https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=RPI Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-05-10T12:50:41Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.44.0-wmf.28 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Chalcedon_(Mineral)&diff=255836345 Chalcedon (Mineral) 2025-05-08T15:34:29Z <p>RPI: /* Etymologie und Geschichte */</p> <hr /> <div>[[Datei:Quartz-83325.jpg|mini|400px|Chalcedon aus [[Rio Grande do Sul]], Brasilien ({{nowrap|Größe: 23 cm × 12 cm × 3,5 cm}})]]<br /> <br /> Der '''Chalcedon''' ([[Latinisierung|latinisierte]] Form von {{elS|χαλκηδών}}) oder in eingedeutschter Schreibung '''Chalzedon''' ist eine mikro- bis kryptokristalline Gefüge[[Varietät (Mineral)|varietät]] des [[Mineral]]s [[Quarz]].<br /> <br /> Nach älteren Quellen gilt der Begriff Chalcedon für alle faserigen Formen von mikrokristallinem Quarz (einschließlich [[Quarzin]]), für alle schwach bis gar nicht gefärbten, massigen Vorkommen von mikrokristallinem SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; oder wird als Oberbegriff für alle Erscheinungsformen von feinkristallinem Quarz verwendet ([[Feuerstein]], [[Hornstein (Gestein)|Hornstein]], [[Achat]], [[Onyx (Mineral)|Onyx]], [[Jaspis]]&amp;nbsp;…). Dies sind genau genommen aber Gesteine, die aus verschiedenen Gefügevarietäten des [[Quarz]]es bestehen, der SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Modifikationen [[Mogánit]] sowie weiteren färbenden Verunreinigungen. In der modernen [[Mineralogie]] wird der Begriff Chalcedon enger gefasst (siehe [[#Struktur|Struktur]]).<br /> <br /> Chalcedon ist farblos bis bläulich grau. Verunreinigungen bewirken verschiedenste Färbungen, meist braun, rötlich oder grün. Chalcedon ist durchscheinend, trüb, besitzt einen wächsernen Glanz und ist mit einer [[Mohshärte]] von 6,5–7 fast so hart wie [[Quarz]].<br /> <br /> Bei anderen Farbtönen verwendet man unterschiedliche Bezeichnungen. Rote bis braune Chalcedone sind bekannt als [[Karneol]] (Sarder), die grüne Vielzahl, die durch Nickeloxid gefärbt sind, nennt man [[Chrysopras]]e (künstlich gefärbte werden grüngebeizter Achat genannt) oder Plasma, smaragdgrüne Chalcedone erhalten durch Eisenoxid ihre dunkelgrüne Farbe.<br /> Plasma wird manchmal mit kleinen Jaspis-Punkten gefunden, die Bluttropfen ähneln, weshalb er Heliotrop (Blutjaspis) oder irreführenderweise Blutstein genannt wird. Das weithin als Blutstein bekannte Mineral ist [[Hämatit]], ein Eisenoxid.<br /> <br /> Weitere Bezeichnungen, die für Chalcedon gefunden werden, sind unter anderem ''Blauer Mondstein'', ''Kalifornischer Mondstein'', ''Quarzin'' und ''Milchstein''&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt; (im Mittelalter möglicherweise identisch mit ''galactides''&lt;ref name=&quot;GoehlMayer&quot; /&gt;) sowie ''Jasponyx'', ''Lutecin'', ''Massik'' (grau) und ''Zoesit''.&lt;ref name=&quot;Gienger&quot; /&gt;<br /> <br /> == Etymologie und Geschichte ==<br /> Der Name taucht erstmals bei [[Plinius der Ältere|Plinius dem Älteren]] in seiner lateinischen [[Naturalis historia|Naturalis Historia]] (um 77&amp;nbsp;n.&amp;nbsp;Chr.) auf. Er benennt einen Stein namens „Calchedon“ unter einer Aufzählung von durchscheinenden Jaspis-Arten.&lt;ref name=&quot;Plinius&quot; /&gt; Der ebenfalls von Plinius dem Älteren wenige Abschnitte vorher beschriebene rötlich-funkelnde, jedoch leicht schwärzliche Stein „Carchedon“ (deutsch: ‚Karthager‘; möglicherweise handelt es sich um [[Granat]])&lt;ref name=&quot;Plinius-Bauer-Lüschen&quot; /&gt; wurde im Mittelalter ebenfalls mit dem Chalcedon identifiziert.&lt;ref name=&quot;Traeger&quot; /&gt; Dies hing zusammen mit dem wohl um 95&amp;nbsp;n.&amp;nbsp;Chr. auftauchenden griechischen Wort χαλκηδών (schulgriechische Aussprache ''chalkēdón''), einem [[Hapax legomenon]], das nur in einer einzigen antiken Quelle überliefert ist, nämlich der [[Offenbarung des Johannes]] (Johannesapokalypse),&lt;ref name=&quot;perseus.tufts.edu&quot; /&gt; wo mit ''χαλκηδών'' der – nach dem [[Jaspis]] und [[Saphir]] sowie vor dem [[Smaragd]] – dritte der zwölf Steine im Fundament der Stadtmauer des [[Neues Jerusalem|himmlischen Jerusalem]] bezeichnet wird {{Bibel|Offb|21|19–20}}:<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Die Grundsteine der Stadtmauer sind mit edlen Steinen aller Art geschmückt; der erste Grundstein ist ein Jaspis, der zweite ein Saphir, ''der dritte ein Chalzedon'', der vierte ein Smaragd, &lt;sup&gt;20&lt;/sup&gt; der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardion, der siebte ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst.}}<br /> <br /> Bekannt war das Wort in der Antike als Ortsname der [[Bithynien|bithynischen]], am südlichen Ausgang des [[Bosporus]] gelegenen Hafenstadt [[Chalkedon|Kalchedon]] und entspricht auch heute noch der üblichen Form des Ortsnamens ''χαλκηδών''. Hinzu kommen die besonders in Inschriften vorherrschende Form ''καλχηδών'' und als weitere phonetische Varianten mit [[Tenuis]]ierung der [[Aspiration (Phonetik)|aspirierten]] Silbenanlaute ''καλκηδών'', mit Schließung des Vortonvokals auch ''χαλκιδών'' und in dorischem Dialekt ''καλχαδών'', ebenso im [[Latein]]ischen dann außer ''Chalcedon'' auch ''Calchedon'', ''Chalcedon'', ''Calcedon'', ''C(h)alcidon'' oder ''Calchadon''.<br /> <br /> In Verbindung mit Edelsteinen wurde dieser Ortsname im griechischen und römischen Schrifttum zwar gelegentlich für die Beschreibung der Herkunft von Steinen aus Chalcedon oder in der adjektivierten Form ''(λύθος) χαλκηδόνιος'' (‚chalcedonischer Stein‘, ‚Chalcedonier‘) bzw. lateinisch ''chalcedonius, calchedonius, calcedonius, calcidonius'' verwendet, wobei sich die Aussagen teils auf Arten von in der Terminologie der antiken Autoren Smaragd ([[Theophrastos von Eresos|Theophrast]], [[Plinius der Ältere|Plinius]]) oder Jaspis (Plinius) aus der Umgebung von Chalcedon, teils auch, sofern der betreffende Text (''Lapidar von Sokrates und Dionysios'') ebenfalls noch zu berücksichtigen ist,&lt;ref name=&quot;SocrDiony&quot; /&gt; auf indischen [[Granatgruppe#Etymologie und Geschichte|Karfunkel]] beziehen. Aber in nicht [[Suffix|suffigierter]] Form ist der Ortsname oder ein davon etymologisch unabhängiges [[Homonym]] als Edelsteinname im älteren Schrifttum nicht belegt.&lt;ref&gt;Joosten 1999, S. 137&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Textvariante erscheint in den griechischen Handschriften der Apokalypse neben der nur [[Phonetik|phonetischen]] Variante ''χαλκιδών'' auch noch die lexikalisch abweichende Lesart ''καρχηδών'', ebenso in der [[Vetus Latina]] ''carcedon'' statt ''calcedon'' und in der [[Vulgata]], wo diese Lesart in der Stuttgarter Ausgabe dann auch in den Text übernommen wurde, ''carcedonius'' statt ''calcedonius''.&lt;ref&gt;Albrecht 1982, S. 543&lt;/ref&gt; Bei ''καρχηδών'' handelt es sich um den griechischen, aus [[Phönizisch-punische Sprache|phönizisch]] {{lang|phn|קרת חדשת}} (''Qart-Hadašt'', ‚neue Stadt‘) entlehnten Namen [[Karthago]]s, der mit Bezug auf Edelsteine in suffigierter Form (Plinius: ''carchedonius'', ''carchedonia'') Karfunkel bezeichnete, wie sie als ‚feurige carchedonische Steine‘ auch in römischer Dichtung (Petronius) bekannt waren.&lt;ref name=&quot;petronius&quot; /&gt;<br /> <br /> Chalcedon und Carchedon nebst ihren phonetischen Varianten und ihren Ableitungen wurden auch bei der Überlieferung anderer antiker Texte vielfach durcheinandergebracht. Für den griechischen Text der Johannesapokalypse besteht in der modernen [[Textkritik]] Konsens, dass mit der ganz überwiegenden Mehrzahl der Handschriften ''χαλκηδών'' zu lesen, ''καρχηδών'' hingegen als eine auf Versehen oder nachträglicher Berichtigung beruhende Überlieferungsvariante auszuscheiden ist. Unsicher geblieben ist dagegen die mineralogische Deutung des biblischen Steins&lt;ref name=&quot;Bauer-1988&quot; /&gt; und in Verbindung damit auch die Frage, ob nicht, wie in jüngerer Zeit Joosten (1999) vermutet hat, bereits beim Verfasser der Johannesapokalypse oder in einem von ihm aufgegriffenen Sprachgebrauch eine Verwechslung von Chalcedon und Charcedon vorlag, da nach dem Zeugnis vergleichsweise späterer, aber für die Entstehungsbedingungen des Textes möglicherweise noch aussagekräftiger Texte Edelsteinbezeichnungen des Typs ''carched-'' im Unterschied zu solchen des Typs ''chalced-'' in der Rezeption der wichtigsten alltesstamentlichen Parallelstellen, nämlich der Kataloge der zwölf Edelsteine im Brustschild des Hohepriesters ([[Exodus (Bibel)|Ex]] {{BB|Ex|28|17–20}} = {{BB|Ex|39|10–13}}) und im Klagelied über den König von Tyrus {{Bibel|Ez|28|13}}, außerdem der der Prophezeiung über das aus Edelsteinen zu erbauende neue Jerusalem {{Bibel|Jes|54|11–12}}, eine Rolle gespielt hatten.<br /> <br /> === „Chalcedonischer“ Stein ===<br /> ''[[De lapidibus|De lapidibus (περὶ λίθων)]]'' von Theophrast, die älteste erhaltene steinkundliche Schrift der griechischen Antike, verfasst im 4. Jahrhundert v. Chr., ist zugleich die erste erhaltene Schrift, in der die Stadt Chalcedon mit Edelsteinen in Verbindung gebracht wird. Theophrast erwähnt dort bei der Behandlung ungewöhnlich großer und ‚falscher‘ Smaragde (dargestellt als vergleichbar oder gleichsetzbar mit Goldlot, demnach wahrscheinlich das güne Kupferkarbonat [[Malachit]]), dass besonders außergewöhnliche Steine dieser Art in Kupferminen auf einer Insel gegenüber Chalcedon (''ἐη τῇη νήσῳ ἐπικείμένῃ Χαλκηδόνι'') gefunden wurden,&lt;ref name=&quot;Theophrast&quot; /&gt; wobei es sich um eine der [[Prinzeninseln (Istanbul)|Demonesischen Inseln]], am ehesten [[Heybeliada|Χάλκη]], gehandelt haben dürfte, die auch in der unter dem Namen von Aristoteles überlieferten Schrift ''De mirabilibus auscultationibus'' als „die den Chalzedoniern zugehörige Insel Demonesos“ (''Δημόνησος ἠ Χαλκηδονίων νέσος'') mit einer Abbaustätte für dunkelblaues Metall und Goldlot erwähnt wird.&lt;ref name=&quot;mirabilia&quot; /&gt; Beide Texte sind handschriftlich nur mit den Lesarten ‚Insel gegenüber Carchedon‘ (d.&amp;nbsp;h. gegenüber Karthago) und ‚den Carchedoniern zugehörige Insel‘ überliefert, der Bezug auf Chalcedon beruht aber auf inhaltlich begründeter Konjektur der Herausgeber, da ‚gegenüber Karthago‘ keine ‚den Karthagern zugehörige‘ Insel mit vergleichbaren Vorkommen nachgewiesen ist.&lt;ref name=&quot;Theophrast&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;mirabilia&quot; /&gt;<br /> <br /> Auch Plinius, der des Öfteren Schriften von Theophrast benutzt hat und sich auch im Kontext der fraglichen Stelle auf ihn beruft, spricht im letzten Buch seiner ''Historia naturalis'' (XXXVII, § 74) bei der Behandlung der Smaragde von ‚chalcedonischen‘ (bzw. in der metathetischen Form ‚calchedonischen‘) Steinen dieser Art („Calchedonii“), die er als besonders minderwertig, im Unterschied zu Theophrast aber auch als besonders minderwertig und klein beschreibt („semper tamen vilissimi fuere minumique“), mit einer unbestimmt grünlich, wie Tauben- oder Pfauenfedern je nach Neigungswinkel schillernden Farbe, d. h. einem Farbverhalten, das man heute als [[Pleochroismus]] bezeichnet. Steine dieser Art waren laut Plinius seit dem Versiegen der chalecdonischen Erzminen ganz oder weitgehend außer Gebrauch gekommen („nescio an in totum exoleverunt, postquam metalla aeris ibi defecerunt“), und als Fundstätte gibt er im Unterschied zu Theophrast keine Insel, sondern einen bei Chalcedon („iuxta Calchedonem“) gelegenen Berg mit Namen „Smaragdites“ („mons est iuxta Calchedonem, in quo legebantur, Smaragdites vocatus“). Die Handschriften bieten auch in diesem Fall abweichende Lesarten, die diese Aussagen auf Carchedon-Karthago beziehen, der Bezug auf Chalcedon wird jedoch unter anderem durch das Zeugnis der im 19. Jahrhundert von [[Ludwig von Jan]] wiederentdeckten, für den Text der letzten sechs Bücher im Allgemeinen maßgeblichen Bamberger Handschrift (Bamberger Dombibliothek, Class. 42, 10. Jh.) und durch die inhaltliche Übereinstimmung mit Theophrast gestützt.&lt;ref name=&quot;Plinius-P72&quot; /&gt; ‚Calchedonische‘ („Calchedonii“) Smaragde erwähnt dann später auch [[Solinus]] bei einer Aufzählung von Smaragden, die nicht [[Skythen|skythischer]] und also in diesem Fall offenbar chalcedonischer Herkunft sind.&lt;ref name=&quot;Solinus&quot; /&gt;<br /> <br /> Von Steinen aus Chalcedon spricht Plinius andererseits aber auch bei der Behandlung von Jaspis, den er abweichend vom heutigen Verständnis als einen meist grünfarbene und stets durchscheinenden Edelstein beschreibt, der in Indien in einer dem Smaragd ähnlichen Variante, auf [[Zypern]] aber auch blau und an anderen Orten purpurn oder purpurblau vorkomme. Bei der Aufzählung weiterer regionaler Varianten erwähnt er dann auch, dass aus [[Samsun|Amisos]] eine dem indischen Jaspis ähnliche, aus Chalcedon hingegen (diesmal mit abweichender Lesart „Chalcidia“, d.&amp;nbsp;h. [[Chalkis]]) eine ‚trübe‘ Variante exportiert werde („Amisos Indicae similem mittit, Calchedon turbidam“).&lt;ref name=&quot;Plinius-P115&quot; /&gt;<br /> <br /> Von der Forschung einbezogen wurden außerdem noch mehrere griechische Lapidarien, die Edelsteine unter dem Gesichtspunkt ihrer Eignung für magische und therapeutische [[Amulett]]e beschreiben und hierbei auch einen ‚chalcedonischen‘ Stein anführen. Die erhaltenen Bearbeitungen dieser Texte sind zwar in den meisten Fällen später entstanden als die Johannesapokalypse, aufgrund ihrer Abhängigkeit von älteren, nicht mehr erhaltenen Quellen sind sie aber möglicherweise trotzdem noch geeignet, älteren Sprachgebrauch zu dokumentieren.&lt;ref&gt;Joosten 1999, S. 137f.&lt;/ref&gt; Den ausführlichsten Eintrag widmet dem ‚chalcedonischen Stein‘ (''Λίθος ὁ χαλκηδόνιος'') ein in Handschriften des 14. bis 15. Jahrhunderts überliefertes, wahrscheinlich aus Ägypten stammendes Lapidar, das in einer Marginalglosse zwei Autoren namens „Sokrates und Dionysios“ zugeschrieben wird und in seiner Entstehungszeit nicht sicher zu bestimmen ist, sondern von den jüngsten Herausgebern nur annäherungs- und vermutungsweise in die „[[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]]“ datiert wird.&lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp&quot; /&gt; Es beschreibt den ‚chalceodnischen Stein‘ in seinem Aussehen als feurig wie ein Karfunkel (''τὴν χροιάν ἐστι πυραυγὴς ἄνθρακι ὅμοιος''), setzt ihn mit dem Leuchtstein „Lychnit“ gleich (''οὗτος ὁ λίθος ἐστὶν ὁ λυχνίτης'') und bezeichnet ihn auch als eine Art reinen, blutfarbenen Karfunkel (''ὁ ἄνθραξ, καθαρός, αἱματοειδής''). Als Erkennungszeichen wird angegeben, dass er, wenn man ihn auf weichem Stoff reibe (also [[Elektrostatik|elektrostatisch]] auflade), Strohhalme anzuziehen vermöge, so wie [[Magnetit]] Eisen anziehe. Als Herkunftsgebiet wird ihm Indien zugeschrieben, ein den Namen motivierender Zusammenhang mit der bithynischen Stadt Chalcedon wird also nicht hergestellt. Mit einem Abbild der Göttin [[Athene]] versehen soll der Stein, nachdem er geweiht wurde, seinem Träger zum Sieg über seine Widersacher verhelfen, ihm ein gewinnendes und entgegenkommendes Wesen verleihen und ihm Erfolg bei allen Unternehmungen sowie Rettung bei Schiffbruch ermöglichen. In der Beschreibung der nichtmagischen Eigenschaften steht diese Darstellung in einer älteren griechischen Tradition, die ganz ähnlich auch Plinius, dieser jedoch für die Darstellung von Lychnit und „Carchedonia“, ausgeschöpft hatte.<br /> <br /> Kürzere Einträge widmen dem Stein das in drei Handschriften des 14. und 16. Jahrhunderts überlieferte, möglicherweise noch aus dem 3. Jahrhundert stammende ''Nautische Lapidar'',&lt;ref name=&quot;mottana&quot; /&gt; das ihn gemeinsam mit dem Karfunkel (''῎Ανθραξ καὶ χαλκηδόνιος'') als einen von Kindheit an zu tragenden Glücksbringer gegen Ertrinken bei Schiffbruch anführt,&lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp-182&quot; /&gt; und eine pseudo-hippokratische Schrift des 9. Jahrhunderts&lt;ref name=&quot;mottana&quot; /&gt; über die Heilkräfte von Edelsteinen, deren einzige Handschrift die Lesart ''Λίθος χαλκηδόνιος'' zeigt.&lt;ref name=&quot;Mely&quot; /&gt; Unsicher ist dagegen, welche Namensform das möglicherweise älteste dieser Lapidarien, das im griechischen Original nicht erhaltene sogenannte Damigeron-Lapidar, dessen lateinische Übersetzung, im 5. Jahrhundert von einem Anonymus unter dem Pseudonym Evax verfasst, zwei hierfür infrage kommende Einträge bietet.&lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp-191-342&quot; /&gt; Der erste und ausführlichere&lt;ref&gt;§ XXVII nach Halleux/Schamp 1985, S. 266&lt;/ref&gt; beschreibt einen Glücksbringer gegen Wassersucht, Ertrinken und Sinnestäuschung, der – ähnlich wie der chalcedonische Stein bei ''Sokrates und Dionysius'' – Schönheit, Macht und Erfolg in allen Angelegenheiten bringen und als Schnitt einen gewappneten [[Mars (Mythologie)|Mars]] und eine Jungfrau mit Stola und Lorbeerzweig, wahrscheinlich die Göttin [[Victoria (Mythologie)|Victoria]],&lt;ref name=&quot;Yebenes&quot; /&gt; tragen soll. Von sieben Handschriften bezeichnen ihn drei als Japis, der auch Calcedonius genannt werde und von grüner Farbe sei („iaspis lapis (est) qui et calcedonius dicitur, colore est uiridis“), eine bezeichnet ihn ohne Farbangabe als Jaspis mit dem Zusatz „est carcedonius“ („iaspis lapis est carcedonius“: ‚der Stein Jaspis ist ein/der Carcedonius‘ oder ‚ist aus Karthago‘), und drei bezeichnen ihn jeweils nicht als Jaspis, sondern nur als „carsidonio“ bzw. „carsydonio“ und geben dann auch keine Farbe an. In einem weiteren, kürzeren Eintrag,&lt;ref&gt;§ XXXIII nach Halleux/Schamp 1985, S. 272&lt;/ref&gt; der einen in Eisen zu fassenden Glücksbringer in Streitsachen anführt, wird dieser in den drei „calcedonius“-Handschriften erneut mit diesem Namen bezeichnet, während die vier „carsidonio“/„carsydonio“/„carcedonius“-Handschriften ihn diesmal „carcedonius“ nennen.&lt;ref&gt;Lesarten jeweils nach dem Apparat von Halleux/Schamp 1985, zur Gruppierung der Handschriften S. 207&lt;/ref&gt; Die jüngsten Herausgeber haben für beide Abschnitt jeweils die in dieser Graphie von keiner Handschrift bezeugte Namensform „chalcedonius“ als ursprüngliche angesetzt und auch die Einordnungen als „iaspis“ und Angaben grüner Farbe als spätere Zusätze in den Apparat verwiesen.<br /> <br /> Als Beleg für griechische Kenntnis des Edelsteinnamens hat man schließlich auch noch einen der [[Papyrus|Papyri]] (Nr. 462) aus der [[John Rylands Library]] geltend gemacht, auf denen der Jurist (Scholastikos) Theophanes, Berater des Finanzverwalters des Statthalters von Ägypten, die Kosten einer zwischen 317 und 323 n. Chr. unternommenen Dienstreise von [[Hermupolis]] nach Antiochia archivieren ließ:&lt;ref name=&quot;Matthews&quot; /&gt; in einer Liste, die Kleidungsstücke und andere mutmaßliches Gepäck des Reisenden auflistet, findet sich unter anderen abgekürzt geschriebenen Edelsteinnamen wie ''[[Amethyst|ἀμέθυστ[ος]]]'' auch der ebenfalls abgekürzt geschriebene Eintrag ''χαλκηδον'', von den Herausgebern mit [[Diminutiv]] ''-ιον'' als ''χαλκηδόν[ιον]'' interpretiert, nach Joosten möglicherweise richtiger mit ''χαλκηδόν[ιος]'' aufzulösen.&lt;ref&gt;Joosten 1999, S. 137 Anm. 17&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === „Carchedonischer“ Stein ===<br /> Die antike Überlieferung zu ‚carchedonischen‘ Steinen ist vergleichsweise einheitlicher, weil sie sich, soweit sie nicht mit der Überlieferung biblischer Texte zusammenhängt oder als Überlieferungsvariante zu ‚chalcedonischen‘ Steinen auftritt, im Wesentlichen auf die Behandlung der Karfunkel im letzten Buch von Plinius’ ''Historia naturalis'' beschränkt,&lt;ref name=&quot;Plinius-P92&quot; /&gt; das auch sprachlich die ältesten Belege für lateinisch ''carchedonius'' und ''carchedonia'' als Attribut und Name von Edelsteinen bietet. Zwar wird schon [[Publilius Syrus]] bei Petronius mit Versen angeführt, die feurige ‚carchedonische‘ Steine erwähnen und sie mit Karfunkeln assoziieren,&lt;ref name=&quot;petronius&quot; /&gt; diese Verse werden heute jedoch aus stilistischen Gründen nicht mehr zu den authentischen Sentenzen des Publilius gezählt.&lt;ref name=&quot;Giancotti&quot; /&gt;<br /> <br /> === ''Carchedonii'' als Unterart der Karfunkel ===<br /> Die „carbunculi“, laut Plinius die vorzüglichsten unter den feurigen Steinen, werden von ihm nach dem Kriterium ihrer hauptsächlichen geographischen Herkunft in vier Hauptgattungen eingeteilt (§ 92), nämlich in indische, ‚[[Garamanten|garamantische]]‘, äthiopische und alabandische (d. h. aus dem [[Karien|karischen]] [[Orthosa]] stammende, die in [[Alabanda]] verarbeitet wurden), und von denen die ‚garamantischen‘ wegen der Reichtümer Karthagos („propter opulentiam Carthaginis Magnae“) auch „Carchedonii“ genannt würden (§ 92). Der Ausdruck ''carchedonii'' dient Plinius insofern als zunächst als Gattungsname, der als Oberbegriff noch weitere Unterarten umfasst. Innerhalb jeder Gattung sollen außerdem nach der ‚Schärfe‘ oder Sanftheit ihres Strahlens ‚männliche‘ und ‚weibliche‘ Steine zu unterscheiden sein, wobei die Zuordnung zu den männlichen auch noch von anderen Gesichtspunkten (‚flüssigere‘, solche mit ‚schwärzlicherer Flamme‘, solche die ‚aus der Höhe‘ leuchten und mehr als andere in der Sonne aufflammen) abhängig gemacht werden kann (§ 92–95).<br /> <br /> Für die Beschreibung einiger charakteristischer Unterschiede zwischen carchedonischen Karfunkeln und anderen Karfunkelarten führt Plinius zwei von ihm auch anderweitig genannte griechische Gewährsleute an, einen nicht näher bekannten Kallistratos&lt;ref name=&quot;Kroll&quot; /&gt; und [[Archelaos (Kappadokien)|Archelaos Philopatris]], der als Verfasser eines choreographischen Werkes gilt, von dem aber ebenfalls keine einschlägigen Aussagen zu Karfunkeln erhalten sind.&lt;ref name=&quot;Tröster&quot; /&gt; Nach Kallistratos seien carchedonische Karfunkel wesentlich kleiner („multo minores“) als die indischen, von denen die letzteren so groß seien, dass sich daraus Gefäße von der Größe eines [[Sester|Sextarius]] schneiden ließen (§ 95). Nach Archelaos seien Carchedonier auch schwärzlicher („nigriores“), aber durch Feuer, Sonne oder Veränderung des Neigungswinkels („inclinatione“) zu einem ‚schärferen‘ Leuchten zu bringen als alle anderen Karfunkel: im schattigen Inneren eines Hauses erschienen sie purpurn („obumbrante tecto purpuros videri“), aber unter freiem Himmel flammend („sub caelo flammeos“) und leuchteten dann funkelnd gegen die Sonnenstrahlen an („contra radios solis scintillare“), und selbst im Schatten seien sie noch imstande, Siegelwachs zum Schmelzen zu bringen (§ 95). Nach Ansicht mehrerer Autoren, die nicht benannt werden, brenne außerdem im Inneren der männlichen Carchedonier ein Stern („in Carchedoniis maribus stellam intus ardere“), während die weiblichen ihren ganzen Glanz nach außen strahlten (§ 96).<br /> <br /> === ''Carchedonia'' und Lychnit ===<br /> Außer der carchedonischen Gattung der Karfunkel beschreibt Plinius auch noch einen besonderen, anscheinend ebenfalls zu dieser Gattung gehörenden Stein unter der weiblichen Namensform ''Carchedonia'', den er dabei aufgrund einiger sachlicher Gemeinsamkeiten im Zusammenhang mit Lychnit behandelt (§ 103–104), was sich später für die lateinische Exegese des biblischen Chalcedons/Carchedons als bedeutsam erwies.<br /> <br /> Lychnit, in seinem Namen (bei Plinius die weibliche Namensform „lychnis“) vom Leuchten der „Lampen“ (vgl. λύχνος „Lampe, Leuchte, Fackel“) hergeleitet,&lt;ref name=&quot;etym_lychnis&quot; /&gt; soll aus Orthosa und ganz Karien nebst Umgebung, in bester Qualität („probatissima“) aber aus Indien stammen (§ 113). Der geographischen Herkunft nach gehört er folglich zwei verschiedenen geographischen Hauptgattungen, den alabandischen und den indischen, aber nicht den garamantisch-carchedonischen Karfunkeln an. Nach Meinung einiger Autoren soll es sich um eine Art Schwachform oder mildere Form des Karbunkels handeln („quidam remissiorem carbunculum esse dixerunt“, § 113), in der Güte vergleichbar einer Blume, die Blume [[Jupiter (Mythologie)|Jupiters]] genannt werde.&lt;ref name=&quot;Vergleich-Blume_Jupiters&quot; /&gt; Plinius kennt solche oder aus noch anderen Gebieten stammende Lychnite in zwei Farbvarianten, die eine purpurn und die andere scharlachrot.&lt;ref name=&quot;Lychnit-Farbvarianten&quot; /&gt; Außerdem besitzt Lychnit in diesen Farbvarianten laut Plinius die Fähigkeit zur elektrostatischen und auch [[Pyroelektrizität|pyroelektrischen]] Aufladung: von der Sonne erhitzt oder mit den Fingern gerieben soll der Stein in der Lage sein, Spreu und Papyrusfasern an sich zu ziehen („has sole excalfactas aut attritu digitorum paleas et chartarum fila ad se rapere“, § 113).&lt;ref name=&quot;Solinus-59&quot; /&gt; Aufgrund dieser Beschreibung wird Lychnit von den Kommentatoren heute meist mit [[Turmalingruppe|Turmalin]] identifiziert.&lt;ref name=&quot;Healy&quot; /&gt;<br /> <br /> == Varietäten ==<br /> * [[Achat]]<br /> * ''Blue Lace Agate'' (auch ''Crazy Blue Lace Agate'') – hellblau gebänderte Achat-Varietät,&lt;ref name=&quot;Mindat-BlueLaceAgate&quot; /&gt; aber auch irreführender Handelsname für gefärbte Achate und andere Gesteine&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * ''Blutchalcedon'' – roter Chalcedon durch Fremdbeimengungen von Eisen&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * ''Chromchalcedon'' – [[chrom]]haltige Varietät von Chalcedon&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * [[Chrysopras]]<br /> * [[Heliotrop (Mineral)|Heliotrop]] (Blutjaspis)<br /> * [[Holzstein]]<br /> * ''Ice-blue'' – Seltener Handelsname für einen Chalcedon aus Grönland&lt;ref name=&quot;GhislerSecher&quot; /&gt;<br /> * [[Karneol]] (Sarder)<br /> * ''Kupferchalcedon'' – Chalcedon mit Kupfereinschlüssen&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * ''Mückenstein'' – Chalcedon mit eingelagertem Manganhydroxid&lt;ref name=&quot;steine-und-minerale&quot; /&gt;<br /> * [[Onyx (Mineral)|Onyx]]<br /> * [[Pietersit]]<br /> * ''Plasma'' ist eine lauchgrüne Varietät ähnlich dem [[Quarz#Farbvarianten durch Einschlüsse|Prasem]]<br /> * ''Regenbogen-Chalcedon'' – Chalcedon mit [[irisieren]]dem Farbenspiel&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * ''Ice-blue'', ein blass türkis-blaue Variante aus [[Grönland]]<br /> <br /> == Bildung und Fundorte ==<br /> [[Datei:Chalcedon-Rose mineralogisches museum bonn.jpg|mini|Blaugraue Chalcedon-Rose aus [[Knoxville (Kalifornien)|Knoxville]], [[Kalifornien]], USA. Ausgestellt im [[Mineralogisches Museum der Universität Bonn|Mineral-Museum Bonn]]]]<br /> [[Datei:Chalcedonized fossil gastropods (Cretaceous; possibly from Dakhla, southern Morocco) (15230327942).jpg|mini|[[Schnecken]]häuser aus Chalcedon]]<br /> Chalcedon bildet sich zusammen mit [[Quarzin]] und [[Mogánit]] oberflächennah sowohl in Spalten und Hohlräumen saurer und basischer Magmatite ([[Achat]]), in Spalten metamorpher Gesteine als auch in Sedimenten (Flint, Hornstein, versteinertes Holz). Bei der Bildung von Achaten geht man von einer Kristallisation aus einem SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-[[Gel]] oder SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-übersättigten Lösungen bei Temperaturen zwischen 25 und 200&amp;nbsp;°C aus. Bei sedimentärer Bildung kristallisieren Chalcedon und Quarzin entweder aus SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-haltigen Lösungen (z.&amp;nbsp;B. versteinertes Holz) oder bilden sich während der [[Diagenese]] aus den [[Opal]]-Skeletten von [[Diatomeen]], [[Radiolarien]] ([[Radiolarit]]) oder [[Hornkieselschwämme]]n ([[Hornstein (Gestein)|Hornstein]]).<br /> <br /> Weiterhin ist Chalcedon eine der Zementphasen in den Porenräumen von Sandsteinen.<br /> <br /> * blau in [[Namibia]], der [[Türkei]] und [[Indien]]<br /> * rosa in der [[Türkei]];<br /> * rot in [[Russland]] und [[Indien]]<br /> * dunkelgrün in [[Brasilien]] und [[Ząbkowice Śląskie]]<br /> * [[Sizilien]]<br /> * [[Sachsen]]<br /> * [[Böhmen]]<br /> * [[Tirol]]<br /> <br /> == Mikrogefüge ==<br /> [[Datei:Chalcedon 2.jpg|mini|Chalcedonmandel]]<br /> Ein '''massiges, granulares Gefüge''' zeichnet sich durch das Fehlen einer bevorzugten Orientierung der Chalcedonfasern aus. Die einzelnen Chalcedonfasern sind selten länger als 1–3&amp;nbsp;µm. Solcher granularer Chalcedon macht die Hauptmasse von [[Feuerstein|Flint]]-Knollen aus.<br /> <br /> Von '''sphärolithischem Gefüge''' spricht man, wenn die Chalcedonfasern ausgehend von einem Kristallisationskeim radialstrahlig wachsen und kugelige Aggregate bilden. Der Durchmesser dieser Sphärolithe beträgt meist 0,1–0,2&amp;nbsp;mm. Sphärolithischer Chalcedon bildet die horizontal geschichteten Bereiche in Achatdrusen und tritt vereinzelt in Flint und Hornstein auf.<br /> Unter dem Polarisationsmikroskop zeigen die Sphärolithe bei gekreuzten Polarisatoren ein charakteristisches Auslöschungsbild, das ''Bertrand’sche Kreuz''.<br /> <br /> Ein '''parabolisches Gefüge''' bildet sich, wenn die Chalcedonfasern radialstrahlig auf der Oberfläche eines Gesteinshohlraumes wachsen. Benachbarte Faserbüschel behindern sich in ihrem Wachstum gegenseitig. Schon in geringer Distanz zum Wachstumskeim wachsen so nur nahezu parallel ausgerichtete Faserbündel in den Hohlraum hinein. Parabolisch gewachsener Chalcedon bildet die konzentrischen Bänderungen in Achaten. Unter dem Polarisationsmikroskop zeigt sich in den parabolisch gewachsenen Chalcedonbändern die charakteristische [[Runzelbänderung]]. Sie ist charakteristisch für Chalcedon und fehlt beim [[Quarzin]].<br /> <br /> == Struktur ==<br /> Der Begriff Chalcedon wird für alle senkrecht zur kristallografischen c-Achse entlang der Prismenflächen (110) oder (1{{Overline|1}}0) faserig gewachsenen [[Quarz|Tiefquarze]] (Flörke et al. 1991) verwendet. Die Fasern weisen eine Dicke von unter einem µm auf und sind typischerweise in Längsrichtung verdrillt. Der optische Charakter der Faserrichtung ist ''length-fast''. Dies bedeutet, dass die Achse mit dem höheren [[Brechungsindex]] im Kristall senkrecht zur Faserrichtung orientiert ist. Dies unterscheidet Chalcedon von einer weiteren faserigen [[Gefüge (Geologie)|Gefüge]]-[[Varietät (Mineralogie)|Varietät]] des Tiefquarzes, dem [[Quarzin]]. Quarzin ist ''length-slow'', d.&amp;nbsp;h. der höhere Brechungsindex des Quarzes liegt parallel zur Faserrichtung.<br /> <br /> Strukturell unterscheidet sich Chalcedon vom [[Quarz|Tiefquarz]] kaum. Elektronenmikroskopische Untersuchungen ergaben aber für alle mikrokristallinen Quarzvarietäten eine sehr große Dichte an Gitterdefekten. Charakteristisch ist eine dichte Abfolge von [[Verzwillingung]]en nach dem Brasilianer Gesetz. Dies kann man sich als eine Stapelung von (101)-Lagen aus Rechts- und Linksquarz vorstellen. In mikrokristallinem Quarz weisen diese Lagen variable Dicken von einigen Elementarzellen auf. Strukturell betrachtet nehmen Chalcedon und auch Quarzin somit eine Zwischenposition zwischen unverzwillingtem Tiefquarz (Rechts- oder Linksquarz) und [[Mogánit]] ein. Diese erst 1994 von der [[International Mineralogical Association|IMA]] als eigene SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Modifikation anerkannte Phase kann man sich als Tiefquarz mit der maximal möglichen Anzahl von Brasilianer Zwillingen vorstellen. Lagen von Rechts- und Linksquarz der kleinstmöglichen Dicke von nur einer Elementarzelle bilden im Mogánit eine regelmäßige Abfolge. Diese enge strukturelle Beziehung ist der Grund dafür, dass Chalcedon immer auch signifikante Mengen an Mogánit enthält. Eine weitere charakteristische strukturelle Eigenschaft von Chalcedon, die [[Quarzin]] fehlt, ist die Verdrillung der Fasern um ihre Längsrichtung. Diese Verdrillung findet innerhalb eines kontinuierlichen Kristalls statt und ist auf spiralförmiges Kristallwachstum entlang von Gitterfehlern (Schraubenversetzungen) zurückzuführen.<br /> <br /> == Verwendung ==<br /> [[Datei:Cylinder seal harem Louvre AO22359.jpg|mini|Zylinder-Siegel aus dem [[Achämenidenreich]] (6.&amp;nbsp;bis 4. Jahrhundert v.&amp;nbsp;Chr.)]]<br /> Chalcedon zählt zu den Halbedelsteinen und dient als Material für [[Kamee]]n, [[Gemme]]n, Ringsteine, [[Cabochon]]s, Siegelsteine und viele andere Schmuck- und Gebrauchsgegenstände, wobei dieser heutzutage auf Grund seiner Ästhetik zumeist zu polierten Formen, als Scheibe oder zu Trommelsteinen verarbeitet wird. Er wird schon sehr lange verarbeitet und ist deshalb auch vielfach bei Antiquitäten zu finden. Große Stücke sind auch Material für Säulen, architektonischen Zierrat, Tischplatten und Vasen, die durch eine schöne Politur aufpolierbar sind. In steinzeitlichen Kulturen wurde Chalcedon zur Herstellung von Klingen verwendet; siehe [[Feuerstein]].<br /> <br /> == Vorsichtsmaßnahmen ==<br /> Bei starkem UV-Licht kann ein Farbverlust die Schönheit des Steins beeinträchtigen, wie auch bei direkter übermäßiger Sonnen- oder Lichtbestrahlung.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste der Minerale]]<br /> * [[Liste mineralischer Schmuck- und Edelsteine]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Literatur |Autor=Hans Lüschen |Titel=Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache |Auflage=2. |Verlag=Ott Verlag |Ort=Thun |Datum=1979 |ISBN=3-7225-6265-1 |Seiten=195 ff. |Sprache=de}}<br /> * [[Albertus Magnus]]: De mineralibus II, 2,3 und I,2,1, zit. nach: Hans Lüschen: ''Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache''. 2. Auflage. Thun 1979, 196.<br /> * {{Literatur |Autor=O. W. Flörke, Heribert A. Graetsch, B. Martin, K. Röller, R. Wirth |Titel=Nomenclature of micro- and non-crystalline silica minerals, based on structure and microstructure |Sammelwerk=Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen |Band=163 |Nummer=1 |Datum=1991 |Seiten=19–42 |Sprache=en |Online= [https://www.researchgate.net/publication/257012613_Nomenclature_of_micro-_and_non-crystalline_silica_minerals_based_on_structure_and_microstructure online verfügbar bei researchgate.net] |Format=PDF |KBytes=6341 |Abruf=2022-08-02}}<br /> * {{Literatur |Autor=Peter J. Heaney, David R. Veblen, Jeffrey E. Post |Titel=Structural disparities between chalcedony and macrocrystalline quartz |Sammelwerk=American Mineralogist |Band=79 |Datum=1994 |Seiten=452–460 |Sprache=en |Online= [http://www.minsocam.org/ammin/AM79/AM79_452.pdf minsocam.org] |Format=PDF |KBytes=1041 |Abruf=2022-08-02}}<br /> * {{Literatur |Autor=Erika Zwierlein-Diehl<br /> |Titel=Antike Gemmen und ihr Nachleben |Verlag=de Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2007 |ISBN=978-3-11-019450-0 |Seiten=307 |Sprache=de |Online={{Google Buch |BuchID=OtaMtKzaKR8C |Seite=307 |Hervorhebung=Chalcedon Plinius}} |Abruf=2022-08-02}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Chalcedony}}<br /> * ''[[Mineralienatlas:Chalcedon]]'' und {{Mineralienatlas | ID= Mineralienportrait/Quarz/Chalcedon | Abruf= 2022-08-02 | Abruf-verborgen= 1}}<br /> * {{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/min-960.html | titel= Chalcedony | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | sprache= en | abruf= 2024-06-10 | abruf-verborgen= 1}}<br /> * {{Webarchiv | url= http://www.beyars.com/edelstein-knigge/lexikon_89.html | text= Edelstein-Knigge von Prof. Leopold Rössler – Chalzedon | wayback= 20201023073509}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Bauer-1988&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= Walter Bauer | Titel= Wörterbuch zum Neuen Testament | Auflage= 6., völlig neu bearbeitete Auflage von Kurt und Barbara Aland | Verlag= De Gruyter | Ort= New York | Datum= 1988 | Sprache= de | ISBN= 978-3-11-010647-3 | Seiten= 1754–1755 }}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;EPI&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle | url= https://www.epigem.de/leistungen/namensuche.html | titel= Namenssuche – Handelsnamen und was sie bedeuten | hrsg= Institut für Edelsteinprüfung (EPI) | abruf= 2024-06-10 |kommentar= Eingabe des jeweils gesuchten Namens nötig}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;etym_lychnis&quot;&gt;<br /> Nach dem Text von Mayhoff für § 103 („lychnis appellata a lucernarum a''d''sensu, tum praecipuae gratiae“), der die in der Bamberger Handschrift von „absensu“ zu „assensu“ berichtigte Lesart zu „a''d''sensu“ emendiert, ist der Name aus einer ‚Übereinstimmung‘ der Lampen mit dem Stein hergeleitet, weil dieser ‚dann‘ (d. h. offenbar während der dunklen Tageszeiten, wenn Lampen brennen), mit besonderer Schönheit leuchtet; in ungefähr diesem Sinn, aber mit Herstellung eines deutlicheren kausalen Zusammenhang, wird die Etymologie auch von Solinus wiedergegeben, demzufolge das Leuchten der Lampen ein kräftiges Leuchten aus dem Stein hervortreibt („Lychniten [...], cuius lucis vigorem flagrantia excitat lucernarum, qua ex causa lychniten Graeci vocaverunt“, ''Collectanea rerum mirabilium'', Kapitel LII, § 58, hrsg. von Theodor Mommsen, Berlin: Weidmann, 1895, S. 194, Zeile 11f.). Die abweichende Lesart „accensu“, bevorzugt von Julius Sillig (Band V, Hamburg und Gotha: Friedrich und Andreas Perthes, 1851, S. 421, Apparat zu § 103) ließe sich genauer noch auf die Stunde des Lampenanzündens beziehen, wird von den handschriftlichen Vertretern dieser Lesart aber jeweils mit adversativem „tamen“ statt temporalem „tum“ fortgesetzt. Nach Isidor ist der Name einfach nur aus dem Leuchten der Lampen hergeleitet („Lychnis [...] appellata a lucernarum flagrantia“, ''Etymologiae'', XVI, iv, 14, hrsg. von W. M. Lindsay, Oxford: Clarendon Press, 1911, Band 2, S. 206)<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;GhislerSecher&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= Martin Ghisler, Karsten Secher | Titel= Smykkesten fra Grønland i GEUS' prøvesamlinger (Gemstones from Greenland in the sample collections of the Geological Survey of Denmark and Greenland) | Sammelwerk= Danmarks og Grønlands Geologiske Untersøgelse Rapport 2020/50 | Datum= 2020 | Sprache= da | Seiten= 49 | Online= [https://www.geus.dk/Media/637588304356429792/Smykkestensrapport_GEUS2021.pdf#page=49 geus.dk] | Format= PDF | KBytes= 11645 | Abruf= 2022-08-02}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Giancotti&quot;&gt;<br /> Vgl. Francesco Giancotti, ''Publilio in Petronio?'', in: ders., ''Mimo e gnome: Studio su Decimo Laberio e Publilio Siro'', Florenz: D'Anna, 1967, Kap. VII, S. 231–274.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Gienger&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= Michael Gienger | Titel= Lexikon der Heilsteine: von Achat bis Zoisit | Verlag= Neue Erde | Ort= Saarbrücken | Datum= 2016 | Sprache= de | ISBN= 978-3-89060-032-1 | Online= {{Google Buch | BuchID= nmd4DwAAQBAJ | Seite= PT241}} | Abruf= 2024-06-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;GoehlMayer&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= [[Konrad Goehl]], [[Johannes Gottfried Mayer]] | Titel= Antike Gemmen: Steinmagie und Liebeszauber bis ins christliche Mittelalter. Der Jude „Techel“ oder „Cheel“ und die ‚coelatio lapidum‘ mit Edition und Übersetzung zweier Steinbücher | Hrsg= Konrad Goehl, Johannes Gottfried Mayer | Sammelwerk= Editionen und Studien zur lateinischen und deutschen Fachprosa des Mittelalters | WerkErg= Festgabe für Gundolf Keil zum 65. Geburtstag | Verlag= Königshausen &amp; Neumann | Ort= Würzburg | Datum= 2000 | Sprache= de | Reihe= Texte und Wissen | BandReihe= 3 | ISBN= 3-8260-1851-6 | Seiten= 265–316, hier: S. 283/297; 306}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp&quot;&gt;<br /> Halleux/Schamp 1985, S. 127ff. (Handschriften), S. 142ff. (Datierung), S. 166–177 (Text mit Übersetzung, dort § 29, S. 167), S. 328f. (Anmerkungen)<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp-182&quot;&gt;<br /> Halleux/Schamp 1985, S. 182f. (Handschriften), S. 188f. (Text, dort § 1, S. 188); ausführlich Perea Yébenes 2010<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp-191-342&quot;&gt;<br /> Halleux/Schamp 1985, S. 191–342, hier S. 266 (§ XXVII) und S. 272 (§ XXXIII), zur Gruppierung der Handschriften S. 207<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Healy&quot;&gt;<br /> John F. Healy, ''Pliny the Elder on Science and Technology'', Oxford/New York: Oxford University Press, 1999, S. 153f., S. 226<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Kroll&quot;&gt;<br /> Wilhelm Kroll, Art. ''Kallistratos'' § 40, in: [[Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft|RE]], Band 10 (1919), Sp. 1748<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Lychnit-Farbvarianten&quot;&gt;<br /> „et alias invenio differentias, unam quae purpuram radiet, alteram quae coccum“ (XXXVII, § 113). Bei Solinus, der nur Indien als Herkunftsgebiet nennt („Lychniten perinde fert India“), schließt sich der Angabe dieser Farben („duplex ei facies: aut in purpurae emicat claritatem aut meracius [sic!] suffunditur cocci rubore“) noch der Zusatz „per omne intimum sui, si quidem pura sit, inoffensam admittens perspicuitatem“ an, der eine Unterscheidung zwischen einer purpurn oder scharlachrot getrübten und einer reinen durchsichtigen Variante anzuzeigen scheint (LII, § 59); in Isidors Wiedergabe (XVI, xiv, 4), die ebenfalls nur Indien als Herkunftsort der besten Qualität nennt, aber auf Vorkommen an ‚vielen‘ anderen Orten verweist („gignitur in multis locis, sed probatissima apud Indos“), erscheinen Purpur und Scharlachrot eher als zwei ‚Gesichter‘ ein und desselben Exemplars dieses Steins („Huius duplex facies: una quae purpura radiat, alia quae cocci rubore“), von dem außerdem unabhängig von Plinius und Solinus gesagt wird, dass er in vier Unterarten vorkomme („Genera eius quattuor“).<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Matthews&quot;&gt;<br /> Zur Reise des Theophanes John Matthews, ''The Journey of Theophanes. Travel, Business, and Daily Life in the Roman East'', New Haven/London: Yale University Press, 2006, zur fraglichen Liste S. 42<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Mely&quot;&gt;<br /> Mély 1898, S. 187, § 21<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Mindat-BlueLaceAgate&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/min-699.html | titel= Blue Lace Agate | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | sprache= en | abruf= 2024-06-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;mirabilia&quot;&gt;<br /> ''De mirabilibus auscultationibus'', § 58, hrsg. von Hellmut Flashar, ''Mirabilia. De audibilibus'', 3., gegenüber der 2. berichtigten unveränderte Aufl., Berlin: Akademie-Verlag, 1990 (= Aristoteles, Opuscula, XVIII, 2–3), S. 14, S. 94<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;mottana&quot;&gt;<br /> zeitliche Einordnung nach der tabellarischen Übersicht von Mottana 2005, S. 252<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;perseus.tufts.edu&quot;&gt;<br /> Vgl. [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3Dxalkhdw%2Fn Liddell-Scott-Jones] s.&amp;nbsp;v.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;petronius&quot;&gt;<br /> Petronius, ''Satyricon'' 55, hrsg. von Konrad Müller, K. G., Saur, München/Leipzig 2003, S. 49: „quo Carchedonios optas ignes lapideos? / nisi ut scintillet probitas e carbunculis“ ([http://books.google.de/books?id=pkZNxEeFmSEC&amp;pg=PA49 online]); der Text wurde von seinen Herausgebern zuweilen per Konjektur zu „Chalcedonios“ vermeintlich berichtigt (vgl. Franz Bücheler, ''Petronii Arbitri Satyrarum reliquae''. Weidmann, Berlin 1862, S. 64 zu Zeile 10) und in dieser Version dann auch von [[Wilhelm Heinse]] übersetzt: „Den Calcedon'schen Stein, der leuchtet in der Nacht“ (''Geheime Geschichte des römischen Hofs unter der Regierung des Kaisers Nero, aus dem Lateinischen des Petron übersetzt''. Band 1, Rom 1783, S. 149 [http://books.google.de/books?id=L349AAAAcAAJ&amp;pg=PA149 online])<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius&quot;&gt;<br /> C. Plini Secundi: Naturalis Historiae, libri XXXVII, § 115, [http://books.google.de/books?id=oHlGAAAAYAAJ&amp;dq=editions%3A2wxns2VZC7sC&amp;hl=de&amp;pg=RA1-PA163#v=onepage&amp;q&amp;f=false books.google.de]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius-P72&quot;&gt;<br /> Plinius, ''Historia naturalis'', Buch XXXVII, § 72f., nach dem Tod von Ludwig von Jan durchgesehen und ergänzt von Karl Mayhoff, Band 5, Teubner, Leipzig 1897, S. 412f.; zur Textgeschichte der ''Historia naturalis'' siehe Michael D. Reeve, ''The Ambrosiani of Pliny's ‚Natural History‘'', in: Mirella Ferrari / Marco Navoni (Hrsg.), ''Nuove ricerche su codici in scrittura latina dell'Ambrosiana. Atti del Convegno, Milano, 6–7 ottobre 2005''. Vita e Pensiero, Mailand 2007, S. 269–279<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius-P92&quot;&gt;<br /> Plinius, ''Historia naturalis'', Buch XXXVII, § 92ff., Jan/Mayhoff S. 421ff.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius-P115&quot;&gt;<br /> Plinius, ''Historia naturalis'', Buch XXXVII, § 115, Jan/Mayhoff S. 432<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius-Bauer-Lüschen&quot;&gt;<br /> C. Plini Secundi: Naturalis Historiae libri XXXVI, Kap. 7, Abschnitt 92, [http://books.google.de/books?id=oHlGAAAAYAAJ&amp;dq=editions%3A2wxns2VZC7sC&amp;hl=de&amp;pg=RA1-PA159#v=onepage&amp;q&amp;f=false books.google.de]; vgl. dazu Walter Bauer: ''Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur''. 6., völlig neubearbeitete Auflage, hrsg. v. Kurt Aland und Barbara Aland. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1988, Sp. 1745. Zur Identifizierung mit Granat vgl. Hans Lüschen: ''Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache''. 2. Auflage. Thun 1979, S. 195.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;SocrDiony&quot;&gt;<br /> Halleux/Schamp 1985, S. 167, § 29; vgl. Mesk 1898, S. 319; Mély/Ruelle II.1 (1898), S. 175f., § 4–5<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Solinus&quot;&gt;<br /> Solinus, ''Collectanea rerum mirabilium'', Kapitel 15, § 23, hrsg. von Theodor Mommsen, Berlin: Weidmann, 1895, S. 87 Zeile 2<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Solinus-59&quot;&gt;<br /> Vgl. Solinus, LII, § 59: „at si excanduit radiis solis incita vel ad calorem digitorum attritu excitata est, aut palearum cassa aut chartarum fila ad se rapit“; Isidor, XVI, xiv, 4: „A sole excalefacta aut digitorum atritu paleas et chartarum fila ad se rapere dicitur“; Pseudo-‚Sokrates und Dionysios‘, Kapitel 29, § 4: „Σημείωσαι δὲ τὸν λίθον οἷός ἐστιν, ἐὰν αὐτὸν περιτρίψῃς ἱματίῳ μαλακῷ, ἐπισπαστικὸς γὰρ γίνεται τῆς παρακειμένης αὐτῷ ὕλης ἁρπάζων κάρφη ὡσπερεὶ καὶ ὁ μαγνήτης τὸν σίδηρον“<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;steine-und-minerale&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle | autor= Torsten Purle | url= https://www.steine-und-minerale.de/mineralien/m/mueckenstein.html | titel= Mückenstein | werk= steine-und-mineralien.de | datum= 2021-06-18 | abruf= 2022-08-02}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Theophrast&quot;&gt;<br /> Theophrast, ''De lapidibus'', § 25, hrsg. von Earle R. Caley und John F. C. Richards, ''Theophrastus on Stones'', Columbus (Ohio): Ohio State University, 1956, S. 23, S. 35, S. 50, S. 102ff. (Kommentar)<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Traeger&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= [[Jörg Traeger]] | Titel= Renaissance und Religion. Die Kunst des Glaubens im Zeitalter Raphaels | Verlag= | Ort= München | Datum= 1977 | Sprache= de | ISBN= | Seiten= 110 | Online= {{Google Buch | BuchID= TiJi0WG-RwEC | Seite= 110 | Hervorhebung= Chalcedon Plinius}} | Abruf=2022-08-02}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Tröster&quot;&gt;<br /> Manuel Tröster, Art. ''Archelaos (I.) Sisines (?) Philopatris, König von Kappadokien'', in: ''APR - Amici Populi Romani. Prosopographie der auswärtigen Freunde Roms'', Version 02 (Stand: 15. September 2008), hrsg. von Altay Coskun, Online-Dokument auf [http://www.sfb600.uni-trier.de/filebase/A2/APR.doc sfb600.uni-trier.de]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Vergleich-Blume_Jupiters&quot;&gt;<br /> Der Vergleich „secundam bonitate quae similis esset Iovis appellatis floribus“ (XXXVII, § 113), lässt erkennen, dass die Beurteilung als ‚quidam remissior carbunculus‘ nicht unbedingt abwertend zu verstehen ist, über die gemeinte Pflanze besteht jedoch Unklarheit, vgl. XXI, § 59 („Iovis flos“), XXI, § 67 („lychnis et Iovis flos“), XXVII, § 44 („qualiter flos quam Iovis flammam appellamus“)<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Yebenes&quot;&gt;<br /> Perea Yébenes 2010, S. 462 Anm. 16<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Schmuckstein]]<br /> [[Kategorie:Varietät (Mineral)]]<br /> [[Kategorie:Trigonales Kristallsystem]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Chalcedon_(Mineral)&diff=255834354 Chalcedon (Mineral) 2025-05-08T14:04:28Z <p>RPI: /* Etymologie und Geschichte */</p> <hr /> <div>[[Datei:Quartz-83325.jpg|mini|400px|Chalcedon aus [[Rio Grande do Sul]], Brasilien ({{nowrap|Größe: 23 cm × 12 cm × 3,5 cm}})]]<br /> <br /> Der '''Chalcedon''' ([[Latinisierung|latinisierte]] Form von {{elS|χαλκηδών}}) oder in eingedeutschter Schreibung '''Chalzedon''' ist eine mikro- bis kryptokristalline Gefüge[[Varietät (Mineral)|varietät]] des [[Mineral]]s [[Quarz]].<br /> <br /> Nach älteren Quellen gilt der Begriff Chalcedon für alle faserigen Formen von mikrokristallinem Quarz (einschließlich [[Quarzin]]), für alle schwach bis gar nicht gefärbten, massigen Vorkommen von mikrokristallinem SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; oder wird als Oberbegriff für alle Erscheinungsformen von feinkristallinem Quarz verwendet ([[Feuerstein]], [[Hornstein (Gestein)|Hornstein]], [[Achat]], [[Onyx (Mineral)|Onyx]], [[Jaspis]]&amp;nbsp;…). Dies sind genau genommen aber Gesteine, die aus verschiedenen Gefügevarietäten des [[Quarz]]es bestehen, der SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Modifikationen [[Mogánit]] sowie weiteren färbenden Verunreinigungen. In der modernen [[Mineralogie]] wird der Begriff Chalcedon enger gefasst (siehe [[#Struktur|Struktur]]).<br /> <br /> Chalcedon ist farblos bis bläulich grau. Verunreinigungen bewirken verschiedenste Färbungen, meist braun, rötlich oder grün. Chalcedon ist durchscheinend, trüb, besitzt einen wächsernen Glanz und ist mit einer [[Mohshärte]] von 6,5–7 fast so hart wie [[Quarz]].<br /> <br /> Bei anderen Farbtönen verwendet man unterschiedliche Bezeichnungen. Rote bis braune Chalcedone sind bekannt als [[Karneol]] (Sarder), die grüne Vielzahl, die durch Nickeloxid gefärbt sind, nennt man [[Chrysopras]]e (künstlich gefärbte werden grüngebeizter Achat genannt) oder Plasma, smaragdgrüne Chalcedone erhalten durch Eisenoxid ihre dunkelgrüne Farbe.<br /> Plasma wird manchmal mit kleinen Jaspis-Punkten gefunden, die Bluttropfen ähneln, weshalb er Heliotrop (Blutjaspis) oder irreführenderweise Blutstein genannt wird. Das weithin als Blutstein bekannte Mineral ist [[Hämatit]], ein Eisenoxid.<br /> <br /> Weitere Bezeichnungen, die für Chalcedon gefunden werden, sind unter anderem ''Blauer Mondstein'', ''Kalifornischer Mondstein'', ''Quarzin'' und ''Milchstein''&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt; (im Mittelalter möglicherweise identisch mit ''galactides''&lt;ref name=&quot;GoehlMayer&quot; /&gt;) sowie ''Jasponyx'', ''Lutecin'', ''Massik'' (grau) und ''Zoesit''.&lt;ref name=&quot;Gienger&quot; /&gt;<br /> <br /> == Etymologie und Geschichte ==<br /> Der Name taucht erstmals bei [[Plinius der Ältere|Plinius dem Älteren]] in seiner lateinischen [[Naturalis historia|Naturalis Historia]] (um 77&amp;nbsp;n.&amp;nbsp;Chr.) auf. Er benennt einen Stein namens „Calchedon“ unter einer Aufzählung von durchscheinenden Jaspis-Arten.&lt;ref name=&quot;Plinius&quot; /&gt; Der ebenfalls von Plinius dem Älteren wenige Abschnitte vorher beschriebene rötlich-funkelnde, jedoch leicht schwärzliche Stein „Carchedon“ (deutsch: ‚Karthager‘; möglicherweise handelt es sich um [[Granat]])&lt;ref name=&quot;Plinius-Bauer-Lüschen&quot; /&gt; wurde im Mittelalter ebenfalls mit dem Chalcedon identifiziert.&lt;ref name=&quot;Traeger&quot; /&gt; Dies hing zusammen mit dem wohl um 95&amp;nbsp;n.&amp;nbsp;Chr. auftauchenden griechischen Wort χαλκηδών (schulgriechische Aussprache ''chalkēdón''), einem [[Hapax legomenon]], das nur in einer einzigen antiken Quelle überliefert ist, nämlich der [[Offenbarung des Johannes]] (Johannesapokalypse),&lt;ref name=&quot;perseus.tufts.edu&quot; /&gt; wo mit ''χαλκηδών'' der – nach dem [[Jaspis]] und [[Saphir]] sowie vor dem [[Smaragd]] – dritte der zwölf Steine im Fundament der Stadtmauer des [[Neues Jerusalem|himmlischen Jerusalem]] bezeichnet wird {{Bibel|Offb|21|19–20}}:<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Die Grundsteine der Stadtmauer sind mit edlen Steinen aller Art geschmückt; der erste Grundstein ist ein Jaspis, der zweite ein Saphir, ''der dritte ein Chalzedon'', der vierte ein Smaragd, &lt;sup&gt;20&lt;/sup&gt; der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardion, der siebte ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst.}}<br /> <br /> Bekannt war das Wort in der Antike als Ortsname der [[Bithynien|bithynischen]], am südlichen Ausgang des [[Bosporus]] gelegenen Hafenstadt [[Chalkedon|Kalchedon]] und entspricht auch heute noch der üblichen Form des Ortsnamens ''χαλκηδών''. Hinzu kommen die besonders in Inschriften vorherrschende Form ''καλχηδών'' und als weitere phonetische Varianten mit [[Tenuis]]ierung der [[Aspiration (Phonetik)|aspirierten]] Silbenanlaute ''καλκηδών'', mit Schließung des Vortonvokals auch ''χαλκιδών'' und in dorischem Dialekt ''καλχαδών'', ebenso im [[Latein]]ischen dann außer ''Chalcedon'' auch ''Calchedon'', ''Chalcedon'', ''Calcedon'', ''C(h)alcidon'' oder ''Calchadon''.<br /> <br /> In Verbindung mit Edelsteinen wurde dieser Ortsname im griechischen und römischen Schrifttum zwar gelegentlich für die Beschreibung der Herkunft von Steinen aus Chalcedon oder in der adjektivierten Form ''(λύθος) χαλκηδόνιος'' (‚chalcedonischer Stein‘, ‚Chalcedonier‘) bzw. lateinisch ''chalcedonius, calchedonius, calcedonius, calcidonius'' verwendet, wobei sich die Aussagen teils auf Arten von in der Terminologie der antiken Autoren Smaragd ([[Theophrastos von Eresos|Theophrast]], [[Plinius der Ältere|Plinius]]) oder Jaspis (Plinius) aus der Umgebung von Chalcedon, teils auch, sofern der betreffende Text (''Lapidar von Sokrates und Dionysios'') ebenfalls noch zu berücksichtigen ist,&lt;ref name=&quot;SocrDiony&quot; /&gt; auf indischen Karfunkel beziehen. Aber in nicht [[Suffix|suffigierter]] Form ist der Ortsname oder ein davon etymologisch unabhängiges [[Homonym]] als Edelsteinname im älteren Schrifttum nicht belegt.&lt;ref&gt;Joosten 1999, S. 137&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als Textvariante erscheint in den griechischen Handschriften der Apokalypse neben der nur [[Phonetik|phonetischen]] Variante ''χαλκιδών'' auch noch die lexikalisch abweichende Lesart ''καρχηδών'', ebenso in der [[Vetus Latina]] ''carcedon'' statt ''calcedon'' und in der [[Vulgata]], wo diese Lesart in der Stuttgarter Ausgabe dann auch in den Text übernommen wurde, ''carcedonius'' statt ''calcedonius''.&lt;ref&gt;Albrecht 1982, S. 543&lt;/ref&gt; Bei ''καρχηδών'' handelt es sich um den griechischen, aus [[Phönizisch-punische Sprache|phönizisch]] {{lang|phn|קרת חדשת}} (''Qart-Hadašt'', ‚neue Stadt‘) entlehnten Namen [[Karthago]]s, der mit Bezug auf Edelsteine in suffigierter Form (Plinius: ''carchedonius'', ''carchedonia'') Karfunkel bezeichnete, wie sie als ‚feurige carchedonische Steine‘ auch in römischer Dichtung (Petronius) bekannt waren.&lt;ref name=&quot;petronius&quot; /&gt;<br /> <br /> Chalcedon und Carchedon nebst ihren phonetischen Varianten und ihren Ableitungen wurden auch bei der Überlieferung anderer antiker Texte vielfach durcheinandergebracht. Für den griechischen Text der Johannesapokalypse besteht in der modernen [[Textkritik]] Konsens, dass mit der ganz überwiegenden Mehrzahl der Handschriften ''χαλκηδών'' zu lesen, ''καρχηδών'' hingegen als eine auf Versehen oder nachträglicher Berichtigung beruhende Überlieferungsvariante auszuscheiden ist. Unsicher geblieben ist dagegen die mineralogische Deutung des biblischen Steins&lt;ref name=&quot;Bauer-1988&quot; /&gt; und in Verbindung damit auch die Frage, ob nicht, wie in jüngerer Zeit Joosten (1999) vermutet hat, bereits beim Verfasser der Johannesapokalypse oder in einem von ihm aufgegriffenen Sprachgebrauch eine Verwechslung von Chalcedon und Charcedon vorlag, da nach dem Zeugnis vergleichsweise späterer, aber für die Entstehungsbedingungen des Textes möglicherweise noch aussagekräftiger Texte Edelsteinbezeichnungen des Typs ''carched-'' im Unterschied zu solchen des Typs ''chalced-'' in der Rezeption der wichtigsten alltesstamentlichen Parallelstellen, nämlich der Kataloge der zwölf Edelsteine im Brustschild des Hohepriesters ([[Exodus (Bibel)|Ex]] {{BB|Ex|28|17–20}} = {{BB|Ex|39|10–13}}) und im Klagelied über den König von Tyrus {{Bibel|Ez|28|13}}, außerdem der der Prophezeiung über das aus Edelsteinen zu erbauende neue Jerusalem {{Bibel|Jes|54|11–12}}, eine Rolle gespielt hatten.<br /> <br /> === „Chalcedonischer“ Stein ===<br /> ''[[De lapidibus|De lapidibus (περὶ λίθων)]]'' von Theophrast, die älteste erhaltene steinkundliche Schrift der griechischen Antike, verfasst im 4. Jahrhundert v. Chr., ist zugleich die erste erhaltene Schrift, in der die Stadt Chalcedon mit Edelsteinen in Verbindung gebracht wird. Theophrast erwähnt dort bei der Behandlung ungewöhnlich großer und ‚falscher‘ Smaragde (dargestellt als vergleichbar oder gleichsetzbar mit Goldlot, demnach wahrscheinlich das güne Kupferkarbonat [[Malachit]]), dass besonders außergewöhnliche Steine dieser Art in Kupferminen auf einer Insel gegenüber Chalcedon (''ἐη τῇη νήσῳ ἐπικείμένῃ Χαλκηδόνι'') gefunden wurden,&lt;ref name=&quot;Theophrast&quot; /&gt; wobei es sich um eine der [[Prinzeninseln (Istanbul)|Demonesischen Inseln]], am ehesten [[Heybeliada|Χάλκη]], gehandelt haben dürfte, die auch in der unter dem Namen von Aristoteles überlieferten Schrift ''De mirabilibus auscultationibus'' als „die den Chalzedoniern zugehörige Insel Demonesos“ (''Δημόνησος ἠ Χαλκηδονίων νέσος'') mit einer Abbaustätte für dunkelblaues Metall und Goldlot erwähnt wird.&lt;ref name=&quot;mirabilia&quot; /&gt; Beide Texte sind handschriftlich nur mit den Lesarten ‚Insel gegenüber Carchedon‘ (d.&amp;nbsp;h. gegenüber Karthago) und ‚den Carchedoniern zugehörige Insel‘ überliefert, der Bezug auf Chalcedon beruht aber auf inhaltlich begründeter Konjektur der Herausgeber, da ‚gegenüber Karthago‘ keine ‚den Karthagern zugehörige‘ Insel mit vergleichbaren Vorkommen nachgewiesen ist.&lt;ref name=&quot;Theophrast&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;mirabilia&quot; /&gt;<br /> <br /> Auch Plinius, der des Öfteren Schriften von Theophrast benutzt hat und sich auch im Kontext der fraglichen Stelle auf ihn beruft, spricht im letzten Buch seiner ''Historia naturalis'' (XXXVII, § 74) bei der Behandlung der Smaragde von ‚chalcedonischen‘ (bzw. in der metathetischen Form ‚calchedonischen‘) Steinen dieser Art („Calchedonii“), die er als besonders minderwertig, im Unterschied zu Theophrast aber auch als besonders minderwertig und klein beschreibt („semper tamen vilissimi fuere minumique“), mit einer unbestimmt grünlich, wie Tauben- oder Pfauenfedern je nach Neigungswinkel schillernden Farbe, d. h. einem Farbverhalten, das man heute als [[Pleochroismus]] bezeichnet. Steine dieser Art waren laut Plinius seit dem Versiegen der chalecdonischen Erzminen ganz oder weitgehend außer Gebrauch gekommen („nescio an in totum exoleverunt, postquam metalla aeris ibi defecerunt“), und als Fundstätte gibt er im Unterschied zu Theophrast keine Insel, sondern einen bei Chalcedon („iuxta Calchedonem“) gelegenen Berg mit Namen „Smaragdites“ („mons est iuxta Calchedonem, in quo legebantur, Smaragdites vocatus“). Die Handschriften bieten auch in diesem Fall abweichende Lesarten, die diese Aussagen auf Carchedon-Karthago beziehen, der Bezug auf Chalcedon wird jedoch unter anderem durch das Zeugnis der im 19. Jahrhundert von [[Ludwig von Jan]] wiederentdeckten, für den Text der letzten sechs Bücher im Allgemeinen maßgeblichen Bamberger Handschrift (Bamberger Dombibliothek, Class. 42, 10. Jh.) und durch die inhaltliche Übereinstimmung mit Theophrast gestützt.&lt;ref name=&quot;Plinius-P72&quot; /&gt; ‚Calchedonische‘ („Calchedonii“) Smaragde erwähnt dann später auch [[Solinus]] bei einer Aufzählung von Smaragden, die nicht [[Skythen|skythischer]] und also in diesem Fall offenbar chalcedonischer Herkunft sind.&lt;ref name=&quot;Solinus&quot; /&gt;<br /> <br /> Von Steinen aus Chalcedon spricht Plinius andererseits aber auch bei der Behandlung von Jaspis, den er abweichend vom heutigen Verständnis als einen meist grünfarbene und stets durchscheinenden Edelstein beschreibt, der in Indien in einer dem Smaragd ähnlichen Variante, auf [[Zypern]] aber auch blau und an anderen Orten purpurn oder purpurblau vorkomme. Bei der Aufzählung weiterer regionaler Varianten erwähnt er dann auch, dass aus [[Samsun|Amisos]] eine dem indischen Jaspis ähnliche, aus Chalcedon hingegen (diesmal mit abweichender Lesart „Chalcidia“, d.&amp;nbsp;h. [[Chalkis]]) eine ‚trübe‘ Variante exportiert werde („Amisos Indicae similem mittit, Calchedon turbidam“).&lt;ref name=&quot;Plinius-P115&quot; /&gt;<br /> <br /> Von der Forschung einbezogen wurden außerdem noch mehrere griechische Lapidarien, die Edelsteine unter dem Gesichtspunkt ihrer Eignung für magische und therapeutische [[Amulett]]e beschreiben und hierbei auch einen ‚chalcedonischen‘ Stein anführen. Die erhaltenen Bearbeitungen dieser Texte sind zwar in den meisten Fällen später entstanden als die Johannesapokalypse, aufgrund ihrer Abhängigkeit von älteren, nicht mehr erhaltenen Quellen sind sie aber möglicherweise trotzdem noch geeignet, älteren Sprachgebrauch zu dokumentieren.&lt;ref&gt;Joosten 1999, S. 137f.&lt;/ref&gt; Den ausführlichsten Eintrag widmet dem ‚chalcedonischen Stein‘ (''Λίθος ὁ χαλκηδόνιος'') ein in Handschriften des 14. bis 15. Jahrhunderts überliefertes, wahrscheinlich aus Ägypten stammendes Lapidar, das in einer Marginalglosse zwei Autoren namens „Sokrates und Dionysios“ zugeschrieben wird und in seiner Entstehungszeit nicht sicher zu bestimmen ist, sondern von den jüngsten Herausgebern nur annäherungs- und vermutungsweise in die „[[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]]“ datiert wird.&lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp&quot; /&gt; Es beschreibt den ‚chalceodnischen Stein‘ in seinem Aussehen als feurig wie ein Karfunkel (''τὴν χροιάν ἐστι πυραυγὴς ἄνθρακι ὅμοιος''), setzt ihn mit dem Leuchtstein „Lychnit“ gleich (''οὗτος ὁ λίθος ἐστὶν ὁ λυχνίτης'') und bezeichnet ihn auch als eine Art reinen, blutfarbenen Karfunkel (''ὁ ἄνθραξ, καθαρός, αἱματοειδής''). Als Erkennungszeichen wird angegeben, dass er, wenn man ihn auf weichem Stoff reibe (also [[Elektrostatik|elektrostatisch]] auflade), Strohhalme anzuziehen vermöge, so wie [[Magnetit]] Eisen anziehe. Als Herkunftsgebiet wird ihm Indien zugeschrieben, ein den Namen motivierender Zusammenhang mit der bithynischen Stadt Chalcedon wird also nicht hergestellt. Mit einem Abbild der Göttin [[Athene]] versehen soll der Stein, nachdem er geweiht wurde, seinem Träger zum Sieg über seine Widersacher verhelfen, ihm ein gewinnendes und entgegenkommendes Wesen verleihen und ihm Erfolg bei allen Unternehmungen sowie Rettung bei Schiffbruch ermöglichen. In der Beschreibung der nichtmagischen Eigenschaften steht diese Darstellung in einer älteren griechischen Tradition, die ganz ähnlich auch Plinius, dieser jedoch für die Darstellung von Lychnit und „Carchedonia“, ausgeschöpft hatte.<br /> <br /> Kürzere Einträge widmen dem Stein das in drei Handschriften des 14. und 16. Jahrhunderts überlieferte, möglicherweise noch aus dem 3. Jahrhundert stammende ''Nautische Lapidar'',&lt;ref name=&quot;mottana&quot; /&gt; das ihn gemeinsam mit dem Karfunkel (''῎Ανθραξ καὶ χαλκηδόνιος'') als einen von Kindheit an zu tragenden Glücksbringer gegen Ertrinken bei Schiffbruch anführt,&lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp-182&quot; /&gt; und eine pseudo-hippokratische Schrift des 9. Jahrhunderts&lt;ref name=&quot;mottana&quot; /&gt; über die Heilkräfte von Edelsteinen, deren einzige Handschrift die Lesart ''Λίθος χαλκηδόνιος'' zeigt.&lt;ref name=&quot;Mely&quot; /&gt; Unsicher ist dagegen, welche Namensform das möglicherweise älteste dieser Lapidarien, das im griechischen Original nicht erhaltene sogenannte Damigeron-Lapidar, dessen lateinische Übersetzung, im 5. Jahrhundert von einem Anonymus unter dem Pseudonym Evax verfasst, zwei hierfür infrage kommende Einträge bietet.&lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp-191-342&quot; /&gt; Der erste und ausführlichere&lt;ref&gt;§ XXVII nach Halleux/Schamp 1985, S. 266&lt;/ref&gt; beschreibt einen Glücksbringer gegen Wassersucht, Ertrinken und Sinnestäuschung, der – ähnlich wie der chalcedonische Stein bei ''Sokrates und Dionysius'' – Schönheit, Macht und Erfolg in allen Angelegenheiten bringen und als Schnitt einen gewappneten [[Mars (Mythologie)|Mars]] und eine Jungfrau mit Stola und Lorbeerzweig, wahrscheinlich die Göttin [[Victoria (Mythologie)|Victoria]],&lt;ref name=&quot;Yebenes&quot; /&gt; tragen soll. Von sieben Handschriften bezeichnen ihn drei als Japis, der auch Calcedonius genannt werde und von grüner Farbe sei („iaspis lapis (est) qui et calcedonius dicitur, colore est uiridis“), eine bezeichnet ihn ohne Farbangabe als Jaspis mit dem Zusatz „est carcedonius“ („iaspis lapis est carcedonius“: ‚der Stein Jaspis ist ein/der Carcedonius‘ oder ‚ist aus Karthago‘), und drei bezeichnen ihn jeweils nicht als Jaspis, sondern nur als „carsidonio“ bzw. „carsydonio“ und geben dann auch keine Farbe an. In einem weiteren, kürzeren Eintrag,&lt;ref&gt;§ XXXIII nach Halleux/Schamp 1985, S. 272&lt;/ref&gt; der einen in Eisen zu fassenden Glücksbringer in Streitsachen anführt, wird dieser in den drei „calcedonius“-Handschriften erneut mit diesem Namen bezeichnet, während die vier „carsidonio“/„carsydonio“/„carcedonius“-Handschriften ihn diesmal „carcedonius“ nennen.&lt;ref&gt;Lesarten jeweils nach dem Apparat von Halleux/Schamp 1985, zur Gruppierung der Handschriften S. 207&lt;/ref&gt; Die jüngsten Herausgeber haben für beide Abschnitt jeweils die in dieser Graphie von keiner Handschrift bezeugte Namensform „chalcedonius“ als ursprüngliche angesetzt und auch die Einordnungen als „iaspis“ und Angaben grüner Farbe als spätere Zusätze in den Apparat verwiesen.<br /> <br /> Als Beleg für griechische Kenntnis des Edelsteinnamens hat man schließlich auch noch einen der [[Papyrus|Papyri]] (Nr. 462) aus der [[John Rylands Library]] geltend gemacht, auf denen der Jurist (Scholastikos) Theophanes, Berater des Finanzverwalters des Statthalters von Ägypten, die Kosten einer zwischen 317 und 323 n. Chr. unternommenen Dienstreise von [[Hermupolis]] nach Antiochia archivieren ließ:&lt;ref name=&quot;Matthews&quot; /&gt; in einer Liste, die Kleidungsstücke und andere mutmaßliches Gepäck des Reisenden auflistet, findet sich unter anderen abgekürzt geschriebenen Edelsteinnamen wie ''[[Amethyst|ἀμέθυστ[ος]]]'' auch der ebenfalls abgekürzt geschriebene Eintrag ''χαλκηδον'', von den Herausgebern mit [[Diminutiv]] ''-ιον'' als ''χαλκηδόν[ιον]'' interpretiert, nach Joosten möglicherweise richtiger mit ''χαλκηδόν[ιος]'' aufzulösen.&lt;ref&gt;Joosten 1999, S. 137 Anm. 17&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === „Carchedonischer“ Stein ===<br /> Die antike Überlieferung zu ‚carchedonischen‘ Steinen ist vergleichsweise einheitlicher, weil sie sich, soweit sie nicht mit der Überlieferung biblischer Texte zusammenhängt oder als Überlieferungsvariante zu ‚chalcedonischen‘ Steinen auftritt, im Wesentlichen auf die Behandlung der Karfunkel im letzten Buch von Plinius’ ''Historia naturalis'' beschränkt,&lt;ref name=&quot;Plinius-P92&quot; /&gt; das auch sprachlich die ältesten Belege für lateinisch ''carchedonius'' und ''carchedonia'' als Attribut und Name von Edelsteinen bietet. Zwar wird schon [[Publilius Syrus]] bei Petronius mit Versen angeführt, die feurige ‚carchedonische‘ Steine erwähnen und sie mit Karfunkeln assoziieren,&lt;ref name=&quot;petronius&quot; /&gt; diese Verse werden heute jedoch aus stilistischen Gründen nicht mehr zu den authentischen Sentenzen des Publilius gezählt.&lt;ref name=&quot;Giancotti&quot; /&gt;<br /> <br /> === ''Carchedonii'' als Unterart der Karfunkel ===<br /> Die „carbunculi“, laut Plinius die vorzüglichsten unter den feurigen Steinen, werden von ihm nach dem Kriterium ihrer hauptsächlichen geographischen Herkunft in vier Hauptgattungen eingeteilt (§ 92), nämlich in indische, ‚[[Garamanten|garamantische]]‘, äthiopische und alabandische (d. h. aus dem [[Karien|karischen]] [[Orthosa]] stammende, die in [[Alabanda]] verarbeitet wurden), und von denen die ‚garamantischen‘ wegen der Reichtümer Karthagos („propter opulentiam Carthaginis Magnae“) auch „Carchedonii“ genannt würden (§ 92). Der Ausdruck ''carchedonii'' dient Plinius insofern als zunächst als Gattungsname, der als Oberbegriff noch weitere Unterarten umfasst. Innerhalb jeder Gattung sollen außerdem nach der ‚Schärfe‘ oder Sanftheit ihres Strahlens ‚männliche‘ und ‚weibliche‘ Steine zu unterscheiden sein, wobei die Zuordnung zu den männlichen auch noch von anderen Gesichtspunkten (‚flüssigere‘, solche mit ‚schwärzlicherer Flamme‘, solche die ‚aus der Höhe‘ leuchten und mehr als andere in der Sonne aufflammen) abhängig gemacht werden kann (§ 92–95).<br /> <br /> Für die Beschreibung einiger charakteristischer Unterschiede zwischen carchedonischen Karfunkeln und anderen Karfunkelarten führt Plinius zwei von ihm auch anderweitig genannte griechische Gewährsleute an, einen nicht näher bekannten Kallistratos&lt;ref name=&quot;Kroll&quot; /&gt; und [[Archelaos (Kappadokien)|Archelaos Philopatris]], der als Verfasser eines choreographischen Werkes gilt, von dem aber ebenfalls keine einschlägigen Aussagen zu Karfunkeln erhalten sind.&lt;ref name=&quot;Tröster&quot; /&gt; Nach Kallistratos seien carchedonische Karfunkel wesentlich kleiner („multo minores“) als die indischen, von denen die letzteren so groß seien, dass sich daraus Gefäße von der Größe eines [[Sester|Sextarius]] schneiden ließen (§ 95). Nach Archelaos seien Carchedonier auch schwärzlicher („nigriores“), aber durch Feuer, Sonne oder Veränderung des Neigungswinkels („inclinatione“) zu einem ‚schärferen‘ Leuchten zu bringen als alle anderen Karfunkel: im schattigen Inneren eines Hauses erschienen sie purpurn („obumbrante tecto purpuros videri“), aber unter freiem Himmel flammend („sub caelo flammeos“) und leuchteten dann funkelnd gegen die Sonnenstrahlen an („contra radios solis scintillare“), und selbst im Schatten seien sie noch imstande, Siegelwachs zum Schmelzen zu bringen (§ 95). Nach Ansicht mehrerer Autoren, die nicht benannt werden, brenne außerdem im Inneren der männlichen Carchedonier ein Stern („in Carchedoniis maribus stellam intus ardere“), während die weiblichen ihren ganzen Glanz nach außen strahlten (§ 96).<br /> <br /> === ''Carchedonia'' und Lychnit ===<br /> Außer der carchedonischen Gattung der Karfunkel beschreibt Plinius auch noch einen besonderen, anscheinend ebenfalls zu dieser Gattung gehörenden Stein unter der weiblichen Namensform ''Carchedonia'', den er dabei aufgrund einiger sachlicher Gemeinsamkeiten im Zusammenhang mit Lychnit behandelt (§ 103–104), was sich später für die lateinische Exegese des biblischen Chalcedons/Carchedons als bedeutsam erwies.<br /> <br /> Lychnit, in seinem Namen (bei Plinius die weibliche Namensform „lychnis“) vom Leuchten der „Lampen“ (vgl. λύχνος „Lampe, Leuchte, Fackel“) hergeleitet,&lt;ref name=&quot;etym_lychnis&quot; /&gt; soll aus Orthosa und ganz Karien nebst Umgebung, in bester Qualität („probatissima“) aber aus Indien stammen (§ 113). Der geographischen Herkunft nach gehört er folglich zwei verschiedenen geographischen Hauptgattungen, den alabandischen und den indischen, aber nicht den garamantisch-carchedonischen Karfunkeln an. Nach Meinung einiger Autoren soll es sich um eine Art Schwachform oder mildere Form des Karbunkels handeln („quidam remissiorem carbunculum esse dixerunt“, § 113), in der Güte vergleichbar einer Blume, die Blume [[Jupiter (Mythologie)|Jupiters]] genannt werde.&lt;ref name=&quot;Vergleich-Blume_Jupiters&quot; /&gt; Plinius kennt solche oder aus noch anderen Gebieten stammende Lychnite in zwei Farbvarianten, die eine purpurn und die andere scharlachrot.&lt;ref name=&quot;Lychnit-Farbvarianten&quot; /&gt; Außerdem besitzt Lychnit in diesen Farbvarianten laut Plinius die Fähigkeit zur elektrostatischen und auch [[Pyroelektrizität|pyroelektrischen]] Aufladung: von der Sonne erhitzt oder mit den Fingern gerieben soll der Stein in der Lage sein, Spreu und Papyrusfasern an sich zu ziehen („has sole excalfactas aut attritu digitorum paleas et chartarum fila ad se rapere“, § 113).&lt;ref name=&quot;Solinus-59&quot; /&gt; Aufgrund dieser Beschreibung wird Lychnit von den Kommentatoren heute meist mit [[Turmalingruppe|Turmalin]] identifiziert.&lt;ref name=&quot;Healy&quot; /&gt;<br /> <br /> == Varietäten ==<br /> * [[Achat]]<br /> * ''Blue Lace Agate'' (auch ''Crazy Blue Lace Agate'') – hellblau gebänderte Achat-Varietät,&lt;ref name=&quot;Mindat-BlueLaceAgate&quot; /&gt; aber auch irreführender Handelsname für gefärbte Achate und andere Gesteine&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * ''Blutchalcedon'' – roter Chalcedon durch Fremdbeimengungen von Eisen&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * ''Chromchalcedon'' – [[chrom]]haltige Varietät von Chalcedon&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * [[Chrysopras]]<br /> * [[Heliotrop (Mineral)|Heliotrop]] (Blutjaspis)<br /> * [[Holzstein]]<br /> * ''Ice-blue'' – Seltener Handelsname für einen Chalcedon aus Grönland&lt;ref name=&quot;GhislerSecher&quot; /&gt;<br /> * [[Karneol]] (Sarder)<br /> * ''Kupferchalcedon'' – Chalcedon mit Kupfereinschlüssen&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * ''Mückenstein'' – Chalcedon mit eingelagertem Manganhydroxid&lt;ref name=&quot;steine-und-minerale&quot; /&gt;<br /> * [[Onyx (Mineral)|Onyx]]<br /> * [[Pietersit]]<br /> * ''Plasma'' ist eine lauchgrüne Varietät ähnlich dem [[Quarz#Farbvarianten durch Einschlüsse|Prasem]]<br /> * ''Regenbogen-Chalcedon'' – Chalcedon mit [[irisieren]]dem Farbenspiel&lt;ref name=&quot;EPI&quot; /&gt;<br /> * ''Ice-blue'', ein blass türkis-blaue Variante aus [[Grönland]]<br /> <br /> == Bildung und Fundorte ==<br /> [[Datei:Chalcedon-Rose mineralogisches museum bonn.jpg|mini|Blaugraue Chalcedon-Rose aus [[Knoxville (Kalifornien)|Knoxville]], [[Kalifornien]], USA. Ausgestellt im [[Mineralogisches Museum der Universität Bonn|Mineral-Museum Bonn]]]]<br /> [[Datei:Chalcedonized fossil gastropods (Cretaceous; possibly from Dakhla, southern Morocco) (15230327942).jpg|mini|[[Schnecken]]häuser aus Chalcedon]]<br /> Chalcedon bildet sich zusammen mit [[Quarzin]] und [[Mogánit]] oberflächennah sowohl in Spalten und Hohlräumen saurer und basischer Magmatite ([[Achat]]), in Spalten metamorpher Gesteine als auch in Sedimenten (Flint, Hornstein, versteinertes Holz). Bei der Bildung von Achaten geht man von einer Kristallisation aus einem SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-[[Gel]] oder SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-übersättigten Lösungen bei Temperaturen zwischen 25 und 200&amp;nbsp;°C aus. Bei sedimentärer Bildung kristallisieren Chalcedon und Quarzin entweder aus SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-haltigen Lösungen (z.&amp;nbsp;B. versteinertes Holz) oder bilden sich während der [[Diagenese]] aus den [[Opal]]-Skeletten von [[Diatomeen]], [[Radiolarien]] ([[Radiolarit]]) oder [[Hornkieselschwämme]]n ([[Hornstein (Gestein)|Hornstein]]).<br /> <br /> Weiterhin ist Chalcedon eine der Zementphasen in den Porenräumen von Sandsteinen.<br /> <br /> * blau in [[Namibia]], der [[Türkei]] und [[Indien]]<br /> * rosa in der [[Türkei]];<br /> * rot in [[Russland]] und [[Indien]]<br /> * dunkelgrün in [[Brasilien]] und [[Ząbkowice Śląskie]]<br /> * [[Sizilien]]<br /> * [[Sachsen]]<br /> * [[Böhmen]]<br /> * [[Tirol]]<br /> <br /> == Mikrogefüge ==<br /> [[Datei:Chalcedon 2.jpg|mini|Chalcedonmandel]]<br /> Ein '''massiges, granulares Gefüge''' zeichnet sich durch das Fehlen einer bevorzugten Orientierung der Chalcedonfasern aus. Die einzelnen Chalcedonfasern sind selten länger als 1–3&amp;nbsp;µm. Solcher granularer Chalcedon macht die Hauptmasse von [[Feuerstein|Flint]]-Knollen aus.<br /> <br /> Von '''sphärolithischem Gefüge''' spricht man, wenn die Chalcedonfasern ausgehend von einem Kristallisationskeim radialstrahlig wachsen und kugelige Aggregate bilden. Der Durchmesser dieser Sphärolithe beträgt meist 0,1–0,2&amp;nbsp;mm. Sphärolithischer Chalcedon bildet die horizontal geschichteten Bereiche in Achatdrusen und tritt vereinzelt in Flint und Hornstein auf.<br /> Unter dem Polarisationsmikroskop zeigen die Sphärolithe bei gekreuzten Polarisatoren ein charakteristisches Auslöschungsbild, das ''Bertrand’sche Kreuz''.<br /> <br /> Ein '''parabolisches Gefüge''' bildet sich, wenn die Chalcedonfasern radialstrahlig auf der Oberfläche eines Gesteinshohlraumes wachsen. Benachbarte Faserbüschel behindern sich in ihrem Wachstum gegenseitig. Schon in geringer Distanz zum Wachstumskeim wachsen so nur nahezu parallel ausgerichtete Faserbündel in den Hohlraum hinein. Parabolisch gewachsener Chalcedon bildet die konzentrischen Bänderungen in Achaten. Unter dem Polarisationsmikroskop zeigt sich in den parabolisch gewachsenen Chalcedonbändern die charakteristische [[Runzelbänderung]]. Sie ist charakteristisch für Chalcedon und fehlt beim [[Quarzin]].<br /> <br /> == Struktur ==<br /> Der Begriff Chalcedon wird für alle senkrecht zur kristallografischen c-Achse entlang der Prismenflächen (110) oder (1{{Overline|1}}0) faserig gewachsenen [[Quarz|Tiefquarze]] (Flörke et al. 1991) verwendet. Die Fasern weisen eine Dicke von unter einem µm auf und sind typischerweise in Längsrichtung verdrillt. Der optische Charakter der Faserrichtung ist ''length-fast''. Dies bedeutet, dass die Achse mit dem höheren [[Brechungsindex]] im Kristall senkrecht zur Faserrichtung orientiert ist. Dies unterscheidet Chalcedon von einer weiteren faserigen [[Gefüge (Geologie)|Gefüge]]-[[Varietät (Mineralogie)|Varietät]] des Tiefquarzes, dem [[Quarzin]]. Quarzin ist ''length-slow'', d.&amp;nbsp;h. der höhere Brechungsindex des Quarzes liegt parallel zur Faserrichtung.<br /> <br /> Strukturell unterscheidet sich Chalcedon vom [[Quarz|Tiefquarz]] kaum. Elektronenmikroskopische Untersuchungen ergaben aber für alle mikrokristallinen Quarzvarietäten eine sehr große Dichte an Gitterdefekten. Charakteristisch ist eine dichte Abfolge von [[Verzwillingung]]en nach dem Brasilianer Gesetz. Dies kann man sich als eine Stapelung von (101)-Lagen aus Rechts- und Linksquarz vorstellen. In mikrokristallinem Quarz weisen diese Lagen variable Dicken von einigen Elementarzellen auf. Strukturell betrachtet nehmen Chalcedon und auch Quarzin somit eine Zwischenposition zwischen unverzwillingtem Tiefquarz (Rechts- oder Linksquarz) und [[Mogánit]] ein. Diese erst 1994 von der [[International Mineralogical Association|IMA]] als eigene SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Modifikation anerkannte Phase kann man sich als Tiefquarz mit der maximal möglichen Anzahl von Brasilianer Zwillingen vorstellen. Lagen von Rechts- und Linksquarz der kleinstmöglichen Dicke von nur einer Elementarzelle bilden im Mogánit eine regelmäßige Abfolge. Diese enge strukturelle Beziehung ist der Grund dafür, dass Chalcedon immer auch signifikante Mengen an Mogánit enthält. Eine weitere charakteristische strukturelle Eigenschaft von Chalcedon, die [[Quarzin]] fehlt, ist die Verdrillung der Fasern um ihre Längsrichtung. Diese Verdrillung findet innerhalb eines kontinuierlichen Kristalls statt und ist auf spiralförmiges Kristallwachstum entlang von Gitterfehlern (Schraubenversetzungen) zurückzuführen.<br /> <br /> == Verwendung ==<br /> [[Datei:Cylinder seal harem Louvre AO22359.jpg|mini|Zylinder-Siegel aus dem [[Achämenidenreich]] (6.&amp;nbsp;bis 4. Jahrhundert v.&amp;nbsp;Chr.)]]<br /> Chalcedon zählt zu den Halbedelsteinen und dient als Material für [[Kamee]]n, [[Gemme]]n, Ringsteine, [[Cabochon]]s, Siegelsteine und viele andere Schmuck- und Gebrauchsgegenstände, wobei dieser heutzutage auf Grund seiner Ästhetik zumeist zu polierten Formen, als Scheibe oder zu Trommelsteinen verarbeitet wird. Er wird schon sehr lange verarbeitet und ist deshalb auch vielfach bei Antiquitäten zu finden. Große Stücke sind auch Material für Säulen, architektonischen Zierrat, Tischplatten und Vasen, die durch eine schöne Politur aufpolierbar sind. In steinzeitlichen Kulturen wurde Chalcedon zur Herstellung von Klingen verwendet; siehe [[Feuerstein]].<br /> <br /> == Vorsichtsmaßnahmen ==<br /> Bei starkem UV-Licht kann ein Farbverlust die Schönheit des Steins beeinträchtigen, wie auch bei direkter übermäßiger Sonnen- oder Lichtbestrahlung.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste der Minerale]]<br /> * [[Liste mineralischer Schmuck- und Edelsteine]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Literatur |Autor=Hans Lüschen |Titel=Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache |Auflage=2. |Verlag=Ott Verlag |Ort=Thun |Datum=1979 |ISBN=3-7225-6265-1 |Seiten=195 ff. |Sprache=de}}<br /> * [[Albertus Magnus]]: De mineralibus II, 2,3 und I,2,1, zit. nach: Hans Lüschen: ''Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache''. 2. Auflage. Thun 1979, 196.<br /> * {{Literatur |Autor=O. W. Flörke, Heribert A. Graetsch, B. Martin, K. Röller, R. Wirth |Titel=Nomenclature of micro- and non-crystalline silica minerals, based on structure and microstructure |Sammelwerk=Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen |Band=163 |Nummer=1 |Datum=1991 |Seiten=19–42 |Sprache=en |Online= [https://www.researchgate.net/publication/257012613_Nomenclature_of_micro-_and_non-crystalline_silica_minerals_based_on_structure_and_microstructure online verfügbar bei researchgate.net] |Format=PDF |KBytes=6341 |Abruf=2022-08-02}}<br /> * {{Literatur |Autor=Peter J. Heaney, David R. Veblen, Jeffrey E. Post |Titel=Structural disparities between chalcedony and macrocrystalline quartz |Sammelwerk=American Mineralogist |Band=79 |Datum=1994 |Seiten=452–460 |Sprache=en |Online= [http://www.minsocam.org/ammin/AM79/AM79_452.pdf minsocam.org] |Format=PDF |KBytes=1041 |Abruf=2022-08-02}}<br /> * {{Literatur |Autor=Erika Zwierlein-Diehl<br /> |Titel=Antike Gemmen und ihr Nachleben |Verlag=de Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2007 |ISBN=978-3-11-019450-0 |Seiten=307 |Sprache=de |Online={{Google Buch |BuchID=OtaMtKzaKR8C |Seite=307 |Hervorhebung=Chalcedon Plinius}} |Abruf=2022-08-02}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Chalcedony}}<br /> * ''[[Mineralienatlas:Chalcedon]]'' und {{Mineralienatlas | ID= Mineralienportrait/Quarz/Chalcedon | Abruf= 2022-08-02 | Abruf-verborgen= 1}}<br /> * {{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/min-960.html | titel= Chalcedony | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | sprache= en | abruf= 2024-06-10 | abruf-verborgen= 1}}<br /> * {{Webarchiv | url= http://www.beyars.com/edelstein-knigge/lexikon_89.html | text= Edelstein-Knigge von Prof. Leopold Rössler – Chalzedon | wayback= 20201023073509}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Bauer-1988&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= Walter Bauer | Titel= Wörterbuch zum Neuen Testament | Auflage= 6., völlig neu bearbeitete Auflage von Kurt und Barbara Aland | Verlag= De Gruyter | Ort= New York | Datum= 1988 | Sprache= de | ISBN= 978-3-11-010647-3 | Seiten= 1754–1755 }}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;EPI&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle | url= https://www.epigem.de/leistungen/namensuche.html | titel= Namenssuche – Handelsnamen und was sie bedeuten | hrsg= Institut für Edelsteinprüfung (EPI) | abruf= 2024-06-10 |kommentar= Eingabe des jeweils gesuchten Namens nötig}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;etym_lychnis&quot;&gt;<br /> Nach dem Text von Mayhoff für § 103 („lychnis appellata a lucernarum a''d''sensu, tum praecipuae gratiae“), der die in der Bamberger Handschrift von „absensu“ zu „assensu“ berichtigte Lesart zu „a''d''sensu“ emendiert, ist der Name aus einer ‚Übereinstimmung‘ der Lampen mit dem Stein hergeleitet, weil dieser ‚dann‘ (d. h. offenbar während der dunklen Tageszeiten, wenn Lampen brennen), mit besonderer Schönheit leuchtet; in ungefähr diesem Sinn, aber mit Herstellung eines deutlicheren kausalen Zusammenhang, wird die Etymologie auch von Solinus wiedergegeben, demzufolge das Leuchten der Lampen ein kräftiges Leuchten aus dem Stein hervortreibt („Lychniten [...], cuius lucis vigorem flagrantia excitat lucernarum, qua ex causa lychniten Graeci vocaverunt“, ''Collectanea rerum mirabilium'', Kapitel LII, § 58, hrsg. von Theodor Mommsen, Berlin: Weidmann, 1895, S. 194, Zeile 11f.). Die abweichende Lesart „accensu“, bevorzugt von Julius Sillig (Band V, Hamburg und Gotha: Friedrich und Andreas Perthes, 1851, S. 421, Apparat zu § 103) ließe sich genauer noch auf die Stunde des Lampenanzündens beziehen, wird von den handschriftlichen Vertretern dieser Lesart aber jeweils mit adversativem „tamen“ statt temporalem „tum“ fortgesetzt. Nach Isidor ist der Name einfach nur aus dem Leuchten der Lampen hergeleitet („Lychnis [...] appellata a lucernarum flagrantia“, ''Etymologiae'', XVI, iv, 14, hrsg. von W. M. Lindsay, Oxford: Clarendon Press, 1911, Band 2, S. 206)<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;GhislerSecher&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= Martin Ghisler, Karsten Secher | Titel= Smykkesten fra Grønland i GEUS' prøvesamlinger (Gemstones from Greenland in the sample collections of the Geological Survey of Denmark and Greenland) | Sammelwerk= Danmarks og Grønlands Geologiske Untersøgelse Rapport 2020/50 | Datum= 2020 | Sprache= da | Seiten= 49 | Online= [https://www.geus.dk/Media/637588304356429792/Smykkestensrapport_GEUS2021.pdf#page=49 geus.dk] | Format= PDF | KBytes= 11645 | Abruf= 2022-08-02}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Giancotti&quot;&gt;<br /> Vgl. Francesco Giancotti, ''Publilio in Petronio?'', in: ders., ''Mimo e gnome: Studio su Decimo Laberio e Publilio Siro'', Florenz: D'Anna, 1967, Kap. VII, S. 231–274.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Gienger&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= Michael Gienger | Titel= Lexikon der Heilsteine: von Achat bis Zoisit | Verlag= Neue Erde | Ort= Saarbrücken | Datum= 2016 | Sprache= de | ISBN= 978-3-89060-032-1 | Online= {{Google Buch | BuchID= nmd4DwAAQBAJ | Seite= PT241}} | Abruf= 2024-06-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;GoehlMayer&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= [[Konrad Goehl]], [[Johannes Gottfried Mayer]] | Titel= Antike Gemmen: Steinmagie und Liebeszauber bis ins christliche Mittelalter. Der Jude „Techel“ oder „Cheel“ und die ‚coelatio lapidum‘ mit Edition und Übersetzung zweier Steinbücher | Hrsg= Konrad Goehl, Johannes Gottfried Mayer | Sammelwerk= Editionen und Studien zur lateinischen und deutschen Fachprosa des Mittelalters | WerkErg= Festgabe für Gundolf Keil zum 65. Geburtstag | Verlag= Königshausen &amp; Neumann | Ort= Würzburg | Datum= 2000 | Sprache= de | Reihe= Texte und Wissen | BandReihe= 3 | ISBN= 3-8260-1851-6 | Seiten= 265–316, hier: S. 283/297; 306}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp&quot;&gt;<br /> Halleux/Schamp 1985, S. 127ff. (Handschriften), S. 142ff. (Datierung), S. 166–177 (Text mit Übersetzung, dort § 29, S. 167), S. 328f. (Anmerkungen)<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp-182&quot;&gt;<br /> Halleux/Schamp 1985, S. 182f. (Handschriften), S. 188f. (Text, dort § 1, S. 188); ausführlich Perea Yébenes 2010<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Halleux-Schamp-191-342&quot;&gt;<br /> Halleux/Schamp 1985, S. 191–342, hier S. 266 (§ XXVII) und S. 272 (§ XXXIII), zur Gruppierung der Handschriften S. 207<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Healy&quot;&gt;<br /> John F. Healy, ''Pliny the Elder on Science and Technology'', Oxford/New York: Oxford University Press, 1999, S. 153f., S. 226<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Kroll&quot;&gt;<br /> Wilhelm Kroll, Art. ''Kallistratos'' § 40, in: [[Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft|RE]], Band 10 (1919), Sp. 1748<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Lychnit-Farbvarianten&quot;&gt;<br /> „et alias invenio differentias, unam quae purpuram radiet, alteram quae coccum“ (XXXVII, § 113). Bei Solinus, der nur Indien als Herkunftsgebiet nennt („Lychniten perinde fert India“), schließt sich der Angabe dieser Farben („duplex ei facies: aut in purpurae emicat claritatem aut meracius [sic!] suffunditur cocci rubore“) noch der Zusatz „per omne intimum sui, si quidem pura sit, inoffensam admittens perspicuitatem“ an, der eine Unterscheidung zwischen einer purpurn oder scharlachrot getrübten und einer reinen durchsichtigen Variante anzuzeigen scheint (LII, § 59); in Isidors Wiedergabe (XVI, xiv, 4), die ebenfalls nur Indien als Herkunftsort der besten Qualität nennt, aber auf Vorkommen an ‚vielen‘ anderen Orten verweist („gignitur in multis locis, sed probatissima apud Indos“), erscheinen Purpur und Scharlachrot eher als zwei ‚Gesichter‘ ein und desselben Exemplars dieses Steins („Huius duplex facies: una quae purpura radiat, alia quae cocci rubore“), von dem außerdem unabhängig von Plinius und Solinus gesagt wird, dass er in vier Unterarten vorkomme („Genera eius quattuor“).<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Matthews&quot;&gt;<br /> Zur Reise des Theophanes John Matthews, ''The Journey of Theophanes. Travel, Business, and Daily Life in the Roman East'', New Haven/London: Yale University Press, 2006, zur fraglichen Liste S. 42<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Mely&quot;&gt;<br /> Mély 1898, S. 187, § 21<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Mindat-BlueLaceAgate&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle | url= https://www.mindat.org/min-699.html | titel= Blue Lace Agate | werk= mindat.org | hrsg= Hudson Institute of Mineralogy | sprache= en | abruf= 2024-06-10}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;mirabilia&quot;&gt;<br /> ''De mirabilibus auscultationibus'', § 58, hrsg. von Hellmut Flashar, ''Mirabilia. De audibilibus'', 3., gegenüber der 2. berichtigten unveränderte Aufl., Berlin: Akademie-Verlag, 1990 (= Aristoteles, Opuscula, XVIII, 2–3), S. 14, S. 94<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;mottana&quot;&gt;<br /> zeitliche Einordnung nach der tabellarischen Übersicht von Mottana 2005, S. 252<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;perseus.tufts.edu&quot;&gt;<br /> Vgl. [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3Dxalkhdw%2Fn Liddell-Scott-Jones] s.&amp;nbsp;v.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;petronius&quot;&gt;<br /> Petronius, ''Satyricon'' 55, hrsg. von Konrad Müller, K. G., Saur, München/Leipzig 2003, S. 49: „quo Carchedonios optas ignes lapideos? / nisi ut scintillet probitas e carbunculis“ ([http://books.google.de/books?id=pkZNxEeFmSEC&amp;pg=PA49 online]); der Text wurde von seinen Herausgebern zuweilen per Konjektur zu „Chalcedonios“ vermeintlich berichtigt (vgl. Franz Bücheler, ''Petronii Arbitri Satyrarum reliquae''. Weidmann, Berlin 1862, S. 64 zu Zeile 10) und in dieser Version dann auch von [[Wilhelm Heinse]] übersetzt: „Den Calcedon'schen Stein, der leuchtet in der Nacht“ (''Geheime Geschichte des römischen Hofs unter der Regierung des Kaisers Nero, aus dem Lateinischen des Petron übersetzt''. Band 1, Rom 1783, S. 149 [http://books.google.de/books?id=L349AAAAcAAJ&amp;pg=PA149 online])<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius&quot;&gt;<br /> C. Plini Secundi: Naturalis Historiae, libri XXXVII, § 115, [http://books.google.de/books?id=oHlGAAAAYAAJ&amp;dq=editions%3A2wxns2VZC7sC&amp;hl=de&amp;pg=RA1-PA163#v=onepage&amp;q&amp;f=false books.google.de]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius-P72&quot;&gt;<br /> Plinius, ''Historia naturalis'', Buch XXXVII, § 72f., nach dem Tod von Ludwig von Jan durchgesehen und ergänzt von Karl Mayhoff, Band 5, Teubner, Leipzig 1897, S. 412f.; zur Textgeschichte der ''Historia naturalis'' siehe Michael D. Reeve, ''The Ambrosiani of Pliny's ‚Natural History‘'', in: Mirella Ferrari / Marco Navoni (Hrsg.), ''Nuove ricerche su codici in scrittura latina dell'Ambrosiana. Atti del Convegno, Milano, 6–7 ottobre 2005''. Vita e Pensiero, Mailand 2007, S. 269–279<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius-P92&quot;&gt;<br /> Plinius, ''Historia naturalis'', Buch XXXVII, § 92ff., Jan/Mayhoff S. 421ff.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius-P115&quot;&gt;<br /> Plinius, ''Historia naturalis'', Buch XXXVII, § 115, Jan/Mayhoff S. 432<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Plinius-Bauer-Lüschen&quot;&gt;<br /> C. Plini Secundi: Naturalis Historiae libri XXXVI, Kap. 7, Abschnitt 92, [http://books.google.de/books?id=oHlGAAAAYAAJ&amp;dq=editions%3A2wxns2VZC7sC&amp;hl=de&amp;pg=RA1-PA159#v=onepage&amp;q&amp;f=false books.google.de]; vgl. dazu Walter Bauer: ''Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur''. 6., völlig neubearbeitete Auflage, hrsg. v. Kurt Aland und Barbara Aland. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1988, Sp. 1745. Zur Identifizierung mit Granat vgl. Hans Lüschen: ''Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache''. 2. Auflage. Thun 1979, S. 195.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;SocrDiony&quot;&gt;<br /> Halleux/Schamp 1985, S. 167, § 29; vgl. Mesk 1898, S. 319; Mély/Ruelle II.1 (1898), S. 175f., § 4–5<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Solinus&quot;&gt;<br /> Solinus, ''Collectanea rerum mirabilium'', Kapitel 15, § 23, hrsg. von Theodor Mommsen, Berlin: Weidmann, 1895, S. 87 Zeile 2<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Solinus-59&quot;&gt;<br /> Vgl. Solinus, LII, § 59: „at si excanduit radiis solis incita vel ad calorem digitorum attritu excitata est, aut palearum cassa aut chartarum fila ad se rapit“; Isidor, XVI, xiv, 4: „A sole excalefacta aut digitorum atritu paleas et chartarum fila ad se rapere dicitur“; Pseudo-‚Sokrates und Dionysios‘, Kapitel 29, § 4: „Σημείωσαι δὲ τὸν λίθον οἷός ἐστιν, ἐὰν αὐτὸν περιτρίψῃς ἱματίῳ μαλακῷ, ἐπισπαστικὸς γὰρ γίνεται τῆς παρακειμένης αὐτῷ ὕλης ἁρπάζων κάρφη ὡσπερεὶ καὶ ὁ μαγνήτης τὸν σίδηρον“<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;steine-und-minerale&quot;&gt;<br /> {{Internetquelle | autor= Torsten Purle | url= https://www.steine-und-minerale.de/mineralien/m/mueckenstein.html | titel= Mückenstein | werk= steine-und-mineralien.de | datum= 2021-06-18 | abruf= 2022-08-02}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Theophrast&quot;&gt;<br /> Theophrast, ''De lapidibus'', § 25, hrsg. von Earle R. Caley und John F. C. Richards, ''Theophrastus on Stones'', Columbus (Ohio): Ohio State University, 1956, S. 23, S. 35, S. 50, S. 102ff. (Kommentar)<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Traeger&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= [[Jörg Traeger]] | Titel= Renaissance und Religion. Die Kunst des Glaubens im Zeitalter Raphaels | Verlag= | Ort= München | Datum= 1977 | Sprache= de | ISBN= | Seiten= 110 | Online= {{Google Buch | BuchID= TiJi0WG-RwEC | Seite= 110 | Hervorhebung= Chalcedon Plinius}} | Abruf=2022-08-02}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Tröster&quot;&gt;<br /> Manuel Tröster, Art. ''Archelaos (I.) Sisines (?) Philopatris, König von Kappadokien'', in: ''APR - Amici Populi Romani. Prosopographie der auswärtigen Freunde Roms'', Version 02 (Stand: 15. September 2008), hrsg. von Altay Coskun, Online-Dokument auf [http://www.sfb600.uni-trier.de/filebase/A2/APR.doc sfb600.uni-trier.de]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Vergleich-Blume_Jupiters&quot;&gt;<br /> Der Vergleich „secundam bonitate quae similis esset Iovis appellatis floribus“ (XXXVII, § 113), lässt erkennen, dass die Beurteilung als ‚quidam remissior carbunculus‘ nicht unbedingt abwertend zu verstehen ist, über die gemeinte Pflanze besteht jedoch Unklarheit, vgl. XXI, § 59 („Iovis flos“), XXI, § 67 („lychnis et Iovis flos“), XXVII, § 44 („qualiter flos quam Iovis flammam appellamus“)<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Yebenes&quot;&gt;<br /> Perea Yébenes 2010, S. 462 Anm. 16<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Schmuckstein]]<br /> [[Kategorie:Varietät (Mineral)]]<br /> [[Kategorie:Trigonales Kristallsystem]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jaspis&diff=255832129 Jaspis 2025-05-08T12:33:39Z <p>RPI: /* Verwendung als Schmuckstein */</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br /> [[Datei:BellaJaspe.JPG|mini|Die „Jaspis-Schlucht“ (''Quebrada de Jaspe'') auf der [[Gran Sabana]] in Venezuela mit einem Flussbett aus Jaspis]]<br /> [[Datei:Red Jasper Tugaru Nishikiishi Japan IMG 8847.jpg|mini|Einfarbig rote und gesprenkelte Jaspis-[[Trommelstein]]e]]<br /> '''Jaspis''' ist eine mikrokristalline, feinkörnige [[Varietät (Mineralogie)|Varietät]] des [[Mineral]]s [[Quarz]] (SiO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) und eng verwandt mit dem stets faserig aufgebauten [[Chalcedon (Mineral)|Chalcedon]]. Die Verwandtschaft ist so eng, dass sogar Stücke vorkommen, bei denen körnig und faserig aufgebaute Quarzmaterialien miteinander verwachsen sind.<br /> <br /> Aufgrund seiner [[polykristall]]inen Struktur ist Jaspis im Allgemeinen undurchsichtig weiß und kann durch [[Fremdatom|Beimengungen]] wie unter anderem verschiedene [[Eisenoxide]] alle Farbtönungen von Gelb über Rot und Braun bis Schwarz, aber auch rosa und grünliche Farbtöne annehmen.<br /> <br /> Jaspis wird ausschließlich zu [[Schmuckstein]]en verarbeitet, die aufgrund der [[Mohshärte]] von 6,5 bis 7&lt;ref name=&quot;Schumann&quot; /&gt; sehr widerstandsfähig gegenüber mechanischer Beanspruchung sind. [[Schliff (Schmuckstein)|Geschliffen]] und poliert weisen die Steinoberflächen anschließend einen glas- bis fettähnlichen [[Glanz#Minerale|Glanz]] auf.<br /> <br /> == Etymologie und Geschichte ==<br /> Das Wort „Jaspis“ leitet sich über das [[latein]]ische ''iaspis'' aus dem [[Griechische Sprache|griechischen]] {{lang|grc|ἴασπις}}, ''íaspis'' für „gesprenkelter Stein“ ab. Diese Bezeichnung wiederum stammt ursprünglich aus einer orientalischen Sprache, möglicherweise aus dem [[Ägyptische Sprache|Altägyptischen]] oder [[Persische Sprache|Persischen]] (''yashp''). Im [[Hebräische Sprache|Hebräischen]] heißt es ''Jaspheh''. Jaspis ist der einzige Edelsteinname im [[Nibelungenlied]]: dort schmückt ein grasgrüner Jaspis Siegfrieds Schwert [[Gram (Schwert)|Balmung]] (Strophe 1783).&lt;ref name=&quot;Tertsch&quot; /&gt;<br /> <br /> == Eigenschaften ==<br /> Jaspis ist nur sehr selten in reiner Form zu finden. Durch Verwachsungen mit [[Achat]] und [[Opal]], aber auch durch Fremdbeimengungen von bis zu 20 % wie [[Aluminiumoxid]], [[Eisen(III)-oxid|Eisenoxid]], [[Eisenhydroxid]] und [[Manganhydroxid]] schwanken seine chemischen und physikalischen Eigenschaften sehr stark. Da die Menge und Verteilung dieser Beimengungen über das Erscheinungsbild entscheiden, ist der Farb- und Varietätenspielraum des Jaspis außerordentlich groß. Zudem ändert sich auch die [[Strichfarbe]] je nach Beimengung und lässt sich kaum zur Echtheitsprüfung heranziehen.<br /> <br /> Das hat zur Folge, dass viele ähnlich geformte und gemaserte Minerale bzw. Varietäten und sogar [[Gestein]]e, deren Farbe und Zeichnung denen des Jaspis ähnlich sehen, unter diesem Namen im Handel vertrieben werden.<br /> <br /> == Varietäten ==<br /> Die Namen beziehungsweise Handelsnamen der vielen Varietäten spiegeln oft ihren Herkunftsort, aber auch ihre Farbe und Zeichnung wider.<br /> <br /> * So ist der '''Achatjaspis''' (auch ''Jaspachat'') eine gelb, braun und grün gestreifte Verwachsung aus Jaspis und Achat, strenggenommen also ein [[Gestein]].<br /> * Der '''Ägyptische Jaspis''' oder auch ''Kugeljaspis'', ''Nilkiesel'' beziehungsweise ''Jaspisknollen'', ist ockergelb bis braun und ziegelrot, häufig gestreift und geflammt und findet sich in großer Menge als Gerölle im [[Nil]] und in der Wüste. Bei [[Kairo]] bildet er ein [[Konglomerat (Gestein)|Konglomerat]], das wahrscheinlich der [[Kreide (Geologie)|Kreideformation]] angehört.<br /> * Aufgrund seiner grau, grün, gelb, rot und braun gefärbten, parallel gestreiften oder gebänderten Struktur ist der '''Bandjaspis''' zur Verarbeitung zu [[Gemme]]n prädestiniert.<br /> * Der feinkörnige, schwarze '''Basanit''' ist vor allem Juwelieren und Goldschmieden bekannt, da er von ihnen als Strichprobe Verwendung findet.<br /> * Der '''Bilderjaspis''' mit braun und schwarzer Maserung wird durch seinen Facettenreichtum oftmals mit ''Mookait'', [[Epidot]], [[Pietersit]], [[Stromatolith]], [[Tigereisen]] verwechselt. Abgebaut wird der Bilderjaspis hauptsächlich in [[Südafrika]], [[Oregon]], [[Australien]].<br /> * Als ''Dalmatinerjaspis'' werden Varietäten mit grauem bis [[Naturfarben#Beige|beigefarbenem]] Körper und schwarzen Sprenkeln, der seinen Namen der [[Dalmatiner|gleichnamigen Hunderasse]] verdankt.<br /> * Ebenfalls feinkörnig, aber von grauer bis braunroter, selten auch grüner bis schwarzer Farbe ist der [[Hornstein (Gestein)|'''Hornstein''']], der oft als Synonym für Jaspis im Gebrauch ist.<br /> * Bei dem '''[[Kellerwalder Achat|Kellerwaldachat]]''' (Fundort [[Kellerwald]]/Nordhessen) handelt es sich um einen weißgeäderten roten Jaspis.<br /> * Der oft durch ähnlich aussehende Gesteine imitierte '''Landschaftsjaspis''' (auch ''Kalahari-Jaspis'') zeigt auf der Oberfläche lebhafte Musterungen, die sich schon mit wenig Phantasie als stilisierte Landschaften oder Pflanzen interpretieren lassen. Die braune, durch Beimengungen von [[Eisen]] bewirkte Farbe tut ihr Übriges, um diesen Eindruck zu verstärken.<br /> * Als '''Mookait''' wird eine rosafarbene bis hellrote Varietät mit wolkenartig gebänderter Struktur bezeichnet, die vorwiegend in [[Australien]] abgebaut wird.<br /> * Eine nach seinem Fundort [[Nunkirchen]] benannte, weißgraue oder gelblich- bis bräunlichrote Varietät ist unter der Bezeichnung '''Nunkircher Jaspis''' bekannt. Er wird oft mit [[Berliner Blau]] eingefärbt und als Imitation von [[Lapislazuli]] unter den Handelsbezeichnungen ''Deutscher Lapis'', ''Swiss Lapis'' oder auch ''Nunkirchener Lapislazuli'' vertrieben.<br /> * '''Ozean-Jaspis''' stammt aus der seit 2001 bekannt gewordenen Marovato Mine auf Madagaskar. Er wird in der Esoterik auch unter den Bezeichnungen Augenjaspis oder -achat sowie Kugelrhyolith oder -chalcedon vertrieben.<br /> * '''Porzellanjaspis''' (auch '''Porzellanit''') ist der nicht mehr verwendete Name verschiedener Gesteine, die unter hohen Temperaturen bei gleichzeitig geringen Drücken aus Ton- oder Sandstein entstanden sind. Sie finden sich häufig als Kontaktmetamorphosen an Basaltschloten oder Kohleflözen, wo sie bei Flözbränden entstanden. Fundorte sind beispielsweise [[Epterode]] bei [[Großalmerode]] in [[Hessen]] (''Jaspis von Bühlchen''), oder Planitz bei Zwickau. Obwohl bisweilen eine äußerliche Ähnlichkeit mit Jaspis besteht (bunte Farben und bisweilen – bei hohem Glasgehalt – muscheliger Bruch), haben diese Gesteine mit Jaspis im mineralogischen Sinne nichts zu tun. Die korrekte Bezeichnung lautet [[gefrittetes Gestein]] bzw. [[Buchit]].&lt;ref name=&quot;edelsteine.at&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;MA&quot; /&gt;<br /> * Die irreführende, aber immer noch gebrauchte Bezeichnung '''Prasem''' steht zum einen für eine feinkörnige, verwaschen grüne Jaspis-Varietät, zum anderen aber auch für ein lauchgrünes Quarz-Aggregat.<br /> * '''Plasma''' ist dem Prasem recht ähnlich, jedoch von eher grobkörniger Struktur, sodass seine grüne Farbe schmutzig wirkt.<br /> * '''Silex''' wird die gelb und rotbraun gefleckte oder konzentrisch gestreifte Varietät genannt, meist rot und braun, auch gelblich und schwarz, findet sich besonders auf Eisensteingängen an vielen Orten.<br /> * Indischer '''Zebrajaspis''' ist dunkelbraun mit hellbraunen Strichen und enthält oft versteinerte Muscheln und Schnecken.<br /> <br /> Der [[Heliotrop (Mineral)|Heliotrop]] wird zwar oft fälschlich mit dem Synonym '''Blutjaspis''' belegt, ist jedoch eine eigenständige Quarzvarietät von lauchgrüner Farbe mit rosa bis roten Flecken. Im Gegensatz zum körnigen Jaspis ist Heliotrop jedoch radialstrahlig aufgebaut, kann aber dem Jaspis durch Bildung kugeliger Aggregate ähnlich sehen.<br /> <br /> &lt;gallery mode=&quot;packed&quot;&gt;<br /> Datei:Jaspis obikularny, Madagaskar.jpg | Bunt gebänderter und gesprenkelter Jaspis aus [[Madagaskar]]<br /> Datei:Ozean-Jaspis.jpg | Ozean-Jaspis<br /> Datei:Dalmatian stone, polished and unpolished specimens.JPG | Dalmatiner-Jaspis, Rohstein und im Glattschliff als [[Trommelstein]]<br /> Datei:Mookite3.jpg | Mookait (rosa) mit schwarzen, dendritischen Mineral-[[Inklusion (Mineralogie)|Einschlüssen]]<br /> Datei:Wielka kula jaspis krajobrazowy.jpg | Landschaftsjaspis in Kugelform<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Bildung und Fundorte ==<br /> Jaspis findet sich derb, eingesprengt, in Kugeln und Geschieben meist als Gangfüllung oder Knollen, selten auch in trauben- oder nierenförmigen Gestalten.<br /> <br /> Neben den bereits bei den Varietäten benannten Fundorten wird Jaspis darüber hinaus unter anderem an folgenden Stellen gefunden: [[Erzgebirge]], [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]], [[Auggen]], Kleinkems und Istein bei [[Efringen-Kirchen]] sowie [[Idar-Oberstein]] in [[Deutschland]], [[Jekaterinburg]] und [[Ochotsk]] in [[Sibirien]], auf der [[italien]]ischen Insel [[Sizilien]] und der französischen Insel [[Korsika]] sowie in [[Tirol]].<br /> <br /> == Verwendung als Schmuckstein ==<br /> [[Datei:Peterskirche Blansingen Jaspiskreuz.jpg|mini|hochkant|Altarkreuz aus Jaspis]]<br /> Jaspis war im [[Altertum]] bei den Griechen und [[Römisches Reich|Römern]] ein höchst angesehener [[Schmuckstein]].<br /> <br /> In der [[Bibel]] heißt es über das dem Apostel Johannes [[Offenbarung des Johannes|offenbarte]] [[Neues Jerusalem|Himmlische Jerusalem]]:<br /> {{Zitat | Text= Die Grundsteine der Stadtmauer sind mit edlen Steinen aller Art geschmückt; der erste Grundstein ist ein Jaspis, der zweite ein [[Saphir]],&lt;ref&gt;„Saphir“ war bis ins 13. Jahrhundert die Bezeichnung für blaue Schmucksteine, vor allem für [[Lapislazuli]].&lt;/ref&gt; der dritte ein [[Chalcedon (Mineral)|Chalzedon]], der vierte ein [[Smaragd]], der fünfte ein [[Onyx (Mineral)#Sardonyx|Sardonyx]], der sechste ein [[Karneol]], der siebte ein [[Chrysolith]], der achte ein [[Beryll]], der neunte ein [[Topas]], der zehnte ein [[Chrysopras]], der elfte ein [[Zirkon#Modifikationen und Varietäten|Hyazinth]] und der zwölfte ein [[Amethyst]]. | Quelle= {{Bibel|Offb|21|19}}}}<br /> <br /> Im Laufe der Jahrhunderte hat der Jaspis an Bedeutung und Wertschätzung verloren und wird gegenwärtig zu [[Siegel]]steinen, Dosen, [[Vase]]n, Tischplatten, Kannen, Mosaik, architektonischen Arbeiten etc. genutzt.<br /> <br /> === Größte Schmucksteine ===<br /> [[Datei:Grand Kolyvan Vase - Front view.jpg|mini|''Kolyvan-Vase'' in der Eremitage]]<br /> * Der größte polierte grüne Jaspis befindet sich als profilierte Schale in der [[Eremitage (Sankt Petersburg)|Eremitage]] in [[Sankt Petersburg]] mit einer Größe von 5,04&amp;nbsp;× 3,22 Metern. Die auch als ''Kolyvan-Vase'' bezeichnete [[Schale aus Revnev-Jaspis]] aus dem [[Altai]] hat ein Gewicht von zirka 19 Tonnen, einen Umfang von etwa 12,7 Metern und eine Höhe von etwa 2,57 Metern.&lt;ref name=&quot;Kolyvan-Vase&quot; /&gt;<br /> * Ein weiterer geschliffener roter Jaspis wurde aus einem Rohling von 2850&amp;nbsp;kg zu einer Kugel mit einem Gewicht von etwa einer [[Tonne (Einheit)|Tonne]] und einem Durchmesser von 87,5&amp;nbsp;cm gefertigt. Sie befindet sich in [[Sankt Augustin]]-[[Hangelar]].&lt;ref name=&quot;Hangelar&quot; /&gt;<br /> * Eine weitere große Jaspiskugel stammt ursprünglich aus Botswana und steht im [[Deutsches Edelsteinmuseum|Deutschen Edelsteinmuseum]] in [[Idar-Oberstein]]. Aus einem 800&amp;nbsp;kg schweren Rohling wurde eine 224&amp;nbsp;kg schwere Kugel mit 54&amp;nbsp;cm Durchmesser geschliffen.&lt;ref name=&quot;BerlinerZeitung&quot; /&gt;<br /> <br /> === Manipulationen und Imitationen ===<br /> Die Vielfalt an Farben und Zeichnungen beim Jaspis macht es leicht, ihn mithilfe ähnlich aussehender Gesteine und Varietäten anderer Minerale nachzuahmen. Beispielsweise wird auch die [[Serpentingruppe|Serpentin]]-Varietät ''Silberauge'' unter der Bezeichnung ''Zebra-Jaspis'' vertrieben. ''Blumenjaspis'' ist eigentlich [[Unakit]] und ebenso ein Gestein wie der als ''Leopardenfell-'', ''Regenwald-'' oder ''Augen-Jaspis'' verkaufte [[Rhyolith]].<br /> <br /> == Esoterik ==<br /> Der im [[Spätmittelalter|späten Mittelalter]] berühmte Naturforscher [[Conrad Gessner]] überlieferte: „Der Jaspis ist ein Schild vor der Brust, das Schwert in der Hand und die Schlange unter den Füßen. Er schirmt gegen alle Krankheiten und erneuert Geist, Herz und Verstand.“<br /> Bei den alten Griechen glaubte man, dass der Jaspis seinem Träger innerliche Harmonie beschere und Frauen durch das Tragen des Steins eine harmonievolle Schwangerschaft haben.<br /> Der rote Jaspis solle am besten bei Übelkeit und übermäßiger Esslust helfen. Im von [[Konrad von Megenberg]] im 14. Jahrhundert verfassten ''Buch der Natur'' (und daraus übernommen im ''Speyrer Frauenbüchlein'' von 1460&lt;ref&gt;Roland Siegmund: ''Das „Speyrer Frauenbüchlein“.'' [1460] Medizinische Dissertation, Würzburg 1990, Kap. 97.&lt;/ref&gt;) wird Jaspis als wirksam bei Wehenschwäche beschrieben.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste der Minerale]]<br /> * [[Liste mineralischer Schmuck- und Edelsteine]]<br /> * [[Steinschleiferei Kolywan]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Literatur | Autor= Petr Korbel, Milan Novák | Titel= Mineralien-Enzyklopädie | Reihe= Dörfler Natur | Auflage= | Verlag= Edition Dörfler im Nebel-Verlag | Ort= Eggolsheim | Datum= 2002 | ISBN= 978-3-89555-076-8 | Seiten= 88,92}}<br /> * {{Literatur | Autor= Martin Okrusch, Siegfried Matthes | Titel= Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde | Auflage= 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte | Verlag= Springer | Ort= Berlin [u.&amp;nbsp;a.] | Datum= 2005 | ISBN= 3-540-23812-3 | Seiten= 114}}<br /> * {{Literatur | Autor= Walter Schumann | Titel= Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke | Auflage= 16., überarbeitete | Verlag= BLV Verlag | Ort= München | Datum= 2014 | ISBN= 978-3-8354-1171-5 | Seiten= 162–163}}<br /> * {{Literatur | Autor= Bernhard Bruder | Titel= Geschönte Steine. Das Erkennen von Imitationen und Manipulationen bei Edelsteinen und Mineralien | Verlag= Neue Erde | Ort= Saarbrücken | Datum= 2005 | ISBN= 3-89060-079-4 | Seiten= 76}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Jasper|Jaspis}}<br /> {{Wiktionary}}<br /> <br /> * [[Mineralienatlas:Jaspis]] (Wiki)<br /> * [https://www.mindat.org/min-2082.html Jasper] MinDat (englisch)<br /> * [http://www.wissen-im-netz.info/mineral/bingen/jaspis.htm Wissen im Netz – Hildegard von Bingen zum Jaspis]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;BerlinerZeitung&quot;&gt;<br /> [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/schon-gewusst,10810590,8953550.html ''Schon gewusst''.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 13. Mai 1995<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;edelsteine.at&quot;&gt;<br /> [https://www.edelsteine.at/de/glossare/lexikon/porzellanjaspis/ Porzellanjaspis im Edelsteinlexikon des Wiener Edelstein Zentrums]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Hangelar&quot;&gt;<br /> [http://www.dieglocke.de/ueber-uns/ Größte Kugel aus rotem Jaspis mit 1&amp;nbsp;Tonne Gewicht]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Kolyvan-Vase&quot;&gt;<br /> [https://artsandculture.google.com/asset/kolyvan-vase/OwGauXwFZPZpMQ Die Kolyvan-Vase, größter polierter Jaspis-Edelstein mit zirka 19 Tonnen Gewicht]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;MA&quot;&gt;<br /> [[Mineralienatlas: Porzellanit]]<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Schumann&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= Walter Schumann | Titel= Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke | Auflage= 16., überarbeitete | Verlag= BLV Verlag | Ort= München | Datum= 2014 | ISBN= 978-3-8354-1171-5 | Seiten= 162}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Tertsch&quot;&gt;<br /> {{Literatur | Autor= Hermann Tertsch | Titel= Das Geheimnis der Kristallwelt. Roman einer Wissenschaft | Verlag= [[Gerlach &amp; Wiedling]] | Ort= Wien | Datum= 1947 | Seiten= 100}}<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4350004-3}}<br /> <br /> [[Kategorie:Schmuckstein]]<br /> [[Kategorie:Varietät (Mineral)]]<br /> [[Kategorie:Trigonales Kristallsystem]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Celestine&diff=255766237 Celestine 2025-05-06T03:40:20Z <p>RPI: AZ: Weiterleitung nach Cölestina erstellt</p> <hr /> <div>#WEITERLEITUNG [[Cölestina]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=C%C3%B6lestina&diff=255766179 Cölestina 2025-05-06T03:35:55Z <p>RPI: /* Siehe auch */</p> <hr /> <div>'''Cölestina''' (auch '''Coelestina''' oder '''Zölestina''') ist ein weiblicher [[Vorname]].<br /> <br /> == Herkunft und Bedeutung ==<br /> Der Name leitet sich von der [[mittellatein]]ischen Form ''coelestis'' des [[lateinisch]]en Wortes ''caelestis'' „himmlisch“ ab.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim |Titel=Lexikon der Vornamen |Hrsg=Duden |Auflage=8 |Verlag=Cornelsen Verlag GmbH |Ort=Berlin |Datum=2023 |ISBN=978-3-411-04948-6 |Seiten=111 f}}&lt;/ref&gt; ''Coelestina'' bedeutet also „die Himmlische“&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Jacques und Johanna Vasseur |Titel=Goldmanns Großes Vornamenbuch |Verlag=Wilhelm Goldmann |Ort=München |Datum=1982 |ISBN=3-442-10872-1 |Seiten=51}}&lt;/ref&gt; oder „für den Himmel bestimmt“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Hrsg=Theo Herrle |Titel=Reclams Namenbuch |Verlag=Philipp Reclam Jun. |Ort=Stuttgart |Datum=1979 |ISBN=3-15-007399-5 |Seiten=46}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Varianten ==<br /> * Cölestine, Coelestine, Zölestine<br /> * Celestina ({{itS}}, {{esS}})<br /> * Celestine ({{enS}})<br /> * Célestine ({{frS}})<br /> * Celestyna ({{plS}})<br /> * männlich: siehe [[Coelestin]]<br /> <br /> == Bekannte Namensträgerinnen ==<br /> * [[Cölestina Zeiler]] (1690–1766), Benediktineräbtissin in der Habsburgermonarchie<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[(237) Coelestina]], ein Asteroid<br /> * [[Cölestine]], eine Orgelharmonika mit drei Manualen<br /> * ''Consommé Célestine'', siehe [[Frittatensuppe]]<br /> * [[Die Prophezeiungen von Celestine]]<br /> * [[Celeste]]<br /> * [[Celina]], ein weiblicher Vorname<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary|Zölestine}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Colestina}}<br /> [[Kategorie:Deutscher Personenname]]<br /> [[Kategorie:Weiblicher Vorname]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coelestina&diff=255765992 Coelestina 2025-05-06T03:17:08Z <p>RPI: AZ: Weiterleitung nach Cölestina erstellt</p> <hr /> <div>#WEITERLEITUNG [[Cölestina]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=C%C3%B6lestina&diff=255765977 Cölestina 2025-05-06T03:15:13Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Cölestina''' (auch '''Coelestina''' oder '''Zölestina''') ist ein weiblicher [[Vorname]].<br /> <br /> == Herkunft und Bedeutung ==<br /> Der Name leitet sich von der [[mittellatein]]ischen Form ''coelestis'' des [[lateinisch]]en Wortes ''caelestis'' „himmlisch“ ab.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim |Titel=Lexikon der Vornamen |Hrsg=Duden |Auflage=8 |Verlag=Cornelsen Verlag GmbH |Ort=Berlin |Datum=2023 |ISBN=978-3-411-04948-6 |Seiten=111 f}}&lt;/ref&gt; ''Coelestina'' bedeutet also „die Himmlische“&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Jacques und Johanna Vasseur |Titel=Goldmanns Großes Vornamenbuch |Verlag=Wilhelm Goldmann |Ort=München |Datum=1982 |ISBN=3-442-10872-1 |Seiten=51}}&lt;/ref&gt; oder „für den Himmel bestimmt“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Hrsg=Theo Herrle |Titel=Reclams Namenbuch |Verlag=Philipp Reclam Jun. |Ort=Stuttgart |Datum=1979 |ISBN=3-15-007399-5 |Seiten=46}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Varianten ==<br /> * Cölestine, Coelestine, Zölestine<br /> * Celestina ({{itS}}, {{esS}})<br /> * Celestine ({{enS}})<br /> * Célestine ({{frS}})<br /> * Celestyna ({{plS}})<br /> * männlich: siehe [[Coelestin]]<br /> <br /> == Bekannte Namensträgerinnen ==<br /> * [[Cölestina Zeiler]] (1690–1766), Benediktineräbtissin in der Habsburgermonarchie<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[(237) Coelestina]], ein Asteroid<br /> * [[Cölestine]], eine Orgelharmonika mit drei Manualen<br /> * ''Consommé Célestine'', siehe [[Frittatensuppe]]<br /> * [[Celeste (Vorname)]], ein geschlechtsneutraler Vorname<br /> * [[Celina]], ein weiblicher Vorname<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary|Zölestine}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Colestina}}<br /> [[Kategorie:Deutscher Personenname]]<br /> [[Kategorie:Weiblicher Vorname]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coelestin&diff=255765963 Coelestin 2025-05-06T03:11:33Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Coelestin''' (auch '''Cölestin''' oder '''Zölestin''') ist ein [[männlicher Vorname]] und ein [[Familienname]]. Dieser Name wird auch häufig als [[Ordensname]] gewählt.<br /> <br /> == Herkunft und Bedeutung ==<br /> Der Name leitet sich von der [[mittellatein]]ischen Form ''coelestis'' des [[lateinisch]]en Wortes ''caelestis'' „himmlisch“ ab. ''Coelestin(us)'' bedeutet also „der Himmlische“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim |Titel=Lexikon der Vornamen |Hrsg=Duden |Auflage=8 |Verlag=Cornelsen Verlag GmbH |Ort=Berlin |Datum=2023 |ISBN=978-3-411-04948-6 |Seiten=111 f}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Varianten ==<br /> * Caelestinus ([[spätrömisch]])<br /> * Celestin, Célestin ({{frS}})<br /> * Celestine ({{enS}})<br /> * Celestino ({{itS}}, {{ptS}}, {{esS}})<br /> * Celestyn ({{plS}})<br /> * weiblich: siehe [[Cölestina]]<br /> <br /> == Namenstag ==<br /> Der [[Namenstag]] wird nach Papst [[Coelestin I.]] am [[27. Juli]] (katholisch) oder am [[8. April]] (orthodox) und nach dem heiligen Papst [[Coelestin V.]] am [[19. Mai]] (katholisch) gefeiert.&lt;ref&gt;[https://www.heiligenlexikon.de/BiographienC/Coelestin_I.htm Coelestin I.], [https://www.heiligenlexikon.de/BiographienC/Coelestin_V.html Coelestin V.] In: Joachim Schäfer: ''[[Ökumenisches Heiligenlexikon]].''&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Bekannte Namensträger ==<br /> === [[Papstname]] ===<br /> * [[Coelestin I.]] (422–432)<br /> * [[Coelestin II. (Papstelekt)]] (1124) <br /> * [[Coelestin II. (Papst)]] (1143–1144)<br /> * [[Coelestin III.]] (1191–1198)<br /> * [[Coelestin IV.]] (1241)<br /> * [[Coelestin V.]] (1294)<br /> <br /> === Vorname ===<br /> * [[Cölestin Böhm]] (* um 1664; † 1731), österreichischer Benediktiner, von 1704 bis 1709 Abt des Stiftes St. Georgenberg-Fiecht<br /> * [[Cölestin Flottwell]] (1711–1759), deutscher Germanist, Lehrer und Hochschullehrer in Königsberg<br /> * [[Cölestin Frener]] (1664–1737), deutscher Benediktiner, von 1725 bis 1737 Abt der Reichsabtei Ochsenhausen<br /> * [[Cölestin Josef Ganglbauer]] (1817–1889), österreichischer Benediktiner, von 1876 bis 1881 Abt von Stift Kremsmünster, danach Erzbischof von Wien und Kardinal<br /> * [[Cölestin Gugger von Staudach]] (1701–1767), österreichisch-schweizerischer Benediktiner, vom 23. März 1740 bis zu seinem Tode Fürstabt des Klosters St. Gallen<br /> * [[Coelestin Hochbrucker]] (1727–1805), deutscher Benediktiner, Organist, Harfenist und Komponist<br /> * [[Cölestin Hoffmann von Greiffenpfeil]] (1635–1688), deutscher Kaufmann und Bürgermeister von Frankfurt/Oder<br /> * [[Coelestin Höynck]] (1659–1727), deutscher Benediktinermönch, Abt des Klosters Grafschaft<br /> * [[Cölestin Königsdorfer]] (1756–1840), letzter Abt des Benediktinerklosters Heilig Kreuz Donauwörth<br /> * [[Cölestin Maier]] (1871–1935), deutscher Benediktinermönch, Abt von Schweiklberg<br /> * [[Cölestin Myslenta]] (1588–1653), lutherischer Theologe polnischer Abstammung, langjähriger Rektor der Universität Königsberg<br /> * [[Coelestin Nauwerck]] (1853–1938), deutscher Pathologe<br /> * [[Cölestin Pestaluz]] (1608–1678), österreichischer Benediktiner und Abt des Stiftes Gleink<br /> * [[Cölestin Recla]] (1842–1908), Südtiroler Baumeister<br /> * [[Cölestin Stampfer]] (1823–1895), Tiroler Historiker und Schriftsteller sowie römisch-katholischer Priester<br /> * [[Coelestin II. Steiglehner]] (1738–1819), deutscher Benediktiner, letzter Fürstabt von St. Emmeram in Regensburg<br /> * [[Coelestin Svoboda]] (1893–1943), deutscher römisch-katholischer Geistlicher (Prämonstratenser) und Opfer des Nationalsozialismus<br /> * [[Coelestin Vivell]] (1846–1923), deutscher Benediktinermönch und Musikforscher<br /> * [[Coelestin Vogl]] (1613–1691), deutscher Benediktinermönch, Gelehrter und Abt im Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg<br /> * [[Cölestin Wolfsgruber]] (1848–1924), österreichischer römisch-katholischer Kirchenhistoriker und Hofprediger<br /> <br /> === Familienname ===<br /> * [[Georg Coelestin]] (auch ''Georg Himmlisch, Georg Himmel, Georg Uranius''; 1525–1579), deutscher Theologe und Geistlicher<br /> * [[Johann Friedrich Coelestin]] (auch ''Johann Friedrich Himmlisch''; um 1535–1578), deutscher Geistlicher und Theologe<br /> * [[Heinrich Coelestin von Sternbach]] (1613–1679), deutscher Rechtsgelehrter<br /> <br /> ==== Varianten ====<br /> * ''Cyril Celestin'' (* 1972), französischer Musiker, siehe [[Guizmo]]&lt;!-- fr:Guizmo --&gt;<br /> * [[Jude Célestin]] (* 1962), haitianischer Politiker<br /> * [[Martial Célestin]] (1913–2011), haitianischer Politiker<br /> * [[Papa Celestin]] (1884–1954), US-amerikanischer Jazzmusiker<br /> * [[Eligio Celestino]] (1739–1812), italienischer Violinist, Komponist und Kapellmeister<br /> * [[Mirko Celestino]] (* 1974), italienischer Radrennfahrer<br /> * [[Vicente Celestino]] (1894–1968), brasilianischer Sänger<br /> * [[Pedro Celestino Silva Soares]] (''Celestino''; * 1987), kapverdischer Fußballspieler<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Coelestin (Mineral)]], ein Mineral<br /> * [[Cölestiner]], ein Männerorden innerhalb des Benediktinerordens<br /> * ''Kloster Célestin'' in Vichy in der Auvergne, siehe [[Vichy#Geschichte]]<br /> * [[Celestini]]<br /> * [[San Celestino]], Ortsteil von [[Lipa City]], Philippinen<br /> * ''San Pietro Celestino'', Ruine des Benediktinerklosters in [[Roccamontepiano]]<br /> * ''Vila Celestino'', ein früherer Name von [[Hatolia Vila]], Ort auf Osttimor<br /> * [[Botanischer Garten von Bogotá|Jardín Botánico José Celestino Mutis]], Park und Forschungsareal in Bogotá<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Deutscher Personenname]]<br /> [[Kategorie:Männlicher Vorname]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coelestin_(Vorname)&diff=255765962 Coelestin (Vorname) 2025-05-06T03:11:13Z <p>RPI: AZ: Weiterleitung nach Coelestin erstellt</p> <hr /> <div>#WEITERLEITUNG [[Coelestin]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Celestino&diff=255765908 Celestino 2025-05-06T03:07:36Z <p>RPI: AZ: Weiterleitung nach Coelestin erstellt</p> <hr /> <div>#WEITERLEITUNG [[Coelestin]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Celestini&diff=255765851 Celestini 2025-05-06T03:02:37Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Celestini''' ist der Familienname folgender Personen:<br /> * [[Ascanio Celestini]] (* 1972), italienischer Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur &lt;!-- IMDb 2141178 --&gt;<br /> * [[Celestino Celestini]] (1882–1961), italienischer Maler und Kunstlehrer &lt;!-- VIAF=ino ISNI<br /> VIAF ID: --&gt;<br /> * [[Fabio Celestini]] (* 1975), Schweizer Fußballspieler<br /> * [[Federico Celestini]] (* 1964), italienischer Musikwissenschaftler<br /> * [[Giovanni Celestini]], venezianischer Cembalo- und Virginalbauer<br /> <br /> <br /> '''Celestini''' steht für:<br /> * ''La Compagnia dei Celestini'', Werk von [[Stefano Benni]] (1992)<br /> <br /> <br /> '''Celestini''' ist der Name folgender Bauwerke in Italien:<br /> * [[Chiesa delle Celestini]], Kirche in [[San Severo]], Apulien<br /> * [[Kloster der Celestini]] in [[Tarent]], Apulien (Abriss 1926)<br /> * [[Piazza dei Celestini]] in [[Bologna]], Emilia-Romagna<br /> <br /> <br /> '''Siehe auch:'''<br /> * [[Coelestin]]<br /> <br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Celeste_(Vorname)&diff=255765802 Celeste (Vorname) 2025-05-06T02:58:08Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Celeste''' oder '''Céleste''' ist ein überwiegend weiblicher [[Vorname]].<br /> <br /> == Herkunft und Bedeutung ==<br /> Celeste ist von ''{{laS|caelestis}}'' „himmlisch“ abgeleitet.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Teresa Norman |Hrsg=Penguin |Titel=A World of Baby Names |Datum=2003 |ISBN=0-399-52894-6 |Online=https://archive.org/details/worldofbabynames00norm_1/page/123}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim |Hrsg=Duden |Titel=Lexikon der Vornamen |Auflage=8. |Verlag=Cornelsen Verlag GmbH |Ort=Berlin |Datum=2023 |ISBN=978-3-411-04948-6 |Seiten=104}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Verbreitung ==<br /> Der Name Celeste fand bereits in der [[Frühchristentum|frühchristlichen]] Namengebung Verwendung.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> In den [[USA]] zählte Celeste [{{IPA|sə.ˈlɛst}}] bzw. [{{IPA|sɪ.ˈlɛst}}] bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert wiederholt zu den 500 meistgewählten Mädchennamen. Von 1949 bis 1976 fand er sich in der Top-400 der Vornamenscharts. Dann verlor er leicht an Popularität, nur um ab 1989 wieder an Beliebtheit zu gewinnen. Fünf Jahre später erreichte der Name erstmals die Top-300 der Vornamenscharts. Als höchste Platzierung stand er im Jahr 2004 auf Rang 204 der Hitliste. Daraufhin verlor er erneut an Popularität bis zu einem Tiefpunkt im Jahr 2015 (Rang 498). Seitdem stieg er in den Vornamenscharts wieder auf und belegte im Jahr 2023 Rang 275.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste/top/united-states?type=rank |titel=Popularity in the United States |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In [[England]] und [[Wales]] wird der Name seltener vergeben. Obwohl Celeste seit den 1990er Jahren wiederholt zu den 1000 meistgewählten Mädchennamen der Landteile zählte, erreichte er erst im Jahr 2023 mit Rang 444 erstmals die Top-500 der Vornamenscharts.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste/top/england-wales?type=rank |titel=Popularity in England and Wales |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In [[Frankreich]] war Celeste [{{IPA|se.ˈlɛst}}] bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitet und zählte teilweise zu den 200 beliebtesten Mädchennamen. Im Laufe der Jahre verlor er jedoch an Popularität. Die vorerst letzte Platzierung in der Top-500 der Mädchennamen erreichte er im Jahr 1937. Im gleichen Zeitraum war der Name auch als Männername geläufig, wurde als solcher jedoch seltener vergeben. Im Jahr 1900 stand er auf Rang 326 der beliebtesten Jungennamen. Zuletzt erreichte er die Top-500 der Jungennamen im Jahr 1931. Als Frauenname erlangte der Name um die Jahrtausendwende herum neue Popularität. Im Jahr 1999 trat er mit Rang 366 erneut in die Hitliste der 500 beliebtesten Mädchennamen des Landes ein. Im Jahr 2007 erreichte er die Top-200, verließ diese jedoch drei Jahre später wieder und 2012 schließlich auch die Top-500. Parallel zu diesem Absturz erlebte die Schreibweise Céleste einen Aufschwung. 2011 trat sie mit Rang 301 in die Top-500 der Vornamenscharts ein und erreichte bereits zwei Jahre später erstmals die Top-200. Seit 2020 zählt Céleste zur Top-100 der Mädchennamen und belegte im Jahr 2023 Rang 66 der Hitliste.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste/top/france?type=rank |titel=Popularity in France |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In [[Belgien]] zählt Céleste seit 2017 zu den 100 beliebtesten Mädchennamen (Ausnahme: 2019). Zuletzt belegte der Name Rang 67 der Hitliste (2023).&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste/top/belgium?type=rank |titel=Popularity in Belgium |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Name Celeste [{{IPA|t͡ʃe.ˈlɛː.ste}}] gewann in [[Italien]] seit der zweiten Hälfte der 2000er Jahre an Popularität. Im Jahr 2013 stieg er in die Top-100 der Vornamenscharts auf und nahm weiter an Beliebtheit zu. Im Jahr 2023 belegte er Rang 48 der Hitliste.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste/top/italy?type=rank |titel=Popularity in Italy |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt; Obwohl der Name in Italien auch ein Männername ist&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste |titel=Celeste |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |sprache=en |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt;, wird er primär an Frauen vergeben.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> <br /> In [[Spanien]] zählte Celeste [{{IPA|θe.ˈles.te}}] von den 1990er bis in die 2010er Jahre zu den 500 beliebtesten Mädchennamen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste/top/spain-decade?type=rank |titel=Popularity in Spain |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Demgegenüber stieg der Name Celeste [{{IPA|se.ˈles.te}}] in [[Chile]] im Jahr 2013 in die Top-100 der Vornamenscharts auf. Im Jahr 2021 stand er auf Rang 40 der Hitliste.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste/top/chile?type=rank |titel=Popularity in Chile |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt; In [[Puerto Rico]] belegte er im Jahr 2023 in den Vornamenscharts Rang 100.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste/top/puerto-rico?type=rank |titel=Popularity in Puerto Rico |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In [[Brasilien]] war der Name Celeste [{{IPA|se.ˈlɛs.t͡ʃi}}] bis in die 1960er Jahre hinein geläufig, zählte jedoch nie zu den beliebtesten Mädchennamen. Seit den 1970er Jahren zählt er nicht mehr zur Top-500 der Vornamenscharts.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.behindthename.com/name/celeste/top/brazil?type=rank |titel=Popularity in Brasil |werk=Behind the Name |hrsg=Mike Campbell |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Name Celeste wird in [[Deutschland]] nur selten vergeben. Zwischen 2010 und 2023 wurde er nur etwa 200 Mal als erster Vorname vergeben. Im Durchschnitt sind Menschen in Deutschland mit dem Namen Celeste 33 Jahre alt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://blog.beliebte-vornamen.de/name/celeste/ |titel=Celeste |werk=Beliebte Vornamen (Blog) |hrsg=Knud Bielefeld |datum=2024-11-29 |sprache=de |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt; Dabei wird er überwiegend von Frauen getragen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.beliebte-vornamen.de/44161-celeste.htm |titel=Celeste |werk=Beliebte Vornamen |hrsg=Knud Bielefeld |sprache=de |abruf=2024-12-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Varianten ==<br /> <br /> === Weibliche Varianten ===<br /> * [[Deutsche Sprache|Deutsch]]<br /> ** [[Diminutiv]]: [[Silke]]<br /> * [[Englische Sprache|Englisch]]: Celestia, [[Celia]]<br /> * [[Esperanto]]: Ĉiela<br /> * [[Französisch]]: Céleste, Célia<br /> * [[Latein]]<br /> ** Altrömisch: Caelia<br /> * [[Niederländische Sprache|Niederländisch]]<br /> ** [[Diminutiv]]: Silke<br /> * [[Portugiesisch]]: Célia<br /> * [[Spanische Sprache|Spanisch]]: [[Celia]], Cielo<br /> ** [[Katalanische Sprache|Katalanisch]]: Cèlia<br /> <br /> === Männliche Varianten ===<br /> * [[Französisch]]: Céleste<br /> * [[Italienisch]]: Celio<br /> * [[Latein]]<br /> ** Altrömisch: Caelius<br /> ** Spätrömisch: Caelestis, Caelestius<br /> * [[Portugiesische Sprache|Portugiesisch]]: Célio<br /> * [[Spanische Sprache|Spanisch]]: Celio<br /> <br /> == Bekannte Namensträger ==<br /> <br /> === Weibliche Namensträger ===<br /> ==== Künstler- bzw. Ordensname ====<br /> * [[Celeste (Pornodarstellerin)|Celeste]] (* 1972), US-amerikanische Erotik- und Pornodarstellerin<br /> * [[Celeste (Sängerin)|Celeste]] (* 1994), amerikanisch-britische Singer-Songwriterin<br /> * [[Celeste Star]] (* 1985), US-amerikanische Pornodarstellerin<br /> * [[Maria Celeste]] (1600–1634), Nonne<br /> <br /> ==== Vorname ====<br /> * [[Celeste Amarilla]] (* 1964), paraguayische Politikerin, Mitglied der Abgeordnetenkammer und Senatorin<br /> * [[Celeste Barber]] (* 1982), australische Komikerin, Schauspielerin und Autorin<br /> * [[Celeste Boureille]] (* 1994), US-amerikanische Fußballspielerin<br /> * [[Céleste Brunnquell]], französische Filmschauspielerin<br /> * [[Celeste Buckingham]] (* 1995), slowakische Sängerin und Schauspielerin<br /> * [[Celeste Caeiro]] (1933–2024), portugiesische Kellnerin, Friedensaktivistin und Zeitzeugin<br /> * [[Celeste Chop-Groenevelt]] (1875–1958), deutsch-amerikanische Pianistin<br /> * [[Celeste Cid]] (* 1984), argentinische Filmschauspielerin<br /> * [[Celeste Coltellini]] (1760–1828), italienische Opernsängerin (Mezzosopran)<br /> * [[Celeste Cortesi]] (* 1997), philippinisch-italienisches Model<br /> * [[Céleste-Thérèse Couperin]] (1793–1860), französische Organistin und Musikpädagogin<br /> * [[Celeste Dalla Porta]] (* 1997), italienische Schauspielerin und Model<br /> * [[Celeste Espino]] (* 2003), mexikanische Fußballtorhüterin<br /> * [[Celeste Holm]] (1917–2012), US-amerikanische Schauspielerin<br /> * [[Celeste Loots]] (* 1996), südafrikanische Schauspielerin<br /> * [[Celeste Rose Mackeprang]], dänisch-deutsche Tänzerin und Moderatorin<br /> * [[Celeste Maloy]] (* 1981), US-amerikanische Politikerin<br /> * [[Celeste Meccia]] (* 1986), argentinisch-italienische Handballspielerin<br /> * [[Céleste Mogador]] (1824–1909), französische Tänzerin und Schriftstellerin<br /> * [[Céleste Mordenti]] (* 2003), luxemburgische Turnerin<br /> * [[Celeste Mucci]] (* 1999), australische Leichtathletin<br /> * [[Celeste Ng]] (* 1980), US-amerikanische Schriftstellerin<br /> * [[Celeste O’Connor]] (* 1998), US-amerikanische Schauspielerin<br /> * [[Celeste Plak]] (* 1995), niederländische Volleyballspielerin<br /> * [[Celeste Rodrigues]] (1923–2018), portugiesische Musikerin<br /> * [[Celeste Saulo]] (* 1964), argentinische Meteorologin und Hochschullehrerin<br /> * [[Celeste A. Wallander]] (* 1961), US-amerikanische Politikwissenschaftlerin<br /> * [[Celeste Yarnall]] (1944–2018), US-amerikanische Schauspielerin<br /> <br /> ==== Weiterer Vorname ====<br /> * [[Dorothy Celeste Boulding Ferebee]] (1898–1980), US-amerikanische Medizinerin, Hochschullehrerin und Bürgerrechtsaktivistin<br /> * [[Lolina Celeste de Deus]] (* 1967), osttimoresische Politikerin<br /> * [[Maria Celeste Crostarosa]] (1696–1755), italienische Selige, Nonne, Mystikerin und Ordensgründerin<br /> * [[Maria Celeste Genitempo]] (* 1974), US-amerikanische Schauspielerin und Model<br /> * [[M. Celeste Simon]] (* 1954), US-amerikanische Biologin und Krebsforscherin<br /> <br /> === Männliche Namensträger ===<br /> * [[Celeste Rinaldi]] (1902–1977), italienischer Ägyptologe und Architekt<br /> * [[Emmanuel Celeste Trance]] (* 1953), philippinischer Geistlicher, römisch-katholischer Bischof von Catarman<br /> * [[Francis Celeste Le Blond]] (1821–1902), US-amerikanischer Politiker<br /> <br /> === Nichtbinäre Namensträger ===<br /> * [[Boris Celeste Hoge-Benteler]] (* 1979), deutscher Schriftsteller<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> <br /> * [[Celina]]<br /> * [[Selina]]<br /> * [[Cölestina]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Weiblicher Vorname]]<br /> [[Kategorie:Englischer Personenname]]<br /> [[Kategorie:Italienischer Personenname]]<br /> [[Kategorie:Portugiesischer Personenname]]<br /> [[Kategorie:Spanischer Personenname]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coelestin&diff=255762245 Coelestin 2025-05-05T20:37:17Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Coelestin''' ({{laS|der/das Himmlische}}) bzw. '''Cölestin''' oder '''Celestin''' bzw. '''Célestin''' ({{frS}}) ist<br /> <br /> <br /> ein '''[[männlicher Vorname]]''', siehe [[Coelestin (Vorname)]]<br /> <br /> <br /> der '''[[Papstname]]''' von<br /> * [[Coelestin I.]] (422–432)<br /> * [[Coelestin II. (Papstelekt)]] (1124) <br /> * [[Coelestin II. (Papst)]] (1143–1144)<br /> * [[Coelestin III.]] (1191–1198)<br /> * [[Coelestin IV.]] (1241)<br /> * [[Coelestin V.]] (1294)<br /> <br /> <br /> der '''[[Familienname]]''' von<br /> * ''Cyril Celestin'' (* 1972), französischer Musiker, siehe [[Guizmo]] &lt;!-- fr:Guizmo --&gt;<br /> * [[Jude Célestin]] (* 1962), haitianischer Politiker<br /> * [[Martial Célestin]] (1913–2011), haitianischer Politiker<br /> * [[Papa Celestin]] (1884–1954), US-amerikanischer Jazzmusiker<br /> * [[Georg Coelestin]] (auch ''Georg Himmlisch, Georg Himmel, Georg Uranius''; 1525–1579), deutscher Theologe und Geistlicher<br /> * [[Johann Friedrich Coelestin]] (auch ''Johann Friedrich Himmlisch''; um 1535–1578), deutscher Geistlicher und Theologe<br /> * [[Heinrich Coelestin von Sternbach]] (1613–1679), deutscher Rechtsgelehrter<br /> <br /> <br /> ein '''[[Mineral]]''':<br /> * [[Coelestin (Mineral)]]<br /> <br /> <br /> ein '''[[Kloster]]''':<br /> * ''Kloster Célestin'' in Vichy in der Auvergne, siehe [[Vichy #Geschichte]]<br /> <br /> <br /> '''Siehe auch''':<br /> * [[Cölestiner]], ein Männerorden innerhalb des Benediktinerordens<br /> * [[Cölestina]], ein weiblicher Vorname<br /> * [[Celestine]]<br /> * [[Celestini]]<br /> * [[Celestino]]<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coelestin_I.&diff=255760849 Coelestin I. 2025-05-05T19:46:50Z <p>RPI: /* Weblinks */</p> <hr /> <div>[[Datei:Coelestinus I.png|mini|Coelestin I. (Darstellung in der Basilika [[Sankt Paul vor den Mauern]])]]<br /> <br /> '''Coelestin I.''' ([[Latein|lat]]. ''der Himmlische''; * vor 10. September 422; † [[27. Juli]] [[432]]) war vom [[10. September]] [[422]] bis 27. Juli 432 [[Papst]] und [[Bischof]] von Rom. Er zählt zu den [[Heilige]]n und hat die kirchliche Lehre von Maria als [[Gottesgebärerin]] nachhaltig gefördert.<br /> <br /> == Leben ==<br /> [[Datei:SabinaCrucify.jpg|mini|Älteste bekannte Kreuzigungsdarstellung Christi, an der römischen Kirche [[Santa Sabina]], gefertigt zur Zeit von Papst Coelestin I.]]<br /> Coelestin I. war vor seiner Wahl zum Papst [[Diakon]] in [[Rom]]. Seine gesamte Amtszeit versuchte er in Fragen der [[Jurisdiktion (Kirche)|Jurisdiktion]] das römische Appellationsrecht gegenüber den nordafrikanischen Kirchen durchzusetzen; wogegen diese sich jedoch erfolgreich wehrten. Der Konflikt wurde im Wesentlichen dadurch beendet, dass die Vandalen Nordafrika eroberten. Bischof [[Augustinus von Hippo]] erhielt von ihm Unterstützung gegen den [[Semipelagianismus]].<br /> <br /> Im Streit mit [[Nestorius]] und seinen Anhängern wandte sich der Bischof [[Kyrill von Alexandria]] an Coelestin, der im August 430 auf einer römischen Synode die Lehre des Nestorius ablehnte und diesen mit Exkommunikation bedrohte. Das [[Konzil von Ephesos]], Ende Juni 431, auf dem Coelestins drei Legaten nach ihrem Eintreffen präsidierten, verurteilte den [[Nestorianismus]] ebenfalls mit ausdrücklicher Zustimmung des Papstes.<br /> <br /> Coelestin machte sich vor allem im Bereich der Mission (auch der innerkirchlichen) verdient. Da sich der Pelagianismus unterdessen auch nach Britannien ausgedehnt hatte, schickte er 429 Bischof [[Germanus von Auxerre]] in die nördliche Provinz. Zwei Jahre später wurde der damalige Diakon Palladius zur Mission ins heidnische Irland entsandt und zum Missionsbischof ernannt. Von Coelestin sind 16 Briefe überliefert worden. Coelestin I. war ein Vertreter der kirchlichen Primatsidee, wenn auch insbesondere in Afrika wenig erfolgreich.<br /> <br /> Unter Papst Coelestin I. wurde die berühmte römische Kirche [[Santa Sabina]] erbaut, die noch eine [[Zypressen]]holztür aus seinem Todesjahr 432 mit der ältesten bekannten Darstellung des gekreuzigten Christus aufweist.<br /> <br /> == Gedenktage ==<br /> * katholisch: 27. Juli<br /> * orthodox: 8. April<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{RE|III,1|1247||Caelestinus 4|[[Adolf Jülicher]]|RE:Caelestinus 4}}<br /> * Welchering: ''Zwischen Christologie und Kirchenpolitik. Eine Untersuchung der Briefe von Papst Coelestin I. und der an ihn gerichteten Schreiben im Vorfeld des ephesinischen Konziles'', in: Ders., Die theologische Brücke (= Pons theologiae; 1), München 2009. ISBN 3-89975-929-X<br /> * {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629074744/http://www.bautz.de/bbkl/c/coelestin_i_p.shtml |band=1|spalte=1077|autor=[[Friedrich Wilhelm Bautz]]}}<br /> * {{CE|http://www.newadvent.org/cathen/03477c.htm}}<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste der Seligen und Heiligen]]<br /> * [[Liste der Päpste]]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Caelestinus I|Coelestin I.}}<br /> * {{Hl-Lex|b|Coelestin_I.htm}}<br /> * [http://www.documentacatholicaomnia.eu/01_01_0422-0432-_Caelestinus_I,_Sanctus.html Gesamtwerk von Migne Patrologia Latina mit Inhaltsverzeichnis]<br /> <br /> {{Personenleiste<br /> |AMT = [[Papst]]<br /> |VORGÄNGER = [[Bonifatius I.]]<br /> |ZEIT = 422–432<br /> |NACHFOLGER = [[Sixtus III.]]<br /> }}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=119222701|LCCN=nr97010294|VIAF=89775553}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Coelestin 01}}<br /> [[Kategorie:Papst]]<br /> [[Kategorie:Heiliger (5. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Bischof (5. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Geboren im 4. oder 5. Jahrhundert]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 432]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Coelestin I.<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=Papst (422–432)<br /> |GEBURTSDATUM=vor 10. September 422<br /> |GEBURTSORT=<br /> |STERBEDATUM=27. Juli 432<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coelestin&diff=255759338 Coelestin 2025-05-05T18:34:48Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Coelestin''' ({{laS|der/das Himmlische}}) bzw. '''Cölestin''' oder '''Celestin''' bzw. '''Célestin''' ({{frS}}) ist<br /> <br /> <br /> ein '''[[männlicher Vorname]]''', siehe [[Coelestin (Vorname)]]<br /> <br /> <br /> der '''[[Papstname]]''' von<br /> * [[Coelestin I.]] (422–432)<br /> * [[Coelestin II. (Papstelekt)]] (1124) <br /> * [[Coelestin II. (Papst)]] (1143–1144)<br /> * [[Coelestin III.]] (1191–1198)<br /> * [[Coelestin IV.]] (1241)<br /> * [[Coelestin V.]] (1294)<br /> <br /> <br /> der '''[[Familienname]]''' von<br /> * ''Cyril Celestin'' (* 1972), französischer Musiker, siehe [[Guizmo]] &lt;!-- fr:Guizmo --&gt;<br /> * [[Jude Célestin]] (* 1962), haitianischer Politiker<br /> * [[Martial Célestin]] (1913–2011), haitianischer Politiker<br /> * [[Papa Celestin]] (1884–1954), US-amerikanischer Jazzmusiker<br /> * [[Georg Coelestin]] (auch ''Georg Himmlisch, Georg Himmel, Georg Uranius''; 1525–1579), deutscher Theologe und Geistlicher<br /> * [[Johann Friedrich Coelestin]] (auch ''Johann Friedrich Himmlisch''; um 1535–1578), deutscher Geistlicher und Theologe<br /> * [[Heinrich Coelestin von Sternbach]] (1613–1679), deutscher Rechtsgelehrter<br /> <br /> <br /> ein '''[[Mineral]]''':<br /> * [[Coelestin (Mineral)]]<br /> <br /> <br /> ein '''[[Kloster]]''':<br /> * ''Kloster Célestin'' in Vichy in der Auvergne, siehe [[Vichy #Geschichte]]<br /> <br /> <br /> '''Siehe auch:'''<br /> * [[Cölestiner]], ein Männerorden<br /> * [[Cölestina]], ein weiblicher Vorname<br /> * [[Celestine]]<br /> * [[Celestini]]<br /> * [[Celestino]]<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=C%C3%A9lestin&diff=255759237 Célestin 2025-05-05T18:30:45Z <p>RPI: AZ: Weiterleitungsziel von Celestin nach Coelestin geändert</p> <hr /> <div>#redirect [[Coelestin]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coelestin&diff=255756215 Coelestin 2025-05-05T16:31:41Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Coelestin''' ({{laS|der/das Himmlische}}) oder '''Celestin''' bzw. '''Célestin''' ({{frS}}) ist<br /> <br /> <br /> ein '''[[männlicher Vorname]]''', siehe [[Coelestin (Vorname)]]<br /> <br /> <br /> der '''[[Papstname]]''' von<br /> * [[Coelestin I.]] (422–432)<br /> * [[Coelestin II. (Papstelekt)]] (1124) <br /> * [[Coelestin II. (Papst)]] (1143–1144)<br /> * [[Coelestin III.]] (1191–1198)<br /> * [[Coelestin IV.]] (1241)<br /> * [[Coelestin V.]] (1294)<br /> <br /> <br /> der '''[[Familienname]]''' von<br /> * ''Cyril Celestin'' (* 1972), französischer Musiker, siehe [[Guizmo]] &lt;!-- fr:Guizmo --&gt;<br /> * [[Jude Célestin]] (* 1962), haitianischer Politiker<br /> * [[Martial Célestin]] (1913–2011), haitianischer Politiker<br /> * [[Papa Celestin]] (1884–1954), US-amerikanischer Jazzmusiker<br /> * [[Georg Coelestin]] (auch ''Georg Himmlisch, Georg Himmel, Georg Uranius''; 1525–1579), deutscher Theologe und Geistlicher<br /> * [[Johann Friedrich Coelestin]] (auch ''Johann Friedrich Himmlisch''; um 1535–1578), deutscher Geistlicher und Theologe<br /> * [[Heinrich Coelestin von Sternbach]] (1613–1679), deutscher Rechtsgelehrter<br /> <br /> <br /> ein '''[[Mineral]]''':<br /> * [[Coelestin (Mineral)]]<br /> <br /> <br /> ein '''[[Kloster]]''':<br /> * ''Kloster Célestin'' in Vichy in der Auvergne, siehe [[Vichy #Geschichte]]<br /> <br /> <br /> '''Siehe auch:'''<br /> * [[Cölestiner]], ein Männerorden<br /> * [[Cölestina]], ein weiblicher Vorname<br /> * [[Celestine]]<br /> * [[Celestini]]<br /> * [[Celestino]]<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Celestine&diff=255756192 Celestine 2025-05-05T16:30:53Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Celestine''' oder '''Célestine''' ({{frS|die/das Himmlische}}) ist<br /> <br /> <br /> ein '''[[weiblicher Vorname]]''', siehe [[Cölestina]]<br /> <br /> <br /> ein '''[[Mineral]]''', siehe [[Coelestin (Mineral)]]<br /> <br /> <br /> eine '''[[Suppeneinlage]]''':<br /> * ''Consommé Célestine'', siehe [[Frittatensuppe]]<br /> <br /> <br /> '''Siehe auch:'''<br /> * [[Die Prophezeiungen von Celestine]]<br /> * [[Celeste]]<br /> * [[Celestin]]<br /> * [[Celestini]]<br /> * [[Celestino]]<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coelestin_(Vorname)&diff=255755258 Coelestin (Vorname) 2025-05-05T15:53:23Z <p>RPI: /* Varianten */</p> <hr /> <div>'''Coelestin''' (auch '''Cölestin''' und '''Zölestin''') ist ein [[männlicher Vorname]]. Dieser Name wird häufig als [[Ordensname]] gewählt.<br /> <br /> == Herkunft und Bedeutung ==<br /> Der Name leitet sich von der [[mittellatein]]ischen Form ''coelestis'' des lateinischen Wortes ''caelestis – himmlisch'' ab. Coelestin(us) bedeutet also „der Himmlische“.<br /> <br /> == Namenstag ==<br /> Namenstag ist der Gedenktag des heiligen Papstes [[Coelestin I.]], am [[27. Juli]] (katholisch) oder am [[8. April]] (orthodox).<br /> <br /> == Varianten ==<br /> * Cölestin, Zölestin<br /> * Célestin ({{frS}})<br /> * Celestino ({{itS}})<br /> * Celestine, Celestina, Cölestina (weiblich)<br /> <br /> == Namensträger ==<br /> * [[Cölestin Böhm]] (* um 1664; † 1731), österreichischer Benediktiner, von 1704 bis 1709 Abt des Stiftes St. Georgenberg-Fiecht<br /> * [[Cölestin Flottwell]] (1711–1759), deutscher Germanist, Lehrer und Hochschullehrer in Königsberg<br /> * [[Cölestin Frener]] (1664–1737), deutscher Benediktiner, von 1725 bis 1737 Abt der Reichsabtei Ochsenhausen<br /> * [[Cölestin Josef Ganglbauer]] (1817–1889), österreichischer Benediktiner, von 1876 bis 1881 Abt von Stift Kremsmünster, danach Erzbischof von Wien und Kardinal<br /> * [[Cölestin Gugger von Staudach]] (1701–1767), österreichisch-schweizerischer Benediktiner, vom 23. März 1740 bis zu seinem Tode Fürstabt des Klosters St. Gallen<br /> * [[Coelestin Hochbrucker]] (1727–1805), deutscher Benediktiner, Organist, Harfenist und Komponist<br /> * [[Cölestin Hoffmann von Greiffenpfeil]] (1635–1688), deutscher Kaufmann und Bürgermeister von Frankfurt/Oder<br /> * [[Coelestin Höynck]] (1659–1727), deutscher Benediktinermönch, Abt des Klosters Grafschaft<br /> * [[Cölestin Königsdorfer]] (1756–1840), letzter Abt des Benediktinerklosters Heilig Kreuz Donauwörth<br /> * [[Cölestin Maier]] (1871–1935), deutscher Benediktinermönch, Abt von Schweiklberg<br /> * [[Cölestin Myslenta]] (1588–1653), lutherischer Theologe polnischer Abstammung, langjähriger Rektor der Universität Königsberg<br /> * [[Coelestin Nauwerck]] (1853–1938), deutscher Pathologe<br /> * [[Cölestin Pestaluz]] (1608–1678), österreichischer Benediktiner und Abt des Stiftes Gleink<br /> * [[Cölestin Recla]] (1842–1908), Südtiroler Baumeister<br /> * [[Cölestin Stampfer]] (1823–1895), Tiroler Historiker und Schriftsteller sowie römisch-katholischer Priester<br /> * [[Coelestin II. Steiglehner]] (1738–1819), deutscher Benediktiner, letzter Fürstabt von St. Emmeram in Regensburg<br /> * [[Coelestin Svoboda]] (1893–1943), deutscher römisch-katholischer Geistlicher (Prämonstratenser) und Opfer des Nationalsozialismus<br /> * [[Coelestin Vivell]] (1846–1923), deutscher Benediktinermönch und Musikforscher<br /> * [[Coelestin Vogl]] (1613–1691), deutscher Benediktinermönch, Gelehrter und Abt im Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg<br /> * [[Cölestin Wolfsgruber]] (1848–1924), österreichischer römisch-katholischer Kirchenhistoriker und Hofprediger<br /> <br /> [[Kategorie:Männlicher Vorname]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Celestin&diff=255755222 Celestin 2025-05-05T15:52:01Z <p>RPI: AZ: Weiterleitung nach Coelestin erstellt</p> <hr /> <div>#WEITERLEITUNG [[Coelestin]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coelestin&diff=255755201 Coelestin 2025-05-05T15:51:06Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Coelestin''' (lat. ''der/das Himmlische'') ist<br /> <br /> <br /> ein '''[[männlicher Vorname]]''', siehe [[Coelestin (Vorname)]]<br /> <br /> <br /> der '''[[Papstname]]''' von<br /> * [[Coelestin I.]] (422–432)<br /> * [[Coelestin II. (Papstelekt)]] (1124) <br /> * [[Coelestin II. (Papst)]] (1143–1144)<br /> * [[Coelestin III.]] (1191–1198)<br /> * [[Coelestin IV.]] (1241)<br /> * [[Coelestin V.]] (1294)<br /> <br /> <br /> der '''[[Familienname]]''' von<br /> * [[Georg Coelestin]] (auch ''Georg Himmlisch, Georg Himmel, Georg Uranius''; 1525–1579), deutscher Theologe und Geistlicher<br /> * [[Johann Friedrich Coelestin]] (auch ''Johann Friedrich Himmlisch''; um 1535–1578), deutscher Geistlicher und Theologe<br /> * [[Heinrich Coelestin von Sternbach]] (1613–1679), deutscher Rechtsgelehrter<br /> <br /> <br /> ein '''[[Mineral]]''':<br /> * [[Coelestin (Mineral)]]<br /> <br /> <br /> '''Celestin''' bzw. '''Célestin''' ist<br /> <br /> der '''Familienname''' von<br /> * ''Cyril Celestin'' (* 1972), französischer Musiker, siehe [[Guizmo]] &lt;!-- fr:Guizmo --&gt;<br /> * [[Jude Célestin]] (* 1962), haitianischer Politiker<br /> * [[Martial Célestin]] (1913–2011), haitianischer Politiker<br /> * [[Papa Celestin]] (1884–1954), US-amerikanischer Jazzmusiker<br /> <br /> <br /> ein '''[[Kloster]]''':<br /> * ''Kloster Célestin'' in Vichy in der Auvergne, siehe [[Vichy #Geschichte]]<br /> <br /> <br /> '''Siehe auch:'''<br /> * [[Cölestiner]], ein Männerorden<br /> * [[Cölestina]], ein weiblicher Vorname<br /> * [[Celestine]]<br /> * [[Celestini]]<br /> * [[Celestino]]<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Himmlisch&diff=255754430 Himmlisch 2025-05-05T15:24:06Z <p>RPI: AZ: Weiterleitung nach Coelestin erstellt</p> <hr /> <div>#WEITERLEITUNG [[Coelestin]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Celestial&diff=255754281 Celestial 2025-05-05T15:18:16Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Celestial''' oder '''Celestyal''' (dt.: ''himmlisch'') steht für<br /> <br /> * [[Celestial (Comic)]], Rasse von mächtigen außerirdischen Wesen bei [[Marvel Comics]]<br /> * [[Celestyal Cruises]], griechisch-zypriotische Kreuzfahrt-Reederei<br /> <br /> Geographische Objekte:<br /> *[[Celestial Peak]], Antarktika<br /> <br /> Musik:<br /> * [[Celestial (Circle X Album)]] von [[Circle X (Band)|Circle X]], 1994<br /> * [[Celestial (Isis Album)]] von [[Isis (Band)|Isis]], 2000<br /> * [[Celestial (RBD Album)]] von [[RBD (Band)|RBD]], 2016<br /> * [[Celestial (Andromeda Album)]] von [[Andromeda (Band)|Andromeda]], 2016<br /> <br /> '''Siehe auch:'''<br /> * [[Celestiial]], Funeral-Doom-Band<br /> * [[Coelestin]]<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Erdfigur&diff=255728188 Erdfigur 2025-05-04T17:59:43Z <p>RPI: /* Geschichte */</p> <hr /> <div>Als '''Erdfigur''' (oder auch '''Erdgestalt''') wird eine [[Mathematik|mathematisch]] möglichst einfach definierbare Annäherung an die Form der [[Erde]] bezeichnet. Eine solche [[Bezugsfläche]] wird in vielen Bereichen der [[Geowissenschaft]]en für Berechnungen und für [[Ortsbestimmung|Positionsangaben]] benötigt.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Erste Gedanken dazu dürften bereits auf [[südamerika]]nische Hochkulturen, [[Indien]] und [[Babylonien]] zurückgehen, vor allem aber auf die [[Ionien|ionische]] [[Naturphilosophie]]. An die Stelle der [[Frühgeschichte|frühgeschichtlichen]] Vorstellung von einer [[Flache Erde|flachen Erdoberseite]] trat während der [[Antikes Griechenland|griechischen Antike]] das Modell einer [[Globus|Erdkugel]]. Auf Goldbrakteaten des [[Schatzfund von Vindelev|Schatzfundes von Vindelev]] befinden sich Figuren mit Weltkugeln.<br /> <br /> == Die „Erdkugel“ ==<br /> [[Datei:Form der Erde.jpg|mini|[[Relief (Geologie)|Relief]] der [[Ozeanboden|Ozeanböden]] und [[Landfläche|Landmassen]]. Farbskala: Entfernung der Reliefpunkte vom Erdmittelpunkt.]]<br /> <br /> Eine theoretische ideale „Erdkugel“ ([[Globus]]) ist als [[Bezugsystem|Rechenfläche]] für die Wissenschaften nur bedingt geeignet, weil die Erde durch ihre [[Erdrotation|Rotation]] an den [[Pol (Geographie)|Polen]] abgeflacht ist. Diese [[Erdabplattung|Abplattung]] macht etwa 21&amp;nbsp;Kilometer aus.<br /> <br /> Die zonalen Abweichungen vom üblichen „mittleren [[Erdradius]]“ von 6371&amp;nbsp;Kilometern betragen zwischen −14&amp;nbsp;Kilometer an den Polen und +7&amp;nbsp;Kilometer am [[Äquator]]. Sie würden sich mit einem [[Kugelradius]] von 6368&amp;nbsp;Kilometern zwar auf −11&amp;nbsp;Kilometer / +10&amp;nbsp;Kilometer verringern (zweidimensionale Betrachtung), doch ergäben sich damit viel zu kleine Werte für [[Flächeninhalt|Oberfläche]] und [[Volumen]] der Erde ([[3D|dreidimensionale]] Betrachtung: bei der Berechnung von Oberfläche und Volumen geht jeweils der Abstand des betrachteten Elements von der [[Erdachse]] mit ein). Die mit unserem Planeten volumengleiche Kugel hat einen Radius von 6371,2&amp;nbsp;Kilometern; der Radius einer oberflächengleichen Kugel weicht um wenige Meter ab. Kugelförmige Modelle sind für die Erde nur dann brauchbar, wenn keine [[Datenqualität (GIS)#Positionsgenauigkeit (Positional Accuracy)|Genauigkeit]] besser als 10&amp;nbsp;Kilometer erforderlich ist. Die [[geozentrische Breite]] und die [[geografische Breite]] unterscheiden sich voneinander um bis zu 0,19° oder 22&amp;nbsp;Kilometer.<br /> <br /> == Erdoberfläche, „Geoid“ und Erdellipsoid ==<br /> Prinzipiell kann die Form der Erde auf mehrere Arten definiert werden:<br /> # als vereinfachte [[Erdoberfläche]] mit Meereshöhen von 0 Metern (genauer −400 Meter beim [[Totes Meer|Toten Meer]]) bis +9000&amp;nbsp;Meter ([[Himalaya]])<br /> # als Fläche der „festen Erde“ mit [[Höhe]]n von −11 Kilometern (tiefster [[Meeresboden]]) bis +9&amp;nbsp;Kilometer<br /> # als idealisierte Fläche des [[Meeresspiegel]]s (ohne die naturbedingten Schwankungen von 1&amp;nbsp;bis 5&amp;nbsp;Metern) – das seit 1870 sogenannte [[Geoid]]<br /> # ein dem Geoid angepasstes, [[Rotationsellipsoid|rotationssymmetrisches Ellipsoid]]<br /> <br /> Die ersten zwei Möglichkeiten scheiden in der Praxis aus, weil sie für den Großteil der Anwendungen zu kompliziert sind. Berechnungen auf einer schrägen, variabel geneigten Fläche erfordern einen deutlich höheren Aufwand. Auch sind die hierfür erforderlichen [[Digitales Geländemodell|digitalen Geländemodelle]] (DGM, international [[Digitales Terrainmodell|DTM]]) erst seit den 1990er&amp;nbsp;Jahren ausreichend genau und weltweit verfügbar.<br /> <br /> === Geoid ===<br /> [[Datei:Gravity anomalies on Earth.jpg|mini|Visualisierung des Geoids]]<br /> Eine idealisierte Fläche des Meeresspiegels scheidet im Regelfall – trotz des relativ gleichmäßigen Meeresspiegels – aus, weil auch diese Fläche mathematisch zu kompliziert ist. Eine Überlagerung von [[Kugelflächenfunktionen]], die den Meeresspiegel auch nur auf 2&amp;nbsp;bis 4&amp;nbsp;Kilometer genau darstellt, erfordert bereits eine Formelgruppe mit 2&lt;sup&gt;10&lt;/sup&gt;&amp;nbsp;=&amp;nbsp;1024&amp;nbsp;[[Koeffizient]]en.&lt;ref&gt;[[Karl Ledersteger]], [[Gottfried Gerstbach]]: ''Die horizontale Isostasie. Das isostatische Geoid 31. Ordnung''. In: ''Geowissenschaftliche Mitteilungen'' Band 5, TU Wien 1975.&lt;/ref&gt; Für eine Genauigkeit von ±1&amp;nbsp;Kilometer steigt der Aufwand auf mindestens das Zehnfache, mithin die 100-fache Rechenzeit.<br /> <br /> Die idealisierte Fläche des Meeresspiegels wird für spezielle Zwecke ([[Ozeanografie]], [[physikalische Geodäsie]] und [[Geoidbestimmung|Geoidforschung]]) verwendet. Sie entspricht einem gemischt ''physikalisch-mathematischen'' Modell.<br /> <br /> Für die praktische Anwendung wird das Geoid im Rahmen einer [[Geoidbestimmung]] durch seine Abweichung von einem Bezugsellipsoid festgelegt: In einem regelmäßigen [[Messraster|Raster]] werden die [[Lotabweichung]] (Unterschied zwischen Ellipsoidnormale und Lotlinie) und die Geoidundulation (Höhenunterschied zwischen Ellipsoid und Geoid) angegeben. So lassen sich trotz der Unregelmäßigkeiten im [[Erdschwerefeld|Schwerefeld]] präzise [[Vermessungsnetz]]e berechnen und mit [[Gravimetrie]] kombinieren.<br /> <br /> [[Datei:Modell.Potsdamer.Kartoffel.jpg|mini|[[3D|Dreidimensionales]] Modell der „Potsdamer Kartoffel“ (2017) mit einer 15000-fach überhöhten Darstellung der Erdoberfläche, [[Deutsches GeoForschungsZentrum]]]]<br /> <br /> Im Juni 2011 veröffentlichte das [[Deutsches GeoForschungsZentrum|Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ)]] in [[Potsdam]] das Schweremodell ''EIGEN-6C''.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.gfz-potsdam.de/medien-und-kommunikation/meldungen/archiv/detailansicht/article/die-jahreszeitliche-kartoffel/ |wayback=20171016225836 |text=''Die jahreszeitliche Kartoffel.'' |archiv-bot=2019-04-09 02:10:19 InternetArchiveBot }} Bei: ''gfz-potsdam.de'', abgerufen am 7. Februar 2012.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://derstandard.at/1308679991989/Gravitationskarte-Jahreszeitliche-Schwankungen-der-planetaren-Kartoffel-messbar ''Jahreszeitliche Schwankungen der planetaren „Kartoffel“ messbar.''] Bei: ''derstandard.at'', abgerufen am 17. Februar 2019.&lt;/ref&gt; Dieses Modell wurde aus den kombinierten Daten verschiedener Sat-Messungen von [[LAGEOS]], [[Gravity Recovery and Climate Experiment|GRACE]], [[Gravity field and steady-state ocean circulation explorer|GOCE]] und anderen Messmethoden erstellt und hat eine räumliche Auflösung von rund zwölf Kilometern.<br /> <br /> === Referenzellipsoid ===<br /> [[Datei:OblateSpheroid.PNG|mini|Ein abgeplattetes [[Rotationsellipsoid]]]]<br /> <br /> Bei der überwiegenden Zahl von Anwendungen und Berechnungen wird nicht eine [[physik]]alisch, sondern rein [[Geometrie|geometrisch]] definierte [[Rotationsellipsoid|Rotationsfigur]] zugrunde gelegt, die durch die zwei [[große Halbachse|Achsen]] Äquatorradius&amp;nbsp;'''''a''''' und Polradius&amp;nbsp;'''''b''''' festgelegt ist.<br /> <br /> Die konkreten Werte ''a'' und ''b'' hängen von der jeweiligen Anwendung und Region ab. Details dazu sind in den Artikeln zu den Ellipsoiden von [[Bessel-Ellipsoid|Bessel]] (1842), [[Clarke-Ellipsoid|Clarke]] (1866/1880), [[Hayford-Ellipsoid|Hayford]] (1924) und [[Krassowski-Ellipsoid|Krassowski]] (1940) sowie [[WGS 84]] nachzulesen. Für die [[Landesvermessung]] einzelner Staaten wurde meist das [[Referenzellipsoid]] benutzt, das für das jeweilige Land am besten angepasst war. Nur wenige [[Bezugssystem]]e sind für globale Vermessungen geeignet. Verschiedene Referenzellipsoide in Kombination mit einem anderen [[Geodätisches Datum|Geodätischem Datum]] können schnell zu sehr unterschiedlichen Positionsangaben führen, bei genaueren Ortsangaben sollte daher auch immer das entsprechende Bezugssystem angegeben werden.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Geodätisches Erdmodell]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Friedrich Robert Helmert]]: ''Die mathematischen und physikalischen Theorien der [[Höhere Geodäsie|Höheren Geodäsie]].'' Band&amp;nbsp;I. Verlag B.G.&amp;nbsp;Teubner, Leipzig 1880.<br /> * [[Veikko Heiskanen]], [[Helmut Moritz]]: ''Physical Geodesy.'' Freeman-Verlag, San Francisco 1967, Nachdruck Graz 1979 (''das'' klassische [[Lehrbuch]] bis 2005).<br /> * [[Bernhard Hofmann-Wellenhof]] (Hrsg.): ''Physical Geodesy.'' Springer-Verlag, Wien 2005, ISBN 3-211-23584-1 (modernster Nachfolger des o.&amp;nbsp;g. Lehrbuches).<br /> * [[Wolfgang Torge]], ''[[Geodäsie]].'' 1.&amp;nbsp;Aufl. Göschen/De Gruyter, Berlin 1975.<br /> * [[Volker Bialas]]: ''Erdgestalt, Kosmologie und Weltanschauung. Die Geschichte der Geodäsie als Teil der Kulturgeschichte der Menschheit.'' Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart 1982, ISBN 978-3-87919-135-2 ([http://www.neu.inkrit.de/mediadaten/archivargument/DA154/DA154.pdf Rezension] des Buches von [[Karl-Eugen Kurrer]] in: ''[[Das Argument]].'' Nr. 154, 1985, S. 885–887).<br /> <br /> == Einzelnachweise und Quellen ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Geodäsie]]<br /> [[Kategorie:Geophysik]]<br /> [[Kategorie:Erdmessung]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pythagoreer&diff=255704360 Pythagoreer 2025-05-04T03:22:46Z <p>RPI: /* Kosmologie und Astronomie */</p> <hr /> <div>[[Datei:Kapitolinischer Pythagoras.jpg|mini|160px|[[Herme]] des Pythagoras (um 120 n.&amp;nbsp;Chr.); [[Kapitolinische Museen]], [[Rom]]]]<br /> <br /> Als '''Pythagoreer''' (auch '''Pythagoräer''', [[Altgriechische Sprache|altgriechisch]] Πυθαγόρειοι ''Pythagóreioi'' oder Πυθαγορικοί ''Pythagorikoí'') bezeichnet man im engeren Sinne die Angehörigen einer religiös-philosophischen, auch politisch aktiven Schule, die [[Pythagoras von Samos]] in den zwanziger Jahren des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Süditalien gründete und die nach seinem Tod noch einige Jahrzehnte fortbestand. Im weiteren Sinn sind damit alle gemeint, die seither Ideen des Pythagoras oder ihm zugeschriebene Ideen aufgegriffen und zu einem wesentlichen Bestandteil ihres Weltbildes gemacht haben.<br /> <br /> Wegen der verworrenen Quellenlage sind viele Einzelheiten der philosophischen Überzeugungen und politischen Ziele der Pythagoreer unklar, zahlreiche Fragen sind in der Forschung stark umstritten. Sicher ist, dass in einer Reihe von griechischen Städten Süditaliens Gemeinschaften von Pythagoreern bestanden, die sich als soziale und politische Reformbewegung betrachteten und mit Berufung auf die Lehren des Schulgründers massiv in die Politik eingriffen. Dabei kam es zu schweren, gewaltsamen Auseinandersetzungen, die im 5. Jahrhundert v. Chr. mit wechselndem Erfolg ausgetragen wurden und schließlich mit Niederlagen der Pythagoreer endeten. In den meisten Städten wurden die Pythagoreer getötet oder vertrieben.<br /> <br /> Für die Pythagoreer charakteristisch ist die Überzeugung, dass der Kosmos eine nach bestimmten Zahlenverhältnissen aufgebaute harmonische Einheit bildet, deren einzelne Bestandteile ebenfalls harmonisch strukturiert sind oder, soweit es sich um menschliche Lebensverhältnisse handelt, harmonisch gestaltet werden sollten. Sie nahmen an, dass in allen Bereichen – in der Natur, im Staat, in der Familie und im einzelnen Menschen – dieselben zahlenmäßig ausdrückbaren Gesetzmäßigkeiten gelten, dass überall Ausgewogenheit und harmonischer Einklang anzustreben sind und dass die Kenntnis der maßgeblichen Zahlenverhältnisse eine weise, naturgemäße Lebensführung ermöglicht. Das Streben nach Eintracht beschränkten sie nicht auf die menschliche Gesellschaft, sondern dehnten es auf die Gesamtheit der Lebewesen aus, was sich in der Forderung nach Rücksichtnahme auf die Tierwelt zeigte.<br /> <br /> == Forschungsprobleme ==<br /> Von Pythagoras sind keine authentischen Schriften überliefert, nur einige ihm zugeschriebene Verse sind möglicherweise echt. Schon in der Antike gab es unterschiedliche Meinungen darüber, welche der als pythagoreisch geltenden Lehren tatsächlich auf ihn zurückgehen. Die Unterscheidung zwischen frühpythagoreischem und späterem Gedankengut gehört bis heute zu den schwierigsten und umstrittensten Fragen der antiken Philosophiegeschichte. In der Forschung ist sogar strittig, ob es sich bei der Lehre des Pythagoras tatsächlich um Philosophie und um wissenschaftliche Bestrebungen handelte oder um eine rein mythisch-religiöse [[Kosmologie]]. Zu diesen Schwierigkeiten trägt das frühe Einsetzen einer üppigen Legendenbildung bei.<br /> <br /> == Die Schule des Pythagoras ==<br /> Die politische Geschichte der Schule bis zu ihrem Untergang im 5. Jahrhundert v. Chr. ist in Umrissen bekannt. Hinsichtlich ihres Zwecks und ihrer Arbeitsweise und Organisation gehen die Meinungen der Historiker jedoch weit auseinander.<br /> <br /> === Politische Geschichte der Schule ===<br /> Pythagoras stammte von der griechischen Insel [[Samos]]. Er emigrierte zwischen 532 und 529 v. Chr. in ein damals von Griechen besiedeltes Gebiet Süditaliens, wo er sich zunächst in Kroton (heute [[Crotone]] in [[Kalabrien]]) niederließ.&lt;ref&gt;Siehe zur Datierung Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 176; Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 21–23; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 51f.&lt;/ref&gt; Dort gründete er die Schule, die von Anfang an neben den Studien auch politische Ziele verfolgte. Am Krieg zwischen Kroton und der ebenfalls griechischen Stadt [[Sybaris]], der von Sybaris ausging und mit großer Brutalität ausgetragen wurde, nahmen die Pythagoreer aktiv teil. Der Befehlshaber des Heeres der Krotoniaten, der berühmte Athlet [[Milon]], war Pythagoreer.&lt;ref&gt;[[Diodor]] 12,9,5–6; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 203–206.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Magna Graecia ancient colonies and dialects-de.svg|mini|Antike griechische Städte in Süditalien|400px]]<br /> Nach dem Sieg über Sybaris, das erobert und geplündert wurde (510), wurden die Pythagoreer in heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Bürgerschaft von Kroton verwickelt. Dabei ging es um die Verteilung des eroberten Landes und um eine Verfassungsänderung. Wegen dieser Unruhen verlegte Pythagoras seinen Wohnsitz nach Metapontion (heute [[Metaponto]] in der [[Basilikata]]). Dort setzte er seine Lehrtätigkeit fort, während in Kroton seine hart bedrängten Anhänger unterlagen und vorübergehend die Stadt verlassen mussten. Als Anführer der gegnerischen Partei trat ein vornehmer Bürger namens Kylon hervor (daher „kylonische Unruhen“), und auch ein Volksredner namens Ninon hetzte gegen die Pythagoreer. Berichte einzelner Quellen, wonach es damals bereits zu einer blutigen Verfolgung kam, beruhen aber anscheinend auf Verwechslung mit späteren Vorgängen.&lt;ref&gt;Siehe zu diesen Ereignissen Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 207–217 und [[Kurt von Fritz]]: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940, S. 88–90.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Da die Schule erhebliche Ausstrahlungskraft hatte, bildeten sich auch in anderen griechischen Städten Süditaliens Pythagoreergemeinschaften, die wohl auch dort in die Politik eingriffen. Eine institutionalisierte Herrschaft der Pythagoreer hat es aber weder in Kroton noch in Metapontion oder anderswo gegeben, sondern nur eine mehr oder weniger erfolgreiche Einflussnahme auf den jeweiligen Rat der Stadt und auf die Bürgerversammlung.&lt;ref&gt;Kurt von Fritz: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940, S. 94ff., 108; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 201f., 207; etwas abweichend Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 190f.&lt;/ref&gt; Mehrere Quellen berichten, dass der Pythagoreismus sich auch in der nichtgriechischen Bevölkerung verbreitete. Genannt werden u. a. die Stämme der [[Lukanier]] und [[Messapier]].&lt;ref&gt;Alfonso Mele: ''Magna Grecia'', Napoli 2007, S. 259–298; Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 149f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Pythagoras starb in den letzten Jahren des 6. Jahrhunderts oder im frühen 5. Jahrhundert.&lt;ref&gt;Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 20–24.&lt;/ref&gt; Nach seinem Tod setzten seine Schüler ihre Aktivitäten in den Städten fort. Es bestand nun aber wohl keine zentrale Lenkung der Schule mehr, denn Pythagoras hatte anscheinend keinen Nachfolger als allgemein anerkanntes Schuloberhaupt.&lt;ref&gt;Vereinzelt nennen späte Autoren (darunter Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 265f.) Namen von angeblichen Nachfolgern. Quellen nennt Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 180 Anm. 35 und 36.&lt;/ref&gt; Die Pythagoreer waren – gemäß ihrer insgesamt auf Harmonie und Stabilität ausgerichteten Weltanschauung – politisch konservativ. Dadurch wurden sie zu Verbündeten der traditionell in den Stadträten dominierenden Geschlechter. Sie stießen aber, wie das Beispiel Kylons zeigt, in den einflussreichen Familien auch auf Opposition. Ihre natürlichen Feinde waren überall die Agitatoren, die für einen Umsturz und für die Einführung der Demokratie eintraten und nur auf diesem Wege Macht erlangen konnten.&lt;ref&gt;Kurt von Fritz: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940, S. 29–32, 97–99.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Um die Mitte des 5. Jahrhunderts oder etwas später kamen in einer Reihe von Städten demokratisch gesinnte Volksredner an die Macht. Sie gingen, damaliger Sitte folgend, mit großer Härte gegen die Anhänger der unterlegenen Partei vor. Daher kam es zu blutigen Verfolgungen der Pythagoreer, die entweder getötet wurden oder aus den Städten fliehen mussten. Die politischen Wirren hielten anscheinend längere Zeit an. Dabei konnten die Pythagoreer sich zeitweilig wieder durchsetzen; schließlich unterlagen sie jedoch überall außer in [[Tarent]], wo sie noch bis um die Mitte des 4. Jahrhunderts eine starke Stellung hatten. Viele von ihnen emigrierten nach Griechenland. Die Schule hörte als Organisation zu bestehen auf.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 217–222; Kurt von Fritz: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940, S. 69–92; Christoph Riedweg: ''Pythagoras'', 2. Auflage, München 2007, S. 137–139. Für Spätdatierung der Verfolgung (um 440/420) plädiert Domenico Musti: ''Le rivolte antipitagoriche e la concezione pitagorica del tempo''. In: ''Quaderni Urbinati di cultura classica'' N.S. 36, 1990, S. 35–65.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Der Unterricht und sein Zweck ===<br /> Die Pythagoreer zerfielen laut einigen Quellenberichten in zwei Gruppen oder Richtungen, die „Mathematiker“ und die „Akusmatiker“. „Mathematiker“ waren diejenigen, welche sich mit „Mathemata“ befassten, das heißt mit schriftlich festgehaltenen Lerngegenständen und [[Empirie]] (auch, aber nicht nur [[Mathematik]] im heutigen Wortsinn).&lt;ref&gt;Zur Begriffsgeschichte siehe Kurt von Fritz: ''Mathematiker und Akusmatiker bei den alten Pythagoreern'', München 1960, S. 20f.&lt;/ref&gt; Dies kann als eine frühe Form von mathematisch-naturwissenschaftlicher Forschung betrachtet werden. Akusmatiker wurden Pythagoreer genannt, die sich auf „[[Akusmata]]“ (Gehörtes) beriefen, also auf die nur mündlich mitgeteilten Lehren des Pythagoras; dabei ging es hauptsächlich um Verhaltensregeln und das religiöse Weltbild.<br /> <br /> Unklar ist, ob schon Pythagoras seine Schüler gemäß ihren Neigungen und Fähigkeiten in zwei Gruppen mit verschiedenen Aufgaben aufteilte oder die Abgrenzung zwischen den beiden Richtungen erst nach seinem Tod deutlich wurde. Jedenfalls kam es nach einem Bericht, den manche Forscher auf [[Aristoteles]] zurückführen,&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 190f.; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 69–73; anders jedoch Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 100–104.&lt;/ref&gt; zu einem unbekannten Zeitpunkt nach dem Tod des Schulgründers zu einer Spaltung zwischen den zwei Richtungen. Dabei nahm jede von ihnen für sich in Anspruch, die authentische Tradition des Pythagoras fortzusetzen.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 64–70.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der völlig verschiedenartige Charakter dieser beiden Richtungen gibt bis heute Rätsel auf. So ist unklar, welche der beiden Gruppen älter, welche größer und welche für den Pythagoreismus wichtiger war, welche den Kern der Schule ausmachte und damit als fortgeschrittener und höherrangig galt. Darüber gehen die Ansichten in der Forschung weit auseinander.<br /> <br /> Manche Gelehrte (besonders [[Walter Burkert]]) meinen, dass zu Lebzeiten des Pythagoras alle Pythagoreer Akusmatiker waren und dass die griechische Wissenschaft außerhalb des Pythagoreismus entstanden ist. Demnach waren die „Mathematiker“ einzelne Pythagoreer, die sich erst nach dem Tod des Schulgründers mit wissenschaftlichen Anliegen zu befassen begannen; ihr Wirken fiel größtenteils in die Zeit nach dem Untergang der Schule. Diese „Mathematiker“ waren aber diejenigen Repräsentanten des Pythagoreismus, mit denen sich [[Platon]] im 4. Jahrhundert auseinandersetzte. Sie prägten das später (und bis heute) in der Öffentlichkeit vorherrschende, nach Burkerts Ansicht falsche Bild vom anfänglichen Pythagoreismus, indem sie ihn als eine Pflanzstätte wissenschaftlicher Forschung erscheinen ließen. Hinzu kam, dass schon die Schüler Platons und des Aristoteles platonische Gedanken für pythagoreisch hielten. In Wirklichkeit war die Schule nach Burkerts Deutung ein Bund mit religiösen und politischen Zielen, der seine esoterischen Lehren geheim hielt und kein Interesse an Wissenschaft hatte. Burkert vergleicht die Pythagoreergemeinschaft mit den [[Mysterienkult]]en.<br /> <br /> Der Hauptvertreter der gegenteiligen Auffassung ist gegenwärtig [[Leonid Zhmud]]. Sie besagt, es habe weder eine Geheimlehre der frühen Pythagoreer noch eine für alle verbindliche religiöse Doktrin gegeben. Die Schule sei eine „Hetairie“ gewesen, ein lockerer Zusammenschluss autonom forschender Personen. Diese hätten sich gemeinschaftlich – aber ohne Fixierung auf vorgegebene Dogmen – ihren wissenschaftlichen und philosophischen Studien gewidmet. Bei den frühen Pythagoreern gab es keine Autorenschaft, es ist nicht einmal gesichert, ob Pythagoras selbst Schriftliches hinterlassen hat oder nur Mitschriften von seinen Schülern überliefert wurden. Außerdem seien sie durch bestimmte politische Ziele verbunden gewesen. Die Berichte über die Akusmatiker seien späte Erfindungen. Die Akusmata – ursprünglich „Symbola“ genannt – seien nur Sprüche und nicht konkrete, verbindliche Regeln für den Alltag gewesen. Sie seien zwar sehr alt, wie auch Burkert meint, aber großenteils nicht pythagoreischen Ursprungs. Vielmehr seien es teils Weisheitssprüche unbestimmter Herkunft, teils handle es sich um uralten Volksaberglauben, der in Pythagoreerkreisen in symbolischem Sinn umgedeutet wurde.<br /> <br /> Burkert bemerkt: „Die modernen Kontroversen um Pythagoras und den Pythagoreismus sind im Grunde nur die Fortsetzung des alten Streits zwischen ‚Akusmatikern‘ und ‚Mathematikern‘.“&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 191.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Andere Gelehrte wie [[Bartel Leendert van der Waerden|B. L. van der Waerden]] vertreten eine Mittelposition. Sie weisen weder der einen noch der anderen Gruppe die Priorität und alleinige Authentizität zu, sondern meinen, die Unterscheidung zwischen Mathematikern und Akusmatikern gehe auf unterschiedliche Bestrebungen zurück, die schon zu Pythagoras’ Lebzeiten in der Schule bestanden. Nach dem Tod des Schulgründers habe sich daraus ein Gegensatz entwickelt, der zur Spaltung der Schule führte.<br /> <br /> Späte Quellen schildern die Pythagoreer – gemeint sind offenbar Akusmatiker – als eine verschworene Gemeinschaft von Jüngern, die ihren Meister als göttliches oder jedenfalls übermenschliches Wesen verehrten und blind an seine Unfehlbarkeit glaubten. Dieser Glaube soll dazu geführt haben, dass sie jede Frage durch Berufung auf eine (angebliche) mündliche Äußerung des Pythagoras entschieden. Allein der „Autoritätsbeweis“ durch die Versicherung „Er selbst [Pythagoras] hat es gesagt“ habe bei ihnen gegolten.&lt;ref&gt;Antike Belege sind zusammengestellt von Arthur S. Pease (Hrsg.): ''M Tulli Ciceronis de natura deorum liber primus'', Cambridge (Mass.) 1955, S. 149f.&lt;/ref&gt; In diesen Zusammenhang gehören auch Berichte, wonach Pythagoras Bewerber, die in seine Schule eintreten wollten, zunächst [[Physiognomik|physiognomisch]] prüfte und ihnen dann eine lange (nach manchen Angaben fünfjährige) Schweigezeit auferlegte, nach deren erfolgreicher Absolvierung sie in die Gemeinschaft aufgenommen wurden.&lt;ref&gt;Seneca, ''Epistulae'' 52,10; Diogenes Laertios 8,10; [[Aulus Gellius|Gellius]], ''Noctes Atticae'' 1,9; [[Apuleius]], ''Florida'' 15; Porphyrios, ''Vita Pythagorae'' 13 und 54; Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 71–72 und 74.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Pythagoreer der Frühzeit ===<br /> Der prominenteste unter den forschenden Pythagoreern der Frühzeit war der Mathematiker und Musiktheoretiker [[Hippasos von Metapont]]. Er soll Klangexperimente durchgeführt haben, um das Verhältnis der Konsonanzen zu messbaren physikalischen Größen zu bestimmen. Bekannt ist er vor allem durch die früher herrschende Ansicht, er habe eine „Grundlagenkrise“ des Pythagoreismus ausgelöst, indem er die [[Inkommensurabilität (Mathematik)|Inkommensurabilität]] entdeckte und damit die Behauptung widerlegte, alle Phänomene seien als Erscheinungsformen ganzzahliger Zahlverhältnisse erklärbar. Angeblich schlossen die Pythagoreer Hippasos daraufhin aus und betrachteten seinen Tod durch Ertrinken im Meer als göttliche Strafe für den „Geheimnisverrat“. Die Entdeckung der Inkommensurabilität mag eine historische Tatsache sein, aber die Vermutung, dies habe zu einer Grundlagenkrise geführt, wird in der neueren Forschung abgelehnt.&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 431–440; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 170–175.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu den frühen Pythagoreern gehörten ferner:<br /> * [[Milon]] von Kroton, einer der berühmtesten antiken Athleten.&lt;ref&gt;Christian Mann: ''Athlet und Polis im archaischen und frühklassischen Griechenland'', Göttingen 2001, S. 175–177.&lt;/ref&gt; Als einziger siegte er sechsmal in [[Olympische Spiele der Antike|Olympia]]. Er war der siegreiche Heerführer Krotons im Krieg gegen Sybaris (510). Milon soll eine Tochter des Pythagoras namens [[Myia]] geheiratet haben.<br /> * [[Demokedes]] von Kroton, der nach dem Urteil [[Herodot]]s der beste Arzt seiner Zeit war. Er war Schwiegersohn Milons von Kroton und beteiligte sich auf der pythagoreischen Seite an den politischen Kämpfen in seiner Heimatstadt. Schon sein Vater, der Arzt Kalliphon, soll von Pythagoras beeinflusst gewesen sein.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 70, 229, 231.&lt;/ref&gt;<br /> * möglicherweise auch der berühmte Naturphilosoph [[Alkmaion (Philosoph)|Alkmaion von Kroton]], der die Gesundheit als harmonisches Gleichgewicht gegensätzlicher Kräfte im Körper auffasste. Ob er auch als Arzt praktizierte, ist umstritten.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 42f., 70f., 235f., 239f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Frühzeit sollen auch Frauen in der Bewegung aktiv gewesen sein. Insbesondere wird in den Quellen oft der Name von Pythagoras’ Gattin [[Theano (Pythagoreerin)|Theano]] genannt. Ihr wurden später zahlreiche Aussprüche und Schriften zugeschrieben, die vor allem von Tugend und Frömmigkeit handelten, sowie sieben Briefe, die erhalten sind.&lt;ref&gt;Alfons Städele: ''Die Briefe des Pythagoras und der Pythagoreer'', Meisenheim 1980, S. 288ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Philosoph [[Parmenides]] soll Schüler eines Pythagoreers namens Ameinias gewesen sein; pythagoreischer Einfluss auf ihn wird von der heutigen Forschung angenommen, das Ausmaß ist aber unklar.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 153, 212; Christoph Riedweg: ''Pythagoras'', 2. Auflage, München 2007, S. 151f.&lt;/ref&gt; Der Philosoph [[Empedokles]], der Pythagoras bewunderte, war zwar kein Pythagoreer im engeren Sinne, stand aber der pythagoreischen Gedankenwelt sehr nahe.<br /> <br /> == Lehren und Legenden ==<br /> Trotz der ungeheueren persönlichen Autorität des Pythagoras war der frühe ebenso wie auch der spätere Pythagoreismus kein verbindlich fixiertes, in sich geschlossenes und detailliert ausgearbeitetes dogmatisches Lehrgebäude. Eher handelte es sich um eine bestimmte Art der Weltbetrachtung, die für unterschiedliche Ansätze Spielraum ließ. Alle Pythagoreer teilten die Grundüberzeugung, die gesamte erkennbare Welt sei eine auf der Basis bestimmter Zahlen und Zahlenverhältnisse aufgebaute, prinzipiell harmonisch gestaltete Einheit. Diese Gesetzmäßigkeit bestimme alle Bereiche der Wirklichkeit gleichermaßen. Die Kenntnis der maßgeblichen Zahlenverhältnisse betrachteten sie daher als den Schlüssel zum Verständnis von allem und als Voraussetzung für eine gute, naturgemäße Lebensführung. Ihr Ziel war es, die unterschiedlichen und gegensätzlichen Kräfte durch Ausgewogenheit zu einem harmonischen Einklang zu bringen, sowohl im menschlichen Körper als auch in der Familie und im Staat. Dabei wollten sie das, was sie als Maß, Ordnung und Harmonie zu erkennen meinten, überall in der Natur finden und in ihrem eigenen Leben wahren. Sie gingen also von einer ganzheitlichen Deutung des Kosmos aus. Das, was in ihm in Unordnung geraten war, wollten sie in die natürliche Ordnung zurückbringen. Im Sinne dieses Weltbildes hielten sie alle beseelten Wesen für miteinander verwandt und leiteten daraus ein Gebot der Rücksichtnahme ab. Hinsichtlich der Einzelheiten gingen ihre Meinungen aber oft weit auseinander.<br /> <br /> === Seelenlehre ===<br /> Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele gehört zum ältesten Bestand der frühpythagoreischen Philosophie. Sie ist eine der wichtigsten Gemeinsamkeiten von Pythagoreismus und [[Platonismus]], die sich im Lauf ihrer Entwicklung gegenseitig beeinflussten und bei manchen Philosophen miteinander verschmolzen. Die Pythagoreer waren ebenso wie die Platoniker von der [[Reinkarnation|Seelenwanderung]] überzeugt. Dabei nahmen sie keinen Wesensunterschied zwischen menschlichen und tierischen Seelen an. Diese Idee setzte die Unsterblichkeit der Seele voraus. Da jedoch die Pythagoreer in den harmonischen Zahlenverhältnissen das Fundament der Weltordnung sahen, gab es bei ihnen auch die Vorstellung, dass die Seele eine Harmonie sei, nämlich das harmonische Gleichgewicht der den Körper bestimmenden Kräfte.&lt;ref&gt;Siehe zu dieser Idee Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 251f.; Carl A. Huffman: ''Philolaus of Croton, Pythagorean and Presocratic'', Cambridge 1993, S. 330–332.&lt;/ref&gt; Das ist mit der Unsterblichkeitsidee schwer zu vereinbaren. In diesem Widerspruch zeigt sich die Unfertigkeit des in Entwicklung begriffenen pythagoreischen Philosophierens. Platon setzte sich in seinem [[Platonischer Dialog|Dialog]] ''[[Phaidon]]'' mit der Deutung der Seele als Harmonie auseinander und bemühte sich sie zu widerlegen.<br /> <br /> Ein weiterer Bereich, in dem innerhalb der pythagoreischen Bewegung offenbar [[Disparität|disparate]] Ideen vertreten und nicht zu einem stimmigen Ganzen verbunden wurden, war die Frage nach der Bestimmung und Zukunft der Seele.&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 110f.&lt;/ref&gt; Ein wesentlicher, allerdings für die sehr quellenarme Frühzeit nicht eindeutig bezeugter Bestandteil des Pythagoreismus war die religiöse Überzeugung, dass die menschliche Seele göttlicher Herkunft und Natur sei. Daraus folgte (wie bei den [[Orphiker]]n und den Platonikern), dass es die Aufgabe und Bestimmung der Seele sei, aus dem Diesseits in ihre jenseitige Heimat zurückzukehren. Darauf sollte sie sich durch Schulung und rechte Lebensführung vorbereiten. Ihr wurde zugetraut, ihre göttlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten zurückzuerlangen.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 116ff.&lt;/ref&gt; Der Umstand, dass Pythagoras von vielen seiner Anhänger als gottähnliches Wesen betrachtet wurde, zeigt, dass ein solches Ziel grundsätzlich erreichbar schien. Mit diesem Erlösungsstreben schwer vereinbar war jedoch ein anderes Konzept, welches von einem ewigen, unabänderlichen Kreislauf des Weltgeschehens ausging. Die Annahme, dass ein einheitlicher Kosmos immer und überall von den gleichen mathematischen Gegebenheiten bestimmt sei, und die zyklische Natur der gleichmäßigen Bewegungen der Himmelskörper führten dazu, auch das Schicksal der Menschheit als vorbestimmt und zyklisch aufzufassen. Daher herrschte zumindest bei einem Teil der Pythagoreer ein astrologischer [[Fatalismus]], also die Vorstellung von der zwangsläufigen [[Ewige Wiederkunft|ewigen Wiederkunft]] aller irdischen Verhältnisse entsprechend den Gestirnbewegungen. Dieser Idee zufolge beginnt die Weltgeschichte von neuem als exakte Wiederholung, sobald alle Planeten nach Ablauf einer langen kosmischen Periode, des „Großen Jahres“, ihre Ausgangsstellung wieder erreicht haben.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 252–268.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als religiöse Erlösungslehre präsentierte sich der Pythagoreismus insbesondere in einem sehr populären antiken Gedicht eines unbekannten Autors, den „[[Goldene Verse|Goldenen Versen]]“. Dort wird dem Menschen, der sich an die philosophischen Lebensregeln hält und zur Erkenntnis der Weltgesetze vorgedrungen ist, in Aussicht gestellt, dass seine Seele dem Leiden und der Sterblichkeit entrinnen und in die Daseinsweise unsterblicher Götter überwechseln könne.&lt;ref&gt;Johan C. Thom: ''The Pythagorean Golden Verses'', Leiden 1995, S. 94–99 (griechischer Text und englische Übersetzung).&lt;/ref&gt; Dies hatte schon im 5. Jahrhundert Empedokles als Ziel formuliert.<br /> <br /> === Ernährung und Kleidung ===<br /> Ebenso wie viele andere philosophische Richtungen traten die Pythagoreer für Beherrschung der Begierden und damit auch für eine einfache Lebensweise und frugale Ernährung ein. Dass sie jeden Luxus – insbesondere den Kleiderluxus – verwarfen, ergab sich aus ihrer allgemeinen Forderung, das rechte Maß zu wahren und so die Harmonie zu verwirklichen.&lt;ref&gt;Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 232–234; Clara Talamo: ''Pitagora e la ΤΡΥΦΗ''. In: ''Rivista di filologia e di istruzione classica'' 115, 1987, S. 385–404.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ein Kernbestandteil des ursprünglichen Pythagoreismus war der [[Vegetarismus]]. Er wurde als „Enthaltung vom Beseelten“ bezeichnet.&lt;ref&gt;Griechisch ἀποχὴ ἐμψύχων. Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 107; 168; 225; Porphyrios, ''Vita Pythagorae'' 7 (mit Berufung auf [[Eudoxos von Knidos]]).&lt;/ref&gt; Diese Bezeichnung weist auf die ethische und religiöse Wurzel des pythagoreischen Vegetarismus hin. Er hing mit der Überzeugung zusammen, dass die Seelen der Menschen und diejenigen der Tiere nicht essentiell verschieden seien und man den Tieren somit Rücksichtnahme schulde. Verschiedene Legenden, nach denen Pythagoras sich Tieren verständlich machen konnte, zeugen von einer besonderen Nähe der Pythagoreer zur Tierwelt.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 52f.&lt;/ref&gt; Daher wurden neben der Fleischnahrung auch die Tieropfer verworfen. Damit waren aber soziale Probleme verbunden, denn die Teilnahme an den traditionellen Opfern und den anschließenden Opfermahlzeiten gehörte zu den wichtigsten gemeinschaftsstiftenden Bräuchen, und die politisch aktiven Pythagoreer mussten auf ihr Ansehen in der Bürgerschaft Wert legen. Daher gab es anscheinend kein für alle verbindliches Gebot, und nur ein Teil der Pythagoreer lebte vegetarisch.&lt;ref&gt;[[Johannes Haußleiter]]: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S. 97–157; Carmelo Fucarino: ''Pitagora e il vegetarianismo'', Palermo 1982, S. 21–31.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ein strenges [[Tabu]] richtete sich gegen den Verzehr von Bohnen. Der ursprüngliche Grund des Bohnenverbots war schon in der Antike unbekannt, es wurde darüber gerätselt. Gelegentlich wurde ein gesundheitlicher Grund angedeutet, aber meist ging man davon aus, dass es ein religiöses Tabu war. Es wurde sogar angenommen, das Verbot sei so umfassend gewesen, dass es auch bloße Berührung einer Bohnenpflanze absolut untersagte. Daher entstanden Legenden, wonach vor Verfolgern fliehende Pythagoreer (bzw. Pythagoras selbst) eher den Tod in Kauf nahmen, als ein Bohnenfeld zu durchqueren. Der tatsächliche Grund für das Bohnentabu ist bis heute nicht geklärt. Die Möglichkeit eines Zusammenhangs mit dem [[Favismus]], einer erblichen Enzymkrankheit, bei welcher der Genuss von [[Ackerbohne]]n ''(Vicia faba)'' gesundheitsgefährlich ist, wurde mehrfach als Erklärung erwogen. Diese Hypothese findet in den Quellen keine konkrete Stütze und ist daher spekulativ.&lt;ref&gt;Zum Forschungsstand siehe Giovanni Sole: ''Il tabù delle fave'', Soveria Mannelli 2004. Vgl. Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 169–171; Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 164–166; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 127f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Freundschaftsideal ===<br /> Eine wichtige Rolle spielte im Pythagoreismus das Konzept der Freundschaft ''(philía)''. Dieser Begriff wurde gegenüber seiner normalen Bedeutung stark ausgeweitet. Da die Pythagoreer den Kosmos als Einheit von zusammengehörigen und harmonisch zusammenwirkenden Bestandteilen auffassten, gingen sie von einer naturgegebenen Freundschaft sämtlicher Lebewesen (einschließlich der Götter) untereinander aus. Dieses Ideal universaler Freundschaft und Harmonie in der Welt erinnert an den Mythos vom paradiesischen [[Goldenes Zeitalter|Goldenen Zeitalter]].&lt;ref&gt;Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 229–230. Siehe auch Johan C. Thom: ''„Harmonious Equality“: The Topos of Friendship in Neopythagorean Writings''. In: John T. Fitzgerald (Hrsg.): ''Greco-Roman Perspectives on Friendship'', Atlanta 1997, S. 77–103.&lt;/ref&gt; Das Ziel war, die so verstandene Verbundenheit aller zu erkennen und im eigenen Leben umzusetzen. Damit war aber – wie die Beteiligung am Krieg gegen Sybaris schon zu Lebzeiten des Pythagoras zeigt – kein absoluter Gewaltverzicht im Sinne des [[Pazifismus]] verbunden.<br /> <br /> Insbesondere praktizierten die Pythagoreer die Freundschaft untereinander. Manche von ihnen verstanden darunter eine unbedingte Loyalität nicht nur zu ihren persönlichen Freunden, sondern zu jedem Pythagoreer. Über die Freundestreue sind einige Anekdoten überliefert. Die berühmteste ist die Geschichte von [[Damon und Phintias]], die von [[Friedrich Schiller]] für seine Ballade ''[[Die Bürgschaft]]'' verwertet wurde. Es wird erzählt, dass der Pythagoreer Phintias wegen eines Komplotts gegen den Tyrannen [[Dionysios II. von Syrakus|Dionysios]] zum Tode verurteilt wurde, aber die Erlaubnis erhielt, vor der Hinrichtung seine persönlichen Angelegenheiten in Freiheit zu regeln, da sich sein Freund Damon als Geisel für seine Rückkehr verbürgte. Phintias kehrte rechtzeitig zurück; anderenfalls wäre Damon an seiner Stelle hingerichtet worden. Dies beeindruckte den Tyrannen stark, worauf er Phintias begnadigte und selbst vergeblich um Aufnahme in den Freundschaftsbund bat. Nach einer Version hatte Dionysios den ganzen Vorfall nur zum Schein arrangiert, um die legendäre Treue der Pythagoreer auf die Probe zu stellen, nach einer anderen Version handelte es sich um eine wirkliche Verschwörung.&lt;ref&gt;Zu der Legende und ihrer Rezeption siehe Ernst Gegenschatz: ''Die 'pythagoreische Bürgschaft' – zur Geschichte eines Motivs von Aristoxenos bis Schiller''. In: Peter Neukam (Hrsg.): ''Begegnungen mit Neuem und Altem'', München 1981, S. 90–154.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bekannt war in der Antike der Grundsatz der Pythagoreer, dass der Besitz der Freunde gemeinsam sei ''(koiná ta tōn phílōn)''. Dies ist aber nicht im Sinne einer „kommunistischen“ Gütergemeinschaft zu verstehen; eine solche wurde – wenn überhaupt – nur von wenigen praktiziert. Gemeint war, dass die Pythagoreer einander in materiellen Notlagen spontan und großzügig unterstützten.&lt;ref&gt;Edwin L. Minar: ''Pythagorean Communism''. In: ''Transactions and Proceedings of the American Philological Association'' 75, 1944, S. 34–46; Manfred Wacht: ''Gütergemeinschaft''. In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]]'', Bd. 13, Stuttgart 1986, Sp. 1–59, hier: 2–4.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Mathematik und Zahlensymbolik ===<br /> Zahlen und Zahlenverhältnisse haben in der pythagoreischen Lehre von Anfang an eine zentrale Rolle gespielt. Dies ist ein Merkmal, das den Pythagoreismus von anderen Ansätzen unterscheidet. Ob das aber bedeutet, dass Pythagoras schon Mathematik getrieben hat, ist strittig. Manche Forscher (insbesondere Walter Burkert) haben die Ansicht vertreten, er habe sich nur mit Zahlensymbolik befasst, wissenschaftliches Denken sei ihm fremd gewesen, und erst um die Mitte des 5. Jahrhunderts habe sich Hippasos als erster Pythagoreer mathematischen Studien zugewandt. Die Gegenposition von Leonid Zhmud lautet, die frühen Pythagoreer seien Mathematiker gewesen und die Zahlenspekulation sei erst spät hinzugekommen und nur von vereinzelten Pythagoreern betrieben worden.<br /> <br /> Der Grundgedanke der [[Zahlensymbolik#Pythagoreer|Zahlenspekulation]] wird oft in dem Kernsatz „Alles ist Zahl“ zusammengefasst. In damaliger Ausdrucksweise besagt das, dass die Zahl für die Pythagoreer die [[Arché|archē]], das konstituierende Urprinzip der Welt gewesen sei. Damit fiele der Zahl diejenige Rolle zu, die [[Thales]] dem Wasser und [[Anaximenes]] der Luft zugewiesen hatte. Diese Auffassung ist aber im frühen Pythagoreismus nicht belegt. Aristoteles schreibt sie „den Pythagoreern“ zu, ohne Namen zu nennen. Er kritisiert sie und unterstellt dabei, die Pythagoreer hätten unter den Zahlen etwas Stoffliches verstanden.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 261–279.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts schrieb der Pythagoreer [[Philolaos]], alles für uns Erkennbare sei notwendigerweise mit einer Zahl verknüpft, denn das sei eine Voraussetzung für gedankliches Erfassen. Seine Feststellung bezieht sich aber nur auf den menschlichen Erkenntnisprozess. Sie besagt nicht im Sinne einer [[Ontologie]] der Zahl, dass alle Dinge aus Zahlen bestehen oder hervorgehen. Die Auffassung, dass die Zahlen selbst die Dinge seien, wird oft als typisch pythagoreisch bezeichnet. Dies ist jedoch nur Aristoteles’ möglicherweise irriges Verständnis der pythagoreischen Lehre. Das für Philolaos Wesentliche war der Unterschied zwischen dem nach Zahl, Größe und Form Begrenzten und dem Unbegrenzten, das er für prinzipiell unerforschbar hielt, und das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren.&lt;ref&gt;Carl A. Huffman: ''Philolaus of Croton, Pythagorean and Presocratic'', Cambridge 1993, S. 37ff., 56ff.; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 263f. Für ein ontologisches Verständnis der Zahlenlehre plädiert jedoch Hermann S. Schibli: ''On ‚The One‘ in Philolaus, Fragment 7''. In: ''[[The Classical Quarterly]]'' 46, 1996, S. 114–130. Vgl. auch Charles H. Kahn: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History'', Indianapolis 2001, S. 28.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ausgangspunkt der konkreten Zahlenspekulation war der Gegensatz von geraden und ungeraden Zahlen, wobei die ungeraden als begrenzt (und damit höherrangig) und – wie im chinesischen [[Yin und Yang]] – als männlich bezeichnet wurden und die geraden als unbegrenzt und weiblich. Die als Prinzip der Einheit aufgefasste Eins galt als der Ursprung, aus dem alle Zahlen hervorgehen (und infolgedessen die ganze Natur); so gesehen war sie selbst eigentlich keine Zahl, sondern stand jenseits der Zahlenwelt, obwohl sie rechnerisch als Zahl wie alle anderen erscheint. So konnte die Eins paradoxerweise als gerade und ungerade zugleich bezeichnet werden, was rechnerisch nicht zutrifft. Die Zahlen stellte man mit Zählsteinen dar, und mit den ebenen geometrischen Figuren, die mit solchen Steinen gelegt werden können (beispielsweise einem gleichseitigen Dreieck), wurden die den Zahlen zugewiesenen Eigenschaften demonstriert. Große Bedeutung legte man dabei der [[Tetraktys]] („Vierheit“) bei, der Gesamtheit der Zahlen 1, 2, 3 und 4, deren Summe die 10 ergibt, die bei Griechen und „Barbaren“ (Nichtgriechen) gleichermaßen als Grundzahl des [[Dezimalsystem]]s diente. Die Tetraktys und die „vollkommene“ Zehn betrachtete man als für die Weltordnung grundlegend.<br /> <br /> Einzelne mathematische Erkenntnisse wurden in der Antike – zu Recht oder zu Unrecht – den Pythagoreern oder einem bestimmten Pythagoreer zugeschrieben. Pythagoras soll einen Beweis für den nach ihm benannten [[Satz des Pythagoras]] über das rechtwinklige Dreieck gefunden haben. [[Hippasos von Metapont]] schrieb man die Konstruktion des einer Kugel einbeschriebenen [[Dodekaeder]]s und die Entdeckung der [[Inkommensurabilität (Mathematik)|Inkommensurabilität]] zu. Eine nicht genau bekannte Rolle spielten Pythagoreer bei der Entwicklung der Lehre von den drei [[Mittelwert|Mitteln]] ([[Arithmetisches Mittel|arithmetisches]], [[Geometrisches Mittel|geometrisches]] und [[harmonisches Mittel]]). Ferner sollen sie unter anderem den Satz über die Winkelsumme im Dreieck bewiesen haben. Womöglich stammen große Teile von [[Euklid]]s ''[[Elemente (Euklid)|Elementen]]'' – sowohl der arithmetischen als auch der geometrischen Bücher – aus verlorener pythagoreischer Literatur; dazu gehörte die Theorie der Flächenanlegung.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 337–363, 392ff.; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 153ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kosmologie und Astronomie ===<br /> Die frühen Pythagoreer hatten kein gemeinsames, für alle verbindliches Kosmosmodell.&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 300f.&lt;/ref&gt; So nimmt etwa Philolaos in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts ein [[Zentralfeuer]] an, das den Mittelpunkt des Universums bildet und um das die Himmelskörper einschließlich der halbkugelförmigen Erde kreisen. Von der Erde aus sei es unsichtbar, da die bewohnten Gegenden der Erde auf der ihm stets abgewandten (flachen) Seite lägen. Um das Zentralfeuer kreise auf der innersten Bahn die Erde und eine „[[Gegenerde]]“, die sich stets hinter dem Zentralfeuer befinde. Darauf folgen (von innen nach außen) die Bahnen von Mond, Sonne und den damals bekannten fünf Planeten (Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn). Umschlossen ist das Ganze von einer kugelförmigen Schale, auf der sich die Fixsterne befinden. Aristoteles kritisierte dieses System, da es nicht von den Erscheinungen, sondern von vorgefassten Ansichten ausgehe;&lt;ref name=Himmel&gt;Aristoteles: ''[[Über den Himmel]].'' II, 13.&lt;/ref&gt; die Gegenerde sei nur eingeführt worden, um die Zahl der bewegten Körper am Himmel auf zehn zu bringen, da diese Zahl als vollkommene galt.&lt;ref&gt;Aristoteles: ''[[Metaphysik]].'' A, 5.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Aristoteles erwähnt auch, dass „einige“ Pythagoreer einen Kometen zu den Planeten zählten. Das widerspricht der Zehnzahl bei Philolaos. Auch über die Milchstraße hatten die Pythagoreer keine einheitliche Meinung. Andere Pythagoreer hatten zudem ein [[geozentrisches Weltbild|geozentrisches Modell]], nach welchem sich die Erde im Zentrum des Kosmos befindet und vom Mond, der Sonne und den Planeten umkreist wird. Dabei gab es aber zwei verschiedene Auffassungen über die Form der Erde: einerseits eine Kugel und andererseits eine flache Scheibe.&lt;ref name=Himmel /&gt;<br /> <br /> Zu den wichtigsten Annahmen der Pythagoreer gehörte die Idee der [[Sphärenharmonie]] oder – wie die Bezeichnung in den ältesten Quellen lautet – „Himmelsharmonie“. Man ging davon aus, dass bei der Kreisbewegung der Himmelskörper ebenso wie bei Bewegungen irdischer Objekte Geräusche entstehen. Wegen der Gleichförmigkeit der Bewegung konnte dies für jeden Himmelskörper immer nur ein konstanter Ton sein. Die Gesamtheit dieser Töne, deren Höhe von den unterschiedlichen Geschwindigkeiten und den Abständen der Himmelskörper abhing, sollte einen kosmischen Klang ergeben. Diesen betrachtete man als für uns unhörbar, da er ununterbrochen erklinge und uns nur durch sein Gegenteil, durch einen Gegensatz zwischen Klang und Stille zu Bewusstsein käme. Allerdings soll Pythagoras laut einer Legende als einziger Mensch imstande gewesen sein, die Himmelsharmonie zu hören.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 100–103, 110f., 434f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Da die Töne der Himmelskörper nur als gleichzeitig, nicht als nacheinander erklingend gedacht werden konnten, musste als Ergebnis ihres Zusammenklingens ein ebenfalls stets unveränderter Klang angenommen werden. Daher ist der populäre Begriff „Sphärenmusik“ sicher unpassend. Dass der Zusammenklang harmonisch ist, ergibt sich in diesem Modell aus der Annahme, dass die Entfernungen der kreisenden Himmelskörper vom Zentrum und ihre bei größerer Entfernung entsprechend höheren Geschwindigkeiten eine bestimmte arithmetische Proportion aufweisen, die dies ermöglicht.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 219–225.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Musik ===<br /> Die Musik war derjenige Bereich, in dem die Grundidee einer auf Zahlenverhältnissen beruhenden Harmonie am einfachsten demonstrierbar war. Den musikalischen Gesetzmäßigkeiten galt die besondere Aufmerksamkeit der Pythagoreer. Auf diesem Gebiet haben sie offenbar auch experimentiert. Pythagoras wurde in der Antike allgemein als Begründer der mathematischen Analyse der Musik angesehen. Platon bezeichnete die Pythagoreer als Urheber der musikalischen Zahlenlehre, sein Schüler [[Xenokrates]] schrieb die entscheidende Entdeckung Pythagoras selbst zu. Dabei ging es um die Darstellung der harmonischen Intervalle durch einfache Zahlenverhältnisse. Das konnte durch Streckenmessung veranschaulicht werden, da die Tonhöhe von der Länge einer schwingenden Saite abhängt. Für solche Versuche eignete sich das [[Monochord]] mit verstellbarem Steg. Einen anderen, ebenfalls tauglichen Weg zur Quantifizierung fand Hippasos, der die Töne bronzener Scheiben von unterschiedlicher Dicke bei gleichem Durchmesser untersuchte.<br /> <br /> Sicher unhistorisch ist allerdings die Legende von [[Pythagoras in der Schmiede]], der zufolge Pythagoras zufällig an einer [[Schmiede (Werkstatt)| Schmiede]] vorbeiging und, als er die unterschiedlichen Klänge der verschieden schweren Hämmer hörte, sich von dieser Beobachtung dazu anregen ließ, mit an Saiten aufgehängten Metallgewichten zu experimentieren.&lt;ref&gt;Barbara Münxelhaus: ''Pythagoras musicus'', Bonn 1976, S. 25–29, 36–39, 50–55, 57ff.; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 366–372.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Platon, der eine rein spekulative, aus allgemeinen Prinzipien abgeleitete Musiktheorie forderte und die Sinneserfahrung durch das Gehör für unzureichend hielt, kritisierte die Pythagoreer wegen ihres empirischen Vorgehens.&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 350–352.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Musik eignete sich zur Abstützung der These einer universalen Harmonie und der Verflochtenheit aller Teile des Kosmos. Durch die Idee der klingenden Himmelsharmonie war sie mit der Astronomie verbunden, durch die Messbarkeit der Tonhöhen mit der Mathematik, durch ihre Wirkung auf das Gemüt mit der Seelenkunde, der ethischen Erziehung und der Heilkunst. Die Pythagoreer befassten sich mit den unterschiedlichen Wirkungen verschiedener Instrumente und Tonarten auf das menschliche Gemüt. Den Legenden zufolge setzte Pythagoras ausgewählte Musik gezielt zur Beeinflussung unerwünschter Affekte und zu Heilzwecken ein, betrieb also eine Art Musiktherapie.&lt;ref&gt;Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 162–166; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 364f.; Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 355; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 181–183, 233.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entwicklung nach den antipythagoreischen Unruhen ==<br /> Von den Pythagoreern der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts scheint der Naturphilosoph [[Philolaos]] einer der prominentesten gewesen zu sein. Er gehörte anscheinend zu denjenigen, die wegen der politischen Verfolgung in Italien nach Griechenland gingen. Jedenfalls lehrte er zumindest zeitweilig in [[Theben (Böotien)|Theben]]. Seine Kosmologie mit der Annahme eines Zentralfeuers in der Mitte des Universums unterschied sich stark von der zuvor dominierenden. Den Mond hielt er für bewohnt, die Sonne für glasartig (also kein eigenes Licht ausstrahlend, sondern fremdes Licht wie eine Linse sammelnd). Seine Ansichten sind nur aus Fragmenten seines Buchs bekannt, deren Echtheit zum Teil umstritten ist.&lt;ref&gt;Carl A. Huffman: ''Philolaus of Croton, Pythagorean and Presocratic'', Cambridge 1993 bietet eine Edition der Philolaos-Fragmente mit Kommentar; zur Philosophie S. 37ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im 4. Jahrhundert v. Chr. war der bedeutendste Pythagoreer der mit Platon befreundete [[Archytas von Tarent]]. Er war sowohl ein erfolgreicher Staatsmann und Heerführer seiner Heimatstadt als auch Philosoph, Mathematiker, Physiker, Musiktheoretiker und ein hervorragender Ingenieur. Das pythagoreische Konzept einer mathematisch fassbaren Harmonie wandte er auf die Politik an, indem er für einen kalkulierten Ausgleich zwischen den sozialen Schichten eintrat. Die Eintracht der Bürger führte er auf eine angemessene, von allen als gerecht empfundene Besitzverteilung zurück.<br /> <br /> Platon befasste sich intensiv mit der pythagoreischen Philosophie. Umstritten ist die Frage, inwieweit die Ansichten des Philolaos und des Archytas sein Bild von ihr prägten. Nach seinem Tod dauerte in der [[Platonische Akademie|Platonischen Akademie]] das Interesse am Pythagoreismus an, und unter den Platonikern bestand die Neigung, Anregungen aus dieser Tradition aufzunehmen und Platon in entsprechendem Sinne zu deuten.&lt;ref&gt;Christoph Riedweg: ''Pythagoras'', 2. Auflage, München 2007, S. 152–157; Charles H. Kahn: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History'', Indianapolis 2001, S. 63–71. Zu Platons Verhältnis zu Archytas siehe auch Carl A. Huffman: ''Archytas of Tarentum'', Cambridge 2005, S. 32–42.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Aristoteles verfasste eine Schrift über die Pythagoreer, von der nur Fragmente erhalten geblieben sind, und setzte sich auch sonst kritisch mit dem Pythagoreismus auseinander. Unter anderem argumentierte er gegen die Himmelsharmonie (Sphärenharmonie).<br /> <br /> Im 4. Jahrhundert lebten in Griechenland zahlreiche aus Italien geflüchtete Anhänger des Pythagoras. Man unterschied nun zwischen „Pythagoreern“ und „Pythagoristen“ (von {{lang|grc|Πυθαγοριστής}} ''Pythagoristḗs'' „die pythagoreische Lebensweise Befolgender“). Die letzteren waren ein beliebtes Ziel des Spotts der Komödiendichter, da sie bettelten und asketisch lebten. Besonders ihre äußerst genügsame Ernährungsweise wurde in Komödien aufs Korn genommen. Sie wurden als schmutzige Sonderlinge dargestellt.&lt;ref&gt;Textstellen und Kommentar bei Maurizio Giangiulio (Hrsg.): ''Pitagora. Le opere e le testimonianze'', Band 2, Milano 2000, S. 183–199; siehe auch Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 182–185.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Daneben gab es aber unter den aus Italien emigrierten Pythagoreern auch Gelehrte, die sich Respekt zu verschaffen wussten. Zu ihnen gehörte [[Lysis (Pythagoreer)|Lysis]]. Er wurde in Theben Lehrer des später berühmten Staatsmanns und Feldherrn [[Epameinondas]]; auf diesem Weg hat möglicherweise der Pythagoreismus ein letztes Mal auf die Politik Einfluss genommen.&lt;ref&gt;[[Bruno Centrone]]: ''Introduzione a i pitagorici'', Roma 1996, S. 52.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu den im späten 5. und im 4. Jahrhundert tätigen Pythagoreern gehörten ferner:<br /> * [[Damon und Phintias]] aus Syrakus, deren berühmte Freundschaft für die Nachwelt vorbildlich wurde<br /> * [[Diodoros von Aspendos]], der besonders den pythagoreischen Vegetarismus vertrat und durch sein Auftreten als barfüßiger, langhaariger Asket Aufsehen erregte<br /> * [[Echekrates]] von Phleius, ein Schüler des Philolaos, der in Platons Dialog ''[[Phaidon]]'' als Gesprächspartner auftritt<br /> * [[Ekphantos]], der ein geozentrisches Weltbild vertrat, wobei er eine Achsendrehung der Erde von West nach Ost annahm. In der Erkenntnistheorie war er [[Subjektivismus|Subjektivist]].<br /> * [[Eurytos (Philosoph)|Eurytos]], ein Schüler des Philolaos, der die pythagoreische Zahlenlehre auf Tiere und Pflanzen anwendete<br /> * [[Hiketas von Syrakus (Pythagoreer)|Hiketas von Syrakus]], der die täglichen Veränderungen am Himmel auf die Achsendrehung der Erde zurückführte<br /> * [[Kleinias von Tarent]], der wegen seiner Freundestreue gerühmt wurde; er soll Platon von dem Vorhaben abgebracht haben, alle erreichbaren Bücher [[Demokrit]]s zu verbrennen<br /> * [[Lykon von Iasos]], der für eine maßvolle Lebensweise nach dem Vorbild des Pythagoras eintrat und Aristoteles wegen dessen aufwendigen Lebensstils kritisierte<br /> * [[Xenophilos von der Chalkidike]], ein Schüler des Philolaos und Lehrer des Philosophen [[Aristoxenos]]<br /> <br /> == Neupythagoreismus ==<br /> Bei den Römern stand Pythagoras in hohem Ansehen. Er wurde als Lehrer des zweiten Königs von Rom, [[Numa Pompilius]], bezeichnet, was allerdings chronologisch unmöglich ist. Im 1. Jahrhundert v. Chr. bemühte sich anscheinend der mit [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] befreundete Gelehrte und Senator [[Publius Nigidius Figulus|Nigidius Figulus]] um eine Erneuerung des Pythagoreismus. Da eine kontinuierliche Tradition nicht mehr bestand,&lt;ref&gt;Der Traditionsbruch wird von Cicero (''Timaeus'' 1) bezeugt; dies schließt einzelne pythagoreische Aktivitäten in Italien im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. nicht aus. Siehe dazu Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 28ff.&lt;/ref&gt; war dies ein Neuanfang. Daher pflegt man Nigidius als den ersten Neupythagoreer zu bezeichnen; allerdings ist nicht klar, ob seine tatsächlichen Ansichten und Aktivitäten diese Bezeichnung rechtfertigen. Der Neupythagoreismus dauerte bis in die [[Spätantike]] fort, doch gab es keinen kontinuierlichen Schulbetrieb, sondern nur einzelne pythagoreisch gesinnte Philosophen und Gelehrte. Es handelte sich beim Neupythagoreismus nicht um eine in sich geschlossene neue, von älteren Richtungen inhaltlich klar abgrenzbare Lehre.<br /> <br /> Starkes Interesse an pythagoreischen Ideen zeigte [[Marcus Terentius Varro]], der berühmteste römische Universalgelehrte. Er wurde gemäß seiner testamentarischen Verfügung „nach pythagoreischer Sitte“ beigesetzt.&lt;ref&gt;Zum neupythagoreischen Gedankengut bei Varro siehe Yves Lehmann: ''Varron théologien et philosophe romain'', Bruxelles 1997, S. 299–314; Leonardo Ferrero: ''Storia del pitagorismo nel mondo romano'', 2. Auflage, Forlì 2008, S. 291–304; [[Burkhart Cardauns]]: ''Marcus Terentius Varro. Einführung in sein Werk'', Heidelberg 2001, S. 70f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der von [[Sextius Niger|Quintus Sextius]] im 1. Jahrhundert v. Chr. in Rom gegründeten Philosophenschule der Sextier wurden neben [[Stoa|stoischen]] auch neupythagoreische Lehren, darunter der Vegetarismus, vertreten. Dieser (allerdings kurzlebigen) Schule gehörte [[Sotion (Lehrer Senecas)|Sotion]], der Lehrer [[Seneca]]s, an. Von den Sextiern übernahm Seneca die pythagoreische Übung der Rekapitulation des Tages am Abend, mit der man für sich Bilanz zog. Dazu gehörte eine Selbstbefragung mit Fragen wie: „Welches deiner (charakterlichen) Übel hast du heute geheilt? Welchem Laster hast du widerstanden? In welcher Hinsicht bist du besser (geworden)?“&lt;ref&gt;Seneca, ''De ira'' 3,36,1–3.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Dichter [[Ovid]] gab im 15. Buch seiner ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'' einem fiktiven Lehrvortrag des Pythagoras breiten Raum und trug damit zur Verbreitung von pythagoreischem Gedankengut bei, doch gibt es keinen Beleg für die Annahme, dass er selbst Neupythagoreer war.<br /> <br /> 1917 wurde in Rom in der Nähe der [[Porta Maggiore]] ein unterirdisches Bauwerk in Form einer [[Basilika (Bautyp)|Basilika]] aus der Zeit des Kaisers [[Claudius]] (41–54) entdeckt. Es sollte offenbar als Versammlungsraum für einen religiösen Zweck dienen, wurde aber schon bald nach dem Ende der Bauarbeiten geschlossen. Der Historiker und Archäologe [[Jérôme Carcopino]] hat eine Reihe von Indizien gesammelt, die dafür sprechen, dass die Erbauer Neupythagoreer waren.&lt;ref&gt;Jérôme Carcopino: ''La basilique pythagoricienne de la Porte Majeure'', Paris 1927.&lt;/ref&gt; Dazu gehört unter anderem die Ausschmückung von Decken und Wänden mit Darstellungen von Szenen aus der Mythologie, die dem Betrachter den als Erlösung aufgefassten Tod und das nachtodliche Schicksal der Seele vor Augen führen.<br /> <br /> Der bekannteste Neupythagoreer der römischen Kaiserzeit war [[Apollonios von Tyana]] (1. Jahrhundert n.&amp;nbsp;Chr.). Von seiner Philosophie ist wenig Zuverlässiges überliefert. Er orientierte sich offenbar in seiner philosophischen Lebensführung stark am Vorbild des Pythagoras (bzw. an dem damals dominierenden Pythagorasbild) und beeindruckte damit seine Zeitgenossen und die Nachwelt nachhaltig.<br /> <br /> Die übrigen Neupythagoreer waren zugleich Platoniker bzw. Neuplatoniker. Im Neupythagoreismus waren frühpythagoreische Ideen mit Legenden aus der späteren pythagoreischen Tradition und (neu)platonischen Lehren verschmolzen. [[Moderatos von Gades]] (1. Jahrhundert n.&amp;nbsp;Chr.) betrachtete die Zahlenlehre als didaktisches Mittel zur Veranschaulichung von Erkenntnisgegenständen der geistigen Welt. Von [[Nikomachos von Gerasa]] (2. Jahrhundert) stammen eine Einführung in die Arithmetik (d.&amp;nbsp;h. in die pythagoreische Zahlenlehre), die Schulbuch wurde und im Mittelalter in der lateinischen Fassung des [[Boethius]] sehr verbreitet war, und ein Handbuch der musikalischen Harmonik. Boethius ging in seiner für das Mittelalter maßgeblichen lateinischen Darstellung der Musiktheorie ''(De institutione musica)'' von den musikalischen Lehren des Nikomachos aus und behandelte auch die Sphärenharmonie.&lt;ref&gt;Ubaldo Pizzani: ''Studi sulle fonti del „De Institutione Musica“ di Boezio''. In: ''Sacris erudiri'' 16, 1965, S. 5–164, hier: 27ff.&lt;/ref&gt; Außerdem verfasste Nikomachos eine Biographie des Pythagoras, die verloren ist. Im 2. Jahrhundert lebte auch der Platoniker [[Numenios von Apameia]], der den Pythagoreismus mit der authentischen Lehre Platons gleichsetzte und auch aus Sokrates einen Pythagoreer machte; den späteren Platonikern warf er vor, von Platons pythagoreischer Philosophie abgewichen zu sein.&lt;ref&gt;Dominic J. O’Meara: ''Pythagoras Revived. Mathematics and Philosophy in Late Antiquity'', Oxford 1989, S. 10–14.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Neuplatoniker [[Porphyrios]] schrieb im 3. Jahrhundert eine Lebensbeschreibung des Pythagoras und zeigte sich besonders in seinem Eintreten für den Vegetarismus pythagoreisch beeinflusst. Weit stärker trat pythagoreisches Gedankengut bei dem etwas jüngeren Neuplatoniker [[Iamblichos von Chalkis]] in den Vordergrund. Er verfasste ein zehnbändiges Werk über die pythagoreische Lehre, von dem Teile erhalten sind, darunter insbesondere die Abhandlung „Vom pythagoreischen Leben“. Sein Pythagorasbild war von einer Fülle von legendenhaftem Stoff geprägt, den er zusammentrug. Sein Anliegen war insbesondere, die metaphysisch-religiöse und die ethische Seite des Pythagoreismus mit der Mathematik (worunter er primär die arithmetische und geometrische Symbolik verstand) zu verbinden und dieses Ganze als göttliche Weisheit darzustellen, die den Menschen durch Pythagoras geschenkt sei. Wie Numenios betrachtete er Platons Lehre nur als Ausgestaltung der pythagoreischen Philosophie.&lt;ref&gt;Siehe hierzu die gründliche Untersuchung von Gregor Staab: ''Pythagoras in der Spätantike. Studien zu De Vita Pythagorica des Iamblichos von Chalkis'', München 2002 (mit Gesamtübersicht über den sonstigen kaiserzeitlichen Neupythagoreismus S. 75–143).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im 5. Jahrhundert schrieb der Neuplatoniker [[Hierokles von Alexandria (Neuplatoniker)|Hierokles von Alexandria]] einen Kommentar zu den „Goldenen Versen“. Er betrachtete dieses Gedicht als allgemeine Einführung in die Philosophie. Unter Philosophie verstand er einen Platonismus, den er mit Pythagoreismus gleichsetzte.&lt;ref&gt;Dominic J. O’Meara: ''Pythagoras Revived. Mathematics and Philosophy in Late Antiquity'', Oxford 1989, S. 114–118.&lt;/ref&gt; Auch der Neuplatoniker [[Syrianos]], ein Zeitgenosse des Hierokles, war überzeugt, dass Platonismus nichts anderes als Pythagoreismus sei.&lt;ref&gt;Dominic J. O’Meara: ''Pythagoras Revived. Mathematics and Philosophy in Late Antiquity'', Oxford 1989, S. 119ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Neuzeitliche Rezeption ==<br /> Seit der [[Renaissance]] haben einzelne Naturphilosophen so stark pythagoreisches Gedankengut rezipiert und sich so nachdrücklich zur pythagoreischen Tradition bekannt, dass man sie als Pythagoreer bezeichnen kann. Ihnen ging und geht es darum, das Universum als einen nach mathematischen Regeln sinnvoll und ästhetisch durchstrukturierten [[Universum|Kosmos]] zu erweisen. Diese harmonische Ordnung soll in den Planetenbahnen ebenso wie in musikalischen Proportionen und in der Zahlensymbolik erkennbar sein. Die Gesetze der Harmonie werden als grundlegende Prinzipien betrachtet, die in der gesamten Natur auffindbar seien. Zu dieser Denkweise bekannten sich bedeutende Humanisten wie [[Giovanni Pico della Mirandola]] (1463–1494), der sich ausdrücklich als Pythagoreer bezeichnete,&lt;ref&gt;Paolo Casini: ''L’antica sapienza italica. Cronistoria di un mito'', Bologna 1998, S. 56–61.&lt;/ref&gt; und [[Johannes Reuchlin]] (1455–1522). Einen Vorläufer hatten sie in dem spätmittelalterlichen Gelehrten [[Pietro d’Abano]].&lt;ref&gt;Christiane Joost-Gaugier: ''Measuring Heaven. Pythagoras and His Influence on Thought and Art in Antiquity and the Middle Ages'', Ithaca 2006, S. 130.&lt;/ref&gt; Besonders eifrig bemühte sich der Astronom und Naturphilosoph [[Johannes Kepler]] (1571–1630), die Planetenbewegungen als Ausdruck einer vollkommenen Weltharmonie zu erweisen und astronomische Proportionen mit musikalischen zu verbinden.&lt;ref&gt;Ekkehart Schaffer: ''Die pythagoreische Tradition. Studien zu Platon, Kepler und Hegel'', Köln 2004, S. 65–98; Charles H. Kahn: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History'', Indianapolis 2001, S. 162–171.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im 20. Jahrhundert knüpfte der Musikwissenschaftler [[Hans Kayser (Musikwissenschaftler)|Hans Kayser]] mit seiner „harmonikalen Grundlagenforschung“ an die pythagoreische Tradition an. Sein Schüler Rudolf Haase setzte seine Arbeit fort. Diese Bemühungen finden insbesondere in Kreisen der [[Esoterik]] Anklang. Da die Grundannahme einer kosmischen Harmonie, von der die modernen Pythagoreer ausgehen, den Charakter einer religiösen Überzeugung hat, finden ihre Forschungen in der Wissenschaft kaum Beachtung.<br /> <br /> [[Werner Heisenberg]] wies in seinem erstmals 1937 veröffentlichten Aufsatz „Gedanken der antiken Naturphilosophie in der modernen Physik“ den Pythagoreern eine Pionierrolle bei der Entstehung der naturwissenschaftlichen Denkweise zu, welche darauf abzielt, die Ordnung in der Natur mathematisch zu fassen. Heisenberg schrieb, die „Entdeckung der mathematischen Bedingtheit der Harmonie“ durch die Pythagoreer beruhe auf „dem Gedanken an die sinngebende Kraft mathematischer Strukturen“, einem „Grundgedanken, den die exakte Naturwissenschaft unserer Zeit aus der Antike übernommen hat“; die moderne Naturwissenschaft sei „eine konsequente Durchführung des Programms der Pythagoreer“. Die Entdeckung der rationalen Zahlenverhältnisse, die der musikalischen Harmonie zugrunde liegen, gehört für Heisenberg „zu den stärksten Impulsen menschlicher Wissenschaft überhaupt“.&lt;ref&gt;Werner Heisenberg: ''Gedanken der antiken Naturphilosophie in der modernen Physik''. In: Werner Heisenberg: ''Wandlungen in den Grundlagen der Naturwissenschaft'', 8., erweiterte Auflage, Stuttgart 1949, S. 47–53, hier: 50f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die spanische Philosophin [[María Zambrano]] (1904–1991) sah im Pythagoreismus eine Ausrichtung des Denkens, welche die Wirklichkeit in Zahlenverhältnissen sucht und damit das Universum als „ein Gewebe aus Rhythmen, eine körperlose Harmonie“ betrachtet, worin die Dinge nicht in sich selbst bestehen, sondern nur durch ihre mathematischen und zeitlichen Beziehungen zueinander Phänomene in Erscheinung treten lassen. Den Gegenpol dazu bilde der [[Aristotelismus]], für den die einzelnen Dinge als Substanzen in sich ruhen und damit eine eigene innere Wirklichkeit aufweisen. Der Aristotelismus habe zwar gesiegt, da er zunächst eine überlegene Erklärung der Natur und des Lebens anbieten konnte, aber die pythagoreische Haltung existiere als Alternative weiter und die moderne Physik der Relativität sei eine Rückkehr zu ihr.&lt;ref&gt;María Zambrano: ''Der Mensch und das Göttliche'', Wien 2005, S. 64–99.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste bekannter Pythagoreer]]<br /> <br /> == Quellensammlungen ==<br /> * [[Laura Gemelli Marciano]] (Hrsg.): ''Die Vorsokratiker''. Band 1, Artemis &amp; Winkler, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7608-1735-4, S. 100–220 (griechische Quellentexte mit deutscher Übersetzung und Erläuterungen)<br /> * Maurizio Giangiulio (Hrsg.): ''Pitagora. Le opere e le testimonianze''. 2 Bände, Mondadori, Milano 2001–2002, ISBN 88-04-47349-5 (griechische Texte mit italienischer Übersetzung)<br /> * [[Jaap Mansfeld]], [[Oliver Primavesi]] (Hrsg.): ''Die Vorsokratiker''. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-010730-0, S. 122–205 (griechische Texte mit deutscher Übersetzung; die Einleitung entspricht teilweise nicht dem aktuellen Forschungsstand)<br /> * [[Maria Timpanaro Cardini]] (Hrsg.): ''Pitagorici. Testimonianze e frammenti''. 3 Bände, La Nuova Italia, Firenze 1958–1964 (griechische und lateinische Texte mit italienischer Übersetzung)<br /> * Porphyrius. ''De Vita Pythagorae''. [1886] 1963. Porphyrii Philosophi Platonici opuscula selecta. Hrsg. von Augustus Nauck. Stuttgart: Teubner; Hildesheim: Olms Verlagsbuchhandlung.<br /> * Iamblichos. 1963. ''Pythagoras, Legende, Lehre, Lebensgestaltung''. griech./dt. Hrsg., übers. u. eingel. Michael von Albrecht. Zürich/Stuttgart: Artemis Verlag.<br /> * Ménage, Gilles. [1690/1692] ''Geschichte der Philosophinnen''. (Menagius, Aegidius. Historia Mulierum Philosopharum) Hrsg. 2019. Christian Kaiser. Hamburg: Felix Meiner Verlag.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> '''Handbuchdarstellungen'''<br /> * Constantinos Macris: ''Pythagore de Samos (Compléments).'' In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques.'' Band 7, CNRS Éditions, Paris 2018, ISBN 978-2-271-09024-9, S. 1025–1174<br /> * [[Irmgard Männlein-Robert]]: ''Der Neupythagoreismus.'' In: Christoph Riedweg u. a. (Hrsg.): ''Philosophie der Kaiserzeit und der Spätantike'' (= ''[[Grundriss der Geschichte der Philosophie]]. Die Philosophie der Antike.'' Band 5/1). Schwabe, Basel 2018, ISBN 978-3-7965-3698-4, S. 633–638, 698 f.<br /> * Johan C. Thom: ''Pythagoras (Pythagoreer).'' In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]].'' Band 28, Hiersemann, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-7772-1815-1, Sp. 496–522<br /> * Leonid Zhmud: ''Pythagoras und die Pythagoreer. 2. Die Pythagoreer.'' In: [[Hellmut Flashar]] u. a. (Hrsg.): ''Frühgriechische Philosophie'' (= ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike.'' Band 1). Halbband 1, Schwabe, Basel 2013, ISBN 978-3-7965-2598-8, S. 401–429.<br /> * Brodersen, K. Hrsg. 2010. Theano. Briefe einer antiken Philosophin. Stuttgart. Reclam jun.<br /> * Pomeroy, Sarah B. 2013. ''Pythagorean Women. Their History and Writings''. Baltimore: Johns Hopkins University Press.<br /> '''Gesamtdarstellungen, Untersuchungen'''<br /> * [[Walter Burkert]]: ''Weisheit und Wissenschaft. Studien zu Pythagoras, Philolaos und Platon''. Hans Carl, Nürnberg 1962<br /> * Walter Burkert: ''Lore and Science in Ancient Pythagoreanism''. Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1972, ISBN 0-674-53918-4 (überarbeitete Fassung von Burkerts ''Weisheit und Wissenschaft'')<br /> * Gabriele Cornelli: ''In Search of Pythagoreanism. Pythagoreanism As an Historiographical Category''. De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-030627-9<br /> * [[Cornelia Johanna de Vogel]]: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism. An Interpretation of Neglected Evidence on the Philosopher Pythagoras''. Van Gorcum, Assen 1966<br /> &lt;!-- Konrad Dietzfelbinger: ''Pythagoras – Spiritualität und Wissenschaft'', Königsdorf 2005 ist essayistisch, daher bitte nicht einfügen --&gt;<br /> * [[Frank Jacob (Historiker)|Frank Jacob]]: ''Die Pythagoreer: Wissenschaftliche Schule, religiöse Sekte oder politische Geheimgesellschaft?'' In: Frank Jacob (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften: Kulturhistorische Sozialstudien'' (= ''Globalhistorische Komparativstudien'', Bd. 1), Königshausen &amp; Neumann, Würzburg 2013, S. 17–34<br /> * [[Charles Henry Kahn|Charles H. Kahn]]: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History''. Hackett, Indianapolis 2001, ISBN 0-87220-576-2<br /> * James A. Philip: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism''. University of Toronto Press, Toronto 1968, ISBN 0-8020-5175-8<br /> * [[Christoph Riedweg]]: ''Pythagoras: Leben, Lehre, Nachwirkung. Eine Einführung''. 2. Auflage, Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-48714-9<br /> * [[Bartel Leendert van der Waerden]]: ''Die Pythagoreer''. Artemis, Zürich und München 1979, ISBN 3-7608-3650-X<br /> * Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus''. Akademie Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-05-003090-9<br /> * Leonid Zhmud: ''Pythagoras and the Early Pythagoreans''. Oxford University Press, Oxford 2012, ISBN 978-0-19-928931-8<br /> * Waithe, Mary Ellen (Ed.). 1987. ''A History of Women Philosophers''. Vol. 1: ''Ancient Women Philosophers 600 B.C. - 500 A.D.'', Dordrecht / Boston / Lancaster: Martinus Nijhoff Publishers.<br /> * Plant, Ian Michael (Ed.). 2004. ''Women Writers of Ancient Greece and Rome''. An Anthology. London: Equinox.<br /> * [[Maria Nühlen]]: ''Philosophinnen der griechischen Antike. Eine Spurensuche.'' 2021. Wiesbaden. Springer. ISBN 978-3-658-34133-6.<br /> <br /> '''Aufsatzsammlungen'''<br /> * Gabriele Cornelli u. a. (Hrsg.): ''On Pythagoreanism''. De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-031845-6<br /> <br /> '''Rezeption'''<br /> * Irene Caiazzo, Constantinos Macris, Aurélien Robert (Hrsg.): ''Brill’s companion to the reception of Pythagoras and Pythagoreanism in the Middle Ages and the Renaissance.'' (''Brill’s companions to classical reception'', Band 24). Brill, Leiden, Boston 2021, ISBN 978-90-04-37362-4.<br /> <br /> '''Bibliographie'''<br /> * Luis E. Navia: ''Pythagoras. An Annotated Bibliography''. Garland, New York 1990, ISBN 0-8240-4380-4<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> * {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/pythagoreanism/}}<br /> <br /> == Anmerkungen ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Exzellent|20. August 2012|106467359}}<br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4333306-0}}<br /> <br /> [[Kategorie:Griechische Philosophie]]<br /> [[Kategorie:Pythagoras]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pythagoreer&diff=255697785 Pythagoreer 2025-05-03T19:05:12Z <p>RPI: /* Kosmologie und Astronomie */ ob die Form der Erde, wie bei Philolaos, als Halbkugel oder, wie bei Aristoteles, als Kugel gedacht war, lässt sich nicht sagen</p> <hr /> <div>[[Datei:Kapitolinischer Pythagoras.jpg|mini|160px|[[Herme]] des Pythagoras (um 120 n.&amp;nbsp;Chr.); [[Kapitolinische Museen]], [[Rom]]]]<br /> <br /> Als '''Pythagoreer''' (auch '''Pythagoräer''', [[Altgriechische Sprache|altgriechisch]] Πυθαγόρειοι ''Pythagóreioi'' oder Πυθαγορικοί ''Pythagorikoí'') bezeichnet man im engeren Sinne die Angehörigen einer religiös-philosophischen, auch politisch aktiven Schule, die [[Pythagoras von Samos]] in den zwanziger Jahren des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Süditalien gründete und die nach seinem Tod noch einige Jahrzehnte fortbestand. Im weiteren Sinn sind damit alle gemeint, die seither Ideen des Pythagoras oder ihm zugeschriebene Ideen aufgegriffen und zu einem wesentlichen Bestandteil ihres Weltbildes gemacht haben.<br /> <br /> Wegen der verworrenen Quellenlage sind viele Einzelheiten der philosophischen Überzeugungen und politischen Ziele der Pythagoreer unklar, zahlreiche Fragen sind in der Forschung stark umstritten. Sicher ist, dass in einer Reihe von griechischen Städten Süditaliens Gemeinschaften von Pythagoreern bestanden, die sich als soziale und politische Reformbewegung betrachteten und mit Berufung auf die Lehren des Schulgründers massiv in die Politik eingriffen. Dabei kam es zu schweren, gewaltsamen Auseinandersetzungen, die im 5. Jahrhundert v. Chr. mit wechselndem Erfolg ausgetragen wurden und schließlich mit Niederlagen der Pythagoreer endeten. In den meisten Städten wurden die Pythagoreer getötet oder vertrieben.<br /> <br /> Für die Pythagoreer charakteristisch ist die Überzeugung, dass der Kosmos eine nach bestimmten Zahlenverhältnissen aufgebaute harmonische Einheit bildet, deren einzelne Bestandteile ebenfalls harmonisch strukturiert sind oder, soweit es sich um menschliche Lebensverhältnisse handelt, harmonisch gestaltet werden sollten. Sie nahmen an, dass in allen Bereichen – in der Natur, im Staat, in der Familie und im einzelnen Menschen – dieselben zahlenmäßig ausdrückbaren Gesetzmäßigkeiten gelten, dass überall Ausgewogenheit und harmonischer Einklang anzustreben sind und dass die Kenntnis der maßgeblichen Zahlenverhältnisse eine weise, naturgemäße Lebensführung ermöglicht. Das Streben nach Eintracht beschränkten sie nicht auf die menschliche Gesellschaft, sondern dehnten es auf die Gesamtheit der Lebewesen aus, was sich in der Forderung nach Rücksichtnahme auf die Tierwelt zeigte.<br /> <br /> == Forschungsprobleme ==<br /> Von Pythagoras sind keine authentischen Schriften überliefert, nur einige ihm zugeschriebene Verse sind möglicherweise echt. Schon in der Antike gab es unterschiedliche Meinungen darüber, welche der als pythagoreisch geltenden Lehren tatsächlich auf ihn zurückgehen. Die Unterscheidung zwischen frühpythagoreischem und späterem Gedankengut gehört bis heute zu den schwierigsten und umstrittensten Fragen der antiken Philosophiegeschichte. In der Forschung ist sogar strittig, ob es sich bei der Lehre des Pythagoras tatsächlich um Philosophie und um wissenschaftliche Bestrebungen handelte oder um eine rein mythisch-religiöse [[Kosmologie]]. Zu diesen Schwierigkeiten trägt das frühe Einsetzen einer üppigen Legendenbildung bei.<br /> <br /> == Die Schule des Pythagoras ==<br /> Die politische Geschichte der Schule bis zu ihrem Untergang im 5. Jahrhundert v. Chr. ist in Umrissen bekannt. Hinsichtlich ihres Zwecks und ihrer Arbeitsweise und Organisation gehen die Meinungen der Historiker jedoch weit auseinander.<br /> <br /> === Politische Geschichte der Schule ===<br /> Pythagoras stammte von der griechischen Insel [[Samos]]. Er emigrierte zwischen 532 und 529 v. Chr. in ein damals von Griechen besiedeltes Gebiet Süditaliens, wo er sich zunächst in Kroton (heute [[Crotone]] in [[Kalabrien]]) niederließ.&lt;ref&gt;Siehe zur Datierung Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 176; Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 21–23; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 51f.&lt;/ref&gt; Dort gründete er die Schule, die von Anfang an neben den Studien auch politische Ziele verfolgte. Am Krieg zwischen Kroton und der ebenfalls griechischen Stadt [[Sybaris]], der von Sybaris ausging und mit großer Brutalität ausgetragen wurde, nahmen die Pythagoreer aktiv teil. Der Befehlshaber des Heeres der Krotoniaten, der berühmte Athlet [[Milon]], war Pythagoreer.&lt;ref&gt;[[Diodor]] 12,9,5–6; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 203–206.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Magna Graecia ancient colonies and dialects-de.svg|mini|Antike griechische Städte in Süditalien|400px]]<br /> Nach dem Sieg über Sybaris, das erobert und geplündert wurde (510), wurden die Pythagoreer in heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Bürgerschaft von Kroton verwickelt. Dabei ging es um die Verteilung des eroberten Landes und um eine Verfassungsänderung. Wegen dieser Unruhen verlegte Pythagoras seinen Wohnsitz nach Metapontion (heute [[Metaponto]] in der [[Basilikata]]). Dort setzte er seine Lehrtätigkeit fort, während in Kroton seine hart bedrängten Anhänger unterlagen und vorübergehend die Stadt verlassen mussten. Als Anführer der gegnerischen Partei trat ein vornehmer Bürger namens Kylon hervor (daher „kylonische Unruhen“), und auch ein Volksredner namens Ninon hetzte gegen die Pythagoreer. Berichte einzelner Quellen, wonach es damals bereits zu einer blutigen Verfolgung kam, beruhen aber anscheinend auf Verwechslung mit späteren Vorgängen.&lt;ref&gt;Siehe zu diesen Ereignissen Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 207–217 und [[Kurt von Fritz]]: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940, S. 88–90.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Da die Schule erhebliche Ausstrahlungskraft hatte, bildeten sich auch in anderen griechischen Städten Süditaliens Pythagoreergemeinschaften, die wohl auch dort in die Politik eingriffen. Eine institutionalisierte Herrschaft der Pythagoreer hat es aber weder in Kroton noch in Metapontion oder anderswo gegeben, sondern nur eine mehr oder weniger erfolgreiche Einflussnahme auf den jeweiligen Rat der Stadt und auf die Bürgerversammlung.&lt;ref&gt;Kurt von Fritz: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940, S. 94ff., 108; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 201f., 207; etwas abweichend Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 190f.&lt;/ref&gt; Mehrere Quellen berichten, dass der Pythagoreismus sich auch in der nichtgriechischen Bevölkerung verbreitete. Genannt werden u. a. die Stämme der [[Lukanier]] und [[Messapier]].&lt;ref&gt;Alfonso Mele: ''Magna Grecia'', Napoli 2007, S. 259–298; Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 149f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Pythagoras starb in den letzten Jahren des 6. Jahrhunderts oder im frühen 5. Jahrhundert.&lt;ref&gt;Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 20–24.&lt;/ref&gt; Nach seinem Tod setzten seine Schüler ihre Aktivitäten in den Städten fort. Es bestand nun aber wohl keine zentrale Lenkung der Schule mehr, denn Pythagoras hatte anscheinend keinen Nachfolger als allgemein anerkanntes Schuloberhaupt.&lt;ref&gt;Vereinzelt nennen späte Autoren (darunter Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 265f.) Namen von angeblichen Nachfolgern. Quellen nennt Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 180 Anm. 35 und 36.&lt;/ref&gt; Die Pythagoreer waren – gemäß ihrer insgesamt auf Harmonie und Stabilität ausgerichteten Weltanschauung – politisch konservativ. Dadurch wurden sie zu Verbündeten der traditionell in den Stadträten dominierenden Geschlechter. Sie stießen aber, wie das Beispiel Kylons zeigt, in den einflussreichen Familien auch auf Opposition. Ihre natürlichen Feinde waren überall die Agitatoren, die für einen Umsturz und für die Einführung der Demokratie eintraten und nur auf diesem Wege Macht erlangen konnten.&lt;ref&gt;Kurt von Fritz: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940, S. 29–32, 97–99.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Um die Mitte des 5. Jahrhunderts oder etwas später kamen in einer Reihe von Städten demokratisch gesinnte Volksredner an die Macht. Sie gingen, damaliger Sitte folgend, mit großer Härte gegen die Anhänger der unterlegenen Partei vor. Daher kam es zu blutigen Verfolgungen der Pythagoreer, die entweder getötet wurden oder aus den Städten fliehen mussten. Die politischen Wirren hielten anscheinend längere Zeit an. Dabei konnten die Pythagoreer sich zeitweilig wieder durchsetzen; schließlich unterlagen sie jedoch überall außer in [[Tarent]], wo sie noch bis um die Mitte des 4. Jahrhunderts eine starke Stellung hatten. Viele von ihnen emigrierten nach Griechenland. Die Schule hörte als Organisation zu bestehen auf.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 217–222; Kurt von Fritz: ''Pythagorean Politics in Southern Italy'', New York 1940, S. 69–92; Christoph Riedweg: ''Pythagoras'', 2. Auflage, München 2007, S. 137–139. Für Spätdatierung der Verfolgung (um 440/420) plädiert Domenico Musti: ''Le rivolte antipitagoriche e la concezione pitagorica del tempo''. In: ''Quaderni Urbinati di cultura classica'' N.S. 36, 1990, S. 35–65.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Der Unterricht und sein Zweck ===<br /> Die Pythagoreer zerfielen laut einigen Quellenberichten in zwei Gruppen oder Richtungen, die „Mathematiker“ und die „Akusmatiker“. „Mathematiker“ waren diejenigen, welche sich mit „Mathemata“ befassten, das heißt mit schriftlich festgehaltenen Lerngegenständen und [[Empirie]] (auch, aber nicht nur [[Mathematik]] im heutigen Wortsinn).&lt;ref&gt;Zur Begriffsgeschichte siehe Kurt von Fritz: ''Mathematiker und Akusmatiker bei den alten Pythagoreern'', München 1960, S. 20f.&lt;/ref&gt; Dies kann als eine frühe Form von mathematisch-naturwissenschaftlicher Forschung betrachtet werden. Akusmatiker wurden Pythagoreer genannt, die sich auf „[[Akusmata]]“ (Gehörtes) beriefen, also auf die nur mündlich mitgeteilten Lehren des Pythagoras; dabei ging es hauptsächlich um Verhaltensregeln und das religiöse Weltbild.<br /> <br /> Unklar ist, ob schon Pythagoras seine Schüler gemäß ihren Neigungen und Fähigkeiten in zwei Gruppen mit verschiedenen Aufgaben aufteilte oder die Abgrenzung zwischen den beiden Richtungen erst nach seinem Tod deutlich wurde. Jedenfalls kam es nach einem Bericht, den manche Forscher auf [[Aristoteles]] zurückführen,&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 190f.; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 69–73; anders jedoch Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 100–104.&lt;/ref&gt; zu einem unbekannten Zeitpunkt nach dem Tod des Schulgründers zu einer Spaltung zwischen den zwei Richtungen. Dabei nahm jede von ihnen für sich in Anspruch, die authentische Tradition des Pythagoras fortzusetzen.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 64–70.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der völlig verschiedenartige Charakter dieser beiden Richtungen gibt bis heute Rätsel auf. So ist unklar, welche der beiden Gruppen älter, welche größer und welche für den Pythagoreismus wichtiger war, welche den Kern der Schule ausmachte und damit als fortgeschrittener und höherrangig galt. Darüber gehen die Ansichten in der Forschung weit auseinander.<br /> <br /> Manche Gelehrte (besonders [[Walter Burkert]]) meinen, dass zu Lebzeiten des Pythagoras alle Pythagoreer Akusmatiker waren und dass die griechische Wissenschaft außerhalb des Pythagoreismus entstanden ist. Demnach waren die „Mathematiker“ einzelne Pythagoreer, die sich erst nach dem Tod des Schulgründers mit wissenschaftlichen Anliegen zu befassen begannen; ihr Wirken fiel größtenteils in die Zeit nach dem Untergang der Schule. Diese „Mathematiker“ waren aber diejenigen Repräsentanten des Pythagoreismus, mit denen sich [[Platon]] im 4. Jahrhundert auseinandersetzte. Sie prägten das später (und bis heute) in der Öffentlichkeit vorherrschende, nach Burkerts Ansicht falsche Bild vom anfänglichen Pythagoreismus, indem sie ihn als eine Pflanzstätte wissenschaftlicher Forschung erscheinen ließen. Hinzu kam, dass schon die Schüler Platons und des Aristoteles platonische Gedanken für pythagoreisch hielten. In Wirklichkeit war die Schule nach Burkerts Deutung ein Bund mit religiösen und politischen Zielen, der seine esoterischen Lehren geheim hielt und kein Interesse an Wissenschaft hatte. Burkert vergleicht die Pythagoreergemeinschaft mit den [[Mysterienkult]]en.<br /> <br /> Der Hauptvertreter der gegenteiligen Auffassung ist gegenwärtig [[Leonid Zhmud]]. Sie besagt, es habe weder eine Geheimlehre der frühen Pythagoreer noch eine für alle verbindliche religiöse Doktrin gegeben. Die Schule sei eine „Hetairie“ gewesen, ein lockerer Zusammenschluss autonom forschender Personen. Diese hätten sich gemeinschaftlich – aber ohne Fixierung auf vorgegebene Dogmen – ihren wissenschaftlichen und philosophischen Studien gewidmet. Bei den frühen Pythagoreern gab es keine Autorenschaft, es ist nicht einmal gesichert, ob Pythagoras selbst Schriftliches hinterlassen hat oder nur Mitschriften von seinen Schülern überliefert wurden. Außerdem seien sie durch bestimmte politische Ziele verbunden gewesen. Die Berichte über die Akusmatiker seien späte Erfindungen. Die Akusmata – ursprünglich „Symbola“ genannt – seien nur Sprüche und nicht konkrete, verbindliche Regeln für den Alltag gewesen. Sie seien zwar sehr alt, wie auch Burkert meint, aber großenteils nicht pythagoreischen Ursprungs. Vielmehr seien es teils Weisheitssprüche unbestimmter Herkunft, teils handle es sich um uralten Volksaberglauben, der in Pythagoreerkreisen in symbolischem Sinn umgedeutet wurde.<br /> <br /> Burkert bemerkt: „Die modernen Kontroversen um Pythagoras und den Pythagoreismus sind im Grunde nur die Fortsetzung des alten Streits zwischen ‚Akusmatikern‘ und ‚Mathematikern‘.“&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 191.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Andere Gelehrte wie [[Bartel Leendert van der Waerden|B. L. van der Waerden]] vertreten eine Mittelposition. Sie weisen weder der einen noch der anderen Gruppe die Priorität und alleinige Authentizität zu, sondern meinen, die Unterscheidung zwischen Mathematikern und Akusmatikern gehe auf unterschiedliche Bestrebungen zurück, die schon zu Pythagoras’ Lebzeiten in der Schule bestanden. Nach dem Tod des Schulgründers habe sich daraus ein Gegensatz entwickelt, der zur Spaltung der Schule führte.<br /> <br /> Späte Quellen schildern die Pythagoreer – gemeint sind offenbar Akusmatiker – als eine verschworene Gemeinschaft von Jüngern, die ihren Meister als göttliches oder jedenfalls übermenschliches Wesen verehrten und blind an seine Unfehlbarkeit glaubten. Dieser Glaube soll dazu geführt haben, dass sie jede Frage durch Berufung auf eine (angebliche) mündliche Äußerung des Pythagoras entschieden. Allein der „Autoritätsbeweis“ durch die Versicherung „Er selbst [Pythagoras] hat es gesagt“ habe bei ihnen gegolten.&lt;ref&gt;Antike Belege sind zusammengestellt von Arthur S. Pease (Hrsg.): ''M Tulli Ciceronis de natura deorum liber primus'', Cambridge (Mass.) 1955, S. 149f.&lt;/ref&gt; In diesen Zusammenhang gehören auch Berichte, wonach Pythagoras Bewerber, die in seine Schule eintreten wollten, zunächst [[Physiognomik|physiognomisch]] prüfte und ihnen dann eine lange (nach manchen Angaben fünfjährige) Schweigezeit auferlegte, nach deren erfolgreicher Absolvierung sie in die Gemeinschaft aufgenommen wurden.&lt;ref&gt;Seneca, ''Epistulae'' 52,10; Diogenes Laertios 8,10; [[Aulus Gellius|Gellius]], ''Noctes Atticae'' 1,9; [[Apuleius]], ''Florida'' 15; Porphyrios, ''Vita Pythagorae'' 13 und 54; Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 71–72 und 74.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Pythagoreer der Frühzeit ===<br /> Der prominenteste unter den forschenden Pythagoreern der Frühzeit war der Mathematiker und Musiktheoretiker [[Hippasos von Metapont]]. Er soll Klangexperimente durchgeführt haben, um das Verhältnis der Konsonanzen zu messbaren physikalischen Größen zu bestimmen. Bekannt ist er vor allem durch die früher herrschende Ansicht, er habe eine „Grundlagenkrise“ des Pythagoreismus ausgelöst, indem er die [[Inkommensurabilität (Mathematik)|Inkommensurabilität]] entdeckte und damit die Behauptung widerlegte, alle Phänomene seien als Erscheinungsformen ganzzahliger Zahlverhältnisse erklärbar. Angeblich schlossen die Pythagoreer Hippasos daraufhin aus und betrachteten seinen Tod durch Ertrinken im Meer als göttliche Strafe für den „Geheimnisverrat“. Die Entdeckung der Inkommensurabilität mag eine historische Tatsache sein, aber die Vermutung, dies habe zu einer Grundlagenkrise geführt, wird in der neueren Forschung abgelehnt.&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 431–440; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 170–175.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu den frühen Pythagoreern gehörten ferner:<br /> * [[Milon]] von Kroton, einer der berühmtesten antiken Athleten.&lt;ref&gt;Christian Mann: ''Athlet und Polis im archaischen und frühklassischen Griechenland'', Göttingen 2001, S. 175–177.&lt;/ref&gt; Als einziger siegte er sechsmal in [[Olympische Spiele der Antike|Olympia]]. Er war der siegreiche Heerführer Krotons im Krieg gegen Sybaris (510). Milon soll eine Tochter des Pythagoras namens [[Myia]] geheiratet haben.<br /> * [[Demokedes]] von Kroton, der nach dem Urteil [[Herodot]]s der beste Arzt seiner Zeit war. Er war Schwiegersohn Milons von Kroton und beteiligte sich auf der pythagoreischen Seite an den politischen Kämpfen in seiner Heimatstadt. Schon sein Vater, der Arzt Kalliphon, soll von Pythagoras beeinflusst gewesen sein.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 70, 229, 231.&lt;/ref&gt;<br /> * möglicherweise auch der berühmte Naturphilosoph [[Alkmaion (Philosoph)|Alkmaion von Kroton]], der die Gesundheit als harmonisches Gleichgewicht gegensätzlicher Kräfte im Körper auffasste. Ob er auch als Arzt praktizierte, ist umstritten.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 42f., 70f., 235f., 239f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Frühzeit sollen auch Frauen in der Bewegung aktiv gewesen sein. Insbesondere wird in den Quellen oft der Name von Pythagoras’ Gattin [[Theano (Pythagoreerin)|Theano]] genannt. Ihr wurden später zahlreiche Aussprüche und Schriften zugeschrieben, die vor allem von Tugend und Frömmigkeit handelten, sowie sieben Briefe, die erhalten sind.&lt;ref&gt;Alfons Städele: ''Die Briefe des Pythagoras und der Pythagoreer'', Meisenheim 1980, S. 288ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Philosoph [[Parmenides]] soll Schüler eines Pythagoreers namens Ameinias gewesen sein; pythagoreischer Einfluss auf ihn wird von der heutigen Forschung angenommen, das Ausmaß ist aber unklar.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 153, 212; Christoph Riedweg: ''Pythagoras'', 2. Auflage, München 2007, S. 151f.&lt;/ref&gt; Der Philosoph [[Empedokles]], der Pythagoras bewunderte, war zwar kein Pythagoreer im engeren Sinne, stand aber der pythagoreischen Gedankenwelt sehr nahe.<br /> <br /> == Lehren und Legenden ==<br /> Trotz der ungeheueren persönlichen Autorität des Pythagoras war der frühe ebenso wie auch der spätere Pythagoreismus kein verbindlich fixiertes, in sich geschlossenes und detailliert ausgearbeitetes dogmatisches Lehrgebäude. Eher handelte es sich um eine bestimmte Art der Weltbetrachtung, die für unterschiedliche Ansätze Spielraum ließ. Alle Pythagoreer teilten die Grundüberzeugung, die gesamte erkennbare Welt sei eine auf der Basis bestimmter Zahlen und Zahlenverhältnisse aufgebaute, prinzipiell harmonisch gestaltete Einheit. Diese Gesetzmäßigkeit bestimme alle Bereiche der Wirklichkeit gleichermaßen. Die Kenntnis der maßgeblichen Zahlenverhältnisse betrachteten sie daher als den Schlüssel zum Verständnis von allem und als Voraussetzung für eine gute, naturgemäße Lebensführung. Ihr Ziel war es, die unterschiedlichen und gegensätzlichen Kräfte durch Ausgewogenheit zu einem harmonischen Einklang zu bringen, sowohl im menschlichen Körper als auch in der Familie und im Staat. Dabei wollten sie das, was sie als Maß, Ordnung und Harmonie zu erkennen meinten, überall in der Natur finden und in ihrem eigenen Leben wahren. Sie gingen also von einer ganzheitlichen Deutung des Kosmos aus. Das, was in ihm in Unordnung geraten war, wollten sie in die natürliche Ordnung zurückbringen. Im Sinne dieses Weltbildes hielten sie alle beseelten Wesen für miteinander verwandt und leiteten daraus ein Gebot der Rücksichtnahme ab. Hinsichtlich der Einzelheiten gingen ihre Meinungen aber oft weit auseinander.<br /> <br /> === Seelenlehre ===<br /> Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele gehört zum ältesten Bestand der frühpythagoreischen Philosophie. Sie ist eine der wichtigsten Gemeinsamkeiten von Pythagoreismus und [[Platonismus]], die sich im Lauf ihrer Entwicklung gegenseitig beeinflussten und bei manchen Philosophen miteinander verschmolzen. Die Pythagoreer waren ebenso wie die Platoniker von der [[Reinkarnation|Seelenwanderung]] überzeugt. Dabei nahmen sie keinen Wesensunterschied zwischen menschlichen und tierischen Seelen an. Diese Idee setzte die Unsterblichkeit der Seele voraus. Da jedoch die Pythagoreer in den harmonischen Zahlenverhältnissen das Fundament der Weltordnung sahen, gab es bei ihnen auch die Vorstellung, dass die Seele eine Harmonie sei, nämlich das harmonische Gleichgewicht der den Körper bestimmenden Kräfte.&lt;ref&gt;Siehe zu dieser Idee Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 251f.; Carl A. Huffman: ''Philolaus of Croton, Pythagorean and Presocratic'', Cambridge 1993, S. 330–332.&lt;/ref&gt; Das ist mit der Unsterblichkeitsidee schwer zu vereinbaren. In diesem Widerspruch zeigt sich die Unfertigkeit des in Entwicklung begriffenen pythagoreischen Philosophierens. Platon setzte sich in seinem [[Platonischer Dialog|Dialog]] ''[[Phaidon]]'' mit der Deutung der Seele als Harmonie auseinander und bemühte sich sie zu widerlegen.<br /> <br /> Ein weiterer Bereich, in dem innerhalb der pythagoreischen Bewegung offenbar [[Disparität|disparate]] Ideen vertreten und nicht zu einem stimmigen Ganzen verbunden wurden, war die Frage nach der Bestimmung und Zukunft der Seele.&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 110f.&lt;/ref&gt; Ein wesentlicher, allerdings für die sehr quellenarme Frühzeit nicht eindeutig bezeugter Bestandteil des Pythagoreismus war die religiöse Überzeugung, dass die menschliche Seele göttlicher Herkunft und Natur sei. Daraus folgte (wie bei den [[Orphiker]]n und den Platonikern), dass es die Aufgabe und Bestimmung der Seele sei, aus dem Diesseits in ihre jenseitige Heimat zurückzukehren. Darauf sollte sie sich durch Schulung und rechte Lebensführung vorbereiten. Ihr wurde zugetraut, ihre göttlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten zurückzuerlangen.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 116ff.&lt;/ref&gt; Der Umstand, dass Pythagoras von vielen seiner Anhänger als gottähnliches Wesen betrachtet wurde, zeigt, dass ein solches Ziel grundsätzlich erreichbar schien. Mit diesem Erlösungsstreben schwer vereinbar war jedoch ein anderes Konzept, welches von einem ewigen, unabänderlichen Kreislauf des Weltgeschehens ausging. Die Annahme, dass ein einheitlicher Kosmos immer und überall von den gleichen mathematischen Gegebenheiten bestimmt sei, und die zyklische Natur der gleichmäßigen Bewegungen der Himmelskörper führten dazu, auch das Schicksal der Menschheit als vorbestimmt und zyklisch aufzufassen. Daher herrschte zumindest bei einem Teil der Pythagoreer ein astrologischer [[Fatalismus]], also die Vorstellung von der zwangsläufigen [[Ewige Wiederkunft|ewigen Wiederkunft]] aller irdischen Verhältnisse entsprechend den Gestirnbewegungen. Dieser Idee zufolge beginnt die Weltgeschichte von neuem als exakte Wiederholung, sobald alle Planeten nach Ablauf einer langen kosmischen Periode, des „Großen Jahres“, ihre Ausgangsstellung wieder erreicht haben.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 252–268.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als religiöse Erlösungslehre präsentierte sich der Pythagoreismus insbesondere in einem sehr populären antiken Gedicht eines unbekannten Autors, den „[[Goldene Verse|Goldenen Versen]]“. Dort wird dem Menschen, der sich an die philosophischen Lebensregeln hält und zur Erkenntnis der Weltgesetze vorgedrungen ist, in Aussicht gestellt, dass seine Seele dem Leiden und der Sterblichkeit entrinnen und in die Daseinsweise unsterblicher Götter überwechseln könne.&lt;ref&gt;Johan C. Thom: ''The Pythagorean Golden Verses'', Leiden 1995, S. 94–99 (griechischer Text und englische Übersetzung).&lt;/ref&gt; Dies hatte schon im 5. Jahrhundert Empedokles als Ziel formuliert.<br /> <br /> === Ernährung und Kleidung ===<br /> Ebenso wie viele andere philosophische Richtungen traten die Pythagoreer für Beherrschung der Begierden und damit auch für eine einfache Lebensweise und frugale Ernährung ein. Dass sie jeden Luxus – insbesondere den Kleiderluxus – verwarfen, ergab sich aus ihrer allgemeinen Forderung, das rechte Maß zu wahren und so die Harmonie zu verwirklichen.&lt;ref&gt;Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 232–234; Clara Talamo: ''Pitagora e la ΤΡΥΦΗ''. In: ''Rivista di filologia e di istruzione classica'' 115, 1987, S. 385–404.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ein Kernbestandteil des ursprünglichen Pythagoreismus war der [[Vegetarismus]]. Er wurde als „Enthaltung vom Beseelten“ bezeichnet.&lt;ref&gt;Griechisch ἀποχὴ ἐμψύχων. Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 107; 168; 225; Porphyrios, ''Vita Pythagorae'' 7 (mit Berufung auf [[Eudoxos von Knidos]]).&lt;/ref&gt; Diese Bezeichnung weist auf die ethische und religiöse Wurzel des pythagoreischen Vegetarismus hin. Er hing mit der Überzeugung zusammen, dass die Seelen der Menschen und diejenigen der Tiere nicht essentiell verschieden seien und man den Tieren somit Rücksichtnahme schulde. Verschiedene Legenden, nach denen Pythagoras sich Tieren verständlich machen konnte, zeugen von einer besonderen Nähe der Pythagoreer zur Tierwelt.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 52f.&lt;/ref&gt; Daher wurden neben der Fleischnahrung auch die Tieropfer verworfen. Damit waren aber soziale Probleme verbunden, denn die Teilnahme an den traditionellen Opfern und den anschließenden Opfermahlzeiten gehörte zu den wichtigsten gemeinschaftsstiftenden Bräuchen, und die politisch aktiven Pythagoreer mussten auf ihr Ansehen in der Bürgerschaft Wert legen. Daher gab es anscheinend kein für alle verbindliches Gebot, und nur ein Teil der Pythagoreer lebte vegetarisch.&lt;ref&gt;[[Johannes Haußleiter]]: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S. 97–157; Carmelo Fucarino: ''Pitagora e il vegetarianismo'', Palermo 1982, S. 21–31.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ein strenges [[Tabu]] richtete sich gegen den Verzehr von Bohnen. Der ursprüngliche Grund des Bohnenverbots war schon in der Antike unbekannt, es wurde darüber gerätselt. Gelegentlich wurde ein gesundheitlicher Grund angedeutet, aber meist ging man davon aus, dass es ein religiöses Tabu war. Es wurde sogar angenommen, das Verbot sei so umfassend gewesen, dass es auch bloße Berührung einer Bohnenpflanze absolut untersagte. Daher entstanden Legenden, wonach vor Verfolgern fliehende Pythagoreer (bzw. Pythagoras selbst) eher den Tod in Kauf nahmen, als ein Bohnenfeld zu durchqueren. Der tatsächliche Grund für das Bohnentabu ist bis heute nicht geklärt. Die Möglichkeit eines Zusammenhangs mit dem [[Favismus]], einer erblichen Enzymkrankheit, bei welcher der Genuss von [[Ackerbohne]]n ''(Vicia faba)'' gesundheitsgefährlich ist, wurde mehrfach als Erklärung erwogen. Diese Hypothese findet in den Quellen keine konkrete Stütze und ist daher spekulativ.&lt;ref&gt;Zum Forschungsstand siehe Giovanni Sole: ''Il tabù delle fave'', Soveria Mannelli 2004. Vgl. Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 169–171; Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 164–166; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 127f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Freundschaftsideal ===<br /> Eine wichtige Rolle spielte im Pythagoreismus das Konzept der Freundschaft ''(philía)''. Dieser Begriff wurde gegenüber seiner normalen Bedeutung stark ausgeweitet. Da die Pythagoreer den Kosmos als Einheit von zusammengehörigen und harmonisch zusammenwirkenden Bestandteilen auffassten, gingen sie von einer naturgegebenen Freundschaft sämtlicher Lebewesen (einschließlich der Götter) untereinander aus. Dieses Ideal universaler Freundschaft und Harmonie in der Welt erinnert an den Mythos vom paradiesischen [[Goldenes Zeitalter|Goldenen Zeitalter]].&lt;ref&gt;Iamblichos, ''De vita Pythagorica'' 229–230. Siehe auch Johan C. Thom: ''„Harmonious Equality“: The Topos of Friendship in Neopythagorean Writings''. In: John T. Fitzgerald (Hrsg.): ''Greco-Roman Perspectives on Friendship'', Atlanta 1997, S. 77–103.&lt;/ref&gt; Das Ziel war, die so verstandene Verbundenheit aller zu erkennen und im eigenen Leben umzusetzen. Damit war aber – wie die Beteiligung am Krieg gegen Sybaris schon zu Lebzeiten des Pythagoras zeigt – kein absoluter Gewaltverzicht im Sinne des [[Pazifismus]] verbunden.<br /> <br /> Insbesondere praktizierten die Pythagoreer die Freundschaft untereinander. Manche von ihnen verstanden darunter eine unbedingte Loyalität nicht nur zu ihren persönlichen Freunden, sondern zu jedem Pythagoreer. Über die Freundestreue sind einige Anekdoten überliefert. Die berühmteste ist die Geschichte von [[Damon und Phintias]], die von [[Friedrich Schiller]] für seine Ballade ''[[Die Bürgschaft]]'' verwertet wurde. Es wird erzählt, dass der Pythagoreer Phintias wegen eines Komplotts gegen den Tyrannen [[Dionysios II. von Syrakus|Dionysios]] zum Tode verurteilt wurde, aber die Erlaubnis erhielt, vor der Hinrichtung seine persönlichen Angelegenheiten in Freiheit zu regeln, da sich sein Freund Damon als Geisel für seine Rückkehr verbürgte. Phintias kehrte rechtzeitig zurück; anderenfalls wäre Damon an seiner Stelle hingerichtet worden. Dies beeindruckte den Tyrannen stark, worauf er Phintias begnadigte und selbst vergeblich um Aufnahme in den Freundschaftsbund bat. Nach einer Version hatte Dionysios den ganzen Vorfall nur zum Schein arrangiert, um die legendäre Treue der Pythagoreer auf die Probe zu stellen, nach einer anderen Version handelte es sich um eine wirkliche Verschwörung.&lt;ref&gt;Zu der Legende und ihrer Rezeption siehe Ernst Gegenschatz: ''Die 'pythagoreische Bürgschaft' – zur Geschichte eines Motivs von Aristoxenos bis Schiller''. In: Peter Neukam (Hrsg.): ''Begegnungen mit Neuem und Altem'', München 1981, S. 90–154.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bekannt war in der Antike der Grundsatz der Pythagoreer, dass der Besitz der Freunde gemeinsam sei ''(koiná ta tōn phílōn)''. Dies ist aber nicht im Sinne einer „kommunistischen“ Gütergemeinschaft zu verstehen; eine solche wurde – wenn überhaupt – nur von wenigen praktiziert. Gemeint war, dass die Pythagoreer einander in materiellen Notlagen spontan und großzügig unterstützten.&lt;ref&gt;Edwin L. Minar: ''Pythagorean Communism''. In: ''Transactions and Proceedings of the American Philological Association'' 75, 1944, S. 34–46; Manfred Wacht: ''Gütergemeinschaft''. In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]]'', Bd. 13, Stuttgart 1986, Sp. 1–59, hier: 2–4.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Mathematik und Zahlensymbolik ===<br /> Zahlen und Zahlenverhältnisse haben in der pythagoreischen Lehre von Anfang an eine zentrale Rolle gespielt. Dies ist ein Merkmal, das den Pythagoreismus von anderen Ansätzen unterscheidet. Ob das aber bedeutet, dass Pythagoras schon Mathematik getrieben hat, ist strittig. Manche Forscher (insbesondere Walter Burkert) haben die Ansicht vertreten, er habe sich nur mit Zahlensymbolik befasst, wissenschaftliches Denken sei ihm fremd gewesen, und erst um die Mitte des 5. Jahrhunderts habe sich Hippasos als erster Pythagoreer mathematischen Studien zugewandt. Die Gegenposition von Leonid Zhmud lautet, die frühen Pythagoreer seien Mathematiker gewesen und die Zahlenspekulation sei erst spät hinzugekommen und nur von vereinzelten Pythagoreern betrieben worden.<br /> <br /> Der Grundgedanke der [[Zahlensymbolik#Pythagoreer|Zahlenspekulation]] wird oft in dem Kernsatz „Alles ist Zahl“ zusammengefasst. In damaliger Ausdrucksweise besagt das, dass die Zahl für die Pythagoreer die [[Arché|archē]], das konstituierende Urprinzip der Welt gewesen sei. Damit fiele der Zahl diejenige Rolle zu, die [[Thales]] dem Wasser und [[Anaximenes]] der Luft zugewiesen hatte. Diese Auffassung ist aber im frühen Pythagoreismus nicht belegt. Aristoteles schreibt sie „den Pythagoreern“ zu, ohne Namen zu nennen. Er kritisiert sie und unterstellt dabei, die Pythagoreer hätten unter den Zahlen etwas Stoffliches verstanden.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 261–279.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts schrieb der Pythagoreer [[Philolaos]], alles für uns Erkennbare sei notwendigerweise mit einer Zahl verknüpft, denn das sei eine Voraussetzung für gedankliches Erfassen. Seine Feststellung bezieht sich aber nur auf den menschlichen Erkenntnisprozess. Sie besagt nicht im Sinne einer [[Ontologie]] der Zahl, dass alle Dinge aus Zahlen bestehen oder hervorgehen. Die Auffassung, dass die Zahlen selbst die Dinge seien, wird oft als typisch pythagoreisch bezeichnet. Dies ist jedoch nur Aristoteles’ möglicherweise irriges Verständnis der pythagoreischen Lehre. Das für Philolaos Wesentliche war der Unterschied zwischen dem nach Zahl, Größe und Form Begrenzten und dem Unbegrenzten, das er für prinzipiell unerforschbar hielt, und das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren.&lt;ref&gt;Carl A. Huffman: ''Philolaus of Croton, Pythagorean and Presocratic'', Cambridge 1993, S. 37ff., 56ff.; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 263f. Für ein ontologisches Verständnis der Zahlenlehre plädiert jedoch Hermann S. Schibli: ''On ‚The One‘ in Philolaus, Fragment 7''. In: ''[[The Classical Quarterly]]'' 46, 1996, S. 114–130. Vgl. auch Charles H. Kahn: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History'', Indianapolis 2001, S. 28.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ausgangspunkt der konkreten Zahlenspekulation war der Gegensatz von geraden und ungeraden Zahlen, wobei die ungeraden als begrenzt (und damit höherrangig) und – wie im chinesischen [[Yin und Yang]] – als männlich bezeichnet wurden und die geraden als unbegrenzt und weiblich. Die als Prinzip der Einheit aufgefasste Eins galt als der Ursprung, aus dem alle Zahlen hervorgehen (und infolgedessen die ganze Natur); so gesehen war sie selbst eigentlich keine Zahl, sondern stand jenseits der Zahlenwelt, obwohl sie rechnerisch als Zahl wie alle anderen erscheint. So konnte die Eins paradoxerweise als gerade und ungerade zugleich bezeichnet werden, was rechnerisch nicht zutrifft. Die Zahlen stellte man mit Zählsteinen dar, und mit den ebenen geometrischen Figuren, die mit solchen Steinen gelegt werden können (beispielsweise einem gleichseitigen Dreieck), wurden die den Zahlen zugewiesenen Eigenschaften demonstriert. Große Bedeutung legte man dabei der [[Tetraktys]] („Vierheit“) bei, der Gesamtheit der Zahlen 1, 2, 3 und 4, deren Summe die 10 ergibt, die bei Griechen und „Barbaren“ (Nichtgriechen) gleichermaßen als Grundzahl des [[Dezimalsystem]]s diente. Die Tetraktys und die „vollkommene“ Zehn betrachtete man als für die Weltordnung grundlegend.<br /> <br /> Einzelne mathematische Erkenntnisse wurden in der Antike – zu Recht oder zu Unrecht – den Pythagoreern oder einem bestimmten Pythagoreer zugeschrieben. Pythagoras soll einen Beweis für den nach ihm benannten [[Satz des Pythagoras]] über das rechtwinklige Dreieck gefunden haben. [[Hippasos von Metapont]] schrieb man die Konstruktion des einer Kugel einbeschriebenen [[Dodekaeder]]s und die Entdeckung der [[Inkommensurabilität (Mathematik)|Inkommensurabilität]] zu. Eine nicht genau bekannte Rolle spielten Pythagoreer bei der Entwicklung der Lehre von den drei [[Mittelwert|Mitteln]] ([[Arithmetisches Mittel|arithmetisches]], [[Geometrisches Mittel|geometrisches]] und [[harmonisches Mittel]]). Ferner sollen sie unter anderem den Satz über die Winkelsumme im Dreieck bewiesen haben. Womöglich stammen große Teile von [[Euklid]]s ''[[Elemente (Euklid)|Elementen]]'' – sowohl der arithmetischen als auch der geometrischen Bücher – aus verlorener pythagoreischer Literatur; dazu gehörte die Theorie der Flächenanlegung.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 337–363, 392ff.; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 153ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kosmologie und Astronomie ===<br /> In der Astronomie vertraten die Pythagoreer keinen einheitlichen Standpunkt. Das älteste Modell, das wir kennen, ist dasjenige des Philolaos aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Es nimmt ein [[Zentralfeuer]] an, das den Mittelpunkt des Universums bildet und um das die Himmelskörper einschließlich der Erde kreisen. Für uns ist es unsichtbar, da die bewohnten Gegenden der Erde auf der ihm stets abgewandten Seite liegen. Um das Zentralfeuer kreist auf der innersten Bahn die [[Gegenerde]], die für uns ebenfalls unsichtbar ist, da sie vom Zentralfeuer verdeckt wird. Darauf folgen (von innen nach außen) die Erdbahn und die Bahnen von Mond, Sonne und fünf Planeten (Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn). Umschlossen ist das Ganze von einer kugelförmigen Schale, auf der sich die Fixsterne befinden.&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 293–295.&lt;/ref&gt; Aristoteles kritisierte dieses System, da es nicht von den Erscheinungen, sondern von vorgefassten Ansichten ausgehe; die Gegenerde sei nur eingeführt worden, um die Zahl der bewegten Körper am Himmel auf zehn zu bringen, da diese Zahl als vollkommene galt.<br /> <br /> Aristoteles erwähnt, dass „einige“ Pythagoreer einen Kometen zu den Planeten zählten. Das widerspricht der Zehnzahl bei Philolaos. Auch über die Milchstraße hatten die Pythagoreer keine einheitliche Meinung. Daraus ist zu ersehen, dass die frühen Pythagoreer kein gemeinsames, für alle verbindliches Kosmosmodell hatten.&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 300f.&lt;/ref&gt; Manche Forscher vermuten, dass es vor Philolaos ein völlig anderes, nämlich geozentrisches pythagoreisches Modell gab, nach welchem sich die Erde im Zentrum des Kosmos befindet und vom Mond, der Sonne und den damals bekannten fünf Planeten umkreist wird.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 213–224; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 427–438.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu den wichtigsten Annahmen der Pythagoreer gehörte die Idee der [[Sphärenharmonie]] oder – wie die Bezeichnung in den ältesten Quellen lautet – „Himmelsharmonie“. Man ging davon aus, dass bei der Kreisbewegung der Himmelskörper ebenso wie bei Bewegungen irdischer Objekte Geräusche entstehen. Wegen der Gleichförmigkeit der Bewegung konnte dies für jeden Himmelskörper immer nur ein konstanter Ton sein. Die Gesamtheit dieser Töne, deren Höhe von den unterschiedlichen Geschwindigkeiten und den Abständen der Himmelskörper abhing, sollte einen kosmischen Klang ergeben. Diesen betrachtete man als für uns unhörbar, da er ununterbrochen erklinge und uns nur durch sein Gegenteil, durch einen Gegensatz zwischen Klang und Stille zu Bewusstsein käme. Allerdings soll Pythagoras laut einer Legende als einziger Mensch imstande gewesen sein, die Himmelsharmonie zu hören.&lt;ref&gt;Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 100–103, 110f., 434f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Da die Töne der Himmelskörper nur als gleichzeitig, nicht als nacheinander erklingend gedacht werden konnten, musste als Ergebnis ihres Zusammenklingens ein ebenfalls stets unveränderter Klang angenommen werden. Daher ist der populäre Begriff „Sphärenmusik“ sicher unpassend. Dass der Zusammenklang harmonisch ist, ergibt sich in diesem Modell aus der Annahme, dass die Entfernungen der kreisenden Himmelskörper vom Zentrum und ihre bei größerer Entfernung entsprechend höheren Geschwindigkeiten eine bestimmte arithmetische Proportion aufweisen, die dies ermöglicht.&lt;ref&gt;Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 219–225.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Musik ===<br /> Die Musik war derjenige Bereich, in dem die Grundidee einer auf Zahlenverhältnissen beruhenden Harmonie am einfachsten demonstrierbar war. Den musikalischen Gesetzmäßigkeiten galt die besondere Aufmerksamkeit der Pythagoreer. Auf diesem Gebiet haben sie offenbar auch experimentiert. Pythagoras wurde in der Antike allgemein als Begründer der mathematischen Analyse der Musik angesehen. Platon bezeichnete die Pythagoreer als Urheber der musikalischen Zahlenlehre, sein Schüler [[Xenokrates]] schrieb die entscheidende Entdeckung Pythagoras selbst zu. Dabei ging es um die Darstellung der harmonischen Intervalle durch einfache Zahlenverhältnisse. Das konnte durch Streckenmessung veranschaulicht werden, da die Tonhöhe von der Länge einer schwingenden Saite abhängt. Für solche Versuche eignete sich das [[Monochord]] mit verstellbarem Steg. Einen anderen, ebenfalls tauglichen Weg zur Quantifizierung fand Hippasos, der die Töne bronzener Scheiben von unterschiedlicher Dicke bei gleichem Durchmesser untersuchte.<br /> <br /> Sicher unhistorisch ist allerdings die Legende von [[Pythagoras in der Schmiede]], der zufolge Pythagoras zufällig an einer [[Schmiede (Werkstatt)| Schmiede]] vorbeiging und, als er die unterschiedlichen Klänge der verschieden schweren Hämmer hörte, sich von dieser Beobachtung dazu anregen ließ, mit an Saiten aufgehängten Metallgewichten zu experimentieren.&lt;ref&gt;Barbara Münxelhaus: ''Pythagoras musicus'', Bonn 1976, S. 25–29, 36–39, 50–55, 57ff.; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 366–372.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Platon, der eine rein spekulative, aus allgemeinen Prinzipien abgeleitete Musiktheorie forderte und die Sinneserfahrung durch das Gehör für unzureichend hielt, kritisierte die Pythagoreer wegen ihres empirischen Vorgehens.&lt;ref&gt;Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 350–352.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Musik eignete sich zur Abstützung der These einer universalen Harmonie und der Verflochtenheit aller Teile des Kosmos. Durch die Idee der klingenden Himmelsharmonie war sie mit der Astronomie verbunden, durch die Messbarkeit der Tonhöhen mit der Mathematik, durch ihre Wirkung auf das Gemüt mit der Seelenkunde, der ethischen Erziehung und der Heilkunst. Die Pythagoreer befassten sich mit den unterschiedlichen Wirkungen verschiedener Instrumente und Tonarten auf das menschliche Gemüt. Den Legenden zufolge setzte Pythagoras ausgewählte Musik gezielt zur Beeinflussung unerwünschter Affekte und zu Heilzwecken ein, betrieb also eine Art Musiktherapie.&lt;ref&gt;Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 162–166; Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 364f.; Walter Burkert: ''Weisheit und Wissenschaft'', Nürnberg 1962, S. 355; Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus'', Berlin 1997, S. 181–183, 233.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entwicklung nach den antipythagoreischen Unruhen ==<br /> Von den Pythagoreern der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts scheint der Naturphilosoph [[Philolaos]] einer der prominentesten gewesen zu sein. Er gehörte anscheinend zu denjenigen, die wegen der politischen Verfolgung in Italien nach Griechenland gingen. Jedenfalls lehrte er zumindest zeitweilig in [[Theben (Böotien)|Theben]]. Seine Kosmologie mit der Annahme eines Zentralfeuers in der Mitte des Universums unterschied sich stark von der zuvor dominierenden. Den Mond hielt er für bewohnt, die Sonne für glasartig (also kein eigenes Licht ausstrahlend, sondern fremdes Licht wie eine Linse sammelnd). Seine Ansichten sind nur aus Fragmenten seines Buchs bekannt, deren Echtheit zum Teil umstritten ist.&lt;ref&gt;Carl A. Huffman: ''Philolaus of Croton, Pythagorean and Presocratic'', Cambridge 1993 bietet eine Edition der Philolaos-Fragmente mit Kommentar; zur Philosophie S. 37ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im 4. Jahrhundert v. Chr. war der bedeutendste Pythagoreer der mit Platon befreundete [[Archytas von Tarent]]. Er war sowohl ein erfolgreicher Staatsmann und Heerführer seiner Heimatstadt als auch Philosoph, Mathematiker, Physiker, Musiktheoretiker und ein hervorragender Ingenieur. Das pythagoreische Konzept einer mathematisch fassbaren Harmonie wandte er auf die Politik an, indem er für einen kalkulierten Ausgleich zwischen den sozialen Schichten eintrat. Die Eintracht der Bürger führte er auf eine angemessene, von allen als gerecht empfundene Besitzverteilung zurück.<br /> <br /> Platon befasste sich intensiv mit der pythagoreischen Philosophie. Umstritten ist die Frage, inwieweit die Ansichten des Philolaos und des Archytas sein Bild von ihr prägten. Nach seinem Tod dauerte in der [[Platonische Akademie|Platonischen Akademie]] das Interesse am Pythagoreismus an, und unter den Platonikern bestand die Neigung, Anregungen aus dieser Tradition aufzunehmen und Platon in entsprechendem Sinne zu deuten.&lt;ref&gt;Christoph Riedweg: ''Pythagoras'', 2. Auflage, München 2007, S. 152–157; Charles H. Kahn: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History'', Indianapolis 2001, S. 63–71. Zu Platons Verhältnis zu Archytas siehe auch Carl A. Huffman: ''Archytas of Tarentum'', Cambridge 2005, S. 32–42.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Aristoteles verfasste eine Schrift über die Pythagoreer, von der nur Fragmente erhalten geblieben sind, und setzte sich auch sonst kritisch mit dem Pythagoreismus auseinander. Unter anderem argumentierte er gegen die Himmelsharmonie (Sphärenharmonie).<br /> <br /> Im 4. Jahrhundert lebten in Griechenland zahlreiche aus Italien geflüchtete Anhänger des Pythagoras. Man unterschied nun zwischen „Pythagoreern“ und „Pythagoristen“ (von {{lang|grc|Πυθαγοριστής}} ''Pythagoristḗs'' „die pythagoreische Lebensweise Befolgender“). Die letzteren waren ein beliebtes Ziel des Spotts der Komödiendichter, da sie bettelten und asketisch lebten. Besonders ihre äußerst genügsame Ernährungsweise wurde in Komödien aufs Korn genommen. Sie wurden als schmutzige Sonderlinge dargestellt.&lt;ref&gt;Textstellen und Kommentar bei Maurizio Giangiulio (Hrsg.): ''Pitagora. Le opere e le testimonianze'', Band 2, Milano 2000, S. 183–199; siehe auch Bartel Leendert van der Waerden: ''Die Pythagoreer'', Zürich 1979, S. 182–185.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Daneben gab es aber unter den aus Italien emigrierten Pythagoreern auch Gelehrte, die sich Respekt zu verschaffen wussten. Zu ihnen gehörte [[Lysis (Pythagoreer)|Lysis]]. Er wurde in Theben Lehrer des später berühmten Staatsmanns und Feldherrn [[Epameinondas]]; auf diesem Weg hat möglicherweise der Pythagoreismus ein letztes Mal auf die Politik Einfluss genommen.&lt;ref&gt;[[Bruno Centrone]]: ''Introduzione a i pitagorici'', Roma 1996, S. 52.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu den im späten 5. und im 4. Jahrhundert tätigen Pythagoreern gehörten ferner:<br /> * [[Damon und Phintias]] aus Syrakus, deren berühmte Freundschaft für die Nachwelt vorbildlich wurde<br /> * [[Diodoros von Aspendos]], der besonders den pythagoreischen Vegetarismus vertrat und durch sein Auftreten als barfüßiger, langhaariger Asket Aufsehen erregte<br /> * [[Echekrates]] von Phleius, ein Schüler des Philolaos, der in Platons Dialog ''[[Phaidon]]'' als Gesprächspartner auftritt<br /> * [[Ekphantos]], der ein geozentrisches Weltbild vertrat, wobei er eine Achsendrehung der Erde von West nach Ost annahm. In der Erkenntnistheorie war er [[Subjektivismus|Subjektivist]].<br /> * [[Eurytos (Philosoph)|Eurytos]], ein Schüler des Philolaos, der die pythagoreische Zahlenlehre auf Tiere und Pflanzen anwendete<br /> * [[Hiketas von Syrakus (Pythagoreer)|Hiketas von Syrakus]], der die täglichen Veränderungen am Himmel auf die Achsendrehung der Erde zurückführte<br /> * [[Kleinias von Tarent]], der wegen seiner Freundestreue gerühmt wurde; er soll Platon von dem Vorhaben abgebracht haben, alle erreichbaren Bücher [[Demokrit]]s zu verbrennen<br /> * [[Lykon von Iasos]], der für eine maßvolle Lebensweise nach dem Vorbild des Pythagoras eintrat und Aristoteles wegen dessen aufwendigen Lebensstils kritisierte<br /> * [[Xenophilos von der Chalkidike]], ein Schüler des Philolaos und Lehrer des Philosophen [[Aristoxenos]]<br /> <br /> == Neupythagoreismus ==<br /> Bei den Römern stand Pythagoras in hohem Ansehen. Er wurde als Lehrer des zweiten Königs von Rom, [[Numa Pompilius]], bezeichnet, was allerdings chronologisch unmöglich ist. Im 1. Jahrhundert v. Chr. bemühte sich anscheinend der mit [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] befreundete Gelehrte und Senator [[Publius Nigidius Figulus|Nigidius Figulus]] um eine Erneuerung des Pythagoreismus. Da eine kontinuierliche Tradition nicht mehr bestand,&lt;ref&gt;Der Traditionsbruch wird von Cicero (''Timaeus'' 1) bezeugt; dies schließt einzelne pythagoreische Aktivitäten in Italien im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. nicht aus. Siehe dazu Cornelia J. de Vogel: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism'', Assen 1966, S. 28ff.&lt;/ref&gt; war dies ein Neuanfang. Daher pflegt man Nigidius als den ersten Neupythagoreer zu bezeichnen; allerdings ist nicht klar, ob seine tatsächlichen Ansichten und Aktivitäten diese Bezeichnung rechtfertigen. Der Neupythagoreismus dauerte bis in die [[Spätantike]] fort, doch gab es keinen kontinuierlichen Schulbetrieb, sondern nur einzelne pythagoreisch gesinnte Philosophen und Gelehrte. Es handelte sich beim Neupythagoreismus nicht um eine in sich geschlossene neue, von älteren Richtungen inhaltlich klar abgrenzbare Lehre.<br /> <br /> Starkes Interesse an pythagoreischen Ideen zeigte [[Marcus Terentius Varro]], der berühmteste römische Universalgelehrte. Er wurde gemäß seiner testamentarischen Verfügung „nach pythagoreischer Sitte“ beigesetzt.&lt;ref&gt;Zum neupythagoreischen Gedankengut bei Varro siehe Yves Lehmann: ''Varron théologien et philosophe romain'', Bruxelles 1997, S. 299–314; Leonardo Ferrero: ''Storia del pitagorismo nel mondo romano'', 2. Auflage, Forlì 2008, S. 291–304; [[Burkhart Cardauns]]: ''Marcus Terentius Varro. Einführung in sein Werk'', Heidelberg 2001, S. 70f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der von [[Sextius Niger|Quintus Sextius]] im 1. Jahrhundert v. Chr. in Rom gegründeten Philosophenschule der Sextier wurden neben [[Stoa|stoischen]] auch neupythagoreische Lehren, darunter der Vegetarismus, vertreten. Dieser (allerdings kurzlebigen) Schule gehörte [[Sotion (Lehrer Senecas)|Sotion]], der Lehrer [[Seneca]]s, an. Von den Sextiern übernahm Seneca die pythagoreische Übung der Rekapitulation des Tages am Abend, mit der man für sich Bilanz zog. Dazu gehörte eine Selbstbefragung mit Fragen wie: „Welches deiner (charakterlichen) Übel hast du heute geheilt? Welchem Laster hast du widerstanden? In welcher Hinsicht bist du besser (geworden)?“&lt;ref&gt;Seneca, ''De ira'' 3,36,1–3.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Dichter [[Ovid]] gab im 15. Buch seiner ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'' einem fiktiven Lehrvortrag des Pythagoras breiten Raum und trug damit zur Verbreitung von pythagoreischem Gedankengut bei, doch gibt es keinen Beleg für die Annahme, dass er selbst Neupythagoreer war.<br /> <br /> 1917 wurde in Rom in der Nähe der [[Porta Maggiore]] ein unterirdisches Bauwerk in Form einer [[Basilika (Bautyp)|Basilika]] aus der Zeit des Kaisers [[Claudius]] (41–54) entdeckt. Es sollte offenbar als Versammlungsraum für einen religiösen Zweck dienen, wurde aber schon bald nach dem Ende der Bauarbeiten geschlossen. Der Historiker und Archäologe [[Jérôme Carcopino]] hat eine Reihe von Indizien gesammelt, die dafür sprechen, dass die Erbauer Neupythagoreer waren.&lt;ref&gt;Jérôme Carcopino: ''La basilique pythagoricienne de la Porte Majeure'', Paris 1927.&lt;/ref&gt; Dazu gehört unter anderem die Ausschmückung von Decken und Wänden mit Darstellungen von Szenen aus der Mythologie, die dem Betrachter den als Erlösung aufgefassten Tod und das nachtodliche Schicksal der Seele vor Augen führen.<br /> <br /> Der bekannteste Neupythagoreer der römischen Kaiserzeit war [[Apollonios von Tyana]] (1. Jahrhundert n.&amp;nbsp;Chr.). Von seiner Philosophie ist wenig Zuverlässiges überliefert. Er orientierte sich offenbar in seiner philosophischen Lebensführung stark am Vorbild des Pythagoras (bzw. an dem damals dominierenden Pythagorasbild) und beeindruckte damit seine Zeitgenossen und die Nachwelt nachhaltig.<br /> <br /> Die übrigen Neupythagoreer waren zugleich Platoniker bzw. Neuplatoniker. Im Neupythagoreismus waren frühpythagoreische Ideen mit Legenden aus der späteren pythagoreischen Tradition und (neu)platonischen Lehren verschmolzen. [[Moderatos von Gades]] (1. Jahrhundert n.&amp;nbsp;Chr.) betrachtete die Zahlenlehre als didaktisches Mittel zur Veranschaulichung von Erkenntnisgegenständen der geistigen Welt. Von [[Nikomachos von Gerasa]] (2. Jahrhundert) stammen eine Einführung in die Arithmetik (d.&amp;nbsp;h. in die pythagoreische Zahlenlehre), die Schulbuch wurde und im Mittelalter in der lateinischen Fassung des [[Boethius]] sehr verbreitet war, und ein Handbuch der musikalischen Harmonik. Boethius ging in seiner für das Mittelalter maßgeblichen lateinischen Darstellung der Musiktheorie ''(De institutione musica)'' von den musikalischen Lehren des Nikomachos aus und behandelte auch die Sphärenharmonie.&lt;ref&gt;Ubaldo Pizzani: ''Studi sulle fonti del „De Institutione Musica“ di Boezio''. In: ''Sacris erudiri'' 16, 1965, S. 5–164, hier: 27ff.&lt;/ref&gt; Außerdem verfasste Nikomachos eine Biographie des Pythagoras, die verloren ist. Im 2. Jahrhundert lebte auch der Platoniker [[Numenios von Apameia]], der den Pythagoreismus mit der authentischen Lehre Platons gleichsetzte und auch aus Sokrates einen Pythagoreer machte; den späteren Platonikern warf er vor, von Platons pythagoreischer Philosophie abgewichen zu sein.&lt;ref&gt;Dominic J. O’Meara: ''Pythagoras Revived. Mathematics and Philosophy in Late Antiquity'', Oxford 1989, S. 10–14.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Neuplatoniker [[Porphyrios]] schrieb im 3. Jahrhundert eine Lebensbeschreibung des Pythagoras und zeigte sich besonders in seinem Eintreten für den Vegetarismus pythagoreisch beeinflusst. Weit stärker trat pythagoreisches Gedankengut bei dem etwas jüngeren Neuplatoniker [[Iamblichos von Chalkis]] in den Vordergrund. Er verfasste ein zehnbändiges Werk über die pythagoreische Lehre, von dem Teile erhalten sind, darunter insbesondere die Abhandlung „Vom pythagoreischen Leben“. Sein Pythagorasbild war von einer Fülle von legendenhaftem Stoff geprägt, den er zusammentrug. Sein Anliegen war insbesondere, die metaphysisch-religiöse und die ethische Seite des Pythagoreismus mit der Mathematik (worunter er primär die arithmetische und geometrische Symbolik verstand) zu verbinden und dieses Ganze als göttliche Weisheit darzustellen, die den Menschen durch Pythagoras geschenkt sei. Wie Numenios betrachtete er Platons Lehre nur als Ausgestaltung der pythagoreischen Philosophie.&lt;ref&gt;Siehe hierzu die gründliche Untersuchung von Gregor Staab: ''Pythagoras in der Spätantike. Studien zu De Vita Pythagorica des Iamblichos von Chalkis'', München 2002 (mit Gesamtübersicht über den sonstigen kaiserzeitlichen Neupythagoreismus S. 75–143).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im 5. Jahrhundert schrieb der Neuplatoniker [[Hierokles von Alexandria (Neuplatoniker)|Hierokles von Alexandria]] einen Kommentar zu den „Goldenen Versen“. Er betrachtete dieses Gedicht als allgemeine Einführung in die Philosophie. Unter Philosophie verstand er einen Platonismus, den er mit Pythagoreismus gleichsetzte.&lt;ref&gt;Dominic J. O’Meara: ''Pythagoras Revived. Mathematics and Philosophy in Late Antiquity'', Oxford 1989, S. 114–118.&lt;/ref&gt; Auch der Neuplatoniker [[Syrianos]], ein Zeitgenosse des Hierokles, war überzeugt, dass Platonismus nichts anderes als Pythagoreismus sei.&lt;ref&gt;Dominic J. O’Meara: ''Pythagoras Revived. Mathematics and Philosophy in Late Antiquity'', Oxford 1989, S. 119ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Neuzeitliche Rezeption ==<br /> Seit der [[Renaissance]] haben einzelne Naturphilosophen so stark pythagoreisches Gedankengut rezipiert und sich so nachdrücklich zur pythagoreischen Tradition bekannt, dass man sie als Pythagoreer bezeichnen kann. Ihnen ging und geht es darum, das Universum als einen nach mathematischen Regeln sinnvoll und ästhetisch durchstrukturierten [[Universum|Kosmos]] zu erweisen. Diese harmonische Ordnung soll in den Planetenbahnen ebenso wie in musikalischen Proportionen und in der Zahlensymbolik erkennbar sein. Die Gesetze der Harmonie werden als grundlegende Prinzipien betrachtet, die in der gesamten Natur auffindbar seien. Zu dieser Denkweise bekannten sich bedeutende Humanisten wie [[Giovanni Pico della Mirandola]] (1463–1494), der sich ausdrücklich als Pythagoreer bezeichnete,&lt;ref&gt;Paolo Casini: ''L’antica sapienza italica. Cronistoria di un mito'', Bologna 1998, S. 56–61.&lt;/ref&gt; und [[Johannes Reuchlin]] (1455–1522). Einen Vorläufer hatten sie in dem spätmittelalterlichen Gelehrten [[Pietro d’Abano]].&lt;ref&gt;Christiane Joost-Gaugier: ''Measuring Heaven. Pythagoras and His Influence on Thought and Art in Antiquity and the Middle Ages'', Ithaca 2006, S. 130.&lt;/ref&gt; Besonders eifrig bemühte sich der Astronom und Naturphilosoph [[Johannes Kepler]] (1571–1630), die Planetenbewegungen als Ausdruck einer vollkommenen Weltharmonie zu erweisen und astronomische Proportionen mit musikalischen zu verbinden.&lt;ref&gt;Ekkehart Schaffer: ''Die pythagoreische Tradition. Studien zu Platon, Kepler und Hegel'', Köln 2004, S. 65–98; Charles H. Kahn: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History'', Indianapolis 2001, S. 162–171.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im 20. Jahrhundert knüpfte der Musikwissenschaftler [[Hans Kayser (Musikwissenschaftler)|Hans Kayser]] mit seiner „harmonikalen Grundlagenforschung“ an die pythagoreische Tradition an. Sein Schüler Rudolf Haase setzte seine Arbeit fort. Diese Bemühungen finden insbesondere in Kreisen der [[Esoterik]] Anklang. Da die Grundannahme einer kosmischen Harmonie, von der die modernen Pythagoreer ausgehen, den Charakter einer religiösen Überzeugung hat, finden ihre Forschungen in der Wissenschaft kaum Beachtung.<br /> <br /> [[Werner Heisenberg]] wies in seinem erstmals 1937 veröffentlichten Aufsatz „Gedanken der antiken Naturphilosophie in der modernen Physik“ den Pythagoreern eine Pionierrolle bei der Entstehung der naturwissenschaftlichen Denkweise zu, welche darauf abzielt, die Ordnung in der Natur mathematisch zu fassen. Heisenberg schrieb, die „Entdeckung der mathematischen Bedingtheit der Harmonie“ durch die Pythagoreer beruhe auf „dem Gedanken an die sinngebende Kraft mathematischer Strukturen“, einem „Grundgedanken, den die exakte Naturwissenschaft unserer Zeit aus der Antike übernommen hat“; die moderne Naturwissenschaft sei „eine konsequente Durchführung des Programms der Pythagoreer“. Die Entdeckung der rationalen Zahlenverhältnisse, die der musikalischen Harmonie zugrunde liegen, gehört für Heisenberg „zu den stärksten Impulsen menschlicher Wissenschaft überhaupt“.&lt;ref&gt;Werner Heisenberg: ''Gedanken der antiken Naturphilosophie in der modernen Physik''. In: Werner Heisenberg: ''Wandlungen in den Grundlagen der Naturwissenschaft'', 8., erweiterte Auflage, Stuttgart 1949, S. 47–53, hier: 50f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die spanische Philosophin [[María Zambrano]] (1904–1991) sah im Pythagoreismus eine Ausrichtung des Denkens, welche die Wirklichkeit in Zahlenverhältnissen sucht und damit das Universum als „ein Gewebe aus Rhythmen, eine körperlose Harmonie“ betrachtet, worin die Dinge nicht in sich selbst bestehen, sondern nur durch ihre mathematischen und zeitlichen Beziehungen zueinander Phänomene in Erscheinung treten lassen. Den Gegenpol dazu bilde der [[Aristotelismus]], für den die einzelnen Dinge als Substanzen in sich ruhen und damit eine eigene innere Wirklichkeit aufweisen. Der Aristotelismus habe zwar gesiegt, da er zunächst eine überlegene Erklärung der Natur und des Lebens anbieten konnte, aber die pythagoreische Haltung existiere als Alternative weiter und die moderne Physik der Relativität sei eine Rückkehr zu ihr.&lt;ref&gt;María Zambrano: ''Der Mensch und das Göttliche'', Wien 2005, S. 64–99.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste bekannter Pythagoreer]]<br /> <br /> == Quellensammlungen ==<br /> * [[Laura Gemelli Marciano]] (Hrsg.): ''Die Vorsokratiker''. Band 1, Artemis &amp; Winkler, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7608-1735-4, S. 100–220 (griechische Quellentexte mit deutscher Übersetzung und Erläuterungen)<br /> * Maurizio Giangiulio (Hrsg.): ''Pitagora. Le opere e le testimonianze''. 2 Bände, Mondadori, Milano 2001–2002, ISBN 88-04-47349-5 (griechische Texte mit italienischer Übersetzung)<br /> * [[Jaap Mansfeld]], [[Oliver Primavesi]] (Hrsg.): ''Die Vorsokratiker''. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-010730-0, S. 122–205 (griechische Texte mit deutscher Übersetzung; die Einleitung entspricht teilweise nicht dem aktuellen Forschungsstand)<br /> * [[Maria Timpanaro Cardini]] (Hrsg.): ''Pitagorici. Testimonianze e frammenti''. 3 Bände, La Nuova Italia, Firenze 1958–1964 (griechische und lateinische Texte mit italienischer Übersetzung)<br /> * Porphyrius. ''De Vita Pythagorae''. [1886] 1963. Porphyrii Philosophi Platonici opuscula selecta. Hrsg. von Augustus Nauck. Stuttgart: Teubner; Hildesheim: Olms Verlagsbuchhandlung.<br /> * Iamblichos. 1963. ''Pythagoras, Legende, Lehre, Lebensgestaltung''. griech./dt. Hrsg., übers. u. eingel. Michael von Albrecht. Zürich/Stuttgart: Artemis Verlag.<br /> * Ménage, Gilles. [1690/1692] ''Geschichte der Philosophinnen''. (Menagius, Aegidius. Historia Mulierum Philosopharum) Hrsg. 2019. Christian Kaiser. Hamburg: Felix Meiner Verlag.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> '''Handbuchdarstellungen'''<br /> * Constantinos Macris: ''Pythagore de Samos (Compléments).'' In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques.'' Band 7, CNRS Éditions, Paris 2018, ISBN 978-2-271-09024-9, S. 1025–1174<br /> * [[Irmgard Männlein-Robert]]: ''Der Neupythagoreismus.'' In: Christoph Riedweg u. a. (Hrsg.): ''Philosophie der Kaiserzeit und der Spätantike'' (= ''[[Grundriss der Geschichte der Philosophie]]. Die Philosophie der Antike.'' Band 5/1). Schwabe, Basel 2018, ISBN 978-3-7965-3698-4, S. 633–638, 698 f.<br /> * Johan C. Thom: ''Pythagoras (Pythagoreer).'' In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]].'' Band 28, Hiersemann, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-7772-1815-1, Sp. 496–522<br /> * Leonid Zhmud: ''Pythagoras und die Pythagoreer. 2. Die Pythagoreer.'' In: [[Hellmut Flashar]] u. a. (Hrsg.): ''Frühgriechische Philosophie'' (= ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike.'' Band 1). Halbband 1, Schwabe, Basel 2013, ISBN 978-3-7965-2598-8, S. 401–429.<br /> * Brodersen, K. Hrsg. 2010. Theano. Briefe einer antiken Philosophin. Stuttgart. Reclam jun.<br /> * Pomeroy, Sarah B. 2013. ''Pythagorean Women. Their History and Writings''. Baltimore: Johns Hopkins University Press.<br /> '''Gesamtdarstellungen, Untersuchungen'''<br /> * [[Walter Burkert]]: ''Weisheit und Wissenschaft. Studien zu Pythagoras, Philolaos und Platon''. Hans Carl, Nürnberg 1962<br /> * Walter Burkert: ''Lore and Science in Ancient Pythagoreanism''. Harvard University Press, Cambridge (Mass.) 1972, ISBN 0-674-53918-4 (überarbeitete Fassung von Burkerts ''Weisheit und Wissenschaft'')<br /> * Gabriele Cornelli: ''In Search of Pythagoreanism. Pythagoreanism As an Historiographical Category''. De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-030627-9<br /> * [[Cornelia Johanna de Vogel]]: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism. An Interpretation of Neglected Evidence on the Philosopher Pythagoras''. Van Gorcum, Assen 1966<br /> &lt;!-- Konrad Dietzfelbinger: ''Pythagoras – Spiritualität und Wissenschaft'', Königsdorf 2005 ist essayistisch, daher bitte nicht einfügen --&gt;<br /> * [[Frank Jacob (Historiker)|Frank Jacob]]: ''Die Pythagoreer: Wissenschaftliche Schule, religiöse Sekte oder politische Geheimgesellschaft?'' In: Frank Jacob (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften: Kulturhistorische Sozialstudien'' (= ''Globalhistorische Komparativstudien'', Bd. 1), Königshausen &amp; Neumann, Würzburg 2013, S. 17–34<br /> * [[Charles Henry Kahn|Charles H. Kahn]]: ''Pythagoras and the Pythagoreans. A Brief History''. Hackett, Indianapolis 2001, ISBN 0-87220-576-2<br /> * James A. Philip: ''Pythagoras and Early Pythagoreanism''. University of Toronto Press, Toronto 1968, ISBN 0-8020-5175-8<br /> * [[Christoph Riedweg]]: ''Pythagoras: Leben, Lehre, Nachwirkung. Eine Einführung''. 2. Auflage, Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-48714-9<br /> * [[Bartel Leendert van der Waerden]]: ''Die Pythagoreer''. Artemis, Zürich und München 1979, ISBN 3-7608-3650-X<br /> * Leonid Zhmud: ''Wissenschaft, Philosophie und Religion im frühen Pythagoreismus''. Akademie Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-05-003090-9<br /> * Leonid Zhmud: ''Pythagoras and the Early Pythagoreans''. Oxford University Press, Oxford 2012, ISBN 978-0-19-928931-8<br /> * Waithe, Mary Ellen (Ed.). 1987. ''A History of Women Philosophers''. Vol. 1: ''Ancient Women Philosophers 600 B.C. - 500 A.D.'', Dordrecht / Boston / Lancaster: Martinus Nijhoff Publishers.<br /> * Plant, Ian Michael (Ed.). 2004. ''Women Writers of Ancient Greece and Rome''. An Anthology. London: Equinox.<br /> * [[Maria Nühlen]]: ''Philosophinnen der griechischen Antike. Eine Spurensuche.'' 2021. Wiesbaden. Springer. ISBN 978-3-658-34133-6.<br /> <br /> '''Aufsatzsammlungen'''<br /> * Gabriele Cornelli u. a. (Hrsg.): ''On Pythagoreanism''. De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-031845-6<br /> <br /> '''Rezeption'''<br /> * Irene Caiazzo, Constantinos Macris, Aurélien Robert (Hrsg.): ''Brill’s companion to the reception of Pythagoras and Pythagoreanism in the Middle Ages and the Renaissance.'' (''Brill’s companions to classical reception'', Band 24). Brill, Leiden, Boston 2021, ISBN 978-90-04-37362-4.<br /> <br /> '''Bibliographie'''<br /> * Luis E. Navia: ''Pythagoras. An Annotated Bibliography''. Garland, New York 1990, ISBN 0-8240-4380-4<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> * {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/pythagoreanism/}}<br /> <br /> == Anmerkungen ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Exzellent|20. August 2012|106467359}}<br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4333306-0}}<br /> <br /> [[Kategorie:Griechische Philosophie]]<br /> [[Kategorie:Pythagoras]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Weltbild&diff=255653851 Weltbild 2025-05-02T15:15:26Z <p>RPI: /* Weltbilder im Sinne kosmologischer Vorstellungen */</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|behandelt den Ausdruck „Weltbild“ im Sinne etwa des Produkts einer Weltanschauung; für andere Verwendungen siehe [[Weltbild (Begriffsklärung)]].}}<br /> {{QS-Philosophie}}<br /> Das '''Weltbild''' (lateinisch '''Imago mundi''') ist die Vorstellung der erfahrbaren [[Wirklichkeit]] als Ganzes, welches [[Synergie|mehr ist als die Summe seiner Teile]]. Im engeren Sinne bezeichnet es ein Modell der wahrnehmbaren Welt.&lt;ref&gt;dtv-Lexikon in 20 Bänden, Brockhaus, München 1995.&lt;/ref&gt; Dabei kann ein eher objektiver und theoretischer Akzent vorherrschen gegenüber einer subjektiven und praktisch verstandenen „[[Weltanschauung]]“.&lt;ref&gt;Vgl. etwa [[Werner Stegmaier]]: Art. ''Weltbild, Weltorientierung'', in: [[Evangelisches Kirchenlexikon]], Bd. 4/11, S. 1257 und mit Bezug auf [[Wilhelm Dilthey]] H. Thomé: Art. ''Weltbild'', in: [[Historisches Wörterbuch der Philosophie]], Bd. 12, 460–463, S. 461.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Begriffsgeschichte ==<br /> Erstbeleg des deutschen Ausdrucks ist die Übersetzung von [[Martianus Capella]], ''De nuptiis Philologiae et Mercurii'' von [[Notker der Deutsche|Notker]]. Dort wird [[Latein|lat.]] ''forma ideaque mundi'' übersetzt mit ''uuerlt-pilde'' und damit jeweils in [[Platonismus|platonisierendem]] Sinne Bezug genommen auf ein geschnitztes Bild, das für die Ideen steht, deren Realisierungen die endliche Welt [[abbild]]haft ausfaltet.&lt;ref&gt;Vgl. Thomé, l.c., 460.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weltbilder im Sinne kosmologischer Vorstellungen ==<br /> [[Datei:Nebra Scheibe.jpg|mini|hochkant|Die Himmelsscheibe von Nebra]]<br /> [[Datei:Schedelsche Weltchronik - Kosmologie.jpg|mini|hochkant|Geozentrisches Weltbild im Mittelalter aus der [[Schedelsche Weltchronik|Schedelschen Weltchronik]]]]<br /> [[Datei:Heliocentric.jpg|mini|Heliozentrisches Weltbild]]<br /> Die Frage, wie die [[Welt]] als Ganzes aufgebaut ist, beschäftigte die Menschen schon in prähistorischer Zeit. Als älteste Darstellung des Himmels gilt die [[Himmelsscheibe von Nebra]] aus der [[Bronzezeit]].<br /> <br /> Das [[Babylonisches Weltbild|babylonische Weltbild]] prägte die Vorstellung der Welt in der [[Antike]]. Die Oberseite der Erde ist demnach eine [[Flache Erde|flache Scheibe]], die sich unter einem mit Luft gefüllten Himmelsgewölbe, dem [[Firmament]], befindet. Die [[Stern]]e sind „Lichter“, die fest am Firmament befestigt sind ([[Sternenhimmel]]), während die [[Planet (Astrologie)#Klassische Planeten|sieben Planeten]] auf Wegen im Himmelsgewölbe und unter der Erde um diese herum wandern. Die [[Landfläche|Landmassen der Erde]] sind an der Erdoberseite von einem, noch zur Erde gehörenden [[Weltmeer|Salzwassermeer]] umgeben. Himmel und Erde befinden sich außerdem in einem [[Apsu|kosmischen Süßwasserozean]], der sie vollständig umgibt.<br /> <br /> Dieses Weltbild wurde jedoch schon in der Antike widerlegt und die Kugelgestalt der Erde erkannt. [[Aristoteles]] begründete in seiner Schrift ''[[Über den Himmel]]'' schlüssig, warum die Erde eine Kugel sein müsse. [[Eratosthenes]] gelang es als erstem, den Erdumfang aus astronomischen Beobachtungen zu berechnen. Allerdings glaubte man in der griechischen Antike und darauf aufbauend bis zum Ende des [[Mittelalter]]s, dass die Erde im Zentrum der Welt stehe. Dieses von [[Claudius Ptolemäus]] begründete [[Geozentrisches Weltbild|geozentrische Weltbild]] beschrieb die Bahnen von Sonne, Mond und [[Stern]]en als [[Epizykel|Epizyklen]]. Es stimmte gut mit den Beobachtungen überein, war aber sehr kompliziert.<br /> <br /> [[Nikolaus Kopernikus]] erkannte, dass sich die Bahnberechnungen erheblich vereinfachen, wenn man annimmt, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Zentrum steht. Da dieses [[Heliozentrisches Weltbild|heliozentrische Weltbild]] jedoch im Widerspruch zur damaligen Lehre der katholischen Kirche stand, wurde es von ihr abgelehnt.&lt;ref&gt;Vgl. auch [[Fritz Krafft]]: ''Nicolaus Copernicus. Astronomie und Weltbild an der Wende zur Neuzeit.'' In: Hartmut Boockmann, [[Bernd Moeller (Kirchenhistoriker)|Bernd Moeller]], Karl Stackmann (Hrsg.): ''Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Politik – Bildung – Naturkunde – Theologie. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters 1983 bis 1987'' (= ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen: philologisch-historische Klasse.'' Folge III, Nr. 179). Vandenhoeck &amp; Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 3-525-82463-7, S. 283–335.&lt;/ref&gt; [[Tycho Brahe]] entwickelte ein Weltbild (siehe [[tychonisches Weltmodell]]), in dem zwar die Erde im Zentrum stand. Die Planeten kreisten aber nicht um die Erde, sondern um die Sonne, die sich ihrerseits um die Erde bewegte. [[Johannes Kepler]] konnte mit Brahes Beobachtungsdaten belegen, dass das heliozentrische Weltbild korrekt war. Er erkannte jedoch auch, dass die Planetenbahnen keine Kreise waren – wie von Kopernikus angenommen –, sondern Ellipsen. [[Galileo Galilei]] stützte durch seine Beobachtungen die [[Keplersche Gesetze|Keplerschen Gesetze]] und vertrat das heliozentrische Weltbild sehr offensiv, was ihn in Konflikt mit der Kirche brachte. Die offensichtliche Diskrepanz zwischen den Worten der Meinung der Kirche und der naturwissenschaftlichen Erkenntnis erklärte er damit, „dass es nämlich die Absicht des [[Heiliger Geist|heiligen Geistes]] ist, uns zu lehren, wie man in den [[Himmel (Religion)|Himmel]] kommt, nicht wie sich der [[Sternenhimmel|Himmel]] bewegt.“ Seither emanzipiert sich das naturwissenschaftliche Weltbild immer weiter von biblischen Vorstellungen.<br /> <br /> [[Isaac Newton]] konnte mit seiner Theorie der [[Gravitation]] eine physikalische Erklärung für die Gestalt der Planetenbahnen geben. Die Sterne galten zu jener Zeit noch als unveränderlich (daher die Bezeichnung [[Fixsterne]]). Bis ins 20. Jahrhundert änderte sich nichts an der Vorstellung eines immer gleich bleibenden unendlichen [[Universum]]s. Selbst [[Albert Einstein]] fügte eine [[kosmologische Konstante]] in seine [[Allgemeine Relativitätstheorie]] ein, um das bis dahin herrschende Weltbild zu retten. Später bezeichnete er diesen Kunstgriff als „größte Eselei“, denn astronomische Beobachtungen von [[Edwin Hubble]] und theoretische Überlegungen von [[Alexander Alexandrowitsch Friedmann|Alexander Friedmann]] ließen erkennen, dass der Kosmos nicht statisch ist, sondern sich in Wirklichkeit [[Expansion des Universums|ausdehnt]]. Dies führte unmittelbar zu der Erkenntnis, dass die Welt nicht schon seit unendlichen Zeiten existiert hat, sondern vor ca. 13,7 Mrd. Jahren aus einer [[Singularität (Astronomie)|Singularität]] entstanden ist, dem [[Urknall]].<br /> <br /> Während in der Antike die Erde noch im Zentrum des Weltbildes stand, ist sie nach heutigen Vorstellungen lediglich ein recht kleiner Planet eines gewöhnlichen Sterns in einer vollkommen durchschnittlichen [[Spiralgalaxie]]. Dass ausgerechnet hier die Bedingungen so perfekt für die Entstehung von Leben eingerichtet erscheinen, wird mit dem [[Anthropisches Prinzip|anthropischen Prinzip]] erklärt: „Nur weil die Bedingungen günstig für die Entwicklung von intelligentem Leben waren, können wir heute über unsere Entstehung nachdenken, denn sonst wären wir nicht hier.“<br /> <br /> Das Postulat [[Giordano Bruno]]s (1548–1600), dass es kein Zentrum der Welt gäbe, dass die Welt weder geozentrisch noch heliozentrisch sei, sondern dass alle Sterne weit entfernte Sonnen seien, hatte Auswirkungen auf die mittelalterliche Gesellschaftsordnung. Das bisherige Weltbild einer hierarchisch geordneten Welt (Adel (Könige) und Klerus (Päpste) an der Spitze/Zentrum der [[Hierarchie]], die einfachen Menschen (Bauern, Handwerker) unten in der Hierarchie) geriet ins Wanken und wurde schließlich abgelöst durch die Vorstellung, dass alle Menschen gleich seien ([[Aufklärung]], 17./18. Jahrhundert).<br /> <br /> [[Pierre Teilhard de Chardin]] (1881–1955), frz. [[Jesuit]], der die biologische [[Evolution]] für vereinbar mit religiösen Vorstellungen hält, vertrat in ''Die Vielheit der bewohnten Welten'' (1953), dass es Millionen durch die Himmel verstreute Menschheiten geben müsse. Wörtlich meinte Teilhard: „Aufgrund dessen, was wir heute über die Zahl der Welten und ihrer inneren Evolution wissen, ist die Idee eines einzigen hominierten Planeten innerhalb des Universums faktisch bereits fast ebenso undenkbar geworden, wie die eines ohne genetische Beziehungen zu den übrigen Lebewesen der Erde aufgetretenen Menschen.“ Der Teilhard häufig unterstellte anthropomorphe Zentrismus ist eine Fehlinterpretation seiner Punkt-[[Omegapunkt|Omega-Theorie]], die sich niemals auf den Menschen, sondern immer auf das Leben im gesamten Kosmos bezogen hat.&lt;ref&gt;[[Pierre Teilhard de Chardin]], ''Die Vielheit der bewohnten Welten.'' New York, 5. Juni 1953 (10, 274f.).&lt;/ref&gt; Ob diese Art von (anthropomorphem) Zentrismus gültig ist, wird von verschiedener Seite in Zweifel gezogen.&lt;ref&gt;Siehe z.&amp;nbsp;B. [[Konrad Lorenz]] (1903–1989), ''[[Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit]]'' (1973).&lt;/ref&gt; Im Rahmen des [[Search for Extraterrestrial Intelligence|Seti-Projekts]] wird jedenfalls gegenwärtig nach außerirdischem intelligentem Leben gesucht.<br /> {{Siehe auch|Naturphilosophie}}<br /> {{Siehe auch|Weltbild (Pierre Teilhard de Chardin)}}<br /> <br /> == Weltbilder im Zusammenhang mit religiösen Vorstellungen ==<br /> Das älteste uns derart überlieferte – wenngleich nur spekulativ zu deutende – Weltbild ist das der [[Religion im Paläolithikum]], wie sie sich in Höhlen- und [[Felsbilder]]n, [[Bestattung]]en und [[Idolatrie|Idolen]] präsentiert. Im [[Neolithikum]] findet eine massive Veränderung aufgrund der neuen agrarischen und [[Nomadismus|hirtennomadischen]] Wirtschaftsform statt. Die nun entstehenden Stadtstaaten des Vorderen Orientes entwickeln diese Weltbilder dann weiter bis zur [[Bronzezeit]] und zu den dann erstmals entstehenden Flächenstaaten. Sie orientieren sich dabei an den nun zunehmend sich ausweitenden Erkenntnissen der [[Astronomie]] und anderer sich entwickelnder Naturwissenschaften und werden Teil der immer stärker systematisierten und machtpolitisch etablierten Religionen und des sich in ihnen ausbildenden [[Priestertum]]s, entwickeln dabei parallel auch philosophische Systeme (etwa im alten Griechenland). Die Entwicklung über Antike, Mittelalter und [[Neuzeit]] sowie in den entsprechenden Kulturphasen im außereuropäischen Bereich ist von nun an vorwiegend religiös-machtpolitisch bestimmt. Das gilt bis in die allerneueste Zeit mit den Weltbildern, welche den [[Ideologie]]n zugrunde liegen, die nun häufig von philosophischen Elementen ([[Marxismus]], [[Kapitalismus]], [[Materialismus]] usw.) beherrscht werden, nachdem die Religionsvertreter ihre [[Deutungshoheit]] nach dem Ende des Mittelalters parallel zur Entwicklung der modernen Wissenschaft und Technik nach und nach verloren haben. Eine Gegenentwicklung stellen dabei die oft rückwärtsgewandten Weltbilder der „modernen“ [[Sekte]]n oder der [[Esoterik]], aber auch des orthodoxen Islam und Judentumes dar.&lt;ref&gt;Britannica, 16, S. 763ff; Herzog, S. 74ff, 78ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Philipp Billion et al. (Hrsg.): ''Weltbilder im Mittelalter / Perceptions of the World in the Middle Ages.'' Bernstein, Bonn 2009, ISBN 978-3-939431-19-0.<br /> * Daniel Fallmann: ''Der Rand der Welt. Die Vorstellungen der Griechen von den Grenzen der Welt in archaischer und klassischer Zeit.'' Hypomnemata, 220. Vandenhoeck and Ruprecht, Göttingen 2023, ISBN 978-3-525302408.<br /> * [[Roman Herzog]]:'' Staaten der Frühzeit. Ursprünge und Herrschaftsformen.'' 2. Auflage. Verlag C.H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-42922-X.<br /> * Ernst R. Sandvoss: ''Sternstunden des Prometheus. Vom Weltbild zum Weltmodell.'' Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1996, ISBN 3-458-16813-3.<br /> * Konrad Stock, Michael Moxter u.&amp;nbsp;a.: Art. ''Welt/Weltanschauung/Weltbild.'' In: [[Theologische Realenzyklopädie]] 35 (2003), S. 536–611 &lt;small&gt;(Überblick mit philosophisch-theologischem und historischem Schwerpunkt)&lt;/small&gt;.<br /> * ''The New [[Encyclopedia Britannica]].'' 15. Auflage. Encyclopedia Britannica Inc., Chicago 1993, ISBN 0-85229-571-5.<br /> * Dieter Zeller (Hrsg.): ''Religion und Weltbild.'' Marburger Religionswissenschaftliche Beiträge, Band 2, Lit-Verlag, Münster/Hamburg/London 2002, ISBN 3-8258-6294-1.<br /> * Georg Steer: ''Imagines mundi-Texte als Beitrag zur Ausformung eines laikalen Weltbildes im Spätmittelalter.'' In: [[Norbert Richard Wolf]] (Hrsg.): ''Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Literatur im Mittelalter. Perspektiven ihrer Erforschung.'' Wiesbaden 1987 (= ''Wissensliteratur im Mittelalter.'' Band 1), S. 23–33.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Weltbild| ]]<br /> <br /> [[nl:Wereldbeeld]]<br /> [[no:Verdensbilde]]<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4065352-3}}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Apsu&diff=255651785 Apsu 2025-05-02T13:57:35Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Apsu''', auch ''Absu, Abzu'' ([[Sumerische Sprache|sumerisch]] ZU.AB,&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; gelesen AB.ZU;&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; [[Akkadische Sprache|akkadisch]] apsu,&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; [[ebla]]itisch SU.AB,&lt;ref&gt;Vgl. Manfred Krebernik: ''Die Beschwörungen aus Fara und Ebla - Untersuchungen zur ältesten keilschriftlichen Beschwörungsliteratur''. Olms, Hildesheim 1984, ISBN 3-487-07479-6, S. 170f.&lt;/ref&gt;), wurde in der [[Sumerische Religion|sumerischen Religion]] für Begriffe um das Phänomen [[Süßwasser]] verwendet. Zur Personifizierung als Gottheit siehe [[Abzu (Gottheit)|Abzu]].<br /> <br /> Zumeist mit dem [[Grundwasser]] identifiziert, ergibt sich eine weitere Bedeutung aus den sumerischen Schöpfungsmythen: der Apsu als „kosmischer Süßwasserozean“ und die in ihm am Anfang allen Weltgeschehens erfolgende Trennung der [[Welt]] in zwei Hälften: oben der Himmel (''[[An (Gottheit)|An/Anu]]'') und unten die Erde (''[[Uraš (Göttin)|Uraš/Ki]]''). In diesem [[Weltbild#Weltbilder im Sinne kosmologischer Vorstellungen|Weltbild]] wurde die Erde als im Inneren des Apsus schwebend vorgestellt (rundum von ihm umgeben), dabei war sie an ihrer Oberseite mit einem direkt anhaftenden und mit Luft (''[[Enlil]]'') gefüllten [[Firmament|festen Himmelsgewölbe]] versehen. Im Himmelsgewölbe, das also direkt an den kosmischen Süßwasserozean grenzt, dachten sich die Sumerer [[Schleuse]]n, die von den Göttern im Himmel mehr oder minder regelmäßig geöffnet werden. So erklärten sie sich das Phänomen des in Mesopotamien so dringend benötigten Regens auf [[Animismus (Religion)|animistische]] Weise, aber auch das Ereignis einer [[Sintflut]], die ein unbekannter Dichter im [[Atraḫasis-Epos|Atrahasis-Epos]] als zuletzt vergeblich gebliebenen Versuch der oberen [[Anunna|Himmelsgötter]] darstellt, die Menschen (die sie einst als ersatzweise Arbeitskräfte erschufen, um die gegen ihre bisherige Arbeitspflicht revoltierenden unteren [[Igigu|Erdgötter]] zu befrieden) wieder zu vernichten.<br /> <br /> == Etymologie ==<br /> Es ist bislang nicht geklärt, welcher Sprache ''ZU.AB'' oder ''apsu'' entstammt. Möglicherweise liegt eine [[Lehnwort|Entlehnung]] aus einer dritten Sprache vor. Eine Übernahme des sumerischen ZU.AB von der akkadischen Form ''apsu'' wird ebenso diskutiert wie umgekehrt eine akkadische Entlehnung aus der sumerischen Sprache.<br /> <br /> Als Beispiel wird der sumerischen Begriff ''ušparu'' aus akkadisch ''paruššu'' für „[[Steckenpferd|Stecken]]“ oder „[[Stock (Stab)|Stab]]“ herangezogen.&lt;ref name=&quot;RIA124&quot;&gt;Dietz-Otto Edzard u. a.: ''Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie (RIA).'' Band 1: ''A - Bepašte''. de Gruyter, Berlin 1932 (Nachdruck 1997), S. 124.&lt;/ref&gt; [[Wayne Horowitz]] bezieht „zu“ auf „wissen“. Grundlage für seine Zuordnung bildet die Assoziation mit dem Gott [[Enki]], der „Gott der Weisheit“ genannt wurde.<br /> <br /> Einerseits besteht eine Verbindung vom [[sumer]]ischen Wortzeichen ''A.AB.BA.'' gesprochen Ajaba, zum [[akkad]]ischen ''tiamtu'' (Meer, Ozean). Mit ''tiamtu'' wird der Bezug zu den Wassern des Ab hergestellt. Im [[Enki#Enki und Ninhursanga|Dilmun-Mythos]] entspricht ''tiamtu'' der [[Babylonien|babylonischen]] Göttin [[Tiamat]] als Personifikation des [[Salzwasser]]s. Der sumerische Begriff ''A.ENGUR'' ([[Fluss]]) wird auch für das sumerische ''A'' mit Wasser übersetzt, ohne die spezielle Form des Salz- oder Süßwassers zu meinen.<br /> <br /> In der akkadischen Sprache wird für das sumerische ''A'' und ''A.ENGUR'' der Ausdruck ''naru'' (Fluss) verwendet,&lt;ref name=&quot;RIA124&quot; /&gt; der sich ebenfalls in akkadischen Texten auf das akkadische apsu bezieht. Ebenso kann das sumerische ''SUG'' als akkadisches apsu gelesen werden, das in diesem Falle eine sprachliche Nähe zu oberirdischen Gewässern wie beispielsweise [[Sumpf|Sümpfen]] und [[See]]n aufweist.&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; Ergänzend kommt ''Abzu-gal'' („Großer Abzu“) hinzu, die sich zweifelsfrei auf einen [[Kanal (Wasserbau)|Kanal]] oder Fluss bezieht.&lt;ref name=&quot;RIA122&quot;&gt;Dietz-Otto Edzard u. a.: ''Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie (RIA).'' Band 1: ''A - Bepašte''. de Gruyter, Berlin 1932 (Nachdruck 1997), S. 122.&lt;/ref&gt; Damit ist entweder der [[Euphrat]] oder eine Kanalabzweigung gemeint.<br /> <br /> == Mythologie ==<br /> In den babylonischen Dichtungen entspricht der Apsu allen unter- und oberirdischen Süßgewässern und umgibt zugleich als kosmischer Süßwasserozean vollständig Himmel und Erde.&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; Beispielsweise erfährt [[Gilgamesch|Gilgameš]] im [[Gilgamesch-Epos]] vom babylonischen Noah (dem [[Atraḫasis-Epos|Atraḫasis]] entlehnt), wie es dazu kam, dass dieser mit seiner Frau nach der ''Großen Flut'' auf [[Dilmun]] angesiedelt wurde: eine von den „[[Wasser des Todes|Wassern des Todes]]“ – das salzige Weltmeer Tiamat – schützend umgebene „Götterinsel“ weit am östlichen Rand der Welt, die den [[Babylonier]]n als nächstgelegen zum kosmischen Süßwasserozean galt.&lt;ref name=&quot;RIA124&quot; /&gt;<br /> <br /> Bedeutend ist in diesem Zusammenhang die sumerische Nennung des [[Sonnenaufgang]]es, der im „Schicksalsgemach (DU.KU.GA)“ beginnt und sich – wohl auch wegen seiner geographischen Nähe zu Dilmun – auf den Begriff Apsu bezog.&lt;ref name=&quot;RIA124&quot; /&gt; Ea (sumerisch [[Enki]]) hatte später in der babylonischen Mythologie seinen Wohnort auf „dem getöteten Apsu“ errichtet.&lt;ref name=&quot;RIA124&quot; /&gt;<br /> <br /> In der Nikasi-Hymne wird [[Ninti]] als die Königin des Apsu genannt.&lt;ref&gt;Ninkasi A, Zeile 4.23.1., https://etcsl.orinst.ox.ac.uk/cgi-bin/etcsl.cgi?text=c.4.23.1&amp;display=Crit&amp;charenc=gcirc&amp;lineid=c4231.9#c4231.9&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In den [[Epos|epischen]] [[Mythos|Mythen]] Mesopotamiens, die von der späteren Wasser- und Kriegsgottheit [[Ninurta]] berichten, erscheint als nachträglicher Zusatz ([[Epitheton]]) ein Hinweis, der als [[Symbol|Sinnbild]] seiner „Stärke, Größe und Unerschütterlichkeit“ zu verstehen ist: die [[Libanon-Zeder|Zeder]], die im Apsu hochwächst (''erenu&amp;nbsp;ša&amp;nbsp;ina&amp;nbsp;apsi&amp;nbsp;irbu'').&lt;ref&gt;J. van Dijk: ''Lugal ud me-lám-bi nir-g̃ál: le récit épique et didact. des Travaux de Ninurta, du Déluge et de la Nouvelle création.'' Teil 1: ''Introduction, texte composite, traduction''. Brill, Leiden 1983, ISBN 90-04-06871-6, Z. 189.&lt;/ref&gt; Für Enki findet sich ein ähnliches Epitheton in der Erzählung „[[Enki#Enki und die Weltordnung|Enki und die Weltordnung]]“.<br /> <br /> Auffallend ist die Nähe des sumerischen Schöpfungsmythos zu den ersten Kapiteln der biblischen [[Genesis (Bibel)|Genesis]]: das Schweben des Geist Gottes auf den Wassern {{B|1. Mose|1}} mit der darauf folgenden Trennung von Himmel und Erde. Darüber hinaus beginnt auch die abendländische Naturphilosophie mit dem Gedanken [[Thales]], dass der Kosmos von Grund auf aus Wasser beschaffen sei.<br /> <br /> == Naturphilosophie und -wissenschaft ==<br /> Die Annahme des Wassers als universal zu jedem Ding wandelbarer Urstoff der Welt findet sich ebenfalls bei [[Heraklit]] (''Alles fließt; Feuers Umwende: Wasser'') und hat bis heute seine große intellektuelle Anziehungskraft behalten: Noch der Astrophysiker [[Harald Lesch]] lässt seinen berühmten Vortrag „Was ist ein Symmetriebruch?“ mit der Vorstellung einer kosmisch allumfassenden Wasserkugel beginnen, deren raumzeitliche Oberfläche am Anfang – vor einem ersten Symmetriebruch – spiegelglatt ist: „Kein Lüftchen regt sich.“ So schwebt hier Herrn Leschs 'Luft'-Geist ([[Pneuma]]; [[Psyche]]) auf den Wassern, bis er aus Freiheit die Entscheidung fällt, ein Stückchen Erde (Körper; [[Physis]]) hinein zu werfen, mit den dadurch erzeugten Wellen die Schöpfung (Bruch der Ursymmetrie) in Gang setzend und mit ihr die der Seelen: die vom Ursee herstammen (germanisch. Etymologie).<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Abyssos]]<br /> * [[Heiliger Baum von Eridu]]<br /> * [[Pukku und Mikku]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Dietz-Otto Edzard]] u. a.: ''[[Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie]] (RIA).'' Band 1: ''A – Bepašte''. de Gruyter, Berlin 1932 (Nachdruck 1997), ISBN 3-11-004451-X, S. 122–124.<br /> * Wayne Horowitz: ''Mesopotamian Cosmic Geography.'' (= ''Mesopotamian civilizations''. Band 8). Eisenbrauns, Winona Lake 1998, ISBN 0-931464-99-4, S. 306–317, 334–347.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Mesopotamische Mythologie]]<br /> [[Kategorie:Babylonien]]<br /> [[Kategorie:Sumer]]<br /> [[Kategorie:Mythisches Gewässer]]<br /> [[Kategorie:Hydronym]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Apsu&diff=255651425 Apsu 2025-05-02T13:38:57Z <p>RPI: /* Mythologie */</p> <hr /> <div>'''Apsu''', auch ''Absu, Abzu'' ([[Sumerische Sprache|sumerisch]] ZU.AB,&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; gelesen AB.ZU;&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; [[Akkadische Sprache|akkadisch]] apsu,&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; [[ebla]]itisch SU.AB,&lt;ref&gt;Vgl. Manfred Krebernik: ''Die Beschwörungen aus Fara und Ebla - Untersuchungen zur ältesten keilschriftlichen Beschwörungsliteratur''. Olms, Hildesheim 1984, ISBN 3-487-07479-6, S. 170f.&lt;/ref&gt;), wurde in der [[Sumerische Religion|sumerischen Religion]] für Begriffe um das Phänomen [[Süßwasser]] verwendet. Zur Personifizierung als Gottheit siehe [[Abzu (Gottheit)|Abzu]].<br /> <br /> Zumeist mit dem [[Grundwasser]] identifiziert, ergibt sich eine weitere Bedeutung aus den sumerischen Schöpfungsmythen: der Apsu als „kosmischer Süßwasserozean“ und die in ihm am Anfang allen Weltgeschehens erfolgende Trennung der [[Welt]] in zwei Hälften: oben der Himmel (''[[An (Gottheit)|An/Anu]]'') und unten die Erde (''[[Uraš (Göttin)|Uraš/Ki]]''). In dieser [[Kosmogonie|kosmogonischen]] Betrachtung scheint der unterirdische Grundwasser-Aspekt logisch daraus zu folgen, dass die Erde als im Inneren des Apsus schwebend vorgestellt wurde (rundum von ihm umgeben), dabei aber an ihrer Oberseite mit einem direkt anhaftenden und mit Luft (''[[Enlil]]'') gefüllten [[Firmament|festen Himmelsgewölbe]] versehen war. Im Himmelsgewölbe, das also direkt an den kosmischen Süßwasserozean grenzt, dachten sich die Sumerer [[Schleuse]]n, die von den Göttern im Himmel mehr oder minder regelmäßig geöffnet werden. So erklärten sie sich das Phänomen des in Mesopotamien so dringend benötigten Regens auf [[Animismus (Religion)|animistische]] Weise, aber auch das Ereignis einer [[Sintflut]], die ein unbekannter Dichter im [[Atraḫasis-Epos|Atrahasis-Epos]] als zuletzt vergeblich gebliebenen Versuch der oberen [[Anunna|Himmelsgötter]] darstellt, die Menschen (die sie einst als ersatzweise Arbeitskräfte erschufen, um die gegen ihre bisherige Arbeitspflicht revoltierenden unteren [[Igigu|Erdgötter]] zu befrieden) wieder zu vernichten.<br /> <br /> == Etymologie ==<br /> Es ist bislang nicht geklärt, welcher Sprache ''ZU.AB'' oder ''apsu'' entstammt. Möglicherweise liegt eine [[Lehnwort|Entlehnung]] aus einer dritten Sprache vor. Eine Übernahme des sumerischen ZU.AB von der akkadischen Form ''apsu'' wird ebenso diskutiert wie umgekehrt eine akkadische Entlehnung aus der sumerischen Sprache.<br /> <br /> Als Beispiel wird der sumerischen Begriff ''ušparu'' aus akkadisch ''paruššu'' für „[[Steckenpferd|Stecken]]“ oder „[[Stock (Stab)|Stab]]“ herangezogen.&lt;ref name=&quot;RIA124&quot;&gt;Dietz-Otto Edzard u. a.: ''Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie (RIA).'' Band 1: ''A - Bepašte''. de Gruyter, Berlin 1932 (Nachdruck 1997), S. 124.&lt;/ref&gt; [[Wayne Horowitz]] bezieht „zu“ auf „wissen“. Grundlage für seine Zuordnung bildet die Assoziation mit dem Gott [[Enki]], der „Gott der Weisheit“ genannt wurde.<br /> <br /> Einerseits besteht eine Verbindung vom [[sumer]]ischen Wortzeichen ''A.AB.BA.'' gesprochen Ajaba, zum [[akkad]]ischen ''tiamtu'' (Meer, Ozean). Mit ''tiamtu'' wird der Bezug zu den Wassern des Ab hergestellt. Im [[Enki#Enki und Ninhursanga|Dilmun-Mythos]] entspricht ''tiamtu'' der [[Babylonien|babylonischen]] Göttin [[Tiamat]] als Personifikation des [[Salzwasser]]s. Der sumerische Begriff ''A.ENGUR'' ([[Fluss]]) wird auch für das sumerische ''A'' mit Wasser übersetzt, ohne die spezielle Form des Salz- oder Süßwassers zu meinen.<br /> <br /> In der akkadischen Sprache wird für das sumerische ''A'' und ''A.ENGUR'' der Ausdruck ''naru'' (Fluss) verwendet,&lt;ref name=&quot;RIA124&quot; /&gt; der sich ebenfalls in akkadischen Texten auf das akkadische apsu bezieht. Ebenso kann das sumerische ''SUG'' als akkadisches apsu gelesen werden, das in diesem Falle eine sprachliche Nähe zu oberirdischen Gewässern wie beispielsweise [[Sumpf|Sümpfen]] und [[See]]n aufweist.&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; Ergänzend kommt ''Abzu-gal'' („Großer Abzu“) hinzu, die sich zweifelsfrei auf einen [[Kanal (Wasserbau)|Kanal]] oder Fluss bezieht.&lt;ref name=&quot;RIA122&quot;&gt;Dietz-Otto Edzard u. a.: ''Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie (RIA).'' Band 1: ''A - Bepašte''. de Gruyter, Berlin 1932 (Nachdruck 1997), S. 122.&lt;/ref&gt; Damit ist entweder der [[Euphrat]] oder eine Kanalabzweigung gemeint.<br /> <br /> == Mythologie ==<br /> In den babylonischen Dichtungen entspricht der Apsu allen unter- und oberirdischen Süßgewässern und umgibt zugleich als kosmischer Süßwasserozean vollständig Himmel und Erde.&lt;ref name=&quot;RIA122&quot; /&gt; Beispielsweise erfährt [[Gilgamesch|Gilgameš]] im [[Gilgamesch-Epos]] vom babylonischen Noah (dem [[Atraḫasis-Epos|Atraḫasis]] entlehnt), wie es dazu kam, dass dieser mit seiner Frau nach der ''Großen Flut'' auf [[Dilmun]] angesiedelt wurde: eine von den „[[Wasser des Todes|Wassern des Todes]]“ – das salzige Weltmeer Tiamat – schützend umgebene „Götterinsel“ weit am östlichen Rand der Welt, die den [[Babylonier]]n als nächstgelegen zum kosmischen Süßwasserozean galt.&lt;ref name=&quot;RIA124&quot; /&gt;<br /> <br /> Bedeutend ist in diesem Zusammenhang die sumerische Nennung des [[Sonnenaufgang]]es, der im „Schicksalsgemach (DU.KU.GA)“ beginnt und sich – wohl auch wegen seiner geographischen Nähe zu Dilmun – auf den Begriff Apsu bezog.&lt;ref name=&quot;RIA124&quot; /&gt; Ea (sumerisch [[Enki]]) hatte später in der babylonischen Mythologie seinen Wohnort auf „dem getöteten Apsu“ errichtet.&lt;ref name=&quot;RIA124&quot; /&gt;<br /> <br /> In der Nikasi-Hymne wird [[Ninti]] als die Königin des Apsu genannt.&lt;ref&gt;Ninkasi A, Zeile 4.23.1., https://etcsl.orinst.ox.ac.uk/cgi-bin/etcsl.cgi?text=c.4.23.1&amp;display=Crit&amp;charenc=gcirc&amp;lineid=c4231.9#c4231.9&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In den [[Epos|epischen]] [[Mythos|Mythen]] Mesopotamiens, die von der späteren Wasser- und Kriegsgottheit [[Ninurta]] berichten, erscheint als nachträglicher Zusatz ([[Epitheton]]) ein Hinweis, der als [[Symbol|Sinnbild]] seiner „Stärke, Größe und Unerschütterlichkeit“ zu verstehen ist: die [[Libanon-Zeder|Zeder]], die im Apsu hochwächst (''erenu&amp;nbsp;ša&amp;nbsp;ina&amp;nbsp;apsi&amp;nbsp;irbu'').&lt;ref&gt;J. van Dijk: ''Lugal ud me-lám-bi nir-g̃ál: le récit épique et didact. des Travaux de Ninurta, du Déluge et de la Nouvelle création.'' Teil 1: ''Introduction, texte composite, traduction''. Brill, Leiden 1983, ISBN 90-04-06871-6, Z. 189.&lt;/ref&gt; Für Enki findet sich ein ähnliches Epitheton in der Erzählung „[[Enki#Enki und die Weltordnung|Enki und die Weltordnung]]“.<br /> <br /> Auffallend ist die Nähe des sumerischen Schöpfungsmythos zu den ersten Kapiteln der biblischen [[Genesis (Bibel)|Genesis]]: das Schweben des Geist Gottes auf den Wassern {{B|1. Mose|1}} mit der darauf folgenden Trennung von Himmel und Erde. Darüber hinaus beginnt auch die abendländische Naturphilosophie mit dem Gedanken [[Thales]], dass der Kosmos von Grund auf aus Wasser beschaffen sei.<br /> <br /> == Naturphilosophie und -wissenschaft ==<br /> Die Annahme des Wassers als universal zu jedem Ding wandelbarer Urstoff der Welt findet sich ebenfalls bei [[Heraklit]] (''Alles fließt; Feuers Umwende: Wasser'') und hat bis heute seine große intellektuelle Anziehungskraft behalten: Noch der Astrophysiker [[Harald Lesch]] lässt seinen berühmten Vortrag „Was ist ein Symmetriebruch?“ mit der Vorstellung einer kosmisch allumfassenden Wasserkugel beginnen, deren raumzeitliche Oberfläche am Anfang – vor einem ersten Symmetriebruch – spiegelglatt ist: „Kein Lüftchen regt sich.“ So schwebt hier Herrn Leschs 'Luft'-Geist ([[Pneuma]]; [[Psyche]]) auf den Wassern, bis er aus Freiheit die Entscheidung fällt, ein Stückchen Erde (Körper; [[Physis]]) hinein zu werfen, mit den dadurch erzeugten Wellen die Schöpfung (Bruch der Ursymmetrie) in Gang setzend und mit ihr die der Seelen: die vom Ursee herstammen (germanisch. Etymologie).<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Abyssos]]<br /> * [[Heiliger Baum von Eridu]]<br /> * [[Pukku und Mikku]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Dietz-Otto Edzard]] u. a.: ''[[Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie]] (RIA).'' Band 1: ''A – Bepašte''. de Gruyter, Berlin 1932 (Nachdruck 1997), ISBN 3-11-004451-X, S. 122–124.<br /> * Wayne Horowitz: ''Mesopotamian Cosmic Geography.'' (= ''Mesopotamian civilizations''. Band 8). Eisenbrauns, Winona Lake 1998, ISBN 0-931464-99-4, S. 306–317, 334–347.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Mesopotamische Mythologie]]<br /> [[Kategorie:Babylonien]]<br /> [[Kategorie:Sumer]]<br /> [[Kategorie:Mythisches Gewässer]]<br /> [[Kategorie:Hydronym]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Thalassa_(Mythologie)&diff=255651389 Thalassa (Mythologie) 2025-05-02T13:37:05Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>[[Datei:Göttin Thalassa.jpg|miniatur|Thalassa. Ausschnitt aus einer Seite des [[Wiener Dioskurides]] (Konstantinopel, um 512)&lt;ref&gt;Pedanius Dioscorides – ''Der Wiener Dioskurides, Codex medicus Graecus 1 der Österreichischen Nationalbibliothek'' Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1998. Ausschnitt aus fol. 391 verso (Band 2), Kommentar S. 47 und 52. ISBN 3-201-01725-6&lt;/ref&gt;]]<br /> '''Thalassa''' ([[Altgriechische Sprache|altgriechisch]]-[[Dorisches Griechisch|dorischer Dialekt]] und [[Neugriechische Sprache|neugriechisch]] {{lang|grc|Θάλασσα|Thálassa}}; altgriechisch-[[Attisches Griechisch|attischer]] Dialekt {{lang|grc|Θάλαττα|Thálatta|de=Meer}}) ist in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] die Verkörperung des Meeres.<br /> <br /> Nach [[Hyginus Mythographus]] sind ihre Eltern [[Aither]] („Helligkeit“) und [[Hemera]] („Tag“). Ihr entspricht vor allem das (innere) Mittelmeer im Unterschied zu [[Pontos (Mythologie)|Pontos]], der (äußeren) „hohen See“, und [[Okeanos]], dem [[Apsu#Mythologie|kosmischen Süßwasserozean]].<br /> <br /> Nach der Vereinigung mit Pontos gebar sie alles Leben in den Meeren und wird dadurch zur Mutter der Fische.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur|Autor=Christopher A. Weidner|Titel=Die Enzyklopädie der Mythologie|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=tosa GmbH|Ort=Fränkisch-Crumbach|Datum=2013|Seiten=256|ISBN=978-3-86313-303-0}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Hyginus Mythographus, ''[[Genealogiae|Fabulae]]'' Praefatio&lt;/ref&gt; Bei [[Nonnos von Panopolis|Nonnos]] erscheint sie als die Mutter der [[Aphrodite]], die sie von [[Uranos]] empfing.&lt;ref&gt;Nonnos, ''[[Dionysiaka]]'' 12,43&lt;/ref&gt; Sie soll auch die Mutter des [[Aigaion (Mythologie)|Aigaion]] sein, des Gottes der Meeresstürme.&lt;ref&gt;[[Ion von Chios]], Fragment 741&lt;/ref&gt; Nach [[Diodor]] ist sie die Mutter der [[Telchinen]] von [[Rhodos]].&lt;ref&gt;Diodor 5,55&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine bestimmte Gestalt kann man ihr nicht zuordnen. In manchen Darstellungen erscheint sie als durchsichtige Frau aus Meerwasser, in späteren als Frau mit Scheren von Krebsen im Haar. Auch mit einem Gürtel aus Algen oder dem Ruder eines Schiffes in der Hand wird sie gelegentlich dargestellt.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{LIMC|8|1198|1199|Thalassa|Herbert A. Cahn}}<br /> * {{Roscher|5|442|447|Thalassa|[[Ernst Kuhnert]]|}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.theoi.com/Protogenos/Thalassa.html Thalassa im Theoi Project] (englisch)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Griechische Gottheit]]<br /> [[Kategorie:Protogenos]]<br /> [[Kategorie:Weibliche Gottheit]]<br /> [[Kategorie:Meeresgottheit]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Meerwasser&diff=255651310 Meerwasser 2025-05-02T13:32:27Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>Der größte Teil der [[Erdoberfläche]] ist von '''Meerwasser''' bedeckt, insgesamt enthalten die [[Ozean]]e ca. 1,4 Milliarden Kubikkilometer. Meerwasser ist chemisch gesehen eine wässrige [[Lösung (Chemie)|Lösung]], hauptsächlich von verschiedenen [[Salze]]n ([[Salzwasser]]). Natürliches Meerwasser enthält jedoch darüber hinaus noch eine Vielzahl anderer Bestandteile (siehe unten).<br /> <br /> == Temperatur ==<br /> Die Temperatur des Meerwassers liegt typischerweise in einem Bereich zwischen −2&amp;nbsp;°C und 40&amp;nbsp;°C, der Durchschnitt beträgt ca. 3,5&amp;nbsp;°C.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=R. Paawlowicz |datum=2013 |titel=Key Physical Variables in the Ocean: Temperature, Salinity, and Density |werk=Nature Education Knowledge |url=https://www.nature.com/scitable/knowledge/library/key-physical-variables-in-the-ocean-temperature-102805293/ |abruf=2024-03-09}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Je größer die Tiefe von Meerwasser, desto mehr Druck lastet auf dem Wasser und es ist wärmer als es ohne den Druck wäre (siehe auch [[Adiabatische Zustandsänderung]]). Um Temperaturen unabhängig von Druck bzw. Tiefe anzugeben, wird in der [[Meereskunde]] oft die [[potentielle Temperatur]] ''θ'' verwendet – die Temperatur, die das Wasser an der Meeresoberfläche hätte.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Robert Marsh, Erik van Sebille |Titel=Ocean Currents – Physical Drivers in a Changing World |Verlag=Elsevier |Datum=2021 |Kapitel=Chapter 2 – Frameworks, data, and methods |DOI=10.1016/B978-0-12-816059-6.00009-7 |Seiten=25–28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Durch die [[globale Erwärmung]] ist das Meerwasser wärmer als vor Beginn der Industrialisierung (→&amp;nbsp;[[Wärmeinhalt der Ozeane]]). Die [[Meeresoberflächentemperatur |Oberflächentemperatur]] war gegen Ende der 2010er Jahre knapp 0,9 Grad höher als zu Beginn des 20.&amp;nbsp;Jahrhunderts.&lt;ref&gt;{{Literatur |Hrsg=Intergovernmental Panel on Climate Change |Titel=Technical Summary |Sammelwerk=Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change |Kapitel=TS.2.4 The Ocean |DOI=10.1017/9781009157896.002 |Seiten=}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Salzgehalt ==<br /> [[Datei:Seawater components.svg|miniatur|hochkant=1.8|Chemische Zusammensetzung der Meeressalze]]<br /> [[Datei:WOA05 sea-surf SAL AYool.png|miniatur|hochkant=2.0|Salinität an der Meeresoberfläche über die Ozeane in [[Salinität#Practical Salinity Scale, S (1978)|PSU]]]]<br /> <br /> Meerwasser hat einen durchschnittlichen Salzgehalt ([[Salinität]]) von 3,5 % [[Massenanteil]]. Das entspricht einem Salzanteil von 35 Gramm pro Kilogramm Meerwasser. Der Gesamtsalzgehalt schwankt je nach Meer. Die [[Ostsee]] hat einen Salzgehalt von 0,2 bis 2 %. Einige Binnenseen ohne Abfluss haben weit höhere Salzanteile im Wasser; das [[Totes Meer|Tote Meer]] ist für seinen Salzgehalt von 28 % bekannt.<br /> <br /> Der Mittelwert gilt somit vor allem für das Hauptvolumen der Ozeane und auch für die meisten Nebenmeere wie etwa die [[Nordsee]]. 1819 formulierte [[Alexander Marcet]] die Hypothese, dass das Verhältnis der Haupt-Ionen des Meerwassers in allen Ozeanen näherungsweise gleich ist. Dieses später von [[Wilhelm Dittmar]] und anderen empirisch bestätigte ''Prinzip der konstanten Proportionen'' gilt unabhängig vom Gesamtsalzgehalt des jeweiligen Meeres.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=William J. Wallace |Titel=The Development of the Chlorinity / Salinity Concept in Oceanography |Datum=1974 |Verlag=Elsevier |ISBN=9780080870434 |Kapitel=Chapter 9 – Conclusions and Epilogue}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Salz ist im Meerwasser [[Dissoziation (Chemie)|dissoziiert]], also in [[Ion]]en gespalten. Letztere werden erst beim Eindampfen des Wassers zu Salzen, die sich entsprechend ihrer [[Löslichkeit]] bilden und in Schichten ablagern. Der Hauptanteil der [[Ion#Anionen|Anionen]] ist das [[Chlorid]]ion, gefolgt vom [[Sulfate|Sulfation]]. Bei den [[Ion#Kationen|Kationen]] überwiegt das Natriumion, weshalb die Hauptmenge der auskristallisierten Meeressalze aus [[Natriumchlorid]] ([[Speisesalz|Kochsalz]]) besteht. [[Magnesium]]-, [[Calcium]]- und [[Kalium]]-Ionen sind mit geringeren Anteilen vertreten. In Spuren sind noch weitere Ionen enthalten, davon ist das [[Spurenelement]] [[Jod]] erwähnenswert, weil infolgedessen in früheren Zeiten in Küstennähe weniger Menschen an [[Jodmangel]] litten als im Inland.<br /> <br /> Etwa proportional zum Salzgehalt steigt die [[Dichte]] von Meerwasser, die sich auch entsprechend dem ([[Anomalie des Wassers|anomalen]]) Ausdehnungsverhalten von Wasser mit der Temperatur ändert. Bedeutung hat das für Schwimmen und Tauchen, die Tragkraft eines Schiffs (vergleiche [[Lademarke]]), einer [[Pontonbrücke]] und das Verlegen von [[Pipeline]]s.<br /> <br /> == Salzbilanz ==<br /> Der [[Gefrierpunkt]] des Meerwassers liegt bei −1,9&amp;nbsp;°C bei einem durchschnittlichen Salzgehalt von 3,5 %. Die Salze werden durch Regen und [[Schmelzwasser]] aus den [[Boden (Bodenkunde)|Böden]] und [[Gestein]]sschichten des Festlandes ausgewaschen und von [[Fließgewässer]]n in die Meere eingetragen. Durch [[Verdunstung]] wird die ursprünglich verdünnte Salzlösung weiter konzentriert, und es entsteht salziges Meerwasser. Dieser Effekt würde den Salzgehalt der Meere langsam, aber kontinuierlich steigen lassen, wenn nicht gleichzeitig Salz dem Meer wieder entzogen würde. Dies geschieht erstens durch die Austrocknung von Meeren, wodurch das Salz wieder auf dem Festland abgelagert wird. Dieses Salz findet sich später dann z. B. in [[Salzstock|Salzstöcken]] wieder. Zweitens wird Meerwasser in den Poren der [[Lockersediment|Sedimente]] auf dem Meeresboden eingeschlossen und so das Salz dem Wasser entzogen. Der zweite Vorgang ist der bedeutendere.<br /> <br /> == Saline Binnenseen ==<br /> Neben der Anreicherung von Salz in den Weltmeeren kommt es zu einer Anreicherung von Salz in allen Gewässern mit hoher Verdunstung und geringem bis fehlendem Abfluss.<br /> <br /> Neben Seen mit extrem hohem Salzgehalt, die als [[Salzsee]]n bezeichnet werden (z. B. [[Totes Meer]], [[Großer Salzsee]] in Utah mit einem Salzgehalt über 25 %), gibt es diesen Effekt auch in gemäßigter Form, z. B. im [[Neusiedler See]] mit einem Salzgehalt von 0,2 %.<br /> Salzseen sind zumeist Seen mit einer geringen durchschnittlichen Wassertiefe. Das führt zu folgenden Effekten: Zum einen variiert der Salzgehalt in Abhängigkeit vom Ort (flache Stellen versalzen), zum anderen auch zeitlich (in der Trockenzeit steigt der Salzgehalt).<br /> <br /> Die Zusammensetzung des Salzes in Salzseen unterscheidet sich z.&amp;nbsp;T. erheblich von denen in den Weltmeeren. Insbesondere in sulfatarmen Gewässern (Totes Meer, [[Don-Juan-See]]) können sich Calciumionen anreichern, die in den Weltmeeren nur mit geringer Konzentration zu finden sind. Karbonatreiche Seen haben einen hohen pH-Wert und werden als [[Sodasee]]n bezeichnet.<br /> <br /> Neben dem Entstehen von Salzseen durch Verdunstungsanreicherung gibt es auch seltene Fälle des direkten Entstehens von Salzseen auf salzreichem Untergrund, z. B. bei [[Ocna Sibiului]] (ehemalige Salzgewinnung im Tagebau).<br /> <br /> == Weitere Gehaltsstoffe ==<br /> Neben den Salzen sind im Meerwasser (ebenso wie in anderen [[Oberflächengewässer]]n) [[Kohlendioxid]] (CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;), [[Sauerstoff]] (O&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) und andere [[Erdatmosphäre|atmosphärische]] [[Gas]]e gelöst. Die Speicherfähigkeit für das [[Treibhausgas]] CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; hängt unter anderem mit der Wassertemperatur zusammen und ist ein wichtiger Faktor für das [[Weltklima]]; sie nimmt mit steigender Temperatur ab. Gelöster Sauerstoff ist Grundlage für die [[Atmung]] der Wasserorganismen, so z. B. für [[Fische]], die ihren [[Gasaustausch]] über [[Kiemen]] bewältigen.<br /> <br /> Schließlich finden sich im Meerwasser [[Organische Chemie|organische]] Verbindungen aus „natürlichen“ Quellen und durch [[Umweltverschmutzung]].<br /> <br /> [[Filter (Fluidtechnik)|Ungefiltertes]] Meerwasser enthält [[Suspension (Chemie)|suspendierte]] feine [[Teilchen]], [[Mikroorganismen]] und [[Plankton]].<br /> <br /> Die [[Dichte]] des Meerwassers liegt (wiederum abhängig vom Salzgehalt) zwischen 1020 und 1030  kg·m&lt;sup&gt;−3&lt;/sup&gt;. Der [[pH-Wert]] ist leicht alkalisch und liegt zwischen 7,5 und 8,4. Durch die zunehmende Konzentration an [[Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre]] geht dieses in Form von [[Kohlensäure]] in den Weltmeeren in Lösung und der pH-Wert nimmt langsam ab, was eine [[Versauerung der Meere]] zur Folge hat.<br /> <br /> Praktisch alle Elemente, die in Gesteinen vorkommen, finden sich auch im Meerwasser. Nach den Untersuchungen aus dem Jahr 1990&lt;ref&gt;K.Kenison Falkner et al: *Gold in seawater* https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/0012821X9090060B?via%3Dihub&lt;/ref&gt; liegt beispielsweise die Konzentration von Gold in der Größenordnung von 50 fmol/l, entsprechend etwa &lt;math&gt;10^{-11} &lt;/math&gt; g Gold pro kg Meerwasser. Auch [[Uran]] ist in Meerwasser enthalten. Der Gehalt erreicht durchschnittlich etwa 3 Mikrogramm pro Liter. Trotz dieser geringen Konzentration ist die Extraktion von Uran aus Meerwasser Bestandteil aktiver Forschung, kann jedoch – Stand 2022 – preislich nicht mit [[Uranbergbau]] konkurrieren.<br /> <br /> == Meerwasserentsalzung ==<br /> Mit unterschiedlichen Verfahren der [[Meerwasserentsalzung]] lässt sich der Anteil der gelösten Salze so weit verringern, dass man trinkbares Wasser erhält. Solche Anlagen werden in vielen niederschlagsarmen Regionen betrieben. Diese Verfahren sind allerdings im Betrieb oder bei der Errichtung so energieaufwändig und teuer, dass sie nur in Tourismus-Regionen beziehungsweise wohlhabenden Siedlungen zum Einsatz kommen.<br /> <br /> == Medizinische Anwendung ==<br /> Natürliches Meerwasser wird als gereinigte [[Isotonische Kochsalzlösung|isotonische]] und [[Tonizität|hypertonische]] [[Salzlösung]] zur medizinischen Anwendung ''(Aqua maris)'' als nicht [[apothekenpflichtig]]es [[Nasenspray]] bzw. [[Medizinprodukt]] von verschiedenen [[Pharmaunternehmen]] angeboten.&lt;ref&gt;[https://www.test.de/Nasenspray-Gut-gegen-Schnupfen-1833592-1834887/ Nasenspray: Gut gegen Schnupfen], [[Stiftung Warentest]], abgerufen am 21. Juli 2016.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www1.wdr.de/wissen/lexikon/erkaeltungsmittel122.html Erkältungsmittellexikon des WDR], abgerufen am 21. Juli 2016.&lt;/ref&gt; Gelegentlich wird dem eine geringe Menge [[Dexpanthenol]] für die Bildung eines Schutzfilms auf der [[Nasenschleimhaut]] oder [[Eukalyptus]] beigemengt.<br /> Bei der Meerwassertherapie nach René Quinton wird speziell aufbereitetes Meerwasser getrunken.<br /> <br /> == Gefahren ==<br /> Nach Verletzungen im Meerwasser kann es zu Infektionen mit speziellen Erregern ([[Aeromonas]] hydrophila, [[Edwardsiella]] tarda, [[Mycobacterium marinum]], [[Vibrio vulnificus]]) kommen, die gegebenenfalls antibiotisch behandelt werden müssen.&lt;ref&gt;[[Marianne Abele-Horn]]: ''Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten.'' Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 158 (''infektionen nach Verletzungen im Meerwasser'').&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Süßwasser]]<br /> * [[Brackwasser]]<br /> * [[Korrosionsmedium]]<br /> * [[Thalasso]]<br /> * [[Thalassa (Mythologie)]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Oliver Wurl: ''Practical guidelines for the analysis of seawater.'' CRC Press, Boca Raton 2009, ISBN 978-1-4200-7306-5.<br /> * Klaus Graßhoff et al.: ''Methods of seawater analysis.'' Wiley-VCH, Weinheim 1999, ISBN 3-527-29589-5.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Seawater|Meerwasser}}<br /> {{Wiktionary}}<br /> {{Wiktionary|Seewasser}}<br /> * {{DNB-Portal|4193808-2}}<br /> * [https://www.wissenschaft.de/technik-digitales/wie-meerwasser-gefriert/ www.wissenschaft.de: Wie Meerwasser gefriert] Simulation zeigt, warum das Eis weniger salzig ist als das Wasser<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4193808-2|LCCN=sh85119275|NDL=00564632}}<br /> <br /> [[Kategorie:Meereskunde]]<br /> [[Kategorie:Wasser (Hydrologie)]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kali-Yuga&diff=255649621 Kali-Yuga 2025-05-02T12:08:51Z <p>RPI: /* Ende des Kali Yuga */</p> <hr /> <div>{{Überarbeiten}}<br /> [[Datei:Kali.png|mini|Dämon von Kali-Yuga]]<br /> '''Kaliyuga''' ([[Sanskrit]], n., कलियुग, ''kaliyuga'' wörtlich „Zeitalter des [[Kali (Dämon)|Kali]]“, „Zeitalter des Streites“) ist die Bezeichnung für das letzte von vier [[Zeitalter]]n, den [[Yuga]]s in der [[Hinduismus|hinduistischen]] Kosmologie. Es gilt als das Zeitalter des Verfalls und Verderbens. Als solches wurde es oftmals zu dem von [[Hesiod]] in der [[Theogonie]] geschilderten griechischen ''Eisernen Zeitalter'' in Beziehung gesetzt und auch „Eisernes Zeitalter“ genannt. Die anderen drei Zeitalter heißen [[Satya-Yuga]] (oder Krita Yuga), [[Treta-Yuga]] und [[Dvapara-Yuga]].<br /> <br /> Herr über diese Zeit ist der schwarze apokalyptische [[Kali (Dämon)|Dämon Kali]], laut Vishnu [[Purana]] die negative Manifestation von [[Vishnu]], der in dieser Form für die Zerstörung des Universums zuständig ist. Kaliyuga wird (fälschlicherweise) auch oft mit der [[Kali (Göttin)|Göttin Kali]] (kālī) assoziiert, die generell für dunkle, materielle Aspekte steht. Kali bezeichnet auch die mit einem Punkt bezeichnete Verliererseite des Spielwürfels.<br /> <br /> Nach der buddhistischen Kosmologie bezeichnet ein solches ''finsteres Zeitalter'' die vierte und letzte größere Zeitperiode eines Zeitabschnitts von zirka 432.000 Jahren, nach der Geburt eines ''Buddha''s bis zum Erscheinen eines neuen Buddhas.&lt;ref&gt;Alexander Berzin: [https://studybuddhism.com/de/fortgeschrittene-studien/abhidharma-und-lehrsysteme/zeit-und-universum/buddhistische-kosmologie-im-abhidharma-und-im-kalachakra Buddhistische Kosmologie im Abhidharma und im Kalachakra], auf studybuddhism.com&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=William Montgomery McGovern |Hrsg=Angkor |Titel=Buddhistische Philosophie und Kosmologie |Datum=2016 |ISBN=978-3-943839-34-0 |Seiten=204 |Sprache=de |Originalsprache=en |Übersetzer=Julian Braun}}&lt;/ref&gt;&lt;!-- Referenz Bitte! --&gt;<br /> <br /> Die hinduistischen und buddhistischen Bezeichnungen für Kaliyuga beziehen sich prinzipiell auf dieselbe Sache – ein letztes Zeitalter von vier. Unterschiedlich ist jedoch die jeweils angegebene Länge, die im Hinduismus einen Umfang zwischen 1.200 und 360.000 „Menschenjahren“ erreichen kann. Unklar ist dabei oft, ob „Menschenjahre“ oder die viel länger dauernden „Götterjahre“ gemeint sind. Neben anderen Schriften beschäftigen sich besonders das ''[[Puranas|Vishnu Purana]]'' sowie die ''[[Manusmrti]]'' mit diesem Thema.<br /> <br /> == Zeitalter des Niedergangs ==<br /> <br /> Gemäß der Überlieferung degeneriert das Zeitalter nach dem Erscheinen eines lehrenden Buddhas schrittweise. Nach einem als golden, silbern und kupfern bezeichneten Zeitalter befinden wir uns heute im sogenannten „eisernen Zeitalter“, in der die äußere Welt als auch die geistige Verfassung der Wesen sehr stark von den drei Wurzel-Geistesgiften Hass, Gier und Verwirrung betroffen sind. Das „schwarze Zeitalter“ ist daher in stärkerem Maße von Krieg und weit verbreitetem Leid betroffen, als die vorausgegangenen Zeitalter es waren. Es wird auch als das „Zeitalter des Niedergangs“ bezeichnet. In einem solchen Zeitalter haben nur noch wenige Wesen die Fähigkeit, Meditation zur geistigen Entwicklung auszuüben und bedürfen sehr kraftvoller Methoden, um den Geist zur vollen Erleuchtung zu führen.<br /> <br /> == Ende des Kali Yuga ==<br /> Was nach dem Ende des Kali Yuga folgt, ist umstritten. In hinduistischer Überlieferung sind mehrere Möglichkeiten offen:&lt;ref name=&quot;dettelbacher&quot;&gt;Claus Dettelbacher (2008) ''Im Maulbeerhain: Die Lehre von den 4 Weltzeitaltern: Einführung in die Spuren der zyklischen Zeit. Rezeption, Schnittstellen, Geschichtsphilosophie - mit ständiger Rücksicht auf Julius Evola''. BoD, Norderstedt; ISBN 978-3-8370-6253-3. (Erweiterte Diplomarbeit an der Universität Wien); besonders S. 73 ff.&lt;/ref&gt;<br /> # Ein neues Goldenes Zeitalter (Satya Yuga) erscheint unmittelbar und ersetzt Unordnung und Leid augenblicklich durch „göttliche“ Ordnung und Wissen.<br /> # Ein langsamer Aufstieg durch ein neues Dvapara und Treta Yuga bis hin zu einem neuen Satya Yuga vollzieht sich analog zu dem vorangegangenen Abstieg.&lt;ref name=&quot;yuktesvar&quot;&gt;Swami Sri Yuktesvar Giri (1963) ''The Holy Science''. SRF (deutsch: ''Die heilige Wissenschaft''; ursprünglich in Bengali/Sanskrit; Calcutta 1894).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im [[Buddhismus]] wie auch dem [[Jainismus]] nimmt das letzte und dunkle Zeitalter generell eine [[Eschatologie|eschatologische]] Färbung an und wird den Heils- und Erlösungslehren angepasst. Am Ende eines schwarzen Zeitalters erscheint nach buddhistischer Überlieferung ein neuer Buddha, der erneut erleuchtete Lehren verkündet, worauf ein neues Zeitalter der Wahrheit (''satya yuga'') anbricht. In einem Zeitalter der Wahrheit finden die Wesen leicht Zugang zu spiritueller Praxis, und der Geist der Wesen ist nur wenig durch Geistesgifte verschleiert. In diesem Äon (Sanskrit ''[[Kalpa (Mythologie)|kalpa]]'') werden nach der Legende 1.000 Buddhas erscheinen, die das „Rad der Lehre“ erneut in Bewegung setzten. Nach der buddhistischen Überlieferung war [[Buddha]] Schakyamuni (563 v. Chr.) der vierte Buddha, der in diesem Äon erschienen ist. Das Erscheinen des fünften Buddhas mit Namen [[Maitreya]] ist für wenige Jahrhunderte vorhergesagt. Der letzte von 1.000 Buddhas dieses Äons wird am Ende einer unfassbar langen Zeitspanne den Namen Möpa (tibet. „Vollendung“) tragen. Damit schließt sich nach der Überlieferung der glückliche Zeitzyklus dieses Äons, und die Welt, wie wir sie kennen, wird vernichtet werden.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Yuga]]<br /> [[Kategorie:Buddhismus]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zeitrechnung&diff=255649557 Zeitrechnung 2025-05-02T12:05:02Z <p>RPI: /* Jahrrechnung, verschiedene Bezugspunkte der Jahrrechnung */</p> <hr /> <div>{{Redundanztext<br /> |3=Liste der Kalendersysteme<br /> |4=Zeitrechnung<br /> |2=Januar 2022|1=Ciao • [[Benutzer:bestoernesto|Bestoernesto]] 11:57, 13. Jan. 2022 (CET)}}<br /> Die '''Zeitrechnung''' befasst sich mit der Ordnung und Strukturierung von [[Zeit]] bzw. zeitlicher Abläufe. Die international gebräuchlichste Zeitrechnung bezieht sich bei den Bezugsdaten – [[Ära]] – auf den [[Gregorianischer Kalender|Gregorianischen Kalender]] und ist auch bezüglich der anderen Aspekte mit der Ordnung und Strukturierung der [[christliche Zeitrechnung|christlichen Zeitrechnung]] identisch.<br /> <br /> Aspekte der Zeitrechnung:<br /> * Die Ordnung der linearen Struktur der Zeit („Lineare Zeitrechnung“) – [[Before Present]], [[mya (Zeitskala)|million years ago]], [[Lambda-CDM-Modell]]<br /> * Die Angabe eines Zeitpunkts im Kalendersystem – [[Uhrzeit]], [[Astronomische Chronologie]]<br /> * Vereinbarungen und Konventionen zu Bezugsdaten der Zeitrechnung – [[Jahr null]], [[Ära]]<br /> * Die [[Kalender|kalendarische]] Ordnung zyklischer Strukturen wie [[Jahr]], [[Monat]], [[Woche]], [[Tag]] – [[Kalenderrechnung]]<br /> * Vereinbarungen und Konventionen zur Schreibweise des Datums – [[Datumsformat]]<br /> <br /> In Deutschland steht das [[Recht]] der Zeitbestimmung nach {{Art.|73|gg|juris}} Abs. 1 Nr. 4 [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|GG]] allein dem [[Bundesebene (Deutschland)|Bund]] zu.<br /> <br /> == Kalender und Uhrzeit ==<br /> {{Hauptartikel|Kalender|Liste der Kalendersysteme}}<br /> Zur zyklischen Strukturierung wird die Zeit in der Regel im Rahmen eines Kalenders eingeteilt in:<br /> : [[Jahr]]e, [[Monat]]e, [[Woche]]n, [[Tag]]e<br /> In Rahmen der Uhr wird sie dargestellt in:<br /> : [[Stunde]]n, [[Minute]]n, [[Sekunde]]n<br /> <br /> Ausgangspunkt für diese wiederkehrenden Zeiteinteilungen war in allen Kulturen die Beobachtung [[Astronomie|astronomischer]] Phänomene im Zusammenhang mit der [[Sonne]], dem [[Mond]] und dem [[Sternenhimmel]]. Der heutige weltweit gebräuchlichste [[Gregorianischer Kalender|Gregorianische Kalender]] ist ein [[Solarkalender]].<br /> <br /> * Die Bewegung der Sonne am Himmel wird in ''Jahr'', ''Tag'' und der ''Uhrzeit'' dargestellt. Ein Tag orientiert sich an der Zeitspanne zwischen zwei Sonnenhöchstständen, während dem Jahr die Umlaufdauer der Erde um die Sonne zugrunde liegt.<br /> * Von der Bewegung des Mondes leitet sich der ''Monat'' her, aber auch zum Beispiel der Mond-Tag [[Tithi]] der [[Vedische Zeitrechnung|vedischen Zeitrechnung]].<br /> * Einige langfristige Perioden (''[[Zeitalter]]'') beziehen sich neben der Sonne auch auf andere [[Astronomisches Objekt|astronomische Elemente]], wie etwa das [[Zyklus der Präzession|platonische Jahr]] auf die [[Präzession]]sbewegung der [[Erdachse]].<br /> * Das [[Sothisjahr|sothische Jahr]] des [[Ägyptischer Kalender|ägyptischen Kalenders]] bezieht sich auf den [[Stern]] [[Sirius]].<br /> {{Siehe auch|Astronomische Jahreszählung}}<br /> <br /> == Jahrrechnung, verschiedene Bezugspunkte der Jahrrechnung ==<br /> Die Vorstellung linear verlaufender Zeit entspringt dem individuellen Zeitempfinden. Aus der Erinnerung an die Abfolge der [[Sonnenjahr]]e ergibt sich die Einteilung eines Menschenlebens in [[Lebensalter|Lebensjahre]]. Bezugsdatum der persönlichen Zeitrechnung ist der [[Geburtstag]].<br /> <br /> Voraussetzung für lineare Zeitrechnungen (''Jahrrechnung'') ist die Vereinbarung eines oder mehrerer Bezugsdaten.<br /> <br /> === Orientierung an der Entstehung der Welt ===<br /> Die Entstehung der [[Welt]] kann Bezugspunkt von Zeitrechnungen sein:<br /> * Das [[Lambda-CDM-Modell]] beschreibt die [[Kosmische Evolution|Evolution]] des [[Universum]]s seit dem [[Urknall]], dessen frühester Entwicklungsphase nach der Entstehung von [[Raumzeit|Raum, Zeit]] und [[Energie]] aus einer [[Singularität (Astronomie)|Singularität]], in einer [[Universum#Alter und Zusammensetzung|Zeitrechnung]] mit kosmischen Dimensionen. Es ergibt sich ein Alter des Universums von rund 13,8242 Milliarden [[Sonnenjahr]]en.<br /> * In der [[Geologie]] wird die [[Erdgeschichte|Geschichte]] der [[Erde]] von ihrer [[Entstehung der Erde|Entstehung]] vor 4,54 Milliarden Jahren bis heute in einer [[geologische Zeitskala|geologischen Zeitskala]] in große Zeiträume von hunderten von Millionen Jahren hierarchisch unterteilt.<br /> * Im [[Judentum]] gibt es von alters her eine [[Mythos#Die Bibel und andere schriftlich fixierte Mythensammlungen|mythische Vorstellung]] von der [[Schöpfung#Schöpfungstexte des Buches Genesis|Schöpfung]] des [[Firmament|Himmels(gewölbes)]] im [[Apsu|Urozean]] {{Bibel|Gen|1|6–8}} und von Land und Meer {{Bibel|Gen|1|9–10}}, der [[Flache Erde|flachen Erde]] unter dem Himmel {{Bibel|Gen|1|1–2}}. Jüdische Forscher berechneten den ersten Tag der [[Jüdische Ära|Jüdischen Ära]] (siehe [[jüdischer Kalender]]):&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Ludwig Basnizki |Titel=Der jüdische Kalender: Entstehung und Aufbau|Verlag=Jüdischer Verlag |Ort=Frankfurt |Datum=1998 |ISBN=978-3-633-54154-6|Seiten=29–30 |Sprache=de}}&lt;/ref&gt; Am [[Sonntag|Jom Rischon]], dem 6. Oktober 3761 v. Chr., 23:11:20 Uhr soll das biblische Gotteswort den Beginn der Zeit {{Bibel|Gen|1|3–5}} hervorgerufen haben.&lt;ref name=&quot;brockhaus&quot;&gt;Der Brockhaus multimedial 2009&lt;/ref&gt;<br /> * Die [[Christentum|christliche Tradition]] folgte der jüdischen Tradition der Schöpfung als Ausgangspunkt der Zeitrechnung. Allerdings wichen die Ergebnisse bei der Berechnung des „annus creationis mundi“ (Jahr der Erschaffung der [[Welt#„Welt“ in der christlichen Theologie|Welt]]) von der im Judentum eingebürgerten Zahl ab. Der erste christliche Theologe, der die Schöpfung zum Bezugspunkt der Jahreszählung machte, war [[Gregor der Große]]. Er kam auf 5184 Jahre bis zur [[Auferstehung Jesu Christi]], die er auf dessen 33. Jahr ansetzte,&lt;ref&gt;also an das Ende eines Menschenalters, denn drei Menschenalter sind 100 Jahre; vgl. {{Literatur |Autor=[[Herodot]] |Titel=Historien |Kapitel=Zweites Buch: Euterpe |Fundstelle=142}}&lt;/ref&gt; sodass 5151 Jahre bis zur [[v. Chr.|Zeitenwende]] verbleiben.&lt;ref&gt;[[Arno Borst]]: ''Computus. Zeit und Zahl in der Geschichte Europas''. 3., durchgesehene und erweiterte Auflage. Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 3-8031-2492-1, S. 35.&lt;/ref&gt; Das [[Oströmisches Reich|Oströmische Reich]] zählte in Jahren ab der Erschaffung der Welt, die entsprechend den Angaben in der [[Septuaginta]] auf das Jahr 5501 v.&amp;nbsp;Chr. oder 5508 v.&amp;nbsp;Chr. datiert wurde; erst Ende des 17.&amp;nbsp;Jahrhunderts setzte sich auch in den [[Orthodoxe Kirche|orthodoxen Kirchen]] die Zählung nach Christi Geburt durch.&lt;ref&gt;[https://www.wissenschaft.de/zeitpunkte/eine-neue-zeitrechnung-2/ damals.de '' Eine neue Zeitrechnung'', 11. Januar 2010], abgerufen am 11. August 2024&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Orientierung an der Regierungszeit von Herrschern ===<br /> [[Datei:Kalender 1724 3 Jahrzählung.jpg|mini|Einordnung des Jahres 1724 in die christliche Zeitrechnung und nach Herrscherjahren, Kaiserlicher Hof- und Ehrenkalender 1724]]<br /> In vielen Kulturen wurde aus dem Amtsantritt des jeweiligen Herrschers die „offizielle Zeitrechnung“ abgeleitet. Jahre werden etwa angegeben als ''„Im xx.&amp;nbsp;Jahr der Regentschaft des …“''; Beispiele:<br /> * In älteren [[Kultur]]en bildeten [[Königsliste]]n die Grundlage der Zeitrechnung, etwa in [[Sumer]] und [[Ägyptischer Kalender|Ägypten]].<br /> * Die [[Seleukidische Ära]] begann 312 v.&amp;nbsp;Chr., als [[Seleukos I.]] die Herrschaft antrat.<br /> * Die [[Römischer Kalender|römische Zeitrechnung]] geht auf [[Consulat|Konsullisten]] zurück. In ihnen wurden die beiden amtierenden Konsuln vermerkt. Sie wurden auch in der Kaiserzeit weitergeführt und sind erhalten.<br /> * Die [[Diokletianische Ära]] begann im Jahr 284, wurde aber erst nach dem Tod [[Diokletian]]s eingeführt. Sie wurde vor allem im Bereich der [[Koptisch-orthodoxe Kirche|koptischen Kirche]], also im spätantiken [[Ägypten]], aber auch im christlichen [[Nubien]] benutzt.<br /> <br /> Die [[Indische Zeitrechnung]] verzeichnet viele kurzlebige Reiche, die alle ihre eigenen Zeitrechnungen, beginnend mit einem Herrscher, hatten. Viele sind bisher chronologisch noch nicht fest fixiert.<br /> * Im [[Hinduismus]] das [[Shaka-Zeitalter]] und das [[Kali-Yuga]]-[[Zeitalter]].<br /> * [[Maues]]-Ära: Frühes erstes vorchristliches Jahrhundert, unsicher&lt;ref&gt;{{Internetquelle | autor={{lang|en|Robert Bracey}} | hrsg={{lang|en|Kushan History}} | titel={{lang|en|The Minor Indo-Parthian Eras}} | url=http://www.kushan.org/essays/chronology/minorindoparthian.htm | sprache=en | zugriff=2010-07-21 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20110807125910/http://www.kushan.org/essays/chronology/minorindoparthian.htm | archiv-datum=2011-08-07 | offline=ja | archiv-bot=2023-02-19 10:11:48 InternetArchiveBot}}&lt;/ref&gt;<br /> * [[Azes I.|Azes]]-Ära: Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts, wohl identisch mit der [[Vikrama]] Ära<br /> * [[Gondophares]]-Ära: begann um 20<br /> * Saka-Ära: begann im Jahr 78, vielleicht identisch mit der Kosam-/Bandogarh- und der Lichchhavi-Ära<br /> * [[Kanischka]]-Ära: begann zwischen 110 und 130<br /> * [[Kuschana|Kuschan]]-Ära: begann 227 und war vielleicht die Fortsetzung der Kansihka-Ära<br /> * Kushano-Sasanidische Ära: begann 233<br /> * Kalchuri-Chedi-Ära: 248<br /> * Das [[Gupta-Reich]] beginnt seine Zeitrechnung mit der Thronbesteigung des ersten Gupta-Königs [[Chandragupta I.]] im Jahr 319.<br /> * Ganga-Ära: 420<br /> <br /> === Orientierung am Leben von Religionsgründern ===<br /> Einige Kulturen und Religionen orientierten ihre Zeitrechnung an ihrer Gründergestalt:<br /> * Im [[Buddhismus]] orientiert sich die Zeitrechnung traditionell am Todesjahr des Buddhas [[Siddhartha Gautama]], das durch [[Singhalesen|singhalesische]] Mönche auf 544 v.&amp;nbsp;Chr. festgelegt wurde. Tatsächlich starb Buddha aber wohl erst um 483 v.&amp;nbsp;Chr. Da die [[buddhistische Zeitrechnung]] mit dem Jahr 0 BE (''{{lang|en|Buddhist Era}}'') beginnt, war das westliche Jahr 2000 in der gängigen buddhistischen Zeitrechnung das Jahr 2543 BE.<br /> * Die [[Christentum|christlichen]] Gemeinden folgten zunächst der jeweils regional vorherrschenden Zeitrechnung. Der um 545 gestorbene römische Mönch [[Dionysius Exiguus]] berechnete aus Vorgaben des Neuen Testaments das Jahr 754 [[Ab urbe condita (Chronologie)|ab urbe condita]] (alte römische Zeitrechnung) als Jahr der Geburt des [[Jesus von Nazaret]], welches dann zum „Jahr&amp;nbsp;1“ in der [[Christliche Jahreszählung|Christlichen Jahreszählung]] (1&amp;nbsp;nach Christi Geburt) wurde. [[Beda Venerabilis]] war um 730 der erste Historiker, der diese Christliche Zeitrechnung systematisch gebrauchte. Im Frankenreich [[Karl der Große|Karls des Großen]] war sie schon gebräuchlich und verbreitete sich von dort später weltweit. Seither wird in der christlich geprägten Welt die Zeit eingeteilt in ''ante Christum natum'', [[v. Chr.|vor Christi Geburt]], und ''post Christum natum'', nach Christi Geburt. Die damit tradierte christliche Zeitrechnung steht jedoch im Kontrast zur historisch wahrscheinlichen Geburt des Jesus von Nazaret im Zeitraum der Jahre 7 bis 4 ''vor Christi Geburt''. Bei älteren deutschsprachigen Jahresangaben findet sich auch die Abkürzung „AD“ ({{laS|[[Anno Domini]]}}‚ im Jahr des Herrn); mit „Herr“ ist hier Jesus Christus gemeint. Im 20. Jahrhundert wurde versucht, die Abkürzung [[v. u. Z.|vuZ/nuZ]] (vor bzw. nach unserer Zeitrechnung) einzuführen. In englischen Texten ist AD (Anno Domini) und BC (before Christ) weithin üblich.&lt;ref&gt;[https://books.google.com/ngrams/graph?content=BCE,BC,CE,AD&amp;year_start=1808&amp;year_end=2008&amp;corpus=15&amp;smoothing=10&amp;share=&amp;direct_url=t1%3B%2CBCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CBC%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CAD%3B%2Cc0t1;,BCE;,c0;.t1;,BC;,c0;.t1;,CE;,c0;.t1;,AD;,c0#t1%3B%2CBCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CBC%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CAD%3B%2Cc0t0%3B%2CBCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CBC%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CAD%3B%2Cc0 neben BCE/CE – Google-Buch-Statistik Ngram Viewer]&lt;/ref&gt;<br /> * Die [[islam]]ische Jahreszählung beginnt mit dem Jahr der [[Hidschra]] [[Mohammed]]s, dem Abbruch der Beziehungen und Bindungen des Propheten und seiner Anhängerschar zu seiner Heimatstadt [[Mekka]] und seine Übersiedlung nach [[Medina]] im [[islamischer Kalender|Jahr 622 n.&amp;nbsp;Chr.]]<br /> * Im [[Bahaitum]] beginnt die Zeitrechnung des [[Badi-Kalender]]s am 21.&amp;nbsp;März 1844 im Jahr der Erklärung des [[Bāb]].<br /> <br /> === Orientierung an bedeutenden Ereignissen ===<br /> Andere Zeitrechnungen orientieren sich an Ereignissen von kultischer oder politischer Bedeutung:<br /> * Eine im griechischen Kulturraum der Antike verbreitete Jahreszählung basierte auf [[Olympiade]]n, deren erste 776 v.&amp;nbsp;Chr. stattfand.<br /> * Die [[Römisches Reich|römische]] Jahreszählung ''[[Ab urbe condita (Chronologie)|ab urbe condita]]'' leitet sich von der angenommenen Abkunft des römischen Volkes von Äneas und der legendären Gründung Roms durch [[Romulus und Remus|Romulus]] ab. Systematisch gebraucht wurde sie allerdings erst um 400 n.&amp;nbsp;Chr. von dem [[Hispanien|iberischen]] Historiker [[Orosius]].<br /> * Die französische Revolution begann 1792 eine Zeitrechnung mit dem [[Französischer Revolutionskalender|Französischen Revolutionskalender]].<br /> * [[Benito Mussolini]] führte in Italien die [[Era Fascista]] ein, welche mit dem 28. Oktober 1922 ([[Marsch auf Rom]]) begann. Am 28. Oktober 1933 begann demnach das Jahr XI der faschistischen Ära.<br /> <br /> === Moderne Zeitrechnungssysteme ===<br /> Zur Vereinfachung der maschinellen Rechnung mit Zeiträumen wurden lineare Zeitrechnungssysteme mit mehr oder weniger willkürlich gesetzten Nullpunkten geschaffen:<br /> * Das [[Julianisches Datum|Julianische Datum]] zählt in seiner Ursprungsform die Tage seit dem 1.&amp;nbsp;Januar −4712 ([[4713 v. Chr.]]) 12&amp;nbsp;Uhr [[Greenwich Mean Time|GMT]]<br /> * [[Modifiziertes Julianisches Datum]]: neuere Varianten des Julianischen Datums wählen den 17.&amp;nbsp;November 1858 0&amp;nbsp;Uhr GMT, den 30.&amp;nbsp;Dezember 1899 ([[Microsoft Excel]] für [[Microsoft Windows]], [[StarOffice]]/[[Apache OpenOffice]]) oder den 1.&amp;nbsp;Januar 1904 (Microsoft Excel für [[Macintosh]]) als [[Nullpunkt]].<br /> * Die [[Unixzeit]] zählt die Sekunden seit dem 1.&amp;nbsp;Januar 1970, 0&amp;nbsp;Uhr [[Koordinierte Weltzeit|UTC]].<br /> <br /> === Relative und absolute Chronologie ===<br /> In den Geschichts- und verwandten [[Wissenschaft]]en gibt es die Unterscheidung zwischen ''[[Absolute Chronologie|absoluter]]'' und ''[[Relative Chronologie|relativer Chronologie]]''. Hier ist mit Chronologie eine zeitliche Abfolge gemeint, welche als ''absolut'' (zum Beispiel Herrscherlisten, [[Dendrochronologie|dendrochronologische]] Abfolge) gilt, wenn diese sich an die Gegenwart anbinden lässt. So ist etwa durch exakt datierte Fixpunkte bekannt, wann genau vor unserer Zeit ein Element dieser Abfolge existierte. Somit kann nun die ganze Abfolge absolut datiert werden. Als ''relativ'' wird eine Chronologie bezeichnet, wenn zwar Ereignisse, Funde etc. untereinander in eine zeitliche Abfolge gebracht werden können, jedoch bei der [[Altersbestimmung (Archäologie)|Altersbestimmung]] nicht festzulegen ist, wie lange diese Abfolge vor der Gegenwart lag, da ein feststehender [[Referenzpunkt (Koordinaten)|Bezugspunkt]] zur Gegenwart fehlt.&lt;ref&gt;Hermann [und ab der 8.&amp;nbsp;Auflage Otto] Grotefend: ''Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit'', 10.&amp;nbsp;Auflage, hrsg. von Theodor Ulrich, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1960. ISBN 978-3-7752-5177-8&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Datumskonventionen ==<br /> In der [[Europäische Norm|Europäischen Norm]] [[EN 28601]] (von 1992) ist das [[Datumsformat]] (die gültige Darstellung der Zeitrechnung) festgelegt, welches für Deutschland und Österreich uneingeschränkt gültig ist (abgeleitet aus [[ISO 8601]] von 1988). Zudem sieht der aktuelle Standard ''ISO 8601'' (von 2000) eine vollständige Skala mit einem [[Jahr null]] und Jahresangaben mit [[Minuszeichen|negativem Vorzeichen]] vor. Es wird auf eine Datierung nach christlicher Tradition bezüglich vor oder nach Christus ohne Jahr null nicht mehr eingegangen.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Zeitmessung]]<br /> * [[Era]], Spanische Ära<br /> * [[Before Present]]<br /> * [[Swatch-Internetzeit]]<br /> * [[Datumsgrenze]]<br /> * [[Epoche (Chronologie)]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Brigitte Englisch: ''Passio domini? Grundlagen und Entwicklungen chronologischer Systeme im frühen Mittelalter'', in: [[Stefan Pätzold]] (Hrsg.): ''Chroniken als Quellen landesgeschichtlicher Forschung'' (= ''Westfälische Quellen- und Archivpublikationen.'' Bd. 32), Münster 2023, S. 133–163, ISBN 978-3-936258-36-3.<br /> * [[Hermann Grotefend]]: ''Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit.'' I–II, Hannover 1891–1892/98; Neudruck Aalen 1970; und: ''Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit.'', entworfen von Hermann Grotefend, 8. Auflage, besorgt von [[Otto Grotefend]], Hannover 1941; anastatische Neudrucke bis 1948; 10. Auflage, hrsg. von Th. Ulrich, Hannover 1960; 14. Auflage 2014.<br /> * [[Hans Lietzmann (Theologe)|Hans Lietzmann]]: ''Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre 1-2000 nach Christus.'' Walter de Gruyter &amp; Co, Berlin 1946.<br /> * Thomas Vogtherr: ''Zeitrechnung – von den Sumerern bis zur Swatch.'' Beck, München 2006, 3. Auflage 2012, ISBN 978-3-406-44763-1.<br /> * {{Literatur|Titel=Zeitrechnung und Zeitbewußtsein|Autor=[[Hermann Reichert]]|Sammelwerk=[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]]|Verlag=de Gruyter|Nummer=35|Ort=Berlin/New York|Jahr=2007|Seiten=866–877|ISBN=978-3-11-018784-7}}<br /> * Leofranc Holford-Strevens: ''Kleine Geschichte der Zeitrechnung und des Kalenders.'' Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-018483-7.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.nabkal.de|titel=Chronologie und Kalender | autor={{lang|de|Nikolaus A. Bär}} | zugriff=2012-04-07 | sprache=de | kommentar=viele verschiedene Umrechnungen und Berechnungen}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.oriold.uzh.ch/static/hegira.html|titel=Conversion of Islamic and Christian dates | autor=J. Thomann | zugriff=2012-04-07 | sprache=en | kommentar=einfache Umrechnung der beiden Zeitrechnungen}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.chaosreligion.com/wtl/index.php5?title=WikiTimeLine | titel=WikiTimeLine | zugriff=2010-07-21 | sprache=en | kommentar=Grafische Darstellung historischer Ereignisse}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefend/grotefend.htm | titel= Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit| autor=H. Grotefend | zugriff=2010-07-21 | sprache=de}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.kushan.org/essays/chronology/minorindoparthian.htm | titel={{lang|en|The Minor Indo-Parthian Eras}} | autor={{lang|en|Robert Bracey}} | hrsg={{lang|en|Kushan History}} | sprache=en | zugriff=2010-07-21 | kommentar=Indische Zeitrechnungen}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Zeitrechnung| ]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zeitrechnung&diff=255640791 Zeitrechnung 2025-05-02T05:15:32Z <p>RPI: /* Orientierung am Leben von Religionsgründern */</p> <hr /> <div>{{Redundanztext<br /> |3=Liste der Kalendersysteme<br /> |4=Zeitrechnung<br /> |2=Januar 2022|1=Ciao • [[Benutzer:bestoernesto|Bestoernesto]] 11:57, 13. Jan. 2022 (CET)}}<br /> Die '''Zeitrechnung''' befasst sich mit der Ordnung und Strukturierung von [[Zeit]] bzw. zeitlicher Abläufe. Die international gebräuchlichste Zeitrechnung bezieht sich bei den Bezugsdaten – [[Ära]] – auf den [[Gregorianischer Kalender|Gregorianischen Kalender]] und ist auch bezüglich der anderen Aspekte mit der Ordnung und Strukturierung der [[christliche Zeitrechnung|christlichen Zeitrechnung]] identisch.<br /> <br /> Aspekte der Zeitrechnung:<br /> * Die Ordnung der linearen Struktur der Zeit („Lineare Zeitrechnung“) – [[Before Present]], [[mya (Zeitskala)|million years ago]], [[Lambda-CDM-Modell]]<br /> * Die Angabe eines Zeitpunkts im Kalendersystem – [[Uhrzeit]], [[Astronomische Chronologie]]<br /> * Vereinbarungen und Konventionen zu Bezugsdaten der Zeitrechnung – [[Jahr null]], [[Ära]]<br /> * Die [[Kalender|kalendarische]] Ordnung zyklischer Strukturen wie [[Jahr]], [[Monat]], [[Woche]], [[Tag]] – [[Kalenderrechnung]]<br /> * Vereinbarungen und Konventionen zur Schreibweise des Datums – [[Datumsformat]]<br /> <br /> In Deutschland steht das [[Recht]] der Zeitbestimmung nach {{Art.|73|gg|juris}} Abs. 1 Nr. 4 [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|GG]] allein dem [[Bundesebene (Deutschland)|Bund]] zu.<br /> <br /> == Kalender und Uhrzeit ==<br /> {{Hauptartikel|Kalender|Liste der Kalendersysteme}}<br /> Zur zyklischen Strukturierung wird die Zeit in der Regel im Rahmen eines Kalenders eingeteilt in:<br /> : [[Jahr]]e, [[Monat]]e, [[Woche]]n, [[Tag]]e<br /> In Rahmen der Uhr wird sie dargestellt in:<br /> : [[Stunde]]n, [[Minute]]n, [[Sekunde]]n<br /> <br /> Ausgangspunkt für diese wiederkehrenden Zeiteinteilungen war in allen Kulturen die Beobachtung [[Astronomie|astronomischer]] Phänomene im Zusammenhang mit der [[Sonne]], dem [[Mond]] und dem [[Sternenhimmel]]. Der heutige weltweit gebräuchlichste [[Gregorianischer Kalender|Gregorianische Kalender]] ist ein [[Solarkalender]].<br /> <br /> * Die Bewegung der Sonne am Himmel wird in ''Jahr'', ''Tag'' und der ''Uhrzeit'' dargestellt. Ein Tag orientiert sich an der Zeitspanne zwischen zwei Sonnenhöchstständen, während dem Jahr die Umlaufdauer der Erde um die Sonne zugrunde liegt.<br /> * Von der Bewegung des Mondes leitet sich der ''Monat'' her, aber auch zum Beispiel der Mond-Tag [[Tithi]] der [[Vedische Zeitrechnung|vedischen Zeitrechnung]].<br /> * Einige langfristige Perioden (''[[Zeitalter]]'') beziehen sich neben der Sonne auch auf andere [[Astronomisches Objekt|astronomische Elemente]], wie etwa das [[Zyklus der Präzession|platonische Jahr]] auf die [[Präzession]]sbewegung der [[Erdachse]].<br /> * Das [[Sothisjahr|sothische Jahr]] des [[Ägyptischer Kalender|ägyptischen Kalenders]] bezieht sich auf den [[Stern]] [[Sirius]].<br /> {{Siehe auch|Astronomische Jahreszählung}}<br /> <br /> == Jahrrechnung, verschiedene Bezugspunkte der Jahrrechnung ==<br /> Die Vorstellung linear verlaufender Zeit entspringt dem individuellen Zeitempfinden. Aus der Erinnerung an die Abfolge der [[Sonnenjahr]]e ergibt sich die Einteilung eines Menschenlebens in [[Lebensalter|Lebensjahre]]. Bezugsdatum der persönlichen Zeitrechnung ist der [[Geburtstag]].<br /> <br /> Voraussetzung für lineare Zeitrechnungen (''Jahrrechnung'') ist die Vereinbarung eines oder mehrerer Bezugsdaten.<br /> <br /> === Orientierung an der Entstehung der Welt ===<br /> Die Entstehung der [[Welt]] kann Bezugspunkt von Zeitrechnungen sein:<br /> * Das [[Lambda-CDM-Modell]] beschreibt die [[Kosmische Evolution|Evolution]] des [[Universum]]s seit dem [[Urknall]], dessen frühester Entwicklungsphase nach der Entstehung von [[Raumzeit|Raum, Zeit]] und [[Energie]] aus einer [[Singularität (Astronomie)|Singularität]], in einer [[Universum#Alter und Zusammensetzung|Zeitrechnung]] mit kosmischen Dimensionen. Es gibt das Alter des Universums mit rund 13,8242 Milliarden [[Sonnenjahr]]en an.<br /> * In der [[Geologie]] wird die [[Erdgeschichte|Geschichte]] der [[Erde]] von ihrer [[Entstehung der Erde|Entstehung]] vor 4,54 Milliarden Jahren bis heute in einer [[geologische Zeitskala|geologischen Zeitskala]] in große Zeiträume von hunderten von Millionen Jahren hierarchisch unterteilt.<br /> * Im [[Judentum]] gibt es von alters her eine [[Mythos#Die Bibel und andere schriftlich fixierte Mythensammlungen|mythische Vorstellung]] von der [[Schöpfung#Schöpfungstexte des Buches Genesis|Schöpfung]] des [[Firmament|Himmels(gewölbes)]] im [[Apsu|Urozean]] {{Bibel|Gen|1|6–8}} und von Land und Meer {{Bibel|Gen|1|9–10}}, der [[Flache Erde|flachen Erde]] unter dem Himmel {{Bibel|Gen|1|1–2}}. Jüdische Forscher berechneten den ersten Tag der [[Jüdische Ära|Jüdischen Ära]] (siehe [[jüdischer Kalender]]):&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Ludwig Basnizki |Titel=Der jüdische Kalender: Entstehung und Aufbau|Verlag=Jüdischer Verlag |Ort=Frankfurt |Datum=1998 |ISBN=978-3-633-54154-6|Seiten=29–30 |Sprache=de}}&lt;/ref&gt; Am [[Sonntag|Jom Rischon]], dem 6. Oktober 3761 v. Chr., 23:11:20 Uhr soll das biblische Gotteswort den Beginn der Zeit {{Bibel|Gen|1|3–5}} hervorgerufen haben.&lt;ref name=&quot;brockhaus&quot;&gt;Der Brockhaus multimedial 2009&lt;/ref&gt;<br /> * Die [[Christentum|christliche Tradition]] folgte der jüdischen Tradition der Schöpfung als Ausgangspunkt der Zeitrechnung. Allerdings wichen die Ergebnisse bei der Berechnung des „annus creationis mundi“ (Jahr der Erschaffung der [[Welt#„Welt“ in der christlichen Theologie|Welt]]) von der im Judentum eingebürgerten Zahl ab. Der erste christliche Theologe, der die Schöpfung zum Bezugspunkt der Jahreszählung machte, war [[Gregor der Große]]. Er kam auf 5184 Jahre bis zur [[Auferstehung Jesu Christi]], die er auf dessen 33. Jahr ansetzte,&lt;ref&gt;also an das Ende eines Menschenalters, denn drei Menschenalter sind 100 Jahre; vgl. {{Literatur |Autor=[[Herodot]] |Titel=Historien |Kapitel=Zweites Buch: Euterpe |Fundstelle=142}}&lt;/ref&gt; sodass 5151 Jahre bis zur [[v. Chr.|Zeitenwende]] verbleiben.&lt;ref&gt;[[Arno Borst]]: ''Computus. Zeit und Zahl in der Geschichte Europas''. 3., durchgesehene und erweiterte Auflage. Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 3-8031-2492-1, S. 35.&lt;/ref&gt; Das [[Oströmisches Reich|Oströmische Reich]] zählte in Jahren ab der Erschaffung der Welt, die entsprechend den Angaben in der [[Septuaginta]] auf das Jahr 5501 v.&amp;nbsp;Chr. oder 5508 v.&amp;nbsp;Chr. datiert wurde; erst Ende des 17.&amp;nbsp;Jahrhunderts setzte sich auch in den [[Orthodoxe Kirche|orthodoxen Kirchen]] die Zählung nach Christi Geburt durch.&lt;ref&gt;[https://www.wissenschaft.de/zeitpunkte/eine-neue-zeitrechnung-2/ damals.de '' Eine neue Zeitrechnung'', 11. Januar 2010], abgerufen am 11. August 2024&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Orientierung an der Regierungszeit von Herrschern ===<br /> [[Datei:Kalender 1724 3 Jahrzählung.jpg|mini|Einordnung des Jahres 1724 in die christliche Zeitrechnung und nach Herrscherjahren, Kaiserlicher Hof- und Ehrenkalender 1724]]<br /> In vielen Kulturen wurde aus dem Amtsantritt des jeweiligen Herrschers die „offizielle Zeitrechnung“ abgeleitet. Jahre werden etwa angegeben als ''„Im xx.&amp;nbsp;Jahr der Regentschaft des …“''; Beispiele:<br /> * In älteren [[Kultur]]en bildeten [[Königsliste]]n die Grundlage der Zeitrechnung, etwa in [[Sumer]] und [[Ägyptischer Kalender|Ägypten]].<br /> * Die [[Seleukidische Ära]] begann 312 v.&amp;nbsp;Chr., als [[Seleukos I.]] die Herrschaft antrat.<br /> * Die [[Römischer Kalender|römische Zeitrechnung]] geht auf [[Consulat|Konsullisten]] zurück. In ihnen wurden die beiden amtierenden Konsuln vermerkt. Sie wurden auch in der Kaiserzeit weitergeführt und sind erhalten.<br /> * Die [[Diokletianische Ära]] begann im Jahr 284, wurde aber erst nach dem Tod [[Diokletian]]s eingeführt. Sie wurde vor allem im Bereich der [[Koptisch-orthodoxe Kirche|koptischen Kirche]], also im spätantiken [[Ägypten]], aber auch im christlichen [[Nubien]] benutzt.<br /> <br /> Die [[Indische Zeitrechnung]] verzeichnet viele kurzlebige Reiche, die alle ihre eigenen Zeitrechnungen, beginnend mit einem Herrscher, hatten. Viele sind bisher chronologisch noch nicht fest fixiert.<br /> * Im [[Hinduismus]] das [[Shaka-Zeitalter]] und das [[Kali-Yuga]]-[[Zeitalter]].<br /> * [[Maues]]-Ära: Frühes erstes vorchristliches Jahrhundert, unsicher&lt;ref&gt;{{Internetquelle | autor={{lang|en|Robert Bracey}} | hrsg={{lang|en|Kushan History}} | titel={{lang|en|The Minor Indo-Parthian Eras}} | url=http://www.kushan.org/essays/chronology/minorindoparthian.htm | sprache=en | zugriff=2010-07-21 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20110807125910/http://www.kushan.org/essays/chronology/minorindoparthian.htm | archiv-datum=2011-08-07 | offline=ja | archiv-bot=2023-02-19 10:11:48 InternetArchiveBot}}&lt;/ref&gt;<br /> * [[Azes I.|Azes]]-Ära: Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts, wohl identisch mit der [[Vikrama]] Ära<br /> * [[Gondophares]]-Ära: begann um 20<br /> * Saka-Ära: begann im Jahr 78, vielleicht identisch mit der Kosam-/Bandogarh- und der Lichchhavi-Ära<br /> * [[Kanischka]]-Ära: begann zwischen 110 und 130<br /> * [[Kuschana|Kuschan]]-Ära: begann 227 und war vielleicht die Fortsetzung der Kansihka-Ära<br /> * Kushano-Sasanidische Ära: begann 233<br /> * Kalchuri-Chedi-Ära: 248<br /> * Das [[Gupta-Reich]] beginnt seine Zeitrechnung mit der Thronbesteigung des ersten Gupta-Königs [[Chandragupta I.]] im Jahr 319.<br /> * Ganga-Ära: 420<br /> <br /> === Orientierung am Leben von Religionsgründern ===<br /> Einige Kulturen und Religionen orientierten ihre Zeitrechnung an ihrer Gründergestalt:<br /> * Im [[Buddhismus]] orientiert sich die Zeitrechnung traditionell am Todesjahr des Buddhas [[Siddhartha Gautama]], das durch [[Singhalesen|singhalesische]] Mönche auf 544 v.&amp;nbsp;Chr. festgelegt wurde. Tatsächlich starb Buddha aber wohl erst um 483 v.&amp;nbsp;Chr. Da die [[buddhistische Zeitrechnung]] mit dem Jahr 0 BE (''{{lang|en|Buddhist Era}}'') beginnt, war das westliche Jahr 2000 in der gängigen buddhistischen Zeitrechnung das Jahr 2543 BE.<br /> * Die [[Christentum|christlichen]] Gemeinden folgten zunächst der jeweils regional vorherrschenden Zeitrechnung. Der um 545 gestorbene römische Mönch [[Dionysius Exiguus]] berechnete aus Vorgaben des Neuen Testaments das Jahr 754 [[Ab urbe condita (Chronologie)|ab urbe condita]] (alte römische Zeitrechnung) als Jahr der Geburt des [[Jesus von Nazaret]], welches dann zum „Jahr&amp;nbsp;1“ in der [[Christliche Jahreszählung|Christlichen Jahreszählung]] (1&amp;nbsp;nach Christi Geburt) wurde. [[Beda Venerabilis]] war um 730 der erste Historiker, der diese Christliche Zeitrechnung systematisch gebrauchte. Im Frankenreich [[Karl der Große|Karls des Großen]] war sie schon gebräuchlich und verbreitete sich von dort später weltweit. Seither wird in der christlich geprägten Welt die Zeit eingeteilt in ''ante Christum natum'', [[v. Chr.|vor Christi Geburt]], und ''post Christum natum'', nach Christi Geburt. Die damit tradierte christliche Zeitrechnung steht jedoch im Kontrast zur historisch wahrscheinlichen Geburt des Jesus von Nazaret im Zeitraum der Jahre 7 bis 4 ''vor Christi Geburt''. Bei älteren deutschsprachigen Jahresangaben findet sich auch die Abkürzung „AD“ ({{laS|[[Anno Domini]]}}‚ im Jahr des Herrn); mit „Herr“ ist hier Jesus Christus gemeint. Im 20. Jahrhundert wurde versucht, die Abkürzung [[v. u. Z.|vuZ/nuZ]] (vor bzw. nach unserer Zeitrechnung) einzuführen. In englischen Texten ist AD (Anno Domini) und BC (before Christ) weithin üblich.&lt;ref&gt;[https://books.google.com/ngrams/graph?content=BCE,BC,CE,AD&amp;year_start=1808&amp;year_end=2008&amp;corpus=15&amp;smoothing=10&amp;share=&amp;direct_url=t1%3B%2CBCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CBC%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CAD%3B%2Cc0t1;,BCE;,c0;.t1;,BC;,c0;.t1;,CE;,c0;.t1;,AD;,c0#t1%3B%2CBCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CBC%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CAD%3B%2Cc0t0%3B%2CBCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CBC%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CAD%3B%2Cc0 neben BCE/CE – Google-Buch-Statistik Ngram Viewer]&lt;/ref&gt;<br /> * Die [[islam]]ische Jahreszählung beginnt mit dem Jahr der [[Hidschra]] [[Mohammed]]s, dem Abbruch der Beziehungen und Bindungen des Propheten und seiner Anhängerschar zu seiner Heimatstadt [[Mekka]] und seine Übersiedlung nach [[Medina]] im [[islamischer Kalender|Jahr 622 n.&amp;nbsp;Chr.]]<br /> * Im [[Bahaitum]] beginnt die Zeitrechnung des [[Badi-Kalender]]s am 21.&amp;nbsp;März 1844 im Jahr der Erklärung des [[Bāb]].<br /> <br /> === Orientierung an bedeutenden Ereignissen ===<br /> Andere Zeitrechnungen orientieren sich an Ereignissen von kultischer oder politischer Bedeutung:<br /> * Eine im griechischen Kulturraum der Antike verbreitete Jahreszählung basierte auf [[Olympiade]]n, deren erste 776 v.&amp;nbsp;Chr. stattfand.<br /> * Die [[Römisches Reich|römische]] Jahreszählung ''[[Ab urbe condita (Chronologie)|ab urbe condita]]'' leitet sich von der angenommenen Abkunft des römischen Volkes von Äneas und der legendären Gründung Roms durch [[Romulus und Remus|Romulus]] ab. Systematisch gebraucht wurde sie allerdings erst um 400 n.&amp;nbsp;Chr. von dem [[Hispanien|iberischen]] Historiker [[Orosius]].<br /> * Die französische Revolution begann 1792 eine Zeitrechnung mit dem [[Französischer Revolutionskalender|Französischen Revolutionskalender]].<br /> * [[Benito Mussolini]] führte in Italien die [[Era Fascista]] ein, welche mit dem 28. Oktober 1922 ([[Marsch auf Rom]]) begann. Am 28. Oktober 1933 begann demnach das Jahr XI der faschistischen Ära.<br /> <br /> === Moderne Zeitrechnungssysteme ===<br /> Zur Vereinfachung der maschinellen Rechnung mit Zeiträumen wurden lineare Zeitrechnungssysteme mit mehr oder weniger willkürlich gesetzten Nullpunkten geschaffen:<br /> * Das [[Julianisches Datum|Julianische Datum]] zählt in seiner Ursprungsform die Tage seit dem 1.&amp;nbsp;Januar −4712 ([[4713 v. Chr.]]) 12&amp;nbsp;Uhr [[Greenwich Mean Time|GMT]]<br /> * [[Modifiziertes Julianisches Datum]]: neuere Varianten des Julianischen Datums wählen den 17.&amp;nbsp;November 1858 0&amp;nbsp;Uhr GMT, den 30.&amp;nbsp;Dezember 1899 ([[Microsoft Excel]] für [[Microsoft Windows]], [[StarOffice]]/[[Apache OpenOffice]]) oder den 1.&amp;nbsp;Januar 1904 (Microsoft Excel für [[Macintosh]]) als [[Nullpunkt]].<br /> * Die [[Unixzeit]] zählt die Sekunden seit dem 1.&amp;nbsp;Januar 1970, 0&amp;nbsp;Uhr [[Koordinierte Weltzeit|UTC]].<br /> <br /> === Relative und absolute Chronologie ===<br /> In den Geschichts- und verwandten [[Wissenschaft]]en gibt es die Unterscheidung zwischen ''[[Absolute Chronologie|absoluter]]'' und ''[[Relative Chronologie|relativer Chronologie]]''. Hier ist mit Chronologie eine zeitliche Abfolge gemeint, welche als ''absolut'' (zum Beispiel Herrscherlisten, [[Dendrochronologie|dendrochronologische]] Abfolge) gilt, wenn diese sich an die Gegenwart anbinden lässt. So ist etwa durch exakt datierte Fixpunkte bekannt, wann genau vor unserer Zeit ein Element dieser Abfolge existierte. Somit kann nun die ganze Abfolge absolut datiert werden. Als ''relativ'' wird eine Chronologie bezeichnet, wenn zwar Ereignisse, Funde etc. untereinander in eine zeitliche Abfolge gebracht werden können, jedoch bei der [[Altersbestimmung (Archäologie)|Altersbestimmung]] nicht festzulegen ist, wie lange diese Abfolge vor der Gegenwart lag, da ein feststehender [[Referenzpunkt (Koordinaten)|Bezugspunkt]] zur Gegenwart fehlt.&lt;ref&gt;Hermann [und ab der 8.&amp;nbsp;Auflage Otto] Grotefend: ''Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit'', 10.&amp;nbsp;Auflage, hrsg. von Theodor Ulrich, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1960. ISBN 978-3-7752-5177-8&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Datumskonventionen ==<br /> In der [[Europäische Norm|Europäischen Norm]] [[EN 28601]] (von 1992) ist das [[Datumsformat]] (die gültige Darstellung der Zeitrechnung) festgelegt, welches für Deutschland und Österreich uneingeschränkt gültig ist (abgeleitet aus [[ISO 8601]] von 1988). Zudem sieht der aktuelle Standard ''ISO 8601'' (von 2000) eine vollständige Skala mit einem [[Jahr null]] und Jahresangaben mit [[Minuszeichen|negativem Vorzeichen]] vor. Es wird auf eine Datierung nach christlicher Tradition bezüglich vor oder nach Christus ohne Jahr null nicht mehr eingegangen.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Zeitmessung]]<br /> * [[Era]], Spanische Ära<br /> * [[Before Present]]<br /> * [[Swatch-Internetzeit]]<br /> * [[Datumsgrenze]]<br /> * [[Epoche (Chronologie)]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Brigitte Englisch: ''Passio domini? Grundlagen und Entwicklungen chronologischer Systeme im frühen Mittelalter'', in: [[Stefan Pätzold]] (Hrsg.): ''Chroniken als Quellen landesgeschichtlicher Forschung'' (= ''Westfälische Quellen- und Archivpublikationen.'' Bd. 32), Münster 2023, S. 133–163, ISBN 978-3-936258-36-3.<br /> * [[Hermann Grotefend]]: ''Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit.'' I–II, Hannover 1891–1892/98; Neudruck Aalen 1970; und: ''Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit.'', entworfen von Hermann Grotefend, 8. Auflage, besorgt von [[Otto Grotefend]], Hannover 1941; anastatische Neudrucke bis 1948; 10. Auflage, hrsg. von Th. Ulrich, Hannover 1960; 14. Auflage 2014.<br /> * [[Hans Lietzmann (Theologe)|Hans Lietzmann]]: ''Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre 1-2000 nach Christus.'' Walter de Gruyter &amp; Co, Berlin 1946.<br /> * Thomas Vogtherr: ''Zeitrechnung – von den Sumerern bis zur Swatch.'' Beck, München 2006, 3. Auflage 2012, ISBN 978-3-406-44763-1.<br /> * {{Literatur|Titel=Zeitrechnung und Zeitbewußtsein|Autor=[[Hermann Reichert]]|Sammelwerk=[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]]|Verlag=de Gruyter|Nummer=35|Ort=Berlin/New York|Jahr=2007|Seiten=866–877|ISBN=978-3-11-018784-7}}<br /> * Leofranc Holford-Strevens: ''Kleine Geschichte der Zeitrechnung und des Kalenders.'' Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-018483-7.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.nabkal.de|titel=Chronologie und Kalender | autor={{lang|de|Nikolaus A. Bär}} | zugriff=2012-04-07 | sprache=de | kommentar=viele verschiedene Umrechnungen und Berechnungen}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.oriold.uzh.ch/static/hegira.html|titel=Conversion of Islamic and Christian dates | autor=J. Thomann | zugriff=2012-04-07 | sprache=en | kommentar=einfache Umrechnung der beiden Zeitrechnungen}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.chaosreligion.com/wtl/index.php5?title=WikiTimeLine | titel=WikiTimeLine | zugriff=2010-07-21 | sprache=en | kommentar=Grafische Darstellung historischer Ereignisse}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefend/grotefend.htm | titel= Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit| autor=H. Grotefend | zugriff=2010-07-21 | sprache=de}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.kushan.org/essays/chronology/minorindoparthian.htm | titel={{lang|en|The Minor Indo-Parthian Eras}} | autor={{lang|en|Robert Bracey}} | hrsg={{lang|en|Kushan History}} | sprache=en | zugriff=2010-07-21 | kommentar=Indische Zeitrechnungen}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Zeitrechnung| ]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pawukon-Kalender&diff=255640611 Pawukon-Kalender 2025-05-02T05:03:33Z <p>RPI: /* Die Zyklen */</p> <hr /> <div>{{veraltet|seit=2022||Festtagkalender (abgelaufen), Wuku-Kalendertabelle (2017-2023 gelöscht)}}<br /> Der '''Pawukon-Kalender''' oder '''Wuku-Kalender''' ist ein rein numerischer Kalender. Er ist in [[Indonesien]], vor allem auf [[Java (Insel)|Java]] und [[Bali]] verbreitet.&lt;ref&gt;Friedrich Karl Ginzel: ''Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie'', Bd. 1, Leipzig 1906, S. 425.&lt;/ref&gt; Er umfasst einen Zyklus von 210 Tagen.<br /> <br /> Die [[Jahreslänge]] entspricht somit einerseits [[Zahlenmystik|zahlenmystischen]] Überzeugungen, indem sie das Produkt der einstelligen [[Primzahlen]] darstellt, andererseits ausreichend gut der Zykluslänge des traditionellen [[Reisanbau]]s.&lt;ref&gt;J. Stephen Lansing: Perfect Order (Princeton University Press 2006)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die Entstehung des javanischen Zyklus von 210 Tagen reicht in die Zeit der javanischen Urreligion zurück.&lt;ref&gt;Friedrich Karl Ginzel: ''Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie'', Bd. 1, Leipzig 1906, S. 418.&lt;/ref&gt; Die Kombination der fünftägigen Marktwoche mit der siebentägigen Woche aus Indien scheint ins 8. oder 9. Jahrhundert n. Chr. zu reichen.&lt;ref&gt;Friedrich Karl Ginzel: ''Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie'', Bd. 2, Leipzig 1911, S. 512.&lt;/ref&gt; Als die hinduistische Oberschicht Javas durch den Islam verdrängt wurde, siedelte sie 1478 nach Bali. Mit ihrer Kultur brachte sie auch ihre Zeitrechnung mit: Die wuku-Periode von 210 Tagen, die noch heute den Zeitablauf auf Bali bestimmt.<br /> <br /> == Das Wuku-Jahr ==<br /> Ein Wuku-Jahr umfasst 210 Tage. Es besteht aus der Abfolge von zehn nebeneinander herlaufenden Zyklen unterschiedlicher der Längen 1 bis 10 Tage. Die einzelnen Jahre werden weder gezählt noch benannt. Jahresanfang ist immer ein Sonntag. Die nächsten Jahre beginnen an folgenden gregorianischen Daten:<br /> <br /> {{Mehrspaltige Liste |breite=5em |gesamtbreite=30em |anzahl=2 |liste=<br /> * 21. Mai 2023<br /> * 17. Dezember 2023<br /> * 14. Juli 2024<br /> * 9. Februar 2025<br /> * 7. September 2025<br /> * 5. April 2026<br /> * 1. November 2026<br /> * 30. Mai 2027<br /> * 26. Dezember 2027<br /> }}<br /> <br /> == Die Zyklen ==<br /> Die zehn Zyklen bestehen aus 1 bis 10 Tagen.<br /> Die Tage der einzelnen Zyklen haben folgende Namen:&lt;ref&gt;Indonesischer Kalender von 1979 (Privatbesitz)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left; margin-right:3em;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Eintagegruppe (ekawara):<br /> |-<br /> | 1 || Luang<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Zweitagegruppe (diwiwara):<br /> |-<br /> |-<br /> | 1 || Menga<br /> |-<br /> | 2 || Pepet<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> {{Absatz}}<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left; margin-right:3em;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Dreitagegruppe (triwara):<br /> |-<br /> | 1 || Pasah<br /> |-<br /> | 2 || G. Tegeh<br /> |-<br /> | 3 || Kajeng<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Viertagegruppe (tjaturwara):<br /> |-<br /> | 1 || Sri<br /> |-<br /> | 2 || Laba<br /> |-<br /> | 3 || Jaya<br /> |-<br /> | 4 || Menala<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> {{Absatz}}<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left; margin-right:1em;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Fünftagegruppe (pancawara):<br /> |-<br /> ! !! !! Ritualzahl&lt;ref name=&quot;Rein158&quot;&gt;Edward M. Reingold, Nachum Dershowitz: ''Calendrical Calculations''. The Millennium Edition. Cambridge University Press, Cambridge u.&amp;nbsp;a. 2001, ISBN 0-521-77167-6, S. 158.&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> | 1 || Umanis || 5<br /> |-<br /> | 2 || Paing || 9<br /> |-<br /> | 3 || Pon || 7<br /> |-<br /> | 4 || Wage || 4<br /> |-<br /> | 5 || Kliwon || 8<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Sechstagegruppe (sadwara):<br /> |-<br /> | 1 || Tungleh<br /> |-<br /> | 2 || Aryang<br /> |-<br /> | 3 || Urukung<br /> |-<br /> | 4 || Paniron<br /> |-<br /> | 5 || Was<br /> |-<br /> | 6 || Maulu<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> {{Absatz}}<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left; margin-right:1em;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Siebentagegruppe (saptawara):<br /> |-<br /> ! !! !! Ritualzahl&lt;ref name=&quot;Rein158&quot; /&gt;<br /> |-<br /> | 1 || [[Aditya|Redite]] || 5<br /> |-<br /> | 2 || [[Soma (Getränk)#Soma als Mondgott|Coma]] || 4<br /> |-<br /> | 3 || [[Mangala (Mythologie)|Anggara]] || 3<br /> |-<br /> | 4 || [[Budha|Buda]] || 7<br /> |-<br /> | 5 || [[Brihaspati|Wraspati]] || 8<br /> |-<br /> | 6 || [[Shukra|Sukra]] || 6<br /> |-<br /> | 7 || [[Shani|Saniscara]] || 9<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Achttagegruppe (asathawara):<br /> |-<br /> | 1 || Sri<br /> |-<br /> | 2 || Indra<br /> |-<br /> | 3 || Guru<br /> |-<br /> | 4 || Yama<br /> |-<br /> | 5 || Ludra<br /> |-<br /> | 6 || Brahma<br /> |-<br /> | 7 || Kala<br /> |-<br /> | 8 || Uma<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> {{Absatz}}<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left; margin-right:3em;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Neuntagegruppe (sangawara):<br /> |-<br /> | 1 || Dangu<br /> |-<br /> | 2 || Jangur<br /> |-<br /> | 3 || Gigis<br /> |-<br /> | 4 || Nohan<br /> |-<br /> | 5 || Ogan<br /> |-<br /> | 6 || Erangan<br /> |-<br /> | 7 || Urungan<br /> |-<br /> | 8 || Tulus<br /> |-<br /> | 9 || Dadi<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> <br /> &lt;div style=&quot;float:left;&quot;&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Zehntagegruppe (dasawara):<br /> |-<br /> | 1 || Pandita<br /> |-<br /> | 2 || Pati<br /> |-<br /> | 3 || Suka<br /> |-<br /> | 4 || Duka<br /> |-<br /> | 5 || Sri<br /> |-<br /> | 6 || Manuh<br /> |-<br /> | 7 || Manusa<br /> |-<br /> | 8 || Raja<br /> |-<br /> | 9 || Dewa<br /> |-<br /> | 10 || Raksasa<br /> |}<br /> &lt;/div&gt;<br /> {{Absatz}}<br /> <br /> Die Kombination der Fünftagegruppe und der Siebentagegruppe bilden einen Zyklus von 35 Tagen, der gelegentlich auch als Monat gedeutet wird.<br /> <br /> == Die Tage ==<br /> [[Datei:IndonesischerKalender August 1979.jpg|mini|Indonesisches Kalenderblatt August 1979]]<br /> Jeder Tag wird durch eine (eindeutige) Kombination der Namen der zehn Zyklusgruppen bezeichnet. Dabei laufen die Tage der Drei-, Fünf-, Sechs- und Siebentagegruppe in regelmäßiger Folge nebeneinanderher.<br /> Die Tage der Ein-, Zwei- und Zehntagegruppe werden durch die Ritualzahl der Fünf- und Siebentagegruppe auf folgende Weise bestimmt. Die beiden Ritualzahlen werden addiert und um 1 erhöht, und diese Summe wird durch 10 geteilt; der Rest bestimmt den Tag: Ist der Rest eine gerade Zahl, so ist der Tag Luang (Tag der Eintagegruppe) und Pepet (zweiter Tag der Zweitagegruppe); der Rest selbst bestimmt den Tag der Zehntagegruppe, wobei statt des Restes 0 der Wert 10 zu nehmen ist. Für die Tage der Zehntagegruppe ergibt sich daraus eine ungleichmäßige Verteilung mit ungleicher Häufigkeit; manche Tage kommen in den 35 Tagen nur zweimal vor, andere bis zu fünfmal.<br /> Da die Vier-, Acht- und Neuntagegruppe nicht vollständig in einem wuku aufgehen, wird die Abfolge durch zwei bzw. drei „Wiederholungstage“ unterbrochen. Diese Wiederholungstage werden als Jaya und Kala zu Beginn der 11. Woche bzw. von Dangu zu Beginn der 1. Woche eingefügt. Die ersten zehn Tage haben also folgende Namen:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> | 1 || Menga Pasah Sri Paing Tungleh Redite Sri Dangu Sri<br /> |-<br /> | 2 || Luang Pepet Beteng Laba Pon Aryang Coma Indra Dangu Pati<br /> |-<br /> | 3 || Luang Pepet Kajeng Jaya Wage Urukung Anggara Guru Dangu Raja<br /> |-<br /> | 4 || Luang Pepet Pasah Menala Kliwon Paniron Buda Yama Dangu Manuh<br /> |-<br /> | 5 || Luang Pepet Beteng Sri Umanis Was Wraspati Ludra Jangur Duka<br /> |-<br /> | 6 || Luang Pepet Kajeng Laba Paing Maulu Sukra Brahma Gigis Manuh<br /> |-<br /> | 7 || Menga Pasah Jaya Pon Tungleh Saniscara Kala Nohan Manusa<br /> |-<br /> | 8 || Luang Pepet Beteng Menala Wage Aryang Redite Uma Ogan Raksasa<br /> |-<br /> | 9 || Menga Kajeng Sri Kliwon Urukung Coma Sri Erangan Suka<br /> |-<br /> | 10 || Menga Pasah Laba Umanis Paniron Anggara Indra Urungan Dewa<br /> |}<br /> <br /> Eine vollständige Liste der Kombinationen für alle 210 Tage eines Zyklus gibt es in der englischsprachigen Wikipedia.&lt;!--siehe [http://en.wikipedia.org/wiki/Pawukon Pawukon (englischsprachigen Wikipedia)]--&gt;<br /> <br /> == Die Woche ==<br /> Die 30 Zyklen der Siebentagegruppe, die unserer Woche entsprechen, haben jeweils einen eigenen Namen:<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Woche !! Name&lt;ref&gt;Indonesischer Kalender von 1979 (Privatbesitz)&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> | 1 || Sinta<br /> |-<br /> | 2 || Landep<br /> |-<br /> | 3 || Ukir<br /> |-<br /> | 4 || Kulantir<br /> |-<br /> | 5 || Taulu<br /> |-<br /> | 6 || Gumbreg<br /> |-<br /> | 7 || Wariga<br /> |-<br /> | 8 || Warigadian<br /> |-<br /> | 9 || Julungwangi<br /> |-<br /> | 10 || Sungsang<br /> |-<br /> | 11 || Dunggulan<br /> |-<br /> | 12 || Kuningan<br /> |-<br /> | 13 || Langkir<br /> |-<br /> | 14 || Medangsia<br /> |-<br /> | 15 || Pujut<br /> |-<br /> | 16 || Pahang<br /> |-<br /> | 17 || Krulut<br /> |-<br /> | 18 || Merakih<br /> |-<br /> | 19 || Tambir<br /> |-<br /> | 20 || Medangkungan<br /> |-<br /> | 21 || Matal<br /> |-<br /> | 22 || Uye<br /> |-<br /> | 23 || Menail<br /> |-<br /> | 24 || Perangbakat<br /> |-<br /> | 25 || Bala<br /> |-<br /> | 26 || Ugu<br /> |-<br /> | 27 || Wayang<br /> |-<br /> | 28 || Kelawu<br /> |-<br /> | 29 || Dukut<br /> |-<br /> | 30 || Watugunung<br /> |}<br /> <br /> '''Der Tika'''&lt;ref name=&quot;or&quot; /&gt;<br /> Die traditionelle Darstellung des Pawukon ist ein Tika. Er besteht aus 30 Spalten mit je sieben Zeilen, auf denen die verschiedenen Zyklen durch geometrische Symbole dargestellt sind und regelmäßige Muster ergeben. Er war meist in Holz geschnitzt oder auf Stoff gemalt&lt;ref&gt;Zwei leider sehr kleine Tikas findet man unter {{Webarchiv |url=http://blog.baliwww.com/people-community/908 |wayback=20091227172611 |text=Sidarta Wijaya: ''Tika: Balinese Traditional Calendar'' |archiv-bot=2018-12-05 16:40:04 InternetArchiveBot}}&lt;/ref&gt;. Heute werden keine Tikas mehr hergestellt, und nur wenige Menschen verstehen die Struktur des Tikas.<br /> Ein moderner indonesischer Kalender&lt;ref&gt;Indonesischer Kalender von 1979 (Privatbesitz)&lt;/ref&gt; enthält nicht nur die Daten des Pawukon-Kalenders, sondern auch die Daten des gregorianischen, javanischen, islamischen und chinesischen Kalenders. Die Tagesnamen des Pawukon-Kalenders sind im Uhrzeigersinn um den gregorianischen Tag in dieser Reihenfolge angeordnet: Tag der Fünf-, der Vier-, der Zwei-, der Neun-, der Acht-, der Zehn, der Sechs und der Dreitagegruppe.<br /> <br /> == Festtage ==<br /> Die wichtigsten Feste werden von der Drei-, Fünf- und Siebentagegruppe bestimmt, so dass viele Festtage alle 15 bzw. 35 Tage wiederkehren.&lt;ref name=&quot;or&quot;&gt;''Orientations. The Magazine for Collectors and Connoisseurs of Asian Art''. Hongkong, June 1980, {{ISSN|0030-5448}}, S. 70.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Edward M. Reingold, Nachum Dershowitz: ''Calendrical Calculations''. The Millennium Edition. Cambridge University Press, Cambridge u.&amp;nbsp;a. 2001, ISBN 0-521-77167-6, S. 161 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> '''Kajeng Kliwon''' fällt auf den Tag, an dem der letzte Tag der Dreitagegruppe (Kajeng) und der letzte Tag der Fünftagegruppe (Kliwon) zusammenfallen und kehrt daher alle 15 Tage wieder.&lt;br /&gt;<br /> Da der Kalender mit dem zweiten Tag der Fünftagegruppe beginnt, ist das jeweils der 9., 24., 39., 54., 69., 84., 99., 114., 129., 144., 159., 174., 189. und 204. Tag.<br /> <br /> '''Buda Kliwon''' fällt auf den Tag, an dem der vierte Tag der Siebentagegruppe (Buda) und der letzte Tag der Fünftagegruppe (Kliwon) zusammenfallen und kehrt daher alle 35 Tage wieder.&lt;br /&gt;<br /> Da der Kalender mit dem zweiten Tag der Fünftagegruppe beginnt, ist das jeweils der 4., 39., 74., 109., 144. und 179. Tag.<br /> <br /> '''Anggara Kliwon (Anggar Kassih) ''' fällt auf den Tag, an dem der dritte Tag der Siebentagegruppe (Anggara) und der letzte Tag der Fünftagegruppe (Kliwon) zusammenfallen und kehrt daher alle 35 Tage wieder.&lt;br /&gt;<br /> Da der Kalender mit dem zweiten Tag der Fünftagegruppe beginnt, ist das jeweils der 24., 59., 94., 129., 164. und 199. Tag.<br /> <br /> '''Buda Wage (Buda Cemeng) ''' fällt auf den Tag, an dem der vierte Tag der Siebentagegruppe (Buda) und der vierte Tag der Fünftagegruppe (Wage) zusammenfallen und kehrt daher alle 35 Tage wieder.&lt;br /&gt;<br /> Da der Kalender mit dem zweiten Tag der Fünftagegruppe beginnt, ist das jeweils der 18., 53., 88., 123., 158. und 193. Tag.<br /> <br /> '''Tumpek''' fällt auf den Tag, an dem der letzte Tag der Siebentagegruppe (Saniscara) und der letzte Tag der Fünftagegruppe (Kliwon) zusammenfallen und kehrt daher alle 35 Tage wieder. Kuningan ist auch ein Tumpek.&lt;br /&gt;<br /> Da der Kalender mit dem zweiten Tag der Fünftagegruppe beginnt, ist das jeweils der 14., 49., 84., 119., 154. und 189. Tag.<br /> <br /> '''Pengembang''' fällt auf den Tag, an dem der erste Tag der Siebentagegruppe (Redite) und der letzte Tag der Fünftagegruppe (Kliwon) zusammenfallen und kehrt daher alle 35 Tage wieder.&lt;br /&gt;<br /> Da der Kalender mit dem zweiten Tag der Fünftagegruppe beginnt, ist das jeweils der 29., 64., 99., 134., 169. und 204. Tag.<br /> <br /> '''Galungan''' fällt in der 11. Woche (Dunggulan) auf den Tag, an dem letzten Tag der Fünftagegruppe (Kliwon) und der vierte Tag der Siebentagegruppe (Buda) zusammenfallen und kehrt daher alle 210 Tage wieder.&lt;br /&gt;<br /> Das ist jeweils der 74. Tag.<br /> <br /> '''Kuningan''' ist der zehnte Tag nach Galungan und fällt in der 12. Woche (Kuningan) auf den Tag, an dem der letzte Tag der Fünftagegruppe (Kliwon) und der letzte Tag der Siebentagegruppe (Saniscara) zusammenfallen und kehrt daher alle 210 Tage wieder.&lt;br /&gt;<br /> Das ist jeweils der 84. Tag.<br /> <br /> '''Saraswati''' (oder Watugunung) ist der letzte Tag des Kalenders und der Göttin [[Sarasvati]] gewidmet. An diesem Tage werden Bildung und als deren Ausdruck Bücher verehrt (nicht gelesen). Es finden in den (auch) Saraswati gewidmeten Tempeln (z.&amp;nbsp;B. [[Pura Ulun Danu Batur]]) größere Zeremonien statt.<br /> <br /> '''Pagerwesi''' fällt auf den 4. Tag des Kalenders und ist ein Tag der inneren Stärkung gegen Adharma. Der Name bedeutet ''eiserner Zaun''.<br /> <br /> Für die nächsten Wuku-&quot;Jahre&quot; fallen die Feste auf folgende gregorianische Daten:<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> | Kajeng Kliwon ||<br /> 20.05.2019 &amp;#160; 04.06.2019 &amp;#160; 19.06.2019 &amp;#160; 04.07.2019 &amp;#160; 19.07.2019 &amp;#160; 03.08.2019 &amp;#160; 18.08.2019 &amp;#160; 02.09.2019 &amp;#160; 17.09.2019 &amp;#160; 02.10.2019 &amp;#160; 17.10.2019 &amp;#160; 01.11.2019 &amp;#160; 16.11.2019 &amp;#160; 01.12.2019 &lt;br&gt; <br /> 16.12.2019 &amp;#160; 31.12.2019 &amp;#160; 15.01.2020 &amp;#160; 30.01.2020 &amp;#160; 14.02.2020 &amp;#160; 29.02.2020 &amp;#160; 15.03.2020 &amp;#160; 30.03.2020 &amp;#160; 14.04.2020 &amp;#160; 29.04.2020 &amp;#160; 14.05.2020 &amp;#160; 29.05.2020 &amp;#160; 13.06.2020 &amp;#160; 28.06.2020 &lt;br&gt; <br /> 13.07.2020 &amp;#160; 28.07.2020 &amp;#160; 12.08.2020 &amp;#160; 27.08.2020 &amp;#160; 11.09.2020 &amp;#160; 26.09.2020 &amp;#160; 11.10.2020 &amp;#160; 26.10.2020 &amp;#160; 10.11.2020 &amp;#160; 25.11.2020 &amp;#160; 10.12.2020 &amp;#160; 25.12.2020 &amp;#160; 09.01.2021 &amp;#160; 24.01.2021 &lt;br&gt; <br /> 08.02.2021 &amp;#160; 23.02.2021 &amp;#160; 10.03.2021 &amp;#160; 25.03.2021 &amp;#160; 09.04.2021 &amp;#160; 24.04.2021 &amp;#160; 09.05.2021 &amp;#160; 24.05.2021 &amp;#160; 08.06.2021 &amp;#160; 23.06.2021 &amp;#160; 08.07.2021 &amp;#160; 23.07.2021 &amp;#160; 07.08.2021 &amp;#160; 22.08.2021 &lt;br&gt; <br /> 06.09.2021 &amp;#160; 21.09.2021 &amp;#160; 06.10.2021 &amp;#160; 21.10.2021 &amp;#160; 05.11.2021 &amp;#160; 20.11.2021 &amp;#160; 05.12.2021 &amp;#160; 20.12.2021 &amp;#160; 04.01.2022 &amp;#160; 19.01.2022 &amp;#160; 03.02.2022 &amp;#160; 18.02.2022 &amp;#160; 05.03.2022 &amp;#160; 20.03.2022<br /> |-<br /> | Buda Kliwon ||<br /> 15.05.2019 &amp;#160; 19.06.2019 &amp;#160; 24.07.2019 &amp;#160; 28.08.2019 &amp;#160; 02.10.2019 &amp;#160; 06.11.2019 &lt;br&gt; <br /> 11.12.2019 &amp;#160; 15.01.2020 &amp;#160; 19.02.2020 &amp;#160; 25.03.2020 &amp;#160; 29.04.2020 &amp;#160; 03.06.2020 &lt;br&gt; <br /> 08.07.2020 &amp;#160; 12.08.2020 &amp;#160; 16.09.2020 &amp;#160; 21.10.2020 &amp;#160; 25.11.2020 &amp;#160; 30.12.2020 &lt;br&gt; <br /> 03.02.2021 &amp;#160; 10.03.2021 &amp;#160; 14.04.2021 &amp;#160; 19.05.2021 &amp;#160; 23.06.2021 &amp;#160; 28.07.2021 &lt;br&gt; <br /> 01.09.2021 &amp;#160; 06.10.2021 &amp;#160; 10.11.2021 &amp;#160; 15.12.2021 &amp;#160; 19.01.2022 &amp;#160; 23.02.2022<br /> |-<br /> | Anggar Kassih ||<br /> 04.06.2019 &amp;#160; 09.07.2019 &amp;#160; 13.08.2019 &amp;#160; 17.09.2019 &amp;#160; 22.10.2019 &amp;#160; 26.11.2019 &lt;br&gt; <br /> 31.12.2019 &amp;#160; 04.02.2020 &amp;#160; 10.03.2020 &amp;#160; 14.04.2020 &amp;#160; 19.05.2020 &amp;#160; 23.06.2020 &lt;br&gt; <br /> 28.07.2020 &amp;#160; 01.09.2020 &amp;#160; 06.10.2020 &amp;#160; 10.11.2020 &amp;#160; 15.12.2020 &amp;#160; 19.01.2021 &lt;br&gt; <br /> 23.02.2021 &amp;#160; 30.03.2021 &amp;#160; 04.05.2021 &amp;#160; 08.06.2021 &amp;#160; 13.07.2021 &amp;#160; 17.08.2021 &lt;br&gt; <br /> 21.09.2021 &amp;#160; 26.10.2021 &amp;#160; 30.11.2021 &amp;#160; 04.01.2022 &amp;#160; 08.02.2022 &amp;#160; 15.03.2022<br /> |-<br /> | Buda Cemeng ||<br /> 29.05.2019 &amp;#160; 03.07.2019 &amp;#160; 07.08.2019 &amp;#160; 11.09.2019 &amp;#160; 16.10.2019 &amp;#160; 20.11.2019 &lt;br&gt; <br /> 25.12.2019 &amp;#160; 29.01.2020 &amp;#160; 04.03.2020 &amp;#160; 08.04.2020 &amp;#160; 13.05.2020 &amp;#160; 17.06.2020 &lt;br&gt; <br /> 22.07.2020 &amp;#160; 26.08.2020 &amp;#160; 30.09.2020 &amp;#160; 04.11.2020 &amp;#160; 09.12.2020 &amp;#160; 13.01.2021 &lt;br&gt; <br /> 17.02.2021 &amp;#160; 24.03.2021 &amp;#160; 28.04.2021 &amp;#160; 02.06.2021 &amp;#160; 07.07.2021 &amp;#160; 11.08.2021 &lt;br&gt; <br /> 15.09.2021 &amp;#160; 20.10.2021 &amp;#160; 24.11.2021 &amp;#160; 29.12.2021 &amp;#160; 02.02.2022 &amp;#160; 09.03.2022<br /> |-<br /> | Tumpek ||<br /> 25.05.2019 &amp;#160; 29.06.2019 &amp;#160; 03.08.2019 &amp;#160; 07.09.2019 &amp;#160; 12.10.2019 &amp;#160; 16.11.2019 &lt;br&gt; <br /> 21.12.2019 &amp;#160; 25.01.2020 &amp;#160; 29.02.2020 &amp;#160; 04.04.2020 &amp;#160; 09.05.2020 &amp;#160; 13.06.2020 &lt;br&gt; <br /> 18.07.2020 &amp;#160; 22.08.2020 &amp;#160; 26.09.2020 &amp;#160; 31.10.2020 &amp;#160; 05.12.2020 &amp;#160; 09.01.2021 &lt;br&gt; <br /> 13.02.2021 &amp;#160; 20.03.2021 &amp;#160; 24.04.2021 &amp;#160; 29.05.2021 &amp;#160; 03.07.2021 &amp;#160; 07.08.2021 &lt;br&gt; <br /> 11.09.2021 &amp;#160; 16.10.2021 &amp;#160; 20.11.2021 &amp;#160; 25.12.2021 &amp;#160; 29.01.2022 &amp;#160; 05.03.2022<br /> |-<br /> | Pengembang ||<br /> 09.06.2019 &amp;#160; 14.07.2019 &amp;#160; 18.08.2019 &amp;#160; 22.09.2019 &amp;#160; 27.10.2019 &amp;#160; 01.12.2019 &lt;br&gt; <br /> 05.01.2020 &amp;#160; 09.02.2020 &amp;#160; 15.03.2020 &amp;#160; 19.04.2020 &amp;#160; 24.05.2020 &amp;#160; 28.06.2020 &lt;br&gt; <br /> 02.08.2020 &amp;#160; 06.09.2020 &amp;#160; 11.10.2020 &amp;#160; 15.11.2020 &amp;#160; 20.12.2020 &amp;#160; 24.01.2021 &lt;br&gt; <br /> 28.02.2021 &amp;#160; 04.04.2021 &amp;#160; 09.05.2021 &amp;#160; 13.06.2021 &amp;#160; 18.07.2021 &amp;#160; 22.08.2021 &lt;br&gt; <br /> 26.09.2021 &amp;#160; 31.10.2021 &amp;#160; 05.12.2021 &amp;#160; 09.01.2022 &amp;#160; 13.02.2022 &amp;#160; 20.03.2022<br /> |-<br /> | Galungan ||<br /> 24.07.2019 &lt;br&gt; <br /> 19.02.2020 &lt;br&gt; <br /> 16.09.2020 &lt;br&gt; <br /> 14.04.2021 &lt;br&gt; <br /> 10.11.2021<br /> |-<br /> | Kuningan ||<br /> 03.08.2019 &lt;br&gt; <br /> 29.02.2020 &lt;br&gt; <br /> 26.09.2020 &lt;br&gt; <br /> 24.04.2021 &lt;br&gt; <br /> 20.11.2021<br /> |}<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste der Kalendersysteme]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Friedrich Karl Ginzel]]: ''Handbuch der mathematischen und Technischen Chronologie''. Band 1: ''Zeitrechnung der Babylonier, Ägypter, Mohammedaner, Perser, Inder, Südostasiaten, Chinesen, Japaner und Zentralamerikaner''. Hinrichs, Leipzig 1906.<br /> * Edward M. Reingold, Nachum Dershowitz: ''Calendrical Calculations''. The Millennium Edition. Cambridge University Press, Cambridge u.&amp;nbsp;a. 2001, ISBN 0-521-77167-6.<br /> * ''Orientations. The Magazine for Collectors and Connoisseurs of Asian Art''. Hongkong, June 1980, {{ISSN|0030-5448}}.<br /> * Indonesischer Kalender von 1979 (Privatbesitz)<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [[Alois Payer]]: [http://www.payer.de/bali/bali01.htm ''Materialien zum balinesischen Hinduismus'', ''Die balinesischen Kalender''] (hier Pakuwon statt Pawukon)<br /> * [http://emr.cs.iit.edu/home/reingold/calendar-book/Calendrica.html Kalenderprogramm] aus Reingold, Dershowitz: ''Calendrical Calculations - The Millennium Edition''. Cambridge 2001<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Kalendersystem]]<br /> [[Kategorie:Kultur (Bali)]]<br /> <br /> [[en:Balinese calendar]]<br /> [[fr:Calendrier de Bali]]<br /> [[id:Wuku]]<br /> [[jv:Wuku]]<br /> [[pl:Kalendarz balijski]]<br /> [[sh:Pawukon]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wochentage_(Thailand)&diff=255640497 Wochentage (Thailand) 2025-05-02T04:59:59Z <p>RPI: /* Namen und Farben der Wochentage */</p> <hr /> <div>Jedem der '''[[Wochentag]]e in Thailand''' ist nach einer [[Astrologie|astrologischen]] Regel (welche von der [[Indische Mythologie|hinduistischen Mythologie]] beeinflusst ist) jeweils ein bestimmter Schutzgott zugeordnet.<br /> <br /> == Namen und Farben der Wochentage ==<br /> [[Datei:PersonificationThaiWeekdays 05061801.jpg|mini|Sonntag und Montag]]<br /> [[Datei:PersonificationThaiWeekdays 05061802.jpg|mini|Dienstag und Mittwoch]]<br /> [[Datei:PersonificationThaiWeekdays 05061803.jpg|mini|Donnerstag und Freitag]]<br /> [[Datei:PersonificationThaiWeekdays 05061804.jpg|mini|Samstag (linkes Bild)]]<br /> So wie in der hinduistischen Mythologie ein jeder Gott ein Reittier hat, so ist ihm auch ein bestimmter Planet und eine bestimmte Farbe zugeordnet. Der Schutzgott des Sonntags ist zum Beispiel [[Surya]], dessen traditionelle Farbe Rot ist. Diese Tagesfarben sind die traditionellen Geburtstagsfarben in Thailand. Beispielsweise wird alljährlich am 5.&amp;nbsp;Dezember das gesamte Land mit Gegenständen in gelber Farbe dekoriert, Menschen trugen gelbe Kleidung, da der König [[Bhumibol Adulyadej]] an einem Montag geboren war.<br /> <br /> Für bestimmte [[Brahmanismus|brahmanische]] Zeremonien ist es notwendig, einen Zusammenhang herzustellen zwischen den [[Lokapala#Hinduismus|acht Himmelsrichtungen]] und den einzelnen Wochentagen. Wichtige Feiern, wie beispielsweise eine Hochzeit oder auch die Mönchsordination, benötigen eine Orientierung nach dem Kompass, um nicht im Desaster zu enden. Es gibt einen allgemeinen Glauben an eine Unglück-bringende als auch eine Glück-bringende Richtung eines jeden Tages. Da aber nun der Kompass acht Himmelsrichtungen aufweist, die Woche aber nur sieben Tage hat, ist der Mittwoch zweigeteilt.<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+<br /> !colspan=&quot;2&quot;| Wochentag !!rowspan=&quot;2&quot;| [[Planet (Astrologie)|Planet]] !!colspan=&quot;2&quot;| Gott !!colspan=&quot;2&quot;| Farbe<br /> |-<br /> ! Deutsch !! Thai !! [[Sanskrit]] !! Thai !! Tag !! Nacht<br /> |-<br /> | [[Sonntag]] || {{lang|th|วันอาทิตย์|Wan Athit}} || [[Sonne]] || {{lang|sa-Deva|आदित्य|Ādityá}} || {{lang|th|พระอาทิตย์|Phra Athit}} ||colspan=&quot;2&quot; style=&quot;text-align:center; background:red&quot;| Rot<br /> |-<br /> | [[Montag]] || {{lang|th|วันจันทร์|Wan Chan}} || [[Mond]] || {{lang|sa-Deva|चन्द्र|Candra}} || {{lang|th|พระจันทร์|Phra Chan}} ||colspan=&quot;2&quot; style=&quot;text-align:center; background:yellow&quot;| Gelb<br /> |-<br /> | [[Dienstag]] || {{lang|th|วันอังคาร|Wan Angkhan}} || [[Mars (Planet)|Mars]] || {{lang|sa-Deva|मंगल|Mangala}} || {{lang|th|พระอังคาร|Phra Angkhan}} ||colspan=&quot;2&quot; style=&quot;text-align:center; background:pink&quot;| Rosa<br /> |-<br /> | [[Mittwoch]] || {{lang|th|วันพุธ|Wan Phut}} || [[Merkur (Planet)|Merkur]] || {{lang|sa-Deva|बुध|Budha}} || {{lang|th|พระพุธ|Phra Phut}} ||style=&quot;background:green&quot;| &amp;nbsp;&amp;nbsp;Grün&amp;nbsp;&amp;nbsp; ||style=&quot;background:lightgreen&quot;| Hellgrün<br /> |-<br /> | [[Donnerstag]] || {{lang|th|วันพฤหัสฯ|Wan Phruehat}} || [[Jupiter (Planet)|Jupiter]] || {{lang|sa-Deva|बृहस्पति|Bṛhaspati}} || {{lang|th|พระพฤหัสบดี|Phra Phruehatsabodi}} ||colspan=&quot;2&quot; style=&quot;text-align:center; background:orange&quot;| Orange<br /> |-<br /> | [[Freitag]] || {{lang|th|วันศุกร์|Wan Suk}} || [[Venus (Planet)|Venus]] || {{lang|sa-Deva|शुक्र|Śukra}} || {{lang|th|พระศุกร์|Phra Suk}} ||colspan=&quot;2&quot; style=&quot;text-align:center; background:deepskyblue&quot;| Hellblau<br /> |-<br /> | [[Samstag]] || {{lang|th|วันเสาร์|Wan Sao}} || [[Saturn (Planet)|Saturn]] || {{lang|sa-Deva|शनि|Śani}} || {{lang|th|พระเสาร์|Phra Sao}} ||colspan=&quot;2&quot; style=&quot;text-align:center; background:darkorchid&quot;| Violett<br /> |}<br /> * Sonntag: Aditya ist ein anderer Name für [[Surya]], der Haupt-[[Sonnengottheit]] im Hinduismus. In Thailand wird Surya daher ''Phra Athit'' (kurz für {{lang|th|พระสุริยาทิตย์|Phra Suriyathit}}) genannt. Er reist meist in einem Streitwagen von Löwen gezogen, sein Wagenlenker ist [[Aruna]], der Gott des [[Morgenröte|Morgenrot]]. Suryas Element ist das Feuer, daher wird er mit der Farbe Rot in Verbindung gebracht.<br /> * Montag: Im Hinduismus ist [[Chandra (Gott)|Chandra]] eine [[Mondgottheit]]. In Thailand wird er Phra Chan [{{IPA|pʰrá ʤan}}] genannt, er fährt jede Nacht mit seinem Streitwagen (dem Mond), der von zehn jasminfarbenen Pferden gezogen wird, über den Himmel. Hinten im Streitwagen fährt oft ein Hase mit. Sein Element ist die Erde.<br /> * Dienstag: In der [[Jyotisha|indischen Astrologie]] ist [[Mangala (Mythologie)|Mangala]] der Name für den [[Mars (Planet)|Mars]]. Er wird in Thailand „Phra Angkhan“ genannt. Er ist ein kriegserfahrener Gott mit großer Stärke. Sein Reittier ist der Wasserbüffel. Seine Haut ist rosa wie die Farbe des Planeten Mars, seine Kleidung ist von roter Farbe und er trägt oft rote Blumen hinterm Ohr. Phra Angkarn hat vier Arme, in denen er „göttliche Waffen“ trägt: einen Speer, eine Lanze und einen Schlagstock. Sein Element ist der Wind.<br /> * Mittwoch: In der hinduistischen Mythologie ist [[Budha]] (nicht zu verwechseln mit [[Buddha]]) der Name des Planeten [[Merkur (Planet)|Merkur]]. Der Hindu-Gott Budha ist der Sohn von Chandra, dem Mondgott. Er wird in Thailand Phra Phut genannt, sein Element ist das Wasser und der Beschützer der Händler. Er hat eine smaragdgrüne Haut, sein Reittier ist der Elefant. Phra Phut wird oft als Einsiedler dargestellt.<br /> * Donnerstag: [[Brihaspati]] ist der Name einer Gottheit aus der [[Rigveda]]. Er ist die Personifizierung der Frömmigkeit und Religion. In Thailand wird er Phra Phruehatsabodi (Thai: {{lang|th|พระพฤหัสบดี}}, [{{IPA|pʰrá pʰrʉ́hàtsàbɔːdiː}}]), oder kurz Phra Phruehat [{{IPA|pʰrá pʰrʉ́hàt}}] genannt, er ist der Kaplan der Gottheiten und Lehrer von [[Indra]]. Sein Element ist die Erde, er reitet auf einem goldenen Hirsch.<br /> * Freitag: Der Name der Hindu-Gottheit [[Shukra]] ist das Sanskrit-Wort für „Reinheit“, „Klarheit“, „Helligkeit“. Er wird in Thailand „Phra Suk“ [{{IPA|pʰrá sùk}}] genannt, ein Einsiedler, Gott der Liebe. Er ist das Symbol des Friedens. Sein Element ist das Wasser, die Farbe seines Körpers erinnert an den Sonnenaufgang und er lebt in einer goldenen Behausung. Sein Reittier ist der mythologische Bulle Asupharat ({{lang|th|โคอสุภราช}}), den [[Shiva]] für ihn aus 21 Rindern erschuf.<br /> * Samstag: Die hinduistische Gottheit [[Shani]] ist in der Hindu-Astrologie eine der [[Navagraha]], der neun personifizierten Planeten. Shani manifestiert sich im Planeten [[Saturn (Planet)|Saturn]] und ist der Gott des Ackerbaus, der Zivilisation aber auch des Missgeschicks. Sein Element ist das Feuer, er hat eine schwarze Haut und glühende Augen. Er reitet auf einem Tiger, in den Händen trägt er eine Lanze und einen Bogen. Er kümmert sich um die erste Regenperiode im Frühling.<br /> <br /> == Buddhistische Symbolik ==<br /> [[Datei:Cmwjetthaeobowa0408.jpg|mini|Ein Buddha „für jeden Wochentag“ (Wat Chet Thaeo, Chiang Mai)]]<br /> Jedem Wochentag ist außerdem eine [[Buddha-Statue (Thailand)|Buddha-Statue]] mit einer bestimmten Handhaltung ''([[Mudra]])'' zugeordnet, da in alten Zeiten angenommen wurde, dass einige Ereignisse im Leben des Buddha an bestimmten Tagen der Woche stattfanden. Man sieht in thailändischen Tempeln ''([[Wat]])'' oft eine Reihe von acht verschiedenen Buddha-Statuen, denen die Gläubigen kleine Opfergaben darbringen.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Charles Coleman: ''The Mythology of the Hindus.'' Asian Educational Service, New Delhi 1995, ISBN 81-206-0971-9.<br /> * {{Internetquelle |autor=Tien-Rein Lee |url=http://www.repository.rmutt.ac.th/bitstream/handle/123456789/1175/THE%20COLOR%20WE%20USE%20IN%20OUR%20DAILY%20LIFE.pdf?sequence=1 |titel=The color we use in our daily life – communicating with color |werk=ประชุมวิชาการ (Proceedings) |datum=Dezember 2013 |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20161018212854/http://www.repository.rmutt.ac.th/bitstream/handle/123456789/1175/THE%20COLOR%20WE%20USE%20IN%20OUR%20DAILY%20LIFE.pdf?sequence=1 |archiv-datum=2016-10-18 |abruf=2025-04-14}}<br /> * Pishnu Supanimit (Hrsg.), Preecha Thaothong: ''Himmaphan Forest According to the Royal Command of Her Majesty the Queen.'' ({{lang|th|ป่าหิมพานต์ ตามพระราชเสาวนีย์}}). Amarin Printing, Bangkok 2005 (Teil 2 des Katalogs zur gleichnamigen Ausstellung vom 24. Mai bis 10. Juli 2005 in der Queen’s Gallery Bangkok).<br /> * Heinrich Zimmer: ''Indische Mythen Und Symbole'' (= ''Diederichs Gelbe Reihe.'' Band 33). Diederichs, Köln / Düsseldorf 1981, ISBN 3-424-00693-9.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{Internetquelle |autor=Phakinee Dokmaingam |url=http://www.phakinee.com/thailand-wochentage-monatsnamen/ |titel=Tage und Monate auf Thai |werk=Zenos |datum=2014-04-12 |abruf=2025-04-09 |sprache=de}}<br /> * {{Internetquelle |autor=Tim Kröner |url=https://www.entdecke-thailand.net/farben-und-wochentage-in-thailand.php |titel=Farben und Wochentage In Thailand |werk=Entdecke-Thailand.net |abruf=2025-04-09 |sprache=de}}<br /> * {{Internetquelle |autor=Wilfried Stevens |url=https://der-farang.com/de/pages/buddha-f%C3%A3r-jeden-wochentag |titel=Buddha für jeden Wochentag |werk=DER FARANG |datum=2005-05-07 |abruf=2025-04-09 |sprache=de}}<br /> <br /> [[Kategorie:Woche|Thailand]]<br /> [[Kategorie:Thailändische Mythologie]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ravi&diff=255640133 Ravi 2025-05-02T04:21:55Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Ravi''' bezeichnet:<br /> <br /> * [[Ravi (Gavorrano)]], Gemeinde in Italien<br /> * [[Ravi (Fluss)]], Fluss in Indien und Pakistan<br /> * [[Ravi (Mondkrater)]], ein kleiner Mondkrater<br /> * [[Ravi (Mythologie)]], indischer Sonnengott<br /> * [[Ravi (Vorname)]], indischer Vorname<br /> <br /> <br /> '''Ravi''' ist der Name oder Familienname folgender Personen:<br /> <br /> * [[Ravi (Filmkomponist)]] (1926–2012), indischer Filmkomponist<br /> * [[Ravi (Musiker)]], (* 1976), norwegischer Musiker<br /> * [[Disha Ravi]], indische Klimaschützerin<br /> * [[Jayam Ravi]] (* 1980), indisch-tamilischer Schauspieler<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ravi_(Mythologie)&diff=255640127 Ravi (Mythologie) 2025-05-02T04:21:04Z <p>RPI: AZ: Weiterleitung nach Surya erstellt</p> <hr /> <div>#WEITERLEITUNG [[Surya]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Surya&diff=255640055 Surya 2025-05-02T04:14:50Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>[[Datei:Lord Surya.JPG|mini|Surya auf dem von Pferden gezogenen Sonnenwagen]]<br /> <br /> '''Surya''' ({{saS|सूर्य|sūrya}} ‚Sonne‘), auch '''Ravi''' oder '''Aditya''', ist in den ältesten [[Schriften des Hinduismus|Schriften]] des [[Hinduismus]], den [[Veda|Veden]], die Personifizierung der Sonne, der Wärme und des Lichtes bzw. der [[Sonnengott]], den viele Gläubige noch heute in verschiedenen Formen verehren&lt;ref name=&quot;Harshananda&quot;&gt;Swami Harshananda: ''Hindu Gods and Goddeses'', Sri Ramakrishna Math, Madras, ISBN 81-7120-110-5&lt;/ref&gt;. Gelegentlich taucht Surya in den Veden in weiblicher Form als Tochter der Sonne auf. Surya verkörpert die Mittags- und Abendsonne.<br /> <br /> == Mythologie ==<br /> Der [[Rig Veda]] beschreibt Surya als „Auge des Himmels“&lt;ref&gt;{{Rigveda|1|115}}; {{Rigveda|7|61|1|form=pur}}; {{Rigveda|10|37|1|form=pur}}; Quellenangaben nach [[Mircea Eliade]]: ''Die Religionen und das Heilige'', Salzburg 1954, S. 171&lt;/ref&gt; und als „Auge des [[Mitra (vedischer Gott)|Mitra]], des [[Varuna (indische Gottheit)|Varuna]] und des [[Agni]]“&lt;ref&gt;{{Rigveda|1|115|1|form=abk}}; {{Rigveda|6|51|1|form=pur}}; {{Rigveda|7|63|1|form=pur}}; WYV 4,35; WYV 7,42; WYV 13,46; AV 13,2,35&lt;/ref&gt;. Nach dem ''Purusha sukta'' ist die Sonne aus dem Auge des kosmischen Riesen [[Purusha]] entstanden&lt;ref&gt;{{Rigveda|10|90}}; Quellenangabe nach [[Mircea Eliade]]: ''Die Religionen und das Heilige'', Salzburg 1954, S. 171&lt;/ref&gt;. Eine Parallele in der [[Ägyptische Religion|ägyptischen Religion]] stellt das [[Auge des Re]] dar, das ebenfalls als Sonnensymbol gilt; eine Parallele im [[Zoroastrismus]] stellt die dortige Beschreibung der Sonne als „Auge des [[Ahura Mazda]]“ dar.<br /> <br /> Surya gilt auch als eine der [[Manifestation]]en von Agni, der [[Feuer]]gestalt des Göttlichen. Ist Agni auf der Erde das Feuer selbst, ist er am Himmel Surya, die Sonne. Suryas Symbol ist die [[Swastika]], welches in der alten Welt ein Symbol des Sonnenrades ist. Surya trägt goldene Rüstung und hat goldenes Haar sowie goldene Arme. Manchmal wird er auch mit dunkelroter Körperfarbe abgebildet. In seinen Händen trägt er den Lotus, Keule, Muschel und Rad. Der Gott wird insbesondere eng mit Gesundheit, hoher Lebenserwartung, Erfolg, Vernichtung der Gegner und innerer Erleuchtung verbunden.<br /> <br /> Surya ist der Bruder von [[Indra]] und Agni. [[Ushas]] gilt teilweise als seine Schwester, manchmal aber auch als seine Gefährtin und Geliebte. Er selbst ist entweder der Sohn von [[Dyaus Pita|Dyaus]] (Himmel) und [[Prithivi]] (Erde) oder der Göttin [[Aditi]].&lt;ref&gt;Anneliese und Peter Keilhauer: ''Die Bildsprache des Hinduismus. Die indischen Götter und ihre Symbolik.'' DuMont, Köln 1983, S. 228ff, ISBN 3-7701-1347-0&lt;/ref&gt; Surya zählt daher auch zu den [[Adityas]], einer Gruppe von zwölf vedischen Gottheiten, die alle verschiedene Sonnenaspekte sind. Zu seinen Kindern zählen, manchen Überlieferungen zufolge, seine Söhne [[Yama (Todesgott)|Yama]] und [[Manu (Hinduismus)|Manu]] sowie seine Tochter [[Yamuna (Gottheit)|Yamuna]]. Seine Mutter Aditi stößt ihn einst als einzigen Sohn von sich, da sie seine sengende Hitze nicht ertragen kann. Ebenso ergeht es seiner Frau [[Saranyu]], die ihm davonläuft, sich vor ihm versteckt und sich in eine Stute verwandelt. Sie bittet ihre Magd den Platz an Suryas Seite einzunehmen. Doch Surya findet sie in einem Wald, verwandelt sich in einen Hengst und zeugt mit ihr den Krieger [[Revanta]], den Planetengott [[Shani]] und die beiden [[Ashvins]], goldene Zwillinge und Vorboten der Morgenröte. Saranyus Vater hobelt später einen Teil Suryas ab, sodass Saranyu gefahrlos bei ihm bleiben kann. Die herunterfallenden Teile Suryas fallen auf die Erde und werden zu den Waffen der Götter.&lt;ref name=&quot;Storm&quot;&gt;Rachel Storm, ''Enzyklopädie der östlichen Mythologie'', Reichelsheim 2000, ISBN 3-89736-305-4, Seite 161&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im späteren Hinduismus verschmilzt Surya mit verschiedenen älteren Gottheiten, so [[Mitra (vedischer Gott)|Mitra]], [[Pushan]], [[Savitri (Gottheit)|Savitri]] oder [[Vivasvat]], die dann als Aspekte des Sonnengottes gelten.<br /> <br /> == Darstellung ==<br /> [[Datei:Surya statue, New Delhi, India - 20051204.jpg|mini|Moderne Surya-Statue]]<br /> Ähnlich wie [[Helios]] in der griechischen Mythologie lenkt Surya einen vom göttlichen [[Vishvakarman]] aus den Strahlen der Sonne gefertigten [[Sonnenwagen]] (vgl. Himmelsfahrzeug ''[[vimana]]'' und Götterwagen ''[[ratha]]''), der von sieben Pferden gezogen wird, die für die sieben Tage der Woche stehen. Auf diesem thront außer ihm die Göttin [[Chhaya]], (Schatten), Suryas Frau. Die Veden beschreiben ihn als „Juwel am Himmel“. Er spendet Licht und Wärme&lt;ref name=&quot;Bellinger&quot;&gt;[[Gerhard Bellinger|Gerhard J. Bellinger]]: ''Knaurs Lexikon der Mythologie,'' München 1999, ISBN 3-8289-4154-0, Seite 469/470: ''Surya''&lt;/ref&gt; und ist Ursache für den Tag und die Nacht. Suryas göttlicher Wagenlenker ist sein Freund [[Aruna]], der Gott des Morgenrot.&lt;ref name=&quot;Harshananda&quot; /&gt; Meist wird Surya jedoch als Einzelfigur stehend dargestellt; in seinen Armen trägt er häufig zwei Lotosblumen, die sich neben seinem Haupt zur Blüte entfalten.<br /> <br /> == Verehrung ==<br /> Wenn Hindus Surya verehren, meinen sie nicht das ‚Objekt Sonne‘, sondern das ‚Prinzip Sonne‘, das Licht, das täglich wiederkehrt und auch die geistige Dunkelheit vertreiben soll. Manche beten besonders bei Sonnenaufgang das [[Gayatri (Mantra)|Gayatri-Mantra]], welches den Wunsch nach geistigem Licht und [[Erleuchtung]] ausdrückt. Dieses ist an den vedischen Gott ''Savitri'' („der Antreiber“) gerichtet,&lt;ref&gt;[[Gerhard Bellinger|Gerhard J. Bellinger]]: ''Knaurs Lexikon der Mythologie,'' München 1999, ISBN 3-8289-4154-0, Seite 438&lt;/ref&gt; dem Aspekt der Sonne vor ihrem Aufgang. Andere Gläubige pflegen die Sitte, sich morgens mit gefalteten Händen vor der Sonne grüßend zu verbeugen. Eine körperliche Form der Sonnenverehrung ist der sogenannte ‚Gruß an die Sonne‘, die Übung [[Sonnengruß|Surya Namaskar]] aus dem [[Hatha Yoga|Hatha-Yoga]]-System.<br /> <br /> Zu den bedeutendsten Surya-Tempeln Indiens gehören der im 13. Jahrhundert erbaute Komplex in [[Sonnentempel von Konark|Konark]] ([[Odisha]]), der zum [[UNESCO]]-[[Weltkulturerbe]] gehört, sowie die [[Sonnentempel von Martand]] ([[Jammu und Kashmir (Unionsterritorium)|Jammu und Kashmir]]) aus dem 8. und von [[Modhera]] ([[Gujarat]]) aus dem 11. Jahrhundert.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Dowson1879|310|311|SŪRYA}}<br /> * Shanti Lal Nagar: ''Sūrya and Sun Cult: In Indian Art, Culture, Literature and Thought.'' Aryan Books International, New Delhi 1995<br /> * V. C. Srivastava: [https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.128732/mode/2up ''Sun-Worship in Ancient India.''] Indological Publications, Allahabad 1972<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> <br /> == Einzelbelege ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=119054809|LCCN=n2017066130|VIAF=263831686}}<br /> <br /> [[Kategorie:Navagraha]]<br /> [[Kategorie:Sonnengottheit]]<br /> [[Kategorie:Männliche Gottheit]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Aditya&diff=255639885 Aditya 2025-05-02T04:03:12Z <p>RPI: AZ: Weiterleitung nach Surya erstellt</p> <hr /> <div>#WEITERLEITUNG [[Surya]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Surya&diff=255639196 Surya 2025-05-02T02:36:01Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>[[Datei:Lord Surya.JPG|mini|Surya auf dem von Pferden gezogenen Sonnenwagen]]<br /> <br /> '''Surya''' ({{saS|सूर्य|sūrya}} ‚Sonne‘) ist in den ältesten [[Schriften des Hinduismus|Schriften]] des [[Hinduismus]], den [[Veda|Veden]], die Personifizierung der Sonne, der Wärme und des Lichtes bzw. der [[Sonnengott]], den viele Gläubige noch heute in verschiedenen Formen verehren&lt;ref name=&quot;Harshananda&quot;&gt;Swami Harshananda: ''Hindu Gods and Goddeses'', Sri Ramakrishna Math, Madras, ISBN 81-7120-110-5&lt;/ref&gt;. Gelegentlich taucht Surya in den Veden in weiblicher Form als Tochter der Sonne auf. Surya verkörpert die Mittags- und Abendsonne.<br /> <br /> == Mythologie ==<br /> Der [[Rig Veda]] beschreibt Surya als „Auge des Himmels“&lt;ref&gt;{{Rigveda|1|115}}; {{Rigveda|7|61|1|form=pur}}; {{Rigveda|10|37|1|form=pur}}; Quellenangaben nach [[Mircea Eliade]]: ''Die Religionen und das Heilige'', Salzburg 1954, S. 171&lt;/ref&gt; und als „Auge des [[Mitra (vedischer Gott)|Mitra]], des [[Varuna (indische Gottheit)|Varuna]] und des [[Agni]]“&lt;ref&gt;{{Rigveda|1|115|1|form=abk}}; {{Rigveda|6|51|1|form=pur}}; {{Rigveda|7|63|1|form=pur}}; WYV 4,35; WYV 7,42; WYV 13,46; AV 13,2,35&lt;/ref&gt;. Nach dem ''Purusha sukta'' ist die Sonne aus dem Auge des kosmischen Riesen [[Purusha]] entstanden&lt;ref&gt;{{Rigveda|10|90}}; Quellenangabe nach [[Mircea Eliade]]: ''Die Religionen und das Heilige'', Salzburg 1954, S. 171&lt;/ref&gt;. Eine Parallele in der [[Ägyptische Religion|ägyptischen Religion]] stellt das [[Auge des Re]] dar, das ebenfalls als Sonnensymbol gilt; eine Parallele im [[Zoroastrismus]] stellt die dortige Beschreibung der Sonne als „Auge des [[Ahura Mazda]]“ dar.<br /> <br /> Surya gilt auch als eine der [[Manifestation]]en von Agni, der [[Feuer]]gestalt des Göttlichen. Ist Agni auf der Erde das Feuer selbst, ist er am Himmel Surya, die Sonne. Suryas Symbol ist die [[Swastika]], welches in der alten Welt ein Symbol des Sonnenrades ist. Surya trägt goldene Rüstung und hat goldenes Haar sowie goldene Arme. Manchmal wird er auch mit dunkelroter Körperfarbe abgebildet. In seinen Händen trägt er den Lotus, Keule, Muschel und Rad. Der Gott wird insbesondere eng mit Gesundheit, hoher Lebenserwartung, Erfolg, Vernichtung der Gegner und innerer Erleuchtung verbunden.<br /> <br /> Surya ist der Bruder von [[Indra]] und Agni. [[Ushas]] gilt teilweise als seine Schwester, manchmal aber auch als seine Gefährtin und Geliebte. Er selbst ist entweder der Sohn von [[Dyaus Pita|Dyaus]] (Himmel) und [[Prithivi]] (Erde) oder der Göttin [[Aditi]].&lt;ref&gt;Anneliese und Peter Keilhauer: ''Die Bildsprache des Hinduismus. Die indischen Götter und ihre Symbolik.'' DuMont, Köln 1983, S. 228ff, ISBN 3-7701-1347-0&lt;/ref&gt; Surya zählt daher auch zu den [[Adityas]], einer Gruppe von zwölf vedischen Gottheiten, die alle verschiedene Sonnenaspekte sind. Zu seinen Kindern zählen, manchen Überlieferungen zufolge, seine Söhne [[Yama (Todesgott)|Yama]] und [[Manu (Hinduismus)|Manu]] sowie seine Tochter [[Yamuna (Gottheit)|Yamuna]]. Seine Mutter Aditi stößt ihn einst als einzigen Sohn von sich, da sie seine sengende Hitze nicht ertragen kann. Ebenso ergeht es seiner Frau [[Saranyu]], die ihm davonläuft, sich vor ihm versteckt und sich in eine Stute verwandelt. Sie bittet ihre Magd den Platz an Suryas Seite einzunehmen. Doch Surya findet sie in einem Wald, verwandelt sich in einen Hengst und zeugt mit ihr den Krieger [[Revanta]], den Planetengott [[Shani]] und die beiden [[Ashvins]], goldene Zwillinge und Vorboten der Morgenröte. Saranyus Vater hobelt später einen Teil Suryas ab, sodass Saranyu gefahrlos bei ihm bleiben kann. Die herunterfallenden Teile Suryas fallen auf die Erde und werden zu den Waffen der Götter.&lt;ref name=&quot;Storm&quot;&gt;Rachel Storm, ''Enzyklopädie der östlichen Mythologie'', Reichelsheim 2000, ISBN 3-89736-305-4, Seite 161&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im späteren Hinduismus verschmilzt Surya mit verschiedenen älteren Gottheiten, so [[Mitra (vedischer Gott)|Mitra]], [[Pushan]], [[Savitri (Gottheit)|Savitri]] oder [[Vivasvat]], die dann als Aspekte des Sonnengottes gelten.<br /> <br /> == Darstellung ==<br /> [[Datei:Surya statue, New Delhi, India - 20051204.jpg|mini|Moderne Surya-Statue]]<br /> Ähnlich wie [[Helios]] in der griechischen Mythologie lenkt Surya einen vom göttlichen [[Vishvakarman]] aus den Strahlen der Sonne gefertigten [[Sonnenwagen]] (vgl. Himmelsfahrzeug ''[[vimana]]'' und Götterwagen ''[[ratha]]''), der von sieben Pferden gezogen wird, die für die sieben Tage der Woche stehen. Auf diesem thront außer ihm die Göttin [[Chhaya]], (Schatten), Suryas Frau. Die Veden beschreiben ihn als „Juwel am Himmel“. Er spendet Licht und Wärme&lt;ref name=&quot;Bellinger&quot;&gt;[[Gerhard Bellinger|Gerhard J. Bellinger]]: ''Knaurs Lexikon der Mythologie,'' München 1999, ISBN 3-8289-4154-0, Seite 469/470: ''Surya''&lt;/ref&gt; und ist Ursache für den Tag und die Nacht. Suryas göttlicher Wagenlenker ist sein Freund [[Aruna]], der Gott des Morgenrot.&lt;ref name=&quot;Harshananda&quot; /&gt; Meist wird Surya jedoch als Einzelfigur stehend dargestellt; in seinen Armen trägt er häufig zwei Lotosblumen, die sich neben seinem Haupt zur Blüte entfalten.<br /> <br /> == Verehrung ==<br /> Wenn Hindus Surya verehren, meinen sie nicht das ‚Objekt Sonne‘, sondern das ‚Prinzip Sonne‘, das Licht, das täglich wiederkehrt und auch die geistige Dunkelheit vertreiben soll. Manche beten besonders bei Sonnenaufgang das [[Gayatri (Mantra)|Gayatri-Mantra]], welches den Wunsch nach geistigem Licht und [[Erleuchtung]] ausdrückt. Dieses ist an den vedischen Gott ''Savitri'' („der Antreiber“) gerichtet,&lt;ref&gt;[[Gerhard Bellinger|Gerhard J. Bellinger]]: ''Knaurs Lexikon der Mythologie,'' München 1999, ISBN 3-8289-4154-0, Seite 438&lt;/ref&gt; dem Aspekt der Sonne vor ihrem Aufgang. Andere Gläubige pflegen die Sitte, sich morgens mit gefalteten Händen vor der Sonne grüßend zu verbeugen. Eine körperliche Form der Sonnenverehrung ist der sogenannte ‚Gruß an die Sonne‘, die Übung [[Sonnengruß|Surya Namaskar]] aus dem [[Hatha Yoga|Hatha-Yoga]]-System.<br /> <br /> Zu den bedeutendsten Surya-Tempeln Indiens gehören der im 13. Jahrhundert erbaute Komplex in [[Sonnentempel von Konark|Konark]] ([[Odisha]]), der zum [[UNESCO]]-[[Weltkulturerbe]] gehört, sowie die [[Sonnentempel von Martand]] ([[Jammu und Kashmir (Unionsterritorium)|Jammu und Kashmir]]) aus dem 8. und von [[Modhera]] ([[Gujarat]]) aus dem 11. Jahrhundert.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Dowson1879|310|311|SŪRYA}}<br /> * Shanti Lal Nagar: ''Sūrya and Sun Cult: In Indian Art, Culture, Literature and Thought.'' Aryan Books International, New Delhi 1995<br /> * V. C. Srivastava: [https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.128732/mode/2up ''Sun-Worship in Ancient India.''] Indological Publications, Allahabad 1972<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> <br /> == Einzelbelege ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=119054809|LCCN=n2017066130|VIAF=263831686}}<br /> <br /> [[Kategorie:Navagraha]]<br /> [[Kategorie:Sonnengottheit]]<br /> [[Kategorie:Männliche Gottheit]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Before_Present&diff=255632731 Before Present 2025-05-01T18:39:41Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>[[Datei:Kawaij.jpg|mini|upright=1.75|Kalibrierung eines &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C-Datums, erstellt mit dem Programm Oxcal]]<br /> [[Englische Sprache|Englisch]] '''Before Present''' (kurz ''BP'') ist eine Angabe des Bezugspunktes für Altersangaben, die auf der [[Radiokohlenstoffdatierung]] beruhen. Entgegen der Wortbedeutung ''vor heute'' handelt es sich aber nicht um eine relative Angabe auf der Basis des aktuellen Zeitpunkts, sondern wurde fachsprachlich als „vor 1950“ definiert.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=[[Jonathan Kingdon]] |Titel=Und der Mensch schuf sich selbst: Das Wagnis der menschlichen Evolution |Verlag=Birkhäuser |Ort=Basel |Datum=1994 |DOI=10.1007/978-3-0348-6066-6 |Kapitel=Glossar und Abkürzungen |Seiten=341–345 |Fundstelle=345 |Originaltitel=Self-Made Man: Human Evolution From Eden to Extinction? |Originalsprache=en |Originaljahr=1993 |Originalort=London |Zitat=grobe Zeitangabe für prähistorische und historische Zeiten. Als Fixpunkt für «heute» benutzt man 1950.}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Radiokohlenstoffmethode (''&lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C-Daten'') ergibt das absolute Alter einer Probe zum Zeitpunkt der Analyse in unkalibrierten Radiokohlenstoffjahren. Aus praktischen Gründen werden die Daten auf eine definierte Basis, das Jahr 1950, umgerechnet. Weil die Kohlenstoffjahre nicht mit Kalenderjahren identisch sind, müssen sie zwingend [[Kalibrierung|kalibriert]] werden. Eine Altersangabe BP ohne weitere Angabe beschreibt unkalibrierte &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C-Daten, die kalibrierten werden fachsprachlich mit ''cal BP'' bezeichnet.<br /> <br /> Die Wahl des Jahres 1950 erklärt sich mit der praktischen Nutzbarmachung der Radiokohlenstoffdatierung in den 1950er Jahren. Zudem wurde das natürliche Verhältnis der Kohlenstoff-[[Isotop]]e in der Atmosphäre nach dieser Bezugszeit durch [[Kernwaffentest|Kernwaffentests]] wesentlich verfälscht.&lt;ref name=&quot;Taylor&quot;&gt;{{Literatur |Autor=R. E. Taylor |Titel=The Beginnings of Radiocarbon Dating in American Antiquity: A Historical Perspective |Sammelwerk=[[American Antiquity]] |Band=50 |Nummer=2 |Datum=1985-01 |Seiten=309–325 |DOI=10.2307/280489 |JSTOR=280489}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=[[Dena F. Dincauze]]|Titel=Environmental Archaeology: Principles and Practice|Datum=2000|Verlag=Cambridge University Press|Ort=Cambridge, England|ISBN=978-0-521-31077-2|Seiten=110|Kapitel=Measuring time with isotopes and magnetism}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach der Jahrtausendwende entstand eine Unzufriedenheit mit dem Bezugsjahr 1950 und den daraus folgenden „krummen“ Umrechnungsfaktoren. Deshalb wird seitdem zunehmend nicht mehr BP mit Bezugsjahr 1950, sondern '''b2k''' verwendet: ''before 2000'', also vor dem Jahr 2000 (Beispiel: die Grönland-Eiskerndaten).<br /> <br /> == Notwendige Angaben und Umrechnungen ==<br /> Die zur Altersbestimmung verwendete [[Radiokohlenstoffdatierung]] ergibt zunächst Rohdaten, die für die Angabe von Kalenderjahren in doppelter Hinsicht korrigiert werden müssen.<br /> <br /> === Streuung ===<br /> Zum einen handelt es sich um die statistische Ungenauigkeit der Methode, die immer einer [[Streuung (Statistik)|Streuung]] unterliegt. Sie ist abhängig vom Alter der untersuchten Probe und wird als Streubreite angegeben:<br /> :unkalibriert &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C BP ± x<br /> <br /> Diese Rohzeitangabe bedarf jedoch zum Zweck der Vergleichbarkeit v.&amp;nbsp;a. mit geschichtlichen Ereignissen der Kalibrierung, da Rohzeitangabe und kalibrierte Datierung erheblich voneinander abweichen können. Zum Beispiel ergab eine Altersbestimmung von Knochen aus dem [[Massaker von Kilianstädten]] eine Rohzeitangabe von rund 8000 Jahren (BP), während der kalibrierte Wert rund 7000 Jahre (cal BP) beträgt.&lt;ref&gt;Christian Meyer, Christian Lohr, Detlef Gronenborn und Kurt W. Alt: ''The massacre mass grave of Schöneck-Kilianstädten reveals new insights into collective violence in Early Neolithic Central Europe.'' In: ''[[Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America|PNAS]].'' Band 112, Nr. 36, 2015, S. 11217–11222, [[doi:10.1073/pnas.1504365112]], [https://www.pnas.org/content/112/36/11217 Volltext]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kalibrierung ===<br /> {{Belege fehlen}}<br /> Die Radiokohlenstoffdatierung nach der [[Radiokarbonmethode]] beruht auf dem Verhältnis zwischen den [[Isotop]]en &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C und &lt;sup&gt;12&lt;/sup&gt;C des [[Kohlenstoff]]s. In der Atmosphäre entstehen unter Sonneneinstrahlung durch [[Spallation#Nukleare_Spallation|Neutroneneinfang]] ständig aus Stickstoff neue Kohlenstoffisotope mit der [[Massenzahl]] von 14, die mit einer Halbwertszeit von 5730 Jahren wieder zerfallen. Außerdem gibt es noch das stabile Isotop &lt;sup&gt;13&lt;/sup&gt;C. Alle drei Isotope werden über die [[Photosynthese]] der Pflanzen durch [[Stoffwechsel]] in allen lebenden Organismen eingebaut. Mit dem Tod des Organismus endet der Stoffwechsel und es werden insbesondere keine neuen Kohlenstoff-14 Atome mehr in den Organismus aufgenommen. Da das leicht radioaktive Isotop &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C mit seiner charakteristischen [[Halbwertszeit]] zerfällt, nimmt sein Anteil gegenüber dem stabilen Isotop &lt;sup&gt;12&lt;/sup&gt;C danach im Laufe der Zeit exponentiell ab.<br /> <br /> Weil die Rate der &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C-Produktion in der Atmosphäre und damit das Verhältnis zwischen den Isotopen im Laufe der Jahrtausende nicht konstant ist und zudem bei Kernwaffenversuchen auch durch die Menschen künstlich geändert wurde, ergibt die Berechnung der Zerfallszeit nicht die wahren Kalenderjahre. Stattdessen muss das Ergebnis anhand einer durch andere Methoden gewonnenen Kurve des Verhältnisses zwischen den Isotopen über die Zeit korrigiert werden. Diese Korrektur heißt Kalibrierung, die so korrigierte Datierung wird fachsprachlich mit cal BP gekennzeichnet. Als Methoden für die Gewinnung der Kurven dienen insbesondere die [[Dendrochronologie]], Untersuchungen von [[Eisbohrkern]]en und für lange geologische Zeiträume der Einschluss von Kohlenstoff in anorganische Stoffe, vor allem Gesteine.<br /> <br /> Die zur Kalibrierung verwendeten Kurven werden von mehreren Instituten geführt und ständig verbessert. Sie sind in verschiedenen Computerprogrammen enthalten. Diese Kalibrierungssoftware, z.&amp;nbsp;B. [[OxCal]], kann deshalb sowohl untereinander als auch zwischen den verschiedenen Versionen unterschiedliche kalibrierte Zeitangaben liefern.&lt;ref&gt;Das hier einst aufgeführte ''CalPal'' {{Webarchiv|url=http://www.calpal.de/ |wayback=20121029023245 |text=Archivierte Kopie}} ist leider seit 2007 verwaist und funktioniert nicht mehr.&lt;/ref&gt; Deshalb sollte die Kalibrierungssoftware bzw. die Kalibrierungsmethode bei der Zeitangabe genannt werden. Letztendlich liefern diese Programme dann eine vergleichbare kalendarische Zeitangabe:<br /> :kalibriert &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C BP ± x<br /> oder<br /> :Zeitangabe ± Ungenauigkeit nach [[DIN ISO 8601]] (und weitere Angaben)<br /> <br /> == Zeitangaben ==<br /> === ISO 8601 ===<br /> [[Datei:radiocarbon dating calibration.svg|hochkant=1.66|mini|Abweichung kalibrierter von unkalibrierten Angaben]]<br /> Datums- und Zeitangaben erfolgen nach der international verbindlichen [[ISO 8601]]. In Presseerzeugnissen und Publikationen wird oft die Angabe „[[v. Chr.]]“ bzw. „[[n. Chr.]]“ (englisch BCE bzw. CE, was als Christian Era aber auch als Common bzw. Current Era interpretiert werden kann) verwendet, um Jahresangaben vor und nach Beginn der [[Christliche Zeitrechnung|christlichen Zeitrechnung]] zu unterscheiden, z.&amp;nbsp;B. in Deutschland seit 1975 explizit über die [[DIN 1355-1]] festgelegt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Editorial |Titel=The use of time units in Quaternary Science Reviews |Sammelwerk=[[Quaternary Science Reviews]] |Band=26 |Nummer=9–10 |Datum=2007-05 |Seiten=1193 |DOI=10.1016/j.quascirev.2007.04.002}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;IUPAC-IUGS Task Group 2006: {{Webarchiv|text=Recommendation for isotope data in geosciences |url=http://www.iupac.org/projects/2006/2006-016-1-200.html |wayback=20080303054359}}&lt;/ref&gt; Daneben findet sich selten auch noch die Schreibweise „[[v. u. Z.]]“ oder ähnliche.<br /> <br /> Sehr selten findet sich in geophysikalischen Arbeiten noch das Kürzel ''AP'', englisch für ''after present'' (entspricht „nach 1950“).<br /> <br /> Die Zeitangabe ''vor heute'' empfiehlt sich vor allem für solche Bereiche, in denen 1950 oder 2000 Jahre interdisziplinär keine Rolle spielen, z.&amp;nbsp;B. geologische Angaben jenseits der 100.000 Jahre vor heute.<br /> <br /> Die vereinzelt anzutreffende Verwendung von ''bp'' für [[Radiokohlenstoffdatierung#Kalibrierung|unkalibrierte]] und ''BP'' für kalibrierte &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C-Zeitangaben entspricht nicht der allgemeinen modernen Praxis und wird heute kaum noch verwendet.<br /> <br /> === BP in der Dendrochronologie ===<br /> In der [[Archäologie]] sowie der [[Urgeschichte|Vor- und Frühgeschichte]] und der [[Dendrochronologie|dendrochronologisch]] kalibrierbaren Zeitrechnung, die in [[Mitteleuropa]] derzeit bis −10.461&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Michael Friedrich, Sabine Remmele, Bernd Kromer, Jutta Hofmann, Marco Spurk, Klaus Felix Kaiser, Christian Orcel, Manfred Küppers |Titel=The 12,460-year Hohenheim oak and pine tree-ring chronology from Central Europe – A unique annual record for radiocarbon calibration and paleoenvironment reconstructions |Sammelwerk=[[Radiocarbon]] |Band=46 |Nummer=3 |Datum=2004 |Seiten=1111–1122 |Online=[https://journals.uair.arizona.edu/index.php/radiocarbon/article/download/4172/3597 PDF] |DOI=&lt;!--10.0000/arizona.edu/radiocarbon4172/3597--&gt;}}&lt;/ref&gt; zurückreicht, verwendet man Datumsangaben nach DIN ISO 8601.<br /> <br /> === BP in der Warvenchronologie ===<br /> Die unterschiedliche Verwendung der Angabe „BP“ führt auch bei der [[Warvenchronologie]] zu Verwirrung, sofern sie – was in der Regel wegen Unvollständigkeit der Archive notwendig ist – mittels eines oder mehrerer &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C-datierter Bezugspunkte kalibriert wurde.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Eric W. Wolff |Titel=When is the “present”? |Sammelwerk=[[Quaternary Science Reviews]] |Band=26 |Nummer=25–28 |Datum=2007-12 |Seiten=3023–3024 |DOI=10.1016/j.quascirev.2007.10.008}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Mike Walker et al.: ''Formal definition and dating of the GSSP (Global Stratotype Section and Point) for the base of the Holocene using the Greenland NGRIP ice core, and selected auxiliary records.'' [[Journal of Quaternary Science]], 24/1, 2008, S. 3–17, speziell S. 12, [[doi:10.1002/jqs.1227]]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{HLS|7770|Klima|Autor=Christian Pfister, Conradin A. Burga, Hanspeter Holzhauser, Stephan Bader}}&lt;/ref&gt; Für ein richtiges Verständnis der Chronologie ist es daher sehr wichtig, die für die benutzten BP-Angaben erforderlichen umfangreichen Zusätze zu dokumentieren, nämlich sowohl unkalibriert mit Streuung und Laborkürzel als auch kalibriert mit Angabe des benutzten Programms, da die Programme in nicht geringem Maße differieren.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Literatur |Autor=Willem G. Mook, Johannes van der Plicht |Titel=Reporting &lt;sup&gt;14&lt;/sup&gt;C Activities and Concentrations |Sammelwerk=[[Radiocarbon]] |Band=41 |Nummer=3 |Datum=1999 |Seiten=227–239 |Online=[https://journals.uair.arizona.edu/index.php/radiocarbon/article/download/3813/3238 PDF] |DOI=&lt;!--10.0000/arizona.edu/radiocarbon3813/3238--&gt;}}<br /> <br /> == Weblink ==<br /> * https://c14.arch.ox.ac.uk/oxcal – eine englische Kalibrierungsseite<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Archäologische Forschungsmethode|Radiokarbonmethode: Before Present]]<br /> [[Kategorie:Zeitrechnung]]<br /> [[Kategorie:Radiometrische Datierung]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Suriyakati-Kalender&diff=255632323 Suriyakati-Kalender 2025-05-01T18:23:45Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>[[Datei:Thai August 2004 0.png|right|thumb|August 2004: {{lang|th|๒๕๔๗}} = 2547 [[Buddhistische Zeitrechnung|BE]] in thailändischen Ziffern, 二〇〇四年 = Jahr 2004 auf Chinesisch]] <br /> [[Datei:August2004rs.png|mini|Typischer Thailändischer Kalender in Thai, Chinesisch und Englisch]]<br /> Der '''Suriyakati-Kalender''' ([[Thailändische Sprache|Thai]]: {{lang|th|ปฏิทินสุริยคติไทย}} '''patithin suriyakhati thai''', auch: '''Thailändischer Sonnenkalender''') ist das derzeit in [[Thailand]] gebräuchliche Kalendersystem. Er basiert auf dem weltweit meistverwendeten [[Gregorianischer Kalender|gregorianischen Kalender]], verwendet aber zur Zählung der Jahre die [[buddhistische Zeitrechnung]] (BE). Damit sind die Jahreszahlen um 543 größer als in der [[Christliche Zeitrechnung|christlichen Zeitrechnung]]. <br /> <br /> Eingeführt wurde der Kalender von König [[Chulalongkorn]] ''(Rama V.)'' im Jahr 1888, wobei damals der Neujahrstag noch auf den 1. April des jeweiligen Jahres fiel. 1941 (2484 BE) wurde der Neujahrstag dann durch den damaligen thailändischen [[Premierminister von Thailand|Premierminister]] [[Phibul Songkhram]] auf den 1. Januar verlegt, sodass das Jahr 2483 BE nur neun Monate lang war. <br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; <br /> |-<br /> | class=&quot;hintergrundfarbe5&quot; | '''Monat''' || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 1 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 4 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 7 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 10 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 1 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 4 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 7 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 10 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 1 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 4 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 7 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 10 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 1 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 4 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 7 || style=&quot;width:1.5em;&quot; | 10<br /> |- <br /> | class=&quot;hintergrundfarbe5&quot; | '''n. Chr.''' || colspan=&quot;4&quot; class=&quot;hintergrundfarbe8&quot; | 1939 || colspan=&quot;4&quot; class=&quot;hintergrundfarbe8&quot; | 1940 || colspan=&quot;4&quot; class=&quot;hintergrundfarbe8&quot; | 1941 || colspan=&quot;4&quot; class=&quot;hintergrundfarbe8&quot; | 1942<br /> |- <br /> | class=&quot;hintergrundfarbe5&quot; | '''BE''' || class=&quot;hintergrundfarbe7&quot; | || colspan=&quot;4&quot; class=&quot;hintergrundfarbe7&quot; | 2482 || colspan=&quot;3&quot; class=&quot;hintergrundfarbe7&quot; | 2483 || colspan=&quot;4&quot; class=&quot;hintergrundfarbe9&quot; | 2484 || colspan=&quot;4&quot; class=&quot;hintergrundfarbe9&quot; | 2485<br /> |}<br /> <br /> Vor der Einführung des Suriyakati-Kalenders war das in Thailand offizielle Kalendersystem der [[Thailändischer Mondkalender|thailändische Mondkalender]], der immer noch zur Bestimmung der [[Buddhismus|buddhistischen]] [[Feiertage in Thailand|Feiertage]] verwendet wird. <br /> <br /> Kalender in Thailand enthalten heute aus Bequemlichkeitsgründen beide Kalendersysteme. Die Jahreszahl nach der buddhistischen Zeitrechnung wird dabei in [[thailändische Zahlschrift|thailändischen Ziffern]] geschrieben, während die gregorianische Jahreszahl sowohl in [[arabische Ziffern|arabischen]] als auch in [[chinesische Ziffern|chinesischen Ziffern]] aufgeführt wird.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Liste der Kalendersysteme]]<br /> <br /> [[Kategorie:Gregorianischer und julianischer Kalender]]<br /> [[Kategorie:Kultur (Thailand)]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zeitrechnung&diff=255632016 Zeitrechnung 2025-05-01T18:10:59Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>{{Redundanztext<br /> |3=Liste der Kalendersysteme<br /> |4=Zeitrechnung<br /> |2=Januar 2022|1=Ciao • [[Benutzer:bestoernesto|Bestoernesto]] 11:57, 13. Jan. 2022 (CET)}}<br /> Die '''Zeitrechnung''' befasst sich mit der Ordnung und Strukturierung von [[Zeit]] bzw. zeitlicher Abläufe. Die international gebräuchlichste Zeitrechnung bezieht sich bei den Bezugsdaten – [[Ära]] – auf den [[Gregorianischer Kalender|Gregorianischen Kalender]] und ist auch bezüglich der anderen Aspekte mit der Ordnung und Strukturierung der [[christliche Zeitrechnung|christlichen Zeitrechnung]] identisch.<br /> <br /> Aspekte der Zeitrechnung:<br /> * Die Ordnung der linearen Struktur der Zeit („Lineare Zeitrechnung“) – [[Before Present]], [[mya (Zeitskala)|million years ago]], [[Lambda-CDM-Modell]]<br /> * Die Angabe eines Zeitpunkts im Kalendersystem – [[Uhrzeit]], [[Astronomische Chronologie]]<br /> * Vereinbarungen und Konventionen zu Bezugsdaten der Zeitrechnung – [[Jahr null]], [[Ära]]<br /> * Die [[Kalender|kalendarische]] Ordnung zyklischer Strukturen wie [[Jahr]], [[Monat]], [[Woche]], [[Tag]] – [[Kalenderrechnung]]<br /> * Vereinbarungen und Konventionen zur Schreibweise des Datums – [[Datumsformat]]<br /> <br /> In Deutschland steht das [[Recht]] der Zeitbestimmung nach {{Art.|73|gg|juris}} Abs. 1 Nr. 4 [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|GG]] allein dem [[Bundesebene (Deutschland)|Bund]] zu.<br /> <br /> == Kalender und Uhrzeit ==<br /> {{Hauptartikel|Kalender|Liste der Kalendersysteme}}<br /> Zur zyklischen Strukturierung wird die Zeit in der Regel im Rahmen eines Kalenders eingeteilt in:<br /> : [[Jahr]]e, [[Monat]]e, [[Woche]]n, [[Tag]]e<br /> In Rahmen der Uhr wird sie dargestellt in:<br /> : [[Stunde]]n, [[Minute]]n, [[Sekunde]]n<br /> <br /> Ausgangspunkt für diese wiederkehrenden Zeiteinteilungen war in allen Kulturen die Beobachtung [[Astronomie|astronomischer]] Phänomene im Zusammenhang mit der [[Sonne]], dem [[Mond]] und dem [[Sternenhimmel]]. Der heutige weltweit gebräuchlichste [[Gregorianischer Kalender|Gregorianische Kalender]] ist ein [[Solarkalender]].<br /> <br /> * Die Bewegung der Sonne am Himmel wird in ''Jahr'', ''Tag'' und der ''Uhrzeit'' dargestellt. Ein Tag orientiert sich an der Zeitspanne zwischen zwei Sonnenhöchstständen, während dem Jahr die Umlaufdauer der Erde um die Sonne zugrunde liegt.<br /> * Von der Bewegung des Mondes leitet sich der ''Monat'' her, aber auch zum Beispiel der Mond-Tag [[Tithi]] der [[Vedische Zeitrechnung|vedischen Zeitrechnung]].<br /> * Einige langfristige Perioden (''[[Zeitalter]]'') beziehen sich neben der Sonne auch auf andere [[Astronomisches Objekt|astronomische Elemente]], wie etwa das [[Zyklus der Präzession|platonische Jahr]] auf die [[Präzession]]sbewegung der [[Erdachse]].<br /> * Das [[Sothisjahr|sothische Jahr]] des [[Ägyptischer Kalender|ägyptischen Kalenders]] bezieht sich auf den [[Stern]] [[Sirius]].<br /> {{Siehe auch|Astronomische Jahreszählung}}<br /> <br /> == Jahrrechnung, verschiedene Bezugspunkte der Jahrrechnung ==<br /> Die Vorstellung linear verlaufender Zeit entspringt dem individuellen Zeitempfinden. Aus der Erinnerung an die Abfolge der [[Sonnenjahr]]e ergibt sich die Einteilung eines Menschenlebens in [[Lebensalter|Lebensjahre]]. Bezugsdatum der persönlichen Zeitrechnung ist der [[Geburtstag]].<br /> <br /> Voraussetzung für lineare Zeitrechnungen (''Jahrrechnung'') ist die Vereinbarung eines oder mehrerer Bezugsdaten.<br /> <br /> === Orientierung an der Entstehung der Welt ===<br /> Die Entstehung der [[Welt]] kann Bezugspunkt von Zeitrechnungen sein:<br /> * Das [[Lambda-CDM-Modell]] beschreibt die [[Kosmische Evolution|Evolution]] des [[Universum]]s seit dem [[Urknall]], dessen frühester Entwicklungsphase nach der Entstehung von [[Raumzeit|Raum, Zeit]] und [[Energie]] aus einer [[Singularität (Astronomie)|Singularität]], in einer [[Universum#Alter und Zusammensetzung|Zeitrechnung]] mit kosmischen Dimensionen. Es gibt das Alter des Universums mit rund 13,8242 Milliarden [[Sonnenjahr]]en an.<br /> * In der [[Geologie]] wird die [[Erdgeschichte|Geschichte]] der [[Erde]] von ihrer [[Entstehung der Erde|Entstehung]] vor 4,54 Milliarden Jahren bis heute in einer [[geologische Zeitskala|geologischen Zeitskala]] in große Zeiträume von hunderten von Millionen Jahren hierarchisch unterteilt.<br /> * Im [[Judentum]] gibt es von alters her eine [[Mythos#Die Bibel und andere schriftlich fixierte Mythensammlungen|mythische Vorstellung]] von der [[Schöpfung#Schöpfungstexte des Buches Genesis|Schöpfung]] des [[Firmament|Himmels(gewölbes)]] im [[Apsu|Urozean]] {{Bibel|Gen|1|6–8}} und von Land und Meer {{Bibel|Gen|1|9–10}}, der [[Flache Erde|flachen Erde]] unter dem Himmel {{Bibel|Gen|1|1–2}}. Jüdische Forscher berechneten den ersten Tag der [[Jüdische Ära|Jüdischen Ära]] (siehe [[jüdischer Kalender]]):&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Ludwig Basnizki |Titel=Der jüdische Kalender: Entstehung und Aufbau|Verlag=Jüdischer Verlag |Ort=Frankfurt |Datum=1998 |ISBN=978-3-633-54154-6|Seiten=29–30 |Sprache=de}}&lt;/ref&gt; Am [[Sonntag|Jom Rischon]], dem 6. Oktober 3761 v. Chr., 23:11:20 Uhr soll das biblische Gotteswort den Beginn der Zeit {{Bibel|Gen|1|3–5}} hervorgerufen haben.&lt;ref name=&quot;brockhaus&quot;&gt;Der Brockhaus multimedial 2009&lt;/ref&gt;<br /> * Die [[Christentum|christliche Tradition]] folgte der jüdischen Tradition der Schöpfung als Ausgangspunkt der Zeitrechnung. Allerdings wichen die Ergebnisse bei der Berechnung des „annus creationis mundi“ (Jahr der Erschaffung der [[Welt#„Welt“ in der christlichen Theologie|Welt]]) von der im Judentum eingebürgerten Zahl ab. Der erste christliche Theologe, der die Schöpfung zum Bezugspunkt der Jahreszählung machte, war [[Gregor der Große]]. Er kam auf 5184 Jahre bis zur [[Auferstehung Jesu Christi]], die er auf dessen 33. Jahr ansetzte,&lt;ref&gt;also an das Ende eines Menschenalters, denn drei Menschenalter sind 100 Jahre; vgl. {{Literatur |Autor=[[Herodot]] |Titel=Historien |Kapitel=Zweites Buch: Euterpe |Fundstelle=142}}&lt;/ref&gt; sodass 5151 Jahre bis zur [[v. Chr.|Zeitenwende]] verbleiben.&lt;ref&gt;[[Arno Borst]]: ''Computus. Zeit und Zahl in der Geschichte Europas''. 3., durchgesehene und erweiterte Auflage. Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 3-8031-2492-1, S. 35.&lt;/ref&gt; Das [[Oströmisches Reich|Oströmische Reich]] zählte in Jahren ab der Erschaffung der Welt, die entsprechend den Angaben in der [[Septuaginta]] auf das Jahr 5501 v.&amp;nbsp;Chr. oder 5508 v.&amp;nbsp;Chr. datiert wurde; erst Ende des 17.&amp;nbsp;Jahrhunderts setzte sich auch in den [[Orthodoxe Kirche|orthodoxen Kirchen]] die Zählung nach Christi Geburt durch.&lt;ref&gt;[https://www.wissenschaft.de/zeitpunkte/eine-neue-zeitrechnung-2/ damals.de '' Eine neue Zeitrechnung'', 11. Januar 2010], abgerufen am 11. August 2024&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Orientierung an der Regierungszeit von Herrschern ===<br /> [[Datei:Kalender 1724 3 Jahrzählung.jpg|mini|Einordnung des Jahres 1724 in die christliche Zeitrechnung und nach Herrscherjahren, Kaiserlicher Hof- und Ehrenkalender 1724]]<br /> In vielen Kulturen wurde aus dem Amtsantritt des jeweiligen Herrschers die „offizielle Zeitrechnung“ abgeleitet. Jahre werden etwa angegeben als ''„Im xx.&amp;nbsp;Jahr der Regentschaft des …“''; Beispiele:<br /> * In älteren [[Kultur]]en bildeten [[Königsliste]]n die Grundlage der Zeitrechnung, etwa in [[Sumer]] und [[Ägyptischer Kalender|Ägypten]].<br /> * Die [[Seleukidische Ära]] begann 312 v.&amp;nbsp;Chr., als [[Seleukos I.]] die Herrschaft antrat.<br /> * Die [[Römischer Kalender|römische Zeitrechnung]] geht auf [[Consulat|Konsullisten]] zurück. In ihnen wurden die beiden amtierenden Konsuln vermerkt. Sie wurden auch in der Kaiserzeit weitergeführt und sind erhalten.<br /> * Die [[Diokletianische Ära]] begann im Jahr 284, wurde aber erst nach dem Tod [[Diokletian]]s eingeführt. Sie wurde vor allem im Bereich der [[Koptisch-orthodoxe Kirche|koptischen Kirche]], also im spätantiken [[Ägypten]], aber auch im christlichen [[Nubien]] benutzt.<br /> <br /> Die [[Indische Zeitrechnung]] verzeichnet viele kurzlebige Reiche, die alle ihre eigenen Zeitrechnungen, beginnend mit einem Herrscher, hatten. Viele sind bisher chronologisch noch nicht fest fixiert.<br /> * Im [[Hinduismus]] das [[Shaka-Zeitalter]] und das [[Kali-Yuga]]-[[Zeitalter]].<br /> * [[Maues]]-Ära: Frühes erstes vorchristliches Jahrhundert, unsicher&lt;ref&gt;{{Internetquelle | autor={{lang|en|Robert Bracey}} | hrsg={{lang|en|Kushan History}} | titel={{lang|en|The Minor Indo-Parthian Eras}} | url=http://www.kushan.org/essays/chronology/minorindoparthian.htm | sprache=en | zugriff=2010-07-21 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20110807125910/http://www.kushan.org/essays/chronology/minorindoparthian.htm | archiv-datum=2011-08-07 | offline=ja | archiv-bot=2023-02-19 10:11:48 InternetArchiveBot}}&lt;/ref&gt;<br /> * [[Azes I.|Azes]]-Ära: Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts, wohl identisch mit der [[Vikrama]] Ära<br /> * [[Gondophares]]-Ära: begann um 20<br /> * Saka-Ära: begann im Jahr 78, vielleicht identisch mit der Kosam-/Bandogarh- und der Lichchhavi-Ära<br /> * [[Kanischka]]-Ära: begann zwischen 110 und 130<br /> * [[Kuschana|Kuschan]]-Ära: begann 227 und war vielleicht die Fortsetzung der Kansihka-Ära<br /> * Kushano-Sasanidische Ära: begann 233<br /> * Kalchuri-Chedi-Ära: 248<br /> * Das [[Gupta-Reich]] beginnt seine Zeitrechnung mit der Thronbesteigung des ersten Gupta-Königs [[Chandragupta I.]] im Jahr 319.<br /> * Ganga-Ära: 420<br /> <br /> === Orientierung am Leben von Religionsgründern ===<br /> Einige Kulturen und Religionen orientierten ihre Zeitrechnung an ihrer Gründergestalt:<br /> * Im [[Buddhismus]] orientiert sich die [[Buddhistische Zeitrechnung|Zeitrechnung]] traditionell am Todesjahr des Buddhas [[Siddhartha Gautama]], das durch [[Singhalesen|singhalesische]] Mönche auf 544 v.&amp;nbsp;Chr. festgelegt wurde, eigentlich starb Buddha aber wohl erst um 483 v.&amp;nbsp;Chr. Da die buddhistische Zeitrechnung mit dem Jahr 0 BE (''{{lang|en|Buddhist Era}}'') beginnt, war das westliche Jahr 2000 in der gängigen buddhistischen Zeitrechnung das Jahr 2543 BE.<br /> * Die [[Christentum|christlichen]] Gemeinden folgten zunächst der jeweils regional vorherrschenden Zeitrechnung. Der um 545 gestorbene römische Mönch [[Dionysius Exiguus]] berechnete aus Vorgaben des Neuen Testaments das Jahr 754 [[Ab urbe condita (Chronologie)|ab urbe condita]] (alte römische Zeitrechnung) als Jahr der Geburt des [[Jesus von Nazaret]], welches dann zum „Jahr&amp;nbsp;1“ in der [[Christliche Jahreszählung|Christlichen Jahreszählung]] (1&amp;nbsp;nach Christi Geburt) wurde. [[Beda Venerabilis]] war um 730 der erste Historiker, der diese Christliche Zeitrechnung systematisch gebrauchte. Im Frankenreich [[Karl der Große|Karls des Großen]] war sie schon gebräuchlich und verbreitete sich von dort später weltweit. Seither wird in der christlich geprägten Welt die Zeit eingeteilt in ''ante Christum natum'', [[v. Chr.|vor Christi Geburt]], und ''post Christum natum'', nach Christi Geburt. Die damit tradierte christliche Zeitrechnung steht jedoch im Kontrast zur historisch wahrscheinlichen Geburt des Jesus von Nazaret im Zeitraum der Jahre 7 bis 4 ''vor Christi Geburt''. Bei älteren deutschsprachigen Jahresangaben findet sich auch die Abkürzung „AD“ ({{laS|[[Anno Domini]]}}‚ im Jahr des Herrn); mit „Herr“ ist hier Jesus Christus gemeint. Im 20. Jahrhundert wurde versucht, die Abkürzung [[v. u. Z.|vuZ/nuZ]] (vor bzw. nach unserer Zeitrechnung) einzuführen. In englischen Texten ist AD (Anno Domini) und BC (before Christ) weithin üblich.&lt;ref&gt;[https://books.google.com/ngrams/graph?content=BCE,BC,CE,AD&amp;year_start=1808&amp;year_end=2008&amp;corpus=15&amp;smoothing=10&amp;share=&amp;direct_url=t1%3B%2CBCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CBC%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CAD%3B%2Cc0t1;,BCE;,c0;.t1;,BC;,c0;.t1;,CE;,c0;.t1;,AD;,c0#t1%3B%2CBCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CBC%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CAD%3B%2Cc0t0%3B%2CBCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CBC%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CCE%3B%2Cc0%3B.t1%3B%2CAD%3B%2Cc0 neben BCE/CE – Google-Buch-Statistik Ngram Viewer]&lt;/ref&gt;<br /> * Die [[islam]]ische Jahreszählung beginnt mit dem Jahr der [[Hidschra]] [[Mohammed]]s, dem Abbruch der Beziehungen und Bindungen des Propheten und seiner Anhängerschar zu seiner Heimatstadt [[Mekka]] und seine Übersiedlung nach [[Medina]] im [[islamischer Kalender|Jahr 622 n.&amp;nbsp;Chr.]]<br /> * Im [[Bahaitum]] beginnt die Zeitrechnung des [[Badi-Kalender]]s am 21.&amp;nbsp;März 1844 im Jahr der Erklärung des [[Bāb]].<br /> <br /> === Orientierung an bedeutenden Ereignissen ===<br /> Andere Zeitrechnungen orientieren sich an Ereignissen von kultischer oder politischer Bedeutung:<br /> * Eine im griechischen Kulturraum der Antike verbreitete Jahreszählung basierte auf [[Olympiade]]n, deren erste 776 v.&amp;nbsp;Chr. stattfand.<br /> * Die [[Römisches Reich|römische]] Jahreszählung ''[[Ab urbe condita (Chronologie)|ab urbe condita]]'' leitet sich von der angenommenen Abkunft des römischen Volkes von Äneas und der legendären Gründung Roms durch [[Romulus und Remus|Romulus]] ab. Systematisch gebraucht wurde sie allerdings erst um 400 n.&amp;nbsp;Chr. von dem [[Hispanien|iberischen]] Historiker [[Orosius]].<br /> * Die französische Revolution begann 1792 eine Zeitrechnung mit dem [[Französischer Revolutionskalender|Französischen Revolutionskalender]].<br /> * [[Benito Mussolini]] führte in Italien die [[Era Fascista]] ein, welche mit dem 28. Oktober 1922 ([[Marsch auf Rom]]) begann. Am 28. Oktober 1933 begann demnach das Jahr XI der faschistischen Ära.<br /> <br /> === Moderne Zeitrechnungssysteme ===<br /> Zur Vereinfachung der maschinellen Rechnung mit Zeiträumen wurden lineare Zeitrechnungssysteme mit mehr oder weniger willkürlich gesetzten Nullpunkten geschaffen:<br /> * Das [[Julianisches Datum|Julianische Datum]] zählt in seiner Ursprungsform die Tage seit dem 1.&amp;nbsp;Januar −4712 ([[4713 v. Chr.]]) 12&amp;nbsp;Uhr [[Greenwich Mean Time|GMT]]<br /> * [[Modifiziertes Julianisches Datum]]: neuere Varianten des Julianischen Datums wählen den 17.&amp;nbsp;November 1858 0&amp;nbsp;Uhr GMT, den 30.&amp;nbsp;Dezember 1899 ([[Microsoft Excel]] für [[Microsoft Windows]], [[StarOffice]]/[[Apache OpenOffice]]) oder den 1.&amp;nbsp;Januar 1904 (Microsoft Excel für [[Macintosh]]) als [[Nullpunkt]].<br /> * Die [[Unixzeit]] zählt die Sekunden seit dem 1.&amp;nbsp;Januar 1970, 0&amp;nbsp;Uhr [[Koordinierte Weltzeit|UTC]].<br /> <br /> === Relative und absolute Chronologie ===<br /> In den Geschichts- und verwandten [[Wissenschaft]]en gibt es die Unterscheidung zwischen ''[[Absolute Chronologie|absoluter]]'' und ''[[Relative Chronologie|relativer Chronologie]]''. Hier ist mit Chronologie eine zeitliche Abfolge gemeint, welche als ''absolut'' (zum Beispiel Herrscherlisten, [[Dendrochronologie|dendrochronologische]] Abfolge) gilt, wenn diese sich an die Gegenwart anbinden lässt. So ist etwa durch exakt datierte Fixpunkte bekannt, wann genau vor unserer Zeit ein Element dieser Abfolge existierte. Somit kann nun die ganze Abfolge absolut datiert werden. Als ''relativ'' wird eine Chronologie bezeichnet, wenn zwar Ereignisse, Funde etc. untereinander in eine zeitliche Abfolge gebracht werden können, jedoch bei der [[Altersbestimmung (Archäologie)|Altersbestimmung]] nicht festzulegen ist, wie lange diese Abfolge vor der Gegenwart lag, da ein feststehender [[Referenzpunkt (Koordinaten)|Bezugspunkt]] zur Gegenwart fehlt.&lt;ref&gt;Hermann [und ab der 8.&amp;nbsp;Auflage Otto] Grotefend: ''Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit'', 10.&amp;nbsp;Auflage, hrsg. von Theodor Ulrich, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1960. ISBN 978-3-7752-5177-8&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Datumskonventionen ==<br /> In der [[Europäische Norm|Europäischen Norm]] [[EN 28601]] (von 1992) ist das [[Datumsformat]] (die gültige Darstellung der Zeitrechnung) festgelegt, welches für Deutschland und Österreich uneingeschränkt gültig ist (abgeleitet aus [[ISO 8601]] von 1988). Zudem sieht der aktuelle Standard ''ISO 8601'' (von 2000) eine vollständige Skala mit einem [[Jahr null]] und Jahresangaben mit [[Minuszeichen|negativem Vorzeichen]] vor. Es wird auf eine Datierung nach christlicher Tradition bezüglich vor oder nach Christus ohne Jahr null nicht mehr eingegangen.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Zeitmessung]]<br /> * [[Era]], Spanische Ära<br /> * [[Before Present]]<br /> * [[Swatch-Internetzeit]]<br /> * [[Datumsgrenze]]<br /> * [[Epoche (Chronologie)]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Brigitte Englisch: ''Passio domini? Grundlagen und Entwicklungen chronologischer Systeme im frühen Mittelalter'', in: [[Stefan Pätzold]] (Hrsg.): ''Chroniken als Quellen landesgeschichtlicher Forschung'' (= ''Westfälische Quellen- und Archivpublikationen.'' Bd. 32), Münster 2023, S. 133–163, ISBN 978-3-936258-36-3.<br /> * [[Hermann Grotefend]]: ''Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit.'' I–II, Hannover 1891–1892/98; Neudruck Aalen 1970; und: ''Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit.'', entworfen von Hermann Grotefend, 8. Auflage, besorgt von [[Otto Grotefend]], Hannover 1941; anastatische Neudrucke bis 1948; 10. Auflage, hrsg. von Th. Ulrich, Hannover 1960; 14. Auflage 2014.<br /> * [[Hans Lietzmann (Theologe)|Hans Lietzmann]]: ''Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre 1-2000 nach Christus.'' Walter de Gruyter &amp; Co, Berlin 1946.<br /> * Thomas Vogtherr: ''Zeitrechnung – von den Sumerern bis zur Swatch.'' Beck, München 2006, 3. Auflage 2012, ISBN 978-3-406-44763-1.<br /> * {{Literatur|Titel=Zeitrechnung und Zeitbewußtsein|Autor=[[Hermann Reichert]]|Sammelwerk=[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]]|Verlag=de Gruyter|Nummer=35|Ort=Berlin/New York|Jahr=2007|Seiten=866–877|ISBN=978-3-11-018784-7}}<br /> * Leofranc Holford-Strevens: ''Kleine Geschichte der Zeitrechnung und des Kalenders.'' Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-018483-7.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.nabkal.de|titel=Chronologie und Kalender | autor={{lang|de|Nikolaus A. Bär}} | zugriff=2012-04-07 | sprache=de | kommentar=viele verschiedene Umrechnungen und Berechnungen}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.oriold.uzh.ch/static/hegira.html|titel=Conversion of Islamic and Christian dates | autor=J. Thomann | zugriff=2012-04-07 | sprache=en | kommentar=einfache Umrechnung der beiden Zeitrechnungen}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.chaosreligion.com/wtl/index.php5?title=WikiTimeLine | titel=WikiTimeLine | zugriff=2010-07-21 | sprache=en | kommentar=Grafische Darstellung historischer Ereignisse}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefend/grotefend.htm | titel= Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit| autor=H. Grotefend | zugriff=2010-07-21 | sprache=de}}<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.kushan.org/essays/chronology/minorindoparthian.htm | titel={{lang|en|The Minor Indo-Parthian Eras}} | autor={{lang|en|Robert Bracey}} | hrsg={{lang|en|Kushan History}} | sprache=en | zugriff=2010-07-21 | kommentar=Indische Zeitrechnungen}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Zeitrechnung| ]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Buddhistische_Zeitrechnung&diff=255631688 Buddhistische Zeitrechnung 2025-05-01T17:59:00Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>Die '''buddhistische Zeitrechnung''' ist eine vor allem in den Ländern des südlichen [[Buddhismus]] ([[Sri Lanka]], [[Myanmar]], [[Thailand]] etc.) verwendete und mit dem traditionellen Todesjahr des [[Siddhartha Gautama]] (544 [[v. Chr.]]) beginnende Zeitrechnung: dem Jahr des [[Parinirvana]] des Buddha als Jahr 0 BE (''{{lang|en|Buddhist Era}}''). Nach buddhistischer Tradition wurde er im Jahre 624 v.&amp;nbsp;Chr. geboren und starb 80 Jahre später.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Anonymous |url=http://www.accesstoinsight.org/history.html |titel=Theravada Buddhism: A Chronology |werk=accesstoinsight.org |hrsg=Access to Insight (BCBS Edition) |datum=2013-11-30 |abruf=2025-05-01 |sprache=en |kommentar=[http://zugangzureinsicht.org/html/history.html#fn-1 Deutsche Übersetzung]; statt 0 BE steht dort falsch 1 BE}}&lt;/ref&gt; Das tatsächliche Jahr des Todes von Buddha ist jedoch unbekannt und auch umstritten.<br /> {{Quellen}}<br /> <br /> [[Datei:August2004rs.png|mini|Thailändischer Kalender in Thai, Chinesisch und Englisch]]<br /> Das Jahr 2000 (n.&amp;nbsp;Chr.) des [[Gregorianischer Kalender|gregorianischen Kalenders]] ist der buddhistischen Zeitrechnung zufolge also das Jahr 2543 BE. In den Publikationen einiger außerasiatischer buddhistischer Gemeinschaften (insbesondere Australien, Europa, USA) finden sich daher häufig zwei Jahresangaben. Nach buddhistische Zeitrechnung ([[Thailand]], [[Laos]]) ist somit das Jahr 2025 das Jahr 2568 BE.<br /> <br /> Die Abkürzung {{lang|en|BBE}} (''{{lang|en|Before Buddhist Era}}'') wird für Jahresangaben vor der Buddhistischen Zeitrechnung verwendet (z.&amp;nbsp;B. Geburt des Siddhartha Gautama 80 BBE).<br /> <br /> Da es in buddhistischen Ländern sehr unterschiedliche Vorstellungen über [[Neujahr]] gibt, kann ein Jahr der buddhistischen Zeitrechnung am 1. Januar, aber auch mit dem ersten Frühlingsneumond (Tet-Fest, [[chinesisches Neujahr]]) oder mit dem vierten Vollmond des [[Mondjahr]]es ([[Vesakh]]) oder einem anderen Tag beginnen. Allerdings hat sich seit den 2500-Jahr-Feiern zum ''{{lang|en|Buddha Jayanti Year}}'' im Jahr 1956 weltweit meist die buddhistische Zeitrechnung mit Jahresbeginn 1. Januar durchgesetzt, in Thailand sogar schon 1941 ([[Suriyakati-Kalender]]).<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.kultur-in-asien.de/Kalender/seite501.htm Zeitrechnungen in Thailand bzw. Asien]<br /> * [http://www.palikanon.com/buddhbib/05heilslehre/heilslehre9.htm#f2 Anmerkung] von Georg Krauskopf zur Datumsfindung in 'Die Heilslehre des Buddha'.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Buddhismus]]<br /> [[Kategorie:Zeitrechnung]]<br /> [[Kategorie:Religion und Zeit]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ura%C5%A1_(G%C3%B6ttin)&diff=255610479 Uraš (Göttin) 2025-05-01T01:11:00Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Uraš''' ([[Sumerische Sprache|sumerisch]] ''Urasch'', deutsch ‚Erde‘) ist eine [[sumer]]ische Erdgöttin. Sie gilt als erste Gemahlin [[An (Gottheit)|An]]s, bis sie in [[Babylonien|altbabylonischer]] Zeit durch Ki ersetzt (oder gleichgesetzt) wurde. Uraš ist durch An die Mutter von [[Nininsina]].<br /> <br /> Als ''Ki'' (sumerisch ''KI'', deutsch ‚Unten‘, ‚Erde‘) ist sie Tochter der sumerischen Urmutter [[Nammu]] und Schwester ihres Gatten An. Ihr Kind ist [[Enlil]]. In späterer Zeit wird Ki zu [[Ninḫursanga|Nintu]], die schließlich von [[Inanna]] als Gattin Ans verdrängt wurde.<br /> <br /> Ob Ki in der [[elamische Religion|elamischen Religion]] und Kulte für Ki unter den [[Achämenidenreich|Achämeniden]] auf die sumerische Erdgöttin zurückgeführt werden können, ist nicht erwiesen.&lt;ref&gt;Wouter F. M. Henkelman: ''The Other Gods Who Are: Studies in Elamite-Iranian Acculturation based on the Persepolis Fortification Texts'' (=''Achaemenid History''. Band 14). Leiden 2008, S.&amp;nbsp;324.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Helmut Freydank]] u.&amp;nbsp;a.: ''Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien.'' VMA-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-928127-40-3.<br /> * [[Brigitte Groneberg]]: ''Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen.'' Artemis &amp; Winkler, Stuttgart 2004, ISBN 3-7608-2306-8.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Mesopotamische Gottheit]]<br /> [[Kategorie:Weibliche Gottheit]]<br /> [[Kategorie:Erdgottheit]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ura%C5%A1_(G%C3%B6ttin)&diff=255610466 Uraš (Göttin) 2025-05-01T01:09:17Z <p>RPI: </p> <hr /> <div>'''Uraš''' ([[Sumerische Sprache|sumerisch]], auch ''Urasch'', deutsch ‚Erde‘) ist eine [[sumer]]ische Erdgöttin. Sie gilt als erste Gemahlin [[An (Gottheit)|An]]s, bis sie in [[Babylonien|altbabylonischer]] Zeit durch Ki ersetzt (oder gleichgesetzt) wurde. Uraš ist durch An die Mutter von [[Nininsina]].<br /> <br /> Als ''Ki'' (sumerisch ''KI'', deutsch ‚Unten‘, ‚Erde‘) ist sie Tochter der sumerischen Urmutter [[Nammu]] und Schwester ihres Gatten An. Ihr Kind ist [[Enlil]]. In späterer Zeit wird Ki zu [[Ninḫursanga|Nintu]], die schließlich von [[Inanna]] als Gattin Ans verdrängt wurde.<br /> <br /> Ob Ki in der [[elamische Religion|elamischen Religion]] und Kulte für Ki unter den [[Achämenidenreich|Achämeniden]] auf die sumerische Erdgöttin zurückgeführt werden können, ist nicht erwiesen.&lt;ref&gt;Wouter F. M. Henkelman: ''The Other Gods Who Are: Studies in Elamite-Iranian Acculturation based on the Persepolis Fortification Texts'' (=''Achaemenid History''. Band 14). Leiden 2008, S.&amp;nbsp;324.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Helmut Freydank]] u.&amp;nbsp;a.: ''Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien.'' VMA-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-928127-40-3.<br /> * [[Brigitte Groneberg]]: ''Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen.'' Artemis &amp; Winkler, Stuttgart 2004, ISBN 3-7608-2306-8.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Mesopotamische Gottheit]]<br /> [[Kategorie:Weibliche Gottheit]]<br /> [[Kategorie:Erdgottheit]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Sch%C3%B6pfungsgeschichte_(Priesterschrift)&diff=255610424 Diskussion:Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift) 2025-05-01T00:57:35Z <p>RPI: /* Mottovers (Gen 1,1) - Septuaginta */</p> <hr /> <div>{{War AdT|1=11. Januar 2021}}<br /> <br /> == Schöpfung durch das Wort ==<br /> <br /> Dies ist relativ einfach. Es gab einen Schöpfergott(Töpfer) der Creator, auch DEMIURG genannt. Dieser hat bei 1,3 mit dem Urknall(BigBang) das Licht eingeschaltet. Dann ordnete er das Universum zu Galaxien und erschuf die Erde. - Die Schöpfung erfolgt in sechs (göttlichen!) Tagen (später wird im Neuen Testament konkretisiert, ein Tag bei den Menschen seien tausend Jahre bei Gott) - Diese Erkenntnis ist recht gut. Dann kann man für 1 Jahr des Schöpfergottes ungefähr 1 Million ´menschliche´ Jahre einsetzen. - Landwirbeltiere: Hier wurde Gott-Vater, ebenfalls der Vater der Götter gezeugt. Dieser ist nachweisbar genetischer Vater von heute 7 Milliarden Menschen. Der ´Zeu-ger´ wurde auch ZEUS genannt. Wenig später JAHWE. Er hat in jeder Kultur einen anderen Namen. Wissenschaft ist zu 100% konform der Religion. --[[Benutzer:gast|gast]] 12:45, 3. März 2015 (CEST)<br /> <br /> :Das ist, um es milde auszudrücken, weltvereinfachendes Wunschdenken dieses Gastes (dahinter verbirgt sich die IP [[37.83.88.171]]). Belege hat er für diese kontextlose Theorie nicht anzubieten. Zudem hat es nichts mit dem Artikelthema zu tun, welches den (theologischen/historischen) Hintergrund der jüdischen Schöpfungsgeschichte nach der Priesterschrift behandelt. --[[Benutzer:Enyavar|Enyavar]] ([[Benutzer Diskussion:Enyavar|Diskussion]]) 14:13, 3. Mär. 2015 (CET)<br /> <br /> == Theologische Interpretation ==<br /> <br /> .. fehlt etwas. :) --[[Benutzer:Karl-Hagemann|Karl-Hagemann]] ([[Benutzer Diskussion:Karl-Hagemann|Diskussion]]) 20:41, 11. Aug. 2016 (CEST)<br /> <br /> :Ja, richtig. Das bitte recherchieren und ergänzen. Bitte beachten: [[WP:Belege|Belege angeben]] und [[WP:TF|keinerlei neue Theorien aufstellen]], siehe einen Absatz weiter oben. Weitere Hilfestellung zu historischen Quellen: [[Hexaemeron]]. Angesichts der Artikelhistorie vermute ich, dass die Thematik zu sehr verbrannte Erde darstellt, als dass sich zeitnah jemand daranbegibt.<br /> :Wo wir schon bei der Wunschliste für den Artikel sind, ich hätte gerne weniger eine ''Abhandlung'' über die Theologischen Interpretationen der letzten ~1500 Jahre als vielmehr eine ''Übersicht'' darüber. Aktueller Diskurs der letzten ~100 Jahre natürlich auch gerne ausführlicher. Gruß --[[Benutzer:Enyavar|Enyavar]] ([[Benutzer Diskussion:Enyavar|Diskussion]]) 09:53, 12. Aug. 2016 (CEST)<br /> <br /> == Schöpfungsgeschichte (Jahwist) ==<br /> Ich habe einen Artikel zu der zweiten [[Schöpfungsgeschichte (Jahwist)]] erstellt. Gruß --[[Benutzer:Triplec85|Triplec85]] ([[Benutzer Diskussion:Triplec85|Diskussion]]) 14:40, 25. Nov. 2016 (CEST)<br /> :Danke dafür, wie sieht der weitere geplante Ausbau aus? --[[Benutzer:Enyavar|Enyavar]] ([[Benutzer Diskussion:Enyavar|Diskussion]]) 17:24, 25. Nov. 2016 (CET)<br /> ::Mit entsprechender Literatur könnte man noch darstellen, das die Existenz einer jahwistischen Quellenschrift in neuerer Forschung bestritten wird. Ich denke man kann das Lemma aber erstmal so lassen, da es so überwiegend in der Literatur zu finden ist. Vielleicht kann man beim jahwistischen Schöpfungsbericht auch Zwischenüberschriften einfügen wie beim Bericht der Priesterschrift (z.B. Das Chaos, Schöpfung durch das Wort, Die Schöpfung erfolgt in sechs Tagen, Ganzheitliche Schöpfung des Menschen), falls jemand hierzu etwas sinnvolles findet. Gruß --[[Benutzer:Triplec85|Triplec85]] ([[Benutzer Diskussion:Triplec85|Diskussion]]) 11:10, 26. Nov. 2016 (CEST)<br /> <br /> == Schreibwettbewerbsreview ==<br /> <br /> Für Wikipedia hab ich mir als Ziel gesetzt, die Klassiker der Vergangenheit und die beste Literatur von heute zusammenzubringen (in Auswahl natürlich), und dann soll es auch noch interessant zu lesen sein.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 19:40, 3. Sep. 2018 (CEST)<br /> <br /> :Hallo Ktiv, das ist ja eine Monsteraufgabe. Besitzt Du denn auch die ganze Literatur, die Du aufgeführt hast? In meiner Sammlung aus vorderorientalischer Studienzeit gibt es leider nur den Kommentar von Westermann zur Urgeschichte und als Klassiker den Gunkel. Welchen methodischen Empfehlungen zur Exegese willst Du denn folgen? Ich habe da noch Fohrers &quot;Exegese des AT&quot; und Wolfgang Richters &quot;Exegese als Literaturwissenschaft&quot; herumliegen. Schätze, dass es inzwischen neuere Werke gibt. Wie auch immer, nach meiner Erinnerung beginnt man ja mit der Textkritik. Mit der Analyse einzelner Worte wirst Du aber viel Arbeit haben. Natürlich verstehen wir &quot;Raqia&quot; (V. 6) im Sinne einer Himmelsschale, aber Gerhard von Rad ist da keine ideale Referenz, der ist doch schon lange tot. Ich würde mich eher auf das Theologische Handwörterbuch zum Alten Testament beziehen (Bd II,966) und ggf. den Kommentar Westermann (BKAT Gen 1-3,162). Das gilt natürlich für alle weiteren wichtigen Begriffe, wie bara, bereschit, ruach usw. Die Sprachform von Gen 1 (Einleitung, Befehl, Vollzug, Beurteilung und Einordnung) bedarf natürlich einer genauen Analyse, das ist aber eigentlich schon die Ebene der Literaturkritik und die Annahme der Einebnung des Textes (Anpassung aller &quot;Tage&quot; an das Schema) eine Frage der Redaktionskritik (wer hat das gemacht?). Diese Ebenen sollte man methodisch strikt trennen und schon gar keine theologische Interpretation (Heiliger Geist, Trinität) vorwegnehmen. Die Überlieferungsgeschichte (wo kommt das her?) handelst du unter &quot;religionsgeschichtlichen Vergleichen&quot; ab. Das ist logisch, aber methodisch gehört es mit der Redaktionskritik und der Verfasserfrage an den Schluss des Mittelteils der Exegese. Der theologischen Kritik (als Abschluss) sollte eine Einzelauslegung vorangehen. Wenn du den Artikel irgendwie anders gliedern willst - kann man ja machen - wäre es gut, das mit einem Hinweis auf eine Autorität zu begründen (Lehrbuch, was auch immer). Gruß -- [[Benutzer:Andreas Werle|Andreas Werle]] ([[Benutzer Diskussion:Andreas Werle|Diskussion]]) 08:51, 4. Sep. 2018 (CEST)<br /> :: Hallo Andreas, vielen Dank für deine kritische Rückmeldung. Die meisten Bücher der Literaturliste besitze ich nicht selber. Sie sind in der UB bestellt und ich hoffe, bis Ende der Woche meinen Handapparat zusammen zu haben. Unterdessen habe ich mit der Form experimentiert, die ein Wikipedia-Artikel zu diesem Thema haben sollte. Es ist ja keine Seminararbeit. (Das Kapitel Religionsgeschichtlicher Kontext stammt übrigens von der Vorgängerversion, da ich nicht völlig neu schreiben wollte/sollte.)--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 23:28, 4. Sep. 2018 (CEST)<br /> :: Als ich Dein Posting gestern abend entdeckte, war ich schon recht müde und von der eingeführten Begrifflichkeit verwirrt. Ich nehme Deine Kritik auf, wie Du siehst, habe ich den Eingangsteil stark erweitert. Mit der Einzelkritik habe ich Schwierigkeiten. Textkritik war in meinem Studium nicht die Betrachtung einzelner Wörter wie raqia, sondern die Feststellung des &quot;ursprünglichen&quot; Textes. Dazu hat man sicher nicht das ThWAT herangezogen, sondern den Apparat und die versionen, bzw. für diesen Artikel referiere ich ja nur, was andere herausgefunden haben. Ich habe das nun wunschentsprechend einmal durchgeturnt. &quot;Die Sprachform von Gen 1 (Einleitung, Befehl, Vollzug, Beurteilung und Einordnung) bedarf natürlich einer genauen Analyse, das ist aber eigentlich schon die Ebene der Literaturkritik...&quot; Meinst Du Literarkritik? Ich denke, W.H.Schmidt wollte die Aporien der Literarkritik überwinden mit einem überlieferungsgeschichtlichen Ansatz. Also kurz und gut, ich hatte mit Fohrer wenig und mit Richter bisher nichts zu tun und vermute, dass dort eine sehr spezielle Begrifflichkeit verwendet wurde. Ich würde mich freuen, wenn Du den Artikel weiterhin kritisch begleitest. Gruß und Dank!--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 17:10, 5. Sep. 2018 (CEST)<br /> <br /> Der Artikel hat ja ziemlich große Fortschritte gemacht. Danke dafür.<br /> *Das Lemma finde ich etwas seltsam. [[Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)]]? Was ist denn in der Fachliteratur gebräuchlich zur Abgrenzung der anderen Geschichte? Man könnte durchaus [[Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift]] nehmen. Das ist schöner, da klammerfrei. (Oh, das gibt es sogar als Weiterleitung)<br /> *Beim Ausbau die Einleitung bitte nicht vergessen. Da sollte etwas mehr stehen, damit man einen besseren Überblick bekommt. Es gibt fast keine weiterführenden Links hier. Einzelnachweise in der Einleitung gelten als unschön. '''OK''' <br /> *Es gibt einzelne Abschnitte ohne Belege. &quot;Firmament (Gen 1,6–8)&quot;, &quot;Kriechtiere und Landtiere (Gen 1,24–25)&quot; '''OK'''<br /> *Der interne Link bei &quot;Erste Speisegebote (Gen 1,29–31)&quot; ist defekt und führt zum Seitenanfang. '''OK'''<br /> *Bei &quot;Schema eines Schöpfungstages[13]&quot; steht der Einzelnachweis in der Überschrift, was sich im Inhaltsverzeichnis wiederfindet und unschön ist. Besser einen kurzen einleitenden Satz vor die Aufzählung schreiben und den EN ans Ende dieses Satzes stellen. '''OK'''<br /> --[[Spezial:Beiträge/Der-Wir-Ing|Der-Wir-Ing]] („DWI“) 21:23, 7. Sep. 2018 (CEST)<br /> :Danke vielmals für die Hinweise. Ich werde nie begreifen, wie das mit den Klammerlemmas in der Wikipedia funktioniert. der Artikel ist ja eine Überarbeitung eines bestehenden Textes, und das Lemma hieß halt so. Es gibt traditionell dieses Pärchen &quot;Schöpfungsgeschichte (Jahwist)&quot; und &quot;Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)&quot;; statt Jahwist sagt man heute wohl eher vorpriesterschriftlicher Text oder so, abhängig von dem Modell zur Pentateuchentstehung, das vorausgesetzt wird. Aber dieses Minenfeld will ich in meinem Artikel gar nicht betreten.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 12:20, 8. Sep. 2018 (CEST)<br /> ::Der Artikel ist nun so weit fertig, und ich freue mich über Rückfragen und auch hinweise, wo Formatierung und andere Standards nicht befolgt wurden.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 18:44, 10. Sep. 2018 (CEST)<br /> <br /> == Review ==<br /> <br /> Etwas früher als angekündigt mein Review aus dem Schreibwettbewerb. Ich zitiere mal aus meinen Notizen: <br /> <br /> &quot;Das ist ein sehr gelehrter Artikel. Ich bin kein Experte, soweit meine Kenntnisse reichen, denke ich, dass er fachlich in Ordnung sein dürfte. Es ist viel Literatur verarbeitet worden und es wird nicht (wie in einigen anderen Artikeln) blind geglaubt, was man dort so vorfindet. Aber er hat aus meiner Sicht ein schwerwiegendes Manko: Er funktioniert als Wikipedia-Text nicht.&quot; Und als Quintessenz: &quot;Ich würde ihn trotzdem relativ hoch einstufen, aber sehe ihn einfach nicht als gelungenen Wikipedia-Artikel. Mir ist bewusst, dass diese Bewertung dem Artikel vielleicht nicht ganz gerecht wird.&quot;<br /> <br /> Konkret: Der Gegenstand des Artikels wird einfach nicht beschrieben. Das wäre aber sehr wichtig. Einerseits deshalb, weil das sehr diverse Publikum der Wikipedia ihn nicht ohne weiteres parat haben wird, das aber unbedingte Voraussetzung dafür ist, dass man mit dem Artikel etwas anfangen kann. Andererseits paradoxerweise aus dem entgegengesetzten Grund: weil die Schöpfungsgeschichte tief im kulturellen Gedächtnis verankert ist, vom Tohuwabohu bis zur Siebentagewoche. Das Thema ist sehr interessant, aber daraus wird nichts gemacht, obwohl es doch so viele Anknüpfungspunkte gäbe. Meines Erachtens fehlt am Anfang a) eine Beschreibung, was in dem Text steht (sozusagen ein Handlungsüberblick), b) grundlegende Angaben zum Lemma und zum Text selbst (zwei Schöpfungsgeschichten, die am Anfang der Bibel ist wahrscheinlich jünger, die spätere älter, für die Autorschaft des älteren wird traditionell der Jahwist in Anspruch genommen, die jüngere gehört der &quot;Priesterschrift&quot; an, zu ihr gehören noch spätere Teile der genesis, insbes. Sintflut usw.). Das müsste nicht lang sein, aber es fehlt ungeheuer. Wikilinks sind schön und gut, aber man kann sich einfach nicht in dem Maße auf sie verlassen, wie das hier geschieht.<br /> <br /> Das gilt auch in der Folge. Textkritik, Literarkritik, Überlieferungskritik und Redaktionskritik kann man nicht einfach so hinstellen, sie benötigen trotz Wikilink eine kurze Einführung, damit man der Gliederung überhaupt folgen kann. Beispielhaft der kurze Abschnitt &quot;Textkritik&quot;: Was tut man da? Die Frage ist ja offenbar, was der &quot;kanonische&quot; Text, also die möglichst echte und ursprüngliche Textgrundlage ist. Die wird hier gar nicht formuliert, sondern sozusagen gleich beantwortet, bevor sie gestellt ist. Daher kommt die enorme Sprödigkeit des Texts, der keine Leserführung bietet, keinen roten Faden. Es ist ja durchaus interessant, dass der griechische Text glatter ist als ältere Textzeugnisse und daher harmonisierungsverdächtig. Aber wenn man nicht die Frage expliziert, um die es da geht, ist diese Angabe völlig verschenkt. Ein anderer Punkt: &quot;Formelhafte Sprache&quot;. Es wäre meines Erachtens viel besser, das erst mal festzuhalten, bevor man gleich anfängt, dafür Erklärungen zu geben.<br /> <br /> Das motivgeschichtliche Kapitel hängt in der Luft, weil die Details des Texts erst hinterher wenigstens indirekt angesprochen werden. An sich gäbe es ja da eine Botschaft: Die Schöpfungsgeschichte ist nicht singulär, sie hat an einem uralten Kulturaustausch teil. Aber man kann das nicht nachvollziehen und mitdenken. Zum Teil ist mir auch nach mehrfachem Nachlesen nicht klar geworden, wo denn genau die Parallelen und Unterschiede liegen. Ein typischer Satz: &quot;Heute wird hebräisch תְּהוֹם tehom ‚Urmeer, Urflut‘ etymologisch von gemeinsemitisch *tiham „Meer“ hergeleitet und nicht von der Gottheit Tiamat.&quot; Aha? Es fehlt dieser Feststellung jeder Kontext, es ist mir unmöglich, die Relevanz dieses Informationsbrockens für den Artikelgegenstand zu deuten, selbst nachdem ich den Wikilink angeklickt habe. Ein bisschen könnte es helfen, wenn der motivgeschichtliche Teil weiter hinten angesiedelt würde. <br /> <br /> Für den Durchgang durch den Text ist meines Erachtens unverzichtbar, dass man den Bibeltext wenigstens halbwegs vor Augen hat. Möglicherweise geht der Verzicht darauf zurück, dass jede Übersetzung auch eine Deutung ist, die hier sozusagen nicht als die &quot;richtige&quot; vorgestellt werden soll. Das ist sicher auch ein echtes Problem, nur ist der Text so nahezu unlesbar, weil ihm die konkreten Bezüge fehlen. Aber auch sonst wird einfach sehr wenig expliziert. Was ist denn zum Beispiel an der Deutung der sinnschweren Anfangsworte &quot;Im Anfang&quot; (oder wie auch immer) nun genau kontrovers? Welchen Unterschied macht es, ob man einen Hauptsatz oder einen untergeordneten Temporalsatz annimmt? Ich bin sicher, Du könntest darauf eine Antwort (oder mehrere Antworten) geben, aber Du lässt einen im Wald stehen.<br /> <br /> Ich möchte nur noch ein paar Punkte herausgreifen: &quot;Der Erzähler unterscheidet nicht zwischen Süß- und Salzwasser.&quot; Aha? Warum erhalte ich jetzt gerade diese Mitteilung? Tun das andere uralte Texte? Ist gemeint, dass Süßwasser fruchtbar und Salzwasser gefährlich sein könnte? Wozu ist dies ein Kommentar? &quot;Sie alle (die Landtiere) konkurrieren mit dem Menschen um den Lebensraum Festland. Deshalb unterbleibt in ihrem Fall der Segen und der damit verbundene Auftrag, den Lebensraum zu füllen.&quot; Das wiederum ist eine extrem bestimmte Aussage. Geschieht das wirklich &quot;deshalb&quot;? Woher weiß man das? &quot;Gottesstatuen&quot; - das wäre eine interessante Überlegung, wenn man zunächst erfahren würde, dass Gott die Menschen als Abbilder seiner selbst schafft (&quot;nach seinem Bilde&quot;, wie es klassisch hieß, eine ungeheuer einflussreiche Deutung, die man noch bei Feuerbach und Marx nachhhallen hört). Das müsste man erstmal hinstellen, bevor man die bemerkenswerte und an sich hochinteressante Kritik anführt, dass das vielleicht gar nicht so zu verstehen ist. (Die drei Spiegelstriche danach ermangeln der Klarheit. Was soll es heißen, dass der Begriff ''tselem'' &quot;der Verhältnisbestimmung Mensch – Umwelt dient&quot;? Ich kann diesen Satz überhaupt nicht deuten.) &quot;Während der priesterschriftliche Erzähler biologische Begriffe (männlich/weiblich) gebraucht&quot; - das erscheint mir ganz verblüffend anachronistisch. Wie mögen wohl im ersten Jahrtausend v. Chr. &quot;biologische&quot; Begriffe gedacht worden sein? <br /> <br /> Ich bin überzeugt, dass sich aus dem reichen Material, das Du zusammengetragen hast, ungeheuer viel erschließen ließe. Aber der Artikel schafft nicht die Möglichkeit dazu. Mag sein, er könnte als &quot;Übungstext&quot; für Theologiestudenten brauchbar sein, wie Du angedeutet hast. Das will ich gar nicht abwerten. Nur ist er ''hier'' dann nicht gut platziert.--[[Benutzer:Mautpreller|Mautpreller]] ([[Benutzer Diskussion:Mautpreller|Diskussion]]) 21:20, 29. Okt. 2018 (CET)<br /> <br /> : Erstmal danke für die schnelle Rückmeldung, hatte damit noch gar nicht gerechnet. Ich weiß nicht recht, in welche Richtung der Artikel weiter entwickelt werden könnte. Wenn man Textkritik, Literarkritik etc. durchturnt, dann heißt das eben auch Verzicht auf den roten Faden; mit jedem Kapitel wird eine neue Methode angewandt. Ich könnte mir da nur den radikalen Schnitt vorstellen, den ganzen ersten teil raus und am Text der Schöpfungsgeschichte entlang gehen und z.B. die motivgeschichtlichen Aspekte da hinzuzusetzen, wo sie im Bibeltext ihren Bezugspunkt haben. Das ist allerdings schon ein heftiger Schnitt.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 22:01, 29. Okt. 2018 (CET)<br /> <br /> ::Es ist schwer, da Ratschläge zu geben. Ich glaube, auch ohne so tiefe Eingriffe in die Struktur würde es sehr helfen, wenn a) ein einleitender Text schlicht das Material beschreibt, b) die jeweils &quot;neue Methode&quot; wenigstens in einem Satz nach ihrem Zweck beschrieben wird (wonach fragt man da?). Dann hat man auch einen roten Faden, nämlich die Arbeit an dem Text, den man einleitend beschrieben hat, mit verschiedenen Methoden. Das Problem sehe ich eher in der &quot;inneren Struktur&quot;: Würde jeder Abschnitt zunächst mal die Frage explizieren, um die es in ihm geht, und dann die Antwort(en), die man in der Literatur findet, wäre meines Erachtens viel gewonnen.--[[Benutzer:Mautpreller|Mautpreller]] ([[Benutzer Diskussion:Mautpreller|Diskussion]]) 22:12, 29. Okt. 2018 (CET)<br /> <br /> :::Was mir zu denken gibt, der artikel wird ziemlich oft aufgerufen - mehr jedenfalls als das &quot;davidisch-salomonische großreich&quot;. Das ist schon ein Anreiz, nochmal drüberzugehen. Aus der Binnensicht hatte ich bei der Abfassung übrigens viel mehr die Sorge, zu sehr zu vereinfachen.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 22:25, 29. Okt. 2018 (CET)<br /> <br /> ::::Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Der entscheidende Punkt ist aber m.E. nicht einfach/schwer, sondern Explizierung des Gedankengangs. Wenn man weiß, &quot;wo man ist&quot; und worums gerade geht, nimmt man erfahrungsgemäß auch eher Anstrengungen auf sich, weil man eine Vorstellung hat, dass es sich lohnen könnte.--[[Benutzer:Mautpreller|Mautpreller]] ([[Benutzer Diskussion:Mautpreller|Diskussion]]) 22:33, 29. Okt. 2018 (CET)<br /> <br /> @[[Benutzer:Mautpreller|Mautpreller]] Entspricht die überarbeitete Version der Einleitung eher den Kriterien?--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 15:55, 30. Okt. 2018 (CET)<br /> <br /> :::::Hi, da mich als theologischer Laie das Thema auch interessiert hat: Ich habe den Artikel beim Lesen so verstanden, dass er sich auf eine (oder mehrere) rabbinische Deutungsweise(n) des hebräischen Originals konzentriert (während der vorherige Ursprungsartikel nur grob/oberflächlich die christliche Basisrezeption dargestellt hat). Wie Mautpreller sagt (wenn ich ihn richtig verstehe): Es gibt extrem viele Lesarten der Schöpfungsgeschichte, und man kann wohl unmöglich allen Interpretationen gerecht werden. So wie hier geschehen, finde ich das schon überzeugend, auch wenn wohl immer &quot;mehr&quot; geht. Ich hatte mal [[Eva Maria Borer]] gelesen, explizit keine Expertin und doch fand ich ihren Grundgedanken bei der historischen Interpretation (erste Kapitel, nicht mehr den ausgeuferten Rest ihres Buchs) ebenfalls nachvollziehbar.<br /> :::::Hm, falls du dich wirklich wie angedeutet an eine grundlegende Überarbeitung machst, Ktiv: würdest du den Jahwist mit dazunehmen? Ich fände es spannend, was daraus werden kann. --[[Benutzer:Enyavar|Enyavar]] ([[Benutzer Diskussion:Enyavar|Diskussion]]) 16:07, 30. Okt. 2018 (CET)<br /> ::::::Hallo Enyavar, was ich hier geboten habe, war keine rabbinische Auslegung, sondern &quot;Histokrit&quot;, also klassisch historisch-kritische Methode am hebräischen Text, wie sie in der christlichen Exegese gemacht wird. Allerdings mit Respekt vor dem Judentum, was auch heute Standard ist - das war früher mal anders. Persönlich kam ich zu dem Thema für den SW durch die diesjährige Internationale Jüdisch-christliche Bibelwoche, etwa ein Drittel der Teilnehmer sind liberale Juden, davon einige Rabbiner. Da hatten wir uns eine Woche in Kleingruppen u.a. intensiv mit dem hebräischen Text von Genesis 1-3 befasst.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 16:21, 30. Okt. 2018 (CET)<br /> <br /> :@Ktiv: Ja, so ähnlich hatte ich mir das vorgestellt. Ist jetzt allerdings insofern unkonventionell, als die Einleitung eigentlich den Artikelinhalt zusammenfassen soll. Man könnte einen Teil in ein neues Kapitel &quot;Kontext&quot; o.ä. auslagern, das gleich nach der Einleitung folgt, muss es aber nicht. Ich hab an sich nichts gegen unkonventionelle Lösungen. Sehr gut finde ich, was Du im Abschnitt &quot;Textkritik&quot; gemacht hast. Solche motivierenden und erklärenden Passagen sind es, die meiner Ansicht nach den Artikel &quot;aufschließen&quot; könnten.--[[Benutzer:Mautpreller|Mautpreller]] ([[Benutzer Diskussion:Mautpreller|Diskussion]]) 12:11, 1. Nov. 2018 (CET)<br /> :@[[Benutzer:Mautpreller|Mautpreller]] Beides geht wohl nicht. Wenn man den Artikelinhalt komprimiert zusammenfasst, ist es nicht mehr so gut verständlich für leser ohne Vorkenntnisse. Ich habe jetzt auch den Abschnitt Redaktionskritik überarbeitet und einen Abschnitt aus der Einleitung hierhin versetzt. Wie schätzt du die Chancen des Artikels für eine &quot;Lesenswert&quot;-Kandidatur ein, bzw. auch des großreichs-Artikels? ich schreibe zwar recht fleißig Artikel, habe ein solches Verfahren aber noch nicht durchlaufen, bzw. einmal versucht und abgebrochen.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 16:32, 1. Nov. 2018 (CET)<br /> ::Lesenswert-Kandidatur: An sich erfolgversprechend, ich würde aber noch ein bisschen abwarten (vielleicht gibt es noch Reviews etwa zum Großreich). Kandidaturen sind oft ein bisschen kitzlig, es wäre gut, die Artikel vorher zu optimieren.--[[Benutzer:Mautpreller|Mautpreller]] ([[Benutzer Diskussion:Mautpreller|Diskussion]]) 13:02, 2. Nov. 2018 (CET)<br /> <br /> == Lemma: Schöpfungsgeschichte ==<br /> <br /> Laut Artikel (was fettgedruckt ist) ist das Lemma &quot;Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift&quot;. Das scheint mir nicht nur alltagssprachlich weithergeholt, sondern widerspräche auch dem Sinn der BKL [[Schöpfungsgeschichte]] und dem Artikellemma im Artikelnamensraum (oder der URL oder wie immer man's nennen möchte). - Spricht etwas dagegen, den ersten Satz anzupassen? (z.B. schlicht nur das eigentlich Lemma fettzudrucken, nicht den Rest) <br /> <br /> Außerdem finde ich den Satz ziemlich irreführend:<br /> :''In der deutschsprachigen Bibelwissenschaft findet die Idee, das Sechstagewerk von Genesis 1 EU mit modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen in Übereinstimmung zu bringen (Kreationismus), wenig Interesse.''<br /> Eine Übereinstimmung ist ja nicht automatisch Kreationismus. Sondern es kann genauso von Interesse sein, eine Passung von Bibel an Naturwissenschaft zu prüfen, was der Kreationismus meines Wissens ablehnt. Oder liege ich daneben? (Ggf. wäre also max. ein &quot;vgl. Kreationismus&quot; oder &quot;siehe auch...&quot; vertretbar, da es ja keine Definition wäre, sondern nur ein Artikel zu ''einem'' Teil des Genannten) --[[Benutzer:Ibn Battuta|Ibn Battuta]] ([[Benutzer Diskussion:Ibn Battuta|Diskussion]]) 20:46, 25. Feb. 2019 (CET)<br /> <br /> : Danke für die beiden Hinweise, b) lässt sich aus meiner Sicht problemlos so lösen, dass Kreationismus (in Klammern) aus dem Text entfernt wird. Mache ich gleich. Bei a) ist mir nicht klar, wohin der Vorschlag zielt. Der Gegenstand des Artikels ist &quot;Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift&quot;. Dies, bzw. &quot;Schöpfungsbericht der P.&quot; ist die in der Fachliteratur übliche Bezeichnung. --[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 08:07, 26. Feb. 2019 (CET)<br /> <br /> ::Ich finde es bedauerlich, jeden Verweis auf den Begriff Kreationismus aus dem dem Artikel zu eliminieren. Ja, selbstverständlich hat Kreationismus seinen eigenen Artikel, aber selbstverständlich darf und muss es zwischen den Artikeln Links geben. --[[Benutzer:Johayek|johayek]] ([[Benutzer Diskussion:Johayek|Diskussion]]) 11:30, 26. Feb. 2019 (CET)<br /> <br /> :::Eine komplette Elimination von [[Kreationismus]] fände ich auch nicht sinnvoll. Wie gesagt, eine Umformulierung reicht ja. Es sei denn, Du möchtest den Verweis anderswo unterbringen, da bin ich komplett emotionslos. Notfalls gehört er in &quot;siehe auch&quot;, aber das ist eher unschön und der Verbindung beider Themen auch nicht angemessen.<br /> :::zu &quot;a&quot;: Wenn Du die URL und den ersten Satz des Artikels anschaust, siehst Du zwei verschiedene Versionen: &quot;Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)&quot; und &quot;Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift&quot; (fettformatiert - d.h. als Lemma gemeint). Das an sich ist schon ungünstig in der Wikipedia. Dazu kommt, daß &quot;Schöpfungsgeschichte der Priesterschift&quot;, wie Du selbst schreibst, ''die in der Fachliteratur übliche Bezeichnung'' ist. In der Wikipedia geht's ja zum Glück nicht nur um Fachliteratur, sondern auch um normale Nutzer. Die suchen &quot;die&quot; Schöpfungsgeschichte, und meines Wissens ist das hier der einzig passende Artikel dazu. Das verrät die Einleitung aber nicht, weil sie die übliche Bezeichnung (&quot;Schöpfungsgeschichte&quot;, ohne jeden Zusatz) nicht nennt. Daher der einfachste Vorschlag: &quot;der Priestergeschichte&quot; im ersten Satz entfetten - damit ist sowohl eine Einheitlichkeit von URL und Artikeleinleitungssatz sichergestellt wie auch das Verständnis normaler Leser. Sollte aber die Fachwelt an der Fettung des Zusatzes hängen, müßte der erste Satz halt umgebaut werden. --[[Benutzer:Ibn Battuta|Ibn Battuta]] ([[Benutzer Diskussion:Ibn Battuta|Diskussion]]) 12:39, 1. Mär. 2019 (CET)<br /> ::::Es gibt zwei Schöpfungsgeschichten in der Genesis. Das ist elementar. Der vorliegende Artikel ist nur deshalb der einzig passende, weil sich mit der &quot;Schöpfungsgeschichte des Jahwisten&quot; halt noch keiner richtig Mühe gegeben hat. da wird einfach der Bibeltext abgedruckt, was ja nicht der Sinn von Wikipedia sein kann. Mit Fachliteratur richtig aufgearbeitet käme dieser Artikel geschätzt auf zwei Drittel der Länge des jetzigen Artikels. Beide zusammenführen in einen Artikel &quot;Schöpfungsgeschichten (!) der Genesis&quot; schafft eine erhebliche Überlänge, auch wenn man sicher kürzen kann.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 12:51, 1. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> Den Begriff [[Priesterschrift]] gibt's ja erst seid dem 18.Jhd.Wie hat man davor diese Schöpfungsgeschichte zur Unterscheidung bezeichnet?--[[Benutzer:Hfst|Hfst]] ([[Benutzer Diskussion:Hfst|Diskussion]]) 07:42, 18. Mär. 2019 (CET)<br /> : Da habe ich mal etwas nachgearbeitet und den Entdecker der beiden Schöpfungsberichte, Witter, gewürdigt. Hoffe, diese Zusatzinfos stören jetzt nicht den Lesefluss.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 11:40, 18. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> == Beiträge Review ==<br /> <br /> ''Als Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift wird die Erzählung bezeichnet, mit der die Bibel beginnt (Gen 1,1–2,3(4a)). Auch der Ausdruck Schöpfungsbericht (statt -geschichte) ist üblich.''<br /> <br /> Dies war einer von zwei Beiträgen Ktivs zum letzten Schreibwettbewerb. Er hat sich schlechter geschlagen als das &quot;Davidisch-salomonische Großreich&quot;, für mich als Autor sehr erstaunlich, ich hatte die beiden Artikel umgekehrt gesehen. Grundproblem war wohl, dass der Artikel zu schwer lesbar war. Hier habe ich nochmal gründlich nachgearbeitet und stelle das Ergebnis jetzt im Review vor. Meine Intention ist, dass ich diesen Text für einen wichtigen Bestandteil unserer kulturellen Tradition halte (das Lemma wird ja auch öfter mal angeklickt) und dem Wikipedia-Leser zeigen wollte, welche Fragen klassischerweise und aktuell unter Alttestamentlern zu diesem Text diskutiert werden. Nun bin ich gespannt, ob &quot;bessere Lesbarkeit&quot; erreicht wurde.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 10:18, 15. Jan. 2019 (CET)<br /> ::Es irritiert mich etwas, das die Rolle in der Tora nicht unabhängig von der Bibelwissenschaft dargestellt ist. Weiß die Juadistik nichts dazu? Die Sprache ist manchmal etwas im Jargon, und mach es für den Leser ohne Vorkenntnisse schwierig, evtl. kann die Vereinsstruktur noch ausgebaut werden. Im Umfang und in den Einzelnachweisen äußerst beeindruckend.-- &lt;small&gt;[[user talk:Leif Czerny|Leif Czerny]]&lt;/small&gt; 12:02, 15. Jan. 2019 (CET)<br /> :::Was genau meinst du mit Rolle in der Tora? Benno Jacob ist ein jüdischer Exeget. Die Judaistik hat sehr sehr viel dazu zu sagen, allerdings nicht zu dem Konzept &quot;Priesterschrift&quot;, und da wird es dann schwierig. Dann wäre auch nachzutragen, was die Patristik mit Gen 1 so macht. Das sind sehr umfangreiche Themenblöcke.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 12:38, 15. Jan. 2019 (CET)<br /> ::::Oh, ok. Das Jacovb nicht aus der Bibelwissenschaft kommt, geht aber unter. Das der Text Teil der Tora ist und als solche auch eine Auslegungsgeschichte haben müsste, fehlt. ich verstehe ich aber so, dass das ein eigenes Thema wäre. Vllt kann man erwähnen, wo man in der wp Hinweise dazu findet (etwa in [[:Pentateuch]]?)?-- &lt;small&gt;[[user talk:Leif Czerny|Leif Czerny]]&lt;/small&gt; 12:50, 15. Jan. 2019 (CET)<br /> :::::Zumindest hätte es in [[Bereschit (Sidra)]] einen guten Platz, siehe auch die englische Wikipedia. Pragmatisch betrachtet, ich könnte nur einige Details zur jüdischen Rezeption ergänzen, z.B. ist Gen 1,1-2,3 voll identisch mit der ersten Lesung am Sabbat Bereschit, der Text wird also in der jüdischen Tradition in dieser Abgrenzung als eine Einheit betrachtet, und die christliche mittelalterliche Kapiteleinteilung schlägt da unsachgemäß dazwischen. --[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 14:01, 15. Jan. 2019 (CET)<br /> :::::::Ok, ich sehe es ist komplex ;-) Aber man muss ja nicht in ''jedem'' Artikel ''alles'' erklären, Hauptsache, die Leser können sehen, wo die Anknüpfungspunkte sind.-- &lt;small&gt;[[user talk:Leif Czerny|Leif Czerny]]&lt;/small&gt; 14:34, 15. Jan. 2019 (CET)<br /> ::::::::Hoffe, ich konnte Deinen Impuls mit einem eigenen Kapitel &quot;Jüdische und christliche Zugänge zum Text&quot; gut aufnehmen und damit auch den Einleitungsteil entlasten. Das Bildmaterial und Hörbeispiel weckt ja die Erwartung, es werde um eine jüdische Sicht der Schöpfungsgeschichte gehen. Danke für den Hinweis!--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 14:54, 19. Jan. 2019 (CET)<br /> :::::::::Ohje, Du hast soviel gleistet, dass ich erst mich am besten noch einmal neu durcharbeite. Vielen Dank für die Aufnahme des Vorschlags.-- &lt;small&gt;[[user talk:Leif Czerny|Leif Czerny]]&lt;/small&gt; 13:39, 28. Jan. 2019 (CET) <br /> <br /> Was die Lesbarkeit anbelangt, ich kaue schon an der Einleitung herum, über die ich nicht hinausgekommen bin: &quot;Die Schöpfungsgeschichte ist Erzählung mit der die Bibel beginnt&quot;. Ich musste aber ständig zu [[1. Buch Mose]] hinklicken, da dieser Artikel gewissermaßen das gleiche behauptet. Der zweite Satz (&quot;Obwohl die Neuere Urkundenhypothese mittlerweile ...&quot;) erklärt dann mal was die Priesterschrift ''nicht'' ist, das verwirrt. Es wird also zuerst die Bibel erwähnt, dann geht es weiter mit der Priesterschrift, ich habe die Bibel mal gelesen, jetzt dachte ich Priesterschrift = Bibel (da ich das Wort Priesterschrift nicht kannte). Wie geht es einem Leser, dem das Thema völlig neu ist? Es sollte mMn. ergänzt werden, dass die Schöpfungsgeschichte der erste Teil der Genesis ist, mit der die Bibel bzw. das AT beginnt. Der nächste Abschnitt (&quot;Die Bibel kennt den altorientalischen...&quot;) beginnt ebenfalls damit was die Priesterschrift ''nicht'' macht. Ich würde den Satzbau umstellen und reihum erklären worum es geht. --[[Benutzer:Wagner67|Wagner67]] ([[Benutzer Diskussion:Wagner67|Diskussion]]) 18:16, 25. Jan. 2019 (CET)<br /> :Ursprünglich war die Stellenangabe Gen 1,1–2,3(4a) im Einleitungssatz in der Weise verlinkt, dass einerseits auf Genesis, andererseits auf den Text selbst verwiesen wurde. Weil es über eine Kapitelgrenze geht, funktioniert die Verlinkung nicht und kam also wieder raus. Ich habe jetzt von Hand den Link auf Genesis nachgetragen, den du hier zu Recht vermisst hast. Wie ich deine anderen Anregungen aufnehmen kann, überlege ich noch. Es ist allerdings nicht so, dass im 2. Satz stände, die Priesterschrift sei irgendwas nicht, sondern: ''die Priesterschrift war eine schriftliche Quelle'', die mit anderen, älteren Texten zusammengearbeitet wurde - und das ist die Mehrheitsmeinung der Exegeten, der sich Verf. anschließt.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 17:33, 26. Jan. 2019 (CET)<br /> ::Der spannende Moment wird künstlich verzögert, sprich: die eigentliche Sache wird nicht gleich verraten. Wer sich für die Schöpfungsgeschichte interessiert, hat den Artikel ja schon aufgerufen, der Leser soll ja nicht durch Spannungsaufbau gezwungen werden, den ganzen Artikel zu lesen, das Gegenteil wird so erreicht. Warum beginnt der Artikel nicht klipp und klar damit: die Schöpfungsgeschichte handelt von der [[1._Buch_Mose#Die_Schöpfung|Schöpfung der Welt]] durch Gott in sieben Tagen? Ich erwartete (vor allem in der Einleitung) Informationen zu den sechs Tagen, in denen die Welt erschaffen wurde und dem Ruhetag, aber die Einleitung schweift ab, ich habe ständig dieses &quot;Häh? Was jetzt?&quot; im Kopf. Die Struktur des Artikels passt gar nicht - meiner persönlichen Ansicht nach. --[[Benutzer:Wagner67|Wagner67]] ([[Benutzer Diskussion:Wagner67|Diskussion]]) 11:01, 27. Jan. 2019 (CET)<br /> :::Ob es jetzt dadurch klarer geworden ist, die Verteilung der Werke auf die tage in der Einleitung nochmal aufzuzählen? oder was meinst du mit der Struktur des Artikels? Die ist mir ehrlich gesagt durch die Arbeitsweise der Zunft vorgegeben, wo halt bestimmte Methodenschritte aufeinander folgen.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 17:52, 27. Jan. 2019 (CET)<br /> :::: 1.) Ich bin der Meinung, dass zu allererst erwähnt werden sollte, was die Schöpfungsgeschichte ist. Stattdessen wird zuerst die Priesterschrift erklärt und dass auch diese mit der Schöpfungsgeschichte beginnt, für mich ist ab da die Verwirrung perfekt. Vorschlag: zuerst das Thema der SG (&quot;Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde etc.&quot;), dann wo die SG vorkommt, Varianten, Thesen, Priesterschrift, usw.<br /> :::: 2.) Ich weiß nichts über die Arbeitsweise der ?-Zunft, aber ich denke, die Einleitung abzuändern, wird nicht der Arbeitsweise der Zunft widersprechen, denn so sind ja alle WP:Artikel aufgebaut. Wenn ich falsch liege, dann bitte entschuldige mich.--[[Benutzer:Wagner67|Wagner67]] ([[Benutzer Diskussion:Wagner67|Diskussion]]) 18:37, 27. Jan. 2019 (CET)<br /> ::::: Tut mir leid, aber der Begriff Priesterschrift ist grundlegend zum Verständnis des Artikels. ad 1.) ich befasse mich nicht mit Schöpfungserzählungen an sich, sondern mit einem konkreten Text, der genau definiert ist hinsichtlich Textumfangs und hinsichtlich Zugehörigkeit zur Priesterschrift. Hier sehe ich keinen Raum für Umformulierungen, ohne das Lemma zu verwässern. ad 2.) Das bezog sich auf den Aufbau des Gesamtartikels, du schreibst ja auch &quot;Struktur des Artikels&quot; und nicht &quot;Struktur der Einleitung&quot;.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 20:55, 27. Jan. 2019 (CET)<br /> ::::::Ich meinte ja auch nicht, dass die Priesterschrift gar nicht erklärt werden sollte. Ich meinte nur, dass die Schöpfungsgeschichte zu allererst erklärt werden sollte und danach der Rest (was ja an der Struktur des Artikels was ändern würde), oder geht es nicht um die Schaffung der Welt in sechs Tagen plus Ruhetag? Ich habe ja nur meine Meinung gesagt, von mir kommt jetzt nichts mehr hierzu - versprochen. --[[Benutzer:Wagner67|Wagner67]] ([[Benutzer Diskussion:Wagner67|Diskussion]]) 21:16, 27. Jan. 2019 (CET)<br /> <br /> Zur Entstehungsgeschichte einer &quot;doppelten Anthropogenie&quot; in der Genesis sollte man evtl. auf Carel von Schaik / Kai Michel: ''Das Tagebuch der Menschheit. Was die Bibel über unsere Evolution verrät'' zurückgreifen.--[[Benutzer:Hnsjrgnweis|Hnsjrgnweis]] ([[Benutzer Diskussion:Hnsjrgnweis|Diskussion]])<br /> : Danke für diesen Hinweis. Es war eine Grundentscheidung, dass ich auf die Rezeptionsgeschichte dieses Textes nicht eingegangen bin, denn die ist gewaltig und betrifft Werke der Literatur, Musik, Kunst. Wobei dann ja in der Regel beide Schöpfungsgeschichten in Beziehung gesetzt werden, die der Priesterschrift (mein Thema) und des sogenannten Jahwisten (nicht mein Thema). Ich halte van Schaiks Überlegungen für eine interessante relecture des Textes, die sich in Gen 4 jedenfalls weiter verfolgen lässt, denn da schlägt der Ackerbauer den Hirten tot.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 17:52, 27. Jan. 2019 (CET)<br /> <br /> === Schöpfungsgeschichte (Genesis) ===<br /> Der deutschsprachige Artikel [[Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)]] ist über Wikidata verknüpft mit beispielsweise [[:en:Genesis creation narrative]] (englisch) oder [[:es:Narración de la creación del Génesis]] (spanisch), usw.<br /> <br /> Meiner Meinung nach sollten die Artikel [[Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)]] und [[Schöpfungsgeschichte (Jahwist)]] mittel- bis langfristig in einem Lemma '''[[Schöpfungsgeschichte (Genesis)]]''' zusammengeführt werden. Dann würden auch die Verknüpfungen mit den anderen Sprachversionen Sinn ergeben.<br /> <br /> Die beiden bisherigen Lemmata könnten als Weiterleitungen bestehen bleiben. Als Grundlage könnte der deutlich ausführlichere und bessere Artikel Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift) verwendet werden und die Inhalte des Artikels Schöpfungsgeschichte (Jahwist) als eigenständiger Gliederungspunkt ergänzt. Unterhalb dann eventuell einen Vergleich. Viele Grüße -- [[Benutzer:Triplec85|&lt;span style=&quot;font-family:Segoe Script&quot;&gt;Triple&amp;nbsp;C&amp;nbsp;85&lt;/span&gt;]]&amp;nbsp;[[Benutzer Diskussion:Triplec85|&lt;sup&gt;&lt;span style=&quot;text-shadow:gray 0.1em 0.1em 0.2em; color:#0000FF&quot;&gt;|Diskussion|&lt;/span&gt;&lt;/sup&gt;]] 11:35, 20. Feb. 2019 (CET)<br /> <br /> : Meiner Meinung nach ist der Artikel [[Schöpfungsgeschichte (Jahwist)]] schwach und würde die Qualität des geplanten, zusammengelegten Artikels beschädigen. Es ist ja nicht so, das man zu dem Lemma nichts schreiben könnte. Aber ein Unterrichtsentwurf für die Primarstufe, der dem Thema eine Seite widmet (EN 2, 2mal verwendet) ist nicht die Literatur der Wahl.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 21:58, 21. Feb. 2019 (CET)<br /> <br /> ::Ja, das war die Qualität, die auch der Priesterschrift-Artikel vor dem Ausbau hatte; damals war ich der festen Meinung dass sie zusammengelegt gehören. Den jetzigen Artikel vom Niveau her herabzusenken kommt nicht mehr in Frage; der Jahwist-Artikel müsste stattdessen aufgewertet werden. Dann hätten wir zwei hervorragende Fachartikel, die wiederum über einen zusätzlichen Genesis-Artikel verknüpft werden. Dieser Genesis-Artikel kann dann die komparative Ebene bedienen, oder auch nur eine BKL sein, damit die Interwikianer zufrieden sind. --[[Benutzer:Enyavar|Enya]][[Benutzer Diskussion:Enyavar|var]] 13:37, 1. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> == Redaktionskritik ==<br /> <br /> Hier heißt es<br /> Die Entdeckung zweier Schöpfungsberichte in den ersten Kapiteln der Genesis gelang dem Hildesheimer Pfarrer Henning Bernhard Witter schon 1711.<br /> Laienhafte Frage: was gibt's da zu entdecken ist es nicht offensichtlich, dass die Menschen 2 mal geschaffen werden?--[[Benutzer:Hfst|Hfst]] ([[Benutzer Diskussion:Hfst|Diskussion]]) 22:04, 18. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> :Wohl nicht. Man hat die Weltschöpfung Gen 1 mit der Menschenschöpfung Gen 2 kombiniert. (So wird es auch in der kirchlichen Kunst dargestellt. Beispiel [[Grabower Altar]].) Der Spannungsbogen war Gen 1-3 d.h. alles lief auf den Sündenfall zu. In meiner Lutherbibel (2017!) ist der priesterschriftliche Schöpfungsbericht betitelt &quot;Die Schöpfung&quot; und der jahwistische &quot;Der Garten Eden&quot;, d.h. dass das ein alternativer Schöpfungsbericht ist, wird in dieser traditionellen Bibelausgabe eingeebnet.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 08:09, 19. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> == Auszeichnungskandidatur vom 28. Februar 2019 bis zum 20. März 2019 (Ergebnis: Lesenswert) ==<br /> <br /> ''Als Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift wird die Erzählung bezeichnet, mit der die Bibel beginnt (Genesis1,1–2,3(4a)). Die „Priesterschrift“ war eine schriftliche Quelle, die von Redaktoren mit „vorpriesterschriftlichen“ (also älteren) Texten vereint wurde – obwohl die Neuere Urkundenhypothese mittlerweile sehr umstritten ist, hält die Mehrheit der Exegeten an dieser Einschätzung fest. Die Priesterschrift beginnt mit dem Sechstagewerk der Schöpfung. Die Ruhe Gottes am siebten Tag ist Ziel der Erzählung. Daran schließen sich direkt der Stammbaum Noachs und die Sintfluterzählung an. Schöpfungs- und Sintfluterzählung ergänzen sich.''<br /> ''In der deutschsprachigen Bibelwissenschaft findet die Idee, das Sechstagewerk von Genesis1 mit modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen in Übereinstimmung zu bringen, wenig Interesse. Dabei enthält die priesterschriftliche Schöpfungsgeschichte durchaus „Wissenschaft“ nach den Maßstäben ihrer Entstehungszeit: Der Erzähler hatte Anteil an einem ostmediterran-nahöstlichen Kulturaustausch, der von Mesopotamien inspiriert war. Auch ägyptische Motive sind in die Erzählung eingegangen.''<br /> <br /> Ein Versuch, bei diesem relativ bekannten Text der Bibel zu zeigen, wie die Exegese damit arbeitet.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 20:54, 28. Feb. 2019 (CET)g<br /> :Das ist sehr gut gelungen. Zum inklusivischen Umgang der Priester der Nachexilzeit mit den Traditionen und Kulten der Nachbarvölker (&quot;lasst uns ... erschaffen&quot;) bei gleichzeitiger Eliminierung altbabylonischer Motive (z.B. Zusammenwirken mehrerer Schöpfungsgötter, Lehm) im Vergleich zur älteren [[Schöpfungsgeschichte (Jahwist)]] könnte man evtl. noch Beispiele hinzufügen. {{BE|l}}--[[Benutzer:Hnsjrgnweis|Hnsjrgnweis]] ([[Benutzer Diskussion:Hnsjrgnweis|Diskussion]]) 15:06, 5. Mär. 2019 (CET)<br /> ::Da kann ich zu EN 95 noch etwas mehr schreiben, wie die Götter in ao. Mythen bei der Menschenschöpfung zusammenwirkten. OK!--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 08:59, 8. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> {{BE|l}} Mit Gewinn gelesen, insbesondere ist die Darstellung der verschiedenen Schichten der Exegese gelungen. Teilweise ist die Darstellung allerdings sehr komprimiert, so dass ich mehrmals zurücklesen musste, um mir Bezüge zu vergegenwärtigen. Reine Geschmackssache: Anmerkungen wie 90/91 oder 123-25 kann man wie in gedruckten Veröffentlichungen in einer Anmerkung zusammenfassen. --[[Benutzer:Tusculum|Tusculum]] ([[Benutzer Diskussion:Tusculum|Diskussion]]) 09:09, 11. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> {{Info|Auch hier: Die Kandidatur könnte ausgewertet werden, würde aber als ergebnislos gewertet werden und der Artikel damit ohne Auszeichnung bleiben. Angesichts der zwei positiven Voten würde ich hier ebenfalls eine Verlängerung der Kandidatur um 10 Tage vorschlagen. Die Auswertung könnte dann ab dem &lt;u&gt;20. März&lt;/u&gt; erfolgen. --[[Benutzer:Tönjes|Tönjes]] 18:05, 11. Mär. 2019 (CET)}}<br /> :{{BE|l}}. --[[Benutzer:Kanisfluh|Kanisfluh]] ([[Benutzer Diskussion:Kanisfluh|Diskussion]]) 10:59, 13. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> : Die Kriterien für {{BE|l}} sind erfüllt. --[[Benutzer:Jürgen Oetting|Jürgen Oetting]] ([[Benutzer Diskussion:Jürgen Oetting|Diskussion]]) 10:19, 14. Mär. 2019 (CET) <br /> <br /> :{{BE|l}} Sehr schön gemacht, vielen Dank für die Arbeit! LG -- [[Benutzer:Andreas Werle|Andreas Werle]] ([[Benutzer Diskussion:Andreas Werle|Diskussion]]) 16:32, 17. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> :{{BE|l}} Sehr ausführlich, gut belegt, überwiegend allgemeinverständlich geschrieben, was bei der komplizierten Materie - die mir weitgehend neu war - eine große Leistung ist. Danke für den Artikel! --[[Benutzer:Jjkorff|Jejko]] ([[Benutzer Diskussion:Jjkorff|Diskussion]]) 20:46, 17. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> :{{BE|l}} Ein Thema ganz nach meinem Geschmack. Les ich immer gern. Und noch dazu gut umgesetzt. --[[Benutzer:Methodios|Methodios]] ([[Benutzer Diskussion:Methodios|Diskussion]]) 23:36, 17. Mär. 2019 (CET)<br /> <br /> {{Kasten|1=Mit sieben Stimmen {{BE|l}} wird der Artikel in [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sch%C3%B6pfungsgeschichte_(Priesterschrift)&amp;oldid=186704291 dieser Version] als {{BE|l}} ausgezeichnet. --[[Benutzer:Tönjes|Tönjes]] 20:43, 20. Mär. 2019 (CET)}}<br /> <br /> == Schöpfungsgeschichte, -erzählung, -bericht, -lied ==<br /> <br /> Hallo zusammen,<br /> zunächst Gratulation zum Artikel. Ich fand ihn sehr informativ und auch historisch-kritisch gut erarbeitet. Eine Nachfrage hätte ich aber zum Thema Schöpfungsgeschichte, bzw. Schöpfungsbericht. In meinem Studium wurde meistens Wert darauf gelegt, das von Schöpfungserzählung gesprochen wurde, um eine Verwechslung mit einem Zeitungsbericht oder bewusst gewollter Geschichtsschreibung, wie in den Samuelbüchern etc. zu vermeiden. Wenn ich daran denke, dass im Artikel auch der Begriff des Gedichts verwendet wird und auch die Formkritik die verdichtete Sprache betont, frage ich mich, ob dazu nicht auch eine Erklärung in den Artikel sollte. Leider habe ich mich im Studium meistens mit dem NT beschäftigt, sodass ich zur Sekundärliteratur des ATs keine Angaben machen kann, seit wann hier ein Umdenken stattfindet und ob dieses Mehrheitsmeinung ist. Die EKD aber zum Beispiel spricht von den Schöpfungserzählungen https://www.ekd.de/ekdtext_94_02.htm. {{unsigniert|2A02:908:FBD1:4680:493C:540E:9E93:BDB5|17:55, 9. Jul. 2019 (CEST)}}<br /> : Gib doch bitte genauer an, wo du den Ausdruck Schöpfungslied entdeckt hast. Schöpfungsgedicht war eine Idee von Witter, der sich damit halt im 18. Jahrhundert erklärt hat, wie Mose einen nicht von ihm stammenden, älteren Text in sein Werk aufnehmen konnte. - Das Lemma hieß schlicht &quot;Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)&quot;, als ich mit der Überarbeitung des Artikels begann. Da in der Fachliteratur aber ständig der Ausdruck &quot;Schöpfungsbericht&quot; verwendet wird, schien es sinnvoll, den Leser gleich zum Anfang darauf hinzuweisen, dass es diesen Sprachgebrauch gibt. Wer den Ausdruck geprägt hat, weiß ich nicht.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 18:38, 9. Jul. 2019 (CEST)<br /> <br /> == Reverts Hieroglyphenschrift ==<br /> Der Begriff [[Hieroglyphenschrift]] ist zurecht eine Weiterleitung auf eine BKL, und da eine solche in Artikeln aus guten Gründen unerwünscht ist, habe ich das auf das gemeinte hin [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sch%C3%B6pfungsgeschichte_%28Priesterschrift%29&amp;type=revision&amp;diff=197275051&amp;oldid=197254971 präzisiert]. Von [[Benutzer:Hfst|Hfst]] wurde das mit der für mich unverständlichen Begründung ''Keine Verbesserung. Wenn es mal &quot;Hyroglyphenschrift&quot; passt die Verlinkung nicht mehr'' verworfen. Das habe ich wiederum mit der Begründung ''Welche [[Hieroglyphenschrift]] sollte denn hier sonst gemeint sein, wenn nicht die ägyptische?'' [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sch%C3%B6pfungsgeschichte_%28Priesterschrift%29&amp;type=revision&amp;diff=197393559&amp;oldid=197276198 rückgängig] gemacht. Das wiederum wurde von [[Benutzer:RoBri|RoBri]] [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sch%C3%B6pfungsgeschichte_%28Priesterschrift%29&amp;type=revision&amp;diff=197393641&amp;oldid=197393559 zurückgesetzt] mit der Begründung ''Revert: kreta, maya''. Ich fange jetzt keinen Edit-War an, aber: wollt ihr mich verarschen? Es geht im Abschnitt zum Schabaka-Stein doch wohl sehr offensichtlich um ägyptische Hieroglyphen, das Werk, mit dem der Satz belegt ist heißt ''Theologie und Weisheit im alten Ägypten''. RC-Kontrolle ist wichtig, keine Frage, unsinnige IP-Edits zurückzusetzten ist richtig und wichtig. Aber dermaßen offensichtlich kleine und richtige Korrekturen mit solchen Begründungen abzulehnen trägt maßgeblich dazu bei, dass sich Neulinge nach ersten Versuchen nicht weiter hier beteiligen wollen. Bitte lest den Kontext um IP-Edits herum und wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst es bitte einfach stehen. Diese Art von RC-Kontrolle ist nicht hilfreich, sondern schädlich. --[[Spezial:Beiträge/95.88.147.116|95.88.147.116]] 00:02, 4. Mär. 2020 (CET)<br /> :Ok jetzt habe ich verstanden. Ich habe nicht aufgepasst und habe geglaubt, Hyroglyphenschrift sei eine Weiterleitung auf Ägyptische Hyroglyphen. :-( --[[Benutzer:Hfst|Hfst]] ([[Benutzer Diskussion:Hfst|Diskussion]]) 06:45, 4. Mär. 2020 (CET)<br /> :Noch eine Frage zum Verständnis: was ist RC-Kontrolle?--[[Benutzer:Hfst|Hfst]] ([[Benutzer Diskussion:Hfst|Diskussion]]) 07:41, 4. Mär. 2020 (CET)<br /> ::RC=Recent Changes, auf deutsch [[Spezial:Letzte_Änderungen|letzte Änderungen]]. Wird von manchen Benutzern nach Vandalismus durchsucht. --[[Benutzer:Der-Wir-Ing|Der-Wir-Ing]] („DWI“) ([[Benutzer Diskussion:Der-Wir-Ing|Disk]]) 14:34, 4. Mär. 2020 (CET)<br /> :::Danke [[Benutzer:Der-Wir-Ing|Der-Wir-Ing]] fürs Erläutern, eben das meine ich. Meine Bitte an [[Benutzer:Hfst|Hfst]] ist, zukünftig besser aufzupassen und meine Bitte an [[Benutzer:RoBri|RoBri]] ist, zukünftig den Kontext mehr in den Blick zu nehmen. Danke und Grüße --[[Spezial:Beiträge/95.88.147.116|95.88.147.116]] 23:31, 5. Mär. 2020 (CET)<br /> ::::@95.88.147.116 Danke fürs Nachtreten. Du hast mich daran erinnert, keine Fehler zuzugeben, wenn man sich nicht ärgern will.--[[Benutzer:Hfst|Hfst]] ([[Benutzer Diskussion:Hfst|Diskussion]]) 06:44, 6. Mär. 2020 (CET)<br /> <br /> == Umstrittene Urkundenhypothese (?) ==<br /> <br /> Bin ich blind oder habe ich die weitere Ausführung und Belege zum Zweiten Satz &quot;Die „Priesterschrift“ war eine schriftliche Quelle, die von Redaktoren mit „vorpriesterschriftlichen“ (also älteren) Texten vereint wurde – obwohl die Neuere Urkundenhypothese mittlerweile sehr umstritten ist, hält die Mehrheit der Exegeten an dieser Einschätzung fest.&quot; überlesen? Nicht dass ich es besser wüsste, aber es hätte mich interessiert.--[[Spezial:Beiträge/81.173.220.10|81.173.220.10]] 08:32, 11. Jan. 2021 (CET)<br /> :(Zum Beispiel:) Gertz: Grundinformation Altes Testament, 6. Aufl. 2019, S.208. Es ist eine WP-Konvention, in der Einleitung keine Fußnoten zu bringen. Das Thema Neuere Urkundenhypothese bzw. Priesterschrift und die Diskussion darüber sollte in den entsprechenden Lemmata abgehandelt werden, ich brauche diesen Satz am Anfang des Artikels nur deshalb, weil das Lemma ''Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)'' heißt.--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 09:01, 11. Jan. 2021 (CET)<br /> <br /> == Bezeichnungen der Wochentage ==<br /> <br /> &quot;Mit Ausnahme des Sabbats sind alle Wochentage in der Hebräischen Bibel namenlos und nur durch Nummerierung unterschieden.&quot; (siehe [[https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/tag-tageszeiten-at/ch/9cf2e7f66aecdeca04f3a2b3b37b56c5/]] Demgegenüber wird hier versucht, den Eindruck zu erwecken, als wären die heute üblichen Bezeichnungen der Wochentage schon in der Bibel verankert. -- [[Spezial:Beiträge/2003:E5:1705:28D1:11B2:4F31:D9AA:BDDC|2003:E5:1705:28D1:11B2:4F31:D9AA:BDDC]] 09:02, 11. Jan. 2021 (CET)<br /> :So kann man das lesen, auch wenn jeder wissen sollte dass dies nicht der Fall ist. Hineingekommen ist dies im Rahmen von Ktiv's ausgezeichneter Grundüberarbeitung im Januar 2019, und zwar [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sch%C3%B6pfungsgeschichte_(Priesterschrift)&amp;diff=prev&amp;oldid=184848274 hier]. Wenn {{ping|Ktiv}} nicht Gründe dafür hatte bzw. keine Einwände erhebt, könnte man die Kapitel entweder nach Zähltagen strukturieren (&quot;Zweiter Tag&quot; statt &quot;Montag&quot;) oder aber die Tage weglassen. Auch in der Übersichtstabelle könnte man auf die Wochentage entfetten. Oh, Moment, und in der Einleitung sehe ich die Wochentage auch noch, mit dem Sonntag als erstem Tag und so weiter. Ktiv hat diese Hervorhebung möglicherweise bewusst gewählt, um den Leser ausdrücklich auf die ursprüngliche jüdisch-traditionelle Tagesfolge aufmerksam zu machen... ? Mit den germanischen Namen der Wochentage hat dies aber in der Tat nichts zu tun, und auch in der Einleitung würde ich bis auf den siebten Tag (hier aber ausdrücklich: Sabbat) keine Namen nennen. Die Pflanzenwelt bzw. Mond+Sterne sind historischerweise weder &quot;an einem Donnerstag&quot;, noch &quot;an einem Mittwoch&quot; entstanden. --[[Benutzer:Enyavar|Enyavar]] ([[Benutzer Diskussion:Enyavar|Diskussion]]) 14:54, 11. Jan. 2021 (CET)<br /> ::Meiner Meinung nach handelt es sich um ein sprachliches Phänomen: im Hebräischen werden alle Wochentage bis auf den Sabbat durchgezählt (auch im Neuhebräischen), im Deutschen haben sie eigene Namen. Der Bibeltext ist hebräisch, ich schreibe in der deutschen WP. Es ist schwer vorstellbar, dass der &quot;vierte Tag&quot; der mit dem Sabbat endenden Siebentagewoche etwas anderes sein könnte als der Mittwoch. Dann kann man im Sinne der guten Verständlichkeit auch Mittwoch schreiben. Es ist mir aber ziemlich egal, wenn die Community die Durchnummerierung der Tage besser findet, kann das gern geändert werden. Grüße:--[[Benutzer:Ktiv|Ktiv]] ([[Benutzer Diskussion:Ktiv|Diskussion]]) 15:12, 11. Jan. 2021 (CET)<br /> :::Danke für die Antwort, als Nicht-Hebräiker war mir das nicht klar. Wenn es einfach nur die Übersetzung ist, dann halte ich es für sinnvoll, so zu übersetzen wie in den meisten Bibelübersetzungen, d.h. mit &quot;zweiter Tag&quot; statt &quot;Montag&quot;. Die Tabelle habe ich gelassen wie gehabt, aber habe die deutschen Wochentagsnamen aus den Überschriften und der Einleitung entfernt. Ich hoffe das findet auch andererseits Zustimmung. Grüße und schönes Neujahr, --[[Benutzer:Enyavar|Enyavar]] ([[Benutzer Diskussion:Enyavar|Diskussion]]) 15:48, 11. Jan. 2021 (CET)<br /> ::::Das Problem der Wochentage ist vielschichtig^^ Gibt es irgendwo Kalender mit NICHT siebentage-Wochen? (Ich glaube mich zu erinnern, das der Französische Revolutionskalender 10-Tage Wochen hatte). Es fehlt in der Tabelle auch die Entsprechung Sabbat - Samstag. Ich möchte aber nicht in dem sehr informativen und guten Artikel rumsauen. tö --[[Benutzer:Pentaclebreaker|Pentaclebreaker]] ([[Benutzer Diskussion:Pentaclebreaker|Diskussion]]) 10:40, 12. Jan. 2021 (CET)<br /> : Eine gute Übersetzung erfolgt nicht wörtlich, sonder so, dass sie verständlich ist. In Deutschland ist umstritten, ob der Sonntag (nach der Schöpfungsgeschichte) oder der Montag (nach der bürgerlichen Woche) als erster Tag der Woche gelten soll. Damit kann in einem Lexikonartikel -im Gegensatz zu einer religiösen Schrift, die eine Tradition und eine nähere Beschäftigung mit jedem Wort voraussetzt und mithin ebenso eine Erklärungsbedürftigkeit des Textes- nicht mit der Tagesnummerierung übersetzt werden. Ein bloßes Weglassen mit dem Verweis auf diese Diskussion, die nach meiner Auffassung zu einem anderen Ergebnis kam, ist ebenfalls keine gute Lösung. Ein Lexikonartikel dient der Information und die Zuordnung der Schöpfungsakte zu den Wochentage war durchaus kulturell wirksam. Zudem findet sie ja faktisch in der Bibel statt, ist also sachlich geboten. Anders gesagt: Das Weglassen verfälcht die im Artikel präsentierten Fakten. Dabei ist die Lösung einfach: Das Problem kann mit einem kurzen Satz erklärt werden, so dass unsere heutigen Namen in ihren etymologischen und bedeutungsgeschichtlichen Bezügen nicht auf die Bibel zurückgeführt und diese wiederum nicht damit erklärt wird. Wenn sich kein Widerspruch erhebt, werde ich die Wochentage wieder einfügen, dabei aber eine kurze Erklärung in dem genannten Sinne hinzufügen. Gruß --[[Benutzer:Namensknappheit|Namensknappheit]] ([[Benutzer Diskussion:Namensknappheit|Diskussion]]) 08:55, 13. Jan. 2021 (CET)<br /> ::Eine knappe textliche Erläuterung [[Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)#Schöpfungswerke und Schöpfungstage|in diesem im Abschnitt]] halte ich für zulässig, aber eigentlich ist dies das Artikelthema von [[Wochentag]]. Die kulturelle Thematik zur Zählung der Wochentage ist jedenfalls nichts, was hier in der Artikeleinleitung aufgeschlüsselt werden muss, und auch in den Überschriften halte ich es für fehl am Platz - eine verfälschende Darstellung wäre es m.E. eher, unkritisch zu behaupten dass Gott das Meer am Dienstag erschaffen habe. Was die kulturellen bedeutungsgeschichtlichen Wändel angeht... eine Aufwertung des unterirdischen Artikels zum [[Sechstagewerk]] wäre auch mal schön. --[[Benutzer:Enyavar|Enyavar]] ([[Benutzer Diskussion:Enyavar|Diskussion]]) 18:01, 13. Jan. 2021 (CET)<br /> :::Ja der Artikel zum Sechstagewerk ist ein ziemlicher Stumpf . . . aber außer einer recht langen (und fruchtlosen) Diskussion über deutsche und lateinische Übertragung (alt)griechischer Fremdworte steht auf der Diskussionsseite nix erhellendes. Und es macht auch niemand Anmerkungen WAS verbessert werden kann/soll. --[[Benutzer:Pentaclebreaker|Pentaclebreaker]] ([[Benutzer Diskussion:Pentaclebreaker|Diskussion]]) 14:59, 15. Jan. 2021 (CET)<br /> <br /> == Was fehlt? ==<br /> <br /> Es ist vielleicht interessant, was in der Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift) NICHT abgebildet ist, obwohl es den Schreibern durchaus bewusst und bekannt sein musste.<br /> <br /> Regen, Berge, Vulkane, Sturmfluten, Fleischfresser/Allesfresser (inklusive dem Menschen), Sonnenfinsternisse und Mondfinsternisse, . . . .<br /> <br /> In diesem Sinne kann und soll der Bericht anscheinend keine Abbildung der bekannten Schöpfung sein, sondern offensichtlich eher ein Ideal. Der Weg zum Monotheismus ist schon vorgezeichnet, allerdings werden tunlichst eine Menge (zur damaligen Zeit nur durch göttliche Kraft erklärbare) Naturphänomene vermieden. tö --[[Benutzer:Pentaclebreaker|Pentaclebreaker]] ([[Benutzer Diskussion:Pentaclebreaker|Diskussion]]) 14:49, 15. Jan. 2021 (CET)<br /> <br /> == Mottovers (Gen 1,1) - Septuaginta ==<br /> <br /> Im zweiten Satz des zweiten Absatzes unter oben genannter Überschrift steht der Satz <br /> <br /> ''Deshalb übersetzen Septuaginta und Targum Onkelos: „In einem Anfang…“.''<br /> <br /> Laut [https://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/septuaginta-lxx/lesen-im-bibeltext/ Bibelwissenschaft.de] steht dort allerdings ''Εν ἀρχῇ'', was eher mit ''Am Anfang'' zu übersetzen wäre. Die [[Deutsche Bibelgesellschaft]] hat in ISBN 978-3-438-05122-6 auch mit &quot;Am Anfang&quot; übersetzt. --[[Benutzer:Vitopedia|Vitopedia]] ([[Benutzer Diskussion:Vitopedia|Diskussion]]) 17:02, 10. Mai 2023 (CEST)<br /> <br /> : Ich behaupte mal „Am Anfang“ ist richtig, denn (Gen 1,1) ist meiner Meinung nach gar ''kein Mottovers'', sondern der Beginn des göttlichen Schöpfungshandelns: der '''erste Schöpfungsakt'''!<br /> : In Gen. 1,3 bis 2,4a folgt ein Schöpfungsakt nach dem anderen, sodass ein Mottovers nicht wirklich dahin passt.<br /> : „Himmel und Erde“ in Gen. 1,1 passen an dieser Stelle zwar gar nicht hin, aber wieso sollen damit auch „Himmel“ und „Erde“, so wie sie später (Gen 1,6–10) geschaffen werden, ''ursprünglich'' gemeint sein?<br /> : In Gen. 1,2 lag Finsternis ''über'' der Urflut und „Gottes Wind“ (wohl vorzustellen als „Gottes Seele“ oder noch einfacher als Luft) schwebte ''über'' dem (schwereren) Wasser: es gab hier also schon „oben“ und „unten“!<br /> : Nun bezeichnen zwar im [[Semitische Sprachen|semitischen]] [[Akkadisch]] ''An(u)'' „Himmel“ und ''Ki'' „Erde“, aber ''An(u)'' bedeutet ebenso „oben“ und ''Ki'' „unten“!<br /> : In Gen. 1,1 dürfte daher aus einer akkadischen Vorlage ''An(u)'' und ''Ki'' fälschlicherweise als „Himmel“ und „Erde“ anstatt „oben“ und „unten“ übersetzt worden sein.<br /> : Mit „oben“ und „unten“ macht das Ganze wirklich Sinn, denn dadurch (Schwerkraft!) separieren sich die leichtere Luft (nach oben) und das schwerere Wasser (nach unten).<br /> : Am Anfang war daher ein finsteres Luft-Wasser-Gemisch, aus dem alles andere geschaffen wurde. --[[Benutzer:RPI|RPI]] ([[Benutzer Diskussion:RPI|Diskussion]]) 04:17, 29. Apr. 2025 (CEST)<br /> :: Sorry, ich hatte da etwas falsch in Erinnerung: ''[[An (Gottheit)|An]]'' „Himmel“ und ''[[Uraš (Göttin)|Ki]]'' „Erde“ sind [[sumerisch]] ([https://publikationen.badw.de/de/rla/index#699]). --[[Benutzer:RPI|RPI]] ([[Benutzer Diskussion:RPI|Diskussion]]) 02:57, 1. Mai 2025 (CEST)</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kloster_Breitenau&diff=255583169 Kloster Breitenau 2025-04-30T03:23:44Z <p>RPI: /* Nachkriegszeit */</p> <hr /> <div>[[Datei:Klosteranlage Breitenau.JPG|mini|300px|Klosteranlage Breitenau]]<br /> [[Datei:Breitenau ausRichtungGuxhagen.jpg|mini|Ansicht der Klosteranlage und des Ortsteils Breitenau von Guxhagen aus]]<br /> Das '''Kloster Breitenau''' war eine [[Benediktinerabtei]] in der [[Ortslage]] [[Breitenau (Guxhagen)|Breitenau]] der Gemeinde [[Guxhagen]] bei [[Kassel]], in der damaligen „Breiten Aue“ am Zusammenfluss von [[Eder]] und [[Fulda (Fluss)|Fulda]]. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Anlage als „Besserungsanstalt“ genutzt, ab 1974 als [[Psychiatrische Klinik|psychiatrisches Krankenhaus]]. Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] war im Kloster das [[KZ Breitenau]] untergebracht.<br /> <br /> Baulich ist die [[Romanik|romanische]] Anlage ein wichtiges Beispiel der [[Kloster Hirsau|Hirsauer]] Bauschule in [[Hessen]].<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> === Benediktinerkloster ===<br /> [[Datei:Guxhagen Kloster Breitenau 03.jpg|mini|Klosterkirche Breitenau]]<br /> Die Gründung des Klosters Breitenau geht auf den [[Hessengau|hessischen]] [[Gaugraf]]en [[Werner IV. (Maden)|Werner IV.]] von [[Grafschaft Maden|Maden]] und dessen Frau Gisela um das Jahr 1113 zurück.&lt;ref&gt;Haas, S. 228, stützt sich dabei auf Trithemius, doch dessen Quelle bezüglich des Klosters Breitenau ist nicht bekannt (Müller); vgl. Trithemius, ''Annalium Hirsaugiensium'', S. 367 f., 373, 272, sowie ''Chronicon Insigne Monasterii Hirsaugiensis'', S. 141, 143. Tatsächlich ist das Gründungsjahr nicht beurkundet und alte Chroniken schwanken zwischen den Jahren 1110 und 1117; vgl. Johann Heinrich Zedler: ''Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Welche bißhero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden.'' Band 4, Leipzig 1733, [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10326052?page=630 Sp. 1227].&lt;/ref&gt; Werner hatte von seinem Vater [[Werner III. (Maden)|Werner III.]] das bedeutende Amt des ''[[primicerius]] et [[signifer]] regis'' ([[Vorstreit]]er und [[Reichssturmfahne|Bannerträger]] des Königs) geerbt und war dadurch auch Graf von [[Stadtgeschichte von Grüningen|Grüningen]], außerdem war er mit dem [[Abt]] [[Bruno von Beutelsbach]] des [[Kloster Hirsau|Klosters Hirsau]] im [[Schwarzwald]] verwandt. An diesen wandte sich Werner wegen der Klostergründung, nachdem er eine Lichterscheinung am Himmel als Zeichen Gottes verstanden habe.&lt;ref&gt;„Newes Gedicht von dem Uffkommen des Closters Breidenaw“, verfasst von einem Breitenauer Mönch zwischen 1502 und 1527; siehe Ev. Pfarramt Guxhagen-Breitenau, S. 54.&lt;/ref&gt; Am 17. November 1119 sollen Drutwin und zwölf weitere [[Benediktiner]]mönche aus dem Kloster Hirsau die ersten Klostergebäude in der „Breiten Aue“ bezogen haben. Der [[Erzbischof]] von [[Bistum Mainz|Mainz]], [[Adalbert I. von Saarbrücken|Adalbert I.]], setzte Drutwin als ersten Abt des Klosters ein, das St.&amp;nbsp;[[Peter und Paul]] geweiht wurde. Wohl schon im Frühjahr 1120 begannen die Mönche mit dem Bau einer großen [[Kirche (Bauwerk)|Klosterkirche]].<br /> <br /> Werner IV., der am 22. Februar 1121 ohne männlichen Erben verstarb, vermachte dem Kloster sein gesamtes Privatvermögen zwischen [[Werra]], [[Rhein]] und [[Main]]. Davon ausgenommen war bis zu ihrem Tod nur das [[Wittum]] seiner Frau, die offenbar erst kurz vor dem 4. Februar 1155 verstarb.&lt;ref&gt;Lange; vgl. Schmincke, S. 658 f.&lt;/ref&gt; Werner wurde im [[Chor (Architektur)|Chor]] der noch im Bau befindlichen Kirche beigesetzt.&lt;ref&gt;[[Wilhelm Dilich]]: ''Hessische Chronica.'' [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10804499?page=464 Ander Theil]. Dilich u.&amp;nbsp;a., Cassel 1605/06, S. 124 f.&lt;/ref&gt; Am 7. Juli 1123 unterstellten seine Witwe Gisela und sein [[Vasall]] Engelbold das Kloster [[Martin von Tours|St. Martin]] ([[Patrozinium|Patron]] des [[Mainzer Dom]]s) und, befreit von allen [[Archidiakonat]]sgewalten, direkt dem Erzbischof von Mainz. Es erhielt zudem Privilegien, wie das Seelsorge-, das Tauf- und das Begräbnisrecht sowie die freie Wahl eines Abtes und die [[Zoll (Abgabe)|Zollfreiheit]] innerhalb der mainzischen Landen. Auch fügte der Erzbischof weitere [[Ländereien]] den schon reichen Besitzungen des Klosters hinzu. Die [[Vogt]]ei über das junge Kloster behielt der Gaugraf von Hessen, bis der Hessengau 1137 an die [[Ludowinger]] [[Landgraf]]en von [[Landgrafschaft Thüringen|Thüringen]] fiel. Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Ludowinger im Jahre 1247 wurde deren hessischer Besitz nach dem [[Thüringisch-hessischer Erbfolgekrieg|Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg]] als [[Landgrafschaft Hessen]] eigenständig und Landgraf [[Heinrich I. (Hessen)|Heinrich I.]] wurde Schirmvogt des Klosters Breitenau.<br /> <br /> Nach dem Tod Drutwins wurde 1132 der gelehrte und als besonders heilig bekannte Hirsauer Mönch Heinrich neuer Abt. Ihm soll 1144 im Traum ein Papst und der [[Märtyrer]] [[Felix]]&lt;ref&gt;Trithemius, ''Annalium Hirsaugiensium'', S. 412; siehe auch Zedler, Band 4, Sp. 1227. Vermutlich war damit [[Felix III.]] gemeint, denn unter diesem Papst gründete [[Benedikt von Nursia]] die [[Abtei Montecassino]].&lt;/ref&gt; erschienen sein und ihm sein verborgen gelegenes Haupt gezeigt haben, das zu einer [[Reliquie]] des Klosters wurde. Ebenso sollen Abt Heinrich vom Erzbischof von [[Erzbistum Köln|Köln]], [[Arnold II. von Wied|Arnold II.]] (1151–1156), vier Leiber der [[Reimchronik der Stadt Köln#Ursula und ihre Jungfrauen|11.000 Jungfrauen]] für die Kirche übergeben worden sein.&lt;ref&gt;Trithemius, ''Annalium Hirsaugiensium'', S. 410, datiert die Übergabe bereits ins Jahr 1142, doch dies beruht wohl auf einer Verwechslung mit Erzbischof [[Arnold I. von Köln]] (1137–1151) (Noll, Burkardt, S. 94 f.).&lt;/ref&gt; Abt Heinrich hatte für Arnold, als dieser noch [[Propst]] des [[Limburger Dom|St. Georgstiftes]] in [[Limburg an der Lahn]] war (1122–1152), versucht, einen extremen Limburger [[Kanoniker]] zu bessern.&lt;ref&gt;Noll, Burkardt, S. 94.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Klosterkirche war eine 54 Meter lange und 18 Meter breite kreuzförmige, [[Kirchenschiff|dreischiffige]] und flachgedeckte [[Romanik|romanische]] [[Pfeilerbasilika]] im Stil der „Hirsauer Bauschule“ mit fünf [[Apsis|Apsiden]] für den Haupt[[altar]] und die Nebenaltäre. [[Chor (Architektur)|Chor]] und [[Querschiff]] der großen [[Kirche (Bauwerk)|Kirche]] waren wahrscheinlich zwischen 1142 und 1145 fertig und wurden unter das [[Patrozinium]] der [[Maria (Mutter Jesu)|Mutter Jesu]] gestellt. Langschiff und Seitenschiffe sollen in der Zeit von 1160 bis 1180, das [[Westwerk]] ohne seinen Oberbau Ende des 12. Jahrhunderts bis Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Vor allem das Mittelschiff wurde mit aufwendigen [[Ornament]]en geschmückt, von denen viele noch heute zu sehen sind.<br /> <br /> Die gesamte Klosteranlage war nahezu kreisförmig von einer noch heute vorhandenen Mauer umschlossen, in der sich zwei [[Torturm|Tortürme]] befanden, das noch erhaltene „[[Grifte]]r-Tor“ und das einstige „Fulda-Tor“. Die eigentlichen Klostergebäude schlossen mit dem [[Kreuzgang]] an die Nordseite der Kirche an, vom ehemaligen [[Klausur (Kloster)|Klausurgebäude]] sind heute nur noch Reste erhalten. Die steinerne [[Zehntscheune]] wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Im Süden des Areals befand sich der [[Friedhof|Klosterfriedhof]] mit der im Jahre 1321 erstmals erwähnten Nikolauskirche, die als [[Pfarrkirche]] diente. Am westlichen Ende des Geländes standen Scheunen und Stallungen, und am Fuldaufer befand sich die Breitenauer [[Mühle|Klostermühle]]. Auf dem Klostergelände wurden Obst, Gemüse und Wein angebaut, und an und auf der Fulda wurde Fischfang betrieben.<br /> <br /> Die Blütezeit des Klosters lag wohl zwischen der Mitte des 12. Jahrhunderts und dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Es besaß die Dörfer Guxhagen, [[Ellenberg (Guxhagen)|Ellenberg]] und später auch [[Büchenwerra]], über die es mit dem [[Gericht Breitenau]] auch die [[Niedere Gerichtsbarkeit]] ausübte, sowie Felder, Wiesen, Wälder, Weinberge und Gewässer in fast 100 anderen Orten der näheren und weiteren Umgebung. Erzbischof [[Siegfried III. von Eppstein|Siegfried III.]] von [[Kurmainz|Mainz]] verlieh im Jahr 1239 Abt Widekind und dessen Nachfolgern das Recht, eine [[Infulierter Prälat|Inful]] zu tragen. Mit zunehmendem Reichtum verfielen die Sitten. Dadurch gab es immer weniger Schenkungen an das Kloster, und durch unordentliche Haushaltsführung sowie durch „Habsucht der Nachbarn“ verlor das Kloster wieder an Besitz. Die Ländereien waren schließlich so sehr zersplittert, dass im Jahr 1324 [[Papst]] [[Johannes XXII.]] einen Kommissar ernannte, der sich um die Missstände kümmern sollte.<br /> <br /> 1339 verbanden sich die Äbtissin des [[Kloster Kaufungen|Klosters Kaufungen]] und die Äbte der Klöster [[Kloster Hasungen|Hasungen]], Breitenau und [[Kloster Spieskappel|Spieskappel]] mit dem [[Stift (Kirche)|Stift]] [[Fritzlarer Dom|St. Petri]] in [[Fritzlar]] zur gemeinsamen Abwehr aller gegen sie gerichteten ungerechten Angriffe (1386 erneuert). Im 15. Jahrhundert folgte aber auch schon der allgemeine Niedergang des Benediktinerordens, sowohl in wirtschaftlicher als auch in moralischer und geistlicher Hinsicht. Der im Jahre 1496 erfolgte Anschluss Breitenaus an die [[Bursfelder Kongregation]], eine vom [[Kloster Bursfelde]] an der [[Weser]] ausgehende Reformbewegung, brachte für das Kloster noch einmal einen kurzen Aufschwung, der dann mit der Einführung der [[Reformation]] in der Landgrafschaft Hessen sein Ende fand. Äußerliches Zeichen des Reformwillens war in den Jahren 1502 bis 1509 der Umbau von Chor und Querschiff im [[Gotik|gotischen]] Stil und die dabei 1508 erfolgte Ausmalung des Chorschiffs.<br /> <br /> === Äbte des Klosters ===<br /> Die Äbte des Klosters und deren Amtszeiten sind nicht lückenlos überliefert. Die Liste zeigt daher die namentlich bekannten Äbte und die Jahre ihrer urkundlichen Erwähnung.<br /> <br /> * Drutwin 1123 (1119–1132)<br /> * Heinrich I. (1132), 1144, 1150, 1155<br /> * Kuno 1162<br /> * Heinrich II. 1170, 1171<br /> * Eilbert 1196<br /> * Giso 1215, 1235, 1236&lt;ref&gt;Abt Giso könnte identisch sein mit dem gleichnamigen Sohn des Grafen [[Rudolf II. (Ziegenhain)|Rudolf II. von Ziegenhain]].&lt;/ref&gt;<br /> * Widekind 1239, 1246<br /> * Si(g)frid 1255<br /> * Hermann von [[Wolfershausen (Adelsgeschlecht)|Wolfershausen]] 1260 (Gegenabt)<br /> * Heinrich III. 1261, 1268, 1282<br /> * Isfrid 1263, 1264<br /> * Bodo 1289, 1291, 1294<br /> * Johann(es) 1295, 1305<br /> * Si(g)frid 1307, 1309<br /> * Werner von [[Elben (Adelsgeschlecht)|Elben]] 1314, 1316, 1323, 1339<br /> * Albert (Gegenabt) 1342<br /> * Heinrich IV. von [[Burgruine Wallenstein|Wallenstein]] 1346, 1348<br /> * Reinhard 1355, 1357, 1368<br /> * Johann von Wolfershausen 1377, 1380<br /> * Hermann von [[Gilsa (Adelsgeschlecht)|Gilsa]] 1383, 1386, 1392, 1399, 1407<br /> * Heinrich V. von Wolfershausen 1407, 1412, 1414<br /> * Hermann von S(ch)lutwinsdorf 1416, 1417, 1436, 1440, 1443<br /> * Werner 1419 (Gegenabt)<br /> * [[Konrad von Herzenrode|Konrad/Kurd von Herzenrode]] (1434), 1436, 1438<br /> * Kurt Platzfuß 1439 (Oberster des Konvents, Gegenabt)<br /> * Johan(n) Goßel 1444, 1453, 1459<br /> * Nikolaus Merlen 1458 (Gegenabt)<br /> * Nikolaus/Klaus Ratzenberge 1464, 1465, 1469<br /> * Dithmar [[Uttershausen]] 1471, 1477<br /> * Johann Storen 1485, 1488, 1497<br /> * Konrad 1494 (Gegenabt)<br /> * Nikolaus 1499 (Gegenabt)<br /> * Johann(es) Meyer (1502), 1503, 1525 (1497?–1527, † 1529)<br /> <br /> === Säkularisation ===<br /> Im Oktober 1527 wurde der Klosterbetrieb im Zuge der Einführung der [[Reformation]] in der [[Landgrafschaft Hessen]] durch [[Landgraf]] [[Philipp I. (Hessen)|Philipp]] eingestellt. Abt Johann Meyer (Maier), [[Prior]] Theobald Zabel (Cabel) und die 16 verbliebenen Mönche traten zum Protestantismus über. Sie wurden mit einer Fruchtrente abgefunden und fast alle verließen den Konvent. Zabel, ein Holländer von der Insel [[Texel]], wurde nun der erste [[evangelisch]]e [[Pfarrer]] von Guxhagen. Er hatte sich um den [[Weinbau]] sehr verdient gemacht; so erntete er im Jahr 1527 6½ [[Fuder]] (etwa 6240 [[Liter]]) [[Rotwein|roten]] und [[Weißwein|weißen Wein]]. Der Weinberg in der Breitenau reichte vom Kloster bis zur Fulda, gegen [[#Kriegszerstörungen|Ende des Dreißigjährigen Krieges]] wurde der Weinbau jedoch aufgegeben und an Stelle der Reben Obstbäume gepflanzt.<br /> <br /> Die gesamte Klosteranlage wurde zu einem landgräflichen [[Kammergut]] umgewandelt, und der Großteil der einst zum Kloster gehörenden und verstreut liegenden Ländereien wurde verpachtet. Die Einnahmen des Guts gingen an die fürstliche Rentkammer und dienten teilweise kirchlichen Zwecken wie der Besoldung der Pfarrer in Breitenau, [[Wollrode]] und in sechs weiteren Orten in der Umgebung sowie des [[Küster|Opfermannes]] in Guxhagen. Außerdem erhielt die 1527 gegründete [[Philipps-Universität Marburg]] [[Stipendium|Stipendiengelder]] für ärmere Studenten. Das Kirchengebäude wurde 1579 in einen Fruchtspeicher und einen Pferdestall umgebaut: die Fenster und die [[Arkade]]n wurden zugemauert, neue Luken gebrochen und im gesamten Kirchenschiff mehrere Zwischenböden eingezogen, die das Gebäude in fünf [[Geschoss (Architektur)|Geschosse]] aufteilten. Wahrscheinlich wurden dabei auch die Seitenschiffe abgerissen. Für den Gottesdienst gab es in der Breitenau nur noch die Nikolauskirche, die Pfarrkirche der Gemeinden Guxhagen, Ellenberg und Wollrode.<br /> <br /> Landgraf [[Moritz (Hessen-Kassel)|Moritz]] von [[Landgrafschaft Hessen-Kassel|Hessen-Kassel]] plante 1606 die Gründung einer Stadt, doch der Versuch, kölnische Kaufleute zur Niederlassung in der Breitenau zu bewegen, scheiterte ebenso wie die Ansiedlung von 630 Bürgern aus verschiedenen hessischen Orten. Ab 1607/1608 ließ er das Gut nach eigenen Plänen zu einem „Lustaufenthalt“ umbauen. Das alte Priorat, das alte Vogteihaus und der zerfallene Kreuzgang wurden abgerissen. Baumeister Wiedekindt schloss 1622 den Bau eines [[Marstall]]s ab; es folgten noch ein [[Herrenhaus (Gebäude)|Herrenhaus]], eine Jägerei, mehrere Wirtschaftsgebäude, Lustgärten, Fischteiche und ein Springbrunnen.<br /> <br /> === Kriegszerstörungen ===<br /> Während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] wurde die Anlage mehrfach von Truppen der [[Katholische Liga (1609)|Katholischen Liga]] heimgesucht. 1626 wurde sie durch Soldaten des Feldherrn [[Johann T’Serclaes von Tilly|Tilly]] geplündert und [[Brandschatzung|gebrandschatzt]]. Alle Gebäude, die Landgraf Moritz hatte errichten lassen, wurden zerstört, drei große [[Glocke]]n und die umfangreiche [[Bibliothek]] geraubt. 1637 fielen [[Kroatische Reiter]] unter dem [[Kaiserliche Armee (HRR)|kaiserlichen]] [[Johann Ludwig Hektor von Isolani|General Isolani]] ein. Schließlich brannten im Jahr 1640 Truppen von [[Ottavio Piccolomini]] die gesamte Anlage bis auf die beiden Kirchengebäude, die steinerne [[Zehntscheune]] und die Klostermauer mit den beiden Toren nieder. Danach wurde der Rest des ehemaligen Klosters dem Verfall preisgegeben. Nur die Klosterkirche wurde noch als Getreidespeicher genutzt und die Nikolauskirche als Pfarrkirche, die 1660 erstmals eine Orgel erhielt. 1713 wurde das Pfarrhaus am Fuldaufer umgebaut und vergrößert.<br /> <br /> Im [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] (1756–1763) wurde die Anlage noch einmal geplündert; literarisch wurde dies von [[Heinrich Ruppel]] in der Erzählung „Die Michaelisbraut von Guxhagen“ verarbeitet. 1785 richtete die Gemeinde Guxhagen ein Gesuch an den Landgrafen, das Land der [[Kammergut|Domäne]] Breitenau unter den völlig verarmten Bewohnern von Guxhagen, die fast die gesamten sieben Jahre unter dem Krieg leiden mussten, in [[Erblehen]] aufzuteilen. Rund 900 Acker wurden danach auf die 40 Bewohner, die sich beworben hatten, verteilt. Am 1. September 1786 wurde die öffentliche Kirchenbuße abgeschafft. 1791 musste die baufällig gewordene Nikolauskirche abgerissen werden; von da an diente die alte Zehntscheune als Pfarrkirche.<br /> <br /> === Anstalt und Heim ===<br /> Im Jahr 1850 waren die Erblehen abgelöst und der ehemalige Klosterbesitz zu Staatsbesitz des [[Kurfürstentum Hessen|Kurfürstentums Hessen]] geworden, damit hatte die Klosterkirche als Fruchtspeicher ausgedient und stand seit dem leer. Im [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] wurden vom 18. Januar bis zum 6. April 1871 rund 750 französische [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangene]] in der Klosterkirche und vermutlich auch in der Zehntscheune interniert, bewacht von 80 Mann eines [[Thüringen|thüringischen]] [[Infanterie]]-[[Regiment]]s.<br /> <br /> Nach Kriegsende übernahm der [[Preußen|preußische]] [[Regierungsbezirk Kassel#Geschichte|Regierungsbezirk Kassel]] – das Kurfürstentum Hessen war 1866 von Preußen besetzt und annektiert worden – die verwahrloste Anlage und baute sie von 1872 bis 1874 um. Chor, Querschiff und etwa ein Achtel des Mittelschiffs wurden durch eine Mauer vom Rest der Klosterkirche abgetrennt, als Gotteshaus für die Gemeinde eingerichtet und seit dem 23. August 1874 wieder als Kirche verwendet. Die Zehntscheune baute man zu Beamtenwohnungen um. Der andere Teil der Klosterkirche erhielt ein großes Treppenhaus, teilweise wurden neue Fenster in die Wände gebrochen und im Langschiff wurden auf den vier Zwischenböden Schlafsäle eingerichtet. Hier hinein kam eine „[[Korrektionsanstalt|Corrections- und Landarmen-Anstalt]]“ für [[Bettler]], [[Fahrendes Volk|Landstreicher]], [[Prostitution|Prostituierte]] und „verwahrloste“ Jugendliche, später „Landesarbeitsanstalt und Landesführsorgeheim Breitenau“ genannt.&lt;ref&gt;Ayaß, S. 350.&lt;/ref&gt; 1911 kam ein Zellenbau hinzu, der vor allem für Häftlinge aus der [[Justizvollzugsanstalt Kassel I|Königlich Preußischen Strafanstalt Cassel-Wehlheiden]] genutzt wurde.<br /> <br /> 1897 konnte die aus dem Jahr 1401 stammende alte „Steinglocke“ vom [[Fuldaer Dom]], der damals ein neues Geläut erhielt, für die Klosterkirche in der Breitenau erworben werden und eine zweite, etwas kleinere Glocke wurde auch noch gegossen. Nach dem Plan von Landesbauinspektor Alfred Röse aus Kassel wurde im Jahr 1900 auf der Klosterkirche ein [[Neuromanik|neuromanischer]], dem Westwerk angepasster [[Glockenturm]] gebaut. Damit hatte die Kirchengemeinde Guxhagen-Breitenau erstmals seit 1626 wieder ein Geläut, das am 30. September 1900 eingeweiht wurde. Anfang November 1927 stürzte jedoch ein Gewölbefeld ins Innere der Kirche und zerstörte die Orgel. Der gesamte Gebäudekomplex musste gesichert werden, er wurde nun bis 1929 unter Leitung von Bezirkskonservator [[Friedrich Bleibaum]] restauriert, die gotischen Deckenmalereien vom Anfang des 16. Jahrhunderts wurden freigelegt und eine neue, große Orgel eingebaut. Die Kirche wurde am 23. März 1930 festlich neugeweiht.<br /> <br /> === Konzentrations- und Arbeitserziehungslager ===<br /> {{Hauptartikel|KZ Breitenau}}<br /> <br /> Von Juni 1933 bis März 1934 wurde auf dem Gelände ein [[Konzentrationslager]] für politische Häftlinge eingerichtet. Insgesamt wurden 470 Gegner des [[Nationalsozialismus]] in Breitenau inhaftiert. Politische Häftlinge waren von 1933 bis 1945 u.&amp;nbsp;a. die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Politiker [[Ludwig Pappenheim]], der im Oktober 1933 ins [[KZ Neusustrum]] verlegt und dort am 4. Januar 1934 ermordet wurde, und [[Fritz Wagner (Politiker, 1895)|Fritz Wagner]], ein späterer [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]]-Funktionär. 1940 wurde das ehemalige Kloster zum [[Arbeitserziehungslager]] für deutsche und ausländische [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiter]], die in der [[Rüstungsindustrie]] und der Landwirtschaft arbeiten mussten. Gleichzeitig diente es als Sammellager für die [[Deportation]] in andere Konzentrationslager. Die jüdische Ärztin [[Lilli Jahn]], Mutter des späteren [[Bundesjustizminister]]s [[Gerhard Jahn]], wurde am 30. August 1943 nach Breitenau gebracht und im März 1944 nach [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] deportiert und dort ermordet.&lt;ref&gt;[[Martin Doerry]] ''»Mein verwundetes Herz«.'' Das Leben der Lilli Jahn 1900–1944. DVA, Stuttgart u. München 2002 ([https://books.google.de/books?id=rS_w1l-XnOgC&amp;printsec=frontcover&amp;hl=de#v=onepage&amp;q&amp;f=false Google Books-Leseprobe] der Pantheon-Ausgabe 2012). Der Journalist Doerry arbeitete den Briefwechsel (über 500 Briefe) Lilli Jahns mit ihren Kindern in [[Immenhausen]] literarisch auf.&lt;/ref&gt; 1944 war das Kloster Ausweichstelle der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]] Kassel, die 1945 unweit des Klosters 28 Gefangene an der Fulda ermordete.<br /> [[Datei:KZ Breitenau 02.jpg|mini|Denkmal für die Ermordeten des KZ Breitenau]]<br /> <br /> === Nachkriegszeit ===<br /> Die [[Office of Military Government for Germany (U.S.)|amerikanische Militärregierung]] löste 1949 die Landesarbeitsanstalt auf, das Landesfürsorgeheim blieb weiter bestehen. Von 1952 bis 1973 war im ehemaligen Kloster Breitenau ein [[Heimerziehung in Deutschland#Nachkriegszeit|Mädchenerziehungsheim]], das Jugendheim Fuldatal, untergebracht mit bis zu 150 eingewiesen Mädchen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Bereswill/Höynck/Wagels |url=https://gedenkstaette-breitenau.de/user-daten/user_upload/Forschungsbericht_Heimerziehung_270516.pdf |titel=Heimerziehung 1953–1973 in Einrichtungen des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen |titelerg=Bericht zum Interdisziplinären Forschungs- und Ausstellungsprojekt |hrsg=Universität Kassel |datum=Januar 2013 |seiten=18–19 |abruf=2024-08-01}}&lt;/ref&gt; Die Heimleiterin hatte bereits während der NS-Zeit beim Kasseler Fürsorgeamt gearbeitet, so war die Unterbringung geprägt von monotoner Arbeit, strengen Regeln und Strafmaßnahmen. Verboten war es u.&amp;nbsp;a. zu rauchen, eigene Sachen zu verschenken oder zu tauschen, sich zu schminken, zu tanzen, zu pfeifen und laut zu reden, zudem wurde eingehende Post generell kontrolliert. Zu den Strafen zählten Abzüge vom Taschengeld, Streichung der Besuchszeiten und Verlängerung der Heimunterbringung, [[Nahrungsentzug|Essensentzug]] oder das Einsperren in Isolierzellen mit Holzpritschen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Landeswohlfahrtsverband Hessen |url=https://gedenkstaette-breitenau.de/user-daten/user_upload/Breitenau_Das_Maedchenheim_Fuldatal_16052016__1_.pdf |titel=Das Mädchenheim Fuldatal |abruf=2024-08-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Peter Wensierski |Titel=Schläge im Namen des Herrn. Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik |Auflage=3 |Verlag=Wilhelm Goldmann Verlag |Ort=München |Datum=2007 |ISBN=978-3-442-12974-4}}&lt;/ref&gt; Die Zustände im Wohnheim wurden in den 1960er Jahren zunehmend öffentlich kritisiert&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gedenkstätte Breitenau |url=https://gedenkstaette-breitenau.de/historischer-ort/nachgeschichte |titel=Nachgeschichte |abruf=2024-08-01}}&lt;/ref&gt; und unter anderem durch Interviews und einen Radiobeitrag von [[Ulrike Meinhof]] bekannt gemacht. 1973 wurde das Mädchenheim geschlossen. 1974 wurde Kloster Breitenau Außenstelle der [[Psychiatrische Klinik|psychiatrischen Krankenhäuser]] [[Haina (Kloster)|Haina]] und [[Kloster Merxhausen|Merxhausen]] des [[Landeswohlfahrtsverband Hessen|Landeswohlfahrtsverbandes Hessen]] (LWV).<br /> <br /> [[Wilhelm Hugues]] schuf 1950 einen Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus im KZ Breitenau. In der ehemaligen Zehntscheune wurde 1984 eine KZ-Gedenkstätte eröffnet. 2012 war die Gedenkstätte ein Ausstellungsort der Kunstausstellung [[dOCUMENTA (13)]]. In der Klosterkirche wurde eine der zentralen Arbeiten der Weltausstellung, eine Arbeit von [[Judith Hopf]], ausgestellt.<br /> [[Datei:Kloster Breitenau 2023-05.jpg|mini|Kloster Breitenau, im Vordergrund die Gebäude des betreuten Wohnens]]<br /> <br /> === 21. Jahrhundert ===<br /> Derzeit befinden sich auf dem Gelände des Klosters eine Gedenkstätte, ein [[Hotel]] sowie eine Einrichtung der [[Vitos GmbH]] für [[betreutes Wohnen]] für psychisch erkrankte Menschen. Die Klosterkirche ist öffentlich zugänglich und bietet Gottesdienste und jahreszeitliche Veranstaltungen an. Die Parkanlagen sind für Besucher geöffnet.<br /> <br /> == Persönlichkeiten ==<br /> * Heinrich (I.), Gelehrter und zweiter Abt des Klosters Breitenau (1132–1155).<br /> * [[Carl Glinzer]], Kunstmaler, geboren 1802 in der Breitenauer Klostermühle als Sohn des Mühlenbesitzers.<br /> * [[Christoph Weber (Bibliothekar)|Christoph Weber]], Bibliothekar, geboren 1883 als Sohn des Gärtners der Korrektions- und Landarmenanstalt in der Breitenau.<br /> * [[Friedrich Bleibaum]], Kunsthistoriker.<br /> * [[Heinrich Ruppel]], Lehrer und Schriftsteller.<br /> * [[Friedrich Paulus]], Generalfeldmarschall, Oberbefehlshaber der 6.&amp;nbsp;Armee während der [[Schlacht von Stalingrad]], geboren 1890 als Sohn des Kassierers und der Tochter des Dirigenten (Direktor) der Korrektions- und Landarmenanstalt in der Breitenau.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://regiowiki.hna.de/Friedrich_Paulus |wayback=20210510180239 |text=Friedrich Paulus}} im [[HNA-Regiowiki]] Vgl. {{Literatur |Titel=Königlich Preußischer Staatsdienst-Kalender für den Regierungsbezirk Cassel auf das Jahr 1890/91 |Verlag=Reformirtes Waisenhaus |Ort=Cassel |Datum=1891 |Seiten=249 |Online=[http://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/image/1395757445221_1890/273/ ''Corrections- und Landarmen-Anstalt zu Breitenau.''] [[Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel|ORKA]]}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Wolfgang Ayaß]]: [https://kobra.uni-kassel.de/themes/Mirage2/scripts/mozilla-pdf.js/web/viewer.html?file=/bitstream/handle/123456789/2008101524505/AyassArbeitshausBreitenau.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y#pagemode=thumbs ''Das Arbeitshaus Breitenau. Bettler, Landstreicher, Prostituierte, Zuhälter und Fürsorgeempfänger in der Korrektions- und Landarmenanstalt Breitenau (1874–1949).''] Herausgegeben vom [[Verein für hessische Geschichte und Landeskunde]], Jenior und Pressler, Kassel 1992 (= ''Nationalsozialismus in Nordhessen'', Band 14: ''Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde'', Heft 23) ([[Dissertation]] [[Gesamthochschule Kassel]] 1991), ISBN 3-88122-670-2.<br /> * Georg Peter Becker: ''Nachrichten von dem ehemaligen Benediktinerkloster Breitenau in Niederhessen.'' In: ''Hessische Beiträge zur Gelehrsamkeit und Kunst.'' 1. Stück, [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10730681?page=24,25 2. Band], Varrentrapp Sohn u. Wenner, Frankfurt am Main 1787, S. 12–60.<br /> * Eduard Brauns: ''Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck.'' Bernecker, Melsungen 1971, S. 293–296.<br /> * Evangelisches Pfarramt Guxhagen-Breitenau (Hrsg.): ''Kloster Breitenau.'' Bernecker, Melsungen 1987.<br /> * [[Karl Franz Lubert Haas]]: [https://books.google.de/books?id=R64AAAAAcAAJ&amp;pg=PA227&amp;focus=viewport&amp;hl=de ''Versuch einer Hessischen Kirchengeschichte der alten und mittleren Zeiten, bis gegen den Anfang des sechszehnden Jahrhundert;'' worinnen besonders von den ehemaligen in Hessen gelegenen Stiftern und Klöstern aus authentischen Nachrichten gehandelt wird.] Bayrhoffer, Marburg, Frankfurt u. Leipzig 1782, S. 227–237.<br /> * [[Alois Holtmeyer]]: ''Breitenau und Paulinzella''. In: ''Hessenkunst'' 2, 1907, S.&amp;nbsp;1–2.<br /> * {{Literatur |Autor=Wilhelm Christian Lange |Titel=Werner, Graf von Grüningen |Sammelwerk=[[Allgemeine Deutsche Biographie]] |Band=Band 42: Werenfels - Wilhelm d. Jüngere, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg |Verlag=Duncker &amp; Humblot |Ort=Leipzig |Datum=1897 |Seiten=22–27 |Online=[https://www.deutsche-biographie.de/sfz85116.html Onlinefassung] |Abruf=2015-08-28}}<br /> * Karl Eugen Hermann Müller: [https://books.google.de/books?id=URBTAAAAcAAJ&amp;printsec=frontcover&amp;hl=de ''Quellen, welche der Abt Tritheim im ersten Theile seiner Hirsauer Annalen benutzt hat.''] Frohberg, Leipzig 1871, S. 28.<br /> * Christoph Noll, Johannes Burkardt: ''Breitenau.'' In: ''Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen.'' [[Germania Benedictina]], Band 7: Hessen. EOS, St. Ottilien 2004, S. 91–115.<br /> * {{Literatur |Hrsg=[[Gunnar Richter]] |Titel=Breitenau |TitelErg=Zur Geschichte eines nationalsozialistischen Konzentrations- und Arbeitserziehungslagers. |Verlag=Jenior &amp; Pressler |Ort=Kassel |Datum=1993 |ISBN=3-928172-25-5}}<br /> * {{Literatur |Autor=Gunnar Richter |Titel=Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945) |Verlag=Winfried Jenior |Ort=Kassel |Datum=2009 |Online=[https://kobra.uni-kassel.de/bitstream/handle/123456789/2011120539885/RichterArbeitserziehungslagerBreitenau.pdf Onlinefassung] |Abruf=2024-08-01}}<br /> * [[Hermann von Roques]] (Hrsg.): ''Urkundenbuch des Klosters Kaufungen in Hessen.'' [https://archive.org/stream/urkundenbuchdes01fuldgoog#page/n5/mode/2up 1. Band], Drewis &amp; Schönhoven, Cassel 1900, S. 132, 189–191, 265–270, 362 f., und [https://archive.org/stream/urkundenbuchdes00fuldgoog#page/n5/mode/2up 2. Band], Siering, Cassel 1902, S. 9–11, 246–248, 251–254, 257–263, 264–269, 272–274.<br /> * Johann Christoff Schmidlin: ''Beyträge zur Geschichte des Herzogthums Wirtenberg.'' [https://books.google.de/books?id=_X4AAAAAcAAJ&amp;printsec=frontcover&amp;hl=de#v=onepage&amp;q&amp;f=false 1. Theil], Mezler, Stutgardt 1780.<br /> * [[Friedrich Christoph Schmincke|Friederich Christoph Schmincke]]: ''Monimenta Hassiaca.'' [http://archiv.ub.uni-marburg.de/eb/2010/0257/view.html 4. Theil.] VIII. Series Abbatum Monasterii Breitenaviensis. Cramer, Cassel 1765, S. 653–680.<br /> * [[Johannes Trithemius]]: [http://vb.uni-wuerzburg.de/ub/55franc1957/pages/55franc1957/2.html ''Annalium Hirsaugiensium, Opus nunquam hactenus editum, &amp; ab Eruditis semper desideratum.''] Schlegel, S. Galli 1690 (Nachdruck der 1. Aufl.), S. 367 f., 373, 382, 394 f., 410, 412.<br /> * Johannes Trithemius: [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11055254?page=1 ''Chronicon Insigne Monasterii Hirsaugiensis, Ordinis S. Benedicti.''] Parcus, Basileæ 1559, S. 103, 141, 143, 146, 154, 159 f., 167, 169 f.<br /> * [[Christoph Weber (Bibliothekar)|Christoph Weber]]: ''Aus der Geschichte Guxhagens.'' In: Gemeinde Guxhagen (Hrsg.): ''Festschrift 600-Jahrfeier Guxhagen.'' Bernecker, Melsungen 1952, S. 15–39.<br /> * [[Johann Just Winckelmann|Johann Just Win(c)kelmann]]: ''Gründliche Und Warhafte Beschreibung Der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld.'' In Sechs Theilen, [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10938532?page=307 erste Fünf Theile], Brauer, Bremen 1697, S. 273.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20210729190016/https://regiowiki.hna.de/Kloster_Breitenau |titel=Kloster Breitenau |werk=[[HNA-Regiowiki]] |hrsg=[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] (HNA) |abruf=2015-08-22}}<br /> * {{Arcinsys Hessen | ID= v4271466 | linktext= Urk. 16 Kloster Breitenau | linkerg= &amp;nbsp;[[Hessisches Staatsarchiv Marburg]] Bestand Urk. 16 Nr. 1 | hrsg= default | zugriff=2015-08-22}}<br /> * {{Internetquelle |autor=Gunnar Richter |url=http://www.gedenkstaette-breitenau.de/1113.htm |titel=Die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters Breitenau |werk=Geschichte |hrsg=Gedenkstätte Breitenau |abruf=2015-08-22 |kommentar=Internetpräsenz}}<br /> * Landeswohlfahrtsverband Hessen: [https://gedenkstaette-breitenau.de/user-daten/user_upload/Breitenau_Das_Maedchenheim_Fuldatal_16052016__1_.pdf Das Mädchenheim Fuldatal] (Broschüre). PDF (1 MB), abgerufen am 1. August 2024<br /> <br /> == Anmerkungen und Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Coordinate|NS=51.2024|EW=9.4768|type=landmark|dim=2000|region=DE-HE}}<br /> {{Normdaten|TYP=k|GND=4749728-2|VIAF=316390087}}<br /> <br /> [[Kategorie:Ehemaliges Benediktinerkloster in Hessen|Breitenau]]<br /> [[Kategorie:Kloster (12. Jahrhundert)|Breitenau]]<br /> [[Kategorie:Bauwerk in Guxhagen]]<br /> [[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]]<br /> [[Kategorie:Kirchengebäude im Schwalm-Eder-Kreis|Breitenau]]<br /> [[Kategorie:Grafschaft Maden]]<br /> [[Kategorie:Erbaut in den 1110er Jahren|Breitenau]]<br /> [[Kategorie:Organisation (Schwalm-Eder-Kreis)]]<br /> [[Kategorie:Geschichte (Schwalm-Eder-Kreis)]]</div> RPI https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kloster_Breitenau&diff=255582891 Kloster Breitenau 2025-04-30T02:50:29Z <p>RPI: /* Konzentrations- und Arbeitserziehungslager */</p> <hr /> <div>[[Datei:Klosteranlage Breitenau.JPG|mini|300px|Klosteranlage Breitenau]]<br /> [[Datei:Breitenau ausRichtungGuxhagen.jpg|mini|Ansicht der Klosteranlage und des Ortsteils Breitenau von Guxhagen aus]]<br /> Das '''Kloster Breitenau''' war eine [[Benediktinerabtei]] in der [[Ortslage]] [[Breitenau (Guxhagen)|Breitenau]] der Gemeinde [[Guxhagen]] bei [[Kassel]], in der damaligen „Breiten Aue“ am Zusammenfluss von [[Eder]] und [[Fulda (Fluss)|Fulda]]. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Anlage als „Besserungsanstalt“ genutzt, ab 1974 als [[Psychiatrische Klinik|psychiatrisches Krankenhaus]]. Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] war im Kloster das [[KZ Breitenau]] untergebracht.<br /> <br /> Baulich ist die [[Romanik|romanische]] Anlage ein wichtiges Beispiel der [[Kloster Hirsau|Hirsauer]] Bauschule in [[Hessen]].<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> === Benediktinerkloster ===<br /> [[Datei:Guxhagen Kloster Breitenau 03.jpg|mini|Klosterkirche Breitenau]]<br /> Die Gründung des Klosters Breitenau geht auf den [[Hessengau|hessischen]] [[Gaugraf]]en [[Werner IV. (Maden)|Werner IV.]] von [[Grafschaft Maden|Maden]] und dessen Frau Gisela um das Jahr 1113 zurück.&lt;ref&gt;Haas, S. 228, stützt sich dabei auf Trithemius, doch dessen Quelle bezüglich des Klosters Breitenau ist nicht bekannt (Müller); vgl. Trithemius, ''Annalium Hirsaugiensium'', S. 367 f., 373, 272, sowie ''Chronicon Insigne Monasterii Hirsaugiensis'', S. 141, 143. Tatsächlich ist das Gründungsjahr nicht beurkundet und alte Chroniken schwanken zwischen den Jahren 1110 und 1117; vgl. Johann Heinrich Zedler: ''Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Welche bißhero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden.'' Band 4, Leipzig 1733, [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10326052?page=630 Sp. 1227].&lt;/ref&gt; Werner hatte von seinem Vater [[Werner III. (Maden)|Werner III.]] das bedeutende Amt des ''[[primicerius]] et [[signifer]] regis'' ([[Vorstreit]]er und [[Reichssturmfahne|Bannerträger]] des Königs) geerbt und war dadurch auch Graf von [[Stadtgeschichte von Grüningen|Grüningen]], außerdem war er mit dem [[Abt]] [[Bruno von Beutelsbach]] des [[Kloster Hirsau|Klosters Hirsau]] im [[Schwarzwald]] verwandt. An diesen wandte sich Werner wegen der Klostergründung, nachdem er eine Lichterscheinung am Himmel als Zeichen Gottes verstanden habe.&lt;ref&gt;„Newes Gedicht von dem Uffkommen des Closters Breidenaw“, verfasst von einem Breitenauer Mönch zwischen 1502 und 1527; siehe Ev. Pfarramt Guxhagen-Breitenau, S. 54.&lt;/ref&gt; Am 17. November 1119 sollen Drutwin und zwölf weitere [[Benediktiner]]mönche aus dem Kloster Hirsau die ersten Klostergebäude in der „Breiten Aue“ bezogen haben. Der [[Erzbischof]] von [[Bistum Mainz|Mainz]], [[Adalbert I. von Saarbrücken|Adalbert I.]], setzte Drutwin als ersten Abt des Klosters ein, das St.&amp;nbsp;[[Peter und Paul]] geweiht wurde. Wohl schon im Frühjahr 1120 begannen die Mönche mit dem Bau einer großen [[Kirche (Bauwerk)|Klosterkirche]].<br /> <br /> Werner IV., der am 22. Februar 1121 ohne männlichen Erben verstarb, vermachte dem Kloster sein gesamtes Privatvermögen zwischen [[Werra]], [[Rhein]] und [[Main]]. Davon ausgenommen war bis zu ihrem Tod nur das [[Wittum]] seiner Frau, die offenbar erst kurz vor dem 4. Februar 1155 verstarb.&lt;ref&gt;Lange; vgl. Schmincke, S. 658 f.&lt;/ref&gt; Werner wurde im [[Chor (Architektur)|Chor]] der noch im Bau befindlichen Kirche beigesetzt.&lt;ref&gt;[[Wilhelm Dilich]]: ''Hessische Chronica.'' [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10804499?page=464 Ander Theil]. Dilich u.&amp;nbsp;a., Cassel 1605/06, S. 124 f.&lt;/ref&gt; Am 7. Juli 1123 unterstellten seine Witwe Gisela und sein [[Vasall]] Engelbold das Kloster [[Martin von Tours|St. Martin]] ([[Patrozinium|Patron]] des [[Mainzer Dom]]s) und, befreit von allen [[Archidiakonat]]sgewalten, direkt dem Erzbischof von Mainz. Es erhielt zudem Privilegien, wie das Seelsorge-, das Tauf- und das Begräbnisrecht sowie die freie Wahl eines Abtes und die [[Zoll (Abgabe)|Zollfreiheit]] innerhalb der mainzischen Landen. Auch fügte der Erzbischof weitere [[Ländereien]] den schon reichen Besitzungen des Klosters hinzu. Die [[Vogt]]ei über das junge Kloster behielt der Gaugraf von Hessen, bis der Hessengau 1137 an die [[Ludowinger]] [[Landgraf]]en von [[Landgrafschaft Thüringen|Thüringen]] fiel. Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Ludowinger im Jahre 1247 wurde deren hessischer Besitz nach dem [[Thüringisch-hessischer Erbfolgekrieg|Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg]] als [[Landgrafschaft Hessen]] eigenständig und Landgraf [[Heinrich I. (Hessen)|Heinrich I.]] wurde Schirmvogt des Klosters Breitenau.<br /> <br /> Nach dem Tod Drutwins wurde 1132 der gelehrte und als besonders heilig bekannte Hirsauer Mönch Heinrich neuer Abt. Ihm soll 1144 im Traum ein Papst und der [[Märtyrer]] [[Felix]]&lt;ref&gt;Trithemius, ''Annalium Hirsaugiensium'', S. 412; siehe auch Zedler, Band 4, Sp. 1227. Vermutlich war damit [[Felix III.]] gemeint, denn unter diesem Papst gründete [[Benedikt von Nursia]] die [[Abtei Montecassino]].&lt;/ref&gt; erschienen sein und ihm sein verborgen gelegenes Haupt gezeigt haben, das zu einer [[Reliquie]] des Klosters wurde. Ebenso sollen Abt Heinrich vom Erzbischof von [[Erzbistum Köln|Köln]], [[Arnold II. von Wied|Arnold II.]] (1151–1156), vier Leiber der [[Reimchronik der Stadt Köln#Ursula und ihre Jungfrauen|11.000 Jungfrauen]] für die Kirche übergeben worden sein.&lt;ref&gt;Trithemius, ''Annalium Hirsaugiensium'', S. 410, datiert die Übergabe bereits ins Jahr 1142, doch dies beruht wohl auf einer Verwechslung mit Erzbischof [[Arnold I. von Köln]] (1137–1151) (Noll, Burkardt, S. 94 f.).&lt;/ref&gt; Abt Heinrich hatte für Arnold, als dieser noch [[Propst]] des [[Limburger Dom|St. Georgstiftes]] in [[Limburg an der Lahn]] war (1122–1152), versucht, einen extremen Limburger [[Kanoniker]] zu bessern.&lt;ref&gt;Noll, Burkardt, S. 94.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Klosterkirche war eine 54 Meter lange und 18 Meter breite kreuzförmige, [[Kirchenschiff|dreischiffige]] und flachgedeckte [[Romanik|romanische]] [[Pfeilerbasilika]] im Stil der „Hirsauer Bauschule“ mit fünf [[Apsis|Apsiden]] für den Haupt[[altar]] und die Nebenaltäre. [[Chor (Architektur)|Chor]] und [[Querschiff]] der großen [[Kirche (Bauwerk)|Kirche]] waren wahrscheinlich zwischen 1142 und 1145 fertig und wurden unter das [[Patrozinium]] der [[Maria (Mutter Jesu)|Mutter Jesu]] gestellt. Langschiff und Seitenschiffe sollen in der Zeit von 1160 bis 1180, das [[Westwerk]] ohne seinen Oberbau Ende des 12. Jahrhunderts bis Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Vor allem das Mittelschiff wurde mit aufwendigen [[Ornament]]en geschmückt, von denen viele noch heute zu sehen sind.<br /> <br /> Die gesamte Klosteranlage war nahezu kreisförmig von einer noch heute vorhandenen Mauer umschlossen, in der sich zwei [[Torturm|Tortürme]] befanden, das noch erhaltene „[[Grifte]]r-Tor“ und das einstige „Fulda-Tor“. Die eigentlichen Klostergebäude schlossen mit dem [[Kreuzgang]] an die Nordseite der Kirche an, vom ehemaligen [[Klausur (Kloster)|Klausurgebäude]] sind heute nur noch Reste erhalten. Die steinerne [[Zehntscheune]] wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Im Süden des Areals befand sich der [[Friedhof|Klosterfriedhof]] mit der im Jahre 1321 erstmals erwähnten Nikolauskirche, die als [[Pfarrkirche]] diente. Am westlichen Ende des Geländes standen Scheunen und Stallungen, und am Fuldaufer befand sich die Breitenauer [[Mühle|Klostermühle]]. Auf dem Klostergelände wurden Obst, Gemüse und Wein angebaut, und an und auf der Fulda wurde Fischfang betrieben.<br /> <br /> Die Blütezeit des Klosters lag wohl zwischen der Mitte des 12. Jahrhunderts und dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Es besaß die Dörfer Guxhagen, [[Ellenberg (Guxhagen)|Ellenberg]] und später auch [[Büchenwerra]], über die es mit dem [[Gericht Breitenau]] auch die [[Niedere Gerichtsbarkeit]] ausübte, sowie Felder, Wiesen, Wälder, Weinberge und Gewässer in fast 100 anderen Orten der näheren und weiteren Umgebung. Erzbischof [[Siegfried III. von Eppstein|Siegfried III.]] von [[Kurmainz|Mainz]] verlieh im Jahr 1239 Abt Widekind und dessen Nachfolgern das Recht, eine [[Infulierter Prälat|Inful]] zu tragen. Mit zunehmendem Reichtum verfielen die Sitten. Dadurch gab es immer weniger Schenkungen an das Kloster, und durch unordentliche Haushaltsführung sowie durch „Habsucht der Nachbarn“ verlor das Kloster wieder an Besitz. Die Ländereien waren schließlich so sehr zersplittert, dass im Jahr 1324 [[Papst]] [[Johannes XXII.]] einen Kommissar ernannte, der sich um die Missstände kümmern sollte.<br /> <br /> 1339 verbanden sich die Äbtissin des [[Kloster Kaufungen|Klosters Kaufungen]] und die Äbte der Klöster [[Kloster Hasungen|Hasungen]], Breitenau und [[Kloster Spieskappel|Spieskappel]] mit dem [[Stift (Kirche)|Stift]] [[Fritzlarer Dom|St. Petri]] in [[Fritzlar]] zur gemeinsamen Abwehr aller gegen sie gerichteten ungerechten Angriffe (1386 erneuert). Im 15. Jahrhundert folgte aber auch schon der allgemeine Niedergang des Benediktinerordens, sowohl in wirtschaftlicher als auch in moralischer und geistlicher Hinsicht. Der im Jahre 1496 erfolgte Anschluss Breitenaus an die [[Bursfelder Kongregation]], eine vom [[Kloster Bursfelde]] an der [[Weser]] ausgehende Reformbewegung, brachte für das Kloster noch einmal einen kurzen Aufschwung, der dann mit der Einführung der [[Reformation]] in der Landgrafschaft Hessen sein Ende fand. Äußerliches Zeichen des Reformwillens war in den Jahren 1502 bis 1509 der Umbau von Chor und Querschiff im [[Gotik|gotischen]] Stil und die dabei 1508 erfolgte Ausmalung des Chorschiffs.<br /> <br /> === Äbte des Klosters ===<br /> Die Äbte des Klosters und deren Amtszeiten sind nicht lückenlos überliefert. Die Liste zeigt daher die namentlich bekannten Äbte und die Jahre ihrer urkundlichen Erwähnung.<br /> <br /> * Drutwin 1123 (1119–1132)<br /> * Heinrich I. (1132), 1144, 1150, 1155<br /> * Kuno 1162<br /> * Heinrich II. 1170, 1171<br /> * Eilbert 1196<br /> * Giso 1215, 1235, 1236&lt;ref&gt;Abt Giso könnte identisch sein mit dem gleichnamigen Sohn des Grafen [[Rudolf II. (Ziegenhain)|Rudolf II. von Ziegenhain]].&lt;/ref&gt;<br /> * Widekind 1239, 1246<br /> * Si(g)frid 1255<br /> * Hermann von [[Wolfershausen (Adelsgeschlecht)|Wolfershausen]] 1260 (Gegenabt)<br /> * Heinrich III. 1261, 1268, 1282<br /> * Isfrid 1263, 1264<br /> * Bodo 1289, 1291, 1294<br /> * Johann(es) 1295, 1305<br /> * Si(g)frid 1307, 1309<br /> * Werner von [[Elben (Adelsgeschlecht)|Elben]] 1314, 1316, 1323, 1339<br /> * Albert (Gegenabt) 1342<br /> * Heinrich IV. von [[Burgruine Wallenstein|Wallenstein]] 1346, 1348<br /> * Reinhard 1355, 1357, 1368<br /> * Johann von Wolfershausen 1377, 1380<br /> * Hermann von [[Gilsa (Adelsgeschlecht)|Gilsa]] 1383, 1386, 1392, 1399, 1407<br /> * Heinrich V. von Wolfershausen 1407, 1412, 1414<br /> * Hermann von S(ch)lutwinsdorf 1416, 1417, 1436, 1440, 1443<br /> * Werner 1419 (Gegenabt)<br /> * [[Konrad von Herzenrode|Konrad/Kurd von Herzenrode]] (1434), 1436, 1438<br /> * Kurt Platzfuß 1439 (Oberster des Konvents, Gegenabt)<br /> * Johan(n) Goßel 1444, 1453, 1459<br /> * Nikolaus Merlen 1458 (Gegenabt)<br /> * Nikolaus/Klaus Ratzenberge 1464, 1465, 1469<br /> * Dithmar [[Uttershausen]] 1471, 1477<br /> * Johann Storen 1485, 1488, 1497<br /> * Konrad 1494 (Gegenabt)<br /> * Nikolaus 1499 (Gegenabt)<br /> * Johann(es) Meyer (1502), 1503, 1525 (1497?–1527, † 1529)<br /> <br /> === Säkularisation ===<br /> Im Oktober 1527 wurde der Klosterbetrieb im Zuge der Einführung der [[Reformation]] in der [[Landgrafschaft Hessen]] durch [[Landgraf]] [[Philipp I. (Hessen)|Philipp]] eingestellt. Abt Johann Meyer (Maier), [[Prior]] Theobald Zabel (Cabel) und die 16 verbliebenen Mönche traten zum Protestantismus über. Sie wurden mit einer Fruchtrente abgefunden und fast alle verließen den Konvent. Zabel, ein Holländer von der Insel [[Texel]], wurde nun der erste [[evangelisch]]e [[Pfarrer]] von Guxhagen. Er hatte sich um den [[Weinbau]] sehr verdient gemacht; so erntete er im Jahr 1527 6½ [[Fuder]] (etwa 6240 [[Liter]]) [[Rotwein|roten]] und [[Weißwein|weißen Wein]]. Der Weinberg in der Breitenau reichte vom Kloster bis zur Fulda, gegen [[#Kriegszerstörungen|Ende des Dreißigjährigen Krieges]] wurde der Weinbau jedoch aufgegeben und an Stelle der Reben Obstbäume gepflanzt.<br /> <br /> Die gesamte Klosteranlage wurde zu einem landgräflichen [[Kammergut]] umgewandelt, und der Großteil der einst zum Kloster gehörenden und verstreut liegenden Ländereien wurde verpachtet. Die Einnahmen des Guts gingen an die fürstliche Rentkammer und dienten teilweise kirchlichen Zwecken wie der Besoldung der Pfarrer in Breitenau, [[Wollrode]] und in sechs weiteren Orten in der Umgebung sowie des [[Küster|Opfermannes]] in Guxhagen. Außerdem erhielt die 1527 gegründete [[Philipps-Universität Marburg]] [[Stipendium|Stipendiengelder]] für ärmere Studenten. Das Kirchengebäude wurde 1579 in einen Fruchtspeicher und einen Pferdestall umgebaut: die Fenster und die [[Arkade]]n wurden zugemauert, neue Luken gebrochen und im gesamten Kirchenschiff mehrere Zwischenböden eingezogen, die das Gebäude in fünf [[Geschoss (Architektur)|Geschosse]] aufteilten. Wahrscheinlich wurden dabei auch die Seitenschiffe abgerissen. Für den Gottesdienst gab es in der Breitenau nur noch die Nikolauskirche, die Pfarrkirche der Gemeinden Guxhagen, Ellenberg und Wollrode.<br /> <br /> Landgraf [[Moritz (Hessen-Kassel)|Moritz]] von [[Landgrafschaft Hessen-Kassel|Hessen-Kassel]] plante 1606 die Gründung einer Stadt, doch der Versuch, kölnische Kaufleute zur Niederlassung in der Breitenau zu bewegen, scheiterte ebenso wie die Ansiedlung von 630 Bürgern aus verschiedenen hessischen Orten. Ab 1607/1608 ließ er das Gut nach eigenen Plänen zu einem „Lustaufenthalt“ umbauen. Das alte Priorat, das alte Vogteihaus und der zerfallene Kreuzgang wurden abgerissen. Baumeister Wiedekindt schloss 1622 den Bau eines [[Marstall]]s ab; es folgten noch ein [[Herrenhaus (Gebäude)|Herrenhaus]], eine Jägerei, mehrere Wirtschaftsgebäude, Lustgärten, Fischteiche und ein Springbrunnen.<br /> <br /> === Kriegszerstörungen ===<br /> Während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] wurde die Anlage mehrfach von Truppen der [[Katholische Liga (1609)|Katholischen Liga]] heimgesucht. 1626 wurde sie durch Soldaten des Feldherrn [[Johann T’Serclaes von Tilly|Tilly]] geplündert und [[Brandschatzung|gebrandschatzt]]. Alle Gebäude, die Landgraf Moritz hatte errichten lassen, wurden zerstört, drei große [[Glocke]]n und die umfangreiche [[Bibliothek]] geraubt. 1637 fielen [[Kroatische Reiter]] unter dem [[Kaiserliche Armee (HRR)|kaiserlichen]] [[Johann Ludwig Hektor von Isolani|General Isolani]] ein. Schließlich brannten im Jahr 1640 Truppen von [[Ottavio Piccolomini]] die gesamte Anlage bis auf die beiden Kirchengebäude, die steinerne [[Zehntscheune]] und die Klostermauer mit den beiden Toren nieder. Danach wurde der Rest des ehemaligen Klosters dem Verfall preisgegeben. Nur die Klosterkirche wurde noch als Getreidespeicher genutzt und die Nikolauskirche als Pfarrkirche, die 1660 erstmals eine Orgel erhielt. 1713 wurde das Pfarrhaus am Fuldaufer umgebaut und vergrößert.<br /> <br /> Im [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] (1756–1763) wurde die Anlage noch einmal geplündert; literarisch wurde dies von [[Heinrich Ruppel]] in der Erzählung „Die Michaelisbraut von Guxhagen“ verarbeitet. 1785 richtete die Gemeinde Guxhagen ein Gesuch an den Landgrafen, das Land der [[Kammergut|Domäne]] Breitenau unter den völlig verarmten Bewohnern von Guxhagen, die fast die gesamten sieben Jahre unter dem Krieg leiden mussten, in [[Erblehen]] aufzuteilen. Rund 900 Acker wurden danach auf die 40 Bewohner, die sich beworben hatten, verteilt. Am 1. September 1786 wurde die öffentliche Kirchenbuße abgeschafft. 1791 musste die baufällig gewordene Nikolauskirche abgerissen werden; von da an diente die alte Zehntscheune als Pfarrkirche.<br /> <br /> === Anstalt und Heim ===<br /> Im Jahr 1850 waren die Erblehen abgelöst und der ehemalige Klosterbesitz zu Staatsbesitz des [[Kurfürstentum Hessen|Kurfürstentums Hessen]] geworden, damit hatte die Klosterkirche als Fruchtspeicher ausgedient und stand seit dem leer. Im [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] wurden vom 18. Januar bis zum 6. April 1871 rund 750 französische [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangene]] in der Klosterkirche und vermutlich auch in der Zehntscheune interniert, bewacht von 80 Mann eines [[Thüringen|thüringischen]] [[Infanterie]]-[[Regiment]]s.<br /> <br /> Nach Kriegsende übernahm der [[Preußen|preußische]] [[Regierungsbezirk Kassel#Geschichte|Regierungsbezirk Kassel]] – das Kurfürstentum Hessen war 1866 von Preußen besetzt und annektiert worden – die verwahrloste Anlage und baute sie von 1872 bis 1874 um. Chor, Querschiff und etwa ein Achtel des Mittelschiffs wurden durch eine Mauer vom Rest der Klosterkirche abgetrennt, als Gotteshaus für die Gemeinde eingerichtet und seit dem 23. August 1874 wieder als Kirche verwendet. Die Zehntscheune baute man zu Beamtenwohnungen um. Der andere Teil der Klosterkirche erhielt ein großes Treppenhaus, teilweise wurden neue Fenster in die Wände gebrochen und im Langschiff wurden auf den vier Zwischenböden Schlafsäle eingerichtet. Hier hinein kam eine „[[Korrektionsanstalt|Corrections- und Landarmen-Anstalt]]“ für [[Bettler]], [[Fahrendes Volk|Landstreicher]], [[Prostitution|Prostituierte]] und „verwahrloste“ Jugendliche, später „Landesarbeitsanstalt und Landesführsorgeheim Breitenau“ genannt.&lt;ref&gt;Ayaß, S. 350.&lt;/ref&gt; 1911 kam ein Zellenbau hinzu, der vor allem für Häftlinge aus der [[Justizvollzugsanstalt Kassel I|Königlich Preußischen Strafanstalt Cassel-Wehlheiden]] genutzt wurde.<br /> <br /> 1897 konnte die aus dem Jahr 1401 stammende alte „Steinglocke“ vom [[Fuldaer Dom]], der damals ein neues Geläut erhielt, für die Klosterkirche in der Breitenau erworben werden und eine zweite, etwas kleinere Glocke wurde auch noch gegossen. Nach dem Plan von Landesbauinspektor Alfred Röse aus Kassel wurde im Jahr 1900 auf der Klosterkirche ein [[Neuromanik|neuromanischer]], dem Westwerk angepasster [[Glockenturm]] gebaut. Damit hatte die Kirchengemeinde Guxhagen-Breitenau erstmals seit 1626 wieder ein Geläut, das am 30. September 1900 eingeweiht wurde. Anfang November 1927 stürzte jedoch ein Gewölbefeld ins Innere der Kirche und zerstörte die Orgel. Der gesamte Gebäudekomplex musste gesichert werden, er wurde nun bis 1929 unter Leitung von Bezirkskonservator [[Friedrich Bleibaum]] restauriert, die gotischen Deckenmalereien vom Anfang des 16. Jahrhunderts wurden freigelegt und eine neue, große Orgel eingebaut. Die Kirche wurde am 23. März 1930 festlich neugeweiht.<br /> <br /> === Konzentrations- und Arbeitserziehungslager ===<br /> {{Hauptartikel|KZ Breitenau}}<br /> <br /> Von Juni 1933 bis März 1934 wurde auf dem Gelände ein [[Konzentrationslager]] für politische Häftlinge eingerichtet. Insgesamt wurden 470 Gegner des [[Nationalsozialismus]] in Breitenau inhaftiert. Politische Häftlinge waren von 1933 bis 1945 u.&amp;nbsp;a. die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Politiker [[Ludwig Pappenheim]], der im Oktober 1933 ins [[KZ Neusustrum]] verlegt und dort am 4. Januar 1934 ermordet wurde, und [[Fritz Wagner (Politiker, 1895)|Fritz Wagner]], ein späterer [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]]-Funktionär. 1940 wurde das ehemalige Kloster zum [[Arbeitserziehungslager]] für deutsche und ausländische [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiter]], die in der [[Rüstungsindustrie]] und der Landwirtschaft arbeiten mussten. Gleichzeitig diente es als Sammellager für die [[Deportation]] in andere Konzentrationslager. Die jüdische Ärztin [[Lilli Jahn]], Mutter des späteren [[Bundesjustizminister]]s [[Gerhard Jahn]], wurde am 30. August 1943 nach Breitenau gebracht und im März 1944 nach [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] deportiert und dort ermordet.&lt;ref&gt;[[Martin Doerry]] ''»Mein verwundetes Herz«.'' Das Leben der Lilli Jahn 1900–1944. DVA, Stuttgart u. München 2002 ([https://books.google.de/books?id=rS_w1l-XnOgC&amp;printsec=frontcover&amp;hl=de#v=onepage&amp;q&amp;f=false Google Books-Leseprobe] der Pantheon-Ausgabe 2012). Der Journalist Doerry arbeitete den Briefwechsel (über 500 Briefe) Lilli Jahns mit ihren Kindern in [[Immenhausen]] literarisch auf.&lt;/ref&gt; 1944 war das Kloster Ausweichstelle der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]] Kassel, die 1945 unweit des Klosters 28 Gefangene an der Fulda ermordete.<br /> [[Datei:KZ Breitenau 02.jpg|mini|Denkmal für die Ermordeten des KZ Breitenau]]<br /> <br /> === Nachkriegszeit ===<br /> Die amerikanische Militärregierung löste 1949 die Landesarbeitsanstalt auf, das Landesfürsorgeheim blieb weiter bestehen. Von 1952 bis 1973 war im Kloster Breitenau ein Mädchenerziehungsheim, das Jugendheim Fuldatal, untergebracht mit bis zu 150 eingewiesen Mädchen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Bereswill/Höynck/Wagels |url=https://gedenkstaette-breitenau.de/user-daten/user_upload/Forschungsbericht_Heimerziehung_270516.pdf |titel=Heimerziehung 1953–1973 in Einrichtungen des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen |titelerg=Bericht zum Interdisziplinären Forschungs- und Ausstellungsprojekt |hrsg=Universität Kassel |datum=Januar 2013 |seiten=18–19 |abruf=2024-08-01}}&lt;/ref&gt; Die Heimleiterin hatte bereits während der NS-Zeit beim Kasseler Fürsorgeamt gearbeitet, so war die Unterbringung geprägt von monotoner Arbeit, strengen Regeln und Strafmaßnahmen. Verboten war es u.&amp;nbsp;a. zu rauchen, eigene Sachen zu verschenken oder zu tauschen, sich zu schminken, zu tanzen, zu pfeifen und laut zu reden, zudem wurde eingehende Post generell kontrolliert. Zu den Strafen zählten Abzüge vom Taschengeld, Streichung der Besuchszeiten und Verlängerung der Heimunterbringung, [[Nahrungsentzug|Essensentzug]] oder das Einsperren in Isolierzellen mit Holzpritschen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Landeswohlfahrtsverband Hessen |url=https://gedenkstaette-breitenau.de/user-daten/user_upload/Breitenau_Das_Maedchenheim_Fuldatal_16052016__1_.pdf |titel=Das Mädchenheim Fuldatal |abruf=2024-08-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Peter Wensierski |Titel=Schläge im Namen des Herrn. Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik |Auflage=3 |Verlag=Wilhelm Goldmann Verlag |Ort=München |Datum=2007 |ISBN=978-3-442-12974-4}}&lt;/ref&gt; Die Zustände im Wohnheim wurden in den 1960er Jahren zunehmend öffentlich kritisiert&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Gedenkstätte Breitenau |url=https://gedenkstaette-breitenau.de/historischer-ort/nachgeschichte |titel=Nachgeschichte |abruf=2024-08-01}}&lt;/ref&gt; und unter anderem durch Interviews und einen Radiobeitrag von [[Ulrike Meinhof]] bekannt gemacht. 1973 wurde das Mädchenheim geschlossen. 1974 wurde Kloster Breitenau Außenstelle der psychiatrischen Krankenhäuser [[Haina (Kloster)|Haina]] und [[Kloster Merxhausen|Merxhausen]] des [[Landeswohlfahrtsverband Hessen|Landeswohlfahrtsverbandes Hessen]] (LWV).<br /> <br /> [[Wilhelm Hugues]] schuf 1950 einen Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus im KZ Breitenau. In der ehemaligen Zehntscheune wurde 1984 eine KZ-Gedenkstätte eröffnet. 2012 war die Gedenkstätte ein Ausstellungsort der Kunstausstellung [[dOCUMENTA (13)]]. In der Klosterkirche wurde eine der zentralen Arbeiten der Weltausstellung, eine Arbeit von [[Judith Hopf]], ausgestellt.<br /> [[Datei:Kloster Breitenau 2023-05.jpg|mini|Kloster Breitenau, im Vordergrund die Gebäude des betreuten Wohnens]]<br /> <br /> === 21. Jahrhundert ===<br /> Derzeit befinden sich auf dem Gelände des Klosters eine Gedenkstätte, ein [[Hotel]] sowie eine Einrichtung der [[Vitos GmbH]] für [[betreutes Wohnen]] für psychisch erkrankte Menschen. Die Klosterkirche ist öffentlich zugänglich und bietet Gottesdienste und jahreszeitliche Veranstaltungen an. Die Parkanlagen sind für Besucher geöffnet.<br /> <br /> == Persönlichkeiten ==<br /> * Heinrich (I.), Gelehrter und zweiter Abt des Klosters Breitenau (1132–1155).<br /> * [[Carl Glinzer]], Kunstmaler, geboren 1802 in der Breitenauer Klostermühle als Sohn des Mühlenbesitzers.<br /> * [[Christoph Weber (Bibliothekar)|Christoph Weber]], Bibliothekar, geboren 1883 als Sohn des Gärtners der Korrektions- und Landarmenanstalt in der Breitenau.<br /> * [[Friedrich Bleibaum]], Kunsthistoriker.<br /> * [[Heinrich Ruppel]], Lehrer und Schriftsteller.<br /> * [[Friedrich Paulus]], Generalfeldmarschall, Oberbefehlshaber der 6.&amp;nbsp;Armee während der [[Schlacht von Stalingrad]], geboren 1890 als Sohn des Kassierers und der Tochter des Dirigenten (Direktor) der Korrektions- und Landarmenanstalt in der Breitenau.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://regiowiki.hna.de/Friedrich_Paulus |wayback=20210510180239 |text=Friedrich Paulus}} im [[HNA-Regiowiki]] Vgl. {{Literatur |Titel=Königlich Preußischer Staatsdienst-Kalender für den Regierungsbezirk Cassel auf das Jahr 1890/91 |Verlag=Reformirtes Waisenhaus |Ort=Cassel |Datum=1891 |Seiten=249 |Online=[http://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/image/1395757445221_1890/273/ ''Corrections- und Landarmen-Anstalt zu Breitenau.''] [[Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel|ORKA]]}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Wolfgang Ayaß]]: [https://kobra.uni-kassel.de/themes/Mirage2/scripts/mozilla-pdf.js/web/viewer.html?file=/bitstream/handle/123456789/2008101524505/AyassArbeitshausBreitenau.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y#pagemode=thumbs ''Das Arbeitshaus Breitenau. Bettler, Landstreicher, Prostituierte, Zuhälter und Fürsorgeempfänger in der Korrektions- und Landarmenanstalt Breitenau (1874–1949).''] Herausgegeben vom [[Verein für hessische Geschichte und Landeskunde]], Jenior und Pressler, Kassel 1992 (= ''Nationalsozialismus in Nordhessen'', Band 14: ''Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde'', Heft 23) ([[Dissertation]] [[Gesamthochschule Kassel]] 1991), ISBN 3-88122-670-2.<br /> * Georg Peter Becker: ''Nachrichten von dem ehemaligen Benediktinerkloster Breitenau in Niederhessen.'' In: ''Hessische Beiträge zur Gelehrsamkeit und Kunst.'' 1. Stück, [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10730681?page=24,25 2. Band], Varrentrapp Sohn u. Wenner, Frankfurt am Main 1787, S. 12–60.<br /> * Eduard Brauns: ''Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck.'' Bernecker, Melsungen 1971, S. 293–296.<br /> * Evangelisches Pfarramt Guxhagen-Breitenau (Hrsg.): ''Kloster Breitenau.'' Bernecker, Melsungen 1987.<br /> * [[Karl Franz Lubert Haas]]: [https://books.google.de/books?id=R64AAAAAcAAJ&amp;pg=PA227&amp;focus=viewport&amp;hl=de ''Versuch einer Hessischen Kirchengeschichte der alten und mittleren Zeiten, bis gegen den Anfang des sechszehnden Jahrhundert;'' worinnen besonders von den ehemaligen in Hessen gelegenen Stiftern und Klöstern aus authentischen Nachrichten gehandelt wird.] Bayrhoffer, Marburg, Frankfurt u. Leipzig 1782, S. 227–237.<br /> * [[Alois Holtmeyer]]: ''Breitenau und Paulinzella''. In: ''Hessenkunst'' 2, 1907, S.&amp;nbsp;1–2.<br /> * {{Literatur |Autor=Wilhelm Christian Lange |Titel=Werner, Graf von Grüningen |Sammelwerk=[[Allgemeine Deutsche Biographie]] |Band=Band 42: Werenfels - Wilhelm d. Jüngere, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg |Verlag=Duncker &amp; Humblot |Ort=Leipzig |Datum=1897 |Seiten=22–27 |Online=[https://www.deutsche-biographie.de/sfz85116.html Onlinefassung] |Abruf=2015-08-28}}<br /> * Karl Eugen Hermann Müller: [https://books.google.de/books?id=URBTAAAAcAAJ&amp;printsec=frontcover&amp;hl=de ''Quellen, welche der Abt Tritheim im ersten Theile seiner Hirsauer Annalen benutzt hat.''] Frohberg, Leipzig 1871, S. 28.<br /> * Christoph Noll, Johannes Burkardt: ''Breitenau.'' In: ''Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen.'' [[Germania Benedictina]], Band 7: Hessen. EOS, St. Ottilien 2004, S. 91–115.<br /> * {{Literatur |Hrsg=[[Gunnar Richter]] |Titel=Breitenau |TitelErg=Zur Geschichte eines nationalsozialistischen Konzentrations- und Arbeitserziehungslagers. |Verlag=Jenior &amp; Pressler |Ort=Kassel |Datum=1993 |ISBN=3-928172-25-5}}<br /> * {{Literatur |Autor=Gunnar Richter |Titel=Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945) |Verlag=Winfried Jenior |Ort=Kassel |Datum=2009 |Online=[https://kobra.uni-kassel.de/bitstream/handle/123456789/2011120539885/RichterArbeitserziehungslagerBreitenau.pdf Onlinefassung] |Abruf=2024-08-01}}<br /> * [[Hermann von Roques]] (Hrsg.): ''Urkundenbuch des Klosters Kaufungen in Hessen.'' [https://archive.org/stream/urkundenbuchdes01fuldgoog#page/n5/mode/2up 1. Band], Drewis &amp; Schönhoven, Cassel 1900, S. 132, 189–191, 265–270, 362 f., und [https://archive.org/stream/urkundenbuchdes00fuldgoog#page/n5/mode/2up 2. Band], Siering, Cassel 1902, S. 9–11, 246–248, 251–254, 257–263, 264–269, 272–274.<br /> * Johann Christoff Schmidlin: ''Beyträge zur Geschichte des Herzogthums Wirtenberg.'' [https://books.google.de/books?id=_X4AAAAAcAAJ&amp;printsec=frontcover&amp;hl=de#v=onepage&amp;q&amp;f=false 1. Theil], Mezler, Stutgardt 1780.<br /> * [[Friedrich Christoph Schmincke|Friederich Christoph Schmincke]]: ''Monimenta Hassiaca.'' [http://archiv.ub.uni-marburg.de/eb/2010/0257/view.html 4. Theil.] VIII. Series Abbatum Monasterii Breitenaviensis. Cramer, Cassel 1765, S. 653–680.<br /> * [[Johannes Trithemius]]: [http://vb.uni-wuerzburg.de/ub/55franc1957/pages/55franc1957/2.html ''Annalium Hirsaugiensium, Opus nunquam hactenus editum, &amp; ab Eruditis semper desideratum.''] Schlegel, S. Galli 1690 (Nachdruck der 1. Aufl.), S. 367 f., 373, 382, 394 f., 410, 412.<br /> * Johannes Trithemius: [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11055254?page=1 ''Chronicon Insigne Monasterii Hirsaugiensis, Ordinis S. Benedicti.''] Parcus, Basileæ 1559, S. 103, 141, 143, 146, 154, 159 f., 167, 169 f.<br /> * [[Christoph Weber (Bibliothekar)|Christoph Weber]]: ''Aus der Geschichte Guxhagens.'' In: Gemeinde Guxhagen (Hrsg.): ''Festschrift 600-Jahrfeier Guxhagen.'' Bernecker, Melsungen 1952, S. 15–39.<br /> * [[Johann Just Winckelmann|Johann Just Win(c)kelmann]]: ''Gründliche Und Warhafte Beschreibung Der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld.'' In Sechs Theilen, [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10938532?page=307 erste Fünf Theile], Brauer, Bremen 1697, S. 273.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20210729190016/https://regiowiki.hna.de/Kloster_Breitenau |titel=Kloster Breitenau |werk=[[HNA-Regiowiki]] |hrsg=[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] (HNA) |abruf=2015-08-22}}<br /> * {{Arcinsys Hessen | ID= v4271466 | linktext= Urk. 16 Kloster Breitenau | linkerg= &amp;nbsp;[[Hessisches Staatsarchiv Marburg]] Bestand Urk. 16 Nr. 1 | hrsg= default | zugriff=2015-08-22}}<br /> * {{Internetquelle |autor=Gunnar Richter |url=http://www.gedenkstaette-breitenau.de/1113.htm |titel=Die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters Breitenau |werk=Geschichte |hrsg=Gedenkstätte Breitenau |abruf=2015-08-22 |kommentar=Internetpräsenz}}<br /> * Landeswohlfahrtsverband Hessen: [https://gedenkstaette-breitenau.de/user-daten/user_upload/Breitenau_Das_Maedchenheim_Fuldatal_16052016__1_.pdf Das Mädchenheim Fuldatal] (Broschüre). PDF (1 MB), abgerufen am 1. August 2024<br /> <br /> == Anmerkungen und Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Coordinate|NS=51.2024|EW=9.4768|type=landmark|dim=2000|region=DE-HE}}<br /> {{Normdaten|TYP=k|GND=4749728-2|VIAF=316390087}}<br /> <br /> [[Kategorie:Ehemaliges Benediktinerkloster in Hessen|Breitenau]]<br /> [[Kategorie:Kloster (12. Jahrhundert)|Breitenau]]<br /> [[Kategorie:Bauwerk in Guxhagen]]<br /> [[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]]<br /> [[Kategorie:Kirchengebäude im Schwalm-Eder-Kreis|Breitenau]]<br /> [[Kategorie:Grafschaft Maden]]<br /> [[Kategorie:Erbaut in den 1110er Jahren|Breitenau]]<br /> [[Kategorie:Organisation (Schwalm-Eder-Kreis)]]<br /> [[Kategorie:Geschichte (Schwalm-Eder-Kreis)]]</div> RPI