzer Diskussion:Hokanomono|Diskussion]]) 23:25, 1. Jan. 2014 (CET)<br />
<br />
Ich bitte um rege Beteiligung.--[[Benutzer:Hokanomono|Hokanomono]] ([[Benutzer Diskussion:Hokanomono|Diskussion]]) 22:04, 5. Jan. 2014 (CET)<br />
:Es gibt auch [[:w:en:Wissenschaft]]. [[Benutzerin:WhatamIdoing|WhatamIdoing]] ([[Benutzerin Diskussion:WhatamIdoing|Diskussion]]) 09:16, 23. Mai 2018 (CEST)<br />
<br />
==Wissenschaftskritik?==<br />
Entweder als Abschnitt in diesem Artikel oder als eigener Artikel sollte mal die ernsthafte, wissenschaftstheoretisch unterfütterte Wissenschafts''kritik'' dargestellt werden. Entsprechend Feyerabend, Lakatos usw. Kleiner [[Diskussion:Klimatologie|Hinweis aus gegebenem Anlass, siehe hier]]. --[[Benutzer:Delabarquera|Delabarquera]] 19:00, 26. Jan. 2010 (CET)<br />
<br />
==WISSENSCHAFTEN==<br />
Ich möchte einige Änderungen in vorschlagen Diskussion über die Unterscheidung der Wissenschaft. Eine der grundlegenden Klassifikationen Wissenschaft ist durch das Element des Studiums sie. So gibt es die Trennung zwischen Studium der Ideen (formalen Wissenschaften) und Studie der Dinge (den empirischen Wissenschaften). Der formalen Wissenschaften sind unterteilt in die Wissenschaft <br />
Literary (aufgrund der Sprache) und Exakte Wissenschaften (basierend auf Logik und Mathematik), die wiederum die Wissenschaft empirisch sind unterteilt in: Naturwissenschaften, (basierend auf Experimenten und natürlichen <br />
Richtungen) und Sozialwissenschaften (basierend auf soziale Dynamik). <br />
<br />
Die FORMALEN WISSENSCHAFTEN Untersuchung der Ideen, ob die Order Logik-Material (Objektivierung syntaktische) oder psychische projektiven (Subjektivität syntaktische). <br />
<br />
1- Mathematical Sciences: Logik, Mathematik, Physik, Astronomie, Systemtheorie und die technischen Aspekte der Wissenschaft Computational Theorie | Wissenschaft Rechner-, Informations Theorie, Mikroökonomie, Entscheidungstheorie, Statistik. <br />
<br />
2- Literaturwissenschaft: sprachliche, Rhetorik, Philologie. <br />
<br />
<br />
Die FAKTEN WISSENSCHAFTEN (auch als eigentlichen, tatsächlichen oder empirischen) sind verantwortlich Studie zu den Leistungen bei der Unterstützung zu Beobachten und Experimentieren, ob Um sensible Material (Objektivierung phänomenalen) oder psychosozialer (subjektive phänomenalen). <br />
<br />
1- Naturwissenschaften: Studium des Universums, verstanden wird als von Regeln maßgebend sind, oder origemnatural Gesetze, dh Aspekte Materialien und nicht-menschlich. Dazu gehören Unterfelder: Biologie, Chemie, Geographie Natur-und Geowissenschaften. <br />
<br />
2- Sozialwissenschaften: Studium Aspekte menschliche soziale Welt, dh die Art und Weise gesellschaftlichen Individuen und Gruppen von Menschen. Dies umfasst Anthropologie, Ökonomie, Geographie der menschlichen Geschichte, Philologie, Wissenschaft Politik, Psychologie und Soziologie.<br />
--[[Spezial:Beiträge/200.189.112.20|200.189.112.20]] 19:33, 28. Jan. 2010 (CET)<br />
<br />
::Ist eine häufig gehörte Einteilungsform. Exakte Wissenschaften z.B. besonders.--[[Spezial:Beiträge/178.197.234.87|178.197.234.87]] 14:44, 17. Okt. 2012 (CEST)<br />
<br />
== Mathematik und Wissenschaft ==<br />
<br />
"Nur mithilfe der Mathematik kann man wirklich wissen, denn in jeder Wissenschaft ist nur so viel an Wahrheit enthalten, wie in ihr Mathematik steckt." - Roger Bacon <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Spezial:Beiträge/87.78.59.69|87.78.59.69]] ([[Benutzer Diskussion:87.78.59.69|Diskussion]]) 01:23, 17. Mai 2010 (CEST)) </small><br />
<br />
== "Lehre" ==<br />
Der Abschnitt "Lehre" klärt nicht die hochschulrechtlichen Besonderheiten der "selbständigen Lehre". Der Unterschied zwischen der selbständig ausgeführten, aber auf konkrete Lehrveranstaltungen beschränkten Lehraufträge und der (den Inhabern einer venia legendi vorbehaltenen) Freiheit der Lehre i.S. der Themenwahl (Bezug GG) bleibt offen.-- [[Benutzer:Admiral stumm|Admiral stumm]] 18:14, 21. Feb. 2012 (CET)<br />
<br />
== Qualitaet des Artikels ==<br />
<br />
Meiner Ansicht nach bedarf dieser Artikel einer dringenden und massiven Verbesserung wegen einer Reihe von Problemen. <br />
<br />
Zum Einen fehlt eine kohaerente und verstaendliche Definition dessen was 'Wissenschaft' ist und wie sie funktioniert. <br />
<br />
Der einleitende Satz z.B. beschreibt, was sich aus der Anwendung der Methode genannt 'Wissenschaft' ergibt. Das waere in etwa so als wuerde die Frage "was ist eine Getreidemuehle?" mit "Sie macht Mehl." beantwortete. Dem mag so sein - meistens. Keineswegs ist damit definiert oder auch nur beschrieben was eine Getreidemuehle tatsaechlich ausmacht, wie sie funktioniert oder was es ist.<br />
<br />
Ausserdem versagt die Beschreibung von 'Wissenschaft' durch 'Forschung' (nicht nur weil der entsprechende Artikel unter aehnlichen Schwaechen leidet) da es sich im wesentlichen um das Gleiche, wenn nicht das Selbe handelt wenn man versucht den Begriff auf diese Weise zu definieren. Sicher gibt es eine ganze Reihe von 'aufgeladenen' Verwendungen des Begriffes. <br />
<br />
Desweiteren ist der Artikel ist gespickt mit Unklarheiten und 'aufgeladenen' Begriffen .<br />
<br />
"Werte der Wissenschaft" ist eine irrefuehrende Beschreiben dessen was hauptsaechlich zur Entwicklung der Methode fuehrte waehrend das angesprochene Problem (ethisch fragwuerdige Anwendung von Wissen) nicht klar getrennt oder auch nur identifiziert wird. <br />
<br />
Wesentliche Bereiche wie "Wissenschafts-Theorie" erscheinen 'unterentwickelt' waehrend solche wie "Wissenschaftsbereiche"/ "Wissenschaftsbetrieb", die wenig zum Verstaendniss dessen betragen was "Wissenschaft" ist, erscheinen eher wortreich. <br />
M.E. ist der Artikel deutlich unter einem akzeptablen Standard.<br />
Thoughts welcome. <br />
Cheers --[[Benutzer:SETh|SETh]] ([[Benutzer Diskussion:SETh|Diskussion]]) 16:09, 4. Nov. 2013 (CET)<br />
<br />
== Wissen schaffen ==<br />
<br />
Hallo,<br />
<br />
der Artikel beginnt mit "Wissenschaft (Wissen schaffen)". Das klingt so als ob sich das Wort Wissenschaft aus einer Zusammensetzung der Begriffe "Wissen" und "schaffen" gebildet hätte. Ich denke aber, dass das etymologisch falsch ist. Das Wort ist wohl eher eine Kollektivbildung des Wortes Wissen, ähnlich wie Genosse => Genossenschaft, Wirt => Wirtschaft, Arbeiter => Arbeiterschaft. Wiktionary sieht es auch so. Kann ich das ändern?<br />
<br />
Viele Grüße<br />
<br />
--[[Spezial:Beiträge/2A02:8108:C80:940:B85E:7203:609B:5CB9|2A02:8108:C80:940:B85E:7203:609B:5CB9]] 17:53, 10. Okt. 2014 (CEST)<br />
<br />
Da hast nicht ganz recht. Wissenschaft heißt etwas "zu Wissen". Hier ging es um die einfachste Wortbedeutung. Bei der Wissenschaft geht es vorrangig darum, "Wissen zu schaffen." Nun habe ich die Definition grundlegend überarbeitet und hoffe die Wikipedia-Kommuniti und Ihre Professoren finden noch ein paar gute Belege. An sich brauchst du auch nicht zu fragen ob du etwas ändern darfst, mach es, aber bitte mit entsprechenden Beleg oder der Sicherheit, dass deine Korrektur wirklich Hand und Fuss hat. [[Benutzer:Rudolf Siegel|Rudolf Siegel]] ([[Benutzer Diskussion:Rudolf Siegel|Diskussion]])--- <small>(19:47, 30. Nov. 2014 (CET), ''Datum/Uhrzeit nachträglich eingefügt, siehe [[Hilfe:Signatur]]'')</small><br />
<br />
Es gibt einen Unterschied zwischem dem ''Wissen'' = "Inbegriff der Gesamtheit menschlichen Wissens der Erkenntnisse und Erfahrungen einer Zeitepoche" und der ''Wissenschaft''. Das geht in der Einleitung etwas durcheinander. --[[Benutzer:Fmrauch|Fmrauch]] ([[Benutzer Diskussion:Fmrauch|Diskussion]]) 23:29, 15. Jun. 2016 (CEST)<br />
<br />
Meine These:<br />
Wissenschaft ist ein Substantiv des wortes: "Wissen" und hat einen seccundär wort im zusammenhang<br />
dessen bedeutung: "Schaft", wie bedeutet, das durch: Wissen-, Schaffen/Geschaft/ Schaft wurde ! [[Benutzer:ProOFaith|ProOFaith]] ([[Benutzer Diskussion:ProOFaith|Diskussion]]) 19:05, 27. Aug. 2016 (CEST)<br />
<br />
==Geschichte der Wissenschaft==<br />
Entschuldigung, spreche ich nicht Deutsch und tat Übersetzung mit Google.<br />
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In alles starkes Wikipedias, wie englische Wikipedia gebt es einen großen Teil der "Geschichte der Wissenschaft". Ich denke, er sollte sein sicherstellen.[[Benutzer:Ilja Livshits|Ilja Livshits]] ([[Benutzer Diskussion:Ilja Livshits|Diskussion]]) 05:15, 21. Mai 2016 (CEST)<br />
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== Einleitung ==<br />
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Schlage vor, den sehr kontroversen Satz ''In der Wissenschaft überleben nur Theorien (im Gegensatz zur Philosophie), die sich an der Erfahrung bewähren.'' aus der Einleitung zu nehmen, da er für diese schlicht zu missverständlich und unklar ist. Eine Einleitung sollte möglichst kurz und bündig, klar und verständlich sein. Das eigentliche Problem des Satzes, ist, dass er Naturwissenschaft und Philosophie, als tradionelle Hauptdisziplin der Geisteswissenschaft, gegenüberstellt, und somit ein sehr komplexes Thema aufwirft. Für eine Einleitung schlicht nicht geeignet, ansonsten kann man sowas m.E. gut in einem entsprechenden Abschnitt des Lemmas einbauen. mfG --[[Spezial:Beiträge/77.56.118.154|77.56.118.154]] 12:08, 20. Okt. 2016 (CEST)<br />
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== Philosophie ist keine Wissenschaft !? ==<br />
<br />
'In der Wissenschaft überleben nur Theorien (im Gegensatz zur Philosophie), die sich an der Erfahrung bewähren.'<br />
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Die Mutter aller Wissenschaft ist nach dieser Definition keine Wissenschaft. <br />
Da haben wir eine Inkonsistenz, denn die [[Philosophie]] sieht sich zwar in einer Sonderrolle, aber doch als Wissenschaft ( Von '''anderen''' Wissenschaften unterscheidet sich die Philosophie dadurch ...)--[[Benutzer:WerWil|WerWil]] ([[Benutzer Diskussion:WerWil|Diskussion]]) 12:07, 8. Dez. 2016 (CET)<br />
:Das war ja nur eine mit einer Seite eines Autoren belegte Meinung und gilt wohl, wenn überhaupt, nur für Natur-Wissenschaft. MfG, [[Benutzer:Georg Hügler|Georg Hügler]] ([[Benutzer Diskussion:Georg Hügler|Diskussion]]) 16:18, 8. Dez. 2016 (CET)<br />
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== Nochmal Einleitung ==<br />
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''"Die Wissenschaft ist somit auch das Wissen in seiner Angelegenheit („Es ist seine Wissenschaft.“)."''<br />
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Diese Formulierung mit Zitat in Anführungszeichen klingt so, als wäre der Satz ''„Es ist seine Wissenschaft“'' eine verbreitete und gängige Formulierung. Demnach müsste es Hunderte von Google-Treffern geben. Es gibt aber nur sieben: Wikipedia selbst und ein paar WP-Spiegel.<br />
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Mal abgesehen davon, dass mir der Sinn dieses gesamten Satzes vollkommen verborgen bleibt. Von wessen Angelegenheit ist denn hier überhaupt die Rede?<br />
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Hier kann man wirklich nur noch in den Seufzer des Bausteins einstimmen: "Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung." Oh ja. --[[Spezial:Beiträge/93.212.226.16|93.212.226.16]] 17:50, 10. Feb. 2017 (CET)<br />
<br />
:Habe gerade festgestellt, dass in [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wissenschaft&diff=prev&oldid=159844534 dieser Änderung] aus dem ''"in einer Angelegenheit"'' das ''"in '''s'''einer Änderung"'' wurde. @[[Benutzer:Pankarditis|Pankarditis]]: warum? Kannst Du erläutern, was das bedeuten soll? Für mich wird ein sowieso schon nicht nachvollziehbarer Satz dadurch nur noch unverständlicher. --[[Spezial:Beiträge/93.212.226.16|93.212.226.16]] 19:24, 10. Feb. 2017 (CET)<br />
:Archäologische Grabungen in der Versionsgeschichte ergeben, dass diese Passage offenbar viel [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wissenschaft&diff=next&oldid=136300179 älter ist] und von Pankarditis nur irgendwann mal wieder auf diese Version revertiert wurde. Sie stammt offenbar ursprünglich von [[Benutzer:Rudolf_Siegel|Rudolf Siegel]]. Eine Erklärung, was das Ganze bedeuten soll, wäre in jedem Fall hilfreich. --[[Spezial:Beiträge/93.212.226.16|93.212.226.16]] 19:42, 10. Feb. 2017 (CET)<br />
<br />
Je länger ich darüber nachdenke, umso unverständlicher wird mir dieser Satz. Von wessen "Angelegenheit" hier die Rede ist und worauf sich das zweimalige "seine(r)" beziehen soll, bleibt völlig schleierhaft. Ich erlaube mir daher, diesen Satz jetzt zu entfernen, und bitte darum, vor einem Revert hier zu erklären, was der Satz bedeuten soll. --[[Spezial:Beiträge/93.212.247.108|93.212.247.108]] 01:07, 12. Feb. 2017 (CET)<br />
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== wissenschaftliche Methode ==<br />
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Mir ist gerade aufgefallen, dass ein Artikel über die [[wissenschaftliche Methode]] (leitet nach [[Wissenschaftstheorie]] weiter) in der Deutschen Wikipedia komplett fehlt. Wo ist diese Methode zu finden? [[:en:Scientific Method|Scientific Method]] in der Englischen Wikipedia hat einen ganz anderen Inhalt als die [[Wissenschaftstheorie]], zu der in der Deutschen Wikipedia weitergeleitet wird.<br />
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‣[[Benutzer:Y2kbug|Andreas]]•<small>[[Benutzer_Diskussion:Y2kbug|⚖]]</small> 15:08, 16. Sep. 2017 (CEST)<br />
<br />
'''Nachtrag:''' Diskussion ist wohl besser bei der Weiterleitung: [[Diskussion:Wissenschaftstheorie#wissenschaftliche Methode]] ‣[[Benutzer:Y2kbug|Andreas]]•<small>[[Benutzer_Diskussion:Y2kbug|⚖]]</small> 15:10, 16. Sep. 2017 (CEST)<br />
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== Einleitung ==<br />
<br />
{{ping|JonskiC}} Du versuchst hier mit äußerst fadenscheinigen Argumenten die Kritik an der herkömmlichen Auffassung zur wissenschaftlichen Erkenntnistheorie aus der Einleitung zu halten. "Sind in der Einleitung Belege unnötig, da die im Artikeltext vorkommen sollten" -- kein Argument gegen das entfernte. Und Absurd. Erst löschst Du wegen fehlender Belege, jetzt wegen vorhandener. Gehts noch? "Soll die Einleitung gem. Einleitung eines Artikels wesentliche Aspekte des Artikels zusammenfassen, was hier nicht der Fall ist" soll, im Idealfall. Nicht muss. Nirgendwo wird gesagt, dass aus der Einleitung etwas entfernt werden darf, nur weil es noch nicht im Haupttext steht. Außerdem ist das mit "begründet und gesichert" ebenfalls noch nicht im Haupttext. Hier wird also offenbar mit zweierlei Maß gemessen. "Kann man nicht darauf warten, dass du irgendwann (oder irgendjemand) den Artikel nochmal ausbauen wird" Diese Propheterie ist ebenfalls kein Argument zur Entfernung. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 17:58, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
:: Nur weil irgendjemand schlecht gearbeitet hat, heißt das nicht, dass das jetzt zur Maxime erhoben werden sollte . Das ist nicht tolerierbares [[Tu quoque]]. Ich habe nichts gelöscht, sondern es wieder verschoben. Ich habe prinzipiell nichts dagegen, dass Kritik in der Einleitung steht. Da kann gerne Kritik stehen, aber wenn dann bitte proportional zum Artikeltext. Außerdem stört mich dein selektives Vorgehen. Du greifst einen einzelnen Aspekt heraus, den du dann versuchst präsent in der Einleitung unterzubringen. Wie gesagt, erstmal sollte die Literatur zu dem Thema zusammengetragen werden dann ein eigener Abschnitt mit Popper etc. verfasst werden und dann kann dieser Aspekt auch verhältnismäßig in der Einleitung genannt werden. Ich bin der letzte der etwas gegen objektive ordentlich aufbereitete Kritik hat. --[[Benutzer:JonskiC|Jonski]] ([[Benutzer Diskussion:JonskiC|Diskussion]]) [[File:Kaizen-2.svg|25px]] 18:08, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
::: Es ist proportional zum Artikeltext. Im Artikeltext steht schließlich auch nix von gesichert und begründet. Und wie gesagt: Nirgendwo gibtr es eine Regel, die besagt, dass erst der Artikeltext stehen muss, bevor etwas in die Einleitung eingefügt werden darf. Artikel entstehen umgekehrt. Sie fangen mit einer Einleitung an, und dann entsteht langsam der Haupttext. Fast kein Wikipedia-Artikel startet vollkommen fertig. Deine Argumente sind vorgeschoben. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 18:26, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
: '''3M''': Als jemand, der seit Tagen deine Versuche mitliest, den Artikel [[Kreationismus]] schönzuschreiben und wissenschaftliche Erkenntnisse nur als eine von vielen Meinungen abzuwerten, kommt mir dieser Versuch hier, durch die Hintertür deine Meinung einzubringen, wie die Mutter aller BNS-Aktionen vor. [[Benutzer:Andol|Andol]] ([[Benutzer Diskussion:Andol|Diskussion]]) 18:10, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
::Ich versuche nicht, den Artikel Kreationismus "schönzuschreiben", sondern verteidige meine langjährig unbeanstandete, neutrale Version gegen die Auffassung -- die kürzlich einen neuen Popularitätsschub berhalten hat --, der NPOV sei der SPOV und der Kreationsimus sei aktiv zu verurteilen. Auch habe ich nirgendwo etwas von "eine von vielen Meinungen" gesagt. Inwiefern es BNS sein soll, belegte, relevante Kritik zu erwähnen, erschließt sich mir nciht. Mir scheint das hier viel mehr eine Hetzjagd zu sein auf Benutzer, die noch die traditionelle NPOV-Auffassung vertreten. Acuh in diesem Artikel stand übrigens lange Jahre eine Einleitung von mir, bevor sie dann durch das mit dem "gesichert und begründet" ersetzt wurde. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 18:26, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
::: Quatsch das hat gar nichts mit NPOV und SPOV (was auch immer das sein soll) zu tun, sondern etwas mit denen von mir o.g. Begründungen. Wie gesagt [[Tu quoque]] ist kein Argument. Wenn andere schlecht gearbeitet haben dann ist das kein Freifahrtsschein für das eigene unsaubere Handeln.--[[Benutzer:JonskiC|Jonski]] ([[Benutzer Diskussion:JonskiC|Diskussion]]) [[File:Kaizen-2.svg|25px]] 18:33, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
::::Ich habe nicht unsauber gehandelt. Du verweist auf [[Wikipedia:Wie_schreibe_ich_gute_Artikel#Begriffsdefinition_und_Einleitung]]. Schon der Titel dieser Seite besagt, dass es dort um gute Artikel geht. Es heißt nicht, dass schlechte, d.h. noch unvollständige Aritkel verboten sind. Es sagt ebenso nicht, dass man Dinge aus der Einleitung verschieben oder löschen darf. Du misst mit zweierlei Maß. Die Dir genehme Definition lässt Du stehen, die Dir nicht genehme verschiebst Du nach unten, obwohl die Behandlung beider Thesem im Haupttext gleichermaßen Null ist. Das hat mit Tu quoque nichts zu tun, das ist einfach Willkür. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 18:39, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
* Die sehr spezielle Sichtweise von Popper gehört im Artikel in den betreffenden Teilabschnitt und nicht in den Kopf des Artikels. Eben weil es eine ''spezielle'' Auffassung ist, von denen es viele gibt. --[[Benutzer:Gerbil|Gerbil]] ([[Benutzer Diskussion:Gerbil|Diskussion]]) 18:37, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
*:Die Ansicht, Wissenschaft sei begründet und gesichert ist nicht weniger "speziell" als die, dass sie es nicht ist. Mir erschließt sich nicht, warum hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Bei meinem Einschub wird wenigestens der wichtigste Vertreter genannt, was bei der Darstellung der herkömmlichen Auffassung nciht der Fall ist. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 18:39, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
Nach meiner Einschätzung gehört die von Dir geäußerte Position zur [[Wissenschaftstheorie]], die einen sehr knapp gehaltenen Absatz im Artikel hat. Inhaltlich ist festzuhalten, dass sowohl die Kritik Poppers wie Kuhns und seine Nachfolger (die von Dir, aber nicht in dem von Dir angegebenen ref (Stove, p.4) der "Postmoderne" zugerechnet werden) nur grob verkürzt für die Position herangezogen werden können, dass Wissenschaft nicht "begründet" sei. Deine Quelle konkret behandelt zudem nur Naturwissenschaft (science). Die Kritik an der wissenschaftlichen Methodik ist eine grundlegende Sache und wird durch solche grenzwertig belegten saloppen Ergänzungen nicht angemessen gewürdigt. Herausforderungen, etwa durch die [[Wissenssoziologie]], den [[Sozialkonstruktivismus]] und [[Poststrukturalismus]] mit einer solchen hingeworfenen Bemerkung abzutun, tut der Sache Gewalt an. Es wäre ja schonmal die Frage zu klären, ob und in welchem Maße die genannten kritischen Disziplinen nicht selbst "Wissenschaft" sind. Den meisten kritischen Theorien ist gemeinsam, dass sie so etwas wie einen gesicherten Bestand wissenschaftlich begründeter "Tatsachen" bestreiten und dabei auf die Probleme mit gesicherten Wahrheiten und die sozialen Randbedingungen des Wissenserwerbs hinweisen. Das ist aber erstmal etwas völlig anderes als die Kritik an der Wissenschaft selbst (selbst Feyerabend bestritt zwar die Existenz einer wissenschaftlichen Methode, nicht aber den Sinn und Nutzen der Wissenschaft). Wenn Du eine Ergänzung des Artikels in diese Richtung wünschst, würde ich, erheblich, mehr erwarten als eine solche kryptische Randbemerkung. Und mit einer Ergänzung der Einleitung wäre es keinesfalls getan. Die Einleitung müsste Bezug nehmen auf Darlegungen im Artikel, die dort erheblich besser ausgearbeitet und belegt gehörten. Danach könnte man, als letzten Schritt, nochmal die Einleitung angehen. Solche Rumbosseleien an der Einleitung sind grundsätzlich nicht hilfreich.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 18:47, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
:Ich sehe nicht, inwiefern die "Randbemerkung" kryptischer sein soll als die, dass wissenschaft begründet und gesichert ist. "Den meisten kritischen Theorien ist gemeinsam, dass sie so etwas wie einen gesicherten Bestand wissenschaftlich begründeter "Tatsachen" bestreiten" Nichts anderes besagt meine "Randbemerkung". Warum soll diese dann nicht genannt werden dürfen, die herkömmliche auffassung aber schon, und das, obwohl sie auch nirgenwo im Artikeltext ausgeführt ist? Hier wird nach wie vor willkürlich mit zweierlei Maß gemessen. Und natürlich rechnet Stove die Nachfolger von Kuhn der Postmoderne zu. Das besagt schon der Titel des Buches. "behandelt zudem nur Naturwissenschaft (science)" Dass man mit science offenkundig nicht nur Naturwissenschaft meint, ergibt sich schon aus der tatsache, dass man auch von social sciences spricht. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 18:53, 1. Apr. 2018 (CEST)<br />
::Sehr witzig. Ich zitiere jetzt mal aus dem Vorwort Deiner Quelle (Stove) "''They (''d.h.:science studies'') had three aims: first, to impart some understanding of science to students taking arts degrees whose education would otherwise be confined entirely to the humanities and social sciences ...''". Soviel zum Verständnis von "science" in der Quelle (und nicht nur in dieser ...). Und die Behauptung, Popper hätte gesagt, Wissenschaft sei nicht "begründet", ist nicht verkürzt. Es ist schlicht falsch. Die vorherige Aussage, auf die sich Dein Beitrag beziehen will, ist mit einer reputablen Quelle (Carrier) belegt. Du selbst hast "wissenschaftliche Postmoderne" hiungegen ganz explizit belegt mit Stove, mit Seitenangabe: p.4. Auf der Seite taucht es weder wörtlich noch sinngemäß auf. Stove bezieht sich dort explizit und ausdrücklich auf den [[Konstruktivismus (Philosophie)]]. Das alles ist, nach meiner Auffassung, halb wahr und schlampig belegt. Ich verstehe, was Du sagen willst, aber so geht´s schlicht nicht.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 09:53, 2. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::Du verstrickst Dich zu sehr in irgendwelche rausgepickten Stellen statt zu verstehen, worum es in dem Buch geht. Auf S. 4 geht es z.B. um Positionen, die behaupten, dass Wissenschaft letztlich nur die "Konstruktion von Fiktionen" ist. Nun willst Du ernsthaft behaupten, das beziehe sich nur auf Naturwissenschaft? ''Wenn man schon behauptet, dass das in der Naturwissenschaft so ist, dann doch wohl in anderen Wissenschaften erst recht.'' Natürlich taucht Postmoderne auf Seite 4 sinngemäß auf. Wie gesagt, nimm mal einfach den Titel des Buchs zur Kenntnis. Science Studies, Konstruktivismus, etc. gehören zum Postmodernismus. Die Grundthese des Buchs ist, dass Popper, Kuhn, Feyerabend und Lakatos den Weg für den postmodernen Irrationalismus bereitet haben, weil sie die Autorität der Wissenschaft in Frage gestellt haben. Natürlich impliziert das, dass die kritisierten Nachfolger der genannten Philosophen der Postmoderne zuzurechnen sind. Wenn Du zu buchstabengläubig bist, dann können wir aber gerne auch von Science Studies, etc. reden statt von Postmodernismus. "Und die Behauptung, Popper hätte gesagt, Wissenschaft sei nicht "begründet", ist nicht verkürzt. Es ist schlicht falsch." Das wirfst Du hier ohne jedes Argument in den Raum. Die Aussage ist belegt. Stove führt mehrere eindeutige Stellen an, wo Popper das unmissverständnlich sagt. Ich frage mich, wie ernsthaft diese Diskussion noch sein soll, wenn Du das leugnest. Eins muss ich Dir aber zugutehalten: Immerhin gibst Du zu, dass es hier um die dargestellte Position selbst geht, und nicht um die vorgeschobene Behauptung, sie dürfe nicht in der Einleitung stehen, weil sie noch nicht im Haupttext behnadelt wird. Insofern Pluspunkt für Ehrlichkeit. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 13:07, 2. Apr. 2018 (CEST)<br />
::::Ich schlage vor, wie schon oben ausgesagt: Du schreibst einen Abschnitt in den Artikel an passender Stelle, ausreichend recherchiert (d.h. nicht nach einer Quelle), mit klaren Standpunktzuweisungen, ohne begriffliche Unsauberkeiten. ''Danach'' reden wir wieder über einen Satz in der Einleitung. Wir schreiben hier nicht das Exerzept einer Quelle. Und wenn Du mit Seitenangabe belegst, finde ich den "Hinweis", das stände zwar nicht dort, aber an anderer Stelle im zitierten Werk, nicht sehr hilfreich. Das Hauptproblem ist, dass die ganze Position des Konstruktivismus (für die Popper, sein Leben lang, nur Hohn und Spott übrig hatte) nicht so recht in einen Satz passen will, völlig unabhängig von dessen Referenzierung. Im übrigen dürfte der Leser schon gespannt darauf sein, wie akademische Kritiker von science eigentlich ihre eigene Position zuschreiben und rechtfertigen. Es sollte erläutert werden, von welcher Position aus hier eigentlich kritisiert wird. Vor allem: Wird hier der Begriff der ''Wissenschaft'' kritisiert, oder ist es nicht eigentlich der Begriff der ''Realität'' (Der Konstruktivist und Bestsellerautor [[Paul Watzlawick]] hat dazu mal ein Buch geschrieben, dass m.E. immer noch als Einführung taugt.)--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 08:14, 3. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::::Du stellst hier Ansprüche, die weit über das hinausgehen, was nach den Richtlinien verlangt wird. Du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich erstmal einen guten Haupttext schreibe, bevor ich die Einleitung ändern darf. Dass die Postmoderne den Anspruch der Wissenschaft auf Sicherheit und Begründung kritisiert hat, ist zudem doch nun wirklich eine olle Kamelle. "stände zwar nicht dort, aber an anderer Stelle im zitierten Werk" Es steht auch nicht an anderer Stelle, sondern ergibt sich schon aus dem Titel des Buchs. Wie gesagt, ich habe auch nichts gegen eine Formulierung, die wörtlich näher am Text ist. Wogegen ich etwas habe ist, dass ich jetzt erstmal Artikeltext liefern muss. Das ist Erpressung. Ich habe auch andere Dinge zu tun als Wikipedia. Was ich geschrieben habe, ist belegt und das sollte völlig ausreichen. "Konstruktivismus (für die Popper, sein Leben lang, nur Hohn und Spott übrig hatte)" Du hast offensichtlich Popper nicht wirklich gelesen. Popper ist kein Hohn-und-Spott-Philosoph, er setzt sich ziemlich ernsthaft mit solchen Positionen auseinander, vertritt er doch selbst mit der Welt 3 in seiner "[[Drei-Welten-Lehre]]" eine Position, die man ohne Umschweife als konstruktivistisch bezeichnen kann. "nicht nach einer Quelle" Das ist bereits jetzt der Fall. Das ganze ist belegt mit Stove (einem Popper-Kritiker) und Miller (einem Popper-Anhänger), die beide das gleiche sagen. Miller hat übrigens auch mit Kapitel 6 etwas zum Thema Postmoderne. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 10:57, 3. Apr. 2018 (CEST)<br />
<br />
'''3M''' Die Einleitung ist an der oberen Grenze der Komplexität und eine "Relativierung" ist somit ganz sicher nicht zielführend zur Erläuterung von Wissenschaft (Argumentation etwa im Sinne von Meloe 18:47, 1. Apr)--[[Benutzer:Anidaat|Anidaat]] ([[Benutzer Diskussion:Anidaat|Diskussion]]) 14:54, 13. Apr. 2018 (CEST)<br />
<br />
== Popper-Darstellung ==<br />
<br />
Meloe änderte den Text in[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wissenschaft&type=revision&diff=175726366&oldid=175651805]: "Poppers These, dass es zwar möglich ist, wissenschaftliche Theorien zu widerlegen, nicht aber, ihre Wahrheit zu beweisen ([[Fallibilismus]] genannt)<ref>D. Miller: ''Out of Error'', Kapitel 2, Abschnitt 2+4</ref> wird von Kritikern wie [[David Stove]] bereits als eine Spielart des Irrationalismus betrachtet".<br />
<br />
1. "dass es zwar möglich ist, wissenschaftliche Theorien zu widerlegen, nicht aber, ihre Wahrheit zu beweisen" ist nicht Fallibilismus. In der Miller-Quelle wird das Falsifikationismus genannt ("The asymmetry Popper identified between verifiability and falsifiability ... has come to be known as falsificationism.") Fallibilismus wird hingegen definiert als "denial of certainty", also Leugnung der Sicherheit.<br />
<br />
2. Stove sagt explizit, dass der Fallibilismus gerade nicht als Irrationalismus zu bewerten ist: "Of course I do not cite ''this'' as an irrationalist thesis. It is only a ''falliblist'' one ... This thesis is so far from being one which is peculiar to the authors with whom we are concerned, that it is nowadays a commonplace with almost all philosophers of science. But Popper goes much further than this ..." (Hervorhebung original).<br />
<br />
Ich habe daher die alte Formulierung wiederhergestellt. Diese gibt die Quellen korrekt wieder. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 23:12, 3. Apr. 2018 (CEST)<br />
<br />
:Naja. Millers von Dir zitierte Abschnitt 2 im zweiten Kapitel ist überschrieben mit "The first Stage: Fallibilism" und behandelt, wenig überraschend, diesen (im Gegensatz zum "verficationism"). Das Zitat oben lautet, diesmal ohne Auslassungen (Dein Text fett gesetzt):"'''The asymmetry Popper identified between verifiability and falsifiability''' is really only a small part of the story but in some respects one that is as misleading as it is helpful (see Chapter 4, §2, below). It has inevitably encouraged a simple-minded depiction of two celebrated doctrines in direct opposition: the verificationism of the Vienna Circle and Popper´s alternative proposal, which '''has come to be known as falsificationism'''. It is not to be denied that verificationism and falsificationism are doctrines that are opposed to each other. But that does not mean that they are straightforward mirror images of each other. In addition to its not beeing concerned with matters of meaning, as verificationism was, falisficationism goes dramatically beyond a simple substitution of falsity for truth in the statement of verificationism. Therein lie the most important features of falsificationism and its generalization, which we now know as critical rationalism. In the first place, since almost eryone now seems to agree that conclusive empirical verification or proof of anything interesting is out of the question, let us accept without futher ado the thesis of fallibilism." Miller unterscheidet also zunächst verifiability und falsifiability und dann, darauf aufbauend, grenzt er den falsificationism vom verificationism (den er dem Positivimus des Wiener Kreises zuschreibt) ab. Das Ganze führt dann zur These des Fallibilismus. Deine Zitierweise dieses Sachverhalts ist zumindest eigenwillig. Demnach hätte Popper die Asymmetrie als Falsifikationismus bezeichnet. Hat er nicht, und auch Miller behauptet das nicht. Dein Problem ist, dass Poppers Argumentation eine rationale Begründung einer Theorie (und die Annahme einer objektiven Wahrheit) ermöglicht, ohne dass er die Möglichkeit zugesteht, dass es einen absoluten Bezugsrahmen dafür gibt. Er bestreitet also dass eine Theorie "gesichert" ist, während er sehr großen Wert darauf legt, dass sie "begründet" ist. Das ist das Gegenteil dessen, was Du damit belegen willst. Fallibilismus ist, auch der zitierten Stelle nach, überhaupt kein Gegensatz zum Falsifikationismus. Die ganze Einführung des Falsifikationismus benötigt Miller doch nur, um den Fallibilismus zu ''rechtfertigen''.<br />
<br />
:Kommen wir nun zu Stove. Dein Zitat stammt aus Chapter III, Abschnitt 2, in dem Stove den Irrationalismus der von ihm bekämpften Autoren beweisen will ("Popper, Kuhn, Lakatos and Feyerabend have succeeded in making irrationalist philosophy of science acceptable to many readers who would reject it out of hand if it were presented to them without equivocation and consistently.") Der von Dir zitierte Satz steht in einem Absatz, der beginnt "Since most of the quotations in Part One illustrated ways in which our authors' irrationalism is disguised, we should here satisfy ourselves that the phenomenon which we wish to explain really does exist: that is, that our authors' philosophy of science really is irrationalist." Dass er Popper für einen Irrationalisten hält, ist also, denke ich, geklärt (und es wäre auch merkwürdig, warum er sonst ein Buch mit dem Titel "Popper and After: Four Modern Irrationalists" schreiben würde). Für Stove bedeutet fallibilism an dieser Stelle nur "the logical possibility of the conjunction of the evidence for any given scientific theory with the negation of that theory". Popper wirft er vor, empirische Evidenz würde eine Theorie nicht nur nicht sicher, sondern noch nicht einmal wahrscheinlicher machen als a priori. Er führt richtig aus, dass es Popper zufolge unmöglich ist, eine Theorie durch Empirie ("induktiv") zu untermauern. Daraus zieht er den Schluss, Popper hätte ausgesagt, ihre Wahrheit zu überprüfen sei unmöglich ("there can be no reason at all, to believe any contingent propositions about the unobserved"). Das ist in meinen Augen, und in den Augen der meisten Interpreten, deren Meinung ich gelesen habe, ein Zerrbild von Poppers Theorie. Er selbst sagt aus "Eine Theorie oder ein Satz ist wahr, wenn der von der Theorie beschriebene Sachverhalt mit der Wirklichkeit übereinstimmt" und fährt wenig später fort "Wahrheit und Gewissheit müssen scharf unterschieden werden". (in Erkenntnis und Gestaltung der Wirklichkeit: Die Suche nach einer besseren Welt. Vortrag, Alpbach, August 1982, veröfffentlicht in: Auf der Suche nach einer besseren Welt. Pieper, 1987, ISBN 3 492 10699 4). Wie man daraus ableiten kann "Ebenfalls bezweifelt wurde von ihm, dass Wissenschaft begründet und gesichert sei" ist mir ein Rätsel.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 09:22, 4. Apr. 2018 (CEST)<br />
::"Deine Zitierweise dieses Sachverhalts ist zumindest eigenwillig" spielt letztlich keine Rolle, es geht um Deine Behauptung, die von Dir genannte Asymmetrie sei Fallibilismus und das ist nicht der Fall. "Er bestreitet also dass eine Theorie "gesichert" ist, während er sehr großen Wert darauf legt, dass sie "begründet" ist." Nein, er bestreitet genauso, dass sie begründet ist. Das wird bei Stove überdeutlich und ebeso in dem von mir ebenfalls angegebenen Abschnitt 4 bei Miller den Du hier scheinbar völlig ausblendest. "Daraus zieht er den Schluss, Popper hätte ausgesagt, ihre Wahrheit zu überprüfen sei unmöglich" Das deckt sich nicht im Ansatz mit dem von Dir zitierten Text ("there can be no reason at all, to believe any contingent propositions about the unobserved", der über Gründe (reason) spricht, nicht über Prüfungen) Außerdem zitiert Stove noch mehrere andere Stellen von Popper direkt, die überdeutlich sind. Der Rest ("Das ist in meinen Augen, und in den Augen der meisten Interpreten ...") hat nichts mit Begründungen zu tun. Die zitierten Stellen bei Miller und Stove sind überdeutlich; es ist mit schleierhaft wie man das noch leugnen kann. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 09:45, 4. Apr. 2018 (CEST)<br />
<br />
Wieso soll Popper im Besonderen und der Wissenschaftstheorie im Allgemeinen eigentlich so viel Gewicht im Artikel gegeben werden? Dafür gibt es doch [[Karl Popper]] und [[Wissenschaftstheorie]]. Die meisten Wissenschaftler, die ich kenne, haben Popper nie gelesen und höchstens irgendwo in der Kaffeeküche mal „Falsifikation“ aufgeschnappt. Wissenschaft scheint also auch ohne Wissenschaftstheorie ganz gut zu funktionieren, wie Steven Weinberg schon vor einiger Zeit lapidar festgestellt hat. Vielleicht sollte man sich ein bisschen mehr Gedanken über [[Patent]]e (eine Fundstelle), [[Instrument]]e (null Fundstellen) oder [[Labor]]e (null Fundstellen) machen, die sind meiner bescheidenen Meinung nach dann doch ein wenig wichtiger für Wissenschaft als Popperexegese.--[[User:Toter Alter Mann/Sig|†]] [[BD:Toter Alter Mann/Sig|<kbd style="font-size:smaller;border:.2em solid;border-color:#DDD #BBB #BBB #DDD;padding:0 .4em;background-color:#EEE;white-space:nowrap">Alt</kbd>]] [[Spezial:Beiträge/Toter Alter Mann|♂]] 10:05, 4. Apr. 2018 (CEST)<br />
:Ich fürchte Benutzer:rtc ist (immer noch) auf einem Feldzug gegen den Scientific Point of View und gegen den Szientismus, die, seiner Ansicht nach, diese Enzyklopädie unterwandert haben, und dafür versucht er, einen Kronzeugen aufzubauen. Wegen mir kann der Text jetzt so stehen bleiben, die verbleibenden Nickeligkeiten sind den Streit kaum wert. Ansonsten haben wir nicht nur die angeführten Artikel, sondern dazu noch sowohl [[Falsifikationismus]] wie auch [[Fallibilismus]], sowohl [[Relativismus]] wie auch [[Konstruktivismus (Philosophie)|Konstruktivismus]]. Aber bisher will er ja den Abschnitt Wissenschaftstheorie gar nicht ausbauen, sondern daran vorbei philosophiische Positionen zur Wissenschaft einstreuen.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 11:23, 4. Apr. 2018 (CEST)<br />
:"Wieso soll Popper im Besonderen und der Wissenschaftstheorie im Allgemeinen eigentlich so viel Gewicht im Artikel gegeben werden? ... Wissenschaft scheint also auch ohne Wissenschaftstheorie ganz gut zu funktionieren" Frage ich mich auch; jedoch habe ich auch nicht damit angefangen, in der Einleitung wissenschaftstheoretische Standpunkte a la "begründetes, geordnetes und gesichertes Wissen" zu vertreten. Offenbar wird hier ein Unterschied gemacht zwischen den orthodoxen Ansichten, die Naturwissenschaftler typischerweise selbst zu dem Thema vertreten -- diese dürfen in die Einleitung -- und der Kritik daran aus der Philosophie -- diese darf, wenn überhaupt nur weit hinten erwähnt werden. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 20:34, 4. Apr. 2018 (CEST)<br />
::Wenn Du andere Standpunkte im Artikel haben willst, musst Du Dir etwas meher Arbeit machen, das ist alles. Wenn Du die Meinung eines Herrn Popper (der in der Wissenschaftstheorie großes Gewicht hat) im Artikel haben willst, mögest Du, entweder, Popper selbst dazu zitieren, oder, besser noch, eines der Standardwerke zur Wissenschaftstheorie. Du hast ein knappes Dutzend Standardwerke zur Auswahl, deutsch- und englischsprachig, die meisten davon allerdings nicht online. Als Quelle für die Ansicht Poppers zwei zufällig herausgegrifffene Interpreten zu verwenden, von denen einer noch ein erklärter Feind Poppers ist (den er für einen Irrationalisten hält, was er selbst weder merken noch zugeben würde), geht in der Einleitung auf keinem Fall. Die von Dir kritisierte Auffassung (die ich selbst ebenso für zumindest fragwürdig, wenn nicht gar falsch halte) ist quellengestützt. In der Einleitung kommen für eine Meinung oder Auffassung ausschließlich Standardwerke zum Thema in Betracht, die es hier, wie gesagt, in reicher Auswahl gibt, so dass ein Ausweichen auf Einzelmeinungen überhaupt nicht zu rechtfertigen ist. Wenn soviel publiziert worden ist wie hier, kann sich dann nämlich jeder die ihm genehmen Quellen rauspicken. Zusätzlich hast Du, bei Deinen bisherigen edits, erkennbar selektiv zitiert, was den Verdacht nahelegt, der Standpunkt, um den es hier geeht, ist nicht so sehr derjenige der Fachwelt, sondern es ist Dein eigener zur Sache. Der ist, mit Verlaub, hier aber so irrelevant wie es mein eigener auch wäre--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 08:22, 5. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::Ich habe den Sachverhalt mit zwei Quellen belegt, einer davon Popper-Gegner, einer davon Popper-Anhänger, und beide sagen das gleiche. Da wird nicht "interpretiert", sondern unmissverständlich angegeben, ''wo'' Popper das sehr energisch und mehrfach vertritt, einschließlich Poppers Feststellung, dass man ihm das offenbar nicht ernshaft abnimmt, aber er betonen möchte, dass er es trotzdem so sieht. Die Stellen, auf die sich bezogen wird, sind also dort genau angegeben. Es macht keinen Sinn, diese Stellen nun direkt zu zitieren. Es gibt zwar zwei Stellen, wo sich Popper sich doch für Begründungen ausspricht ("whiff of verificationism" in der ''Library of Living Philosophers'' und Abschnitt *IX, Punkt 12 der ''[[Logik der Forschung]]'') aber die sind marginal im Vergleich zu den stellen, wo er sich so überdeutlich davon distanziert und die zu belegende Aussage ist ja, dass Popper etwas bezweifelt, nicht dass er etwas komplett ausschließt. Der Text in der Einleitung ist hingegen nur durch eine Einzelmeinung eines eher unbekannten Philosophen belegt. Mir vorzuwerfen, ich würde selektiv zitieren, ist komplett lächerlich. Selektiv zitieren, das ist das, was Du machst, wenn Du behauptest, Popper vertrete Falliblismus und Stove werfe ihm Irrationalismus vor -- während er das explizit gerade nicht wegen des Falliblismus tut, der heutzutage allgemein anerkannt ist. Standardwerke gibt es nicht wirklich für Wissenschaftstheorie; jeder Autor vertritt seine eigene Auffassung. Du bringst hier im Gegensatz zu mir keinerlei Quellen vor, sondern argumentierst mit haltlosem Verdacht und Mutmaßung. Das kann ja wohl nicht der Maßstab sein. Persönlicher Standpunkt, das sind eher sachen wie "die ich selbst ebenso für zumindest fragwürdig, wenn nicht gar falsch halte" und "während er sehr großen Wert darauf legt, dass sie "begründet" ist" und die bringst ja wohl eher Du. Das was in der Einleitung steht, ist die orthodoxe Ansicht, die in den Fachwissenschaften seit eh und je vorherrschend ist. Auch wenn das hier mit einem eher unbekannten Philosophen belegt ist, ist das der relevanteste Standpunkt. Aber eben nicht der einzige relevante. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 10:39, 5. Apr. 2018 (CEST)<br />
::::Wenn es Dir nicht gelingt, Standardwerke in der Wissenschaftstheorie zu finden, und Du deshalb auf Spezialarbeiten ausweichen musst, empfehle ich, als Lesetipp, den Artikel [[Wissenschaftstheorie]], Abschnitt Literatur. Da könnte es dann, anstelle von in diesem Zusammenhang doch recht unfruchtbarer Popper-Exegese, um die Frage der Begründung und der Sicherheit von wissenschaftlichem Wissen (wieso eigentlich von Wissenschaft?) gehen, was im übrigen zwei völlig getrennte Sachverhalte sind. Die Position Poppers zum wissenschaftlichen Wissen, von ihm selbst kritischer Rationalismus genannt, wirst Du dort jedenfalls besser belegt und dargestellt finden als in einer Essaysammlung und in einer, wenig rezipierten, kritischen Generalabrechnung gegen eben den Autor, dessen Standpunkt Du damit anscheinend belegen willst. Nach David Miller ist ein kritischer Rationalist erstens Fallibilist, zweitens Negativist und drittens Skeptiker (so steht´s im von Dir zitierten Abschnitt). Er gibt das Streben nach Sicherheit auf, nicht aber den Anspruch, die Wahrheit anzustreben. Was ganz gewiss nicht aufgegeben ist, ist die rationale Begründung von Theorien und ihr Bezug zur Empirie, ganz im Gegenteil. Was, in dem Zusammenhang, bedeuten soll, "dass Wissenschaft begründet und gesichert" sei, und wo Du den Part mit "begründet" aus Millers (oder aus Poppers) Werk herauslesen willst, vermag ich nicht nachzuvollziehen. Aber es ist im Grunde irrelevant, da, wie oben schon angemerkt, die Aufgabe dieses Artikels nicht die Popper-Exegese ist. Dass es Gelehrte gibt, die der Wissenschaft jegliche Begründung und Geltung absprechen, wäre ggf. leicht belegbar. Nach der Theorie der kritischen Rationalisten schreitet die Wissenschaft, gestählt durch immer neue Versuche der Falsifizierung, in Richtung der Wahrheit voran, ohne sie letztlich je gänzlich zu erreichen (während sie nach Kuhn und Feyerabend und ihren Exegeten doch eher im Kreis herumtappt). Wenn auch keine Theorie endgültig ist (wie gut auch immer sie empirisch abgesichert scheint), gibt es doch glasklare Kriterien dafür, welches die ''bessere'' Theorie ist, wenn wir zwei wissenschaftliche Theorien miteinander vergleichen. "Gesichertes" Wissen wäre dann ggf. das, was bisher nicht (überzeugend) falisifiziert werden konnte, obwohl dies ernsthaft versucht worden ist. Das alles erscheint mir klar genug, es hier mit Einzelnachweisen zu belegen mache ich mir nicht die Mühe, ich will es ja nicht in den Artikel schreiben (wo ich dann dazu verpflichtet wäre). Ich wäre jedenfalls gespannt darauf, ob irgendein Wissenschaftstheoretiker Dir folgen würde, wenn Du die Aussage "Wissenschaft ist nicht begründet" ausgerechnet Popper zuschreiben willst. Deshalb, zum Abschluss, ein paar Zitate vom Meister selbst: "Erkenntnis ist Wahrheitssuche - die Suche nach objektiv wahren, erklärenden Theorien. Sie ist nicht die Suche nach Gewissheit. Irren ist menschlich. Alle menschliche Erkenntnis ist fehlbar und daher ungewiss. ... Was mich interessiert, sind die objektiven, kritischen Vernunftgründe, die dafür sprechen, dass eine Theorie einer anderen in der Suche nach der Wahrheit vorzuziehen ist." Es würde mich schon interessieren, wie Du daraus eine Position gegen "Begründung" herauslesen kannst.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 12:51, 5. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::::"Wenn es Dir nicht gelingt, Standardwerke in der Wissenschaftstheorie zu finden, und Du deshalb auf Spezialarbeiten ausweichen musst, empfehle ich, als Lesetipp, den Artikel [[Wissenschaftstheorie]], Abschnitt Literatur". Man soll also Kuhn, Popper, Feyerabend direkt zitieren? Warum? Die von mir genannten Quellen haben doch Quellenangaben, die auf die Primärliteratur verweisen. "und in einer, wenig rezipierten, kritischen Generalabrechnung gegen eben den Autor" Das Buch von Stove wurde laut gogle scholar fast 300 mal zitiert; da von "wenig rezipiert" zu sprechen ist schon dreist. "Was ganz gewiss nicht aufgegeben ist, ist die rationale Begründung von Theorien" Das ist Deine persönliche Meinung, jedoch ist bei Stove und Miller eindeutig das Gegenteil belegt. Liefere doch mal Quellen statt immer nur Deine persönliche Meinung kundzutun. "gestählt durch immer neue Versuche der Falsifizierung, in Richtung der Wahrheit voran, ohne sie letztlich je gänzlich zu erreichen (während sie nach Kuhn und Feyerabend und ihren Exegeten doch eher im Kreis herumtappt)." Alles kompletter Blödsinn. Popper bezweifelt ja gerade, dass Versuche der Falisifzierung die Theorie irgendwie stählen. Popper sagt auch, dass es gerade keine Garantien (oder auch nur Wahrscheinlichkeiten) dafür gibt, dass man "in Richtung der Wahrheit voran" schreitet. Umgekehrt hat er jedoch auch keineswegs ausgeschlossen, dass sie gänzlich erreicht wird. Das ist auch völlig trivial, denn nach den Grundsätzen der Logik entrpsicht entweder eine Aussage oder ihre Verneinung der Wahrheit, wenn also zwei Personen das jeweils vertreten, dann vertritt notwendigerweise einer davon die Wahrheit. Und ebenso falsch ist, dass man nach Kuhn und Feyerabend im Kreis herumtappt. Kuhn hat lediglich vertreten, dass in der Wissenschaft der Paradimenwechsel nicht -- wie von Popper nahegelegt -- ständig stattfindet, sondern über weite Strecken, d.h. die allermeiste Zeit, d.h. normalerweise, im gleichen Paradigma verblieben wird ("Normalwissenschaft"). Popper hat die Kritik von Kuhn im wesentlichen positiv aufgenommen und akzeptiert. Feyerabend sagt ebenfalls nicht, dass irgendwer im Kreis herumtappt, sondern dass die Wissenschaft für den normalen Menschen im Alltag nicht viel hilfreicher oder sogar weniger hilfreich ist als Religion, Spiritualität und ähnliches, und dass einschränkende methodologische Regeln die Wissenschaft nur davon abhalten, so etwas anzuerkennen. "gibt es doch glasklare Kriterien dafür, welches die ''bessere'' Theorie ist, wenn wir zwei wissenschaftliche Theorien miteinander vergleichen." Nach Popper eben gerade nicht. Es gibt nur endliches empirisches Material und die Theorien machen unendlich viele Aussagen. Welche dieser unendlich vielen Aussagen nun richtiger ist, lässt sich nach Popper anhand des endlichen empirischen Materials offensicthlich nicht entscheiden, denn es gibt nach seiner Ansicht keine Induktion. "es hier mit Einzelnachweisen zu belegen mache ich mir nicht die Mühe" Solltest Du aber, wenn Du hier so argumentierst. Du stellst ja meine Einfügung in Frage und willst mir verbieten, sie in der Einleitung zu haben. "Ich wäre jedenfalls gespannt darauf, ob irgendein Wissenschaftstheoretiker Dir folgen würde, wenn Du die Aussage "Wissenschaft ist nicht begründet" ausgerechnet Popper zuschreiben willst"--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 15:16, 5. Apr. 2018 (CEST) Nochmal: ''Das steht bei Miller (Abschnitt 4) und bei Stove wird Popper auch überdeutlich dazu zitiert. Hast Du die angegebenen Quellen denn überhaupt gelesen?'' "Was mich interessiert, sind die objektiven, kritischen Vernunftgründe, die dafür sprechen, dass eine Theorie einer anderen in der Suche nach der Wahrheit vorzuziehen ist" Er sagt, dass sie ihn interessieren, nicht dass es sie gibt. Es gibt (wie schon erwähnt) einige Stellen, da sagt er, dass sie in Betracht kommen könnten, es gibt andere, da lehnt er das strikt ab. Mein Text, d.h. dass er es bezweifelt, gibt das korrekt wieder. In der Regel sagt Popper, dass man zwischen manchen Theorien tatsächlich unterscheiden kann, zwischen anderen aber nicht. Wenn z.B. die Aussagen der Theorien sich lediglich hinsichtlich des vorhandenen empirischen Materials unterscheiden ("Der Himmel ist blau, nur heute ist er rot" vs. "der Himmel ist blau, nur heute ist er grün" im Lichte des empirischen Materials "Der Himmel ist heute grün"), dann ist es natürlich ausnahmsweise möglich, das eine gegenüber dem anderen vorzuziehen. Jedoch heißt das nicht, dass man zwischen zwei beliebigen Theorien bei beliebigem empirischen Material immer unterscheiden könnte, oder dass sogar irgendeine Theorie an sich begründet wäre. Was Du hier vertrittst, entspricht letztlich dem zwar in den Fachwissenschaften vorherrschenden und populären aber sehr oberflächlichen Verständnis von Popper, Feyerabend, Kuhn. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 14:16, 5. Apr. 2018 (CEST)<br />
:Aus meiner Sicht ist hier alles gesagt. Wenn Du meinst, das wäre so ausreichend, dann such Dir Mitstreiter dafür.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 15:16, 5. Apr. 2018 (CEST)<br />
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<small>Wir können unsere Theorien und auch den Glauben an ihre Wahrheit nicht rechtfertigen. Auch nicht den Glauben, sie kämen der Wahrheit nahe. Wir können jedoch die Präferenz für eine bestimmte Theorie - und manchmal eine sehr starke Präferenz - angesichts der gegenwärtigen Resultate unserer Diskussion rational verteidigen. Die Methode der Wissenschaft ist rational. Sie ist die beste, die wir haben. Deshalb ist es vernünftig, ihre Resultate zu akzeptieren, allerdings nicht in dem Sinne, dass wir ihr blind vertrauen. Wir wissen nie im voraus, wo wir enttäuscht werden können. Aber für alle praktischen Zwecke ist es vernünftig beziehungsweise rational, sich auf die Resultate der Wissenschaft zu verlassen. Denn Handeln bedeutet immer, daß es eine Wahl gibt: Wir können so oder anders handeln. (Nichthandeln ist natürlich ebenfalls eine mögliche Art des Handelns). Und wenn wir eine wissenschaftliche Theorie als Basis für das praktische Handeln akzeptieren oder verwerfen, bedeutet das, daß wir eine bestimmte Theorie wählen und irgendeine andere nicht. Wo wir die Möglichkeit haben, eine solche Wahl zu treffen, ist es rational, von zwei konkurrierenden Theorien die zu wählen, die über längere Zeit kritischen Diskussionen und Prüfungen standgehalten hat." Karl R. Popper: Realismus und das Ziel der Wissenschaft. Gesammelte Werke in deutscher Sprache, Band 7. Mohr-Siebeck, Tübingen 2002. ISBN 978-3-16-147772-0. Seite 70. Aber ich fürchte, es ist das Induktionsproblem: Jede beliebige Menge an Beispielen ist nicht ausreichend ...--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 19:08, 5. Apr. 2018 (CEST)</small><br />
:Ja. Ich habe oben schon selbst zwei andere Stellen genannt, wo Popper sogar etwas radikaleres vertritt, nämlich direkt die Begründung von Theorien durch Bewährung. Ändert also letztlich nichts an dem, was ich gesagt habe. Zudem ist festzustellen, dass dieses Zitat nicht nur nicht vertritt, Wissenschaft sei begründet (oder gesichert), sondern im Gegenteil dem ausdrücklich widersrpicht ("Wir können unsere Theorien und auch den Glauben an ihre Wahrheit nicht rechtfertigen."). Hier ist es nur noch die Bevorzugung, die begründet sein soll. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 20:34, 5. Apr. 2018 (CEST)<br />
::Ich hatte das eigentlich gar nicht für Dich eingestellt, zu dieser Seite hin habe ich aufgegeben; ich schrieb es für den, zugegebenermaßen unwahrscheinlichen, Fall, dass hier noch irgendjemand mitliest. Wissenschaftliches Wissen ist, Popper zufolge, ''Vermutungswissen''. Ich glaube nicht, dass er irgendwas über Wissenschaft geschrieben hat, wo er das nicht, mindestens einmal, betont hat. Um das zu belegen, brauchen wir den ganzen Zauber hier nicht zu veranstalten, ein kurzer Blick auf [[Karl Popper#Wissenschaftstheorie]] reicht völlig. Nach Popper sind wissenschaftliche Theorien nicht aus der (formalen) Logik heraus beweisbar wahr, können aber beweisbar falsch sein (Widerspruchsfreiheit, [[Modus tollens]]). Die Frage ist, was daraus folgt, d.h. ob wir als Wissenschaftler oder als normale Bürger wissenschaftlichen Aussagen trauen dürfen. Nach Popper dürfen und sollen wir, sofern wir im Hinterkopf behalten, dass ein Irrtum immer möglich bleibt. Dabei geht es, ausschließlich, um die Rechtfertigung wissenschaftlicher Theorien. Popper war nicht sehr interessiert daran, wie die reale Wissenschaft abläuft, d.h. wie ein Forscher zu einer Theorie gelangt, oder wie frühere Forscher ihre aufgestellt haben. Insofern ist das ganze Wissenschaftstheorie, hat aber mit, real existierender, Wissenschaft nur ganz am Rande zu tun. Wenn Du ale oben verlinkten Artikel gelesen hättest (wo genau Dein Schluss schon, an mehreren Stellen, drinsteht), hätten wir uns die vielen Worte sparen können. Du solltest vielleicht darauf achten, dass "begründet" was anderes ist als "gesichert". Ansonsten wirst Du kaum irgendwo einen Wissenschaftler finden, der aussagt, dass seine Theorie die letztgültige, absolute und ewige Wahrheit ist. Auf solche Ideen kommen gewöhnlich nur Philosophen oder Priester.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 08:34, 6. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::"Du solltest vielleicht darauf achten, dass "begründet" was anderes ist als "gesichert"." Meloe, ich kann das sehr gut unterscheiden. Popper lehnt beides ab. Das geht aus den zitierten Quellen eindeutig hervor. Stove weist bei Popper drei Ansichten nach: 1. Theorien sind nicht sicher, also Vermutungswissen (was Stove als allgemein anerkannt und nicht als Irrationalismus bezeichnet), 2. Theorien sind nicht wahrscheinlich, also auch nicht irgendwie sonst "gesichert", 3. Theorien sind nicht begründet. Bei Miller ist es genauso. Der Unterschied zwischen gesichert und begründet ist, dass es im einen Fall um die Frage für Garantien für die Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit einer Theorie geht, im anderen Fall um Kriterien, nach denen man sie für wahr halten soll -- was zwei ziemlich unterschiedliche Fragen sind. Popper sagt im übrigen nirgendwo, dass Theorien beweisbar falsch seien, sondern distanziert sich im Gegenteil von dieser Ansicht ("naiver Falsifikationismus"). Denn beim Widerspruch zwischen Theorie und Beobachtung könnte rein deduktiv-logisch genausogut die Beobachtung falsch sein wie die Theorie (oder sogar beides). "Die Frage ist, was daraus folgt, d.h. ob wir als Wissenschaftler oder als normale Bürger wissenschaftlichen Aussagen trauen dürfen." Nein, die Frage ist, ob Wissenschaft gesichert und begründet ist. Dass man Wissenschaft trauen, also für wahr halten darf, das streiten ja selbst die extremsten Postmodernisten bzw. Relativisten nicht ab. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 10:01, 6. Apr. 2018 (CEST)<br />
::::Was Du hier Begründung nennst, ist nach Popper das sogenannte Rechtfertigungsproblem (das er auf Hume zurückführt). Wenn man diese Gleichsetzung macht, hat Popper in der Tat bestritten ("...wir können keine positiven Gründe nennen, warum wir unsere Theorien für ''wahr'' halten."). Das liegt daran, dass, ihm zufolge, die Frage falsch gestellt ist. Er gibt nämlich Gründe dafür an, warum wir (ihm zufolge) glauben können, dass wir eine Theorie einer anderen Theorie vorziehen sollen. Also ist, Popper zufolge, eine Theorie besser als eine andere, auch wenn, vielleicht, keine von beiden wahr ist (was wir nicht wissen und nicht wissen können). Stoves Kritik trifft eher Hume als Popper, der das Problem als Scheinproblem zurückgewiesen hätte. Das ganze beruht auf einer Begründung dafür, warum wir eine Theorie für wahr halten. Popper zufolge sollten wir aber überhaupt keine Theorie für wahr halten (was für ihn nicht bedeutet, die Suche nach der Wahrheit aufzugeben). Ob und warum wir etwas glauben, interessiert ihn überhaupt nicht, sondern nur die argumentative Überprüfung. Was hat das alles mit Wissenschaft zu tun? Herzlich wenig. Forscher sollen Hypothesen aufstellen und sie empirisch überprüfen. Da unterscheidet sich ein Popperianer nicht von einem Induktivisten oder Positivisten, Historizisten oder was auch immer. Die Unterschiede liegen für alle ausschließlich auf der Ebene der Meta-Theorie, auf der Sachebene sind sie schlicht irrelevant. Lediglich mit einem Relativisten gäbe es Streit, da er die Wissenschaft als letztlich belangloses Sprachspiel oder als zeitbedingtes Paradigma unter vielen anderen betrachtet. Man kann Popper vorwerfen, er habe sich geirrt, als er die Methode der Falsifizierung einführte, und deren Fallstricke und Schwierigkeiten unterschätzt. So geht Stove vor. Er untersucht Humes Argumentation und folgert, dass sie keine Möglichkeit zulasse, von den empirischen Fakten auf die Theorie rückzuschließen, weder positiv noch negativ. Das mag stimmen, die meisten Wissenschaftsphilosophen sind inzwischen der Ansicht, dass sich induktive Schlüsse auf die Wahrheit nicht vollständig vermeiden lassen. Nur: Popper selbst hat das anders gesehen. Für Stove ist jeder, der nicht induktiv schließt, bereits ein Irrationalist ("Scepticism about induction is an irrationalist thesis itself ...", "I do say that deductivism is intrinsically a thesis of a deeply frivolous nature; that it is the premise from which flow all the irrationalist consequences of our authors' philosophy of science"). Popper selbst hat das anders gesehen ("Die Deduktion wird nicht einfach verwendet, um Konklusionen zu beweisen, sondern sie ist ein Instrument der rationalen Kritik.") Ich habe inzwischen feststellen müssen, dass es eine schwierige Aufgabe ist, Wissenschaft auch nur irgendwie zu definieren und halbwegs konsensfähig von Nicht-Wissenschaft abzugrenzen. Was es nicht leichter macht, sind die deutschen Geisteswissenschaften (die für die Angelsachsen "Arts" oder "Humanities" sind, die nicht zwingend zur "Science" dazugehören). Spiegelfechtereien der obigen Art (wie viele Deiner Leser werden verstanden haben, was Du unter "begründet" verstehst?) sind dabei bestenfalls lästig. Alle Ausführungen dieser Art sind philosophischer Natur. Sie haben mit Wissenschaft, in jeder möglichen Bedeutung, schlicht nix zu tun. Wenn Du auf eine passable Definition oder Abgrenzung von "Wissenschaft" stößt, lass es mich wissen. Die Einleitung zu dem Artikel ist verbesserungsfähig, definitiv. Nur kann "die Wissenschaft" weder "sicher" sein, noch "begründet". Nur [[Wissen]] kann das. Ich schlage vor, wenn Du Dich weiter mit der Frage beschäftigen willst, hast Du im Artikel Wissen ein reiches Betätigungsfeld.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 15:04, 6. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::::"Also ist, Popper zufolge, eine Theorie besser als eine andere, auch wenn, vielleicht, keine von beiden wahr ist" Ja, das hat er jedenfalls geglaubt, bis seine Definition der [[Wahrheitsnähe]] von Miller und Tichy kritisiert wurde, weil alle falschen Theorien dann die genau gleiche Wahrheitsnähe haben müssen. Aber das alles ist viel zu weit vom Diskussionsthema entfernt, wo es lediglich um die Aussage "gesichert und begründet" in der Einleitung geht. Wenn Dich diese Debatte mehr interessiert, lies Kapitel 5 des Miller-Buchs, wo die Bevorzugung von Theorien für praktische Gründe ausführlich diskutiert wird. (Tipp: Ich habe das Ebook kostenlos zugeschickt bekommen, nachdem ich mich beim Verlag über die schlechte Qualität des Previews auf google books sowie den untragbaren Verkaufsspreis beschwert habe.) "wie viele Deiner Leser werden verstanden haben, was Du unter 'begründet' verstehst?" Naja, ob man unter begründet nun Gründe für die Sicherheit, die Wahrscheinlichkeit oder fürs Fürwahrhalten versteht, spielt letztlich keine Rolle, da Popper ja sämtliches ablehnt. Mein Text im Artikel setzt also kein besonders Verständnis des Begriffs voraus, sondern gilt für alle. "Nur kann 'die Wissenschaft' weder 'sicher' sein, noch 'begründet'. Nur [[Wissen]] kann das." Der Artikel spricht aber doch gerade von Wissenschaft als "Gesamtheit von Erkenntnissen und Erfahrungen" und insbesondere von Wissenschaft als der "methodische Prozess intersubjektiv nachvollziehbaren Forschens und Erkennens in einem bestimmten Bereich [..], der nach herkömmlichem Verständnis ein begründetes, geordnetes und gesichertes Wissen hervorbringt. Methodisch kennzeichnet die Wissenschaft entsprechend das gesicherte und im Begründungszusammenhang von Sätzen gestellte Wissen" Er bezieht also eine erkenntnistheoretische Position zum Thema Wissen und stellt dafür lediglich die orthodoxe Ansicht dar, was meiner Ansicht nicht dem Neutralitätsprinzip genügt. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 21:15, 6. Apr. 2018 (CEST)<br />
::::::Als mögliches Fazit: Popper war überzeugt davon, dass Wissenschaft nicht "gesichert" ist. Das ist die Position des Fallibilismus, die, wie Du oben richtigerweise schon anmerkst, sehr weit verbreitet ist in der Wissenschaftsphilosophie. Außerdem verneinte er, dass es möglich ist, die Wahrheit einer wissenschaftlichen Theorie valide zu begründen, was ihn aber nicht weiter bekümmerte, da er davon überzeugt war, dass die Wissenschaft, die er immer verteidigte und für eine großartige Sache hielt, mit seiner Methode genauso gut zu rechtfertigen wäre. Darin hat er sich, zumindest nach Ansicht seiner Kritiker, geirrt. Nur nach Ansicht der Kritiker besteht da ein Problem, Popper selbst hat keines gesehen. Und er war nicht so unbekümmert wie Feyerabend, dann einfach mal provokante Thesen in die Welt zu setzen. Das mag alles extrem wichtig sein für die Popperologie. Für die Wisenschaft ist es eher belanglos. Wenn alle Fallibilisten meinen, Wissenschaft sei nicht gesichert, und das Common Sense ist: Warum dann die persönliche Meinung von Popper hervorheben? Und wenn der Popper´sche, indirekte Begründungsmechanismus stark umstritten ist: Warum nicht einen der Autoren anführen, die glasklar und ausdrücklioch einen relativistischen Standpunkt vertreten? Wir verlieren und hier in, für den Artikel irrelevanten Details, es handelt sich erkennbar um ein, sehr erklärungbedürftiges und für denunvorbwereiteten Leser schlicht irreführendes Beispiel.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 08:54, 7. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::::::"Popper war überzeugt davon, dass Wissenschaft nicht 'gesichert' ist. Das ist die Position des Fallibilismus" Das würde ich so nicht sagen. "gesichert" kann auch meinen, und meint heutzutage üblicherweise, dass die Wissenschaft zwar keine sicheren Theorien hervorbringt, aber Theorien, die "gesichert" sind in dem Sinne, dass sie im Lichte des empirischen "Beweismaterials" sehr ''wahrscheinlich'' sind; möglicherweise sogar so wahrscheinlich, dass kein vernünftiger Zweifel mehr möglich ist. Das schließt den Fallibilismus nicht aus, also die Möglichkeit, dass die Theorie trotz allem doch falsch sein könnte, denn Wahrscheinlichkeit ist ja nicht Sicherheit. "mit seiner Methode genauso gut zu rechtfertigen wäre" Popper verneint nicht nur die Möglichkeit, "die Wahrheit ''einer wissenschaftlichen Theorie'' valide zu begründen" (meine Hervorhebung), sondern er bezieht das auf Begründungen überhaupt und auch auf seine eigene Methode und deren Anwendung. "Für die Wisenschaft ist es eher belanglos. ... Warum dann die persönliche Meinung von Popper hervorheben?" Weil man sich in dieser Hinsicht üblicherweise auf Popper beruft und er in diesem Zusammenhang extrem oft genannt und zitiert wird. Er ist definitiv der Hauptvertreter dieser Ansicht. "Warum nicht einen der Autoren anführen, die glasklar und ausdrücklioch einen relativistischen Standpunkt vertreten?" Weil es da leider, anders als beim Fallibilismus, nicht den einen prominenten Hauptvertreter gibt, den man jetzt anführen könnte. "Wir verlieren und hier in, für den Artikel irrelevanten Details, es handelt sich erkennbar um ein, sehr erklärungbedürftiges und für denunvorbwereiteten Leser schlicht irreführendes Beispiel" Ich finde überhaupt nicht, dass das irreführend ist. Die orthodoxe Ansicht sagt "Vertrauen Sie der Wissenschaft". Popper sagt "Nehmen Sie die Wissenschaft ernst, aber hinterfragen Sie sie auch", die Postmodernisten sagen "Ob Sie nun der Wissenschaft glauben oder der Religion oder irgendetwas anderem spielt letztlich keine Rolle". Mein Einschub gibt das meines Erachtens treffend wieder und ist keineswegs irreführend. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 12:56, 7. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::::::::Meinst Du im Ernst, "Wissenschaft ist nicht begründet und nicht gesichert", bedeutet in etwa dasselbe wie "Nehmen Sie die Wissenschaft ernst, aber hinterfragen Sie sie auch"? Formuliere etwas im Sinne des zweiten Satzes, dann wird es sicherlich keinen Streit geben. Der erste Satz ist die Position eines Relativisten, oder allermindestens so formuliert, dass sie so klingt wie eine. Das ist schlicht irreführend. Vielleicht findest Du ja, in Anbetracht der Diskussion, einen konsensfähigen Satz. Die Position von Stove et al. ist doch, in vieler Hinsicht, sogar relativistischer als Poppers Standpunkt. Wenn ich induktiv schließe(n muss), kann ich nichts beweisen, darauf baut sowohl die formale Logik wie auch die Mathematik. Nachdem also erst gezeigt wurde (durch Hume und andere vor und nach ihm), dass ich empirisch gefundene wissenschaftliche Aussagen nicht beweisen kann, wäre es nun, kontra Popper, noch nicht einmal mehr möglich, sie zu widerlegen. Die Position, die Du oben einnimmst wäre etwa die eines Bayesianers. Du sagst oben, Du hättest Poppers Namen wegen seiner großen Popularität in der Sache ausgewählt, interpretierst ihn aber, entgegen seiner eigenen Aussagen, durch die Augen seiner Kritiker (meinethalben seiner Interpreten), die meinen, dass seine eigene Position unhaltbar sei. Das mag stimmen oder nicht, verbietet dann aber das Zitat. Popper trat sein Leben lang als Rationalist auf und nannte seine eigene Methode kritischer Rationalismus. Popper, der Irrationalist, ist Stove, nicht Popper. Es ist unredlich, den arglosen Leser im Artikel Wissenschaft so einzuführen. Wenn Popper Recht hat, ist (wissenschaftliches) Wissen nicht gesichert, aber mit seiner Methode begründbar. Wenn Popper Unrecht hat, gehört er definitiv nicht in die Einleitung des Artikels Wissenschaft.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 19:38, 7. Apr. 2018 (CEST)<br />
::::::::::"Meinst Du im Ernst, 'Wissenschaft ist nicht begründet und nicht gesichert', bedeutet in etwa dasselbe" Nein, natürlich meine ich das nicht. Mein Einschub stand vorher in einem anderen Kontext, nämlich in der Einleitung. Dort wurde unmittelbar davor gesagt "Theorien und Verfahrensweisen, das strengen Prüfungen der Geltung unterzogen wurde und mit dem Anspruch objektiver, überpersönlicher Gültigkeit verbunden ist". Das ist etwas, dem Popper natürlich nicht widerspricht. Man kann das gerne nochmal herausstellen, wenn das das Problem ist. "Wenn ich induktiv schließe(n muss), kann ich nichts beweisen, darauf baut sowohl die formale Logik wie auch die Mathematik." Also ich habe noch keinen Induktivismus gesehen, der sich gegen deduktive Beweise in Logik und Mathematik stellt, ganz im Gegenteil. Auf die Induktivisten geht sogar eine der drei Hauptpositionen im [[Grundlagenstreit der Mathematik]] zurück, der [[Logizismus]][http://www.psiquadrat.de/downloads/carnap1931.pdf]. Da werden einige Tricks angewendet, um die sich ergebenden philosophischen Probleme zu umschiffen (Mathematik spricht über Objekteigenschaften statt Objekte, Antezedens statt Axiome). "wäre es nun, kontra Popper, noch nicht einmal mehr möglich, sie zu widerlegen." Wie schon gesagt, auch Popper glaubt nicht, dass es möglich ist, sie in einem strengen Sinn zu widerlegen. So einen "naiven Falsifikationismus" hat er nie öffentlich vertreten (Lakatos unterstellt ihm solche Ansichten glaube ich in der Jugend, über die Popper aber nur hier und da ein paar Nebensätze verliert). Schon sein Ursprungswerk zu dem Thema (''Logik der Forschung'') geht sehr viel diffiziler vor. (Der "naive Falsifikationismus" geht quasi davon aus, dass die Beobachtung verlässlich ist und daher die Theorie widerlegt, während die ''Logik der Forschung'' hingegen beachtet, dass die Beobachtung auch unzuverlässig ist und daher fehlerhaft sein kann und genausogut falsch sein kann wie die Theorie) "durch die Augen seiner Kritiker (meinethalben seiner Interpreten), die meinen, dass seine eigene Position unhaltbar sei ... Popper, der Irrationalist, ist Stove, nicht Popper." Nein nein, absolut nicht. Die Ergänzung mit der Bewertung als Irrationalist stammt von Dir, nicht von mir. Nur Stove glaubt, dass seine Position unhaltbar sei. Miller, den ich auch als Quelle angegeben habe, glaubt jedoch das Gegenteil. Ich habe Stove (ebenso wie Miller) lediglich für die Aussage zitiert, dass Popper sagt, Wissenschaft sei weder gesichert noch begründet. "Wenn Popper Recht hat, ist (wissenschaftliches) Wissen nicht gesichert, aber mit seiner Methode begründbar." Wie gesagt; das hat er am Anfang mal geglaubt. Man findet das in ''Logik der Forschung'' (Stelle genannt), dann wie Du ja zitiert hast in ''Realismus und das Ziel der Wissenschaft'' (das zwar erst in den 1980ern wirklich offiziell veröffentlicht wurde, aber sehr viel früher geschrieben und seit den 1950ern als Druckfahnen halboffiziell zirkulierte), auch in ''Conjectures and Refutations'' (1963) in Abschnitt X von Kapitel 1 steht es mehr oder weniger -- auch wenn er dort schon einschränkt, dass für die Praxis sogar oftmals eine falsche (!) aber leichter zu handhabende Theorie einer unfalsifizierten vorzuziehen ist), und in Kapitel 1 von ''Objective Knowledge'' (1972) vertritt er es ebenso. In "Replies to my critics" (1974) im Schilpp-Doppelbänder zu seiner Philosophie ist dann eine wörtlich quasi identische Version dieser Passage aus ''Objective Knowledge'', jedoch dann mit einem Einschub von mehreren Absätzen, wo er erstmals ganz explizit auf Miller hinweist und dessen Sicht, dass wissenschaftliche Theorien ''für praktisches Handeln überhaupt nicht zur Debatte stehen'', sondern praktische Handlungsvorschläge -- ''die aus wissenschaftlichen Theorien überhaupt nicht hergeleitet werden können, sondern mit ihrer Hilfe lediglich kritisiert werden können'', so dass sich überhaupt eine völlig andere Problemlage ergibt (analog zum oben genannten naiven Falsifikationsimus -- Popper geht im Gegensatzu dazu davon aus, dass Beobachtung nicht verlässlich ist und trotzdem Bestandteil einer unproblematischen Falsifikationsmethode sein kann -- ist nun hier gleichermaßen die wissenschaftliche Theorie unzuverlässig, ohne dass das ihren Einsatz zur Kritik von Handlungsvorschlägen ausschließt). Schließlich muss man sich bei Kritik nicht mehr auf eine Theorie verlassen, sondern kann mehrere Theorien dazu benutzen. Miller vertritt letztlich die Ansicht, dass Rationalität nichts mit Begründung zu tun hat und man völlig ohne jede Begründung auskommen kann, ohne im Irrationalismus zu landen. Das offensichtliche Gegenargument ist, dass alles beliebig sei, wenn nichts begründet wird, aber Miller ist der Ansicht, dass man sich irgendwie doch quasi am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen kann. Auch Popper hat das dann als Grundposition übernommen; die Stellen sind ja bei Stove zitiert, so dass man Popper nach dem Einfluss durch Miller (und auch [[W. W. Bartley]]) nicht mehr eine (sowieso schon früher von ihm nur hier und da leicht angedeutete) begründungsorienterte Position zu Rationalität zusprechen kann. Das gilt auch für Beweise in Mathematik und Logik; das Thema behandelt er in ''Objective Knowledge'', Kapitel 3. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 23:41, 7. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::::::::::Das Problem ist nicht der Kontext. Das Problem ist, dass Du eine möglicherweise zu rechtfertigende, aber hochgradig theorieabhängige Aussage in ein knappes Statement verwandelst, dass man nicht nur missverstehen kann, sondern dass der unbefangene Leser mit ziemlicher Sicherheit missverstehen wird. Die Position Poppers ist, wie jetzt wohl dem Letzten deutlich geworden ist, kompliziert, in ihrer Begründung komplex, wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich interpretiert und hat sich zudem im Lauf der Zeit gewandelt. Zudem ist sie nicht etwa wissenschaftlicher Standard, sondern eine, im Detail hochgradig umstrittene, Theorie unter vielen anderen (wenn auch eine zumindest historisch einflussreiche). Sowas in die Einleitung eines Artikels zum Thema Wissenschaft zu stellen, ist schlicht unmöglich. Selbst wenn die Ansicht Poppers in Form dieses Schlagworts verkürzt werden dürfte (ich glaube kaum, dass er selbst das so als seine Position akzeptiert hätte), hat es, als Aussage zur Wissenschaft, schlicht keinerlei Rechtfertigung. Popper geht es, wie er oft genug wiederholt, gar nicht um wissenschaftliches Forschen. Es geht ihm um die Überprüfung und Überprüfbarkeit wissenschaftlicher Theorien. Möglicherweise sind wissenschaftliche Theorien logisch begründbar, möglicherweise nicht. Das ist eine Frage, und ein Problem, der Wissenschaftstheorie, während es der Wissenschaft, im großen und ganzen, herzlich gleichgültig ist. "... ein zusammenhängendes System von Aussagen, Theorien und Verfahrensweisen, das strengen Prüfungen der Geltung unterzogen wurde und mit dem Anspruch objektiver, überpersönlicher Gültigkeit verbunden ist" trifft es m.E. gut genug. Da steht schließlich "mit dem Anspruch", und den Anspruch bestreitet wohl keiner. Nun gibt es Leute, die diesen Anspruch für unbegründet und falsch halten. Das sind in erster Linie Sozialkonstruktivisten und Relativisten aller Schattierungen (darunter recht einflussreiche wie die feministische Theorie). Nach dem deutschen Ansatz wären sie sogar ebenfalls Wissenschaftler. Das könnte man, zur Not, in der Einleitung erwähnen, besser aber nicht. Man könnte irgendwo im Artikel einen Absatz einbauen, warum einflussreiche Theoretiker wie [[Judith Butler]] den Anspruch (natur)wissenschaftlicher Aussagen für eine, beschränkte, Position unter vielen ansehen. Ansonsten hatte die Wissenschaft nie ein Problem damit, Methoden zu verwenden und Positionen einzunehmen, die ihnen die jeweils zeitgenössische Wissenschaftstheorie verboten hatte. Wissenschaftler, mit solchen Fragen konfrontiert, vertreten meist im wesentlichen den Standpunkt, sie hätten eigentlich den Eindruck, in ihrem Fach und mit ihren Methoden gersde recht gut voranzukommen und dass sie das Risko, dass ihre Position formallogisch möglicherweise nicht streng begründbar sei, ruhig schlafen lässt. Wie Stove (und andere vor und nach ihm) schreibt, hatte Popper die Neigung, zumindest in seiner Jugend als Revolutionär gegen das Etablishment zu posieren, wobei seine Kritik bei weitem nicht so radikal war, wie er ihr selbst den Anschein gab. Wenn schon Kritik an der Wissenschaft, dann fordere ich einen Kritiker ein, dem die Sache tatsächlich ernst ist.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 17:44, 8. Apr. 2018 (CEST)<br />
::::::::::::"Zudem ist sie nicht etwa wissenschaftlicher Standard, sondern eine, im Detail hochgradig umstrittene, Theorie unter vielen anderen" Und wie sieht es mit der orthodoxen Ansicht aus, Wissenschaft sei begründet und gesichert? Das ist zwar eine sehr breit akezptierte Ansicht, aber man kann dazu genauso gut sagen, dass die auch im Detail hochgradig umstritten ist -- zwar vielleicht nicht in der Wissenschaft selbst, aber in der Philosophie. "Popper geht es, wie er oft genug wiederholt, gar nicht um wissenschaftliches Forschen." Dem muss ich ganz klar widersprechen. Natürlich geht es Popper um wissenschaftliches Forschen, worum denn sonst?! Wo soll er da etwas gesagt, geschweige denn wiederholt haben? "Nach dem deutschen Ansatz wären sie sogar ebenfalls Wissenschaftler." ICh sehe nicht, wo das relevant wäre. Ein Artikel über Wissenschaft soll selbstverstädndlich nicht nur das darstellen, was Wissenschaftler glauben. Natürlich sind da auch Positionen aus der Philosophie relevant! "Wenn schon Kritik an der Wissenschaft, dann fordere ich einen Kritiker ein, dem die Sache tatsächlich ernst ist." Es geht doch überhaupt nicht um Kritik an der Wissenschaft. Es geht um die Kritik an der -- in der Einleitung wie selbstverständlich vorausgesetzten -- wissenschaftstheoretischen Position, dass Wissenschaft gesichert und begründet ist. Das ist ein großer Unterschied. Was er (auch ganz explizit) kritisiert, ist der [[Szientismus]], d.h. die Wissenschaftsgläubigkeit. --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 18:00, 8. Apr. 2018 (CEST)<br />
::::::::::::::Ich sehe hier einen Dissens in der Auffassung, allerdings bisher niemanden, der Deiner Auffassung in der Sache folgen mag. Damit lasse ich die Sache hiermit auf sich beruhen. Du hattest eine dritte Meinung angefragt, meine Meinung war bisher die einzige dazu, und sie widerspricht Deiner. Ich selbst empfide es als unproduktiv, hier an dieser Stelle weiter zu diskutieren. Zmal Du zwar Diene kurze, lakonische Einfügung mit Zähnen und Klauen verteidigst, aber keinerlei Ehrgeiz erkennen lässt, sonst zum Artikel beizutragen.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 08:39, 9. Apr. 2018 (CEST)<br />
:::::::::::::::Du hast bisher ganz einfach nicht wirklich schlüssig dargelegt, warum die orthodoxe Meinung eines Wissenschaftstheoretikers in der Einleitung relevant sein soll, aber die widersprechenden Ansichten nicht genannt werden dürfen. Und das mit dem Ehrgeiz ist völliger Nonsens, der überwiegende Teil des Artikels dürfte von mir stammen. Wenn hier irgendjemand etwas produktives für den Artikel getan hat, dann ja wohl ich. (Was nicht heißen soll, dass ich sonderlich zufrieden mit dem Ergebnis bin.) Jedoch lasse ich mich nicht auf einen Kuhhandel ein nach der Art "Schreib erstmal noch mehr, dann können wir weitersehen". --[[Benutzer:Rtc|rtc]] ([[Benutzer Diskussion:Rtc|Diskussion]]) 09:00, 9. Apr. 2018 (CEST)<br />
::::::::::::::::Ich habe nicht gesagt, sie dürften nicht genannt werden. Ich habe gesagt, die gewählte Formulierung ist extrem missverständlich und damit für Benutzer ohne Kenntnisse in der zugrunde liegenden philosophischen Theorie, und ihrer spezifischen Terminologie, wertlos. Sie wird zudem einem Philosophen zugeschrieben, dessen Standpunkt sie m.E. nicht präzise genug wiedergibt (auch wenn es tatsächlich zulässig sein mag, einige seiner Äußerungen in diesem Sinne auszulegen, wie es andere Philosophen getan haben). Sowas könnte in der Einleitung, als Kurzdarstellung, zulässig sein, wenn es irgendwo im Artikel erläutert und in den passenden Kontext gestellt würde. Das ist, bisher, nicht der Fall.--[[Benutzer:Meloe|Meloe]] ([[Benutzer Diskussion:Meloe|Diskussion]]) 09:47, 9. Apr. 2018 (CEST)</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vernix_caseosa&diff=172437445Vernix caseosa2017-12-31T05:56:23Z<p>WhatamIdoing: File:Vèrnix.jpg</p>
<hr />
<div>[[Datei:Postpartum baby2.jpg|mini|Neugeborenes mit Resten von Vernix caseosa]]<br />
'''Vernix caseosa''' (auch: ''Fruchtschmiere'' oder ''Käseschmiere'') ist ein weißlicher Bezug auf der [[Haut]], mit dem das [[Neugeborenes|Neugeborene]] auf die Welt kommt. Ihr Fehlen zum Zeitpunkt der [[Geburt]] weist auf eine [[Übertragung (Geburt)|Übertragung]] hin.<br />
[[Datei:Vèrnix.jpg|mini|Am Körper eines Neugeborenen]]<br />
<br />
Gebildet wird die Fruchtschmiere ab der 17. [[Schwangerschaftswoche]]. Sie besteht zu 80 % aus Wasser und zu 10 % aus [[Lipid]]en, die von den im Verhältnis zum nachgeburtlichen Zustand [[hypertrophie]]rten [[Talgdrüse]]n des [[Fetus|Feten]] gebildet werden. Der restliche Anteil besteht aus abgeschilferten [[Epithel]]zellen der Haut und abgestoßenen [[Lanugohaar]]en und schützt den Fetus vor aggressiven Komponenten des [[Mekonium]]s (Vorstuhl) und der [[Mazeration|mazerierenden]] Wirkung der [[Fruchtwasser|Amnionflüssigkeit]] (Fruchtwasser).<br />
<br />
Zu bedenken ist, dass die Haut erst zum Zeitpunkt der Geburt eine (beinahe) vollständig ausgebildete Barrierefunktion ausgebildet hat. Die Fruchtschmiere enthält nun auch antibakteriell wirksame [[Polypeptid]]e wie [[Lysozym]]e (Muramidase), [[Laktoferrin]] u.&nbsp;a., die den Fetus vor aufsteigenden [[Infektion]]en während der [[Schwangerschaft]] zumindest teilweise schützen und eine wichtige Rolle bei der Verhinderung von [[Bakterien|bakteriellen]] Hautinfektionen ([[Staphylokokken]]) bei Neugeborenen und v. a. [[Frühgeborenes|Frühgeborenen]] spielen dürften. So wird die Vernix caseosa inzwischen auch als mehrteiliges [[Immunsystem|Abwehrsystem]] betrachtet<ref name="PMID15592296">H. T. Akinbi, V. Narendran, A. K. Pass, P. Markart, S. B. Hoath: ''Host defense proteins in vernix caseosa and amniotic fluid.'' In: ''American journal of obstetrics and gynecology.'' Band 191, Nummer 6, Dezember 2004, S.&nbsp;2090–2096, {{ISSN|0002-9378}}. {{DOI|10.1016/j.ajog.2004.05.002}}. PMID 15592296.</ref>, das aus Polypeptiden, Lipiden und ihren Interaktionen besteht und – gemeinsam mit dem Fruchtwasser, das die Substanzen ebenfalls enthält – in seinen [[Antimikrobielle Substanz|antimikrobiellen]] Eigenschaften der [[Muttermilch]] vergleichbar gesehen.<ref name="PMID15592296" /> So wird inzwischen auch empfohlen, die Fruchtschmiere nach der Geburt nicht oder doch möglichst schonend zu entfernen.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Embryologie]]<br />
[[Kategorie:Haut]]<br />
[[Kategorie:Neonatologie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Seifenblase&diff=171620442Seifenblase2017-12-03T05:43:43Z<p>WhatamIdoing: /* Gefrorene Seifenblasen */ Besser</p>
<hr />
<div>[[Datei:Seifenblasen EO5P3371-2.jpg|mini|hochkant=1.5|Seifenblasen]]<br />
Eine '''Seifenblase''' ist ein dünner [[Dünne Schichten|Film]] [[Seife]]n<nowiki />wasser, der eine hohle [[Kugel]] mit schillernder Oberfläche formt. Sie bleibt gewöhnlich nur für wenige Momente stabil und reagiert empfindlich auf die Berührung mit festen Objekten.<br />
<br />
Etwa 5.000 Jahre ist es her, seit die [[Sumerer]] das Sieden von Seife erfanden. Als Nebenprodukt entstand damals natürlich auch die erste Seifenblase.<br />
<br />
Wegen dieser leichten Vergänglichkeit wurde ,Seifenblase‘ zu einer [[Metapher]] für etwas, das zwar anziehend, aber dennoch inhalts- und gehaltlos ist. Dies spiegelt sich zum Beispiel in der Redewendung „Der Traum zerplatzte wie eine Seifenblase“ oder im Synonym ,Seifenblasenwirtschaft‘ für ''[[Bubble Economy]]''.<br />
<br />
In der [[Kunst]] wird spätestens seit dem [[Barock]] die Seifenblase durchgängig [[Ikonografie|ikonographisch]] als ein [[Vanitas]]symbol benutzt und spiegelt sowohl die Schönheit als auch die Flüchtigkeit des menschlichen Lebens wider.<br />
<br />
Seifenblasen lösen auf physikalische Weise komplexe räumliche Probleme in der [[Mathematik]], da sie im Gleichgewichtszustand die kleinste Oberfläche zwischen [[Punkt (Geometrie)|Punkten]] und Kanten bilden.<br />
<br />
== Aufbau ==<br />
<br />
[[Datei:Schaumbläschen.svg|thumb|Struktur einer Seifenblase mit einem [[Anionische Tenside|anionischen Tensid]] ]]<br />
<br />
Seifenblasen bestehen aus einem dünnen ([[dipol]]aren) Wasserfilm, an dem sich innen und außen Seifenmoleküle anlagern mit einer dem Wasser zugewandten polaren, [[Hydrophilie|hydrophilen]] Carboxylat-Gruppe und einem dem Wasser abgewandten unpolaren, [[Hydrophobie|hydrophoben]] Alkylrest.<br />
<br />
Der Aufbau ähnelt dem von [[Biomembran]]en, jedoch befindet sich bei Seifenblasen das Wasser innerhalb der Membran, nicht außerhalb.<br />
<br />
=== Weshalb Seifenblasen platzen ===<br />
<br />
Eine Seifenblase entsteht, wenn sich ein dünner Wasserfilm mit Seifenmolekülen vermischt. Beim Aufblasen entsteht eine Kugelform. Infolge des [[gravitation]]sbedingten Auslaufens (''Drainage'') der zwischen den Seifenfilmoberflächen befindlichen Flüssigkeit dünnt eine Seifenblase in ihrem oberen Teil zunehmend aus. Man kann das beobachten, wenn man einen Seifenfilm auf eine Tassenöffnung zieht und dann senkrecht hält. Zudem erfolgt im Laufe des Auslaufprozesses eine Anreicherung von Seifenfilm-stabilisierenden [[Tensid]]molekülen im unteren Bereich der Seifenblase, sodass deren obere Region infolge des relativen Mangels von an die Oberfläche adsorbierten Tensidmolekülen zusätzlich destabilisiert wird. Tatsächlich platzen die meisten Seifenblasen im oberen Teil. Das Verdunsten kann man behindern, indem man die Seifenblase oder einen Seifenfilm in ein [[Weckglas|Einmachglas]] „sperrt“. Dadurch verlängert sich die Lebensdauer der Blase erheblich.<br />
<br />
Die Schichtdicke der Seifenblase lässt sich beobachten: Spiegelt die Oberfläche in bunten [[Interferenz (Physik)#Interferenzfarben|Interferenzfarben]], ist die Schichtdicke vergleichbar mit der Wellenlänge des Lichts. <!-- Wechselt die Farbe von rötlich nach blau, nimmt die Dicke auf 300 nm ab. [Stimmt nicht. siehe Diskussion „Widerspruch/Ungenauigkeit in 1.1. (Platzen) und 2.4 (Interferenz)“, jfieres] --> Bei abnehmender Schichtdicke wird die Seifenhaut zunächst farblos und zum Schluss dunkel<!--Quelle: Gerthsen Physik-->.<br />
<br />
In der Schwerelosigkeit überleben Seifenblasen mit etwa einer Minute doppelt so lang wie auf der Erde. Die Blasenwand ist dicker und gleichmäßiger und übersteht auch einen Nadelstich.<ref>{{Internetquelle | url=http://science.orf.at/stories/1742099/ | titel=Seifenblasen leben im All länger | autor=science.ORF.at/AFP | hrsg= | werk=science.ORF.at | datum=2014-07-09 | zugriff=2014-07-09}}</ref><br />
<br />
== Physikalische Grundlagen ==<br />
<br />
[[Datei:Foam - big.jpg|hochkant|mini|Anordnung von Seifenblasen im [[Schaum]]. (Schaum auf der Oberfläche eines [[Scanner (Datenerfassung)|Scanners]].)]]<br />
<br />
=== Oberflächenspannung ===<br />
<br />
Die Erzeugung von Seifenblasen ist möglich, da die Oberfläche einer Flüssigkeit – in diesem Falle des [[Wasser]]s – eine [[Oberflächenspannung]] besitzt, die zu einem [[Elastizität (Mechanik)|elastischen]] Verhalten der Oberfläche führt. Häufig wird angenommen, dass die [[Seife]] nötig ist, um die Oberflächenspannung des Wassers zu vergrößern. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die Oberflächenspannung des Seifenwassers ist nur etwa ein Drittel so groß wie die des Wassers. Seifenblasen mit reinem Wasser zu machen ist so schwierig, weil die Oberflächenspannung zu hoch ist, wodurch die Blase sofort zerplatzt. Zusätzlich verlangsamt die Seife die [[Verdunstung]], so dass die Blasen länger halten. Der Gasdruck in einer Seifenblase ist höher als der Druck außerhalb, siehe dazu unter [[Young-Laplace-Gleichung]].<br />
<br />
=== Kugelform ===<br />
<br />
Die Oberflächenspannung ist ebenfalls der Grund für die kugelförmige Gestalt der Seifenblasen. Durch Minimierung der Oberfläche zwingt sie die Blase in diese Form, da von allen möglichen Formen zu einem gegebenen Volumen die Kugel die kleinste Oberfläche aufweist. Ohne äußere Kräfte (insbesondere [[Gewichtskraft|Schwerkraft]] in Kombination mit [[Reibung|Luftreibung]]) würden alle Blasen ideale Kugelform besitzen.<ref>Sam Watons: Researchers test bubble theory in zero gravity, [http://www.timesnews.net/article.php?id=3666381 Online auf timesnews.net]</ref> Aufgrund ihres geringen Eigengewichts kommen Seifenblasen diesem Ideal in der Realität sehr nahe.<br />
<br />
=== Mehrere verbundene Seifenblasen ===<br />
<br />
Wenn zwei Seifenblasen aufeinander treffen, wirken dieselben Prinzipien weiterhin, und die Blasen nehmen die Form mit der kleinsten Oberfläche an. Ihre gemeinsame Wand wölbt sich in die größere Blase hinein, da eine kleinere Seifenblase einen höheren Innendruck besitzt. Wenn beide Seifenblasen gleich groß sind, entsteht keine Wölbung, und die Trennwand ist flach.<br />
<br />
[[Plateaus Regeln]] besagen, dass beim Zusammentreffen mehrerer Seifenblasen alle [[Winkel]] gleich groß sind. In einem [[Schaum]] mit vielen Blasen treffen immer jeweils drei Flächen in einem Winkel von 120° zusammen. Hierbei ist die Oberfläche gleichfalls minimal. Durch die gleiche Oberflächenspannung entsteht ein [[Kräftegleichgewicht]]. Jeweils vier Kanten treffen sich unter einem Winkel von etwa 109°&nbsp;28′&nbsp;16″ in einem [[Knoten (Graphentheorie)|Knoten]], auch als [[Vertex]] bezeichnet. Diese Regeln wurden im neunzehnten Jahrhundert aufgrund von experimentellen Untersuchungen vom belgischen Physiker [[Joseph Antoine Ferdinand Plateau|Joseph Plateau]] aufgestellt.<br />
<br />
=== Reflexion und Interferenz ===<br />
<br />
[[Datei:Reflexion an einer Seifenblase.svg|mini|hochkant|Reflexion]]<br />
[[Datei:Bubble interference (blue).png|mini|hochkant|Destruktive (auslöschende) Interferenz]]<br />
[[Datei:Bubble interference (red).png|mini|hochkant|Konstruktive (verstärkende) Interferenz]]<br />
<br />
Die [[Interferenzfarbe|schillernden Farben]] entstehen durch [[Interferenz (Physik)|Interferenz]] von Lichtwellen an der dünnen Seifenhaut. Die Interferenz führt innerhalb eines bestimmten Betrachtungswinkels zur Auslöschung eines Teils des [[Farbspektrum]]s. Der verbleibende Teil wird farbig wahrgenommen, da nur das komplette Farbspektrum weißes Licht ergibt.<br />
<br />
Da die Wand einer Seifenblase eine gewisse Dicke hat, wird einfallendes Licht zweimal [[Reflexion (Physik)|reflektiert]] – einmal an jeder Seite der Wand (siehe rechts).<br />
Die leicht unterschiedlichen Weglängen der beiden Lichtstrahlen (und besondere Effekte an der äußeren Wand, s.&nbsp;u.) führen zu einem [[Gangunterschied]] zwischen ihnen. Wenn der Gangunterschied <!-- Im Allgemeinen: (N+1/2)Lambda mit n=1..inf --> genau die Hälfte einer Wellenlänge beträgt, fallen die Wellentäler des einen Strahls mit den Wellenbergen des anderen zusammen (s. zweites Bild). In der Summe ergibt sich Null, also eine Auslöschung der entsprechenden Farbe. Dies nennt man destruktive Interferenz, im Gegensatz zur konstruktiven Interferenz, bei der sich die beiden Strahlen durch einen anderen Gangunterschied positiv überlagern (drittes Bild).<br />
<br />
Die tatsächliche Farbe der Seifenblase (d.&nbsp;h. die Wellenlänge des ausgelöschten Lichtes, beziehungsweise die Länge des Gangunterschiedes), ist abhängig von der Dicke der Seifenhaut und des Beleuchtungswinkels der Oberfläche. Die Abhängigkeit von der Schichtdicke kann beobachtet werden, wenn die Seifenblase durch Verdunstung ausdünnt. Mit abnehmender Dicke werden jeweils andere Farben ausgelöscht. Letztlich, wenn die Dicke der Wand kleiner ist als die Hälfte der kleinsten Wellenlänge sichtbaren Lichts, löschen sich keine sichtbaren Lichtwellen gegenseitig aus und es können keine [[Komplementärfarbe]]n mehr beobachtet werden. In diesem Zustand ist die Seifenblasenwand dünner als zwei Zehntausendstel eines Millimeters. Bei noch kleinerer Schichtdicke kann man aufgrund anderer Effekte (s.&nbsp;u.) dunkle Flecken beobachten − sie wird wahrscheinlich im nächsten Moment zerplatzen.<br />
<br />
Die Voraussetzung für Interferenzerscheinungen, die [[Kohärenz (Physik)|Kohärenz]] der Wellenzüge, ist wegen der Dünne der Schicht erfüllt. <!-- Durch die gleichzeitige Reflexion und Transmission erhält man zwei Wellenspektren, deren Phasen der Einzelwellen notwendigerweise gleich sind. [Kommentar des loeschers: Die Phasen sind NICHT gleich, sonst gäbe es keine Interferenz. und ausserdem, was ist das fuer eine Begruendung fuer Kohaerenz?] --> Zusätzlich zur unterschiedlichen geometrischen Weglänge trägt hier noch ein anderer Effekt zum Gangunterschied bei:<br />
<br />
Die direkt an der Grenzfläche Luft-Seifenhaut (Punkt X im zweiten Bild) reflektierte Welle erfährt einen [[Phasensprung]] um <math>\pi</math> bzw. <math>\tfrac \lambda2</math> während die [[Phase (Schwingung)|Phase]] der transmittierten Welle auch nach der Reflexion an der Grenzfläche Seifenhaut-Luft (Punkt O im Schaubild) unverändert ist. Hier findet kein Phasensprung statt. Der gesamte Gangunterschied setzt sich aus den unterschiedlichen Weglängen und dem Phasensprung bei der Reflexion an der äußeren Grenzfläche zusammen.<br />
<br />
Dies erklärt auch die Verdunkelung der Blase im unmittelbaren Moment vor dem Zerplatzen, wenn die Dicke der Seifenhaut auf einen sehr kleinen Wert gesunken ist: Dies liegt darin begründet, dass die transmittierte Welle, die zuvor den längeren Weg durch die Seifenhaut nahm, nun praktisch keine längere Distanz zurücklegt als die direkte reflektierte Welle und sich deshalb ihre Phase relativ zu dieser nicht ändert. Die reflektierte Welle hat allerdings den oben erwähnten Phasensprung erfahren was zur destruktiven Interferenz (Auslöschung) aller Wellen führt.<br />
<br />
Hätte eine Seifenblase überall die gleiche Wandstärke, so würde der Gangunterschied nur durch den Beleuchtungswinkel definiert, und sie würde einen gleichmäßigen Farbverlauf zeigen. Da der Flüssigkeitsfilm in einer Seifenblase, die sich durch eine Luftströmung bewegt, jedoch durch Luftreibung verwirbelt wird, ist die Wandstärke nicht homogen. Unter günstigen Bedingungen kann man diese Verwirbelungen mit bloßem Auge sehen. Schwebt die Seifenblase aber relativ ruhig, treten nur wenige Verwirbelungen auf: Man kann einzelne relativ gleichmäßige Farbbänder beobachten. Die meistens vorhandenen Dickeschwankungen aufgrund der Gravitationskraft sind relativ gleichförmig und stören den gleichmäßigen Farbverlauf nicht prinzipiell.<br />
<br />
In einem ebenen Seifenfilm sind diese Farben einfacher sichtbar zu machen. Solch ein ebener Film kann z.&nbsp;B. in einem rechteckigen oder kreisrunden Rahmen aus dünnen Polymer-Fasern oder dünnem Draht geformt werden. Optimale Bedingungen für die Sichtbarkeit der Interferenzfarben sind hier eine indirekte Beleuchtung (z.&nbsp;B. ein Blatt weißes Papier, das von einer Halogenlampe angestrahlt wird) mit 45 Grad Einfallswinkel und Beobachtung in Reflexion bei 45 Grad Ausfallswinkel. Der Hintergrund hinter dem Seifenfilm sollte dunkel sein.<br />
<br />
An den Rändern bildet der Film einen [[Meniskus (Hydrostatik)|Meniskus]] entweder mit dem Rahmen oder mit einem Flüssigkeits-Reservoir am unteren Ende des Films. In letzterem Fall ist eine Kombination aus [[Gravitation]] und [[Kapillarkraft]] die treibende Kraft, die eine inhomogene Filmdicke bewirkt.<br />
<br />
Verwirbelungen und ästhetische bewegte Muster im Bereich des Meniskus und an den Rändern mit dem Rahmen kommen durch hydrodynamische Instabilitäten zustande, bei denen höchstwahrscheinlich der [[Marangoni-Effekt]] eine wichtige Rolle spielt.<br />
<br />
=== Gefrorene Seifenblasen ===<br />
[[Datei:Frozen Ice Bubble.jpg|miniatur|Gefrorene Seifenblase auf Schnee bei −7&nbsp;°C]]<br />
Die Membran einer Seifenblase kann bei tiefen Temperaturen gefrieren, ohne zu zerplatzen. Das geschieht mit fliegenden Seifenblasen bei Temperaturen unter −10&nbsp;°C im Freien oder mit anhaftenden Seifenblasen in der Gefriertruhe. Sie sind bis zu 10 Minuten stabil. Manchmal überstehen gefrorene Seifenblasen eine Landung auf hartem und kaltem Untergrund.<ref>Ashley Leonard: [http://www.ehow.com/how_2252951_make-frozen-bubble.html How to Make a Bubble That Doesn't Pop] ehow.com, o.J., abgerufen 24. Jänner 2017.</ref><br />
<br />
Das Gefrieren einer auf Schnee liegenden Seifenblase erfolgt typisch durch Wachsen von fiederartigen Kristallen ab dem als Keim wirkenden anliegenden Schnee und kann etwa 2 Sekunden dauern.<ref>[https://plus.google.com/+pilleuspulcher/posts/3ZbXqEr5iYc Gefrierende Seifenblasen im Schnee fotografiert ...] pilleus pulcher, google+, 23. Jänner 2017, abgerufen 25. Jänner 2017. – Bilderserie.</ref><br />
<br />
== Verwendung ==<br />
=== Shows ===<br />
<br />
[[Datei:Riesenseifenblase (Englischer Garten).jpg|mini|Riesenseifenblase]]<br />
<br />
Seifenblasenshows verbinden Unterhaltung mit künstlerischer Leistung. Hohe Kunstfertigkeit ist dafür ebenso vonnöten wie perfekte Seifenblasenlösungen.<br />
<br />
Beispiele üblicher Darbietungen:<br />
<br />
* riesige Seifenblasen, die oftmals Gegenstände oder Menschen umfassen,<br />
* Handhaben der Seifenblasen mit bloßen Händen,<br />
* eckige Seifenblasen in der Form von [[Würfel (Geometrie)|Würfeln]], [[Tetraeder]]n usw.,<br />
* Verbinden von mehreren Blasen zu komplexeren Strukturen oder Skulpturen<br />
* Optisch ansprechende Effekte, zum Beispiel rauchgefüllte Blasen oder Verwendung von [[Laser]]licht,<br />
* mit [[Helium]] gefüllte Seifenblasen, die aufwärts schweben,<br />
* Verbindung von Seifenblasen und Feuer.<br />
<br />
=== Seifenblasen in der Mathematik ===<br />
<br />
Ein Seifenfilm formt eine natürliche [[Minimalfläche]]. Minimalflächen stehen schon seit dem 19. Jahrhundert im Blickpunkt mathematischer Forschung. Ein wesentlicher Beitrag dazu waren die Experimente des belgischen Physikers [[Joseph Plateau]] (vgl. [[Plateau-Problem]]).<br />
<br />
Ein Beispiel: Schon 1884 wurde von [[Herrmann Amandus Schwarz]] bewiesen, dass eine kugelförmige Seifenblase die kleinstmögliche Oberfläche eines bestimmten Luftvolumens besitzt. Jedoch erst in den letzten Jahrzehnten wurde mit Hilfe der [[Geometrische Maßtheorie|geometrischen Maßtheorie]] eine angemessene Sprache für solche Probleme gefunden. Im Jahr 2000 gelang es [[Michael Hutchings]], [[Frank Morgan]], [[Manuel Ritoré]] und [[Antonio Ros]] zu beweisen, dass zwei verbundene Seifenblasen (eine sog. ''[[Doppelblase]]'') zwei verschieden große Luftvolumina mit der kleinstmöglichen Oberfläche umschließen (auch ''[[Doppelblasen-Theorem]]'', engl. ''Double Bubble Theorem'' genannt).<!--Wo ist das Ende dieses Satzes?--><ref>Michael Hutchings; Frank Morgan; Manuel Ritoré; Antonio Ros: ''Proof of the double bubble conjecture''. In: ''Announc. Amer. Math. Soc.'', 2000, 6 S. 45–49, [http://www.ams.org/era/2000-06-06/S1079-6762-00-00079-2/S1079-6762-00-00079-2.pdf pdf].</ref><br />
<br />
=== Seifenblasen in der Architektur ===<br />
Lange Zeit waren Seifenblasen das einzige Mittel zur zuverlässigen [[Winkelmessung#Neigungsmessung|Bestimmung der optimalen Neigung]] von nicht-trivialen Dachkonstruktionen auf Basis von Seilsystemen und Tragbögen. Dazu wurde die Konstruktion als Rahmen aus Draht geformt und dann in Seifenwasser getaucht. Beim vorsichtigen Herausziehen ergaben sich Kurvenverläufe, die als das experimentell gefundene Optimum der Form zu gelten hatten. Durch Fotografie und andere Methoden wurde das Ergebnis fixiert und auf die zugehörigen Konstruktionszeichnungen übertragen. Die jeweilige [[Baustatik|Statik]] für die vorgegebene Form ließ sich dann mit anderen Methoden bestimmen. Ein Beispiel dieser Methodik ist das [[Olympiagelände (München)|Olympiagelände München]].<ref>Ansgar Mönter: [http://www.nw-news.de/owl/bielefeld/mitte/mitte/?em_cnt=4854978 Der mit der Seifenblase], vom 17. August 2011.</ref><br />
<br />
=== Seifenblasen als Spielzeug ===<br />
<br />
[[Datei:Bubbles - Sir John Everett Millais.png|mini|[[John Everett Millais]]: ''Bubbles'' (1886)]]<br />
<br />
Eine der frühesten künstlerischen Darstellungen von Seifenblasen als Kinderspielzeug findet sich in [[Pieter Bruegel der Ältere|Pieter Bruegels]] Gemälde ''[[Die Kinderspiele]]'' von 1560, woraus sich schließen lässt, dass Seifenblasen bereits seit mindestens 500 Jahren von Kindern zum Zwecke der Unterhaltung verwendet werden. Die Massenproduktion von Seife begann im 19. Jahrhundert, wobei der Seifenhersteller ''Pears'' zur Vermarktung insbesondere auch [[John Everett Millais]]’ Gemälde ''Seifenblasen'' („Bubbles“) nutzte, das dessen Enkel beim Spiel mit Seifenblasen zeigt.<br />
<br />
1948 entwickelte der Chemiker Rolf Hein eine neue Formel für ein Waschmittel, das allerdings den Nachteil hatte, zu sehr zu schäumen. Er ließ die flüssige Seife in Flaschen abfüllen, fügte eine Blasring aus einer zum Ring gebogenen feinen Federdrahtwendel mit Stiel hinzu und verkaufte das Produkt unter dem [[Marke (Marketing)|Markennamen]] ''[[Pustefix]]'' gezielt als Kinderspielzeug. Seitdem sind zur Herstellung von Seifenblasen vorwiegend Kombinationen von mit Lauge gefüllten Plastikröhrchen und Pusterohr im Gebrauch.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* [[Charles Boys|C. V. Boys]]: ''Soap-Bubbles. Their colors and the forces which mold them''. Dover Publications, New York 1990, ISBN 0-486-20542-8<br />
* Hannelore Dittmar-Ilgen: ''Warum platzen Seifenblasen. Physik für Neugierige''. Hirzel-Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-7776-1149-2<br />
* Cyriel Isenberg: ''The Science of Soap Films and Soap Bubbles''. Tieto Books, Clevedon North Somerset 1978, ISBN 0-905028-02-3<br />
* J. Vogel: ''Gerthsen Physik''. Springer Lehrbuch. Springer Verlag, Heidelberg<br />
* C. V. Boys: ''Seifenblasen und die Kräfte, die sie formen'', Natur und Wissen, Band W 13, Desch, München 1961<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
{{Commons|Soap bubble|Seifenblase}}<br />
{{Wiktionary}}<br />
* [http://www.science-days.de/exp/04-99/04-99ex.htm Experimente]<br />
* [http://www.ugr.es/~ritore/bubble/bubble.htm Beweis des Doppelblasen-Theorems]<br />
* [http://www.waschkultur.de/geschichte.htm Die Geschichte der Herstellung von Seife]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /><br />
<br />
{{Gesprochene Version<br />
| datei = Seifenblase.ogg<br />
| länge = 11:39 min<br />
| größe = 3,1 MiB<br />
| datum = 27. September 2004<br />
| version = 2693537<br />
}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4180735-2}}<br />
<br />
[[Kategorie:Physikalisches Spielzeug]]<br />
[[Kategorie:Seife]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Science_Fair&diff=171395552Science Fair2017-11-26T05:53:21Z<p>WhatamIdoing: /* Forschungsprojekte */ File:Guatemalan Boy and His Science Project.jpg</p>
<hr />
<div>[[Datei:Science fair exhibit butterflies.jpg|miniatur|hochkant=1.5|Grundschüler-Exponate auf der ''Science Fair'' eines amerikanischen Schulbezirks]]<br />
Als '''Science Fair''' ([[Englische Sprache|engl.]] für „Forschungsausstellung“) wird in den englischsprachigen Ländern ein [[Schülerwettbewerb|schulischer Wettbewerb]] bezeichnet, bei dem Schüler aller Klassenstufen im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung wissenschaftliche Projekte ihrer Wahl vorstellen können. Die Teilnahme ist freiwillig. Die Projekte und Exponate werden von einer Jury begutachtet; herausragende Leistungen werden mit Preisen ausgezeichnet.<br />
<br />
''Science Fairs'' werden auf lokaler, regionaler, [[Bundesstaat (Vereinigte Staaten)|bundesstaatlicher]], nationaler und internationaler Ebene veranstaltet.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Science fair exhibit fruit and vegetable power.jpg|mini|hochkant|Das Exponat einer Grundschülerin zeigt [[galvanische Zelle]]n aus Kartoffel und Zitrone]]<br />
<br />
In den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] wurden ''Science Fairs'' in den 1950er Jahren populär, nachdem die Entwicklung von [[Kernwaffe]]n und des [[Fernsehen]]s ein verstärktes Interesse der Öffentlichkeit an Wissenschaft und Technik geweckt hatten. Bereits 1950 wurde in [[Washington, D.C.]] die ''International Science and Engineering Fair'' (ISEF) ins Leben gerufen, die seit 1997 von [[Intel Corporation|Intel]] gesponsert wird und die bis heute der weltweit größte internationale Schüler-Wissenschaftswettbewerb ist.<ref>[http://www.societyforscience.org/isef/ Offizielle Website der ISEF]</ref><br />
<br />
== Forschungsprojekte ==<br />
Schüler, die auf einer ''Science Fair'' ein Forschungsprojekt (''science project'') vorstellen wollen, können ihr Thema frei wählen. Da im Englischen unter dem Begriff „Science“ in erster Linie [[Naturwissenschaft]] verstanden wird – und nicht [[Wissenschaft]] in ihrer Gesamtheit –, wählen die meisten Schüler naturwissenschaftliche oder technische Projekte. Immer wieder stellen einzelne Schüler jedoch auch z.&nbsp;B. soziologische oder psychologische Forschungsprojekte vor.<br />
[[Datei:Guatemalan Boy and His Science Project.jpg|links|miniatur|Ein Junge mit seinem Darstellungsprojekt]]<br />
<br />
Bei den naturwissenschaftlichen und technischen Projekten werden drei Typen unterschieden. Experimentellen Projekten (''experimental projects'') liegt ein [[Experiment|wissenschaftliches Experiment]] zugrunde. Bei technischen Projekten (''engineering projects'') besteht die Herausforderung darin, ein technisches Problem zu lösen. Darstellungsprojekte (''display projects'') veranschaulichen visuell oder auf andere Weise einen Sachverhalt, den die Natur selbst so anschaulich nicht darstellt. Bei Grundschülern beliebt sind z.&nbsp;B. Modelle des [[Planetensystem]]s oder des Aufbaus von [[Vulkan]]en.<br />
<br />
Aufgrund der starken Verbreitung von ''Science Fairs'' ist im amerikanischen Buchmarkt eine breite Nische für einschlägige Literatur entstanden, die von allgemeinen Ratgebern bis hin zu Sammlungen detailliert ausgearbeiteter Projektvorschläge reicht.<br />
<br />
== Diskussion ==<br />
In den englischsprachigen Ländern werden Forschungsprojekte von den Schülern auch im Unterricht entwickelt und durchgeführt. ''Science Fairs'' bieten jedoch Gelegenheit, auch solche Forschungsprojekte zu verwirklichen, die den Rahmen dessen sprengen würden, was im Unterricht möglich ist. Ein weiterer Vorteil von ''Science Fairs'' besteht darin, dass Schüler mit starkem Interesse an Naturwissenschaft und Technik auf diesem Forum, das sehr viel öffentlicher ist als die Schule selbst, Verbindungen zu Förderern (z.&nbsp;B. Hochschullehrern) aufzunehmen, mit denen sie sonst nicht in Kontakt kämen.<br />
<br />
Gelegentlich wird gegen die Institution der ''Science Fair'' jedoch auch Kritik vorgebracht. Ihre Gegner kritisieren, dass der Akzent dieser Veranstaltungen häufig so sehr auf dem Wettbewerb liege, dass viele Schüler, die an Wissenschaft und Technik zunächst eigentlich interessiert seien, entmutigt würden.<ref>[http://www.csun.edu/~lg48405/vsf/ch1/ch1_wha.html What is a Science Fair?]</ref><br />
<br />
== Bedeutende überregionale Science Fairs ==<br />
=== International ===<br />
* [[European Union Contest for Young Scientists]]<br />
* [[Intel International Science and Engineering Fair]]<br />
<br />
=== Irland ===<br />
* [[Young Scientist and Technology Exhibition]]<br />
<br />
=== Kanada ===<br />
* [[Canada-Wide Science Fair]]<br />
<br />
=== Vereinigte Staaten ===<br />
* California State Science Fair<br />
* Massachusetts State Science Fair<br />
* New York State Science and Engineering Fair<br />
<br />
== Kulturelle Bedeutung ==<br />
''Science fairs'' spielen im Leben amerikanischer Kinder und Jugendlicher eine große Rolle. Sie sind in vielen Filmen und Fernsehserien dargestellt worden; in den Vereinigten Staaten sind sie ein wichtiger Teil der Populärkultur.<br />
<br />
'''Auswahl von Filmen, in denen ''Science Fairs'' vorkommen:'''<br />
* ''The Effect of Gamma Rays on Man-in-the-Moon Marigolds'' (1972)<br />
* [[Was für ein Genie]] (1985)<br />
* ''The Manhattan Project'' (1986)<br />
* [[Race the Sun – Im Wettlauf mit der Zeit]] (1986)<br />
* ''Ransom'' (1996)<br />
* [[October Sky]] (1999)<br />
* [[Osmosis Jones]] (2001)<br />
* ''Strangers With Candy'' (2005)<br />
* [[Triff die Robinsons]] (2007)<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Jugend forscht]]<br />
* [[Schweizer Jugend Forscht]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Maxine Levaren: ''Science Fair Projects for Dummies'', For Dummies, 2002. ISBN 0-7645-5460-3<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
Alle aufgeführten Webseiten sind englischsprachig:<br />
* [http://www.ScienceProject.com Allgemeine Informationen und Ideen für Science Fair-Projekte]<br />
* [http://www.cool-science-projects.com Cool Science Projects]<br />
* [http://physics.usc.edu/~gould/ScienceFairs/ The WWW Virtual Library: Science Fairs]<br />
* [http://sciencecastle.com Easy Science Experiment Projects]<br />
* [http://www.all-science-fair-projects.com/ all-science-fair-projects.com] Ideen für Science Fairs<br />
* [http://sciencefairproject.virtualave.net Science Fair Projects on the web]<br />
* [http://www.sciencefairprojects-ideas.com Science Fair Projects Ideas]<br />
<br />
[[Kategorie:Wissenschaftspraxis]]<br />
[[Kategorie:Schülerwettbewerb]]<br />
[[Kategorie:Erstverleihung 1950]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Polystyrol&diff=171106242Polystyrol2017-11-17T18:38:56Z<p>WhatamIdoing: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Polymer<br />
| Strukturformel = [[Datei:Polystyrene skeletal.svg|90px|Struktur von Polystyrol]]<br />
| Polymertyp = 1<br />
| Andere Namen = * Polystyren<br />
* Poly(1-phenylethylen) ([[IUPAC]])<ref>{{cite journal |last1=Kahovec|first1=J. |last2=Fox|first2=R. B.|last3=Hatada|first3=K.|title=Nomenclature of regular single-strand organic polymers (IUPAC Recommendations 2002) |journal=Pure and Applied Chemistry |date=2002-01-01|volume=74|issue=10|doi=10.1351/pac200274101921}}</ref><br />
* [[Kurzzeichen (Kunststoff)|Kurzzeichen]]: PS<br />
| CAS = 9003-53-6<br />
| Polymerart = [[Thermoplast]]<br />
| Beschreibung = transparent; amorph oder teilkristallin<br />
| Bausteine = [[Styrol]]<br />
| Summenformel = C<sub>8</sub>H<sub>8</sub><br />
| Molare Masse = 104,15 g·[[mol]]<sup>−1</sup><br />
| Aggregat = fest<br />
| Dichte = 1050&nbsp;kg/m<sup>3</sup> (fest)<ref name="RIWETA">[http://www.kern.de/cgi-bin/riweta.cgi?nr=2101&lng=1 Datenblatt Polystyrol (PS)] aus Werkstoffdatenbank RIWETA 4.1, abgerufen am 31. Oktober 2015.</ref><br />
| Glastemperatur = 100&nbsp;°C<ref name="RIWETA" /><br />
| Druckfestigkeit = <br />
| Härte = <br />
| Schlagzähigkeit = <br />
| Kristallinität = <br />
| Elastizitätsmodul = <br />
| Poissonzahl = <br />
| Wasseraufnahme = <br />
| Löslichkeit = <br />
| Elektrische Leitfähigkeit = 10<sup>−16</sup> [[Siemens (Einheit)|S]]/[[Meter|m]] <!-- Einzelnachweis? --><br />
| Bruchdehnung = <br />
| Chemische Beständigkeit = <br />
| Viskositätszahl = <br />
| Wärmeformbeständigkeit = <br />
| Wärmeleitfähigkeit = 0,17 W·m<sup>−1</sup>·K<sup>−1</sup><ref name="RIWETA" /><br />
| Thermischer Ausdehnungskoeffizient = <br />
| Quelle GHS-Kz = NV<br />
| GHS-Piktogramme = {{GHS-Piktogramme|/}}<br />
| GHS-Signalwort = <br />
| H = {{H-Sätze|/}}<br />
| EUH = {{EUH-Sätze|/}}<br />
| P = {{P-Sätze|/}}<br />
| Quelle P = <br />
| Quelle GefStKz = NV<br />
| Gefahrensymbole = {{Gefahrensymbole|/}}<br />
| R = {{R-Sätze|/}}<br />
| S = {{S-Sätze|/}}<br />
}}<br />
<br />
'''Polystyrol''' ([[Kurzzeichen (Kunststoff)|Kurzzeichen]] '''PS''') ist ein transparenter, geschäumt weißer, [[amorph]]er oder [[teilkristallin]]er [[Thermoplast]]. Amorphes Polystyrol ist ein weit verbreiteter ([[Massenkunststoff|Standard-]]) [[Kunststoff]], der in vielen Bereichen des täglichen Lebens zum Einsatz kommt.<ref name="plasticseurope.org">{{Internetquelle |url= http://www.plasticseurope.org/cust/documentrequest.aspx?DocID=62506 |titel=Plastics the Facts 2014/2015 auf plasticseurope.org |zugriff=2015-06-10}}</ref> '''Expandiertes Polystyrol''' (EPS) und '''extrudiertes Polystyrol''' (XPS) werden als [[Schaumstoff]]e eingesetzt.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Bereits 1839 beobachtete der Apotheker [[Eduard Simon (Apotheker)|Eduard Simon]] in [[Berlin]], dass [[Styrol]] über mehrere Monate zu einer gallertartigen dickflüssigen Masse verdickt, die er in Annahme einer Oxidation ''Styroloxyd'' nannte.<ref>E. Simon: ''Über den flüssigen Storax (Styryx liquidus).'' In [[Liebigs Annalen der Chemie]], Band&nbsp;31 (1839), S.&nbsp;265, {{DOI|10.1002/jlac.18390310306}}; zitiert in ''Kunststoff-Handbuch'' Band&nbsp;V Polystyrol, S.&nbsp;87 (1969).</ref> Sechs Jahre später berichteten John Buddle Blyth und [[August Wilhelm von Hofmann]], dass die Umwandlung ohne Auf- oder Abgabe irgendeines Elementes geschehe und lediglich durch die molekulare Veränderung des Styrols erfolge, und benannten das Styroloxyd zu ''Metastyrol'' um.<ref>J. Blyth, A.&nbsp;W. Hofmann: ''Über das Styrol und einige seiner Zersetzungsprodukte.'' In Liebigs Annalen der Chemie, Band&nbsp;53 (1845), S.&nbsp;289, [[DOI:10.1002/jlac.18450530302]], zitiert in Kunststoff-Handbuch Band&nbsp;V Polystyrol, S.&nbsp;87 (1969).</ref> Die Bezeichnung ''Polystyrol'' wurde erstmals von [[Abraham Kronstein]] benutzt, der darunter allerdings ein gel-artiges Zwischenprodukt verstand, das dann mit Styrol das glasartige ''Metastyrol'' bilden sollte.<ref>{{Literatur|Autor=A. Kronstein|Titel=Zur Kenntniss der Polymerisation|Sammelwerk=Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft|Band=35|Nummer=4|Datum=1902-10-01|Seiten=4150–4153|ISSN=1099-0682|DOI=10.1002/cber.19020350454}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=A. Kronstein|Titel=Zur Kenntniss der Polymerisation|Sammelwerk=Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft|Band=35|Nummer=4|Datum=1902-10-01|Seiten=4153–4157|ISSN=1099-0682|DOI=10.1002/cber.19020350455}}</ref><br />
<br />
1931 wurde im [[I.G. Farben|I.G.-Farben]]-Werk in [[Ludwigshafen am Rhein]] mit der technischen Herstellung von Polystyrol begonnen. Die Verwendung als Schaumkunststoff ('''Styropor''') wurde 1949 von [[Fritz Stastny]] und seinem Chef [[Rudolf Gäth]] bei der [[BASF]] entwickelt, 1950 zum Patent angemeldet<ref>{{Patent|Land=US|V-Nr=2681321|Titel=Production of porous materials from film-forming organic thermoplastic masses|V-Datum=|Erfinder= Stastny Fritz, Gaeth Rudolf}}</ref> und 1952 auf der Kunststoffmesse in Düsseldorf vorgestellt. In den USA wurde es als Styrofoam von [[Ray McIntire]] bei [[Dow Chemical]] Company entwickelt (Patent 1944).<br />
<br />
Mittlerweile gehört Polystyrol zu den [[Standardkunststoffe]]n und nimmt in der Produktionsrangfolge nach [[Polyethylen]], [[Polypropylen]] und [[Polyvinylchlorid]] den vierten Platz ein. Der Anteil am Kunststoffverbrauch betrug 2004 mit ca. 11,3 Millionen Tonnen ca. 6 %.<ref>Wolfgang Glenz: ''Polystyrol (PS)'', in Kunststoffe 10/2004, S.&nbsp;72.</ref> 2007 betrug die Gesamtproduktionskapazität für Standard-Polystyrol und schlagzähes Polystyrol ca. 15 Millionen Jahrestonnen, die durchschnittliche Auslastung von 70 % bei kaum steigendem Verbrauch führte dazu, dass Kapazitäten abgebaut wurden.<ref>Wolfgang Glenz: ''Polystyrol (PS),'' in Kunststoffe 10/2007, S.&nbsp;70.</ref><br />
<br />
== PS-Typen ==<br />
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über Polystyrol-[[Homopolymere]].<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
!<br />
!Kurzbezeichnungen<ref>nach DIN EN ISO 1043-1</ref><br />
!Andere Kurzbezeichnungen<br />
|-<br />
!Standard-Polystyrol, Normal-Polystyrol<br />
|<br />
|Standard-PS, Normal-PS, GPPS<br />
|-<br />
!Polystyrol syndiotaktisch<br />
|PS-S, PS-(M)<br />
|sPS<br />
|-<br />
!Polystyrolschaum und schäumbares Polystyrol<br />
|PS-E<br />
|EPS<br />
|}<br />
<br />
<small>GPPS leitet sich von der englischen Bezeichnung ''General Purpose Polystyrene'' ab, EPS von ''Expanded Polystyrene''.</small><br />
<br />
Diese Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Polystyrol-[[Copolymere]]:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! Styrol-Butadien-Pfropfcopolymere <br />
| SB<br />
|-<br />
! Styrol-Butadien-Blockcopolymere <br />
| [[Styrol-Butadien-Styrol|SBS]]<br />
|-<br />
! Styrol-Acrylnitril-Copolymere <br />
| [[Styrol-Acrylnitril|SAN]]<br />
|-<br />
! Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymere <br />
| [[Acrylnitril-Butadien-Styrol|ABS]]<br />
|-<br />
! vernetztes Polystyrol <br />
| [[Vernetztes Polystyrol|PS-X]]<br />
|}<br />
<br />
'''Taktizität'''<br />
<br />
[[Taktizität]] beschreibt bei Polystyrol, inwieweit die [[Phenylgruppe]] in der Polymerkette gleichmäßig ausgerichtet (angeordnet) ist. Die Taktizität hat starke Auswirkungen auf die Eigenschaften des Kunststoffs. Standard-Polystyrol ist ataktisch.<br />
<br />
[[Datei:Polystyrene tacticity de.svg]]<br />
<br />
== Herstellung ==<br />
[[Datei:Styrol.svg|mini|150px|Strukturformel des Monomers Styrol]]<br />
Polystyrol wird durch die Polymerisation von [[Styrol]] gewonnen. Eine große Zahl von Polymeren wird durch [[Kettenpolymerisation]] hergestellt, u.a. vier der fünf mengenmäßig wichtigsten Kunststoffe, nämlich Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyvinylchlorid (PVC) und eben auch Polystyrol (PS). Styrol weist außergewöhnliche Polymerisationseigenschaften auf, es kann [[Kettenpolymerisation#Radikalische_Kettenpolymerisation|radikalisch]], [[Kettenpolymerisation#Kationische_Kettenpolymerisation|kationisch]], [[Kettenpolymerisation#Anionische_Polymerisation|anionisch]] oder mittels [[Ziegler-Natta-Katalysator]]en polymerisiert werden.<br />
<br />
Es gibt gegenwärtig zwei Verfahren zur Styrolherstellung mit technischer Bedeutung, die Dehydrierung von [[Ethylbenzol]] und das SM/PO-Verfahren. Im Jahr 2012 betrug die jährliche Weltproduktion von Styrol etwa 20 Millionen Tonnen.<br />
<br />
Das Rohpolymerisat liegt als Flüssigkeit vor, die aushärten kann. Der fertige Kunststoff kommt als [[Kunststoffgranulat|Granulat]] in den Handel, um als extrudierbares Polystyrol (XPS) zu Plastikteilen oder Behältern (z.&nbsp;B. Lebensmittelverpackungen mit Alu-Heißsiegeldeckel) verarbeitet zu werden. Expandierbares Polystyrol (EPS) erhält während der Polymerisation zu festen Kügelchen Gaseinschlüsse. Die Kügelchen werden zum Verarbeiter transportiert. Werden die Kügelchen dort unter Wasserdampf etwas über 100&nbsp;°C erwärmt, expandiert das Gas und der thermoplastische Kunststoff bläht sich auf. Die Ränder der Blasen verschmelzen. Es entsteht ein geformter Festkörper, je nach Form ist alles von einfachen Platten bis geometrisch komplizierten Formteilen möglich.<br />
<br />
== Eigenschaften ==<br />
=== Physikalische Eigenschaften ===<br />
Die Dichte von festem Polystyrol liegt zwischen 1040 und 1090&nbsp;kg/m<sup>3</sup>, aufgeschäumtes Polystyrol ([[Graues EPS|EPS]] oder auch PS-E) hat eine Dichte zwischen 15 (Dämmung am Bau) und 90&nbsp;kg/m<sup>3</sup> (Skihelm).<br />
<br />
Expandiert hat Polystyrol eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit (≈ 0,03 W/(m·K) Die Wärmeleitfähigkeit von EPS liegt zwischen 0,032 (gräuliche Platten), und 0,035 (weiße Dämmplatten), früher meist 0,04).<br />
<br />
=== Mechanische Eigenschaften ===<br />
[[Datei:Food Polarization-Dierking.jpg|thumb|Glasklares Polystyrol zeigt [[Doppelbrechung]].]]<br />
Festes amorphes Polystyrol ist glasklar, hart und schlagempfindlich. Es erzeugt einen spröden, scheppernden, fast glasartigen Klang beim Beklopfen (Butterdosen). Beim Biegen oder Brechen riecht es deutlich nach Styrol. Polystyrol ist in allen Farben einfärbbar. Massives Polystyrol neigt zur [[Spannungsriss]]bildung. Es ist wenig wärmebeständig, ab 55&nbsp;°C setzt eine Beschleunigung der Alterung ein, weshalb es nur bis 70&nbsp;°C einsetzbar ist. Die [[Glasübergangstemperatur]] liegt, je nach Verarbeitungsbedingungen, bei ca. 100&nbsp;°C, die [[Schmelztemperatur]] beträgt bei [[isotaktisch]]em Polystyrol 240&nbsp;°C und bei [[syndiotaktisch]]em 270&nbsp;°C. [[Ataktisch]]es Polystyrol liegt als amorpher Feststoff vor und besitzt keine Schmelztemperatur.<ref name="BT">Universität Bayreuth: ''Skript zum Praktikum Makromolekulare Chemie WS 06/07'', Versuch: Koordinative Polymerisation.</ref> Ataktisches Polystyrol ist ein kostengünstiger Kunststoff mit großem Marktanteil, syndiotaktisches PS wird bislang nur für Spezialanwendungen verwendet, isotaktisches PS ist wegen seiner geringen Kristallisationsgeschwindigkeit industriell uninteressant.<br />
<br />
Geschäumtes Polystyrol ist weiß und undurchsichtig. Es hat im Vergleich zu festem Polystyrol eine geringere mechanische Festigkeit, aber eine höhere Elastizität.<br />
<br />
=== Chemische Eigenschaften ===<br />
Polystyrol ist gegen wässrige [[Alkalische Lösung|Laugen]] und [[Mineralsäuren]] gut beständig, gegenüber unpolaren [[Lösungsmittel]]n wie [[Leichtbenzin|Benzin]] und längerkettigen [[Ketone]]n und [[Aldehyde]]n nicht. Es ist [[UV]]-empfindlich.<br />
<br />
Polystyrol kann z.&nbsp;B. mit [[Dichlormethan]] angelöst und nahezu nahtlos verschweißt werden.<br />
<br />
[[Syndiotaktisch]]es Polystyrol kristallisiert ausreichend schnell, um im typischen [[Spritzguss]]verfahren als Konstruktionswerkstoff, insbesondere wegen seiner extremen Chemikalien-, Heißwasser- und Kühlmittelbeständigkeit, eine Alternative zu etablierten technischen Kunststoffen zu bieten. Es wird unter Verwendung von [[Metallocen]]-Katalysatoren hergestellt.<br />
<br />
[[Datei:Styropian.JPG|mini|Ein Stück expandiertes Polystyrol (EPS)]]<br />
Schon wenig von Lösemitteln wie [[Aceton]], [[Essigsäureethylester]] oder [[Toluol]] genügt, um ein relativ großes Volumen Polystyrolschaum zu „zerfressen“, indem das im Schaum eingeschlossene Treibgas freigesetzt wird.<br />
<br />
=== Brandverhalten ===<br />
Polystyrol brennt mit leuchtend gelber, stark rußender Flamme. Das dabei freiwerdende [[Styrol]] hat einen blumig-süßlichen Geruch; in der Praxis besitzen die Dämpfe durch Zusätze jedoch oft einen stechenden Geruch.<br />
<br />
Das Brandverhalten von expandiertem Polystyrol wird davon dominiert, dass es bei Temperaturen wenig über 100&nbsp;°C schmilzt und dann abtropft, wobei die Tropfen (auch aufgrund der geringen Masse und der damit zusammenhängenden schlechten Wärmeabfuhr) Feuer fangen können und dann brennend abtropfen. Das Material zersetzt sich oberhalb von etwa 300&nbsp;°C, frei werden Styrol (Flammpunkt von ca. 31&nbsp;°C) und etwaig vorhandene Reste vom eventuell verwendeten Treibmittel [[Pentan]] (Flammpunkt ca. −50&nbsp;°C), diese Stoffe entzünden sich alsbald, was zu Entzündung und Brennen des (abtropfenden) Polystyrols und weiterem Schmelzen beiträgt.<ref>J. M. Davies: ''Lightweight Sandwich Construction'', Blackwell Wissenschafts-Verlag GmbH, Berlin, 2001, ISBN 0-632-04027-0, S.&nbsp;35.</ref> Abtropfendes brennendes Polystyrol kann zu einer Brandausbreitung durch Sekundärbrände führen.<br />
<br />
Durch geeignete [[Flammschutzmittel]] kann die Brennbarkeit von (expandiertem) Polystyrol reduziert werden. Bislang wurden dafür oftmals [[polybromierte Diphenylether]] oder [[Hexabromcyclododecan]] als [[Additiv]]e verwendet. Diese Flammschutzmittel spalten bei der Verbrennung [[brom]]&shy;haltige Gase ab, brechen dadurch die bei der Verbrennung eintretenden Radikal-[[Kettenreaktion (Chemie)|Kettenreaktionen]] durch [[Flammschutzmittel|Abfangen des Sauerstoffs]] ab und hemmen so die Verbrennung; dabei können [[polybromierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane]] entstehen. Bromhaltige Flammschutzmittel sind umwelt- und gesundheitsschädlich.<br />
<br />
=== Wetterfestigkeit ===<br />
Polystyrol ist zwar beständig gegen Wassereinwirkung, verrottet jedoch, wenn es [[Ultraviolett|UV]]-Strahlung ausgesetzt ist. Polystyrol versprödet unter Lichteinwirkung relativ schnell und neigt dann zur Spannungsrissbildung. Die [[Photooxidation]] von Polystyrol tritt bei Wellenlängen von <math>\lambda</math> = 253,7&nbsp;nm auf, wobei die [[chromophore]]n Gruppen absorbieren und zahlreiche Zersetzungsprodukte ([[Hydroperoxid]]e, Hydroxyl- und Carbonylverbindungen, aliphatische und aromatische [[Keton]]e, [[Peroxyester]], flüchtige Verbindungen wie [[Benzaldehyd]] und [[Acetophenon]]) entstehen, Strahlung <math>\lambda</math> größer als 300&nbsp;nm wird nicht absorbiert.<ref>Bénédicte Mailhot, Jean-Luc Gardette: ''Polystyrene Photooxidation, 1. Identification of the IR-Absorbing Photoproducts Formed at Short and Long Wavelengths'', in: ''[[Macromolecules]]'', '''1992''', ''25''&nbsp;(16), S.&nbsp;4119–4126 ({{DOI|10.1021/ma00042a012}}).</ref><br />
<br />
=== Wirkung auf Organismen und die Umwelt ===<br />
Polystyrol ist [[physiologisch]] unbedenklich und für Lebensmittelverpackungen uneingeschränkt zugelassen.<br />
<br />
Allerdings sind, wie oben bereits dargestellt, bromierte Flammschutzadditive auch in Verpackungen<ref name="ivv.fraunhofer.de" /><ref name="Udo Knauf 2005" /> und deren [[Migration (Chemie)|Migration]] in Lebensmittel nicht auszuschließen.<ref>{{Literatur | Autor = Max Müller | Titel = Zum Stofftransport schwer flüchtiger Additive in Polymerbeschichtungen. Untersuchungen mit Hilfe der konvokalen Mikro-Raman-Spektroskopie | Verlag = scientific Publishing | Ort = Karlsruhe | Jahr = 2012 | ISBN = 978-3-86644-997-8 | Online = {{Google Buch | BuchID = xcbP6nzU9zwC | Seite = 1 | Hervorhebung = Migration+Flammschutzmittel+Lebensmittel }} }}</ref> Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Zellkulturen durch eine Aufweichung des Materials unter Kulturbedingungen negativ beeinflusst werden können.<ref>Andrei P. Sommer, Mike Kh. Haddad, Hans-Joerg Fecht: ''It is Time for a Change: Petri Dishes Weaken Cells.'' In: ''Journal of Bionic Engineering.'' 9, 2012, S.&nbsp;353–357, {{DOI|10.1016/S1672-6529(11)60125-X}}.</ref> <br />
<br />
Das Flammschutzmittel [[Hexabromcyclododecan]] (HBCD), das dem Polystyrol für Dämmplatten und Hartschaumplatten beigefügt wird, ist gemäß der [[CLP-Verordnung]] als „sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung“ eingestuft.<ref name="STO">{{Webarchiv | url=http://www.sto.at/webdocs/0000/SDB/M_02698-068_0101_DE_01_02.PDF | wayback=20141126210639 | text=Sto-Polystyrol Dämmplatten}} (PDF; 71&nbsp;kB)</ref><ref name="EG-VO1272">{{Internetquelle |url=http://www.reach-clp-helpdesk.de/de/Downloads/VO-Gesetze/Berichtigung-der-Verordnung-1272-2008-110120.pdf?__blob=publicationFile&v=2 |titel=Berichtigung der Verordnung (EG) Nr.&nbsp;1272/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen |datum=16. Dezember 2008 |werk=Amtsblatt der Europäischen Union |zugriff=2013-01-21 |format=PDF; 780 kB}}</ref> Es ist nur relativ schwer abbaubar (persistent) und toxisch für aquatische Organismen mit einem sehr hohen [[Bioakkumulation]]s- und [[Biomagnifikation]]&shy;spotenzial.<ref name="NDR2" /><ref>[http://www.umweltprobenbank.de/de/documents/profiles/analytes/17212 Hexabromcyclododecan] in der [[Umweltprobenbank]] des Bundes</ref> Die [[Migration (Chemie)|Migration]] in die Umwelt aus unbeschädigtem geschäumtem Polystyrol ist mengenmäßig gering,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/2375.pdf |autor=Sabine Kemmlein, Oliver Hahn, Oliver Jann (BAM) |titel=Emissionen von Flammschutzmitteln aus Bauprodukten und Konsumgütern, Umweltforschungsplan, Forschungsbericht 299 65 321, UBA-FB 000475 |hrsg=Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit |datum=September 2003 |zugriff=2013-01-21 |format=PDF; 3,97 MB}}</ref> Emissionen können bei Brand, Photolyse und Recycling auftreten.<br />
<br />
'''Biologischer Abbau'''<br />
<br />
2015 entdeckten Forscher der [[Stanford University]], dass [[Mehlwürmer]] in der Lage sind, Polystyrol zu verzehren und in [[Kohlenstoffdioxid|CO<sub>2</sub>]] und verrottbaren [[Kot]] zu zersetzen. Die Verzehrmenge von hundert Larven lag bei 34–39 mg täglich. Nach dem einmonatigen Experiment konnte kein Unterschied zwischen dem Gesundheitszustand von Mehlwürmern festgestellt werden, die sich von Polystyrol ernährten und solchen, die konventionelle [[Nahrung]] zu sich nahmen. Der Verdauungsvorgang ist im Einzelnen bislang unerforscht.<ref>{{Internetquelle |url=http://news.stanford.edu/pr/2015/pr-worms-digest-plastics-092915.html |autor=Jordan, Rob. |titel=Plastic-eating Worms May Offer Solution to Mounting Waste, Stanford Researchers Discover. |hrsg=Stanford News |datum=September 2015 |zugriff=2017-04-26}}</ref><br />
<br />
== Copolymere ==<br />
Polystyrol-Homopolymer besitzt als Werkstoff ein hervorragendes Eigenschaftsprofil, wenn Transparenz, Oberflächengüte und Steifigkeit gefordert sind. Sein Einsatzspektrum wird darüber hinaus durch Copolymere und andere Modifikationen (Blends z. B. mit [[Polycarbonate|PC]] und syndiotaktischem Polystyrol) noch deutlich erweitert.<ref>[[Wilhelm Keim|W. Keim]]: ''Kunststoffe: Synthese, Herstellungsverfahren, Apparaturen'', 379 Seiten, Verlag Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, 1. Auflage (2006) ISBN 3527315829</ref>{{rp|102-104}} Die Sprödigkeit von gewöhnlichem Polystyrol wird durch elastomermodifizierte Styrol-Butadien-Copolymere überwunden. Das Copolymer aus Styrol und Acrylnitril ([[Styrol-Acrylnitril|SAN]]) ist gegenüber thermischer Beanspruchung, Hitze und Chemikalien beständiger als das Homopolymer und ebenfalls transparent. [[Acrylnitril-Butadien-Styrol|ABS]] weist ähnliche Eigenschaften auf, ist bei noch niedrigen Temperaturen einsetzbar, jedoch opak. <br />
<br />
=== Styrol-Butadien-Copolymere ===<br />
Styrol-Butadien-Copolymere können mit einem niedrigen Anteil von [[Butene|Buten]] hergestellt werden. Es kann entweder PS-I hergestellt werden oder SBC (s.&nbsp;u.), beide Copolymere sind [[Schlagzähigkeit|schlagzäh]]. PS-I wird durch [[Pfropfcopolymerisation]] hergestellt, SBC durch anionische Blockcopolymerisation, wodurch es [[Transparenz (Physik)|transparent]] sein kann.<ref>{{Internetquelle |url= http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/9/mac/werkstoff_polystyren/sorten/sorten.vlu/Page/vsc/de/ch/9/mac/werkstoff_polystyren/sorten/copolymere/uebersicht.vscml.html|titel= Übersicht Polystyrol auf chemgapedia.de|zugriff=2016-04-24}}</ref><br />
<br />
Wenn Styrol-Butadien-Copolymer einen hohen Anteil an Buten besitzt, bildet sich [[Styrol-Butadien-Kautschuk]] (SBR).<br />
<br />
Die Schlagzähigkeit der Styrol-Butadien-Copolymere entsteht durch Phasentrennung, Polystyrol und Polybutadien sind nicht ineinander löslich (siehe [[Flory-Huggins-Theorie]]). Durch Copolymerisation entsteht eine Grenzschicht, ohne dass völlige Durchmischung erfolgt. Die Butadien-Anteile (die "Kautschukphase") lagern sich zu Partikeln zusammen, die in eine Matrix aus Polystyrol eingebettet sind. Entscheidend für die verbesserte Schlagzähigkeit der Styrol-Butadien-Copolymere ist die höhere Aufnahmefähigkeit für Formveränderungsarbeit. Ohne angelegte Kraft verhält sich die Kautschukphase zunächst wie ein [[Füllstoff]]. Bei Zugbeanspruchung bilden sich [[Crazes]] (Mikrorisse), die sich bis zu den Kautschukpartikel ausbreiten. Die Energie des sich ausbreitenden Risses überträgt sich dann auf die auf seinem Weg liegenden Kautschukpartikel. Durch eine große Zahl an Rissen enthält das ursprünglich starre Material eine lamellierte Struktur. Die Bildung jeder einzelnen Lamelle trägt dabei zum Verbrauch von Energie und damit zur Erhöhung der [[Reißdehnung]] bei. PS-Homopolymere verformen sich bei Anlegen einer Kraft bis zum Bruch. Styrol-Butadien-Copolymer bricht an diesem Punkt nicht, sondern beginnt zu fließen, verfestigt sich bis zur Reißfestigkeit und bricht erst bei sehr viel höherer Dehnung.<ref name=":1">{{BibISBN|9783642161735}}</ref>{{rp|426}}<br />
<br />
Bei einem hohen Anteil an Polybutadien verkehrt sich die Wirkung der beiden Phasen. Styrol-Butadien-Kautschuk verhält sich wie ein Elastomer, kann aber wie ein Thermoplast verarbeitet werden. <br />
<br />
==== PS-I ====<br />
{{Hauptartikel|High Impact Polystyrene}}<br />
PS-I (von {{enS|'''i'''mpact resistant '''p'''oly'''s'''tyrene}}) besteht aus einer zusammenhängenden Polystyrolmatrix und einer darin dispergierten Kautschukphase. Es wird durch Polymerisation von Styrol hergestellt, in Anwesenheit von (in Styrol) gelöstem Polybutadien. Die Polymerisation verläuft gleichzeitig auf zwei Weisen:<ref>{{Internetquelle |url= http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/10/styrol_polymerisation/schlagzaehes_ps/schlagzaehes_ps.vlu.html|titel= Schlagzähes PS auf chemgapedia.de|zugriff=2016-04-24}}</ref><br />
*[[Pfropfcopolymerisation]]: Die wachsende Polystyrolkette reagiert mit einer Doppelbindung des Polybutadiens. An einem Polybutadienmolekül hängen dadurch mehrere Polystyrolketten.<br />
*Homopolymerisation: Styrol polymerisiert zu Polystyrol und reagiert nicht mit dem vorhandenen Polybutadien.<br />
<br />
Die Polybutadienpartikel (Kautschukpartikel) in PS-I besitzen gewöhnlich einen Durchmesser von 0,5 – 9 μm. Sie streuen dadurch [[sichtbares Licht]], wodurch PS-I [[Opazität|opak]] ist.<ref name=":Ullmanns">{{cite journal|author=Jürgen Maul, Bruce G. Frushour, Jeffrey R. Kontoff, Herbert Eichenauer, Karl-Heinz Ott, Christian Schade|title=Polystyrene and Styrene Copolymers|journal=[[Ullmanns Enzyklopädie der Technischen Chemie]]|doi=10.1002/14356007.a21_615.pub2}}</ref>{{rp|476}} Das Material ist stabil (es findet keine weitere Entmischung statt), da Polybutadien und Polystyrol [[Chemische Bindung|chemisch verknüpft]] sind.<ref>{{Internetquelle |url= http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/9/mac/werkstoff_polystyren/sorten/sorten.vlu/Page/vsc/de/ch/9/mac/werkstoff_polystyren/sorten/copolymere/sb/pfropfcopolymere.vscml.html|titel= PS Pfropfcopolymere auf chemgapedia.de |zugriff=2016-04-24}}</ref> Historisch wurde PS-I zunächst durch einfaches Vermischen von Polybutadien und Polystyrol erzeugt (es entsteht ein [[Polyblend]], kein [[Copolymer]]). Dieses Material weist jedoch deutlich schlechtere Eigenschaften auf.<ref name=":Ullmanns" />{{rp|476}}<br />
<br />
==== Styrol-Butadien-Blockcopolymere ====<br />
SBS ('''S'''tyrol-'''B'''utadien-'''S'''tyrol Blockcopolymer) wird durch anionische Block-Copolymerisation hergestellt und besteht aus drei Blöcken:<ref>{{Internetquelle |url=http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/9/mac/werkstoff_polystyren/sorten/sorten.vlu/Page/vsc/de/ch/9/mac/werkstoff_polystyren/sorten/copolymere/sbs/blockcopolymere.vscml.html |titel= PS-Blockcopolymere auf chemgapedia.de |zugriff=2016-04-24}}</ref><br />
<br />
<span style="color:#F46C2C">SSSSSSS&shy;SSSSSSS&shy;SSSSSS</span><span style="color:#00AAC5">BBBBBBB&shy;BBBBBBB&shy;BBBBBB</span><span style="color:#F46C2C">SSSSSSS&shy;SSSSSSS&shy;SSSSSS</span><br />
<br />
S steht für die Styrol-[[Wiederholeinheit]], B für die Butadien-Wiederholeinheit. Häufig besteht der mittlere Block jedoch nicht aus einem solchen Butadien-Homopolymer, sondern aus einem Styrol-Butadien-Copolymer:<br />
<br />
<span style="color:#F46C2C">SSSSSS&shy;SSSSSSS&shy;SSSSSS</span><span style="color:#00AAC5">BB</span><span style="color:#F46C2C">S</span><span style="color:#00AAC5">BB</span><span style="color:#F46C2C">S</span><span style="color:#00AAC5">B</span>&shy;<span style="color:#F46C2C">S</span><span style="color:#00AAC5">BBBB</span><span style="color:#F46C2C">S</span><span style="color:#00AAC5">B</span>&shy;<span style="color:#F46C2C">SS</span><span style="color:#00AAC5">BBB</span><span style="color:#F46C2C">S</span><span style="color:#00AAC5">B</span><span style="color:#F46C2C">SSSSSSS&shy;SSSSSSS&shy;SSSSS</span><span style="color:#F46C2C">S</span><br />
<br />
Durch die Verwendung eines statistischen Copolymers an dieser Stelle wird der Kunststoff weniger anfällig für Vernetzung und fließt besser in der Schmelze. <br />
<br />
Bei der anionischen Copolymerisation wird zunächst Styrol homopolymerisiert, als Katalysator dient eine Organometallverbindung wie [[Butyllithium]]. Erst danach wird Butadien zugegeben, nach dessen Polymerisation erneut Styrol. Der Katalysator bleibt die ganze Zeit über aktiv (wozu die verwendeten Chemikalien eine hohe Reinheit besitzen müssen). Die [[Molekulargewichtsverteilung]] der Polymere ist sehr gering (etwa 1,05, die einzelnen Ketten besitzen also sehr ähnliche Längen). Durch das Verhältnis von Katalysator zu Monomer lässt sich die Länge der einzelnen Blöcke gezielt einstellen. Von der Blocklänge hängt wiederum die Größe der Kautschukpartikel ab. Sehr kleine Partikel (kleiner als die Wellenlänge des Lichts) sorgen für Transparenz. Im Gegensatz zu PS-I bildet das Blockcopolymer jedoch keine Partikel, sondern besitzt eine lamellare Struktur.<br />
<br />
=== Styrol-Butadien-Kautschuk ===<br />
{{Hauptartikel|Styrol-Butadien-Kautschuk}}<br />
<br />
Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR von {{enS|Styrene Butadiene Rubber}}) wird ebenso wie PS-I durch Pfropfcopolymerisation hergestellt, jedoch mit niedrigerem Styrol-Anteil. Dadurch besteht SBR aus einer Kautschukmatrix mit einer darin [[Dispersion (Chemie)|dispergierten]] Polystyrol-Phase.<ref>{{Internetquelle |url= http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/9/mac/werkstoff_polystyren/sorten/sorten.vlu/Page/vsc/de/ch/9/mac/werkstoff_polystyren/sorten/copolymere/sb/pfropfcopolymere.vscml.html|titel=pfropfcopolymere auf chemgapedia.de |zugriff=2016-04-24}}</ref> Es ist anders als PS-I und SBC kein [[Thermoplast]], sondern ein [[Elastomer]].<br />
<br />
Die Polystyrolphase lagert sich innerhalb der Kautschukphase zu Domänen zusammen. Es verursacht dadurch auf mikroskopischer Ebene eine physikalische Vernetzung. Wenn das Material über den Glasübergangspunkt erhitzt wird, zerfallen die Domänen, die Vernetzung wird temporär aufgehoben und das Material kann wie ein Thermoplast verarbeitet werden.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.iisrp.com/webpolymers/08sbs.pdf |titel= styrenic block copolymers - IISRP|zugriff=2016-04-24}}</ref><br />
<br />
== Verarbeitung ==<br />
<br />
=== Schaumstoffe ===<br />
[[Datei:Styropor in Mikroskop mit Polfilter.jpg|mini|Expandiertes Polystyrol (EPS) bei 200-facher Vergrößerung]]<br />
Je nach Herstellungsart wird zwischen dem normal weißen und eher grobporigen ''EPS'' (<u>E</u>xpandierter <u>P</u>oly<u>s</u>tyrol-Hartschaum), z.&nbsp;B. '''''Styropor''''' (BASF), und dem feinporigeren ''XPS'' (E<u>x</u>trudierter <u>P</u>oly<u>s</u>tyrol-Hartschaum), z.&nbsp;B. ''URSA XPS'' (URSA Deutschland GmbH, Farbe gelb), '''''Styrodur''''' (BASF, Farbe grün), ''Jackodur'' (JACKON Insulation, Farbe lila), ''Austrotherm XPS'' (Farbe rosa) oder ''Styrofoam'' (Dow Chemical, Farbe blau) unterschieden. <br />
<br />
Charakteristisch für EPS ist der Aufbau aus etwa 2–3&nbsp;mm großen, zusammengebackenen Schaumkugeln, die z.&nbsp;B. beim Brechen einer Schaumpolystyrolplatte deutlich zu Tage treten.<br />
<br />
Zugehörige Norm ist die EN&nbsp;13163 („Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS)“). Fassaden-Dämmplatten aus EPS-Hartschaum müssen der DIN EN 13163<ref>[https://www.beuth.de/de/norm/din-en-13163/263746899 https://www.beuth.de DIN EN 13163:2017-02]</ref> und der [[Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung|allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung]] Z&nbsp;23.15-… bzw. Z-33.4-… des Herstellers entsprechen; Qualitäts-Richtlinien und Prüfbestimmungen der '[[Hauptverband der Deutschen Bauindustrie#Struktur|Bundesfachabteilung]] Qualitätssicherung EPS-Hartschaum' (BFA QS EPS) sind zu erfüllen.<ref>[http://www.ivh.de/Qualitaetsrichtlinien_Fassadendaemmplatten_WDVS__122_kb__Stand_11-2011_I387.whtml Qualitäts-Richtlinien für Fassaden-Dämmplatten aus EPS-Hartschaum bei Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS)] (PDF; 91&nbsp;kB).</ref><br />
<br />
Seit den [[1990er]]-Jahren nimmt der IVH (Industrieverband Hartschaum e.&nbsp;V.) die Rechte am Namen Styropor wahr. Nur die Hersteller von ''EPS'', die sich den besonderen Qualitätsanforderungen des IVH unterwerfen, dürfen ihr Material ''Styropor'' nennen.<br />
<br />
=== Folien und Platten ===<br />
Folien und Platten werden durch [[Extrusion (Fertigungstechnik)|Extrusion]] hergestellt. Für Verpackungszwecke werden auch transparente Folien hergestellt.<br />
<br />
== Verwendungen ==<br />
[[Datei:Expanded polystyrene foam dunnage.jpg|mini|Verpackung aus EPS]]<br />
[[Datei:Envase de yogur.jpg|mini|Joghurtbecher]]<br />
<br />
In Deutschland wurden im Jahr 2013 etwa 11,76 Millionen Tonnen Kunststoffe (ohne Klebstoffe, Lacke, Harze, Fasern) verarbeitet, davon waren 815.000 Tonnen (7 Prozent) Polystyrol/expandiertes Polystyrol PS/PS-E.<ref>[http://www.plasticseurope.de/Document/studie-zu-produktion-verarbeitung-und-verwertung-von-kunststoffen-in-deutschland-2013---kurzfassung.aspx?Page=DOCUMENT&FolID=2 Studie zu Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Kunststoffen in Deutschland 2013 – Kurzfassung], consultic, 23. September 2014</ref> In der Schweiz waren Stand Ende 2014 knapp 500.000 Tonnen EPS und 200.000 Tonnen XPS als Dämmstoff in Gebäuden enthalten.<ref>[https://ext.d-nsbp-p.admin.ch/NSBExterneStudien/543/attachment/de/2172.pdf Studie «Verbaute Dämmungen EPS/XPS»], 2015</ref><br />
<br />
Geschäumtes Polystyrol wird als [[Dämmstoff]] zur [[Wärmedämmung]] von Gebäuden eingesetzt. Die Bauindustrie ist der größte Abnehmer von EPS: Auf sie entfielen im Jahr 2012 mehr als 60 % des weltweiten EPS-Umsatzes, der bis zum Jahr 2020 auf voraussichtlich 15 Mrd. US$ steigen wird.<ref>''[http://www.ceresana.com/de/marktstudien/kunststoffe/expandierbares-polystyrol/ Marktstudie Expandierbares Polystyrol].'' Ceresana.</ref><br />
<br />
XPS wird aufgrund seiner hohen [[Druckfestigkeit]] und geringen [[Wasseraufnahme]] (geschlossene Porosität) beispielsweise bei der Dämmung von Gebäuden gegen Erdreich ([[Perimeterdämmung]]) eingesetzt. Für ebenerdige und bodenebene Duschelemente<ref>auf diese werden die Boden[[fliese]]n aufgeklebt. Duschelemente sind nicht zu verwechseln mit Duschwannen (diese sind aus Acryl, emailliertem Stahl oder Mineralguss).</ref> wird dieser Werkstoff wegen seiner hohen [[Druckfestigkeit]] genommen. <br />
<br />
Geschäumtes Polystyrol wird als [[Packmittel|Verpackungsmaterial]] und für [[Rettungsweste|Feststoffrettungswesten]] verwendet.<br />
<br />
Als [[Lebensmittelverpackung]], zum Beispiel als Joghurtbecher oder Schaumstoffschale, ist Polystyrol zugelassen, wenn bestimmte Voraussetzungen<ref>D.&nbsp;Bender, H.&nbsp;Gausepohl, D.&nbsp;Braun, R.&nbsp;Gellert: ''Polystyrol.'' Hanser Verlag 1995; ISBN 3-446-18004-4; S.&nbsp;467f: Anforderungen an Polystyrol-Lebensmittelverpackungen.</ref> erfüllt sind.<br />
<br />
Da Schaumpolystyrol sehr gut mit einer [[Thermosäge]] geschnitten werden kann und zugleich sehr preiswert ist, hat es sich als Baumaterial im Modell- und Kulissenbau etabliert. Im [[Flugmodellbau]] findet das geschäumte Material Verwendung. Modellbauer sowie Städte- und Landschaftsplaner benutzen es für Landschaftselemente, da man es sehr gut bearbeiten kann.<br />
<br />
In der [[Elektrotechnik]] wird Polystyrol wegen der guten Isolationseigenschaft verwendet. Es wird zur Herstellung von [[Schalter (Elektrotechnik)|Schaltern]], [[Spulenkörper]]n und Gehäusen (High Impact Polystyrene, [[High Impact Polystyrene|HIPS]]) für Elektrogeräte verwendet. Polystyrol wird für Massenartikel (z.&nbsp;B. klassische CD-Verpackung, [[Videokassette]]), in der Feinwerktechnik und für Schaugläser verwendet.<br />
<br />
Polystyrol ist auch einer der Grundstoffe von [[Napalm]]-B, welches in [[Brandbombe]]n Verwendung findet.<br />
Polystyrol-Schaumstoff wird auch in [[Kernwaffe]]n verwendet, dabei dient es zur Aufrechterhaltung des Hohlraums der unterkritischen Massen und zur Verdichtung bei [[Wasserstoffbombe|Fusionsbomben]].<br />
<br />
Gereckte Polystyrolfolie (Handelsnamen: Styroflex für das Copolymerisat mit Butadien, Trolitul) wird zusammen mit Aluminium- oder Zinnfolie zur Herstellung von verlustarmen und eng tolerierten [[Kondensator (Elektrotechnik)|Kondensatoren]] verwendet.<ref>[http://www.oppermann-electronic.de/html/styroflex_c_s.html Stirnkontaktierte Styroflexkondensatoren für den Einsatz in der NF- Meß- und Regeltechnik], im Katalog der Oppermann-electronic.de</ref><br />
<br />
Die geringe Schwindungs- bzw. Schrumpfungsneigung von Polystyrol während der Fertigung ermöglicht sehr endkonturnahe Bauteile (vgl. [[Lost Foam|Lost-Foam-Verfahren]]). Des Weiteren können auch für Kunststoffe sehr feine Konturen, Kanten und gerade Flächen hergestellt werden. Diese Eigenschaft ermöglicht die Herstellung von verhältnismäßig passgenauen Bauteilen. So werden z.&nbsp;B. Tonbandkassetten und CD-Hüllen aus transparentem Polystyrol gefertigt.<br />
<br />
Lose rieselfähige Polystyrolschaumkugeln von typisch etwa 2–6 mm Durchmesser werden als Füllung für [[Sitzsack|Sitzsäcke]], [[Vakuummatratze]]n im Rettungswesen und mitunter als Auftriebsmittel bei der Hebung von [[Schiffswrack]]s eingesetzt.<ref>Ship World Series: [https://www.youtube.com/watch?v=1hJwAXP3hFE Sinking of Ships – Tanker Vessel] youtube.com, 29. April 2016, abgerufen 11. Juli 2017. – Video (42:37), Hebung eines in 3 Teile gebrochenen Tankerwracks, PS-Schaumkugeln in Tank: hier etwa: 16:00–17:00.</ref><br />
<br />
[[Datei:Polystyrol-IR.png|mini|Infrarot-Transmissionsspektrum von Polystyrol-Folie]]<br />
<br />
In der [[Infrarotspektroskopie]] wird Polystyrolfolie als Wellenlängen-Standard verwendet. Eine in die Probenhalterung passende Karte mit einer Folie wird vom Gerätehersteller dem Gerät beigelegt.<ref>Helmut Günzler, Harald Böck: ''IR-Spektroskopie – Eine Einführung'' (VCH-Taschentext 193), S.&nbsp;104.</ref><br />
<br />
== Recycling ==<br />
[[Datei:Plastic-recyc-06.svg|miniatur|Recycling-Code von Polystyrol]]<br />
<br />
Zur Zeit stehen folgende werkstoffliche Recyclingverfahren zur Verfügung:<br />
* Extrusion: Die Polystyrol-Abfälle werden nach Zerkleinerung und Extrusion für die Gewinnung von Polystyrol-Regranulat verwendet.<br />
* Mechanisches Recycling: Die EPS-Abfälle werden in einer Mühle gemahlen und das daraus entstandene Mahlgut entstaubt. Das EPS-Granulat wird z.B. für gebundene EPS-Schüttungen, EPS-Recyclingplatten, als Leichtzuschlag für Beton oder zur Porosierung von Mauerziegeln verwendet.<ref name="IBP-Bericht" /><br />
<br />
Die größten Probleme des EPS-Recyclings sind:<ref>[http://www.synbratechnology.com/media/4882/recycling-taken-seriously-2-green-loop-eps.pdf Recycling von EPS-Abfall zu re-expandierbarem Polystyrol (EPS-Loop)] (PDF; 91&nbsp;kB)</ref><br />
* Abfälle von EPS verursachen aufgrund der sehr geringen Schüttdichte von ca. 6,5&nbsp;kg/m<sup>3</sup> enorm hohe spezifische Transportkosten.<br />
* EPS wird wegen Verschmutzungen und Vermischungen kaum recycelt. EPS-Recyclat kann deshalb in Deutschland nur in geringen Mengen zu Polystyrol-Granulat und in der Folge für hochwertige Spritzgussanwendungen verarbeitet werden. Ein Teil des EPS-Abfalls wird thermisch verwertet.<br />
* Derzeit werden flammschutzmittelhaltige Schaumstoff-Recyclate zu anderen Produkten weiterverarbeitet. Dadurch sind signifikante Restgehalte an bromierten Flammschutzadditiven auch in sensiblen Anwendungen (Verpackung, Blumentrays etc.) nicht auszuschließen.<br />
<br />
Einen Ausweg bietet ein Sammel- und Recyclingverfahren, das das [[Freising]]&shy;er [[Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung|Fraunhofer Institut IVV]] mitentwickelt hat.<ref>[http://www.creacycle.de/de/der-prozess.html Der CreaSolvProzess]</ref><ref>{{Patent| Land=WO | V-Nr=2006131376| Typ=Patent | Titel=Verfahren zum Recycling von Kunststoffen und dessen Verwendung | A-Datum=2006-06-08 | V-Datum=2006-12-14 | Erfinder=Andreas Mäurer, Otto Beck, Martin Schlummer | Anmelder=Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.&nbsp;V. | Kommentar=}}</ref> Dabei werden Abfälle von Polystyrol bereits während der Sammlung in einem Lösungsmittel selektiv gelöst (und im Volumen auf 1/50 verringert). Aus der Lösung kann Polystyrol hochrein wiedergewonnen werden.<br />
<br />
== Energetische Verwertung ==<br />
Falls kein Recycling erfolgt, werden Polystyrol-Abfälle durch Verbrennung zur Energieerzeugung genutzt.<ref name="IBP-Bericht">[http://www.ivh.de/Studie_Rueckbau__Recycling_und_Verwertung_von_WDVS_I2677.whtml?lcr=ru IBP-Bericht BBHB 019/2014/281 „Rückbau, Recycling und Verwertung von WDVS“], Fraunhofer Institut für Bauphysik, 12. November 2014.</ref><br />
<br />
Die Stadt Würzburg hat die Mitverbrennung von HBCD-haltigen Polystyrol-Schaumstoffabfällen gemeinsam mit kommunalem und gewerblichem Restmüll untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass die sichere Zerstörung des Flammschutzmittels HBCD gewährleistet ist.<ref>[https://www.itad.de/information/studien/20140000_PlasticsEurope_VerwertungvonPolystyrolSchaumstoffabfllenmitHBCD.pdf Verwertung von Polystyrol-Schaumstoffabfällen mit HBCD], Plastics Europe, August 2015.</ref><br />
<br />
In Deutschland mussten HBCD-haltige Polystyrol-Dämmstoffe nach einer Änderung der [[Abfallverzeichnis-Verordnung]] ab 1. Oktober 2016 als [[Gefährliche Abfälle|gefährlicher Abfall]] entsorgt werden. Aufgrund dieser Einstufung kam es zu Entsorgungsengpässen, da viele Müllverbrennungsanlagen nicht über die entsprechende Genehmigung verfügten.<ref>{{cite web | url=http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/gefaehrlicher-abfall-entsorgungsnotstand-fuer-daemmplatten-14461363.html | title=Entsorgungsnotstand für Dämmplatten | accessdate=2017-02-01 | author=Bernd Freytag | authorlink= | coauthors= | date=2016-10-01 | format= | work= | publisher=FAZ | pages= | language= | archiveurl= | archivedate= | quote= }}</ref> Um weiterhin die Entsorgung in diesen Müllverbrennungsanlagen zu ermöglichen, regelten einige Bundesländer über Erlasse, dass HBCD-haltige Polystyrol-Dämmstoffe bis zu einem bestimmten Anteil im Baumischabfall zulässig sind.<ref>{{cite web | url=http://www.enbausa.de/daemmung-fassade/aktuelles/artikel/erste-bundeslaender-regeln-entsorgung-von-hbcd-daemmung-5687.html | title=Erste Bundesländer regeln Entsorgung von HBCD-Dämmung | accessdate=2017-02-01 | author=Pia Grund-Ludwig | authorlink= | coauthors= | date=2016-10-20 | format= | work= | publisher=EnBauSa | pages= | language= | archiveurl= | archivedate= | quote= }}</ref> Nach einer weiteren Änderung der [[Abfallverzeichnis-Verordnung]] gelten HBCD-haltige Polystyrol-Dämmstoffe ab 28. Dezember 2016 als nicht gefährlicher Abfall und können in Müllverbrennungsanlagen entsorgt werden.<ref>{{cite web | url=http://www.izu.bayern.de/aktuelles/detail_aktuelles.php?pid=01010101002907 | title=Aktuelle Entwicklung zu HBCD(D)-haltigen Dämmstoffen, Änderung der Abfallverzeichnis-Verordnung | accessdate=2017-02-01 | author= | authorlink= | coauthors= | date=2017-01-11 | format= | work= | publisher=Bayerisches Landesamt für Umwelt, Infozentrum UmweltWirtschaft (IZU) | pages= | language= | archiveurl= | archivedate= | quote= }}</ref> Am 17. Juli 2017 wurden die [[POP-Abfall-Überwachungs-Verordnung]] und eine Änderung zur [[Abfallverzeichnis-Verordnung]] erlassen ({{BGBl|2017n I S. 2644}}). HBCD-haltige Polystyrol-Dämmstoffe können damit auch weiterhin in Müllverbrennungsanlagen entsorgt werden, allerdings gelten für sie ein Getrenntsammlungsgebot, ein Vermischungsverbot sowie Nachweis- und Registerpflichten.<ref>{{cite web | url=http://www.bundesrat.de/DE/plenum/plenum-kompakt/17/959/959-pk.html#top-81 | title=Bundesrat vereinfacht Entsorgung von Styropor | accessdate=2017-07-13 | author= | authorlink= | coauthors= | date=2017-07-07 | format= | work= | publisher=Bundesrat | pages= | language= | archiveurl= | archivedate= | quote= }}</ref><br />
<br />
In Österreich werden HBCD-haltige EPS-Dämmstoffe als nicht gefährlicher Abfall (Abfallschlüsselnummer 57108 „Polystyrol, Polystyrolschaum“) eingestuft. Sie dürfen in Verbrennungsanlagen für nicht gefährliche Abfälle (Müllverbrennungsanlagen) mitverbrannt werden.<ref>''[https://www.wko.at/branchen/information-consulting/entsorgungs-ressourcenmanagement/Merkblatt-HBCD.pdf Information zu HBCDD-haltigen Dämmstoffabfällen].'' Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, 25. Jänner 2017.</ref><br />
<br />
== Brand- und Abfallproblematik ==<br />
<br />
=== Abfallproblematik ===<br />
2006 wurden in den [[Vereinigte Staaten|USA]] 870.000 Tonnen Polystyrol-Teller und -Tassen sowie 590.000 Tonnen aus anderen Produkten auf Deponien abgelagert.<ref>[http://your.kingcounty.gov/solidwaste/greenschools/documents/polystyrene_facts.pdf ''Polystyrene Facts''] (englisch; PDF; 49&nbsp;kB), King County Green Schools Program, Mai 2008.</ref> Da Polystyrol unter Lichtausschluss biologisch nicht abgebaut wird,<ref name="Bandyopadhyay 2007 307–317">{{cite journal|title=Studies on photocatalytic degradation of polystyrene| first= Abhijit|last= Bandyopadhyay |first2= G.|last2=Chandra Basak|year=2007|journal = Materials Science and Technology|volume = 23|issue = 3|pages=307–317 |doi=10.1179/174328407X158640}}</ref> bleibt es in Deponien erhalten. Außerdem reichert es sich in der [[Debris (Biologie)|Debris]] von Treibmüll in den Ozeanen an, durch [[Photolyse]] und den Wellenschlag zerfällt es dort in kleine Brösel, die von Tieren aufgenommen werden (mehr dazu siehe [[Müllstrudel]]). Das in flammgeschütztem EPS enthaltene [[Hexabromcyclododecan]] (HBCD) ist gemäß der [[CLP-Verordnung]] als „sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung“ eingestuft.<ref name="EG-VO1272" /><ref name="STO" /><br />
<br />
Wird Polystyrol bei Temperaturen im Bereich von 800 bis 900&nbsp;°C verbrannt, entsteht unter anderem ein Gemisch aus über 90 verschiedenen [[Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe|polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen]].<ref>R. A. Hawley-Fedder, M. L. Parsons, F. W. Karasek: ''Products Obtained During Combustion of Polymers Under Simulated Incinerator Conditions, II Polystyrene.'' In: ''[[Journal of Chromatography A]]'' Band&nbsp;315, 1984, S.&nbsp;211–221. {{DOI|10.1016/S0021-9673(01)90738-1}}.</ref><!-- nicht relevant bei heutigen KVA, siehe z.B. www.faz.net/aktuell/wirtschaft/gefaehrlicher-abfall-entsorgungsnotstand-fuer-daemmplatten-14461363.html --><br />
<br />
Da die getrennte Sammlung und Entsorgung von Polystyrol-Baustoffresten und Verschnittabfällen aus der Produktion nicht funktioniert, kommt es in der Praxis zu Vermischungen bei wiedereinsetzbaren Recyclaten. Dadurch sind signifikante Restgehalte an bromierten Flammschutzadditiven auch in sensiblen Anwendungen (Verpackung, Blumentrays etc.) nicht auszuschließen.<ref name="ivv.fraunhofer.de">[http://www.ivv.fraunhofer.de/de/geschaeftsfelder/kunststoff-rezyklate/recycling-eps-abfall.html Recycling von EPS-Abfall zu re-expandierbarem Polystyrol]</ref><ref name="Udo Knauf 2005">Udo Knauf, Wolfgang Albrecht, Andreas Mäurer: ''EPS-Loop: Recycling von EPS-Abfällen zu reexpandierbarem Polystyrol'': Schlussbericht; Projektlaufzeit: 1. August 2003 – 31. Juli 2005, Fraunhofer Inst. Verfahrenstechnik u. Verpackung, 2005.</ref><br />
<!-- toter Link <ref>[http://www.vdivde-it.de/innonet/projekte/ae/in_pp068_eps-loop.pdf Recycling von EPS-Abfall zu re-expandierbarem Polystyrol (EPS-Loop)] (PDF; 205&nbsp;kB).</ref>--><br />
<br />
=== Brandschutz im Bauwesen ===<br />
[[Datei:Brandschutzstreifen.jpg|miniatur|Brandschutzstreifen aus [[Mineralwolle]] gegen die Brandausbreitung in einer PS-Wärmedämmung]]<br />
<br />
Das [[Brandverhalten]] von Polystyrol-Hartschaum für Bauanwendungen wird mit einem Kleinbrenner geprüft und in die europäische Klasse E eingestuft. Für eine Europäische Technische Bewertung (ETB) von WDVS oder ähnlichen Fassadendämmsystemen muss zusätzlich das gesamte Dämmsystem in einem Versuch mittlerer Größe, dem SBI (Single Burning Item) geprüft werden. Dämmsysteme, die in der Endanwendung verputzt sind, können dann die europäische Klasse zum Brandverhalten B oder C erreichen.<br />
<br />
Es wurde festgestellt, dass bei einem realen Fassadenbrand Effekte auftreten, die mit Hilfe von Laborversuchen kleiner oder mittlerer Größe nicht abschließend beurteilt werden können (Schmelzeffekte, Kaminwirkung bei hinterlüfteten Fassaden etc.). Daher werden in den meisten europäischen Ländern für Dämmsysteme an höheren Gebäuden Großversuche gefordert.<ref>Bauphysikkalender 2011 – Brandschutz, Verlag Wilhelm Ernst & Söhne, ISBN 978-3-433-02965-7, Brandsicheres Bauen mit Kunststoffen am Beispiel von Wärmedämm-Verbundsystemen mit Polystyrol-Hartschaum, S.&nbsp;65–84.</ref><br />
<br />
=== Brandvorfälle und Kontroversen nach Medienberichten ===<br />
{{Hauptartikel|Brandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen 1996}}1996 geriet bei Schweißarbeiten im [[Düsseldorf Airport|Flughafen Düsseldorf]] die Wärmedämmung aus Polystyrol-Hartschaum an einer Gebäudedecke in Brand. Das Feuer und dichter Rauch breiteten sich schnell aus; 17 Menschen starben und 88 wurden verletzt.<ref name="spiegelbrand">''[http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,56665,00.html Chronologie: Die Brandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen.]'' [[Der Spiegel]], 15. Dezember 1999.</ref><ref>Abschließender Bericht über den Brandhergang Düsseldorf, Brand im Terminal des Flughafens Düsseldorf, Deutschland, 11. April 1996, National Fire Protection Association, deutsch, [http://www.nfpa.org/~/media/Files/Research/Fire%20Investigations/dusseldorfgerman.pdf teilweise einsehbar bei Google-Books] (PDF; 64&nbsp;kB).</ref><br />
<br />
Nach mehreren Fassadenbränden, etwa 2011 in [[Delmenhorst]], erschien am 28. November 2011 ein Bericht des [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]] über Brandversuche in der [[Materialprüfanstalt|Materialprüfanstalt für das Bauwesen Braunschweig]] (MPA Braunschweig) <ref>[http://www.mpa.tu-bs.de/ www.mpa.tu-bs.de]</ref>, der zeigte, dass die Dämmungen aus Polystyrol Feuer fangen und zur Brandausbreitung führen können, wenn auf den Einbau von [[Brandschutzstreifen]] aus nicht brennbarer [[Mineralwolle]] verzichtet würde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Brandgefaehrlich-Waermedaemmung-aus-Polystyrol,waermedaemmung191.html |titel=Brandgefährlich: Wärmedämmung aus Polystyrol |werk=[[Norddeutscher Rundfunk|NDR]].de |datum= 26. November 2012 |zugriff=2013-01-21}}</ref><ref>NDR Sendung: Wahnsinn Wärmedämmung – komplett ([https://www.youtube.com/watch?v=MKeRe7FA4Gs YouTube – 45 Min – Wahnsinn Wärmedämmung Sendedatum/Erstausstrahlung 28. November 2011]).</ref><br />
<br />
Laut dem [[Deutsches Institut für Bautechnik|Deutschen Institut für Bautechnik]] (DIBt) (einer vom Bund und den Ländern gemeinsam getragenen Einrichtung<ref>[http://www.dibt.de/de/DIBt/Geschichte.html Website des DiBt, Rubrik Geschichte].</ref>) entsprach der verwendete Versuchsstand der MPA Braunschweig nicht dem für Zulassungsprüfungen geforderten Aufbau, wie er auch im Arbeitsentwurf von DIN 4102-20 beschrieben wird. Die Prüfung entspreche weder den Vorgaben der Norm und der Zulassungsgrundsätze, noch habe die Prüfung einen plausiblen praxisbezogenen Bezug gehabt. Das DIBt veröffentlichte dazu am 7.&nbsp;Dezember 2011 eine Stellungnahme, die u.&nbsp;a. betont, dass die bisher zugelassenen WDV-Systeme mit Polystyrol-Hartschaum sicher seien und die Anordnung von Brandriegeln in jedem 2. Geschoss wirksam eine Brandausbreitung/Brandweiterleitung auf Außenwänden begrenze.<ref>[http://www.dibt.de/de/Fachbereiche/Data/Presseinfo_20111207.pdf Stellungnahme des DIBt zum SPIEGEL-Online-Artikel „Styropor-Platten in Fassaden – Wärmedämmung kann Hausbrände verschlimmern“ und zum Beitrag des NDR in der Sendung ''45 Minuten'' am 28. November 2011], PDF</ref><ref>[http://www.dibt.de/de/Fachbereiche/data/Presseinfo_20120727.pdf Stellungnahme des Deutschen Instituts für Bautechnik zum Brandschutz] (PDF; 20&nbsp;kB).</ref><br />
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat am 2. Dezember 2011 ebenfalls eine Stellungnahme veröffentlicht, die sich auf den NDR-Beitrag bezieht und die Kritik an Wärmedämmung zurückweist.<ref>[http://www.dena.de/presse-medien/pressemitteilungen/dena-weist-kritik-an-waermedaemmung-zurueck.html?tx_dscoverview%5Bliste%5D=1&tx_dscoverview%5Bpluginid%5D=32 Stellungnahme der Deutschen Energie-Agentur zum Brandschutz].</ref><br />
<br />
Die NDR-Redaktion widersprach dieser Darstellung in ihrer Folgereportage<ref name="NDR2">Güven Purtul, Christian Kossin: {{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/haushalt_wohnen/waermedaemmung117.html | wayback=20120512182518 | text=''Wärmedämmung – Der Wahnsinn geht weiter''.}} [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]]-Reportage, Sendereihe ''45 Min'', Teil II, Erstausstrahlung am 26. November 2012, 21:00 Uhr.</ref> und hinterfragte darin den „praxisfremden Brandschachttest“ der DIN 4102 (siehe [[Deutsches Institut für Normung]]). Laut dem Bericht schmilzt das beim Prüfverfahren als schmaler hoher Stab eingespannte Polystyrol nach oben hin ab und entfernt sich dadurch von der Hitze- oder Brandquelle (Zündbrenner und abgetropftes (Poly)Styrol), wodurch das Prüfverfahren so aufgebaut wäre, dass es dem von der Industrie gewünschten Ergebnis, die Nichtbrennbarkeit von Polystyrol und fehlende Brandweiterleitung zu beweisen, entgegenkäme. Laut dem für den ''Arbeitskreis Brandschutz des Fachverbandes WDVS'' arbeitenden Brandsachverständigen Ingolf Kotthoff entstehe die Brandweiterleitung durch flüssiges kochendes Polystyrol und dessen Ausdünstungen, die im gebildeten Hohlraum oberhalb des mechanisch nicht abgestützten Dämmstoff-[[Sturz (Architektur)|Sturzes]] (der Unterkante der Wärmedämmung oberhalb eines Fensters) entzündet würden,<ref name="Kotthoff">[http://www.baulinks.de/webplugin/2011/i/1925-ivh-faq-brandverhalten-eps-hartschaum.pdf ''Stellungnahme des Industrieverbands Hartschaum und des Fachverbands Wärmedämm-Verbundsysteme zur Darstellung des Brandverhaltens von WDVS in den Medien''], erarbeitet vom Arbeitskreis Brandschutz des Fachverbandes WDVS unter Mitwirkung von Dipl.-Physiker I. Kotthoff (IBF), Dezember 2011, PDF.</ref> wodurch das Ganze eher ein [[Konstruieren (Technik)|konstruktiver]] Mangel wäre und der mögliche Hohlraum durch den Einbau von Brandriegeln (nichtbrennbare umlaufende [[Mineralwolle]]-Dämmstoffstreifen) verkleinert werden könnte.<ref name="NDR2" /><ref>[http://www.sto.de/media/documents/download_broschuere/kategorie_fassade/Leitfaden_Brandriegelhtm.pdf Ingolf Kotthoff: ''Leitfaden Brandriegel''] (PDF; 1 MB).</ref> Trotz offensichtlicher Widersprüche in der Stellungnahme (Pkt.&nbsp;11a Brandweiterleitung durch 2,5&nbsp;m hohe Flammen werden durch den Brandriegel gestoppt, 11b 3,0&nbsp;m Abstand zwischen brennendem Raum und Brandriegel reduzieren sich auf 0,5&nbsp;m brennbarer Dämmstoffhöhe) erschienen Brandriegel alle zwei Geschosse dem Fachverband WDVS als ausreichend.<ref name="Kotthoff" /><br />
<br />
In einer umfangreicheren Stellungnahme des ''Deutschen Instituts für Bautechnik'' vom 21.&nbsp;November 2011<ref>''Stellungnahme des DIBt zum Spiegel-Online-Artikel „Styropor-Platten in Fassaden – Wärmedämmung kann Hausbrände verschlimmern“ und zum Beitrag des NDR in der Sendung „45&nbsp;Minuten“ am 28.&nbsp;November 2011'' ([http://www.dibt.de/de/Fachbereiche/Data/Presseinfo_20111207.pdf PDF; 30&nbsp;kB]), abgerufen Januar 2013.</ref> wird ebenfalls eingeräumt, dass Wärmedämmverbundsysteme mit Polystyroldämmstoffplatten mit großen Dämmstoffdicken bei Brandbeanspruchungen „kritisch“ seien und eine ungehinderte Brandausbreitung möglich wäre; der Filmbericht habe „keine neuen Erkenntnisse“ gebracht. Die Brennbarkeit sei „in der Fachwelt eine allseits bekannte Tatsache“. Dass Brandriegel nur in jedem zweiten Geschoss genügen würden und eine Brandausbreitung verhindern, wäre „in originalmaßstäblichen Versuchsaufbauten“ nachgewiesen worden. Die im Fernsehfilm gezeigte Versuchsanordnung entspreche nicht dem Aufbau laut Arbeitsentwurf für die DIN&nbsp;4102-20 und damit nicht der Brandbeanspruchung unter Realbrandbedingungen.<br />
<br />
Im Dezember 2011 thematisierte eine [[Kleine Anfrage (Deutschland)|Kleine Anfrage]] der [[SPD-Bundestagsfraktion]] die Gefahr von Fassadenbränden bei polystarolgedämmten Fassaden und unzureichende bzw. praxisferne Dämmstoffprüfungen.<ref>Dämmstoffprüfung auf Brandgefahr, Kleine Anfrage der Abgeordneten Michael Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, Martin Burkert, Petra Ernstberger, Iris Gleicke, Ulrike Gottschalck, Hans-Joachim Hacker, Gustav Herzog, Ute Kumpf, Kirsten Lühmann, Thomas Oppermann, Florian Pronold, Dr. Frank-Walter Steinmeier und der Fraktion der SPD [http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/081/1708197.pdf (PDF)].</ref> <br />
In der Antwort<ref>Dämmstoffprüfung auf Brandgefahr, Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage (Drucksache 17/8197) – ([http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/082/1708285.pdf PDF]).</ref> wird darauf hingewiesen, dass ''„für das Gebiet des Brandschutzes, welcher Teil des Bauordnungsrechts ist, die Bundesländer zuständig sind“'' und ''„Bei Wärmedämmverbundsystemen muss nach DIN&nbsp;4102-1 durch Brandprüfungen sowie ggf. zusätzliche Großversuche durch den Hersteller überprüft werden, ob sie schwerentflammbar und damit brandsicher sind.“''. <br />
<!---- Dem stand entgegen, dass die zitierte nationale Norm DIN&nbsp;4102 seit Erscheinen der europäischen Norm DIN&nbsp;EN&nbsp;13501 („Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten“) gemäß der [[Europäisches Komitee für Normung|CEN]]/[[Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung|CENELEC]]-Geschäftsordnung zurückzuziehen wäre, um eine Doppelnormung zu vermeiden. ----- Beleg ? wer sagte/behauptete das ?-------><br />
<br />
Im November 2014 beschloss die 126. Bauministerkonferenz (ARGEBAU), dass in Zukunft bei Neubauten zusätzlicher Brandschutz verpflichtend werden soll. Bestandsbauten brauchen nicht nachgerüstet werden.<ref>{{Internetquelle|url=http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Waermedaemmung-Besserer-Brandschutz-bei-Neubauten,waermedaemmung226.html|titel=Wärmedämmung: Besserer Brandschutz bei Neubauten|autor=NDR|werk=daserste.ndr.de|zugriff=2016-03-26}}</ref><ref>www.bauministerkonferenz.de: [https://www.bauministerkonferenz.de/IndexSearch.aspx?method=get&File=b8a84yy3y8b984808abb4yb8y9ya8ayyb9y884b94ya2a0a149aaaaa2a44b80b8y0vt0fxsrwfycp3s0mtual0smg Pressemitteilung 14. November 2014]</ref><br />
<br />
== Handelsnamen ==<br />
Bekannte [[Handelsname]]n für EPS sind ''Styropor'', ''airpop'', ''Austrotherm'', ''Steinopor'', ''Sagex'', ''Swisspor'', ''Hungarocell'' (Ungarn), ''Telgopor'' (spanischsprachige Länder) und ''Frigolit'' (Schweden). Im Jahr 2014 wurde unter der Regie des europäischen Verbands der EPS-Verarbeiter (European Manufacturers of Expanded Polystyrene, EUMEPS) der gemeinsame Markenname ''airpop'' eingeführt, mit dem Ziel die große Namensvielfalt für EPS in Europa zu minimieren. In Deutschland ist die [[Industrievereinigung Kunststoffverpackungen|IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen]] e.V. für die Umsetzung der europäischen Strategie im Bereich EPS-Verpackungen verantwortlich.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.kunststoffverpackungen.de/airpop____ein_neuer_name_fuer_ein_bewaehrtes_material_5410.html|titel=airpop - ein neuer Name für ein bewährtes Material|autor=|hrsg=Pressemitteilung der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen|werk=|datum=2014-05-09|sprache=|zugriff=2016-04-04}}</ref><br />
<br />
XPS ist unter den [[Handelsname]]n ''Styrodur'', ''Austrotherm'', ''Floormate'', ''Roofmate'', ''Styrofoam'' und ''Jackodur'' bekannt.<br />
<br />
== Normen ==<br />
* DIN 4102-1 ''Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Teil 1: Baustoffe; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen''.<br />
* DIN 4102-20 ''Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Teil 20: Besonderer Nachweis für das Brandverhalten von Außenwandbekleidungen''.<br />
* DIN EN ISO 1622-1 ''Kunststoffe – Polystyrol (PS)-Formmassen – Teil&nbsp;1: Bezeichnungssystem und Basis für Spezifikationen'' (ISO&nbsp;1622-1:2012); Deutsche Fassung EN&nbsp;ISO&nbsp;1622-1:2012.<br />
* DIN EN ISO 1622-2 ''Kunststoffe – Polystyrol (PS)-Formmassen – Teil&nbsp;2: Herstellung von Probekörpern und Bestimmung von Eigenschaften'' (ISO&nbsp;1622-2:1995); Deutsche Fassung EN&nbsp;ISO&nbsp;1622-2:1999.<br />
* DIN EN ISO 2897-1 ''Kunststoffe – Schlagzähe Polystyrol (PS-I)-Formmassen – Teil&nbsp;1: Bezeichnungssystem und Basis für Spezifikationen'' (ISO&nbsp;2897-1:1997); Deutsche Fassung EN&nbsp;ISO&nbsp;2897-1:1999.<br />
* DIN EN ISO 2897-2 ''Kunststoffe – Schlagzähe Polystyrol (PS-I)-Formmassen – Teil&nbsp;2: Herstellung von Probekörpern und Bestimmung von Eigenschaften'' (ISO&nbsp;2897-2:2003); Deutsche Fassung EN&nbsp;ISO&nbsp;2897-2:2003.<br />
* EN 13163 ''Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) – Spezifikation''.<br />
* EN 13164 ''Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) – Spezifikation''.<br />
<br />
== Sonstige Regelwerke ==<br />
* BfR-Empfehlungen zu Materialien für den Lebensmittelkontakt – Polystyrol, das ausschließlich durch Polymerisation von Styrol gewonnen wird; Stand vom 1. Januar 2010.<ref>[https://bfr.ble.de/kse/faces/resources/pdf/050.pdf BfR-Empfehlungen – Polystyrol, das ausschließlich durch Polymerisation von Styrol gewonnen wird] (PDF; 47&nbsp;kB).</ref><br />
* BfR-Empfehlungen zu Materialien für den Lebensmittelkontakt – Styrol-Misch- und Pfropfpolymerisate und Mischungen von Polystyrol mit Polymerisaten; Stand vom 1. Januar 2010.<ref>[https://bfr.ble.de/kse/faces/resources/pdf/060.pdf BfR-Empfehlungen – Styrol-Misch- und Pfropfpolymerisate und Mischungen von Polystyrol mit Polymerisaten] (PDF; 62&nbsp;kB).</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* ''Handbuch der Elaste und Plaste.'' VEB Chemische Werke Buna, 1967.<br />
* Gerhard W. Becker, Dietrich Braun, Hermann Gausepohl, Roland Gellert: ''Polystyrol.'' Becker/Braun Kunststoffhandbuch 4, Hanser Verlag, 1995, ISBN 3-446-18004-4.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Polystyrene|Polystyrol|3=S}}<br />
* [http://www.ivh.de Industrieverband Hartschaum e.&nbsp;V.]<br />
* [http://riodb01.ibase.aist.go.jp/sdbs/cgi-bin/cre_index.cgi?lang=eng Infrarot und Ramanspektrum von Polystyrol]<br />
* [http://www.waermedaemmstoffe.com/htm/polystyrol.htm www.waermedaemmstoffe.com] technische Informationen zu den Dämmstoffen Polystyrol (EPS und XPS)<br />
* [http://www.materialarchiv.ch/#/detail/41/expandiertes-polystyrol/ Material Archiv: Expandiertes Polystyrol] – Umfangreiche Materialinformationen und Bilder<br />
* [https://av.tib.eu/search?q=Polystyrol&loc=de&f=publisher%3Bhttp://av.tib.eu/resource/IWF_%2528G%25C3%25B6ttingen%2529 Videos zu Materialeigenschaften von Polystyrol] herausgegeben vom [[Institut für den Wissenschaftlichen Film]]. Bereitgestellt im [https://av.tib.eu/ AV-Portal] der [[Technische_Informationsbibliothek|Technischen Informationsbibliothek]].<br />
* [https://www.youtube.com/watch?v=uJ6-jRo1izY Spannungsrisskorrosion von PMMA und PS] Youtube Video: Crazes bei PS<br />
<br />
== Fußnoten ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4175308-2}}<br />
<br />
[[Kategorie:Polymer]]<br />
[[Kategorie:Thermoplast]]<br />
[[Kategorie:Schaumstoff]]<br />
[[Kategorie:Dämmstoff]]<br />
[[Kategorie:Packstoff]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Verbrennung_(Chemie)&diff=159789301Verbrennung (Chemie)2016-11-17T21:43:31Z<p>WhatamIdoing: Videoclip</p>
<hr />
<div>[[Datei:15. Ослободување на големо количество енергија при согоровуање етанол.webm|miniatur|320x320px|Verbrennung von Ethanol]]<br />
Eine '''Verbrennung''' ist eine [[Redoxreaktion]], die unter Abgabe von [[Energie]] in Form von [[Wärme]] und [[Licht]] abläuft, also [[exotherm]].<br />
<br />
Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter dem Begriff die [[Oxidation]] eines [[brennbares Material|Materials]] mit [[Sauerstoff]] unter [[Flamme|Flammen]]-Bildung ([[Feuer]]). In der Chemie werden auch derartige Reaktionen ohne Sauerstoff als Verbrennungen bezeichnet. Dazu gehört die Reaktion von [[Fluor]] und [[Wasserstoff]] zu [[Fluorwasserstoff]]; hier ersetzt das Fluor den Sauerstoff als [[Oxidationsmittel]].<br />
<br />
== Begriffe, Einteilung ==<br />
=== Brennchemie ===<br />
* Verbrennung in Form eines [[Feuer]]s mit [[Flamme]]nerscheinung aus glühenden flüchtigen Stoffen. Brennen feste Stoffe mit Flamme, so wird diese durch verbrennende gasförmige Pyrolyseprodukte gebildet.<br />
* Verbrennung in Form von [[Glut (Verbrennung)|Glut]] verläuft ohne sichtbare Flammenbildung, jedoch unter Abgabe von Licht mit hohem [[Infrarotstrahlung|Infrarotanteil]] ([[Glut (Lichtausstrahlung)|Wärmestrahlung]]).<br />
* Bei einer ''unvollständigen Verbrennung'' treten nach der Verbrennung brennbare Gase (wie beispielsweise Kohlenmonoxid, Wasserstoff, Methan) oder fester Kohlenstoff auf<ref>Gerhard Hausladen: ''Vorlesungsscript Heiztechnik'', Universität Gesamthochschule Kassel, 1992, ([http://www.delta-q.de/export/sites/default/de/downloads/heiztechnik.pdf pdf-Datei]), zuletzt abgerufen Oktober 2012.</ref>, indem nicht alle möglichen Bindungen zum Oxidationsmittel entstehen. Hierher gehören die Verbrennung von Kohlenstoff zu Kohlenmonoxid oder die Herstellung von Grillkohle, [[Schwelbrand]], das [[Koks|Verkoken]].<br />
* Langsame ''kalte Oxidation'' lässt sich beim [[Rost|Verrosten]] von Metallen oder in [[Lebewesen]] bei der [[Oxidation]] von [[Nährstoff]]en, also deren „Verbrennung“ feststellen.<br />
<br />
=== Brennphysik ===<br />
Verbrennungen, bei denen vorgemischte Systeme mit einer hohen ''Verbrennungsgeschwindigkeit'', nahezu schlagartig und mit enormer Volumenzunahme (der gasförmigen Bestandteile) reagieren, bezeichnet man als [[Explosion]]en. Diese werden unter Berücksichtigung der Verbrennungs- und Ausbreitungsgeschwindigkeit unterteilt.<br />
* [[Detonation]] (''[[Detonationsgeschwindigkeit]]'' der [[Sprengtechnik]]),<br />
* [[Deflagration]]<br />
* und [[Verpuffung]].<br />
<br />
=== Nutz- und Schadfeuer ===<br />
Die Verbrennung in einem Feuer kann kontrolliert ([[Nutzfeuer]]), zum Beispiel in einem [[Ofen]], einem Dampfkessel ([[Feuerung]]), als [[Lagerfeuer]], oder unkontrolliert als [[Schadfeuer]] bei einem [[Brand]] erfolgen.<br />
<br />
=== Brandlehre, Brandklassen ===<br />
{{Hauptartikel|Brandklasse}}<br />
<br />
== Verlauf ==<br />
Bei der Verbrennung reagiert eine Substanz, der ''Brennstoff'', [[Chemie|chemisch]] mit Sauerstoff oder mit einem anderen Gas. Der Brennstoff selbst kann [[Feststoff|fest]] (beispielsweise [[Holz]], [[Kohle]]), [[Flüssigkeit|flüssig]] ([[Leichtbenzin|Benzin]], [[Ethanol]]), flüssig werdend ([[Wachs]]) oder [[Gas|gasförmig]] ([[Methan]]gas, [[Erdgas]]) sein. Letztlich beginnt vor der eigentlichen Verbrennung ein Verdampfen oder Cracken, sodass die entstandenen [[Gas]]e mit dem gasförmigen Luftsauerstoff reagieren.<br />
<br />
=== Voraussetzungen für eine Verbrennung ===<br />
[[Datei:Verbrennungsdreieck.svg|miniatur|Verbrennungsdreieck]]<br />
Für eine Verbrennung ist in ausreichender Menge [[brennbares Material]] nötig, das mit dem [[Oxidationsmittel]] reagiert, meist ist dies der [[Sauerstoff]] (siehe [[Sauerstoffindex]]). Darüber hinaus ist das richtige Mengenverhältnis des brennbaren Stoffes mit der Umgebungsluft oder dem reaktiven Gas und eine geeignete Zündquelle nötig. Ein [[Katalysator]] kann die Aktivierungsenergie, die für den Start der chemischen Reaktion erforderlich ist, herabsetzen. Dadurch kann die Verbrennung beschleunigt oder die zur Zündung notwendige Energie herabgesetzt werden.<br />
<br />
=== Zünden ===<br />
Die Einleitung des Brennvorgangs, das ''Zünden'' (Zuführen der [[Aktivierungsenergie]]), wird unterschiedlich bezeichnet. Während allgemein Verbrennungen ''ent''zündet werden, können insbesondere Feuer und Deflagrationen ''an''gezündet, Detonationen können ''ge''zündet werden ([[Zünder]]). [[Dampf|Dämpfe]] und Gase ''ent''flammen.<br />
<br />
=== Anbrennvorgang und Vollbrand ===<br />
Sobald eine kleine [[Brennstoff]]menge reagiert hat, bringt die dabei freigesetzte Wärme als [[Aktivierungsenergie]] weiteren Brennstoff zum Reagieren, Verbrennung ist in diesem Sinne eine thermische [[Kettenreaktion (Chemie)|Kettenreaktion]]. Das bei der Verbrennung freigesetzte [[Licht]] wird von den glühenden Masseteilchen emittiert. Außerdem erhöht sich typischerweise die Temperatur sehr stark, was zur Heizung oder Verrichtung von Arbeit genutzt werden kann.<br />
<br />
Zurzeit werden in Anlagen zur Wärmeerzeugung meist [[Kohlenwasserstoffe]] mit dem Sauerstoff der Luft zur Reaktion gebracht. Es entsteht dabei Abgas, das neben Luftstickstoff hauptsächlich [[Kohlenstoffdioxid]] (CO<sub>2</sub>) und [[Wasser]] (H<sub>2</sub>O) enthält. Je nach Art der Verbrennungsführung können verschiedene weitere Stoffe im Abgas enthalten sein, häufigste Anteile sind Kohlenmonoxid (CO), [[Stickoxide]] (NO<sub>x</sub>) und unverbrannte Kohlenwasserstoffe. Bei fetter Verbrennung (Kraftstoffüberschuss) von Kohlenwasserstoffen kann [[Ruß]] entstehen.<br />
<br />
== Chemie der Verbrennung ==<br />
=== Luftzahl ===<br />
Für die Verbrennung an Luft wird die sogenannte Luftzahl benötigt. Diese ist ein Verhältniswert aus den Anteilen der Umgebungsluft, hauptsächlich also Sauerstoff und [[Stickstoff]]:<br />
:<math>c_\mathrm{O_2}=21\,%; c_\mathrm{N_2}=79\,% \rightarrow \frac{79}{21} = 3{,}76\, \frac{\mathrm{mol N_2}}{\mathrm{mol O_2}}</math><br />
<br />
=== Sauerstoffbedarf ===<br />
Bezogen auf 1 mol Brennstoff erhält man den zur vollständigen Verbrennung erforderlichen Anteil Sauerstoff <math>\nu_\mathrm {O_2}</math> über:<br />
<br />
:<math>\mathrm {C_a H_b O_c N_d F_e Cl_f Br_g J_h P_i S_j}+\nu_{O_2}(O_2+3{,}76\,\mathrm{N_2})\Rightarrow</math><br />
<br />
:<math>\mathrm {aCO_2 + jSO_2 +\frac{i}{4} P_4O_{1 0} + eHF + fHCl + gHBr + hHJ + \frac{b - (e+f+g+h)}{2} H_2 O + \left(\frac{d}{2} + 3{,}76\, \nu_{O_2}\right) N_2}</math> <br />
<br />
Löst man obige Gleichung nach <math>\nu_{O_2}</math> auf, so erhält man:<br />
<br />
:<math>\nu_{O_2} = C + S + \frac{5}{4} P + \frac{\mathrm{H-(F+Cl+Br+J)}}{4} - \frac{O}{2}</math><br />
beziehungsweise<br />
<br />
:<math>\nu_{O_2} = a + j + \frac{5}{4} i + \frac{b-(e+f+g+h)}{4} - \frac{c}{2}</math>, wobei die Kleinbuchstaben die Anzahl der im Brandstoff enthaltenen Elemente angeben.<br />
<br />
=== Stöchiometrische Konzentrationen ===<br />
{{Hauptartikel|Verbrennungsluftverhältnis}}<br />
Die für die vollständige Verbrennung rechnerisch nötige Konzentration von Brennstoff erhält man über<br />
<br />
:<math>\mathrm{c_\text{stöch} = \frac{100}{1 + (1 + 3{,}76)\times\nu_{O_2}}\,[\text{Vol.-}%]}</math><br />
<br />
beziehungsweise<br />
<br />
:<math>\mathrm{c_\text{stöch} = \frac{\text{Vol.-}% \times M\times10^{-2}}{0{,}02405}}\,[\mathrm{g/m}^3]</math><br />
<br />
<!-- Sorry, aber das scheint doch zu sehr Faustformel zu sein. Daraus lässt sich ebenso eine Explosionsgefährdung ablesen. Die untere Explosionsgrenze lässt sich näherungsweise mit<br />
<math> \mathrm {c_{ex, u}\approx 0,5\times c_{stoech}} </math><br />
<br />
berechnen. Diese Gleichung gilt jedoch nicht für die Gase Wasserstoff und Ethin (Azethylen). Überhaupt fehlen untere und obere Zündgrenze. --><br />
<br />
=== Beispiel ===<br />
Als Beispiel sei hier die vollständige Verbrennung von [[1-Propanol]] (<math>C_3H_8O</math>, Molmasse 60,1 g·mol<sup>−1</sup>) genannt:<br />
<br />
:<math>\nu_{O_2} = 3C + 0S + \frac{0}{4} 0P+ \frac{\mathrm{8H - (0F + 0Cl + 0Br + 0J)}}{4} - \frac{1O}{2}</math><br />
<br />
:<math>\nu_{O_2} = 3 + 0 + 0 + \frac{8-(0+0+0+0)}{4} - \frac{1}{2} = 3 + 2 - 0{,}5 = 4{,}5</math><br />
<br />
<br />
Somit sind zur vollständigen Verbrennung von 1&nbsp;mol Propanol 4,5&nbsp;mol Sauerstoff nötig.<br />
Weiterhin lässt sich die stöchiometrische Konzentration, die für die Verbrennung nötig ist, berechnen:<br />
<br />
:<math>\mathrm{c_\text{stöch} = \frac{100}{1 + (1 + 3{,}76)\times 4{,}5} = 4{,}46\,\text{Vol.-}%}</math><br />
<br />
beziehungsweise<br />
<br />
:<math>\mathrm{c_\text{stöch} = \frac{4{,}46 \times 60{,}1\times 10^{-2}}{0{,}02405}} = 111{,}45\,\mathrm{g/m}^3</math><br />
<br />
[[Datei:ErstickteKerze.ogg|thumb|Demonstration der Notwendigkeit der Luftzufuhr für eine kontinuierliche Verbrennung]]<br />
<br />
=== Verbrennungsrechnung und Abgaszusammensetzung ===<br />
Verbrennungsrechnungen mit den entsprechenden [[Abgasmassenstrom|Abgaszusammensetzungen]] sind mit einem Rechenalgorithmus nach [[Werner Boie (Ingenieur)|Werner Boie]] für den Anwendungsbereich Wärmetechnik besonders effizient möglich.<ref>[http://www.berndglueck.de/stoffwerte.php B. Glück: ''Stoffwerte und Verbrennungsrechnung''].</ref><br />
<br />
== Physik der Verbrennung ==<br />
Beim brennbaren Material kann es nur zur Oxidation kommen, wenn ein einzelnes Atom oder Molekül des Brennstoffs mit Sauerstoff in direkten Kontakt kommt. Daher sind für die ''Verbrennungsgeschwindigkeit'' (''Abbrandgeschwindigkeit'') die Verfügbarkeit von Sauerstoff und sein inniger Kontakt mit dem Brennmaterial maßgeblich. Einige Löschverfahren beruhen darauf, die Sauerstoffzufuhr zu unterbrechen (Löschdecke, Schaum, CO<sub>2</sub>-Löschanlage).<br />
<br />
Die Versorgung mit Sauerstoff kann man durch stete Zufuhr von Frischluft erreichen, indem man in ein Holzfeuer bläst. Für Holzfeuer ist der [[Kamin]] dabei ein ideales Hilfsmittel. In dem sich verengenden Kaminrohr steigen die erwärmten Abgase schnell auf und erzeugen einen steten Unterdruck um das Feuer. Dieser saugt permanent frische Luft heran. Eine extreme Ausprägung sind [[Feuersturm]] und Waldbrände, die durch Winde, wie den [[Mistral (Wind)|Mistral]], angefacht werden.<br />
<br />
Um innigen Kontakt herzustellen, kann die Oberfläche des Brennstoffs vergrößert werden, das Vergasen des Brennstoffs in ein Gas ist eine geeignete Möglichkeit. Bei der Kerze schmilzt das Wachs am Boden des Dochts, steigt als Flüssigkeit auf und verdampft an der heißen Spitze. Das verdampfte Wachs verbrennt. Ein anschauliches Beispiel ist die [[Mehlstaubexplosion]]. Wird etwas Mehl in eine Kerzenflamme geblasen, wird das ansonsten unbrennbare Mehl durch die [[Zerstäubung]] brennbar und reagiert heftig. Beim [[Ottomotor]] erfolgt im Vergaser eine Verdampfung und im [[Dieselmotor]] wird der Brennstoff zerstäubt. Flüssiger [[Dieselkraftstoff]] lässt sich bei Raumtemperatur kaum entflammen. Durch die [[Einspritzanlage]] und eine schlagartige Verdichtung mit der daraus resultierenden Erhitzung im Verbrennungsraum zündet Diesel selbst und verbrennt.<br />
<br />
Über allen Flüssigkeiten steht in Abhängigkeit von der Stoffeigenschaft ''spezifischer Dampfdruck'' und den Umgebungsfaktoren Druck und Temperatur eine Dampfwolke. Handelt es sich um eine brennbare Flüssigkeit ist diese Dampfschicht in einem bestimmten Bereich (zwischen unterer und oberer Explosionsgrenze) entzündlich. Die kurzkettigen Kohlenwasserstoffe, das Benzin, haben einen hohen spezifischen Dampfdruck, sind leicht flüchtig, bilden also schon bei niedrigen Temperaturen eine brennbare Dampfschicht über der Oberfläche aus. Der längerkettige Diesel zündet schwerer, da der Dampfdruck geringer ist.<br />
<br />
In einigen chemischen Verbindungen sind das „Oxidationsmittel“ (Sauerstoff) und das zu oxidierende „Material“ in demselben [[Molekül]] enthalten, so in vielen [[Sprengstoff]]en. [[Nitroglyzerin]] mit der [[Summenformel]] C<sub>3</sub>H<sub>5</sub>N<sub>3</sub>O<sub>9</sub> enthält pro Molekül neun Sauerstoffatome (in drei [[Nitrat]]- und [[Ester|Salpetersäureester]]-Gruppen) und damit mehr als genug, um die im Molekül enthaltenen Kohlen- und Wasserstoffatome vollständig zu Kohlendioxid und Wasser zu oxidieren. Die Verbindung ist instabil und zerfällt explosionsartig schon bei leichten Erschütterungen. Die gasförmigen Oxidationsprodukte nehmen ein Vielfaches des ursprünglichen Volumens ein und erzeugen einen sehr hohen Druck, der die Sprengwirkung verursacht. Auch in den Treibmitteln von [[Raketentriebwerk]]en ist Sauerstoff in verschiedenen Trägersubstanzen als Oxidationsmittel vorhanden, da dies im Vakuum des Weltalls erforderlich ist.<br />
<br />
== Materialkunde ==<br />
Die Verbrennung von Holz beginnt mit einer Erhitzung von außen. Bei nassem Holz unterbricht die Temperaturerhöhung bei etwa 100&nbsp;°C, je nach [[Siedepunktserhöhung]] durch gelöste Stoffe. Ist das Wasser weitestgehend verdampft, steigt die Temperatur und die Verbrennung beginnt. Holz kann ungefähr das eigene Gewicht an Wasser speichern und für den Verdampfungsvorgang ist die latente Wärme nötig; so ist feuchtes oder nasses Holz kaum zu entzünden. Trockenes Holz zündet leichter und beginnt ab etwa 150&nbsp;°C zu verkohlen. Dies ist eine [[Pyrolyse]] des Holzes durch hitzebedingte chemische Zersetzung, zum Teil entstehen gasförmige Stoffe, die als [[Flamme]] aus dem Holz austreten. Verbleibende [[Holzkohle]] als Gemisch aus [[Kohlenstoff]] und [[Asche]] [[Glut (Verbrennung)|verglüht]] anschließend mit weiterem zutretendem Sauerstoff.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Abbrandgeschwindigkeit]] der [[Pyrotechnik]]<br />
* [[Brisanz (Chemie)|Brisanz]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* J. Warnatz, U. Maas, R. W. Dibble: ''Verbrennung''. Springer, Berlin, 2001 ISBN 3-540-42128-9.<br />
* Rodewald: ''Brandlehre''. 6. Auflage, W. Kohlhammer, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-17-019129-7.<br />
* M. Lackner, F. Winter, A. K. Agarwal: ''Handbook of Combustion''. Wiley-VCH, Weinheim, 2010. ISBN 978-3-527-32449-1.<br />
* Drysdale: ''An Introduction to Fire Dynamics''. Second Edition 1998, John Wiley & Sons, Ltd, The Atrium, Southern Gate, Chichester West Sussex PO19 8SQ, England, ISBN 978-0-471-97291-4.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikibooks|Anorganische Chemie für Schüler/ Erforschen des Verbrennungsvorgangs}}<br />
* [http://www.itt.kit.edu/318.php Kurzer, populärwissenschaftlicher Artikel über die Grundlagen von Verbrennungsprozessen und ihre Erforschung]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Chemische Reaktion]]<br />
[[Kategorie:Verbrennungslehre]]<br />
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Die_gelbe_Kuh&diff=159162596Die gelbe Kuh2016-10-28T18:32:15Z<p>WhatamIdoing: /* Fortentwicklung des Motivs */ Großer</p>
<hr />
<div>[[Datei:Franz Marc-The Yellow Cow-1911.jpg|miniatur|400px|<div align="center">'''''Die gelbe Kuh'''''<br />[[Franz Marc]], 1911<br />189,2 × 140,52&nbsp;cm<br />Öl&nbsp;auf Leinwand<br />[[Solomon R. Guggenheim Museum]], [[New York City|New York]]</div>|alt=Gemälde „Die gelbe Kuh“ von Franz Marc]]<br />
<br />
'''''Die gelbe Kuh''''' ist ein Gemälde des deutschen Malers [[Franz Marc]] aus dem Jahr 1911. Es ist eines der bekanntesten Werke des Künstlers und zeigt eine seiner zahlreichen Tierdarstellungen im Stile des [[Expressionismus]]. Die Ausführung erfolgte in [[Ölfarbe|Öl]] auf [[Leinwand]] mit den Maßen 140,5&nbsp;×&nbsp;189,2&nbsp;Zentimeter.<ref>[http://www.guggenheim.org/new-york/collections/collection-online/show-full/piece/?search=Franz%20Marc&page=1&f=People&cr=1 Maße gemäß der Onlinepräsentation der Guggenheim-Collection (www.guggenheim.org, abgerufen am 28. September 2010)]</ref> Als zentrales Motiv dominiert eine springende gelbe Kuh das Gemälde. Sie ist von einer bunten, strukturierten Landschaft umgeben. Die Konzeption des Bildes bestimmt maßgeblich der Kontrast zwischen dynamischem Motiv und ruhigem Hintergrund.<br />
<br />
''Die gelbe Kuh'' fällt in die prägende Phase von Marcs Werk. Die zu dieser Zeit von ihm mitentwickelte [[Farbenlehre|Farbsymbolik]] durchdringt das Bild. Bei ihr steht nicht eine naturalistische Farbwiedergabe, sondern die Vermittlung der zugeschriebenen Gefühlswelt des Motivs im Vordergrund. So erhält die Darstellung bewusst eine subjektive Botschaft des Malers und vermittelt seine Sichtweise der Welt. Für Marc verkörperten Tiere ein Ideal, das er menschlicher Naturbeherrschung entgegenhielt. Spätere Deutungen seiner ''Gelben Kuh'' verweisen auf autobiografische Einflüsse und bringen das Bild in einen Zusammenhang zur Beziehung zu seiner Frau [[Maria Marc|Maria Franck]].<br />
<br />
Seit 1949 befindet sich das Gemälde im Besitz der [[Solomon R. Guggenheim Foundation]], die es im [[New York City|New Yorker]] [[Solomon R. Guggenheim Museum]] ausstellt. Zuvor präsentierten es unter anderem Ausstellungen des [[Der Blaue Reiter|Blauen Reiters]] in München und die [[Galerie Nierendorf]].<br />
<br />
== Bildkonzeption und Ausführung ==<br />
Das Bild gliedert sich in den Vordergrund, der das zentrale Motiv der ''Gelben Kuh'' enthält, einen Mittelgrund und den strukturell stark untergliederten Hintergrund. Die Malstruktur ist fein, aber flächig. Den Bildaufbau prägt der Kontrast zwischen dem ruhig gehaltenen Hintergrund und der [[Bewegungsgesetze|Dynamik]] des zentralen Motivs. Die Bewegung äußert sich besonders in der Körperhaltung des Tieres. Während die Vorderbeine bereits die Körperlast zu stemmen scheinen, befinden sich die Hinterläufe noch in einer schwungvollen Sprungbewegung.<ref name="Partsch" /> Der Eindruck eines Kontrastes von Zentralmotiv und Hintergrund verstärkt die, in gedeckten Farben vergleichsweise konkret gehaltene Landschaft, in der ruhig grasende Tiere erkennbar sind.<ref name="Partsch" /><br />
<br />
Im Vergleich zum Dynamikkontrast ergibt die Farbkomposition ein ausgewogenes Gesamtbild, das alle [[Spektralfarbe]]n enthält. Es dominieren warme Farben mit harmonisch-hellem Farbklang, die dem Bild einen freundlichen Ausdruck verleihen.<ref name="Förster2000.113" /> Dabei prägen leuchtende Farben wie Gelb, Rot und Grün das Bild, die wenigen dunklen, schwarzen und blaugrauen Töne treten in den Hintergrund.<br />
<br />
=== Vordergrund ===<br />
Die gelbe Kuh bildet das zentrale Motiv des Gemäldes. Sie dominiert durch ihre beträchtliche relative Größe den Vordergrund. Marc ordnete sie, leicht nach links versetzt, in der Mitte des Bildes an. Bildbeherrschend schiebt sie sich fast diagonal in den Landschaftsraum und verdrängt Landschaftselemente wie Bäume, Hügel und Pflanzen auf Nebenschauplätze. Ihr Schwanz schwingt direkt in den oberen linken Bildrand. Durch die versetzte Position und Absetzung vom Hintergrund korrespondiert das Motiv mit der Umwelt des Gemäldes. Es wirkt als würde sie, aus der linken oberen Ecke kommend, dem Bild entspringen. So entsteht ein angedeuteter Eindruck von [[Perspektive|Räumlichkeit]].<br />
<br />
Das Motiv zeigt eine massige, schwerfällige [[Hausrind#Bezeichnungen|Kuh]], die durch das Bild zu springen scheint und den Kopf dabei genussvoll nach oben neigt, ihre Kehle preisgibt.<ref name="Partsch">Partsch 2005, S. 43.</ref> Die Darstellung der Kuh weist hier eine außergewöhnliche Sichelform auf. Sie lässt sich als [[Allusion]] Marcs an die schwungvolle Formensprache des [[Jugendstil]]s verstehen, der zu jener Zeit weit verbreitet war.<ref name="Förster2000.112" /> Die ungewöhnliche Körperhaltung sticht gegenüber den meisten zuvor angefertigten Tierbildern Marcs hervor, die von typischen, traditionellen Figurenkompositionen und Perspektiven geprägt sind.<ref>Partsch 2005, S. 41.</ref><br />
<br />
Das Fell erscheint in verschiedenen [[Gelb]]tönen, einzig am Bauch schimmert ein blauschwarzer Fleck. Ihre vornehmlich gelbe, anti-naturalistische Farbgebung steht in deutlichem Kontrast zu den gedeckten Farben des restlichen Bildes. Einzelne Bereiche der Kuh behalten ihre natürliche Farbgebung: So weisen [[Euter]], [[Huf]]e und die Gesichtszeichnung eine von dem dominanten Gelb abweichende Färbung auf. Farbige oder schwarze Konturen verdeutlichen das Erscheinungsbild.<br />
[[Datei:Die gelbe Kuh WP Zentralmotiv.jpg|miniatur|zentriert|Das zentrale Motiv: Die gelbe Kuh|alt=Hervorhebung nur der Kuh im Gemälde]]<br />
<br />
=== Mittelgrund ===<br />
Im Mittelgrund finden sich rechts und links des Zentralmotivs schwarze Baumstämme. Einer steht links schräg, drei finden sich rechts, ebenfalls schräg gesetzt. Ihre annähernde [[Orthogonalität]] betont in ihrer Gegenläufigkeit die Dynamik des Zentralmotivs. Diagonal zu den Vorder- und Hinterläufen der Kuh positioniert, scheinen sie dazu das Zentralmotiv zu stabilisieren,<ref name="Förster2000.112" /> es „''im Raum zu verspannen''“.<ref name="Lankeit1976.78" /> Ihre Verlaufsrichtung kreuzt in spitzem, fast rechtem Winkel die gedachte Verlängerung der Kuhbeine und erzeugt so beinahe eine [[Geometrie|geometrische]] Gliederung des Bildes, ein System von [[Diagonale (Geometrie)|Diagonalen]].<ref name="Lankeit1976.78" /> Diese geometrische Konstruktion empfand Marc als besonders wichtig. Das lässt sich einem Brief Marcs an Kandinsky entnehmen, in dem er sich über den Zuschnitt seines Bildes anlässlich der Abbildung im Katalog zur ersten Ausstellung des Blauen Reiters im Dezember 1911 beklagt. Sein Bild sei durch den Zuschnitt ''„völlig aus den Konstruktionsverhältnissen geraten.“''<ref>Zitiert nach Lankheit 1976, S. 78.</ref><br />
<br />
[[Datei:Die gelbe Kuh Mittelgrund freigestellt.jpg|miniatur|zentriert|Mittelgrund: Die Stämme verankern das Zentralmotiv.|alt=Hervorhebung des Mittelgrunds des Gemäldes]]<br />
<br />
=== Hintergrund ===<br />
Den Hintergrund bildet eine formal und farblich stark differenzierte Landschaft, die sich meist in geometrische Grundstrukturen, vor allem Dreiecke und Ovale, gliedert.<ref name="Förster2000.112" /> Die Landschaft und ihre Elemente – Berge, Steine, Pflanzen und grasende Tiere – sind im Vergleich zu anderen in dieser Zeit entstandenen Gemälden Marcs konkreter gehalten. Die Landschaft im Hintergrund teilt sich in drei räumliche Zonen:<br />
<br />
Den vorderen Hintergrund bilden stilisierte Steine und Pflanzen. Links finden sich kräftiges Gras und emporstrebende Pflanzen in tiefen bis hellen Grüntönen. Runde Steine in hellem Gelb, Grau und Weiß unterbrechen die Anordnung. Die weißen Steine lassen sich einem [[Phallus]] nachempfunden deuten, was einer personalisierten Interpretation entgegenkäme.<ref>Siehe [[#Deutung im Entstehungskontext|entsprechenden Abschnitt]].</ref> Während in der linken Bildhälfte Grün vorherrscht, prägen Rottöne, die mit Orange und Gelb [[changieren]], die rechte Bildhälfte. Wo die Kuh auf den Boden zu treten scheint, befinden sich kräftige Rot- und Orangetöne. Kontrast erhält dieser Bildausschnitt durch weiße und schwarze Bereiche, die zum Teil als Schattierung den Eindruck von Räumlichkeit erwecken.<br />
<br />
Den mittleren Hintergrund bilden flächige [[Rot]]töne. Sie werden wesentlich vom Zentralmotiv verdeckt und nehmen nur im linken Bildbereich als Gruppe grasender Kühe Gestalt an. Diese zwei bis drei grasenden Kühe heben sich kaum von der umgebenden Landschaft ab, um nicht vom Zentralmotiv abzulenken. Hier dominieren indifferente, ineinander übergehende Rot- und Gelbtöne.<br />
<br />
Im rückwärtigen Teil des Hintergrunds liegen eine stilisierte Bergkette in Blautönen, blaugraue und dunkle Hügel, die ein violett-orangefarbener bis gelber Himmel umgibt. An den Übergängen lagern vereinzelte grüne Passagen.<ref name="Förster2000.113">Förster 2000, S. 113.</ref><br />
<br />
{| style="margin-left: auto; margin-right: auto"<br />
| [[Datei:Die gelbe Kuh WP Hintergrund vorne.jpg|miniatur|Der vordere Bereich des Hintergrunds|alt=Hervorhebung des vorderen Bereichs des Hintergrunds]]<br />
| [[Datei:Die gelbe Kuh Hintergrund mitte freigestellt.jpg|miniatur|Der mittlere Bereich des Hintergrunds|alt=Hervorhebung des mittleren Bereichs des Hintergrunds]]<br />
| [[Datei:Die gelbe Kuh Hintergrund hinten freigestellt.jpg|miniatur|Der hintere Bereich des Hintergrunds|alt=Hervorhebung des hinteren Bereichs des Hintergrunds]]<br />
|}<br />
<br />
== Geschichte des Gemäldes ==<br />
[[Datei:FranzMarc.jpg|miniatur|hochkant|Franz Marc im Jahr 1910|alt=Schwarzweiß-Foto von Franz Marc]]<br />
<br />
An der ''Gelben Kuh'' arbeitete Marc im Sommer des Jahres 1911. Sie wird seiner zweiten Schaffensphase zugerechnet, die sich vom Frühjahr 1911 bis zum Sommer 1912 erstreckte,<ref name="Förster2000.109">Förster 2000, S. 109.</ref> und als seine Reifezeit gilt,<ref>Lankheit 1976, S. 80.</ref> in der sich sein künstlerischer Durchbruch vollzog.<ref>Friedel/Hoberg 2006, S. 32.</ref> Dabei fällt sie in den Zeitraum von 1909 bis 1914, in denen Marcs Malstil die gravierendsten Veränderungen vollzog.<br />
<br />
=== Vorgeschichte ===<br />
Schon ab etwa 1907 wandelte sich Marcs Stil in Richtung Expressionismus. Dies äußerte sich in der Abkehr von einer [[Naturalismus (Bildende Kunst)|naturalistischen]] Farb- und später auch Formwiedergabe hin zu einer symbolischen Durchdringung seiner Werke, zunächst insbesondere mit dem Mittel der [[Farbe]]. Diese Entwicklung intensivierte sich um das Jahr 1911 und erlebte ihren Höhepunkt in der Zusammenarbeit mit [[Wassily Kandinsky]]. Ihn lernte Marc im selben Jahr in München kennen. Bald verband beide eine tiefe Freundschaft, die ihre Arbeit befruchtete. Insbesondere Kandinskys starke und reine Farbkompositionen beeindruckten Marc.<ref>Friedel/Hoberg 2006, S. 33.</ref> Zusammen entwarfen sie ihre Vorstellungen von Farben, Farbenlehre und Farbsymbolik.<br />
<br />
Im Laufe seiner Stilveränderung kehrte Marc der sogenannten [[Lokalfarbe]], der ursprünglichen natürlichen Farbe, den Rücken und wendet sich der Wesensfarbe zu. Die Wesensfarbe ergibt sich aus der Symbolisierung des Seelenlebens, dem Empfinden, den Gefühlen des Künstlers beim Seherlebnis. Dies zielte darauf ab, ''Dinge so zu malen, wie sie wirklich sind, nicht wie wir sie sehen.''<ref name="Partsch2005.40">Partsch 2005, S. 40.</ref> Den Farben kommt eine suggestive Wirkung zu, die dem Betrachter ein tieferes Empfinden des Gesehenen ermöglichen und ihn dem wahren Gehalt eines Bildes zugänglich machen soll. Speziell bei Marc kommt das Eintauchen in die abgebildeten Motive hinzu. Dabei findet eine Verschiebung der Betrachtungs- und Darstellungsperspektive statt.<br />
<br />
Besonders bei seinen [[Tier]]darstellungen verließ der Tierliebhaber Marc den objektiven Standpunkt eines Betrachters und versuchte sich in die Tiere hineinzuversetzen. Er trachtete danach, ihr Wesen und ihr Fühlen einzufangen. In dem Versuch, ''aus ihnen hinaus zu sehen'', machte er sie zugleich als Botschafter seiner selbst: Die Gefühle der Tiere blieben doch seine eigenen. Im Versuch ihnen Gefühle zuzuschreiben stülpte er ihnen persönliche Empfindungen über. Daraus ergab sich die Kritik der Vermenschlichung der Tierdarstellungen durch die zwangsläufig [[Subjektivismus|subjektiv]] bleibende Wahrnehmung von Gefühlen artfremder Wesen.<ref name="Partsch2005.40" /> Der befreundete Maler [[Paul Klee]] schilderte die zweigestaltige Beziehung Marcs zu seinen Tiermotiven: „''Zu den Tieren neigt er sich menschlich. Er erhöht sie zu sich''.“<ref>zitiert n. Partsch 2005, S. 46.</ref><br />
<br />
Ab 1911 beschränkte sich Marc ganz auf die Darstellung von Tiermotiven. In Tierbildern jenseits der herkömmlichen Tiermalerei, die sich auf ihre Abbildung beschränkte, sah er ein ideales Mittel um sich auszudrücken.<ref>Partsch 2005, S. 38f.</ref> Er versuchte in ihnen seine philosophisch-religiöse Weltsicht zu transportieren, in der Tiere die Verkörperung einer ursprünglichen Reinheit der [[Schöpfung]] darstellen. Sie existierten im Einklang mit der [[Natur]], im Gegensatz zur menschlichen [[Zivilisation]], die in einer feindlich-modernen Welt gefangen sei.<ref>Partsch 2005, S. 37ff.</ref> Im Sinne des [[Pantheismus]] sah Marc in der Natur ein universelles Prinzip, deren Idealen es zu folgen gelte.<ref>Partsch 2005, S. 38.</ref> Seine Bilder verstand er als [[Garten Eden|paradiesische]] [[Utopie]] einer besseren Welt, eine [[Romantik|romantisch]] verklärte Abkehr vom [[Dogma]] der Überlegenheit menschlicher [[Naturbeherrschung]] und [[Entfremdung|Selbstentfremdung]] hin zur Natur. Im Mittelpunkt von Marcs Schaffen stand die [[Idealisierung (Psychologie)|Idealisierung]] der Natur. Seine Malerei war für ihn zugleich eine Flucht aus der realen Welt.<br />
<br />
[[Datei:Vassily-Kandinsky.jpeg|miniatur|hochkant|Mit Wassily Kandinsky verband Marc eine tiefe Freundschaft. Gemeinsam entwickelten sie ein System der Farbsymbolik, das Marc bei seiner ''Gelben Kuh'' anwandte.|alt=Foto von Wassily Kandinsky]]<br />
<br />
Denn trotz seiner [[Avantgarde|avantgardistisch]]<nowiki />-<nowiki />[[moderne]]n Darstellungsweise bezweckte Marc keine [[fortschritt]]sorientierte Aussage. Vielmehr lehnte der Idealist Marc den Materialismus der Moderne ab. Seine Bilder weisen auf eine jenseits oder vor gesellschaftlichen Konventionen und Zivilisation liegende, verklärte Ursprünglichkeit und Reinheit zurück. Daraus lässt sich seine Begeisterung für Volkskunst und außereuropäische indigene Kunst erklären, die ihn zu dieser Zeit erfasste. Mit der Rückbesinnung auf ursprüngliche Malgesetze und ihre Verknüpfung mit modernen Techniken wollte Marc einen naiven, authentischen Ausdruck von Gefühlen in seiner Malerei verwirklichen.<ref>Partsch 2005, S. 28.</ref> 1911 studierte er intensiv die Ausstellungen des [[Ethnologisches Museum|Völkerkundemuseums Berlin]] und befasste sich mit Tierdarstellungen in alten Kulturen. Bei Marcs zuvor entstandenem Gemälde ''Eselsfries'' (1911) belegen Briefe altägyptische Einflüsse. Bei der ''Gelben Kuh'' werden frühgriechische Einflüsse vermutet.<ref>Partsch 2005, S. 43.</ref> Das Motiv der gelben Kuh weist Parallelen zu Rinderdarstellungen auf den [[Nestorbecher#Der „Nestorbecher“ von Mykene|Goldbechern von Vaphio]] auf, die sich durch einen Aufsatz von [[Alois Riegl]] aus dem Jahr 1900 großer Bekanntheit erfreuten. Auf einigen Reliefs dieser Fundstücke finden sich Stierfangszenen, bei denen Stiere in ähnlicher Körperhaltung wie Marcs gelbe Kuh dargestellt werden: In vollem Lauf, die Hinterläufe werfend, die Vorderbeine abwärts gesetzt.<ref name="Lankeit1976.78" /> Später weitete Marc seine Beschäftigung mit dem [[Primitivismus]] nicht aus, wie beispielsweise viele [[Kubismus|Kubisten]] es taten.<ref name="Partsch2005.44">Partsch 2005, S. 44.</ref><br />
<br />
In dieser zweiten Schaffensphase vollzog Marc zudem eine Umkehr seiner Herangehensweise bei der Konzeption von Bildern. Prägte die Reduktion, das [[Abstraktion|Abstrahieren]] zufälliger individueller Züge seiner Vorlagen sein bisheriges expressionistisches Werk, so verlagerte er sein Augenmerk nun auf die Analyse und Wiedergabe geometrischer Formen, die Konstruktion.<ref>Lankheit 1976, S. 77ff.</ref> Diese lässt sich bereits am teilweise geometrisch gegliederten Hintergrund der ''Gelben Kuh'' erkennen. In der ''Gelben Kuh'' ist dies erst andeutungsweise enthalten, die Darstellung insbesondere des zentralen Motivs blieb weitgehend am Gegenstand orientiert. Sie steht so an einem Wendepunkt in Marcs Werk. In seinen späteren Schaffensphasen gelangte er zu einer immer konsequenteren Abstraktion, die spätestens ab den Jahren 1912 bis 1914 in seinen Bildern verstärkt bis zur vollständigen Ungegenständlichkeit führte. Die Bildkonzeption Marcs erhielt ebenfalls neue Inspiration. Seit 1910 setzte sich Marc mit dem Formaufbau und der strengen Bildeinteilung von [[Paul Cézanne]] und [[Hans von Marées]] auseinander und kombinierte diese mit dynamischen Versatzstücken zu seinem eigenen Stil, der sich in der ''Gelben Kuh'' äußert. So entwickelte er hier aus dem Kontrast von Vorder- und Hintergrund eine klare Bildstruktur, die eine Auflösung der traditionell-natürlichen [[Perspektive]] als strukturgebende Kraft zu kompensieren vermag.<br />
<br />
=== Entstehung des Bildes ===<br />
Bereits vor der ''Gelben Kuh'' malte Marc regelmäßig Kühe, jedoch in weniger formalisierter, entnaturalisierter Darstellung, so die ''Kämpfenden Kühe'' (1911, Öl auf Leinwand)<ref>Lankheit 1970, Nr. 143.</ref> und ''Kühe unter Bäumen'' (1910/11, Öl auf Leinwand).<ref>Lankheit 1970, Nr. 142.</ref> Zur Entstehung der ''Gelben Kuh'' geben Skizzen und Briefe Marcs Aufschluss.<br />
<br />
1911 reiste Marc zusammen mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Maria Franck nach England, wo sie im Juni heirateten.<ref>Die Heirat in ihrer bayrischen Heimat war nicht möglich, da die Scheidung der Zweckehe Marcs mit seiner ersten Frau [[Marie Schnür]] 1908 mit dem intimen Verhältnis Marcs zu Franck begründet wurde. Die damalige Rechtsprechung sah nach §&nbsp;1312 BGB als Hinderungsgrund für die Eheschließung vor, dass wegen Ehebruch geschiedene nicht die Person heiraten durften, mit der der Ehebruch vollzogen wurde. Folglich wichen Marc und Franck nach England aus, um ihre Ehe dort nach englischem Recht schließen zu lassen. Nach der rechtlichen Klärung in Deutschland wiederholten sie ihre Eheschließung am 3. Juni 1913 in München nach deutschem Recht. Vgl. Jüngling/Rossbeck 2004, S. 80ff und S. 109ff; [http://www.zeno.org/Kunst/M/Marc,+Franz/Franz+Marc+-+Eine+Biografie Marc-Biografie auf zeno.org (abgerufen am 4. August 2015)]</ref> Nach dieser Reise entstanden vorbereitende Skizzen für das Gemälde. Zunächst entwickelte Marc Konturenzeichnungen mit [[Bleistift]], die in seinem Skizzenbuch XXIII erhalten blieben. Die springende Kuh erscheint der des späteren Gemäldes bereits sehr ähnlich, jedoch stellte Marc ihr hier noch ein anderes Tiermotiv gleichwertig gegenüber. Die dominante Wirkung als Zentralmotiv entfaltet sich noch nicht. In der Folge muss Marc der Gedanke gekommen sein, das Kuh-Motiv als selbstständiges Bild zu entwickeln, möglicherweise als Gegenstück zu seinen ähnlich konzipierten blauen Pferden.<ref name="Lankeit1976.78">Lankheit 1976, S. 78.</ref><br />
<br />
[[Datei:Die gelbe Kuh (Studie).jpg|miniatur|''Die gelbe Kuh (Studie)'', 1911 (Öl auf Holz, 62,5 × 87,5&nbsp;cm)|alt=Studie, die dem endgültigem Gemälde ähnlich sieht]]<br />
<br />
Es entstand eine vorbereitende Studie des Gemäldes in Öl auf Holz, die bereits alle wesentlichen Gestaltungsmerkmale beinhaltete.<ref>Lankheit 1970, Nr. 151.</ref> Die Ausarbeitung geschah eher flüchtig und skizzenhaft auf ein, vielleicht zufällig bereitliegendes, abgesägtes [[Grundierung|ungrundiertes]] Holzbrett, dessen Maserung durch die Ölfarbe hindurch sichtbar blieb. Die Verwendung qualitativ minderwertiger Materialien lässt auf eine hastige Vorarbeit schließen. Der Körper der Kuh blieb in dieser Skizze noch deutlich näher am natürlichen Objekt als im späteren Werk. Die Farbgebung und die Bildaufteilung entsprachen bereits der des späteren Gemäldes, wo sie allerdings noch pointierter ausgeführt wurden.<ref name="Lankeit1976.78" /> Das Werk befindet sich heute in der ''Sammlung Erhard Kracht'', die das Museum der [[Moritzburg (Halle)#Stiftung Moritzburg / Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt|Stiftung Moritzburg]] ausstellt.<ref>[http://www.stiftung-moritzburg.de/sammlungen/sammlung-kracht/ Sammlung Erhard Kracht auf www.stiftung-moritzburg.de (aufgerufen am 18. September 2016)]</ref><br />
<br />
Zur Herstellung der ''Gelben Kuh'' verwendete Marc reinfarbige Ölfarben auf einer großformatigen Leinwand. Klare Farben sollten sein subjektives Farbempfinden transportieren und nicht durch Beimischung von deckenden Neutralfarben abgeschwächt werden. Die reinen Farben ergeben dabei partielle Dissonanzen, die sich im Gesamtbild, mit dem Ziel einer harmonischen Verwendung des gesamten Farbspektrums, wieder aufheben sollen. Während seiner Ausbildung hatte Marc jedoch die Arbeit mit gedeckten Farben verinnerlicht. In der Folge gestaltete sich sein Umgang mit reinen Farben und ihrer Abstimmung problematisch. Marc behalf sich hier, indem er während der Bearbeitung fortdauernd die Wirkung und die Abstimmung der Farben aufeinander mit Hilfe eines [[Prisma (Optik)|Prismas]] prüfte.<ref>Partsch 2005, S. 28f.</ref> Er vollendete ''Die gelbe Kuh'' schließlich im Laufe des Sommers des Jahres 1911. Während er an ihr arbeitete, entstanden zugleich die Gemälde ''Der Stier'' und ''Die kleinen blauen Pferde'', an denen Marc seit 1908 plante. Der Durchbruch zu ihrer Vollendung gelang Marc erst durch die Beschäftigung mit der ''Gelben Kuh'', die ihm neue Erkenntnisse brachte.<ref>Lankheit 1970</ref><br />
<br />
=== Fortentwicklung des Motivs ===<br />
[[Datei:Gelbe Kuh-Franz Marc.jpg|miniatur|''Kühe Rot, Gelb, Grün'' 1912 (offizielle Datierung)|alt=Gemälde „Kühe Rot, Gelb, Grün“]]<br />
[[Datei:Marc - Der Stier.jpg|miniatur|''Der Stier'', 1911|alt=Skizze „Der Stier“]]<br />
<br />
Nach der ''Gelben Kuh'' taucht das gleiche Motiv noch einmal sehr ähnlich in Marcs Gemälde ''Kühe Rot, Gelb, Grün'' (1912, Öl auf Leinwand) auf, diesmal arrangiert mit weiteren Kuhmotiven.<ref>Lankheit 1970, Nr. 153.</ref> Der Hintergrund ist hier im Gegensatz zu der ''Gelben Kuh'' deutlich weniger konkretisiert, flächiger und detailärmer. Das Gemälde vollendete Marc Ende 1911, offiziell datiert wird es aber meist auf das Jahr 1912.<ref>Friedel/Hoberg 2006, S. 141.</ref> Denn auf Kandinskys Wunsch schickte es Marc bereits direkt nach der Fertigstellung zu einer Ausstellung im Januar 1912 nach Moskau, wo es erstmals vor Publikum gezeigt wurde.<br />
<br />
Die Kuh- und Stiermotive durchdringen Marcs weiteres [[Gesamtwerk|Œuvre]]. Als [[Tempera]]malerei begleiteten die Skizzen ''Stier'' (1911),<ref>Lankheit 1970, Nr. 427.</ref> ''Ruhende Kühe (kauernder Stier)'' (1911),<ref>Lankheit 1970, Nr. 425.</ref> ''Die grüne Kuh'' (1912)<ref>Lankheit 1970, Nr. 428.</ref> und ''Der liegende rote Stier'' (1912)<ref>Lankheit 1970, Nr. 426.</ref> seine zweite Schaffensperiode.<br />
<br />
Weitere Darstellungen von Rindern finden sich unter anderem als ''Kühe unter Bäumen'' (Öl auf Leinwand, 1911), in dem Marc Stier- und Kuhmotiv kombiniert, ''Kinderbild (zwei Kühe)'' (1912, Öl auf Leinwand),<ref>Lankheit 1970, Nr. 176.</ref> ''Kleines Bild mit Rindern'' (1913, Öl auf Pappe),<ref>Lankheit 1970, Nr. 213.</ref> ''Kuh mit Kalb'' (1913, Öl auf Leinwand),<ref>Lankheit 1970, Nr. 211.</ref> und ''Die Weltenkuh'' (1913, Öl auf Leinwand, ebenfalls im Guggenheim-Museum ausgestellt).<ref>Lankheit 1970, Nr. 208.</ref> Die Weltenkuh steht am Übergang Marcs zur abstrakten Malerei. Während das zentrale Motiv noch im Wesentlichen körperlich erscheint, abstrahierte Marc den Hintergrund bereits in geometrische Formen.<br />
<br />
In den meisten seiner späteren, ab 1913 entstandenen Bilder lösen sich die Tierdarstellungen ins Formelhafte auf.<ref>Partsch 2005, S. 48.</ref> Beispielhaft hierfür steht das ''Gemälde mit Rindern'' von 1913, in dem die Kuhdarstellung in eine neue Formensprache gepresst wird. Inspiration erhielt Marc dabei durch seine Begegnung mit [[Robert Delaunay]], den er während seiner Parisreise 1912 zusammen mit seinem Freund [[August Macke]] kennenlernte. In der Folge tendierte Marcs Stil immer deutlicher zur Abstraktion, vergleichbar mit dem Kubismus. Dies ist eine Entwicklung, die der Kandinskys ähnlich erscheint, sich jedoch nicht vollenden konnte, da Marc 1916 verstarb.<br />
<br />
<gallery widths="200" class="centered"><br />
Datei:Marc - Kühe unter Bäumen.jpg|''Kühe unter Bäumen'', 1911; Kombination von Kuh- und Stiermotiv<br />
Datei:Franz Marc 007.jpg|''Die Weltenkuh'', 1913; Am Wendepunkt zur Abstraktion<br />
Datei:Marc - Rinder.jpg|''Gemälde mit Rindern'', 1913; Auflösung der Tiermotive ins Formelhafte<br />
</gallery><br />
<br />
=== Ausstellung und Verbleib ===<br />
''Die gelbe Kuh'' war Bestandteil der ersten Ausstellung der Redaktionsgemeinschaft des [[Der Blaue Reiter|Blauen Reiters]], die vom 18.&nbsp;Dezember 1911 bis zum 1.&nbsp;Januar 1912 in der [[Moderne Galerie Heinrich Thannhauser|Galerie Thannhauser]]<!-- Link auf Weiterleitung bitte stehen lassen in Hoffnung auf einen baldigen Artikel.--Mo4jolo --> in München stattfand. Marc ließ das Gemälde für den im Mai 1912 im [[Piper Verlag]] erscheinenden Katalog der Ausstellung reproduzieren.<ref name="Förster2000.112">Förster 2000, S. 112.</ref> Kandinsky und Marc waren die zentralen Figuren des Blauen Reiters, der aus dem Bruch Kandinskys mit der [[Neue Künstlervereinigung München|Neuen Künstlervereinigung München]] (N.K.V.M) im Dezember 1911 entstand.<ref>Ursache war die Ablehnung Kandinskys Werks ''Das jüngste Gericht. Komposition V'' in einer Jury-Sitzung am 3. Dezember des Jahres für die dritte Ausstellung der Gruppe. Kandinskys seit Oktober entstandenes Werk überschritt mit seinen Maßen, die ein mehr als fünf Quadratmeter großes Bild ergaben, die Vorgaben der Jury von maximal 4 Quadratmetern deutlich. Dies war jedoch nur ein Vorwand. Kandinsky, der die konservative Ausrichtung der Gruppe ablehnte, provozierte bewusst einen Eklat, der zu seinem Austritt führte. Seine Entwicklung zur Abstraktion, die sich ab 1911 vollzog, passte nicht mehr zur Ausrichtung der NKVM. In kurzer Zeit entwickelte er zusammen mit Marc die Idee einer neuen Künstlergruppe und organisierte eilig die erste Ausstellung des Blauen Reiters. Vgl. Friedel/Hoberg 2006, S. 40.</ref> Sie fungierten als Herausgeber des Almanachs, in dem ''Die gelbe Kuh'' als Hauptbeitrag Marcs zu diesem Werk gilt.<ref name="Förster2000.112" /> Der Preis für das Gemälde lag bei den ersten Ausstellungen 1912 bei 1000&nbsp;Mark.<ref>Jüngling/Rossbeck, S. 128.</ref> Für eine illustrierte Bildausgabe, die ''Bibel'' des Blauen Reiters, war ''Die gelbe Kuh'' ebenfalls als Beitrag vorgesehen.<br />
<br />
Nach dem Tod Marcs 1916 stellte die [[Galerie Nierendorf]] in Zusammenarbeit mit [[Maria Marc]] viermal dessen Gesamtwerk in Deutschland in Gedächtnisausstellungen aus. Die letzte Franz Marc-Gedächtnisausstellung fand anlässlich seines 20.&nbsp;Todestages vom 4.&nbsp;März bis 19.&nbsp;April 1936 in [[Berlin]] statt. Maria Marc stellte neben anderen Bildern ''Die gelbe Kuh'' zur Verfügung. Das Gemälde hatte sie nach dem Tod ihres Mannes in ihrem Besitz behalten. Die damals bereits berühmten Hauptbeiträge ''Die roten Rehe'', ''Füchse'', ''Reh im Blumengarten'' und ''Die gelbe Kuh'' sorgten für einen, bei den Machthabern unerwünscht, großen Erfolg der Veranstaltung, was aber zugleich ein Verbot erschwerte. Die zeitliche Nähe zu den [[Olympische Sommerspiele 1936|Olympischen Spielen von Berlin]] trug ebenfalls dazu bei; in dieser Zeit versuchten die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]], sich vor ihren internationalen Gästen einen weltoffenen und toleranten Anschein zu geben.<ref name="Walter-Ris">Walter-Ris, Anja: ''Die Geschichte der Galerie Nierendorf. Kunstleidenschaft im Dienst der Moderne. Berlin/New York 1920–1995.'' Berlin 2000, S. 205ff.</ref> Bis auf kleinere Einschränkungen konnte die Ausstellung wie geplant stattfinden.<br />
<br />
Mit den Olympischen Spielen endete zugleich die Phase der zur Schau getragenen Toleranz. Um dem drohenden Ausstellungsverbot und einer Beschlagnahmung der Bilder zu entgehen, emigrierte Karl Nierendorf eilig mit einem großen Teil seiner Ausstellungsstücke, darunter ''Die gelbe Kuh'', in die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und eröffnete in New York die ''Nierendorf Gallery''. Schon 1937 diffamierten die Nationalsozialisten Marc als „[[Entartete Kunst|entarteten Künstler]]“ und raubten 130 seiner in Deutschland verbliebenen Werke aus Museen und Galerien.<ref name="Walter-Ris" /><br />
<br />
[[Datei:Guggenheim NY's entrance.jpg|miniatur|Das Guggenheim-Museum in New York. Hier wird ''Die gelbe Kuh'' derzeit im Rahmen einer Dauerausstellung gezeigt.|alt=Foto des Guggenheim-Museums]]<br />
In den 1940er Jahren verkaufte Nierendorf zahlreiche Gemälde an [[Solomon R. Guggenheim]]. Nach Karl Nierendorfs Tod 1947 beschlagnahmte und enteignete der [[New York (Bundesstaat)|Bundesstaat New York]] unter dem Vorwand des noch herrschenden [[Krieg]]szustandes zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland dessen gesamten Nachlass.<ref name="Walter-Ris" /> ''Die gelbe Kuh'' gelangte in den Besitz des Bundesstaates. Aus diesem ließ Guggenheim sie kurz vor seinem Tod Ende des Jahres 1949 für einen symbolischen Preis erwerben und an seine 1937 gegründete Stiftung übergeben.<br />
<br />
Guggenheim, der durch den [[Kupfer]]handel zu Reichtum gekommen war, begeisterte sich seit der Begegnung mit der deutschen Malerin [[Hilla von Rebay]], einer Freundin Kandinskys, 1928 für die abstrakte und expressionistische Kunst. Dieser Enthusiasmus mündete in der Gründung seiner Stiftung und des ''{{lang|en|Museum of Non-objective Painting}}'', das 1939 in New York eröffnet wurde. Die Zusammenstellung seiner Sammlung betreute maßgeblich Hilla von Rebay, die eine besondere Vorliebe für Künstler des deutschen Expressionismus hatte.<ref name="Walter-Ris" /> Als Teil der Ausstellung ''{{lang|en|The Guggenheim Collection}}'' in der [[Bonn]]er [[Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland]] war ''Die gelbe Kuh'' vom 21.&nbsp;Juli 2006 bis zum 7.&nbsp;Januar 2007 erstmals wieder als [[Leihvertrag (Deutschland)#Leihgabe|Leihgabe]] in Deutschland zu sehen.<br />
<br />
== Symbolik und Deutung ==<br />
Der entscheidende Ausdrucksfaktor der ''gelben Kuh'' liegt in ihrer Farbsymbolik. Für die meisten Betrachter liegt hier der Schlüssel für ihren Zugang zum Bild.<ref name="Lankeit1976.78" /> Die Farben deuten die Gefühlswelt des Hauptmotivs. So verortet Marcs Farbsymbolik das dominante Gelb der Kuh in Weiblichkeit und Lebendigkeit. Dies korrespondiert mit den der Kuh zugeschriebenen Attributen wie Fruchtbarkeit und Nahrung, Symbolwerten die sich in vielen agrarisch oder nomadisch geprägten Kulturen und (Natur-)Religionen finden lassen (vgl. [[Heilige Kuh#Rinderkult in alten Kulturen|Rinderkult in alten Kulturen]]).<br />
<br />
=== Der Einfluss von Marcs Farbsymbolik ===<br />
Die Farbgebung orientiert sich an der von Marc und Kandinsky entwickelten Farbsymbolik, die sich aus dem Innenleben, den Gefühlen der dargestellten Lebewesen in Beziehung zu ihrer Umwelt, ergeben soll. Die Farben werden nicht so dargestellt, wie der Künstler sie sieht, wie sie „''seine Netzhaut abbildet''“,<ref>Marc 2000, S. 99.</ref> sondern wie das dargestellte Wesen seine Umwelt empfindet, wie es fühlt. Im Hineinfühlen, nicht bloß in der Abbildung sah Marc die wahre künstlerische Leistung.<ref>Partsch 2005, S. 39.</ref> Franz Marc schrieb dazu:<br />
<br />
{{Zitat|Immer träumte ich von unpersönlichen Bildern; ich habe eine Abneigung gegen Signaturen. Ich habe auch gar nie das Verlangen, zum Beispiel die Tiere zu malen, wie ich sie sehe, sondern wie sie sind, (wie sie selbst die Welt ansehen und ihr Sein fühlen).|Franz Marc 1911.<ref>Marc 1920.</ref>}}<br />
<br />
Zur ersten Ausstellung des Blauen Reiters veröffentlichte Kandinsky seine Abhandlung ''Über das Geistige in der Kunst''. In ihr schildert er seine Sicht auf das Wesen der Farbe, die er zusammen mit Marc entwickelte,<ref name="Lankeit1976.78" /> deren Umsetzung dieser allerdings zur Entstehungszeit der ''Gelben Kuh'' noch nicht konsequent dogmatisch anging.<ref name="Partsch2005.44" /><br />
<br />
Marc meinte, Gelb, Rot und Orange flößten „Ideen der Freude“ ein,<ref name="Lankeit1976.78" /> Gelb sei zudem die typische Erdenfarbe,<ref>Friedel/Hoberg 2006, S. 140.</ref> aber „Töne grell und hoch wie eine Trompete.“ Dabei wirke es exzentrisch und suggeriere das Überspringen von Grenzen, das „Zerstreuen von Kraft in der Umgebung,“ das Austreten von gespeicherter Kraft, [[Elektrizität]].<ref>zitiert nach Lankheit 1976, S. 78.</ref> Das heitere Motiv der unbeschwert temperamentvoll springenden Kuh unterstreicht Marc durch die dominante Farbe Gelb, die jene Energie unterstreicht, die der Dynamik des Motivs entspricht.<ref>Förster 2000, S. 113, unter Berufung auf Kandinsky.</ref> Der Publizist [[Walter Mehring]] sprach [[Ironie|ironisch]] vom „Brüllenden Kuh-Gelb“ Marcs.<ref name="Lankeit1976.78" /> Gelb sei eine Kraft, die nach außen dränge. Zugleich drücke Gelb Lebenslust und Weiblichkeit aus.<br />
<br />
Das weibliche und das männliche Prinzip spielen eine große Rolle in der Farbsymbolik. Die prägende Farbe des Zentralmotivs weise den Bildern demnach ihr ''Geschlecht'' zu: Blau stehe gemäß der Farbenlehre des Künstlers für das männliche Prinzip: Ruhig, nachdenklich, vergeistigt; Gelb für das weibliche Prinzip: Sanft, heiter, sinnlich.<ref name="Partsch2005.42">Partsch 2005, S. 42ff.</ref><br />
<br />
Der Kunstkritiker [[Theodor Däubler]] schrieb zu den Kuhbildern von Marc:<br />
<br />
{{Zitat|Es gibt Kühe in allen Farben, aber die Kuh bei Marc ist einmal gelb. Sie trägt einen Tropfen Sonne in der Seele. Die Gemütsart der Kuh ist gut. Wie beschaulich die Kuhseele dahingelbt zwischen Wiesen und Bächen, die jedesmal blau werden, wenn sie, die Kuh, gelb ist. Da Tiere bunt sind, so dürften sie die Umgebung in verschiedenen Farben, je nachdem wie sie selber sind, unterscheiden. Die gelbe Kuh sieht die Welt blau. […] Bei Marc sind Tiere ein Vorwand zum buntmalen. Vielleicht erkannte er dabei, daß Tierseelen Farbenbewußtsein sind.|Theodor Däubler 1911.<ref>Däubler 1919</ref>}}<br />
<br />
Die Farbwahl des Hintergrundes setzt sich zusammen aus der Farbe [[Blau]], die für Männlichkeit, Härte und Geistigkeit stehen soll. Sie wird dem Umweltempfinden der Kuh zugeschrieben: Ihre unbeschwerte Lebensfreude wird der nüchternen Härte der Welt ausgesetzt. Weiter enthält der Hintergrund ein Zusammenspiel von Rot und Grün, das seinen Widerhall in Marcs blauen Pferden findet.<ref name="Lankeit1976.78" /> Durch Variation der Farben ergibt sich eine harmonische, die gesamte Bandbreite der Farben nutzende, Gestaltung. Sie setzt sich in ihrer Ausgeglichenheit von der prägenden Dominanz des Zentralmotivs ab und stellt es zugleich heraus.<br />
<br />
=== Deutung im Entstehungskontext ===<br />
[[Datei:Vaphio cow.jpg|miniatur|Eine mögliche Inspirationsquelle Marcs: Ein Goldbecher von Vaphio mit Darstellung einer Stierfangszene. Das Motiv weist eine Körperhaltung ähnlich der ''gelben Kuh'' auf.|alt=Foto eines Goldbechers mit Stierdarstellung]]<br />
[[Datei:Franz Marc Blaues Pferd 1911.jpg|miniatur|hochkant|Das männliche Pendant der ''Gelben Kuh''? Marcs blaues Pferd von 1911.|alt=Gemälde „Blaues Pferd I “ von Franz Marc]]<br />
<br />
Weitere Deutungen der Bildaussage berufen sich nicht alleine auf Marcs Farbsymbolik, sondern beziehen den historischen und persönlichen Kontext der Entstehung mit ein.<br />
<br />
Einige Kritiker der ersten Ausstellung des Blauen Reiters stellten Marcs ''Die gelbe Kuh'' in Bezug zu den frühgriechischen Goldbechern von Vaphio. Diese seien eine Inspirationsquelle Marcs gewesen und ''Die gelbe Kuh'' demzufolge eine „[[Mykenische Kultur|mykenische]] Kuh.“<ref name="Lankeit1976.78" /> Ungeachtet der Bezugnahme des Motivs wird eine Verbindung des Gelbs der Kuh zum Gold der Becher heute bezweifelt und eine Deutung aus der Farbsymbolik Marcs heraus bevorzugt.<ref name="Partsch2005.44" /><br />
<br />
Neuere Interpretationen des Bildes setzten an seinem Entstehungskontext an. Sie verstehen die Gefühlsausdrücke aus Marcs Farbsymbolik als Entlarvung seiner persönlichen Emotionen und erforschen in diesem Sinne die biografischen Hintergründe der Entstehung.<br />
<br />
Häufig wird ''Die gelbe Kuh'' mit Marcs Ehefrau Maria in Verbindung gebracht. Das Bild gilt als weibliches [[Pendant]] zu den als männlich gedeuteten blauen Pferden, die bezüglich der Vordergrund-Hintergrund-Konzeption mit einem dominanten zentralen Motiv und einer farblich harmonischen Hintergrundgestaltung Ähnlichkeiten aufweisen. Wenn nach der Zuweisung von Geschlechterprinzipien das ebenfalls 1911 entstandene ''Blaue Pferd'' – ruhig, nachdenklich nach unten blickend, geistig – als [[Selbstbildnis|Selbstporträt]] Marcs interpretiert wird, so entspricht ''Die gelbe Kuh'' einem Bildnis seiner Frau. Das dynamische Motiv und das dominante Gelb – für das Weibliche, Sanftheit, Sinnlichkeit und Lebensfreude stehend – unterstreichen Charaktereigenschaften, die Maria Marc zugeschrieben werden.<ref name="Partsch2005.42" /> Eine Gegenüberstellung von männlich und weiblich in einem Bild entwickelte Marc 1912 mit einem Katzenmotiv in ''Zwei Katzen, blau und gelb'' (Öl auf Leinwand).<ref>Partsch 2005, S. 46.</ref><br />
<br />
Der New Yorker Kunsthistoriker Mark Rosenthal sieht einen Zusammenhang zwischen Marcs vorangegangener Hochzeit und der Entstehung des Bildes. Für ihn steht die frohlockende gelbe Kuh, als Symbol der weiblichen Prinzipien, ebenfalls für Marcs Ehefrau Maria. Diesem Gedanken folgend interpretiert Rosenthal den vorderen der dreieckigen bläulich-schwarzen Berge des Hintergrundes als abstraktes Selbstporträt Marcs, liegend, die Augen träumerisch sinnend geschlossen. Das Gemälde sei somit ein persönliches Hochzeitsbild Marcs, die versinnbildlichte Liebe Marcs zu seiner Frau.<ref>Spector, Nancy: ''Yellow Cow'' [http://www.guggenheim.org/new-york/collections/collection-online/show-full/piece/?search=Franz%20Marc&page=1&f=People&cr=1 Rezension zur Kollektion auf www.guggenheim.org (abgerufen am 24. September 2010)]</ref><br />
<br />
Eine weitere Deutung sieht in den Tiergemälden allgemein den unerfüllt gebliebenen Kinderwunsch des Ehepaars Marc [[Sublimierung (Psychoanalyse)|sublimiert]] oder ersetzt. Kandinsky schrieb in seinen Erinnerungen davon, ''„Dass Marc seine Tierbilder wie seine Kinder liebe.“''<ref>zitiert n. Partsch 2005, S. 41.</ref> Betrachtet man das Bild weiter im Zusammenhang der Beziehung Marcs zu seiner Frau, ließen sich die weißen Steine im vorderen Hintergrund als Phallus deuten, dessen Verlängerung den blauen, als männlich geltenden Bereich des ansonsten weiblich-gelblich gehaltenen Zentralmotivs ergibt.<br />
<br />
== Rezeption und Bewertung ==<br />
Ähnlich wie mit dem Blau seiner Pferdebilder erregte Marc mit dem Gelb der Kuh bei vielen Zeitgenossen Kopfschütteln, Empörung und Ablehnung.<ref name="Lankeit1976.78" /> In einer Debatte über moderne Kunst im [[Preußisches Abgeordnetenhaus|Preußischen Abgeordnetenhaus]] am 12.&nbsp;April 1913 echauffierte sich der Abgeordnete [[Julius Vorster junior|Julius Vorster]] über die seiner Meinung nach widernatürliche Kuh-Darstellung bei Marc.<ref name="Lankeit1976.78" /> Marc und Kandinsky galten in ihrer Radikalität als ''Speerspitze der Avantgarde'', Kämpfer für die abstrakte Kunst und polarisierten auch in der Kunstszene.<ref>Beide Künstler engagierten sich kunstpolitisch, beispielhaft in der Auseinandersetzung zur von [[Carl Vinnen#1908 bis 1912|Carl Vinnen]] und anderen propagierten vermeintlichen „''Überfremdung''“ der deutschen Kunst mit der Denkschrift ''Im Kampf um die Kunst''. Vgl. Partsch 2005, S. 31ff.</ref> Marcs ''Gelbe Kuh'' stieß in der [[Neue Künstlervereinigung München|N.K.V.M.]] auf starke Ablehnung.<ref>Gollek 1980, S. 158.</ref> Wie Kandinskys Werk entsprach auch seine Entwicklung nicht mehr der Mehrheitsposition der Vereinigung. Nach nur 10&nbsp;Monaten brach Marc mit der N.K.V.M. und gründete zusammen mit Kandinsky den Blauen Reiter.<ref>Partsch 2005, S. 33.</ref><br />
<br />
Die Nationalsozialisten betrachteten Marcs Werke als „entartet“. Allerdings ergab sich aus der Tatsache seines Kriegstodes vor [[Schlacht um Verdun|Verdun]] und seiner großen Bekanntheit eine differenzierte Behandlung seines Werkes. Zahlreiche Nazi-Größen waren im Privatleben Bewunderer der Kunst Marcs.<ref>So beispielsweise [[Hermann Göring]] und [[Ernst Hanfstaengl]].</ref> Zwar wurden auch seine Werke beschlagnahmt, jedoch in der [[Gleichschaltung|gleichgeschalteten]] Presse Würdigungen anlässlich seiner Todestage veröffentlicht. Der Künstler wurde geachtet, sein Werk aber blieb offiziell geächtet. Viele Werke Marcs gerieten wie die ''gelbe Kuh'' in Privatbesitz oder gelangten ins Ausland.<br />
<br />
Nach 1945 wurde das Werk Marcs sehr populär. In den 1950er und 1960er Jahren folgte auf die Jahre des Verbots ein wahrer Marc-Boom.<ref name="Partsch.37">Partsch 2005, S. 37.</ref> Dies hing möglicherweise mit dem Nachholbedarf zusammen, sich mit der unter den Nationalsozialisten verfemten Kunst zu beschäftigen. Gefragt waren vorrangig Tierdarstellungen und heitere Motive, andere verbotene Werke vor allem mit sozialkritischem und konfrontativem Anspruch blieben dagegen weitgehend unbeachtet.<ref name="Partsch.37" /> Dies scheint dem Wunsch nach Reinheit, Frieden, Vergessen des Schreckens der Kriegsjahre und einer einhergehenden Entpolitisierung und [[Idyll]]isierung geschuldet. Insbesondere [[Bildreproduktion|Reproduktionen]] von Marcs Tierbildern wie der ''Gelben Kuh'' bedienten als Wandbilder und Farbpostkarten die Nachfrage der Bevölkerung.<ref name="Lankheit1976.167">Lankheit 1976, S. 167.</ref> Dabei setzte eine weitgehende Verniedlichung und [[Kitsch|Verkitschung]] des Werkes ein. Marcs Anspruch wurde einer oberflächlichen Betrachtung geopfert, die Tierdarstellungen bloß als harmlos und apolitisch aufgefasst. Seine Kritik an der Welt des Menschen wurde weitgehend ausgeblendet.<ref name="Lankheit1976.167" /><br />
<br />
Heute gilt ''Die gelbe Kuh'' als eines der bekanntesten Werke Marcs und des deutschen Expressionismus. In Marcs Schaffen steht das Gemälde als Bindeglied verschiedener Schaffensepochen, entstanden in einer Phase des Übergangs seines Stils, an einer bedeutenden Stelle. Jenseits des Kunstbetriebes ging das Motiv der ''Gelben Kuh'' als Aushängeschild des Expressionismus in die [[Popkultur|Massenkultur]] ein. Neben vielen zweidimensionalen Reproduktionen gibt es auch dreidimensional-plastische Umsetzungen des Motivs aus verschiedenen Materialien.<br />
<br />
== Anmerkungen und Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Theodor Däubler|Däubler, Theodor]]: ''Im Kampf um die moderne Kunst.'' In: Edschmid, Kasimir (Hrsg.): ''Tribüne der Kunst und Zeit.'' Berlin 1919–1920, Band 3, 1919<br />
* Förster, Katja: ''Auf der Suche nach einem vollkommenen Sein. Franz Marcs Entwicklung von einer romantischen zu einer geistig-metaphysischen Weltinterpretation.'' Karlsruhe 2000<br />
* Friedel, Helmut (Hrsg.) / Hoberg, Annegret (Hrsg.): ''Der blaue Reiter.'' Baden-Baden 2009 (Publikation der Stiftung Frieder Burda anlässlich der Ausstellung ''Der blaue Reiter'' in Baden-Baden 2009)<br />
* Friedel, Helmut (Hrsg.) / Hoberg, Annegret (Hrsg.): ''Franz Marc. The Retrospective.'' München 2006 (Publikation anlässlich der Ausstellung in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München 2006)<br />
* Gollek, Rosel: ''Franz Marc : 1880–1916 ; 27.8. - 26. Oktober 1980, Städt. Galerie im Lenbachhaus München.'' München 1980 (Katalog zur Marc-Ausstellung in den Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München 1980)<br />
* [[Kirsten Jüngling|Jüngling, Kirsten]] / [[Brigitte Roßbeck|Roßbeck, Brigitte]]: ''Franz und Maria Marc: Die Biographie eines Künstlerpaares.'' Berlin 2004<br />
* [[Klaus Lankheit|Lankheit, Klaus]]: ''Franz Marc. Katalog der Werke.'' Köln 1970<br />
* Lankheit, Klaus: ''Franz Marc. Sein Leben und seine Kunst.'' Köln 1976<br />
* Marc, Franz: ''Briefe. Aufzeichnungen und Aphorismen.'' Berlin 1920<br />
* Marc, Franz / Lankheit, Klaus (Hrsg.): ''Schriften.'' Köln 2000<br />
* [[Susanna Partsch| Partsch, Susanna]]: ''Franz Marc.'' Köln 2005<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.guggenheim.org/new-york/collections/collection-online/show-full/piece/?search=Franz%20Marc&page=1&f=People&cr=1 Die gelbe Kuh auf der Onlinepräsentation der Guggenheim-Collection (www.guggenheim.org)]<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Gelbe Kuh #Die}}<br />
[[Kategorie:Gemälde (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Kunstwerk des Expressionismus]]<br />
[[Kategorie:Franz Marc]]<br />
[[Kategorie:Rind in der Kunst]]<br />
<br />
{{Exzellent|20. Februar 2011|85163273}}</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Junk_Food_News&diff=180347029Junk Food News2016-01-15T09:29:49Z<p>WhatamIdoing: /* Meaning of the term */ Copyediting</p>
<hr />
<div>{{Refimprove|date=March 2009}}<br />
<br />
'''Junk food news''' is a [[sardonic]] term for news stories that deliver "sensationalized, personalized, and homogenized inconsequential trivia",<ref name=c2001>{{cite book<br />
|title=Censored 2001<br />
|chapter=Junk Food News 1877-2000<br />
|last=Jensen |first=Carl<br />
|editor-last=Phillips |editor-first=Peter<br />
|pages=251–264 |year=2001 |publisher=Seven Stories Press<br />
|isbn=978-1-58322-064-1}}</ref><br />
especially when such stories appear at the expense of serious investigative journalism. It implies a criticism of the [[mass media]] for disseminating news that, while not very nourishing, is "cheap to produce and profitable for media proprietors."<ref name=c2001/><br />
<br />
==Meaning of the term==<br />
The term ''junk food news'' was first used in print by Carl Jensen in the March 1983 edition of ''[[Penthouse (magazine)|Penthouse]].'' As the leader of [[Project Censored]], he had frequently faulted the media for ignoring important stories. In response, says Jensen, editors claimed that other stories were more important, and bolstered this claim with [[ad hominem]] comments directed against him.<br />
<blockquote>...news editors and directors...argued that the real issue isn't censorship&mdash;but rather a difference of opinion as to what information is important to publish or broadcast. Editors often point out that there is a finite amount of time and space for news delivery&mdash;about 23 minutes for a half-hour network television evening news program&mdash;and that it's their responsibility to determine which stories are most critical for the public to hear. The critics said I wasn't exploring media censorship but rather I was just another frustrated academic criticizing editorial news judgment.<ref name=c2001/></blockquote><br />
<br />
To give this argument a fair hearing, Jensen decided to conduct a review to determine which stories the media had considered more important. But instead of hard-hitting investigative journalism, what he discovered was the phenomenon that he termed junk food news fell into predictable categories:<ref name=c2001/><br />
<br />
* Brand name news ([[celebrity]] gossip)<br />
* Sex news (exposés and [[sexual titillation]])<br />
* Yo-yo news ([[statistic]]s that change daily, such as [[stock market]] numbers and [[box office]] totals)<br />
* [[Show business]] news (movie openings)<br />
* Latest craze news (brief [[fad]]s)<br />
* [[Anniversary]] news (anniversaries of major events or celebrity deaths)<br />
* [[Sports]] news (sports rumours)<br />
* [[Political]] news (bi-annual coverage of congressional campaign promises)<br />
<br />
As the flip side to its annual list of the Top 25 Censored Stories, Project Censored publishes an annual list of the Top 10 Junk Food News stories, compiled by members of the National Organization of News Ombudsmen.<br />
<br />
== Other uses ==<br />
As a serious term, it can also refer to local two-page news and ad [[pamphlet]]s, commonly displayed in [[cafe]]s and [[fast food restaurant]]s, available without charge.<br />
<br />
==See also==<br />
{{portal|Journalism}}<br />
{{Div col|3}}<br />
*[[Conspiracy of silence (expression)|Conspiracy of silence]]<br />
*[[Corporate media]]<br />
*[[Culture of fear]]<br />
*[[Mass hysteria]]<br />
*[[Mean world syndrome]]<br />
*[[Media hype]]<br />
*[[Media culture]]<br />
*[[Missing white woman syndrome]]<br />
*[[Moral panic]]<br />
*[[Prolefeed]]<br />
*[[Sensationalism]]<br />
*[[Supermarket tabloid]], [[tabloid television]]<br />
*[[Yellow journalism]]<br />
{{Div col end}}<br />
<br />
==Notes==<br />
{{reflist}}<br />
== External links ==<br />
*[http://www.projectcensored.org ''Project Censored'']<br />
*{{wayback|http://www.projectcensored.org/newsabuse.htm ''Junk Food News''}}<br />
<br />
{{Media manipulation}}<br />
<br />
[[Category:Criticism of journalism]]<br />
[[Category:Media issues]]<br />
[[Category:Tabloid journalism]]<br />
<br />
{{Journalism-stub}}</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pseudowissenschaft&diff=147323432Pseudowissenschaft2015-10-24T06:01:27Z<p>WhatamIdoing: /* Vagere Begriffsbestimmungen: Familienähnlichkeit von Wissenschaften */ Link</p>
<hr />
<div>'''Pseudowissenschaft''' ([[Altgriechische Sprache|griech.]] ''ψεύδω'', ''pseudo'', „ich täusche vor“) ist ein Begriff für Behauptungen, Lehren, Theorien, Praktiken und Institutionen, die beanspruchen, [[Wissenschaft]] zu sein, aber Ansprüche an Wissenschaften nicht erfüllen. Der Begriff wird sowohl [[Analyse|analytisch]]-[[Deskription|deskriptiv]]<ref>Sven Ove Hansson: ''Defining Pseudoscience'', in: Philosophia naturalis 33/1 (1996), 169-176.</ref> als auch abwertend<ref>„Pseudo-Science“, in Honderich, Ted: ''The Oxford Companion to Philosophy'', Oxford 1995, S. 726.</ref> benutzt.<br />
<br />
Viele verbreitete Vorschläge zu einer groben Begriffsbestimmung<ref>Vgl. die Übersicht von Hansson 1996; vgl. auch beispielsweise die u.a. bei A. Bird angeführten und diskutierten Urteilsbegründungen amerikanischer Gerichte.</ref> kommen zumindest in zwei Punkten überein:<br />
# Pseudowissenschaften treten mit dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit auf.<br />
# Pseudowissenschaften stehen im Widerspruch zu den anerkannten wissenschaftlichen Methoden und Erkenntnissen.<br />
<br />
Sowohl diese beiden Bedingungen als auch deren weitere Präzisierungen sind allerdings umstritten. Eine derartige Minimaldefinition erlaubt aber zumindest die Abgrenzung zu andersgearteten Vorstellungen oder Thesen, beispielsweise:<br />
# [[Religion]]en, insofern diese keine Tatsachen behaupten, die in Konflikt mit akademisch etablierten, wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen. Ob die [[Theologie]] unterschiedlicher religiöser Traditionen diesen Konflikt vermeidet, ist allerdings unter Religionsphilosophen und Theologen umstritten. [[Hilary Putnam]] beispielsweise argumentiert, dass genuin religiöse Lehren prinzipiell nicht in Konflikt mit naturwissenschaftlichen Thesen geraten könnten, da es sich um getrennte Bereiche handle. Andere hingegen bestreiten dies<ref>Vgl. Putnam: On Negative Theology, Faith and Philosophy 14/4 (1997), 407-422</ref> – moderne Formen der [[Schöpfungswissenschaft]] oder das [[Intelligent Design]] werden von vielen Wissenschaftstheoretikern sogar als paradigmatische Beispiele für Pseudowissenschaften behandelt.<ref>So etwa von A. Bird, l.c.; vgl. auch Overton 2000</ref><br />
# [[Esoterik]] oder [[Obskurantismus]], insofern hier ebenfalls keine wissenschaftlichen Ansprüche erhoben werden;<ref>Vgl. etwa [[Martin Mahner]]: ''Demarcating Science from Nonscience'', in: Theo A. F. Kuipers (Hg.): ''General philosophy of science: focal issues'', Handbook of the philosophy of science, Elsevier, Amsterdam - Oxford 2007, ISBN 0444515488, S. 515-576, hier S. 548.</ref><br />
# nach heutigem Erkenntnisstand überholte Theorien, die aber zum Zeitpunkt ihrer Ausarbeitung nicht in Konflikt zu zeitgenössischen, gut bestätigten und etablierten wissenschaftlichen Theorien oder Methoden standen. Beispiele wären etwa die unterschiedlichen [[Äther (Physik)|Ätherhypothesen]]. Diese Abgrenzung ist allerdings ebenfalls umstritten.<br />
<br />
Die weitere Spezifikation der Kriterien valider Forschungsmethoden ist eine Frage, deren Antwortmöglichkeiten in der wissenschaftstheoretischen Diskussion der letzten Jahrzehnte kontrovers debattiert wurden. Ins Feld geführt werden beispielsweise Kriterien institutionalisierter Forschung wie: [[Falsifizierbarkeit]], intersubjektive Überprüfbarkeit oder Offenheit gegenüber Korrekturmöglichkeiten. An Kriterien für die Auszeichnung von Pseudowissenschaften werden beispielsweise diskutiert: systematische Abschottung gegenüber Widerlegung und Kritik, nicht rational gerechtfertigte Selektivität gegenüber [[empirisch]]en Daten, Vertreten einer geschlossenen Alternative statt einer schrittweisen Erweiterung bisheriger Theoriebildung und Forschungspraxis.<br />
<br />
== Begriffsgeschichte und wissenschaftstheoretische Vorschläge der Begriffsbestimmung ==<br />
=== Entstehung des Begriffs ===<br />
<br />
Der dem Begriff „Pseudowissenschaft“ entsprechende englische Begriff „Pseudoscience“ lässt sich bereits in englischen Publikationen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts finden. Eine frühe Verwendung des Begriffs findet sich auch in einem französischen Text bei dem Physiologen und Mitglied der [[Pariser Akademie der Wissenschaften]] [[François Magendie]]. Er bezeichnete 1843 die [[Phrenologie]] als „eine Pseudo-Wissenschaft von heute“.<ref>“a pseudo-science of the present day”, F.Magendie (1844) ''An Elementary Treatise on Human Physiology.'' 5th Ed. Tr. John Revere. New York: Harper, p 150. engl. Übersetzung von ''Precis Elementaire de Physiologie'' (1843)</ref> 1887 wird der Begriff von [[Thomas Huxley]] in zwei Essays - „Scientific and Pseudo-Scientific Realism“<ref>[http://aleph0.clarku.edu/huxley/CE5/Real.html T. H. Huxley: Scientific and Pseudo-Scientific Realism]</ref> und „Science and Pseudo-Science“<ref>[http://aleph0.clarku.edu/huxley/CE5/S&PS.html T. H. Huxley: Science and Pseudo-Science ]</ref> - verwendet. Huxley, ein vehementer Verteidiger der darwinschen Evolutionslehre und zu diesem Zeitpunkt ehemaliger Präsident der [[Royal Society]], setzt sich in diesen Essays kritisch mit bestimmten nichtkausalen Auffassungen des Wesens naturwissenschaftlicher Gesetze auseinander. Derartige Auffassungen wurden von Gegnern der Evolutionstheorie vertreten, aber auch in dem Buch [[Vestiges of the Natural History of Creation]] - einer frühen, vor Darwins „[[On the Origin of Species]]“ erschienenen Publikation, in der Evolutionsideen vertreten wurden. Für Huxley ist eine solche nichtkausale Naturgesetztheorie mit Pseudowissenschaft verbunden: „Tatsächlich ist der fortwährende Gebrauch des Wortes „Gesetz“ im Sinne von etwas Aktivem nahezu das Kennzeichnen einer Pseudo-Wissenschaft. Ein solcher Gebrauch ist charakteristisch für die Schriften jener, welche sich an die äußere Form der Wissenschaft halten, aber keine Ahnung haben von deren Wesen.“<ref>“In fact, the habitual use of the word „law,“ in the sense of an active thing, is almost a mark of pseudo-science; it characterises the writings of those who have appropriated the forms of science without knowing anything of its substance.” - Scientific and Pseudo-Scientific Realism, April 1887</ref><br />
<br />
=== Karl Popper: Nichtfalsifizierbarkeit und verstärkte Dogmen ===<br />
<br />
Die Prägung des Begriffs in der Diskussion der [[Wissenschaftstheorie]] des 20. Jahrhunderts geht auf [[Karl Popper]] zurück.<ref>„Incidentally, the philosopher Karl Popper coined the term, ‘pseudo-science’. The examples he gave were (Western) astrology and homeopathy, the medical system developed in Germany.“ V. V. S. Sarma: {{webarchiv|url = http://www.ias.ac.in/currsci/jan252006/143.pdf|wayback = 20110716052212|text = Natural calamities and pseudoscientific menace}}. ''Current Science'' '''90''':2 (25. Januar 2006); „The notion of pseudoscience, as coined by philosopher Karl Popper is discussed in the context of its application to library science and its implications for selection.“ Graham Howard: Pseudo Science and Selection. ''Collection Management'' '''29''':2 (24. Mai 2005); „The very prestige that science enjoys, however, has also given rise to a variety of scientific pretenders-disciplines such as phrenology or eugenics that merely claim to be scientific. The renowned philosopher of science Karl Popper gave a great deal of consideration to this problem and coined the term „pseudoscience“ to help separate the wheat from the chaff.“ Sheldon Rampton und John Stauber: [http://www.thirdworldtraveler.com/Public_Relations/BirthSpin_TUWE.html Deciding What You'll Swallow]. ''Trust Us We're Experts'' (New York: Jeremy P. Tarcher/Putnam, 2001), S. 55, ISBN 1-58542-059-X; „'Pseudoscience'... It's the catchword of the times in the scientific community. Originally coined by Sir Karl Popper in the 1950's, the term 'pseudoscience' has become a political weapon being hurled around the scientific and pseudoscientific communities to disclaim research that disagrees with a group's political or personal convictions“, Roberta C. Barbalace: [http://environmentalchemistry.com/yogi/environmental/pseudoscience2004.html Pseudoscience: A Threat to Our Environment] ''EnvironmentalChemistry.com'' (2004).</ref> Popper hatte sich nach eigenem Bekunden ab 1919 mit dem Thema Pseudowissenschaft beschäftigt.<ref>Karl R. Popper: [http://philosophyfaculty.ucsd.edu/faculty/rarneson/Courses/popperphil1.pdf Science: Conjectures and Refutations] (PDF; 62&nbsp;kB). ''Conjectures and Refutations'' (1963), S. 43–86.</ref> Es ging ihm dabei darum, die Wissenschaft im Hinblick auf die Frage zu charakterisieren, was sie von Pseudowissenschaft unterscheidet.<ref>''Unended Quest'', Kapitel 9</ref> Seine Antwort darauf war, dass jemand, der eine wissenschaftliche Theorie vorschlägt, eine Antwort auf die Frage geben solle, unter welchen Bedingungen er bereit sei, ihre Unhaltbarkeit zuzugeben. Dabei habe er nicht die Frage der [[Wahrheit]] für vorrangig gehalten. Auch fehlende Exaktheit oder Messbarkeit seien nicht sein Grundproblem gewesen. Er habe vielmehr intuitiv empfunden, dass es Theorien gebe, die sich als Wissenschaften aufführten, tatsächlich jedoch mehr mit [[Mythos|Mythen]] gemein hätten als mit [[Wissenschaft]]. Als Beispiele für Pseudowissenschaften nannte Popper den [[Marxismus]], die [[Psychoanalyse]], die [[Individualpsychologie]] und die [[Astrologie]], als Gegenbeispiel Einsteins [[Relativitätstheorie]]. Erst später erweiterte Popper dieses Abgrenzungskriterium auf das allgemeine [[Demarkationsproblem|Abgrenzungsproblem]] zwischen einerseits den empirisch-wissenschaftlichen und andererseits insbesondere den metaphysischen, aber auch den philosophischen, mathematischen, mythologischen, religiösen und pseudowissenschaftlichen Aussagen.<br />
<br />
Somit behandelt das Abgrenzungskriterium bei Popper nur die vorteilhaften Merkmale der wissenschaftlichen Aussagen – ihre empirische Widerlegbarkeit – ein Merkmal, das der Pseudowissenschaft fehlt. [[William Warren Bartley]] sah aber in Bezug auf Poppers Pseudowissenschaftsbegriff noch ein zweites Kriterium, das ihre wesentliche nachteilige Eigenschaft ausmacht: das Kriterium der [[Verstärktes Dogma|verstärkten/verschärften Dogmen]] bzw. des „doppelt verschanzten Dogmatismus“.<ref>William W. Bartley: [http://www.geocities.ws/criticalrationalist/rcl.doc Rationality, Criticism, and Logic]. ''Philosophia'' '''11''': 1–2 (1982), Abschnitt XXIII (DOC; 277 KB)</ref> Es charakterisiert Theorien – nicht nur zu Fragen der Wissenschaft, sondern auch zu Fragen der Ethik, Politik usw., die eingebaute Strategien zur automatischen Immunisierung gegen Kritik beinhalten. Was solche Theorien attraktiv mache, sei vor allem ihre scheinbar umfassende Erklärungskraft für alles, was in ihrem Betrachtungsraum liege. Das Studium solcher Theorien habe den Effekt einer intellektuellen Bekehrung oder Offenbarung. Dem Leser schienen sich die Augen für neue Wahrheiten zu öffnen, die „Nichteingeweihten“ verborgen blieben. „Ungläubige“ erschienen als Menschen, die sich weigerten, diese Wahrheit anzuerkennen. Als besonderes Charakteristikum solcher Theorien beschrieb Popper, dass es für sie einen beständigen Strom von Verifikationen gebe. Jeder neue Fall werde im Lichte vorhergehender „Erfahrungen“ betrachtet und dadurch als weiterer Beleg für die Richtigkeit der Theorie gewertet. Dies mache deutlich, dass die scheinbare Stärke dieser Theorien – die allumfassende Erklärungskraft – in Wahrheit ihre Schwäche sei.<br />
<br />
Popper behandelt in seinem Hauptwerk ''Logik der Forschung'' (1935) nur das Falsifzierbarkeitskriterium; das Problem der Charakterisierung der Pseudowissenschaft kommt darin nicht vor. Für den Philosophen [[Hans Jürgen Wendel]] erscheinen in einer Kommentierung der Logik der Forschung dennoch Metaphysik und Pseudowissenschaft im Hinblick auf die Abgrenzung zu empirischen Wissenschaften „zumindest verwandt, partiell vielleicht sogar identisch und daher aus ähnlichen Gründen problematisch zu sein.“<ref>Herbert Keuth, S. 3</ref> Er ist der Auffassung, dass die Eingrenzung auf das Problem der Metaphysik in erster Linie aufgrund der Diskussionen mit dem [[Wiener Kreis]] geschah, in dessen Umfeld die Publikation erfolgte.<ref>Vgl. Hans Jürgen Wendel, in: Klassiker Auslegen: Karl Popper, Logik der Forschung, hrsg. von Herbert Keuth, 2. Aufl. 2004 , S. 2f.</ref> Popper gab später zu, dass er bei der Niederschrift der "Logik der Forschung" davon ausgegangen war, dass nichtfalsifizierbare Theorien nicht rational diskutiert werden können, und gestand ein, dass er in diesem Punkt seine Meinung geändert habe.<ref>''Objective Knowledge'', S. 40, Fußnote</ref><br />
<br />
=== Kritik am Falsifizierbarkeitskriterium ===<br />
<br />
Nach verbreiteten Positionen geht Pseudowissenschaftlichkeit stets einher mit Nichtwissenschaftlichkeit, Nichtwissenschaftlichkeit wiederum mit mangelnder [[Falsifizierbarkeit]]: Empirische Befunde können eine Theorie nicht als falsch erscheinen lassen. Auch in den verschiedenen wissenschaftstheoretischen Strömungen der [[Analytische Philosophie|Analytischen Philosophie]] wird bei der Abgrenzung von Wissenschaft teilweise Bezug genommen auf eine an die jeweilige wissenschafttheoretische Richtung angepasste Version des Begriffes „Falsifizierbarkeit“.<ref>Wolfgang Balzer: ''Die Wissenschaft und ihre Methoden. Grundbegriffe der Wissenschaftstheorie'' (Alber, 1997), ISBN 3-495-47853-1</ref><br />
<br />
Der Wissenschaftstheoretiker [[Imre Lakatos]] lehnte ein solches Falsifizierbarkeitskriterium zur Unterscheidung von Wissenschaft und Pseudowissenschaft ab,<ref>Vergleiche [[Imre Lakatos]], [http://www.lse.ac.uk/collections/lakatos/scienceAndPseudoscienceTranscript.htm Science and Pseudoscience], 1973 (Vorlesungs-Transkription, die später in verschiedenen Publikationen ediert wurde, etwa durch John Worrall and Gregory Currie (Ed.), The Methodology of Scientific Research Programs: Philosophical Papers Volume 1, Cambridge University Press, 1978 (s. auch [http://www.lse.ac.uk/collections/lakatos/scienceAndPseudoscience.htm London School of Economics]).</ref> allerdings eher aus praktischen, denn aus theoretischen Gründen.<ref>„Is, then, Popper's falsifiability criterion the solution to the problem of demarcating science from pseudoscience? No. For Popper's criterion ignores the remarkable tenacity of scientific theories. Scientists have thick skins. They do not abandon a theory [merely] because facts contradict it.“)</ref> Üblicherweise hält man es für einen [[Exegese|exegetischen]] Fehler, ein derartiges Falsifizierbarkeitskriterium Karl Popper zuzuschreiben. Auch die Verwendbarkeit als Abgrenzungskriterium zwischen Pseudowissenschaft und Wissenschaft ist exegetisch und thematisch fragwürdig, da das Kriterium nur zwischen empirisch-wissenschaftlichen und nicht-empirisch-wissenschaftlichen Theorien unterscheiden kann.<ref>Vgl. das Beispiel bei Richard J. McNally, »Is the pseudoscience concept useful for clinical psychology?« [http://www.srmhp.org/0202/pseudoscience.html The Scientific Review of Mental Health Practice / Fall ~ Winter 2003 Volume 2 Number 2]</ref> (In [[Karl Popper]]s Kritischem Rationalismus dagegen ist, wie erläutert, eine Theorie pseudowissenschaftlich, wenn sie vom äußeren Anschein her als wissenschaftliche Theorie erscheint, aber [[Verstärktes Dogma|verstärkte Dogmen]] enthält. Damit ist gemeint, dass es keine Möglichkeit gibt, die Lehre zu kritisieren, da sie dazu konstruiert ist, jede Kritik in ihrem Sinne umdeuten oder abweisen zu können. Eine mögliche Form solcher Strategien sind [[Verschwörungstheorie]]n, die jede Kritik als Fälschung und Propaganda der Verschwörer abweisen. So kann jedes analytische Ergebnis, jeder empirische Befund, jede Kritik nur als bestätigender Beleg einer solchen These aufgefasst werden. Während jede beliebige Theorie durch unwissenschaftliches Vorgehen mit Ad-hoc-Hypothesen immunisiert werden kann, zwingen verstärkte Dogmen also sogar dann zur Immunisierung, wenn sie in einen wissenschaftlichen, kritischen und rationalen Kontext gesetzt werden.<ref>Bartley, aaO</ref>)<br />
<br />
Larry Laudan hält das Kriterium der Falsifizierbarkeit für ungeeignet, da es zu nachsichtig sei: Damit würde jede absonderliche Behauptung von Astrologen, Kreationisten oder wem auch immer wissenschaftlich, solange nur angegeben würde, welche Beobachtung sie als Widerlegung ihrer Theorie anerkennen würden. Für Richard McNally ist das Falsifizierbarkeitskriterium ebenfalls zu Abgrenzungszwecken unbrauchbar, da eine große Zahl der als pseudowissenschaftlich geltenden Theorien durchaus falsifizierbar, ja bereits widerlegt sei. Andererseits erfüllten einige etablierte wissenschaftliche Theorien das Falsifikationskriterium oder andere Abgrenzungskriterien nicht. Widerspruch erhalten solche Kritiken zum Beispiel von [[Michael Ruse]]. Ruse kritisiert in einer Antwort an L. Laudan, dass in solchen Gegenargumenten das Falsifizierbarkeitskriterium falsch verstanden werde. Weder sei es als alleiniges Kriterium gedacht, sondern immer zusammen mit anderen methodologischen Kriterien, und zudem wird auch nur von empirischen Wissenschaften die Falsifizierbarkeit gefordert, nicht jedoch zum Beispiel von [[Mathematik]] und [[Logik]].<ref>Michael Ruse: ''Response to Laudan's Commentary: Pro Justice''. In: Science Technology and Human Values 7/41 (1982), S. 19-23. Nachgedruckt in: M. Ch. La Follette (Hrsg.): ''Creationism, Science and the Law: The Arkansas Case''. MIT, Cambridge, MA 1983, S. 150-160. Nachgedruckt in: Michael Ruse (Hg.): ''But Is It Science? The Philosophical Question in the Creation/Evolution Controversy'', Prometheus Books, Buffalo, NY 1988.</ref><br />
<br />
=== Nichtprüfbarkeit ===<br />
Andere Vorschläge nehmen Bezug auf den Begriff der „Prüfbarkeit“, der eher in der Tradition von [[Rudolf Carnap]] steht.<ref>R. Carnap: ''Testability and Meaning'', in: Philosophy of Science 3/4 (1936), S. 419-471.</ref><ref>So wird beispielsweise in einer Publikation der amerikanischen [[National Academy of Sciences]] bei der Definition von Naturwissenschaft (Science) auf einen solchen Begriff der Prüfbarkeit bezug genommen: „Definition of Science: The use of evidence to construct testable explanations and predictions of natural phenomena, as well as the knowledge generated through this process.“ National Academy of Sciences and Institute of Medicine (2008). ''Science, Evolution, and Creationism.'' Washington, D.C.: The National Academies Press. Seite 10 (Nach Online-Anmeldung [http://books.nap.edu/openbook.php?record_id=11876&page=R1 hier] frei runterladbar)</ref> Allerdings hat Carnap selbst darauf hingewiesen, dass empirische Überprüfbarkeit nur ein notwendiges, jedoch kein hinreichendes Kriterium für Wissenschaftlichkeit darstelle. Es grenze nur potentiell wissenschaftliche und kognitiv sinnlose Sätze voneinander ab. Letztere sind für ihn bedeutungslos und können daher weder falsch noch wahr sein (in Carnaps Diktion auch „Scheinsätze“, „metaphysische Sätze“). Typische pseudowissenschaftliche Hypothesen, etwa aus der Astrologie, betrachtet Carnap dagegen als kognitiv sinnvoll, aber nicht wissenschaftlich.<ref>Schilpp, P.A. (Hrsg.): ''The Philosophy of Rudolf Carnap'', Cambridge University Press, La Salle (Illinois) 1963.</ref><br />
<br />
In diese Richtung gehen auch Vorschläge, die schlichte Unmöglichkeit empirischer Bestätigung als Kriterium für Pseudowissenschaften zu halten. Umgekehrt sind beispielsweise für [[Martin Gardner]] die Bestätigung einer Theorie durch Beweise und die Kompetenz der Forscher gute Kriterien für Wissenschaftlichkeit.<ref>Gardner, Fads and Fallacies. In the Name of Science, 1957</ref><br />
<br />
Die Abgrenzung von Pseudowissenschaften durch Verletzen derjenigen Kriterien, die für die Bestätigung („Prüfung“) wissenschaftlicher Theorien konstitutiv sind ist umgekehrt an die Probleme verwiesen, einen handhabbaren und theoretisch präzisen Begriff der Bestätigung auszuarbeiten. Besonders seit den 1960er Jahren wird versucht, das bereits von [[David Hume]] klassisch formulierte Problem wissenserweiternder Vernunftschlüsse (sog. [[Induktionsproblem]]) einer befriedigenden Antwort zuzuführen. Zahlreiche Wissenschaftstheoretiker halten dieses Problem in der gestellten Form für unlosbär, halten es aber für ersetzbar durch die Frage nach einer pragmatischen oder statistischen Ausarbeitung des Begriffs der Bestätigung einer Theorie<ref>Vgl. dazu etwa Wolfgang Stegmüller: Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie, Bde. 2/1 (1974) und 2/2 (1985) und 4 (1973) sowie ders.: ''Das Problem der Induktion: Humes Herausforderung und moderne Antworten''</ref> (vgl. dazu auch [[Abduktion]], [[Schluss auf die beste Erklärung]]). Darüber hinaus werden für die theoretische Rekonstruktion wissenschaftlicher Erkenntnisweisen und Methoden die unterschiedlichsten Methodologien vorgeschlagen.<ref>Für einen gut zugänglichen Überblick klassischer Positionen und einen moderat rationalistischen Vorschlag vgl. W. Newton-Smith: ''The Rationality of Science'', London: Routledge Kegan & Paul 1981, ISBN 0-7100-0870-8</ref> <br />
<br />
Beispielsweise ist sogar umstritten, ob eine „konservative“ Haltung bezüglich der gerade leitenden Theorie gerechtfertigt ist, und zwar auch dann, wenn viele Bestätigungsversuche scheitern. [[Thomas Samuel Kuhn]] hatte sehr prominent vertreten, dass die Geschichte der Ablösung unterschiedlicher Theorien gerade nicht durch rationale Argumente, sondern „Strategien der Massenüberredung“ geprägt sei und dass dies notwendig so sein müsse, da ein objektiver Vergleich der Plausibiltität konkurrierender Theorien oftmals prinzipiell unmöglich sei, weil diese Theorien selbst u.&nbsp;a. mit unterschiedlichen Konventionen darüber einhergehen, was als Bestätigung oder Widerlegung gelten kann (das Bündel all dieser Faktoren gehört für Kuhn mit in den Begriff „Paradigma“). Im Rahmen des sog. wissenschaftstheoretischen Strukturalismus, wie er von Sneed u.&nbsp;a. ausgearbeitet wurde, hat [[Wolfgang Stegmüller]] versucht, zentrale Anteile dieser Auffassung zu rekonstruieren. Da Theorien in diesem methodischen Rahmen nicht als Bündel von Sätzen aufgefasst werden, steht ein gescheiterter Bestätigungsversuch nicht in direktem Widerspruch zu einer Theorie, sondern kann beispielsweise so behandelt werden, dass das System, auf das die Theorie angewendet wurde, schlicht nicht in die Menge der von dieser Theorie „intendierten Anwendungen“ gehört.<ref>Vergleiche Wolfgang Stegmüller: Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie, Bd. 2/2 (1985)</ref> Da Theorien im wissenschaftstheoretischen Strukturalismus durch intertheoretische Relationen miteinander verknüpft sind („Theoriennetze“), kann ein rationaler Vergleich zwischen unterschiedlichen Theorien nach einer wissenschaftlichen Revolution zumindest im Nachhinein noch stattfinden, und zwar durch „Blockvergleich“ der Strukturkerne selbst in dem Fall, wenn ein Term-zu-Term-Vergleich wegen [[Inkommensurabilität (Wissenschaftstheorie)|Inkommensurabilität]] zwischen den individuellen Ausdrücken der verschiedenen Theorien nicht mehr möglich ist. <br />
<br />
In jedem Fall ist aber, wie ausgeführt, nach überwiegender Mehrheitsmeinung umgekehrt nicht alles, was derartige wissenschaftstheoretische Ausarbeitungen der Begriffe Prüfung, Bestätigung, wissenschaftlicher Rationalität oder Methodik betrifft, bereits Pseudowissenschaft, sondern muss dazu beispielsweise auch mit dem Anspruch von Wissenschaftlichkeit auftreten oder andere zusätzliche Kriterien erfüllen.<br />
<br />
=== Kriterienpluralismus ===<br />
[[Paul Thagard|Paul R. Thagard]] schlägt das Vorhandensein der Faktoren Theorienbildung, [[Wissenschaftsgemeinde|Forschungsgemeinschaft]] und historischer Kontext vor, um Wissenschaften zu charakterisieren.<ref>Paul Thagard: [http://cogsci.uwaterloo.ca/Articles/astrology.pdf ''Why Astrology is a Pseudoscience''] (PDF; 926&nbsp;kB), in: Proceedings of the Biennal Meeting of the Philosophy of Science Association (PSA) 1 (1978), Bd. 1, 223-234; auch in: M. Curd, J.A. Cover (Hgg.): ''Philosophy of Science. The Central Issues'', Norton, New York and London 1998, ISBN 0-393-97175-9, S. 27-37.</ref> Sein Definitionsvorschlag lautet: „Eine Theorie bzw. eine Disziplin, die vorgibt, wissenschaftlich zu sein, ist genau dann pseudowissenschaftlich, wenn sie über lange Zeit hinweg weniger Fortschritte gemacht hat als alternative Theorien und sich vielen ungelösten Problemen gegenübersieht, wenn aber die Gemeinschaft der praktisch arbeitenden Wissenschaftler wenig Versuche unternimmt, die Theorie dahingehend weiterzuentwickeln, dass sie diese Probleme löst, und wenn diese Gemeinschaft wenig Sorge trägt, die Theorie gegenüber alternativen Theorien vergleichend zu beurteilen, und wenn diese Gemeinschaft sehr selektiv darin ist, was sie als Bestätigungen und was als Fehlschlag betrachtet.“<ref>„A theory or discipline which purports to be scientific is pseudoscientific if and only if: it has been less progressive than alternative theories over a long period of time, and faces many unsolved problems; but the community of practitioners makes little attempt to develop the theory towards solutions of the problems, shows no concern for attempts to evaluate the theory in relation to others, and is selective in considering confirmations and disconfirmations“ (a.a.O.)</ref><br />
<br />
=== Vagere Begriffsbestimmungen: Familienähnlichkeit von Wissenschaften ===<br />
<br />
Teilweise wird die Abgrenzung von Wissenschaft und [[Nichtwissenschaft]] mittels scharfer Kriterien, die sowohl notwendig als auch hinreichend sind, auch für faktisch oder prinzipiell unmöglich erklärt. Eine moderate Alternative zu derartigen Präzisierungsversuchen besteht darin, am Begriff festzuhalten, seine Vagheit aber einzufangen, indem er etwa nach dem Modell von Familienähnlichkeitsrelationen oder als Bereich eines Spektrums mit lediglich klar fassbaren Extrempunkten verstanden wird.<br />
<br />
Wissenschaft wird dann alternativ beispielsweise als ein Gattungsbegriff aufgefasst, der nur durch das Konzept der [[Familienähnlichkeit]] beschrieben werden kann.<ref>Vgl. Reisch 1998, Williams 2000.</ref> Dieser Begriff stammt ursprünglich von [[Ludwig Wittgenstein]] und versucht auf das Problem der Vagheit von Typbegriffen zu antworten. Wenn drei Gegenstände a, b,c nur „familienähnlich“ sind, kann u.&nbsp;a. der Fall sein, dass es gemeinsame Merkmale zwischen a und b sowie zwischen b und c geben kann, ohne dass es gemeinsame Merkmale zwischen a und c geben muss. Wittgensteins Beispiele sind u.&nbsp;a. die sehr divergenten Typen von Spielen: Es ist schwer, Merkmale zu benennen, die Brettspielen, Gesellschaftsspielen usw. notwendig gemeinsam sind und dazu hinreichend sind, Spiele als solche zu individuieren. Dies hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der sog. [[Prototypensemantik]], nach der wir beispielsweise als einen Vogel begreifen, was dem ähnelt, was wir als typisches Beispiel für Vögel kennengelernt haben (sagen wir, einem Spatz). Analog könne es sich für Wissenschaften verhalten: Es gebe im Extremfall weder notwendige noch hinreichende Kriterien dafür, dass etwas als Wissenschaft zählt, aber Relationen der Familienähnlichkeit zwischen einzelnen Wissenschaften oder eine Nähe zu typischen Prototypen.<br />
<br />
Der schwedische Philosoph [[Sven Ove Hansson]] versteht den Begriff Pseudowissenschaft innerhalb eines Spektrums, das von „wissenschaftlich“ über „unwissenschaftlich“ zu „pseudowissenschaftlich“ und „nicht-wissenschaftlich“ reicht. Unwissenschaftlichkeit bedeutet dabei den Widerspruch zu anerkannten Fakten, Nicht-Wissenschaftlichkeit den Verzicht auf jeden rationalen und empirischen Anspruch. Von Pseudowissenschaft kann nach diesem Verständnis nur gesprochen werden, wenn eine Lehre präsentiert wird, die im Konflikt zu einer an rationalen und empirischen Kriterien orientierten Forschung steht. Dabei können einzelne Elemente durchaus wissenschaftliche Erkenntnisse aufnehmen oder zumindest als solche präsentiert werden. Bei Lehren, die vollständig ohne rational-wissenschaftliche Erkenntnisse auskommen, handelt es sich dagegen um Nicht-Wissenschaft. Beispiele Hanssons sind u.&nbsp;a. Religion oder Esoterik. Der Teil des Spektrums, der einen Widerspruch zu anerkannten Theorien beschreibt, kann sehr unterschiedliche Phänomene aufnehmen: Fälschungen, handwerklich unzulängliche Wissenschaft oder unorthodoxe und sogar innovative Theorien, die sich jedoch in der Wissenschaftsgemeinde nicht durchsetzen können.<br />
<br />
[[Datei:Sokal-Pseudosciences.svg|miniatur|hochkant=1.6|Qualitatives Diagramm des Kontinuums von echten Wissenschaften zu Pseudowissenschaften, nach Sokal<ref>Alan Sokal: ''Pseudosciences et postmodernisme,'' adversaires ou compagnons de route? Odile Jacob, Paris 2005, S. 45.</ref>]]<br />
<br />
[[Alan Sokal]] definiert Pseudowissenschaft als Ideenkomplex oder Argumentation, die:<br />
# Phänomene oder kausale Beziehungen behauptet, die von der modernen Wissenschaft als unwahrscheinlich zurückgewiesen werden, und die<br />
# ihre Behauptungen durch Argumentationen oder Beweise zu stützen versucht, die bei weitem nicht den Kriterien der modernen Wissenschaft bezüglich Logik und Nachprüfung gerecht werden.<ref>Alan Sokal: ''Pseudosciences et postmodernisme,'' adversaires ou compagnons de route? Odile Jacob, Paris 2005, S. 43–47.</ref><br />
Dazu zählen nach Sokals Definition auch Aussagen über die Welt, die Bestandteil der Lehrmeinungen vieler Religionen sind. Außerdem würden nach Sokal einige – nicht aber alle – Pseudowissenschaften:<br />
* sich selbst als wissenschaftlich bezeichnen;<br />
* ihre Behauptungen an die echte Wissenschaft knüpfen, insbesondere an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse;<br />
* keine isolierte Behauptung, sondern vielmehr ein komplexes und logisch kohärentes System aufstellen, das in Anspruch nimmt, eine Vielzahl angeblicher Phänomene zu erklären;<br />
* ihre „Fachleute“ einem langen Prozess der Ausbildung und Akkreditierung unterziehen.<br />
<br />
Ähnlich wie Hansson und Sokal sieht [[Philip Kitcher]] ein Kontinuum zwischen evidenzbasierter Wissenschaft und Pseudowissenschaften; feste Abgrenzungskriterien seien ohnehin entbehrlich.<ref>Vgl. z.B. Philip Kitcher: ''Good science, bad science, dreadful science, and pseudoscience.'' in: Journal of College Science Teaching 14 (Dez. 1984/Jan. 1985), S. 168–173, hier S. 170, {{ISSN|0047-231X}}.</ref><br />
<br />
=== Unbestimmbarkeit des Begriffs ===<br />
<br />
Der Wissenschaftstheoretiker [[Larry Laudan]] kritisiert den Begriff Pseudowissenschaft. Er werde überwiegend zum Zweck der Wertung und Ausschließung verwendet, sei aber nicht rational oder intersubjektiv fundiert. Eine bestimmte Begriffsbestimmung ist zwar möglich. Wenn diese aber lediglich zur Begründung des Ein- oder Ausschlusses bestimmter Disziplinen diene, so sei dies ein wissenschaftsfremder Zweck. Eine klare Trennlinie zwischen Wissenschaft und Nichtwissenschaft oder zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft gebe es faktisch schon deshalb nicht, weil kein Vorschlag „die Zustimmung von einer Mehrheit der Philosophen erhalten würde“.<ref>„There is no demarcation line between science and non-science, or between science and pseudoscience, which would win assent from a majority of philosophers“ (Larry Laudan, Beyond Positivism and Relativism, Boulder: Westview Press, 1996), p. 210.</ref> Laudan fordert, den Begriff Pseudowissenschaft nicht mehr zu verwenden. Er sei eine „hohle Phrase“, die nur unsere Gefühle ausdrücke.<ref>: „If we would stand up and be counted on the side of reason, we ought to drop terms like ‘pseudo-science’ and ‘unscientific’ from our vocabulary; they are just hollow phrases which do only emotive work for us”, Larry Laudan, Beyond positivism and relativism: Theory, method, and evidence. Boulder, CO: Westview Press, 1996, S. 218–219, S. 222</ref> <br />
<br />
Der britische Psychologie-Professor Richard McNally<ref>Richard J. McNally: [http://www.srmhp.org/0202/pseudoscience.html Is the pseudoscience concept useful for clinical psychology?]. ''The Scientific Review of Mental Health Practice'' '''2''':2 (Fall/Winter 2003)</ref> (Harvard, Newcastle), der sich selbst mit der Kritik von randständigen Therapierichtungen befasst, hält den Begriff der Pseudowissenschaft für unbrauchbar zu klaren Abgrenzungen im Vorhinein. Der Begriff habe nur geringen analytischen Gehalt. Den Begriff durch das Falsifizierbarkeitskriterium zu bestimmen hält er aus den angeführten Gründen für unbrauchbar. Konkrete angezweifelte Theorien sollten schlicht auf logische oder empirische Schwächen hin untersucht und gegebenenfalls kritisiert werden.<br />
<br />
Einigen Auffassungen, die sich dagegen aussprechen, dass scharfe Kriterien angebbar seien und daraus schließen, den Begriff Pseudowissenschaft aufgeben zu müssen, wird von einigen Gegnern Widersprüchlichkeit vorgeworfen, denn es werde zwar verneint, dass man einen wertenden Begriff wie Pseudowissenschaft verwenden könne, aber es würden trotzdem qualitative Bewertungen vorgenommen. Man versuche etwa, ein Abgleiten in einen Relativismus zu vermeiden, indem zwischen „guter“ und „schlechter“ Wissenschaft unterschieden werde.<ref>John Dupre und Philip Kitcher bezeichneten zum Beispiel den Kreationismus als extrem schlechte bzw. sehr schlechte Wissenschaft (G.A. Reisch, Philosophy of Science, 65/2, 1998, 333), aber auch L. Laudan hat keine Vorbehalte, ein Fachgebiet als gute oder schlechte Wissenschaft einzuordnen: „Laudan has no reservations about talk about “good” and “bad” science as measured by their results and the evidence on behalf of their claims.“ [http://www.pandasthumb.org/archives/2006/06/laudan_demarcat.html]</ref> G. A. Reisch argumentiert, dass bei einem Urteil über „schlechte Wissenschaft“ letztlich doch implizit eine Demarkation vorgenommen werde. Dies sei allerdings keine Demarkation über Kriterien, sondern eher eine sogenannte Netzwerkdemarkation, wie sie schon von [[Otto Neurath]] vorgeschlagen worden war.<ref>George A. Reisch: Pluralism, Logical Empiricism, and the Problem of Pseudoscience, in: Philosophy of Science, 65/2 (1998), 333ff</ref><br />
<br />
[[John L. Casti]] gibt in seinem Buch ''Verlust der Wahrheit'' (Original: ''Paradigms Lost'', 1989) folgende Merkmale von Pseudowissenschaften an, die auch von [[Massimo Pigliucci]] in seinem Buch ''Nonsense on Stilts'' (2010) zitiert werden:<br />
*Anachronistisches Denken. Pseudowissenschaftliche Theorien sind von der Wissenschaft oft längst widerlegt.<br />
*Suche nach Geheimnissen. Gegenstand pseudowissenschaftlicher Theorien sind oft skurrile Phänomene wie UFOs, Yetis, spontane Selbstentzündungen usw.<br />
*Berufung auf Mythen. Je älter ein Märchen, umso mehr Beweiskraft hat es.<br />
*Nachlässiger Umgang mit dem Beweismaterial. Bestätigungen werden zitiert, Widerlegungen ignoriert.<br />
*Unwiderlegbare Hypothesen. Pseudowissenschaftliche Hypothesen sind oft nicht überprüfbar, weil nichts gegen sie sprechen kann (Beispiel: [[Kreationismus]]).<br />
*Scheinbare Ähnlichkeiten. Pseudowissenschaftliche Theorien verwenden oft Einzelteile von akzeptierten, belegten Theorien und deuten sie um (Beispiel: [[Biorhythmus (Mantik)|Biorhythmus]]).<br />
*Erklärung durch Szenario. Statt aus Fakten mögliche Szenarien zu entwerfen, entwerfen Pseudowissenschaftler oft Szenarien ohne Faktengrundlage (für Beispiele siehe [[Immanuel Velikovsky]]).<br />
*Forschung durch Interpretation. Pseudowissenschaftler behaupten gerne, jede wissenschaftliche Tatsachenbehauptung sei Interpretationssache.<br />
*Verweigerung der Revision. Pseudowissenschaftler halten es irrtümlich für ein Zeichen von Qualität, dass ihre Theorien über lange Zeit unverändert bleiben. Der Grund ist jedoch, dass sie immun gegen Kritik sind.<ref>[[John L. Casti]]: ''Verlust der Wahrheit. Streitfragen der Naturwissenschaften'', München 1992, ISBN 3-426-77004-0, Kapitel „Kennzeichen von Pseudowissenschaft“, S. 89 ff.</ref><br />
<br />
== Abgrenzung ==<br />
{{Lückenhaft|[[Afterwissenschaft]] verlinkt auf Pseudowissenschaft, wird aber nicht erklärt.}}<br />
:''Hauptartikel: [[Parawissenschaft]]''<br />
<br />
Die Parawissenschaft unterscheidet sich von der Pseudowissenschaft dadurch, dass bei ihr lediglich berechtigte Zweifel an der Wissenschaftlichkeit bestehen. Meist beziehen sie sich auf unklare, seltene und strittige [[Anomalie (allgemein)|Anomalien]], die zwar durch eine wissenschaftliche Theorie erklärt werden, wobei die Theorie jedoch nach dem [[Stand der Forschung|Forschungsstand]] zu weit hergeholt und unglaubwürdig erscheint. Oft handelt es sich um Phänomene, für die noch keine etablierten Erklärungen gefunden wurden. <br />
<br />
:''Hauptartikel: [[Junk Science]]''<br />
<br />
Bei Junk Science wird im Gegensatz zur Pseudowissenschaft eine bewusste und vorsätzliche Irreführung vorgenommen und eine Lehre aus politischen, religiösen oder finanziellen Absichten vertreten. Damit soll interessengeleiteten Argumentationen der Nimbus und die Glaubwürdigkeit der Wissenschaftlichkeit verliehen werden. Dabei werden auch häufig Daten aus dem Zusammenhang gerissen oder gar gefälscht bzw. sonstige unredliche Methoden angewendet, um die eigene Position vorteilhaft darzustellen oder anderslautende Positionen abzuwerten. <br />
<br />
:''Hauptartikel: [[Religion]], [[Esoterik]] und [[Spiritualität]]''<br />
<br />
Die meisten Religionen oder esoterischen oder "spirituellen" Lehren erheben keinen (uneingelösten) wissenschaftlichen Anspruch. Ihre Lehren und Weltanschauungen werden daher, insoweit dies der Fall ist, gemeinhin nicht als Pseudowissenschaften bezeichnet<ref>Vgl. z.B. Mahner 2007, 548.</ref> (anders z.B. Sokal, siehe oben). Ein Grenzfall liegt dann vor, wenn religiöse Aussagen inhaltlich im direkten Konflikt zu naturwissenschaftlichen Theorien stehen, ohne selbst durch wissenschaftliche Methoden gestützt zu sein (sondern sich beispielsweise auf eine höhere [[Autorität]] berufen wie göttliche [[Offenbarung]]en oder [[Erleuchtung]]serlebnisse).<br />
<br />
:''Hauptartikel: [[Cargo-Kult-Wissenschaft]]''<br />
<br />
"Cargo-Kult-Wissenschaft" ist ein Begriff von [[Richard Feynman]]. Der Begriff soll mangelnde wissenschaftliche Integrität kennzeichnen, die im Gegensatz zur Pseudowissenschaft im Wissenschaftsbetrieb selbst vorkommt. Dies bezieht sich beispielsweise auf das unkritische Zitieren von fremden Forschungsergebnissen und das ungeprüfte Voraussetzen ihrer Korrektheit, oder auch auf die Übernahme eines Teilergebnisses, wobei jedoch wesentliche Bedingungen für dessen Zustandekommen ignoriert werden. Der Ausdruck ist eine metaphorische Parallelbildung zum ethnologischen Begriffs des [[Cargo-Kult]], er soll eine Praxis kennzeichnen, die zwar methodisch korrekt arbeitet oder oberflächlich betrachtet stimmige Ergebnisse liefert, die aber sinnlos geworden ist.<br />
<br />
:''Hauptartikel: [[Protowissenschaft]]''<br />
<br />
''Protowissenschaft'' oder ''Vorwissenschaft'' bezeichnet Theorien, die keinen wissenschaftlichen Charakter besitzen, deren Vertreter jedoch einen solchen anstreben und versuchen, die problematischen Elemente so zu korrigieren, dass wissenschaftliche Aussagen in Zukunft möglich werden. Bei der Eröffnung eines vollständig neuen Forschungsfeldes befindet sich dieses im Allgemeinen eine gewisse Zeit lang in diesem Status.<br />
<br />
Einigen wissenschaftlichen Theorien, die heutzutage akzeptiert sind, wurde von den damaligen Wissenschaftlern vorgeworfen, pseudowissenschaftlich, irrational oder offensichtlich falsch zu sein. Heute anerkannte Wissenschaften gingen also oft durch eine Vorstufe als [[Proto-Wissenschaft]]. Oft war auch tatsächlich ein potenziell wissenschaftsfähiger Kern mit pseudowissenschaftlichen, religiösen oder ideologischen Elementen verwoben, so dass sich erst allmählich ein wissenschaftlicher Kern herauszukristallisieren begann. Wesentlich bei der Unterscheidung zwischen Pseudowissenschaft und Protowissenschaft ist, dass letztere das Potenzial besitzt, sich nach allen Kriterien des jeweils anerkannten Standes der Wissenschaft weiterzuentwickeln. <!-- Beispielsweise sind Protowissenschaften im Allgemeinen fähig, [[Irrtum|Irrtümer]] und unfalsifizierbare Hypothesen als solche zu erkennen und ohne sie weiterzuarbeiten. Ein typisches Beispiel für diese Arbeitsweise ist die Entwicklung in der [[Physik]]:<br />
<br />
* Das Konzept des [[Geozentrisches Weltbild|geozentrischen Weltbilds]] wurde während der [[Renaissance]] aufgegeben.<br />
* Die [[Isaac Newton|newtonsche Physik]] wurde durch [[Albert Einstein|Einsteins]] [[Relativitätstheorie]] für beliebige Massen und Geschwindigkeiten erweitert.<br />
* Die Erkenntnisse von [[Heisenberg]] und anderen Wissenschaftlern auf dem Gebiet der [[Quantentheorie]] ergänzen die newtonsche Physik auf atomarer und subatomarer Ebene.<br />
* An einer Theorie, die die Relativitätstheorie mit der Quantentheorie vereinigt, wird seit vielen Jahren gearbeitet.<br />
<br />
Ein wichtiger Grund für diese stetige Weiterentwicklung ist die prinzipielle Offenheit für neue Erkenntnisse. --> Beispiele von Theorien, die von Zeitgenossen als Pseudowissenschaften bezeichnet wurden, sind u. a. die Theorie des [[Urknall]]s oder der [[Schwarze Löcher|Schwarzen Löcher]], die [[Kontinentalverschiebung]], die [[Elektromagnetisches Feld|Elektromagnetischen Felder]], [[Krankheitserreger|Keime]] als Krankheitserreger, [[Meteorit]]en oder die moderne [[Psychiatrie]].<ref>William F. Williams (Hrsg): ''Encyclopedia of Pseudoscience'' (Facts on File, 2000), ISBN 0-8160-3351-X; Stephen Hawking, [http://books.google.com/books?vid=ISBN9810210787&id=B18DXurmFZ8C&pg=PA1&lpg=PA1&dq=pseudoscience+cosmology&sig=VURMRSztTu0NSk-GlLaZ91Zv6ZM Hawking on the Big Bang and Black Holes] (1993) World Scientific, ISBN 981-02-1078-7. „Cosmology was thought of as pseudoscience where wild speculation was unconstrained by any possible observations“, Albert Einstein: „It is possible that there exist emanations that are still unknown to us. Do you remember how electrical currents and 'unseen waves' were laughed at?“, [http://www4.nau.edu/meteorite/Meteorite/Book-Heritage.html]</ref><br />
<br />
== Der Begriff in der Skeptikerbewegung ==<br />
<br />
Seit den 1960er Jahren existiert – vorwiegend in industrialisierten Ländern – die sogenannte [[Skeptikerbewegung]], die den Begriff popularisiert hat. Eine populäre Verwendung des Begriffs findet sich bei ihr nahestehenden Autoren wie [[Richard Dawkins]], [[Mario Bunge]], [[Carl Sagan]] und [[James Randi]]. Diese Autoren betrachten Pseudowissenschaft als schädlich und verstehen die Befürwortung als Ausfluss politischer Interessen oder als vorsätzliche Täuschung zur finanziellen Bereicherung. In extremen Fällen sehen sie eine Gesundheits- und Sicherheitsgefährdung, die von der Verbreitung dieser Theorien und Praktiken ausgeht; so zum Beispiel im Fall einer medizinischen oder psychiatrischen Behandlung oder bei der Einschätzung von Sicherheitsrisiken.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
=== Fachbücher ===<br />
;Wissenschaftstheorie<br />
* Martin Curd / J. A. Cover (Hgg.): ''Philosophy of Science: The Central Issues'', 1998, 27-82, ISBN 0-393-97175-9; darin u.a. Artikel von Paul Thagard, Michael Ruse<br />
* Gerald L. Eberlein: ''Schulwissenschaft, Parawissenschaft, Pseudowissenschaft.'' Wissenschaftliche Verlagsges., 1997 ISBN 3-8047-1168-5<br />
* Patrick Grim (Hg.): ''Philosophy of Science and the Occult'', State University of New York Press, Albany 2. A. 1990; darin u.a.: Daniel Rothbart: ''Demarcating Genuine Science from Pseudoscience'' (94-); Roger Cooter: ''The Conservatism of Pseudoscience''; Robert Feleppa: ''Kuhn, Popper, and the Normative Problem of Demarcation''; Clark Glymour / Douglas Stalker: ''Winning Through Pseudoscience'' 1990 (75-86).<br />
* Marsha P. Hanen, Margaret J. Osler, Robert G. Weyant (Hgg.): ''Science, Pseudo-Science, and Society'', Waterloo, Ontario: Wilfrid Laurier University Press 1980. Darin u.a.: Roger Cooter: ''Deploying Pseudoscience: Then and Now''; Paul Thagard: ''Resemblance, Correlation, and Pseudoscience''<br />
* [[Philip Kitcher]]: ''Abusing Science'', MIT Press, Cambridge, MA 1982.<br />
* Philippe Patry: ''Wissenschaft und Pseudowissenschaft''. Ein Beitrag zur Abgrenzungsproblematik, Diss. 2004, DM Verlag, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-639-04245-0.<br />
* [[Michael Ruse]] (Hg.): ''But Is It Science?: The Philosophical Question in the Creation/Evolution Controversy'', Buffalo: Prometheus Books 1988; darin u.a. Artikel von Larry Laudan.<br />
<!--* Alan Sokal: ''Pseudosciences et postmodernisme : adversaires ou compagnons de route ?'' Odile Jacob, Paris 2005, ISBN 2-73811-615-9.--><br />
* Fred Wilson: ''The Logic and Methodology of Science and Pseudoscience'', Canadian Scholars Press, Toronto 2000, ISBN 1-55130-175-X.<br />
* [[Massimo Pigliucci]], Maarten Boudry: - ''Philosophy of Pseudoscience'', University of Chicago Press<br />
<br />
;Ideengeschichte und Literaturwissenschaft<br />
* Dirk Rupnow, Veronika Lipphardt, Jens Thiel, Christina Wessely (Hg.): ''Pseudowissenschaft – Konzeptionen von Nichtwissenschaftlichkeit in der Wissenschaftsgeschichte''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-29497-0. (Darin unter anderem: Veronika Lipphardt: ''Das „schwarze Schaf“ der Biowissenschaftler. Marginalisierungen und Rehabilitierungen der Rassenbiologie im 20. Jahrhundert.'' S. 223–250.)<br />
* Taylor Stoehr: ''Hawthorne's Mad Scientists: Pseudoscience and Social Science in Nineteenth-Century Life and Letters: Pseudoscience and Social Science in Nineteenth Century Life and Letters.'' Hamden, Connecticut: Archon 1978, ISBN 0-20801-710-0 <small>Stellt einige moderne Bewegungen in ihrer Entwicklung und ihrem Einfluss auf [[Nathaniel Hawthorne]], v.a. ''The Blithedale Romance'' vor: [[Mesmerismus]], [[Physiognomie]], [[Phrenologie]], [[Homöopathie]], [[Assoziationismus]], Spiritualismus u.a.</small><br />
* Harold Beaver (Hg.): ''The Science Fiction of Edgar Allan Poe'', Penguin Books 1976 <small>Stellt Poes Rezeption der spekulativen Verbindungen von Elektrochemie, Elektromagnestismus und [[Mesmerismus|„thierischem Magnetismus“]], [[Phrenologie]] u.a. vor.</small><br />
* John Van Wyhe: ''Phrenology and the Origins of Victorian Scientific Naturalism'', Ashgate 2004, ISBN 0-7546-3408-6<br />
* Frank Miller Turner: ''Between science and religion'': The reaction to scientific naturalism in late Victorian England. New Haven: Yale University Press 1974.<br />
* Alison Winter: ''Mesmerized: Powers of Mind in Victorian Britain'', University of Chicago Press 1998, ISBN 978-0-226-90219-7<br />
* Martin Willis, Catherine Wynne (Hgg.): ''Victorian Literary Mesmerism'', Rodopi 2006, ISBN 9042020083<br />
* Robert Darnton: ''Mesmerism and the End of the Enlightenment in France'', Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press 1968<br />
* Arthur Wrobel (Hg.): ''Pseudo-science and society in nineteenth century America'', Lexington: The University Press of Kentucky 1987<br />
* Walter Gratzer: ''The Undergrowth of Science: Delusion, Self-Deception and Human Frailty'', Oxford University Press 2000, ISBN 0-19-850707-0<br />
* Kent S. Simons: ''Taming the Powers of the Air'': Science, Pseudoscience, and Religion in Nineteenth-Century American Literature, Diss. Emory University 1985<br />
* A. Cunningham / N. Jardine: ''Romanticism and the Sciences'', Cambridge: CUP 1990<br />
* Christa Knellwolf / Jane Goodall (Hgg.): ''Frankenstein’s Science'' Experimentation and Discovery in Romantic Culture, 1780–1830, Ashgate 2008, ISBN 978-0-7546-5447-6<br />
siehe auch Artikel in Hanen / Osler / Weyant 1980<br />
<br />
;Soziologie und Psychologie<br />
* Roy Wallis (Hg.): ''Sociological Review Monograph. No. 27: On the Margins of Science: The Social Construction of Rejected Knowledge'', Keele: Keele University Press 1979, 237-70.<br />
* Thomas Hardy Leahey / Grace Evans Leahey: ''Psychology's occult doubles'': Psychology and the problem of pseudoscience. Chicago: Nelson-Hall 1983<br />
* Marjaana Lindeman: ''Motivation, cognition and pseudoscience'', in: Scandinavian Journal of Psychology 39/4 (1998), 257-265<br />
* Scott O. Lilienfeld et al. (Hgg.): ''Science and Pseudoscience in Clinical Psychology''. New York - London 2003<br />
<br />
=== Nachschlagewerke ===<br />
* William F. Williams: ''Encyclopedia of Pseudoscience: From Alien Abductions to Zone Therapy.'' Fitzroy Dearborn Publishers, (2000) ISBN 1-57958-207-9<br />
* [[Michael Shermer]] (Hg.): ''The Skeptic Encyclopedia of Pseudoscience.'' 2 Bände, ABC-CLIO, (2003) ISBN 1-57607-653-9<br />
* Robert T. Carroll: ''The Skeptic's Dictionary. A Collection of Strange Beliefs, Delusions, and Deceptions: A Collection of Strange Beliefs, Amusing Deceptions, and Dangerous Delusions.'' Wiley John + Sons, (2003) ISBN 0-47127-242-6<br />
<br />
;Allgemeinere wissenschaftsgeschichtliche Literatur:<br />
::Siehe auch den Hauptartikel [[Wissenschaftsgeschichte#Literatur|Wissenschaftsgeschichte]]<br />
* Wesley T. Mott (Hg.): ''Encyclopedia of Transcendentalism'', Greenwood 1996, ISBN 0-313-29924-2 <small>Enthält Artikel zu diversen Autoren, Ideen und Strömungen des 19. Jh.</small><br />
<br />
=== Populärwissenschaftliche Sachbücher ===<br />
* Robert Park: ''Fauler Zauber. Betrug und Irrtum in den Wissenschaften. Wie wir reingelegt werden und uns schützen können''. Europa Verlag 2002. ISBN 3-203-81005-0<br />
* [[Carl Sagan]]: ''The Demon-Haunted World: Science as a Candle in the Dark''. Random House, 1996. ISBN 039453512X. (deutsch: ''Der Drache in meiner Garage oder Die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven''. Droemer Knaur 2000. ISBN 3-426-26912-0)<br />
* [[Georges Charpak]]: ''Debunked!: ESP, Telekinesis, and Other Pseudoscience.'' Johns Hopkins University Press 2004, ISBN 0-8018-7867-5<br />
* [[Martin Gardner]]: ''Science – Good, Bad and Bogus''. Oxford University Press, Oxford 1983<br />
* Robert Schadewald: ''Worlds of Their Own: Insights into PseudoScience from Creationism to the End Times.'' SangFroid Press, (2008) ISBN 0-91793-915-8<br />
* [[Massimo Pigliucci]]: ''Nonsense on Stilts. How to Tell Science from Bunk''. The University of Chicago Press, Chicago 2010. ISBN 978-0-226-66786-7<br />
<br />
=== Artikel ===<br />
* Keith Abney: ''Naturalism and Nonteleological Science: A Way to Resolve the Demarcation Problem Between Science and Nonscience'', Perspectives on Science and Christian Faith 49/3 (1997), 156–61<br />
* Henry H. Bauer: ''Science or Pseudoscience'', Magnetic Healing, Psychic Phenomena, and Other Heterodoxies, University of Illinois Press 2000<br />
* [[Alexander Bird]]: ''Introduction: the nature of science'', in: ders.: ''Philosophy of Science'', London & New York: Routledge 1998, 1-24<br />
* [[Mario Bunge]]: ''Demarcating Science from Pseudoscience'', in: Fundamenta Scientiae 3/3-4 (1982), 369-88.<br />
* [[Paul Churchland]]: ''How Parapsychology could become a science'', in: Inquiry 30:3 (1987) 227ff.<br />
* Athony A. Derksen: ''The Seven Sins Of Pseudo-Science'', in: Journal for General Philosophy of Science Vol. 24, 1993, No. 1, S. 17-42.<br />
* Athony A. Derksen: ''The Seven Strategies of the Sophisticated Pseudo-Scientist: a look into Freud's rhetorical tool box'', in: Journal for General Philosophy of Science 32/2 (2001), 329-350.<br />
* Thomas F. Gieryn: ''Boundary-Work and the Demarcation of Science from Non-Science'': Strains and Interests in Professional Ideologies of Scientists, in: American Sociological Review 48/6 (1983), 781-795.<br />
* Thomas F. Gieyrn: ''Boundaries of Science'', in: S. Jasanoff, G. E. Markle, J. C. Petersen, T. Pinch (Hgg.): Handbook of Science and Technology Studies, Thousand Oaks, Calif.: Sage 1995.<br />
* Sven Ove Hansson: ''Defining Pseudoscience'', in: Philosophia naturalis 33/1 (1996), 169-176.<br />
* Sven Ove Hansson, Marcus Hammerschmitt (Übers.): [http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_hansson.html Ist die Anthroposophie eine Wissenschaft?] ''Conceptus'' XXV:64 (1991), S. 37-49.<br />
*Tobias Hürter, Max Rauner: ''[http://www.zeit.de/2014/41/wissenschaft-definition Ist das Forschung oder kann das weg?]'' Die Zeit, 1. Oktober 2014<br />
* [[Imre Lakatos]]: ''Science and Pseudoscience'' ([http://www.lse.ac.uk/collections/lakatos/scienceAndPseudoscienceTranscript.htm Transcript] from [http://www.lse.ac.uk/collections/lakatos/scienceAndPseudoscience.htm LSE]), in: Godfrey Vesey (Hg.), Philosophy in the Open, Open University Press, 1974; auch in: John Worrall / Gregory Currie (Hg.), Introduction to Lakatos's The Methodology of Scientific Research Programmes: Philosophical Papers Volume 1, Cambridge University Press, 1978.<br />
* [[Larry Laudan]]: ''The Pseudo-Science of Science?'', In: J.R. Brown (Hg.). Scientific rationality: The sociological turn. Dordrecht: Reidel, 1984, 41-73.<br />
* Larry Laudan: ''Normative Naturalism'', Philosophy of science 57/1 (1990), 44-59.<br />
* [[Martin Mahner]] (2007): Demarcating Science from Non-Science. In: T.A.F. Kuipers (Hg.) General Philosophy of Science – Focal Issues. (Bd. 1, Handbook of the Philosophy of Science), S. 515-575. North Holland: Amsterdam.<br />
* Richard J. McNally: [http://www.srmhp.org/0202/pseudoscience.html Is the pseudoscience concept useful for clinical psychology?]. ''The Scientific Review of Mental Health Practice'' 2:2 (Fall/Winter 2003)<br />
* Judge Overton: ''The Opinion in McLean v. Arkansas Board of Education'', in: Joel Feinberg, Russ Shafer-Landau (Hgg.): Reason and Responsibility, Belmont: Wadsworth Publishing Company, 11. A. 2000, 286-90<br />
* Trevor Pinch: ''Normal Explanations of the Paranormal: The demarcation problem and fraud in parapsychology'', in: Social Studies of Science 9 (1979), 329-48.<br />
* [[Alvin Plantinga]]: ''Methodological Naturalism'', Perspectives on Science and Christian Faith 49 (1997), 143–54<br />
* [[Karl Popper]]: ''Science, Pseudo-Science, and Falsifiability in Conjectures and Refutations: the Growth of Scientific Knowledge'', London: Routledge 1963. (vgl. [http://karws.gso.uri.edu/jfk/critical_thinking/Science_pseudo_falsifiability.html Online-Artikel], 1962)<br />
* George A. Reisch: ''Pluralism, Logical Empiricism, and the Problem of Pseudoscience'', in: Philosophy of Science, 65/2 (1998), 333ff.<br />
* A. Still, W. Dryden: ''The Social Psychology of "Pseudoscience": A Brief History'', in: Journal of the Theory of Social Behavior 34 (2004), 265-290<br />
* J. Stump: Art. ''Pseudoscience'', in: Maryanne Cline Horowitz (Hg.): New Dictionary of the History of Ideas, Thomson Gale 2005, Bd, 5, ISBN 0-684-31382-0, 1950f<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Pseudowissenschaft}}<br />
<br />
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/pseudo-science/|Science and Pseudo-Science|Sven Ove Hansson}}<br />
* Rocco J. Perla / James Carifio: [http://www.ihpst2005.leeds.ac.uk/papers/Perla_Carifio.pdf Pseudo-science and Metaphoric Operativity]: Making the Case for a Cognitive Model of Scientific Change, International History, Philosophy, Sociology & Science Teaching Conference 2005<br />
* Rodney Schmaltz, Scott O. Lilienfeld: ''[http://journal.frontiersin.org/Journal/10.3389/fpsyg.2014.00336/full Hauntings, homeopathy, and the Hopkinsville Goblins: using pseudoscience to teach scientific thinking]'', in: Frontiers in Psychology 2014 {{doi|10.3389/fpsyg.2014.00336}}<br />
<br />
* Robert Schadewald: [http://madcat.library.wisc.edu/cgi-bin/Pwebrecon.cgi?SC=Author&SA=Robert%20Schadewald%20Collection%20on%20Pseudo%2DScience Bibliographische Datenbank] mit mehr als 800 Einträgen<br />
* Donald Simanek: [http://www.lhup.edu/~dsimanek/strange.htm Auswahlbibliographie] mit vielen Quellen aus der populären Literatur<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4278343-4}}<br />
<br />
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]<br />
[[Kategorie:Parawissenschaft]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150810Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-15T15:09:18Z<p>WhatamIdoing: /* Development of the modern candy-tampering myth */ Clarify?</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name="Kawash13">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name="Kawash13" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
A primary scholar in this area, Joel Best of the University of Delaware, notes that all that can be done in this type of research is to aggregate and carefully study historical cases. Best has drawn together 90 cases of alleged poisoning attempts based news and hospitals from 1958 onward.<ref name=Adams12>Adams, Guy (2012). "The Halloween poisoner has US in his grip: A new study casts doubt on an urban legend, but the myth of the deadly candy refuses to die," ''Independent'' (online, October 27), see [http://www.independent.co.uk/news/world/americas/the-halloween-poisoner-has-us-in-his-grip-8229390.html], accessed 13 October 2015.</ref> In none of the cases does he attribute the events to "random attempts to harm children" at the Halloween holiday, noting instead that most cases are attempts by adults to gain compensation or by children to seek attention.<ref name=Adams12/> Best wrote, "I can't say for certain that it hasn't happened, because it's impossible to prove a negative. But this seems to be an urban myth. [and] I can't find any evidence that any child has ever been injured by a contaminated treat picked up on Halloween."<ref name=Adams12/> Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of [[over-the-counter medication]] after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched newspapers from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== Misattributed poisoning deaths ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism: The Evidence|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = University of Delaware Faculty Pages|accessdate = October 27, 2014|last = Best|first = Joel}} Revised 2008 and 2011.</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite these claims of poisoned candy being eventually proved false, the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage.{{cn|date=October 2015}} During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering:<br />
<br />
<blockquote>"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers in 1995<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref></blockquote><br />
<blockquote>"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby in 1983<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009|}}</ref></blockquote><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite news|url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |work=New York Times |author=Bick, Julie|date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
== Further reading ==<br />
* Lewis, Dan (October 6, 2013). [http://www.smithsonianmag.com/not-categorized/where-did-the-fear-of-poisoned-halloween-candy-come-from-822302/?no-ist "Where Did the Fear of Poisoned Halloween Candy Come From?"] ''Smithsonian''<br />
<br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.salon.com/1999/06/21/fear/ "Fighting fear with fear"] at Salon.com<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Candy]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]<br />
[[Category:Halloween food]]<br />
[[Category:Poisons]]<br />
[[Category:Urban legends]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150806Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-14T22:22:16Z<p>WhatamIdoing: Further reading section heading + match ref formatting</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name="Kawash13">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name="Kawash13" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
A primary scholar in this area, Joel Best of the University of Delaware, notes that all that can be done in this type of research is to aggregate and carefully study historical cases. Best has drawn together 90 cases of alleged poisoning based news and hospitals from 1958 onward.<ref name=Adams12>Adams, Guy (2012). "The Halloween poisoner has US in his grip: A new study casts doubt on an urban legend, but the myth of the deadly candy refuses to die," ''Independent'' (online, October 27), see [http://www.independent.co.uk/news/world/americas/the-halloween-poisoner-has-us-in-his-grip-8229390.html], accessed 13 October 2015.</ref> In none of the cases does he attribute the events to "random attempts to harm children" at the Halloween holiday, noting instead that most cases are attempts by adults to gain compensation or by children to seek attention.<ref name=Adams12/> Best wrote, "I can't say for certain that it hasn't happened, because it's impossible to prove a negative. But this seems to be an urban myth. [and] I can't find any evidence that any child has ever been injured by a contaminated treat picked up on Halloween."<ref name=Adams12/> Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of [[over-the-counter medication]] after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched newspapers from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== Misattributed poisoning deaths ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism: The Evidence|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = University of Delaware Faculty Pages|accessdate = October 27, 2014|last = Best|first = Joel}} Revised 2008 and 2011.</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite these claims of poisoned candy being eventually proved false, the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage.{{cn|date=October 2015}} During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering:<br />
<br />
<blockquote>"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers in 1995<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref></blockquote><br />
<blockquote>"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby in 1983<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009|}}</ref></blockquote><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite news|url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |work=New York Times |author=Bick, Julie|date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
== Further reading ==<br />
* Lewis, Dan (October 6, 2013). [http://www.smithsonianmag.com/not-categorized/where-did-the-fear-of-poisoned-halloween-candy-come-from-822302/?no-ist "Where Did the Fear of Poisoned Halloween Candy Come From?"] ''Smithsonian''<br />
<br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.salon.com/1999/06/21/fear/ "Fighting fear with fear"] at Salon.com<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150805Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-14T21:56:21Z<p>WhatamIdoing: /* Development of the modern candy-tampering myth */ Simply formatting</p>
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<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name="Kawash13">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name="Kawash13" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
A primary scholar in this area, Joel Best of the University of Delaware, notes that all that can be done in this type of research is to aggregate and carefully study historical cases. Best has drawn together 90 cases of alleged poisoning based news and hospitals from 1958 onward.<ref name=Adams12>Adams, Guy (2012). "The Halloween poisoner has US in his grip: A new study casts doubt on an urban legend, but the myth of the deadly candy refuses to die," ''Independent'' (online, October 27), see [http://www.independent.co.uk/news/world/americas/the-halloween-poisoner-has-us-in-his-grip-8229390.html], accessed 13 October 2015.</ref> In none of the cases does he attribute the events to "random attempts to harm children" at the Halloween holiday, noting instead that most cases are attempts by adults to gain compensation or by children to seek attention.<ref name=Adams12/> Best wrote, "I can't say for certain that it hasn't happened, because it's impossible to prove a negative. But this seems to be an urban myth. [and] I can't find any evidence that any child has ever been injured by a contaminated treat picked up on Halloween."<ref name=Adams12/> Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of [[over-the-counter medication]] after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched newspapers from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== Misattributed poisoning deaths ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism: The Evidence|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = University of Delaware Faculty Pages|accessdate = October 27, 2014|last = Best|first = Joel}} Revised 2008 and 2011.</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite these claims of poisoned candy being eventually proved false, the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage.{{cn|date=October 2015}} During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering:<br />
<br />
<blockquote>"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers in 1995<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref></blockquote><br />
<blockquote>"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby in 1983<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009|}}</ref></blockquote><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite news|url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |work=New York Times |author=Bick, Julie|date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
* Lewis, Dan (2013). "Where Did the Fear of Poisoned Halloween Candy Come From?" ''Smithsonian'' (online, October 6), see [http://www.smithsonianmag.com/not-categorized/where-did-the-fear-of-poisoned-halloween-candy-come-from-822302/#UWFMkKibMYClxYq8.99], accessed 13 October 2015. [Subtitle: "The answer, as always, is to blame the media."]<br />
<br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.salon.com/1999/06/21/fear/ "Fighting fear with fear"] at Salon.com<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150792Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-14T03:23:09Z<p>WhatamIdoing: /* Development of the modern candy-tampering myth */ POV (and link)</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name="Kawash13">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name="Kawash13" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
A primary scholar in this area, Joel Best of the University of Delaware, notes that all that can be done in this type of research is to aggregate and carefully study historical cases. Best has drawn together 90 cases of alleged poisoning based news and hospitals from 1958 onward.<ref name=Adams12>Adams, Guy (2012). "The Halloween poisoner has US in his grip: A new study casts doubt on an urban legend, but the myth of the deadly candy refuses to die," ''Independent'' (online, October 27), see [http://www.independent.co.uk/news/world/americas/the-halloween-poisoner-has-us-in-his-grip-8229390.html], accessed 13 October 2015.</ref> In none of the cases does he attribute the events to "random attempts to harm children" at the Halloween holiday, noting instead that most cases are attempts by adults to gain compensation or by children to seek attention.<ref name=Adams12/> Best wrote:{{quotation|1= I can't say for certain that it hasn't happened, because it's impossible to prove a negative. But this seems to be an urban myth. [and] I can't find any evidence that any child has ever been injured by a contaminated treat picked up on Halloween.<ref name=Adams12/>}} Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of [[over-the-counter medication]] after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched newspapers from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== Misattributed poisoning deaths ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism: The Evidence|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = University of Delaware Faculty Pages|accessdate = October 27, 2014|last = Best|first = Joel}} Revised 2008 and 2011.</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite these claims of poisoned candy being eventually proved false, the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage.{{cn|date=October 2015}} During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering:<br />
<br />
<blockquote>"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers in 1995<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref></blockquote><br />
<blockquote>"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby in 1983<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009|}}</ref></blockquote><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite news|url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |work=New York Times |author=Bick, Julie|date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
* Lewis, Dan (2013). "Where Did the Fear of Poisoned Halloween Candy Come From?" ''Smithsonian'' (online, October 6), see [http://www.smithsonianmag.com/not-categorized/where-did-the-fear-of-poisoned-halloween-candy-come-from-822302/#UWFMkKibMYClxYq8.99], accessed 13 October 2015. [Subtitle: "The answer, as always, is to blame the media."]<br />
<br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.salon.com/1999/06/21/fear/ "Fighting fear with fear"] at Salon.com<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150791Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-14T03:19:34Z<p>WhatamIdoing: Partial rv</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name="Kawash13">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name="Kawash13" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
A primary scholar in this area, Joel Best of the University of Delaware, notes that all that can be done in this type of research is to aggregate and carefully study historical cases—Best has drawn together 90 cases of alleged poisoning based news and hospitals from 1958 onward.<ref name=Adams12>Adams, Guy (2012). "The Halloween poisoner has US in his grip: A new study casts doubt on an urban legend, but the myth of the deadly candy refuses to die," ''Independent'' (online, October 27), see [http://www.independent.co.uk/news/world/americas/the-halloween-poisoner-has-us-in-his-grip-8229390.html], accessed 13 October 2015.</ref> In none of the cases does he attribute the events to "random attempts to harm children" at the Halloween holiday, noting instead that most cases are attempts by adults to gain compensation or by children to seek attention.<ref name=Adams12/> Critically, Best notes:{{quotation|1= I can't say for certain that it hasn't happened, because it's impossible to prove a negative. But this seems to be an urban myth. [and] I can't find any evidence that any child has ever been injured by a contaminated treat picked up on Halloween.<ref name=Adams12/>}} Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched newspapers from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== Misattributed poisoning deaths ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism: The Evidence|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = University of Delaware Faculty Pages|accessdate = October 27, 2014|last = Best|first = Joel}} Revised 2008 and 2011.</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite these claims of poisoned candy being eventually proved false, the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage.{{cn|date=October 2015}} During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.{{cn|date=October 2015}}<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering:<br />
<br />
<blockquote>"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers in 1995<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref></blockquote><br />
<blockquote>"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby in 1983<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009|}}</ref></blockquote><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite news|url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |work=New York Times |author=Bick, Julie|date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
* Lewis, Dan (2013). "Where Did the Fear of Poisoned Halloween Candy Come From?" ''Smithsonian'' (online, October 6), see [http://www.smithsonianmag.com/not-categorized/where-did-the-fear-of-poisoned-halloween-candy-come-from-822302/#UWFMkKibMYClxYq8.99], accessed 13 October 2015. [Subtitle: "The answer, as always, is to blame the media."]<br />
<br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.salon.com/1999/06/21/fear/ "Fighting fear with fear"] at Salon.com<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150759Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-09T22:36:51Z<p>WhatamIdoing: /* Media and the myth */ Make dates more obvious to readers</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched newspapers from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== No deaths due to stranger poisoning ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism: The Evidence|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = University of Delaware Faculty Pages|accessdate = October 27, 2014|last = Best|first = Joel}} Revised 2008 and 2011.</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers in 1995<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby in 1983<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009|}}</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite news|url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |work=New York Times |author=Bick, Julie|date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.salon.com/1999/06/21/fear/ "Fighting fear with fear"] at Salon.com<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150758Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-09T22:31:45Z<p>WhatamIdoing: Re-formatting WP:External links to look like WP:CITEd sources is *not* "improving" them.</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched newspapers from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== No deaths due to stranger poisoning ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism: The Evidence|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = University of Delaware Faculty Pages|accessdate = October 27, 2014|last = Best|first = Joel}} Revised 2008 and 2011.</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009|}}</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite news|url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |work=New York Times |author=Bick, Julie|date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.salon.com/1999/06/21/fear/ "Fighting fear with fear"] at Salon.com<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150747Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-08T04:39:41Z<p>WhatamIdoing: /* External links */ per WP:ELCITE</p>
<hr />
<div><br />
'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched [[newspaper]]s from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== No deaths due to stranger poisoning ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = www.udel.edu|accessdate = 2014-10-27|last = Best|first = Joel}}</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite web |url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |publisher=New York Times |date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best, full text online, revised 2008 and 2011 (also [http://dspace.udel.edu:8080/dspace/handle/19716/726 Halloween Sadism: the evidence] archived at the Library of the University of Delaware)<br />
**[http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Joel Best's faculty page at the University of Delaware]<br />
**[http://dspace.udel.edu:8080/dspace/handle/19716/726 The University of Delaware's Library Institutional Repository]<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.thefolklorist.com/pressreleases/dangers%20in%20the%20candy.htm Dangers in the Halloween candy a myth]<br />
* [http://www.salon.com/books/it/1999/06/21/fear/print.html Fighting fear with fear] (Salon.com)<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]<br />
[[Category:Psychoactive drugs]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150746Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-08T04:37:49Z<p>WhatamIdoing: Undid revision 676436135 by Froid (talk)</p>
<hr />
<div><br />
'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched [[newspaper]]s from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== No deaths due to stranger poisoning ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = www.udel.edu|accessdate = 2014-10-27|last = Best|first = Joel}}</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite web |url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |publisher=New York Times |date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
== External links ==<br />
* {{cite book|author=Best, Joel|title=Halloween Sadism: The Evidence }} Full text. Revised 2008 and 2011.<br />
**[http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Joel Best's faculty page at the University of Delaware]<br />
**[http://dspace.udel.edu:8080/dspace/handle/19716/726 The University of Delaware's Library Institutional Repository]<br />
* {{cite news|author=Colin, Chris|url=https://web.archive.org/web/20000821050023/http://www.salon.com/books/it/1999/06/21/fear/print.html |title=Fighting fear with fear|date=June 21, 1999|work=Salon.com}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* {{cite web|website=TheFolklorist.com|url=http://www.thefolklorist.com/pressreleases/dangers%20in%20the%20candy.htm |title=Dangers in the Halloween Candy...a Myth|author=Pinney, Michael, Adjunct Professor of Psychology & Folklorist, North Harris College|date=October 25, 1999}}<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]<br />
[[Category:Psychoactive drugs]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150745Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-08T04:36:30Z<p>WhatamIdoing: /* Development of the modern candy-tampering myth */ Seems WP:UNDUE and WP:REFSPAMmish</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched [[newspaper]]s from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== No deaths due to stranger poisoning ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = www.udel.edu|accessdate = 2014-10-27|last = Best|first = Joel}}</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite web |url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |publisher=New York Times |date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
== External links ==<br />
* {{cite news|author=Best, Joel|title=Halloween Sadism: The Evidence |work=University of Delaware}} Full text. Revised 2008 and 2011.<br />
**[http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Joel Best's faculty page at the University of Delaware]<br />
**[http://dspace.udel.edu:8080/dspace/handle/19716/726 The University of Delaware's Library Institutional Repository]<br />
* {{cite news|author=Colin, Chris|url=https://web.archive.org/web/20000821050023/http://www.salon.com/books/it/1999/06/21/fear/print.html |title=Fighting fear with fear|date=June 21, 1999|work=Salon.com}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* {{cite web|website=TheFolklorist.com|url=http://www.thefolklorist.com/pressreleases/dangers%20in%20the%20candy.htm |title=Dangers in the Halloween Candy...a Myth|author=Pinney, Michael, Adjunct Professor of Psychology & Folklorist, North Harris College|date=October 25, 1999}}<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]<br />
[[Category:Psychoactive drugs]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150744Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2015-10-08T04:32:24Z<p>WhatamIdoing: Undid revision 684480529 by 192.146.231.159 (talk)</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|pages=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[coal tar dye]]s were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
<br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
In 1986, a religious group used the myth to promote its recruitment efforts.<ref>http://www.chick.com/reading/tracts/0011/0011_01.asp</ref><br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched [[newspaper]]s from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== No deaths due to stranger poisoning ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = www.udel.edu|accessdate = 2014-10-27|last = Best|first = Joel}}</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both'' [[Ask Ann Landers]]'' and ''[[Dear Abby]]'' warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers<ref>{{cite news|author=Landers, Ann |date=October 31, 1995|url= http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 |title=Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time|work=The Sunday Courier|page= 7B|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby<ref>{{cite news|author=Van Buren, Abigail |date=October 31, 1983|url=http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 |title=A Night of Treats, Not Tricks|work=[[The Gainesville Sun]]|page= 13A|accessdate= November 2, 2009}}</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite web |url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |publisher=New York Times |date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== References ==<br />
<references /><br />
<br />
== External links ==<br />
* {{cite news|author=Best, Joel|title=Halloween Sadism: The Evidence |work=University of Delaware}} Full text. Revised 2008 and 2011.<br />
**[http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Joel Best's faculty page at the University of Delaware]<br />
**[http://dspace.udel.edu:8080/dspace/handle/19716/726 The University of Delaware's Library Institutional Repository]<br />
* {{cite news|author=Colin, Chris|url=https://web.archive.org/web/20000821050023/http://www.salon.com/books/it/1999/06/21/fear/print.html |title=Fighting fear with fear|date=June 21, 1999|work=Salon.com}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* {{cite web|website=TheFolklorist.com|url=http://www.thefolklorist.com/pressreleases/dangers%20in%20the%20candy.htm |title=Dangers in the Halloween Candy...a Myth|author=Pinney, Michael, Adjunct Professor of Psychology & Folklorist, North Harris College|date=October 25, 1999}}<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]<br />
[[Category:Psychoactive drugs]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Tiefe_Hirnstimulation&diff=142175139Diskussion:Tiefe Hirnstimulation2015-05-18T06:58:38Z<p>WhatamIdoing: Neuer Abschnitt /* Datei */</p>
<hr />
<div>==Korrektur References==<br />
<br />
Ich wollte eines der Quellen korrigieren (das Publikationsjahr stimmt nicht) aber der Bearbeitungstext wird mir nicht angezeigt. Entschuldige, vielleicht könnte bitte jemand das folgende berichtigen:<br />
<br />
11. McIntyre, C.C., Savasta, M., Kerkerian-LeGroff, L., and Vitek, J.L., Uncovering the mechanism(s) of action of deep brain stimulation: activation, inhibition, or both, Clinical Neurophysiology 115, p. 1239-1248, (2004). PMID: 15134690 <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Benutzer:Sarasvati|Sarasvati]] ([[Benutzer Diskussion:Sarasvati|Diskussion]]&nbsp;|&nbsp;[[Spezial:Beiträge/Sarasvati|Beiträge]]) 22:36, 25. Feb. 2011 (CET)) </small><br />
<br />
== Ins Gehirn oder unter die Brust? ==<br />
<br />
Die Eineleitung ist widersprüchlich. Einmal heißt es, ein Hirnschrittmacher werde unter die Brustmuskulatur implantiert, dann wieder heißt es, dass er gerade nicht dorthin, sondern vielmehr direkt ins Gehirn implantiert werde. Ich kann nicht entscheiden, was nun stimmt. Wer es weiß, möge das bitte korrigieren.<br />
<br />
=> Die Elektroden werden in die Zielpunkte innerhalb des Gehirns implantiert und ein damit verbundenes Elektrodenkabel durch die Schädeldecke aus dem Gehirn ausgeleitet. Ein Batteriegenerator wird dann unter dem Schlüsselbein oder im Unterbauchfettgewebe eingebracht mit einem Verländerungskabel an die Hirnelektrode angeschlossen. Die Elektrode liegt also am Zielpunkt im Gehirn, die elektrische Energie wird vom Generator zugeleitet. Das Verlängerungskabel verläuft unter der Haut an der Rückseite das Halses hinter dem Ohr, so dass das Hardwaresystem kaum sichtbar ist.<br />
<br />
== Tiefe Hirnstimulation vs. Hirnschrittmacher ==<br />
<br />
in der englischen wikipedia sind "tiefe hirnstimulation"[http://en.wikipedia.org/wiki/Deep_brain_stimulation] und "hirnschrittmacher"[http://en.wikipedia.org/wiki/Brain_pacemaker] zwei verschiedenene themen.. worauf verlinken? [[Benutzer:BladeRunner99|BladeRunner99]] 18:35, 10. Mär 2006 (CET)<br />
<br />
:Ich habe Tiefe Hirnstimulation mit "Deep brain stimulation" verlinkt und umgekehrt, da es - entsprechend dem Artikel - um den Medizinischen Eingriff geht und nicht um ein Gerät. "Brain pacemaker" habe ich mit Hirnschrittmacher verlinkt, falls es doch mal einen Hirnschrittmacher-Artikel geben sollte. stingerx 21:32, 27. Jan. 2008 (CET)<br />
<br />
Deep Brain Stimulation (DBS) ist der fachlich richtige Begriff. Gerne wird in der Öffentlichkeit auch von dem "Hirnschrittmacher" gesprochen. Deshalb ist eine Verlinkung sinnvoll.<br />
<br />
In der Einführung steht der Begriff Hirnschrittmacher sei irreführend und in der Folge wird er dauernd gebraucht. Dieser Widerspruch sollte aufgelöst werden. [http://www.fz-juelich.de/inm/inm-7/DE/Home/_Fokus/Parkinson/artikel.html;jsessionid=2142A54CA01E09CB92AC2DA748463352 Das Forschungszentrum Jülich benutzt diesen Begriff auch], weshalb ich den Hinweis auf die Irreführung streichen würde. Ich bin aber keine Experte. --[[Benutzer:Florianfisch|Florianfisch]] ([[Benutzer Diskussion:Florianfisch|Diskussion]]) 13:34, 19. Apr. 2012 (CEST)<br />
<br />
== Bildwarnung ==<br />
Die unten genannten Bilder, die in diesem Artikel verwendet werden, sind auf Commons gelöscht oder zur Löschung vorgeschlagen worden. Bitte entferne die Bilder gegebenenfalls aus dem Artikel oder beteilige dich an der betreffenden Diskussion auf Commons. ''Diese Nachricht wurde automatisch von [[Wikipedia:CommonsTicker|CommonsTicker]] erzeugt''.<br />
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-- [[Benutzer:DuesenBot|DuesenBot]] 19:14, 13. Nov. 2006 (CET)<br />
<br />
== Bildwarnung ==<br />
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</div><br />
-- [[Benutzer:DuesenBot|DuesenBot]] 07:15, 25. Nov. 2006 (CET)<br />
<br />
== überarbeiten ==<br />
<br />
der Artikel ist unvollständig und nicht aktuell, siehe englische Version. --[[Benutzer:Andante|Andante]] [[Benutzer_Diskussion:Andante|¿!]] <sup>[[WP:RM]]</sup> 20:50, 20. Mai 2008 (CEST)<br />
<br />
== Bei vollem Bewusstsein? ==<br />
<br />
Ich weiß,es steht klipp und klar im Artikel.Aber trotzdem kann ich mir das einfach nicht so richtig vorstellen.Das muss doch höllische Schmerzen verursachen!??Wehren sich die Patienten dann nicht aus Reflex...?<br />
<br />
=> Das Gehirn selbst ist glücklicherweise absolut schmerzfrei! Nur Hirnhäute und Knochenhäute besitzen entsprechende Schmerzrezeptoren und werden bei der Operation mit lokalen Schmerzmittel so gut betäubt, dass die Wach-Operation schmerzfrei durchgeführt werden kann.<br />
<br />
==> Außerdem muss der Patient bei einem neurologischen Eingriff bei vollem Bewusstsein bleiben, damit er ansprechbar ist und man so feststellen kann, ob man etwas im Kopf beschädigt hat. Dies geht z.B. dadurch indem man dem Patienten darum bittet die Arme oder Beine zu heben/bewegen. <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Benutzer:Liquor|Liquor]] ([[Benutzer Diskussion:Liquor|Diskussion]]&nbsp;|&nbsp;[[Spezial:Beiträge/Liquor|Beiträge]]) 16:31, 24. Nov. 2009 (CET)) </small><br />
<br />
:Die Realität sieht ein wenig komplexer aus: Der Patient wird in eine flache Narkose unter Erhalt der Spontanatmung versetzt. Schmerzhafte Reize wie zum Beispiel das Anbringen des Stereotaxierings, die Hautschnitte und die eigentliche Trepanation werden durch Lokalanästhetika abgeschirmt. In diesem Operationsstadium ist der Patient bei entsprechend vorsichtigem Vorgehen des Operateurs ohne Bewusstsein. Für die Elektrodentestung wird die Zufuhr des Narkosemittels (z.B. Propofol) unterbrochen, der Patient wird nach und nach wacher und kann im Idealfall Aufforderungen befolgen und sprachlich kommunizieren. Gelegentlich wird es notwendig, ein gewisses Maß an Sedierung aufrechtzuerhalten, um Stress- und Angstsituationen zu vermeiden. Bei bestimmten Indikationen, z.B. bestimmte Tremorerkrankungen, ist es manchmal möglich, die Platzierung und Testung der Elektroden auch ohne Wachphasen durchzuführen. Sobald die Elektrodenlage zufriedenstellend ist, wird die Narkose wieder vertieft, und der Patient wacht ersr wieder nach dem Ende der Operation auf. --[[Spezial:Beiträge/91.64.95.213|91.64.95.213]] 18:55, 29. Mai 2014 (CEST)<br />
<br />
== klinische Erprobung ==<br />
<br />
Kann jemand etwas über die Erprobung bei alkoholabhängigen Patienten berichten? Ich schreibe dazu nichts rein, da ich die Sache nur vom Hörensagen kenne und deshalb keine schriftlichen Quellen nennen kann. Aber bei einem ehemaligen Patient an meinem ehemaligen Arbeitsplatz in einer Entwöhnungsklinik wurde der Eingriff vorgenommen. Seit dem sei sein Craving verschwunden, was es ihm ungemein erleichtere, trocken zu bleiben.<br />
In Magdeburg gibt es jemanden, der das Verfahren für Alkoholiker testweise anwendet.<br />
Grüße,<br />
--[[Benutzer:Wolffiboy|Wolffiboy]] 16:26, 22. Apr. 2009 (CEST)<br />
<br />
==Operation==<br />
Vielleicht sollte in dem Artikel erwähnt werden, dass vor der Operation ganz schön was vermessen und berechnet werden muss. Das liest sich so, als würde ohne Vorbereitung einfach der Schädel geöffnet und dann mal eben so ein wenig rumprobiert.--[[Benutzer:Ionenkanal|Ionenkanal]] 20:37, 18. Jul. 2009 (CEST)<br />
<br />
==Patienteninformation==<br />
Ich muss THWZ wiedersprechen, gerade bei Themen wie der tiefen Hirnstimulation finde ich es wichtig verschiedene Kliniken in verschiedenen Regionen Deutschland einsehen zu können, was dem Patienten hilft sich ein besseres Bild zu machen. Habe daher den Link auf die Uniklinik Regensburg, welche eine interdiziplinäre Seite mit sehr vielen Informationen bietet wieder eingestellt und bitte darum sie zu belassen--[[Spezial:Beiträge/95.90.55.238|95.90.55.238]] 19:05, 1. Aug. 2009 (CEST)<br />
<br />
== Funktionsweise ==<br />
<br />
In dem Artikel steht "Die Funktionsweise der Tiefenhirnstimulation ''im Detail'' ist bisher ungeklärt." Soll das etwa heißen man hat mal eben, dir- nichts- mir- nichts, dem Patienten einen Chip in den Kopf gepflanzt um zu gucken was passiert wenn ein Menschlicher kopf dauerhaft unter Strom steht?<br />
Oder steht das in irgendeiner Weiße mit dem Aktionspotentioal der Reizweiterleitung im Verbindung?--Lg Liquor 16:15, 24. Nov. 2009 (CET)<br />
<br />
=>Ich hab auch schon was gefunden<br />
[http://ck-wissen.de/ckwiki/index.php?title=Tiefenhirnstimulation]--[[Benutzer:Liquor|Lg Liquor]] 16:30, 24. Nov. 2009 (CET)<br />
<br />
:: Bei den ersten Versuchen wird es sicherlich so gewesen sein. Mittlerweile gibt es aber Theorien, die Gegenstand aktueller Forschung sind. Außerdem hat man, bevor man DBS gemacht hat, manche dieser Krankheiten durch Läsionen (quasi "Rausschneiden", soweit ich das verstehe) der Gehirnregionen behandelt, in denen man heute stimuliert, also man wusste schon, welche Regionen zu den Krankheiten in Bezug stehen.--[[Benutzer:Zobelzahn|Zobelzahn]] 17:50, 25. Nov. 2009 (CET)<br />
<br />
::: Also hat man sich das betroffen Hirngewebe rausgeschnitten (vorrausgesetzt man wusste wirklich welche Hirnregion betroffen ist) und hat geguckt ob sie wieder "richtig" funkrioniert wenn man ihnen ein paar elektrische Stöße verpasst. oder versteh ich das jetzt falsch? Und das "rausschneiden" wird wahrscheinlich eine Form der Biopsie sein--[[Benutzer:Liquor|Lg Liquor]] 22:21, 25. Nov. 2009 (CET)<br />
<br />
== Einleitung präziser und Hirnschrittmacherbegriff erklärt ==<br />
<br />
Schlage vor, die ersten beiden Sätze des Artikels zu ändern, um die Definitionen DBS und Hirnschrittmacher zu verdeutlichen. Ausserdem sollte der einleitende Hinweis auf krankheitsbedingte Fehlleistungen durch ein Beispiel der klinischen Anwendung ersetzt werden, da für die Allgemeinheit von grösserer Bedeutung. <br />
<br />
Mein Vorschlag lautet:<br />
<br />
<br />
<br />
Die '''Tiefe Hirnstimulation''' ('''THS''', engl. '''DBS Deep Brain Stimulation''') ist ein grundsätzlich reversibler, neurochirurgischer Eingriff in das Gehirn, der für die Behandlung von bestimmten neurologischen Erkrankungen wie z.B. der Parkinsonerkrankung weltweit zugelassen ist. Umgangssprachlich ist auch der Begriff ''Hirnschrittmacher'' geläufig, der erstmals Anfang der 70-Jahre von dem spanischen Wissenschaftler Jose Delgado geprägt worden ist und die technologische Verwandtschaft mit dem Herzschrittmacher betont. <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Benutzer:Andreas Kupsch|Andreas Kupsch]] ([[Benutzer Diskussion:Andreas Kupsch|Diskussion]]&nbsp;&#124;&nbsp;[[Spezial:Beiträge/Andreas Kupsch|Beiträge]])<nowiki/> 14:06, 30. Sep. 2014 (CEST))</small><br />
<br />
Die u.a. Abschnitte sollten in die Abschnitte "Operation" bzw. "Nebenwirkungen" verschoben werden. Die Abschnitte "Operation" bzw. "Nebenwirkungen" sollten entsprechend angepasst werden<br />
<br />
Für die chronische Hirnstimulation werden dem Patienten mit einem stereotaktischen Zielgerät eine oder zwei dünne Elektroden implantiert, die über subkutan verlegte Kabel mit einem Impulsgeber im Bereich der Brust oder dem Oberbauch verbunden sind. Dieser Impulsgeber gibt dauerhaft elektrische Impulse an die Zielregion im Gehirn ab, wodurch diese – je nach Stromfrequenz – entweder deaktiviert oder stimuliert werden kann.<br />
<br />
Seit 2006 sind mögliche psychische Nebenwirkungen in zahlreichen Fachpublikationen berichtet worden, wobei das Spektrum vor allem leichtere kognitive Verschlechterungen, Depression oder (Hypo-)Manie umfasste. Auch Persönlichkeitsveränderungen sind dokumentiert worden.[1]<br />
<br />
Der Abschnitt 3 sollte wie folgt richtig gestellt werden:<br />
<br />
Weltweit wurden etwa 120 000 Patienten mit einem Hirnschrittmacher operativ versorgt. <br />
<br />
Der Rest des Abschnitts 3 sollte in die "Anwendungsgebiete" verschoben werden<br />
<br />
Prospektive kontrollierte und randomisierte Studien der letzten Jahre belegen die anhaltende Wirksamkeit des Therapieverfahrens im individuellen Krankheitsverlauf: Nicht nur Krankheitssymptome wie Zittern (Tremor), Steifigkeit (Rigor) und Bewegungsarmut (Bradykinese) werden gebessert, sondern nachweislich auch in ganzheitlicher Hinsicht die Lebensqualität.<br />
<br />
<br />
Der letzte Abschnitt sollte wie folgt modifiziert werden:<br />
<br />
Die THS ist in der EU zugelassen für essentiellem Tremor (1995), für Parkinsonerkrankung (1998), für Dystonie (2003) und Zwangserkrankungen (2009, und Epilepsie (2010) und geht mit beträchtlichen Lebensqualitätsverbesserungen einher. Belastbare Zahlen belegen, dass in Deutschland aktuell ca. 6000 Patienten mit einem Hirnschrittmacher versorgt sind; ca. 400-500 Neubehandlungen kommen pro Jahr in Deutschland aktuell hinzu. <small>(''nicht [[Hilfe:Signatur|signierter]] Beitrag von'' [[Benutzer:Andreas Kupsch|Andreas Kupsch]] ([[Benutzer Diskussion:Andreas Kupsch|Diskussion]]&nbsp;&#124;&nbsp;[[Spezial:Beiträge/Andreas Kupsch|Beiträge]])<nowiki/> 16:47, 30. Sep. 2014 (CEST))</small><br />
::Alles recht und schön, aber ohne wissenschaftliche Belege wird das nichts. --[[Benutzer:Partynia|Partynia]] <sup>[[Benutzer Diskussion:Partynia|∞]] [[WP:RM|RM]]</sup> 16:51, 3. Okt. 2014 (CEST)<br />
<br />
== Datei ==<br />
<br />
[[File:Deep brain stimulation electrode placement reconstruction.png|thumb]]<br />
Hier entsteht eine neue Datei. Ich kann die Beschriftung nicht gut übersetzen. [[Benutzer:WhatamIdoing|WhatamIdoing]] ([[Benutzer Diskussion:WhatamIdoing|Diskussion]]) 08:58, 18. Mai 2015 (CEST)</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jungfrauen-Reinigungsmythos&diff=183867284Jungfrauen-Reinigungsmythos2015-03-15T01:22:34Z<p>WhatamIdoing: Rearrange</p>
<hr />
<div>[[File:Don't Abuse Children sign in South Africa.jpeg|thumb|400px|A street sign in South Africa, appealing to adults not to rape children in the belief that it will cure them of AIDS]]<br />
The '''virgin cleansing myth''' (also referred to as the '''virgin cure myth''', '''virgin rape myth''', or simply '''virgin myth''') is the mistaken belief that having [[sexual intercourse|sex]] with a [[virgin]] girl cures a man of [[HIV/AIDS]] or other [[sexually transmitted diseases]].<ref name="Groce & Trasi 2004">{{Cite journal | title = Rape of individuals with disability: AIDS and the folk belief of virgin cleansing | journal = The Lancet | volume = 363 | issue = 9422 | year = 2004 | pages = 1663–1664 | author = Groce, Nora E. | author2 = Trasi, Reshma | url = http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0140673604162880 | accessdate = 2011-12-29 | doi=10.1016/S0140-6736(04)16288-0 | pmid=15158626}}</ref><br />
<br />
<nowiki> </nowiki>Anthropologist Suzanne Leclerc-Madlala says the myth is a potential factor in [[infant rape]] by HIV-positive men in [[South Africa]].<ref name="Leclerc-Madlala 2002">{{Cite journal | title = On The Virgin Cleansing Myth: Gendered Bodies, AIDS and Ethnomedicine | journal = African Journal of AIDS Research | volume = 1 | issue = 2 | year = 2002 | pages = 87–95 | author = Leclerc-Madlala, Suzanne | url = http://scnc.ukzn.ac.za/doc/Health/Aids/LeclercMadlala-S_Virgin_cleansing_myth_HIV-AIDS_ethnomedicine.pdf | accessdate = 2011-12-29 | doi=10.2989/16085906.2002.9626548}}</ref> In addition to young girls, who are presumed to be virgins because of their age, people who are "blind, deaf, physically impaired, intellectually disabled, or who have mental-health disabilities" are sometimes raped under the erroneous presumption that individuals with disabilities are sexually inactive and therefore virgins.<ref name="Groce & Trasi 2004" /><br />
<br />
==History==<br />
The myth was first reported in 16th century [[Europe]] and gained prominence in 19th century [[Victorian England]] as a cure for syphilis and gonorrhea among other sexually transmitted diseases.<ref name="Earl-Taylor 2003">{{Cite journal | title = HIV/AIDS, the stats, the virgin cure and infant rape | journal = Science in Africa: Africa's First On-Line Science Magazine | year = 2002 | author = Earl-Taylor, Mike | url = http://www.scienceinafrica.co.za/2002/april/virgin.htm | accessdate = 2011-12-31}}</ref> The origin is unknown, but historian [[Hanne Blank]] writes that the idea may have evolved from [[Christian]] legends of [[virgin martyr|virgin martyrs]], whose purity served as a form of protection in battling demons.<ref name="Blank 2007">{{Cite book | title = Virgin: The Untouched History | author = Blank, Hanne | year = 2007 | publisher = Bloomsbury USA | location = New York, NY | isbn = 978-1-59691-010-2}}</ref><br />
<br />
== Prevalence ==<br />
People all over the world have heard this myth, including in [[sub-Saharan Africa]], [[Asia]], Europe and the Americas.<ref name="Groce & Trasi 2004" /> <br />
<br />
A survey by the [[UNISA|University Of South Africa (UNISA)]] in South Africa found that 18 percent of laborers thought that having sex with a virgin cures HIV/AIDS. An earlier study in 1999 by sexual health educators in [[Gauteng]] reported that 32 percent of the survey participants believed the myth.<ref name="IRIN 2002">{{Cite news | title = SOUTH AFRICA: Focus on the virgin myth and HIV/AIDS | author = IRIN | year = 2002 | publisher = IRIN | url = http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=39838 | accessdate = 2011-12-30}}</ref><br />
<br />
According to the controversial Betty Makoni of the Girl Child Network in Zimbabwe,<ref>{{cite news|url=http://www.zimbabweonlinepress.com/index.php?news=155|title=GCN boss Betty Makoni embezzles donor funds|publisher=Zimbabwe Online Press|accessdate=21 September 2014|author=Kwayedza-Umthunya|date=08-05-2009}}</ref> the myth is perpetuated by traditional healers advising HIV-positive men to cure their disease by having sex with virgin girls.<ref name="Vickers 2006">{{Cite news | title = Staging sex myths to save Zimbabwe's girls | author = Vickers, Steve | publisher = BBC | url = http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/6076758.stm | accessdate = 2011-12-31 | date=2006-10-24}}</ref> In Zimbabwe, some people also believe that the blood produced by raping a virgin will cleanse the infected person's blood of the disease.<ref name="Vickers 2006" /><br />
<br />
==Impact==<br />
Psychologist Mike Earl-Taylor wrote that the virgin cure myth may explain the staggering rise in child or infant rapes in [[South Africa]], which is facing an HIV/AIDS [[epidemic]].<ref name="Earl-Taylor 2003" /> [[UNICEF]] has attributed the rape of hundreds of girls to the virgin cleansing myth.<ref name="CNN 2009">{{Cite news | title = Child rape survivor saves 'virgin myth' victims | author = CNN | publisher = CNN | url = http://articles.cnn.com/2009-06-04/living/cnnheroes.betty.makoni_1_young-girls-raped-youngest-girl?_s=PM:LIVING | accessdate = 2011-12-31 | date=2009-10-01}}</ref><br />
<br />
However, it is unknown exactly how common the myth is and to what degree rapes happen because of the belief in it. The claim that the myth drives either HIV infection or [[child sexual abuse]] in Africa is disputed by researchers [[Rachel Jewkes]] and Helen Epstein.<ref>{{cite web|url=http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(09)61858-4/fulltext |title=The myth of the virgin rape myth |publisher=The Lancet, Volume 374, Issue 9699, Page 1419 |date=2009-10-24 |accessdate=2013-09-21}} "In the current South African case, this claim is predicated on racist assumptions about the amorality of African men..."</ref> as well as by research on convicted sex offenders in Malawi, where no evidence was found to support the idea that the virgin cleansing myth prompted any rapes.<ref>{{vcite2 journal |vauthors=Mtibo C, Kennedy N, Umar E |title=Explanations for child sexual abuse given by convicted offenders in Malawi: no evidence for "HIV cleansing" |journal=Child Abuse Negl |volume=35 |issue=2 |pages=142–6 |year=2011 |pmid=21353703 |doi=10.1016/j.chiabu.2010.10.001 |url=}}</ref><br />
<br />
==Importance of education==<br />
Ignorance with regards to HIV and AIDS infection serves as a barrier to prevention in numerous African nations.<ref name="Connor 1999">{{Cite news | title = Focus AIDS: The myth that sex with a virgin can cure HIV | author = Connor, Steve | publisher = The Independent | url = http://www.independent.co.uk/life-style/focus-aids-the-myth-that-sex-with-a-virgin-can-cure-hiv-1116662.html | accessdate = 2011-12-31 | location=London | date=1999-09-05}}</ref><br />
<br />
Education has helped women such as [[Betty Makoni]] speak out against the myth and attempt to dissuade people from believing the virgin cleansing myth.<ref name="Mullins 2009">{{Cite news | title = 'Virgin Myth' Behind Zimbabwe Child Rapes | author = Mullins, K.J. | year = 2009 | publisher = Digital Journal | url = http://www.digitaljournal.com/article/273698 | accessdate = 2011-12-31}}</ref><ref name="Stein 2009">{{Cite news | title = Silver Linings: One Woman Takes On The 'Virgin Myth.' Many Others Perpetuate It | author = Stein, Sadie | year = 2009 | publisher = Jezebel | url = http://jezebel.com/5283195/silver-linings-one-woman-takes-on-the-virgin-myth-many-others-perpetuate-it | accessdate = 2011-12-31}}</ref><br />
<br />
According to UNICEF, culture-based gender roles that prize innocence and ignorance in girls and that accept [[sexual licentiousness]] in men promote this myth. Other cultural factors, such as girls being married to older men, increase the likelihood of HIV [[transmission (medicine)|transmission]]. The disgrace attached to AIDS also stops many people from seeking information or [[health services]] to shield their [[Social status|status]], contributing to further transmission.<ref name="UNICEF 2003">{{Cite report | title = Faith-Motivated Actions on HIV/AIDS Prevention and Care for Children and Young People in South Asia: A Regional Overview | author = UNICEF Regional Office for South Asia | date = 2003 | publisher = UNICEF | url = http://www.unicef.org/rosa/Faith.pdf | accessdate = 2011-12-31}}</ref><br />
<br />
==See also==<br />
* [[Betty Makoni]]<br />
* ''[[Tapestries of Hope]]''<br />
* [[Sexual violence in South Africa]]<br />
<br />
==References==<br />
{{Reflist}}<br />
<br />
[[Category:HIV/AIDS]]<br />
[[Category:Rape in South Africa]]<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Misconceptions]]<br />
[[Category:Violence against women in South Africa]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jungfrauen-Reinigungsmythos&diff=183867283Jungfrauen-Reinigungsmythos2015-03-15T01:20:24Z<p>WhatamIdoing: /* Impact */ Add another, newer peer-reviewed source that disputes these newspaper claims</p>
<hr />
<div>[[File:Don't Abuse Children sign in South Africa.jpeg|thumb|400px|A street sign in South Africa, appealing to adults not to rape children in the belief that it will cure them of AIDS]]<br />
The '''virgin cleansing myth''' (also referred to as the '''virgin cure myth''', '''virgin rape myth''', or simply '''virgin myth''') is the mistaken belief that having [[sexual intercourse|sex]] with a [[virgin]] girl cures a man of [[HIV/AIDS]] or other [[sexually transmitted diseases]].<ref name="Groce & Trasi 2004">{{Cite journal | title = Rape of individuals with disability: AIDS and the folk belief of virgin cleansing | journal = The Lancet | volume = 363 | issue = 9422 | year = 2004 | pages = 1663–1664 | author = Groce, Nora E. | author2 = Trasi, Reshma | url = http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0140673604162880 | accessdate = 2011-12-29 | doi=10.1016/S0140-6736(04)16288-0 | pmid=15158626}}</ref><br />
<br />
<nowiki> </nowiki>Anthropologist Suzanne Leclerc-Madlala says the myth is a potential factor in [[infant rape]] by HIV-positive men in [[South Africa]].<ref name="Leclerc-Madlala 2002">{{Cite journal | title = On The Virgin Cleansing Myth: Gendered Bodies, AIDS and Ethnomedicine | journal = African Journal of AIDS Research | volume = 1 | issue = 2 | year = 2002 | pages = 87–95 | author = Leclerc-Madlala, Suzanne | url = http://scnc.ukzn.ac.za/doc/Health/Aids/LeclercMadlala-S_Virgin_cleansing_myth_HIV-AIDS_ethnomedicine.pdf | accessdate = 2011-12-29 | doi=10.2989/16085906.2002.9626548}}</ref> In addition to young girls, who are presumed to be virgins because of their age, people who are "blind, deaf, physically impaired, intellectually disabled, or who have mental-health disabilities" are sometimes raped under the erroneous presumption that individuals with disabilities are sexually inactive and therefore virgins.<ref name="Groce & Trasi 2004" /><br />
<br />
==History==<br />
The myth was first reported in 16th century [[Europe]] and gained prominence in 19th century [[Victorian England]] as a cure for syphilis and gonorrhea among other sexually transmitted diseases.<ref name="Earl-Taylor 2003">{{Cite journal | title = HIV/AIDS, the stats, the virgin cure and infant rape | journal = Science in Africa: Africa's First On-Line Science Magazine | year = 2002 | author = Earl-Taylor, Mike | url = http://www.scienceinafrica.co.za/2002/april/virgin.htm | accessdate = 2011-12-31}}</ref> The origin is unknown, but historian [[Hanne Blank]] writes that the idea may have evolved from [[Christian]] legends of [[virgin martyr|virgin martyrs]], whose purity served as a form of protection in battling demons.<ref name="Blank 2007">{{Cite book | title = Virgin: The Untouched History | author = Blank, Hanne | year = 2007 | publisher = Bloomsbury USA | location = New York, NY | isbn = 978-1-59691-010-2}}</ref><br />
<br />
== Prevalence ==<br />
People all over the world have heard this myth, including in [[sub-Saharan Africa]], [[Asia]], Europe and the Americas.<ref name="Groce & Trasi 2004" /> <br />
<br />
A survey by the [[UNISA|University Of South Africa (UNISA)]] in South Africa found that 18 percent of laborers thought that having sex with a virgin cures HIV/AIDS. An earlier study in 1999 by sexual health educators in [[Gauteng]] reported that 32 percent of the survey participants believed the myth.<ref name="IRIN 2002">{{Cite news | title = SOUTH AFRICA: Focus on the virgin myth and HIV/AIDS | author = IRIN | year = 2002 | publisher = IRIN | url = http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=39838 | accessdate = 2011-12-30}}</ref><br />
<br />
According to the controversial Betty Makoni of the Girl Child Network in Zimbabwe,<ref>{{cite news|url=http://www.zimbabweonlinepress.com/index.php?news=155|title=GCN boss Betty Makoni embezzles donor funds|publisher=Zimbabwe Online Press|accessdate=21 September 2014|author=Kwayedza-Umthunya|date=08-05-2009}}</ref> the myth is perpetuated by traditional healers advising HIV-positive men to cure their disease by having sex with virgin girls.<ref name="Vickers 2006">{{Cite news | title = Staging sex myths to save Zimbabwe's girls | author = Vickers, Steve | publisher = BBC | url = http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/6076758.stm | accessdate = 2011-12-31 | date=2006-10-24}}</ref> In Zimbabwe, some people also believe that the blood produced by raping a virgin will cleanse the infected person's blood of the disease.<ref name="Vickers 2006" /><br />
<br />
==Impact==<br />
Psychologist Mike Earl-Taylor wrote that the virgin cure myth may explain the staggering rise in child or infant rapes in [[South Africa]], which is facing an HIV/AIDS [[epidemic]].<ref name="Earl-Taylor 2003" /> [[UNICEF]] has attributed the rape of hundreds of girls to the virgin cleansing myth.<ref name="CNN 2009">{{Cite news | title = Child rape survivor saves 'virgin myth' victims | author = CNN | publisher = CNN | url = http://articles.cnn.com/2009-06-04/living/cnnheroes.betty.makoni_1_young-girls-raped-youngest-girl?_s=PM:LIVING | accessdate = 2011-12-31 | date=2009-10-01}}</ref><br />
<br />
However, it is unknown exactly how common the myth is and to what degree rapes happen because of the belief in it. The claim that the myth drives either HIV infection or [[child sexual abuse]] in Africa is disputed by researchers [[Rachel Jewkes]] and Helen Epstein.<ref>{{cite web|url=http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(09)61858-4/fulltext |title=The myth of the virgin rape myth |publisher=The Lancet, Volume 374, Issue 9699, Page 1419 |date=2009-10-24 |accessdate=2013-09-21}} "In the current South African case, this claim is predicated on racist assumptions about the amorality of African men..."</ref> as well as by research on convicted sex offenders in Malawi, where no evidence was found to support the idea that the virgin cleansing myth prompted any rapes.<ref>{{vcite2 journal |vauthors=Mtibo C, Kennedy N, Umar E |title=Explanations for child sexual abuse given by convicted offenders in Malawi: no evidence for "HIV cleansing" |journal=Child Abuse Negl |volume=35 |issue=2 |pages=142–6 |year=2011 |pmid=21353703 |doi=10.1016/j.chiabu.2010.10.001 |url=}}</ref><br />
<br />
Ignorance with regards to HIV and AIDS infection serves as a barrier to prevention in numerous African nations.<ref name="Connor 1999">{{Cite news | title = Focus AIDS: The myth that sex with a virgin can cure HIV | author = Connor, Steve | publisher = The Independent | url = http://www.independent.co.uk/life-style/focus-aids-the-myth-that-sex-with-a-virgin-can-cure-hiv-1116662.html | accessdate = 2011-12-31 | location=London | date=1999-09-05}}</ref><br />
<br />
==Importance of education==<br />
Education has helped women such as [[Betty Makoni]] speak out against the myth and attempt to dissuade people from believing the virgin cleansing myth.<ref name="Mullins 2009">{{Cite news | title = 'Virgin Myth' Behind Zimbabwe Child Rapes | author = Mullins, K.J. | year = 2009 | publisher = Digital Journal | url = http://www.digitaljournal.com/article/273698 | accessdate = 2011-12-31}}</ref><ref name="Stein 2009">{{Cite news | title = Silver Linings: One Woman Takes On The 'Virgin Myth.' Many Others Perpetuate It | author = Stein, Sadie | year = 2009 | publisher = Jezebel | url = http://jezebel.com/5283195/silver-linings-one-woman-takes-on-the-virgin-myth-many-others-perpetuate-it | accessdate = 2011-12-31}}</ref><br />
<br />
According to UNICEF, culture-based gender roles that prize innocence and ignorance in girls and that accept [[sexual licentiousness]] in men promote this myth. Other cultural factors, such as girls being married to older men, increase the likelihood of HIV [[transmission (medicine)|transmission]]. The disgrace attached to AIDS also stops many people from seeking information or [[health services]] to shield their [[Social status|status]], contributing to further transmission.<ref name="UNICEF 2003">{{Cite report | title = Faith-Motivated Actions on HIV/AIDS Prevention and Care for Children and Young People in South Asia: A Regional Overview | author = UNICEF Regional Office for South Asia | date = 2003 | publisher = UNICEF | url = http://www.unicef.org/rosa/Faith.pdf | accessdate = 2011-12-31}}</ref><br />
<br />
==See also==<br />
* [[Betty Makoni]]<br />
* ''[[Tapestries of Hope]]''<br />
* [[Sexual violence in South Africa]]<br />
<br />
==References==<br />
{{Reflist}}<br />
<br />
[[Category:HIV/AIDS]]<br />
[[Category:Rape in South Africa]]<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Misconceptions]]<br />
[[Category:Violence against women in South Africa]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jungfrauen-Reinigungsmythos&diff=183867282Jungfrauen-Reinigungsmythos2015-03-15T01:14:18Z<p>WhatamIdoing: Rm things that failed verification</p>
<hr />
<div>[[File:Don't Abuse Children sign in South Africa.jpeg|thumb|400px|A street sign in South Africa, appealing to adults not to rape children in the belief that it will cure them of AIDS]]<br />
The '''virgin cleansing myth''' (also referred to as the '''virgin cure myth''', '''virgin rape myth''', or simply '''virgin myth''') is the mistaken belief that having [[sexual intercourse|sex]] with a [[virgin]] girl cures a man of [[HIV/AIDS]] or other [[sexually transmitted diseases]].<ref name="Groce & Trasi 2004">{{Cite journal | title = Rape of individuals with disability: AIDS and the folk belief of virgin cleansing | journal = The Lancet | volume = 363 | issue = 9422 | year = 2004 | pages = 1663–1664 | author = Groce, Nora E. | author2 = Trasi, Reshma | url = http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0140673604162880 | accessdate = 2011-12-29 | doi=10.1016/S0140-6736(04)16288-0 | pmid=15158626}}</ref><br />
<br />
<nowiki> </nowiki>Anthropologist Suzanne Leclerc-Madlala says the myth is a potential factor in [[infant rape]] by HIV-positive men in [[South Africa]].<ref name="Leclerc-Madlala 2002">{{Cite journal | title = On The Virgin Cleansing Myth: Gendered Bodies, AIDS and Ethnomedicine | journal = African Journal of AIDS Research | volume = 1 | issue = 2 | year = 2002 | pages = 87–95 | author = Leclerc-Madlala, Suzanne | url = http://scnc.ukzn.ac.za/doc/Health/Aids/LeclercMadlala-S_Virgin_cleansing_myth_HIV-AIDS_ethnomedicine.pdf | accessdate = 2011-12-29 | doi=10.2989/16085906.2002.9626548}}</ref> In addition to young girls, who are presumed to be virgins because of their age, people who are "blind, deaf, physically impaired, intellectually disabled, or who have mental-health disabilities" are sometimes raped under the erroneous presumption that individuals with disabilities are sexually inactive and therefore virgins.<ref name="Groce & Trasi 2004" /><br />
<br />
==History==<br />
The myth was first reported in 16th century [[Europe]] and gained prominence in 19th century [[Victorian England]] as a cure for syphilis and gonorrhea among other sexually transmitted diseases.<ref name="Earl-Taylor 2003">{{Cite journal | title = HIV/AIDS, the stats, the virgin cure and infant rape | journal = Science in Africa: Africa's First On-Line Science Magazine | year = 2002 | author = Earl-Taylor, Mike | url = http://www.scienceinafrica.co.za/2002/april/virgin.htm | accessdate = 2011-12-31}}</ref> The origin is unknown, but historian [[Hanne Blank]] writes that the idea may have evolved from [[Christian]] legends of [[virgin martyr|virgin martyrs]], whose purity served as a form of protection in battling demons.<ref name="Blank 2007">{{Cite book | title = Virgin: The Untouched History | author = Blank, Hanne | year = 2007 | publisher = Bloomsbury USA | location = New York, NY | isbn = 978-1-59691-010-2}}</ref><br />
<br />
== Prevalence ==<br />
People all over the world have heard this myth, including in [[sub-Saharan Africa]], [[Asia]], Europe and the Americas.<ref name="Groce & Trasi 2004" /> <br />
<br />
A survey by the [[UNISA|University Of South Africa (UNISA)]] in South Africa found that 18 percent of laborers thought that having sex with a virgin cures HIV/AIDS. An earlier study in 1999 by sexual health educators in [[Gauteng]] reported that 32 percent of the survey participants believed the myth.<ref name="IRIN 2002">{{Cite news | title = SOUTH AFRICA: Focus on the virgin myth and HIV/AIDS | author = IRIN | year = 2002 | publisher = IRIN | url = http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=39838 | accessdate = 2011-12-30}}</ref><br />
<br />
According to the controversial Betty Makoni of the Girl Child Network in Zimbabwe,<ref>{{cite news|url=http://www.zimbabweonlinepress.com/index.php?news=155|title=GCN boss Betty Makoni embezzles donor funds|publisher=Zimbabwe Online Press|accessdate=21 September 2014|author=Kwayedza-Umthunya|date=08-05-2009}}</ref> the myth is perpetuated by traditional healers advising HIV-positive men to cure their disease by having sex with virgin girls.<ref name="Vickers 2006">{{Cite news | title = Staging sex myths to save Zimbabwe's girls | author = Vickers, Steve | publisher = BBC | url = http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/6076758.stm | accessdate = 2011-12-31 | date=2006-10-24}}</ref> In Zimbabwe, some people also believe that the blood produced by raping a virgin will cleanse the infected person's blood of the disease.<ref name="Vickers 2006" /><br />
<br />
==Impact==<br />
Psychologist Mike Earl-Taylor wrote that the virgin cure myth may explain the staggering rise in child or infant rapes in [[South Africa]], which is facing an HIV/AIDS [[epidemic]].<ref name="Earl-Taylor 2003" /> However, it is unknown exactly how common the myth is and to what degree rapes happen because of the belief in it. The claim that the myth drives either HIV infection or [[child sexual abuse]] in South Africa is disputed by researchers [[Rachel Jewkes]] and Helen Epstein.<ref>{{cite web|url=http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(09)61858-4/fulltext |title=The myth of the virgin rape myth |publisher=The Lancet, Volume 374, Issue 9699, Page 1419 |date=2009-10-24 |accessdate=2013-09-21}} "In the current South African case, this claim is predicated on racist assumptions about the amorality of African men..."</ref><br />
<br />
[[UNICEF]] has attributed the rape of hundreds of girls to the virgin cleansing myth.<ref name="CNN 2009">{{Cite news | title = Child rape survivor saves 'virgin myth' victims | author = CNN | publisher = CNN | url = http://articles.cnn.com/2009-06-04/living/cnnheroes.betty.makoni_1_young-girls-raped-youngest-girl?_s=PM:LIVING | accessdate = 2011-12-31 | date=2009-10-01}}</ref><br />
<br />
Ignorance with regards to HIV and AIDS infection serves as a barrier to prevention in numerous African nations.<ref name="Connor 1999">{{Cite news | title = Focus AIDS: The myth that sex with a virgin can cure HIV | author = Connor, Steve | publisher = The Independent | url = http://www.independent.co.uk/life-style/focus-aids-the-myth-that-sex-with-a-virgin-can-cure-hiv-1116662.html | accessdate = 2011-12-31 | location=London | date=1999-09-05}}</ref> <br />
<br />
==Importance of education==<br />
Education has helped women such as [[Betty Makoni]] speak out against the myth and attempt to dissuade people from believing the virgin cleansing myth.<ref name="Mullins 2009">{{Cite news | title = 'Virgin Myth' Behind Zimbabwe Child Rapes | author = Mullins, K.J. | year = 2009 | publisher = Digital Journal | url = http://www.digitaljournal.com/article/273698 | accessdate = 2011-12-31}}</ref><ref name="Stein 2009">{{Cite news | title = Silver Linings: One Woman Takes On The 'Virgin Myth.' Many Others Perpetuate It | author = Stein, Sadie | year = 2009 | publisher = Jezebel | url = http://jezebel.com/5283195/silver-linings-one-woman-takes-on-the-virgin-myth-many-others-perpetuate-it | accessdate = 2011-12-31}}</ref><br />
<br />
According to UNICEF, culture-based gender roles that prize innocence and ignorance in girls and that accept [[sexual licentiousness]] in men promote this myth. Other cultural factors, such as girls being married to older men, increase the likelihood of HIV [[transmission (medicine)|transmission]]. The disgrace attached to AIDS also stops many people from seeking information or [[health services]] to shield their [[Social status|status]], contributing to further transmission.<ref name="UNICEF 2003">{{Cite report | title = Faith-Motivated Actions on HIV/AIDS Prevention and Care for Children and Young People in South Asia: A Regional Overview | author = UNICEF Regional Office for South Asia | date = 2003 | publisher = UNICEF | url = http://www.unicef.org/rosa/Faith.pdf | accessdate = 2011-12-31}}</ref><br />
<br />
==See also==<br />
* [[Betty Makoni]]<br />
* ''[[Tapestries of Hope]]''<br />
* [[Sexual violence in South Africa]]<br />
<br />
==References==<br />
{{Reflist}}<br />
<br />
[[Category:HIV/AIDS]]<br />
[[Category:Rape in South Africa]]<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Misconceptions]]<br />
[[Category:Violence against women in South Africa]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jungfrauen-Reinigungsmythos&diff=183867281Jungfrauen-Reinigungsmythos2015-03-15T00:57:12Z<p>WhatamIdoing: Mostly rearranging</p>
<hr />
<div>[[File:Don't Abuse Children sign in South Africa.jpeg|thumb|400px|A street sign in South Africa, appealing to adults not to rape children in the belief that it will cure them of AIDS]]<br />
The '''virgin cleansing myth''' (also referred to as the '''virgin cure myth''', '''virgin rape myth''', or simply '''virgin myth''') is the mistaken belief that having [[sexual intercourse|sex]] with a [[virgin]] girl cures a man of [[HIV/AIDS]] or other [[sexually transmitted diseases]].<ref name="Groce & Trasi 2004">{{Cite journal | title = Rape of individuals with disability: AIDS and the folk belief of virgin cleansing | journal = The Lancet | volume = 363 | issue = 9422 | year = 2004 | pages = 1663–1664 | author = Groce, Nora E. | author2 = Trasi, Reshma | url = http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0140673604162880 | accessdate = 2011-12-29 | doi=10.1016/S0140-6736(04)16288-0 | pmid=15158626}}</ref><br />
<br />
<nowiki> </nowiki>Anthropologist Suzanne Leclerc-Madlala says the myth is a potential factor in [[infant rape]] by HIV-positive men in [[South Africa]].<ref name="Leclerc-Madlala 2002">{{Cite journal | title = On The Virgin Cleansing Myth: Gendered Bodies, AIDS and Ethnomedicine | journal = African Journal of AIDS Research | volume = 1 | issue = 2 | year = 2002 | pages = 87–95 | author = Leclerc-Madlala, Suzanne | url = http://scnc.ukzn.ac.za/doc/Health/Aids/LeclercMadlala-S_Virgin_cleansing_myth_HIV-AIDS_ethnomedicine.pdf | accessdate = 2011-12-29 | doi=10.2989/16085906.2002.9626548}}</ref> In addition to young girls, who are presumed to be virgins because of their age, people who are "blind, deaf, physically impaired, intellectually disabled, or who have mental-health disabilities" are sometimes raped under the erroneous presumption that individuals with disabilities are sexually inactive and therefore virgins.<ref name="Groce & Trasi 2004" /><br />
<br />
==History==<br />
The myth was first reported in 16th century [[Europe]] and gained prominence in 19th century [[Victorian England]] as a cure for syphilis and gonorrhea among other sexually transmitted diseases.<ref name="Earl-Taylor 2003">{{Cite journal | title = HIV/AIDS, the stats, the virgin cure and infant rape | journal = Science in Africa: Africa's First On-Line Science Magazine | year = 2002 | author = Earl-Taylor, Mike | url = http://www.scienceinafrica.co.za/2002/april/virgin.htm | accessdate = 2011-12-31}}</ref> The origin is unknown, but historian [[Hanne Blank]] writes that the idea may have evolved from [[Christian]] legends of [[virgin martyr|virgin martyrs]], whose purity served as a form of protection in battling demons.<ref name="Blank 2007">{{Cite book | title = Virgin: The Untouched History | author = Blank, Hanne | year = 2007 | publisher = Bloomsbury USA | location = New York, NY | isbn = 978-1-59691-010-2}}</ref><br />
<br />
== Prevalence ==<br />
People all over the world have heard this myth, including in [[sub-Saharan Africa]], [[Asia]], Europe and the Americas.<ref name="Groce & Trasi 2004" /> <br />
<br />
A survey by the [[UNISA|University Of South Africa (UNISA)]] in South Africa found that 18 percent of laborers thought that having sex with a virgin cures HIV/AIDS. An earlier study in 1999 by sexual health educators in [[Gauteng]] reported that 32 percent of the survey participants believed the myth.<ref name="IRIN 2002">{{Cite news | title = SOUTH AFRICA: Focus on the virgin myth and HIV/AIDS | author = IRIN | year = 2002 | publisher = IRIN | url = http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=39838 | accessdate = 2011-12-30}}</ref><br />
<br />
According to the controversial Betty Makoni of the Girl Child Network in Zimbabwe,<ref>{{cite news|url=http://www.zimbabweonlinepress.com/index.php?news=155|title=GCN boss Betty Makoni embezzles donor funds|publisher=Zimbabwe Online Press|accessdate=21 September 2014|author=Kwayedza-Umthunya|date=08-05-2009}}</ref> the myth is perpetuated by traditional healers advising HIV-positive men to cure their disease by having sex with virgin girls.<ref name="Vickers 2006">{{Cite news | title = Staging sex myths to save Zimbabwe's girls | author = Vickers, Steve | publisher = BBC | url = http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/6076758.stm | accessdate = 2011-12-31 | date=2006-10-24}}</ref> In Zimbabwe, some people also believe that the blood produced by raping a virgin will cleanse the infected person's blood of the disease.<ref name="Vickers 2006" /><br />
<br />
==Impact==<br />
Psychologist Mike Earl-Taylor suggested that the virgin cure myth may explain the staggering rise in child or infant rapes in [[South Africa]], which is facing an HIV/AIDS [[epidemic]].<ref name="Earl-Taylor 2003" /> However, it is unknown exactly how common the myth is and to what degree rapes happen because of the belief in it. The claim that the myth drives either HIV infection or [[child sexual abuse]] in South Africa is disputed by researchers [[Rachel Jewkes]] and Helen Epstein.<ref>{{cite web|url=http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(09)61858-4/fulltext |title=The myth of the virgin rape myth |publisher=The Lancet, Volume 374, Issue 9699, Page 1419 |date=2009-10-24 |accessdate=2013-09-21}} "In the current South African case, this claim is predicated on racist assumptions about the amorality of African men..."</ref><br />
<br />
Because of the virgin cleansing myth, as many as ten girls are raped every day{{Citation needed|date=October 2014}}. As many as 3,600 girls in Zimbabwe each year may be contracting HIV/AIDS after being raped.{{Contradiction-inline|reason = Unless 99% of these rapes result in HIV transmission, AND unless all of the rapes happen in that one country (both of which are HIGHLY improbable) then one of these numbers is wrong.}} [[UNICEF]] has attributed the rape of hundreds of girls to the virgin cleansing myth. One case in which a one-day-old infant was raped has been reported.<ref name="CNN 2009">{{Cite news | title = Child rape survivor saves 'virgin myth' victims | author = CNN | publisher = CNN | url = http://articles.cnn.com/2009-06-04/living/cnnheroes.betty.makoni_1_young-girls-raped-youngest-girl?_s=PM:LIVING | accessdate = 2011-12-31 | date=2009-10-01}}</ref><br />
<br />
Ignorance with regards to HIV and AIDS infection serves as a barrier to prevention in numerous African nations.<ref name="Connor 1999">{{Cite news | title = Focus AIDS: The myth that sex with a virgin can cure HIV | author = Connor, Steve | publisher = The Independent | url = http://www.independent.co.uk/life-style/focus-aids-the-myth-that-sex-with-a-virgin-can-cure-hiv-1116662.html | accessdate = 2011-12-31 | location=London | date=1999-09-05}}</ref> <br />
<br />
==Importance of education==<br />
Education has helped women such as [[Betty Makoni]] speak out against the myth and attempt to dissuade people from believing the virgin cleansing myth, noting that most of the girls targeted are too young to walk, much less guard themselves.<ref name="Mullins 2009">{{Cite news | title = 'Virgin Myth' Behind Zimbabwe Child Rapes | author = Mullins, K.J. | year = 2009 | publisher = Digital Journal | url = http://www.digitaljournal.com/article/273698 | accessdate = 2011-12-31}}</ref><br />
<br />
[[AIDS]] educations being imparted is not helping to a great extent as of now. Rising AIDS rates have simply led to an increase of child rapes.<ref name="Stein 2009">{{Cite news | title = Silver Linings: One Woman Takes On The 'Virgin Myth.' Many Others Perpetuate It | author = Stein, Sadie | year = 2009 | publisher = Jezebel | url = http://jezebel.com/5283195/silver-linings-one-woman-takes-on-the-virgin-myth-many-others-perpetuate-it | accessdate = 2011-12-31}}</ref><br />
<br />
There are many occasions where girls are compelled into marriage with much older men which only increases their likelihood of HIV [[infection]]. The disgrace attached to AIDS also stops many girls from seeking information or [[health services]] to shield their [[Social status|status]], contributing to the danger of infection.<ref name="UNICEF 2003">{{Cite report | title = Faith-Motivated Actions on HIV/AIDS Prevention and Care for Children and Young People in South Asia: A Regional Overview | author = UNICEF Regional Office for South Asia | date = 2003 | publisher = UNICEF | url = http://www.unicef.org/rosa/Faith.pdf | accessdate = 2011-12-31}}</ref><br />
<br />
==See also==<br />
* [[Betty Makoni]]<br />
* ''[[Tapestries of Hope]]''<br />
* [[Sexual violence in South Africa]]<br />
<br />
==References==<br />
{{Reflist}}<br />
<br />
[[Category:HIV/AIDS]]<br />
[[Category:Rape in South Africa]]<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Misconceptions]]<br />
[[Category:Violence against women in South Africa]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150735Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2014-12-24T01:01:35Z<p>WhatamIdoing: /* History */ Clearer</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|page=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|page=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[Coal tar dye|coal tar dyes]] were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other adulterants alleged to be present. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched [[newspaper]]s from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== No deaths due to stranger poisoning ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = www.udel.edu|accessdate = 2014-10-27|last = Best|first = Joel}}</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one-sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both [[Ask Ann Landers]] and [[Dear Abby]] warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers<ref>Landers, Ann (October 31, 1995). "[http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time]". ''The Sunday Courier'', 7B. Retrieved on November 2, 2009.</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby<ref>Van Buren, Abigail (October 31, 1983). "[http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 A Night of Treats, Not Tricks]". ''[[The Gainesville Sun]]'', 13A. Retrieved November 2, 2009.</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite web |url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |publisher=New York Times |date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
== References ==<br />
<references /><br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best, full text online, revised 2008 and 2011 (also [http://dspace.udel.edu:8080/dspace/handle/19716/726 Halloween Sadism: the evidence] archived at the Library of the University of Delaware)<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.thefolklorist.com/pressreleases/dangers%20in%20the%20candy.htm Dangers in the Halloween candy a myth]<br />
* [http://www.salon.com/books/it/1999/06/21/fear/print.html Fighting fear with fear] (Salon.com)<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hand-Fu%C3%9F-Syndrom&diff=136284526Hand-Fuß-Syndrom2014-11-29T04:20:21Z<p>WhatamIdoing: File:Hand-foot Syndrome.jpg</p>
<hr />
<div>{{Infobox ICD<br />
| 01-CODE = L27.1<br />
| 01-BEZEICHNUNG = Lokalisierte Hauteruption durch Drogen oder Arzneimittel<br />
}}<br />
<br />
Das '''Hand-Fuß-Syndrom''' (''Erythrodysästhesie-Syndrom der Handflächen und Fußsohlen'', HFS oder auch ''palmar-plantares Erythrodysästhesie-Syndrom'', PPE) ist eine mit schmerzhafter Schwellung und Rötung einhergehende [[Erythema|erythematöse]] Hautveränderung an den Handflächen und Fußsohlen, die insbesondere als Begleitreaktion einer [[Neoplasie|antineoplastischen]] [[Chemotherapie]] auftreten kann oder auch im Rahmen einer Sichelzellanämie. Auch sensorische Störungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl werden beobachtet. In schweren Fällen kann sich die Haut ablösen. Das Ausmaß variiert von einer schmerzlosen Schwellung oben genannter Lokalisation (Grad 1), bis hin zu stark schmerzenden Blasen und Hautablösungen mit entsprechenden Funktionseinschränkungen (Grad 3).<br />
<br />
Die Pathogenese ist ungeklärt; die Behandlung beschränkt sich daher auf symptomatische Maßnahmen wie die Gabe von [[Schmerzmittel]]n, [[Kortikosteroid]]en, [[Vitamin B6]]<ref>E. Nagore, A. Insa , O. Sanmartín: Antineoplastic therapy-induced palmar plantar erythrodysesthesia ('hand-foot') syndrome. Incidence, recognition and management. ''American Journal of Clinical Dermatology 1(4)'', 2000, 225-34. (Review)</ref> oder 10 % uridinhaltigen Cremes.<ref>{{cite web|url=http://www.journalonko.de/aktuellview.php?id=1244|title=Therapiemanagement: Capecitabin und das Hand-Fuß-Syndrom<br />
|accessdate=2010-07-30|author=Hendrik-Tobias Arkenau|year=2006|format=html|language=deutsch}}</ref><ref>{{cite web|url=http://www.esop.li/downloads/national/czechrep/576.pdf|title=Uridin-Hand-Fuß-Salbe und Uridin-Haftpaste Antidota nach akzidenteller Hautkontamination mit Fluorouracil – ein Fallbericht|accessdate=2012-10-09|author=Jürgen Barth|year=2000|format=pdf; 96&nbsp;kB|language=deutsch}}</ref><br />
[[File:Hand-foot Syndrome.jpg|alt=Zwei rote, geschwollene Hände |thumb|Hand-Fuß-Syndrom]]<br />
<br />
Das Kühlen der Hautstellen soll dem Ausmaß und der Schwere der Symptomatik vorbeugen.<ref>K.L. Molpus, L.B. Anderson, C.L. Craig, J.G. Puleo: The effect of regional cooling on toxicity associated with intravenous infusion of pegylated liposomal doxorubicin in recurrent ovarian carcinoma. ''[[Gynecologic Oncology]] 93(2)'', 2004, 513-6.</ref><br />
<br />
[[Zytostatisch]]e Arzneistoffe, die das Hand-Fuß-Syndrom hervorrufen können, sind beispielsweise [[Capecitabin]], [[Cyclophosphamid]], [[Cytarabin]], [[Docetaxel]], [[Doxorubicin]], [[5-FU]], [[Oxaliplatin]], [[Paclitaxel]], [[Sorafenib]] und [[Sunitinib]].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.smw.ch/docs/archive/2000/130-40-032-00.html Swiss Medical Weekly]<br />
<br />
[[Kategorie:Hautkrankheit]]<br />
[[Kategorie:Krankheitsbild in Hämatologie und Onkologie]]<br />
<br />
{{Gesundheitshinweis}}</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Edwards_Lifesciences&diff=138931162Edwards Lifesciences2014-10-30T22:18:08Z<p>WhatamIdoing: Added {{third-party}} tag to article (TW)</p>
<hr />
<div>{{third-party|date=October 2014}}<br />
{{Infobox company<br />
| name = Edwards Lifesciences<br />
| logo = [[File:Edwards Lifesciences Logo.svg|100px]]<br />
| type = Public ({{NYSE|EW}})<br />
| location = [[Irvine, California|Irvine]], [[California]], United States<br />
| key_people = [[Michael A. Mussallem]], Chairman & CEO<br />
| industry = [[Medical device]]<br />
| branch = [[Medical technology]]<br />
| num_employees = 8,700<br />
| revenue = $2.05 billion (2013)<br />
| products = [[Artificial heart valves|Heart valves]], [[Intensive care medicine|Critical care technology]], [[Cardiac surgery|Cardiac surgery technology]]<br />
| foundation = 1958<br />
| homepage = [http://www.edwards.com Edwards.com]<br />
}}<br />
Edwards Lifesciences’ roots date to 1958, when Miles “Lowell” Edwards set out to build the [[Artificial heart|first artificial heart]].<br />
<br />
Edwards was a 60-year-old, recently retired engineer holding 63 patents in an array of industries, with an entrepreneurial spirit and a dream of helping patients with [[heart disease]]. His fascination with healing the heart was sparked in his teens, when he suffered two bouts of a disease called [[rheumatic fever]], which can scar [[Heart valve|heart valves]] and eventually cause the heart to fail. <br />
<br />
With a background in hydraulics and fuel pump operations, Edwards believed the human heart could be mechanized. He presented the idea to [[Albert starr|Dr. Albert Starr]], a young surgeon at the [[University of Oregon Medical School]], who thought the idea was too complex. Instead, Starr encouraged Edwards to focus first on developing an artificial heart valve, for which there was an immediate need.<br />
<br />
After just two years, the first Starr-Edwards mitral valve was designed, developed, tested, and successfully placed in a patient. Newspapers around the world reported on what they termed a “miraculous” heart surgery.<br />
<br />
This innovation spawned a company, Edwards Laboratories, which set up shop in [[Santa Ana, California]] – not far from where Edwards Lifesciences’ corporate headquarters is located today.<br />
<br />
In 1966, Edwards Laboratories was purchased by American Hospital Supply Corporation and became American Edwards Laboratories. Then, in 1985, American Edwards was acquired by [[Baxter International Inc.]] In early 2000, the company was spun off as an independent, publicly held corporation and began trading on the New York Stock Exchange under the symbol “EW.”<ref>http://www.edwards.com/SharedPages/Pages/ourhistory.aspx</ref> <br />
<br />
Today, Edwards continues as a leader in the field of tissue replacement heart valves and repair products and advanced [[Hemodynamics|hemodynamic]] monitoring, which have helped treat and manage more than 2 million patients worldwide. Each year, more than 300,000 valve replacements are performed worldwide through open-heart surgery, utilizing either bioprosthetic tissue valves or mechanical valves. Edwards products include tissue replacement heart valves, sold under such brand names as Carpentier-Edwards PERIMOUNT and Carpentier-Edwards PERIMOUNT MAGNA, and also valve repair products that are used by surgeons to fix, instead of replace, a patient’s valve.<ref>http://www.edwards.com/SharedPages/Pages/Products.aspx</ref><br />
<br />
The Edwards SAPIEN family of heart valves are delivered via a procedure called [[transcatheter aortic valve replacement]] (TAVR). This procedure enables the placement of a collapsible heart valve into the body via a tube-based delivery system (catheter) that can be inserted through multiple access routes, including either an incision in the leg (transfemoral), or in between the ribs and to be threaded up to the heart (transapical), or through the front of the chest and then through a small hole in the aorta (transaortic). The valve is designed to replace a patient’s diseased native aortic valve without traditional open-heart surgery and while the heart continues to beat – avoiding the need to stop the patient’s heart and connect them to a [[heart-lung machine]] that temporarily takes over the function of the heart and the patient’s breathing during surgery (cardiopulmonary bypass).<br />
<br />
Edwards also manufactures products for vascular therapy along with hemodynamic monitoring devices for measuring cardiovascular performance during surgery and in the ICU. Hemodynamic monitoring is the measurement of blood circulation and cardiac function that allows clinicians to evaluate whether enough oxygen is being delivered to the organs and tissues. Healthcare providers use this information to detect changes or problems in a patient’s health, which allows for more informed, immediate treatment decisions.<br />
<br />
To facilitate on-pump cardiac surgery procedures through smaller incisions, Edwards also offers a [[cardiac surgery]] product line comprising soft tissue retractors, venous and arterial [[Venous cannula|cannulae]], aortic occlusion, venting, and [[coronary sinus]] catheters, as well as reusable instruments for performing minimally invasive valvular procedures.<ref>http://www.edwards.com/SharedPages/Pages/Products.aspx</ref><br />
<br />
Edwards operates the websites [http://www.edwards.com/Pages/Default.aspx Edwards.com], [http://newheartvalve.com/#sthash.RqpEr3H9.dpbs NewHeartValve.com] and [http://www.yourheartvalve.com/Pages/Default.aspx YourHeartValve.com].<br />
<br />
<br />
<br />
== References ==<br />
{{Reflist}}<br />
<br />
== External links ==<br />
<br />
* {{official site|http://www.EdwardsLifesciences.com/}}<br />
<br />
[[Category:Articles created via the Article Wizard]]<br />
[[Category:Medical equipment manufacturers]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Edwards_Lifesciences&diff=138931161Edwards Lifesciences2014-10-30T22:17:00Z<p>WhatamIdoing: Not a stub</p>
<hr />
<div>{{Infobox company<br />
| name = Edwards Lifesciences<br />
| logo = [[File:Edwards Lifesciences Logo.svg|100px]]<br />
| type = Public ({{NYSE|EW}})<br />
| location = [[Irvine, California|Irvine]], [[California]], United States<br />
| key_people = [[Michael A. Mussallem]], Chairman & CEO<br />
| industry = [[Medical device]]<br />
| branch = [[Medical technology]]<br />
| num_employees = 8,700<br />
| revenue = $2.05 billion (2013)<br />
| products = [[Artificial heart valves|Heart valves]], [[Intensive care medicine|Critical care technology]], [[Cardiac surgery|Cardiac surgery technology]]<br />
| foundation = 1958<br />
| homepage = [http://www.edwards.com Edwards.com]<br />
}}<br />
Edwards Lifesciences’ roots date to 1958, when Miles “Lowell” Edwards set out to build the [[Artificial heart|first artificial heart]].<br />
<br />
Edwards was a 60-year-old, recently retired engineer holding 63 patents in an array of industries, with an entrepreneurial spirit and a dream of helping patients with [[heart disease]]. His fascination with healing the heart was sparked in his teens, when he suffered two bouts of a disease called [[rheumatic fever]], which can scar [[Heart valve|heart valves]] and eventually cause the heart to fail. <br />
<br />
With a background in hydraulics and fuel pump operations, Edwards believed the human heart could be mechanized. He presented the idea to [[Albert starr|Dr. Albert Starr]], a young surgeon at the [[University of Oregon Medical School]], who thought the idea was too complex. Instead, Starr encouraged Edwards to focus first on developing an artificial heart valve, for which there was an immediate need.<br />
<br />
After just two years, the first Starr-Edwards mitral valve was designed, developed, tested, and successfully placed in a patient. Newspapers around the world reported on what they termed a “miraculous” heart surgery.<br />
<br />
This innovation spawned a company, Edwards Laboratories, which set up shop in [[Santa Ana, California]] – not far from where Edwards Lifesciences’ corporate headquarters is located today.<br />
<br />
In 1966, Edwards Laboratories was purchased by American Hospital Supply Corporation and became American Edwards Laboratories. Then, in 1985, American Edwards was acquired by [[Baxter International Inc.]] In early 2000, the company was spun off as an independent, publicly held corporation and began trading on the New York Stock Exchange under the symbol “EW.”<ref>http://www.edwards.com/SharedPages/Pages/ourhistory.aspx</ref> <br />
<br />
Today, Edwards continues as a leader in the field of tissue replacement heart valves and repair products and advanced [[Hemodynamics|hemodynamic]] monitoring, which have helped treat and manage more than 2 million patients worldwide. Each year, more than 300,000 valve replacements are performed worldwide through open-heart surgery, utilizing either bioprosthetic tissue valves or mechanical valves. Edwards products include tissue replacement heart valves, sold under such brand names as Carpentier-Edwards PERIMOUNT and Carpentier-Edwards PERIMOUNT MAGNA, and also valve repair products that are used by surgeons to fix, instead of replace, a patient’s valve.<ref>http://www.edwards.com/SharedPages/Pages/Products.aspx</ref><br />
<br />
The Edwards SAPIEN family of heart valves are delivered via a procedure called [[transcatheter aortic valve replacement]] (TAVR). This procedure enables the placement of a collapsible heart valve into the body via a tube-based delivery system (catheter) that can be inserted through multiple access routes, including either an incision in the leg (transfemoral), or in between the ribs and to be threaded up to the heart (transapical), or through the front of the chest and then through a small hole in the aorta (transaortic). The valve is designed to replace a patient’s diseased native aortic valve without traditional open-heart surgery and while the heart continues to beat – avoiding the need to stop the patient’s heart and connect them to a [[heart-lung machine]] that temporarily takes over the function of the heart and the patient’s breathing during surgery (cardiopulmonary bypass).<br />
<br />
Edwards also manufactures products for vascular therapy along with hemodynamic monitoring devices for measuring cardiovascular performance during surgery and in the ICU. Hemodynamic monitoring is the measurement of blood circulation and cardiac function that allows clinicians to evaluate whether enough oxygen is being delivered to the organs and tissues. Healthcare providers use this information to detect changes or problems in a patient’s health, which allows for more informed, immediate treatment decisions.<br />
<br />
To facilitate on-pump cardiac surgery procedures through smaller incisions, Edwards also offers a [[cardiac surgery]] product line comprising soft tissue retractors, venous and arterial [[Venous cannula|cannulae]], aortic occlusion, venting, and [[coronary sinus]] catheters, as well as reusable instruments for performing minimally invasive valvular procedures.<ref>http://www.edwards.com/SharedPages/Pages/Products.aspx</ref><br />
<br />
Edwards operates the websites [http://www.edwards.com/Pages/Default.aspx Edwards.com], [http://newheartvalve.com/#sthash.RqpEr3H9.dpbs NewHeartValve.com] and [http://www.yourheartvalve.com/Pages/Default.aspx YourHeartValve.com].<br />
<br />
<br />
<br />
== References ==<br />
{{Reflist}}<br />
<br />
== External links ==<br />
<br />
* {{official site|http://www.EdwardsLifesciences.com/}}<br />
<br />
[[Category:Articles created via the Article Wizard]]<br />
[[Category:Medical equipment manufacturers]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150732Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2014-10-27T15:34:30Z<p>WhatamIdoing: /* Media and the myth */ Rm item sourced to a self-published WP:PRIMARY tract</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|page=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|page=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[Coal tar dye|coal tar dyes]] were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other alleged ingredients. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched [[newspaper]]s from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== No deaths due to stranger poisoning ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = www.udel.edu|accessdate = 2014-10-27|last = Best|first = Joel}}</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both [[Ask Ann Landers]] and [[Dear Abby]] warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers<ref>Landers, Ann (October 31, 1995). "[http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time]". ''The Sunday Courier'', 7B. Retrieved on November 2, 2009.</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby<ref>Van Buren, Abigail (October 31, 1983). "[http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 A Night of Treats, Not Tricks]". ''[[The Gainesville Sun]]'', 13A. Retrieved November 2, 2009.</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite web |url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |publisher=New York Times |date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
== References ==<br />
<references /><br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best, full text online, revised 2008 and 2011 (also [http://dspace.udel.edu:8080/dspace/handle/19716/726 Halloween Sadism: the evidence] archived at the Library of the University of Delaware)<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.thefolklorist.com/pressreleases/dangers%20in%20the%20candy.htm Dangers in the Halloween candy a myth]<br />
* [http://www.salon.com/books/it/1999/06/21/fear/print.html Fighting fear with fear] (Salon.com)<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150731Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2014-10-27T15:33:43Z<p>WhatamIdoing: Update, expand, source, and remove accidental industrial contamination that had nothing to do with the development of the urban legend.</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|page=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|page=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[Coal tar dye|coal tar dyes]] were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other alleged ingredients. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] woman gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw media reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
Reports and copycat incidents peaked shortly after the [[Chicago Tylenol murders]], which were first reported one month before Halloween in 1982.<ref name=":2" /> This incident involved a murderer who added poison to a few bottles of over-the-counter medication after the medication had been delivered to stores.<br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[sociologist]] at the [[University of Delaware]], who specializes in candy tampering legends. In his research, he researched [[newspaper]]s from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref name=":2">{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened Children: Rhetoric and Concern about Child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref> Far more prevalent during the same period were reports of vandalism, racist incidents, and children being injured in [[Vehicle collisions|pedestrian–vehicle collisions]] on Halloween.<ref name=":2" /><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== No deaths due to stranger poisoning ==<br />
The deaths of five American children were initially blamed on stranger poisoning. However, none of these claims were sustained upon investigation.<br />
* In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
* In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
* In 1978, Patrick Wiederhold, a two-year-old boy from'' ''Flint, Michigan died after eating Halloween candy. However, toxicology tests found no evidence of poison and the death was determined to be due to [[natural causes]].<ref name=":3">{{cite web|title = Halloween Sadism|url = http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html#article|website = www.udel.edu|accessdate = 2014-10-27|last = Best|first = Joel}}</ref> <br />
* In 1990, Ariel Katz, a seven-year-old girl in Santa Monica, California, died while trick-or-treating. Early press reports blamed poisoned candy, despite her parents telling the police that she had previously been diagnosed with a serious medical condition, an [[enlarged heart]], which was the actual cause of death.<ref name=":3" /> <br />
* In 2001, a four-year-old girl in Vancouver, British Columbia died after eating some Halloween candy. However, there was no evidence of poisoned candy, and she actually died of a streptococcus infection.<ref name=":3" /><br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both [[Ask Ann Landers]] and [[Dear Abby]] warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers<ref>Landers, Ann (October 31, 1995). "[http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time]". ''The Sunday Courier'', 7B. Retrieved on November 2, 2009.</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby<ref>Van Buren, Abigail (October 31, 1983). "[http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 A Night of Treats, Not Tricks]". ''[[The Gainesville Sun]]'', 13A. Retrieved November 2, 2009.</ref><br />
<br />
Fundamentalist Christian tract publisher [[Jack T. Chick]] capitalized on the myth for proselytizing purposes.<ref>http://www.chick.com/reading/tracts/0011/0011_01.asp</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite web |url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |publisher=New York Times |date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
== References ==<br />
<references /><br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best, full text online, revised 2008 and 2011 (also [http://dspace.udel.edu:8080/dspace/handle/19716/726 Halloween Sadism: the evidence] archived at the Library of the University of Delaware)<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.thefolklorist.com/pressreleases/dangers%20in%20the%20candy.htm Dangers in the Halloween candy a myth]<br />
* [http://www.salon.com/books/it/1999/06/21/fear/print.html Fighting fear with fear] (Salon.com)<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vergiftete_S%C3%BC%C3%9Figkeiten_zu_Halloween&diff=147150730Vergiftete Süßigkeiten zu Halloween2014-10-27T14:47:01Z<p>WhatamIdoing: Undid revision 629947110 by 98.250.65.246 (talk) WP:REDLINK</p>
<hr />
<div>'''Poisoned candy myths''' are [[urban legend]]s that malevolent individuals could hide [[poison]] or [[drug]]s, or sharp objects such as [[razor]] [[blade]]s, [[Sewing needle|needles]], or broken [[glass]] in [[candy]] and distribute the candy in order to harm random children, especially during [[Halloween]] [[trick-or-treating]].<br />
<br />
== History ==<br />
Claims that candy was poisoned or adulterated gained general credence during the [[Industrial Revolution]], when food production moved out of the home or local area, where it was made in familiar ways by known and trusted people, to strangers using unknown ingredients and unfamiliar machines and processes.<ref name=":0">{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|page=27–72}}</ref> Some doctors publicly claimed that they were treating children poisoned by candy every day. If a child became ill, and had eaten candy, the candy was widely assumed to be the cause. However, no cases of illness or death were ever substantiated.<br />
<br />
In the 1890s and 1900s, tests by the US Bureau of Chemistry and other state agencies on hundreds of kinds of candy found no evidence of poisons or adulteration.<ref>{{cite book|last1=Kawash|first1=Samira|title=Candy: A Century of Panic and Pleasure|date=2013|publisher=Faber & Faber, Incorporated|location=New York|isbn=9780865477568|page=64–66}}</ref> These tests revealed that inexpensive [[glucose]] (from [[corn syrup]]) was in common use for cheap candies, that some candies contained trace amounts of copper from uncoated copper cooking pans, and that [[Coal tar dye|coal tar dyes]] were being used for coloring, but there was no evidence of the many types of poison, industrial waste, garbage, or other alleged ingredients. Eventually, the claims that children were being sickened by candy were put down to [[indigestion]] due to overeating, or to other causes, including [[food poisoning]] due to improper cooking, hygiene, or storage of meat and other foods.<ref name=":0" /><br />
== Development of the modern candy-tampering myth ==<br />
Several events fostered the candy tampering myth.<br />
<br />
In 1959, a California dentist, William Shyne, gave candy-coated [[laxative|laxative pills]] to trick or treaters. He was charged with [[outrage of public decency]] and [[unlawful dispensing of drugs]].<ref name=":1">{{cite book|last1 = Kawash|first1 = Samira|title = Candy: A Century of Panic and Pleasure|date = 2013|publisher = Faber & Faber, Incorporated|location = New York|isbn = 9780865477568|pages = 272–276}}</ref><br />
<br />
In 1964, an annoyed [[Long Island, New York]] housewife gave out packages of inedible objects to children whom she believed were too old to be trick-or-treating. The packages contained items such as [[steel wool]], [[dog biscuit]]s, and [[ant]] buttons (which were clearly labeled with the word "poison"). Though nobody was injured, she was prosecuted and pleaded guilty to endangering children. The same year saw reports of [[lye]]-filled bubble gum being handed out in [[Detroit]] and [[rat poison]] being given in [[Philadelphia]].<ref>{{cite news|title=Deadly 'Tricks' Given Children in 3 States|agency=United Press International|newspaper=The Milwaukee Journal|date=November 2, 1964|page=A18}}</ref><br />
<br />
The next milestone in the spread of the candy tampering myths was an article published in the ''[[New York Times]]'' in 1970. This article claimed that "Those Halloween goodies that children collect this weekend on their rounds of ‘trick or treating’ may bring them more horror than happiness", and provided specific examples of potential tamperings.<ref>{{cite news|title=Those Treats May Be Tricks|first=Judy|last=Klemesrud|newspaper=The New York Times|date=October 28, 1970|page=56}}</ref><br />
<br />
In 2008, candy was found with [[metal]] shavings and metal blades embedded in it. The candy was [[Pokémon]] [[Valentine's Day]] [[lollipop]]s purchased from a [[Dollar General]] store in [[Polk County, Florida]]. The candy was determined to have been manufactured in [[China]] and not tampered with within the [[United States]]. The lollipops were pulled from the shelves after a mother reported a blade in her child's lollipop and after several more lollipops with metal shavings in them were confiscated from a local [[elementary school]].<ref>{{cite news|url=http://www.local6.com/news/15304726/detail.html |title=Metal-Filled Lollipops Seized By Deputies At Elementary School - Orlando News Story - WKMG Orlando |publisher=Local6.com |date=February 14, 2008 |accessdate=July 16, 2009}}</ref><br />
<br />
In 2008, some [[Common cold|cold]] [[medicine]] was discovered in cases of [[Smarties]] that were handed out to children in [[Ontario]].<ref>{{cite web |url=http://www.cbc.ca/health/story/2008/11/07/smarties-tainted.html |title=Cold medication discovered in Halloween candy |publisher=CBC |date=November 7, 2008 |accessdate=November 8, 2008}}</ref><br />
<br />
== Debunking the myths ==<br />
Over the years various experts have tried to debunk the various candy tampering stories. Among this group is [[Joel Best]], a [[University of Delaware]] [[sociologist]] who specializes in candy tampering legends. In his studies, and the book ''Halloween Sadism: The Evidence'', he researched [[newspaper]]s from 1958 to 1983 in search of candy tampering.<ref>{{cite book|last=Best|first=Joel|title=Threatened children : rhetoric and concern about child-victims|year=1993|publisher=University of Chicago Press|location=Chicago|isbn=0226044262|url=http://www.worldcat.org/search?qt=wikipedia&q=isbn%3A0226044262}}</ref> Of these stories, fewer than 90 instances might have qualified as actual candy tampering. Best has found five child deaths that were initially thought by local authorities to be caused by homicidal strangers, but none of those were sustained by investigation.<ref>{{cite journal|last=Best|first=Joel|author2=Gerald T. Horiuchi|title=The Razor Blade in the Apple: The Social Construction of Urban Legends|journal=Social Problems|year=1985|volume=32|pages=488–99|doi=10.2307/800777}}</ref><br />
<br />
Children sometimes [[Copycat effect|copy or act out]] the stories about tampered candy that they overhear, by adding pins to or pouring household cleaners on their own candy.<ref name=":1" /><br />
<br />
== Claims of stranger poisoning ==<br />
In 1970, Kevin Toston, a 5-year-old boy from the [[Detroit]] area, found and ate [[heroin]] his uncle had stashed. The boy died following a four-day [[coma]]. The family attempted to protect the uncle by claiming the drug had been sprinkled in the child's Halloween candy.<ref>Carroll, Aaron & Rachel Vreeman (2009). ''[http://books.google.com/books?id=QWkiGcX0E0kC&dq=Detroit+heroin+Halloween+1970&source=gbs_navlinks_s Don't Swallow Your Gum!: Myths, Half-Truths, and Outright Lies about Your Body and Health]''. Macmillan. p. 146. ISBN 978-0-312-53387-8.</ref><br />
<br />
In a 1974 case, Timothy O'Bryan, an 8-year-old boy from [[Deer Park, Texas]], died after eating a [[cyanide]]-laced package of [[Pixy Stix]]. A subsequent police investigation eventually determined that the poisoned candy had been planted in his trick-or-treat pile by the boy's father, [[Ronald Clark O'Bryan]], who also gave out poisoned candy to other children in an attempt to cover up the murder. The murderer, who had wanted to claim [[life insurance]] money, was executed in 1984.<ref name=":1" /><br />
<br />
== Media and the myth ==<br />
Despite the falsity of these claims the [[news media]] promoted the story continuously throughout the 1980s, with local news stations featuring frequent coverage. During this time cases of poisoning were repeatedly reported based on unsubstantiated claims or before a full investigation could be completed and often never followed up on. This one sided coverage contributed to the overall panic and caused rival media outlets to issue reports of candy tampering as well.<br />
<br />
By 1985, the media had driven the hysteria about candy poisonings to such a point that an [[ABC News]]/''[[Washington Post]]'' poll that found 60% of parents feared that their children would be injured or killed because of Halloween candy sabotage.<br />
<br />
Advice columnists entered the fray during the 1980s and 1990s with both [[Ask Ann Landers]] and [[Dear Abby]] warning parents of the horrors of candy tampering.<br />
<br />
:"In recent years, there have been reports of people with twisted minds putting razor blades and poison in taffy apples and Halloween candy. It is no longer safe to let your child eat treats that come from strangers." –Ann Landers<ref>Landers, Ann (October 31, 1995). "[http://news.google.com/newspapers?nid=896&dat=19951031&id=8CUOAAAAIBAJ&sjid=k30DAAAAIBAJ&pg=6927,4432593 Twisted Minds Make Halloween a Dangerous Time]". ''The Sunday Courier'', 7B. Retrieved on November 2, 2009.</ref><br />
<br />
:"Somebody's child will become violently ill or die after eating poisoned candy or an apple containing a razor blade." –Dear Abby<ref>Van Buren, Abigail (October 31, 1983). "[http://news.google.com/newspapers?nid=1320&dat=19831031&id=CdYTAAAAIBAJ&sjid=rQYEAAAAIBAJ&pg=6759,4949772 A Night of Treats, Not Tricks]". ''[[The Gainesville Sun]]'', 13A. Retrieved November 2, 2009.</ref><br />
<br />
Fundamentalist Christian tract publisher [[Jack T. Chick]] capitalized on the myth for proselytizing purposes.<ref>http://www.chick.com/reading/tracts/0011/0011_01.asp</ref><br />
<br />
This collective fear also served as the impetus for the "safe" trick-or-treating offered by many local [[Shopping mall|malls]].<ref>{{cite web |url=http://www.nytimes.com/2006/10/29/business/yourmoney/29treat.html |title=This Halloween, Superheroes Will Head to the Mall |publisher=New York Times |date=October 20, 2006 |accessdate=November 2, 2012}}</ref><br />
<br />
== Social causes ==<br />
The prevalence and persistence of these myths during the 1960s and 1970s, a time of social upheaval, greater racial integration, and improved status for women, reflected societal questions about who was trustworthy.<ref name=":1" /><br />
== References ==<br />
{{Reflist}}<br />
<br />
== External links ==<br />
* [http://www.udel.edu/soc/faculty/best/site/halloween.html Halloween Sadism: the evidence] by Joel Best, full text online, revised 2008 and 2011 (also [http://dspace.udel.edu:8080/dspace/handle/19716/726 Halloween Sadism: the evidence] archived at the Library of the University of Delaware)<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/poison/halloween.asp?print=y|title=Halloween Poisonings}}<br />
* {{snopes|link=http://www.snopes.com/horrors/mayhem/needles.asp?print=y|title=Pins and Needles}}<br />
* [http://www.thefolklorist.com/pressreleases/dangers%20in%20the%20candy.htm Dangers in the Halloween candy a myth]<br />
* [http://www.salon.com/books/it/1999/06/21/fear/print.html Fighting fear with fear] (Salon.com)<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Poisoned Candy Scare}}<br />
[[Category:Urban legends]]<br />
[[Category:Death hoaxes]]<br />
[[Category:Halloween]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Paulos_von_Aigina&diff=135103377Paulos von Aigina2014-10-22T00:17:58Z<p>WhatamIdoing: Paulus Aegineta</p>
<hr />
<div>[[Datei:Paulus Aegineta Opvs de re medica 1542.jpg|miniatur|Titel zu einer frühen Ausgabe der Werke Paulos', hier in der lat. Übersetzung von [[Johann Winter]]]]<br />
<br />
'''Paulos von Aigina''' (auch: ''Paulus Aegineta'', ''Paulus von Aigina'') war ein von der [[Ägina|Insel ''Aigina'']] stammender, in [[Alexandria]] im 7. Jahrhundert tätiger, [[Arzt]].<br />
<br />
Es ist unklar, ob Paulos von Aigina [[Christentum|Christ]] war. Er war zumindest in Alexandria als Arzt tätig, als die Stadt 642 von den [[Araber]]n erobert wurde. Wahrscheinlich wirkte er dort auch noch nach der Eroberung. Über sein Leben ist nichts weiter bekannt. Ein aus mehreren [[Manuskript|Handschriften]] bekanntes [[Epigramm]] bezeichnet ihn als ''periodeutes'', als ''[[Wanderarzt]]''.<br />
<br />
Als letzte ihrer Art ist von Paulos von Aigina eine Enzyklopädie erhalten, die ohne Titel überliefert ist, aber aufgrund ihrer Einleitung als ''Medizinische Sammlungen'' bezeichnet wird. Sie besteht aus sieben Büchern:<br />
# [[Hygiene]] und [[Diät]]ik<br />
# [[Fieber]]arten<br />
# [[Topografische Anatomie|Topographisch]] von Kopf bis Fuß klassifizierte Krankheiten<br />
# [[Hautkrankheit]]en und Erkrankungen der Eingeweide<br />
# [[Toxikologie]]<br />
# [[Chirurgie]]<br />
# Medikamentöse [[Therapeutik]].<br />
[[Datei:Paulus Aegineta initial.jpg|left|thumb|Paulos von Aigina]]<br />
Paulos sah seine Arbeit in der [[Tradition]] des [[Oribasius]], jedoch sollte sie vollständiger und einfacher zu benutzen sein als dessen Werk und trotzdem nicht über ein einfaches [[Handbuch]] hinausgehen. Quellen waren vor allem Oribasius, aber auch die Werke des [[Hippokrates von Kos|Hippokrates]], [[Corpus Hippocraticum]], [[Soranos]], [[Pedanios Dioscurides]], [[Galenus|Galen]] und [[Aëtios (Arzt)|Aētios]].<br />
<br />
Möglicherweise gibt es noch ein weiteres Werk von Paulos über [[Gynäkologie]], wie es arabische Quellen nahelegen. Es ist jedoch ebenso gut möglich, dass nur der Teil über die Gynäkologie aus seinem sechsten Buch in einer selbstständigen Form in Umlauf war. Seine gynäkologischen Arbeiten waren in arabischer Zeit so geschätzt, dass er den Beinamen ''[[Geburtshilfe|Geburtshelfer]]'' bekam.<br />
<br />
Paulos von Aiginas Werk wurde in diversen Handschriften überliefert. Möglicherweise wurden in der [[Spätantike]] die Bücher neu geordnet, zumindest das sechste und siebte Buch scheinen in zwei Teilbände gegliedert worden zu sein. Seit dem 9. Jahrhundert gab es arabische Übersetzungen. In der arabischen Medizin wurde das Werk auch stark rezipiert. In der lateinischen Literatur war Paulos nicht vor dem 11. Jahrhundert und dann auch nur in Teilen bekannt. Seit dem 12. Jahrhundert wurde er bekannter, jedoch nur durch Zitate in den übersetzten Werken arabischer Mediziner. Erstmals 1528 wurde das gesamte Werk in [[Venedig]] durch ''Francesco D'Ascola'' veröffentlicht und liegt aus dem 16. Jahrhundert in vielen Ausgaben vor.<br />
<br />
[[Carl von Linné]] benannte ihm zu Ehren die Gattung ''[[Aeginetia]]'' der Pflanzenfamilie der [[Sommerwurzgewächse]] (Orobanchaceae).<ref>Carl von Linné: ''Critica Botanica''. Leiden 1737, S. 91</ref><ref>Carl von Linné: ''Genera Plantarum''. Leiden 1742, S. 304</ref><ref>Umberto Quattrocchi: ''CRC World Dictionary of Plant Names: Common Names, Scientific Names, Eponyms, Synonyms, and Etymology''. CRC Press Inc., 2000, S. 55. ISBN 0-8493-2676-1</ref><br />
<br />
== Ausgaben ==<br />
<br />
* Johann Winter (Übersetzer): ''Pauli Aeginetae Opus de re medica'' . Beigefügte Werke: ''Adiectis in eundem doctissimis et quam utilissimis annotationibus ab eodem Andernaco elucubratis cum indice copiosissimo'' . Venetiis 1542 [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:2-170323 Digitalisierte Ausgabe] der [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]]<br />
* Francis Adams (Übersetzer): ''The Seven Books of Paulus Aegineta, Vol. 1''. London 1844.<br />
* Julius Berendes (Übersetzer): ''Des Paulos von Aegina Abriss der gesammten Medizin in sieben Büchern''. Janus 1 (1908)<br />
* ''Paulos' von Aegina des besten Arztes sieben Bücher : nebst einem Anhang: Die römischen Baeder, die bei Paulos vorkommenden Aelteren Aerzte, und zwei Tafeln''. - Leiden : Brill, 1914. [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:2-19794 Digitalisierte Ausgabe] der [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]]<br />
* ''Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte'', herausgegeben von [[Jutta Kollesch]] und Diethard Nickel, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1994, ISBN 978-3-15-009305-4<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* {{DNB-Portal|100957129}}<br />
* [http://www.ub.unibas.ch/kadmos/gg/hi/higg0353.htm Artikel zur Rezeption]<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=100957129|LCCN=n/86/847046|VIAF=100219376}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Paulos Von Aigina}}<br />
[[Kategorie:Mediziner des Mittelalters]]<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Mittelalter (Literatur)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Altgriechisch)]]<br />
[[Kategorie:Namensgeber für eine Pflanzengattung]]<br />
[[Kategorie:Geboren im 6. oder 7. Jahrhundert]]<br />
[[Kategorie:Gestorben im 7. oder 8. Jahrhundert]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Paulos von Aigina<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Paul von Aegina; Paulou Aiginētou; Pauli Aeginetae<br />
|KURZBESCHREIBUNG=alexandrinischer Mediziner<br />
|GEBURTSDATUM=vor 642<br />
|GEBURTSORT=<br />
|STERBEDATUM=nach 642<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=%CE%91-Thalass%C3%A4mie&diff=133172552Α-Thalassämie2014-08-17T06:13:37Z<p>WhatamIdoing: HC: Entferne Kategorie:Hämatologie; Ergänze Kategorie:Krankheitsbild in Hämatologie und Onkologie</p>
<hr />
<div>{{SEITENTITEL:α-Thalassämie}}<br />
{{Infobox ICD<br />
| 01-CODE = D56.0<br />
| 01-BEZEICHNUNG = Alpha-Thalassämie<br />
}}<br />
'''Alpha-Thalassämie''' (α-Thalassämie) ist eine Form der [[Thalassämie]], welche die Gene [[Hämoglobin, alpha 1|HBA1]]<ref>{{OMIM|141800}}</ref> und [[Hämoglobin, alpha 2|HBA2]] mit einbezieht.<ref>{{OMIM|141850}}</ref> Alpha-Thalassämie ist auf eine verminderte Produktion von 1,2,3 oder 4 alpha-Globin-Ketten zurückzuführen, was zu einem relativen hohem Überschuss an beta-Globin-Ketten führt. Der Grad der Störung hängt davon ab, welcher klinische Phänotyp vorhanden ist bzw. wie viele Ketten betroffen sind.<br />
<br />
== Epidemiologie ==<br />
Das weltweite Vorkommen von vererbten alpha-Thalassämien entspricht den Gebieten des Vorkommens von Malaria, <ref>Flint J, Hill AV, Bowden DK, et al. High frequencies of alpha-thalassaemia are the result of natural selection by malaria. Nature. 1986;321:744-750.</ref>, was auf eine schützende Rolle der alpha-Thalassämien gegen Malaria schließen lässt. Deshalb ist alpha-Thalassämie in Schwarzafrika, dem Mittelmeerraum, dem Nahen Osten, Südasien und Südostasien sehr verbreitet und verschiedene genetische Subtypen haben in jedem dieser Bereiche variable Frequenzen. <ref>Bernini LF. Geographic distribution of alpha thalassemia. In: Steinberg M, Forget B, Higgs D, et al., eds. Disorders of hemoglobin. New York, NY: Cambridge University Press; 2001:878-894.</ref> Die [[Epidemiologie]] der alpha-Thalassämie in den USA spiegelt diese globale Verteilungsmuster. Die häufigste Form von alpha(+)-Thalassämie, die in den USA gesehen wurde, ist die alpha-(3,7)-Deletion, eine einzelne alpha-Globin-Gendeletion, welche etwa 30 % der Afroamerikaner aufweisen.<ref>Beutler E, West C. Hematologic differences between African-Americans and whites: the roles of iron deficiency and alpha-thalassemia on hemoglobin levels and mean corpuscular volume. Blood. 2005;106:740-745.</ref> Selbst im [[homozygot]]en Zustand zeigt sich diese Störung nur an einer milden [[Mikrozytose|mikrozytären]] [[Anämie]]. Obwohl heute in den USA wesentlich mehr schwere klinische Erkrankungen des HbH und der [[Hämoglobin Barts|Hb Barts]] festgestellt werden, sind die Erkrankungen im Westen der USA häufiger und haben sich in [[Prävalenz]] in den letzten zwei Jahrzehnten aufgrund der erhöhten asiatischen Immigration erhöht.<ref>Vichinsky EP, MacKlin EA, Waye JS, et al. Changes in the epidemiology of thalassemia in North America: a new minority disease. Pediatrics. 2005;116:818-825.</ref><br />
<br />
== Ursachen ==<br />
Es wird am häufigsten rezessiv vererbt und hängt ebenfalls mit der [[Deletion]] des Chromosoms 16p zusammen.<br />
<br />
Es kann auch unter seltenen Umständen erworben werden. <ref name="pmid15358626">{{cite journal |author=Steensma DP, Gibbons RJ, Higgs DR |title=Acquired alpha-thalassemia in association with myelodysplastic syndrome and other hematologic malignancies |journal=Blood |volume=105 |issue=2 |pages=443–52 |year=2005 |month=January |pmid=15358626 |doi=10.1182/blood-2004-07-2792 |url=http://www.bloodjournal.org/cgi/pmidlookup?view=long&pmid=15358626}}</ref> Aufgrund des geringen Auftretens von alpha-Thalassämie kann die Krankheit mit Eisenmangelanämie verwechselt werden. <ref>http://www.cooleysanemia.org/updates/pdf/Alpha_Thalassemia.pdf</ref><br />
<br />
== Pathophysiologie ==<br />
Bei α-Thalassämien, die aus einer verringerten alpha-Globinproduktion resultieren, werden daher weniger alpha-Globin-Ketten erzeugt, was zu einem Überschuss an β-Ketten bei Erwachsenen und überschüssigen γ-Ketten bei Neugeborenen führt. Die überschüssigen β-Ketten bilden instabile [[Tetramer]]e (Hämoglobin H oder HbH aus 4 beta-Ketten), die ungewöhnliche [[Sauerstoffdissoziationskurve]]n haben. Die überschüssigen γ-Ketten bilden Tetramere, welche schlechte O<sub>2</sub>-Träger sind, weil Ihre Affinität zu O<sub>2</sub> so hoch ist, dass es in der [[Peripherie]] nicht [[dissoziiert]] ist. [[Homozygot]]e α<sup>0</sup>-Thalassämien, bei denen es viele γ<sub>4</sub>-Globine, aber überhaupt kein α-Globin gibt (Hb Barts), führen oft zu [[Totgeburt]]en.<br />
<br />
== Typen ==<br />
Es gibt zwei genetische [[Genlocus|Loci]] für α-Globin und deshalb vier Gene in diploiden Zellen. Zwei Gene sind mütterlichen und zwei Gene väterlichen Ursprungs. Die Schwere der α-Thalassämien hängt von der Anzahl der betroffenen α-Globin-Genen ab: je mehr, desto schwerwiegender sind die Symptome der Krankheit.<br />
<br />
Der Genotyp a „-“ weist auf ein fehlen der Funktion hin; a „α“ steht hingegen für eine funktionale alpha-Kette. <br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! betroffene Allele<br />
! Beschreibung<br />
! [[Genotyp]]<br />
|-<br />
| Eins<br />
| Es gibt nur minimale Auswirkungen. Drei α-Globin-Gene sind ausreichend, um eine normale Hämoglobin-Produktion zu ermöglichen, sodass es keine klinischen Symptome gibt. Sie werden als „stille Träger“ bezeichnet. Sie können das [[Mittleres Erythrozyteneinzelvolumen|mittlere Erythrozyteneinzelvolumen]] sowie das [[Mittleres Korpuskuläres Hämoglobin|mittlere Korpuskuläres Hämoglobin]] geringfügig reduzieren.<br />
| -/α α/α<br />
|-<br />
| Zwei<br />
| Der Zustand wird als „Alpha-Thalassämie Merkmal“ bezeichnet. Zwei α-Gene ermöglichen eine fast normale [[Erythropoese]]; dennoch gibt es eine leichte [[Mikrozytose|mikrozytäre]] [[Hypochromie|hypochrome]] [[Anämie]]. Die Krankheit kann in dieser Form mit [[Eisenmangelanämie]] verwechselt werden und fälschlicherweise mit Eisen behandelt werden.<br />
<br />
Es gibt zwei Formen: <br />
<br />
* alpha-thal-1 (-/- α/α), in Verbindung mit Asiaten, bedeutet eine ''cis''-Deletion beider alpha-Gene auf demselben Chromosom;<br />
* alpha-thal-2 (-/α -/α), in Verbindung mit Afrikanern, bedeutet eine ''trans''-Deletion der alpha-Gene auf verschiedenen ([[homolog]]en) Chromosomen.<br />
| -/- α/α or<br>-/α -/α<br />
|-<br />
| Drei<br />
| Dieser Zustand wird als „Hämoglobin-H-Krankheit“ bezeichnet. Zwei instabile Hämoglobine sind im Blut: [[Hämoglobin Barts]] (tetramere [[γ-Kette]]n) und Hämoglobin-H (tetramere [[β-Kette]]n). Beide dieser instabilen Hämoglobine haben eine höhere [[Affinität (Biochemie)|Affinität]] zu Sauerstoff als normales Hämoglobin, was eine schlechte Sauerstoffversorgung Geweben zur Folge hat. Somit zeigt sich eine [[Mikrozytose|mikrozytäre]] [[Hypochromasie|hypochrome]] [[Anämie]] mit [[Schießscheibenzelle|Target-Zellen]] und [[Heinz-Körper]]n im [[Blutausstrich]] und zudem eine [[Splenomegalie]]. Die Krankheit kann zunächst in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter bemerkt werden, wenn eine Anämie und eine Splenomegalie auftritt.<br />
| -/- -/α<br />
|-<br />
| Vier<br />
| Der [[Fötus]] kann nicht außerhalb der [[Gebärmutter]] leben und überlebt auch die Schwangerschaft möglicherweise nicht: Die meisten der betroffenen Kinder sind Totgeburten mit ''[[Hydrops fetalis]]'', und die, welche lebend geboren werden, sterben kurz nach der Geburt. Sie haben [[Ödem]]e und wenig zirkulierendes Hämoglobin. Dieses verbleibende Hämoglobin hat [[tetramer]]e γ-Ketten ([[Hämoglobin Barts]]).<br />
| -/- -/-<br />
|}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references></references><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1435/ GeneReviews/NCBI/NIH/UW Eintrag für α-Thalassämie]<br />
* [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/omim/141800,141850,142310,604131,141800,141850,142310,604131 OMIM-Eintrag für α-Thalassämie] <br />
<br />
{{Gesundheitshinweis}}<br />
{{SORTIERUNG:Alpha-Thalassamie}}<br />
<br />
[[Kategorie:Genetische Störung]]<br />
[[Kategorie:Krankheitsbild in Hämatologie und Onkologie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Alloimmun-Thrombozytopenie&diff=133172550Alloimmun-Thrombozytopenie2014-08-17T06:13:05Z<p>WhatamIdoing: HC: Entferne Kategorie:Hämatologie; Ergänze Kategorie:Krankheitsbild in Hämatologie und Onkologie</p>
<hr />
<div>{{Infobox ICD<br />
|BREITE = <br />
|01-CODE = P61.0<br />
|01-BEZEICHNUNG = Transitorische Thrombozytopenie beim Neugeborenen<br /><br />
<small>Thrombozytopenie beim Neugeborenen durch:<br /><br />
Isoimmunisierung</small><br />
}}<br />
Eine '''Alloimmun-Thrombozytopenie '''ist eine seltene, schwerwiegende Erkrankung des ungeborenen Kindes im Mutterleib beziehungsweise des Neugeborenen, bei der es zu einer Blutungsneigung des Kindes aufgrund verringerter Thrombozyten kommen kann. In der ersten Schwangerschaft wird sie meist erst beim Neugeborenen entdeckt und heißt dann '''Neonatale Alloimmune Thrombozytopenie''' (NAIT). Ist das Risiko durch vorangegangene betroffene Kinder schon bekannt und die Störung wird schon beim Ungeborenen festgestellt, nennt man sie '''Fetale Alloimmun-Thrombozytopenie''' (FAIT). Sie wird durch eine Unverträglichkeit zwischen der Schwangeren und den Blutplättchen ([[Thrombozyt]]en) des Kindes verursacht. Die Mutter bildet [[Antikörper]] gegen Merkmale auf der Oberfläche der Blutplättchen, sogenannte Thrombozyten-[[Antigen]]e, die ihre eigenen Blutplättchen nicht haben, die das Kind jedoch vom Vater geerbt hat. Insofern stellt eine Alloimmun-Thrombozytopenie das Gegenstück einer [[Rhesus-Inkompatibilität]] bezogen auf die Blutplättchen dar. Die mit den Antikörpern beladenen Thrombozyten werden in der [[Milz]] verstärkt abgebaut, wodurch ein schwerwiegender Mangel an Blutplättchen ([[Thrombozytopenie]]) entsteht. Eine Behandlung kann schon im Mutterleib durch [[Bluttransfusion|Transfusion]] von Thrombozytenkonzentraten über die Nabelvenen oder durch entsprechende Transfusionen nach der Geburt erfolgen.<br />
<br />
== Häufigkeit ==<br />
Die Häufigkeit einer neonatalen Alloimmunthrombozytopenie wird auf etwa eine von 800 bis 1000&nbsp;Lebendgeburten geschätzt.<ref name=kaplan> Kaplan C: ''Fetal and neonatal alloimmune thrombocytopenia''. In: ''Orphanet Encyclopedia'' 2003 [http://www.orpha.net/data/patho/GB/uk-NAIT.pdf Volltext online (englisch, pdf)]</ref> Bei bis zu 60 % der betroffenen Mütter erfolgt die Immunisierung bereits in der ersten Schwangerschaft. Die Erkrankung wird oft übersehen, da es keine Screening-Programme für dieses Krankheitsbild gibt. Das Wiederholungsrisiko bei weiteren Schwangerschaften liegt in Abhängigkeit vom [[Genotyp]] des Vaters ([[Heterozygotie|heterozygot]] oder [[Homozygotie|homozygot]]) bei 50 oder 100 %. Daraus ergibt sich die Indikation zur Überwachung einer späteren Schwangerschaft in einer damit erfahrenen Einrichtung.Bei einer Folgeschwangerschaft wiederholt sich der Schweregrad oft.<br />
<br />
== Ursachen ==<br />
Die Thrombozytopenie des ungeborenen Kindes wird durch Blutgruppenantigene (Humane Plättchenantigene, Human Platelet Antigens, kurz HPA genannt), die sich auf den Thrombozyten des Kindes befinden und vom Vater vererbt wurden, ausgelöst. Am häufigsten finden sich Antikörper der Spezifität Anti-HPA 1a (ca. 75 %); seltener sind diejenigen der Spezifität Anti-HPA 5b (ca. 15 %). Letztere sind eher mit weniger schweren Verläufen assoziiert.<ref name=kaplan/> Auch andere HPA-Antikörper können NAIT verursachen. Im asiatischen Raum ist die Alloimmun-Thrombozytopenie wesentlich mit dem HPA der Gruppe 4 assoziiert. Während der Schwangerschaft bildet die Kindesmutter Antikörper gegen diese HPA Merkmale aus, die durch den Mutterkuchen (die [[Plazenta]]) zum Fetus gelangen und zu einer deutlich verkürzten Lebenszeit der Blutplättchen durch vermehrten vorzeitigen Abbau in der Milz führen.<br />
<br />
== Krankheitsbild ==<br />
Beim Neugeborenen fallen meist zunächst nur Hautblutungen ([[Purpura]]) auf. Blutungen in die Eingeweide wie den Magen-Darm- oder den Harntrakt sind seltener. Gelegentlich zeigt sich eine klinische Verschlechterung in den ersten 48 Stunden nach der Geburt. Als schwerwiegendste Komplikation bei einer Alloimmun-Thrombozytopenie erleiden ca. 20-30 % der betroffenen Kinder Hirnblutungen, etwa die Hälfte davon bereits im Mutterleib. Mögliche Folgen sind Wasserkopf ([[Hydrocephalus]]), Blindheit, geistige und körperliche Behinderung. Es wurden schon Hirnblutungen, die durch eine FAIT verursacht waren, vor der 20.&nbsp;Schwangerschaftswoche dokumentiert und es wird angenommen, dass etwa jede zweite Hirnblutung im Mutterleib durch eine solche Störung verursacht wird. Hirnblutungen können auch nach der Geburt noch auftreten, solang der Mangel an Blutplättchen fortbesteht.<ref name=kaplan/> Die Thrombozytopenie hält in der Regel wenige Tage bis zwei Wochen an, in Einzelfällen länger als fünf Wochen.<br />
<br />
== Diagnose ==<br />
Die Diagnose einer neonatalen Alloimmun-Thrombozytopenie ist eine Ausschlussdiagnose. Zunächst müssen andere Ursachen eines Mangels an Blutplättchen im Neugeborenenalter ausgeschlossen werden. Dazu gehören im Wesentlichen [[Infektion]]en, eine disseminierte intravasale Gerinnung, Autoimmunerkrankungen der Mutter, bei der diese Autoantikörper gegen Thrombozyten auf des Neugeborene überträgt ([[Idiopathische thrombozytopenische Purpura]], [[Lupus erythematodes]]) sowie mütterliche Medikamente, gegen die kreuzreagierende Antikörper gebildet werden.<ref name=kaplan/> Bei Vorliegen einer Alloimmun-Thrombozytopenie können entsprechende Alloantikörper im Blut ([[Blutserum|Serum]]) der Mutter nachgewiesen werden. Ein misslungener serologischer Nachweis des Antikörpers schließt eine FAIT / NAIT nicht aus, denn auch in schweren FAIT / NAIT-Fällen gelingt der Antikörpernachweis gelegentlich erst nach mehreren Tagen - und in bis zu 10 % der Fälle überhaupt nicht. Auch die Höhe des Antikörperspiegels ist kein Indiz für den Schweregrad der NAIT / FAIT. In der Schwangerschaft kann erst durch eine fetale Blutprobe, die über eine Nabelschnurpunktion ([[Cordozentese]]) gewonnen wird, die Thrombozytopenie des Kindes eindeutig diagnostiziert werden. Bei beiden Eltern kann auch der Genotyp für die Plättchenantigene bestimmt werden, was insbesondere für eine humangenetische Beratung über das Wiederholungsrisiko wichtig ist.<br />
<br />
== Therapie ==<br />
'''a) des Neugeborenen'''<br />
<br />
Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Bestehen klinische Blutungszeichen oder die Zahl der Blutplättchen liegt unter 30000/µl, müssen wegen der Gefahr einer Hirnblutung rasch Thrombozyten durch eine Transfusion ersetzt werden. Die beste Spenderin dafür ist die Mutter<ref name=kaplan/>, da deren Thrombozyten das entsprechende Antigen nicht tragen und diese nach der Transfusion nicht sofort durch die beim Kind noch vorhandenen Antikörper wieder zerstört werden. Dazu muss das Thrombozytenkonzentrat zum Entfernen der von der Mutter gebildeten Antikörper gewaschen werden. Außerdem soll es bestrahlt werden, um eine [[Graft-versus-Host-Reaktion]] zu vermeiden. Sind solche Thrombozytenkonzentrate nicht rechtzeitig verfügbar, können von der Blutbank auch solche Konzentrate bereitgestellt werden, die von HPA 1a-negativen Spendern stammen, da dieses Antigen die weitaus häufigste Ursache für die Erkrankung darstellt. Bei Thrombozytenzahlen > 30000/µl ohne klinische Blutungszeichen sind in der Regel engmaschige Kontrollen des Blutbildes und [[Sonografie|Ultraschall]]-Untersuchungen des Kopfes ausreichend, weil die Thrombozytenzahl für gewöhnlich alleine schnell ansteigt. Bei einem plötzlichen Abfall kann dennoch eine Transfusion wie oben beschrieben nötig werden. In Einzelfällen konnte in diesen Fällen auch eine Behandlung mit [[Immunglobulin]]en die Zahl der Thrombozyten bei den betroffenen Kindern anheben.<br />
<br />
'''b) des Fetus'''<br />
<br />
In der Wissenschaft wird die optimale Therapie zur Anhebung der kindlichen Thrombozyten kontrovers diskutiert. Problematisch ist hierbei vor allem, dass durch die geringen Fallzahlen keine umfassenden klinischen Studien durchgeführt werden können.<ref name=kaplan/> Eine mögliche Therapieform ist die intrauterine Transfusion von Thrombozyten. Dazu können bei Verdacht auf einen schweren Verlauf ab ca. der 20. SSW Thrombozytenkonzentrate direkt über die Nabelschnur transfundiert werden. Ziel ist es, eine fetale Thrombozytenzahl von > 200.000/µl zu erreichen. Die transfundierten Thrombozyten sollten für die von der Mutter übertragenen Antikörper negativ sein. Jedoch ist die Lebensdauer der transfundierten Thrombozyten gering (nicht mehr als eine Woche), womit multiple Transfusionen bis zur Geburt notwendig sind. Jede Nabelschnurpunktion birgt das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt, welches in der Literatur mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 bis 2 % pro Punktion (5 – 8 % pro Schwangerschaft) angegeben wird.<br />
Eine alternative Therapie besteht in der Gabe von hochdosiertem Immunglobulinen (1-2 g/kg/Woche) mit oder ohne Cortison. Insbesondere bei Vorliegen einer Thrombozytenzahl von < 20.000/µl zum Zeitpunkt der ersten Punktion oder bei Vorliegen eines schweren Verlaufs in der vorangegangen Schwangerschaft (z.B. Auftritt einer Hirnblutung bei einer schweren Thrombozytopenie (< 20.000/µl) des Geschwisterkindes) scheint jedoch die Gabe nicht immer einen positiven Einfluss auf die kindlichen Thrombozyten zu haben. Darüber hinaus berichten die betroffenen Frauen von therapiebedingten Nebenwirkungen in Form von z.B. gravierenden Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwangerschaftsdiabetes.<br />
<br />
Es wird eine Entbindung per Kaiserschnitt in der 32. bis 37. SSW empfohlen, damit die Thrombozytentransfusion risikoarm am geborenen Kind erfolgen kann. Eine frühzeitige Entbindung ist vor allem bei Patienten, die nicht oder ungenügend auf die Therapie reagieren (Vorliegen von fetalen Thrombozytenzahlen von < 20.000/µl), angebracht.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://nait-fait.info/ FAIT / NAIT ausführliche Info in deutsch, englisch und türkisch für Patienten und Ärzte mit Bildern, TV-Film (Familie mit 4 betroffenen Kindern) und vielen Referenzen]<br />
<br />
{{Gesundheitshinweis}}<br />
<br />
[[Kategorie:Neonatologie]]<br />
[[Kategorie:Gynäkologie und Geburtshilfe]]<br />
[[Kategorie:Krankheitsbild in Hämatologie und Onkologie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hiatus_leucaemicus&diff=133171978Hiatus leucaemicus2014-08-17T06:09:43Z<p>WhatamIdoing: HC: Entferne Kategorie:Hämatologie; Ergänze Kategorie:Leukämie</p>
<hr />
<div>Als '''Hiatus leucaemicus''' oder ''leukämische Lücke'' bezeichnet man das weitgehende Fehlen von mittleren Reifungsstadien der [[Myelopoese]] im [[Differentialblutbild]] bzw. im [[Knochenmark]]. Beim ''Hiatus leukaemicus'' finden sich nur ganz reife und ganz unreife [[Leukozyt]]en (segmentkernige [[Granulozyt]]en und [[Blast]]en). Die Zwischenstufen ([[Promyelozyt]]en, [[Metamyelozyt]]en, [[Myelozyt]]en, stabkernige Granulozyten) fehlen dagegen weitgehend ('Hiatus'). Der ''Hiatus leucaemicus'' ist typisch für die [[akute myeloische Leukämie]].<ref>Baenkler H.-W., e.a.: ''Innere Medizin'', Georg Thieme Verlag, 2001, S.1407-8, ISBN 3131287519, [http://books.google.de/books?id=5d3Z_GTFjEYC&pg=RA4-PA1407&dq=Hiatus+leucaemicus#PRA4-PA1407,M1 hier online]</ref> Bei der [[Chronische myeloische Leukämie|chronischen myeloischen Leukämie]] liegt dagegen kein ''Hiatus leukaemicus'' vor, sondern hier findet sich das ganze Kontinuum der verschiedenen Reifungsstufen, wobei der Prozentanteil der Blasten meist gering ist.<br />
<br />
==Einzelnachweis==<br />
<references /><br />
<br />
{{Gesundheitshinweis}}<br />
<br />
[[Kategorie:Leukämie]]<br />
[[Kategorie:Krankheitssymptom]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Auerst%C3%A4bchen&diff=133171953Auerstäbchen2014-08-17T06:07:35Z<p>WhatamIdoing: HC: Ergänze Kategorie:Leukämie</p>
<hr />
<div>[[Datei:auer rods.PNG|miniatur|Knochenmarkpunktat bei akuter myeloischer Leukämie mit Auer-Stäbchen in mehreren Myeloblasten]]<br />
'''Auerstäbchen''' sind kleine, stäbchenförmige, [[Giemsa-Färbung|azurophile]] [[Granula]], die man im Rahmen von [[Leukämie]]n im [[Zytoplasma]] von [[Myeloblast]]en und Promyelozyten findet.<br />
<br />
Auerstäbchen finden sich in etwa 30 % der Fälle bei der [[akute myeloische Leukämie|akuten myeloischen Leukämie]] (AML) sowie im Rahmen von myelodysplastischen Syndromen. Es handelt sich um irreguläre [[Organell|Zellorganellen]], die lysosomale Enzyme enthalten und Zeichen einer Reifungsstörung der Zelle sind.<br />
<br />
Zellen, die multiple Auerstäbchen in Bündeln aufweisen, bezeichnet man als [[Faggot-Zelle]]. Sie können bei der [[Promyelozytenleukämie]] (AML-M3) auftreten.<br />
<br />
== Weitere Bilder ==<br />
<gallery><br />
Datei:Myeloblast with Auer rod smear 2010-01-27.JPG<br />
Datei:Myeloblast whith Auer rod 2009-09-21.JPG<br />
Datei:Myeloblast with Auer Rod smear 2009-11-23.JPG<br />
</gallery><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.nlm.nih.gov/medlineplus/ency/imagepages/1441.htm Image] at NIH/[[MedlinePlus]]<br />
* [http://www.wadsworth.org/chemheme/heme/glass/slide_036_myeloauer.htm Slides] at wadsworth.org<br />
* [http://www-medlib.med.utah.edu/WebPath/HEMEHTML/HEME020.html Image] at [[University of Utah]]<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Auerstabchen}}<br />
[[Kategorie:Zellbiologie]]<br />
[[Kategorie:Leukämie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Myelodysplastisches_Syndrom&diff=133171947Myelodysplastisches Syndrom2014-08-17T06:06:32Z<p>WhatamIdoing: HC: Ergänze Kategorie:Leukämie</p>
<hr />
<div>{{Infobox ICD<br />
| 01-CODE = D46<br />
| 01-BEZEICHNUNG = Myelodysplastische Syndrome<br />
}}<br />
<br />
Unter dem Begriff '''Myelodysplastisches Syndrom''' (abgekürzt '''MDS''', auch '''Myelodysplasie''' oder auch [[Plural|Pl.]] '''Myelodysplastische Syndrome''') wird eine Gruppe von Erkrankungen des [[Knochenmark]]s zusammengefasst, bei denen die Blutbildung nicht von gesunden, sondern von genetisch veränderten Ursprungszellen ([[Stammzelle]]n) ausgeht.<ref>''[Myelodysplastic syndromes]. Aul C, Giagounidis A, Germing U. Internist (Berl). 2010 Feb;51(2):169-82</ref> Der Körper von Patienten, die an myelodysplastischen Syndromen (MDS) leiden, ist nicht mehr in der Lage, aus diesen Stammzellen vollständig reife und funktionstüchtige Blutzellen zu bilden.<br />
<br />
In fortgeschrittenen Stadien dieser Erkrankungen werden immer mehr unreife Blutzellen produziert. Der Blutbildungsprozess ist also nachhaltig gestört und kann bei manchen Patienten zu einem späteren Zeitpunkt auch zu einer [[akute myeloische Leukämie|akuten myeloischen Leukämie]] (AML) führen.<br />
<br />
Die myelodysplastischen Syndrome treten vor allem in höherem Alter – ab ca. 60 Jahre – auf und verlaufen von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Unbehandelt führt die Krankheit im Allgemeinen nach 6 bis 100 Monaten zum Tod. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren entscheidend verbessert, sind aber angesichts der komplexen Krankheitsentstehung sehr differenziert und berücksichtigen vor allem die Unterscheidung in Niedrigrisiko- und Hochrisiko-MDS.<br />
<br />
An mehreren Hochschulen, zum Beispiel an der Universität Düsseldorf, laufen Forschungsprogramme zur Bekämpfung dieser Krankheit. Das MDS Register Düsseldorf verfolgt das Ziel, die Krankheit biologisch so gut wie möglich zu charakterisieren, den Krankheitsverlauf so gut wie möglich vorherzusagen und für die Patienten die am besten geeigneten Therapien zu ermitteln. Die Initiative, die 2003 startete, weitet die Aktivitäten aus, indem zahlreiche auf dem Gebiet der MDS arbeitende Kliniken (Göttingen, Duisburg, Dresden, Mannheim, Ulm, München r.d.I. und Köln) kooperieren.<ref>''[http://www.mds-register.de]" MDS-Register Düsseldorf</ref><br />
<br />
== Krankheitsverlauf ==<br />
<br />
Die Patienten verlieren allmählich immer mehr an Kraft. Der [[Hämoglobin|Hb-Wert]] und der [[Hämatokrit]], also der Messwert für die Verteilung der festen und flüssigen Bestandteile (wobei dieser hauptsächlich von der Konzentration der Erythrozyten abhängig ist, die rund 99 % der zellulären Bestandteile des Blutes ausmachen), gehen dramatisch zurück. Man versucht dies entweder durch meist wöchentliche oder vierzehntägliche [[Bluttransfusion]]en oder durch einmal wöchentliches Spritzen von [[Erythropoetin]] aufzuhalten. Gleichzeitig geht auch die Zahl der Thrombozyten, die für die [[Blutgerinnung]] mitverantwortlich sind, und die Zahl der [[Leukozyten]], der für die [[Immunabwehr]] zuständigen weißen Blutkörperchen, deutlich zurück. Daher leiden MDS-Patienten im Krankheitsverlauf immer mehr an plötzlichen [[Blutung]]en im [[Zahnfleisch]]bereich, in der [[Nase]] und − besonders gefährlich − im [[Magen]] und im [[Darm]]. Im Krankheitsverlauf entstehen am ganzen Körper, vom Gesichtsbereich bis zu den Füßen, [[Hämatome]]. Weiterhin sind Betroffene extrem anfällig für [[Infektion]]en aller Art und müssen Menschenansammlungen unbedingt meiden. Meist sterben MDS-Patienten an [[Innere Blutung|inneren Blutungen]] oder an einer [[Lungenentzündung]], weil diese auch auf starke [[Antibiotika]] nicht mehr anspricht.<br />
<br />
In etwa 30 % aller Fälle von MDS-Erkrankungen geht die Krankheit nach einer gewissen Zeit plötzlich in eine akute [[Leukämie]] über, die viele Patienten wegen ihres geschwächten Zustandes auch bei sofort eingeleiteter Chemotherapie nicht lange überleben.<br />
<br />
== Einteilung / Klassifikation ==<br />
<br />
Die myelodysplastischen Syndrome werden nach dem Erscheinungsbild der Blutzellen eingeteilt. Man unterscheidet dabei fünf Typen nach Art und Anteil an unreifen Blutzellen im Blut selbst und im Knochenmark.<br />
<br />
Aktuell konkurrieren zwei Klassifikationssysteme zur Einteilung der myelodysplastischen Syndrome: Die [[FAB-Klassifikation]] und die [[WHO]]-Klassifikation. Die FAB-Klassifikation wurde 1982 in der aktuellen Form von einer internationalen Arbeitsgruppe ins Leben gerufen.<ref>Proposals for the classification of the myelodysplastic syndromes. Bennett JM, Catovsky D, Daniel MT, Flandrin G, Galton DA, Gralnick HR, Sultan C. Br J Haematol. 1982 Jun;51(2):189-99.</ref><br />
<br />
=== WHO-Klassifikation ===<br />
<br />
Im Jahre 1999 wurde die FAB-Klassifikation – unter Mitarbeit einiger Mitglieder dieser FAB-Arbeitsgruppe – in der sogenannten WHO-Klassifikation erweitert. Letztere trennt prognostisch schärfer, ist allerdings auch deutlich aufwändiger. Die zweite derzeit gültige Version der WHO-Klassifikation ist im Jahr 2009 erschienen und enthält geringfügige Änderungen zur Version von 1999.<ref>''[http://www.mds-register.de/whoklassifikation]" MDS-Register – gültige WHO Klassifikation</ref><br />
<br />
=== IPSS & WPSS Risikoabschätzung ===<br />
<br />
==== Prognoseabschätzung ====<br />
<br />
Die Risikoabschätzung bei den MDS erfolgt mittels so genannter Prognosesysteme oder Scoringsysteme. Generell arbeiten alle Prognoseabschätzungssysteme bei Blutkrankheiten nach demselben Muster: Bestimmte Einzelfaktoren werden gewichtet und kombiniert, um daraus die Lebensdauer des Patienten ohne Behandlung abzuschätzen. Ein Beispiel wäre die Kombination von Lebensalter, Zahl der gerauchten Zigaretten pro Tag und Anzahl der pro Tag getrunkenen Einheiten Alkohol. Es ist nachvollziehbar, dass eine Person, die 65 Jahre alt ist, 40 Zigaretten pro Tag raucht und 10 Einheiten Alkohol aufnimmt, eine kürzere Lebenserwartung aufweist, als jemand der 45 Jahre alt ist und Alkohol- und Nikotin-abstinent ist. Würde man für diese beiden Personen eine mittlere Überlebenszeit berechnen, erhielte man im ersten Fall zum Beispiel 8 Jahre, im zweiten Fall dagegen 40 Jahre. Bei der MDS-Erkrankung kombinieren verschiedene Prognosescores unterschiedliche Einzelfaktoren, um die Berechnung der medianen Überlebenszeit ohne Behandlung zu ermitteln. Selbstverständlich versucht der Arzt, diese „errechnete“ Lebensdauer durch eine entsprechende Behandlung zu verlängern.<br />
<br />
===== Internationaler Prognosescore für MDS =====<br />
<br />
Der am weitesten verbreitete Prognosescore für MDS ist der IPSS-Score. IPSS steht für International Prognostic Scoring System.<ref>International scoring system for evaluating prognosis in myelodysplastic syndromes. Greenberg P, Cox C, LeBeau MM, Fenaux P, Morel P, Sanz G, Sanz M, Vallespi T, Hamblin T, Oscier D, Ohyashiki K, Toyama K, Aul C, Mufti G, Bennett J. Blood. 1997 Mar 15;89(6):2079-88.</ref> Bei dieser Klassifikation werden drei Faktoren miteinander kombiniert: Wie schwer ist der Mangel an Blutzellen ausgeprägt (sogenannte Zytopenien)? Wie schwer ist das Erbgut der für die Blutbildung verantwortlichen Zellen verändert (sogenannte zytogenetische Veränderungen)? Wie hoch ist der Anteil an unreifen Zellen im Knochenmark, die als Hinweis auf eine baldige Leukämieübergang gelten (sogenannter Knochenmark-Blastenanteil)?<ref>''[http://www.mds-register.de/ipss]" MDS-Register – IPSS und WPSS Rechner</ref><br />
<br />
===== WHO-adaptierter Prognosescore für MDS =====<br />
Der WPSS (WHO adapted prognostic scoring system) berechnet die Lebenserwartung ähnlich: Auch hier gehen der Blastenanteil im Knochenmark und die Zytogenetik ein. Statt der Zytopenien benutzt der WPSS allerdings die Information, ob ein Patient bisher rote Blutkörperchen übertragen bekommen musste, oder nicht.<ref>''[http://www.mds-register.de/ipss]" MDS-Register – IPSS und WPSS Rechner</ref><br />
<br />
== Therapie ==<br />
Grundsätzlich werden therapeutische Maßnahmen entsprechend der Risikoeinschätzung der MDS-Erkrankung durchgeführt. Zur Risikoeinschätzung benutzt man sogenannte Scoring-Systeme. Das zurzeit üblichste Scoring System ist der Internationale Prognose Score (International Prognostic Scoring System, IPSS). Dabei gelten die Risikogruppen „low“ und „intermediate-1“ als Niedrig-Risiko-MDS, während die „intermediate-2“ und „high“-risk Populationen als Hochrisikopatienten eingeteilt werden.<br />
<br />
=== Niedrig-Risiko-MDS ===<br />
*'''Supportive Therapie''' („unterstützende Behandlung“, das heißt Behandlungen, die Komplikationen der Erkrankung behandeln ohne den natürlichen Krankheitsverlauf zu beeinflussen):<br />
** Sie umfasst die ''Gabe von roten Blutkörperchen'' ([[Erythrozyten]]) oder ''Blutplättchen'' ([[Thrombozyten]]), wenn diese Blutwerte erniedrigt sind sowie ''Antibiotikagaben'' bei Infektionen.<br />
**Wenn Patienten niedrige weiße Blutkörperchenwerte haben ([[Leukopenie]], [[Neutropenie]] oder [[Granulozytopenie]]), kann durch Verabreichung von bestimmten Wachstumsfaktoren die Zahl der weißen Blutkörperchen im Blut gesteigert werden. Diese Substanzen nennt man ''Granulozyten-Koloniestimulierende Faktoren'' ([[G-CSF]]).<br />
**Transfusionsbedürftige Patienten laufen Gefahr, mit zunehmender Laufzeit ihrer Erkrankung eine schwere ''Eisenüberladung'' zu entwickeln. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass die roten Blutkörperchen [[Hämoglobin]] beherbergen, das den Sauerstoff bindet und in die Gewebe transportiert. Hämoglobin enthält Eisen. Mit jedem Beutel Erythrozyten („rotes Blut“), das ein Patient übertragen bekommt, nimmt er automatisch eine Menge von etwa 200-250 mg Eisen auf. Das ist viel, verglichen mit der natürlichen täglichen Eisenaufnahme von etwa 1 mg pro Tag. Auch die Ausscheidung ist beim Menschen auf 1 mg beschränkt, so dass Blutübertragungen unweigerlich zur Erhöhung des Körpereisens führen. Während der gesunde Mensch etwa 3-4&nbsp;g (also 3000-4000 mg) Körpereisen enthält, kann diese Menge beim dauertransfusionspflichtigen Patienten leicht auf das Zehnfache ansteigen. In diesen Mengen ist Eisen jedoch schädlich, da es sich in Lebergewebe, Herz und Drüsengeweben abscheidet und dort zu Störungen führt. Um das Eisen ausscheiden zu können, stehen heutzutage sogenannte ''Eisen[[Chelat-Therapie|chelatoren]]'' zur Verfügung, die bei regelmäßiger Einnahme den Körpereisenspiegel senken können.<br />
**Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, Patienten mit niedrigen Blutplättchenwerten keine Medikamente zu verabreichen, die die Funktion der wenigen verbliebenen Blutplättchen weiter hemmt, wie die sogenannten nicht-steroidealen Antirheumatika ([[Acetylsalicylsäure]] (Aspirin), [[Diclofenac]], [[Ibuprofen]], [[Naproxen]] und andere). Dies kann zu lebensbedrohlichen Blutungen führen. Bei manchen Patienten steigen die Blutplättchenzahlen nicht an, obwohl ihnen Thrombozyten übertragen werden. Diese Patienten nennt man refraktär auf Thrombozytentransfusionen. Ursache ist meist eine Antikörperbildung nach häufiger Transfusionsbehandlung. In diesen Fällen können Antifibrinolytika wie [[Para-Aminomethylbenzoesäure]] zur Verringerung der Blutungsbereitschaft eingesetzt werden.<br />
**Mehrere internationale Studien haben belegt, dass erythropoetische Wachstumsfaktoren ([[Erythropoetin]]e oder EPO, also Medikamente, die die Zahl der roten Blutkörperchen erhöhen) unter bestimmten Voraussetzungen zu einem zeitlich begrenzten, aber nachhaltigen Anstieg der Hämoglobinwerte führen können. Ein kürzlich publizierter Index sagt die Wahrscheinlichkeit des Ansprechens auf eine Erythropoetintherapie voraus. Dieser Index kombiniert die Zahl erfolgter Transfusionen mit dem aktuellen Erythropoetinspiegel. Patienten die viele Transfusionen benötigen und einen hohen EPO-Spiegel haben, haben eine geringe Wahrscheinlichkeit auf das Medikament anzusprechen.<br />
<br />
*'''Immunsuppressive Maßnahmen''' stützen sich auf die Erkenntnis, dass gegen den eigenen Körper gerichtete (autoreaktive) zytotoxische (zellschädigende) [[T-Zelle]]n (eine Unterart der Lymphozyten) über hemmende Botenstoffe ([[Zytokine]]) an der Entwicklung der unzureichenden Blutbildung beteiligt sind.<br />
**In einer [[Klinische Studie#Phasen einer Studie|Phase II-Studie]] am [[National Institutes of Health]] in den USA wurden 61 Patienten mit RA, RARS oder RAEB mit transfusionspflichtiger Anämie oder Thrombozytopenie mit den Substanzen Antithymozytenglobulin und [[Cyclosporin]] A behandelt. 33 % der Patienten verloren ihre transfusionspflichtige Anämie, 44 % zeigten eine Verbesserung der peripheren Granulozytenwerte und 56 % erreichten einen klinisch relevanten Thrombozytenanstieg.<br />
*'''Immunmodulierende Substanzen''', deren Wirkungsweise neben der Inhibierung von TNF-alpha auch eine Aktivierung von T- und NK-Zellen sowie direkte pro-apoptotische Mechanismen beinhaltet.<ref><br />
[http://www.dgho-onkopedia.de/de/onkopedia/leitlinien/mds#immunmodulatorische-substanzen Immunmodulatorische Substanzen], von der Website der DGHO (onkopedia), abgerufen am 12. März 2014</ref><br />
**Die Substanz [[Thalidomid]] entfaltet neben der Hemmung von Neugefäßbildung auch zytokinhemmende Effekte und ist erfolgreich bei myelodysplastischen Syndromen eingesetzt worden. Dabei scheinen frühe MDS-Subtypen besser anzusprechen (40 %) als fortgeschrittene MDS. Allerdings muss die Behandlung bei bis zu 30 % der Patienten wegen intolerabler Nebenwirkungen eingestellt werden (Müdigkeit, Nervenschädigungen, Verstopfung).<br />
**Zwischenzeitlich sind Thalidomidanaloga entwickelt worden, die bei Frühformen der MDS eingesetzt wurden. Das 4-amino-Glutarimid [[Lenalidomid]] hat ein völlig anderes Nebenwirkungsprofil und führt nicht zu [[Polyneuropathie]] (Nervenschädigung) und Müdigkeit. Die fruchtschädigenden (teratogenen) Effekte sind jedoch im Tierversuch weiter nachweisbar. Bei Patienten mit Defekten am Chromosom 5 (sogenannte 5q-MDS) weist es eine besondere Wirksamkeit auf: Eine Auswertung einer internationalen Phase II-Studie ergab in knapp 70 % der behandelten Patienten eine länger anhaltende Transfusionsfreiheit. Etwa 50 % der Patienten waren nach 2 Jahren Dauereinnahme noch transfusionsfrei. 70 % der Patienten erreichten ein zytogenetisches Ansprechen (mindestens 50 % Verringerung der Menge an del(5q) im Knochenmark), 44 % eine komplette zytogenetische Remission, d.h. das für die Erkrankung typische Chromosom del(5q) war nicht mehr nachweisbar. Im Jahre 2013 hat die [[europäische Arzneimittelagentur]] dem Medikament eine Zulassung für Patienten mit isolierter del(5q) Chromosomenanomalie ausgesprochen.<ref><br />
[http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/human/medicines/000717/human_med_001034.jsp&mid=WC0b01ac058001d124 European public assessment report (EPAR) for Revlimid - lenalidomid(e)], in Englisch von der Website der europäischen Gesundheitsbehörde (EMA), abgerufen am 14. Februar 2014</ref><ref><br />
[http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000717/WC500056020.pdf Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit], in Deutsch von der Website der europäischen Gesundheitsbehörde (EMA), abgerufen am 14. Februar 2014</ref><br />
<br />
=== Hochrisiko-MDS ===<br />
*5-[[Azacytidin]] und 5-Aza-2’-[[Desoxycytidin]] ([[Decitabin]]e) sind Pyrimidinanaloga, die in nicht-zytotoxischen Konzentrationenen zu einer Hemmung der [[DNA-Methyltransferase]] führen („demethylierende Substanzen“) und experimentell eine Ausreifung bestimmter Knochenmarkzellen bewirken. 5-Azacytidin wurde in den USA zur Behandlung von MDS zugelassen, nachdem eine Phase III-Studie einen Überlebensvorteil der behandelten Patienten gegenüber Patienten in der Kontrollgruppe zeigen konnte. Die Rate an kompletten Remissionen und partiellen Remissionen in der Behandlungsgruppe betrug nach jüngster Auswertung 15,7 %, unter Therapie wurde die Zeit bis zum Übergang in eine Leukämie ebenso wie das Überleben statistisch signifikant verlängert. Die Auswertung einer internationalen Phase III-Studie, in der 5-Azacytidine gegen andere Therapieverfahren verglichen wurde, wies einen Überlebensvorteil für Azacytidin auf. In der Azacytidin-Behandlungsgruppe überlebten die Patienten im Schnitt 24 Monate, während im Kontrollarm das mittlere Überleben bei 15 Monaten lag. Aufgrund dieser Daten wurde die Substanz am 23. Dezember 2008 für die Behandlung fortgeschrittener myelodysplastischer Syndrome in Europa zugelassen.<br />
<br />
*Intensive Polychemotherapie mit Protokollen, wie sie bei der AML ([[Akute myeloische Leukämie]]) eingesetzt werden, können bei Patienten <70 Jahre zur Remissionsinduktion eingesetzt werden. In neueren Studien mit Einschluss von mindestens 30 Patienten betrugen die Vollremissionsraten 45–79 %. Dabei lag die Frühtodesrate ähnlich hoch wie bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie. Günstige Langzeitverläufe sind vor allem bei RAEB/T-Patienten mit normalem Karyotyp dokumentiert. Die [[Allotransplantation|allogene]] [[stammzelltransplantation|Blutstammzelltransplantation]] ist Therapie der Wahl für Patienten <50 Jahre mit Hochrisiko-MDS, die über einen passenden Spender verfügen. Nach den Daten des [[Fred Hutchinson Cancer Research Center]] in den USA an insgesamt 251 MDS-Patienten beträgt das krankheitsfreie Überleben sechs Jahre nach Transplantation 40 %. Dabei ist das Alter bei Transplantation einer der größten Risikofaktoren. Verbesserungen werden in den nächsten Jahren durch neue Konditionierungsprotokolle wie die nicht-myeloablative Transplantation erwartet.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Torsten Haferlach: ''Myelodysplastische Syndrome von A bis Z.'' Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 2008, ISBN 3-13-149782-3.<br />
* N. Gattermann: ''How to treat MDS without stem cell transplantation.'' In: ''Biology of blood and marrow transplantation : journal of the American Society for Blood and Marrow Transplantation.'' Band 16, Nummer 1 Suppl, Januar 2010, S.&nbsp;S30–S36, {{ISSN|1523-6536}}. {{DOI|10.1016/j.bbmt.2009.10.017}}. PMID 19857591. (Review).<br />
* P. L. Greenberg: ''Current therapeutic approaches for patients with myelodysplastic syndromes.'' In: ''[[British Journal of Haematology]].'' Band 150, Nummer 2, Juli 2010, S.&nbsp;131–143, {{ISSN|1365-2141}}. {{DOI|10.1111/j.1365-2141.2010.08226.x}}. PMID 20507314. (Review).<br />
* A. Tefferi, J. W. Vardiman: ''Myelodysplastic syndromes.'' In: ''[[The New England journal of medicine]].'' Band 361, Nummer 19, November 2009, S.&nbsp;1872–1885, {{ISSN|1533-4406}}. {{DOI|10.1056/NEJMra0902908}}. PMID 19890130. (Review)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.meb.uni-bonn.de/cancernet/deutsch/202495.html#1_HINWEIS Informationen aus dem PDQ für Patienten] zur Verfügung gestellt von der Universitätsklinik Bonn<br />
* [http://www.mds-krankheit.de/ MDS-Krankheit] Umfangreiche Informationen für Patienten<br />
*[http://www.mds-patienten-ig.org/ MDS Patienten Interessen Gemeinschaft]<br />
* [http://www.kompetenznetz-leukaemie.de/content/aerzte/therapie/mds/ Myelodysplastische Syndrome] Umfangreiche Informationen vom Kompetenznetz Leukämien<br />
* [http://www.mds-expertenrat.de/ MDS-Expertenrat]<br />
* ([http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000978/WC500050240.pdf Über Azacitidin] (PDF; 48&nbsp;kB) Begründung der europäischen Zulassung von Azacitidin)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4281183-1}}<br />
<br />
[[Kategorie:Krankheitsbild in Hämatologie und Onkologie]]<br />
[[Kategorie:Krankheitsbild in der Kinderheilkunde]]<br />
[[Kategorie:Kinderonkologie]]<br />
[[Kategorie:Krebserkrankung]]<br />
[[Kategorie:Leukämie]]<br />
<br />
{{Gesundheitshinweis}}</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Humanes_T-lymphotropes_Virus_1&diff=133171940Humanes T-lymphotropes Virus 12014-08-17T06:05:47Z<p>WhatamIdoing: HC: Entferne Kategorie:Hämatologie; Ergänze Kategorie:Leukämie</p>
<hr />
<div><!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Viroboxen]]. --><br />
{{Infobox Virus<br />
| Name= Humanes T-lymphotropes Virus 1<br />
| Bild= HTLV-1 and HIV-1 EM 8241 lores.jpg<br />
| Bild_legende = HIV-1 und HTLV-1 im [[Elektronenmikroskop|EM]].<br />
| Wiss_Name = Humanes T-lymphotropes Virus 1<br />
| Wiss_KurzName = HTLV-1<br />
| Ordnung = nicht klassifiziert<br />
| Familie = [[Retroviridae]]<br />
| Subfamilie = Orthoretrovirinae<br />
| Gattung = [[Deltaretroviren|Deltaretrovirus]]<br />
| Spezies = [[Primate T-lymphotropic virus 1]]<br />
| Subspezies = Humanes T-lymphotropes Virus 1<br />
| Genom = RNA<br />
| Baltimore = 6<br />
| Kapsid = <br />
| Virushülle = vorhanden<br />
| NCBI_Tax = 11908<br />
| NCBI_Ref = AF033817<br />
| ICTV = 00.061.1.05.002.00.001.<br />
}}<br />
<br />
Das '''humane T-lymphotrope Virus 1 (HTLV-1)''' (früher auch: '''Humanes T-Zell-Leukämie-Virus 1''') ist ein [[Retroviren|Retrovirus]], das Menschen und andere verwandte [[Primaten]] infizieren kann. Es infiziert primär [[Cluster of differentiation|CD4]]-positive [[T-Lymphozyten]] und kann bei einer kleinen Minderheit der Infizierten eine [[Adulte T-Zell-Leukämie|T-Zell-Leukämie]] oder [[Neurologie|neurologische]] Erkrankungen, besonders die [[Tropische Spastische Paraparese]], verursachen.<br />
<br />
== Historisches ==<br />
HTLV-1 wurde 1979/1980 als erstes humanpathogenes Retrovirus durch die Arbeitsgruppe um [[Robert Gallo]] am [[National Institutes of Health|NIH]] entdeckt.<ref>Poiesz BJ, Ruscetti FW, Gazdar AF, Bunn PA, Minna JD, Gallo RC. Detection and isolation of type C retrovirus particles from fresh and cultured lymphocytes of a patient with cutaneous T-cell lymphoma. [[Proc Natl Acad Sci USA]] 1980; 77: 7415–7419. PMID 6261256</ref> Dem vorangegangen war eine jahrzehntelange Suche nach Retroviren beim Menschen, nachdem Retroviren aus dem [[Tierreich]] schon seit vielen Jahrzehnten bekannt waren. Die Entdeckung war dementsprechend eine wissenschaftliche Sensation. Kurz danach wurde ein zweites, mit HTLV-1 eng verwandtes humanes Retrovirus entdeckt, das dann als [[Humanes T-lymphotropes Virus 2|HTLV-2]] bezeichnet wurde.<ref>Kalyanaraman VS, Sarngadharan MG, Robert-Guroff M, Miyoshi I, Golde D, Gallo RC. A new subtype of human T-cell leukemia virus (HTLV-II) associated with a T-cell variant of hairy cell leukemia. [[Science]]. 1982;218:571-3. PMID 6981847.</ref> Die ersten HTLV-1-Virusisolate stammten von Patienten mit [[T-Lymphozyt|T-Zell]]-[[Leukämie]]n. Der Name "HTLV" stand daher zunächst für "humanes T-Zell-Leukämievirus". Später entdeckte man, dass HTLV-1 auch andere nicht-[[maligne]] Erkrankungen verursachen kann und der Name wurde in "T-lymphotropes Virus" abgeändert. In den folgenden Jahren entdeckte man bei [[Primaten]] verschiedene, mit HTLV-1 und HTLV-2 eng verwandte Retroviren, die dann analog als ''simian T-lymphotropic viruses'' oder ''primate T-lymphotropic viruses'' (T-lymphotrope Viren von Affen bzw. Primaten) bezeichnet wurden. Heute geht man davon aus, dass die humanen Viren HTLV-1 und HTLV-2 durch Übertragung von Affenretroviren innerhalb der letzten etwa 20.000 Jahre auf den Menschen entstanden sind.<ref>Van Dooren S, Salemi M, Vandamme AM. Dating the origin of the African human T-cell lymphotropic virus type-i (HTLV-I) subtypes.<br />
Mol Biol Evol. 2001;18:661-71. PMID 11264418.</ref><br />
<br />
Im Jahr 2005 wurden zwei weitere, mit HTLV-1 und -2 eng verwandte Retroviren bei Buschwildjägern in [[Kamerun]] entdeckt, die provisorisch den Namen HTLV-3 und HTLV-4 erhielten.<ref name="pmid18456423">{{cite journal |author=Mahieux R, Gessain A |title=The human HTLV-3 and HTLV-4 retroviruses: New members of the HTLV family |journal=Pathol. Biol. |volume= 57|issue= |pages= 161|year=2008 |month=May |pmid=18456423 |doi=10.1016/j.patbio.2008.02.015 |url=http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0369-8114(08)00039-4}}</ref> HTLV-3 (oder HTLV-III) ist außerdem auch eine veraltete Bezeichnung aus den 1980er Jahren für das [[Humanes Immundefizienz-Virus|HI-Virus]].<br />
<br />
== Taxonomie ==<br />
[[Taxonomie|Taxonomisch]] wird HTLV-1 zu den [[Deltaretroviren]] gezählt und aufgrund der engen genetischen Verwandtschaft mit den Deltaretroviren der nicht-humanen Primaten in eine gemeinsame Untergattung ''Primaten-Deltaretroviren'' eingeteilt.<br />
<br />
== Epidemiologie ==<br />
Weltweit schätzt man ca. 15-20 Millionen HTLV-1-Infizierte (zum Vergleich: [[Humanes Immundefizienz-Virus|HIV]]: ca. 33 Millionen 2010). Im Gegensatz zu HIV hat sich die Zahl der Infizierten in den letzten Jahrzehnten wohl nicht wesentlich verändert (nach Schätzungen, genaue Zahlen existieren für die meisten Länder nicht). Im Gegensatz zu HIV, das sich seit Anfang der 80er Jahre vor allem im [[Aids in Afrika|Afrika südlich der Sahara]] geradezu explosionsartig ausgebreitet hat und zur [[Pandemie]] geworden ist, sind die HTLV-1-Infektionen weitgehend auf bestimmte [[Endemie]]gebiete beschränkt geblieben. Die Ursachen liegen wohl in der wesentlich weniger effizienten Übertragung von HTLV-1 im Gegensatz zu HIV.<br />
Bekannte Endemiegebiete sind:<br />
<br />
* [[Japan]], insbesondere die südlichen Inseln [[Kyushu]], [[Shikoku]] und [[Okinawa]]<br />
* die [[Karibik]] und Anrainergebiete, z. B. [[Mittelamerika]]<br />
* bestimmte Gebiete von [[Äquatorialafrika]]<br />
* bestimmte Gebiete von [[Südamerika]]<br />
* die Region um die Stadt [[Mashhad]] im Nordosten [[Iran]]s<br />
* die [[Vereinigte Staaten|USA]] (hier insbesondere bestimmte Bevölkerungsgruppen)<br />
<br />
Für viele Länder existieren jedoch keine verlässlichen Zahlen. Bzgl. Japan gibt es die Vermutung, dass das Virus im 16. Jahrhundert durch [[Portugiesische Kolonien|portugiesische Seefahrer und Kaufleute]], die über viele Jahrzehnte in [[Nagasaki]] eine Handelsniederlassung hatten, ins Land eingeschleppt wurde. Die Portugiesen wiederum hatten sich wahrscheinlich in Afrika durch Sexualkontakte angesteckt. Diese Hypothese ist jedoch umstritten und kann nicht als bewiesen gelten.<br />
In [[Europa]] kommt HTLV-1 fast nicht vor (eine Ausnahme sind Einwanderer aus Endemiegebieten wie z.B. karibische Einwanderer in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]]). Im Gegensatz zu den USA werden in Deutschland [[Blutspende]]r wegen der Seltenheit meist nicht routinemäßig auf HTLV-1 getestet.<br />
<br />
== Genetik ==<br />
Das HTLV-1-[[Genom]] besteht aus [[Ribonukleinsäure|RNA]] und umfasst ca. 8.500 [[Nukleinbasen|Basen]] (zum Vergleich: menschliches Genom ca. 3 Milliarden Basenpaare). Es besteht an den Enden aus zwei identischen flankierenden Sequenzen (den sogenannten ''long terminal repeats''). Dazwischen liegen die für alle Retroviren typischen drei Genregionen ''gag'' (Genregion für die Virusstrukturproteine, aus denen die innere Virushülle aufgebaut ist), ''pol'' (Virus[[enzyme]], die für die Umschreibung des Virusgenoms in [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] und die Integration in das zelluläre Genom wichtig sind) und ''env'' (Virusproteine, die in die äußere Virushülle eingebaut sind und entscheidend dafür sind, welche Zellen das Virus infizieren kann).<br />
<br />
Zusätzlich besitzt HTLV-1 allerdings noch weitere Gene, die für Proteine kodieren, die die [[Genexpression|Expression]] von Virusgenen und auch zellulären Genen beeinflussen. Zumindest eines dieser Gene - ''tax'' - scheint entscheidend an der [[Maligne Transformation|malignen Transformation]] der infizierten Zelle und der Entstehung der T-Zell-Leukämie beteiligt zu sein.<br />
<br />
== Infektionswege ==<br />
Drei wesentliche Infektionswege sind bekannt: <br />
* Vertikale Übertragung durch transplazentare Passage HTLV-infizierter Lymphozyten oder [[postnatal]]e Infektion des [[Säugling]]s durch die [[Muttermilch]] infizierter Mütter (vertikale Übertragung)<br />
* durch [[Transfusion]] infizierter [[Blutprodukt]]e, Blutplasma ist im Gegensatz zu HIV nicht infektiös<br />
* durch [[Sexualkontakt]], hierbei erfolgt die Übertragung i.d.R. durch den Mann.<br />
<br />
== Assoziierte Erkrankungen ==<br />
HTLV-1 verursacht hauptsächlich zwei Erkrankungen:<br />
<br />
:* die ''[[adulte T-Zell-Leukämie]]'', eine Sonderform der T-Zell-Leukämie (manchmal abgekürzt ATL)<br />
:* die [[Tropische Spastische Paraparese]] bzw. ''HTLV-1-assoziierte [[Myelopathie]]'' (manchmal abgekürzt TSP/HAM).<br />
<br />
Diese Erkrankungen treten nur bei einem kleinen Teil der HTLV-1-Infizierten auf. Beispielsweise gab es in Japan in den 1990er Jahren mehr als eine Million HTLV-1-Infizierte, aber es wurden nur zwischen 500 und 1000 Fälle von ATL jährlich beobachtet. Man schätzt, dass das lebenslange Risiko für diese Erkrankungen bei Infektion bei jeweils ca. 1-2 % liegt. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zur HIV-Infektion, bei der praktisch 100 % der Infizierten, sofern sie nicht behandelt werden, früher oder später [[Aids]] entwickeln.<br />
<br />
In Japan erfolgte die Infektion früher hauptsächlich perinatal über die Muttermilch infizierter Mütter. Seitdem dieser Übertragungsweg bekannt ist, gibt es Programme, die diesen Müttern den Verzicht auf das [[Stillen]] nahelegen. Dadurch ist es in Japan tatsächlich zu einer signifikanten Senkung der Rate an Neuinfektionen gekommen. Interessant ist, dass die ATL meist im höheren Lebensalter auftritt (das Durchschnittsalter der Erkrankten beträgt >60 Jahre). Bei einer vorwiegend perinatalen Infektion muss man also von einer enorm langen [[Verzögerungszeit|Latenzzeit]] des Virus ausgehen (60 Jahre und mehr). Auch das ist ein wesentlicher Unterschied zu HIV, wo die Zeit zwischen Infektion und Entwicklung von AIDS meist weniger als 10 Jahre beträgt, wenn keine Behandlung erfolgt.<br />
Auch muss betont werden, dass es sich bei der adulten T-Zell-Leukämie um eine ganz spezielle Sonderform der T-Zell-Leukämie handelt, die nur in HTLV-1-Endemiegebieten auftritt. In Europa, wo HTLV-1 kaum vorkommt, gibt es durchaus auch T-Zell-Leukämien, diese werden aber nicht von HTLV-1 verursacht.<br />
<br />
HTLV-1 gehört zusammen mit dem [[Hepatitis-B-Virus]] (HBV), dem [[Hepatitis-C-Virus]] (HCV), dem [[Epstein-Barr-Virus]] (EBV), dem [[Humane Papillomviren|Humanen Papillomvirus]] (HPV) und dem [[Humanes Herpesvirus 8|Humanen Herpesvirus 8]] (HHV-8, auch Kaposi-Sarkom-Herpesvirus, KSHV) zu einer Gruppe von humanen [[kanzerogen]]en Viren, die weltweit für 10 bis 15 Prozent aller [[Krebserkrankung]]en verantwortlich sind.<ref name="PMID_19956178">{{cite journal | author = Martin, D. and Gutkind J. S. | title = Human tumor-associated viruses and new insights into the molecular mechanisms of cancer | year = 2008 | journal = [[Oncogene]] | volume = 27 | issue = 2 | pages = 31-42 | pmid = 19956178 }}</ref><br />
<br />
== Therapie ==<br />
Eine wirksame Therapie der HTLV-1-Infektion ist nicht bekannt. Bei einer Infektion persistiert das Virus lebenslang im Organismus und kann in der Regel durch das [[Immunsystem]] nicht mehr eliminiert werden (das Virusgenom wird bei der Infektion in das Genom der infizierten Zelle eingebaut). Es ist also ein Fehlschluss, anzunehmen, dass jemand, bei dem [[Antikörper]] gegen HTLV-1 im [[Blut]] nachweisbar sind, gegen dieses Virus [[Immunität (Medizin)|immun]] ist. Die Antikörper zeigen im Gegenteil an, dass der Betroffene mit dem Virus Kontakt hatte und dauerhaft infiziert ist (genauso wie bei HIV).<br />
Eine wirksame [[Impfung]] gegen das Virus existiert bisher nicht.<br />
<br />
Die durch HTLV-1 ausgelösten Erkrankungen ATL und TSP/HAM müssen entsprechend behandelt werden. Die ATL wird beispielsweise wie eine Leukämie behandelt. Eine antivirale Therapie findet dabei nicht statt. Die Prognose der Erkrankungen ist im Allgemeinen ungünstig.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Robert Gallo ''Die Jagd nach dem Virus - AIDS, Krebs und das menschliche Retrovirus. Die Geschichte seiner Entdeckung.'' S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main, 1991, ISBN 3-10-024404-4 (Gallos wissenschaftliche Autobiografie)<br />
* Gallo RC ''The discovery of the first human retrovirus: HTLV-1 and HTLV-2.'' Retrovirology 2005, 2:17 (englischsprachiger Übersichtsartikel, frei zugänglich in [[BioMed Central]]: [http://www.retrovirology.com/content/2/1/17 Volltext])<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Human T-lymphotropic virus 1}}<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Leukämie]]<br />
[[Kategorie:Retroviren]]<br />
[[Kategorie:Virussubtyp]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Leuk%C3%A4miecluster_Elbmarsch&diff=133171932Leukämiecluster Elbmarsch2014-08-17T06:03:43Z<p>WhatamIdoing: HC: Entferne Kategorie:Hämatologie; Ergänze Kategorie:Leukämie</p>
<hr />
<div>[[Datei:Skizze cluster.gif|miniatur|Skizze: Gebiet des Leukämieclusters Elbmarsch, eingezeichnet sind die Nuklearbetriebe Kernkraftwerk Krümmel (KKK) und Forschungszentrum GKSS]]<br />
<br />
Der Begriff '''Leukämiecluster Elbmarsch''' bezeichnet eine Häufung ([[Krebscluster]]) von [[Leukämie]] bei Kindern im Gebiet der [[Samtgemeinde]] [[Samtgemeinde Elbmarsch|Elbmarsch]] ([[Landkreis Harburg]], [[Niedersachsen]]) und des benachbarten [[Geesthacht]]s ([[Kreis Herzogtum Lauenburg|Herzogtum Lauenburg]], [[Schleswig-Holstein]]), die seit Frühjahr 1986 auftritt. Es handelt sich nach Aussage von EU-Behörden hierbei um die weltweit höchste erfasste Leukämierate auf kleinem Raum bei Kindern und gleichzeitig um den am besten erfassten und dokumentierten Cluster weltweit. <br />
<br />
Die Ursache des Clusters ist bisher nicht wissenschaftlich stichhaltig nachgewiesen worden. Die möglichen Ursachen, die bisher von Gutachtern, Bevölkerung oder Journalisten in Betracht gezogen wurden, lassen sich in fünf Kategorien zusammenfassen:<br />
# Zufallshypothese<br />
# Emissionen der Nuklearanlagen [[Kernkraftwerk Krümmel]] und der [[Forschungsreaktor Geesthacht|Geesthachter Forschungsreaktoren]], die sich im Cluster-Gebiet befinden<br />
# Rückstände der [[Dynamitfabrik Krümmel|Sprengstofffabrik Krümmel]]<br />
# andere Umweltfaktoren im Gebiet<br />
# demografische Faktoren (EUROCLUS-Studie)<br />
<br />
Der Leukämiecluster Elbmarsch ist einer von 240 Leukämieclustern, die im Rahmen der EUROCLUS-Studie bei der Erhebung von 13351 Fällen kindlicher Leukämie (Diagnose in den Jahren 1980–1989) in 17 Ländern identifiziert wurden.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9728737 Clustering of childhood acute leukaemia: The EUROCLUS Project.]</ref><!-- Von den 240 so identifizierten Leukämieclustern befanden sich 4 in der Nähe von Kernkraftwerken. Bei den verbleibenden 236 Leukämieclustern kann kein geographischer Zusammenhang zu [[Kerntechnische Anlage|kerntechnischen Anlagen]] festgestellt werden.--><br />
<br />
== Betrachtung der Häufigkeit der Leukämiefälle ==<br />
Das [[Deutsches Kinderkrebsregister|Deutsche Kinderkrebsregister]] in Mainz registriert seit 1980 alle Krebserkrankungen bei Unter-15-Jährigen in der Bundesrepublik Deutschland. Damit der behandelnde Arzt die Daten melden kann, müssen die Eltern zustimmen. Bei Leukämien werden laut dem Kinderkrebsregister mehr als 95 Prozent der Fälle registriert. Dabei wurden in Deutschland bisher 59 Cluster, also Gebiete mit auffälliger Häufung, identifiziert. <br />
<br />
Im Raum Geesthacht/Elbmarsch wurden seit 1989 je nach Zählweise zwischen 15 und 19 Kinder registriert. Das Kinderkrebsregister geht davon aus, dass zwischen 1990 und 2005 statistisch lediglich fünf Fälle zu erwarten gewesen wären. Der Verein [[IPPNW|Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in sozialer Verantwortung]] (IPPNW) geht von einer anderen Rechnung aus. Danach sei in dem Gebiet statistisch etwa alle 58 Jahre ein Kinder-Leukämiefall zu erwarten, anstelle der realen Quote von durchschnittlich etwa einem Fall pro Jahr. Dass eine überdurchschnittliche Häufung vorliegt, wird von keiner der beteiligten Parteien bestritten.<br />
<br />
Seit 1990 sind in der [[Samtgemeinde Elbmarsch|Elbmarsch]] 19 Kinder an [[Leukämie]] erkrankt, vier von ihnen sind an der Krankheit gestorben. Die ersten Erkrankungen traten im Frühjahr 1986 auf. Der Leukämiecluster Elbmarsch stellt die welthöchste erfasste Leukämierate auf kleinem Raum bei Kindern dar, die Ursache ist aber bis heute unbekannt. Das [[Kernkraftwerk Krümmel]] und die [[Forschungsreaktor Geesthacht|Forschungsreaktoren in Geesthacht]] wurden oft mit den Leukämiefällen in Verbindung gebracht. Ein wissenschaftlicher Beweis für deren Mitverantwortung ist bisher nicht erbracht worden.<ref>[http://www.faz.net/-00manm „Studie: Mehr Leukämiefälle nahe Atommeilern“], Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. Dezember 2007</ref><br />
<br />
Am 9. Dezember 2006 berichtet die [[Landeszeitung für die Lüneburger Heide|Landeszeitung]], dass es im Jahr 2006 in [[Scharnebeck]], 16 Kilometer südöstlich, und in Bardowick, 14 Kilometer südlich, zu jeweils einem Leukämiefall bei Kleinkindern gekommen ist. Im selben Jahr ist es zu zwei Leukämiefällen in [[Winsen (Luhe)]], 12 Kilometer südwestlich, gekommen. Im April 2009 kam in [[Barum (Landkreis Lüneburg)|Barum]]-[[Horburg]] (5,5 Kilometer südlich) noch ein weiterer Fall von Kinderleukämie hinzu.<ref>[http://www.abendblatt.de/daten/2009/04/20/1128398.html Elbmarsch: Erneut erkrankt ein Kind an Leukämie], Hamburger Abendblatt vom 20. April 2009</ref><br />
<br />
== Ursachenforschung: Studien und Gutachten ==<br />
Die Suche nach den Ursachen erweist sich bisher als äußerst schwierig und langwierig. Zahlreiche Studien und Untersuchungen wurden bisher in Auftrag gegeben, zumeist durch die Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen.<br />
<br />
=== Übersicht Expertenkommissionen und Arbeitsgruppen ===<br />
Zu den Fragen bezüglich des Kinder-Leukämie-Clusters Elbmarsch sowie zu anderen in Zusammenhang mit Leukämie-Risiken stehenden Fragen waren in Norddeutschland seit 1990 zahlreiche Arbeitsgruppen tätig. Aufgabe solcher Expertenkommissionen ist es, Empfehlungen für die Durchführung von Maßnahmen, etwa Untersuchungen von Bodenproben, Messungen, demografische Studien, auszusprechen. Es handelt sich also um Expertenkreise, die die Landesregierungen und Ministerien beraten. Die Maßnahmen werden dann, nach Erteilung des Auftrages durch das verantwortliche Ministerium, von einem externen Institut durchgeführt.<br />
<br />
Die verschiedenen Leukämiekommissionen hatten oft identische Mitglieder. Die Mitglieder der Kommissionen sind meist renommierte Wissenschaftler wie etwa Universitätsprofessoren. Sie arbeiten in den Kommissionen nebenberuflich und ehrenamtlich, bekommen aus öffentlichen Mitteln lediglich Fahrtkosten und Spesen erstattet.<br />
<br />
Die ersten beiden Expertenkommissionen Leukämie wurden Anfang der 1990er Jahre von den Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein eingesetzt, nachdem die ersten Kinder-Leukämie-Fälle aufgetreten waren. Der vollständige Name für diese Kommissionen lautet „Wissenschaftliche Untersuchungskommissionen zur Ursachenaufklärung der Leukämie-Erkrankungen in der Elbmarsch“:<br />
<br />
# '''Expertenkommission Leukämie Niedersachsen''' (ab 1990, Leitung: ''K. Aurand'' ab Januar 1991 ''[[Heinz-Erich Wichmann|H.-Erich Wichmann]]'')<br />
# '''Expertenkommission Leukämie Schleswig-Holstein''' (ab 1992, Leitung: ''[[Otmar Wassermann|O. Wassermann]]'')<br />Ab 1992 tagten die beiden Gruppen gemeinsam, abwechselnd in Kiel oder Hannover. Neben anderen Empfehlungen war die Durchführung der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) eine gemeinsame Empfehlung dieser beiden Gruppen.<br />
<br />
Wie bei größeren Studien üblich, wurde die [[Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie|Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie (NLL-Studie)]] von einem Beirat begleitet:<br />
# '''Wissenschaftlicher Beirat zur NLL Studie''', ab 1996, (International besetzter epidemiologischer Fachbeirat, Vorsitz von ''K.-H. Jöckel'')<br />
<br />
Zur Unterstützung der Fachkommissionen wurden Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich auf einzelne Aspekte konzentrierten:<br />
# '''Arbeitsgruppe Belastungsindikatoren''' (ab 1993, Umweltministerium Niedersachsen, Leitung: ''E. Greiser'')<br />
# '''Arbeitsgruppe Tritium''' (Schleswig-Holstein)<br /><br />Des Weiteren gab es einen ''runden Tisch'' vor Ort:<br />
# '''Arbeitsgruppe Leukämie in der Elbmarsch'''<br />
# '''Informationsgespräch im Juni 1986 in Geesthacht mit zwei Mitgliedern der Wählergemeinschaft GAL Harburg-Land, einem Vertreter von Die Grünen Geesthacht und einem Arzt aus der Elbmarsch über 3 aktuelle Fälle von Kinderleukämie.'''<br />
<br />
Diese AG diente als Schnittstelle zwischen den Kommissionen und den Bürgern im betroffenen Gebiet. Neben Vertretern der einzelnen Kommissionen waren auch Vertreter der örtlichen Behörden unter den Mitgliedern.<br />
<br />
=== Abschlussberichte der Leukämiekommissionen ===<br />
Die Expertenkommission Leukämie Niedersachsen informiert in ihrem Abschlussbericht von November 2004 über die Untersuchung zahlreicher potentieller Risikofaktoren. Untersuchte Risikofaktoren, die nicht mit den Nuklearanlagen in Verbindung stehen, sind etwa örtliches Trinkwasser, Röntgenuntersuchungen bei den betroffenen Kindern, Baumaterial der im Gebiet befindlichen Deiche, durch die Elbe angeschwemmte Schadstoffe im Uferbereich oder elektromagnetische Felder durch Stromleitungen. Die Ergebnisse bei der Untersuchung solcher Faktoren fielen negativ aus, eine Signifikanz in Verbindung mit den Krankheitsfällen konnte bei keinem dieser Faktoren erkannt werden. Um die ortsansässigen Nuklearbetriebe, also das Kernkraftwerk und das GKSS-Forschungszentrum, als mögliche Krankheitsverursacher zu untersuchen, wurde die NLL-Studie veranlasst. Diese Studie befasste sich jedoch schlussendlich nicht mit den Kinderleukämiefällen, so dass mangels entsprechender Fragestellung auch hier keine Aussagen möglich waren ([[#NLL-Studie|s.&nbsp;u.]]). Die Expertenkommission Niedersachsen zog als letzte verbleibende Möglichkeit den Zufall (Zufallshypothese) in Betracht.<br />
<br />
Im September 2004 beendete die Expertenkommission Leukämie Schleswig-Holstein ihre Arbeit. In ihrem Abschlussbericht,<ref name="Wassermann2004" /> den sechs der acht Experten unterzeichneten, heißt es: „Wir haben das Vertrauen in diese Landesregierung verloren.“ Die Wissenschaftler, unter der Leitung von Otmar Wassermann, werfen der (bis 2005 amtierenden; vgl. [[Landesregierung von Schleswig-Holstein]]) Landesregierung Schleswig-Holstein und der Staatsanwaltschaft Behinderung ihrer Arbeit und Unwillen zur Aufklärung vor. Insbesondere der mutmaßliche Brandfall auf dem GKSS-Gelände vom September 1986 ([[#Mutmaßlicher Brandvorfall am GKSS 1986|s.&nbsp;u.]]) und die möglicherweise daraus resultierende Kontaminierung der Umgebung mit Kernbrennstoffen ([[#Pac-Kügelchen|Pac-Kügelchen]]) sei dringend zu untersuchen. Sie kündigten an, zukünftig mit Nicht-Regierungsinstitutionen wie etwa dem „Verein Internationaler Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ zusammenzuarbeiten, und legten ihre Mandate aus Protest nieder. Die Landesregierung Schleswig-Holstein bezeichnete die Vorwürfe der Wissenschaftler der Schleswig-Holsteinischen Kommission in einer Pressemitteilung (November 2004) als „abwegig und abstrus“, „haltlos und unseriös“ und sprach dem Leiter der niedersächsischen Fachkommission, H.-Erich Wichmann, das Vertrauen aus.<br />
<br />
Die Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen schlossen nach den offiziellen Abschlussberichten die Akte Elbmarsch. Für die beteiligten Gruppen stellt es sich als äußerst schwierig dar, politisch neutrale Wissenschaftler zu finden, die bereit sind, die Fakten sachlich zu untersuchen. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) behauptet in einer Anfang April 2006 ausgestrahlten Reportage, dass viele Institute aus Existenzangst keine Bodenproben aus dem Raum Geesthacht untersuchten. Die Laborbetreiber fürchteten, dass sie von den Regierungen oder anderen Stellen zukünftig durch Nichtvergabe von Aufträgen abgestraft würden. Zur Wahrung der Objektivität seien demnach die Bodenproben im [[Sacharow-Institut]] ohne Mitteilung des Fundortes untersucht worden, heißt es in dem Bericht.<br />
<br />
=== NLL-Studie ===<br />
Die Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) wurde von den Ländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen gemeinschaftlich an das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) vergeben. Die Studie wurde vom Dezember 1996 bis ca. April 2003 durchgeführt. Laut BIPS handelt es sich um die größte Fall-Kontroll-Studie Europas zur Erforschung der Ursachen für Blutkrebserkrankungen. Untersucht wurde, ob Erwachsene, die in der Nähe von im Normalbetrieb laufenden Nuklearbetrieben wohnen, einem stärkeren Leukämie-Risiko ausgesetzt sind. Dazu wurden in sechs norddeutschen Landkreisen insgesamt 4.500 Interviews geführt. Die NLL-Studie beschäftigte sich nicht mit Kinderkrebs im Allgemeinen oder dem Leukämie-Cluster Elbmarsch im Besonderen, was auch der Koordinator der Studie, Wolfgang Hoffmann, bestätigt. Zur Aufklärung möglicher Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen den Nuklearbetrieben bei Krümmel und dem Kinderleukämiecluster kann die Studie keinen Beitrag leisten.<br />
<br />
=== Euroclus-Studie ===<br />
Im Gegensatz zu den vorgenannten Studien, deren Untersuchungsschwerpunkt sich auf die geografische Region der Elbmarsch beschränkt, wurde in der EUROCLUS-Studie versucht, Übereinstimmungen zwischen jenen 240 Leukämieclustern zu finden, die im Rahmen der Studie identifiziert wurden.<br />
<br />
Im Zuge der Auswertung der Studie zeigte sich, dass nicht Umweltfaktoren, wie die Nähe zu Kernkraftwerken, zu Militärflugplätzen oder anderen häufig als Verursacher in Rede stehender Anlagen mit dem Auftreten der Leukämiefälle korrelieren, sondern dass demografische Faktoren die signifikantesten Merkmale darstellen, in denen die untersuchten Cluster übereinstimmen.<br />
<br />
Als typische Regionen für das Auftreten von Leukämie im Kindesalter wurden dünn besiedelte Wohngebiete erkannt, in welche zu zunächst isoliert lebenden Bewohnern neue Mitbewohner aus anderen Wohngebieten hinzuzogen. Diese Erkenntnis spiegelt sich in der "[[Melvin Greaves|Greaves]] Hypothese" wider.<br />
<br />
Gestützt wird die "Greaves-Hypothese" beispielsweise von einer Kontrollstudie, welche im Auftrag des Landes Niedersachsen vom Kinderkrebsregister durchgeführt wurde. Im Ergebnis kommt diese Studie zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung an Leukämie (ALL) bei immunologischer Isolation steigt. Kennzeichnend für immunologische Isolation sind eine geringe Impfrate, wenig Kontakt zu anderen Kindern sowie das Merkmal des Erstgeborenen.<ref>[http://www.pro-elbmarsch.de/?cat=6 Leukämie-Cluster] (pro-elbmarsch.de, 18. Januar 2008)</ref><br />
<br />
== Mögliche Ursachen ==<br />
<br />
=== Mutmaßlicher Brandvorfall am GKSS 1986 ===<br />
Am 12. September 1986 wurde im Kernkraftwerk Krümmel plötzlich an mehreren Messpunkten gleichzeitig eine alarmierend hohe Radioaktivität gemessen. Die Betreiber des Kernkraftwerks schlossen einen Störfall innerhalb des Kraftwerks aus. Die Ursache für die erhöhten Werte müsste demnach außerhalb des Kernkraftwerkes gelegen haben. Mehrere Augenzeugen berichteten von einem Brand (gelb-bläuliche Feuersäule ohne Rauch), den sie auf dem Gelände des benachbarten [[GKSS-Forschungszentrum]]s gesehen hätten. Nach dem mutmaßlichen Unfall wurden angeblich Arbeiter in Vollanzug auf dem betroffenen Gelände gesehen, was für eine bedenklich erhöhte Strahlung sprechen würde. Über den Vorfall berichtete die Lokalpresse.<ref>[[DRadio]] ([http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/406152/ online])</ref> <br />
<br />
Die Einsatzprotokolle der Feuerwehr vom September 1986, die genauere Informationen über einen Brandvorfall enthalten könnten, sind nach Angaben der örtlichen Feuerwehr durch ein Feuer im September 1991 in deren Archiv zerstört worden (siehe Abschlussbericht der Schleswig-Holsteinischen Leukämie-Kommission).<ref name="Wassermann2004">[http://elbmarsch.org/__oneclick_uploads/2006/10/abschlusserklaerungfachkommission.pdf Abschlussbericht schleswig-holsteinische Fachkommission Leukämie, Vorsitzender Otmar Wassermann, 15. September 2004] (PDF; 2,0&nbsp;MB)</ref><ref>[http://www.freitag.de/politik/0632-staatsgeheimnis Staatsgeheimnis – Ein fast perfektes Verbrechen, Freitag 11. August 2006]</ref><ref>[http://www.taz.de/!82695/ Sebastian Pflugbeil in einem Interview in der taz vom 28. November 2011] Nach seinen Angaben traten sechs der acht Mitglieder 2004 aus der Untersuchungskommission aus und verfassten einen eigenen Abschlussbericht, in dem sie geheimgehaltene kerntechnische Experimente auf dem GKSS-Gelände als wahrscheinliche Ursache für den Leukämiecluster angaben.</ref><br />
<br />
Die Verantwortlichen des Kernkraftwerks Krümmel und die Landesaufsichtsbehörde erklärten, dass das natürlich vorkommende radioaktive Edelgas [[Radon]], das etwa aus dem Erdboden austreten kann, sich an diesem Tag durch eine [[Inversionswetterlage]] in der Umgebung des Kernkraftwerks in Bodennähe angereichert und so den Alarm ausgelöst haben soll. Allgemein gelten die Böden in Niedersachsen und im südlichen Schleswig-Holstein als radonarm, man geht durchgehend von Werten zwischen 10.000 und 20.000 [[Becquerel (Einheit)|Becquerel]] pro Kubikmeter Luft aus, bezogen auf die Luft in einem Meter Bodentiefe. Eine diesbezügliche Bodenuntersuchung durch Geologen wurde im Bereich Krümmel bisher nicht vorgenommen.<br />
<br />
Bei der Beurteilung der mutmaßlichen Unfallstelle streiten sich die beteiligten Parteien sogar um normalerweise objektiv nachprüfbare Details, darunter:<br />
* das Alter der dort wachsenden Bäume,<br />
* ein Gebäude („Institut für Physik“), das nach dem Unfall plötzlich verschwunden sein soll bzw. angeblich nie existiert hat,<br />
* beschädigte oder unbeschädigte Stromleitungen,<br />
* Verbrennungen des Bodens und des Bewuchses,<br />
* ggf. Datierung und Ursache dieser Verbrennungen,<br />
* Wetterlage am Tag des Ereignisses,<br />
* die mutmaßliche Verlegung einer Messstation für Radioaktivität,<br />
* eventuell fehlende Daten dieser Station, sowie<br />
* Hinweise auf Durchführung von Erdbewegungen (oder die Gründe für solche Arbeiten) im fraglichen Bereich und<br />
* Abtransport radioaktiven Materials nach [[Karlstein am Main#Geschichte|Karlstein/Bayern]],<br />
* Deklaration dieses Materials als ‚Brennstab„segmente“‘.<br />
Eine Suche nach unparteiischen Sachverständigen zur Klärung dieser Fragen wurde bislang nicht vorgenommen.<br />
<br />
Die offiziellen Stellen bestreiten die Unfall-Theorie. [[Wilfried Voigt (Politiker)|Wilfried Voigt]], zuständiger Staatssekretär unter der bis 2005 amtierenden Landesregierung Schleswig-Holstein, hat laut eigener Aussage das betreffende Gelände persönlich gründlich inspiziert und ist zu der Überzeugung gelangt, dass dort kein Unfall stattgefunden habe. Die Bürgerinitiative sowie einige der an den Untersuchungen beteiligter Wissenschaftler sprechen jedoch von einer Behinderung ihrer Untersuchungen durch öffentliche Stellen und sehen sich bei solchen Aussagen der Politiker lediglich in ihrer Befürchtung bestärkt, ein Vorfall in einer der beiden Anlagen sollte vertuscht werden.<br />
<br />
=== Pac-Kügelchen ===<br />
[[Pac-Kügelchen]] sind annähernd kugelförmige [[Kernbrennstoff]]teilchen. Pac-Kügelchen wurden z.&nbsp;B. in den Kugelbrennelementen des [[Kernkraftwerk THTR-300|Kernkraftwerks THTR-300]] in Hamm-Uentrop verwendet. Die Durchmesser solcher Kügelchen liegen in der Größenordnung zwischen einigen hundertstel Millimeter und einem Millimeter.<br />
<br />
Verschiedene an der Ursachenforschung beteiligte Gruppen sowie Einzelpersonen, beispielsweise die Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges ([[IPPNW]]), haben Kügelchen im Raum Elbmarsch im Boden sowie auf [[Reet]]dächern gefunden. Die Funde traten in unterschiedlichen Konzentrationen rund um das Kernkraftwerk Krümmel auf. Als Quelle dieser Kontaminierung wird der mutmaßliche Brandfall von 1986 in Betracht gezogen.<ref>Und niemand weiß, warum... Das rätselhafte Kindersterben, von Barbara Dickmann</ref><br />
<br />
Die Gegenseite, bspw. die Landesregierung Schleswig-Holstein (2004), beruft sich auf wissenschaftliche Gutachten, die diese Funde widerlegen sollen. Labortechnische Untersuchungen an der [[Sacharow-Universität]] von [[Minsk]] durchgeführt durch [[Vladislav Mironov]] ergaben, dass es sich um Pac-Kügelchen handelte, die definitiv nicht dem Tschernobyl-Unglück oder dem Fallout von Atomwaffentests zuzuordnen seien.<br />
Auch Dirk Schalch (Leiter der Zentralen Strahlenschutzgruppe Universität Gießen) ist Mironovs Meinung: {{"|Hier ist es so, dass die Ergebnisse von Professor Mironov sehr eindeutig zeigen, sie kommen nicht aus dem Fallout, sie kommen nicht von [[Katastrophe von Tschernobyl|Tschernobyl]].}}<ref>Und niemand weiß, warum... Das rätselhafte Kindersterben, Seite 94</ref><br />
Dr. Schalch stellt auch fest, dass die Kügelchen nur in der unmittelbaren Umgebung des Kernkraftwerkes vorkommen. Sie kommen im restlichen Gebiet Deutschlands nicht vor.<br />
<br />
Die Ergebnisse von Vladislav Mironov wurden am 31. März 2006 von der „Bürgerinitiative Leukämie“ auf einer Pressekonferenz öffentlich vorgestellt. [[Gitta Trauernicht]], zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ergebnisse Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie und Senioren war zu keiner Stellungnahme bereit.<ref>Und niemand weiß, warum... Das rätselhafte Kindersterben, Seite 96</ref><br />
<br />
Diese Untersuchung zu den Pac-Kügelchen könnte dazu führen, dass der Fall von offiziellen Stellen erneut untersucht werden muss. Auftraggeber der Untersuchung waren die „Bürgerinitiative Leukämie“ und die IPPNW. Den Untersuchungen in Minsk stehen die Ergebnisse der Untersuchungen am Mineralogischen Institut in Frankfurt gegenüber. Diese Untersuchungen haben keinerlei Hinweise auf einen nuklearen Störfall ergeben. Die Ergebnisse wurden veröffentlicht. <ref>Gerdes A: Elemental and U-Th-Pu isotope composition of soil and spherical particles from the Elbmarsch, Northern Germany. DMG, Hannover, 24.–26. September 2006, Beih. z. Eur. J. Mineralogy, 18: in press.</ref><br />
<br />
Neben anderen Untersuchungen, wie etwa der Einordnung von Form, Größe und Oberflächenbeschaffenheit der Partikel, ist die Analyse der radioaktiven Elemente und Zerfallsprodukte von großer Bedeutung. Hierbei werden meist dieselben Ergebnisse von den verschiedenen Seiten gegensätzlich interpretiert: Die künstliche Radioaktivität des Materials sei nicht auf den Fallout der bekannten oberirdischen Kernwaffenversuche zurückzuführen, so die Experten der einen Seite. Die [[Transurane]] deuteten sehr wohl auf den Bombenfallout hin, es lägen keine Hinweise auf Kernbrennstoffe vor, so die andere Seite. Einig ist man sich darüber, dass Transurane in erheblichem Umfang das Gebiet um das Kernkraftwerk verseucht haben.<ref>[http://www.strahlentelex.de/Leukaemie-Anhoerung_2007.htm Anhörungsprotokolle]: Protokolle der Anhörungen des Sozialausschuss des Niedersächsischen Landtages in Hannover vom 11. und 12. April 2007 zu den Ursachen der Leukämiehäufung bei Geesthacht</ref><br />
<br />
[[Kernkraftwerk_THTR-300#Mikrok.C3.BCgelchen_in_der_THTR-Umgebung|Ähnliche Pac-Kügelchen]] wurden um den THTR-300 in Hamm gefunden und spielen eine Rolle in der Diskussion um ein [[THTR-300#Schilddr.C3.BCsenkrebs_in_der_Umgebung_des_THTR-300|auffällig erhöhtes Vorkommen von Schilddrüsenkrebs]].<br />
<br />
=== Mutmaßliche Sonderexperimente auf dem GKSS-Gelände in Krümmel ===<br />
<br />
Die sechs zurückgetretenen Mitglieder um den ehemaligen Vorsitzenden Otmar Wassermann identifizierten 2004 als Ursache der seit 1989 aufgetretenen Häufung „geheim gehaltene kerntechnische Sonderexperimente auf dem GKSS-Gelände“.<ref name="sz2">Christopher Schrader und Martin Urban: ''Geesthacht. Labor bestreitet verbotene Atom-Experimente.'' In: [[Süddeutsche Zeitung]], 3. November 2004 ([http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/259/42217/ online])</ref> Der Münchner Strahlenmediziner Edmund Lengfelder, einer der zurückgetretenen Wissenschaftler, beharrte 2004 gegenüber der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]]: {{"|Die Kommission habe in der Umgebung von GKSS und Krümmel millimetergroße Keramikkügelchen gefunden, die Kernbrennstoffe enthielten. Sie könnten dazu verwendet worden sein, miniaturisierte Atombomben herzustellen. Die Kügelchen seien offenbar bei einem Brand 1986 freigesetzt und in der Landschaft verstreut worden.}}<ref name="sz2" /> Lengfelder unterstellt geheime Experimente, bei denen im Brennpunkt eines Ellipsoids aus Keramik eine millimetergroße Perle aus Plutonium 239 mittels eines Laserimpulses so hoch verdichtet wird, dass es zu einer Kettenreaktion und einer Freisetzung der Energie entsprechend einer Explosion von etwa 500 bis 1000 Kilogramm TNT-Sprengstoff komme. Hierauf solle ein vorgefundenes Gemisch aus Spalt- und Aktivierungsprodukten, Transuranen ([[Plutonium]] und [[Americium]]) sowie weiteren Kernbrennstoffen (angereichertes Uran und [[Thorium]]derivate) hinweisen.<ref name="sz1">Martin Urban: ''Atomperlen aus Geesthacht. Die „Atombombe in der Aktentasche“: Forscher glauben, Ursache der Kinder-Tumore in der Gemeinde Geesthacht entdeckt zu haben.'' In: [[Süddeutsche Zeitung]], 2. November 2004</ref> Ähnliche Kügelchen aus Thorium seien in [[Hanau]] für die Brennelemente des geplanten Hochtemperaturreaktors hergestellt worden.<ref name="sz1" /><br />
<br />
=== Erneute Funde von Transuranen in der Elbe ===<br />
Mitte 2010 wurden von unabhängiger Seite Untersuchungen der Unterelbe durchgeführt. Dabei wurden erhebliche Mengen von [[Transuran]]en im Schlamm der Elbe festgestellt. Transurane kommen in der Natur nur in Spuren vor, müssen bei höheren Konzentrationen also künstlich entstanden sein.<ref>[http://www.tageblatt.de/db/main.cfm?DID=1701756 Tageblatt: ''Plutonium schwimmt in der Unterelbe'' vom 19. Mai 2010]</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Inge Schmitz-Feuerhake]], [[Sebastian Pflugbeil]]: ''Das Elbmarsch-Leukämiecluster: Kontaminationen bei Geesthacht durch Kernbrennstoffe und Abschätzung der Strahlendosis für die Bevölkerung'', Ges. f. Strahlenschutz, Köln, Berlin,&nbsp;31. März 2007. [http://www.gfstrahlenschutz.de/docs/elbmleukdw07.pdf PDF (6&nbsp;MB)]<br />
* I. Schmitz-Feuerhake, H. Dieckmann, W. Hoffmann, E. Lengfelder, S. Pflugbeil, A. Stevenson: ''The Elbmarsch leukemia cluster: Are there conceptual limitations in controlling immission from nuclear establishments in Germany?'', [[Archives of Environmental Contamination and Toxicology]], 49(2005)4, S.&nbsp;589-600<br />
* Rolf-Dietmar Neth: [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=65441 ''Kinderleukämie in der Elbmarsch: Plädoyer für eine sachliche Argumentation''.] In: ''[[Deutsches Ärzteblatt]]'', Jg. 106, Heft 30, 24. Juli 2009.<br />
* [[Barbara Dickmann]], [[Sibylle Bassler]]: ''Und niemand weiß, warum&nbsp;… Das rätselhafte Kindersterben''. mvg Verlag, ein mona lisa Buch, ISBN 978-3-636-06403-5<br />
* ''Und keiner weiß warum – Leukämietod an der Elbe''. [[ML Mona Lisa]] Dokumentation des ZDF, 2. April 2006<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.crause.de/elbmarschleukaemie.html Umfangreiche Linksammlung zu den Elbmarsch-Leukämiefällen]<br />
* [http://www.castor.de/presse/sonst/2006/zdf02april.html Programmhinweis/Zusammenfassung zur ZDF-Dokumentation], [http://www.youtube.com/watch?v=H53C2yA9z4Q YouTube-Archiv der ZDF-Dokumentation zu den Leukämie-Fällen]<br />
* [http://www.ssk.de/de/werke/2003/volltext/ssk0301.pdf Bewertung von Messungen der ARGE PhAM zur Radioaktivität in der Elbmarsch durch die Strahlenschutzkommission] (14. Februar 2003; PDF)<br />
* [http://www.kernchemie.uni-mainz.de/strahlenschutz/stuttgzeit_081298.html ''Reaktoremissionen auf dem Dachboden der Professorin?''] In: ''[[Stuttgarter Zeitung]]'', 12. Dezember 1998<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/24/16/N |EW=10/24/54/E |type=landmark |region=DE-SH}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Leukamiecluster Elbmarsch}}<br />
[[Kategorie:Landkreis Harburg]]<br />
[[Kategorie:Kreis Herzogtum Lauenburg]]<br />
[[Kategorie:Leukämie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Imatinib&diff=133171921Imatinib2014-08-17T06:02:30Z<p>WhatamIdoing: HC: Ergänze Kategorie:Leukämie</p>
<hr />
<div>{{Infobox Chemikalie<br />
| Strukturformel = [[Datei:Imatinib.svg|250px|Strukturformel des Imatinib]]<br />
| Freiname = Imatinib<br />
| Suchfunktion = C29H31N7O<br />
| Andere Namen = 4-[(4-Methylpiperazin-1-yl)methyl]- ''N''-[4-methyl-3-[(4-pyridin- 3-ylpyrimidin-2-yl)amino] phenyl]benzamid<br />
| Summenformel = C<sub>29</sub>H<sub>31</sub>N<sub>7</sub>O<br />
| CAS = *152459-95-5 <small>(Imatinib)</small><br />
*220127-57-1 <small>(Imatinibmesilat)</small><br />
| PubChem = 5291<br />
| ATC-Code = {{ATC|L01|XE01}}<br />
| DrugBank = APRD01028<br />
| Wirkstoffgruppe = [[Zytostatikum]]<br />
| Wirkmechanismus = [[Tyrosinkinase]]-[[Inhibitor]]<br />
| Molare Masse = 493,60 g·[[mol]]<sup>−1</sup><br />
| Dichte = <br />
| Schmelzpunkt = <br />
| Siedepunkt = <br />
| Dampfdruck = <br />
| pKs = <br />
| Löslichkeit = <br />
| Quelle GHS-Kz = NV<!--basierend auf EU-GefStKz durch Bot ergänzt--><br />
| GHS-Piktogramme = {{GHS-Piktogramme-klein|/}}<br />
| GHS-Signalwort = <br />
| H = {{H-Sätze|/}}<br />
| EUH = {{EUH-Sätze|/}}<br />
| P = {{P-Sätze|/}}<br />
| Quelle P = <br />
| Quelle GefStKz = NV<br />
| Gefahrensymbole = {{Gefahrensymbole-klein|/}}<br />
| R = {{R-Sätze|/}}<br />
| S = {{S-Sätze|/}}<br />
| MAK = <br />
}}<br />
<br />
'''Imatinib''' ist ein [[Proteinkinaseinhibitor]] zur Behandlung der [[Chronische myeloische Leukämie|chronischen myeloischen Leukämie]] (CML), von [[Gastrointestinaler Stromatumor|gastrointestinalen Stromatumoren]] (GIST) sowie weiteren [[maligne]]n Erkrankungen. Es ist der Wirkstoff des von der Firma [[Novartis]] unter dem Handelsnamen Glivec (Europa/Australien) oder Gleevec (USA) vertriebenen Medikament. Arzneilich verwendet wird das Imatinibmesilat, ein Salz der [[Methansulfonsäure]], dessen Name in der Entwicklungsphase CGP57148B bzw. STI-571 lautete.<br />
<br />
== Wirkmechanismus ==<br />
Bei über 90 % der Patienten mit einer [[Chronische myeloische Leukämie|chronischen myeloischen Leukämie]] (CML) findet sich das sogenannte [[Philadelphia-Chromosom]]. Es handelt sich dabei um ein verkürztes [[Chromosom 22 (Mensch)|Chromosom 22]], welches durch Austausch von genetischem Material zwischen [[Chromosom 9 (Mensch)|Chromosom 9]] und 22 entsteht. Diesen Vorgang nennt man [[Translokation (Genetik)|Translokation]]. Dadurch wird das Gen für ein natürliches [[Enzym]], die [[Tyrosinkinase]] [[C-Abl|ABL]] von Chromosom 9, mit einem Fragment des BCR-Gens auf Chromosom 22 verschmolzen. Die so mutierten Zellen produzieren ein sogenanntes Fusionsprotein BCR-ABL, eine im Vergleich zum ABL mit verstärkter Aktivität ausgestattete Tyrosinkinase, die zur unkontrollierten Vermehrung von [[Leukozyt|weißen Blutkörperchen]] führt und eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer CML spielt.<br />
<br />
Imatinib ist ein spezifischer Hemmstoff, der die Aktivität der Tyrosinkinase ABL in den erkrankten Zellen blockiert und damit die krankhaft gesteigerte Vermehrung der mutierten Blutstammzellen unterdrückt.<br />
<br />
Ziel der Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie mit Imatinib ist es, eine möglichst weitgehende Reduktion des pathologischen Zellklons zu erreichen. Eine molekulare Remission, bei der BCR-ABL-Transkripte auch mittels sensitiver Verfahren (RT-[[Polymerase-Kettenreaktion|PCR]]) nicht mehr nachweisbar sind, erreicht nur eine kleinere Gruppe von Patienten. Etwa 40 % erreichen eine deutliche Reduktion von BCR-ABL in der [[Quantitative PCR|quantitativen PCR]] (> 3 log-Stufen), bei mindestens 70 % sind keine Metaphasen mit dem [[Philadelphia-Chromosom]] mehr nachweisbar (komplette zytogenetische Reduktion). Eine Normalisierung des Blutbildes (komplette hämatologische Remission) wird unter Imatinib bei über 95 % der Patienten erreicht.<br />
<br />
== Molekularer Wirkmechanismus ==<br />
[[Datei:Bcr abl STI 1IEP.png|miniatur|links|Das aktive Zentrum der BCR-ABL-Kinase (grün), Verursacher der CML, wird durch das Imatinib-Molekül (rot) blockiert.]]<br />
Der Wirkmechanismus von Imatinib besteht in der kompetitiven und selektiven Blockade der [[Adenosintriphosphat|ATP]]-Bindungsstelle spezifischer Tyrosinkinasen, wie z.&nbsp;B. Abl, Bcr-Abl, [[c-Kit]] und der [[Platelet Derived Growth Factor|PDGF]]-Rezeptor. Durch diese Blockade wird die Übertragung eines Phosphatrestes auf das Substrat verhindert. Imatinib wirkt auch auf das physiologisch vorkommende Abl. Gesunde Zellen besitzen jedoch zusätzliche Signalwege und werden kaum in ihrer Funktion gestört. Krebszellen hingegen sind abhängig von der Aktivität von Bcr-Abl und werden in ihrer Teilungs- und Überlebensfähigkeit stark beeinträchtigt.<br />
<br />
Stoffliche Weiterentwicklungen mit ähnlichen Wirkmechanismen, die bei Imatinib-Resistenz oder -unverträglichkeit eine therapeutische Alternative darstellen können, sind die Tyrosinkinase-Inhibitoren [[Dasatinib]], [[Nilotinib]] und [[SGX393]].<br />
<br />
== Metabolismus ==<br />
{| width="350px;" class="wikitable float-right"<br />
|-<br />
| style="background-color: #EEEEEE;" | [[Bioverfügbarkeit]]<br />
| style="background-color: #DDEEFF;" | 98 %<br />
|-<br />
| style="background-color: #EEEEEE;" | [[Proteinbindung|Plasmaeiweißbindung]]<br />
| style="background-color: #DDEEFF;" | 95 %<br />
|-<br />
| style="background-color: #EEEEEE;" | [[Stoffwechsel|Metabolismus]]<br />
| style="background-color: #DDEEFF;" | Hepatisch, vorwiegend [[Cytochrom P450 3A4]]<br />
|-<br />
| style="background-color: #EEEEEE;" | [[Halbwertzeit]]<br />
| style="background-color: #DDEEFF;" | 18–22 Stunden<br />
|-<br />
| style="background-color: #EEEEEE;" | [[Ausscheidung]]<br />
| style="background-color: #DDEEFF;" | Hepatisch<br />
|-<br />
| style="background-color: #EEEEEE;" | Verabreichungsform<br />
| style="background-color: #DDEEFF;" | Oral<br />
|-<br />
| style="background-color: #EEEEEE;" | [[Schwangerschaft]]<br />
| style="background-color: #DDEEFF;" | sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung<br />([[teratogen]] im Tierversuch)<br />
|}<br />
<br />
Imatinib wird hauptsächlich von dem [[Cytochrom P450]]-Isoenzym [[Cytochrom P450 3A4|CYP3A4]] verstoffwechselt, wobei das N-Desmethyl-Piperazin-Derivat als Hauptmetabolit mit Restaktivität entsteht. Inhibitoren dieses Isoenzyms (zum Beispiel [[Erythromycin]], [[Cimetidin]] oder [[Grapefruit]]saft) können die Metabolisierung von Imatinib hemmen und somit zu einer Erhöhung der Plasmakonzentrationen und in der Folge zu höherer Toxizität führen. Des Weiteren findet man N-Oxide am [[Piperazin]]- und am [[Pyrimidin]]-Ring sowie die [[Oxidation]] der aromatischen Methylgruppe zum [[Alkohole|Alkohol]]. Die Ausscheidung erfolgt größtenteils über die [[Galle]] (biliär), zu einem geringeren Teil über die [[Niere]]. Unverändert werden 25 % ausgeschieden. Imatinib ist kompetitiver Hemmstoff der Cytochrome CYP2C9, CYP2D6, CYP3A4/5. Der Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration liegt bei 1 bis 2 Stunden.<br />
<br />
== Unerwünschte Wirkungen und Gegenanzeigen ==<br />
Imatinib wird im Allgemeinen gut vertragen. Zu den unerwünschten Wirkungen zählen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen ([[Myalgie]]), Muskelkrämpfe, Hautrötungen, erhöhte Leberwerte ([[Transaminase]]nanstieg), Schwellungen ([[Ödem]]e) und Hautveränderungen. Imatinib ist im [[Tierversuch]] [[teratogen]] und sollte deshalb während der [[Schwangerschaft]] nicht angewendet werden.<br />
<br />
== Patentrechtliche Aspekte ==<br />
Mit Ablauf des Patentschutzes des [[Originalpräparat]]es ''Glivec'' wollen Generikahersteller in den europäischen Ländern mit [[Generika]] auf den Markt kommen. Im Januar 2013 wurde für das Anwendungsgebiet chronisch myeloische Leukämie (CML) bei [[Philadelphia-Chromosom]]-positiven Kindern und Erwachsenen ''Imatinib Teva'' ([[Teva Pharmaceutical Industries|Teva]]) zugelassen,<ref>[http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/human/medicines/002585/human_med_001606.jsp&mid=WC0b01ac058001d124 Imatinib Teva] von der WebSite der EMA, abgerufen am 18. April 2013.</ref><ref>[http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/unternehmen/article/824940/bittere-pille-novartis-teva-bringt-imatinib.html Bittere Pille für Novartis] Ärzte Zeitung online, 23. Oktober 2012.</ref> ''Imatinib Actavis'' erhielt von der europäischen Arzneimittelagentur eine Zulassungsempfehlung.<ref>[http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/human/medicines/002594/smops/Positive/human_smop_000481.jsp&mid=WC0b01ac058001d127&source=homeMedSearch&category=human Imatinib Actavis] von der WebSite der EMA, abgerufen am 18. April 2013</ref> Der Patentschutz läuft 2016 aus.<ref>apotheke adhoc: [http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/nachricht-detail/ema-imatinib-wird-generisch/?no_cache=1&L=0 Glivec wird generisch], 27. Februar 2013.</ref> <br />
<br />
Im April 2013 hatte der [[Oberstes Gericht (Indien)|Supreme Court of India]] als oberstes indisches Gericht in einem wegweisenden Urteil entschieden, dass Imatinibmesilat, der Wirkstoff von ''Glivec'', in Indien keinen Patentschutz erhält.<ref name="nzz">[http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsnachrichten/novartis-unterliegt-in-indischem-patentprozess-in-letzter-instanz-1.18056400 ''Novartis unterliegt in letzter Instanz''] In: ''Neue Zürcher Zeitung'' vom 1. April 2013.</ref> Bereits 2006 hatten die indischen Behörden Novartis die Patentierung von Imatinibmesilat verweigert. Das indische Patentgesetz (''Indian Patent Act'') von 2005 schließt nämlich in Paragraph 3(d) einen Patentschutz für Arzneistoffe aus, wenn sie eine nur geringfügige Abwandlung (beispielsweise Salze, [[Isomerie|Isomere]] oder [[Polymorphie (Materialwissenschaft)|polymorphe Kristallstrukturen]]) von bereits vorhandenen Arzneistoffmolekülen darstellen und diese Abwandlung zu keinem Wirksamkeitsvorteil führt.<ref>[http://www.thepharmaletter.com/file/106568/novartis-imatinib-patent-battle-resumes-in-indian-supreme-court.html ''Novartis' imatinib patent battle resumes in Indian Supreme Court.''] In: ''thepharmaletter.com'' vom 15. August 2011.</ref><ref>[http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1329201 '''Ducking' TRIPS in India: A Saga Involving Novartis and the Legality of Section 3(d).''] In: ''National Law School of India Review'' Band 20, Nummer 2, 2008, S.&nbsp;131–155.</ref><ref>[http://www.tagesanzeiger.ch/24688692/print.html ''Pharmabranche im Land Hintergrund.''] In: ''[[Tages-Anzeiger]]'' vom 22. August 2012.</ref> Dem hatte Novartis entgegengehalten, dass die Abwandlung gegenüber der bereits bekannten Imatinib-Base nicht geringfügig, sondern gravierend sei.<br />
<br />
Die indische Paragraph-3(d)-Regelung soll eigentlich die Verlängerung eines bestehenden Patentschutzes mit nur minimalen Veränderungen zum vorher patentierten Wirkstoff (''Evergreening'') verhindern.<ref name="nzz" /> Allerdings war Imatinib-Base nicht durch Patente geschützt, da vor 2005 in Indien Patente auf Arzneistoffe generell nicht erteilt wurden.<ref>J. Bidder: [http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/medikamente/preisgestaltung/tid-8505/arzneimittel_aid_232776.html Schutz des geistigen Eigentums] Focus online, 25. Januar 2008.</ref> Für das Fertigarzneimittel ''Glivec'' hatte Novartis 2003 basierend auf einer speziellen Klausel des damals geltenden indischen Patentgesetzes ''Indian Patent Act 1970'' exklusive Vermarktungsrechte für eine Zeitspanne von fünf Jahren erhalten.<ref>Erklärung von Bern: [http://www.evb.ch/cm_data/Hintergrundbericht.pdf Novartis reicht in Indien zwei Klagen ein: Krebspatienten und Gesundheitsgruppen fordern den Rückzug der Klagen] (PDF; 25&nbsp;kB), 26. September 2006.</ref><br />
<br />
== Weitere Anwendungsgebiete ==<br />
Imatinibmesilat war neben der Behandlung verschiedener Krebsarten auch zur Zusatzbehandlung der [[Pulmonale Hypertonie|pulmonalen arteriellen Hypertonie]] (PAH) vorgesehen. Einen Zulassungsantrag auf dieses Anwendungsgebiet zog Novartis jedoch zurück, nachdem zur Beurteilung der Arzneimittelsicherheit weiterhin erforderliche Daten nicht innerhalb des behördlich vorgegebenen Zeitraums vorgelegt werden konnten.<ref>Pressemitteilung der EMA: [http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/news_and_events/news/2013/01/news_detail_001698.jsp&mid=WC0b01ac058004d5c1 Novartis Europharm Ltd withdraws its marketing-authorisation application for Ruvise (imatinib mesilate)], 24. Januar 2013.</ref><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Deininger, M. ''et al.'' (2005): ''The development of imatinib as a therapeutic agent for chronic myeloid leukemia.'' In: ''[[Blood (Zeitschrift)|Blood]].'' Bd. 105, S. 2640-2653. PMID 15618470<br />
* O'Brien, SG ''et al.'' (2003): ''Imatinib compared with interferon and low-dose cytarabine for newly diagnosed chronic-phase chronic myeloid leukemia.'' In: ''[[N. Engl. J. Med.]]'' Bd. 348, S. 994–1004. PMID 12637609.<br />
* Savage, D.G. & Antman, K.H. (2002): ''Imatinib Mesylate — A New Oral Targeted Therapy.'' In: ''N. Engl. J. Med.'' Bd. 346, S. 683–693. PMID 11870247<br />
<br />
== Handelsnamen ==<br />
Imatinib ist in den [[Europäische Union|EU]]-Ländern und der Schweiz unter dem Namen ''Glivec'' im Handel erhältlich.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{EPAR}}<br />
<br />
{{Gesundheitshinweis}}<br />
<br />
[[Kategorie:Benzamid]]<br />
[[Kategorie:Aminoaromat]]<br />
[[Kategorie:Anilid]]<br />
[[Kategorie:Benzylamin]]<br />
[[Kategorie:Pyridin]]<br />
[[Kategorie:Piperazin]]<br />
[[Kategorie:Pyrimidin]]<br />
[[Kategorie:Arzneistoff]]<br />
[[Kategorie:Zytostatikum]]<br />
[[Kategorie:Tyrosinkinase-Inhibitor]]<br />
[[Kategorie:Orphan-Arzneimittel]]<br />
[[Kategorie:Leukämie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=FAB-Klassifikation&diff=133171918FAB-Klassifikation2014-08-17T06:01:57Z<p>WhatamIdoing: HC: Entferne Kategorie:Hämatologie; Ergänze Kategorie:Leukämie</p>
<hr />
<div>Die '''FAB-Klassifikation''' ist ein System zur [[Zytomorphologie|zytomorphologischen]] Einteilung von akuten Leukämien ([[akute myeloische Leukämie]] und [[akute lymphatische Leukämie]]) und der [[Myelodysplastisches Syndrom|myelodysplastischen Syndrome]]. FAB steht für '''''F'''rench-'''A'''merican-'''B'''ritish'' und rührt von der Tatsache her, dass bei der Ausarbeitung dieser Klassifikation [[Frankreich|französische]], [[USA|US-amerikanische]] und [[Vereinigtes Königreich|britische]] [[Hämatopathologie|Hämatopathologen]] beteiligt waren. Die FAB-Klassifikation ist für die akute myeloische Leukämie in der Klinik weiterhin in Gebrauch, sie wird aber zusehends durch die modernere [[Weltgesundheitsorganisation|WHO]]-Klassifikation ersetzt, die nicht nur zytomorphologische, sondern auch [[Genetik|genetische]] und [[Immunologie|immunologische]] Gesichtspunkte mit einbezieht. Für die akute lymphatische Leukämie hat die Klassifikation heute nur noch für den seltenen L3-Subtyp Relevanz.<br />
<br />
==FAB-Klassifikation akuter myeloischer Leukämien==<br />
In der ersten Fassung der FAB-Klassifikation aus dem Jahr 1976 waren nur die Typen M1 bis M6 enthalten. Die FAB-Typen M0 und M7 kamen später hinzu. Die Diagnose des FAB M0-Subtyps erfordert immunzytologische Methoden und wird in der Regel mittels [[Durchflusszytometrie]] gestellt (Untersuchung auf die Expression der [[CD-Nomenklatur|myeloischen Marker]] CD13, CD33, CD65).<br />
<br />
{| title="FAB-Klassifikation akuter myeloischer Leukämien" width="75%" border="1" style="border-collapse:collapse;" cellpadding="3" cellspacing="0"<br />
|-bgcolor=dddddd<br />
! width="8%" align="left" | FAB-Subtyp<br />
! align="left" | Bezeichnung<br />
! width="20%" align="left" | Morphologische Kennzeichen<br />
! width="20%" align="left" | Zytochemie<br />(EST=Esterase,<br />POX=Peroxidase)<br />
! width="20%" align="left" | Typische Zytogenetische Aberrationen<br />
|-----<br />
| valign="top" | M0 || valign="top" | Akute myeloische Leukämie mit minimaler Differenzierung<br />
| valign="top" | Unreife Blasten ohne Granulation<br />
| valign="top" | POX < 3 %, EST negativ<br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
| valign="top" | M1 || valign="top" | Akute myeloische Leukämie ohne Ausreifung<br />
| valign="top" | weniger als 10 % reife Zellen (= Promyelozyten, Granulozyten, Monozyten), nur spärliche Granulation<br />
| valign="top" | POX > 3 %, EST <20 %<br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
| valign="top" | M2 || valign="top" | Akute myeloische Leukämie mit Ausreifung<br />
| valign="top" | ≥10 % reife Zellen in der Myelopoese, weniger als 20 % Monozyten<br />
| valign="top" | POX > 3 % (meist deutlich positiv), EST meist schwach positiv<br />
| valign="top" | t(8;21) (in ca. 20 %)<br />
|-----<br />
| valign="top" | M2<sub>baso</sub> || valign="top" | Akute Basophilen-Leukämie<br />
| valign="top" | <br />
| valign="top" | -<br />
| valign="top" | t(6;9)<br />
|-----<br />
| valign="top" | M3 || valign="top" | Akute Promyelozyten-Leukämie<br />
| valign="top" | 30 % Promyelozyten (Blastenanteil of weniger)<br />
| valign="top" | POX > 3 % (meist stark positiv), EST schwach bis mäßig positiv<br />
| valign="top" | t(15;17), selten t(5;17), t(11;17)<br />
|-----<br />
| valign="top" | M3v || valign="top" | Akute Promyelozyten-Leukämie, mikrogranuläre Form<br />
| valign="top" | -<br />
| valign="top" | -<br />
| valign="top" | t(15;17)<br />
|-----<br />
| valign="top" | M4 || valign="top" | Akute myelomonozytäre Leukämie<br />
| valign="top" | Myeloische Zellen (Blasten + Promyelozyten) > 20 %, monozytäre Zellen (Monoblasten und reife Formen) 20 % bis 80 %<br />
| valign="top" | POX > 3 %, EST >20 %<br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
| valign="top" | M4<sub>Eo</sub> || valign="top" | Akute myelomonozytäre Leukämie mit Eosinophilie<br />
| valign="top" | -<br />
| valign="top" | -<br />
| valign="top" | inv(16)<br />
|-----<br />
| valign="top" | M5 || valign="top" | Akute Monoblasten/Monozyten-Leukämie<br />
| valign="top" | mehr als 80 % der myeloischen Zellen sind Monoblasten bzw. Monozyten<br />
| valign="top" | POX meist negativ bis leicht positiv, EST > 20 % (kräftig positiv)<br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
| valign="top" | M5a || valign="top" | Akute Monoblasten-Leukämie<br />
| valign="top" | mehr als 80 % der myeloischen Zellen sind Monoblasten bzw. Monozyten, davon sind mehr als 80 % Monoblasten oder Promonozyten<br />
| valign="top" | POX meist negativ bis leicht positiv, EST > 20 % (kräftig positiv)<br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
| valign="top" | M5b || valign="top" | Akute Monozyten-Leukämie<br />
| valign="top" | mehr als 80 % der myeloischen Zellen sind Monoblasten bzw. Monozyten, davon sind mehr als 20 % Monozyten<br />
| valign="top" | POX meist negativ bis leicht positiv, EST > 20 % (kräftig positiv)<br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
| valign="top" | M6 || valign="top" | Akute Erythroleukämie ([[Erythrämie]])<br />
| valign="top" | > 50 % aller Zellen sind Erythroblasten oder >30 % aller Blasten unter den nicht-erythrozytären Zellen sind Erythroblasten, häufig trilineäre Dysplasie<br />
| valign="top" | POX > 3 %, EST kann positiv sein<br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
| valign="top" | M7 || valign="top" | Akute Megakaryoblasten-Leukämie<br />
| valign="top" | Hochgradig pleomorphe Blasten<br />
| valign="top" | POX < 3 %, EST kann positiv sein<br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
|}<br />
<br />
==FAB-Klassifikation akuter lymphatischer Leukämien==<br />
<br />
{| title="FAB-Klassifikation akuter lymphatischer Leukämien" width="75%" border="1" style="border-collapse:collapse;" cellpadding="3" cellspacing="0"<br />
|-bgcolor=dddddd<br />
! width="8%" align="left" | FAB-Subtyp<br />
! align="left" | Bezeichnung<br />
! width="20%" align="left" | Typische Zytogenetische Aberrationen<br />
|-----<br />
| valign="top" | L1 || valign="top" | akute Lymphoblastenleukämie mit kleinen Zellen <br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
| valign="top" | L2 || valign="top" | akute Lymphoblastenleukämie mit mittelgroßen Zellen<br />
| valign="top" | -<br />
|-----<br />
| valign="top" | L3 || valign="top" | akute Lymphoblastenleukämie mit großen Zellen<br />
| valign="top" | t(8;14), seltener t(2;8), t(8;22)<br />
|-----<br />
|}<br />
<br />
== FAB-Klassifikation myelodysplastischer Syndrome ==<br />
<br />
{| title="FAB-Klassifikation myelodysplastischer Syndrome" width="75%" border="1" style="border-collapse:collapse;" cellpadding="3" cellspacing="0"<br />
|-bgcolor=dddddd<br />
! FAB-Subtyp <br />
! Eigenschaften des [[Knochenmark]]s<br />
! Eigenschaften des [[Blut]]es<br />
! Anmerkung<br />
! ICD-10 Codierung<br />
|-----<br />
| RA (refraktäre [[Anämie]]) || <5 % Blasten || ≤1 % Blasten || Frühes Stadium des MDS. Im Knochenmark ist der Anteil unreifer Zellen, sog. [[Blast (Biologie)|Blasten]], nicht erhöht und liegt unter 5 % aller kernhaltiger Zellen.|| D46.0<br />
|-----<br />
| RARS (refraktäre Anämie mit [[Ringsideroblasten]]) || <5 % Blasten<br/>>15 % Ringsideroblasten || ≥1 % Blasten || || D46.1<br />
|-----<br />
| RAEB (refraktäre Anämie mit Exzess an Blasten) || 5-20 % Blasten || <5 % Blasten || RA mit Blastenvermehrung (5-20 % myeloisch differenzierte Blasten). Wird in RAEB-1 (5-9 %Blasten) und RAEB-2 (10-19 % Blasten) unterteilt.|| D46.2 <br />
(Inkl.: RAEB I und RAEB II)<br />
|-----<br />
| CMML ([[Chronische myelomonozytäre Leukämie]]) || <20 % Blasten<br/>vermehrt Promonozyten || >1x10<sup>9</sup>/l [[Monozyten]]<br/><5 % Blasten || || C93.1- <br />
(Inkl. <br />
* CMML-1 <br />
* CMML-2 <br />
* CMML mit Eosinophilie<br />
* C93.10 CMML: Ohne Angabe einer kompletten Remission<br />
* C93.11 CMML: In kompletter Remission)<br />
|-----<br />
| RAEB-T (RAEB in Transformation) || 21-30 % Blasten<br/>Auerstäbchen || >5 % Blasten || Vorstufe zur [[akute myeloische Leukämie|akuten myeloischen Leukämie]].||<br />
D46.4 Refraktäre Anämie, nicht näher bezeichnet<br />
<br />
|-----<br />
|}<br />
<br />
==Quellen==<br />
<br />
* Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 257. Auflage<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [http://www.onkodin.de/e2/e51675/e52362/ Daten und Informationen zur Onkologie und Hämatologie] Onkodin<br />
<br />
* Bennett JM, Catovsky D, Daniel MT, Flandrin G, Galton DA, Gralnick HR, Sultan C. ''Proposals for the classification of the acute leukaemias. French-American-British (FAB) co-operative group''. [[Br J Haematol]]. 1976;33(4):451-8. PMID 188440 (Originalarbeit)<br />
<br />
{{Gesundheitshinweis}}<br />
<br />
[[Kategorie:Medizinische Klassifikation]]<br />
[[Kategorie:Leukämie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Philadelphia-Chromosom&diff=133171915Philadelphia-Chromosom2014-08-17T06:01:32Z<p>WhatamIdoing: HC: Entferne Kategorie:Hämatologie; Ergänze Kategorie:Leukämie</p>
<hr />
<div>[[Datei:Bcrablmet.jpg|thumb|Fluoreszenz-Bild von Metaphasechromosomen (blau), bei denen eine Translokation t(9;22) (q34;q11) durch [[In situ-Hybridisierung|FISH]] mit dem Einsatz zweier genspezifischer Sonden (grün und rot) nachgewiesen wurde. Erkennbar ist die Translokation an den direkt benachbarten roten und grünen Signalen.]]<br />
Das '''Philadelphia-Chromosom''' (veraltet ''Ph<sup>1</sup>'') ist ein verkürztes [[Chromosom 22 (Mensch)|Chromosom 22]], das bei manchen menschlichen [[Leukämie]]n zu finden ist. Es entsteht durch eine [[Translokation (Genetik)|Chromosomentranslokation]] zwischen den [[Chromosom 9 (Mensch)|Chromosomen 9]] und [[Chromosom 22 (Mensch)|22]]. Die [[Zytogenetik|zytogenetische]] Schreibweise für die Translokation lautet: t(9;22)(q34;q11).<br />
<br />
Das Philadelphia-Chromosom wurde erstmals 1960 durch [[Peter Nowell]] und David Hungerford in [[Philadelphia]] in Leukämiezellen eines Patienten mit [[Chronische myeloische Leukämie|chronischer myeloischer Leukämie]] (CML) beschrieben und erhielt seinen Namen vom Ort der Entdeckung.<ref>Nowell PC, Hungerford DA: Chromosome studies on normal and leukemic human leukocytes. [[J Natl Cancer Inst]] 1960; 25:85-109 PMID 14427847</ref> Es war die erste identifizierte [[Chromosomenmutation|Chromosomenveränderung]], die mit der Entstehung von [[Krebs (Medizin)|Krebs]] in Verbindung gebracht werden konnte. Bei mehr als 95 Prozent der CML-Patienten ist die Veränderung nachweisbar<ref>Czerwenka et al. 2003, Seite 170</ref>. Später wurde entdeckt, dass es auch bei einem Teil der Patienten mit [[Akute lymphatische Leukämie|akuter lymphatischen Leukämie]] (ALL) zu finden ist (etwa bei 4 % der Fälle bei Kindern und 25 % bei Erwachsenen), sehr selten auch bei der [[Akute myeloische Leukämie|akuten myeloischen Leukämie]] (AML; bei weniger als ein Prozent der Fälle<ref>Bain 1999, Seite 83</ref>).<br />
<br />
== Entstehung und Folgen ==<br />
[[Datei:Philadelphia Chromosom.svg|300px|thumb|'''Philadelphia-Chromosom''': Im Verlauf einer Zellteilung „brechen“ Chromosom Nr.&nbsp;9 und Nr.&nbsp;22 jeweils in zwei Stücke und werden vertauscht wieder „zusammengebaut“.]]<br />
=== Translokation ===<br />
Die Chromosomenveränderung findet im [[Knochenmark]] in einer [[Stammzelle]] des [[Blut]]es statt. Dabei bricht das Chromosom 9 im Bereich q34.1 (q benennt den langen Chromosomenarm, 34.1 die Position auf diesem) und das Chromosom 22 auf q11.2.<ref>Miller & Therman 2001, Seite 408</ref> Die Bruchstelle liegt auf beiden Chromosomen im Bereich von [[Gen]]en, dem ''ABL'' (oder ''ABL1''; für ''Abelson Murine Leukemia Viral Oncogene Homolog 1'') auf dem Chromosom 9 und dem ''[[Breakpoint Cluster Region|BCR]]''-Gen („breakpoint cluster region“; benannt aufgrund der häufigen Brüche in diesem Gen) auf dem Chromosom 22. <br />
<br />
Bei der Translokation, wird der 5'-Anteil von ''BCR'' mit dem 3'-Teil des ''ABL''-Gens verknüpft. Dabei gibt es verschiedene mögliche Bruchpunkte im ''BCR''-Gen, aber nur einen Bruchpunkt im ''ABL''-Gen, sodass verschieden große Fusionsgene entstehen, bei denen der Anteil des ''ABL''-Gens immer gleich ist, die Größe des ''BCR''-Anteils aber variiert. Auf diese Weise kommt es zur Bildung der Fusionsgene ''BCR-ABL'' auf Chromosom 22 und ''ABL-BCR'' auf Chromosom 9, das in seiner nun verlängerten Form als 9q+ bezeichnet wird.<ref>Kurzrock R. et al.: "Philadelphia Chromosome-positive leukemias: from basic mechanisms to molecular therapeutics." ''[[Ann Intern Med]]'' [[2003]];138:819–30. PMID 12755554. (Review, Free Full Text).</ref> Bei den sogenannten philadelphia-positiven Leukämien (meist CML) ist die Chromosomentranslokation bei einer [[Zytogenetik|zytogenetischen Untersuchung]] als verkürztes Chromosom 22, eben dem hier beschriebenen Philadelphia-Chromosom, sichtbar. Auch über eine spezifische [[Polymerase-Kettenreaktion]] kann das Gen festgestellt werden.<br />
<br />
Die Ursache dieser Chromosomenveränderung ist in den meisten Fällen nicht bekannt oder nicht feststellbar. In sehr wenigen Fällen kommt als Ursache ein Strahlenunfall ([[Ionisierende Strahlung]]) oder auch [[Benzol]] in Betracht.<br />
<br />
=== Genprodukt ===<br />
Durch die gegenseitige (reziproke) [[Translokation (Genetik)|Translokation]] t(9;22) (q34;q11) sowie die neuen Fusionsgene kommt es zu einem veränderten Genprodukt bei beiden Chromosomen. Das auf dem Chromosom 22 neu entstandene ''BCR-ABL''-Gen wird in der Zelle [[Transkription (Biologie)|transkribiert]], wodurch als neues [[Protein]] ''BCR-ABL-Genprodukt'' entsteht, ein [[Fusionsprotein]]. Die [[Translation (Biologie)|Translation]] der entstehenden [[mRNA]] führt zur Synthese des veränderten Proteins. Das ursprünglich durch das ''ABL''-Gen transkribierte Enzym ist eine [[Tyrosinkinase]]/[[G-Protein]]-[[Ras (Protein)|Ras]] und spielt eine wichtige Rolle bei der zellulären Wachstumsregulation. Das Fusionsprotein besteht aus dem [[Aminogruppe|Aminoende]] des ''BCR''-Proteins und der mit einer [[Carboxygruppe]] ausgestatteten Kinase[[Proteindomäne|domäne]] von ''ABL''. Dadurch wird die Tyrosinkinase-Aktivität unter dem Einfluss der ''BCR''-Region dauerhaft aktiviert und die betroffene Zelle vermehrt sich unkontrolliert (mangelhafte [[Apoptose]]). Über diese Entwicklung wird die Zelle zu einer [[Tumorzelle]].<br />
<br />
Der konkrete Mechanismus, wie das neue Fusionsgen zur unkontrollierten [[Zellproliferation|Proliferation]] führt, ist bislang noch nicht vollständig aufgeklärt. Im Normalfall besitzt das ''ABL''-Gen zwei einleitende [[Exon]]s 1a und 1b, die bei der Transkription alternativ genutzt werden können. Die Auswahl findet beim [[Spleißen (Biologie)|Spleißen]] mit dem Exon&nbsp;2 statt, das eine so genannte ''splice acceptor site'' besitzt und hier entweder 1a oder 1b andocken lässt. Bei der Translokation wird das Exon 1 mit dem Bruchstück des ''BCR'' ausgetauscht, das ebenfalls vom Exon 2 akzeptiert und dem Gen angefügt und somit gemeinsam mit den Exons 2 bis 11 des ''ABL'' transkribiert wird.<br />
<br />
=== Onkogene Wirkung ===<br />
''Siehe Hauptartikel [[Chronische myeloische Leukämie]] und [[Akute lymphatische Leukämie]]''<br />
<br />
Durch die veränderte Tyrosinkinase-Aktivität des ''ABL''-Gens unter Einfluss der ''BCR''-Region vermehrt sich die betroffene Zelle unkontrolliert und wird zu einer Tumorzelle. Als pluripotente Stammzelle produziert sie unterschiedliche Zelltypen, die ebenfalls das veränderte Chromosom enthalten. So enthalten alle von dieser Stammzelle abstammenden Zellen das veränderte Chromosomenpaar 9 und 22 und damit das Philadelphia-Chromosom. Zu einer pathologischen Wirkung kommt es allerdings nur bei den leukämisch veränderten [[Leukozyt|weißen Blutkörperchen]].<br />
<br />
Da ''ABL'' ebenso wie andere Versionen des ''ABL''-Gens (zu ''v-ABL'' siehe unten) durch eine Veränderung der Anfangssequenz zu einem [[Onkogen]] wird, spricht man von einem [[Proto-Onkogen]]. Ähnlich wie bei anderen zu Tumorerkrankungen führenden Translokationen entsteht hier ein Onkogen durch Fusion zweier normaler Gene.<br />
<br />
Das Fusionsprotein bindet an verschiedene andere Proteine, darunter etwa das Kinaseregulatorprotein ''CRK'' (''CT10 regulator of kinase''), die Phosphatidylinsitol-3'-Kinase sowie GRB-2/SOS-1. Durch die Bindung an Letzteres wird die Aktivierung des ''[[Ras (Protein)|RAS]]''-Gens, welches eine zentrale Rolle bei der Kontrolle des Zellwachstums und der Zellvermehrung einnimmt, verstärkt. ''RAS''-Mutationen wiederum gelten als zentrale Auslöser von verschiedenen Tumoren und könnten auch bei der onkogenen Wirkung des ''BCR-ABL''-Gens eine zentrale Rolle spielen.<ref>Czerwenka et al. 2003, Seite 170–171</ref><br />
<br />
=== Variationen und zusätzliche Chromosomenveränderungen ===<br />
Im Detail unterscheiden sich die Translokationen, die zur chronischen myeloischen Leukämie (CML) und zur akuten lymphatischen Leukämie (ALL) führen, an der Position des Bruches im ''BCR''-Gen des Chromosoms 22 und damit auch in der Länge des später entstehenden BCR-ABL-Genprodukts. Der Bruch im Chromosom 9 liegt immer im gleichen [[Intron]]. Der Bruchpunkt im Chromosom 22 dagegen variiert. In der BCR-Region sind bislang drei Bruchpunkte beschrieben. Sie werden m-BCR (minor), M-BCR (Major) und µ-BCR (mikro) genannt. Der Bruchpunkt m-BCR liegt am weitesten 5'. Das daraus resultierende Fusionsprotein ist daher mit ca 190 kDa am kleinsten. Der Bruchpunkt M-bcr liegt weiter 3' und führt zu einem Fusionsprotein mit 210 kDa Größe. Der Bruchpunkt µ-BCR liegt am weitesten 3' und führt zu dem größten BCR-ABL-Fusionsprotein mit 230 kDa.<br />
<br />
==== Fusionsgene, Leukämien und Zytogenetischer Status ====<br />
In der Literatur sind somit drei verschiedene BCR-abl Fusionsgene beschrieben. Das Ph-Chromosom kommt nicht nur bei der CML vor, sondern auch in etwa 20 Prozent der untersuchten Fälle bei der ALL des Erwachsenen, in fünf Prozent der untersuchten Fälle bei der ALL des Kindes und in etwa zwei Prozent der Fälle bei einer AML. Zudem haben manche der untersuchten Patienten mit einer CML oder einer adulten Form der ALL kein Ph-Chromosom, aber es kann ein Fusionsgen nachgewiesen werden. Außerdem gibt es eine geringe Anzahl von Patienten mit einer CML, die weder ein Ph-Chromosom haben, noch ein Fusionsgen exprimieren.<ref>Kurzrock R. et al.: ''BCR rearrangement-negative chronic myelogenous leukemia revisited.'' [[J Clin Oncol]]. 2001 Jun 1;19(11):2915-26. PMID 11387365</ref> <br />
<br />
===== Chronische myeloische Leukämie =====<br />
90 bis 95 Prozent der Patienten mit einer [[Chronische myeloische Leukämie|chronischen myeloischen Leukämie]] (CML) weisen ein Ph-Chromosom auf. Über 99 Prozent aller Patienten mit einer CML exprimieren das 210-kD-Fusionsgen. Etwa fünf Prozent der Patienten mit einer CML sind Ph-negativ, von diesen wird in fast 100 Prozent der untersuchten Fälle ebenfalls das 210-kD-Fusionsprodukt exprimiert.<ref>Kurzrock R. et al.: ''Philadelphia chromosome-negative chronic myelogenous leukemia without breakpoint cluster region rearrangement: a chronic myeloid leukemia with a distinct clinical course.'' [[Blood (Zeitschrift)|Blood]]. 1990 Jan 15;75(2):445-52. PMID 2403827</ref><ref>Kurzrock R. et al.: ''Rearrangement in the breakpoint cluster region and the clinical course in Philadelphia-negative chronic myelogenous leukemia.'' Ann Intern Med. 1986 Nov;105(5):673-9. PMID 3094418</ref> Somit ist bei der CML meist die etwa in der Mitte des ''BCR''-Gens liegende so genannte ''Major-BCR-Region'' betroffen, die etwa 5,8&nbsp;[[Basenpaar|kb]] des insgesamt über 90 kb großen Gens ausmacht. Das resultierende Genprodukt hat eine [[Masse (Physik)|Masse]] von 210&nbsp;[[Atomare Masseneinheit|kDa]] (P210) gegenüber der Masse von 145 kDa des ursprünglichen ''ABL''-Proteins, wobei 140 kDa auf ''ABL'' und 70&nbsp;kDa auf ''BCR'' entfallen.<br />
<br />
===== Akute lymphatische Leukämie des Erwachsenen =====<br />
Bei ca. 20 Prozent der erwachsenen Patienten mit einer [[Akute lymphatische Leukämie#ALL im Erwachsenenalter (ab 16 Jahre)|ALL]] findet man mit zytogenetischen Untersuchungsverfahren ein Ph-Chromosom. Dabei bricht das bcr-Gen in 20–50 Prozent der Fälle im ersten Intron (''minor-bcr-Region'') und das Genprodukt des Fusionsgens ist nur 185&nbsp;kDa lang, von denen 45&nbsp;kDa auf ''BCR'' entfallen. In 50–80&nbsp;Prozent der Fälle ist der M-BCR-Bruchpunkt betroffen. Dies führt zu dem auch bei der CML meist vorkommenden 210-kD-Fusionsprotein. Etwa 10&nbsp;Prozent der erwachsenen Patienten mit einer ALL sind Ph-negativ, exprimieren aber ein BCR-abl-Fusionsgen. In diesen seltenen Fällen werden die 190&nbsp;kDa- und 210&nbsp;kDa-Form etwa gleich oft gefunden.<ref>Kurzrock R. et al.: ''A novel c-abl protein product in Philadelphia-positive acute lymphoblastic leukaemia.'' [[Nature]]. 1987 Feb 12-18;325(6105):631-5. PMID 3543692</ref><ref>Kurzrock R. et al.: ''Molecular analysis of chromosome 22 breakpoints in adult Philadelphia-positive acute lymphoblastic leukaemia.'' [[Br J Haematol]]. 1987 Sep;67(1):55-9. PMID 3478080</ref><ref>Erikson J. et al.: ''Heterogeneity of chromosome 22 breakpoint in Philadelphia-positive (Ph+) acute lymphocytic leukemia.'' [[Proc Natl Acad Sci U S A]]. 1986 Mar;83(6):1807-11. PMID 3513189</ref><br />
<br />
===== Akute lymphatische Leukämie des Kindesalters =====<br />
Bei der [[Akute lymphatische Leukämie#ALL im Kindesalter (1 bis 15 Jahre)|ALL des Kindes]] findet man in fünf Prozent der untersuchten Fälle ein Ph-Chromosom. Diese Kinder mit einer Ph-positiven ALL exprimieren dabei in 10 Prozent der untersuchten Fälle das 210&nbsp;kDa-Fusionsprotein und in 90 Prozent das 190&nbsp;kDa-Protein. Die Konstellation einer ph-negativen kindlichen ALL mit Nachweis des Bcr-Abl-Fusionsproteins ist nicht bekannt.<br />
<br />
===== Akute myeloische Leukämie =====<br />
Etwa zwei Prozent der untersuchten Fälle von Patienten mit einer [[Akute myeloische Leukämie|AML]] zeigen zytogenetisch ein Ph-Chromosom. Bei diesen seltenen Fällen kommen die Fusionsproteine p210 und p190 etwa gleich häufig vor. In sehr seltenen Fällen findet man Patienten mit einer Ph-negativen AML, die ein Bcr-Abl-Fusionsgen exprimieren.<ref>Kurzrock R et al.: ''Expression of c-abl in Philadelphia-positive acute myelogenous leukemia.'' Blood. 1987 Nov;70(5):1584-8. PMID 3311207</ref><br />
<br />
=== Sonstige Befunde ===<br />
Patienten, die ein Philadelphia-Chromosom besitzen, weisen in den betroffenen Zellen häufig zudem weitere veränderte und vermehrte Chromosomen auf, entwickeln also so genannte somatische [[Aneuploidie]]n. So konnte in klinischen Studien von 67 CML-Patienten bei fast 50 Prozent der Untersuchten (33) ein zusätzliches Philadelphia-Chromosom und bei 28 eine [[Trisomie]] des langen Arms des [[Chromosom 17 des Menschen|Chromosom 17]] ermittelt werden. Neben diesen beiden Formen kamen weitere Aneuploidien der Zellen vor.<ref>David T. Suzuki, Anthony J.F. Griffiths, Jeffrey H. Miller, Richard C. Lewontin: ''Genetik.'' 1. Auflage, VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim 1993; Seite 175. ISBN 3-527-28030-8</ref><br />
<br />
== Vergleichbare Onkogene ==<br />
Vergleichbar mit der onkogenen Wirkung der Genveränderung beim Philadelphia-Chromosom ist die Wirkung des [[Abelson-Maus-Leukämie-Virus]], eines [[Retroviren|Retrovirus]], das Leukämien an [[B-Lymphozyt]]en von Mäusen verursacht. Auch hier wird ein ''ABL''-Gen (''v-ABL'') durch ein weiteres Gen, in diesem Fall das ''GAG''-Gen des Virus, verändert und zu einer erhöhten Tyrosinkinase-Aktivität angeregt. Aufgrund der Ähnlichkeit der genetischen Veränderung werden entsprechend erkrankte Mäuse als Modellorganismen für die Entwicklung von Präparaten gegen die onkogene Wirkung der Chromosomenveränderung in der Pharmaforschung sowie zur Grundlagenforschung eingesetzt.<br />
<br />
== Forschungsgeschichte ==<br />
[[Datei:Bcr abl STI 1IEP.png|thumb|Das aktive Zentrum der BCR-ABL Kinase (grün), Verursacher der CML, wird durch das Imatinib-Molekül (rot) blockiert.]]<br />
Das Philadelphia-Chromosom wurde im Jahre 1960 von [[Peter Nowell]] von der ''[[University of Pennsylvania]] School of Medicine'' und [[David Hungerford]] vom ''Fox Chase Cancer Center’s Institute for Cancer Research'' als erste konstant auftretende chromosomale Veränderung in Tumorzellen beschrieben, und zwar bei Patienten mit [[Chronische myeloische Leukämie|chronischer myeloischer Leukämie]] <br />
<ref>Nowell, PC, Hungerford, DA.: ''A minute chromosome in human granulocytic leukemia.'' Science 1960; 132:1497 {{DOI|10.1126/science.132.3438.1488}} Hinweis: Die recht kurze Veröffentlichung ist Bestandteil einer Abstract-Sammlung</ref>. <br />
Sie fanden ein sehr kurzes Chromosom, welches sie erst für das [[Y-Chromosom]] hielten, in den Blutproben von zwei Patienten. Später stellte sich heraus, dass es sich um das verkürzte Chromosom 22 handelte, welches nach dem Ort seiner Entdeckung als Philadelphia-Chromosom (abgekürzt ''Ph<sup>1</sup>'') benannt wurde<ref>Nowell PC.: ''The minute chromosome (Phl) in chronic granulocytic leukemia.'' Blut. 1962 Apr;8:65-6. PMID 14480647</ref>. In einem kürzlich erschienenen Bericht schildert PC Nowell seine persönlichen Erinnerungen an die Entdeckung des Philadelphia-Chromosoms.<ref>Nowell PC.: ''Discovery of the Philadelphia chromosome: a personal perspective.'' J Clin Invest. 2007 Aug;117(8):2033-5. PMID 17671636 (Free Full-Text)</ref>.<br />
<br />
Im Jahre 1972 konnte [[Janet Rowley]] zeigen, dass dieses Chromosom durch einen Austausch von genetischem Material zwischen den langen Armen von Chromosom 9 und Chromosom 22 entsteht <ref>Rowley, JD: ''A new consistent chromosomal abnormality in chronic myelogenous leukaemia identified by quinacrine fluorescence and [[Giemsa-Färbung|Giemsa staining]].'' Nature 1973; 243:290. PMID 4126434</ref>. <br />
<br />
In den Jahren 1983 und 1984 wurde entdeckt, dass sich an den Chromosomenbruchstellen zwei Gene befinden (''ABL'' und ''BCR''), die durch die Chromosomentranslokation miteinander fusioniert werden.<ref>Heisterkamp N. et al.: ''Localization of the c-ab1 oncogene adjacent to a translocation break point in chronic myelocytic leukaemia.'' Nature 1983; 306:239-42. PMID 6316147</ref><ref>Groffen J. et al.: ''Philadelphia chromosomal breakpoints are clustered within a limited region, bcr, on chromosome 22.'' [[Cell (Zeitschrift)|Cell]] 1984; 36:93-9 PMID 6319012</ref><br />
<br />
Die pharmakologische Forschung bemühte sich in der Folge, die onkogene Wirkung des veränderten Genprodukts zu blockieren. Mit Hilfe von [[Imatinib]], einem in den 1980er Jahren entwickelten Hemmer der BCR-ABL-Tyrosinkinase, ist es heute möglich, bei der CML länger andauernde [[Remission (Medizin)|Remissionen]] zu erreichen.<br />
<br />
== Quellen und weiterführende Informationen ==<br />
=== Einzelnachweise ===<br />
<references/><br />
<br />
=== Literatur ===<br />
* Stichwort ''„Philadelphia-Chromosom“'' in: ''Herder-Lexikon der Biologie.'' Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Heidelberg 2003. ISBN 3-8274-0354-5<br />
* [[Bruce Alberts]], Dennis Bray, Julian Lewis, [[Martin Raff]], Keith Roberts, James D. Watson: ''Molekularbiologie der Zelle.'' 1. korrigierter Nachdruck der 3. Auflage, VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim 1997. ISBN 3-527-30055-4<br />
* Barbara J. Bain: ''Leukaemia Diagnosis.'' 2. Auflage, Blackwell Science, Oxford 1999; ISBN 0-632-05165-5<br />
* Klaus Czerwenka, Mahmood Manavi, Kerstin Pischinger: ''Einführung in die Molekularbiologie.'' Verlag Wilhelm Maudrich, Wien 2003; ISBN 3-85175-796-3<br />
* Ricky Lewis: ''Human Genetics. Concepts and Applications.'' Wm. C. Brown Publishers, Dubuque 1994. ISBN 0-697-13315-X<br />
* Orlando J. Miller, Eeva Therman: ''Human Chromosomes.'' 4. Auflage Springer-Verlag, New York 2001. ISBN 0-387-95046-X<br />
* Wilhelm Seyffert: ''Lehrbuch der Genetik.'' Spektrum Akademischer Verlag, 2003.<br />
* Friedrich Vogel, [[Arno Motulsky|Arno G. Motulsky]]: ''Human Genetics.'' 3. Auflage Springer-Verlag, Berlin und Heidelberg 1997. ISBN 3-540-60290-9<br />
<br />
=== Weblinks ===<br />
* {{OMIM|608232|Name=Chronische Myelitische Leukämie (CML)}}.<br />
* {{OMIM|151410|Name=Breakpoint Cluster Region (''BCR'')}}.<br />
* {{OMIM|189980|Name=Abelson Murine Leukemia Viral Oncogene Homolog 1 (''ABL'')}}.<br />
<br />
{{Lesenswert}}<br />
<br />
[[Kategorie:Genetische Störung]]<br />
[[Kategorie:Leukämie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Blast_(Biologie)&diff=133167674Blast (Biologie)2014-08-17T01:04:29Z<p>WhatamIdoing: Kategorie</p>
<hr />
<div>Ein '''Blast''' (von gr. ''blastos'' „Keim“, „Spross“) ist eine junge, nicht endgültig differenzierte [[Zelle (Biologie)|Zelle]], die sich teilt bzw. Funktionsproteine synthetisiert. Blasten differenzieren in der Regel zu einem speziellen Zelltyp aus. Manche an sich ausdifferenzierte Zellen können wieder zu Blasten „entdifferenzieren“. Auch bei [[Tumor]]zellen spricht man bei Vorliegen der typischen Eigenschaften der Blasten von blastären Tumorzellen.<br />
<br />
[[Histologie|Histologisch]] finden sich Zeichen der erhöhten Stoffwechselleistung:<br />
*aufgelockertes [[Chromatin]] (sogenanntes [[Euchromatin]])<br />
*vergrößerter [[Zellkern]]<br />
*vermehrt [[endoplasmatisches Retikulum]]<br />
*vermehrt [[Ribosomen]]<br />
*vermehrt [[Mitochondrium|Mitochondrien]]<br />
*erhöhter [[Energiestoffwechsel]]<br />
*vermehrt [[RNA]]-Synthese<br />
*vermehrt [[Protein]]-Synthese<br />
*bei sich teilenden Zellen erhöhte [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Synthese<br />
*meist ein [[Nucleolus]]<br />
<br />
== Beispiele ==<br />
{| class="prettytable"<br />
|- bgcolor="#FFDEAD"<br />
!Zelle<br />
!differenziert zu<br />
!Funktion<br />
!typische Synthese-Produkte (Bsp.)<br />
|-<br />
|[[Osteoblast]]<br />
|[[Osteozyt]]<br />
|Synthese der [[Knochen]]matrix ([[Osteoid]])<br />
|[[Osteopontin]], [[Osteonektin]], [[Osteocalcin]], [[Kollagen]], [[Chondroitin]]<br />
|-<br />
|[[Chondroblast]]<br />
|[[Chondrozyt]]<br />
|Synthese der [[Knorpel]]grundsubstanz<br />
|[[Chondroitin]], [[Kollagen]], Keratansulfat, [[Hyaluronsäure]], [[Proteoglykan]]e (z.B. Aggrecan), Glykane<br />
|-<br />
|[[Myoblast]]<br />
|[[Myozyt]]<br />
|Synthese von [[Muskel]]-[[Protein]]en<br />
|[[Myosin]], [[Aktin]], [[Myoglobin]]<br />
|-<br />
|[[Knochenmark#Granulopoese|Myeloblast]]<br />
|[[Knochenmark#Granulopoese|Promyelozyt]]<br />
|Bildung von [[Granulozyt]]en<br />
|[[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Synthese<br />
|-<br />
|[[Knochenmark#Erythropoese|Erythroblast]]<br />
|[[Erythrozyt]]<br />
|Bildung von [[Erythrozyt]]en<br />
|DNA-Synthese, [[Hämoglobin]]<br />
|-<br />
|[[Knochenmark#Monozytopoese|Monoblast]]<br />
|[[Monozyt]]<br />
|(hypothetischer) Vorläufer der [[Monozyt]]en<br />
|DNA-Synthese<br />
|-<br />
|[[Neuroblast]]<br />
|[[Neuron]] (vorher Proneuron)<br />
|Bildung von [[Neuron]]en<br />
|DNA-Synthese, [[Neurofilament]]e<br />
|-<br />
|[[Glioblast]]<br />
|[[Glia|Gliozyt]]<br />
|Bildung von Gliozyten ([[Glia#Astroglia|Astrozyt]], [[Glia#Oligodendroglia|Oligodendrozyt]], [[Glia#Ependym|Ependym]])<br />
|DNA-Synthese<br />
|}<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Zelltyp]]<br />
[[Kategorie:Leukämie]]</div>WhatamIdoinghttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Leuk%C3%A4mie&diff=132502334Leukämie2014-07-26T00:22:58Z<p>WhatamIdoing: /* Klassifikation und Diagnostik */ Datei:Chronic lymphocytic leukemia (Wright-Giemsa, 50x)..jpg</p>
<hr />
<div>{{Vorlage:Infobox ICD<br />
| 01-CODE = C90.1<br />
| 01-BEZEICHNUNG = Plasmazellenleukämie<br />
| 02-CODE = C91<br />
| 02-BEZEICHNUNG = Lymphatische Leukämie<br />
| 03-CODE = C92<br />
| 03-BEZEICHNUNG = Myeloische Leukämie<br />
| 04-CODE = C93<br />
| 04-BEZEICHNUNG = Monozytenleukämie<br />
| 05-CODE = C94, C95<br />
| 05-BEZEICHNUNG = Sonstige Leukämien<br />
}}<br />
<br />
Die '''Leukämie''' oder '''Hyperleukozytose''' ([[Griechische Sprache|griechisch]] λευχαιμία ''leuchaimia'', von {{ELSalt2|λευκός}} ''leukós'' „weiß“ und {{Polytonisch|αἷμα}} ''haima'' „das Blut“), mitunter auch als '''Blutkrebs''' oder ''Leukose'' bezeichnet, ist eine [[Krankheit|Erkrankung]] des blutbildenden und [[Lymphatisches System|lymphatischen Systems]].<br />
<br />
Leukämien zeichnen sich durch stark vermehrte Bildung von weißen Blutzellen ([[Leukozyt|Leukozyten]]) und vor allem ihrer funktionsuntüchtigen Vorstufen aus. Diese Leukämiezellen breiten sich im [[Knochenmark]] aus, verdrängen dort die übliche Blutbildung und treten in der Regel auch stark vermehrt im peripheren [[Blut]] auf. Sie können [[Leber]], [[Milz]], [[Lymphknoten]] und weitere Organe infiltrieren und dadurch ihre Funktion beeinträchtigen. Die Störung der [[Hämatopoese|Blutbildung]] vermindert die normalen Blutbestandteile. Es entsteht eine [[Anämie]] durch Mangel an Sauerstoff transportierenden roten Blutkörperchen ([[Erythrozyt]]en), ein Mangel an blutungsstillenden Blutplättchen ([[Thrombozyt]]en) und ein Mangel an funktionstüchtigen weißen Blutzellen. <br />
<br />
Je nach Verlauf unterscheidet man akute und chronische Leukämien (vgl. [[Krankheitsverlauf]]). '''Akute Leukämien''' sind lebensbedrohliche Erkrankungen, die unbehandelt in wenigen Wochen bis Monaten zum Tode führen. '''Chronische Leukämien''' verlaufen meist über mehrere Jahre und sind im Anfangsstadium häufig symptomarm.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:VirchowLeukaemie.jpg|thumb|240px|Erstbeschreibung einer Leukämie durch [[Rudolf Virchow]] 1845.]]<br />
Im Unterschied zu anderen Krebsarten, die bereits [[Claudius Galenus]] im Altertum beschrieben hatte, wurde der Blutkrebs erst im 19. Jahrhundert erkannt und untersucht. Die starke Vermehrung weißer Blutzellen beschrieb erstmals 1845 der schottische Arzt John Bennett. Er bezeichnete das Phänomen als vereitertes Blut und vermutete eine Infektion als Ursache. Etwa zur selben Zeit beobachtete [[Rudolf Virchow]] bei einer Patientin ebenfalls stark vermehrte weiße Blutzellen, diagnostizierte "weißes Blut" und führte 1847 das medizinische Fachwort „Leukämie“ ein. Der erste Fall von akuter lymphatischer Leukämie bei einem Kind wurde 1860 von Michael [[Anton Biermer]], einem Schüler Virchows, beschrieben. Ende des 19. Jahrhunderts bezeichneten Pathologen die Leukämie als [[Neoplasie]] der weißen Blutzellen; danach konnte man mehrere Erscheinungsformen der Leukämie unterscheiden. Eine [[Chemotherapie]] mit [[Aminopterin]] gelang 1947 erstmals [[Sidney Farber]], einem [[Pädiatrie|pädiatrischen]] Pathologen. Allerdings hielten die erzielten [[Remission (Medizin)|Remissionen]] nicht lange an. In den folgenden Jahren wurden über das US-amerikanische [[National Cancer Institute]] (NCI) in Studien an Kindern mit akuter Leukämie (ALL) Kombinationstherapien untersucht, insbesondere in den 1960er Jahren VAMP ([[Vincristin]], [[Amethopterin]], [[Mercaptopurin]], [[Prednison]]). Zunächst zeichneten sich länger dauernde Remissionen ab, doch dann traten in der Mehrzahl schwerwiegende Rückfälle auf unter Befall des zentralen Nervensystems. Im weiteren Verlauf kombinierte man die VAMP-Therapie mit einer [[Strahlentherapie]]. Eine erste Auswertung an 278 Patienten im Jahr 1979 zeigte, dass diese Kombination, als „totale Therapie“ verstanden, zu deutlich länger andauernden Remissionen führte. Hiermit wurde der erste erfolgversprechende Durchbruch erzielt.<ref>[[Siddhartha Mukherjee]]: ''[[Der König aller Krankheiten: Krebs – eine Biografie]]''. DuMont Buchverlag, Köln 2012, ISBN 978-3-8321-9644-8.</ref><br />
<br />
== Symptome ==<br />
=== Chronische Leukämie ===<br />
''Chronische Leukämien'' werden oft zufällig durch eine Routineuntersuchung festgestellt und beginnen meist schleichend. Als erste Anzeichen können allgemeine Krankheitssymptome wie [[Unwohlsein und Ermüdung]], Leistungsminderung, aber auch [[Fieber]], [[Nachtschweiß]] und [[Gewichtsverlust]] genannt werden. Auftreten können weiterhin Milz- und [[Lymphknotenschwellung]]en sowie [[Juckreiz]], Ausschläge und Infektionen.<br />
<br />
=== Akute Leukämie ===<br />
Es gibt sehr vielfältige Symptome für eine ''akute Leukämie''. Oft können diese aus völliger Gesundheit heraus entstehen und äußern sich wie ein schweres Krankheitsbild, z.&nbsp;B. treten Blässe, Schwäche, [[Blutungsneigung]] mit spontanen blauen Flecken oder nach Bagatell[[Trauma (Medizin)|traumen]] und [[Petechien]] auf. Eine Anfälligkeit für Infektionen mit Fieber sowie geschwollene Lymphknoten, Milz- und [[Lebervergrößerung]] und manchmal Knochenschmerzen sind ebenfalls charakteristisch. In vielen Fällen klagen die Patienten auch über gehäuftes Nasenbluten und [[Gingivitis]]. Weitere Symptome sind Gewichts- und Appetitverlust, Müdigkeit und Nachtschweiß. <br />
<br />
Keines dieser Symptome ist charakteristisch für eine chronische bzw. akute Leukämie. Sämtliche der genannten Beschwerden bzw. Störungen können auch bei anderen Erkrankungen vorkommen.<ref>[http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/leukaemien/symptome.php Symptome und Warnzeichen bei Leukämie des Krebsinformationsdienstes], abgerufen am 20. Februar 2011.</ref><br />
<br />
== Klassifikation und Diagnostik ==<br />
Die Klassifikation der Leukämien basiert auf morphologischen und immunologischen Eigenschaften der Leukämiezellen. In den letzten Jahren gewinnen auch zunehmend [[Zytogenetik|zytogenetische]] und [[Molekularbiologie|molekularbiologische]] Merkmale an Bedeutung. Je nach beteiligtem Zelltyp, unterscheidet man zunächst ''myeloische'' von ''lymphatischen'' Leukämien. Myeloische Leukämien gehen von den Vorläuferzellen der [[Granulozyt]]en, im weiteren Sinne auch der [[Erythrozyt]]en und [[Thrombozyt]]en aus, lymphatische Leukämien betreffen die [[Lymphozyt]]en und ihre Vorläuferzellen. <br />
<br />
[[Datei:Chronic lymphocytic leukemia (Wright-Giemsa, 50x)..jpg|thumb|Chronische lymphatische Leukämiezellen]]<br />
Die wichtigsten Leukämieformen:<br />
* [[akute myeloische Leukämie]] (AML) <br />
* [[akute lymphatische Leukämie]] (ALL) <br />
* [[chronische lymphatische Leukämie]] (CLL), gehört zu den niedrig[[maligne]]n [[Non-Hodgkin-Lymphom]]en<br />
* [[chronische myeloische Leukämie]] (CML), wird zu den [[Myeloproliferative Neoplasie|chronischen myeloproliferativen Erkrankungen]] gezählt.<br />
<br />
Die Verdachtsdiagnose ist häufig bereits aus dem [[Blutbild]] und [[Differentialblutbild]] zu stellen, die genaue Klassifikation erfordert aber meist eine [[Knochenmarkspunktion]].<br />
[[Datei:Inzidenz_Leukämie.jpg|thumb|Altersspezifische [[Inzidenz (Medizin)|Inzidenz]] der häufigsten Leukämiearten, Daten nach <ref>seer.cancer.gov [http://seer.cancer.gov Portal hier online] - siehe u.&nbsp;a.: [http://seer.cancer.gov/publications/aya/4_leukemia.pdf pdf]</ref> ]]<br />
<br />
Seltenere mit der CML '''verwandte chronische myeloproliferative Erkrankungen''', die aber nicht die Kriterien einer malignen Erkrankung erfüllen und daher nicht zu den Formen der Leukämie gezählt werden, sind die <br />
* [[Polycythaemia vera]] (PV) – hier steht die Vermehrung der Erythrozyten im Blut im Vordergrund. Es sind meist auch die anderen Zellreihen, also die Leukozyten und die Thrombozyten betroffen – und die <br />
* [[essentielle Thrombozythämie]] (ET) – hier steht die Vermehrung der Blutplättchen und deren eventuell eingeschränkte Funktion im Vordergrund.<br />
<br />
== Epidemiologie und Ursachen ==<br />
Die einzelnen Leukämietypen weisen eine typische Altersverteilung auf. Die ALL ist die häufigste Leukämie bei Kindern und kommt bei Erwachsenen seltener vor. Die AML steht bei Kindern an zweiter Stelle und ist bei Erwachsenen die häufigste akute Leukämie mit einem Altersgipfel über 60 Jahren. Die CLL tritt bei Kindern praktisch niemals auf und ist eine typische Leukämieform des älteren Menschen. Die CML ist bei Erwachsenen wesentlich häufiger als bei Kindern.<br />
<br />
Die Ursachen von Leukämien sind noch nicht geklärt. Gerade bei akuten Formen sind die Ursachen meist unklar und können nicht in einen kausalen Zusammenhang mit [[pathogen]]en Faktoren gebracht werden. Diskutiert werden die nachfolgenden potentiell auslösenden Faktoren:<br />
<br />
* Chemikalien, zum Beispiel [[Benzol]],<br />
* vorangegangene Behandlung mit [[Zytostatikum|Zytostatika]] (insbesondere [[Alkylantien]]) aufgrund einer anderen Erkrankung (beispielsweise eines soliden [[Tumor]]s),<br />
* [[ionisierende Strahlung]],<br />
* diverse [[Viren]],<br />
* [[Genetik|genetische]] Vorbelastung.<br />
* Auch [[Psychogenese|psychogene]] Faktoren werden diskutiert.<ref> [http://home.arcor.de/g.mackenthun/lect/psysom/psysom16.htm Überblick Fachliteratur psychogene Faktoren und Zellmutation] (im Volksmund "Krebs" genannt) auf <br />
Universitätsklinikum Charité,Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für<br />
Medizin-/Pflegepädagogik u. Pflegewissenschaft, Abteilung Medizin-/Pflegepädagogik</ref><br />
<br />
''Ursachen der Leukämie bei Kindern:''<br />
<br />
In Deutschland erkranken jährlich 1800 Kinder neu an Krebs, davon rund ein Drittel an Leukämie.<ref>{{Literatur|Herausgeber=Robert Koch-Institut und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V.|Titel=Krebs in Deutschland 2007/2008|Ort=Berlin|Jahr=2012|ISBN=978-3-89606-214-7|Online=[http://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2012/kid_2012_kinder.pdf?__blob=publicationFile PDF-Datei; 886 KB]|Seiten=120|Zugriff=2012-10-15}}</ref> Auch hier sind die Ursachen weitgehend unbekannt. <br />
<br />
Eine Fallkontrollstudie zeigte ein etwa zwanzigfach erhöhtes Leukämierisiko für Patienten mit einem [[Down-Syndrom]] im Vergleich zur Normalbevölkerung.<ref>Ross J. A., u.&nbsp;a.: ''Epidemiology of leukemia in children with Down syndrome.'', Pediatr Blood Cancer. 2005 Jan;44(1):8-12, [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15390275?dopt=Abstract hier online]</ref><br />
<br />
Es gibt Hinweise, dass Umweltfaktoren (ionisierende sowie nichtionisierende Strahlung sowie Pestizide) potenzielle Risikofaktoren sein können und ein "gut trainiertes kindliches Immunsystem" <ref name=q1 /> einen schützenden Effekt hat.<ref name=q1>[http://www.deutschesaerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=48440/Fallkontrollstudie Deutsches Ärzteblatt: Archiv "Ursachen von Leukämien im Kindesalter: Resümee einer Fallkontrollstudie des Deutschen Kinderkrebsregisters"], abgerufen am 16. November 2013</ref> Bei einer Untersuchung von Kindern der Stadt [[Basra]] im Südirak wurde ein Anstieg der Leukämierate um rund das Doppelte von 1993 bis 2007 festgestellt. Als mögliche Auslöser kommen Benzolverbindungen durch brennende Ölfelder, improvisierte Tankstellen oder mehrere tausend Tonnen verschossene [[radioaktiv]]e [[Uranmunition]] in Frage. Die radioaktive Wirkung des Urans verteilt sich gemäß dem [[Entropie]]gesetz fortgesetzt [[Dispersion (Chemie)|dispergierend]] in Luft, Wasser und Erde, gerät in den Nahrungskreislauf und somit in das menschliche Lebendsystem, wo es eine direkte, zeitlich akkumulierende Strahlung auf das menschliche Zellgewebe ausübt und hierdurch Schädigungen im Zellerbgut bewirkt, was zu Zell[[Mutation|mutationen]] führt.<ref>Amy Hagopian, Riyadh Lafta, Jenan Hassan, Scott Davis, Dana Mirick, Tim Takaro : ''Trends in Childhood Leukemia in Basrah, Iraq, 1993–2007'', Am J of Public Health ; Abstract der Studie im [http://ajph.aphapublications.org/cgi/content/abstract/AJPH.2009.164236v1 html-Format] ; zuletzt abgerufen am 19. Februar 2010</ref><br />
<br />
Die vermutete Ursache [[Radioaktivität]] für den [[Leukämiecluster Elbmarsch]] bei Hamburg ist umstritten. Ungeklärt ist auch der Einfluss radioaktiver Emissionen auf die [[AVR_J%C3%BClich#Leuk.C3.A4mief.C3.A4lle_bei_Kindern_in_der_Region_J.C3.BClich|temporäre Leukämiehäufung um Jülich]].<br />
<br />
== Therapie ==<br />
Grundlage der Behandlung von Leukämien ist die Therapie mit [[Zytostatika]]. Weitere Behandlungsprinzipien sind die [[Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation]] und die [[Allotransplantation|allogene]] Knochenmark- bzw. [[Stammzelltransplantation]]. Dazu wird ähnlich wie bei einer Bluttransfusion ein passender [[Stammzelltransplantation|Knochenmarkspender]] benötigt. Untergeordnete Bedeutung hat die prophylaktische oder therapeutische [[Strahlentherapie]]. In den letzten Jahren haben sich neue Therapiemöglichkeiten durch die Anwendung von [[Monoklonale Antikörper|monoklonalen Antikörpern]] und neue spezifisch in die Krankheitsprozesse eingreifende Medikamente wie [[Imatinib]] und [[Dasatinib]] (zwei [[Tyrosinkinase-Inhibitor]]en) bei der CML und der [[Philadelphia-Chromosom]]-positiven ALL oder [[ATRA]] bei der Promyelozyten-Leukämie eröffnet. In der Therapie der Leukämien bestehen zwischen den einzelnen Formen erhebliche Unterschiede, die Einzelheiten der Therapie sind in den entsprechenden Artikeln dargestellt.<br />
<br />
In den letzten Jahren gab es auch immer weitere Fortschritte der [[Gentherapie]], die nun auf langfristige Therapieerfolge hoffen lassen. Einige Forschungsgruppen arbeiten zum Beispiel daran, [[T-Zelle]]n von Leukämiepatienten durch Einschleusen bestimmter Gene so zu manipulieren, dass sie auch noch Jahre später Krebszellen eliminieren. Einige Patienten mit [[Akute lymphatische Leukämie|ALL]] oder [[CLL]] blieben durch diese Therapie langzeitig in [[Remission (Medizin)|Remission]].<ref>[http://www.hematology.org/News/2013/11771.aspx High-Tech Advances in Gene Therapy Overcome Challenges, Offer Hope for Patients with Hard-to-Treat Blood Disorders]</ref><br />
<br />
== Leukämie bei Menschen mit Down-Syndrom (Trisomie 21) ==<br />
Die akute Megakaryoblastenleukämie ([[Akute myeloische Leukämie]], megakaryoblastischer Subtyp / AMkL) ist die Form von Leukämie, die am häufigsten bei jüngeren Kindern mit [[Down-Syndrom]] (Trisomie 21) auftritt; ihr Risiko, an Leukämie zu erkranken, ist gegenüber dem Durchschnitt um das 20-Fache erhöht, was eine Auftretenshäufigkeit von 1:100 bedeutet. Im Gegensatz zu nicht betroffenen Kindern sprechen Kinder mit zusätzlichem Erbmaterial des 21. Chromosoms jedoch meist besser auf eine Behandlung mittels [[Chemotherapie]] an, ihre Heilungs- und Überlebenschancen sind deutlich höher und Rückfälle seltener. Bei einer Studie wurde herausgefunden, dass für dieses Phänomen offenbar eine bestimmte Genmutation, die sogenannte GATA1-Mutation, verantwortlich ist, genauer gesagt das 40-kDA GATA1 Protein. Es bedingt eine verbesserte Wirksamkeit der Medikation. Jedoch liegt es wahrscheinlich ebenfalls an dieser Mutation, dass Kinder mit einer Trisomie 21 häufiger die Form von Leukämie bekommen, die durch die Mutation erfolgversprechender behandelt werden kann.<ref>[[Journal of the National Cancer Institute]], Februar 2005, Seite 226ff</ref> Abgesehen von dem erhöhten Leukämie-Risiko sind Menschen mit Down-Syndrom unterdurchschnittlich anfällig für andere Formen von Krebserkrankungen. In sechs unabhängig voneinander durchgeführten Studien konnte erwiesen werden, dass z.&nbsp;B. [[Neuroblastom]]e, [[Nephroblastom]]e, [[Endometriumkarzinom|Unterleibskrebs]], [[Brustkrebs]], [[Magenkrebs]] und [[Darmkrebs]] sehr selten auftreten: „Verglichen nach Alter und Geschlecht ist die Wahrscheinlichkeit für eine Person mit Down-Syndrom, an irgendeiner Form von Gewebekrebs zu sterben, um 50 bis 100 Mal niedriger“ als üblich.<ref>Zeitschrift ''Leben mit Down Syndrom'', HG: Deutsches Down-Syndrom InfoCenter, Nr. 49, 2005, S.&nbsp;20.</ref> Zurückgeführt werden kann dies neben dem durch das zusätzliche Erbmaterial offenbar begünstigten Schutzmechanismus des Körpers auch darauf, dass die mit der Trisomie 21 zusammenhängende [[Disposition (Medizin)|Disposition]] für insbesondere Leukämie bekannt ist und eine Erkrankung aufgrund häufigerer Arztbesuche (z.&nbsp;B. wegen der Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen) oft in sehr frühen Stadien erkannt und behandelt werden kann. Darüber hinaus leben die meisten Menschen mit Down-Syndrom deutlich gesünder, insbesondere Alkohol und Nikotin werden selten aktiv konsumiert, was das Risiko, an Krebs zu erkranken, zusätzlich senkt.<br />
<br />
== Chromosomale Translokationen bei menschlichen Leukämien ==<br />
<br />
Reziproke Translokationen sind für Leukämien und [[Lymphom]]e typisch, bei <br />
soliden [[Tumor]]en die Ausnahme. Generell betrachtet sind Translokationen ein <br />
Charakteristikum von ca. drei Prozent aller Tumoren. Bei insgesamt 14.000 verschiedenen karyotypischen Veränderungen bei Tumoren sind über 100 recurrente Translokationen beschrieben worden.<ref>Mitelman 91</ref> Chromosomale Veränderungen bei hämatologischen Erkrankungen sind häufig und vielfältig. Ein tabellarischer Überblick soll einen Eindruck von der Vielfalt der Phänomene geben. Dabei werden zunächst Chromosomen-[[Translokation (Genetik)|Translokationen]] und sodann Chromosomen-[[Deletion]]en angeführt. Der weitere Artikel gliedert sich in drei Teile. Zunächst werden die chromosomalen Veränderungen bei myeloischen Leukämien besprochen. Im darauffolgenden Abschnitt werden die lymphatischen Leukämien dargestellt und eine beispielhafte Bruchpunkt-Untersuchung vorgestellt. Zum Abschluss wird noch kurz auf das Burkitt-Lymphom eingegangen. <br />
<br />
{| class="prettytable" border=1<br />
|-bgcolor=#aabbff<br />
! colspan="5" align="center" | Onkogene bei Leukämien – Translokationen<br />
|-<br />
![[Protein]]-Klasse || Onkogen || Translokation || Tumor || Häufigkeit<br />
|-<br />
|[[Tyrosin]]-[[Kinasen]] || c-abl/bcr || t(9;22)(q34;q11) || CML || 95 %<br />
|-<br />
| || c-abl/bcr || t(9;22)(q34;q11) || ALL || 10 %<br />
|-<br />
| || axl || t(;)(;) || CML || ? %<br />
|-<br />
|TF || myc/Ig-Gene || t(8;14)(q24;q32) || BL || 100 %<br />
|- <br />
| || || || pre-B-ALL || 10 %<br />
|-<br />
| || || || T-ALL || 10 %<br />
|-<br />
| || E2A/PBX || t(1;19)(q23;p13) || pre-B-ALL || 10 %<br />
|-<br />
| || E2A/HLF || t(17;19)(q22;p13)|| pre-B-ALL || 10 % <br />
|-<br />
| || Tal-1/TCR || t(1;14)(p32;q11)<ref>atlasgeneticsoncology.org: ''t(1;7)(p32;q34), t(1;14)(p32;q11), 1p32 rearrangements'', [http://atlasgeneticsoncology.org/Anomalies/t0114.html hier online]</ref> || T-ALL || 20 % <br />
|-<br />
| || Tal-1/SIL || t(1;)(p32;) || T-ALL || 20 % <br />
|-<br />
| || Tal-2/TCR || t(7;9)(q35;p13) || T-ALL || 10 % <br />
|-<br />
| || Lyl-1/TCR || t(7;19)(q35;p13) || T-ALL || 5 % <br />
|-<br />
| || Ttg-1/TCR || t(11;14)(pls;q11) || T-ALL || 10 % <br />
|-<br />
| || Ttg-2/TCR || t(11;14)(p13;q11)<ref>atlasgeneticsoncology.org: ''t(11;14)(p13;q11)'', [atlasgeneticsoncology.org/Anomalies/t1114ID1070.html hier online]</ref> || T-ALL || -10 % <br />
|-<br />
|HD-Gene: || Hox-11/TCR || t(10;14)(q24;q11) || T-ALL || 7 % <br />
|-<br />
| || HRX || t(11q23) || Multilinage || ?% <br />
|-<br />
|[[Rezeptor (Biochemie)|Rezeptor]]en: || RARA/PML || t(15;17)(q21;q21) || PML || 100 % <br />
|-<br />
|bcl-Gene: || bcl-1/Ig || t(11;14)(q32;q21) || CentroCyt || 30 %<br />
|-<br />
| || || || CLL || 3 %<br />
|-<br />
| || bcl-2/Ig || t(14;18)(q13;q32) || Foll || <br />
|-<br />
| || || || Diff || 20 % <br />
|-<br />
| || || || CLL || 5 % <br />
|-<br />
| || bcl-3/Ig || t(14;19)(q32;q13) || CLL ||<br />
|-<br />
|Andere: || DEK/CAN || t(6;9)(p23;q34) || AML/MDS || <br />
|-<br />
| || SET/CAN || t(;)(;) || AML,MDS || <br />
|-<br />
| || MLL || t(11q23) || AML,ALL || <br />
|-<br />
| || TAN-1 || t(7;9)(q34;q34.3) || T-ALL || 42 % <br />
|-<br />
| || AML-1 || t(8;21)<ref>orpha.net: ''ORPHA102724'', [http://www.orpha.net/consor/cgi-bin/OC_Exp.php?lng=DE&Expert=102724 hier online]</ref> || AML || <br />
|-<br />
| || IL-3 || t(5;14)(q31;q32) pre-B-ALL || <br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die chromosomalen Deletionen bei verschiedenen menschlichen Leukämien.<br />
<br />
{| class="prettytable" border=1<br />
|-bgcolor=#aabbff<br />
! colspan="3" align="center" | Onkogene bei Leukämien – Deletionen<br />
|-<br />
!Proteinklasse || Tumor || Häufigkeit <br />
|-<br />
|ras-Gene || AML || 50 % <br />
|-<br />
| || ALL || 15 % <br />
|-<br />
| || CML || 5 % <br />
|-<br />
|p53 || CML || 20 % <br />
|-<br />
| || AML || 3-7 % <br />
|-<br />
| || pre B-ALL || 2 % <br />
|-<br />
| || T-ALL || 2 % <br />
|-<br />
| || BL || 30 % <br />
|-<br />
| || CLL || 15 % <br />
|-<br />
|RB-1 || Ph1+-ALL || 30 % <br />
|-<br />
| || AML || 3 % <br />
|-<br />
| || AMML || 25 % <br />
|-<br />
| || T-ALL || 20 % <br />
|-<br />
|WT-1 || AML || 20 % <br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Chromosomale Translokationen bei chronischer myeloischer Leukämie (CML) ===<br />
Bei der [[Chronische myeloische Leukämie|chronischen myeloischen Leukämie]] kommt es in 95 Prozent aller bisher untersuchten Fälle durch eine chromosomale Translokation zu einer Fusion des c-abl-Gens auf dem Chromosom 9q34 mit dem bcr-Gen auf dem Chromosom 22q11 mit dem Ergebnis eines alterierten Chromosoms, dem <br />
[[Philadelphia-Chromosom]], und der [[Genexpression|Expression]] eines chimärischen Proteins, dem abl/bcr-Produkt, das in drei Varianten als p190, p210 und p230 vorkommt und Tyrosinkinaseaktivität aufweist. Das Fusionsprotein resultiert in einer konstitutiven Aktivierung der abl-Tyrosinkinase und stimuliert vielfältige Signalwege, z.&nbsp;B. p21 Ras, PI3 Kinase, Jun, myc.<br />
<br />
=== Chromosomale Translokationen bei akuter myeloischer Leukämie (AML) ===<br />
Bei den [[Akute myeloische Leukämie|akuten myeloischen Leukämien]] findet sich eine Vielzahl unterschiedlicher [[Mutation]]en. Bei der AML finden sich in bis zu 50 Prozent der untersuchten Fälle Mutationen im ''N-ras''-Lokus, in ca. fünf Prozent der untersuchten Fälle Mutationen in p53, in weniger als drei Prozent der <br />
untersuchten Fälle Mutationen im ''RB-1''-Gen und in ca. 20 Prozent Veränderungen im ''WT-1''-Lokus. Vereinzelt sind Fusionen von ''SET/CAN''-, ''DEK/CAN''-, ''MLL''- und ''AML-1''-Genen beschrieben worden. Im Folgenden werden die beteiligten Oncogene näher charakterisiert.<br />
<br />
=== Chromosomale Translokationen bei anderen myeloischen Leukämien ===<br />
Bei der akuten myelomonocytischen Leukämie (AMML) finden sich häufig Mutationen im RB-1 Lokus. Eine Besonderheit bei den AML stellt die Promyelozytenleukämie dar, bei der in mehr als 95&nbsp;Prozent<ref>Christoph Wagener, Oliver Müller: ''Molekulare Onkologie.'' 3. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-13-103513-4.</ref> der untersuchten Fälle eine Translokation t(15;17) (q21;q21) beschrieben ist mit dem Ergebnis einer Fusion von PML und RARa. Das Humane Trithorax-Homolog findet sich auf dem Chromosom 11q23. Die HRX-Translokationen findet sich bei biphänotypischen Leukämien. Trithorax ist ALL-1.<br />
<br />
=== Chromosomale Translokationen bei T-Zell-Leukämien ===<br />
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über das Vorkommen von <br />
Translokationen bei akuten T-Zell-Leukämien.<br />
<br />
{| class="prettytable" border=1<br />
! colspan="5" align ="center" | Translokationen bei T-Zell-Leukämien<br />
|-<br />
|t(8;14)(q24;q11) || c-myc || 8q24 || TCR-alpha/delta || 14q11 <br />
|-<br />
|t(7;19)(q35;p13) || TCR-beta || 7q35 || Lyl-1 || 19p13 <br />
|-<br />
|t(1;14)(p32;q11) || Tal-1(Scl,Tcl-5)|| 1p32 || TCR-alpha/delta || 14q11 <br />
|-<br />
|t(7;9)(q35;q34) || TCR-beta || 7q35 || Tal-2 || 9q34 <br />
|-<br />
|t(11;14)(pl5;q11)|| Rhom-1(Ttg-1) || 11p15 || TCR-alpha/delta || 14q11 <br />
|-<br />
|t(11;14)(p13;q11)|| Rhom-2(Ttg-2) || 11p13 || TCR-alpha/delta || 14q11 <br />
|-<br />
|t(7;11)(q35;p13) || TCR-beta || 7q35 || Rhom-2 || 11p13 <br />
|-<br />
|t(10;14)(q24;q11)|| Hox-11(Tcl-3) || 10q24 || TCR-alpha/delta || 14q11 <br />
|-<br />
|t(7;10)(q35;q24) || TCR-beta || 7q35 || Hox-11 || 10q24 <br />
|-<br />
|t(7;9)(q34;q34.3)|| TCR-beta || 7q34 || Tan-1 || 9q34.3 <br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Alle betroffenen proto-oncogene [[Transkriptionsfaktor]]en (c-myc, Lyl-1, Tal-1,2) sind helix-loop-helix-Proteine; Rhom-1,2 (Ttg-1,2) sind LIM-Domaine-Proteine, Hox-11 (Tcl-3) ist ein Homeoboxgen und Tan-1 ein notch-Homolog. Involviert sind jeweils immer TCR-beta oder TCR-alpha/delta. Vergleichsweise konsistente Mutationen in T-ALLs finden sich auch bei p53 Jonveaux und im RB-Lokus Ahuja und Ginsberg allerdings ohne Translokationen in den Bereich rearrangierender Loci. Untersucht man die verschiedenen Loci, so findet man folgende Verteilung der translocierenden Regionen. <br />
<br />
In die TCR-alpha/delta-Region = 14q11 translocieren:<br />
<br />
{| class="prettytable" border=1<br />
!colspan="2" align="center" | Chromosomale Lokalisation TCR-alpha/delta-translocierender Onkogene<br />
|-<br />
|c-myc <br />
|8q24 <br />
|-<br />
|Tal-1<br />
|1p32 <br />
|-<br />
|Rhom-1 <br />
|11p15 <br />
|-<br />
|Rhom-2 <br />
|11p13 <br />
|-<br />
|Hox-11 <br />
|10q24 <br />
|}<br />
<br />
In die TCR-beta-Region = 7q35 translocieren:<br />
<br />
{| class="prettytable" border=1<br />
! colspan=2" align="center" | Chromosomale Lokalisation TCR-beta-translocierender Onkogene<br />
|-<br />
|Lyl-1<br />
|19p13 <br />
|-<br />
|Tal-2<br />
|9q34 <br />
|-<br />
|Rhom-2<br />
|11p13 <br />
|-<br />
|Hox-11<br />
|10q24 <br />
|-<br />
|Tan-1<br />
|9q34.3 <br />
|}<br />
<br />
Die aufgelisteten Translokationen bei T-ALL haben eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Es sind jeweils zwei typische codierende Regionen betroffen: TCR-Gene und Transkriptionsfaktoren. Stets ist das betroffene Allel des TCR als [[Strukturgen]] zerstört und das betroffene Allel des Transkriptionsfaktors als Strukturgen intakt, in seiner Regulation aber gestört. Meistens sind die betroffenen Transkriptionsfaktoren zelllinienfremde Gene. Üblicherweise wird ihre Funktion im Rahmen der Zelldifferenzierung vermutet. Im Bereich von 11p13 sind die Bruchpunkte unabhängig vom translocierenden Partnerchromosom in einem kleinen Bereich geclustert. Außerdem finden die Translokationen bei unreifen Zellen statt, so dass man schlussfolgern muss, dass eine aberrante Expression von an der Zelldifferenzierung von nichtlymphatischem Gewebe beteiligten Transkriptionsfaktoren in primitivem lymphoiden Gewebe einen wesentlichen Anteil an der malignen Transformation haben kann.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Myelodysplastisches Syndrom]]<br />
* [[Leukämiecluster Elbmarsch|Leukämiecluster]]<br />
* [[Aktion Knochenmarkspende Bayern]]<br />
* [[Deutsche Knochenmarkspenderdatei]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Michael Begemann; Monika Begemann-Deppe: ''Leben mit Leukämie''. Trias, Stuttgart 2000, ISBN 3-89373-568-2 (Ratgeber)<br />
* Hermann Delbrück: ''Chronische Leukämien. Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige''. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-018369-9 (Ratgeber) <br />
* Martin Ehrlich: ''Ueber Leukämie''. Dissertation, Dorpat 1862 ([http://www.utlib.ee/ekollekt/vanadisser/ehrlich.pdf Digitalisat als PDF])<br />
* Nicola Gökbuget: ''Akute lymphatische Leukämie''. UniMed-Verlag, Bremen, 1. Auflage 2007, ISBN 978-3-89599-218-6 (Fachbuch)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{commonscat|Leukemia|Leukämie}}<br />
{{Wikinews|Kategorie:Leukämie|Leukämie}}<br />
* [http://www.kompetenznetz-leukaemie.de/ Kompetenznetz „Akute und chronische Leukämien“] Deutsches Expertennetzwerk von Ärzten und Wissenschaftlern mit Schwerpunkt im Bereich der Leukämieforschung.<br />
* [http://www.leukemia-net.org/ "European Leukemia Net"] Unabhängige EU-geförderte Organisation von Ärzten, Wissenschaftlern und Patienten mit Interesse an Leukämie<br />
* [http://www.bfs.de/de/kerntechnik/kinderkrebs Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs (u.&nbsp;a. Leukämie) in der Umgebung von Kernkraftwerken - im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz 2007]<br />
* [http://www.mycology.adelaide.edu.au/downloads/Primary%20antifungal%20prophylaxis.pdf Primäre Prophylaxe] (PDF-Datei; 159&nbsp;kB)<br />
* [http://www.mycology.adelaide.edu.au/downloads/Treatment%20of%20invasive%20Candida%20.pdf Behandlung bei invasivem Candida] (PDF-Datei; 256&nbsp;kB)<br />
* [http://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Leukaemien/leukaemien_node.html Informationen zu Leukämien vom Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
{{Gesundheitshinweis}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Leukamie}}<br />
[[Kategorie:Kinderonkologie]]<br />
[[Kategorie:Leukämie| ]]<br />
[[Kategorie:Rudolf Virchow]]<br />
<br />
{{Link FA|ja}}<br />
{{Link GA|ja}}</div>WhatamIdoing