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2025-06-05T22:19:44Z
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Hans-Jörg Neuschäfer
2025-01-06T20:39:11Z
<p>Textundblog: „Literatur“ gestrichen, da irrelevant</p>
<hr />
<div>'''Hans-Jörg Neuschäfer''' (* [[29. Dezember]] [[1933]] in [[Worms]]) ist ein deutscher [[Literaturwissenschaftler]] und [[Romanist]]. Er ist seit 1966 ordentlicher Professor für Romanische Philologie an der [[Universität des Saarlandes]].<br />
<br />
== Werdegang ==<br />
Hans-Jörg Neuschäfer bestand 1953 das Abitur am [[Rudi-Stephan-Gymnasium|Altsprachlichen Gymnasium]] in Worms. Er studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Heidelberg, Grenoble und Madrid (Complutense). Das Staatsexamen legte er 1958 ab; promoviert wurde er 1960 in Heidelberg. 1967 habilitierte er sich in Gießen, wo er Assistent am Lehrstuhl von [[Hans Robert Jauß]] war. Noch im gleichen Jahr wurde er auf eine Professur für Romanische Philologie und Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken berufen, der er, trotz mehrfacher weiterer Berufungen, bis heute angehört, seit 1999 als Emeritus. Er wohnt seit 2015 in [[Berlin]].<br />
<br />
== Forschungsschwerpunkte und Aufgaben ==<br />
<br />
Seine Forschungsschwerpunkte sind die italienische Literatur der Renaissance; die französische Literatur des 17. und 19. Jahrhunderts, die spanische Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart und die Geschichte des spanischen Films.<br />
Neuschäfer war acht Jahre lang gewählter Fachgutachter der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]]. Von 1979 bis 1981 war er Vorsitzender des Deutschen Romanistenverbandes; von 1989 bis 1993 Vorsitzender des Deutschen Hispanistenverbandes.<br />
<br />
== Auszeichnungen ==<br />
<br />
1993 erhielt er den [[Augsburger Universitätspreis für Spanien-, Portugal- und Lateinamerikastudien|Augsburger Universitätspreis für Spanien- und Lateinamerikastudien]]. 1994 wurde er mit dem Komturkreuz des [[Zivilverdienstorden (Spanien)|spanischen Zivilordens]] ausgezeichnet; 2000 mit dem Großkomturkreuz des gleichen Ordens. 1997 erhielt er den Alexander von Humboldt – [[José Celestino Mutis]] Preis für wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Spanien. 2004 wählte ihn die [[Real Academia Española]] in ihr seinerzeit 40 Personen umfassendes Gremium ausländischer korrespondierender Mitglieder (''miembros correspondientes extranjeros'').<br />
<br />
== Werke (Auswahl) ==<br />
<br />
* ''Boccaccio und der Beginn der Novelle'', München (Fink) 1969; 2/1983.<br />
* ''Populärromane im 19. Jahrhundert. Von Dumas bis Zola'', München (UTB) 1976<br />
* ''Der französische Feuilletonroman. Die Entstehung der Serienliteratur im Medium der Tageszeitung'', Darmstadt (Wiss. Buchgesellschaft) 1986<br />
* ''Macht und Ohnmacht der Zensur. Literatur, Theater und Film in der Francozeit'', Stuttgart (Metzler) 1991; span. Barcelona (Anthropos) 1994<br />
* ''Aufbrüche. Die spanische Literatur nach 1975'', Berlin (Tranvía) 1991; span. Barcelona (Lumen) 1994<br />
* ''Spanische Literaturgeschichte'', Stuttgart (Metzler) 1997; 4/2011<br />
* ''La ética del Quijote'', Madrid (Gredos) 1999<br />
* ''Antología de la literatura española. De las Jarchas al siglo XXI'', Stuttgart (Reclam) 2005<br />
* ''Cervantes: Don Quijote. Kommentierte Auswahl aus dem spanischen Original'', Stuttgart (Reclam) 2007<br />
* ''Klassische Texte der spanischen Literatur. 25 Einführungen vom Cid bis Corazón tan blanco'', Stuttgart (Metzler) 2011<br />
* Sanchos Aufstieg. Oder: ''égalité'' ironisch. Realutopische Ansätze im Zweiten Teil des „Don Quijote.“ In: RZLG 40 (2016)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{DNB-Portal|130230170}}<br />
* [http://hjn.hispana.de/ Prof. Dr. Hans-Jörg Neuschäfer - persönliche Website]<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=130230170|LCCN=n86097197|VIAF=100202186}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Neuschafer, Hans-Jorg}}<br />
[[Kategorie:Romanist]]<br />
[[Kategorie:Literaturwissenschaftler]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität des Saarlandes, Saarbrücken)]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der Real Academia Española]]<br />
[[Kategorie:Träger des Zivilverdienstordens (Spanien)]]<br />
[[Kategorie:Person (Worms)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1933]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Neuschäfer, Hans-Jörg<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Romanist und Literaturwissenschaftler<br />
|GEBURTSDATUM=29. Dezember 1933<br />
|GEBURTSORT=[[Worms]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hans-J%C3%B6rg_Neusch%C3%A4fer&diff=251977740
Hans-Jörg Neuschäfer
2025-01-06T16:01:23Z
<p>Textundblog: Werdegang von Redundanzen befreit, Wohnsitz Berlin aktualisiert</p>
<hr />
<div>'''Hans-Jörg Neuschäfer''' (* [[29. Dezember]] [[1933]] in [[Worms]]) ist ein deutscher [[Literaturwissenschaftler]] und [[Romanist]]. Er ist seit 1966 ordentlicher Professor für Romanische Philologie an der [[Universität des Saarlandes]].<br />
<br />
== Werdegang ==<br />
Hans-Jörg Neuschäfer bestand 1953 das Abitur am [[Rudi-Stephan-Gymnasium|Altsprachlichen Gymnasium]] in Worms. Er studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Heidelberg, Grenoble und Madrid (Complutense). Das Staatsexamen legte er 1958 ab; promoviert wurde er 1960 in Heidelberg. 1967 habilitierte er sich in Gießen, wo er Assistent am Lehrstuhl von [[Hans Robert Jauß]] war. Noch im gleichen Jahr wurde er auf eine Professur für Romanische Philologie und Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken berufen, der er, trotz mehrfacher weiterer Berufungen, bis heute angehört, seit 1999 als Emeritus. Er wohnt seit 2015 in [[Berlin]].<br />
<br />
== Forschungsschwerpunkte und Aufgaben ==<br />
<br />
Seine Forschungsschwerpunkte sind die italienische Literatur der Renaissance; die französische Literatur des 17. und 19. Jahrhunderts, die spanische Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart und die Geschichte des spanischen Films.<br />
Neuschäfer war acht Jahre lang gewählter Fachgutachter der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]]. Von 1979 bis 1981 war er Vorsitzender des Deutschen Romanistenverbandes; von 1989 bis 1993 Vorsitzender des Deutschen Hispanistenverbandes.<br />
<br />
== Auszeichnungen ==<br />
<br />
1993 erhielt er den [[Augsburger Universitätspreis für Spanien-, Portugal- und Lateinamerikastudien|Augsburger Universitätspreis für Spanien- und Lateinamerikastudien]]. 1994 wurde er mit dem Komturkreuz des [[Zivilverdienstorden (Spanien)|spanischen Zivilordens]] ausgezeichnet; 2000 mit dem Großkomturkreuz des gleichen Ordens. 1997 erhielt er den Alexander von Humboldt – [[José Celestino Mutis]] Preis für wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Spanien. 2004 wählte ihn die [[Real Academia Española]] in ihr seinerzeit 40 Personen umfassendes Gremium ausländischer korrespondierender Mitglieder (''miembros correspondientes extranjeros'').<br />
<br />
== Werke (Auswahl) ==<br />
<br />
* ''Boccaccio und der Beginn der Novelle'', München (Fink) 1969; 2/1983.<br />
* ''Populärromane im 19. Jahrhundert. Von Dumas bis Zola'', München (UTB) 1976<br />
* ''Der französische Feuilletonroman. Die Entstehung der Serienliteratur im Medium der Tageszeitung'', Darmstadt (Wiss. Buchgesellschaft) 1986<br />
* ''Macht und Ohnmacht der Zensur. Literatur, Theater und Film in der Francozeit'', Stuttgart (Metzler) 1991; span. Barcelona (Anthropos) 1994<br />
* ''Aufbrüche. Die spanische Literatur nach 1975'', Berlin (Tranvía) 1991; span. Barcelona (Lumen) 1994<br />
* ''Spanische Literaturgeschichte'', Stuttgart (Metzler) 1997; 4/2011<br />
* ''La ética del Quijote'', Madrid (Gredos) 1999<br />
* ''Antología de la literatura española. De las Jarchas al siglo XXI'', Stuttgart (Reclam) 2005<br />
* ''Cervantes: Don Quijote. Kommentierte Auswahl aus dem spanischen Original'', Stuttgart (Reclam) 2007<br />
* ''Klassische Texte der spanischen Literatur. 25 Einführungen vom Cid bis Corazón tan blanco'', Stuttgart (Metzler) 2011<br />
* Sanchos Aufstieg. Oder: ''égalité'' ironisch. Realutopische Ansätze im Zweiten Teil des „Don Quijote.“ In: RZLG 40 (2016)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* ''Neuschäfer, Hans-Jörg.'' In: Walter Habel (Hrsg.): ''[[Wer ist wer?]] Das deutsche Who’s who.'' 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 893.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{DNB-Portal|130230170}}<br />
* [http://hjn.hispana.de/ Prof. Dr. Hans-Jörg Neuschäfer - persönliche Website]<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=130230170|LCCN=n86097197|VIAF=100202186}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Neuschafer, Hans-Jorg}}<br />
[[Kategorie:Romanist]]<br />
[[Kategorie:Literaturwissenschaftler]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität des Saarlandes, Saarbrücken)]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der Real Academia Española]]<br />
[[Kategorie:Träger des Zivilverdienstordens (Spanien)]]<br />
[[Kategorie:Person (Worms)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1933]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Neuschäfer, Hans-Jörg<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Romanist und Literaturwissenschaftler<br />
|GEBURTSDATUM=29. Dezember 1933<br />
|GEBURTSORT=[[Worms]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=HamburgLesen&diff=250389443
HamburgLesen
2024-11-16T09:04:47Z
<p>Textundblog: /* Bisherige Preisträger */ Preisträger 2024 eingetragen</p>
<hr />
<div>Der '''Buchpreis HamburgLesen''' ist ein Literaturpreis, den die [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg|Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky]] seit 2013 jährlich vergibt. Ausgezeichnet wird jeweils ein Buch, das sich in herausragender Weise mit dem Thema Hamburg befasst. Das Preisgeld beträgt (Stand: 2023) 5.000 Euro.<br />
<br />
== Auswahlverfahren ==<br />
Die Staats- und Universitätsbibliothek sammelt [[Pflichtexemplar]]e aller Publikationen, die Hamburg als Verlagsort angeben, darüber hinaus sämtliche Schriften, die ''über Hamburg'' veröffentlicht werden. Davon werden jedes Jahr etwa 2000 Exemplare erworben. Aus ihnen trifft für HamburgLesen zunächst ein Mitarbeiterteam der Bibliothek eine Vorauswahl von 200 bis 300 Bänden, die preiswürdig erscheinen.<br />
<br />
Experten des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt treffen dann eine weitere Auswahl: Sie ermitteln sieben Titel, die einer Jury vorgeschlagen werden (''Shortlist''). Die Jury besteht aus jährlich wechselnden Mitgliedern, die aus einem festen Kreis stammen.<ref>[https://blogs.sub.uni-hamburg.de/hamburglesen/?page_id=9 Zusammensetzung der Jury], abgerufen am 21. Februar 2021</ref> Sie entscheidet schließlich über den Preisträger.<br />
<br />
== Bisherige Preisträger ==<br />
* 2013: [[Joachim Kersten (Jurist)|Joachim Kersten]] (Hrsg.): ''[[Arno Schmidt]] in Hamburg''<br />
* 2014: [[Maike Bruhns]]: ''Bauschmuck bei [[Fritz Schumacher]]''<br />
* 2015: [[Michael Kleeberg]]: ''Vaterjahre''<br />
* 2016: [[Henning Rademacher]] (Hrsg.): ''Der Hafen. Fotografien des [[Hamburger Hafen]]s 1930 – 1970''<br />
* 2017: [[Holger Jass]]: ''Mein [[Onkel Pö]]''<br />
* 2018: [[Michael Batz]]: ''[[Speicherstadt]] Story – Geschichten von Menschen und Handel''<br />
* 2019: [[Kristina Volke]]: ''[[Bernhard Heisig|Heisig]] malt [[Helmut Schmidt|Schmidt]]: eine deutsche Geschichte über Kunst und Politik''<br />
* 2020: [[Christian Bau (Regisseur)|Christian Bau]] (Hrsg.): ''[[Peter Ernst Eiffe|Eiffe]] for President. Alle Ampeln auf gelb''<br />
* 2021: [[Heino Grunert]] (Hrsg.): ''Von der Festung bis [[Planten un Blomen]]. Die Hamburger Wallanlagen''<br />
* 2022: Oliver Nebel, Frank Petering, [[Mirko Reisser]] und Andreas Timm (Hrsg.): ''Eine Stadt wird bunt. Hamburg [[Graffiti]] History 1980-1999''<br />
* 2023: Dirk Lau: ''[[Hafenkrankenhaus]] Hamburg. Polizeikrankenhaus. Unfallchirurgie. Gesundheitszentrum 1900 bis 1997''. Unter Mitarbeit von [[Lars Amenda]] und Frauke Steinhäuser.<br />
* 2024: [[Uwe Timm]]: ''Alle meine Geister''<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://buchpreis.hamburglesen.de/ Website von HamburgLesen]<br />
<br />
[[Kategorie:Literaturpreis (Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Erstverleihung 2013]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staats-_und_Universit%C3%A4tsbibliothek_Hamburg&diff=245210656
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
2024-05-22T11:26:50Z
<p>Textundblog: /* Bestand */ Bestandszahl aktualisiert</p>
<hr />
<div><br />
{{Infobox Bibliothek<br />
|Name = Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br /> Carl von Ossietzky<br />
|Bild = [[Datei:Logo Staats- und Universitätsbibliotehk Hamburg.svg|200px]]<br />
|Bild-Titel = <br />
|Gründung = [[1479]] und [[1919]]<br />
|Bestand = 7,5 Millionen<br />
|Bibliothekstyp = [[Universitätsbibliothek]], [[Regionalbibliothek|Landesbibliothek]]<br />
|Ort = [[Hamburg]]<br />
|ISIL = DE-18<br />
|Leitung = [[Robert Zepf]]<br />
|Website = http://www.sub.uni-hamburg.de/<br />
}}<br />
[[Datei:Stabi HH-VMP3.jpg|mini|Ansicht Von-Melle-Park 3 mit Haupteingang, Lesesaal und Magazinturm]]<br />
[[Datei:Staatsbibliothek Hamburg-Altbau.JPG|mini|Altbau der Stabi, ehemals [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasium]]]]<br />
[[Datei:BKHS-FOTAR2020-Plenum.jpg|mini|Lichthof im Altbau der Stabi mit Teilnehmern einer Konferenz der [[Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung]] (2020)]]<br />
[[Datei:Lesesaal-stabihh-2018.JPG|mini|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2018)]]<br />
[[Datei:Lesesaalblick.jpg|mini|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2006)]]<br />
<br />
Die '''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg „Carl von Ossietzky“''' (kurz ''Stabi'' oder ''SUB Hamburg'') ist die größte [[wissenschaftliche Bibliothek]] des Stadtstaates [[Hamburg]] und der [[Metropolregion Hamburg]]. Sie ist seit 2011 ein [[Landesbetrieb (Deutschland)|Landesbetrieb]] im Geschäftsbereich der [[Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke]].<br />
<br />
Sie fungiert als zentrale Bibliothek der [[Universität Hamburg]] und der anderen [[Bildung und Forschung in Hamburg|staatlichen Hochschulen und Forschungsinstitutionen]] ([[Universitätsbibliothek]]) und dient zugleich der Literatur- und Informationsversorgung von [[Wissenschaft]], [[Kultur]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Wirtschaft]], [[Verwaltung]] und interessierter Öffentlichkeit. <br />
<br />
Sie versieht die Aufgaben einer [[Regionalbibliothek|Landes-]] und [[Archivbibliothek]] und hat das [[Pflichtexemplar]]recht für Hamburg inne. Sie nimmt somit eine bedeutende Stellung innerhalb der [[Bibliotheken in Hamburg|Hamburger Bibliotheken]] ein. Zu Ehren des aus Hamburg stammenden Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers trägt sie seit 1983 den Namen von [[Carl von Ossietzky]].<br />
<br />
Direktor der SUB Hamburg ist seit dem 2. September 2019 [[Robert Zepf]].<ref>{{Internetquelle |url=https://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=27711 |titel=Der neue Stabi-Direktor Robert Zepf ist da |werk=Stabi-Blog |datum=2019-09-02 |abruf=2019-09-02 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
== Lage und Gebäude ==<br />
Ihren Hauptsitz hat die SUB seit 1945 im Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] im [[Bezirk Eimsbüttel]]. Hier liegt sie unmittelbar am Hauptcampus der Universität mit der Adresse [[Werner von Melle|Von-Melle]]-Park 3.<br />
<br />
Der Gebäudekomplex besteht aus dem an der Ecke Grindelallee/Moorweidenstraße gelegenen „Altbau“ des ehemaligen [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]], einem daran anschließenden 16-stöckigen Magazinturm aus dem Jahre 1960 und dem zum Von-Melle-Park hin orientierten Hauptgebäude („Neubau“) von 1982. In letzterem befinden sich das Ausleihzentrum mit SB-Bereich und Lehrbuchsammlung, das Informationszentrum, fünf Lesesäle, die Medienwerkstatt, ein Vortragsraum, ein Ausstellungsraum sowie eine Cafeteria.<br />
<br />
Im Altbau sind neben dem Carl von Ossietzky-Lesesaal verschiedene Spezialbibliotheken untergebracht: die [[Bibliothek des Ärztlichen Vereins in Hamburg|Bibliothek des Ärztlichen Vereins]], die „Wolfgang-Schweizer-Bibliothek, Homöopathische Bibliothek Hamburg“, das [[Wolfgang Borchert|Wolfgang-Borchert]]-Archiv, die [[Linga-Bibliothek]] und die [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur|Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]]. Bis 2014 befand sich hier auch die Hamburger Theatersammlung und das Zentrum für Theaterforschung. Mit der Übergabe der Bestände von der Universität Hamburg wurden diese mit den theaterhistorischen Beständen der Bibliothek vereint. Sie können nunmehr über den Campus-Katalog ausgeliehen werden. <br />
<br />
Als Magazin dienen ein 16-stöckiger Turm, ein Kompaktmagazin sowie eine weitere Speicherbibliothek in [[Hamburg-Bergedorf (Stadtteil)|Bergedorf]].<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Hamburger Ratsbibliothek ===<br />
Als erste öffentliche Bibliothek in Hamburg wurde 1479 eine Ratsbibliothek eingerichtet. Sie war im [[Rathaus an der Trostbrücke|Rathaus]] untergebracht und ging auf eine Stiftung des Bürgermeisters [[Hinrich Murmester]] zurück, der in Italien Jura studiert hatte und dort mit dem [[Humanismus]] in Kontakt gekommen war. Die Bibliothek sollte „jedem ehrbaren Manne“ offenstehen. Für einige Jahre finden sich in den Akten der Hamburger [[Finanzbehörde (Hamburg)|Kämmerei]] Ausgaben der Stadt für den Unterhalt der Bibliothek. Über ihren endgültigen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.<br />
<br />
=== Schulbibliothek im ehemaligen St. Johannis-Kloster ===<br />
Nach der [[Reformation]] 1529 wurde in Hamburg von [[Johannes Bugenhagen]] eine neue [[Kirchenordnung]] eingeführt. Mit ihr wurde nicht nur eine neue Lateinschule, das [[Gelehrtenschule des Johanneums|Johanneum]], eingerichtet, sondern auch eine Bibliothek, die in den Schulräumen im ehemaligen [[Kloster St. Johannis (Hamburg)|Kloster St. Johannis]] (an Stelle des heutigen [[Rathausmarkt]]es) aufgestellt war. Darin sollten nach der Kirchenordnung „alle boke gudt und bose“ versammelt werden. Wahrscheinlich wurden in dieser Bibliothek vor allem die Bücher der durch die Reformation aufgelösten Klöster aufgestellt.<br />
<br />
Als 1610 die Schule reformiert wurde und 1613 am Johanneum mit der Einrichtung des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] begonnen wurde, warb der Ratsherr und spätere Bürgermeister [[Sebastian von Bergen]] Geld und Buchspenden ein. Stiftungen wurden nicht nur von Ratsherren und Hamburger Gelehrten gemacht, sondern auch von einigen [[Zunft|Zünften]]. Die Bücher, die erworben und gestiftet wurden, waren hauptsächlich repräsentative Ausgaben der antiken Klassiker und Werke der Theologie und Geschichte, sie wurden zunächst in der Prima der Gelehrtenschule aufgestellt. Unter dem Rektorat des Naturwissenschaftlers [[Joachim Jungius]] blieb das Johanneum zunächst mit dem Gymnasium vereinigt, 1640 jedoch wurden die Lehreinrichtungen formal getrennt und auch der Buchbestand auf zwei Schulbibliotheken verteilt, wobei dem Akademischen Gymnasium der weitaus größere Anteil zukam.<br />
<br />
=== Die gemeine Bibliothek ===<br />
[[Datei:PPN790324857 Die Stadtbibliothek, das Gymnasium und das Johanneum in Hamburg (1840).jpg|mini|Stadtbibliothek und Johanneum im alten Johanniskloster, um 1800]]<br />
Als der Gymnasialbibliothek größere Privatsammlungen angeboten wurden, wurde 1649 ein Bibliothekssaal im Johanniskloster über dem [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Gymnasium]] hergerichtet und repräsentativ ausgestaltet. Besonderen Eindruck machte auf die Zeitgenossen eine Kuppel, in der der Sternenhimmel mit den Sternen, Sternbildern und Gradkreisen dargestellt war, also eine Art [[Himmelsglobus]]. Die Sterne bestanden aus vergoldetem Blech und waren an ihrem „natürlichen Ort“ angebracht. Die Positionen hatte ein Mathematiker in die Kuppel übertragen. [[Otto Wagenfeld]] besorgte die künstlerische Gestaltung. Es wurde auch erstmals ein besoldeter Bibliothekar berufen und eine Bibliotheksordnung erlassen, nach der die Benutzung erstmals allen Bürgern ermöglicht wurde.<br />
<br />
Der Gelehrte und Jurist [[Friedrich Lindenbrog]] vermachte der Bibliothek 1648 seine Sammlung, die neben humanistischen und juristischen Werken auch wertvolle Handschriften enthielt. Ein Jahr später verkaufte der Mathematikprofessor [[Johann Adolf Tassius]] der Stadt Hamburg seine Bücher und mathematischen Instrumente für eine Leibrente von Lübischen 60 Mark für sich und seine Frau. Der Wert der Sammlung soll die Zahlung weit überschritten haben. Sein handschriftlicher Nachlass kam nach seinem Tode ebenfalls an die Bibliothek. Der Stadtphysikus [[Paul Marquard Schlegel]] vermachte der Bibliothek seine medizinische Literatur, Handschriften und Präparate, die 1657 übernommen wurden. Weitere bedeutende Sammlungen erhielt die Bibliothek 1663 von [[Thomas Selle]], 1677 von [[Lukas Holste]], 1691 von [[Heinrich Langenbeck (Politiker, 1603)|Heinrich Langenbeck]] und 1704 von [[Vincent Placcius]].<br />
<br />
Hamburger Drucker und Verleger erhielten 1696 die Abgabepflicht an die Bibliothek, die seither das [[Pflichtexemplar]]recht besitzt. Ab 1726 wurden außerdem alle neuen Mitglieder des [[Senat der Freien und Hansestadt Hamburg|Senats]] verpflichtet, der Bibliothek ein Buch zu schenken. 1739 erhielt diese eine weitere besonders bedeutsame Schenkung: Die Sammlung des Hauptpastors der [[Hauptkirche Sankt Katharinen (Hamburg)|Katharinenkirche]], [[Johann Christoph Wolf]], im Umfang von etwa 25.000 Drucken, orientalischen Handschriften und der [[Zacharias Konrad von Uffenbach|Uffenbach]]-Wolfschen Briefsammlung. Die Bibliothek verdoppelte dadurch ihren Bestand, konnte die Zuwächse jedoch im vorhandenen Gebäude vorerst noch nicht unterbringen. 1744/45 wurde dieses deshalb abgerissen und an selbem Ort ein Neubau errichtet.<br />
<br />
=== Die öffentliche Stadtbibliothek ===<br />
Im Jahr 1751 wurde das neue Gebäude eingeweiht, in dem die Bibliothek und das Johanneum weiterhin eng miteinander verbunden waren. Es wurde eine Bibliotheksordnung erlassen und die Institution fortan als „öffentliche Stadtbibliothek“ bezeichnet. Sie war dennoch zunächst nur sehr unregelmäßig geöffnet, erst ab 1781 wurden festgelegte Zeiten eingehalten. Bei der Versteigerung der [[Hamburger Dombibliothek|Dombibliothek]] 1784 erhielt die Stadtbibliothek nichts, 1791 jedoch Bibelsammlung des Hamburger Hauptpastors [[Johann Melchior Goeze]]. Ab 1801 wurde ihr ein jährlicher Erwerbungsetat zugewiesen. <br />
<br />
Während der [[Hamburger Franzosenzeit]] wurden die kostbarsten Bestände ausgelagert, um sie vor einer Beschlagnahmung zu sichern. 1834 wurden besondere Teile der Büchersammlung von [[Arnold Schuback]] bei einer Auktion erworben. <br />
[[Datei:Johanneum 1841 Lill.jpg|mini|[[Johanneum am Speersort|Johanneums-Neubau]] von 1840 am Speersort, Sitz der Bibliothek bis 1943]]<br />
[[Datei:Johanneum-Lesesaal.jpg|mini|Lesesaal der Stadtbibliothek am Speersort, um 1900]]<br />
1840 zog man mit der Gelehrtenschule des Johanneums in einen [[Johanneum am Speersort|Neubau am Speersort]] auf dem Grundstück des zuvor abgerissenen [[Hamburger Dom (Alter Mariendom)|Doms]] um, wo die Stadtbibliothek auch vom [[Hamburger Brand]] verschont blieb.<br />
<br />
Im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche weitere Sammlungen übernommen, darunter die mittelalterlichen [[Manuskript|Handschriften]] der [[Hauptkirche Sankt Jacobi (Hamburg)|Sankt-Jacobi-Kirche]] und des örtlichen [[Beginen in Norddeutschland|Beginenkonvents]], eine Reihe von Nachlässen Hamburger Persönlichkeiten sowie Teilbibliotheken des früheren Bürgermeisters [[Johann Georg Mönckeberg (Politiker, 1839)|Johann Georg Mönckeberg]], des Schriftstellers [[Friedrich Nicolai]] und des [[Friedrich Gottlieb Klopstock|Klopstock]]-Forschers [[Friedrich Cropp (Historiker)|Friedrich Cropp]]. Museale Sammlungen wurden hingegen an andere städtische Institutionen abgegeben, darunter auch das seither an der [[Hamburger Kunsthalle|Kunsthalle]] befindliche Münzkabinett. Aus den naturkundlichen Sammlungen wurde 1843 das [[Naturhistorisches Museum Hamburg|Naturhistorische Museum]] gegründet, das bis 1891 im selben Gebäude am [[Domplatz (Hamburg)|Domplatz]] verblieb. Um 1900 verfügte die Stadtbibliothek über rund eine halbe Million Bände.<br />
<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden eine [[Papyrus]]sammlung, eine [[Otto von Bismarck|Bismarck]]-Sammlung und 1914 eine [[Erster Weltkrieg|Weltkrieg]]-Sammlung begründet und es wurden [[Judaica]] und [[Hebraica]] von [[Hajjim Baruk Levy]] angekauft. 1914 zog die Gelehrtenschule des Johanneums in den seither genutzten Gebäudekomplex in Winterhude, so dass der Bibliothek anschließend mehr Platz zur Verfügung stand. Das [[Realgymnasium des Johanneums]] war bereits 1876 in ein neues Gebäude vor dem [[Steintor (Hamburg)|Steintor]] (das heutige [[Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg|Museum für Kunst und Gewerbe]]) gezogen.<ref>Gerd Röndigs: ''Vom Speersort zum Universitätscampus. Gebäude der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg'', in: [[Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte]], Bd. 104 (2018), S. 89.</ref><br />
<br />
=== Staats- und Universitätsbibliothek ===<br />
Als 1919 die [[Universität Hamburg]] gegründet wurde, übernahm die bisherige Stadtbibliothek zusätzlich die Aufgabe einer Universitätsbibliothek. In ihrem Gebäude am Domplatz wurde nun auch die [[Commerzbibliothek]] untergebracht. Mit dem ersten Hamburgischen Hochschulgesetz vom 4. Februar 1921 wurde die Institution offiziell in ''Staats- und Universitätsbibliothek'' umbenannt. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die Bibliothek 1943 in der [[Operation Gomorrha]] weitgehend zerstört, der Westflügel bei einem weiteren Luftangriff im Juni 1944.<ref>Gerd Röndigs: ''Vom Speersort zum Universitätscampus. Gebäude der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg'', in: [[Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte]], Bd. 104 (2018), S. 101.</ref> Von den bis dato vorhandenen 850.000 Bänden wurden 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet. Nur ein Teil des Buchbestandes war zuvor ausgelagert worden. Die Hamburger Bibliothek gilt als die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. <br />
<br />
1945 bezog die Bibliothek das Gebäude des [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]] im Universitätsviertel. Ein Büchermagazin wurde 1960 errichtet. Ein Verwaltungsgebäude kam 1968 hinzu. Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wurde 1982 fertiggestellt und für die Nutzer freigegeben. Am 50. Jahrestag der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|nationalsozialistischen Bücherverbrennung]] erhielt sie den Namen ''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky'' zur Ehrung des pazifistischen Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers, der 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wird und an den Folgen seiner Haft im [[Konzentrationslager]] verstarb. Sie sammelt daher neben umfassender Literatur zu Politik und Friedensforschung pazifistische und antimilitaristische Literatur sowie Veröffentlichungen zu von Ossietzky in allen europäischen Sprachen im ''Carl von Ossietzky-Lesesaal'' als Zentrum des Gedenkens, der auch die Bibliothek und Archiv der [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]] beherbergt.<br />
<br />
=== Erste Bibliothekare, Direktorinnen und Direktoren der Bibliothek ===<br />
{| class="wikitable zebra"<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! Amtszeit !! Name und Lebensdaten<ref>Liste nach Kayser, 500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg 1479–1979</ref> !! Bemerkung<br />
|-<br />
|-<br />
| 1650–1657 || Georg Schumacher (1616–1657)||<br />
|-<br />
| 1657–1672 || Johannes Bloom (1620–1672)||<br />
|-<br />
| 1672–1679 || Franz Hoppe († 1679)|| <br />
|-<br />
| 1679–1693 || [[David Schellhammer]] (1627 oder 1629–1693) ||<br />
|-<br />
| 1693–1746 || Peter Surland (1660–1748) ||<br />
|-<br />
| 1746–1770|| [[Johann Christian Wolf]] (1689–1770) || <br />
|-<br />
| 1770–1778 || [[Johann Wunderlich]] und [[Gottfried Schütze]] || geschäftsführend<br />
|-<br />
| 1778–1784 || [[Gottfried Schütze]] (1719–1784) ||<br />
|-<br />
| 1784–1794 || [[Martin Friedrich Pitiscus]] (1722–1794) || seit 1779 Zweiter Bibliothekar<br />
|-<br />
| 1794–1796 || [[Paul Dietrich Giseke]] (1741–1796) || seit 1784 Zweiter Bibliothekar<br />
|-<br />
| 1796–1798 || [[Anton August Heinrich Lichtenstein]] (1753–1816) || seit 1794 Zweiter Bibliothekar<br />
|-<br />
| 1799–1817 || [[Christoph Daniel Ebeling]] (1741–1817) ||<br />
|-<br />
| 1818–1851 || [[Johann Georg Christian Lehmann]] (1792–1860) ||<br />
|-<br />
| 1851–1872 || [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]] (1802–1872) || seit 1832 Zweiter Bibliothekar<br />
|-<br />
| 1872–1882 || [[Meyer Isler]] (1807–1888) ||<br />
|-<br />
| 1883–1901 || [[Franz Eyssenhardt]] (1838–1901) ||<br />
|-<br />
| 1902–1917 || [[Robert Münzel]] (1859–1917) ||<br />
|-<br />
| 1918–1943 || [[Gustav Wahl]] (1877–1947) || <br />
|-<br />
| 1943–1945 || [[Heinrich Theodor Reincke]] (1881–1960) || kommissarisch, 1933–1948 Direktor des [[Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg|Staatsarchivs]]<br />
|-<br />
| 1945–1967|| [[Hermann Tiemann]] (1899–1981) ||<br />
|-<br />
| 1967–1978 || [[Hellmut Braun]] (1913–2008)|| <br />
|-<br />
| 1978–1998 || [[Horst Gronemeyer]] (* 1933) ||<br />
|-<br />
| 1998–2005 || [[Peter Rau]] (* 1940) ||<br />
|-<br />
| 2005–2018 || [[Gabriele Beger]] (1952-2024) ||[https://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=38126 Nachruf]<br />
|-<br />
| 2018–2019 || [[Petra Blödorn-Meyer]] (* 1960) || geschäftsführend<br />
|-<br />
| 2019- || [[Robert Zepf]] (* 1968) ||<br />
|}<br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der aktuelle Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bemisst sich auf rund 7,5 Millionen Print- und elektronische Medien. Der größte Teil des Bestands ist magaziniert. Die aktuellen Bestände der jeweils letzten zehn Jahre stehen offen im SB-Bereich. In den Lesesälen sind die wichtigsten Nachschlagewerke, Handbücher und Zeitschriften, in Sonderlesesälen auch Spezialbestände verschiedener Gebiete (Handschriften, Hamburgensien und Kartensammlung) frei zugänglich, insgesamt rund 150.000 Bände, ebenso eine umfangreiche Sammlung von bibliographischen und biographischen Nachschlagewerken (53.000 Bände und 66.000 Mikrofiches) sowie für Studierende eine Lehrbuchsammlung mit Mehrfachexemplaren aus den verschiedensten Fachgebieten (etwa 50.000 Bände).<br />
<br />
Hinzu kommen noch rund 540.000 elektronische Medien<ref>http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche</ref> (davon 56.000 [[elektronische Zeitschrift]]en), 250 [[Inkunabel]]n, etwa 580 [[Nachlass|Nachlässe]] (zum Beispiel von [[Joachim Jungius]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Johann Mattheson]], [[Detlev von Liliencron]], [[Richard Dehmel]], [[Hans Henny Jahnn]], [[Wolfgang Borchert]], [[Hubert Fichte]]) und rund 780.000 [[Musikalien|Noten]] und [[Handschriften]].<br />
<br />
Jährlich kommen zum Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa 65.000 neue Bände hinzu.<br />
<br />
=== Bestandsschwerpunkte ===<br />
Die Bibliothek war bis 2015 am [[Sondersammelgebiet]]splan der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] beteiligt und hat hierbei für die Gebiete Spanien und Portugal, Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis, Politik und Friedensforschung, Verwaltungswissenschaften sowie Küsten- und Hochseefischerei die deutsch- und fremdsprachige Literatur so vollständig wie möglich erworben. Seit 2016 wird im Rahmen des [[Fachinformationsdienst Romanistik|Fachinformationsdienstes Romanistik]] gemeinsam mit der [[Universitäts- und Landesbibliothek Bonn]] die Literaturversorgung der Romanistik sichergestellt. Darüber hinaus bildet die Latein-Amerikanistik in der ihr angeschlossenen [[Linga-Bibliothek]]<ref>http://linga-bibliothek.de/index.htm Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung</ref> einen traditionellen Schwerpunkt.<br />
<br />
Als Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg sammelt die Bibliothek mit gesetzlichem Auftrag als so genannte Pflichtexemplare alle in Hamburg publizierten Druckwerke, elektronischen Publikationen und Tonträger. Daneben wird alle inhaltlich auf Hamburg bezogene Literatur möglichst umfassend erworben und in der [[Regionalbibliografie|Hamburg-Bibliographie]] verzeichnet.<br />
<br />
=== Kampagne Hamburg ohne Worte ===<br />
Da der Buchbestand der SUB von [[Papierzerfall|Säurefraß]] bedroht ist, hat die Bibliothek unter der Schirmherrschaft der damaligen Hamburger Kultursenatorin [[Karin von Welck]] eine großangelegte Rettungskampagne unter dem Titel ''Hamburg ohne Worte'' gestartet, die bundesweite mediale Aufmerksamkeit fand. In den Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken sind rund 4 Mio. Bände säuregeschädigt. Der Finanzbedarf für die Entsäuerung allein der 1,4 Mio. für die Sammlungen besonders wichtigen Bände wird auf rund 20 Mio. Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2009 stellt die Behörde für Wissenschaft und Forschung auf einer Haushaltsstelle „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ pro Jahr 0,8–1 Mio. Euro zur Massenentsäuerung zur Verfügung. Damit können jährlich etwa 60.000 Bände aus den Erscheinungsjahren 1840–1990 stabilisiert und für die Nachwelt erhalten werden.<ref name="SPON-497277">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/bibliotheken-saeurefrass-laesst-buecher-zerbroeseln-a-497277.html |titel=Bibliotheken: Säurefraß lässt Bücher zerbröseln |autor= |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2007-07-30 |zugriff=2018-06-09}}</ref><br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
Die Bibliothek hat als Universitätsbibliothek die Aufgabe einer zentralen Bibliothek des Bibliothekssystems der Universität Hamburg und einer zentralen Bibliothek der anderen Hamburger Hochschulen. Als Staatsbibliothek hat sie zudem die Rolle einer Landes- und Archivbibliothek, mit dem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung der in Hamburg verlegten Druckwerke ([[Pflichtexemplar]]e) und amtlichen Druckschriften sowie die umfassende Sammlung von auf Hamburg und die Region bezogenes Schrifttum. Sie dient mit ihren umfangreichen Beständen und Informationsleistungen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und der beruflichen Arbeit und Fortbildung. Als Kulturinstitut beteiligt sie sich an der Pflege der geschichtlichen Überlieferung und des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Hansestadt deren ''wissenschaftliches und kulturelles Gedächtnis'' sie mitbildet. Sie ist dem Leitsatz der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und beschafft, erschließt und vermittelt Informationsquellen aller Fachgebiete als einer allen interessierten Personen offenstehenden Einrichtung.<br />
<br />
Zu den weiteren Aufgaben zählen unter anderem der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]]-geförderte Fachinformationsdienst Romanistik oder die Kooperation mit in- und ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Informationseinrichtungen, wie die Teilnahme am nationalen und internationalen [[Fernleihe|Fernleihverkehr]] sowie dem [[Dokumentenlieferdienst|Schnelllieferdienst]] ([[Subito]]).<br />
<br />
== Fachinformationsdienst Romanistik ==<br />
Seit 2016 betreibt die Staats- und Universitätsbibliothek den [[Fachinformationsdienst Romanistik]] gemeinsam mit der [[Universitäts- und Landesbibliothek Bonn|ULB Bonn]]. Der Dienst ermöglicht Romanistinnen und Romanisten in ganz Deutschland einen schnellen und umfassenden Zugriff auf wissenschaftliche Spezialliteratur und forschungsrelevante Informationen. Er wird von der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] im Rahmen des Förderprogramms [[Fachinformationsdienste für die Wissenschaft]] gefördert, welches den [[Sondersammelgebiete|Sondersammelgebietsplan]] ablöste. Insbesondere durch sein Suchportal knüpft der FID an die virtuellen Fachbibliotheken ''Vifarom'' und [[cibera]] an, wobei letztere von der SUB gemeinsam mit weiteren Institutionen zum Thema Ibero-Amerika / Spanien / Portugal betrieben wurde.<br />
<br />
== Bibliothekssystem Universität Hamburg ==<br />
Zum virtuellen Dach ''Bibliothekssystem Universität Hamburg'' gehören die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Landesbetrieb), die Bibliotheken der [[Universität Hamburg]] sowie die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek des UKE (ÄZB)]]. Auf der Basis von Kooperationsvereinbarungen stimmen sich die beteiligten Bibliotheken in Fragen der Erwerbung, Bereitstellung und Nutzung von Medien organisatorisch ab.<br />
<br />
'''Zuständigkeiten'''<br />
* Die SUB ist zentrale Ausleih- und Archivbibliothek Hamburger Hochschulen. Als bibliothekarisches Kompetenzzentrum betreibt sie gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) die bibliothekstechnische Infrastruktur für die Erschließung und Bereitstellung der Medien (das Lokale Bibliothekssystem – LBS). Die Bestände der Stabi und der Fachbibliotheken (einschließlich der Bestände der ÄZB) werden in einem gemeinsamen Online-Katalog (Campus-Katalog) nachgewiesen.<br />
* Die Bibliotheken der Universität Hamburg gliedern sich in 16 Fachbibliotheken, 11 Forschungs- und Spezialbibliotheken sowie 10 Sondersammlungen mit einem Bestand von ca. 3,8 Millionen Medien (E-Ressourcen, Bücher, Zeitschriften, Karten u.&nbsp;a.).<ref>{{Webarchiv|url=http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/portraits.html |wayback=20130602025912 |text=Portraits der Bibliotheken der Universität Hamburg }}</ref><br />
* Die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB)]] ist – rechtlich betrachtet – nicht Teil der Universität, gehört aber dennoch zum Bibliothekssystem Universität Hamburg. Sie versorgt sowohl Studierende der Medizinischen Fakultät als auch das Fachpersonal des [[Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf]].<br />
<br />
== Verlag ==<br />
Die Bibliothek betreibt mit [[Hamburg University Press]] einen eigenen Verlag. Alle Werke dieses Verlages sind per [[Open Access]] kostenfrei zugänglich.<br />
<br />
== Stella ==<br />
Seit 2004 unterstützte der Bibliotheks-[[Chatbot]] ''Stella'' auf der Webpräsenz der Bibliothek Nutzer bei der Navigation und erleichterte die Nutzung elektronischer Dienste. Mitarbeiter werteten häufig gestellte Fragen aus und passten die ''Stella'' zugrundeliegende Datenbank an.<br />
Seit der Überarbeitung des Internet-Angebotes der Bibliothek am 3. März 2016 ist Stella nicht mehr im Einsatz.<br />
<br />
== Ausstellungen ==<br />
Es werden im Jahr etwa acht Ausstellungen im Ausstellungsraum und im Gang zum Lichthof präsentiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Wiebke von Deylen, Ulrich Hagenah: ''100 Jahre Informationsversorgung für die Universität. Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg von 1919 bis 2019.'' In: [[Rainer Nicolaysen]], Eckart Krause, Gunnar B. Zimmermann (Hrsg.): ''100 Jahre Universität Hamburg – Studien zur Hamburger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte in vier Bänden'', Bd. 1, [[Wallstein Verlag]] Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3407-6, S. 613''–''653.<br />
* Werner Kayser: ''500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg 1479 – 1979. Von der Ratsbücherei zur Staats- und Universitätsbibliothek''. Hamburg, Hauswedell, 1979, ISBN 3-7762-0167-3 (= Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Bd. 8)<br />
* Gerd Röndigs: ''Vom Speersort zum Universitätscampus. Gebäude der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg'', in: [[Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte]], Bd. 104 (2018), S. 79–119.<br />
<br />
=== Historisch ===<br />
* [[Johann Anton Rudolph Janssen]]: ''Die öffentlichen Stadtbibliothek in Hamburg'', in: ''Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek und die dabey angestellten Männer'', [[Hoffmann und Campe|Hoffmann & Campe]], Perthes & Besser und Herold, Hamburg, 1826, S. 473 ff, ({{Digitalisat|GB=xU8NAAAAYAAJ|SZ=PA473}}). <!-- ({{Digitalisat|MDZ=10360701|SZ=511}}) --><br />
* [[Friedrich Johann Lorenz Meyer]]: ''Die Stadtbibliothek.'' in: ''Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg'', Band 2, 6. Heft, Verlag [[Friedrich Hermann Nestler]], Hamburg, 1804, S. 276, ({{Digitalisat|GB=uEwDAAAAYAAJ|SZ=PA276}}).<br />
* [[Johann Georg Christian Lehmann]], Christian Petersen: ''Ansichten und Baurisse der neuen Gebäude für Hamburgs öffentliche Bildungsanstalten kurz beschrieben und in Verbindung mit dem Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek'', Zur Feier der Einweihung am 4. Mai 1840, Johann August Meissner, Hamburg, 1840, ({{Digitalisat|MDZ=10679380|SZ=5}}).<br />
* [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]]: ''Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek'', Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1838, ({{Digitalisat|MDZ=10814255|SZ=1}}).<br />
* ''Bericht des Herrn Professors Dr. Petersen, Stadtbibliothekars, über die hamburgische Stadtbibliothek und die mit derselben verbundenen Sammlungen.'' in: Intelligenzblatt zum [[Serapeum (Zeitschrift)|Serapeum]], Band (1867), Heft 9, S. 65–69, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN001294598 Digitalisat]) und Heft 10, S. 73–76, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN00129461X Digitalisat]).<br />
* Dritter Abschnitt: ''Alphabetisches Verzeichnis der wichtigsten hiesigen öffentlichen Anstalten, wohlthätigen Stiftungen und Vereine, wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, sehenswerthen Gebäude u.s.w.'', in ''Hamburgisches Adress-Buch'' für 1852, S. 439 ff., ([http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/view?did=c1:181050&p=523 SUB Hamburg]).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* {{Internetquelle |url= http://www.sub.uni-hamburg.de/startseite.html |titel=Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Carl von Ossietzky |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/blog |titel= Stabi-Blog|zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://katalogplus.sub.uni-hamburg.de/ |titel=Discovery-System Katalogplus des Bibliothekssystems Universität Hamburg |zugriff=2020-06-11}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://beluga.sub.uni-hamburg.de/vufind/ |titel=beluga – Katalog der Hamburger Bibliotheken |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche/datenbank-informationssystem.html |titel=Datenbanken-Informationssystem |zugriff=2018-11-10}}<br />
* [https://www.fid-romanistik.de/startseite/ Fachinformationsdienst Romanistik]. Abgerufen am 13. August 2019.<br />
* {{Internetquelle |url=http://iberialiber.de/|titel=Iberialiber: Bibliotheksnetzwerk zu Lateinamerika und der Iberischen Halbinsel in Hamburg |zugriff=2018-11-10}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/33/51.29172/N |EW=9/59/6.71631/E |type=landmark|region=DE-HH}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=44643-9|LCCN=n87885884|VIAF=158350553}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothek in Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Regionalbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hochschulbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Unterorganisation der Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hamburg-Rotherbaum]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1479]]<br />
[[Kategorie:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg| ]]<br />
[[Kategorie:Universität Hamburg]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staats-_und_Universit%C3%A4tsbibliothek_Hamburg&diff=245210616
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
2024-05-22T11:25:00Z
<p>Textundblog: /* Erste Bibliothekare, Direktorinnen und Direktoren der Bibliothek */ Todesjahr Gabriele Beger eingesetzt, Nachruf verlinkt</p>
<hr />
<div><br />
{{Infobox Bibliothek<br />
|Name = Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br /> Carl von Ossietzky<br />
|Bild = [[Datei:Logo Staats- und Universitätsbibliotehk Hamburg.svg|200px]]<br />
|Bild-Titel = <br />
|Gründung = [[1479]] und [[1919]]<br />
|Bestand = 7,5 Millionen<br />
|Bibliothekstyp = [[Universitätsbibliothek]], [[Regionalbibliothek|Landesbibliothek]]<br />
|Ort = [[Hamburg]]<br />
|ISIL = DE-18<br />
|Leitung = [[Robert Zepf]]<br />
|Website = http://www.sub.uni-hamburg.de/<br />
}}<br />
[[Datei:Stabi HH-VMP3.jpg|mini|Ansicht Von-Melle-Park 3 mit Haupteingang, Lesesaal und Magazinturm]]<br />
[[Datei:Staatsbibliothek Hamburg-Altbau.JPG|mini|Altbau der Stabi, ehemals [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasium]]]]<br />
[[Datei:BKHS-FOTAR2020-Plenum.jpg|mini|Lichthof im Altbau der Stabi mit Teilnehmern einer Konferenz der [[Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung]] (2020)]]<br />
[[Datei:Lesesaal-stabihh-2018.JPG|mini|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2018)]]<br />
[[Datei:Lesesaalblick.jpg|mini|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2006)]]<br />
<br />
Die '''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg „Carl von Ossietzky“''' (kurz ''Stabi'' oder ''SUB Hamburg'') ist die größte [[wissenschaftliche Bibliothek]] des Stadtstaates [[Hamburg]] und der [[Metropolregion Hamburg]]. Sie ist seit 2011 ein [[Landesbetrieb (Deutschland)|Landesbetrieb]] im Geschäftsbereich der [[Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke]].<br />
<br />
Sie fungiert als zentrale Bibliothek der [[Universität Hamburg]] und der anderen [[Bildung und Forschung in Hamburg|staatlichen Hochschulen und Forschungsinstitutionen]] ([[Universitätsbibliothek]]) und dient zugleich der Literatur- und Informationsversorgung von [[Wissenschaft]], [[Kultur]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Wirtschaft]], [[Verwaltung]] und interessierter Öffentlichkeit. <br />
<br />
Sie versieht die Aufgaben einer [[Regionalbibliothek|Landes-]] und [[Archivbibliothek]] und hat das [[Pflichtexemplar]]recht für Hamburg inne. Sie nimmt somit eine bedeutende Stellung innerhalb der [[Bibliotheken in Hamburg|Hamburger Bibliotheken]] ein. Zu Ehren des aus Hamburg stammenden Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers trägt sie seit 1983 den Namen von [[Carl von Ossietzky]].<br />
<br />
Direktor der SUB Hamburg ist seit dem 2. September 2019 [[Robert Zepf]].<ref>{{Internetquelle |url=https://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=27711 |titel=Der neue Stabi-Direktor Robert Zepf ist da |werk=Stabi-Blog |datum=2019-09-02 |abruf=2019-09-02 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
== Lage und Gebäude ==<br />
Ihren Hauptsitz hat die SUB seit 1945 im Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] im [[Bezirk Eimsbüttel]]. Hier liegt sie unmittelbar am Hauptcampus der Universität mit der Adresse [[Werner von Melle|Von-Melle]]-Park 3.<br />
<br />
Der Gebäudekomplex besteht aus dem an der Ecke Grindelallee/Moorweidenstraße gelegenen „Altbau“ des ehemaligen [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]], einem daran anschließenden 16-stöckigen Magazinturm aus dem Jahre 1960 und dem zum Von-Melle-Park hin orientierten Hauptgebäude („Neubau“) von 1982. In letzterem befinden sich das Ausleihzentrum mit SB-Bereich und Lehrbuchsammlung, das Informationszentrum, fünf Lesesäle, die Medienwerkstatt, ein Vortragsraum, ein Ausstellungsraum sowie eine Cafeteria.<br />
<br />
Im Altbau sind neben dem Carl von Ossietzky-Lesesaal verschiedene Spezialbibliotheken untergebracht: die [[Bibliothek des Ärztlichen Vereins in Hamburg|Bibliothek des Ärztlichen Vereins]], die „Wolfgang-Schweizer-Bibliothek, Homöopathische Bibliothek Hamburg“, das [[Wolfgang Borchert|Wolfgang-Borchert]]-Archiv, die [[Linga-Bibliothek]] und die [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur|Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]]. Bis 2014 befand sich hier auch die Hamburger Theatersammlung und das Zentrum für Theaterforschung. Mit der Übergabe der Bestände von der Universität Hamburg wurden diese mit den theaterhistorischen Beständen der Bibliothek vereint. Sie können nunmehr über den Campus-Katalog ausgeliehen werden. <br />
<br />
Als Magazin dienen ein 16-stöckiger Turm, ein Kompaktmagazin sowie eine weitere Speicherbibliothek in [[Hamburg-Bergedorf (Stadtteil)|Bergedorf]].<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Hamburger Ratsbibliothek ===<br />
Als erste öffentliche Bibliothek in Hamburg wurde 1479 eine Ratsbibliothek eingerichtet. Sie war im [[Rathaus an der Trostbrücke|Rathaus]] untergebracht und ging auf eine Stiftung des Bürgermeisters [[Hinrich Murmester]] zurück, der in Italien Jura studiert hatte und dort mit dem [[Humanismus]] in Kontakt gekommen war. Die Bibliothek sollte „jedem ehrbaren Manne“ offenstehen. Für einige Jahre finden sich in den Akten der Hamburger [[Finanzbehörde (Hamburg)|Kämmerei]] Ausgaben der Stadt für den Unterhalt der Bibliothek. Über ihren endgültigen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.<br />
<br />
=== Schulbibliothek im ehemaligen St. Johannis-Kloster ===<br />
Nach der [[Reformation]] 1529 wurde in Hamburg von [[Johannes Bugenhagen]] eine neue [[Kirchenordnung]] eingeführt. Mit ihr wurde nicht nur eine neue Lateinschule, das [[Gelehrtenschule des Johanneums|Johanneum]], eingerichtet, sondern auch eine Bibliothek, die in den Schulräumen im ehemaligen [[Kloster St. Johannis (Hamburg)|Kloster St. Johannis]] (an Stelle des heutigen [[Rathausmarkt]]es) aufgestellt war. Darin sollten nach der Kirchenordnung „alle boke gudt und bose“ versammelt werden. Wahrscheinlich wurden in dieser Bibliothek vor allem die Bücher der durch die Reformation aufgelösten Klöster aufgestellt.<br />
<br />
Als 1610 die Schule reformiert wurde und 1613 am Johanneum mit der Einrichtung des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] begonnen wurde, warb der Ratsherr und spätere Bürgermeister [[Sebastian von Bergen]] Geld und Buchspenden ein. Stiftungen wurden nicht nur von Ratsherren und Hamburger Gelehrten gemacht, sondern auch von einigen [[Zunft|Zünften]]. Die Bücher, die erworben und gestiftet wurden, waren hauptsächlich repräsentative Ausgaben der antiken Klassiker und Werke der Theologie und Geschichte, sie wurden zunächst in der Prima der Gelehrtenschule aufgestellt. Unter dem Rektorat des Naturwissenschaftlers [[Joachim Jungius]] blieb das Johanneum zunächst mit dem Gymnasium vereinigt, 1640 jedoch wurden die Lehreinrichtungen formal getrennt und auch der Buchbestand auf zwei Schulbibliotheken verteilt, wobei dem Akademischen Gymnasium der weitaus größere Anteil zukam.<br />
<br />
=== Die gemeine Bibliothek ===<br />
[[Datei:PPN790324857 Die Stadtbibliothek, das Gymnasium und das Johanneum in Hamburg (1840).jpg|mini|Stadtbibliothek und Johanneum im alten Johanniskloster, um 1800]]<br />
Als der Gymnasialbibliothek größere Privatsammlungen angeboten wurden, wurde 1649 ein Bibliothekssaal im Johanniskloster über dem [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Gymnasium]] hergerichtet und repräsentativ ausgestaltet. Besonderen Eindruck machte auf die Zeitgenossen eine Kuppel, in der der Sternenhimmel mit den Sternen, Sternbildern und Gradkreisen dargestellt war, also eine Art [[Himmelsglobus]]. Die Sterne bestanden aus vergoldetem Blech und waren an ihrem „natürlichen Ort“ angebracht. Die Positionen hatte ein Mathematiker in die Kuppel übertragen. [[Otto Wagenfeld]] besorgte die künstlerische Gestaltung. Es wurde auch erstmals ein besoldeter Bibliothekar berufen und eine Bibliotheksordnung erlassen, nach der die Benutzung erstmals allen Bürgern ermöglicht wurde.<br />
<br />
Der Gelehrte und Jurist [[Friedrich Lindenbrog]] vermachte der Bibliothek 1648 seine Sammlung, die neben humanistischen und juristischen Werken auch wertvolle Handschriften enthielt. Ein Jahr später verkaufte der Mathematikprofessor [[Johann Adolf Tassius]] der Stadt Hamburg seine Bücher und mathematischen Instrumente für eine Leibrente von Lübischen 60 Mark für sich und seine Frau. Der Wert der Sammlung soll die Zahlung weit überschritten haben. Sein handschriftlicher Nachlass kam nach seinem Tode ebenfalls an die Bibliothek. Der Stadtphysikus [[Paul Marquard Schlegel]] vermachte der Bibliothek seine medizinische Literatur, Handschriften und Präparate, die 1657 übernommen wurden. Weitere bedeutende Sammlungen erhielt die Bibliothek 1663 von [[Thomas Selle]], 1677 von [[Lukas Holste]], 1691 von [[Heinrich Langenbeck (Politiker, 1603)|Heinrich Langenbeck]] und 1704 von [[Vincent Placcius]].<br />
<br />
Hamburger Drucker und Verleger erhielten 1696 die Abgabepflicht an die Bibliothek, die seither das [[Pflichtexemplar]]recht besitzt. Ab 1726 wurden außerdem alle neuen Mitglieder des [[Senat der Freien und Hansestadt Hamburg|Senats]] verpflichtet, der Bibliothek ein Buch zu schenken. 1739 erhielt diese eine weitere besonders bedeutsame Schenkung: Die Sammlung des Hauptpastors der [[Hauptkirche Sankt Katharinen (Hamburg)|Katharinenkirche]], [[Johann Christoph Wolf]], im Umfang von etwa 25.000 Drucken, orientalischen Handschriften und der [[Zacharias Konrad von Uffenbach|Uffenbach]]-Wolfschen Briefsammlung. Die Bibliothek verdoppelte dadurch ihren Bestand, konnte die Zuwächse jedoch im vorhandenen Gebäude vorerst noch nicht unterbringen. 1744/45 wurde dieses deshalb abgerissen und an selbem Ort ein Neubau errichtet.<br />
<br />
=== Die öffentliche Stadtbibliothek ===<br />
Im Jahr 1751 wurde das neue Gebäude eingeweiht, in dem die Bibliothek und das Johanneum weiterhin eng miteinander verbunden waren. Es wurde eine Bibliotheksordnung erlassen und die Institution fortan als „öffentliche Stadtbibliothek“ bezeichnet. Sie war dennoch zunächst nur sehr unregelmäßig geöffnet, erst ab 1781 wurden festgelegte Zeiten eingehalten. Bei der Versteigerung der [[Hamburger Dombibliothek|Dombibliothek]] 1784 erhielt die Stadtbibliothek nichts, 1791 jedoch Bibelsammlung des Hamburger Hauptpastors [[Johann Melchior Goeze]]. Ab 1801 wurde ihr ein jährlicher Erwerbungsetat zugewiesen. <br />
<br />
Während der [[Hamburger Franzosenzeit]] wurden die kostbarsten Bestände ausgelagert, um sie vor einer Beschlagnahmung zu sichern. 1834 wurden besondere Teile der Büchersammlung von [[Arnold Schuback]] bei einer Auktion erworben. <br />
[[Datei:Johanneum 1841 Lill.jpg|mini|[[Johanneum am Speersort|Johanneums-Neubau]] von 1840 am Speersort, Sitz der Bibliothek bis 1943]]<br />
[[Datei:Johanneum-Lesesaal.jpg|mini|Lesesaal der Stadtbibliothek am Speersort, um 1900]]<br />
1840 zog man mit der Gelehrtenschule des Johanneums in einen [[Johanneum am Speersort|Neubau am Speersort]] auf dem Grundstück des zuvor abgerissenen [[Hamburger Dom (Alter Mariendom)|Doms]] um, wo die Stadtbibliothek auch vom [[Hamburger Brand]] verschont blieb.<br />
<br />
Im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche weitere Sammlungen übernommen, darunter die mittelalterlichen [[Manuskript|Handschriften]] der [[Hauptkirche Sankt Jacobi (Hamburg)|Sankt-Jacobi-Kirche]] und des örtlichen [[Beginen in Norddeutschland|Beginenkonvents]], eine Reihe von Nachlässen Hamburger Persönlichkeiten sowie Teilbibliotheken des früheren Bürgermeisters [[Johann Georg Mönckeberg (Politiker, 1839)|Johann Georg Mönckeberg]], des Schriftstellers [[Friedrich Nicolai]] und des [[Friedrich Gottlieb Klopstock|Klopstock]]-Forschers [[Friedrich Cropp (Historiker)|Friedrich Cropp]]. Museale Sammlungen wurden hingegen an andere städtische Institutionen abgegeben, darunter auch das seither an der [[Hamburger Kunsthalle|Kunsthalle]] befindliche Münzkabinett. Aus den naturkundlichen Sammlungen wurde 1843 das [[Naturhistorisches Museum Hamburg|Naturhistorische Museum]] gegründet, das bis 1891 im selben Gebäude am [[Domplatz (Hamburg)|Domplatz]] verblieb. Um 1900 verfügte die Stadtbibliothek über rund eine halbe Million Bände.<br />
<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden eine [[Papyrus]]sammlung, eine [[Otto von Bismarck|Bismarck]]-Sammlung und 1914 eine [[Erster Weltkrieg|Weltkrieg]]-Sammlung begründet und es wurden [[Judaica]] und [[Hebraica]] von [[Hajjim Baruk Levy]] angekauft. 1914 zog die Gelehrtenschule des Johanneums in den seither genutzten Gebäudekomplex in Winterhude, so dass der Bibliothek anschließend mehr Platz zur Verfügung stand. Das [[Realgymnasium des Johanneums]] war bereits 1876 in ein neues Gebäude vor dem [[Steintor (Hamburg)|Steintor]] (das heutige [[Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg|Museum für Kunst und Gewerbe]]) gezogen.<ref>Gerd Röndigs: ''Vom Speersort zum Universitätscampus. Gebäude der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg'', in: [[Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte]], Bd. 104 (2018), S. 89.</ref><br />
<br />
=== Staats- und Universitätsbibliothek ===<br />
Als 1919 die [[Universität Hamburg]] gegründet wurde, übernahm die bisherige Stadtbibliothek zusätzlich die Aufgabe einer Universitätsbibliothek. In ihrem Gebäude am Domplatz wurde nun auch die [[Commerzbibliothek]] untergebracht. Mit dem ersten Hamburgischen Hochschulgesetz vom 4. Februar 1921 wurde die Institution offiziell in ''Staats- und Universitätsbibliothek'' umbenannt. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die Bibliothek 1943 in der [[Operation Gomorrha]] weitgehend zerstört, der Westflügel bei einem weiteren Luftangriff im Juni 1944.<ref>Gerd Röndigs: ''Vom Speersort zum Universitätscampus. Gebäude der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg'', in: [[Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte]], Bd. 104 (2018), S. 101.</ref> Von den bis dato vorhandenen 850.000 Bänden wurden 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet. Nur ein Teil des Buchbestandes war zuvor ausgelagert worden. Die Hamburger Bibliothek gilt als die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. <br />
<br />
1945 bezog die Bibliothek das Gebäude des [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]] im Universitätsviertel. Ein Büchermagazin wurde 1960 errichtet. Ein Verwaltungsgebäude kam 1968 hinzu. Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wurde 1982 fertiggestellt und für die Nutzer freigegeben. Am 50. Jahrestag der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|nationalsozialistischen Bücherverbrennung]] erhielt sie den Namen ''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky'' zur Ehrung des pazifistischen Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers, der 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wird und an den Folgen seiner Haft im [[Konzentrationslager]] verstarb. Sie sammelt daher neben umfassender Literatur zu Politik und Friedensforschung pazifistische und antimilitaristische Literatur sowie Veröffentlichungen zu von Ossietzky in allen europäischen Sprachen im ''Carl von Ossietzky-Lesesaal'' als Zentrum des Gedenkens, der auch die Bibliothek und Archiv der [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]] beherbergt.<br />
<br />
=== Erste Bibliothekare, Direktorinnen und Direktoren der Bibliothek ===<br />
{| class="wikitable zebra"<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! Amtszeit !! Name und Lebensdaten<ref>Liste nach Kayser, 500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg 1479–1979</ref> !! Bemerkung<br />
|-<br />
|-<br />
| 1650–1657 || Georg Schumacher (1616–1657)||<br />
|-<br />
| 1657–1672 || Johannes Bloom (1620–1672)||<br />
|-<br />
| 1672–1679 || Franz Hoppe († 1679)|| <br />
|-<br />
| 1679–1693 || [[David Schellhammer]] (1627 oder 1629–1693) ||<br />
|-<br />
| 1693–1746 || Peter Surland (1660–1748) ||<br />
|-<br />
| 1746–1770|| [[Johann Christian Wolf]] (1689–1770) || <br />
|-<br />
| 1770–1778 || [[Johann Wunderlich]] und [[Gottfried Schütze]] || geschäftsführend<br />
|-<br />
| 1778–1784 || [[Gottfried Schütze]] (1719–1784) ||<br />
|-<br />
| 1784–1794 || [[Martin Friedrich Pitiscus]] (1722–1794) || seit 1779 Zweiter Bibliothekar<br />
|-<br />
| 1794–1796 || [[Paul Dietrich Giseke]] (1741–1796) || seit 1784 Zweiter Bibliothekar<br />
|-<br />
| 1796–1798 || [[Anton August Heinrich Lichtenstein]] (1753–1816) || seit 1794 Zweiter Bibliothekar<br />
|-<br />
| 1799–1817 || [[Christoph Daniel Ebeling]] (1741–1817) ||<br />
|-<br />
| 1818–1851 || [[Johann Georg Christian Lehmann]] (1792–1860) ||<br />
|-<br />
| 1851–1872 || [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]] (1802–1872) || seit 1832 Zweiter Bibliothekar<br />
|-<br />
| 1872–1882 || [[Meyer Isler]] (1807–1888) ||<br />
|-<br />
| 1883–1901 || [[Franz Eyssenhardt]] (1838–1901) ||<br />
|-<br />
| 1902–1917 || [[Robert Münzel]] (1859–1917) ||<br />
|-<br />
| 1918–1943 || [[Gustav Wahl]] (1877–1947) || <br />
|-<br />
| 1943–1945 || [[Heinrich Theodor Reincke]] (1881–1960) || kommissarisch, 1933–1948 Direktor des [[Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg|Staatsarchivs]]<br />
|-<br />
| 1945–1967|| [[Hermann Tiemann]] (1899–1981) ||<br />
|-<br />
| 1967–1978 || [[Hellmut Braun]] (1913–2008)|| <br />
|-<br />
| 1978–1998 || [[Horst Gronemeyer]] (* 1933) ||<br />
|-<br />
| 1998–2005 || [[Peter Rau]] (* 1940) ||<br />
|-<br />
| 2005–2018 || [[Gabriele Beger]] (1952-2024) ||[https://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=38126 Nachruf]<br />
|-<br />
| 2018–2019 || [[Petra Blödorn-Meyer]] (* 1960) || geschäftsführend<br />
|-<br />
| 2019- || [[Robert Zepf]] (* 1968) ||<br />
|}<br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der aktuelle Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bemisst sich auf rund fünf Millionen Print- und elektronische Medien. Der größte Teil des Bestands ist magaziniert. Die aktuellen Bestände der jeweils letzten zehn Jahre stehen offen im SB-Bereich. In den Lesesälen sind die wichtigsten Nachschlagewerke, Handbücher und Zeitschriften, in Sonderlesesälen auch Spezialbestände verschiedener Gebiete (Handschriften, Hamburgensien und Kartensammlung) frei zugänglich, insgesamt rund 150.000 Bände, ebenso eine umfangreiche Sammlung von bibliographischen und biographischen Nachschlagewerken (53.000 Bände und 66.000 Mikrofiches) sowie für Studierende eine Lehrbuchsammlung mit Mehrfachexemplaren aus den verschiedensten Fachgebieten (etwa 50.000 Bände).<br />
<br />
Hinzu kommen noch rund 540.000 elektronische Medien<ref>http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche</ref> (davon 56.000 [[elektronische Zeitschrift]]en), 250 [[Inkunabel]]n, etwa 580 [[Nachlass|Nachlässe]] (zum Beispiel von [[Joachim Jungius]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Johann Mattheson]], [[Detlev von Liliencron]], [[Richard Dehmel]], [[Hans Henny Jahnn]], [[Wolfgang Borchert]], [[Hubert Fichte]]) und rund 780.000 [[Musikalien|Noten]] und [[Handschriften]].<br />
<br />
Jährlich kommen zum Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa 65.000 neue Bände hinzu.<br />
<br />
=== Bestandsschwerpunkte ===<br />
Die Bibliothek war bis 2015 am [[Sondersammelgebiet]]splan der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] beteiligt und hat hierbei für die Gebiete Spanien und Portugal, Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis, Politik und Friedensforschung, Verwaltungswissenschaften sowie Küsten- und Hochseefischerei die deutsch- und fremdsprachige Literatur so vollständig wie möglich erworben. Seit 2016 wird im Rahmen des [[Fachinformationsdienst Romanistik|Fachinformationsdienstes Romanistik]] gemeinsam mit der [[Universitäts- und Landesbibliothek Bonn]] die Literaturversorgung der Romanistik sichergestellt. Darüber hinaus bildet die Latein-Amerikanistik in der ihr angeschlossenen [[Linga-Bibliothek]]<ref>http://linga-bibliothek.de/index.htm Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung</ref> einen traditionellen Schwerpunkt.<br />
<br />
Als Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg sammelt die Bibliothek mit gesetzlichem Auftrag als so genannte Pflichtexemplare alle in Hamburg publizierten Druckwerke, elektronischen Publikationen und Tonträger. Daneben wird alle inhaltlich auf Hamburg bezogene Literatur möglichst umfassend erworben und in der [[Regionalbibliografie|Hamburg-Bibliographie]] verzeichnet.<br />
<br />
=== Kampagne Hamburg ohne Worte ===<br />
Da der Buchbestand der SUB von [[Papierzerfall|Säurefraß]] bedroht ist, hat die Bibliothek unter der Schirmherrschaft der damaligen Hamburger Kultursenatorin [[Karin von Welck]] eine großangelegte Rettungskampagne unter dem Titel ''Hamburg ohne Worte'' gestartet, die bundesweite mediale Aufmerksamkeit fand. In den Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken sind rund 4 Mio. Bände säuregeschädigt. Der Finanzbedarf für die Entsäuerung allein der 1,4 Mio. für die Sammlungen besonders wichtigen Bände wird auf rund 20 Mio. Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2009 stellt die Behörde für Wissenschaft und Forschung auf einer Haushaltsstelle „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ pro Jahr 0,8–1 Mio. Euro zur Massenentsäuerung zur Verfügung. Damit können jährlich etwa 60.000 Bände aus den Erscheinungsjahren 1840–1990 stabilisiert und für die Nachwelt erhalten werden.<ref name="SPON-497277">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/bibliotheken-saeurefrass-laesst-buecher-zerbroeseln-a-497277.html |titel=Bibliotheken: Säurefraß lässt Bücher zerbröseln |autor= |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2007-07-30 |zugriff=2018-06-09}}</ref><br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
Die Bibliothek hat als Universitätsbibliothek die Aufgabe einer zentralen Bibliothek des Bibliothekssystems der Universität Hamburg und einer zentralen Bibliothek der anderen Hamburger Hochschulen. Als Staatsbibliothek hat sie zudem die Rolle einer Landes- und Archivbibliothek, mit dem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung der in Hamburg verlegten Druckwerke ([[Pflichtexemplar]]e) und amtlichen Druckschriften sowie die umfassende Sammlung von auf Hamburg und die Region bezogenes Schrifttum. Sie dient mit ihren umfangreichen Beständen und Informationsleistungen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und der beruflichen Arbeit und Fortbildung. Als Kulturinstitut beteiligt sie sich an der Pflege der geschichtlichen Überlieferung und des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Hansestadt deren ''wissenschaftliches und kulturelles Gedächtnis'' sie mitbildet. Sie ist dem Leitsatz der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und beschafft, erschließt und vermittelt Informationsquellen aller Fachgebiete als einer allen interessierten Personen offenstehenden Einrichtung.<br />
<br />
Zu den weiteren Aufgaben zählen unter anderem der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]]-geförderte Fachinformationsdienst Romanistik oder die Kooperation mit in- und ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Informationseinrichtungen, wie die Teilnahme am nationalen und internationalen [[Fernleihe|Fernleihverkehr]] sowie dem [[Dokumentenlieferdienst|Schnelllieferdienst]] ([[Subito]]).<br />
<br />
== Fachinformationsdienst Romanistik ==<br />
Seit 2016 betreibt die Staats- und Universitätsbibliothek den [[Fachinformationsdienst Romanistik]] gemeinsam mit der [[Universitäts- und Landesbibliothek Bonn|ULB Bonn]]. Der Dienst ermöglicht Romanistinnen und Romanisten in ganz Deutschland einen schnellen und umfassenden Zugriff auf wissenschaftliche Spezialliteratur und forschungsrelevante Informationen. Er wird von der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] im Rahmen des Förderprogramms [[Fachinformationsdienste für die Wissenschaft]] gefördert, welches den [[Sondersammelgebiete|Sondersammelgebietsplan]] ablöste. Insbesondere durch sein Suchportal knüpft der FID an die virtuellen Fachbibliotheken ''Vifarom'' und [[cibera]] an, wobei letztere von der SUB gemeinsam mit weiteren Institutionen zum Thema Ibero-Amerika / Spanien / Portugal betrieben wurde.<br />
<br />
== Bibliothekssystem Universität Hamburg ==<br />
Zum virtuellen Dach ''Bibliothekssystem Universität Hamburg'' gehören die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Landesbetrieb), die Bibliotheken der [[Universität Hamburg]] sowie die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek des UKE (ÄZB)]]. Auf der Basis von Kooperationsvereinbarungen stimmen sich die beteiligten Bibliotheken in Fragen der Erwerbung, Bereitstellung und Nutzung von Medien organisatorisch ab.<br />
<br />
'''Zuständigkeiten'''<br />
* Die SUB ist zentrale Ausleih- und Archivbibliothek Hamburger Hochschulen. Als bibliothekarisches Kompetenzzentrum betreibt sie gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) die bibliothekstechnische Infrastruktur für die Erschließung und Bereitstellung der Medien (das Lokale Bibliothekssystem – LBS). Die Bestände der Stabi und der Fachbibliotheken (einschließlich der Bestände der ÄZB) werden in einem gemeinsamen Online-Katalog (Campus-Katalog) nachgewiesen.<br />
* Die Bibliotheken der Universität Hamburg gliedern sich in 16 Fachbibliotheken, 11 Forschungs- und Spezialbibliotheken sowie 10 Sondersammlungen mit einem Bestand von ca. 3,8 Millionen Medien (E-Ressourcen, Bücher, Zeitschriften, Karten u.&nbsp;a.).<ref>{{Webarchiv|url=http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/portraits.html |wayback=20130602025912 |text=Portraits der Bibliotheken der Universität Hamburg }}</ref><br />
* Die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB)]] ist – rechtlich betrachtet – nicht Teil der Universität, gehört aber dennoch zum Bibliothekssystem Universität Hamburg. Sie versorgt sowohl Studierende der Medizinischen Fakultät als auch das Fachpersonal des [[Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf]].<br />
<br />
== Verlag ==<br />
Die Bibliothek betreibt mit [[Hamburg University Press]] einen eigenen Verlag. Alle Werke dieses Verlages sind per [[Open Access]] kostenfrei zugänglich.<br />
<br />
== Stella ==<br />
Seit 2004 unterstützte der Bibliotheks-[[Chatbot]] ''Stella'' auf der Webpräsenz der Bibliothek Nutzer bei der Navigation und erleichterte die Nutzung elektronischer Dienste. Mitarbeiter werteten häufig gestellte Fragen aus und passten die ''Stella'' zugrundeliegende Datenbank an.<br />
Seit der Überarbeitung des Internet-Angebotes der Bibliothek am 3. März 2016 ist Stella nicht mehr im Einsatz.<br />
<br />
== Ausstellungen ==<br />
Es werden im Jahr etwa acht Ausstellungen im Ausstellungsraum und im Gang zum Lichthof präsentiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Wiebke von Deylen, Ulrich Hagenah: ''100 Jahre Informationsversorgung für die Universität. Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg von 1919 bis 2019.'' In: [[Rainer Nicolaysen]], Eckart Krause, Gunnar B. Zimmermann (Hrsg.): ''100 Jahre Universität Hamburg – Studien zur Hamburger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte in vier Bänden'', Bd. 1, [[Wallstein Verlag]] Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3407-6, S. 613''–''653.<br />
* Werner Kayser: ''500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg 1479 – 1979. Von der Ratsbücherei zur Staats- und Universitätsbibliothek''. Hamburg, Hauswedell, 1979, ISBN 3-7762-0167-3 (= Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Bd. 8)<br />
* Gerd Röndigs: ''Vom Speersort zum Universitätscampus. Gebäude der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg'', in: [[Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte]], Bd. 104 (2018), S. 79–119.<br />
<br />
=== Historisch ===<br />
* [[Johann Anton Rudolph Janssen]]: ''Die öffentlichen Stadtbibliothek in Hamburg'', in: ''Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek und die dabey angestellten Männer'', [[Hoffmann und Campe|Hoffmann & Campe]], Perthes & Besser und Herold, Hamburg, 1826, S. 473 ff, ({{Digitalisat|GB=xU8NAAAAYAAJ|SZ=PA473}}). <!-- ({{Digitalisat|MDZ=10360701|SZ=511}}) --><br />
* [[Friedrich Johann Lorenz Meyer]]: ''Die Stadtbibliothek.'' in: ''Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg'', Band 2, 6. Heft, Verlag [[Friedrich Hermann Nestler]], Hamburg, 1804, S. 276, ({{Digitalisat|GB=uEwDAAAAYAAJ|SZ=PA276}}).<br />
* [[Johann Georg Christian Lehmann]], Christian Petersen: ''Ansichten und Baurisse der neuen Gebäude für Hamburgs öffentliche Bildungsanstalten kurz beschrieben und in Verbindung mit dem Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek'', Zur Feier der Einweihung am 4. Mai 1840, Johann August Meissner, Hamburg, 1840, ({{Digitalisat|MDZ=10679380|SZ=5}}).<br />
* [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]]: ''Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek'', Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1838, ({{Digitalisat|MDZ=10814255|SZ=1}}).<br />
* ''Bericht des Herrn Professors Dr. Petersen, Stadtbibliothekars, über die hamburgische Stadtbibliothek und die mit derselben verbundenen Sammlungen.'' in: Intelligenzblatt zum [[Serapeum (Zeitschrift)|Serapeum]], Band (1867), Heft 9, S. 65–69, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN001294598 Digitalisat]) und Heft 10, S. 73–76, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN00129461X Digitalisat]).<br />
* Dritter Abschnitt: ''Alphabetisches Verzeichnis der wichtigsten hiesigen öffentlichen Anstalten, wohlthätigen Stiftungen und Vereine, wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, sehenswerthen Gebäude u.s.w.'', in ''Hamburgisches Adress-Buch'' für 1852, S. 439 ff., ([http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/view?did=c1:181050&p=523 SUB Hamburg]).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* {{Internetquelle |url= http://www.sub.uni-hamburg.de/startseite.html |titel=Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Carl von Ossietzky |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/blog |titel= Stabi-Blog|zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://katalogplus.sub.uni-hamburg.de/ |titel=Discovery-System Katalogplus des Bibliothekssystems Universität Hamburg |zugriff=2020-06-11}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://beluga.sub.uni-hamburg.de/vufind/ |titel=beluga – Katalog der Hamburger Bibliotheken |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche/datenbank-informationssystem.html |titel=Datenbanken-Informationssystem |zugriff=2018-11-10}}<br />
* [https://www.fid-romanistik.de/startseite/ Fachinformationsdienst Romanistik]. Abgerufen am 13. August 2019.<br />
* {{Internetquelle |url=http://iberialiber.de/|titel=Iberialiber: Bibliotheksnetzwerk zu Lateinamerika und der Iberischen Halbinsel in Hamburg |zugriff=2018-11-10}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/33/51.29172/N |EW=9/59/6.71631/E |type=landmark|region=DE-HH}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=44643-9|LCCN=n87885884|VIAF=158350553}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothek in Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Regionalbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hochschulbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Unterorganisation der Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hamburg-Rotherbaum]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1479]]<br />
[[Kategorie:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg| ]]<br />
[[Kategorie:Universität Hamburg]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Beluga_(Suchmaschine)&diff=231304451
Beluga (Suchmaschine)
2023-02-27T13:40:25Z
<p>Textundblog: Aktualsierung, da der beluga-Katalog 2023 unter dem neuen Namen KatalogHamburg relauncht wurde.</p>
<hr />
<div>{{Infobox Software<br />
|Name = beluga<br />
|Logo = [[Datei:beluga-logo.png|200px]]<br />
|Screenshot = <!-- Bildschirmfoto --><br />
|Beschreibung = <!-- Beschreibung des Bildschirmfotos --><br />
|Maintainer = [[Universität Hamburg]]<br />
|Hersteller = <br />
|Erscheinungsjahr = <br />
|AktuelleVersion = <br />
|AktuelleVersionFreigabeDatum = <br />
|AktuelleVorabVersion = <br />
|AktuelleVorabVersionFreigabeDatum = <br />
|Betriebssystem = [[Plattformunabhängigkeit|plattformunabhängig]]<br />
|Programmiersprache = <br />
|Kategorie = [[Suchmaschine]]<br />
|Lizenz = <br />
|Deutsch = ja<br />
|Website = [https://beluga.sub.uni-hamburg.de/ beluga.sub.uni-hamburg.de]<br />
|Dateien = <br />
}}<br />
'''Beluga''' war eine als [[Suchmaschine]] konzipierte Rechercheplattform für Bibliotheken. Sie wurde unter der Leitung der [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]] zusammen mit sechs weiteren Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken entwickelt und als Drittmittelprojekt vom Hamburger E-Learning Consortium (ELCH) in den Jahren 2007 bis 2010 gefördert.<ref>{{Literatur |Autor=Christensen |Titel=Katalog 2.0 im Eigenbau: Das beluga-Projekt der Hamburger Bibliotheken |Verlag= |Ort= |Datum=2010 |Seiten=320 |DOI=10.1515/9783110232103.317}}</ref> Zur besseren Nachnutzbarkeit und als Grundlage für Kooperationen stellte das Folgeprojekt beluga core ab 2012 die Softwarebasis um und ist seit 2016 in der Version beluga 3.1 über die [[Open Source|Open-Source]]-Software [[VuFind]] verfügbar.<ref>[https://www.beluga-core.de/ beluga core – eine kooperative Weiterentwicklung der Open Source-Katalogsoftware VuFind.] beluga-core.de; abgerufen am 2. Dezember 2018</ref> Aus markenrechtlichen Gründen wurde „beluga core“ umbenannt in „Qcovery“ (2021). Der beluga-Katalog wurde 2023 relauncht unter dem Namen KatalogHamburg.<ref>{{Internetquelle |url=https://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=35072 |titel=Der Neue im Team: KatalogHamburg |werk=Stabi-Blog |hrsg=Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg |datum=2023-01-16 |sprache=de |abruf=2023-02-27}}</ref><br />
<br />
== Namensgebung ==<br />
Der Katalog wurde nach einer Art der [[Gründelwale]], dem [[Weißwal|Beluga]] benannt. Diese gelten als sehr freundlich und sozial. Der Name soll außerdem an die Verbindung der [[Hamburg|Hansestadt Hamburg]] zum Meer erinnern.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dasbibliothekswissen.de/beluga-%E2%80%93-ein-nutzerfreundlicher-Katalog-f%C3%BCr-Hamburg.html |titel=beluga – ein nutzerfreundlicher Katalog für Hamburg |werk=dasbibliothekswissen.de |abruf=2018-11-25 |kommentar=Verlag Dashöfer}}</ref><br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der Beluga-[[Indexierung|Index]] umfasst derzeit (Stand: 25. November 2018) 15.500.000 Buchtitel und mehrere Millionen verfügbare elektronische Aufsätze. Dabei greift er auf die Datensätze der [[Bibliothekssystem]]e folgender teilnehmenden Bibliotheken zu:<br />
<br />
* Die Bibliotheken des beluga core-Entwicklungsverbundes: [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]], [[Universitätsbibliothek Braunschweig]], [[Universitätsbibliothek Hildesheim]], [[Universitätsbibliothek Lüneburg]]<ref>[https://www.beluga-core.de/kooperation/ Kooperation beluga core wird von den Partnern und beauftragten Dienstleistern kooperativ weiterentwickelt.] beluga-core.de; abgerufen am 2. Dezember 2018</ref><br />
* Fachbereichsbibliotheken der [[Universität Hamburg]]<br />
* [[Commerzbibliothek]] der [[Handelskammer Hamburg]]<br />
* Universitätsbibliothek der [[HafenCity Universität Hamburg]]<br />
* Bibliothek der [[Hamburg Media School]]<br />
* [[Hamburger Lehrerbibliothek]]<br />
* [[Universitätsbibliothek der Helmut-Schmidt-Universität]]<br />
* Hochschulinformations- und Bibliotheksservice der [[Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg]]<br />
* Bibliothek der [[Hochschule für Musik und Theater Hamburg]]<br />
* [[Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg]]<br />
* Bibliothek der [[Hochschule für bildende Künste Hamburg]]<br />
* [[Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften]]<br />
* [[Hamburger Institut für Sozialforschung]]<br />
* [[Universitätsbibliothek der Technischen Universität Hamburg]]<br />
* Sieben Hamburger Museumsbibliotheken<br />
* Bibliothek des [[Denkmalschutzamt Hamburg|Denkmalschutzamtes Hamburg]]<br />
* Bibliothek der [[KZ-Gedenkstätte Neuengamme]]<br />
<br />
== Funktionalitäten ==<br />
=== Einfache, erweiterte und institutsübergreifende Suche ===<br />
* Assoziative Suchmöglichkeiten mit unterschiedlichen [[Facetten]]<br />
* [[Relevanz (Informationswissenschaft)|Relevanzranking]] der Ergebnisse nach [[Bibliografie|bibliographischen Daten]] seit 2008 als Standardeinstellung<br />
* Unterstützung bei der Formulierung von Suchanfragen durch [[Rechtschreibprüfung]] und [[Autokorrektur]]<br />
<br />
=== Export in unterschiedlichen Zitierstilen und -formaten ===<br />
* [[EndNote]]<br />
* [[Zotero]]<br />
* [[Machine-Readable Cataloging|MARC]]<br />
* MARCXML<br />
* [[Resource Description Framework|RDF]]<br />
* [[BibTeX]]<br />
* [[Citavi]]<br />
<br />
=== Campuslieferdienst ===<br />
Seit 2016 können Wissenschaftler der Universität Hamburg und [[Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf|des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf]] nach Anmeldung und [[Authentifizierung]] Aufsätze aus Zeitschriften und Sammelwerken sowie Kapitel aus Monographien aus dem Bestand der [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg|SUB Hamburg]] bzw. der [[Ärztliche Zentralbibliothek|Ärztlichen Zentralbibliothek]] kostenfrei bestellen. Die Bearbeitungszeit beträgt maximal 3 Tage, und die bestellten Artikel werden als [[Portable Document Format|PDF]] per [[E-Mail]] geliefert.<ref>{{Internetquelle |autor=Anne Christensen |url=https://beluga-blog.sub.uni-hamburg.de/blog/praesentationen/ |titel=Gestaltungsmöglichkeiten im Katalog 2.0. Lieblingslisten und Remix und das Beispiel beluga |werk= |hrsg= |seiten=Folie 14 |datum=2010 |sprache=de |abruf=2018-11-28}}</ref> Der Dienst wurde 2020 in den lokalen Katalog der SUB Hamburg (Katalog'''''plus''''') umgezogen.<br />
<br />
=== Erstellen und Verwalten von persönlichen Literaturlisten ===<br />
Seit 2009 können Nutzer unter ihrem persönlichen [[Benutzerkonto]] Literaturlisten erstellen und verwalten. Diese könne individuell benannt werden, die gespeicherte Literatur kann mit [[Tag (Informatik)|Tags]] verknüpft werden. Dabei kann der Nutzer entscheiden, ob seine Listen öffentlich oder privat gespeichert werden.<br />
<br />
Eine weitere Funktion ermöglicht es, auch unter der anonymisierten Nutzung, Literatur in einer sogenannten „Merkliste“ zu sammeln. Im Gegensatz zu den persönlichen Literaturlisten wird diese Sammlung jedoch nach Schließen des [[Webbrowser|Browsers]] wieder gelöscht. Ferner können bei beiden Funktionen die bibliographischen Informationen per [[E-Mail]] versendet oder in den unterschiedlichen Zitierstilen und Formaten exportiert werden.<br />
<br />
=== Nutzerfreundlichkeit ===<br />
Beluga orientiert sich an der Funktionsweise von [[Google]]. Das Projekt wurde wiederholt durch [[Fokusgruppe]]n sowie [[Usability-Test]]s begleitet.<ref>Anne Christensen: ''beluga: Eigenentwicklung eines Katalog 2.0 der Hamburger Bibliotheken unter besonderer Berücksichtigung der BenutzerInnen''. {{URN|nbn:de:0290-opus-8394}}</ref> Zum Zweck der wissenschaftlichen Neutralität wurde auf kommerzielle Quellen für Buchcover und Rezensionen verzichtet.<ref>{{Internetquelle |autor=Jan Frederik Maas |url=https://www.dasbibliothekswissen.de/beluga-%E2%80%93-ein-nutzerfreundlicher-Katalog-f%C3%BCr-Hamburg.html |titel=Ein nutzerfreundlicher Katalog für Hamburg. |werk= |hrsg= |datum=2012 |sprache=de |abruf=2018-11-25}}</ref> Während der fortlaufenden Entwicklung und Anpassung der Software wurden die Relevanzsortierung,<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://de.slideshare.net/stabihh/jahresbericht-2015-der-stabi-hamburg |titel=Jahresberich der Universitäts- und Stadtbibliothek |werk= |hrsg=Universitäts- und Stadtbibliothek Hamburg |datum=2015 |abruf=2018-11-25}}</ref> die Verfügbarkeitsinformationen<ref>{{Literatur |Autor=Anne Christensen |Titel=Partizipative Entwicklung von Diensten in der Bibliothek 2.0. Methoden und Ergebnisse aus Katalog-2.2-Projekten |Sammelwerk=Bibliotheksdienst |Band=43 |Nummer=Heft 5 |Datum=2009 |Seiten=533}}</ref> und die optimale Darstellung der Treffer aus [[Discovery-System|Discovery]]-Indexen und lokalen Katalogbeständen an die Nutzerbedürfnisse angepasst.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://beluga-blog.sub.uni-hamburg.de/blog/2014/05/09/beluga-usability-studie/ |titel=Beluga-Blog |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2018-11-25}}</ref> 2015 wurde mit beluga 3.0 ein [[Responsive Design|responsives Design]] eingeführt<ref>{{Internetquelle |autor=Anne Christensen |url=https://beluga-blog.sub.uni-hamburg.de/blog/praesentationen/ |titel=Gestaltungsmöglichkeiten im Katalog 2.0. Lieblingslisten und Remix und das Beispiel beluga. |werk= |hrsg= |datum=2010 |sprache=de |abruf=2018-11-28}}</ref> und in Zusammenarbeit mit einem Projektseminar [[Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg|der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW)]] hinsichtlich [[Benutzerfreundlichkeit]] getestet.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://beluga-blog.sub.uni-hamburg.de/blog/2014/05/09/beluga-usability-studie/ |titel=Usability-Studie |werk= |hrsg=Beluga Blog |datum=2014-05-09 |sprache=de |abruf=2018-11-29}}</ref><br />
<br />
=== Weitere Funktionalitäten ===<br />
* Anzeige der Verfügbarkeit für alle beteiligten Bibliotheken<br />
* Automatische Verknüpfung mit verschiedenen [[E-Learning]]-Systemen<br />
* Einbindung in [[Soziales Netzwerk (Internet)|soziale Netzwerke]]<br />
<br />
== Systemarchitektur ==<br />
Die Eigenentwicklung basiert auf den Open-Source-Projekten [[Solr]], [[Catalyst Web Framework|Catalyst]] und [[refbase]]. Das verwendete [[Liste von Metadatenformaten|Metadatenformat]] ist [[Dublin Core]] und Literaturzitate werden nach der Empfehlung des [[OpenURL|OpenURL-Framework]] erzeugt. [[Bibliografie|Bibliografische Informationen]] wie [[Online Computer Library Center|OCLC]]/[[OCLC PICA|PICA]] werden mit [[Lernmanagementsystem]]en und [[Soziales Netzwerk (Internet)|sozialen Netzwerken]] verknüpft. Es wurde eine [[agile Softwareentwicklung]] verwendet, um die Anwender früh im Entwicklungsprozess mit ein zu beziehen. Für die Anbindung weiterer Bibliotheken wurde [[Primo Central]] eingesetzt.<ref name="konsortiales/Folie14">{{Internetquelle |autor=Jan Frederik Maas |url=https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/searchtype/authorsearch/author/Jan+Frederik+Maas/docId/1775/start/4/rows/20 |titel=beluga - ein konsortiales Discoverysystem auf für Bibliotheken außerhalb Hamburgs, 1857-05-18 |werk= |hrsg= |datum= |seiten=Folie 14 |sprache=de |abruf=2018-11-25}}</ref> In Zusammenarbeit mit effective Webwork GmbH entwickelte beluga core neben einem [[Responsive Webdesign|responsiven Webdesign]] (belugaX) weitere Verbesserungen wie eine hohe Konfigurierbarkeit der Module.<ref name="Architektur">Kristof Keßler, Jan F. Maas, Jarmo Schrader, Matthias Finck: ''Das beluga core ABC – Architektur, Betrieb und Customizing des Resource Discovery Systems beluga core (vufind)''. {{URN|nbn:de:0290-opus4-30641}}</ref> Das Projekt wird fortlaufend auf [[GitHub]] dokumentiert.<br />
<br />
=== Schnittstellen ===<br />
Literaturlisten und digitale Texte werden als gezippte [[IMS Content Packaging|IMS Content-Pakete]] im [[XML Schema|XML-Format]] oder als [[XSL]]-Datei in die verschiedenen [[Lernmanagementsystem]]e (LMS) der Hamburger Hochschulen übertragen und weiter genutzt ([[CommSy]], [[Moodle]], [[Stud.IP]] und [[OLAT]]).<br />
<br />
Für die Verfügbarkeit von verschiedenen Zitierstilen und Exportformaten nutzt Beluga den [[unAPI]]-Server der [[Verbundzentrale des GBV (Göttingen)|Göttinger Verbundzentrale]] des [[Gemeinsamer Bibliotheksverbund|gemeinsamen Bibliotheksverbundes]].<ref name="Christensen2010/321-326">{{Literatur |Autor=Christensen |Titel=Katalog 2.0 im Eigenbau: Das beluga-Projekt der Hamburger Bibliotheken |Verlag= |Ort= |Datum=2010 |Seiten=321-326}}</ref> Hier werden die meist im [[OCLC PICA|PICA]]-Format bereitgestellten bibliografischen Daten zunächst in das offene [[Metadata Object Description Schema|MODS]]-Format konvertiert und anschließend generiert das [[Open Source|OpenSource]]-Tool refbase aus dem [[Metadata Object Description Schema|MODS]]-Daten alle gängigen Zitierstile und Exportformate.<ref name="Christensen2010/321-326" /><br />
<br />
Mittels des unter der [[GNU General Public License]] stehenden Moduls [[VuFind]] ist auch die Anbindung von Bibliotheken außerhalb Hamburgs möglich.<ref name="konsortiales/Folie14" /> Der kooperative Ansatz führte zu einer Zusammenarbeit der [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]] mit der [[Universitätsbibliothek Braunschweig]], der Universitätsbibliothek Hildesheim und der Universitätsbibliothek Lüneburg sowie der [[effective Webwork GmbH]].<ref name="Architektur" /> Zusätzlich wurde es auch an das Hamburger [[Lernmanagementsystem]] (LMS) angebunden.<br />
<br />
== Zukünftige Pläne ==<br />
Beluga wird ständig weiterentwickelt und soll auch zukünftig um neue Funktionen erweitert werden. Bisher wurde über eine unmittelbare Einbettung der Ausleihfunktionen in Beluga nachgedacht, sodass die Nutzer die Plattform nicht mehr für Bestellungen verlassen müssen. Weitere offene Fragen bleiben das thematische Browsing, die inhaltliche Durchsuchbarkeit der Aufsätze und die Sacherschließungsinformationen der Bestände nach [[Regensburger Verbundklassifikation]] und die Schaffung einer Beluga-App zur genauen Navigation an die Standorte der Medien.<ref>{{Internetquelle |autor=Jan Frederik Maaß |url=https://www.zbw-mediatalk.eu/de/2015/04/beluga-3-0-interview-zum-neuen-katalog-der-stabi-hamburg/ |titel=Beluga 3.0: Interview zum neuen Katalog der Stabi Hamburg |werk= |hrsg= |datum=2015 |sprache=de |abruf=2018-11-26}}</ref> Für Anfang 2019 ist der Release von Beluga Core&nbsp;5 basierend auf [[VuFind]]&nbsp;5 sowie der Abschluss der Verbesserungsarbeiten an den Verfügbarkeitsinformationen geplant.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://beluga.sub.uni-hamburg.de/vufind/ beluga.] Katalog der Hamburger Bibliotheken<br />
* [https://www.beluga-core.de/ Beluga Core.] – Eine kooperative Weiterentwicklung der Open Source-Katalogsoftware VuFind.<br />
* {{GitHub|beluga-core/core}}<br />
* [https://beluga-blog.sub.uni-hamburg.de/blog/2014/05/09/beluga-usability-studie/ beluga Blog.] Uni Hamburg.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Anne Christensen: ''Katalog 2.0 im Eigenbau: Das beluga-Projekt der Hamburger Bibliotheken.'' In: ''Handbuch Bibliothek 2.0.'' De Gruyter Saur, Berlin / New York 2010, ISBN 978-3-11-023210-3.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
[[Kategorie:Suchmaschine]]<br />
[[Kategorie:Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Horacio_Castellanos_Moya&diff=225658703
Horacio Castellanos Moya
2022-08-26T13:05:43Z
<p>Textundblog: Link korrigiert</p>
<hr />
<div>'''Horacio Castellanos Moya''' (* [[21. November]] [[1957]] in [[Tegucigalpa]], [[Honduras]]) ist ein [[El Salvador|salvadorianischer]] [[Journalist]], [[Schriftsteller]] und [[Herausgeber]] in [[Mittelamerika]].<br />
<br />
== Leben ==<br />
Horacio Castellanos Moya ist der Sohn von Crescencio „Chencho“ Castellanos Rivas, Schriftsteller und Radiosprecher aus einer politisch linksgerichteten salvadorianischen Familie, und von Ruth Moya aus einer rechtskonservativen honduranischen Familie.<br />
<br />
Er verbrachte die ersten vier Jahre seiner Kindheit in Honduras. 1962 zog seine Familie nach [[El Salvador]]. In [[San Salvador]] besuchte er das Gymnasium der [[Maristen]]. 1976 nahm er das Studium der Literaturwissenschaft an der Universidad de El Salvador auf. Zugleich unterstützte er die [[Guerilla]] durch journalistische Arbeit für die ''Fuerzas Populares de Liberación'' (FPL), die später Teil des [[Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional]] (FMLN) wurden.<br />
<br />
Im Februar 1979 musste Castellanos angesichts der wachsenden Repression von Seiten der [[Fuerza Armada de El Salvador|Armee aus El Salvador]] fort. Er ging zunächst nach Kanada und studierte ein Semester Geschichte an der [[York University]] in [[Toronto]]. Gegen Ende des Jahres 1979 kehrte Castellanos für kurze Zeit nach El Salvador zurück; aufgrund der politischen Entwicklung musste er das Land schon bald wieder verlassen. Von März bis Juli 1980 studierte er an der Universidad Nacional in [[Tegucigalpa]], anschließend arbeitete er als [[Korrektor]] im Verlag Editorial Universitaria Centroamericana (EDUCA) in [[San José (Costa Rica)|San José]] in [[Costa Rica]].<ref>Fiona Schmidt: [http://www.uni-potsdam.de/castellanos-moya/fakten_es/11.html Biographische Notizen über Horacio Castellanos Moya] auf der Webseite der Universität Potsdam, abgerufen am 12. Dezember 2015 (englisch).</ref> Im September 1981 wechselte er nach [[Mexiko-Stadt]], wo er bis 1991 lebte. Ab 1982 arbeitete er als Redakteur für die salvadorianische Presseagentur ''Salpress'', ab 1984 als Korrespondent für die Zeitschrift ''Cuadernos del tercer mundo''. Desillusioniert und enttäuscht von der ideologischen Verhärtung der FMLN und der Gewalt gegen „Abweichler“ in den eigenen Reihen, distanzierte sich Castellanos im Dezember 1984 von der Guerilla und ihrem Kampf.<ref>[[Álvaro Mutis]]: ''Horacio Castellanos Moya – „Parado en el abismo“''. In: [[El Mercurio]], 1. Juli 2005, Beilage ''Revista de Libros'', S. 10.</ref><br />
<br />
Vom September 1986 bis Januar 1987 schrieb Castellanos im Dorf Tlayacapan (bei Cuernavaca) seinen ersten Roman: ''La diáspora''. Für diesen Roman erhielt er 1988 den ''Premio Nacional de Novela'' der Universidad de El Salvador.<br />
<br />
Von 1986 bis 1988 gab er die englischsprachige Zeitschrift der [[Nationale Autonome Universität von Mexiko|Universidad Nacional Autónoma de México]] (UNAM) heraus: „Voices of México“, von 1988 bis 1990 leitete er die politische Redaktion der Nachrichtenagentur ''Agencia Latinoamericana de Servicios Especiales de Información'' (Alesei) mit Sitz in Mexiko-Stadt.<br />
<br />
1991 verbrachte Castellanos vier Monate in El Salvador, um die Monatszeitschrift „Tendencias“ zu gründen. 1992, nach dem Friedensabkommen von [[Schloss Chapultepec|Chapultepec]] zwischen der Regierung von El Salvador und der FMLN, das den Bürgerkrieg beendete, kehrte er nach San Salvador zurück. Er widmete sich u.&nbsp;a. dem Projekt der neuen Wochenzeitung „Primera Plana“ (1995–1996).<br />
<br />
Auf die Veröffentlichung des Romans ''El asco. Thomas Bernhard en San Salvador'' im Jahre 1997 folgten Morddrohungen. Castellanos verließ fluchtartig sein Heimatland. Ein weiteres Wanderleben begann. Er hielt sich einige Monate lang in [[Madrid]] und in der Schweiz auf und in den Jahren 2000 und 2001 erneut in Mexiko-Stadt, wo er Chefredakteur der Zeitschrift ''Milenio Semanal'' war. 2003 arbeitete er für ''El Periódico de Guatemala'' in [[Guatemala-Stadt]]. Von 2004 bis 2006 lebte er im Rahmen des Programms „Stadt der Zuflucht“ auf Einladung der Frankfurter Buchmesse und der Stadt in Frankfurt am Main.<ref>[https://www.buchmarkt.de/meldungen/veranstaltungen/buchmessen/horacio-castellanos-moya-in-frankfurt-der-stadt-der-zuflucht/ ''Horacio Castellanos Moya in Frankfurt, der „Stadt der Zuflucht“''], abgerufen am 12. Dezember 2015.</ref><br />
<br />
Horacio Castellanos Moyas Werk wird „gerade in den USA oder Frankreich in einem Atemzug mit demjenigen [[Roberto Bolaño]]s genannt“.<ref>Albert Buschmann: ''Erasmos Beschwerden. «Der Traum von Rückkehr» – Horacio Castellanos Moyas Roman eines Exilanten, dem die Heimat zu entschwinden droht''. In: Neue Zürcher Zeitung, 15. Dezember 2015, S. 43.</ref><br />
<br />
2014 wurde Castellanos mit dem [[Premio Iberoamericano de Narrativa Manuel Rojas]] ausgezeichnet.<br />
<br />
== Werke (Auswahl) ==<br />
;Romane<br />
*1988 ''La diáspora''<br />
*1996 ''Baile con serpientes''<br />
*2000 ''La diabla en el espejo'' <br />
** ''Die Spiegelbeichte'', dt. von Jan Weiz, Rotpunkt, Zürich 2003. ISBN 3-85869-268-9<br />
*2001 ''El arma en el hombre''<br />
** ''Der Waffengänger'', dt. von Jan Weiz, Rotpunkt, Zürich 2003. ISBN 3-85869-249-2<br />
*2003 ''Donde no estén ustedes''<br />
** ''Aragóns Abgang'', dt. von Stefanie Gerhold, Rotpunkt, Zürich 2005. ISBN 3-85869-299-9<br />
*2004 ''Breves palabras impúdicas. Istmo'' <br />
*2004 ''Insensatez''<br />
*2006 ''Desmoronamiento''. Tusquets Editores, Barcelona <br />
*2008 ''Tirana memoria''<br />
** ''Der schwarze Palast'', dt. von Stefanie Gerhold, S. Fischer, Frankfurt am Main 2010. ISBN 978-3-10-010223-2<br />
*2011 ''La sirvienta y el luchador''<br />
*2013 ''El sueño del retorno''<br />
** ''Der Traum von Rückkehr'', dt. von Stefanie Gerhold, S. Fischer, Frankfurt am Main 2010. ISBN 978-3-10-002285-1.<br />
<br />
;Erzählungen<br />
*1981 ''¿Qué signo es usted, niña Berta?'' (enthält ''¿Qué signo es usted, niña Berta?'', ''Simulacro'', ''Como si lo hubieramos jodido todas'', ''Los predicadores'', ''Navidad'', ''Equipo de trabajo'', ''Noche de birrias'', ''La Chelita'', ''El coronel'', ''Al recibir Luis por fin un juguete'', ''La movilización'', ''Los refugiados'' und ''Feria de artesanías'')<br />
*1989 ''Perfil de prófugo'' (enthält ''Perfil de prófugo'', ''Advertencia'', ''En guinda'', ''Informe'', ''Encierro'', ''El poeta y el comandante'', ''Percance'' und ''Idéntica a Edwige Fenech'')<br />
*1993 ''El gran masturbador. Relatos'' (enthält ''Variaciones sobre el asesinato de Francisco Olmedo'', ''Torceduras'', ''Nemesis'', ''Paternidad'' und ''El gran masturbador'')<br />
*1995 ''Con la congoja de la pasada tormenta'' (enthält ''Con la congoja de la pasada tormenta'', ''Todo comenzó de esa manera'', ''Key Largo'', ''Truene'', ''Solititos en todo el universo'' und ''Poema de amor'')<br />
*2000 ''El asco. Thomas Bernhard en San Salvador'' (enthält ''Advertencia'', ''El asco'' und ''Thomas Bernhard en San Salvador'')<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Albrecht Buschmann]]: ''Horacio Castellanos Moya und die Kunst des Überlebens''. Universität Potsdam, Institut für Romanistik 2006. <br />
* Beatriz Cortez: ''Exilio y crítica social. A propósito de la novela „El asco“ de Horacio Castellanos Moya''. In: ''Ventana abierta. Revista latina de literatura, arte y cultura'', Jg. 2 (1999), Heft 6, S. 30–35, {{ISSN|1099-2987}}. <br />
* Julian Drews: ''Distanz, Nähe, Gewalt. Soziale Interaktion in den Romanen von Horacio Castellanos Moya''. Universität Potsdam, Institut für Romanistik 2007. <br />
* [[Stephen Henighan]]: ''Horacio Castellanos-Moya Tirana Memoria''. In: ''[[Times Literary Supplement]]'' vom 25. September 2009.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[https://catalogo-bibliotecas.cervantes.es/general/abnetcl.exe?ACC=DOSEARCH&xsqf99=(BG-DEU+(horacio+castellanos+moya)) Literatur von und über Horacio Castellanos Moya] im Katalog der [[Instituto Cervantes#Bibliotheken des Instituto Cervantes|Bibliothek des Instituto Cervantes in Deutschland]]<br />
* [http://www.uni-potsdam.de/castellanos-moya Website zu Horacio Castellanos Moya der Universität Potsdam]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=124621031|LCCN=n/80/87278|VIAF=10068135}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Castellanos Moya, Horacio}}<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Journalist (El Salvador)]]<br />
[[Kategorie:Salvadorianer]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1957]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Castellanos Moya, Horacio<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=salvadorianischer Journalist, Schriftsteller und Herausgeber<br />
|GEBURTSDATUM=21. November 1957<br />
|GEBURTSORT=[[Tegucigalpa]], [[Honduras]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Darja_Sergejewna_Kassatkina&diff=224609776
Darja Sergejewna Kassatkina
2022-07-18T21:29:23Z
<p>Textundblog: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Tennisspieler<br />
| Name = Darja Kassatkina<br />
| Bild = Kasatkina RG21 (14) (51376890144).jpg<br />
| Bildbeschriftung = Darja Kassatkina bei den [[French Open 2021/Dameneinzel|French Open 2021]]<br />
| Spitzname = <br />
| Nationalität = {{RUS}}<br />
| Geburtstag = 7. Mai 1997 ({{Alter|1997|05|07}}&nbsp;Jahre)<br />
| Todestag = <br />
| Größe = 170<br />
| Gewicht = 62<br />
| ErsteProfisaison = 2014<br />
| Rücktritt = <br />
| Spielhand = Rechts, beidhändige Rückhand<br />
| Trainer = Carlos Martinez<br />
| Preisgeld = 8.546.680<br />
| EinzelBilanz = 291:160<br />
| AnzahlEinzelTitel = 4 [[Women’s Tennis Association|WTA]], 7 [[International Tennis Federation|ITF]]<br />
| HoechsteEinzelPlatzierung = 10 (22. Oktober 2018)<br />
| AktuelleEinzelPlatzierung = 12<br />
| WochenNr1 = <br />
| AnzahlGrandSlamTitelEinzel = <br />
| AustralianOpenErgebnisEinzel = 3R (2016, 2022)<br />
| FrenchOpenErgebnisEinzel = HF (2022)<br />
| WimbledonErgebnisEinzel = VF (2018)<br />
| USOpenErgebnisEinzel = AF (2017)<br />
| DoppelBilanz = 51:55<br />
| AnzahlDoppelTitel = 1 WTA, 0 ITF<br />
| HoechsteDoppelPlatzierung = 43 (12. September 2016)<br />
| AktuelleDoppelPlatzierung = 277<br />
| WochenNr1Doppel = <br />
| AnzahlGrandSlamTitelDoppel = <br />
| AustralianOpenErgebnisDoppel = 2R (2016)<br />
| FrenchOpenErgebnisDoppel = AF (2019)<br />
| WimbledonErgebnisDoppel = AF (2016)<br />
| USOpenErgebnisDoppel = AF (2017)<br />
| AnzahlGrandSlamTitelMixed = <br />
| AustralianOpenErgebnisMixed = <br />
| FrenchOpenErgebnisMixed = <br />
| WimbledonErgebnisMixed = <br />
| USOpenErgebnisMixed = <br />
| OlympischeMedaille1 = <br />
| OlympischeMedaille1Modus = <br />
| OlympischeMedaille1Jahr = <br />
| Updated = 11. Juli 2022<br />
}}<br />
'''Darja Sergejewna Kassatkina''' ({{ruS|Дарья Сергеевна Касаткина}}, engl. [[Transkription (Schreibung)|Transkription]] ''Daria Sergeyevna Kasatkina''; * [[7. Mai]] [[1997]] in [[Toljatti]]) ist eine [[Russland|russische]] [[Tennis]]spielerin.<br />
<br />
== Karriere ==<br />
Kassatkina, die im Alter von sechs Jahren mit dem Tennissport begann, war eine exzellente Juniorin. 2014 gewann sie mit einem Finalsieg über [[Ivana Jorović]] den Juniorinnen-Wettbewerb der [[French Open 2014/Juniorinneneinzel|French Open]] und kletterte in der Junioren-[[Tennisweltrangliste|Weltrangliste]] auf Position drei nach oben. Im Sommer vertrat sie [[Russland]] bei den [[Olympische Jugend-Sommerspiele 2014|Olympischen Jugend-Sommerspielen 2014]] in Nanjing, wo sie in der Einzelkonkourrenz ins Viertelfinale kam und im Doppel gemeinsam mit [[Anastassija Andrejewna Komardina|Anastassija Komardina]] Silber gewann. Im Finale unterlagen sie dort dem gemischten Duo [[Anhelina Kalinina]] aus der [[Ukraine]] und [[Iryna Schymanowitsch]] aus [[Belarus]].<br />
<br />
Bereits ein Jahr zuvor sammelte sie erste Erfahrungen auf dem [[ITF Women’s Circuit]] und erhielt aufgrund guter Leistungen auf der Juniorentour eine [[Wildcard (Sport)|Wildcard]] für die Qualifikation zum [[Kremlin Cup 2013/Damen|Kremlin Cup]] in Moskau. Im Anschluss an ihren French Open-Erfolg gewann sie 2014 in [[ITF Telavi|Telavi]] ihren ersten ITF-Titel der $25.000-Kategorie und debütierte, dieses Mal mit einer Wildcard fürs Hauptfeld, in [[Kremlin Cup 2014/Damen|Moskau]] auf der [[Women’s Tennis Association|WTA]] Tour, wo sie in der ersten Runde gegen [[Alison Riske]] jedoch chancenlos ausschied.<br />
<br />
Nachdem sie auf der ITF-Tour Anfang 2015 vier weitere Titel gewinnen konnte, trat Kassatkina in der zweiten Jahreshälfte erstmals bei kleineren WTA-Turnieren in Erscheinung. In [[WTA Bad Gastein|Gastein]] kam sie nach ihrem ersten WTA-Hauptfeldsieg gegen [[Aleksandra Krunić]] in der ersten Runde auf Anhieb das Viertelfinale, in dem sie [[Sara Errani]] in drei Sätzen unterlag. Bei ihrer ersten Teilnahme an einem Grand-Slam-Turnier in [[US Open 2015/Dameneinzel|New York]] rückte sie als Lucky Loserin ins Hauptfeld nach, schaltete dort zum Auftakt [[Daria Gavrilova]] aus und stieß bis in die dritte Runde vor, wo sie von [[Kristina Mladenovic]] gestoppt wurde. Nach dem Gewinn ihres bis dahin größten Titels in [[ITF Saint-Malo|Saint-Malo]], erreichte Kassatkina beim [[Kremlin Cup 2015/Damen|Kremlin Cup]] als Qualifikantin nach einem glatten Zweisatzsieg über [[Carla Suárez Navarro]] erstmals das Viertelfinale, in dem sie sich [[Anastassija Sergejewna Pawljutschenkowa|Anastassija Pawljutschenkowa]] in drei Sätzen geschlagen geben musste. Anschließend gewann sie an der Seite ihrer Landsfrau [[Jelena Sergejewna Wesnina|Jelena Wesnina]] die Doppelkonkurrenz und gewann damit ihren ersten WTA-Titel. Am Ende der Saison, die Kassatkina jenseits der Top 200 begann, wurde sie auf Weltranglistenposition 72 geführt.<br />
<br />
Zum Saisonauftakt 2016 konnte Kassatkina in [[WTA Auckland|Auckland]] mit [[Venus Williams]] ihren ersten Sieg gegen eine Top-10-Spielerin landen. Bei ihrer ersten Teilnahme an den [[Australian Open 2016/Dameneinzel|Australian Open]] erreichte sie, wie auch später bei den [[French Open 2016/Dameneinzel|French Open]] und in [[Wimbledon Championships 2016/Dameneinzel|Wimbledon]] die dritte Runde. Anschließend erzielte sie in [[St. Petersburg Ladies Trophy 2016|St. Petersburg]] nach einem Erfolg über [[Dominika Cibulková]] ihr erstes Halbfinale auf der WTA-Tour, in dem sie gegen [[Belinda Bencic]] verlor. In [[BNP Paribas Open 2016/Damen|Indian Wells]] stand sie dann im Frühjahr erstmals im Viertelfinale eines Turniers der Premier-Mandatory-Kategorie. Auch beim [[Rogers Cup 2016/Damen|Rogers Cup]] in Montreal erreichte Kassatkina die Runde der letzten Acht und errang im Achtelfinale gegen [[Roberta Vinci]] ihren zweiten Top-10-Erfolg. Bei den [[Olympische Sommerspiele 2016/Tennis/Dameneinzel|Olympischen Spielen]] in Rio de Janeiro erreichte sie nach Siegen über [[Zheng Saisai]] und Sara Errani das Viertelfinale, in dem sie sich [[Madison Keys]] geschlagen geben musste. Am Ende des Jahres verbesserte sich Kassatkina so in die Top 30 der Weltrangliste.<br />
<br />
2017 gewann Kassatkina in [[Volvo Car Open 2017|Charleston]] nach durchwachsenem Start ins Jahr ihren ersten WTA-Titel, wobei sie ihrer Finalgegnerin [[Jeļena Ostapenko]] keine Chance ließ. Zuvor hatte sie in der zweiten Runde von [[Apia International Sydney 2017/Damen|Sydney]] gegen [[Angelique Kerber]] ihren ersten Sieg gegen eine amtierende Weltranglistenerste erringen können. Bei den [[US Open 2017/Dameneinzel|US Open]] erreichte sie nach einem weiteren Sieg über Ostapenko erstmals das Achtelfinale, in dem sie [[Kaia Kanepi]] unterlag. Dank eines starken Schlussspurts mit dem Einzug ins Viertelfinale von [[China Open 2017 (Tennis)/Damen|Peking]], wo sie erst von [[Simona Halep]] geschlagen werden konnte, sowie ihrer ersten Finalteilnahme beim Heimturnier in [[Kremlin Cup 2017/Damen|Moskau]], das sie glatt gegen [[Julia Görges]] verlor, beendete sie auch die Saison 2017 in den Top 30.<br />
<br />
Im darauffolgenden Jahr gelang Kassatkina im Viertelfinale von [[St. Petersburg Ladies Trophy 2018|St. Petersburg]] gegen [[Caroline Wozniacki]] ihr zweiter Erfolg gegen eine Nummer Eins-Spielerin, im Halbfinale unterlag sie [[Kristina Mladenovic]]. Daraufhin kam sie in [[Dubai Duty Free Tennis Championships 2018/Damen|Dubai]] zum dritten Mal in das Finale eines WTA-Turniers, das sie gegen [[Elina Switolina]] verlor. Ihre beste Saisonleistung erzielte sie jedoch in [[BNP Paribas Open 2018/Damen|Indian Wells]], wo sie mit Caroline Wozniacki, Angelique Kerber und [[Venus Williams]] drei Top-10-Spielerinnen in Folge bezwang, bevor sie im Endspiel von [[Naomi Ōsaka]] geschlagen wurde. In [[Mutua Madrid Open 2018/Damen|Madrid]] erreichte sie nach ihrem siebten Top-10-Sieg des Jahres über [[Garbiñe Muguruza]] das Viertelfinale, ebenso bei den [[French Open 2018/Dameneinzel|French Open]] nach einem Achtelfinal-Erfolg über Wozniacki sowie in [[Wimbledon Championships 2018/Dameneinzel|Wimbledon]], wo sie erst gegen die spätere Siegerin Angelique Kerber ausschied. Kassatkina krönte ihre bislang stärkste Saison mit dem Titel beim [[Kremlin Cup 2018/Damen|Kremlin Cup]] in Moskau, nachdem sie sich im Finale in drei Sätzen gegen [[Ons Jabeur]] durchsetzen konnte. Durch den Erfolg rückte sie in die Top 10 der Weltrangliste vor und qualifizierte sich für die [[Hengqin Life WTA Elite Trophy Zhuhai 2019|WTA Elite Trophy]] in Zhuhai, wo sie nach einem Sieg über [[Wang Qiang (Tennisspielerin)|Wang Qiang]] und einer Niederlage gegen Madison Keys in der Gruppenphase ausschied.<br />
<br />
2019 konnte Kassatkina nicht ansatzweise an die Resultate des Vorjahres anknüpfen und fiel mit insgesamt neun Erstrundenniederlagen in der Weltrangliste weit zurück. Erst gegen Ende der Saison zeigte sie sich wieder in aufsteigender Form, als sie in [[China Open 2019 (Tennis)/Damen|Peking]] nach Siegen über [[Aryna Sabalenka]] und [[Jekaterina Jewgenjewna Alexandrowa|Jekaterina Alexandrowa]] zum zweiten Mal das Viertelfinale erreichte. Auch der Start in die Saison 2020 begann für Kassatkina zurückhaltend. Vor dem coronabedingten Saisonabbruch stand sie bei einem kleineren WTA-Turnier in [[WTA Lyon|Lyon]] wieder in einem Halbfinale, das sie gegen [[Anna-Lena Friedsam]] verlor.<br />
<br />
Ihr Debüt für die [[russische Fed-Cup-Mannschaft]] gab sie im Februar 2016 in der Begegnung gegen die [[Niederländische Fed-Cup-Mannschaft|Niederlande]]; bei der 1:3-Niederlage gewann sie an der Seite von [[Jekaterina Walerjewna Makarowa|Jekaterina Makarowa]] ihr Doppel und damit den einzigen Punkt für das russische Team. Seitdem hat sie für ihr Land acht Partien im Einzel und Doppel bestritten, von denen sie fünf gewinnen konnte (Einzelbilanz 3:1). 2013 gewann sie zusammen mit [[Weronika Eduardowna Kudermetowa|Weronika Kudermetowa]] und [[Alexandra Romanowna Pospelowa|Alexandra Pospelowa]] den [[Junior Fed Cup|Juniorinnen-Fed-Cup]]. Im Endspiel schlugen sie das Team aus [[Australische Fed-Cup-Mannschaft|Australien]] mit 2:0.<br />
<br />
== Turniersiege ==<br />
=== Einzel ===<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
!Nr.!!Datum!!Turnier!!Kategorie!!Belag!!Finalgegnerin!!Ergebnis<br />
|-<br />
| 1.<br />
| 2. Februar 2014<br />
| {{EGY|Scharm asch-Schaich|Scharm asch-Schaich}}<br />
| ITF $10.000<br />
| Hartplatz<br />
| {{CZE|Pernilla Mendesová|Pernilla Mendesová}}<br />
| 6:3, 6:4<br />
|-<br />
| 2.<br />
| 22. September 2014<br />
| {{GEO|Telawi|Telawi}}<br />
| ITF $25.000<br />
| Sand<br />
| {{ITA|Jasmine Paolini|Jasmine Paolini}}<br />
| 6:1, 4:6, [10:7]<br />
|-<br />
| 3.<br />
| 25. Januar 2015<br />
| {{USA|Daytona Beach|Daytona Beach}}<br />
| ITF $25.000<br />
| Sand<br />
| {{BEL|Elise Mertens|Elise Mertens}}<br />
| 6:2, 4:6, 6:0<br />
|-<br />
| 4.<br />
| 23. Mai 2015<br />
| {{ITA|Caserta|Caserta}}<br />
| ITF $25.000<br />
| Sand<br />
| {{TUR|İpek Soylu|İpek Soylu}}<br />
| 7:6<sup>4</sup>, 6:1<br />
|-<br />
| 5.<br />
| 14. Juni 2015<br />
| {{BLR|Minsk|Minsk}}<br />
| ITF $25.000<br />
| Sand<br />
| {{UKR|Ganna Posnitschirenko|Ganna Posnitschirenko}}<br />
| 4:3 Aufgabe<br />
|-<br />
| 6.<br />
| 21. Juni 2015<br />
| {{BLR|Minsk|Minsk}}<br />
| ITF $25.000<br />
| Sand<br />
| {{BLR|Iryna Schymanowitsch|Iryna Schymanowitsch}}<br />
| 6:1, 6:1<br />
|-<br />
| 7.<br />
| 20. September 2015<br />
| {{FRA|ITF Saint-Malo|Saint-Malo}}<br />
| ITF $50.000<br />
| Sand<br />
| {{DEU|Laura Siegemund|Laura Siegemund}}<br />
| [[L’Open Emeraude Solaire de Saint-Malo 2015|7:5, 7:6<sup>4</sup>]]<br />
|- style="background:#F0F8FF;"<br />
| 8.<br />
| 9. April 2017<br />
| {{USA|WTA Charleston|Charleston}}<br />
| WTA Premier<br />
| Sand<br />
| {{LVA|Jeļena Ostapenko|Jeļena Ostapenko}}<br />
| [[Volvo Car Open 2017|6:3, 6:1]]<br />
|- style="background:#F0F8FF;"<br />
| 9.<br />
| 20. Oktober 2018<br />
| {{RUS|WTA Moskau|Moskau}}<br />
| WTA Premier<br />
| Hartplatz (Halle)<br />
| {{TUN|Ons Jabeur|Ons Jabeur}}<br />
| [[Kremlin Cup 2018/Damen|2:6, 7:6<sup>3</sup>, 6:4]]<br />
|- style="background:#F0F8FF;"<br />
| 10.<br />
| 19. Februar 2021<br />
| {{AUS|WTA Melbourne|Melbourne}}<br />
| WTA 250<br />
| Hartplatz<br />
| {{CZE|Marie Bouzková|Marie Bouzková}}<br />
| [[Phillip Island Trophy 2021|4:6, 6:2, 6:2]]<br />
|- style="background:#F0F8FF;"<br />
| 11.<br />
| 21. März 2021<br />
| {{RUS|WTA St. Petersburg|Sankt. Petersburg}}<br />
| WTA 500<br />
| Hartplatz (Halle)<br />
| {{RUS|Margarita Melikowna Gasparjan|Margarita Gasparjan}}<br />
| [[St. Petersburg Ladies Trophy 2021|6:3, 2:1 Aufgabe]]<br />
|}<br />
<br />
=== Doppel ===<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
!Nr.!!Datum!!Turnier!!Kategorie!!Belag!!Partnerin!!Finalgegnerinnen!!Ergebnis<br />
|- style="background:#F0F8FF;"<br />
| 1.<br />
| 24. Oktober 2015<br />
| {{RUS|WTA Moskau|Moskau}}<br />
| WTA Premier<br />
| Hartplatz (Halle)<br />
| {{RUS|Jelena Sergejewna Wesnina|Jelena Wesnina}}<br />
| {{ROU|Irina-Camelia Begu|Irina-Camelia Begu}}<br />{{ROU|Monica Niculescu|Monica Niculescu}}<br />
| [[Kremlin Cup 2015/Damen#Doppel|6:3, 6:7<sup>7</sup>, [10:5]]]<br />
|}<br />
<br />
== Abschneiden bei Grand-Slam-Turnieren ==<br />
=== Einzel ===<br />
{| class="wikitable" style="text-align:center;"<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! Turnier<br />
! [[WTA Tour 2015|2015]]<br />
! [[WTA Tour 2016|2016]]<br />
! [[WTA Tour 2017|2017]]<br />
! [[WTA Tour 2018|2018]]<br />
! [[WTA Tour 2019|2019]]<br />
! [[WTA Tour 2020|2020]]<br />
! [[WTA Tour 2021|2021]]<br />
! [[WTA Tour 2022|2022]]<br />
! Karriere<br />
|-<br />
|style="text-align:left;"|[[Australian Open]]<br />
| —<br />
| [[Australian Open 2016/Dameneinzel|3]]<br />
| [[Australian Open 2017/Dameneinzel|1]]<br />
| [[Australian Open 2018/Dameneinzel|2]]<br />
| [[Australian Open 2019/Dameneinzel|1]]<br />
| [[Australian Open 2020/Dameneinzel|1]]<br />
| [[Australian Open 2021/Dameneinzel|2]]<br />
| [[Australian Open 2022/Dameneinzel|3]]<br />
! 3<br />
|-<br />
|style="text-align:left;"|[[French Open]]<br />
| —<br />
| [[French Open 2016/Dameneinzel|3]]<br />
| [[French Open 2017/Dameneinzel|3]]<br />
| [[French Open 2018/Dameneinzel|VF]]<br />
| [[French Open 2019/Dameneinzel|2]]<br />
| [[French Open 2020/Dameneinzel|2]]<br />
| [[French Open 2021/Dameneinzel|3]]<br />
|style="background:#FFE7BA;"| [[French Open 2022/Dameneinzel|HF]]<br />
!style="background:#FFE7BA;"| HF<br />
|-<br />
|style="text-align:left;"|[[Wimbledon Championships|Wimbledon]]<br />
| —<br />
| [[Wimbledon Championships 2016/Dameneinzel|3]]<br />
| [[Wimbledon Championships 2017/Dameneinzel|2]]<br />
| [[Wimbledon Championships 2018/Dameneinzel|VF]]<br />
| [[Wimbledon Championships 2019/Dameneinzel|1]]<br />
| n. a.<br />
| [[Wimbledon Championships 2021/Dameneinzel|2]]<br />
|<br />
! VF<br />
|-<br />
|style="text-align:left;"|[[US Open]]<br />
| [[US Open 2015/Dameneinzel|3]]<br />
| [[US Open 2016/Dameneinzel|1]]<br />
| [[US Open 2017/Dameneinzel|AF]]<br />
| [[US Open 2018/Dameneinzel|2]]<br />
| [[US Open 2019/Dameneinzel|1]]<br />
| [[US Open 2020/Dameneinzel|1]]<br />
| [[US Open 2021/Dameneinzel|3]]<br />
|<br />
! AF<br />
|}<br />
Zeichenerklärung: S = Turniersieg; F, HF, VF, AF = Einzug ins Finale / Halbfinale / Viertelfinale / Achtelfinale; 1, 2, 3 = Ausscheiden in der 1. / 2. / 3. Hauptrunde; Q1, Q2, Q3 = Ausscheiden in der 1. / 2. / 3. Runde der Qualifikation; ''n. a.'' = nicht ausgetragen<br />
<br />
== Privates ==<br />
Am 18. Juli 2022 outete sich Darja Kassatkina als [[Homosexualität|homosexuell]] und übte dabei Kritik an ihrem Heimatland. In einem Videointerview mit dem Blogger Witja Krawtschenko kritisierte sie, dass es in Russland eine Reihe von „verbotenen Themen“ gebe: „Für junge Menschen, die mit Problemen in der Öffentlichkeit konfrontiert werden, ist es sehr wichtig, wenn Sportler oder andere bekannte Persönlichkeiten darüber reden.“<ref name="standard>{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.at/story/2000137561281/russlands-tennis-topspielerin-kassatkina-outet-sich-als-homosexuell |titel=Russlands Tennis-Topspielerin Kassatkina outet sich als homosexuell |werk=[[derStandard.at]] |datum=2022-07-18 |abruf=2022-07-18}}</ref><ref name="spiegel">{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/sport/tennis/russlands-beste-tennisspielerin-darja-kassatkina-outet-sich-als-homosexuell-a-40f41756-b118-400b-bf2f-f96e49d47302 |titel=Russlands beste Tennisspielerin: Darja Kassatkina outet sich als homosexuell |werk=[[Der Spiegel|spiegel.de]] |datum=2022-07-18 |abruf=2022-07-18}}</ref><ref name="kleinezeitung">{{Internetquelle |url=https://www.kleinezeitung.at/sport/sommersport/tennis/6167061/Russischer-Tennisstar_Darja-Kassatkina-outet-sich-als-homosexuell |titel=Darja Kassatkina outet sich als homosexuell und übt Kritik an Heimatland |werk=[[Kleine Zeitung|kleinezeitung.at]] |datum=2022-07-18 |abruf=2022-07-18}}</ref><br />
<br />
Sie habe eine [[Partnerschaft|Lebenspartnerin]] und [[Posting|postete]] ein Foto mit ihrer Freundin, der Eiskunstläuferin [[Natalja Alexandrowna Sabijako|Natalja Sabijako]], auf [[Instagram]]. In Russland werden gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht anerkannt.<ref name="standard /><br />
<br />
Sie lobte in diesem Zusammenhang auch die russische Fußballerin [[Nadeschda Karpowa]],<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bbc.com/sport/football/61681972 |titel=Nadya Karpova: The Russia striker speaking out against war in Ukraine |werk=[[British Broadcasting Corporation|bbc.com]] |sprache=en |datum=2022-06-09 |abruf=2022-07-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.mopo.de/sport/fussball/nadezhda-karpova-russlands-stimme-gegen-das-schweigen/ |titel=Russische Nationalspielerin schweigt nicht: „Putin hat uns alles genommen“ |werk=[[Hamburger Morgenpost|mopo.de]] |datum=2022-06-09 |abruf=2022-07-18}}</ref> die sich Anfang Juni 2022 als erste russische Sportlerin als homosexuell geoutet hatte. In Russland gebe es eine Menge Themen, über die nicht geredet werden dürfe. Homosexualität sei dabei nicht einmal das Wichtigste.<ref name="spiegel" /> Es habe zur [[Fußball-Weltmeisterschaft 2018]] in Russland Bewegung Richtung mehr Offenheit gegeben, doch dieser Prozess sei gestoppt. „Der Weg wurde gesperrt. Straßenbauarbeiten“, sagte Kassatkina ironisch.<ref name="kleinezeitung" /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Daria Kasatkina|Darja Kassatkina}}<br />
* {{WTA|Name=Daria Kasatkina}}<br />
* {{ITF|w|100168617|Darja Kassatkina}}<br />
* {{ITF|j|100168617|Darja Kassatkina}}<br />
* {{BillieJeanKingCup|100168617|Darja Kassatkina}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Die zehn bestplatzierten russischen Tennisspielerinnen (WTA)}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Kassatkina, Darja Sergejewna}}<br />
[[Kategorie:Fed-Cup-Spielerin (Russland)]]<br />
[[Kategorie:Olympiateilnehmer (Russland)]]<br />
[[Kategorie:Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 2016]]<br />
[[Kategorie:Teilnehmer der Olympischen Jugend-Sommerspiele 2014]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1997]]<br />
[[Kategorie:Frau]]<br />
[[Kategorie:Russe]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Kassatkina, Darja Sergejewna<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Касаткина, Дарья Сергеевна (russisch); Kasatkina, Daria Sergeyevna (englisch)<br />
|KURZBESCHREIBUNG=russische Tennisspielerin<br />
|GEBURTSDATUM=7. Mai 1997<br />
|GEBURTSORT=[[Toljatti]], [[Russland]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Frankfurter_Buchmesse&diff=224516543
Frankfurter Buchmesse
2022-07-15T09:28:38Z
<p>Textundblog: /* Gastländer und deren Themenschwerpunkte */ Motto Ehrengast Spanien eingefügt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Messe<br />
| Name = <br />
| Logo = Frankfurter Buchmesse 2011 logo.svg<br />
| Bildunterschrift = <!-- Grundlegende Daten zur Messe --><br />
| Branche = [[Buchmesse|Bücher]]<br />
| Ort = {{DEU|Ziel=Messe Frankfurt}}<br />
| erste Ausrichtung = 1949<br />
| Website = [https://www.buchmesse.de/ www.buchmesse.de]<br />
<!-- Daten zur letzten Ausstellung -->| letzte Messe von = 2021-10-20<br />
| letzte Messe bis = 2021-10-24<br />
| letzter Ort = <br />
| Besucherzahl = 73.500<ref name=":6" /><br />
| Ausstellerzahl = 2.013<ref name=":6" /><br />
| Fläche = <!-- Daten zur nächsten Ausstellung --><br />
| nächste Messe von = 2022-10-19<br />
| nächste Messe bis = 2022-10-23<br />
| nächster Ort = <br />
}}<br />
[[Datei:Frankfurter Buchmesse logo.svg|mini|Früheres Logo bis 2010]]<br />
<br />
Die '''Frankfurter Buchmesse''' ist eine internationale [[Buchmesse]], die jährlich im Oktober auf dem Gelände der [[Messe Frankfurt]] stattfindet. Sie wurde 1949 vom [[Börsenverein des Deutschen Buchhandels]] gegründet. Seit 1976 wurden regionale und thematische Schwerpunkte gebildet; seit 1988 stellt sie in jedem Jahr die Literatur und Kultur eines Gastlandes besonders heraus. Während der Buchmesse werden der [[Deutscher Buchpreis|Deutsche Buchpreis]], der [[Friedenspreis des Deutschen Buchhandels]], der [[Deutscher Jugendliteraturpreis|Deutsche Jugendliteraturpreis]] und viele andere Branchenauszeichnungen verliehen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Buchkatalog Frankfurter Fastenmesse 1573.jpg|mini|hochkant|Buchkatalog zur Frankfurter Fastenmesse 1573]]<br />
Die Frankfurter Buchmesse hat eine mehr als 500-jährige Tradition. Eine Buchmesse in [[Frankfurt am Main]] gab es schon in der frühen Neuzeit, nachdem [[Johannes Gutenberg]] in [[Mainz]], nur wenige Kilometer von Frankfurt entfernt, den Buchdruck revolutioniert hatte und die Buchdrucker [[Johannes Fust]], [[Peter Schöffer]] und [[Konrad Henckis]] die Frankfurter Messe zum Umschlagsort des den Handschriftenhandel ablösenden [[Verlagsbuchhandel]]s machten.<br />
<br />
Bis in die Zeit des späten 17. Jahrhunderts blieb Frankfurt am Main die zentrale Buchmesse-Stadt Europas. Die politischen und kulturellen Umwälzungen in Folge der [[Reformation]] beeinträchtigten allerdings zunehmend die Geschäfte. Als verhängnisvoll erwies sich vor allem die Zensur durch die [[Kaiserliche Bücherkommission]], die sich als Speerspitze der katholischen Gegenreformation verstand. Frankfurt wurde schließlich von der [[Leipziger Buchmesse]] in der [[Aufklärung|Zeit der Aufklärung]] in seiner Rolle verdrängt. Erst zwei Jahrhunderte später lebte die Buchmesse in Frankfurt infolge der Teilung Deutschlands wieder auf: 205 deutsche Aussteller versammelten sich vom 18. bis 23.&nbsp;September 1949 in der Frankfurter Paulskirche zur ersten Buchmesse der Nachkriegszeit. Schon wenige Jahre später stellten allerdings ausländische Aussteller die Mehrheit; die Frankfurter Buchmesse wurde zur ersten wirklich internationalen Veranstaltung ihrer Art.<br />
<br />
Während der Frankfurter Buchmesse werden zahlreiche Preise verliehen.<ref>[http://www.buchreport.de/nachrichten/buecher_autoren/buecher_autoren_nachricht/datum/2012/10/14/narbenherzen-und-boese-oekonomien.htm ''Narbenherzen und böse Ökonomien''.] Auf: buchreport.de vom 14. Oktober 2012, abgerufen am 12. Oktober 2016</ref> Der [[Friedenspreis des Deutschen Buchhandels]] ist dabei der politisch bedeutendste. Daneben gibt es viele weitere Branchenauszeichnungen, teils ernsthafter Art, wie etwa der [[Deutscher Jugendliteraturpreis|Deutsche Jugendliteraturpreis]] oder der getAbstract International Book Award<ref>[http://www.getabstract.com/de/pages/web/BookAward.jsp ''International Book Award''.] Auf: getabstract.com, abgerufen am 12. Oktober 2016</ref> für Wirtschaftsbücher, teils weniger ernsthafter Art, wie der seit 1979 verliehene [[Diagram-Preis]] für den ungewöhnlichsten englischsprachigen Buchtitel des Jahres. Seit 2008 gibt es einen entsprechenden Preis für deutschsprachige Titel, die als [[Kuriosester Buchtitel des Jahres|kurioseste Buchtitel des Jahres]] ausgezeichnet werden.<br />
<br />
Seit 1993 steht die Frankfurter Buchmesse auch für Elektronische Medien offen.<ref>Roland Losch. [http://archiv.rhein-zeitung.de/on/98/10/02/magazin/news/bumesse-kamele.html ''Nur Kamele sind nicht dabei''.] Auf: rhein-zeitung.de vom 2. Oktober 1998, abgerufen am 12. Oktober 2016</ref> Die Messe zeigte damit, gegen viele Widerstände im Verband und in der Öffentlichkeit, ein deutliches Zeichen für die künftige Entwicklung der Buchbranche. Seit 2003 stellt sich die Frankfurter Buchmesse zunehmend in den Dienst des Buch-Marketings. Dazu wurden zunächst sieben Präsentationsforen in den verschiedenen Hallen eröffnet. Die Einrichtung des ''Forum Film & TV'' diente gleichzeitig der Einbindung neuer Kunden- und Ausstellergruppen. Dieses Prinzip wurde 2011 durch die Einrichtung von ''HotSpots'' fortgeführt. Vortragsveranstaltungen finden unter anderem über [[Hörbuch|Hörbücher]] und das [[Modernes Antiquariat|Moderne Antiquariat]] auch im [[Übersetzer]]- und [[Bibliothekar]]s-Zentrum statt.<br />
<br />
Seit 2005 ist die ''Frankfurter [[Antiquariat]]smesse'' angeschlossen, die ab 2019 unter der Bezeichnung ''Rare Books & Fine Art Frankfurt'' firmiert. Auch erstmals 2005 wurden eine gemeinsame Branchendarstellung für Zeitschriftenverlage der Fach-, Publikums- und Internationalen Presse sowie eine Gemeinschaftsausstellung Spiele & Spielen mit der Spielwarenmesse Nürnberg eingerichtet.<br />
<br />
Der mit 37.500 Euro dotierte [[Deutscher Buchpreis|Deutsche Buchpreis]] wurde 2005 zum ersten Mal verliehen. Der Preisträger oder die Preisträgerin erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Autoren der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro. Der Deutsche Buchpreis wird jährlich zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter [[Römer (Frankfurt am Main)|Römer]] verliehen. Erst am Abend der Verleihung erfahren die sechs Autoren, an wen von ihnen der Preis geht.<br />
<br />
Der erste Preisträger war [[Arno Geiger]], ausgezeichnet wurde sein Roman [[Es geht uns gut]].<br />
<br />
Überlegungen, die Buchmesse von Frankfurt nach München zu verlegen, sorgten 2003 für Verunsicherung. Anlass waren die hohen Kosten für die Standmiete und die Hotels in Frankfurt, insbesondere für kleinere Verlage.<ref>{{Internetquelle |url=http://derstandard.at/1185211/Frankfurter-Buchmesse-droht-mit-Muenchen |titel=Frankfurter Buchmesse droht mit München |titelerg=Aus Kostengründen wird Umzug diskutiert |werk=derStandard.at |abruf=2015-10-19}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.tagesspiegel.de/kultur/buchmesse-frankfurt-direktor-erwaegt-muenchen-umzug/381208.html |titel=Buchmesse Frankfurt: Direktor erwägt München-Umzug |werk=www.tagesspiegel.de |datum=2003-01-17 |abruf=2015-10-19}}</ref> Die diesbezüglichen Verhandlungen führten zu einer umfangreichen Diskussion um den Standort der Messe, wurden schließlich jedoch nicht weiter verfolgt.<br />
<br />
Die Buchmesse gründete 2006 den „Schwerpunkt Bildung“ mit „Litcam“, einer Literarisierungskampagne, die sich gegen [[Analphabetismus]] in Deutschland und in aller Welt wendet. 2007 wurde in diesem Zusammenhang u.&nbsp;a. ein [[Kurzgeschichte]]n-Projekt aufgenommen ''(Who’s on the line? Call for free)'' von und über Menschen mit [[Migrationshintergrund]].<br />
<br />
Die [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] gab von 2008 bis 2013 eine kostenlose Buchmesse-Zeitung heraus. Sie erschien täglich mit 24&nbsp;Seiten und einer Auflage von 40.000&nbsp;Exemplaren und wurde zusätzlich bereits am Vorabend zum Herunterladen im Format PDF auf der Website des Verlags angeboten. Von&nbsp;2014 bis 2018 wurde die Buchmesse-Zeitung durch ein Blog ersetzt.<ref>''[http://blogs.faz.net/buchmesse/ Buchmesse]''. Blog. In: faz.net. Abgerufen am 13.&nbsp;Oktober 2014.</ref> Bekannt geworden ist auch das „Buchmesseblog“, das [[Margarete Stokowski]] seit 2013 bei der [[Die Tageszeitung|Tageszeitung taz]] führt.<ref>{{Internetquelle |url=https://blogs.taz.de/buchmesse/ |titel=taz Buchmesseblog |werk=taz – Die Tageszeitung |abruf=2019-10-16}}</ref><br />
<br />
Im Jahr 2015 wurde auf [[Salman Rushdie]]s Präsenz bei der Auftakt-Pressekonferenz seitens der [[Iran]]ischen Regierung mit einer offiziellen Teilnahme-Absage reagiert, einige Verlage mit Sitz in Iran waren dennoch mit einem Stand vertreten<ref>[http://www.deutschlandradiokultur.de/iranische-verlage-trotz-offizieller-absage-in-frankfurt.265.de.html?drn:news_id=534649 Iranische Verlage trotz offizieller Absage in Frankfurt. Vom Iran verfemter Salman Rushdie tritt bei Buchmesse auf], ''deutschlandradiokultur.de'', 12. Oktober 2015</ref>, wenn auch nicht direkt neben dem großen offiziellen Stand, der leer blieb. Erstmals gab es ein neues Messekonzept ohne die Halle 8, die traditionell den angelsächsischen Verlagen vorbehalten war; ihre Stände wurden auf die Hallen 6 und 4.2 verlegt.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://de.book-fair.com/fbf/journalists/press_releases/fbf/detail.aspx?PageRequestId=864b6837-9707-4618-9554-75a8f711bda6&c20f0587-85d5-44d3-a9a4-eb75d0c6143b=733de376-2036-40e0-8d7b-4dbfd8f0dd6e |titel=Buchmesse-Bilanz: Die Neuordnung ist gelungen |werk=Frankfurter Buchmesse |abruf=2015-10-18 |kommentar=Pressemitteilung}}</ref><br />
<br />
2016 wurde der Bereich „The Arts+“ in Halle 4.1 neu in das Programm der Messe aufgenommen, wo – in räumlicher Nähe zu den Ausstellern von [[Künstlerbuch|Künstlerbüchern]] und zur Antiquariatsmesse und neben einer angeschlossenen Konferenz – auf 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche künstlerische Inhalte und Geschäftsmodelle sowie Konzepte rund um die Themen [[Virtuelle Realität]] und [[3D-Druck]] gezeigt wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Kolja Reichert |Titel=„Arts+“ auf der Buchmesse: Und das ist Kunst? |Sammelwerk=Frankfurter Allgemeine Zeitung |Datum=2016-10-21 |ISSN=0174-4909 |Online=http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buchmesse/themen/arts-auf-der-frankfurter-buchmesse-14490534.html |Abruf=2016-10-24}}</ref><br />
<br />
Im Jahr 2018 fand die 70. Frankfurter Buchmesse vom 9. bis 14. Oktober statt. Die Kreativwirtschafts-Messe „The Arts+“ wies 3000 Teilnehmer aus. Neu im Programm war das „Bookfest“ im Frankfurt Pavilion, das auf dem Messegelände und in der Stadt Frankfurt etwa 25.000 Teilnehmer anzog. Da sich 2018 auch die Verkündung der [[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte|Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte]] zum 70. Mal jährte, nahm die Buchmesse offiziell vielfach hierauf Bezug, unter anderem mit der Kampagne „On the same page“, die für Meinungs- und Pressefreiheit eintrat.<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.boersenblatt.net/artikel-frankfurter_buchmesse_zieht_bilanz_.1532634.html |titel=Frankfurter Buchmesse zieht Bilanz: Weniger Fachbesucher, mehr Publikum |werk=Börsenblatt |hrsg=Deutscher Börsenverein |datum=2018-10-14 |abruf=2018-10-15}}</ref> Im Vorfeld der Messe hatte der Börsenverein eine Marktstudie veröffentlicht, der zufolge die Zahl der Buchkäufer in Deutschland von 2012 bis 2018 um 6,1 Millionen zurückgegangen wäre.<ref>{{Literatur |Titel=Welttag des Buches – Gedrückte Stimmung in der Buchbranche |Sammelwerk=Deutschlandfunk |Datum=2018-04-23 |Online=https://www.deutschlandfunk.de/welttag-des-buches-gedrueckte-stimmung-in-der-buchbranche.691.de.html?dram:article_id=416295 |Abruf=2018-10-15}}</ref> Während der Messe wurde daher vorwiegend über den Medienwandel und den damit verbundenen Verlust der Stellung des Buches als [[Leitmedium]] diskutiert.<ref>{{Literatur |Autor=Jens Uthoff |Titel=Verlage in Deutschland: Bedrohte Spezies |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2018-10-09 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/Verlage-in-Deutschland/!5538347/ |Abruf=2018-10-15}}</ref><br />
<br />
Bei der Buchmesse, die vom 16. bis 20. Oktober 2019 stattfand, war es den Verlagen gestattet, an den Publikumstagen am Wochenende Bücher zum [[Buchpreisbindung|preisgebundenen]] Ladenpreis zu verkaufen. Die Zahl der Privatbesucher stieg um 9,2 Prozent auf 157.695, die der Fachbesucher um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Schwerpunkt der Messe war das [[Streaming Media|Streaming]] von Audio- und Videoinhalten, wozu ein „Audio Areal“ eingerichtet wurde. Der US-amerikanische Fernseh-Streaming-Anbieter [[Netflix]] kündigte auf der Messe drei neue Serien an, und das Webradio [[detektor.fm]] präsentierte sich zu seinem zehnjährigen Bestehen am Rande der Kreativ-Messe „The Arts+“ als „[[Podcast]]-Radio“. Das „Literary Agents & Scouts Centre (LitAg)“ und die „Publishers Rights Corner“ waren wegen der Modernisierung der Halle 6 und dem Wegfall der dortigen dritten Ebene erstmals in der Festhalle untergebracht.<ref name=":2">{{Internetquelle |url=https://www.buchmesse.de/presse/pressemitteilungen/2019-10-21-frankfurter-buchmesse-endet-mit-deutlichem-besucherplus |titel=Frankfurter Buchmesse endet mit deutlichem Besucherplus |hrsg=Frankfurter Buchmesse |datum=2019-10-20 |abruf=2019-10-21}}</ref><br />
<br />
Wegen der [[COVID-19-Pandemie]] gab es im Jahr 2020 keine Stände von Ausstellern in den Messehallen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.hessenschau.de/kultur/frankfurter-buchmesse-findet-wegen-corona-nur-digital-statt,buchmesse-nur-virtuell-100.html |titel=Frankfurter Buchmesse findet wegen Corona nur digital statt |werk=hessenschau de |datum=2020-09-08 |abruf=2020-09-08 |sprache=de}}</ref> Die Planung für Präsenzveranstaltungen in den Messehallen wurden abgesagt, nachdem sich gezeigt hatte, dass die meisten ausländischen Aussteller nicht hätten anreisen können. Stattdessen wurde gemeinsam mit der [[ARD]] ein Bühnenprogramm in der [[Festhalle (Frankfurt am Main)|Frankfurter Festhalle]] auf dem Messegelände inszeniert.<ref name=":4">{{Literatur |Titel=Wegen Corona-Einschränkungen: Frankfurter Buchmesse soll ohne Aussteller stattfinden |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum= |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buchmesse/gefahr-durch-corona-frankfurter-buchmesse-2020-ohne-aussteller-16943499.html |Abruf=2020-09-08}}</ref> Im übrigen Stadtgebiet fanden kostenfreie Lesungen auf einem „Bookfest City“ statt, für die Kunden sich vorab registrieren mussten, geplant waren etwa 80&nbsp;Veranstaltungen, die durch das „Bookfest digital“ ergänzt wurden. Der Rechtehandel der Verlage wurde digital abgewickelt; die dafür geschaffene Plattform wird es auch darüber hinaus geben.<ref>{{Literatur |Autor= |Hrsg= |Titel=Ein schwieriges Jahr |Sammelwerk=Süddeutsche Zeitung |Band= |Nummer=208/2020 |Verlag=Süddeutsche Zeitung GmbH |Ort=München |Datum=2020-09-09 |ISBN= |Seiten=9}}</ref> Die Kulturstaatsministerin des Bundes [[Monika Grütters]] sagte 4&nbsp;Millionen Euro Fördermittel aus dem Corona-Konjunkturprogramm „[[Neustart Kultur]]“ zu, vor allem für kostenfreie digitale Angebote, die während der Messezeit live im Internet gestreamt wurden. Am Fachbesucherprogramm konnte man nach Anmeldung teilnehmen. So hat die Frankfurter Buchmesse bei ihrer größtenteils digitalen Variante zwei Drittel des vormaligen Besuchsaufkommens für die Online-Veranstaltungen gewinnen können. Rund 200 000 Menschen nutzten nach Angaben der Buchmesse die virtuellen Veranstaltungen und Business-Angebote auf buchmesse.de, mit dem BOOKFEST digital erreichten die Veranstalter über Facebook 1,5 Millionen User. Im vergangenen Jahr waren noch gut 300 000 Gäste auf das Frankfurter Messegelände gekommen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-buchmesse-zieht-publikum-ins-netz-90073172.html |titel=Buchmesse zieht Publikum ins Netz |datum=2020-10-18 |abruf=2020-11-05 |sprache=de}}</ref> Die Festakte zum [[Deutscher Buchpreis|Deutschen Buchpreis]] und zum [[Friedenspreis des Deutschen Buchhandels]] wurden live im Rundfunk übertragen, sie wurden jedoch, wie auch die Eröffnungsveranstaltung, ganz ohne Publikum vor Ort durchgeführt.<ref name=":4" /> Die Präsentation der Gastländer wurde um ein Jahr verschoben.<br />
<br />
Vom 20. bis 24. Oktober 2021 fand die Frankfurter Buchmesse in einem sehr kleinen Rahmen unter dem Motto ''re:connect'' als Präsenz- und Online-Veranstaltung statt. Als erster größerer Event der Branche versammelten sich insgesamt 2013&nbsp;Aussteller in den Messehallen und online; 36.000 Fachbesucher und 37.500 Privatbesucher kamen in die Messehallen, wo ein weitreichendes Hygienekonzept umgesetzt worden war. Wie auch die Buchmesse abschließend einräumte, wurde der Messebetrieb überschattet von der Entscheidung, wiederum Verlage der [[Neue Rechte|neuen Rechten]] zur Messe zuzulassen, was zu intensiven Diskussionen führte.<ref name=":6">{{Internetquelle |url=https://www.buchmesse.de/presse/pressemitteilungen/2021-10-24-73-frankfurter-buchmesse-neustart-der-buchbranche |titel=73. Frankfurter Buchmesse: Neustart der Buchbranche, Wiedersehensfreude und Kontroverse um die Grenzen der Meinungsfreiheit |hrsg=Frankfurter Buchmesse |datum=2021-10-24 |abruf=2021-10-24 |kommentar=Pressemitteilung zum Messeschluss}}</ref><ref name=":7">{{Internetquelle |autor=Volker Weidermann |url=https://www.zeit.de/2021/44/rechte-verlage-frankfurter-buchmesse-umgang-rechtsradikale-jasmina-kuhnke/ |titel=Rechte Verlage auf Frankfurter Buchmesse: Ein neues Wir |werk=Die Zeit |datum=2021-10-28 |seiten=59 |abruf=2021-10-28}}</ref> <br />
<br />
<gallery mode="packed-overlay" caption="Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse"><br />
Abertura da Feira de Frankfurt (10188705125).jpg|Eröffnung der Messe (2013)<br />
Feira de Frankfurt 2013 (10276730486).jpg|Pavillon des Gastlands Brasilien (2013)<br />
Frankfurter Buchmesse 2015 - Halle 1.JPG|Halle 3.0 (2015)<br />
Frankfurter Buchmesse 2015 - Das blaue Sofa 2.JPG|„Das Blaue Sofa“ (2015)<br />
Außenbereich Buchmesse 2014 (02).jpg|Außenbereich mit Lesezelt (2014)<br />
Frankfurter Buchmesse 2015 - Außenansicht 2.JPG|Außenbereich („Agora“, 2015)<br />
Global Justice in an Age of Migration and Trade-Foire du livre de Francfort 2017.jpg|Politische Diskussion (2017)<br />
Mkhedruli letters at Frankfurt Book Fair 05.jpg|Pavillon des Gastlandes Georgien (2018)<br />
MJK 60743 Das Literarische Quartett (Frankfurter Buchmesse 2019).jpg|„Das Literarische Quartett“ (2019)<br />
</gallery><br />
<br />
== Funktion der Messe ==<br />
Die Buchmesse dient als Fachmesse in erster Linie [[Verleger]]n, [[Literaturagent]]en, [[Buchhändler]]n, [[Bibliothekar]]en, Wissenschaftlern, Illustratoren, Dienstleistern, Filmproduzenten, Übersetzern, Druckern, Verbänden, Künstlern, Autoren, [[Antiquar]]en, aber auch Software- und Multimedia-Anbietern zur Vorstellung ihres Angebots und dem Abschluss von Geschäften. Der Handel mit Buchlizenzen und -rechten findet in einem eigenen Agentencenter statt.<br />
<br />
Dieses sogenannte [[Business-to-Business|B2B-Geschäft]] zwischen Unternehmen steht im Mittelpunkt der Messe, die sich erst in zweiter Linie an das allgemeine Publikum richtet, dem nur an den letzten beiden Messetagen Zugang gewährt wird.<br />
<br />
Daneben wird die Messe zunehmend als Produktionsort für Rundfunksendungen genutzt. Hörfunk- und Fernsehsender veranstalten während der Messetage auf einer eigenen Bühne Gesprächssendungen, die vielfach live übertragen oder im Internet [[Streaming Media|gestreamt]] werden, wie zum Beispiel [[Das Blaue Sofa]] des ZDF. Die Bedeutung der journalistischen Angebote spiegelt sich in der großen Zahl [[Akkreditierung (Journalismus)|akkreditierter]] Berichterstatter wider. Im Jahr 2016 berichteten rund 10.000 Journalisten von der Messe; darunter waren auch 2.000 Blogger.<ref>{{Internetquelle |url=http://buchmesse.de/fbmsite/de/fbm/presse/pressemitteilungen/03119/ |titel=Eröffnung der 68. Frankfurter Buchmesse |hrsg=Frankfurter Buchmesse |datum=2016-10-18 |abruf=2016-10-20 |kommentar=Pressemitteilung}}</ref><br />
<br />
Die Frankfurter Buchmesse fördert in Zusammenarbeit mit dem [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]], dem [[Goethe-Institut]] und anderen Institutionen die Übersetzung deutscher Literatur im Ausland. Dazu werden jedes Jahr rund 25 Beteiligungen an Buchmessen in aller Welt organisiert. Zur Übersetzungsförderung wurden seit Anfang der 1990er Jahre in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut ''Buchinformationszentren'' gegründet, die inzwischen allerdings unter der Bezeichnung [[German Book Office]] stark in die Vertriebsarbeit der Messe eingebunden sind. Derzeit gibt es ständige Präsenzen in New York, Peking, Moskau, Bukarest und New Delhi. Darüber hinaus existieren Stipendienprogramme wie das vom Auswärtigen Amt finanzierte Einladungsprogramm für Verleger aus Afrika, Asien und Lateinamerika und das ''Frankfurt Fellowship'', das sich an den verlegerischen Nachwuchs richtet. Zum 50. Jubiläum der Buchmesse wurde 1998 das Programm ''Städte der Zuflucht'' lanciert, das, unterstützt von der Stadt Frankfurt, verfolgten Schriftstellern für jeweils ein Jahr den Aufenthalt in Frankfurt ermöglicht.<br />
<br />
Da die Bekanntgabe des Gewinners des [[Nobelpreis für Literatur|Nobelpreises für Literatur]] häufig in die Messewoche fällt, ist die Buchmesse traditionell auch das erste größere Forum des Verlages, der die Werke des neuen Nobelpreisträgers im Programm hat.<br />
<br />
== Leitung der Buchmesse ==<br />
Von 1949 bis 1957 leitete [[Wilhelm Müller (Journalist)|Wilhelm Müller]] die Buchmesse, ihm folgte bis 1974 [[Sigfred Taubert]], vorher Leiter der Pressestelle des Börsenvereins und [[Pressesprecher]] der Buchmesse. 1975 übernahm [[Peter Weidhaas]] den Posten des Buchmesse-Direktors sowie des Geschäftsführers der Ausstellungs- und Messe-GmbH. Er war zuvor Leiter des Ausstellungsreferats der Buchmesse. Peter Weidhaas verfasste einen Band zur Geschichte der Frankfurter Buchmesse sowie zwei Bände einer Autobiographie, dessen zweiter sich mit seiner Zeit bei der Buchmesse beschäftigt.<br />
<br />
Nach dem Ende von Weidhaas’ Amtszeit im Jahre 2000 folgte ihm Lorenzo Rudolf, vormals Direktor der [[Art Basel]], im Amt des Buchmesse-Direktors. Sein Nachfolger wurde bereits 2002 [[Volker Neumann (Manager)|Volker Neumann]], zuvor Geschäftsführer der Verlagsgruppe Random House. Seit 1. April 2005 ist [[Juergen Boos]] Direktor der Frankfurter Buchmesse. Er leitete davor das Marketing im [[Wiley-VCH Verlag]].<br />
<br />
== Besucher- und Ausstellerzahlen ==<br />
{| class="wikitable center" style="text-align:right"<br />
|+Offizielle Besucher- und Ausstellerzahlen der Frankfurter Buchmesse{{FN|1}}<br />
!Jahr<br />
!Aussteller<br />
!Länder<br />
!Besucher{{FN|2}}<br />
!Davon Fachbesucher<br />
!Journalisten{{FN|3}}<br />
!Belege<br />
|-<br />
|2007<br />
|<br />
|<br />
|283.293<br />
|<br />
|<br />
|<ref name=":3" /><br />
|-<br />
|2008<br />
|<br />
|<br />
|299.112<br />
|<br />
|<br />
|<ref name=":3" /><br />
|-<br />
|2009<br />
|7.314<br />
|100<br />
|290.469<br />
|<br />
|<br />
|<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/kultur/seien-neugierig-11489543.html |titel=Frankfurter Buchmesse 2009 – "Seien sie neugierig" |werk=FR.de |datum=2009-10-13 |abruf=2019-10-22}}</ref><ref name=":3">{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/202137/umfrage/anzahl-der-besucher-auf-der-frankfurter-buchmesse/ |titel=Besucher auf der Frankfurter Buchmesse in den Jahren 2007 bis 2018 |werk=Statista.com |abruf=2019-10-22}}</ref><br />
|-<br />
|2010<br />
|7.539<br />
|111<br />
|279.325<br />
|175.311<br />
|<br />
|<ref>{{Webarchiv |url=http://www.buchmesse.de/images/fbm/zahlen_fakten_2010.pdf |text=Facts & Figures 2010 |wayback=20111005103341}}, abgerufen am 28. September 2011 (PDF; 252&nbsp;kB)</ref><br />
|-<br />
|2011<br />
|7.384<br />
|106<br />
|280.000<br />
|<br />
|<br />
|<ref>''Messebilanz. Nichts als zufriedene Gesichter''. Hessischer Rundfunk. In: hr-online.de. 16. Oktober 2011. Abgerufen am 18. Oktober 2011. Offline am 27. November 2015.</ref><ref>[http://www.handelsblatt.com/lifestyle/kultur-literatur/buchmesse-meldet-besucherplus/5086078.html ''Buchmesse meldet Besucherplus.'' Handelsblatt-online, 16. Oktober 2011], abgerufen am 17. Oktober 2011.</ref><br />
|-<br />
|2012<br />
|<br />
|>100<br />
|281.753<br />
|<br />
|<br />
|<ref>{{Internetquelle |url=http://www.buchmesse.de/pdf/buchmesse/abschluss-pm-2012-d.pdf |titel=Der Euro-Krise zum Trotz: Die Branche zeigt „neuen Sportsgeist“ |hrsg=buchmesse.de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20121029224618/http://www.buchmesse.de/pdf/buchmesse/abschluss-pm-2012-d.pdf |archiv-datum=2012-10-29 |abruf=2012-10-14 |format=PDF; 84&nbsp;kB |offline=1}}</ref><br />
|-<br />
|2013<br />
|<br />
|<br />
|276.000<br />
|143.000<br />
|<br />
|<ref name="fronline2013">{{Internetquelle |autor=Jutta Rippegather |url=https://www.fr.de/kultur/literatur/gastland-brasilien-stellt-rekord-11377009.html |titel=Gastland Brasilien stellt Rekord auf |werk=Frankfurter Rundschau |seiten=2013-10-13 |abruf=2013-10-14}}</ref><br />
|-<br />
|2014<br />
|<br />
|<br />
|269.534<br />
|<br />
|9.600<br />
|<ref name=":3" /><ref name=":0" /><br />
|-<br />
|2015<br />
|7.100<br />
|>100<br />
|275.791<br />
|140.474<br />
|9.900<br />
|<ref name=":0" /><br />
|-<br />
|2016<br />
|7.100<br />
|~100<br />
|277.000<br />
|142.300<br />
|10.000<br />
|<ref>{{Internetquelle |url=http://www.buchmesse.de/fbmsite/de/fbm/presse/pressemitteilungen/03129/ |titel=Debatten um kulturelle Identitäten sowie geistiges Eigentum bestimmen die Themen der 68. Frankfurter Buchmesse. Vom Dazugehören und vom Teilen |werk=Frankfurter Buchmesse |datum=2016-10-23 |abruf=2016-10-24}}</ref><br />
|-<br />
|2017<br />
|7.300<br />
|102<br />
|286.425<br />
|142.015<br />
|<br />
|<ref>{{Internetquelle |url=http://buchmesse.de/fbmsite/de/fbm/presse/pressemitteilungen/03276/ |titel=Frankfurter Buchmesse 2017: Politisch wie nie |hrsg=Frankfurter Buchmesse |datum=2017-10-15 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20171018133436/http://buchmesse.de/fbmsite/de/fbm/presse/pressemitteilungen/03276/ |archiv-datum=2017-10-18 |abruf=2020-04-04 |offline=1}}</ref><br />
|-<br />
|2018<br />
|7.503<br />
|109<br />
|285.024<br />
|142.016<br />
|<br />
|<ref name=":1" /><br />
|-<br />
|2019<br />
|7.450<br />
|104<br />
|302.267<br />
|144.572<br />
|10.000<br />
|<ref name=":2" /><ref name="stern2019">{{Internetquelle |url=https://www.stern.de/kultur/bilanz-frankfurter-buchmesse-verzeichnet-besucherzuwachs-8962638.html |titel=Frankfurter Buchmesse verzeichnet Besucherzuwachs |werk=Stern.de |datum=2019-10-20 |abruf=2019-10-21}}</ref><br />
|-<br />
|2020{{FN|4}}<br />
|4.400{{FN|5}}<br />
|103<br />
|200.000{{FN|6}}<br />
|<br />
|<br />
|<ref>{{Internetquelle |autor=Florian Leclerc |url=https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-buchmesse-zieht-publikum-ins-netz-90073172.html |titel=Buchmesse zieht Publikum ins Netz |werk=Frankfurter Rundschau |datum=2020-10-18 |abruf=2020-10-18 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Katja Böhne, Kathrin Grün |url=https://www.buchmesse.de/presse/pressemitteilungen/2020-10-18-fbm20-virtuelle-vielstimmigkeit-digitale-vielfalt |titel=#fbm20 – Virtuelle Vielstimmigkeit, digitale Vielfalt. Pressemitteilung |hrsg=Frankfurter Buchmesse |datum=2020-10-18 |abruf=2020-10-18 |sprache=de}}</ref><br />
|-<br />
|2021{{FN|7}}<br />
|2013{{FN|8}}<br />
|80<br />
|73.500{{FN|9}}<br />
|36.000<br />
|2.500<br />
|<ref name=":6" /><br />
|}<br />
<br />
<br />
<small>{{FNZ|1|Zahlen, soweit veröffentlicht}}</small><br />
<small>{{FNZ|2|Einschließlich der Fachbesucher}}</small><br />
<small>{{FNZ|3|Einschließlich der Blogger}}</small><br />
<small>{{FNZ|4|Im Jahr 2020 fand die Frankfurter Buchmesse wegen der [[COVID-19-Pandemie]] ohne Präsenzausstellung statt, gezählt wurden daher nur die Teilnehmer an den digitalen Events}}</small><br />
<small>{{FNZ|5|Die Aussteller konnten sich im Jahr 2020 kostenlos in einem Verzeichnis auf der Website der Buchmesse eintragen und dort auch ihr Angebot präsentieren}}</small><br />
<small>{{FNZ|6|Gezählt wurden im Jahr 2020 die Nutzer der digitalen Angebote auf der Website der Buchmesse und in den Sozialen Netzwerken. Der Buchmesse zufolge sei das „Bookfest digital“ auf Facebook von 1,5 Millionen Zuschauern verfolgt worden}}</small><br />
<small>{{FNZ|7|Im Jahr 2021 fand die Messe als hybride Veranstaltung statt mit sehr wenigen Ausstellern und Besuchern vor Ort und online}}</small><br />
<small>{{FNZ|8|Gezählt wurden im Jahr 2021 alle Aussteller vor Ort und online zusammengenommen}}</small><br />
<small>{{FNZ|9|Besucher vor Ort im Jahr 2021}}</small><br />
<br />
== Gastländer und deren Themenschwerpunkte ==<br />
[[Datei:DPAG 2010 40 Frankfurter Buchmesse Argentinien.jpg|mini|hochkant|[[Briefmarken-Jahrgang 2010 der Bundesrepublik Deutschland|Deutsche Briefmarke von 2010]] zu Ehren von [[Jorge Luis Borges]], eine [[Gemeinschaftsausgabe]] mit dem Gastland Argentinien]]<br />
[[Datei:Buchmesse2005.jpg|mini|hochkant|Buchmesse 2006, Ballon mit Schriftzeichen des Gastlandes Indien]]<!-- Unabhängig vom Dateinamen handelt es sich eindeutig um 2006, siehe Erstellungsjahr des Bildes. --><br />
Seit 1988 hat die Buchmesse ein Gastland oder eine Gastregion, die einen besonderen Schwerpunkt bildet, den sogenannten Ehrengast. Das Gastland veranstaltet ein kulturelles Rahmenprogramm mit Lesungen, Literaturförderung, Preisverleihungen usw. 2004 hatten ca. 500 von etwa 3.000 Veranstaltungen einen Bezug zur arabischen Welt als Gastregion. Ausstellungen und Lesereisen des Gastlands beginnen vor der Buchmesse und gehen weit darüber hinaus. [[Indien]] (1986 und 2006), [[Brasilien]] (1994 und 2013), [[Flandern]]/die [[Niederlande]] (1993 und 2016) und [[Frankreich]] (1989 und 2017) waren bisher zweimal Gastland. Ebenso war die [[Skandinavische Literatur#Samische Literatur|Samische Literatur]] mit den Gastländern [[Finnland]] (2014) und [[Norwegen]] (2019) zweimal vertreten.<br />
<br />
Die Gastländer gestalten jeweils einen eigenen Pavillon zu ihrer Geschichte, Kultur und Literatur. Organisation und Finanzierung ihres Auftritts liegen bei den Ehrengästen.<br />
<br />
Vor 1988 gab es an Stelle von Gastländern auch thematische Schwerpunkte.<br />
<br />
Wegen der Coronakrise sind die für die Jahre 2020 bis 2023 geplanten Gastlandauftritte um jeweils ein Jahr verschoben worden. Das Gastland Kanada wird 2020 virtuell präsentiert und, je nach der Infektionslage, im Jahr 2021 real vertreten sein, wie man hofft.<ref>{{Literatur |Titel=Kurz notiert |Sammelwerk=Börsenblatt |Nummer=28 |Datum=2020 |Seiten=12}}</ref><br />
<br />
Das Gastland im Jahr 2022 wird Spanien sein, die Autorin [[Irene Vallejo]] und der Autor [[Antonio Muñoz Molina]] werden am 18. Oktober die Eröffnungsreden halten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.boersenblatt.net/news/irene-vallejo-und-antonio-munoz-molina-halten-literarische-festreden-242781 |titel=Irene Vallejo und Antonio Muñoz Molina halten literarische Festreden |sprache=de |abruf=2022-06-12}}</ref> <br />
<br />
{{Lückenhaft|nur die Jahreszahl und nicht die genaue Dauer der Buchmesse anzugeben, ist nicht weder genau, noch lexikalisch}}<br />
<br />
{{Tabellenstile}}<br />
{| class="wikitable sortable mw-datatable"<br />
|- class="hintergrundfarbe6"<br />
! Jahr !! Gastland/Schwerpunkt !! Literatur des Gastlands/Schwerpunkts !! Motto<br />
|-<br />
| 1976 || [[Lateinamerika]] || [[:Kategorie:Lateinamerikanische Literatur|Lateinamerikanische Literatur]] || rowspan="5" class="hintergrundfarbe2" |<br />
|-<br />
| 1978 || [[Kind]] und [[Buch]] || [[Kinder- und Jugendliteratur]]<br />
|-<br />
| 1980 || [[Subsahara-Afrika|Schwarzafrika]] || [[Afrikanische Literatur]]<br />
|-<br />
| 1982 || [[Religion]]en || [[:Kategorie:Religiöse Literatur|Religiöse Literatur]]<br />
|-<br />
| 1984 || [[George Orwell]] || [[:Kategorie:Werk von George Orwell|Werke von George Orwell]]<br />
|-<br />
| 1986 || {{IND}} || [[Indische Literatur]] || Wandel in Tradition<br />
|-<br />
| 1988 || {{ITA}} || [[Italienische Literatur]] || Italienisches Tagebuch<br />
|-<br />
| 1989 || {{FRA}} || [[Französische Literatur]] || L’Automne français<br />
|-<br />
| 1990 || {{JPN}} || [[Japanische Literatur]] || Then and Now<br />
|-<br />
| 1991 || {{ESP}} || [[Spanische Literatur]] || La Hora de España<br />
|-<br />
| 1992 || {{MEX}} || [[:Kategorie:Mexikanische Literatur|Mexikanische Literatur]] || Ein offenes Buch<br />
|-<br />
| 1993 || {{BE-VLG|Ziel=Flandern}} und {{NLD}} || [[Belgische Literatur|Belgische]] und [[Niederländische Literatur]] || Weltoffen<br />
|-<br />
| 1994 || {{BRA}} || [[Brasilianische Literatur]] || Begegnung von Kulturen<br />
|-<br />
| 1995 || {{AUT}} || [[Österreichische Literatur]] ||<br />
|-<br />
| 1996 || {{IRL}} || [[Irische Literatur]] || Und seine Diaspora<br />
|-<br />
| 1997 || {{PRT}} || [[Portugiesische Literatur]] || Wege in die Welt<br />
|-<br />
| 1998 || {{CHE}} || [[Schweizer Literatur]] || Hoher Himmel – enges Tal<br />
|-<br />
| 1999 || {{HUN}} || [[Ungarische Literatur]] || Unbegrenzt<br />
|-<br />
| 2000 || {{POL}} || [[Polnische Literatur]] || ©Poland<br />
|-<br />
| 2001 || {{GRC}} || [[Griechische Literatur]] || Neue Wege nach Ithaka<br />
|-<br />
| 2002 || {{LTU-1989}} || [[Litauische Literatur]] || Fortsetzung folgt<br />
|-<br />
| 2003 || {{RUS}} || [[Russische Literatur]] || Neue Seiten<br />
|-<br />
| 2004 || {{ARL|Ziel=Arabische Welt}} || [[Arabische Literatur]] || Arabische Welt – Blick in die Zukunft<br />
|-<br />
| 2005 || {{KOR}} || [[Koreanische Literatur]] || Enter Korea<br />
|-<br />
| 2006 || {{IND}} || [[Indische Literatur]] || Today’s India<br />
|-<br />
| 2007 || {{ES-CT|Països Catalans|Katalanische Kultur}}||[[Katalanische Literatur]] || Singular i Universal<br />
|-<br />
| 2008 || {{TUR}} || [[Türkische Literatur]] || Faszinierend farbig<br />
|-<br />
| 2009 || {{CHN}} || [[Chinesische Literatur]] || Tradition & Innovation<br />
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| 2010 || {{ARG}} || [[Argentinische Literatur]] || Kultur in Bewegung<br />
|-<br />
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|-<br />
| 2016 || {{BE-VLG|Ziel=Flandern}} und {{NLD}} || [[Belgische Literatur|Belgische]] und [[Niederländische Literatur]] ||Dies ist, was wir teilen.<br />
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| 2017 || {{FRA}} || [[Frankophonie|Französischsprachige Literatur]] ||Frankfurt auf Französisch<br />
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|-<br />
| 2019 || {{NOR}} ||[[Skandinavische Literatur#Norwegische Literatur|Norwegische Literatur]] und [[Skandinavische Literatur#Samische Literatur|Samische Literatur]]||Norwegen – Der Traum in uns<br />
|-<br />
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|-<br />
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|-<br />
| 2024<ref name=":5" /> ||{{ITA}} || [[Italienische Literatur]] ||<br />
|}<br />
<br />
== Kontroversen ==<br />
=== Gastland China ===<br />
Die Frankfurter Buchmesse stand wiederholt auf Grund verschiedener Entscheidungen in der Kritik; zunächst im Jahr 2009 wegen die Auswahl des Gastlandes [[China]]. Auf einem im Vorfeld der Buchmesse veranstalteten China-Symposium Mitte September verließ ein Großteil der chinesischen Delegation den Saal, nachdem die regierungskritischen Schriftsteller [[Bei Ling]] und [[Dai Qing]] das Wort ergriffen hatten. Beide waren zuvor auf Druck Chinas ausgeladen worden, jedoch trotzdem angereist. Buchmesse-Direktor [[Juergen Boos]] entschuldigte sich daraufhin bei der Delegation und räumte später „unnötige Kompromisse“ bei der Planung der Tagung ein.<ref>Vgl. {{Webarchiv |url=http://www.sueddeutsche.de/kultur/1/487407/text/ |text=''Eklat bei China-Symposium'' |wayback=20091016124221}} bei sueddeutsche.de, 12. September 2009 (aufgerufen am 13. Oktober 2009)</ref><br />
=== Neurechte Verlage ===<br />
Die Teilnahme von Verlagen, die der [[Neue Rechte|Neuen Rechten]] zuzurechnen sind, führte immer wieder zu Kontroversen. Am 14. Oktober 2017 kam es beim Auftritt rechtsgerichteter Politiker in der Halle 4.2 zu einer Demonstration sowie zu Handgreiflichkeiten, die von der Polizei unterbunden wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Eva Thöne, Frankfurt am Main |Titel=Tumulte auf der Buchmesse: Dialog unmöglich |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2017-10-15 |Online=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/frankfurter-buchmesse-die-auseinandersetzung-mit-den-rechten-a-1172953.html |Abruf=2017-10-16}}</ref> Die Buchmesse distanzierte sich von jeglicher Gewalt und wies darauf hin, dass sie aufgrund ihrer weltweiten [[Monopol|Monopolstellung]] rechtlich verpflichtet sei, auch solchen Verlagen Zugang zum Ausstellungsbetrieb zu gewähren.<ref>{{Literatur |Autor=Eva Thöne, Frankfurt am Main |Titel=Direktor der Buchmesse über rechte Verlage: „Wir müssen es aushalten“ |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2017-10-15 |Online=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/frankfurter-buchmesse-interview-mit-direktor-juergen-boos-a-1173026.html |Abruf=2017-10-16}}</ref> In der Folge wurden die Messestände, in deren Umfeld es zu besagten Unruhen kam, für die Messen der Folgejahre in eine Sackgasse am Rande der Halle verlegt.<ref>{{Literatur |Autor=Mariam Lau |Titel=Frankfurter Buchmesse: Ab in die Ecke |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2018-10-08 |ISSN=0044-2070 |Online=https://www.zeit.de/2018/41/frankfurter-buchmesse-rechte-verlage |Abruf=2019-07-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Ludger Fittkau |url=https://www.deutschlandfunk.de/pressefreiheit-auf-frankfurter-buchmesse-gewerkschaft.2907.de.html?dram:article_id=461674 |titel=Gewerkschaft: Polizei hat Journalisten behindert |werk=deutschlandfunk.de |datum=2019-10-23 |abruf=2019-10-25}}</ref> Ein Mitarbeiter des [[Jungeuropa Verlag]]s bezeichnete die Gasse 2021 als „Arschlochgasse“.<ref>{{Internetquelle |autor=SWR2, SWR2 |url=https://www.swr.de/swr2/literatur/in-der-arschlochgasse-100.html |titel=In der Arschlochgasse - Der „Jungeuropa“-Verlag auf der Frankfurter Buchmesse |sprache=de |abruf=2021-11-05}}</ref><br />
<br />
Auch im Jahr 2021 vergab die Buchmesse Ausstellungsflächen an neurechte Verlage. Die Autorin und Internet-Aktivistin [[Jasmina Kuhnke]] sagte daraufhin ihren Auftritt auf der Messe aus Angst vor rechtsextremen Angriffen auf ihre Person ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.hessenschau.de/kultur/buchmesse/buchmesse-verteidigt-praesenz-rechter-verlage,absage-kuhnke-rechte-verlage-100.html |titel=Buchmesse verteidigt Präsenz rechter Verlage |werk=hessenschau.de |datum=2021-10-19 |sprache=de |abruf=2021-10-20}}</ref> Buchmesse-Direktor Juergen Boos begründete die Teilnahme rechter Verlage mit der [[Meinungsfreiheit]]: „Wir werden immer das ganze Spektrum hier haben, solange sich die Menschen hier zeigen wollen. Aber es muss uns nicht gefallen. Aber es muss möglich sein, weil für uns Meinungsfreiheit, the freedom to publish, das höchste Gut ist.“<ref name="Zeit" /> [[Karin Schmidt-Friderichs]] ergänzte, mit dem Konflikt müsse man leben, er bilde die Gesellschaft ab.<ref>{{Literatur |Autor=Eva Thöne |Titel=Frankfurter Buchmesse: Interview mit Direktor Juergen Boos |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2017-10-15 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/kultur/literatur/frankfurter-buchmesse-interview-mit-direktor-juergen-boos-a-1173026.html |Abruf=2021-10-20}}</ref> [[Patrick Bahners]] verteidigte in der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'' die Weigerung der Messe, dem Jungeuropa Verlag den Messestand zu kündigen. Die Buchmesse sei keine staatliche Veranstaltung und in Büchern dürfe auch vorgeschlagen werden, die Verfassung Satz für Satz zu ändern oder komplett abzuschaffen.<ref>{{Literatur |Autor=Patrick Bahners |Titel=„Rechte“ Verlage: In der Verdachtsfalle |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/frankfurter-buchmesse-verdachtsfall-beweist-keine-gefahr-17595981.html |Abruf=2021-10-22}}</ref><br />
[[Datei:Tsitsi Dangarembga FBM 2021.jpg|mini|hochkant|Friedenpreisträgerin [[Tsitsi Dangarembga]] mit Sticker ''#Verlage gegen rechts'' (2021)]]<br />
Die [[Bildungsstätte Anne Frank]] solidarisierte sich dagegen mit Kuhnke und ließ mitteilen, wer rechten Verlegern auf bürgerlichen Plattformen wie der Frankfurter Buchmesse ein Podium biete, trage zur weiteren Normalisierung und Verbreitung von [[Misanthropie|Menschenhass]] bei.<ref name="Zeit">{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/news/2021-10/19/kontroverse-um-neurechte-verlage-auf-frankfurter-buchmesse |titel=Literatur: Kontroverse um neurechte Verlage auf Frankfurter Buchmesse |werk=[[Die Zeit]] |datum=2021-10-19 |abruf=2021-10-20}}</ref> Weitere Autoren wie [[Nikeata Thompson]], [[Annabelle Mandeng]] und [[Riccardo Simonetti]] sagten ihre Teilnahme an der Messe aus Solidarität mit Kuhnke ebenfalls ab.<ref>{{Literatur |Titel=Authors pull out of Frankfurt book fair over presence of far-right groups |Sammelwerk=Washington Post |Datum= |ISSN=0190-8286 |Online=https://www.washingtonpost.com/world/2021/10/20/frankfurt-book-fair-far-right/ |Abruf=2021-10-21}}</ref> Bei der Verleihung des [[Friedenspreis des Deutschen Buchhandels|Friedenspreises]] an [[Tsitsi Dangarembga]] in der [[Frankfurter Paulskirche|Paulskirche]] intervenierte die Frankfurter Kommunalpolitikerin Mirrianne Mahn (Bündnis&nbsp;90/Die Grünen) und wies darauf hin, dass es paradox sei, wenn eine schwarze Frau den Friedenspreis erhalte, während „schwarze Frauen auf der Frankfurter Buchmesse nicht willkommen waren, weil nicht dafür gesorgt wurde, dass sie sich sicher fühlen.“<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.hessenschau.de/kultur/buchmesse/frankfurter-paulskirche-tsitsi-dangarembga-mit-friedenspreis-ausgezeichnet,verleihung-friedenspreis-100.html |titel=Frankfurter Paulskirche: Tsitsi Dangarembga mit Friedenspreis ausgezeichnet |werk=hessenschau de |datum=2021-10-24 |sprache=Deutsch |abruf=2021-10-24}}</ref><ref name=":7" /> [[Doris Akrap]] kritisierte Kuhnkes Aussage, schwarze Autorinnen seien auf der Buchmesse körperlicher Gefahr ausgesetzt, in der ''[[Die Tageszeitung|taz]]:'' „Wäre ihre Behauptung, sie würde auf der Messe ‚gekillt‘ werden, aus einer anderen politischen Richtung gekommen, wäre sie mit Recht als Verschwörungsfantasie gelabelt worden.“<ref>{{Literatur |Autor=Doris Akrap |Titel=Debatte um die Frankfurter Buchmesse: Realitätscheck statt Schnappatmung |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2021-10-31 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/Debatte-um-die-Frankfurter-Buchmesse/!5808581/ |Abruf=2021-11-01}}</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Stephan Füssel]]: ''50 Jahre Frankfurter Buchmesse. 1949–1999.'' (= ''Suhrkamp Taschenbuch.'' Nr. 3045). Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-518-39545-5.<br />
* Martin Knöll, Sabine Hopp, Thorsten Stelter, Norwina Wölfel: ''Frankfurter Buchmesse für Alle! Verbesserte Zugänglichkeit und Nutzbarkeit durch Abbau von räumlichen und informationsbasierten Barrieren.'' (= Projektbericht 2017–2019 der Forschungsgruppe Urban Health Games an der TU Darmstadt). Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Darmstadt 2019 ([https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/8625/1/190716_Projektbericht_Frankfurter%20Buchmesse_web.pdf PDF]).<br />
* Christoph Musik, Astrid Ebner-Zarl, Andreas Gebesmair (Hrsg.): ''Eine BürgerInnen-Ethnographie der Frankfurter Buchmesse. Ein Experiment.'' ikon VerlagsGesmbH, Brunn am Gebirge 2018, ISBN 978-3-99023-513-3.<br />
* Sabine Niemeier: ''Funktionen der Frankfurter Buchmesse im Wandel – Von den Anfängen bis heute.'' (= ''Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München.'' Band 68). Harrassowitz, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04466-7.<br />
* Monika Toeller: ''Die Buchmesse in Frankfurt am Main vor 1560. Ihre kommunikative Bedeutung in der Frühdruckzeit.'' (= Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München). München 1983.<br />
* [[Peter Weidhaas]]: ''Zur Geschichte der Frankfurter Buchmesse.'' (= ''Suhrkamp Taschenbuch.'' Nr. 3538). Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-45538-9.<br />
* Peter Weidhaas: ''Und kam in die Welt der Büchermenschen. Erinnerungen.'' Ch. Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-458-7.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Frankfurt Book Fair|Frankfurter Buchmesse}}<br />
* [https://www.buchmesse.de/ Offizielle Website der Frankfurter Buchmesse]<br />
* [http://www.boersenverein.de/de/158446/AuM_Frankfurter_Buchmesse/177202 Frankfurter Buchmesse GmbH]. In: [[Börsenverein des Deutschen Buchhandels|Boersenverein.de]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=v|GND=2003377-1|LCCN=n50069481|VIAF=151893773|REMARK=Dublette {{GND|1072892014}}.}}<br />
<br />
[[Kategorie:Buchmesse]]<br />
[[Kategorie:Messe in Frankfurt am Main]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Frankfurt am Main)]]<br />
[[Kategorie:Börsenverein des Deutschen Buchhandels]]<br />
[[Kategorie:Erstveranstaltung 1949]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Luis_Bu%C3%B1uel&diff=219927275
Luis Buñuel
2022-02-06T14:20:57Z
<p>Textundblog: /* Sekundärliteratur */ ‚Macht und Ohnmacht der Zensur‘ von Neuschäfer hinzugefügt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Luis Buñuel.JPG|mini|hochkant|Luis Buñuel, 1968]]<br />
'''Luis Buñuel Portolés''' (* [[22. Februar]] [[1900]] in [[Calanda (Spanien)|Calanda]], [[Spanien]]; † [[29. Juli]] [[1983]] in [[Mexiko-Stadt]], [[Mexiko]]) war ein mexikanischer [[Filmemacher]] spanischer Herkunft, der gegen Ende der [[Stummfilm]]zeit als [[Surrealistischer Film|surrealistischer]] Regisseur bekannt wurde. Er zählt zu den bedeutendsten [[Filmregisseur]]en des [[20. Jahrhundert]]s. Buñuel arbeitete mit [[Salvador Dalí]] und der Pariser Surrealisten-Gruppe um [[André Breton]] und [[Meret Oppenheim]] zusammen. Das bekannteste Werk aus dieser Zeit ist der Film ''Un chien andalou'' ''([[Ein andalusischer Hund]])'' aus dem Jahr 1929. Eines der zentralen Themen seiner Filme ist der Kampf gegen ein in sinnloser Wiederholung erstarrtes Bürgertum, wie beispielsweise in ''[[Der Würgeengel]]'' und ''[[Der diskrete Charme der Bourgeoisie]]''.<br />
<br />
== Leben und Werk ==<br />
=== Kindheit und Ausbildung ===<br />
[[Datei:Vista parcial de Calanda. Foto José Antonio Bielsa.JPG|miniatur|hochkant=0.95|Calanda]]<br />
Luis Buñuel wurde im Dorf Calanda im spanischen [[Aragonien]] als ältestes von sieben Kindern geboren, wuchs jedoch hauptsächlich in [[Saragossa]] auf. Sein Vater war der Großgrundbesitzer Leonardo Buñuel, die Mutter María Portolés die Tochter eines reichen Gastwirts.<ref>Michael Schwarze: ''Buñuel.'' 1981, S. 8 f.</ref> In seiner Autobiografie bezeichnete er die Gesellschaft seines Heimatortes als starrsinnig und von Klassenunterschieden geprägt. Unter der Obhut seines Onkels, der [[Priester (Christentum)|Priester]] war, gewann er als Junge Einblick in die französische und lateinische Sprache. Er war auch [[Messdiener]] und sang im Kirchenchor.<br />
<br />
Buñuel trat 1907 in die [[Jesuiten]]schule Colegio del Salvador in Saragossa ein, an die er später trotz ihrer Strenge und archaischen Sitten keine schlechten Erinnerungen hegte. 1915 wechselte er auf ein staatliches Gymnasium. Nach seinem Abitur im Jahr 1917 wurde er auf Empfehlung von Senator Don Bertolomé Esteban in die heute berühmte [[Residencia de Estudiantes|Madrider Studentenresidenz]] aufgenommen, wo er auf Wunsch seines Vaters ein Ingenieurstudium begann. Als er erfuhr, dass man im Ausland spanische Dozenten für diverse [[Geisteswissenschaft]]en suchte, wechselte er die Fächer und studierte nun [[Literaturwissenschaft|Literatur]], [[Philosophie]] sowie [[Geschichtswissenschaft|Geschichte]]. Während seiner Studienzeit wurde er unter anderem mit [[Federico García Lorca|García Lorca]] und [[Salvador Dalí]] bekannt. 1923 befasste er sich erstmals mit der [[Psychoanalyse]] [[Sigmund Freud]]s.<br />
[[Datei:Benjamín Jarnés, Humberto Pérez de la Ossa, Luis Buñuel. Rafael Barradas y Federico García Lorca. Madrid, 1923.jpg |mini|hochkant| alt= Benjamín Jarnés, Humberto Pérez de la Ossa, Luis Buñuel. Rafael Barradas y Federico García Lorca. Madrid, 1923 |Luis Buñuel (oben rechts), Madrid, 1923]]<br />
Als im Jahr 1925 in [[Paris]] eine neue Einrichtung des [[Völkerbund]]es namens ''Societé internationale de cooperation intellectuelle'' gegründet werden sollte, bewarb sich Buñuel für eine Sekretärsstelle, die ihm schließlich auch zugesprochen wurde. Während seiner Zeit in Paris trieb ihn erstmals der Gedanke um, selbst Filme zu drehen. Beeinflusst wurde er durch [[Sergei Michailowitsch Eisenstein|Sergei Eisenstein]]s ''[[Panzerkreuzer Potemkin]],'' [[Friedrich Wilhelm Murnau]]s ''[[Der letzte Mann (1924)|Der letzte Mann]]'' und vor allem durch den Film ''[[Der müde Tod]]'' von [[Fritz Lang]]. 1926 schrieb sich Buñuel für einen Kurs an [[Jean Epstein]]s Schauspielschule ''Académie du Cinéma'' ein. Als er die Chance verpasst hatte, eine kleine Rolle in einem von Epsteins Filmen zu ergattern, bot er sich wenig später für Hilfsarbeiten während der Dreharbeiten von ''Mauprat'' an. Hier machte er Bekanntschaft mit dem Kameramann Albert Duverger, gewann Einblicke in die technische Realisation von Filmen und wirkte sogar in einigen [[Stunt]]s mit.<br />
<br />
=== Kontakt mit dem Surrealismus ===<br />
In Paris kam Buñuel zum ersten Mal überhaupt mit dem [[Surrealismus]] in Kontakt, dessen Anhänger den provokativ-antibürgerlichen Skandal pflegten. Durch seine Neigung zur Welt des Irrationalen und des [[Traum]]s sowie wegen einiger Veröffentlichungen in der Zeitschrift ''[[La Révolution surréaliste]] (Die surrealistische Revolution)'' fühlte er sich mehr und mehr von dieser aufrührerischen Kunstbewegung angezogen.<br />
<br />
Bei einem Aufenthalt in Spanien im Jahr 1928 machte man ihm verschiedene Angebote zur Inszenierung einiger kleinerer Filme, zu denen er auch Drehbücher schrieb; sie wurden jedoch nie realisiert. 1929 drehte er seinen ersten Film, ''[[Ein andalusischer Hund]] (Un Chien Andalou)''. Das Werk entsprang dem Einfall Buñuels und seines Freundes [[Salvador Dalí]], aus zwei Träumen einen Film zu schaffen. Das Drehbuch schrieben sie nach der Methode des automatischen Schreibens [[Automatischer Text|''(écriture automatique'')]] innerhalb einer Woche. Ihre Absicht war es, einen Film zu schaffen, der nichts symbolisieren und keine logische Erklärung zulassen sollte. Nachdem ''Ein andalusischer Hund'' innerhalb von nur zwei Wochen (zum größten Teil in einem Pariser Atelier) gedreht worden war, stellte Buñuel sein Werk den Surrealisten [[Man Ray]] und [[Louis Aragon]] vor, die sich sofort dafür begeisterten. Nach der ersten öffentlichen Aufführung, die ein großer Erfolg war, wurde Buñuel in die französische Surrealistengruppe um [[André Breton]] aufgenommen.<br />
<br />
Kurz darauf bekam er allerdings Ärger mit der Gruppe, der es verdächtig erschien, dass ein so provokanter Film immerzu ausverkauft war. Da Buñuel das Drehbuch der bürgerlichen ''Revue du Cinéma'' angeboten hatte und nicht – wie von [[Paul Éluard]] angeregt – der belgischen ''Variétés,'' hielt die Surrealistengruppe einen regelrechten Prozess gegen ihn ab. Er musste sich verpflichten, mit einem Hammer den bereits fertigen Bleisatz zu zerstören. Als sich herausstellte, dass die Zeitschrift bereits gedruckt war, musste er einen Protestbrief an zehn Pariser Zeitungen schreiben, in dem er erklärte, Opfer einer Machenschaft geworden zu sein. Obendrein schrieb er einen Prolog für ''Variétés,'' in dem er behauptete, der Film sei in seinen Augen „nichts anderes als ein Aufruf zum Mord“.<ref>Luis Buñuel: ''Mein letzter Seufzer.'' 1983 S. 98 f.</ref><br />
<br />
Einige Monate später begann er mit der Arbeit an seinem zweiten Film, den er ''[[Das goldene Zeitalter]] (L'Âge d'Or)'' nannte. Ursprünglich sollte das Drehbuch wieder zusammen mit Salvador Dalí geschrieben werden. Da sich die beiden jedoch in vielen Fragen uneins waren, trennten sie sich. Buñuel schrieb das Drehbuch alleine und baute lediglich einige Ideen Dalís in den Film ein, die dieser ihm brieflich hatte zukommen lassen. Das einstündige Werk wurde 1930 erstmals öffentlich aufgeführt und verursachte einen handfesten Skandal. Buñuel erzählt in seinem Film die Geschichte zweier Liebender, die jedwede kirchlichen und bürgerlichen Fesseln abwerfen und nur trachten zusammenzukommen. Die Bilder schockierten das Publikum zum Teil und griffen die von Buñuel kritisierten Werte der [[Bourgeoisie]] und des [[Christentum]]s an. Die Szenen zeigen beispielsweise skelettierte Geistliche oder einen Vater, der seinen Sohn mit einem Jagdgewehr erschießt. Nach den ersten Aufführungen begannen rechtsgerichtete Gruppen wie die ''[[Ligue des Patriotes|Liga der Patrioten]]'' damit, Leinwände mit Farbbeuteln zu bewerfen und surrealistische Bilder zu zerstören. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe wurde ''Das goldene Zeitalter'' von Polizeipräfekt Chiappe kurzerhand verboten. Die Surrealisten hingegen bejubelten das Werk.<br />
<br />
=== Amerika und Spanien ===<br />
1930 nahm Buñuel ein Angebot von [[Metro-Goldwyn-Mayer]] an, in die USA zu gehen und sich mit der dortigen Filmtechnik vertraut zu machen. In Amerika lernte er u.&nbsp;a. [[Charlie Chaplin]] kennen. Nach einigen interessanten Einblicken in die [[Hollywood]]-Arbeit kehrte er 1931 nach Europa zurück, wo er 1933 in Spanien seinen dritten Film, den Dokumentar-Spielfilm ''Las Hurdes – Land ohne Brot'' drehte. Da er darin die bittere Armut in einer hoffnungslosen Gegend, in der [[Comarca]] [[Las Hurdes]] in der [[Extremadura]], im Stile eines Reisedokumentarfilms wiedergab und inszenierte, wurde der Film in Spanien verboten.<br />
<br />
1934 erhielt Buñuel die Stelle des Leiters der Madrider [[Warner Brothers|Warner-Brothers]]-Synchronabteilung und produzierte daneben verschiedene Filme wie beispielsweise ''Don Quintín el Amargao'' und ''La Hija de Juan Simón,'' die kommerziell sehr erfolgreich waren. Seine dritte Arbeit als Produzent, der tragische Film ''Quién Me Quiere a Mi,'' fiel dagegen durch. Der schon bald danach ausgebrochene [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanische Bürgerkrieg]] hemmte die Filmarbeit in den folgenden Jahren sehr. Die Kriegszeiten in Spanien und Europa sollten Buñuel jahrelang daran hindern, sich weiter als Regisseur zu betätigen. 1934 heiratete er die Französin Jeanne Rucar. Am 9. November 1934 wurde in Paris sein Sohn [[Juan Luis Buñuel]] geboren, der später auch als Filmregisseur arbeitete.<br />
<br />
Nach Ausbruch des Bürgerkriegs wurde er nach [[Genf]] bestellt, wo man ihm riet, den neuen spanischen Botschafter in Paris zu unterstützen. In der französischen Hauptstadt blieb er bis zum Ende des Bürgerkriegs; er hatte u.&nbsp;a. die Aufgabe, republikanische Propagandafilme zu sammeln.<br />
<br />
1939 ging Buñuel wieder in die USA, um als technischer Berater im Bürgerkriegsfilm ''Cargo of Innocence'' mitzuwirken. Als er danach keine weitere Beschäftigung in Hollywood fand, zog es ihn 1940 nach [[New York City|New York]], wo er auf Empfehlung der britischen Filmkritikerin [[Iris Barry]] eine Anstellung im [[Museum of Modern Art]] erhielt; dort war er mit Projekten über den Zweiten Weltkrieg befasst. 1942 sorgte ein Vertreter des Katholizismus dafür, dass er entlassen wurde, nachdem Salvador Dalí ihn in seinem Buch „Das geheime Leben des Salvador Dalí“ als [[Kommunismus|Kommunisten]] und [[Atheismus|Atheisten]] bezeichnet hatte. Dieses Ereignis führte zum endgültigen Bruch mit Dalí. 1944 war er bei Warner Brothers beschäftigt; er kümmerte sich dort um spanische Fassungen von Hollywood-Filmen.<br />
<br />
=== Mexiko ===<br />
1946 erhielt Buñuel Angebote aus Mexiko. Es wurde seine produktivste Zeit, er schuf dort 20 Filme. Der erste hieß ''Gran Casino'', der jedoch wenig Erfolg hatte und Buñuel fast mittellos zurückließ.<br />
1949 – in diesem Jahr wurde er mexikanischer Staatsbürger – drehte Buñuel den Film ''El gran calavera ([[Der große Lebemann]]),'' der wieder Geld einspielte. Daraufhin konnte er zusammen mit dem Produzenten [[Óscar Dancigers]] das Projekt ''Los olvidados ([[Die Vergessenen (1950)|Die Vergessenen]])'' angehen. Die pessimistische Grundstimmung des Werks war verantwortlich dafür, dass der Film von den mexikanischen Medien heftigst kritisiert wurde und man gar die Ausweisung des Regisseurs forderte. Als ''Los olvidados'' allerdings in Europa erfolgreich war (Buñuel erhielt u.&nbsp;a. bei den [[Internationale Filmfestspiele von Cannes|Filmfestspielen von Cannes]] den Preis für die beste Regie), ließen die Angriffe nach.<br />
<br />
Es folgten die Filme ''[[Susanna, Tochter des Lasters|Susanna]]'' (1950), ''La hija del engaño (Die Tochter der Lüge'' – 1951), ''Una mujer sin amor (Eine Frau ohne Liebe'' – 1951), ''Subida al cielo'' und ''Robinsón Crusoe''. 1952 entstand ''Él,'' ein Werk, das die Geschichte eines Paranoikers erzählte – diesen bezeichnete Buñuel später als einen seiner Lieblingsfilme. In den folgenden Jahren drehte er weitere Meisterwerke wie ''Ensayo de un crimen ([[Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz]]'' – 1955) oder ''Nazarín'' (1958). Letzterer erhielt 1959 bei den [[Internationale Filmfestspiele von Cannes 1959|Filmfestspielen von Cannes]] den Großen Internationalen Filmpreis.<br />
<br />
=== Weitere Arbeiten ===<br />
Im Jahr 1960 kehrte Luis Buñuel nach Spanien zurück. Der Produzent Gustavo Alatriste hatte ihm sämtliche Freiheiten bei der Filmarbeit versprochen, worauf Buñuel ein Drehbuch nach seinem eigenen Geschmack entwickelte. Das Ergebnis war [[Viridiana]], ein Film über eine spanische Klosterfrau, die auf einem Herrengut Hilfsbedürftigen Unterkunft bietet. Die Bestrebungen der Protagonistin enden jedoch mit orgiastischen und zerstörerischen Ausschweifungen der Begünstigten und lassen sie scheitern. Weil er im Madrid des [[Franco-Regime]]s drehte, erfuhr Buñuel Anfeindungen von Seiten republikanischer Exilanten. Der gewaltige Skandal, den ''Viridiana'' aufgrund des Themas in Spanien auslöste, glättete diese Wogen jedoch. Bei den [[Internationale Filmfestspiele von Cannes 1961|Filmfestspielen von Cannes]] erhielt Buñuels Werk 1961 die [[Goldene Palme]], während der spanische Informationsminister ein landesweites Verbot aussprach.<br />
[[Datei:Cabeza de Luis Buñuel.JPG|miniatur|hochkant=0.75|Luis Buñuel, Büste des Bildhauers Iñaki im Centro Buñuel Calanda]]<br />
<br />
1962 entstand in Mexiko ''El ángel exterminador ([[Der Würgeengel]]),'' eine surreale Parabel. Sie handelt von einer Abendgesellschaft, deren Besucher aus unerklärlichen Gründen das Haus nicht verlassen können. Als ihnen am Ende die Flucht doch gelingt, besuchen sie die Kirche zu einem Dankgottesdienst – und nun wiederholt sich das Spiel des Gefangenseins in der Kirche. ''Simon in der Wüste,'' sein letzter mexikanischer Film, dauert nur 43 Minuten. Dem Produzenten war während der Dreharbeiten das Geld ausgegangen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.arte.tv/de/simon-in-der-wueste/1713630,CmC=1716238.html |wayback=20140502215455 |text=Simon in der Wüste }} auf [[arte]]</ref> 1966 verfilmte er in Frankreich ''[[Belle de Jour – Schöne des Tages]]'' nach einem Roman von Joseph Kessel und mit [[Catherine Deneuve]] in der Hauptrolle. Dieser Film wurde eine seiner kommerziell erfolgreichsten Arbeiten.<br />
<br />
Nach ''La voie lactée ([[Die Milchstraße (1969)|Die Milchstraße]]'', 1969) und ''[[Tristana]]'' folgte 1972 ''[[Der diskrete Charme der Bourgeoisie]],'' in dem er wieder vermehrt surrealistische Elemente verwendete und das Bürgertum attackierte. Dafür erhielt er 1973 den [[Academy Awards|Oscar]] für den besten fremdsprachigen Film. In ''[[Das Gespenst der Freiheit]],'' einem aus einem Reigen von Episoden zusammengesetzten Werk, nahm er erneut die bürgerliche Welt aufs Korn. Buñuel bezeichnete später die Filme ''Das Gespenst der Freiheit, Der diskrete Charme der Bourgeoisie'' und ''Die Milchstraße'' als eine Art Trilogie, in der die Suche nach Wahrheit, das Geheimnisvolle, der Zufall und persönliche Moralvorstellungen thematisch im Mittelpunkt stünden.<br />
<br />
Danach wollte er eigentlich mit dem Filmemachen aufhören. Freunde überredeten ihn jedoch, 1977 die Verfilmung des Romans ''La femme et le pantin'' von Pierre Louÿs in Angriff zu nehmen. Das Werk heißt ''[[Dieses obskure Objekt der Begierde]]'' und handelt von der [[Amour fou]] eines alternden Mannes ([[Fernando Rey]]) zu einer jüngeren Frau – ein stets wiederkehrendes Thema in seinen Filmen. Kurioserweise wird diese Frau von zwei dem Typ nach völlig verschiedenen Schauspielerinnen ([[Carole Bouquet]], [[Ángela Molina]]) verkörpert.<br />
<br />
1982 erschienen seine Erinnerungen ''Mon dernier soupir (Mein letzter Seufzer),'' die von [[Jean-Claude Carrière]] verfasst wurden. Im Jahr darauf starb Luis Buñuel, vermutlich an den Folgen einer [[Leberzirrhose]].<br />
<br />
== Filmhistorische Einordnung ==<br />
Luis Buñuel gilt als einer der herausragenden Regisseure des 20. Jahrhunderts. ''[[Ein andalusischer Hund]]'' und besonders ''[[Das goldene Zeitalter]]'' werden als die wichtigsten Werke des surrealistischen Films angesehen. Träume und Alpträume, beides wesentliche Elemente der surrealen Kunst, haben ihn immer fasziniert. Er selbst sagte einmal, wenn er es möglich machen könnte, würde er zwei Stunden am Tag dem aktiven Leben nachgehen und den Rest im Traum verbringen. Buñuel hat oft traumähnliche oder rätselhafte Situationen in seine Filme eingebaut, auch wenn sie die Handlung nicht unbedingt vorantrieben. In ''[[Die Vergessenen (1950)|Die Vergessenen]]'' wollte er beispielsweise ohne besonderen Grund ein spielendes [[Orchester]] in einer Einstellung auftauchen lassen. Der Produzent des Films verhinderte das Vorhaben jedoch.<br />
<br />
''Ein andalusischer Hund'' ging primär aus zwei [[Traum|Träumen]] hervor. Der Film sollte keine rationale Erklärung zulassen. Er bietet keine sinnvolle Erklärung, sondern zeigt Bilder, die ihre Wirkung im [[Das Unbewusste|Unbewussten]] des Betrachters entfalten sollten. Eine Vielzahl von Zuschauern hielt dies trotzdem nicht davon ab, immer wieder [[Symbol]]e darin zu suchen und zu finden. Vielfach nahm Buñuel rätselhafte Ausweglosigkeit zum Thema, wie etwa ein bezwingendes, aber unerfüllbares Verlangen nach einer bestimmten Person. Viele der Filmtitel sind bezeichnend für Buñuels Ausdrucksmittel, wie z.&nbsp;B. ''Der Würgeengel'', dessen Titel nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Er wählte die Bezeichnung lediglich, weil er davon ausging, dass die Menschen den Film dadurch interessanter finden.<br />
<br />
Zu den wichtigsten Aspekten seiner filmischen Arbeit gehörte die Kritik an [[Bourgeoisie]] und [[Christentum]]. Buñuel bezweifelte, dass christliche Werte in einem demoralisierenden Milieu zu verwirklichen seien. Um dieser Kritik Ausdruck zu verleihen, verletzte er häufig [[Tabu]]s und versah eine Vielzahl seiner Werke mit schockierenden und scheinbar [[Blasphemie|blasphemischen]] Bildern. Ohne sie zu entschärfen, wird die Wirkung dieser Bilder gebrochen durch einen tiefgründigen, surrealistischen Humor. Brutalität oder plumpe Effekthascherei waren ihm und seinen Filmen fremd.<br />
<br />
In seiner Biografie (ins Deutsche übersetzt unter dem Titel „Mein letzter Seufzer“) schildert er sein Leben, seine „Weltanschauung“ und die Ereignisse seines Lebens, die er filmisch verarbeitet hat.<br />
<br />
== Zitat ==<br />
{{Zitat|Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter [[Katholizismus|Katholik]] und [[Atheismus|Atheist]]. Gott sei Dank!|Luis Buñuel}}<br />
<br />
== Filmografie ==<br />
{{Mehrspaltige Liste|breite=35em|anzahl=|abstand=|liste=<br />
'''Regisseur'''<br />
* 1929: [[Ein andalusischer Hund]] ''(Un chien andalou)'' – Kurzfilm<br />
* 1930: [[Das goldene Zeitalter]] ''(L'âge d'or)''<br />
* 1933: Las Hurdes – Land ohne Brot ''(Las Hurdes – Tierra sin pan)'' – Kurzfilm<br />
* 1936: Who Loves Me? ''(¿Quién me quiere a mí?)'' – ungenannt<br />
* 1936: Der aufmerksame Wachtposten ''(¡Centinela, alerta!)'' – ungenannt<br />
* 1946: Gran Casino (Tampico)<br />
* 1949: [[Der große Lebemann]] ''(El gran calavera)''<br />
* 1950: [[Die Vergessenen (1950)|Die Vergessenen]] ''(Los olvidados)''<br />
* 1951: [[Susanna, Tochter des Lasters|Susanna – Tochter des Lasters]] ''(Susana – Carne y demonio)''<br />
* 1951: Die Tochter der Lüge ''(La hija del engaño)''<br />
* 1952: [[Der Weg, der zum Himmel führt]] ''(Subida al cielo)''<br />
* 1952: Eine Frau ohne Liebe ''(Una mujer sin amor)''<br />
* 1953: [[El Bruto, der Starke]] ''(El bruto)''<br />
* 1953: [[Er (Film)|Er]] ''(Él)''<br />
* 1954: [[Die Illusion fährt mit der Straßenbahn]] ''(La ilusión viaja en tranvía)''<br />
* 1954: [[Abgründe der Leidenschaft]] ''(Abismos de pasión)''<br />
* 1954: [[Robinson Crusoe (1954)|Robinson Crusoe]] ''(Las aventuras de Robinson Crusoe)''<br />
* 1955: [[Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz]] ''(Ensayo de un crimen)''<br />
* 1955: [[Der Fluß und der Tod]] ''(El río y la muerte)''<br />
* 1956: Morgenröte ''(Cela s'appelle l'aurore)''<br />
* 1956: [[Pesthauch des Dschungels]] / Der Tod in diesem Garten ''(La mort en ce jardin)''<br />
* 1959: [[Nazarin]] ''(Nazarín)''<br />
* 1959: [[Für ihn verkauf’ ich mich]] ''(La fièvre monte à El Pao)''<br />
* 1960: [[Das junge Mädchen]] ''(La joven)''<br />
* 1961: [[Viridiana]]<br />
* 1962: [[Der Würgeengel]] ''(El ángel exterminador)''<br />
* 1964: [[Tagebuch einer Kammerzofe (1964)|Tagebuch einer Kammerzofe]] ''(Le journal d'une femme de chambre)''<br />
* 1965: Simon in der Wüste ''(Simón del desierto)''<br />
* 1967: [[Belle de Jour – Schöne des Tages]] ''(Belle de jour)''<br />
* 1969: [[Die Milchstraße (1969)|Die Milchstraße]] ''(La voie lactée)''<br />
* 1970: [[Tristana]]<br />
* 1972: [[Der diskrete Charme der Bourgeoisie]] ''(Le charme discret de la bourgeoisie)''<br />
* 1974: [[Das Gespenst der Freiheit]] ''(Le fantôme de la liberté)''<br />
* 1977: [[Dieses obskure Objekt der Begierde]] ''(Cet obscur objet du désir)''<br />
<br />
'''Produzent'''<br />
* 1929: [[Ein andalusischer Hund]] ''(Un chien andalou)'' – Kurzfilm<br />
* 1933: Las Hurdes – Land ohne Brot ''(Las Hurdes – Tierra sin pan)'' – Kurzfilm<br />
* 1935: Don Quintín, der Verbitterte ''(Don Quintín el amargao)''<br />
* 1935: Juan Simon's Daughter ''(La hija de Juan Simón)''<br />
* 1936: Who Loves Me? ''(¿Quién me quiere a mí?)''<br />
* 1936: Der aufmerksame Wachtposten ''(¡Centinela alerta!)''<br />
* 1937: Spanien zu den Waffen ''(España leal en armas)'' – Buñuel hatte die Gesamtleitung<br />
* 1970: [[Tristana]]<br />
<br />
'''Darsteller'''<br />
* 1926: Mauprat<br />
* 1926: Carmen<br />
* 1929: [[Ein andalusischer Hund]] ''(Un chien andalou)'' – Kurzfilm<br />
* 1930: [[Das goldene Zeitalter]] ''(L'âge d'or)''<br />
* 1935: ''La hija de Juan Simón''<br />
* 1964: [[Cordoba (Film)|Cordoba]] ''(Llanto por un bandido)''<br />
* 1965: ''En este pueblo no hay ladrones''<br />
}}<br />
<br />
== Auszeichnungen (Auswahl) ==<br />
{| class="wikitable float-right"<br />
|+ Filme in den Top 200 der TSPDT<ref name="tsp">{{Internetquelle |url=http://www.theyshootpictures.com////gf1000_all1000films_table.php |titel=TSPDT - 1,000 Greatest Films (Full List) |abruf=2021-05-19 |sprache=en}}</ref><br />
|-<br />
! Platz !! Film<br />
|-<br />
| 66 || Viridiana<br />
|-<br />
| 133 || Die Vergessenen<br />
|-<br />
| 135 || Das goldene Zeitalter<br />
|-<br />
| 141 || Ein andalusischer Hund<br />
|-<br />
| 156 || Der Würgeengel<br />
|-<br />
| 165 || Der diskrete Charme der Bourgeoisie<br />
|}<br />
<br />
* 1951: [[Premio Ariel]] für ''Die Vergessenen'' (Kategorien: Film, Regie, Drehbuch – gemeinsam mit [[Luis Alcoriza]])<br />
* 1951: [[Internationale Filmfestspiele von Cannes/Beste Regie|Regiepreis]] der [[Internationale Filmfestspiele von Cannes|Internationalen Filmfestspiele von Cannes]] für ''Die Vergessenen''<br />
* 1956: Premio Ariel für ''Robinson Crusoe'' (Film, Regie und Drehbuch)<br />
* 1961: [[Goldene Palme]] der Internationalen Filmfestspiele von Cannes für ''Viridiana''<br />
* 1964: Mitglied der [[American Academy of Arts and Sciences]]<br />
* 1965: Spezialpreis der Jury der [[Internationale Filmfestspiele von Venedig|Internationalen Filmfestspiele von Venedig]] und [[FIPRESCI]]-Preis für ''Simon in der Wüste''<br />
* 1967: [[Goldener Löwe]] der Internationalen Filmfestspiele von Venedig und Pasinetti-Preis für ''Belle de Jour – Schöne des Tages''<br />
* 1968: Preis der [[Syndicat Français de la Critique de Cinéma et des Films de Télévision|Association Française de la Critique de Cinéma]] für ''Belle de Jour – Schöne des Tages'' ([[Prix du Syndicat Français de la Critique/Bester französischer Film|Bester französischer Film]])<br />
* 1969: Interfilmpreis auf den [[Internationale Filmfestspiele Berlin|Internationalen Filmfestspielen Berlin]] und [[FIPRESCI-Preis]] (Lobende Erwähnung) für ''Die Milchstraße''<br />
* 1970: Premio Sant Jordi für ''Tristana'' (Bester Film)<br />
* 1971: Preis des spanischen Círculo de Escritores Cinematográficos für ''Tristana'' (Beste Regie)<br />
* 1973: Preis der Association Française de la Critique de Cinéma für ''Der diskrete Charme der Bourgeoisie'' (Bester französischer Film)<br />
* 1973: [[National Society of Film Critics|National Society of Film Critics Award]] für ''Der diskrete Charme der Bourgeoisie'' ([[National Society of Film Critics Award/Beste Regie|Beste Regie]])<br />
* 1973: [[Oscar]]-Nominierung für ''Der diskrete Charme der Bourgeoisie'' (Drehbuch – gemeinsam mit Jean-Claude Carrière)<br />
* 1973: Oscar für ''Der diskrete Charme der Bourgeoisie'' ([[Oscar/Bester internationaler Film|Best Foreign Language Film]])<br />
* 1973: Premio Sant Jordi für ''Tristana'' (Lebenswerk)<br />
* 1974: Britischer [[British Academy Film Award|Society of Film and Television Arts Award]] für ''Der diskrete Charme der Bourgeoisie'' (Drehbuch – gemeinsam mit Jean-Claude Carrière)<br />
* 1975: [[Nastro d’Argento]] für ''Das Gespenst der Freiheit'' (Beste ausländische Regie)<br />
* 1977: [[National Board of Review|National Board of Review Award]] für ''Dieses obskure Objekt der Begierde'' ([[National Board of Review Award/Beste Regie|Beste Regie]])<br />
* 1977: National Society of Film Critics Award für ''Dieses obskure Objekt der Begierde'' (Beste Regie)<br />
* 1978: Oscar-Nominierung für ''Dieses obskure Objekt der Begierde'' (Drehbuch – gemeinsam mit Jean-Claude Carrière)<br />
* 1979: Preis des spanischen Círculo de Escritores Cinematográficos für ''Dieses obskure Objekt der Begierde'' (Beste Regie)<br />
* 1979: Ehrenpreis des [[Internationales Filmfestival Moskau|Internationalen Filmfestivals Moskau]] (Lebenswerk)<br />
* 1982: Ehrenpreis der Internationalen Filmfestspiele von Venedig ([[Goldener Löwe#Goldener Löwe – Ehrenpreis für ein Lebenswerk|Lebenswerk]])<br />
<br />
Darüber hinaus gewann Buñuels Regiearbeit ''Der diskrete Charme der Bourgeoisie'' 1973 als französischer Beitrag den Oscar in der Kategorie [[Oscar/Bester fremdsprachiger Film|Bester fremdsprachiger Film]]. ''Tristana'' (1971 für Spanien) und ''Dieses obskure Objekt der Begierde'' (1978 für Spanien) waren für denselben Preis nominiert.<br />
<br />
== Schriften ==<br />
* Luis Buñuel: ''Mein letzter Seufzer. Erinnerungen.'' Aus dem Französischen übersetzt von [[Frieda Grafe]] und [[Enno Patalas]]. Athenäum, [[Königstein im Taunus]] 1983, ISBN 3-7610-8266-5 (weitere Ausgaben in den Verlagen Volk und Welt, Ullstein und zuletzt, ohne den zuvor beigefügten 16-seitigen Sonderteil mit Fotografien, im Alexander-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89581-112-2).<br />
* Luis Buñuel, [[Max Aub]]: ''Die Erotik und andere Gespenster. Nicht ablassende Gespräche.'' Übersetzt von Barbara Böhm. Wagenbach, Berlin 1986; erweitert 1992, Neudruck 2002, ISBN 3-8031-2459-X.<br />
* Luis Buñuel: ''Die Flecken der Giraffe. Ein- und Überfälle.'' Übersetzt von [[Fritz Rudolf Fries]] und Gerda Schattenberg. Wagenbach, Berlin 1991, ISBN 3-8031-3558-3.<br />
* Luis Buñuel: ''„Wenn es einen Gott gibt, dann soll mich auf der Stelle der Blitz treffen.“'' Herausgegeben von Carlos Rincón. Übersetzt von Fritz Rudolf Fries, Gerda Schattenberg. Wagenbach, Berlin 1994, ISBN 3-8031-1146-3.<br />
<br />
== Sekundärliteratur ==<br />
* Alice Goetz & Helmut W. Banz: ''Luis Bunuel – Eine Dokumentation''. Mannheim: Verband der deutschen Filmclubs e.V. 1965.<br />
* [[Peter W. Jansen]], ''Luis Buñuel'', (= ''Reihe Film'', Bd. 6), Hanser Verlag, München 1975 u.ö., ISBN 3-446-12081-5.<br />
* [[Michael Schwarze (Journalist)|Michael Schwarze]]: ''Buñuel. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt'' (= Rowohlts Monographien. Bd. 292). Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1981, ISBN 3-499-50292-5.<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: „Macht und Ohnmacht der Zesur. Literatur, Theater und Film in Spanien (1933-1976)“ , Stuttgart (Metzler) 1991, ISBN 3-476-00739-1.<br />
* Yasha David, ''¿Buñuel! Auge des Jahrhunderts'', Schirmer/Mosel, München 1994, ISBN 3-8881-4697-6.<br />
* Bill Krohn & Paul Duncan (Hrsg.): ''Luis Buñuel; Sämtliche Filme.'' Verlag Taschen, Köln 2005 ISBN 3-8228-3374-6 <br />
* [[Deutsche Kinemathek]] (Hrsg.): ''Luis Buñuel. Essays, Daten, Dokumente''. Bertz + Fischer, Berlin 2008, ISBN 978-3-86505-183-7.<br />
* [[Jean-Claude Carrière]]: ''Buñuels Erwachen.'' Roman. Übers. Uta Orluc. [[Alexander Verlag Berlin]], 2017<br />
<br />
== Dokumentarfilme ==<br />
* ''Der diskrete Charme des Luis Buñuel'' (Originaltitel: ''Dans l'oeil de Luis Buñuel).'' Dokumentarfilm, Frankreich, 2013, 54 Min., Buch und Regie: François Lévy-Kuentz, Produktion: KUIV Productions, [[arte]] France, deutsche Erstsendung: 1. Juli 2013 bei arte, [http://programm.ard.de/?sendung=2872410153012445 Inhaltsangabe] von [[ARD]].<br />
* ''Das letzte Drehbuch. Erinnerungen an Luis Buñuel'' (Originaltitel: ''El último guión – Buñuel en la memoria).'' Dokumentarfilm, Spanien, Deutschland, Frankreich, 2008, 45 Min., Buch und Regie: Javier Espada und Gaizka Urresti, Produktion: Imval Producciones, deutsche Erstsendung: 18. Februar 2008, 23:10h bei [[3sat]], Reihe: Der Zauber des Surrealen – Luis Buñuel und die Folgen, [http://www.3sat.de/programm/?viewlong&d=20080218 Inhaltsangabe] von 3sat.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* {{DNB-Portal|118517465}}<br />
* {{DDB|Person|118517465}}<br />
* [http://catalogos.cervantes.es/general/abnetcl.exe?ACC=DOSEARCH&xsqf99=(BG-DEU+(luis+buñuel)) Literatur von und über Luis Buñuel] im Katalog der [[Instituto Cervantes#Bibliotheken des Instituto Cervantes|Bibliothek des Instituto Cervantes in Deutschland]]<br />
* {{IMDb|nm0000320}}<br />
* [http://www.videoartworld.com/beta/artist_232.html Videoartworld: The Masters Series. Selected Movies from Bunuel. Public Domain Movies Online]<br />
* Mathias Mertens: [https://web.archive.org/web/20160112162154/http://jungle-world.com/artikel/2000/08/28373.html Die Mühelosigkeit des Traums. Zum 100. Geburtstag von Luis Buñuel.] In: [[Jungle World]], 23. Februar 2000<br />
* [http://archive.org/details/UnChienAndalou_313 ''Un Chien andalou''] im [[Internet Archive]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118517465|LCCN=n/79/4176|NDL=00434686|VIAF=68926369}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Bunuel, Luis}}<br />
[[Kategorie:Luis Buñuel| ]]<br />
[[Kategorie:Filmregisseur]]<br />
[[Kategorie:Drehbuchautor]]<br />
[[Kategorie:Surrealismus]]<br />
[[Kategorie:Person (Stummfilm)]]<br />
[[Kategorie:Künstler (documenta)]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der American Academy of Arts and Sciences]]<br />
[[Kategorie:Spanier]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1900]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1983]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Buñuel, Luis<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Buñuel Portolés, Luis (vollständiger Name)<br />
|KURZBESCHREIBUNG=spanisch-mexikanischer Filmemacher<br />
|GEBURTSDATUM=22. Februar 1900<br />
|GEBURTSORT=[[Calanda (Spanien)|Calanda]], [[Spanien]]<br />
|STERBEDATUM=29. Juli 1983<br />
|STERBEORT=[[Mexiko-Stadt]], [[Mexiko]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Federico_Garc%C3%ADa_Lorca&diff=219927122
Federico García Lorca
2022-02-06T14:15:03Z
<p>Textundblog: /* Literatur */ ‚Macht und Ohnmacht der Zensur‘ von Neuschäfer hinzugefügt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Federico García Lorca. Huerta de San Vicente, Granada.jpg|mini|Federico García Lorca (1932)]]<br />
[[Datei:Federico García Lorca signature.svg|rahmenlos|rechts]]<br />
<br />
'''Federico del Sagrado Corazón de Jesús García Lorca''' {{IPA|[feðeˈɾiko ðel saˈɣɾaðo koɾaˈθon de xeˈsus ɣaɾˈθi.a ˈloɾka}}]<ref>{{cite web|url=http://cw.routledge.com/textbooks/rmcd/9780415362436/lorca.asp|title= Routledge Modern and Contemporary Dramatists}}</ref>, gemeinhin bekannt als '''Federico García Lorca''' (* [[5. Juni]] [[1898]] in [[Fuente Vaqueros]], [[Provinz Granada]]; † [[19. August]] [[1936]] in [[Víznar]] nahe [[Granada]]), war ein spanischer Lyriker und Dramatiker. Er gehört zu den führenden Gestalten der [[Generación del 27]], zu der Dichter wie [[Vicente Aleixandre]], [[Dámaso Alonso]], [[Rafael Alberti]], [[Pedro Salinas]], [[Jorge Guillén]] oder [[Gerardo Diego]] zählen. Zusammen mit [[Ramón María del Valle-Inclán|Ramón del Valle-Inclán]] erneuerte er das spanische Theater, das in [[Spätromantik|spätromantischen]] Formeln und in einem flachen [[Naturalismus (Theater)|Naturalismus]] erstarrt war.<br />
<br />
== Leben ==<br />
=== Kindheit und Jugend in Granada (1898–1919) ===<br />
[[Datei:Casa de federico.JPG|mini|Geburtshaus von García Lorca in Fuente Vaqueros]]<br />
<br />
Federico García Lorca wuchs im ländlichen [[Fuente Vaqueros]] auf, in der fruchtbaren [[Vega de Granada]]. Sein Vater Federico García Rodriguez (Enkel von Antonio García Vargas), der nach dem Tod seiner ersten Frau ein großes Vermögen geerbt und vermehrt hatte,<ref>Kersten Knipp: ''Flamenco.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45824-8, S. 122.</ref> war ein wohlhabender adliger Landwirt, patriarchalisch, aber liberal gesinnt.<ref>Ian Gibson, Federico García Lorca.I De Fuentevaqueros a Nueva York, Grijalbo, Barcelona, S.&nbsp;38.</ref> Seine Mutter (aus der Familie Lorca) war eine an Musik und Literatur interessierte Dorfschullehrerin.<ref>Gibson, S.&nbsp;43 und 46.</ref> Zu den Spielgenossen seiner Kindheit gehörten sein jüngerer Bruder Francisco, seine kleinen Schwestern Concha und Isabel und die zahlreichen Kinder der in Fuente Vaqueros lebenden Verwandten. 1909 zog die Familie in die Provinzhauptstadt [[Granada]], wo der Vater ein ansehnliches Haus mit Garten im Stadtzentrum mietete.<ref>Gibson, S.&nbsp;78.</ref> Während seiner Schulzeit erhielt Federico Musikunterricht<ref>Gibson, S.&nbsp;99.</ref> und er begeisterte sich so für die Musik (insbesondere für die spanische und andalusische Folklore sowie den [[Flamenco]]<ref>Kersten Knipp: ''Flamenco'' 2006, S. 123 f.</ref>), dass er nach seinem Schulabschluss ein Musikstudium erwog.<ref>Gibson, S.&nbsp;102.</ref> Der Vater war aber für ein Jurastudium an der [[Universität Granada|Universität in Granada]] und so immatrikulierte sich der Siebzehnjährige nicht nur in der juristischen, sondern auch in der philosophischen Fakultät. Als Student verkehrte Federico vornehmlich in den künstlerischen und literarischen Kreisen der Provinzhauptstadt und machte seine ersten Schreibversuche. Die dichterischen Vorbilder dieser Lehrjahre waren [[Rubén Darío]],<ref>José Luis Cano, García Lorca. Biografía ilustrada, Destino, Barcelona 1962, S.&nbsp;24.</ref> der Schöpfer des [[Modernismo]] und die Wegbereiter der spanischen Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts, die Andalusier [[Antonio Machado (Lyriker)|Antonio Machado]] und [[Juan Ramón Jiménez]].<ref>Literaturlexikon 20. Jahrhundert, Rowohlt, Reinbek 1971, S.&nbsp;286.</ref> Ihr Einfluss schlug sich im ersten Gedichtband des jungen Federico nieder, der 1918 unter dem Titel ''Impresiones y paisajes'' erschien und dessen Druck vom Vater finanziert wurde.<br />
<br />
=== In der Madrider ''Residencia de Estudiantes'' (1919–1929) ===<br />
[[Datei:Residencia de Estudiantes—Fachada.jpg|mini|''[[Residencia de Estudiantes]]'' in Madrid]]<br />
<br />
Mit diesem Erstlingswerk unter dem Arm machte sich Garcia Lorca im Frühjahr 1919 nach [[Madrid]] auf, um dort dem Wunsch seines Vaters entsprechend an der Universität das Studium abzuschließen, aber auch mit dem Vorsatz, sich in der Hauptstadt am künstlerischen und intellektuellen Leben zu beteiligen. Er zog in die ''[[Residencia de Estudiantes]]'' ein, eine 1910 nach dem Vorbild der Kollegien von [[Oxford]] und [[Cambridge]] nach liberalen und weltoffenen Grundsätzen gegründeten Institution.<ref>Gibson, S.&nbsp;231–232.</ref> Dort fand er nicht nur die ideale Atmosphäre zum Studieren und Schreiben, sondern auch zum freundschaftlichen und intellektuellen Austausch. In der ''Residencia'' wurde er bald zum Mittelpunkt eines weiten Freundeskreises, zu dem der junge Katalane [[Salvador Dalí]],<ref>Gibson, S.&nbsp;368–371.</ref> der an der Madrider Kunstakademie San Fernando Malerei studierte, und der angehende Filmemacher [[Luis Buñuel]] zählten.<ref>Gibson, S.&nbsp;362–365.</ref> Zwischen Lorca und Dalí entstand eine enge Freundschaft, die durch künstlerische Affinität und durch Besuche Lorcas in Dalís Elternhaus in [[Cadaqués]] gefestigt wurde.<ref>Gibson, S.&nbsp;401 und S.&nbsp;493.</ref><br />
[[Datei:Salvador Dalí, Federico García Lorca, Barcelona, 1925.jpg|mini|hochkant|Salvador Dalí und Federico García Lorca in Barcelona 1925]]<br />
Bald fand Lorca, der 1921 seinen zweiten Gedichtband ''Libro de poemas'' publizierte, auch den Anschluss an das Madrider Theaterleben. Trotz eines ersten Misserfolgs mit dem modernistischen Stück ''El maleficio de la mariposa'', das 1920 nur vier Vorführungen im Teatro Eslava erlebte,<ref>Francisco García Lorca: '' Federico y su mundo.'' Alianza, Madrid 1980, S.&nbsp;262–266.</ref> entstand 1922 die ''Tragicomedia de don Cristóbal y la señá Rosita'', eine Farce im Stil des französischen Puppentheaters, die zwar nicht auf die Bühne gelangte, aber als Fingerübung zu dem späteren Werk ''La zapatera prodigiosa'' (1930) betrachtet wird.<ref>Gibson I., S.&nbsp;391.</ref> In diesen intensiven Jahren bis 1925 entstanden auch die Gedichte, die 1927 unter dem Titel ''Canciones'' erschienen, das modernistische Drama ''Mariana Pineda'', das ebenfalls 1927 aufgeführt wurde,<ref>Gibson I., S. 479.</ref> und vor allem die ersten Entwürfe zum Gedichtband ''[[Romancero gitano]]'', der 1928 im Verlag der von [[Ortega y Gasset]] herausgegebenen ''[[Revista de Occidente]]'' erschien und Lorca schlagartig berühmt machte.<ref>Antonina Rodrigo: '' Lorca-Dalí. Una amistad traicionada.'' Planeta, Barcelona 1981, S.&nbsp;210.</ref> In den Gedichten des ''Romancero'', in denen das traditionelle Volkslied – ''romance'' – mit neuen Inhalten versehen und formell erweitert wird, gipfelt die erste Schaffensperiode des Dichters. Auf persönlicher Ebene fiel der Erfolg des ''Romancero'' mit dem Ende der Freundschaft mit Dalí zusammen, der im Frühjahr 1929 nach Paris zog, um mit Buñuel an dem Film ''Un chien andalou'' zu arbeiten.<ref>Gibson I., S.&nbsp;589.</ref><br />
<br />
=== Reise nach New York und Kuba (1929–1930) ===<br />
Der Bruch mit Dalí, der auch künstlerisch motiviert war, und der außerordentliche Publikumserfolg des ''Romancero'' trugen zu einer schweren Krise bei,<ref>Rodrigo, S. 210.</ref> der Lorca durch eine weite und lange Reise nach den [[Vereinigte Staaten|USA]] und [[Kuba]] zu entrinnen versuchte.<ref>Angel del Río: '' Vida y obras de García Lorca.'' Estudios literarios, Zaragoza, 1952, S. 36.</ref> Im Juni 1929 reiste er in Begleitung eines Freundes der Familie, Fernando de los Ríos, über [[Paris]] und [[London]] nach [[New York City|New York]]. Dort richtete er sich in einem Studentenheim der [[Columbia University|University of Columbia]] ein und belegte einige Englischkurse, die er aber nicht regelmäßig besuchte. Er zog es vor, die riesige Metropole zu durchwandern und sich von ihr beeindrucken zu lassen, wie er in seinen Briefen nach Hause berichtete.<ref>''Federico García Lorca escribe a su familia desde Nueva York y La Habana, 1929–1930.'' In ''Poesía''/Nº 23–24, Madrid 1985.</ref> Im Sommer verbrachte er mehrere Wochen bei amerikanischen Freunden in [[Eden (Vermont)|Eden Mills, Vermont]], wo er an seinen New Yorker Eindrücken, den späteren Gedichten des Zyklus ''Poeta en Nueva York'', arbeitete,<ref>''Poesía''/Nº 23–24, S. 87.</ref> und kehrte dann wieder nach New York und in sein Studentenzimmer in Columbia zurück. In einem Brief an die Eltern schrieb er: „Habe etwas fürs Theater angefangen, das interessant werden kann. Man muss an das Theater der Zukunft denken, was es jetzt in Spanien gibt, ist tot. Entweder wird das Theater radikal verändert oder es stirbt aus. Es gibt keine andere Lösung.“<ref>Poesía/23–24, S. 78.</ref> Er bezog sich damit auf sein surrealistisches Drama ''Así que pasen cinco años''. Am 29. Oktober erlebte er den historischen [[Schwarzer Dienstag|Börsenkrach]] an der [[Wall Street]],<ref>Poesía/Nº 23–24. S. 81.</ref> den er in ''Poeta en Nueva York'' thematisierte.<br />
<br />
Im Frühling 1930 reiste Lorca nach Kuba, wo er eingeladen von der ''Institución Hispano-Cubana de Cultura'' drei Monate verbrachte. In [[Havanna]] wurde er stürmisch empfangen und als Autor des ''Romancero gitano'' gefeiert. An seine Familie schrieb er: „Vergesst nicht, dass in Amerika ein Dichter mehr ist als ein Fürst in Europa.“<ref>Poesía/23–24. S. 90.</ref> Er hielt im, aus einem 1775 gegründeten kleinen Theaterbau (scherzhaft „Kolosseum“ genannt) 1803<ref>Kersten Knipp: ''Flamenco.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45824-8, S. 88 f.</ref> hervorgegangenen ''Teatro Principal de la Comedia'' in Havanna mehrere Vorträge über spanische Kinderlieder (''Canciones de cuna españolas''), über den barocken Dichter [[Luis de Góngora]] und über den andalusischen ''cante jondo'',<ref>Gibson II., S. 88.</ref> er arbeitete auch an zwei Theaterstücken ''Así que pasen cinco años'' und ''El Público'', sowie an der ''Oda a Walt Whitman'',<ref>Gibson II., S.&nbsp;115.</ref> die stilistisch zum New Yorker Gedichtszyklus gehören.<br />
<br />
Lorca war homosexuell, haderte jedoch damit und verbarg seine sexuelle Orientierung vor seiner Familie. In dieser Zeit, insbesondere in Kuba, begann er seine Homosexualität offener auszuleben.<ref>Karen Genschow: ''Federico García Lorca.'' Suhrkamp, Berlin 2011, S. 25, S. 39.</ref><br />
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Im Frühjahr 1930 schickte sich Lorca zur Rückkehr nach Spanien an, wo inzwischen durch den Sturz der Diktatur des Generals [[Miguel Primo de Rivera|Primo de Rivera]] am 18. Januar 1930 eine brisante politische Situation herrschte. „Ich lese jeden Tag mit großem Interesse die Berichte über die Lage in Spanien. Das ist ja ein Vulkan“, schrieb er noch im Frühjahr an die Familie.<ref>Christopher Maurer: '' Federico García Lorca. Epistolario.'' Band II, Alianza, Madrid 1983, S. 138.</ref><br />
<br />
=== Die Jahre des Erfolgs (1931–1935) ===<br />
[[Datei:Huerta de San Vicente.jpg|mini|''Huerta de San Vicente'', García Lorcas Sommerhaus in Granada]]<br />
Als Lorca am 1. Juli 1930 in Granada eintraf, hatte sich die politische Lage im Land sehr verändert. Die Monarchie [[Alfons XIII.]], unter dessen Zeichen die Kindheit und Jugend des Dichters gestanden hatten, wankte. Den Kommunalwahlen am 12. April des folgenden Jahres 1931, die den republikanischen Parteien eine große Mehrheit einbrachten, folgte am 14. April die Abdankung des Königs und die Ausrufung der [[Zweite Spanische Republik|Republik]].<ref>Atlas Histórico Mundial, II., Istmo, Madrid 1971, S. 177.</ref> Von Haus aus liberal gesinnt, durch seinen Aufenthalt in der ''Residencia de Estudiantes'' für freiheitliche Ideen und soziale Gerechtigkeit eingenommen, begrüßte Lorca wie viele Spanier auch die Republik und trat für ihre demokratischen Ziele ein.<ref>Gibson II, S. 153 ff.</ref><br />
<br />
Er übernahm sogleich die Führung der von Madrider Studenten Ende 1931 gegründeten Wanderbühne ''[[La Barraca]]'', die das Theater in die Dörfer bringen sollte. Als Regisseur, Schauspieler, Bühnenbildner, Musiker oder Bühnenarbeiter reiste er mit der ''Barraca'' durchs Land und führte auf improvisierten Bühnen einem so erstaunten wie aufmerksamen Publikum die Werke von [[Miguel de Cervantes|Cervantes]], [[Lope de Vega]], [[Tirso de Molina]] und [[Pedro Calderón de la Barca|Calderón]] vor.<ref>Gibson II., S.&nbsp;159ff.</ref> Im Sommer 1932 schloss er das eigene Stück ''[[Bluthochzeit (Lorca)|Bodas de sangre]]'' (Bluthochzeit) ab, an dem er seit dem Sommer 1931 gearbeitet hatte.<ref>Gibson II., S.&nbsp;199.</ref> Die Premiere fand am 8. März 1933 im Madrider Teatro Beatriz statt und war sowohl ein gesellschaftliches Ereignis, als auch ein großer Erfolg für den Autor.<ref>Gibson II., S.&nbsp;228ff.</ref> Im Aufwind dieses Erfolges reiste Lorca im September 1933 nach [[Argentinien]] und [[Uruguay]]. In [[Buenos Aires]], wo er überschwänglich empfangen wurde, traf er [[Victoria Ocampo]], die Herausgeberin der literarischen Zeitschrift [[Sur (Literaturzeitschrift)|''Sur'']], und den chilenischen Dichter [[Pablo Neruda]], der ein guter Freund wurde. Am 25. Oktober fand in Buenos Aires die amerikanische Premiere von ''[[Bluthochzeit (Lorca)|Bodas de sangre]]'' statt. Die Schauspielerin Lola Membrives, die in diesem Stück die Rolle der Mutter spielte, und ihr Ensemble führten anschließend ''La zapatera prodigiosa'' (am 1. Dezember 1933) und ''Mariana Pineda'' (am 12. Januar 1934) auf.<ref>Gibson II., S. 288 und 291.</ref> Er wohnte im [[Hotel Castelar]].<br />
<br />
Bei seiner Rückkehr nach Spanien im Frühjahr 1934 fand Lorca eine unruhige politische Lage vor. Die Parlamentswahlen des Novembers 1933 hatten eine konservative Regierung an die Macht gebracht.<ref>Atlas histórico II., S. 197.</ref> Die sozialen Spannungen entluden sich in der [[Asturischer Bergarbeiterstreik von 1934|Revolution von Asturien]] im Oktober 1934, „aus der sowohl die Rechte wie die Linke mit einer revolutionären Einstellung hervorgingen“, wie der Historiker Vicens Vives schreibt.<ref>Jaime Vicens Vives: '' Geschichte Spaniens.'' Urban Bücher, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1969, S. 131.</ref> Lorca verfasste zu dieser Zeit eines seiner berühmtesten Gedichte, den ''Llanto a Ignacio Sánchez Mejías'', zu Ehren seines im Sommer während einer [[Stierkampf|Corrida]] von einem Stier getöteten Stierkämpfer-Freunds Sánchez Mejías. In seinen Erinnerungen beschreibt der damalige chilenische Botschafter Carlos Morla Lynch den tiefen Eindruck, den der Dichter mit der Vorlesung des Gedichts am 4. November auf seine Freunde machte.<ref>Carlos Morla Lynch: '' En España con Federico García Lorca.'' Aguilar, Madrid 1957, S. 422–423.</ref> Ende des Jahres 1934 fand die Premiere von ''Yerma'', dem neuen Theaterstück Lorcas, im Madrider Teatro Español statt. Die Aufführung mit [[Margarita Xirgu]], der „Grande Dame“ des damaligen spanischen Theaters, in der Hauptrolle wurde trotz anfänglicher Störungsversuche durch Rechtsextremisten ein großer Erfolg.<ref>Gibson II., S. 333ff.</ref><br />
<br />
Lorcas Durchbruch im Jahr 1935 war beispiellos. Nicht nur auf dem Gebiet des Theaters, auf dem ''Yerma'' im Teatro Español mit ''Bodas de sangre'' und ''La zapatera prodigiosa'' in der Aufführung von Lola Membrives im Teatro Coliseum konkurrierten,<ref>Gibson II., S. 349–350.</ref> auch der ''Romancero gitano'' war mit sechs Auflagen „der meistverkaufte Gedichtband des Jahrhunderts“.<ref>Gibson II., S. 369.</ref> Im September begleitete Lorca die Xirgu nach [[Barcelona]], wo sie ''Yerma'' und ''Bodas de sangre'' präsentierte. Anschließend fand am 12. Dezember im Teatre Principal die Uraufführung von ''Doña Rosita la soltera'' statt, dem jüngsten Stück des Autors.<ref>Gibson II., S. 402.</ref><br />
<br />
=== Das Schicksalsjahr 1936 ===<br />
[[Datei:Lorca Olive Tree.jpg|mini|hochkant|Olivenbaum bei Víznar]]<br />
Lorca hatte Ende 1935 vor, Margarita Xirgu auf ihrer Mexiko-Tournee zu begleiten, blieb aber in Madrid und erlebte die Parlamentswahlen vom Februar 1936, die eine Koalition der liberalen und linken Parteien, die [[Frente Popular|Volksfrontregierung]] unter der Führung von [[Manuel Azaña]], an die Macht brachten. Die Radikalisierung der extremen Flügel sowohl der rechten als auch der linken Parteien des politischen Spektrums, die zu Straßenschlachten und Vergeltungsaktionen führte, wurde von den Putschvorbereitungen des Heeres begleitet.<ref>Atlas histórico mundial, S. 197 und S. 219.</ref> Im Juni und Juli weilte Lorca noch im sommerlichen Madrid. Er hatte sein jüngstes Theaterstück ''[[Bernarda Albas Haus|La casa de Bernarda Alba]]'' („Bernarda Albas Haus“) beendet, und bevor sich seine Freunde zur Sommerfrische verstreuten, las er ihnen sein Werk vor.<ref>Gibson, II., S. 449–450.</ref> Auch er wollte den Sommer fern von Madrid bei den Eltern in Granada verbringen, verschob aber immer wieder die Abreise, die dann am Abend des 13. Juli durch die Ereignisse stattfand. In Granada begab sich Lorca in die ''Huerta de San Vicente'', ein einfaches Landhaus in Stadtnähe, wo die Familie den Sommer zu verbringen pflegte. Am 18. Juli fand landesweit der befürchtete Putsch statt, der von den Offizieren der Garnison in Marokko unter der Führung des Generals [[Francisco Franco]] angeleitet wurde. Der Militäraufstand setzte sich nicht in ganz Spanien durch, und das Land zerfiel in zwei sich feindlich gegenüberstehende Teile. Der [[Spanischer Bürgerkrieg|spanische Bürgerkrieg]] hatte begonnen. Granada war wie [[Sevilla]] oder [[Córdoba (Spanien)|Córdoba]] eine der andalusischen Städte, in denen die Putschisten siegten.<br />
<br />
Der Hispanist Ian Gibson hat in seiner richtungsweisenden Untersuchung ''La represión nacionalista en Granada en 1936 y la muerte de García Lorca''<ref>Ruedo Ibérico, Paris 1971.</ref> die Daten über diese Ereignisse erstmals zusammengetragen und publiziert. Nach Gibsons Darstellung, die er mit weiteren Publikationen – ''Granada 1936. El asesinato de García Lorca''<ref>Grijalbo, Barcelona 1979.</ref> und der dreibändigen Lorca-Biografie von 1987 – untermauerte, verließ der Dichter, als der von den Putschisten entfesselte Terror gegen alle Volksfront-Anhänger Schlimmes verhieß, das Landhaus der Eltern und suchte Zuflucht in der Stadt bei der befreundeten Familie Rosales. Obwohl deren Söhne in der lokalen Organisation der ''[[Falange]]'', der am Militärputsch beteiligten faschistischen Organisation, führend waren, konnten sie nicht verhindern, dass ihr Freund Lorca am 16. August mit großem Polizeieinsatz in ihrem Haus verhaftet wurde. Er wurde unter dem Kommando des ehemaligen [[Confederación Española de Derechas Autónomas|CEDA]]-Abgeordneten Ramón Ruiz Alonso<ref name=":0">{{Literatur |Autor=[[Antony Beevor]] (traduit par Jean-François Sené) |Titel=La Guerre d'Espagne |Hrsg= |Sammelwerk=Le Livre de Poche (Librairie générale française) |Nummer=31153 |Auflage=3 |Verlag=Éditions Calmann-Lévy |Ort=Paris |Datum=2011-01 |ISBN=978-2-253-12092-6 |Seiten=177, 779}}</ref> in das ''Gobierno Civil'' gebracht, das Hauptquartier der aufständischen Militärs, wo er einige Tage festgehalten wurde. Von dort wurde er in der Nacht nach [[Víznar]] in der Umgebung Granadas transportiert und bei Morgengrauen auf der Landstraße nach [[Alfacar]] zusammen mit drei anderen Republikanern (Dióscoro Galindo González, Joaquín Arcollas und Francisco Galadí)<ref name=":0" /> vermutlich am 18. oder 19. August vom [[Großgrundbesitzer]] und Franquisten Juan Luis Trescastro<ref name=":0" /> erschossen. Er wurde gleich am Straßenrand begraben. Auf dem Totenschein wurde „Tod infolge kriegsbedingter Verletzungen“ vermerkt.<ref>Karen Genschow: ''Federico García Lorca.'' Suhrkamp, Berlin 2011, S. 123.</ref> Zu dieser Tat hatte General [[Gonzalo Queipo de Llano]], der Kommandant der Putschisten in Sevilla, dem falangistischen Zivilgouverneur José Valdés Guzmán telefonisch seinen Segen gegeben. Der Mord an Federico García Lorca war bis 1975 in Spanien ein gesellschaftliches [[Tabu]].<br />
<br />
Im Rahmen des 2007 von der [[Kabinett Zapatero I|Regierung Zapatero]] verabschiedeten „Gesetzes über das historische Gedenken“ (''[[Ley de Memoria Histórica]]'') wurde 2009 in Víznar mit öffentlichen und privaten Mitteln ergebnislos nach dem vermuteten Grab García Lorcas gesucht.<ref>''El País'', Madrid, 18. Dezember 2009.</ref> 2014 folgte ein zweiter Versuch, das Grab ausfindig zu machen, der ebenfalls fehlschlug. Die Familie des Dichters hat sich wiederholt gegen diese Exhumierungsversuche ausgesprochen.<ref>''El País'', Madrid, 29. Oktober 2015.</ref> 2015 tauchte ein bis dahin unbekanntes Polizeigutachten aus Granada vom 9.&nbsp;Juli 1965 auf, in dem die Ermordung Lorcas von den franquistischen Behörden eingeräumt wurde. Der Bericht enthält verschiedene neue Details zum Ablauf des Verbrechens, darunter auch eine allerdings ungenaue Beschreibung der Grabstelle. Außer allgemeinen Anschuldigungen als „Sozialist“, „Freimaurer“ und „praktizierendem Homosexuellen“ habe gegen den Dichter „konkret nichts vorgelegen“ und er habe vor seiner Erschießung ein „Geständnis“ nicht bezeichneten Inhalts abgelegt.<ref>''Asesinato de Lorca. Salen a la luz nuevos documentos que confirman la implicación de los golpistas.'' In: ''La aventura de la historia'', {{ISSN|1579-427X}}, 17. Jg. (2015), Heft 200, S.&nbsp;8.</ref><br />
<br />
== Werke ==<br />
[[Datei:Lorca CloseUp.jpg|mini|hochkant|Lorca-Statue auf der Plaza de Santa Ana in [[Madrid]]]]<br />
[[Datei:Federicogarcialorca1.jpg|mini|Büste von Federico García Lorca in Santoña, Cantabrien]]<br />
=== Gedichte ===<br />
* ''Impresiones y paisajes'' (1918)<br />
* ''Libro de poemas'' (1921)<br />
* ''Canciones'' (1927)<br />
* ''[[Romancero gitano]]'' (1928)<br />
* ''Poeta en Nueva York'' (1929)<br />
* ''Poema del cante jondo'' (1931)<br />
* ''Canciones populares españolas'' (1931)<br />
* ''Llanto por Ignacio Sánchez Mejías'' (1935)<br />
* ''Seis poemas gallegos'' (1935)<br />
* ''Primeras canciones'' (1936)<br />
* ''Diván del Tamarit'' (1934 begonnen, 1940 [[postum]] publiziert)<br />
<br />
=== Theater ===<br />
* ''El maleficio de la mariposa'' (1920)<br />
* ''Tragicomedia de Don Cristóbal y la señá Rosita'' (1922)<br />
* ''[[Mariana Pineda (Lorca)|Mariana Pineda]]'' (1927)<br />
* ''La zapatera prodigiosa'' (1930)<br />
* ''El Público'' (1930)<br />
* ''Retablillo de Don Cristóbal'' (1931)<br />
* ''Así que pasen cinco años'' (1931)<br />
* ''[[Bluthochzeit (Lorca)|Bodas de sangre]]'' (1933)<br />
* ''Amor de Don Perlimplín con Belisa en su jardín'' (1933)<br />
* ''[[Yerma]]'' (1934)<br />
* ''Doña Rosita la soltera'' (1935)<br />
* ''La comedia sin título'' (1935), unvollendet; 2018 ergänzt von [[Alberto Conejero]]<ref>{{Literatur |Autor=Rocío García |Titel=La ‘Comedia sin título’ de Lorca ya tiene su final |Sammelwerk=El País |Ort=Madrid |Datum=2018-02-14 |ISSN=1134-6582 |Online=https://elpais.com/cultura/2018/02/12/actualidad/1518442717_657690.html |Abruf=2019-04-20}}</ref><br />
* ''[[Bernarda Albas Haus|La Casa de Bernarda Alba]]'' (1936)<br />
<br />
=== Werkausgaben ===<br />
* ''Obras completas'', 8 Bände. Hrsg. Guillermo de Torre, Losada, Buenos Aires 1938<br />
* ''Obras completas'', 1 Band. Hrsg. Arturo del Hoyo, Aguilar, Madrid 1954<br />
* ''Obras completas'', 12 Bände. Hrsg. Mario Hernández, Alianza, Madrid 1981 (Taschenbuchausgabe)<br />
* ''Obras completas'', 3 Bände. Hrsg. Arturo del Hoyo, Aguilar, Madrid 1986<br />
* ''Œuvres complètes'', 2 Bände. Hrsg. André Belamich, La Pléiade, Gallimard, Paris 1981 und 1990<br />
<br />
=== Übersetzungen ins Deutsche ===<br />
Die Übersetzungen der Lorca-Texte ins Deutsche waren lange umstritten. Der langjährige Übersetzer [[Enrique Beck]] hatte von den Erben die Exklusivrechte für Übersetzungen ins Deutsche erhalten.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44449517.html Entblättern einer Rose], in ''Der Spiegel'' 34 / 1950.</ref> Diese Übersetzungen wurden wiederholt Zielscheibe der Kritik, insbesondere durch [[Harald Weinrich]], [[Hans Magnus Enzensberger]] und Gustav Siebenmann.<ref>[http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/buchrezensionen/lorca-in-mogelpackung-1.821201 ''Lorca in Mogelpackung. Der Wallstein-Verlag mit einer fragwürdigen Lyrikedition.''] In: ''[[Neue Zürcher Zeitung]].'' 2. September 2008.</ref> Mittlerweile wurden Lorcas Werke von verschiedenen Übersetzern neu übertragen.<ref>[[Albrecht Buschmann]]: {{Webarchiv | url=http://www.uni-potsdam.de/romanistik/ette/buschmann/pub_online-2001.html | wayback=20130623074825 | text=''Drei Zungen für Federico. Lyrik und Theater García Lorcas, neu übersetzt.''}} In: ''Die literarische Welt.'' 24. März 2001.</ref><br />
<br />
==== Auswahl ====<br />
* ''sorpresa, unverhofft. Ausgewählte Gedichte 1918–1921'', deutsch von José F. A. Oliver, Berlin 2015<br />
* ''Die Gedichte. Spanisch-Deutsch''. Hrsg. Ernst Rudin und José Manuel Lopez. Ausgewählt und übertragen von Enrique Beck, Göttingen 2008<br />
* ''Die Stücke'', deutsch von Thomas Brovot, Hans Magnus Enzensberger, Susanne Lange, Rudolf Wittkopf, Frankfurt Main, 2007<br />
* ''Dichter in New York'', deutsch von Martin v. Koppenfels, Frankfurt Main, 2005<br />
* ''Zigeunerromanzen'', deutsch von Martin Koppenfels, Frankfurt Main, 2002.<br />
* ''Das Publikum / Komödie ohne Titel, zwei Stücke aus dem Nachlass'', deutsch von Rudolf Wittkopf, Frankfurt Main, 1998<br />
* ''Dona Rosita bleibt ledig oder Die Sprache der Blumen'', deutsch von Enrique Beck, Berlin<br />
* ''Bluthochzeit'', deutsch von Enrique Beck, Wiesbaden 1952.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* José Luis Cano: '' García Lorca. Una biografía ilustrada'', Barcelona 1962.<br />
* Angel del Río: '' Vida y obras de Federico García Lorca'', Zaragoza 1952.<br />
* Francisco García Lorca: '' Federico y su mundo'', Madrid 1980.<br />
* Isabel García Lorca: '' Recuerdos míos'', Barcelona 2002.<br />
* Karen Genschow: '' Federico García Lorca. Leben, Werk, Wirkung'', Berlin 2011.<br />
* Ian Gibson: '' La represión nacionalista en Granada en 1936 y la muerte de Federico García Lorca'', Paris 1971.<br />
* Ian Gibson: '' Granada 1936. El asesinato de García Lorca'', Barcelona 1979.<br />
* Ian Gibson: '' Federico García Lorca. I De Fuentevaqueros a Nueva York 1898–1929'', Barcelona 1985 und '' Federico García Lorca. II. De Nueva York a Fuente Grande 1929–1936 '', Barcelona 1987, (deutsche Übersetzung: '' Federico García Lorca. Eine Biografie'', Frankfurt 1994).<br />
* Ian Gibson: ''Vida, Pasión y Muerte de Federico García Lorca.'' Barcelona 1998.<br />
* Jorge Guillén: '' Federico en persona'', Buenos Aires 1959 (deutsche Übersetzung: Federico García Lorca: '' Briefe an Jorge Guillén'', Wiesbaden 1976).<br />
* Gerhard Katschnig: '' Kunst als Widerstand – Lorcas Andalusien.'' In: Michael Fischer (Hrsg.): ''Kunst als Marke europäischer Identität (Bd. 3)'', Frankfurt am Main 2013.<br />
* Christopher Maurer: ''Federico García Lorca y su arquitectura del cante jondo.'' Granada 2000.<br />
* Carlos Morla Lynch: ''En España con Federico García Lorca'', Madrid 1957.<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: ''„Macht und Ohnmacht der Zesur. Literatur, Theater und Film in Spanien (1933-1976)“'' , Stuttgart (Metzler) 1991, ISBN 3-476-00739-1.<br />
* Antonina Rodrigo: '' Lorca-Dalí. Una amistad traicionada'', Barcelona 1981.<br />
* Ernst Rudin: '' Übersetzung und Rezeption García Lorcas im deutschen Sprachraum. Vorträge des Casteler Kolloquiums'', Kassel 1997.<br />
* Ernst Rudin: '' Der Dichter und sein Henker? Lorcas Lyrik und Theater in deutscher Übersetzung, 1938–1998'', Kassel 2000.<br />
<br />
== Vertonungen von Lorca-Werken ==<br />
=== In der spanischen Musik ===<br />
Werke von Federico García Lorca fanden und finden in der spanischen Musik mannigfach Verwendung. Vor allem im [[Flamenco]], für dessen ursprüngliche, nicht-kommerzielle Aufführung er sich interessierte<ref>Vgl. etwa seinen Essays ''Importancia histórica y artistica del primitivo canto andaluz, llamado cante jondo'' (1922) und ''Arquitectura del Cante jondo'' (1930), sowie zahlreich, seit dem Spätsommer 1921 erschienene, dem Flamenco gewidmete Gedichte seiner Sammlung ''Poema del Cante Jondo.''</ref> und (etwa zusammen mit seinem Freund [[Manuel de Falla]], den er bei einem Vortrag von Gedichten in Granada kennengelernt hatte, mit dem erstmals 1922 in Granada stattfindenden spektakulären Gesangswettbewerb ''Concurso de Cante jondo'') einsetzte,<ref>Kersten Knipp: ''Flamenco.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45824-8, S. 15, 117–142 und 149.</ref> kehren seine Themen häufig wieder. Einige Beispiele sind:<br />
<br />
* [[La Argentinita]]s Interpretation seiner ''Canciones populares españolas'', erschienen 1932 bei [[His Master’s Voice|''La voz de su amo'']]. In der Originalaufnahme begleitete Federico García Lorca selbst Argentinitas Gesang auf dem Klavier.<ref>{{Literatur | Autor=José Luis Navarro García | Titel=Historia del Baile Flamenco | Band=Volumen II | Verlag=Signatura Ediciones de Andalucía | Ort=Sevilla | Datum=2010 | Seiten=131 | ISBN=978-84-96210-71-4}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Federico García Lorca, La Argentinita |url=https://www.youtube.com/watch?v=w1FQd76fI3A&list=PLhcNlNJnL1gR1MbC5P3P0_8drEJxORBJJ |titel=Colección de Canciones Populares Antiguas |titelerg=Originalmusik |werk=Youtube |hrsg=Tamerlan Music Traducciones |zugriff=2019-02-07 |sprache=es}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Pedro Vaquero |url=http://www.cervantesvirtual.com/obra-visor/las-verdaderas-letras-de-las-canciones-populares-de-federico-garcia-lorca/html/ |titel=Las verdaderes letras de las cancones populares de Federico García Lorca |werk=Biblioteca Virtual Miguel de Cervantes |zugriff=2019-02-07 |sprache=es}}</ref> [[Rosario y Antonio|Rosario und Antonio]] interpretierten später mehrfach einige der Lieder aus dem Zyklus im Tanz.<ref>{{Literatur |Autor=José Luis Navarro García |Hrsg= |Titel=Historia del Baile Flamenco |Band=Volumen II |Seiten=229}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=José Luis Navarro García |Titel=Historia del Baile Flamenco |Band=Volumen II |Seiten=232}}</ref> In den 1950er Jahren legte ''La voz de su alma'' eine Neuaufnahme von vier der Lieder mit verschiedenen Interpreten auf.<ref name="navarro133">{{Literatur |Autor=José Luis Navarro García |Titel=Historia del Baile Flamenco |Band=Volumen II |Seiten=133}}</ref> 1994 gab ''Audivis'' eine Neuaufnahme des gesamten Zyklus heraus, gesungen von [[Carmen Linares]].<ref name="navarro133" /><br />
* Sein Gedicht ''Diálogo del Amargo''<ref>{{Internetquelle |autor=Antonio Ramon |url=https://www.poetasandaluces.com/poema/2006/ |titel=Diálogo del Amargo |werk=Poetas Andaluzes |hrsg= |datum= |abruf=2019-04-20 |sprache=es}}</ref> wurde mehrfach aufgegriffen. [[José Granero]] griff es Anfang der 1980er Jahre in seiner [[Choreografie]] ''El Amargo'' auf.<ref>{{Literatur | Autor=José Luis Navarro García | Titel=Historia del Baile Flamenco | Band=Volumen III | Verlag=Signatura Ediciones de Andalucía | Ort=Sevilla | Datum=2010 | Seiten=106| ISBN=978-84-96210-72-1}}</ref> [[El Güito]] brachte seine Choreografie und sein Tanz zu ''Diálogos del Amargo'' 1982 den ersten Preis des Theaterfestivals von [[Sitges]] ein.<ref>{{Literatur | Autor=José Luis Navarro García | Titel=Historia del Baile Flamenco | Band=Volumen III | Seiten=255}}</ref> [[José Antonio Ruiz]] choreografierte es für das ''Ballet Español de Madrid'' und tanzte die Rolle des Pferdes ''Jinete''.<ref name="navarro160">{{Literatur |Autor=José Luis Navarro García |Titel=Historia del Baile Flamenco |Band=Volumen III |Datum= |ISBN= |Seiten=160}}</ref><br />
* [[Belén Maya]], [[Isabel Bayón]] und [[Rafaela Carrasco]] tanzten 1997 in ''Los flamencos cantan y bailan a Lorca'' zur Choreographie von [[Mario Maya]].<ref name="navarroIV196">{{Literatur |Autor=José Luis Navarro García |Titel=Historia del Baile Flamenco|Band=Volumen IV |Seiten=196}}</ref><ref name="navarro154">{{Literatur |Autor=José Luis Navarro García |Titel=Historia del Baile Flamenco |Band=IV |Seiten=154}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=José Luis Navarro García |Titel=Historia del Baile Flamenco |Hrsg= |Sammelwerk= |Band=Volumen V |Nummer= |Auflage= |Verlag=Signatura Ediciones de Andalucía |Ort=Sevilla |Datum=2010 |ISBN=978-84-96210-88-2 |Seiten=85}}</ref><br />
* [[Matilde Coral]] als Choreografin und [[El Farruco]] als Tänzer brachten Anfang der 1970er Jahre die Choreografie ''Preciosa y el aire'' zu Versen von Federico García Lorca, [[Rafael Alberti]] und [[Miguel Hernández]] auf die Bühne.<ref name="navarroIII196">{{Literatur | Autor=José Luis Navarro García | Titel=Historia del Baile Flamenco | Band=Volumen III | Seiten=196}}</ref><br />
* [[María Pagés]] brachte 1994 als Beitrag zur Biennale von Sevilla 1994 mit ihrer [[Ballettkompanie|Kompanie]] ''De la luna al viento auf'' die Bühne. Das Stück bot ein musikalisches und tänzerisches Porträt Andalusiens zu Versen von Federico García Lorca.<ref>{{Literatur | Autor=José Luis Navarro García | Titel=Historia del Baile Flamenco | Band=Volumen IV | Verlag=Signatura Ediciones de Andalucía | Ort=Sevilla | Datum=2010 | Seiten=106–107 | ISBN=978-84-96210-73-8}}</ref><br />
* ''[[Romance sonámbulo]]'' wurde in verschiedenen Versionen als Gesangsstück arrangiert. Eine Interpretation als Tanzlied findet sich in [[Carlos Saura]]s Film ''Flamenco'' von 1995.<ref>{{Internetquelle |autor=Carlos Saura |url=https://www.youtube.com/watch?v=plRZarZj6JE |titel=Flamenco |werk=YouTube |datum=2013-03-09 |zugriff=2016-01-28 |format=Video |sprache=es |kommentar=''Romance sonámbulo'' ab 1:29:30}}</ref> Eine weitere bekannte Interpretation wurde von [[Ana Belén]] und [[Manzanita (Sänger)|Manzanita]] gesungen.<ref>{{Internetquelle |autor=Ana Belén und Manzanita |url=https://www.youtube.com/watch?v=SdfrwlR6cN4 |titel=Romance sonámbulo |titelerg=directo |werk=YouTube |datum=2008-11-08 |zugriff=2016-01-28 |format=Video |sprache=es}}</ref><br />
* Zur Biennale 2002 brachte [[Javier Barón]] ''Dime'' auf die Bühne, eine [[Hommage]] an Federico García Lorca.<ref>{{Literatur |Autor=José Luis Navarro García |Titel=Historia del Baile Flamenco |Hrsg= |Sammelwerk= |Band=Volumen IV |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum= |ISBN= |Seiten=76}}</ref><br />
* Belén Maya griff 2004 mit der Compañía Andaluza de Danza in ''Los caminos de Lorca'' erneut Themen des Dichters auf.<ref name="navarroIV196" /><br />
<br />
=== Sonstige ===<br />
* [[Francis Poulenc]], ''Trois chansons de Federico García Lorca'', Komposition für Stimme und Klavier, (1947)<br />
* [[Heitor Villa-Lobos]], ''Yerma'', Oper nach dem gleichnamigen Stück (1955)<br />
* [[Wolfgang Fortner]], ''Bluthochzeit'', Oper nach ''Bodas de sangre'' (1957)<br />
* [[Henri Tomasi]], ''Concerto pour guitare á la memoire d’un poète assassiné Federico García Lorca'', (1966)<br />
* [[Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch|Dmitri Schostakowitsch]], ''[[14. Sinfonie (Schostakowitsch)|Sinfonie Nr. 14 Op. 135]]'', 1969. Bei den ersten beiden Sätzen handelt es sich um Vertonungen der Gedichte ''De profundis'' und ''Malagueña'' (1921)<br />
* [[George Crumb]], ''Ancient Voices of Children'', für Sopran, Knabensopran, Oboe, Mandoline, Harfe, E-Piano und Schlagzeug, (1970)<br />
* [[Hans Werner Henze]], ''El rey de Harlem'', Kammeroper, Uraufführung Wittener Tage für Neue Kammermusik, (1980)<br />
* [[Leonard Cohen]], ''Take this Waltz'', Lied in: ''I’m your Man'' (CD), (1988)<br />
* [[Flavio Testi]], ''Mariana Pineda'', Oper in drei Aufzügen, Uraufführung Erfurt, (2007)<br />
* Roland Schmidt, ''La sombra de mi alma'', Liederzyklus für Sopran und Percussionquartett, (2012)<br />
* Reginald Smith-Brindle: ''Four Poems of Garcia Lorca.'' [für Gitarre]. Schott, Mainz (= ''Edition Schott.'' Band 11368).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* [http://iaiweb1.iai.spk-berlin.de/DB=1/LNG=DU/SID=49caaea9-0/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=federico+garcia+lorca Literatur von und über Federico Garcia Lorca] im Katalog des [[Ibero-Amerikanisches Institut|Ibero-Amerikanischen Instituts]] in [[Berlin]]<br />
* {{DNB-Portal|118537598}}<br />
* {{DDB|Person|118537598}}<br />
* [http://catalogos.cervantes.es/general/abnetcl.exe?ACC=DOSEARCH&xsqf99=((b-berl+o+b-brem+o+b-fran+o+b-hamb+o+b-muni)+y+(FEDERICO+GARCIA+LORCA.MATE.+O+FEDERICO+GARCIA+LORCA.T100.)) Literatur von und über Federico García Lorca] im Katalog der [[Instituto Cervantes#Bibliotheken des Instituto Cervantes|Bibliothek des Instituto Cervantes in Deutschland]]<br />
* [http://boppin.com/lorca ''Federico García Lorca''] (englisch, mit Foto)<br />
* [http://home.scarlet.be/ericlaermans/cultural/fglorca.html ''Pagina de Federico García Lorca''] (spanisch, mit weiteren Weblinks „otros sitios en la interred“)<br />
* [http://www.huertadesanvicente.com/ Federico García Lorca-Museum] (spanisch und englisch)<br />
* {{Webarchiv | url=http://www.matices.de/17/17klorca.htm | wayback=20120210232833 | text=Federico García Lorca y la Huerta de San Vicente}} über das Sommerhaus des Dichters, heute Museum (spanisch)<br />
* [http://bbc.co.uk./spanish/specials/1428_lorca/page2.shtml Bilder aus dem Leben García Lorcas]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118537598|LCCN=n/79/34425|NDL=00440509|VIAF=34456883}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Garcia Lorca, Federico}}<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Dichterjurist]]<br />
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Spanisch)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Spanien)]]<br />
[[Kategorie:Drama]]<br />
[[Kategorie:Lyrik]]<br />
[[Kategorie:Federico García Lorca| ]]<br />
[[Kategorie:Spanier]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1898]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1936]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=García Lorca, Federico<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=spanischer Lyriker und Dramatiker<br />
|GEBURTSDATUM=5. Juni 1898<br />
|GEBURTSORT=[[Fuente Vaqueros]], [[Provinz Granada]]<br />
|STERBEDATUM=19. August 1936<br />
|STERBEORT=[[Víznar]], [[Granada]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Luis_Garc%C3%ADa_Berlanga&diff=219927026
Luis García Berlanga
2022-02-06T14:11:42Z
<p>Textundblog: /* Literatur */ ‚Macht und Ohnmacht der Zensur‘ von Neuschäfer hinzugefügt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Sos del Rey Católico 25.JPG|mini|Luis García Berlanga, Skulptur in [[Sos del Rey Católico]]]]<br />
'''Luis García Berlanga Martí''' (* [[12. Juni]] [[1921]] in [[Valencia]]; † [[13. November]] [[2010]] in [[Madrid]]<ref>{{Internetquelle |autor=Noelia Sastre |url=https://www.abc.es/play/cine/muere-berlanga-201011130000_noticia.html |titel=Luis García Berlanga muere a los 89 años |werk=[[ABC (Spanien)|ABC]] |datum=2010-11-13 |abruf=2021-05-16 |sprache=es}}</ref>) war einer der bedeutendsten [[Spanien|spanischen]] [[Filmregisseur]]e.<br />
<br />
== Leben ==<br />
<br />
[[Datei:Placa Bienvenido Mr Marshall Guadalix de la Sierra.JPG|miniatur|Tafel in [[Guadalix de la Sierra]], die an den Dreh von Berlangas Film ''Willkommen, Mr. Marshall'' erinnert]]<br />
<br />
Berlanga wuchs in Valencia und in der Schweiz auf. Nach dem spanischen Bürgerkrieg wurde Berlangas Vater als Mitglied der Volksfront inhaftiert. Berlanga als Mitglied der [[Falange]] versuchte die Situation seines Vaters zu verbessern, indem er sich freiwillig zur [[Blaue Division|Blauen Division]] meldete und ein Jahr für die Deutschen an der Ostfront kämpfte. Nach seiner Rückkehr nahm er sein Philosophiestudium wieder auf, malte und gründete einen Filmclub in Valencia. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann er ein Filmstudium am ''Instituto de Investigaciones y Experiencias Cinematográficas''. Dort traf er auf [[Juan Antonio Bardem]], mit dem zusammen er nach einigen Dokumentarfilmen 1952 mit ''Esa Pareja Feliz'' seinen ersten Spielfilm realisierte. Im Jahr darauf schrieb Bardem das Drehbuch zu ''[[Willkommen, Mr. Marshall]]'', Berlangas erstem großen Erfolg als Regisseur. Der Film wurde [[Internationale Filmfestspiele von Cannes 1953|1953 in Cannes]] als beste Komödie ausgezeichnet.<br />
<br />
Berlanga hatte sich mittlerweile von der [[Falange]] entfernt und nahm eine eher libertäre Position ein, wurde aber wegen seiner Erfolge von der Falange nicht verfolgt. Berlanga hatte aber mit seinen die spanische Gegenwart und Gesellschaft verspottenden Filmen ständige Probleme mit der spanischen Zensur. Sein nächster großer Film ''Los jueves, milagro'' kam erst nach Jahren in die Kinos. Nachdem sein Film ''[[Placido (1961)|Placido]]'' 1962 eine Oscar-Nominierung für den [[Oscar/Bester internationaler Film|besten fremdsprachigen Film]] erhalten hatte, gelang ihm 1963 mit ''[[Der Henker (1963)|Der Henker]]'' ein Meisterwerk des schwarzen Humors. Allgemein prägte eine eher pessimistische Grundstimmung seine späteren Filme; seine Figuren konnten sich nur noch durch schwarzen Humor behelfen.<br />
<br />
Drei seiner Drehbücher wurden von der Zensur gänzlich unterdrückt:<br />
<br />
* In ''Los Gancheros'' missfiel 1956 den Zensoren die weibliche Hauptfigur Paula. Deren Rollenverhalten widersprach dem [[Klerikalfaschismus|klerikalfaschistischen]] Frauenbild der Diktatur. [[José Luis Sampedro]] verwendete das Drehbuch als Vorlage für seinen Roman ''El río que nos lleva'' von 1961. 1989 erschien der Film zum Buch. Nicht unter der Regie von Berlanga, sondern von [[Antonio del Real]].<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Jesús Ruiz Mantilla |url=https://elpais.com/eps/2021-05-09/expediente-berlanga-las-tres-peliculas-que-la-censura-le-prohibio.html |titel=Expediente Berlanga: tres películas que la censura le prohibió |werk=[[El País]] |datum=2021-05-09 |abruf=2021-05-16 |sprache=es}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Antonio del Real |url=https://www.imdb.com/title/tt0098239/?ref_=fn_al_tt_1 |titel=El río que nos lleva |werk=[[IMDb]] |hrsg=Producciones Dulcinea, Televisión Española (TVE) |datum=1989-09-28 |abruf=2021-05-16}}</ref><br />
<br />
* ''A mi querida mamá en el día de su santo'' war 1968 in den Augen der Zensoren wegen seiner unterschwelligen Erotik und der Thematisierung von Sexualneurosen untragbar.<ref name=":0" /><br />
* ''La demolición'' fiel 1972 wegen erotischer Obsessionen durch die Zensur. In ''Tamaño natural'', einem seiner am meisten gefeierten Filme, griff Berlanga jedoch diese Themen wieder auf. Die Hauptrolle spielte [[Michel Piccoli]].<ref name=":0" /><ref>{{Internetquelle |autor=Luis García Berlanga |url=https://www.imdb.com/title/tt0070131/?ref_=fn_al_tt_1 |titel=Grandeur nature |hrsg=Uranus Productions France, Les Productions Fox Europa, Films 66 |datum=1974-08-21 |abruf=2021-05-16}}</ref><br />
<br />
Berlanga und Bardem gelten heute als die wichtigsten spanischen Regisseure der Zeit des [[Franquismus]]. Nach dem Ende des Franquismus wurde Berlanga auch in Spanien hoch verehrt und geehrt. So war er seit 1986 Ehrenpräsident der spanischen Filmakademie; ebenfalls 1986 erhielt er den [[Prinzessin-von-Asturien-Preis|Prinz-von-Asturien-Preis]]. 1987 wurde Berlanga als erste Persönlichkeit mit einem Ehren-[[Goya (Filmpreis)|Goya]] für sein Lebenswerk geehrt.<br />
<br />
== Filmografie (Auswahl) ==<br />
* 1952: Esa pareja feliz<br />
* 1953: [[Willkommen, Mr. Marshall]] ''(Bienvenido, Mr. Marshall!)''<br />
* 1956: [[Calabuig]] ''(Calabuch)''<br />
* 1957: Los jueves, milagro<br />
* 1959: Se vende un tranvía<br />
* 1961: Placido ''(Plácido)''<br />
* 1962: Die vier Wahrheiten ''(Les quatre verités)'' – Regie der 1. Episode<br />
* 1963: Der Henker ''(El verdugo)''<br />
* 1974 Tamaño natural (''Grandeur nature'')<br />
* 1978: La escopeta nacional<br />
* 1981: Patrimonio nacional<br />
* 1982: Nacional III<br />
* 1985: La Vaquilla<br />
* 1986: Gefährliche Instinkte ''(Barrios altos)''<br />
* 1987: Moros y Cristianos<br />
* 1993: Todos a la cárcel<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: ''„Macht und Ohnmacht der Zesur. Literatur, Theater und Film in Spanien (1933-1976)“'' , Stuttgart (Metzler) 1991, ISBN 3-476-00739-1.<br />
* Matthias Schilhab: ''„Das bekannte und das unbekannte Werk des spanischen Filmregisseurs Luis García Berlanga“.'' (Dissertation) dissertation.de. Verlag im Internet GmbH, Berlin 2002, ISBN 3-89825-382-1.<br />
* [[Kay Weniger]]: ''[[Das große Personenlexikon des Films]]. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts.'' Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://catalogos.cervantes.es/general/abnetcl.exe?ACC=DOSEARCH&xsqf99=(BG-DEU+(luis+garcia+berlanga)) Literatur von und über Luis García Berlanga] im Katalog der [[Instituto Cervantes#Bibliotheken des Instituto Cervantes|Bibliothek des Instituto Cervantes in Deutschland]]<br />
* {{IMDb|nm0305557}}<br />
* {{DNB-Portal|119446804}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=119446804|LCCN=n/82/50932|VIAF=10044622}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Berlanga, Luis Garcia}}<br />
[[Kategorie:Filmregisseur]]<br />
[[Kategorie:Drehbuchautor]]<br />
[[Kategorie:Goya-Preisträger]]<br />
[[Kategorie:Spanier]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1921]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 2010]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:Ehrendoktor der Polytechnischen Universität Valencia]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Berlanga, Luis García<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Berlanga Martí, Luis García<br />
|KURZBESCHREIBUNG=spanischer Filmregisseur<br />
|GEBURTSDATUM=12. Juni 1921<br />
|GEBURTSORT=[[Valencia]]<br />
|STERBEDATUM=13. November 2010<br />
|STERBEORT=[[Madrid]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Carlos_Saura&diff=219926886
Carlos Saura
2022-02-06T14:07:30Z
<p>Textundblog: /* Literatur */ ‚Macht und Ohnmacht der Zensur‘ von Neuschäfer hinzugefügt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Premios Goya 2018 - Carlos Saura.jpg|mini|hochkant|Carlos Saura (2018)]]<br />
'''Carlos Saura''' (* [[4. Januar]] [[1932]] in [[Huesca]], [[Aragón]])<ref>{{Munzinger|00000014382|Carlos Saura Atarés||In: ''Internationales Biographisches Archiv.'' 25/2004, 19. Juni 2004}}</ref> ist ein [[Spanien|spanischer]] [[Filmregisseur]]. Seine Filme waren anfangs vom [[Italienischer Neorealismus|Neorealismus]] geprägt, später zeigte sich der Einfluss durch den mythischen Stil von [[Luis Buñuel]].<br />
<br />
== Leben ==<br />
Sauras Vater war im Finanzministerium angestellt, seine Mutter war [[Pianist]]in, der Bruder [[Antonio Saura]] wurde später ein bekannter Künstler.<br />
Während des [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkriegs]] zog die [[Zweite Spanische Republik|republikanisch]] eingestellte Familie zunächst von [[Madrid]] nach [[Valencia]], später dann nach [[Barcelona]]. Nach Ende des Krieges wurde Saura eine Weile getrennt von seiner Familie bei Verwandten untergebracht, die mit [[Francisco Franco|Franco]] sympathisierten. Diese Erfahrungen waren prägend für sein späteres Filmschaffen. In einem Interview bekannte er 1975: „Niemals habe ich verstehen können, warum über Nacht die Guten die Bösen waren, und die Bösen die Guten.“<ref>''Persönlich neige ich zur Anarchie''. Interview von Angel S. Harguindey mit Carlos Saura. In: Ursula Beckers, Albrecht Lempp: ''Carlos Saura: Züchte Raben''. Filmland Presse, München 1981, S. 108.</ref><br />
<br />
Saura studierte zunächst [[Ingenieurwissenschaft]]en und verdiente sich sein Geld als [[Fotograf]] auf Tanzveranstaltungen. Er machte aber auch künstlerische Fotoarbeiten, die er mit Hilfe seines Bruders Antonio ausstellte. 1952 wurde Saura Schüler am Instituto de Investigaciones y Experiencias Cinematográficas (IIEC), der staatlichen spanischen Filmhochschule, an der er Regie studierte.<ref name="FS">''Filmspiegel.'' Nr. 3, 1987, S. 20.</ref> 1957 erhielt er sein Diplom für ''La tarde del domingo'' (1957). Der Film hat kein Happy End, was typisch für Saura ist.<br />
<br />
Sofort nach seinem Abschluss wurde er Dozent am IIEC, zunächst für den Fachbereich Szenarium/Drehbuch, später dann für Regie. 1959 inszenierte er seinen ersten abendfüllenden Spielfilm ''Los golfos'' (deutsch: ''[[Die Straßenjungen]]''). Bei der Vorführung des Films auf den [[Filmfestspiele von Cannes|Filmfestspielen von Cannes]] lernte Saura 1960 seinen Kollegen [[Luis Buñuel]] kennen, mit dem ihn fortan eine enge Freundschaft und die stilistische Nähe ihrer Filme verband.<ref name="filmmuseum">{{Webarchiv|text=Carlos Saura zu Gast im Filmmuseum Potsdam. Interview von 2003 |url=http://www.filmmuseum-potsdam.de/Carlos-Saura_1.html |wayback=20151224052909 |archiv-bot=2018-04-03 14:02:50 InternetArchiveBot }}</ref> Die spanische [[Filmzensur]] schränkte die Verbreitung von ''Los golfos'' stark ein. Erst 1962 wurde eine geschnittene Version uraufgeführt.<ref name="filmtexte 260">Wolfgang Schuch (Hrsg.): ''Spanische Filmtexte''. Henschelverlag, Berlin 1982, S. 260.</ref> Saura machte es sich zur Aufgabe, das autoritäre [[Franquismus|Franco-Regime]] in seinen Filmen zu kritisieren. Die staatliche Zensur zwang ihn zu einer unterschwelligen und nicht direkt greifbaren Kritik, die ihn bald zum Aushängeschild antifranquistischer Kunst werden ließ. Dabei wurde er unterstützt von seinem Freund und langjährigen [[Filmproduzent|Produzenten]] [[Elías Querejeta]]. Sauras Filme wurden zu dieser Zeit auf internationalen Filmfestivals bekannter als in Spanien selbst.<ref name="filmtexte 260" /><br />
<br />
Als Spiegelbild der spanischen Gesellschaft diente Carlos Saura das spanische Bürgertum. In ''La Caza'' (1965, deutsch: ''Die Jagd'') zeigt er das bourgeoise Verhalten einer Jagdgesellschaft. In ''La prima Angélica'' (1973, deutsch: ''Cousine Angélica'') wurde eine Bürgersfamilie zum Spiegel der erstarrenden spanischen Gesellschaft. Immer wieder musste er mit der Zensur um einzelne symbolträchtige Szenen ringen, etwa wenn in ''La prima Angélica'' der geschiente Arm eines [[Falangisten]] an einen [[Hitlergruß]] erinnert. Auch nach Bestehen der Zensur wurden die spanischen Aufführungen dieses Films durch falangistische Schlägertrupps attackiert.<ref>Dieter E. Zimmer: [http://www.zeit.de/1974/33/ein-vergreistes-regime ''Ein vergreistes Regime''.] In: ''[[Die Zeit]].'' Nr. 33/1974.</ref> Zu seinem 1972 entstandenen Film ''Ana y los lobos'' (deutsch: ''[[Anna und die Wölfe]]'') äußerte sich Carlos Saura: „Ich machte diesen Film, weil meine Mutter, wenn ich damals zu Hause von politischen, sexuellen oder religiösen Problemen reden wollte, immer sagte: Darüber spricht man nicht. Das gleiche sagte dann die spanische Zensur zu mir: Alles, was Sie wollen – außer Sex, Politik und Religion!“<ref>Wolfgang Schuch (Hrsg.): ''Spanische Filmtexte''. Henschelverlag, Berlin 1982, S. 254.</ref><br />
<br />
Sauras Kino aus dieser Phase wurde oft auch als „Erinnerungskino“ bezeichnet. Es trug zum Teil [[Autobiografie|autobiografische]] Züge. So sind in den Film ''La prima Angélica'' Filmsequenzen montiert, die auf Sauras Wahrnehmungen als Kind während des Krieges zurückgehen, etwa die Szene eines Mädchens mit Glassplittern im Gesicht. ''La Madriguera'' (1968, deutsch: ''[[Höhle der Erinnerungen]]'') zeigt die Virulenz nicht verarbeiteter, teilweise [[Trauma (Psychologie)|traumatischer]] Kindheitserfahrungen in einer späteren Partnerbeziehung. Saura selbst sagte in einem Interview: „Meine Filme sind nie realistisch, vielmehr eine Art Flucht, in dem Sinne, wie Luis Buñuel gesagt hat: Das Reinste ist die Einbildungskraft.“<ref name="filmmuseum" /> Einer der wichtigsten künstlerischen Bezugspunkte in Sauras Filmen war [[Geraldine Chaplin]], die zur Zeit ihrer gemeinsamen Arbeit Sauras Lebensgefährtin war. In insgesamt neun seiner Filme von ''Peppermint Frappé'' (1967, deutsch: ''[[Pfefferminz Frappe]]'') bis ''Mamá cumple cien años'' (1979, deutsch: ''[[Mama wird 100 Jahre alt]]'') wirkte sie als Schauspielerin mit, zumeist in der weiblichen Hauptrolle. In ''Cría cuervos'' (1975, deutsch: ''[[Züchte Raben…]]'') trat sie in einer Doppelrolle als Mutter und erwachsene Tochter in Erscheinung. Der Film wurde zum bis dato größten Erfolg Sauras und erreichte mit über einer Million Zuschauer erstmals auch in großem Umfang das spanische Publikum.<ref>Paul Julian Smith: [http://www.criterion.com/current/posts/527-cria-cuervos-the-past-is-not-past ''The Past is Not the Past.''] In: ''[[The Criterion Collection]].'' 13. August 2007. (englisch)</ref><br />
<br />
Nach Francos Tod und der weggefallenen Zensur öffnete sich das Sujet von Sauras Filmen. Sein Werk reichte von der zeitkritischen Studie über kriminelle Jugendliche ''Deprisa, deprisa'' (1981, deutsch: ''Los, Tempo!'') bis zu den surrealen Bildwelten des historischen Künstlerporträts ''Goya en Burdeos'' (1999, deutsch: ''[[Goya (Film)|Goya]]''). International bekannt wurden vor allem seine [[Tanzfilm]]e, in denen Sauras Erfahrung als Tanzfotograf zum Tragen kam. Mit ''Bodas de sangre'' (1981, deutsch: ''Bluthochzeit'', nach dem [[Bluthochzeit (Lorca)|gleichnamigen Theaterstück]] von [[Federico García Lorca]]), ''[[Carmen (1983)|Carmen]]'' (1983, nach der [[Carmen|gleichnamigen Oper]] von [[Georges Bizet]]) und ''El amor brujo'' (1986, deutsch: ''Liebeszauber'', nach dem [[El amor brujo|gleichnamigen Ballett]] von [[Manuel de Falla]]) legte er in den 1980er Jahren eine erste dem [[Flamenco]]<ref>Vgl. Ángel Custodio Gómez González: ''La reconstrucción de la identidad del flamenco en el cine de Carlos Saura.'' Sevilla 2002.</ref> gewidmete Trilogie vor. Der „Pseudo-Dokumentarfilm“<ref>Kersten Knipp: ''Flamenco.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45824-8, S. 230 f.</ref> ''[[Sevillanas (Film)|Sevillanas]]'' (1992) zeigt verschiedene Interpretationen des [[Sevillana|gleichnamigen Tanzes]].<ref>Rob Stone: ''Spanish Cinema.'' Pearson, Harlow 2002, ISBN 0-582-43715-6, S. 80.</ref> Eine weitere Trilogie erkundete mit ''Flamenco'' (1995), ''[[Tango (1998)|Tango]]'' (1998) und ''[[Fados]]'' (2007) moderne städtische Musikstile.<br />
<br />
[[Datei:Carlos Saura, 2017.jpg|mini|Carlos Saura (2017)]]<br />
Auch die Würdigung seines Heimatlandes wurde ihm nach der [[Transition in Spanien|Demokratisierung Spaniens]] zuteil. 1980 wurde ihm der ''Nationale Filmpreis Spaniens'' verliehen „als Anerkennung seines Wirkens für das Ansehen unseres Kinos im Ausland“.<ref name="filmtexte 260" /> Für ''¡Ay, Carmela!'' (1990, deutsch: ''Ay Carmela! – Lied der Freiheit'') erhielt er 1991 den spanischen Filmpreis [[Goya (Filmpreis)|Goya]] in den wichtigsten Kategorien. 1992 produzierte Saura mit ''Maratón'' den offiziellen Film zu den [[Olympische Sommerspiele 1992|Olympischen Sommerspielen]] in [[Barcelona]].<br />
<br />
Im Jahre 2000 fand Saura wieder zum Thema des Spanischen Bürgerkriegs zurück, dieses Mal allerdings nicht hinter der Kamera, sondern in seinem ersten Roman ''¡Esa Luz!'' (deutsch: ''Dieses Licht!'') in dem er auch literarisch einen Film im Kopf des Lesers entstehen ließ. Carlos Saura sieht sich in der Tradition von drei großen Regisseuren: „Buñuel, [[Ingmar Bergman|Bergman]] und [[Federico Fellini|Fellini]]“.<ref>''Persönlich neige ich zur Anarchie''. Interview von Angel S. Harguindey mit Carlos Saura. In: Ursula Beckers, Albrecht Lempp: ''Carlos Saura: Züchte Raben''. Filmland Presse, München 1981, S. 109.</ref><br />
<br />
== Filme ==<br />
* 1956: ''La tarde del domingo''<br />
* 1958: ''Cuenca'' (Dokumentarfilm über die Stadt [[Cuenca (Spanien)|Cuenca]])<br />
* 1959: [[Die Straßenjungen]] ''(Los golfos)''<br />
* 1964: [[Cordoba (Film)|Cordoba]] ''(Llanto por un bandido)''<br />
* 1966: Die Jagd ''(La caza)''<br />
* 1967: [[Pfefferminz Frappe]] ''(Peppermint Frappé)''<br />
* 1968: Stress zu dritt ''(Stress es tres, tres)''<br />
* 1969: [[Höhle der Erinnerungen]] ''(La madriguera)''<br />
* 1970: [[Garten der Lüste (1970)|Garten der Lüste]] ''(El jardín de las delicias)''<br />
* 1972: [[Anna und die Wölfe]] ''(Ana y los lobos)''<br />
* 1973: Cousine Angélica ''(La prima Angélica)''<br />
* 1975: [[Züchte Raben…]] ''(Cría cuervos)'' (Soundtrack „[[Porque te vas]]“)<br />
* 1977: Elisa, mein Leben ''(Elisa, vida mía)''<br />
* 1978: Mit verbundenen Augen ''(Los ojos vendados)''<br />
* 1979: [[Mama wird 100 Jahre alt]] ''(Mamá cumple cien años)''<br />
* 1980: Los, Tempo! ''(Deprisa, deprisa)''<br />
* 1981: [[Bluthochzeit (1981)|Bluthochzeit]] ''(Bodas de sangre)'' (Nach der Tragödie ''[[Bluthochzeit (Lorca)|Bluthochzeit]]'' von [[Federico García Lorca]])<br />
* 1982: Zärtliche Stunden ''(Dulces horas)''<br />
* 1982: [[Antonieta]]<br />
* 1983: [[Carmen (1983)|Carmen]]<br />
* 1984: Zeit der Illusion ''(Los zancos)''<br />
* 1986: [[Liebeszauber (1986)|Liebeszauber]] ''(El amor brujo)''<br />
* 1988: [[El Dorado – Gier nach Gold]] ''(El dorado)''<br />
* 1989: La noche oscura<br />
* 1990: [[Ay Carmela! – Lied der Freiheit]] ''(¡Ay, Carmela!)''<br />
* 1991: [[Sevillanas (Film)|Sevillanas]]<br />
* 1991: Der Süden ''(El sur)''<br />
* 1992: Maratón (Offizieller Film zu den Olympischen Spielen in Barcelona 1992)<br />
* 1993: Dispara! ''(¡Dispara!)''<br />
* 1995: [[Flamenco (1995)|Flamenco]]<br />
* 1996: Im Schutz der Nacht ''(Taxi)''<br />
* 1997: Kleiner Vogel ''(Pajarico)''<br />
* 1998: [[Tango (1998)|Tango]]<br />
* 1999: [[Goya (Film)|Goya]] ''(Goya en Burdeos)''<br />
* 2001: Buñuel y la mesa del rey Salomón<br />
* 2002: Salomé<br />
* 2004: El séptimo día<br />
* 2005: [[Iberia (Film)|Iberia]]<br />
* 2007: [[Fados]]<br />
* 2008: Sinfonía de Aragón (Dokumentarfilm)<br />
* 2009: [[Ich, Don Giovanni]] ''(Io, Don Giovanni)'' (Über den Mozart-Librettisten [[Lorenzo da Ponte]])<br />
* 2010: Flamenco, Flamenco<br />
* 2015: Argentina ''(Zonda: folclore argentino)''<br />
* 2018: Jota – mehr als Flamenco (Dokumentarfilm)<br />
<br />
== Auszeichnungen (Auswahl) ==<br />
* 1966: [[Internationale Filmfestspiele Berlin 1966]] – [[Silberner Bär]] für ''Die Jagd'' ([[Silberner Bär/Beste Regie|beste Regie]])<br />
* 1968: [[Internationale Filmfestspiele Berlin 1968]] – Silberner Bär für ''Peppermint Frappé'' (beste Regie)<br />
* 1974: [[Internationale Filmfestspiele von Cannes 1974]] – ''Sonderpreis der Jury'' für ''La prima Angélica''<br />
* 1976: [[Internationale Filmfestspiele von Cannes 1976]] – ''Großer Preis der Jury'' für ''Züchte Raben...''<br />
* 1981: [[Internationale Filmfestspiele Berlin 1981]] – [[Goldener Bär]] für ''Los, Tempo!''<br />
* 1983: [[Internationale Filmfestspiele von Cannes 1983]] – ''Beste künstlerische Einzelleistung'' und ''Technik Grand Prix'' für ''Carmen''<br />
* 1985: [[British Academy Film Award|BAFTA Award]] in der Kategorie ''Bester fremdsprachiger Film'' für ''Carmen''<br />
* 1991: [[Goya (Filmpreis)]] in den Kategorien ''Bester Film'', ''Beste Regie'' und ''Bestes adaptiertes Drehbuch'' für ''Ay Carmela! – Lied der Freiheit''<br />
* 1995: [[World Film Festival]] Montreal – ''Grand Prix Special des Amériques'' für seinen herausragenden Beitrag zur Filmkunst<br />
* 2000: [[Internationales Filmfestival Karlovy Vary]] ''Spezialpreis für herausragenden Beitrag zur Filmwelt''<br />
* 2004: [[Europäischer Filmpreis 2004]] für sein Lebenswerk<br />
<br />
== Fotobücher ==<br />
* Antonio García-Rayo (Hrsg.): ''Las fotografías pintadas de Carlos Saura.'' Ed. El Gran Caíd, San Sebastian de los Reyes, Madrid 2005, ISBN 84-609-7798-6. (Text englisch und spanisch)<br />
* Carlos Saura: ''Vanished Spain''. Steidl, Göttingen 2016, ISBN 978-3-86930-911-8.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Frank Arnold]] u. a.: ''Carlos Saura'' (Reihe Film 26). Hanser, München 1981, ISBN 3-446-13370-4.<br />
* Hans M. Eichenlaub: ''Carlos Saura. Ein Filmbuch.'' Dreisam-Verlag, Freiburg im Breisgau 1984, ISBN 3-921472-90-3.<br />
* [[Harald Eggebrecht]]: ''Der spanische Blick: Carlos Saura.'' In: Jörg-Dieter Kogel: ''Europäische Filmkunst. Regisseure im Porträt.'' Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-24490-0, S. 143–155.<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: „Macht und Ohnmacht der Zesur. Literatur, Theater und Film in Spanien (1933-1976)“ , Stuttgart (Metzler) 1991, ISBN 3-476-00739-1.<br />
* Marvin D'Lugo: ''The Films of Carlos Saura: The Practice of Seeing.'' Princeton University Press, Princeton, NJ 1991, ISBN 0-691-03142-8.<br />
* Sebastian Ruppe: ''Carlos Saura und das spanische Kino: Zeitkritik im Film.'' Ed. tranvia, Berlin 1999, ISBN 3-925867-34-1.<br />
* Linda M. Willem (Hrsg.): ''Carlos Saura: Interviews.'' University Press of Mississippi, Jackson 2003, ISBN 1-57806-493-7.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
*[http://www.carlos-saura.net/Carlos_Saura/Home.html Offizielle Carlos Saura Homepage]<br />
* {{DNB-Portal|118605852}}<br />
* [http://catalogos.cervantes.es/general/abnetcl.exe?ACC=DOSEARCH&xsqf99=(BG-DEU+(carlos+saura)) Literatur von und über Carlos Saura] im Katalog der [[Instituto Cervantes#Bibliotheken des Instituto Cervantes|Bibliothek des Instituto Cervantes in Deutschland]]<br />
* {{IMDb|nm0767022}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118605852|LCCN=n/82/113048|VIAF=98182130}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Saura, Carlos}}<br />
[[Kategorie:Carlos Saura| ]]<br />
[[Kategorie:Drehbuchautor]]<br />
[[Kategorie:Filmregisseur]]<br />
[[Kategorie:Träger des Europäischen Filmpreises]]<br />
[[Kategorie:Goya-Preisträger]]<br />
[[Kategorie:Darstellender Künstler (Spanien)]]<br />
[[Kategorie:Spanier]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1932]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Saura, Carlos<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=spanischer Filmregisseur<br />
|GEBURTSDATUM=4. Januar 1932<br />
|GEBURTSORT=[[Huesca]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jules_Verne&diff=218979617
Jules Verne
2022-01-09T17:42:07Z
<p>Textundblog: /* Sekundärliteratur */ Neuschäfer hinzugefügt</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br />
[[Datei:Félix Nadar 1820-1910 portraits Jules Verne (restoration).jpg|mini|hochkant|Jules Verne um 1890, Fotografie von [[Nadar]]]]<br />
[[Datei:Firma de Julio Verne.svg|rahmenlos|rechts|Unterschrift]]<br />
<br />
'''Jules-Gabriel Verne''', in Deutschland anfänglich ''Julius Verne'' (* [[8. Februar]] [[1828]] in [[Nantes]]; † [[24. März]] [[1905]] in [[Amiens]]), war ein [[Frankreich|französischer]] [[Schriftsteller]]. Er wurde vor allem durch seine Romane ''[[Die Reise zum Mittelpunkt der Erde]]'' (1864), ''[[20.000 Meilen unter dem Meer]]'' (1869–1870) sowie ''[[Reise um die Erde in 80 Tagen]]'' (1873) bekannt. Neben [[Hugo Gernsback]], [[Kurd Laßwitz]] und [[H. G. Wells]] gilt Jules Verne als einer der Begründer der [[Science-Fiction]]-Literatur.<ref>Adam Charles Roberts: ''Science Fiction.'' Routledge, London / New York 2000, ISBN 0-415-19204-8, [http://books.google.com/books?vid=ISBN0415192056&id=IRw_MIPjnXwC&pg=PA48 S. 48].</ref><br />
<br />
== Leben ==<br />
Verne wuchs im [[Reederei|Reederviertel]] der Hafenstadt [[Nantes]] als ältestes von fünf Kindern eines Anwalts und seiner aus Reederkreisen stammenden Frau auf.<ref>Hauptsächliche Grundlage für die Abschnitte zum Leben, Schaffen und zur Rezeption ist [[Gert Pinkernell]]: ''Jules Verne.'' In: ders.: ''Namen, Titel und Daten der französischen Literatur'' ([http://www.pinkernell.de/romanistikstudium Online-Version]). Dieser Artikel beruht seinerseits weitgehend auf dem Verne-Artikel in Jean-Pierre de Beaumarchais, Daniel Couty, Alain Ray (Hrsg.): ''Dictionnaire des littératures de langue française'', Paris 1994, Band 4, S. 2172–2182.</ref> Als Elfjähriger soll er heimlich versucht haben, eine Seereise als [[Seemann|Schiffsjunge]] anzutreten, aber im letzten Moment von Bord geholt worden sein. Seine Schulzeit verbrachte er auf katholischen Privatschulen seiner Heimatstadt und beendete sie dort 1846 auf dem staatlichen Gymnasium. Anschließend ging er zum Jurastudium nach Paris, weil er die väterliche Anwaltspraxis übernehmen sollte.<br />
<br />
Spätestens als Student begann er jedoch zu schreiben und erhielt Kontakt zur Welt der Pariser Literaten, u.&nbsp;a. zu [[Alexandre Dumas der Ältere|Alexandre Dumas]], der ihn etwas protegierte, und zu dessen Sohn [[Alexandre Dumas der Jüngere|Alexandre Dumas dem Jüngeren]], mit dem er sich anfreundete.<br />
<br />
[[Datei:Jules Verne.gif|mini|hochkant|Jules Verne 1856]]<br />
[[Datei:Jules Verne Algerie.jpg|mini|hochkant|Karikatur von 1884]]<br />
<br />
Er blieb deshalb nach Abschluss des Studiums (1849) in Paris und versuchte sich zunächst vor allem in verschiedenen dramatischen Genres, von der [[Tragödie]] bis zum [[Libretto|Opernlibretto]]. 1851 wurde ein erstes Stück von einer literarischen Zeitschrift angenommen, in welcher im selben Jahr auch zwei Erzählungen von ihm erschienen. Deren Sujets ‚Seefahrt’ bzw. ‚Ballonfahrt’ ließen Verne nicht mehr los, auch wenn er noch längere Zeit vorwiegend Texte mit ganz anderer Thematik verfasste.<br />
<br />
1852 wurde er Sekretär des [[Intendant]]en des Pariser [[Théâtre-Lyrique]], für das er in den nächsten Jahren teils allein, teils in einem Autorenteam Stücke produzierte. Zugleich schrieb er weiterhin Erzählungen mit unterschiedlicher Thematik, darunter 1855 die Reise-Abenteuer-Erzählung ''Un hivernage dans les glaces'' ([[Eine Überwinterung im Eis]]).<br />
<br />
1857 heiratete er eine Witwe mit zwei Kindern. Sie gebar ihm 1861 mit [[Michel Verne|Michel]] einen Sohn. Er betätigte sich danach einige Jahre mäßig erfolgreich in dem bürgerlichen Beruf eines [[Börsenmakler]]s. Nebenher (1859 und 1861) machte er mit dem befreundeten Komponisten [[Aristide Hignard]] Schiffsreisen nach Schottland und nach Norwegen, die ihm die Welt der Seefahrt erschlossen. Die erste Reise war Grundlage des Romans ''Voyage à reculons en Angleterre et Écosse'' ([[Reise mit Hindernissen nach England und Schottland]]), der zu Vernes Lebzeiten nicht veröffentlicht wurde.<ref>[[Elisabeth Edl]] im Nachwort zu Jules Verne: ''Reise mit Hindernissen nach England und Schottland.'' Zsolnay, Wien 1997, ISBN 3-552-04861-8, S. 236 f.</ref><br />
<br />
Doch versuchte er auch weiterhin zu schreiben. Entscheidend war schließlich, dass er 1862 den umtriebigen Jugendbuchverleger [[Pierre-Jules Hetzel]] kennenlernte. Dieser brachte seinen gerade fertigen ersten Science-Fiction-Reiseroman ''Cinq semaines en ballon'' ([[Fünf Wochen im Ballon]]) heraus, nahm ihn für weitere Romane derselben Machart unter Vertrag und leitete ihn zum publikumswirksamen Schreiben an. Spätestens über Hetzel kam Verne auch in Kontakt mit Naturforschern und Erfindern, die seine Kenntnisse erweiterten, ihn fachlich berieten und ihm zu Ideen verhalfen, die er in einem immensen [[Zettelkasten]] sammelte.<br />
<br />
Mit dem Erfolg der ''Fünf Wochen im Ballon'' hatte Verne seinen Durchbruch als Autor, dennoch war dieses Werk nicht sofort ein Verkaufsschlager, sondern wurde über vier Jahrzehnte kontinuierlich in mehreren Auflagen verkauft. In den folgenden Jahren schrieb er zahlreiche Romane, die meist fortsetzungsweise in Hetzels 1864 gegründeter Jugendzeitschrift ''Magazin illustré d’éducation et de récréation'' (Illustrierte für Erziehung und Erholung) erschienen, ehe sie auch als Buch herauskamen. Seine eigentliche Domäne hierbei waren und blieben Reise- und Abenteuerromane mit mehr oder weniger großem Science-Fiction-Anteil, die von Hetzel deshalb unter der Rubrik ''[[Voyages extraordinaires]]'' (Außergewöhnliche Reisen) vermarktet wurden. Hierin nahm Verne mit viel wissenschaftlicher und technischer Intuition manche später realisierte Entwicklung vorweg, wobei dies im Schwerpunkt nur die Literatur der ersten 12 Jahre nach dem Erstlingswerk betraf.<br />
<br />
Seine bekanntesten Romane sind: ''Voyages et aventures du capitaine Hatteras'' ([[Abenteuer des Kapitän Hatteras]], 1864/65); ''Voyage au centre de la Terre'' ([[Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (Roman)|Reise zum Mittelpunkt der Erde]], 1864); ''De la Terre à la Lune'' ([[Von der Erde zum Mond]], 1865); ''Autour de la Lune'' ([[Reise um den Mond]], 1869); ''Vingt mille lieues sous les mers'' ([[20.000 Meilen unter dem Meer|Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer]], 1869). 1872 kam als sein größter Erfolg ''Le Tour du monde en 80 jours'' ([[Reise um die Erde in 80 Tagen]]) heraus, das er mit [[Adolphe d’Ennery]] als Co-Autor auch für das Theater adaptierte. 1876 erschien, ähnlich erfolgreich, der in Sibirien spielende Abenteuer-Politkrimi ''Michel Strogoff'' ([[Der Kurier des Zaren]]), der ebenfalls zu einem Stück verarbeitet wurde.<br />
<br />
Spätestens seit ''Le Tour du monde'' war Verne ein geachteter und reicher Mann. Er unternahm zahlreiche Reisen per Bahn und per Schiff, 1867 z.&nbsp;B. mit dem größten Passagierdampfer der Zeit, der ''[[Great Eastern]]'', in die USA, und ab 1866 auch mit eigenen Segel- und schließlich Dampfer-Yachten auf Kanal, Nord- und Ostsee sowie im Mittelmeer. Zudem unterhielt er ein repräsentatives Haus in [[Amiens]], der Heimatstadt seiner Frau, wo er seit 1870 lebte. In diesem Jahr wurde er zum Ritter der [[Ehrenlegion]] ernannt.<ref>{{Cite book| publisher = J. B. Metzler| isbn = 978-3-476-02021-5| last = Kümmerling-Meibauer| first = Bettina| title = Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur: Ein internationales Lexikon| accessdate = 2018-06-30| page = 1128 | date = 2004 }}</ref> Auch wurde er – für einen Nichtbriten ungewöhnlich – in den renommierten Londoner [[Travellers Club]] aufgenommen.<br />
<br />
[[Datei:Arbeitszimmer in Amiens.png|mini|Schreibtisch von Jules Verne in seinem Stadthaus in Amiens (heute Museum)]]<br />
<br />
Kummer bereitete ihm allerdings sein Sohn Michel, den er 1876 als 15-Jährigen zeitweilig in eine Erziehungsanstalt gegeben hatte und mit dem er sich erst 1888 aussöhnte.<br />
<br />
1883 scheiterten seine Versuche, sich als Kandidat für die [[Académie française|Académie Française]] ins Spiel zu bringen. Offensichtlich wurden seine Schriften von den anderen „Académiciens“ nicht als seriöse Literatur akzeptiert. Noch heute wird Verne von der zünftigen Literaturgeschichtsschreibung meist nur nebenher erwähnt.<br />
<br />
1886 wurde er durch den Pistolenschuss eines geistesgestörten Neffen schwer verletzt und behielt Behinderungen zurück. 1888 begann er, sich kommunalpolitisch zu betätigen, und wurde mehrfach in Amiens als Stadtrat gewählt, wobei er zunächst eher der [[Mitte-links|linken]], später der [[Mitte-rechts|rechten Mitte]] angehörte und sich für Stadtplanung und das städtische Theater engagierte. 1898, bei der [[Dreyfus-Affäre]], wird er zu den „anti-Dreyfusiarden“ gezählt, setzte sich aber 1899 für die Wiederaufnahme des Verfahrens ein.<ref>William Butcher: ''Jules Verne. The Definitive Biography.'' Thunder’s Mouth Press, New York 2006, S. xxxviii.</ref><br />
<br />
Am 17. März 1905 erlitt Jules Verne einen Diabetesanfall. Er starb sieben Tage darauf am 24. März 1905.<br />
<br />
Nach seinem Tod gab sein Sohn zahlreiche, teils stark bearbeitete Werke aus dem Nachlass heraus und verfasste eigene Werke unter dem Namen seines Vaters.<br />
<br />
== Rezeption und Benennungen ==<br />
[[Datei:Thadewald Wolfgang Sammlung POPP Julius Verne und sein Werk 1909.JPG|mini|hochkant|[[Max Popp]] veröffentlichte 1909 mit ''Julius Verne und sein Werk'' die erste große, deutsche Biografie (aus der Sammlung von [[Wolfgang Thadewald]]).]]<br />
<br />
Da die Epoche vom beschleunigten technischen Fortschritt und zugleich von den letzten großen Entdeckungsreisen geprägt war, schlugen Vernes Bücher, die sich an ein vorwiegend jüngeres und gebildetes, meist männliches Publikum richteten, nicht nur in Frankreich, sondern dank Übersetzungen auch in ganz Europa und Amerika gut ein. Einige seiner Romane werden bis heute ständig neu aufgelegt.<br />
<br />
1910 wurde ein von Georges Bareau geschaffenes Denkmal für Jules Verne in seiner Geburtsstadt Nantes enthüllt.<ref>''Berliner Tageblatt.'' 29. Mai 1910, S. 7.</ref><br />
<br />
Im 20. Jahrhundert haben die handlungsreichen Romane Vernes viele Filmemacher gereizt. Nicht zufällig erhielt 1954 das erste Atom-U-Boot der Welt, die amerikanische ''[[USS Nautilus (SSN-571)|USS Nautilus]]'', den Namen des futuristischen U-Bootes [[Nautilus (Jules Verne)|Nautilus]] unter der Leitung der [[Literarische Figur|Romanfigur]] ''[[Kapitän Nemo]]'' aus ''Vingt mille lieues sous les mers''. In der [[Science-Fiction]]-[[Filmkomödie]] ''[[Zurück in die Zukunft III]]'' benennen die Hauptcharaktere Dr. Emmett Brown und Clara Clayton ihre gemeinsamen Kinder Jules und Verne nach dem gemeinsamen Lieblingsautor.<br />
<br />
Nach Jules Verne ist die [[Jules Verne Trophy]] benannt, eine Auszeichnung für die schnellste Weltumrundung per Segelboot. Des Weiteren heißt das erste [[Automated Transfer Vehicle|ATV]] (ein unbemannter Raumtransporter der europäischen Weltraumagentur [[Europäische Weltraumorganisation|ESA]]) Jules Verne, ebenso ein kleiner Gebirgszug im Norden der [[Île de la Possession]] (im [[Indischer Ozean|Indik]]) und ein [[Einschlagkrater|Impaktkrater]] auf der [[Mondrückseite|erdabgewandten]] Seite des [[Mond]]es. Seit 1995 trägt der Asteroid [[(5231) Verne]] seinen Namen, ebenso seit 1961 der [[Mondkrater]] [[Jules Verne (Mondkrater)|Jules Verne]]<ref>[https://planetarynames.wr.usgs.gov/Feature/2856 planetarynames.wr.usgs.gov], abgerufen am 8. Mai 2018.</ref> und seit 1948 der [[Mount Verne]] in der Antarktis sowie die [[Université de Picardie Jules Verne]].<br />
<br />
1999 wurde Verne [[postum]] in die [[Science Fiction Hall of Fame]] aufgenommen.<ref>{{cite web|url=http://www.sfadb.com/Jules_Verne|title=science fiction awards database – Jules Verne|accessdate=2017-11-23}}</ref><br />
<br />
Der im Jahre 2000 gegründete [[Jules-Verne-Club]] ist die einzige literarische Vereinigung, die sich schwerpunktmäßig mit der deutschsprachigen Rezeption der Werke Jules Vernes befasst.<ref>[https://www.jules-verne-club.de/jvc/ Offizielle Website] des ''Jules-Verne-Clubs''</ref><br />
<br />
== Werke ==<br />
[[Datei:JulesVerneNemo.jpg|mini|hochkant|Kapitän Nemo. ''[[20.000 Meilen unter dem Meer]]'']]<br />
[[Datei:JulesVerneReiseIn80Tagen.png|mini|hochkant|Titelblatt von ''[[Reise um die Erde in 80 Tagen|In 80 Tagen um die Welt]]'', 1875 mit einer Illustration des Zeichners [[Léon Benett]]]]<br />
[[Datei:'The Begum's Fortune' by Léon Benett 01.jpg|mini|hochkant|Titelillustration aus der französischen Originalausgabe von ''[[Die 500 Millionen der Begum]]'' mit einer Illustration des Zeichners [[Léon Benett]]]]<br />
[[Datei:2 ans Hetzel rot.jpg|mini|hochkant|Titelbild der im Hetzel-Verlag erschienenen französischen Originalausgabe von ''[[Zwei Jahre Ferien]]'' mit einer Illustration des Zeichners [[Léon Benett]]]]<br />
[[Datei:Verne-face.jpg|mini|hochkant|Titelseite der französischen Originalausgabe von ''[[Die Erfindung des Verderbens]]'' mit einer Illustration des Zeichners [[Léon Benett]]]]<br />
[[Datei:'Master of the World' by George Roux 36.jpg|mini|hochkant|Der Absturz der Epouvante. ''[[Der Herr der Welt (Verne)|Der Herr der Welt]]'']]<br />
[[Datei:'The Lighthouse at the End of the World' by George Roux 04.jpg|mini|hochkant|Illustration aus dem Roman ''[[Der Leuchtturm am Ende der Welt]]'', gezeichnet von George Roux]]<br />
<br />
=== Romane ===<br />
* ''Joyeuses Misères de trois voyageurs en Scandinavie'' (Romanfragment). 1861<br />''[[Die fröhlichen Leiden dreier Reisender in Skandinavien]]''. 2020<br />
* ''Cinq Semaines en ballon''. 1863<br />''[[Fünf Wochen im Ballon]]''. 1875<br />
* ''Voyage au centre de la Terre''. 1864<br />''[[Die Reise zum Mittelpunkt der Erde]]''. 1873<br />
* ''De la Terre à la Lune, trajet direct en 97 heures 20 minutes''. 1865<br />''[[Von der Erde zum Mond]]''. 1873<br />
* ''Voyages et Aventures du capitaine Hatteras''. 1866<br />''[[Abenteuer des Kapitän Hatteras]]''. 1875<br />
* ''Les Enfants du capitaine Grant''. 1867 und 1868<br />''[[Die Kinder des Kapitän Grant]]''. 1875<br />
* ''Vingt mille lieues sous les mers''. 1869 und 1870<br />''[[20.000 Meilen unter dem Meer|Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer]]''. 1874<br />
* ''Autour de la Lune''. 1870<br />''[[Reise um den Mond]]''. 1873<br />
* ''Une ville flottante''. 1871<br />''[[Eine schwimmende Stadt]]''. 1875<br />
* ''Aventures de trois Russes et de trois Anglais dans l’Afrique australe''. 1872<br /> ''[[Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika]]''. 1875<br />
* ''Le Pays des fourrures''. 1873<br />''[[Das Land der Pelze]]''. 1875<br />
* ''Le Tour du monde en quatre-vingts jours''. 1873<br />''[[Reise um die Erde in 80 Tagen]]''. 1873<br />
* ''L’Île mystérieuse''. 1874 und 1875<br />''[[Die geheimnisvolle Insel]]''. 1875 und 1876<br />
* ''Le Chancellor''. 1875<br />''[[Der Chancellor]]''. 1875<br />
* ''Michel Strogoff''. 1876<br />''[[Der Kurier des Zaren]]''. 1876<br />
* ''Hector Servadac''. 1877<br />''[[Reise durch die Sonnenwelt]]''. 1878<br />
* ''Les Indes noires''. 1877<br />''[[Die Stadt unter der Erde]]''. 1878<br />
* ''Un capitaine de quinze ans''. 1878<br />''[[Ein Kapitän von fünfzehn Jahren|Ein Kapitän von 15 Jahren]]''. 1879<br />
* ''Les Cinq Cents Millions de la Bégum''. 1879<br />''[[Die 500 Millionen der Begum]]''. 1880<br />
* ''Les Tribulations d’un Chinois en Chine''. 1879<br />''[[Die Leiden eines Chinesen in China]]''. 1880<br />
* ''La Maison à vapeur''. 1880<br />''[[Das Dampfhaus]]''. 1881<br />
* ''La Jangada. Huit cents lieues sur l’Amazone''. 1881<br />''[[Die Jangada|Die „Jangada“]]''. 1882<br />
* ''L’École des Robinsons''. 1882<br />''[[Die Schule der Robinsons]]''. 1885<br />
* ''Le Rayon-vert''. 1882<br />''[[Der grüne Strahl]]''. 1885<br />
* ''Kéraban-le-têtu''. 1883<br />''[[Keraban der Starrkopf]]''. 1885<br />
* ''L’Étoile du sud''. 1884<br />''[[Der Südstern oder Das Land der Diamanten]]''. 1886<br />
* ''L’Archipel en feu''. 1884<br />''[[Der Archipel in Flammen]]''. 1886<br />
* ''Mathias Sandorf''. 1885<br />''[[Mathias Sandorf]]''. 1887<br />
* ''Un billet de loterie''. 1886<br />''[[Ein Lotterie-Los]]''. 1887<br />
* ''Robur-le-conquérant''. 1886<br />''[[Robur der Eroberer|Robur der Sieger]]''. 1887<br />
* ''Le Chemin de France''. 1887<br />''[[Der Weg nach Frankreich]]''. 2012<br />
* ''Nord contre Sud''. 1887<br />''[[Nord gegen Süd]]''. 1888<br />
* ''Deux ans de vacances''. 1888<br />''[[Zwei Jahre Ferien]]''. 1889<br />
* ''Famille-sans-nom''. 1889<br />''[[Die Familie ohne Namen]]''. 1891<br />
* ''Sans dessus-dessous''. 1889<br />''Kein Durcheinander'' – auch bekannt unter: ''Alles in Ordnung'' und ''[[Der Schuss am Kilimandscharo]]''. 1891<br />
* ''César Cascabel''. 1890<br />''[[Cäsar Cascabel]]''. 1891<br />
* ''Mistress Branican''. 1891<br />''[[Mistress Branican]]''. 1891<br />
* ''Le Château des Carpathes''. 1892<br />''[[Das Karpatenschloss]]''. 1893<br />
* ''Claudius Bombarnac''. 1892<br />''[[Claudius Bombarnac]]''. 1893<br />
* ''P’tit-bonhomme''. 1893<br />''[[Der Findling (Verne)|Der Findling]]''. 1894<br />
* ''Mirifiques Aventures de Maître Antifer''. 1894<br />''[[Meister Antifers wunderbare Abenteuer]]''. 1894<br />
* ''L’Île à hélice''. 1895<br />''[[Die Propellerinsel]]''. 1895<br />
* ''Face au drapeau''. 1896<br />''[[Die Erfindung des Verderbens|Vor der Flagge des Vaterlandes]]''. 1896<br />bekannter unter dem Titel ''Die Erfindung des Verderbens''.<br />
* ''Clovis Dardentor''. 1896<br />''[[Clovis Dardentor]]''. 1896<br />
* ''Le Sphinx des glaces''. 1897<br />''[[Die Eissphinx]]''. 1897<br />
* ''Le Superbe Orénoque''. 1898<br />''[[Der stolze Orinoco]]''. 1898<br />
* ''Le Testament d’un excentrique''. 1899<br />''[[Das Testament eines Exzentrischen]]''. 1899<br />
* ''Seconde Patrie''. 1900<br />''[[Das zweite Vaterland]]''. 1901<br />als Fortsetzung der [[Robinsonade]] [[Der Schweizerische Robinson]] von [[Johann David Wyss]] geschrieben.<br />
* ''Le Village aérien''. 1901<br />''[[Das Dorf in den Lüften]]''. 1901<br />
* ''Les Histoires de Jean-Marie Cabidoulin''. 1901<br />''[[Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin]]''. 1901<br />
* ''Les Frères Kip''. 1902<br />''[[Die Gebrüder Kip]]'' 1903<br />
* ''Bourses de voyage''. 1903<br />''[[Reisestipendien]]''. 1903<br />
* ''Un drame en Livonie''. 1904<br />''[[Ein Drama in Livland]]''. 1904<br />
* ''Maître-du-monde''. 1904<br />''[[Der Herr der Welt (Verne)|Der Herr der Welt]]''. 1904<br />
* ''L’Invasion de la mer''. 1905<br />''[[Der Einbruch des Meeres]]''. 1905<br />
<br />
Die folgenden Werke aus dem Nachlass Jules Vernes wurden von seinem Sohn [[Michel Verne]] mehr oder weniger stark überarbeitet und veröffentlicht:<br />
* ''Le Phare du bout du monde''. 1906<br />''[[Der Leuchtturm am Ende der Welt]]''. 1906<br />
* ''Le Volcan d’or''. 1906<br />''[[Der Goldvulkan]]''. 1906<br />
* ''L’Agence Thompson and Co''. 1907<br />''[[Das Reisebüro Thompson & Co.]]'' 1907<br />
* ''La Chasse au météore''. 1908<br />''[[Die Jagd nach dem Meteor]]''. 1908<br />
* ''Le Pilote du Danube''. 1908<br />''[[Der Pilot von der Donau]]''. 1908<br />
* ''Les Naufragés du Jonathan''. 1909<br />''[[Die Schiffbrüchigen der „Jonathan“]]''. 1909<br />
* ''Le Secret de Wilhelm Storitz''. 1910<br />''[[Wilhelm Storitz’ Geheimnis]]''. 1910<br />
* ''Hier et demain''. 1910<br />''[[Gestern und morgen]]''. 1910<br />Ein [[Sammelband]], der mehrere der Kurzgeschichten enthält.<br />
* ''L’Etonnante Aventure de la mission Barsac''. 1919, geschrieben von Michel Verne<br />''[[Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac]]''. 1978<br />
<br />
Ebenfalls aus dem Nachlass Jules Vernes stammen folgende Werke:<br />
* ''Voyage à reculons en Angleterre et Écosse''. 1859 bis 1860 geschrieben, 1989 veröffentlicht<br />''[[Reise mit Hindernissen nach England und Schottland]]'', 1997<br />
* ''L’Oncle Robinson''. etwa um 1870 bis 1871 geschrieben, 1991 als Fragment veröffentlicht<br />''[[Onkel Robinson]]''<br />
* ''Paris au 20e siècle''. 1863 geschrieben, 1994<br />''[[Paris im 20. Jahrhundert]]''. 1996<br />
<br />
=== Kurzgeschichten und Erzählungen ===<br />
[[Datei:Verne-Zacharius.jpg|mini|hochkant|Illustration von [[Lorenz Frølich|Lorenz Froelich]] für die Kurzgeschichte ''[[Meister Zacharius]]'']]<br />
[[Datei:Verne-29-stoleti.JPG|mini|hochkant|Zeichnung von [[George Roux]] zu der Kurzgeschichte „[[Ein Tag aus dem Leben eines Journalisten im Jahre 2889|Im XXIX. Jahrhundert – Ein Tag aus dem Leben eines amerikanischen Journalisten im Jahre 2889]]“]]<br />
* ''Les premiers navires de la marine mexicane''. 1851<br />''[[Ein Drama in Mexiko]]''. 1857<br />
* ''Un voyage en ballon''. 1851 (1874 unter dem Titel ''Un drame dans les airs'' veröffentlicht)<br />''[[Ein Drama in den Lüften]]''<br />
* ''Martin Paz''. 1852<br />''[[Martin Paz]]''<br />
* ''Les Châteaux en Californie ou Pierre qui roule n’amasse pas mousse''. 1852<br />
* ''Maitre Zacharius ou l’Horloger qui a perdu son ame''. 1854<br />''[[Meister Zacharius]]''<br />
* ''Un hivernage dans les glaces''. 1855<br />''[[Eine Überwinterung im Eis]]''<br />
* ''[[Le Comte de Chanteleine]]''. 1864<br />
* ''Le forceurs de blocus''. 1865/1871<br />''[[Die Blockadebrecher]]''. 2001<br />
* ''Le Humbug''. 1867/1910<br />''[[Der Humbug]]''<br />
* ''Le Docteur Ox''. 1874<br />''[[Eine Idee des Dr. Ox]]''. 1875<br />
* ''[[Les Révoltés de la Bounty]]''. 1879<br />''Die Meuterer von der Bounty''<br />
* ''Frritt-Flacc''. 1886<br />''[[Frritt Flacc]]''<br />
* ''Gil Braltar''. 1887<br />''[[Gil Braltar]]''<br />
* ''Aventures de la famille Raton. Conte de fées''. 1891<br />''[[Familie Raton und ihre Abenteuer]]''<br />
* ''La journée d’un journaliste américain en 2889''. 1891<br />''[[Ein Tag aus dem Leben eines Journalisten im Jahre 2889]]''<br />
* ''Monsieur Ré-dièze et Mademoiselle Mi-bémol''. 1893<br />''[[Herr Dis und Fräulein Es]]''<br />
* ''La Destinée de Jean Morénas''. 1910, geschrieben von Michel Verne<br />''[[Das Schicksal von Jean Morénas]]''<br />
* ''L’Éternel Adam'' 1910, geschrieben von Michel Verne<br />''[[Der ewige Adam]]''<br />
* ''[[Pierre-Jean]]''. 1850/51 geschrieben, 1991 veröffentlicht, 2019 deutschsprachige Ausgabe<br />
* ''Le Siège de Rome''. 1854 geschrieben, 1991 veröffentlicht<br />''[[Die Belagerung Roms]]''. 2020<br />
* ''[[Le Mariage de M. Anselme des Tilleuls]]''. 1855 geschrieben, 1991 veröffentlicht<br />
* ''[[San Carlos (Verne)|San Carlos]]''. 1860/61 geschrieben, 1991 veröffentlicht, 2019 deutschsprachige Ausgabe<br />
<br />
=== Bühnenwerke ===<br />
* ''La mille et deuxième nuit''. 1850; mit [[Michel Carré (Librettist)|Michel Carré]]; Musik: [[Aristide Hignard]]; verschollen<br />
* ''[[Le colin-maillard]]''. 1853; mit Michel Carré; Musik: Aristide Hignard<br />
* ''Les compagnons de la Marjolaine''. 1855; mit Michel Carré; Musik: Aristide Hignard<br />
* ''Monsieur de Chimpanzé''. 1858; mit Michel Carré; Musik: Aristide Hignard<br />
* ''Le page de Madame de Marlborough''. 1858; Attributierung zu Verne zweifelhaft; Musik: Frédéric Barbier<br />
* ''L’auberge des Ardennes''. 1860; mit Michel Carré; Musik: Aristide Hignard<br />
* ''[[Voyage à travers l’impossible]]'' – Uraufführung am 25. November 1882<br />
<br />
=== Sachbücher ===<br />
* ''Géographie de la France et de ses colonies''. 1867<br />
* ''Découverte de la Terre''. 1870 / 1878<br />
* ''Les Grands Navigateurs du XVIIIe Siècle''. 1879<br />
* ''Les Explorateurs du XIXe siècle''. 1880<br />
<br />
=== Essays ===<br />
* ''[[La Pologne]]'', ca. 1848<br />
* ''[[Salon de 1857]]'', 1857<br />
* ''[[À propos du Géant]]'', 1863<br />
* ''[[Edgard Poe et ses œuvres]]'', 1864<br />
<br />
== Verfilmungen (Auswahl) ==<br />
{{Hauptartikel|Liste der Verfilmungen von Jules Vernes Werken}}<br />
* 1902 – [[Die Reise zum Mond]] – Le Voyage dans la Lune (F), sw<br />
* 1912 – [[Die Entdeckung des Nordpols]] – À la conquête du pôle (F), sw<br />
* 1916 – [[20.000 Meilen unter dem Meer (1916)|20.000 Meilen unter dem Meer]] (USA)<br />
* 1954 – [[20.000 Meilen unter dem Meer (1954)|20.000 Meilen unter dem Meer]] (USA)<br />
* 1956 – [[In 80 Tagen um die Welt (1956)|In 80 Tagen um die Welt]] (USA)<br />
* 1957/58 – [[Die Erfindung des Verderbens (Film)|Die Erfindung des Verderbens]] (CSSR, Regie: [[Karel Zeman]])<br />
* 1959 – [[Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (1959)|Die Reise zum Mittelpunkt der Erde]] (USA)<br />
* 1961 – [[Robur, der Herr der sieben Kontinente]] (''Master of the World'')<br />
* 1961 – [[Die geheimnisvolle Insel (Film)|Die geheimnisvolle Insel]] (USA/GB) (Mysterious Island)<br />
* 1967 – [[Das gestohlene Luftschiff]] (CSSR, Regie: Karel Zeman)<br />
* 1974 – [[Zwei Jahre Ferien (1974)|Zwei Jahre Ferien]] (D/F/RO – TV 4-Teiler)<br />
* 1976 – [[Michael Strogoff (1976)|Michael Strogoff]] (F/D – TV 4-Teiler) (Der Kurier des Zaren, 4-Teiler)<br />
* 1979 – [[Mathias Sandorf (1979)|Mathias Sandorf]] (F/D/H/I – TV 4-Teiler (H = 6-Teiler)) (Mathias Sandorf, 4-Teiler)<br />
* 1989 – [[In 80 Tagen um die Welt (1989)|In 80 Tagen um die Welt]] (USA – TV, 3-Teiler)<br />
* 2004 – [[In 80 Tagen um die Welt (2004)|In 80 Tagen um die Welt]] (GB/IR/D)<br />
* 2007 – [[30.000 Meilen unter dem Meer]] (USA) (30.000 Meilen unter dem Meer)<br />
* 2008 – [[Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (2008)|Die Reise zum Mittelpunkt der Erde]] (USA)<br />
* 2012 – [[Die Reise zur geheimnisvollen Insel]] (USA) (Die geheimnisvolle Insel)<br />
* 2021 – [[In 80 Tagen um die Welt (Fernsehserie)|In 80 Tagen um die Welt]] (F/I/D)<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Musée des familles]]<br />
<br />
== Sekundärliteratur ==<br />
[[Datei:Wiki Loves Jules Verne Gerda Schmoekel Dissertation 1933 (Gerd Kueveler).jpg|mini|hochkant|''Die Belebtheit des Stils in der Darstellungsart des Jules Verne'', Dissertation von 1933]]<br />
* Franz Born: ''Der Mann der die Zukunft erfand''. Markus, Eupen 1960.<br />
* Peter Costello: ''Jules Verne: Erfinder der Science Fiction''. Qalandar, Aalen 1979, ISBN 978-3-922121-09-1.<br />
* [[Volker Dehs]]: ''Jules Verne mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Rowohlt, Reinbek 1986, ISBN 3-499-50358-1 (''Rowohlt Monographien'', Band 358).<br />
* Volker Dehs: ''Jules Verne. Eine kritische Biographie.'' Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005, ISBN 3-538-07208-6.<br />
* Volker Dehs: ''Bibliographischer Führer durch die Jules-Verne-Forschung/Guide bibliographique à travers la critique vernienne. 1872–2001.'' Förderkreis Phantastik in Wetzlar e.&nbsp;V., Wetzlar 2002 (= Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar; 63).<br />
* Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: ''Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk''. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005 (= Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar; 75).<br />
* Roland Innerhofer: ''„Die Technik war sichtbar“. Jules Vernes Inszenierung des Utopischen.'' In: Götz Pochat, Brigitte Wagner (Hrsg.): ''Utopie. Gesellschaftsformen, Künstlerträume.'' Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1996 (= Kunsthistorisches Jahrbuch Graz; 26), S. 153–168.<br />
* [[Ralf Junkerjürgen]]: ''Jules Verne''. WBG Theiss, Darmstadt 2018, ISBN 978-3-8062-3746-7.<br />
* Till R. Kuhnle: ''Das Fortschrittstrauma. Vier Studien zur Pathogenese literarischer Diskurse''. Stauffenburg, Tübingen 2005, ISBN 3-86057-162-1; Teil I: „Jules Verne: Das 19. Jahrhundert zu Ende denken – ein Versuch“, S. 21–122.<br />
* [[Hans-Jörg_Neuschäfer|Hans-Jörg Neuschäfer]]: ''Populärromane im 19. Jahrhundert'', München, UTB 1976, ISBN 3-7705-1336-3. <br />
* [[Thomas Ostwald]]: ''Jules Verne, Leben und Werk''. Pawlak Taschenbuch, Berlin/Hersching 1984, ISBN 3-8224-1101-9.<br />
* [[Max Popp]]: [http://www.gasl.org/refbib/Popp__Verne.pdf ''Julius Verne und sein Werk. Des großen Romantikers Leben, Werke und Nachfolger''.] (PDF; 12&nbsp;MB) Hartleben, Wien / Leipzig 1909, in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek.<br />
* [[Heinrich Pleticha]] (Hrsg.): ''Jules Verne-Handbuch''. Verlagshaus Stuttgart, Stuttgart 1992 (für Deutscher Bücherbund/Bertelsmann Club unter anderem).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Schwesterprojekte |commons=Jules Verne |wikt= |b= |n= |q=Jules Verne |s= |v= |voy=}}<br />
=== Werke online ===<br />
{{Wikisource}}<br />
{{Wikisource|lang=fr}}<br />
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Verne,+Jules}}<br />
* [http://librivox.org/author/189 Werke von Jules Verne in verschiedenen Sprachen] als gemeinfreie und kostenlose Hörbücher bei [[LibriVox]]<br />
* {{PGDA|607|Jules Verne}}<br />
* [http://www.gasl.org/wordpress/?page_id=102 Jules Verne] in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek<br />
<br />
=== Weiterführende Informationen ===<br />
* {{DNB-Portal|118626620}}<br />
* {{DDB|Person|118626620}}<br />
* {{ISFDB name|159}}<br />
* {{IMDb|nm0894523}}<br />
* [http://www.sfadb.com/Jules_Verne Jules Verne] in der ''Science Fiction Awards+ Database'' (englisch)<br />
* {{OL-Autor|OL113611A}}<br />
* [http://www.jules-verne-club.de/ Jules-Vernes-Club] (beschreibt sich als „Basis in Sachen Jules Verne für den deutschsprachigen Raum“)<br />
* [http://www.j-verne.de/ Andreas Fehrmann’s Collection Jules Verne]<br />
* Volker Dehs, Jean-Michel Margot, Zvi Har’El: {{Webarchiv |url=http://jv.gilead.org.il/biblio/ |text=The Complete Jules Verne Bibliography |wayback=20200421003354}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118626620|LCCN=n79064013|NDL=00459687|VIAF=76323989}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Verne, Jules}}<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Bühnenautor]]<br />
[[Kategorie:Librettist]]<br />
[[Kategorie:Dichterjurist]]<br />
[[Kategorie:Literatur (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Französisch)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Frankreich)]]<br />
[[Kategorie:Abenteuerroman]]<br />
[[Kategorie:Science-Fiction-Literatur]]<br />
[[Kategorie:Kinder- und Jugendliteratur]]<br />
[[Kategorie:Sachliteratur]]<br />
[[Kategorie:Roman, Epik]]<br />
[[Kategorie:Kurzgeschichte]]<br />
[[Kategorie:Erzählung]]<br />
[[Kategorie:Essay]]<br />
[[Kategorie:Drama]]<br />
[[Kategorie:Science Fiction Hall of Fame]]<br />
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]]<br />
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Mondkrater]]<br />
[[Kategorie:Namensgeber für eine Universität]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der Ehrenlegion (Offizier)]]<br />
[[Kategorie:Michel Verne]]<br />
[[Kategorie:Franzose]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1828]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1905]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:Jules Verne| ]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Verne, Jules<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Verne, Jules-Gabriel (vollständiger Name); Verne, Julius<br />
|KURZBESCHREIBUNG=französischer Schriftsteller<br />
|GEBURTSDATUM=8. Februar 1828<br />
|GEBURTSORT=[[Nantes]]<br />
|STERBEDATUM=24. März 1905<br />
|STERBEORT=[[Amiens]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Karl_May&diff=218979535
Karl May
2022-01-09T17:39:27Z
<p>Textundblog: /* Literatur */ Aufsatz Neuschäfer ergänzt</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br />
<br />
[[Datei:KarlMay Raupp.jpg|mini|Karl May (1907) [[Datei:May.gif|rahmenlos]]]]<br />
'''Karl Friedrich May''' (* [[25. Februar]] [[1842]] in [[Ernstthal (Hohenstein-Ernstthal)|Ernstthal]]; † [[30. März]] [[1912]] in [[Radebeul]]; eigentlich ''Carl Friedrich May'')<ref>Die Schreibweise des Vornamens mit C oder K erklärt sich durch die erst im Laufe von Mays Leben festgelegten verbindlichen Regeln für [[Orthografie]] und Namensgebung (Einführung des [[Personenstand]]swesens 1875). Die Ursache der allgemeinen Änderung des C in ein K ist eventuell zusätzlich politischer Natur. May wurde jedenfalls als ''Carl Friedrich May'' geboren, in den letzten zwanzig Jahren seines Lebens unterzeichnete er stets mit ''Karl (Friedrich) May''.</ref> war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Schriftsteller]]. Karl May war einer der produktivsten Autoren von [[Abenteuerroman]]en. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut [[UNESCO]] einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland.<ref>Stand: März 2012.</ref><br />
<br />
Bekannt wurde er vor allem durch seine sogenannten Reiseerzählungen, die vorwiegend im [[Naher Osten|Nahen Osten]], in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und im [[Mexiko]] des 19.&nbsp;Jahrhunderts angesiedelt sind. Besondere Berühmtheit erlangten die in drei Bänden zusammengefassten Geschichten um den Indianer [[Winnetou]]. Viele seiner Werke wurden [[Karl-May-Verfilmungen|verfilmt]], für die [[Karl-May-Dramatisierungen|Bühne]] adaptiert, zu Hörspielen verarbeitet<ref>[http://www.karl-may-wiki.de/index.php/Geschichte_der_Karl-May-Hörspiele Geschichte der Karl-May-Hörspiele]</ref> oder als Comics umgesetzt.<ref>[http://www.karl-may-wiki.de/index.php/Portal:Comics Portal:Comics]</ref><br />
<br />
== Leben ==<br />
=== Jugend ===<br />
[[Datei:Karl May Geburtshaus.jpg|mini|Karl Mays Geburtshaus in Hohenstein-Ernstthal]]<br />
Karl May entstammte einer armen [[Weber]]familie. Seine Eltern waren Heinrich August May und Wilhelmine Christiane Weise.<ref>[https://www.deutsche-biographie.de/pnd118818651.html May, Karl (Deutsche Biographie)]</ref> Er war das fünfte von vierzehn Kindern, von denen neun bereits in ihren ersten Lebensmonaten starben. Nach Mays eigenen Angaben [[Blindheit|erblindete]] er als Kleinkind und konnte erst in seinem fünften Lebensjahr durch [[Carl Friedrich Haase]] geheilt werden.<ref>Karl May: ''Mein Leben und Streben.'' Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg im Breisgau 1910, S. 16.</ref> Diese frühkindliche Blindheit, für die es außer Mays eigenen Hinweisen keinerlei Belege gibt, wurde von der späteren Karl-May-Forschung mit verschiedenen Ursachen erklärt (u.&nbsp;a. mit Vitamin-A-Mangel), teilweise aber auch angezweifelt.<ref>Zusammenfassung der Kontroverse unter [http://karl-may-wiki.de/index.php/Karl_Mays_Blindheit Karl Mays Blindheit]</ref><br />
<br />
[[Datei:KarlMay Redakteur 1875.jpg|mini|Erstes bekanntes Foto Mays: Redakteur um 1875]]<br />
Von 1848 bis 1856 besuchte May die Volksschule in Ernstthal. Der ehrgeizige Vater Heinrich August May wollte seinem einzigen überlebenden Sohn Karl bessere Chancen verschaffen, als er selbst gehabt hatte; er zwang den Jungen, ganze Bücher abzuschreiben und trieb ihn zum Selbststudium wissenschaftlicher Werke. May wurde aber auch vom Ernstthaler [[Kantor]] [[Samuel Friedrich Strauch]] besonders gefördert und erhielt privaten Musik- und Kompositionsunterricht.<ref>In ''[[Karl May’s Gesammelte Werke#»Ich«|GW 34]]'', S. 87, schreibt May später: „Wer als kleiner Schulknabe auf der [[Kanzel]] gestanden und mit fröhlich erhobener Stimme vor der lauschenden Gemeinde gesungen hat, daß ein helles Licht erscheine und von nun an des Friedens kein Ende sein werde [Anspielung auf den Sologesang [[Jesaja]] 9,1.5-6], den begleitet, wenn er sich nicht absolut dagegen sträubt, jener [[Stern von Betlehem|Stern von Bethlehem]] durch das Leben, der selbst dann noch weiterleuchtet, wenn alle andern Sterne verlöschen.“ (Zitiert von Hartmut Kühne, Christoph F. Lorenz: ''Karl May und die Musik ...'' 1999, S. 13.)</ref> Sein erstes Geld verdiente er nach eigener Darstellung im Alter von zwölf Jahren als [[Kegeln#Ausstattung|Kegeljunge]]. Die mitunter recht derben Gespräche der Kegler seien durch den wie ein Hörrohr wirkenden „Kegelschub“ auch am Ende der Bahn verständlich gewesen. Bei dieser Gelegenheit habe er auch die ersten Heimkehrer aus der [[Neue Welt|Neuen Welt]] getroffen, die ihm von den Vereinigten Staaten erzählten.<ref>{{Literatur |Autor=Karl May |Titel=Mein Leben und Streben |Verlag=Olms |Ort=Hildesheim |Datum=1975 |ISBN=3-487-08084-2 |Kommentar=Faksimile-Nachdruck der Ausgabe Freiburg 1910}}</ref><br />
<br />
=== Kriminalität ===<br />
Ab 1856 studierte May als [[Seminar (Bildungseinrichtung)|Proseminarist]] am Lehrerseminar in [[Waldenburg (Sachsen)|Waldenburg]]. Dort wurde er im Januar 1860 wegen Unterschlagung von sechs Kerzen ausgeschlossen. Auf dem Gnadenweg wurde ihm ein Weiterstudium am Lehrerseminar [[Plauen]] ermöglicht. Nach seiner mit der Gesamtnote ''gut'' bestandenen Abschlussprüfung im September 1861 war er zunächst kurz als Hilfslehrer an der Armenschule in [[Glauchau]] und dann ab Anfang November 1861 als Lehrer an der Fabrikschule der Firmen Solbrig und Clauß in [[Altchemnitz]] tätig. Seine Lehrerlaufbahn endete aber bereits nach wenigen Wochen, als die Anzeige eines Zimmergenossen wegen „widerrechtlicher Benutzung fremder Sachen“ – May hatte dessen Reserve-Taschenuhr zwar mit Erlaubnis im Unterricht benutzt, aber ohne Absprache mit in die Weihnachtsferien genommen – zu einer sechswöchigen Haftstrafe führte und May anschließend als Vorbestrafter aus der Liste der Lehramtskandidaten gestrichen wurde.<br />
<br />
In den beiden folgenden Jahren bemühte sich May, seinen Lebensunterhalt auf legale Weise zu verdienen: Er gab in seinem Heimatort Privatunterricht, komponierte und [[Deklamator|deklamierte]]. Existenzsichernd waren diese Beschäftigungen allerdings nicht, sodass er 1864 mit verschiedenen Gaunereien begann. In der Folge wurde er wegen Diebstahls, Betrugs und [[Hochstapler|Hochstapelei]] [[steckbrief]]lich gesucht. Er hatte sich unter anderem auf dem [[Brühl (Leipzig)|Leipziger Brühl]] unter falschem Namen einen Pelzmantel [[Erschleichung|erschlichen]] und diesen in einem [[Leihamt]] für zehn [[Taler]] versetzen lassen. Dabei wurde er verhaftet und 1865 zu vier Jahren [[Arbeitshaus]] verurteilt, von denen er dreieinhalb Jahre im [[Zuchthaus Zwickau|Arbeitshaus Schloss Osterstein]] in [[Zwickau]] verbüßte. Aufgrund guter Führung wurde er „besonderer Schreiber“<ref>Karl May: ''Mein Leben und Streben.'' Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg im Breisgau 1910, S. 129.</ref> des Gefängnisinspektors Alexander Krell, dem er für Fachaufsätze zuarbeitete. Für seine eigene geplante Schriftstellerkarriere legte er in dieser Zeit eine Liste mit über hundert Titeln und [[Sujet]]s an ''(Repertorium C. May)'', von denen er einige nachweislich umsetzte.<br />
<br />
Nach seiner Freilassung scheiterten allerdings erneut alle Versuche Mays, eine bürgerliche Existenz aufzubauen, und er nahm die Betrügereien und Diebstähle wieder auf. Oftmals stand die Beute in keinem Verhältnis zum Aufwand.<ref>Eintrag zur [http://karl-may-wiki.de/index.php/Zweite_Vagantenzeit Zweiten Vagantenzeit] im Karl-May-Wiki</ref> Nach einer ersten Festnahme im Juli 1869 gelang ihm die Flucht während eines Gefangenentransports. Im Januar 1870 wurde er schließlich im [[Böhmen|böhmischen]] [[Valkeřice|Niederalgersdorf]] wegen [[Landstreicherei]] festgenommen. Auf dem Polizeirevier nannte er sich Albin Wadenbach, behauptete, er komme von der Insel Martinique, sei der Sohn eines reichen Plantagenbesitzers und habe seine Personalpapiere auf seiner Reise nach Europa verloren. Erst nach einer mehrwöchigen [[Identitätsfeststellung]] wurde er als der gesuchte Kleinkriminelle Karl May erkannt und nach [[Sachsen]] überstellt.<br />
<br />
Von 1870 bis 1874 saß er im [[Justizvollzugsanstalt Waldheim|Zuchthaus Waldheim]] ein. Für seine innere Wandlung, von der May über diese Zeit berichtet, machte er besonders den Anstalts[[katechet]]en Johannes Kochta verantwortlich.<ref>Karl May: ''Mein Leben und Streben.'' Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg im Breisgau 1910, S. 172&nbsp;f., 176&nbsp;f.</ref> Eine schriftstellerische Betätigung – wie von May später behauptet<ref>Karl May: ''Mein Leben und Streben.'' Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg im Breisgau 1910, S. 175.</ref> – war in Waldheim nicht möglich.<ref>Hainer Plaul: ''Resozialisierung durch „progressiven Strafvollzug“. Über Karl Mays Aufenthalt im Zuchthaus zu Waldheim von Mai 1870 bis Mai 1874.'' In: Claus Roxin, Heinz Stolte, Hans Wollschläger (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1976.'' Hansa-Verlag, Hamburg 1976, ISBN 3-920421-31-0, S.&nbsp;105–170 (156).</ref><br />
<br />
=== Schriftstellerei ===<br />
Nachdem May 1874 aus dem Zuchthaus entlassen worden war, kehrte er zu seinen Eltern nach Ernstthal zurück und begann zu schreiben. 1874 oder 1875 wurde zum ersten Mal eine Erzählung von May (''[[Erzgebirgische Dorfgeschichten (Karl May)|Die Rose von Ernstthal]]'') veröffentlicht.<ref>zur Datierungsproblematik siehe [http://karl-may-wiki.de/index.php/Die_Rose_von_Ernstthal#Datierung Eintrag im Karl-May-Wiki]</ref> Dabei kam ihm der Umstand zugute, dass sich in Deutschland die Zeitungslandschaft seit der Reichsgründung im Umbruch befand. Die [[Industrialisierung]], die wachsende [[Alphabetisierung (Lesefähigkeit)|Alphabetisierung]] und die [[Gewerbefreiheit]] sorgten für zahlreiche Neugründungen im Verlagswesen, besonders im Bereich der Unterhaltungsblätter. Bereits in der Zeit zwischen seinen beiden längeren Haftstrafen hatte May nach eigenen Angaben Kontakt zu dem Dresdner Verleger [[Heinrich Gotthold Münchmeyer]] aufgenommen. Nun stellte dieser ihn als [[Redakteur]] in seinem [[Verlag]] ein, wo er unter anderem die Zeitschriften ''[[Der Beobachter an der Elbe]]'' und ''[[Schacht und Hütte]]'' herausgab. Damit war Mays Lebensunterhalt erstmals gesichert.<br />
<br />
Er betreute verschiedene Unterhaltungsblätter und verfasste oder bearbeitete mit und ohne Namensnennung zahlreiche Beiträge. 1876 kündigte May, da man versuchte, ihn durch Heirat mit Münchmeyers Schwägerin dauerhaft an die Firma zu binden, und der Verlag einen schlechten Ruf hatte.<ref>D. Sudhoff, H.-D. Steinmetz: ''Karl-May-Chronik.'' Band I, S. 221&nbsp;f.</ref> Nach einer weiteren Anstellung als Redakteur beim Dresdner Verlag von [[Bruno Radelli]] wurde May ab 1878 freier Schriftsteller und zog mit seiner Freundin [[Emma Pollmer]] nach Dresden. Allerdings erbrachten seine Veröffentlichungen noch kein regelmäßiges Einkommen; aus dieser Zeit sind auch Mietrückstände und andere Schulden Mays belegt.<ref>D. Sudhoff, H.-D. Steinmetz: ''Karl-May-Chronik.'' Band I, S. 232, [[passim]]</ref><br />
<br />
Fünf Jahre nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus wurde May 1879 in [[Stollberg/Erzgeb.|Stollberg]] wegen angeblicher [[Amtsanmaßung]] zu drei Wochen Arrest verurteilt: Ein Jahr vor seiner Heirat mit Emma Pollmer hatte er die Todesumstände ihres trunksüchtigen Onkels untersuchen wollen und sich deswegen als Beamter ausgegeben. Erst später konnte man nachweisen, dass die Verurteilung ein Fehlurteil gewesen war, weil er keine [[Amtshandlung]] vorgenommen hatte.<ref>[[Erich Schwinge]]: ''Karl Mays Bestrafung wegen Amtsanmaßung (Fall Stollberg).'' In: Fritz Maschke: ''Karl May und Emma Pollmer. Die Geschichte einer Ehe.'' Bamberg 1973, S. 130–136.</ref><br />
<br />
[[Datei:Deutscher Hausschatz Oktober 1878.jpg|mini|Im fünften Jahrgang erschien Mays erste Erzählung für den ''Deutschen Hausschatz'']]<br />
1879 erhielt er vom ''[[Deutscher Hausschatz|Deutschen Hausschatz]]'', einer katholischen Wochenzeitung aus Regensburg, das Angebot, seine Erzählungen zuerst dort anzubieten: 1880 begann May mit dem [[Orientzyklus]], den er, mit Unterbrechungen, bis 1888 fortsetzte. Parallel schrieb er noch für andere Zeitschriften und verwendete dabei verschiedene Pseudonyme und Titel, um sich seine Texte mehrfach [[Honorar|honorieren]] zu lassen. So wurden bis zu seinem Tode über hundert Erzählungen in Fortsetzungen in diversen Zeitschriften veröffentlicht, darunter neben dem für Mays Karriere bedeutenden ''Deutschen Hausschatz'' ([[Friedrich Pustet KG|F.&nbsp;Pustet, Regensburg]]) auch die Knabenzeitschrift ''[[Der Gute Kamerad]]'' ([[Verlag Wilhelm Spemann|W.&nbsp;Spemann]], Stuttgart bzw. [[Union Deutsche Verlagsgesellschaft]]), in dem Mays Jugenderzählungen erschienen. 1882 kam es zu einem erneuten Kontakt mit H. G. Münchmeyer, und May begann die Arbeit am ersten der fünf großen [[Kolportage]]romane für seinen früheren Arbeitgeber. ''Das Waldröschen'' wurde bis 1907 hunderttausendfach nachgedruckt. Dass May mit seinem alten Freund Münchmeyer nur einen mündlichen Vertrag schloss, sorgte später für anhaltende Rechtsstreitigkeiten.<br />
<br />
Im Oktober 1888 zog May nach [[Kötzschenbroda]], 1891 nach [[Oberlößnitz]] in die [[Villa Agnes]]. Der entscheidende Durchbruch kam für May mit dem Kontakt zu [[Friedrich Ernst Fehsenfeld]], der nach einem Nachfolger für seinen bisherigen Hausautor [[Curt Abel]] suchte. Der Jungverleger kontaktierte May 1891 und bot ihm an, die Hausschatz-Erzählungen in Buchform herauszubringen. Mit dem Erfolg der 1892 begonnenen Reihe ''Carl May’s Gesammelte Reiseromane'' (ab 1896 ''Karl May’s Gesammelte Reiseerzählungen'') gewann May erstmals finanzielle Sicherheit und Ruhm.<br />
<br />
Allerdings wusste er bald nicht mehr zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden und verstieg sich mehr und mehr in die „[[Old Shatterhand|Old-Shatterhand-Legende]]“. Er behauptete nicht nur, selbst Old Shatterhand zu sein und die Inhalte der Erzählungen tatsächlich erlebt zu haben, sondern ließ von einem Kötzschenbrodaer [[Büchsenmacher]] sogar die legendären Gewehre anfertigen, die heute im [[Karl-May-Museum Radebeul]] zu sehen sind: zunächst den „Bärentöter“ und die „Silberbüchse“, später auch den „Henrystutzen“. Seine Verleger und Redakteure unterstützten die Legende, indem sie u.&nbsp;a. Leserbriefe entsprechend beantworteten. Mays Leser, die der Gleichsetzung von Autor und Protagonist bereitwillig folgten, richteten in der Folge unzählige Briefe direkt an ihn, die er auch großteils persönlich beantwortete. Mehrere Leserreisen und Vorträge folgten. Ab 1896 ließ er sich im ''[[Allgemeiner deutscher Literaturkalender|Allgemeinen deutschen Litteratur-Kalender]]'' von [[Joseph Kürschner]] als Übersetzer aus dem Arabischen, Türkischen, Persischen, Kurdischen und verschiedenen Indianerdialekten, später auch aus dem Chinesischen anführen.<ref>Scan auf [http://karl-may-wiki.de/index.php/Allgemeiner_Deutscher_Litteratur-Kalender Allgemeiner Deutscher Litteratur-Kalender]</ref> Im Juli 1897 lieferte er seinen späteren Gegnern weitere Angriffspunkte, indem er vor zahlreichen Zuhörern erklärte, er beherrsche 1200 Sprachen und Dialekte und sei als Nachfolger Winnetous der Befehlshaber über 35.000 Apachen.<ref>Helmut Schmiedt: ''Karl May oder die Macht der Phantasie.'' zitiert nach Hartmut Horstmann: ''Der schreibende Superlativ.'' In: ''Westfalen-Blatt.'' 30. März 2012.</ref> Personen, die seine Behauptungen hätten widerlegen können, ging May aus dem Weg.<br />
<br />
Seit etwa 1875 führte Karl May einen Doktorgrad, ohne je promoviert oder auch nur eine [[Universität]] besucht zu haben.<ref>nach K. May: ''Ein Schundverlag. Ein Schundverlag und seine Helfershelfer.'' KMV, 1982, S. 283 wurde er von seinem damaligen Verleger Münchmeyer als „Doktor“ eingeführt und hat nur nie widersprochen.</ref> Dieser Grad wurde auch in Autorenverzeichnisse und ab 1888 sogar im Kötzschenbrodaer [[Melderegister]] aufgenommen.<ref>Hans-Dieter Steinmetz: ''Is das nich der Dres’ner Doktor…?'' In: ''Karl-May-Haus Information.'' Heft 13, S. 1.</ref> 1898 fehlte plötzlich der Doktorgrad im „Adreßbuch für Dresden und seine Vororte“; May bat um Korrektur und wurde mit der Frage nach einem Nachweis konfrontiert.<ref>H.-D. Steinmetz: ''Is das nich der Dres’ner Doktor…?'' In: ''Karl-May-Haus Information.'' Heft 13, S. 2.</ref> Er erklärte, die [[Universität Rouen]] habe ihm den Grad verliehen. Außerdem habe er eine wenigstens gleichwertige chinesische Würde.<ref>Auskunft der Gemeindeverwaltung Kötzschenbroda vom 14. Mai 1908; zitiert nach R. Lebius: ''Die Zeugen Karl May und Klara May.'' Berlin, 1910 (Reprint 1991), S. 17&nbsp;f. und S. 320.</ref> Dennoch wurde ihm das Führen des Grads untersagt. May ließ die Sache mit dem Adressbuch auf sich beruhen, führte privat aber den Titel weiter. Im Herbst 1902 kümmerte sich vermutlich seine spätere Ehefrau [[Klara May|Klara Plöhn]] wieder um die Angelegenheit, und May erhielt eine aufwendig gestaltete Urkunde – datiert vom 9. Dezember 1902 – über eine Ehrendoktorwürde der Deutsch-Amerikanischen Universität in Chicago für das Werk ''Im Reiche des silbernen Löwen''. Am 14. März 1903 beantragte May, da er wieder heiraten wollte, die (beschleunigte) Prüfung und lobte die ausstellende Hochschule, sie ziehe „aus Deutschland Lehrkräfte allerersten Ranges“ an.<ref>H. D. Steinmetz: ''Is das nich der Dres’ner Doktor&nbsp;…?'' In: ''Karl-May-Haus Information.'' Heft 13, S. 6.</ref> Schon vier Tage später wurde nach Prüfung die Führung eines Doktorgrads aufgrund dieser Urkunde abgelehnt, denn es handelte sich – wie May wenig später selbst recherchierte – bei der angeblichen Universität nur um eine [[Titelmühle]]. Damit war der Titel wertlos. May verteidigte 1904 seinen Doktorgrad in den ''Offenen Briefen an den „[[Dresdner Anzeiger]]“'' zwar noch, gab das Führen aber dann auf.<br />
<br />
Ende der 1890er Jahre unternahm er Vortragsreisen durch Deutschland und Österreich, ließ Autogrammkarten drucken und sich mit verkleideten Besuchern fotografieren. Im Dezember 1895 erfolgte der Umzug in die von den [[Gebrüder Ziller|Gebrüdern Ziller]] erworbene [[Villa Shatterhand]] in [[Alt-Radebeul]], die heute das [[Karl-May-Museum Radebeul|Karl-May-Museum]] beherbergt.<br />
<br />
=== Plagiate ===<br />
1910 publizierte der Benediktiner-Pater und Literaturwissenschaftler [[Ansgar Pöllmann]] im zweiten Februarheft der Halbmonatsschrift für schöne Literatur ''Über den Wassern'' einen seiner gegen May gerichteten Artikel mit dem Titel ''Ein literarischer Dieb'', bei dem er einige (geografische) Quellen Mays identifizierte. Gegen ihn und den Herausgeber [[Expeditus Schmidt]] ging May deswegen gerichtlich vor.<ref>Jürgen Seul: ''Old Shatterhand vor Gericht. Die 100 Prozesse des Schriftstellers Karl May.'' Bamberg/ Radebeul 2009, ISBN 978-3-7802-0186-7, S. 372–387.</ref><br />
<br />
Die Hinweise wurden aufgegriffen und May mit dem Vorwurf der Aneignung fremden geistigen Eigentums konfrontiert. Ihm wurde nachgewiesen, dass seine Erzählung ''Die Rache des Ehri'', die erstmals 1878 unter dem Pseudonym Emma Pollmer, dem Namen seiner ersten Ehefrau, in der Zeitschrift ''Frohe Stunden'' erschien, weitgehend mit der 1868 veröffentlichten Erzählung ''Das Mädchen von Eimeo'' von [[Friedrich Gerstäcker]] (1816–1872) identisch ist.<br />
<br />
Am 9. Mai 1910 sprach auch [[Egon Erwin Kisch]] May in einem Interview direkt auf den Plagiatsvorwurf in Hinsicht auf Gerstäcker an und erhielt die Antwort:<br />
{{Zitat|Das bezieht sich auf die Geschichte ''Ehry'', die vor vielen Jahren in einer Novellensammlung von mir veröffentlicht worden ist. Es handelt sich um eine Erzählung, zu der mir eine alte Geographie von Indien, in der sie erwähnt ist, Anlass gab, F. Gerstäcker, der selbst nie in Indien war, scheint nun die gleiche Geographie gelesen und in einer Novelle benützt zu haben. Daher die Übereinstimmung.|ref=<ref>Egon Erwin Kisch: ''In der Villa Shatterhand.'' In: ''Bohemia.'' [[Prag]], 15. Mai 1910 (Pfingstbeilage), zitiert nach ''Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft.'' Nr.&nbsp;14, 1972, S. 19–22.</ref>}}<br />
<br />
Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Übereinstimmungen mit dem Werk Gerstäckers,<ref>[[Wolfgang Bittner]]: ''Friedrich Gerstäcker – Spannend, widerborstig und widersprüchlich.'' Nachwort in: Friedrich Gerstäcker: ''Die Regulatoren in Arkansas.'' Hrsg.: Wolfgang Bittner und Thomas Ostwald. Union Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8139-5650-4, S. 586–590.</ref> wie auch mit Werken von [[Gustave Aimard]], [[Gabriel Ferry]], [[Charles Sealsfield]] und anderen.<ref>[[Wolfgang Bittner]]: ''Der Herr von Greif und Klau.'' In: ''Kunst und Kultur.'' Nr.&nbsp;3/2012, S. 16.</ref><br />
<br />
Allerdings arbeitete Karl May vorwiegend wissenschaftliche Quellen in sein Werk ein, z.&nbsp;B. ganze Absätze aus Lexika und Reiseberichten. Übernahmen aus literarischen Werken sind selten.<br />
<br />
=== Musikalische Betätigung ===<br />
Mays praktische Musiziertätigkeit war bis zur Waldheimer Haft relativ umfangreich. Als Kind war er [[Kurrende|Kurrendaner]] und Kirchensolist, in Ernstthal als ausgebildeter Lehrer [[Chorleiter]] und [[Komponist]] mit Soloauftritten; er war Bläser, [[Organist]] und [[Arrangeur]] in Osterstein und Waldheim. Er konnte folgende Instrumente spielen: [[Klavier]], [[Orgel]], [[Violine]], [[Gitarre]] und [[Horn (Instrument)|Alt-Horn]]. Zur Zeit seiner schriftstellerischen Vollbeschäftigung ab 1874 war es mit dem regelmäßigen Üben mit Sicherheit vorbei. May musizierte feierabends mit Münchmeyer in Blasewitz, er komponierte die ''[[Ernste Klänge|Ernsten Klänge]]'' und spielte im Mai 1900 ein letztes Mal Orgel in [[Jerusalem]].<ref>[[Gunther Martin Göttsche]]: ''Eine Fuge von Bach. Karl May an der Orgel der [[Erlöserkirche (Jerusalem)|Erlöserkirche]] Jerusalem'', in: ''[[Karl May & Co.]]'' Nr. 143/2016, S. 54–57.</ref> Im letzten Lebensjahrzehnt beschränkte er sich aufs Musikhören.<ref>Hartmut Kühne, Christoph F. Lorenz: ''Karl May und die Musik ...'' 1999, S. 24 f.</ref><br />
<br />
=== Reisen ===<br />
In den Jahren 1899 und 1900 bereiste Karl May erstmals tatsächlich den Orient. Im ersten Teil der Reise war er fast ein dreiviertel Jahr allein unterwegs (nur begleitet von seinem Diener Sejd Hassan) und gelangte bis nach [[Sumatra]]. Im Dezember 1899 traf er mit seiner Frau und dem befreundeten Ehepaar Plöhn zusammen. Sie setzten die Reise zu viert fort und kehrten im Juli 1900 nach Radebeul zurück. Während dieser anderthalb Jahre führte Karl May ein Reisetagebuch, das nur in Bruchstücken und Teilabschriften erhalten ist. Mays zweite Frau [[Klara May|Klara]] überlieferte, dass er unterwegs zweimal einen Nervenzusammenbruch erlitten habe („befürchteten, ihn einer Irrenanstalt zuführen zu müssen“<ref>Zitiert nach ''In fernen Zonen''. Karl-May-Verlag, 1999, S. 42.</ref>). Der Zustand soll beide Male etwa eine Woche angehalten haben und war – so vermuten [[Hans Wollschläger]] und Ekkehard Bartsch – „dem Einbrechen einer grellen Realität in seine [Mays] Traumwelt“<ref>H. Wollschläger, E. Bartsch: ''Karl Mays Orientreise 1899/1900.'' In: Karl May: ''In fernen Zonen.'' Karl-May-Verlag, 1999, S. 42.</ref> zuzuschreiben. May überwand die Krisen ohne die Hilfe eines Arztes.<br />
<br />
[[Datei:Ehepaar-May-1904.jpg|links|mini|May mit seiner zweiten Ehefrau Klara im Jahr 1904]]<br />
Parallel zu seiner Orientreise begannen ab 1899 heftige Angriffe auf May in der Presse, insbesondere betrieben von [[Hermann Cardauns]] und [[Rudolf Lebius]]. Sie kritisierten aus unterschiedlichen Beweggründen Mays Selbstreklame und die damit verbundene Old-Shatterhand-Legende. Gleichzeitig wurden ihm religiöse Heuchelei (er schrieb als [[Protestantismus|Protestant]] [[Karl Mays Marienkalendergeschichten|Marienkalendergeschichten]]) und Unsittlichkeit, später auch seine Vorstrafen vorgehalten. Diese Vorwürfe und diverse [[Gerichtsverfahren]] wegen unerlaubter Buchveröffentlichungen begleiteten ihn bis zu seinem Tod.<br />
<br />
Seine erste Ehe wurde 1903 auf Mays Wunsch geschieden. Emma May, die mit H. G. Münchmeyers Witwe Pauline befreundet war, hatte nach Mays Angaben Unterlagen verbrannt, die Mays mündlich mit Münchmeyer geschlossenen Verlagsvertrag hätten belegen können, sodass dieser Rechtsstreit nicht zu seinen Lebzeiten zugunsten Mays entschieden werden konnte. Noch im Jahr seiner Scheidung, am 30.&nbsp;März 1903, heiratete May Klara Plöhn, die inzwischen verwitwet war.<br />
<!-- [[Datei:Karl May Grab1.jpg|miniatur|Grabmal von Karl May und seiner zweiten Frau]] --><br />
[[Datei:Karl May Grab2.jpg|mini|[[May-Grabmal]] mit Marmorrelief von [[Selmar Werner]]]]<br />
<br />
1908 unternahm Karl May mit seiner Frau eine sechswöchige Amerikareise. Sie besuchten unter anderem [[Albany (New York)|Albany]], [[Buffalo]] und die [[Niagarafälle]] und Freunde in [[Lawrence (Massachusetts)|Lawrence]]. Auch auf dieser Reise wurde May mit der Wirklichkeit konfrontiert, bei seinem Aufenthalt in der Stadt [[New York City|New York]] wollte er keinesfalls fotografiert werden. Diese Reise diente May als Inspiration für sein Buch [[Winnetou IV]].<br />
<br />
=== Letzte Jahre ===<br />
Nach seiner Orientreise begann May, literarischer zu schreiben. Sein bisheriges Werk nannte er nachträglich eine bloße „Vorbereitung“. Jetzt begann er, komplexe [[Allegorie|allegorische]] Texte zu verfassen. Er war der Überzeugung, die „Menschheitsfragen“ (Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?) diskutieren oder gar lösen zu müssen, wandte sich bewusst dem [[Pazifismus]] zu und widmete dem Bestreben, den Menschen vom „Bösen“ zum „Guten“ zu erheben, mehrere Bücher.<br />
<br />
Die Künstlerfreundschaft zu [[Sascha Schneider]] führte zu neuen symbolistischen Deckelbildern für die Fehsenfeld-Ausgabe.<br />
<br />
Jubelnde Anerkennung erlebte May (nach Boykottdrohungen im Vorfeld der Veranstaltung<ref>[http://www.karl-may-wiki.de/index.php/Umfrage_des_akademischen_Verbands_für_Literatur_und_Musik Umfrage des akademischen Verbands für Literatur und Musik]</ref>) am 22. März 1912, als er auf Einladung des Akademischen Verbandes für Literatur und Musik in Wien den pazifistischen Vortrag ''[[Empor ins Reich der Edelmenschen]]'' hielt. Dabei kam es auch zum Zusammentreffen mit der befreundeten Friedensnobelpreisträgerin [[Bertha von Suttner]], die nach Mays Tod am 5.&nbsp;April in der [[Die Zeit (Wien)|Zeit]] den Nachruf ''Einige Worte über Karl May'' veröffentlichte.<ref>[http://www.karl-may-grundschule.de/karl_may.html ''Unser Karl May.''] auf: ''karl-may-grundschule.de''</ref><br />
<br />
Am 30. März 1912, nur eine Woche nach seiner Wiener Rede, starb Karl May. Todesursache war laut Bestattungsbuch „Herzparalyse, acute Bronchitis, Asthma“. Jüngere Untersuchungen des Skeletts deuten auf eine chronische Bleivergiftung hin;<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/literatur/karl-may-winnetou-erfinder-starb-wohl-an-bleivergiftung-a-1084736.html ''Karl May: Winnetou-Erfinder starb wohl an Bleivergiftung.''] In: ''Spiegel Online.'' 30. März 2016, abgerufen am 30. März 2016.</ref> zuvor wurde auch ein (unerkannter) [[Bronchialkarzinom|Lungenkrebs]] nicht ausgeschlossen. May wurde auf dem Friedhof Radebeul-Ost im sogenannten [[May-Grabmal]] beigesetzt.<br />
<br />
== Künstlerisches Schaffen ==<br />
Karl May war, insbesondere mit [[Karl Mays Kolportageromane|seinen Kolportageromanen]], einer der erfolgreichsten [[Trivialliteratur]]-Autoren des 19.&nbsp;Jahrhunderts in Deutschland. Seine [[Abenteuerroman]]e und Jugenderzählungen wurden in mehr als 33 Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von über 200 Millionen. Sie schildern Reisen zu exotischen Schauplätzen, wie in den [[Wilder Westen|Wilden Westen]] und den [[Vorderasien|Vorderen Orient]]. Dabei wendet er sich von einem [[Christentum|christlichen]] Standpunkt dem Schicksal der unterdrückten Völker zu.<br />
<br />
[[Datei:KarlMay OS 1896 4.jpg|mini|Karl May als Old Shatterhand, 1896]]<br />
In den Texten lässt sich eine Entwicklung seiner Erzählerfigur feststellen: vom namenlosen Ich, das nur Zuschauer und Berichterstatter ist (''[[Karl Mays frühe Abenteuererzählungen|Der Gitano]]'', 1875), über ein Zunehmen heroischer Fähigkeiten bis hin zu den völlig ausgestalteten Ich-Erzähler-Helden [[Old Shatterhand]] und [[Kara Ben Nemsi]]. Einige seiner Erzählerhelden bleiben ohne Kriegsnamen und werden nur von Freunden und Gefährten (englischer Muttersprache) „Charley“ genannt. Nachdem Ausrüstung und Können (z.&nbsp;B. der Jagdhieb) für alle Ich-Erzähler-Helden schon lange dieselben geworden waren, ging May in ''Satan und Ischariot'' (Zeitschriftversion 1893–1896) dazu über, die Ich-Erzähler im Wilden Westen, im Vorderen Orient und in Deutschland mit den jeweils in diesen Regionen gebräuchlichen (Kriegs-)Namen auftreten zu lassen. So identifizierte er die drei Figuren Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und Charley mit einem gewissen Dr. Karl May in Dresden.<br />
<br />
Von hier war es nur ein kleiner Schritt zur Entstehung der sogenannten Old-Shatterhand-Legende (vgl. oben unter ''Schriftstellerei''). Selten hat ein Autor die von der Literaturtheorie postulierte Grenze zwischen Ich-Erzähler und realem Autoren-Ich ausdrücklicher zu verwischen versucht. Karl May wurde in diesem Zusammenhang [[Hochstapelei]] und [[Pseudologie]] (zwanghaftes Lügen) vorgeworfen. Der Biograf [[Helmut Schmiedt]] spricht in diesem Zusammenhang von einer der „aberwitzigsten Episoden in der Geschichte der deutschen Literatur: Es stellt sich die Frage, warum ihr Urheber sie erfunden und mit solch existenziellem Elan ausgelebt hat.“ Später räumte May ein, sowohl die Old-Shatterhand-Legende als auch alle seine Werke seien lediglich symbolisch aufzufassen.<br />
<br />
Obwohl sich May sehr bewusst von den ethnologischen Vorurteilen seiner Zeit absetzen wollte und gegen die öffentliche Meinung anschrieb (''Winnetou'', ''Durchs wilde Kurdistan'', ''Und Friede auf Erden!''), treten in seinen Werken doch heute als rassistisch angesehene Formulierungen auf, die den Paradigmen seiner Zeit unterlagen. Beispielsweise gibt es einige pauschal abwertende Aussagen über Iren, Juden, Armenier, Chinesen, Schwarze, Mestizen und Beduinen. Andererseits werden Chinesen oder Mestizen in seinen Romanen teilweise als positive Figuren dargestellt, die als Ausnahmecharaktere den gängigen Klischees widersprechen. Vom [[Nationalismus]] und auch [[Rassismus]], die das [[Wilhelminismus|wilhelminische Deutschland]] seiner Zeit prägten, blieb jedoch auch May nicht unbeeinflusst.<br />
<br />
Die Bearbeitung seines Nachlasses ab 1930 durch Mitarbeiter des Karl-May-Verlages (KMV) trug zu diesem Urteil bei. Besonders [[Otto Eicke]], ehemaliger Lektor des Münchmeyer-Verlages und seit 1918 beim KMV tätig, war durch seine parteipolitischen Aktivitäten im [[Nationalsozialismus]] beeinflusst. Speziell in den Bänden 33 ''[[Winnetous Erben]]'' und 65 ''Der Fremde aus Indien'' ist in den Ausgaben jener Zeit seine Handschrift zu erkennen.<ref>[[Siegfried Augustin]]: ''Die frühen Mitarbeiter des Karl-May-Verlages.'' In: Lothar Schmid, Bernhard Schmid: ''Der geschliffene Diamant.'' Karl-May-Verlag, Bamberg 2003, ISBN 3-7802-0160-7, S. 332.</ref> Im letzten Kapitel des Bandes 65 ''Der Fremde aus Indien'' heißt es etwa: {{"|Das alles erfüllte den Fürsten mit tiefem Abscheu gegen den Hebräer und seine Sippe. […] Lena […] bewies durch eine Tat verbrecherisch blinden Hasses, daß sie von Salomon Rosenbaum und seiner Frau mit dem Blut auch alle bösen Eigenschaften dieses Blutes geerbt hatte.}}<ref>Karl May: ''Der Fremde aus Indien.'' Karl-May-Verlag Fehsenfeld & Co., Radebeul bei Dresden 1939, S. 464&nbsp;f.</ref><br />
<br />
[[Datei:Winnetou 1879.jpg|mini|links|Die erste Winnetou-Darstellung, 1879]]<br />
Mays bekannteste Figur [[Winnetou]], [[Häuptling]] der [[Mescalero]]-[[Apachen]], verkörpert den tapferen und edlen [[Indianer]], der mit seiner „Silberbüchse“ und seinem Pferd ''[[Iltschi]]'' für Gerechtigkeit und Frieden kämpft. Dabei wird er meist von seinem weißen Freund und [[Blutsbruder]] [[Old Shatterhand]] begleitet, aus dessen Erzählperspektive die Geschichten um Winnetou oft verfasst sind.<br />
<br />
Das erfolgreichste und bekannteste Buch Karl Mays (1890/91) trägt den Titel ''[[Der Schatz im Silbersee]].'' Es wurde bereits zweimal verfilmt: erstmals 1962 als Realfilm unter dem Originaltitel mit [[Lex Barker]] als Old Shatterhand und [[Pierre Brice]] als Winnetou und 1990 als [[DEFA]]-Puppentrickfilm unter dem Titel ''[[Die Spur führt zum Silbersee]]''. In dem erstmals 1890–1891 als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift ''Der Gute Kamerad'' veröffentlichten Jugendroman, dessen Buchausgabe 1894 erschien, schildert Karl May die Reise einer Gruppe von [[Trapper]]n zu dem in den [[Rocky Mountains]] gelegenen Silbersee sowie die Verfolgung einer Schurkengruppe unter ihrem Anführer Cornel Brinkley, wegen seiner Haarfarbe auch „der rote Cornel“ genannt. Der Roman hat mehrere simultane Handlungsstränge, die sich schließlich am titelgebenden Silbersee verknüpfen und wieder auflösen.<br />
<br />
[[Datei:Friede auf Erden.jpg|mini|Deckelbild zu ''Und Friede auf Erden!'' von Sascha Schneider (1904)]]<br />
In seinem Spätwerk, dessen Wichtigkeit May selbst immer wieder betonte, löste May sich von der Abenteuerschriftstellerei und schrieb symbolische Romane mit weltanschaulich-religiösem Inhalt und [[Pazifismus|pazifistischer]] Tendenz.<ref>Werner Thiede: ''Ich bin nur ein bescheiden Gras. Konturen der christlich-mystischen Spiritualität Karl Mays.'' In: ''Herder Korrespondenz.'' 2012, S. 154–158. {{ISSN|0018-0645}}.</ref> Von späteren Lesern wurden einige dominierende Stilmerkmale dieser Romane als dem [[Surrealismus]] nahestehend empfunden. Die späten Werke ''[[Ardistan und Dschinnistan]]'' (1909), ''[[Und Friede auf Erden]]'' (1904) sowie ''[[Winnetou IV]]'' (1910) gelten als seine literarisch bedeutendsten Werke, wenngleich es auch nicht an kritischen Stimmen fehlt, die in jenen Texten eine Verirrung sehen. Großen Einfluss im Zusammenhang mit dieser letzten literarischen Entwicklungsstufe hatte die Freundschaft mit dem [[Jugendstil]]maler und Bildhauer [[Sascha Schneider]]. In ihm sah May einen „deutschen Michel Angelo“ und den geeigneten Illustrator seiner Bücher.<ref>Karl May: ''Briefwechsel mit Sascha Schneider.'' zitiert nach Hartmut Horstmann: ''Der schreibende Superlativ.'' In: ''Westfalen-Blatt.'' 30. März 2012.</ref> Schneider schuf neben einer Serie von Buchdeckelillustrationen auch ein großes Wandgemälde ''(Der Chodem)'' für den Empfangssalon des Schriftstellers in dessen Villa in Radebeul.<br />
<br />
== Werke ==<br />
May schrieb seine Erzählungen und Romane auch unter mehreren [[Pseudonym]]en, unter anderem: Capitain Ramon Diaz de la Escosura, M. Gisela, Hobble-Frank, Karl Hohenthal, D. Jam, Prinz Muhamêl Lautréaumont, Ernst von Linden, P. van der Löwen, Emma Pollmer und Richard Plöhn. Die meisten der pseudonym oder anonym erschienenen Texte sind inzwischen eindeutig zugeordnet.<br />
<br />
=== Frühwerk ===<br />
In seinem Frühwerk hatte sich Karl May an verschiedenen Richtungen der Unterhaltungsliteratur versucht, bis er seine Profession als Autor von Reiseerzählungen fand. In Bezug auf Letztere endet das Frühwerk mit Beginn der Niederschrift des ''[[Orientzyklus]]'' Ende 1880.<ref>Euchar Albrecht Schmid, [Christoph&nbsp;F. Lorenz, Ekkehard Bartsch]: ''Gestalt und Idee.'' In: ''Karl May: Ich. Karl Mays Leben und Werk.'' (= ''Karl May’s Gesammelte Werke.'' Band 34). 39. Auflage. Karl-May-Verlag, Bamberg 1992, ISBN 3-7802-0034-1, S.&nbsp;369–376.</ref><ref>D. Sudhoff, H.-D. Steinmetz: ''Karl-May-Chronik.'' Band I, S.&nbsp;265.</ref> Texte der anderen Literaturgattungen erschienen noch bis 1883 und werden weiterhin zum Frühwerk gezählt. Während seiner beiden Redakteurstätigkeiten hatte May viele Beiträge in den von ihm betreuten Blättern untergebracht.<br />
<br />
: ''[[Das Buch der Liebe (Karl May)|Das Buch der Liebe]]'' (1875/76, [[Kompilation (Literatur)|Kompilation]], anonym veröffentlicht)<ref>[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/karl-may-als-sexualaufklaerer-schamlosigkeiten-auf-farbtafeln-1409379.html ''Schamlosigkeiten auf Farbtafeln.''] auf: ''faz.net'', 25. Januar 2007, Feuilleton.</ref><br />
: ''[[Schacht und Hütte|Geographische Predigten]]'' (1875/76)<br />
: ''[[Der beiden Quitzows letzte Fahrten]]'' (1876/77, Ende nicht von Karl May)<br />
: ''[[Auf der See gefangen]]'' (1877/78, teilweise unter dem Titel ''Auf hoher See gefangen.'' Teile später in ''[[Old Surehand II]]'')<br />
: ''[[Scepter und Hammer]]'' (1879/80)<br />
: ''[[Im fernen Westen]]'' (1879, Überarbeitung von ''[[Old Firehand (1875)|Old Firehand]]'' (1875), später bearbeitet für ''[[Winnetou#Winnetou II|Winnetou II]]'')<br />
: ''[[Der Waldläufer]]'' (1879, Bearbeitung von [[Gabriel Ferry]]s Roman ''Le Coureur de Bois'' für jugendliche Leser)<br />
: ''[[Die Juweleninsel]]'' (1880–1882, Fortsetzung zu ''Scepter und Hammer'')<br />
<br />
Die kürzeren Erzählungen des Frühwerkes lassen sich folgenden Gruppen zuordnen:<br />
<br />
: [[Karl Mays frühe Abenteuererzählungen|Abenteuer- und frühe Reiseerzählungen]] (z.&nbsp;B. ''[[Der Oelprinz]]'', 1877, nicht zu verwechseln mit der [[Der Ölprinz|gleichnamigen Jugenderzählung]])<br />
: [[Karl Mays Erzgebirgische Dorfgeschichten|Erzgebirgische Dorfgeschichten]] (z.&nbsp;B. ''Die Rose von Ernstthal'', 1874 oder 1875)<br />
: [[Der alte Dessauer (Karl May)|Geschichten über den Alten Dessauer]], das ist [[Leopold I. (Anhalt-Dessau)|Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau]] (z.&nbsp;B. ''Pandur und Grenadier'', 1883)<br />
: [[Karl Mays historische Erzählungen|Historische Erzählungen]] (z.&nbsp;B. ''Robert Surcouf'', 1882)<br />
: [[Karl Mays Humoresken|Humoresken]] (z.&nbsp;B. ''Die Fastnachtsnarren'', 1875)<br />
: Kriminalnovellen (z.&nbsp;B. ''[[Schacht und Hütte#Wanda|Wanda]]'', 1875)<br />
<br />
Viele Werke gehören mehreren Gruppen zugleich an; z.&nbsp;B. verfasste May [[Historischer Roman|historische Erzählungen]] als Militär[[humoreske]]n und versah seine Erzgebirgischen [[Dorfgeschichte]]n mit dem [[Kriminalroman|kriminalistischen Schema]]. Besonders in den frühen Erzählungen benutzte May heimatliche Handlungsorte, wählte aber auch exotische Schauplätze. Mays erste außereuropäische Erzählung, ''Inn-nu-woh, der Indianerhäuptling'', enthält bereits einen Vorläufer der Winnetou-Figur. ''Im fernen Westen'' und ''Der Waldläufer'' sind die ersten belegten Buchausgaben von May-Texten.<ref>D. Sudhoff, H.-D. Steinmetz: ''Karl-May-Chronik.'' Band I, S. 246 und S. 256.</ref> Später erschienen einige der kürzeren Erzählungen in [[Anthologie]]n, z.&nbsp;B. in ''[[Karl Mays frühe Abenteuererzählungen|Der Karawanenwürger]]'' (1894), ''Humoresken und Erzählungen'' (1902) und ''[[Karl Mays Erzgebirgische Dorfgeschichten|Erzgebirgische Dorfgeschichten]]'' (1903).<br />
<br />
Ebenfalls zum Frühwerk gehören naturphilosophische Betrachtungen und populärwissenschaftliche Texte über Geschichte und Technik (z.&nbsp;B. ''Schätze und Schatzgräber'', 1875), Gedichte (z.&nbsp;B. ''Meine einstige Grabinschrift'', 1872) sowie Leserbriefantworten und Rätsel in den von ihm betreuten Blättern.<br />
<br />
=== Kolportageromane ===<br />
[[Datei:May-Matavase.jpg|mini|Buchausgabe des Fischer Verlages von 1902 (dritter Teil des Romans ''Waldröschen'')]]<br />
Fünf mehrere tausend Seiten starke [[Karl Mays Kolportageromane|Kolportageromane]] schrieb May für H.G. Münchmeyer. Diese erschienen – hauptsächlich pseudonym oder anonym – zwischen 1882 und 1888.<br />
<br />
: ''[[Waldröschen]]'' (1882–1884, ein Teil erschien später bearbeitet in ''Old Surehand II'')<br />
: ''[[Die Liebe des Ulanen]]'' (1883–1885)<br />
: ''[[Der verlorne Sohn]]'' (1884–1886)<br />
: ''[[Deutsche Herzen – Deutsche Helden]]'' (1885–1888)<br />
: ''[[Der Weg zum Glück (Karl May)|Der Weg zum Glück]]'' (1886–1888)<br />
<br />
Von 1900 bis 1906 publizierte Münchmeyers Nachfolger Adalbert Fischer die ersten Buchausgaben, wobei die Romane auf mehrere Bände mit unterschiedlichen Titeln aufgeteilt wurden. (Auch bei späteren Ausgaben sind die einzelnen Titel von Verlag zu Verlag unterschiedlich.<ref>Eine vergleichende Übersicht über Karl-May-Ausgaben ist {{Webarchiv | url=http://www.karl-may-leipzig.de/konkordanz/konkordanz.htm | wayback=20090914021946 | text=''Konkordanzliste zu den verschiedenen (aktuellen) Editionen''}}. In: karl-may-leipzig.de, abgerufen am 6. September 2010.</ref>) Diese Ausgabe wurde von dritter Hand bearbeitet und erschien nicht unter Pseudonym, sondern unter Mays echtem Namen. Sie war nicht von May autorisiert, und er wehrte sich nachdrücklich gegen die Veröffentlichung.<ref name="WehnertText">Jürgen Wehnert: ''Der Text.'' In: G. Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' 2001, S. 116–130.</ref><br />
<br />
=== Reiseerzählungen ===<br />
[[Datei:Karl May Durch Wueste und Harem 001.jpg|mini|Gesammelte Reiseerzählungen, Band 1 von 1892]]<br />
Unter dem Titel ''Carl May’s Gesammelte Reiseromane'' bzw. später ''Karl May’s Gesammelte Reiseerzählungen'' erschienen von 1892 bis 1910 33 Bände im Verlag [[Friedrich Ernst Fehsenfeld]]. Zu den bekanntesten Titeln dieser Reihe gehören der [[Orientzyklus]] (Band 1–6) und die Winnetou-[[Trilogie]] (7–9). Die meisten Erzählungen waren vorher im ''Deutschen Hausschatz'' oder anderen Zeitschriften erschienen; einige Bände schrieb May direkt für diese Reihe (z.&nbsp;B. ''Winnetou I'', ''Old Surehand I & III''). Eine verlässliche Reihenfolge dieser Publikationen kann nicht endgültig festgelegt werden, was einerseits mit der (schlecht redigierten) Übernahme älterer Texte in die Buchausgaben, andererseits mit der Tatsache zu erklären ist, dass sich May selbst ständig in chronologische Widersprüche verwickelt hat.<br />
<br />
: &nbsp;&nbsp;1. ''[[Orientzyklus|Durch Wüste und Harem]]'' (1892, ab 1895 ''Durch die Wüste'')<br />
: &nbsp;&nbsp;2. ''[[Orientzyklus|Durchs wilde Kurdistan]]'' (1892)<br />
: &nbsp;&nbsp;3. ''[[Orientzyklus|Von Bagdad nach Stambul]]'' (1892)<br />
: &nbsp;&nbsp;4. ''[[Orientzyklus|In den Schluchten des Balkan]]'' (1892)<br />
: &nbsp;&nbsp;5. ''[[Orientzyklus|Durch das Land der Skipetaren]]'' (1892)<br />
: &nbsp;&nbsp;6. ''[[Orientzyklus#Der Schut|Der Schut]]'' (1892)<br />
: &nbsp;&nbsp;7. ''[[Winnetou#Winnetou I|Winnetou I]]'' (1893, zeitweilig auch ''Winnetou der Rote Gentleman I'')<br />
: &nbsp;&nbsp;8. ''[[Winnetou#Winnetou II|Winnetou II]]'' (1893, zeitweilig auch ''Winnetou der Rote Gentleman II'')<br />
: &nbsp;&nbsp;9. ''[[Winnetou#Winnetou III|Winnetou III]]'' (1893, zeitweilig auch ''Winnetou der Rote Gentleman III'')<br />
: 10. ''[[Orangen und Datteln]]'' (1893, Anthologie)<br />
: 11. ''[[Am Stillen Ocean]]'' (1894, Anthologie)<br />
: 12. ''[[Am Rio de la Plata]]'' (1894)<br />
: 13. ''[[In den Cordilleren]]'' (1894)<br />
: 14. ''[[Old Surehand I]]'' (1894)<br />
: 15. ''[[Old Surehand II]]'' (1895)<br />
: 16. ''[[Im Lande des Mahdi]] I'' (1896)<br />
: 17. ''[[Im Lande des Mahdi]] II'' (1896)<br />
: 18. ''[[Im Lande des Mahdi]] III'' (1896)<br />
: 19. ''[[Old Surehand III]]'' (1897)<br />
: 20. ''[[Satan und Ischariot I–III|Satan und Ischariot I]]'' (1896)<br />
: 21. ''[[Satan und Ischariot I–III|Satan und Ischariot II]]'' (1897)<br />
: 22. ''[[Satan und Ischariot I–III|Satan und Ischariot III]]'' (1897)<br />
: 23. ''[[Auf fremden Pfaden]]'' (1897, Anthologie)<br />
: 24. ''[[„Weihnacht!“]]'' (1897)<br />
<!-- chronologische Sortierung der Liste: 25. Am Jenseits erschien _1899_, nach Band 27 -->: 26. ''[[Im Reiche des silbernen Löwen I-II|Im Reiche des silbernen Löwen I]]'' (1898)<br />
: 27. ''[[Im Reiche des silbernen Löwen I-II|Im Reiche des silbernen Löwen II]]'' (1898)<br />
: 25. ''[[Am Jenseits]]'' (1899)<br />
: 28–33 sind Reiseerzählungen, die zum [[#Spätwerk|Spätwerk]] gehören.<br />
<br />
Es gibt noch einige weitere kurze Reiseerzählungen, die nicht in dieser Reihe erschienen sind. Eine davon nahm May in den Sammelband ''[[Die Rose von Kaïrwan]]'' (1893 oder 1894) auf, den er parallel zu den ''Gesammelten Reiseromanen'' zusammenstellte.<br />
<br />
Auf dieser Edition beruht die Reihe ''Karl May’s Illustrierte Reiseerzählungen'' (ab 1907), die von Karl May selbst nochmals überarbeitet wurde und als [[Ausgabe letzter Hand]] gilt. Sie enthält allerdings nur die ersten 30 Bände in teilweise anderer Nummerierung.<br />
<br />
Nach der Gründung des [[Karl-May-Verlag]]es 1913 wurden innerhalb der neuen Reihe „[[Karl May’s Gesammelte Werke]]“ viele Bände – teilweise einschneidend – überarbeitet und mit neuen Titeln versehen. Außerdem wurden Werke, die in anderen Verlagen erschienen waren, nun den Gesammelten Werken des Fehsenfeld-Verlags angeschlossen (ab Band 35).<ref>Für die Bearbeitungen siehe den Artikel [[Karl-May-Verlag]] oder – wenn vorhanden – den jeweiligen Artikel zu einem Text.</ref><br />
<br />
=== Jugenderzählungen ===<br />
[[Datei:MayGK-SB1.jpg|mini|Erste Seite der Erstausgabe des ''Guten Kameraden'' (1887), Beginn der Erzählung ''Der Sohn des Bärenjägers'']]<br />
Die Jugenderzählungen entstanden in der Zeit von 1887 bis 1897 für die Zeitschrift ''[[Der Gute Kamerad]]''. Sie wurden von Karl May eigens für jugendliche Leser geschrieben. Die meisten spielen im [[Wilder Westen|Wilden Westen]]. Old Shatterhand ist hier im Unterschied zu den Reiseerzählungen nicht der Ich-Erzähler. Die berühmteste Erzählung ist ''Der Schatz im Silbersee''. Im weiteren Sinn sind auch die beiden Frühwerke ''Im fernen Westen'' und ''Der Waldläufer'' zu den Jugenderzählungen zu rechnen.<br />
<br />
* ''[[Der Sohn des Bärenjägers]]'' (1887, ab 1890 in ''[[Die Helden des Westens]]'')<br />
* ''Der Geist der Llano estakata'' (1888, ab 1890 korrekt als ''[[Der Geist des Llano estakado]]'' in ''Die Helden des Westens'')<br />
* ''Kong-Kheou, das Ehrenwort'' (1888/89, ab 1892 ''[[Der blaurote Methusalem]]'')<br />
* ''[[Die Sklavenkarawane]]'' (1889/90)<br />
* ''[[Der Schatz im Silbersee]]'' (1890/91)<br />
* ''[[Das Vermächtnis des Inka (Roman)|Das Vermächtnis des Inka]]'' (1891/92)<br />
* ''Der Oelprinz'' (1893/94; ab 1905 in der Schreibweise ''[[Der Ölprinz]]''; nicht zu verwechseln mit dem [[Der Oelprinz|gleichnamigen Frühwerk]])<br />
* ''[[Der schwarze Mustang]]'' (1896/97)<br />
<br />
Zwischen 1890 und 1899 erschien bei der [[Union Deutsche Verlagsgesellschaft]] eine illustrierte Buchausgabe.<br />
<br />
Parallel zu diesen Hauptwerken publizierte May anonym oder pseudonym kürzere Erzählungen im ''Guten Kameraden'' von 1887 bis 1891. Die meisten entstanden als [[Karl Mays Illustrationstexte und Hobble-Frank-Beiträge|Illustrationstexte]]. Andere gehören zu einer Reihe an [[Karl Mays Illustrationstexte und Hobble-Frank-Beiträge|Beiträgen unter dem Pseudonym „Hobble-Frank“]], eine beliebte [[Figuren aus Karl Mays Werken#Hobble Frank|Figur]] aus den Wild West-Jugenderzählungen. Auch wurden einige seiner Leserbriefantworten dort veröffentlicht.<br />
<br />
=== Spätwerk ===<br />
[[Datei:Sascha Schneider Ardistan.jpg|mini|Buchausgabe von ''Ardistan und Dschinnistan''. Das Deckelbild von Sascha Schneider zeigt [[Figuren aus Karl Mays Werken#Marah Durimeh|Marah Durimeh]]]]<br />
Zum Spätwerk gehören jene Werke, die nach Mays Orientreise ab 1900 erschienen.<ref name="SchmidGestaltIdee">Euchar Albrecht Schmid: ''Gestalt und Idee.'' In: Karl May. ''Ich.'' 39. Auflage. Karl-May-Verlag, Bamberg 1995, S. 367–420.</ref> Viele von ihnen wurden ebenfalls im Verlag von F.&nbsp;E.&nbsp;Fehsenfeld publiziert. Innerhalb der ''Gesammelten Reiseerzählungen'' gehören die Bände 28–33 dazu.<br />
<br />
: ''[[Himmelsgedanken]]'' (1900, Gedichtsammlung)<br />
: 28.<!-- Zählung der Reiseerzählungen fortgeführt --> ''[[Im Reiche des silbernen Löwen III]]'' (1902)<br />
: ''[[Karl Mays Erzgebirgische Dorfgeschichten|Erzgebirgische Dorfgeschichten]]'' (1903, Anthologie)<!-- taktische Zusammenstellung aus Früh- und Spätwerk --><br />
: 29. ''[[Im Reiche des silbernen Löwen IV]]'' (1903)<br />
: 30. ''[[Und Friede auf Erden]]!'' (1904)<br />
: ''[[Babel und Bibel]]'' (1906, [[Drama]])<br />
: 31. ''[[Ardistan und Dschinnistan]] I'' (1909)<br />
: 32. ''Ardistan und Dschinnistan II'' (1909)<br />
: 33. ''[[Winnetous Erben|Winnetou IV]]'' (1910)<br />
: ''[[Mein Leben und Streben]]'' (1910, Autobiografie)<br />
<br />
Weiterhin gehören zum Spätwerk kürzere Erzählungen (z.&nbsp;B. ''Schamah'', 1907), [[Essay]]s (z.&nbsp;B. ''Briefe über Kunst'', 1906/07) und verschiedene Prozess- und Verteidigungsschriften (z.&nbsp;B. ''„Karl May als Erzieher“ und „Die Wahrheit über Karl May“ oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte''<!-- 1 Titel, in dem 2 andere Titel zitiert werden -->, 1902).<br />
<br />
=== Sonstige Werke ===<br />
1896 erschien im ''[[Deutscher Hausschatz|Deutschen Hausschatz]]'' eine selbstironisch-humorvoll gemeinte [[Autobiographie|autobiographische]] Skizze Karl Mays: ''[[Freuden und Leiden eines Vielgelesenen]]''. May übertrieb bei dieser Selbstdarstellung derart, dass das Erzählte selbst seine entschiedenen Freunde und Verteidiger befremdete. „Das Bild des von der Lesergunst und den Erfolgen schwer niedergedrückten Schriftstellers geriet May zu larmoyant“ (Christopf F. Lorenz<ref>Christoph F. Lorenz: ''Von der Juweleninsel zum Mount Winnetou. Anmerkungen zu drei Textbearbeitungen''. In: ''Der geschliffene Diamant''. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2003, S. 209 ff., hier S. 225.</ref>). Sein Gegner [[Fedor Mamroth]] erblickte in dieser Skizze ein wesentliches Stück seiner Indizienkette, die May zum geborenen, lebenslangen Betrüger und Lügner stempelte. Lorenz:<br />
<br />
:„Mehr als gegen alle anderen Anwürfe seiner Gegner musste sich May in den letzten Lebensjahren gegen die Behauptung wehren, er habe Publikum und Verleger jahrelang über seine kriminelle Vergangenheit getäuscht, mit frei erfundenen Geschichten über angebliche Weltreisen an der Nase herumgeführt, sich selbst einen völlig unberechtigten Doktortitel zugelegt und sich als Katholik ausgegeben, obwohl er geborener Protestant war.“<ref>Lorenz: ''Von der Juweleninsel zum Mount Winnetou ...'', 2013, S. 226.</ref><br />
<br />
Zu diesem Urteil seiner Zeitgenossen hat Mays zugleich tragische und komische Selbstüberschätzung in seiner autobiographischen Skizze ''Freuden und Leiden eines Vielgelesenen'' erheblich beigetragen.<br />
<br />
Karl May schrieb auch einige Kompositionen, besonders während seiner Mitgliedschaft im Gesangverein „Lyra“ um 1864. Bekannt ist seine Version von ''[[Ave Maria (Karl May)|Ave Maria]]'' (zusammen mit ''Vergiss mich nicht'' in ''[[Ernste Klänge]]'', 1899).<ref name="KuehneLorenzMusik">Hartmut Kühne, Christoph F. Lorenz: ''Karl May und die Musik.'' Karl-May-Verlag, Bamberg/ Radebeul 1999.</ref><br />
<br />
In seinen letzten Lebensjahren hielt May folgende Vorträge über seine philosophischen Ideen:<br />
: ''[[Drei Menschheitsfragen]]: Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?'' ([[Lawrence (Massachusetts)|Lawrence]], 1908)<br />
: ''[[Sitara, das Land der Menschheitsseele]]'' ([[Augsburg]], 1909)<br />
: ''[[Empor ins Reich der Edelmenschen]]'' ([[Wien]], 1912)<br />
<br />
Nach Mays Tod wurde einiges aus seinem Nachlass veröffentlicht: Fragmente von Erzählungen und Dramen, Gedichte (z.&nbsp;B. die Sammlung ''Eine Pilgerreise in das Morgenland'' von 1899), Kompositionen, sein Bibliotheksverzeichnis und vor allem Briefe.<br />
<br />
== Werkausgaben ==<br />
[[Datei:Karl May-Bücher.jpg|mini|Auswahl älterer Bände der Reihe ''Karl May’s Gesammelte Werke'']]<br />
Der [[Karl-May-Verlag]] gibt seit 1913 ''Karl May’s Gesammelte Reiseerzählungen'' heraus. Zudem erwarb er die Rechte an anderswo verlegten Werken (u.&nbsp;a. die Jugenderzählungen und Kolportageschriften). Überarbeitungen dieser Texte wurden an die ursprüngliche Reihe angehängt und zu den ''[[Karl May’s Gesammelte Werke|Gesammelten Werken (und Briefen)]]'' ausgebaut, wobei auch die ursprünglichen 33 Bände einschneidende Bearbeitungen erfuhren. Bis 1945 wuchs die Reihe auf 65 Bände an. Der Verlag verlegt bis heute nahezu ausschließlich die Werke Karl Mays sowie Sekundärmaterialien. Neben den ''Gesammelten Werken'' (den klassischen „Grünen Bänden“), die auf 96 Bände angewachsen sind, gibt er auch ein umfangreiches [[Reprint]]programm heraus.<br />
<br />
Da die rechtliche Schutzfrist für Mays Werke im Jahr 1963 verfiel, werden sie seither auch von anderen Verlagen veröffentlicht. Der Karl-May-Verlag hat jedoch lange Zeit mit allen juristischen Mitteln versucht, seine dominierende Stellung gegenüber allen Konkurrenten zu bewahren.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9183185.html ''Wie ein Terrier. Der Karl-May-Verlag kämpft um seinen einzigen Autor.''] In: ''Der Spiegel.'' Nr. 18, 1. Mai 1995.</ref> Zugute kam ihm dabei, dass zwar die Rechte an den Originaltexten frei wurden, die Bearbeitungen aber noch schutzwürdig waren – eine Tatsache, die von vielen konkurrierenden Verlagen&nbsp;– oft aus Unkenntnis&nbsp;– nicht beachtet wurde.<br />
<br />
Seit 1987 erscheint die auf 120 Bände ausgelegte [[Historisch-kritische Methode|historisch-kritische Ausgabe]] ''[[Karl Mays Werke]]'',<ref>Vgl. den Eintrag [http://karl-may-wiki.de/index.php/Karl_Mays_Werke_(HKA) Karl Mays Werke (HKA)] im Karl-May-Wiki</ref> die ursprünglich von [[Hermann Wiedenroth]] (bis 1998 gemeinsam mit [[Hans Wollschläger]]) herausgegeben wurde. Diese [[Philologie|philologisch]] zuverlässige Ausgabe bemüht sich um den Abdruck des authentischen Wortlauts in den Erstausgaben und, wo möglich, auch in den Autorhandschriften und gibt Auskunft über die Textgeschichte. Sie war von&nbsp;– letzten Endes vergeblichen&nbsp;– Bemühungen des Karl-May-Verlages begleitet, den Konkurrenten mit juristischen Mitteln zu behindern und ihnen<!-- = den Konkurrenten --> die Kritik an den ''Gesammelten Werken'' des KMV zu verbieten. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen und mehrmaligen Verlagswechseln erscheint die historisch-kritische Ausgabe seit 2008 im [[Karl-May-Verlag]], wobei die [[Karl-May-Gesellschaft]] für die Texterstellung und die [[Karl-May-Stiftung]] (mit dem Karl-May-Museum) für den Vertrieb verantwortlich sind<!-- Vertragsunterzeichnung am 29. Mai 2007 in Bamberg -->.<br />
<br />
Der [[Weltbild-Verlag]] hat eine illustrierte Ausgabe in 92 Bänden veröffentlicht, die als die beste verfügbare, annähernd vollständige Ausgabe gilt. Weitere umfangreiche Editionen gab es von Bertelsmann (Lesering; 30 Bände, stark bearbeiteter Text; Auswahl), Verlag Manfred Pawlak (74 Bände; unbearbeitet, aber unvollständig) und [[Verlag Neues Leben]] (66 Bände; orthografisch modernisierter Originaltext; Edition durch Verlagsinsolvenz abgebrochen). Die [[Karl-May-Gesellschaft]] veröffentlicht eine Reprint-Reihe, die vornehmlich Karl Mays Zeitschriften-Veröffentlichungen wieder zugänglich macht.<br />
<br />
Eine digitale Volltext-Ausgabe der [[Directmedia Publishing]] liegt seit 2004 vor. Sie gibt unter anderem auch das geplante [[Textkorpus]] der historisch-kritischen Ausgabe z.&nbsp;B. der Abteilungen Frühwerk, Fortsetzungsromane, Erzählungen für die Jugend u.&nbsp;a. wieder und enthält auch das sogenannte Leseralbum sowie autobiografische Schriften.<ref>Hermann Wiedenroth (Hrsg.): ''Karl Mays Werke.'' Directmedia Publishing, Berlin 2004, ISBN 3-89853-477-4.</ref><br />
<br />
== Rezeption ==<br />
„Bei Lichte betrachtet“, so der Literaturwissenschaftler [[Helmut Schmiedt]], „erschreibt und inszeniert sich hier ein Mensch, der aus jämmerlichen Verhältnissen stammt und dem im Leben zunächst vieles danebengegangen ist, eine Traumexistenz, mit der alles zum Besseren hin korrigiert wird.“<ref>Helmut Schmiedt: ''Karl May oder die Macht der Phantasie.'' München 2011.</ref> – Für den Schriftsteller und Literaturkritiker [[Hans Wollschläger]] ist Karl May nicht so sehr als Jugendschriftsteller, sondern vielmehr erst in seinem Alterswerk interessant, so zum Beispiel in ''[[Ardistan und Dschinnistan]]'', wo er schonungslos und virtuos mit seinen Feinden abrechne. In dieser symbolischen Spätphase habe Karl May die literarische Hochebene erreicht.<ref>Hans Wollschläger: ''Karl May – Grundriss eines gebrochenen Lebens.'' Zürich 1965.</ref><br />
<br />
Karl May bzw. sein Werk und seine Welt wurden vielseitig und in allen möglichen Medien rezipiert. Direkte Fortsetzer und Nachahmer stehen Seite an Seite mit Künstlern, in deren Werk sich eine Spur von Karl May finden lässt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Rezeption_(%c3%9cbersicht) |titel=Rezeption (Übersicht) – Karl-May-Wiki |abruf=2020-06-09}}</ref><br />
<br />
=== Breitenwirkung ===<br />
[[Datei:Karl Mays.jpg|mini|Internationale Ausgaben von Karl Mays Werken im [[Karl-May-Museum Radebeul]]]]<br />
[[Datei:Indianer gr.jpg|mini|Indianer im Karl-May-Museum]]<br />
Karl May zählt seit mehr als 100 Jahren zu den meistgelesenen Schriftstellern der Welt. Sein Werk wurde in 46 Sprachen übersetzt (Stand 2013).<ref>André Neubert: ''Das Karl-May-Haus und seine Begegnungsstätte als Ort für interkulturelle Begegnungen.'' In: Holger Kuße (Hrsg.): ''Karl Mays Friedenswege. Sein Werk zwischen Völkerstereotyp und Pazifismus.'' Karl-May-Verlag, Bamberg/ Radebeul 2013, ISBN 978-3-7802-0198-0, S.&nbsp;533.</ref> Die Weltauflage liegt bei mehr als 200 Millionen Bänden (davon ca. 100 Millionen in Deutschland). Große Popularität haben seine Bücher noch heute vor allem in Tschechien, Ungarn, Bulgarien, den Niederlanden, Mexiko und sogar Indonesien. In [[Frankreich]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und den [[Vereinigte Staaten|USA]] ist er beinahe unbekannt. Die erste Übersetzung erschien 1880 auf Kroatisch ''(Three carde monte)''<ref>Hans-Dieter Steinmetz: ''Nein, nicht in Frankreich! Mays Auslandsrezeption begann schon 1880 in Kroatien.'' In: ''Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft.'' Nr.&nbsp;191/2017, S.&nbsp;60–66.</ref> dicht gefolgt von einer französischen Übersetzung des ''Orientzyklus'' 1881 in [[Le Monde]],<ref name="ThuenaUebersetzungen">Ulrich von Thüna: ''Übersetzungen.'' In: Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' S. 519–522.</ref> und die neuesten stammen aus den letzten Jahren (Vietnam). In den 1960er Jahren stellte die [[UNESCO]] fest, May sei der meistübersetzte deutsche Autor.<ref>M. Petzel, J. Wehnert: ''Das neue Lexikon rund um Karl May.'' Lexikon-Imprint-Verlag, Berlin 2002, S. 448&nbsp;f.</ref><br />
<br />
Ganze Generationen bezogen ihr Bild von den Indianern oder dem Orient aus seinen Werken. Auch einige Sprachbegriffe aus beiden Kulturkreisen, die May (teilweise nicht ganz korrekt) verwendete, fanden Eingang in die Umgangssprache. Die indianische Gruß- oder Bekräftigungsformel ''[[Howgh]]'', das ''[[Hobbles|Anhobbeln]]'' der Pferde, die Verwendung von ''[[Manitu]]'' als Gottesname und die Anredeform ''[[Monsieur (Anrede)|Mesch’schurs]]'' sind dem Wilden Westen zuzuordnen; die Rangbezeichnungen ''[[Efendi]]'', ''[[Agha (Titel)|Ağa]]'', ''[[Bey (Titel)|Bey]]'', ''[[Pascha (Titel)|Pascha]]'' und ''[[Wesir]]'' sind durch seine Orientromane Allgemeingut geworden.<br />
<br />
{{Siehe auch|Indianerbild im deutschen Sprachraum}}<br />
<br />
=== Adaptionen ===<br />
Zu den ältesten und einfachsten Adaptionen gehört das Cowboy-und-Indianer-Spielen, bei dem auch Helden Karl Mays verkörpert werden. Das erste offizielle Karl-May-Spiel, ''Schnipp, Schnapp'', lag 1894/95 der Zeitschrift ''Der Gute Kamerad'' bei und behandelt die in dieser Zeitschriftenreihe erschienenen Jugenderzählungen.<ref>Rolf Dernen: ''Schnipp, Schnapp – Das erste Karl-May-Spiel – Karl-May-Gesellschaftsspiele (I).'' In: ''Karl May & Co.'' Nr.&nbsp;112/2008, S.&nbsp;83.</ref> Zum Überlappungsbereich von Spielen und Sammeln gehören die zahlreichen Figuren aus [[Zinnfigur|Zinn]], [[Kompositwerkstoff|Masse]] oder Kunststoff, die erstmals um 1900 auftraten.<ref>M. Petzel, J. Wehnert: ''Das neue Lexikon rund um Karl May.'' 2002, S.&nbsp;511&nbsp;f.</ref><ref>Malte Ristau, Wolfgang Willmann: ''Figurenwelten nach Karl May – Spiel- und Sammelfiguren aus Zinn, Masse und Kunststoff.'' Karl-May-Verlag, Bamberg / Radebeul 2015, ISBN 978-3-7802-0128-7.</ref> Zinnfiguren lagen auch dem ältesten kommerziellen Brettspiel, ''Die Reise nach dem Silbersee'' (ca. 1935), bei. Die ersten Kartenspiele, vor allem diverse [[Quartett (Kartenspiel)|Quartettspiele]], erschienen ebenfalls ab ca. 1935. Einen besonderen Aufschwung für letztere brachte die Karl-May-Film-Welle mit sich. In dieser Zeit (ab ca. 1965) erschienen auch die ersten Puzzle.<ref>Thomas Winkler: ''Karl May im Spiel.'' In: Michael Petzel, Jürgen Wehnert (Hrsg.): ''Karl-May-Welten&nbsp;II.'' Karl-May-Verlag, Bamberg/ Radebeul 2006, ISBN 3-7802-3026-7, S.&nbsp;121–149.</ref> Im bekanntesten deutschen [[Pen-&-Paper-Rollenspiel]] ''[[Das Schwarze Auge]]'' werden seit 2004 nicht nur viele Werke Mays „zur Vertiefung des regionalen Flairs“ bestimmter [[Aventurien|aventurischer]] Regionen empfohlen (Tiefer Süden,<ref>[[Stefan Küppers]] (Redaktion): ''In den Dschungeln Meridianas. Das Imperium von Al'Anfa und die Länder der Waldmenschen.'' 3. Auflage. Ulisses Medien & Distribution GmbH, Waldems 2010, ISBN 978-3-940424-45-7, S.&nbsp;201.</ref> Tulamidenlande,<ref>Frank Bartels, Chris Gosse, Stefan Küppers (Redaktion): ''Raschtuls Atem. Die Wüste Khôm, die Echsensümpfe und der südliche Raschtulswall.'' Fantasy Productions Verlags- und Medienvertriebsgesellschaft mbH, Erkrath 2004, ISBN 3-89064-299-3, S.&nbsp;190.</ref><ref>Frank Wilco Bartels, Chris Gosse (Redaktion): ''Land der Ersten Sonne. Mhanadistan, Aranien, Gorien, der Balash und Thalusien.'' Fantasy Productions Verlags- und Medienvertriebsgesellschaft mbH, Erkrath 2005, ISBN 3-89064-203-9, S.&nbsp;189.</ref> Kosch<ref>[[Momo Evers]] (Gesamtredaktion): ''Am Grossen Fluss. Albernia, Windhag, Nordmarken, Kosch und die Feenlande.'' Fantasy Productions Verlags- und Medienvertriebsgesellschaft mbH, Erkrath 2005, ISBN 3-89064-204-7, S.&nbsp;210.</ref> und Svelltland<ref>Stefan Küppers (Redaktion): ''Reich des Roten Mondes. Das Orkland und das Land am Svellt.'' Ulisses Medien & Distribution GmbH, Waldems 2011, ISBN 978-3-940424-39-6, S.&nbsp;185.</ref>), sondern das Spiel wurde auch mit seiner Umsetzbarkeit von Karl-May-Stoffen beworben.<ref>Carsten-Dirk Jost, [[Florian Don-Schauen]]: ''Auf ins Abenteuer! Eine Übersicht über alle DSA-Publikationen.'' In: Momo Evers (Hrsg.): ''Magische Zeiten.'' Fantasy Productions Verlags- und Medienvertriebsgesellschaft mbH, Erkrath 2005, ISBN 3-89064-516-X, S.&nbsp;412–491 (419&nbsp;f.).</ref> Überdies tritt in dieser Spielwelt bereits seit 1989 mit dem [[Nicht-Spieler-Charakter]] Kara ben Yngerymm (oder Yngerimm) und dessen Schriften ''Durchs wilde Mhanadistan'' und ''In den Schluchten der Trollzacken'' eine Anlehnung an Karl May (Ingerimm = [[Mai]]) auf (Erwähnungen in mehr als 40 Publikationen, Stand: Januar 2017).<ref>[http://de.wiki-aventurica.de/wiki/Kara_ben_Yngerymm Wiki Aventurica: Kara ben Yngerymm], abgerufen am 30. Januar 2017.</ref><ref>[http://de.wiki-aventurica.de/wiki/Durchs_wilde_Mhanadistan Wiki Aventurica: Durchs wilde Mhanadistan], abgerufen am 30. Januar 2017.</ref> Mit ''Old Slayerhand'' von Christoph Weiß liegt seit 2015 ein freies, auf der [[Dungeonslayers|Slay-Engine]] beruhendes Pen-&-Paper-Rollenspiel vor.<ref>[http://www.dungeonslayers.net/2015/05/30/yii-haa-old-slayerhand-ist-da/ Produkteinführung] auf der ''Dungeonslayers''-Webseite, abgerufen am 4. April 2021.</ref> Es ein auf Mays Werken basierendes Western-Setting mit Low-Fantasy-Elementen,<ref>[http://dungeonslayers.net/download/DS4_FW_Old_Slayerhand.pdf ''Old Slayerhand''-Regelwerk] (frei), abgerufen am 4. April 2021.</ref> zu dem mehrere Abenteuer und Spielhilfen erschienen sind.<ref>[https://www.f-space.de/dl/ds/mirror/Dark_and_Bloody_Grounds_Waylander.pdf Freie Sammlung] von ''Old Slayerhand''-Abenteuern und -Spielhilfen, abgerufen am 4. April 2021.</ref> Die bislang einzige direkte Adaption von Mays Werken als Computerspiel erfolgte 1993 und basiert auf ''Der Schatz im Silbersee''.<ref>M. Petzel, J. Wehnert: ''Das neue Lexikon rund um Karl May.'' 2002, S.&nbsp;80&nbsp;f.</ref> Als indirekte Adaption ist das [[Nintendo DS|Nintendo-DS]]-Spiel ''WinneToons – Die Legende vom Schatz im Silbersee'' (2007)<!--Erschien zwei Jahre vor dem Film--> zu nennen, das auf dem [[WinneToons – Die Legende vom Schatz im Silbersee|gleichnamigen Kinofilm]] basiert.<ref>[http://www.planetds.de/spiel/405-winnetoons-die-legende-vom-schatz-im-silbersee.html PLANETDS.de], abgerufen am 7. Juni 2020.</ref><br />
<br />
Karl Mays 1896 veröffentlichtes Gedicht ''[[Ave Maria (Karl May)|Ave Maria]]'' wurde von wenigstens 19 anderen Personen vertont. Auch andere Gedichte Mays, besonders aus den ''[[Himmelsgedanken]]'', wurden fremdvertont. Von [[Carl Ball]] erhielt May „Harfenklänge“ zu seinem Drama ''Babel und Bibel'' geschenkt. Der Schweizer Komponist [[Othmar Schoeck]] schrieb bereits im Alter von elf Jahren eine Oper zu ''Der Schatz im Silbersee''. Inspiriert durch Mays Werke, insbesondere durch Winnetous Tod, wurde weitere Musik komponiert.<ref name="KuehneVertonungen">Hartmut Kühne: ''Vertonungen.'' In: G. Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' 2001, S. 532–535.</ref><br />
<br />
{{Hauptartikel|Karl-May-Dramatisierungen}}<br />
Die erste Bühnenadaption ''(Winnetou)'' entstand 1919 von [[Hermann Dimmler (Katechet)|Hermann Dimmler]]. Überarbeitungen dieses Stückes durch ihn und [[Ludwig Körner]] wurden in den Folgejahren aufgeführt. Verschiedene Romanbearbeitungen werden auch auf [[Freilichtbühne]]n gespielt. Die ältesten Inszenierungen finden seit 1938 (nach langer Unterbrechung wieder ab 1984) auf der [[Felsenbühne Rathen]] in der [[Sächsische Schweiz|Sächsischen Schweiz]] statt; die bekanntesten sind die jährlich stattfindenden [[Karl-May-Spiele Bad Segeberg]] (seit 1952) sowie die [[Karl-May-Festspiele]] in [[Elspe]] (seit 1958). Eine Besonderheit bieten die seit 1993 bestehenden [[Karl-May-Spiele Bischofswerda]], bei denen Kinder die Figuren verkörpern. Insgesamt wurden allein 2006 auf 14 Bühnen Stücke nach Karl May aufgeführt. Mays eigenes Drama ''Babel und Bibel'' wurde bislang noch auf keiner größeren Bühne gegeben.<ref name="HatzigDramatisierungen">Hansotto Hatzig: ''Dramatisierungen.'' In: G. Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' 2001, S. 523–526.</ref><br />
<br />
{{Hauptartikel|Karl-May-Verfilmungen}}<br />
[[Datei:Piere Brice als Winnetou, Karl-May-Festspiele Elspe 2.jpg|mini|[[Pierre Brice]] (ca. 1978) als langjähriger Winnetou-Darsteller in Kinofilmen, bei Karl-May-Spielen, in einer Fernsehserie und einem Fernsehfilm]]<br />
Mays Freunde [[Marie Luise Droop]] und [[Adolf Droop]] gründeten in Kooperation mit dem [[Karl-May-Verlag]] die Produktionsfirma „Ustad-Film“ ([[Ustād|Ustad]] = Karl May). Nach dem [[Orientzyklus]] produzierten sie 1920 drei [[Stummfilm]]e (''[[Auf den Trümmern des Paradieses]]'', ''[[Die Todeskarawane]]'' und ''[[Die Teufelsanbeter]]''). Auf Grund des geringen Erfolges ging die Firma im Folgejahr in Konkurs.<ref>M. Petzel, J. Wehnert: ''Das neue Lexikon rund um Karl May.'' 2002, S. 456.</ref> 1936 erschien mit ''[[Durch die Wüste (Film)|Durch die Wüste]]'' der erste [[Tonfilm]], und daraufhin folgten mit ''[[Die Sklavenkarawane (Film)|Die Sklavenkarawane]]'' (1958) sowie dessen Fortsetzung ''[[Der Löwe von Babylon]]'' (1959) die ersten [[Geschichte des Farbfilms|Farbfilme]]. Einen erneuten Aufschwung erfuhr Karl May im Zuge der [[Karl-May-Verfilmungen]] der 1960er Jahre, der erfolgreichsten deutschen Kinoserie.<ref name="HatzigVerfilmungen">Hansotto Hatzig: ''Verfilmungen.'' In: G. Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' 2001, S. 527–531.</ref> Die meisten der 18 Filme sind im Wilden Westen angesiedelt, 1962 beginnend mit ''Der Schatz im Silbersee''. Der Großteil wurde von [[Horst Wendlandt]] oder [[Artur Brauner]] produziert. Wiederkehrende Hauptdarsteller waren [[Lex Barker]] (Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi, Karl Sternau), [[Pierre Brice]] (Winnetou), [[Stewart Granger]] (Old Surehand), [[Milan Srdoč]] (Old Wabble) und [[Ralf Wolter]] (Sam Hawkens, Hadschi Halef Omar, André Hasenpfeffer). Die Filmmusik von [[Martin Böttcher]] und die Landschaften [[Jugoslawien]]s, wo die meisten der Filme gedreht wurden, hatten wesentlichen Anteil am Erfolg der Kinoserie. In den Folgejahren entstanden weitere Filme für das Kino ([[Die Spur führt zum Silbersee]], 1990) oder das Fernsehen (z.&nbsp;B. [[Das Buschgespenst (Film)|Das Buschgespenst]], 1986, [[Winnetou – Der Mythos lebt]], 2016) sowie TV-Serien (z.&nbsp;B. [[Kara Ben Nemsi Effendi]], 1973/75). Die meisten Filme haben mit den Büchern fast nichts gemeinsam.<ref name="HatzigVerfilmungen" /><br />
<br />
Zu keinem Werk eines anderen deutschen Autors entstanden mehr [[Hörspiel]]bearbeitungen.<ref name="LexikonHoerspiele">M. Petzel, J. Wehnert: ''Das neue Lexikon rund um Karl May.'' 2002, S. 185&nbsp;f.</ref> Inzwischen liegen über 300 in deutscher Sprache vor; auch dänische und tschechische Hörspiele wurden produziert.<ref name="Hoerspiele">{{Internetquelle |url=https://hoerspiele.karl-may-wiki.de/ |titel=Karl May Hörspiele und Hörbücher - Karl-May-Hörspiele - Die umfassende Übersicht |abruf=2020-06-09}}</ref> Das erste ''(Der Schatz im Silbersee)'' schrieb [[Günther Bibo]] 1929. Eine größere Hörspiel-Welle erfolgte während der 1950er und der 1960er Jahre;<ref name="LexikonHoerspiele" /> die neuesten Produktionen erschienen in jüngster Zeit. In den fünfziger Jahren produzierten der [[Nordwestdeutscher Rundfunk|NWDR Köln]] und später dessen Rechtsnachfolger, der [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]], unter der Regie von [[Kurt Meister]] drei mehrteilige Hörspiele, nämlich ''Winnetou'', ''Der Schatz im Silbersee'' und ''Old Surehand''. Die Rolle des Old Shatterhand sprach jeweils [[Kurt Lieck]]. [[Jürgen Goslar]], [[Hansjörg Felmy]] und [[Werner Rundshagen]] liehen Winnetou ihre Stimme.<ref>Die Internet-Datenbank des ARD-Hörspielarchivs</ref> Zu den jüngeren, größeren Umsetzungen gehört die zwölfteilige WDR-Produktion Der Orientzyklus (2006), in die auch Mays Leben bis 1874 eingebunden wurde.<ref>[http://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-hoerspiel/orientzyklus-karl-may-100.html WDR: Hörspiel „Der Orientzyklus“], abgerufen am 17. Februar 2017.</ref><br />
<br />
Ab 1930 wurden Motive aus Mays Werken bzw. den Bühnen- und Filmadaptionen für [[Sammelbilder]] verwendet. Die ersten beiden Wellen fanden in den 1930er Jahren und der Nachkriegszeit statt. Seinerzeit dienten die Bilder vor allem der Kundenbindung für Margarine, Käse, Zigaretten, Kaugummi, Tee und anderen Produkten verschiedener Hersteller. Die dritte Welle erfolgte im Zuge der Karl-May-Verfilmungen der 1960er Jahre, als Sammelalben zu den Filmen erschienen. Die gezeichneten Bilder stammen entweder von den Karl-May-Illustratoren [[Carl Lindeberg]] (ab 1930 und über 50 Jahre lang viele Neuauflagen) und Roy Paul Drake (= ''Petr Milos Sadecký.'' 1975). oder unbekannten Künstlern. Neben Fotos aus den Filmen wurden auch Aufnahmen der Karl-May-Spiele Rathen (nachkoloriert) und Bad Segeberg sowie der TV-Serie [[Mein Freund Winnetou]] verwendet. Bis in die 1980er Jahre waren über 90 Sammelbildserien erschienen (Stand 2009).<ref>Thomas Winkler: ''Von Jägern und Sammlern. Karl-May-Sammelbilder und -alben.'' In: Jürgen Wehnert, Michael Petzel (Hrsg.): ''Karl-May-Welten III.'' Karl-May-Verlag, Bamberg / Radebeul 2009, ISBN 978-3-7802-3027-0, S.&nbsp;129–168.</ref><br />
<br />
Ebenfalls im Zuge des Erfolges der Karl-May-Verfilmungen entstanden auch einige [[Comic]]s nach Motiven von Karl May. Eine zweite Comic-Welle folgte in den 1970er Jahren. Der ersten und erfolgreichsten Adaptionen, ''Winnetou'' (#&nbsp;1-8) / ''Karl May'' (#&nbsp;9-52) (1963–1965), stammen von [[Helmut Nickel]], die im [[Walter Lehning Verlag]] erschienen. Kurios zu nennen ist hier die flämische Comicreihe „Karl May“ (1962–1987), die außer den Hauptcharakteren sehr wenig gemeinsam hat mit der Romanvorlage, die aber mit 87 Folgen einigen Erfolg hatte. Diese Reihe erschien bei dem im niederländischsprachigen Raum sehr bekannten Verlag [[Standaard Uitgeverij]] beim Studio von [[Willy Vandersteen]]. Auch in [[Dänemark]], [[Frankreich]], [[Mexiko]], [[Schweden]], [[Spanien]] und der [[Tschechoslowakei]] entstanden Comics.<ref name="PetzelComicsBildergeschichten">Michael Petzel: ''Comics und Bildergeschichten.'' In: G. Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' 2001, S. 539–545.</ref><br />
<br />
1988 erschien mit ''Der Schatz im Silbersee'' das erste [[Hörbuch]] gelesen von [[Gert Westphal]]. „Wann sehe ich dich wieder, du lieber, lieber Winnetou?“ (1995) ist ein Kompendium von Karl May-Texten, die von [[Hermann Wiedenroth]] gelesen werden. Seit 1998 erschienen in verschiedenen Verlagen etwa 50 Hörbücher.<ref name="Hoerspiele" /><br />
<br />
Auch Karl May und sein Leben waren Basis für Verfilmungen, so in ''[[Freispruch für Old Shatterhand]]'' (1965), ''[[Karl May (Film)|Karl May]]'' (1974, Hans-Jürgen Syberberg) sowie in einer sechsteiligen Fernsehserie ''[[Karl May (1992)|Karl May]]'' (1992). In den Folgen ''Karl May – Der Phantast aus Sachsen'' (2004) und ''Karl May – Das letzte Rätsel'' (2010) der Dokumentationsreihen [[MDR Zeitreise|Geschichte Mitteldeutschlands]] bzw. [[Terra X]] wird ebenfalls schauspielerische Darstellung verwendet. Es gibt inzwischen auch verschiedene Romane mit oder um Karl May, beispielsweise ''Swallow, mein wackerer Mustang'' (1980) von [[Erich Loest]], ''Vom Wunsch, Indianer zu werden. Wie [[Franz Kafka]] Karl May traf und trotzdem nicht in Amerika landete'' (1994) von [[Peter Henisch]], ''Old Shatterhand in Moabit'' (1994) von [[Walter Püschel]], und ''Karl May und der Wettermacher'' (2001) von [[Jürgen Heinzerling]]. Eine Bühnenadaption ist ''Die Taschenuhr des Anderen'' von [[Willi Olbrich]]. Weitere [[Karl-May-Dramatisierungen#Theaterstücke zur Biographie Karl Mays|Dramatisierungen]] folgten; zu deren jüngsten gehört das Theaterstück ''Der Phantast. Leben und Sterben des Dr. Karl May'' (2017, Idee und Regie: [[Philipp Stölzl]]).<ref>{{Webarchiv | url=http://www.staatsschauspiel-dresden.de/spielplan/spielplan/der_phantast | wayback=20170120061152 | text=''Der Phantast.''}} auf: ''staatsschauspiel-dresden.de''</ref><br />
<br />
Über Karl May hinaus wurde auch das heutige Umfeld rezipiert; so spielt die [[Tatort (Fernsehreihe)|Tatort]]-Folge ''[[Tatort: Auf dem Kriegspfad|Auf dem Kriegspfad]]'' (1999) im Karl-May-Museum und auf der Felsenbühne Rathen unter Karl-May-Fans und Hobbyindianern.<ref>[https://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/2011/auf-dem-kriegspfad-100.html ''Auf dem Kriegspfad'']. In: ''DasErste.de.''</ref> Ebenfalls Freilichtaufführungen und Indianer spielen thematisiert der Kinofilm ''[[Winnetous Sohn]]'' (2015),<ref>[https://www.winnetous-sohn-der-film.de/infos-zum-film.html ''Winnetous Sohn''], abgerufen am 26. September 2020.</ref> während der Fernsehfilm ''[[Winnetous Weiber]]'' (2014) eine ''Winne-Tour'' zu verschiedenen Drehorten der Karl-May-Filme in Kroatien behandelt.<ref>[https://web.archive.org/web/20141223040836/http://www.daserste.de/unterhaltung/film/filme-im-ersten/sendung/winnetous-weiber-124.html ''Winnetous Weiber'']. In: ''DasErste.de.''</ref><br />
<br />
=== Kopien und Parodien ===<br />
Bereits zu Lebzeiten wurde May [[parodie]]rt oder unverhohlen kopiert. Während einige Autoren nur ähnliche Wild-West-Erzählungen schrieben, um an Mays literarischem Erfolg teilzuhaben (z.&nbsp;B. [[Franz Treller]]), publizierten andere ihre Werke unter Mays Namen.<ref>Jürgen Wehnert: ''Fortsetzungen, Ergänzungen und Bearbeitungen.'' In: G. Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' 2001, S. 509–511.</ref> Noch heute erscheinen ''neue Romane'' mit seinen Helden. Bekannt wurden die Fortsetzungen von [[Franz Kandolf]], [[Edmund Theil]], [[Friederike Chudoba]], [[Jörg Kastner]], [[Heinz Grill]], [[Otto Emersleben (Schriftsteller)|Otto Emersleben]], [[Thomas Jeier]], [[Jutta Laroche]], [[Reinhard Marheinecke]], [[Iris Wörner]] und [[Thomas Ostwald]] alias Tomos Forrest. 2017, anlässlich des 175. Geburtstags Karl Mays, widmete das Karl-May-Haus den Fortsetzern eine Sonderausstellung.<br />
<br />
Im Jahr 2000 wurde ein bereits 1955 geschriebenes Hörspiel von den damals führenden Comedians, geleitet von [[Jürgen von der Lippe]], unter dem Titel „Ja uff erstmal“ neu aufgenommen und in einer langen WDR-Nacht erstmals ausgestrahlt. Nach der positiven Resonanz wurde diese Parodie auch als Hörspiel herausgegeben.<br />
<br />
2001 erschien der Kinofilm ''[[Der Schuh des Manitu]]'' von [[Michael Herbig]] alias „Bully“, der als einer der erfolgreichsten deutschen Filme seit dem Zweiten Weltkrieg gilt. Er parodiert weniger die Bücher als vielmehr die Verfilmungen mit [[Pierre Brice]] und [[Lex Barker]] und basiert auf der ähnlichen Parodie in seiner Comedyshow [[Bullyparade]].<br />
<br />
2004 veröffentlichte [[Roger Willemsen]] mit ''Ein Schuss, ein Schrei – das Meiste von Karl May'' eine parodistische Verarbeitung von Karl-May-Stoffen in [[Reim]]form. In 23 Gedichten erzählt er dabei 23 Romane Karl Mays nach.<br />
<br />
=== Gedenken und Ehrungen ===<br />
Ab 1929 wurde die ehemalige Bahnstraße in Hohenstein-Ernstthal in [[Karl-May-Straße (Hohenstein-Ernstthal)|Karl-May-Straße]] umbenannt (1929 wurde zunächst ein Teil umbenannt; 1932 sowie 1935 dann weitere Teile). Der Name blieb auch zu DDR-Zeiten erhalten. Am 25. Februar 1992 wurde zum 150. Geburtstag des Dichters auf dem Neumarkt in Hohenstein-Ernstthal eine Karl-May-Büste des Berliner Bildhauers [[Wilfried Fitzenreiter]] mit einer Feierstunde unter großer öffentlicher Beteiligung enthüllt. In Hohenstein-Ernstthal sind alle erhaltenen May-Stätten mit Erinnerungsplaketten versehen. Außerhalb der Stadt liegt die [[Karl-May-Höhle]], in der May während des Jahres 1869 zeitweise Unterschlupf fand. Das im Jahr 2007 umbenannte Grundschulzentrum der Stadt Hohenstein-Ernstthal trägt den Namen Karl-May-Grundschule. Sie ist damit deutschlandweit die einzige Schule mit Karl May als Namenspatron.<br />
<br />
Von 1932 bis 1945 sowie erneut seit 1985 heißt die Straße in Radebeul, in der May zuletzt wohnte und in der auch seine Villa Shatterhand liegt, ihm zu Ehren [[Karl-May-Straße (Radebeul)|Karl-May-Straße]].<br />
<br />
[[Datei:DBP 1987 1314 Karl May, Winnetou.jpg|mini|Winnetou auf einer [[Briefmarken-Jahrgang 1987 der Deutschen Bundespost|Briefmarke der Deutschen Bundespost (1987)]]]]<br />
1987 gab die [[Deutsche Bundespost]] aus Anlass seines 75. Todestages eine Briefmarke mit [[Winnetou]], einer seiner berühmtesten Figuren, heraus.<ref>[http://www.karl-may.de/modules/produkt.php?nummer=A-45110 Maximumkarte mit Sonderstempel 12. Februar 1987]</ref><br />
<!--- Auch von einem weiteren Postdienstleister gibt es eine Karl-May-Marke. -- Quelle ? Name ? ----><br />
<br />
[[Heinz-Albert Heindrichs]] nennt sein Lautgedicht ''ay'' aus seinem Gedichtband ''Die Nonnensense'' in einer Anmerkung ausdrücklich eine „hommage a karl may“.<ref>Heinz-Albert Heindrichs: ''Die Nonnensene. Laut- und Unsinnsgedichte.'' (= ''Gesammelte Gedichte.'' VII). Rimbaud, Aachen 2008, ISBN 978-3-89086-535-5, S. 132; das Gedicht findet sich S. 74.</ref> Der Name des Dichters, sein Wohnort und seine Figuren werden in verkürzter Form dargeboten: „arl ay“, „rara debe ul.“, „I shattrnd“ usw.<br />
<br />
Am 13. Oktober 2000 wurde der 1990 entdeckte Asteroid [[(15728) Karlmay]] nach ihm benannt.<ref>[http://www.minorplanetcenter.net/iau/ECS/MPCArchive/2000/MPC_20001013.pdf Minor Planet Circ. 41388]</ref><br />
<br />
Außerhalb der Museen um Karl May werden ebenfalls diverse Ausstellungen zu dessen Leben, Werk und Wirkung gezeigt. Die erste soll 1935 in Wien stattgefunden haben<ref>[http://karl-may-wiki.de/index.php/Karl-May-Ausstellung_in_der_Wiener_Urania Karl-May-Wiki: Karl-May-Ausstellung in der Wiener Urania], abgerufen am 18. Februar 2017.</ref> und zahlreiche weitere folgten.<ref>Erwin Müller: ''Gedenkstätten und Ausstellungen.'' In: G.&nbsp;Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' 2001, S.&nbsp;551–553.</ref> Eine der jüngeren, größeren Ausstellungen fand unter dem Titel „Karl May – Imaginäre Reisen“ im [[Deutsches Historisches Museum Berlin|Deutschen Historischen Museum Berlin]] 2007/08 statt.<ref>Sabine Beneke, Johannes Zeilinger: ''Karl May – Imaginäre Reisen. Katalog zur Ausstellung.'' DruckVerlag Kettler, Böhnen 2007, ISBN 978-3-939825-44-9.</ref> Auch außerhalb des deutschsprachigen Raumes wurden Ausstellungen gezeigt. So eröffnete in der Westernstadt [[Tombstone]] ([[Arizona]], USA) anlässlich des 100. Todestages von Karl May für ein Jahr eine Ausstellung, auch mit Exponaten aus [[Karl-May-Museum Radebeul|Radebeul]], über das Leben des deutschen Schriftstellers und seine Sichtweise auf die amerikanischen Ureinwohner.<ref>[http://p-t-m.eu/wp/2012/03/reise-karl-may-zum-100-todestag/ Tombstone (Arizona) eröffnet Anfang Mai 2012 ein Karl May Museum], abgerufen am 12. Juni 2012.</ref> Es handelt sich um eine aktualisierte Version einer Ausstellung, die an gleicher Stelle bereits 2009 gezeigt worden war.<ref>Arizona State Parks: {{Webarchiv | url=http://azstateparks.com/press/2009/PR_01-08-09.html | wayback=20111215151120 | text=''German Author Karl May Exhibit at Tombstone Courthouse State Historic Park.''}}, 8. Januar 2009.</ref><br />
<br />
== Rezeptionsgeschichte ==<br />
<br />
=== Rezeption von 1913 bis 1933 ===<br />
{{Hauptartikel|Karl-May-Rezeption von 1913 bis 1933}}<br />
<br />
Die Karl-May-Rezeption von 1913 bis 1933 ist geprägt von den rufschädigenden Nachwirkungen der Prozesse Karl Mays, der Gründung des Karl-May-Verlages (KMV) und dem Erscheinen der ''[[Karl May’s Gesammelte Werke|Gesammelten Werke]]'' sowie der immer wieder aufflammenden Kritik an der angeblich jugendgefährdenden „[[Schundliteratur]]“ Karl Mays.<br />
<br />
Die [[Goldene Zwanziger|zwanziger Jahre]] brachten aber auch eine gewisse Beruhigung im Karl-May-Streit. Vor allem dank der Bemühungen des KMV war es gelungen, das Ansehen Karl Mays als Schriftsteller in der Öffentlichkeit wieder in ein einigermaßen positives Bild zu setzen. Das drückte sich natürlich auch in einem Anstieg der Auflagenzahlen der ''Gesammelten Werke'' aus, von 1,6 Mill. Bänden (1913) stieg die Zahl auf 4,3 Mill. (1926).<br />
<br />
Der KMV hatte in diesen Jahren die Reihe der ''Gesammelten Werke'' schon beträchtlich erweitert. Vor allem die einst umstrittenen [[Heinrich Gotthold Münchmeyer|Münchmeyer]]-Romane und andere [[#Frühwerk|Frühwerke]] Mays wurden in teils erheblicher Bearbeitung<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Bearbeitung |titel=Bearbeitung – Karl-May-Wiki |abruf=2020-06-09}}</ref> der Reihe angegliedert. Die Bearbeitungspraxis des KMV ist allerdings bis heute sehr umstritten.<br />
<br />
=== Rezeption von 1933 bis 1945 ===<br />
{{Hauptartikel|Karl-May-Rezeption von 1933 bis 1945}}<br />
<br />
Die Karl-May-Rezeption von 1933 bis 1945 war eine schwierige, zweischneidige Angelegenheit. Persönliche Verehrung Karl Mays auf der einen Seite – ideologische Anpassungsprobleme, Missbrauch<ref>{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20180929160035/http://www.karl-may-stiftung.de/forschung/voelkerverstaendigung/missbraucht.html |titel=Missbraucht im Dritten Reich |abruf=2020-06-09}}</ref> und Bearbeitung<ref name=":0" /> seiner Schriften auf der anderen Seite.<br />
<br />
Für den [[Karl-May-Verlag]] war es eine erfolgreiche Zeit: Der Absatz der May-Bände stieg auf 9,3 Millionen (1945).<ref>„Unter den zwischen 1933 und 1944 am meisten verkauften deutschsprachigen Werken rangiert ''[[Der Schatz im Silbersee]]'' im Jahre 1935 mit 186.000 Exemplaren, im Zeitraum von 1933 bis 1944 ist eine Gesamtauflage von 300.000 ermittelt worden. Damit steht das Werk in dieser Zeitspanne auf Platz 38 der damaligen Bestseller.“ (Albrecht Götz von Olenhusen: ''Mitteilungen der [[Karl-May-Gesellschaft]] (M-KMG)'' Nr. 143/2005, S. 35)</ref><br />
<br />
Einen wesentlichen Anteil an der steigenden Popularität der Werke Mays hatten die [[Karl-May-Festspiele]], die seit 1938 auf der [[Felsenbühne Rathen]] in der [[Sächsische Schweiz|Sächsischen Schweiz]] mit großem Erfolg stattfanden.<br />
<br />
Das harsche Urteil [[Klaus Mann]]s, 1940 im amerikanischen [[Exil]] geäußert, das [[Drittes Reich|Dritte Reich]] sei Karl Mays endgültiger Triumph, „die entsetzliche Realisierung seiner Träume“,<ref>Klaus Mann: ''Cowboy Mentor of the Führer.''</ref> wird heute so nicht mehr geteilt. Der Literaturwissenschaftler [[Gunter Scholdt]] glaubt eher, nicht Mays Einfluss auf [[Adolf Hitler|Hitler]], sondern im Gegenteil sein zu geringer Einfluss sei „das eigentlich Fatale!“ gewesen.<ref>Gunter Scholdt: ''Hitler, Karl May und die Emigranten.'' In: ''JbKMG.'' 1984, S. 85.</ref><br />
<br />
=== Rezeption seit 1945 ===<br />
{{Hauptartikel|Karl-May-Rezeption seit 1945}}<br />
<br />
Die Karl-May-Rezeption seit 1945 ist geprägt von wichtigen verlegerischen Entscheidungen zur Verbreitung der Schriften Karl Mays auch in modernen Zeiten und von der Entdeckung neuer Medien wie [[Radio]], [[Kino]], [[Fernsehen]] und [[Internet]]. Als bedeutsam erweisen sich die vielerorts stattfindenden [[Karl-May-Festspiele]] und [[Karl-May-Fest]]e. Trotz abnehmender Lektüre der May-Schriften bleiben die [[Figuren aus Karl Mays Werken|Karl-May-Figuren]] doch kulturell prägend.<br />
<br />
=== Rezeption in der DDR ===<br />
{{Hauptartikel|Karl-May-Rezeption in der DDR}}<br />
<br />
In der [[DDR]] wurden Karl Mays Bücher lange Zeit nicht gedruckt, da er als Imperialist und Faschist galt. Kulturpolitische Debatten führten dazu, dass Winnetou 1982 schließlich gedruckt wurde.<ref>Joachim Scholl: ''50 Klassiker: Deutsche Schriftsteller - Karl May.'' Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2010, ISBN 978-3-8369-2580-8, S. 108.</ref><br />
<br />
== Karl-May-Institutionen ==<br />
=== Karl-May-Stiftung ===<br />
Testamentarisch setzte Karl May seine zweite Ehefrau [[Klara May|Klara]] als Universalerbin mit der Auflage ein, dass bei ihrem Tode sein gesamter Besitz und die weiteren Einkünfte seiner Werke einer Stiftung zufallen, die mittellose begabte Menschen für ihre Ausbildung und unverschuldet in Not geratene Schriftsteller, [[Journalist]]en und Redakteure unterstützen solle. Diese Stiftung wurde bereits ein Jahr nach Mays Tod am 5.&nbsp;März&nbsp;1913 eingerichtet. Zuwendungen erfolgten seit 1917. Durch Erbverträge und Testamente Klara Mays fiel schließlich der gesamte Nachlass von Karl und Klara May an die Karl-May-Stiftung mit der Maßgabe, die ''Villa „Shatterhand“'', die Liegenschaften und Sammlungen zu einem Karl-May-Museum auszubauen (die Gründung erfolgte noch zu Klara Mays Lebzeiten) und das Grabmal zu pflegen.<ref>Euchar Albrecht Schmid: ''Karl Mays Tod und Nachlaß.'' S. 352&nbsp;ff., 362&nbsp;ff. In: Karl May: ''Ich.'' 39. Auflage. Karl-May-Verlag, Bamberg 1995, S. 327–365.</ref><ref name="WagnerStiftung">René Wagner: ''Karl-May-Stiftung (Radebeul).'' In: G. Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' 2001, S. 549&nbsp;ff.</ref><br />
1960 erfolgte die Trennung vom Karl-May-Verlag, an dem die Stiftung zu zwei Dritteln beteiligt war, wobei Teile des Nachlasses an diesen übergingen.<ref name="WagnerStiftung" /><br />
<br />
Seit 2020 sind [[Volkmar Kunze]], ehemaliger Radebeuler Oberbürgermeister, der Vorsitzende und Jörg Müller, derzeitiger Radebeuler Erster Bürgermeister, der stellvertretende Vorsitzende der Karl-May-Stiftung,<ref>[https://www.karl-may-museum.de/de/ueber-uns/stiftung/kontakt/ Kontakt zur Stiftung]</ref> hinzukommen die Museologin [[Léontine Meijer-van Mensch]], die Direktorin der [[Staatliche Ethnographische Sammlungen Sachsen|Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen]], zu denen auch das [[Museum für Völkerkunde zu Leipzig]] in Leipzig gehört. Weiterer Vorstand ist Thomas Grübner, Geschäftsführer der Elbe-Leasing in Dresden, der als langjähriges juristisches und kaufmännisches Mitglied für Kontinuität insbesondere im Sinne der Mitarbeiter darstellt.<ref>[https://www.karl-may-magazin.de/wer-steckt-hinter-dem-neuen-vorstand-der-karl-may-stiftung/ Wer steckt hinter dem neuen Vorstand der Karl-May-Stiftung?] vom 28. Juni 2020.</ref><br />
<br />
=== Karl-May-Verlag ===<br />
{{Hauptartikel|Karl-May-Verlag}}<br />
Am 1.&nbsp;Juli&nbsp;1913 gründeten Klara May, [[Friedrich Ernst Fehsenfeld]] (Mays Hausverleger) und der [[Jurist]] [[Euchar Albrecht Schmid]] den „Stiftungs-Verlag Fehsenfeld & Co.“ in Radebeul, der ab 1915 den Namen „Karl-May-Verlag“ (KMV) trug. Ihnen gelang es, alle Rechtsstreitigkeiten (u.&nbsp;a. wegen der Kolportageromane) beizulegen und die Rechte an in anderen Verlagen erschienenen Werken zu erwerben. Die existierende Reihe der ''Gesammelten Reiseerzählungen'' wurde um Überarbeitungen dieser Texte erweitert und in ''[[Karl May’s Gesammelte Werke|Gesammelte Werke]]'' umbenannt. Zu den weiteren Zielen des KMV gehörte Mays Rehabilitierung gegenüber Literaturwissenschaft und Kritik sowie die Förderung der Karl-May-Stiftung.<br />
<br />
Nach dem vertraglichen Ausscheiden Fehsenfelds 1921 und der Trennung von der Karl-May-Stiftung (als Klara Mays Erbin) 1960 liegt der KMV in den Händen der Familie Schmid. Auf Grund des Verhältnisses der Behörden in der [[Sowjetische Besatzungszone|SBZ]] und der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] zu Karl May siedelte der KMV 1959 nach [[Bamberg]] über, ist aber seit 1996 auch wieder in Radebeul vertreten. Mit Ablauf der urheberrechtlichen Schutzfrist 1963 verlor der KMV seine Monopolstellung. Es folgte eine forcierte Kommerzialisierung Mays. Der Name Karl May ist eingetragenes Warenzeichen der „Karl May Verwaltungs- und Vertriebs-GmbH“ des KMV.<ref name="WehnertKMV">Jürgen Wehnert: ''Der Karl-May-Verlag.'' In: G. Ueding: ''Karl-May-Handbuch.'' 2001, S. 554&nbsp;ff.</ref><br />
<br />
=== Museen ===<br />
==== Radebeul ====<br />
[[Datei:Villa Shatterhand.jpg|mini|„Villa Shatterhand“]]<br />
[[Datei:Villa Baerenfett gr.jpg|mini|„Villa Bärenfett“]]<br />
{{Hauptartikel|Karl-May-Museum}}<br />
In Radebeul wurde am 1. Dezember 1928 in der „[[Villa Bärenfett]]“ ein [[Karl-May-Museum Radebeul|Karl-May-Museum]] eröffnet, seit 1985 wird auch Karl Mays Wohnhaus „[[Villa Shatterhand]]“ für das Museum genutzt. Neben Mays erhaltener Bibliothek, die auf Antrag zu Forschungszwecken genutzt werden kann, sind auch original wieder hergerichtete Räume Teil der Ausstellung. Unter anderem sind auch die Nachbauten der Waffen „[[Henrystutzen]]“, „Bärentöter“ und „Silberbüchse“ sowie eine Büste von Winnetou ausgestellt.<br />
<br />
In der am hinteren Ende des Gartens stehenden „Villa Bärenfett“ (errichtet vom Radebeuler Architekten [[Max Czopka]]) ist heute ein Indianermuseum zur Geschichte und zum Leben der nordamerikanischen Indianer untergebracht. Der Grundstock der Indianer-Sammlung wurde von Karl May selbst gelegt und durch seine Witwe Klara May ergänzt. Der größte und bedeutsamste Teil stammt von [[Patty Frank]] (eigentlich ''Ernst Tobis''), der seine vollständige Sammlung zur Verfügung stellte, im Gegenzug Kustos des Museums wurde und in der Villa Bärenfett kostenfrei bis zu seinem Tode wohnen durfte. Das „Kaminzimmer“ der Villa Bärenfett dient auch als Veranstaltungsort.<br />
<br />
==== Hohenstein-Ernstthal ====<br />
In [[Hohenstein-Ernstthal]] befindet sich das unter Denkmalschutz stehende [[Karl-May-Haus]], in dem Karl May am 25. Februar 1842 geboren wurde. An dem etwa 300 Jahre alten Weberhaus wurde 1929 eine Erinnerungstafel für den berühmtesten Sohn der Stadt angebracht. Im Zuge der May-Renaissance in der DDR wurde es 1985 Gedenkstätte und Museum in Trägerschaft der Stadtverwaltung. Seit 1993 wird es von dem Historiker André Neubert geleitet, dem ein Wissenschaftlicher Beirat unter dem Vorsitz von Hans-Dieter Steinmetz beratend zur Seite steht. Neben der Dauerausstellung zu Mays Biografie gibt es ebenfalls wieder hergerichtete Räume, so eine Weberstube, und eine große Sammlung an fremdsprachigen Ausgaben zu sehen.<br />
<br />
Zu dem Komplex gehört neben dem eigentlichen Geburtshaus auch eine Begegnungsstätte auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in der jährlich zwischen dem 25. Februar und dem 30. März eine große Sonderausstellung und über das Jahr verteilt kleinere Ausstellungen gezeigt werden. Dort finden regelmäßig öffentliche Vorträge und die Tagungen des Wissenschaftlichen Beirats des Museums statt. Bestandteil der Ausstellung ist auch das erhaltene Arbeitszimmer von [[Werner Legère]], dessen Nachlass im Karl-May-Haus aufbewahrt wird. Gegenüber dem Karl-May-Haus (und neben der Begegnungsstätte) existiert seit Sommer 2006 ein öffentlich zugängliches [[Lapidarium]].<br />
<br />
=== Vereine ===<br />
Bereits zu Mays Lebzeiten bildeten sich erste Vereinigungen, so in den 1890er Jahren die „Karl-May-Clubs“.<ref>H. Wohlgschaft: ''Karl May – Leben und Werk.'' 2005, S. 1029.</ref> Auch heute noch gibt es verschiedene Arbeits- oder Freundeskreise, die sich mit Karl May befassen und oft öffentlich mit Veranstaltungsreihen auftreten. Während die früheren Vereinigungen der May-Verehrung oder zur Abwehr von Angriffen auf May dienten, haben die späteren auch Forschungsabsichten.<ref name="HeinemannOrganePerspektiven">Erich Heinemann: ''Organe und Perspektiven der Karl-May-Forschung.'' In: G. Ueding: ''Karl-May-Handbuch'' S. 559–564.</ref> Vereine gibt es im Umfeld der beiden Museen (Förderverein Karl-May-Museum Radebeul; Förderverein Karl-May-Haus) und&nbsp;– ohne konkreten Bezugspunkt&nbsp;– in Wien, Cottbus, Leipzig, Stuttgart und Berlin. Auch im nichtdeutschsprachigen Raum sind Vereinigungen angesiedelt wie in den Niederlanden, in Australien und Indonesien.<br />
<br />
Während viele dieser Vereine eigene Publikationen herausgeben (''Der Beobachter an der Elbe'', ''Karl-May-Haus Information'', ''Wiener Karl-May-Brief'', ''Karl May in Leipzig''), besteht das Magazin ''[[Karl May & Co.]]'' unabhängig davon.<br />
<br />
Der größte Verein ist die [[Karl-May-Gesellschaft]] mit knapp 1800 Mitgliedern. Sie wurde am 22. März 1969 gegründet. Ihr Ziel ist es, Mays Leben und Schaffen samt seiner Rezeptions- und Wirkungsgeschichte zu erforschen. Zudem sollen May und sein Werk einen angemessenen Platz in der Literaturgeschichte erhalten und in der Öffentlichkeit lebendig bleiben.<ref>''Satzung der Karl-May-Gesellschaft e.&nbsp;V.'' 2. März 2010.</ref> Zu den verschiedenen Publikationen gehören das „Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft“ (seit 1970 jedes Jahr ein Band), die ''Mitteilungen'' und ''Sonderhefte der Karl-May-Gesellschaft'', die ''KMG-Nachrichten'' sowie ein umfangreiches Reprintprogramm.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Karl-May-Fest]]<br />
* [[Karl-May-Festtage]]<br />
* [[Figuren aus Karl Mays Werken]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Viktor Böhm: ''Karl May und das Geheimnis seines Erfolgs.'' 2., neu bearbeitete Auflage. Prisma-Verlag, Gütersloh 1979, ISBN 3-19-500374-0.<br />
* Rainer Buck: ''Karl May. Der Winnetou-Autor und der christliche Glaube. Mit einem Vorwort von [[Jens Böttcher]]'', Moers: Brendow 2012.<br />
* {{NDB|16|519|522|May, Karl|[[Annette Deeken]]|118818651}}<br />
* [[Otto Eicke]]: ''Der verschüttete Quell.'' In: ''Karl-May-Jahrbuch 1930.'' [https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/kmjb/karl-may-jahrbuch_1930.pdf (Onlinefassung)], S. 65–76.<br />
* [[Christian Heermann]]: ''Winnetous Blutsbruder. Karl-May-Biografie.'' Zweite, überarbeitete und ergänzte Auflage. Karl-May-Verlag, Bamberg/Radebeul 2012, ISBN 978-3-7802-0161-4.<br />
* Wolfgang Hermesmeier, [[Stefan Schmatz]]: ''Traumwelten I. Bilder zum Werk Karl Mays''. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2004. ISBN 978-3-7802-0166-9. (Der erste Band stellt [[Illustrator]]en und ihre Arbeiten bis 1912 vor. Darunter fallen Künstler wie [[Fritz Bergen|Fritz]] und [[Claus Bergen]], [[Willy Moralt]], Gustave Fraipont, [[Willy Planck]], [[Sascha Schneider]], Peter Schnorr, [[Oskar Herrfurth]], [[Ewald Thiel]], Věnceslav Černý, Theodor Volz, [[Konrad Weigand]] und viele andere.)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Traumwelten_I |titel=Traumwelten I – Karl-May-Wiki |abruf=2020-06-09}}</ref><br />
* [[Frederik Hetmann]]: ''„Old Shatterhand, das bin ich“. Die Lebensgeschichte des Karl May.'' Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2000, ISBN 3-407-80872-0.<br />
* [[Gerhard Klußmeier]], Hainer Plaul: ''Karl May und seine Zeit. Bilder, Dokumente, Texte. Eine Bildbiographie.'' Karl-May-Verlag, Bamberg 2007, ISBN 978-3-7802-0181-2.<br />
* [[Thomas Kramer]]: ''Karl May. Ein biografisches Porträt.'' Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2012, ISBN 978-3-451-06237-7.<br />
* Hartmut Kühne, Christoph F. Lorenz: ''Karl May und die Musik.'' Bamberg/ Radebeul 1999, ISBN 3-7802-0154-2.<br />
* Holger Kuße (Hrsg.): ''Karl Mays Friedenswege. Sein Werk zwischen Völkerstereotyp und Pazifismus'', Bamberg/Radebeul: Karl-May-Verlag 2013; darin u. a.:<br />
** Thomas Kramer: ''Apachen, Goten, Ordensritter. Stereotype und Xenophobien bei Karl May und im historischen Roman seiner Zeit'', S. 117 ff.<br />
** Ludger Udolph: ''Juden und Judentum bei Karl May'', S. 146 ff.<br />
** [[Johannes Zeilinger]]: ''Im Lande des Mahdi – Karl May begegnet dem islamischen Fundamentalismus'', S. 183 ff.<br />
** Svenja Bach: ''Im Dialog mit dem Orient. Interreligiöse Gespräche als Ausdruck des zentralen Konfliktes in Karl Mays Orientzyklus'', S. 225 ff.<br />
** [[Wilhelm Brauneder]]: ''Karl Mays Nordamerika-Auswanderung als Modell innerer und äußerer Befriedung'', S. 266 ff.<br />
** Holger Kuße: ''„Ein guter Geist spricht alle Sprachen“ – die Begegnung der Kulturen im Werk Karl Mays und der Literatur des 19. Jahrhunderts'', S. 283 ff.<br />
* Christoph F. Lorenz (Hrsg.): ''Zwischen Himmel und Hölle. Karl May und die Religion.'' Bamberg 2013 (2., ergänzte Aufl.), ISBN 978-3-7802-0165-2.<br />
* [[Hans-Jörg_Neuschäfer|Hans-Jörg Neuschäfer]]: ''Karl May und der französische Feuilletonroman.'' In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1996, pp. 231-246.<br />
* Michael Petzel, Jürgen Wehnert: ''Das neue Lexikon rund um Karl May.'' Lexikon Imprint Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-89602-509-0.<br />
* Hainer Plaul: ''Illustrierte Karl-May-Bibliographie.'' Unter Mitwirkung von Gerhard Klußmeier. Saur, München/ London/ New York/ Paris 1989, ISBN 3-598-07258-9.<br />
* [[Claus Roxin]] u. a. (Hrsg.): ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft.'' Husum seit 1970. (Unvollständige [http://karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/index.htm Volltextausgabe] im Internet).<br />
* Claus Roxin: ''Karl May, das Strafrecht und die Literatur. Essays'' (= ''Promenade.'' Band 8). Klöpfer, Meyer & Co., Tübingen 1997, ISBN 3-931402-10-X.<br />
* Rüdiger Schaper: ''Karl May: Untertan, Hochstapler, Übermensch.'' Siedler-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-88680-975-2.<br />
* [[Lothar Schmid]]: ''90 Jahre Verlagsarbeit für Karl May.'' In: ''Der geschliffene Diamant.'' Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2003, ISBN 3-7802-0160-7, S. 5–88.<br />
* [[Arno Schmidt]]: ''Abu Kital. Vom neuen Großmystiker.'' In: ''Dya Na Sore. Gespräche in einer Bibliothek.'' Karlsruhe 1958, S. 150–193; heute in: Arno Schmidt: ''Dialoge 2'' (Bargfelder Ausgabe, Werkgruppe II/2). Zürich 1990, S. 31–59.<br />
* Arno Schmidt: ''Sitara und der Weg dorthin. Eine Studie über Wesen, Werk & Wirkung Karl Mays.'' Stahlberg Verlag Karlsruhe 1963. Neuabdruck Fischer Taschenbuchverlag 1998.<br />
* [[Helmut Schmiedt]]: ''Der Schriftsteller Karl May. Beiträge zu Werk und Wirkung.'' Hrsg. von Helga Arend. Hansa, Husum 2000, ISBN 3-920421-79-5.<br />
* Helmut Schmiedt: ''Karl May oder Die Macht der Phantasie.'' C.H. Beck Verlag, München 2011, ISBN 978-3-406-62116-1.<br />
* [[Dieter Sudhoff]], [[Hans-Dieter Steinmetz]] (Hrsg.): ''Karl-May-Chronik.'' 5 Bände + Begleitbuch. Karl-May-Verlag, Bamberg 2005–2006, ISBN 3-7802-0170-4.<br />
* [[Gert Ueding]] (Hrsg.): ''Karl-May-Handbuch.'' 2., erweiterte und bearbeitete Auflage. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-1813-3.<br />
* Hartmut Vollmer (Hrsg.): ''Karl May zum Vergnügen'', Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2011, ISBN 978-3-15-018801-9.<br />
* [[Hermann Wohlgschaft]]: ''Karl May – Leben und Werk.'' 3 Bände. Bücherhaus, Bargfeld 2005, ISBN 3-930713-93-4. ([http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/biographie/index.htm Online-Version der Erstfassung] u.&nbsp;d.&nbsp;T. ''Große Karl May Biographie'' von 1994)<br />
* Pete Wolf: ''Karl May in „Ost“ und „West“. Zur May-Rezeption in ČSSR, Ungarn, Polen und anderen Ländern.'' (= ''Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft.'' Nr.&nbsp;77). Aus dem Englischen und mit Anmerkungen und Anhang von [[Hanswilhelm Haefs]]. Karl-May-Gesellschaft, Berlin 1988, {{DNB|951324497}}.<br />
* [[Hans Wollschläger]]: ''Karl May: Grundriß<!-- sic! --> eines gebrochenen Lebens''. Diogenes, Zürich 1965. (2. Auflage 1976, ISBN 3-257-20253-9, 3. Auflage. Wallstein, Göttingen 2004, ISBN 3-89244-740-3)<br />
* [[Erich Wulffen]]: ''Karl Mays Inferno. Eine kriminalpsychologische Biografie''. Herausgegeben und kommentiert von Albrecht [[Götz von Olenhusen]] und [[Jürgen Seul]] unter Mitarbeit von Sigrid Seltmann, Bamberg/ Radebeul: Karl-May-Verlag 2017, ISBN 978-3-7802-0561-2.<br />
* Burghard Bartos: ''Old Shatterhand, das bin ich. Karl May.'' 2. Auflage, Carlsen, Hamburg 1992, ISBN 3-551-55251-7.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
{{Wikisource}}<br />
{{Wikiquote}}<br />
* {{DNB-Portal|118818651}}<br />
* {{DDB|Person|118818651}}<br />
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/May,+Karl}}<br />
* {{PGDA|may}}<br />
* {{Pressemappe|FID=pe/019547}}<br />
* {{DHM-HdG|Bio=karl-may|Autor=Susanne Eckelmann}}<br />
* {{OL-Autor|OL21836A}}<br />
* [http://www.deutschefotothek.de/?freitext:May%20+freitext:Karl Bilder und Scans zu Karl May] bei der [[Deutsche Fotothek|Deutschen Fotothek]]<br />
* Interessengemeinschaft Karl-May-Haus: [http://www.karl-may-wiki.de Karl-May-Wiki]<br />
* [https://archive.org/search.php?query=karl%20may&and&#91;&#93;=languageSorter%3A%22German%22 Karl May] im Internet Archive<br />
<br />
=== Zum literarischen Werk ===<br />
* [http://karl-may-gesellschaft.de/ Karl-May-Gesellschaft e.&nbsp;V.] Literatur der KMG, Biografie, Bibliografie der Sekundärliteratur, Figurenlexikon und Werke im Volltext<br />
* [http://www.karl-may-buecher.de/ Bibliografische Datenbank] für alle Ausgaben nach 1963.<br />
* [http://www.karl-may-bibliografie.de/ Karl-May-Bibliografie] von Wolfgang Hermesmeier<br />
* Edmund-Kara Jendrewski: ''Illustrierte Bibliografie der Werke von Karl May, die im Verlag von Friedrich E. Fehsenfeld, Freiburg i. Br., verlegt worden sind. 1892 bis 1912.'' 2018, ISBN 978-3-7450-9401-5.<br />
* Karlheinz Everts: [http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/everts/kmkorpus/arbeita.htm ''Das Karl-May-Korpus.''] Ein linguistisch annotiertes Korpus der Werke des Autors Karl May und einiger seiner Zeitgenossen.<br />
* Horst Dürr: [http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/diverse/Duerr_Horst_Gesammelte_Spuren/Horst_Duerr_Gesammelte_Spuren.pdf ''Gesammelte Spuren. Karl Mays Werke – Unterschiede zwischen den Texten der ›Gesammelten Werke‹ und der digitalen Fassung der ›Historisch-kritischen Ausgabe‹.'']<br />
<br />
=== Institutionen ===<br />
* [http://www.karl-may-stiftung.de/ Karl-May-Stiftung]<br />
* [http://www.karl-may.de/pages/service.php Karl-May-Verlag]<!-- Link führt nicht direkt zum Shop, sondern zu Verlagsgeschichte, Kontakt, etc. --><br />
* [http://www.karl-may-museum.de/ Karl-May-Museum in Radebeul]<br />
* [http://www.karl-may-haus.de/ Karl-May-Haus Hohenstein-Ernstthal (Museum)]<br />
* [http://karl-may-gesellschaft.de/ Karl-May-Gesellschaft e. V.]<!-- der Vollständigkeit halber noch einmal erwähnt --><br />
* [http://karl-may-wiki.de/index.php/Vereine Überblick über weitere Vereine mit Schwerpunkt Karl May]<br />
<br />
=== Adaptionen ===<br />
* [http://www.karl-may-filme.de/ Übersicht über die Karl-May-Filme]<br />
* [http://www.karl-may-hoerspiele.info/ Datenbank] für Karl-May-Hörspiele und -Hörbücher<br />
* [https://www.geo.de/geolino/mensch/2981-rtkl-karl-may-karl-mays-indianervokabeln-und-ihre-tatsaechliche-bedeutung#manitu ''Karl Mays Indianervokalbeln und ihre tätsächliche Bedeutung'']<br />
<br />
=== Sonstiges ===<br />
* {{ChoralWiki}}<br />
* {{IMSLP|id=May, Karl}}<br />
<br />
== Einzelnachweise und Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Karl May}}<br />
<br />
{{Lesenswert|18. Februar 2007|27980168}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118818651|LCCN=n/79/22890|NDL=00449235|VIAF=24605183}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:May, Karl}}<br />
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]]<br />
[[Kategorie:Bestsellerautor (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Literatur (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]<br />
[[Kategorie:Abenteuerroman]]<br />
[[Kategorie:Westernliteratur]]<br />
[[Kategorie:Karl May| ]]<br />
[[Kategorie:Stifter]]<br />
[[Kategorie:Schriftsteller (Radebeul)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1842]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1912]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=May, Karl<br />
|ALTERNATIVNAMEN=May, Karl Friedrich (vollständiger Name); May, Carl Friedrich<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Schriftsteller<br />
|GEBURTSDATUM=25. Februar 1842<br />
|GEBURTSORT=[[Ernstthal (Hohenstein-Ernstthal)]]<br />
|STERBEDATUM=30. März 1912<br />
|STERBEORT=[[Radebeul]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=HamburgLesen&diff=216848033
HamburgLesen
2021-10-31T19:40:22Z
<p>Textundblog: Preisträger 2021 hinzugefügt</p>
<hr />
<div>Der '''Buchpreis HamburgLesen''' ist ein Literaturpreis, den die [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg|Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky]] seit 2013 jährlich vergibt. Ausgezeichnet wird jeweils ein Buch, das sich in herausragender Weise mit dem Thema Hamburg befasst. Das Preisgeld beträgt (Stand: 2021) 5.000 Euro.<br />
<br />
== Auswahlverfahren ==<br />
Die Staats- und Universitätsbibliothek sammelt [[Pflichtexemplar]]e aller Publikationen, die Hamburg als Verlagsort angeben, darüber hinaus sämtliche Schriften, die ''über Hamburg'' veröffentlicht werden. Davon werden jedes Jahr etwa 2000 Exemplare erworben. Aus ihnen trifft für HamburgLesen zunächst ein Mitarbeiterteam der Bibliothek eine Vorauswahl von 200 bis 300 Bänden, die preiswürdig erscheinen.<br />
<br />
Experten des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt treffen dann eine weitere Auswahl: Sie ermitteln sieben Titel, die einer Jury vorgeschlagen werden (''Shortlist''). Die Jury besteht aus jährlich wechselnden Mitgliedern, die aus einem festen Kreis stammen.<ref>[https://blogs.sub.uni-hamburg.de/hamburglesen/?page_id=9 Zusammensetzung der Jury], abgerufen am 21. Februar 2021</ref> Sie entscheidet schließlich über den Preisträger.<br />
<br />
== Bisherige Preisträger ==<br />
* 2013: [[Joachim Kersten]] (Hrsg.): ''[[Arno Schmidt]] in Hamburg''<br />
* 2014: [[Maike Bruhns]]: ''Bauschmuck bei [[Fritz Schumacher]]''<br />
* 2015: [[Michael Kleeberg]]: ''Vaterjahre''<br />
* 2016: [[Henning Rademacher]] (Hrsg.): ''Der Hafen. Fotografien des [[Hamburger Hafen]]s 1930 – 1970''<br />
* 2017: [[Holger Jass]]: ''Mein [[Onkel Pö]]''<br />
* 2018: [[Michael Batz]]: ''[[Speicherstadt]] Story – Geschichten von Menschen und Handel''<br />
* 2019: [[Kristina Volke]]: ''[[Bernhard Heisig|Heisig]] malt [[Helmut Schmidt|Schmidt]]: eine deutsche Geschichte über Kunst und Politik''<br />
* 2020: [[Christian Bau (Regisseur)|Christian Bau]] (Hrsg.): ''[[Peter-Ernst Eiffe|Eiffe]] for President. Alle Ampeln auf gelb''<br />
* 2021: Heino Grunert (Hrsg.): ''Von der Festung bis Planten un Blomen. Die Hamburger Wallanlagen''<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://buchpreis.hamburglesen.de/ Webseite von HamburgLesen]<br />
<br />
[[Kategorie:Literaturpreis (Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Erstverleihung 2013]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=HamburgLesen&diff=213670808
HamburgLesen
2021-07-08T11:50:56Z
<p>Textundblog: Stand Preisgeld 2021 und Weblink aktualisiert.</p>
<hr />
<div>Der '''Buchpreis HamburgLesen''' ist ein Literaturpreis, den die [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg|Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky]] seit 2013 jährlich vergibt. Ausgezeichnet wird jeweils ein Buch, das sich in herausragender Weise mit dem Thema Hamburg befasst. Das Preisgeld beträgt (Stand: 2021) 5.000 Euro.<br />
<br />
== Auswahlverfahren ==<br />
Die Staats- und Universitätsbibliothek sammelt [[Pflichtexemplar]]e aller Publikationen, die Hamburg als Verlagsort angeben, darüber hinaus sämtliche Schriften, die ''über Hamburg'' veröffentlicht werden. Davon werden jedes Jahr etwa 2000 Exemplare erworben. Aus ihnen trifft für HamburgLesen zunächst ein Mitarbeiterteam der Bibliothek eine Vorauswahl von 200 bis 300 Bänden, die preiswürdig erscheinen.<br />
<br />
Experten des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt treffen dann eine weitere Auswahl: Sie ermitteln sieben Titel, die einer Jury vorgeschlagen werden (''Shortlist''). Die Jury besteht aus jährlich wechselnden Mitgliedern, die aus einem festen Kreis stammen.<ref>[https://blogs.sub.uni-hamburg.de/hamburglesen/?page_id=9 Zusammensetzung der Jury], abgerufen am 21. Februar 2021</ref> Sie entscheidet schließlich über den Preisträger.<br />
<br />
== Bisherige Preisträger ==<br />
* 2013: [[Joachim Kersten]] (Hrsg.): ''[[Arno Schmidt]] in Hamburg''<br />
* 2014: [[Maike Bruhns]]: ''Bauschmuck bei [[Fritz Schumacher]]''<br />
* 2015: [[Michael Kleeberg]]: ''Vaterjahre''<br />
* 2016: [[Henning Rademacher]] (Hrsg.): ''Der Hafen. Fotografien des [[Hamburger Hafen]]s 1930 – 1970''<br />
* 2017: [[Holger Jass]]: ''Mein [[Onkel Pö]]''<br />
* 2018: [[Michael Batz]]: ''[[Speicherstadt]] Story – Geschichten von Menschen und Handel''<br />
* 2019: [[Kristina Volke]]: ''[[Bernhard Heisig|Heisig]] malt [[Helmut Schmidt|Schmidt]]: eine deutsche Geschichte über Kunst und Politik''<br />
* 2020: [[Christian Bau (Regisseur)|Christian Bau]] (Hrsg.): ''[[Peter-Ernst Eiffe|Eiffe]] for President. Alle Ampeln auf gelb''<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://buchpreis.hamburglesen.de/ Webseite von HamburgLesen]<br />
<br />
[[Kategorie:Literaturpreis (Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Erstverleihung 2013]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Uwe_Koschinat&diff=210618522
Uwe Koschinat
2021-04-06T12:34:50Z
<p>Textundblog: </p>
<hr />
<div><br />
{{Infobox Fußballspieler<br />
| kurzname = Uwe Koschinat<br />
| bildname = <br />
| bildunterschrift = <br />
| langname = <br />
| geburtstag = [[1. September]] [[1971]]<br />
| geburtsort = [[Koblenz]]<br />
| geburtsland = [[Deutschland]]<br />
| sterbedatum = <br />
| sterbeort = <br />
| sterbeland = <br />
| größe = 178 cm<br />
| position = [[Abwehrspieler|Abwehr]]<br />
| jugendvereine_tabelle = <br />
| vereine_tabelle = <br />
{{Team-Station|1992–1993|[[VfL Wolfsburg]]|3 (0)}}<br />
{{Team-Station|1993–2002|[[TuS Koblenz]]}}<br />
{{Team-Station|2002–2003|[[FV Engers 07]]}}<br />
{{Team-Station|2003–2004|[[TuS Koblenz]]}}<br />
| nationalmannschaft_tabelle = <br />
| trainer_tabelle = <br />
{{Team-Station|2006–2011|[[TuS Koblenz]] (Co-Trainer)}}<br />
{{Team-Station|2009|[[TuS Koblenz]] (interim)}}<br />
{{Team-Station|2011–2018|[[SC Fortuna Köln]]}}<br />
{{Team-Station|2018–2020|[[SV Sandhausen]]}}<br />
| lgupdate = <br />
| nmupdate = <br />
}}<br />
'''Uwe Koschinat''' (* [[1. September]] [[1971]] in [[Koblenz]]) ist ein ehemaliger [[Deutschland|deutscher]] [[Fußballspieler]] und heutiger [[Fußballtrainer|-trainer]]. Zuletzt war er [[Trainer|Cheftrainer]] des [[SV Sandhausen]].<br />
<br />
== Karriere ==<br />
=== Als Spieler ===<br />
Seine ersten Pflichtspiele als Profi absolvierte er 1992 in den Aufstiegsspielen zur [[2. Fußball-Bundesliga|2. Bundesliga]], die er mit dem [[VfL Wolfsburg]] als Aufsteiger abschloss. In der folgenden Saison spielte er für die Wolfsburger in der Zweiten Liga, wo sich der 1,78 m große Abwehrspieler aber nicht durchsetzen konnte. Ab der Saison 1993/94 spielte er für die [[TuS Koblenz]] in der Ober- und der Regionalliga. 2002 wechselte er für ein Jahr zum [[FV Engers 07]], bevor er seine Karriere 2004 bei der TuS Koblenz ausklingen ließ.<br />
<br />
=== Als Trainer ===<br />
Nach seiner aktiven Laufbahn arbeitete er ab 2006 zunächst als Co-Trainer bei der TuS Koblenz. Im Dezember 2009 übernahm er kurzzeitig als Interimstrainer nach der Entlassung von [[Uwe Rapolder]] die Führung der Mannschaft. Nach der Berufung von [[Petrik Sander]] war er wieder Co-Trainer. Im Frühjahr 2011 schloss er seine Trainerausbildung mit dem Erwerb [[Trainerlizenz]] an der [[Sporthochschule Köln]] zusammen mit u.&nbsp;a. [[Roger Schmidt (Fußballtrainer)|Roger Schmidt]], [[Sami Hyypiä]], [[Thomas Schneider (Fußballspieler, 1972)|Thomas Schneider]], und [[Markus Gisdol]] erfolgreich ab.<ref>[http://www.otz.de/web/zgt/sport/detail/-/specific/FC-Carl-Zeiss-Trainer-Zimmermann-mit-vier-Bundesliga-Trainern-auf-Schulbank-1821612176 FC-Carl-Zeiss-Trainer Zimmermann mit vier Bundesliga-Trainern auf Schulbank]</ref> Im Sommer des gleichen Jahres wechselte er als Cheftrainer zum SC Fortuna Köln. Seine Einstellung wurde im Rahmen des Projekts [[SC Fortuna Köln#deinfussballclub.de (2008–2012)|DeinFußballclub.de]] von 74,83 % der Vereinsmitglieder abgesegnet. In der Saison 2012/13 holte er mit seinem neuen Verein sogleich die Vizemeisterschaft in der [[Fußball-Regionalliga West]] und gewann zudem am 29. Mai 2013 das Endspiel um den Mittelrheinpokal gegen [[Alemannia Aachen]] mit 2:1. Dadurch qualifizierten sich die Kölner für die erste Hauptrunde im [[DFB-Pokal]], in der Koschinats Mannschaft im August 2013 auf den Bundesligisten [[FSV Mainz 05]] traf. Dort schlug man sich achtbar und unterlag nur knapp mit 1:2.<br />
<br />
In der Saison 2013/14 wurde Fortuna Köln schließlich Meister der Regionalliga West. In den beiden Entscheidungsspielen um den Aufstieg in die [[3. Fußball-Liga|3. Liga]] konnte man sich gegen den Meister der [[Regionalliga Bayern]], die zweite Mannschaft des [[FC Bayern München]], mit einem 1:0-Heimsieg und einer 1:2-Auswärtsniederlage knapp durchsetzen. Am 12. Januar 2018 wurde bekannt, dass Koschinats Vertrag mit Fortuna Köln vorzeitig verlängert wurde.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.express.de/sport/fussball/fortuna-koeln/vertragsverlaengerung-uwe-koschinat-bleibt-trainer-bei-fortuna-koeln-29476118 |titel=Vertragsverlängerung Uwe Koschinat bleibt Trainer bei Fortuna Köln |datum=2018-01-12 |zugriff=2018-01-12}}</ref><br />
<br />
Am 15. Oktober 2018 wurde Koschinats Vertrag bei der Fortuna jedoch auf eigenen Wunsch aufgelöst. Am selben Tag stellte ihn der [[2. Fußball-Bundesliga|Zweitligist]] [[SV Sandhausen]] als neuen Cheftrainer vor und stattete ihn mit einem Vertrag bis 2020 aus.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.kicker.de/news/fussball/2bundesliga/startseite/733909/artikel_trainerwechsel_sandhausen-holt-koschinat-von-fortuna-koeln.html |titel=Trainerwechsel: Sandhausen holt Koschinat von Fortuna Köln |werk=www.kicker.de |hrsg= |datum=15. Oktober 2015 |zugriff=15. Oktober 2015 |sprache=}}</ref> Nachdem der ''SVS'' die Hinrunde der [[2. Fußball-Bundesliga 2019/20|Saison 2019/20]] auf einem „historischen“ neunten Rang beendet hatte, erhielt Koschinat eine Vertragsverlängerung bis Juni 2022<ref>[https://www.svs1916.de/aktuell/nachrichten/news/detail/news/detail/News/sv-sandhausen-und-uwe-koschinat-verlaengern-ihre-zusammenarbeit.html ''SV Sandhausen und Uwe Koschinat verlänger ihre Zusammenarbeit''], svs1916.de, abgerufen am 22. Dezember 2019</ref>; die Rückserie beendete die Mannschaft letztendlich auf dem 10. Platz. Nach fünf sieglosen Partien in Folge stellte der Verein seinen Cheftrainer im Anschluss an den 8. Spieltag der [[2. Fußball-Bundesliga 2020/21|Folgesaison]] frei.<ref>[https://svs1916.de/aktuelles/news/detail/article/der-sv-sandhausen-trennt-sich-mit-sofortiger-wirkung-von-trainer-uwe-koschinat.html ''Der SV Sandhausen trennt sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Uwe Koschinat''], svs1916.de, abgerufen am 24. November 2020</ref> Zur Saison 2021/2022 wird Koschinat Cheftrainer des [[1. FC Saarbrücken]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fc-saarbruecken.de/startseite/newsdetail/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=2858&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=47cd70fa421aa983f1c1aba211def8bd |titel=Uwe Koschinat übernimmt ab Sommer die Zügel beim FCS |werk= |hrsg=1. FC Saarbrücken |datum=2021-04-06 |abruf=2021-04-06 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{Weltfussball|uwe-koschinat}}<br />
* {{Transfermarkt|4688|Typ=trainer}}<br />
* {{FuPa|uwe-koschinat-26244}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=1051154979|VIAF=308711377}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Koschinat, Uwe}}<br />
[[Kategorie:Fußballspieler (VfL Wolfsburg)]]<br />
[[Kategorie:Fußballspieler (TuS Koblenz)]]<br />
[[Kategorie:Fußballtrainer (TuS Koblenz)]]<br />
[[Kategorie:Fußballtrainer (SC Fortuna Köln)]]<br />
[[Kategorie:Fußballtrainer (SV Sandhausen)]]<br />
[[Kategorie:Person (Koblenz)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1971]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Koschinat, Uwe<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Fußballspieler und -trainer<br />
|GEBURTSDATUM=1. September 1971<br />
|GEBURTSORT=[[Koblenz]], Deutschland<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Uwe_Koschinat&diff=210618426
Uwe Koschinat
2021-04-06T12:32:43Z
<p>Textundblog: Neue Trainerstaton ab 2021/2022: 1. FCS</p>
<hr />
<div><br />
{{Infobox Fußballspieler<br />
| kurzname = Uwe Koschinat<br />
| bildname = <br />
| bildunterschrift = <br />
| langname = <br />
| geburtstag = [[1. September]] [[1971]]<br />
| geburtsort = [[Koblenz]]<br />
| geburtsland = [[Deutschland]]<br />
| sterbedatum = <br />
| sterbeort = <br />
| sterbeland = <br />
| größe = 178 cm<br />
| position = [[Abwehrspieler|Abwehr]]<br />
| jugendvereine_tabelle = <br />
| vereine_tabelle = <br />
{{Team-Station|1992–1993|[[VfL Wolfsburg]]|3 (0)}}<br />
{{Team-Station|1993–2002|[[TuS Koblenz]]}}<br />
{{Team-Station|2002–2003|[[FV Engers 07]]}}<br />
{{Team-Station|2003–2004|[[TuS Koblenz]]}}<br />
| nationalmannschaft_tabelle = <br />
| trainer_tabelle = <br />
{{Team-Station|2006–2011|[[TuS Koblenz]] (Co-Trainer)}}<br />
{{Team-Station|2009|[[TuS Koblenz]] (interim)}}<br />
{{Team-Station|2011–2018|[[SC Fortuna Köln]]}}<br />
{{Team-Station|2018–2020|[[SV Sandhausen]]}}<br />
| lgupdate = <br />
| nmupdate = <br />
}}<br />
'''Uwe Koschinat''' (* [[1. September]] [[1971]] in [[Koblenz]]) ist ein ehemaliger [[Deutschland|deutscher]] [[Fußballspieler]] und heutiger [[Fußballtrainer|-trainer]]. Zuletzt war er [[Trainer|Cheftrainer]] des [[SV Sandhausen]].<br />
<br />
== Karriere ==<br />
=== Als Spieler ===<br />
Seine ersten Pflichtspiele als Profi absolvierte er 1992 in den Aufstiegsspielen zur [[2. Fußball-Bundesliga|2. Bundesliga]], die er mit dem [[VfL Wolfsburg]] als Aufsteiger abschloss. In der folgenden Saison spielte er für die Wolfsburger in der Zweiten Liga, wo sich der 1,78 m große Abwehrspieler aber nicht durchsetzen konnte. Ab der Saison 1993/94 spielte er für die [[TuS Koblenz]] in der Ober- und der Regionalliga. 2002 wechselte er für ein Jahr zum [[FV Engers 07]], bevor er seine Karriere 2004 bei der TuS Koblenz ausklingen ließ.<br />
<br />
=== Als Trainer ===<br />
Nach seiner aktiven Laufbahn arbeitete er ab 2006 zunächst als Co-Trainer bei der TuS Koblenz. Im Dezember 2009 übernahm er kurzzeitig als Interimstrainer nach der Entlassung von [[Uwe Rapolder]] die Führung der Mannschaft. Nach der Berufung von [[Petrik Sander]] war er wieder Co-Trainer. Im Frühjahr 2011 schloss er seine Trainerausbildung mit dem Erwerb [[Trainerlizenz]] an der [[Sporthochschule Köln]] zusammen mit u.&nbsp;a. [[Roger Schmidt (Fußballtrainer)|Roger Schmidt]], [[Sami Hyypiä]], [[Thomas Schneider (Fußballspieler, 1972)|Thomas Schneider]], und [[Markus Gisdol]] erfolgreich ab.<ref>[http://www.otz.de/web/zgt/sport/detail/-/specific/FC-Carl-Zeiss-Trainer-Zimmermann-mit-vier-Bundesliga-Trainern-auf-Schulbank-1821612176 FC-Carl-Zeiss-Trainer Zimmermann mit vier Bundesliga-Trainern auf Schulbank]</ref> Im Sommer des gleichen Jahres wechselte er als Cheftrainer zum SC Fortuna Köln. Seine Einstellung wurde im Rahmen des Projekts [[SC Fortuna Köln#deinfussballclub.de (2008–2012)|DeinFußballclub.de]] von 74,83 % der Vereinsmitglieder abgesegnet. In der Saison 2012/13 holte er mit seinem neuen Verein sogleich die Vizemeisterschaft in der [[Fußball-Regionalliga West]] und gewann zudem am 29. Mai 2013 das Endspiel um den Mittelrheinpokal gegen [[Alemannia Aachen]] mit 2:1. Dadurch qualifizierten sich die Kölner für die erste Hauptrunde im [[DFB-Pokal]], in der Koschinats Mannschaft im August 2013 auf den Bundesligisten [[FSV Mainz 05]] traf. Dort schlug man sich achtbar und unterlag nur knapp mit 1:2.<br />
<br />
In der Saison 2013/14 wurde Fortuna Köln schließlich Meister der Regionalliga West. In den beiden Entscheidungsspielen um den Aufstieg in die [[3. Fußball-Liga|3. Liga]] konnte man sich gegen den Meister der [[Regionalliga Bayern]], die zweite Mannschaft des [[FC Bayern München]], mit einem 1:0-Heimsieg und einer 1:2-Auswärtsniederlage knapp durchsetzen. Am 12. Januar 2018 wurde bekannt, dass Koschinats Vertrag mit Fortuna Köln vorzeitig verlängert wurde.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.express.de/sport/fussball/fortuna-koeln/vertragsverlaengerung-uwe-koschinat-bleibt-trainer-bei-fortuna-koeln-29476118 |titel=Vertragsverlängerung Uwe Koschinat bleibt Trainer bei Fortuna Köln |datum=2018-01-12 |zugriff=2018-01-12}}</ref><br />
<br />
Am 15. Oktober 2018 wurde Koschinats Vertrag bei der Fortuna jedoch auf eigenen Wunsch aufgelöst. Am selben Tag stellte ihn der [[2. Fußball-Bundesliga|Zweitligist]] [[SV Sandhausen]] als neuen Cheftrainer vor und stattete ihn mit einem Vertrag bis 2020 aus.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.kicker.de/news/fussball/2bundesliga/startseite/733909/artikel_trainerwechsel_sandhausen-holt-koschinat-von-fortuna-koeln.html |titel=Trainerwechsel: Sandhausen holt Koschinat von Fortuna Köln |werk=www.kicker.de |hrsg= |datum=15. Oktober 2015 |zugriff=15. Oktober 2015 |sprache=}}</ref> Nachdem der ''SVS'' die Hinrunde der [[2. Fußball-Bundesliga 2019/20|Saison 2019/20]] auf einem „historischen“ neunten Rang beendet hatte, erhielt Koschinat eine Vertragsverlängerung bis Juni 2022<ref>[https://www.svs1916.de/aktuell/nachrichten/news/detail/news/detail/News/sv-sandhausen-und-uwe-koschinat-verlaengern-ihre-zusammenarbeit.html ''SV Sandhausen und Uwe Koschinat verlänger ihre Zusammenarbeit''], svs1916.de, abgerufen am 22. Dezember 2019</ref>; die Rückserie beendete die Mannschaft letztendlich auf dem 10. Platz. Nach fünf sieglosen Partien in Folge stellte der Verein seinen Cheftrainer im Anschluss an den 8. Spieltag der [[2. Fußball-Bundesliga 2020/21|Folgesaison]] frei.<ref>[https://svs1916.de/aktuelles/news/detail/article/der-sv-sandhausen-trennt-sich-mit-sofortiger-wirkung-von-trainer-uwe-koschinat.html ''Der SV Sandhausen trennt sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Uwe Koschinat''], svs1916.de, abgerufen am 24. November 2020</ref> Zur Saison 2021/2022 wird Koschinat Cheftrainer des 1. FC Saarbrücken.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fc-saarbruecken.de/startseite/newsdetail/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=2858&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=47cd70fa421aa983f1c1aba211def8bd |titel=Uwe Koschinat übernimmt ab Sommer die Zügel beim FCS |werk= |hrsg=1. FC Saarbrücken |datum=2021-04-06 |abruf=2021-04-06 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{Weltfussball|uwe-koschinat}}<br />
* {{Transfermarkt|4688|Typ=trainer}}<br />
* {{FuPa|uwe-koschinat-26244}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=1051154979|VIAF=308711377}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Koschinat, Uwe}}<br />
[[Kategorie:Fußballspieler (VfL Wolfsburg)]]<br />
[[Kategorie:Fußballspieler (TuS Koblenz)]]<br />
[[Kategorie:Fußballtrainer (TuS Koblenz)]]<br />
[[Kategorie:Fußballtrainer (SC Fortuna Köln)]]<br />
[[Kategorie:Fußballtrainer (SV Sandhausen)]]<br />
[[Kategorie:Person (Koblenz)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1971]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Koschinat, Uwe<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Fußballspieler und -trainer<br />
|GEBURTSDATUM=1. September 1971<br />
|GEBURTSORT=[[Koblenz]], Deutschland<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staats-_und_Universit%C3%A4tsbibliothek_Hamburg&diff=208096578
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
2021-01-26T13:47:16Z
<p>Textundblog: /* Erste Bibliothekare, Direktorinnen und Direktoren der BibliothekListe nach Kayser, 500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg 1479–1979 */ Franz Eyssenhardt in Direktorenliste eingefügt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Bibliothek<br />
|Name = Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br /> Carl von Ossietzky<br />
|Bild = [[Datei:Logo Staats- und Universitätsbibliotehk Hamburg.svg|200px]]<br />
|Bild-Titel = <br />
|Gründung = [[1479]] und [[1919]]<br />
|Bestand = 5 Millionen<br />
|Bibliothekstyp = [[Universitätsbibliothek]], [[Regionalbibliothek|Landesbibliothek]]<br />
|Ort = [[Hamburg]]<br />
|ISIL = DE-18<br />
|Leitung = [[Robert Zepf]]<br />
|Website = http://www.sub.uni-hamburg.de/<br />
}}<br />
[[Datei:Stabi Fassade Haupteingang.jpg|mini|Haupteingang der Stabi]]<br />
[[Datei:Staatsbibliothek Hamburg-Altbau.JPG|mini|Altbau der Stabi, ehemals [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasium]]]]<br />
[[Datei:BKHS-FOTAR2020-Plenum.jpg|mini|Lichthof im Altbau der Stabi mit Teilnehmern einer Konferenz der [[Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung]] (2020)]]<br />
[[Datei:Lesesaal-stabihh-2018.JPG|mini|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2018)]]<br />
[[Datei:Lesesaalblick.jpg|mini|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2006)]]<br />
Die '''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky''' (kurz ''Stabi'' oder ''SUB Hamburg'') ist die größte [[wissenschaftliche Bibliothek]] des Stadtstaates [[Hamburg]] und der [[Metropolregion Hamburg]]. Die öffentliche [[Bibliothek]] ist insbesondere eine zentrale Bibliothek der [[Universität Hamburg]] und der anderen [[Bildung und Forschung in Hamburg|staatlichen Hochschulen und Forschungsinstitutionen]] ([[Universitätsbibliothek]]). Sie dient der Literatur- und Informationsversorgung von [[Wissenschaft]], [[Kultur]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Wirtschaft]] und [[Verwaltung]]. Seit 2011 hat sie die Rechtsform eines [[Landesbetrieb]]s, der zur [[Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke]] gehört.<br />
<br />
Die Bibliothek wird von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen und versieht die Aufgaben einer [[Regionalbibliothek|Landes-]] und [[Archivbibliothek]]. Zudem hat sie als Staatsbibliothek das [[Pflichtexemplar]]recht für Hamburg inne. Sie nimmt somit eine bedeutende Stellung innerhalb der [[Bibliotheken in Hamburg|Hamburger Bibliotheken]] ein. Zu Ehren des aus Hamburg stammenden Friedensnobelpreisträgers und Opfer des Nationalsozialismus trägt sie seit 1983 den Namen von [[Carl von Ossietzky]].<br />
<br />
Direktor der SUB Hamburg ist seit dem 2. September 2019 [[Robert Zepf]].<ref>{{Internetquelle |url=https://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=27711 |titel=Der neue Stabi-Direktor Robert Zepf ist da |werk=Stabi-Blog |datum=2019-09-02 |abruf=2019-09-02 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
== Lage ==<br />
Ihren Hauptsitz hat sie seit 1945 im Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] im [[Bezirk Eimsbüttel]] ([[Werner von Melle|Von-Melle]]-Park 3). Hier liegt sie zentral am Hauptcampus des Universitätsviertels ([[Grindel (Hamburg)|Grindelviertel]]) mit weiteren zentralen Einrichtungen der Universität Hamburg und nahestehenden Institutionen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Hamburger Ratsbibliothek ===<br />
Als erste öffentliche Bibliothek in Hamburg wurde 1479 eine Ratsbibliothek eingerichtet. Sie war im Rathaus untergebracht und geht auf eine Stiftung des Bürgermeisters [[Hinrich Murmester]] zurück. Murmester hatte in Italien Jura studiert und war dort mit dem [[Humanismus]] in Kontakt gekommen. Die Bibliothek sollte „jedem ehrbaren Manne“ offenstehen. Für einige Jahre finden sich in den Akten der Hamburger Kämmerei Ausgaben der Stadt für den Unterhalt der Bibliothek. Über ihren endgültigen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.<br />
<br />
=== Schulbibliothek im ehemaligen St. Johannis-Kloster ===<br />
Nach der [[Reformation]] 1529 wurde in Hamburg von [[Johannes Bugenhagen]] eine neue Kirchenordnung eingeführt. Damit wurde nicht nur eine neue Lateinschule, das [[Gelehrtenschule des Johanneums|Johanneum]], eingerichtet, sondern auch eine Bibliothek, die in den Schulräumen im ehemaligen [[Kloster St. Johannis (Hamburg)|Kloster St. Johannis]] (an Stelle des heutigen [[Rathausmarkt]]es) aufgestellt war. Darin sollten nach der Kirchenordnung „alle boke gudt und bose“ versammelt werden. Wahrscheinlich wurden in dieser Bibliothek vor allem die Bücher der durch die Reformation aufgelösten Klöster aufgestellt.<br />
<br />
Als 1610 die Schule reformiert wurde und 1613 am Johanneum mit der Einrichtung des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] begonnen wurde, warb der Ratsherr und spätere Bürgermeister [[Sebastian von Bergen]] Geld und Buchspenden ein. Stiftungen wurden nicht nur von Ratsherren und Hamburger Gelehrten gemacht, sondern auch von einigen [[Zunft|Zünften]]. Die Bücher, die erworben und gestiftet wurden, waren hauptsächlich repräsentative Ausgaben der antiken Klassiker und Werke der Theologie und Geschichte, sie wurden zunächst in der Prima des Johanneums aufgestellt. Unter dem Rektorat des Naturwissenschaftlers [[Joachim Jungius]] blieb das Johanneum zunächst mit dem Gymnasium vereinigt, 1640 jedoch wurden die Lehreinrichtungen formal getrennt und auch der Buchbestand auf zwei Schulbibliotheken verteilt, wobei dem Akademischen Gymnasium der weitaus größere Anteil zukam.<br />
<br />
=== Die gemeine Bibliothek ===<br />
[[Datei:Gelehrtenschule des Johanneums.jpg|mini|Die Stadtbibliothek über dem Gymnasium, Zustand 1650–1744]]<br />
[[Datei:Johanneum1840.jpg|mini|Johanneums-Neubau von 1840 am Speersort, Sitz der Bibliothek bis 1943]]<br />
Als der Gymnasialbibliothek größere Privatsammlungen angeboten wurden, wurde 1649 ein Bibliothekssaal im Johanniskloster über dem [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Gymnasium]] hergerichtet und repräsentativ ausgestaltet. Besonderen Eindruck machte auf die Zeitgenossen eine Kuppel, in der der Sternenhimmel mit den Sternen, Sternbildern und Gradkreisen dargestellt war, also eine Art [[Himmelsglobus]]. Die Sterne bestanden aus vergoldetem Blech und waren an ihrem „natürlichen Ort“ angebracht. Die Positionen hatte ein Mathematiker in die Kuppel übertragen. [[Otto Wagenfeld]] besorgte die künstlerische Gestaltung. Es wurde auch erstmals ein besoldeter Bibliothekar berufen und eine Bibliotheksordnung erlassen.<br />
<br />
Der Gelehrte und Jurist [[Friedrich Lindenbruch]] vermachte der Bibliothek seine Sammlung, die neben humanistischen und juristischen Werken auch wertvolle Handschriften enthielt. Der Mathematikprofessor [[Johann Adolf Tassius]] verkaufte der Stadt Hamburg seine Bücher und mathematischen Instrumente für eine Leibrente von Lübischen 60 Mark für sich und seine Frau. Der Wert der Sammlung soll die Zahlung weit überschritten haben. Sein handschriftlicher Nachlass kam nach seinem Tode ebenfalls an die Bibliothek. Der Stadtphysikus [[Paul Marquard Schlegel]] vermachte der Bibliothek seine medizinische Literatur und Präparate.<br />
Hamburger Drucker und Verleger erhielten 1696 die Abgabepflicht an die Stadtbibliothek, die ein Pflichtexemplarrecht besitzt. Sie wurde 1751 eine öffentliche Stadtbibliothek und erhält eine Bibliotheksordnung und für den Bestand von 50.000 Bänden wird an gleicher Stelle ein Neubau errichtet. Es wurde 1781 offiziell angekündigt, dass die Hamburgische Stadt-Bibliothek künftig noch gemeinnütziger gemacht werden soll.<ref>[[Gottlieb Christoph Harleß|Gottlieb Christoph Harless]], ''Kritische Nachrichten von kleinern theologischen, philosophischen, historischen und philologischen Schriften'', Bd. 1; 3. Stk., Vierlingsche Buchhandlung, Hof, 1783, S. 175 ff. ([http://books.google.de/books?id=U5xKAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA375#v=onepage&q&f=false online]), (kl. Abriss der Geschichte bis 1783).</ref> Sie erhielt 1801 einen jährlichen Erwerbungsetat. 1840 zog man mit der Gelehrtenschule des Johanneums in den Neubau des ''Johanneums'' am [[Speersort]] auf dem Grundstück des vormaligen [[Hamburger Dom (Alter Mariendom)|Doms]] um, wo sie vom [[Hamburger Brand]] verschont wird. <br />
<br />
=== Staats- und Universitätsbibliothek ===<br />
Die [[Universität Hamburg]] wurde 1919 gegründet. Die Stadtbibliothek übernahm zusätzlich die Aufgabe einer Universitätsbibliothek. Nach dem Auszug der Gelehrtenschule des Johanneums wird im Gebäude auch die [[Commerzbibliothek]] untergebracht. Mit dem ersten Hamburgischen Hochschulgesetz vom 4. Februar 1921 wurde die Institution in Staats- und Universitätsbibliothek umbenannt.<br />
Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde die Bibliothek durch die [[Operation Gomorrha]] zerstört. Im Jahre 1943 war der Bestand auf ca. 850.000 Bände angewachsen, von denen 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet wurden. Die Hamburger Bibliothek war die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. Nur ein Teil des Buchbestandes war vor den Luftangriffen ausgelagert worden. 1945 bezog die Bibliothek das Gebäude des [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]] im Universitätsviertel. Ein Büchermagazin wurde 1960 errichtet. Ein Verwaltungsgebäude kam 1968 hinzu. Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wurde 1982 fertiggestellt und für die Nutzer freigegeben. Am 50. Jahrestag der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|nationalsozialistischen Bücherverbrennung]] erhielt sie den Namen ''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky'' zur Ehrung des pazifistischen Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers, der 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wird und an den Folgen seiner Haft im [[Konzentrationslager]] verstarb. Sie sammelt daher neben umfassender Literatur zu Politik und Friedensforschung pazifistische und antimilitaristische Literatur sowie Veröffentlichungen zu von Ossietzky in allen europäischen Sprachen im ''Carl von Ossietzky-Lesesaal'' als Zentrum des Gedenkens, der auch die Bibliothek und Archiv der [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]] beherbergt.<br />
<br />
=== Erste Bibliothekare, Direktorinnen und Direktoren der Bibliothek<ref>Liste nach Kayser, 500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg 1479–1979</ref> ===<br />
{| class="wikitable zebra"<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! Amtszeit !! Name und Lebensdaten !! Bemerkung<br />
|-<br />
|-<br />
| 1650–1657 || Georg Schumacher (1616–1657)||<br />
|-<br />
| 1657–1672 || Johannes Bloom (1620–1672)||<br />
|-<br />
| 1672–1679 || Franz Hoppe († 1679)|| <br />
|-<br />
| 1679–1693 || [[David Schellhammer]] (1627 oder 1629–1693) ||<br />
|-<br />
| 1693–1746 || Peter Surland (1660–1748) ||<br />
|-<br />
| 1746–1770|| [[Johann Christian Wolf]] (1689–1770) || <br />
|-<br />
| 1770–1778 || [[Johann Wunderlich]] und [[Gottfried Schütze]] || geschäftsführend ||<br />
|-<br />
| 1778–1784 || [[Gottfried Schütze]] (1719–1784) ||<br />
|-<br />
| 1784–1794 || [[Martin Friedrich Pitiscus]] (1722–1794) || seit 1779 Zweiter Bibliothekar||<br />
|-<br />
| 1794–1796 || [[Paul Dietrich Giseke]] (1741–1796) || seit 1784 Zweiter Bibliothekar||<br />
|-<br />
| 1796–1798 || [[Anton August Heinrich Lichtenstein]] (1753–1816) || seit 1794 Zweiter Bibliothekar||<br />
|-<br />
| 1799–1817 || [[Christoph Daniel Ebeling]] (1741–1817) ||<br />
|-<br />
| 1818–1851 || [[Johann Georg Christian Lehmann]] (1792–1860) ||<br />
|-<br />
| 1851–1872 || [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]] (1802–1872) || seit 1832 Zweiter Bibliothekar||<br />
|-<br />
| 1872–1882 || [[Meyer Isler]] (1807–1888) ||<br />
|-<br />
| 1883–1901 || [[Franz Eyssenhardt]] (1838–1901) ||<br />
|-<br />
| 1902–1917 || [[Robert Münzel]] (1859–1917) ||<br />
|-<br />
| 1918–1943 || [[Gustav Wahl]] (1877–1947) || <br />
|-<br />
| 1943–1945 || [[Heinrich Theodor Reincke]] (1881–1960) || kommissarisch, 1933–1948 Direktor des [[Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg|Staatsarchivs]] || <br />
|-<br />
| 1945–1967|| [[Hermann Tiemann]] (1899–1981) ||<br />
|-<br />
| 1967–1978 || [[Hellmut Braun]] (1913–2008)|| <br />
|-<br />
| 1978–1998 || [[Horst Gronemeyer]] (* 1933) ||<br />
|-<br />
| 1998–2005 || [[Peter Rau]] (* 1940) ||<br />
|-<br />
| 2005–2018 || [[Gabriele Beger]] (* 1952) ||<br />
|-<br />
| 2018–2019 || [[Petra Blödorn-Meyer]] (* 1960) || geschäftsführend||<br />
|-<br />
| 2019- || [[Robert Zepf]] (* 1968) ||<br />
|}<br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der aktuelle Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bemisst sich auf rund fünf Millionen Print- und elektronische Medien. Der größte Teil des Bestands ist magaziniert. Die aktuellen Bestände der jeweils letzten zehn Jahre stehen offen im SB-Bereich. In den Lesesälen sind die wichtigsten Nachschlagewerke, Handbücher und Zeitschriften, in Sonderlesesälen auch Spezialbestände verschiedener Gebiete (Handschriften, Hamburgensien und Kartensammlung) frei zugänglich, insgesamt rund 150.000 Bände, ebenso eine umfangreiche Sammlung von bibliographischen und biographischen Nachschlagewerken (53.000 Bände und 66.000 Mikrofiches) sowie für Studierende eine Lehrbuchsammlung mit Mehrfachexemplaren aus den verschiedensten Fachgebieten (etwa 50.000 Bände).<br />
<br />
Hinzu kommen noch rund 540.000 elektronische Medien<ref>http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche</ref> (davon 56.000 [[elektronische Zeitschrift]]en), 250 [[Inkunabel]]n, etwa 580 [[Nachlass|Nachlässe]] (zum Beispiel von [[Joachim Jungius]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Johann Mattheson]], [[Detlev von Liliencron]], [[Richard Dehmel]], [[Hans Henny Jahnn]], [[Wolfgang Borchert]], [[Hubert Fichte]]) und rund 780.000 [[Musikalien|Noten]] und [[Handschriften]].<br />
<br />
Jährlich kommen zum Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa 65.000 neue Bände hinzu.<br />
<br />
=== Bestandsschwerpunkte ===<br />
Die Bibliothek war bis 2015 am [[Sondersammelgebiet]]splan der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] beteiligt und hat hierbei für die Gebiete Spanien und Portugal, Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis, Politik und Friedensforschung, Verwaltungswissenschaften sowie Küsten- und Hochseefischerei die deutsch- und fremdsprachige Literatur so vollständig wie möglich erworben. Seit 2016 wird im Rahmen des [[Fachinformationsdienst Romanistik|Fachinformationsdienstes Romanistik]] gemeinsam mit der [[Universitäts- und Landesbibliothek Bonn]] die Literaturversorgung der Romanistik sichergestellt. Darüber hinaus bildet die Latein-Amerikanistik in der ihr angeschlossenen [[Linga-Bibliothek]]<ref>http://linga-bibliothek.de/index.htm Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung</ref> einen traditionellen Schwerpunkt.<br />
Als Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg sammelt die Bibliothek mit gesetzlichem Auftrag als so genannte Pflichtexemplare alle in Hamburg publizierten Druckwerke, elektronischen Publikationen und Tonträger. Daneben wird alle inhaltlich auf Hamburg bezogene Literatur möglichst umfassend erworben und in der Hamburg-Bibliographie verzeichnet.<br />
<br />
=== Kampagne Hamburg ohne Worte ===<br />
Da der Buchbestand der SUB von [[Papierzerfall|Säurefraß]] bedroht ist, hat die Bibliothek unter der Schirmherrschaft der damaligen Hamburger Kultursenatorin [[Karin von Welck]] eine großangelegte Rettungskampagne unter dem Titel ''Hamburg ohne Worte'' gestartet, die bundesweite mediale Aufmerksamkeit gefunden hat. In den Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken sind rund 4 Mio. Bände säuregeschädigt. Der Finanzbedarf für die Entsäuerung allein der 1,4 Mio. für die Sammlungen besonders wichtigen Bände wird auf rund 20 Mio. Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2009 stellt die Behörde für Wissenschaft und Forschung auf einer Haushaltsstelle „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ pro Jahr 0,8–1 Mio. Euro zur Massenentsäuerung zur Verfügung. Damit können jährlich etwa 60.000 Bände aus den Erscheinungsjahren 1840–1990 stabilisiert und für die Nachwelt erhalten werden.<ref name="SPON-497277">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/bibliotheken-saeurefrass-laesst-buecher-zerbroeseln-a-497277.html |titel=Bibliotheken: Säurefraß lässt Bücher zerbröseln |autor= |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2007-07-30 |zugriff=2018-06-09}}</ref><br />
<br />
== Gebäude ==<br />
Im Hauptgebäude der Bibliothek befinden sich das Ausleihzentrum mit SB-Bereich und Lehrbuchsammlung, das Informationszentrum, fünf Lesesäle, die Medienwerkstatt, ein Vortragsraum, ein Ausstellungsraum sowie eine Cafeteria.<br />
<br />
Im Altbau befinden sich der „Carl von Ossietzky“-Lesesaal, die „Wolfgang-Schweizer-Bibliothek, Homöopathische Bibliothek Hamburg“, die [[Bibliothek des Ärztlichen Vereins in Hamburg|Bibliothek des Ärztlichen Vereins]], das Wolfgang-Borchert-Archiv, die [[Linga-Bibliothek]] und die Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur. Bis 2014 befand sich hier auch die Hamburger Theatersammlung und das Zentrum für Theaterforschung. Mit der Übergabe der Bestände von der Universität Hamburg wurden diese mit den theaterhistorischen Beständen der Bibliothek vereint. Sie können nunmehr über den Campus-Katalog ausgeliehen werden. Als Magazin dienen ein 16-stöckiger Turm, ein Kompaktmagazin sowie eine Speicherbibliothek in [[Hamburg-Bergedorf (Stadtteil)|Bergedorf]].<br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
Die Bibliothek hat als Universitätsbibliothek die Aufgabe einer zentralen Bibliothek des Bibliothekssystems der Universität Hamburg und einer zentralen Bibliothek der anderen Hamburger Hochschulen. Als Staatsbibliothek hat sie zudem die Rolle einer Landes- und Archivbibliothek, mit dem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung der in Hamburg verlegten Druckwerke ([[Pflichtexemplar]]e) und amtlichen Druckschriften sowie die umfassende Sammlung von auf Hamburg und die Region bezogenes Schrifttum. Sie dient mit ihren umfangreichen Beständen und Informationsleistungen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und der beruflichen Arbeit und Fortbildung. Als Kulturinstitut beteiligt sie sich an der Pflege der geschichtlichen Überlieferung und des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Hansestadt deren ''wissenschaftliches und kulturelles Gedächtnis'' sie mitbildet. Sie ist dem Leitsatz der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und beschafft, erschließt und vermittelt Informationsquellen aller Fachgebiete als einer allen interessierten Personen offenstehenden Einrichtung.<br />
<br />
Zu den weiteren Aufgaben zählen unter anderem der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]]-geförderte Fachinformationsdienst Romanistik oder die Kooperation mit in- und ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Informationseinrichtungen, wie die Teilnahme am nationalen und internationalen [[Fernleihe|Fernleihverkehr]] sowie dem [[Dokumentenlieferdienst|Schnelllieferdienst]] ([[Subito]]).<br />
<br />
== Fachinformationsdienst Romanistik ==<br />
Seit 2016 betreibt die Staats- und Universitätsbibliothek den [[Fachinformationsdienst Romanistik]] gemeinsam mit der [[Universitäts- und Landesbibliothek Bonn|ULB Bonn]]. Der Dienst ermöglicht Romanistinnen und Romanisten in ganz Deutschland einen schnellen und umfassenden Zugriff auf wissenschaftliche Spezialliteratur und forschungsrelevante Informationen. Er wird von der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] im Rahmen des Förderprogramms [[Fachinformationsdienste für die Wissenschaft]]gefördert, welches den [[Sondersammelgebiete|Sondersammelgebietsplan]] ablöste. Insbesondere durch sein Suchportal knüpft der FID an die virtuellen Fachbibliotheken ''Vifarom'' und [[cibera]] an, wobei letztere von der SUB gemeinsam mit weiteren Institutionen zum Thema Ibero-Amerika / Spanien / Portugal betrieben wurde.<br />
<br />
== Bibliothekssystem Universität Hamburg ==<br />
Zum virtuellen Dach ''Bibliothekssystem Universität Hamburg'' gehören die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Landesbetrieb), die Bibliotheken der [[Universität Hamburg]] sowie die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek des UKE (ÄZB)]]. Auf der Basis von Kooperationsvereinbarungen stimmen sich die beteiligten Bibliotheken in Fragen der Erwerbung, Bereitstellung und Nutzung von Medien organisatorisch ab.<br />
<br />
'''Zuständigkeiten'''<br />
* Die SUB ist zentrale Ausleih- und Archivbibliothek Hamburger Hochschulen. Als bibliothekarisches Kompetenzzentrum betreibt sie gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) die bibliothekstechnische Infrastruktur für die Erschließung und Bereitstellung der Medien (das Lokale Bibliothekssystem – LBS). Die Bestände der Stabi und der Fachbibliotheken (einschließlich der Bestände der ÄZB) werden in einem gemeinsamen Online-Katalog (Campus-Katalog) nachgewiesen.<br />
* Die Bibliotheken der Universität Hamburg gliedern sich in 16 Fachbibliotheken, 11 Forschungs- und Spezialbibliotheken sowie 10 Sondersammlungen mit einem Bestand von ca. 3,8 Millionen Medien (E-Ressourcen, Bücher, Zeitschriften, Karten u.&nbsp;a.).<ref>{{Webarchiv|url=http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/portraits.html |wayback=20130602025912 |text=Portraits der Bibliotheken der Universität Hamburg }}</ref><br />
* Die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB)]] ist – rechtlich betrachtet – nicht Teil der Universität, gehört aber dennoch zum Bibliothekssystem Universität Hamburg. Sie versorgt sowohl Studierende der Medizinischen Fakultät als auch das Fachpersonal des [[Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf]].<br />
<br />
== Verlag ==<br />
Die Bibliothek betreibt mit [[Hamburg University Press]] einen eigenen Verlag. Alle Werke dieses Verlages sind per [[Open Access]] kostenfrei zugänglich.<br />
<br />
== Stella ==<br />
Seit 2004 unterstützte der Bibliotheks-[[Chatbot]] ''Stella'' auf der Webpräsenz der Bibliothek Nutzer bei der Navigation und erleichterte die Nutzung elektronischer Dienste. Mitarbeiter werteten häufig gestellte Fragen aus und passten die ''Stella'' zugrundeliegende Datenbank an.<br />
Seit der Überarbeitung des Internet-Angebotes der Bibliothek am 3. März 2016 ist Stella nicht mehr im Einsatz.<br />
<br />
== Ausstellungen ==<br />
Es werden im Jahr etwa acht Ausstellungen im Ausstellungsraum und im Gang zum Lichthof präsentiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Friedrich Johann Lorenz Meyer]]: ''Die Stadtbibliothek.'' in: ''Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg'', Band 2, 6. Heft, Verlag [[Friedrich Hermann Nestler]], Hamburg, 1804, S. 276, ({{Digitalisat|GB=uEwDAAAAYAAJ|SZ=PA276}}).<br />
* [[Johann Anton Rudolph Janssen]]: ''Die öffentlichen Stadtbibliothek in Hamburg'', in: ''Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek und die dabey angestellten Männer'', [[Hoffmann und Campe|Hoffmann & Campe]], Perthes & Besser und Herold, Hamburg, 1826, S. 473 ff, ({{Digitalisat|GB=xU8NAAAAYAAJ|SZ=PA473}}).<br />
* [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]]: ''Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek'', Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1838, ({{Digitalisat|MDZ=10814255|SZ=1}}).<br />
* [[Johann Georg Christian Lehmann]], Christian Petersen: ''Ansichten und Baurisse der neuen Gebäude für Hamburgs öffentliche Bildungsanstalten kurz beschrieben und in Verbindung mit dem Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek'', Zur Feier der Einweihung am 4. Mai 1840, Johann August Meissner, Hamburg, 1840, ({{Digitalisat|MDZ=10679380|SZ=5}}).<br />
* Dritter Abschnitt: ''Alphabetisches Verzeichnis der wichtigsten hiesigen öffentlichen Anstalten, wohlthätigen Stiftungen und Vereine, wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, sehenswerthen Gebäude u.s.w.'', in ''Hamburgisches Adress-Buch'' für 1852, S. 439 ff., ([http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/view?did=c1:181050&p=523 SUB Hamburg]).<br />
* ''Bericht des Herrn Professors Dr. Petersen, Stadtbibliothekars, über die hamburgische Stadtbibliothek und die mit derselben verbundenen Sammlungen.'' in: Intelligenzblatt zum [[Serapeum (Zeitschrift)|Serapeum]], Band (1867), Heft 9, S. 65–69, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN001294598 Digitalisat]) und Heft 10, S. 73–76, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN00129461X Digitalisat]).<br />
* Werner Kayser: ''500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg : 1479 - 1979 ; von der Ratsbücherei zur Staats- und Universitätsbibliothek''. Hamburg, Hauswedell, 1979 ISBN 3-7762-0167-3 (=Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Bd. 8)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* {{Internetquelle |url= http://www.sub.uni-hamburg.de/startseite.html |titel=Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Carl von Ossietzky |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/blog |titel= Stabi-Blog|zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://katalogplus.sub.uni-hamburg.de/ |titel=Discovery-System Katalogplus des Bibliothekssystems Universität Hamburg |zugriff=2020-06-11}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://beluga.sub.uni-hamburg.de/vufind/ |titel=beluga – Katalog der Hamburger Bibliotheken |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche/datenbank-informationssystem.html |titel=Datenbanken-Informationssystem |zugriff=2018-11-10}}<br />
* [https://www.fid-romanistik.de/startseite/ Fachinformationsdienst Romanistik]. Abgerufen am 13. August 2019.<br />
* {{Internetquelle |url=http://iberialiber.de/|titel=Iberialiber: Bibliotheksnetzwerk zu Lateinamerika und der Iberischen Halbinsel in Hamburg |zugriff=2018-11-10}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/33/51.29172/N |EW=9/59/6.71631/E |type=landmark|region=DE-HH}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=44643-9|LCCN=n87885884|VIAF=158350553}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothek in Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Regionalbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hochschulbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Unterorganisation der Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hamburg-Rotherbaum]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1479]]<br />
[[Kategorie:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg| ]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hans-J%C3%B6rg_Neusch%C3%A4fer&diff=204404961
Hans-Jörg Neuschäfer
2020-10-09T21:25:08Z
<p>Textundblog: /* Werke (Auswahl) */ Werke ergänzt</p>
<hr />
<div>'''Hans-Jörg Neuschäfer''' (* [[29. Dezember]] [[1933]] in [[Worms]]) ist ein deutscher ''Literaturwissenschaftler'' und [[Romanist]].<br />
<br />
== Werdegang ==<br />
<br />
Hans-Jörg Neuschäfer bestand 1953 das Abitur am [[Rudi-Stephan-Gymnasium|Altsprachlichen Gymnasium]] in Worms. Er studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Heidelberg, Grenoble und Madrid (Complutense). Das Staatsexamen legte er 1958; die Promotion 1960 in Heidelberg ab; 1966 erfolgte die Habilitation in Gießen, wo er Assistent am Lehrstuhl von Hans-Robert Jauss war. Noch im gleichen Jahr wurde er auf eine Professur für Romanische Philologie und Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken berufen, der er, trotz mehrfacher weiterer Berufungen, bis heute angehört, seit 1999 als Emeritus.<br />
<br />
== Forschungsschwerpunkte und Aufgaben ==<br />
<br />
Seine Forschungsschwerpunkte sind die italienische Literatur der Renaissance; die französische Literatur des 17. und 19. Jahrhunderts, die spanische Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart und die Geschichte des spanischen Films.<br />
Neuschäfer war acht Jahre lang gewählter Fachgutachter der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]]. Von 1979 bis 1981 war er Vorsitzender des Deutschen Romanistenverbandes; von 1989 bis 1993 Vorsitzender des Deutschen Hispanistenverbandes.<br />
<br />
== Auszeichnungen ==<br />
<br />
1993 erhielt er den [[Augsburger Universitätspreis für Spanien-, Portugal- und Lateinamerikastudien|Augsburger Universitätspreis für Spanien- und Lateinamerikastudien]]. 1994 wurde er mit dem Komturkreuz des [[Zivilverdienstorden (Spanien)|spanischen Zivilordens]] ausgezeichnet; 2000 mit dem Großkomturkreuz des gleichen Ordens. 1997 erhielt er den Alexander von Humboldt – [[José Celestino Mutis]] Preis für wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Spanien. 2004 wählte ihn die [[Real Academia Española]] in ihr seinerzeit 40 Personen umfassendes Gremium ausländischer korrespondierender Mitglieder (''miembros correspondientes extranjeros'').<br />
<br />
== Werke (Auswahl) ==<br />
<br />
* ''Boccaccio und der Beginn der Novelle'', München (Fink) 1969; 2/1983.<br />
* ''Populärromane im 19. Jahrhundert. Von Dumas bis Zola'', München (UTB) 1976<br />
* ''Der französische Feuilletonroman. Die Entstehung der Serienliteratur im Medium der Tageszeitung'', Darmstadt (Wiss. Buchgesellschaft) 1986<br />
* ''Macht und Ohnmacht der Zensur. Literatur, Theater und Film in der Francozeit'', Stuttgart (Metzler) 1991; span. Barcelona (Anthropos) 1994<br />
* ''Aufbrüche. Die spanische Literatur nach 1975'', Berlin (Tranvía) 1991; span. Barcelona (Lumen) 1994<br />
* ''Spanische Literaturgeschichte'', Stuttgart (Metzler) 1997; 4/2011<br />
* ''La ética del Quijote'', Madrid (Gredos) 1999<br />
* ''Antología de la literatura española. De las Jarchas al siglo XXI'', Stuttgart (Reclam) 2005<br />
* ''Cervantes: Don Quijote. Kommentierte Auswahl aus dem spanischen Original'', Stuttgart (Reclam) 2007<br />
* ''Klassische Texte der spanischen Literatur. 25 Einführungen vom Cid bis Corazón tan blanco'', Stuttgart (Metzler) 2011<br />
* Sanchos Aufstieg. Oder: ''égalité'' ironisch. Realutopische Ansätze im Zweiten Teil des „Don Quijote.“ In: RZLG 40 (2016)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{DNB-Portal|130230170}}<br />
* [http://hjn.hispana.de/ Prof. Dr. Hans-Jörg Neuschäfer]<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=130230170|LCCN=n/86/97197|VIAF=100202172}}<br />
<br />
{{DEFAULTSORT:Neuschafer, Hans-Jorg}}<br />
[[Kategorie:Romanist]]<br />
[[Kategorie:Literaturwissenschaftler]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität des Saarlandes, Saarbrücken)]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der Real Academia Española]]<br />
[[Kategorie:Träger des Zivilverdienstordens (Spanien)]]<br />
[[Kategorie:Person (Worms)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1933]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Neuschäfer, Hans-Jörg<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Romanist und Literaturwissenschaftler<br />
|GEBURTSDATUM=29. Dezember 1933<br />
|GEBURTSORT=[[Worms]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikibase&diff=201513149
Wikibase
2020-07-02T17:37:29Z
<p>Textundblog: Tippfehler korrigiert</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|beschreibt die Graphdatenbank ''Wikibase''. Für die gleichnamige Datenbank des ''Aviation Safety Network'' siehe [[Aviation Safety Network]].}}<br />
<br />
{{Infobox Software<br />
| Logo = [[Datei:Wikibase_logo.svg|135px|Logo von Wikibase]]<br />
| Screenshot =<br />
| Beschreibung = Datenbankmanagementsystem für Wissensgraphen<br />
| Erscheinungsjahr = <!-- Wikidata --><br />
| Hersteller = [[Wikimedia Deutschland]]<br />
| AktuelleVersion = <!-- Wikidata --><br />
| AktuelleVersionFreigabeDatum = <!-- Wikidata --><br />
| Programmiersprache = [[PHP]], [[JavaScript]]<br />
| Lizenz = <!-- Wikidata --><br />
| Website = https://wikiba.se/<br />
}}<br />
<br />
'''Wikibase''' ist eine [[Open-Source]]-[[Graphdatenbank]], die für die [[Wissensdatenbank]] [[Wikidata]] entwickelt wurde. Das [[Datenbankmanagementsystem]] besteht aus einer Sammlung von Erweiterungen für die [[MediaWiki]]-Software. Wikibase steht unter der [[GNU General Public License|GPL-Lizenz]] frei und kostenlos zur Verfügung. Zu den Besonderheiten von Wikibase gehören ein eigenes Datenmodell, [[Versionierung]] und Mehrsprachigkeit. Zum Zugriff auf Wikibase gibt es mehrere [[Programmierschnittstelle]]n und Client-Programme. Das Datenmodell einer Wikibase-Instanz wird auf das [[Resource Description Framework]] gemappt, so dass die Datenbasis auch per [[SPARQL]] abgefragt werden kann. Neben Wikidata wird Wikibase vor allem im Wissenschafts- und Kulturbereich eingesetzt.<ref>https://wikiba.se/showcase/</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://meta.wikimedia.org/wiki/Wikibase_Community_User_Group internationale Wikibase-Benutzergruppe]<br />
* [https://wiki.dnb.de/x/_sT0CQ Erfahrungsaustausch Wikibase] (deutschsprachige Benutzergruppe)<br />
* [http://learningwikibase.com/ Learning Wikibase] (Einführung auf Englisch)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Wikimedia]]<br />
[[Kategorie:Datenbanken]]<br />
[[Kategorie:Freie Software]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gabriele_Beger&diff=191930515
Gabriele Beger
2019-09-03T07:41:15Z
<p>Textundblog: Ende Leitung Stabi Hamburg eingetragen.</p>
<hr />
<div>'''Gabriele Beger''' (* [[24. April]] [[1952]] in [[Berlin]]) ist eine deutsche [[Bibliothekar]]in und [[Jurist]]in.<br />
[[File:Gabriele Beger.jpg|thumb|Gabriele Beger]]<br />
== Leben ==<br />
Nach der Ausbildung zur [[Bibliotheksassistent]]in studierte Beger bis 1976 [[Bibliothekswesen]] an den Fachschulen Leipzig und Berlin. Nach einem Zweitstudium der [[Rechtswissenschaft]] von 1984 bis 1990 an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]] promovierte sie 2002 dort an der Philosophischen Fakultät zum Thema 'Urheberrecht und elektronische Bibliotheksangebote – ein Interessenkonflikt' zum Doctor Philosophiae.<br />
<br />
Beger war seit 1971 an der [[Berliner Stadtbibliothek]] tätig, von 1992 bis 2005 als deren Direktorin. 1990 bis 1992 war sie daneben auch als [[Rechtsanwalt|Rechtsanwältin]] zugelassen. Von 2005 bis 2018 war sie Direktorin der [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]. Beger lehrt seit 1996 an der Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, und als Honorarprofessorin am Fachbereich Informationswissenschaften der [[Fachhochschule Potsdam]] „Recht für Bibliothek Information und Dokumentation“. Seit 2007 lehrt sie auch an der Universität Hamburg, Fachbereich Informatik, Recht der Informationswirtschaft und [[Urheberrecht]].<br />
<br />
2008 wurde sie für ihr Engagement in zahlreichen Verbänden als erste Deutsche mit dem John-Jacob-Astor-Award der [[Checkpoint-Charlie-Stiftung]] ausgezeichnet. 2018 erhielt sie zudem das [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz]] 1. Klasse.<ref>{{Literatur |Titel=Stabi-Direktorin Gabriele Beger mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet |Sammelwerk=Stabi-Blog |Datum=2018-02-26 |Online=https://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=24372 |Abruf=2018-02-26}}</ref><br />
<br />
== Ämter und Mitgliedschaften ==<br />
* 2006 bis 2009 Vorsitzende des [[Deutscher Bibliotheksverband|Deutschen Bibliotheksverbandes e.V.]] (dbv) und Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung [[Bibliothek & Information Deutschland|Bibliothek Information Deutschland e.V.]] (BID)<br />
* Vorsitzende des Fachausschusses Urheberrecht des [[Deutscher Kulturrat|Deutschen Kulturrats]]<br />
* Vertreterin des Deutschen Bibliotheksverbandes in der Kommission Bibliothekstantieme der Kultusministerkonferenz<br />
* Gemeinsame behördliche Datenschutzbeauftragte der Universität Hamburg, der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, der HCU, HfMT und HfbK und der TU Hamburg-Harburg<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{DNB-Portal|124254292}}<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/presse-ausstellungen-veranstaltungen/presse-bereich.html?eID=dam_frontend_push&docID=7303 Lebenslauf] (PDF-Datei; 24&nbsp;kB)<br />
* [https://www.ibi.hu-berlin.de/de/institut/personen/beger www.ibi.hu-berlin.de]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=124254292|LCCN=nb/2004/7896|VIAF=163125782}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Beger, Gabriele}}<br />
[[Kategorie:Bibliothekar]]<br />
[[Kategorie:Rechtsbibliothekar]]<br />
[[Kategorie:Rechtswissenschaftler (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Rechtswissenschaftler (21. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (FH Potsdam)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Rechtsanwalt (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]]<br />
[[Kategorie:Person (Berlin)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1952]]<br />
[[Kategorie:Frau]]<br />
[[Kategorie:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Beger, Gabriele<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Bibliothekarin und Rechtswissenschaftlerin<br />
|GEBURTSDATUM=24. April 1952<br />
|GEBURTSORT=[[Berlin]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Werner_Jakstein&diff=190297598
Werner Jakstein
2019-07-10T11:12:34Z
<p>Textundblog: /* Literatur */</p>
<hr />
<div>'''Werner Jakstein''' (* [[26. Februar]] [[1876]] in [[Potsdam]]; † [[8. Mai]] [[1961]] in [[Hamburg]]) war ein deutscher [[Architekt]], [[Maler]], [[Schriftsteller]] und [[Architekturhistoriker]].<br />
<br />
== Leben und Wirken als Baurat ==<br />
Werner Jakstein war der Sohn eines Potsdamer Stadtrats. Seine Mutter arbeitete als Zeichenlehrerin. In Potsdam besuchte er ein [[Realgymnasium]], das er 1895 mit dem Abitur verließ. Von 1896 bis 1897 leistete er als [[Einjährig-Freiwilliger]] die Wehrpflicht ab. Für seine Leistungen während des anschließenden Studiums an der [[Technische Hochschule Charlottenburg|Technischen Hochschule Charlottenburg]] erhielt er 1904 einen Preis der Hochschule, der mit einer Geldprämie dotiert war. Nach einer bestandenen Staatsprüfung 1909 war Jakstein preußischer [[Regierungsbaumeister]].<br />
<br />
1910 ging Werner Jakstein nach [[Bezirk Altona|Altona]]. Hier leitete er das Baupflegeamt des Bauamtes. Während der Zeit in Altona untersuchte und beschrieb er viele Baudenkmale in Altona sowie Schleswig-Holstein. Diese erschienen in Bauzeitschriften, darunter der [[Bau-Rundschau]], und Tageszeitungen. Wie [[Ernst Sauermann]], Museumsdirektor in Flensburg, und dem Hamburger Professor [[Oskar Schwindrazheim]], mit dem Jakstein befreundet war, beeinflusste ihn die [[Heimatschutzbewegung]]. Als Baurat warb er für einen modernen [[Traditionalismus (Architektur)|Traditionalismus]] und förderte insbesondere den Neubau von Backsteinbauten. [[Friedrich Ostermeyer]] griff die Anregungen Jaksteins auf. 1912 wurde Jakstein zum Stadtbauinspektor befördert. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] unterbrach er seine Berufstätigkeit. Er leistete Kriegsdienst als Unteroffizier des [[IX. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|IX. Armee-Korps]]. Da er während dieser Zeit viel publizierte, ist anzunehmen, dass er nur geringfügig als Soldat eingesetzt wurde. Unmittelbar nach Kriegsende organisierte Jakel eine ''Deutsche Bauausstellung'', die im norwegischen [[Bergen (Norwegen)|Bergen]] stattfand.<br />
<br />
1921 erhielt Jakstein den Titel eines [[Baurat]]s. 1927 promovierte er zum Dr.-Ing. an der [[Technische Hochschule Braunschweig|Technischen Hochschule Braunschweig]]. In der Promotionsschrift mit dem Titel ''Alte Bauzeichnungen'' befasste er sich insbesondere mit Bauwerken aus Altona. Sowohl dienstlich als auch darüber hinaus befasste sich Jakstein mit alten Bauwerken, von denen er fasziniert war. Jakstein, der von seinem Freund [[Werner Kallmorgen]] aufgrund seiner Körperstatur als „kleiner dicker Baurat“ bezeichnet wurde, schied zum 1.&nbsp;Oktober 1945 im Alter von fast 70 Jahren aus dem Amt.<br />
<br />
Werner Jakstein starb im Mai 1961 in Hamburg. 1965 wurde der ''Jaksteinweg'' in [[Groß Flottbek]] nach ihm benannt.<br />
<br />
== Nebenberufliche Tätigkeiten ==<br />
Werner Jakstein galt als vielseitige Künstlernatur. Aus diesem Grund wurde er vermutlich auch nicht zum Oberbaurat befördert. Von 1931 bis 1933 organisierte er die Veranstaltungen „Kulturelle Erwerbsfürsorge“, die ausgesprochen gut angenommen wurde. Es handelte sich dabei um Vorträge, Führungen durch Museen und Konzerte, die Arbeitslosen ein sinnvolles Freizeitangebot bieten sollten. Die Veranstaltungsreihe wurde von den [[Nationalsozialisten]] verboten.<br />
<br />
Jakstein betätigte sich künstlerisch und schriftstellerisch. Er zeichnete und malte Aquarelle. In Büchern und feuilletonistischen Beiträgen behandelte er Themen, die fernab seines Fachgebiets lagen. Eines der bevorzugten Themengebiete war Dänemark und die dänische Baukunst. Aufgrund einer Reise nach Ende des Studiums schrieb er einen ersten Beitrag über das neu erbaute Rathaus in Kopenhagen. Seit Beginn seiner Tätigkeit in Altona befasste er sich mit den Bauten des Architekten [[Christian Frederik Hansen]]. Nach jahrelangen Arbeiten erschien 1937 das Buch ''Landesbaumeister Christian Friedrich Hansen, der nordische Klassizist'', das sich zu einem Standardwerk entwickelte. [[Christian X.]] verlieh Jakstein als Zeichen der Anerkennung hierfür am 3.&nbsp;September 1937 in der [[Kopenhagen|dänischen Hauptstadt]] den [[Dannebrogorden]].<br />
<br />
1940 schrieb Jakstein ''Liebe Alte Stadt''. Das Buch entstand aufgrund des [[Groß-Hamburg-Gesetz]]es von 1937, das zur Eingemeindung Altonas nach Hamburg führte. Das Buch beschreibt als eines der letzten Werke Altona vor der Zerstörung durch die [[Operation Gomorrha]]. Auch im Ruhestand befasste sich Jakstein mit architekturhistorischen Themen. Nach Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] machte er seine Wohnung zum „Altonaer bauhistorischen Archiv“. Er kontaktierte weit über 300&nbsp;deutsche Bürgermeister mit der Bitte, den Grad der Beschädigung historischer Bauten zu ermitteln. Jakstein reiste viel. 1954 führten ihn Reisen nach Italien, Frankreich, die Niederlande, Schweden und Ägypten. Zudem bereiste er mehrfach Dänemark. Im Alter von 80&nbsp;Jahren wollte Jakstein über „Die Anfänge der Steinbaukunst in Nordeuropa“ schreiben. Er nahm die Arbeiten auf und beantrage bei der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] finanzielle Unterstützung für eine Reise nach England, die er jedoch nicht erhielt.<br />
<br />
Seit 1961 war Jakstein Ehrenmitglied der [[Freie Akademie der Künste in Hamburg|Freien Akademie der Künste in Hamburg]]. Ein Teil seines Nachlasses wird in der [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]] aufbewahrt. 1963 erinnerte eine von Werner Kallmorgen eröffnete Gedächtnisausstellung an den ehemaligen Baurat und Künstler.<br />
<br />
== Familie ==<br />
Werner Jakstein war mit der Übersetzerin [[Thyra Dohrenburg]] verheiratet, mit der er zwei Töchter hatte. Eng verbunden blieb er lebenslang mit seiner Schwester Gertrud Jakstein, die als Zeichenlehrerin arbeitete und Jaksteins Veröffentlichungen illustrierte.<br />
<br />
== Trivia ==<br />
Werner Jakstein sammelte historische Spielkarten. Wegen dieses Hobbys verließ seine Ehefrau die gemeinsame Wohnung. Bei Lebensende verfügte Jakstein über eine der größten Privatsammlungen Deutschlands. Die Karten sind heute im [[Deutsches Spielkartenmuseum|Deutschen Spielkartenmuseum]] zu finden.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{HambBio|Jakstein, Werner|4|175|176|Hans-Werner Engels}}<br />
* Olaf Bartels: Architektur als nationale Frage? : Die Hansen-Rezeption durch Werner Jakstein und die Altonaer Architektur zwischen 1910 und 1930 / Olaf Bartels. – In: Christian Frederik Hansen und die Architektur um 1800 / Ullrich Schwarz (Hrsg.). – München [u.&nbsp;a.] : Deutscher Kunstverl. , 2003, S. 181–194 : Il<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=12464368X|LCCN=no/2006/131701|NDL=|VIAF=3410857}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Jakstein, Werner}}<br />
[[Kategorie:Architekt (Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Baurat]]<br />
[[Kategorie:Maler (Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Schriftsteller (Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Architekturhistoriker]]<br />
[[Kategorie:Spielkartensammler]]<br />
[[Kategorie:Träger des Dannebrogordens]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1876]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1961]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Jakstein, Werner<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Architekt, Maler, Schriftsteller und Architekturhistoriker<br />
|GEBURTSDATUM=26. Februar 1876<br />
|GEBURTSORT=[[Potsdam]]<br />
|STERBEDATUM=8. Mai 1961<br />
|STERBEORT=[[Hamburg]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Robert_Zepf&diff=189659443
Robert Zepf
2019-06-18T21:28:42Z
<p>Textundblog: /* Leben */</p>
<hr />
<div>'''Robert Zepf''' (* [[28. Mai]] [[1968]] in [[Stuttgart-Degerloch]]) ist ein deutscher Bibliothekar mit deutsch-britischem Familienhintergrund. Seit 2010 ist er Direktor der [[Universitätsbibliothek Rostock]]. Zepf ist Vorsitzender der internationalen Arbeitsgemeinschaft [[Bibliotheca Baltica]].<br />
<br />
== Leben ==<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Robert Zepf besuchte 1978–1987 das altsprachlich-humanistische [[Karls-Gymnasium Stuttgart|Karls-Gymnasium]] in Stuttgart. Nach dem Abitur studierte er an der [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Ruprecht-Karls-Universität]] in [[Heidelberg]] Geschichte, [[Anglistik]] und Erziehungswissenschaft.<br />
<br />
1990/1991 erwarb er am [[St Antony’s College|St. Antony’s College]] [[Oxford]] einen Abschluss als Master of Studies (M. St.) in Neuerer britischer Geschichte.<br />
<br />
Das Bibliotheksreferendariat, das er 1999–2001 an der [[Staatsbibliothek zu Berlin]] mit einer Wahlstation in der [[Deutsche Nationalbibliothek|Deutschen Nationalbibliothek]] in Frankfurt am Main und Leipzig und an der [[Technische Hochschule Köln|Fachhochschule Köln]] absolvierte, schloss er mit Laufbahnprüfung für den höheren Bibliotheksdienst ab.<br />
<br />
2010 wurde er Direktor der [[Universitätsbibliothek Rostock]]. Zum 1.9.2019 übernimmt der die Leitung der [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]. <ref>https://www.hamburg.de/bwfg/12708950/zepf-neuer-chef-staats-und-universitaetsbibliothek-hamburg/</ref><br />
<br />
== Veröffentlichungen (Auswahl) ==<br />
* [[Karl Hagen (Historiker)|Karl Hagen]], in: Frank Engehausen, [[Armin Kohnle]] (Hrsg.), Gelehrte in der Revolution. Heidelberger Abgeordnete in der [[Frankfurter Nationalversammlung|deutschen Nationalversammlung]] 1848/49, [[Verlag Regionalkultur]], [[Ubstadt-Weiher]] 1998, S. 155–182.<br />
* [[Karl Hagen (Historiker)|Karl Hagen]] (1810–1868). Historiker und Politiker, in: Fränkische Lebensbilder Bd. 17, Würzburg 1998, S. 185–207.<br />
* Mit dem Resultat einer Seifenblase? Der Auszug der Heidelberger Studenten nach [[Neustadt an der Weinstraße]] im Juli 1848, in: Heidelberger Geschichtsverein (Hrsg.), Jahrbuch zur Geschichte der Stadt 3, 1998, S. 65–106.<br />
* Fructus Uberrimi: Die Theologiestudenten von [[Collegium Sapientiae (Heidelberg)|Collegium Sapientiae]] und [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]] 1560–1622, in: [[Armin Kohnle]], Frank Engehausen (Hrsg.), Zwischen Wissenschaft und Politik. Studien zur deutschen Universitätsgeschichte. Festschrift für Eike Wolgast zum 65. Geburtstag, [[Franz Steiner Verlag|Frank Steiner Verlag]], [[Stuttgart]] 2001, S. 441–454.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{DNB-Portal|1045392081}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=1045392081|LCCN=n/2007/896|NDL=|VIAF=57696940}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Zepf, Robert}}<br />
[[Kategorie:Bibliothekar]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1968]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Zepf, Robert<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Bibliothekar<br />
|GEBURTSDATUM=28. Mai 1968<br />
|GEBURTSORT=[[Stuttgart-Degerloch]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spanische_Literatur&diff=188217891
Spanische Literatur
2019-05-04T15:42:53Z
<p>Textundblog: /* Literatur */Literatur ergänzt: Neuschäfer, „Klassische Texte der spanischen Literatur…“
Literatur aktualisiert: Neuschäfer, Spanische Literaturgeschichte, 4. Auflage</p>
<hr />
<div>Der Begriff '''Spanische Literatur''' umschreibt alle prosaischen, lyrischen, dramatischen oder anderweitig literarischen [[Kunstwerk|Werke]], die in [[Spanien]] und in der '''kastilischen''' Sprache entstanden sind. In einer weiten Fassung des Begriffs könnte die [[Literatur]] der spanischsprachigen iberischen Halbinsel, [[Südamerika|Süd-]] und [[Mittelamerika]]s sowie anderer ehemaliger [[Spanisches Kolonialreich|spanischer Kolonien]] dazugerechnet werden, was in diesem Artikel nicht behandelt wird.<br />
<br />
== Mittelalter ==<br />
Einen frühen Beleg des Erscheinens Volkssprachen kultivierter [[Dichtung|Dichtkunst]] im mittelalterlichen lateinischen Europa verkörpern im [[frühmittelalter]]lichen Spanien der Maurenherrschaft ab dem 11. Jahrhundert die so genannten „[[Chardscha|Jarchas]]“: in alt-spanischer Sprache verfasste Schlusszeilen ansonsten in klassischem [[Arabische Sprache|Arabisch]] (oder auf [[Hebräische Sprache|Hebräisch]]) gehaltener Gedichtstrophen (Gattung „[[Muwaschschah]]“). Doch entstand erst im [[Hochmittelalter]] eine vollwertige volkssprachliche Literatur auf der Iberischen Halbinsel.<br />
{{Hauptartikel|Spanische Literatur im Hoch- und Spätmittelalter}}.<br />
<br />
== Frühe Renaissance ==<br />
Als Beginn des [[Renaissance]]zeitalters in Spanien gilt üblicherweise das Jahr 1492, das Jahr des Endes der [[Reconquista]]. In diesem Jahr erschien die erste Grammatik einer romanischen Sprache (des Spanischen) von [[Antonio de Nebrija]] (1442–1522).<br />
<br />
Neben vielen Werken der gelehrten Epik entstand während der späten Recoquista-Zeit der [[Romancero]], eine Form der volkstümlichen gereimten Epik.<br />
<br />
Ein bedeutender spanischer Lyriker der [[Renaissance]] war [[Garcilaso de la Vega]] (um 1501–1536), der – beeinflusst von [[Francesco Petrarca]] – zahlreiche [[Sonett]]e und Lieder verfasste. Später orientierte sich seine Dichtung an klassischen lateinischen und neapolitanischen Vorbildern, in deren Stil er [[Elegie]]n, [[Epistel]], [[Ekloge]]n und [[Oden]] schrieb. Auch die Sonette und [[Kanzone (Literatur)|Kanzone]] seines Freundes [[Juan Boscán Almogávar]] (um 1490–1542) lehnten sich an [[Dante]] und Petrarca an.<br />
<br />
Unter den frühen spanischen Historikern fällt [[Antonio de Guevara]] (um 1480/81–1545) durch seine ausgeprägte Vorliebe für Falsifikationen auf. Er orientierte sich u.&nbsp;a. an [[Plutarch]] und [[Sueton]] und wurde zum ersten Chronisten der [[Hofstaat|Höfischen Gesellschaft]].<br />
<br />
== Das Zeitalter der Gegenreformation: Siglo de Oro ==<br />
{{Unvollständig|Hier fehlt die gesamte Renaissance-Literatur, Poesie und Prosa, religiöse Literatur}}<br />
{{Hauptartikel|Siglo de Oro}}.<br />
=== Bedeutende Autoren ===<br />
* [[Teresa von Ávila]] (1515–1582)<br />
* [[Alonso de Ercilla y Zúñiga|Alonso de Ercilla]] (1533–1594)<br />
* [[Fernando de Herrera]] (1534–1597)<br />
* [[Johannes vom Kreuz|Juan de la Cruz]] (1542–1591)<br />
* [[Juan de la Cueva]] (1543–1612)<br />
* [[Miguel de Cervantes]] (1547–1616)<br />
* [[Mateo Alemán]] (1547 bis ca. 1614)<br />
* [[Francisco Suárez]] (1548–1617)<br />
* [[Vicente Espinel]] (1550–1624)<br />
* [[Luis de Góngora]] (1561–1627)<br />
* [[Lope de Vega]] (1562–1635)<br />
* [[Francisco de Quevedo]] (1580–1645)<br />
* [[Juan Ruiz de Alarcón]] (1580/81–1639)<br />
* [[Tirso de Molina]] (um 1585–1648)<br />
* [[María de Zayas]] (1590 bis ca. 1661)<br />
* [[Pedro Calderón de la Barca]] (1600–1681)<br />
<br />
== 18. Jahrhundert ==<br />
Im 18. Jahrhundert überlagern sich in Spanien teilweise verschiedene Epochen:<br />
# [[Barock|Spätbarock]] in der Nachfolge [[Pedro Calderón de la Barca|Calderóns]], [[Luis de Góngora|Góngoras]] und [[Francisco de Quevedo|Quevedos]] (etwa bis zur Jahrhundertmitte); diese Phase ist zum Teil durch einen manieristisch-allegorischen Stil, den [[Gongorismus]] geprägt;<br />
# [[Klassizismus (Literatur)|Neoklassizismus]], mit starkem französischem Einfluss (so genannte ''[[Afrancesado|afrancesados]]'', ca. 1730–1809); dazu zählt u.&nbsp;a. der Dichter [[Juan Meléndez Valdés]] (1754–1817) und der wichtigste spanische Theaterdichter des 18. Jahrhunderts, [[Leandro Fernández de Moratín]] (1760–1828);<br />
# [[Aufklärung]] (spanisch: ''la ilustración'') als gesamteuropäische Bewegung mit stark rationaler Note und Tendenzen zur [[Säkularisierung]] von ca. 1740 bis 1809. Ein bedeutender Vertreter der Frühaufklärung war der Theologe, Philosoph und Enzyklopädist [[Benito Jerónimo Feijoo]] (1676–1764);<ref>Friederike Hassauer: ''Spaniens erster Feminist'', in: [http://www.zeit.de/2014/39/benediktiner-moench-spanien-feijoo Zeit online], 26. September 2014.</ref> doch dauerte die Aufklärungsperiode bis ins 19. Jahrhundert fort. Ein später Vertreter war der spanisch-irische Schriftsteller und Theologe [[José Maria Blanco White]] (1775–1841), der 1810 Spanien verließ und die Liberalen von England aus publizistische unterstützte.<br />
Außer dem neoklassizistischen [[Drama]] sind vor allem Reflexionsprosa ([[Essay]], [[Didaktik]], [[Journalismus]]) sowie [[Autobiografie|autobiographische]] und [[Satire|satirische]] Schriften von Bedeutung.<br />
=== Weitere bedeutende Autoren ===<br />
* [[José Cadalso]] (1741–1782)<br />
* [[Vicente Antonio García de la Huerta]] (1734–1787)<br />
* [[José Francisco de Isla]] (1703–1781)<br />
* [[Gaspar Melchor de Jovellanos]] (1744–1811)<br />
<br />
== 19. Jahrhundert ==<br />
=== Periodisierung ===<br />
Die spanische Literatur im 19. Jahrhundert kann in folgende Hauptepochen beziehungsweise literarische Strömungen eingeteilt werden:<br />
# ca. 1800–1830: Nachhall der neoklassizistischen Literatur<br />
# ca. 1830–1850: [[Romantik]]<br />
# ca. 1850–1880: [[Realismus (Literatur)|Realismus]]<br />
# ca. 1880–1914: [[Naturalismus (Literatur)|Naturalismus]]<br />
<br />
=== Gattungen ===<br />
Als neue Gattungen entstanden im 19. Jahrhundert der [[Journalismus|journalistische]] und [[Costumbrismo|costumbristische]] Artikel, der [[Historischer Roman|historische Roman]] und der Serien- oder [[Kolportage]]roman (spanisch: ''novela por entregas, folletín''). Dies war vor allem bedingt durch die Entwicklung der Medien (Zeitungen, Zeitschriften) und den bescheidenen Ansatz einer Demokratisierung der Kultur.<br />
<br />
Die vorherrschenden oder „Leitgattungen“ sind in der Romantik [[Lyrik]] und [[Drama]], in Realismus und Naturalismus der Roman.<br />
<br />
=== Geschichte ===<br />
==== Romantik ====<br />
[[Johann Nikolaus Böhl von Faber]], ein Exportkaufmann aus [[Hamburg]], der sich in Spanien niedergelassen hatte, hatte bereits Anfang des Jahrhunderts die romantischen Ideen [[Friedrich Schlegel]]s in der Presse bekannt gemacht. Doch die eigentliche spanische Romantik entstand, bedingt durch die [[Geschichte Spaniens|geschichtlichen]] Ereignisse, wesentlich später als in anderen europäischen Ländern; die Blütezeit begann erst nach der Rückkehr der Emigranten 1833. Sie brachten aus Deutschland, England und Frankreich die neue Strömung mit, die sie im [[Exil]] kennengelernt hatten. Den Durchbruch brachte schließlich 1835 die Uraufführung von ''[[Don Álvaro o la fuerza del sino]]'' des [[Ángel de Saavedra|Duque de Rivas]].<br />
<br />
==== Realismus ====<br />
Vorläufer des Realismus finden sich in Spanien schon im [[Costumbrismo]]; allerdings wurde der Schwerpunkt in der costumbristischen Literatur noch mehr auf das folkloristische Element gelegt und nicht so sehr auf eine exakte Darstellung gesellschaftlicher Verhältnisse. Manche Literaturwissenschaftler sehen auch im [[Schelmenroman]] (spanisch: ''novela picaresca'') einen weiter zurückliegenden Vorläufer; auch [[Farce (Theater)|Farcen]] oder [[Komödie]]n schilderten schon lange vorher „niedere“ gesellschaftliche Kreise, manchmal mit Mitteln der [[Satire]]. In diesem Sinne wird die spanische Literatur oft als „durchgehend realistische“ apostrophiert (zum Beispiel der ''[[Don Quijote]]'').<br />
<br />
Der spanische Realismus im engeren Sinne entstand in zwei „Schüben“: 1. das Isabellinische Zeitalter (spanisch: Época de Isabel II.) während der Regierungszeit von [[Isabella II. (Spanien)|Isabella II.]] 1843–68, das eher nur mittelmäßige Werke hervorbrachte (man spricht auch von „Prärealismus“); 2. die Restaurationsepoche (spanisch: Época de la Restauración) 1875–98, während der der Realismus in Spanien seinen Höhepunkt erreichte. Ab ca. 1885 geht der Realismus allmählich in den Naturalismus über, wobei eine strenge Unterscheidung zwischen beiden Strömungen in Spanien nicht einfach ist.<br />
<br />
=== Epochencharakteristika ===<br />
==== Romantik ====<br />
Die romantische Grundhaltung ist eine des [[Individualismus]]; der typische romantische Autor setzt auf die Freiheit des Ich, die äußere Welt erscheint ihm als Projektion des Subjektiven, seiner eigenen Gefühlswelt. Gefühl wird ganz allgemein über Vernunft gestellt (im Gegensatz zur neoklassizistischen Einstellung). Daher spiegelt die Landschaft auch die psychische Verfassung des Autors oder der Figuren wider – dementsprechend sind häufig Ruinen, Friedhöfe, hohe Gipfel, stürmische See, Urwald und nächtliche Szenarien mit Mondbeleuchtung zu finden. An erster Stelle stehen negative Emotionen wie [[Melancholie]] und Verzweiflung, aber auch Sehnsucht, [[Metaphysik|metaphysische]] Unruhe, idealistische Begeisterung und Liebe. Der typisch romantische Held ist einer, der sich in Gegensatz zur umgebenden Gesellschaft befindet, allein gegen alle kämpft; so enden auch fast alle romantischen Dramen tragisch, Selbstmord ist eine häufige Variante. Oft spielen romantische Werke in weit zurück liegender Vergangenheit (vorwiegend im Mittelalter), in geographisch weit entfernten Kulturen (zum Beispiel orientalischen Ländern) oder Phantasiewelten.<br />
<br />
Die Freiheit der [[Inspiration]] steht über allem: Der romantische Dichter will weg von den strengen Normen des Neoklassizismus, er versteht sich als [[Genie]] und fühlt sich über alle [[Kanon (Literatur)|Kanones]] erhaben. Das Prinzip der Nachahmung, das in vorigen Jahrhunderten so bedeutend war, wird durch den Kult des eigenen schöpferischen Originalgenies ersetzt. Eine ständige Suche nach Originalität und Überraschungseffekten herrscht vor, der Romantiker will die Sensibilität des Publikums aufrütteln; ein beliebtes Verfahren dazu ist der Kontrast. Romantische Autoren sind auch nicht mehr auf formale Vollkommenheit bedacht wie ihre Vorgänger in der neoklassizistischen Strömung, sie pflegen einen leidenschaftlichen Ton, geben sich manchmal effekthascherisch und [[Pathos|pathetisch]]. Ihre große Musikalität ist oft rein ornamental.<br />
<br />
In der Lyrik bedeutet dies neue [[Versmaß|Vers-]] und [[Strophenform]]en; man kehrt aber auch gerne zu alten Formen zurück. So wird die spanische [[Romance (Gedichtform)|Romance]] wieder aufgewertet. Im Drama werden konsequenter Weise die klassischen [[Drei Aristotelische Einheiten|drei Einheiten]] (des Ortes, der Zeit und der Handlung) aufgelöst, Tragisches und Komisches, Erhabenes und Groteskes, Prosa und Vers vermischt.<br />
<br />
Es kommt zu einer Aufwertung nationaler und regionaler Werte. Der „Volksgeist“ spielt eine große Rolle, [[Folklore|Folkloristisches]] und Volkstümliches werden wieder salonfähig, Themen aus der spanischen Geschichte und Legenden sind beliebt. Anstelle alter Glaubensgewissheiten tritt die Vorstellung von einem undurchschaubaren Geschick, insbesondere in der so genannten „Schauerromantik“ machen sich existentielle Verunsicherung, Ängste, Zwangsvorstellungen und Schreckensvisionen breit.<br />
<br />
In der spanischen Romantik ist zu unterscheiden zwischen einer eher konservativen Strömung, die sich insbesondere mit der Aufwertung der nationalen Vergangenheit beschäftigte und die alte Ordnung wiederherstellen wollte (als ihr Hauptvertreter gilt [[José Zorrilla y Moral]]), und einer liberalen, sozialromantischen und revolutionären Strömung. Ihr Hauptvertreter ist [[José de Espronceda]]. In seinen Gedichten treten die großen Themen der Romantik hervor. Im ''Canción del Pirata'' (Lied des Piraten) ist der Pirat ein Symbol der Freiheit, ein heimatloser Idealist auf der Suche nach Abenteuern. [[Gustavo Adolfo Bécquer]] mit seinem Meisterwerk ''Rimas y Leyendas'', ist ein volkstümlicher Romenatiker. Die Gedichte handeln von Liebe und Dichtkunst. Die Legenden schließen an volkstümliche Überlieferungen an.<br />
<br />
Zwischen Romantik und Realismus vermittelt der [[Costumbrismo]] mit seiner Betonung des Lokalkolorits.<br />
<br />
==== Realismus ====<br />
Auf der Grundlage des [[Positivismus]] und des [[Empirismus]] strebt der Realismus eine getreue Widerspiegelung gesellschaftlicher Verhältnisse an. Man beschränkt sich auf erfahrungsmäßig Gegebenes, auf beobachtbare, beweisbare Tatsachen und will zu allgemeingültigem, praktisch anwendbarem Wissen kommen, auch und gerade durch literarische Werke, die manchmal die Funktion [[Soziologie|soziologischer]] Studien übernehmen. Fortschrittsglaube, Aufklärungsoptimismus und [[Materialismus]] kennzeichnen diese Strömung, wobei diese allgemeinen Charakteristika in Spanien dadurch abgemildert werden, dass sich die [[Industrialisierung]] und die Herausbildung eines Bildungsbürgertums wesentlich langsamer vollziehen als im restlichen Europa.<br />
<br />
Ihrem Anspruch nach soll in realistischen Texten die äußere Wirklichkeit unpersönlich-objektiv beschrieben werden; sehr häufig kommt aber (zum Beispiel in den Werken von [[Benito Pérez Galdós]]) ein [[humor]]istisches und [[Ironie|ironisches]] Element hinzu, das diese Tendenz unterläuft. Schweiften die Romantiker in die Vergangenheit, so ist nun Aktualität angesagt; das Interesse der Realisten konzentriert sich auf die unmittelbare Umgebung, auf Alltägliches, Wahrscheinliches (spanisch: ''verosimilitud''), auf die „vida vulgar“. Die Naturschilderungen sind nicht mehr Abbild der Gemütsverfassung, sondern bilden quasi fotografisch getreu vertraute Landschaften, das ländliche Ambiente in der Provinz, den städtischen Alltag wiedererkennbar ab. Was die Figurencharakterisierung betrifft, so gilt auch hier möglichst große psychologische Wahrscheinlichkeit (im Gegensatz zur idealisierenden Stilisierung in der Romantik). Die handlungstragenden Figuren stammen durchwegs aus der [[Mittelschicht]], sind „Menschen wie du und ich“, sie sind keine Ausnahmegestalten mehr.<br />
<br />
Es macht sich ein nüchterner Stil breit, mit wenig Effekthascherei, eine „natürliche“, einfache Sprache im Vergleich zur Romantik; aus heutiger Sicht wirken jedoch die detailgetreuen Beschreibungen eher langatmig. Oft ist die [[Ästhetik|ästhetische]] Absicht einem [[Didaktik|didaktischen]] Zweck untergeordnet, die Beobachtung der Realität lediglich Vorwand zur Demonstration einer These und daher auch nicht [[ideologie]]frei. Im Grunde ist in Spanien die realistische Literatur [[Moralismus|moralistisch]], sie versucht die Leser zu überzeugen; die metaphysische Angst weicht einem bürgerlichen Sinn fürs Praktische.<br />
<br />
Die Zeit der Handlung ist meist zeitgenössisch; so nennt etwa Galdós seine Romane „novelas contemporáneas“ (zeitgenössische Romane). Meist geben Jahreszahlen und Datumsangaben Hinweise auf eine konkrete, nicht sehr weit zurückliegende historische Epoche. Auch der Raum umfasst konkrete spanische Landschaften, so zum Beispiel bei Pereda [[Kantabrien]], Städte (bei Galdós [[Madrid]]), Regionen ([[Fernán Caballero]] und [[Pedro Antonio de Alarcón]]: [[Andalusien]], Pereda: [[Santander]]).<br />
<br />
Die Sprache der Romane ist nicht mehr hochtrabend wie bei den Romantikern, sondern „gewöhnliche“ spanische [[Umgangssprache]], zum Teil fließen sogar Regionalismen aus den verschiedenen [[Dialekt]]en ein. Gleichzeitig macht sich ein „terminologischer“ Gebrauch der Sprache breit, also die Verwendung von Fachausdrücken aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen oder praktischen Tätigkeitsbereichen, aus Industrie und Finanzwelt. Die Personenrede wird mit sozialen, regionalen, professionalen und psychologischen Charakteristika ausgestattet. Hauptgattung ist die erzählende [[Prosa]] als vorrangiges Medium; man spricht auch vom „siglo más novelífero“, von der „romanträchtigsten“ Epoche, wobei umfangreiche, mehrere hundert Seiten umfassende [[Roman]]e die Regel sind.<br />
<br />
==== Naturalismus ====<br />
Der Naturalismus will, wie es im Kern der Bezeichnung steckt, „natürlich“, das heißt: ohne [[Stilistik|stilistische]] Umformung fotografisch getreu die Wirklichkeit sichtbar machen, besonders das [[Soziales Milieu|Milieu]] des [[Proletariat]]s und der Fabrikstädte soll mit Exaktheit dargestellt werden. In Spanien ist diese Richtung schwächer ausgeprägt, da es im Lande noch keine echte industrielle Revolution gab (noch 1900 lebten rund 70 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft). Die Frage nach der Befreiung des „Vierten Standes“ konnte sich, wenigstens als zentrales Problem, daher noch gar nicht stellen. Manche Autoren bezweifeln überhaupt, ob man in Spanien zwischen Realismus und Naturalismus unterscheiden könne. Dazu kommt noch, dass in Spanien wegen der hohen [[Analphabetismus|Analphabetenrate]] die breite Publikumsbasis fehlte, auf die der Naturalismus in Frankreich zielte und für die er bestimmt war.<br />
<br />
In Spanien wurde der Naturalismus von seinen Gegnern, insbesondere [[Katholischer Traditionalismus|katholischen Traditionalisten]], wegen seiner „Unmoralität“, besonders aber wegen des [[Determinismus|deterministischen]] Grundkonzepts, stark angefeindet. Tatsächlich erscheinen in naturalistischen Romanen bis zu einem gewissen Grad die Figuren als Produkt ihrer Umwelt und des historischen Moments, die Möglichkeiten zur freien Entscheidung stark eingeschränkt (vgl. die Milieutheorie von [[Hippolyte Taine]]). Dennoch spielt im katholischen Spanien die Frage des freien Willens eine große Rolle in der Diskussion; man spricht auch von einem abgemilderten Naturalismus (spanisch: „naturalismo mitigado“), weil in diesem Sinne ein Kompromiss mit den Lehren der Kirche geschlossen wurde.<br />
<br />
Die Autoren bekommen aber größere Freiheiten, was die Behandlung von „schlüpfrigen Themen“ angeht, das betrifft auch den Wortschatz (Tabu- und Schimpfwörter fließen vermehrt ein) und bisher unberührte Themen wie Geburt, Krankheit, Arbeit, Geld. Was die Thematik betrifft, so stehen Körperlichkeit und Gesellschaft an erster Stelle: Essen und Trinken, Alkoholismus, Krankheit, Degeneration, Wahnsinn, das städtische proletarische Ambiente, das sind die typischen Fragestellungen, mit denen sich naturalistische Autoren auseinandersetzen. Von den Figuren erhält man als Leser keine Detailbeschreibung von Anfang an (wie es im Realismus üblich war), sondern sie sollen „natürlich“, durch ihre Handlungen und Worte, allmählich an Profil gewinnen.<br />
<br />
Häufig betreiben die Autoren Studien vor Ort, um das Milieu authentisch darstellen zu können; so hielt sich zum Beispiel Emilia Pardo Bazán einen Monat lang in der Tabakfabrik von [[A Coruña]] auf, bevor sie den Roman ''La Tribuna'' schrieb. Man findet nicht selten eine genaue Beschreibung technischer Details des Produktionsvorganges in verschiedenen Sparten.<br />
<br />
Die [[Protagonist]]en sind keine Helden mehr im Sinne einer Ausnahmeerscheinung, sondern Durchschnittsmenschen, manchmal repräsentative Typen wie die Zigarrenarbeiterin, oft findet man ein [[Kollektiv]] oder zumindest mehrere Personen als Protagonisten vor. Nach naturalistischer Auffassung kann alles Romanstoff (spanisch: „materia novelable“) abgeben, es müssen keine besonderen Ereignisse sein. Da das Leben jedes Menschen literarischen Stoff enthält, kommt es manchmal vor, dass Nebenfiguren eines Romans Hauptfiguren in einem anderen werden. Auch gilt das Konzept des nicht kompletten Lebensausschnitts („trozo de vida“): eine Handlung ohne markanten Anfang und Ende (das häufig offenbleibt), ein schlichter, beliebiger Ausschnitt aus einem Leben, ohne das klassische Prinzip von [[Peripetie]], Katastrophe, Ausklang. Die Form soll sich so weit wie möglich der „natürlichen“ Form des Lebens annähern, die Handlung besteht meist in einem „Herunterkommen“, einer [[Degeneration]], einem Abstieg bis in die Gosse oder den Wahnsinn.<br />
<br />
=== Bedeutende Autoren ===<br />
==== Spätklassizismus ====<br />
* [[Manuel José Quintana]] (1772–1857)<br />
* [[Manuel Eduardo de Gorostiza]] (1789–1851)<br />
<br />
==== Romantik: Lyrik ====<br />
* [[José de Espronceda]] (1808–1842)<br />
* [[Gustavo Adolfo Bécquer]] (1836–1870)<br />
* [[Rosalía de Castro]] (1837–1885), die auch in [[Galizische Sprache|galizischer Sprache]] schrieb<br />
<br />
==== Romantik: Drama ====<br />
* [[Francisco Martínez de la Rosa]] (1787–1862)<br />
* [[Ángel de Saavedra]], Duque de Rivas (1791–1865)<br />
* [[Juan Eugenio Hartzenbusch]] (1806–1880)<br />
* [[Antonio García Gutiérrez]] (1813–1884)<br />
* [[José Zorrilla y Moral]] (1817–1893)<br />
* [[Gertrudis Gómez de Avellaneda]] (1814–1873)<br />
<br />
==== Journalismus und Costumbrismo ====<br />
* [[Serafín Estébanez Calderón]] (1799–1867)<br />
* [[Ramón de Mesonero Romanos]] (1803–1882)<br />
* [[Mariano José de Larra]] (1809–1837)<br />
<br />
==== Realismus und Naturalismus: Roman ====<br />
* [[Fernán Caballero]] (1796–1877)<br />
* [[Pedro Antonio de Alarcón]] (1833–1891)<br />
* [[Benito Pérez Galdós]] (1843–1920)<br />
* [[Juan Valera]] y Alcalá Galiano (1824–1905)<br />
* [[José María de Pereda]] (1833–1906)<br />
* [[Leopoldo Alas]] („Clarín“) (1852–1901)<br />
* [[Emilia Pardo Bazán]] (1851–1921)<br />
* [[Vicente Blasco Ibáñez]] (1867–1928)<br />
* [[Juan Antonio de Zunzuneguí y Loredo]] (1900–1982)<br />
<br />
==== Realismus und Naturalismus: Drama ====<br />
* [[Ventura de la Vega]] (1807–1865)<br />
* [[Adelardo López de Ayala]] (1829–1879)<br />
* [[Manuel Tamayo y Baus]] (1829–1898)<br />
* [[José Echegaray]] (1832–1916)<br />
<br />
== 20. Jahrhundert ==<br />
=== Periodisierung ===<br />
Folgende Epochen oder Strömungen spielen in der spanischen Literatur des 20. Jahrhunderts eine Rolle; teilweise schwanken die Bezeichnungen bei neueren Strömungen noch, meist wird aber das Generationenschema verwendet:<br />
# Modernismo (ca. 1880–1930)<br />
# Generación del 98 (ca. 1898–1936)<br />
# Generación del 14 (ca. 1914–1936)<ref>Siehe die zweisprachige Anthologie von Erna Brandenberger (Hrsg.): ''Spanische Erzähler / Narradores espanoles. Die Generation von 1914.'' (Spanisch - Deutsch) München 1992, ISBN 978-3-4230-9219-7</ref><br />
# Generación del 27 (ca. 1927–1939)<ref>Siehe die zweisprachige Anthologie von Erna Brandenberger (Hrsg.): ''Spanische Dichter / Poetas españoles. Die Generation von 1927.'' (Sapnisch-Deutsch) München 1980, ISBN 978-3-4230-9160-2)</ref><br />
# Literatur nach dem Bürgerkrieg (''Posguerra'')<br />
## Exilliteratur (ca. 1936–1975)<br />
## Generación del 36, ''tremendismo'' (1940er Jahre)<br />
## Generación del Medio Siglo (ca. 1950–1975)<br />
## Generación del 68 (ca. 1968–1980)<br />
# Literatura posfranquista, literatura de la transición (ca. 1975–2000)<br />
<br />
=== Kurzcharakterisierung ===<br />
Am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert spielt vor allem das „[[Spanisch-Amerikanischer Krieg|Desaster von 1898]]“ eine Rolle für die Stimmung im Lande, was sich auch auf die Literatur niederschlägt: Spanien und seine Identität werden zum Thema insbesondere der [[Generación del 98]], eines Vorläufers der heutigen ''Bewegung der Empörten'', die sich Gedanken darüber macht, wie Spanien die schmerzlich empfundene politische und kulturelle Rückständigkeit gegenüber Europa wieder wettmachen kann. Ihr Vorkämpfer [[José Martínez Ruiz]] (''Azorín'') spürte und litt unter der „Distanz zwischen der offiziellen Sprache der Politik und der Presse und der Realität eines Landes, das in einer tiefen sozialen und politischen Krise steckt“.<ref>Julia Macher: ''[http://www.deutschlandradiokultur.de/jose-martinez-ruiz-azorin-der-grossvater-der-empoerten.932.de.html?dram%3Aarticle_id=380248 Der Großvater der Empörten]''. Deutschlandradio Kultur, 2. März 2017</ref> Azorín trug wesentlich zur Festigung der spanischen kulturellen Identität durch [[Autorität|Kanonisierung]] der Autoren der spanischen Klassik in einer Zeit des weit verbreiteten Analphabetismus und der Armut bei.<br />
<br />
Daneben gibt es, nahezu zeitgleich, die Strömung des [[Modernismo]], der durch Flucht in die Schönheit der harten Alltagsrealität zu entkommen versucht. Schließlich sind vor dem [[Spanischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]] die so genannten „Söhne der 98er“ maßgeblich, auch [[Generación del 14]] (so der Pädagoge Lorenzo Luzuriaga Medina) oder (als literarische Strömung) „Novecentismo“ genannt. Ihr ältester Vertreter ist der am französischen [[Naturalismus (Literatur)|Naturalismus]] geschulte [[Vicente Blasco Ibáñez]], der durch seinen Antikriegsroman ''Los cuatro jinetes del Apocalipsis'' („Die vier apokalyptischen Reiter“, 1914) Weltruhm erlangte. Er und die jüngeren Autoren dieser Generation bemühen sich angesichts der schwankenden Haltung der spanischen Öffentlichkeit im Ersten Weltkrieg, des politischen Chaos der Regierungszeit [[Alfons XIII.]], der Unabhängigkeitsbestrebungen in den Randregionen, des [[Rifkrieg (1921–1926)|Rifkriegs]], anarchistischer Gewaltakte und staatlicher Repression – verschärft unter der Militärdiktatur von [[Miguel Primo de Rivera]] seit 1923 – um eine neue geistige Orientierung. Noch intensiver als ihre Vorgänger suchen sie einen philosophischen und [[essay]]istischen Zugang zum Spanienproblem, in das sie emotional stark verstrickt sind.<ref>Medardo Fraile: ''Die Schriftstellergeneration von 1913 und das Spanien ihrer Zeit.'' In: Erna Brandenburger (Hrsg./Übersetzer): ''Spanische Erzähler.Die Generation von 1914.'' München 1985 (zweisprachig), S. 145–150.</ref> Ihre Stilmittel sind heterogen – sie reichen vom psychologisch-realistischen Porträt über lyrische Stimmungsbilder bis zur metaphernreichen oder krass satirischen [[Humoreske]], ihre Texte sind teils von formaler Sorgfalt geprägt, teils schnell und skizzenartig hingeworfen.<br />
<br />
In der [[Generación del 27]], der dritten der Erneuerungswellen, die in kurzer Zeit aufeinander folgen, vereinen sich diverse [[Avantgarde]]strömungen wie der [[Modernismo]] und der [[Surrealismus]], die ihren Ausdruck vor allem in der Lyrik finden, so in den surrealistischen Gedichten des späteren Nobelpreisträgers [[Vicente Aleixandre]]. Hinzu kommen Einflüsse des Films. [[Rafael Alberti]] schreibt beispielsweise Gedichte über amerikanische [[Stummfilm]]komiker. Er und [[Federico García Lorca]] knüpfen jedoch eher an Vorbilder der traditionellen volkstümlichen romantischen Lyrik an (sog. [[Neopopularismo]]).<br />
<br />
Dagegen orientieren sich katholisch-konservative Autoren wie der [[Falange]]-Ideologe [[Rafael Sánchez Mazas]] an Vorbildern des ''Siglo de Oro'' und versuchen den Klassizismus wieder zu beleben, bis der Ästhetizismus der Generation sich an den politischen Realitäten der 1930er Jahre bricht. <br />
<br />
Der Bürgerkrieg bedeutet einen scharfen Einschnitt in der spanischen Literaturgeschichte. Man spricht auch vom „Tod der Literatur“. Maßgebliche Autoren gehen ins [[Exil]], andere bleiben im Land und versuchen sich den [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensurbedingungen]] anzupassen. Unterbezahlte Lehrer, Professoren und Schriftsteller mussten mit Zensurtätigkeiten ihr karges Gehalt aufbessern. 1966 wurde die Zensur gelockert, erst 1978 wurde sie offiziell abgeschafft. Kritik an der Kirche und an der Politik Francos, positive Wertungen des Marxismus und Liberalismus, ausländische Autoren wie Sartre, Camus, Hemingway, Descartes, Tolstoi, Balzac, Dostoievskij und spanische Autoren wie Baroja, Unamuno, Valle-Inclán, Ortega, Pérez de Ayala, Clarín waren verboten. Insgesamt standen 3000 Bücher auf dem Index. Wörter wie „justicia“ und „libertad“ waren verboten und verschwanden aus dem spanischen Vokabular; Scheidung, Abtreibung, Ehebruch waren tabu.<ref>Eva Hecht: ''Literatur während Bürgerkrieg und Franco-Diktatur'', Ms., online: [http://www.search.ask.com/web?l=dis&q=Literatur+w%C3%A4hrend+B%C3%BCrgerkrieg+und+Franco-Diktatur&o=APN10645&apn_dtid=^BND406^YY^DE&shad=s_0043&apn_uid=4950025976244814&gct=ds&apn_ptnrs=^AG6&d=406-403&lang=de&atb=sysid%3D406%3Aappid%3D403%3Auid%3Dbd50479eee13b0d7%3Auc2%3D191%3Atypekbn%3Da13350%3Asrc%3Dcrb%3Ao%3DAPN10645&p2=^AG6^BND406^YY^DE].</ref> Selbst Jugendbücher wie „Tom Sawyer“ von [[Mark Twain]] wurden von der Zensur verstümmelt. Das führte zur literarischen Isolation der in Spanien verbliebenen Autoren.<br />
<br />
Nach einer Phase des Neorealismus in den 1950er Jahren kommt es Anfang der 1960er Jahre zu einer Erneuerung vor allem der Erzählliteratur, die mit neuen Verfahren aufhorchen lässt. Nach dem Tode [[Francisco Franco]]s nimmt die spanische Literatur noch einmal eine neue Wendung, vor allem hin zu [[Kriminalroman|krimiähnlichen]] [[Genre]]s, aber auch der [[Feminismus]] bringt eine Erneuerung der Literatur von Frauen mit sich.<br />
<br />
=== Zunehmender Sprachenpluralismus ===<br />
Mittlerweile kann der spanische Sprachenzentralismus als gescheitert gelten; die zentripetalen Kräfte sind seit den 1980er Jahren sehr stark geworden, so dass heute etwa ein Viertel aller Spanier [[Spanische Sprache|Castellano]] im Alltag nicht mehr vorrangig verwenden. Nebeneinander existieren mindestens vier Schrift- und Amtssprachen: Neben Spanisch sind regional [[Katalanische Sprache|Katalanisch]] (mit den Varietäten [[Valencianische Sprache|Valencianisch]] und [[Mallorquinisch]]), [[Galicische Sprache|Galicisch]], [[Baskische Sprache|Baskisch]] und [[Aranesische Sprache|Aranesisch]], eine von etwa 4000 Menschen gesprochene Varietät des [[Gascognische Sprache|Gascognischen]], Amts- und Kultursprachen. In den meisten dieser Sprachen gibt es eigene Literaturen.<br />
<br />
[[Asturische Sprache|Asturianisch]] (auch Asturianisch-Leonesisch, lokal als ''Bable'' bezeichnet) ist zwar keine Amtssprache, aber eine normierte Schriftsprache mit eigener Sprachakademie, der 1980 gegründeten ''Academia de ia Liingua Asturiana''. Zu den frühen asturianischen Autoren gehörte [[Gaspar Melchor de Jovellanos]] (1744–1811).<br />
<br />
=== Bedeutende Autoren ===<br />
==== Modernismo ====<br />
* [[Ramón María del Valle-Inclán]] (1866–1936)<br />
* [[Juan Ramón Jiménez]] (1881–1958)<br />
* [[Manuel Machado (Dichter)|Manuel Machado]] (1874–1947)<br />
<br />
==== Generación del 98 ====<br />
* [[Ángel Ganivet]] (1865–1898)<br />
* [[Miguel de Unamuno]] (1864–1936)<br />
* [[Pío Baroja]] (1872–1956)<br />
* [[José Martínez Ruiz|Azorín]] (1873–1967)<br />
* [[Antonio Machado (Lyriker)|Antonio Machado]] (1875–1939)<br />
<br />
==== Generación del 14 ====<br />
* [[Wenceslao Fernández Flórez]] (1885–1964)<br />
* [[Ramón Gómez de la Serna]] (1888–1963)<br />
* [[Vicente Blasco Ibáñez]] (1867–1928)<br />
* [[Salvador de Madariaga]] (1886–1978)<br />
* [[Gregorio Marañón]] (1887–1960)<br />
* [[Gabriel Miró]] (1879–1930)<br />
* [[Eugeni d’Ors]] (1882–1954)<br />
* [[José Ortega y Gasset]] (1883–1955)<br />
* [[Ramón Pérez de Ayala]] (1880–1962)<br />
<br />
==== Generación del 27 ====<br />
{{siehe auch|Neopopularismo}}<br />
* [[Rafael Alberti]] (1902–1999)<br />
* [[Vicente Aleixandre]] (1898–1984)<br />
* [[Manuel Altolaguirre]] (1905–1959)<br />
* [[Gerardo Diego]] (1896–1987)<br />
* [[Jorge Guillén]] (1893–1984)<br />
* [[Pedro Salinas]] (1891–1951)<br />
* [[Luis Cernuda]] (1902–1963)<br />
* [[Miguel Hernández]] (1910–1942)<br />
* [[Federico García Lorca]] (1898–1936)<br />
* [[Rafael Sánchez Mazas]] (1894–1966)<br />
<br />
==== Exilliteratur ====<br />
* [[Arturo Barea]] (1897–1957)<br />
* [[Rosa Chacel]] (1898–1994)<br />
* [[Ramón J. Sender]] (1901–1982)<br />
* [[Max Aub]] (1903–1972)<br />
* [[Francisco Ayala]] (1906–2009)<br />
* [[Jorge Semprún]] (1923–2011)<br />
* [[Antonio Ferres]] (* 1924)<br />
* [[Juan Goytisolo]] (1931–2017)<br />
* [[Fernando Arrabal]] (* 1932)<br />
* [[Michel del Castillo]] (* 1933)<br />
<br />
==== Generación del 50 ====<br />
* José Hierro (1922–2002)<br />
* [[José Manuel Caballero Bonald]] (* 1926)<br />
* [[Juan Benet]] (1927–1993)<br />
* Jaime Gil de Biedma (1929–1990)<br />
* [[Carlos Barral]] (1928–1989)<br />
* [[José Agustín Goytisolo]] (1928–1999)<br />
* José Ángel Valente (1929–2000)<br />
* [[Antonio Gamoneda]] (* 1931)<br />
* [[Rafael Guillén]] (* 1933)<br />
* [[Juan Marsé]] (* 1933)<br />
<br />
==== Drama ====<br />
* [[Carlos Arniches]] (1866–1943)<br />
* [[Ramón María del Valle-Inclán]] (1866–1936)<br />
* [[Jacinto Benavente]] (1866–1954)<br />
* [[Enrique Jardiel Poncela]] (1901–1952)<br />
* [[Alejandro Casona]] (1903–1965)<br />
* [[Miguel Mihura]] (1905–1977)<br />
* [[Antonio Buero Vallejo]] (1916–2000)<br />
* [[Lauro Olmo]] (1922–1994)<br />
* [[Alfonso Paso]] (1926–1978)<br />
* [[Alfonso Sastre]] (* 1926)<br />
* [[Antonio Gala]] (* 1936)<br />
<br />
==== Roman ====<br />
* [[Mercè Rodoreda]] (1908–1983)<br />
* [[Gonzalo Torrente Ballester]] (1910–1999)<br />
* [[Álvaro Cunqueiro]] (1911–1981)<br />
* [[Camilo José Cela]] (1916–2002)<br />
* [[José María Gironella]] (1917–2003)<br />
* [[José Luis Sampedro]] (1917–2013)<br />
* [[Miguel Delibes]] (1920–2010)<br />
* [[Carmen Laforet]] (1921–2004)<br />
* [[Luis Martín-Santos]] (1924–1964)<br />
* [[Carmen Martín Gaite]] (1925–2000)<br />
* [[Ana María Matute]] (1925–2014)<br />
* [[Josefina Rodríguez de Aldecoa]] (1926–2011)<br />
* [[Jesús Fernández Santos]] (1926–1988)<br />
* [[Rafael Sánchez Ferlosio]] (1927–2019)<br />
* [[Juan Benet]] (1927–1993)<br />
* [[José Agustín Goytisolo]] (1928–1999)<br />
* [[Juan García Hortelano]] (1928–1992)<br />
* [[Corín Tellado]] (1929–2009)<br />
* [[Juan Goytisolo]] (1931–2017)<br />
* [[Javier Tomeo]] (1932–2013)<br />
* [[Juan Marsé]] (* 1933)<br />
* [[Rosa Regàs]] (* 1933)<br />
* [[Luis Goytisolo]] (* 1935)<br />
* [[Esther Tusquets]] (1936–2012)<br />
* [[Manuel Vázquez Montalbán]] (1939–2003)<br />
* [[José María Merino]] (* 1941)<br />
* [[Eduardo Mendoza]] (* 1943)<br />
* [[Cristina Fernández Cubas]] (* 1945)<br />
* [[Adelaida García Morales]] (1945–2014)<br />
* [[Juan José Millás]] (* 1946)<br />
* [[Montserrat Roig]] (1946–1991)<br />
* [[Soledad Puértolas]] (* 1947)<br />
* [[Enrique Vila-Matas]] (* 1948)<br />
* [[Luis Landero]] (* 1948)<br />
* [[Carme Riera]] (* 1948)<br />
* [[Rafael Chirbes]] (1949–2015)<br />
* [[Javier Marías]] (* 1951)<br />
* [[Rosa Montero]] (* 1951)<br />
* [[Arturo Pérez-Reverte]] (* 1951)<br />
* [[Jesús Ferrero]] (* 1952)<br />
* [[Julio Llamazares]] (* 1955)<br />
* [[Antonio Muñoz Molina]] (* 1956)<br />
* [[Almudena Grandes]] (* 1960)<br />
* [[Javier Cercas]] (* 1962)<br />
* [[Carlos Ruiz Zafón]] (* 1964)<br />
<br />
==== Lyrik ====<br />
* [[Francisco Villaespesa]] (1877–1936)<br />
* [[Luis Rosales]] (1910–1992)<br />
* [[Gabriel Celaya]] (1911–1991)<br />
* [[Blas de Otero]] (1916–1979)<br />
* [[José Hierro]] (1922–2002)<br />
* [[José Agustín Goytisolo]] (1928–1999)<br />
* [[José Ángel Valente]] (1929–2000)<br />
* [[Jaime Gil de Biedma]] (1929–1990)<br />
* [[Antonio Colinas]] (* 1946)<br />
* [[Jaime Siles]] (* 1951)<br />
<br />
=== Literaturpreise ===<br />
In Spanien werden jährlich verschiedene Literaturpreise verliehen:<br />
{{Hauptartikel|Liste von Literaturpreisen#Spanien}}<br />
<br />
== Regionalsprachliche spanische Literatur ==<br />
<br />
* [[Galicische Literatur]]<br />
* [[Katalanische Literatur]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
'''Anthologien'''<br />
* '' Mut zu leben und andere spanische Erzählungen'', Auswahl, Übersetzung und Einleitung von Karl August Horst, Horst Erdmann Verlag, Tübingen/Basel 1969<br />
* '' Spanische Lyrik: 50 Gedichte aus Spanien und Lateinamerika'' (spanisch, deutsch), Ditzingen: Reclam, 2004<br />
* '' Spanische Lyrik des 20. Jahrhunderts'' (spanisch, deutsch), Ditzingen: Reclam, 5., aktualis. u. erw. Aufl. 2003<br />
<br />
'''Sekundärliteratur'''<br />
* Frank Baasner: ''Literaturgeschichtsschreibung in Spanien von den Anfängen bis 1868''. (524 Seiten) Analecta Romanica H. 55, Vittorio Klostermann, Frankfurt 1995<br />
* [[Hans Ulrich Gumbrecht]]: ''Eine Geschichte der spanischen Literatur''. (1484 Seiten) Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-58062-0<br />
* Wolfram Krömer, ''Zur Weltanschauung, Ästhetik und Poetik des Neoklassizismus und der Romantik in Spanien'', Spanische Forschungen der Görres-Gesellschaft, Reihe 2, Aschendorffische Verlagsbuchhandlung, Münster 1968<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: ''Spanische Literaturgeschichte''. (479 Seiten, 4. Auflage) Metzler, Stuttgart 2011, ISBN 978-3476-02390-2<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: ''Klassische Texte der spanischen Literatur. 25 Einführungen vom „Cid“ bis „Corazón tan blanco“''. Metzler, Stuttgart 2011 (243 Seiten), ISBN 978-3-4760-2397-1<br />
* Carmen Rivero Iglesias: "Spanische Literaturgeschichte. Eine kommentierte Anthologie". (380 Seiten, UTB) W. Fink, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8252-3988-6<br />
* [[Michael Rössner]]: ''Lateinamerikanische Literaturgeschichte''. (575 Seiten, 3., erw. Aufl.) Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 3-476-02224-2<br />
* Christoph Strosetzki: ''Geschichte der spanischen Literatur''. (404 Seiten, 2., unveränd. Aufl.) Niemeyer, Tübingen 1996, ISBN 3-484-50307-6<br />
* Christoph Strosetzki: ''Einführung in die spanische und lateinamerikanische Literaturwissenschaft''. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-503-06189-4<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Literatur (Spanisch)| ]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Erich_Auerbach&diff=188217546
Erich Auerbach
2019-05-04T15:31:18Z
<p>Textundblog: /* Literatur */Literatur ergänzt: Neuschäfer</p>
<hr />
<div>'''Erich Auerbach''' (* [[9. November]] [[1892]] in [[Berlin]]; † [[13. Oktober]] [[1957]] in [[Wallingford (Connecticut)|Wallingford]], [[Connecticut]], [[Vereinigte Staaten]]) war ein deutscher [[Literaturwissenschaftler]] und [[Romanist]].<br />
<br />
== Leben ==<br />
Auerbach wurde als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater war der aus [[Posen]] stammende [[Kommerzienrat]] Hermann Auerbach (1845–1914), der im Zuckerhandel tätig war und Rosa Block (1858–1925) geheiratet hatte.<ref name="Vialon">Martin Vialon: ''Erich Auerbachs verborgenes Judentum und sein Istanbuler Nachruf auf den [[Orientalist]]en [[Karl Süssheim]]''. [[Kalonymos]] 18 Heft 2 (2015), S. 3–9.</ref> Erich Auerbach wuchs als Kind des deutschen Bildungsbürgertums auf und wurde im September 1900 in das [[Französisches Gymnasium Berlin]] aufgenommen, das er 1910 mit dem [[Abitur]] abschloss. Er studierte dann [[Rechtswissenschaft|Jura]] an der [[Universität Heidelberg]] und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] 1913 bei dem [[Strafrecht]]ler [[Karl von Lilienthal]].<br />
<br />
Am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] nahm Auerbach als [[Kriegsfreiwilliger]] teil. Im April 1918 wurde er in Nord[[frankreich]] schwer verwundet und wurde mit dem [[Eisernes Kreuz|Eisernen Kreuz]] ausgezeichnet. Nach der Entlassung aus dem [[Lazarett]] studierte er [[Romanische Philologie]] an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität]] und promovierte ein zweites Mal 1921 an der [[Universität Greifswald]] bei [[Erhard Lommatzsch]] mit einer [[Dissertation]] über die [[italien]]ische und deutsche [[Novelle]] der [[Frührenaissance]].<br />
<br />
1929 [[Habilitation|habilitierte]] er sich bei [[Leo Spitzer]] an der [[Universität Marburg]] mit der Schrift ''Dante als Dichter der irdischen Welt'', die er während seiner Tätigkeit als [[Bibliothekar]] an der [[Preußische Staatsbibliothek|Preußischen Staatsbibliothek]] in Berlin erarbeitet hatte. Nach dem Wechsel Leo Spitzers nach Köln wurde Auerbach auf den Lehrstuhl für [[romanische Philologie]] in Marburg berufen.<br />
<br />
1935 wurde Auerbach von den Behörden Deutschlands unter Berufung auf das nationalsozialistische „[[Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums]]“ und die [[Nürnberger Gesetze]] von seinem Amt suspendiert. Seine Lehrverpflichtung übernahm sein Schüler [[Werner Krauss (Romanist)|Werner Krauss]]. Es gelang ihm, Deutschland zu verlassen, und er [[Exil in der Türkei 1933–1945|emigrierte]] mit seiner Frau Marie geb. Mankiewitz und seinem Sohn Clemens nach [[Istanbul]], wo er ab 1936 wieder als Nachfolger von Leo Spitzer als Professor für europäische Philologie an der [[Universität Istanbul]] lehrte. Sein in der Türkei zwischen Mai 1942 und April 1945 verfasstes Hauptwerk ''Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur'' erschien 1946 im A. Francke Verlag Bern. Das 14. Kapitel über Cervantes wurde 1949 zusätzlich verfasst.<br />
<br />
1947 ging Auerbach in die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], um an der [[Pennsylvania State University]] zu unterrichten. Später arbeitete er am [[Institute for Advanced Study]] und wurde 1950 auf den Lehrstuhl für romanische Philologie an der [[Yale University]] berufen, den er bis zu seinem Tode 1957 innehatte.<br />
<br />
== Wirken ==<br />
Auerbach führte 1938 in Anlehnung an einen antiken, von [[Augustinus]] gebrauchten rhetorisch-theologischen Begriff (Fleischwerdung des Wortes) den modernen Begriff der ''[[Figuration (Literaturwissenschaft)|Figuration]]'' ein, der eng zusammenhängt mit dem Problem des Wechselverhältnisses von [[Wort]] und [[Abbild|Bild]] als Darstellungsformen von (geschichtlicher) Wirklichkeit [[Mimesis]]. Dieser Frage widmet sich sein zweites, in [[Exil in der Türkei 1933–1945|Istanbul im Exil]] geschriebenes Hauptwerk.<br />
<br />
Auerbach arbeitete interdisziplinär und vereinte unterschiedliche [[Methodologie|methodologische]] Ansätze beispielsweise aus dem [[Aby Warburg|Warburg]]-, [[Ernst Troeltsch|Troeltsch]]- und [[George-Kreis]] sowie aus der [[Wiener Schule der Kunstgeschichte]].<ref name="Vialon" /> Fachübergreifend wurde er als bedeutender Romanist und [[Kulturphilosophie|Kulturphilosoph]] anerkannt.<br />
<br />
== Werke (Auswahl) ==<br />
* ''Figura'' In: ''Archivum Romanicum'' Jg. 22, 1938, S. 436–489<br />
* ''Mimesis. Dargestellte [[Realismus (Literatur)|Wirklichkeit]] in der abendländischen Literatur''. 9. Auflage. Francke, Bern 1994 (Erstausgabe 1946; erweiterte Aufl. seit 1959). Die letzte Auflage erschien bei Francke 2015, ISBN 3-7720-8565-2. [[Übersetzung (Sprache)|Übersetzungen]] in derzeit 28 Sprachen (2009)<br />
* ''Literatursprache und Publikum in der lateinischen Spätantike und im Mittelalter'' ebd. 1958<br />
* ''Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie'' 1967 (darin: Schriftenverzeichnis, S. 365–369)<ref>ein anderes Schriftenverzeichnis, incl. Briefe, bei Georg Stauth und Faruk Birtek, im bio-bibliographischen Anhang ihres Buches bei Transkript, siehe unten bei Literatur</ref><br />
* ''Dante. Poet of the Secular World'', übersetzt von Ralph Manheim, NYRB Classics, New York 2007, ISBN 978-1-59017-219-3<br />
* ''Kultur als Politik: Aufsätze aus dem Exil zur Geschichte und Zukunft Europas 1938-1947'',<ref>[http://www.deutschlandradiokultur.de/essays-archaeologie-der-gegenwart.950.de.html?dram:article_id=283233 Essays : „Archäologie der Gegenwart“ Erich Auerbach: ''Kultur als Politik''], Rezension von Carsten Hueck im Deutschlandradio Kultur vom 21. April 2014, abgerufen 21. April 2014</ref> Hrsg. von Christian Rivoletti; aus dem Türkischen von Christoph Neumann, Konstanz University Press, Konstanz 2014<br />
* ''Zur Technik der Frührenaissancenovelle in Italien und Frankreich''. Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1921 (Gleichzeitig Dissertation).<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Karlheinz Barck]], Martin Treml (Hrsg.): ''Erich Auerbach. Geschichte und Aktualität eines europäischen Philologen.'' Kulturverlag Kadmos, Berlin 2007<br />
* Markus Bauer: ''Die Wirklichkeit und ihre literarische Darstellung. Form und Geschichte: Der Essayist E.A. beschäftigt weiterhin seine Exegeten'' in: [[NZZ]] 2. Februar 2008<br />
* Kader Konuk: ''East-West Mimesis. Auerbach in Turkey.'' [[Stanford University Press]], 2010, ISBN 978-0-8047-6974-7<ref>auch als [[E-Book]] ISBN 978-0-8047-7575-5. In [[google books]] lesbar</ref><br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: Erich Auerbach und das Ende von Mimesis.- in: Romanist. Zschr.f.Lit.geschichte 38 (2014), S. 157-170.<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: ''Servo humilis. Oder: was wir mit E. A. vertrieben haben.'' In: ''Deutsche und österreichische Romanisten als Verfolgte des Nationalsozialismus'' Hg. [[Hans Helmut Christmann]] & [[Frank-Rutger Hausmann]]. Stauffenburg, Tübingen 1989, ISBN 3-923721-60-9, S. 85–106 und passim, siehe Reg. (Reihe: Romanica et comparatistica Bd. 10)<br />
* Sigrid Nökel: ''[[Edward Said|Said]], Orientalismus, Exil. Die Ambivalenz des Exil–Daseins zwischen Bruch und Re-Fundamentalisierung des Eigenen'' in: Georg Stauth & Faruk Birtek (Hgg.): ''"Istanbul". Geistige Wanderungen aus der "Welt in Scherben"'' Bielefeld, Transcript 2007, ISBN 3-89942-474-3 (S. 131–155) Über die Wirkung E. A.s auf Said<br />
* {{BBKL | url=http://www.bautz.de/bbkl/a/auerbach_er.shtml| title=|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070630022223/http://www.bautz.de/bbkl/a/auerbach_er.shtml |archivedate=2007-06-30 |band=26|autor=Sebastian Sobecki|spalten=55-71}}<br />
* [[Martin Vialon]]: ''Philologie als kritische Kunst. Ein unbekanntes Vico-Typoskript von E. A. über [[Giambattista Vico]]s Philosophie (1948) im Kontext von "Mimesis" und im Hinblick auf "Philologie der Weltliteratur"'' In: Helga Schreckenberger (Hg.): ''Die Alchemie des Exils. Exil als schöpferischer Impuls'' Edition Praesens, Wien 2005, S. 227–251<br />
** [[Türkische Sprache|türkische]] Fassung in: Litera. Istanbul Üniversitesi Edebiyat Fakültesi Batı Dilleri ve Edebiyatatları Dergisi, Sayi 17, Istanbul Üniversitesi Basım ve Yayınevi Müdürlüğu 2005, S. 177–210<br />
** ebenfalls in türkischer Sprache: Martin Vialon (Hrsg.): ''Erich Auerbach. Yabanın Tuzlu Ekmeği. Erich Auerbach'tan Seçme Yazılar'' (dt.: Das salzige Brot der Fremde), Verlag Metis Seçkileri, Istanbul 2010, ISBN 978-975-342-782-1<ref>''Auerbach und Goethe endlich auf Türkisch'', [[FAZ]] vom 10. November 2010, S. N4</ref><br />
* Martin Vialon (Hrsg.): ''Ein Exil-Brief E. A.s aus Istanbul an Freya Hobohm in Marburg, versehen mit einer Nachschrift von Marie Auerbach (1938). Transkription und Kommentar'' In: Trajekte. Zeitschrift des Zentrums für Literaturforschung, Nr. 9, 5. Jg., Oktober 2004, S. 8–17<br />
* Martin Vialon: Artikel "Auerbach-Adressen"; "Einzelphänomen"; "Fascismus"; "Had we but time enough and world"; "Istanbul"; "Romantik und Realismus". In: Bernhard Dotzler/Robert Stockhammer (Hrsg.): ''Auerbach-Alphabet. Karlheinz Barck zum 70. Geburtstag'' Trajekte. Zeitschrift des Zentrums für Literaturforschung. Sonderheft 2004 (Beilage zu Heft Nr. 9, 5. Jg., Oktober 2004) Oktoberdruck, Berlin 2004, S. 5, 6–7, 8, 13–15, 22–23<br />
* Martin Vialon: ''The Scars of Exile. Paralipomena concerning the Relationship between History, Literature and Politics, demonstrated in the Examples of E. A., [[Traugott Fuchs]] and their Circle in Istanbul'' In: Yeditepe'de Felsefe 2. A refereed Yearbook, Istanbul: T. C. Yeditepe Üniversitesi Yayinlari, July 2003, S. 191–246<br />
* Hans Ulrich Gumbrecht: ''Vom Leben und Sterben der großen Romanisten''. Carl Hanser Verlag, München 2002<br />
* Martin Vialon: ''Über Bilder, Mimesis, ein Gespräch über den Roman und den Film. E. A. und [[Siegfried Kracauer]]'' In: Michael Ewert & Martin Vialon (Hg.): ''Konvergenzen. Studien zur deutschen und europäischen Literatur. Festschrift für E. Theodor Voss'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, S. 157–167<br />
* Martin Vialon: ''50 Jahre "Mimesis". Wahrnehmen, Lesen, Deuten. E. A.s Lektüre der Moderne'' In: Literatur um elf. Jahrbuch, Heft XIV, 1997, S. 181–184<br />
* Martin Vialon: ''[[Walter Benjamin]] – Erich Auerbach. Persönliche Bekanntschaft und Ausarbeitung einer Theorie der menschlichen Wahrnehmung für die Kunstmedien Literatur und Film'' In: Jörg Leinweber (Hrsg.): ''Walter Benjamin-Sammlung J. Leinweber'' Vorwort [[Iring Fetscher]]. Richard Mayr, Würzburg 1996, S. 121–126<br />
* Martin Vialon: ''E. A. Zu Leben und Werk des Marburger Romanisten in der Zeit des Faschismus'' In: Jörg Jochen Berns (Hrsg.): ''Marburg-Bilder. Eine Ansichtssache'' Bd. II, Rathaus-Verlag, Marburg 1996, S. 383–408 (auch in: Lendemains. Etudes comparées sur la France/ Vergleichende Frankreichforschung, Heft 75/76, 1994, S. 135–155)<br />
* Martin Vialon: ''Ein Marburger Gelehrter im Exil am Bosporus. Zum 100. Geburtstag des Romanisten E. A.'' In: Marburger Universitätszeitung, 17. Dezember 1992, Nr. 230, S. 5<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{DNB-Portal|118505025}}<br />
* [http://v1.elfieraymond.com/ccorner/figuration.html FIGURATION AND SECULARIZATION]. Meira Kensky – englisch<br />
* Symposium mit dem Thema [http://www.zfl-berlin.org/veranstaltungen-detail/items/erich-auerbach-philologie-geschichte-verstehen.html Erich Auerbach: Philologie – Geschichte – Verstehen im Dezember 2007 in Istanbul]<br />
* [http://neo.uwb.edu.pl/wp-content/uploads/2013/04/ERICH-AUERBACH.doc Leben und Werk] (englisch)<br />
* [http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=23891 Realismus und Einsamkeit. Erich Auerbach in Briefen] von [[Matthias Bormuth]]. [[literaturkritik.de]]. Letzte Änderung: 06.12.2017 - 13:25:40. Erschienen am: 09.11.2017. Enthält: „Wahrhafte Wirklichkeit“ – Ein Brief an Oskar Siebeck (1928). „Christlicher gentleman“ oder „imitatio Christi“ – Ein Brief an [[Karl Löwith]] (1948). „Chiffren“ der „Metaphysik“ – Ein Brief an Martin Hellweg (1950)<br />
* Beitrag über Erich Auerbach in der biographischen Datenbank [http://zflprojekte.de/sprachforscher-im-exil/index.php/catalog/a/128-auerbach-erich/ ''Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933-1945'']<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118505025|LCCN=n/82/23950|VIAF=41836053}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Auerbach, Erich}}<br />
[[Kategorie:Romanist]]<br />
[[Kategorie:Literaturwissenschaftler]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Philipps-Universität Marburg)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Yale University)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Istanbul)]]<br />
[[Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1892]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1957]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Auerbach, Erich<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Literaturwissenschaftler und Romanist<br />
|GEBURTSDATUM=9. November 1892<br />
|GEBURTSORT=[[Berlin]], [[Deutsches Reich]]<br />
|STERBEDATUM=13. Oktober 1957<br />
|STERBEORT=[[Wallingford (Connecticut)|Wallingford]], [[Connecticut]], [[Vereinigte Staaten]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Alexandre_Dumas_der_J%C3%BCngere&diff=188217294
Alexandre Dumas der Jüngere
2019-05-04T15:23:45Z
<p>Textundblog: /* Literatur */Literatur ergänzt: Neuschäfer, Von Dumas bis Zola</p>
<hr />
<div>[[Datei:Alexandre Dumas fils.jpg|mini|Alexandre Dumas]]<br />
'''Alexandre Dumas''' der Jüngere, auch ''Dumas fils'', (* [[27. Juli]] [[1824]] in [[Paris]]; † [[27. November]] [[1895]] in [[Marly-le-Roi]]) war ein [[Frankreich|französischer]] Romanschriftsteller und dramatischer [[Dichter]]. Er war der uneheliche Sohn von [[Alexandre Dumas der Ältere|Alexandre Dumas dem Älteren]] und Marie-Catherine Labay, einer Näherin.<br />
<br />
== Leben ==<br />
Dumas schlug 17-jährig, nachdem er das [[Lycée Condorcet|Collège Bourbon]] verlassen hatte, die schriftstellerische Laufbahn mit dem Gedichtband ''Péchés de jeunesse'' („Jugendsünden“) ein. Er begleitete seinen Vater auf dessen Reise durch [[Spanien]] und [[Nordafrika]] und veröffentlichte nach seiner Rückkehr den sechsbändigen Roman ''Histoire de quatre femmes et d'un perroquet'' (1847), der die Neugierde des Publikums erregte.<br />
<br />
In dem Roman ''[[Die Kameliendame]]'' (''La dame aux camélias'', 1848) erzählt Dumas realitätsnah die Geschichte einer Pariser [[Kurtisane]], die früh an der [[Tuberkulose|Schwindsucht]] stirbt. <br />
In den beiden späteren Stücken ''Diane de Lys'' (1853) und ''Le demi-monde'' (1855) behandelt der Dichter fast dasselbe Thema, doch in wesentlich satirischerer Absicht und mehr, um nach Art des Komödiendichters seiner Zeit einen Spiegel vorzuhalten.<br />
<br />
Dumas gilt als einer der Begründer des [[Gesellschaftsdrama]]s und er setzte sich in fast allen seinen Stücken mit sozialen und gesellschaftlichen Problemen auseinander. Die Stellung der Frau nahm dabei eine besondere Rolle ein. So beschäftigte er sich mit den Rechten und Pflichten der Frau und den Fehlern der einschlägigen Gesetzgebung und gesellschaftlichen Anschauung im Roman ''L'affaire Clémenceau'' (1864) sowie in mehreren Flugschriften wie ''Lettres sur les choses du jour'', ''L'homme-femme'', ''Tue-la!'', ''Les femmes qui tuent et les femmes qui votent'' (1872–80) und in der größeren Streitschrift ''Le divorce'' (1880).<br />
<br />
Im Jahr 1875 wurde Dumas in die [[Académie française]] aufgenommen, 1894 wurde er Mitglied der [[Ehrenlegion]].<br />
<br />
Der als anspruchslos und hilfsbereit für seine Freunde geltende Dumas erfreute sich persönlich allgemeiner Beliebtheit. 1864 heiratete er Nadeschda Naryschkina von Knorring (1826–1895), mit der er zwei Töchter hatte. Nach Naryschkinas Tod 1895 heiratete er Henriette Régnier de La Brière und starb im selben Jahr am 27. November in [[Marly-le-Roi]].<br />
<br />
== Werke ==<br />
=== ''Die Kameliendame'' ===<br />
Dumas’ bekanntestes Werk ist der Roman ''[[Die Kameliendame]]'' (''La dame aux camélias'') von 1848, der das Schicksal einer Pariser Kurtisane und ihres Verehrers schildert. Trotz Schwierigkeiten mit der [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] war der Roman ein außergewöhnlicher Erfolg. Nach Umarbeitung des Werks zu einem Bühnenstück wuchs seine [[Popularität]] noch: Das 1852 im [[Théâtre du Vaudeville]] erstmals aufgeführte Werk erlebte ohne Unterbrechung mehr als 100 Aufführungen. 1853 übernahm [[Giuseppe Verdi]] das Thema für seine [[Oper]] ''[[La traviata]]''.<br />
<br />
Die französische Schauspielerin [[Sarah Bernhardt]] spielte ab 1880 die ''Kameliendame'' in dem Bühnenstück und feierte damit in Europa und den [[Vereinigte Staaten|USA]] große Erfolge. Das Stück zeichnete sich durch überaus scharfe Beobachtung der gesellschaftlichen Zustände, sichere Behandlung der dramatischen Form und einen lebendigen, prickelnden Dialog aus; aber nach damaliger Auffassung war die Verherrlichung und Rehabilitierung des Lasters moralisch bedenklich. <br />
<br />
Im Jahr 1911 wurde Dumas' ''Kameliendame'' mit Sarah Bernhardt in der Hauptrolle erstmals verfilmt. In einer weiteren Filmversion von Regisseur [[George Cukor]] spielte [[Greta Garbo]] 1937 die Hauptrolle.<br />
<br />
=== Werkliste ===<br />
* ''Aventures de quatre femmes et d’un perroquet'' (1847)<br />
* ''Le roman d'une femme'' (1848)<br />
* ''Césarine'' (1848)<br />
* ''[[Die Kameliendame|La dame aux camélias]]'' (Die Kameliendame) (1848)<br />
* ''Le docteur Servans'' (1849)<br />
* ''Antonine'' (1849)<br />
* ''Trois hommes forts'' (1850)<br />
* ''Tristan le Roux'' (1850)<br />
* ''Diane de Lys'' (1851)<br />
* ''Les Revenants'' (1852)<br />
* ''Le régent Mustel'' (1852)<br />
* ''Contes et nouvelles'' (1853)<br />
* ''Sophie Printemps'' (1853)<br />
* ''La boîte d'argent'' (1855)<br />
* ''Vie à vingt ans'' (1856)<br />
* ''Le fils naturel'' (1858)<br />
* ''Père prodigue'' (1859)<br />
* ''L'ami des femmes'' (1864)<br />
* ''L'affaire Clémenceau'' (Die polnische Gräfin) (1864)<br />
* ''Le supplice d'une femme'' (1865)<br />
* ''Héloise Paranquet'' (1866)<br />
* ''Les idées de Madame Aubray'' (1867)<br />
* ''Une visite de noces'' (1871)<br />
* ''La princesse Georges'' (1871)<br />
* ''La femme de Claude'' (1873)<br />
* ''Monsieur Alphonse'' (1873)<br />
* ''L'étrangère'' (1877)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Potvin: ''De la corruption littéraire en France'' (Brüssel 1873)<br />
* Lacour: ''Trois théâtres'' (Par. 1880)<br />
* Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1885–1892<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: Populärromane im 19. Jahrhundert. Von Dumas bis Zola. Fink, München 1976, 3-770-51336-3.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikisource|Alexandre Dumas fils}}<br />
{{Commons|Alexandre Dumas (fils)|Alexandre Dumas}}<br />
* {{DNB-Portal|11852805X}}<br />
* {{DDB|Person|11852805X}}<br />
* {{SUDOC|02684270X}}<br />
* {{PGDA|133}}<br />
* {{Acadfr|alexandre-dumas-fils}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=11852805X|LCCN=n/81/120314|NDL=00438368|VIAF=76315034}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Dumas, Alexandre Der Jungere}}<br />
[[Kategorie:Alexandre Dumas der Jüngere| ]]<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Literatur (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Französisch)]]<br />
[[Kategorie:Drama]]<br />
[[Kategorie:Roman, Epik]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der Académie française]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der Ehrenlegion (Großoffizier)]]<br />
[[Kategorie:Alexandre Dumas der Ältere]]<br />
[[Kategorie:Franzose]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1824]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1895]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Dumas, Alexandre der Jüngere<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Dumas, Alexandre; Dumas fils, Alexandre<br />
|KURZBESCHREIBUNG=französischer Schriftsteller<br />
|GEBURTSDATUM=27. Juli 1824<br />
|GEBURTSORT=[[Paris]]<br />
|STERBEDATUM=27. November 1895<br />
|STERBEORT=[[Marly-le-Roi]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Alexandre_Dumas_der_%C3%84ltere&diff=188217241
Alexandre Dumas der Ältere
2019-05-04T15:22:25Z
<p>Textundblog: /* Literatur */Literatur ergänzt: Neuschäfer, Von Dumas bis Zola</p>
<hr />
<div>[[Datei:Nadar - Alexander Dumas père (1802-1870) - Google Art Project 2.jpg|miniatur|Alexandre Dumas der Ältere,<br />Fotografie von [[Nadar]], 1855]]<br />
<br />
'''Alexandre Dumas''' der Ältere (auch ''Alexandre Dumas Davy de la Pailleterie'' oder ''Alexandre Dumas père;'' * [[24. Juli]] [[1802]] in [[Villers-Cotterêts]], [[Département Aisne]]; † [[5. Dezember]] [[1870]] in [[Bracquemont|Puys]] bei [[Dieppe (Seine-Maritime)|Dieppe]], [[Département Seine-Maritime]]) war ein [[französischer Schriftsteller]]. Heute ist er vor allem durch seine zu Klassikern gewordenen [[Historienroman]]e bekannt, etwa ''[[Die drei Musketiere]]'' und ''[[Der Graf von Monte Christo]]''.<br />
<br />
== Leben und Schaffen ==<br />
[[Datei:Alexandre Dumas (1762-1806).JPG|mini|General [[Thomas Alexandre Dumas]] (1762–1806), Vater von Alexandre Dumas]]<br />
<br />
=== Herkunft ===<br />
Dumas war Enkel des Marquis Alexandre Davy de la Pailleterie, der sich um 1760 längere Zeit bei einem jüngeren Bruder, Plantagenbesitzer auf [[Saint-Domingue]] (heute [[Haiti]]), aufgehalten hatte. Dort zeugte er mit der schwarzen Sklavin Marie-Césette Dumas vier Kinder. Gegen 1775 wurden Mutter und Kinder als Sklaven verpfändet. Davy de la Pailleterie kehrte nach Frankreich zurück. Wenig später löste er das jüngste Kind, Thomas Alexandre (* 1762) aus, holte den Jungen nach Frankreich und nahm ihn als legitimen Sohn an. <br />
<br />
1786 überwarf sich Thomas Alexandre mit seinem Vater kurz vor dessen Tod. Er trat unter dem Namen [[Thomas Alexandre Dumas]] als einfacher [[Dragoner]] in die Armee ein. Während eines längeren Aufenthalts seines Regiments in Villers-Cotterêts lernte er die Gastwirtstochter Marie Labouret kennen, die er 1792 heiratete. In den zahllosen Kriegen der nachfolgenden Jahre stieg er zum General auf. Während des [[Ägyptenfeldzug]]s fiel er bei [[Napoleon]] in Ungnade und geriet bei dem Versuch, vorzeitig nach Frankreich zurückzukehren, im feindlichen [[Königreich Neapel]] in Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung wurde er bald Vater eines Jungen, Alexandre Dumas. <br />
<br />
1812 gelang es der Mutter, das Adelsprädikat ihres zehnjährigen Sohnes bestätigen zu lassen. Er selbst scheint es aber kaum verwendet zu haben. <br />
<br />
Heute gibt es nur noch wenige Nachfahren von Dumas, unter anderem in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und in [[Deutschland]].<br />
<br />
=== Leben ===<br />
[[Datei:Paris-dumas-monument04.jpg|mini|Dumas-Denkmal in Paris]]<br />
Eine gute Schulbildung erhielt Dumas nicht, vielmehr musste er mit 14 Jahren die Stelle eines Schreibers bei einem Notar annehmen. Er entdeckte jedoch früh sein schriftstellerisches Talent und versuchte sich zusammen mit einem Freund als Stückeschreiber. 1822 ging er nach [[Paris]], wo ihm seine schöne Handschrift (was damals ein Kapital war) und die Vermittlung eines Generalskollegen seines Vaters einen Posten im Büro des Duc d’Orléans verschaffte, des späteren [[Ludwig Philipp (Frankreich)|„Bürgerkönigs“ Louis-Philippe]]. 1824 wurde er Vater eines unehelichen Sohnes: des späteren Autors [[Alexandre Dumas der Jüngere]]. 1825 verdiente er sein erstes Honorar als Co-Autor eines Stücks, 1826 beteiligte er sich an der Abfassung eines ebenfalls aufgeführten [[Vaudeville]]s. Daneben betätigte er sich als Lyriker sowie als Journalist. Spätestens seit 1828 hatte er Zugang zum Salon des Autors [[Charles Nodier]], wo er die erste Generation der [[Romantik]]er kennenlernte, darunter [[Victor Hugo]]. Ein erstes historisches Stück um Königin [[Christine von Schweden]] wurde 1828 zwar angenommen, aber nicht aufgeführt.<br />
<br />
Schlagartig bekannt wurde Dumas dann 1829 durch sein romantisches Drama ''Henri III et sa cour'' ([[Heinrich III. (Frankreich)|Heinrich III.]] und sein Hof). Diesem ließ er zahlreiche weitere Stücke folgen, die er mehr und mehr wieder in Zusammenarbeit mit anderen verfasste, zum Beispiel 1837 und 1839 mit [[Gérard de Nerval]]. Eher autobiografisch waren die Stücke ''Antony'' (1831), das um das ihm vertraute Skandalthema Ehebruch kreist, und das erfolgreiche ''Kean, ou Désordre et génie'' (Kean oder Unordnung und Genie, 1836), wo sich Dumas in die Figur des berühmten englischen Schauspielers [[Edmund Kean]] projiziert (von [[Jean-Paul Sartre]] 1953 neu bearbeitet). Sein größter Bühnenerfolg wurde 1839 ''Mademoiselle de Belle-Isle'', das bis 1844 über 400-mal aufgeführt wurde.<br />
<br />
1830 war Dumas aktiv an der [[Julirevolution von 1830|Julirevolution]] beteiligt. Schon 1832 jedoch ging er auf Distanz zu seinem ehemaligen Protektor [[Louis-Philippe I.|König Louis-Philippe]]. Dies hinderte ihn nicht, 1833 seinen neuen Status als Erfolgsautor mit einem Fest für die Pariser Literatenkollegen zu demonstrieren. 1835 hatte er begonnen, sich im modischen Genre der Novelle als Erzähler zu versuchen. 1838 begegnete er dem jungen, heute weniger bekannten Autor [[Auguste Maquet]] (1813–1888), mit dem zusammen er sich auf Romane verlegte. Wirklich populär wurde er nach 1840, als er zunächst mit Maquet sowie mehr und mehr in Serienproduktion mit zusätzlichen Angestellten begann, spannende [[Abenteuerroman]]e zu verfertigen (insgesamt ca. 600 Bände), die in der Regel zuerst als [[Feuilletonroman]]e erschienen, bevor sie als Bücher gedruckt und zum Teil anschließend für die Bühne adaptiert (und im 20. Jahrhundert verfilmt) wurden.<br />
<br />
Daneben verfolgte Dumas vielfältige politische, unternehmerische und private Aktivitäten, so dass er trotz seiner beachtlichen Einkünfte oftmals in Schulden geriet, denen er sich zum Teil durch längere Auslandsaufenthalte zu entziehen versuchte, darunter 1851–53 in [[Belgien]], 1858/59 in [[Russland]] oder 1860–64 in [[Italien]], wo er sich im Umkreis von [[Giuseppe Garibaldi]] bewegte. Seine Reisen wiederum pflegte er in damals bei Presse und Verlagen begehrten Reisereportagen zu verarbeiten, die er anschließend zusätzlich in Buchform herausgab. Sein bewegtes Leben vermarktete er ebenfalls, nämlich in den vielbändigen ''Mémoires'' (1852–54 in Brüssel publiziert).<br />
<br />
2002, zur zweihundertsten Wiederkehr seines Geburtsjahres, wurden seine Gebeine ins [[Panthéon (Paris)|Pariser Pantheon]] überführt. Die Ehrung wurde als politisches Signal gegen Rassismus verstanden, denn zu Lebzeiten wurde Dumas wegen seiner dunklen Hautfarbe und seiner Abstammung häufig geschmäht.<br />
<br />
== Werke ==<br />
[[Datei:Alexandre Dumas.jpg|mini|Alexandre Dumas der Ältere,<br />Fotografie von [[Étienne Carjat]]]]<br />
<br />
Ein Markenzeichen von Dumas’ Romanen sind fiktive oder pseudohistorische Protagonisten (zum Beispiel der Musketier d’Artagnan), deren Abenteuer in einen Kontext historischer Ereignisse (zum Beispiel die Belagerung von [[La Rochelle]] 1627/28) und historischer Persönlichkeiten (zum Beispiel Kardinal-Minister [[Armand-Jean du Plessis, duc de Richelieu|Richelieu]]) gestellt werden. Die bekanntesten, immer wieder aufgelegten und nicht nur von Jugendlichen gelesenen Romane sind: ''Les trois mousquétaires'' ([[Die drei Musketiere]], 1844), ''Vingt ans après'' ([[Die drei Musketiere#Zwanzig Jahre danach|Zwanzig Jahre danach]], 1845), ''La reine Margot'' ([[Königin Margot]], 1845), ''Le comte de Monte-Christo'' ([[Der Graf von Monte Christo]], 1845–46), ''Le Vicomte de Bragelonne ou L'homme au masque de fer'' (Der Mann mit der eisernen Maske) und ''Le collier de la reine'' ([[Das Halsband der Königin]], 1848–50). Viele wesentliche Episoden und Persönlichkeiten in seinen Werken sind durch das Leben und die militärische Laufbahn seines Vaters inspiriert worden.<ref>Vgl. dazu [[Tom Reiss]]: ''The Black Count: Glory, Revolution, Betrayal, and the Real Count of Monte Cristo'', London 2012, z.&nbsp;B. S. 12 ff.</ref><br />
<br />
=== Theaterstücke (Auswahl) ===<br />
* ''Henri III et sa cour''<br />
* ''La [[Tour de Nesle]]'' (Der Nesle-Turm [in der alten Pariser Stadtmauer])<br />
* ''La Reine Margot''<br />
* ''Napoléon Bonaparte''<br />
* ''Antony''<br />
* ''Kean, ou désordre et génie'' (1953 von [[Jean-Paul Sartre]] bearbeitet)<br />
* ''Caligula'' (mit [[Gérard de Nerval]])<br />
* ''L’Alchimiste'' (mit [[Gérard de Nerval]])<br />
* ''La Tulipe noire'' (Die schwarze Tulpe)<br />
* ''Histoire d’un casse-noisette'' (Die Geschichte eines Nussknackers)<br />
* ''La Belle Isabeau'' (Die schöne I.)<br />
* ''Les Quarante-Cinq'' (Die 45)<br />
* ''Les demoiselles de Saint Cyr'' (von [[Engelbert Humperdinck]] unter dem Titel ''Die Heirat wider Willen'' als Oper bearbeitet; Uraufführung 1905 in Berlin unter der musikalischen Leitung von [[Richard Strauss]])<br />
<br />
=== Abenteuerromane (Auswahl) ===<br />
<br />
* ''Le Capitaine Pamphile.'' (1839); ursprünglich (1834) als Sammlung von Kurzgeschichten begonnen, später als lose komponierter Roman (Nachwort) veröffentlicht<br />
** nach fast 150 Jahren (Kollmann Leipzig 1847) wieder 2007 in deutscher Übersetzung unter dem Titel ''Kapitän Pamphile.'' im Manesse-Verlag erhältlich; ISBN 978-3-7175-2112-9.<br />
* ''Les trois mousquetaires.'' (1843/44)<br />
** deutsch: ''[[Die drei Musketiere]]'' (1849).<br />
* ''Louis XIV. et son siècle''. (1844)<br />
** deutsch: ''Ludwig XIV. und sein Jahrhundert'', übersetzt von [[Johann Konrad Friederich|Strahlheim]], Druck und Verlag des Verlags-Comptoirs, Grimma 1845, deutsche Erstausgabe <br />
* ''Vingt ans après.'' (1845); dt. ''Zwanzig Jahre später.''<br />
* ''Le Vicomte de Bragelonne.'' (1845/46); dt. unter den Titeln ''Der Vicomte von Bragelonne'', ''Zehn Jahre später'' und ''[[Der Mann mit der eisernen Maske]].''<br />
* ''La reine Margot.'' (1845); Vorlage für den gleichnamigen franz. Film, deutsch synchronisiert als ''[[Die Bartholomäusnacht]].''<br />
* ''Le comte de Monte-Cristo.'' (1845/46); ''[[Der Graf von Monte Christo]].'' (Erste Deutsche Gesamtausgabe 1847 Übersetzt von A. Moshamer, Verlag: Hartleben's Verlags-Expedition).<br />
* ''La Dame de Monsoreau.'' (1846); dt. Die Dame von Monsoreau. Aus dem Französischen von August Zoller, 4 Bde. Stuttgart: Verlag der Franckh'schen Buchhandlung 1846<br />
* ''Mémoires d’un médecin.'' (1846/55); ''[[Memoiren eines Arztes]].'' (sofort ins Deutsche übersetzt).<br />
* ''La Tulipe noire.'' (1850); ''[[Die schwarze Tulpe (Roman)|Die schwarze Tulpe]].'' ISBN 978-3-945796-20-7.<br />
* ''Histoire d’un casse-noisette.''<br />
* ''La Belle Isabeau.''<br />
* ''Les Quarante-Cinq.'' ISBN 2-221-06456-9.<br />
* ''[[Joseph Balsamo]]'' (1853); auch Giuseppe Balsamo, (sein [[Pseudonym]] war [[Alessandro Cagliostro|Alessandro Graf von Cagliostro]] *1743-†1795); als [[E-Book]]: ''Memoiren eines Arztes (Historische Romane) - Vollständige deutsche Ausgabe: Band 1 bis 4: Joseph Balsamo + Das Halsband der Königin + Ange Pitou + Die Gräfin von Charny (German Edition)'', e-artnow 2015.<br />
* ''Le chevalier de Sainte-Hermine.'' als Feuilletonroman im ''Moniteur universel.'' erschienen und lange als verschollen angesehen, wobei man sogar an der Existenz des Werks zweifeln konnte; auf Französisch zum ersten Mal 2005 veröffentlicht, seit April 2009 auch in Deutsch erhältlich als ''Der Graf von Sainte-Hermine,'' ISBN 3-7645-0227-4.<br />
* [[Frankfurt am Main in der Literatur#Dumas|''La terreur prussienne''.]] (1867); als Feuilletonroman im ''La Situation'' erschienen; dt. Nacherzählung ''[[Der Schleier im Main]]'' (2004) ISBN 3-453-47028-1.<br />
* ''Les Compagnons de Jéhu.'' (1856); Verfilmung in Deutschland als ''Das Geheimnis der weißen Masken.''<br />
* ''Horror in Fontenay.'' (Deutsche Erstausgabe 1977 Diogenes-Verlag).<br />
<br />
=== Historische Romane (Auswahl) ===<br />
* ''Cäsar.'' Deutsche Erstausgabe Bastei Lübbe 2000.<br />
* ''Napoleon Bonaparte.'' Übersetzt v. Heinrich Elsner, Verlag von Th. Knaur Nachf.; dass. bearbeitet v. [[Max Pannwitz]], Berlin 1910, Nachdruck, Bremen 2010.<br />
* ''Lady Hamilton.'' Schreitersche Verlagsbuchhandlung.<br />
* ''Burg Eppstein.'' 1. Auflage. Frankfurt 2010, Historischer Roman. ISBN 978-3-7973-1227-3.<br />
* ''Les Drames de la mer.''(1852); dt. ''Schiffbrüche. Wahre Geschichten.'' Aus dem Französischen von Nicola Denis, Matthes & Seitz Berlin 2012.<br />
* ''La Terreur prussienne.''(1867, Fortsetzungsroman im Journal "La Situation"); dt. ''Der Schleier im Main'', 2 Bd. 1868; gekürzte Nacherzählung von Clemens Bachmann, Frankfurt 2004.<br />
<br />
=== Reiseliteratur (Auswahl) ===<br />
* ''Eine Reise an die Ufer des Rheins im Jahre 1838.'' (Deutsche Erstausgabe 1999 Diana Verlag).<br />
* ''Reiseerinnerungen aus der Schweiz.'' (Gutenberg-Verlag Hamburg 1928).<br />
* ''Reise in den Kaukasus.'' (Gutenberg-Verlag Hamburg 1928).<br />
* ''Nach Spanien und Nordafrika.'' (Hoffmann & Campe-Verlag Hamburg 1969).<br />
* ''Reise durch Rußland.'' (Rütten & Loenig Berlin 1968).<br />
<br />
=== Novellen (Auswahl) ===<br />
* ''Gabriel Lambert.'' (autobiografische Anlage).<br />
* ''Die Geschichte vom Kirchenräuber Artifaille''. Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Ulrich Klappstein. JMB-Verlag. ISBN 978-3-940970-23-7<br />
<br />
=== Zur französischen Küche ===<br />
* ''Gourmandises / Leckerbissen aus der Enzyklopädie der Küche.'' dtv, München 1969 / 1982, ISBN 3-423-09070-7.<br />
* 2002 erschien bei dtv eine Auswahl: ''Aus dem Wörterbuch der Kochkünste'' (Originaltitel: ''Le Grand dictionnaire de cuisine'' 1871, übersetzt von Joachim Schultz) dtv, München 2002, ISBN 978-3-423-20535-1.<br />
* ''Das große Wörterbuch der Kochkunst.'' (Originaltitel: ''Le Grand dictionnaire de cuisine'', übersetzt von Veronika Baiculescu, herausgegeben von Veronika und Michael Baiculescu), Mandelbaum, Wien 2006, ISBN 978-3-85476-196-9 (''„Die unerhörtesten und sprühendsten Anekdoten zur Küche der Völker … sollten hier Eingang finden und doch die Praktiker nicht allzusehr abschrecken“'').<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Guy Endore]]: ''König von Paris.'' Roman. (Originaltitel: ''King of Paris'', übersetzt von Hans Joachim Störig), J.G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1956.<br />
* [[André Maurois]]: ''Die drei Dumas.'' (Originaltitel: ''Les trois Dumas.'' übersetzt von Rodolfo Selke). Claassen, Hamburg 1959.<br />
* Michael Hohmann: ''Erkenntnis und Verführung'': Erzählstrategien und erzählte Geschichte im Romanwerk Alexandre Dumas. Die Blaue Eule, Essen 1992, ISBN 3-89206-507-1 (= ''FORA'', Band 4, zugleich [[Dissertation]] an der [[Universität Mannheim]] 1992).<br />
* Günter Berger: ''Alexandre Dumas.'' dtv 31061, München 2002, ISBN 978-3-423-31061-1.<br />
* [[Dominique Fernandez]]: ''Die zwölf Musen des Alexandre Dumas.'' Essay (Originaltitel: ''Les douze muses d’Alexandre Dumas.'' übersetzt von Manfred Flügge), Aufbau TB 8082, Berlin 2002, ISBN 978-3-7466-8082-8.<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: Populärromane im 19. Jahrhundert. Von Dumas bis Zola. Fink, München 1976, 3-770-51336-3.<br />
* [[Ralf Nestmeyer]]: ''Französische Dichter und ihre Häuser.'' Insel-TB 3093, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-458-34793-4.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Alexandre Dumas|Alexandre Dumas}}<br />
{{Wikiquote|Alexandre Dumas d.Ä.|Alexandre Dumas}}<br />
{{Wikisource|Alexandre Dumas|lang=fr}}<br />
{{Wikisource|Alexandre Dumas père|lang=de}}<br />
* {{DNB-Portal|118528068}}<br />
* {{DDB|Person|118528068}}<br />
* {{PGDA|134}}<br />
* private Seite [http://www.artagnan.de/biographie.html Kurzbiografie zu Alexandre Dumas (Vater)]<br />
* [http://www.pinkernell.de/romanistikstudium/Internet2.htm Artikel in ''Namen, Titel und Daten der franz. Literatur''] (Quelle für „Leben und Schaffen“)<br />
* {{Webarchiv | url=http://www.biblioweb.org/-DUMAS-Alexandre-.html | wayback=20060309102006 | text=Biografie, Bibliografie, Analyse bei Biblioweb}} (französisch)<br />
* [http://www.intratext.com/Catalogo/Autori/AUT139.HTM Dumas’ Werke bei IntraText Digitale Bibliothek]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118528068|LCCN=n/79/42162|NDL=00438367|VIAF=51688902}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Dumas, Alexandre Der Altere}}<br />
[[Kategorie:Alexandre Dumas der Ältere| ]]<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Literatur (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Französisch)]]<br />
[[Kategorie:Drama]]<br />
[[Kategorie:Roman, Epik]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der Ehrenlegion (Ritter)]]<br />
[[Kategorie:Alexandre Dumas der Jüngere]]<br />
[[Kategorie:D’Artagnan]]<br />
[[Kategorie:Franzose]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1802]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1870]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Dumas, Alexandre der Ältere<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Alexandre Davy de la Pailletterie<br />
|KURZBESCHREIBUNG=französischer Schriftsteller<br />
|GEBURTSDATUM=24. Juli 1802<br />
|GEBURTSORT=[[Villers-Cotterêts]], [[Département Aisne]]<br />
|STERBEDATUM=5. Dezember 1870<br />
|STERBEORT=[[Bracquemont]], [[Département Seine-Maritime]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=%C3%89mile_Zola&diff=188217147
Émile Zola
2019-05-04T15:19:18Z
<p>Textundblog: /* Literatur */Literatur ergänzt: Neuschäfer, Von Dumas bis Zola</p>
<hr />
<div>'''Émile Édouard Charles Antoine Zola'''<ref name="nom">[[Éditions Larousse|Encyclopédie Larousse]]: ''[http://www.larousse.fr/encyclopedie/personnage/Zola/150676 Émile Zola]'', besucht am 11. April 2013.</ref> (* [[2. April]] [[1840]] in [[Paris]]; † [[29. September]] [[1902]] in Paris) war ein [[Frankreich|französischer]] [[Schriftsteller]], Maler und [[Journalist]].<br />
<br />
Zola gilt als einer der großen französischen [[Romancier]]s des 19. Jahrhunderts und als Leitfigur und Begründer der gesamteuropäischen literarischen Strömung des [[Naturalismus (Literatur)|Naturalismus]]. Zugleich war er ein sehr aktiver Journalist, der sich auf einer gemäßigt linken Position am politischen Leben beteiligte.<br />
<br />
Sein Artikel ''[[J’accuse|J’accuse …!]]'' (''Ich klage an …!'') spielte eine Schlüsselrolle in der [[Dreyfus-Affäre]], die Frankreich jahrelang in Atem hielt, und trug entscheidend zur späteren [[Rehabilitation|Rehabilitierung]] des fälschlich wegen Landesverrats verurteilten Offiziers [[Alfred Dreyfus]] bei.<br />
<br />
[[Datei:Émile Zola Nadar.jpg|mini|hochkant=1.2|Émile Zola, Aufnahme [[Nadar]]]]<br />
<br />
== Leben ==<br />
=== Kindheit und Jugend in der Provence (1840–1858) ===<br />
[[Datei:ZOLA Parents.jpg|mini|Émile Zola als Kind mit seinen Eltern (um 1845)]]<br />
<br />
Émile Édouard Charles Antoine Zola<ref name="nom" /> wurde am 2. April 1840 in der [[Rue Saint-Joseph (Paris)|Rue Saint-Joseph]] in [[Paris]] als Sohn eines italienischen Vaters und einer französischen Mutter geboren. Er blieb das einzige Kind von [[François Zola]],<ref>{{Literatur |Autor=Henri Mitterand |Titel=Émile Zola |Band=Band 1: ''Sous le regard d'Olympia. 1840–1871'' |Ort=Paris |Datum=1999 |ISBN=2-213-60083-X |Seiten=18–30}}</ref> geboren in [[Venedig]], und [[Émilie Aubert]], die aus [[Dourdan]] stammte. Sein Vater, ein früherer Offizier der italienischen Armee, war Bauingenieur und bewarb sich bei der Ausschreibung für den Bau einer Trinkwasserversorgung in Aix-en-Provence vom Berg Sainte-Victoire. Er erhielt den Zuschlag am 19. April 1843 und ließ sich in der Folge mit seiner Familie in Aix-en-Provence nieder. Nachdem der Vertrag im Jahr 1844 unterzeichnet worden war, gründete er mit einigen Investoren das Unternehmen ''Société du canal Zola''. Die Bauarbeiten begannen 1847, im gleichen Jahr starb Zola jedoch an einer [[Lungenentzündung]], nachdem er den Bau der [[François-Zola-Talsperre|Zola-Talsperre]] nahe [[Aix-en-Provence]] geleitet hatte. Ab diesem Zeitpunkt verfolgten die Gläubiger die Kanalgesellschaft.<br />
<br />
Im Jahr 1851 zog Madame Aubert mit ihrem Sohn nach Paris, um die rechtlichen Schritte gegen [[Jules Migeon]] und die Gläubiger, die die Kanalgesellschaft vor Gericht bekämpften, zu verfolgen. Sie ließen das Unternehmen im Jahr 1852 vom Handelsgericht Aix-en-Provence bankrott erklären. Am 10. Mai 1853 wurde die Konkursmasse der ''Société du canal Zola'' versteigert. Sie wurde von den Gläubigern gekauft und in ''Migeon et Compagnie'' umbenannt.<ref>[https://www.ladissertation.com/Divers/Divers/Emile-Zola-Biographie-65464.html ''Emile Zola, Biographie''] ladissertation.com (französisch)</ref> Die nunmehr vollkommen auf sich gestellte Émilie Aubert versorgte ihren Sohn zusammen mit ihrer Mutter Henriette Aubert. Sie stand ihm bis zu ihrem Tod im Jahr 1880 sehr nahe und beeinflusste die Arbeit und das Leben von Émile Zola zutiefst.<br />
<br />
Während seiner Schulzeit in Aix-en-Provence freundete sich Émile Zola mit [[Jean-Baptistin Baille]]<ref>Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle: ''Dictionnaire d’Émile Zola.'' Robert Laffont, Collection Bouquins 1993, ISBN 2-221-07612-5, S.&nbsp;47.</ref> und vor allem [[Paul Cézanne]] an, der ihm die graphischen Künste nahebrachte, insbesondere die Malerei. Von seiner frühen Jugend an hatte Émile Zola eine starke Leidenschaft für Literatur. Er las sehr viel und setzte sich sehr bald das Ziel, selbst professionell zu schreiben. Bereits als Jugendlicher sah er in der Schriftstellerei seine wahre Berufung. Als Erstklässler im Gymnasium schrieb er einen Roman über die [[Kreuzzug|Kreuzzüge]], der jedoch nicht erhalten ist.<ref>Henri Mitterand: ''Zola: la vérité en marche.'' Découvertes Gallimard 1995, ISBN 2-07-053288-7, S.&nbsp;19.</ref> Seine Kindheitsfreunde Cézanne und Baille wurden seine ersten Leser. In ihrem Briefwechsel sagte Zola ihnen mehrmals voraus, dass er eines Tages ein anerkannter Schriftsteller sein würde.<ref>{{Literatur |Autor=Henri Mitterand |Titel=Émile Zola |Band=Band 1: ''Sous le regard d'Olympia. 1840–1871'' |Ort=Paris |Datum=1999 |Seiten=110}}</ref><br />
<br />
=== Bohème in Paris (1858–1862) ===<br />
[[Datei:Alexandrine 1900.jpg|mini|[[Alexandrine Zola]] (um 1900)]]<br />
<br />
Émile Zola verließ Aix im Jahr 1858 und zog zu seiner Mutter in Paris, um dort in bescheidenen Verhältnissen zu leben und mit der Hoffnung, den Erfolg zu finden. In Paris baute Zola sich langsam einen Freundeskreis auf, der größtenteils aus Personen aus Aix bestand. Er begann [[Molière]], [[Michel de Montaigne|Montaigne]] und [[William Shakespeare|Shakespeare]] zu lesen; [[Honoré de Balzac|Balzac]] beeinflusste ihn erst später. Auch zeitgenössische Autoren wie [[Jules Michelet]] wurden früh zur Inspirationsquelle.<br />
<br />
1859 fiel Zola zweimal bei den [[Baccalauréat]]s-Prüfungen durch. Diese Rückschläge prägten den jungen Mann tief, denn er fürchtete, seine Mutter enttäuscht zu haben. Ihm war auch die Gefahr bewusst, ohne Diplom in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten. Er stellte sich nun ohne Qualifikation dem Arbeitsmarkt und begann im April 1860 als Schreiber im Zollamt. Die Arbeit sagte ihm jedoch nicht zu, und er ließ die Stelle schon nach zwei Monaten fallen. Es folgte eine lange Zeit der Arbeitslosigkeit mit moralischen und finanziellen Schwierigkeiten.<br />
<br />
Zolas erste Liebe hieß Berthe.<ref>{{Literatur |Autor=Henri Mitterand |Titel=Émile Zola |Band=Band 1: ''Sous le regard d'Olympia. 1840–1871'' |Ort=Paris |Datum=1999 |Seiten=470&nbsp;f}}</ref> Sie war eine Prostituierte, in die er sich im Winter 1860/61 verliebte. Der junge Zola nannte sie selbst „geteiltes Mädchen“. Er wollte sie „aus der Gosse holen“ und ihr die Lust auf Arbeit zurückgeben, aber sein Idealismus scheiterte an der Realität der Armenviertel von Paris. Zugleich lieferte ihm dieses Scheitern den Stoff für seinen ersten Roman, ''[[La confession de Claude]]''.<br />
<br />
In dieser Phase kamen weitere Leidenschaften zum Durchbruch. Vor allem die [[Impressionismus (Malerei)|impressionistische Malerei]] faszinierte Zola, und er verteidigte die Impressionisten in seinen Werken. Er gewann die Freundschaft von [[Édouard Manet]], der ihn mehrmals in seinen Werken darstellte, und durch Manet fand er Kontakt zu [[Stéphane Mallarmé]]. Er stand auch [[Camille Pissarro]], [[Pierre-Auguste Renoir|Auguste Renoir]], [[Alfred Sisley]] und [[Johan Barthold Jongkind]] nahe. Mit [[Paul Cézanne]], seinem Freund aus Kindertagen, verband ihn eine besondere Freundschaft. Bis in die 1870er Jahre kamen der Maler und der Schriftsteller zusammen, sie tauschten eine reiche Korrespondenz aus und halfen sich gegenseitig, auch finanziell. Die Freundschaft kühlte später ab und endete 1886 in einem Zerwürfnis.<br />
<br />
=== Anfänge im Verlegergewerbe (1862–1865) ===<br />
[[Datei:Librairie Hachette.jpg|mini|Die Versandabteilung der [[Hachette Filipacchi Médias|Librairie Hachette]]]]<br />
<br />
In seiner Zeit als Arbeitsloser kam Zola mit [[Louis Hachette]] in Kontakt, der ihn per 1. März 1862 als Angestellten seiner Buchhandlung aufnahm. Am 31. Oktober 1862 wurde Emile Zola als Franzose eingebürgert. Er blieb vier Jahre in der Werbeabteilung von Hachette, wo er schließlich einen Posten ähnlich dem Pressesprecher eines heutigen Unternehmens bekleidete.<ref>Marie-Aude de Langenhagen, Gilbert Guislan: ''[http://books.google.fr/books?id=-C3sy_0AczwC&pg=PA22&lpg=PA22&dq=zola+naturalisation+octobre+1862&source=web&ots=j1ODzJ7Fpz&sig=LozJVXFSobtm0XhGSDG0W7g-G4g&hl=fr&sa=X&oi=book_result&resnum=2&ct=result#PPA22,M1 Zola - Panorama d’un auteur].'' S.&nbsp;20&nbsp;f.</ref> Er wurde geschätzt und bekam die Möglichkeit, Kontakte in die Welt der Literatur zu knüpfen.<br />
<br />
Die [[Positivismus|positivistische]] und [[Antiklerikalismus|antiklerikale]] Ideologie bei der Librairie Hachette prägten Zola. Darüber hinaus lernte er alle Techniken der Herstellung und Vermarktung von Büchern kennen. Nach harter Arbeit in seiner Freizeit gelang es ihm, seine ersten Artikel und sein erstes Buch zu veröffentlichen, ''Les Contes à Ninon'' (1864 bei [[Pierre-Jules Hetzel|Hetzel]]).<br />
<br />
Ende 1864 machte Zola die Bekanntschaft von [[Alexandrine Zola|Éléonore-Alexandrine Meley]], die sich Gabrielle nennen ließ. Gabrielle war der Name ihrer leiblichen Tochter, die sie mit 17 Jahren in die staatliche Fürsorge geben musste. Sie erzählte Emile Zola von diesem Umstand sicher erst nach ihrer Hochzeit.<ref>{{Literatur |Autor=Henri Mitterand |Titel=Émile Zola |Band=Band 1: ''Sous le regard d'Olympia. 1840–1871'' |Ort=Paris |Datum=1999 |Seiten=380}}</ref> Die am 23. März 1839 in Paris geborene Frau war die Tochter einer 17-jährigen kleinen Markthändlerin und eines Typografen aus [[Rouen]]. Zola widmete ihr 1865 ein Porträt mit dem Titel ''Die Liebe unterm Dach'' (''L’amour sous les toits''), das im ''[[Le Petit Journal|Petit Journal]]'' erschien.<ref>Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle: ''Dictionnaire d’Émile Zola.'' Robert Laffont, Collection Bouquins 1993, S.&nbsp;244.</ref> Man kennt den Ursprung dieser Verbindung nicht. Vielleicht entsprang sie dem Zufall, da Zola und Alexandrine beide auf dem Hügel ''[[Montagne Sainte-Geneviève]]'' lebten. Es gibt Gerüchte über eine vorherige Verbindung mit Paul Cézanne, oder sie könnte für die Gruppe von Malern, mit denen Zola befreundet war, als Modell gearbeitet haben. Auch eine vorherige Verbindung mit einem Medizinstudenten kommt in Frage.<ref>{{Literatur |Autor=Henri Mitterand |Titel=Émile Zola |Band=Band 1: ''Sous le regard d'Olympia. 1840–1871'' |Ort=Paris |Datum=1999 |Seiten=376–379}}</ref> Bewiesen ist indes keine dieser Theorien.<br />
<br />
Im Jahr 1865 verließ Émile Zola seine Mutter und zog mit seiner Freundin in das Viertel [[Quartier des Batignolles]] auf dem rechten [[Seine]]-Ufer, in der Nähe von [[Montmartre]], wo sich damals die Büros der wichtigsten Presseverlage befanden. Die Vorbehalte von Zolas Mutter verzögerten die Heirat um fünf Jahre. Anfang 1866 trennte sich Zola von der Librairie Hachette, er wollte künftig nur noch vom Schreiben leben. Alexandrine nahm Gelegenheitsarbeiten an, um das Paar über die Runden zu bringen.<br />
<br />
=== Literaturjournalist ===<br />
[[Datei:ZOLA au Figaro.jpg|mini|Zola im ''[[Le Figaro|Figaro]]'', Karikatur von Hix in ''Le Grelot'' vom 10. Januar 1881: „Und so was nennt sich Republikaner“]]<br />
<br />
Ab 1863 arbeitete Émile Zola gelegentlich und ab 1866 regelmäßig an den Rubriken zur literarischen und künstlerischen Kritik von verschiedenen Zeitungen mit. Die Tageszeitungen erlaubten dem jungen Mann, seine Schriften schnell zu veröffentlichen, seine Qualitäten als Schriftsteller einem breiten Publikum zu zeigen und seine Einkünfte zu steigern.<ref>Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle: ''Dictionnaire d’Émile Zola.'' Robert Laffont, Collection Bouquins 1993, S.&nbsp;200.</ref> Er profitierte damit von der stürmischen Entwicklung der Presse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<ref>Histoire de la Presse en France, PUF, S. 397 f.</ref> Bis zu seinen letzten Tagen empfahl Zola allen Nachwuchsschriftstellern, die ihn um Rat fragten, zunächst in Zeitungen zu veröffentlichen.<br />
<br />
Zola machte seine Anfänge in nordfranzösischen Zeitungen, die Gegner des [[Zweites Kaiserreich|Zweiten Kaiserreiches]] waren. Er nutzte seine Kenntnis der literarischen und künstlerischen Zirkel, um erfolgreich kritische Artikel zu schreiben. 1866, im Alter von 26 Jahren, erhielt er die Kunst- und Literaturspalten in der Zeitung ''[[L'Événement]]''. In ''[[L’Illustration]]'' publizierte er mit einigem Erfolg zwei Erzählungen. Danach wurden seine Beiträge zahlreicher: Hunderte von Artikeln erschienen in einer Vielzahl von Zeitschriften und Zeitungen. Zu den wichtigsten gehörten ''L’Événement'' und ''L’Événement Illustré'', ''La Cloche'', ''[[Le Figaro]]'', ''Le Voltaire'', ''Le Sémaphore de Marseille'' und ''[[Le Bien public]]'' aus [[Dijon]].<ref>Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle: ''Dictionnaire d’Émile Zola.'' Robert Laffont, Collection Bouquins 1993, S.&nbsp;202–203.</ref><br />
<br />
Neben Literatur-, Theater- und Kunstkritik veröffentlichte Zola in der Presse über 100 Erzählungen und [[Feuilleton]]-Romane. Er bediente sich dabei eines polemischen Journalismus, indem er seinen Hass, aber auch seinen Geschmack zeigte und seine ästhetischen wie auch politischen Positionen hervorhob. Zola beherrschte das journalistische Handwerk perfekt und benutzte die Presse als Werkzeug, um seine literarische Arbeit zu fördern. Für seine frühen Werke sandte Zola sogar vorgefertigte Berichte an Pariser Literaturkritiker persönlich und erhielt von ihnen zahlreiche Rückmeldungen.<ref>{{Literatur |Autor=Henri Mitterand |Titel=Émile Zola |Band=Band 1: ''Sous le regard d'Olympia. 1840–1871'' |Ort=Paris |Datum=1999 |Seiten=408&nbsp;f}}</ref><br />
<br />
=== Politischer Journalist ===<br />
[[Datei:Edouard Manet 049.jpg|mini|[[Édouard Manet]]: Émile Zola (1868)]]<br />
[[Datei:Paul Cézanne - Paul Alexis Lê um Manuscrito a Zola.jpg|mini|[[Paul Cézanne]]: ''[[Paul Alexis]] liest Émile Zola vor,'' 1869–1870, [[Museu de Arte Moderna de São Paulo]]]]<br />
Das Engagement von Émile Zola wird durch seine Auftritte in der politischen Presse besonders deutlich. Die Liberalisierung der Presse im Jahr 1868 ermöglichte es ihm, aktiv an ihrer Expansion mitzuwirken. Über Freunde von Manet stieß Zola zur neuen republikanischen Wochenzeitung ''[[La Tribune (Frankreich, 1868)|La Tribune]]'', wo er seine polemischen Talente durch das Schreiben von feinen antikaiserlichen Satiren auslebte. Die giftigsten seiner Angriffe gegen das Kaiserreich wurden jedoch in der Satire-Zeitschrift ''La Cloche'' veröffentlicht (gegründet 1868 von [[Louis Ulbach]]).<br />
<br />
Ab 1868 war er dank seiner journalistischen Arbeiten mit den Brüdern [[Edmond de Goncourt|Edmond]] und [[Jules de Goncourt]] befreundet. Zola war ein geselliger Mensch, der viele Freundschaften pflegte, dabei aber keinen Hang zum mondänen Leben hatte. Er freundete sich vor allem mit Künstlern und Literaten an und mied Politiker.<br />
<br />
Am 31. Mai 1870, am Vorabend des [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieges]], heirateten Émile Zola und Alexandrine im Rathaus des 17. Arrondissements. [[Paul Cézanne]], [[Paul Alexis]], [[Marius Roux]] und [[Philippe Solari]] waren Trauzeugen. Alexandrine wurde danach in den zahlreichen Momenten der Selbstzweifel zu einer unersetzlichen Stütze für Zola. Dafür blieb er ihr für immer dankbar. Beim Kriegsausbruch im Juli 1870 wurde Zola nicht mobilisiert. Er hätte zur [[Mobilgarde (Frankreich)|Mobilgarde]] eingezogen werden können, aber seine Kurzsichtigkeit und sein Status als Unterhaltspflichtiger (für seine Mutter) bewahrten ihn davor.<ref>{{Literatur |Autor=Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle |Titel=Dictionnaire d’Émile Zola |Verlag=Robert Laffont, Collection Bouquins |Datum=1993 |Seiten=462}}</ref><br />
<br />
Zola verfolgte den Sturz des Zweiten Kaiserreiches mit Ironie, während der „Blutigen Woche“ im Mai 1871 hielt er sich aber nicht in Paris auf. Zwar teilte er nicht den Geist der [[Pariser Kommune]], anders als Flaubert, Goncourt oder Daudet lehnte er aber ihre gewaltsame Unterdrückung ab. Er beließ es dabei, sie in seinen Schriften moderat zu behandeln.<ref>{{Literatur |Autor=Michèle Sacquin u. a. |Titel=Zola |Verlag=Bibliothèque nationale de France, Fayard |Datum=2002 |ISBN=2-213-61354-0 |Seiten=51}}</ref> Am 3. Juni 1871 schrieb Zola über die Menschen von Paris in der Zeitung ''Sémaphore de Marseille'': „Das Blutvergießen war vielleicht nur eine schreckliche Notwendigkeit, einige seiner Fieber zu beruhigen. Man wird sie nun in Weisheit und Herrlichkeit erstarken sehen.“<ref>''Le Cri du Peuple.'' Vol. 4: ''Le Testament des ruines.'' Tardi et Vautrin.</ref> Als die Republik ausgerufen wurde, versuchte Zola, zum Unterpräfekten in Aix-en-Provence und [[Castelsarrasin]] ernannt zu werden.<ref>{{Literatur |Autor=Henri Mitterand |Titel=Émile Zola |Band=Band 1: ''Sous le regard d'Olympia. 1840–1871'' |Ort=Paris |Datum=1999 |Seiten=766}}</ref> Trotz einer Reise nach Bordeaux, wohin die Regierung evakuiert worden war, scheiterte er. Zola war kein Mann der Intrige oder von Netzwerken.<ref>{{Literatur |Autor=Henri Mitterand |Titel=Émile Zola |Band=Band 1: ''Sous le regard d'Olympia. 1840–1871'' |Ort=Paris |Datum=1999 |Seiten=773}}</ref><br />
<br />
1871 lernte er [[Gustave Flaubert]] kennen. Letzterer machte ihn an einer ihrer sonntäglichen Versammlungen mit [[Alphonse Daudet]] und [[Iwan Sergejewitsch Turgenew|Iwan Turgenjew]] bekannt. Sein ganzes Leben lang schwärmte Zola von der kleinen Gruppe, „in der wir zu dritt bis zu sechst einen Galopp über alle Fächer ritten, wo es immer wieder um Literatur ging, das aktuelle Buch oder ein aktuelles Stück, allgemeine Themen oder die gewagtesten Theorien“.<ref>{{Literatur |Autor=Michèle Sacquin u. a. |Titel=Zola |Verlag=Bibliothèque nationale de France, Fayard |Datum=2002 |Seiten=80}}</ref><br />
<br />
Von Februar 1871 bis August 1872 produzierte Zola mehr als 250 kritische Artikel zur Tätigkeit des Parlaments. In mutiger bis tollkühner Weise griff Zola dessen führende Köpfe an. Er beschimpfte das Parlament als ein „schüchternes, reaktionäres und […] manipuliertes Haus“.<ref>{{Literatur |Autor=Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle |Titel=Dictionnaire d’Émile Zola |Verlag=Robert Laffont, Collection Bouquins |Datum=1993 |Seiten=357}}</ref> Für den Schriftsteller waren die meinungsstarken Kommentare nicht ohne Risiko. Im März 1871 wurde er zweimal verhaftet, kam aber beide Male am gleichen Tag wieder frei.<ref>{{Literatur |Autor=Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle |Titel=Dictionnaire d’Émile Zola |Verlag=Robert Laffont, Collection Bouquins |Datum=1993 |Seiten=357}}</ref> Den politischen Stoff verarbeitete er später auch in seinen Romanen.<br />
<br />
Zola hielt zur Politik einen Abstand, der ihm die Einmischung mit Zurückhaltung, Distanz und Abgeklärtheit ermöglichte. Er war nicht an eigenem politischen Handeln interessiert, er ließ sich auch nie als Kandidat zu einer Wahl aufstellen. Er sah sich in erster Linie als Schriftsteller mit widerspenstigen Ansichten.<ref>{{Literatur |Autor=Henri Mitterand |Titel=''Zola: la vérité en marche'' |Verlag=Découvertes Gallimard |Datum=1995 |ISBN=2-07-053288-7 |Seiten=31}}</ref> Er engagierte sich für soziale, künstlerische oder literarische Ziele, die ihm gerecht erschienen, und blieb dabei Beobachter der Personen und Ereignisse seiner Zeit. Er handelte als Freidenker, als unabhängiger Moralist und wurde als moderater Liberaler eingeordnet.<br />
<br />
Zola behielt seine Tätigkeit als Journalist bis 1881 bei. Abgesehen von sporadischen Wortmeldungen meldete er sich dann erst wieder anlässlich der Dreyfus-Affäre in der Presse zu Wort: Ende 1897 in ''Le Figaro'' und Anfang 1898 in ''L’Aurore''.<br />
<br />
=== Zola als erfolgreicher Romancier ===<br />
[[Datei:ZOLA 1870.jpg|mini|Porträt von Émile Zola im Alter von 30 Jahren (1870)]]<br />
<br />
1867 hatte Émile Zola mit seinem dritten Roman ''[[Thérèse Raquin]]'' bereits Aufsehen erregt. 1869 begann er mit der Arbeit an dem monumentalen Zyklus ''Die Rougon-Macquart'', die ihn mehr als zwanzig Jahre lang beschäftigen sollte. Ab 1871 veröffentlichte er einen Roman pro Jahr, außerdem journalistische Beiträge und Theaterstücke wie ''Les Nouveaux Contes à Ninon''.<br />
<br />
Die ersten Romane des Zyklus ''Die Rougon-Macquart'' haben eine satirische und politische Stoßrichtung. Als nach der Ausrufung der Republik sein Roman ''[[Die Beute (Zola)|Die Beute]]'' (1871) Opfer der Zensur wurde, war Zola zutiefst enttäuscht. Er blieb aber glühender Republikaner, denn für ihn war die Republik „die einzige gerechte Regierungsform, die möglich ist“.<ref>{{Internetquelle |url=http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k277965r.r=.langfr |titel=Adieux |autor=Émila Zola |hrsg=''Le Figaro'' vom 22. September 1881 |zugriff=2013-12-07}}</ref> Zola behielt seine Distanz zum politischen Betrieb bei. Die Politiker schienen ihm nicht vertrauenswürdig, und vor der [[Dreyfus-Affäre]] hatte er in der Politik keinerlei Freunde. Das belegen Zolas Briefwechsel aus den Jahren 1871 bis 1897.<br />
<br />
Nachdem Zola jahrelang mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, besserte sich seine Lage nach dem großen Erfolg von ''[[Der Totschläger (Zola)|Der Totschläger]]'' aus dem Jahre 1877. Schon 1878 konnte Zola ein [[Wohnhaus von Émile Zola|Landhaus in Médan]] in der Nähe von [[Poissy]] erwerben. Ab diesem Zeitpunkt verfügte er über ein jährliches Einkommen zwischen 80.000 und 100.000&nbsp;Francs.<ref>{{Literatur |Autor=Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle |Titel=Dictionnaire d’Émile Zola |Verlag=Robert Laffont, Collection Bouquins |Datum=1993 |Seiten=362}}</ref><ref>Ein Lehrer hatte ein Jahreseinkommen zwischen 700 und 1000 Francs, ein guter Journalist brachte es auf etwa 10.000 Francs.</ref> Damit war Zola wohlhabend, allerdings musste er auch seine Mutter und seine zwei Häuser unterhalten.<br />
<br />
Zola kam auch mit jungen Autoren wie [[Guy de Maupassant]], [[Paul Alexis]], [[Joris-Karl Huysmans]], [[Léon Hennique]] und [[Henri Céard]] zusammen. Sie trafen sich häufig zu geselligen Abenden in seinem Haus in Médan. Dies war die ''Gruppe der sechs'', die in dem Novellenzyklus ''[[Les Soirées de Médan]]'' (1880) vorkommt.<br />
<br />
1880 wurde ein schwieriges Jahr für den Schriftsteller. Der Tod von [[Edmond Duranty]], danach vor allem jener von [[Gustave Flaubert]] erschütterten ihn. Als am Ende des Jahres auch noch seine Mutter starb, fiel Zola in eine Depression. Da er mittlerweile durch die regelmäßige Veröffentlichung der Rougon-Macquart-Romane finanziell unabhängig war, gab er 1881 seine Tätigkeit als Journalist auf. Aus diesem Anlass veröffentlichte er im ''Figaro'' einen Beitrag mit dem Titel ''Adieux'' („Abschied“), in dem er 15 Jahre journalistischer Auseinandersetzungen in der Presse Revue passieren ließ.<ref>{{Internetquelle |url=http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k277965r.r=.langfr |titel=Adieux |autor=Émila Zola |hrsg=''Le Figaro'' vom 22. September 1881 |zugriff=2013-12-07}}</ref> In seinem Herzen blieb er jedoch Journalist. Zum Beispiel ist die Handlung von ''[[Germinal (Roman)|Germinal]]'' (1885) von Begegnungen mit Bergleuten inspiriert und beschreibt den Höhenflug der Bergbauaktien an der Börse von Lille minutiös.<ref>Émile Zola, [http://gutenberg.spiegel.de/buch/1256/7 ''Germinal'', Teil 2, Kapitel 1.]</ref><br />
<br />
[[Datei:Emil Zola Tot.jpg|mini|Zola in seinem Arbeitszimmer. Porträtaufnahme zum Nachruf in der Zeitschrift ''[[Die Woche (Scherl)|Die Woche]]'', 1902]]<br />
<br />
Zu den Stärken von Zola gehörten seine Schaffenskraft und die Beständigkeit gemäß seinem Motto, das er auf den Kamin seines Arbeitszimmers in Médan malen ließ: ''Nulla dies sine linea'' („Kein Tag ohne eine Zeile“). Mehr als 30&nbsp;Jahre lang teilte Zola seine Zeit streng ein,<ref>Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle: ''Dictionnaire d’Émile Zola.'' Robert Laffont, Collection Bouquins 1993, S.&nbsp;128&nbsp;f.</ref> wenngleich seine Planungen Änderungen unterworfen war, vor allem dann, als er Journalismus und das Schreiben von Romanen unter einen Hut bringen musste. In Médan pflegte Zola um 7&nbsp;Uhr aufzustehen, ein schnelles Frühstück einzunehmen und eine halbe Stunde an der [[Seine]] mit seinem Hund spazieren zu gehen. Danach begann seine erste Arbeitssitzung, die etwa 4&nbsp;Stunden dauerte und in der er fünf Seiten produzierte. Den Nachmittag verbrachte er mit Lektüre und Korrespondenz, die bei Zola einen breiten Raum einnahm. Am Ende seines Lebens änderte er diese Gewohnheiten, um seinen Kindern am Nachmittag mehr Zeit zu widmen, dafür verschob er einige seiner Tätigkeiten in den Abend und die Nacht.<br />
<br />
Als sein politisches Engagement dazu führte, dass weniger seiner Romane verkauft wurden, konnte er zuweilen in Geldnot geraten. Dies geschah in der Regel nur vorübergehend und Zola hatte bis zu seinem Tod keine gröberen finanziellen Schwierigkeiten mehr. Seine Feuilleton-Romane brachten ihm im Durchschnitt 1500&nbsp;Francs ein und an jedem verkauften Romanexemplar verdiente er 50&nbsp;Centimes. Die zahlreichen Übersetzungen und Anpassungen seiner Romane für das Theater waren weitere bedeutende Einnahmequellen. Somit stieg Zolas Einkommen und erreichte um 1895 etwa 150.000&nbsp;Francs pro Jahr.<ref>{{Literatur |Autor=Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle |Titel=Dictionnaire d’Émile Zola |Verlag=Robert Laffont, Collection Bouquins |Datum=1993 |Seiten=364}}</ref><br />
<br />
In den Jahren 1894 bis 1898 veröffentlichte Zola einen zweiten Romanzyklus: ''Trois Villes'', bestehend aus drei Bänden.<br />
<br />
Das erzählerische Werk Zolas ist, ähnlich wie das der [[Edmond und Jules de Goncourt|Goncourts]], eine Fundgrube für [[Sozialgeschichte|Sozialhistoriker]].<br />
<br />
=== Dreyfus-Affäre ===<br />
[[Datei:Jaccuse autographe.jpg|mini|Autograph des Briefes an den Präsidenten Félix Faure]]<br />
<br />
Am 13. Januar 1898 versuchte er mit einem offenen Brief an den [[Staatspräsident (Frankreich)|Staatspräsidenten]] [[Félix Faure]], sein persönliches Prestige einzusetzen für den als prodeutschen Verräter verurteilten Hauptmann [[Alfred Dreyfus]], den ersten französischen [[Juden]] des Generalstabes. Dieser Brief mit dem Titel ''[[J'accuse|J’accuse&nbsp;…!]]'' („Ich klage an“) entfachte einen ungeahnten innenpolitischen Sturm ([[Dreyfus-Affäre]]), der Frankreich für Jahre, oft bis in die Familien, in ''Dreyfusards'' und ''Antidreyfusards'' spaltete, d.&nbsp;h. in ein progressives linkes Lager und ein konservatives rechtes, das zugleich militant-nationalistisch und [[Judenfeindlichkeit#Der Begriff Antisemitismus|antisemitisch]] war.<br />
<br />
Zola selbst wurde noch 1898 vom Kriegsminister sowie von einigen Privatpersonen verklagt und in politischen Prozessen wegen Diffamierung zu einer Geld- und (kurzen) Gefängnisstrafe verurteilt. Er entzog sich der Strafe durch Flucht nach London, wo er fast ein Jahr blieb.<br />
<br />
=== Tod ===<br />
1898 nahm Zola einen dritten Romanzyklus in Angriff: ''Vier Evangelien (Quatre Evangiles)''. Der vierte Band mit dem Titel ''Gerechtigkeit (Justice)'' blieb unvollendet. Zola starb zu Beginn der Heizperiode im Herbst 1902 durch eine [[Kohlenmonoxidvergiftung]] in seinem Pariser Haus. Gerüchte, er sei durch absichtliches Verstopfen des Kamins ermordet worden, konnten bis heute nicht gänzlich entkräftet werden.<ref>[[Henri Mitterand]]: ''Zola.'' Band 3: ''L’Honneur''. Fayard, Paris 2002, S.&nbsp;807&nbsp;f.</ref><br />
<br />
Am 4. Juni 1908 wurden die Überreste Zolas auf Anordnung der Regierung [[Georges Clemenceau]] in das [[Panthéon (Paris)|Panthéon]] überführt, wohl auch, um das Engagement in der Dreyfus-Affäre zu würdigen.<br />
<br />
== Werke ==<br />
=== ''Thérèse Raquin'' ===<br />
Zolas erster bedeutender Roman war ''[[Thérèse Raquin]]'' (1867). Zola verbindet eine spannende Handlung um die Titelheldin, die zur Ehebrecherin und Mörderin wird, mit einer ungeschönten Schilderung des Pariser Kleinbürgertums.<ref>Hg. und Übers. Wolfgang Tschöke. dtv, München 2002.</ref> Das Vorwort zur 2. Auflage 1868, in dem Zola sich gegen seine Kritiker (vor allem [[Louis Ulbach]]) und ihren Vorwurf der Geschmacklosigkeit verteidigt, wurde zum Manifest der jungen [[Naturalismus (Literatur)|naturalistischen]] Schule, zu deren Oberhaupt Zola nach und nach avancierte.<br />
<br />
=== Der Zyklus ''Die Rougon-Macquart'' ===<br />
Ab 1869 konzipierte Zola nach dem Vorbild von [[Honoré de Balzac]] die meisten seiner Romane als Teile eines [[Romanzyklus|Zyklus]] mit dem Titel ''Les Rougon-Macquart. Histoire naturelle et sociale d’une famille sous le Second Empire'' („Die Rougon-Macquart. Die Natur- und Sozialgeschichte einer Familie im Zweiten Kaiserreich“). Die insgesamt 20 Romane sollten eine Art positivistisch begründeter Familiengeschichte sein, wobei der Rougon-Zweig der [[Bourgeoisie]] und der Macquart-Zweig der Unterschicht angehörte. Die einzelnen Figuren sollten als durch ihre Erbanlagen (z.&nbsp;B. den Hang zum [[Alkoholkrankheit|Alkoholismus]]), ihr Milieu (Bourgeoisie oder Unterschicht) und die historischen Umstände (die sozio-ökonomischen Verhältnisse des [[Zweites Kaiserreich|Zweiten Kaiserreichs]], 1852–1870) determiniert vorgestellt werden. Auch wenn die Romane dank Zolas schriftstellerischen Temperaments begeisterten, handelte er sich mit der Zeit den Vorwurf einer mechanistischen und zu wissenschaftlichen Auffassung ein. Er selbst erkannte ab den 1890er Jahren, dass sein Bekenntnis als „alter, zerfurchter Positivist“ aus der Mode geriet und von einer Ära des „neuen Mystizismus“ überrollt würde.<ref>Siehe Zolas Rede vom 20. Mai 1893 vor Universitätsabsolventen in Paris, publiziert auf Englisch am [http://positivists.org/blog/archives/652 20. Juni 1893 in der ''New York Times''].</ref><br />
<br />
Mehrere Romane, unter anderem ''Der Totschläger'', ''Nana'' und ''Germinal'', wurden bald nach ihrem Erscheinen zu erfolgreichen Theaterstücken verarbeitet.<br />
<br />
Die 20 Romane des Zyklus:<br />
[[Datei:Emile Zola.jpg|mini|Émile Zola]]<br />
<br />
# ''[[Das Glück der Familie Rougon]]'' (''La fortune des Rougon'' 1871), Manesse Bibliothek der Weltliteratur 2003, ISBN 3-7175-2024-5.<br />
# ''[[Die Beute (Zola)|Die Beute]]'' (''La curée'' 1871), Artemis & Winkler 1998, ISBN 3-538-05401-0.<br />
# ''[[Der Bauch von Paris]]'' (''Le ventre de Paris'' 1873). Wichtigster Schauplatz sind die berühmten Markthallen von Paris.<br />
# ''[[Die Eroberung von Plassans]]'' (''La conquête de Plassans'' 1874). In dem Roman geht es um einen intriganten Geistlichen, der Unglück über eine Familie bringt. Nach Intervention der katholischen Kirche wurde der Verkauf des Romans an den Bahnhöfen von der Kolportagekommission verboten.<ref>{{Literatur |Autor=Michèle Sacquin u. a. |Titel=Zola |Verlag=Bibliothèque nationale de France, Fayard |Datum=2002 |Seiten=76}}</ref><br />
# ''[[Die Sünde des Abbé Mouret]]'' (''La faute de l’Abbé Mouret'' 1875). In diesem Werk griff Zola das kirchliche Dogma der Keuschheit an.<ref>{{Literatur |Autor=Colette Becker, Gina Gourdin-Servenière, Véronique Lavielle |Titel=Dictionnaire d’Émile Zola |Verlag=Robert Laffont, Collection Bouquins |Datum=1993 |Seiten=243}}</ref><br />
# ''[[Seine Exzellenz Eugène Rougon]]'' (''Son excellence Eugène Rougon'' 1876)<br />
# ''[[Der Totschläger (Zola)|Der Totschläger]]'' (''L’Assommoir'' 1877). Am Schicksal einer Wäscherin und ihrer Familie beschreibt Zola eindringlich die Auswirkungen des Alkoholismus im beengten und tristen Unterschichtmilieu von Paris.<br />
# ''[[Ein Blatt Liebe]]'' (''Une page d’amour'' 1878)<br />
# ''[[Nana (Roman)|Nana]]'' (''Nana'' 1880). (dt. EA 1881, Verlag von J. Gnadenfeld u. Co. Berlin W. 30. (um 100 Seiten gekürzt)). Die Geschichte einer jungen Frau aus dem Volk, die dank sexueller Attraktivität zur kostspieligen Geliebten eines Grafen aufsteigt, jedoch durch Ausschweifungen aller Art einen Niedergang erlebt, krank wird und früh stirbt. Der Roman wurde ein großer Erfolg.<br />
# ''[[Ein feines Haus]]'' (''Pot-Bouille'' 1882)<br />
# ''[[Das Paradies der Damen]]'' (''Au bonheur des dames'' 1883). Schauplatz der Handlung ist ein modernes Pariser Kaufhaus, in dem ein junges Mädchen aus der Provinz als Verkäuferin arbeitet.<br />
# ''[[Die Freude am Leben (Zola)|Die Freude am Leben]]'' (''La joie de vivre'' 1884)<br />
# ''[[Germinal (Roman)|Germinal]]'' (''Germinal'' 1885), Manesse Bibliothek der Weltliteratur 2002, ISBN 3-7175-2000-8. Die dramatische Geschichte eines Bergarbeiterstreiks im Kräftefeld der wirtschaftlichen und ideologischen Antagonismen der Zeit. Zola schreibt aus der Perspektive eines sozial Engagierten und führt gegensätzliche Richtungen innerhalb der [[Arbeiterbewegung]] (vor allem [[Marx]], [[Bakunin]] und [[Reformismus]]) in ihren praktischen Auswirkungen vor.<br />
# ''[[Das Werk (Zola)|Das Werk]]'' (''L’Œuvre'' 1886). Der Protagonist ist ein gescheiterter Maler. [[Paul Cézanne]] meinte, er werde in dieser Figur dargestellt. Voller Empörung schickte er Zola einen letzten Brief. Damit war die Freundschaft beendet, Cézanne und Zola sahen sich danach nie wieder.<br />
# ''[[Die Erde (Zola)|Die Erde]]'' (''La terre'' 1887). Dieser Roman behandelt das bäuerliche Milieu.<br />
# ''[[Der Traum (Zola)|Der Traum]]'' (''Le rêve'' 1888)<br />
# ''[[Die Bestie im Menschen]]'' / ''Das Tier im Menschen'' (''La bête humaine'' 1890)<br />
# ''[[Das Geld (Zola)|Das Geld]]'' (''L’argent'' 1891), zuletzt in der Übersetzung von Leopold Rosenzweig als Taschenbuch erschienen im Insel Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-458-36227-2.<br />
# ''[[Der Zusammenbruch]]'' (''La débâcle'' 1892). Zu Zolas Lebzeiten war dieser Roman der erfolgreichste. Die Handlung spielt vor dem Hintergrund des [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieges]] von 1870/71 und der blutig unterdrückten [[Pariser Kommune]].<br />
# ''[[Doktor Pascal]]'' (''Le docteur Pascal'' 1893), Manesse Bibliothek der Weltliteratur 1970<br />
Die deutsche Gesamtausgabe des Zyklus erschien im Verlag ''Rütten & Loening'' in Berlin, Hauptstadt der DDR (mehrere Auflagen, auch als Paperback), sowie im Verlag Artemis & Winkler, Zürich. Eine auf dieser Ausgabe basierende Buchklubausgabe erschien in den 1970er Jahren im Bertelsmann Buchclub.<br />
<br />
Als elektronische Ressource erschien das Gesamtwerk 2005 als Band 128 der [[Digitale Bibliothek (Produkt)|Digitalen Bibliothek]], herausgegeben von [[Rita Schober]] ([[Directmedia Publishing]], ISBN 3-89853-528-2).<br />
<small><!--Wäre nicht eine Überschrift zu der grafischen Übersicht sinnvoll?--><br />
<pre><br />
<br />
┌─ Eugène Rougon ┌─ Maxime Rougon Saccard ──── Charles Rougon Saccard<br />
│ 1811-? │ 1840-1873 1857-1873<br />
│ │<br />
├─ Pascal Rougon ├─ Clotilde Rougon Saccard ── Ein Kind<br />
│ 1813-1873 │ 1847-? 1874-?<br />
│ │<br />
┌─ Pierre Rougon ────┼─ Aristide Rougon ───┴─ Victor Rougon Saccard<br />
│ 1787-1870 │ 1815-? 1853-?<br />
│ │<br />
│ ├─ Sidonie Rougon ────── Angélique Rougon Saccard<br />
│ │ 1818-? 1851-1869<br />
│ │<br />
│ └─ Marthe Rougon ───┐ ┌─ Octave Mouret ──────────── Zwei Kinder<br />
│ 1819-1864 │ │ 1840-<br />
│ │ │<br />
│ ├─┼─ Serge Mouret ───────────── Ein Sohn und eine Tochter<br />
│ │ │ 1841-?<br />
│ │ │<br />
│ ┌─ François Mouret ─┘ └─ Désirée Mouret<br />
│ │ 1817-1864 1844-?<br />
│ │<br />
Adélaïde Fouque ─┼─ Ursule Macquart ──┼─ Hélène Mouret ────── Jeanne Grandjean<br />
1768-1873 │ 1791-1839 │ 1824-? 1842-1855<br />
│ │<br />
│ └─ Silvère Mouret<br />
│ 1834-1851<br />
│<br />
│ ┌─ Lisa Macquart ─────── Pauline Quenu<br />
│ │ 1827-1863 1852-?<br />
│ │<br />
│ │ ┌─ Claude Lantier ─────────── Jacques-Louis Lantier<br />
│ │ │ 1842-1870 1860-1869<br />
│ │ │<br />
└─ Antoine Macquart ─┼─ Gervaise Macquart ─┼─ Jacques Lantier<br />
1789-1873 │ 1829-1869 │ 1844-1870<br />
│ │<br />
│ ├─ Étienne Lantier ────────── Eine Tochter<br />
│ │ 1846-?<br />
│ │<br />
│ └─ Anna Coupeau dite Nana ─── Louis Coupeau gen. Louiset<br />
│ 1852-1870 1867-1870<br />
│<br />
└─ Jean Macquart ─────── Zwei Kinder<br />
1831-?<br />
</pre><br />
</small><br />
<br />
[[Datei:Zola grave on cimetiere de montmartre paris 02.JPG|mini|[[Philippe Solari]]: Grabmal von Émile Zola auf dem [[Friedhof Montmartre]]]]<br />
<br />
=== Der Zyklus ''Trois Villes'' ===<br />
Pierre, ein junger Priester, lernt durch seine Arbeit in den Armenvierteln von Paris das soziale und ökonomische Elend kennen. Im Streit zwischen Glauben und Vernunft entscheidet er sich für die Vernunft und gibt sein Amt auf. Der Zyklus besteht aus drei Romanen:<br />
# ''Lourdes'' (1894). Pierre begleitet einen Pilgerzug. Das bringt ihn zur Erkenntnis, dass die meisten Menschen schwere Krankheiten ohne Glauben nicht aushalten. Dies wird von Geschäftsleuten und einem Teil des Klerus ausgenutzt. Er sucht eine neue Religion, die keine Illusionen nährt, sondern Gerechtigkeit herstellt.<br />
# ''Rome'' (1896).<ref>Die Notizen zur Romreise sind in einem eigenen Buch erschienen: ''Meine Reise nach Rom.'' Aus dem Französischen von Helmut Moysich, Dietrich’sche Verlagsbuchhandlung, Mainz 2014, ISBN 978-3-87162-081-2.</ref> Pierre hat ein Buch über das große Elend der Armen geschrieben mit Lösungsvorschlägen zur Beseitigung der sozialen Ungerechtigkeiten, das die Kirche als revolutionär auf den Index setzt. Dies will er in einem Gespräch mit Papst [[Leo XIII]] korrigieren. Er muss aber erkennen, dass die Kirche zur Reform weder willens noch in der Lage ist.<br />
# ''Paris'' (1898). Zurück in Paris stellt Pierre fest, dass auch von der Politik nichts zu erwarten ist. Die Abgeordneten sind mit einem Finanzskandal ([[Panamaskandal]]) beschäftigt, die Lösung mit Gewalt (Anarchistenprozesse), in die auch sein Bruder verstrickt ist, lehnt er ab. So bleibt ihm am Ende nur die Vernunft. Die Wissenschaft soll die neue Religion, die Erzieherin der Menschheit sein.<br />
<br />
=== Der Zyklus ''Quatre Evangiles'' (Vier Evangelien) ===<br />
Die politische Dreyfus-Affäre bedeutete einen Einschnitt im poetischen Schaffen Zolas, der in dem, aus sozialistischem Impetus heraus entstandenen, letzten Zyklus ''Quatre Evangiles'' zum Ausdruck kam. Der unvollendete Romanzyklus besteht aus vier Teilen und hat als Dokument des [[Fin de Siècle]] daher auch zeitgeschichtliche Bedeutung:<br />
# ''Fécondité'' (Fruchtbarkeit) (1899). In diesem Roman geht es auf der Folie des gesamten Komplexes der Geburtenregelung und [[Eugenik]], in einem moralisch-biologisch verbrämten Sinn, um einen „Betrug“ an der Natur.<br />
# ''Travail'' (Arbeit) (1901) nimmt auf utopische Weise und auf der Grundlage der Theorien von [[Charles Fourier]] die Umwandlung hochkapitalistischer Strukturen in eine Gesellschaft universalen Wohlstands vorweg.<br />
# ''Vérité'' (Wahrheit) (1903). Dieser Roman überträgt die Dreyfus-Affäre detailreich auf das Schulwesen im inzwischen ausgebrochenen Kulturkampf.<br />
# ''Justice'' (Gerechtigkeit) (unvollendet)<br />
<br />
=== Andere Werke (Auswahl) ===<br />
* ''Meistererzählungen'', [[Manesse Verlag|Manesse Bibliothek der Weltliteratur]], Zürich 1994, ISBN 3-7175-1630-2<ref>Enthält: ''Der mich liebt. Das Blut. Ein Opfer der Reklame. Die vier Tage des Jean Gourdon. Für eine Liebesnacht. Nais Micoulin. Nantas. Der Tod des Oliver Bécaille. Die Muscheln von Monsieur Chabre. Jaques Damour. Angeline.''</ref><br />
* ''Madame Sourdis,'' in ''Französische Erzählungen von [[Chateaubriand]] bis [[Anatole France|France]].'' Vorw. [[Victor Klemperer]], Übers. Günther Steinig. Sammlung Dieterich, 124. [[Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung]], Leipzig 1951, S.&nbsp;330–378.<br />
** dsb. Übers, separater Druck. Nachw. Horst-Werner Nöckler. (Illustr. wie 1960) Henschel, Berlin 1958.<br />
** andere Übers. [[Eva Rechel-Mertens]], Nachw. Horst-Werner Nöckler. 24 Zeichnungen von [[Günter Horlbeck]]. Henschel, Berlin 1960<br />
<br />
== Film ==<br />
=== Filmbiografie ===<br />
* ''[[Das Leben des Emile Zola]]'', Filmbiografie von [[William Dieterle]], USA 1937 (Oscar für den besten Film), Titelrolle: [[Paul Muni]]<br />
* ''[[Meine Zeit mit Cézanne]]'', Filmbiografie von [[Danièle Thompson]], Frankreich 2016, beschreibt Zolas Freundschaft mit [[Paul Cézanne]]<br />
<br />
=== Verfilmungen ===<br />
* ''Les Victimes de l'alcoolisme'', (nach [[Der Totschläger (Zola)|Der Totschläger]]), [[Ferdinand Zecca]], F 1902<br />
* ''L'Assomoir'' ([[Albert Capellani]]), F 1909<ref>[http://fondation-jeromeseydoux-pathe.com/albert-capellani-programme-1 Albert Capellani - L'Assomoir et autres drames], abgerufen am 27. Juni 2016.</ref><br />
* ''Germinal'' ([[Albert Capellani]]), F 1913<br />
* ''La terre'' ([[André Antoine]]), F 1921<br />
* ''Le Rêve'' ([[Jacques de Baroncelli]]), F 1921<br />
* ''[[Nana (1926)|Nana]] '' ([[Jean Renoir]]), F 1926<br />
* ''[[Das Geld (1928)|Das Geld]]'' ([[Marcel L’Herbier]]), F 1928<br />
* '' Das Paradies der Damen'' ([[Julien Duvivier]]), F 1930<br />
* ''[[Bestie Mensch]]'' (Jean Renoir), F 1938<br />
* ''[[Thérèse Raquin – Du sollst nicht ehebrechen]]'' ([[Marcel Carné]]), F/I 1953<br />
* ''[[Lebensgier]]'' ([[Fritz Lang]]), USA 1954<br />
* ''Die Beute'' ([[Roger Vadim]]), F 1966<br />
* ''Die Sünde des Abbé Mouret'' ([[Georges Franju]]), F 1970<br />
* ''[[Germinal (1993)|Germinal]]'' ([[Claude Berri]]), B/F/I 1993<br />
* ''[[The Paradise (Fernsehserie)|The Paradise]]'' (Bill Gallagher), Fernsehserie, GB 2012–2013<br />
<br />
== Hörspiel ==<br />
* ''[http://www.deutschlandradiokultur.de/zolas-schornstein.1034.de.html?dram:article_id=276877 Zolas Schornstein]''; (mit Audiodatei). Kriminalhörspiel (zu Zolas Tod) von Christoph Prochnow, Regie: Rainer Clute, Deutschlandradio Kultur, 17. Februar 2014, 21.33-22.30 Uhr<br />
* ''[[Das Geld (Zola)|Das Geld]]''. Hörspiel von Christiane Ohaus, [[Hörbuch Hamburg|OSTERWOLD''audio'']], Hamburg 2013<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Irene Albers]]: ''Sehen und Wissen. Das Photographische im Romanwerk Émile Zolas.'' (= Theorie und Geschichte der Literatur und der schönen Künste. 105). W. Fink, München 2002, ISBN 3-7705-3769-6.<br />
* Horst Althaus: ''Zwischen alter und neuer besitzender Klasse. Stendhal, Balzac, Flaubert, Zola. Beitr. zur französischen Gesellschaftsgeschichte.'' (= Schriften zur Kultursoziologie. 8). Reimer, Berlin 1987, ISBN 3-496-00899-7.<br />
* [[Veronika Beci]]: ''Émile Zola.'' Artemis & Winkler, Düsseldorf 2002, ISBN 3-538-07137-3.<br />
* Cord-Friedrich Berghahn: ''Émile Zola. Leben in Bildern''. Deutscher Kunstverlag, Berlin/ München 2013, ISBN 978-3-422-07209-1.<br />
* Marc Bernard: ''Emile Zola. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' (= rororo 50024; Rowohlts Monographien). 6. Auflage. Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-499-50024-8<ref>Ab 1997 ist das Literaturverzeichnis ergänzt (letzter Titel von 1995). Sämtliche Ausgaben dennoch mit gleicher ISBN. Nur die Ausgabe 2002 mit Personenregister.</ref><br />
* Manuela Biele-Wrunsch: ''Die Künstlerfreundschaft zwischen Édouard Manet und Émile Zola. Ästhetische und gattungsspezifische Berührungen und Differenzen.'' Driesen, Taunusstein 2004, ISBN 3-936328-17-X.<br />
* Martin Braun: ''Emile Zola und die Romantik. Erblast oder Erbe? Studium einer komplexen Naturalismuskonzeption.'' (= Erlanger romanistische Dokumente und Arbeiten. 10). Stauffenburg, Tübingen 1993, ISBN 3-923721-99-4.<br />
* Ronald Daus: ''Zola und der französische Naturalismus.'' (= Sammlung Metzler. 146). Metzler, Stuttgart 1976, ISBN 3-476-10146-0.<br />
* [[Herbert Eulenberg]]: ''Emile Zola.'' In: ''Schattenbilder. Eine Fibel für Kulturbedürftige in Deutschland.'' Zuerst Berlin 1909.<br />
* [[Günter Helmes]]: Georg Brandes und der französische Naturalismus. Unter besonderer Berücksichtigung von Émile Zola. In: Georg Brandes und der Modernitätsdiskurs. Moderne und Antimoderne in Europa I, hrsg. v. Matthias Bauer und Ivy York Möller-Christensen. Hamburg 2013, S. 42–74. ISBN 978-3-86815-571-6.<br />
* Frederick W. J. Hemmings: ''Emile Zola. Chronist und Ankläger seiner Zeit. Biographie.'' (= Fischer-Bücherei. 5099). Fischer, Frankfurt 1981, ISBN 3-596-25099-4.<br />
* [[Karl Korn]]: ''Zola in seiner Zeit.'' (= Ullstein Lebensbilder. 27532). Ullstein, Frankfurt 1984.<br />
* Till R. Kuhnle: ''Der [[Millenarismus]] Zolas und die [[Dritte Französische Republik|Dritte Republik]].'' In: Ders.: ''Das Fortschrittstrauma. Vier Studien zur Pathogenese literarischer Diskurse.'' Stauffenburg, Tübingen 2005, ISBN 3-86057-162-1, S.&nbsp;273–285.<br />
* [[Heinrich Mann]]: ''Zola.'' In: ''Geist und Tat. Franzosen von 1780 bis 1930.'' Essays, Berlin 1931. (Wieder: Fischer TB, Frankfurt 1997, ISBN 3-596-12860-9; Erstauflage 1915)<br />
* {{EncLarousse|14779|14788|Émile Zola|[[Henri Mitterand]]}}<br />
* [[Ralf Nestmeyer]]: ''Französische Dichter und ihre Häuser''. Insel, Frankfurt 2005, ISBN 3-458-34793-3.<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: Populärromane im 19. Jahrhundert. Von Dumas bis Zola. Fink, München 1976, 3-770-51336-3.<br />
* Viktor Roth: ''Émile Zola um die Jahrhundertwende. Stationen eines kämpferischen Lebenslaufs.'' Steinmeier, Nördlingen 1987.<br />
* [[Joseph Jurt]]: ''Frankreichs engagierte Intellektuelle. Von Zola bis Bourdieu''. Wallstein, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8353-1048-3.<br />
* Peter Müller: ''Emile Zola, der Autor im Spannungsfeld seiner Epoche. Apologie, Gesellschaftskritik und soziales Sendungsbewußtsein in seinem Denken und literarischem Werk.'' (= Romanistische Abhandlungen. 3). Metzler, Stuttgart 1981, ISBN 3-476-00477-5.<br />
* [[Barbara Vinken]]: ''Zola. Alles sehen, Alles wissen, Alles heilen. Der Fetischismus im Naturalismus.'' In: Rudolf Behrens, Roland Galle (Hrsg.): ''Historische Anthropologie und Literatur''. Königshausen & Neumann, Würzburg 1996, S.&nbsp;215–226.<br />
* Barbara Vinken: ''Balzac – Zola: Hysterische Madonnen – Neue Mütter.'' In: Doris Ruhe (Hrsg.): ''Geschlechterdifferenz im interdisziplinären Gespräch''. Königshausen & Neumann, Würzburg 1998, S.&nbsp;117–134.<br />
* Barbara Vinken: ''Pygmalion à rebours: Zolas Œuvre.'' In: Mathias Mayer, Gerhard Neumann (Hrsg.): ''Pygmalion. Die Geschichte des Mythos in der abendländischen Kultur.'' Rombach, Freiburg 1997, S.&nbsp;593–621.<br />
<br />
; Zu einzelnen Romanzyklen oder Werken<br />
* Willi Hirdt: ''Alkohol im französischen Naturalismus. Der Kontext des „Assommoir“.'' (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft. 391). Bouvier, Bonn 1991, ISBN 3-416-02286-6.<br />
* Elke Kaiser: ''Wissen und Erzählen bei Zola. Wirklichkeitsmodellierung in den „Rougon-Macquart“.'' (= Romanica Monacensia. 33). Narr, Tübingen 1990, ISBN 3-8233-4300-9.<br />
* Sabine Küster: ''Medizin im Roman. Untersuchungen zu „Les Rougon-Macquart“ von Émile Zola.'' Cuvillier, Göttingen 2008. ISBN 978-3-86727-793-8. <br />
* Stephan Leopold: ''Die messianische Überwindung des mortalistischen Abgrundes: „Le docteur Pascal“ und „Les Quatre Évangiles“.'' In: Stephan Leopold, Dietrich Scholler (Hrsg.): ''Von der Dekadenz zu den neuen Lebensdiskursen. Französische Literatur und Kultur zwischen [[Schlacht von Sedan|Sedan]] und [[Vichy-Regime|Vichy]].'' W. Fink, München 2010, S.&nbsp;141–167.<br />
* Susanne Schmidt: ''Die Kontrasttechnik in den „Rougon-Macquart“.'' (= Bonner romanistische Arbeiten. 30). Peter Lang, Frankfurt 1989, ISBN 3-631-40612-6.<br />
<br />
; Zur Rezeption<br />
* ''100 Jahre „Rougon-Macquart“ im Wandel der Rezeptionsgeschichte.'' Zugleich Beiheft zur Zeitschrift ''Beiträge zur romanischen Philologie''. Hrsg. [[Winfried Engler]], Rita Schober. Narr, Tübingen 1995, ISBN 3-8233-4145-6.<br />
* Vera Ingunn Moe: ''Deutscher Naturalismus und ausländische Literatur. Zur Rezeption der Werke von Zola, [[Henrik Ibsen|Ibsen]] und [[Fjodor Michailowitsch Dostojewski|Dostojewski]] durch die deutsche naturalistische Bewegung (1880–1895).'' (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 1, 729). Peter Lang, Frankfurt 1983, ISBN 3-8204-5262-1.<br />
* Rolf Sältzer: ''Entwicklungslinien der deutschen Zola-Rezeption von den Anfängen bis zum Tode des Autors.'' (= New York University Ottendorfer series. N. F. 31). Peter Lang, Bern 1989, ISBN 3-261-03928-0.<br />
* Karl Zieger: ''Die Aufnahme der Werke von Emile Zola durch die österreichische Literaturkritik der Jahrhundertwende.'' (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 18, 44). Peter Lang, Frankfurt 1986, ISBN 3-261-03560-9.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons}}<br />
{{Wikiquote}}<br />
{{Wikisource}}<br />
* {{DNB-Portal|118637223}}<br />
* {{DDB|Person|118637223}}<br />
* {{DHM-HdG|Bio=emile-zola|Titel=Émile Zola|Autor=Levke Harders}}<br />
* [http://www.gert-pinkernell.de/romanistikstudium/Internet2.htm Artikel in ''Namen, Titel und Daten der franz. Literatur''] (Quelle für die Biografie). Aufruf am 10. März 2013<br />
* [[Erich Köhler (Romanist)|Erich Köhler]]: [https://www.freidok.uni-freiburg.de/fedora/objects/freidok:2652/datastreams/FILE1/content ''Vorlesungen zur Geschichte der Französischen Literatur'', Band 6.2] (PDF), S. 198–223 (Interpretation und Darlegung der Hauptwerke)<br />
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Zola,+%C3%89mile}}<br />
* {{PGDA|663}}<br />
* {{IMDb|nm0957652}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Werke von Émile Zola}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118637223|LCCN=n/79/26785|NDL=00461898|VIAF=32004502}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Zola, Emile}}<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Person (Dreyfus-Affäre)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Französisch)]]<br />
[[Kategorie:Naturalismus (Literatur)]]<br />
[[Kategorie:Roman, Epik]]<br />
[[Kategorie:Librettist]]<br />
[[Kategorie:Émile Zola| ]]<br />
[[Kategorie:Schriftsteller (Paris)]]<br />
[[Kategorie:Person (Aix-en-Provence)]]<br />
[[Kategorie:Franzose]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1840]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1902]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Zola, Émile<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Zola, Émile François (vollständiger Name)<br />
|KURZBESCHREIBUNG=französischer Schriftsteller und Journalist<br />
|GEBURTSDATUM=2. April 1840<br />
|GEBURTSORT=[[Paris]]<br />
|STERBEDATUM=29. September 1902<br />
|STERBEORT=[[Paris]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geschichte_der_Zensur&diff=188216896
Geschichte der Zensur
2019-05-04T15:09:51Z
<p>Textundblog: /* Literatur */Sekundärliteratur ergänzt zur Zensur in Spanien: „Macht und Ohnmacht der Zensur…“</p>
<hr />
<div>{{Überarbeiten}}<br />
<br />
Die '''Geschichte der Zensur''' reicht von der Antike bis in die Gegenwart.<br />
<br />
== Römische Antike ==<br />
Eine Zensurgeschichte der [[Römische Republik|Römischen Republik]] muss sich vor dem Missverständnis hüten, das Amt des ''Zensors'' sei mit dem heutigen Gebrauch des Begriffes gleichzusetzen: [[Censor]]en waren in der Römischen Republik Beamte, deren Amtsbezeichnung sich vom ''census'' (lateinisch für: Steuerklasse eines Bürgers) ableitete.<br />
<br />
Eine Zensur von Schriftgut kann in der Antike nur schwer nachgewiesen werden; es scheint bis zum Auftreten des Christentums keinerlei Hinweise auf ''systematische'' Überwachung, Unterdrückung oder Beeinflussung von Handschriften zu geben. Dies ist umso erstaunlicher, da die moderne Geschichtsforschung von einem hohen Alphabetisierungsgrad und umfassenden Buchbeständen in öffentlichen und privaten Bibliotheken ausgeht. Daher kann angenommen werden, dass die meisten römischen Zensurvorschriften nicht bis in die heutige Zeit überliefert worden ist.<br />
<br />
Dennoch finden sich einige Gesetze und Ereignisse der politischen Geschichte, die heutige Vorstellungen von Zensur vorwegnehmen: so zum Beispiel das Verbot von Spottversen im [[Zwölftafelgesetz]] von 450 v.&nbsp;Chr. oder die sogenannte ''[[damnatio memoriae]]'', bei der sämtliche Statuen, Werke und Inschriften einer in Ungnade gefallenen Person entfernt bzw. getilgt wurden, um die Erinnerungen an sie auszulöschen.<br />
<br />
Zudem gab es auf religiösem Gebiet strenge Gesetze gegen die Verbreitung von Magie und einzelner Kulte, beispielsweise nach dem Auftreten des [[Christentum]]s. (→[[Christenverfolgungen im Römischen Reich]]) Als das Christentum in der Spätantike zur staatstragenden Religion im Römischen Reich wurde, richtete sich die Zerstörungswut in zunehmendem Maße gegen alles Schriftgut, das in scheinbarem oder tatsächlichem Widerspruch zum christlichen Glauben stand. Das waren alle Bücher, die nicht von christlichen Autoren stammten. Im Ergebnis dieser unkontrollierten Vernichtung von Wissen gingen am Ende des 4. Jahrhunderts und zu Beginn des 5. Jahrhunderts ein Großteil der antiken Literatur für immer verloren. (→[[Bücherverluste in der Spätantike]]) Diese Form einer totalen Zerstörung geistiger Arbeit ist in der Geschichte einzigartig, kann aber auch nicht (mehr) als Zensur bezeichnet werden.<br />
<br />
All diese Beispiele zeigen, dass die politische Praxis, die einer modernen Zensur am nächsten kam, bis zum Ende der Antike niemals kontinuierlich über einen längeren Zeitraum durchgeführt worden ist. Es ist problematisch von einer antiken Zensur im heutigen Sinn zu sprechen. Das bedeutet nicht, dass Rom zu irgendeiner Zeit ein Hort der unbeschränkten Meinungsfreiheit gewesen ist: in der [[Römische Kaiserzeit|Kaiserzeit]] beispielsweise genügte der bloße Verdacht, um eine Person wegen Beleidigung des Kaisers und der römischen Götter hinrichten zu lassen.<br />
<br />
== Kirche (Mittelalter/Neuzeit) ==<br />
'''Römische Kirche'''<br />
<br />
Die Zensurpraxis der [[römisch-katholische Kirche|römischen Kirche]] entwickelt sich allmählich mit der Konsolidierung des römischen Bischofssitzes zur monarchischen Spitze innerhalb der Kirche. Dieser Prozess ist niemals reibungslos verlaufen und hat sich immer in Konkurrenz zu mächtigen [[Bischof|Bischöfen]], Ordens- und Reformbewegungen und nicht zuletzt den [[Orthodoxe Kirchen|byzantinischen Kirchen]] vollzogen. Insofern spiegeln innerkatholische Auseinandersetzungen, die in [[Häresie]]vorwürfe, [[Ketzerverfolgung]]en und [[Bücherverbrennung]]en mündeten, auch immer das Ringen um die Vorherrschaft des römischen Bischofs wieder, auch gegenüber den nationalen Königstümern. Mitunter wurden auch Publikationen anderer Religionen verboten, so etwa jüdischer Schriften in der [[Republik Venedig]], die Verleger reagierten mit einer Verlegung der Druckerei auf die Insel [[Kefalonia]].<br />
<br />
Zudem gibt es Konkurrenzen der kirchlichen Zensurinstanzen untereinander: im Mittelalter hatte jede Theologische Fakultät der Universitäten und damit der jeweilige Mönchsorden, der an der Universität vorherrschte, genauso teil an dem Verbot von „Irrlehren“, wie städtische Gewalten und Bischöfe.<br />
Versuche der zentralen Erfassung und Definition von „ketzerischen“ Büchern wird durch die [[Inquisition]], allen voran der spanischen entwickelt und mündet im 16. Jahrhundert in den berühmten [[Index Librorum Prohibitorum|Index]], der 1559 erstmals publiziert wurde.<ref>Werner Fuld: ''Das Buch der verbotenen Bücher. Universalgeschichte des Verfolgten und Verfemten von der Antike bis heute''. Berlin, Galiani 2012, S. 119.</ref> Bis 1966 fand sich auf dem Index ein Gutteil der Weltliteratur der europäischen Neuzeit. Dieser Index bestand jedoch wiederum in Konkurrenz zu nationalen Indices und war ein wenig wirksames Instrument der Nachzensur: Oft lagen bis zu zwei Jahre zwischen der Erstpublikation eines Werkes und dem Beginn des Zensurverfahrens. Für den Autor konnte das oft böse ausgehen, das vollständige Verschwinden des Werkes aus der Öffentlichkeit wurde aber nie erreicht. Da es für einen Autor der [[Aufklärung]], wie z.&nbsp;B. [[Voltaire]], Ehrensache wurde, auf dem Index zu landen, und so der Index selbst zur Lektüreliste für Freigeister wurde, setzte man ironischerweise den Index selbst auf den Index.<br />
<br />
Die Abschaffung des römischen Index im Jahre 1966 ist nicht gleichzusetzen mit dem Ende der innerkirchlichen Zensur: Auch heute noch praktiziert die in [[Glaubenskongregation]] umbenannte Inquisition eine Form der Zensur bei Publikationen von Klerikern. Unter [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] begann jedoch diese „Zensurbehörde“, ihre Archive für einzelne, ausgewählte Forscher (z.&nbsp;B. Felicitas Goodman) zu öffnen und so zumindest die historischen Fälle aufzuarbeiten.<br />
<br />
'''Zensur in den protestantischen Kirchen'''<br />
<br />
Die Zensur in den protestantischen Kirchen ist sehr viel komplizierter zu beschreiben als die in der römisch-katholischen, da hier in der Regel die Fürsten (z.&nbsp;B. Brandenburg-Preußen, Sachsen etc.) zugleich Landesbischöfe waren. Damit ging die kirchliche Zensur in die ''staatliche Zensur'' der Territorien des Reiches über. (Dies wird weiter unten beschrieben.)<br />
<br />
== Neuzeitliche Nationalstaaten ==<br />
=== Deutschland ===<br />
[[Bild:Bundesarchiv Bild 183-2008-0415-507-RS, PK-Text und Zensurvermerke.jpg|thumb|Zensurvermerk über ein Pressefoto eines am Polenfeldzug 1939 gefallenen deutschen Soldaten.]]<br />
Im heiligen Römischen Reich war der [[Reichshofrat]] für die Kontrolle des Schrifttums zuständig. Ihm unterstand die [[Kaiserliche Bücherkommission]] in [[Frankfurt am Main]]. Die [[Tübingen|Tübinger]] [[Buchhändler]] hatten 1744 die von der [[Messe (Wirtschaft)|Messe]] mitgebrachten [[Buch|Bücher]] zur Kontrolle den [[Dekan (Hochschule)|Dekanen]] der [[Fakultät (Hochschule)|Fakultät]]en vorzulegen. Am 1. Juni 1772 tritt das [[Zensuredikt]] von [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II.]] in Kraft. Es soll „''nur demjenigen steuern ..., was wider die allgemeinen Grundsätze der Religion, und sowohl moralischer als bürgerlicher Ordnung entgegen ist''“.<br />
<br />
Das [[Zensuredikt vom 19. Dezember 1788|Erneuerte Censur-Edict]] von [[Friedrich Wilhelm II. (Preußen)|Friedrich Wilhelm II.]] vom 19. Dezember 1788 stellt sich u.&nbsp;a. gegen die „Verbreitung gemeinschädlicher praktischer Irrthümer über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschen, zum Verderbniß der Sitten durch schlüpfrige Bilder und lockende Darstellungen des Lasters, zum hämischen Spott und boßhaften Tadel öffentlicher Anstalten und Verfügungen, wodurch in manchen nicht genugsam unterrichteten Gemüthern, Kummer und Unzufriedenheit darüber erzeugt und genährt werden, und zur Befriedigung niedriger Privat-Leidenschaften, der Verleumdung, des Neides, und der Rachgier, welche die Ruhe guter und nützlicher Staatsbürger stöhren, auch ihre Achtung vor dem Publiko kränken, besonders in den so genannten Volksschriften bisher gemißbraucht worden.“<br />
<br />
Die strengen Zensurgesetze Napoleons greifen 1803 auch in den assoziierten Staaten [[Baden (Land)|Baden]], [[Kurfürstentum Bayern|Bayern]] und [[Rheinland]]. In [[Königreich Württemberg|Württemberg]] wurde 1806 die Zensur insbesondere für den Druck historischer, geographischer oder politischer Werke eingeführt. Ab 1809 wurde in jedem Ort mit Buchdruckereien oder Buchhandlungen ein Zensor eingesetzt. Auf dem [[Wiener Kongress]] 1815 wurde die Pressefreiheit in die [[Deutsche Bundesakte]] aufgenommen. Mit den [[Karlsbader Beschlüsse]]n 1819 wurde eine strenge, für den [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]] einheitliche, Zensur eingeführt, die eine Präventivzensur für alle Publikationen mit weniger als 20 Druckbogen und eine nachträgliche Repressivzensur für alle darüber hinausgehenden Publikationen vorsieht.<br />
<br />
[[Bild:KarikaturDieGutePresse1847.jpg|thumb|hochkant=1.5|In der [[Karikatur]] ''Die gute Presse'' von 1847 aus unbekannter Feder steht der Krebs für [[wikt:Stagnation|Rückschritt]], der Spiegel des Krebses für die Rückwärtsgewandtheit, der [[Maulwürfe|Maulwurf]] für [[wikt:borniert|Blindheit]], Kerzenlöscher für Dunkelheit, die Schere und Stift für [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]], die [[Flagellation|Rute]] für Drangsal, die Augen für [[Überwachungsstaat|Überwachung]], die Kinder für die [[wikt:gängeln|bevormundete]] Presse, der [[wikt:Dummkopf|Schafskopfspolizist]] für die Dummheit der [[Staatsmacht]] und der Spitz für die [[Spitzel]]ei.]]<br />
<br />
In Reaktion auf die [[Freiheitsbewegung]]en in den Nachbarländern wurden die deutschen Zensurbestimmungen 1830 verschärft. Während der [[Deutsche Revolution 1848/49|Deutschen Revolution 1848/49]] wurde die uneingeschränkte Pressefreiheit gefordert. Ab August 1849 wurde die Pressefreiheit schrittweise eingeschränkt. Sie wurde 1874 Bestandteil des [[Reichspressegesetz]]es. Von 1878 bis 1890 hebelte das [[Sozialistengesetz]] die Pressefreiheit wieder aus. Der Deutsche [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstag]] beschloss 1900 die [[Lex Heinze]].<br />
<br />
Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] gab das [[Kriegspresseamt]] 1915 das [[Zensurbuch]] heraus. Die Weimarer Reichsverfassung garantierte ab 1918 die [[Meinungsfreiheit|Freiheit der Meinungsäußerung]] in Wort, Schrift und Bild. Das [[Republikschutzgesetz]] wurde am 21. Juli 1922 verabschiedet und erlaubte drastische Eingriffe in die Presse- und Versammlungsfreiheit. Am 18. Dezember 1926 wird das [[Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften]] der [[Weimarer Republik]] erlassen.<br />
<br />
Nach der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|Bücherverbrennung in Deutschland]] wurden ab dem 31. Mai 1933 [[Jude|jüdische]] und politisch missliebige Autoren und [[Verleger]] verfolgt. Das [[Schriftleitergesetz]] vom 4. Oktober 1933 definierte den [[Journalismus]] als eine vom Staat geregelte Aufgabe. Das [[Reichskulturgesetz]] vom 22. September 1934 setzte die weitere [[Gleichschaltung]] fort. Die [[Reichsschrifttumskammer]] stellte 1935 [[schwarze Liste]]n unerwünschter Bücher zusammen, die nicht mehr im [[Buchhandel]] verbreitet werden dürfen.<br />
<br />
Nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] 1945 wurde in allen deutschen [[Besatzungszone]]n eine [[Verlagslizenz|Lizenzierungspflicht]] eingeführt und eine [[Liste der auszusondernden Literatur]] erstellt, gemäß derer Bücher, auch aus dem Privatbesitz, zu beschlagnahmen sind. Die Lizenzpflicht im [[Bizone|Westen]] wurde 1949 aufgehoben. Das [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] legt im Artikel 5 fest: Eine Zensur findet nicht statt. Die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] führt die Lizenzierung unter der Bezeichnung [[Druckgenehmigungsverfahren]] bis zu ihrem Ende 1989 durch.<br />
<br />
In den Jahren von 1953 bis in die 1960er Jahre hinein bestand in der Bundesrepublik ein ''[[Interministerieller Ausschuss für Ost-West-Filmfragen]]'', der für die Überprüfung von aus Osteuropa importierten Filme zuständig war. Etwa 130 Filme aus der DDR, der CSSR und der Sowjetunion erhielten keine Genehmigung und durften nicht aufgeführt werden. Etwa im Jahre 1966 stellte der Ausschuss seine Tätigkeit ein.<ref>[http://www.bpb.de/apuz/32270/zensur-von-defa-filmen-in-der-bundesrepublik?p=all Zensur von DEFA-Filmen in der Bundesrepublik], BpB, 18. Dezember 2008</ref> Im Jahr 1965 wurde in der Bundesrepublik das von der DDR herausgegebene [[Braunbuch]] beschlagnahmt. Im selben Jahr fand – ausgelöst durch die Aufführung des schwedischen Films "[[Das Schweigen]]" – eine Kampagne unter Führung des CDU-Abgeordneten [[Adolf Süsterhenn]] statt, welche die in Artikel 5 garantierte Freiheit von Kunst und Wissenschaft an die "allgemeine sittliche Ordnung" koppeln wollte.<ref> Otto, Ulla: Die literarische Zensur als Problem der Soziologie der Politik,1, 52-53, 60-61.</ref><br />
<br />
2002 ließ der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Politiker [[Jürgen Büssow]] mehrere Internetprovider in Nordrhein-Westfalen den Zugang zu verschiedenen Seiten auf ausländischen Servern, die rechtsextremistische und nationalsozialistische Inhalte transportierten sowie den Zugang zur amerikanischen [[Gore (Filmgenre)|Goreseite]] [[Rotten.com]] sperren.<br />
<br />
Im April 2009 veranlasste die Familienministerin [[Ursula von der Leyen]] das [[Sperrung von Webseiten in Deutschland#Gesetz zur Erschwerung des Zugangs zu kinderpornographischen Inhalten in Kommunikationsnetzen|Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen]], mit dem alle Provider in Deutschland verpflichtet werden sollen, vom Bundeskriminalamt vorgegebene Seiten mit strafbaren Angeboten zu sperren.<br />
<br />
{{Hauptartikel|Zensur in der Bundesrepublik Deutschland}}<br />
<br />
==== Zensur in der DDR ====<br />
{{Hauptartikel|Zensur in der DDR}}<br />
<br />
=== Frankreich ===<br />
'''Französische Revolution und Empire (1789-1815)'''<br />
<br />
Mit der Allgemeinen Erklärung der [[Menschenrechte]] von 1789, Artikel 11 wird das Recht auf freie Meinungsäußerung eingeführt, zugleich mit der Einschränkung, dass von diesem Recht nur im Rahmen der staatlichen (positiven) Gesetzgebung gebrauch gemacht werden darf.<br />
<br />
Die königliche Zensurbehörde des Ancien Regime (sprich: der [[Monarchie]]) besteht formal bis 1791 weiter, stellt aber ihre Arbeit ein. Viele der königlichen Zensoren sind glühende Verfechter der [[Französische Revolution|französischen Revolution]] und setzen sich in der Nationalversammlung für ein liberales Presserecht ein. Gerade im Umgang mit royalistischen Autoren, die die Monarchie beibehalten möchten, ist das sehr umstritten.<br />
<br />
In der Verfassung von 1793 wird (Artikel 353) die Vorzensur – also die Begutachtung der Manuskripte vor der Publikation – aufgehoben. Die öffnet einem Willkürsystem der nachträglichen Verfolgung von Autoren, Verlegern und Buchhändlern durch die Pariser Polizei Tür und Tor. In der jakobinischen Schreckensherrschaft wird das Publizieren von Büchern gefährlich: Es genügt oftmals die bloße Denunziation durch bezahlte Spitzel, um einen Buchhändler „royalistischer Umtriebe“ zu überführen und per [[Kurzer Prozess (Urteil)|Schnellverfahren]] unter das Fallbeil zu bringen.<ref>Werner Fuld: ''Das Buch der verbotenen Bücher. Universalgeschichte des Verfolgten und Verfemten von der Antike bis heute''. Berlin, Galiani 2012, Kapitel ''Scheiterhaufen für den Fortschritt: Die Französische Revolution''.</ref><br />
<br />
Unter Napoleon wird in der Direktorialverfassung von 1796 (Artikel 355) eine Pressefreiheit mit zahlreichen Einschränkungen eingeführt. Es gibt keine Vorzensur mehr; vielmehr werden Buchhändler und Autoren nach der Publikation belangt. Zu diesem Zweck dient eine Impressumspflicht mit Angaben des realen Namens von Verleger und Autor.<br />
Die Napoleonische Zeit ist insgesamt gekennzeichnet von einer zunehmenden Verschärfung und der Zensur. Es kommt zu großen Razzien und Deportationen, Verbannungen, Verhaftungen, Entzug von Drucklizenzen und wirtschaftlichen Ressourcen, jedoch deutlich weniger Hinrichtungen. Napoleon scheute – so berichtet sein Berater [[Joseph Fiévée]] – den Vergleich mit der Zensurpraxis des Ancien Regime und der Jakobiner.<br />
<br />
1810/11 wird nach zahlreichen Experimenten und Verlagerungen der Zuständigkeiten zwischen Innenministerium und Polizei auch das Zensurwesen neu geordnet: Es kommt zur "freiwilligen" Vorzensur, mit denen sich die Buchhändler, Verleger und Autoren notgedrungen Rechtssicherheit vor einer nachträglichen Verfolgung durch die polizeiliche Nachzensur (per Anzeige, Denunziation oder Verdacht) verschaffen konnten. De jure herrschte also Pressefreiheit, de facto bedeutete es ein hohes persönliches Risiko, ein Buch ohne Genehmigung durch das "Bureau de la liberté [sic!] de la presse" zu veröffentlichen oder zu verkaufen.<br />
<br />
Die berühmtesten Opfer der Buchzensur der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] sind [[Donatien Alphonse François de Sade]], [[François-René de Chateaubriand]] und [[Anne Louise Germaine de Staël]].<br />
<br />
=== Großbritannien ===<br />
Wie in anderen frühneuzeitlichen Staaten auch wurde schon bald nach der Verbreitung des Buchdruck die Vorzensur der Manuskripte eingeführt. Einer der Zensoren im 17. Jahrhundert war der Dichter [[John Milton]], der zugleich mit seinem 1644 gedruckten, an das [[Englisches Parlament|Englische Parlament]] gerichteten [[Traktat]] ''[[Areopagitica]]; A Speech of Mr. John Milton for the Liberty of Unlicens'd Printing'' eine der wirkungsvollsten Plädoyers für die Rede- und Pressefreiheit verfasste.<ref>Benedikt Erenz: ''Der Lorbeer der Zensur''. In: Die Zeit vom 16. August 1991, S. 48.</ref><br />
<br />
Im 18. Jahrhundert wurde die Zensur allmählich gelockert. Aufgrund eines 1713 erlassenen und 1737 enger gefassten Gesetzes mussten bis in die 1930er Jahre alle zur öffentlichen Vorführung gedachten Theaterstücke zwecks Genehmigung beim [[Lord Chamberlain of the Household|„Lord Chamberlain“]] eingereicht werden. 1968 wurde die Theaterzensur in Großbritannien durch einen Parlamentsbeschluss abgeschafft.<ref>Kenneth O. Morgan: ''Britain Since 1945. The People's Peace'', Oxford University Press, 3. Aufl. Oxford u. a. 2001, S. 259</ref> Überwiegend waren die eingereichten Stücke im Besitz der Einrichtung verblieben, woraus auch eine archivarische Bedeutung entstand. Die scharfe politische Zensur ließ sich durch Anmeldung als Theaterclub umgehen, was mit sich brachte, dass ausschließlich Clubmitglieder und sie begleitende Freunde die Aufführungen sehen durften. Um trotzdem ein großes Publikum zu finden, richtete man eventuell die Form einer preisgünstigen „associate membership“ (angeschlossene Mitgliedschaft) ein, bei der im Gegensatz zur „full membership“ kein aktives und passives Wahlrecht für Clubämter bestand.<ref>[[Reiner Lehberger]]: ''Das sozialistische Theater in England 1934 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Studien zu Geschichte und den Programmtätigkeiten des „Left Theatre“, „Unity Theatre“ und der „Left Book Club Theatre Guild“'', Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 1977, S. 18 u. 89</ref><br />
<br />
=== Österreich ===<br />
Während [[Joseph II. (HRR)|Joseph II.]] eher eine liberale Einstellung vertrat, verschärften spätere Herrscher die Zensurbestimmungen immer mehr. Die General-Zensur-Verordnung<ref>[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=pgs&datum=1795&size=45&page=125 General-Zensur-Verordnung]</ref> vom 22. Februar 1795 enthält eine erschöpfende Aufstellung aller Zensurregelungen der damaligen Zeit und war die Grundlage späterer Zensurpraxis.<br />
<br />
So fielen der im Biedermeier strengen [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] (Vorzensur) im Habsburgerreich nicht nur Werke von [[Nikolaus Lenau]], [[Franz Grillparzer]] oder [[Johann Nestroy]] zum Opfer; insgesamt waren etwa 40.000 Titel auf den österreichischen Verbotslisten. Jedes importierte Buch, alle Artikel, jede Neuveröffentlichung wurde überprüft und bewertet (das "damnatur" der Zensoren für verbotene Werke). Dabei handelte es sich um Werke aus allen Lebens- und Wissensbereichen.<ref group="A">Detaillierte Informationen hierzu gibt es im Projekt [http://zensur.literature.at/project.html "Zensur in Österreich"] und im [http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.z/z389121.htm AEIOU-Lexikon].</ref><br />
<br />
Als um die Jahrhundertwende in Stimmen laut wurden, die Theaterzensur abzuschaffen oder zumindest zu lockern, bezeichnete Ministerpräsident [[Ernest von Koerber|Dr. v. Koerber]] das Begehren nach völliger Beseitigung der Zensur zwar als unerfüllbar, versprach jedoch, die „grellsten Übelstände“ zu beseitigen. In einem Erlass, der im April 1903 an alle Landeschefs erging, ordnete er an, dass künftig bei jeder Landesstelle ein Zensurbeirat, bestehend aus einem Verwaltungsbeamten, einem richterlichen Beamten und einem Bühnenschriftsteller, Theaterkritiker oder Angehörigen des Lehrstandes, gebildet werde, dem vor der Erlassung des Verbotes das Stück zur Begutachtung vorzulegen war. Künftig sollten die Landeschefs ihre Entscheidung erst nach der Erstattung dieses Gutachtens treffen. Gegen ein Aufführungsverbot war der Rekurs an das Ministerium des Inneren zulässig. Zur Sicherstellung eines möglichst gleichmäßigen Vorgehens wurde festgelegt, dass in Hinkunft die Entscheidungen der Zensurstellen im Verordnungsblatt des Ministeriums des Inneren veröffentlicht werden sollten. Außerdem erging der Befehl, dass in Hinkunft alle Bühnenwerke, welche bereits zur Aufführung auf einer Bühne einer Landeshauptstadt zugelassen wurden, ohne Einholung einer weiteren Aufführungsbewilligung auf allen anderen Bühnen des betreffenden Verwaltungsgebietes aufgeführt werden dürfen.<br />
<br />
Im gegenständlichen Erlass brachte der Ministerpräsident auch zum Ausdruck, was er sich von den Zensoren erwartete:<br />
<br />
„.... Ich halte es für eine ernste Pflicht der Zensur, darüber zu wachen, dass leichtfertige, meist der inneren Begründung ermangelnde Provokationen von der Bühne herab vermieden werden. ... Es ist selbstverständlich, dass die behördliche Kontrolle der Bühne nichts, was das Strafgesetz verpönt, vor allem keine Beleidigung der Mitglieder des Allerhöchsten Kaiserhauses oder der Religion zulassen darf, dass sie weiter die internationalen Rücksichten zu wahren hat, und dass endlich schwere, den allgemeinen Unwillen ausfordernde Verletzungen der guten Sitte zu verhindern sind. Die Bühne soll der Erörterung keines Konfliktes prinzipiell verschlossen sein, wenn nur die ethische Grundlage des Problems erkennbar ist; allein die pure krasse Sinnlichkeit muss sich die Fernhaltung von der Bühne ebenso gefallen lassen, wie sie vom gesellschaftlichen Verkehr seit jeher ausgeschlossen ist. In der Diskussion sozialer Fragen hat sich die Zensur dem Wandel der Zeiten vor Augen zu halten. ... Fasse ich das Gesagte zusammen, so erachte ich es als Pflicht der Zensur, ohne Voreingenommenheit den großen und schweren Aufgaben der dramatischen Literatur innerhalb der Gesetze freien Spielraum zu gewähren, aber auch jeder Ausschreitung über diesen Rahmen ohne Rücksicht auf eine etwa zu besorgende Agitation kraftvoll entgegenzutreten.“<ref>Innsbrucker Nachrichten vom 16. April 1903, S. 6 [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19030416&seite=6&zoom=33 Digitalisat online bei ANNO / Österreichische Nationalbibliothek]</ref><br />
<br />
=== Russisches Reich, Sowjetunion und Russland ===<br />
{{Hauptartikel|Zensur in der Sowjetunion}}<br />
<br />
Im [[Russisches Kaiserreich|Russischen Reich]] gab es seit dem 17. Jahrhundert ununterbrochen eine Zensur literarischer Werke, die je nach Epoche mit mehr oder minder großer Intensität betrieben wurde. Nach der [[Russische Revolution|Russischen Revolution]] wurde das System der Zensur in der [[Sowjetunion]] zu einem der umfangreichsten und effizientesten in der Geschichte ausgebaut. In der Endphase des Bestehens der Sowjetunion wurde dieses System außer Kraft gesetzt. Im postsowjetischen [[Russland]] existiert in wesentlich geringerem Umfang eine Zensur der Medien, die, obwohl sie subtiler als die sowjetische Zensur durchgeführt wird, immer noch sehr wirksam ist.<br />
<br />
=== Schweiz ===<br />
{{Hauptartikel|Zensurmassnahmen der PTT im Zweiten Weltkrieg|Abteilung Presse und Funkspruch}}<br />
Im Jahr 1915 erliess der Bundesrat eine Verordnung über die „Beschimpfung fremder Völker, Staatsoberhäuptern oder Regierungen“ und setzte eine fünfköpfige Pressekontrollkommission ein, die den Vertrieb von ausländischen Publikationen, die „die Beziehung der Schweiz zu anderen Staaten beeinträchtigen“ könnten, verbieten konnten. Auch war die Kommission legitimiert, beim Bundesrat ein Verbot einer inländischen Publikation zu beantragen. Insgesamt erliess die Kommission 2’674 Verfügungen, beantragte sechzehnmal die Verwarnung und dreimal die Suspension einer Publikation. Am 1. Februar 1919 endete die Zensur wieder.<br />
<br />
Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs fungierte die [[Abteilung Presse und Funkspruch]] (APF) als Schweizer Zensurbehörde. Mit dem Grunderlass vom 8. September 1939 wurde die Möglichkeit geschaffen, Presseerzeugnisse, Briefe oder sonstige Mitteilungen zu zensieren, sollten diese als Gefährdung der Unabhängigkeit, der Wahrung der inneren Sicherheit oder der Aufrechterhaltung der Neutralität eingestuft werden.<ref>{{Literatur|Autor=Christoph Graf|Titel=Zensurakten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Eine Analyse des Bestandes E4450, Presse und Funkspruch 1939-1945.|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=Bern|Datum=1979|Seiten=14-15|ISBN=}}</ref> Verboten waren fortan Äusserungen, die die militärische Disziplin, das Ansehen oder die Schlagkraft der Armee beeinträchtigen könnten. Zur Wahrung des militärischen Geheimnisses war es untersagt, militärische Nachrichten oder sonstige militärisch relevanten Äußerungen zu verbreiten. Es war verboten, detaillierte Angaben bezüglich der Ein- und Ausführverhältnisse zu berichten. Weiter war es verboten, Gerüchte in die Welt zu setzen oder aufgefasste Gerüchte weiterzuverbreiten.<ref>{{Literatur|Autor=Thomas Schmidlin|Titel=Die Presse-Vorzensur als Strafmassnahme gegen schweizerische Zeitungen und Zeitschriften während des Zweiten Weltkrieges|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=Zürich|Datum=1993|Seiten=152-153|ISBN=}}</ref><br />
<br />
=== USA ===<br />
[[John Cleland]]s Memoirs of a Woman of Pleasure von 1821, auch als [[Fanny Hill]] bekannt, gilt als der erste Fall des Verbots eines Buches in den USA aus dem Grund der [[Obszönität]]. Das Buch wurde 1963 neu aufgelegt, wieder als obszön verurteilt und erst am 21. März 1966 durch einen Spruch des Obersten Gerichtshofs zur Publikation freigegeben.<br />
<br />
[[James Joyce]]' [[Ulysses]] wurde 1918 vom US Post Office beschlagnahmt. Eine weitere Beschlagnahmung des Werks erfolgt im Jahr 1930. Die Beschlagnahmung wird 1933 offiziell aufgehoben. [[Henry Miller]]s [[Wendekreis des Krebses]] wurde 1938 mit Einfuhrverbot belegt. Das Verbot wurde 1961 aufgehoben.<br />
<br />
Die [[American Library Association]] richtete 1982 die erste, jährlich stattfindende „Banned Books Week“ aus.<ref> {{Webarchiv|text=ALA President Jim Rettig releases statement on censorship |url=http://www.ala.org/ala/pressreleases2008/September2008/RettigStatementSep08.cfm |wayback=20080907012127 |archiv-bot=2018-04-12 06:36:46 InternetArchiveBot }}, 3. September 2008, American Library Association.</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* Mit der Forderung nach einer (neuen) [[Weltinformationsordnung]] versuchten die Diktaturen der [[Dritte Welt|Dritten Welt]] und des [[Ostblock]]s, die Pressefreiheit einzuschränken.<br />
* [[Index Librorum Prohibitorum]]<br />
* [[Selbstzensur]]<br />
* [[Bundesprüfstelle]]<br />
* [[Indizierung]]<br />
* [[Filmzensur]]<br />
* [[Liste während der Berufsausübung getöteter Journalisten]]<br />
* [[Liste der unter der alliierten Militärzensur verbotenen deutschen Filme]]<br />
* [[Liste der am höchsten prädikatisierten NS-Spielfilme]]<br />
* [[Nationalsozialistische Filmpolitik]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references group="A"/><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Werner Fuld: ''Das Buch der verbotenen Bücher. Universalgeschichte des Verfolgten und Verfemten von der Antike bis heute.'' Berlin, Galiani 2012, ISBN 978-3-86971-043-3.<br />
* Herbert G[eorg] Göpfert, Erdmann Weyrauch (Hrsg.): ''„Unmoralisch an sich“. Zensur im 18. und 19. Jahrhundert''. (= Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens; 13). Harrassowitz, Wiesbaden 1988, ISBN 3-447-02810-6. – Vgl. besonders S. 177–230: Reinhard Aulich: ''Elemente einer funktionalen Differenzierung der literarischen Zensur. Überlegungen zu Form und Wirksamkeit von Zensur als einer intentional adäquaten Reaktion gegenüber literarischer Kommunikation.''<br />
* Wilhelm Haefs, York-Gothart Mix (Hrsg.): ''Zensur im Jahrhundert der Aufklärung. Geschichte – Theorie – Praxis''. (= Das achtzehnte Jahrhundert : Supplementa; Bd. 12). Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 3-89244-809-4.<br />
* {{Literatur|Autor=Jyri Hasecker|Titel=Quellen zur päpstlichen Pressekontrolle in der Neuzeit (1487-1966)|Reihe=Römische Inquisition und Indexkongregation|BandReihe=19|Verlag=Ferdinand Schöningh|Ort=Paderborn|Datum=2017|Seiten=|ISBN=978-3-506-78566-4}}<br />
* [[Günter Helmes]]: ''Literatur und Zensur am Beginn der „Moderne“. Der Leipziger „Realistenprozeß“ 1890.'' In: [[Helga Andresen]], [[Matthias Bauer]] (Hrsg.): ''Sprachkultur.'' Carl Böschen Verlag, Siegen 2009, S. 171–179, ISBN 978-3-932212-75-8.<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: Macht und Ohnmacht der Zensur. Literatur, Theater und Film in Spanien (1933-1976). Metzler, Stuttgart 1991, ISBN 978-3-476007-39-1.<br />
* Beate Müller (Hrsg.): ''Zensur im modernen deutschen Kulturraum''. (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur; Bd. 94). Niemeyer, Tübingen 2003, ISBN 3-484-35094-6.<br />
* Bodo Plachta: ''Zensur''. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 3-15-017660-3.<br />
* [[Roland Seim]]: ''Zwischen Medienfreiheit und Zensureingriffen''. Telos, Münster 1998, ISBN 3-933060-00-1.<br />
* Roland Seim, Josef Spiegel: ''„Ab 18“ – zensiert, diskutiert, unterschlagen''. 3. Auflage. Telos, Münster 1995, ISBN 3-933060-01-X.<br />
* Roland Seim, Josef Spiegel: ''Der kommentierte Bildband zu „Ab 18“.'' Telos, Münster 1999, ISBN 3-933060-02-8.<br />
* [[Wolfgang Wüst]]: ''Censur als Stütze von Staat und Kirche in der Frühmoderne. Augsburg, Bayern, Kurmainz und Württemberg im Vergleich. Einführung – Zeittafel – Dokumente''. (= Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg; 57). Vögel, München 1998, ISBN 3-89650-052-X.<br />
* {{HLS|24656|Zensur|Autor=Ernst Bollinger, [[Georg Kreis]]|Datum=2015-01-25}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.thefileroom.org The Fileroom. Archiv mit zahlreichen Fallbeispielen zur Zensur]<br />
* [http://deutsch.pi-noe.ac.at/inetsem/zensur_g.htm Geschichte der Zensur 1700–1926] (''mit dem Schwerpunkt Österreich; vgl.'' [http://deutsch.pi-noe.ac.at/inetsem/zen_haeg.htm Theaterzensur ab 1800])<br />
* [http://www.b-i-t-online.de/heft/2008-02-ruppelt.htm Verbrannte und verfemte Bücher – Merkwürdigkeiten aus der Zensurgeschichte], B.I.T.online Heft 2/2008<br />
* [http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/db/wiss/epoche/fischer_zensur.pdf Ernst Fischer: „Immer schon die vollständigste Pressfreiheit“? Beobachtungen zum Verhältnis von Zensur und Buchhandel im 18. Jh.] (PDF; 132 kB)<br />
* [http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=pgs&datum=1795&size=45&page=125 General-Zensur-Verordnung]. in: Sr. k.k. Majestät Franz des zweyten politische Gesetze und Verordnungen für die Oesterreichischen, Böhmischen und Galizischen Erbländer. Bd. VI, Nr. 25 (S. 110). Online in [http://alex.onb.ac.at ALEX / Österreichische Nationalbibliothek].<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Zensur #Geschichte der}}<br />
[[Kategorie:Geschichte der Zensur| ]]<br />
[[Kategorie:Politische Ideengeschichte]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Don_Quijote&diff=188216668
Don Quijote
2019-05-04T15:01:55Z
<p>Textundblog: /* Sekundärliteratur */Sekundärliteratur ergänzt: Neuschäfer, La ética del Quijote</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br />
'''Don Quijote''' {{IPA|ˈdoŋ kiˈxɔte|Tondatei=Don Quijote-pronunciation-es 2.ogg}} ('''Don Quixote''' in alter Schreibweise; '''Don Quichotte''' [{{IPA|kiˈʃɔt}}] in französischer Orthografie, teilweise auch im deutschen Sprachraum verwendet) ist die allgemeinsprachliche Bezeichnung für den [[Roman]] ''El ingenioso [[Hidalgo (Adel)|hidalgo]] Don Quixote de la Mancha'' von [[Miguel de Cervantes]], übersetzt ''Der sinnreiche Junker Don Quijote von der [[Kastilien-La Mancha|Mancha]]'', und gleichzeitig der Name des [[Protagonist]]en.<br />
<br />
[[Datei:Bronze statues of Don Quixote and Sancho Panza.jpg|mini|Don Quijote und Sancho Panza. Bronzefiguren am Denkmal für [[Miguel de Cervantes|Cervantes]] (Hintergrund) in [[Madrid]].]]<br />
Der erste Teil wurde 1605, der zweite 1615 veröffentlicht. Beide Romane erschienen in [[Spanische Sprache|spanischer Sprache]]. Die erste deutsche Übersetzung wurde 1621 (''Don Kichote de la Mantzscha'') von ''Pahsch Basteln von der Sohle'' (Pseudonym von [[Joachim Caesar (Übersetzer)|Joachim Caesar]]) angefertigt. Sie erschien jedoch erst 1648 und umfasste nur die ersten 23 Kapitel. Die 1799–1801 herausgegebene Übersetzung von [[Ludwig Tieck]] ist wohl bis heute die bekannteste deutsche Übersetzung. Die 50 Jahre später von [[Ludwig Braunfels]] gefertigte galt lange als die sprachtreueste und kenntnisreichste. 2008 erschien das Werk in einer von [[Susanne Lange]] neu übersetzten, zweibändigen deutschen Fassung, welche von der [[Literaturkritik]] hoch gelobt wurde und deren sprachliche Dimension im Deutschen mit derjenigen des Originals verglichen wurde. 2002 wählten – organisiert vom Osloer Nobelinstitut – 100 bekannte Schriftsteller ''Don Quijote'' zum „besten Buch der Welt“.<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/literatur/literatur-wahl-don-quijote-ist-bestes-buch-der-welt-a-195185.html Spiegel Online Abgerufen am 25. April 2013]</ref><br />
<br />
== Inhalt ==<br />
{| cellpadding="0" cellspacing="0" style="float:right; width:210px;"<br />
|[[Datei:Quijote-1.jpg|mini|200px|[[Grandville]]: ''Don Quijotes Kampf mit den Rotweinschläuchen'' (1848)]]<br />
|-<br />
|[[Datei:Quijote-2.jpg|mini|200px|[[Grandville]]: ''Don Quijotes Abenteuer mit den Pilgern auf der Bußfahrt'' (1848)]]<br />
|-<br />
|[[Datei:Don Quichotte Honoré Daumier.jpg|mini|200px|[[Honoré Daumier]]: ''Don Quijote auf seinem Pferd Rosinante'' (um 1868)]]<br />
|}<br />
<br />
=== Hintergrund ===<br />
Zu den beliebtesten Lektüren des späten [[Mittelalter]]s zählten die [[Ritterroman]]e, besonders der Roman ''[[Amadis de Gaula|Amadis von Gallien]]''. Steigende Nachfrage der Leserschaft führte zu einer Flut neuer Fortsetzungen, in denen immer fantastischere, unglaubwürdigere Abenteuer geschildert wurden, die – nach Meinung der Gebildeten jener Zeit – die Gehirne der Leser vernebelten.<ref>Don Quixote, Hamburg 1961, Nachwort von Kai E. Kösling.</ref><br />
<br />
Hier setzt der Verfasser an. Sein ''Don Quijote'' soll nicht nur die Ritterromane parodieren, sondern auch vor Augen führen, wie deren übermäßige Lektüre den Verstand raubt. Die Geschichte selbst behauptet Cervantes aus der Schrift eines (fiktiven) arabischen Historikers, des Cide Hamete Benengeli, übernommen zu haben, in dessen arabischem Namen steckt ebenso ein „Hirsch“ wie in „Cervantes“.<ref>[[Eberhard Geisler]]: ''Was von der kulturellen Offenheit bleibt'', in: [[taz]], 23. April 2016, S. 24</ref><br />
<br />
=== Erster Teil ===<br />
Alonso Quijano, ein kleiner Landadeliger, lebt „irgendwo“ in der [[Mancha]] in [[Spanien]]. Er hat schon nahezu alle Ritterromane gelesen, deren Begebenheiten er ab einem bestimmten Moment für absolut wahr hält. Diese Lektüre hat ihn so weit der Realität entrückt, dass er eines Tages selbst ein „fahrender Ritter“ werden will, um sich todesmutig in Abenteuer und Gefahren zu stürzen, das Unrecht zu bekämpfen und ewigen Ruhm an seinen Namen zu heften. Diesen ändert er in [[Don (Anrede)|Don]] Quijote, seinem alten dürren Gaul verleiht er den Namen [[Liste fiktionaler Tiere|Rosinante]] (''Rocinante'', span. ''rocín'' „Gaul“ und ''antes'' „vorher“ bzw. „vorhergehend“) mit der Doppelbedeutung „vorher ein gewöhnlicher Gaul, (jetzt) allen Gäulen vorangehend“. Ein Bauernmädchen, das er in seiner Jugend einmal heimlich verehrt, seitdem aber nie mehr gesehen hat, erwählt er sich – seinen literarischen Vorbildern folgend – zur Gebieterin seines Herzens und nennt sie wohlklingend [[Dulcinea del Toboso|Dulcinea von Toboso]] (von ''dulce'' „süß“). Er wird sie während des Romans niemals zu Gesicht bekommen.<br />
<br />
Er putzt eine rostzerfressene Rüstung, die sich von seinen Ahnen noch erhalten hat, baut eine einfache [[Sturmhaube (Helm)|Haube]] mit Pappe und Metall zum Helm um und zieht auf Abenteuer aus. Alles, was ihm begegnet, bringt er mit dem [[Rittertum]] in Zusammenhang, obwohl dieses schon seit Generationen erloschen ist. Eine einfache Schänke erscheint ihm als Kastell, die Dirnen werden zu Burgfräulein und der Wirt zum [[Kastellan]], von dem er den Ritterschlag erbittet – und erhält. Bei nahezu jedem Abenteuer bezieht er Prügel. Völlig zerschlagen wird er schließlich nach Hause geschafft. Ein [[Barbier]] und der Dorfpfarrer veranstalten im Haus des Don Quijote ein [[Autodafé]] ([[Bücherverbrennung]]), dem – mit Ausnahme des ''[[Amadis de Gaula|Amadís de Gaula]]'' und des ''[[Tirant lo Blanc]]'' – seine sämtlichen Ritterromane zum Opfer fallen. Doch Don Quijote beschließt einen neuen Ausritt und nimmt einen Bauern als seinen „[[Stallmeister]]“ an, der ihn fortan begleiten wird. Er heißt Sancho Panza (''panza'' kann man als „Bauch“ oder „Wanst“ verstehen). Er ist in jeder Beziehung das Gegenteil seines Ritters: Dieser ist lang, dürr, in idealistischen Träumen versponnen, vermeintlich furchtlos – Sancho dagegen klein, dick, praktisch und mit einem [[Gesunder Menschenverstand|gesunden Menschenverstand]] denkend, ängstlich. Er durchschaut die Narrheiten seines Herrn, leistet ihm aber trotzdem die Gefolgschaft. Don Quijote hat ihm nämlich, entsprechend den Vorgaben in den Ritterromanen, als seinem Stallmeister die Statthalterschaft über eine Insel in Aussicht gestellt. Diese Verlockung bindet Sancho trotz aller Bedenken an seinen Herrn.<br />
<br />
Von seinem Stallmeister begleitet, bricht Don Quijote zu seinem zweiten Ausritt auf. Hier ereignen sich jene Taten, für die der Roman berühmt ist. Don Quijote kämpft gegen Windmühlen, die ihm als Riesen erscheinen (der Ausdruck „[[Windmühle#Windmühlen in der Literatur|gegen Windmühlen kämpfen]]“ geht auf diese Geschichte zurück), attackiert staubumwölkte Hammelherden, die für ihn mächtige Heere zu sein scheinen, jagt einem Barbier sein Rasierbecken ab, das für ihn den Helm des Mambrin darstellt, besteht einen „blutigen“ Kampf mit einigen Schläuchen roten Weines und dergleichen mehr. Häufig wird Don Quijote am Ende solcher Abenteuer von seinen Widersachern fürchterlich verprügelt oder kommt anders zu Schaden. Sancho Panza weist seinen Herrn stets auf die Diskrepanz zwischen dessen Einbildung und der Wirklichkeit hin. Für Don Quijote beruht sie jedoch auf der Täuschung durch mächtige, ihm feindlich gesinnte Zauberer. Diese haben, so glaubt er zum Beispiel, die Riesen in Windmühlen verzaubert. Don Quijote gibt sich auf Anregung seines Knappen den Beinamen „Der Ritter von der traurigen Gestalt“.<br />
<br />
Wiederum sind es am Ende der Barbier und der Dorfpfarrer, unterstützt von einem Kanonikus, die den Don Quijote überlisten und ihn im Käfig auf einem Ochsenkarren in seine Heimat zurückbringen.<br />
<br />
=== Zweiter Teil ===<br />
Das Werk wurde gleich nach der Erstveröffentlichung zu Beginn des Jahres 1605 ein Verkaufsschlager – schon wenige Wochen später erschienen drei [[Raubdruck]]e. Den zweiten Teil hat Cervantes erst zehn Jahre später beendet (1615), nachdem – vom Erfolg des ersten Buches beflügelt – ein anderer Schriftsteller unter dem Namen [[Alonso Fernández de Avellaneda]] eine inoffizielle und durch Cervantes nicht genehmigte Fortsetzung geschrieben hatte. Obwohl innerhalb der Romanhandlung zwischen dem Ende des ersten und dem Beginn des zweiten Teils nur wenige Wochen liegen, behauptet die Erzählung, dass der erste Teil bereits veröffentlicht und einem breiten Publikum bekannt sei. Das Gleiche gilt für das Buch des Avellaneda.<br />
<br />
Die beiden Helden ziehen erneut auf Abenteuer aus, die meist glimpflicher als im ersten Teil enden. Dies auch deshalb, weil Don Quijote mehrfach an Leute gerät, die ihn bereits kennen, weil sie den ersten Teil des Buches gelesen haben und somit wissen, mit wem sie es zu tun haben.<br />
<br />
Don Quijote begegnet einem Transport zweier wilder, hungriger Löwen. Er bedrängt den Tierwärter, den Käfig zu öffnen, um sich den Bestien zum Kampfe zu stellen. Trotz aller Einwände öffnet jener schließlich einen Käfig. Der Löwe dehnt sich kurz, dann legt er sich wieder hin und streckt Don Quijote nur sein Hinterteil entgegen. Der sieht das Abenteuer als bestanden an und legt sich künftig den Beinamen „Ritter von den Löwen“ zu.<br />
<br />
Auf seinem weiteren Weg zum Turnier nach Saragossa begegnet Don Quijote einem Herzog und dessen Gemahlin, die mit großer Begeisterung Cervantes’ Buch genau gelesen haben. Sie laden den Ritter und seinen Stallmeister in ihre Residenz ein und inszenieren wochenlang Späße, um sich an der Narrheit des Quijote zu belustigen. Auch Sancho Panzas Wunsch nach einer Insel wird vom Herzog erfüllt. Er ernennt Sancho zum Statthalter eines Städtchens. Zwar „regiert“ Sancho mit erstaunlicher Weisheit und fällt [[Salomonisches Urteil|salomonische Urteile]], doch nach zehn Tagen hat er die Statthalterschaft für immer satt und kehrt zu Don Quijote zurück. Sie ziehen nun nach Barcelona, wo Don Quijote dem „Ritter vom silbernen Mond“ begegnet. Dieser fordert ihn zum Turnier, wirft ihn vom Pferd und erlegt ihm bei seiner ritterlichen Ehre die Pflicht auf, in seine Heimat zurückzukehren. Hinter der Bezeichnung „Ritter vom silbernen Mond“ verbirgt sich ein Freund des Dorfpfarrers und des Barbiers, der auf diese Weise Don Quijote zur Heimkehr zwingt.<br />
<br />
Schon wenige Tage nach seiner Rückkehr befällt Don Quijote ein Fieber. Auf dem Totenbett erkennt er plötzlich den „Unsinn und [die] Verworfenheit“ der Ritterbücher und beklagt, dass ihm diese Einsicht so spät gekommen sei. Damit enden sein Leben und das Buch.<br />
<br />
In die gesamte Erzählung sind zahlreiche, in sich geschlossene Episoden eingeflochten, deren umfangreichste die „Novelle vom grübelnden Fürwitzigen“ ist.<br />
<br />
[[Datei:Quijote1y2.jpg|mini|Erste Auflage des ersten und zweiten Teils von „Don Quijote“]]<br />
<br />
=== Eröffnungssatz ===<br />
{{Zitat-es|En un lugar de la Mancha, de cuyo nombre no quiero acordarme, no ha mucho tiempo que vivía un hidalgo de los de lanza en astillero, adarga antigua, rocín flaco y galgo corredor.<!-- [enunlu'ɣarðela'mantʃa de'kuɟo'nombreno'kjeroakor'ðarme noa'mutʃo'tjempokeβi'βiauni'ðalɣo ðelozðe'lanθaenasti'ʎero a'ðarɣaan'tiɣwa rro'θin'flako i'ɣalɣokorre'ðor] -->|Übersetzung=An einem Orte der Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern will, lebte vor nicht langer Zeit ein [[Hidalgo (Adel)|Hidalgo]], einer von jenen, die einen Speer im Lanzengestell, eine alte [[Tartsche]] [ein alter Schild], einen hageren Gaul und einen Windhund zum Jagen haben.}}<br />
<br />
Der Ausspruch „de cuyo nombre no quiero acordarme“ wurde durch das Buch berühmt. Wie viele andere Fragmente des Buches wurde er im heutigen Spanisch zum geflügelten Wort.<br />
<br />
=== Der Heimatort Don Quijotes ===<br />
[[Datei:Don Quijote de la Mancha.jpg|mini|Die Heimat Don Quijotes]]<br />
[[Datei:Campo de Criptana Molinos de Viento 1.jpg|mini|Windmühlen an der ''Ruta de Don Quijote'']]<br />
<br />
Einer verbreiteten Theorie nach spielt Cervantes im Eröffnungssatz auf den Ort [[Argamasilla de Alba]] in der [[Provinz Ciudad Real]] an, wo er einige Zeit im Gefängnis verbracht haben soll, was allerdings nicht belegt ist.<br />
<br />
Einer Studie der [[Universität Complutense Madrid|Universität Complutense]] in [[Madrid]] zufolge kommt aufgrund der geografischen Lage das gut 40&nbsp;km südlich von Argamasilla de Alba gelegene [[Villanueva de los Infantes (La Mancha)|Villanueva de los Infantes]] als Ausgangspunkt der Ausritte Don Quijotes in Frage.<ref>[http://www.guiarte.com/quijote/noticias/villanueva-de-los-infantes-el-lugar-de-don-quijote.html Villanueva de los Infantes] (spanisch).</ref><br />
<br />
Im letzten Kapitel des zweiten Teils schreibt Cervantes, der im Roman auftretende fiktive Erzähler habe den Heimatort des Protagonisten nicht benannt,<br />
{{Zitat-es|… por dejar que todas las villas y lugares de la Mancha contendiesen entre sí por ahijársele y tenérsele por suyo, como contendieron las siete ciudades de Grecia por Homero.|Übersetzung=… um allen Städten und Dörfern der Mancha den Wettstreit darüber zu ermöglichen, welcher Ort ihn als seinen Sohn beanspruchen und unter die Seinigen zählen dürfe, so wie einst jene sieben Städte Griechenlands sich um Homer gestritten.}}<br />
<br />
== Bedeutung ==<br />
''Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha'' ist eines der wichtigsten Bücher der [[Weltliteratur]], insbesondere mit seiner Bedeutung im spanischsprachigen Raum. Die [[literarische Figur]] des Ritters Don Quijote ließ bald nach ihrem Erschaffen durch Cervantes, der wohl ursprünglich eine kurze, herbe [[Parodie]] auf die damals populären Rittergeschichten schreiben wollte, zahlreiche literarische Ideen entstehen. Doch nur vordergründig betrachtet ist ''Don Quijote'' eine solche Parodie. Das Autodafé-Kapitel ist ein schneller Verriss der zeitgenössischen [[Romanische Literaturwissenschaft|romanischen Literatur]]. Das zentrale Thema Cervantes’ ist –&nbsp;wie bei seinem Zeitgenossen [[William Shakespeare]]&nbsp;– die Frage, was in unserer Umwelt Wirklichkeit oder Traum ist, also der Konflikt zwischen Realität und Ideal. Nach Cervantes kann weder den Sinnen noch den Worten vertraut werden, selbst Namen werden zweideutig. Auch die Leser sollen zweifeln, ob sie den Helden als versponnenen Idealisten oder lächerlichen Narren einzuordnen haben. Cervantes löst diese [[Ambiguität]] nicht auf, weshalb in der Literaturwissenschaft konträre Interpretationsansätze bezüglich Quijotes Wahnsinns existieren. Zum einen kann dieser als bewusstes Spiel verstanden werden, in dem Quijote den Wahnsinn der Realität kopiert und der Welt einen Spiegel vorhält. Zum anderen kann er als tatsächliche Geisteskrankheit verstanden werden. Hierzu gibt es unterschiedliche psychoanalytische Ansätze.<ref>Ulrike Decker: "La razón de la sinrazón - Wahnsinn und Geisteskrankheit in Don Quijote." 2001</ref> Schließlich wird im zweiten Band aus dem Narren ein Weiser, während sich sein tumber Begleiter zu einem zweiten [[Salomo]] entwickelt.<br />
<br />
Ein zentrales Element des Romans ist das Spiel mit [[Illusion]]en: Im Leitmotiv stark an der Figur der Dulcinea orientiert, weist Cervantes immer wieder auf Bedingungen hin, unter denen Menschen unglaubhaften Dingen doch Glauben schenken.<ref>{{Internetquelle |url=https://discourse.at/2016/12/21/don-quijote-miguel-de-cervantes/ |titel=Don Quijote – Miguel de Cervantes Saavedra (1605) |autor=Hündür Erikson |werk=DISCOURSE |datum=2016-12-21 |zugriff=2017-03-04}}</ref><br />
<br />
[[Datei:Gustave Doré - Miguel de Cervantes - Don Quixote - Part 1 - Chapter 1 - Plate 1 "A world of disorderly notions, picked out of his books, crowded into his imagination".jpg|mini|Eine der verbreiteten Illustrationen von [[Gustave Doré]]]]<br />
''Don Quijote'' hat über die Jahrhunderte vielfältige [[Textinterpretation|Interpretationen]] erfahren: so wurde das Werk nicht nur als Parodie auf die Ritterromane der damaligen Zeit gesehen, sondern auch als Darstellung eines heroischen [[Ideal (Philosophie)|Idealismus]], als [[Traktat]] über die Ausgrenzung des Autors selbst oder als Kritik am [[Spanische Kolonialgeschichte|spanischen Imperialismus]]. Beispielsweise haben [[Vladimir Nabokov]] und [[José Ortega y Gasset]] einiges Erhellendes zu dieser Figur und ihrer Geschichte geschrieben.<br />
<br />
Einige Literaturwissenschaftler –&nbsp;allen voran Leandro Rodríguez&nbsp;– erkannten in zahlreichen Details der Handlung auch Anspielungen auf die Probleme, denen ''[[Converso]]s'' –&nbsp;von getauften Juden abstammende Familien&nbsp;– in der spanischen Gesellschaft des 16. Jahrhunderts ausgesetzt waren. Deutliche Anspielungen sowie ein [[Talmud]]&shy;zitat im ''Don Quijote'' führten auch zu der –&nbsp;allerdings nicht gesicherten&nbsp;– These, dass Cervantes selbst aus einer Familie von Conversos stammen könnte.<br />
<br />
Es besteht in der Literaturwissenschaft kein Konsens über die eigentliche Aussage des Romans.<br />
<br />
Viele Künstler haben Gemälde oder Illustrationen zu Don Quijote und seinen Geschichten angefertigt, unter ihnen [[Grandville]], [[Alfred Kubin]], [[Honoré Daumier]], [[Adolph Schroedter]], [[Gustave Doré]], [[Salvador Dalí]] und [[Pablo Picasso]]. Dalí hat unter anderem die [[Illustration]]en zu einer ''Don-Quijote''-Ausgabe gezeichnet, die im Original im Pariser Dalí-Museum zu sehen sind.<br />
<br />
=== Kampf gegen die Windmühlen ===<br />
Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen ist die bekannteste Episode des Romans. Sie spielt im Original nur eine untergeordnete Rolle, ist aber in den meisten modernen Bearbeitungen des Stoffes zentral. Einer häufigen Interpretation zufolge war das 17. Jahrhundert von diesem ausweglosen Kampf des gnädigen Herrn gegen die gnadenlose Maschine fasziniert, weil der rasante [[Technischer Fortschritt|technische Fortschritt]] damals den Machtverlust der [[Aristokratie]] vorantrieb. Die lächerliche Auflehnung des Junkers gegen Windmühlen war dafür das ideale Symbol.<br />
<br />
== Rezeption ==<br />
Die [[Gegensatz|Dualität]] zwischen dem kleinen Dicken und dem großen Dünnen ist in der modernen Literatur seit dem Roman ''Don Quijote'' immer wieder zu finden.<ref>Pierre Temkine: ''Warten auf Godot. Das Absurde und die Geschichte.'' Herausgegeben von Denis Thouard und Tim Trzaskalik. Übersetzt aus dem Französischen von Tim Trzaskalik. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-88221-714-8.</ref> Die Hauptfigur Don Quijote, der „Ritter von der traurigen Gestalt“ und sein Diener Sancho Panza (übersetzt „Sancho Bauch“) bilden ein [[Komikerduo]], das aus der klassischen Konfiguration großer, hagerer Herr und kleiner, dicker Diener gebildet ist und zahlreichen Schauspielerpaaren Gelegenheit für komödiantische Glanzleistungen bot, wie im Film [[Pat & Patachon]] (1926), [[Fjodor Iwanowitsch Schaljapin|Fjodor Schaljapin]]/George Robey (1933), [[Nikolai Cherkasov]]/Yuri Tolubeyev (1957), [[Josef Meinrad]]/Roger Carel (1965), [[Jean Rochefort]]/[[Johnny Depp]] (2002), [[John Lithgow]]/[[Bob Hoskins]] (2000) und [[Christoph Maria Herbst]]/Johann Hillmann sowie im Musical ''[[Der Mann von La Mancha (Musical)|Der Mann von La Mancha]]'' [[Peter O’Toole]]/James Coco (1972), [[Rex Harrison]]/[[Frank Finlay]], Josef Meinrad/[[Fritz Muliar]] (1968), [[Karlheinz Hackl]]/[[Robert Meyer (Schauspieler)|Robert Meyer]], [[Jacques Brel]]/[[Darío Moreno]] und [[Karl May]]s Charaktere [[Figuren aus Karl Mays Werken#Dick Hammerdull & Pitt Holbers|Dick Hammerdull/Pitt Holbers]] sowie [[Figuren aus Karl Mays Werken#Dicker Jemmy & Langer Davy|Dicker Jemmy/Langer Davy]].<br />
<br />
=== Literarisches ===<br />
Die englische Schriftstellerin [[Charlotte Lennox]] kehrt 1752 in ihrem Erfolgsroman ''[[The Female Quixote]]'' das Grundprinzip des ''Don Quijote'' um auf das junge Mädchen ''Arabella''. So wie der Don sich selbst als ritterlichen Heros in der Romanze sieht, so missversteht sich die Heldin ohne Menschen- und Weltkenntnis Arabella in ihren Wahnvorstellungen als die weibliche Liebe in ihrer idealisierten Romanze. Wegelagerer und Gärtnersburschen werden so ihrer verschobenen Realitätswahrnehmung zu verkleideten Prinzen, die sie entführen wollen.<br />
<br />
Auch [[Christoph Martin Wieland]] adaptierte in seinem 1764 erschienenen Roman ''Der Sieg der Natur über die Schwärmerei oder die Abenteuer des Don Silvio von Rosalva'' die Don-Quijote-Geschichte. Hierbei wird die Quijotische Situation auf einen obsessiven Feenmärchenleser übertragen.<br />
<br />
[[Friedrich Schlegel]] bezieht sich in der eher kurzen [[Prolog (Literatur)|Vorrede]] zu seinem Roman ''Lucinde'' auf die Vorrede zu Cervantes’ ''Don Quixote''. Nicht nur, dass hier der Autor (neben [[Giovanni Boccaccio|''Boccaz'']] und [[Petrarca]]) als Vorbild für Vorreden benannt wird („Und selbst der hohe Cervantes, auch als Greis und in der Agonie noch freundlich und voll von zartem Witz, bekleidet das bunte Schauspiel der lebensvollen Werke mit dem kostbaren Teppich einer Vorrede, die selbst schon ein schönes romantisches Gemälde ist“), sondern Schlegel reflektiert wie dieser selbstreflexiv in seiner Vorrede über das Schreiben von Vorreden. Auch greift Schlegel das Motiv auf, dass das Buch der Sohn des Geistes des Autors ist, verwendet es jedoch, um das Thema seines eigenen Romans vorzustellen: die erotische Liebe und das Dichten darüber.<br />
{{Zitat|Aber was soll mein Geist seinem Sohne geben, der gleich ihm so arm an Poesie ist als reich an Liebe? […] Nicht der königliche Adler allein […][,] auch der Schwan ist stolz […]. Er sinnt nur darauf, sich an den Schoß der Leda zu schmiegen, ohne ihn zu verletzen; und alles was sterblich ist an ihm, in Gesänge auszuhauchen.|Autor=Friedrich Schlegel|Quelle=''Lucinde'', Prolog}}<br />
<br />
[[Franz Kafka]] nimmt das Thema in seinem Prosastück ''[[Die Wahrheit über Sancho Pansa]]'' (1917) auf.<br />
<br />
[[Graham Greene]] veröffentlichte 1982 mit seinem Roman ''Monsignor Quixote'' ein [[Pastiche]], dessen Hauptfigur, der katholische Priester Monsignore Quixote, der Figur des Don Quixote nachempfunden ist.<br />
<br />
''Don Quijote'' wurde in die [[ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher]] aufgenommen.<br />
<br />
=== Theaterstücke ===<br />
* [[Thomas d’Urfey]]: [http://books.google.at/books?hl=de&id=97wGAAAAQAAJ&dq=purcell+comical+history+of+don+quixote&printsec=frontcover&source=web&ots=eGtQ4O6aXJ&sig=y5CkJ4WukoDh1n6npUBSk5MaZlQ&sa=X&oi=book_result&resnum=3&ct=result#PPA13,M1 ''A Comical History of Don Quixote'' (1694)]<br />
* [[Tennessee Williams]]: Camino Real (1953) – Don Quijote und Sancho Pansa sind zwei der Hauptfiguren in diesem symbolistischen Drama, neben anderen mythischen und historischen Figuren, darunter [[Kilroy was here|Kilroy]] oder [[Lord Byron]]<br />
* [[Michail Bulgakow]]: Don Quijote – Bearbeitung des Don Quijote von Cervantes für die Bühne, 1937–38; erstmals veröffentlicht 1962<br />
* [[Christoph Busche]]: Don Quijote. Theaterstück für Kinder ab 3 Jahren. Uraufführung am 27. November 2016 am [[Theater Kiel]] (Theater im Werftpark)<ref>{{Literatur |Titel=Don Quijote - Theater Kiel |Sammelwerk=@TheaterKiel |Datum= |Online=https://www.theater-kiel.de/theater-im-werftpark-kiel/programm/produktion/titel/don-quijote/ |Abruf=2018-06-05}}</ref><br />
<br />
=== Musik und Musiktheater ===<br />
[[Datei:Georges Rochegrosse's poster for Jules Massenet's Don Quichotte.jpg|mini|Plakat zur Oper ''Don Quichotte'' von Jules Massenet]]<br />
* [[Johann Philipp Förtsch]]: ''Der irrende Ritter Don Quixotte de la Mancia'' (UA 1690 in Hamburg)<br />
* [[Henry Purcell]]: ''Comical History of Don Quixote'' (1694/95)<br />
* [[Joseph Bodin de Boismortier]]: ''Don Quichotte chez la Duchesse''<br />
* [[Francesco Bartolomeo Conti]]: ''Don Chisciotte in Sierra Morena'', tragisch-komische Oper (UA 1719 in Wien)<br />
* [[Georg Philipp Telemann]]: ''Burlesque de Don Quixote'', Ouvertürensuite G-Dur für Streicher und basso Continuo<br />
* [[Josef Starzer]]: ''Don Quixote'', Ballett v. [[Franz Hilverding]] in Wien (1740), auch 1867 [[Jean-Georges Noverre]]<br />
* [[Joseph Bodin de Boismortier]]: ''Don Quichotte chez la Duchesse'', Ballett (Paris 1743).<br />
* Georg Philipp Telemann: ''[[Don Quichotte auf der Hochzeit des Comacho]]'' oder auch ''Don Quichotte der Löwenritter'' (1761)<br />
* [[Giovanni Paisiello]]: ''Don Chisciotte della Mancia'', [[Opera buffa]] (UA 1769 in Neapel)<br />
* [[Antonio Salieri]]: ''[[Don Chisciotte alle nozze di Gamace]]'', Oper (UA 1770/1771 in Wien)<br />
* [[Angelo Tarchi]]: ''Don Chisciotte'', Ballett v. Paolo Franchi, Teatro all Scala, Mailand (UA Dezember 1783)<br />
* [[Noccolò Zingarelli]]: ''Don Chisciotte'', Ballett v. Antoine Pitrot, La Scala, Mailand (UA 1792)<br />
* [[Carl Ditters von Dittersdorf]]: ''Don Quixote der Zweyte'' (UA 1795)<br />
* [[François-Charlemagne Lefebvre]]: ''Les Noces de Gamache'', Ballett von [[Louis Milon]], Opera Paris (UA 1801)<br />
* [[Felix Mendelssohn Bartholdy]]: ''[[Die Hochzeit des Camacho]]'', Oper (1825, UA 1827 in Berlin)<br />
* [[Saverio Mercadante]]: ''[[Don Chisciotte alle nozze di Gamaccio]]'' (UA 1830 in Cadiz)<br />
* [[Otto Zinck]] (Gioacchino Rossini, Étienne Mehul, Gaspare Spontini, Jean Schneitzhoeffer u. a.): ''Don Quixote at Camacho’s Wedding'', Ballett von Louis Milon, August Bournonville in Copenhagen (UA 1837)<br />
* [[Louis Clapisson|Antoine-Louis Clapisson]]: ''Don Quixotte et Sancho'' Oper (UA 1847)<br />
* [[Léon Minkus]]: ''Don Kichot'', Ballett v. [[Marius Petipa]] (UA 1869 in Moskau, 1871 St. Petersburg neues Libretto)<br />
* [[Louis Roth]], [[Max von Weinzierl]]: ''Don Quixote'', Komische Oper in 3 Akten. Text: [[Karl Grändorf]] (1875, UA Graz 1877)<br />
* [[Wilhelm Kienzl]]: ''Don Quixote'', Oper, op. 50 (UA 1897 in Berlin)<br />
* [[Richard Strauss]]: ''[[Don Quixote (Strauss)|Don Quixote]]'', Tondichtung für großes Orchester, op. 35 (1897), als Ballett von [[John Neumeier]] (UA Hamburg 1979)<br />
* [[Erich Wolfgang Korngold]]: ''Don Quixote. Sechs Charakterstücke'', Klavierzyklus (UA 1908)<br />
* [[Jules Massenet]]: ''Don Quichotte'', Oper (UA 1910 in Monte Carlo, mit [[Fjodor Iwanowitsch Schaljapin|Fjodor Schaljapin]] in der Titelrolle)<br />
* [[Richard Heuberger der Ältere|Richard Heuberger]]: ''Don Quixote'', Operette, Text v. [[Fritz Grünbaum]], [[Heinz Reichert]] (UA Wien 1910)<br />
* [[Manuel de Falla]]: ''Retablo de Maese Pedro'', Oper (UA 1923)<br />
* [[Maurice Ravel]]: ''Don Quichotte à Dulcinée'', Lieder (1932)<br />
* [[Leo Spies]]: ''Don Quixote'', Ballett v. Tatjana Gsovsky (1944, UA 1949 in Berlin)<br />
* [[Goffredo Petrassi]]: ''Le portrait de Don Quichotte'' Ballett n. Aurelio Milloss (UA 1947)<br />
* [[Jacques Ibert]]: ''Le Chevalier Errant'', Ballett v. Jerge Lifar, Paris (UA 1950)<br />
* [[Roberto Gerhard]]: ''Don Quixote'', Ballett v. Ninette de Valois', (UA 1950)<br />
* [[Mitch Leigh]]: ''[[Der Mann von La Mancha (Musical)|Der Mann von La Mancha]]'' (The Man of La Mancha), Musical v. [[Dale Wasserman]] (Buch), Joe Darion (Liedtexte) (UA 1965 Off-Broadway, NY)<br />
* [[Nicolas Nabokov]]: Ballett v. [[George Balanchine]], New York (UA 1965)<br />
* [[Kenny Wheeler]]: ''Windmill Tilter'', LP (1968)<br />
* [[Hans Zender]]: ''Don Quijote de la Mancha'', [[Musiktheater]] (UA 1993 in Stuttgart, Regie: Axel Manthey)<br />
* [[Jan Koetsier]]: ''Don Quichottisen'', für Bläserquintett, op. 144 (1996)<br />
* [[Mägo de Oz]]: ''La Leyenda de la Mancha'' (1998) und ''Molinos de Viento''<br />
* [[Herman Rechberger]]: ''Hola Miguel!'', für zwei Gitarren (1998)<br />
* [[Cristóbal Halffter]]: ''Don Quijote'', Oper (1996–99, UA 2000 in Madrid)<br />
* [[Hespèrion XXI]], [[Jordi Savall]] (Konzeption und Leitung): ''Don Quijote de la Mancha. Romances y Músicas.'' Dramaturgische Bearbeitung unter Verwendung zeitgenössischer Musik (2005)<br />
* [[Rob Goorhuis]]: ''Don Quichote de la Mancha'', für Blasorchester (2005)<br />
* [[Thomas Scholz]]: ''Don Quijote'', Kindermusical über den Mann von La Mancha; Kindermusical (2005–2006), (UA 2006 in Würzburg)<br />
* [[Blackmore’s Night]] ''The Village Lanterne'' (2006). (Der Song ''Windmills'' bezieht sich auf die Geschichte von Don Quijote, ohne jedoch den Namen zu nennen)<br />
* [[The Casting Out]]: ''Quixotes last ride'' (2007)<br />
* [[Bernhard Lang (Komponist)|Bernhard Lang]]: ''Monadologie II – Der neue Don Quichotte'', für großes Orchester (UA am 26. August 2008 unter [[Fabio Luisi]], [[Staatskapelle Dresden]])<br />
* [[Helmut Oehring]]: ''Quixote oder Die Porzellanlanze'', Musiktheater (2008)<br />
* [[Theo Rupprecht]]: ''Don Quixote – Marche grotesque'', Arrangement für Blasorchester: [[Simon Felder]]<br />
* Tobias Bungter: ''Don Quijote'' Theater mit viel Musik/ Uraufführung 14. Juni 2014/ Stiftsruine/ 64. Bad Hersfelder Festspiele<br />
<br />
{{Siehe auch|Don Quichotte (Ballett)}}<br />
<br />
=== Filmografie ===<br />
Der Roman wurde seit 1926 mehrfach verfilmt, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten in der Handlung.<br />
* 1926: ''Don Quijote'', (Spanisch-dänische Koproduktion mit [[Pat & Patachon]])<br />
* 1933: ''[[Don Quichotte (1933)|Don Quixote]]'', Regie: [[Georg Wilhelm Pabst]] (Britischer Film aufgenommen in drei Sprachversionen (englisch, deutsch und französisch) mit [[Fjodor Iwanowitsch Schaljapin|Fjodor Schaljapin]] als Don Quijote)<br />
* 1947: ''Don Quijote de la Mancha'', Regie: [[Rafael Gil]] (Spanischer Film mit [[Rafael Rivelles]] als Don Quijote)<br />
* 1955–1969: ''Don Quijote'', Regie: [[Orson Welles]] (unvollendet. Mexikanisch-italienischer Film mit [[Francisco Reiguera]] als Don Quijote, der vor Beendigung der Dreharbeiten starb, 1992 unter der Führung von [[Jesús Franco]] in Spanien fertig gestellt)<br />
* 1957: ''[[Don Quichotte (1957)|Don Quichotte]]'', Regie: [[Grigori Kosinzew]] (Sowjet-russischer Film mit [[Nikolai Tscherkassow]] als Don Quijote)<br />
* 1961: ''Don Kihot'', Regie [[Vlado Kristl]] (ein Animationsfilm aus Jugoslawien, der als ''[[Selbstporträt]]'' des Regisseurs verstanden werden kann.)<br />
* 1965: ''[[Don Quijote von der Mancha|Die Geschichte des Don Quijote von der Mancha]]'' (4-teilige Fernsehfassung im Rahmen der [[Abenteuervierteiler]] im [[ZDF]], mit [[Josef Meinrad]] als Don Quijote, Roger Carrel als Sancho Pansa und [[Fernando Rey]] als Herzog. Diese Fassung gilt als eine der werkgetreuesten Verfilmungen. Sie wurde 2006 als DVD herausgegeben.)<br />
* 1971: ''Don Kihot i Sanco Pansa'', Regie: [[Zdravko Sotra]] (Jugoslawischer Fernsehfilm)<br />
* 1971: ''Don Kisot Sahte Sövalye'' (Türkischer Spielfilm, Regie: Semih Evin, [[Münir Özkul]] als Don Quijote und [[Sami Hazinses]] als Sancho Pansa)<br />
* 1972: ''[[Der Mann von La Mancha (Film)|Man of La Mancha]]'', Regie: [[Arthur Hiller (Regisseur)|Arthur Hiller]] ([[Musical]]<nowiki />version mit [[Peter O’Toole]] als Don Quijote und [[Sophia Loren]] als Aldonza)<br />
* 1973: ''The Adventures of Don Quixote'' (britische Fernsehproduktion mit [[Rex Harrison]] als Don Quijote)<br />
* 1973: ''Don Quixote'' ([[Ballett]]-Film mit [[Robert Helpmann]] als Don Quijote und [[Rudolf Chametowitsch Nurejew|Rudolf Nurejew]])<br />
* 1978: ''Don Quijote de la Mancha'' (Spanische [[Zeichentrickfilm|Zeichentrick]]-Serie)<br />
* 1987: ''Dünki Schott'' (Schweizer Fassung von und mit [[Franz Hohler]])<br />
* 1988: ''Tskhovreba Don Kikhotisa da Sancho Panchosi'' (sowjetische [[Fernsehserie]] in georgischer Sprache mit [[Kachi Kawsadse]] als Don Quijote)<br />
* 1991: ''El Quijote de Miguel de Cervantes'' (Spanische Fernsehserie mit [[Fernando Rey]] als Don Quijote)<br />
* 1997: ''Don Quixote'' – Regie: [[Csaba Bollók]] (Ungarische Version)<br />
* 2000: ''Don Quixote'', Regie: [[Peter Yates]] (US-amerikanischer Fernsehfilm mit [[John Lithgow]] als Don Quijote und [[Bob Hoskins]] als Sancho Pansa)<br />
* 2002: ''El Caballero Don Quijote'', Regie: [[Manuel Gutiérrez Aragón]] (Spanischer Kinofilm mit [[Juan Luis Galiardo]] als Don Quijote, gezeigt auf dem [[Internationale Filmfestspiele von Venedig|Filmfestival in Venedig]])<br />
* 2005: ''Don Quichotte oder Die Missgeschicke eines zornigen Mannes'' (französisches Filmessay für das Fernsehen)<br />
* 2006: ''Honor de Cavalleria'', Regie: [[Albert Serra]] (Katalanischer Spielfilm, umgesetzt mit Laienschauspielern, mehrfach ausgezeichnet, gezeigt auf mehreren internationalen Filmfestivals (u. a.: Cannes 2006, CineLatino 2007))<br />
* 2008: ''[[Don Quichote – Gib niemals auf!]]'', (deutsche Fernsehverfilmung von Sat.1 mit [[Christoph Maria Herbst]] als Don Quijote und [[Johann Hillmann]])<br />
* 2012: ''Don Quijote – Ritter und Burgen – Geschichten aus Spanien'' (Dokumentarfilm von Axel Loh)<br />
* 2015: ''Don Quixote: The Ingenious Gentleman of La Mancha'' (amerikanischer Spielfilm mit [[Carmen Argenziano]] als Don Quixote)<br />
Neben [[Orson Welles]] versuchte auch [[Terry Gilliam]], den Stoff zu verfilmen. Nach einigen Widrigkeiten während seiner 17-jährigen Entstehungszeit kam der Film ''[[The Man Who Killed Don Quixote]]'' 2018 in die deutschen Kinos. ''[[Lost in La Mancha]]'' ist ein [[Dokumentarfilm]] über das Filmprojekt.<br />
<br />
=== Hörspiele ===<br />
* 1947: ''Don Quijote de la Mancha''. [[Bayerischer Rundfunk]], Regie [[Fritz Benscher]], Darsteller nicht bekannt<br />
* 1951: ''Don Quijote''. [[Saarländischer Rundfunk|Radio Saarbrücken]], Regie [[Wilm ten Haaf]], Darsteller nicht bekannt<br />
* 2004: ''Seltsame Abenteuer des Don Quijote''. [[Südwestrundfunk]], Regie [[Günter Maurer]], Darsteller [[Peter Rühring]] als ''Erzähler'', [[Bernhard Baier (Schauspieler)|Bernhard Baier]] als ''Don Quijote'' und [[Klaus Spürkel]] als ''Sancho Pansa''<br />
* 2009: ''Die Abenteuer des Don Kid’schote''. [[Westdeutscher Rundfunk Köln]], Regie [[Frank-Erich Hübner]], Darsteller [[Christoph Bäumer]] als ''Don Kid’schote'' und [[Harald Funke]] als ''Sancho''<br />
* 2010: ''Don Quijote von der Mancha'' (6 Teile). [[Deutschlandfunk]], Regie [[Klaus Buhlert]], Darsteller [[Rufus Beck]], [[Thomas Thieme]] und [[Anna Thalbach]]<br />
* 2014: ''Don Don Don Quijote – Attackéee''. Deutschlandfunk in Kooperation mit der [[Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin]], Regie Hans Block, mit Stefan Kolosko, [[Lisa Hrdina]], Jan Breustedt, Matthias Mosbach, Max Meyer-Bretschneider, [[Alexander Höchst]]<ref>[http://www.deutschlandfunk.de/ursendung-don-don-don-quijote-attackeee.688.de.html?dram:article_id=285496 deutschlandfunk.de]</ref><br />
<br />
=== Sonstiges ===<br />
* Der Asteroid [[(3552) Don Quixote|Don Quixote]] wurde nach ihm benannt.<br />
* Eine deutsch-türkische monatliche Humorzeitschrift heißt [[Don Quichotte (Zeitschrift)|Don Quichotte]].<br />
* Der [[Romantik|romantische]] Dichter [[Friedrich de la Motte Fouqué]] galt als ein versponnener Poet, der sich manchmal in seiner Dichtung verlor und Realität und Fiktion dann nicht auseinanderhalten konnte. Deshalb nannten ihn seine Zeitgenossen den „märkischen Don Quixote“.<br />
* 2005 widmete [[Spanien]] zum 400. „Geburtstag“ von Don Quixote eine [[2-Euro-Gedenkmünzen|2-Euro-Gedenkmünze]].<br />
* Der Schriftsteller Paul Auster zieht in seinem Werk ''[[Stadt aus Glas]]'' Parallelen zu Don Quixote.<br />
* In ''Bill Bo und seine Kumpane'', bekannt durch die Verfilmung der [[Augsburger Puppenkiste]] (1968) und zur Zeit des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] spielend, ist die Figur ''Don Josefo Spinoso von der Laweng'' durch den gerade erst erscheinenden Roman ''Don Quijote'' so inspiriert, dass er an jeder Ecke den „silbernen Ritter“ vermutet.<br />
* Über Don Quijotes Pferd Rosinante hat der bairische Sänger [[Fredl Fesl]] ein gleichnamiges Lied geschrieben, welches 1981 auf seinem vierten Album veröffentlicht wurde. Darin sucht er nach Gründen für ihr gutmütiges und folgsames Verhalten ihrem offensichtlich verstandesberaubten Herrn gegenüber und kommt zu dem Schluss, dass ihr Großvater wohl ein „deutscher [[Trakehner]]“ gewesen sei.<br />
* Im [[Asterix]]-Band ''[[Asterix in Spanien]]'' hat Don Quijote einen kurzen Auftritt, in welchem er den Ausspruch „Windmühlen? Zum Angriff!“ tätigt.<br />
* In der deutschen Comiczeitschrift [[Mosaik (Zeitschrift)|Mosaik]] begleiteten Don Quijote und Sancho Pansa in den Heften 1/1981 bis 1/1982 die Abenteuer der Hauptfiguren [[Abrafaxe]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.mosapedia.de/wiki/index.php/Don-Quixote-Kapitel |titel=Don-Quixote-Kapitel – MosaPedia |zugriff=2018-10-20 |sprache=de}}</ref><br />
*Von [[Flix]] stammt eine freie Comicadaption, die in der heutigen Zeit in Deutschland spielt und 2012 als Fortsetzungscomic in der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeinen Zeitung]] erschien.<ref>[https://m.faz.net/aktuell/feuilleton/cartoons/flix-don-quijote-11482899.html FAZ.net 4. Mai 2012], abgerufen am 9. März 2019</ref><br />
* In der kubanischen Stadt [[Holguín]] gibt es ein Monument, das den gegen eine Windmühle kämpfenden Don Quijote darstellt.<br />
* Ein Museum in der mexikanischen Stadt [[Guanajuato (Stadt)|Guanajuato]] stellt ausschließlich Gemälde und Kunstwerke zum Roman aus. Außerdem findet in Guanajuato seit 1972 jährlich das sehr populäre Theaterfestival ''Cervantino'' statt, im Rahmen dessen kulturelle Veranstaltungen zu Don Quixote abgehalten werden.<br />
* Die Serie [[Zurück in die Vergangenheit]] widmete ihm eine Folge (Staffel 2, Episode 10) in der ein Musical über ihn gespielt wird.<br />
* In dem Manga [[One Piece]] gibt es einen Charakter namens Don Quichotte De Flamingo in Anspielung an Don Quixote. Sein jüngerer Bruder heißt im Manga Rocinante in Anlehnung an Don Quixotes Pferd.<br />
* In der Serie [[The Newsroom]] (2012–2014) von [[Aaron Sorkin]] wird immer wieder auf die Literatur und Figur des Don Quijote im Kontext einer fiktiven Nachrichtensendung, die ehrlichen und investigativen Journalismus vor [[Sensationsjournalismus]] stellt, angespielt.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
[[Datei:Don Kichote de la Mantzscha 003.jpg|mini|hochkant=0.6|Erste deutsche Übersetzung, veröffentlicht 1648 (Titelblatt des 1. Bandes)]]<br />
<br />
=== Deutsche Ausgaben (Auswahl) ===<br />
<br />
* Miguel de Cervantes Saavedra: ''[[s:Don Kichote de la Mantzscha|Don Kichote de la Mantzscha]], Das ist: Juncker Harnisch auß Fleckenland / Auß Hispanischer Spraach in hochteutsche vbersetzt. […] Durch Pahsch Basteln von der Sohle [= [[Joachim Caesar (Übersetzer)|Joachim Caesar]]].'' Götze, Frankfurt a. M. 1648. Weitere Ausgabe: Ilssner, Frankfurt a. M. 1669, {{Digitalisat|1=http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10607205-0}}.<br />
* Miguel de Cervantes Saavedra: ''Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha.'' Übersetzt von [[Ludwig Tieck]]. 4 Bde. Berlin 1799–1801.<br /> Aktuelle Ausgaben:<br />
** Miguel de Cervantes Saavedra: ''Don Quijote de la Mancha. Erster Teil: Des scharfsinnigen edlen Herrn Don Quijote de la Mancha; Zweiter Teil: Des scharfsinnigen Ritters Don Quijote de la Mancha''. Herausgegeben und neu übersetzt von Anton M. Rothbauer Stuttgart 1964, beruhend auf 'El ingenioso Hidalgo Don Quijote de la Mancha, neue kritische Ausgabe in zehn Bänden, besorgt von F. Rodríguez Marín, Madrid 1947–1949.<br />
** Miguel de Cervantes Saavedra: ''Der geniale Hidalgo Don Quijote von der Mancha'', 2 Bände, Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1953, [[Sammlung Dieterich]] Band 150 und 151, mit Anmerkungen von [[Werner Bahner]], einem Essay von [[Karl Vossler]] und dem Text "Die spanische Route im Lebenswerk des Cervantes" von [[Werner Krauss (Romanist)|Werner Krauss]].<br />
** Miguel de Cervantes Saavedra: ''Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von La Mancha.'' Mit zahlr. Anm. Bibliothek der Weltliteratur. [[Aufbau-Verlag|Aufbau]], Berlin 2003, ISBN 3-351-02992-6<br />
** Miguel de Cervantes Saavedra: ''Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha''. Übersetzt von [[Ludwig Tieck]]. Nachwort von [[Heinrich Heine]]. Diogenes, Zürich 1987, ISBN 3-257-21496-0.<br />
** Miguel de Cervantes Saavedra: ''Don Quijote.'' [[Patmos]], Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-96083-5.<br />
* Miguel de Cervantes Saavedra: ''Der scharfsinnige Ritter Don Quijote von der Mancha.'' Insel, Frankfurt am Main 1955 (Übers. von Konrad Thorer unter Benutzung einer anonymen Ausgabe von 1837).<br />
<br />
[[Datei:Artemis und Winkler - Don Quijote 1997.jpg|mini|hochkant|Artemis & Winkler 1997, 8. Auflage]]<br />
<br />
* Miguel de Cervantes Saavedra: ''Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha.'' dtv, München 1997, ISBN 3-423-12351-6 (Übers. von [[Ludwig Braunfels]]); Artemis und Winkler, Düsseldorf 2000, ISBN 3-538-06531-4<br />
* Miguel de Cervantes Saavedra: ''Don Quijote von der Mancha.'' [[Carl Hanser Verlag]], München 2008 ISBN 978-3-446-23076-7 (Neuübers. Susanne Lange, 2 Bände)<br />
** als Taschenbuch: Miguel de Cervantes Saavedra: ''Don Quijote von der Mancha.'' [[Deutscher Taschenbuch Verlag]], München 2011 ISBN 978-3-423-59010-5<br />
*** [http://www.relue-online.de/2014/03/cervantes-sprache-als-el-dorado-fuer-die-uebersetzerin/ Susanne Lange], Interview: ''Cervantes‘ Sprache als El Dorado für die Übersetzerin'', ein Interview mit newspanishbooks.de über ihre Neuübersetzung. [[ReLÜ]], Rezensionszeitschrift, Nr. 15, 2014<br />
* Flix: ''Don Quijote.'' Carlsen, Hamburg 2012 ISBN 978-3-551-78375-2 (Adaption als Graphic Novel).<br />
<br />
=== Sekundärliteratur ===<br />
* [[Michael Brink]]: ''Don Quichotte – Bild und Wirklichkeit.'' Lambert Schneider, Berlin 1942; 2. erweiterte Aufl. Lambert Schneider, Heidelberg 1946; Neuausgabe. Verlag Autonomie und Chaos, Berlin 2013, ISBN 978-3-923211-17-3.<br />
* Gisela Burkamp (Hrsg.): ''Spuren des Don Quijote. Eine Sammlung von Malerei, Zeichnung und Grafik, Skulptur, Büchern und Exlibris vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.'' Kerber, Bielefeld 2003, ISBN 3-936646-21-X.<br />
* Roberto González Echevarría (Hrsg.): ''Cervantes’ Don Quixote. A casebook.'' Oxford University Press, New York 2005, ISBN 0-19-516937-9 (Aufsatzsammlung).<br />
* Johannes Hartau: ''Don Quijote in der Kunst. Wandlungen einer Symbolfigur.'' Mann, Berlin 1987, ISBN 3-7861-1449-8.<br />
* Hendrik Heisterberg: ''Don Quijote im unsichtbaren Kino. Eine Analyse fehlgeschlagener Verfilmungen von Cervantes’ „Don Quijote de la Mancha“.'' Telos, Münster 2009, ISBN 978-3-933060-23-5.<br />
* Stephan Leopold: ''Eroberungsparodien – Schafe, Marionetten, Inseln und der Andere im „Don Quijote“.'' In: Iberoromania 61 (2005), S. 46–66.<br />
* Louis A. Murillo: ''A critical introduction to Don Quixote.'' Lang, New York 1990, ISBN 0-8204-0516-7.<br />
* [[Vladimir Nabokov]]: ''Die Kunst des Lesens. Cervantes' „Don Quijote“.'' S. Fischer, Frankfurt a. M. 1985, ISBN 3-10-051504-8.<br />
* [[Hans-Jörg Neuschäfer]]: La ética del Quijote. Función de las novelas intercaladas. Gredos, Madrid 1999, ISBN 978-8-424919-89-4.<br />
* David Quint: ''Cervantes’s novel of modern times. A new reading of Don Quijote.'' Princeton University Press, Princeton 2003, ISBN 0-691-11433-1.<br />
* Edward C. Riley: ''Don Quixote.'' Allen & Unwin, London 1986, ISBN 0-04-800009-4 (Einführung).<br />
* Isabel Ruiz de Elvira Serra (Red.): ''Don Quijote. Ausgaben in vierhundert Jahren.'' Museum für Kunsthandwerk, Frankfurt am Main 1991, ISBN 84-7483-775-8.<br />
* Javier Salazar Rincón: ''El mundo social del Quijote.'' Gredos, Madrid 1986, ISBN 84-249-1060-5.<br />
* Javier Salazar Rincón: ''El escritor y su entorno. Cervantes y la corte de Valladolid en 1605.'' Junta de Castilla y León, Valladolid 2006, ISBN 84-9718-375-4.<br />
* Christoph Strosetzki: ''Miguel de Cervantes. Epoche – Werk – Wirkung. Arbeitsbücher zur Literaturgeschichte.'' Beck, München 1991, ISBN 3-406-35077-1.<br />
* Christoph Strosetzki: ''Miguel de Cervantes’ Don Quijote. Explizite und implizite Diskurse im „Don Quijote“.'' Studienreihe Romania. Bd. 22. Schmidt, Berlin 2005, ISBN 3-503-07939-4 (Aufsatzsammlung, [http://www.bsz-bw.de/rekla/show.php?mode=source&eid=UNI_0_11721986inh Inhalt]).<br />
* [[Bernhard H. F. Taureck]]: ''Don Quijote als gelebte Metapher.'' Wilhelm Fink, München 2008, ISBN 978-3-7705-4721-0.<br />
* [[Miguel de Unamuno]]: ''Vida de don Quijote y Sancho, según Miguel de Cervantes Saavedra, explicada y comentada.'' Alianza Editorial, Madrid 1905, 2005, ISBN 84-206-3614-2.<br />
* [[Jürgen Wertheimer]]: ''Das Cervantes Projekt.'' Konkursbuch Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-88769-348-5.<br />
<br />
{{Siehe auch|Miguel de Cervantes#Literatur|titel1=Miguel de Cervantes}}<br />
<br />
== Medien ==<br />
* ''Don Quijote de la Mancha''. [[Hörspiel]]. Hörspielbearbeitung: [[Walter Andreas Schwarz]]. Regie: [[Ulrich Lauterbach]]. Sprecher unter anderen: [[Walter Richter]], [[Willy Birgel]]. Aufnahmedatum 1962. 6 CD. Dhv, 2003 ISBN 3-89940-144-1.<br />
* ''Abenteuerklassiker – Schatzinsel, Seewolf, Lederstrumpf …'' 2 CD. BSC Music, prudence 398.6619.2 (mit Musik aus dem ZDF-Vierteiler).<br />
* Original Broadway Cast der Musical-Version ''The Man of La Mancha'' CD 1965, (CD-Neuaufnahme von 2002 mit [[Brian Stokes Mitchell]] als Don Quijote, [[Marie Elizabeth Mastrantonio]] als Aldonza und [[Ernie Sabella]] als Sancho Pansa per download im Web; deutschsprachige Version (Wien) mit [[Josef Meinrad]], sowie eine Aufnahme mit [[Plácido Domingo]] als Don Quixote und [[Julia Migenes]] als Aldonza.<!-- redundante Hinweise auf den Fachhandel sollten durch genaue bibliogr. Angaben ersetzt werden, das ist hier kein Ratgeber, sondern Enzyklopädie -->)<br />
* Miguel de Cervantes: ''Don Quixote de la Mancha.'' Romances y Músicas, Montserrat Figueras, Hespèrion XXI, La capella reial de Catalunya, Jordi Savall. Übers. in 7 Sprachen. 2 CDs mit Musik der Epoche und thematisch auf den Roman bezogen.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Don Quixote|Don Quijote}}<br />
{{Wiktionary}}<br />
{{Wikisource|Don Kichote de la Mantzscha}}<br />
* [http://www.cervantesvirtual.com/servlet/SirveObras/cerv/12371067559018288532624/index.htm Scan der ersten Auflage des ersten Teils.]<br />
* [http://www.cervantesvirtual.com/servlet/SirveObras/89558178292341039079068/index.htm Scan der inoffiziellen Fortsetzung] und [http://www.cervantesvirtual.com/servlet/SirveObras/44602771855089161252024/p0000001.htm Originaltext.]<br />
* [http://www.cervantesvirtual.com/servlet/SirveObras/05814067588047095332268/index.htm Scan des zweiten Teils von Cervantes, Erstauflage.]<br />
* {{Zeno-Werk|Literatur/M/Cervantes+Saavedra,+Miguel+de/Roman/Don+Quijote}}, nach der Übersetzung von Ludwig Tieck in der Ausgabe : Berlin, Rütten & Loening, 1966.<br />
* [http://mgarci.aas.duke.edu/celestina/CERVANTES-MD/DON-QUIJOTE/ Digitalisierter Volltext von ''Don Quijote''] Duke University, zweisprachige spanisch-deutsche Ausgabe (Braunfels-Übersetzung), abgerufen am 2. Februar 2011.<br />
* [http://gutenberg.spiegel.de/cervante/quijote/nr1.htm Digitalisierter Volltext von ''Don Quijote''] bei [[Projekt Gutenberg-DE]] (Braunfels-Übersetzung).<br />
* [http://www.stefanmart.de/thumbs/12_quixote.htm 28 Illustrationen zu Don Quijote von Stefan Mart (1933).]<br />
* [http://www.h-net.org/~cervantes/doreeng1.htm ''Gustave Doré’s'' Illustrationen zu Don Quijote Teil 1] (englisch).<br />
* [http://www.h-net.org/~cervantes/doreeng2.htm ''Gustave Doré’s'' Illustrationen zu Don Quijote Teil 2] (englisch).<br />
* [http://djelibeibi.unex.es/libros/Dore/ Illustrationen von ''Gustave Doré''] (mit ''Thumbnails'', zu Don Quijote blättern).<br />
* ''[http://www.gradesaver.com/don-quixote-book-i/study-guide/short-summary/ Zusammenfassung und Analyse Buch I]'' In: ''GradeSaver.com.'' (engl.). Abgerufen am 18. April 2011.<br />
* ''[http://www.gradesaver.com/don-quixote-book-ii/study-guide/ Zusammenfassung und Analyse Buch II]'' In: ''GradeSaver.com'' (engl.). Abgerufen am 18. April 2011.<br />
* [http://www.classicistranieri.com/miguel-de-cervantes-don-quijote-de-la-mancha-concordanze-per-forma-a-cura-di-valerio-di-stefano.html Konkordanzen nach dem spanischen Originaltext]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=w|GND=4113209-9|LCCN=n/81/32847|VIAF=184295284}}<br />
<br />
[[Kategorie:Don Quijote| ]]<br />
[[Kategorie:Literarisches Werk]]<br />
[[Kategorie:Literatur (17. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Spanisch)]]<br />
[[Kategorie:Roman, Epik]]<br />
[[Kategorie:Satire]]<br />
[[Kategorie:Kinder- und Jugendliteratur]]<br />
[[Kategorie:Werk von Miguel de Cervantes]]<br />
[[Kategorie:Literarische Figur]]<br />
[[Kategorie:Fiktive Person]]<br />
[[Kategorie:Namensgeber für einen Asteroiden]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Feuilletonroman&diff=187679728
Feuilletonroman
2019-04-18T13:22:48Z
<p>Textundblog: /* Literatur */ "Der französische Feuilletonroman" von H.-J. Neuschäfer u.a. hinzugefügt</p>
<hr />
<div>Unter einem '''Feuilletonroman''' (auch: '''Zeitungsroman''', '''Fortsetzungsroman''', '''Fortsetzungsgeschichte''') versteht man einen [[Roman]], dessen einzelne Kapitel in einer [[Publikumszeitschrift]] veröffentlicht werden. Auf die serielle Veröffentlichung folgt später oft auch eine Buchveröffentlichung. Im 19. Jahrhundert war der Feuilletonroman in einigen Teilen Europas die vorherrschende Form der Erstpublikation von Romanen. Große Popularität haben damit u.&nbsp;a. [[Eugène Sue]] und [[Alexandre Dumas der Ältere]] erlangt. Obwohl die serielle Publikation Texte mit kurzen Spannungsbögen und [[Cliffhanger]]n ‒ also tendenziell [[Unterhaltungsliteratur|Unterhaltungs-]] und [[Trivialliteratur]] ‒ begünstigt, haben auch einige Meisterwerke der Weltliteratur als Feuilletonromane begonnen, darunter etwa die Arbeiten von [[Gustave Flaubert]], [[Lew Nikolajewitsch Tolstoi|Lew Tolstoi]] und [[Fjodor Michailowitsch Dostojewski|Fjodor Dostojewski]].<br />
<br />
== Begriffsabgrenzung ==<br />
Wenn die Publikation eines größeren erzählerischen Textkorpus nicht Kapitel für Kapitel, sondern Band für Band, und nicht in einer Zeitschrift, sondern in selbstständigen [[Buch|Büchern]] oder [[E-Book]]s erfolgt, spricht man nicht von einem Feuilleton- oder Fortsetzungsroman, sondern von einer [[Mehrteiler|Romantrilogie]], -tetralogie usw. oder einem [[Romanzyklus]].<br />
<br />
== Geschichte des Feuilletonromans ==<br />
=== Frankreich ===<br />
Als der erfolgreichste jemals veröffentlichte Feuilletonroman gilt ''[[Die Geheimnisse von Paris]]'', den [[Eugène Sue]] vom 19. Juni 1842 bis zum 15. Oktober 1843 in 90 Fortsetzungen im ''Journal des débats'' veröffentlichte. In derselben Zeitschrift erschien später auch [[Alexandre Dumas der Ältere|Alexandre Dumas]]’ Roman ''[[Der Graf von Monte Christo]]'' (1844‒1846). Zuvor hatte er bereits ''[[Die drei Musketiere]]'' als Feuilletonroman veröffentlicht (1844, in der Tageszeitung [[Le Siècle]]). Auch [[George Sand]] und [[Honoré de Balzac]] haben wiederholt Feuilletonromane geschrieben.<br />
<br />
Im 20. Jahrhundert veröffentlichte [[Maurice Leblanc]] Abenteuer des Meisterdiebes ''[[Arsène Lupin]]'' als Fortsetzungsromane (1905&nbsp;ff. in der Zeitschrift ''Je sais tout'').<br />
<br />
=== Deutschsprachiger Raum ===<br />
{{Lückenhaft|Leider nichts über die Gartenlaube.}}<br />
Die Fortsetzungsgeschichte geht auf den Hamburger Herausgeber und ersten Zeitungsredakteur der Pressegeschichte [[Georg Greflinger]] (1618–1680) zurück.<br />
<br />
[[Georg Weerth]] hatte mit seinem satirischen Werk [[Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski]] bei der [[Neuen Rheinischen Zeitung]] großen Erfolg. Der Roman erschien während der [[Märzrevolution]] im Zeitraum vom 8. August 1848 bis zum 21. Januar 1849.<ref>Florian Vaßen: ''Georg Weerth. Ein politischer Dichter des Vormärz und der Revolution von 1848/49''. Metzler, Stuttgart 1971, ISBN 3-476-00185-7, S. 96.</ref> 1850 veröffentlichte die [[Kölnische Zeitung]] die Romane ''Namenlose Geschichten'' von [[Friedrich Wilhelm Hackländer]] und ''Der Bauernfürst'' von [[Levin Schücking]].<ref>Florian Vaßen: ''Georg Weerth. Ein politischer Dichter des Vormärz und der Revolution von 1848/49''. Metzler, Stuttgart 1971, S. 172.</ref><br />
<br />
[[Franz Eugen Schlachter]] brachte in seiner evangelischen Zeitschrift [[Brosamen von des Herrn Tisch]] in den Jahren von 1888 bis 1907 regelmäßig Fortsetzungsgeschichten, die er dann später als Bücher herausgab, wie z.&nbsp;B. [[Resli, der Güterbub]].<br />
<br />
[[Andreas Eschbach]] schreibt im „Making of“ seines Fortsetzungsromans „[[Exponentialdrift]]“: ''Völlig falsch eingeschätzt haben alle Beteiligten, glaube ich, das Bedürfnis nach der Form des Fortsetzungsromans. Es stimmt, seit Charles Dickens hat das niemand mehr gemacht – aber vermutlich aus gutem Grund. Ich schließe dies aus der Resonanz, die ich bekommen habe. Fast jeder, der mir zu „Exponentialdrift“ schrieb, beklagte sich darüber, nur ein so kurzes Stück Text zu lesen zu kriegen und dann wieder eine Woche warten zu müssen. Viele äußerten, dass sie das als Zumutung empfanden. [..] Es mag sein oder auch nicht, dass immer weniger gelesen wird, aber ich glaube, wenn jemand liest, tut er dies schneller und mit höheren Ansprüchen als früher. Vor diesem Hintergrund waren die Folgen entschieden zu kurz, sowohl was das Leseerlebnis als auch die gestalterischen Möglichkeiten anbelangte. Ich glaube, dass der klassische Fortsetzungsroman – einige wenige Spalten in einer Zeitung – eine überholte Form ist.''<br />
<br />
Gegenwärtig (Stand 2017) ist der Fortsetzungsroman so gut wie ausgestorben.<br />
<br />
Ein Versuch, den Fortsetzungsroman neu zu beleben, gelang dem Autor [[Tilman Rammstedt]], der zusammen mit dem [[Carl Hanser Verlag|Hanser Verlag]] den Roman "Morgen mehr" veröffentlichte. Im Gegensatz zum klassischen Fortsetzungsroman benutzte das Team um Rammstedt das Internet als Medium für die Verbreitung des Romans. Durch ein kostenpflichtiges Abonnement erhielt der Leser jeden Tag zwei Seiten des Romans per E-Mail, [[WhatsApp]] oder Online.<br />
<br />
=== Russland ===<br />
Fjodor Dostojewski hat den größten Teil seines Werks, noch vor der Publikation in Buchform, in Zeitschriften veröffentlicht. Außer ''[[Der Spieler]]'' (1866) erschienen all seine Romane zunächst als Feuilletonromane: ''[[Arme Leute]]'' (1846) in der Zeitschrift ''[[Peterburgski Sbornik]]'', ''[[Njetotschka Neswanowa]]'' (1849) und ''[[Der Jüngling]]'' (1875) in ''[[Otetschestwennye Sapiski]]'', ''[[Erniedrigte und Beleidigte]]'' (1861) in ''[[Wremja (Zeitschrift)|Wremja]]'', ''[[Schuld und Sühne]]'' (1866), ''[[Der Idiot]]'' (1868), ''[[Die Dämonen (Dostojewski)|Die Dämonen]]'' (1871) und ''[[Die Brüder Karamasow]]'' (1879‒1880)<ref>{{Literatur | Autor= William Mills Todd III | Titel= Dostoevsky and Tolstoy: The Professionalization of Literature and Serialized Fiction | Sammelwerk=Dostoevsky Studies – The Journal of the International Dostoevsky Society | Band= New Series Bd. XV | Jahr=2011 |Seiten=29 - 36 | ISSN= 1013-2309}}</ref> in ''[[Russki Westnik]]''. Dostojewski schrieb meist unter mehr oder weniger großem Termindruck, d.&nbsp;h. während die ersten Kapitel bereits gedruckt wurden, hatte er spätere Kapitel zwar schon konzipiert, aber noch nicht geschrieben.<br />
<br />
[[Iwan Alexandrowitsch Gontscharow|Gontscharow]] hat seinen Roman ''[[Oblomow]]'' (1859) in ''Otechestvennye Sapiski'' seriell publiziert. In ''Russki Westnik'' erschienen auch [[Iwan Sergejewitsch Turgenew|Turgenew]]s Roman ''[[Väter und Söhne]]'' (1862) sowie Tolstois ''[[Krieg und Frieden]]'' (1865‒1869) und ''[[Anna Karenina]]'' (1875‒1877).<br />
<br />
== Berühmte Fortsetzungsgeschichten/-romane ==<br />
* „Das Petermännchen“ von [[Christian Heinrich Spieß]], 1791–1792<br />
* „[[Mimili]]“ von [[Heinrich Clauren]], 1816<br />
* „[[Oliver Twist]]“ von [[Charles Dickens]], 1837<br />
* „[[David Copperfield (Roman)|David Copperfield]]“ von [[Charles Dickens]], 1849–1850<br />
* „[[Pinocchio]]“ von [[Carlo Collodi]], 1881<br />
* „[[Hunger (Roman)|Hunger]]“ von [[Knut Hamsun]], 1888 Veröffentlichung der ersten Kapitel in der Zeitschrift ''Ny Jord''<br />
* „[[Das Bildnis des Dorian Gray]]“ von [[Oscar Wilde]], 1890<br />
* „[[Der Schatz im Silbersee]]“ von [[Karl May]], 1890–1891 in der Zeitschrift ''[[Der gute Kamerad (Zeitschrift)|Der gute Kamerad]]'' veröffentlicht<br />
* „[[Der Hund von Baskerville]]“ von [[Arthur Conan Doyle]], 1901–1902<br />
* „[[Die Mörderin]]“ von [[Alexandros Papadiamantis]], 1903<br />
* „[[Zwischen neun und neun]]“ von [[Leo Perutz]], 1918<br />
* "[[Die Macht der Drei]]" von [[Hans Dominik]], 1921/22 in der Zeitschrift [[Die Woche (Scherl)]]<br />
* "[[Kai aus der Kiste (Roman)]]" von [[Wolf Durian]], 1924 in der Zeitschrift [[Der heitere Fridolin (Ullstein)]]<br />
* „[[Im Westen nichts Neues]]“ von [[Erich Maria Remarque]], seit November 1928 in der ''[[Vossische Zeitung|Vossischen Zeitung]]'' veröffentlicht<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Hans Bohrmann: ''Fortsetzungsroman.'' In: [[Severin Corsten]] u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Lexikon des gesamten Buchwesens.'' Band&nbsp;2: ''Buck – Foster.'' 2.&nbsp;Auflage. Anton Hiersemann, Stuttgart 1995, ISBN 3-7772-8911-6, S.&nbsp;637–638.<br />
* [[Walburga Hülk-Althoff|Walburga Hülk]]: ''Als die Helden Opfer wurden. Grundlagen und Funktion gesellschaftlicher Ordnungsmodelle in den Feuilletonromanen „Les Mystères de Paris“ und „Le Juif errant“ von Eugène Sue.'' Winter, Heidelberg 1985, ISBN 3-533-03686-3.<br />
* E. Meunier und H. Jessen: Das deutsche Feuilleton<br />
* [[Hans-Jörg_Neuschäfer|H.-J. Neuschäfer]], D. Fritz-El Ahmad und K.-P. Walter: Der französische Feuilletonroman: die Entstehung der Serienliteratur im Medium der Tageszeitung, Darmstadt 1986, ISBN 3-534-01806-0. <br />
* W. Haacke: Handbuch des Feuilletons<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Fortsetzungsroman}}<br />
*[http://complit.univie.ac.at/skripten/geschichte-des-europaeischen-feuilletonromans/ Geschichte des europäischen Feuilletonromans] Universität Wien<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
[[Kategorie:Roman, Epik]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hamburger_Fremdenblatt&diff=187014047
Hamburger Fremdenblatt
2019-03-28T11:01:37Z
<p>Textundblog: /* Weblinks */Link korrigiert</p>
<hr />
<div>Das '''Hamburger Fremdenblatt''' war eine der bedeutendsten Tageszeitungen des 19. und Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts in Hamburg.<br />
<br />
Die Zeitung war ursprünglich eine ab 1828 herausgegebene Liste der ankommenden [[Fremde]]n in [[Hamburg]] und erschien ab dem 24.&nbsp;September 1864 als ''Hamburger Fremden-Blatt''. Sie gelangte 1907 in den Besitz des [[Verleger]]s [[Albert Broschek]] und wurde 1936 von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] enteignet. Anfang September 1944 wurde sie mit dem ''[[Hamburger Anzeiger]]'' und dem ''[[Hamburger Tageblatt]]'' kriegsbedingt zur ''[[Hamburger Zeitung]]'' zwangsvereinigt.<br />
<br />
Das ''Hamburger Fremdenblatt'' unterschied sich von anderen Zeitungen schon durch sein ungewöhnlich großes Format – damit fiel dieses Blatt zwischen allen anderen Zeitungen sofort auf. Außerdem illustrierte das ''Hamburger Fremdenblatt'' schon ab den 1920er Jahren viele seiner Artikel mit großen Fotografien im [[Tiefdruckverfahren|Kupfertiefdruckverfahren]] – das war damals, als Zeitungen noch überwiegend aus „[[Bleiwüste]]n“ (also beinahe nur aus Texten) bestanden, eine Sensation.<br />
<br />
Nach Kriegsende wurden 1945 alle deutschen Zeitungen vom [[Alliierter Kontrollrat|Alliierten Kontrollrat]] verboten. Zeitungen ohne [[Lizenzzeitung|Lizenz]] konnten erst ab Gewährung der [[Pressefreiheit]] 1949 wieder erscheinen. Broscheks Erben unternahmen 1954 einen kurzen, erfolglosen Versuch der Wiederbelebung.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28957811.html Hamburger Fremdenblatt / Presse: ''Der fehlende Funke''] in: [[Der Spiegel]], 10. November 1954</ref> Danach führte das 1948 neugegründete ''[[Hamburger Abendblatt]]'' in Lizenz bis zum 4.&nbsp;April 1992 den Namen ''Hamburger Fremdenblatt'' als Untertitel, um ihn – nach eigener Darstellung<ref>mj: ''Fremdenblatt – Zeitung vor dem Krieg''. In: ''Hamburger Abendblatt'', 25. Juni 2002. [https://www.abendblatt.de/ratgeber/specials/article106957768/Fremdenblatt-Zeitung-vor-dem-Krieg.html Online].</ref> – für andere Mitbewerber zu sperren. Das ''Hamburger Fremdenblatt'' wird daher fälschlicherweise häufig für den Vorläufer des ''Hamburger Abendblatts'' gehalten.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* Bibliothekssystem Universität Hamburg: [http://www.sub.uni-hamburg.de/hamburg/profil/hamburger-presse.html Hamburger Presse]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Bahnsen, Uwe: ''Sprachrohr des Liberalismus. Die Geschichte des „Hamburger Fremdenblatts“ begann Anfang Dezember 1863. 1944 wurde es mit einem NS-Organ zwangsfusioniert. '' In: [https://www.welt.de/print/wams/hamburg/article122686089/Sprachrohr-des-Liberalismus.html Die Welt online, 8. Dezember 2013].<br />
* Herrmann, Alfred: Hamburg und das Hamburger Fremdenblatt – zum hundertjährigen Bestehen des Blattes 1828 – 1928. Hamburg: Verlagsbuchhandlung Broscheck & Co. 1928<br />
* Toepser-Ziegert, Gabriele: ''NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit. Edition und Dokumntation. Band 1: 1933''. München u.&nbsp;a.: K.G. Saur 1984, S. 83–84, 88. ([https://books.google.de/books?id=WXgbDgAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q=Hamburger%20Fremdenblatt&f=false Hier als Vorschau.])<br />
<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Zeitung (Hamburg, Erscheinen eingestellt)]]<br />
[[Kategorie:Deutschsprachige Tageszeitung]]<br />
[[Kategorie:Ersterscheinung 1864]]<br />
[[Kategorie:Eingestellt 1944]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staats-_und_Universit%C3%A4tsbibliothek_Hamburg&diff=185026155
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
2019-01-24T12:08:22Z
<p>Textundblog: </p>
<hr />
<div><br />
{{Infobox Bibliothek<br />
|Name = Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br /> Carl von Ossietzky<br />
|Bild = [[Datei:Logo Staats- und Universitätsbibliotehk Hamburg.svg|200px]]<br />
|Bild-Titel = <br />
|Gründung = [[1479]] und [[1919]]<br />
|Bestand = 5 Millionen<br />
|Bibliothekstyp = [[Universitätsbibliothek]]<br />
|Ort = [[Hamburg]]<br />
|ISIL = DE-18<br />
|Leitung = Petra Blödorn-Meyer<br />
|Website = http://www.sub.uni-hamburg.de/<br />
}}<br />
[[Datei:Stabi Fassade Haupteingang.jpg|miniatur|Haupteingang der Stabi]]<br />
[[Datei:Staatsbibliothek Hamburg-Altbau.JPG|miniatur|Altbau der Stabi, ehemals [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasium]]]]<br />
[[Datei:Lesesaal-stabihh-2018.JPG|mini|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2018)]]<br />
[[Datei:Lesesaalblick.jpg|miniatur|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2006)]]<br />
[[Datei:Pincerno - Uni Hamburg 1-2009.PNG|miniatur|Lage in Hamburg]]<br />
Die '''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky''' (kurz ''Stabi'' oder ''SUB Hamburg'') ist die größte [[Wissenschaftliche Bibliothek|wissenschaftliche Allgemeinbibliothek]] des Stadtstaates [[Hamburg]] und der [[Metropolregion Hamburg|Hamburger Region]]. Die öffentliche [[Bibliothek]] ist insbesondere eine zentrale Bibliothek der [[Universität Hamburg]] und anderer [[Bildung und Forschung in Hamburg|Hamburger Hochschul- und Forschungsinstitutionen]] ([[Universitätsbibliothek]]). Sie dient der Literatur- und Informationsversorgung von [[Wissenschaft]], [[Kultur]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Wirtschaft]] und [[Verwaltung]].<br />
<br />
Die Bibliothek wird von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen und versieht die Aufgaben einer [[Regionalbibliothek|Landes-]] und [[Archivbibliothek]]. Zudem hat sie als Staatsbibliothek das [[Pflichtexemplar]]recht für Hamburg inne. Sie nimmt somit eine bedeutende Stellung innerhalb der [[Bibliotheken in Hamburg|Hamburger Bibliotheken]] ein. Zu Ehren des aus Hamburg stammenden Friedensnobelpreisträgers und Opfer des Nationalsozialismus trägt sie seit 1983 den Namen von [[Carl von Ossietzky]].<br />
<br />
Die derzeitige kommissarische Direktorin ist Dr. Petra Blödorn-Meyer.<br />
<br />
== Lage ==<br />
Ihren Hauptsitz hat sie seit 1945 im Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] im [[Bezirk Eimsbüttel]] ([[Werner von Melle|Von-Melle]]-Park 3). Hier liegt sie zentral am Hauptcampus des Universitätsviertels ([[Grindel (Hamburg)|Grindelviertel]]) mit weiteren zentralen Einrichtungen der Universität Hamburg und nahestehenden Institutionen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Als erste öffentliche Bibliothek in Hamburg wurde 1479 eine Ratsbibliothek eingerichtet. Sie war im Rathaus untergebracht und geht auf eine Stiftung des Bürgermeisters [[Hinrich Murmester]] zurück. Murmester hatte in Italien Jura studiert und war dort mit dem Humanismus in Kontakt gekommen. Die Bibliothek sollte „jedem ehrbaren Manne“ offenstehen. Für einige Jahre finden sich in den Akten der Hamburger Kämmerei Ausgaben der Stadt für den Unterhalt der Bibliothek. Über ihren endgültigen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.<br />
<br />
Nach der Reformation 1529 wurde in Hamburg von [[Johannes Bugenhagen]] eine neue Kirchenordnung eingeführt. Damit wurde nicht nur eine neue Lateinschule, das [[Gelehrtenschule des Johanneums|Johanneum]] eingerichtet, sondern auch eine Bibliothek, die in den Schulräumen, im ehemaligen Kloster St. Johannis (an Stelle des heutigen [[Rathausmarkt]]es) aufgestellt war. Darin sollten nach der Kirchenordnung „alle boke gudt und bose“ versammelt werden. Wahrscheinlich wurden in dieser Bibliothek vor allem die Bücher der durch die Reformation aufgelösten Klöster aufgestellt.<br />
<br />
Als 1610 die Schule reformiert wurde und am Johanneum mit der Einrichtung des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] (1613) begonnen wurde, warb der Ratsherr und spätere Bürgermeister [[Sebastian von Bergen]] Geld und Buchspenden ein. Stiftungen wurden nicht nur von Ratsherren und Hamburger Gelehrten gemacht, sondern auch von einigen [[Zunft|Zünften]]. Die Bücher, die erworben und gestiftet wurden, waren hauptsächlich repräsentative Ausgaben der antiken Klassiker und Werke der Theologie und Geschichte, sie wurden zunächst in der Prima des Johanneums aufgestellt.<br />
<br />
=== Stiftungen des 17. Jahrhunderts ===<br />
[[Datei:Gelehrtenschule des Johanneums.jpg|miniatur|links|Die Stadtbibliothek über dem Gymnasium, Zustand 1650–1744]]<br />
[[Datei:Johanneum1840.jpg|mini|links|Johanneums-Neubau von 1840 am Speersort, Sitz der Bibliothek bis 1943]] <br />
Der Gelehrte und Jurist [[Friedrich Lindenbruch]] vermachte der Bibliothek seine Sammlung, die neben humanistischen und juristischen Werken auch wertvolle Handschriften enthielt. Der Mathematikprofessor [[Johann Adolf Tassius]] verkaufte der Stadt Hamburg seine Bücher und mathematischen Instrumente für eine Leibrente von Lübischen 60 Mark für sich und seine Frau. Der Wert der Sammlung soll die Zahlung weit überschritten haben. Sein handschriftlicher Nachlass kam nach seinem Tode ebenfalls an die Bibliothek. Der Stadtphysikus [[Paul Marquard Schlegel]] vermachte der Bibliothek seine medizinische Literatur und Präparate.<br />
<br />
Der Platz in den Klassenzimmern reichte nicht mehr aus, so dass 1648 ein Bibliothekssaal im Johanniskloster über dem [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Gymnasium]] hergerichtet und repräsentativ ausgestaltet wurde. Besonderen Eindruck machte auf die Zeitgenossen eine Kuppel, in der der Sternenhimmel mit den Sternen, Sternbildern und Gradkreisen dargestellt war, also eine Art [[Himmelsglobus]]. Die Sterne bestanden aus vergoldetem Blech und waren an ihrem „natürlichen Ort“ angebracht. Die Positionen hatte ein Mathematiker in die Kuppel übertragen. [[Otto Wagenfeld]] besorgte die künstlerische Gestaltung. Es wurde auch erstmals ein besoldeter Bibliothekar berufen und eine Bibliotheksordnung erlassen. Hamburger Drucker und Verleger erhielten 1696 die Abgabepflicht an die Stadtbibliothek, die ein Pflichtexemplarrecht besitzt. Sie wurde 1751 eine öffentliche Stadtbibliothek und erhält eine Bibliotheksordnung und für den Bestand von 50.000 Bänden wird an gleicher Stelle ein Neubau errichtet. Es wurde 1781 offiziell angekündigt, dass die Hamburgische Stadt-Bibliothek künftig noch gemeinnütziger gemacht werden soll.<ref>[[Gottlieb Christoph Harleß|Gottlieb Christoph Harless]], ''Kritische Nachrichten von kleinern theologischen, philosophischen, historischen und philologischen Schriften'', Bd. 1; 3. Stk., Vierlingsche Buchhandlung, Hof, 1783, S. 175 ff. ([http://books.google.de/books?id=U5xKAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA375#v=onepage&q&f=false online]), (kl. Abriss der Geschichte bis 1783).</ref> Sie erhielt 1801 einen jährlichen Erwerbungsetat. 1840 zog man mit der Gelehrtenschule des Johanneums in den Neubau des ''Johanneums'' am [[Speersort]] auf dem Grundstück des vormaligen [[Hamburger Dom (Alter Mariendom)|Doms]] um, wo sie vom [[Hamburger Brand]] verschont wird. Die Universität Hamburg wurde 1919 gegründet. Die Stadtbibliothek übernahm zusätzlich die Aufgabe einer Universitätsbibliothek. Nach dem Auszug der Gelehrtenschule des Johanneums wird im Gebäude auch die [[Commerzbibliothek]] untergebracht. Mit dem ersten Hamburgischen Hochschulgesetz vom 4. Februar 1921 wurde die Institution in Staats- und Universitätsbibliothek umbenannt.<br />
<br />
Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde die Bibliothek durch die [[Operation Gomorrha]] zerstört. Im Jahre 1943 war der Bestand auf ca. 850.000 Bände angewachsen, von denen 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet wurden. Die Hamburger Bibliothek war die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. Nur ein Teil des Buchbestandes war vor den Luftangriffen ausgelagert worden. 1945 bezog die Bibliothek das Gebäude des [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]] im Universitätsviertel. Ein Büchermagazin wurde 1960 errichtet. Ein Verwaltungsgebäude kam 1968 hinzu. Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wurde 1982 fertiggestellt und für die Nutzer freigegeben. Am 50. Jahrestag der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|nationalsozialistischen Bücherverbrennung]] erhielt sie den Namen ''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky'' zur Ehrung des pazifistischen Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers, der 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wird und an den Folgen seiner Haft im [[Konzentrationslager]] verstarb. Sie sammelt daher neben umfassender Literatur zu Politik und Friedensforschung pazifistische und antimilitaristische Literatur sowie Veröffentlichungen zu von Ossietzky in allen europäischen Sprachen im ''Carl von Ossietzky-Lesesaal'' als Zentrum des Gedenkens, der auch die Bibliothek und Archiv der [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]] beherbergt.<br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der aktuelle Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bemisst sich auf rund fünf Millionen Print- und elektronische Medien. Der größte Teil des Bestands ist magaziniert. Die aktuellen Bestände der jeweils letzten zehn Jahre stehen offen im SB-Bereich. In den Lesesälen sind die wichtigsten Nachschlagewerke, Handbücher und Zeitschriften, in Sonderlesesälen auch Spezialbestände verschiedener Gebiete (Handschriften, Hamburgensien und Kartensammlung) frei zugänglich, insgesamt rund 150.000 Bände, ebenso eine umfangreiche Sammlung von bibliographischen und biographischen Nachschlagewerken (53.000 Bände und 66.000 Mikrofiches) sowie für Studierende eine Lehrbuchsammlung mit Mehrfachexemplaren aus den verschiedensten Fachgebieten (etwa 50.000 Bände).<br />
<br />
Hinzu kommen noch rund 540.000 elektronische Medien<ref>http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche</ref> (davon 56.000 [[elektronische Zeitschrift]]en), 250 [[Inkunabel]]n, etwa 580 [[Nachlass|Nachlässe]] (zum Beispiel von [[Joachim Jungius]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Johann Mattheson]], [[Detlev von Liliencron]], [[Richard Dehmel]], [[Hans Henny Jahnn]], [[Wolfgang Borchert]], [[Hubert Fichte]]) und rund 780.000 [[Musikalien|Noten]] und [[Handschriften]].<br />
<br />
Jährlich kommen zum Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa 65.000 neue Bände hinzu.<br />
<br />
=== Bestandsschwerpunkte ===<br />
Die Bibliothek ist am [[Sondersammelgebiet]]splan der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] beteiligt und erwirbt hierbei für die Gebiete Spanien und Portugal sowie Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis die deutsch- und fremdsprachige Literatur so vollständig wie möglich. Darüber hinaus bildet die Latein-Amerikanistik in der ihr angeschlossenen [[Linga-Bibliothek]] <ref>http://linga-bibliothek.de/index.htm Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung</ref> einen traditionellen Schwerpunkt.<br />
Als Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg sammelt die Bibliothek mit gesetzlichem Auftrag als so genannte Pflichtexemplare alle in Hamburg publizierten Druckwerke, elektronischen Publikationen und Tonträger. Daneben wird alle inhaltlich auf Hamburg bezogene Literatur möglichst umfassend erworben und in der [http://www.sub.uni-hamburg.de/rb-fs.htm Hamburg-Bibliographie] verzeichnet.<br />
<br />
=== Kampagne Hamburg ohne Worte ===<br />
Da der Buchbestand der SUB von [[Papierzerfall|Säurefraß]] bedroht ist, hat die Bibliothek unter der Schirmherrschaft der damaligen Hamburger Kultursenatorin [[Karin von Welck]] eine großangelegte Rettungskampagne unter dem Titel ''Hamburg ohne Worte'' gestartet, die bundesweite mediale Aufmerksamkeit gefunden hat. In den Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken sind rund 4 Mio. Bände säuregeschädigt. Der Finanzbedarf für die Entsäuerung allein der 1,4 Mio. für die Sammlungen besonders wichtigen Bände wird auf rund 20 Mio. Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2009 stellt die Behörde für Wissenschaft und Forschung auf einer Haushaltsstelle „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ pro Jahr 0,8–1 Mio. Euro zur Massenentsäuerung zur Verfügung. Damit können jährlich etwa 60.000 Bände aus den Erscheinungsjahren 1840–1990 stabilisiert und für die Nachwelt erhalten werden.<ref name="SPON-497277">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/bibliotheken-saeurefrass-laesst-buecher-zerbroeseln-a-497277.html |titel=Bibliotheken: Säurefraß lässt Bücher zerbröseln |autor= |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2007-07-30 |zugriff=2018-06-09}}</ref><br />
<br />
== Gebäude ==<br />
Im Hauptgebäude der Bibliothek befinden sich das Ausleihzentrum mit SB-Bereich und Lehrbuchsammlung, das Informationszentrum, fünf Lesesäle, die Medienwerkstatt, ein Vortragsraum, ein Ausstellungsraum sowie eine Cafeteria.<br />
<br />
Im Altbau befinden sich der „Carl von Ossietzky“-Lesesaal, die „Wolfgang-Schweizer-Bibliothek, Homöopathische Bibliothek Hamburg“, die [[Bibliothek des Ärztlichen Vereins in Hamburg|Bibliothek des Ärztlichen Vereins]], das Wolfgang-Borchert-Archiv, die Linga-Bibliothek und die Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur. Bis 2014 befand sich hier auch die Hamburger Theatersammlung und das Zentrum für Theaterforschung. Mit der Übergabe der Bestände von der Universität Hamburg wurden diese mit den theaterhistorischen Beständen der Bibliothek vereint. Sie können nunmehr über den Campus-Katalog ausgeliehen werden.<br />
Als Magazin dienen ein 16-stöckiger Turm, ein Kompaktmagazin sowie eine Speicherbibliothek in [[Hamburg-Bergedorf (Stadtteil)|Bergedorf]].<br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
Die Bibliothek hat als Universitätsbibliothek die Aufgabe einer zentralen Bibliothek des Bibliothekssystems der Universität Hamburg und einer zentralen Bibliothek der anderen Hamburger Hochschulen. Als Staatsbibliothek hat sie zudem die Rolle einer Landes- und Archivbibliothek, mit dem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung der in Hamburg verlegten Druckwerke ([[Pflichtexemplar]]e) und amtlichen Druckschriften sowie die umfassende Sammlung von auf Hamburg und die Region bezogenes Schrifttum. Sie dient mit ihren umfangreichen Beständen und Informationsleistungen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und der beruflichen Arbeit und Fortbildung. Als Kulturinstitut beteiligt sie sich an der Pflege der geschichtlichen Überlieferung und des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Hansestadt deren ''wissenschaftliches und kulturelles Gedächtnis'' sie mitbildet. Sie ist dem Leitsatz der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und beschafft, erschließt und vermittelt Informationsquellen aller Fachgebiete als einer allen interessierten Personen offenstehenden Einrichtung.<br />
<br />
Zu den weiteren Aufgaben zählen unter anderem die [[Sondersammelgebiet]]e der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] oder die Kooperation mit in- und ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Informationseinrichtungen, wie die Teilnahme am nationalen und internationalen [[Fernleihe|Fernleihverkehr]] sowie dem [[Dokumentenlieferdienst|Schnelllieferdienst]] ([[Subito]]).<br />
<br />
== Sondersammelgebiete ==<br />
{{Siehe auch|Sondersammelgebiete}}<br />
* Spanien. Portugal<br />
* Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis<br />
<br />
== Bibliothekssystem Universität Hamburg ==<br />
Zum virtuellen Dach ''Bibliothekssystem Universität Hamburg'' gehören die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Landesbetrieb), die Bibliotheken der [[Universität Hamburg]] sowie die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek des UKE (ÄZB)]]. Auf der Basis von Kooperationsvereinbarungen stimmen sich die beteiligten Bibliotheken in Fragen der Erwerbung, Bereitstellung und Nutzung von Medien organisatorisch ab.<br />
<br />
'''Zuständigkeiten'''<br />
* Die SUB ist zentrale Ausleih- und Archivbibliothek Hamburger Hochschulen. Als bibliothekarisches Kompetenzzentrum betreibt sie gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) die bibliothekstechnische Infrastruktur für die Erschließung und Bereitstellung der Medien (das Lokale Bibliothekssystem – LBS). Die Bestände der Stabi und der Fachbibliotheken (einschließlich der Bestände der ÄZB) werden in einem gemeinsamen Online-Katalog (Campus-Katalog) nachgewiesen.<br />
* Die Bibliotheken der Universität Hamburg gliedern sich in 16 Fachbibliotheken, 11 Forschungs- und Spezialbibliotheken sowie 10 Sondersammlungen mit einem Bestand von ca. 3,8 Millionen Medien (E-Ressourcen, Bücher, Zeitschriften, Karten u.&nbsp;a.).<ref>[http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/portraits.html Portraits der Bibliotheken der Universität Hamburg]</ref><br />
* Die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB)]] ist – rechtlich betrachtet – nicht Teil der Universität, gehört aber dennoch zum Bibliothekssystem Universität Hamburg. Sie versorgt sowohl Studierende der Medizinischen Fakultät als auch das Fachpersonal des [[Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf]].<br />
<br />
== Verlag ==<br />
Die Bibliothek betreibt mit [[Hamburg University Press]] einen eigenen Verlag. Alle Werke dieses Verlages sind per [[Open Access]] kostenfrei zugänglich.<br />
<br />
== Virtuelle Fachbibliothek ==<br />
Die Staats- und Universitätsbibliothek betreibt eine [[Virtuelle Fachbibliothek]]:<br />
* '''[[cibera]]''' zum Thema Ibero-Amerika / Spanien / Portugal (gemeinsam mit weiteren Institutionen)<br />
* Suchmaschine '''[[Beluga (Suchmaschine)|beluga]]''' (zusammen weiteren Universitätsbibliotheken)<br />
<br />
== Stella ==<br />
Seit 2004 unterstützte der Bibliotheks-[[Chatbot]] ''Stella'' auf der Webpräsenz der Bibliothek Nutzer bei der Navigation und erleichterte die Nutzung elektronischer Dienste. Mitarbeiter werteten häufig gestellte Fragen aus und passten die ''Stella'' zugrundeliegende Datenbank an. <br />
Seit der Überarbeitung des Internet-Angebotes der Bibliothek am 3. März 2016 ist Stella nicht mehr im Einsatz.<br />
<br />
== Ausstellungen ==<br />
Es werden im Jahr etwa acht Ausstellungen im Ausstellungsraum und im Gang zum Lichthof präsentiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Friedrich Johann Lorenz Meyer]]: ''Die Stadtbibliothek.'' in: ''Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg'', Band 2, 6. Heft, Verlag [[Friedrich Hermann Nestler]], Hamburg, 1804, S. 276, ({{Digitalisat|GB=uEwDAAAAYAAJ|SZ=PA276}}).<br />
* [[Johann Anton Rudolph Janssen]]: ''Die öffentlichen Stadtbibliothek in Hamburg'', in: ''Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek und die dabey angestellten Männer'', [[Hoffmann und Campe|Hoffmann & Campe]], Perthes & Besser und Herold, Hamburg, 1826, S. 473 ff, ({{Digitalisat|GB=xU8NAAAAYAAJ|SZ=PA473}}).<br />
* [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]]: ''Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek'', Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1838, ({{Digitalisat|MDZ=10814255|SZ=1}}).<br />
* [[Johann Georg Christian Lehmann]], Christian Petersen: ''Ansichten und Baurisse der neuen Gebäude für Hamburgs öffentliche Bildungsanstalten kurz beschrieben und in Verbindung mit dem Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek'', Zur Feier der Einweihung am 4. Mai 1840, Johann August Meissner, Hamburg, 1840, ({{Digitalisat|MDZ=10679380|SZ=5}}).<br />
* Dritter Abschnitt: ''Alphabetisches Verzeichnis der wichtigsten hiesigen öffentlichen Anstalten, wohlthätigen Stiftungen und Vereine, wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, sehenswerthen Gebäude u.s.w.'', in ''Hamburgisches Adress-Buch'' für 1852, S. 439 ff., ([http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/view?did=c1:181050&p=523 SUB Hamburg]).<br />
* ''Bericht des Herrn Professors Dr. Petersen, Stadtbibliothekars, über die hamburgische Stadtbibliothek und die mit derselben verbundenen Sammlungen.'' in: Intelligenzblatt zum [[Serapeum (Zeitschrift)|Serapeum]], Band (1867), Heft 9, S. 65–69, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN001294598 Digitalisat]) und Heft 10, S. 73–76, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN00129461X Digitalisat]).<br />
* Werner Kayser: ''500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg : 1479 - 1979 ; von der Ratsbücherei zur Staats- und Universitätsbibliothek''. Hamburg, Hauswedell, 1979 ISBN 3-7762-0167-3 (=Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Bd. 8)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* {{Internetquelle |url= http://www.sub.uni-hamburg.de/startseite.html |titel=Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Carl von Ossietzky |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/blog |titel= Stabi-Blog|zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://beluga.sub.uni-hamburg.de/vufind/ |titel=beluga – Katalog der Hamburger Bibliotheken |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche/datenbank-informationssystem.html |titel=Datenbanken-Informationssystem |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://iberialiber.de/|titel=Iberialiber: Bibliotheksnetzwerk zu Lateinamerika und der Iberischen Halbinsel in Hamburg |zugriff=2018-11-10}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/33/51.29172/N |EW=9/59/6.71631/E |type=landmark|region=DE-HH}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=44643-9|LCCN=n/87/885884|VIAF=136139643}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothek in Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Regionalbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hochschulbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hamburg-Rotherbaum]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1479]]<br />
[[Kategorie:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg| ]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staats-_und_Universit%C3%A4tsbibliothek_Hamburg&diff=185026098
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
2019-01-24T12:05:58Z
<p>Textundblog: Kommissarische Leitung eingetragen.</p>
<hr />
<div>{{Infobox Bibliothek<br />
|Name = Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br /> Carl von Ossietzky<br />
|Bild = [[Datei:Logo Staats- und Universitätsbibliotehk Hamburg.svg|200px]]<br />
|Bild-Titel = <br />
|Gründung = [[1479]] und [[1919]]<br />
|Bestand = 5 Millionen<br />
|Bibliothekstyp = [[Universitätsbibliothek]]<br />
|Ort = [[Hamburg]]<br />
|ISIL = DE-18<br />
|Website = http://www.sub.uni-hamburg.de/<br />
}}<br />
[[Datei:Stabi Fassade Haupteingang.jpg|miniatur|Haupteingang der Stabi]]<br />
[[Datei:Staatsbibliothek Hamburg-Altbau.JPG|miniatur|Altbau der Stabi, ehemals [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasium]]]]<br />
[[Datei:Lesesaal-stabihh-2018.JPG|mini|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2018)]]<br />
[[Datei:Lesesaalblick.jpg|miniatur|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2006)]]<br />
[[Datei:Pincerno - Uni Hamburg 1-2009.PNG|miniatur|Lage in Hamburg]]<br />
Die '''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky''' (kurz ''Stabi'' oder ''SUB Hamburg'') ist die größte [[Wissenschaftliche Bibliothek|wissenschaftliche Allgemeinbibliothek]] des Stadtstaates [[Hamburg]] und der [[Metropolregion Hamburg|Hamburger Region]]. Die öffentliche [[Bibliothek]] ist insbesondere eine zentrale Bibliothek der [[Universität Hamburg]] und anderer [[Bildung und Forschung in Hamburg|Hamburger Hochschul- und Forschungsinstitutionen]] ([[Universitätsbibliothek]]). Sie dient der Literatur- und Informationsversorgung von [[Wissenschaft]], [[Kultur]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Wirtschaft]] und [[Verwaltung]].<br />
<br />
Die Bibliothek wird von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen und versieht die Aufgaben einer [[Regionalbibliothek|Landes-]] und [[Archivbibliothek]]. Zudem hat sie als Staatsbibliothek das [[Pflichtexemplar]]recht für Hamburg inne. Sie nimmt somit eine bedeutende Stellung innerhalb der [[Bibliotheken in Hamburg|Hamburger Bibliotheken]] ein. Zu Ehren des aus Hamburg stammenden Friedensnobelpreisträgers und Opfer des Nationalsozialismus trägt sie seit 1983 den Namen von [[Carl von Ossietzky]].<br />
<br />
Die derzeitige kommissarische Direktorin ist Dr. Petra Blödorn-Meyer.<br />
<br />
== Lage ==<br />
Ihren Hauptsitz hat sie seit 1945 im Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] im [[Bezirk Eimsbüttel]] ([[Werner von Melle|Von-Melle]]-Park 3). Hier liegt sie zentral am Hauptcampus des Universitätsviertels ([[Grindel (Hamburg)|Grindelviertel]]) mit weiteren zentralen Einrichtungen der Universität Hamburg und nahestehenden Institutionen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Als erste öffentliche Bibliothek in Hamburg wurde 1479 eine Ratsbibliothek eingerichtet. Sie war im Rathaus untergebracht und geht auf eine Stiftung des Bürgermeisters [[Hinrich Murmester]] zurück. Murmester hatte in Italien Jura studiert und war dort mit dem Humanismus in Kontakt gekommen. Die Bibliothek sollte „jedem ehrbaren Manne“ offenstehen. Für einige Jahre finden sich in den Akten der Hamburger Kämmerei Ausgaben der Stadt für den Unterhalt der Bibliothek. Über ihren endgültigen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.<br />
<br />
Nach der Reformation 1529 wurde in Hamburg von [[Johannes Bugenhagen]] eine neue Kirchenordnung eingeführt. Damit wurde nicht nur eine neue Lateinschule, das [[Gelehrtenschule des Johanneums|Johanneum]] eingerichtet, sondern auch eine Bibliothek, die in den Schulräumen, im ehemaligen Kloster St. Johannis (an Stelle des heutigen [[Rathausmarkt]]es) aufgestellt war. Darin sollten nach der Kirchenordnung „alle boke gudt und bose“ versammelt werden. Wahrscheinlich wurden in dieser Bibliothek vor allem die Bücher der durch die Reformation aufgelösten Klöster aufgestellt.<br />
<br />
Als 1610 die Schule reformiert wurde und am Johanneum mit der Einrichtung des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] (1613) begonnen wurde, warb der Ratsherr und spätere Bürgermeister [[Sebastian von Bergen]] Geld und Buchspenden ein. Stiftungen wurden nicht nur von Ratsherren und Hamburger Gelehrten gemacht, sondern auch von einigen [[Zunft|Zünften]]. Die Bücher, die erworben und gestiftet wurden, waren hauptsächlich repräsentative Ausgaben der antiken Klassiker und Werke der Theologie und Geschichte, sie wurden zunächst in der Prima des Johanneums aufgestellt.<br />
<br />
=== Stiftungen des 17. Jahrhunderts ===<br />
[[Datei:Gelehrtenschule des Johanneums.jpg|miniatur|links|Die Stadtbibliothek über dem Gymnasium, Zustand 1650–1744]]<br />
[[Datei:Johanneum1840.jpg|mini|links|Johanneums-Neubau von 1840 am Speersort, Sitz der Bibliothek bis 1943]] <br />
Der Gelehrte und Jurist [[Friedrich Lindenbruch]] vermachte der Bibliothek seine Sammlung, die neben humanistischen und juristischen Werken auch wertvolle Handschriften enthielt. Der Mathematikprofessor [[Johann Adolf Tassius]] verkaufte der Stadt Hamburg seine Bücher und mathematischen Instrumente für eine Leibrente von Lübischen 60 Mark für sich und seine Frau. Der Wert der Sammlung soll die Zahlung weit überschritten haben. Sein handschriftlicher Nachlass kam nach seinem Tode ebenfalls an die Bibliothek. Der Stadtphysikus [[Paul Marquard Schlegel]] vermachte der Bibliothek seine medizinische Literatur und Präparate.<br />
<br />
Der Platz in den Klassenzimmern reichte nicht mehr aus, so dass 1648 ein Bibliothekssaal im Johanniskloster über dem [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Gymnasium]] hergerichtet und repräsentativ ausgestaltet wurde. Besonderen Eindruck machte auf die Zeitgenossen eine Kuppel, in der der Sternenhimmel mit den Sternen, Sternbildern und Gradkreisen dargestellt war, also eine Art [[Himmelsglobus]]. Die Sterne bestanden aus vergoldetem Blech und waren an ihrem „natürlichen Ort“ angebracht. Die Positionen hatte ein Mathematiker in die Kuppel übertragen. [[Otto Wagenfeld]] besorgte die künstlerische Gestaltung. Es wurde auch erstmals ein besoldeter Bibliothekar berufen und eine Bibliotheksordnung erlassen. Hamburger Drucker und Verleger erhielten 1696 die Abgabepflicht an die Stadtbibliothek, die ein Pflichtexemplarrecht besitzt. Sie wurde 1751 eine öffentliche Stadtbibliothek und erhält eine Bibliotheksordnung und für den Bestand von 50.000 Bänden wird an gleicher Stelle ein Neubau errichtet. Es wurde 1781 offiziell angekündigt, dass die Hamburgische Stadt-Bibliothek künftig noch gemeinnütziger gemacht werden soll.<ref>[[Gottlieb Christoph Harleß|Gottlieb Christoph Harless]], ''Kritische Nachrichten von kleinern theologischen, philosophischen, historischen und philologischen Schriften'', Bd. 1; 3. Stk., Vierlingsche Buchhandlung, Hof, 1783, S. 175 ff. ([http://books.google.de/books?id=U5xKAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA375#v=onepage&q&f=false online]), (kl. Abriss der Geschichte bis 1783).</ref> Sie erhielt 1801 einen jährlichen Erwerbungsetat. 1840 zog man mit der Gelehrtenschule des Johanneums in den Neubau des ''Johanneums'' am [[Speersort]] auf dem Grundstück des vormaligen [[Hamburger Dom (Alter Mariendom)|Doms]] um, wo sie vom [[Hamburger Brand]] verschont wird. Die Universität Hamburg wurde 1919 gegründet. Die Stadtbibliothek übernahm zusätzlich die Aufgabe einer Universitätsbibliothek. Nach dem Auszug der Gelehrtenschule des Johanneums wird im Gebäude auch die [[Commerzbibliothek]] untergebracht. Mit dem ersten Hamburgischen Hochschulgesetz vom 4. Februar 1921 wurde die Institution in Staats- und Universitätsbibliothek umbenannt.<br />
<br />
Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde die Bibliothek durch die [[Operation Gomorrha]] zerstört. Im Jahre 1943 war der Bestand auf ca. 850.000 Bände angewachsen, von denen 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet wurden. Die Hamburger Bibliothek war die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. Nur ein Teil des Buchbestandes war vor den Luftangriffen ausgelagert worden. 1945 bezog die Bibliothek das Gebäude des [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]] im Universitätsviertel. Ein Büchermagazin wurde 1960 errichtet. Ein Verwaltungsgebäude kam 1968 hinzu. Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wurde 1982 fertiggestellt und für die Nutzer freigegeben. Am 50. Jahrestag der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|nationalsozialistischen Bücherverbrennung]] erhielt sie den Namen ''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky'' zur Ehrung des pazifistischen Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers, der 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wird und an den Folgen seiner Haft im [[Konzentrationslager]] verstarb. Sie sammelt daher neben umfassender Literatur zu Politik und Friedensforschung pazifistische und antimilitaristische Literatur sowie Veröffentlichungen zu von Ossietzky in allen europäischen Sprachen im ''Carl von Ossietzky-Lesesaal'' als Zentrum des Gedenkens, der auch die Bibliothek und Archiv der [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]] beherbergt.<br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der aktuelle Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bemisst sich auf rund fünf Millionen Print- und elektronische Medien. Der größte Teil des Bestands ist magaziniert. Die aktuellen Bestände der jeweils letzten zehn Jahre stehen offen im SB-Bereich. In den Lesesälen sind die wichtigsten Nachschlagewerke, Handbücher und Zeitschriften, in Sonderlesesälen auch Spezialbestände verschiedener Gebiete (Handschriften, Hamburgensien und Kartensammlung) frei zugänglich, insgesamt rund 150.000 Bände, ebenso eine umfangreiche Sammlung von bibliographischen und biographischen Nachschlagewerken (53.000 Bände und 66.000 Mikrofiches) sowie für Studierende eine Lehrbuchsammlung mit Mehrfachexemplaren aus den verschiedensten Fachgebieten (etwa 50.000 Bände).<br />
<br />
Hinzu kommen noch rund 540.000 elektronische Medien<ref>http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche</ref> (davon 56.000 [[elektronische Zeitschrift]]en), 250 [[Inkunabel]]n, etwa 580 [[Nachlass|Nachlässe]] (zum Beispiel von [[Joachim Jungius]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Johann Mattheson]], [[Detlev von Liliencron]], [[Richard Dehmel]], [[Hans Henny Jahnn]], [[Wolfgang Borchert]], [[Hubert Fichte]]) und rund 780.000 [[Musikalien|Noten]] und [[Handschriften]].<br />
<br />
Jährlich kommen zum Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa 65.000 neue Bände hinzu.<br />
<br />
=== Bestandsschwerpunkte ===<br />
Die Bibliothek ist am [[Sondersammelgebiet]]splan der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] beteiligt und erwirbt hierbei für die Gebiete Spanien und Portugal sowie Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis die deutsch- und fremdsprachige Literatur so vollständig wie möglich. Darüber hinaus bildet die Latein-Amerikanistik in der ihr angeschlossenen [[Linga-Bibliothek]] <ref>http://linga-bibliothek.de/index.htm Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung</ref> einen traditionellen Schwerpunkt.<br />
Als Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg sammelt die Bibliothek mit gesetzlichem Auftrag als so genannte Pflichtexemplare alle in Hamburg publizierten Druckwerke, elektronischen Publikationen und Tonträger. Daneben wird alle inhaltlich auf Hamburg bezogene Literatur möglichst umfassend erworben und in der [http://www.sub.uni-hamburg.de/rb-fs.htm Hamburg-Bibliographie] verzeichnet.<br />
<br />
=== Kampagne Hamburg ohne Worte ===<br />
Da der Buchbestand der SUB von [[Papierzerfall|Säurefraß]] bedroht ist, hat die Bibliothek unter der Schirmherrschaft der damaligen Hamburger Kultursenatorin [[Karin von Welck]] eine großangelegte Rettungskampagne unter dem Titel ''Hamburg ohne Worte'' gestartet, die bundesweite mediale Aufmerksamkeit gefunden hat. In den Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken sind rund 4 Mio. Bände säuregeschädigt. Der Finanzbedarf für die Entsäuerung allein der 1,4 Mio. für die Sammlungen besonders wichtigen Bände wird auf rund 20 Mio. Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2009 stellt die Behörde für Wissenschaft und Forschung auf einer Haushaltsstelle „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ pro Jahr 0,8–1 Mio. Euro zur Massenentsäuerung zur Verfügung. Damit können jährlich etwa 60.000 Bände aus den Erscheinungsjahren 1840–1990 stabilisiert und für die Nachwelt erhalten werden.<ref name="SPON-497277">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/bibliotheken-saeurefrass-laesst-buecher-zerbroeseln-a-497277.html |titel=Bibliotheken: Säurefraß lässt Bücher zerbröseln |autor= |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2007-07-30 |zugriff=2018-06-09}}</ref><br />
<br />
== Gebäude ==<br />
Im Hauptgebäude der Bibliothek befinden sich das Ausleihzentrum mit SB-Bereich und Lehrbuchsammlung, das Informationszentrum, fünf Lesesäle, die Medienwerkstatt, ein Vortragsraum, ein Ausstellungsraum sowie eine Cafeteria.<br />
<br />
Im Altbau befinden sich der „Carl von Ossietzky“-Lesesaal, die „Wolfgang-Schweizer-Bibliothek, Homöopathische Bibliothek Hamburg“, die [[Bibliothek des Ärztlichen Vereins in Hamburg|Bibliothek des Ärztlichen Vereins]], das Wolfgang-Borchert-Archiv, die Linga-Bibliothek und die Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur. Bis 2014 befand sich hier auch die Hamburger Theatersammlung und das Zentrum für Theaterforschung. Mit der Übergabe der Bestände von der Universität Hamburg wurden diese mit den theaterhistorischen Beständen der Bibliothek vereint. Sie können nunmehr über den Campus-Katalog ausgeliehen werden.<br />
Als Magazin dienen ein 16-stöckiger Turm, ein Kompaktmagazin sowie eine Speicherbibliothek in [[Hamburg-Bergedorf (Stadtteil)|Bergedorf]].<br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
Die Bibliothek hat als Universitätsbibliothek die Aufgabe einer zentralen Bibliothek des Bibliothekssystems der Universität Hamburg und einer zentralen Bibliothek der anderen Hamburger Hochschulen. Als Staatsbibliothek hat sie zudem die Rolle einer Landes- und Archivbibliothek, mit dem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung der in Hamburg verlegten Druckwerke ([[Pflichtexemplar]]e) und amtlichen Druckschriften sowie die umfassende Sammlung von auf Hamburg und die Region bezogenes Schrifttum. Sie dient mit ihren umfangreichen Beständen und Informationsleistungen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und der beruflichen Arbeit und Fortbildung. Als Kulturinstitut beteiligt sie sich an der Pflege der geschichtlichen Überlieferung und des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Hansestadt deren ''wissenschaftliches und kulturelles Gedächtnis'' sie mitbildet. Sie ist dem Leitsatz der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und beschafft, erschließt und vermittelt Informationsquellen aller Fachgebiete als einer allen interessierten Personen offenstehenden Einrichtung.<br />
<br />
Zu den weiteren Aufgaben zählen unter anderem die [[Sondersammelgebiet]]e der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] oder die Kooperation mit in- und ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Informationseinrichtungen, wie die Teilnahme am nationalen und internationalen [[Fernleihe|Fernleihverkehr]] sowie dem [[Dokumentenlieferdienst|Schnelllieferdienst]] ([[Subito]]).<br />
<br />
== Sondersammelgebiete ==<br />
{{Siehe auch|Sondersammelgebiete}}<br />
* Spanien. Portugal<br />
* Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis<br />
<br />
== Bibliothekssystem Universität Hamburg ==<br />
Zum virtuellen Dach ''Bibliothekssystem Universität Hamburg'' gehören die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Landesbetrieb), die Bibliotheken der [[Universität Hamburg]] sowie die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek des UKE (ÄZB)]]. Auf der Basis von Kooperationsvereinbarungen stimmen sich die beteiligten Bibliotheken in Fragen der Erwerbung, Bereitstellung und Nutzung von Medien organisatorisch ab.<br />
<br />
'''Zuständigkeiten'''<br />
* Die SUB ist zentrale Ausleih- und Archivbibliothek Hamburger Hochschulen. Als bibliothekarisches Kompetenzzentrum betreibt sie gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) die bibliothekstechnische Infrastruktur für die Erschließung und Bereitstellung der Medien (das Lokale Bibliothekssystem – LBS). Die Bestände der Stabi und der Fachbibliotheken (einschließlich der Bestände der ÄZB) werden in einem gemeinsamen Online-Katalog (Campus-Katalog) nachgewiesen.<br />
* Die Bibliotheken der Universität Hamburg gliedern sich in 16 Fachbibliotheken, 11 Forschungs- und Spezialbibliotheken sowie 10 Sondersammlungen mit einem Bestand von ca. 3,8 Millionen Medien (E-Ressourcen, Bücher, Zeitschriften, Karten u.&nbsp;a.).<ref>[http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/portraits.html Portraits der Bibliotheken der Universität Hamburg]</ref><br />
* Die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB)]] ist – rechtlich betrachtet – nicht Teil der Universität, gehört aber dennoch zum Bibliothekssystem Universität Hamburg. Sie versorgt sowohl Studierende der Medizinischen Fakultät als auch das Fachpersonal des [[Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf]].<br />
<br />
== Verlag ==<br />
Die Bibliothek betreibt mit [[Hamburg University Press]] einen eigenen Verlag. Alle Werke dieses Verlages sind per [[Open Access]] kostenfrei zugänglich.<br />
<br />
== Virtuelle Fachbibliothek ==<br />
Die Staats- und Universitätsbibliothek betreibt eine [[Virtuelle Fachbibliothek]]:<br />
* '''[[cibera]]''' zum Thema Ibero-Amerika / Spanien / Portugal (gemeinsam mit weiteren Institutionen)<br />
* Suchmaschine '''[[Beluga (Suchmaschine)|beluga]]''' (zusammen weiteren Universitätsbibliotheken)<br />
<br />
== Stella ==<br />
Seit 2004 unterstützte der Bibliotheks-[[Chatbot]] ''Stella'' auf der Webpräsenz der Bibliothek Nutzer bei der Navigation und erleichterte die Nutzung elektronischer Dienste. Mitarbeiter werteten häufig gestellte Fragen aus und passten die ''Stella'' zugrundeliegende Datenbank an. <br />
Seit der Überarbeitung des Internet-Angebotes der Bibliothek am 3. März 2016 ist Stella nicht mehr im Einsatz.<br />
<br />
== Ausstellungen ==<br />
Es werden im Jahr etwa acht Ausstellungen im Ausstellungsraum und im Gang zum Lichthof präsentiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Friedrich Johann Lorenz Meyer]]: ''Die Stadtbibliothek.'' in: ''Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg'', Band 2, 6. Heft, Verlag [[Friedrich Hermann Nestler]], Hamburg, 1804, S. 276, ({{Digitalisat|GB=uEwDAAAAYAAJ|SZ=PA276}}).<br />
* [[Johann Anton Rudolph Janssen]]: ''Die öffentlichen Stadtbibliothek in Hamburg'', in: ''Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek und die dabey angestellten Männer'', [[Hoffmann und Campe|Hoffmann & Campe]], Perthes & Besser und Herold, Hamburg, 1826, S. 473 ff, ({{Digitalisat|GB=xU8NAAAAYAAJ|SZ=PA473}}).<br />
* [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]]: ''Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek'', Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1838, ({{Digitalisat|MDZ=10814255|SZ=1}}).<br />
* [[Johann Georg Christian Lehmann]], Christian Petersen: ''Ansichten und Baurisse der neuen Gebäude für Hamburgs öffentliche Bildungsanstalten kurz beschrieben und in Verbindung mit dem Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek'', Zur Feier der Einweihung am 4. Mai 1840, Johann August Meissner, Hamburg, 1840, ({{Digitalisat|MDZ=10679380|SZ=5}}).<br />
* Dritter Abschnitt: ''Alphabetisches Verzeichnis der wichtigsten hiesigen öffentlichen Anstalten, wohlthätigen Stiftungen und Vereine, wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, sehenswerthen Gebäude u.s.w.'', in ''Hamburgisches Adress-Buch'' für 1852, S. 439 ff., ([http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/view?did=c1:181050&p=523 SUB Hamburg]).<br />
* ''Bericht des Herrn Professors Dr. Petersen, Stadtbibliothekars, über die hamburgische Stadtbibliothek und die mit derselben verbundenen Sammlungen.'' in: Intelligenzblatt zum [[Serapeum (Zeitschrift)|Serapeum]], Band (1867), Heft 9, S. 65–69, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN001294598 Digitalisat]) und Heft 10, S. 73–76, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN00129461X Digitalisat]).<br />
* Werner Kayser: ''500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg : 1479 - 1979 ; von der Ratsbücherei zur Staats- und Universitätsbibliothek''. Hamburg, Hauswedell, 1979 ISBN 3-7762-0167-3 (=Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Bd. 8)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* {{Internetquelle |url= http://www.sub.uni-hamburg.de/startseite.html |titel=Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Carl von Ossietzky |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/blog |titel= Stabi-Blog|zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://beluga.sub.uni-hamburg.de/vufind/ |titel=beluga – Katalog der Hamburger Bibliotheken |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche/datenbank-informationssystem.html |titel=Datenbanken-Informationssystem |zugriff=2018-11-10}}<br />
* {{Internetquelle |url=http://iberialiber.de/|titel=Iberialiber: Bibliotheksnetzwerk zu Lateinamerika und der Iberischen Halbinsel in Hamburg |zugriff=2018-11-10}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/33/51.29172/N |EW=9/59/6.71631/E |type=landmark|region=DE-HH}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=44643-9|LCCN=n/87/885884|VIAF=136139643}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothek in Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Regionalbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hochschulbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hamburg-Rotherbaum]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1479]]<br />
[[Kategorie:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg| ]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Landt_Verlag&diff=184819870
Landt Verlag
2019-01-17T18:28:19Z
<p>Textundblog: /* Autoren */Max Goldt aus Autorenliste entfernt, da kein Autor dieses Verlages.</p>
<hr />
<div>Der '''Landt Verlag''' ist ein Verlag in [[Berlin]], in dem vor allem Werke zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts erscheinen. Er wurde 2005 von [[Andreas Krause Landt]] gegründet. Seit Dezember 2010 ist der Landt Verlag ein [[Imprint]] der ''[[Manuscriptum]] Verlagsbuchhandlung Thomas Hoof KG''; [[Thomas Hoof]] hatte 1988 das Einzelhandelsunternehmen [[Manufactum]] gegründet.<ref>Meldung des Branchenmagazins ''Buchmarkt'' vom 21. Dezember 2010</ref><br />
<br />
== Autoren ==<br />
Zu den Autoren des Landt Verlages gehören [[Margret Boveri]], [[Peter Furth (Sozialphilosoph)|Peter Furth]], [[Ernst Jünger]], [[Ernst Nolte]], [[Sergio Romano]], [[Jörg Schönbohm]], [[Hans-Joachim Schoeps]] und [[Eberhard Straub]]<ref>[http://ssl.einsnull.com/paymate/search.php?do=autoren&vid=13&tl=! Verlagswebsite]</ref>.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.landtverlag.de/ Website]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Buchverlag (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Verlag (Berlin)]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staats-_und_Universit%C3%A4tsbibliothek_Hamburg&diff=180646906
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
2018-09-05T07:53:23Z
<p>Textundblog: Foto des neuen Lesesaals einegfügt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Bibliothek<br />
|Name = Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br /> Carl von Ossietzky<br />
|Bild = [[Datei:Logo Staats- und Universitätsbibliotehk Hamburg.svg|200px]]<br />
|Bild-Titel = <br />
|Gründung = [[1479]] und [[1919]]<br />
|Gesamtbestand = 5 Millionen<br />
|Bibliothekstyp = [[Universitätsbibliothek]]<br />
|Ort = [[Hamburg]]<br />
|Sigel-Titel = DE-18 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br />
|Sigel-Link = 18<br />
|Sigel-Titel-2 = <br />
|Sigel-Link-2 = <br />
|ISIL = DE-18<br />
|Website = http://www.sub.uni-hamburg.de/<br />
}}<br />
[[Datei:Stabi Fassade Haupteingang.jpg|miniatur|Haupteingang der Stabi]]<br />
[[Datei:Staatsbibliothek Hamburg-Altbau.JPG|miniatur|Altbau der Stabi, ehemals [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasium]]]]<br />
[[Datei:Lesesaal-stabihh-2018.JPG|mini|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2018)]]<br />
[[Datei:Lesesaalblick.jpg|miniatur|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2006)]]<br />
[[Datei:Pincerno - Uni Hamburg 1-2009.PNG|miniatur|Lage in Hamburg]]<br />
Die '''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky''' (kurz ''Stabi'' oder ''SUB Hamburg'') ist die größte [[Wissenschaftliche Bibliothek|wissenschaftliche Allgemeinbibliothek]] des Stadtstaates [[Hamburg]] und der [[Metropolregion Hamburg|Hamburger Region]]. Die öffentliche [[Bibliothek]] ist insbesondere eine zentrale Bibliothek der [[Universität Hamburg]] und anderer [[Bildung und Forschung in Hamburg|Hamburger Hochschul- und Forschungsinstitutionen]] ([[Universitätsbibliothek]]). Sie dient der Literatur- und Informationsversorgung von [[Wissenschaft]], [[Kultur]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Wirtschaft]] und [[Verwaltung]].<br />
<br />
Die Bibliothek wird von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen und versieht die Aufgaben einer [[Regionalbibliothek|Landes-]] und [[Archivbibliothek]]. Zudem hat sie als Staatsbibliothek das [[Pflichtexemplar]]recht für Hamburg inne. Sie nimmt somit eine bedeutende Stellung innerhalb der [[Bibliotheken in Hamburg|Hamburger Bibliotheken]] ein. Zu Ehren des aus Hamburg stammenden Friedensnobelpreisträgers und Opfer des Nationalsozialismus trägt sie seit 1983 den Namen von [[Carl von Ossietzky]].<br />
<br />
Die derzeitige Direktorin ist [[Gabriele Beger]].<br />
<br />
== Lage ==<br />
Ihren Hauptsitz hat sie seit 1945 im Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] im [[Bezirk Eimsbüttel]] ([[Werner von Melle|Von-Melle]]-Park 3). Hier liegt sie zentral am Hauptcampus des Universitätsviertels ([[Grindel (Hamburg)|Grindelviertel]]) mit weiteren zentralen Einrichtungen der Universität Hamburg und nahestehenden Institutionen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Als erste öffentliche Bibliothek in Hamburg wurde 1479 eine Ratsbibliothek eingerichtet. Sie war im Rathaus untergebracht und geht auf eine Stiftung des Bürgermeisters [[Hinrich Murmester]] zurück. Murmester hatte in Italien Jura studiert und war dort mit dem Humanismus in Kontakt gekommen. Die Bibliothek sollte „jedem ehrbaren Manne“ offenstehen. Für einige Jahre finden sich in den Akten der Hamburger Kämmerei Ausgaben der Stadt für den Unterhalt der Bibliothek. Über ihren endgültigen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.<br />
<br />
Nach der Reformation 1529 wurde in Hamburg von [[Johannes Bugenhagen]] eine neue Kirchenordnung eingeführt. Damit wurde nicht nur eine neue Lateinschule, das [[Gelehrtenschule des Johanneums|Johanneum]] eingerichtet, sondern auch eine Bibliothek, die in den Schulräumen, im ehemaligen Kloster St. Johannis (an Stelle des heutigen [[Rathausmarkt]]es) aufgestellt war. Darin sollten nach der Kirchenordnung „alle boke gudt und bose“ versammelt werden. Wahrscheinlich wurden in dieser Bibliothek vor allem die Bücher der durch die Reformation aufgelösten Klöster aufgestellt.<br />
<br />
Als 1610 die Schule reformiert wurde und am Johanneum mit der Einrichtung des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] (1613) begonnen wurde, warb der Ratsherr und spätere Bürgermeister [[Sebastian von Bergen]] Geld und Buchspenden ein. Stiftungen wurden nicht nur von Ratsherren und Hamburger Gelehrten gemacht, sondern auch von einigen [[Zunft|Zünften]]. Die Bücher, die erworben und gestiftet wurden, waren hauptsächlich repräsentative Ausgaben der antiken Klassiker und Werke der Theologie und Geschichte, sie wurden zunächst in der Prima des Johanneums aufgestellt.<br />
<br />
=== Stiftungen des 17. Jahrhunderts ===<br />
[[Datei:Gelehrtenschule des Johanneums.jpg|miniatur|links|Die Stadtbibliothek über dem Gymnasium, Zustand 1650–1744]]<br />
[[Datei:Johanneum1840.jpg|mini|links|Johanneums-Neubau von 1840 am Speersort, Sitz der Bibliothek bis 1943]] <br />
Der Gelehrte und Jurist [[Friedrich Lindenbruch]] vermachte der Bibliothek seine Sammlung, die neben humanistischen und juristischen Werken auch wertvolle Handschriften enthielt. Der Mathematikprofessor [[Johann Adolf Tassius]] verkaufte der Stadt Hamburg seine Bücher und mathematischen Instrumente für eine Leibrente von Lübischen 60 Mark für sich und seine Frau. Der Wert der Sammlung soll die Zahlung weit überschritten haben. Sein handschriftlicher Nachlass kam nach seinem Tode ebenfalls an die Bibliothek. Der Stadtphysikus [[Paul Marquard Schlegel]] vermachte der Bibliothek seine medizinische Literatur und Präparate.<br />
<br />
Der Platz in den Klassenzimmern reichte nicht mehr aus, so dass 1648 ein Bibliothekssaal im Johanniskloster über dem [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Gymnasium]] hergerichtet und repräsentativ ausgestaltet wurde. Besonderen Eindruck machte auf die Zeitgenossen eine Kuppel, in der der Sternenhimmel mit den Sternen, Sternbildern und Gradkreisen dargestellt war, also eine Art [[Himmelsglobus]]. Die Sterne bestanden aus vergoldetem Blech und waren an ihrem „natürlichen Ort“ angebracht. Die Positionen hatte ein Mathematiker in die Kuppel übertragen. [[Otto Wagenfeld]] besorgte die künstlerische Gestaltung. Es wurde auch erstmals ein besoldeter Bibliothekar berufen und eine Bibliotheksordnung erlassen. Hamburger Drucker und Verleger erhielten 1696 die Abgabepflicht an die Stadtbibliothek, die ein Pflichtexemplarrecht besitzt. Sie wurde 1751 eine öffentliche Stadtbibliothek und erhält eine Bibliotheksordnung und für den Bestand von 50.000 Bänden wird an gleicher Stelle ein Neubau errichtet. Es wurde 1781 offiziell angekündigt, dass die Hamburgische Stadt-Bibliothek künftig noch gemeinnütziger gemacht werden soll.<ref>[[Gottlieb Christoph Harleß|Gottlieb Christoph Harless]], ''Kritische Nachrichten von kleinern theologischen, philosophischen, historischen und philologischen Schriften'', Bd. 1; 3. Stk., Vierlingsche Buchhandlung, Hof, 1783, S. 175 ff. ([http://books.google.de/books?id=U5xKAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA375#v=onepage&q&f=false online]), (kl. Abriss der Geschichte bis 1783).</ref> Sie erhielt 1801 einen jährlichen Erwerbungsetat. 1840 zog man mit der Gelehrtenschule des Johanneums in den Neubau des ''Johanneums'' am [[Speersort]] auf dem Grundstück des vormaligen [[Hamburger Dom (Alter Mariendom)|Doms]] um, wo sie vom [[Hamburger Brand]] verschont wird. Die Universität Hamburg wurde 1919 gegründet. Die Stadtbibliothek übernahm zusätzlich die Aufgabe einer Universitätsbibliothek. Nach dem Auszug der Gelehrtenschule des Johanneums wird im Gebäude auch die [[Commerzbibliothek]] untergebracht. Mit dem ersten Hamburgischen Hochschulgesetz vom 4. Februar 1921 wurde die Institution in Staats- und Universitätsbibliothek umbenannt.<br />
<br />
Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde die Bibliothek durch die [[Operation Gomorrha]] zerstört. Im Jahre 1943 war der Bestand auf ca. 850.000 Bände angewachsen, von denen 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet wurden. Die Hamburger Bibliothek war die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. Nur ein Teil des Buchbestandes war vor den Luftangriffen ausgelagert worden. 1945 bezog die Bibliothek das Gebäude des [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]] im Universitätsviertel. Ein Büchermagazin wurde 1960 errichtet. Ein Verwaltungsgebäude kam 1968 hinzu. Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wurde 1982 fertiggestellt und für die Nutzer freigegeben. Am 50. Jahrestag der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|nationalsozialistischen Bücherverbrennung]] erhielt sie den Namen ''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky'' zur Ehrung des pazifistischen Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers, der 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wird und an den Folgen seiner Haft im [[Konzentrationslager]] verstarb. Sie sammelt daher neben umfassender Literatur zu Politik und Friedensforschung pazifistische und antimilitaristische Literatur sowie Veröffentlichungen zu von Ossietzky in allen europäischen Sprachen im ''Carl von Ossietzky-Lesesaal'' als Zentrum des Gedenkens, der auch die Bibliothek und Archiv der [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]] beherbergt.<br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der aktuelle Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bemisst sich auf rund fünf Millionen Print- und elektronische Medien. Der größte Teil des Bestands ist magaziniert. Die aktuellen Bestände der jeweils letzten zehn Jahre stehen offen im SB-Bereich. In den Lesesälen sind die wichtigsten Nachschlagewerke, Handbücher und Zeitschriften, in Sonderlesesälen auch Spezialbestände verschiedener Gebiete (Handschriften, Hamburgensien und Kartensammlung) frei zugänglich, insgesamt rund 150.000 Bände, ebenso eine umfangreiche Sammlung von bibliographischen und biographischen Nachschlagewerken (53.000 Bände und 66.000 Mikrofiches) sowie für Studierende eine Lehrbuchsammlung mit Mehrfachexemplaren aus den verschiedensten Fachgebieten (etwa 50.000 Bände).<br />
<br />
Hinzu kommen noch rund 540.000 elektronische Medien<ref>http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche</ref> (davon 56.000 [[elektronische Zeitschrift]]en), 250 [[Inkunabel]]n, etwa 580 [[Nachlass|Nachlässe]] (zum Beispiel von [[Joachim Jungius]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Johann Mattheson]], [[Detlev von Liliencron]], [[Richard Dehmel]], [[Hans Henny Jahnn]], [[Wolfgang Borchert]], [[Hubert Fichte]]) und rund 780.000 [[Musikalien|Noten]] und [[Handschriften]].<br />
<br />
Jährlich kommen zum Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa 65.000 neue Bände hinzu.<br />
<br />
=== Bestandsschwerpunkte ===<br />
Die Bibliothek ist am [[Sondersammelgebiet]]splan der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] beteiligt und erwirbt hierbei für die Gebiete Spanien und Portugal sowie Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis die deutsch- und fremdsprachige Literatur so vollständig wie möglich. Darüber hinaus bildet die Latein-Amerikanistik in der ihr angeschlossenen [[Linga-Bibliothek]] <ref>http://linga-bibliothek.de/index.htm Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung</ref> einen traditionellen Schwerpunkt.<br />
Als Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg sammelt die Bibliothek mit gesetzlichem Auftrag als so genannte Pflichtexemplare alle in Hamburg publizierten Druckwerke, elektronischen Publikationen und Tonträger. Daneben wird alle inhaltlich auf Hamburg bezogene Literatur möglichst umfassend erworben und in der [http://www.sub.uni-hamburg.de/rb-fs.htm Hamburg-Bibliographie] verzeichnet.<br />
<br />
=== Kampagne Hamburg ohne Worte ===<br />
Da der Buchbestand der SUB von [[Papierzerfall|Säurefraß]] bedroht ist, hat die Bibliothek unter der Schirmherrschaft der damaligen Hamburger Kultursenatorin [[Karin von Welck]] eine großangelegte Rettungskampagne unter dem Titel ''Hamburg ohne Worte'' gestartet, die bundesweite mediale Aufmerksamkeit gefunden hat. In den Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken sind rund 4 Mio. Bände säuregeschädigt. Der Finanzbedarf für die Entsäuerung allein der 1,4 Mio. für die Sammlungen besonders wichtigen Bände wird auf rund 20 Mio. Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2009 stellt die Behörde für Wissenschaft und Forschung auf einer Haushaltsstelle „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ pro Jahr 0,8–1 Mio. Euro zur Massenentsäuerung zur Verfügung. Damit können jährlich etwa 60.000 Bände aus den Erscheinungsjahren 1840–1990 stabilisiert und für die Nachwelt erhalten werden.<ref name="SPON-497277">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/bibliotheken-saeurefrass-laesst-buecher-zerbroeseln-a-497277.html |titel=Bibliotheken: Säurefraß lässt Bücher zerbröseln |autor= |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2007-07-30 |zugriff=2018-06-09}}</ref><br />
<br />
== Gebäude ==<br />
Im Hauptgebäude der Bibliothek befinden sich das Ausleihzentrum mit SB-Bereich und Lehrbuchsammlung, das Informationszentrum, fünf Lesesäle, die Medienwerkstatt, ein Vortragsraum, ein Ausstellungsraum sowie eine Cafeteria.<br />
<br />
Im Altbau befinden sich der „Carl von Ossietzky“-Lesesaal, die „Wolfgang-Schweizer-Bibliothek, Homöopathische Bibliothek Hamburg“, die [[Bibliothek des Ärztlichen Vereins in Hamburg|Bibliothek des Ärztlichen Vereins]], das Wolfgang-Borchert-Archiv, die Linga-Bibliothek und die Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur. Bis 2014 befand sich hier auch die Hamburger Theatersammlung und das Zentrum für Theaterforschung. Mit der Übergabe der Bestände von der Universität Hamburg wurden diese mit den theaterhistorischen Beständen der Bibliothek vereint. Sie können nunmehr über den Campus-Katalog ausgeliehen werden.<br />
Als Magazin dienen ein 16-stöckiger Turm, ein Kompaktmagazin sowie eine Speicherbibliothek in [[Hamburg-Bergedorf (Stadtteil)|Bergedorf]].<br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
Die Bibliothek hat als Universitätsbibliothek die Aufgabe einer zentralen Bibliothek des Bibliothekssystems der Universität Hamburg und einer zentralen Bibliothek der anderen Hamburger Hochschulen. Als Staatsbibliothek hat sie zudem die Rolle einer Landes- und Archivbibliothek, mit dem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung der in Hamburg verlegten Druckwerke ([[Pflichtexemplar]]e) und amtlichen Druckschriften sowie die umfassende Sammlung von auf Hamburg und die Region bezogenes Schrifttum. Sie dient mit ihren umfangreichen Beständen und Informationsleistungen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und der beruflichen Arbeit und Fortbildung. Als Kulturinstitut beteiligt sie sich an der Pflege der geschichtlichen Überlieferung und des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Hansestadt deren ''wissenschaftliches und kulturelles Gedächtnis'' sie mitbildet. Sie ist dem Leitsatz der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und beschafft, erschließt und vermittelt Informationsquellen aller Fachgebiete als einer allen interessierten Personen offenstehenden Einrichtung.<br />
<br />
Zu den weiteren Aufgaben zählen unter anderem die [[Sondersammelgebiet]]e der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] oder die Kooperation mit in- und ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Informationseinrichtungen, wie die Teilnahme am nationalen und internationalen [[Fernleihe|Fernleihverkehr]] sowie dem [[Dokumentenlieferdienst|Schnelllieferdienst]] ([[Subito]]).<br />
<br />
== Sondersammelgebiete ==<br />
{{Siehe auch|Sondersammelgebiete}}<br />
* Spanien. Portugal<br />
* Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis<br />
<br />
== Bibliothekssystem Universität Hamburg ==<br />
Zum virtuellen Dach ''Bibliothekssystem Universität Hamburg'' gehören die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Landesbetrieb), die Bibliotheken der [[Universität Hamburg]] sowie die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek des UKE (ÄZB)]]. Auf der Basis von Kooperationsvereinbarungen stimmen sich die beteiligten Bibliotheken in Fragen der Erwerbung, Bereitstellung und Nutzung von Medien organisatorisch ab.<br />
<br />
'''Zuständigkeiten'''<br />
* Die SUB ist zentrale Ausleih- und Archivbibliothek Hamburger Hochschulen. Als bibliothekarisches Kompetenzzentrum betreibt sie gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) die bibliothekstechnische Infrastruktur für die Erschließung und Bereitstellung der Medien (das Lokale Bibliothekssystem – LBS). Die Bestände der Stabi und der Fachbibliotheken (einschließlich der Bestände der ÄZB) werden in einem gemeinsamen Online-Katalog (Campus-Katalog) nachgewiesen.<br />
* Die Bibliotheken der Universität Hamburg gliedern sich in 16 Fachbibliotheken, 11 Forschungs- und Spezialbibliotheken sowie 10 Sondersammlungen mit einem Bestand von ca. 3,8 Millionen Medien (E-Ressourcen, Bücher, Zeitschriften, Karten u.&nbsp;a.).<ref>[http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/portraits.html Portraits der Bibliotheken der Universität Hamburg]</ref><br />
* Die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB)]] ist – rechtlich betrachtet – nicht Teil der Universität, gehört aber dennoch zum Bibliothekssystem Universität Hamburg. Sie versorgt sowohl Studierende der Medizinischen Fakultät als auch das Fachpersonal des [[Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf]].<br />
<br />
== Verlag ==<br />
Die Bibliothek betreibt mit [[Hamburg University Press]] einen eigenen Verlag. Alle Werke dieses Verlages sind per [[Open Access]] kostenfrei zugänglich.<br />
<br />
== Virtuelle Fachbibliothek ==<br />
Die Staats- und Universitätsbibliothek betreibt eine [[Virtuelle Fachbibliothek]]:<br />
* '''[[cibera]]''' zum Thema Ibero-Amerika / Spanien / Portugal (gemeinsam mit weiteren Institutionen)<br />
* Suchmaschine '''[[Beluga (Suchmaschine)|beluga]]''' (zusammen weiteren Universitätsbibliotheken)<br />
<br />
== Stella ==<br />
Seit 2004 unterstützte der Bibliotheks-[[Chatbot]] ''Stella'' auf der Webpräsenz der Bibliothek Nutzer bei der Navigation und erleichterte die Nutzung elektronischer Dienste. Mitarbeiter werteten häufig gestellte Fragen aus und passten die ''Stella'' zugrundeliegende Datenbank an. <br />
Seit der Überarbeitung des Internet-Angebotes der Bibliothek am 3. März 2016 ist Stella nicht mehr im Einsatz.<br />
<br />
== Ausstellungen ==<br />
Es werden im Jahr etwa acht Ausstellungen im Ausstellungsraum und im Gang zum Lichthof präsentiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Friedrich Johann Lorenz Meyer]]: ''Die Stadtbibliothek.'' in: ''Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg'', Band 2, 6. Heft, Verlag [[Friedrich Hermann Nestler]], Hamburg, 1804, S. 276, ([http://books.google.de/books?id=uEwDAAAAYAAJ&pg=PA276&dq=false#v=onepage&q&f=false online]).<br />
* [[Johann Anton Rudolph Janssen]]: ''Die öffentlichen Stadtbibliothek in Hamburg'', in: ''Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek und die dabey angestellten Männer'', [[Hoffmann und Campe|Hoffmann & Campe]], Perthes & Besser und Herold, Hamburg, 1826, S. 473 ff, ([http://books.google.de/books?id=xU8NAAAAYAAJ&pg=PA473&dq=false#v=onepage&q&f=false online]).<br />
* [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]]: ''Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek'', Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1838, ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs3/object/display/bsb10814255_00001.html online]).<br />
* [[Johann Georg Christian Lehmann]], Christian Petersen: ''Ansichten und Baurisse der neuen Gebäude für Hamburgs öffentliche Bildungsanstalten kurz beschrieben und in Verbindung mit dem Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek'', Zur Feier der Einweihung am 4. Mai 1840, Johann August Meissner, Hamburg, 1840, ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10679380_00001.html online]).<br />
* Dritter Abschnitt: ''Alphabetisches Verzeichnis der wichtigsten hiesigen öffentlichen Anstalten, wohlthätigen Stiftungen und Vereine, wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, sehenswerthen Gebäude u.s.w.'', in ''Hamburgisches Adress-Buch'' für 1852, S. 439 ff., ([http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/view?did=c1:181050&p=523 SUB Hamburg]).<br />
* ''Bericht des Herrn Professors Dr. Petersen, Stadtbibliothekars, über die hamburgische Stadtbibliothek und die mit derselben verbundenen Sammlungen.'' in: Intelligenzblatt zum [[Serapeum (Zeitschrift)|Serapeum]], Band (1867), Heft 9, S. 65–69, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN001294598 Digitalisat]) und Heft 10, S. 73–76, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN00129461X Digitalisat]).<br />
* Werner Kayser: ''500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg : 1479 - 1979 ; von der Ratsbücherei zur Staats- und Universitätsbibliothek''. Hamburg, Hauswedell, 1979 ISBN 3-7762-0167-3 (=Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Bd. 8)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/ Website]<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/blog Neuigkeiten rund um die Stabi als Blog]<br />
* [http://beluga.hamburg Katalog des Bibliothekssystems Universität Hamburg]<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche/datenbank-informationssystem.html Verfügbare Fachdatenbanken]<br />
* [http://www.cibera.de/de/ Virtuelle Fachbibliothek Ibero-Amerika/Spanien/Portugal]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/33/51.29172/N |EW=9/59/6.71631/E |type=landmark|region=DE-HH}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=44643-9|LCCN=n/87/885884|VIAF=136139643}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothek in Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Regionalbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hochschulbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hamburg-Rotherbaum]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1479]]<br />
[[Kategorie:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg| ]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staats-_und_Universit%C3%A4tsbibliothek_Hamburg&diff=180646686
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
2018-09-05T07:44:07Z
<p>Textundblog: Abkürzung "SUB" in Bildunterschriften in das geläufigere "Stabi" geändert.</p>
<hr />
<div>{{Infobox Bibliothek<br />
|Name = Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br /> Carl von Ossietzky<br />
|Bild = [[Datei:Logo Staats- und Universitätsbibliotehk Hamburg.svg|200px]]<br />
|Bild-Titel = <br />
|Gründung = [[1479]] und [[1919]]<br />
|Gesamtbestand = 5 Millionen<br />
|Bibliothekstyp = [[Universitätsbibliothek]]<br />
|Ort = [[Hamburg]]<br />
|Sigel-Titel = DE-18 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br />
|Sigel-Link = 18<br />
|Sigel-Titel-2 = <br />
|Sigel-Link-2 = <br />
|ISIL = DE-18<br />
|Website = http://www.sub.uni-hamburg.de/<br />
}}<br />
[[Datei:Stabi Fassade Haupteingang.jpg|miniatur|Haupteingang der Stabi]]<br />
[[Datei:Staatsbibliothek Hamburg-Altbau.JPG|miniatur|Altbau der Stabi, ehemals [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasium]]]]<br />
[[Datei:Lesesaalblick.jpg|miniatur|Blick auf einen Teil des Lesesaals der Stabi (2006)]]<br />
[[Datei:Pincerno - Uni Hamburg 1-2009.PNG|miniatur|Lage in Hamburg]]<br />
Die '''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky''' (kurz ''Stabi'' oder ''SUB Hamburg'') ist die größte [[Wissenschaftliche Bibliothek|wissenschaftliche Allgemeinbibliothek]] des Stadtstaates [[Hamburg]] und der [[Metropolregion Hamburg|Hamburger Region]]. Die öffentliche [[Bibliothek]] ist insbesondere eine zentrale Bibliothek der [[Universität Hamburg]] und anderer [[Bildung und Forschung in Hamburg|Hamburger Hochschul- und Forschungsinstitutionen]] ([[Universitätsbibliothek]]). Sie dient der Literatur- und Informationsversorgung von [[Wissenschaft]], [[Kultur]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Wirtschaft]] und [[Verwaltung]].<br />
<br />
Die Bibliothek wird von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen und versieht die Aufgaben einer [[Regionalbibliothek|Landes-]] und [[Archivbibliothek]]. Zudem hat sie als Staatsbibliothek das [[Pflichtexemplar]]recht für Hamburg inne. Sie nimmt somit eine bedeutende Stellung innerhalb der [[Bibliotheken in Hamburg|Hamburger Bibliotheken]] ein. Zu Ehren des aus Hamburg stammenden Friedensnobelpreisträgers und Opfer des Nationalsozialismus trägt sie seit 1983 den Namen von [[Carl von Ossietzky]].<br />
<br />
Die derzeitige Direktorin ist [[Gabriele Beger]].<br />
<br />
== Lage ==<br />
Ihren Hauptsitz hat sie seit 1945 im Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] im [[Bezirk Eimsbüttel]] ([[Werner von Melle|Von-Melle]]-Park 3). Hier liegt sie zentral am Hauptcampus des Universitätsviertels ([[Grindel (Hamburg)|Grindelviertel]]) mit weiteren zentralen Einrichtungen der Universität Hamburg und nahestehenden Institutionen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Als erste öffentliche Bibliothek in Hamburg wurde 1479 eine Ratsbibliothek eingerichtet. Sie war im Rathaus untergebracht und geht auf eine Stiftung des Bürgermeisters [[Hinrich Murmester]] zurück. Murmester hatte in Italien Jura studiert und war dort mit dem Humanismus in Kontakt gekommen. Die Bibliothek sollte „jedem ehrbaren Manne“ offenstehen. Für einige Jahre finden sich in den Akten der Hamburger Kämmerei Ausgaben der Stadt für den Unterhalt der Bibliothek. Über ihren endgültigen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.<br />
<br />
Nach der Reformation 1529 wurde in Hamburg von [[Johannes Bugenhagen]] eine neue Kirchenordnung eingeführt. Damit wurde nicht nur eine neue Lateinschule, das [[Gelehrtenschule des Johanneums|Johanneum]] eingerichtet, sondern auch eine Bibliothek, die in den Schulräumen, im ehemaligen Kloster St. Johannis (an Stelle des heutigen [[Rathausmarkt]]es) aufgestellt war. Darin sollten nach der Kirchenordnung „alle boke gudt und bose“ versammelt werden. Wahrscheinlich wurden in dieser Bibliothek vor allem die Bücher der durch die Reformation aufgelösten Klöster aufgestellt.<br />
<br />
Als 1610 die Schule reformiert wurde und am Johanneum mit der Einrichtung des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] (1613) begonnen wurde, warb der Ratsherr und spätere Bürgermeister [[Sebastian von Bergen]] Geld und Buchspenden ein. Stiftungen wurden nicht nur von Ratsherren und Hamburger Gelehrten gemacht, sondern auch von einigen [[Zunft|Zünften]]. Die Bücher, die erworben und gestiftet wurden, waren hauptsächlich repräsentative Ausgaben der antiken Klassiker und Werke der Theologie und Geschichte, sie wurden zunächst in der Prima des Johanneums aufgestellt.<br />
<br />
=== Stiftungen des 17. Jahrhunderts ===<br />
[[Datei:Gelehrtenschule des Johanneums.jpg|miniatur|links|Die Stadtbibliothek über dem Gymnasium, Zustand 1650–1744]]<br />
[[Datei:Johanneum1840.jpg|mini|links|Johanneums-Neubau von 1840 am Speersort, Sitz der Bibliothek bis 1943]] <br />
Der Gelehrte und Jurist [[Friedrich Lindenbruch]] vermachte der Bibliothek seine Sammlung, die neben humanistischen und juristischen Werken auch wertvolle Handschriften enthielt. Der Mathematikprofessor [[Johann Adolf Tassius]] verkaufte der Stadt Hamburg seine Bücher und mathematischen Instrumente für eine Leibrente von Lübischen 60 Mark für sich und seine Frau. Der Wert der Sammlung soll die Zahlung weit überschritten haben. Sein handschriftlicher Nachlass kam nach seinem Tode ebenfalls an die Bibliothek. Der Stadtphysikus [[Paul Marquard Schlegel]] vermachte der Bibliothek seine medizinische Literatur und Präparate.<br />
<br />
Der Platz in den Klassenzimmern reichte nicht mehr aus, so dass 1648 ein Bibliothekssaal im Johanniskloster über dem [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Gymnasium]] hergerichtet und repräsentativ ausgestaltet wurde. Besonderen Eindruck machte auf die Zeitgenossen eine Kuppel, in der der Sternenhimmel mit den Sternen, Sternbildern und Gradkreisen dargestellt war, also eine Art [[Himmelsglobus]]. Die Sterne bestanden aus vergoldetem Blech und waren an ihrem „natürlichen Ort“ angebracht. Die Positionen hatte ein Mathematiker in die Kuppel übertragen. [[Otto Wagenfeld]] besorgte die künstlerische Gestaltung. Es wurde auch erstmals ein besoldeter Bibliothekar berufen und eine Bibliotheksordnung erlassen. Hamburger Drucker und Verleger erhielten 1696 die Abgabepflicht an die Stadtbibliothek, die ein Pflichtexemplarrecht besitzt. Sie wurde 1751 eine öffentliche Stadtbibliothek und erhält eine Bibliotheksordnung und für den Bestand von 50.000 Bänden wird an gleicher Stelle ein Neubau errichtet. Es wurde 1781 offiziell angekündigt, dass die Hamburgische Stadt-Bibliothek künftig noch gemeinnütziger gemacht werden soll.<ref>[[Gottlieb Christoph Harleß|Gottlieb Christoph Harless]], ''Kritische Nachrichten von kleinern theologischen, philosophischen, historischen und philologischen Schriften'', Bd. 1; 3. Stk., Vierlingsche Buchhandlung, Hof, 1783, S. 175 ff. ([http://books.google.de/books?id=U5xKAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA375#v=onepage&q&f=false online]), (kl. Abriss der Geschichte bis 1783).</ref> Sie erhielt 1801 einen jährlichen Erwerbungsetat. 1840 zog man mit der Gelehrtenschule des Johanneums in den Neubau des ''Johanneums'' am [[Speersort]] auf dem Grundstück des vormaligen [[Hamburger Dom (Alter Mariendom)|Doms]] um, wo sie vom [[Hamburger Brand]] verschont wird. Die Universität Hamburg wurde 1919 gegründet. Die Stadtbibliothek übernahm zusätzlich die Aufgabe einer Universitätsbibliothek. Nach dem Auszug der Gelehrtenschule des Johanneums wird im Gebäude auch die [[Commerzbibliothek]] untergebracht. Mit dem ersten Hamburgischen Hochschulgesetz vom 4. Februar 1921 wurde die Institution in Staats- und Universitätsbibliothek umbenannt.<br />
<br />
Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde die Bibliothek durch die [[Operation Gomorrha]] zerstört. Im Jahre 1943 war der Bestand auf ca. 850.000 Bände angewachsen, von denen 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet wurden. Die Hamburger Bibliothek war die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. Nur ein Teil des Buchbestandes war vor den Luftangriffen ausgelagert worden. 1945 bezog die Bibliothek das Gebäude des [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]] im Universitätsviertel. Ein Büchermagazin wurde 1960 errichtet. Ein Verwaltungsgebäude kam 1968 hinzu. Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wurde 1982 fertiggestellt und für die Nutzer freigegeben. Am 50. Jahrestag der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|nationalsozialistischen Bücherverbrennung]] erhielt sie den Namen ''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky'' zur Ehrung des pazifistischen Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers, der 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wird und an den Folgen seiner Haft im [[Konzentrationslager]] verstarb. Sie sammelt daher neben umfassender Literatur zu Politik und Friedensforschung pazifistische und antimilitaristische Literatur sowie Veröffentlichungen zu von Ossietzky in allen europäischen Sprachen im ''Carl von Ossietzky-Lesesaal'' als Zentrum des Gedenkens, der auch die Bibliothek und Archiv der [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]] beherbergt.<br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der aktuelle Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bemisst sich auf rund fünf Millionen Print- und elektronische Medien. Der größte Teil des Bestands ist magaziniert. Die aktuellen Bestände der jeweils letzten zehn Jahre stehen offen im SB-Bereich. In den Lesesälen sind die wichtigsten Nachschlagewerke, Handbücher und Zeitschriften, in Sonderlesesälen auch Spezialbestände verschiedener Gebiete (Handschriften, Hamburgensien und Kartensammlung) frei zugänglich, insgesamt rund 150.000 Bände, ebenso eine umfangreiche Sammlung von bibliographischen und biographischen Nachschlagewerken (53.000 Bände und 66.000 Mikrofiches) sowie für Studierende eine Lehrbuchsammlung mit Mehrfachexemplaren aus den verschiedensten Fachgebieten (etwa 50.000 Bände).<br />
<br />
Hinzu kommen noch rund 540.000 elektronische Medien<ref>http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche</ref> (davon 56.000 [[elektronische Zeitschrift]]en), 250 [[Inkunabel]]n, etwa 580 [[Nachlass|Nachlässe]] (zum Beispiel von [[Joachim Jungius]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Johann Mattheson]], [[Detlev von Liliencron]], [[Richard Dehmel]], [[Hans Henny Jahnn]], [[Wolfgang Borchert]], [[Hubert Fichte]]) und rund 780.000 [[Musikalien|Noten]] und [[Handschriften]].<br />
<br />
Jährlich kommen zum Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa 65.000 neue Bände hinzu.<br />
<br />
=== Bestandsschwerpunkte ===<br />
Die Bibliothek ist am [[Sondersammelgebiet]]splan der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] beteiligt und erwirbt hierbei für die Gebiete Spanien und Portugal sowie Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis die deutsch- und fremdsprachige Literatur so vollständig wie möglich. Darüber hinaus bildet die Latein-Amerikanistik in der ihr angeschlossenen [[Linga-Bibliothek]] <ref>http://linga-bibliothek.de/index.htm Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung</ref> einen traditionellen Schwerpunkt.<br />
Als Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg sammelt die Bibliothek mit gesetzlichem Auftrag als so genannte Pflichtexemplare alle in Hamburg publizierten Druckwerke, elektronischen Publikationen und Tonträger. Daneben wird alle inhaltlich auf Hamburg bezogene Literatur möglichst umfassend erworben und in der [http://www.sub.uni-hamburg.de/rb-fs.htm Hamburg-Bibliographie] verzeichnet.<br />
<br />
=== Kampagne Hamburg ohne Worte ===<br />
Da der Buchbestand der SUB von [[Papierzerfall|Säurefraß]] bedroht ist, hat die Bibliothek unter der Schirmherrschaft der damaligen Hamburger Kultursenatorin [[Karin von Welck]] eine großangelegte Rettungskampagne unter dem Titel ''Hamburg ohne Worte'' gestartet, die bundesweite mediale Aufmerksamkeit gefunden hat. In den Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken sind rund 4 Mio. Bände säuregeschädigt. Der Finanzbedarf für die Entsäuerung allein der 1,4 Mio. für die Sammlungen besonders wichtigen Bände wird auf rund 20 Mio. Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2009 stellt die Behörde für Wissenschaft und Forschung auf einer Haushaltsstelle „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ pro Jahr 0,8–1 Mio. Euro zur Massenentsäuerung zur Verfügung. Damit können jährlich etwa 60.000 Bände aus den Erscheinungsjahren 1840–1990 stabilisiert und für die Nachwelt erhalten werden.<ref name="SPON-497277">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/bibliotheken-saeurefrass-laesst-buecher-zerbroeseln-a-497277.html |titel=Bibliotheken: Säurefraß lässt Bücher zerbröseln |autor= |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2007-07-30 |zugriff=2018-06-09}}</ref><br />
<br />
== Gebäude ==<br />
Im Hauptgebäude der Bibliothek befinden sich das Ausleihzentrum mit SB-Bereich und Lehrbuchsammlung, das Informationszentrum, fünf Lesesäle, die Medienwerkstatt, ein Vortragsraum, ein Ausstellungsraum sowie eine Cafeteria.<br />
<br />
Im Altbau befinden sich der „Carl von Ossietzky“-Lesesaal, die „Wolfgang-Schweizer-Bibliothek, Homöopathische Bibliothek Hamburg“, die [[Bibliothek des Ärztlichen Vereins in Hamburg|Bibliothek des Ärztlichen Vereins]], das Wolfgang-Borchert-Archiv, die Linga-Bibliothek und die Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur. Bis 2014 befand sich hier auch die Hamburger Theatersammlung und das Zentrum für Theaterforschung. Mit der Übergabe der Bestände von der Universität Hamburg wurden diese mit den theaterhistorischen Beständen der Bibliothek vereint. Sie können nunmehr über den Campus-Katalog ausgeliehen werden.<br />
Als Magazin dienen ein 16-stöckiger Turm, ein Kompaktmagazin sowie eine Speicherbibliothek in [[Hamburg-Bergedorf (Stadtteil)|Bergedorf]].<br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
Die Bibliothek hat als Universitätsbibliothek die Aufgabe einer zentralen Bibliothek des Bibliothekssystems der Universität Hamburg und einer zentralen Bibliothek der anderen Hamburger Hochschulen. Als Staatsbibliothek hat sie zudem die Rolle einer Landes- und Archivbibliothek, mit dem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung der in Hamburg verlegten Druckwerke ([[Pflichtexemplar]]e) und amtlichen Druckschriften sowie die umfassende Sammlung von auf Hamburg und die Region bezogenes Schrifttum. Sie dient mit ihren umfangreichen Beständen und Informationsleistungen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und der beruflichen Arbeit und Fortbildung. Als Kulturinstitut beteiligt sie sich an der Pflege der geschichtlichen Überlieferung und des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Hansestadt deren ''wissenschaftliches und kulturelles Gedächtnis'' sie mitbildet. Sie ist dem Leitsatz der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und beschafft, erschließt und vermittelt Informationsquellen aller Fachgebiete als einer allen interessierten Personen offenstehenden Einrichtung.<br />
<br />
Zu den weiteren Aufgaben zählen unter anderem die [[Sondersammelgebiet]]e der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] oder die Kooperation mit in- und ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Informationseinrichtungen, wie die Teilnahme am nationalen und internationalen [[Fernleihe|Fernleihverkehr]] sowie dem [[Dokumentenlieferdienst|Schnelllieferdienst]] ([[Subito]]).<br />
<br />
== Sondersammelgebiete ==<br />
{{Siehe auch|Sondersammelgebiete}}<br />
* Spanien. Portugal<br />
* Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis<br />
<br />
== Bibliothekssystem Universität Hamburg ==<br />
Zum virtuellen Dach ''Bibliothekssystem Universität Hamburg'' gehören die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Landesbetrieb), die Bibliotheken der [[Universität Hamburg]] sowie die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek des UKE (ÄZB)]]. Auf der Basis von Kooperationsvereinbarungen stimmen sich die beteiligten Bibliotheken in Fragen der Erwerbung, Bereitstellung und Nutzung von Medien organisatorisch ab.<br />
<br />
'''Zuständigkeiten'''<br />
* Die SUB ist zentrale Ausleih- und Archivbibliothek Hamburger Hochschulen. Als bibliothekarisches Kompetenzzentrum betreibt sie gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) die bibliothekstechnische Infrastruktur für die Erschließung und Bereitstellung der Medien (das Lokale Bibliothekssystem – LBS). Die Bestände der Stabi und der Fachbibliotheken (einschließlich der Bestände der ÄZB) werden in einem gemeinsamen Online-Katalog (Campus-Katalog) nachgewiesen.<br />
* Die Bibliotheken der Universität Hamburg gliedern sich in 16 Fachbibliotheken, 11 Forschungs- und Spezialbibliotheken sowie 10 Sondersammlungen mit einem Bestand von ca. 3,8 Millionen Medien (E-Ressourcen, Bücher, Zeitschriften, Karten u.&nbsp;a.).<ref>[http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/portraits.html Portraits der Bibliotheken der Universität Hamburg]</ref><br />
* Die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB)]] ist – rechtlich betrachtet – nicht Teil der Universität, gehört aber dennoch zum Bibliothekssystem Universität Hamburg. Sie versorgt sowohl Studierende der Medizinischen Fakultät als auch das Fachpersonal des [[Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf]].<br />
<br />
== Verlag ==<br />
Die Bibliothek betreibt mit [[Hamburg University Press]] einen eigenen Verlag. Alle Werke dieses Verlages sind per [[Open Access]] kostenfrei zugänglich.<br />
<br />
== Virtuelle Fachbibliothek ==<br />
Die Staats- und Universitätsbibliothek betreibt eine [[Virtuelle Fachbibliothek]]:<br />
* '''[[cibera]]''' zum Thema Ibero-Amerika / Spanien / Portugal (gemeinsam mit weiteren Institutionen)<br />
* Suchmaschine '''[[Beluga (Suchmaschine)|beluga]]''' (zusammen weiteren Universitätsbibliotheken)<br />
<br />
== Stella ==<br />
Seit 2004 unterstützte der Bibliotheks-[[Chatbot]] ''Stella'' auf der Webpräsenz der Bibliothek Nutzer bei der Navigation und erleichterte die Nutzung elektronischer Dienste. Mitarbeiter werteten häufig gestellte Fragen aus und passten die ''Stella'' zugrundeliegende Datenbank an. <br />
Seit der Überarbeitung des Internet-Angebotes der Bibliothek am 3. März 2016 ist Stella nicht mehr im Einsatz.<br />
<br />
== Ausstellungen ==<br />
Es werden im Jahr etwa acht Ausstellungen im Ausstellungsraum und im Gang zum Lichthof präsentiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Friedrich Johann Lorenz Meyer]]: ''Die Stadtbibliothek.'' in: ''Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg'', Band 2, 6. Heft, Verlag [[Friedrich Hermann Nestler]], Hamburg, 1804, S. 276, ([http://books.google.de/books?id=uEwDAAAAYAAJ&pg=PA276&dq=false#v=onepage&q&f=false online]).<br />
* [[Johann Anton Rudolph Janssen]]: ''Die öffentlichen Stadtbibliothek in Hamburg'', in: ''Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek und die dabey angestellten Männer'', [[Hoffmann und Campe|Hoffmann & Campe]], Perthes & Besser und Herold, Hamburg, 1826, S. 473 ff, ([http://books.google.de/books?id=xU8NAAAAYAAJ&pg=PA473&dq=false#v=onepage&q&f=false online]).<br />
* [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]]: ''Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek'', Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1838, ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs3/object/display/bsb10814255_00001.html online]).<br />
* [[Johann Georg Christian Lehmann]], Christian Petersen: ''Ansichten und Baurisse der neuen Gebäude für Hamburgs öffentliche Bildungsanstalten kurz beschrieben und in Verbindung mit dem Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek'', Zur Feier der Einweihung am 4. Mai 1840, Johann August Meissner, Hamburg, 1840, ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10679380_00001.html online]).<br />
* Dritter Abschnitt: ''Alphabetisches Verzeichnis der wichtigsten hiesigen öffentlichen Anstalten, wohlthätigen Stiftungen und Vereine, wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, sehenswerthen Gebäude u.s.w.'', in ''Hamburgisches Adress-Buch'' für 1852, S. 439 ff., ([http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/view?did=c1:181050&p=523 SUB Hamburg]).<br />
* ''Bericht des Herrn Professors Dr. Petersen, Stadtbibliothekars, über die hamburgische Stadtbibliothek und die mit derselben verbundenen Sammlungen.'' in: Intelligenzblatt zum [[Serapeum (Zeitschrift)|Serapeum]], Band (1867), Heft 9, S. 65–69, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN001294598 Digitalisat]) und Heft 10, S. 73–76, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN00129461X Digitalisat]).<br />
* Werner Kayser: ''500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg : 1479 - 1979 ; von der Ratsbücherei zur Staats- und Universitätsbibliothek''. Hamburg, Hauswedell, 1979 ISBN 3-7762-0167-3 (=Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Bd. 8)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/ Website]<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/blog Neuigkeiten rund um die Stabi als Blog]<br />
* [http://beluga.hamburg Katalog des Bibliothekssystems Universität Hamburg]<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche/datenbank-informationssystem.html Verfügbare Fachdatenbanken]<br />
* [http://www.cibera.de/de/ Virtuelle Fachbibliothek Ibero-Amerika/Spanien/Portugal]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/33/51.29172/N |EW=9/59/6.71631/E |type=landmark|region=DE-HH}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=44643-9|LCCN=n/87/885884|VIAF=136139643}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothek in Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Regionalbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hochschulbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hamburg-Rotherbaum]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1479]]<br />
[[Kategorie:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg| ]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gabriele_Beger&diff=174427746
Gabriele Beger
2018-02-26T22:00:43Z
<p>Textundblog: Bild eingefügt</p>
<hr />
<div>'''Gabriele Beger''' (* [[24. April]] [[1952]] in [[Berlin]]) ist eine deutsche Bibliothekarin und Juristin.<br />
[[File:Gabriele Beger.jpg|thumb|Gabriele Beger]]<br />
== Leben ==<br />
Nach der Ausbildung zur [[Bibliotheksassistent]]in studierte Beger bis 1976 [[Bibliothekswesen]] an den Fachschulen Leipzig und Berlin. Nach einem Zweitstudium der [[Rechtswissenschaft]] von 1984 bis 1990 an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]] promovierte sie 2002 dort an der Philosophischen Fakultät zum Thema 'Urheberrecht und elektronische Bibliotheksangebote – ein Interessenkonflikt' zum Doctor Philosophiae.<br />
<br />
Beger war seit 1971 an der [[Berliner Stadtbibliothek]] tätig, von 1992 bis 2005 als deren Direktorin. 1990 bis 1992 war sie daneben auch als [[Rechtsanwalt|Rechtsanwältin]] zugelassen. Seit 2005 ist sie Direktorin der [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]. Beger lehrt seit 1996 an der Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, und als Honorarprofessorin am Fachbereich Informationswissenschaften der [[Fachhochschule Potsdam]] „Recht für Bibliothek Information und Dokumentation“. Seit 2007 lehrt sie auch an der Universität Hamburg, Fachbereich Informatik, Recht der Informationswirtschaft und [[Urheberrecht]].<br />
<br />
2008 wurde sie für ihr Engagement in zahlreichen Verbänden als erste Deutsche mit dem John-Jacob-Astor-Award der [[Checkpoint-Charlie-Stiftung]] ausgezeichnet. 2018 erhielt sie zudem das [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz]] 1. Klasse.<ref>{{Literatur |Titel=Stabi-Direktorin Gabriele Beger mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet |Sammelwerk=Stabi-Blog |Datum=2018-02-26 |Online=https://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=24372 |Abruf=2018-02-26}}</ref><br />
<br />
== Ämter und Mitgliedschaften ==<br />
* 2006 bis 2009 Vorsitzende des [[Deutscher Bibliotheksverband|Deutschen Bibliotheksverbandes e.V.]] (dbv) und Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung [[Bibliothek & Information Deutschland|Bibliothek Information Deutschland e.V.]] (BID)<br />
* Vorsitzende des Fachausschusses Urheberrecht des [[Deutscher Kulturrat|Deutschen Kulturrats]]<br />
* Vertreterin des Deutschen Bibliotheksverbandes in der Kommission Bibliothekstantieme der Kultusministerkonferenz<br />
* Gemeinsame behördliche Datenschutzbeauftragte der Universität Hamburg, der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, der HCU, HfMT und HfbK und der TU Hamburg-Harburg<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{DNB-Portal|124254292}}<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/presse-ausstellungen-veranstaltungen/presse-bereich.html?eID=dam_frontend_push&docID=7303 Lebenslauf] (PDF-Datei; 24&nbsp;kB)<br />
* [https://www.ibi.hu-berlin.de/de/institut/personen/beger www.ibi.hu-berlin.de]<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=124254292|LCCN=nb/2004/7896|VIAF=163125782}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Beger, Gabriele}}<br />
[[Kategorie:Bibliothekar]]<br />
[[Kategorie:Rechtsbibliothekar]]<br />
[[Kategorie:Rechtswissenschaftler (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Rechtswissenschaftler (21. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (FH Potsdam)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Rechtsanwalt (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]]<br />
[[Kategorie:Person (Berlin)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1952]]<br />
[[Kategorie:Frau]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Beger, Gabriele<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Bibliothekarin und Rechtswissenschaftlerin<br />
|GEBURTSDATUM=24. April 1952<br />
|GEBURTSORT=[[Berlin]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Landesbibliothek&diff=171604564
Landesbibliothek
2017-12-02T15:48:00Z
<p>Textundblog: Links hinzugefügt</p>
<hr />
<div>'''Landesbibliothek''' bezeichnet<br />
<br />
in Deutschland eine [[Regionalbibliothek]], z.&nbsp;B. die eines Bundeslandes:<br />
<br />
* [[Badische Landesbibliothek]], Karlsruhe <br />
* [[Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek]] - Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover<br />
* [[Eutiner Landesbibliothek]] <br />
* [[Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern]], Schwerin<br />
* [[Landesbibliothek Oldenburg]]<br />
* [[Landesbibliothek Wiesbaden]] <br />
* [[Pfälzische Landesbibliothek Speyer]]<br />
* [[Rheinische Landesbibliothek Koblenz]]<br />
* [[Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek]], Saarbrücken<br />
* [[Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden]]<br />
* [[Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek]], Kiel<br />
* [[Staats- und Universitätsbibliothek Bremen]]<br />
* [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]<br />
* [[Stadt- und Landesbibliothek Potsdam]] für die Stadt [[Potsdam]] und das Land [[Brandenburg]] <br />
* [[Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek]], Jena<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Bonn]] <br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt]]<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]] <br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Münster]]<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt]]<br />
* [[Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel]]<br />
* [[Württembergische Landesbibliothek]], Stuttgart<br />
* [[Zentral- und Landesbibliothek Berlin]]<br />
<br />
in der Schweiz <br />
* den bis 2006 offiziellen Namen der [[Schweizerische Nationalbibliothek|Schweizerischen Nationalbibliothek]]<br />
<br />
* [[Glarner Landesbibliothek]], Kanton Glarus <br />
<br />
in Österreich <br />
* [[Burgenländische Landesbibliothek]] <br />
* [[Kärntner Landesbibliothek]], Klagenfurt<br />
* [[Niederösterreichische Landesbibliothek]]<br />
* [[Oberösterreichische Landesbibliothek]]<br />
* [[Steiermärkische Landesbibliothek]]<br />
* [[Vorarlberger Landesbibliothek]], Bregenz<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Salzburg]]<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Tirol]]<br />
<br />
Weitere<br />
* [[Landesbibliothek der Färöer]]<br />
* [[Liechtensteinische Landesbibliothek]] <br />
* [[Mährische Landesbibliothek]] <br />
<br />
<br />
'''Siehe auch:'''<br />
{{Wiktionary}}<br />
* [[Kantonsbibliothek]]<br />
* [[Staatsbibliothek]]<br />
<br />
{{Begriffsklärung}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Landesbibliothek&diff=171604518
Landesbibliothek
2017-12-02T15:46:08Z
<p>Textundblog: Links hinzugefügt</p>
<hr />
<div>'''Landesbibliothek''' bezeichnet<br />
<br />
in Deutschland eine [[Regionalbibliothek]], z.&nbsp;B. die eines Bundeslandes:<br />
<br />
* [[Badische Landesbibliothek]], Karlsruhe <br />
* [[Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek]] - Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover<br />
* [[Eutiner Landesbibliothek]] <br />
* [[Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern]], Schwerin<br />
* [[Landesbibliothek Oldenburg]]<br />
* [[Landesbibliothek Wiesbaden]] <br />
* [[Pfälzische Landesbibliothek Speyer]]<br />
* [[Rheinische Landesbibliothek Koblenz]]<br />
* [[Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek]], Saarbrücken<br />
* [[Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden]]<br />
* [[Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek]], Kiel<br />
* [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]<br />
* [[Stadt- und Landesbibliothek Potsdam]] für die Stadt [[Potsdam]] und das Land [[Brandenburg]] <br />
* [[Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek]], Jena<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Bonn]] <br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt]]<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]] <br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Münster]]<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt]]<br />
* [[Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel]]<br />
* [[Württembergische Landesbibliothek]], Stuttgart<br />
* [[Zentral- und Landesbibliothek Berlin]]<br />
<br />
in der Schweiz <br />
* den bis 2006 offiziellen Namen der [[Schweizerische Nationalbibliothek|Schweizerischen Nationalbibliothek]]<br />
<br />
* [[Glarner Landesbibliothek]], Kanton Glarus <br />
<br />
in Österreich <br />
* [[Burgenländische Landesbibliothek]] <br />
* [[Kärntner Landesbibliothek]], Klagenfurt<br />
* [[Niederösterreichische Landesbibliothek]]<br />
* [[Oberösterreichische Landesbibliothek]]<br />
* [[Steiermärkische Landesbibliothek]]<br />
* [[Vorarlberger Landesbibliothek]], Bregenz<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Salzburg]]<br />
* [[Universitäts- und Landesbibliothek Tirol]]<br />
<br />
Weitere<br />
* [[Landesbibliothek der Färöer]]<br />
* [[Liechtensteinische Landesbibliothek]] <br />
* [[Mährische Landesbibliothek]] <br />
<br />
<br />
'''Siehe auch:'''<br />
{{Wiktionary}}<br />
* [[Kantonsbibliothek]]<br />
* [[Staatsbibliothek]]<br />
<br />
{{Begriffsklärung}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staats-_und_Universit%C3%A4tsbibliothek_Hamburg&diff=171604459
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
2017-12-02T15:44:04Z
<p>Textundblog: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Bibliothek<br />
|Name = Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br /> Carl von Ossietzky<br />
|Bild = [[Datei:Logo Staats- und Universitätsbibliotehk Hamburg.svg|200px]]<br />
|Bild-Titel = <br />
|Gründung = [[1479]] und [[1919]]<br />
|Gesamtbestand = 5 Millionen<br />
|Bibliothekstyp = [[Universitätsbibliothek]]<br />
|Ort = [[Hamburg]]<br />
|Sigel-Titel = DE-18 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br />
|Sigel-Link = 18<br />
|Sigel-Titel-2 = <br />
|Sigel-Link-2 = <br />
|ISIL = DE-18<br />
|Website = http://www.sub.uni-hamburg.de/<br />
}}<br />
[[Datei:Stabi Fassade Haupteingang.jpg|miniatur|Haupteingang der SUB]]<br />
[[Datei:Staatsbibliothek Hamburg-Altbau.JPG|miniatur|Altbau der SUB, ehemals [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasium]]]]<br />
[[Datei:Lesesaalblick.jpg|miniatur|Blick auf einen Teil des Lesesaals der SUB]]<br />
[[Datei:Pincerno - Uni Hamburg 1-2009.PNG|miniatur|Lage in Hamburg]]<br />
Die '''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky''' (kurz ''Stabi'' oder ''SUB Hamburg'') ist die größte [[Wissenschaftliche Bibliothek|wissenschaftliche Allgemeinbibliothek]] des Stadtstaates [[Hamburg]] und der [[Metropolregion Hamburg|Hamburger Region]]. Die öffentliche [[Bibliothek]] ist insbesondere eine zentrale Bibliothek der [[Universität Hamburg]] und anderer [[Bildung und Forschung in Hamburg|Hamburger Hochschul- und Forschungsinstitutionen]] ([[Universitätsbibliothek]]). Sie dient der Literatur- und Informationsversorgung von [[Wissenschaft]], [[Kultur]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Wirtschaft]] und [[Verwaltung]].<br />
<br />
'''Die Bibliothek wird von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen und versieht die Aufgaben einer [[Regionalbibliothek|Landes-]] und [[Archivbibliothek]]'''. Zudem hat sie als Staatsbibliothek das [[Pflichtexemplar]]recht für Hamburg inne. Sie nimmt somit eine bedeutende Stellung innerhalb der [[Bibliotheken in Hamburg|Hamburger Bibliotheken]] ein. Zu Ehren des aus Hamburg stammenden Friedensnobelpreisträgers und Opfer des Nationalsozialismus trägt sie den Namen von [[Carl von Ossietzky]].<br />
<br />
Die derzeitige Direktorin ist [[Gabriele Beger]].<br />
<br />
== Lage ==<br />
Ihren Hauptsitz hat sie seit 1945 im Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] im [[Bezirk Eimsbüttel]] ([[Werner von Melle|Von-Melle]]-Park 3). Hier liegt sie zentral am Hauptcampus des Universitätsviertels ([[Grindel (Hamburg)|Grindelviertel]]) mit weiteren zentralen Einrichtungen der Universität Hamburg und nahestehenden Institutionen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Als erste öffentliche Bibliothek in Hamburg wurde 1479 eine Ratsbibliothek eingerichtet. Sie war im Rathaus untergebracht und geht auf eine Stiftung des Bürgermeisters [[Hinrich Murmester]] zurück. Murmester hatte in Italien Jura studiert und war dort mit dem Humanismus in Kontakt gekommen. Die Bibliothek sollte „jedem ehrbaren Manne“ offenstehen. Für einige Jahre finden sich in den Akten der Hamburger Kämmerei Ausgaben der Stadt für den Unterhalt der Bibliothek. Über ihren endgültigen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.<br />
<br />
Nach der Reformation 1529 wurde in Hamburg von [[Johannes Bugenhagen]] eine neue Kirchenordnung eingeführt. Damit wurde nicht nur eine neue Lateinschule, das [[Gelehrtenschule des Johanneums|Johanneum]] eingerichtet, sondern auch eine Bibliothek, die in den Schulräumen, im ehemaligen Kloster St. Johannis (an Stelle des heutigen [[Rathausmarkt]]es) aufgestellt war. Darin sollten nach der Kirchenordnung „alle boke gudt und bose“ versammelt werden. Wahrscheinlich wurden in dieser Bibliothek vor allem die Bücher der durch die Reformation aufgelösten Klöster aufgestellt.<br />
<br />
Als 1610 die Schule reformiert wurde und am Johanneum mit der Einrichtung des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] (1613) begonnen wurde, warb der Ratsherr und spätere Bürgermeister [[Sebastian von Bergen]] Geld und Buchspenden ein. Stiftungen wurden nicht nur von Ratsherren und Hamburger Gelehrten gemacht, sondern auch von einigen [[Zunft|Zünften]]. Die Bücher, die erworben und gestiftet wurden, waren hauptsächlich repräsentative Ausgaben der antiken Klassiker und Werke der Theologie und Geschichte, sie wurden zunächst in der Prima des Johanneums aufgestellt.<br />
<br />
=== Stiftungen des 17. Jahrhunderts ===<br />
[[Datei:Gelehrtenschule des Johanneums.jpg|miniatur|links|Die Stadtbibliothek über dem Gymnasium, Zustand 1650–1744]]<br />
Der Gelehrte und Jurist [[Friedrich Lindenbruch]] vermachte der Bibliothek seine Sammlung, die neben humanistischen und juristischen Werken auch wertvolle Handschriften enthielt. Der Mathematikprofessor [[Johann Adolf Tassius]] verkaufte der Stadt Hamburg seine Bücher und mathematischen Instrumente für eine Leibrente von Lübischen 60 Mark für sich und seine Frau. Der Wert der Sammlung soll die Zahlung weit überschritten haben. Sein handschriftlicher Nachlass kam nach seinem Tode ebenfalls an die Bibliothek. Der Stadtphysikus [[Paul Marquard Schlegel]] vermachte der Bibliothek seine medizinische Literatur und Präparate.<br />
<br />
Der Platz in den Klassenzimmern reichte nicht mehr aus, so dass 1648 ein Bibliothekssaal im Johanniskloster über dem [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Gymnasium]] hergerichtet und repräsentativ ausgestaltet wurde. Besonderen Eindruck machte auf die Zeitgenossen eine Kuppel, in der der Sternenhimmel mit den Sternen, Sternbildern und Gradkreisen dargestellt war, also eine Art [[Himmelsglobus]]. Die Sterne bestanden aus vergoldetem Blech und waren an ihrem „natürlichen Ort“ angebracht. Die Positionen hatte ein Mathematiker in die Kuppel übertragen. [[Otto Wagenfeld]] besorgte die künstlerische Gestaltung. Es wurde auch erstmals ein besoldeter Bibliothekar berufen und eine Bibliotheksordnung erlassen.<br />
<br />
* '''1696:''' Abgabepflicht für Hamburger Drucker und Verleger. Die Stadtbibliothek besitzt das Pflichtexemplarrecht.<br />
* '''1751:''' Sie wird öffentliche Stadtbibliothek und erhält eine Bibliotheksordnung und für den Bestand von 50.000 Bänden wird an gleicher Stelle ein Neubau errichtet.<br />
* '''1781:''' Öffentliche Ankündigung, die Hamburgische Stadt-Bibliothek soll künftig noch gemeinnütziger gemacht werden ...<ref>[[Gottlieb Christoph Harleß|Gottlieb Christoph Harless]], ''Kritische Nachrichten von kleinern theologischen, philosophischen, historischen und philologischen Schriften'', Bd. 1; 3. Stk., Vierlingsche Buchhandlung, Hof, 1783, S. 175 ff. ([http://books.google.de/books?id=U5xKAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA375#v=onepage&q&f=false online]), (kl. Abriss der Geschichte bis 1783).</ref><br />
* '''1801:''' Sie erhält einen jährlichen Erwerbungsetat.<br />
* '''1840:''' Umzug mit der Gelehrtenschule des Johanneums in den Neubau des ''Johanneums'' am [[Speersort]] auf dem Grundstück des vormaligen [[Hamburger Dom (Alter Mariendom)|Doms]], wo sie vom [[Hamburger Brand]] verschont wird.<br />
* '''1919:''' Gründung der Universität Hamburg. Die Stadtbibliothek übernimmt zusätzlich die Aufgabe einer Universitätsbibliothek. Nach dem Auszug der Gelehrtenschule des Johanneums wird im Gebäude auch die [[Commerzbibliothek]] untergebracht.<br />
* '''1921:''' Mit dem ersten Hamburgischen Hochschulgesetz vom 4. Februar 1921 wird die Institution in Staats- und Universitätsbibliothek umbenannt.<br />
* '''1943:''' Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges ([[Operation Gomorrha]]). Im Jahre 1943 war der Bestand auf ca. 850.000 Bände angewachsen, von denen 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet worden sind. Die Hamburger Bibliothek war die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. Nur ein Teil des Buchbestandes war vor den Luftangriffen ausgelagert worden. 1945 bezieht die Bibliothek das Gebäude des [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]] im Universitätsviertel.<br />
* '''1960:''' Ein Büchermagazin wird errichtet.<br />
* '''1968:''' Ein Verwaltungsgebäude kommt hinzu.<br />
* '''1982:''' Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wird fertiggestellt und für die Nutzer freigegeben.<br />
* '''1983:''' Am 50. Jahrestag der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|nationalsozialistischen Bücherverbrennung]] erhält sie den Namen ''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky'' zur Ehrung des pazifistischen Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers, der 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wird und an den Folgen seiner Haft im [[Konzentrationslager]] verstarb. Sie sammelt daher neben umfassender Literatur zu Politik und Friedensforschung pazifistische und antimilitaristische Literatur sowie Veröffentlichungen zu von Ossietzky in allen europäischen Sprachen im ''Carl von Ossietzky-Lesesaal'' als Zentrum des Gedenkens, der auch die Bibliothek und Archiv der [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]] beherbergt.<br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der aktuelle Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bemisst sich auf rund fünf Millionen Print- und elektronische Medien. Der größte Teil des Bestands ist magaziniert. Die aktuellen Bestände der jeweils letzten zehn Jahre stehen offen im SB-Bereich. In den Lesesälen sind die wichtigsten Nachschlagewerke, Handbücher und Zeitschriften, in Sonderlesesälen auch Spezialbestände verschiedener Gebiete (Handschriften, Hamburgensien und Kartensammlung) frei zugänglich, insgesamt rund 150.000 Bände, ebenso eine umfangreiche Sammlung von bibliographischen und biographischen Nachschlagewerken (53.000 Bände und 66.000 Mikrofiches) sowie für Studierende eine Lehrbuchsammlung mit Mehrfachexemplaren aus den verschiedensten Fachgebieten (etwa 50.000 Bände).<br />
<br />
Hinzu kommen noch rund 540.000 elektronische Medien<ref>http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche</ref> (davon 56.000 [[elektronische Zeitschrift]]en), 250 [[Inkunabel]]n, etwa 580 [[Nachlass|Nachlässe]] (zum Beispiel von [[Joachim Jungius]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Johann Mattheson]], [[Detlev von Liliencron]], [[Richard Dehmel]], [[Hans Henny Jahnn]], [[Wolfgang Borchert]], [[Hubert Fichte]]) und rund 780.000 [[Musikalien|Noten]] und [[Handschriften]].<br />
<br />
Jährlich kommen zum Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa 65.000 neue Bände hinzu.<br />
<br />
=== Bestandsschwerpunkte ===<br />
Die Bibliothek ist am [[Sondersammelgebiet]]splan der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] beteiligt und erwirbt hierbei für die Gebiete Spanien und Portugal sowie Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis die deutsch- und fremdsprachige Literatur so vollständig wie möglich. Darüber hinaus bildet die Latein-Amerikanistik in der ihr angeschlossenen [[Linga-Bibliothek]] <ref>http://linga-bibliothek.de/index.htm Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung</ref> einen traditionellen Schwerpunkt.<br />
Als Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg sammelt die Bibliothek mit gesetzlichem Auftrag als so genannte Pflichtexemplare alle in Hamburg publizierten Druckwerke, elektronischen Publikationen und Tonträger. Daneben wird alle inhaltlich auf Hamburg bezogene Literatur möglichst umfassend erworben und in der [http://www.sub.uni-hamburg.de/rb-fs.htm Hamburg-Bibliographie] verzeichnet.<br />
<br />
=== Kampagne Hamburg ohne Worte ===<br />
Da der Buchbestand der SUB von [[Papierzerfall|Säurefraß]] bedroht ist, hat die Bibliothek unter der Schirmherrschaft der damaligen Hamburger Kultursenatorin [[Karin von Welck]] eine großangelegte Rettungskampagne unter dem Titel ''Hamburg ohne Worte'' gestartet, die bundesweite mediale Aufmerksamkeit gefunden hat. In den Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken sind rund 4 Mio. Bände säuregeschädigt. Der Finanzbedarf für die Entsäuerung allein der 1,4 Mio. für die Sammlungen besonders wichtigen Bände wird auf rund 20 Mio. Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2009 stellt die Behörde für Wissenschaft und Forschung auf einer Haushaltsstelle „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ pro Jahr 0,8–1 Mio. Euro zur Massenentsäuerung zur Verfügung. Damit können jährlich etwa 60.000 Bände aus den Erscheinungsjahren 1840–1990 stabilisiert und für die Nachwelt erhalten werden.<ref>http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,497277,00.html</ref><br />
<br />
== Gebäude ==<br />
Im Hauptgebäude der Bibliothek befinden sich das Ausleihzentrum mit SB-Bereich und Lehrbuchsammlung, das Informationszentrum, fünf Lesesäle, die Medienwerkstatt, ein Vortragsraum, ein Ausstellungsraum sowie eine Cafeteria.<br />
<br />
Im Altbau befinden sich der „Carl von Ossietzky“-Lesesaal, die „Wolfgang-Schweizer-Bibliothek, Homöopathische Bibliothek Hamburg“, die [[Bibliothek des Ärztlichen Vereins in Hamburg|Bibliothek des Ärztlichen Vereins]], das Wolfgang-Borchert-Archiv, die Linga-Bibliothek und die Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur. Bis 2014 befand sich hier auch die Hamburger Theatersammlung und das Zentrum für Theaterforschung. Mit der Übergabe der Bestände von der Universität Hamburg wurden diese mit den theaterhistorischen Beständen der Bibliothek vereint. Sie können nunmehr über den Campus-Katalog ausgeliehen werden.<br />
Als Magazin dienen ein 16-stöckiger Turm, ein Kompaktmagazin sowie eine Speicherbibliothek in [[Hamburg-Bergedorf (Stadtteil)|Bergedorf]].<br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
Die Bibliothek hat als Universitätsbibliothek die Aufgabe einer zentralen Bibliothek des Bibliothekssystems der Universität Hamburg und einer zentralen Bibliothek der anderen Hamburger Hochschulen. Als Staatsbibliothek hat sie zudem die Rolle einer Landes- und Archivbibliothek, mit dem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung der in Hamburg verlegten Druckwerke ([[Pflichtexemplar]]e) und amtlichen Druckschriften sowie die umfassende Sammlung von auf Hamburg und die Region bezogenes Schrifttum. Sie dient mit ihren umfangreichen Beständen und Informationsleistungen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und der beruflichen Arbeit und Fortbildung. Als Kulturinstitut beteiligt sie sich an der Pflege der geschichtlichen Überlieferung und des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Hansestadt deren ''wissenschaftliches und kulturelles Gedächtnis'' sie mitbildet. Sie ist dem Leitsatz der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und beschafft, erschließt und vermittelt Informationsquellen aller Fachgebiete als einer allen interessierten Personen offenstehenden Einrichtung.<br />
<br />
Zu den weiteren Aufgaben zählen unter anderem die [[Sondersammelgebiet]]e der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] oder die Kooperation mit in- und ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Informationseinrichtungen, wie die Teilnahme am nationalen und internationalen [[Fernleihe|Fernleihverkehr]] sowie dem [[Dokumentenlieferdienst|Schnelllieferdienst]] ([[Subito]]).<br />
<br />
== Die Sondersammelgebiete ==<br />
{{Siehe auch|Sondersammelgebiete}}<br />
* Spanien. Portugal<br />
* Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis<br />
<br />
== Bibliothekssystem Universität Hamburg ==<br />
Zum virtuellen Dach ''Bibliothekssystem Universität Hamburg'' gehören die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Landesbetrieb), die Bibliotheken der [[Universität Hamburg]] sowie die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek des UKE (ÄZB)]]. Auf der Basis von Kooperationsvereinbarungen stimmen sich die beteiligten Bibliotheken in Fragen der Erwerbung, Bereitstellung und Nutzung von Medien organisatorisch ab.<br />
<br />
'''Zuständigkeiten'''<br />
* Die SUB ist zentrale Ausleih- und Archivbibliothek Hamburger Hochschulen. Als bibliothekarisches Kompetenzzentrum betreibt sie gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) die bibliothekstechnische Infrastruktur für die Erschließung und Bereitstellung der Medien (das Lokale Bibliothekssystem – LBS). Die Bestände der Stabi und der Fachbibliotheken (einschließlich der Bestände der ÄZB) werden in einem gemeinsamen Online-Katalog (Campus-Katalog) nachgewiesen.<br />
* Die Bibliotheken der Universität Hamburg gliedern sich in 16 Fachbibliotheken, 11 Forschungs- und Spezialbibliotheken sowie 10 Sondersammlungen mit einem Bestand von ca. 3,8 Millionen Medien (E-Ressourcen, Bücher, Zeitschriften, Karten u.a.).<ref>[http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/portraits.html Portraits der Bibliotheken der Universität Hamburg]</ref><br />
* Die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB)]] ist – rechtlich betrachtet – nicht Teil der Universität, gehört aber dennoch zum Bibliothekssystem Universität Hamburg. Sie versorgt sowohl Studierende der Medizinischen Fakultät als auch das Fachpersonal des [[UKE|Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf]].<br />
<br />
== Verlag ==<br />
Die Bibliothek betreibt mit [[Hamburg University Press]] einen eigenen Verlag. Alle Werke dieses Verlages sind per [[Open Access]] kostenfrei zugänglich.<br />
<br />
== Virtuelle Fachbibliothek ==<br />
Die Staats- und Universitätsbibliothek betreibt eine [[Virtuelle Fachbibliothek]]:<br />
* '''[[cibera]]''' zum Thema Ibero-Amerika / Spanien / Portugal (gemeinsam mit weiteren Institutionen)<br />
<br />
== Stella ==<br />
[[Datei:Stella.jpg|miniatur|250px|Stella, der Chatbot der SUB]]<br />
Seit 2004 war ''Stella'', der Bibliotheks-[[Chatbot]], auf der Webpräsenz der Bibliothek zugegen. ''Stella'' unterstützte die Nutzer bei der Navigation durch die Webpräsenz und erleichterte vor allem die Nutzung der elektronischen Dienste. Ein Team von Mitarbeitern wertete häufig gestellte Fragen aus und passt die ''Stella'' zugrundeliegende Datenbank dementsprechend an. Seit dem Relaunch der Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg am 3. März 2016 ist Stella nicht mehr auf der Website im Einsatz.<br />
<br />
== Ausstellungen ==<br />
Es werden im Jahr etwa acht Ausstellungen im Ausstellungsraum und im Gang zum Lichthof präsentiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Friedrich Johann Lorenz Meyer]]: ''Die Stadtbibliothek.'' in: ''Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg'', Band 2, 6. Heft, Verlag [[Friedrich Hermann Nestler]], Hamburg, 1804, S. 276, ([http://books.google.de/books?id=uEwDAAAAYAAJ&pg=PA276&dq=false#v=onepage&q&f=false online]).<br />
* [[Johann Anton Rudolph Janssen]]: ''Die öffentlichen Stadtbibliothek in Hamburg'', in: ''Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek und die dabey angestellten Männer'', [[Hoffmann und Campe|Hoffmann & Campe]], Perthes & Besser und Herold, Hamburg, 1826, S. 473 ff, ([http://books.google.de/books?id=xU8NAAAAYAAJ&pg=PA473&dq=false#v=onepage&q&f=false online]).<br />
* [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]]: ''Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek'', Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1838, ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs3/object/display/bsb10814255_00001.html online]).<br />
* [[Johann Georg Christian Lehmann]], Christian Petersen: ''Ansichten und Baurisse der neuen Gebäude für Hamburgs öffentliche Bildungsanstalten kurz beschrieben und in Verbindung mit dem Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek'', Zur Feier der Einweihung am 4. Mai 1840, Johann August Meissner, Hamburg, 1840, ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10679380_00001.html online]).<br />
* Dritter Abschnitt: ''Alphabetisches Verzeichnis der wichtigsten hiesigen öffentlichen Anstalten, wohlthätigen Stiftungen und Vereine, wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, sehenswerthen Gebäude u.s.w.'', in ''Hamburgisches Adress-Buch'' für 1852, S.439 ff., ([http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/view?did=c1:181050&p=523 SUB Hamburg]).<br />
* ''Bericht des Herrn Professors Dr. Petersen, Stadtbibliothekars, über die hamburgische Stadtbibliothek und die mit derselben verbundenen Sammlungen.'' in: Intelligenzblatt zum [[Serapeum (Zeitschrift)|Serapeum]], Band (1867), Heft 9, S. 65–69, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN001294598 Digitalisat]) und Heft 10, S. 73–76, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN00129461X Digitalisat]).<br />
* Werner Kayser: ''500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg : 1479 - 1979 ; von der Ratsbücherei zur Staats- und Universitätsbibliothek''. Hamburg, Hauswedell, 1979 ISBN 3-7762-0167-3 (=Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Bd. 8)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/ Website]<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/blog Neuigkeiten rund um die Stabi als Blog]<br />
* [http://beluga.hamburg Katalog des Bibliothekssystems Universität Hamburg]<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche/datenbank-informationssystem.html Verfügbare Fachdatenbanken]<br />
* [http://www.cibera.de/de/ Virtuelle Fachbibliothek Ibero-Amerika/Spanien/Portugal]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/33/51.29172/N |EW=9/59/6.71631/E |type=landmark|region=DE-HH}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=44643-9|LCCN=n/87/885884|VIAF=136139643}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothek in Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Regionalbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hochschulbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hamburg-Rotherbaum]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1479]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johann_Anselm_Steiger&diff=171503256
Johann Anselm Steiger
2017-11-29T12:48:57Z
<p>Textundblog: /* Weblinks */ Link Uni HH aktualisiert</p>
<hr />
<div>'''Johann Anselm Steiger''' (* [[30. März]] [[1967]] in [[Tübingen]]) ist seit 2001 Professor für [[Kirchengeschichte|Kirchen-]] und [[Dogmengeschichte]] am Fachbereich [[Evangelische Theologie]] der [[Universität Hamburg]].<br />
<br />
== Leben ==<br />
Steiger war zunächst Assistent für [[Praktische Theologie]] in [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Heidelberg]] (1991–1996) und habilitierte sich 1994 in Kirchen- und Dogmengeschichte in [[Universität Leipzig|Leipzig]]. 1995–2000 war er Leiter der [[Johann Gerhard|Johann-Gerhard]]-Forschungsstelle an der Universität Heidelberg. Außerdem nahm er von 1995 bis 2001 Vertretungsprofessuren in [[Universität Saarbrücken|Saarbrücken]], Hamburg und [[Universität Oldenburg|Oldenburg]] wahr.<br />
<br />
2002 engagierte er sich für die Erhaltung historischer protestantischer Kirchenbibliotheken <ref>[http://archiv.twoday.net/stories/3337360/ Siehe den Nachweis des Volltextes im Pfarrerblatt]</ref>. <br />
<br />
Steiger ist der Sohn des Theologen [[Lothar Steiger]] und der Theologin und Musikwissenschaftlerin [[Renate Steiger]].<br />
<br />
== Arbeitsschwerpunkte ==<br />
Steiger beschäftigt sich insbesondere mit der lutherische Theologie und Frömmigkeit in der [[Barock]]zeit und der [[Zeitalter der Aufklärung|Aufklärung]]. Weitere Felder seiner Forschung sind Reformation, Editorik, Grenzgebiete zwischen Literatur und Theologie, das Verhältnis von Juden und Christen in seiner Geschichte sowie Auslegungsgeschichte. <br />
<br />
== Ehrungen ==<br />
* 1993 Ruprecht-Karls-Preis der Stiftung Universität Heidelberg<br />
* 1994 Robert-Minder-Preis der Goethe-Stiftung Basel<br />
* 1995 [[Gerhard-Hess-Preis]] der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
* 2013 Hebeldank des [[Hebelbund Lörrach|Hebelbundes Lörrach]] e.V.<br />
* 2017 [[Hermann-Sasse-Preis]], verliehen durch die [[Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche]]<br />
<br />
==Werke==<br />
* ''[[Johann Ludwig Ewald]] (1748–1822). Rettung eines theologischen Zeitgenossen''. Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 62. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996<br />
* ''[[Johann Gerhard]] (1582–1637). Studien zu Theologie und Frömmigkeit des Kirchenvaters der lutherischen Orthodoxie''. Doctrina et Pietas Abt. I, Bd. 1. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1997 <br />
* ''Unverhofftes Wiedersehen mit [[Johann Peter Hebel]]. Studien zur poetischen und narrativen Theologie Hebels''. Palatina Verlag, Heidelberg 1998<br />
* (Hrsg.:) [[Johann Lorenz von Mosheim]], ''Die Macht der Lehre Jesu über die Macht des Todes'', annotiert und mit einem Nachwort sowie einem Beitrag über Mosheims Predigten. Doctrina et Pietas Abt. II, Bd. 1. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1998<br />
* (Hrsg. u. komm.:) Johann Gerhard, ''Meditationes Sacrae (1603/4). Mit einem Faksimile des Autographs''. Doctrina et Pietas Abt. I, Bd. 2. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1998<br />
* (Hrsg. u. komm.:) Johann Gerhard, ''Meditationes Sacrae (1606/7). Lateinisch-deutsch''. 2 Bde. Doctrina et Pietas Abt. I, Bd. 3,1–2. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2000 (795 S.)<br />
* ''[[Matthias Claudius]] (1740–1815). Totentanz, Humor, Narretei und Sokratik. Mit dem Totentanz von J. K. A. Musäus und J. R. Schellenberg (1785) und zahlreichen weiteren Illustrationen''. Palatina-Verl., Heidelberg 2002 ISBN 3-932608-30-5<br />
* ''Die Sehnsucht nach der Nacht. Frühromantik und christlicher Glaube bei [[Novalis]] (1772–1801)''. Manutius-Verl., Heidelberg 2003 ISBN 3-934877-23-0<br />
* (Bearb. u. Hrsg., unter Mitw. v. Peter Fiers:) ''Bibliographia Gerhardina. 1601–2002. Verzeichnis der Druckschriften Johann Gerhards (1582–1637) sowie ihrer Neuausgaben, Übersetzungen und Bearbeitungen''. Doctrina et pietas 1/9. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2003 ISBN 3-7728-1930-3<br />
* ''500 Jahre Theologie in Hamburg. Hamburg als Zentrum christlicher Theologie und Kultur zwischen Tradition und Zukunft. Mit einem Verzeichnis sämtlicher Promotionen der Theologischen Fakultät Hamburg''. Arbeiten zur Kirchengeschichte 95. de Gruyter, Berlin/New York 2005 ISBN 3-11-018529-6<br />
* (Hrsg. u. komm.:) [[Friedrich Breckling]], ''[[Autobiographie]]. Ein frühneuzeitliches Ego-Dokument im Spannungsfeld von Spiritualismus, radikalem Pietismus und Theosophie''. Frühe Neuzeit 109. Niemeyer, Tübingen 2005 ISBN 3-484-36609-5<br />
* (Hrsg. u. komm.:) [[Leonhard Hutter]], ''Compendium locorum theologicorum ex Scripturis Sacris et Libro Concordiae, lateinisch – deutsch – englisch''. 2 Teilbde. Doctrina et Pietas Abt. II, Bd. 3. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2006 (1144 S.) ISBN 3-7728-1872-2<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* {{DNB-Portal|123844797}}<br />
* [https://www.theologie.uni-hamburg.de/einrichtungen/kontakt/anselm-steiger.html Homepage an der Uni Hamburg]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=123844797|LCCN=nr/95/18834|VIAF=66625802}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Steiger, Johann Anselm}}<br />
[[Kategorie:Kirchenhistoriker (Theologe)]]<br />
[[Kategorie:Evangelischer Theologe (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Evangelischer Theologe (21. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1967]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Steiger, Johann Anselm<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Historiker, Theologe und Hochschullehrer, Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte<br />
|GEBURTSDATUM=30. März 1967<br />
|GEBURTSORT=[[Tübingen]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Meyer_Isler&diff=170133577
Meyer Isler
2017-10-19T16:20:59Z
<p>Textundblog: </p>
<hr />
<div>[[Datei:LRG DSC01261.jpg|miniatur|Meyer Isler, 1882. Gemälde von [[Julie de Boor]], im Besitz der [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]]]<br />
'''Meyer Isler''' (* [[14. Dezember]] [[1807]] in [[Hamburg]]; † [[19. August]] [[1888]] ebenda) war ein deutscher [[Philologe]] und [[Bibliothekar]].<br />
<br />
== Leben und Wirken als Bibliothekar ==<br />
Meyer Isler war der Sohn von Israel Abraham Isler und Gütchen (Jette) Meyer, deren Bruder [[Samuel Meyer Ehrenberg]] war. Das Paar hatte 1805 geheiratet. Israel Abraham Isler, dessen Familie ursprünglich aus [[Halberstadt]] stammte, war über [[Braunschweig]], Buchsweiler und [[Hannover]] nach Hamburg gezogen. In der [[Hansestadt]] eröffnete er 1793 eine jüdische Knabenschule, die auch sein Sohn besuchte. Meyer Isler erhielt Unterricht in Französisch und Englisch und besuchte ab 1821 die [[Gelehrtenschule des Johanneums]], wo ihn die Philologen [[Friedrich Gottlieb Zimmermann]] und [[Franz Wolfgang Ullrich]] prägten. Von 1824 bis 1827 gehörte er dem [[Wissenschaftlicher Verein von 1817|Wissenschaftlichen Verein von 1817]] an, in dem er sich mit [[Johannes Classen (Pädagoge)|Johannes Classen]] anfreundete.<br />
<br />
Nach dem Besuch des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] erhielt er Stipendien für Studien an der [[Universität Bonn]] sowie der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]]. An der Bonner Universität hörte er bei [[Barthold Georg Niebuhr]], der einen nachhaltigen Einfluss auf ihn hatte. Während der Zeit in Berlin nahm Isler an [[Abendgesellschaft]]en teil, die von [[Leopold Zunz]] und [[Isaak Markus Jost]] geleitet wurden. Isler promovierte in Berlin zum Dr.&nbsp;phil über [[Hesiod]]. Anschließend ging er zurück nach Hamburg und arbeitete als Lehrer an der Schule seines Vaters. Ab 1832 arbeitete Isler für die [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg|Hamburger Stadtbibliothek]]. In seiner Zeit als [[Registrator]] begleitete er den Umzug der Bibliothek zum [[Speersort]], wo die Bibliothek neu eingerichtet werden musste. Dort beteiligte er sich daran, die vorhandenen Werke zu katalogisieren und auszubauen. Außerdem bemühte er sich um Kontakte mit anderen Bibliotheken und in Hamburg ansässigen Museen. Von 1872 bis 1883 hatte Isler die Bibliotheksleitung inne. Für den Zeitraum von 1838 bis 1882 legte er einen umfangreichen Rechenschaftsbericht vor, in dem er die Entwicklung der Institution darstellte.<br />
<br />
== Wirken als Philologe ==<br />
Neben der Arbeit als Bibliothekar arbeitete Meyer Isler als Herausgeber und Verfasser mehrerer Werke. Besonders erwähnenswert ist sein Wirken als Herausgeber von insgesamt vier Bänden von Vorträgen Barthold Georg Niebuhrs, die der Reimerverlag zwischen 1846 und 1858 veröffentlichte. 1873/74 erschien eine Neuausgabe der ''Römischen Geschichte'' Niebuhrs, die Isler ebenfalls herausgegeben hatte. Darüber hinaus wählte er Briefe [[Charles de Villers]]' aus, die 1879 unter dem Titel ''Briefe an Charles de Villers. Auswahl aus dem handschriftlichen Nachlasse des Charles de Villers'' erschienen. Dieses Werk wurde 1883 erneut aufgelegt.<br />
<br />
Isler, der mit dem Politiker [[Gabriel Riesser]] befreundet war, gab dessen Schriften zwischen 1867 und 1868 in vier Bänden heraus. Im ersten Band ist eine von Isler verfasste Biografie Riessers enthalten. Die abgedruckten Briefe seines Freundes hatte Isler selbst ausgesucht. Isler befasste sich ferner, wenngleich weniger umfangreich, mit der frühen Phase der [[Geschichte der Juden in Hamburg]] und dem Hamburger Notariat. Außerdem schrieb er Schulbücher: 1851 erschien ''Carmina'' von [[Ovid]], 1853 dessen ''Eklogen''. Zudem verfasste er Artikel für Zeitschriften und Zeitungen, die noch wenig erforscht sind. 1887 hielt Isler seine Jugendzeit schriftlich fest. Dieses Werk erschien erst 1961 und stellt eine wichtige Quellen für Arbeiten zur Geschichte der Juden in Hamburg, zur dortigen Schulgeschichte und Isler selbst dar. Bekannt sind außerdem zahlreiche Briefe, die die Familien Isler und Magnus einander schrieben und heute im Besitz der Nachkommen sind. Abschriften hiervon sind im [[Institut für die Geschichte der deutschen Juden]] zu finden.<br />
<br />
== Familie ==<br />
Meyer Isler war seit 1839 mit [[Emma Isler|Emma Meyer]] (1816–1886) verheiratet, die in der Hamburger Frauenbewegung mitarbeitete. Das Ehepaar hatte die Tochter [[Sophie Magnus|Sophie]] (1840–1920), die 1867 den Juristen Otto Magnus (1836–1920) aus [[Braunschweig]] heiratete.<br />
<br />
== Publikationen ==<br />
* ''Zur Geschichte des Notariats und der Notarien in Hamburg'', [[Otto Meissner (Verleger)|Otto Meissner]], Hamburg, 1866 ([http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN667677682&PHYSID=PHYS_0003&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat])<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{HambBio|Isler, Meyer|4|167||Franklin Kopitzsch}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=117210641|LCCN=no/95/19872|NDL=|VIAF=77087293}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Isler, Meyer}}<br />
[[Kategorie:Philologe]]<br />
[[Kategorie:Bibliothekar]]<br />
[[Kategorie:Herausgeber]]<br />
[[Kategorie:Sachbuchautor]]<br />
[[Kategorie:Person (Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1807]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1888]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Isler, Meyer<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Philologe und Bibliothekar<br />
|GEBURTSDATUM=14. Dezember 1807<br />
|GEBURTSORT=[[Hamburg]]<br />
|STERBEDATUM=19. August 1888<br />
|STERBEORT=[[Hamburg]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Meyer_Isler&diff=170131028
Meyer Isler
2017-10-19T14:59:19Z
<p>Textundblog: Gemälde Meyer Isler eingefügt</p>
<hr />
<div>[[Datei:LRG DSC01261.jpg|miniatur|Meyer Isler, 1882 Gemälde von [[Julie de Boor]], im Besitz der [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]]]<br />
'''Meyer Isler''' (* [[14. Dezember]] [[1807]] in [[Hamburg]]; † [[19. August]] [[1888]] ebenda) war ein deutscher [[Philologe]] und [[Bibliothekar]].<br />
<br />
== Leben und Wirken als Bibliothekar ==<br />
Meyer Isler war der Sohn von Israel Abraham Isler und Gütchen (Jette) Meyer, deren Bruder [[Samuel Meyer Ehrenberg]] war. Das Paar hatte 1805 geheiratet. Israel Abraham Isler, dessen Familie ursprünglich aus [[Halberstadt]] stammte, war über [[Braunschweig]], Buchsweiler und [[Hannover]] nach Hamburg gezogen. In der [[Hansestadt]] eröffnete er 1793 eine jüdische Knabenschule, die auch sein Sohn besuchte. Meyer Isler erhielt Unterricht in Französisch und Englisch und besuchte ab 1821 die [[Gelehrtenschule des Johanneums]], wo ihn die Philologen [[Friedrich Gottlieb Zimmermann]] und [[Franz Wolfgang Ullrich]] prägten. Von 1824 bis 1827 gehörte er dem [[Wissenschaftlicher Verein von 1817|Wissenschaftlichen Verein von 1817]] an, in dem er sich mit [[Johannes Classen (Pädagoge)|Johannes Classen]] anfreundete.<br />
<br />
Nach dem Besuch des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] erhielt er Stipendien für Studien an der [[Universität Bonn]] sowie der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]]. An der Bonner Universität hörte er bei [[Barthold Georg Niebuhr]], der einen nachhaltigen Einfluss auf ihn hatte. Während der Zeit in Berlin nahm Isler an [[Abendgesellschaft]]en teil, die von [[Leopold Zunz]] und [[Isaak Markus Jost]] geleitet wurden. Isler promovierte in Berlin zum Dr.&nbsp;phil über [[Hesiod]]. Anschließend ging er zurück nach Hamburg und arbeitete als Lehrer an der Schule seines Vaters. Ab 1832 arbeitete Isler für die [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg|Hamburger Stadtbibliothek]]. In seiner Zeit als [[Registrator]] begleitete er den Umzug der Bibliothek zum [[Speersort]], wo die Bibliothek neu eingerichtet werden musste. Dort beteiligte er sich daran, die vorhandenen Werke zu katalogisieren und auszubauen. Außerdem bemühte er sich um Kontakte mit anderen Bibliotheken und in Hamburg ansässigen Museen. Von 1872 bis 1883 hatte Isler die Bibliotheksleitung inne. Für den Zeitraum von 1838 bis 1882 legte er einen umfangreichen Rechenschaftsbericht vor, in dem er die Entwicklung der Institution darstellte.<br />
<br />
== Wirken als Philologe ==<br />
Neben der Arbeit als Bibliothekar arbeitete Meyer Isler als Herausgeber und Verfasser mehrerer Werke. Besonders erwähnenswert ist sein Wirken als Herausgeber von insgesamt vier Bänden von Vorträgen Barthold Georg Niebuhrs, die der Reimerverlag zwischen 1846 und 1858 veröffentlichte. 1873/74 erschien eine Neuausgabe der ''Römischen Geschichte'' Niebuhrs, die Isler ebenfalls herausgegeben hatte. Darüber hinaus wählte er Briefe [[Charles de Villers]]' aus, die 1879 unter dem Titel ''Briefe an Charles de Villers. Auswahl aus dem handschriftlichen Nachlasse des Charles de Villers'' erschienen. Dieses Werk wurde 1883 erneut aufgelegt.<br />
<br />
Isler, der mit dem Politiker [[Gabriel Riesser]] befreundet war, gab dessen Schriften zwischen 1867 und 1868 in vier Bänden heraus. Im ersten Band ist eine von Isler verfasste Biografie Riessers enthalten. Die abgedruckten Briefe seines Freundes hatte Isler selbst ausgesucht. Isler befasste sich ferner, wenngleich weniger umfangreich, mit der frühen Phase der [[Geschichte der Juden in Hamburg]] und dem Hamburger Notariat. Außerdem schrieb er Schulbücher: 1851 erschien ''Carmina'' von [[Ovid]], 1853 dessen ''Eklogen''. Zudem verfasste er Artikel für Zeitschriften und Zeitungen, die noch wenig erforscht sind. 1887 hielt Isler seine Jugendzeit schriftlich fest. Dieses Werk erschien erst 1961 und stellt eine wichtige Quellen für Arbeiten zur Geschichte der Juden in Hamburg, zur dortigen Schulgeschichte und Isler selbst dar. Bekannt sind außerdem zahlreiche Briefe, die die Familien Isler und Magnus einander schrieben und heute im Besitz der Nachkommen sind. Abschriften hiervon sind im [[Institut für die Geschichte der deutschen Juden]] zu finden.<br />
<br />
== Familie ==<br />
Meyer Isler war seit 1839 mit [[Emma Isler|Emma Meyer]] (1816–1886) verheiratet, die in der Hamburger Frauenbewegung mitarbeitete. Das Ehepaar hatte die Tochter [[Sophie Magnus|Sophie]] (1840–1920), die 1867 den Juristen Otto Magnus (1836–1920) aus [[Braunschweig]] heiratete.<br />
<br />
== Publikationen ==<br />
* ''Zur Geschichte des Notariats und der Notarien in Hamburg'', [[Otto Meissner (Verleger)|Otto Meissner]], Hamburg, 1866 ([http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN667677682&PHYSID=PHYS_0003&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat])<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{HambBio|Isler, Meyer|4|167||Franklin Kopitzsch}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=117210641|LCCN=no/95/19872|NDL=|VIAF=77087293}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Isler, Meyer}}<br />
[[Kategorie:Philologe]]<br />
[[Kategorie:Bibliothekar]]<br />
[[Kategorie:Herausgeber]]<br />
[[Kategorie:Sachbuchautor]]<br />
[[Kategorie:Person (Hamburg)]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1807]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1888]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Isler, Meyer<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Philologe und Bibliothekar<br />
|GEBURTSDATUM=14. Dezember 1807<br />
|GEBURTSORT=[[Hamburg]]<br />
|STERBEDATUM=19. August 1888<br />
|STERBEORT=[[Hamburg]]<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Michael_Seemann&diff=167963697
Michael Seemann
2017-08-08T05:26:09Z
<p>Textundblog: /* Leben */</p>
<hr />
<div>'''Michael Seemann''' (* [[1977]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] angewandter [[Kulturwissenschaft]]ler, [[Sachbuchautor]] und [[Journalist]]. Er unterrichtet verschiedene [[Seminar]]e an der [[Universität zu Köln]] und der [[Universität der Künste Berlin]], wird als [[Sachverständiger]] zu [[Online]]-Themen herangezogen und ist als [[Blogger]] mit verschiedenen Projekten im Internet aktiv.<br />
<br />
== Leben ==<br />
<br />
Michael Seemann studierte Angewandte Kulturwissenschaft in [[Lüneburg]] und arbeitete anfänglich als [[Programmierer]] in [[Hamburg]]. Seit 2005 ist er mit verschiedenen Projekten im Internet aktiv; seit 2008 lebt er in Berlin und sieht sich vor allem als Teil einer „[[Digitale Medien|digitalen]] [[Bohème]]“.<ref>''[http://politik-digital.de/michael-seemann-im-herzen-der-digitalen-boheme/ ''Porträt von Michael Seemann''.] In: ''[[politik-digital.de]]''</ref> Als Sachverständiger wurde er z.&nbsp;B. vom [[Ausschuss Digitale Agenda]] im [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] herangezogen.<ref>[https://www.bundestag.de/ada#url=L2Rva3VtZW50ZS90ZXh0YXJjaGl2LzIwMTYva3c1MC1wYS1kaWdpdGFsZS1hZ2VuZGEvNDgzOTA2&mod=mod441454 ''Kritische Debatte über Neutralität von Online-Plattformen''] In: ''[[Ausschuss Digitale Agenda]]'', 14. Dezember 2016</ref> Als Journalist schreibt er für Medien wie [[Der Tagesspiegel]],<ref>Michael Seemann: [http://www.tagesspiegel.de/politik/die-globale-klasse-eine-andere-welt-ist-moeglich-aber-als-drohung/14737914.html ''Eine andere Welt ist möglich – aber als Drohung''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 25. Oktober 2016</ref> [[ZEIT ONLINE]],<ref>Michael Seemann: [http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-10/privatsphaere-ueberwachung-nsa-seemann ''Die Privatsphären-Falle''.] In: ''[[ZEIT ONLINE]]'', 11. Oktober 2013</ref><ref>Michael Seemann: [http://www.zeit.de/digital/internet/2010-08/streetview-opt-in ''Das Ende des freiwilligen Internets''.] In: ''[[ZEIT ONLINE]]'', 30. August 2010</ref> [[Spex (Zeitschrift)|Spex]],<ref>Michael Seemann: [http://www.spex.de/2016/08/02/into-the-deep-wide-open-unterwegs-im-darknet/ ''Into The Deep Wide Open – unterwegs im Darknet''.] In: ''[[Spex (Zeitschrift)|Spex]]'', 2. August 2016</ref> [[Spiegel Online]],<ref>Michael Seemann: [http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/warum-urheberrecht-und-internet-nicht-zusammenpassen-a-828246.html ''Lieber frei als gerecht''.] In: ''[[Spiegel Online]]'', 21. April 2012</ref> [[c’t]]<ref>Michael Seemann: [https://www.heise.de/ct/artikel/Archaeologie-der-Zukunft-1029002.html ''Archäologie der Zukunft''.] In: ''[[c’t]]'', 26. Juni 2010</ref> und das [[Du (Zeitschrift)|Du-Magazin]] sowie für das Zukunftsinstitut von [[Matthias Horx]]<ref>Michael Seemann: [https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/05-cyber-insecurity/01-longreads/plattformprivacy-die-zukunft-der-privatsphaere/ ''Plattformprivacy: Die Zukunft der Privatsphäre''.] In: ''zukunftsInstitut'', November 2015</ref> und [[Carta (Publikation)|CARTA]].<ref>[http://www.carta.info/autor/michael_seemann/ ''Beiträge von Michael Seemann''.] In: ''[[Carta (Publikation)|CARTA]]''</ref> Er unterrichtet verschiedene Seminare im Studiengang [[Intermedialität|Intermedia]] an der humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln<ref>Michael Seemann: [http://intermedia.uni-koeln.de/2014/04/18/michael-seemann/ ''Das neue Spiel – Nach dem Kontrollverlust''.] In: ''[[Universität zu Köln]]'', 18. April 2014</ref><ref>Michael Seemann: [http://intermedia.uni-koeln.de/2016/11/10/gastvortrag-von-michael-seemann-am-22-11-2016-der-aufstieg-der-plattformen-wie-aus-der-netzutopie-die-neue-macht-entstand/ ''Wie aus der Netzutopie die neue Macht entstand''.] In: ''[[Universität zu Köln]]'', 22. November 2016</ref> sowie der Universität der Künste Berlin. Auf Konferenzen wie z.B. der [[re:publica]] 2014,<ref>[http://14.re-publica.com/session/dezentrale-social-networks-warum-sie-scheitern-und-es-gehen-koennte Michael Seemann] bei der [[re:publica]] 2014 in Berlin</ref> 2015<ref>[https://15.re-publica.com/member/948 Michael Seemann] bei der [[re:publica]] 2015 in Berlin</ref> und 2016<ref>[https://16.re-publica.com/member/948 Michael Seemann] bei der [[re:publica]] 2016 in Berlin</ref> hielt er Vorträge zu den Themen [[Whistleblower|Whistleblowing]], [[Datenschutz]], [[Urheberrecht]], [[Netzkultur]], [[Plattform (Computer)|Plattformen]] und die Krise der Institutionen in Zeiten des digitalen Kontrollverlusts. Seine [[Blog]]s werden immer wieder von den [[Leitmedium|Leitmedien]] [[Süddeutsche Zeitung|SZ]], [[Der Spiegel|Spiegel]], [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] und [[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]] zitiert.<ref> Kilian Trotier: [http://www.zeit.de/2014/04/sascha-lobo ''Rührend kindlich''.] In: ''[[Die Zeit]]'', 16. Januar 2014</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/medien/titelbild-spiegel-stellt-merkel-in-eine-reihe-mit-nazis-1.2404209 ''„Spiegel“ stellt Merkel in eine Reihe mit Nazis''.] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 21. März 2015</ref><ref>Thomas Thiel: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/altersdiskriminierung-im-internet-nach-brexit-abstimmung-14311970.html ''Helft den Alten!''] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 28. Juni 2016</ref><ref>Christian Stöcker: [http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/wikileaks-maechtige-spueren-die-macht-der-hacker-ethik-a-732785.html ''Mächtige spüren die Macht der Hacker-Ethik''.] In: ''[[Der Spiegel]]'', 3. Dezember 2010</ref><ref>Heribert Seifert: [https://www.nzz.ch/feuilleton/aktuell/fuer-eine-neue-debattenkultur-zur-hoelle-wer-sind-die-anderen-ld.128979 ''Zur Hölle, wer sind denn diese Anderen?''] In: ''[[Neue Zürcher Zeitung]]'', 18. November 2016</ref> [[Deutschlandradio Wissen]] porträtierte Seemann im [[Hörfunk]].<ref>[http://wissen.dradio.de/datenschutz-kontrollverlust-im-netz.126.de.html?dram:article_id=220313 ''Porträt von Michael Seemann''.] In: ''[[Deutschlandradio Wissen]]''</ref><br />
<br />
== Projekte ==<br />
=== CTRL-Verlust ===<br />
''CTRL-Verlust'' wurde von Seemann zunächst als Blog bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung betrieben.<ref>{{cite web | url=http://faz-community.faz.net/blogs/crtl-verlust/default.aspx | title=CTRL-Verlust | publisher=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] | archiveurl=https://web.archive.org/web/20100619061555/http://faz-community.faz.net/blogs/crtl-verlust/default.aspx | archivedate=2010-06-19}}</ref> Nach einem Streit um Bildlizenzen betreibt Seemann den Blog seit Sommer 2010 in Eigenregie als Wissensplattform rund um den Kontrollverlust im Internet.<br />
<br />
=== wir.müssen reden ===<br />
''wir.müssen reden'' ist ein im zweiwöchentlichen Zyklus von Seemann produzierter [[Podcast]]. Mit seinem Mit-Produzenten Max von Webel sowie Gästen wie zum Beispiel [[Antje Schrupp]], [[Sascha Lobo]], [[Stefan Niggemeier]] und [[Anne Helm]] bespricht er hier aktuelle Themen aus Netzpolitik und Weltgeschehen.<br />
<br />
=== twitkrit ===<br />
2008 gründete Seemann gemeinsam mit André Krüger ''twitkrit'', dass den [[Twitter]]-Tweet als eigene Literaturform sieht und jeden Tag einen Tweet bespricht. [[Der Spiegel]] bezeichnete das Projekt als „Kritikerportal“ für „Twitteratur“, eine „Fundgrube für gute [[Aphorismus|Aphorismen]]“.<ref>Tobias Becker: [http://www.spiegel.de/spiegel/kulturspiegel/d-87853728.html ''Auf die Länge kommt es an''.] In: ''[[Der Spiegel]]'', 27. August 2012</ref><br />
<br />
== Veröffentlichungen (Auswahl) ==<br />
* ''Das neue Spiel: Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust''. [[orange-press]] Freiburg 2014. ISBN 978-3-936086-79-9<br />
* mit Dirk Baranek, Björn Grau, u.a.: ''Twitter: das Leben in 140 Zeichen''. [[Pons-Verlag]] Stuttgart 2010. ISBN 978-3-12-010028-7<br />
* ''Das Partizipations-Transparenz-Dilemma''. In: ''BerlinPositionen aus dem Forum Berlin'', [[Friedrich-Ebert-Stiftung]] Berlin 2012 ([http://www.fes-forumberlin.de/pdf_2012/berlinpositionen_05.pdf eingeschränkte Vorschau])<br />
* ''Plattformneutralität – das politische Denken der Piraten''. In: [[Christoph Bieber]] (Hrsg): ''Unter Piraten: Erkundungen in einer neuen politischen Arena'', [[Transcript Verlag]] Bielefeld 2012. S. 91-100 ISBN 978-3837620719 ({{Google Buch | BuchID=-KjJBAAAQBAJ | SeitenID=PP1 | KeinText=<1>}})<br />
* ''Vom Kontrollverlust zur Filtersouveränität'' In: ''#public_life: Digitale Intimität, die Privatsphäre und das Netz'' [[Heinrich-Böll-Stiftung]] Berlin 2011. S. 74-79 ISBN 978-3-86928-052-3 ([https://www.boell.de/sites/default/files/2011-04-public_life.pdf eingeschränkte Vorschau])<br />
* ''Street View: Es gibt kein analoges Leben im Digitalen''. In: Jan Krone (Hrsg): ''Medienwandel kompakt 2008 – 2010: Schlaglichter der Veränderung in Medienökonomie, -politik, -recht und Journalismus''. [[Nomos Verlag]] Baden-Baden 2011 S. 271-273 ISBN 978-3-8329-6263-0<br />
* ''Lasst die Daten, schützt die Menschen!'' In: Jan-Hinrik Schmidt, [[Thilo Weichert]] (Hrsg): ''Datenschutz – Grundlagen, Entwicklungen und Kontroversen'' [[Bundeszentrale für politische Bildung]] Bonn S. 243-248 ISBN 978-3-8389-0190-9 ([http://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/1190-Datenschutz-X3.pdf eingeschränkte Vorschau])<br />
* ''Informationelle und andere Selbstbestimmungen — Wie das Internet unsere Freiheiten umsortiert''. In: ''Zukunft der informationellen Selbstbestimmung'' . Hrsg: [[Hans Peter Bull]]. [[Erich Schmidt Verlag]] Berlin 2016 S. 127-136 ISBN 978-3-503-16677-0<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://mspr0.de mspr0.de] ''Michael Seemann Privacy Zero'' ([[Blog]])<br />
* [http://wir.muessenreden.de wir.muessenreden.de] zweiwöchentlicher [[Podcast]]<br />
* [http://twitkrit.de twitkrit.de] „Kritikerportal“ für „Twitteratur“<br />
* [http://www.ctrl-verlust.net CTRL-Verlust] Blog um den Kontrollverlust im Internet<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=132722127|LCCN=no/2015/21901|VIAF=314904937}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Seemann, Michael}}<br />
[[Kategorie:Journalist (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1977]]<br />
[[Kategorie:Blogger]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Seemann, Michael<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Journalist und Blogger<br />
|GEBURTSDATUM=1967<br />
|GEBURTSORT=<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Till_Verclas&diff=161921569
Till Verclas
2017-01-23T15:23:20Z
<p>Textundblog: Literaturangabe ergänzt: Werkverzeichnis #1Lib1Ref #subhh</p>
<hr />
<div>'''Till Verclas''' (* [[28. Juni]] [[1953]] in [[Düsseldorf]]) ist ein deutscher [[Kupferdruck]]er und Künstler.<br />
<br />
Er wuchs in [[Hamburg]] auf, lernte bei [[Hermann Kätelhön]] in Westfalen Kupferdruck, bevor er von 1976 bis 1982 an der [[Hochschule für bildende Künste Hamburg]] freie Malerei bei [[Kai Sudeck]] studierte. Noch während des Studiums gründete er 1979 seine eigene Kupferdruckerei, die er bis zu deren Übergabe an seine Mitarbeiter 2010 betrieb.<br />
<br />
== Werk ==<br />
In der Kupferdruckerei, die er neben seiner eigenen künstlerischen Arbeit betrieb, arbeitete er (in der Zeit von 1985 bis 1991 zusammen mit Henning Bergmann) für Künstler wie [[Georg Baselitz]], [[Jörg Immendorff]], [[Günther Förg]], [[Albert Oehlen]], [[Rosemarie Trockel]], [[Cy Twombly]], [[Christo]], [[Joseph Kosuth]], [[Dan Flavin]] und viele andere mehr.<br />
<br />
2010 übergab er die Druckerei an seine langjährigen Mitarbeiter Lars Dahms und Daniel Vogler. Seit 2000 betreut er alle Radierungen von [[Thomas Schütte]] (ca. 600 Motive), mit dem er als einzigen bis heute weitere Projekte entwickelt.<br />
<br />
Parallel dazu schuf er etliche Stahl-, Holz- und Bronzeskulpturen und gründete 1991 seine Presse ''UN ANNO UN LIBRO Till Verclas'', in der jedes Jahr ein [[Künstlerbuch]] mit seinen Arbeiten entsteht.<br />
<br />
2014 entstand die "Kunsthalle Wedel", ein neues 300&nbsp;m² großes Atelier mit Schauraum in Wedel bei Hamburg.<br />
<br />
Viele große Museen und öffentliche wie private Sammlungen besitzen Arbeiten von Till Verclas, wie das [[Museum Ludwig]]; [[Kunsthalle Karlsruhe]]; [[Bayerische Staatsbibliothek]]; [[Museum für Kunst und Gewerbe]], Hamburg; [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]];[[Germanisches Nationalmuseum]], Nürnberg; [[Clapp Library, Wellesley, MA]]; [[Athenaeum, San Diego]]; [[Meermano Museum, Den Haag]], Library of Yale University, Staatsbibliothek zu Berlin, The New York Public Library, Harvard Fine Arts Library, The Boston Athenaeum, San Francisco Center for the Book.<ref>{{Literatur|Autor=Till Verclas|Titel=Schwarze Trüffel / Black Truffels – Fünfundzwanzig Jahre UN ANNO UN LIBRO|Hrsg=Till Verclas|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=UN ANNO UN LIBRO|Ort=Hamburg|Datum=2017|Seiten=112|ISBN=978-3-00-055451-3}}</ref><br />
<br />
== Ausstellungen (Auswahl) ==<br />
* 1985 Ausstellung Schauraum Alte Königstraße 5<br />
* 1989 Teilnahme am »Herbstsalon« in der DuMont-Kunsthalle, Museum Ludwig, Köln<br />
* 1992 Ausstellung Galerie Cato Jans, Hamburg<br />
* 1993 Gruppenausstellung Galerie m, Bochum<br />
* 1994 Gruppenausstellung „Susret“, Galerie m, Bochum<br />
* 1995 Ausstellungsbeteiligung Galerie m, Bochum<br />
* 1996 »Holländisches Bad«, Kunstverein Weißensee, Berlin und Kunsthaus Hamburg<br />
* 1996 Ausstellungsbeteiligung Galerie m, Bochum<br />
* 1999 Lehrauftrag an der Fachhochschule Hamburg im Fachbereich Gestaltung; Ausstellungsbeteiligung »Büchermacher«, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg<br />
* 2000 Ausstellung im Grafikkabinett, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg<br />
* 2003 Ausstellungsbeteiligung „Streifzüge“ Galerie Lelong, Zürich<br />
* 2004 Ausstellungsbeteiligung mit „13+“ (Künstlerbücher und Grafik) Nationalbibliothek Tallinn, Estland; Gruppenausstellung; Galerie Lelong, Zürich<br />
* 2005 Ausstellung Johannes a Lasco Bibliothek mit Clemens-Tobias Lange, Emden; Einzelausstellung Galerie Freiraum, Hamburg; Preis für Künstlerbuch „Schwarze Trüffel“ des Birgit Skjold Memorial Trust, London<br />
* 2007 Ausstellung San Francisco Public Library (mit 13+); Californien<br />
* 2008 Praxisstipendium Villa Massimo, Rom; Palais Salfeldt, Quedlinburg, „Künstlerbücher aus Deutschland“, (mit 13+); Feininger Galerie Quedlinburg, Zeichnungen und Radierungen; Bibliothek Museum Ludwig, „Zeitgenössische Künstlerbücher aus Deutschland“, (mit 13+)<br />
* 2009 Davidson Library, Santa Barbara, CA, USA, „Made in Germany“, Künstlerbücher (Katalog); Galerie 401Contemporary, Berlin, „Linie“, Gruppenausstellung; Germanisches Nationalmuseum „Wunderbare Bücherwelten“, Gruppenausstellung<br />
* 2010 Galerie FRIEDERIKE ROHSE Schmuck & Zeichnung<br />
* 2011 Vortrag im KALA Art Institute, Berkeley, Kalifornien anlässlich der 3.Codex Artists Bookfair; „Dialog:Grafik“, Ausstellung Künstlerhaus Sootbörn, Hamburg, Gruppenausstellung; Ausstellung Læsø Kunstmuseet og Gallerie, Læsø, DK<br />
* 2012 Galerie Druck und Buch Tübingen: „UN ANNO UN LIBRO Till Verclas, die letzten 20 Jahre“; Kunsthal Læsœ, Bronzen und Drucke;<br />
* 2013 Læsø Kunsthal: „The Nature of Things“; TWU Texas USA, „Seductive Alchemie, Books of Artists“ Gruppenausstellung;<br />
* 2015 Læsø Kunsthal "Rebound", Landschaftsskulptur mit sechs Bootsskulpturen im Wattenmeer von Læsø; Copenhagen Art Week, 3 Bootsskulpturen auf dem St.Jørgen Sø im Zentrum von Kopenhagen; „Handpressen oder die Kunst handwerklicher Buchgestaltung“, Galerie Handwerk München, Gruppenausstellung<br />
* 2017 Ausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: SCHWARZE TRÜFFEL. 25 Jahre UN ANNO UN LIBRO. Till Verclas mit Büchern und Skulpturen.<br />
<br />
Messebeteiligungen<br />
* Art Basel, Art Frankfurt; Buchmesse Frankfurt, seit 2000- 2012; 2007–2015: CODEX International Book Fair, California, CA; Affordable Art Hamburg, 2015<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.tillverclas.de Website von Till Verclas]<br />
* [http://www.friederikerohse.de/ Website von Galerie Friederike Rohse]<br />
* [http://www.druckundbuch.de Website von Galerie Druck und Buch]<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=129844683|LCCN=nr/2004/17960|VIAF=78729087}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Verclas, Till}}<br />
[[Kategorie:Bildender Künstler (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1953]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Verclas, Till<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Kupferdrucker und Künstler<br />
|GEBURTSDATUM=28. Juni 1953<br />
|GEBURTSORT=[[Düsseldorf]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Staats-_und_Universit%C3%A4tsbibliothek_Hamburg&diff=161700164
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
2017-01-16T15:49:43Z
<p>Textundblog: /* Weblinks */ Links und Linkbezeichnungen aktualisiert</p>
<hr />
<div>{{Infobox Bibliothek<br />
|Name = Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br /> Carl von Ossietzky<br />
|Bild = [[Datei:Logo Staats- und Universitätsbibliotehk Hamburg.svg|200px]]<br />
|Bild-Titel = <br />
|Gründung = [[1479]] und [[1919]]<br />
|Gesamtbestand = 5 Millionen<br />
|Bibliothekstyp = [[Universitätsbibliothek]]<br />
|Ort = [[Hamburg]]<br />
|Sigel-Titel = DE-18 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg<br />
|Sigel-Link = 18<br />
|Sigel-Titel-2 = <br />
|Sigel-Link-2 = <br />
|ISIL = DE-18<br />
|Website = http://www.sub.uni-hamburg.de/<br />
}}<br />
[[Datei:Stabi Fassade Haupteingang.jpg|miniatur|Haupteingang der SUB]]<br />
[[Datei:Staatsbibliothek Hamburg-Altbau.JPG|miniatur|Altbau der SUB, ehemals [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasium]]]]<br />
[[Datei:Lesesaalblick.jpg|miniatur|Blick auf einen Teil des Lesesaals der SUB]]<br />
[[Datei:Pincerno - Uni Hamburg 1-2009.PNG|miniatur|Lage in Hamburg]]<br />
Die '''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky''' (kurz ''Stabi'' oder ''SUB Hamburg'') ist die größte [[Wissenschaftliche Bibliothek|wissenschaftliche Allgemeinbibliothek]] des Stadtstaates [[Hamburg]] und der [[Metropolregion Hamburg|Hamburger Region]]. Die öffentliche [[Bibliothek]] ist insbesondere eine zentrale Bibliothek der [[Universität Hamburg]] und anderer [[Bildung und Forschung in Hamburg|Hamburger Hochschul- und Forschungsinstitutionen]] ([[Universitätsbibliothek]]). Sie dient der Literatur- und Informationsversorgung von [[Wissenschaft]], [[Kultur]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Wirtschaft]] und [[Verwaltung]].<br />
<br />
Die Bibliothek wird von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen und versieht die Aufgaben einer [[Regionalbibliothek|Landes-]] und [[Archivbibliothek]]. Zudem hat sie als Staatsbibliothek das [[Pflichtexemplar]]recht für Hamburg inne. Sie nimmt somit eine bedeutende Stellung innerhalb der [[Bibliotheken in Hamburg|Hamburger Bibliotheken]] ein. Zu Ehren des aus Hamburg stammenden Friedensnobelpreisträgers und Opfer des Nationalsozialismus trägt sie den Namen von [[Carl von Ossietzky]].<br />
<br />
Die derzeitige Direktorin ist [[Gabriele Beger]].<br />
<br />
== Lage ==<br />
Ihren Hauptsitz hat sie seit 1945 im Stadtteil [[Hamburg-Rotherbaum|Rotherbaum]] im [[Bezirk Eimsbüttel]] ([[Werner von Melle|Von-Melle]]-Park 3). Hier liegt sie zentral am Hauptcampus des Universitätsviertels ([[Grindel (Hamburg)|Grindelviertel]]) mit weiteren zentralen Einrichtungen der Universität Hamburg und nahestehenden Institutionen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Als erste öffentliche Bibliothek in Hamburg wurde 1479 eine Ratsbibliothek eingerichtet. Sie war im Rathaus untergebracht und geht auf eine Stiftung des Bürgermeisters [[Hinrich Murmester]] zurück. Murmester hatte in Italien Jura studiert und war dort mit dem Humanismus in Kontakt gekommen. Die Bibliothek sollte „jedem ehrbaren Manne“ offenstehen. Für einige Jahre finden sich in den Akten der Hamburger Kämmerei Ausgaben der Stadt für den Unterhalt der Bibliothek. Über ihren endgültigen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.<br />
<br />
Nach der Reformation 1529 wurde in Hamburg von [[Johannes Bugenhagen]] eine neue Kirchenordnung eingeführt. Damit wurde nicht nur eine neue Lateinschule, das [[Gelehrtenschule des Johanneums|Johanneum]] eingerichtet, sondern auch eine Bibliothek, die in den Schulräumen, im ehemaligen Kloster St. Johannis (an Stelle des heutigen [[Rathausmarkt]]es) aufgestellt war. Darin sollten nach der Kirchenordnung „alle boke gudt und bose“ versammelt werden. Wahrscheinlich wurden in dieser Bibliothek vor allem die Bücher der durch die Reformation aufgelösten Klöster aufgestellt.<br />
<br />
Als 1610 die Schule reformiert wurde und am Johanneum mit der Einrichtung des [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Akademischen Gymnasiums]] (1613) begonnen wurde, warb der Ratsherr und spätere Bürgermeister [[Sebastian von Bergen]] Geld und Buchspenden ein. Stiftungen wurden nicht nur von Ratsherren und Hamburger Gelehrten gemacht, sondern auch von einigen [[Zunft|Zünften]]. Die Bücher, die erworben und gestiftet wurden, waren hauptsächlich repräsentative Ausgaben der antiken Klassiker und Werke der Theologie und Geschichte, sie wurden zunächst in der Prima des Johanneums aufgestellt.<br />
<br />
=== Stiftungen des 17. Jahrhunderts ===<br />
[[Datei:Gelehrtenschule des Johanneums.jpg|miniatur|links|Die Stadtbibliothek über dem Gymnasium, Zustand 1650–1744]]<br />
Der Gelehrte und Jurist [[Friedrich Lindenbruch]] vermachte der Bibliothek seine Sammlung, die neben humanistischen und juristischen Werken auch wertvolle Handschriften enthielt. Der Mathematikprofessor [[Johann Adolf Tassius]] verkaufte der Stadt Hamburg seine Bücher und mathematischen Instrumente für eine Leibrente von Lübischen 60 Mark für sich und seine Frau. Der Wert der Sammlung soll die Zahlung weit überschritten haben. Sein handschriftlicher Nachlass kam nach seinem Tode ebenfalls an die Bibliothek. Der Stadtphysikus [[Paul Marquard Schlegel]] vermachte der Bibliothek seine medizinische Literatur und Präparate.<br />
<br />
Der Platz in den Klassenzimmern reichte nicht mehr aus, so dass 1648 ein Bibliothekssaal im Johanniskloster über dem [[Akademisches Gymnasium (Hamburg)|Gymnasium]] hergerichtet und repräsentativ ausgestaltet wurde. Besonderen Eindruck machte auf die Zeitgenossen eine Kuppel, in der der Sternenhimmel mit den Sternen, Sternbildern und Gradkreisen dargestellt war, also eine Art [[Himmelsglobus]]. Die Sterne bestanden aus vergoldetem Blech und waren an ihrem „natürlichen Ort“ angebracht. Die Positionen hatte ein Mathematiker in die Kuppel übertragen. [[Otto Wagenfeld]] besorgte die künstlerische Gestaltung. Es wurde auch erstmals ein besoldeter Bibliothekar berufen und eine Bibliotheksordnung erlassen.<br />
<br />
* '''1696:''' Abgabepflicht für Hamburger Drucker und Verleger. Die Stadtbibliothek besitzt das Pflichtexemplarrecht.<br />
* '''1751:''' Sie wird öffentliche Stadtbibliothek und erhält eine Bibliotheksordnung und für den Bestand von 50.000 Bänden wird an gleicher Stelle ein Neubau errichtet.<br />
* '''1781:''' Öffentliche Ankündigung, die Hamburgische Stadt-Bibliothek soll künftig noch gemeinnütziger gemacht werden ...<ref>[[Gottlieb Christoph Harleß|Gottlieb Christoph Harless]], ''Kritische Nachrichten von kleinern theologischen, philosophischen, historischen und philologischen Schriften'', Bd. 1; 3. Stk., Vierlingsche Buchhandlung, Hof, 1783, S. 175 ff. ([http://books.google.de/books?id=U5xKAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA375#v=onepage&q&f=false online]), (kl. Abriss der Geschichte bis 1783).</ref><br />
* '''1801:''' Sie erhält einen jährlichen Erwerbungsetat.<br />
* '''1840:''' Umzug mit der Gelehrtenschule des Johanneums in den Neubau des ''Johanneums'' am [[Speersort]] auf dem Grundstück des vormaligen [[Hamburger Dom (Alter Mariendom)|Doms]], wo sie vom [[Hamburger Brand]] verschont wird.<br />
* '''1919:''' Gründung der Universität Hamburg. Die Stadtbibliothek übernimmt zusätzlich die Aufgabe einer Universitätsbibliothek. Nach dem Auszug der Gelehrtenschule des Johanneums wird im Gebäude auch die [[Commerzbibliothek]] untergebracht.<br />
* '''1921:''' Mit dem ersten Hamburgischen Hochschulgesetz vom 4. Februar 1921 wird die Institution in Staats- und Universitätsbibliothek umbenannt.<br />
* '''1943:''' Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges ([[Operation Gomorrha]]). Im Jahre 1943 war der Bestand auf ca. 850.000 Bände angewachsen, von denen 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet worden sind. Die Hamburger Bibliothek war die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. Nur ein Teil des Buchbestandes war vor den Luftangriffen ausgelagert worden. 1945 bezieht die Bibliothek das Gebäude des [[Wilhelm-Gymnasium (Hamburg)|Wilhelm-Gymnasiums]] im Universitätsviertel.<br />
* '''1960:''' Ein Büchermagazin wird errichtet.<br />
* '''1968:''' Ein Verwaltungsgebäude kommt hinzu.<br />
* '''1982:''' Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wird fertiggestellt und für die Nutzer freigegeben.<br />
* '''1983:''' Am 50. Jahrestag der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|nationalsozialistischen Bücherverbrennung]] erhält sie den Namen ''Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky'' zur Ehrung des pazifistischen Publizisten und [[Friedensnobelpreis]]trägers, der 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet wird und an den Folgen seiner Haft im [[Konzentrationslager]] verstarb. Sie sammelt daher neben umfassender Literatur zu Politik und Friedensforschung pazifistische und antimilitaristische Literatur sowie Veröffentlichungen zu von Ossietzky in allen europäischen Sprachen im ''Carl von Ossietzky-Lesesaal'' als Zentrum des Gedenkens, der auch die Bibliothek und Archiv der [[Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur]] beherbergt.<br />
<br />
== Bestand ==<br />
Der aktuelle Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg bemisst sich auf rund fünf Millionen Print- und elektronische Medien. Der größte Teil des Bestands ist magaziniert. Die aktuellen Bestände der jeweils letzten zehn Jahre stehen offen im SB-Bereich. In den Lesesälen sind die wichtigsten Nachschlagewerke, Handbücher und Zeitschriften, in Sonderlesesälen auch Spezialbestände verschiedener Gebiete (Handschriften, Hamburgensien und Kartensammlung) frei zugänglich, insgesamt rund 150.000 Bände, ebenso eine umfangreiche Sammlung von bibliographischen und biographischen Nachschlagewerken (53.000 Bände und 66.000 Mikrofiches) sowie für Studierende eine Lehrbuchsammlung mit Mehrfachexemplaren aus den verschiedensten Fachgebieten (etwa 50.000 Bände).<br />
<br />
Hinzu kommen noch rund 540.000 elektronische Medien<ref>http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche</ref> (davon 56.000 [[elektronische Zeitschrift]]en), 250 [[Inkunabel]]n, etwa 580 [[Nachlass|Nachlässe]] (zum Beispiel von [[Joachim Jungius]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Johann Mattheson]], [[Detlev von Liliencron]], [[Richard Dehmel]], [[Hans Henny Jahnn]], [[Wolfgang Borchert]], [[Hubert Fichte]]) und rund 780.000 [[Musikalien|Noten]] und [[Handschriften]]<br />
<br />
Jährlich kommen zum Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa 65.000 neue Bände hinzu.<br />
<br />
=== Bestandsschwerpunkte ===<br />
Die Bibliothek ist am [[Sondersammelgebiet]]splan der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] beteiligt und erwirbt hierbei für die Gebiete Spanien und Portugal sowie Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis die deutsch- und fremdsprachige Literatur so vollständig wie möglich. Darüber hinaus bildet die Latein-Amerikanistik in der ihr angeschlossenen [[Linga-Bibliothek]] <ref>http://linga-bibliothek.de/index.htm Linga-Bibliothek für Lateinamerika-Forschung</ref> einen traditionellen Schwerpunkt.<br />
Als Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg sammelt die Bibliothek mit gesetzlichem Auftrag als so genannte Pflichtexemplare alle in Hamburg publizierten Druckwerke, elektronischen Publikationen und Tonträger. Daneben wird alle inhaltlich auf Hamburg bezogene Literatur möglichst umfassend erworben und in der [http://www.sub.uni-hamburg.de/rb-fs.htm Hamburg-Bibliographie] verzeichnet.<br />
<br />
=== Kampagne Hamburg ohne Worte ===<br />
Da der Buchbestand der SUB von [[Papierzerfall|Säurefraß]] bedroht ist, hat die Bibliothek unter der Schirmherrschaft der damaligen Hamburger Kultursenatorin [[Karin von Welck]] eine großangelegte Rettungskampagne unter dem Titel ''Hamburg ohne Worte'' gestartet, die bundesweite mediale Aufmerksamkeit gefunden hat. In den Hamburger wissenschaftlichen Bibliotheken sind rund 4 Mio. Bände säuregeschädigt. Der Finanzbedarf für die Entsäuerung allein der 1,4 Mio. für die Sammlungen besonders wichtigen Bände wird auf rund zwanzig Mio. Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2009 stellt die Behörde für Wissenschaft und Forschung auf einer Haushaltsstelle „Maßnahmen zum Erhalt der gefährdeten Bestände in wissenschaftlichen Bibliotheken“ pro Jahr 0,8-1 Mio. Euro zur Massenentsäuerung zur Verfügung. Damit können jährlich etwa 60.000 Bände aus den Erscheinungsjahren 1840–1990 stabilisiert und für die Nachwelt erhalten werden.<ref>http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,497277,00.html</ref><br />
<br />
== Gebäude ==<br />
Im Hauptgebäude der Bibliothek befinden sich das Ausleihzentrum mit SB-Bereich und Lehrbuchsammlung, das Informationszentrum, fünf Lesesäle, die Medienwerkstatt, ein Vortragsraum, ein Ausstellungsraum sowie eine Cafeteria.<br />
<br />
Im Altbau befinden sich der „Carl von Ossietzky“-Lesesaal, die „Wolfgang-Schweizer-Bibliothek, Homöopathische Bibliothek Hamburg“, die [[Bibliothek des Ärztlichen Vereins in Hamburg|Bibliothek des Ärztlichen Vereins]], das Wolfgang-Borchert-Archiv, die Linga-Bibliothek und die Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur. Bis 2014 befand sich hier auch die Hamburger Theatersammlung und das Zentrum für Theaterforschung. Mit der Übergabe der Bestände von der Universität Hamburg wurden diese mit den theaterhistorischen Beständen der Bibliothek vereint. Sie können nunmehr über den Campus-Katalog ausgeliehen werden.<br />
Als Magazin dienen ein 16-stöckiger Turm, ein Kompaktmagazin sowie eine Speicherbibliothek in [[Hamburg-Bergedorf (Stadtteil)|Bergedorf]].<br />
<br />
== Aufgaben ==<br />
Die Bibliothek hat als Universitätsbibliothek die Aufgabe einer zentralen Bibliothek des Bibliothekssystems der Universität Hamburg und einer zentralen Bibliothek der anderen Hamburger Hochschulen. Als Staatsbibliothek hat sie zudem die Rolle einer Landes- und Archivbibliothek, mit dem gesetzlichen Auftrag zur Sammlung und Archivierung der in Hamburg verlegten Druckwerke ([[Pflichtexemplar]]e) und amtlichen Druckschriften sowie die umfassende Sammlung von auf Hamburg und die Region bezogenes Schrifttum. Sie dient mit ihren umfangreichen Beständen und Informationsleistungen der Wissenschaft, der Kultur, der Bildung und der beruflichen Arbeit und Fortbildung. Als Kulturinstitut beteiligt sie sich an der Pflege der geschichtlichen Überlieferung und des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Hansestadt deren ''wissenschaftliches und kulturelles Gedächtnis'' sie mitbildet. Sie ist dem Leitsatz der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und beschafft, erschließt und vermittelt Informationsquellen aller Fachgebiete als einer allen interessierten Personen offenstehenden Einrichtung.<br />
<br />
Zu den weiteren Aufgaben zählen unter anderem die [[Sondersammelgebiet]]e der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] oder die Kooperation mit in- und ausländischen Bibliotheken und wissenschaftlichen Informationseinrichtungen, wie die Teilnahme am nationalen und internationalen [[Fernleihe|Fernleihverkehr]] sowie dem [[Dokumentenlieferdienst|Schnelllieferdienst]] ([[Subito]]).<br />
<br />
== Die Sondersammelgebiete ==<br />
{{Siehe auch|Sondersammelgebiete}}<br />
* Spanien. Portugal<br />
* Indigene Völker Nordamerikas und der Arktis<br />
<br />
== Bibliothekssystem Universität Hamburg ==<br />
Zum virtuellen Dach ''Bibliothekssystem Universität Hamburg'' gehören die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Landesbetrieb), die Bibliotheken der [[Universität Hamburg]] sowie die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek des UKE (ÄZB)]]. Auf der Basis von Kooperationsvereinbarungen stimmen sich die beteiligten Bibliotheken in Fragen der Erwerbung, Bereitstellung und Nutzung von Medien organisatorisch ab.<br />
<br />
'''Zuständigkeiten'''<br />
* Die SUB ist zentrale Ausleih- und Archivbibliothek Hamburger Hochschulen. Als bibliothekarisches Kompetenzzentrum betreibt sie gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ) die bibliothekstechnische Infrastruktur für die Erschließung und Bereitstellung der Medien (das Lokale Bibliothekssystem – LBS). Die Bestände der Stabi und der Fachbibliotheken (einschließlich der Bestände der ÄZB) werden in einem gemeinsamen Online-Katalog (Campus-Katalog) nachgewiesen.<br />
* Die Bibliotheken der Universität Hamburg gliedern sich in 16 Fachbibliotheken, 11 Forschungs- und Spezialbibliotheken sowie 10 Sondersammlungen mit einem Bestand von ca. 3,8 Millionen Medien (E-Ressourcen, Bücher, Zeitschriften, Karten u.a.).<ref>[http://www.sub.uni-hamburg.de/bibliotheken/portraits.html Portraits der Bibliotheken der Universität Hamburg]</ref><br />
* Die [[ÄZB|Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB)]] ist – rechtlich betrachtet – nicht Teil der Universität, gehört aber dennoch zum Bibliothekssystem Universität Hamburg. Sie versorgt sowohl Studierende der Medizinischen Fakultät als auch das Fachpersonal des [[UKE|Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf]].<br />
<br />
== Verlag ==<br />
Die Bibliothek betreibt mit [[Hamburg University Press]] einen eigenen Verlag. Alle Werke dieses Verlages sind per [[Open Access]] kostenfrei zugänglich.<br />
<br />
== Virtuelle Fachbibliothek ==<br />
Die Staats- und Universitätsbibliothek betreibt eine [[Virtuelle Fachbibliothek]]:<br />
* '''[[cibera]]''' zum Thema Ibero-Amerika / Spanien / Portugal (gemeinsam mit weiteren Institutionen)<br />
<br />
== Stella ==<br />
[[Datei:Stella.jpg|miniatur|250px|Stella, der Chatbot der SUB]]<br />
Seit 2004 war ''Stella'', der Bibliotheks-[[Chatbot]], auf der Webpräsenz der Bibliothek zugegen. ''Stella'' unterstützte die Nutzer bei der Navigation durch die Webpräsenz und erleichterte vor allem die Nutzung der elektronischen Dienste. Ein Team von Mitarbeitern wertete häufig gestellte Fragen aus und passt die ''Stella'' zugrundeliegende Datenbank dementsprechend an. Seit dem Relaunch der Staats-und Universitätsbibliothek Hamburg am 3. März 2016 ist Stella nicht mehr auf der Website im Einsatz.<br />
<br />
== Ausstellungen ==<br />
Es werden im Jahr etwa acht Ausstellungen im Ausstellungsraum und im Gang zum Lichthof präsentiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Friedrich Johann Lorenz Meyer]]: ''Die Stadtbibliothek.'' in: ''Skizzen zu einem Gemälde von Hamburg'', Band 2, 6. Heft, Verlag [[Friedrich Hermann Nestler]], Hamburg, 1804, S. 276, ([http://books.google.de/books?id=uEwDAAAAYAAJ&pg=PA276&dq=false#v=onepage&q&f=false online]).<br />
* [[Johann Anton Rudolph Janssen]]: ''Die öffentlichen Stadtbibliothek in Hamburg'', in: ''Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek und die dabey angestellten Männer'', [[Hoffmann und Campe|Hoffmann & Campe]], Perthes & Besser und Herold, Hamburg, 1826, S. 473 ff, ([http://books.google.de/books?id=xU8NAAAAYAAJ&pg=PA473&dq=false#v=onepage&q&f=false online]).<br />
* [[Christian Petersen (Philologe)|Christian Petersen]]: ''Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek'', Perthes-Besser & Mauke, Hamburg, 1838, ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs3/object/display/bsb10814255_00001.html online]).<br />
* [[Johann Georg Christian Lehmann]], Christian Petersen: ''Ansichten und Baurisse der neuen Gebäude für Hamburgs öffentliche Bildungsanstalten kurz beschrieben und in Verbindung mit dem Plan für die künftige Aufstellung der Stadtbibliothek'', Zur Feier der Einweihung am 4. Mai 1840, Johann August Meissner, Hamburg, 1840, ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10679380_00001.html online]).<br />
* Dritter Abschnitt: ''Alphabetisches Verzeichnis der wichtigsten hiesigen öffentlichen Anstalten, wohlthätigen Stiftungen und Vereine, wissenschaftlichen Institute und Sammlungen, sehenswerthen Gebäude u.s.w.'', in ''Hamburgisches Adress-Buch'' für 1852, S.439 ff., ([http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/view?did=c1:181050&p=523 SUB Hamburg]).<br />
* ''Bericht des Herrn Professors Dr. Petersen, Stadtbibliothekars, über die hamburgische Stadtbibliothek und die mit derselben verbundenen Sammlungen.'' in: Intelligenzblatt zum [[Serapeum (Zeitschrift)|Serapeum]], Band (1867), Heft 9, S. 65–69, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN001294598 Digitalisat]) und Heft 10, S. 73–76, ([http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=GDZPPN00129461X Digitalisat]).<br />
* Werner Kayser: ''500 Jahre wissenschaftliche Bibliothek in Hamburg : 1479 - 1979 ; von der Ratsbücherei zur Staats- und Universitätsbibliothek''. Hamburg, Hauswedell, 1979 ISBN 3-7762-0167-3 (=Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Bd. 8)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/ Website]<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/blog Neuigkeiten rund um die Stabi als Blog]<br />
* [http://beluga.hamburg Katalog des Bibliothekssystems Universität Hamburg]<br />
* [http://www.sub.uni-hamburg.de/recherche/datenbank-informationssystem.html Verfügbare Fachdatenbanken]<br />
* [http://www.cibera.de/de/ Virtuelle Fachbibliothek Ibero-Amerika/Spanien/Portugal]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate |NS=53/33/51.29172/N |EW=9/59/6.71631/E |type=landmark|region=DE-HH}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=44643-9|LCCN=n/87/885884|VIAF=136139643}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothek in Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Regionalbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hochschulbibliothek|Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Universität Hamburg]]<br />
[[Kategorie:Hamburg-Rotherbaum]]<br />
[[Kategorie:Gegründet 1479]]</div>
Textundblog
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Till_Verclas&diff=161699935
Till Verclas
2017-01-16T15:43:13Z
<p>Textundblog: /* Werk */ Link Staatsbibliothek Hamburg hinzugefügt</p>
<hr />
<div>'''Till Verclas''' (* [[28. Juni]] [[1953]] in [[Düsseldorf]]) ist ein deutscher [[Kupferdruck]]er und Künstler.<br />
<br />
Er wuchs in [[Hamburg]] auf, lernte bei [[Hermann Kätelhön]] in Westfalen Kupferdruck, bevor er von 1976 bis 1982 an der [[Hochschule für bildende Künste Hamburg]] freie Malerei bei [[Kai Sudeck]] studierte. Noch während des Studiums gründete er 1979 seine eigene Kupferdruckerei, die er bis zu deren Übergabe an seine Mitarbeiter 2010 betrieb.<br />
<br />
== Werk ==<br />
In der Kupferdruckerei, die er neben seiner eigenen künstlerischen Arbeit betrieb, arbeitete er (in der Zeit von 1985 bis 1991 zusammen mit Henning Bergmann) für Künstler wie [[Georg Baselitz]], [[Jörg Immendorff]], [[Günther Förg]], [[Albert Oehlen]], [[Rosemarie Trockel]], [[Cy Twombly]], [[Christo]], [[Joseph Kosuth]], [[Dan Flavin]] und viele andere mehr.<br />
<br />
2010 übergab er die Druckerei an seine langjährigen Mitarbeiter Lars Dahms und Daniel Vogler. Seit 2000 betreut er alle Radierungen von [[Thomas Schütte]] (ca. 600 Motive), mit dem er als einzigen bis heute weitere Projekte entwickelt.<br />
<br />
Parallel dazu schuf er etliche Stahl-, Holz- und Bronzeskulpturen und gründete 1991 seine Presse ''UN ANNO UN LIBRO Till Verclas'', in der jedes Jahr ein [[Künstlerbuch]] mit seinen Arbeiten entsteht.<br />
<br />
2014 entstand die "Kunsthalle Wedel", ein neues 300&nbsp;m² großes Atelier mit Schauraum in Wedel bei Hamburg.<br />
<br />
Viele große Museen und öffentliche wie private Sammlungen besitzen Arbeiten von Till Verclas, wie das [[Museum Ludwig]]; [[Kunsthalle Karlsruhe]]; [[Bayerische Staatsbibliothek]]; [[Museum für Kunst und Gewerbe]], Hamburg; [[Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]];[[Germanisches Nationalmuseum]], Nürnberg; [[Clapp Library, Wellesley, MA]]; [[Athenaeum, San Diego]]; [[Meermano Museum, Den Haag]], Library of Yale University, Staatsbibliothek zu Berlin, The New York Public Library, Harvard Fine Arts Library, The Boston Athenaeum, San Francisco Center for the Book<br />
<br />
== Ausstellungen (Auswahl) ==<br />
* 1985 Ausstellung Schauraum Alte Königstraße 5<br />
* 1989 Teilnahme am »Herbstsalon« in der DuMont-Kunsthalle, Museum Ludwig, Köln<br />
* 1992 Ausstellung Galerie Cato Jans, Hamburg<br />
* 1993 Gruppenausstellung Galerie m, Bochum<br />
* 1994 Gruppenausstellung „Susret“, Galerie m, Bochum<br />
* 1995 Ausstellungsbeteiligung Galerie m, Bochum<br />
* 1996 »Holländisches Bad«, Kunstverein Weißensee, Berlin und Kunsthaus Hamburg<br />
* 1996 Ausstellungsbeteiligung Galerie m, Bochum<br />
* 1999 Lehrauftrag an der Fachhochschule Hamburg im Fachbereich Gestaltung; Ausstellungsbeteiligung »Büchermacher«, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg<br />
* 2000 Ausstellung im Grafikkabinett, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg<br />
* 2003 Ausstellungsbeteiligung „Streifzüge“ Galerie Lelong, Zürich<br />
* 2004 Ausstellungsbeteiligung mit „13+“ (Künstlerbücher und Grafik) Nationalbibliothek Tallinn, Estland; Gruppenausstellung; Galerie Lelong, Zürich<br />
* 2005 Ausstellung Johannes a Lasco Bibliothek mit Clemens-Tobias Lange, Emden; Einzelausstellung Galerie Freiraum, Hamburg; Preis für Künstlerbuch „Schwarze Trüffel“ des Birgit Skjold Memorial Trust, London<br />
* 2007 Ausstellung San Francisco Public Library (mit 13+); Californien<br />
* 2008 Praxisstipendium Villa Massimo, Rom; Palais Salfeldt, Quedlinburg, „Künstlerbücher aus Deutschland“, (mit 13+); Feininger Galerie Quedlinburg, Zeichnungen und Radierungen; Bibliothek Museum Ludwig, „Zeitgenössische Künstlerbücher aus Deutschland“, (mit 13+)<br />
* 2009 Davidson Library, Santa Barbara, CA, USA, „Made in Germany“, Künstlerbücher (Katalog); Galerie 401Contemporary, Berlin, „Linie“, Gruppenausstellung; Germanisches Nationalmuseum „Wunderbare Bücherwelten“, Gruppenausstellung<br />
* 2010 Galerie FRIEDERIKE ROHSE Schmuck & Zeichnung<br />
* 2011 Vortrag im KALA Art Institute, Berkeley, Kalifornien anlässlich der 3.Codex Artists Bookfair; „Dialog:Grafik“, Ausstellung Künstlerhaus Sootbörn, Hamburg, Gruppenausstellung; Ausstellung Læsø Kunstmuseet og Gallerie, Læsø, DK<br />
* 2012 Galerie Druck und Buch Tübingen: „UN ANNO UN LIBRO Till Verclas, die letzten 20 Jahre“; Kunsthal Læsœ, Bronzen und Drucke;<br />
* 2013 Læsø Kunsthal: „The Nature of Things“; TWU Texas USA, „Seductive Alchemie, Books of Artists“ Gruppenausstellung;<br />
* 2015 Læsø Kunsthal "Rebound", Landschaftsskulptur mit sechs Bootsskulpturen im Wattenmeer von Læsø; Copenhagen Art Week, 3 Bootsskulpturen auf dem St.Jørgen Sø im Zentrum von Kopenhagen; „Handpressen oder die Kunst handwerklicher Buchgestaltung“, Galerie Handwerk München, Gruppenausstellung<br />
* 2017 Ausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: SCHWARZE TRÜFFEL. 25 Jahre UN ANNO UN LIBRO. Till Verclas mit Büchern und Skulpturen.<br />
<br />
Messebeteiligungen<br />
* Art Basel, Art Frankfurt; Buchmesse Frankfurt, seit 2000- 2012; 2007–2015: CODEX International Book Fair, California, CA; Affordable Art Hamburg, 2015<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.tillverclas.de Website von Till Verclas]<br />
* [http://www.friederikerohse.de/ Website von Galerie Friederike Rohse]<br />
* [http://www.druckundbuch.de Website von Galerie Druck und Buch]<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=129844683|LCCN=nr/2004/17960|VIAF=78729087}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Verclas, Till}}<br />
[[Kategorie:Bildender Künstler (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1953]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Verclas, Till<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Kupferdrucker und Künstler<br />
|GEBURTSDATUM=28. Juni 1953<br />
|GEBURTSORT=[[Düsseldorf]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>
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