https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=RKBotWikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-06-05T12:32:38ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.45.0-wmf.3https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=MediaWiki:GrowthMentors.json&diff=250484968MediaWiki:GrowthMentors.json2024-11-19T10:58:31Z<p>RKBot: /* growthexperiments-manage-mentors-summary-remove-self-with-reason:RKBot|war nur ein Test */</p>
<hr />
<div>{<br />
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"message": "Aller Anfang ist schwer - besonders in der Wikipedia. Wenn du Fragen dazu hast, schreib mir gerne. So wie alle bin ich nur in meiner Freizeit hier, deshalb kann es mit der Antwort etwas dauern. Hab also bitte Geduld! Viele Grüße, Maimaid",<br />
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"message": "Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt - auch in der Wikipedia. Wenn du Fragen hast, schreib mir gerne. So wie alle bin ich nur in meiner Freizeit hier, deshalb kann es mit der Antwort etwas dauern. Hab also bitte etwas Geduld! ",<br />
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"username": "Flossenträger"<br />
},<br />
"197646": {<br />
"message": "Ich bin in erster Linie in der Eingangskontrolle von Artikeln tätig. Besonders hilfreich kann ich bei Fragen zu Vorgehensweisen sein.",<br />
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"message": "Hallo, gerne helfe ich Dir bei Deinen ersten Schritten",<br />
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"username": "DaB."<br />
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"message": "Hallo, ich bin schon lange dabei und helfe Dir gerne!",<br />
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"username": "Emha"<br />
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"417536": {<br />
"message": "Hallo - du bist neu in der Wikipedia. Als \"alter Hase\" kann ich dir ein Stück weiterhelfen. Melde dich bei mir, und sag mir deine Fragen und was du sonst noch in der Wikipedia brauchst.",<br />
"weight": 4,<br />
"username": "Lutheraner"<br />
},<br />
"2184899": {<br />
"message": "Hallo. Du bist neu hier? Gerne gebe ich dir Tipps und stehe dir für Fragen zur Verfügung.",<br />
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"username": "Matutinho"<br />
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},<br />
"2118372": {<br />
"message": "Aller Anfang ist schwer - besonders in der Wikipedia. Wenn du Fragen dazu hast, schreib mir gerne. So wie alle bin ich nur in meiner Freizeit hier, deshalb kann es mit der Antwort etwas dauern. Hab also bitte Geduld! Viele Grüße, Maimaid",<br />
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"username": "Maimaid"<br />
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"message": "Hallo, gerne kann ich bei den ersten Gehversuchen in der Wikipedia behilflich sein",<br />
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"message": "Hallo, falls du eine Frage hast, kannst du dich gerne an mich wenden.",<br />
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"username": "Ankermast"<br />
},<br />
"2788493": {<br />
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},<br />
"36246": {<br />
"message": "Hallo! Schön, dass du in der Wikipedia mitarbeiten willst. Wenn ich dir helfen kann, melde dich gern bei mir.",<br />
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"username": "Phi"<br />
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"message": "Gerne helfe ich dir bei deinen ersten Schritten. Ich bin aber nicht 24/7 online, es kann also auch mal 1-2 Tage dauern, bis ich antworte.",<br />
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"username": "Stephan Tournay"<br />
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"message": "Hallo, ich kann dir gerne helfen und Fragen beantworten. :)",<br />
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"username": "Mondtaler"<br />
},<br />
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"message": "Hey, ich beantworte dir gerne alle deine Fragen zur Wikipedia, also scheue dich nicht zu fragen!",<br />
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"username": "Dustin1304"<br />
},<br />
"701306": {<br />
"message": "Hi, ich helfe gern neuen Usern in der Wikipedia. Wenn Du Fragen jeglicher Art hast, dann komm gern auf mich zu.",<br />
"weight": 2,<br />
"username": "MicBy67"<br />
},<br />
"887480": {<br />
"message": "Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt - auch in der Wikipedia. Wenn du Fragen hast, schreib mir gerne. So wie alle bin ich nur in meiner Freizeit hier, deshalb kann es mit der Antwort etwas dauern. Hab also bitte etwas Geduld! ",<br />
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"username": "Flossenträger"<br />
},<br />
"197646": {<br />
"message": "Ich bin in erster Linie in der Eingangskontrolle von Artikeln tätig. Besonders hilfreich kann ich bei Fragen zu Vorgehensweisen sein.",<br />
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"username": "Carol.Christiansen"<br />
},<br />
"3343211": {<br />
"message": "Bin erst seit drei Jahren dabei und gespannt, was die Bereitschaft zum Lotsen so mit sich bringen wird.",<br />
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"username": "Middle Distance Biker 39"<br />
},<br />
"2752742": {<br />
"message": "Als Lotse helfe ich gerne beim Einstieg in die Mitarbeit und beantworte Fragen, die dabei so aufkommen.",<br />
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"username": "Anagkai"<br />
},<br />
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<hr />
<div>testemich mal</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Reinhard_Kraasch/Test1&diff=229009266Benutzer:Reinhard Kraasch/Test12022-12-19T18:36:47Z<p>RKBot: test</p>
<hr />
<div>testemich</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1979&diff=210804145Australian Open 19792021-04-11T01:16:12Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = Australian Open<br />
| Jahr = 1979<br />
| Datum = Dezember<br />
| Auflage = 68<br />
| Ort = [[Melbourne]], [[Australien]]<br />
| Belag = Rasen<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{ARG|Guillermo Vilas|Guillermo Vilas}}<br />
| Titelverteidigerin = {{AUS|Chris O’Neil|Chris O’Neil}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{POL-1944|Wojciech Fibak|Wojciech Fibak}} <br /> {{AUS|Kim Warwick|Kim Warwick}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{USA|Betsy Nagelsen|Betsy Nagelsen}} <br /> {{CSK|Renáta Tomanová|Renáta Tomanová}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = <br />
| Sieger (HE) = {{ARG|Guillermo Vilas|Guillermo Vilas}}<br />
| Siegerin = {{USA|Barbara Jordan (Tennisspielerin)|Barbara Jordan}}<br />
| Sieger (HD) = {{AUS|Peter McNamara|Peter McNamara}} <br /> {{AUS|Paul McNamee|Paul McNamee}}<br />
| Siegerinnen = {{NZL|Judy Chaloner|Judy Chaloner}} <br /> {{AUS|Diane Evers|Diane Evers}}<br />
| Sieger (MX) = <br />
}}<br />
<br />
Die '''Australian Open 1979''' fanden vom 24. Dezember 1979 bis 2. Januar 1980 statt. Es handelte sich um die 12. [[Australian Open]] seit Beginn der [[Open Era]] und die 68. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Herreneinzel war [[Guillermo Vilas]] und im Dameneinzel [[Chris O’Neil]]. Im Herrendoppel waren [[Wojciech Fibak]] und [[Kim Warwick]] und im Damendoppel [[Betsy Nagelsen]] und [[Renáta Tomanová]] die Titelverteidiger.<br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1979/Herreneinzel}}<br />
<br />
:Sieger: {{ARG|Guillermo Vilas|Guillermo Vilas}}<br />
:Finalgegner: {{USA|John Sadri|John Sadri}}<br />
:Endergebnis: 7:6, 6:3, 6:2<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1979/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1979/Dameneinzel}}<br />
<br />
:Siegerin: {{USA|Barbara Jordan (Tennisspielerin)|Barbara Jordan}}<br />
:Finalgegnerin: {{USA|Sharon Walsh|Sharon Walsh}}<br />
:Endergebnis: 6:3, 6:3<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1979/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1979/Herrendoppel}}<br />
<br />
:Sieger: {{AUS|Peter McNamara|Peter McNamara}} & {{AUS|Paul McNamee|Paul McNamee}}<br />
:Finalgegner: {{AUS|Paul Kronk|Paul Kronk}} & {{AUS|Cliff Letcher|Cliff Letcher}}<br />
:Endergebnis: 7:6, 6:2<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1979/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1979/Damendoppel}}<br />
<br />
:Sieger: {{NZL|Judy Chaloner|Judy Chaloner}} & {{AUS|Diane Evers|Diane Evers}}<br />
:Finalgegner: {{AUS|Leanne Harrison|Leanne Harrison}} & {{NLD|Marcella Mesker|Marcella Mesker}}<br />
:Endergebnis: 6:2, 1:6, 6:0<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1979/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
Zwischen 1970 und 1986 wurden keine Mixed-Wettbewerbe bei den Australian Open ausgetragen.<br />
<br />
{{Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1979| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1978&diff=210804144Australian Open 19782021-04-11T01:16:10Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{| class="wikitable float-right" style="width:23em; font-size:90%;"<br />
|-<br />
! colspan="2" style="text-align: center; background-color: #F9D251;" | [[Australian Open 1977 (Dezember)|◄]] <span style="font-size:larger;">'''Australian Open 1978'''</span> [[Australian Open 1979|►]]<br />
|-<br />
| style="text-align: right; width:5em;"| '''Datum:'''<br />
| style="width:15em;"| 25. Dezember 1978–3. Januar 1979<br />
|-<br />
| style="text-align: right; width:5em;"| '''Auflage:'''<br />
| style="width:15em;"| 67.&nbsp;[[Australian Open]]<br />
|-<br />
| style="text-align: right; width:5em;"| '''Ort:'''<br />
| style="width:15em;"| Melbourne<br />
|-<br />
| style="text-align: right; width:5em;"| '''Belag:'''<br />
| style="width:15em;"| Rasen<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="2" align="center" | [[Australian Open 1977 (Dezember)|Titelverteidiger]]<br />
|-<br />
| style="text-align: center;"| '''[[Australian Open 1977 (Dezember)/Herreneinzel|Herreneinzel]]:'''<br />
||<span style="display:none;">Vereinigte Staaten</span>[[Datei:Flag of the United States.svg|20px|link=Vitas Gerulaitis|Vereinigte Staaten]]&nbsp;[[Vitas Gerulaitis]]<br />
|-<br />
| style="text-align: center;"| '''[[Australian Open 1977 (Dezember)/Dameneinzel|Dameneinzel]]:'''<br />
||<span style="display:none;">Australien</span>[[Datei:Flag of Australia.svg|20px|link=Evonne Goolagong|Australien]]&nbsp;[[Evonne Goolagong]]<br />
|-<br />
| style="text-align: center;"| '''[[Australian Open 1977 (Dezember)/Herrendoppel|Herrendoppel]]:'''<br />
||<span style="display:none;">Australien</span>[[Datei:Flag of Australia.svg|20px|link=Ray Ruffels|Australien]]&nbsp;[[Ray Ruffels]] <br /> <span style="display:none;">Australien</span>[[Datei:Flag of Australia.svg|20px|link=Allan Stone|Australien]]&nbsp;[[Allan Stone]]<br />
|-<br />
| style="text-align: center;"| '''[[Australian Open 1977 (Dezember)/Damendoppel|Damendoppel]]:'''<br />
||<span style="display:none;">Australien</span>[[Datei:Flag of Australia.svg|20px|link=Evonne Goolagong|Australien]]&nbsp;[[Evonne Goolagong|Evonne Cawley]] <br /> <span style="display:none;">Australien</span>[[Datei:Flag of Australia.svg|20px|link=Helen Gourlay|Australien]]&nbsp;[[Helen Gourlay|Helen Cawley]] <br /> <span style="display:none;">Australien</span>[[Datei:Flag of Australia.svg|20px|link=Mona Guerrant|Australien]]&nbsp;[[Mona Guerrant]] <br /> <span style="display:none;">Australien</span>[[Datei:Flag of Australia.svg|20px|link=Kerry Reid|Australien]]&nbsp;[[Kerry Reid]]<br />
|-<br />
<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="2" align="center" | Sieger<br />
|-<br />
| style="text-align: center;"| '''[[Australian Open 1978/Herreneinzel|Herreneinzel]]:'''||<span style="display:none;">Argentinien</span>[[Datei:Flag of Argentina.svg|20px|link=Guillermo Vilas|Argentinien]]&nbsp;[[Guillermo Vilas]]<br />
|-<br />
| style="text-align: center;"| '''[[Australian Open 1978/Dameneinzel|Dameneinzel]]:'''<br />
||<span style="display:none;">Australien</span>[[Datei:Flag of Australia.svg|20px|link=Chris O’Neil|Australien]]&nbsp;[[Chris O’Neil]]<br />
|-<br />
| style="text-align: center;"| '''[[Australian Open 1978/Herrendoppel|Herrendoppel]]:'''<br />
||<span style="display:none;">Polen</span>[[Datei:Flag_of_Poland (1928-1980).svg|border|18px|link=Wojciech Fibak|Polen]]&nbsp;[[Wojciech Fibak]] <br /> <span style="display:none;">Australien</span>[[Datei:Flag of Australia.svg|20px|link=Kim Warwick|Australien]]&nbsp;[[Kim Warwick]]<br />
|-<br />
| style="text-align: center;"| '''[[Australian Open 1978/Damendoppel|Damendoppel]]:'''<br />
||<span style="display:none;">Vereinigte Staaten</span>[[Datei:Flag of the United States.svg|20px|link=Betsy Nagelsen|Vereinigte Staaten]]&nbsp;[[Betsy Nagelsen]] <br /> <span style="display:none;">Tschechoslowakei</span>[[Datei:Flag of Czechoslovakia.svg|border|18px|Tschechoslowakei]]&nbsp;[[Renáta Tomanová]]<br />
|-<br />
<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! colspan="2" align="center" | '''Grand Slams 1978'''<br />
|-<br />
| colspan="2" style="padding-left:3em;" |<br />
:* Australian Open<br />
:* [[French Open 1978|French Open]]<br />
:* [[Wimbledon Championships 1978|Wimbledon Championships]]<br />
:* [[US Open 1978|US Open]]<br />
|}<br />
<br />
Die '''Australian Open 1978''' fanden vom 25. Dezember 1978 bis 3. Januar 1979 statt. Es handelte sich um die 11. [[Australian Open]] seit Beginn der [[Open Era]] und die 67. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Herreneinzel war [[Vitas Gerulaitis]] und im Dameneinzel [[Evonne Goolagong]]. Im Herrendoppel waren [[Ray Ruffels]] und [[Allan Stone]] und im Damendoppel [[Evonne Goolagong|Evonne Cawley]] / [[Helen Gourlay]] und [[Mona Guerrant]] / [[Kerry Reid]] die Titelverteidiger.<br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1978/Herreneinzel}}<br />
<br />
:Sieger: {{ARG|Guillermo Vilas|Guillermo Vilas}}<br />
:Finalgegner: {{AUS|John Marks (Tennisspieler)|John Marks}}<br />
:Endergebnis: 6:4, 6:4, 3:6, 6:3<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1978/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1978/Dameneinzel}}<br />
<br />
:Siegerin: {{AUS|Chris O’Neil|Chris O’Neil}}<br />
:Finalgegnerin: {{USA|Betsy Nagelsen|Betsy Nagelsen}}<br />
:Endergebnis: 6:3, 7:6<sup>3</sup><br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1978/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1978/Herrendoppel}}<br />
<br />
:Sieger: {{POL-1944|Wojciech Fibak|Wojciech Fibak}} & {{AUS|Kim Warwick|Kim Warwick}}<br />
:Finalgegner: {{AUS|Paul Kronk|Paul Kronk}} & {{AUS|Cliff Letcher|Cliff Letcher}}<br />
:Endergebnis: 7:6, 7:5<br />
<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1978/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1978/Damendoppel}}<br />
<br />
:Sieger: {{USA|Betsy Nagelsen|Betsy Nagelsen}} & {{CSK|Renáta Tomanová|Renáta Tomanová}}<br />
:Finalgegner: {{JPN|Naoko Sato|Naoko Sato}} & {{AUS|Pam Whytcross|Pam Whytcross}}<br />
:Endergebnis: 7:5, 6:2<br />
<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1978/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
Zwischen 1970 und 1986 wurden keine Mixed-Wettbewerbe bei den Australian Open ausgetragen.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.australianopen.com/en_AU/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1978| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Legoland&diff=210804143Legoland2021-04-11T01:16:06Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div><br />
{{Infobox Unternehmen<br />
| Name = LEGOLAND Resorts Group<br />
| Logo = Legoland logo.svg<br />
| Unternehmensform = Tochterunternehmen ([[Merlin Entertainments Group]])<br />
| ISIN = <br />
| Gründungsdatum = 07. Juni 1968<br />
| Auflösungsdatum = <br />
| Auflösungsgrund = <br />
| Sitz = [[Poole]]<br />
| Leitung = John Jakobsen ([[Chief Operating Officer|COO]])<br />
| Mitarbeiterzahl = <br />
| Umsatz = <!-- 2-3 signifikante Stellen --><br />
| Stand = <!-- JJJJ-MM-TT --><br />
| Branche = [[Freizeitpark]]s, [[Hotel]]s<br />
| Website = legoland.com<br />
}}<br />
<br />
[[Datei:Legoland de Entrance.jpg|mini|Eingang zum ''Legoland Deutschland'' in Günzburg]]<br />
'''Legoland''' ist der Name von acht [[Freizeitpark]]s, die sich thematisch an [[Lego]]-Spielzeug orientieren. In den Parks sind mit Legosteinen nachgebildete [[Wahrzeichen]] aus aller Welt zu sehen. Auch die [[Fahrgeschäft]]e wurden im Stil der Legosteine gebaut. Seit 2005 gehören die Legoland-Parks der [[Merlin Entertainments Group]].<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Das Unternehmen Lego eröffnete das erste Legoland 1968 im [[Dänemark|dänischen]] [[Billund]]. Später eröffneten weitere Legoland-Parks in [[Sierksdorf]] (1973–1976), im britischen [[Windsor (Berkshire)|Windsor]] (1996), im [[Kalifornien|kalifornischen]] [[Carlsbad (Kalifornien)|Carlsbad]] (1999) und im Mai 2002 im deutschen [[Günzburg]]. Alle Legoland-Parks sind für ihr jeweiliges Miniland bekannt, in dem internationale und nationale Wahrzeichen aus Lego-Steinen nachgebaut wurden.<br />
<br />
Das erste deutsche Legoland befand sich von 1973 bis 1976 auf dem Gelände des heutigen [[Hansa-Park]]s in [[Sierksdorf]]. Einige der Fahrgeschäfte von damals existieren noch heute in veränderter Form, z.&nbsp;B. die Western-Eisenbahn und die Koggenfahrt (damals Kohlraupe).<br />
<br />
2005 verkaufte Lego seine vier Parks für 375 Millionen Euro der US-amerikanischen Investmentfirma [[Blackstone Group]]. Die Freizeitparks wurden in das neue Unternehmen [[Merlin Entertainments Group]]' eingebracht, an dem Blackstone 70 Prozent und die dänischen Lego-Eigentümer, die Familie der Lego-Gründer [[Ole Kirk Christiansen|Ole]] und [[Godtfred Kirk Christiansen]], 30 Prozent der Anteile hielten.<ref>[http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/legoland-geht-an-finanzinvestor-blackstone;927070 ''Handelsblatt'' vom 13. Juli 2005: ''Legoland geht an Finanzinvestor Blackstone''], abgefragt am 13. Juli 2010</ref> Inzwischen ist als weiterer Investor dort die [[Dubai International Capital LLC]] hinzugekommen. Weitere Legoland Parks wurden 2011 in Florida (USA), 2012 in Malaysia und 2016 in Dubai eröffnet.<ref>''Erster Legoland Park Asiens in Malaysia eröffnet'', www.reisenews-online.de, 24. Oktober 2012</ref> Weitere zukünftige Standorte sind Korea und Japan.<br />
<br />
== Standorte ==<br />
<br />
=== Legoland Billund Resort ===<br />
[[Datei:Legoland Billund Logo.svg|mini|Logo des Legoland Billund]]<br />
[[Datei:Legoland Billund - Ribe domkirke 1.jpg|mini|Der [[Dom zu Ribe]], nachgebaut im Legoland Billund]]<br />
Lage: {{Coordinate|text=/|NS=55.735556|EW=9.126111|type=landmark|dim=800|name=Legoland Billund|region=DK-83}}<br /><br />
Das älteste Legoland befindet sich in der dänischen Stadt [[Billund Kommune|Billund]], in der auch Lego beheimatet ist. Es wurde am 7. Juni 1968 offiziell eröffnet.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.legoland.dk/Documents/About/Press/Presse2010DE.pdf |wayback=20101227112122 |text=Legoland Billund, Pressemappe 2010 }} (PDF; 4,9&nbsp;MB), abgefragt am 13. Juli 2010</ref> Das Legoland Billund Resort ist in neun verschiedene Themenwelten aufgeteilt: ''Miniland'', ''Duplo Land'', ''Legoredo Town'', ''Piratland'', ''Knights' Kingdom'', ''Adventure Land'', ''Imagination Zone'', ''Polar Land'' und ''Ninjago World''. Der Vergnügungspark wurde von ursprünglichen 3,8 [[Hektar|ha]] auf mittlerweile 14&nbsp;ha erweitert. 2014 wurde er von 1,925 Millionen Menschen besucht und ist damit die meistbesuchte [[Tourismus|Touristenattraktion]] [[Jütland]]s.<ref name="besucher-pm">{{Internetquelle| url=http://www.teaconnect.org/images/files/TEA_104_611784_150604.pdf|titel=Global Attractions Attendance Report 2014|hrsg=TEA|sprache=en|format=PDF|datum= |zugriff=2016-01-16}}</ref> Inzwischen ist der Park in seiner Fläche durch außenstehende Bebauung begrenzt. So kam es 2013 zur Schließung zweier Familienattraktionen um ''Ghost – The Haunted House,'' die Saisonneuheit 2014, erbauen zu können. Seit September 2017 steht in der Stadt Billund eine neue Attraktion – das "LEGO-House". In dem 23 m hohen und 12.000 m² großem Gebäude wird ein ganzes Universum aus Legosteinen präsentiert. Während der 4-jährigen Bauzeit wurden über 25 Millionen Legosteine in unterschiedlichen Themenwelten verbaut. Das "LEGO-House" soll die Geschichte der LEGO-Idee widerspiegeln und ein Ort für alle Altersgruppen sein. Ein Museum, ein LEGO Store, Gastronomie und spezielle Bereiche für Kinder und erwachsene LEGO-Fans, befinden sich ebenso in dem Gebäude, wie Terrassen, die ebenfalls erlebbar sind.<br />
<br />
==== Achterbahnen ====<br />
{| class="wikitable"<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnungsjahr<br />
|-<br />
|Dragen<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/1475.htm|titel=Dragon - Legoland Billund (Billund, Syddanmark, Denmark)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Powered Coaster]]<br />
|[[Mack Rides]]<br />
|1997<br />
|-<br />
|[[Force (Achterbahnmodell)|Flying Eagle]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/15488.htm|titel=Flying Eagle - Legoland Billund (Billund, Syddanmark, Denmark)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[Zierer Rides|Zierer]]<br />
|2018<br />
|-<br />
|[[Polar X-plorer]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/10214.htm|titel=Polar X-plorer - Legoland Billund (Billund, Syddanmark, Denmark)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Stahlachterbahn]]<br />
|[[Zierer Rides|Zierer]]<br />
|2012<br />
|-<br />
|X-treme Racers<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/1634.htm|titel=X-treme Racers - Legoland Billund (Billund, Syddanmark, Denmark)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Wilde Maus]]<br />
|[[Mack Rides]]<br />
|2002<br />
|}<br />
<br />
===== Ehemalige Achterbahnen =====<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|+<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnung<br />
!Schließung<br />
|-<br />
|[[Tivoli (Achterbahnmodell)|Timber Ride]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/1047.htm|titel=Timber Ride - Legoland Billund (Billund, Syddanmark, Denmark)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[Zierer Rides|Zierer]]<br />
|1978<br />
|2013<br />
|}<br />
<br />
=== Legoland Deutschland Resort ===<br />
{{Hauptartikel|Legoland Deutschland Resort}}<br />
==== Geschichte ====<br />
<br />
Lage: {{Coordinate|text=/|NS=48.424444|EW=10.298889|type=landmark|dim=1000|name=Legoland Deutschland|region=DE-BY}}<br /><br />
Das erste Legoland Deutschlands befand sich von 1973 bis 1976 auf dem Gelände des heutigen [[Hansa-Park]]s in Sierksdorf an der Ostsee.<br />
<br />
[[Datei:Legoland Deutschland logo.svg|rahmenlos|rechts|Logo des Legolands Deutschland]]<br />
[[Datei:2017-07-04 Legoland Deutschland Günzburg (147).jpg|mini|Der Hamburger Hafen, nachgebaut im Legoland Günzburg]]<br />
Das Legoland Deutschland Resort in der [[Bayern|bayerischen]] Stadt [[Günzburg]] wurde am 17. Mai 2002 eröffnet und wird jährlich von etwa 1,7 Millionen Menschen besucht<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://blooloop.com/wp-content/uploads/2020/07/tea-report-2019.pdf |titel=TEA Report 2019 |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2021-02-11 |sprache=}}</ref>. Dem Unternehmen gehört ein Areal von 140 Hektar. Davon sind 70 Hektar bebaut, wovon etwa 20 Hektar auf Parkplätze, 14 Hektar auf den Erlebnisbereich für Besucher und 8 Hektar auf das Legoland-Feriendorf entfallen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.legoland.de/Documents/LEGOLAND%20DE/ABOUT/Presse/Pressemeldungen/03a_LEGOLAND%20Daten%20und%20Fakten%202010.pdf |wayback=20100821075254 |text=Legoland.de: ''Daten und Fakten 2010'' }} (PDF; 57&nbsp;kB), abgefragt am 27. November 2010.</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.bnv-gz.de/guenzburg/legoland/legoland.html |wayback=20080530162844 |text=„Förderverein Bürgernetz für den Landkreis Günzburg e.V.“ über ''Legoland-Deutschland'' }}, abgefragt am 27. November 2010.</ref> Das Legoland zählte im Jahr 2005 bereits seinen fünfmillionsten Besucher und gehört somit zu den meistbesuchten Touristenattraktionen in Bayern. Das Legoland Deutschland wurde 2012 als kinderfreundlichster Freizeitpark ausgezeichnet.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.magazine-4.de/news/archiv/article/legoland-als-kinderfreundlichster-freizeitpark-ausgezeichnet.html | titel=Legoland als kinderfreundlichster Freizeitpark ausgezeichnet | autor= | hrsg=magazine-4 | datum=2012-04-19 | zugriff=2013-05-21 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20120426043232/http://www.magazine-4.de/news/archiv/article/legoland-als-kinderfreundlichster-freizeitpark-ausgezeichnet.html | archiv-datum=2012-04-26 }}</ref><br />
<br />
==== Miniland ====<br />
Im Park wurde eine Miniaturlandschaft aus über 25 Millionen Lego-Bausteinen aufgebaut, das sogenannte ''Miniland''. Im Miniland werden detailreiche Szenerien nachgebaut, derzeit:<br />
* [[Berlin]]<br />
* [[Frankfurt am Main|Frankfurt]]<br />
* [[Hamburger Hafen]]<br />
* [[Niederlande]]<br />
* [[Schloss Neuschwanstein]]<br />
* [[Schwaben|schwäbische]] Dorflandschaft<br />
* [[Schweiz]]<br />
* [[Venedig]]<br />
* [[Allianz Arena]] (München) mit über 30.000 Figuren und vielen Lichteffekten (seit 2005)<br />
* [[Star Wars]] – berühmte Szenen aus Episode 1–8, sowie aus Clone Wars (seit Juni 2011)<br />
* [[Augsburger Rathaus]] (seit 2015)<br />
* High Five: Fünf der höchsten Wolkenkratzer der Welt im Maßstab 1:150: der [[Burj Khalifa]] in [[Dubai]], der [[Shanghai Tower]], die [[Abraj Al Bait Towers]] in [[Mekka]], das [[One World Trade Center]] in [[New York City]] und das [[Pingan International Finance Center]] in [[Shenzhen]], sowie der [[Paris]]er [[Eiffelturm]] und der Aussichtsturm des Legolands als Größenvergleich (seit 2016).<br />
<br />
Das größte Bauwerk im ''Miniland'', die Allianz Arena, wurde im Maßstab 1:50 in 4.209 Arbeitsstunden aus über einer Million Legosteinen zusammengebaut. Das Modell wiegt 1,5 Tonnen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.legoland.de/Documents/LEGOLAND%20DE/ABOUT/Presse/2012/Pressemitteilungen/03duf_Fakten%20aus%2010%20Jahren%20LEGOLAND%20Deutschland.pdf |wayback=20150511011957 |text=„Fakten aus zehn Jahren ''Legoland-Deutschland“'' }} (PDF; 109&nbsp;kB), abgefragt am 2. April 2012.</ref><br />
Im Legoland gestalten acht Modellbauer aus bis zu 2000 verschiedenen Elementen in rund 60 verschiedenen Farben – alles handelsübliche Lego-Steine – ihre Arbeiten.<ref>Katia Rathsfeld: ''Traumberuf für große Kinder.'' In: ''[[Südkurier]]'' vom 9. August 2011.</ref><br />
<br />
Neben den aufwendigen Lego-Landschaften finden sich zahlreiche Spielattraktionen für Kinder. Die [[Achterbahn]]en sind teils auch für Kleinkinder geeignet. Zu den Themenwelten im deutschen Legoland gehören: ''Lego X-treme'', ''Knights' Kingdom'', ''Lego City'', ''Miniland'', ''Land der Abenteuer'', ''Imagination'' sowie ''Land der Piraten''. Der letztgenannte Bereich wurde 2007 eröffnet und ist mit einer Fläche von 5.000 Quadratmetern die größte Erweiterung des Parks seit seinem Bestehen.<br />
<br />
Mitunter wird sehr zeitnah auf aktuelle Ereignisse reagiert, so im Frühjahr 2009 auf den Besuch des amerikanischen [[Barack Obama|Präsidenten Barack Obama]] in Berlin. Die bis dahin vor dem Lego-[[Reichstagsgebäude]] aufgebaute [[Loveparade]] wurde durch eine [[Ehrenformation]] mit [[Barack Obama|Präsident]], [[Angela Merkel|Bundeskanzlerin]], diversen Begleitpersonen, Präsidentengattin (etwas abseits) und Präsidenten-Hund ''First Dog Bo'' ersetzt.<br />
<br />
==== Attraktionen (Auswahl) ====<br />
* ''Aussichtsturm Legoland'' ([[Gyro-Tower]], Höhe: 65 Meter, Baujahr: 2002, Hersteller: [[Intamin|Ride Trade (Intamin)]])<br />
* ''Dschungel Xpedition'' ([[Wildwasserbahn]] mit Abenteuerthematik)<br />
* ''Bionicle Power Builder'', vormals ''Hero Factory'' ([[Robocoaster]], Hersteller: [[Kuka (Unternehmen)|KUKA AG]])<br />
* ''Käpt’n Nicks Piratenschlacht'' ([[Splash Battle]], Hersteller: [[Mack Rides]])<br />
*''Lego Ninjago The Ride'' (Interaktiver 4D Dark Ride, Hersteller: Triotech / ART Engineering)<br />
* ''Lego Studios [[4D-Film|4D-Kino]]'' (Kino mit [[3D-Film]]en und Spezialeffekten)<br />
* ''Atlantis by [[Sea Life Centre|SeaLife]]'' (begehbares [[Meerwasseraquarium]] mit Tunnelröhre)<br />
* ''Pyramiden Rallye''<br />
* ''Wüsten X-kursion''<br />
<br />
==== Achterbahnen ====<br />
<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|+<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnung<br />
|-<br />
|Das Große LEGO-Rennen<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/1462.htm|titel=Das Große LEGO Rennen - Legoland Deutschland (Günzburg, Bayern, Deutschland)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-14}}</ref><br />
|[[Wilde Maus]]<br />
|[[Mack Rides]]<br />
|2002<br />
|-<br />
|Drachenjagd<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/1683.htm|titel=Drachenjagd - Legoland Deutschland (Günzburg, Bayern, Deutschland)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-14}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[Gerstlauer Amusement Rides|Gerstlauer]]<br />
|2003<br />
|-<br />
|[[Feuerdrache (Achterbahn)|Feuerdrache]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/1476.htm|titel=Feuerdrache - Legoland Deutschland (Günzburg, Bayern, Deutschland)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-14}}</ref><br />
|Familienachterbahn, [[Themenfahrt]]<br />
|[[Zierer Rides|Zierer]]<br />
|2002<br />
|}<br />
<br />
=== Legoland Windsor Resort ===<br />
[[Datei:Legoland Windsor Logo.svg|rahmenlos|rechts|Logo des Legolands Windsor]]<br />
Lage: {{Coordinate|text=/|NS=51/27/48.81046/N|EW=0/39/3.930646/W|type=landmark|dim=1000|region=GB-WNM|name=Legoland Windsor}}<br /><br />
Das Legoland Windsor Resort ist der zweite Vergnügungspark von Lego und wurde im März 1996 im [[England|englischen]] [[Windsor (Berkshire)|Windsor]], in der Nähe von [[London]], eröffnet. Zum Legoland Windsor gehören zwölf Themenwelten: ''the Beginning, Imagination Centre, Duplo Valley, Miniland, Adventure Land, LEGO City, Pirate Shores, Heartlake City , Knight´s Kingdom, Land of the Vikings and Kingdom of the pharaohs''. Der auf dem Gelände des ehemaligen [[Windsor Safari Park]]s eröffnete 60,7 [[Hektar]] große Park verzeichnete 2014 etwa 2,2 Millionen Besucher.<ref name="besucher-pm" /><br />
<br />
==== Achterbahnen ====<br />
{| class="wikitable"<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnungsjahr<br />
|-<br />
|Dragon<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/844.htm|titel=Dragon - Legoland Windsor (Windsor, Berkshire, England, Großbritannien)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[WGH Transportation]]<br />
|1998<br />
|-<br />
|Dragon's Apprentice<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/845.htm|titel=Dragon's Apprentice - Legoland Windsor (Windsor, Berkshire, England, Großbritannien)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[WGH Transportation]]<br />
|1999<br />
|-<br />
|DUPLO Dino Coaster<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/17692.htm|titel=DUPLO Dino Coaster - Legoland Windsor (Windsor, Berkshire, England, Großbritannien)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Kinderachterbahn<br />
|[[ART Engineering]]<br />
|2020<br />
|}<br />
<br />
===== Ehemalige Achterbahnen =====<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|+<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnung<br />
!Schließung<br />
|-<br />
|Jungle Coaster<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/2568.htm|titel=Jungle Coaster - Legoland Windsor (Windsor, Berkshire, England, Großbritannien)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Wilde Maus]]<br />
|[[Mack Rides]]<br />
|2004<br />
|2009<br />
|}<br />
<br />
=== Legoland California Resort ===<br />
[[Datei:Legoland Califonia.svg|rahmenlos|rechts|Legoland-California-Logo]]<br />
Lage: {{Coordinate|text=/|NS=33/7/40.691371/N|EW=117/18/42.959028/W|type=landmark|dim=1000|region=US-CA|name=Legoland California}}<br /><br />
Das Legoland California Resort ist der erste Legoland-Park außerhalb [[Europa]]s. Der in [[Carlsbad (Kalifornien)|Carlsbad]] beheimatete Vergnügungspark öffnete im März 1999 und liegt nördlich der Stadt [[San Diego]] in [[Kalifornien]]. Während der Schulzeit schließt der Park dienstags und mittwochs. Im Legoland befinden sich mehrere kleinere [[Achterbahn]]en und die erste [[Robocoaster]]-Anlage der [[USA]] mit Namen ''Knight's Tournament''. Das kalifornische Legoland hat sechs Themenwelten: ''Explore Village'', ''Fun Town'', ''Knights' Kingdom'', ''Miniland USA'', ''Imagination Zone'' sowie ''Dino Island''. Die Parkgröße beträgt 51,2 Hektar.<br />
<br />
==== Achterbahnen ====<br />
{| class="wikitable"<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnungsjahr<br />
|-<br />
|Coastersaurus<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/2614.htm|titel=Coastersaurus - Legoland California (Carlsbad, California, United States)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[Gerstlauer Amusement Rides|Gerstlauer]]<br />
|2004<br />
|-<br />
|[[Junior Coaster|Dragon]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/554.htm|titel=Dragon - Legoland California (Carlsbad, California, United States)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[Vekoma]]<br />
|1999<br />
|-<br />
|Technic Coaster<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/1144.htm|titel=Technic Coaster - Legoland California (Carlsbad, California, United States)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Wilde Maus]]<br />
|[[Mack Rides]]<br />
|2001<br />
|}<br />
<br />
===== Ehemalige Achterbahnen =====<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|+<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnung<br />
!Schließung<br />
|-<br />
|Spellbreaker<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/688.htm|titel=Spellbreaker - Legoland California (Carlsbad, California, United States)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Suspended Coaster]]<br />
|[[Caripro]]<br />
|2000<br />
|2003<br />
|}<br />
<br />
=== Legoland Florida Resort ===<br />
[[Datei:Legoland FL (8218674363).jpg|mini|Logo am Eingang des Legoland Florida Resorts.]]<br />
Lage: {{Coordinate|text=/|NS=27/59/24.41/N|EW=81/41/30.66/W|region=US-FL|name= Legoland Florida|type=landmark}}<br />
<br /><br />
Das Legoland Florida Resort liegt in [[Winter Haven]], südwestlich von [[Orlando (Florida)|Orlando]]. Der Park wurde im Herbst 2011 eröffnet und bietet als Besonderheit einen botanischen Garten und eine Wasserskishow. Der Botanische Garten wurde, gemeinsam mit einigen Achterbahnen, vom Vorgängerpark „Cypress Gardens“ übernommen.<br />
<br />
==== Achterbahnen ====<br />
{| class="wikitable"<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnungsjahr<br />
|-<br />
|Coastersaurus<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/2746.htm|titel=Coastersaurus - Legoland Florida (Winter Haven, Florida, United States)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Holzachterbahn]]<br />
|[[Martin & Vleminckx]]<br />
|2004<br />
|-<br />
|[[Junior Coaster|Dragon]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/2737.htm|titel=Dragon - Legoland Florida (Winter Haven, Florida, United States)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Dark Ride]], Familienachterbahn<br />
|[[Vekoma]]<br />
|2004<br />
|-<br />
|[[Suspended Family Coaster|Flying School]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/2718.htm|titel=Flying School - Legoland Florida (Winter Haven, Florida, United States)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Inverted Coaster]]<br />
|[[Vekoma]]<br />
|2004<br />
|-<br />
|Great Lego Race<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/9526.htm|titel=Great Lego Race - Legoland Florida (Winter Haven, Florida, United States)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Wilde Maus]]<br />
|[[Mack Rides]]<br />
|2011<br />
|}<br />
<br />
=== Legoland Malaysia Resort ===<br />
[[Datei:Entrance Legoland Malaysia.jpg|mini|Eingangsbereich des Legoland Malaysia.]]<br />
Das Legoland Malaysia Resort befindet sich in [[Johor Bahru]] nahe [[Singapur]]. Die offizielle Eröffnung erfolgte Ende 2012, das Legoland Hotel folgte 2013.<br />
<br />
==== Achterbahnen ====<br />
{| class="wikitable"<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnungsjahr<br />
|-<br />
|[[Force (Achterbahnmodell)|Dragon]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/9577.htm|titel=Dragon - Legoland Malaysia (Nusajaya, Johor, Malaysia)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Dark Ride]], Familienachterbahn<br />
|[[Zierer Rides|Zierer]]<br />
|2012<br />
|-<br />
|[[Force (Achterbahnmodell)|Dragon's Apprentice]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/9578.htm|titel=Dragon's Apprentice - Legoland Malaysia (Nusajaya, Johor, Malaysia)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[Zierer Rides|Zierer]]<br />
|2012<br />
|-<br />
|Great Lego Race<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/10365.htm|titel=Great Lego Race - Legoland Malaysia (Nusajaya, Johor, Malaysia)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Wilde Maus]]<br />
|[[Mack Rides]]<br />
|2012<br />
|}<br />
<br />
=== Legoland Dubai ===<br />
<br />
<br />
Das Legoland Dubai in [[Dschabal Ali]] wurde im Oktober 2016 als Teil eines Komplexes aus mehreren Freizeitparks eröffnet. In der ''Dubai Parks and Resorts'' genannten Anlage entstand unter anderem auch ein Legoland-Wasserpark.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.legoland.com/dubai/ |titel=Legoland Dubai now open |sprache=en |zugriff=2016-11-13}}</ref><br />
<br />
==== Achterbahnen ====<br />
{| class="wikitable"<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnungsjahr<br />
|-<br />
|[[Force (Achterbahnmodell)|Dragon]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/13463.htm|titel=Dragon - Legoland Dubai (Dubai, Dubai, United Arab Emirates)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|[[Dark Ride]], Familienachterbahn<br />
|[[Zierer Rides|Zierer]]<br />
|2016<br />
|-<br />
|Dragon's Apprentice<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/13663.htm|titel=Dragon's Apprentice - Legoland Dubai (Dubai, Dubai, United Arab Emirates)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[Antonio Zamperla|Zamperla]]<br />
|2016<br />
|}<br />
<br />
=== Legoland Japan Resort ===<br />
[[Datei:Legoland japan.jpg|mini|Eingangsbereich des Legoland Japan.]]<br />
Das [[Legoland Japan|Legoland Japan Resort]] in [[Nagoya]] hat offiziell am 1. April 2017 eröffnet.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.themepark-central.de/legoland-japan-eroeffnet-puenktlich-im-april/ |titel=Legoland Japan eröffnet pünktlich im April |werk= |hrsg= |datum=2016-12-30 |zugriff=2019-01-24}}</ref> Im Folgejahr eröffnete am 28. April 2018 dann das "Legoland Japan Hotel".<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander Louis |url=https://www.parkerlebnis.de/legoland-japan-neues-hotel-2018_59859.html |titel=Legoland Japan 2018 mit neuem Hotel nach geringen Besucherzahlen im Eröffnungsjahr |werk= |hrsg= |datum=2018-05-21 |zugriff=2019-01-24}}</ref><br />
<br />
==== Achterbahnen ====<br />
{| class="wikitable"<br />
!Name<br />
!Typ<br />
!Hersteller<br />
!Eröffnungsjahr<br />
|-<br />
|[[Force (Achterbahnmodell)|Dragon Coaster]]<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/13645.htm|titel=Dragon Coaster - Legoland Japan (Nagoya, Aichi, Japan)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[Zierer Rides|Zierer]]<br />
|2017<br />
|-<br />
|Dragon's Apprentice<ref>{{Internetquelle|url=https://rcdb.com/13842.htm|titel=Dragon's Apprentice - Legoland Japan (Nagoya, Aichi, Japan)|werk=rcdb.com|zugriff=2020-12-29}}</ref><br />
|Familienachterbahn<br />
|[[Antonio Zamperla|Zamperla]]<br />
|2017<br />
|}<br />
<br />
=== Zukünftige Standorte ===<br />
<br />
==== Asien ====<br />
<br />
*Die Eröffnung des ''Legoland [[Südkorea|Korea]]'' in der Nähe der Stadt [[Chuncheon]] war ursprünglich für 2017 geplant gewesen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.reuters.com/article/us-merlin-enter-southkorea-idUSKCN0JC0MA20141128 |titel=Merlin to open first Legoland theme park in South Korea |werk=Reuters.com |datum=2014-11-28 |zugriff=2016-03-31 |sprache=en}}</ref> Nun soll der Park im Jahr 2022 eröffnen.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Frank |url=https://www.parkerlebnis.de/legoland-korea-resort-eroeffnung-2022-ankuendigung_72982.html |titel=Legoland Korea Resort offiziell zur Eröffnung 2022 in südkoreanischem Chuncheon angekündigt |werk=ParkErlebnis.de |datum=2019-01-07 |zugriff=2019-01-24}}</ref>{{Zukunft|2022}}<br />
*Das ''Legoland [[Shenzhen]]'' in China ist für 2023 geplant. Es soll das größte Legoland bisher werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://baumcm.co.kr/en/project/index1.php?enter=rv&idx=241 |titel=BAUM CM |abruf=2021-02-12}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.hazensgroup.com/copy-of-hazens-zhongyang-yuanzhu-1 |titel=Shenzhen Lagoland |abruf=2021-02-12 |sprache=en}}</ref>{{Zukunft|2023||}}<br />
*September 2019 kündigte Merlin Entertainments zusammen mit Global Zhongjun das ''Legoland Resort [[Sichuan]]'' für 2023 an. Das Resort soll aus einem Freizeit- sowie einem Wasserpark bestehen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.merlinentertainments.biz/newsroom/news-releases/2019/legoland-sichuan-resort/ |titel=LEGOLAND Sichuan Resort |abruf=2021-02-12 |sprache=en}}</ref>{{Zukunft|2023||}}<br />
*Für 2024 ist die Eröffnung des ''Legoland [[Shanghai]]'' geplant.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.merlinentertainments.biz/newsroom/news-releases/2020/legoland-shanghai-cooperation-agreement/ |titel=Merlin Entertainments announces LEGOLAND Shanghai Resort is anticipated to open in 2024 |abruf=2021-02-13 |sprache=en}}</ref>{{Zukunft|2024||}}<br />
<br />
==== Europa ====<br />
<br />
* Im Jahr 2021 wird am Gardasee der Legoland Wasser Park Gardaland eröffnet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.legolandwaterparkgardaland.it/de/ |titel=LEGOLAND® Water Park {{!}} Gardaland Resort |abruf=2021-02-14 |sprache=de-DE}}</ref>{{Zukunft|2021|07|}} <br />
*2026 plant Merlin Entertainments die Eröffnung eines ''Legoland Belgien'' in [[Charleroi]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lecho.be/economie-politique/belgique/wallonie/un-parc-d-attractions-legoland-sur-l-ex-site-de-caterpillar/10250544.html |titel=Un parc d’attractions Legoland sur l’ex-site de Caterpillar |datum=2020-09-14 |abruf=2021-02-12 |sprache=fr}}</ref>{{Zukunft|20226||}}<br />
<br />
==== USA ====<br />
* Für 2021 ist die Eröffnung des ''Legoland New York'' in Goshen im [[Orange County (New York)|Orange County]], [[New York (Bundesstaat)|New York]] geplant.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.legoland.com/new-york/ |titel=Legoland New York Theme Park & Resort |werk=legoland.com |hrsg=Lego |zugriff=2020-10-19 |sprache=en}}</ref>{{Zukunft|2021|Juli|}}<br />
<br />
== Legoland Discovery Centres ==<br />
{{Hauptartikel|Legoland Discovery Centre}}<br />
<br />
Seit 31. März 2007 gibt es im [[Berlin]]er [[Sony Center]] am [[Potsdamer Platz]] mit dem ''Legoland Discovery Centre Berlin'' den ersten Indoor-Park des Unternehmens. Auf 3500&nbsp;m² sind neben einem Miniland mit Berlin in Modellgröße, ein 4D-Kino, ein [[Dark Ride]] mit Gondelfahrt durch eine Drachenburg, eine Legofabrik und Möglichkeiten, selbst mit Legosteinen zu bauen, vorhanden.<br />
<br />
Ein zweiter Indoor-Park ist am 19. April 2008 in der ehemaligen Werhahnmühle – den Räumen des bisherigen [[Atlantis Kindermuseum]]s – am [[Duisburg]]er [[Innenhafen Duisburg|Innenhafen]] eröffnet worden.<ref>{{Internetquelle| url= http://www.innenhafen-portal.de/html/2007-10-11.html| titel= Kindermuseum schließt| autor= | hrsg= Radio Duisburg| datum= 2007-10-11| zugriff= 2013-05-21| archiv-url= https://web.archive.org/web/20080117094027/http://www.innenhafen-portal.de/html/2007-10-11.html| archiv-datum= 2008-01-17 }}</ref> Dieser wurde zugunsten des im Frühjahr 2013 eröffneten Legoland Discovery Centre' in [[Oberhausen]] geschlossen.<ref>''Spektakuläre neue Attraktionen im Centro'', www.centro.de, 11. Mai 2012</ref><br />
<br />
Ein dritter Indoor-Park wurde im Spätsommer 2008 in [[Chicago]] eröffnet.<ref>{{Internetquelle | url=https://rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/vertrag-mit-lego-ist-unter-dach-und-fach_aid-11035827 | titel=Vertrag mit Lego ist unter Dach und Fach | autor= | hrsg= RP ONLINE| datum=2007-10-16 | zugriff=2013-05-21}}</ref><ref>{{Internetquelle | url=http://www.legolanddiscoverycenter.com/chicago/ | titel=Website des Legoland Discovery Centers Chicago | autor= | hrsg= | datum= | zugriff=2013-05-21}}</ref> Ein weiteres Legoland Discovery Centre existiert im [[Tokio]]ter Stadtteil [[Odaiba]].<ref>{{Internetquelle | url=http://www.legolanddiscoverycenter.jp/tokyo/en/plan-your-visit/plan-your-visit.aspx | titel=Plan your visit | autor= | hrsg=Legoland Discovery Centre Tokyo | datum= | sprache=en | zugriff=2014-07-01 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20140714190441/http://www.legolanddiscoverycenter.jp/tokyo/en/plan-your-visit/plan-your-visit.aspx | archiv-datum=2014-07-14 | offline=ja }}</ref><br />
<br />
2013 eröffnete ein zweites deutsches Legoland Discovery Centre am [[CentrO|CentrO in Oberhausen]].<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.parkerlebnis.de/legoland-discovery-centre-oberhausen.html |titel=Legoland Discovery Centre Oberhausen |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-07-31 |sprache=}}</ref> Für 2023 ist ein drittes in Hamburg im Hamburger [[Westfield Group|Westfield]]-Überseequartier geplant.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Michael Friedrichs (Hrsg.): ''Das große Buch vom Legoland Deutschland.'' Wißner, Augsburg 2002, ISBN 978-3-89639-341-8.<br />
* Lisa Schwenk: ''Das große Buch vom Legoland Deutschland Resort.'' 6., komplett überarbeitete und erweiterte Auflage. Wißner, Augsburg 2017, ISBN 978-3-95786-125-2.<br />
* Bernd Wißner, Christina Sammüller: ''Ein Tag im Legoland.'' Wißner, Augsburg 2003, ISBN 978-3-89639-400-2.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Legoland}}<br />
* [https://www.legoland.com/ Offizielle Website der Legoland Parks] (englisch)<br />
* [http://www.legolanddiscoverycentre.com/ Offizielle Website der Legoland Discovery Centres] (englisch)<br />
* [http://www.legoland.de/ Offizielle Website von Legoland Deutschland]<br />
* [https://www.legolanddiscoverycentre.de/berlin/ Offizielle Website vom Legoland Discovery Centre Berlin]<br />
* [https://www.abenteuer-freizeitpark.de/legoland-deutschland Legoland Deutschland]. In: Abenteuer-Freizeitpark.de<br />
* Tom König: [https://www.spiegel.de/wirtschaft/legoland-freizeitpark-in-guenzburg-ist-ein-teurer-spass-a-993043.html ''Legoland Günzburg ist ein teurer Spaß'']. In: [[Spiegel Online]], 24. September 2014<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
{{Navigationsleiste Freizeitparks in Europa}}<br />
{{All Coordinates}}<br />
<br />
[[Kategorie:Lego]]<br />
[[Kategorie:Modellpark]]<br />
[[Kategorie:Blackstone Group]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sahure&diff=210804142Sahure2021-04-11T01:16:03Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Pharao<br />
|TITEL_BILD = [[Datei:SahureAndNomeGod-CloseUpOfSahure MetropolitanMuseum.png|230px]]<br />
|TITEL_BILDBESCHREIBUNG = Statue Sahures (Detail); [[Metropolitan Museum of Art]], [[New York City]]<br />
|EIGENNAME = <hiero>N5-D61-G43</hiero><br />
|EIGENNAME-ERKLÄRUNG = Sahure<br /> (Sahu Re)<br /> ''S3ḥw Rˁ''<br /> ''[[Re (ägyptische Mythologie)|Re]] gelangt zu mir''<br />
|THRONNAME = <br />
|THRONNAME-ERKLÄRUNG = <br />
|HORUSNAME = <hiero>V30:N28-G43</hiero><br />
|HORUSNAME-ERKLÄRUNG = Neb-chau<br /> ''Nb-ḫˁw''<br /> ''[[Neb-chau|Herr der Kronen/Herr der Krönungsgestalt]]''<br />
|NEBTINAME = <hiero>-V30:N28 - G43-</hiero><br />
|NEBTINAME-ERKLÄRUNG = Neb-chau<br /> ''Nb-ḫˁw''<br /> ''Herr der Kronen/Herr der Krönungsgestalt''<br />
|GOLDNAME = <hiero>G7*G7:S12</hiero><br />
|GOLDNAME-ERKLÄRUNG = Bikui-nebu<br /> ''Bjkwj-nbw''<br /> ''Gold (Goldener) der beiden Falken''<br />
|ABYDOS-KÖNIGSLISTE = <hiero>N5-D61-G43</hiero><br />
|ABYDOS-KÖNIGSLISTE-ERKLÄRUNG = Sahure<br /> ''S3ḥw Rˁ''<br />
|ABYDOS-KÖNIGSLISTE-NR = 27<br />
|SAQQARA-KÖNIGSLISTE = <hiero>N5-D61-G43</hiero><br />
|SAQQARA-KÖNIGSLISTE-ERKLÄRUNG = Sahure<br /> ''S3ḥw Rˁ''<br />
|SAQQARA-KÖNIGSLISTE-NR = 26<br />
|GRIECHISCH =<br /> Sephres<br />
|GRIECHISCH-ERWEITERT =<br /> bei&nbsp;[[Manetho]]<br />
}}<br />
<br />
'''Sahure''' war der zweite König ([[Pharao]]) der [[Altes Ägypten|altägyptischen]] 5.&nbsp;Dynastie im [[Altes Reich (Ägypten)|Alten Reich]]. Er regierte etwa innerhalb des Zeitraums von 2490 bis 2475 v. Chr.<ref>Jahreszahlen nach T. Schneider: ''Lexikon der Pharaonen.'' Düsseldorf 2002.</ref> In der Landesverwaltung setzte er die Politik seiner Vorgänger fort, hohe Staatsämter zunehmend mit Personen zu besetzen, die nicht der königlichen Familie entstammten. Außenpolitisch sind durch archäologische Funde und Reliefdarstellungen Handelsbeziehungen nach [[Vorderasien]], [[Nubien]] und [[Punt (Goldland)|Punt]] sowie Kriegszüge auf die [[Sinai-Halbinsel]] und vielleicht auch nach [[Libyen]] bezeugt. Sahure ist aber vor allem durch seine Bautätigkeit bekannt, zu deren zentralen Projekten eine [[Pyramide (Bauwerk)|Pyramidenanlage]] sowie ein bisher unentdecktes [[Sonnenheiligtum (Altes Ägypten)|Sonnenheiligtum]] und eine Palastanlage gehörten. Der [[Totentempel]] seiner [[Sahure-Pyramide|Pyramide]] zählt zu den besterhaltenen der [[Geschichte des Alten Ägypten|ägyptischen Geschichte]]. Architektonisch stellte er ein prägendes Vorbild für spätere Tempelanlagen dar. Seine gut erhaltenen Reliefdarstellungen geben ausführliche Einblicke in die familiären Beziehungen der 5. Dynastie sowie in die Wirtschaft, Verwaltung und die Außenbeziehungen Ägyptens während Sahures Regierungszeit.<br />
<br />
== Herkunft und Familie ==<br />
[[Datei:Borchardt Sahure 33.jpg|mini|links|Darstellung des Sahure (groß) mit seinen Söhnen (mittleres und unteres [[Register (Kunst)|Register]]); Totentempel der Sahure-Pyramide]]<br />
Die familiären Beziehungen Sahures waren lange Zeit unklar und Forschungen hierzu stützten sich hauptsächlich auf die Angaben des [[Papyrus Westcar]], nach dem die ersten drei Könige der 5. Dynastie ([[Userkaf]], Sahure und [[Neferirkare]]) Brüder waren. Nach einer anderen Variante wurden Sahure und Neferirkare als Söhne des Userkaf und der [[Chentkaus I.]] angesehen.<ref>Aidan Dodson, Dyan Hilton: ''The Complete Royal Families of Ancient Egypt''. The American University in Cairo Press, London 2004, S. 64–65.</ref><br />
<br />
Erst im Jahr 2002 neu entdeckte Relief-Blöcke vom Aufweg der Sahure-Pyramide konnten Klarheit hierüber schaffen. Demnach war Sahures Mutter die „[[Sat-netjer|Gottestochter]]“, „[[Hemet-nisut|Königsgemahlin]]“ und „[[Mut-nesut|Königsmutter]]“ [[Neferhetepes]]. Sie war die Gemahlin des [[Userkaf]], der ihr in Sakkara eine [[Königinnenpyramide]] neben seiner eigenen Pyramidenanlage errichten ließ. Userkaf kann somit als Vater von Sahure angesehen werden.<ref>Tarek El Awady: ''The royal family of Sahure. New evidence.'' In: Miroslav Bárta, Filip Coppens, Jaromír Krejčí (Hrsg.): ''Abusir and Saqqara in the Year 2005.'' Prag 2006, S. 192–198.</ref><br />
<br />
Als Gemahlin des Sahure erscheint auf derselben Reihe von Blöcken [[Meretnebty]]. Sie war möglicherweise die volle Schwester des Herrschers, was sich aber bislang nur aus einer Szene ableiten lässt, die Königsmutter und Königin Hand in Hand zeigt. Weitere Belege, etwa Titel, die sie als Königstochter ausweisen, fehlen hingegen.<ref>Tarek El Awady: ''The royal family of Sahure. New evidence.'' In: Miroslav Bárta, Filip Coppens, Jaromír Krejčí (Hrsg.): ''Abusir and Saqqara in the Year 2005.'' Prag 2006, S. 198–203.</ref><br />
<br />
Mehrere Söhne des Königs sind bekannt. Zwei von ihnen werden als älteste Königssöhne bezeichnet. Es handelt sich um Ranefer, der später unter dem Namen [[Neferirkare]] den Thron besteigen sollte, und um [[Netjerirenre]].<ref>Tarek El Awady: ''The royal family of Sahure. New evidence.'' In: Miroslav Bárta, Filip Coppens, Jaromír Krejčí (Hrsg.): ''Abusir and Saqqara in the Year 2005.'' Prag 2006, S. 208–213.</ref> Da beide den Titel eines ältesten Königssohns trugen, aber nur eine Gemahlin Sahures bekannt ist, könnten sie möglicherweise Zwillinge gewesen sein.<ref>Tarek El Awady: ''The royal family of Sahure. New evidence.'' In: Miroslav Bárta, Filip Coppens, Jaromír Krejčí (Hrsg.): ''Abusir and Saqqara in the Year 2005.'' Prag 2006, S. 213–214.</ref> Weitere Söhne Sahures waren [[Chakare]], [[Raemsaf]] und [[Heryemsaf]].<ref>Tarek El Awady: ''The royal family of Sahure. New evidence.'' In: Miroslav Bárta, Filip Coppens, Jaromír Krejčí (Hrsg.): ''Abusir and Saqqara in the Year 2005.'' Prag 2006, S. 214–216.</ref><br />
<br />
== Herrschaft ==<br />
{{ Positionskarte+ | Ägypten | width=300 | float=left | maptype=relief | caption= Fundorte von Zeugnissen des Sahure| places=<br />
{{ Positionskarte~ | Ägypten | position=10 | lat=22.345833 | long=31.615278 | region=EG| label=Abu Simbel}}<br />
{{ Positionskarte~ | Ägypten | position=2 | lat=29.9 | long=31.2 | region=EG| label=Abusir}}<br />
{{ Positionskarte~ | Ägypten | position=10 | lat=21.916667 | long=31.283333 | region=EG| label=Buhen}}<br />
{{ Positionskarte~ | Ägypten | position=10 | lat=22.752| long=32.066 | region=EG| label=Tomâs}}<!--Kordinaten nur grob geschätzt--><br />
{{ Positionskarte~ | Ägypten | position=2 | lat=26.350163 | long=33.049249 | region=EG| label=Wadi al-Gidami}}<br />
{{ Positionskarte~ | Ägypten | position=2 | lat=28.9 | long=33.366667 | region=EG| label=Wadi Maghara}}<br />
}}<br />
[[Datei:Pietra di Palermo (geroglifici) 1.jpg|mini|hochkant|Der Palermostein]]<br />
=== Regierungsdauer ===<br />
Die Regierungsdauer des Sahure kann aufgrund der vergleichsweise guten Quellenlage im Gegensatz zu vielen anderen Herrschern des Alten Reiches recht genau angegeben werden. Sie betrug etwa 12 bis 13 Jahre, was sich sowohl aus den zeitgenössischen Quellen als auch aus deutlich später entstandenen Texten ergibt. Der [[Königspapyrus Turin]], der im [[Neues Reich|Neuen Reich]] entstand und ein wichtiges Dokument zur [[Ägyptische Chronologie|ägyptischen Chronologie]] darstellt, gibt 12 Jahre an, der im 3. Jahrhundert v. Chr. lebende ägyptische Priester [[Manetho]] 13. Das höchste zeitgenössisch sicher belegte Datum ist ein „Jahr nach dem 6. (oder 7.?) Mal der Zählung“, womit die ursprünglich als [[Horusgeleit]] eingeführte landesweite Zählung des Viehs zum Zwecke der Steuererhebung gemeint ist. Eine gewisse Problematik bei Datumsangaben des Alten Reiches birgt der Umstand, dass diese Zählungen anfangs alle zwei Jahre stattfanden (das heißt auf ein „x-tes Jahr der Zählung“ folgte ein „Jahr nach dem x-ten Mal der Zählung“), später aber zum Teil auch jährlich stattfinden konnten (auf ein „x-tes Jahr der Zählung“ folgte das „y-te Jahr der Zählung“).<ref>siehe hierzu M. Verner: ''Archaeological Remarks on the 4th and 5th Dynasty Chronology''.</ref> Bei Sahure ist dieser Unsicherheitsfaktor stark minimiert. Es sind Datumsangaben für insgesamt vier „Jahre der Zählung“ und drei „Jahre nach der Zählung“ überliefert. Es kann also von einer im Wesentlichen regelmäßigen zweijährlichen Zählung unter Sahures Herrschaft ausgegangen werden.<ref>M. Verner: ''Archaeological Remarks on the 4th and 5th Dynasty Chronology''. S. 391.</ref><br />
<br />
Das einzige größere Problem stellt eine Datumsangabe dar, die [[Ludwig Borchardt]] Anfang des 20. Jahrhunderts im Pyramidenkomplex des Sahure entdeckte und die ein „Jahr 12“ nennt, was unter Berücksichtigung einer zweijährlichen Zählung eine Verdopplung von Sahures Regierungszeit bedeuten würde. Eine ausführliche wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Inschrift wurde aber durch den Umstand verhindert, dass Borchardt nicht vermerkte, wo er diese entdeckt hatte und weder eine Umzeichnung noch ein Foto anfertigte. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Inschrift erst nach Sahures Herrschaft angebracht wurde. Sie könnte von Restaurierungsmaßnahmen späterer Könige stammen oder erst im Neuen Reich als sogenannte [[Besucherinschrift]] im [[Taltempel]] der Pyramide angebracht worden sein.<ref>M. Verner: ''Archaeological Remarks on the 4th and 5th Dynasty Chronology''. S. 392–393.</ref><br />
<br />
=== Landesverwaltung ===<br />
An der Spitze der Landesverwaltung standen mindestens zwei [[Tjati|Wesire]]: [[Sechemkare (Wesir)|Sechemkare]] und [[Werbauba]], vielleicht auch [[Waschptah-Isi]] und [[Minnefer]]. Außer Sechemkare scheint keiner dieser Beamten der königlichen Familie zu entstammen, Sahure setzte somit die seit Beginn der 5. Dynastie verfolgte Politik fort, hohe Staatsämter zunehmend mit nichtadeligen Personen zu besetzen.<ref>T. Schneider: ''Lexikon der Pharaonen.'' Düsseldorf 2002, S. 244.</ref><ref>Nigel Strudwick: ''The Administration of Egypt in the Old Kingdom.'' Routledge, Boston 1985, ISBN 0-7103-0107-3 ([http://gizapyramids.org/static/pdf%20library/strudwick_admininstration.pdf PDF; 21 MB]), S. 301, 308.</ref><br />
<br />
=== Religiöse Handlungen ===<br />
Ein wichtiges Dokument, das über Ereignisse aus Sahures Regierungszeit berichtet, ist der [[Palermostein]], der als ein bedeutendes Teilstück des [[Annalenstein der 5. Dynastie|Annalensteins der 5. Dynastie]] gilt. Er geht besonders auf die religiösen Tätigkeit Sahures ein und nennt umfangreiche Opfer- und Landstiftungen für verschiedene Gottheiten, sowie die Anfertigung von [[Barke]]n und Statuen.<ref name="Schneider243">T. Schneider: ''Lexikon der Pharaonen.'' Düsseldorf 2002, S. 243.</ref><br />
<br />
=== Handel und Expeditionswesen ===<br />
[[Datei:Berlin 122009 020b.jpg|mini|Darstellung eines Schiffs mit syrischer Besatzung; Totentempel der Sahure-Pyramide, heute im Ägyptischen Museum Berlin]]<br />
Der Palermostein nennt für das letzte Regierungsjahr Sahures die Ankunft von Handelsgütern aus dem Land [[Punt (Goldland)|Punt]], was impliziert, dass eine Expedition dorthin entsandt wurde. Weitere Handelsbeziehungen sind mit [[Vorderasien]] bezeugt. So wurde in [[Byblos]] ein Gefäß aus [[Alabaster]] gefunden. Unterstrichen werden die Handelsbeziehungen in diese Region außerdem durch ein Relief im Totentempel der Sahure-Pyramide, auf dem Schiffe abgebildet sind, deren Besatzungen aus [[Syrien|Syrern]] bestehen. Des Weiteren sind durch Siegelabdrücke aus [[Buhen]] und durch ein Graffito bei [[Tomâs]] Beziehungen nach [[Nubien]] belegt. Zwei Expeditionen sind durch Inschriften überliefert: Eine führte zu den [[Diorit]]-Steinbrüchen bei [[Abu Simbel]], eine weitere zu den Goldminen des [[Wadi al-Gidami]] in der Ostwüste.<ref>Darrell D. Baker: ''The Encyclopedia of the Egyptian Pharaohs, Volume I.'' Bannerstone Press, Oakville 2008, S. 345.</ref><ref name="Schneider243-244">T. Schneider: ''Lexikon der Pharaonen.'' Düsseldorf 2002, S. 243–244.</ref><br />
<br />
=== Kriegszüge ===<br />
[[Datei:Sahure Wadi Maghara.jpg|mini|hochkant|Relief des Sahure aus dem Wadi Maghara; Ägyptisches Museum, Kairo]]<br />
Der einzige Feldzug, der sich für Sahures Regierungszeit sicher nachweisen lässt, war eine [[Razzia]], die sich gegen [[Beduinen]] auf der [[Sinai-Halbinsel]] richtete. Hiervon ließ der König im [[Wadi Maghara]] auf einem großen Relief berichten, das sich heute im [[Ägyptisches Museum (Kairo)|Ägyptischen Museum]] in [[Kairo]] befindet.<ref name="Schneider243" /> Ein möglicher zweiter Feldzug richtete sich gegen [[Libyen]]. Hiervon zeugen Reliefs vom Aufweg der Sahure-Pyramide, in denen Prozessionen von gefangenen Asiaten und Libyern dargestellt sind. Da sich jedoch eine beinahe identische Abbildung auch in der Pyramidenanlage von [[Pepi II.]] fand, ist unklar, ob wirklich ein reales [[historisches Ereignis]] dargestellt ist oder eher ein rein symbolisches Schlagen der [[Neun Bogen|Feinde Ägyptens]], das von jedem neuen König wiederholt werden musste.<ref>[[Wolfgang Helck]]: ''Geschichte des alten Ägypten''. Handbuch des Orients I 1/3, Leiden 1981, S. 65 ([http://books.google.de/books?id=r4ceAAAAIAAJ&printsec=frontcover&dq=Wolfgang+Helck&as_brr=3&sig=ACfU3U3IMtqKuBbpTIYyt39MQ32XNcxDrQ#PPA65,M1 Onlineversion])</ref><br />
<br />
{{Mehrere Bilder<br />
| Bild1=Sah temp02.jpg<br />
| Bild2=Sah temp03.jpg<br />
| Fußzeile=Darstellungen von gefangenen Libyern und Asiaten; Aufweg der Sahurepyramide, heute im Ägyptischen Museum Berlin<br />
| Fußzeile_align=center<br />
| Breite=200<br />
| align=center<br />
}}<br />
<br />
== Bautätigkeit ==<br />
Aus Sahures Regierungszeit sind insgesamt drei königliche Bauprojekte bekannt, von denen bisher aber nur seine Pyramidenanlage archäologisch erforscht ist. Wie schon sein Vorgänger Userkaf errichtete auch Sahure ein Sonnenheiligtum, das bislang aber nur aus schriftlichen Quellen bekannt ist. Bei dem zweiten bislang unentdeckten Bauwerk handelt es sich um Sahures Palastanlage.<br />
<br />
=== Die Sahure-Pyramide in Abusir ===<br />
[[Datei:Pyramid of Sahure.jpg|mini|hochkant|Pyramide des Pharao Sahure in Abusir]]<br />
[[Datei:Sahure Pyramid Complex.png|mini|Grundriss der Sahure-Pyramide und ihres Totentempels]]<br />
{{Hauptartikel|Sahure-Pyramide}}<br />
<br />
Sahure wählte [[Abusir]] als Standort für seine Pyramide und begründete damit eine neue [[Nekropole|Königsnekropole]] unweit des [[Sonnenheiligtum des Userkaf|Sonnenheiligtums des Userkaf]]. Die Pyramide trug den altägyptischen Namen „Die Seele des Sahure erscheint“ und ist heute stark zerstört. Mit einer Seitenlänge von 78,8 Meter und einer ursprünglichen Höhe von 47,3 Meter hatte sie recht ähnliche Ausmaße wie die Grabanlage des Userkaf. Als Baumaterial für das Kernmauerwerk diente grob behauener [[Kalkstein]] von lokaler Herkunft; für die Verkleidung wurde feinerer Kalkstein verwendet, der aus [[Ma'asara]] am gegenüberliegenden [[Nil]]ufer stammt.<ref>Miroslav Verner: ''Die Pyramiden.'' Rowohlt, Hamburg 1998, S. 316–317.</ref><br />
<br />
Der Eingang zum unterirdischen Kammersystem befindet sich direkt über der Grundfläche der Nordwand. Das Kammersystem selbst ist vergleichsweise einfach konzipiert. Zuerst führt ein kurzer absteigender Gang zu einem [[Vestibül]] mit einer Blockiervorrichtung. Dahinter verläuft ein leicht ansteigender Gang weiter nach Süden zur Vorkammer, an die sich westlich die eigentliche Grabkammer anschließt, in welcher Reste eines [[Basalt]]-Sarkophages gefunden wurden.<ref>Miroslav Verner: ''Die Pyramiden.'' Rowohlt, Hamburg 1998, S. 317–318.</ref><br />
<br />
Im Gegensatz zur eigentlichen Pyramide ist die zugehörige Tempelanlage sehr gut erhalten. Der recht einfach gestaltete [[Taltempel]] weist zwei Zugänge auf: einen im Süden und einen im Osten. Beide sind mit Säulen versehen und führen in einen kleinen Raum mit zwei weiteren Säulen. Von hier aus führt nach Westen der Zugang zum Aufweg, der den Tal- mit dem Totentempel verbindet. Vom Aufweg stammen zahlreiche Reliefs die unter anderem dem König in Gestalt einer [[Sphinx (ägyptisch)|Sphinx]] zeigen.<ref>Miroslav Verner: ''Die Pyramiden.'' Rowohlt, Hamburg 1998, S. 323–324.</ref><br />
<br />
Der [[Totentempel]] ist in zwei Bereiche gegliedert. Der äußere, öffentliche Teil besteht aus einer länglichen Eingangshalle und einem säulenumstandenen Hof, um den herum ein Korridor verläuft. Hinter dem Hof folgt ein Querkorridor, der den äußeren vom intimen Teil des Tempels trennt. In der Mitte des Korridors befindet sich der Zugang zur Fünfnischenkapelle, seitlich davon befinden sich Magazinräume. Von der Fünfnischenkapelle zweigt der Zugang zur Opferhalle ab. Am Südende des Querkorridors gibt es einen Zugang zur Kultpyramide. Der Totentempel und die Königspyramide waren von einer Mauer umschlossen, die Kultpyramide besaß zusätzlich eine eigene Umfassung.<ref>Miroslav Verner: ''Die Pyramiden.'' Rowohlt, Hamburg 1998, S. 318–323.</ref><br />
<br />
Sahure orientierte sich beim Bau seines Taltempels zwar an Vorgängerbauten, führte aber zahlreiche Neuerungen ein. So wählte er für die Höfe und Eingangskolonnaden Palmwedelsäulen statt der zuvor üblichen Pfeiler. Das von ihm etablierte Raumschema, die gewählten Baumaterialien und vor allem die Reliefthemen wurden von seinen Nachfolgern in großem Umfang aufgegriffen.<ref>Miroslav Verner: ''Die Pyramiden.'' Rowohlt, Hamburg 1998, S. 313.</ref> Ein Großteil der gut erhaltenen Reliefs aus dem Totentempel gelangte nach den Grabungen [[Ludwig Borchardt]]s zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Fundteilung ins [[Ägyptisches Museum Berlin|Ägyptische Museum]] nach [[Berlin]].<ref>Dietrich Wildung: ''Die Berliner Reliefs aus der Pyramidenanlage des Sahure.'' In: Vinzenz Brinkmann (Hrsg.): ''Sahure. Tod und Leben eines großen Pharao.'' Hirmer, München 2010, S. 183–194.</ref><br />
<br />
=== Das Sonnenheiligtum des Sahure ===<br />
{{Hauptartikel|Sonnenheiligtum des Sahure}}<br />
<br />
Wie Userkaf errichtete Sahure ein Sonnenheiligtum, das den Namen „Feld des Re“ trug und laut schriftlichen Quellen offenbar unvollendet blieb. Es konnte bislang nicht gefunden werden, archäologische Funde wie die Reste eines [[Obelisk]]en deuten aber darauf hin, dass es sich in Abusir in der Umgebung der [[Niuserre-Pyramide]] befunden haben könnte.<ref>Miroslav Verner: ''Die Sonnenheiligtümer der 5. Dynastie''. In: Sokar, Nr. 10, 2005, S. 42–43</ref><br />
<br />
=== Der Palast des Sahure ===<br />
Sahures Palastanlage trug den Namen „Der die Schönheit des Sahure erhebt“. Sie ist bislang archäologisch nicht nachgewiesen, sondern nur aus Relief-Szenen und aus Verwaltungstexten bekannt. Gefäßetiketten aus dem Totentempel der [[Raneferef-Pyramide]] belegen, dass zum Palast ein Schlachthof gehörte, der nach Sahures Tod für die Versorgung des Totenkults seiner Nachfolger zuständig war. Von Reliefblöcken sind mehrere Ereignisse bekannt, die in diesem Palast stattfanden. Hierzu gehören die Rückkehr einer Expedition aus Punt, die Pflanzung eines von dort mitgebrachten Weihrauch-Baums und die Auszeichnungen von Beamten. Aus all diesen Belegen kann geschlossen werden, dass sich das Bauwerk in der Nähe einer Hafenanlage und in der Nähe der Totentempel von Abusir befand. Als wahrscheinlichster Standort kommt daher ein Gebiet zwischen den Totentempeln des Sahure und des [[Niuserre]], dem ehemaligen See von Abusir und dem [[Bahr el-Lebeini]] (dem „Großen Kanal von Memphis“) in Frage.<ref>Miroslav Verner: ''Betrachtungen zu den königlichen Palästen des Alten Reiches.'' In: ''Sokar.'' Band 24, 2012, S. 16–19.</ref><br />
<br />
[[Datei:SahureAndNomeGod MetropolitanMuseum.png|mini|hochkant|Statue des Sahure; Metropolitan Museum of Art, New York]]<br />
<br />
== Statuen ==<br />
In Sahures Pyramidenanlage wurden nur einige Fragmente von Statuen und [[Sphinx (ägyptisch)|Sphingen]] entdeckt. Diese bestanden aus [[Alabaster]], [[Schiefer]] und [[Sandstein]] und befinden sich heute teilweise im [[Ägyptisches Museum Berlin|Ägyptischen Museum]] in [[Berlin]].<ref>Bertha Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 333</ref> Das einzige annähernd vollständig erhaltene Bildwerk des Sahure ist eine Statue unbekannter Herkunft, die sich heute im [[Metropolitan Museum of Art]] in [[New York City|New York]] befindet. Sie besteht aus [[Gneis]] und misst 64 × 46 × 41,5&nbsp;cm. Die Statue besitzt eine breite Standfläche und eine Rückplatte. Die linke Seite wird vom thronenden König eingenommen, zu seiner Rechten steht die Personifikation des fünften oberägyptischen [[Gau (Ägypten)|Gaues]]. Beide Figuren sind mit der Rückplatte verbunden. Der König ist mit einem Schurz bekleidet und trägt auf dem Kopf das [[Nemes-Kopftuch]] sowie am Kinn einen künstlichen Bart. Rechts und links von seinen Beinen sind jeweils sein [[Eigenname (Pharao)|Eigen-]] und [[Horusname]] eingraviert. Die Statue scheint ursprünglich für [[Chephren]], einen Herrscher der 4. Dynastie geplant worden zu sein. Stilistische Feinheiten, wie etwa die Gesichtszüge, lassen aber darauf schließen, dass sie von Sahure nicht einfach [[Usurpation|usurpiert]] wurde, sondern dass sie unvollendet blieb und später mit Sahures Zügen vollendet wurde.<ref>[[Christiane Ziegler]] (Hrsg.): ''Egyptian Art in the Age of the Pyramids''. The Metropolitan Museum of Art, New York 1999, S. 328–330</ref> Im Jahr 2015 wurde das Fragment einer Sahure-Statue in [[Elkab]] gefunden.<ref>''[http://pastpreserversnews.tumblr.com/post/117598703598/photos-courtesy-of-the-ministry-of-antiquities Past Preserves News].'' Auf: ''pastpreserversnews.tumblr.com'' vom 28. April 2015.</ref><br />
<br />
== Sahure im Gedächtnis des Alten Ägypten ==<br />
[[Datei:Sahure Karnak.png|mini|Statue Sahures aus der Regierungszeit Sesostris’ I., Tempel von Karnak, heute im Ägyptischen Museum Kairo (CG 42004)]]<br />
[[Datei:PapyrusWestcar photomerge-AltesMuseum-Berlin-5.jpg|mini|Der Papyrus Westcar]]<br />
[[Datei:Karnak King List Drawing.png|mini|Umzeichnung der Königsliste von Karnak]]<br />
=== Altes Reich ===<br />
Sahure genoss im weiteren Verlauf der ägyptischen Geschichte noch lange Zeit hohes Ansehen. Für seinen [[Totenkult]] wurden 22 landwirtschaftliche Güter ([[Staatsdomäne|Domänen]]) eingerichtet, welche die Versorgung mit [[Opfergabe]]n sicherstellten.<ref>T. Schneider: ''Lexikon der Pharaonen.'' Düsseldorf 2002, S. 244.</ref> Zudem sind aus Abusir und Sakkara zahlreiche Gräber von Priestern bekannt, die während der 5. und [[6. Dynastie]] im Totenkult des Königs dienten.<ref name="Wildung in Brinkmann276">Dietrich Wildung: ''Das Nachleben des Sahure.'' In: Vinzenz Brinkmann (Hrsg.): ''Sahure. Tod und Leben eines großen Pharao.'' Hirmer, München 2010, S. 276.</ref><br />
<br />
=== Mittleres Reich und Zweite Zwischenzeit ===<br />
Während des [[Mittleres Reich (Ägypten)|Mittleren Reiches]], zu Beginn der [[12. Dynastie]] ließ König [[Sesostris I.]] im [[Karnak-Tempel|Tempel von Karnak]] eine Statue des Sahure aufstellen, die vermutlich Teil einer ganzen Gruppe von Bildnissen verstorbener Könige war.<ref name="Wildung60-63">[[Dietrich Wildung]]: ''Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. Teil I. Posthume Quellen über die Könige der ersten vier Dynastien''. Münchener Ägyptologische Studien, Bd. 17, Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin, 1969, S. 60–63.</ref> Das Stück befindet sich heute im [[Ägyptisches Museum (Kairo)|Ägyptischen Museum]] in [[Kairo]] (Inv.-Nr. CG 42004). Es besteht aus schwarzem [[Granit]] und hat eine Höhe von 50 cm. Der König ist thronend dargestellt und trägt einen plissierten Schurz und eine runde Lockenperücke. Beide Seitenflächen des Throns tragen Inschriften, die das Werk als ein Bildnis des Sahure ausweisen, das von Sesostris I. in Auftrag gegeben wurde.<ref>Georges Legrain: ''Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire. CG 42001-42138: Statues et statuettes de rois et de particuliers.'' Kairo 1906, S. 3–4.</ref><br />
<br />
Wohl ebenfalls im Mittleren Reich wurde Sahure erstmals in einem literarischen Werk, nämlich in einer der Geschichten des [[Papyrus Westcar]], erwähnt. Als Entstehungszeit der Geschichten wird mehrheitlich die 12. Dynastie angenommen, obgleich mittlerweile vermehrt Argumente angebracht werden, sie in die [[17. Dynastie]] zu datieren, aus welcher auch der überlieferte Papyrus stammt<ref>Günter Burkard, Heinz J. Thissen: ''Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich'' (= ''Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie.'' Bd. 1). LIT, Münster/ Hamburg/ London 2003, ISBN 978-3-8258-6132-2, S. 178.</ref>. Die Handlung spielt am Königshof und dreht sich um Pharao [[Cheops]] aus der 4. Dynastie als Hauptperson. Um sich die Langeweile zu vertreiben, lässt er sich von seinen Söhnen wundersame Geschichten erzählen. Nachdem drei seiner Söhne ihm bereits über vergangene Wunder berichtet haben, lässt als vierter Hordjedef schließlich einen noch lebenden Zauberer namens Djedi herbeibringen, welcher zunächst Zauberkunststücke vorführt. Cheops möchte daraufhin von Djedi wissen, ob dieser die Zahl der ''jpwt'' (genaue Bedeutung des Wortes unklar, u. a. übersetzt mit Schlösser, Kammern, Kisten) des [[Thot]]-Heiligtums von [[Heliopolis]] kenne. Djedi verneint und erklärt, dass Rudj-Djedet, die Frau eines [[Re (ägyptische Mythologie)|Re]]-Priesters, drei Söhne gebären wird, die den Königsthron besteigen werden. Der Älteste von diesen soll die Zahl herausfinden und Cheops übermitteln. Djedi fügt noch beschwichtigend hinzu, dass diese Drei erst dann den Thron besteigen werden, wenn bereits Cheops’ Sohn und Enkel geherrscht haben werden. Cheops beschließt daraufhin, den Wohnort der Rudj-Djedet aufzusuchen. Anschließend erfolgt unvermittelt die Beschreibung der Geburt der drei Könige. Die vier Göttinnen [[Isis]], [[Nephthys]], [[Meschenet]] und [[Heket]] sowie der Gott [[Chnum]] treten auf und werden von Rauser, Rudj-Djedets Ehemann, zu der Gebärenden geleitet. Durch Tanz und Zaubersprüche verhelfen sie den drei Königen auf die Welt. Ihre Namen sind hier wiedergegeben als User-Re-ef, Sah-Re und Keku, es handelt sich also um die ersten drei Könige der 5. Dynastie: Userkaf, Sahure und Neferirkare Kakai.<br />
<br />
=== Neues Reich, Spätzeit und Ptolemäerzeit ===<br />
Während des [[Neues Reich|Neuen Reiches]] wurde in der [[18. Dynastie]] unter [[Thutmosis III.]] im Karnak-Tempel die sogenannte [[Königsliste von Karnak]] angebracht, in welcher der Name Sahure auftaucht. Im Gegensatz zu anderen altägyptischen Königslisten handelt es sich hierbei nicht um eine vollständige Auflistung aller Herrscher, sondern um eine Auswahlliste, die nur die Könige nennt, für die während der Regierungszeit von Thutmosis III. Opfer dargebracht wurden. Da vermutlich ein Zusammenhang zwischen dieser Liste und den seit dem Mittleren Reich in Karnak aufgestellten Königsstatuen besteht, kann angenommen werden, dass Sahures Totenkult sowohl im Mittleren als auch im Neuen Reich weiterhin Bestand hatte.<ref name="Wildung60-63" /><br />
<br />
In der [[19. Dynastie]] führte [[Chaemwaset (Sohn von Ramses II.)|Chaemwaset]], ein Sohn [[Ramses II.|Ramses’ II.]], landesweit Restaurierungsprojekte durch. Dazu gehörten auch zahlreiche Pyramiden, unter ihnen die des Sahure, wie durch Inschriften auf Verkleidungssteinen bekannt ist.<ref>[[Dietrich Wildung]]: ''Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. Teil I. Posthume Quellen über die Könige der ersten vier Dynastien''. Münchener Ägyptologische Studien, Bd. 17, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin, 1969, S. 170</ref><ref name="Wildung in Brinkmann276"/><br />
<br />
Während des Neuen Reiches und weit darüber hinaus war der Totentempel der Sahure-Pyramide ein vielbesuchtes Heiligtum. Wie Quadratnetze auf mehreren Reliefs belegen, dienten diese als Vorlagen für andere Bauprojekte.<ref>Dietrich Wildung: ''Das Nachleben des Sahure.'' In: Vinzenz Brinkmann (Hrsg.): ''Sahure. Tod und Leben eines großen Pharao.'' Hirmer, München 2010, S. 275.</ref> Seit der 18. Dynastie ist außerdem ein Kult der Löwengöttin [[Sachmet]] im Pyramidentempel nachweisbar. Er begann spätestens unter Thutmosis III. Während der 18. und 19. Dynastie wurden zahlreiche Besucherinschriften, Stelen und Statuen im Tempel hinterlassen. Auch aus der [[26. Dynastie]] sind Zeugnisse überliefert. Die jüngsten stammen aus der [[Ptolemäer]]zeit.<ref>[[Dietrich Wildung]]: ''Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. Teil I. Posthume Quellen über die Könige der ersten vier Dynastien''. Münchener Ägyptologische Studien, Bd. 17, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin, 1969, S. 198</ref><ref>Dietrich Wildung: ''Das Nachleben des Sahure.'' In: Vinzenz Brinkmann (Hrsg.): ''Sahure. Tod und Leben eines großen Pharao.'' Hirmer, München 2010, S. 275–276.</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
'''Allgemeines'''<br />
* Darrell D. Baker: ''The Encyclopedia of the Egyptian Pharaohs, Volume I: Predynastic to the Twentieth Dynasty (3300-1069 BC).'' Bannerstone Press, Oakville 2008, ISBN 978-0-9774094-4-0, S. 343–345.<br />
* Martin von Falck, Susanne Martinssen-von Falck: ''Die großen Pharaonen. Von der Frühzeit bis zum Mittleren Reich.'' Marix, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3737409766, S. 127–133.<br />
* [[Thomas Schneider (Ägyptologe)|Thomas Schneider]]: ''Lexikon der Pharaonen''. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3, S. 243–244.<br />
* [[Vinzenz Brinkmann]] (Hrsg.): ''Sahure. Tod und Leben eines großen Pharao.'' Hirmer, München 2010, ISBN 978-3-7774-2861-1.<br />
<br />
'''Zum Namen'''<br />
* [[Jürgen von Beckerath]]: ''Handbuch der ägyptischen Königsnamen''. 2. Auflage, Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-422-00832-2, S. 56–57.<br />
<br />
'''Zur Pyramide'''<br />
* [[Ludwig Borchardt]]: ''Das Grabdenkmal des Königs Sahure''. 2 Bände, J. C. Hinrichs, Leipzig 1910–13 (die Grabungspublikation der Pyramide; [http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/borchardt1910ga Onlineversion]).<br />
* [[Zahi Hawass]] (Hrsg.): ''Die Schätze der Pyramiden''. Weltbild, Augsburg 2003, ISBN 3-8289-0809-8, S. 224–230.<br />
* [[Mark Lehner]]: ''Geheimnis der Pyramiden''. Orbis, München 1999, ISBN 3-572-01039-X, S. 242–245.<br />
* [[Rainer Stadelmann]]: ''Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder'' (= ''[[Kulturgeschichte der Antiken Welt]].'' Band 30). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Philipp von Zabern, Mainz 1991, ISBN 3-8053-1142-7, S. 164–171.<br />
* [[Miroslav Verner]]: ''Die Pyramiden'' (= ''rororo-Sachbuch.'' Band 60890). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 3-499-60890-1, S. 313–324.<br />
<br />
''Für weitere Literatur zur Pyramide siehe unter [[Sahure-Pyramide#Literatur|Sahure-Pyramide]]''<br />
<br />
'''Zum Sonnenheiligtum'''<br />
* Miroslav Verner: ''Die Sonnenheiligtümer der 5. Dynastie''. In: ''Sokar, Nr. 10'', 2005, S. 42–43.<br />
* Susanne Voß: ''Untersuchungen zu den Sonnenheiligtümern der 5. Dynastie. Bedeutung und Funktion eines singulären Tempeltyps im Alten Reich.'' Hamburg 2004 (zugleich: Dissertation, Universität Hamburg 2000), S. 135–139, ([http://www.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/2004/2100/pdf/Dissertation.pdf PDF; 2,5 MB]).<br />
<br />
'''Detailfragen'''<br />
* Tarek El Awady: ''The royal family of Sahure. New evidence''. In: Miroslav Bárta; Filip Coppens, Jaromír Krejčí (Hrsg.): ''Abusir and Saqqara in the Year 2005.'' Czech Institute of Egyptology, Faculty of Arts, Charles University in Prague, Prag 2006, ISBN 80-7308-116-4, S. 191–218.<br />
* Jürgen von Beckerath: ''Chronologie des pharaonischen Ägypten''. Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2310-7, S. 153–155.<br />
* [[Aidan Dodson]], Dyan Hilton: ''The Complete Royal Families of Ancient Egypt''. The American University in Cairo Press, London 2004, ISBN 977-424-878-3, S. 62–69.<br />
* Miroslav Verner: ''Archaeological Remarks on the 4th and 5th Dynasty Chronology''. In: ''Archiv Orientální.'' Bd. 69, Prag 2001, S. 363–418 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/verner_archiv_or_69.pdf PDF; 31 MB]).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Sahure|Sahure}}<br />
* {{DNB-Portal|118604864}}<br />
* [http://www.digitalegypt.ucl.ac.uk/chronology/kingsahure.html Sahure auf Digital Egypt (engl.)]<br />
* [http://www.ancient-egypt.org/history/old-kingdom/5th-dynasty/sahure/index.html The Ancient Egypt Site (engl.)]<br />
* Alina Schadwinkel: ''[http://www.zeit.de/2010/24/Pharao-Sahure?page=all Am Grab des Sonnensohns.]'' In: ''Die Zeit.'' 24/2010 vom 10. Juni 2010, S. 35.<br />
* [http://www.liebieghaus.de/lh/index.php?StoryID=357 Sahure. Tod und Leben eines großen Pharaos - Ausstellung im Liebieghaus, Frankfurt am Main]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
{{Folgenleiste|VORGÄNGER=[[Userkaf]]|NACHFOLGER=[[Neferirkare]]|AMT=[[Liste der Pharaonen|Pharao von Ägypten]]|ZEIT=[[Altes Reich (Ägypten)|5. Dynastie]]}}<br />
<br />
{{Lesenswert|18. Januar 2015|137903393}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118604864|LCCN=n/83/226638|VIAF=72779430}}<br />
<br />
[[Kategorie:Altägyptischer König (Altes Reich)]]<br />
[[Kategorie:Geboren im 25. Jahrhundert v. Chr.]]<br />
[[Kategorie:Gestorben im 25. Jahrhundert v. Chr.]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:5. Dynastie (Ägypten)]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Sahure<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Neb-chau, Sephres<br />
|KURZBESCHREIBUNG=altägyptischer König der 5. Dynastie<br />
|GEBURTSDATUM=25. Jahrhundert v. Chr.<br />
|GEBURTSORT=<br />
|STERBEDATUM=um 2475 v. Chr.<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Regenbogenfamilie&diff=210804140Regenbogenfamilie2021-04-11T01:16:01Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br />
[[Datei:Stephaniehaynes family.jpg|mini|Regenbogenfamilie]]<br />
'''Regenbogenfamilien''' werden [[Familie (Soziologie)|Familien]] genannt, bei denen Kinder bei zwei [[Homosexualität|gleichgeschlechtlichen]] [[Partnerschaft|Partnern]] als eine Familie leben.<ref>[http://www.bpb.de/files/YN17KQ.pdf Bundeszentrale für politische Bildung, Heft 32, Bonn 2003] (PDF; 503&nbsp;kB)</ref> Die beiden männlichen bzw. die beiden weiblichen Elternteile können – sofern dies gesetzlich zulässig ist – miteinander verheiratet sein in [[Gleichgeschlechtliche Ehe|gleichgeschlechtlicher Ehe]]; alternative Formen der elterlichen Verbindung sind [[eingetragene Partnerschaft]]en und formlose Verbindungen von [[Lebensgefährte]]n. Seit Juli 2011 wurde auf dem ersten internationalen Symposium von [[LGBT]]-Familien-Organisationen aus Europa, den USA und Kanada der „International Family Equality Day“<ref>[http://internationalfamilyequalityday.org/ International Family Equality Day]</ref> ausgerufen – ein internationaler Tag der Regenbogenfamilien. Als Zeichen der Solidarität und zur Gleichstellung von Regenbogenfamilien soll dieser Tag alljährlich am ersten Sonntag im Mai weltweit gefeiert werden. Der Name leitet sich von der Regenbogenflagge, einem weltweiten Symbol für Schwule und Lesben, ab.<br />
<br />
== Wortherkunft ==<br />
Der Name leitet sich in diesem Fall von der [[Regenbogenflagge]] ab, inzwischen ein weltweites Symbol von selbstbewusst lebenden Lesben, Schwulen und Bisexuellen. Im übertragenen Sinn kann es auch die [[Gemeinschaft|Community]] aller [[LGBT]]s bezeichnen. Im Jahre 2009 wurde das Wort in die 25. Auflage des [[Duden]]s aufgenommen.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Duden-Rechtschreibung;art304,2852595 ''Duden – Fremdschämen für It-Girls.''] In: ''Der Tagesspiegel.'' 21. Juli 2009.</ref><br />
<br />
Während der 1960er Jahre, in der gegenkulturellen [[Hippiebewegung]] betrachtete man alle symbolisch als Brüder und Schwestern. Durch diese „Massenadoptionen“ entstanden „Stämme“ oder Rainbow-„Families“.<ref>[http://www.welcomehome.org/rainbow/info/rainbow_terminology.html Origins of „Rainbow Family“ and related terminology], Version: 9. Juni 2008.</ref> Eine festgehaltene frühe Verwendung des Begriffs „rainbow family“ geht auf [[Josephine Baker]] zurück, welche sich in den 1950er Jahren in der US-amerikanischen [[Bürgerrechtsbewegung]] engagierte und später zwölf Waisenkinder unterschiedlicher Hautfarben und Nationen adoptierte.<ref>Langston Hughes, Milton Meltzer: ''Black Magic: A Pictorial History of the Negro in American Entertainment.'' Prentice-Hall, 1967, S. 342.</ref><ref>Walter Terry: ''The Compton Yearbook.'' F. E. Compton Co, 1968.</ref><ref>Robert McHenry: ''Famous American Women.'' Courier Dover Publications, 1983, ISBN 0-486-24523-3, S. 17.</ref> In diesem Sinne wird es auch heute auf Deutsch in Übersetzungen verwendet.<ref>[http://www.focus.de/panorama/boulevard/adoptionen_aid_118506.html Adoptionen – Madonna will Regenbogen-Familie], focus.de, 2. November 2006.</ref> In den [[Vereinigte Staaten|USA]] wurde 1972 ''The Rainbow Family of Living Light'' gegründet, eine unhierarchische Gruppe, welche für den Weltfrieden betet und sich für die Utopie einer kooperativen Gemeinschaft stark macht, die in Harmonie mit der Erde lebt. Sie hat inzwischen weltweit Verbündete.<ref>Michael I. Niman: ''People of the Rainbow; A Nomadic Utopia.'' University of Tennessee Press, 1997, 1999, 2003, ISBN 0-87049-989-0. ([http://mediastudy.com/rainbow.html Abstract])</ref><br />
<br />
== Herkunft der Kinder in Regenbogenfamilien ==<br />
[[Datei:Male Couple With Child-02.jpg|mini|Regenbogenfamilie]]<br />
Den Angaben des [[Mikrozensus]] und den wenigen bisher vorliegenden Studien ist zu entnehmen, dass<br />
* die meisten Kinder aus früheren [[Heterosexualität|heterosexuellen]] [[Ehe]]n und Partnerschaften eines Elternteils stammen,<br />
* eine bisher unbekannte, aber vermutlich zunehmende Zahl jüngerer Lesben und Schwuler sich ein Leben mit Kindern wünscht und eine Familiengründung durch [[künstliche Befruchtung]], [[Bechermethode]] oder [[Adoption]] als Einzelperson realisiert,<br />
* im Rahmen der [[Hilfen zur Erziehung]]&nbsp;–&nbsp;[[Vollzeitpflege]]&nbsp;–&nbsp;Kinder in Pflegestellen bei Lesben und Schwulen betreut werden und hier ein ausbaufähiges Potential qualifizierter Erziehungspersonen zu finden ist,<br />
* mehr Kinder bei ihren homosexuellen Müttern aufwachsen als bei ihren homosexuellen Vätern,<br />
* gleichgeschlechtliche [[Partnerschaft]]en mit Kindern sowohl in Groß- und Kleinstädten als auch in ländlichen Regionen leben.<br />
<br />
Nach Auskunft des [[Jugendamt]]s in [[Frankfurt am Main]] haben dort bereits eine Anzahl lesbischer und schwuler Paare [[Pflegekinder]] aufgenommen. Auch Einzeladoptionen sind bekannt. Die Bewertung des Jugendamtes ist positiv; die Erfahrungen unterscheiden sich im Durchschnitt nicht von den mit heterosexuellen Paaren gemachten. Weitere ähnliche Erfahrungen sind aus [[Berlin]] und [[Bayern]] bekannt.<br />
<br />
== Forschungen über die Lebenssituation ==<br />
Die [[American Psychological Association]] unterstützt die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare in ihrem politischen Statement vom 28. und 30. Juli 2004.<ref>[http://www.apa.org/pi/parent.html Haltung der American Psychological Association]</ref> Ebenso wird die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare von folgenden Organisationen in den Vereinigten Staaten unterstützt: [[Child Welfare League of America]], [[American Bar Association]], [[American Psychiatric Association]], [[National Association of Social Workers]], [[North American Council on Adoptable Children]], [[American Academy of Pediatrics]], [[American Psychoanalytic Association]]<ref>[http://www.queer.de/news_detail.php?article_id=8433 Queer:US-Psychoanalytiker für Ehe-Öffnung]</ref> und [[American Academy of Family Physicians]].<ref>{{Webarchiv|url=http://www.hrc.org/Template.cfm?Section=Adoption&CONTENTID=18344&TEMPLATE=%2FContentManagement%2FContentDisplay.cfm |wayback=20111125160005 |text=Humain Rights Campaign Foundation Frequently Asked Questions about Adoption by Gay and Lesbian Parents }}</ref><br />
<br />
Die Familienforschung in [[Deutschland]] hat sich in den 1990er Jahren verstärkt den Kindern mit gleichgeschlechtlich-liebendem Elternteil zugewandt. Die deutschen Familien- und Sozialforscher Fthenakis (2000), Berger, Reisbeck & Schwer (2000) und Eggen kommen – ebenso wie die amerikanische Zusammenfassung von 21 internationalen Studien durch Stacey und Biblarz über Auswirkungen homosexueller Lebensweisen der Eltern auf Kinder – im Wesentlichen zu folgenden Ergebnissen:<br />
<br />
* Kinder und Jugendliche homosexueller Eltern sind genauso oft heterosexuell orientiert wie Kinder heterosexueller Eltern.<br />
* Hinsichtlich möglicher Verhaltens- und [[Entwicklungsstörung]]en aufgrund der [[Sexualität|sexuellen Orientierung]] der Eltern gibt es keine Unterschiede zwischen Kindern in gleichgeschlechtlichen und verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Kinder homosexueller Eltern zeigen in keiner Weise häufiger [[Verhaltensstörung]]en als Kinder heterosexueller Eltern.<br />
* Nicht die sexuelle Orientierung, sondern das [[Geschlechtsmerkmal|Geschlecht]] der (homosexuellen) Eltern scheint auf Einstellungen und Verhalten von Kindern zu wirken. So weisen wohl vor allem Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften von zwei Frauen heranwachsen, seltener ein geschlechtstypisches [[Rollenverhalten]] auf als Kinder heterosexueller Eltern.<br />
* Eine Mehrheit der Kinder erleben keine Diskriminierungen aufgrund ihrer Familienerfahrungen. Jene Kinder, die Stigmatisierungen erleben, können konstruktiv damit umgehen und werden von ihren Eltern gut aufgefangen.<ref>http://www.lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/Adoption/LSVD_Essentiels-BMJ-Studie.pdf</ref><br />
* Grundsätzlich scheinen Kinder, die bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen, ihre sexuelle Orientierung reflektierter zu erleben. Gleichwohl schränken die Studien aus den [[USA]] diese These insofern ein, als sich in dieser Einstellung zum Teil auch durch die Umgebung prägen könnte: Homosexuelle Eltern in den USA leben überdurchschnittlich oft in Großstädten oder Universitätsstädten, ihre Kinder wachsen in einem vergleichsweise [[Toleranz|toleranten]] [[Soziales Milieu|Milieu]] auf, welches seltener [[Homophobie|homophobe]] Einstellungen hegt.<br />
* Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften unterliegen keinem höheren Risiko, Opfer sexuellen Missbrauchs zu werden. Täter in sog. [[Sexueller Missbrauch von Kindern|Kindesmissbrauchsdelikten]] sind ganz überwiegend (zirka 95 % nach Erkenntnissen des Sicherheitsberichts der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]]) Männer aus dem heterosexuellen nahen Lebensumfeld der Kinder. Das Missbrauchsrisiko für Mädchen ist dreimal höher als für Jungen. Damit liegt das Missbrauchsrisiko für Kinder, die bei einem lesbischen Paar aufwachsen, und für Mädchen, die bei einem [[schwul]]en Elternpaar aufwachsen, schon statistisch sehr viel niedriger als bei Kindern in heterosexuellen Partnerschaften. Statistische Zahlen zu diesem Punkt gibt es allerdings nicht&nbsp;–&nbsp;es wird argumentiert, dass das Risiko auf Grund hoher sozialer Kontrolle auch hier deutlich niedriger liege als bei heterosexuellen Paaren. Somit findet ein weit verbreitetes Vorurteil keinerlei Bestätigung in der Forschung.<ref>Thomas Hertling: ''Homosexuelle Männlichkeit zwischen Diskriminierung und Emanzipation'', LIT Verlag 2006, ISBN 978-3-643-11355-9, S. 327</ref><br />
<br />
Eine vom deutschen [[Bundesministerium der Justiz]] 2006 in Auftrag gegebene Studie zur „Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften“ kommt zu dem Schluss, dass bei Kindern, die in lesbischen oder schwulen Partnerschaften aufwachsen, keinerlei Nachteile für die Entwicklung festzustellen seien. An der Studie war das Münchner [[Staatsinstitut für Frühpädagogik]] (IFP) beteiligt.<ref>[[Bundesministerium der Justiz]]: ''[http://www.bmj.bund.de/enid/6eb07462fbadb82e39aa87767c661a64,803e69706d635f6964092d0936313035093a0979656172092d0932303039093a096d6f6e7468092d093037093a095f7472636964092d0936313035/Pressestelle/Pressemitteilungen_58.html Familie ist dort, wo Kinder sind – Zypries stellt Forschungsprojekt vor]{{Toter Link |url=http://www.bmj.bund.de/enid/6eb07462fbadb82e39aa87767c661a64,803e69706d635f6964092d0936313035093a0979656172092d0932303039093a096d6f6e7468092d093037093a095f7472636964092d0936313035/Pressestelle/Pressemitteilungen_58.html |date=2018-08 }}'', bmj.bund.de, 23. Juli 2009.<br />
<br />
* ''[http://www.bmj.de/files/-/3813/Zusammenfassung_Lebenssituation_von_%20Kindern_%20in_gleichgeschl_LP.pdf Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften]{{Toter Link |url=http://www.bmj.de/files/-/3813/Zusammenfassung_Lebenssituation_von_%20Kindern_%20in_gleichgeschl_LP.pdf |date=2018-08 }}'' – Ausführliche Zusammenfassung<br />
*: Marina Rupp (Hrsg.): ''Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften''. Bundesanzeiger Verlag, 2009, ISBN 978-3-89817-807-5.<br />
</ref><br />
Im Juli 2014 wurde eine weitere Studie zum Thema Regenbogenfamilien veröffentlicht, die aus [[Australien]] von der [[University of Melbourne]] stammt. In der Studie wurden 500 Kinder von 315 ausschließlich gleichgeschlechtlichen, überwiegend lesbischen Eltern in Hinblick auf körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen und die soziales Stigmatisierung als Lebensgemeinschaft von Außenstehenden untersucht. Verglichen wurden die Ergebnisse dieser Studie mit Werten aus einer repräsentativen Studie mit Kindern aus traditionellen Familien. Die Studie hat unter anderem ergeben, dass die „allgemeine Gesundheit“ (''general health'') der untersuchten Kinder in Regenbogenfamilien um 6 Prozent besser war als in den traditionellen Familien und der Familienzusammenhalt (''family cohesion'') um 6 Prozent höher. In allen anderen Bereichen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden untersuchten Gruppen.<ref>''Children in same-sex parent families had higher scores on measures of general behavior, general health and family cohesion compared to population normative data. There were no significant differences between the two groups for all other scale scores.'' Simon R Crouch et al. (2014): ''Parent-reported measures of child health and wellbeing in same-sex parent families: a cross-sectional survey''. In: ''BMC Public Health'' 14; 635; [[doi:10.1186/1471-2458-14-635]]</ref><ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=21907 Queer.de:Kinder in Regenbogenfamilien gesünder und glücklicher]</ref><br />
<br />
== Rechtliche Lage der Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare ==<br />
[[Datei:Same-sex Adoption Map Europe.svg|mini|Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare in Europa<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ilga-europe.org/europe/guide/country_by_country |wayback=20100304141452 |text=ILGA Europe }}</ref> {{Farblegende|#800080|Gemeinschaftliche Adoption legal}}<br />
{{Farblegende|#ba75ff|Stiefkindadoption legal}}<br />
{{Farblegende|#cccccc|Keine Form der Adoption legal oder unbekannt/unklar}}]]<br />
<br />
=== Europa ===<br />
Die rechtliche Lage von Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare ist in Europa unterschiedlich.<br />
<br />
Gemeinschaftliche Adoptionen sind rechtlich erlaubt in [[Andorra]], [[Belgien]], [[Dänemark]]<ref>,[http://www.queer.de/detail.php?article_id=16669&antwort_zeigen=ja#kommentare queer.de:Ehe in Dänemark für Schwule und Lesben geöffnet]</ref>, [[Deutschland]]<ref name="sueddeutsche.de">[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ehe-fuer-alle-das-aendert-sich-fuer-homosexuelle-paare-1.3567752 Sueddeutsche.de: Ehe für alle, Das ändert sich für homosexuelle Paare]</ref>, [[Finnland]], [[Frankreich]],<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-02/frankreich-homo-ehe zeit.de:Frankreichs Nationalversammlung stimmt für Homo-Ehe]</ref> [[Irland]]<ref>[http://www.advocate.com/world/2015/04/06/ireland-approves-adoptions-same-sex-couples-ahead-marriage-vote Advocate:Ireland Approves Adoptions by Same-Sex Couples Ahead of Marriage Vote]</ref> [[Island]],<ref>[http://www.samtokin78.is/?Pageid=2 Samtokin78]</ref> [[Luxemburg]],<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=21788 Queer.de:Nur vier Gegenstimmen, Luxemburg ermöglicht Eheöffnung]</ref> [[Malta]],<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=21392 queer.de:Malta führt Eingetragene Partnerschaften ein]</ref> den [[Niederlande]]n, [[Norwegen]],<ref>[http://www.pinknews.co.uk/news/articles/2005-7933.html Pinknews:Norway’s gay marriage law also grants new parental rights]</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.pinknews.co.uk/news/articles/2005-7926.html |webciteID=5liizvzbT |text=Pinknews:Norway legalises gay marriage }}</ref> [[Österreich]],<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=24933 Queer.de: Österreich hebt Adoptionsverbot auf]</ref> [[Schweden]], [[Spanien]], [[Portugal]]<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=25260&kommstart=10#kommentare Queer.de: ''Nach Machtwechsel, Portugal: Adoptionsrecht für Homo-Paare beschlossen'']</ref> und dem [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]].<br />
<br />
Lediglich die [[Stiefkind]]&shy;adoption leiblicher Kinder erlauben [[Estland]]<ref>https://www.riigiteataja.ee/akt/KooS</ref> [[Italien]], [[San Marino]]<ref>[https://www.queer.de/detail.php?article_id=32362 Queer.de: San Marino: Parlament beschließt Lebenspartnerschaften]</ref>, die [[Schweiz]] und [[Slowenien]]<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=14458 Queer:Slowenien schreckt vor Ehe-Öffnung zurück]</ref><ref>[http://diestandard.at/1310511784774/Praezendenzfall-in-Slowenien-Erste-Adoption-in-lesbischer-Beziehung Der Standard:Erste Adoption in lesbischer Beziehung]</ref>.<br />
Im Februar 2006 entschied das höchste französische Gericht ''(Cour de Cassation),'' dass beide Partner in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft das Elternrecht über die leiblichen Kinder des anderen Partners ausüben dürfen.<br />
<br />
In [[Kroatien]] können ein rechtlich anerkannter Elternteil und sein gleichgeschlechtlicher Lebenspartner das gemeinsame Sorgerecht erhalten.<ref>{{cite web|url=http://www.zakon.hr/z/732/Zakon-o-životnom-partnerstvu-osoba-istog-spola |title=Zakon o životnom partnerstvu osoba istog spola |language=Croatian |date=2015-07-10 |accessdate=2015-07-10}}</ref> Ferner erlaubt Kroatien die gemeinsame Adoption durch unverheiratete verschiedengeschlechtliche Paare,<ref>{{cite web|url=http://www.tportal.hr/vijesti/hrvatska/336866/Izvanbracni-parovi-konacno-mogu-posvajati-djecu.html |title=Izvanbračni parovi konačno mogu posvajati djecu |language=Croatian |date=2014-06-06 |accessdate=2014-06-06}}</ref> was Juristen zufolge wegen des Urteils X u.&nbsp;a. gegen Österreich<ref>{{cite web|url=http://hudoc.echr.coe.int/sites/eng/pages/search.aspx?i=001-116735 |title=Case of X and others v. Austria |language=English |date=2013-02-19 |accessdate=2015-07-10}} {{cite web|url=http://hudoc.echr.coe.int/webservices/content/pdf/001-150634 |title=NLMR 1/2013-EGMR |date=2013-02-19 |accessdate=2015-07-10}}</ref> des [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte]] dazu führen wird, dass auch gleichgeschlechtliche Paare gemeinsam adoptieren können.<ref>{{cite web|url=http://www.jutarnji.hr/istospolni-parovi-moci-ce-posvajati-djecu/1199171/ |title=Propis po kojem nevjenčani parovi mogu posvajati logikom se stvari mora preliti i na istospolne zajednice |language=Croatian |date=2014-06-14 |accessdate=2015-07-10}}</ref><br />
<br />
Das [[Europäisches Übereinkommen über die Adoption von Kindern|Europäische Übereinkommen über die Adoption von Kindern]] des [[Europarat]]s von 1967 erlaubte die gemeinsame Adoption nur für Ehepaare. Das Übereinkommen war bis zum 9. Juli 2015 von 15 Staaten sowie mit Geltung für die britischen [[Kanalinseln]] (ausgenommen [[Sark]]) ratifiziert worden, ohne dass sie das Übereinkommen später formell gekündigt hätten. Gekündigt hatten es inzwischen Norwegen, Schweden und das Vereinigte Königreich (letzteres jedoch unter Aufrechterhaltung der Geltung für die Kanalinseln), um die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare und/oder außerhalb einer Ehe ermöglichen zu dürfen.<ref>[http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/QueVoulezVous.asp?NT=058&CM=8&DF=09/07/2015&CL=GER Europäisches Übereinkommen über die Adoption von Kindern]</ref> 2008 wurde das [[Europäisches Übereinkommen über die Adoption von Kindern#Das revidierte Übereinkommen SEV Nr. 202|REVIDIERTE Europäische Übereinkommen über die Adoption von Kindern]] angenommen, das das Übereinkommen von 1967 für die Unterzeichnerstaaten ersetzen soll. Zum 9. Juli 2015 war dieses Übereinkommen von 10 Staaten (Belgien, ''Dänemark'', Finnland, ''Deutschland'', ''Malta'', den Niederlanden, Norwegen, ''Rumänien'', Spanien und der Ukraine) ratifiziert und von acht weiteren unterzeichnet worden (Die vier kursiv markierten Staaten gehören zu den 15 oben genannten Vertragsstaaten des Übereinkommens von 1967, die dieses nicht formell gekündigt haben). Dieses Übereinkommen erlaubt den Staaten auch, die gemeinsame Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare und außerhalb einer Ehe zuzulassen, verpflichtet die Staaten aber nicht dazu, dies zu ermöglichen.<ref>[http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/QueVoulezVous.asp?NT=202&CM=8&DF=09/07/2015&CL=GER Europäisches Übereinkommen über die Adoption von Kindern (revidiert)]</ref> Die deutsche Bundesregierung hat am 25. September 2014 den Entwurf eines Zustimmungsgesetzes im Bundestag eingebracht.<ref>[http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/026/1802654.pdf Entwurf eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 27. November 2008 über die Adoption von Kindern (revidiert)]</ref> Das vom Bundestag angenommene Gesetz wurde am 14. Januar 2015 zusammen mit Text und Übersetzung des Übereinkommens im Bundesgesetzblatt verkündet ({{BGBl|2015n II S. 2}}); die Ratifikationsurkunde wurde am 2. März 2015 hinterlegt, so dass das Übereinkommen für Deutschland am 1. Juli 2015 in Kraft getreten ist.<br />
<br />
==== Deutschland ====<br />
{{Anker|Adoptionsrecht für Homosexuelle}}<br />
Das '''Adoptionsrecht für Homosexuelle''' war bis Ende 2017 ein politisches Streitthema in [[Deutschland]]. Die gemeinsame Adoption eines fremden Kindes ist seit 1. Oktober 2017 rechtlich möglich. Die [[Stiefkind]]&shy;adoption leiblicher Kinder war davor seit 2005 erlaubt. Die sogenannte Sukzessivadoption, also die Adoption eines bereits durch einen Partner adoptiertes Kind, ist seit 2013 möglich. Davor hatte der andere Partner nur die Möglichkeit, das „kleine Sorgerecht“ (= eingeschränkt) auszuüben.<ref>[http://www.haufe.de/recht/newsDetails?newsID=1248423152.13&portal=Recht&topic=FamilienErbrecht&topicView=Familien-%20%26%20Erbrecht Haufe:Europarechtskonformes gleichwertiges Adoptionsrecht für homosexuelle Paare?]</ref><br />
<br />
Im Juni 2009 forderten sowohl die [[EKD]]-[[Präses]] [[Katrin Göring-Eckardt]] als auch die FDP-Politikerin [[Sabine Leutheusser-Schnarrenberger]] ein gemeinschaftliches Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche [[Lebenspartnerschaftsgesetz|Lebenspartnerschaften]].<ref>{{Webarchiv | url=http://www.ftd.de/politik/deutschland/:EKD-Pr%E4ses-f%FCr-Adoptionsrecht-f%FCr-Homosexuelle/523671.html | archive-is=20120801093812 | text=Ftd:EKD-Präses für Adoptionsrecht für Homosexuelle}}</ref> Die [[Bundesministerium der Justiz|deutsche Justizministerin]] [[Brigitte Zypries]] befürwortete im Juli 2009 ebenso die gemeinschaftliche Adoption nichtleiblicher Kinder.<ref>[https://www.fr.de/politik/nicht-schlechteren-eltern-11486013.html Frankfurter Rundschau:Adoptionsrecht für Homo-Paare]</ref><br />
<br />
Ein von [[Bündnis 90/Die Grünen]] in Auftrag gegebenes Gutachten der wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages mit dem Titel „Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften: gemeinschaftliche Adoption eines fremden Kindes“ kommt zu dem Schluss, dass „''beim Adoptionsrecht ein sachlicher Rechtfertigungsgrund erforderlich (ist), um eingetragene Lebenspartner gegenüber Ehegatten ungleich zu behandeln.''“ Aktuell sind „''keine (…) empirischen Studien ersichtlich, wonach das Wohl eines Kindes in einer Lebenspartnerschaft in Deutschland generell gefährdet sei''.“<ref>{{cite web |url=http://www.volkerbeck.de/cms/files/LebPart_Adoption_WD_022010.pdf |title=Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften: gemeinschaftliche Adoption eines fremden Kindes |author=Wissenschaftliche Dienste – Deutscher Bundestag |accessdate=2010-02-17 |format=PDF; 135&nbsp;kB |archiveurl=https://web.archive.org/web/20100525023730/http://www.volkerbeck.de/cms/files/LebPart_Adoption_WD_022010.pdf |archivedate=2010-05-25 |offline=yes }}</ref><br />
<br />
Ab Anfang 2011 prüfte das [[Bundesverfassungsgericht]] in Karlsruhe die Verfassungsmäßigkeit der Position eingetragener Lebenspartnerschaften in bestimmten Regelungen des Adoptionsrechts (Az. 1 BvR 3247/09, Vorlagebeschluss des OLG Hamburg, Az. 2 Wx 23/09). Der Bundestag machte Ende 2011 eine Unterzeichnung einer Neufassung des Europäischen Abkommens über die Adoption von Kindern aus dem Jahr 2008 vom Ausgang dieser Verfahren abhängig.<ref>dipbt.bundestag.de: ''[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/082/1708248.pdf Drucksache 17/8248] (PDF; 549&nbsp;kB)'', 21. Dezember 2012, abgerufen am 4. März 2012.</ref> Am 19. Februar 2013 entschied das Bundesverfassungsgericht zugunsten von verpartnerten Paaren, die zukünftig nunmehr im Weg der sukzessiven Zweitadoption rechtlich Eltern werden können.<ref>[http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg13-009 bundesverfassungsgericht.de: ''Nichtzulassung der Sukzessivadoption durch eingetragene Lebenspartner ist verfassungswidrig'']</ref><br />
<br />
Das Änderungsgesetz vom 20. Juni 2014 setzt die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts um.<ref>Gesetz zur Umsetzung der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Sukzessivadoption durch Lebenspartner vom 20. Juni 2014, Bundesgesetzblatt Jahrgang 2014 Teil I Nr. 27, ausgegeben zu Bonn am 26. Juni 2014, S. 786</ref><br />
<br />
Im Juli 2015 entschied der [[Bundesgerichtshof]], dass im Ausland gemeinschaftlich von homosexuellen Paaren adoptierte nichtleibliche Kinder von den deutschen Behörden anerkannt und im Geburtenregister eingetragen werden müssen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/adoptionen-vater-vater-kind-1.2579444 Sueddeutsche.de: Vater, Vater, Kind, Der Bundesgerichtshof erleichtert es schwulen und lesbischen Paaren, Adoptionen im Ausland auch hierzulande anerkennen zu lassen]</ref><br />
<br />
Mit dem Bundestagsbeschluss vom 30. Juni 2017 ist es gleichgeschlechtlichen Paaren seit 1. Oktober 2017 erlaubt, eine [[Gleichgeschlechtliche Ehe|Ehe]] einzugehen. Damit haben sie auch das Recht, gemeinschaftlich nichtleibliche Kinder zu adoptieren.<ref name="sueddeutsche.de"/><br />
<br />
Nach deutschem Personenstandsrecht werden bei einer Adoption (einschließlich der Stiefkindadoption in lesbischen oder schwulen Paaren) weibliche Adoptierende durchweg als „Mutter“, männliche durchweg als „Vater“ bezeichnet, nur [[diversgeschlechtlich]]e Adoptierende als „Elternteil“ ({{§|42|pstv|juris}} der [[Personenstandsverordnung]]). Wird durch die Adoption gleichgeschlechtliche Elternschaft hergestellt, heißen also beide Eltern „Mutter“ bzw. beide Eltern „Vater“.<br />
<br />
==== Österreich ====<br />
In [[Österreich]] war die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare, die in einer eingetragenen Partnerschaft leben, gesetzlich verboten. Dieses Verbot schloss auch die Adoption von Stiefkindern mit ein. Am 19. Februar 2013 rügte der [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|Europäische Gerichtshof für Menschenrechte]] dieses Verbot in Österreich. Die österreichische Regierung kündigte daraufhin eine neue Gesetzesvorlage an, die die Adoption von Stiefkindern erlauben soll.<ref>[[Die Presse]]: ''[http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/1346625/Homosexuelle-duerfen-Kinder-adoptieren Homosexuelle dürfen Kinder adoptieren]'', 19. Februar 2013</ref> Diese Vorlage wurde am 3. Mai 2013 als „Adoptionsrechts-Änderungsgesetz 2013“ dem Nationalrat zugeleitet<ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/ME/ME_00528/index.shtml Adoptionsrechts-Änderungsgesetz 2013 auf parlament.gv.at]</ref> und am 19. Juni 2013 von dessen Justizausschuss gebilligt.<ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2013/PK0568/ „Stiefkindadoption wird für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet“ auf parlament.gv.at]</ref> Das Plenum des Nationalrates hat den Gesetzentwurf am 5. Juli 2013 angenommen, der Bundesrat am 18. Juli 2013,<ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/BNR/BNR_00831/index.shtml Angaben auf www.parlament.gv.at]</ref> das Gesetz trat am 1. August 2013 in Kraft. Im Jänner 2015 wurde das „Fremdkindadoptions-Verbot“ für gleichgeschlechtliche Paare gekippt.<br />
<br />
==== Schweiz ====<br />
Homosexuelle können nach [[Schweiz]]er Recht nur ein Kind adoptieren, wenn sie ledig sind (Einzeladoption). Für Paare in eingetragenen Partnerschaften sind Adoption und fortpflanzungsmedizinische Verfahren verboten.<ref name=":0">Bundesgesetz vom 18. Juni 2004 über die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare (Partnerschaftsgesetz, PartG; SR 211.231), Art. 28 ([http://www.admin.ch/ch/d/sr/2/211.231.de.pdf Online]; PDF; 126&nbsp;kB)</ref> 2016 entschied das nationale Parlament, die Stiefkindadoption zuzulassen, also die Adoption des Kindes der Partnerin oder des Partners. Die gemeinschaftliche Adoption eines fremden Kindes (Volladoption) soll gleichgeschlechtlichen Partnern hingegen auch weiterhin verwehrt bleiben. Für das von konservativen Kreisen angekündigte Referendum kamen 2016 zu wenig Unterschriften zustande, sodass dem Inkrafttreten der Gesetzesänderung nicht mehr im Wege steht.<br />
<br />
Im Jahr 2014 wurde ein in der Schweiz in eingetragener Partnerschaft lebendes schwules Paar, das in den Vereinigten Staaten ein Kind durch [[Leihmutterschaft]] zeugte, erstmals als Eltern anerkannt, obgleich Leihmutterschaften in der Schweiz verboten sind. Das Verwaltungsgericht in Sankt Gallen anerkannte den eingetragenen Partners des genetischen Vaters vollständig als Vater an. Das Bundesamt für Justiz erhob gegen diesen kantonalen Entscheid Beschwerde beim Bundesgericht, worauf das Bundesgericht das vorinstanzliche Urteil aufhob (Bundesgerichtsentscheid 5A_748/2014 vom 21.&nbsp;Mai 2015). Der Entscheid fiel mit einem Stimmenverhältnis von drei zu zwei Stimmen knapp aus. Zur Begründung wird ausgeführt, dass sich der eingetragene Partner des genetischen Vaters eines Kindes, das in Kalifornien durch Leihmutterschaft geboren wurde, im Personenstandsregister der Schweiz nicht als Elternteil registrieren lassen könne. Die Anerkennung des amerikanischen Vaterschaftsurteils sei mit dem schweizerischen Ordre public nicht vereinbar. Zu beachten sei weiter, dass der einzige Bezug der beiden eingetragenen Partner zu den USA in der Umgehung des schweizerischen Verbots der Leihmutterschaft bestehe. Das Bundesgericht liess aber offen, ob in anderen Situationen eine unterschiedliche Beurteilung angebracht wäre.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.bger.ch/press-news-5a_748_2014-t.pdf |wayback=20150613011445 |text=— }}</ref><br />
<br />
=== Weltweit ===<br />
[[Datei:World same-sex adoption laws.svg|mini|350x350px|Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare weltweit<br />
{{Farblegende|#800080|Gemeinschaftliche Adoption legal}}<br />
{{Farblegende|#ba75ff|Stiefkindadoption legal}}<br />
{{Farblegende|#cccccc|Unbekannt}}]]<br />
In '''[[Südafrika]]''' ist die gemeinschaftliche Adoption seit 2002 – also bereits vor der Öffnung der Ehe (2006) – für homosexuelle Paare erlaubt.<br />
<br />
'''[[Israel]]''' [[Oberstes Gericht (Israel)|Oberstes Gericht]] entschied im Januar 2005 zugunsten der Stiefkindadoptionen.<br />
<br />
Damit sind diese beiden Staaten die einzigen ihres Kontinents, die Adoptionen für gleichgeschlechtliche Paare gestatten.<br />
<br />
==== Nordamerika ====<br />
===== Kanada =====<br />
In [[Kanada]] ist das Adoptionsrecht in jedem [[Provinzen und Territorien Kanadas|Bundesstaat]] individuell durch Gesetze geregelt.<br />
<br />
Die einzelnen Provinzen bzw. Territorien machten die gemeinschaftliche Adoption jedoch allesamt seit dem Jahre 1999 legal.<br />
<br />
===== Mexiko =====<br />
In [[Mexiko]] ist die Adoption in der Gesetzgebung der einzelnen [[Liste mexikanischer Staaten|Bundesstaaten]] verankert, weshalb die rechtliche Lage sich von Staat zu Staat unterscheidet. Die Adoption ist im Hauptstadtdistrikt [[Mexiko-Stadt]] erlaubt und wurde vom mexikanischen Verfassungsgericht im August 2010 bestätigt.<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=12603 Queer:Mexiko: Oberster Gerichtshof billigt Homo-Adoption]</ref> Der einzige Bundesstaat, in dem homosexuelle Paare das Recht auf gemeinsame Adoption haben, ist seit 2014 [[Coahuila]]. Im August 2015 urteilte der Suprema Corte de Justicia de la Nación, das ein bundesstaatliches Verbot der Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare verfassungswidrig sei.<ref>Queer.de: [http://www.queer.de/detail.php?article_id=24392 Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes, Mexiko: Adoptionsverbot für Homo-Paare verfassungswidrig]</ref><br />
<br />
===== Vereinigte Staaten =====<br />
[[Datei:Official Adoption Picture.jpg|mini|Regenbogenfamilie nach Adoptionsunterzeichnung]]Auch in der föderalen Republik der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] entscheidet jeder [[Bundesstaat der Vereinigten Staaten|Bundesstaat]] allein über Regelungen zum Adoptionsrecht.<br />
<br />
Die gemeinschaftliche Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare ist außerhalb des Hauptstadtdistrikts [[Washington, D.C.]], in welchem sie im Jahre 1995 rechtskräftig geworden ist, in folgenden US-Staaten ebenfalls legal:<br />
<br />
[[Alaska]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Arizona]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Arkansas]]&nbsp;(seit 2011), [[Colorado]],&nbsp;[[Connecticut]], [[Delaware]]&nbsp;(seit 2012),&nbsp;[[Florida]] (seit 2015),&nbsp;[[Hawaii]],&nbsp;[[Illinois]],&nbsp;[[Idaho]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Indiana]]&nbsp;(seit 2006),&nbsp;[[Iowa]]&nbsp;(seit 2008),&nbsp;[[Kalifornien]]&nbsp;(seit 2003), [[Kansas]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Maine]]&nbsp;(seit 2007),&nbsp;[[Maryland]],&nbsp;[[Massachusetts]],&nbsp;[[Minnesota]],&nbsp;[[Missouri]] (seit 2014),&nbsp;[[Nevada]],&nbsp;[[Montana]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[New Hampshire]]&nbsp;(seit 1999),&nbsp;[[New Jersey]]&nbsp;(seit 1998),&nbsp;[[New Mexico]],&nbsp;[[New York (Bundesstaat)|New York]]&nbsp;(seit 2002),&nbsp;[[North Carolina]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Oklahoma]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Oregon]] (seit 2007),&nbsp;[[Pennsylvania]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Rhode Island]]&nbsp;(seit 1993),&nbsp;[[South Carolina]]&nbsp;(2014),&nbsp;[[Utah]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Vermont]],&nbsp;[[Virginia]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Washington (Bundesstaat)|Washington]],&nbsp;[[West Virginia]]&nbsp;(seit 2014),&nbsp;[[Wisconsin]] (seit 2014) und&nbsp;[[Wyoming]]&nbsp;(seit 2014)<br />
<br />
Mit Ausnahme von Arkansas und Missouri (bis 2015) ist in den genannten Staaten auch die gleichgeschlechtliche Ehe legal.<br />
<br />
Seit 2015 ist mit dem Urteil [[Obergefell v. Hodges]] des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten die gemeinschaftliche Adoption durch verheiratete gleichgeschlechtliche Paare in allen US-Bundesstaaten erlaubt.<br />
<br />
{{Hauptartikel|Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in den Vereinigten Staaten}}<br />
<br />
==== Südamerika ====<br />
In allen drei südamerikanischen Staaten, in denen gleichgeschlechtliche Ehen möglich sind, ist auch die gemeinschaftliche Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare erlaubt: in '''[[Uruguay]]''' seit 2009 (bereits vor der Eheöffnung, die vier Jahre später erfolgte), in '''[[Argentinien]]''' und '''[[Brasilien]]''' seit 2010. In letzterem wurde sie (wie die gleichgeschlechtliche Ehe 2013) auf dem gesamten Staatsgebiet mittels eines Gerichtsurteiles ermöglicht. Im November 2015 wurde die gemeinschaftliche Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare in '''[[Kolumbien]]''' ermöglicht.<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=24973 Queer.de:Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, Kolumbien erlaubt Adoption durch Homo-Paare], abgerufen am 5. November 2015.</ref><br />
<br />
==== Ozeanien ====<br />
In '''[[Australien]]''' ist die gemeinschaftliche Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare in allen Bundesstaaten in [[Western Australia]], in [[South Australia]], in [[New South Wales]]<ref>{{Webarchiv|url=http://www.blu.fm/subsites/detail.php?kat=gesellschaft&id=4292 |wayback=20100924002038 |text=''Sydney erlaubt homosexuellen Paaren die Adoption.'' }} auf: ''blu.fm'' 6. September 2010.</ref>, in [[Tasmanien]], in [[Victoria (Australien)|Victoria]]<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=25197 Queer.de: Victoria stellt Homo-Paare im Adoptionsrecht gleich]</ref>, in der Bundeshauptstadt [[Canberra]] (ACT) sowie im Bundesstaat [[Northern Territory]]<ref>[http://www.mannschaft.com/2018/03/adoption-fuer-gleichgeschlechtliche-paare-nun-in-ganz-australien-moeglich/ Mannschaft.com: Adoption für gleichgeschlechtliche, verheiratete Paare nun in ganz Australien möglich]</ref> erlaubt.<br />
<br />
In '''[[Neuseeland]]''' ist gemeinschaftliche Adoption 2013 gemeinsam mit der erfolgten Eheöffnung ermöglicht worden.<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=19022 queer.de: ''Neuseeland öffnet die Ehe'']</ref> Vorher war bereits die Stiefkindadoption für die dort zugelassenen eingetragenen Partnerschaften legalisiert worden.<br />
<br />
== Adoption durch Einzelperson ==<br />
In [[Irland]] und vielen europäischen Staaten können Einzelpersonen (heterosexuell/homosexuell) für Adoptionen zugelassen werden.<br />
<br />
Im Januar 2008 entschied der [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|Europäische Gerichtshof für Menschenrechte]] ([[EGMR]]), dass homosexuellen Personen der Zugang zur Adoption nicht aufgrund ihrer Homosexualität verwehrt werden darf. Das Urteil besagt, dass alle Gesetze und Regelungen in den Mitgliedsstaaten des [[Europarat]]es, die die Genehmigung einer Adoption aufgrund der homosexuellen Orientierung der Adoptionswilligen ablehnen, gegen den Art. 14 [[Europäische Menschenrechtskonvention]] (EMRK) verstoßen.<ref>[http://cmiskp.echr.coe.int/tkp197/view.asp?item=1&portal=hbkm&action=html&highlight=43546/02&sessionid=4859311&skin=hudoc-en EMRK:EMRK bestätigt Adoptionsrecht von Lesben und Schwulen]</ref><ref>[http://www.euronews.net/index.php?page=info&article=466057&lng=3 Euronews:Gleichgeschlechtliche Adoptiveltern – Gerichtshof rügt Frankreich]</ref><br />
<br />
== Rechtliche Lage ohne Adoption ==<br />
Manche Länder lassen eine gemeinsame rechtliche Elternschaft in einer lesbischen Regenbogenfamilie auch ohne Adoption zu, indem die Ehefrau oder eingetragene Partnerin der (gebärenden) Mutter genau wie ein Ehemann automatisch rechtlicher Elternteil wird oder die Partnerin das Kind genau wie ein männlicher Partner anerkennen kann.<br />
<br />
Dies ist u.&nbsp;a. in [[Australien]],<ref>Australian Gay and Lesbian Law Blog [http://lgbtlawblog.blogspot.be/2011/02/family-court-lesbian-co-mother-is.html ''Family Court: lesbian co-mother is a parent'']</ref> [[Belgien]],<ref>Belgisches Staatsblatt [http://www.ejustice.just.fgov.be/mopdf/2014/07/07_1.pdf#Page9 ''Gesetz vom 5. Mai 2014''], deutsch im [http://www.ejustice.just.fgov.be/mopdf/2015/12/18_2.pdf#Page13 Belgischen Staatsblatt vom 18. Dezember 2015], geändert durch [http://www.ejustice.just.fgov.be/mopdf/2014/12/23_1.pdf#Page9 Gesetz vom 18. Dezember 2014]</ref> [[Dänemark]],<ref>Retsinformation.dk [https://www.retsinformation.dk/Forms/R0710.aspx?id=158916 ''Børneloven'']</ref> [[Großbritannien und Nordirland]],<ref>legislation.gov.uk [http://www.legislation.gov.uk/ukpga/2008/22/part/2/crossheading/cases-in-which-woman-to-be-other-parent ''Human Fertilisation and Embryology Act 2008: Cases in which woman to be other parent'']</ref> [[Island]],<ref>Alþingi [http://www.althingi.is/dba-bin/unds.pl?txti=/wwwtext/html/lagas/143a/2003076.html&leito=B%F6RN\0barn\0barna\0barnanna\0barni\0barninu\0barni%F0\0barns\0barnsins\0b%F6rn\0b%F6rnin\0b%F6rnum\0b%F6rnunum ''Barnalög'']</ref> den [[Kanada|kanadischen]] Provinzen [[British Columbia]], [[New Brunswick/Nouveau-Brunswick|New Brunswick]], [[Manitoba]], [[Alberta]], [[Québec]] und [[Ontario]],<ref>The Canadian Bar Association {{Webarchiv|url=http://www.cba.org/cba/niagara2010/PDF/2.1_Radbord_paper_final.pdf |wayback=20140430020905 |text=''GLBT Families and Assisted Reproductive Technologies'' }}</ref> den [[Niederlande]]n,<ref>Staatsblad [https://zoek.officielebekendmakingen.nl/stb-2013-480.html ''Wet van 25 november 2013 tot wijziging van Boek 1 van het Burgerlijk Wetboek in verband met het juridisch ouderschap van de vrouwelijke partner van de moeder anders dan door adoptie'']</ref> [[Norwegen]],<ref>Lovdata [http://lovdata.no/dokument/NL/lov/1981-04-08-7 ''Barnelova'']</ref> [[Österreich]],<ref>Rechtsinformationssystem [https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bundesnormen/NOR40168340/NOR40168340.html ''§&nbsp;144 Abs.&nbsp;2 ABGB'']</ref> [[Schweden]]<ref>Sveriges Riksdag [http://www.riksdagen.se/sv/Dokument-Lagar/Lagar/Svenskforfattningssamling/Foraldrabalk-1949381_sfs-1949-381/ ''Föräldrabalk'']</ref> und [[Spanien]]<ref>Boletín Oficial del Estado [https://www.boe.es/buscar/act.php?id=BOE-A-2006-9292 ''Ley 14/2006, de 26 de mayo, sobre técnicas de reproducción humana asistida (s. Art. 7)'']</ref> der Fall.<br />
<br />
Dabei werden unterschiedliche Begrifflichkeiten verwendet. Auf Dänisch, Niederländisch (in Belgien<ref>[http://deredactie.be/cm/vrtnieuws.deutsch/nachrichten/1.2197571 Flanderninfo.be: Was ändert sich ab dem 1. Januar? (Abschnitt „Familie“)]; offizieller deutscher Titel des Gesetzes: „[http://www.scta.be/ZDDUE/DE/titreoff_detail.asp?id=12046&lang=de Gesetz zur Feststellung der Abstammung von der Mitmutter]“</ref>) und Norwegisch wird im Gesetz der Begriff »medmoder«, »meemoeder« bzw. »medmor« (also wörtlich »Mitmutter«) benutzt. In den Niederlanden und Québec heißen sowohl die gebärende Frau als auch ihre als Elternteil anerkannte Partnerin rechtlich beide gleichermaßen »Mutter«; in Österreich, Großbritannien und Nordirland, Island und Schweden wird die Partnerin nach Anerkennung ihrer Elternstellung vom Gesetzgeber einfach als »Elternteil« (»parent«, »foreldri« bzw. »förälder«) bezeichnet.<br />
<br />
In Deutschland kann gleichgeschlechtliche Elternschaft wie gesagt nur durch Adoption (einschließlich Stiefkindadoption) hergestellt werden (s.&nbsp;o. unter „[[Regenbogenfamilie#Rechtliche Lage der Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare|Rechtliche Lage der Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare]]“ – dann sind also beide Teile eines lesbischen Elternpaares „Mütter“). Bei leiblichen Kindern ist hingegen „Mutter“ diejenige Person (d.&nbsp;h. Frau, [[diversgeschlechtlich]]er Mensch oder [[Transidentität|transgeschlechtlicher]] Mann), die das Kind geboren hat. „Vater“ kann der Mann oder die transgeschlechtliche Frau sein, der bzw. die mit der Mutter verheiratet ist oder war oder der bzw. die die Vaterschaft anerkannt hat; außerdem ist „Vater“ der Mann, die transgeschlechtliche Frau oder der diversgeschlechtliche Mensch, dessen bzw. deren Vaterschaft gerichtlich festgestellt wurde ({{§|42|pstv|juris}} Abs. 2 der Personenstandsverordnung, {{§|11|tsg|juris}} des [[Transsexuellengesetz]]es).<br />
<br />
== Rechtliche Lage bei Leihmutterschaften ==<br />
{{Hauptartikel|Leihmutterschaft}}<br />
=== Deutschland: Grundsatzurteil des BGH 2014 ===<br />
Im Dezember 2014 erging ein folgenschweres Urteil zur Leihmutterschaft eines in Kalifornien ausgetragenen Kindes. Als Eltern wurde von einem kalifornischen Gericht ein deutsches, verpartnertes schwules Paar anerkannt. Der [[Bundesgerichtshof]] urteilte, dass dieses US-amerikanische Gerichtsurteil anerkannt wird und das deutsche schwule Paar die volle rechtliche Elternstellung daher auch in Deutschland innehabe.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.tagesschau.de/inland/bgh-leihmutter-urteil-101.html | wayback=20141219230406 | text=Tagesschau.de: Beschluss des Bundesgerichtshofs Leihmutterschaft durch die Hintertür}}</ref> Das Standesamt wurde angewiesen, den leiblichen Vater und seinen Partner als (alleinige) Eltern im [[Personenstandsregister#Geburtenregister|Geburtenregister]] einzutragen.<ref>[http://www.adoptionsinfo.de/2312.pdf ''Beschluss XII ZB 463/13.''] Bundesgerichtshof, 10. Dezember 2014.</ref><br />
<br />
Bei gleichgeschlechtlicher rechtlicher Elternschaft nach ausländischem Recht (also z.&nbsp;B. auch beim genannten Fall der Leihmutterschaft nach kalifornischem Recht) gilt in Deutschland die allgemeine Regel, dass im Geburtenregister grundsätzlich nur eine Eintragung als „Mutter“ oder „Vater“ in Frage kommt, und nur bei [[diversgeschlechtlich]]en Personen die Eintragung als „Elternteil“.<ref>Datenfelder 1200 und 1300, Spalte „Anmerkungen“, der {{§§|pstv|juris|seite=anlage_1.html|text=Anlage 1 (zu § 11 der Personenstandsverordnung)}}</ref> Bei einem schwulen Elternpaar werden also auch beide Männer als „Vater“ bezeichnet.<br />
<br />
== Rechtliche Lage bei Zugang zu Samenbanken ==<br />
=== Deutschland ===<br />
In Deutschland entscheiden sich zunehmend lesbische Frauen für ein leibliches Kind dank Samenspende.<br />
<br />
Während die Richtlinien der [[Bundesärztekammer]] rechtlich unverbindliche Kriterien aufstellen, die aber Teil der Berufsordnung von Ärzten darstellen, ist das [[Embryonenschutzgesetz]] rechtlich zwingend als Bundesgesetz von Samenbanken zu beachten.<br />
<br />
In Deutschland wird eine Behandlung mit Spendersamen weder bei heterosexuellen noch bei homosexuellen verheirateten Paaren im Rahmen der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung bezahlt.<ref>http://www.cryobank-muenchen.de/Donogene-Insemination/Krankenkasse</ref> Samenbanken dürfen aber auch Samen an lesbische oder unverheiratete heterosexuelle Paare abgeben, falls der Spender dem vorher zugestimmt hat.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.erlanger-samenbank.de/aktuelles/samenspende-fr-lesbische-paare |wayback=20180103011734 |text=— }}</ref> Daneben gibt es einen Bundeszuschuss, der allerdings nur bei Mitfinanzierung durch das jeweilige Bundesland bezahlt wird; dieser Zuschuss gilt nunmehr sowohl für verheiratete als auch für unverheiratete heterosexuelle Paare, sofern Samen des männlichen Partners verwendet wird (homologe Insemination). Bei Spendersamen wird dieser Zuschuss nicht gewährt.<ref>Zeit online: [http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-01/reproduktionsmedizin-kinderwunschbehandlung-uebernahme-staat-unverheiratete „Staat bezuschusst künstliche Befruchtung auch bei Unverheirateten“]</ref> Ein Arzt macht sich in Deutschland nicht strafbar, wenn er ein Frauenpaar mit Spendersamen befruchtet.<br />
<br />
Die Bundesärztekammer verbietet zwar standesrechtlich eine solche Unterstützung seit der Reform der Richtlinie zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion vom April 2018 nicht mehr. Weiterhin aber besteht kein rechtlicher Anspruch und es ist den Ärzten und Samenkliniken überlassen, ob sie die Samenspende vornehmen wollen oder ob sie es ablehnen.<ref name="lsvd-blog.de">[http://www.lsvd-blog.de/?p=17114 LSVD.de: Was ändert sich durch die neue Richtlinie der Bundesärztekammer zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion?]</ref><br />
Lesbische, standesamtlich [[Gleichgeschlechtliche Ehe|verheiratete]] Paare können daher Zugang zu künstlicher Befruchtung erhalten, wie dies auch in mehreren benachbarten EU-Staaten erlaubt ist. Auch alleinstehende Frauen und unverheiratete Frauenpaare können dies in Deutschland seit der Reform im April 2018 erreichen, aber auch sie sind auf den guten Willen der Ärzte und Samenbankkliniken angewiesen.<ref name="lsvd-blog.de"/><br />
<br />
=== Österreich ===<br />
In Österreich ist Frauen in lesbischen Lebensgemeinschaften spätestens ab 1. Jänner 2015 die Erfüllung ihres Kinderwunsches durch künstliche Fortpflanzung mittels Samenspende erlaubt. Zuvor hielt bereits der [[Verfassungsgerichtshof (Österreich)|Verfassungsgerichtshof]] ein entsprechendes gesetzliches Verbot im Fortpflanzungsmedizingesetz für eine unbegründete Diskriminierung und hob diese Bestimmungen daher auf.<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=20839 queer.de: ''Österreich: Verbot der Samenspende für Lesben verfassungswidrig'']</ref><ref>Erkenntnis [http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Vfgh/JFT_20151123_15W_I00003_00/JFT_20151123_15W_I00003_00.pdf G16/2013 ua] des Verfassungsgerichtshofs vom 10. Dezember 2013, abrufbar im [[Rechtsinformationssystem des Bundes]] (RIS).</ref><br />
<br />
=== Schweiz ===<br />
In der Schweiz ist die Samenspende nur bei Ehepaaren gestattet.<ref>[http://www.admin.ch/ch/d/sr/810_11/a3.html Bundesgesetz über die medizinisch unterstützte Fortpflanzung vom 18. Dezember 1998]</ref><br />
<br />
=== Dänemark ===<br />
1997 wurde in Dänemark ein Gesetz verabschiedet, nach dem sich Ärzte, die alleinstehende oder lesbische Frauen befruchteten, strafbar machten. Dieses Gesetz ist jedoch umgangen worden, da sich zwar Ärzte strafbar machen, Hebammen, die Frauen aus dieser Personengruppe zu einem Kind verhelfen, jedoch nicht. So wurde 1999 die erste von einer Hebamme geführte Fertilitätsklinik ins Leben gerufen. Diese hieß nach der Gründerin Storkklinik. Über die Gründung wurde in der internationalen Presse berichtet. Mittlerweile existiert in Dänemark eine Anzahl weiterer von Hebammen geführten Kliniken. Diese werden unter anderem auch von deutschen lesbischen und alleinstehenden Frauen aufgesucht, die sich dort ihren Kinderwunsch erfüllen.<ref>Heike Haarhoff: [http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/11/16/a0194 „Die Kinder-Frau“] TAZ vom 16. November 2006.</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.storkklinik.dk/?setlang=de |wayback=20080621041958 |text=Storkklink.dk }}</ref><br />
<br />
=== Frankreich ===<br />
Seit Juli 2020 steht die künstliche Befruchtung auch lesbischen Paaren und unverheirateten Frauen offen.<ref>[https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/2097957/frankreich-legalisiert-kuenstliche-befruchtung-fuer-alle-frauen NOZ.de: Beifall im Parlament: Frankreich legalisiert künstliche Befruchtung für alle Frauen], 31. Juli 2020</ref><br />
<br />
=== Schweden ===<br />
In Schweden haben verheiratete Paare, unverheiratete Paare und seit März 2016 auch alleinstehende Frauen einen Rechtsanspruch auf eine Samenspende.<ref>[http://derstandard.at/2000032212562/Das-Recht-der-alleinstehenden-Schwedin-auf-ein-Kind Der Standard.at: Das Recht der alleinstehenden Schwedin auf ein Kind]</ref><br />
<br />
=== Andere europäische Länder (Auswahl) ===<br />
[[Belgien]], [[Dänemark]], [[Finnland]], die [[Niederlande]], [[Norwegen]],<ref>[http://www.queer.de/detail.php?article_id=8900 Queer:Norwegen öffnet Ehe]</ref> [[Schweden]],<ref>[http://derstandard.at/2000032212562/Das-Recht-der-alleinstehenden-Schwedin-auf-ein-Kind Der Standard.at: Recht der alleinstehenden Schwedin auf ein Kind]</ref> [[Spanien]]<ref>{{Webarchiv | url=http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11532494/492531/Martin-Dahms-ueber-die-liberale-Gesetzgebung-in-Spanien.html | wayback=20090625221122 | text=Märkische Allgemeine: Fruchtbarer Urlaub}}</ref> und das [[Vereinigtes Königreich|Vereinigte Königreich]] haben lesbischen Paaren den Zugang zu den Dienstleistungen von Samenbanken und Inseminationskliniken ermöglicht.<br />
<br />
== Schwul-lesbische Co-Elternschaft (Queer-Familie) ==<br />
Die gemeinsame Elternschaft lesbischer Frauen und schwuler Männer ist eine weitere Option für gleichgeschlechtlich lebende Menschen. Ein Vorteil ist unter anderem, dass die Beteiligten zur Gründung einer solchen „[[Queer]]-Familie“ weder auf Behörden noch auf medizinische Institutionen angewiesen sind. Als weiterer Vorteil wird häufig gesehen, dass die Kinder beide leiblichen Eltern kennen und im regelmäßigen Kontakt zu ihnen aufwachsen. Die Familien stehen gelegentlich dann, wenn mehr als zwei Erwachsene beteiligt sind (Drei- oder Vier-Eltern-Familien wie zum Beispiel ein lesbisches Paar und ein schwuler Mann oder ein schwules und ein lesbisches Paar) vor der schwierigen Situation, dass diese Familienform vor dem Gesetz nicht existiert. Von politischer Seite wurden in jüngster Zeit Konzepte entwickelt, wie auch in solchen Konstellationen die wesentlichen Bezugspersonen des Kindes mit Rechten und Pflichten ausgestattet werden können.<ref>[http://www.stern.de/politik/deutschland/fdp-abgeordneter-michael-kauch-was-ein-schwuler-vater-im-netz-erlebt-2002450.html FDP-Abgeordneter Michael Kauch: Was ein schwuler Vater im Netz erlebt] im [[Stern (Zeitschrift)]], abgerufen am 15. März 2017</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Gerd Büntzly (Hrsg.): ''Schwule Väter – Erfahrungen, Polemiken, Ratschläge''. Bünder, Berlin 1988, ISBN 3-924163-35-9.<br />
* Phyllis Burke: ''Eine Familie ist eine Familie ist eine Familie. Ein autobiographischer Bericht''. Aus dem Amerikanischen von Frank Heibert. Ed. diá, St. Gallen, Berlin, São Paulo 1994, ISBN 3-86034-312-2.<br />
* Cordula de la Camp: ''Zwei Pflegemütter für Bianca. Interviews mit lesbischen und schwulen Pflegeeltern''. LIT Verlag, Münster/ Hamburg/ Berlin/ London 2001, ISBN 3-8258-5468-X (= ''Sozialpädagogik'', Band 12).<br />
* Stephanie Gerlach: ''Regenbogenfamilien – Ein Handbuch -.'' Querverlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-89656-184-8.<br />
* Stephanie Gerlach, Uli Streib-Brzič: ''Und was sagen die Kinder dazu? Zehn Jahre später! Neue Gespräche mit Töchtern und Söhnen lesbischer und schwuler Eltern'', Querverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-89656-237-1.<br />
* Elke Jansen: ''Eltern werden ist nicht schwer – Wege ins Familienleben (Teil 1): Adoption und Pflegefamilien''. In: ''respekt! Zeitschrift für Lesben- und Schwulenpolitik''. Nr. 1, März 2006. Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, Berlin, {{ISSN|1431-701X}}, S. 22–23 [http://www.typo3.lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/News/respekt0603.pdf PDF; 1,1&nbsp;MB]).<br />
* Elke Jansen, Melanie Caroline Steffens: ''Lesbische Mütter, schwule Väter und ihre Kinder im Spiegel psychosozialer Forschung''. In: Verhaltenstherapie & Psychosoziale Praxis, Bd. 38, Nr. 2, 2006, {{ISSN|0721-7234}}, S. 643–656 ([http://www.lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/Lebensformen/01-Artikel_VPP-Sonderheft_-_Jansen_und_Steffens-_2006.pdf PDF; 1,4&nbsp;MB]).<br />
* Robert Oscar López, Rivka Edelmann (Hrsg.): ''Jephthas’s Daughters. Innocent casualties in the war for family “equality”''. c/o International Children’s Rights Institute, 2015, ISBN 978-1-5058-1078-3<br />
* [[LSVD]] (Hrsg.): ''Dokumentation der Vortragsreihe „Regenbogenfamilien – Eine Familie ist eine Familie ist eine Familie“ 2004/2005 in Köln''. Familien- und Sozialverein des LSVD, Köln 2005.<br />
* Elke Jansen, Angela Greib und Manfred Bruns: ''Regenbogenfamilien – alltäglich und doch anders. Beratungsführer für lesbische Mütter, schwule Väter und familienbezogenes Fachpersonal''. Familien- und Sozialverein des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland [[LSVD]] e.&nbsp;V., Köln 2008, {{DNB|990217981}}.<br />
* Marianne Pieper: ''Beziehungskisten und Kinderkram. Neue Formen der Elternschaft''. Campus, Frankfurt am Main / New York, NY 1994, ISBN 3-593-35147-1.<br />
* [[Udo Rauchfleisch]]: ''Alternative Lebensformen. Eineltern, gleichgeschlechtliche Paare, Hausmänner''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-01434-1.<br />
* [[Marina Rupp]]: ''Partnerschaft und Elternschaft bei gleichgeschlechtlichen Paaren – Verbreitung, Institutionalisierung und Alltagsgestaltung'', Verlag Barbara Budrich, Zeitschrift für Familienforschung/Journal of Family Research, Sonderheft 7, Leverkusen 2010<br />
* Marina Rupp: ''Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften.'' Bundesanzeiger Verlag, Köln 2009<br />
* Birgit Sasse: ''Ganz normale Mütter – Lesbische Frauen und ihre Kinder''. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-596-12417-4.<br />
* [[Micha Schulze]]: ''Alles, was Familie ist. Die neue Vielfalt:Patchwork-, Wahl- und Regenbogenfamilien'', Schwarzkopf & Schwarzkopf 2007<br />
* Tjona Kristina Sommer, Antonino Polizzi, Constantin Winkler: Lesbische Regenbogenfamilien und ihre Auseinandersetzungen mit der Figur des Vaters. In: Bulletin-Texte, Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 30 (2019) 45, S. 47–65<br />
* Uli Streib: ''Von nun an nannten sie sich Mütter – Lesben und Kinder''. Orlanda-Frauenverlag, Berlin 1991, ISBN 3-922166-73-3.<br />
* Uli Streib (Hrsg.): ''Das lesbisch-schwule Babybuch. Ein Ratgeber zu Kinderwunsch und Elternschaft''. Querverlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-89656-149-7.<br />
* Angelika Thiel: ''Kinder? Na klar! Ein Ratgeber für Lesben und Schwule''. Campus-Verlag, Frankfurt am Main/ New York 1996, ISBN 3-593-35565-5.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary}}<br />
{{Commonscat|LGBT parenting|Regenbogenfamilien}}<br />
* [http://www.uni-kiel.de/prof-bobert-projekte/RadiobeitraegeBobert.html Rundfunkbeitrag von Prof. Sabine Bobert zum Thema: Regenbogenfamilien]<br />
* [http://www1.bpb.de/publikationen/US1XFL,1,0,Regenbogenfamilien.html Marina Rupp: ''Regenbogenfamilien.''] In: ''[[Aus Politik und Zeitgeschichte]]'' (APuZ 41/2009, Veröffentlichung der [[Bundeszentrale für politische Bildung]]): Allgemeine Abhandlung über rechtliche und soziale Aspekte der Regenbogenfamilie<br />
* [http://www.family.lsvd.de/ ''Projekt Regenbogenfamilien'' des LSVD]: Anlauf-, Informations- und Beratungsstruktur für lesbische Mütter, schwule Väter und ihre Kinder, Lesben und Schwule in der Familienplanung und familienrelevantes Fachpersonal<br />
** [http://www.family.lsvd.de/beratungsfuehrer/ ''Regenbogenfamilien''. Beratungsführer des LSVD]<br />
** [http://lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/Lebensformen/Insemination-Txt-respekt0609.pdf Eltern werden ist nicht schwer]<br />
* [http://www.urban.org/publications/411437.html Adoption and Foster Care by Lesbian and Gay Parents in the United States]<br />
* [http://m-maenner.de/2017/01/53975/ Kinderwunschtage: Wir sind Familie], Artikel über Modelle von Regenbogenfamilien in [[Männer (Zeitschrift)]] vom 10. Januar 2017, abgerufen am 15. März 2017<br />
<br />
== Quellen ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=1082133639}}<br />
<br />
[[Kategorie:Homosexualität]]<br />
[[Kategorie:Familienform]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Unternehmensverbindung&diff=210804139Unternehmensverbindung2021-04-11T01:15:59Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Belege fehlen}}<br />
'''Unternehmensverbindung ''' (oder '''Unternehmenszusammenschluss''') bezeichnet die vertraglich vereinbarte enge [[Kooperation|Zusammenarbeit]] verschiedener [[Unternehmen]] (''Kooperation'') bzw. die wirtschaftliche und rechtliche Vereinigung verschiedener Unternehmen zu einer größeren [[Wirtschaftseinheit]] (''Konzentration'', siehe [[Unternehmenskonzentration]]). Dabei ist es nicht zwingend, dass die Selbständigkeit der einzelnen Unternehmen im Bereich wirtschaftlicher [[Entscheidung]]en aufgehoben wird. Unternehmensverbindungen werden aus unterschiedlichen Überlegungen durchgeführt, aber letztlich ist die Absicht ursächlich, mehr [[Marktmacht]] etwa durch größere [[Marktanteil]]e zu erlangen.<br />
<br />
== Formen ==<br />
=== Kooperation ===<br />
<br />
''Kooperation'' bezeichnet die freiwillige Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Unternehmen zur gemeinsamen Durchführung von Großprojekten oder zur Durchsetzung gemeinschaftlicher Interessen gegenüber Dritten, zum Beispiel in der Form einer strategischen Allianz. Die Merkmale der Kooperation sind zum einen die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen durch Abstimmung von Funktionen oder der Ausgliederung von Funktionen und Übertragung der Entscheidungsfindung auf eine gemeinschaftliche Einrichtung (beispielsweise in Form einer [[Offene Handelsgesellschaft|Offenen Handelsgesellschaft]] – OHG). Zum anderen müssen die verbundenen Unternehmen ihre rechtliche Selbständigkeit und auch ihre wirtschaftliche Selbständigkeit in den Bereichen bewahren, die nicht dem Kooperationsvertrag unterworfen sind.<br />
<br />
Ist die Kooperation mit Wettbewerbsbeschränkungen verbunden, etwa mit Preisabsprachen, Aufteilungen von Märkten, Wettbewerbsverboten, Liefer- oder Bezugsverpflichtungen o.&nbsp;ä., so ist die Kooperation am einzelstaatlichen oder europäischen Wettbewerbsrecht, insbesondere am [[Kartellverbot]], zu messen.<br />
<br />
=== Konzentration ===<br />
<br />
Die ''Konzentration'' ([[Unternehmenskonzentration]]; genauer: Unternehmungskonzentration) beschreibt dagegen den '''Zusammenschluss''' von Unternehmen unter Aufgabe ihrer wirtschaftlichen Selbständigkeit. Die rechtliche Selbständigkeit bleibt aber weiterhin bestehen. Hauptmerkmal von Unternehmungskonzentrationen ist die Unterordnung der zusammengeschlossenen Unternehmen unter eine einheitliche Leitung. Der Zusammenschluss muss nicht notwendigerweise freiwillig vonstattengehen. Dies geschieht entweder durch Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung durch das beherrschende Unternehmen oder durch Abschluss eines [[Beherrschungsvertrag]]es. Geben die Unternehmen beim Zusammenschluss auch ihre rechtliche Selbständigkeit auf, spricht man von einer '''[[Fusion (Wirtschaft)|Fusion]]'''. Eine Fusion liegt immer dann vor, wenn entweder ein Unternehmen durch '''Aufnahme''' in ein bereits bestehendes Unternehmen eingegliedert wird oder durch '''Neubildung''', bei der zwei Unternehmen ''A'' und ''B'' ein neues Unternehmen ''C'' bilden (siehe dazu auch [[Umwandlungsrecht#Verschmelzung|Verschmelzung]]).<br />
<br />
Die Konzentration von Unternehmen stellt in rechtlicher Hinsicht grundsätzlich einen Zusammenschluss dar, der, sofern er eine gewisse Größenordnung erreicht oder überschreitet, der einzelstaatlichen oder der europäischen [[Zusammenschlusskontrolle]] unterliegt.<br />
<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung hin zu [[Globalisierung|globalisierten Märkten]] und die zunehmende Mechanisierung und Automatisierung von Produktions- und Absatzprozessen, als auch die Sicherung von Rohstoff- und Energieressourcen sowie immer aufwendiger werdende Forschungs- und Entwicklungsprojekte führen zu verstärkten Konzentrationstendenzen bei größeren Unternehmen. Dadurch werden kleine und mittlere Unternehmen zu Kooperationen gezwungen, um am [[Markt]] bestehen zu können. Hier zeigt sich die Tendenz der freien [[Marktwirtschaft]] zu allmählicher Selbstzerstörung durch Aufhebung des freien [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerbs]] aufgrund von Kooperationen und Konzentrationsbestrebungen der Unternehmen.<br />
<br />
Eine Verbindung unselbständiger Unternehmen ist kein Zusammenschluss. Daher ist die Verbindung von zwei Gesellschaften, deren Geschäftsanteile jeweils mehrheitlich von derselben Muttergesellschaft gehalten werden, eine unter dem Gesichtspunkt des Zusammenschlusses irrelevante konzerninterne Verbindung.<br />
<br />
== Zielsetzungen ==<br />
=== Allgemeine Ziele ===<br />
<br />
Hauptziel eines Unternehmenszusammenschlusses ist es, langfristig den Gewinn zu maximieren. Die einzelnen Schritte zu diesem Ziel sind:<br />
* '''Wachstum:''' Ein internes bzw. natürliches Wachstum ist nur auf neuen, prosperierenden Märkten mit wenig Konkurrenz schnell zu erwarten. Ein externes Wachstum ist durch eine Unternehmensverbindung möglich. Häufig wird dabei ein Unternehmen von einem anderen übernommen (siehe zum Beispiel [[Daimler-Benz AG]] und [[Chrysler Corporation]] oder, als Beispiel für eine ''feindliche Übernahme'', [[Vodafone]] und [[Mannesmann]]).<br />
* '''Erhöhung der Wirtschaftlichkeit:''' Hierfür wird gerne der [[Synergieeffekt]] angeführt. Durch den Abbau bzw. durch die Zusammenlegung von doppelt vorhandenen Abteilungen nach dem Zusammenschluss – wie beispielsweise die Finanzbuchhaltung oder die Personalabteilung – werden Rationalisierungseffekte erzielt. Auch der Austausch von in den Unternehmen vorhandenem [[Know-how]] soll Steigerungen der Wirtschaftlichkeit bringen.<br />
* '''Minderung des Risikos:''' Durch Aufteilung des Risikos auf mehrere Partner bei der Kooperation bzw. durch [[Diversifikation (Wirtschaft)|Diversifikation]] in neue Produkte und Märkte bei der Konzentration soll das Risiko für die zusammengeschlossenen einzelnen Unternehmen geringer werden.<br />
<br />
=== Ziele für einzelne Unternehmensbereiche ===<br />
==== Beschaffung ====<br />
<br />
Durch gemeinschaftliches Auftreten am Beschaffungsmarkt kann eine Verbesserung der Verhandlungsposition gegenüber starken Lieferanten erreicht werden. Günstigere Konditionen (Lieferbedingungen, Zahlungskonditionen) und – durch entsprechend größere Einkaufsmengen – günstigere Beschaffungspreise können durchgesetzt werden. Vor allem Handelsunternehmen haben sich zu [[Genossenschaft|Einkaufsgenossenschaften]] zusammengeschlossen. Bei Industrieunternehmen steht vor allem die [[Risikominderung]] bei der Rohstoffversorgung, sowohl quantitativ als auch qualitativ, im Vordergrund. Hier werden Verbindungen mit Unternehmen der vorgelagerten Produktionsstufe (Rohstoffgewinnungsbetriebe) eingegangen.<br />
<br />
==== Produktion ====<br />
<br />
Ziel ist es, die Verbesserung der Produktionsprozesse hinsichtlich Menge, Qualität, Ort und Zeit zu optimieren. Weitere Einsparpotentiale werden in der Verfahrenstechnik durch [[Klassifikation]] und [[Normung]] erreicht.<br />
<br />
==== Finanzierung ====<br />
<br />
Die hohen finanziellen Belastungen vor allem bei Großprojekten, kann ein einzelnes Unternehmen meist nicht alleine tragen. Daher gehen Unternehmen Kooperationen untereinander ein, um solche Projekte doch durchführen zu können. Der Zusammenschluss zu einer [[Arbeitsgemeinschaft]] bzw. einer [[Holding|Projekt-Holding]] sollen die Finanzierungsmöglichkeiten erweitern und das Risiko auf mehrere Partner verteilen.<br />
<br />
Der Zusammenschluss kann durch vorhandene Eigenmittel, Fremdfinanzierung (Bankkredite), Beteiligungsfinanzierung, Eigene Aktien oder eine Aktienkapitalerhöhung finanziert werden.<br />
<br />
==== Absatz ====<br />
<br />
Zusammenschlüsse in diesem Bereich haben als Motiv vor allem die Verbesserung der Absatzmöglichkeiten durch eine gemeinsame Vertriebsorganisation. Durch Koordinierung der Absatzmärkte und Marketingmaßnahmen wird der Vertrieb von Produkten rationeller gestaltet. Eine weitere Folge des Zusammenschlusses ist die Erweiterung des Absatzprogramms (Schaffung von Cross-Selling-Potentialen). Dies wirkt sich risikomindernd aus, da hierdurch die Absatzmöglichkeiten abgesichert werden. Die Risikostreuung erfolgt durch die Diversifikation. Evtl. ermöglicht die neu erlangte Größe auch die Erschließung von ausländischen Märkten.<br />
<br />
== Formen von Unternehmensverbindungen ==<br />
=== Konsortium ===<br />
{{Hauptartikel|Konsortium}}<br />
Konsortien sind Unternehmensverbindungen auf vertraglicher Basis zur Abwicklung genau definierter Aufgaben. Nach Erfüllung dieser Aufgaben lösen sie sich wieder auf. Als Gesellschaftsform wird normalerweise die Form der [[Gesellschaft bürgerlichen Rechts (Deutschland)|Gesellschaft bürgerlichen Rechts]] (GbR) gewählt. Am häufigsten anzutreffen sind Bankkonsortien, die zum Zwecke der [[Emission (Wirtschaft)|Emission]] von [[Wertpapier]]en wie [[Anleihe]]n oder [[Aktie]]n bzw. zur Vergabe von größeren [[Kredit]]en gebildet werden. In der Industrie werden Konsortien hauptsächlich gebildet, um Großprojekte durchführen zu können. Wie jede andere Kooperation kann auch das Konsortium unter das [[Kartellverbot]] fallen, soweit es mit Wettbewerbsbeschränkungen verbunden ist.<br />
<br />
=== Kartell ===<br />
{{Hauptartikel|Wirtschaftskartell}}<br />
Kartelle sind Kooperationen zwischen Unternehmen auf der Grundlage von Verträgen zwischen Unternehmen, aufeinander abgestimmten Verhaltensweisen oder Beschlüssen von Unternehmensvereinigungen, die regelmäßig mit dem Ziel eingegangen werden, den Wettbewerb im Verhältnis zwischen den an ihm beteiligten Partnern oder im Verhältnis zu Dritten einzuschränken. Die rechtliche und organisatorische Selbständigkeit bleibt nach außen hin erhalten. Ist die Kooperation mit Wettbewerbsbeschränkungen verbunden, so unterliegt sie dem [[Kartellrecht]], möglicherweise auch dem [[Kartellverbot]].<br />
<br />
=== Syndikat ===<br />
{{Hauptartikel|Syndikat}}<br />
Das Syndikat ist die straffste Form eines [[Kartell]]s. Die wirtschaftliche und rechtliche Unabhängigkeit wird von den beteiligten Unternehmen teilweise aufgegeben. Kernfunktionen wie der Absatz oder die Beschaffung werden an eine selbständige Handelsgesellschaft übertragen. Syndikate sind in Deutschland grundsätzlich verboten.<br />
<br />
=== Joint Venture ===<br />
{{Hauptartikel|Joint-Venture}}<br />
Joint Ventures ([[Gemeinschaftsunternehmen]], deutsch "gemeinsames Wagnis") sind von zwei oder mehreren Unternehmen gemeinsam getragene körperschaftliche Gebilde, die in irgendeiner Form mit der Führung des Stammunternehmens verbunden sind. Bei dieser Form der Unternehmensverbindung werden einzelne Unternehmensaktivitäten nicht nur organisatorisch verknüpft, sondern es werden auch die notwendigen Ressourcen in die gemeinsam gegründete Gesellschaft eingebracht. Joint Ventures werden oft gegründet, um in neuen, v.&nbsp;a. ausländischen Märkten Fuß zu fassen oder um Produktionsstätten dort zu errichten. Dabei wird häufig eine Gesellschaft ähnlich der deutschen GmbH zusammen mit einem heimischen Unternehmen gegründet. In die neue Gesellschaft können die Beteiligungen in Form von immateriellen Vermögensgegenständen, wie z.&nbsp;B. Lizenzen, Rechte, Kundenstamm etc. oder in Form von Immobilien, Produktionsanlagen oder Finanzmitteln einfließen. Oftmals sind die Anteile der beiden (oder mehr) Gesellschafter paritätisch, d.&nbsp;h. zu gleichen Teilen.<br />
<br />
=== Strategische Allianz ===<br />
<br />
Eine strategische Allianz ist eine formale Beziehung zwischen zwei oder mehreren Unternehmen oft in Form eines [[Verbund (Kooperation)|Verbundes]], um ein oder mehrere gemeinsam festgelegte Ziele zu erreichen. Die Unternehmen bleiben im Rahmen einer strategischen Allianz rechtlich und wirtschaftlich unabhängig.<br />
<br />
Unternehmen unterstützen die strategische Allianz mit unterschiedlichen Ressourcen wie beispielsweise [[Kapital]], [[Produktionsfaktor]]en, [[Produkt (Wirtschaft)|Produkten]], [[Wissen]] oder [[Expertise]]. Hierbei besteht die Erwartung, dass die Kooperationsvorteile der strategischen Allianz ([[Verbundeffekt]]e) größer sind als die individuellen Anstrengungen eines einzelnen Unternehmens.<br />
<br />
=== Trust ===<br />
{{Hauptartikel|Trust (Wirtschaft)}}<br />
Ein Trust (vollständige englische Bezeichnung: trust company) ist ein vertraglich vereinbarter Zusammenschluss mehrerer Unternehmen. Ziele können sein, den Wettbewerb auszuschalten, ein Markt- oder ein Produktionsmonopol zu bilden, oder Preise festzusetzen.<br />
<br />
Meist wird von den Unternehmen die rechtliche und wirtschaftliche Selbständigkeit aufgegeben, die dann bei den geschäftsführenden Treuhändern der Holding liegt, nicht aber die Beteiligung an den Gewinnen der Holding. Trusts verfolgen ähnliche Ziele wie Konzerne, können diese aber effizienter verfolgen, da die untergeordneten Unternehmen vollkommen unselbständig geworden sind („untergegangen sind“).<br />
<br />
Ein Trust kann auf zwei Arten entstehen. Zum einen durch Aufnahme eines Unternehmens (A kauft B auf) oder durch Neubildung (A und B gründen C, A und B existieren nicht mehr). Trusts sind also das Ergebnis von Fusionen.<br />
<br />
=== Interessengemeinschaft ===<br />
<br />
Unternehmenszusammenschluss zur Erreichung eines gemeinsamen wirtschaftlichen Zwecks. Diese Zusammenschlüsse haben meist die Rechtsform einer [[BGB-Gesellschaft]] (GbR) oder eines [[eingetragener Verein|eingetragenen Vereins]] (e.V.). Es ist oft die Vorstufe einer Fusion. Die Unternehmen bleiben rechtlich selbständig, sofern dies nicht vertraglich gemindert wird.<br />
<br />
=== Konzern ===<br />
{{Hauptartikel|Konzern}}<br />
Nach {{§|18|aktg|juris}} [[Aktiengesetz (Deutschland)|Aktiengesetz]] (AktG) bilden ein herrschendes und ein oder mehrere abhängige Unternehmen einen Konzern. Die einzelnen Unternehmen gelten dann als ''Konzernunternehmen''. Die rechtliche Selbständigkeit der abhängigen Unternehmen bleibt dabei weiterhin bestehen, jedoch verlieren sie ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit. In Deutschland sind rund 90 % der [[Aktiengesellschaft]]en und rund 50 % der [[Personengesellschaft]]en in Konzernen bzw. konzernähnlichen Strukturen organisiert.<br />
<br />
Beim Konzern werden zwei Grundtypen unterschieden. Der '''Gleichordnungskonzern''' liegt bei Gleichstellung der Unternehmen ohne Über- oder Unterordnungsverhältnis vor. Man spricht dann von ''Schwestergesellschaften''. Beim '''Unterordnungskonzern''' spricht man dagegen von einer ''Muttergesellschaft'' und einer ''Tochtergesellschaft''.<br />
<br />
== Einteilung ==<br />
{{Überarbeiten}}<br />
Unternehmenszusammenschlüsse können folgendermaßen eingeteilt werden:<br />
<br />
* '''Unternehmenszusammenschlüsse auf vertraglicher Basis''': (regelmäßig non-equity strategic)<br />
: Interessengemeinschaft, [[Arbeitsgemeinschaft]], [[Genossenschaft]], [[Kartell]], [[Konsortium]], [[Syndikat]]<br />
* '''Unternehmenszusammenschlüsse mit Kapitalbeteiligung''': (equity strategic)<br />
: [[Konzern]], [[Trust (Wirtschaft)]], [[Joint Venture]]<br />
<br />
Alternativ werden Unternehmenszusammenschlüsse auch anhand der '''Produktionsstufen''' der beteiligten Unternehmen klassifiziert:<br />
* '''Horizontale Zusammenschlüsse''' finden zwischen Unternehmen auf derselben Produktionsstufe statt, beispielsweise mehrere Kohlebergwerke oder Zusammenschluss von Automobilherstellern. Vorteil/Grund: Kosteneinsparung, Stückkostendegression, Nutzung von [[Synergie]]n.<br />
* '''Vertikale Zusammenschlüsse''' finden zwischen verschiedenen (vor- und nachgelagerten) Produktionsstufen statt, beispielsweise ein Kohlebergwerk schließt sich mit einem Stahlwerk zusammen, das die Kohle bezieht (Zuliefererprinzip, Vorteil/Grund: Kosteneinsparung bei der Beschaffung, Absatzsicherung)<br />
* '''Diagonale bzw. anorganische oder laterale Zusammenschlüsse''' finden zwischen Unternehmen verschiedener Produktionsstufen und Branchen statt, wodurch ein [[Mischkonzern]] entsteht (z.&nbsp;B. Oetker-Konzern: Nahrungsmittel, Banken, Reedereien, Hotels, Lebensmittelhandel; Vorteil/Grund: Risikostreuung)<br />
<br />
== Gefahr der Marktbeherrschung ==<br />
<br />
Durch Unternehmenszusammenschlüsse wird durch die Beteiligten zumeist eine Marktbeherrschung angestrebt, wobei sich jedoch die Gefahr von [[Oligopol]]- und [[Monopol]]bildungen erhöht (relative [[Unternehmenskonzentration|Konzentration]] oder [[Zentralisation (Wirtschaftswissenschaften)|Zentralisation]] von Kapital).<br />
<br />
Eine [[marktbeherrschende Stellung]] wird gemäß deutschem Recht vermutet, wenn ein Unternehmen einen Marktanteil von mehr als einem Drittel hält. In diesem Fall kann das Kartellamt einen Zusammenschluss unterbinden, falls die jeweiligen Unternehmen nicht eine Verbesserung des Wettbewerbs durch ihren Zusammenschluss nachweisen können.<br />
<br />
Im [[Marxismus]] wird davon ausgegangen, dass mit der Zeit immer mehr Unternehmen weltweit fusionieren bzw. übernommen werden ([[Feindliche Übernahme]]). Schließlich würden diese Übernahmen zu einem einzigen globalen "[[Weltkonzern]]" führen, der zwangsläufig eine marktbeherrschende Stellung einnimmt. Dieser Zustand würde sich auch auf Dauer nicht von Kartellämtern verhindern lassen, weil er sich logisch zwingend aus dem Wettbewerb ergibt. Das Herausbilden der verschiedenen Unternehmen zu einem einzigen Weltkonzern würde somit schließlich dazu führen, dass sich die [[Marktwirtschaft]] selbständig in eine [[Planwirtschaft]] umwandelt.<br />
<br />
== Zusammenschlusstatbestände ==<br />
<br />
{{Hauptartikel|Zusammenschlusskontrolle}}<br />
<br />
Der „Zusammenschluss“ wird sowohl im europäischen als auch im einzelstaatlichen Recht in der Regel durch Zusammenschlusstatbestände definiert und konkretisiert:<br />
<br />
In Deutschland unterliegt der Zusammenschluss den {{§§|gwb|juris|seite=BJNR252110998.html#BJNR252110998BJNG004204118|text=§§ 35 ff.}} des [[Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen|Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen]] (GWB), die entsprechende Zusammenschlusstatbestände enthalten. Danach ist ein Zusammenschluss<br />
* der Erwerb des Vermögens eines anderen Unternehmens (einschließlich Verschmelzungen) im ganzen oder teilweise,<br />
* der Erwerb der Kontrolle über ein anderes Unternehmen,<br />
* der Erwerb von mindestens 25 % des Kapitals oder der Stimmrechte an einem anderen Unternehmen (einschließlich der Gründung eines [[Gemeinschaftsunternehmen]]s) sowie<br />
* der Erwerb sonstigen wettbewerblich erheblichen Einflusses auf ein anderes Unternehmen.<br />
<br />
Im europäischen Recht ist die Zusammenschlusskontrolle durch die so genannte Fusionskontrollverordnung VO 139/2004/[[Europäische Gemeinschaft|EG]] (zuvor VO 4064/89/EWG) geregelt. Auch hier sind Zusammenschlusstatbestände vorhanden. Danach liegt ein Zusammenschluss vor, wenn<br />
* zwei oder mehr bisher voneinander unabhängige Unternehmen fusionieren oder<br />
* ein oder mehrere Unternehmen durch den Erwerb von Anteilsrechten oder Vermögenswerten, durch Vertrag oder in sonstiger Weise die unmittelbare oder mittelbare Kontrolle über die Gesamtheit oder Teile eines oder mehrerer anderer Unternehmen erwerben (einschließlich der Gründung eines (Vollfunktions-)[[Gemeinschaftsunternehmen]]s).<br />
<br />
Der Zusammenschluss durch Erwerb des Vermögens eines anderen Unternehmens wird üblicherweise als ''asset deal'', der Zusammenschluss durch Erwerb von Kapitalanteilen oder Stimmrechten als ''share deal'' bezeichnet.<br />
<br />
Die ''Kontrolle über ein anderes Unternehmen'' im Sinne sowohl des deutschen als auch des europäischen Wettbewerbsrechts erlangt der Erwerber beispielsweise dadurch, dass er das Eigentum an Immobilien, Betriebsmitteln, gewerblichen Schutzrechten oder sonstigen Vermögenswerten der Zielgesellschaft erwirbt, oder dadurch, dass er die Möglichkeit erlangt, auf die Zusammensetzung der Entscheidungsorgane der Zielgesellschaft und/oder die Beschlussfassung darin Einfluss zu nehmen, oder auch dadurch, dass personelle Verflechtungen mit der Zielgesellschaft hergestellt werden.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Ehrenfried Pausenberger: ''Unternehmenszusammenschlüsse''. in: Waldemar Wittmann (Hrsg.): ''Handwörterbuch der Betriebswirtschaft''. Stuttgart 1993, Teilband 3, Sp. 4436–4448, ISBN 3-7910-8033-4.<br />
* Möhlmeier/Wierichs/Wurm: ''Wirtschafts- und Sozialprozesse für Industriekaufleute''. 5. Auflage, Troisdorf 2005, ISBN 3-8237-6753-4.<br />
* Hartmann/Härter: ''Allgemeine Wirtschaftslehre für kaufmännische Auszubildende''. 33. Auflage, Merkur Verlag, Rinteln 2002, ISBN 3-8120-0335-X.<br />
* Schenk, Hans-Otto/Tenbrink, Hiltrud/Zünddorf, Horst: ''Die Konzentration im Handel''. Berlin 1984.<br />
* Joachim Zentes/Bernhard Swoboda/Dirk Morschett: ''Kooperationen, Allianzen und Netzwerke''. 1. Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-409-11985-X.<br />
* Karl M. Popp/Ralf Meyer: ''Profit from Software Ecosystems: Business Models, Ecosystems and Partnerships in the Software Industry''. 1. Auflage, Books on demand Verlag, Norderstedt 2010, ISBN 3-8391-6983-6.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Unternehmensübernahme]]<br />
* [[Kartell]]<br />
* [[Fusion (Wirtschaft)]]<br />
<br />
{{Rechtshinweis}}<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4124386-9}}<br />
<br />
[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]<br />
[[Kategorie:Wettbewerbstheorie]]<br />
[[Kategorie:Unternehmensverbund| ]]<br />
[[Kategorie:Kartellrecht]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lac_d%E2%80%99Emosson&diff=210804138Lac d’Emosson2021-04-11T01:15:57Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div><!--schweizbezogen--><br />
{{Infobox Stausee<br />
| BILD = Finhaut Lac d'Emosson.jpg<br />
| BILD-BREITE = <br />
| BILDBESCHREIBUNG = <br />
<!-- Geographie --><br />
| BREITENGRAD = 46.079905<br />
| LÄNGENGRAD = 6.916471<br />
| POSKARTE = <br />
| REGION-ISO = CH-VS<br />
| HÖHE-BEZUG = CH<br />
| LAGE = [[Kanton Wallis|Wallis]]<br />
| ZUFLUSS = diverse Bergbäche, Zuleitungsstollen, [[Nant de Drance]] vom [[Lac du Vieux Emosson]]<br />
| ABFLUSS = [[Barberine]]<br />
<!-- Daten Bauwerk -->| TYP = [[Bogenstaumauer]]<br />
| BAUZEIT = 1967–1974<br />
| BAUHOEHE = 180<br />
| TALHOEHE = <br />
| GRUENDUNGSHOEHE = <br />
| WASSERHOEHE = 161<br />
| KRONENHOEHE = 1930<br />
| MAUERVOL = 1100000<br />
| KRONENLAENGE = 554<br />
| KRONENBREITE = <br />
| BASISBREITE = <br />
| RADIUS = <br />
| NEIGUNG-LUFT = <br />
| NEIGUNG-WASSER = <br />
| LEISTUNG = <br />
| BETREIBER = Electricité d’Emosson SA, Martigny<br />
<!-- Daten Stausee -->| STAUZIEL = <br />
| FLÄCHE = 3.27<br />
| SEELAENGE = 4<br />
| SEEBREITE = <br />
| SPEICHERRAUM = 225000000<br />
| STAURAUM = 227000000<br />
| EINZUG = 183.16<br />
| HOCHWASSER = 60<br />
| BESONDERHEITEN = <br />
| ANMERKUNGEN = <br />
| BILD1 = Karte Lac d'Emosson.png<br />
| BILD1-BREITE = <br />
| BILD1-BESCHREIBUNG = Detailkarte<br />
}}<br />
<br />
Der '''Lac d’Emosson''' ist ein [[Stausee]] im Westen des [[Kanton Wallis|Kantons Wallis]] in der [[Schweiz]]. Er liegt in den Gemeinden [[Salvan VS|Salvan]] und [[Finhaut]].<br />
<br />
== Lage ==<br />
Der See im Hochtal ''Emosson'' ist umrahmt von den Berggipfeln [[Le Cheval Blanc]], [[Pic de Tenneverge]], [[Mont Ruan]], [[Tour Sallière]] und [[Fontanabran]].<br />
<br />
Der See wird auf {{Höhe|1930|CH}} von einer [[Bogenstaumauer]] gestaut.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Emosson Construction.jpg|mini|links|Die Bogenstaumauer im Bau, 1971]]<br />
Bereits in den 1920er-Jahren bauten die [[Schweizerische Bundesbahnen|Schweizerischen Bundesbahnen]] (SBB) eine Staumauer auf der Barberine-Hochebene und stauten damit den 38&nbsp;Mio.&nbsp;m³ [[Lac de Barberine]] auf, der zum [[Kraftwerk Barberine-Vernayaz]] gehörte. <br />
<br />
In den 1950er-Jahren kam der Wunsch auf, die weiter vorne im Tal liegende Staumöglichkeit für einen grösseren Stausee auszunutzen. Dies war aber erst möglich nach Abschluss eines Staatsvertrages mit Frankreich im Jahre 1963 und dem Bau von Zuleitungsstollen aus den Nachbartälern. Unter anderem wurde ein Gebietstausch vorgenommen, damit die Landesgrenze so verschoben werden konnte, dass die neue Staumauer vollständig auf Schweizer Gebiet zu liegen kommt. Im Gegenzug hat auch Frankreich ein Nutzungsrecht an der Anlage erhalten.<br />
<br />
Durch den Bau der 180&nbsp;m hohen [[Bogenstaumauer]] ''Emosson'' durch [[Motor-Columbus]] in den Jahren 1967 bis 1974 konnte der Lac d'Emosson geschaffen werden, der mit einem Speichervolumen von 227&nbsp;Mio.&nbsp;m³ fast sechsmal so viel Wasser fasst wie der alte Lac de Barberine. Dabei wurde die namensgebende Alp [[Emosson]] geflutet.<ref>Jean-Louis Mottier: ''L’aménagement hydro-électrique franco-suisse d’Emosson.'' In: Bulletin technique de la Suisse romande, 96 (1970), 18, S. 249–266.</ref><br />
<br />
Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass der Grossteil des Wasserzuflusses von den Bergen rechts vom von der [[Eau Noire]] durchflossenen Tal stammt während der Lac d'Emosson auf der [[Emosson]]-Hochebene links vom Tal liegt. Das Wasser wird deshalb nach dem Prinzip der [[Kommunizierende Röhren|kommunizierenden Röhren]] allein durch die Schwerkraft zunächst bergab ins Tal und anschliessend wieder bergauf in den Stausee geleitet. Das Wasser wird im französischen Mont-Blanc-Massiv unter den Gletschern [[Glacier du Tour]] und [[Glacier d’Argentière]] gesammelt.<br />
<br />
Der Lac d'Emosson wird von der ''Electricité d’Emosson'' (ESA) betrieben. Ein Sonderfall ist dabei die Mitnutzung durch die SBB, die selbst an der ESA nicht beteiligt ist, aber durch einen Vertrag mit der ESA Wasser aus dem Lac d'Emosson erhält, das den Ausfall des im Stausee versunkenen Lac de Barberine kompensiert. Zusätzlich liess die SBB die Staumauer des Lac d'Emosson erhöhen, um weitere 17&nbsp;Mio.&nbsp;m³ nutzen zu können. Die SBB-Kraftwerke arbeiten weiterhin unter der ursprünglichen Konzession, unabhängig von der ESA.<br />
<br />
Bei Niedrigwasser im Frühjahr ragt die Staumauer des Lac de Barberine über den Wasserspiegel des Lac d'Emosson hinaus.<br />
<br />
== Lagekarte ==<br />
[[Datei:Lagekarte KW Emosson b.svg|links|mini|hochkant=2|Karte der Kraftwerkssysteme beim [[Lac d'Emosson]]. Das Kraftwerks Nant de Drance ist in <span style="color:green;">Grün</span> dargestellt, die Anlagen der [[Lac d'Emosson|Electricité d'Emosson SA]] in <span style="color:blue;">Blau</span>, die der [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] gehörenden Anlagen des [[Kraftwerk Barberine-Vernayaz]] in <span style="color:Firebrick;">Rot</span>.]]<br />
{{Absatz}}<br /><br />
== Touristenattraktion ==<br />
{{Hauptartikel|Parc d’Attractions du Châtelard}}<br />
<br />
Der Lac d’Emosson ist ein beliebtes Ausflugsziel für [[Fremdenverkehr|Touristen]]. Alleine die Fahrt zum Stausee ist ein besonderes Erlebnis, denn eine Sequenz dreier Bergbahnen verbindet [[Le Châtelard VS|Le Châtelard]] mit dem Lac d’Emosson. Le Châtelard kann man von Martigny aus mit der schmalspurigen [[Chemin de fer Martigny-Châtelard|Chemin de fer Martigny–Châtelard]] erreichen.<br />
<br />
Als erste Etappe des «[[Parc d’Attractions du Châtelard]]» (PAC) führt eine [[Standseilbahn]] bis ''Château d’Eau''. Diese Bahn ist mit einer Neigung von bis zu 87 % die steilste Zweikabinenbahn der Welt. Auf einer Länge von 1300&nbsp;m wird ein Höhenunterschied von 700&nbsp;m überwunden. Die Spurweite beträgt 1007&nbsp;mm.<br />
<br />
Daran anschliessend folgt eine mit Akkumulatorenloks betriebene Panorama-[[Schmalspurbahn]] mit Blick auf den [[Mont Blanc]]. Die Spurweite beträgt gerade einmal 600&nbsp;mm; die relativ flache Strecke ist 1650&nbsp;m lang und schlängelt sich dem Berghang entlang bis zur Station ''Pied du Barrage'' unterhalb der Staumauer.<br />
<br />
Die letzte Etappe dieser aussergewöhnlichen Reise ist die Standseilbahn ''Minifunic,'' welche die Fahrgäste bis zum Stausee befördert. Die gummibereifte Bahn mit einer Spurweite von 900&nbsp;mm überwindet auf einer Länge von 260&nbsp;m einen Höhenunterschied von 140&nbsp;m (Maximalsteigung 73 %).<br />
<br />
Oberhalb des [[Lac du Vieux Emosson]], der zu Fuss etwa 2,5&nbsp;Stunden vom Lac d’Emosson entfernt ist, wurden am 23. August 1976 gut erhaltene Fussabdrücke von 250&nbsp;Millionen Jahre alten [[Archosauria|Archosauriern]] entdeckt. Diese können im Sommer nach der Schneeschmelze besichtigt werden.<ref>Georges Demathieu, Marc Weidmann: ''Les empreintes de pas de reptiles dans le Trias du Vieux Emosson (Finhaut, Valais, Suisse).'' In: Eclogae Geologicae Helvetiae, Band 75 (1982), 3, S. 721–757.</ref><br />
<br />
== Galerie ==<br />
<br />
<gallery><br />
2007-Emosson-Staumauer.jpg|Bogenstaumauer Emosson<br />
Émosson1.jpg|Lac d’Emosson, gesehen vom Col du Passet<br />
2007-Emosson-Mini-Funic.jpg|Minifunic du Châtelard<br />
Emosson Alte Gewichtsmauer.jpg|Alte Gewichtsstaumauer im Lac d’Emosson<br />
</gallery><br />
<br />
{{Großes Bild|EmossonLac082007-2-edit.jpg|1000|Lac d’Emosson, Panoramaansicht}}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
*[[Liste von durch Stauseen überfluteten Orten in der Schweiz]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur |Autor=Robert Weller |Titel=Das französisch-schweizerische Speicherkraftwerk Emosson. |Hrsg= |Sammelwerk=Wasser- und Energiewirtschaft |Band=Jahrgang 63 |Nummer=8 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=1971 |ISBN= |Seiten=291-298}}<br />
* {{Literatur |Autor=Jean-Louis Mottier |Titel=L'aménagement hydro-électrique franco-suisse d'Emosson |Hrsg= |Sammelwerk=Bulletin technique de la Suisse romande |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=1970 |ISBN= |DOI=10.5169/seals-70868 |Seiten= |Online=https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=bts-002:1970:96::211 |Abruf=}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Lac d'Emosson}}<br />
* {{ethorama|128717}}<br />
*{{Internetquelle |autor= |url=https://verticalp-emosson.ch/de |titel=Freizeitpark VerticAlp Emosson |titelerg=früher ''Parc d'attractions du Châtelard VS'' |abruf=2020-02-10 |abruf-verborgen=1 |sprache=}}<br />
*{{Internetquelle |autor= |url=http://www.emosson.ch/Default.htm |titel=Electricité d'Emosson SA |titelerg=(ESA) Beteibergesellschaft |abruf=2020-02-10 |abruf-verborgen=1 |sprache=fr }}<br />
*{{Internetquelle |autor=Karl Steiger |url=http://www.swissdams.ch/fr/les-barrages/liste-des-barrages-suisses/Emosson.pdf |titel=Emosson |werk=siwssdams.ch |hrsg= |datum= |zugriff=2020-02-10 |abruf-verborgen=1 |sprache=}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Schweizer Speicherseen}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Emosson #Lac de}}<br />
[[Kategorie:See im Kanton Wallis]]<br />
[[Kategorie:Stausee in Europa]]<br />
[[Kategorie:Stausee in der Schweiz]]<br />
[[Kategorie:Staumauer in der Schweiz]]<br />
[[Kategorie:Bogenstaumauer]]<br />
[[Kategorie:Flusssystem Trient|SEmosson]]<br />
[[Kategorie:Erbaut in den 1970er Jahren]]<br />
[[Kategorie:Wasserspeicherkraftwerk in Europa]]<br />
[[Kategorie:Salvan VS]]<br />
[[Kategorie:Finhaut]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=French_Open_1989&diff=210804137French Open 19892021-04-11T01:15:54Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = French Open<br />
| Jahr = 1989<br />
| Datum = 29. Mai–11. Juni<br />
| Auflage = 88<br />
| Ort = Roland Garros, Paris<br />
| Belag = Sand<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{SWE|Mats Wilander|Mats Wilander}}<br />
| Titelverteidigerin = {{DEU-1949|Steffi Graf|Steffi Graf}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{ECU|Andrés Gómez|Andrés Gómez}} <br /> {{ESP|Emilio Sánchez Vicario|Emilio Sánchez Vicario}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{USA|Martina Navrátilová|Martina Navrátilová}} <br /> {{USA|Pam Shriver|Pam Shriver}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = {{USA|Lori McNeil|Lori McNeil}} <br /> {{MEX|Jorge Lozano|Jorge Lozano}}<br />
| Sieger (HE) = {{USA|Michael Chang|Michael Chang}}<br />
| Siegerin = {{ESP|Arantxa Sánchez-Vicario|Arantxa Sánchez-Vicario}}<br />
| Sieger (HD) = {{USA|Jim Grabb|Jim Grabb}} <br /> {{USA|Patrick McEnroe|Patrick McEnroe}}<br />
| Siegerinnen = {{SUN-1980|Larisa Neiland|Larisa Savchenko}} <br /> {{SUN-1980|Natallja Swerawa|Natallja Swerawa}}<br />
| Sieger (MX) = {{NLD|Manon Bollegraf|Manon Bollegraf}} <br /> {{NLD|Tom Nijssen|Tom Nijssen}}<br />
}}<br />
Die 88. '''[[French Open]] 1989''' waren ein [[Tennis]]-Sandplatzturnier der Klasse [[Grand Slam (Tennis)|Grand Slam]], das von der [[International Tennis Federation|ITF]] veranstaltet wurde. Es fand vom 29. Mai bis 11. Juni 1989 in [[Stade Roland Garros|Roland Garros]], [[Paris]], [[Frankreich]] statt.<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Mats Wilander]] bei den Herren sowie [[Steffi Graf]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren [[Andrés Gómez]] und [[Emilio Sánchez Vicario]], im Damendoppel [[Martina Navrátilová]] und [[Pam Shriver]] und im Mixed [[Lori McNeil]] und [[Jorge Lozano]] die Titelverteidiger. <br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1989/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1989/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1989/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1989/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1989/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1989/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1989/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1989/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1989/Mixed}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1989/Mixed}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.rolandgarros.com/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{Navigationsleiste French Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:French Open 1989| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=French_Open_1991&diff=210804136French Open 19912021-04-11T01:15:52Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = French Open<br />
| Jahr = 1991<br />
| Datum = 27. Mai–9. Juni<br />
| Auflage = 90<br />
| Ort = Roland Garros, Paris<br />
| Belag = Sand<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{ECU|Andrés Gómez|Andrés Gómez}}<br />
| Titelverteidigerin = {{YUG|Monica Seles|Monica Seles}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{ESP|Sergio Casal|Sergio Casal}} <br /> {{ESP|Emilio Sánchez Vicario|Emilio Sánchez Vicario}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{CSK|Jana Novotná|Jana Novotná}} <br /> {{CSK|Helena Suková|Helena Suková}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = {{ESP|Arantxa Sánchez Vicario|Arantxa Sánchez Vicario}} <br /> {{MEX|Jorge Lozano|Jorge Lozano}}<br />
| Sieger (HE) = {{USA|Jim Courier|Jim Courier}}<br />
| Siegerin = {{YUG|Monica Seles|Monica Seles}}<br />
| Sieger (HD) = {{AUS|John Fitzgerald (Tennisspieler)|John Fitzgerald}} <br /> {{SWE|Anders Järryd|Anders Järryd}}<br />
| Siegerinnen = {{USA|Gigi Fernández|Gigi Fernández}} <br /> {{CSK|Jana Novotná|Jana Novotná}}<br />
| Sieger (MX) = {{CSK|Helena Suková|Helena Suková}} <br /> {{CSK|Cyril Suk|Cyril Suk}}<br />
}}<br />
Die 90. '''[[French Open]] 1991''' waren ein [[Tennis]]-Sandplatzturnier der Klasse [[Grand Slam (Tennis)|Grand Slam]], das von der [[International Tennis Federation|ITF]] veranstaltet wurde. Es fand vom 27. Mai bis 9. Juni 1991 in [[Stade Roland Garros|Roland Garros]], [[Paris]], [[Frankreich]] statt.<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Andrés Gómez]] bei den Herren sowie [[Monica Seles]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren [[Sergio Casal]] und [[Emilio Sánchez Vicario]], im Damendoppel [[Jana Novotná]] und [[Helena Suková]] und im Mixed [[Arantxa Sánchez Vicario]] und [[Jorge Lozano]] die Titelverteidiger. <br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1991/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1991/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1991/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1991/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1991/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1991/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1991/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1991/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
{{Hauptartikel|French Open 1991/Mixed}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:French Open 1991/Mixed}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.rolandgarros.com/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{Navigationsleiste French Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:French Open 1991| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Basilika_St._Vitus_(Ellwangen)&diff=210804135Basilika St. Vitus (Ellwangen)2021-04-11T01:15:50Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Ellwangen Kirche 3795-2.jpg|mini|Die Basilika St. Vitus in Ellwangen]]<br />
[[Datei:Ellwangen Vitus 4.jpg|mini|Innenansicht der Basilika nach Osten]]<br />
Die '''Basilika St. Vitus''' (ehemalige '''Stiftskirche St. Vitus''') Ellwangen ist ein [[Romanik|spätromanischer]] Gewölbebau aus dem 13. Jahrhundert. Dieser das Stadtbild prägende Sakralbau dient seit der [[Säkularisation]] als katholische Pfarrkirche für die Kernstadt [[Ellwangen (Jagst)|Ellwangen]].<br />
<br />
== Bedeutung ==<br />
[[Datei:Hariolf.jpg|mini|hochkant|Der heilige Hariolf mit der Stiftskirche]]<br />
Die Siedlung Ellwangen wurde der Überlieferung nach durch den [[Liste der Bischöfe von Langres|Bischof von Langres]], [[Hariolf und Erlolf|Hariolf]], und seinen Bruder [[Hariolf und Erlolf|Erlolf]] im Jahr 764 durch den Bau eines Klosters im Virngrundwald gegründet. Die ersten Mönche kamen vermutlich aus [[Kathedrale von Dijon|St. Bénigne]] in Dijon, ebenso wurden von dort die Reliquien des heiligen [[Benignus von Dijon|Benignus]], der heiligen Drillinge und der heiligen [[Speusippus, Eleusippus und Meleusippus|Leonilla]], Junilla, Neon und Turbon nach Ellwangen gebracht. Durch die günstige Lage der neu gegründeten Siedlung an zwei Fernstraßen und dank des Einflusses der beiden Gründer entwickelte sich Ellwangen schnell zu einem bedeutenden Zentrum. Der heute den Stadtkern prägende Kirchenbau ist bereits der dritte an dieser Stelle und entstand in den Jahren 1182 bis 1233. Die Basilika St.Vitus gilt als die bedeutendste romanische Gewölbebasilika Schwabens.<br />
<br />
Wer heute Ellwangen besucht, der erblickt schon von Weitem die drei romanischen Türme der Basilika St.&nbsp;Vitus. Zwei dieser Türme ragen auf der Ostseite 42&nbsp;m hoch empor, ein weiterer schmückt als [[Dachreiter]] die Westseite der 73&nbsp;m langen Basilika minor. Zusammen mit dem direkt an den Kirchenbau angrenzenden [[Marktplatz (Städtebau)|Marktplatz]] stellt die Stiftskirche das Zentrum der Stadt Ellwangen dar. Der Kirchenbau ist umgeben von zahlreichen historischen Bauten. Dazu gehören die den Marktplatz halbkreisförmig begrenzenden barocken Stiftsherrenhäuser, Adelspaläste und Amtsgebäude der [[Fürstpropstei Ellwangen]]. Direkt an die Nordwestfassade der Basilika St. Vitus angeschlossen ist die heute evangelische [[Evangelische Stadtkirche (Ellwangen)|Jesuitenkirche]].<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Gründung des Klosters Ellwangen ===<br />
{{Hauptartikel|Kloster Ellwangen}}<br />
<br />
[[Datei:Vitus1.JPG|mini|links|Historische Ansicht der Basilika St. Vitus (um 1849)]]Die Basilika St. Vitus wurde ursprünglich als [[Stiftskirche]] für das [[Kloster Ellwangen]] erbaut. Die ersten Mönche kamen vermutlich aus dem [[Burgund]] und die beiden Gründer Ellwangens statteten die neugegründete Benediktinerabtei reichhaltig mit [[Reliquien]] aus, die zur damaligen Zeit eine große Anziehungskraft auf Pilger besaßen. So kann die Kirche bis heute neben den Reliquien der 16 Stiftsheiligen auch die Reliquien von Sulpitius und Servilianus (den Patronen der frühen Klosterkirche) ihr Eigen nennen. Erstmals erwähnt wurde das Kloster bereits am 8. April 814 in einer Urkunde Kaiser [[Ludwig der Fromme|Ludwigs des Frommen]]. Seit 817 gehörte das Kloster zu den [[Reichsprälat|Reichsabteien]]. Durch Kaiser [[Karl der Große|Karl den Großen]] wurde dem Kloster das obere Jagsttal als Interessenssphäre zugewiesen. Zudem erhielt es in den ersten Bestehensjahren wichtige Posten in [[Gunzenhausen]], [[Schriesheim]] (bei Heidelberg) und [[Katzwang]] (bei Nürnberg) sowie Güter auf der [[Blaubeuren|Blaubeurener Alb]].<br />
<br />
=== 12. und 13. Jahrhundert ===<br />
Im 12. Jahrhundert wurde der Wunsch nach einer der Stellung des Klosters als Reichsabtei angemessenen Stiftskirche laut. Diese sollte nach dem Ordenspatron das [[Patrozinium]] des [[Veit (Heiliger)|heiligen Vitus]] erhalten. Von 1100 bis 1124 entstand unter dem Abt Helmerich ein hochromanischer Neubau der Stiftskirche und der Konventbauten. Die Weihe dieses Kirchenbaus, der vermutlich weiter westlich stand als der heutige, nahmen 1124 die Bischöfe Hermann von Augsburg und Ulrich I. von Konstanz vor.<br />
Da das Kloster sich in einer finanziellen Notlage befand, überließ Abt Helmerich Laien Baugrund innerhalb der Klosteranlage. An der südlichen Klostermauer wurden Häuser gebaut und ein Teil der Siedlung Ellwangen mit der Klosteranlage vereinigt; der Stadtgründungsprozess war eingeleitet.<br />
Auf den Druck der Mönche musste daraufhin Helmerich zurücktreten. Wie eine erhaltene Anklageschrift zeigt, warfen die Mönche dem Abt vor, durch die Vereinigung des Klosters mit der Siedlung die klösterliche Ruhe gestört zu haben. Das Kloster wurde spätestens ab 1124 [[Exemtion|exemt]], das heißt, es unterstand direkt dem Papst. Seine Äbte waren ab 1215 [[Reichsfürsten]].<br />
<br />
In den folgenden Jahren wurde der Siedlungs- und der Klosterbau vorangetrieben. Abt Adalbert I. (1136–1173), der wohl aus dem [[Kloster Ottobeuren|Reformkloster Ottobeuren]] stammte, erneuerte dabei in den folgenden Jahren das klösterliche Leben in Ellwangen. Abt Kuno I. (1188–1221) erbaute das [[Schloss ob Ellwangen]] als Wehrburg und stieg 1215 sogar zum Reichsfürsten auf. Liturgische Bücher wie ein lateinisches [[Lektionar]] und ein [[Jahrzeitbuch|Totenbuch]], die aus dieser Zeit stammen, lassen auf geistliche Blütezeiten im Kloster Ellwangen schließen. Abt Kuno reiste auch im diplomatischen Dienste des Stauferkönigs [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] im Frühjahr 1220 an der Spitze einer Delegation nach Rom, um mit dem Papst über die Kaiserkrönung zu verhandeln.<br />
<br />
Eine Brandkatastrophe im Jahre 1182 machte einen abermaligen Neubau der Abtei notwendig, dessen Größe die der vorhergehenden übertraf. Nach knapp 50 Jahren Bauzeit (1182 bis 1233) erfolgte durch den Naumburger Bischof [[Engelhard (Naumburg-Zeitz)|Engelhard]] am 3. Oktober 1233 die Weihe des Kirchenbaus, der bis heute – zumindest äußerlich – weitestgehend unverändert geblieben ist.<br />
<br />
=== Die Fürstpropstei Ellwangen ===<br />
{{Hauptartikel|Fürstpropstei Ellwangen}}<br />
[[Datei:Clemens Wenzeslaus von Sachsen - Heinrich Foelix - Domschatzkammer Essen (5102).jpg|mini|Fürstpropst Clemens Wenzeslaus von Sachsen]]<br />
Nach 1350 wurden auch im Klostergebiet des Klosters Ellwangen die Folgen von [[Pest]], [[Missernte]]n und Teuerungen spürbar, es erfolgte sowohl ein wirtschaftlicher als auch ein sittlicher Verfall: Die Zahl der [[Konvent (Kloster)|Konventualen]] schrumpfte stark. Im Jahre 1443 beschädigte ein verheerender Stadtbrand auch Teile des Klosters und des Kirchenbaus. Daraufhin wurde am 14. Januar 1460 mit Einverständnis des Papstes [[Pius II.]] das Kloster in ein [[Kollegiatstift|Chorherrenstift]] umgewandelt. Diesem exemten weltlichen Chorherrenstift standen ein Fürstpropst und ein Stiftskapitel (zwölf adlige Kanoniker, zehn Chorvikare) vor. Der Propst residierte auf dem Schloss ob Ellwangen und hatte die kirchlichen Rechte eines Bischofs.<br />
<br />
Die nun anbrechende Zeit des ''Stiftes'' war von vielfältigen Änderungen geprägt: Das [[Reichsunmittelbarkeit|reichsunmittelbare]] Kanonikerstift bestand aus zwölf überwiegend adeligen [[Kanoniker]]n, zehn [[Vikar]]en und einem [[Fürstpropst]], der zugleich auch Stadtherr von Ellwangen war. Er wurde vom [[Stiftskapitel]] gewählt und musste sich vom [[Papst]] bestätigen lassen.<br />
<br />
Das mittlerweile fast 250 Jahre alte Gotteshaus war in einem sehr schlechten baulichen Zustand, so dass Propst Albrecht I. von [[Grafen von Rechberg|Rechberg]] den Miltenberger Baumeister [[Hans Stieglitz]] mit umfangreichen Renovierungs- und Neubauten betraute: So entstand 1467 ein neuer [[Kreuzgang]], die abgebrannten Klostergebäude wurden wiederhergestellt und 1473 durch die [[Liebfrauenkapelle]] ergänzt.<br />
<br />
=== Das Stift während der Reformation ===<br />
Zu Beginn der [[Reformation]] war Albrecht Thumb von Neuburg [[Fürstpropst]] in Ellwangen. Wegen ständiger Streitigkeiten zwischen Albrecht und seinem Stiftskapitel verkaufte dieser schließlich 1521 sein Amt an den mächtigen Pfalzgrafen [[Heinrich von der Pfalz|Heinrich]].<br />
Der Stiftsprediger Dr. Kreß und der Stadtpfarrer Georg Mumpach waren die gelehrten Köpfe der Ellwanger Reformationsbewegung. Auch einige [[Chorherren]] und Chorvikare sympathisierten mit der Lehre [[Martin Luther]]<nowiki/>s. Im Zuge der in ganz Schwaben stattfindenden [[Bauernaufstände]] kam es auch in Ellwangen im April 1525 zu Unruhen, die sich gegen die Obrigkeit richteten. Die meisten Chorherren des Stiftskapitels mussten infolgedessen aus der Fürstpropstei flüchten.<br />
<br />
Der [[Schwäbischer Bund|Schwäbische Bund]] schickte Hauptmann Reinhard von Neuneck mit einem kleinen Heer nach Ellwangen, welches den Bauernaufstand beendete und von den Bewohnern den Treueeid abverlangte.<br />
Der Stiftsprediger Dr. Kreß und der Stadtpfarrer Georg Mumpach wurden der Irrlehre überführt und am 7. November 1525 in [[Lauingen (Donau)|Lauingen]] enthauptet; sympathisierende Chorherren mussten auf ihre Kanonikat verzichten und die Fürstpropstei Ellwangen für immer verlassen.<br />
<br />
Durch Rückhalt des Kaisers [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] wurde Ellwangen zu einer katholischen Enklave in einer weitgehenden evangelischen Umgebung. Das Stiftskapitel wählte nach dem Tode Heinrichs von der Pfalz im Jahre 1552 den mächtigen Kardinal [[Otto von Waldburg]] zum Fürstpropst. Der Kardinal war ein Anhänger der katholischen Politik des Kaisers und ein Vorkämpfer für die politische Stabilisierung des Stiftes als selbständiges katholisch-geistliches Fürstentum innerhalb des Heiligen Römischen Reiches. Nach dem [[Augsburger Religionsfrieden]] drang Fürstpropst Otto von Waldburg auch auf eine Reform des Klerus im ganzen Stiftsgebiet. Von [[Rom]] aus kümmerte er sich persönlich um die Neubesetzung der Geistlichen Ämter.<br />
<br />
=== Barockisierung des Kirchenraumes ===<br />
Eine tiefgreifende Umgestaltung erfuhr der Kirchenraum, als er unter Fürstpropst Johann Christoph von Freyberg-Eisenberg durch [[Wessobrunn]]er Meister in den Jahren 1661–1662 [[barock]]isiert wurde. Das 18. Jahrhundert empfand diesen frühbarocken Umbau wohl als zu nüchtern und begann ab 1737 mit der Ausgestaltung der Kirche in modernen [[Rokoko]]formen. Bis 1741 arbeiteten die aus [[Ludwigsburg]] berufenen norditalienischen Meister [[Donato Riccardo Retti]], [[Carlo Carlone (Maler)|Carlo Carlone]] und [[Emanuele Pighini]] an der Dekoration und schufen dabei unter anderem die raumprägenden Figuren der Apostel und Evangelisten.<br />
<br />
=== Ende des Stiftes und 20. Jahrhundert ===<br />
Nach der Säkularisation des Stifts in den Jahren 1802/03 kam die Fürstpropstei an [[Württemberg]], und der Fürstpropst verlor seine Macht. Seitdem ist die „Stiftskirche“ die Gemeindekirche der inzwischen knapp 3350 Katholiken zählenden St.-Vitus-Gemeinde.<br />
Im 20. Jahrhundert wurden abermals Renovierungsarbeiten nötig. Erste Arbeiten erfolgten 1909/10. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] schlugen in der Nacht des 22./23. April 1945 während der amerikanischen Belagerung Granaten in das nördliche Hauptdach und den Nordturm ein und beschädigten diese. Nach dem Krieg wurden erneute Renovierungsmaßnahmen nötig, die von 1959 bis 1964 andauerten. Im Zuge dieser Arbeiten konnte die romanische [[Krypta]] wiederhergestellt werden und zudem Grabungsarbeiten in ebendieser und im Kreuzganggarten unternommen werden. Dabei wurde das Ellwanger Reliquienkästchen entdeckt.<br />
<br />
Anlässlich der 1200-Jahr-Feier Ellwangens wurde St. Vitus am 18. Januar 1964 durch Papst [[Paul VI.]] der Rang einer [[Basilica minor]] verliehen. 1983 feierten Stadt und Kirchengemeinde das 750-jährige Weihejubiläum der Kirche.<br />
<br />
Von 1992 bis 1999 erfolgte eine umfassende Restaurierung der durch Witterungseinflüsse erheblich in Mitleidenschaft gezogenen Sandsteinaußenfassade. Im Jahre 2000 konnte die sich unterhalb des Westturms befindliche Michaelskapelle wiederhergestellt werden, für die der Künstlerpfarrer [[Sieger Köder]] Glasfenster gestaltete.<br />
<br />
Am 3. Oktober 2008 jährte sich die Weihe der Basilika St. Vitus zum 775. Mal. Kirchenmusikalische und kulturelle Veranstaltungen begleiteten diese Feierlichkeiten über das gesamte Jahr. Ihren Höhepunkt erreichten sie im Besuch des [[Kardinal]]s [[Walter Kasper]] am Ostermontag und des [[Bischof]]s der [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Diözese Rottenburg-Stuttgart]] [[Gebhard Fürst]] (der in der Basilika 1977 zum [[Weihesakrament#Presbyterat|Priester geweiht]] wurde) am 3. Oktober 2008.<br />
<br />
== Der Kirchenbau ==<br />
=== Außenfassade ===<br />
[[Datei:Chor von Nordosten der Basilika St. Vitus (Ellwangen).JPG|mini|hochkant|Der Chor von Nordosten]]<br />
Die Außenfassade der Basilika St.Vitus ist weitgehend originale hochmittelalterliche Architektur, die nur durch einige [[Gotik|gotische]] und [[barock]]e Ergänzungen gestört wird. Die [[Kirchenschiff|dreischiffige]] [[Romanik|spätromanische]] Basilika mit kreuzförmigem Grundriss wurde aus abwechselnd violetten und ockergrauen Sandsteinquadern erbaut. An das Nordschiff fügt sich der später angefügte spätgotische Kreuzgang an, der durch die in den Kreuzgarten ausspringende Liebfrauenkapelle ergänzt wird. Im Anschluss an den Kreuzgang steht heute das „Jeningenheim“, das Gemeindehaus der Kirchengemeinde. In ihm ist auch das Verwaltungszentrum der Kirchengemeinde St. Vitus und die Kapitelsbibliothek untergebracht.<br />
Vor der Westfassade liegt unten als Querriegel eine Vorhalle, das „Alte Stift“. Dieses ist – ebenso wie die darüber liegende Michaelskapelle – in ihrer originalen romanischen Gestalt erhalten und von reich verzierten [[Kapitell|Säulenkapitellen]] geprägt. Direkt an das Alte Stift angeschlossen ist die ehemalige Jesuitenkirche, die heutige Evangelische Stadtkirche.<br />
<br />
Die Südseite des Hauptschiffes ist durch einen Schmuckfries bereichert, die Nordseite erscheint hingegen schlichter. Im 18. Jahrhundert fügte man dem alten Bestand noch die zweigeschossige Sakristei (1699) und die Wolkensteinkapelle (1701) hinzu. Diese Bauteile heben sich schon durch ihren weißen Kalkputz vom mittelalterlichen [[Sandstein]]mauerwerk der romanischen Kirche ab. Steht man auf dem Marktplatz, so fällt an der Südseite der Basilika neben der [[Sakristei]] eine frühgotische Sonnenuhr mit den 12 Tierkreiszeichen ins Auge, die aus der Zeit um 1200 stammt. Zudem schmücken Sandsteinfiguren der Klostergründer [[Hariolf und Erlolf]] und ein Bildnis des Jüngsten Gerichtes die Fassade.<br />
<br />
=== Die Gestaltung der Portale ===<br />
[[Datei:Ellwangen St Vitus 3820.jpg|mini|hochkant|Das Hauptportal auf der Südseite]]<br />
Die Außenfassade wird mitgeprägt durch fünf unversehrt erhaltene Rundbogenportale, die den Eintritt in die Basilika ermöglichen: Das Hauptportal (um 1225) auf der Südseite mit seinem reich verzierten Gewände zeigt im [[Tympanon (Architektur)|Tympanon]] den erhöhten Christus mit Kreuzzepter zusammen mit Maria und Johannes. Darüber ist wohl Gottvater mit der Erdkugel zu erkennen. Die neuromanischen Bronzetüren von 1910 entwarf der Stuttgarter Bildhauer August Koch. Sie sind mit zwei Löwenköpfen verziert und zeigen vier Kränze haltende Engel. Der zweite Eingang auf der Südseite wurde 1701 beim Bau der Wolkensteinkapelle zugemauert, ist aber bis heute erkennbar.<br />
<br />
Das Westportal stellt den Einlass ins „Alte Stift“ dar: Das verhältnismäßig einfach gestaltete Spitzbogenportal zeigt im Tympanon die Relieffiguren der Stiftspatrone Vitus, Sulpizius und Servilianus. Die frühbarocken geschnitzten Eichenholztüren (um 1660) zeigen St. Vitus, einen [[Putto]], und das Stiftswappen, zudem allerlei Ranken- und Früchtezierrat sowie bronzene Löwenköpfe. Das Alte Stift wird durch ein ebenfalls reich verziertes Portal vom restlichen Raum getrennt. Ein weiteres, schlicht gehaltenes Portal ermöglicht den Zutritt in die Basilika von der Nordseite her.<br />
<br />
=== Kirchenraum ===<br />
[[Datei:Ellwangen Basilika St. Vitus Innenraum.JPG|mini|hochkant|Innenansicht der Basilika]]<br />
Im Inneren ist der hochmittelalterliche Ursprung trotz der reichen Rokokoformen noch zu erkennen. Besonders die wulstigen [[Gewölbe]]rippen des Mittelschiffs sind noch leicht zu erkennen. Der oberitalienische Künstler Donato Riccardo Retti, der schon im [[Ludwigsburger Schloss]] gewirkte hatte, leitete die Barockisierung des Kirchenraums. Zusammen mit weiteren Meistern ihrer Zeit wie [[Carlo Carlone (Maler)|Carlo Carlone]] und [[Emanuelo Pighini]] schufen sie reiche, zum Teil vollplastische Stuckdekorationen.[[File:Ellwangen Basilika St. Vitus 70718.JPG|mini|Pfeiler mit profiliertem Kämpfer und plastischem Würfelschild]]<br />
Ergänzt wurde der Kirchenraum durch die ebenfalls von Donato Riccaro Retti 1737 geschaffene Kanzel und die einzigartigen übermannsgroßen Apostelfiguren, die vom Tessiner Bildhauer [[Diego Francesco Carlone]] (1647–1750) gefertigt wurden. Die Figuren, die den Kirchenraum prägen, zeigen die Apostel, die leicht an ihren Attributen zu erkennen sind, und gegenüber der Kanzel Christus.<br />
<br />
Seit 1952 ist zentral im Kirchenraum der Hauptaltar aus Juramarmor aufgebaut. Im Sockel des Hauptaltares ließ der frühere Stadtpfarrer Otto Häfner die Vitus-Reliquie einsetzen, in der eine Handreliquie des Kirchenpatrons Vitus enthalten ist. Der Überlieferung nach wurde die reich mit Gold verzierte nachempfundene Hand früher alljährlich am Vitustag der Bevölkerung präsentiert. Die Verehrung zeigte sich dabei im Küssen dieser Reliquie, was den Ellwangern den Beinamen „Veitlesschmatzer“ einbrachte.<br />
<br />
Über dem Hauptaltar schwebt ein modernes Hängekreuz von Rudolf Müller-Erb und [[Fritz Möhler]].<br />
<br />
Der [[Hochaltar]] in der Hauptapsis wurde vom Biberacher Hans Dürner 1613 geschaffen und später durch weitere Altarteile ergänzt. Das Altarbild wurde ursprünglich für die [[Marienkirche (Ellwangen)|Marienkirche in Ellwangen]] vom Ellwanger Hofmaler Johann Edmund Wiedemann 1753 gemalt. Es zeigt Maria, wie sie von Engeln in den Himmel hinaufgetragen wird. Eingerahmt wird es von übermannsgroßen, ganz in Weiß und Gold gehaltenen Statuen Joachims und Annas. Der Hochaltar wurde in seiner heutigen Form vom Ellwanger Bildhauer Viktor Geiselhart zusammengestellt und trägt heute neben dem [[Tabernakel]] einen Reliquienschrein der heiligen Sulpitius und Servilianus.<br />
<br />
Das Gewölbe der Basilika wird auch „Ellwanger Heiligenhimmel“ genannt, weil es neben der reichen Stuckverzierung auch Bildnisse aller Stiftsheiligen umfasst. Ebenso erwähnenswert sind im Kirchenraum der Herz-Jesu-Altar und die Wolkensteinkapelle.<br />
<br />
==== Die Querschiffe ====<br />
Durch den kreuzförmigen Grundriss der Basilika teilt sich das Hauptschiff in zwei Querschiffe die ebenfalls reich ausgestaltet wurden. Jeweils große [[Manierismus|manieristische]] Altaraufbauten stechen sofort ins Auge. Die Altäre wurden der heiligen Barbara und Benedikt geweiht, der Altar im nördlichen Querschiff dem heiligen Johannes und Michael. Sie entstanden um 1612 und sind mit einer Vielzahl von hölzernen Heiligenfiguren verziert. Im südlichen Querschiff sind heute die Porträts aller Ellwanger Fürstpröpste angebracht. Zudem beherbergt es ein kunstvoll gearbeiteten Bronzeepitaph für die Klostergründer [[Hariolf und Erlolf|Hariolf und Erlof]] mit dem historisch getreuen Modell der Stiftskirche (Werkstatt Peter Vischer d.&nbsp;Ä., Nürnberg, um 1485/90). Ebenso erinnert ein kunstvoll gearbeiteter Schrein, indem die Reliquien der Klostergründer aufbewahrt werden an die Gründer Ellwangens.<br />
Im nördlichen Querschiff fällt besonders eine spätgotische Bronzetafel mit der Pietà ins Auge, die an die Fürstpröpste Johann von [[Hürnheim (Adelsgeschlecht)|Hirnheim]] und Albrecht I. von [[Grafen von Rechberg|Rechberg]] erinnert, die die ersten Fürstpröpste in Ellwangen waren. Die Arbeit wird meist Peter Fischer d. A. zugeschrieben. Außerdem wurde bei Renovierungsarbeiten in den 1960er Jahren eine Wandmalerei im nördlichen Querschiff freigelegt, die die 16. Stiftsheiligen in zeitgenössischer Tracht zeigt und wohl aus dem frühen 16. Jahrhundert stammt.<br />
<br />
==== Krypta und Reliquienkästchen ====<br />
[[Datei:Ellwangen Vitus 5.jpg|mini|Blick in die Krypta]]<br />
Die dreischiffige Krypta unter der Vierung wurde um 1200 begonnen. Der Raum öffnet sich in je drei Arkaden zu den Querhäusern und war ursprünglich größer geplant. Die Kreuzgratgewölbe werden von Rundsäulen gestützt, deren Kapitelle mit Pflanzen- und Tiermotiven geschmückt sind. Der neuromanische Altaraufsatz (um 1880) enthält Reliquien der 16 Stiftsheiligen und erinnert an den geplanten neuromanischen Rückbau des Kirchenraums, zu dem der damalige Pfarrer Dr. Franz Joseph Schwarz bereits die Entwürfe angefertigt hatte. Zudem ist in der Krypta eine ganzjährige Krippe zu bewundern, deren Krippenfiguren Ellwanger Bürgern nachempfunden sind.<br />
<br />
Erst im Zuge von ausgedehnten Grabungen in Chor und Krypta in den Jahren 1959–1961 wurde die Krypta in ihrer heutigen Form rekonstruiert. Bei diesen Grabungen in der Krypta der Stiftskirche fand man am 17. September 1959 Teile eines bronzebeschlagenen vorromanischen Kästchens, dem so genannten „Ellwanger Reliquienkästchen“. Der Fund lag in einer Tiefe von rund 40 Zentimetern im südöstlichen Joch des Südschiffes, 30 bis 40 Zentimeter von der Ostmauer entfernt. Der Deckel und die vier Seitenteile sind mit Reliefs verziert, die aus dem Bronzeblech herausgetrieben wurden. Das Schloss auf der Vorderseite ist aus Silber, die Scharniere auf der Rückseite sind aus Eisen. Der Deckel zeigt die Hand Gottes, neben der rechts ein Schleier herabhängt, in den sechs rechteckigen Seitenfeldern sind in Strahlennimben sechs männliche Köpfe. Welchem Zweck das Kästchen diente ist unklar. Die ursprünglich geäußerte Vermutung dass es zur Aufbewahrung von Reliquien diente, erwies sich als unwahrscheinlich. Vermutlich war es die Schmuckschatulle der [[Richildis von der Provence|Kaiserin Richildis]], denn auf dem Kästchen ist ihr Mann, Kaiser [[Karl der Kahle]], gestorben 877, dargestellt, der andere Herrscher ist sein 846 geborener Sohn [[Ludwig II. (Frankreich)|Ludwig]], der seinem Vater 877 auf den Thron folgte. Das 764 gegründete Ellwanger Kloster stand stets in einem engen Verhältnis zum [[Westfrankenreich|westfränkischen Reich]] und dem dort residierenden kaiserlichen Hof. Eine Schenkung des Kästchens, um sich die Gunst des mächtigen Ellwanger Abtes zu sichern, wäre also wahrscheinlich.<br />
<br />
Seit 2009 ist das „Ellwanger Reliquienkästchen“ als originalgetreue Replik in einer [[Stele]] des Ellwanger Künstlers Rudolf Kurz in der Krypta zu sehen.<br />
<br />
=== Das Alte Stift ===<br />
[[Datei:Ellwangen Vitus 6.jpg|mini|links|hochkant|Das Grabmal des Ellwanger Ministerialen Ulrich von Ahelfingen († 1339)]]<br />
Das „Alte Stift“, wie die romanische Vorhalle im Westen auch genannt wird, entstand an Stelle eines ursprünglich geplanten Westchores ab etwa 1230. Die dreijochige und zweischiffige [[Halle (Architektur)|Halle]] zeigt schon zaghafte [[Gotik|frühgotische]] Spitzbogenformen und wurde in spätgotischer Zeit um drei Joche verbreitert. Damals schloss man den – ursprünglich nach außen offenen – als Eingangshalle geplanten Raum und schuf als Zugang das schlichte Westportal. Die wuchtigen Architekturformen verweisen auf Vorbilder in Burgund oder dem [[Elsass]]. Die abschließenden seitlichen Joche entstanden erst im frühen 17. Jahrhundert in gotisierenden Formen. Im Alten Stift finden sich heute zahlreiche Altäre: Der dritte Fürstpropst [[Johann Christoph von Westerstetten]] (1603–1613) ließ den nordwärts aufgestellten Kreuzaltar um 1610 errichten, der aus Sandstein gearbeitet den Ottobeurer Bildhauern Hans und Matthäus Schamm zugeschrieben wird. Weiterhin sind im Alten Stift der Sebastiansaltar zu sehen, der aus Bronze und Stein 1910 von August Koch entworfene Karfreitagsaltar, ein weiterer steinerner Altarschrein und ein Ölberg, der wohl von Hans Stieglitz gefertigt wurde. Sehenswert sind ebenso die nazarenischen Buntglasfenster (um 1871), die Motive aus dem freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Rosenkranz darstellen. Zahlreiche kunstvoll gestaltete Grabmäler von Äbten wie z. B. Abt Kuno II., Fürstpröpsten oder dem Gedenkstein für den [[Ritter]] [[Ulrich von Ahelfingen]] († 1339) finden sich ebenso im Alten Stift. Eine Besonderheit ist außerdem die ökumenische Pforte, welche im Jahre 1997 feierlich eröffnet wurde. Sie bietet einen Durchgang zur Evangelischen Stadtkirche und ist somit ein Zeichen der lebendigen Ökumene in der Stadt. Betritt man die Basilika durch das Alte Stift, so sieht man über dem inneren Westportal die mahnende Inschrift:<br /> VOS IGITUR PER QUOS REGITUR DOMUS ISTA NOTETIS NE PEREAT. SI NON HABEAT SUA IURA LUETIS<br />''(Ihr, durch die dieses Gebäude verwaltet wird, achtet darauf dass es nicht zugrunde geht. Wenn ihr nicht auf sein Recht bedacht seid, müsst ihr es büßen)''.<br />
<br />
=== Die Michaelskapelle ===<br />
Ein weiteres Kleinod in der Basilika St. Vitus ist die romanische Michaelskapelle die sich über dem „Alten Stift“ – also quasi hinter der Orgel – der Basilika befindet. Ursprünglich war diese kleine Kapelle der Gebetsort der Äbte, erst vor wenigen Jahren wurde sie vom Künstlerpfarrer [[Sieger Köder]] ausgestaltet und der Öffentlichkeit – bei Stadtführungen – zugänglich gemacht. Der von Köder gefertigte Altar zeigt unter der Mensa das Handreliquiar des Hl. Vitus und die Stiftsheiligen. An der Rückseite des Altars wurde im Kreis der Heiligen ein Platz für den guten [[Pater Philipp]] freigehalten, dessen Heiligsprechung viele Ellwanger sehnsüchtig erwarten. In einer Vertiefung des Altars sind außer den Reliquien des heiligen Vitus noch Reliquien von Sulpitius und Servilianus enthalten.<br />
<br />
Ebenfalls durch Sieger Köder wurden die beiden Glasfenster gestaltet die – nach Westen und Süden zeigend – der Michaelskapelle Licht spenden. Das nach Westen zeigende „Abendfenster“ kommt besonders gut bei untergehender Sonne in den Abendstunden zur Geltung. Es zeigt den Abendstern und die Abendröte, im Vordergrund ist eine betende Person zu sehen, die sich über eine aufgeschlagene Seite aus dem Neuen Testament beugt. Es handelt sich dabei um die [[Offenbarung des Johannes]], der Betrachter kann noch die Stelle „Ich bin das Alpha und das…“ lesen. Das nach Süden gerichtete Michaelsfenster ist weniger farbig gestaltet, sondern in weiß und schwarz gehalten. Zu erkennen sind Flügel, die an den [[Michael (Erzengel)|Erzengel Michael]] erinnern sollen, und ein Buch.<br />
<br />
Die Michaelskapelle ist quasi ein Blick in die Vergangenheit der Stiftskirche: Sie ist noch in ihrem ursprünglichen romanischen Baustil erhalten und gibt einen Eindruck davon wie die gesamte Basilika vor ihrer Barockisierung wohl ausgesehen hat. Fehlend ist einzig das Kreuzgratgewölbe, das durch eine Decke aus Eichendielen ersetzt wurde. Darauf wurden von Sieger Köder auf einfachem weiß goldenem Grund drei Hände gemalt, aus der eine Frau und ein Mann hervorsehen. Dieses Deckengemälde symbolisiert die [[Trinität|Dreifaltigkeit]] Gottes, durch die die Menschen geschützt werden.<br />
<br />
=== Die Liebfrauenkapelle und der Kreuzgang ===<br />
[[Datei:Ellwangen Kreuzgang.jpg|mini|Der spätgotische Kreuzgang]]<br />
Der spätgotische Kreuzgang ist im Norden an das romanische Langhaus angefügt, Grabmäler aus drei Jahrhunderten sind hier noch sichtbar. Vier netzgewölbte Flügel umschließen den Kreuzgarten. Der Westflügel öffnet sich zur Liebfrauenkapelle (1473) mit dem viel besuchten Grab des [[Jesuiten]]paters [[Philipp Jeningen]] (1642–1704). Die Grabstätte des im Volk überaus beliebten Jesuitenpaters, der in und um Ellwangen wirkte, wurde 1953 hierher verlegt und wird heute gern von vielen Gläubigen von nah und fern bittend und dankend aufgesucht. Ebenso finden alljährlich Wallfahrten zum Grab des „guten Pater Philipp“ statt, die von der Aktion Spurensuche organisiert werden. Neben Pater Philipp ist [[Ignatius Desiderius von Peutingen]] (1641–1718) begraben. Peutigen war ein enger Freund Philipp Jeningens und stiftete das Ellwanger Jesuitenkollegium. Das Grabdenkmal an der Nordwand der Liebfrauenkapelle zeigt ein Porträt Peutingens. Von Wilhelm Geyer wurden 1949/1950 die Buntglasfenster der Liebfrauenkapelle gearbeitet, die das Marienleben dokumentieren.<br />
<br />
Im Nordwesten stößt die Stiftskirche an die barocke Jesuitenkirche (1724), die heute als [[Evangelische Stadtkirche (Ellwangen)|evangelische Stadtkirche]] dient und durch eine Verbindungstür mit der westlichen Vorhalle der Stiftskirche verbunden ist. Das anschließende Jesuitenkolleg entstand von 1720 bis 1723.<br />
<br />
== Walcker-Orgel ==<br />
[[Datei:Ellwangen St Vitus Orgel.jpg|mini|Orgelprospekt]]<br />
Die Basilika besaß wahrscheinlich schon im Spätmittelalter eine [[Orgel]], in alten Chroniken wird zumindest davon berichtet. In das [[Prospekt (Orgel)|Barockgehäuse]], das 1776 von Johann Anton Ehrlich gefertigt wurde, baute Werner [[Eberhard Friedrich Walcker|Walcker-Mayer]] 1964 im Zuge der Renovierungsarbeiten in der Basilika eine neue Orgel mit 44 [[Register (Orgel)|Registern]] auf drei [[Manual (Musik)|Manualen]] und [[Pedal (Orgel)|Pedal]] ein. 1994 wurde die Orgel dann durch Eduard Wiedenmann restauriert und erweitert, sodass die ''Walcker-Orgel'' heute 45 Stimmen umfasst. Als Besonderheiten wurden Röhrenglocken, ein Cornett, die Vox coelestis und das Krummhorn eingebaut.<br />
<br />
Die [[Disposition (Orgel)|Disposition]] der Orgel:<br />
<br />
{| border="0" cellspacing="0" cellpadding="10" style="border-collapse:collapse;"<br />
| style="vertical-align:top" |<br />
{| border="0"<br />
| colspan=2 | '''I Hauptwerk'''<br />
----<br />
|-<br />
|Rohrflöte || 16′<br />
|-<br />
|Principal || 8′<br />
|-<br />
|Gemshorn || 8′<br />
|-<br />
|Octave || 4′<br />
|-<br />
|Koppelflöte || 4′<br />
|-<br />
|Quinte || {{Bruch|2|2|3}}′<br />
|-<br />
|Superoktave || 2′<br />
|-<br />
|Cornett III || {{Bruch|2|2|3}}′<br />
|-<br />
|Mixtur V–VI || 2′<br />
|-<br />
|Trompete || 16′<br />
|-<br />
|Trompete || 8′<br />
|-<br />
|<br />
|-<br />
|''Tremulant''<br />
|}<br />
| style="vertical-align:top" |<br />
{| border="0"<br />
| colspan=2 | '''II Schwellwerk'''<br />
----<br />
|-<br />
|Weitprinzipal || 8′<br />
|-<br />
|Holzflöte || 8′<br />
|-<br />
|Harfpfeife || 8′<br />
|-<br />
|Vox coelestis || 8′<br />
|-<br />
|Holzprinzipal || 4′<br />
|-<br />
|Blockflöte || 2′<br />
|-<br />
|Mixtur IV || 1′<br />
|-<br />
|Fagott || 16'<br />
|-<br />
|Trompette harmonique || 8′<br />
|-<br />
|Vox humana || 8′<br />
|-<br />
|Schalmey || 4′<br />
|-<br />
|<br />
|-<br />
|''Tremulant''<br />
|}<br />
| style="vertical-align:top" |<br />
{| border="0"<br />
| colspan=2 | '''III Kronwerk'''<br />
----<br />
|-<br />
|Gedeckt || 8′<br />
|-<br />
|Rohrquintade || 8′<br />
|-<br />
|Prinzipal || 4′<br />
|-<br />
|Gemsrohr gedackt || 4′<br />
|-<br />
|Quintflöte || {{Bruch|2|2|3}}′<br />
|-<br />
|Octave || 2′<br />
|-<br />
|Terz || {{Bruch|1|3|5}}′<br />
|-<br />
|Quinte || {{Bruch|1|1|3}}′<br />
|-<br />
|Sifflöte || 1′<br />
|-<br />
|Scharfzimbel IV || {{Bruch|2|3}}′<br />
|-<br />
|Dulcian || 16′<br />
|-<br />
|Krummhorn || 8′<br />
|-<br />
|<br />
|-<br />
|''Tremulant''<br />
|-<br />
|<br />
|-<br />
|Röhrenglocken <small><ref group="A" name="Rö">Röhrendämpfung ein-/abschaltbar.</ref></small> <br />
|}<br />
| style="vertical-align:top" |<br />
{| border="0"<br />
| colspan=2 | '''Pedalwerk'''<br />
----<br />
|-<br />
|Prinzipalbass || 16′<br />
|-<br />
|Subbass || 16′<br />
|-<br />
|Oktavbass || 8′<br />
|-<br />
|Rohrpfeife || 8′<br />
|-<br />
|Waldflöte || 4′<br />
|-<br />
|Choralbass || 4′<br />
|-<br />
|Hintersatz IV || {{Bruch|2|2|3}}′<br />
|-<br />
|Kontrafagott || 32′<br />
|-<br />
|Posaune || 16′<br />
|-<br />
|Bombarde || 8′<br />
|}<br />
|}<br />
* ''Koppeln:'' III/I, II/I (mechanisch und elektrisch), III/II, I/P, II/P,III/P <br />
* ''Oktavkoppeln:'' II 16', II 16'/I, III 16'/I, III 4'/I, III 16'/II, III 4'/II<br />
* ''Anmerkungen:''<br />
<references group="A" /><br />
<br />
== Kirchenmusik ==<br />
Die Kirchenmusik nimmt in der Stiftskirche einen großen Stellenwert ein. So existieren mehrere Chöre die in der Basilika St. Vitus ihr Können zum Besten geben: der Stiftschor, die Männerschola, die Jugendkantorei und die Chorschule. Auch die Organisten an der Walcker-Orgel waren schon immer bekannte Größen ihres Faches, darunter beispielsweise der Komponist [[Eberhard Bonitz]] (in den 1940er/1950er Jahren) oder Kirchenmusikdirektor Willibald Bezler, der fast 40 Jahre lang mit zahlreichen Konzerten für eine lebendige Kirchenmusik sorgte und im Juli 2007 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Sein Nachfolger ist seit August 2007 Regionalkantor Thomas Petersen, der in Freiburg i. Br. und am Konservatorium in Amsterdam u. a. bei [[Jacques van Oortmerssen]] Kirchenmusik studierte.<br />
<br />
== Türme und Geläut ==<br />
[[Datei:Ellwangen St. Vitus Susanna.jpg|mini|links|hochkant|„Susanna“ die älteste Glocke der Basilika]]<br />
Die beiden 42 Meter hohen Haupttürme stehen östlich der Querschiffe neben dem [[Chor (Architektur)|Chor]]. Das Mauerwerk durchdringt die Wände der Kirche und die Dachflächen der – zu den Absiden weitergeführten – Seitenschiffe. Sichtbar sind drei Geschosse mit Pyramidendächern und einer verhältnismäßig reichen Gliederung aus Rundbogenfriesen, Gesimsbändern und rundbogigen Fensteröffnungen. Dahinter ist dem letzten Chorjoch die halbrunde [[Apsis|Hauptapsis]] angefügt. Links und rechts flankieren schlichte Nebenabsiden die Apsis, unter deren Dachgesims ein Rundbogenfries verläuft. In den beiden Haupttürmen sind die „Türmerstübchen“ untergebracht, in denen in früheren Zeiten ein Türmer über Ellwangen wachte. Ein dritter Turm sitzt in der Art eines [[Dachreiter]]s über dem Westgiebel. Auch dieses Türmchen ist mit einer spitzen Dachpyramide bekrönt.<br />
<br />
Der Zweite Weltkrieg ging auch nicht spurlos an der Stiftskirche vorbei: In der Nacht vom 22. auf den 23. April 1945, während der amerikanischen Belagerung, schlugen Granaten in das nördliche Hauptdach und den Nordturm ein und beschädigten diese. Zum Gedenken daran wurde im Nordturm 1948 ein bis heute sichtbarer Gedenkstein eingesetzt. Auf der Außenseite trägt dieser den Schriftzug „Salve Spes“ („Sei gegrüßt, Hoffnung“), die Innenseite trägt neben einer Beschreibung der Ereignisse und der Jahreszahlen die Inschrift „Gott ist in seiner Stadt, darum wird sie fest bleiben“ und spielt damit auf das Unwetter an, das gegen Ende des Zweiten Weltkrieges eine Bombardierung Ellwangens durch die Alliierten verhinderte.<br />
<br />
<!--Das Geläute hat die vertiefte Tonfolge a<sup>0</sup> – h<sup>0</sup> – d<sup>1</sup> – e<sup>1</sup> – g<sup>1</sup> – a<sup>1</sup> – h<sup>1</sup> – d<sup>2</sup>.--><br />
Drei der insgesamt acht Glocken wurden 1545 durch Meister Hans Rosenhart aus Nürnberg gegossen: die Susanna (im Nordturm), die Pieta (ebenfalls Nordturm) und das Weihnachtsglöcklein (im Westreiter). Da weitere drei historische Glocken 1942 dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen sind, wurden 1956 durch [[Glockengießerei Bachert|Alfons Bachert]] in Heilbronn fünf weitere neu gegossen: die im Südturm hängende, ca. 5000&nbsp;kg schwere Philipp-Jeningen-Glocke (zu Ehren des in der Liebfrauenkapelle begrabenen Jesuitenpaters), die ca. 3500&nbsp;kg schwere Canisius-Glocke (ebenfalls Südturm), und die kleinere Josefsglocke sowie die Domitilla- bzw. Vitusglocke, die im Westreiter hängen.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
! Nr.<br />
! Name<br />
! Gießer<br />
! Gussjahr<br />
! Durchmesser<br/> (mm)<br />
! Gewicht<br/> (kg)<br />
! Schlagton<br />
|-----<br />
| 1 || Jeningenglocke || A. Bachert||align="center"|1956 || align="center"|2002 || align="center"|5434||align="center"|'''a<sup>0</sup>'''<br />
|-----<br />
| 2 || Canisiusglocke || A. Bachert||align="center"|1956 || align="center"|1810 || align="center"|3832||align="center"|'''h<sup>0</sup>'''<br />
|-----<br />
| 3 || Susanna || Hans Rosenhart||align="center"|1545 || align="center" |1600 || align="center"|2750||align="center"|'''d<sup>1</sup>'''<br />
|-----<br />
| 4 || 12 Uhr/ Pietáglocke || Hans Rosenhart||align="center"|1545 || align="center" |1380 || align="center"|1750||align="center"|'''e<sup>1</sup>'''<br />
|-----<br />
| 5 || Josefsglocke || A. Bachert||align="center"|1956 || align="center"|1090 || align="center"|825||align="center"|'''g<sup>1</sup>'''<br />
|-----<br />
| 6 || Domitilla/ Elisabethglocke || A. Bachert||align="center"|1956 || align="center"|960 || align="center"|858||align="center"|'''a<sup>1</sup>'''<br />
|-----<br />
| 7 || Vitusglocke || A. Bachert||align="center"|1956 || align="center"|840 || align="center"|379 ||align="center"|'''h<sup>1</sup>'''<br />
|-----<br />
| 8 || Weihnachtsglöcklein || Hans Rosenhart||align="center"|1545 || align="center" |690 || align="center"|240||align="center"|'''d<sup>2</sup>'''<br />
|}<br />
<br />
== Pfarrer ==<br />
Bis 1818 waren vorwiegend die Vikare des Chorherrenstiftes für die Seelsorge zuständig. Die meisten seit der Säkularisation in der Basilika St. Vitus wirkenden Pfarrer waren auch Dekane des Dekanats Ellwangen, Kammerer oder Bischöfliche Kommissare und Stadtpfarrer:<br />
{|<br />
| valign="top" |<br />
{| class="wikitable"<br />
! Jahr<br />
! Name<br />
|-----<br />
| 1799–1805 || Thaddäus Martin Veeser<br />
|-----<br />
| 1805–1814 || Johann Alois Klingenmaier († 1868) aus Dewangen<br />
|-----<br />
| 1819–1826 || Anton Huberich († 1833) aus Igersheim<br />
|-----<br />
| 1826–1831 || Josef Weinschenk († 1843) aus Ellwangen<br />
|-----<br />
| 1833–1867 || Matthäus von Sengele († 1867) aus Rottweil<br />
|-----<br />
| 1868–1885 || Franz Joseph Schwarz († 1885) aus Donzdorf<br />
|-----<br />
| 1886–1892 || Emil Hescheler († 1892) aus Schussenried<br />
|}<br />
| valign="top" |<br />
{| class="wikitable"<br />
! Jahr<br />
! Name<br />
|-----<br />
| 1893–1917 || Valentin Fuchs († 1917) aus Mergentheim<br />
|-----<br />
| 1917–1926 || Johannes Staudenmaier († 1926) aus Oberbettringen<br />
|-----<br />
| 1926–1932 || Paul Traub († 1932) aus Ergenzingen<br />
|-----<br />
| 1932–1961 || Otto Häfner († 1967) aus Rottweil<br />
|-----<br />
| 1962–1973 || Alois Schmitt († 1973) aus Igersheim<br />
|-----<br />
| 1973–2005 || Msgr. Patriz Hauser († 2005) aus Neuler<br />
|-----<br />
| seit 2006 || Michael Windisch aus Göppingen<br />
|}<br />
|}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur<br />
| Autor=Otto Beck<br />
| Titel=Die Stiftsbasilika St. Vitus in Ellwangen – Führer durch ein sehenswertes Gotteshaus<br />
| Verlag=Kunstverlag Josef Fink<br />
| Ort=Lindenberg<br />
| Jahr=2003<br />
| ISBN=3-89870-005-4<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
| Autor=[[Bruno Bushart]]<br />
| Titel=Stiftskirche Ellwangen<br />
| Verlag=<br />
| Ort=München<br />
| Jahr=1953<br />
| ISBN=<br />
}}<br />
* {{Literatur<br />
| Autor=Bruno Bushart<br />
| Titel=Die Basilika zum heiligen Vitus in Ellwangen<br />
| Verlag=<br />
| Ort=Ellwangen<br />
| Jahr=1988<br />
| ISBN=<br />
}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|St. Vitus (Ellwangen)}}<br />
* [http://se-ellwangen.drs.de/ Seelsorgeeinheit Ellwangen]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Basilicae minores in Deutschland}}<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=4440138-3}}<br />
{{Coordinate |NS=48/57/43/N |EW=10/07/55.5/E |region=DE-BW |type=landmark}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Ellwangen (Jagst)]]<br />
[[Kategorie:Kirchengebäude im Ostalbkreis|Ellwangen, Vitus]]<br />
[[Kategorie:Veitskirche|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Liebfrauenkirche|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Bauwerk in Ellwangen (Jagst)]]<br />
[[Kategorie:Barockbauwerk im Ostalbkreis|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Barocke Kirche|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Romanische Kirche|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Krypta|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Basilica minor|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Kollegiatstift|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Kollegiatstiftskirche in Deutschland|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Ellwangen, Basilika St. Vitus (Ellwangen)]]<br />
[[Kategorie:Pfarrkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Bauwerk der Romanik in Baden-Württemberg|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Innenraum der Gotik|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]]<br />
[[Kategorie:Wallfahrtskirche des Bistums Rottenburg-Stuttgart|Ellwangen]]<br />
[[Kategorie:Organisation (Ellwangen (Jagst))]]<br />
[[Kategorie:Religion (Ellwangen (Jagst))]]<br />
[[Kategorie:Kloster Ellwangen]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kieler_Friede&diff=210804133Kieler Friede2021-04-11T01:15:48Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Germany-Kiel-Buchwaldscher-Hof-Saule.JPG|mini|Säule zur Erinnerung an den Kieler Frieden, gestaltet von [[Illa Blaue]]]]<br />
'''Kieler Frieden''' ist die Bezeichnung für den am [[14. Januar]] [[1814]] in [[Kiel]] geschlossenen Friedensvertrag zwischen [[Dänemark]] einerseits und [[Schweden]] und dem [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Vereinigten Königreich]] andererseits. Der Vertrag führte nach der Niederlage der beiden Verbündeten Dänemark und Frankreich im [[Napoleonische Kriege|Napoleonischen Krieg]] zu einer territorialen Neuordnung Skandinaviens: Dänemark musste auf [[Norwegen]] zugunsten Schwedens verzichten. Norwegen schied damit aus dem [[Dänischer Gesamtstaat|Dänischen Gesamtstaat]] sowie aus der dänisch-norwegischen [[Dänemark-Norwegen|Personalunion]] aus. Das Vereinigte Königreich behielt die Hoheit über [[Helgoland]].<ref>[[Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt]], Ortwin Pelc (Hrsg.): ''Das neue Schleswig-Holstein Lexikon.'' Wachholtz, Neumünster 2006, Lemma Kieler Frieden.</ref><br />
<br />
== Vorgeschichte ==<br />
=== Dänemarks Außenpolitik ===<br />
Seit 1780 verfolgte Dänemark eine Politik [[Bewaffnete Neutralität|bewaffneter Neutralität]], die dem [[Dänischer Gesamtstaat|Dänischen Gesamtstaat]] eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs brachte. Kronprinzregent [[Friedrich VI. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich]] und Außenminister [[Christian Günther von Bernstorff]] waren daher zunächst bestrebt, auch während der [[Koalitionskriege|Napoleonischen Kriege]] diese Neutralität zu wahren. Deswegen schloss Dänemark am 16. Dezember 1800 ein Bündnis mit Schweden, [[Preußen]] und [[Russisches Kaiserreich|Russland]], um deren Schutz gegen die Seemacht des Vereinigten Königreichs zu erhalten. Diese Politik scheiterte, weil nach der Ermordung des Zaren [[Paul I. (Russland)|Paul&nbsp;I.]] im März 1801 sein Nachfolger [[Alexander I. (Russland)|Alexander&nbsp;I.]] die Blockade der Ostsee gegen die Briten nicht mehr aufrechterhielt: Britische Kriegsschiffe konnten im April 1801 ungehindert [[Kopenhagen]] erreichen und in einer [[Seeschlacht von Kopenhagen (1801)|Seeschlacht]] fast die gesamte [[Geschichte der Dänischen Marine|dänische Flotte]] vernichten.<br />
<br />
Zwar versuchte Bernstorff trotzdem an der Neutralität festzuhalten, doch als 1807 britische Kriegsschiffe Kopenhagen [[Seeschlacht von Kopenhagen (1807)|bombardierten]] und die neuerbaute dänische Flotte beschlagnahmten, ging Dänemark am 31. Oktober 1807 die Allianz mit [[Frankreich]] ein und erklärte dem Vereinigten Königreich im Glückstädter [[Wasmer-Palais]] den Krieg. Am 13. März 1808 starb der geisteskranke König [[Christian VII. (Dänemark und Norwegen)|Christian&nbsp;VII.]] Am nächsten Tag erklärte Dänemark Schweden den [[Dänisch-Schwedischer Krieg (1808–1809)|Krieg]], der vor allem um die norwegischen Gebiete geführt wurde, die Schweden im [[Frieden von Brömsebro]] 1645 zugesprochen bekommen hatte und die Dänemark nun zurückerobern wollte. 1809 endete dieser Krieg unter dem Druck der britischen Handelssperre gegen Dänemark mit dem Frieden von [[Jönköping]], der den Status quo bestätigte. 1810 musste Dänemark auf Druck von Schweden und dem Vereinigten Königreich der Koalition gegen [[Napoléon Bonaparte|Napoleon]] beitreten. Die enormen Kosten des Krieges führten 1813 zum [[Dänischer Staatsbankrott von 1813|Staatsbankrott]]. Durch eine [[Währungsreform]] wurden Guthaben auf ein Sechstel des bisherigen Werts abgewertet.<br />
<br />
=== Schwedens Kriegsziele ===<br />
Schweden war bereits 1805 einem antifranzösischen Bündnis beigetreten. Als Russland im [[Frieden von Tilsit]] 1807 die Seite wechselte und Dänemark ein Bündnis mit Frankreich einging, standen sich Schweden und Dänemark als Gegner gegenüber. Im [[Russisch-Schwedischer Krieg 1808–1809|Russisch-Schwedischen Krieg]] eroberte Russland 1809 [[Finnland]]. Im selben Jahr folgte [[Karl XIII. (Schweden)|Karl&nbsp;XIII.]] dem abgesetzten Neffen [[Gustav IV. Adolf (Schweden)|Gustav&nbsp;IV. Adolf]] auf den Thron. König Karl adoptierte 1810 den [[Marschall von Frankreich|französischen Marschall]] [[Karl XIV. Johann (Schweden)|Jean-Baptiste Bernadotte]], den späteren König Karl XIV. Johann. Seit 21. Oktober 1810 war Bernadotte der Oberbefehlshaber aller [[Schwedische Streitkräfte|schwedischen Streitkräfte]]. Der [[Schwedisch-Britischer Krieg|Krieg]], den Schweden 1810 dem Vereinigten Königreich unter französischem Druck erklärte, verlief ohne Kriegshandlungen und endete am 18. Juli 1812.<br />
<br />
Bernadotte strebte nach Kompensation für den Verlust Finnlands; denn ihm war klar, dass es ihm nicht möglich sein würde, Finnland zurückzuerobern. Für die Beteiligung Schwedens an einer antinapoleonischen Allianz ließ er sich stattdessen den Besitz von Norwegen zusichern. Um die Entscheidung zu erzwingen, marschierte Bernadotte am 1.&nbsp;Dezember 1813 als Oberkommandierender der [[Nordarmee (Befreiungskriege)|Nordarmee]]<ref>''Politiker würdigen Kieler Frieden.'' In: Weser Kurier vom 15. Januar 2014, S. 18.</ref> nach dem Sieg über Napoleon in der [[Völkerschlacht bei Leipzig]] über die Elbe bei [[Boizenburg/Elbe|Boizenburg]] ([[Mecklenburg-Schwerin]]) in das [[Herzogtum Holstein]] ein. Schon vorher wurde das seit 1806 von Napoleon besetzte [[Lübeck]] befreit. Nach den Gefechten bei [[Bornhöved]] am 7.&nbsp;Dezember 1813 zog sich Dänemark aus Kiel zurück. Bernadotte zog mit 7000 Soldaten in die nur 5000 Einwohner zählende Stadt ein und machte sie zu seinem Hauptquartier, von wo aus er seinen Zermürbungskrieg gegen Dänemark weiterführte. In der [[Schleswig-Holstein|schleswig-holsteinischen]] Bevölkerung ging dieser Winter als [[Kosakenwinter]] in die Geschichte ein, da Bernadotte auch über ein schlagkräftiges Freicorps von russischen [[Kosaken|Kosaken-Reitern]] verfügte, die bis weit nach [[Jütland]] hinein plünderten.<br />
<br />
== Der Friedensvertrag ==<br />
[[Datei:Vorderseite des Buchwaldschen Hofes von 1621 (Kiel 44.925).jpg|mini|Der Buchwaldsche Hof in Kiel um 1904]]<br />
Am 9. Januar 1814 kapitulierte das bedrängte Dänemark. In der Nacht vom 14. zum 15. Januar 1814 wurde in Kiel im Adelpalais [[Buchwaldscher Hof#Buchwaldscher Hof in Kiel|Buchwaldscher Hof]], dem Hauptquartier von Bernadotte, der Kieler Frieden unterzeichnet. Die [[Ratifikation]] des Vertrages folgte am 31. Januar 1814 in Stockholm und am 7.&nbsp;Februar 1814 in Kopenhagen.<ref>[http://www.kieler-frieden.info/index.php?page=15&language=de Übersetzung des Vertrags]</ref> Der Vertrag beinhaltete neben dem Frieden zwischen Dänemark und Schweden auch den Friedensschluss zwischen Dänemark, Preußen und Russland. Dänemark verpflichtete sich, den Krieg gegen Napoleon tatkräftig zu unterstützen (Art.&nbsp;3). Der dänische König verzichtete für sich und seine Erben auf Norwegen (Art.&nbsp;4) und erhielt dafür den schwedischen Anteil von [[Schwedisch-Pommern|Pommern]] (Art.&nbsp;7). Dafür garantierte Schweden den Norwegern ihre bisherigen Rechte und Privilegien (Art.&nbsp;5).<br />
<br />
== Folgen ==<br />
=== Bedeutung für Norwegen ===<br />
{{Überarbeiten}}<br />
[[Datei:Denmark-Norway in 1780.svg|mini|Staatsgebiet der dänisch-norwegischen Personalunion bis 1814]]<br />
Kronprinz [[Christian VIII. (Dänemark und Norwegen)|Christian Frederik]], seit 1813 dänischer Statthalter von Norwegen, weigerte sich, die Verzichtserklärung seines königlichen Vetters auf Norwegen anzuerkennen. Nach Bekanntwerden des Friedensvertrags berief er deshalb die 21 wichtigsten Männer des Landes nach [[Eidsvoll]], um sich ihnen als Nachfolge seines Vetters als [[Absolutismus|absolutistischer]] König eines souveränen Norwegens vorzustellen. Die 21 widersetzten sich jedoch diesem Ansinnen. Sie argumentierten, Norwegen habe zwar 1537 seine Selbständigkeit an den dänischen König [[Christian III. (Dänemark und Norwegen)|Christian&nbsp;III.]] verloren, seine Gesetze seien jedoch in Geltung geblieben. Zu diesen gehöre auch das Recht, den König zu wählen. Nun sei die Staatsgewalt nach Abdankung des dänischen Königs an das norwegische Volk gefallen, weshalb sie eine liberale Verfassung und eine [[konstitutionelle Monarchie]] verlangten. Christian Frederik blieb vorläufig Regent, während das Volk bzw. Männer über 25 Jahre mit einem bestimmten Mindestbesitz über [[Wahlmänner]] 112 Delegierte wählten. Am 11. April 1814 wurde die verfassungsgebende Versammlung eröffnet; am 17. Mai 1814 wurde die heute noch gültige [[Verfassung von Eidsvoll]] erlassen. Christian Frederik wurde am selben Tag zum erblichen König von Norwegen gewählt und legte zwei Tage später seinen Eid auf die Verfassung vor dem konstituierten [[Storting]] ab.<ref>[http://www.koenigshaus-norwegen.de/monarchie/storting/storting_historie.htm Geschichte des norwegischen Stortings]</ref><br />
<br />
Bernadotte akzeptierte jedoch kein unabhängiges Norwegen und griff am 26. Juli 1814 an. Nach einem kurzen [[Schwedisch-Norwegischer Krieg (1814)|Krieg]] kapitulierte Norwegen Anfang August 1814. Christian Frederik dankte am 17. August 1814 ab. Im Gegenzug zur neuen Personalunion mit Schweden konnte Norwegen in der [[Konvention von Moss]] seine Verfassung durchsetzen. Die volle Souveränität erreichte es aber erst am 7.&nbsp;Juni 1905. Der letzte Versuch, den [[Archipel]] [[Orkney]] wieder für Norwegen zu gewinnen, scheiterte mit dem Kieler Frieden endgültig.<br />
<br />
Allgemein wird der Kieler Friede als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Souveränität Norwegens gesehen.<ref>[http://www.eidsvoll1814.no/default.aspx?aid=9068289 Eidsvoll 1814]</ref> Die vorhergehende dänische Zeit bezeichnete der norwegische Schriftsteller [[Henrik Ibsen]] als ''400-Jahre-Nacht''. Der Verfassungstag, der 17. Mai, ist noch heute Nationalfeiertag.<br />
<br />
=== Bedeutung für Grönland, Island und die Färöer ===<br />
Aus Sicht der Grönlander, Isländer und Färinger war der Kieler Frieden eine Verewigung der bereits seit 1380 bestehenden Vorherrschaft Dänemarks über ihre zuvor schon von Norwegen beherrschten Länder. [[Grönland]] und die [[Färöer]] gehören noch heute zum Königreich Dänemark, allerdings seit dem 20. Jahrhundert mit weitreichender Autonomie. [[Island]] wurde am 17. Juni 1944 endgültig souverän. Für die Färöer war eine unmittelbare Folge des Kieler Friedens die Auflösung ihres seit ungefähr tausend Jahren bestehenden Parlaments, des [[Løgting]]s.<br />
<br />
=== Bedeutung für Dänemark ===<br />
War Dänemark seit den Zeiten der [[Kalmarer Union]] von 1397 ein europäisches Großreich gewesen, so verlor es mit dem Friedensschluss in Kiel nach Schweden auch Norwegen. Es behielt aber [[Grönland]], [[Island]], die [[Färöer]] und seine Kolonien in [[Dänisch-Westindien|Amerika]], [[Dänische Besitzungen an der Goldküste|Afrika]] und [[Dänisch-Ostindien|Asien]]. Ferner erhielt es vom Vereinigten Königreich die 1809 eroberte Ostsee-Insel [[Bornholm]] zurück.<br />
<br />
Wirtschaftlich war das zuvor wohlhabende Dänemark nach dem ruinösen Krieg, den Landverlusten durch den Friedensvertrag und die Belastung durch die fast einjährige Einquartierung der fast 60.000 Mann starken schwedischen Armee stark zurückgeworfen. Da Dänemark weitere von Schweden geforderte Reparationen nicht zahlen konnte, übernahm Preußen im [[Wiener Kongress]] [[Schwedisch-Pommern]] gegen die Abtretung des [[Herzogtum Sachsen-Lauenburg|Herzogtums Lauenburg]] an Dänemark und Übernahme der dänischen Reparationszahlungen an Schweden.<br />
<br />
Innerhalb des stark geschrumpften Gesamtstaats vergrößerte sich der Anteil der Deutschsprachigen an der Gesamtbevölkerung erheblich, was zu nationalistischen Spannungen zwischen Dänen und Deutschen und vierzig Jahre später zum [[Schleswig-Holsteinischer Krieg (1848–1851)|Schleswig-Holsteinischen Krieg]] führte.<br />
<br />
=== Bedeutung für Deutschland ===<br />
{{Hauptartikel|Hamburger Franzosenzeit|Lübecker Franzosenzeit}}<br />
<br />
Das 1807 eroberte [[Helgoland]] in der Nordsee verblieb weiterhin beim Vereinigten Königreich. Schweden trat [[Schwedisch-Pommern]] an Dänemark ab, welches dann durch den [[Wiener Kongress]] 1815 im Tausch gegen das [[Herzogtum Sachsen-Lauenburg|Herzogtum Lauenburg]] zu [[Preußen]] gelangte und dort von 1818 bis 1932 den [[Regierungsbezirk Stralsund]] bildete. Die [[Freie Reichsstadt]] [[Lübeck]] wurde so faktisch zur Enklave und unterlag insbesondere im Handelsverkehr mit [[Hamburg]] verstärkten Repressionen durch den Dänischen Gesamtstaat. Der Status des dänischen [[Herzogtum Schleswig|Herzogtums Schleswig]] und des damit in [[Personalunion]] verbundenen deutschen [[Herzogtum Holstein|Herzogtums Holstein]] wurde auf den Zustand von vor 1806 zurückgeführt und damit die Inkorporation Holsteins in die dänische Monarchie rückgängig gemacht.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Sonja Kinzler (Hrsg.): ''Der Kieler Frieden 1814. Ein Schicksalsjahr für den Norden. – The Peace of Kiel 1814. A Fateful Year for the North. – Kielfreden 1814. Et skjebnear for hele Norden. <!-- Norwegische Schreibweise !-->'' Gemeinsam mit Doris Tillmann, Johannes Rosenplänter u. Martin Krieger. Wachholtz, Neumünster/Hamburg 2014, ISBN 978-3-529-02998-1.<br />
* Georg Nørregård: ''Freden i Kiel 1814''. Rosenkilde & Bagger, København 1954.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.kieler-frieden.info/ Kieler Frieden]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Friedensvertrag|Kiel]]<br />
[[Kategorie:Vertrag (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Kieler Geschichte]]<br />
[[Kategorie:Schleswig-holsteinische Geschichte (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Schwedische Geschichte (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Dänische Geschichte (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Norwegische Geschichte (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Britische Geschichte (19. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Ereignis 1814]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jens_Wawrczeck&diff=210804132Jens Wawrczeck2021-04-11T01:15:45Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Jens Wawrczeck 2011.jpg|mini|Jens Wawrczeck im August 2011]]<br />
'''Jens Wawrczeck''' (* [[12. Juli]] [[1963]] in [[Nykøbing Falster]], [[Dänemark]]) ist ein deutscher [[Schauspieler]], [[Synchronsprecher]], [[Hörspielsprecher]] und [[Hörbuch]]interpret. Darüber hinaus ist er als [[Dialogregie|Synchronregisseur]] und [[Dialogbuch]]autor tätig. Seine Stimme ist vor allem durch die [[Europa (Label)|EUROPA]]-[[Hörspiel]]serie ''[[Die drei ??? (Hörspiel)|Die drei ???]]'' bekannt, in der er seit 1979 die Rolle des zweiten Detektivs [[Charaktere aus den „Die drei ???“-Folgen#Peter Dunstan Shaw|Peter Shaw]] spricht.<br />
<br />
== Leben und Wirken ==<br />
=== Theater ===<br />
Im Alter von dreizehn Jahren debütierte Wawrczeck 1976 unter der Regie von [[Volker von Collande]] in [[Graham Greene]]s ''Der verbindliche Liebhaber'' an den [[Hamburger Kammerspiele]]n. Nach seinem Abitur am Bismarck-Gymnasium in Hamburg absolvierte er von 1986 bis 1989 eine Schauspielausbildung am Hamburgischen Schauspielstudio [[Hildburg Frese]] sowie am [[Max-Reinhardt-Seminar]] in Wien. Während eines dreieinhalbjährigen Aufenthalts in den USA lernte er zudem am [[Lee Strasberg Theatre Institute]] und am Eileen Akins Actor's Conservatory in New York. Es folgten unter anderem Engagements am dortigen Kaufman Theatre, am [[Ernst Deutsch Theater]] in Hamburg, am [[Theater am Kurfürstendamm]] in Berlin und in der [[Komödie Winterhuder Fährhaus]] in Hamburg, darunter in [[Carl Sternheim|Sternheims]] ''[[Die Hose (Drama)|Die Hose]]'', [[Bertolt Brecht|Brechts]] ''[[Die Dreigroschenoper]]'', [[William Shakespeare|Shakespeares]] ''[[Was ihr wollt]]'', [[Gotthold Ephraim Lessing|Lessings]] ''[[Nathan der Weise]]'' und [[Joseph Kesselring|Kesselrings]] ''Arsen und Spitzenhäubchen''. Für seine Darstellung des Edgar in ''[[König Lear]]'' wurde er im Rahmen der [[Bad Hersfelder Festspiele]] 1995 mit dem [[Hersfeld-Preis]] der Kritiker und Zuschauer ausgezeichnet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.filmmuseum-hamburg.de/wawrczeck.html |wayback=20150118215854 |text=Jens Wawrczeck im Filmmuseum Hamburg |archiv-bot=2018-04-17 04:04:08 InternetArchiveBot}} aufgerufen am 26. Januar 2013</ref> Wawrczeck, der in New York einen weiteren Wohnsitz unterhält, leitet dort Workshops für europäische Theaterstücke.<ref>[http://www.filmausleser.de/fileadmin/redakteure/presse/material/Hörbücher_1108_Jens-Wawrczeck.pdf Der Wertesucher] (PDF; 362&nbsp;kB) hörBücher Magazin Ausgabe 01/2009</ref> Er gehört neben [[Olaf Kreutzenbeck]], [[Herbert Trattnigg]] und [[Anja Topf]] zu den Mitgliedern des Theaterensembles ''Die Filmausleser'', das erfolgreich verfilmte, jedoch in Vergessenheit geratene, vernachlässigte oder im deutschsprachigen Raum unveröffentlichte Theaterstücke in [[Inszenierte Lesung|szenischen Lesungen]] darstellt.<ref>[http://www.filmausleser.de/index.php?id=11 Offizielle Website der Filmausleser]</ref><br />
<br />
=== Hörspiele ===<br />
{{Hauptartikel|Die drei ??? (Hörspiel)| titel1=Die drei ???}}<br />
[[Datei:Die drei Fragezeichen 2011.JPG|mini|von links nach rechts: Jens Wawrczeck, Oliver Rohrbeck und Andreas Fröhlich im Oktober 2011]]<br />
Im Alter von elf Jahren bewarb sich Jens Wawrczeck erfolgreich beim [[Norddeutscher Rundfunk|Norddeutschen Rundfunk]] als Sprecher für den Schulfunk. Zu seinen ersten Arbeiten im Hörspielsektor gehörten die Rolle des Karl ''Krümel'' Löwe in ''[[Die Brüder Löwenherz]]'' nach [[Astrid Lindgren]] und die Rolle des Konrad in ''Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse'' nach [[Christine Nöstlinger]] bei [[Radio Bremen]] (1976). Im weiteren Verlauf wurde Wawrczeck in zahlreichen Hörspielproduktionen eingesetzt, darunter in ''[[Fünf Freunde]]'', ''[[TKKG]]'' und ''[[Arborex und der Geheimbund KIM]]''.<ref>{{Webarchiv |url=http://xn--hrspieler-07a.de/erstzweiter.htm |wayback=20150218165105 |text=''Interview mit Jens Wawrczeck'' |archiv-bot=2019-04-20 04:59:58 InternetArchiveBot}} bei xn--hrspieler-07a.de, abgerufen am 18. Februar 2015.</ref><br />
Im Jahr 1978 erhielt Wawrczeck neben [[Oliver Rohrbeck]] als [[Charaktere aus den „Die drei ???“-Folgen#Justus Jupiter „Just“ Jonas|Justus Jonas]] und [[Andreas Fröhlich]] als [[Charaktere aus den „Die drei ???“-Folgen#Robert „Bob“ Andrews|Bob Andrews]] ein Engagement für die EUROPA-Hörspielreihe ''Die drei ???''. Seitdem ist er in allen bislang erschienenen Folgen des zum Kult avancierten Hörspielklassikers als zweiter Detektiv Peter Shaw zu hören, während des Rechtsstreits als Peter Crenshaw in ''[[DiE DR3i]]''. Unter dem Programmtitel ''Master of Chess'' bestritt Wawrczeck mit seinen Kollegen in den Jahren 2002 und 2003 eine bundesweite Tournee, im Rahmen derer eine Hörspielfolge live inszeniert wurde. Im Oktober 2004 schloss sich anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Serie mit der ersten Folge ''Der Superpapagei'' ein Auftritt in der ausverkauften [[O2 World Hamburg|Color Line Arena]] in Hamburg an.<ref>{{Webarchiv |url=http://dreifragezeichen.de/www/pressemeldung-25-jahre-die-drei- |wayback=20151103201807 |text=Pressemeldung 25 Jahre ''Die drei Fragezeichen'' |archiv-bot=2019-09-13 00:56:38 InternetArchiveBot}}</ref> Eine neue Bühnenfassung mit dem Titel ''Die Drei Fragezeichen und Der seltsame Wecker – Live and Ticking'' führte das Trio im Herbst 2009, dreißig Jahre nach Erscheinen der Debütfolge, erneut an diverse Spielstätten in Deutschland. Das Publikum ehrte das Ensemble mit stehenden Ovationen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.neue-braunschweiger.de/Drei_setzten_Ausrufezeichen/ |wayback=20121120194228 |text=''Drei Fragezeichen'' setzten Ausrufezeichen |archiv-bot=2019-04-20 04:59:58 InternetArchiveBot}} Neue Braunschweiger vom 28. Oktober 2009</ref><ref>[http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1253753/Wir-uebernehmen-jeden-Fall.html Die ''Drei Fragezeichen'' live – „Wir übernehmen jeden Fall“] Hamburger Abendblatt vom 1. November 2009</ref> Im August 2010 überboten sie in der [[Berliner Waldbühne]] mit mehr als 15 000 Zuschauern den eigenen Weltrekord als größtes Live-Hörspiel.<ref>[http://www.abendblatt.de/kultur-live/tv-und-medien/article1607161/Drei-Fragezeichen-schlagen-eigenen-Weltrekord.html#reqRSS Drei Fragezeichen schlagen eigenen Weltrekord] Hamburger Abendblatt vom 22. August 2010</ref><br />
In Anlehnung an ihre im Rahmen der Tournee gezeigte Duettparodie veröffentlichten Wawrczeck und Fröhlich im Anschluss eine Coverversion des 1973 erschienenen Schlagers ''Worte, nur Worte'' von [[Dalida]] und [[Friedrich Schütter]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.wortenurworte.de/ |wayback=20100822160230 |text=Fröhlich und Wawrczeck: Worte, nur Worte |archiv-bot=2018-04-17 04:04:08 InternetArchiveBot}}</ref><br />
Mit weiteren Produktionen, in denen es zu einer Zusammenarbeit zwischen Fröhlich, Rohrbeck und Wawrczeck kam, darunter den von [[Lauscherlounge|Lauscherlounge Records]] publizierten Lesungen ''Drei Geschichten'', ''Drei Erzählungen'' und ''Drei Märchen'', war er in den Jahren 2006 und 2008 ebenfalls live auf deutschen Bühnen zu sehen. Weitere gemeinsame Werke des Trios sind ''[[Die Kurzhosengang]]'' und ''Die Rückkehr der Kurzhosengang'' von [[Victor Caspak]] und [[Yves Lanois]] sowie ''Die Katze sucht sich einen Freund'' von [[Meshack Asare]]. Im vierten Teil der Jugendhörspiel-Parodie ''[[Die Ferienbande]]'', ''Die Ferienbande und das bumsfidele Geisterschiff'', übernahm Wawrczeck eine Gastrolle.<br />
<br />
Im [[Radio-Tatort]] wirkte er bislang in den Episoden ''As Tears go by'', ''Ehrbare Töchter'', ''[[Blutoper]]'', ''Fördewinde'' und ''Das letzte Bier war schlecht'' mit. Zu einer Auswahl weiterer Arbeiten als Hörspielsprecher gehören ''[[Baudolino]]'' nach [[Umberto Eco]], ''[[Der Malteser Falke]]'' nach [[Dashiell Hammett]], ''[[Schnee (Orhan Pamuk)|Schnee]]'' nach [[Orhan Pamuk]], ''[[Frankenstein (Roman)|Frankenstein]]'' nach [[Mary Shelley]], ''[[Kaltblütig (Truman Capote)|Kaltblütig]]'' nach [[Truman Capote]] und ''Kuckuck, Krake, Kakerlake'' nach [[Bibi Dumon Tak]]. Die Gemeinschaftsproduktion wurde unter anderem mit dem [[Deutscher Hörbuchpreis|Deutschen Hörbuchpreis]] 2011,<ref>{{Webarchiv |url=http://www.deutscher-hoerbuchpreis.de/2011_besteskinderbuch.html |wayback=20110906083232 |text=Preisträger des Deutschen Hörbuchpreises 2011 |archiv-bot=2018-04-17 04:04:08 InternetArchiveBot}} Website des Deutschen Hörbuchpreises, aufgerufen am 10. September 2011</ref> dem [[Preis der deutschen Schallplattenkritik]] 2011<ref>[http://www.schallplattenkritik.de/jahrespreise Jahrespreise der deutschen Schallplattenkritik 2011] Deutsche Schallplattenkritik, aufgerufen am 10. September 2011</ref> sowie als Kinderhörbuch des Jahres 2010 der [[Hörbuchbestenliste]] ausgezeichnet.<ref>[http://www.audiobooks.at/detailfoto2.asp?newsid=33868 ''Kuckuck, Krake, Kakerlake'' ist Kinderhörbuch des Jahres 2010] Audiobooks Magazin am 28. Oktober 2010, aufgerufen am 10. September 2011</ref><br />
Als Mitwirkender der ''Drei ???'' wurde Wawrczeck zudem mit zahlreichen weiteren Preisen geehrt, darunter mehr als einhundert [[Goldene Schallplatte|Gold-]] und [[Platinschallplatte]]n für über 35 Millionen verkaufte Tonträger seit 1979.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/kult-um-die-3-fragezeichen-lauter-grosse-kinder-1869533.html Kult um die drei Fragezeichen] in faz.net, 30. Oktober 2009, aufgerufen am 1. November 2011</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.musikmarkt.de/Aktuell/Features/Features/Sony-Music-Die-Newcomer-Company |wayback=20111030144505 |text=Sony Music – Die Newcomer Company |archiv-bot=2019-04-20 04:59:58 InternetArchiveBot}} musikmarkt.de, 21. Oktober 2011, aufgerufen am 1. November 2011</ref><br />
<br />
* 2001: [[Kai Grehn]]: ''Der Prozess Talaat Pascha'' – Regie: [[Leonard Koppelmann]] (Hörspiel – SWR)<br />
* 2001: [[Elwyn Brooks White]]: ''Wilbur und Charlotte'' – Regie: [[Andrea Otte]] (Kinderhörspiel – SWR)<br />
* 2005: [[Edmond Jabès]]: ''Das Buch der Fragen'' – Bearbeitung und Regie: Kai Grehn, [[Hörspiel – Norddeutscher Rundfunk|NDR]]<br />
* 2006: [[Rafik Schami]]: ''Die dunkle Seite der Liebe'' (4 Teile) – Regie: [[Claudia Johanna Leist]] (Hörspiel – WDR)<br />
* 2007: [[Bill Fitzhugh]]: ''Der Kammerjäger'' – Regie: [[Irene Schuck]] (Hörspiel – DKultur)<br />
* 2008: [[Robert Walser]]: ''[[Jakob von Gunten]]'' – Bearbeitung und Regie: [[Kai Grehn]] (Hörspiel – [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]])<br />
* 2009: [[Wolfgang Zander (Schriftsteller)|Wolfgang Zander]]: ''Das schwarze Haus'' – Regie: [[Beatrix Ackers]] (Kinderhörspiel – DKultur)<br />
* 2010: [[Beate Dölling]]: ''Der Hundekönig von Kreuzberg'' – Regie: [[Klaus-Michael Klingsporn]] (Kinderhörspiel – DKultur)<br />
* 2011: [[Hans Pleschinski]]: ''Ludwigshöhe'' (2 Teile) – Bearbeitung und Regie: Irene Schuck (Hörspiel – NDR/DKultur)<br />
* 2012: [[Emily Brontë]]: ''[[Sturmhöhe]]'' – Bearbeitung und Regie: Kai Grehn (Hörspiel (2 Teile) – [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]]/[[Südwestrundfunk|SWR]]) Der Höverlag, ISBN 978-3-86717-931-7<br />
* 2013: [[Emil Cioran|E. M. Cioran]]: ''Vom Nachteil, geboren zu sein'' – Regie: [[Kai Grehn]] (Hörstück – SWR)<br />
* 2013: [[Marcel Beyer]]: ''Flughunde'' – Bearbeitung und Regie: [[Iris Drögekamp]] (Hörspiel – SWR)<br />
* 2016: [[Antoine de Saint-Exupéry]]: ''[[Der kleine Prinz]]'' – Übersetzung, Bearbeitung und Regie: Kai Grehn (Hörspiel – [[Westdeutscher Rundfunk|WDR]]) Hörbuch Hamburg/ Silberfisch, ISBN 978-3-86742-309-0<br />
* 2017: Megumi Iwasa: ''Viele Grüße, Deine Giraffe'' – Bearbeitung und Regie: Dirk Kauffels (Hörspiel) Sauerländer audio, ISBN 978-3-8398-4900-2<br />
* 2018: Megumi Iwasa: ''Viele Grüße vom Kap der Wale'' – Bearbeitung und Regie: Dirk Kauffels (Hörspiel) Sauerländer audio, ISBN 978-3-8398-4921-7<br />
* 2019: ''Das letzte Bier war schlecht'' (Hörspiel – [[Radio Bremen|RB]])<br />
<br />
=== Hörbücher (Auswahl) ===<br />
[[Datei:Jens Wawrczeck und Henrik Albrecht 2011.jpg|mini|[[Henrik Albrecht]] (links) mit Jens Wawrczeck (rechts) (2011)]]<br />
Seit Mitte der 2000er Jahre ist Wawrczeck verstärkt als Hörbuchinterpret für Produktionen jeder Altersgruppe tätig. Für die ''[[BasisBibel]]'' der [[Deutsche Bibelgesellschaft|Deutschen Bibelgesellschaft]] las er im Jahr 2007 das [[Evangelium nach Markus|Markus-Evangelium]], für den [[Der Hörverlag|Hörverlag]] vertonte er unter anderem ''[[Darren Shan]]'' und ''[[Till Eulenspiegel]]''. 2007 veröffentlichte er bei Lauscherlounge Records die [[Hans Christian Andersen|Hans-Christian-Andersen]]-Sammlung ''Sieben Märchen'', gefolgt von einer Sammlung von Melodramen nach [[Charles Perrault]], [[Oscar Wilde]] und Hans Christian Andersen unter dem Titel ''Die schlafende Schöne'', in der Wawrczeck zugleich als Sänger debütierte. Beide Produktionen entstanden in Zusammenarbeit mit dem Komponisten [[Henrik Albrecht]], letzteres Werk realisierte Wawrczeck in seiner eigenen Edition ''AuDoBa''. Im Rahmen dieser Edition publizierte er 2009 zudem eine Sammlung von Kurzgeschichten unter dem Titel ''Der Mann, der durch die Wand gehen konnte'' nach [[Marcel Aymé]] sowie den Julian Gloag Roman ''Als ob nichts geschehen wäre''. Für ''[[Das Graveyard-Buch]]'' von [[Neil Gaiman]] wurde er in der Kategorie „Beste Lesung – Kinder und Jugendliche“ mit dem Ohrkanus 2010 ausgezeichnet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.ohrkanus.de/ohrkanus2010_gewinner.pdf |wayback=20150924055343 |text=Ohrkanus: Gewinner 2010 |archiv-bot=2018-04-17 04:04:08 InternetArchiveBot}}</ref> Mehrere seiner Interpretationen erschienen zudem auf der [[Hörbuchbestenliste]], darunter ''[[Nennt mich nicht Ismael!]]'' von [[Michael Gerard Bauer]] und ''Alabama Moon'' von Watt Key.<ref>[http://www.evolutionsbiologie.uni-konstanz.de/files/resourcesmodule/@random49d473d8d3d1a/1238660249_Hbl0904.pdf.pdf Hörbuchbestenliste April 2009] (PDF; 44&nbsp;kB) hr-online.de, aufgerufen am 9. März 2012</ref><ref>[http://www.hr-online.de/servlet/de.hr.cms.servlet.File/Hbl0810.pdf?ws=hrmysql&blobId=8477621&id=35408812 Hörbuchbestenliste Oktober 2008] hr-online.de, aufgerufen am 9. März 2012</ref><br />
<br />
Im September 2011 wurde in der ''AuDoBa''-Edition das Hörbuch ''Der Schrei'' nach einer Vorlage von [[Robert Graves]] veröffentlicht. Neben Gesangseinlagen von Wawrczeck wurde die Vertonung vom Komponisten Henrik Albrecht musikalisch untermalt. Im Oktober 2011 folgte das Hörbuch ''Snowy Evening'', bestehend aus drei Erzählungen der Autoren [[Conrad Aiken]], Hans Christian Andersen und [[Alexander Puschkin]], sowie einer Neuinterpretation des Songs ''Winter Wonderland'' aus dem Jahre 1934. Gemeinsam mit [[Gert Heidenreich]] vertonte Wawrczeck zudem ''[[Der Friedhof in Prag]]'' von Umberto Eco. Im Frühjahr 2016 las er Marcin Szczygielskis Kinderroman ''Hinter der blauen Tür'' ein, der mit dem Grandios-Siegel des Magazins BÜCHER und als Hörbuch des Monats Sankt Michaelsbund ausgezeichnet sowie für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert wurde.<br />
<br />
2019 erschien die von Jens Wawrczeck gelesene Hörbuch-Version von [[Daphne du Maurier]]s [[Roman]] Rebecca bei ''Goldbek / Indigo''. Auch du Mauriers Erzählung ''Die Vögel'' las Wawrczeck ein ([[Audible]]). <br />
<br />
2020 wurde das von Jens Wawrczeck gelesene Hörbuch ''Endlich richtig cool!'' von [[Juma Kliebenstein]] bei Oetinger Audio veröffentlicht (ISBN 9783837311709).<br />
<br />
=== Synchronisation ===<br />
Jens Wawrczeck zeichnet seit 1989 für deutschsprachige Fassungen diverser Film- und Fernsehproduktionen verantwortlich. Dialogregie führte er unter anderem in der australischen Jugendserie ''[[Heartbreak High]]'' (1994), in der australischen Comedyserie ''[[Total Genial]]'' (2003), in der chinesischen Liebesgeschichte ''[[Suzhou River]]'' (2000) für den Kultursender [[ARTE]] sowie im dänischen [[Dogma 95|Dogma-Film]] ''Ein richtiger Mensch'' (2001) für das [[ZDF]]. Dialogbücher verfasste er unter anderem zu der Science-Fiction-Serie ''[[The Tribe]]'' (2001) und dem niederländischen Polizeithriller ''Verrat in den eigenen Reihen'' (2001), der viermal mit dem [[Goldenes Kalb (Filmpreis)|Goldenen Kalb]] ausgezeichnet wurde.<ref>[http://www.prisma.de/filme/Verrat-in-den-eigenen-Reihen,410783 Prisma Online]</ref><br />
<br />
Seine Stimme ist Fernsehzuschauern unter anderem aus der Sitcom ''[[King of Queens]]'' bekannt, in der Wawrczeck den Schauspieler [[Patton Oswalt]] in der Rolle des Spence Olchin synchronisiert. In sechs Folgen der Fernsehserie ''[[24 (Fernsehserie)|24]]'' sprach er [[Eric Balfour]] als Milo Pressman, im Anime ''[[Naruto (Manga)|Naruto Shippuuden]]'' die Figur Tobi. In der US-amerikanischen Serie ''[[Arrested Development (Fernsehserie)|Arrested Development]]'' synchronisierte er ''[[David Cross]]'' in der Rolle des Dr. Tobias Fünke, außerdem war er in der Serie ''[[The Nine – Die Geiseln]]'' als Synchronsprecher von [[John Billingsley]] in der Rolle des Egan Foote zu hören. In der Serie ''[[Pazifikgeschwader 214]]'' war er als Synchronsprecher von [[Robert Ginty]] in der Rolle des Lt. T.J. Wiley tätig. Seit September 2009 leiht Wawrczeck in der auf [[Comedy Central Deutschland|Comedy Central]] ausgestrahlten britischen Sitcom ''[[The IT Crowd]]'' Hauptdarsteller [[Richard Ayoade]] seine Stimme. Ebenso spricht er in der deutschen Fassung der Serie ''Two and a Half Men'' die Synchronstimme zu Patton Oswalt in der Rolle des Billy Stanhope.<br />
<br />
=== Lesungen ===<br />
2020 präsentiert Wawrczeck in szenischen Lesungen der Reihe ''Hitch und ich'' seine Leidenschaft für [[Alfred Hitchcock]] und setzt dabei das Potenzial der Literatur hinter dem Film frei.<ref>{{Internetquelle |autor=SWR1 BW |url=https://www.swr.de/swr1/bw/swr1leute/jens-wawrczeck-112.html |titel=Jens Wawrczeck |abruf=2020-04-18 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
== Ausbildung ==<br />
Wawrczeck absolvierte seine professionelle Schauspielausbildung in Hamburg, Wien und in New York City.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.radiobremen.de/nordwestradio/sendungen/gespraechszeit/podcast/audio148338-popup.html |wayback=20150924120833 |text=2 nach 1 - Jens Wawrczeck im Interview mit Katrin Krämer |archiv-bot=2018-04-17 04:04:08 InternetArchiveBot}} radiobremen.de, aufgerufen am 30. Juni 2015</ref><br />
<br />
== Filmografie ==<br />
* 2019: [[Tatort: Murot und das Murmeltier]] – als Herr Kempf<br />
<br />
== Tourneen ==<br />
* Deutschland: Die drei ??? – Master of Chess – Live & Unplugged (2002, 2003)<br />
* Deutschland: Die drei ??? – … und der Super-Papagei 2004 – Live (2004)<br />
* Deutschland: Die drei ??? – … und der seltsame Wecker – Live and Ticking (2009, 2010)<br />
* Deutschland: Die drei ??? – Phonophobia – Sinfonie der Angst (2014, 2015)<br />
* Deutschland: Die Drei ??? Feuriges Auge – Live (2019)<br />
* Deutschland: Die drei ??? – … und der dunkle Taipan – Live (2019)<br />
<br />
== Diskografie ==<br />
=== Studioalben ===<br />
* 2020: ''Celluloid''<br />
<br />
=== Singles ===<br />
* 2010: ''Worte, nur Worte'' (feat. [[Andreas Fröhlich]])<br />
* 2015: ''Zähl an deinen Fingern ab'' erschienen bei ''Various Artists – Gute Nacht Sterne'' (CD), Sony Music Entertainment Germany GmbH<ref>[http://www.gutenachtsterne.de/ Unsere Sterne: Jens Wawrczeck] auf ''Gute Nacht Sterne - Offizielle Website'' vom 16. Februar 2015</ref><br />
<br />
== Nominierungen ==<br />
* 2012: [[Hörkules|Hörkulino]] für ''Der Tag, an dem ich cool wurde'' von Juma Kliebenstein<ref>{{Webarchiv |url=http://www.hoerkules.de/tpl/hoerbuch/neu/longlist-hk.html |wayback=20121102033051 |text=Nominierungen für den Hörkulino 2012 |archiv-bot=2018-04-17 04:04:08 InternetArchiveBot}} hoerkules.de, aufgerufen am 25. November 2011</ref><br />
<br />
== Auszeichnungen ==<br />
* 1995: [[Hersfeld-Preis]] für seine Rolle als Edgar in ''König Lear''<br />
* 2009: Hörkulino für die Gemeinschaftsproduktion ''[[Die kleine Hexe]]'' von [[Otfried Preußler]]<br />
* 2010: [[Ohrkanus-Hörbuch- und Hörspielpreis|Ohrkanus]] in der Kategorie „Beste Lesung – Kinder und Jugendliche“ für ''[[Das Graveyard-Buch]]'' von [[Neil Gaiman]]<br />
* 2010: [[Guinness-Buch der Rekorde|Guinness-Urkunde]] für das größte Live-Hörspiel<br />
* 2010: Kinderhörbuch des Jahres der [[Hörbuchbestenliste]] für die Gemeinschaftsproduktion ''Kuckuck, Krake, Kakerlake'' nach [[Bibi Dumon Tak]]<br />
* 2011: [[Deutscher Hörbuchpreis]] für die Gemeinschaftsproduktion ''Kuckuck, Krake, Kakerlake''<br />
* 2011: [[Preis der deutschen Schallplattenkritik]] für die Gemeinschaftsproduktion ''Kuckuck, Krake, Kakerlake''<br />
* 2014: [[Deutscher Kinderhörbuchpreis BEO]] als Interpret für seine Lesung von ''Lassie''<br />
* 2016: Grandios-Siegel Magazin BÜCHER für ''Hinter der blauen Tür''<br />
* 2016: CD des Monats Junior (Sankt Michaelsbund) für ''Hinter der blauen Tür''<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|3=S}}<br />
* {{DNB-Portal|124446035}}<br />
* {{IMDb|nm2080956}}<br />
* {{Synchronkartei|talker|738}}<br />
* [http://www.hoerspielland.de/hl-2.1.755.html?layout=4 Jens Wawrczeck in Hörspielland]<br />
* [http://www.jenswawrczeck.de/ Offizielle Webseite von Jens Wawrczeck]<br />
* [http://www.kuehl-management.de/kuenstler/jens-wawrczeck Jens Wawrczeck auf der Website seiner Agentur]<br />
* [https://www.audoba.de/jens-wawrczeck/ Hörbuchverlag Edition Audoba von Jens Wawrczeck]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=124446035|VIAF=946580}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Wawrczeck, Jens}}<br />
[[Kategorie:Filmschauspieler]]<br />
[[Kategorie:Theaterschauspieler]]<br />
[[Kategorie:Synchronsprecher]]<br />
[[Kategorie:Synchronregisseur]]<br />
[[Kategorie:Synchronautor]]<br />
[[Kategorie:Hörspielsprecher]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1963]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:Die drei ???]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Wawrczeck, Jens<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Synchron- und Hörspielsprecher<br />
|GEBURTSDATUM=12. Juli 1963<br />
|GEBURTSORT=[[Nykøbing Falster|Nyköbing Falster]], [[Dänemark]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dubai_(Emirat)&diff=210804130Dubai (Emirat)2021-04-11T01:15:42Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Verwaltungseinheit<br />
| BREITE = 25.2<br />
| LÄNGE = 55.3<br />
| NAME = Dubai<br />
| AMT-NAME = {{ar|دبي&lrm;}}<br />
| BILD-LAGE = Dubai in United Arab Emirates.svg<br />
| BILD-LAGE-BESCHREIBUNG = Lage des Emirats Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />
| BILD-LAGE-IMAGEMAP = Imagemap VereinigteArabischeEmirate1<br />
| WAPPEN = Coat of arms of Dubai.svg<br />
| FLAGGE = Flag of Dubai.svg<br />
| FLAGGE-LINK = Flaggen der Vereinigten Arabischen Emirate<br />
| HAUPTSTADT = Dubai<br />
| FLÄCHE = 3885<br />
| EINWOHNER = 3355900<br />
| STAND = Ende 2019<ref name="AMEStat">{{Internetquelle |url=https://www.dsc.gov.ae/Report/DSC_SYB_2019_01%20_%2001.pdf |titel=Population by Gender - Emirate of Dubai |hrsg=Dubai Statistics Centre |werk=dsc.gov.ae |abruf=2021-02-17 |sprache=en |format=PDF}}</ref><br />
| GRÜNDUNG = <br />
| ISO-CODE = AE-DU<br />
| Zeitzone = UTC+4<br />
| Vorwahl = +971<br />
| WWW = <br />
| WWW-TEXT = <br />
| WWW-SPRACHE = <br />
| CHEF = Muhammad bin Raschid Al Maktum<br />
| CHEF-TITEL = Emir<br />
| BIP = <br />
| BIP-WÄHRUNG = <br />
| BIP-STAND = <br />
| BIP-KOPF = <br />
| BIP-WACHSTUM = <br />
| INFLATION = <br />
}}<br />
'''Dubai''' ({{arS|دبي&lrm;|w=Dubayy}}, [[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]: dʊˈbæj) ist eines der sieben [[Emirat]]e der [[Vereinigte Arabische Emirate|Vereinigten Arabischen Emirate]] (VAE) am [[Persischer Golf|Persischen Golf]].<br />
<br />
Das Emirat Dubai liegt auf der [[Arabische Halbinsel|Arabischen Halbinsel]] am [[Persischer Golf|Persischen Golf]] und ist mit 3.885&nbsp;km² und 2,2 Mio. Einwohnern mittlerweile vor [[Abu Dhabi (Emirat)|Abu Dhabi]] das bevölkerungsreichste Emirat der VAE. Der Herrscher von Dubai, Scheich [[Muhammad bin Raschid Al Maktum]], ist Vizepräsident und [[Premierminister]] der VAE (Staatsoberhaupt ist der [[Emir]] von Abu Dhabi, siehe [[Wahlmonarchie]]). Das dominierende Zentrum des Emirats ist die Stadt Dubai. Das Emirat erstreckt sich von dort ins Landesinnere zwischen Abu Dhabi im Südwesten und [[Schardscha (Emirat)|Schardscha]] (in den Emiraten übliche Schreibweise: Sharjah) im Nordosten. Die [[Exklave]] [[Hatta (Dubai)|Hatta]] liegt im [[Hadschar-Gebirge]] an der Grenze zu [[Oman]]. Der größte Teil des Emirats besteht aus [[Wüste]].<br />
<br />
Die Hauptstadt des Emirats Dubai ist die Stadt [[Dubai]], die manchmal zur Abgrenzung vom Emirat als ''Dubai-Stadt'' bezeichnet wird. Da ca. 85 % der Einwohner des Emirats in der Hauptstadt leben,<ref>Dubai Statistics Center: [https://www.dsc.gov.ae/Report/DSC_SYB_2019_01%20_%2002.pdf ''No. of Estmimated Population by Sector & Community - EMIRATE OF DUBAI End of Year 2019''] (PDF)</ref> spielt sich hier fast das gesamte wirtschaftliche, soziale, kulturelle und politische Leben des Emirats ab.<br />
<br />
Dubai ist vor allem für seine vielen spektakulären Bauprojekte wie Wolkenkratzer, Einkaufszentren, künstlich angelegte Inseln und Vergnügungsparks bekannt.<br />
<br />
== Klima ==<br />
Dubai hat ein heißes, [[arides Klima]]. Die Sommer in Dubai sind extrem heiß, windig und trocken mit einer durchschnittlichen Höchsttemperatur um 40&nbsp;°C und nächtlichen Tiefsttemperaturen um die 30&nbsp;°C. Die Sonne scheint an den meisten Tagen im Jahr. Die Winter sind kühl und kurz mit einer durchschnittlichen Höchsttemperatur um 23&nbsp;°C und nächtlichen Tiefsttemperaturen um die 14&nbsp;°C. Die Niederschlagsmenge ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen und erreicht aktuell um die 150&nbsp;mm pro Jahr.<ref name="klima">{{Internetquelle |url=http://www.dubaiairport.com/dubaimet/MET/Climate.aspx |titel=Klima |zugriff=2010-11-04 |hrsg=Dubai Meteorological Office |offline=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20101218070259/http://www.dubaiairport.com/DubaiMet/MET/Climate.aspx |archiv-datum=2010-12-18 |archiv-bot=2018-04-07 09:16:41 InternetArchiveBot }}</ref><br />
<br />
{{Klimatabelle<br />
| TABELLE = <br />
| DIAGRAMM TEMPERATUR = rechts<br />
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG = deaktiviert<br />
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG HÖHE = <br />
| QUELLE = Dubai Meteorological Office<ref name="klima" />; Qwikcast<ref>{{Internetquelle |url=http://qwikcast.weatherbase.com/weather/weatherall_c.php3?s=49114&refer= |titel=Records and Averages of Dubai, United Arab Emirates |hrsg=Qwikcast |zugriff=2010-11-04 |offline=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110718005932/http://qwikcast.weatherbase.com/weather/weatherall_c.php3?s=49114&refer= |archiv-datum=2011-07-18 |archiv-bot=2018-04-07 09:16:41 InternetArchiveBot }}</ref><br />
| Überschrift = <br />
| Ort = Dubai<br />
<!-- durchschnittliche Höchsttemperatur für den jeweiligen Monat in °C --><br />
| hmjan = 24.0<br />
| hmfeb = 25.4<br />
| hmmär = 28.2<br />
| hmapr = 32.9<br />
| hmmai = 37.6<br />
| hmjun = 39.5<br />
| hmjul = 40.8<br />
| hmaug = 41.3<br />
| hmsep = 38.9<br />
| hmokt = 35.4<br />
| hmnov = 30.5<br />
| hmdez = 26.2<br />
<!-- durchschnittliche Niedrigsttemperatur für den jeweiligen Monat in °C --><br />
| lmjan = 14.3<br />
| lmfeb = 15.4<br />
| lmmär = 17.6<br />
| lmapr = 20.8<br />
| lmmai = 24.6<br />
| lmjun = 27.2<br />
| lmjul = 29.9<br />
| lmaug = 30.2<br />
| lmsep = 27.5<br />
| lmokt = 23.9<br />
| lmnov = 19.9<br />
| lmdez = 16.3<br />
<!-- durchschnittliche Temperatur für den jeweiligen Monat in °C --><br />
| avjan = 19<br />
| avfeb = 20<br />
| avmär = 22.5<br />
| avapr = 26<br />
| avmai = 30.5<br />
| avjun = 33<br />
| avjul = 34.5<br />
| avaug = 35.5<br />
| avsep = 32.5<br />
| avokt = 29<br />
| avnov = 24.5<br />
| avdez = 21<br />
<!-- durchschnittliche Niederschlagsmenge für den jeweiligen Monat in mm --><br />
| nbjan = 15.6<br />
| nbfeb = 25.0<br />
| nbmär = 21.0<br />
| nbapr = 7.0<br />
| nbmai = 0.4<br />
| nbjun = 0.0<br />
| nbjul = 0.8<br />
| nbaug = 0.0<br />
| nbsep = 0.0<br />
| nbokt = 1.2<br />
| nbnov = 2.7<br />
| nbdez = 14.9<br />
<!-- durchschnittliche Anzahl täglicher Sonnenstunden für den jeweiligen Monat in h/d --><br />
| shjan = <br />
| shfeb = <br />
| shmär = <br />
| shapr = <br />
| shmai = <br />
| shjun = <br />
| shjul = <br />
| shaug = <br />
| shsep = <br />
| shokt = <br />
| shnov = <br />
| shdez = <br />
<!-- durchschnittliche Wassertemperatur (Meere, Seen u.ä.) für den jeweiligen Monat in °C --><br />
| wtjan = <br />
| wtfeb = <br />
| wtmär = <br />
| wtapr = <br />
| wtmai = <br />
| wtjun = <br />
| wtjul = <br />
| wtaug = <br />
| wtsep = <br />
| wtokt = <br />
| wtnov = <br />
| wtdez = <br />
<!-- durchschnittliche Regentage für den jeweiligen Monat in d --><br />
| rdjan = 5<br />
| rdfeb = 7<br />
| rdmär = 6<br />
| rdapr = 3<br />
| rdmai = 0<br />
| rdjun = 0<br />
| rdjul = 1<br />
| rdaug = 0<br />
| rdsep = 0<br />
| rdokt = 0<br />
| rdnov = 1<br />
| rddez = 5<br />
}}<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
An der Mündung des [[Dubai Creek|Dubai-Creeks]] existierte schon lange eine kleine Siedlung von Perlentauchern und Fischern.<br />
1833 begann die Herrschaft der [[Maktum bin Buti|Al Maktum]], als diese sich, mit Unterstützung von [[Schardscha (Emirat)|Schardscha]], von [[Abu Dhabi]] lossagten. 1853 schloss Dubai mit [[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|Großbritannien]] einen Vertrag, der diesem die Verteidigung und Außenpolitik überließ und wurde damit ein Teil der [[Trucial States]], wie die späteren [[Vereinigte Arabische Emirate|VAE]] damals genannt wurden.<br />
<br />
Im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Hafen Dubai zu einem wichtigen Handelszentrum in der Golfregion. Zwar brach auch in Dubai 1930 die Perlenfischerei zusammen, doch waren die wirtschaftlichen Auswirkungen wegen der Einnahmen durch den Seehandel nicht so verheerend wie in den benachbarten Emiraten am Persischen Golf. Mit den ersten [[Erdöl]]funden begann sich seit 1966 auch die Erdölindustrie zu entwickeln.<br />
<br />
Am 2. Dezember 1971 entließ [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] die ehemaligen Trucial States, zu denen auch Dubai gehörte, in die Unabhängigkeit. Unter Führung von [[Abu Dhabi]] wurden die [[Vereinigte Arabische Emirate|Vereinigten Arabischen Emirate]] aus den ehemaligen Trucial States, Abu Dhabi, Dubai, Schardscha, [[Umm al-Qaiwain (Emirat)|Umm al-Qaiwain]], [[Fudschaira (Emirat)|Fudschaira]] und [[Adschman (Emirat)|Adschman]] (engl. Umschreibung: ''Ajman'') gegründet. Am 10. Februar 1972 trat dann auch [[Ra’s al-Chaima (Emirat)|Ra’s al-Chaima]] als siebter und letzter ehemaliger ''Trucial State'' der [[Föderalismus|Föderation]] bei.<br />
<br />
Die Herrscherfamilie von Dubai stellt dabei traditionell mit dem [[Premierminister]], dem Finanz- und Industrieminister sowie dem [[Verteidigungsminister]] wichtige Regierungsämter der VAE.<br />
<br />
== Politik ==<br />
=== Politisches System ===<br />
Das Emirat Dubai ist eine absolutistische [[Monarchie]], die seit 1833 von der Familie Maktum beherrscht wird. Es gibt kein Parlament, in der traditionellen [[Madschlis]] können sich Einwohner an den Herrscher wenden. Seit 1971 ist Dubai in das föderale System der [[Vereinigte Arabische Emirate|Vereinigten Arabischen Emirate]] (VAE) eingebunden, eine [[Föderation]] von sieben teilautonomen Emiraten (mit einer Verfassung von 1971). Der Emir von Dubai hat ein Vetorecht auf Bundesebene und ist traditionell Premierminister der VAE und Verteidigungsminister.<br />
<br />
Der ''Dubai Executive Council'' besteht seit 2003 und ist der eigene zentrale Regierungsapparat Dubais. Ende 2006 wurde der Erbprinz [[Hamdan bin Muhammad Al Maktum]] zum Vorsitzenden des Rates ernannt. Der Executive Council unterstützt den Herrscher des Emirats und Premierminister der VAE, Scheich [[Muhammad bin Raschid Al Maktum]], bei der Vorbereitung von Entwicklungsplänen für Dubai und bei der Formulierung und Implementierung von Gesetzen auf Emirats- und Bundesebene.<br />
<br />
=== Herrscher von Dubai ===<br />
Die Herrscher von Dubai im Einzelnen (''bin'' bedeutet „Sohn des“, also z.&nbsp;B. ''Muhammad bin Raschid'' „Muhammad, Sohn des Raschid“):<br />
* [[Maktum bin Buti]] (1833–1852)<br />
* [[Said bin Buti]] (1852–1859)<br />
* [[Hascher bin Maktum]] (1859–1886)<br />
* [[Raschid bin Maktum]] (1886–1894)<br />
* [[Maktum bin Hascher]] (1894–1906)<br />
* [[Buti bin Suhail]] (1906–1912)<br />
* [[Said bin Maktum]] (1912–1958)<br />
* [[Raschid bin Said Al Maktum|Raschid bin Said]] (1958–1990)<br />
* [[Maktum bin Raschid Al Maktum|Maktum bin Raschid]] (1990–2006), verstarb Anfang 2006 während eines Aufenthaltes in Australien; übergangsweise Präsident der VAE am 2. und 3. November 2004 (nach dem Tod des damaligen Präsidenten [[Zayid bin Sultan Al Nahyan]])<br />
* [[Muhammad bin Raschid Al Maktum|Muhammad bin Raschid]] (seit 2006)<br />
<br />
== Demographie und Arbeitsmigration ==<br />
In Dubai sind, wie auch im Rest des Landes, die Emirater in der Minderheit. Etwa 85 % der Einwohner sind Ausländer und sie erbringen den größten Teil der Wirtschaftsleistung. Die meisten Arbeits[[migranten]] kommen aus dem südlichen Asien ([[Indien]], [[Pakistan]], [[Bangladesch]], [[Sri Lanka]]) und den [[Philippinen]], aber auch aus Afrika ([[Sudan]], [[Ägypten]], [[Algerien]], [[Somalia]], [[Äthiopien]], [[Kenia]], [[Nigeria]], [[Tansania]]), Europa (darunter ca. 8.000 aus [[Deutschland]]) und aus den [[Vereinigte Staaten|USA]] und [[Kanada]]. Oftmals müssen sie bei der Einreise ihren Pass abgeben (''Siehe auch den [[Vereinigte Arabische Emirate#Arbeitsimmigranten|Abschnitt Arbeitsimmigranten]] im Artikel „Vereinigte Arabische Emirate“, den Artikel [[Kafala]]''). Da vorrangig jüngere kräftige Männer für gering qualifizierte Arbeiten (vor allem am Bau) angeworben werden, sind zurzeit nur etwa ein Viertel aller Einwohner weiblich. Dieses Missverhältnis dürfte sich erst entspannen, wenn den Arbeitsmigranten erlaubt wird, ihre Angehörigen nachkommen zu lassen.<ref name="AMEStat" /><br />
<br />
Während die einheimische Bevölkerung und hochqualifizierte Arbeitsmigranten aus Europa und Nordamerika in der Regel sehr wohlhabend sind, verfügen die meisten ungelernten Arbeitsmigranten nur über äußerst geringe Einkommen von weniger als 5 US-Dollar pro Arbeitstag.<br />
<br />
In Dubai gibt es laut [[World Wealth Report]] 68.000 [[US-Dollar]]-[[Millionär]]e, die knapp 4,6 % der Bevölkerung Dubais ausmachen. Dies ist eine der höchsten Millionärsdichten der Welt. Dieses Verhältnis wird noch ausgefallener, wenn man davon ausgeht, dass ein Großteil dieser 68.000 Dollar-Millionäre unter den rund 15 % Einheimischen, also unter rund 200.000 Personen zu finden sind. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen betrug 2005 ca. 28.000&nbsp;US-Dollar.<br />
<br />
== Religion und Sprache ==<br />
Der Islam ist [[Staatsreligion]]. Die Mehrheit der Bewohner Dubais sind [[Sunniten]]. Allerdings gibt es auch [[Hinduismus|Hindus]], [[Sikhismus|Sikhs]], [[Schiiten]] und [[Christentum|Christen]]. Die katholische Pfarrei der Stadt Dubai umfasst rund 70.000 Mitglieder. Dubai ist das einzige Emirat der VAE, in dem es einen Hindu-Tempel und eine [[Gurudwara|Sikh-Gurudwara]] gibt.<br />
<br />
Die [[Amtssprache|offizielle Sprache]] des Emirats und der Stadt Dubai ist [[Arabische Sprache|Arabisch]], doch ist [[Englische Sprache|Englisch]] als Alltagssprache sehr weit verbreitet. Fast alle jüngeren Emirater und ein großer Teil der angeworbenen Arbeitskräfte können sich auf Englisch verständigen, was das Zusammenleben in dieser ausgeprägt [[Multikulturalismus|multikulturell]] koexistierenden Gesellschaft erleichtert.<br />
<br />
Das Wochenende in Dubai und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist seit September 2006 auf Freitag und Samstag festgelegt (zuvor Donnerstag und Freitag). Alle staatlichen und öffentlichen Institutionen, Regierungseinrichtungen sowie Privatschulen sind an diese Regelung gebunden. Jedoch besteht für einen Großteil der Arbeitsmigranten eine Sechstagewoche, bei der das Wochenende nur der Freitag ist.<br />
<br />
== Rechtsprechung ==<br />
Auswärtige (z.&nbsp;B. [[Touristen]] und [[Gastarbeiter]]) wissen oft nicht, dass die Rechtsprechung in Dubai härter als in vielen anderen muslimischen Ländern ist. Diese basiert auf der [[Schari'a]] und entspricht in weiten Teilen nicht ihren westlichen [[Pendant]]s, sowohl in der Härte der Urteile als auch in der Frage, welche Taten strafbare [[Delikt]]e darstellen.<br />
<br />
So gibt es zum Beispiel für [[Drogenbesitz]], für das Auffallen durch [[Alkoholkonsum|Alkoholisierung]] in der Öffentlichkeit, [[Homosexualität]] und für den Besitz von [[Pornographie|pornographischem]] Material sowie für den Besitz von nicht ärztlich verordneten Medikamenten verschieden hohe Haftstrafen.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/VereinigteArabischeEmirateSicherheit.html?nn=337862#doc337438bodyText4 | titel=''Besondere Zollvorschriften in den VAE'' | zugriff=2011-01-26}}</ref><br />
<br />
Internationales Aufsehen erregte ab Juli 2007 der Fall eines 15-jährigen Franzosen, der in Dubai von drei Einheimischen, einer davon HIV-infiziert, vergewaltigt wurde und dem von einem Arzt eine strafrechtliche Verfolgung angedroht wurde,<ref>[https://www.welt.de/vermischtes/article1363649/Vergewaltigter-Junge-kaempft-um-Gerechtigkeit.html Welt Online: Vergewaltigter Junge kämpft um Gerechtigkeit]</ref> nachdem ihm vorgeworfen wurde, [[homosexuell]] zu sein. Es kam allerdings zu keinem Verfahren gegen den Jugendlichen. Am 12. Dezember 2007 wurden zwei der drei Vergewaltiger zu jeweils 15 Jahren Haft verurteilt.<br />
<br />
2013 zeigte eine Norwegerin bei der Polizei in Dubai an, von einem Arbeitskollegen vergewaltigt worden zu sein; sie wurde vorübergehend festgenommen und später wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs von einem Gericht zu 16 Monaten Haft verurteilt und verlor ihre Arbeitsstelle wegen „unpassenden Verhaltens“.<ref>[http://orf.at//stories/2191897/ ''Dubai: Norwegerin nach Vergewaltigungsurteil begnadigt.''] In: ''orf.at'', 22. Juli 2013, abgerufen am 21. November 2017.</ref> Nach internationalen Protesten wurde sie begnadigt.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/dubai-begnadigt-vergewaltigte-norwegerin-marte-deborah-dalelv-a-912382.htmlDubai begnadigt vergewaltigte Norwegerin]{{Toter Link|date=2018-04 |archivebot=2018-04-07 09:16:41 InternetArchiveBot |url=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/dubai-begnadigt-vergewaltigte-norwegerin-marte-deborah-dalelv-a-912382.htmlDubai }}</ref> <br />
<br />
Hart durchgegriffen wird auch in Fällen von öffentlichem [[Cross-Dressing]] und [[Transvestitismus]].<br />
Bezeugungen der gegenseitigen Zuneigung in der Öffentlichkeit (wie [[Kuss|Küssen]] oder Austausch von Zärtlichkeiten) ''kann'' mit Gefängnis-, Geldstrafen oder Deportation geahndet werden; außerehelicher [[Sex]] ist strafbar; auch das Zusammenleben von nicht verheirateten Paaren ist illegal.<ref>http://www.bmeia.gv.at/aussenministerium/buergerservice/reiseinformation/a-z-laender/vereinigte-arabische-emirate-de.html?dv_staat=192 Reiseinformation des BMaA abgefragt am 3. Oktober 2011</ref><br />
<br />
Aufsehen erregte der Fall einer 29-jährigen Österreicherin, die im Dezember 2013 in Dubai vergewaltigt wurde. Nach der Anzeige bei der Polizei musste sie nicht nur ihren Pass abgeben, sondern sah sich mit der Möglichkeit konfrontiert, ins Gefängnis zu kommen, sollte sie ihren Peiniger nicht ehelichen.<ref name="welt-124096312">{{Internetquelle | url=http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article124096312/Vergewaltigter-Studentin-droht-Zwangsheirat.html | titel=Wienerin in Dubai: Vergewaltigter Studentin droht Zwangsheirat | autor=Elisalex Henckel | werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] | datum=2014-01-22 |zugriff=2018-10-7}}</ref> Nach einer Intervention des österreichischen Außenministers konnte die Frau Dubai am 30. Januar 2014 verlassen.<ref>http://diestandard.at/1389858840727/Vergewaltigungs-Anzeige-in-Dubai-Oesterreicherin-in-Wien-gelandet</ref><br />
<br />
== Wirtschaft ==<br />
Machten vor 1990 die Einkünfte aus dem Verkauf von Erdöl noch rund 50 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts des Emirats aus, so sind es 20 Jahre später gerade noch 5 Prozent. Das gesamte Bruttoinlandsprodukt lag im Jahr 2007 bei etwa 198 Milliarden [[VAE-Dirham|Dirham]] (rund 42,5 Milliarden Euro). Das Pro-Kopf-Einkommen lag damit bei umgerechnet rund 31.000 Euro. <br />
<br />
Dubais außerordentliches Wachstum während der letzten Jahrzehnte ist neben dem Erdölreichtum auch der sehr [[Liberalismus|liberalen]] [[Wirtschaftspolitik]] zu verdanken. Es gibt nur wenige Vorschriften, die den Wirtschaftsverkehr beschränken. Die [[Umweltschutz]]auflagen sind gering, eine Kontrolle der Finanzen und des Geschäftsverkehrs findet kaum statt. Zudem gilt Dubai als [[Steuerparadies]]: Es werden keine [[Direkte und indirekte Steuer|direkten Steuern]], insbesondere keine [[Einkommensteuer]] und von Unternehmen – mit Ausnahme der Geldinstitute und der Erdölindustrie – keine [[Unternehmensbesteuerung|Unternehmenssteuern]] erhoben. In den [[Sonderwirtschaftszone|Freihandelszonen]] (z.&nbsp;B. [[Jebel Ali Free Zone]], [[Dubai Healthcare City]]) erhalten Investoren eine für 50 Jahre garantierte Steuerfreiheit. Dubais Wirtschaft wird von zwei großen Staatsunternehmen beherrscht, der [[Dubai World]] und der Investment Corporation of Dubai (ICD).<ref>[http://www.monde-diplomatique.de/pm/2010/03/12.mondeText.artikel,a0036.idx,7 Le Monde diplomatique: Das beste Dubai der Welt] (vom 12. März 2010)</ref><br />
<br />
Dubai hat im März 2006 das Gesetz Nr. 7 für Eigentumsrechte und Grundbucheintrag erlassen. Dieses Gesetz regelt die Eigentumsrechte von Immobilien und die Eintragung ins Grundbuch. Es behandelt derzeit ausschließlich die Eigentumsrechte von Villen und Townhouses, d.&nbsp;h. für Objekte auf eingegrenzten Grundstücken. Für häufig verkauftes Teileigentum in Apartmentanlagen, z. B. in The Greens, den [[Jumeirah Lake Towers]] oder der [[Dubai Marina]] gibt es noch keine einheitliche Form, welche die Eintragung in das Land Departments verbindlich regelt. Der Eigentumsübertrag ist ausschließlich über die Master Developer [[Emaar]], [[Nakheel]] und Dubai Properties möglich und hier gibt es noch Diskussionen über z. B. die Beiträge für Instandhaltungsmaßnahmen sowie die allgemeinen Nebenkosten (Maintenance, Service Gebühren etc.). Die Regierung strebt daher eine baldige Regelung der noch offenen Punkte an, um ausländischen Immobilienkäufern die notwendige Rechtssicherheit zu bieten. Seinen [[Öffentlicher Haushalt|Staatshaushalt]] bestreitet das Emirat aus den Einnahmen durch Erdöl – inzwischen überwiegend mit den vertraglichen Zuweisungen aus Abu Dhabi – aus Zöllen und wenigen [[Direkte und indirekte Steuer|indirekten Steuern]]: eine Steuer auf [[Luxusgüter]] von 10 %, eine [[Tabaksteuer]] von 100 %, eine [[Umsatzsteuer]] für die Gastronomie von 5 % und eine Mietsteuer von 5 % oder 10 %.<br />
<br />
=== Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise ===<br />
[[Dubai World]] ist die staatseigene Investmentgesellschaft des Emirats. Zu ihr gehören unter anderem der Hafenbetreiber DP World, der Projektentwickler Nakheel und die Beteiligungsgesellschaft [[Istithmar|Istithmar World]]. Die [[Finanzkrise ab 2007|ab 2007 einsetzende Weltwirtschaftskrise]] hat auch das Finanzgerüst der staatlichen Bau- und Servicedienstleister in Bedrängnis gebracht: bis Herbst 2009 sind z. B. die Immobilienpreise um ca. 50 Prozent gefallen, die Kreditbedienungen sind ins Stocken geraten, Schulden haben sich angehäuft. Das einst rasante Bautempo ist auf Normalmaß und bestenfalls Auftragsabwicklung heruntergefahren, neue Planungen werden zurzeit nicht vorgestellt. Nakheel musste infolge der Krise bereits 12.000 Beschäftigte entlassen.<br />
<br />
Viele der international breit gestreuten Investoren, auf die fast alle Projekte angewiesen sind, fielen aus oder haben sich zurückgezogen. Nur durch massive Hilfe aus dem Investmentfonds Dubais mit Rückendeckung der VAE-Regierung konnten bisher Insolvenzen im staatseigenen Bereich verhindert werden. Zudem verfügte die Regierung Dubais am 25. November 2009 einen Zahlungsaufschub der fälligen Kredite für ein halbes Jahr ihrer Holding-Gesellschaft Dubai World und deren Tochterfirma Nakheel.<ref>[http://www.wam.org.ae/servlet/Satellite?c=WamLocEnews&cid=1258110754238&p=1135099400124&pagename=WAM%2FWamLocEnews%2FW-T-LEN-FullNews WAM Emirates News Agency: Government of Dubai announces restructuring of Dubai World]{{Toter Link|date=2018-04 |archivebot=2018-04-07 09:16:41 InternetArchiveBot |url=http://www.wam.org.ae/servlet/Satellite?c=WamLocEnews&cid=1258110754238&p=1135099400124&pagename=WAM%2FWamLocEnews%2FW-T-LEN-FullNews }}</ref><ref>FAZ 30. November 2009: Bettina Schulz: „Hartnäckige Hoffnung auf Jahresend-Rally“</ref> Die Ankündigung löste einen weltweiten Kurssturz an den Aktienmärkten aus und führte zur Rückstufung der Bonität der staatseigenen und staatsnahen Unternehmen Dubais durch [[Moody’s]]. Bereits Anfang Dezember 2009 wird die heftige Reaktion der Finanzmärkte als zu nervös und überzogen bewertet, es bleibt jedoch ein Vertrauensverlust in die bisher ungebrochene Stabilität und Verlässlichkeit Dubais festzustellen. Das Zahlenwerk, soweit es veröffentlicht oder realistisch schätzbar ist, sieht im weltweiten Maßstab nicht beängstigend aus: Zahlungsaufschub 3,5 Milliarden USD; Gesamtverschuldung offiziell bekanntgegeben: 80 Milliarden; vermutete Schuldenlast: 130–150 Milliarden USD.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,663661,00.html ''Dubai-Krise stürzt Aktienmärkte tief ins Minus''] Spiegel Online vom 26. November 2009</ref><br />
<br />
=== Bauprojekte ===<br />
[[Datei:Dubai Bauprojekte.png|miniatur|Ausgewählte Bauprojekte Dubais, Stand 2010]]<br />
<br />
Dubai ist vor allem für seine vielen spektakulären Bauprojekte bekannt; es beherbergt die weltweit größte Zusammenballung von laufenden und geplanten Immobilienprojekten, die – fast ausschließlich kreditfinanziert – ein hohes Spekulationspotential beinhalten.<br />
<br />
Der Grund für den bisherigen Bauboom war aber weniger staatliche Förderung; fast alle Projekte werden von privaten [[Anleger (Kapital)|Investoren]] getragen; häufig werden die Objekte über Immobilienfonds breit gestreut finanziert. Ursächlich sind vielmehr die wenigen Bauvorschriften und die unbürokratische Abwicklung der Projekte durch speziell damit beauftragte Firmen, die oft an der staatlichen Verwaltung vorbei agieren (dürfen). Dazu kommt, wie bei allen Investitionen, die Erwartung zukünftiger Gewinne. [[Baugenehmigung]]en für Großprojekte erteilt der Emir persönlich nach seinen Vorstellungen und ohne [[Umweltverträglichkeitsprüfung]]en oder langwierige [[Bürgerbeteiligung]]. Beschleunigt wurde das ohnehin schon rasante Investitionstempo noch einmal ab 2002, als es ausländischen Privatinvestoren gesetzlich ermöglicht wurde, Grundstücke und Hausanteile in einigen definierten Lagen Dubais zu erwerben.<br />
<br />
Ursache für die große Gewinnerwartung der Investoren ist, dass der Emir Dubai zu einer prosperierenden globalen Metropole entwickeln will, vergleichbar dem Stadtstaat [[Singapur]]. Durch die starke Bautätigkeit und die bis Herbst 2008 ungebrochene Investitionsfreude wurde dieses Konzept lange zu einer sich [[Selbsterfüllende Prophezeiung|selbsterfüllenden Prophezeiung]]. Die Bautätigkeit weckte das Interesse von Touristen und Geschäftsleuten und demonstriert eine prosperierende Wirtschaft.<br />
<br />
Den Anfang des Baubooms machte das [[World Trade Centre (Dubai)|World Trade Centre]] Ende der 1970er Jahre – damals das höchste Gebäude der arabischen Welt. Es spielt im heutigen Stadtbild eine eher unauffällige Rolle, denn im Laufe der folgenden Jahrzehnte kamen eine Vielzahl noch höherer, modernerer und interessanterer Gebäude hinzu; zunächst in Deira, wo die modernen Glashochhäuser noch heute einen bei Fotografen beliebten Kontrast zu den davor ankernden altertümlichen [[Dau]]s bieten. Seit Mitte der 1990er Jahre jedoch vor allem entlang der sich viele Kilometer lang nach Süden erstreckenden Scheich-Zayid-Straße, an der zahllose [[Wolkenkratzer]] entstanden sind, von denen wohl bereits jeder einzelne das Stadtbild einer mitteleuropäischen Großstadt entscheidend prägen würde. Insgesamt wurden seit 1990 weit über 200 Wolkenkratzer mit mehr als 150 Metern Höhe gebaut bzw. mit deren Bau begonnen, davon 20 mit über 300 Metern Höhe.<br />
<br />
Ehrgeizige Hotelprojekte haben Dubai bekannt gemacht, vor allem seit 1999 das [[Wahrzeichen]] der Stadt, der 321 Meter hohe [[Burj al Arab]] in Form eines Segels, mit „sieben Sternen“ (offiziell nur 5 Sterne) eines der luxuriösesten Hotels der Welt. Ebenfalls weithin sichtbar sind die [[Emirates Towers]], der höhere der beiden Türme misst 355 Meter. Auf einer der [[Palm Islands|Palmeninseln]] wurde 2008 [[Atlantis Dubai]] errichtet, ein riesiges Luxushotel mit 1539 Zimmern und angeschlossenem Aquapark.<br />
[[Datei:Palm island dubai ISS006-E-35516.jpg|miniatur|links|Künstliche Insel „The Palm, Jumeirah“ vor der Küste Dubais begonnen 2001, Zustand: 2003]]<br />
Vor der Küste der Stadt wurden und werden große künstliche Inseln für Luxusvillen, [[Marina (Hafen)|Yachthäfen]] und Touristenresorts aufgeschüttet: die Palmeninseln (engl. Umschreibung: Palm Islands) jeweils in Form einer Palme und [[The World (Inselgruppe)|The World Dubai]], eine künstliche Inselgruppe in Form der [[Karte (Kartografie)|Weltkarte]].<br />
<br />
Durch Ansiedlung von Meeresflora und -fauna möchte man die zu erwartenden ökologischen Schäden durch die Landaufspülungen kompensieren.<br />
<br />
Der [[Burj Khalifa]] (in der Entstehungsphase ''Burj Dubai'') wurde am 4. Januar 2010 eröffnet, ist mit einer Höhe von 828&nbsp;m das mit Abstand höchste Bauwerk der Welt und überragt neben anderen Wolkenkratzern auch alle Fernsehtürme und Sendemasten. Er bildet den Mittelpunkt des neuen Stadtzentrums [[Downtown Dubai]], in dem im November 2008 mit [[Dubai Mall]] auch eines der größten Einkaufszentren der Welt eröffnete.<br />
<br />
Für nahezu alle Bauprojekte gilt: die Weltwirtschaftskrise und ihre spezifische Dubaier Finanzkrisenvariante wirken sich auf Umfang, Zeitrahmen und Folgeinvestitionen der Projekte zumindest verzögernd aus, die bisherigen Zielvorstellungen sind seit Anfang 2009 praktisch aufgehoben. Ganze Baufelder mit zahlreichen Einzel- und Gruppenprojekten wurden stillgelegt, das Personal entlassen. Ende 2009 werden die Folgen auf den Dubaier Gesamtmarkt trotz des Einbruchs der Immobilienpreise um rund 50 % (zweck)optimistisch bereits wieder als absehbar und wirtschaftlich beherrschbar dargestellt. Andere Beobachter halten den Dubaier Immobilientraum vorerst für ausgeträumt: die zu einseitige Konzentration auf Großbauten, für die für längere Zeit keine realistische Nachfrage bestehe, werde zum völligen Zusammenbruch des Immobilienmarktes führen.<br />
<br />
=== Tourismus ===<br />
Da der Emir von Dubai erkannt hat, dass die Erdölreserven des Emirats in absehbarer Zeit erschöpft sein werden, wurde der [[Tourismus]] in den letzten Jahren sehr verstärkt. Ausgangspunkt dafür war der Bau des Luxusresorts [[Madinat Jumeirah]], des Hotels [[Burj al Arab]] und des Jumeirah Beach Hotels, die der [[Jumeirah Group]], einer Hotelkette im Besitz der Herrscherfamilie von Dubai, der Al Maktum angehören. Dubai hatte 2008 eine Kapazität von rund 28.000 Hotelzimmern. Der Tourismus ist ein seit Jahren stark wachsender Wirtschaftsfaktor (2005: 6 Mio. Touristen, 2012: 10 Mio.).<ref> http://www.businesswire.com/news/home/20130805005811/de/#.U8jYw0DML14 </ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.dubai.de/artikel/403-Tourismus-in-VAE-waechst-um-Zehnfaches.html |wayback=20140811093806 |text=— |archiv-bot=2018-12-01 11:13:30 InternetArchiveBot }}</ref> und bringt Dubai zurzeit ca. 26,2 % seiner Gesamteinnahmen ein.<br />
<br />
Seit Juni 2007 ist Dubai der Eigner der [[Queen Elizabeth 2]], vormals unter der Flagge der britischen [[Cunard Line|Cunard Reederei]]. Das staatliche Unternehmen Istithmar World kaufte den Luxusliner für 100 Millionen Dollar und baute ihn zu einem schwimmenden Hotel der Premiumklasse mit bordeigenem Einkaufsparadies um. Am 18. April 2018 eröffnete die ''Queen Elizabeth 2'' als Luxushotel im Hafen von Dubai.<br />
<br />
=== Energiewirtschaft ===<br />
Die Erdölvorkommen haben den Boom Dubais begründet und die gewaltigen [[Infrastruktur]]-Investitionen der letzten Jahrzehnte trotz niedriger Steuern ermöglicht. Doch die Ölvorkommen des Emirats sind begrenzt; man schätzt, dass sie bis 2030 erschöpft sein werden. Daher versucht Dubai bereits seit längerem, vom Erdöl unabhängig zu werden und stattdessen in den Bereichen Handel, Finanzen und Tourismus zu wachsen. Nur noch etwa 5 % des Bruttoinlandsproduktes stammen aus der Erdölindustrie.<ref>http://www.dubai-report.de/wirtschaft/ Zugriff 13. Juni 2012</ref><br />
<br />
Um sich vom Erdöl unabhängiger zu machen, plant Dubai einen massiven Ausbau der [[Erneuerbare Energien|erneuerbaren Energien]], die bis 2050 75 % der gesamten Energie Dubais liefern sollen. 2017 vergab der staatliche Energieversorger des Ölstaates [[Dubai]] einen Auftrag über ein [[Sonnenwärmekraftwerk|Solarturmkraftwerk]] mit 700 MW Nennleistung. Das Kraftwerk soll ein Teil des [[Solarpark Mohammed bin Raschid al-Maktum|Solarparks Mohammed bin Raschid al-Maktum]] werden, der bis 2030 auf eine Leistung von 5.000 MW ausgebaut werden soll. Das Solarthermiekraftwerk soll das größte bisher realisierte Solarturmkraftwerk werden, etwa 3,9 Mrd. Dollar kosten und [[Stromgestehungskosten]] von 6 ct/kWh erreichen.<ref>[http://de.reuters.com/article/emirate-solarenergie-idDEKCN1BS0B7 ''Dubai vergibt Milliardenauftrag zum Ausbau der Solarenergie'']. In: ''[[Reuters]]'', 17. September 2017. Abgerufen am 17. September 2017.</ref><br />
<br />
=== Handel ===<br />
[[Datei:Dubai Tradition und Moderne.jpg|miniatur|Dubai mit Dubai Creek – Tradition und Moderne]]<br />
Dubai gilt als eines der größten Handelszentren Asiens. Dazu trägt die günstige geografische Lage entlang des See- und Luftweges von Asien nach Europa, die großzügigen und modernen Hafenanlagen ''Mina Rashid'' und [[Jebel Ali]], der große und moderne [[Dubai International Airport|Internationale Flughafen Dubai]] und die drei [[Sonderwirtschaftszone|Freihandelszonen]] [[Jebel Ali Free Zone|Freihandelszone Jebel Ali]], [[Dubai Internet City]] und Internationales Finanzzentrum Dubai bei. Zurzeit plant Dubai den weltgrößten Flughafen zu bauen. Um den Flughafen herum auf einer Gesamtfläche von 240 Quadratkilometern soll eine Handels- und Wohnstadt entstehen. Der erste Teil, die Logistikstadt Dubai, soll im Jahr 2008 fertiggestellt sein und das erste Modul der Flughafenstadt bilden.<br />
<br />
Der Handel hat in Dubai eine lange Tradition. Schon seit Jahrhunderten legen im Creek die traditionellen Daus an, um Waren aus Indien und China auf die arabische Halbinsel zu bringen.<br />
<br />
Während die Ölvorkommen Dubais weitgehend erschöpft sind, reichen die enormen Vorkommen Abu Dhabis, die 10 % der [[OPEC]]-Produktion ausmachen, noch weitere 40 Jahre. Die anderen fünf kleinen Emirate der VAE besitzen keine Erdölvorkommen.<br />
<br />
{{Hauptartikel|Dubai Mercantile Exchange}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Gérard Al-Fil: ''Leben und Arbeiten in Dubai.'' GD-Verlag, 2009, ISBN 978-3-941045-09-5.<br />
* Elisabeth Blum, [[Peter Neitzke]] (Hrsg.): ''Dubai. Stadt aus dem Nichts.'' 231 Seiten. Basel/Boston/Berlin 2009, ISBN 978-3-7643-9952-8.<br />
* Bettina Müller: ''Glitzermetropole Dubai. Diversifizierung und Imagegestaltung einer auf Erdöleinnahmen aufgebauten Wirtschaft.'' 238 Seiten. Tectum-Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-8288-2375-4.<br />
* Michael Schindhelm: ''Dubaispeed. Eine Erfahrung.'' Mit Fotos von Aurore Belkin. 256 Seiten. München 2009, ISBN 978-3-423-24768-9.<br />
* Heiko Schmid: ''Economy of Fascination: Dubai and Las Vegas as Themed Urban Landscapes.'' Borntraeger, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-443-37014-5 (Urbanisierung der Erde, 11).<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|دبي}}<br />
* [http://www.dubai.ae/ Offizielle Website des Government of Dubai]<br />
* [http://www.dubaispeed.de/ Website mit Blog Michael Schindhelms zu aktuellen Entwicklungen in Dubai]<br />
* [http://www.geo.de/GEO/reisen/fernziele/3140.html GEO-Reportage über Dubai]<br />
* {{dmoz|World/Deutsch/Regional/Asien/Vereinigte_Arabische_Emirate/Reise_und_Tourismus/|Reise und Tourismus (Vereinigte Arabische Emirate)}}<br />
* {{dmoz|World/Deutsch/Freizeit/Reisen/Reiseberichte/Asien/Vereinigte_Arabische_Emirate/|Reiseberichte Vereinigte Arabische Emirate}}<br />
* [https://www.youtube.com/watch?v=XMzLpuBD-1M&feature=youtu.be Jan Böhmermann: Träume nicht dein Leben, sondern... zieh' nach Dubai! ZDF Magazin Royale], 12. Februar 2021 (abgerufen am 25. Februar 2021)<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
[[Latifa bint Muhammad Al Maktum]]{{Navigationsleiste Emirate der VAE}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=4204043-7|VIAF=247242743}}<br />
<br />
[[Kategorie:Dubai (Emirat)| ]]<br />
[[Kategorie:Emirat (Vereinigte Arabische Emirate)]]<br />
[[pl:Dubaj]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=US_Open_2004&diff=210804129US Open 20042021-04-11T01:15:39Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = US Open<br />
| Jahr = 2004<br />
| Datum = 30. August–13. September<br />
| Auflage = 124<br />
| Ort = Flushing Meadows, New York<br />
| Belag = Hart<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{USA|Andy Roddick|Andy Roddick}}<br />
| Titelverteidigerin = {{BEL|Justine Henin|Justine Henin-Hardenne}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{SWE|Jonas Björkman|Jonas Björkman}} <br /> {{AUS|Todd Woodbridge|Todd Woodbridge}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{ESP|Virginia Ruano-Pascual|Virginia Ruano-Pascual}} <br /> {{ARG|Paola Suárez|Paola Suárez}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = {{SVN|Katarina Srebotnik|Katarina Srebotnik}} <br /> {{USA|Bob Bryan|Bob Bryan}}<br />
| Sieger (HE) = {{CHE|Roger Federer|Roger Federer}}<br />
| Siegerin = {{RUS|Swetlana Alexandrowna Kusnezowa|Swetlana Kusnezowa}}<br />
| Sieger (HD) = {{BAH|Mark Knowles|Mark Knowles}} <br /> {{CAN|Daniel Nestor|Daniel Nestor}}<br />
| Siegerinnen = {{ESP|Virginia Ruano-Pascual|Virginia Ruano-Pascual}} <br /> {{ARG|Paola Suárez|Paola Suárez}}<br />
| Sieger (MX) = {{RUS|Wera Igorewna Swonarjowa|Wera Swonarjowa}} <br /> {{USA|Bob Bryan|Bob Bryan}}<br />
}}<br />
Die 124. '''[[US Open]] 2004''' waren ein internationales Tennisturnier und fanden vom 30. August bis zum 13. September 2004 im [[USTA Billie Jean King National Tennis Center]] im [[Flushing-Meadows-Park]] in [[New York City|New York]], [[Vereinigte Staaten|USA]] statt.<br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|US Open 2004/Herreneinzel}}<br />
<br />
:Sieger: {{CHE|Roger Federer|Roger Federer}}<br />
:Finalgegner: {{AUS|Lleyton Hewitt|Lleyton Hewitt}}<br />
:Endstand: 6:0, 7:6<sup>3</sup>, 6:0<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:US Open 2004/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|US Open 2004/Dameneinzel}}<br />
<br />
:Siegerin: {{RUS|Swetlana Alexandrowna Kusnezowa|Swetlana Kusnezowa}}<br />
:Finalgegnerin: {{RUS|Jelena Wjatscheslawowna Dementjewa|Jelena Dementjewa}}<br />
:Endstand: 6:3, 7:5<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:US Open 2004/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|US Open 2004/Herrendoppel}}<br />
<br />
:Sieger: {{BAH|Mark Knowles|Mark Knowles}} & {{CAN|Daniel Nestor|Daniel Nestor}}<br />
:Finalgegner: {{IND|Leander Paes|Leander Paes}} & {{CZE|David Rikl|David Rikl}}<br />
:Endstand: 6:3, 6:3<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:US Open 2004/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|US Open 2004/Damendoppel}}<br />
<br />
:Siegerinnen: {{ESP|Virginia Ruano-Pascual|Virginia Ruano-Pascual}} & {{ARG|Paola Suárez|Paola Suárez}}<br />
:Finalgegnerinnen: {{RUS|Swetlana Alexandrowna Kusnezowa|Swetlana Kusnezowa}} & {{RUS|Jelena Alexandrowna Lichowzewa|Jelena Lichowzewa}}<br />
:Endstand: 6:4, 7:5<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:US Open 2004/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
{{Hauptartikel|US Open 2004/Mixed}}<br />
<br />
:Sieger: {{RUS|Wera Igorewna Swonarjowa|Wera Swonarjowa}} & {{USA|Bob Bryan|Bob Bryan}}<br />
:Finalgegner: {{AUS|Alicia Molik|Alicia Molik}} & {{AUS|Todd Woodbridge|Todd Woodbridge}}<br />
:Endstand: 6:3, 6:4<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:US Open 2004/Mixed}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|2004 US Open (tennis)|US Open 2004}}<br />
* [http://www.usopen.org Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste Turniere der WTA Tour 2004<br />
|Navigationsleiste US Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:US Open 2004| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=W%C3%A4rmespeicher&diff=210804128Wärmespeicher2021-04-11T01:15:38Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Heizkraftwerk Salzburg Nord 2.JPG|miniatur|hochkant|Wärmespeicher im [[Heizkraftwerk Salzburg Nord]]]]<br />
[[Datei:Waermespeicher alperia bozen 2017.jpg|miniatur|hochkant|Alperia-Wärmespeicher in [[Bozen]]]]<br />
'''Wärmespeicher''' sind [[Speicher]] für [[thermische Energie]] ([[Energiespeicher]]). Unterschieden werden Speicher für [[sensible Wärme]], [[Latentwärmespeicher]] und [[Thermochemischer Wärmespeicher|thermochemische Wärmespeicher]]. Wärmespeicher können in unterschiedlichen Größen errichtet werden, die von dezentralen Kleinanlagen bis zu großen zentralen Speichern reichen. Sie sind sowohl als kurzfristige wie auch als saisonale Speicher verfügbar und können je nach Bauart Niedertemperaturwärme zur Raumheizung oder Hochtemperaturwärme für industrielle Anwendungen aufnehmen und wieder abgeben.<ref>Vgl. Michael Sterner, Ingo Stadler: ''Energiespeicher – Bedarf, Technologien, Integration''. Berlin - Heidelberg 2014, S. 535f.</ref> Neben der Speicherung von thermischer Energie besteht das wichtigste Ziel bei Wärmespeichern darin, die Entstehung und die Nutzung von Wärme zeitlich zu entkoppeln.<br />
<br />
== Arten von Wärmespeichern ==<br />
; Sensible Wärmespeicher<br />
: Sie verändern beim Lade- oder Entladevorgang ihre „fühlbare“ [[Temperatur]], z.&nbsp;B. [[Puffer (Heiztechnik)|Puffer]]. Die [[Wärmekapazität]] ist mit der wichtigste Parameter bei sensiblen Speichermaterialien. Da dieser Typus keine [[Phasenübergang|Phasenumwandlungen]] durchläuft, kann er über einen breiten Temperaturbereich, insbesondere im Hochtemperaturbereich, eingesetzt werden.<br />
; Latentwärmespeicher<br />
: Sie verändern beim Lade- oder Entladevorgang nicht ihre „fühlbare“ Temperatur, sondern das Wärmespeichermedium ändert seinen [[Aggregatzustand]]. Meist ist das der Übergang von [[fest]] zu [[flüssig]] (bzw. umgekehrt). Das Speichermedium kann über seine Latent[[wärmekapazität]] hinaus be- oder entladen werden, was erst dann zu einer Temperaturerhöhung oder -verringerung führt.<br />
; Thermochemischer Wärmespeicher oder [[Sorption]]sspeicher<br />
: Sie speichern die Wärme mit Hilfe von [[Endotherme Reaktion|endo]]- und [[exotherm]]en Reaktionen, z.&nbsp;B. mit [[Silicagel]] oder [[Zeolithe (Stoffgruppe)|Zeolithen]].<br />
<br />
Außerdem kann noch zwischen offenen, ins Erdreich eingebauten sogenannten [[Aquiferspeicher]]n und den üblichen Behälterkonstruktionen unterschieden werden.<br />
<br />
== Eigenschaften ==<br />
; Nutzungsgrad<br />
: Der Nutzungsgrad eines Speichers wird aus dem Verhältnis der gespeicherten nutzbaren Energie und der dem Speicher zugeführten Energie ermittelt. Bei herkömmlichen Wasserspeichern sinkt der Nutzungsgrad mit der Zeit, weil Wärme an die Umgebung abgegeben wird. (Abhängigkeiten: Oberfläche des Speichers, Dämmmaterial und -dicke, Temperaturdifferenz zwischen Speichermedium und Umgebung, siehe auch: [[Zeitkonstante]]). Dies gilt nicht oder in geringerem Ausmaß für thermochemische Wärmespeicher.<br />
; Energiespeicherdichte<br />
: Die Energiespeicherdichte beschreibt die bezogen auf sein Volumen (oder auf seine Masse) unter gegebenen Bedingungen maximal in einen Speicher ladbare Energie ([[Wärmekapazität]]).<br />
; Belade- und Entladezeit<br />
: Die Zeit, die man benötigt, um dem Speicher eine bestimmte Energiemenge zuzuführen oder zu entnehmen.<br />
; Maximale Beschickungstemperatur<br />
: Die maximale Temperatur des Speichers.<br />
; Durchführbare Speicherzyklen<br />
: Der Zeitraum zwischen dem Be- und Entladevorgang wird als Speicherperiode bezeichnet. Die Summe aus Beladungs-, Stillstands- und Entladungszeit stellt die Dauer eines Speicherzyklus dar. Finden bei diesem Vorgang irreversible Prozesse statt, die die Speicherkapazität beeinträchtigen, so ist die Anzahl der ausführbaren Speicherzyklen begrenzt. Bei Sorptionsspeichern (thermochemischer Wärmespeicher) bezieht sich diese Forderung im Wesentlichen auf die Stabilität der [[Adsorptionsmittel|Adsorbenzien]].<br />
<br />
== Einsatzbereiche ==<br />
[[Datei:Solarhauskomplex mit Solartank.png|miniatur|hochkant|Solartank (Bildmitte) in einem [[Sonnenhaus]]-Komplex bestehend aus 5 Gebäuden mit 16 Wohneinheiten in Bayern. Der solare Deckungsgrad wird mit 65 % angegeben.<ref>[http://www.main-netz.de/nachrichten/region/aschaffenburg/aschaffenburg-land/berichte/art4012,2660106 ''Warmes Wasser aus dem Sonnentank'']. In: ''[[Main-Netz]]'', 5. Juli 2013. Abgerufen am 10. Mai 2014.</ref>]]<br />
Es gibt Langzeit- und Kurzzeitspeicher.<br />
<br />
''[[Langzeitwärmespeicher]]'' können z.&nbsp;B. saisonale Wärmespeicher in der Niedrigenergie-[[Solarthermie]] sein. Die wichtigsten Typen sind: Heißwasser-Wärmespeicher (gedämmte Behälter mit Wasser), Kies/Wasser-Wärmespeicher (gedämmte Behälter mit Kies/Wasser-Gemisch), Erdsonden-Wärmespeicher (Boden in bis zu 100&nbsp;m Tiefe wird erwärmt) und Aquifer-Wärmespeicher (Grundwasser und Erde wird erwärmt – funktioniert nur bei stehendem Grundwasser). Auch thermochemische und die meisten Latentwärmespeicher sind als Langzeitspeicher ausgelegt.<br />
<br />
''Kurzzeitspeicher'' sind solche, die die Wärme nur für wenige Stunden oder Tage speichern. Hierfür werden vorwiegend selbstständig stehende Wasser-Speicher-Behälter eingesetzt, aber auch thermochemische Wärmespeicher können geeignet sein.<br />
<br />
[[Regenerator]]en sind Kurzzeitspeicher, bei denen diskontinuierlich Wärme anfällt, die gespeichert und wieder abgegeben wird. Diese Wärmespeicher werden in Industriezweigen, wo sehr große Abwärmemengen anfallen (z.&nbsp;B. Eisen- oder Stahlindustrie oder Winderhitzer ([[Gichtgas]]) an Hochofenanlagen), häufig zur Luftvorwärmung eingesetzt. Regeneratoren in [[Stirlingmotor]]en müssen nur wenige Millisekunden lang Wärme zwischenspeichern.<br />
<br />
Kurzzeitspeicher, auch Verschiebespeicher genannt, werden ebenfalls im Bereich industrieller Solarthermie<ref>{{Internetquelle |autor=Welt der Physik |url=https://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/energie/solarenergie/solarthermie/technik-solarkraftwerke/ |titel=Welt der Physik: Technik der solarthermischen Kraftwerke |zugriff=2018-04-13 |sprache=en}}</ref> eingesetzt. Sie puffern Sonnenenergie über einige Stunden, sodass auch während der Nacht Wärme für Warmwasser oder Heizzwecke zur Verfügung steht oder in solarthermischen Kraftwerken rund um die Uhr Strom produziert werden kann.<br />
<br />
Eine weitere Verwendung von Kurzzeitspeichern sind [[Nachtspeicherheizung|Speicherheizgeräte]], in denen elektrische Energie während der Nacht in Form von Wärme in [[Schamott]]steinen gespeichert wird, die am darauffolgenden Tage zum Heizen der Wohnung wieder abgegeben wird. In den 70er Jahren waren asbesthaltige Platten als Material üblich, deren Einsatz inzwischen jedoch längst verboten ist und die bei Renovierung nur durch entsprechende Fachbetriebe entsorgt werden dürfen. Für die einzelnen Geräte ist auch die Handelsbezeichnung „Wärmespeicher“ üblich. In einem großtechnischen Versuch wird das Prinzip, Wärme in Steinen zu speichern, ebenfalls genutzt. Mit überschüssigem Strom werden gigantische, gut isolierte Steinhaufen über ein Heizgebläse auf 600 Grad erwärmt, so dass überschüssige Energie in Form von Hitze gespeichert wird. Bei Strombedarf saugen Lüfter die heiße Luft aus dem Speicher und leiten sie in eine Dampfturbine, die wiederum einen Generator antreibt.<ref>{{Literatur |Autor=Daniel Hautmann |Titel=Erneuerbare Energien: Siemens leitet die neue Steinzeit ein - Golem.de |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2017-11-15 |Seiten= |ISBN= |Online=https://www.golem.de/news/erneuerbare-energien-siemens-leitet-die-neue-steinzeit-ein-1711-130986.html |Abruf=2018-01-29}}</ref> 2019 wurde ein elektrothermischer Energiespeicher in Hamburg mit 1000&nbsp;t Gestein, 750&nbsp;°C und 130&nbsp;MWh Speicherkapazität in Betrieb genommen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.windbranche.de/news/nachrichten/artikel-36099-siemens-gamesa-nimmt-vulkanstein-speicher-in-betrieb |titel=Siemens Gamesa nimmt Vulkanstein-Speicher in Betrieb |abruf=2020-08-12}}</ref> Ähnliche Systeme, die mit heißem Gas (auch Abgasen) beladen werden können, sind auch als mobile Wärmespeicher<ref>{{Internetquelle |url=https://magazin-forum.de/de/node/6346 |titel=Wärme im Container {{!}} Forum - Das Wochenmagazin |zugriff=2018-04-13 |sprache=de}}</ref> gebaut. Somit ist nicht nur die zeitliche Entkopplung von Wärmeentstehung und Nutzung gegeben, sondern auch die räumliche Entkopplung. Auf diese Weise lassen sich Wärmeüberschüsse aus der Stahlindustrie, keramischen Industrie oder Glasindustrie einer weiteren, externen Nutzung zuführen.<br />
<br />
Neben der Unterscheidung nach Speicherdauer sind auch oft Angaben über den Temperaturbereich zu finden. Bis 2016 wurde zwischen Niedertemperaturspeichern (<120 °C) und Hochtemperaturspeichern (>120 °C) unterschieden. Seit 2016 ist dieser Bereich um Mitteltemperaturspeicher erweitert. Diese werden bei 120–500 °C eingesetzt, wohingegen Hochtemperaturspeichern der Bereich >500 °C zugewiesen wurde.<br />
<br />
== Wasser zur Wärmespeicherung ==<br />
[[Wasser]] ist ein hervorragendes [[Wärmeträgermedium]], da es über eine sehr hohe [[spezifische Wärmekapazität]] verfügt und aufgrund niedriger [[Viskosität]] und [[toxikologisch]]er Unbedenklichkeit einfach zu handhaben ist. Eintrag und Entnahme der thermischen Energie sind unkompliziert und es ist billig.<br />
<br />
Die maximale Speichertemperatur wird üblicherweise durch die Regelung der Anlage auf den Siedepunkt begrenzt (der vom Anlagendruck abhängig ist). Ein überhitzter Wasserspeicher wird auch [[#Dampfspeicher|Dampfspeicher]] genannt. [[Überdruckventil]]e oder [[Sollbruchstelle]]n sorgen für einen kontrollierten Druckabbau, bevor die Gefahr einer [[Kesselexplosion|Explosion]] entsteht.<br />
<br />
Typischer Anwendungsbereich ist etwa der [[Puffer (Heiztechnik)|Puffer]] einer [[Gebäudeheizung|Heizungsanlage]].<br />
<br />
In einem Pilotprojekt soll in der Schweiz bei Bern-Forsthaus ein geologische Wasser-[[Molasse]]-Lage in 200–500&nbsp;m Tiefe angebohrt und als saisonaler Wärmespeicher genutzt werden. Durch vakuumisoliertes Durchführen der Rohre des Wärmetauscherkreises soll das darüber getrennt vorliegende Grundwasser vor Erwärmung geschützt werden.<ref>[http://www.ee-news.ch/de/solar/article/37056/pilotprojekt-geospeicher-ewb-beantragt-bohrbewilligung Pilotprojekt «Geospeicher»: ewb beantragt Bohrbewilligung] ee-news.ch, 11. November 2017.– Machbarkeitsstudie beabsichtigt, 2 ähnliche Projekte im Ausland.</ref><br />
<br />
== Dampfspeicher (Ruthsspeicher){{Anker|Dampfspeicher}} ==<br />
Ein Speicherbehälter ist größtenteils (z.&nbsp;B. zu 90 %) mit [[Siedewasser]] gefüllt. Der restliche Raum über dem Wasser ist mit Wasserdampf gleicher Temperatur gefüllt.<br />
Wird Dampf entnommen, setzt eine Nachverdampfung ein. Die erforderliche Wärme stammt aus dem Siedewasser. Druck und Temperatur sinken ab. Deshalb spricht man von einem Gefällespeicher. Er wurde von dem schwedischen Ingenieur [[Johannes Ruths]] (1879–1935) erfunden. Der Arbeitsbereich des Dampfspeichers wird durch die Anfangs- und Endparameter (Druck und Temperatur) sowie den Anfangsfüllgrad mit Siedewasser definiert. Die entscheidende Speicherkenngröße ist das Verhältnis der entnehmbaren Dampfmenge pro Speichervolumen. Sie kann bei gegebenen Randbedingungen berechnet werden.<ref>[[Bernd Glück]]: [http://berndglueck.de/Waermespeicher Feststoffwärmespeicher + Dampfgefällespeicher]</ref> Ist der minimale Entladedruck erreicht, muss dem Dampfspeicher wieder Wärme zugeführt werden. In der Regel erfolgt dies durch Einleiten von [[Wasserdampf]], wobei der Druck über dem Entnahmedruck zu Beginn der Entspeicherung liegen muss.<br />
Typische Anwendungsfälle dienen der Vergleichmäßigung des Dampfverbrauchs, der bei industriellen Prozessen technologisch bedingt sehr schwanken kann.<br />
<br />
== Hochtemperaturspeicher (HTS) ==<br />
{{Hauptartikel|Hochtemperaturwärmespeicher}}<br />
Hochtemperaturspeicher zählen zu den Kurzzeitspeichern und bestehen in der Regel aus keramischen, besser noch aus metallischen Verbindungen. Sie zeichnen sich durch eine jeweils hohe Druckfeuerbeständigkeit, Temperaturwechselbeständigkeit und spezifische Wärmekapazität aus. Sie werden zumeist einfach in Heizkessel (Konstanttemperatur-, Niedertemperatur- sowie Dampf- und Heißwasserkessel) eingestellt, ohne dass deren Substanz verletzt wird. Durch die Brennerflamme werden sie aufgeheizt. Schaltet sich der Brenner ab, geben die HTS nun die gespeicherte Wärmeenergie kontinuierlich an das Heizsystem ab. Dadurch lässt sich die wiederholte Zuschaltung des Brenners verzögern. Unter anderem vom Institut für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) werden in Deutschland nun Forschungsbemühungen vorangetrieben, diese Technologie auch zur Speicherung von Wärmeenergie einzusetzen, die in Kraftwerken erzeugt wird.<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=RWE Power startet Entwicklung von Hochtemperatur-Wärmespeicher für GuD-Kraftwerke |Hrsg= |Sammelwerk=finanzen.net |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2009-03-20 |Seiten= |ISBN= |Online=http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/RWE-Power-startet-Entwicklung-von-Hochtemperatur-Waermespeicher-fuer-GuD-Kraftwerke-458389 |Abruf=2018-01-29}}</ref><br />
<br />
== Latentwärmespeicher ==<br />
{{Hauptartikel|Latentwärmespeicher}}<br />
[[Datei:Handwaermer12.jpg|miniatur|Bekannter Vertreter eines Latentwärmespeichers: regenerierbare Handwärmer, links im flüssigen und rechts im kristallisierten Zustand]]<br />
<br />
Latentwärmespeicher funktionieren durch die Ausnutzung der [[Enthalpie]] reversibler thermodynamischer Zustandsänderungen eines Speichermediums, wie z.&nbsp;B. des Phasenübergangs fest-flüssig (Schmelzen/Erstarren).<br />
<br />
Die Ausnutzung des Phasenübergangs fest-flüssig ist dabei das am häufigsten genutzte Prinzip. Beim Aufladen des Inhalts kommerzieller Latentwärmespeicher werden meist spezielle Salze oder Paraffine als Speichermedium geschmolzen, die dazu sehr viel Wärmeenergie – die Schmelzwärme – aufnehmen. Da dieser Vorgang reversibel ist, gibt das Speichermedium genau diese Wärmemenge beim Erstarren wieder ab. Darüber hinaus können auch metallische Speichermedien, sogenannte metallische Phasenwechselmaterialien (englisch '''''m'''etallic '''P'''hase '''C'''hange '''M'''aterials, [[Latentwärmespeicher#Metalle|mPCM]]'') verwendet werden. Diese zeichnen sich aufgrund einer hohen maximalen Speichertemperatur durch eine besonders hohe Energiedichte und aufgrund einer guten Wärmeleitfähigkeit durch eine hohe thermische Leistung aus.<br />
<br />
Der Einsatz von Latentwärmespeichern zur langfristigen [[Thermische Solaranlage|Solarwärmespeicherung]] der Heizenergie für den Winter ist mit höheren Anschaffungsinvestitionen verbunden, er ist jedoch platzsparender und wegen der Ausnutzung der Latentwärme gleichmäßiger als die Nutzung von Wassertanks oder Kies. Hart-[[Paraffin]]e schmelzen bei etwa 60&nbsp;°C, die Schmelzwärme liegt mit 200–240&nbsp;kJ/kg um etwa ein Drittel niedriger als die Schmelzwärme von Wasser und die Wärmekapazität ist mit etwa 2,1&nbsp;kJ/(kg·K) halb so groß wie die von Wasser.<ref>{{Literatur |Autor=Jens Langer |Titel=Heating- or sanitary hot water accumulator having at least two heat sources |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer=EP1798486 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2012-08-29 |Seiten= |ISBN= |Online=http://www.freepatentsonline.com/EP1798486.html |Abruf=2018-01-29}}</ref> Hinzu kommt der Vorteil, dass zwei Drittel der Wärme dauerhaft über Monate hinweg im Phasenübergang gespeichert bleiben. Bei der Konstruktion eines Paraffin-Speichers muss berücksichtigt werden, dass sich sein Volumen beim Übergang von flüssig zu fest um etwa 30 % verringert.<br />
<br />
Die wohl bekannteste Anwendung des Latentwärmespeicher-Prinzips ist das regenerierbare [[Latentwärmespeicher#Wärmekissen|Handwärmkissen]] im Taschenformat auf Basis einer übersättigten [[Natriumacetat]]-Trihydrat-Lösung. Ein Anwendungsbereich, der sich aktuell neu eröffnet, ist die Integration von Latentwärmespeichern auf Basis von metallischen Phasenwechselmaterialien (''mPCM'') in batterieelektrische Fahrzeuge. Der Mehrwert im Elektroauto entsteht dabei maßgeblich bei kalten Außentemperaturen. Hier kann die notwendige Heizleistung zur Temperierung der Fahrgastzelle vom thermischen Speicher statt der Traktionsbatterie bereitgestellt werden, was notwendige Batteriekapazitäten reduzieren könnte bzw. die Reichweite von Elektrofahrzeugen im Winter erhöhen würde.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10122/333_read-24651/year-all/#/gallery/28836 |titel=Erhöhte Reichweite von Elektrofahrzeugen im Winter |werk=Website des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt |hrsg= |datum= |zugriff=2018-05-17 |sprache=}}</ref><br />
<br />
== Thermochemische Speicherung ==<br />
{{Hauptartikel|Thermochemischer Wärmespeicher}}<br />
<br />
Thermochemische Wärmespeicher nutzen den Wärmeumsatz umkehrbarer chemischer Reaktionen: Durch Wärmezufuhr verändert das verwendete Wärmeträgermedium seine chemische Zusammensetzung, und bei der von außen angestoßenen Rückumwandlung wird der größte Teil der zugeführten Wärme wieder freigesetzt.<br />
Thermochemische Wärmespeicher ermöglichen im Unterschied zu [[Puffer (Heiztechnik)|Puffer-]] und [[Latentwärmespeicher]]n die nahezu verlustfreie Speicherung größerer Wärmemengen über längere Zeiträume. Daher eignen sie sich z.&nbsp;B. als Saisonspeicher für [[Solarthermie|solarthermische Anwendungen]] in Regionen mit hohen jahreszeitlichen Temperaturunterschieden.<br />
<br />
Für die erfolgreiche Demonstration des Einsatzes eines thermochemischen Sorptionswärmespeichers im Rahmen eines solarthermisch beheizten [[Passivhaus]]es gewann das [[Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme]] bereits im Jahr 1999 den Innovationspreis der Länder Berlin-Brandenburg.<ref>http://www.ise.fraunhofer.de/geschaeftsfelder-und-marktbereiche/solarthermie/thermische-solaranlagen/projekte/saisonaler-sorptionsspeicher{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 18:45:01 InternetArchiveBot |url=http://www.ise.fraunhofer.de/geschaeftsfelder-und-marktbereiche/solarthermie/thermische-solaranlagen/projekte/saisonaler-sorptionsspeicher }}</ref><br />
<br />
Thermochemische Speicher wurden bereits im 19. Jahrhundert in technischen Anwendungen erprobt. Einer der ersten bekannten Anwendungsfälle der Technologie war die 1883 in Betrieb genommene [[Natronlokomotive]]. Thermochemische Wärmespeicher gibt es heute in vielen Varianten, bis hin zum [[selbstkühlendes Bierfass|selbstkühlenden Bierfass]]. Die Wärmekapazität beträgt je nach Ausprägung der Technologie bis zu 300&nbsp;kWh/m³ und liegt somit etwa um den Faktor fünf über der von Wasser.<br />
<br />
== Weitere Anwendungen ==<br />
* [[Nachtspeicherheizung|elektrische Speicherheizung]]<br />
* [[Warmwasser]]<br />
* [[Fernwärmespeicher]]<br />
* [[Dampfspeicherlokomotive]]<br />
* [[mobile Wärmespeicher]]<br />
<br />
== Berechnungsbeispiel ==<br />
* Für einen Wasserspeicher: siehe [[Wärmewiderstand]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.bine.info/publikationen/publikation/latentwaermespeicher-in-gebaeuden/ Latentwärmespeicher in Gebäuden] (BINE Informationsdienst)<br />
* [http://www.pcm-ral.de Gütegemeinschaft Phase Change Material (PCM) e. V.]<br />
* [http://berndglueck.de/Waermespeicher Simulationsmodell für einen Feststoffwärmespeicher mit downloadbarem Rechenprogramm]<br />
* [http://www.ritter-xl-solar.com/uploads/media/Wie-gross-duerfen-Solarspeicher-sein-HZJ4-5-09.pdf Wie groß dürfen Solarspeicher sein?] (PDF; 262&nbsp;kB)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* N. Fisch u.&nbsp;a.: ''Wärmespeicher'', hrsg. vom Fachinformationszentrum Karlsruhe, BINE Informationsdienst, 4., überarbeitete Aufl. 2005, DIN A5, kartoniert, 120 Seiten, TÜV Verlag 2005, ISBN 3-8249-0853-0.<br />
* Andreas Hauer, Stefan Hiebler, Manfred Reuß: ''Wärmespeicher.'' 5. vollständig überarbeitete Auflage, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8167-8366-4 (Grundlagen verschiedene Speichertechnologien, Speichermedien, Wirtschaftlichkeit)<br />
* [[Michael Sterner]], Ingo Stadler (Hrsg.): ''Energiespeicher. Bedarf, Technologien, Integration.'' 2. Auflage, Berlin Heidelberg 2017, ISBN 978-3-662-48893-5.<br />
* ''Innovative Wärmespeicher-Lösungen als wichtige Bausteine für die Energiewende.'' In: ''Heizung Lüftung/Klima Haustechnik (HLH)'' Bd. 66, Nr. 2/2015, S. 50–54<br />
* ''Optimierte Speicherkonstruktionen.'' In: ''Heizung Lüftung/Klima Haustechnik (HLH)'' Bd. 65, Nr. 2/2014, S. 64–69<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4064204-5}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Warmespeicher}}<br />
[[Kategorie:Wärmespeicher| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geschichte_des_Irak&diff=210804127Geschichte des Irak2021-04-11T01:15:36Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>Die '''Geschichte des Irak''' umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der [[Irak|Republik Irak]] von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Der Irak entstand in den Jahren 1920/21 aus den drei [[Osmanisches Reich|osmanischen]] Provinzen [[Bagdad]], [[Mosul]] und [[Basra]]. Die Wurzeln des Iraks reichen bis zu den frühen [[Hochkultur (Geschichtswissenschaft)|Hochkulturen]], die im 4. Jahrtausend v. Chr. entstanden, zurück.<br />
<br />
Seit dem [[Irak-Krieg]] 2003, der die Ära [[Saddam Hussein]]s beendete, befand sich der Irak unter militärischer Besatzung durch Truppen einer von den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] geführten internationalen Koalition. 2009 verließen die Besatzungstruppen die Städte, 2011 zogen sie komplett ab.<br />
<br />
== Altorientalische Reiche ==<br />
Der Irak liegt auf dem Gebiet des alten [[Mesopotamien]] (Ben al Naharain bzw. [[Aram-Naharaim]]). Dort entstanden ab dem 4. Jahrtausend v.&nbsp;Chr. einige der frühesten Hochkulturen der Menschheit ([[Sumer]], [[Akkad]], [[Babylonien]], [[Mittani]], [[Assyrien]], [[Medien (Land)|Medien]]; siehe auch: [[Alter Orient]]), weshalb die Region heute von vielen als [[Wiege der Zivilisation]] gesehen wird.<br />
<br />
Das alte Mesopotamien fiel 539 v.&nbsp;Chr. bei der Unterwerfung Babyloniens an das aufstrebende [[Perserreich]] unter [[Kyros II.|Kyros]]. Unter den [[Achämeniden]] wurde Mesopotamien zeitweilig in die zwei [[Satrap]]ien Syria und Assyria aufgeteilt; nach der Eroberung durch [[Alexander der Große|Alexander den Großen]] nach der [[Schlacht bei Gaugamela]] 331&nbsp;v.&nbsp;Chr. wurden beide Satrapien zu einer neuen Satrapie Mesopotamien zusammengeführt. Nach der [[Schlacht von Gaza (312 v. Chr.)|Schlacht von Gaza]] 312 v.&nbsp;Chr. geriet Mesopotamien unter die Kontrolle des [[Seleukiden]]reichs und blieb fortan für fast zwei Jahrhunderte von weiteren Kampfhandlungen weitgehend verschont. In dieser Zeit blühten nicht zuletzt die hellenistischen Stadtgründungen auf (beispielsweise [[Apameia am Euphrat|Apameia]], [[Dura Europos]], [[Şanlıurfa|Edessa]], [[Seleukia-Ktesiphon|Seleukia]]).<br />
<br />
Nach dem Tod des Seleukidenkönigs [[Antiochos VII.|Antiochos Sidetes]] 129&nbsp;v.&nbsp;Chr. fiel Mesopotamien endgültig an die [[Parther]], die zuvor schon den Iran erobert haben. [[Ktesiphon]] wurde zur parthischen Hauptstadt, daneben gelangte auch [[Hatra]] zu besonderer Bedeutung. Teile Mesopotamiens gelangten zwischen 83 und 69 v.&nbsp;Chr. an [[Armenien]], wurden allerdings im Zuge der römisch-parthischen Einigung nach der [[Schlacht bei Carrhae]] den Parthern zurückgegeben. In der Folgezeit stabilisierte sich der Euphrat als Grenze zwischen römischer und parthischer Einflusssphäre. Versuche des römischen Kaisers [[Trajan]], Mesopotamien zwischen 114 und 117 n.&nbsp;Chr. zu annektieren, scheiterten, doch nach dem Partherkrieg des [[Lucius Verus]] von 162 bis 165 blieben größere Teile Mesopotamiens im römischen Einflussbereich. 195 fiel Mesopotamien bis auf die strategisch wichtige Stadt [[Nisibis]] wieder an die Parther, wurde von Kaiser [[Septimius Severus]] 197 aber wieder zurückerobert und befestigt.<br />
<br />
Der Wechsel von der dezentral-feudalen Partherherrschaft zum stärker zentralisierten [[Sassanidenreich]] brachte zunächst keine grundlegenden Veränderungen mit sich. In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts geriet Mesopotamien in den Strudel der [[Reichskrise des 3. Jahrhunderts]] und wechselweise unter römische und [[Sassanidenreich|sassanidische]] Kontrolle. Während der gesamten [[Spätantike]] war Mesopotamien Aufmarsch- und Kampfgebiet dieser beiden antiken Großmächte (siehe auch [[Römisch-Persische Kriege]]), wobei der arabische Stamm der [[Lachmiden]] einen wichtigen Teil der Grenzsicherung für Persien übernahm. Dem römischen Kaiser [[Diokletian]] gelang es 297/298 die alten Besitzverhältnisse wiederherzustellen. Ab 337 begann der sassanidische Großkönig [[Schapur II.]] große Teile Mesopotamiens zurückzuerobern. Der gescheiterte Persienfeldzug Kaiser [[Julian (Kaiser)|Julians]] führte 363 schließlich zum Verlust fast ganz Mesopotamiens und insbesondere von [[Nisibis]] an Persien. Trotz verschiedener Versuche von beiden Seiten, den Grenzverlauf zu verschieben, blieb dieser im Wesentlichen unverändert, bis schließlich Mesopotamien und Syrien im Zuge der [[Islamische Expansion|Islamischen Expansion]] zwischen 633 und 640 von den [[Araber]]n erobert wurden.<br />
<br />
== Arabisch-Islamische Herrschaft ==<br />
<br />
=== Umayyaden ===<br />
Nach der [[Schlacht von Kadesia]] 636 bemächtigten sich die arabischen Muslime des Gebietes. 636 wurde [[Basra]] vom Kalifen [[Umar ibn al-Chattab|Umar]] als [[Misr|Heerlager]] gegründet, 637/638 [[Kufa]]. Der Irak wurde zu einem wichtigen kulturellen Zentrum des sich [[Islamische Expansion|ausbreitenden Islams]]. Die Rolle eines politischen Zentrums für die Muslime erhielt er erstmals, als [[ʿAlī ibn Abī Tālib]] nach seiner Erhebung zum vierten Kalifen seine Hauptstadt nach Kufa verlegte. Nach ʿAlīs Ermordung im Jahre 661 durch einen [[Charidschiten]] annektierte der [[Umayyaden|Umayyade]] [[Muawiya I.]] den Irak. Ab 665 wurde das Gebiet von den Statthaltern [[Ziyād ibn Abī Sufyān]] und seinem Sohn ʿUbaidallāh ibn Ziyād regiert, die mit harter Hand gegen die Charidschiten und die Anhänger ʿAlīs vorgingen. ʿAlīs Sohn [[Al-Husain ibn 'Alī|Hussein]], der 680 einen Aufstand gegen die umayyadischen Kalifen [[Yazid I.]] unternahm, fiel bei [[Kerbela]] im Kampf. Von 694 bis 714 herrschte der für seine Grausamkeit bekannte Statthalter [[al-Haddschādsch ibn Yūsuf]] über den Irak. Er entschied 702, das Persische als [[Kanzleisprache]] durch das Arabische zu ersetzen.<ref>Vgl. [[W. Montgomery Watt]]: ''Islam and the Integration of Society.'' Routledge & Kegan Paul, London, 1961. S. 119.</ref><br />
<br />
=== Abbasiden ===<br />
762 wurde Bagdad von [[Al-Mansur (Abbasiden)|Al-Mansur]] als Hauptstadt des [[Abbasiden]]kalifats gegründet und entwickelte sich bald zur bedeutendsten Stadt der islamischen Welt. Die folgende Periode wird auch als [[Blütezeit des Islams]] bezeichnet, in der besonders Wissenschaft und Künste ein deutlich höheres Niveau entwickelten als etwa in Europa.<br />
<br />
Ab 1055 eroberte der [[Seldschuken]]führer [[Tughrul Beg]] das Land, 1258 der [[Mongolen|mongolische]] König [[Hülegü]], Begründer der Dynastie der [[Ilchane]]. Abgesehen von den massiven Verwüstungen in den Städten wurde auch die Landwirtschaft, das Rückgrat der Wirtschaft, zerstört. Die schweren Kämpfe zwischen den Mongolen und den zur Verteidigung anrückenden [[Mamelucken]] führten zu hohen Sachschäden an dem komplexen [[Bewässerung]]ssystem des Zweistromlandes. Ebenso stark wirkten sich hier die menschlichen Verluste aus: Das mündlich tradierte Wissen über die Anwendung und Wartung der Bewässerungsanlagen gingen verloren. In Folge verfiel die Provinz, denn ohne ein Bewässerungssystem konnte die mesopotamische Landwirtschaft ihr volles Potential nicht mehr entfalten. 1401 wurde Bagdad durch [[Timur]] verwüstet, 1534 fiel das Land an das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]].<br />
<br />
== Der Irak als Teil des Osmanischen Reiches ==<br />
Der Irak war für das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]] vor allem als Verbindung zum [[Persischer Golf|Persischen Golf]] und als Verteidigungsbarriere gegenüber dem [[Iran]] (Persien) bedeutend; an wirtschaftlicher Entwicklung hingegen waren die Osmanen kaum interessiert. So beschränkte sich ihre Administration vor allem in den ersten Jahrhunderten weitgehend auf das Eintreiben von Steuern und der (Zwangs-)Rekrutierung von Soldaten. Der Irak war eine vergleichsweise unbedeutende Provinz des Osmanischen Reiches, regiert von Beamten (teilweise regierten sich Bagdad, Mossul und Basra faktisch selbst).<br />
<br />
Die georgische Mamluken-[[Dynastie des Hasan Pascha]] herrschte von 1704 bis 1831.<br />
<br />
Die schiitische Bevölkerung war unter den sunnitischen Osmanen von Posten in Verwaltung und Militär ausgeschlossen. Die schiitische Geistlichkeit betrieb jedoch eigene religiöse Schulen und zog Steuern von ihren Anhängern ein.<ref>Phebe Marr: ''The History of Modern Iraq'', Boulder, 2012, S.&nbsp;15.</ref><br />
<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es administrative Reformen, doch die ersten wichtigen Veränderungen kamen mit [[Midhat Pascha]] (Gouverneur in Bagdad zwischen 1869 und 1872). Die ersten Krankenhäuser wurden gebaut, erste Zeitungen erschienen, Manufakturen nahmen ihren Betrieb auf. Doch er regierte zu kurz, um dem Irak einen längerfristigen Aufschwung zu bescheren. In diese Zeit fallen auch die ersten Belege für das Interesse der Briten am Irak. 1860 erwarb die britische Lynch-Company das Monopol für die Schifffahrt am Tigris. Der Irak blieb bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] ein unbedeutender Nebenschauplatz, seine geostrategische Position an den Schnittrouten zwischen Europa, Britisch-Indien, [[Zentralasien]], dem [[Kaukasus]] und Südarabien sollte ihn aber vom Ersten Weltkrieg an zum Gegenstand von weltpolitischen Interessen machen.<br />
<br />
== Britische Herrschaft und Königreich ==<br />
{{Hauptartikel|Britisches Mandat Mesopotamien| titel1=Königreich Irak}}<br />
<br />
Während des Ersten Weltkrieges (am 6. November 1914, einen Tag nach der Kriegserklärung an das osmanische Reich) marschierten [[Vereinigtes Königreich|britische]] Truppen und arabische Aufständische gemeinsam ein und besetzten 1917 Bagdad. Eigentliches unmittelbares Ziel war nur die Region um Basra gewesen, denn die [[Royal Navy]] war auf Öllieferungen aus dem benachbarten Iran angewiesen. 1920&nbsp;löste Großbritannien aus dem ehemaligen osmanischen Reich die Provinzen [[Vilâyet Bagdad]], [[Vilâyet Mossul]] und [[Vilâyet Basra]] heraus und verschmolz sie zum heutigen Irak. Die Provinz Mossul war dabei zunächst nicht mit eingeplant worden, da sie in französischem Einflussgebiet lag; nach dem Ausfall Russlands betreffend das [[Sykes-Picot-Abkommen]] und aufgrund von strategischen Überlegungen wurde sie jedoch ebenfalls eingegliedert, indem der Türkei und Frankreich jeweils 20 % der zu erwartenden Gewinne aus der Erdölförderung in dieser Region versprochen wurden.<br />
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[[Datei:Irak Vilayets.PNG|mini|Die drei ehemaligen osmanischen Vilayets]]<br />
An der Festlegung der heutigen Grenzen war [[Gertrude Bell]] als Beraterin des Kolonialministers [[Winston Churchill]] wesentlich beteiligt. Der [[Völkerbund]] sanktionierte diese Maßnahme und übertrug Großbritannien das [[Mandat (Völkerrecht)|Mandat]] über den Irak. So wurde das Britische Mandat Mesopotamien eingerichtet. Da den Arabern von Großbritannien ein souveränes Großarabien versprochen wurde, sollten sie sich gegen das osmanische Reich erheben, akzeptierten sie den Status als britisches Mandatsgebiet nicht und begannen 1920 [[Irakischer Aufstand 1920|einen Aufstand]] gegen die britische Krone. Der Aufstand hatte aber auch einen sozialen Hintergrund. Um das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, verfuhren die Briten wie an ihrer indischen Nordwestgrenze: Sie machten lokale Autoritäten aus, denen sie eine Reihe von Privilegien gaben (z.&nbsp;B. Steuerfreiheit) und denen auch das früher kommunale Land übertragen wurde, so dass viele Bauern verarmten. Bei der drei Monate dauernden Revolte starben nach britischen Schätzungen 8450 Iraker und 1654 britische Soldaten. Der hohe Blutzoll und die Kosten, die zur Niederwerfung des Aufstandes benötigt wurden (insgesamt das Sechsfache der gesamten Kosten der britischen Militärkampagne im Nahen Osten), erschreckten die britische Regierung. Um die Kosten für die britische Präsenz zu senken und gleichzeitig die Araber von neuem Aufruhr abzubringen, setzte die britische Regierung einen arabischen König ein.<br />
<br />
Am 23. August 1921 wurde [[Faisal I. (Irak)|Faisal]], Sohn des [[Scherif]]en [[Hussein ibn Ali (Hedschas)|Hussein]] von [[Mekka]], zum König proklamiert. Die Aufnahme des Königreichs Irak in den [[Völkerbund]] erfolgte am 3. Oktober 1932. Auch nach der Staatsgründung gab es keine einheitlichen Masse oder Gewichte und keine einheitliche Währung; indisches, iranisches und türkisches Geld wurden entsprechend der verschiedenartigen Ausrichtung der Provinzen parallel benutzt. Die wesentlichen Ölaktivitäten im Land waren in der 1929 aus der [[Turkish Petroleum Company]] hervorgegangenen [[Turkish Petroleum Company#Iraq Petroleum Company|Iraq Petroleum Company]] zusammengefasst, die nur geringe Konzessionsgebühren zahlte und vollständig ausländischen Unternehmen gehörte.<br />
<br />
Der [[Anglo-irakische Verträge|Anglo-irakische Vertrag von Juni 1930]] sicherte den Engländern zahlreiche Rechte und räumte ihnen Militärstützpunkte ein. Bei Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] brach die irakische Regierung unter [[Nuri as-Said]] die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab und nahm in der Außenpolitik eine probritische Haltung ein, die in Armeekreisen und breiten Bevölkerungsschichten keinen Rückhalt hatte. Am 1. April 1941 unternahmen antibritische Politiker und Offiziere einen [[Militärputsch im Irak 1941|Staatsstreich]], um die probritische Politik der Regierung zu beenden. Die Armee brachte [[Raschid Ali al-Gailani]] an die Regierungsspitze, der die Neutralität des Iraks verkündete und den Abzug aller britischen Soldaten forderte. Am 2. Mai 1941 begannen militärische Auseinandersetzungen zwischen britischen und irakischen Truppen, die einen Monat andauerten und mit der irakischen Niederlage endeten. Während dieser Kämpfe richtete die irakische Regierung ein Hilfeersuchen an Deutschland, das aber nur geringfügige militärische Unterstützung brachte ([[Sonderstab F]]). Im Oktober 1941 übernahm wieder Nuri as-Said die Regierung. Die vertraglich abgesicherte politische, ökonomische und militärische Einflussnahme Großbritanniens als ehemalige Mandatsmacht im Irak war auf Dauer bis hin zum [[Bagdadpakt]] Mitte der 1950er-Jahre wiederhergestellt. Am 16. Januar 1943 erklärte der Irak den faschistischen [[Achsenmächte]]n den Krieg.<br />
<br />
Der Versuch der Premierministers [[Salih Dschabr]], den Anglo-Irakischen Vertrag von 1930 zu erneuern, führte im Januar 1948 zu schweren antibritischen Unruhen, die von der verarmten Bevölkerung der Vorstädte Bagdads, von Studenten und der Kommunistischen Partei ausgingen und blutig niedergeschlagen wurden. Salih Jabr musste seine Unterschrift unter den Vertrag widerrufen und ins Exil nach England gehen.<br />
<br />
Als Reaktion auf die Gründung der [[Vereinigte Arabische Republik|Vereinigten Arabischen Republik]] erklärten am 14. Februar 1958 die beiden haschemitischen Königreiche Irak und [[Jordanien]] ihre Vereinigung zu einer von Großbritannien unterstützten [[Arabische Föderation|Arabischen Föderation]]. Unter General [[Abdel Karim Qasim]] schlossen sich die so genannten „Freien Offiziere“ zusammen, um die britische Kontrolle abzuschütteln. Sie stürzten am 14.&nbsp;Juli 1958 mit Hilfe des Volkes die pro-britische [[Monarchie]] ([[Faisal II.]] 1935–1958). Der König wurde ermordet und sein Leichnam durch die Straßen von Bagdad geschleift.<br />
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{{Siehe auch|Staatsstreich im Irak 1958}}<br />
<br />
== Die Republik bis zum Sturz Saddam Husseins ==<br />
<br />
=== Der Beginn der Republik ===<br />
Am 15. Juli wurde die Föderation mit Jordanien aufgelöst und die Republik Irak proklamiert. Es strömten hunderttausende<br />
Iraker auf die Straßen, um ''ath-Thawra'' (die [[Revolution]]) zu feiern. Mit Ausrufung der Republik wurden neue politische Verhältnisse geschaffen. Die Monarchie wurde abgeschafft und der Irak trat aus dem mit der Türkei, Pakistan und dem Iran geschlossenen [[CENTO]] (Bagdad)-Pakt aus. Die letzten britischen Soldaten verließen das Land am 24.&nbsp;März 1959.<ref>Fürtig, Henner: Kleine Geschichte des Irak: von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart, S.&nbsp;58 [http://books.google.de/books?id=ZwCC2dgCfagC&pg=PA137&dq=irak+export+1990&hl=de&ei=oz79S9LoNIuSmwPghrDQCQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=10&ved=0CFkQ6AEwCTgU#v=onepage&q&f=false online]</ref><br />
<br />
Innenpolitisch wurde eine Bodenreform durchgeführt und der Irak trat aus dem britischen Sterling-Währungssystem aus. Die ausländischen Ölgesellschaften wurden verstaatlicht und es wurden wirtschaftliche und politische Beziehungen zu den sozialistischen Ländern eingeleitet. Ein Erlass ermöglichte es, dass politische Parteien und berufliche Organisationen gebildet werden konnten. Die Pressefreiheit wurde eingeführt. Ein historischer Schritt war aber der Artikel 3 der provisorischen [[Verfassung]]: „Araber und Kurden sind Partner im Irak“. Die [[Kurden]] wurden erstmals ausdrücklich anerkannt. Die demokratischen Prozesse dauerten jedoch nur kurze Zeit an. Bald wurden Zeitungen verboten. Die Entwicklung der neuen Republik Irak wirkte den grundsätzlichen Interessen des Westens entgegen. Die Briten und die USA übten Druck von außen aus. Qasims Plan einer Annexion Kuwaits wurde 1961 erst durch britische Truppen, dann durch eine [[Interarabische Sicherheitstruppe]] verhindert.<br />
<br />
Innenpolitisch wurde Druck von rechtsorientierten, panarabistischen Parteien und Nationalisten ausgeübt. Dazu gehörte auch die [[Baath-Partei]]. Die damals kleine irakische Baath-Partei putschte mit Hilfe von Verschwörern in der irakischen Armee am 8. Februar 1963 gegen Qasim. Qasim wurde erschossen. Durch interne Flügelkämpfe geschwächt, wurde die Baath-Partei im [[Militärputsch vom 18. November 1963]] durch den Präsidenten [[Abd as-Sallam Arif]] gestürzt. Unter seinem Bruder [[Abd ar-Rahman Arif|Abd ar-Rahman]] brach der Irak 1967 die diplomatischen Beziehungen zu den USA ab. Nach einem zweiten Putsch am 17. Juli 1968 eroberte die Baath-Partei wieder die Macht; [[Ahmad Hasan al-Bakr]] wurde Staatspräsident und Vorsitzender des [[Revolutionärer Kommandorat|Revolutionären Kommandorates (RKR)]] (und blieb es bis zu seinem Rücktritt am 16. Juli 1979), Saddam Hussein wurde Vizepräsident und Stellvertretender Vorsitzender des RKR.<br />
<br />
[[Nadschaf]] und [[Kerbela]], die beiden heiligen Städte des Irak, entwickelten sich in den 1960er Jahren zu Zentren schiitisch-revolutionärer Bewegungen, die später auch in den Libanon und nach Iran ausstrahlten. Zu den schiitischen Gelehrten, die in dieser Zeit in Nadschaf politisch-aktivistische Theorien entwickelten, gehörten [[Ruhollah Chomeini]], [[Muhammad Baqir as-Sadr]], [[Muhammad Hussein Fadlallah]], [[Mahmud Haschemi Schahrudi]] und [[Muhammad Baqir al-Hakim]].<ref>Vgl. Pierre-Jean Luizard: ''Histoire politique du clergé chiite, xviii<sup>e</sup>-xxi<sup>e</sup> siècle''. Fayard, Paris, 2014. S. 192.</ref><br />
<br />
Im Frühjahr 1969 brachen erneut Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den seit 1961 gegen die Zentralregierung kämpfenden Kurden aus. Zwar unterzeichneten Saddam Hussein und der Kurdenführer [[Molla Mustafa Barzani]] im März 1970 einen Friedensvertrag, der den Kurden politische Autonomie gewährleistete. Die Kämpfe dauerten allerdings bis April 1975 an, als der Irak mit dem Nachbarland Iran das [[Abkommen von Algier]] über die Neuregelung der Grenze am Schatt al-Arab unterzeichnete und der Iran daraufhin seine Hilfe für die Kurden beendete, was zur Kapitulation der Kurden führte.<br />
<br />
Am 1. Juni 1972 wurden die ausländischen Ölunternehmen verstaatlicht.<br />
<br />
=== Die Ära Saddam Hussein ===<br />
Als die Baath-Partei an der Macht war, folgten Massenhinrichtungen und willkürliche Verhaftungen, vor allem von kommunistischen und anderen linksgerichteten Intellektuellen. Besonders nachdem [[Saddam Hussein]] nach dem Rücktritt al-Bakrs am 16. Juli 1979 an die Macht gelangt war, kam es zu massiven Menschenrechtsverletzungen, denen auch viele Baathisten zum Opfer fielen. Das erst im Januar 1979 vereinbarte [[Charta der gemeinsamen nationalen Aktion|Unionsprojekt mit Syrien]] wurde sofort auf Eis gelegt.<br />
<br />
Nach monatelangen Auseinandersetzungen mit dem Iran befahl Hussein der irakischen Armee am 22. September 1980, das Nachbarland mit insgesamt neun von zwölf Divisionen anzugreifen. Die Front erstreckte sich hierbei auf einer Länge von 600&nbsp;km. Nach anfänglichen Erfolgen musste sich die irakische Armee ab 1982 immer weiter zurückziehen und schließlich ab 1984 den Krieg im eigenen Land führen. Dieser ''[[Erster Golfkrieg|Erste Golfkrieg]]'' dauerte bis 1988 an und kostete schätzungsweise 250.000 Iraker das Leben. In diesem Krieg setzte der Staat auch mehrmals [[Chemiewaffenprogramm des Irak|chemische Kampfstoffe]] sowohl gegen die Iraner als auch gegen die eigene Bevölkerung ein. Auch die wirtschaftlichen Schäden waren erheblich: 1979 besaß der Irak noch Geldreserven im Wert von 35 Milliarden [[US-Dollar]], nach Ende des Krieges war das Land mit über 80 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden hoch verschuldet. Der Irak wurde in diesem Krieg von den USA und anderen westlichen Staaten unterstützt.<br />
<br />
Nach einem gescheiterten Attentat auf Saddam Hussein wurden am 17. Juli 1982 600 Einwohner der Kleinstadt [[Dudschail]] verhaftet und 148 von ihnen hingerichtet. 1988 startete das Regime die sogenannte ''[[Anfal-Operation]]'', bei der nach Schätzungen bis zu 180.000 irakische Kurden ermordet wurden. Der in der Öffentlichkeit bekannteste Fall dieser Kampagne war der ''[[Giftgasangriff auf Helepçe]]'' am 18. März 1988. Mit diesem Ereignis begannen sich die Beziehungen zwischen dem Irak und den Vereinten Nationen, befördert durch die weitere irakische Politik, zu verschlechtern.<br />
<br />
Am 2. August 1990 marschierte die irakische Armee in [[Kuwait]] ein und besetzte das Land. Erst durch die Intervention internationaler Truppen unter der Führung der Vereinigten Staaten wurde das Land im Februar 1991 im ''[[Zweiter Golfkrieg|Zweiten Golfkrieg]]'' befreit. US-Präsident George Bush rief das irakische Volk zum Aufstand gegen Saddam Hussein auf.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.nytimes.com/2006/06/05/world/middleeast/05grave.html | titel=Uncovering Iraq’s Horrors in Desert Graves – New York Times | abruf=2013-11-05}}</ref> Als Kurden und Schiiten tatsächlich eine Rebellion gegen die Regierung begannen, griffen die Amerikaner nicht in die Kämpfe ein, so dass Saddam den Aufstand niederschlagen konnte. Dabei kamen schätzungsweise 100.000 Iraker ums Leben, die [[Marsch-Araber|Marschen]] im Südirak wurden fast vollständig [[Operation gegen die Marsch-Araber im Irak|zerstört]]. Als Folge der Besetzung Kuwaits verhängten die [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] [[Resolution 661 des UN-Sicherheitsrates|Sanktionen über das Land]], was zu internationaler Isolierung und durch die Misswirtschaft mit den erlaubten Handelsgütern zur Verarmung weiter Teile der Bevölkerung führte. Dieses Embargo wurde bis 2003 aufrechterhalten. Die Folgen des Embargos waren dramatisch: Allein 500.000 bis 1.500.000 Kinder unter 14 Jahren starben bis 2005 zum Teil an Krankheiten, die vor 1990 im Irak nahezu unbekannt waren: Leukämie (wahrscheinlich durch kontaminierten Sand und Kleinstpartikeln von [[Uranmunition|DU-Munition]] oder zerstörtem Kriegsgerät), Unterernährung, Vitaminmangel, Typhus, Cholera und durch lokale Krankheiten.<br />
<br />
Die hohe Sterblichkeit ergibt sich aus dem andauernden Embargo und der in den Golfkriegen 1990 und 2003 nahezu völligen Zerstörung der Trink- und Abwasser-Ver-/Entsorgung, Zerstörung der Krankenhäuser, Pharmaindustrie usw. Die UN-Diplomaten und humanitären Koordinatoren im Irak, [[Denis Halliday]] und [[Hans-Christof von Sponeck]] waren aus Protest gegen das Embargo zurückgetreten. Halliday bezeichnete das Embargo als [[Völkermord]]. Um die Folgen des Embargos abzumildern führte die UN 1995 (Res. 986) ein [[Öl für Lebensmittel]]-Programm ein, das im Januar 2003 endete.<br />
<br />
Am 8. November 2002 beschloss der [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen|UN-Sicherheitsrat]] auf längeren Druck der USA die bislang 19. Irak-[[UN-Resolution|Resolution]] [[Resolution 1441 des UN-Sicherheitsrates|1441]] mit nicht näher definierten „ernsthaften Konsequenzen“. Die Resolution wurde vom Irak akzeptiert und der Waffeninspekteur Blix wurde ins Land gelassen. 2002 begann die von Blix geleitete Kommission, im Irak nach Massenvernichtungswaffen zu suchen, fand aber keine.<br />
<br />
{{Siehe auch|Atomprogramm des Irak|Biowaffenprogramm des Irak|Chemiewaffenprogramm des Irak}}<br />
<br />
=== Invasion der USA und Verbündeter ===<br />
[[Datei:Pechmerga 2003.jpg|mini|[[Peschmerga]]-Soldaten der Joint Iraqi Security Company, Juni 2003]]<br />
[[Datei:Multinational force in iraq countries.PNG|mini|Staaten mit Truppenkontingenten im Irak und ehemals beteiligte Staaten (violett) seit Sommer 2003]]<br />
<br />
Am 20. März 2003 begann der [[Irakkrieg]] mit Luftangriffen auf die Hauptstadt Bagdad. Ziel der ''[[Koalition der Willigen]]'' unter der Führung der Vereinigten Staaten und Großbritanniens, unterstützt von kleinen Verbänden Australiens, Italiens, Spaniens, Polens und militärisch unerheblicher Alliierter (Dänemark, Ukraine, Bulgarien, Honduras, El Salvador, Südkorea, Japan, Ungarn) war es, Saddam Hussein zu stürzen und mutmaßlich vorhandene Massenvernichtungswaffen aus dem Verkehr zu ziehen. Am 9. April 2003 wurde die Hauptstadt Bagdad eingenommen, symbolisch hierfür wurde der Abriss einer Statue des Diktators. Im Mai 2003 erklärte US-Präsident Bush die größeren Kampfhandlungen für beendet und der Irak wurde in Besatzungszonen aufgeteilt. Massenvernichtungswaffen wurden nicht gefunden. Am 5. März 2004 warf [[Hans Blix]] den USA und Großbritannien vor, sie hätten keine rechtliche Grundlage für ihre Militäraktion gegen den Irak gehabt.<br />
<br />
Die Anzahl der Opfer der Invasion ist stark umstritten in Bezug auf Zählweise, Verantwortung und Einbeziehung Opfer krimineller Straftaten. Verifizierbar sind laut der privaten Initiative iraqbodycount mindestens 62.000<ref>iraqbodycount.org: [http://www.iraqbodycount.org/ Die Opfer im Irak-Krieg]</ref> zivile Opfer der militärischen Intervention. Eine Studie des Wissenschaftsmagazins [[The Lancet]] geht sogar von bis zu 100.000 zivilen Opfern aus. Nach Angaben der USA wurden rund 1.000 Zivilisten durch alliiertes Feuer sowie etwa 7000 Widerstandskämpfer und Terroristen getötet. Schätzungen anderer Beobachter zufolge kamen bis zu 10.000 Iraker bei dem Angriff durch die USA ums Leben. Weitere 20.000 Tote werden neben dem regulären Widerstand mehrheitlich Terrorangriffen verschiedener Gruppierungen zugeschrieben. Nach einer im Oktober 2006 veröffentlichten Studie wurden seit der Invasion der ausländischen Truppen im März 2003 über 650.000 Menschen getötet, was 2,5 % der irakischen Gesamtbevölkerung entspricht.<ref>freace.de: [http://www.freace.de/artikel/200610/111006a.html 654.965 Todesopfer − Folgen des US-Kriegs gegen den Irak], 11. Oktober 2006</ref><br />
<br />
Als Folge von Kriegsschrott steigt besonders in den südlichen Provinzen die Anzahl der Krebsfälle. Nach Angaben der medizinischen Hochschule von Basra sind mindestens 45 Prozent aller Todesfälle in den südlichen Provinzen auf Krebs zurückzuführen. In den Provinzen Basra und Missan sei die [[Leukämie]]rate bei Kindern im Vergleich zum Jahr 2005 um 22 Prozent gestiegen, manche Babys entwickelten die Krankheit schon vier Wochen nach der Geburt. Täglich kämen in den südlichen Provinzen mindestens drei verkrüppelte Kinder zur Welt, denen Organe oder Glieder fehlten.<ref>[http://www.jungewelt.de/2007/06-06/014.php Irak verstrahlt], [[Junge Welt]], 6. Juni 2007</ref><br />
<br />
== Die Zeit nach dem zweiten Irakkrieg ==<br />
[[Datei:Iraq 2003 occupation.png|mini|Besatzungszonen des Irak durch die USA (türkis und blau), Großbritannien (grün) und Polen (rosa) im September 2003]]<br />
{{Hauptartikel|Besetzung des Irak 2003–2011}}<br />
Seit dem offiziellen Ende des Irakkriegs sind erheblich mehr US-Soldaten – bisher 2900 – durch Anschläge, sowohl von Widerstandsgruppen wie auch von [[Islamismus|islamistischen]] Terroristen, umgekommen als durch die Kriegshandlungen zuvor; täglich sterben durchschnittlich zwei US-Soldaten bei Angriffen aus dem Hinterhalt, die Zahl der Verwundeten liegt noch erheblich höher. Zahlreiche Opfer forderten die Angriffe auch unter der Zivilbevölkerung. Auch Vertreter der mehrheitlich von [[Schiiten]] und [[Kurden]] getragenen irakischen Regierung wurden wiederholt zum Ziel von Anschlägen. Schätzungen zufolge sind zwischen 25.000 und 30.000 Iraker seit Mai 2003 –&nbsp;dem „Ende der großen Kampfhandlungen“&nbsp;– ums Leben gekommen. Einige irakische Quellen gehen sogar von bis zu 60.000 Opfern aus. Etwa 3500 Irakische Sicherheitskräfte wurden seit 2003 getötet.<br />
<br />
[[Al-Qaida]] verfolgt anscheinend die Strategie, einen Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten zu provozieren, um so zu verhindern, dass der Irak eine staatliche Ordnung findet. Todesschwadronen greifen gezielt Anhänger der gegnerischen Religionsgruppe an. Als wichtigster Kopf der irakischen [[Ansar al-Islam]] Organisation wurde seit 2003 der Jordanier [[Abu Musab az-Zarqawi]] angesehen (von US-amerikanischen Einheiten getötet am 7.&nbsp;Juni 2006). Die [[Vereinigte Staaten|USA]] werfen dem [[Iran]] und [[Syrien]] vor, nichts gegen das Eindringen ausländischer Kämpfer zu tun. Die Situation wird zunehmend als an der Kippe zum Bürgerkrieg stehend betrachtet. Von Sunniten und Schiiten gegeneinander geführte Terrorangriffe und Gegenanschläge fordern fast schon täglich Dutzende Menschenleben. Pro Tag gibt es im Irak etwa 75–85 Anschläge, zeitweise lag die Zahl der täglichen Anschläge sogar über 120, an anderen Tagen jedoch auch „nur“ bei 50–60. Allerdings wird ein Teil der Anschläge auch von nichtirakischen (sunnitischen) Islamisten verübt und zum Teil auch von einigen schiitischen Extremisten.<br />
<br />
Am 30. Juni 2009 verließen die amerikanischen Kampftruppen die Städte und übergaben Stützpunkte und andere Einrichtungen an die irakische Armee. Im August 2010 verließen, die auf ihre Stützpunkte verlegten Truppen das Land, die übrigen Soldaten folgten im Jahr 2011.<ref>Spiegel: [http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,804441,00.html Abzug der Amerikaner: Letzte US-Truppen verlassen Irak], 18. Dezember 2011</ref><br />
<br />
Nach Bildung eines [[Irakischer Regierungsrat|Übergangsrates]] Ende 2003 wurde der bis dahin von der [[Koalitions-Übergangsverwaltung]] ausgeübte Verwaltungsauftrag am 28. Juni 2004 einer irakischen repräsentativen Übergangsregierung übertragen. Die Truppen und Logistik der Besatzungsmächte in einer Stärke von etwa 150.000 Soldaten sollen aber vereinbarungsgemäß noch ein bis zwei Jahre im Irak stationiert bleiben. Der Irak befindet sich politisch seitdem in einem Übergangszustand: Nach diesem [[Dritter Golfkrieg|Dritten Golfkrieg]] sind die früheren Machtstrukturen, insbesondere der ''Revolutionäre Kommandorat'', nicht mehr vorhanden, aber die neuen Verhältnisse, damals noch zwischen der westlichen Besatzung, der Zivilverwaltung und dem [[Irakischer Regierungsrat|Irakischen Regierungsrat]], waren nicht endgültig etabliert.<br />
<br />
Nach ersten Planungen sollte der ehemalige US-General [[Jay Garner]], der 1991 die kurdische Schutzzone eingerichtet hatte, den Vorsitz einer vorläufigen Regierung im Irak übernehmen. Wenige Wochen nach seiner Etablierung änderte man jedoch die Strategie: US-Präsident [[George W. Bush]] benannte am 6. Mai 2003 [[Paul Bremer|L. Paul Bremer III.]] zum Zivilverwalter. Der Irak wird im September 2003 in vier Besatzungszonen eingeteilt:<br />
zwei amerikanische im Norden, eine polnische im zentralen Süden und eine britische im äußeren Süden des Landes. Der algerische UNO-Sonderbeauftragte [[Lakhdar Brahimi]] vermittelte zwischen verschiedenen Parteien für eine [[irakische Übergangsregierung]], die am 1. Juni 2004 entstand, um ab dem 30. Juni die Macht zu übernehmen. Am 30. Januar 2005 wurden im Irak die [[Wahl zur Nationalversammlung im Irak vom Januar 2005|ersten freien Wahlen]] seit über 40 Jahren abgehalten.<br />
<br />
Am 11. Oktober 2006 verabschiedete das [[Repräsentantenrat des Irak|Irakische Parlament]] ein neues ''Föderalismusgesetz'', das die Schaffung sogenannter weitgehend autonomer „Super-Provinzen“ vorsieht. Kritiker dieses Gesetzes, vornehmlich die sunnitische Minderheit, sehen darin eine Bedrohung für die irakische Einheit.<ref>[[Die Zeit]]: {{Webarchiv|url=http://www.zeit.de/news/artikel/2006/10/11/76838.xml |wayback=20071014025815 |text=Irak: Parlament verabschiedet Föderalismusgesetz }}, 11. Oktober 2006</ref><br />
<br />
[[Iyad Allawi]] bezeichnete den Irak als [[Gescheiterter Staat|Gescheiterten Staat]]. Das Land wird stark vom [[Iran]] beeinflusst und besitzt eine stagnierende Wirtschaft, hohe Arbeitslosigkeit, eine hohe Inflation, keinen funktionierenden öffentlichen Sektor und eine immer noch schlechte Sicherheitslage.<ref>{{Internetquelle | url=https://www.welt.de/politik/ausland/article115473591/Der-Irak-ist-auf-dem-Weg-in-eine-neue-Diktatur.html | titel=„Der Irak ist auf dem Weg in eine neue Diktatur“ | abruf=2013-11-05}}</ref><br />
<br />
=== Aufständische Gruppen und Anschläge ===<br />
[[Datei:Unbomb.jpg|mini|Durch einen Autobombenanschlag zerstörtes Gebäude des Hauptquartiers der Vereinten Nationen in Bagdad am 21. August 2003]]<br />
{{Hauptartikel|Aufstand im Irak (nach US-Rückzug)}}<br />
{{Hauptartikel|Irakkrise 2014}}<br />
Die Terroristen um den ehemaligen Führer [[Abu Musab az-Zarqawi]], als von ausländischen Islamisten dominierte al-Qaida-Ableger im Irak ([[Qaidat al-Dschihad fi Bilad ar-Rafidain]]) sowie die [[Ansar as-Sunna]] unter Führung von Abu Abdallah al-Hasan bin Mahmud, betrachteten bzw. betrachten den Irak als Schlachtfeld im globalen Krieg gegen den Westen. Sie sind nur zwei von zahlreichen verschiedenen Gruppen.<br />
<br />
Unter den einheimischen Milizen stellen die irakisch-sunnitischen Aufständischen bislang die mitgliederstärkste Fraktion. Dazu gehören unter anderem die „Armee Mohammeds“, die „El Haq-Armee“ und die „Islamische Armee des Iraks“, zusammen etwa 20.000 Kämpfer. Sie opponieren vor allem gegen die US-geführten Besatzungstruppen und die politische Marginalisierung der Sunniten. Der irakisch-sunnitische Widerstand soll sich zuletzt verstärkt um Distanz zu den zugereisten Gotteskriegern&nbsp;– etwa 1000 bis 2000 Mann&nbsp;– bemüht haben. Grund sind die von den Sarkawi-Terroristen unter irakischen Zivilisten angerichteten Blutbäder, ebenso die Selbstdarstellung des al-Qaida-Ablegers als angebliche politisch-ideologische Führung des Widerstandes.<br />
<br />
Teils mit den sunnitischen Widerständlern konkurrierend sind die schiitischen Milizen. Die „Badr-Brigaden“ verfügen über etwa über 10.000 Bewaffnete, die „Mahdi-Armee“ wird auf mehrere tausend Mann geschätzt. Die Badr-Brigaden sind Mitglied des regierenden Revolutionsrats [[Oberster Islamischer Rat im Irak|Sciri]]. Die Mahdi-Armee untersteht dem radikalen Schiitenprediger [[Muktada al-Sadr]]. Zwischen beiden Gruppierungen kam es wiederholt zu offener Gewalt. Der Revolutionsrat strebt nach einer weitgehenden schiitischen Autonomie im Süden, wo die „Badr-Brigaden“ in vielen Regionen bereits die dominierende militärische Macht sind. Sadr hingegen will einen irakischen Einheitsstaat; seine „Mahdi-Armee“ kooperiert mit dem sunnitischen Widerstand gegen die US-geführten Besatzungstruppen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.berliner-zeitung.de/archiv/im-irak-koennen-wir-beobachten--wie-ein-staat-zerfaellt--el-kaida-spielt-dabei-kaum-noch-eine-rolle-brigaden-und-milizen,10810590,10393310.html |titel=Brigaden und Milizen: Im Irak können wir beobachten, wie ein Staat zerfällt. El Kaida spielt dabei kaum noch eine Rolle |autor=Roland Heine |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2006-06-09 |abruf=2015-06-11}}</ref><br />
<br />
Beim [[Aschura]]-Fest am 2. März 2004 kam es zu einer verheerenden [[Aschuramassaker|Anschlagserie]], es gab 271 Tote und 393 Verletzte, die meisten waren schiitische Gläubige, für die [[Kerbela]] ein Wallfahrtsort ist. Es wurde eine dreitägige [[Staatstrauer]] angeordnet. Am 4. März 2004 erhoben die USA den Vorwurf, der Terrorist Abu Musab az-Zarqawi oder die [[Al-Qaida]] nahestehende Terrororganisation [[Ansar al Islam]] seien die Drahtzieher der Anschläge gewesen.<br />
<br />
[[Datei:WaziriyaAutobombeIrak.jpg|mini|230px|Autobombenanschlag in Bagdad im August 2006]]<br />
<br />
Am 15. Oktober 2006 rief die Al-Qaida im Irak einen [[Islamischer Staat (Theorie)|islamischen Staat]] aus, der insgesamt sechs Provinzen umfassen solle. Als Hilfe zum Ausbau des Staates wurden Muslime in aller Welt aufgerufen, „Männer und Geld“ in den Irak zu senden. Die Al-Qaida kündigte an, dass in diesem Staat alleine Gottes Recht gelten werde.<ref>Der Spiegel:[http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,442703,00.html Al-Qaida ruft islamischen Staat aus] 15. Oktober 2006.</ref><br />
<br />
Im Jahr 2006 wurden bei Anschlägen im Irak mehr als 34.000 Zivilisten getötet. Weitere 36.000 Personen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen verletzt. Einen Höhepunkt erreichte die Gewalt in den Monaten November und Dezember mit 6367 Toten und 6875 Verletzten. Insbesondere die Hauptstadt Bagdad ist von den Auseinandersetzungen betroffen. Dort wiesen die meisten Toten zudem Folterspuren auf.<ref>Tagesschau.de: [https://tsarchive.wordpress.com/2007/01/17/meldung67676/ „34.000 Zivilisten in einem Jahr getötet“] (tagesschau.de-Archiv), 16. Januar 2007</ref><br />
<br />
Am 12. April 2007 erschütterte eine Explosion das Parlamentsgebäude in der stark gesicherten Grünen Zone in Bagdad. Nach ersten Pressemeldungen kamen dabei mindestens zwei Abgeordnete ums Leben. Einige Stunden zuvor war bereits bei einem Selbstmordanschlag, dem ebenfalls mehrere Menschen zum Opfer fielen, eine wichtige Tigris-Brücke in Bagdad zerstört worden.<ref>[[Der Spiegel]]: [http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,476831,00.html Bombenanschlag im irakischen Parlament], 12. April 2007</ref> Wenige Tage später, am 18. April 2007, trafen fünf weitere Anschläge die irakische Hauptstadt. Allein die Detonation einer Autobombe nahe dem Marktplatz im Sadrija-Viertel kostete 127 Menschen das Leben. Insgesamt forderten die Attentate über 230 Todesopfer.<ref>[[Die Welt]]: [https://www.welt.de/politik/article818931/Mehr-als-230-Tote-bei-Anschlagsserie-im-Irak.html Mehr als 230 Tote bei Anschlagsserie im Irak], 18. April 2007</ref><br />
<br />
Am 7. Juli 2007&nbsp;löste ein [[Selbstmordattentäter]] eine [[Autobombe]]nexplosion auf dem Markt der Kleinstadt Amirli in der [[Provinz Salah ad-Din]] aus. Dabei wurde das Zentrum völlig zerstört, mindestens 150 Menschen wurden getötet und über 200 Menschen verletzt. Armili wird überwiegend von [[Schiiten|schiitischen]] [[Turkmenen]] bewohnt. Iraks [[Liste der Premierminister Iraks#Premiers der parlamentarischen Republik seit 2004|Regierungschef]] [[Dschawad al-Maliki]] machte [[Sunniten|sunnitische]] Extremisten für den verheerenden Anschlag verantwortlich.<ref>[https://tsarchive.wordpress.com/2005/11/25/meldung148864/ www.tagesschau.de − ''Das Zentrum des Dorfes ist komplett zerstört''] (tagesschau.de-Archiv) vom 7. Juli 2007</ref><br />
<br />
Am 14. August 2007 wurden bei dem [[Anschlag von Sindschar]] in der Nähe von Mosul vermutlich 500 Menschen getötet. Die Anschläge richteten sich gegen [[Jesiden]], einer religiösen Minderheit von Kurden, die hauptsächlich im Nordirak leben. Weitere Explosionen nördlich von Bagdad forderten ebenfalls Menschenleben, so dass die Anschläge zu den folgenreichsten seit dem Einmarsch der alliierten Streitkräfte zählen.<ref>[[Deutsche Welle]]: [http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2739335,00.html Schwere Anschlagsserie im Irak], 15. August 2007</ref><ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,500186,00.html Womöglich 500 Tote durch Anschläge im Nordirak]</ref><br />
<br />
Im Januar 2014 brachte die Terrororganisation [[Islamischer Staat im Irak und der Levante]] die Stadt [[Falludscha]] unter ihre Kontrolle.<ref>http://www.n-tv.de/politik/USA-besorgt-ueber-Erfolge-der-Islamisten-article12017491.html</ref> In den darauffolgenden Monaten konnte die Organisation weiteres Territorium dazugewinnen. Im Juni nahm sie [[Mossul]] unter ihre Kontrolle.<ref name="SPON-974514">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/politik/ausland/in-irak-und-syrien-errichtet-isis-einen-terrorstaat-im-nahen-osten-a-974514.html |titel=Neues Terrorregime im Irak: Wer kann, flieht |autor=Christoph Sydow |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2014-06-11 |abruf=2018-06-09}}</ref> Nach fast drei Jahren wurde Falludscha durch die irakischen Regierungsstreitkärfte befreit.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/kampf-gegen-den-terror/falludscha-nach-is-besetzung-14317534.html Faz.net: Falludscha, Befreit – und jetzt?]</ref> Im Oktober 2016 begann die [[Schlacht um Mossul]].<br />
<br />
Angesichts des sprichwörtlichen staatlichen Zerfalls prägten die Medien das politische Schlagwort der ''[[Irakisierung]]''.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
<br />
* [[Zeittafel Irak ab 1921]]<br />
* [[Christentum im Irak]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Matthew Bogdanos mit William Patrick: ''Die Diebe von Bagdad. Raub und Rettung der ältesten Kulturschätze der Welt''. Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm (Originalausgabe: Thieves of Baghdad, Bloomsbury Publishing, New York 2005), Deutsche Verlags-Anstalt, München 2006, ISBN 3-421-04201-2, ISBN 978-3-421-04201-9.<br />
* [[Henner Fürtig]]: ''Kleine Geschichte des Irak. Von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart.'' Beck, München 2003, ISBN 3-406-49464-1.<br />
* [[Barthel Hrouda]], [[Rene Pfeilschifter]]: ''Mesopotamien. Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris.'' München 2005 (4. Aufl.), ISBN 3-406-46530-7 (Sehr knapper Überblick bzgl. Mesopotamien im Altertum mit weiterführenden Literaturangaben.)<br />
* Jobst Knigge: ''Deutsches Kriegsziel Irak. Der deutsche Griff auf den Nahen Osten im Zweiten Weltkrieg. Über Kaukasus und Kairo zum Öl des Orients. Pläne und Wirklichkeit.'' Verlag Dr.&nbsp;Kovac Hamburg 2007, ISBN 978-3-8300-3030-0.<br />
* [[Hans Krech (Historiker)|Hans Krech]]: Der Bürgerkrieg im Irak (1991–2003). Ein Handbuch. Mit einem Konzept für eine Golf-Friedenskonferenz in Halle/S. und in Hamburg, Verlag Dr.&nbsp;Köster, Berlin 2003, (Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes, Bd. 13), ISBN 3-89574-500-6.<br />
* Kanan Makiya ''Cruelty and Silence. War, Tyranny, uprising and the arab world'' (1991), ISBN 0-224-03733-1.<br />
* M. und P. Sluglett: ''Der Irak seit 1958 – von der Revolution zur Diktatur.'' Frankfurt/Main 1991, ISBN 3-518-11661-4.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|History of Iraq|Geschichte des Irak}}<br />
* {{Internetquelle |autor=Achim Rohde |url=https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54603/irak |titel=Innerstaatliche Konflikte - Irak |werk= |hrsg=[[Bundeszentrale für politische Bildung]] |datum=2018-02-09 |abruf=2020-09-12 |sprache=de}}<br />
* [http://www.km.bayern.de/blz/web/irak/ Der Irak nach dem Krieg] – Geschichte des und aktuelle Ereignisse im Irak, zusammengestellt von der [[Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit|Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
{{Navigationsleiste Geschichte nach Staat/Asien}}<br />
<br />
[[Kategorie:Geschichte Iraks| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1981&diff=210804126Australian Open 19812021-04-11T01:15:33Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = Australian Open<br />
| Jahr = 1981<br />
| Datum = 30. November–6. Dezember<br />
| Auflage = 70<br />
| Ort = Melbourne<br />
| Belag = Rasen<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{USA|Brian Teacher|Brian Teacher}}<br />
| Titelverteidigerin = {{CSK|Hana Mandlíková|Hana Mandlíková}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{AUS|Mark Edmondson|Mark Edmondson}} <br /> {{AUS|Kim Warwick|Kim Warwick}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{USA|Betsy Nagelsen|Betsy Nagelsen}} <br /> {{CSK|Martina Navrátilová|Martina Navrátilová}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = <br />
| Sieger (HE) = {{ZAF-1961|Johan Kriek|Johan Kriek}}<br />
| Siegerin = {{USA|Martina Navrátilová|Martina Navrátilová}}<br />
| Sieger (HD) = {{AUS|Mark Edmondson|Mark Edmondson}} <br /> {{AUS|Kim Warwick|Kim Warwick}}<br />
| Siegerinnen = {{USA|Kathy Jordan|Kathy Jordan}} <br /> {{USA|Anne Smith (Tennisspielerin)|Anne Smith}}<br />
| Sieger (MX) = <br />
}}<br />
Die '''Australian Open 1981''' fanden vom 30. November bis 6. Dezember 1981 statt. Es handelte sich um die 14. [[Australian Open]] seit Beginn der [[Open Era]] und die 70. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Brian Teacher]] bei den Herren sowie [[Hana Mandlíková]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren dies [[Mark Edmondson]] und [[Kim Warwick]], im Damendoppel [[Betsy Nagelsen]] und [[Martina Navrátilová]]. <br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1981/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1981/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1981/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1981/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1981/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1981/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1981/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1981/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
Zwischen 1970 und 1986 wurden keine Mixed-Wettbewerbe bei den Australian Open ausgetragen.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.australianopen.com/en_AU/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1981| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Konjunkturpolitik&diff=210804125Konjunkturpolitik2021-04-11T01:15:31Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>Unter '''Konjunkturpolitik im weiteren Sinne''' versteht man [[Wirtschaftspolitik|wirtschaftspolitische]] Maßnahmen, die ein [[Wirtschaftswachstum|angemessenes Wirtschaftswachstum]], [[Preisniveaustabilität]], einen hohen [[Beschäftigungsstand]] und ein [[außenwirtschaftliches Gleichgewicht]] erreichen und sichern sollen ([[Magisches Viereck]]).<ref name="Gabler">[http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/konjunkturpolitik.html ''Konjunkturpolitik''.] In: ''[[Gabler Wirtschaftslexikon]]''</ref><br />
<br />
Demgegenüber versteht man unter '''Konjunkturpolitik im engeren Sinne''' wirtschaftspolitische Maßnahmen, die darauf zielen, [[Konjunktur]]schwankungen in Grenzen zu halten und ein möglichst gleichmäßiges [[Wirtschaftswachstum]] zu erreichen.<ref>[[Ulrich van Suntum]]: ''Die unsichtbare Hand''. ISBN 978-3-540-25235-1, S. 122</ref><br />
<br />
Mögliche Instrumente der Konjunkturpolitik sind dabei die [[Fiskalpolitik]], die [[Geldpolitik]] und die [[Einkommenspolitik]].<ref>Werner Vomfelde: ''Einführung in die Konjunkturpolitik''. Duncker & Humblot, 1977, ISBN 3-428-03990-4, S. 53 ff</ref><br />
<br />
[[Datei:Profit-&-Defizit (Interdependence).png|mini|hochkant=1.5|Ausgaben- und Einnahmenüberschüsse der einzelnen Sektoren<ref>[[Ewald Nowotny]]: ''Gründe und Grenzen der öffentlichen Verschuldung.'' In: ''Ökonomie in Theorie und Praxis.'' Berlin / Heidelberg 2002, S. 261, [http://books.google.at/books?id=kcFP8wJLOdMC&pg=PA261&dq=%22Einnahmen-+und+Ausgaben%C3%BCbersch%C3%BCsse+(Finanzierungssalden)+der+einzelnen+Sektoren+der+Volkswirtschaft+erfasst.%22&hl=de&sa=X&ei=bjZ-UcX8GsmatAa77IDwAg&ved=0CDcQ6AEwAA#v=onepage&q=%22Einnahmen-%20und%20Ausgaben%C3%BCbersch%C3%BCsse%20(Finanzierungssalden)%20der%20einzelnen%20Sektoren%20der%20Volkswirtschaft%20erfasst.%22&f=false books.google.at] (siehe auch Tabelle ''Übersicht 3: Sektorale Finanzierungssalden'' auf S. 262):<br /><br />
„Wichtigster Ansatz dafür ist die [[Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung#Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung|Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung]], die die ''Einnahmen- und Ausgabenüberschüsse'' (Finanzierungssalden) der einzelnen Sektoren der Volkswirtschaft erfasst. Dabei gilt, dass ''die Summe der Finanzierungssalden der einzelnen Sektoren'' (Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben) ''Null'' ergeben muss.“</ref>]] <br />
Arithmetische Zusammenhänge zwischen Defiziten (Ausgabenüberschüsse) und (Einnahme-)Überschüssen unter den Sektoren werden durch die [[Sektorale Salden|Sektoralen Salden]] ersichtlich und innerhalb der [[Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung#Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung|Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung]] ermittelt.<br />
<br />
== Aufgabe der Konjunkturpolitik ==<br />
Probleme wie z.&nbsp;B. hohe Arbeitslosigkeit können aus unterschiedlichen Gründen auftreten. Man unterscheidet daher zwischen Fehlentwicklungen die einerseits durch [[Konjunktur|Wirtschaftsschwankungen]] und andererseits durch strukturelle Probleme hervorgerufen werden (z.&nbsp;B. strukturelle Arbeitslosigkeit, machtbedingte (Lohnkosten-)Inflation).<br />
<br />
Die Zielsetzung der Konjunkturpolitik im engeren Sinne besteht darin, starke Konjunkturausschläge und konjunkturelle Arbeitslosigkeit möglichst zu vermeiden. Hierzu wird versucht Abweichungen des Auslastungsgrades vom Normalauslastungsgrad (Rezessionen einerseits, konjunkturelle Überhitzung andererseits) gering zu halten.<ref name="Gabler" /> Es wird also versucht durch einen rechtzeitigen Einsatz konjunkturpolitischer Mittel eine Überforderung des Produktionspotentials (die Gefahr eines starken Preisanstiegs und struktureller Fehlentwicklungen durch überzogene Wachstumsrate) sowie eine Unterauslastung des Produktionspotentials (die Gefahr eines Beschäftigungsrückganges und sich weiter verschlechternder Situation aufgrund pessimistischer Perspektiven) zu vermeiden.<br />
<br />
Die Ziele der Konjunkturpolitik im weiteren Sinne bestehen darin ein [[Wirtschaftswachstum|angemessenes Wirtschaftswachstum]], [[Preisniveaustabilität]], einen hohen [[Beschäftigungsstand]] und ein [[außenwirtschaftliches Gleichgewicht]] zu erreichen und zu sichern ([[Magisches Viereck]]).<ref name="Gabler" /> Diese Ziele sind in [[Deutschland]] im [[Stabilitäts- und Wachstumsgesetz]] ({{§|1|stabg|juris}} StabG von 1967) geregelt. Dabei kann es durchaus zu Zielkonflikten kommen, wenn z.&nbsp;B. der Staat mit aller Macht versucht die Beschäftigungszahlen zu erhöhen, denn dies würde sich wiederum negativ auf die Geldwertstabilität auswirken.<br />
<br />
Bevor die Politik Handlungsmaßnahmen entwickeln kann, müssen die Ursachen für die Entstehung von Konjunkturzyklen definiert werden.<ref>Walter Assenmacher: ''Konjunkturtheorie''. 8. Auflage. Oldenbourg Verlag, München/Wien, ISBN 3-486-23998-8</ref><br />
<br />
== Konjunkturtheorien als Grundlage für Konjunkturpolitik ==<br />
{{Hauptartikel|Konjunkturtheorie|titel1=Konjunkturtheorien}}<br />
<br />
Die Konjunkturtheorie untersucht und beschreibt die Ursachen und Auswirkungen der Konjunktur und des Konjunkturzyklus. Im Jahre 1937 wurde von [[Gottfried Haberler|Gottfried von Haberler]], im Auftrag des damaligen [[Völkerbund]]es, eine Systematik sowie ein Überblick über die ersten Konjunkturtheorien erstellt. Gottfried von Haberler gilt als Pionier der Konjunkturtheorien. Seit seiner Aufstellung der oben genannten Theorien, haben Vertreter dieser Theorien unterschiedliche Ursachen für Konjunkturzyklen in Betracht gezogen und weitere Theorien aufgestellt.<ref name="Konjunkturtheorie">Alfred Maußner: ''Konjunkturtheorie''. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 1994, ISBN 3-540-57790-4. S. 25 ff.</ref> Die Konjunkturtheorien lassen sich wie folgt grob unterteilen:<br />
* Vorkeynesianische Konjunkturtheorien<br />
* Auf [[John Maynard Keynes|Keynes]] basierende Weiterentwicklungen<br />
* [[Neoklassische Theorie|Neoklassische]] Konjunkturtheorien<br />
<br />
== Konjunkturrisiken ==<br />
Jede [[Rezession]] ist mit einem Rückgang der Nachfrage verbunden. Bei einem flexiblen Arbeitsmarkt gehen damit auch Senkungen des [[Reallohn]]s einher.<br />
[[Datei:Konjunktur & Salden (Saldenmechanik).png|mini|hochkant=1.5|Zu Salden-Interdependenz.]]<br />
Es besteht daher die große Gefahr, dass die stagnierende Volkswirtschaft in eine [[Deflationsspirale]] gerät.<ref>[http://www.boeckler.de/22193_22200.htm ''Deflation am Horizont''.] In: ''Böckler Impuls'', 03/2009</ref> Paradebeispiel für dieses wirtschaftspolitische Dilemma einer stagnierenden Volkswirtschaft ist die [[Wirtschaft Japans#Zusammenbruch und Deflationsspirale|japanische Krise]] Anfang der 1990er Jahre.<br />
<br />
== Arten der Konjunkturpolitik ==<br />
{{Hauptartikel|Prozyklische Wirtschaftspolitik}}<br />
{{Hauptartikel|Antizyklische Finanzpolitik}}<br />
Die Konjunkturpolitik lässt sich nach ihrer Wirkung folgendermaßen einteilen:<br />
* ''Expansive Konjunkturpolitik:'' wirkt positiv auf das Wirtschaftswachstum<br />
* ''Kontraktive Konjunkturpolitik:'' wirkt negativ auf das Wirtschaftswachstum<br />
* ''Antizyklische Konjunkturpolitik:'' diese soll einer Entwicklung entgegenwirken<br />
* ''Prozyklische Konjunkturpolitik:'' diese verfestigt eine bereits bestehende Entwicklung<br />
<br />
== Instrumente der Konjunkturpolitik ==<br />
=== Fiskalpolitik ===<br />
<br />
{{Hauptartikel|Fiskalpolitik}}<br />
<br />
Mittels der Fiskalpolitik können im Fall einer Rezession die öffentlichen Ausgaben (z.&nbsp;B. öffentliche Investitionen) erhöht und/oder die öffentlichen Einnahmen (z.&nbsp;B. Steuern) gesenkt werden, um damit die Kaufkraft im privaten Sektor zu stärken. Infolgedessen wird ein negatives Budgetsaldo der öffentlichen Haushalte bewirkt, um die Gesamtnachfrage anzukurbeln ([[deficit spending]]) und in einer Konjunkturschwankung einen Budgetüberschuss zu erwirtschaften, um einer Überbeanspruchung des Produktionspotenzials entgegenzuwirken. Diese antizyklische Entwicklung des Budgetsaldos ergibt sich aufgrund der Ausgestaltung des deutschen Steuersystems, weil das Steueraufkommen in den Rezessionsphasen zurückgeht, während sich die meisten Staatsausgaben (z.&nbsp;B. Arbeitslosengeld) in der Rezession erhöhen. Somit hat der öffentliche Haushalt eine automatisch stabilisierende Wirkung auf die Konjunktur (automatische Stabilisierung). Voraussetzung für eine stabilisierende Wirkung des öffentlichen Budgets ist, dass in den Aufschwungphasen genügend Steuermittel stillgelegt wurden, damit diese in der Rezession für zusätzliche Ausgaben verwendet werden können. Der Staat betreibt dann Fiskalpolitik, wenn er fiskalpolitische Instrumente im Rahmen der Konjunkturpolitik einsetzt.<ref name="Quantitative Stabilisierungspolitik">Gunther Tichy: ''Konjunkturpolitik, Quantitative Stabilisierungspolitik bei Unsicherheiten''. 4. Auflage. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 1999, ISBN 3-540-65910-2, S. 79 ff.</ref><br />
<br />
==== Konjunkturelles Defizit ====<br />
{{Hauptartikel|Automatischer Stabilisator}}<br />
Ein konjunkturelles Defizit entsteht bei öffentlichen Haushalten auch ohne aktive Fiskalpolitik bereits durch die konjunkturellen Auswirkungen auf die Steuereinnahmen und das Sozialsystem. Zum einen durch konjunkturbedingte Steuerausfälle, da die Menschen aus Unsicherheit vor einer etwaigen schlechten wirtschaftlichen Zukunft weniger konsumieren. Aber auch durch Mehrausgaben von staatlichen Einrichtungen, wie die [[Agentur für Arbeit]] in Form von Arbeitslosengeld&nbsp;1 bzw. Arbeitslosengeld&nbsp;2, da in der Abschwung- bzw. Rezessionsphase die Arbeitslosenzahl steigt.<br />
<br />
==== Fiskalpolitische Instrumente ====<br />
<br />
Der Staat setzt folgende Instrumente zur Steuerung der Konjunkturpolitik ein:<br />
* Erhöhung staatlicher Ausgaben<br />
** Erhöhung staatlicher [[Investition]]en<br />
** Subventionen<br />
** Erhöhung staatlicher [[Sozialleistung|sozialer Leistungen]] (verändern das verfügbare Einkommen und wirken sich dadurch auf den Konsum aus)<br />
* Senkung von [[Abgabe]]n wie<br />
** [[Steuer]]erleichterungen, also Steuersenkungen, „Haushaltsschecks“ (USA), steuerliche Begünstigung von [[Investition]]en über günstigere [[Abschreibung]]smöglichkeiten<br />
** Senkung der Beitragssätze zur staatlichen [[Sozialversicherung]]<br />
* Schaffung günstiger Arbeits- und Produktionsumgebung (z.&nbsp;B. flexiblere Tarifverträge)<br />
<br />
Je nachdem, welche wirtschaftspolitischen Ziele verfolgt werden, können Instrumente unterschiedlich eingesetzt werden.<ref name="Fiskalpolitik">Michael Grömling: ''Fiskalpolitik kontrovers: Konjunkturpolitische Optionen für Deutschland''. Nr. 18. DIV Verlag, Köln, ISBN 3-602-24115-7, S. 9 ff.</ref><br />
<br />
Nach der Wirkungsweise lassen sich Fiskalpolitische Maßnahmen wie folgt einteilen:<br />
* ''Expansive Fiskalpolitik:'' Instrumente werden zur Förderung des Wachstums eingesetzt, z.&nbsp;B. durch Erhöhung der Staatsausgaben, Auflösung der [[Konjunkturausgleichsrücklage]]n. Notfalls müssen Budgetdefizite in Kauf genommen werden, damit sich die öffentlichen Ausgaben erhöhen und somit die Konjunktur belebt wird ([[deficit spending]]).<br />
* ''Kontraktive Fiskalpolitik:'' Hier werden Instrumente zur Dämpfung der Konjunktur eingesetzt, z.&nbsp;B. durch Senkung der Staatsausgaben und Bildung von [[Konjunkturausgleichsrücklage]]n (surplus saving).<ref name="Fiskalpolitik" /><br />
<br />
==== Probleme der Fiskalpolitik ====<br />
* Sind Zielkonflikte vorhanden, ist es unmöglich alle Ziele gleichzeitig zu erreichen. Somit muss der Staat Prioritäten zwischen den Zielen setzten.<br />
* Parlamentarische Hürden schränken die Handlungsfähigkeit des Staates ein. So können einmal gewährte Privilegien nur schwer rückgängig gemacht werden.<br />
* Indirekte Einflussnahme auf wirtschaftliche Größen macht es dem Staat schwer, diese direkt zu beeinflussen. Demnach hat der Staat nur durch die Staatsausgaben eine direkte Einflussnahme auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.<br />
* Eine [[Verzögerungseffekt|zeitliche Verzögerung]] der Maßnahmen aufgrund von indirekten Einflussnahmen, führt dazu, dass bestimmte Maßnahmen sich erst in Folgeperioden auswirken. Wenn sich die Wirtschaftsentwicklung bis dahin umkehrt, wirken staatliche Maßnahmen kontraproduktiv, da sie dann mitunter ungewünschte Entwicklungen verstärken.<ref name="Quantitative Stabilisierungspolitik" /><br />
<br />
Der Begriff „Konjunkturimpuls“, auch „fiskalischer Impuls“ genannt, bezieht sich auf die erhöhten Staatsausgaben, die gezielt zur Bekämpfung des konjunkturellen Abschwungs beschlossen werden.<ref>D.W. Elmendorf, J. Furman: {{Webarchiv | url=http://www.brookings.edu/~/media/Files/rc/papers/2008/0110_fiscal_stimulus_elmendorf_furman/0110_fiscal_stimulus_elmendorf_furman.pdf | wayback=20111010181415 | text=''If, when, how: A primer on fiscal stimulus''.}} (PDF) The Brookings Institution, Washington DC 2008.</ref> Im Hintergrund steht die Überlegung, dass die staatlichen Ausgaben den Nachfrage-Ausfall am Markte kurzfristig ersetzen sollen. Die [[Produktionslücke]] (die Differenz zwischen dem Sozialprodukt, das mit dem vorhandenen Potenzial produziert werden könnte, und dem, was tatsächlich aufgrund der zurückbleibenden Nachfrage produziert wird) soll möglichst geschlossen werden.<br />
<br />
Die Wirtschaftshistorikerin und Regierungsberaterin [[Christina D. Romer]] zieht aus der Weltwirtschaftskrise von 1929 und einer Evaluation der damaligen Wirtschaftspolitik des [[New Deal]] folgende konjunkturpolitische Lehren: Der Stimulus muss gesamtwirtschaftlich ins Gewicht fallen und darf nicht vorschnell ausgesetzt werden. Die Bundesstaaten und die Kommunen dürfen nicht rigider Budgetregeln wegen zu prozyklischen Ausgabekürzungen gezwungen werden. Die Geldpolitik kann auch bei einem extrem niedrigen [[Zinsniveau]] unterstützend wirken, indem sie der Bildung deflationärer Erwartungen entgegenwirkt.<ref>Christina D. Romer: {{Webarchiv | url=http://www.brookings.edu/~/media/Files/events/2009/0309_lessons/0309_lessons_romer.pdf | wayback=20111009114808 | text=''Lessons from the Great Depression for Economic Recovery in 2009''.}} (PDF) Vortrag Brookings Institution, Washington, D.C., 9. März 2009</ref><br />
<br />
=== Geldpolitik ===<br />
<br />
{{Hauptartikel|Geldpolitik}}<br />
<br />
Diese kann mit ihren Instrumenten die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nicht unmittelbar beeinflussen. Folglich kann die Geldpolitik aber über Zinssatz- und Geldmengenänderung ''indirekt'' auf die Ausgabendispositionen der privaten Haushalte und Unternehmen Einfluss nehmen. Hierbei ist die Stärke des Zusammenhangs zwischen monetärem und realem Bereich einer Wirtschaft ausschlaggebend für die Wirksamkeit einer konjunkturpolitisch orientierten Geldpolitik. Dabei betont die keynesianische Erklärung die Liquiditätskomponente geldpolitischer Maßnahmen. Demnach führt eine Erhöhung der Bankenliquidität zur Senkung der Zinssätze und auch der Kreditkosten und beeinflusst dadurch die realen Investitionen.<br />
<br />
Die monetäre Erklärung betont hingegen die Vermögenskomponenten. D.&nbsp;h. Geldmengenerhöhungen setzen eine lange Kette von [[Substitutionsgut|Substitutionsvorgängen]] frei. Folglich steigt zunächst die Nachfrage nach Wertpapieren und an Finanzaktiva, während deren Rendite sinkt und es am Ende der Kette zu steigender Geldnachfrage kommt. Zu beachten ist, dass reale Effekte der Geldpolitik nur vorübergehend sind und langfristig gesehen nur das Preisniveau steigt.<ref name="Quantitative Stabilisierungspolitik" /><br />
<br />
''Siehe auch'' [[Kreditplafondierung]], als rigide konjunkturdämpfende Maßnahme bei Überhitzungs-Tendenz.<br />
<br />
=== Einkommenspolitik ===<br />
<br />
{{Hauptartikel|Einkommenspolitik}}<br />
<br />
'''Neoklassisch-monetaristischer Ansatz'''<br />
<br />
Hier gilt der Grundsatz, dass eine anhaltende Arbeitslosigkeit immer und überall auf ein zu hohes Reallohnniveau zurückzuführen ist. Dies bedeutet, dass es bei einer Vollbeschäftigung zu Lohnerhöhungen kommt und über die Produktionsentwicklung hinweg zur Steigerung der Kosten und damit zur Inflation führt. Deshalb werden je nach Lage kostenniveauneutrale Lohnregeln (kostenniveauneutrale Lohnpolitik) bzw. vollbeschäftigungskonforme Richtlinien (vollbeschäftigungskonforme Lohnpolitik) empfohlen, wodurch die Einkommenspolitik zum Instrument der Konjunkturpolitik wird. Da der Marktmechanismus auch das Ziel der verteilenden Gerechtigkeit erfüllt, werden deshalb aktive Umverteilungsbemühungen abgelehnt, weil die Lohnregeln und -empfehlungen sowieso nur die stattfindende marktmäßige Entwicklung vorwegnehmen und beschleunigen. Dabei geht es nicht um die Lösung des Verteilungskonflikts, sondern darum, die Gegenseite (Arbeitnehmer, Gewerkschaften) davon zu überzeugen, dass sie ihre autonomen Verteilungspläne aufgeben.<ref name="Quantitative Stabilisierungspolitik" /><br />
<br />
'''Ansätze keynesianischer Prägung'''<br />
<br />
Auch hier wird laut keynesianischer und postkeynesianischer Annahme zugrundegelegt, dass die traditionelle Konjunkturpolitik mit den Zielen Preisstabilität und Vollbeschäftigung teilweise aufgrund des Verteilungskonflikts zwischen den Gruppen versagt. Laut der Ansicht dieser Konjunkturmodelle dient Einkommens- bzw. Lohnpolitik nicht nur zur konjunkturpolitischen Absicherung, sondern hat auch einen Umverteilungscharakter, solange ungerechtfertigte Ungleichheiten vorliegen.<ref name="Quantitative Stabilisierungspolitik" /><br />
<br />
== Wirtschaftspolitische Einordnung ==<br />
<br />
=== Nachfrageorientierte Positionen ===<br />
{{Hauptartikel|Nachfragepolitik}}<br />
[[Nachfragepolitik|Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik]] basierend auf dem von [[John Maynard Keynes|Keynes]] begründeten [[Keynesianismus]] und [[Antizyklische Finanzpolitik|antizyklischer Finanzpolitik]]. Nach dem Keynesianismus ist bei pessimistischen Konjunkturerwartungen ein [[Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung|Marktgleichgewicht auch bei Unterbeschäftigung möglich]] und zum anderen führt eine Nachfrageschwäche bzw. ein Nachfragerückgang zu niedrigen Absatzerwartungen der Unternehmen, was wiederum die Investitionen verhindert (beeinflusst).<br />
<br />
Bei der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik kommt dem Staat die Aufgabe zu, in konjunkturellen Rezessionen die Wirtschaft durch „Konjunkturimpulse“ anzukurbeln, ggf. auch durch staatliche Schuldenaufnahme ([[Deficit spending]]). Hierzu können [[Steuer]]n gesenkt, zeitlich begrenzte Investitionsanreize für Unternehmen gesetzt und/oder staatliche Investitionen in Infrastrukturprojekte getätigt werden. Nicht alle Arten von Ausgaben sind rasch oder in gleicher Höhe nachfragewirksam. So werden bei einer Senkung der [[Einkommensteuer]] oder der Unternehmenssteuern nicht sofort diese betreffenden Geldbeträge in derselben Höhe für wachstumsfördernden Konsum oder Investitionen ausgegeben, sondern werden angespart oder zur Schuldentilgung eingesetzt.<ref>Lawrence Mishel: [http://www.epi.org/analysis_and_opinion/entry/public_investment_far_better_than_tax_cuts/ ''Tax cut approach has already been tried and failed as stimulus'']</ref> Schneller und zu einem größeren Teil nachfragewirksam ([[Multiplikator (Volkswirtschaft)|Multiplikatorwirkung]]) sind Erhöhungen des verfügbaren Einkommens der einkommensschwachen Privathaushalte sowie schnell umsetzbare Infrastrukturinvestitionen.<ref>J. Bradford DeLong: [http://www.project-syndicate.org/commentary/delong99/German ''Sind Programme zur Konjunkturbelebung sinnlos?''] Project Syndicate, 2010.</ref> Ergänzt wird eine nachfrageorientierte Konjunkturpolitik durch eine antizyklische Geldpolitik. In einer Krise soll eine [[Niedrigzinspolitik]] (Politik des billigen Geldes) Investitionen und die Finanzierung staatlicher Budgetdefizite erleichtern.<ref name="juergen-paetzold/1_stab_Sysopse">[http://www.juergen-paetzold.de/stabpol/1_stab_Sysopse.htm ''Synopse stabilisierungspolitischer Konzeptionen.'']</ref><br />
<br />
Dem Einwand einer drohenden Staatsverschuldung wird entgegengewirkt, indem darauf hingewiesen wird, dass die durch die Schuldenaufnahme finanzierten Investitionen in die Infrastruktur als Basis für den wachsenden Wohlstand einer Volkswirtschaft ebenfalls von Bedeutung sind. Wenn man die Schuldenaufnahme auf die Größe des Bruttosozialprodukts bezieht, so wird durch die staatlichen Maßnahmen gleichzeitig die Größe des Nenners dieser Bruchzahl verändert. „Kreditfinanzierung heißt nicht, dass sich der Saldo aus Staatsausgaben und -einnahmen in gleicher Höhe verschlechtert.“<br />
<br />
==== Mögliche Maßnahmen ====<br />
<br />
# Steuersenkung bzw. -anhebung, um damit die Konsumgüternachfrage zu beeinflussen<br />
# Variation des Zinssatzes, um damit die Konsum- und Investitionsnachfrage zu beeinflussen<br />
# Kompensation privater Nachfrage durch Staatsnachfrage<br />
# Staatliche Investitionen<br />
<br />
==== Evaluierung und Kritik ====<br />
Aus neoklassischer Sicht genannte Kritikpunkte an nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik / keynesianischer Konjunkturpolitik sind:<ref name="juergen-paetzold/Stabpol%20Strategien">Jürgen Pätzold: [http://www.juergen-paetzold.de/stabpol/BG+Infl/Stabpol%20Strategien.html ''Stabilisierungspolitik''.]</ref><br />
<br />
* Eine expansive Fiskalpolitik verursache zunehmende [[Staatsverschuldung]], da Demokratien nur selten die Keynessche Forderung einhalten, in der Krise aufgenommene Schulden während einer wirtschaftlich guten Phase wieder zu tilgen.<br />
* Von dieser Entwicklung ginge auch der sogenannte [[Crowding-out]]-Effekt aus, nach dem eine expansive Neuverschuldung des Staates die Kreditmärkte austrockne, wodurch zu wenig Kredite für die Privatwirtschaft und den privaten Konsum zur Verfügung stünden, die gerade in einer Rezession wichtig wären.<br />
* Eine einseitige Ausrichtung der Wirtschaftspolitik auf die Nachfrageseite vernachlässigt die Angebotsseite, was zu einer Verringerung der [[Investition]]stätigkeit und folglich zu einer Verlangsamung der Wachstumsdynamik führe<br />
* In der Realität fiele der [[Multiplikator (Volkswirtschaft)|Multiplikatoreffekt]] von staatlichen Beschäftigungsprogrammen wesentlich geringer aus, als in keynesianischen Modellen angenommen. Vielfach treten nur kurzfristige „Strohfeuereffekte“ auf, während langfristig sogar negative Effekte auf Produktions- und Beschäftigungsentwicklung zu verzeichnen sind.<br />
* Staatliche Vollbeschäftigungspolitik verschärfe Verteilungskämpfe und Inflation, wodurch sich die Wachstumsdynamik verlangsame<br />
* In keynesianischen Modellen würden die langfristigen Folgen der Inflation verharmlost<br />
* Die „positiven Wirkungen von Reinigungskrisen“ würden außer Kraft gesetzt – mit auf Dauer negativen Wirkungen für Wachstum und Beschäftigung.<br />
* Kurzfristige Orientierung: Die Summe kurzfristig „richtiger“ Maßnahmen könnte in der [[Mittlere Frist|mittleren und langen Frist]] zu Problemen führen. Es bestünde eine Tendenz zur [[Inflation]] durch eine immer wieder von neuem expansive Geldpolitik, die auf Dauer die [[Geldmenge]] zu stark ausweite<br />
* Antizyklische Konjunkturpolitik kann mit langen time-lags verbunden sein. Dann wirkt sie nicht mehr antizyklisch, sondern prozyklisch.<br />
* Ein Versagen der antizyklischen Politik könne zu zunehmendem [[Staatsinterventionismus]] führen, der die [[marktwirtschaft]]liche Ordnung untergrabe.<br />
<br />
Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat am 22. Januar 2009 in einem Papier die von 1967 bis 1982 in Deutschland betriebene [[Globalsteuerung]], also den Versuch einer Feinsteuerung der wirtschaftlichen Entwicklung auf ein reales Wirtschaftswachstum von 4 %, einer Arbeitslosenquote von unter 0,8 % und einer Inflationsrate von unter 1 %<ref name="bundestag">Claus-Martin Gaul: {{Webarchiv | url=http://www.bundestag.de/wissen/analysen/2009/konjunkturprogramme.pdf | wayback=20090306124735 | text=''Konjunkturprogramme in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Einordnung und Bewertung der Globalsteuerung 1967 bis 1982''.}} (PDF; 247&nbsp;kB) Deutscher Bundestag, Wissenschaftlicher Dienst, 2008</ref> für insgesamt gescheitert erklärt.<ref name="bundestag" /><br />
<br />
Ein Arbeitspapier von [[Daniel Leigh]] and [[Sven Jari Stehn]] kommt zum Ergebnis, dass die [[Geldpolitik]] in der Regel im Sinne einer erfolgreichen Konjunkturpolitik antizyklisch eingesetzt werden konnte, während das Bild für die [[Fiskalpolitik]] gemischt ausfällt. Während die Wirkung von fiskalischen Konjunkturprogrammen in kontinentaleuropäischen Ländern und Japan zumeist erst verspätet eintrat und folglich prozyklisch wirkte, trat die Wirkung der Fiskalpolitik in angelsächsischen Ländern rechtzeitig ein, so dass diese hier antizyklisch wirkte.<ref>Daniel Leigh, Sven Jari Stehn: [http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2009/wp0950.pdf ''Fiscal and Monetary Policy During Downturns: Evidence from the G7''.] (PDF; 887&nbsp;kB) IMF Working Paper WP/09/50</ref><br />
<br />
=== Angebotsorientierte Positionen ===<br />
<br />
{{Hauptartikel|Angebotspolitik}}<br />
<br />
Die [[Monetarismus|monetaristisch]]-[[Neoklassische Theorie|neoklassisch]] orientierte [[Angebotspolitik]] geht von der Stabilität des privaten Sektors aus. Abgesehen von [[Schock (Volkswirtschaftslehre)|exogenen Schocks]] beruhen Konjunkturschwankungen demnach im Wesentlichen auf Unvollkommenheiten des [[Markt (Wirtschaftswissenschaft)|Marktes]]. Zur Vermeidung von Konjunkturschwankungen gelte es also, die Marktunvollkommenheiten zu beseitigen.<ref>Wolfgang Cezanne: ''Allgemeine Volkswirtschaftslehre''. Oldenbourg, 2005, ISBN 978-3-486-57770-9, S.&nbsp;490–494</ref> Aktive Konjunkturpolitik (Diskretionäre [[Geldpolitik]] und [[Fiskalpolitik]]) wird grundsätzlich für schädlich gehalten. Der Monetarismus fordert eine regelgebundene Geldpolitik. Durch Anpassung der [[Geldmenge]] am [[Produktionspotenzial]] sollen gesamtwirtschaftliche Ungleichgewichte vermieden werden.<ref>Ulrich van Suntum: ''Die unsichtbare Hand'', S. 124</ref><br />
<br />
Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik basiert auf der [[Saysches Theorem|Sayschen Theorie]], nach der jedes Angebot sich selbst eine Nachfrage schafft. Durch Stärkung der Leistungsanreize und Abbau von Leistungshemmnissen soll das Investitions- und Produktionsklima auf lange Sicht verbessert werden. Stetige Beseitigung von Angebotshemmnissen (Verstetigungspolitik).<br />
<br />
==== Mögliche Maßnahmen ====<br />
Die Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik hat ihre Aufgabe darin, Hemmnisse für die privatwirtschaftlichen Aktivitäten, besonders bei Investitionen, abzubauen, um so zu einer „Revitalisierung“ der Wirtschaft zu gelangen.<br />
* Geldwertstabilität durch potentialorientierte Geldpolitik<br />
* Produktivitätsorientierte Lohnpolitik der Tarifpartner<br />
* Marktpolitik (Unterbindung wettbewerbsbeschränkenden Verhaltens, Abbau einer „überhöhten“ Sozialpolitik)<br />
* Deregulierung z.&nbsp;B. arbeitsrechtlicher Regelungen<br />
* Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Investitionen der Unternehmen<br />
* Senkung von Steuern und Abgaben für Unternehmen und private Haushalte.<br />
* Weitgehender Verzicht des Staates auf Eingriffe in die Märkte.<br />
* Grundsätzlich wird eine konjunkturneutrale Haushaltspolitik angestrebt, wobei konjunkturelle Abschwünge aber durch automatische Stabilisatoren und halbautomatischen Stabilisatoren abgemildert werden sollen. [[Automatischer Stabilisator|Automatische Stabilisatoren]] haben ohne Aktionen der Wirtschaftspolitik eine antizyklische Wirkung auf den Konjunkturverlauf (Bsp.: Arbeitslosenversicherung, Sozialhilfe, Progressive Einkommensteuer). Bei schweren Wirtschaftskrisen sollen auch diskretionäre bzw. „halbautomatische“ Stabilisatoren genutzt werden. Gemeint ist fallweise („diskretionäre“) postkeynesianische (antizyklische) Fiskalpolitik.<ref name="juergen-paetzold/Stabpol%20Strategien" /><br />
<br />
Der konjunkturneutrale Haushalt ist ein Budgetkonzept des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Erstmals hat der Sachverständigenrat 1967/68 den konjunkturneutralen Haushalt in seinen Jahresgutachten entwickelt und angewandt. Das Haushaltsvolumen ist in diesem Konzept konjunkturneutral, wenn es unmittelbar keine Abweichung der Auslastung des Produktionspotenzials von dem bewirkt, was mittelfristig als normal angesehen wird. Die Regeln des konjunkturneutralen Haushaltes sind:<br />
* Konjunkturneutral sind die öffentlichen Ausgaben, wenn sie auf ein Basisjahr bezogen proportional zum Produktionspotenzial zu- oder abnehmen.<br />
* Basisjahr ist der Zeitraum, in dem die öffentlichen Ausgaben einen allokativen und distributiven Zielinhalt gemäß Quote aufweisen.<br />
* Steuereinnahmen, die den gleichen prozentualen Zuwachs wie das Volkseinkommen haben.<br />
* Wenn die öffentliche Verschuldung den gleichen Zuwachs aufweist wie der des Produktionspotenzials.<br />
<br />
Mit dem Konzept des konjunkturgerechten Haushalts wird auf den konjunkturellen Impuls von öffentlichen Haushalten abgezielt. Die aufgrund des konjunkturneutralen Haushaltes ermittelten tatsächlichen expansiven oder kontraktiven Impulse werden mit denjenigen verglichen, die notwendig gewesen wären, wenn bei einer gegebenen Abweichung vom Gleichgewichtspfad der Haushaltspolitik ein Nachfragedefizit oder ein Nachfrageüberschuss ausgeglichen werden sollte. Es werden hier die quantitativen Effekte der jeweiligen Haushaltspläne aufgezeigt.<br />
<br />
==== Evaluierung und Kritik ====<br />
Kritisiert wird unter anderem:<ref name="juergen-paetzold/Stabpol%20Strategien" /><br />
* Eine „Umverteilung von unten nach oben“. Viele Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen werden von Bevölkerungsteilen als sozialpolitisch „ungerecht“ und verteilungspolitisch schädlich empfunden.<br />
* Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik erziele bestenfalls langfristig Erfolge, Politiker benötigten aber oftmals kurzfristige Erfolge.<br />
* Die (unerwünschten) Auswirkungen bestimmter angebotspolitischer Maßnahmen auf Nachfrageeffekte (und somit auf Wachstum und Beschäftigung) würden (zumindest) den Verzicht auf eine radikale Angebotspolitik nahelegen (z.&nbsp;B. keine radikale Austeritätspolitik und keine forcierte Lohnzurückhaltung).<br />
* Zweifelhaftigkeit des [[Laffer-Kurve|Laffer-Effekts]]: die abrupten Steuersenkungen in den Vereinigten Staaten unter Präsident [[Ronald Reagan]] verursachten extreme [[Staatsverschuldung|Haushaltsdefizite]] und hierdurch bedingte extreme Defizite in der [[Leistungsbilanz]].<br />
* Bei niedriger Kapazitätsauslastung werden die Unternehmen nur Rationalisierungsinvestitionen durchführen, wodurch die Beschäftigung weiter sinkt.<br />
<br />
== Historische und aktuelle Beispiele ==<br />
* Der [[New Deal]] von 1933 bis 1938 in den USA<br />
* Arbeitsbeschaffungs-, Infrastruktur- und Aufrüstungsprojekte von 1933 bis 1936 im [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]]<ref>Hans-Ulrich Thamer: [http://www.bpb.de/themen/C6TWMI,0,0,Wirtschaft_und_Gesellschaft_unterm_Hakenkreuz.html#art0 ''Wirtschaft und Gesellschaft unterm Hakenkreuz''..] In: ''Nationalsozialismus'' II, ''[[Informationen zur politischen Bildung]]'', Heft 266, 2004</ref><br />
* Der Bau der [[Interstate Highway]]s unter US-Präsident [[Dwight D. Eisenhower]] in den 1950er Jahren<br />
* Die [[Globalsteuerung]] in Deutschland seit 1967 bis in die zweite Hälfte der 1970er Jahre<br />
* Die potentialorientierte Stabilisierungspolitik in Deutschland in den 1980er und 1990er Jahren<br />
<br />
Im Zuge der [[Finanzkrise ab 2007]] und der daraus resultierenden Probleme beschlossene Konjunkturprogramme:<br />
* [[US-Konjunkturprogramm 2008|US-Konjunkturprogramme 2008]] und [[US-Konjunkturprogramm 2009|2009]]<br />
* Konjunkturpaket I ([[Maßnahmenpaket „Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“]]) und [[Konjunkturpaket II|II („Entschlossen in der Krise“)]] in Deutschland<br />
* Österreichische [[Konjunkturbelebungspakete I und II]] und [[Steuerreform 2009]]<br />
* [[Verschrottungsprämie]]<br />
* [[Wachstumsbeschleunigungsgesetz]] in Deutschland<br />
* [[Green Recovery]] und [[European Green Deal]] zur Überwindung der [[Wirtschaftskrise 2020]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Walter Assenmacher: ''Konjunkturtheorie''. 8. Auflage. Oldenbourg, 1998, ISBN 3-486-23998-8<br />
* [[Werner Glastetter]]: ''Konjunkturpolitik: Ziele, Instrumente, Alternative Strategien''. Bund Verlag, 1987, ISBN 3-7663-3048-9<br />
* Michael Grömling: ''Fiskalpolitik kontrovers: Konjunkturpolitische Optionen für Deutschland.'' In: ''DIV'', 2005, Nr. 18, ISBN 3-602-24115-7<br />
* Jürgen Heubes: ''Konjunktur und Wachstum''. Vahlen, 1991. ISBN 3-8006-1485-5<br />
* Michael Holstein: ''Moderne Konjunkturtheorie: Reale Schocks, multiple Gleichgewichte und die Rolle der Geldpolitik.'' Metropolis, 1998, ISBN 3-89518-197-8<br />
* Alfred Maußner: ''Konjunkturtheorie''. Springer, 1994, ISBN 3-540-57790-4<br />
* Jürgen Pätzold: ''Stabilisierungspolitik: Grundlagen der nachfrage- und angebotsorientierten Wirtschaftspolitik.'' 2008, ISBN 978-3-8006-3492-7<br />
* Ulrich Teichmann: ''Grundriß der Konjunkturpolitik: Wachstum in Stabilität als Ziel''. 5. Auflage. Vahlen, 1997, ISBN 3-8006-2191-6<br />
* Gunther Tichy: ''Konjunkturpolitik: Quantitative Stabilisierungspolitik bei Unsicherheit''. 4. Auflage. Springer, 1999, ISBN 3-540-65910-2<br />
* Helmut Wagner: ''Stabilitätspolitik: theoretische Grundlagen und institutionelle Alternativen.'' 2004, ISBN 3-486-20031-3<br />
* Maximilian Walter: ''Stabilisierungspolitik''. 2004, ISBN 3-89673-199-8<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* Antonio Spilimbergo, Steve Symansky, [[Olivier Blanchard]], [[Carlo Cottarelli]]: [http://www.imf.org/external/pubs/ft/spn/2008/spn0801.pdf Fiscal Policy for the Crisis] (PDF; 810&nbsp;kB) 29. Dezember 2008 (englisch)<br />
* Claus-Martin Gaul: [http://www.bundestag.de/wissen/analysen/2009/konjunkturprogramme.pdf ''Konjunkturprogramme in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Einordnung und Bewertung der Globalsteuerung 1967 bis 1982''.] (PDF; 247&nbsp;kB) Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste, 2008<br />
* Patrick Schreiner: [http://www.annotazioni.de/post/715 ''Kein Wachstum auf Pump? Wie Merkel & Co. entscheidende Fragen nicht stellen''.] 1. Juni 2012. Abgerufen am 7. Februar 2013.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Rechtshinweis}}<br />
[[Kategorie:Konjunkturpolitik| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Heilig-Kreuz-M%C3%BCnster_(Schw%C3%A4bisch_Gm%C3%BCnd)&diff=210804124Heilig-Kreuz-Münster (Schwäbisch Gmünd)2021-04-11T01:15:28Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Gmünder Münster von Südwest.JPG|mini|Langhaus von Südwest (ab 1330)]]<br />
[[Datei:Heilig Kreuz Muenster Schwaebisch Gmuend-msu-361-7356.jpg|mini|Das Langhaus des Heilig-Kreuz-Münster (ab 1330) von Nordwest]]<br />
[[Datei:Münster-GD-Vorderansicht.JPG|mini|Ansicht des Münsters von Osten]]<br />
[[Datei:Westfassade Gmünder Münster.JPG|mini|Ansicht Westfassade]]<br />
[[Datei:Gmünder Münster Dachreiter.JPG|mini|Barocker Dachreiter]]<br />
[[Datei:Grundstein HKM.JPG|mini|Grundstein des Chores am Chornordportal]]<br />
[[Datei:Kran Münster GD.jpg|mini|Bei der Konstruktion genutzter Kran im Dachstuhl des Münsters]]<br />
Das '''Heilig-Kreuz-Münster''' (von 1761 bis 1803 ''Stifts- und Kollegiatkirche zu Unserer Lieben Frau''; umgangssprachlich '''Gmünder Münster''' genannt) in [[Schwäbisch Gmünd]] ist ein ab zirka 1320 als Stadtpfarrkirche errichteter [[Gotik|gotischer]] Kirchenbau mit [[Hallenchor|Hallenumgangschor]]. Das [[Münster (Kirche)|Münster]] ist kunsthistorisch bedeutend als Ausgangswerk der Baumeisterfamilie [[Parler (Familie)|Parler]] und als erste große [[Hallenkirche]] Süddeutschlands. Das Langhaus war um 1341 fertiggestellt. Nach Einsturz der Türme zog sich die erneute Fertigstellung der vollständigen Hallenkirche bis 1521 hin.<br />
<br />
Das [[Patrozinium]] wechselte von Beginn an zwischen ''Unserer Lieben Frau'' und ''Heilig Kreuz''.<br />
1926 wurde durch Bischof [[Paul Wilhelm von Keppler]] das Gmünder Münster, wie es umgangssprachlich – wie in Süddeutschland üblich – wegen seiner Größe seit dem Bau genannt wurde, zum Münster zum Heiligen Kreuz erhoben. Durch diesen Schritt war das Patrozinium auf [[Heiliges Kreuz|Heilig Kreuz]] festgelegt. Durch die Umbenennung wurde der umliegende Kirchplatz ebenfalls in [[Münsterplatz (Schwäbisch Gmünd)|Münsterplatz]] umbenannt.<br />
<br />
Heute ist das Münster Gemeindekirche der katholischen Heilig-Kreuz-Münstergemeinde und ihrer [[Belegenheitsgemeinde]], der italienischen Gemeinde [[Johannes Bosco|San Giovanni Bosco]] sowie Hauptkirche der [[Seelsorgeeinheit]] Schwäbisch Gmünd-Mitte.<br />
<br />
Die Münsterbauhütte ist seit 2020 als Teil des Bauhüttenwesens in das [[Register guter Praxisbeispiele]] der [[UNESCO]] eingetragen.<br />
<br />
== Baugeschichte ==<br />
=== Chronologie ===<br />
* um 1325–1341: [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]]<br />
* 1351–1410: [[Chor (Architektur)|Chor]]<br />
* 1491–1504: Einwölbung des Chors<br />
* 1497: Einsturz der [[Romanik|romanischen]] Chorflankentürme des Vorgängerbaus, die nicht ersetzt werden.<br />
* 1504–1521: Einwölbung des [[Langhaus (Kirche)|Langhauses]]<br />
* 1552: [[Renaissance]]-[[Empore]] im Langhaus-Westjoch<br />
* 1769: Barocker Dachreiter<br />
<br />
=== 14.–15. Jahrhundert: Baubeginn und Konstruktion des Langhauses ===<br />
Das Münster ist nicht der erste Kirchenbau an dieser Stelle. Es wurde um eine 200 Jahre ältere, mit höchster Wahrscheinlichkeit dreischiffige, romanische [[Basilika (Bautyp)|Basilika]], vermutlich in Größe und Anordnung der Gmünder [[Johanniskirche (Schwäbisch Gmünd)|Johanniskirche]] entsprechend, gebaut. Diese wurde dort nach Schätzungen des Landesdenkmalamtes im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts errichtet. Die Türme, die für den Neubau bis zu ihrem Einsturz 1497 übernommen wurden, waren aber erst um 1210 an den Vorgängerbau angefügt worden.<br />
<br />
Der Baubeginn des Langhauses ist in der Literatur kontrovers angesetzt und reicht von 1310 bis 1330, wobei die neuere Literatur von um 1320 bis 1330 ausgeht. Der Bau wurde zunächst unter einem unbekannten Baumeister begonnen, der aber schon an anderen Bauwerken, wie zum Beispiel am [[Straßburger Münster]] oder am [[Salemer Münster|Münster in Salem]] mitgewirkt haben soll. Die Fertigstellung des Langhauses kann auf 1341 datiert werden. 2020 wurde eine etwa 655 Jahre alte Ablassurkunde aus dem Jahr 1345 zu Gunsten des Baus des Münster im [[Hauptstaatsarchiv Stuttgart]] durch den Gmünder Stadtarchivar David Schnurr entdeckt, die damit auf die Zeit zwischen Fertigstellung des Langhauses und dem Baubeginn des Chores datiert. Sie wurde am 13. Mai in [[Avignon]] von zwölf Erzbischöfen respektive Bischöfen ausgefertigt.<ref>''[https://remszeitung.de/2020/12/2/heilig-kreuz-muenster-stadtarchivar-veroeffentlicht-655-jahre-alte-ablassurkunde Heilig-Kreuz-Münster: Stadtarchivar veröffentlicht 655 Jahre alte Ablassurkunde]'', Beitrag der [[Rems-Zeitung]] vom 2. Dezember 2020.</ref><ref>[https://ostalbum.hypotheses.org/1131 Ablassbrief und Beschreibung] im Ostalbum, eingestellt von David Schnurr am 20. November 2020.</ref> Der Baubeginn des [[Hallenchor]]es erfolgte erst zirka zehn Jahre später und ist durch den Grundstein am Chornordportal mit 1351 belegt; seine Fertigstellung wird durch Holzproben auf 1381 datiert. An diesem Bauabschnitt war vor allem die [[Parler (Familie)|Baumeisterfamilie Parler]] beteiligt. Während es unklar ist, ab wann sich [[Peter Parler]] (vermutlich aus Köln) in Schwäbisch Gmünd ansiedelte, wird heute davon ausgegangen, dass dies kurz nach Baubeginn gewesen war, vermutlich zwischen 1331 und 1333. Ab dem zweiten Joch des Langhauses ist die Bauweise [[Heinrich Parler der Ältere|Heinrich Parlers]] zu erkennen. Nach dem Tod Heinrich Parlers vor 1372 übernahm [[Johann Parler der Ältere|Johann Parler]] den Bau. Der Zeitraum zwischen 1381 und dem Jahr der Weihe 1410 wurde höchstwahrscheinlich nur noch für den Innenausbau genutzt, das Gebäude an sich bestand schon. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Münster eine Holzdecke. Die von der Parlerwerkstatt modellierten Masken an den Konsolsteinen mit den fließenden plastischen Übergängen der Volumina und Vertiefungen werden von einer inneren Dynamik der Masse durchdrungen, wie auch die Masken, die auf dem starken Kontrast der gespannten Volumina und des leeren Raumes aufgebaut sind.<ref>{{Internetquelle|url=http://jaromirhomolkaarchive.com/uploads/articles_pdf/adb9292a0f9c8be2809573f5b2b4ff.pdf |titel=Peter Parler, der Bildhauer |autor=Jaromír Homolka |hrsg=jaromirhomolkaarchive |datum=1964 |zugriff=2019-10-16}}</ref><br />
<br />
=== 15.–17. Jahrhundert: Einwölbung, Turmeinsturz, Wiederaufbau, Fertigstellung, Ausstattung ===<br />
Über 80 Jahre nach der Weihe, um 1491, wurde mit der Einwölbung begonnen, wofür die Baumeister [[Aberlin Jörg]] und wohl nach ihm [[Hans von Urach]] nach Schwäbisch Gmünd kamen. 1497 ereignete sich die große Katastrophe: In der [[Karfreitag]]nacht stürzen beide romanischen Türme ein. Verletzt wurde dabei niemand. Grund für den Einsturz war nach einer Äußerung um 1800 die Entfernung eines Bogens, der die Türme verband und stützte, jedoch die Sicht in den Chor versperrte. Die Wiederaufbauarbeiten am Münster kamen nur langsam voran. 1507 war die Schreyerkapelle an der Stelle des Nordturmes, 1515 die [[Sakristei]] an der Stelle des Südturmes fertiggestellt. 1521 konnten vermutlich die letzten Einwölbearbeiten abgeschlossen werden.<br />
<br />
1550 wurden die [[Kanzel]] und das heutige [[Chorgestühl]] eingebaut. 1552 wurde die steinerne Orgelempore von [[Hans Mautz]] errichtet. Das hölzerne [[Orgelprospekt]] mit zweiter Empore wurde 1688 von [[Johann Michael Maucher]] fertiggestellt. Von diesem Zeitpunkt ab gab es im Münster nur noch kleinere bauliche Veränderungen. Die größte stellt 1769 der Neubau des [[Dachreiter]]s dar. Dessen Existenz ist zwar vor 1769 nicht beurkundet, doch zeigen mehrere Abbildungen, unter anderem der [[Matthäus Merian|Merianstich]] von 1643, bereits einen Dachreiter.<br />
<br />
=== 20.–21. Jahrhundert: Schließung und Sanierung ===<br />
Am 21. Oktober 1975 wurde das Münster aufgrund von Einsturzgefahr geschlossen, nachdem sich zuvor Gewölbeteile gelöst hatten und zu Boden gestürzt waren. In den darauffolgenden Jahren wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt, die erst 2009 abgeschlossen werden konnten. Ab dem Jahr 2020 wird das Münster erneut saniert. Die Sanierung soll zehn Jahre andauern.<ref>Edda Eschelbach: ''[https://remszeitung.de/2020/2/3/zehn-jahre-lang-wird-das-heilig-kreuz-muenster-generalsaniert/ Zehn Jahre lang wird das Heilig-Kreuz-Münster generalsaniert]'', Meldung auf remszeitung.de vom 3. Februar 2020.</ref><br />
<br />
== Architektur ==<br />
[[Datei:Schwäbisch Gmünd - Heilig-Kreuz-Münster - Innenansicht - Blick zum Altar.jpg|mini|Innenansicht mit Blick zum Chor]]<br />
[[Datei:Gmuend Muenster Chorgewoelbe.jpg|mini|Spätgotisches Netzgewölbe des Chors (ab 1491)]]<br />
[[Datei:Gmuend Muenster Portal Sued.jpg|mini|[[Tympanon (Architektur)|Tympanon]] des Chorsüdportals (um 1360)]]<br />
=== Maße ===<br />
Die Höhe des Münsters mit [[Dachreiter]] beträgt 51 Meter, wobei die Höhe bis zum Dach 22&nbsp;m, des Daches 19&nbsp;m und des Dachreiters 12&nbsp;m beträgt. Die Länge des Münsters ist 78&nbsp;m, wobei davon 45&nbsp;m auf das Kirchenschiff und 33&nbsp;m auf den Chor entfällt. Die Breite des Schiffes ist 24&nbsp;m, die des Chores 28&nbsp;m.<br />
<br />
=== Konstruktion ===<br />
Das Münster ist eine gotische Hallenkirche mit Hallenumgangschor. Die Außenmauern des Langhauses sind in [[Massivbauweise]] gebaut, was zu dieser Zeit eher unüblich war, da man in der Gotik die [[Skelettbauweise]] bevorzugte, da diese mehr und größere Fenster zuließ, was gleichzeitig mehr Licht bedeutete, was für den gotischen Geist von Wichtigkeit war. Die Fenster sind dort so gestaltet, dass möglichst viel tragende Mauer zur Verfügung steht und trotzdem das Innere gut ausgeleuchtet ist, was sich bei Hallenkirchen schwieriger gestaltet, da hier der [[Obergaden]] im Langhaus wegfällt. Auch der Obergaden im Chor ist in Massivbauweise entstanden, nur die Kapellen im Kapellenkranz, die [[Schatzkammer]], die Schreyerkapelle und die Sakristei sind in der Skelettbauweise errichtet, was man zum Beispiel auch an den großen, die Fläche ausfüllenden Fenstern erkennen kann. Der untere Teil des Chors besteht aus Spitzbogenarkaden, die den Obergaden stützen. Die Ausnahme bildet die Schatzkammer, die vollkommen massiv erbaut ist.<br />
Von außen wird die Fassade durch [[Strebepfeiler]] gestützt, die von einer [[Fiale]] gekrönt werden und die an den äußeren Ecken der Westfassade als Diagonalstrebepfeiler errichtet wurden.<br />
Das [[Gewölbe]], welches erst 80 Jahre nach der Weihe eingezogen wurde, dient rein zur Zierde, weshalb es auch besonders reichhaltig gestaltet wurde. Das prächtig gestaltete [[Netzgewölbe]] im Chor mit seinen aufwendigen Schlusssteinen wird als ein besonderer Vertreter seiner Zeit angesehen.<br />
Das Gewölbe wird im Innenraum von 22 [[Säule]]n getragen.<br />
<br />
Das Dach ist von Westen her ein [[Satteldach]], an das sich im Osten, über dem Chorabschluss, ein [[Zeltdach]] anschließt. Die Kapellen des Kapellenkranzes besitzen ein Pultdach.<br />
Der Chor selbst ist ein 7/12-[[Hallenchor]], was bedeutet, dass der Chor vorne mit sieben Ecken ein Halbrund bildet, das gesamt ein Zwölfeck bildet.<br />
<br />
Eine weitere Besonderheit, die man heute nicht mehr in Augenschein nehmen kann, hängt mit den ehemaligen Türmen des Münsters zusammen. Trotz ihrer Existenz wurde das Dach des Langhauses und des Chores auf demselben Niveau so gebaut, sodass eine Verbindung nach der Katastrophe möglich war. Auch wurden die Türme nicht fest mit dem Münster verzahnt, was heute als Indiz dafür gesehen wird, dass die vorhandene Lösung mit den beiden romanischen Türmen nicht für die Ewigkeit gedacht war. Außerdem war diese Konstruktion die Rettung des restlichen Münsters. Wären die Türme festverzahnt gewesen, hätte dies in nachträglicher Sichtweise den Einsturz des gesamten Münsters bedeutet.<br />
<br />
Dass der Innenraum größtenteils aus Maßen, die durch drei teilbar sind, besteht, ist wahrscheinlich nicht auf die Heiligkeit dieser Zahl zurückzuführen, wie dies meist behauptet wird, sondern auf das Parler’sche Grundmaß, das vermutlich 32&nbsp;cm beträgt. So messen die skulptierten Konsolen am nördlichen Langhausportal 32&nbsp;cm, die Fenstersohlbank der Chorkapellen 64&nbsp;cm, und ebenfalls bei vielen verbauten Quadern taucht bzw. tauchte die Länge 32&nbsp;cm auf. Außerdem kann man feststellen, dass die Quadraturzeichnung des Chorgrundrisses, des [[Portal (Architektur)|Chorportals]] und der Chorwand im Zentrum ein 32-cm-Quadrat enthält.<br />
<br />
Das Münster wurde aus [[Löwenstein-Formation|Stubensandstein]], der in der Gegend um Schwäbisch Gmünd ansteht, und Holz gebaut. Bei den zahlreichen Renovierungen und Ausbesserungen wurde aber im Laufe der Zeit unterschiedlicher Sandstein verbaut. Den größten Anteil von anderen Sorten bilden der [[Obernkirchener Sandstein]] aus Niedersachsen und der ''Rudersberger Sandstein''. Zwischenzeitlich wurde auch [[Muschelkalk]] verbaut.<br />
<br />
Das Problem des Sandsteins ist, dass er sehr leicht Wasser aufnimmt und von den Schadstoffen in der Luft zersetzt wird, weshalb seine Lebensdauer sehr begrenzt ist. In der Zeit der zunehmenden Umweltverschmutzung wird dies immer mehr zum Kostenfaktor und Problem in der Erhaltung.<br />
<br />
=== Einordnung ===<br />
Im Münster findet man mehreren Stilrichtungen vor. Das Langhaus wurde in der Hochgotik, als einer der ersten großen Hallenkirchen, gebaut. Der Chor mit dem [[Kapellenkranz]] stammt aus der Spätgotik. Die Bauform als Hallenkirche mit Kapellenkranz wird auch als süddeutsche Sondergotik bezeichnet. Das Münster ist hiervon einer der ersten Vertreter. Das durch den Einsturz zerstörte Stück wurde in der sogenannten Endgotik errichtet. Bei diesem Baustil wurde in der Epoche der [[Renaissance]] im Stil der Gotik gebaut, wobei sich hier unter die gotischen Merkmale auch Merkmale der Renaissance mischen. Dies ist im Münster besonders gut am Treppentürmchen neben der Sakristei zu erkennen.<br />
Die Empore wurde dann im Stil der Renaissance gestaltet, der Dachreiter im Stil des [[Barock]].<br />
<br />
== Ausstattung ==<br />
=== Altäre und Figuren ===<br />
[[Datei:Neuer Altar.JPG|mini|Der neue Volksaltar von Klaus Simon aus einer 150-jährigen Roteiche gefertigt, rechts im Bild das rechte Chorgestühl]]<br />
Beim Unglück 1497 wurden 22 Altäre im Münster zerstört, was den Schluss zulässt, dass dort noch weitere Altäre vorhanden waren, denn es waren beim Einsturz nur begrenzte Teile des Münsters betroffen. Heute ist der größte Teil der Altäre, wie auch der [[Hochaltar]], [[neugotisch]] und im 19. Jahrhundert entstanden. Diese Altäre enthalten aber meist Teile der alten gotischen Altäre. Drei Altäre sind aus der gotischen Zeit erhalten, der ''Sippenaltar'' mit seinen vierzig Figuren, in der Schreyerkapelle, der ''Sebaldusaltar'', dessen Bildertafeln aus der Werkstatt [[Albrecht Dürer]]s stammen, in der zweiten Kapelle von rechts im Kapellenkranz, sowie der ''Johannisaltar'' in der dritten Kapelle von rechts im Kapellenkranz. Diese Altäre sind alle nicht mehr an ihren ursprünglichen Orten und wurden zum Teil geringfügig verändert.<br />
<br />
Die Chorscheitelkapelle stellt eine weitere Besonderheit des Gmünder Münsters dar. Hier befindet sich das [[Heiliges Grab (Nachbildung)|Heilige Grab]], eine Figurengruppe um einen [[Sarkophag]] von 1350 aus der Parler-Hütte, von der die wirklichkeitsgetreue Darstellung von Kleidung und Bewaffnung der Wächter bemerkenswert ist. Sie wurden 2018/2019 in der Werkstatt des Landesdenkmalamts in Esslingen restauriert und kurz vor der Karwoche zurück ins Münster überführt.<ref>''[https://remszeitung.de/2019/4/3/gotische-figuren-kehren-ins-muenster-zurueck/ Gotische Figuren kehren ins Münster zurück]''. Beitrag vom 3. April 2019 auf remszeitung.de.</ref><ref>''[https://remszeitung.de/2019/4/9/die-vertrauten-figuren-des-heiligen-grabes-im-muenster-sind-zurueck/ Die vertrauten Figuren des Heiligen Grabes im Münster sind zurück]'', Beitrag vom 9. April 2019 auf remszeitung.de.</ref> An der linken Seitenwand ist eine [[Seccomalerei]] von 1430 der Beweinung Christi zu finden, die dem Meister der [[Lindauer Beweinung]] zugeschrieben wird.<br />
<br />
Über das Münster verteilt finden sich noch viele weitere Figuren der Parler-Hütte, die um 1350 entstanden sind. Einige Figuren sind hier von ihren ehemaligen Standorten an der Außenfassade nach innen verlegt worden. So befinden sich heute die fünf klugen Jungfrauen, die früher das Chorsüdportal zierten, heute in der Schreyerkapelle (auch Sebalduskapelle oder Taufkapelle genannt).<br />
<br />
Der neugotische Hochaltar wurde anstelle des 1670 gebauten Vorgängeraltars von [[Ferdinand Ries]] vorne und von [[Hermann Wörmann]] hinten gestaltet. Die von Wörmann gestaltete Rückseite ist eine Ölbergdarstellung in Form eines [[Flügelaltar]]es. Das [[Kruzifix]] auf der Vorderseite wurde schon um 1510 erstellt.<br />
<br />
Nach dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]] gab es im Münster mehrere Provisorien als Volksaltar, deshalb wurde durch die Münstergemeinde ein Wettbewerb zur Neugestaltung des Altarraumes ausgeschrieben. Diesen gewann der Architekt und Bildhauer [[Gottfried Böhm]], doch wurde sein Entwurf, der zunächst als weiteres Provisorium aus Holz und Stahl eingebaut wurde, auf Grund von einer Abstimmung innerhalb der Münstergemeinde nicht endgültig umgesetzt.<br />
Infolgedessen gab es einen weiteren Wettbewerb, bei dem der [[Krefeld]]er Künstler [[Klaus Simon (Bildhauer)|Klaus Simon]] gewann. Der Altar, welcher aus einer 150-jährigen Roteiche gefertigt ist, wurde am 14. September 2009, dem Patrozinium des Münsters, von [[Gebhard Fürst|Bischof Gebhard Fürst]] geweiht.<br />
Altar als Ort der [[Eucharistie]] und [[Ambo]] als Ort des Wortes Gottes bilden bei diesem Entwurf eine Einheit, da der Ambo in Kreuzform dem ausgesägten Kreuz des Altares entspricht.<br />
<gallery><br />
Datei:Gmünder Münster Sippenaltar.JPG|Der Sippenaltar in der Sebalduskapelle<br />
Datei:Heilig-Kreuz-Münster Schwäbisch Gmünd 17.JPG|Die Sebalduskapelle im Kapellenkranz mit Tafeln aus der Werkstatt [[Albrecht Dürer]]s<br />
Datei:Gmünder Münster Rückseite Hochaltar.JPG|Rückseite des Hochaltars<br />
Datei:Schwäbisch Gmünd Heilig-Kreuz-Münster3913.jpg|Heiliges Grab in der Chorscheitelkapelle<br />
</gallery><br />
<br />
=== Gestühl und Kanzel ===<br />
[[Datei:Gmünder Münster Kanzel.JPG|mini|Kanzel]]<br />
Das 24-sitzige [[Chorgestühl]] ist in die Säulenzwischenräume eingepasst und wurde nach dem Turmeinsturz als zweites Chorgestühl von Adolf Daucher (dem Jüngeren) 1550 erstellt. Die Sitze sowie die Pultwand, deren Felder mit Intarsien geschmückt sind, stammen höchstwahrscheinlich noch vom Vorgängergestühl. In dieser Zeit einzigartig waren die auf dem Gesims des Chorgestühls stehenden Doppelfiguren, die auf der Nordseite die [[Apostel]] darstellen und auf der Südseite die [[Propheten]]. Diese Figuren sind jeweils 1,30&nbsp;m hoch und halten ein Band oder eine Tafel, auf der ihr Name oder ein bezeichnender Spruch zu lesen ist. Die kunstvollen Wangen des Gestühls im Schiff wurden 1724 geschaffen und 1973 bei der Erneuerung des Gestühls übernommen.<br />
<br />
Ebenfalls von Adolf Daucher wurde der mit perspektivischen Intarsien gezierte Kanzelkorb geschaffen, der 1551 am dritten nördlichen Rundpfeiler befestigt wurde. 1718 wurde der Schalldeckel über dem Kanzelkorb befestigt, der dem Gmünder [[Peter Albrecht]] zugeschrieben wird.<br />
<br />
=== Orgel ===<br />
[[Datei:Gmünder Münster Orgel.JPG|mini|Empore mit Orgelprospekt]]<br />
Nachdem schon 1530 eine kleine [[Orgel]] auf der Empore Erwähnung fand, wurde 1544 von ''Benedict Klotz'' aus [[Dinkelsbühl]] die erste Haupt[[orgel]] für das Gmünder Münster erbaut. Nach dem – dank einer testamentarischen Spende des Bürgermeisters Johann Burkhart Mössnang – [[Johann Michael Maucher]] 1688 den prunkvollen [[Orgelprospekt]] mit Empore schuf, wurde von Paul Prescher aus [[Nördlingen]] eine neue Hauptorgel für das Münster konzipiert, welche ca. 27 [[Register (Orgel)|Register]] umfasste. 1878 wurde in das Prospekt eine neue Orgel von der Firma [[Orgelbau Friedrich Weigle]] aus Echterdingen eingesetzt, die nun 30 Register und zwei Manuale sowie [[Pedal (Orgel)|Pedal]] enthielt.<br />
Keine hundert Jahre später wurde auch diese durch eine Orgel der Firma Johann Klais aus [[Bonn]] ersetzt. Am 25. September 1983 wurde die [[Orgelmanufaktur Klais|Klais-Orgel]] im Münster eingeweiht.<br />
<br />
Die Orgel ist über die Grenzen der [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Diözese]] für ihre klanglichen Möglichkeiten und ihre technische Präzision bekannt und genießt von international bekannten Organisten große Anerkennung. In den 11 Meter hohen Orgelprospekt, der von acht [[Atlant]]en getragen wird, wurde eine Orgel mit 56 Registern, drei [[Klaviatur|Manualen]], zirka 3800 Pfeifen und einem Pedal eingebaut.<br />
[[Hubert Beck (Organist)|Kirchenmusikdirektor Hubert Beck]] und der Orgelbauer Hans-Gerd Klais konzipierten eine Orgel, die für ein breites Spektrum an Orgelmusik ausgelegt ist.<br />
<br />
Ende der 1990er Jahre wurde ein ''Röhrenglockenspiel'' mit 25 Glockentönen eingebaut. 2009 wurde die gesamte Elektronik der Münsterorgel erneuert und im Hauptwerk eine Portunalflöte 8′ eingebaut.<br />
<br />
Berühmtheit erlangte die Münsterorgel auch durch das [[Festival Europäische Kirchenmusik]], das jährlich in Schwäbisch Gmünd stattfindet und die regelmäßig im Münster stattfindenden Orchestermessen, die viele Besucher über die Stadtgrenze hinaus nach Schwäbisch Gmünd locken. Sie ist das Instrument der Finalrunde des [[Festival Europäische Kirchenmusik#Internationaler Wettbewerb für Orgelimprovisation|Internationalen Wettbewerbs für Orgelimprovisation]], der alle zwei Jahre in Schwäbisch Gmünd stattfindet. Die Orgel gilt als eines der bedeutendsten Orgeldenkmäler im süddeutschen Raum.<br />
<br />
'''Disposition''' von 1983 ([[Hubert Beck (Organist)|Hubert Beck]] und [[Hans-Gerd Klais]]) – 2009 ([[Stephan Beck]] und Philipp Klais):<br />
<br />
[[Datei:Panorama Schwäbisch Gmünd.JPG|mini|Das Münster beherrscht bis heute das Bild der Altstadt von Schwäbisch Gmünd]]<br />
{| border="0" cellspacing="16" cellpadding="12" style="border-collapse:collapse;"<br />
| style="vertical-align:top" |<br />
{| border="0"<br />
| colspan=3 | '''I Oberwerk''' C–g<sup>3</sup><br />
----<br />
|-<br />
|Praestant || 8′<br />
|-<br />
|Holzgedackt || 8′<br />
|-<br />
|Principal || 4′<br />
|-<br />
|Rohrflöte || 4′<br />
|-<br />
|Nasard || {{Bruch|2|2|3}}′<br />
|-<br />
|Octave || 2′<br />
|-<br />
|Waldflöte || 2′<br />
|-<br />
|Terz || {{Bruch|1|3|5}}′<br />
|-<br />
|Quinte || {{Bruch|1|1|3}}′<br />
|-<br />
|Superoctave || 1′<br />
|-<br />
|Scharff V || 1′<br />
|-<br />
|Holzdulcian || 16’<br />
|-<br />
|Cromorne || 8′<br />
|-<br />
|Tremulant ||<br />
|}<br />
| style="vertical-align:top" |<br />
{| border="0"<br />
| colspan=3 | '''II Hauptwerk''' C–g<sup>3</sup><br />
----<br />
|-<br />
|Praestant || 16′<br />
|-<br />
|Principal || 8′<br />
|-<br />
|Portunalflöte || 8′<br />
|-<br />
|Rohrflöte || 8′<br />
|-<br />
|Salicional || 8′<br />
|-<br />
|Octave || 4′<br />
|-<br />
|Spitzflöte || 4′<br />
|-<br />
|Quinte || {{Bruch|2|2|3}}′<br />
|-<br />
|Superoctave || 2′<br />
|-<br />
|Mixtura major IV || 2’<br />
|-<br />
|Mixtura minor || {{Bruch|1|2}}′<br />
|-<br />
|Cornet V || 8′<br />
|-<br />
|Trompete || 16′<br />
|-<br />
|Trompete || 8’<br />
|}<br />
| style="vertical-align:top" |<br />
{| border="0"<br />
| colspan=3 | '''III Schwellwerk''' C–g<sup>3</sup><br />
----<br />
|-<br />
|Bourdon || 16′<br />
|-<br />
|Holzprincipal || 8′<br />
|-<br />
|Trichtergedackt || 8′<br />
|-<br />
|Gamba || 8′<br />
|-<br />
|Vox coelestis || 8′<br />
|-<br />
|Principal || 4′<br />
|-<br />
|Traversflöte || 4′<br />
|-<br />
|Flageolett || 2′<br />
|-<br />
|Sesquialter II || {{Bruch|2|2|3}}′<br />
|-<br />
|Mixtur V || {{Bruch|2|2|3}}′<br />
|-<br />
|Basson || 16′<br />
|-<br />
|Trompette harm. || 8′<br />
|-<br />
|Hautbois || 8′<br />
|-<br />
|Clairon harm. || 4′<br />
|-<br />
|Glocken || 4′<br />
|-<br />
|Tremulant ||<br />
|}<br />
| style="vertical-align:top" |<br />
{| border="0"<br />
| colspan=3 | '''Pedal''' C–f<sup>1</sup><br />
----<br />
|-<br />
|Contraviolon || 32′<br />
|-<br />
|Principal || 16′<br />
|-<br />
|Subbaß || 16′<br />
|-<br />
|Violon || 16′<br />
|-<br />
|Octave || 8′<br />
|-<br />
|Bourdon || 8′<br />
|-<br />
|Cello || 8′<br />
|-<br />
|Superoctave || 4′<br />
|-<br />
|Hintersatz V || 4′<br />
|-<br />
|Contrabombarde || 32′<br />
|-<br />
|Bombarde || 16′<br />
|-<br />
|Posaune || 16′<br />
|-<br />
|Trompete || 8′<br />
|-<br />
|Kopftrompete || 4′<br />
|}<br />
|}<br />
<br />
=== Bleiglasfenster ===<br />
[[Datei:Schwäbisch Gmünd Heilig-Kreuz-Münster3901.jpg|mini|Fenster der Taufkapelle]]<br />
Über die Verglasung des Münsters im Mittelalter ist nichts übermittelt worden, außer dass zur Rettung der nach der Katastrophe 1497 eingeschlossenen Christen Fenster eingeschlagen wurden. Der älteste Glasmalereibestand im Münster befindet sich in der Sebalduskapelle. Teile der [[Bleiglasfenster]] stammen schon von 1506. An der „dürerischen Maria“ im Strahlenkranz soll der Gmünder Künstler [[Hans Baldung]] genannt Grien mitgewirkt haben. Auch die Verglasung der Schatzkammer ist älter als die restlichen Fenster im Münster, die im 19. und 20. Jahrhundert eingefügt wurden.<br />
<br />
Das gesamte Münster wurde mit Ausnahme der Sebalduskapelle und der Schatzkammer im 19. Jahrhundert zwischen 1856 und 1893 von verschiedenen Meistern neu verglast. Der größte Teil der Fenster wurde von [[Eduard Hecht]] erstellt. Hierbei wurden verschiedenste Motive verwendet.<br />
<br />
Um 1905 zwei Chorobergadenfenster in [[Kathedralglas]] gefertigt, bei denen nur farbiges Masswerk und Bordüren verwendet wurden. Die [[Fensterrose|Rundfenster]] der Westfassade wurde 1957 neuverglast. Zwischen 1952 und 1967 wurden Fenster von [[Wilhelm Geyer]] in den östlichen Chorkapellen und den dazugehörigen Obergadenfestern eingesetzt, die den Kreuzweg, Ostern und Pfingsten zum Thema haben und unten in kathedralen Blau und Rottönen sowie oben in Gelb- und Rottönen gestaltet sind. Dabei wurde die alte Verglasung zerstört. Die Einsetzung dieser Fenster wird heute zum Teil kritisch bewertet. Die farbliche Gestaltung, neben der Zerstörung der alten Fenster sind Kritikpunkte, denn die unterschiedliche Farbigkeit und die Dunkelheit der Töne schaffen nicht den Ausgleich zu der dunklen Möblierung, wie es die hellen, aber trotzdem kräftig farbigen, Fenster des 19. Jahrhunderts getan haben.<br />
<br />
=== Glocken ===<br />
[[Datei:Glockenturm Gmünder Münster.JPG|mini|[[Glockenturm (Schwäbisch Gmünd)|Glockenturm]] des Münsters mit dem Löwenbrunnen im Vordergrund]]<br />
{{Hauptartikel|Glockenturm (Schwäbisch Gmünd)}}<br />
<br />
Das große Geläute des Münsters wurde nach dem Einsturz der Türme 1497 in den [[Glockenturm (Schwäbisch Gmünd)|Glockenturm]] verlegt. Im Dachreiter des Münsters befinden sich zwei weitere kleinere Glocken, wobei die erste Glocke ursprünglich für den Dachreiter gegossen wurde und die zweite vom [[St. Salvator (Schwäbisch Gmünd)|St. Salvator]] in Schwäbisch Gmünd stammt, da ihre Vorgängerin zersprungen war. Diese beiden Glocken wurden beide von [[Christian Victor Herold]] aus [[Nürnberg]] gegossen.<br />
Außerdem befinden sich im Münster noch eine Sanctusglocke im Chor und eine [[Sakristeiglocke]].<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- style="background-color:#dddddd;"<br />
! Nr. !! Name !! Durchmesser !! Gussjahr !! Ton<br />
|----<br />
| 1 || k. A. || align="right"|675&nbsp;mm || align="right"| 1764 || '''b'''<br />
|----<br />
| 2 || k. A. || align="right"|540&nbsp;mm || align="right"| 1763 || '''fis'''<br />
|----<br />
| I || Sanctusglocke || align="right"|180&nbsp;mm || align="right"| 17. Jahrhundert || '''e″'''<br />
|----<br />
| II || Sakristeiglocke || align="right"|140&nbsp;mm || align="right"| 19. Jahrhundert || '''f″'''<br />
|}<br />
<br />
=== Münsterschatz ===<br />
Der Münsterschatz des Heilig-Kreuz-Münsters ist mit über 300 Objekten aus 600 Jahren einer der umfangreichsten [[Kirchenschatz (materielle Güter)|Kirchenschätze]] in [[Baden-Württemberg]]. Dank der kontinuierlichen Stiftungen und Anschaffungen in jedem Jahrhundert ist eine besondere Vielfalt der Stile im Münsterschatz vorzufinden. Er wurde bis 1987 in der [[Schatzkammer]] des Münsters aufbewahrt und ist dort dank günstiger Umstände weitestgehend vollständig erhalten geblieben. Da er immer nur teilweise und meist nur an hohen Feiertagen für die Gläubigen zu sehen war, beschloss die Münstergemeinde 1987 einen Teil des Münsterschatzes als Dauerleihgabe dem städtischen Museum im [[Prediger (Schwäbisch Gmünd)|Prediger]] in Schwäbisch Gmünd zur Verfügung zu stellen, damit er ganzjährig besichtigt werden kann. Bis heute werden an den jeweiligen Feiertagen die für den Gottesdienst üblichen Teile des Münsterschatzes im Gottesdienst eingesetzt und für diese Zeit vom Museum zurück in die Münsterschatzkammer überführt.<br />
<br />
Das älteste und kostbarste Stück des Münsterschatzes stellt das [[Heiliges Kreuz|Heilig-Kreuz-Reliquiar]] dar, das immer zum [[Patrozinium]] im Münster zu sehen ist. Das um 1440 geschaffene silberne, zum Teil vergoldete und mit blauem Email verzierte Kreuz enthält ein in Gold eingefasstes Stück Holz, das vom Kreuz Christi stammen soll.<br />
Ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammt eine große gotische [[Monstranz|Turmmonstranz]], die einem Querschnitt durch eine gotische Basilika gleicht, mit Strebepfeiler, Fialen, Maßwerk und Wasserspeier.<br />
Unter vielen weiteren Monstranzen im Kirchenschatz haben noch zwei besondere Aufmerksamkeit verdient. Die eine Monstranz wurde um 1700 in [[Ulm]] gefertigt und verbindet die Renaissance mit dem Barock. Die andere wird auch Strahlenmonstranz genannt. Diese besonders große und filigrane Monstranz ist aus vergoldetem Silber geschaffen. Ihr Fuß wird durch einen geflügelten Engel gebildet. Große silberne Relieffiguren, die paarweise angelegt sind, zieren die Oberfläche.<br />
<br />
Die meisten Stücke des Kirchenschatzes sind Reliquienträger sowie Gebrauchsgegenstände des Gottesdienstes: Kelche, Kännchen, Weihrauchfässer, Schalen, Leuchter etc. Von ihnen existieren meist mehrere Generationen, so enthält der Münsterschatz alleine fünf Weihrauchfässer.<br />
Besondere Aufmerksamkeit verdient darunter die um 1700 vom Augsburger [[Goldschmied]] [[Michael Mair (Goldschmied)|Michael Mair]] angefertigte Prunkgarnitur. Hierzu zählen neben der Strahlenmonstranz auch ein mit Rubinen und Brillanten besetzter Kelch, der zusätzlich noch mit Emailmedaillons verziert ist, und diverse andere Stücke.<br />
<gallery><br />
Datei:Münsterschatz.GD.hlkreuzreliquiar.JPG|Das Heilig-Kreuz-Reliquiar von 1440 am Patrozinium 2010<br />
Datei:Gmünder Münster Osterkerzenständer.JPG|Osterkerzenständer<br />
Datei:Gmünder Münster Ewiges Licht.JPG|Ewiges Licht<br />
Datei:Sanktusleuchter Gmünder Münster.JPG|Sanktusleuchter<br />
Datei:Gmünder Münster Figur auf Taufstein.JPG|Figur auf dem Deckel des Taufsteins<br />
</gallery><br />
<br />
=== Die Gmünder Kreuzreliquie ===<br />
Die Herkunft der ''Gmünder [[Heiliges Kreuz|Kreuzreliquie]]'' ist kontrovers diskutiert. Ein Splitter des Kreuzes wurde von Staufer [[Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] im 12. Jahrhundert an das [[Kloster Lorch]] geschenkt, dem die Stadt Schwäbisch Gmünd kirchlich unterstellt war. Ob dieses identisch ist, mit diesem, das [[Irene von Byzanz]], die Frau des deutschen Königs [[Philipp von Schwaben]], dem Kloster Lorch geschenkt haben soll, ist offen.<br />
<br />
Ob die heute in Gmünd erhaltene Kreuzreliquie mit derjenigen des Klosters identisch ist, muss ebenfalls offenbleiben. Die Lorcher Reliquie war ein ''großes Stück vom Kreuz Christi''. Ein Reliquienverzeichnis des 15. Jahrhunderts beginnt: {{"|Vom heiligen Kreuz ein großes Stück (''Item de sancta cruce magna pars'')}}. Die Kreuzreliquie wurde in einem mit Gold und Silber geschmückten Reliquiar aufbewahrt (''tabula auro et argento ornata, in qua antiquo lignum sancte crucis conservatum fuit'') und war immerhin so groß, dass der weltgewandte Lorcher Mönch Nikolaus Vener mit einem Teilstück davon eine Echtheitsprobe im Feuer vornehmen konnte. Die Tradition besagt, dass diese Locher Reliquie dieselbe ist, die heute in Schwäbisch Gmünd beheimatet ist.<br />
<br />
Hiergegen spricht, dass schon im Jahr 1300 in einer [[Ablass]]urkunde für die [[Johanniskirche (Schwäbisch Gmünd)|Gmünder Johanniskirche]] der Besitz eines Kreuzpartikels attestiert wird. 1317 wird in einem Ablassbrief des [[Avignonesisches Papsttum|Papsthofes in Avignon]] eine ''Ecclesia parocchialis ad sanctum crucem'' also eine ''Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz'' erwähnt. [[Hermann Kissling]] und [[Peter Spranger]] gehen davon aus, dass bei der Neuordnung der Gmünder Kirchen im Jahr 1297, als mit dem Übergang vom Kloster Lorch an das [[Bistum Augsburg|Domkapitel in Augsburg]] die Johanniskirche zur Filialkirche herabgestuft und das Münster zur Stadtpfarrkirche wurde, die Kreuzreliquie von der Johanniskirche an das Münster überging. Auch sie vertreten die Ansicht, dass diese Reliquie von Lorch an die Johanniskirche kam.<br />
<br />
== Kollegiatstift ==<br />
[[Datei:Münsterplatz.GD.JPG|mini|Der südöstliche [[Münsterplatz (Schwäbisch Gmünd)|Münsterplatz]]: Frontal die Münsterbauhütte, rechts daneben das Tor zum Pfarrhaus des Münsterpfarrers, anschließend das Kapitelshaus des Kollegiatstiftes]]<br />
Die Stadtpfarrkirche wurde am 31. Oktober 1761 durch den [[Joseph Ignaz Philipp von Hessen-Darmstadt|Bischof Joseph I. von Augsburg]] zur [[Kollegiatstift|Stifts- und Kollegialkirche]] erhoben, wodurch die Stadt nun einen eigenen [[Stiftsdekan]] und [[Stiftspropst]] aufwies und die [[Kaplan|Kapläne]] der Stadt zu [[Kanoniker]] wurde. Die damit verbundene Gründung des Stadtkapitels hatte die ersehnte Abspaltung vom Landekapitel zur Folge. Diese wurde, neben den Stadtgeistlichen, auch vom damaligen Bürgermeister der Reichsstadt ''Joseph Ferdinand Anton Storr von Ostrach'' forciert. Der Grund hierfür war, dass 1753 anstatt eines Gmünder Geistlichen der Dorfpfarrer Schedel von Eschach zum [[Dekan (Kirche)|Dekan]] gewählt wurde. Das Stadtkapitel war mit einer eigenen Rechtsfähigkeit ausgestattet und besaß das Recht der freien Vermögensverwaltung und der Abhaltung von Kapitelsversammlungen.<br />
<br />
1802 wurde die Stadt [[württemberg]]isch, weshalb alle geistlichen Institutionen inklusive der Klöster aufgehoben wurden. So kam es am 21. Juli 1803 zur Auflösung des Kapitels. Das Vermögen wurde aufgelöst und die umfangreiche Kapitelsbibliothek ging an das [[Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd|Gmünder Stadtarchiv]]. Heute erinnert das, immer noch von der Münstergemeinde genutzte, [[Kapitelshaus (Schwäbisch Gmünd)|Kapitelshaus]] am Münsterplatz an das Stadtkapitel. Es wurde von 1763 bis 1765 von [[Johann Michael Keller der Jüngere|Johann Michael Keller dem Jüngeren]] errichtet.<br />
<br />
=== Stiftspröpste ===<br />
Der erste Stiftspropst wurde erst zum 15. August 1766 in sein Amt eingeführt.<br />
#[[Franz Xaver Adelmann von Adelmannsfelden]], Weihbischof zu Augsburg (1766–1787)<br />
#[[Franz Xaver Debler]] (1787–1798)<br />
#[[Thomas Kratzer]] (1798–1803)<br />
<br />
== Erhaltung ==<br />
=== Bauhütte und Münsterbauverein ===<br />
[[Datei:Schiftzug Münsterbauhütte gegenüber des Löwenbrunnens.JPG|mini|Schriftzug gegenüber dem Löwenbrunnen am Münsterplatz]]<br />
Aufgrund der Menge, vor allem auch historischer Bausubstanz, für deren Erhalt die Münstergemeinde verantwortlich ist, unterhält diese bis heute eine [[Bauhütte]]. Die ''Münsterbauhütte'' ist mit dem ''Münsterbaumeister'' sowohl für langfristig geplanten Renovierungsarbeiten, als auch für die ständig, kurzfristig anfallenden Ausbesserungsarbeiten zuständig und hat ihren Sitz am Münsterplatz. Seit 2020 wird mit Adelheid Maria Weber die Münsterbauhütte erstmals von einer Frau geleitet.<ref>''[https://remszeitung.de/2020/7/20/adelheid-maria-weber-ist-die-neue-chefin-der-muensterbauhuette/?fbclid=IwAR2R-LeZiu9lVQoNA7aE_asM2BgrnvKZ3JMM02ABIECdwvpbluL6nf5twTA Adelheid Maria Weber ist die neue Chefin der Münsterbauhütte]'', Meldung vom 20. Juli 2020 der [[Rems-Zeitung]].</ref><br />
<br />
Um neben Zuschüssen und Gemeindevermögen noch eine weitere Finanzierungsmöglichkeit der Unterhaltskosten zu bilden, wurde der ''Münsterbauverein e. V. Schwäbisch Gmünd'' gegründet. Neben dem Sammeln von Spenden sensibilisiert er auch die Bevölkerung durch Vorträge und Aktionen für die historische Bausubstanz. Nachdem das Münster 1975 für einsturzgefährdet erklärt und Jahre andauernde Sanierungsmaßnahmen eingeleitet wurden, bildet sich eine konfessionsübergreifende Bewegung "Rettet das Münster", welche unter dem Dach des Münsterbauvereins organisiert wurde.<br />
<br />
Die Münsterbauhütte von Schwäbisch Gmünd ist seit Dezember 2020 Teil des in das [[Register guter Praxisbeispiele]] der [[UNESCO]] eingetragenen Bauhüttenwesens und war am Antrag auf Eintragung des 18 europäische Bauhütten umfassenden Netzwerks beteiligt.<ref>[https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-weltweit/unesco-zeichnet ''UNESCO zeichnet Bauhüttenwesen aus]'', UNESCO, 17. Dezember 2020.</ref><ref>''[https://remszeitung.de/2020/12/17/immaterielles-kulturerbe-gmuender-bauhuette-ist-gutes-praxisbeispiel/ Immaterielles Kulturerbe: Gmünder Bauhütte ist „Gutes Praxisbeispiel“]'', Beitrag vom 17. Dezember 2020 auf remszeitung.de.</ref><ref>[https://ich.unesco.org/doc/src/43232.pdf Antrag] auf unesco.org (zuletzt abgerufen am 17. Dezember 2020).</ref><ref>''Werschätzung für die Münsterbauhütte. Kurz vor Weihnachten wurden die Münsterbauhütten als Immaterielles Kulturerber der Menscheit ausgezeichnet'', Rems-Zeitung vom 22. Dezember 2020, S. 15.</ref><br />
<br />
=== Lapidarien ===<br />
Da am Münster ersetzte Steine, wie zum Beispiel Skulpturen, aus konservatorischen Gründen aufbewahrt werden müssen, unterhält die Münsterbauhütte mehrere [[Lapidarium|Lapidarien]]. Neben Lagerstätten direkt an der Münsterbauhütte oder im Dachstuhl des Münsters sind auch in der weiteren Umgebung Lapidarien eingerichtet. Öffentlich zugänglich ist lediglich das Lapidarium in der [[Johanniskirche (Schwäbisch Gmünd)|Johanniskirche]].<br />
<br />
== Friedhofskapelle St. Michael ==<br />
Das Münster war lange von einem [[Friedhof]] umgeben. An der südwestlichen Friedhofsmauer befand sich die Kapelle St. Michael, deren Ausmaße auf dem Münsterplatz, im Pflaster gekennzeichnet ist. Die Bauzeit der [[Gotik|gotischen]] Kapelle wurde bei Grabungen 1993 auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert. Sie war ein einfacher Rechteckbau mit Glockentürmchen und [[Rippengewölbe]]. Die Weiheurkunde vom 26. November 1504 weist einige Ungereimtheiten auf, so nennt diese den 1462 verstorbenen Bischof [[Heinrich von Hewen (Bischof, 1398)|Heinrich von Hewen]] als vollziehenden Kleriker. 1807, im Nachklang der [[Säkularisation]], wird die Kapelle mit [[Ölberggruppe|Ölberg]], [[Gruft]] und [[Beinhaus]] abgerissen.<br />
<br />
<gallery><br />
Datei:St. Michaelskapelle1.jpg|Kapelle St. Michael in der Chronik von [[Dominikus Debler]]<br />
Datei:Hinweisplatte Michaelskapelle GD.JPG|Hinweistafel auf dem Boden des Münsterplatzes<br />
Datei:GD Michaelskapelle Umrisse im Münsterplatzboden.JPG|Grundriss auf dem Boden des südlichen Münsterplatzes<br />
</gallery><br />
<br />
== Gemeinde ==<br />
[[Datei:Gmund Munster Chor-2.jpg|mini|hochkant|Chor, ab 1351]]<br />
<br />
Das Münster ist die Gemeindekirche der katholischen Heilig-Kreuz-Münstergemeinde und Hauptkirche der [[Seelsorgeeinheit]] Schwäbisch Gmünd-Mitte, welche die Seelsorgeeinheit 17 des [[Dekanat Ostalb|Dekanates Ostalb]] ist. Ebenfalls ist das Heilig-Kreuz-Münster die Gemeindekirche für die [[Belegenheitsgemeinde]] der Münstergemeinde, die italienische Gemeinde [[Johannes Bosco|San Giovanni Bosco]].<br />
<br />
Neben dem internen Gemeindeleben findet in Schwäbisch Gmünd eine große Vernetzung zwischen den Gemeinden statt. Die Seelsorgeeinheit Schwäbisch Gmünd-Mitte besteht aus den Gemeinden [[St. Franziskus (Schwäbisch Gmünd)|St. Franziskus]], [[St. Michael (Schwäbisch Gmünd)|St. Michael]], St. Peter und Paul, San Giovanni Bosco, St. Nicola Tavelic, Barmherziger Jesus und Heilig-Kreuz-Münster.<br />
<br />
Die Seelsorgeeinheit ist mit Träger der [[Gmünder Jugendkirche]], die zunächst als [[Ökumenische Bewegung|ökumenischen]] [[Jugendkirche]] in der Filialkirche des Münsters, der Johanniskirche, beheimatet war. Seit 2016 dient der nun konfesionell-katholischen Jugendkirche die [[Auferstehung-Christi-Kirche (Bettringen)|Auferstehung-Christi-Kirche]] in der Stadt als Kirchenraum.<br />
<br />
'''Filialkirchen und Kapellen des Münsters:'''<br />
<br />
* [[Johanniskirche (Schwäbisch Gmünd)|Johanniskirche]]<br />
* [[St. Salvator (Schwäbisch Gmünd)|Wallfahrtskirche St. Salvator]]<br />
* [[Josefskapelle (Schwäbisch Gmünd)|St. Josef]]<br />
* [[St. Katharina (Schwäbisch Gmünd)|St. Katharina]]<br />
* [[Dreifaltigkeitskapelle (Schwäbisch Gmünd)|Dreifaltigkeitskapelle]]<br />
<br />
Außerdem befinden sich auf dem Gebiet der Gemeinde noch viele Kapellen in privaten Häusern, in Ordenshäusern, in Pflegeheimen etc., sowie das Kloster der [[Franziskanerinnen der ewigen Anbetung]].<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Anton Nägele]]: ''Die Heiligkreuzkirche in Schwäb. Gmünd. Ihre Geschichte und ihre Kunstschätze'', Schwäbisch Gmünd, Verein zur Wiederherstellung der Heilig-Kreuzkirche, 1925 ([http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/naegele1925 UB Heidelberg]).<br />
* Anton Nägele: ''Das Gmünder Münster: ein Führer durch die Hl. Kreuzkirche in Schwäbisch Gmünd'', Benno Filser Verlag, Augsburg 1926 ([http://www.archive.org/details/nagele-1926-munster-fuhrer Internet Archive]).<br />
* [[Hermann Kissling]]: ''Das Münster in Schwäbisch Gmünd, Studien zur Baugeschichte, Plastik und Ausstattung''. Geschichtsverein Schwäbisch Gmünd 1975 ([http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kissling1975 Digitalisat UB Heidelberg]).<br />
* Norbert Bongartz: ''Das Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch-Gmünd – ein aktueller Problemfall.'' In: [[Denkmalpflege in Baden-Württemberg]], 5. Jg. 1976, Heft 1, S. 19–22 ([http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/publikationen_und_service/nachrichtenblaetter/archiv/1976-1.pdf PDF]).<br />
* Münsterbauverein Schwäbisch Gmünd (Hrsg.): ''Heilig-Kreuz-Münster zu Schwäbisch Gmünd'', Einhorn-Verlag, 1987, ISBN 3-921703-43-3.<br />
* [[Klaus Graf (Historiker)|Klaus Graf]]: ''Die Heilig-Kreuz-Kirche in Schwäbisch Gmünd im Mittelalter. Kirchen- und baugeschichtliche Beiträge''. In: einhorn-Jahrbuch, Schwäbisch Gmünd 1989, S. 81–108 ([http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2008/536 UB Heidelberg]).<br />
* Monika Boosen: ''Das Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd''. Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd 1999, ISBN 3-927654-69-8.<br />
* [[Peter Spranger]] et al.: ''Heilig-Kreuz-Münster Schwäbisch Gmünd: Diözese Rottenburg-Stuttgart; Patrozinium: Kreuz Erhöhung, 14. September'', Gmünder Münsterbauverein (Hrsg.), Einhornverlag, Schwäbisch Gmünd 2000.<br />
* Stefan Timpe: ''Gegen den "Zahn der Zeit": zur Restaurierungspraxis am Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd im 19. und 20. Jahrhundert'', Hrsg. vom [[Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd]] – Schwäbisch Gmünd : Einhorn-Verlag, 2001; ISBN 3-927654-89-2.<br />
* Richard Strobel, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: ''Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd''. Band 1, Stadtbaugeschichte, Stadtbefestigung, Heiligkreuzmünster; Deutscher Kunstverlag, München 2003; ISBN 3-422-06381-1.<br />
* Museum im Prediger Schwäbisch Gmünd: ''Glanz des Glaubens, der Münsterschatz vom Schwäbisch Gmünd''. Museumskatalog Nr. 23, Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd 2003, ISBN 3-936988-00-5.<br />
* [[Marc Carel Schurr|Marc C. Schurr]]: ''Die Baukunst Peter Parlers. Der Prager Veitsdom, das Heiliggeistmünster in Schwäbisch Gmünd und die Bartholomäuskirche zu Kolin im Spannungsfeld von Kunst und Geschichte.'' Thorbecke, Stuttgart 2003, ISBN 3-7995-0127-4.<br />
* Marc C. Schurr: ''Das Heiligkreuzmünster als Schöpfungsbau der mitteleuropäischen Spätgotik'', in Einhorn-Jahrbuch Schwäbisch Gmünd 2006, Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd 2006, ISBN 978-3-936373-29-5; S. 177–190.<br />
* [[Klaus Jürgen Herrmann]]: ''...Reißet der Fürstbischof Joseph zu Augsburg von dem Bade hierdurch und erklärte die hiesige Stadtpfarrkirche [[Oracula vivae vocis|vivae vocis oraculo]] zu einer Stifts- oder Kollegiatkirche..., die Stadtpfarrkirche in Schwäbisch Gmünd als Stiftskirche (1761–1803)'', in Einhorn-Jahrbuch 2008, Einhornverlag, Schwäbisch Gmünd 2008, ISBN 978-3-936373-46-2, S. 197–200.<br />
* [[Hubert Herkommer]]; Johannes Schüle: ''Botschafter der Lüfte: die Wasserspeier am Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd'', Hrsg. vom Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd in Verbindung mit dem Münsterbauverein, Schwäbisch Gmünd : Stadtarchiv, 2010 ISBN 978-3-9813675-0-8.<br />
* Karlheinz Hegele: ''Der Kreuzpartikel des Gmünder Münsters und die Anfänge der Stadt Gmünd'' in Einhorn-Jahrbuch Schwäbisch Gmünd 2012, Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd 2012, ISBN 978-3-936373-84-4; S. 167–183.<br />
* Norbert Bongartz, Karl Krauß: ''Zum Abschluß der konstruktiven Sicherung und Innenrestaurierung des Heilig-Kreuz-Münsters in Schwäbisch Gmünd''. In: ''Denkmalpflege in Baden-Württemberg'', 10. Jg. 1981, Heft 3, S. 118–121 ([http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/publikationen_und_service/nachrichtenblaetter/archiv/1981-3.pdf PDF]).<br />
* Wolfgang Mayer: ''Abbau und Wiederaufbau der Chorstrebepfeiler am Heilig-Kreuz-Münster, Schwäbisch Gmünd''. In: ''Denkmalpflege in Baden-Württemberg'', 19. Jg. 1990, Heft 2, S. 72 f. ([http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/publikationen_und_service/nachrichtenblaetter/archiv/1990-2.pdf PDF]).<br />
* Richard Strobel: ''650 Jahre Chor des Heiligkreuzmünsters in Schwäbisch Gmünd. 1351-2001: Architektur und Skulptur als Zeugnisse der Parlerzeit.'' In: ''Denkmalpflege in Baden-Württemberg'', 30. Jg. 2001, Heft 2, S. 85–94 ([http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/publikationen_und_service/nachrichtenblaetter/archiv/2001-2.pdf PDF]).<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wikisource|Schwäbisch Gmünd}}<br />
{{Commonscat|Heilig-Kreuz-Münster Schwäbisch Gmünd|Heilig-Kreuz-Münster}}<br />
* [http://www.muensterbauverein.org/ Münsterbauverein e.V. Schwäbisch Gmünd]<br />
* {{archINFORM|projekte|9941}}<br />
* {{structurae|structures|s0018665}}<br />
* [[Klaus Graf (Historiker)|Klaus Graf]]: ''Die Quellen zum Umbau des Heilig-Kreuz-Münsters in Schwäbisch Gmünd um 1500''. In: [https://archivalia.hypotheses.org/62143 Archivalia vom 6. Januar 2017]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate|NS=48/47/55.5/N|EW=9/47/47/E|type=landmark|region=DE-BW}}<br />
{{Navigationsleiste Kirchen in Schwäbisch Gmünd}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=4201310-0|LCCN=n/82/37178|VIAF=167695317}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kirchengebäude in Schwäbisch Gmünd]]<br />
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Schwäbisch Gmünd]]<br />
[[Kategorie:Gotisches Bauwerk im Ostalbkreis|Schwabisch Gmund]]<br />
[[Kategorie:Gotische Kirche|Schwabisch Gmund]]<br />
[[Kategorie:Hallenkirche|Schwabisch Gmund]]<br />
[[Kategorie:Heilig-Kreuz-Kirche|Schwabisch Gmund]]<br />
[[Kategorie:Pfarrkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart|Schwabisch Gmund Heilig Kreuz]]<br />
[[Kategorie:Kollegiatstift|Schwabisch Gmund]]<br />
[[Kategorie:Kollegiatstiftskirche in Deutschland|Schwabisch Gmund]]<br />
[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Schwabisch Gmund, Heilig-Kreuz-Munster]]<br />
[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kernenergie_nach_L%C3%A4ndern&diff=210804123Kernenergie nach Ländern2021-04-11T01:15:24Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|beschreibt die aktuelle Situation der zivilen Nutzung der Kernenergie in einzelnen Ländern. Eine Liste möglichst aller geplanten oder definitiv nicht zu Ende gebauten Kernkraftwerke, Forschungsreaktoren, Zwischenlager und Endlager sowie Wiederaufarbeitungsanlagen enthält der Artikel [[Liste von Kernkraftanlagen]]. Aktuelle, ehemalige und im Bau befindliche Kernkraftwerke und Reaktoren zur kommerziellen Stromproduktion werden in der [[Liste der Kernkraftwerke]] aufgeführt.}}<br />
Gegenwärtig betreiben 30 Länder weltweit 441 [[Kernreaktor]]en mit einer gesamten elektrischen Nettoleistung von rund 390 [[Watt (Einheit)|Gigawatt]] (''Stand: 27. Juni 2020'').<ref name="PRIS">[http://www.iaea.org/PRIS/WorldStatistics/OperationalReactorsByCountry.aspx ''Power Reactor Information System (PRIS).''] der internationalen Atomenergieorganisation [[Internationale Atomenergie-Organisation|IAEA]]</ref><br />
<br />
[[Datei:Nuclear power worldwide-2009.svg|mini|hochkant=2.5|Stand der wirtschaftlichen Kernenergienutzung weltweit. Die Grafik gibt den Stand der im Kapitel „[[#Übersicht|Übersicht]]“ dargestellten Situation vom Juni 2017 wieder.]]<br />
[[Datei:Nuclear power percentage.svg|mini|hochkant=2.5|Anteil der Kernenergie an der Gesamtstromerzeugung (dunkelgrün: hoch, hellgrün: gering) Stand: Juni 2015]]<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Kernenergie nach Jahren.svg|mini|hochkant=1.4|Zeitliche Entwicklung der Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung.<br /><small>Leistung aller neu installierten Kernkraftwerke [durchgezogener Rahmen] bzw. aller zerstörten oder permanent stillgelegten Kernkraftwerke [gepunkteter Rahmen] – aufgeschlüsselt nach Jahren und Ländern. Die Legende gibt die [[ISO-3166-1-Kodierliste|ISO-3166-1-Kodes]] der Länder an. Quelle: International Atomic Energy Agency<ref>{{Internetquelle |url=http://www.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryStatisticsLandingPage.aspx |titel=PRIS – Country Statistics |abruf=2015-06-29}}</ref></small>]]<br />
<br />
Mit der zivilen Nutzung der [[Kernenergie]] in [[Kernkraftwerk]]en begann man Mitte der 1950er Jahre. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] war die Nutzung der Kernenergie gesellschaftlich höchst umstritten und wurde mit den [[Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki|Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki]] [[Assoziation (Psychologie)|assoziiert]]. US-Präsident [[Dwight D. Eisenhower]] skizzierte 1953 seine Vision einer friedlichen Nutzung der Kernenergie in der Rede [[Atoms for Peace]] vor den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]].<ref>[http://www.zeit.de/auto/2011-02/autokonzepte/komplettansicht Atom-Euphorie in den 1950ern]</ref> Erste kommerzielle Kernkraftwerke waren 1956 die [[Magnox-Reaktor]]en des [[Kernkraftwerk Calder Hall]] und 1957 der [[Druckwasserreaktor]] [[Kernkraftwerk Shippingport]], der von den U-Boot-Reaktoren entlehnt war und die Zukunft der friedlichen Nutzung der Kernenergie bis heute prägt.<br />
<br />
Im Jahr 1957 wurde zu diesem Zweck die [[Internationale Atomenergieorganisation]] (IAEA) gegründet. In den folgenden Jahrzehnten wurden in vielen [[Industriestaat]]en Kernkraftwerke gebaut; deren Leistung pro Reaktor [[Liste der leistungsstärksten Kernreaktoren|wuchs schnell an]].<br />
<br />
In den 1970er-Jahren wurde die Atom-Euphorie von zwei [[Ölkrise]]n „am Leben erhalten“, obwohl damals wie heute nur wenige Einsatzbereiche von Öl durch elektrische Energie ersetzt werden können. In Deutschland wurden elektrische [[Nachtspeicherheizung]]en propagiert. Seit den 1970er-Jahren gewannen auch [[Anti-Atomkraft-Bewegung]]en an Bedeutung, die die zivile Nutzung von Kernenergie (und teilweise auch von [[Kernwaffe]]n) ablehnten. 1978 beschloss Österreich nach einer [[Volksabstimmung in Österreich über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf|Volksabstimmung]], das bereits fertiggestellte [[Kernkraftwerk Zwentendorf]] nicht in Betrieb zu nehmen; das Land blieb damit atomkraftfrei. Unter anderem die partielle [[Kernschmelze]] im [[Kernkraftwerk Three Mile Island]] 1979 sowie die jeweils mit der höchsten [[Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse|INES-Stufe]] bewerteten Katastrophen von [[Katastrophe von Tschernobyl|Tschernobyl 1986]] und [[Nuklearkatastrophe von Fukushima|Fukushima 2011]] zeigten die Risiken von Kernkraftwerken für Bevölkerung und Natur deutlich auf.<br />
<br />
1980 beschloss – als erstes Land – Schweden einen [[Atomausstieg]]. Er sollte bis zum Jahr 2000 realisiert werden und wurde später revidiert. Italien stieg nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl unmittelbar aus der Atomkraft aus und ersetzte die wegfallende Leistung weitgehend durch Importe. Weitere Länder haben die Stilllegung von Kernkraftwerken beschlossen und/oder Neubauten verboten („[[Moratorium (Wirtschaft)|Moratorium]]“). In manchen Ländern wurden derartige Beschlüsse verzögert umgesetzt oder revidiert (''Ausstieg aus dem Ausstieg'', [[Laufzeitverlängerung]]).<br />
<br />
Ab den 1990er-Jahren verlangsamte sich der Ausbau der Atomkraft deutlich. Während zuvor in manchen Jahren über 30 AKW in Betrieb gingen, waren es nach 1990 selten mehr als sechs<ref>[http://www.iaea.org/PRIS/WorldStatistics/OperationalByAge.aspx ''Number of Operating Reactors by Age.''] auf: ''iaea.org''</ref> und im Jahr 2008 erstmals seit den 1960er-Jahren Null.<ref>[http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1036275 ''Auch im Jahr 2008 kein Aufstieg der Atomkraft.''] auf: ''oekonews.at'', 11. Januar 2009.</ref> So stieg die installierte Leistung zwischen 1990 und 2005 von 328 GW auf 369 GW an.<ref>Peter Hennicke, Susanne Bodach: ''Energierevolution. Effizienzsteigerung und erneuerbare Energien als neue globale Herausforderung.'' herausgegeben vom [[Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie]], München 2010, S. 25.</ref> Infolge der nur niedrigen Zubaurate sowie der Außerbetriebnahme von Reaktoren, insbesondere nach den Kernschmelzen in Fukushima (Japan), betrug die weltweit installierte Leistung im Jahr 2011 366 GW.<ref name="PRIS" /><br />
<br />
In den 00er Jahren wurde in einigen Ländern ein weiterer Ausbau oder ein Neueinstieg in die Kernenergie erwogen. Befürworter der Technologie erwarteten eine weltweite ''[[Renaissance]] der Kernenergie''. Der Industrieverband „[[World Nuclear Association]]“ beispielsweise vermutete 2008, dass die installierte Leistung von Atomkraftwerken in Deutschland von 20 Gigawatt (2008) auf 20 bis 50 Gigawatt bis 2030 steige.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.world-nuclear.org/outlook/nuclear_century_outlook.html |wayback=20101213063929 |text=''WNA Nuclear Century Outlook Data.'' |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}} auf der Webseite der ''World Nuclear Association.'' (fortlaufend aktualisiert)</ref> Ob es global gesehen zu einer Renaissance kommt war allerdings umstritten. So kam z.&nbsp;B. [[Prognos]] 2009 zu einem gegenteiligen Ergebnis. Trotz der gestiegenen Bautätigkeit werde sich die Zahl der Kernkraftwerke bis 2020 um 22 % reduzieren, bis 2030 rechnete Prognos sogar mit einem Rückgang um 29 %.<ref>[http://www.prognos.com/fileadmin/pdf/publikationsdatenbank/Prognos_Studie_Renaissance_der_Kernenergie.pdf ''Renaissance der Kernenergie?''.] (PDF; 593&nbsp;kB) In: ''Prognos.'' September 2009. Abgerufen am 10. September 2011.</ref> US-Präsident [[George W. Bush]] unterzeichnete 2005 den Energy Policy Act,<ref>https://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/usa-energiegesetz-oeffnet-weg-fuer-neue-kernkraftwerke</ref> infolge dessen 13 neue Kernkraftwerke geplant wurden.<ref>https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/13-neue-reaktoren-in-den-usa-ge-setzt-auf-kernenergie-seite-2/2701788-2.html?ticket=ST-2976246-BxyZeBLea6GLUDfJdELu-ap2</ref> Es wurde jedoch nur die [[Investitionsruine]] [[Kernkraftwerk Watts Bar|Watts Bar 2]] fertiggestellt und 4 neue Reaktoren begonnen, deren Bau in einem Desaster endete, das den Erbauer [[Westinghouse Electric Company|Westinghouse]] in die Insolvenz führte. Lediglich die [[Kernkraftwerk Vogtle|2 Reaktoren]] in Georgia werden noch weitergebaut, der Bau von [[Kernkraftwerk Virgil C. Summer|Virgil C. Summer 2 & 3]] wurde 2017 eingestellt. Noch nicht berücksichtigt hierbei waren die Auswirkungen der Nuklearunfälle von Fukushima, infolgedessen mehrere Länder ihre Zubaupläne revidierten bzw. einer Überprüfung unterzogen.<ref>[http://www.faz.net/artikel/C32436/atomprogramm-wird-ueberprueft-china-legt-reaktorbau-nun-doch-auf-eis-30330703.html ''China legt Reaktorbau nun doch auf Eis''.] In: ''FAZ.'' 16. März 2011. Abgerufen am 10. September 2011.</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.oeko.de/files/aktuelles/application/pdf/streitpunkt_kernenergie.pdf |wayback=20110610235042 |text=Streitpunkt Kernenergie. Eine neue Debatte über alte Probleme |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}} (PDF; 2,5&nbsp;MB) Abgerufen am 10. September 2011.</ref><ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,768207,00.html Italiener sagen nein zur Atomkraft – und zu Berlusconi] In: Spiegel-Online, 13. Juni 2011. Abgerufen am 10. September 2011.</ref> Die Unternehmensberatung Roland Berger prognostizierte dagegen im März 2014 eine Steigerung der installierten Kernenergieleistung auf 470 bis 637 GW im Jahre 2030.<ref>[http://www.rolandberger.com/media/pdf/Roland_Berger_Nuclear_worldwide_20140402.pdf ''Nuclear worldwide: Where we stand 3 years after Fukushima.''] (PDF) Abgerufen am 2. Juni 2014.</ref><br />
<br />
Die [[Europäische Kommission]] unterstützt die wirtschaftliche Nutzung der Kernenergie. Sie hat Pläne für eine grundlegende Überarbeitung des EU-Energiemarktes vorgestellt und hielt 2007 Kernenergie für eine der Triebkräfte, die Europa mittels einer „dritten industriellen Revolution“ in ein kohlenstoffarmes Zeitalter führen würden.<ref>[http://www.euractiv.com/de/energie/energierevolution-kommission-untersttzt-atomenergie/article-167324 '' 'Energierevolution': Kommission unterstützt Atomenergie.''] auf: ''euractiv.com'', 3. Oktober 2007.</ref><br />
<br />
'''Entwicklung der Kernkraftwerkskapazität im Überblick'''<br />
{| class="wikitable" style="text-align:right;"<br />
|-<br />
! Jahr !! Reaktoren !! Leistung (GW)<br />
|-<br />
| 1960 || 15 || 1<br />
|-<br />
| 1965 || 48 || 6<br />
|-<br />
| 1970 || 84 || 18<br />
|-<br />
| 1975 || 169 || 70<br />
|-<br />
| 1980 || 245|| 133<br />
|-<br />
| 1985 || 363 || 246<br />
|-<br />
| 1990 || 416 || 318<br />
|-<br />
| 1995 || 434 || 341<br />
|-<br />
| 2000 || 435 || 350<br />
|-<br />
| 2001 || 438 || 353<br />
|-<br />
| 2002 || 439 || 357<br />
|-<br />
| 2003 || 437 || 360<br />
|-<br />
| 2004 || 438 || 365<br />
|-<br />
| 2005 || 441 || 368<br />
|-<br />
| 2006 || 435 || 370<br />
|-<br />
| 2007 || 439 || 372<br />
|-<br />
| 2008 || 438 || 371<br />
|-<br />
| 2009 || 437 || 371<br />
|-<br />
| 2010 || 441 || 375<br />
|-<br />
| 2011 || 435* || 369<br />
|-<br />
| 2012 || 437* || 372<br />
|-<br />
| 2013 || 437* || 372<br />
|-<br />
| 2014 || 438* || 379<br />
|-<br />
| 2015 || 441|| 383<br />
|-<br />
| 2016 || 447 || 390<br />
|-<br />
| 2017 || 448 ||392<br />
|-<br />
| 2018 || 450 || 396<br />
|-<br />
| 2019 || 443 || 391<br />
|-<br />
| 2020 || 442 || 392<br />
|-<br />
| 2021 || ||<br />
|}<br />
<br />
* Nach dem [[Nuklearkatastrophe von Fukushima|GAU in Fukushima]] am 11. März 2011, bei dem 4 Reaktoren zerstört wurden, sind alle übrigen 50 japanischen Reaktoren – mit einer kurzen Unterbrechung während der zwei Reaktoren am Netz waren – vom Netz gegangen. Bis 2019 gingen 8 Reaktoren wieder ans Netz, 21 wurden endgültig abgeschaltet und 25 sind offiziell in Betrieb, obwohl sie größtenteils nie wieder ans Netz gehen werden. So war zum Beispiel Fukushima II seit März 2011 ausser Betrieb, wurde offiziell aber erst am 30. September 2019 endgültig stillgelegt.<br />
<br />
== Übersicht ==<br />
Weltweit nutzen 30 von 195 Staaten (inklusive [[Republik China (Taiwan)|Taiwan]]) Kernenergie. Knapp die Hälfte aller in Betrieb befindlichen Reaktoren steht in drei Ländern: USA (94), Frankreich (56) und Japan (33). Fast alle Prognosen aus der Vergangenheit für den Ausbau der Kernenergie traten später nicht ein; sie erwiesen sich als überhöht. So erwartete die [[IAEO]] 1976 einen weltweiten Ausbau der installierten Leistung von Atomkraftwerken bis zum Jahr 2000 auf 2300 Gigawatt. Diese Zahl wurde in den folgenden Jahren immer weiter reduziert. Tatsächlich waren 2000 dann nur 350 GW installiert.<ref>[http://www.global2000.at/module/media/data/global2000.at_de/content/pdf/08_Atombroschuere2auflage.pdf_me/08_Atombroschuere2auflage.pdf ''In Zukunft ohne Atomkraft.''] (PDF; 2,2&nbsp;MB) auf: ''global2000.at.'' S. 7.</ref><br />
<br />
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über alle Länder, die Kernenergie nutzen, genutzt haben, nutzen wollen oder ein Atomprogramm begonnen und wieder abgebrochen haben (''Stand: {{FormatDate|2020-06-27}}'').<ref name="PRIS" /><ref name="World Nuclear">[http://www.world-nuclear.org/information-library/facts-and-figures/world-nuclear-power-reactors-and-uranium-requireme.aspx World Nuclear Power Reactors and Uranium Requirements], World Nuclear Association, Stand 27.&nbsp;Juni 2020.</ref><br />
<br />
{| class="wikitable sortable" style="text-align:right;"<br />
|-<br />
! rowspan=2 | Land<br />
! style="width:10%;" colspan=2| Strom&shy;erzeugung<br />(2019)<ref name="PRIS" /><br />
! style="width:10%;" colspan=4 | Reaktoren<ref name="PRIS" /><br />
! style="width:21%;" rowspan=2| Status<br />
|-<br />
! style="width:10%;"| in [[Wattstunde|TWh]]<br />
! style="width:10%;" | Anteil<br />
! style="width:10%;"| in Betrieb<br /><ref group="Definition">Der Reaktor ist am Stromnetz angeschlossen.</ref><br />
! style="width:10%;"| abgeschaltet<br /><ref group="Definition">Der Reaktor wurde endgültig abgeschaltet oder stillgelegt.</ref><br />
! im Bau<br /><ref group="Definition">Der erste Beton wurde für den Reaktor gegossen oder es werden größere Renovierungsarbeiten am Reaktor unternommen. Manche Bauten wurden bereits vor über 30&nbsp;Jahren begonnen, die Fertigstellung bleibt ungewiss.</ref><br />
! style="width:10%;"| in Planung<br /><ref group="Definition">Freigabe, Finanzierung oder größere Verpflichtungen für den Reaktor wurden abgeschlossen, oder die Konstruktion des Reaktors ist zwar weit fortgeschritten, aber für unbestimmte Zeit eingestellt. Der Betrieb wird meist innerhalb von 8 bis 10 Jahren erwartet, sofern es nicht zu Verzögerungen kommt.</ref><ref name="World Nuclear" /><br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|ARG|v=1}} || 7,9 || {{0}}6 % || 3 || 0 || 1 || 1 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|BRA|v=1}} || 15,2 || {{0}}3 % || 2 || 0 || 1 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|FIN|v=1}} || 22,9 || 35 % || 4 || 0 || 1<ref>Im Bau seit 2005.</ref> || 1 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|FRA|v=1}} || 382,4 || 71 % || 56 || 14 || 1<ref>Im Bau seit 2007.</ref> || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|IND|v=1}} || 40,7 || {{0}}3 % || 22 || 0 || 7 || 14 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|IRN|v=1}} || 5,9 || {{0}}2 % || 1 || 0 || 1 || 1 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|PAK|v=1}} || 9,1 || {{0}}7 % || 5 || 0 || 2 || 1 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|RUS|v=1}} || 195,5 || 20 % || 38 || 8 || 4 || 24 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|SVK|v=1}} || 14,3 || 54 % || 4 || 3 || 2<ref>Im Bau seit 1987.</ref> || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|GBR|v=180}} || 51,0 || 16 % || 15 || 30 || 2 || 2 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|USA|v=150}} || 809,4 || 20 % || 94 || 39 || 2 || 3 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFC8B0"<br />
| {{Flagge|CHN|v=150}} || 330,1 || {{0}}5 % || 48 || 0 || 11 || 44 || style="text-align:left;"| {{SortKey|1|Bau neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFD9C0"<br />
| {{Flagge|BGR|v=1}} || 15,9 || 38 % || 2 || 4 || 0 || 1 || style="text-align:left;"| {{SortKey|2|Planung neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFD9C0"<br />
| {{Flagge|ROU|v=1}} || 10,4 || 19 % || 2 || 0 || 0 || 2 || style="text-align:left;"| {{SortKey|2|Planung neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFD9C0"<br />
| {{Flagge|CZE|v=1}} || 28,6 || 35 % || 6 || 0 || 0 || 1 || style="text-align:left;"| {{SortKey|2|Planung neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFD9C0"<br />
| {{Flagge|HUN|v=1}} || 15,4 || 49 % || 4 || 0 || 0 || 2 || style="text-align:left;"| {{SortKey|2|Planung neuer Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFE8BF"<br />
| {{Flagge|BGD|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 0 || 2 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|3|Bau erster Reaktoren}}<br />
<br />
|- style="background:#FFE8BF"<br />
<br />
| {{Flagge|TUR|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 0 || 1 || 2 || style="text-align:left;"| {{SortKey|3|Bau erster Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFE8BF"<br />
| {{Flagge|ARE|v=190}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 0 || 4 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|3|Bau erster Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFE8BF"<br />
| {{Flagge|BLR|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 0 || 2 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|3|Bau erster Reaktoren}}<br />
|- style="background:#FFFEBF"<br />
| {{Flagge|EGY|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 0 || 0 || 4 || style="text-align:left;"| {{SortKey|4|Planung erster Reaktoren}}<br />
|- style="background:#BFC0FF"<br />
| {{Flagge|ARM|v=1}} || 2,0 || 28 % || 1 || 1 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|5|kein Ausbau}}<br />
|- style="background:#BFC0FF"<br />
| {{Flagge|JPN|v=1}} || 65,7 || {{0}}8 % || 33<ref>Ab September 2013 lieferte kein japanischer Reaktor mehr Strom, ab Oktober 2015 liefern ihn zwei Reaktoren wieder. Zuvor hatten etwa zwei Jahre lang nur zwei der 50 Reaktoren Strom geliefert.</ref> || 27 || 2<ref>Fertigstellung ungewiss. Im Bau seit 2007/2010.</ref> || 1 || style="text-align:left;"| {{SortKey|5|kein Ausbau}}<br />
|- style="background:#BFC0FF"<br />
| {{Flagge|CAN|v=1}} || 94,9 || 15 % || 19 || 6 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|5|kein Ausbau}}<br />
|- style="background:#BFC0FF"<br />
| {{Flagge|MEX|v=1}} || 10,9 || {{0}}5 % || 2 || 0 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|5|kein Ausbau}}<br />
|- style="background:#BFC0FF"<br />
| {{Flagge|NLD|v=1}} || 3,7 || {{0}}3 % || 1 || 1 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|5|kein Ausbau}}<br />
|- style="background:#BFC0FF"<br />
| {{Flagge|SWE|v=1}} || 64,4 || 34 % || 7 || 6 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|5|kein Ausbau}}<br />
|- style="background:#BFC0FF"<br />
| {{Flagge|SVN|v=1}} || 5,5 || 37 % || 1 || 0 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|5|kein Ausbau}}<br />
|- style="background:#BFC0FF"<br />
| {{Flagge|ZAF|v=1}} || 13,6 || {{0}}7 % || 2 || 0 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|5|kein Ausbau}}<br />
|- style="background:#BFC0FF"<br />
| {{Flagge|UKR|v=1}} || 78,1 || 54 % || 15 || 4 || 0 || 2<ref>Bis Oktober 2015 war die Fertigstellung von zwei Reaktoren in Planung, dann wurde das Projekt mit Russland storniert.</ref> || style="text-align:left;"| {{SortKey|5|kein Ausbau}}<br />
|- style="background:#C2FFC0"<br />
| {{Flagge|BEL|v=1}} || 41,4 || 48 % || 7 || 1 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|6|Beim Atomausstieg}}<br />
|- style="background:#C2FFC0"<br />
| {{Flagge|DEU|v=1}} || 71,0 || 12 % || 6 || 30 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|6|Beim Atomausstieg}}<br />
|- style="background:#C2FFC0"<br />
| {{Flagge|CHE|v=1}} || 25,4 || 24 % || 4 || 2 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|6|Beim Atomausstieg}}<ref>{{Webarchiv |url=http://www.tagesschau.de/ausland/atomausstieg146.html |wayback=20110527081227 |text=tagesschau.de}}</ref><br />
|- style="background:#C2FFC0"<br />
| {{Flagge|ESP|v=1}} || 55,9 || 21 % || 7 || 3 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|6|Beim Atomausstieg}}<ref>[https://www.heise.de/tp/features/Spanien-will-am-Atomausstieg-festhalten-3409706.html heise.de]</ref><br />
|- style="background:#C2FFC0"<br />
| {{Flagge|KOR|v=1}} || 138,8 || 26 % || 24 || 2 || 4 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|6|Beim Atomausstieg}}<br />
|- style="background:#C2FFC0"<br />
| {{Flagge|TWN|v=180}} || 31,1 || 13 % || 4 || 2 || 0 <ref>Im Bau seit 1999. Die Regierung Taiwans beschloss Mitte 2016 den Atomausstieg bis 2025.</ref> || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|6|Beim Atomausstieg}} <ref>https://www.ausgestrahlt.de/blog/2016/06/01/taiwan-atomausstieg-bis-2025/ Robert Socha:Taiwan: Atomausstieg bis 2025, 1. Juni 2016, Zugriff: 26. Juni 2017</ref><br />
|- style="background:#47CB41"<br />
| {{Flagge|ITA|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 4 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|7|Atomausstieg abgeschlossen}}<br />
|- style="background:#47CB41"<br />
| {{Flagge|KAZ|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 1 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|7|Atomausstieg abgeschlossen}}<br />
|- style="background:#47CB41"<br />
| {{Flagge|LTU|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 2 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|7|Atomausstieg abgeschlossen}}<br />
|- style="background:#D7D7D7"<br />
| {{Flagge|IRL|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 0 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|8|Anlagenbau abgebrochen}}<br />
|- style="background:#D7D7D7"<br />
| {{Flagge|CUB|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 0 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|8|Anlagenbau abgebrochen}}<br />
|- style="background:#D7D7D7"<br />
| {{Flagge|AUT|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 0 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|8|[[Kernkraftwerk Zwentendorf|Schlüsselfertige Anlage]] nach Volksentscheid nicht in Betrieb genommen}}<br />
|- style="background:#D7D7D7"<br />
| {{Flagge|PHL|v=1}} || 0 || {{0}}0 % || 0 || 0 || 0 || 0 || style="text-align:left;"| {{SortKey|8|Anlagenbau abgebrochen}}<br />
|- class="sortbottom" style="border-top: 2px solid black; font-weight: bold; background:#F0F0F0"<br />
| {{Flagge|Welt|v=1|h=20}} || 2586 || 10 % || 443 || 192 || 54 || 108 ||<br />
|}<br />
;Definitionen<br />
<references group="Definition" /><br />
{|<br />
| colspan=2 |'''Farblegende:''' Die unterschiedlichen Hintergrundfarben stehen für unterschiedliche Situationen im jeweiligen Land:<br />
|-<br />
| {{Farblegende|#FFc8b0|Bau neuer Reaktoren;}}<br />
{{Farblegende|#FFD9C0|Planung neuer Reaktoren / Absichtserklärungen für neue Reaktoren;}}<br />
{{Farblegende|#FFE8BF|Bau erster Reaktoren;}}<br />
{{Farblegende|#FFFEBF|Planung erster Reaktoren;}}<br />
| {{Farblegende|#BFC0FF|kein Ausbau;|}}<br />
{{Farblegende|#C2FFC0|Beim Atomausstieg;|}}<br />
{{Farblegende|#47CB41|Atomausstieg abgeschlossen;}}<br />
{{Farblegende|#D7D7D7|Anlagenbau abgebrochen / fertige Anlage nicht in Betrieb genommen}}<br />
|}<br />
* Voraussichtlich werden nicht alle geplanten oder in Bau befindlichen Kernkraftwerke auch ans Netz gehen. In Österreich und den Philippinen wurden betriebsbereite Kernkraftwerke nicht in Betrieb genommen:<br />
** Das [[Kernkraftwerk Zwentendorf]] nach einer [[Volksabstimmung in Österreich über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf|Volksabstimmung]] am 5. November 1978<br />
** Das Kernkraftwerk in [[Bataan]] nach dem Sturz des diktatorischen Präsidenten [[Ferdinand Marcos]]. Im Februar 1986 stoppte seine demokratisch gewählte Nachfolgerin [[Corazon Aquino]] den zu 98&nbsp;Prozent fertiggestellten Atomreaktor aus Sicherheitsgründen, weil die Philippinen zum [[Pazifischer Feuerring|pazifischen Feuerring]] gehören, einer [[Tektonik|tektonisch]] sehr unruhigen Region mit vielen Erdbeben und Vulkanen.<br />
<br />
== Ägypten ==<br />
Mitte November 2015 unterzeichneten der Direktor der russischen Atomenergiebehörde [[Rosatom]], Sergej Kirienko, sowie der amtierende ägyptische Energieminister Mohammad Schaker in [[Kairo]] einen Vertrag zum Bau von vier 1200-Megawatt-Reaktoren am [[Mittelmeer]] in der Region [[El Dabaa]] im Norden des Landes.<ref>Badische Zeitung Print-Ausgabe, 20. November 2015: ''Akw für Ägypten''</ref> Ein zweiter Vertrag wurde über einen Kredit mit 35 Jahren Laufzeit für die Finanzierung des Kraftwerk-Baus geschlossen.<ref>{{Internetquelle |autor=dpa |url=http://www.badische-zeitung.de/ausland-1/kurz-gemeldet-x6slfpxax--113884273.html |titel=Ausland: Kurz gemeldet – Erstes Akw aus Russland |werk=badische-zeitung.de |datum=2015-11-20 |abruf=2016-12-30}}</ref><br />
<br />
== Argentinien ==<br />
[[Argentinien]] bezieht etwa sechs Prozent seiner Elektrizität aus insgesamt drei Kernkraftwerksblöcken – ''[[Kernkraftwerk Atucha|Atucha&nbsp;1]]'' (seit 1974), ''Atucha 2'' (seit Juni 2014) und ''[[Kernkraftwerk Embalse|Embalse]]'' (seit 1983). Im September 2014 unterzeichneten Vertreter der argentinischen und chinesischen Regierung einen Rahmenvertrag für den Bau eines vierten Reaktorblocks am Standort Atucha.<ref>[http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/argentinien-und-china-unterzeichnen-rahmenvertrag-fuer-atucha-3 ''Argentinien und China unterzeichnen Rahmenvertrag für Atucha-3''.] nuklearforum.ch, 10. September 2014.</ref> Das Land besitzt außerdem noch einige Forschungsreaktoren und exportiert Kerntechnik.<br />
<br />
== Armenien ==<br />
<br />
In Armenien gibt es einen aktiven [[Druckwasserreaktor]] vom sowjetischen Typ [[WWER]]-440/270 im [[Kernkraftwerk Mezamor]]. 2017 / 2018 soll der Reaktor modernisiert werden, damit er 11 Jahre länger als ursprünglich geplant bis 2027 laufen kann.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.neimagazine.com/news/newsarmenian-npp-life-extension-goes-ahead-4698001 |titel=Armenian NPP life extension goes ahead |datum=2015-10-20 |abruf=2016-07-30}}</ref> Es bestehen Planungen für einen Neubau, der im Frühjahr 2009 international ausgeschrieben wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20090227100003/http://de.rian.ru/business/20090223/120263970.html |titel=Armenien schreibt Bau von Atomreaktor aus |hrsg=RIA Novosti |datum=2009-02-23 |abruf=2009-02-27}}</ref><br />
<br />
== Australien ==<br />
Australien verfügt über etwa 40 % der weltweiten Reserven von Uranerz und ist einer der größten Exporteure von Uranerz.<br />
<br />
Das Land betrieb von 1958 bis 2007 einen Forschungsreaktor ''High Flux Australian Reactor'' (HIFAR) mit 10&nbsp;MW thermischer Leistung, als Nachfolger arbeitet seit 2006 der ''[[Open Pool Australian Lightwater Reactor]]'' (OPAL) mit 20&nbsp;MW.<br />
<br />
Als erstes und bisher einziges war das kommerzielle [[Kernkraftwerk Jervis Bay]] mit einer elektrischen Leistung von 500 bis 600&nbsp;MW geplant; es wurde jedoch nicht gebaut. In den amtlichen Meldungen der IAEA sind keine Angaben zu Kernkraftwerken in Australien zu finden (Stand Juni 2011).<ref name="PRIS" /><br />
<br />
Der 2007 abgewählte konservative Ministerpräsident [[John Howard (Politiker)|John Howard]] befürwortete die Nutzung der Kernenergie, um die Produktion von Treibhausgasen zu reduzieren, allerdings hat Australien unter Howard nicht das [[Kyoto-Protokoll]] ratifiziert, dies war eine der ersten Amtshandlungen seines Nachfolgers. Die damalige Regierung hatte vorgeschlagen, 25 Kernreaktoren zu bauen. Die nachfolgende Labor-Regierung unter Ministerpräsident [[Kevin Rudd]] lehnt den Bau von Kernkraftwerken im eigenen Land ab.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/atompolitik-australien-oeffnet-sich-schritt-fuer-schritt-der-atomkraft-1436507.html ''Australien öffnet sich Schritt für Schritt der Atomkraft'']</ref><br />
<br />
== Bangladesch ==<br />
Im Oktober 2013 sollten die ersten Arbeiten am künftigen [[Kernkraftwerk Ruppur]] beginnen. Es sollte aus zwei Reaktoren mit einer Leistung von jeweils mindestens 1000&nbsp;MW bestehen. Die Inbetriebnahme war für 2018 geplant.<ref>[https://web.archive.org/web/20131103061313/http://de.ria.ru/business/20131002/266996646.html ''Rosatom legt Grundstein zum ersten Atomkraftwerk in Bangladesch''] auf: ''RiaNowosti.'' 2. Oktober 2013.</ref> Im Dezember 2015 unterzeichneten Bangladesh stattdessen einen Vertrag mit Russland zum Bau von zwei 1200 MW Reaktoren am selben Ort. Die Reaktoren sollen im Oktober 2023 bzw. Oktober 2024 in Betrieb gehen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.thefinancialexpress-bd.com/2015/12/25/7510 |wayback=20151226124208 |text=The Financial Express: Rooppur nuclear deal signed with Russia vom 25. Dezember 2015 |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}} abgerufen am 16. März 2016</ref><br />
<br />
== Brasilien ==<br />
[[Brasilien]] hat zwei aktive Kernreaktoren im [[Kernkraftwerk Angra]]. Dort werden etwa vier Prozent des inländischen Stromes – pro Jahr etwa 13.000 Gigawattstunden&nbsp;– produziert. Seit Juni 2010 ist ein dritter Reaktor am gleichen Standort im Bau. Der kommerzielle Betrieb war ursprünglich für 2016 vorgesehen und wurde im September 2014 auf das Jahr 2019 verschoben<ref>[http://www.defesanet.com.br/nuclear/noticia/16669/ANGRA-3---Assinado-Contrato-de-Montagem/ ANGRA 3 – Assinado Contrato de Montagem vom 2. September 2014] abgerufen am 16. März 2016</ref>. Der ursprünglich geplante Bau von vier weiteren KKW bis 2030 ist gegenwärtig (September 2013) unwahrscheinlich.<ref>Blick.ch: [http://www.blick.ch/news/ausland/brasilien-wendet-sich-von-atomenergie-ab-und-setzt-auf-wind-id2442088.html Brasilien wendet sich von Atomenergie ab und setzt auf Wind], 15. September 2013.</ref><br />
<br />
== Europäische Union ==<br />
In 13 der 27 [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union]] werden Atomkraftwerke betrieben. Insgesamt sind 129 Kernreaktoren in Betrieb, davon 58 alleine in Frankreich (Stand: März 2016). 91 Reaktoren wurden in der EU schon stillgelegt, davon 29 in Großbritannien und 28 in Deutschland. Drei Staaten (Italien, Österreich und Litauen) haben den Atomausstieg abgeschlossen und drei Staaten (Belgien, Deutschland und Spanien) haben den Atomausstieg beschlossen. In drei Staaten (Finnland, Frankreich, Slowakei) sind AKW im Bau. In weiteren Staaten gibt es Planungen für AKW-Neubauten, die zum Teil bis in die 1980er-Jahre zurückreichen und deren Umsetzung fraglich ist. Die Einstellung zur Atomkraft ist in den Ländern sehr unterschiedlich, sowohl in den Regierungen und wie auch in den Bevölkerungen. Sie reicht von energischer Ablehnung und der Forderung nach einem europaweiten Atomausstieg bis hin zu allgemeiner Zustimmung.<br />
<br />
=== Belgien ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Belgien}}<br />
<br />
=== Bulgarien ===<br />
[[Bulgarien]] betreibt zwei von ursprünglich sechs aktiven Kernreaktoren am Standort [[Kernkraftwerk Kosloduj|Kosloduj]]. Vier Blöcke wurden als Bedingung für den EU-Beitritt abgeschaltet. Bereits 1984 wurde mit dem Bau des [[Kernkraftwerk Belene|Kernkraftwerks Belene]] begonnen, der Bau nach der Wende aber abgebrochen. Zwischenzeitlich sollten die Reaktorblöcke durch den deutschen Energiekonzern [[RWE]] und russische Investoren fertiggestellt werden. Am 3. September 2008 fand der erste Spatenstich zum 2000-Megawatt-Kraftwerk Belene statt. Das neue bulgarische Kernkraftwerk sollte zwei WWER-1000/446B Reaktoren der dritten Generation nach russischer Bauart umfassen.<ref>[http://www.euractiv.com/de/energie/bulgarien-baut-zweites-kernkraftwerk/article-175075 Bulgarien baut zweites Kernkraftwerk]</ref> Nach der [[Wahlen in Bulgarien#Parlamentswahlen 2009|Parlamentswahl am 5. Juli 2009]] und dem damit verbundenen Regierungswechsel hat die neue, konservative Regierung den Bau von Belene gestoppt. Hintergrund ist, dass Bulgarien in der Energiepolitik nicht von Russland abhängig werden soll und das Kernkraftwerk aus eigenen Mitteln nicht finanzieren kann und will.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:Energie-RWE-scheitert-mit-Atompl%E4nen/550452.html |text=''RWE scheitert mit Atomplänen.'' |archive-is=20120731050236}} In: ''Financial Times Deutschland.'' 7. August 2009.</ref><ref>[https://web.archive.org/web/20090715105704/http://de.rian.ru/business/20090713/122314063.html ''Nach Regierungswechsel: Bulgarien legt zwei Energieprojekte mit Russland auf Eis.''] auf: ''RIA Novosti.'' 13. Juli 2009.</ref><ref>[https://www.global2000.at/atomkraft-bulgarien ''Atomkraft in Bulgarien'']. www.global2000.at Abgerufen am 15. September 2013.</ref><br />
<br />
=== Deutschland ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Deutschland|Liste der Kernreaktoren in Deutschland}}<br />
<br />
=== Dänemark ===<br />
[[Dänemark]] entschied sich 1985 mit einem Parlamentsbeschluss<ref>[http://www.euractiv.de/globales-europa/artikel/uebersicht-zur-nutzung-der-kernenergie-in-europa-004507 euractiv.de: ''Übersicht zur Nutzung der Kernenergie in Europa''] (24. Februar 2015, „letztes Update 7. März 2014“)</ref> endgültig gegen die Nutzung der Kernenergie. Auseinandersetzungen gab es um ein Endlager für den nuklearen Abfall aus drei kleinen, stillgelegten Versuchsreaktoren<ref>[http://diepresse.com/home/panorama/klimawandel/1290433/Atomkraft-in-Europa_Wer-aussteigt-wer-dabei-bleibt diepresse.com: ''Atomkraft in Europa: Wer aussteigt, wer dabei bleibt'']</ref> im [[Risø|Laboratorium Risø]], die zwischen 1957 und 1960 in Betrieb gingen und 2002 bis 2003 stillgelegt wurden.<ref>[http://de.atomkraftwerkeplag.wikia.com/wiki/Dänemark#cite_note-world-nuclear-0 de.atomkraftwerkeplag.wikia.com: ''Dänemark'']</ref><ref>[[World Nuclear Association]] (WNA), November 2014, [http://www.world-nuclear.org/info/Country-Profiles/Countries-A-F/Denmark/#.UlGMZFMmFtk world-nuclear.org: ''Nuclear Energy in Denmark'']</ref> 2010 stammten etwa 35&nbsp;Prozent des im Land erzeugten Stroms aus [[Erneuerbare Energien|erneuerbaren Energien]], der Rest aus dem Einsatz von Gas und Kohle.<ref>[[tagesschau.de]], 25. Mai 2011: [https://www.tagesschau.de/ausland/atomkraft282~_origin-3f11a91d-4f8a-48f1-8d9b-fcea981d4891.html ''Atomkraft bei Deutschlands Nachbarn'']</ref> 2015 stammte nach einem Bericht der [[EU-Kommission]] 29,2 % des Bruttoendenergieverbrauchs aus Erneuerbaren Energien.<ref>Europäische Kommission(Hg.): Fortschrittsbericht „Erneuerbare Energiequellen“. Brüssel, 1. Februar 2017, S. 12.</ref><br />
<br />
=== Finnland ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Finnland}}<br />
<br />
=== Frankreich ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Frankreich|Liste der Nuklearanlagen in Frankreich}}<br />
<br />
[[Frankreich]] bezieht rund 80&nbsp;Prozent seiner elektrischen Energie aus Kernenergie und hat damit eine der höchsten Quoten weltweit. Der Einsatz der Kernenergie basierte in Frankreich bis zur Katastrophe in Fukushima auf einem jahrzehntealten parteiübergreifenden Konsens, der abgesehen von den [[Europe Écologie-Les Verts|Französischen Grünen]] (EELV) alle Parteien umfasste.<ref>vgl. z.&nbsp;B. [http://www.sueddeutsche.de/kultur/frankreich-und-die-atomkraft-eine-wolke-bis-zum-rhein-1.1081288 ''Frankreich und die Atomkraft Eine Wolke bis zum Rhein''] In: ''[[Süddeutsche Zeitung|sueddeutsche.de]]'', 5. April 2011.</ref> Mittlerweile strebt jedoch auch die Sozialistische Partei eine deutliche Reduzierung des in Kernkraftwerken erzeugten Stroms an. Die EELV strebte einen Komplett-Ausstieg aus der Kernenergie nach deutschem Vorbild an. In einer jährlichen repräsentativen Umfrage der französischen Umwelt- und Energiebehörde ADEME stimmten 2011 96 % der Befragten dem Ausbau Erneuerbarer Energien in Frankreich zu.<ref name="erneuerbare-energien-sind-eu-weit-auf-dem-vormarsch">{{Webarchiv |url=http://www.unendlich-viel-energie.de/de/detailansicht/article/4/jetzt-auch-in-frankreich-erneuerbare-energien-sind-eu-weit-auf-dem-vormarsch.html |wayback=20131021085942 |text=Pressemitteilung |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}} Agentur für Erneuerbare Energie</ref><br />
Keines der französischen Kernkraftwerke ist flugzeugabsturzfest, nicht einmal der im Bau befindliche [[Kernkraftwerk Flamanville|EPR in Flamanville]]. Das [[AKW Fessenheim]], weniger als 25&nbsp;Kilometer von Freiburg entfernt, steht in Europas seismisch aktivstem Gebiet.<ref>[[Die Zeit|zeit.de]], 9. Mai 2011 / Karin Finkenzeller: [http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-05/atomkraft-frankreich?page=all ''Abhängig von der Atomlobby. – Die Atompolitik wird in Frankreich von einer kleinen Kadergruppe bestimmt. Die mächtige Lobby verhindert, dass sich Frankreich einem strengen AKW-Stresstest unterzieht.'']</ref> Das AKW Fessenheim wurde jedoch am 29. Juni 2020 vollständig abgeschaltet.<ref>{{Internetquelle |autor=Badische Zeitung |url=https://www.badische-zeitung.de/atomkraftwerk-fessenheim-endgueltig-abgeschaltet |titel=Atomkraftwerk Fessenheim endgültig abgeschaltet - Elsass - Badische Zeitung |abruf=2021-02-18 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
Zwei Wochen nach Beginn der Fukushima-Katastrophe hatte noch eine Mehrheit der Franzosen die weitere Nutzung der Kernenergie befürwortet,<ref name="gallup-studie">{{Webarchiv |url=http://www.gallup.com.pk/JapanSurvey2011/PressReleaseJapan.pdf |text=''Global Snap Poll on Earthquake in Japan and its Impact on Views about Nuclear Energy''. |webciteID=5y691sqVO}} (PDF). WIN-Gallup International, 19. April 2011 (englisch), archiviert vom [http://www.gallup.com.pk/JapanSurvey2011/PressReleaseJapan.pdf Original] (PDF; 509&nbsp;kB) am 21. April 2011, abgerufen am 21. April 2011.</ref> allerdings veränderte sich das Meinungsbild in den nachfolgenden Monaten. Nach einer repräsentativen Umfrage des [[Institut français d’opinion publique]] sprachen sich Anfang Juni 2011 62 % der Franzosen für einen Ausstieg aus der Kernenergie binnen 25 bis 30 Jahren aus; weitere 15 % wollten schneller aussteigen.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/politik/energiepolitik/frankreich-wenn-die-ausstiegslust-waechst-15721.html ''Wenn die Ausstiegslust wächst''.] In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ.net]]'' 6. Juni 2010.</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.lejdd.fr/sondage/les-francais-pour-une-sortie-progressive-du-nucleaire-191.html |wayback=20110609003649 |text=''Le nucléaire s’invite dans la campagne 2012''}}. Abgerufen am 7. Juni 2011.</ref><br />
<br />
Ein Teil des in den zahlreichen Kernkraftwerken erzeugten Stroms wird exportiert, vor allem nach Italien und nach Deutschland. Dazu wurden 1979 bis 1991 am Standort [[Kernkraftwerk Cattenom|Cattenom]] nahe an der französisch-deutschen Grenze (70 Kilometer westlich von Saarbrücken) vier [[Druckwasserreaktor]]en in einer wirtschaftlich relativ schwach entwickelten Region gebaut.<br />
<br />
Zur Erprobung des Ersatzes für die am weitesten fortgeschrittenen [[Druckwasserreaktor]]en vom Typ N4 im [[Kernkraftwerk Civaux]] nach 2020 wird ein [[EPR (Kernkraftwerk)|Europäischer Druckwasserreaktor]] (EPR) in [[Kernkraftwerk Flamanville|Flamanville]] gebaut. Ziel ist es, Betriebserfahrungen zu sammeln und eventuell auftretende Probleme des Reaktors zu finden, um den Wechsel zur nächsten Reaktorgeneration möglichst reibungslos zu machen.<br />
<br />
Im Oktober 2013 unterzeichnete EDF einen Vertrag mit Großbritannien, dort [[Kernkraftwerk Hinkley Point#Hinkley Point C|zwei Kernreaktoren]] vom Typ [[EPR (Kernkraftwerk)|EPR]] zu bauen. Dies tat EDF trotz der Probleme auf den EPR-Baustellen [[Kernkraftwerk Olkiluoto#Block III – Europäischer Druckwasserreaktor (EPR)|in Finnland]] und in Flamanville.<ref>[http://www.lepoint.fr/economie/edf-devrait-construire-deux-epr-en-angleterre-17-10-2013-1744992_28.php EDF va construire deux EPR en Angleterre]</ref><br />
<br />
In Frankreich wurde und wird (wie in vielen anderen Ländern) eine [[Energiewende]] („transition énergétique“) diskutiert. Im Juli 2017 gab der französische Energieminister Hulot bekannt, bis 2025 etwa 17 KKWs schließen zu wollen.<ref>http://www.fr.de/wirtschaft/frankreich-paris-will-bis-zu-17-atommeiler-abschalten-a-1311472 Frankfurter Rundschau: Paris will bis zu 17 Atommeiler abschalten, 10. Juli 2017, abgerufen am 13. Juli 2017</ref><ref>http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-07/energiewende-frankreich-atomreaktoren-abschaltung-nicolas-hulot Zeit: Frankreich will bis zu 17 Atomreaktoren stilllegen, 10. Juli 2017, abgerufen am 13. Juli 2017</ref><br />
<br />
=== Italien ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Italien}}<br />
<br />
=== Irland ===<br />
In [[Irland]] wurde seit 1968 das erste Kernkraftwerk geplant; es sollte in [[Carnsore Point]] im [[County Wexford]] gebaut werden. Zunächst war lediglich ein Reaktor geplant, später vier. Den Plan gab man nach starken Protesten irischer Atomkraftgegner Ende der 1970er-Jahre auf. Irland betreibt keine Kernkraftwerke.<br />
<br />
=== Kroatien ===<br />
[[Kroatien]] betreibt gemeinsam mit [[Slowenien]] ein Kraftwerk, das [[Kernkraftwerk Krško]]. Dieses wurde Ende der 1970er-Jahre errichtet und befindet sich zu jeweils 50 % im Eigentum der Energieversorger der beiden Länder. Es befindet sich in [[Krško]], auf slowenischem Boden. Das Kernkraftwerk deckt etwa 15 % des kroatischen und etwa 25 % des slowenischen Strombedarfs. Es gab Pläne für den gemeinsamen Bau eines weiteren Kernkraftwerks in Kooperation mit Albanien, auf albanischem Boden.<ref>[http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4175012,00.html Kroatien und Albanien planen Nuklearkraftwerk, Montenegro betroffen] (kroatisch)</ref> Auch wurden die Möglichkeiten zum Bau eines weiteren Reaktors in Krško erörtert. Jedoch sind aktuell alle Vorhaben diesbezüglich auf Eis, da sich das Land vermehrt auf regenerative Energien fokussieren will.<br />
<br />
=== Lettland ===<br />
[[Lettland]] verfügt über keine eigenen Kernkraftwerke, sondern produziert seine Elektrizität zu gut zwei Dritteln mit drei [[Wasserkraftwerk]]en an der [[Düna]]. Die restliche selbsterzeugte Elektrizität stammt aus zwei großen Verbrennungskraftwerken bei [[Riga]] (TEC-1 und TEC-2), die ein Gemisch aus Schweröl, Erdgas und Torf verbrennen. Lettland hatte die Absicht, sich an einem geplanten Kernkraftwerks-Neubau der [[Baltische Staaten|baltischen Staaten]] ([[Kernkraftwerk Visaginas]]) zu beteiligen, um sich von russischen Energie-Lieferungen unabhängig zu machen. Diese Planungen stehen nach einem Referendum, bei dem sich 2/3 der litauischen Bevölkerung gegen das Projekt entschieden, vor dem Aus.<ref>[https://www.fr.de/politik/litauen-stimmt-gegen-atomkraft-11290974.html ''Litauen stimmt gegen Atomkraft'']. In: ''[[Frankfurter Rundschau]].'' 15. Oktober 2012. Abgerufen am 15. September 2013.</ref><br />
<br />
=== Litauen ===<br />
Der erste Block des [[Kernkraftwerk Ignalina|Kernkraftwerks Ignalina]] ging 1983 in Betrieb, als [[Litauen]] noch Teil der [[Sowjetunion]] war. Block zwei folgte 1987. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme waren die beiden Blöcke mit einer Bruttoleistung von je 1500&nbsp;MW die leistungsstärksten der Welt, später wurde die Leistung auf je 1360&nbsp;MW gesenkt. Zwei weitere Blöcke waren geplant, sie wurden jedoch nicht realisiert. Im Zuge des [[Zerfall der Sowjetunion|Zerfalls der Sowjetunion]] fiel das Kernkraftwerk 1991 an den nun souveränen Staat Litauen. In der Folge besaß Litauen neben Frankreich den größten Atomstromanteil aller Länder weltweit. Im Rahmen des [[EU-Erweiterung 2004|EU-Beitritts 2004]] beschloss das litauische Parlament im Mai 2000 die Stilllegung des Kernkraftwerks. Block eins ging daraufhin Ende 2004 von Netz, Block zwei folgte Ende 2009. Ein Referendum im Oktober 2008 zur [[Laufzeitverlängerung]] des zweiten Blocks scheiterte an zu geringer Wahlbeteiligung. Gemeinsam mit Estland und Lettland –&nbsp;Polen ist mittlerweile aus den Planungen ausgestiegen&nbsp;– plante Litauen den Bau eines neuen Kernkraftwerks neben dem bisherigen, das [[Kernkraftwerk Visaginas]].<ref name="ria_novosti">{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20111116174913/http://de.rian.ru/society/20091231/124568924.html |titel=Litauer nehmen in Silvesternacht Abschied vom AKW Ignalina |hrsg=RIA Novosti |datum=2009-12-31 |abruf=2010-01-01}}</ref> Nach der [[Parlamentswahl in Litauen 2012|Parlamentswahl im Oktober 2012]], bei der die kernkraftkritischen Oppositionsparteien gewannen, und einer parallel abgehaltenen [[Volksbefragung]], bei dem [[Referendum in Litauen 2012|64,8 % der Wähler]] gegen das Kraftwerk stimmten, standen die Pläne vor dem Aus.<ref>[https://www.fr.de/politik/litauen-stimmt-gegen-atomkraft-11290974.html ''Litauen stimmt gegen Atomkraft''.] In: ''[[Frankfurter Rundschau]].'' 15. Oktober 2012. Abgerufen am 16. Oktober 2012.</ref> Am 12. November 2012 sagte der damalige litauische Ministerpräsident [[Andrius Kubilius]] den Bau des AKW ab.<ref>[http://www.solidbau.at/home/artikel/AKW_Bau/Litauen_sagt_den_Bau_des_geplanten_AKW_ab/aid/14755?analytics_from=thema_single ''Litauen sagt den Bau des geplanten AKW ab''.] Solidbau.at, 12. November 2012.</ref> Im Juli 2014 unterzeichneten Hitachi und das litauische Energieministerium eine Absichtserklärung bezüglich der Gründung eines Zwischenprojekts zur Realisierung der Anlage.<ref>{{Internetquelle |url=http://en.delfi.lt/lithuania/energy/lithuania-and-hitachi-moves-on-with-nuclear-power-plant-project.d?id=65425188 |titel=Lithuania and Hitachi moves on with nuclear power plant project |werk=DELFI |datum=2014-07-30 |abruf=2015-09-23 |sprache=EN}}</ref><br />
<br />
=== Niederlande ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in den Niederlanden}}<br />
Das [[Kernkraftwerk Dodewaard]] war das erste Kernkraftwerk, das elektrische Energie ab dem Jahr 1968 in das öffentliche Netz einspeiste. Der Reaktor hatte jedoch nur eine relativ geringe Leistung und war mehr als Forschungsreaktor gedacht. 1997 wurde Dodewaard wieder abgeschaltet. Ab 1973 war das wesentlich größere [[Kernkraftwerk Borssele]] am Netz, das (mit mehreren Modernisierungen) bis heute in Betrieb ist. In den Jahren nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl kam es zu einer verstärkten Diskussion um die Kernkraft, die in einem Parlamentsbeschluss 1994 kulminierte, der die Stilllegung des Kernkraftwerks Borssele im Jahr 2003 vorsah. Dazu kam es jedoch nicht, da der Stilllegungsbeschluss erfolgreich juristisch angefochten wurde und da sich die politische Wetterlage änderte – ab 2002 war wieder eine konservativ-liberale Regierung an der Macht, die das Stilllegungsverfahren nicht weiter verfolgte. Im Jahr 2005 wurde die Laufzeit von Borssele bis auf das Jahr 2033 verlängert.<br />
<br />
Der Stromversorger Delta setzte 2012 die Planungen für einen weiteren Reaktor am bisher einzigen niederländischen AKW-Standort aus.<ref name="erneuerbare-energien-sind-eu-weit-auf-dem-vormarsch" /><br />
<br />
; Atommüll<br />
{{Veraltet | 1=dieses Abschnitts | 2=Ist die endgültige Entscheidung über die Atommülllagerung gefallen? | seit=2016 }}<br />
<br />
In den 1970er-Jahren entschieden sich die Niederlande für die [[Wiederaufarbeitung]] der abgebrannten Brennstäbe von Dodewaard im [[Sellafield MOX Plant]], der vom KKW Borssele in [[Wiederaufarbeitungsanlage La Hague|La Hague]].<br />
<br />
1984 beschloss man ein Langzeit-Zwischenlager (100&nbsp;Jahre) für den gesamten radioaktiven Abfall und die Untersuchung endgültiger Lösungen. Dazu gründete man die Central Organization for Radioactive Waste (COVRA) in Borssele.<br />
<br />
1992 eröffnete man in Borssele ein Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall.<br />
<br />
2001 kam eine Studie des ‚Committee on Radioactive Waste Disposal‘ (CORA) zum Schluss, dass eine geologische Tiefenlagerung an mehreren Stellen in den Niederlanden möglich ist.<br />
<br />
2006 legte man fest, dass eine endgültige Entscheidung bis 2016 erfolgen muss.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.global2000.at/site/de/wissen/atom/atomeuropa/article-akwniederlande.htm |wayback=20101110225111 |text=''Atomkraft in den Niederlanden.'' |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}} auf: ''global2000.at''</ref><br />
<br />
=== Österreich ===<br />
{{Hauptartikel|Liste der Kernreaktoren in Österreich}}<br />
<br />
[[Österreich]] nahm sein einziges, in [[Niederösterreich]] errichtetes [[Kernkraftwerk Zwentendorf]] nie in Betrieb, da die Inbetriebnahme im November 1978 durch eine [[Volksabstimmung in Österreich über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf|Volksabstimmung]] abgelehnt wurde. In weiterer Folge wurden noch im Dezember 1978 das [[Atomsperrgesetz]] und 1999 das [[Bundesverfassungsgesetz für ein atomfreies Österreich]] verabschiedet.<ref name="bundgegenatomkraft">[http://www.bund-gegen-atomkraft.de/europa/europa_20/europa_96.htm der BUND über Österreichs Atompolitik]</ref> Am 9. Juli 1997 beschloss das [[Österreichisches Parlament|österreichische Parlament]] einstimmig, die Anti-Atom-Politik des Landes fortzusetzen.<br />
<br />
Heute setzt sich Österreich auch in der Außenpolitik gegen Kernkraft ein, unter anderem gegenüber der [[Tschechische Republik|Tschechischen Republik]] und gegen die [[Europäische Atomgemeinschaft]] der EU. Im April 2012 verpflichteten sich die österreichischen Energieversorger, auf den Import von [[Atomstrom]] für Privatkunden ab 2013 und für Industriekunden ab Ende 2015 zu verzichten. Ab Anfang 2015 soll in Österreich ein gesetzliches Importverbot für Atomstrom gelten.<ref>[http://taz.de/sterreich-verzichtet-auf-Atomstrom-Import/!91953/ ''Atomenergiefreies Alpenland''.] In: ''[[Die tageszeitung|taz.de]]'', 22. April 2012, Zugriff: 23. April 2012.</ref><br />
<br />
=== Polen ===<br />
In [[Polen]] wurde 1990 der Bau von zwei begonnenen und zwei geplanten Reaktoren des [[Kernkraftwerk Żarnowiec]] aufgrund von Protesten eingestellt.<br />
<br />
Nachdem [[Donald Tusk]] im November 2007 Premierminister wurde, beschloss seine Regierung einen grundlegenden Wechsel in der Energiepolitik. Bis 2025 sollen demnach zwei neue Kernkraftwerke fertiggestellt werden. Dies ist Teil eines Energie-Aktionsplans, bei dem angestrebt wurde, Polens Abhängigkeit von Kohle zu vermindern und die Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland zu reduzieren. Auch die hohen Energiepreise im Jahr 2008 – vor dem Ausbrechen der [[Finanzkrise ab 2007|Wirtschaftskrise 2008/2009]] erreichte der [[Ölpreis]] kurzzeitig 150 Dollar pro Barrel – und der [[Russisch-weißrussischer Energiestreit|russisch-weißrussische Energiestreit]] sowie der [[Russisch-ukrainischer Gasstreit|russisch-ukrainische Gasstreit]] waren bzw. sind weitere Motivationen.<ref>[http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5721505,00.html ''Russland dreht Weißrussland Gas ab.''] auf: ''dw-world.de'' 23. Juni 2010.</ref><ref>[http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/energiepolitik-polen-setzt-auf-das-erste-atomkraftwerk-11042854.html ''Polen setzt auf das erste Atomkraftwerk.''] auf: ''faz.net'' 14. September 2010.</ref><br />
<br />
Die polnische Regierung hat eine Rangliste von 27 potentiellen Standorten für Atomkraftwerke erstellt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.aflum.de/wp-content/uploads/AKW-Ranking-vom-16.03.2010.pdf |wayback=20100524190935 |text=Das AKW-Standort-Ranking vom 16. März 2010 in Polen |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}} (PDF; 34&nbsp;kB) {{Webarchiv |url=http://www.elektrownia-jadrowa.pl/Lokalizacja-elektrowni-jadrowej-w-Polsce-2.html |wayback=20100803152348 |text=(polnisches Original) |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}}</ref> Als bester Standort wurde weiterhin [[Kernkraftwerk Żarnowiec|Żarnowiec]] angesehen. Einige der Standorte liegen an der [[Oder]], der Grenze zu Deutschland. Die Inbetriebnahme der ersten beiden Kernkraftwerke, die zusammen rund 100 Milliarden Zloty (Dezember 2011: 22,2 Milliarden Euro) kosten sollten,<ref>[https://rp-online.de/panorama/ausland/polen-plant-atomkraftwerk-an-der-ostsee_aid-13059039 ''Polen plant Atomkraftwerk an der Ostsee'']</ref> war zunächst für 2020 geplant.<ref>[http://www.das-polen-magazin.de/tag/polen-atomkraftwerk/ Polen setzt auf Kernenergie]</ref> Im Sommer 2010 gab die Regierung eine Verzögerung bei der Planung bekannt:<ref>[http://www.platts.com/RSSFeedDetailedNews.aspx?xmlpath=RSSFeed/HeadlineNews/Nuclear/8805214.xml Platts, 11. Juni 2010: Legal, workforce voids may slow Poland’s nuclear plants: experts]{{Toter Link |date=2019-04 |url=http://www.platts.com/RSSFeedDetailedNews.aspx?xmlpath=RSSFeed%2FHeadlineNews%2FNuclear%2F8805214.xml |archivebot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}}</ref> Das erste Atomkraftwerk solle nun erst 2022 in Betrieb gehen, das zweite 2023.<ref>[http://www.platts.com/RSSFeedDetailedNews.aspx?xmlpath=RSSFeed/HeadlineNews/Nuclear/8906697.xml ''Poland delays nuclear plant schedule'']{{Toter Link |date=2019-04 |url=http://www.platts.com/RSSFeedDetailedNews.aspx?xmlpath=RSSFeed%2FHeadlineNews%2FNuclear%2F8906697.xml |archivebot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}} Platts, 13. August 2010.</ref> Im Juni 2013 teilte Ministerpräsident [[Donald Tusk]] mit, dass sich der Bau weiter verzögern werde. Medien berichteten von einer Inbetriebnahme des ersten Kraftwerkes in 20 Jahren, was damit dem Jahr 2033 entsprechen würde.<ref>[http://www.auslandsdienst.pl/3/21/Artykul/138956,Erstes-polnisches-Kernkraftwerk-erst-in-20-Jahren ''Erstes polnisches Kernkraftwerk erst in 20 Jahren?''] In: [[Polskie Radio]] (abgerufen am 19. Juni 2013).</ref> Hauptgrund hierfür sind die mittlerweile deutlich gestiegenen Kosten in Höhe von nunmehr ca. 12,5 Mrd. Euro pro Kraftwerk.<ref>''Polen verschiebt Bau von AKW'', Frankfurter Allgemeine Zeitung 20.&nbsp;Juni 2013.</ref><ref>[https://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1164936/ ''Polen verschiebt seine Atompläne'']. In: ''[[Märkische Oderzeitung]]'' vom 30. Juni 2013 (abgerufen am 21. Juni 2013).</ref> Im Januar 2014 konkretisierte das polnische Wirtschaftsministerium die Einstiegspläne: Demnach soll 2024 das erste Kernkraftwerk Elektrizität produzieren, der Bau eines zweiten 2035 abgeschlossen sein. Die Kosten pro Meiler werden inzwischen auf ca. 12 bis 14 Mrd. Euro geschätzt.<ref>[[World Nuclear Association]]: [http://www.world-nuclear.org/information-library/country-profiles/countries-o-s/poland.aspx ''Nuclear Power in Poland''] (englisch).</ref><br />
<br />
newsweek.pl ermittelte, dass seit Fukushima fast 60&nbsp;Prozent der Polen die AKW-Pläne ablehnen. Vor der [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]] waren es etwa 50&nbsp;Prozent.<ref>[http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-04/akw-bau-polen?page=all ''Polen spottet über deutsche „Atom-Panik“'']</ref> Ende Mai 2011 stellte der polnische Wirtschaftsminister im Hinblick auf den deutschen Atomausstieg und das Unglück in Fukushima die Planung von zwei Atomreaktoren in Frage.<ref>[http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/energiewende-polen-ueberdenkt-atomeinstieg_aid_632629.html ''Polen überdenkt Atomeinstieg'']. Focus Online, abgerufen am 30. Mai 2011.</ref><br />
<br />
Die Baupläne werden vom polnischen Energiekonzern [[Polska Grupa Energetyczna]] (PGE) betrieben. Das Unternehmen war ebenso am geplanten [[Litauen|litauischen]] [[Kernkraftwerk Visaginas]] beteiligt, stieg aber im Dezember 2011 aus dem Projekt aus. Nach einem Bürgerentscheid im Oktober 2012, bei dem sich 63 Prozent gegen den Bau von Atomkraftwerken in Litauen aussprachen, wurde das litauische Projekt komplett aufgegeben. In einem Bürgerentscheid in den möglicherweise vom Bau eines Kernkraftwerks betroffenen polnischen Ostseekommunen lehnten im Februar 2012 rund 95 Prozent einen Bau ab. Die polnische Regierung hält dennoch weiter an einem Atomprogramm fest; eine endgültige Entscheidung über den Standort des ersten polnischen Kernkraftwerkes war für 2017 oder 2018 geplant.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.pol-int.org/de/salon/der-traum-vom-polnischen-atom-de |titel=Der Traum vom polnischen Atom &#91;DE&#93; {{!}} Pol-Int |abruf=2017-03-29}}</ref><br />
<br />
Der Termin für die Inbetriebnahme eines ersten AKWs wurde im Jahr 2018 um 14 Jahre auf 2040 verschoben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Polens-Atomplaene-stocken,polen678.html |titel=Polens Atompläne stocken |abruf=2018-05-01}}</ref><br />
<br />
=== Rumänien ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Rumänien}}<br />
<br />
=== Schweden ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Schweden}}<br />
<br />
=== Slowakei ===<br />
Die Slowakei betreibt 4 Kernkraftwerksblöcke, die zwischen 1984 und 1999 in Betrieb genommen wurden. Diese Blöcke, jeweils zwei im [[Kernkraftwerk Bohunice]] und im [[Kernkraftwerk Mochovce]], besitzen eine Netto-Gesamtleistung von 1711&thinsp;MW(e) und decken etwa 54 % des slowakischen Strombedarfs.<ref name="PRIS" /><br />
<br />
3 Blöcke sind bereits stillgelegt. Bereits 1979 wurde ein Block des Kernkraftwerk Bohunice stillgelegt, nachdem es zuvor zu einem [[Kernkraftwerk Bohunice#Bohunice A1|Unfall]] mit [[Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse|INES-Stufe 4]] gekommen war. Im Zuge der Verhandlungen über den Beitritt zur Europäischen Union mussten zwei weitere Blöcke abgeschaltet werden.<br />
<br />
Im Kernkraftwerk Mochovce sollten ursprünglich 2012 beziehungsweise 2013 zwei weitere Blöcke mit jeweils 440&nbsp;MW fertiggestellt werden, deren Bau bereits in den 1980er-Jahren begonnen worden, zwischenzeitlich aber unterbrochen war. Durch Verzögerungen im Bauverlauf nach der Wiederaufnahme des Baus 2009 kam es zu Kostensteigerungen von 1,8 auf 3,8 Mrd. Euro sowie einer Verschiebung der Inbetriebnahme auf 2014 bzw. 2015. Im August hob das oberste slowakische Gericht die Baugenehmigung in letzter Instanz auf.<ref>[http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/chronik/569879_Stopp-fuer-AKW-Ausbau-Mochovce.html ''Stopp für AKW-Ausbau Mochovce'']. In: ''[[Wiener Zeitung]].'' 21. August 2013. Abgerufen am 21. August 2013.</ref> Ungeachtet dessen erließ die slowakische Atomaufsichtsbehörde eine Verfügung, wonach ein Baustopp ausgeschlossen sei.<ref>[http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/unternehmen-slowakischer-akw-bau-mochovce-geht-trotz-gerichtsentscheids-weiter_aid_1078823.html ''Slowakischer Akw-Bau Mochovce geht trotz Gerichtsentscheids weiter'']. ''Focus Online'', 22. August 2013. Abgerufen am 3. September 2013.</ref><br />
<br />
Verbrauchte Brennstäbe werden bei den Kernkraftwerken zwischengelagert, zum Teil aber auch nach Russland exportiert. Die Suche und der Bau eines Endlagers wird von der Slowakei mit etwa 775 Millionen € gefördert.<br />
<br />
=== Slowenien ===<br />
In Slowenien ist ein Druckwasser-Atomreaktor am Standort [[Krško]] in Betrieb. Er gehört jeweils zur Hälfte Kroatien und Slowenien und deckt etwa 25 % des slowenischen und 15 % des kroatischen Strombedarfs.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! style="width:20%;"| Name<br />
! style="width:06%;"| Block<br /><br />
! style="width:19%;"| Reaktortyp<br />
! style="width:13%;"| Status<br />
! style="width:07%;"| Netto-<br />leistung<br />in MW<br /><br />
! style="width:07%;"| Brutto-<br />leistung<br />in MW<br /><br />
! style="width:10%;"| Inbetrieb-<br />nahme<br /><br /><br />
! style="width:10%;"| Abschal-<br />tung<br />(geplant)<br /><br />
! style="width:08%;"| Einge-<br />speiste<br />Energie<br />in GWh<br />
|-<br />
| [[Kernkraftwerk Krško|Krško]] || align="center" | – || Druckwasserreaktor || In Betrieb || align="right" | 666 || align="right" | 730 || align="right" | <span style="display:none">1981-10-02</span> 2. Oktober 1981 || align="right" | <span style="display:none">2023-01-14</span> (14. Januar 2023) || align="right" | 116.406<br />
|}<br />
<br />
Nach dem [[Zerfall Jugoslawiens]] gab es mehrfach Konflikte um die Frage des Eigentums am KKW. Es wurde gemeinsam von den Teilrepubliken Kroatien und Slowenien errichtet, während sie Teil der Volksrepublik [[Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien|Jugoslawien]] waren, befand sich jedoch auf slowenischem Boden. Ab 2001 wurde eine Einigung erzielt und beide Länder sind mit jeweils 50 % beteiligt. Auch wird der Strom seit 2003 wieder jeweils zur Hälfte in die jeweilige Stromwirtschaft eingespeist.<br />
<br />
Das [[Kernkraftwerk Krško]] soll voraussichtlich 2023 abgeschaltet werden. Der Betreiber gab 2006 bekannt, einen neuen Reaktor bauen zu wollen.<ref>[http://www.verivox.de/nachrichten/slowenien-aendert-energiepolitik-und-plant-neues-kernkraftwerk-16031.aspx ''Slowenien ändert Energiepolitik und plant neues Kernkraftwerk.'']</ref> 2013 kündigte der slowenische Infrastrukturminister an, die Neubauplanungen überdenken zu wollen.<ref>[http://www.ansa.it/ansamed/en/news/nations/slovenia/2013/04/03/Slovenia-minister-Krsko-nuclear-plant-plan-be-reviewed_8493427.html ''Slovenia: minister, Krsko nuclear plant plan to be reviewed'']. In: ''[[Agenzia Nazionale Stampa Associata]].'' 3. April 2013. Abgerufen am 15. September 2013.</ref><br />
<br />
'''Atommüll'''<br />
<br />
Die Petzenstollen bei Črna (nahe Kärnten) werden als ein möglicher Standort für ein geplantes Atommülllager erkundet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.global2000.at/site/de/wissen/atom/atomeuropa/article-akwslowenien.htm |wayback=20101110230433 |text=global2000.at ''Atomkraft in Slowenien.'' |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}}</ref><br />
<br />
=== Spanien ===<br />
{{Hauptartikel|Liste der kerntechnischen Anlagen in Spanien}}<br />
<br />
In [[Spanien]] wurden im vergangenen Jahrhundert zehn Kernkraftwerke errichtet. 1983 wurde ein Moratorium verabschiedet. Trotzdem wurden noch mehrere Kernkraftwerke fertiggestellt. Weitere Neubaupläne wurden allerdings immer wieder verschoben und 1994 endgültig eingestellt. Im selben Jahr wurde auch der Reaktor [[Kernkraftwerk Vandellòs|Vandellòs 1]] aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Am 15. Februar 2011 hat das spanische Parlament eine Gesetzesänderung beschlossen, nach der die auf 40&nbsp;Jahre festgesetzte Höchstbetriebszeit der Atomkraftwerke aufgehoben wird.<ref>La Vanguardia, 15. Februar 2011.</ref><br />
<br />
'''Atommüll'''<br />
<br />
In Spanien gibt es weder Endlager für hochradioaktiven [[Atommüll]] noch einen Plan, wie die [[Endlager (Kerntechnik)|Endlagerung]] aussehen soll bzw. welche Standorte möglich wären. 2008 mahnte die IAEA Spanien, in der Endlagerfrage eine Lösung zu finden. Die spanischen KKW haben kaum noch Zwischenlagermöglichkeiten an den KKW-Standorten. 2010 verschärfte sich die Situation, als Atommüll aus Frankreich zurückgeschafft wurde, der aus dem [[Kernkraftwerk Vandellòs]] stammte.<ref>[http://www.global2000.at/site/de/wissen/atom/atomeuropaarticle-akwspanien.htm global2000.at: ''Atomkraft in Spanien.'']{{Toter Link |date=2019-04 |url=http://www.global2000.at/site/de/wissen/atom/atomeuropaarticle-akwspanien.htm |archivebot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}}</ref><br />
<br />
Ende 2011 wurde ein neues Zwischenlager in [[Villar de Cañas]] beschlossen.<ref>{{Literatur |Titel=[http://www.sueddeutsche.de/politik/spanisches-dorf-feiert-zuschlag-fuer-atommuell-lager-strahlende-aussichten-auf-arbeitsplaetze-1.1247673 Strahlende Aussichten auf Arbeitsplätze] |TitelErg=Spanisches Dorf feiert Zuschlag für Atommüll-Lager |Sammelwerk=SZ, 31. Dezember 2011}}</ref><br />
<br />
Schwach und mittelradioaktiver Abfall wird in [[El Cabril]] nahe [[Córdoba (Spanien)|Córdoba]] gelagert.<br />
<br />
{| class="wikitable" style="width:100%;"<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
! Standort<br />
! Lage<br />
! Abfallart<br />
! Fassungsvermögen<br />
! Status<br />
! Inbetriebnahme<br />
|-<br />
| [[El Cabril]]<br />
| [[Andalusien]]<br />
| Schwach- und mittelradioaktive Abfälle<ref>Informationskreis KernEnergie: ''Die Endlagerung radioaktiver Abfälle in Deutschland''. Druckerei Brandt GmbH; Berlin Juli 2004, S. 5.</ref><br />
| {{nts|36000}} m³<ref name="DBE">{{Webarchiv |url=http://www.dbe.de/de/endlagerung/weltweite-aktivitaeten-kopie-1/index.php |wayback=20110817154111 |text=DBE GmbH: Weltweite Aktivitäten |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}} Abgerufen am 9. Januar 2009.</ref><br />
| In Betrieb<br />
|1991<ref name="DBE" /><br />
|-<br />
|}<br />
<br />
=== Tschechien ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Tschechien}}<br />
<br />
=== Ungarn ===<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Ungarn}}<br />
<br />
== Indien ==<br />
{{Hauptartikel|Liste der Kernreaktoren in Indien}}<br />
<br />
Indien betreibt (Stand Februar 2015) 21 Reaktoren mit zusammen 5.302&nbsp;MWel, sechs Kernreaktoren werden gebaut und 22 weitere sind geplant.<ref name="World Nuclear" /> Zukünftig sollen auch [[Flüssigsalzreaktor]]en (''liquid fluoride thorium reactor'') gebaut werden.<br />
<br />
== Iran ==<br />
Das [[Iranisches Atomprogramm|iranische Atomprogramm]] reicht zurück bis in die 1950er Jahre. Mehrere [[kerntechnische Anlage]]n sind im Betrieb. Der erste Reaktor des [[Kernkraftwerk Buschehr]] ging im August 2010 in Betrieb.<ref>[https://www.welt.de/politik/gallery9121916/Iran-nimmt-erstes-AKW-in-Betrieb.html ''Iran nimmt erstes AKW in Betrieb.''] auf: ''Welt online.'' 21. August 2010.</ref> Iran wird von westlichen Staaten verdächtigt, begleitend zur sogenannten friedlichen Nutzung der Kernenergie spaltbares Material für [[Kernwaffe|Atomwaffen]] erzeugen zu wollen.<br />
<br />
== Japan ==<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Japan|Liste der Kernreaktoren in Japan}}<br />
<br />
== Jordanien ==<br />
Im Oktober 2013 gab der Vorsitzende der jordanischen Atomenergiekommission, Khaled Toukan, den Bau eines Kernkraftwerkes mit zwei Reaktorblöcken und einer Gesamtleistung von rund zwei [[Gigawatt]] in der Wüste unweit der Industriezone [[Zarqa]] bekannt. Der erste Kernreaktor solle 2020 in Betrieb genommen werden, die Kosten würden 10 Mrd. US-Dollar betragen. Auftraggeber, Betreiber, strategischer Partner und Investor solle der russische Konzern [[Atomstroiexport]] sein. Die jordanische Regierung solle 51&nbsp;Prozent und der russische Partner 49&nbsp;Prozent der Anteile halten; das entsprechende Abkommen solle 2016 unterzeichnet werden.<ref name="de.sputniknews.com 28-10-013 Zusammenfassung">28. Oktober 2013, [https://web.archive.org/web/20150104111433/http://de.sputniknews.com/wissen/20131028/267169594.html de.sputniknews.com: ''Kraftwerksbau im Nahen Osten: Jordanien entdeckt die Atomkraft'']</ref><ref>[[Spiegel.de]], 9. April 2012, Claudia Mende: [http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/jordanien-will-seinen-steigenden-strombedarf-mit-atomenergie-sichern-a-825578.html ''Kraftwerksbau im Nahen Osten: Jordanien entdeckt die Atomkraft'']</ref><ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/energie/article138786520/Russland-schliesst-brisanten-Atom-Deal-in-Nahost.html welt.de 25. März 2015]</ref><br />
<br />
== Kanada ==<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Kanada|Liste der Kernreaktoren in Kanada}}<br />
<br />
== Kasachstan ==<br />
In [[Kasachstan]] wurde 1999 das [[Kernkraftwerk Aqtau]] abgeschaltet, das einzige Kernkraftwerk des Landes. Es ist seit 1998 geplant, im Norden des Landes am [[Balchaschsee]] bis zu sechs Reaktoranlagen des Typs [[WWER]]-640/WPBER-600 in Betrieb zu nehmen. Auch einige andere Neubauprojekte sind in Planung.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.icjt.org/npp/lokacija.php?drzava=15&kontinent=4 |wayback=20120205181240 |text=''Kazakhstan.'' |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}} auf: ''icjt.org''</ref> Der Baubeginn für ein Atomkraftwerk in Kasachstan verzögert sich jedoch erheblich.<ref>[https://web.archive.org/web/20140903150059/http://de.ria.ru/science/20090223/120262366.html ''Baubeginn für Atomkraftwerk in Kasachstan verzögert sich.''] auf: ''RiaNowosti.'' 23. Februar 2009.</ref><ref>[http://www.theecologist.org/News/news_analysis/2522060/kazakhstans_nuclear_power_plans_the_mysteries_only_deepen.html ''Kazakhstan's nuclear power plans – the mysteries only deepen'', 19. August 2014]</ref><br />
<!--- wie geht das Land mit seinem Atommüll um? ---><br />
<br />
== Kenia ==<br />
Im September 2010 gab der damalige Energieminister [[Patrick Nyoike]] bekannt, [[Kenia]] wolle bis 2017 ein Atomkraftwerk mit einer Leistung von 1000&nbsp;MW errichten. Dieses solle mit [[südkorea]]nischer Technologie errichtet werden und etwa 3,5&nbsp;Milliarden [[US-Dollar]] kosten.<ref>[http://www.bloomberg.com/news/2010-09-20/kenya-aims-to-build-a-nuclear-power-plant-by-2017-minister-nyoike-says.html ''Kenya Aims to Build a Nuclear Power Plant by 2017''.] bloomberg.com, 20. September 2010 (englisch)</ref> Mit Stand September 2016 ist eine Inbetriebnahme für 2027 geplant.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.nuclear.co.ke/index.php/press-release/press-release/50-kenya-signs-nuclear-power-partnership-deal-with-south-korea |titel=Kenya Signs Nuclear Power Partnership Deal With South Korea |hrsg=Kenya Nuclear Electricity Board |datum=2016-09-03 |abruf=2018-06-06 |sprache=en}}</ref> Kenia erzeugte seinen Strom 2010 zu etwa 65 % aus [[Wasserkraft]] angewiesen. Trockenperioden, großflächige Abholzung von Wäldern und andere Faktoren haben den Anteil von Wasserkraft reduziert.<ref>[http://www.reuters.com/article/2010/11/26/us-kenya-nuclear-idUSTRE6AP37L20101126 ''Kenya seeks sites for nuclear power plant''.] reuters.com, 26. November 2010 (englisch)</ref><br />
<br />
== Mexiko ==<br />
In [[Mexiko]] gibt es ein Kernkraftwerk mit zwei Reaktoren, das [[Kernkraftwerk Laguna Verde|Laguna Verde]] am Golf von Mexiko. Die beiden Reaktoren wurden 1990 und 1995 gegen den Protest der Bevölkerung in Betrieb genommen. 2005 wurde von der Regierung beschlossen, das Kernkraftwerk stillzulegen, ohne hierfür einen Termin bekannt zu geben.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.jornada.unam.mx/2005/03/13/020n1eco.php |wayback=20060427081544 |text=''Comenzó CFE el proceso para desmantelar Laguna Verde.''}} In: ''La Journada.'' 13. März 2005.</ref> 2007 wurde beschlossen, die Leistung der beiden Reaktoren bis 2010 um etwa 20&nbsp;Prozent zu erhöhen.<ref>[http://www.world-nuclear.org/info/inf106.html ''Nuclear Power in Mexico.''] Juli 2008.</ref><br />
<!--- wie geht das Land mit seinem Atommüll um? ---><br />
<br />
== Namibia ==<br />
In Namibia gab es vor 2011 (Fukushima) Pläne einzelner Politiker, mit [[Russland|russischer]] und [[Finnland|finnischer]] Hilfe ein Kernkraftwerk zu errichten und zu betreiben.<br />
<br />
Anlässe für die Planungen waren eine Knappheit an Elektrizität, die große Abhängigkeit von Nachbarländern sowie die großen Uranvorkommen in Namibia (viertgrößter Uranproduzent der Erde). 2009 wurde eine Atomenergiebehörde ({{enS|''Atomic Energy Board''}}<ref>[http://www.aebofnamibia.org/ Webseite des ''Atomic Energy Board'']</ref>) eingerichtet. Anfang 2011 wurde erstmals das Jahr 2018 zur Inbetriebnahme genannt.<ref>[http://allafrica.com/stories/201101050203.html Nation Embarks On Nuclear Policy, AllAfrica.com, 5. Januar 2011] abgerufen am 11. März 2011.</ref> Die Pläne gelten als kaum realisierbar.<ref>[http://www.az.com.na/politik/eigenes-kernkraftwerk-bleibt-noch-utopie.127316.php Artikel vom 20. Mai 2011]</ref><br />
<br />
Im September 2014 hat das zuständige [[Ministerium für Bergbau und Energie]] den Plänen eine Absage erteilt.<ref>[http://www.namibian.com.na/indexx.php?id=18145&amp;page_type=story_detail&amp;category_id=2 ''No nuclear energy for Namibia.'' The Namibian, 25. September 2014] abgerufen am 26. September 2014.</ref><br />
<br />
== Neuseeland ==<br />
[[Neuseeland]] ist seit 1984 Nukleartechnik-frei. <!--- ?? Beleg ?? --><br />
1987 verabschiedete das [[Neuseeländisches Parlament|Parlament Neuseelands]] den ''New Zealand Nuclear Free Zone Disarmament and Arms Control Act''. Dieser [[Atomwaffenfreie Zone|verbietet auch die Stationierung von Atomwaffen]] und das Befahren neuseeländischer Gewässer mit [[Reaktorschiff|atomgetriebenen Schiffen]].<ref>[http://www.legislation.govt.nz/act/public/1987/0086/latest/DLM115116.html legislation.govt.nz: ''Public Act 1987 No 86 / Date of assent 8 June 1987 / Commencement 8 June 1987'']</ref><br />
<br />
== Nordkorea ==<br />
In [[Nordkorea]] waren in der [[Kerntechnische Anlage Nyŏngbyŏn|kerntechnischen Anlage Nyŏngbyŏn]] zwei Kernreaktoren in Betrieb. Am 27. Juni 2008 begann man durch die Sprengung des Kühlturms mit dem Abriss der Anlage. Der Kernreaktor wurde als maßgeblich für das [[Nordkoreanisches Kernwaffenprogramm|nordkoreanische Kernwaffenprogramm]] gesehen.<br />
<br />
Des Weiteren war das [[Kernkraftwerk Kŭmho]] mit zwei Druckwasserreaktoren geplant. Im August 2002 wurde mit dem Bau des ersten Reaktors begonnen, der aber im Dezember 2003 wieder abgebrochen wurde. Zuvor waren am selben Standort vier [[WWER]]-640 geplant gewesen. Anfang der 1990er-Jahre wurde begonnen, die [[Kerntechnische Anlage T’aech’ŏn]] mit einem [[Magnox-Reaktor]] zu bauen, der vermutlich zur Produktion von [[Plutonium]] für Kernwaffen dienen sollte. Dieses Vorhaben wurde offiziell aufgegeben.<br />
<!--- wie geht das Land mit seinem Atommüll um? ---><br />
<br />
== Pakistan ==<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Pakistan}}<br />
<br />
== Philippinen ==<br />
Auf den [[Philippinen]] wurde 2004 von Präsidentin [[Gloria Macapagal Arroyo]] eine neue Energieleitlinie vorgeschlagen. Die Leitlinie sieht eine stärkere Nutzung der heimischen Öl- und Gasreserven vor, ebenso die verstärkte Nutzung von [[Erneuerbare Energie|erneuerbaren Energien]], unter anderem Kokos-Diesel. Außerdem sollen mit [[Saudi-Arabien]], [[Volksrepublik China|China]], [[Russland]] und weiteren [[Asien|asiatischen Ländern]] Handelsgesellschaften gebildet werden. Das 1984 fertiggestellte, aber bisher (2011) nicht in Betrieb genommene [[Kernkraftwerk Bataan|Kernkraftwerk]] in [[Bataan]]<ref name="Böhm, Hauser BZ 14-1-012">Janine Böhm, Tobias Hauser: ''Nukleare Mottenkiste.'' In: [http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/ausland/nukleare-mottenkiste--54690253.html badische-zeitung.de, ''Nachrichten, Ausland'', 14. Januar 2012] (14. Januar 2012)</ref> soll unter Umständen in ein [[Gaskraftwerk]] umgebaut werden<!-- quelle? -->.<br />
<br />
Das KKW war ein Projekt von Präsident [[Ferdinand Marcos]]. Nach dessen Sturz im Februar 1986 stoppte seine Nachfolgerin [[Corazon Aquino]] den Bau des zu 98&nbsp;Prozent fertiggestellten Atomreaktors aus Sicherheitsgründen; die Philippinen gehören (wie Java) zum [[Pazifischer Feuerring|pazifischen Feuerring]], einer tektonisch sehr unruhigen Region mit vielen Erdbeben und Vulkanen. Die Region Bataan wird dominiert von den Vulkanen [[Mariveles (Berg)|Mariveles]], [[Natib]] und [[Pinatubo]]. Letzterer brach am 12. Juni 1991 nach 611 Jahren Inaktivität aus (dem vorausgegangen waren Erdbeben z.&nbsp;B. der Stärke 7,8). Weltweit war monatelang [[schwefelsäure]]haltiger [[Aerosol|Nebel]] in der Atmosphäre, und die Temperatur sank zeitweise um 0,5 Grad. Der Standort des Kernkraftwerks liegt im möglichen Einzugsbereich eines [[Pyroklastischer Strom|pyroklastischen Stroms]] des Natibs.<ref name="Böhm, Hauser BZ 14-1-012" /><br />
<br />
== Russland ==<br />
{{Hauptartikel|Liste der kerntechnischen Anlagen in Russland|Liste der Kernkraftwerke in Europa#Russland}}<br />
2008 deckte Kernenergie etwa 16 % des russischen Strombedarfs.<br />
<br />
[[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Wladimir Putin]] erläuterte am 15. April 2009 die zukünftigen Energie-Pläne seines Landes: Die Erzeugung von Atomstrom sollte ausgebaut, bis ins Jahr 2030 sollten in Russland 26 Reaktoren gebaut werden. Sie sollten von einer [[Joint Venture|Gemeinschaftsfirma]] (bestehend aus dem staatlichen Konzern [[Rosatom]] und dem deutschen Technologiekonzern [[Siemens]]) betrieben werden. Putin avisierte eine Staatshilfe von 1,13 Mrd. Euro für Rosatom. Siemens und Rosatom verfolgten dabei sehr ehrgeizige Ziele: Sie wollten rund ein Drittel des gesamten Weltmarkts für Atomkraftwerke erobern. Als erstes Projekt erwog man einen Meiler in der Umgebung von [[Kaliningrad]] (früher "Königsberg"); im Mai 2011 stieg Siemens aus dem Gemeinschaftsprojekt aus,<ref>[http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/grunsatzentscheidung-siemens-steigt-aus-der-atomtechnik-aus/4206100.html Handelsblatt:Siemens steigt aus der Atomtechnik aus] vom 22. Mai 2011, zugegriffen: 11. Februar 2013.</ref> Ende Mai 2013 suspendierte die russische Regierung das Projekt.<ref>[http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1080658 oekonews.at:Errichtung des russischen Atomkraftwerks Kaliningrad abgesagt] vom 28. Mai 2013, zugegriffen: 30. Mai 2013.</ref><br />
<br />
Laut Pressemitteilung der russischen Prüf- und Genehmigungsbehörde ''[[Glavgosexpertiza]]'' wurde Anfang 2018 die Genehmigung für [[Russisches schwimmendes Kernkraftwerk|das erste schwimmende Kernkraftwerk Russlands]] erteilt, die [[Kernkraftwerk Akademik Lomonossow|Akademik Lomonossow]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.russland.capital/erstes-schwimmendes-kernkraftwerks-in-russland-genehmigt |titel=Erstes schwimmendes Kernkraftwerks in Russland genehmigt – russland.CAPITAL |abruf=2018-06-09 |sprache=de-DE}}</ref> Ende April 2018 wurde die Akademik Lomonossow aus ihrem [[Dock (Schifffahrt)|Dock]] in [[Sankt Petersburg|St. Petersburg]] [[Schlepper (Schiffstyp)|geschleppt]]: das atomgetriebene Schiff soll über [[Ostsee|Ost-]] und [[Nordsee]] und den [[Nordatlantik]] nach [[Murmansk]] jenseits des [[Polarkreis]]es gebracht werden, dort liegen die größten Teile der russischen [[Nordflotte]], auch die meisten russischen [[Atom-U-Boot]]e. Die beiden schwimmende Kernreaktoren sollen dort mit nuklearen Brennelementen bestückt werden. Das Projekt wird wegen damit verbundener Risiken für die [[Ozean]]e von [[Umweltschutz|Umweltschützern]] wie [[Greenpeace]] heftig kritisiert.<ref>{{Literatur |Autor=Silke Bigalke |Titel=Russland schickt ein Atomkraftwerk aufs eisige Meer |Sammelwerk=sueddeutsche.de |Datum=2018 |ISSN=0174-4917 |Online=[http://www.sueddeutsche.de/wissen/energie-russland-schickt-ein-atomkraftwerk-aufs-eisige-meer-1.3983663 Online] |Abruf=2018-06-09}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Kurs auf Murmansk: Russlands schwimmendes AKW sticht in See |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2018-04-28 |Online=[http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/russlands-schwimmendes-kernkraftwerk-sticht-erstmals-in-see-a-1205342.html Online] |Abruf=2018-06-09}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Atomkraft: Russland lässt schwimmendes Atomkraftwerk vom Stapel |Sammelwerk=ZEIT ONLINE |Online=[https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-04/atomkraft-russland-schiff-meer-aussenposten-greenpeace Online] |Abruf=2018-06-09}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Silke Bigalke |Titel=Putins schwimmendes Atomkraftwerk |Sammelwerk=Tages-Anzeiger, Tages-Anzeiger |Datum=2018-05-29 |ISSN=1422-9994 |Online=[https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/technik/ein-akw-sticht-in-see/story/27265517 Online] |Abruf=2018-06-09}}</ref><br />
<br />
== Saudi-Arabien ==<br />
Saudi-Arabien kündigte 2013 an, bis 2030 16 Kernkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 22 GW am Netz haben zu wollen, die dann 20 % des elektrischen Energiebedarfs des Landes liefern sollen. Der erste Reaktor soll voraussichtlich 2023 in Betrieb gehen. Die Kosten des Projekts werden auf mehr als 100 Mrd. US-Dollar geschätzt.<ref>[http://www.arabnews.com/news/462415 16 nuclear reactors to be ready by 2030] Arab News vom 25. August 2013, zugegriffen: 3. September 2013.</ref><br />
<br />
== Schweiz ==<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in der Schweiz|Liste der Kernreaktoren in der Schweiz}}<br />
<br />
== Südafrika ==<br />
Das [[Kernkraftwerk Koeberg]] in [[Südafrika]] ist das einzige auf dem [[afrika]]nischen Kontinent. Baubeginn war 1976. Es handelt sich um zwei Reaktoren mit je 940&nbsp;MW Bruttoleistung, die seit 1984 bzw. 1985 elektrischen Strom liefern. Im Jahre 2010 wurden rund 13&nbsp;Milliarden&nbsp;kWh produziert, was etwa 5 % des Verbrauchs entspricht.<ref>[http://www.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=ZA Amtliche Angaben der IAEA.]</ref><br />
<br />
In dem Land gab es zudem eine [[Uran-Anreicherung]]sanlage in [[Pelindaba]], die aber nach China verkauft wurde. Bezüglich der Kernenergie verfolgte das Land lange Zeit eine Expansionspolitik. Die Planung eines [[EPR (Kernkraftwerk)|EPR]] wurde gestrichen, weil die Finanzierung durch den südafrikanischen Energiekonzern [[Eskom]] nicht gesichert war.<ref>[http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/redakt/umat-333.html ''Südafrika streicht Kernkraftwerkspläne''.] In: ''Schattenblick'', 8.&nbsp;Dezember 2008.</ref> Der geplante Bau eines [[Hochtemperaturreaktor]]s wurde Anfang 2010 aufgegeben, nachdem 1 Mrd. € investiert waren.<br />
<br />
Im September 2014 unterzeichneten die Regierungen Russlands und Südafrikas eine Absichtserklärung zum Bau von bis zu acht Reaktorblöcken mit einer Gesamtleistung von 9,6 GW bis 2030.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/energievertrag-russland-soll-atomkraftwerke-in-suedafrika-bauen-13167870.html ''Russland soll Atomkraftwerke in Südafrika bauen''.] In: ''FAZ'', 22. September 2014. Abgerufen am 23. September 2014.</ref> Im Juli 2018 wurde bekanntgegeben, dass diese Programm auf Eis gelegt wurde. Südafrikas Präsident [[Cyril Ramaphosa]] sei das Programm zu kostspielig, um angesichts knapper Kassen realisiert zu werden. In der Zukunft wolle er aber erneut mit Russland über einen etwaigen Ausbau von Kernkraftwerken in Südafrika verhandeln.<ref>[https://abcnews.go.com/International/wireStory/south-africa-tells-putin-afford-nuclear-plants-now-56870995 ''South Africa tells Putin it can't afford nuclear plants now'']. In: ''[[ABC News]]'', 27. Juli 2018. Abgerufen am 29. Juli 2018.</ref><ref>[https://www.nytimes.com/reuters/2018/07/27/world/americas/27reuters-safrica-brics-nuclear.html ''South Africa's Ramaphosa Says to Discuss Nuclear With Putin in Future'']. In: ''[[The New York Times]]'', 27. Juli 2018. Abgerufen am 29. Juli 2018.</ref><br />
<br />
== Südkorea ==<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Südkorea}}<br />
<br />
== Taiwan ==<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in Taiwan}}<br />
In Taiwan (der [[Republik China (Taiwan)|Republik China]]) wird die Kernenergie seit den 1970er Jahren zur Energieerzeugung genutzt. In den 1970er und 1980er Jahren wurden drei Kernkraftwerke in Betrieb genommen. Seit den 1990er Jahren gab es in Taiwan auch eine organisierte Anti-Atomkraftbewegung, die letztlich verhinderte, dass das schon weitgehend fertiggestellte vierte Kernkraftwerk in Betrieb genommen wurde. Die im Jahr 2016 mehrheitlich gewählte Regierung der [[Demokratische Fortschrittspartei (Taiwan)|Demokratischen Fortschrittspartei]] plant, alle Atomkraftwerke Taiwans bis 2025 abzuschalten.<ref>{{Internetquelle |autor=Robert Socha |url=https://www.ausgestrahlt.de/blog/2016/06/01/taiwan-atomausstieg-bis-2025/ |titel=Taiwan: Atomausstieg bis 2025 |hrsg=.ausgestrahlt e.V. |datum=2016-06-01 |abruf=2017-01-19}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www3.nhk.or.jp/nhkworld/en/news/20170112_02/ |titel=Taiwan passes bill to end nuclear power by 2025 |hrsg=NHK World |datum=2017-01-11 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170119191510/https://www3.nhk.or.jp/nhkworld/en/news/20170112_02/ |archiv-datum=2017-01-19 |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot |abruf=2017-01-19 |sprache=en |offline=ja}}</ref><br />
<br />
== Türkei ==<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie in der Türkei}}<br />
<br />
Für das erste türkische [[Kernkraftwerk Akkuyu]] wurde 2015 der Grundstein gelegt und im April 2018 von [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Wladimir Putin]] und [[Recep Tayyip Erdoğan|Recep Erdoğan]] der Baustart zelebriert. Der geschätzt 16,2 Mrd. Euro teure Bau wird von Rosatom geleitet. Der erste Reaktor soll 2023 ans Netz gehen, der vierte und letzte 2025.<ref>[http://orf.at/#/stories/2432780/ Putin in Ankara: Startschuss für erstes türkisches AKW] orf.at, 3. April 2018, abgerufen am 3. April 2018.</ref><br />
<br />
== Ukraine ==<br />
{{Hauptartikel|Liste der Kernreaktoren in der Ukraine}}<br />
<br />
In der [[Ukraine]] sind gegenwärtig (Stand Juni 2011) 15 Kernreaktoren mit einer Gesamtbruttoleistung von rund 14&nbsp;Gigawatt (GW) in Betrieb, vier wurden stillgelegt, zwei mit je 1000&nbsp;MW (= 1&nbsp;GW) befinden sich in Bau. Die elektrische Stromerzeugung aus den Nuklearanlagen belief sich im Jahre 2010 auf 83,8 Milliarden kWh.<ref>[http://www.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=UA Amtliche Liste der IAEA]</ref><br />
<br />
== USA ==<br />
{{Hauptartikel|Liste der Nuklearanlagen in den Vereinigten Staaten|Kernenergie in den Vereinigten Staaten}}<br />
Im August 2013 befanden sich in den [[Vereinigte Staaten|USA]] mit 100 Stück mehr Kernreaktoren in Betrieb als in jedem anderen Land, im Dezember 2020 waren es lediglich noch 94, was aber am Status vorerst nichts ändert, durch den Rückgang in den USA und Ausbau in China wird dieses jedoch in absehbarer Zeit den Spitzenplatz übernehmen. Bisher wurden 39 stillgelegt. Zurzeit sind 2 Reaktoren im Bau ([[Kernkraftwerk Vogtle|Vogtle-3 & 4]]). Der ursprüngliche Baubeginn von ''Watts Bar-2'' war 1972, der Bau wurde jedoch 1985 unterbrochen und 2007 wieder aufgenommen,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=US |titel=PRIS – Country Details – United States of America |hrsg=[[Internationale Atomenergie-Organisation|IAEA]] |datum=2013-09-14 |abruf=2013-09-15 |sprache=en}}</ref> am 3. Juni 2016, etwas mehr als 44 Jahre nach Baubeginn, wurde der Meiler mit dem Stromnetz synchronisiert. Die Lizenzen von 54 Reaktoren<ref>[http://www.atomenergie.ch/ebarticle.php?art_id=de-124453125797&id=de-116487550462 Nuklearforum Schweiz – USA: weitere 20 Betriebsjahre für Vogtle]{{Toter Link |date=2019-04 |url=http://www.atomenergie.ch/ebarticle.php?art_id=de-124453125797&id=de-116487550462 |archivebot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}}</ref> (Stand Juni 2009) wurden von der [[Nuclear Regulatory Commission]] auf 60&nbsp;Jahre Betriebszeit verlängert. Lizenzanträge für weitere 12 Reaktoren sind in Bearbeitung.<br />
<br />
Aufgrund der [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]] veranlasste Barack Obama am 17. März 2011 eine Sicherheitsprüfung aller US-Atomkraftwerke.<ref>{{Webarchiv |url=http://projects.washingtonpost.com/obama-speeches/speech/595/ |text=Washington Post, 17. März 2011: ''Obama delivers a statement on Japan – Speech Transcript'' |archive-is=20120714102445}}</ref> US-Energieminister [[Steven Chu]] hielt an bisherigen Plänen für neue Atomkraftwerke fest. Sicherheitsexperten rechnen jedoch mit Verzögerungen wegen vergleichbarer Sicherheitsrisiken wie in Fukushima.<ref>JulieAnn McKellogg: [http://www.voanews.com/english/news/usa/US-Nuclear-Renaissance-Further-Crippled-by-Japan-Crisis-118272249.html ''US Nuclear Renaissance Further Crippled by Japan Crisis''.] Voanews, 18. März 2011. Frank N. von Hippel: [http://www.nytimes.com/2011/03/24/opinion/24Von-Hippel.html?_r=1&pagewanted=all ''It Could Happen Here''.] In: ''[[New York Times]].'' 23. März 2011.</ref> Laut einer Umfrage im Auftrag von [[Columbia Broadcasting System|CBS News]] am 22. März 2011, lehnten 50 % (2008: 34 %) der 1022 befragten US-Bürger den Bau neuer Atomkraftwerke in den USA ab, 43 % (2008: 57 %) stimmten ihm zu.<ref>[http://www.cbsnews.com/8301-503544_162-20046020-503544.html?tag=latest CBS News, 22. März 2011: ''Poll: Support for new nuclear plants drops'']</ref> Im Februar 2012 wurde erstmals seit 1979 der Bau von zwei neuen Kernreaktoren für das [[Kernkraftwerk Vogtle]] genehmigt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.tagesschau.de/ausland/atomkraftwerkusa102.html |wayback=20120213041259 |text=Tagesschau}}</ref> Die Reaktoren sollten 2016/2017 ans Stromnetz angeschlossen werden. Aufgrund Schwierigkeiten mit den Neubauprojekten Vogtle und [[Kernkraftwerk Virgil C. Summer|Virgil C. Summer]] beantragte [[Westinghouse Electric Company|Westinghouse]] Ende März 2017 Gläubigerschutz nach [[Chapter 11]], in der Folge wurde der Bau von Virgil C. Summer 3&4 abgebrochen.<br />
<br />
Im Jahr 2013 kündigten Betreiber an, 5 Kraftwerksblöcke aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig stillzulegen, hierbei handelt es sich um die Kraftwerke [[Kernkraftwerk Crystal River|Crystal River]], [[Kernkraftwerk Kewaunee|Kewaunee]], [[Kernkraftwerk San Onofre|San Onofre 2 und 3]] und [[Kernkraftwerk Vermont Yankee|Vermont Yankee]] mit einer Nennleistung von zusammen rund 4400&nbsp;MW. Hintergrund sind niedrige Strompreise, die einem wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen im Wege stünden, bis Dezember 2014 war mit Vermont Yankee auch der letzte dieser 5 Reaktoren vom Netz gegangen. Bei 3 der 5 Blöcke hätten zudem technische Probleme Instandsetzungsarbeiten erfordert.<ref>[https://www.theguardian.com/environment/2013/jun/07/san-onofre-nuclear-reactors-shut-down ''Activists hail San Onofre nuclear power plant reactor shutdown'']. In: ''[[The Guardian]].'' 7. Juni 2013. (Abgerufen am 14. September 2013)</ref><br />
<br />
Im August 2015 zog Ameren Corporation ihren Antrag auf eine Baubewilligung für einen Reaktor in Missouri ([[Kernkraftwerk Callaway|Callaway]]-2) zurück.<ref>[http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/usa-rueckzug-des-callaway-2-col-antrages nuklearforum.ch]</ref><br />
<br />
Laut Presseberichten vom Mai 2018 hat die amerikanische [[Weltraumorganisation|Raumfahrtbehörde]] [[NASA]] ein wie ein übliches KKW funktionierendes Mini-Kernkraftwerk entwickelt, das z.&nbsp;B. künftige Mars- und [[Mondkolonisation|Mondbasen]] mit Strom versorgen soll.<ref>{{Literatur |Autor=Patrick Illinger |Titel=Nasa testet Atomkraftwerk fürs All |Sammelwerk=sueddeutsche.de |Datum=2018 |ISSN=0174-4917 |Online=[http://www.sueddeutsche.de/wissen/raumfahrt-nasa-testet-atomkraftwerk-fuers-all-1.3967189 Online] |Abruf=2018-06-09}}</ref><br />
<br />
== Vereinigte Arabische Emirate ==<br />
Im Dezember 2009 wurde ein Konsortium, geführt vom [[südkorea]]nischen Stromversorger [[Korea Electric Power Corporation|KEPCO]] mit der Errichtung des [[Kernkraftwerk Barakah|Kernkraftwerks Barakah]], bestehend aus 4 Blöcken mit einer Leistung von jeweils 1400&nbsp;MW in den [[Vereinigte Arabische Emirate|Vereinigten Arabischen Emiraten]] beauftragt. Im Juli 2012 wurde mit dem Bau des ersten Blocks vom Typ [[APR-1400]] begonnen, er ging August 2020 ans Netz.<br />
<br />
== Vereinigtes Königreich ==<br />
{{Hauptartikel|Kernenergie im Vereinigten Königreich|Liste der Kernreaktoren im Vereinigten Königreich}}<br />
<br />
== Volksrepublik China ==<br />
{{Siehe auch|Liste der Kernreaktoren in der Volksrepublik China|State Grid Corporation of China}}<br />
In China gibt es mit der [[China General Nuclear Power Group]] (CGN) und [[China National Nuclear Corporation]] (CNNC) zwei große Kernkraftbetreiber. 2016 erzeugte CNNC insgesamt 87,07 TWh Atomstrom.<ref>[http://www.sxcoal.com/news/4551283/info/en China National Nuclear Power 2016 power generation up 17pct], sxcoal.com, {{FormatDate|2017-01-13}}</ref><br />
<br />
Die [[Volksrepublik China]] hat aufgrund ihres enormen Wirtschaftswachstums einen steigenden Energiebedarf. Der größte Teil der Energie soll durch Kohle und erneuerbare Energien gedeckt werden. Allerdings sind zurzeit auch rund 20 Kernreaktoren im Bau, die meisten [[Druckwasserreaktor]]en aus Eigenbau, einer Abwandlung der [[Westinghouse Electric Company|Westinghouse]]-Reaktoren.<ref name="World Nuclear" /> Weiterhin sind vier AP1000 im Bau.<br />
<br />
Bis Ende 2016{{Zukunft|2016}} sollte ein schwimmendes KKW entwickelt sein. Die 100-MW-Einheit wird von einem ACP100S-Reaktor mit Energie versorgt. Das Kernkraftwerk kann beispielsweise zur Energieversorgung entlegener Küstenregionen eingesetzt werden.<ref name="Nuklearforum.ch">[[Nuklearforum.ch]], 11. Juni 2015, M.B. nach NucNet: [http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/china-schwimmendes-kkw-bis-2019-betrieb ''Schwimmendes KKW bis 2019 in Betrieb''] (Aufgerufen: 25. Mai 2016)</ref><br />
<br />
Nach der Katastrophe von Fukushima rückte die Sicherheit chinesischer Kernkraftwerke in den Fokus; die Regierung verhängte ein Moratorium über den Bau weiterer AKW und ordnete eine Sicherheitsüberprüfung der bestehenden 41 Kraftwerke an. Eine Untersuchung des chinesischen Umweltministeriums hat gezeigt, dass bis 2015 etwa 80&nbsp;Milliarden Yuan (9,7&nbsp;Milliarden Euro) in den Aus- und Umbau der AKW investiert werden müss(t)en. Die Vielzahl verschiedener Bautypen sei ein Hindernis dabei.<ref>[http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-10/china-akw-sicherheit ''China muss Milliarden in AKW-Sicherheit investieren''.] In: ''[[Die Zeit|zeit.de]]''</ref><br />
<br />
Das Land plante bis 2020 Kernkraftwerke mit einer installierten Leistung von 58 GW zu bauen. Aufgrund von Problemen mit den komplexen Reaktortypen EPR und [[AP1000]], wurde mit 46,518 GW Nettoleistung im Dezember 2020 dieses Ziel deutlich verfehlt. Stattdessen setzt China auf die 1000-MW-Reaktortypen ''ACP1000'' und ''ACPR1000'' auf Basis des französischen 900 MW-Designs ''M310''.<ref>{{Literatur |Autor=Steve Thomas |Titel=China's Nuclear Power Plans Melting Down |Sammelwerk=[[The Diplomat]] |Datum=2016-10-29 |Online=[http://thediplomat.com/2016/10/chinas-nuclear-power-plans-melting-down/ Online]}}</ref> Beide Typen wurden 2015 zum Reaktordesign ''[[Hualong One]]'' fusioniert.<ref>[http://www.world-nuclear.org/information-library/nuclear-fuel-cycle/nuclear-power-reactors/advanced-nuclear-power-reactors.aspx Advanced Nuclear Power Reactors], World Nuclear, aktualisiert im Dezember 2016</ref><br />
Insgesamt sind 135 Reaktoren geplant oder vorgeschlagen<ref name="World Nuclear"/>, darunter auch [[Hochtemperaturreaktor]]en (HTR) aus eigener Entwicklung.<br />
<br />
== Weißrussland ==<br />
<br />
Weißrussland baut das [[Weißrussisches Kernkraftwerk|Weißrussische Kernkraftwerk]] mit zwei [[AES-2006|Blöcken von jeweils 1.200&nbsp;MW]] an der Grenze zu Litauen. Mit dem KKW-Bau sollte 2009 begonnen werden, der Vertrag wurde jedoch erst am 18. Juli 2012 unterschrieben. Am 3. Oktober 2014 hat die russische Regierung dafür Weißrussland einen Kredit in der Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro gewährt.<br />
<br />
Der russische Kernkraftwerkbauer [[Atomstroyexport]] errichtet zwei Reaktoren mit einer Leistung von etwa 1.100 Megawatt Nettoleistung. Block&nbsp;1 soll im Jahr 2019{{Zukunft|2019}} ans Netz gehen und im Jahr 2020 darauf der zweite Reaktor.<ref name="WNA">{{Internetquelle |url=http://www.world-nuclear.org/information-library/country-profiles/countries-a-f/belarus.aspx |titel=Nuclear Power in Belarus |hrsg=[[World Nuclear Association]] (WNA) |datum=2017-10 |abruf=2018-04-22 |sprache=en}}</ref> Die [[Rolls-Royce Power Systems|Rolls-Royce]]-Tochter [[MTU Friedrichshafen|MTU]] liefert für das Kraftwerk zehn Notstromaggregate.<ref name="MTU Pressemitteilung vom 20. November 2014">{{Webarchiv |url=http://www.mtu-online.com/mtu/presse/presse-mitteilungen/news/rolls_royce_subsidiary_mtu_supplies_ten_emergency_diesel_gensets_to_nuclear_power_plant_in_belarus/cHash/34316d3e1ace0964ba4d9fce8f03ef03/index.de.html |wayback=20141204174011 |text=mtu-online.com |archiv-bot=2019-04-22 20:29:36 InternetArchiveBot}}</ref> Die Anlage könnte den kompletten Strombedarf des Landes decken. Es existieren Pläne für einen dritten Reaktor, durch den Weißrussland dann auch erstmals Strom ins Ausland exportieren könnte. Der Staatspräsident [[Aljaksandr Lukaschenka]] erklärte er wolle ein weiteres Kernkraftwerk im Osten des Landes bauen lassen.<ref>[http://www.atomstrom-info.de/news-atomstrom/russland-plant-weiteres-atomkraftwerk-im-ausland/ ''Russland plant weiteres Atomkraftwerk im Ausland.''] auf: ''atomstrom-info.de'' 29. Mai 2009.</ref><br />
<!--- wie geht das Land mit seinem Atommüll um? ---><br />
<br />
== Weitere Länder ==<br />
* [[Ghana]] deckt zurzeit 65&nbsp;Prozent des Elektrizitätsbedarfs mittels Wasserkraft. Nach einer Dürre kam es in den Jahren 2006/2007 zu einem schwerwiegenden Elektrizitäts-Versorgungsengpass. Vor dem Hintergrund hoher [[Ölpreis]]e, Verzögerungen beim Gas-Pipelinebau zur Nutzung nigerianischen Erdgases und Zweifeln an der Zuverlässigkeit [[Nigeria]]s als Gaslieferant wurde im Jahr 2007 vom ghanaischen Kabinett der Bau eines 400&nbsp;MW-Reaktors bis zum Jahr 2018 beschlossen.<ref name="ghana">{{Internetquelle |autor=[[Internationale Atomenergie-Organisation|IAEA]] |url=http://www.iaea.org/NuclearPower/Downloads/2008_Nov_17-20_TechAss_WS/P1.Ghana.pdf |titel=Assessment of nuclear power technology in Ghana |datum=2008-11-20 |seiten=5–10,13 |abruf=2009-07-17 |format=PDF; 174&nbsp;kB |sprache=en}}</ref><br />
* [[Israel]] darf kein Kernkraftwerk betreiben, weil es eine Überwachung seiner Nuklearanlagen durch die IAEA nicht zulassen will. Von 2007 bis 2011 plante es den Bau eines 2000-Megawatt-Kernkraftwerks in der Wüste [[Negev]].<ref name="hb">[http://www.handelsblatt.com/politik/international/israel-steht-mit-seinen-atomplaenen-nicht-allein;1305334 Israel steht mit seinen Atomplänen nicht allein – Artikel vom 7. August 2007]</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.reuters.com/article/2011/03/17/us-japan-nuclear-israel-idUSTRE72G9H220110317 |text=Israel’s Netanyahu says rethinking nuclear power (17. März 2011) |webciteID=5xtI2ZNNt}}</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
{{portal|Kernenergie}}<br />
* [[Liste der Kernkraftwerke]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://pris.iaea.org/public/ Power Reactor Information System (PRIS)] der Internationalen Atomenergieorganisation<br />
* [http://www.bund-gegen-atomkraft.de/europa/europa_20/europa_22.htm Übersicht über Atomenergienutzung und Ausstiegsdebatten der europäischen Länder, vom BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland]<br />
* [http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/europe/4713398.stm Überblick über Kernenergie in Europa mit Grafik (Seite der BBC)] (englisch)<br />
* [http://www.world-nuclear.org/info/reactors.html Gesamtverzeichnis der Atomkraftwerke von der World Nuclear Association]<br />
* [https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=zk-n2XPhK2pg.kKgS-PylpP2w Quellen radioaktiver Strahlung, weltweit – Google Maps]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Kernenergie nach Landern}}<br />
[[Kategorie:Atomenergiepolitik]]<br />
[[Kategorie:Kernenergie| Kernenergie nach Landern]]<br />
[[Kategorie:Liste (Staaten)|Kernenergie]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Brucellose&diff=210804122Brucellose2021-04-11T01:15:22Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox ICD<br />
| 01-CODE = A23<br />
| 01-BEZEICHNUNG = Brucellose<br />
}}<br />
<br />
Die '''Brucellose''' ist eine [[Infektionskrankheit]], die durch die [[Gram-Färbung|gramnegativen]], [[aeroben]] [[Stäbchenbakterien]] der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] [[Brucellen|''Brucella'']] (genannt auch ''Bang-Bakterien'') verursacht wird. Die unter anderem durch ein wellenförmig verlaufendes (undulierendes) Fieber (''Febris undulans'', wellenförmige Fieberschübe) gekennzeichnete Brucellose tritt sowohl bei Tieren als auch bei Menschen auf.<br />
<br />
Je nach verursachender Brucellenspezies werden bzw. wurden Brucellosen bezeichnet als<br />
* '''Mittelmeerfieber''', '''Maltafieber''', '''Krimfieber''', '''Zypern-Fieber''', '''Gibraltarfieber''', '''Ziegenfieber''', '''Italienisches Fieber''', '''Neapolitanisches Fieber''' oder '''Febris undulans melitensis'''<ref>Wissensdatenbank auf [https://www.medvergleich.de/krankheiten/brucellose.html www.medvergleich.de]</ref>, verursacht durch ''[[Brucella melitensis]]'' <br />(hauptsächlich bei Ziegen, Kamelen und Schafen auftretend)<br />
* '''Morbus Bang''', '''Bang-Krankheit''', '''Bangsche Krankheit''' oder auch '''Abortus Bang'''<ref>Weitere Bezeichnungen: ''Febris undulans abortus Bang'' und ''Brucellosis Bang''.</ref> (nach [[Bernhard Laurits Frederik Bang]]), verursacht durch ''[[Brucella abortus]]'' <br />(hauptsächlich bei Rindern auftretend)<ref>Fertilitätsstörungen beim weiblichen Rind, Georg-Thieme-Verlag, S. 269, [https://books.google.de/books?id=Nf8_e3A7hSMC&pg=PA269&dq=Brucella+abortus&hl=de&sa=X&ei=c4ugT9OgBInm4QSWy5SCAw#v=onepage&q=Brucella%20abortus&f=false Online]</ref><br />
* '''Schweinebrucellose''', verursacht durch ''[[Brucella suis]]'', und '''Hundebrucellose''', verursacht durch ''[[Brucella canis]]'' <br />(beim Menschen nur in Einzelfällen auftretend)<ref>Kurzlehrbuch medizinische Mikrobiologie und Immunologie, S. 60 [https://books.google.de/books?id=UnMYIphAL9wC&pg=PA60&dq=%22Brucella+suis%22&hl=de&sa=X&ei=DYygT-acKYmL4gSIx6WFAw#v=onepage&q=%22Brucella%20suis%22&f=false Online]</ref><ref name="Springer">Peter Reuter: ''Springer Lexikon Medizin.'' Springer, Berlin u.&nbsp;a. 2004, ISBN 3-540-20412-1, S. 307.</ref><br />
<br />
== Brucellen ==<br />
{{Hauptartikel|Brucellen}}<br />
<br />
Die Erreger der Brucellose sind Bakterien der Gattung ''Brucella''. Brucellen sind [[Gram-Färbung|gramnegative]], sehr kleine, [[kokkoid]]e, [[pleomorph]]e [[Aerobier]].<br />
<br />
'''Klassifikation'''<br />
[[Datei:Brucella granuloma.jpg|mini|Brucella-Granulom in der Leber eines Meerschweinchens]]<br />
<br />
Von allen Arten der Brucellen sind vier von humanpathogener Bedeutung, die weltweit vorkommen:<br />
* ''[[Brucella abortus]]'' verursacht die [[Rinderbrucellose]], auch Morbus Bang genannt<br />
* ''Brucella canis'' verursacht die [[Hundebrucellose]]<br />
* ''[[Brucella melitensis]]'' verursacht die [[Schaf- und Ziegenbrucellose]] und beim Menschen das Maltafieber (auch Mittelmeerfieber)<br />
* ''Brucella suis'' verursacht die [[Schweinebrucellose]], Rentierbrucellose (biovar 4) und die [[Hasenbrucellose]]<br />
<br />
Nicht humanpathogene Arten:<br />
* ''Brucella ovis'' verursacht [[Brucella-ovis-Infektion|Nebenhodenentzündungen bei Schafböcken]]<br />
<br />
Arten unbekannter Pathogenität:<br />
* ''Brucella ceti'' wurde bei [[Wale]]n nachgewiesen<br />
* ''Brucella neotomae'' wurde bei einer [[Ratten]]art im Westen der [[USA]] nachgewiesen<br />
* ''Brucella microti'' wurde bei einer Mäuseart ([[Microtus arvalis]]) nachgewiesen<br />
* ''Brucella pinnipedialis'' wurde bei [[Robben]] nachgewiesen<br />
* ''Brucella inopinata'' wurde nie in Tieren und bisher nur bei einem Menschen nachgewiesen<br />
* ''Brucella papionis'' wurde bei [[Paviane]]n nachgewiesen<br />
* ''Brucella vulpis'' wurde bei einem [[Rotfuchs]] (''[[Rotfuchs|Vulpes vulpes]]'') nachgewiesen<br />
<br />
== Übertragung und Pathogenese ==<br />
Die Brucellose gehört zu den [[Anthropozoonose]]n. Überträger auf den Menschen sind infizierte Tiere, die mit dem Menschen in nahen Kontakt kommen (Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine, Pferde und selten auch Hunde). Im Nahen Osten im Bereich zwischen Iran, Somalia und Tunesien weisen 2–15 % aller Kamele Antikörper gegen Brucellose auf (''Brucella melitensis'', meist Serovar 2 und 3), was auf eine durchgemachte oder noch aktuelle Infektion hinweist. Unpasteurisierte Kamelmilch ist wiederholt als Übertragungsmechanismus beschrieben worden.<ref name="drapkin">Mark S. Drapkin, Ravi S. Kamath, Ji Y. Kim: ''Case 26-2012: A 70-Year-Old Woman with Fever and Back Pain'' New England Journal of Medicine 2012; Band 367, Ausgabe 8 vom 23. August 2012, S. 754–762</ref><br />
<br />
''Brucella'' ist in un[[Pasteurisierung|pasteurisierter]] Milch und daraus hergestelltem Käse über mehrere Wochen überlebensfähig, aus dieser Überlebensfähigkeit ergibt sich der Hauptinfektionsweg. Für Landwirte und [[Tierarzt|Tierärzte]] können infizierte Tiere (Kot, Urin) Ansteckungsquelle sein. Bei Erkennung einer Infektion besteht umgehend [[Anzeigepflicht]] nach dem [[Infektionsschutzgesetz|IfSG]].<br />
<br />
Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist sehr selten, kann aber beim [[Stillen]] erfolgen. Nur in Einzelfällen erfolgte die Übertragung durch Geschlechtsverkehr oder Bluttransfusionen.<br />
<br />
Beim Eintritt des Erregers über die Schleimhäute (z. B. oberer [[Verdauungstrakt]] oder [[Respirationstrakt]]) kommt es zu einer uncharakterisierten und unspezifischen Entzündungsreaktion. Nach der [[Phagozytose]] des Erregers durch [[Granulozyt]]en, in denen sie überleben können, werden sie durch die Granulozyten in die lokalen [[Lymphknoten]] transportiert. Von dort kann sich ''Brucella'' über das Blut (''[[hämatogen]]'') weiterverbreiten und im Organismus streuen. In befallenem Gewebe versucht der infizierte Organismus durch die Bildung von typischen, nichtverkäsenden [[Granulom]]en die Erreger zu isolieren und die weitere Infektion zu begrenzen.<br />
<br />
== Klinischer Verlauf, Diagnostik und Symptome ==<br />
Bis zu 90 % der Infektionen verlaufen [[subklinisch]] und mit nur wenig gestörtem Allgemeinbefinden. Die Infektion lässt sich durch eine direkte Erreger-Anzucht z.&nbsp;B. in der [[Blutkultur]] nachweisen, auch Brucella-spezifische [[Antikörper]] können ein Hinweis auf eine akute Infektion sein (jedoch auch eine vormals durchgemachte Infektion anzeigen). Der direkte Erregernachweis auf Kulturplatten wird aber oft erst spät positiv, so dass oftmals eine Bebrütung von mehr als den üblichen fünf Tagen notwendig ist. Je nach Lokalisation des Infektionsprozesses werden dazu Blut, [[Liquor cerebrospinalis|Liquor]], [[Knochenmark]], [[Urin]] oder Gewebeproben entnommen. Meist müssen wiederholt Kulturen angelegt werden.<br />
<br />
Die Inkubationszeit beträgt zwischen zwei und drei Wochen bei akuten Verläufen, bis mehrere Monate bei latenten Erkrankungen.<br />
<br />
Das Hauptsymptom ist Fieber, oft mit [[Nachtschweiß]], [[Schüttelfrost]] und Übelkeit.<ref name="Springer" /> Das Fieber hält bei akuten Verläufen eine bis drei Wochen an, ist aber von fieberfreien Intervallen unterbrochen. Dies hat zur Bezeichnung ''Febris undulans'' („wellenförmiges Fieber“) geführt. Bei chronischen Erkrankungen kann das Fieber auch über Monate anhalten. Bei einem Drittel aller Patienten finden sich eine [[Hepatomegalie|Leber-]] und [[Splenomegalie|Milzschwellung]].<br />
<br />
Als fokale Organmanifestationen finden sich am häufigsten [[Osteomyelitis|Knochen-]] und [[Arthritis|Gelenkinfektionen]]. Bei Kindern ist das [[Iliosakralgelenk]] am häufigsten betroffen, bei Erwachsenen finden sich eher bakterielle Entzündungen der Bandscheiben ([[Spondylodiszitis]]), wobei in 60 % die [[Lendenwirbelsäule]] betroffen ist und meist die Wirbel LWK 4 und LWK 5 beteiligt sind. Im [[Röntgenbild]] zeigen sich Veränderungen oft erst nach zwei bis acht Wochen, wobei es vor allem zu Erosionen der Deck- und Grundplatte der benachbarten [[Wirbelkörper]] im vorderen Bereich kommt. Die Infektion ist meist langsam fortschreitend mit lokalen akuten Schmerzen, in 43 % finden sich neurologische Auffälligkeiten und in 7 % kommt es zu Wirbeldeformierungen. Durch den langsamen Verlauf bilden sich um den Infektionsherd herum Verknöcherungen (periläsionale [[Osteophyt|Spondylophyten]]).<ref name="drapkin" /><br />
<br />
Weitere Organmanifestationen sind in 10 % urogenitale Entzündungen, z. B. eine [[Orchitis|Hodenentzündung]]. In weniger als 2 % entsteht eine [[Endokarditis|Herzklappenentzündung]]. Sehr selten sind eine [[Meningitis|Hirnhautentzündung]] oder eine [[Pneumonie|Lungenentzündung]]. Die lokalen [[Entzündung]]en sind in der Regel granulomatös und können denen bei einer [[Tuberkulose]] ähneln.<br />
<br />
Viele akute Krankheitsverläufe heilen spontan ab, lediglich 5 % der Patienten erleiden einen [[Rezidiv|Rückfall]]. Diese Rückfälle können bis zu zwei Jahre nach der Ersterkrankung auftreten. Daneben gibt es aber auch langwierige chronische Entzündungen mit oft unspezifischen Symptomen, auch psychischen Veränderungen wie Affektlabilität, Depression oder Schlaflosigkeit.<br />
<br />
== Therapie ==<br />
[[Goldstandard (Verfahren)|Goldstandard]] bildet die antibiotische Therapie mit [[Doxycyclin]] für 6 Wochen und [[Streptomycin]] für 2–3 Wochen, und bei chronischen Verläufen für bis zu sechs Monate. Eine Alternative ist die Kombination von Doxycyclin mit [[Rifampicin]]. Bei Schwangeren und Kindern kann eine Behandlung mit [[Cotrimoxazol]] und Rifampicin durchgeführt werden. Jedoch ist auch nach durchgeführter antibiotischer Therapie noch ein [[Rezidiv]] oder eine Organmanifestation möglich. Gemäß Abele-Horn besteht die Erstlinientherapie aus Gabe von Doxycyclin und Rifampicin (alternativ Streptomycin oder Gentamicin), die Zweitlinientherapie aus Cotrimoxacol und Doxycyclin (alternativ Rifampicin oder Streptomycin), die Therapie schwerer Infektion aus der Gabe von Doxycyclin, Rifampicin und Streptomycin (alternativ Gentamicin oder Cotrimoxacol) und eine Langzeittherapie könne mit Doxycyclin und Ciprofloxacin erfolgen.<ref>Marianne Abele-Horn (2009), S. 187 f.</ref><br />
<br />
== Impfung ==<br />
<br />
Es gibt zwei Lebendimpfstoffe für die Verwendung in der [[Veterinär]]medizin – da Deutschland aber als brucellosefrei gilt (allerdings im Jahr 2016 36 Fälle bei Menschen, 2017 41 Erkrankungen, 2018 37 Fälle, 2019 35 Erkrankungen und 2020 19 Infektionen), werden sie dort nicht angewendet.<br />
<br />
== Meldepflicht ==<br />
In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis von ''Brucella sp.'' [[meldepflichtige Krankheit#Deutschland|namentlich meldepflichtig]] nach {{§|7|ifsg|juris}} des [[Infektionsschutzgesetz]]es (IfSG), soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist. Die Meldepflicht besteht in erster Linie für Labore ({{§|8|ifsg|juris}} IfSG). Nach dem Recht Sachsens besteht zudem eine namentliche Meldepflicht bezüglich Erkrankung und Tod an Brucellose.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.revosax.sachsen.de/vorschrift_gesamt/1307/31906.html |titel=Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz über die Erweiterung der Meldepflicht für übertragbare Krankheiten und Krankheitserreger nach dem Infektionsschutzgesetz |abruf=2020-03-08 |autor=Staatsministerin für Soziales |werk=revosax.sachsen.de |titelerg=Vollzitat: Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz über die Erweiterung der Meldepflicht für übertragbare Krankheiten und Krankheitserreger nach dem Infektionsschutzgesetz vom 3. Juni 2002 (SächsGVBl. S. 187), die zuletzt durch die Verordnung vom 9. November 2012 (SächsGVBl. S. 698) geändert worden ist |kommentar=Fassung gültig ab: 16. Dezember 2012}}</ref> Diese zweite Meldepflicht verhält sich wie eine Pflicht nach §&nbsp;6 IfSG, wendet sich also an Ärzte.<br />
<br />
In Österreich ist die ''Bang`sch[e] Krankheit'' eine [[meldepflichtige Krankheit#Österreich|anzeigepflichtige Krankheit]] gemäß {{§|1|EPIDEMIEGESETZ|RIS-B|DokNr=NOR40185444}} Abs.&nbsp;1 ''Epidemiegesetz 1950''. Die Anzeigepflicht bezieht sich auf Erkrankungs- und Todesfälle. Zur Anzeige verpflichtet sind unter anderen Ärzte und Labore ({{§|3|EPIDEMIEGESETZ|RIS-B|DokNr=NOR40185446}} Epidemiegesetz).<br />
<br />
In der Schweiz besteht [[Meldepflichtige Krankheit#Schweiz|Meldepflicht]] für ''Brucellose'' in Bezug auf einen positiven laboranalytischer Befund durch den behandelnden Arzt. Zudem bei positiven Laborbefund für die Erreger ''Brucella spp.'' durch das untersuchende Labor. Dies ergibt sich aus dem ''Epidemiengesetz'' (EpG) in Verbindung mit der ''Epidemienverordnung'' und {{§§|URL|2=https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20151622/index.html#app1ahref0|3=Anhang 1}} bzw. {{§§|URL|2=https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20151622/index.html#app3ahref0|3=Anhang 3}} der ''Verordnung des [[Eidgenössisches Departement des Innern|EDI]] über die Meldung von Beobachtungen übertragbarer Krankheiten des Menschen''.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Deutsches Reichsgesetzblatt 42T1 132 0746.jpg|mini|Viehseuchenpolizeiliche Anordnung über die Bekämpfung des seuchenhaften Verkalbens (Banginfektion des Rindes) vom 29. Dezember 1942 (Deutsches Reich)]]<br />
Das Mittelmeerfieber (lateinisch ''febris melitensis'', genannt auch Maltafieber und Wellenfieber, lateinisch ''febris undulans'') war möglicherweise schon zur Zeit von [[Hippokrates von Kos|Hippokrates]] bekannt.<ref>[[Georg Sticker]]: ''Hippokrates: Der Volkskrankheiten erstes und drittes Buch (um das Jahr 434–430 v. Chr.). Aus dem Griechischen übersetzt, eingeleitet und erläutert.'' Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1923 (= ''Klassiker der Medizin.'' Band 29); unveränderter Nachdruck: Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1968, S. 107 f.</ref><br />
Aus der Milz eines an undulierendem Fieber verstorbenen Soldaten konnte der englische Militärarzt [[David Bruce (Mediziner)|David Bruce]] den Erreger des Maltafiebers ''Brucella melitensis'' 1887 isolieren. Das Bakterium wurde nach ihm als Entdecker benannt. Beim Menschen wurde die Bangsche Krankheit, deren Erreger der dänische Tierarzt Bang 1896 entdeckt hatte, und ihr ätiologischer Zusammenhang mit dem „seuchenhaften Verkalben“ der Rinder erstmals 1925 festgestellt.<ref>Karl Wurm, A. M. Walter: ''Infektionskrankheiten.'' In: [[Ludwig Heilmeyer]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 9–223, hier: S. 146–148 (''Bangsche Krankheit'').</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Marianne Abele-Horn: ''Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten.'' Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 187 f.<br />
* [[Hans Kress von Kressenstein|Hans von Kress]] (Hrsg.): ''[[Friedrich von Müller (Mediziner)|Müller]]–[[Otto Seifert (Mediziner)|Seifert]]. Taschenbuch der medizinisch-klinischen Diagnostik.'' 69. Auflage. Verlag von J. F. Bergmann, München 1966, S. 1062.<br />
* Karl Wurm, A. M. Walter: ''Infektionskrankheiten.'' In: [[Ludwig Heilmeyer]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 9–223, hier: S. 146–148 (''Brucellosen'').<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Familiäres Mittelmeerfieber]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{RobKochInst|https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/B/Brucellose/Brucellose.html}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Gesundheitshinweis}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4146716-4}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bakterielle Infektionskrankheit des Menschen]]<br />
[[Kategorie:Meldepflichtige Krankheit]]<br />
[[Kategorie:Biologische Waffe]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fokker_E.I-IV&diff=210804121Fokker E.I-IV2021-04-11T01:15:20Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Flugzeug<br />
|Name = Fokker E.I-IV<br />
|Bild = [[Datei:Fokker E.III.jpg|300px|]]<br />''Nachbau einer Fokker E.III in [[Militärhistorisches Museum Flugplatz Berlin-Gatow|Gatow]]''<br />
|Typ = Jagdflugzeug<br />
|Entwicklungsland = {{DEU-1871}}<br />
|Hersteller = Fokker Aeroplanbau GmbH<br />
|Erstflug = 1915<br />
|Indienststellung = 1915<br />
|Produktionszeitraum = 1915–16<br />
|Stückzahl = 457<br />
}}<br />
<br />
Die '''Fokker Eindecker''' waren verspannte [[Eindecker|Kampfeindecker]] mit Verwindungssteuerung, die im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] von [[Anton Herman Gerard Fokker|Anthony Fokker]] zunächst für die [[Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)|deutsche Fliegertruppe]] entwickelt und produziert wurden, später aber auch bei den [[Österreichische Marine#k.u.k. Seeflieger|k.u.k.-Seefliegern]], der bulgarischen und der [[Fliegertruppe (Osmanisches Reich)|osmanischen Fliegertruppe]] verwendet wurden. Die Flugzeuge wurden über mehrere Typen weiterentwickelt und unter den Bezeichnungen Fokker E.I bis E.IV hauptsächlich bis Mitte 1916 eingesetzt.<br />
<br />
== Fokker A.I bis III ==<br />
Der zweisitzige Eindecker '''''Fokker A.I'''''<ref>das A stand gemäß der Klassifikation der Idflieg (Inspektion der Fliegertruppen) für unbewaffnete Eindecker</ref> entsprach dem 1914 gebauten Fokker-M.8-Eindecker,<ref>Die Abkürzung „M“ stand für „Militär“</ref> den Fokker auf eigenes Risiko hin in einer kleinen Serie hergestellt hatte. Diese Maschine basierte auf der [[Morane-Saulnier H]], die [[Anton Herman Gerard Fokker|Anthony Fokker]] ebenso wie sein Konkurrent, der Luftfahrtpionier [[Bruno Hanuschke]], bei einer Ausstellung skizziert und seinen Ingenieur Martin Kreutzer hatte nachbauen lassen.<ref name="daedalus_2008" /> Später kaufte Fokker eine beschädigte Morane, um sie zu kopieren. Es entstand ein einmotoriger Mitteldecker mit Quersteuerung durch [[Flügelverwindung]], den Fokker im Sommer 1914 selbst bei öffentlichen Flugvorführungen verwendete. Im Gegensatz zur Morane-Saulnier wurde der Rumpf bei Fokker aus bespanntem Stahlrohr gefertigt, und auch Fahrwerk und Motoreinbau waren modifiziert worden. Der Motor wurde durch einen Schwerkrafttank versorgt, der vom Piloten über eine Handpumpe während des Fluges etwa alle sieben bis acht Minuten vom hinter dem Cockpit angebrachten Haupttank befüllt werden musste. Durch die Verwindungssteuerung und die voll beweglichen Seiten- und Höhenruder reagierte das Flugzeug sehr sensibel auf Steuerbewegungen; ein Vorteil für den geübten Flugzeugführer, aber auch ein Risiko in der Hand unerfahrener Piloten.<br />
<br />
Nach Kriegsbeginn erhielt Fokker eine Bestellung für seine Eindecker, die nun als ''Fokker A.II'' klassifiziert wurden und die Werksbezeichnung M.5L trugen; das „L“ stand für „lang“ in Bezug auf die Spannweite. Fokker belieferte damit auch die [[k.u.k. Luftfahrtruppen]]. Die ''Fokker A.III'' schließlich war eine weitere Variante, werksseitig wegen ihrer kürzeren Spannweite als M.5K bezeichnet und auch von den [[Halberstädter Flugzeugwerke]]n als '''''Halberstadt A.I''''' in Lizenz gefertigt. Im Gegensatz zur zweisitzigen A.I/M.8 waren die beiden M.5-Typen Einsitzer, konnten jedoch auch hinter dem Piloten auf einem Notsitz einen Passagier mitnehmen. Das Problem der A-Typen war der unzuverlässige Motor, der wiederholt deutsche Flieger zwang, hinter den feindlichen Linien notzulanden.<br />
<br />
== Das Synchronisationsgetriebe ==<br />
{{Hauptartikel|Unterbrechergetriebe}}<br />
<br />
Als am 18. April 1915 der bekannte französische Vorkriegs-Kunstflieger [[Roland Garros]] mit einem [[Morane-Saulnier L|Morane-Saulnier-L]]-Jagdeinsitzer auf deutscher Seite notgelandet und sein Flugzeug unbeschädigt erbeutet worden war, erhielt Anthony Fokker den Auftrag, umgehend diese weltweit erstmals mit einem durch den Propellerkreis feuernden Maschinengewehr ausgerüstete Maschine zu kopieren oder nachzubauen. Fokkers Versuche, Ablenkbleche wie bei der Morane an einem deutschen Flugzeugpropeller anzubringen, hatten sich wegen der Durchschlagskraft der deutschen Stahlmantelgeschosse als untauglich erwiesen; Fokkers Techniker Lübbe, Heber und Leimberger griffen eine 1913 [[patent]]ierte Erfindung von [[Franz Schneider (Ingenieur)|Franz Schneider]], dem technischen Leiter der [[Luftverkehrsgesellschaft (LVG)]], auf<ref>Deutsches Reichspatent 276.396</ref>, um ein Unterbrechergetriebe für ein mit dem Motor synchronisiertes MG einzubauen. Fokker nahm nun eine seiner gerade verfügbaren A.III mit dem 80&nbsp;PS starken [[Umlaufmotor]] Typ U&nbsp;0 der [[Motorenfabrik Oberursel AG|Motorenfabrik Oberursel]]<ref>der Oberursel U 0 war der Lizenzbau des französischen [[Gnôme et Rhône|Gnôme]]-Umlaufmotors mit sieben Zylindern</ref>, rüstete ihn mit dem synchronisierten MG aus, hängte das Flugzeug an seinen Sportwagen, fuhr von [[Schwerin]] zum [[Flugplatz Döberitz]] und führte seine Entwicklung persönlich dem Generalstab der [[Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)|Kaiserlichen Luftstreitkräfte]] vor.<br />
<br />
== Fokker E.I ==<br />
Wenige Tage später hatte Fokker einen Produktionsauftrag in der Tasche. In [[Mannheim]] übernahmen die Frontflieger [[Kurt Wintgens]] und Waldemar von Buttlar die ersten Maschinen zur Erprobung. Fokker begab sich, unterstützt von Oberleutnant [[Otto Parschau]], mit dem Kampfeinsitzer auf Front-Tournee: Erste Station war am 13. Juni 1915 das Hauptquartier des [[Wilhelm von Preußen (1882–1951)|deutschen Kronprinzen]] (5. Armee) bei [[Stenay]], am 23. und 24. Juni folgte die 6. Armee, wo Fokker im Beisein des [[Rupprecht von Bayern|bayerischen Kronprinzen]] die Maschine vorführte. Die beiden Frontflieger [[Max Immelmann]] und [[Oswald Boelcke]] von der [[Feldfliegerabteilung 62]] in [[Douai]] führten Testflüge durch und waren begeistert: Das starr eingebaute und durch den Propellerkreis schießende Maschinengewehr ermöglichte es dem Flugzeugführer, den Gegner genau im Auge zu behalten, ihn zu verfolgen, mit dem gesamten Flugzeug auf ihn zu zielen und dann mit voller Feuerkraft zu schießen – eine Technik, die den Kampfflugzeugbau revolutionierte.<br />
<br />
Das Flugzeug, nun als ''Fokker E.I''<ref>das „E“ war die Idflieg-Klassifikation für bewaffnete Eindecker</ref> bezeichnet, gilt heute als erstes in Serie gebautes [[Jagdflugzeug]].<br />
<br />
== Fokker E.II ==<br />
Die E.I konnte nur eine Notlösung sein, denn das Basismodell der Fokker A.III war mit dem zusätzlichen Gewicht des MGs deutlich überlastet. Um die Leistungsfähigkeit der Maschine hinreichend zu erhöhen, wurde ein 100 PS leistender 9-Zylinder-Umlaufmotor U.I Oberursel eingebaut. Diese leistungsgesteigerte Maschine wurde als ''Fokker E.II'' (M.14) bezeichnet; sie wurde parallel zur E.I hergestellt, da die neuen Motoren noch nicht hinreichend verfügbar waren – die Motorenfabrik Oberursel litt unter Fertigungsengpässen – und Versuche mit alternativen Motortypen wie Siemens & Halske oder Goebel nicht zufriedenstellend verliefen.<br />
<br />
== Fokker E.III ==<br />
Auch die E.II blieb eine Übergangslösung: Die meistgebaute Variante war die ''Fokker E.III'' mit gleichem Motor, aber größerer Spannweite. Ein größerer Benzintank erhöhte die Flugdauer um eine Stunde. Noch während der laufenden Fertigung wurden einige E.II zur E.III umgebaut oder später bei Reparaturarbeiten nachträglich aufgerüstet. Die erfolgreiche E.III wurde in kleinen Stückzahlen an die Marine und an Verbündete geliefert: drei wurden an die bulgarischen, 22 an die osmanischen und 18 an die österreichisch-ungarischen Luftstreitkräfte<ref>Dort unter der Bezeichnung A.III Serien 03 und 04 beim Heer und mit den Kenn-Nummern A.4–A.9 bei den Seefliegern geführt</ref> geliefert; letztere bewaffneten ihn mit 8-mm-[[Maschinengewehr Schwarzlose|Schwarzlose-MG]].<br />
<br />
Versuchsweise wurde mindestens eine Fokker E.III anstatt mit Leinwand mit „unsichtbarem“ [[Cellon]] bespannt, was sich jedoch nicht bewährte. Dieser Bezug, ein [[Celluloid]]-ähnlicher Kunststoff, reflektierte das Sonnenlicht und änderte je nach Temperatur seine Ausdehnung.<br />
<br />
== Fokker E.IV ==<br />
Die ''Fokker E.IV'' (Werksbezeichnung M.15) wurde der Idflieg im September 1915 als letzte, noch einmal vergrößerte und deutlich modifizierte Version des Fokker-Eindeckers mit zwei MGs und 14-zylindrigen 160-PS-Umlaufmotor Oberursel U.III vorgestellt. [[Oswald Boelcke]] führte im November 1915 in Schwerin einen Testflug durch und stellte reserviert fest, dass ein stärkerer Motor allein nicht gleichzeitig ein besseres Flugzeug bedeutete. Das neu entwickelte Synchronisationsgetriebe machte Schwierigkeiten, und nach Beanstandungen durch die Fronteinheiten musste Fokker zur einfacheren Ausführung zurückkehren. Auch die beim E.IV geänderte MG-Anordnung – die Läufe der MGs waren im Winkel von 15° zueinander angeordnet – wurde wieder zurückgenommen. Durch diese Modifikationen kam die E.IV erst gegen April 1916 in größerer Zahl an die Front.<br />
<br />
Die Weiterentwicklung der E.IV, die M.17E kam nicht mehr zur Frontreife.<br />
<br />
Erst 1918 sollte Fokker mit der völlig anders konzipierten [[Fokker E.V]] zum Prinzip des Eindeckers zurückkehren.<br />
<br />
== Einsatz ==<br />
<br />
Die ersten elf E.I<ref>Die erste Maschine mit der Seriennummer E 1/15 erhielt Leutnant [[Otto Parschau]]</ref> erreichten im Juni 1915 die Front, gefolgt von den E.II im Juli, den E.III im August und den E.IV im Oktober<ref>Die erste E.IV erhielt wieder Fokkers Freund Oberleutnant Otto Parschau</ref>. Die Eindecker galten als Geheimwaffe, die keinesfalls in Feindeshand fallen durften und wurden daher zunächst rein defensiv als Begleitschutz für unbewaffnete Aufklärer eingesetzt; es blieb den Piloten streng verboten, damit die feindlichen Linien zu überfliegen. So blieb trotz des Überraschungsmoments der Erfolg zunächst gering, wenn nun auch unter dem Feuerschutz der schnelleren und wendigeren Kampfeinsitzer erstmals wieder die Luftaufklärung verbessert wurde.<br />
<br />
Am 1. Juli 1915 zwang [[Kurt Wintgens]] mit seiner E.I<ref>Seriennummer 'E.5/15', also der fünften Serienmaschine</ref> eine französische [[Morane-Saulnier L|Morane-Parasol]] zur Landung<ref>kein offizieller Luftsieg, da die Maschine auf der gegnerischen Seite niederging</ref>. Einen weiteren anerkannten Luftsieg erzielte er am 15. Juli. Am 1. August 1915 griffen [[Max Immelmann|Immelmann]] und Boelcke über dem Flughafen von [[Douai]] eine feindliche Formation von neun britischen Flugzeugen an. Boelcke hatte Ladehemmung und musste abdrehen, doch Immelmanns MG fiel erstmals ein Feindflugzeug zum Opfer. Im Herbst 1915 schließlich gingen immer mehr Fokkerpiloten, inzwischen zu schlagkräftigen Kampfeinsitzer-Kommandos (KEK) zusammengefasst, nach dem Vorbild von draufgängerischen Piloten wie Immelmann<ref>Immelmann errang 15 Luftsiege auf Fokker-Eindeckern</ref>, dem „Adler von Lille“ und Boelcke<ref>Boelcke erzielte 19 seiner 40 Luftsiege auf Fokker-Eindeckern. Boelcke, Immelmann und Wintgens erhielten den „Pour le Mérite“, die höchste deutsche Kriegsauszeichnung, während sie Fokker-Eindecker flogen.</ref>, dem „Vater der deutschen Jagdflieger“ überall von der Verteidigung zum Angriff über. Sie entwickelten die Verfahren des [[Luftkampf]]es zur Perfektion: Der [[Looping (Kunstflug)|Looping]]-artige Gegenangriff gegen ein verfolgendes Feindflugzeug wurde als „[[Immelmann (Kunstflug)|Immelmann]]“ Standardprogramm deutscher Jagdflieger. Bald häuften sich die alliierten Verluste, und im Winter 1916 beherrschten die deutschen Fokker endgültig den Himmel an der Westfront.<ref>Elf Jagdflieger erzielten fünf oder mehr Luftsiege mit ihren Eindeckern.</ref> Die „[[Fokker-Plage]]“<ref>engl. „Fokker scourge“</ref> löste das „Fokkersyndrom“ bei den alliierten Piloten aus, die ihre Flugzeuge als „Fokker-Futter“<ref>engl. „Fokker fodder“</ref> bezeichneten. Für britische Maschinen, die die Front überqueren mussten, wurde nun ein Begleitschutz von je ein bis zwei Begleitjägern befohlen.<br />
<br />
Im April 1916 waren 173 Eindecker im Einsatz, der Höhepunkt ihrer Verbreitung. Doch inzwischen war das Prinzip des Eindeckers bereits ausgereizt; immer seltener gelang es den Eindeckern, die wendigeren Feindflugzeuge auszukurven. Zum Teil mit drei MG bestückt, kam auch ihr Synchronisationsgetriebe an die Leistungsgrenze. Am 18. Juni 1916 patrouillierte Immelmann mit drei weiteren Piloten über der Front bei Annay. Von diesem Flug kehrte er nicht zurück. Zuerst vermutete man, dass das Unterbrechergetriebe versagt hätte und Immelmann seinen eigenen [[Propeller]] zerstörte, doch dies wurde später widerlegt. Immelmann starb durch Beschuss eigener [[Flugabwehrkanone|Flugabwehr]] bei einem Luftgefecht zwischen Sallaumines bei [[Douai]] und [[Avion]].<ref>Deutsche Verlustlisten (Preußische Verlustliste Nr. 613) vom 22. August 1916, S.&nbsp;14258: Feldfliegertruppe. Oblt. Max Immelmann – Dresden – tödlich abgestürzt.</ref> Sein Absturz geschah vor den Augen von Soldaten des [[Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162|Infanterie-Regiments „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162]].<ref>Otto Dziobek: ''Geschichte des Infanterie-Regiments Lübeck (3. hanseatisches) Nr. 162''; erste Auflage 1922, Kapitel 7. Frühling 1916</ref><br />
<br />
Im Sommer 1916 war die hart erkämpfte Luftüberlegenheit wieder verloren; überlegene alliierte Jagdflugzeuge wie die [[Nieuport 11]], die [[Airco D.H.2]] und die [[Royal Aircraft Factory F.E.2]]b beherrschten den Himmel über den Schlachtfeldern von [[Schlacht um Verdun|Verdun]] und an der [[Schlacht an der Somme|Somme]]. Bis zum Spätsommer 1916 wurden die Eindecker an der Westfront aus dem Einsatz zurückgezogen, sie blieben jedoch an der [[Ostfront (Erster Weltkrieg)|Ostfront]], in [[Nordmazedonien|Mazedonien]], [[Mesopotamien]], [[Palästina (Region)|Palästina]] und an den [[Dardanellen]] zum Teil bis 1917 erfolgreich im Einsatz.<br />
<br />
== Bilder ==<br />
<gallery><br />
Fokker M5 prototype.jpg|Prototyp der Fokker M.5K<br />
Morane-Saulnier Type L - Captured with german insigna.jpg|Eine erbeutete Morane Typ L – 1914/15<br />
Fokker Eindecker takeoff profile view.jpg|Ein Eindecker beim Start<br />
Fokker Eindecker I.jpg|Eine Fokker E.I 1915<br />
Fokker EII WNr 257.jpg|Die erste Fokker E.II 1915<br />
Fokker EIII 210-16.jpg|Von den Briten erbeutete Fokker E.III 210/16 beim Testflug in Upavon, Wiltshire 1916<br />
FokkerEIII.jpg|Fokker E-III (Nachbau)<br />
</gallery><br />
<br />
== Technische Daten ==<br />
{| class="wikitable"<br />
|- class="hintergrundfarbe8"<br />
! Kenngröße<ref>Angaben überwiegend gem. Günter Kroschel, Helmut Stützer: ''Die deutschen Militärflugzeuge 1910–1918.'' Wilhelmshaven 1977</ref><br />
! A.I (M.8)<br />
! A.II (M.5L)<br />
! A.III (M.5K)<br />
! E.I (M.5K/MG)<br />
! E.II (M.14)<br />
! E.III (M.14)<br />
! E.IV (M.17)<br />
|-<br />
| Baujahr<br />
| Okt. 1914<br />
| Apr. 1914<br />
| 1914<br />
| colspan="2" | 1915<br />
| colspan="2" | 1915/16<br />
|-<br />
| Stückzahl<br />
| 60<br />
| 20<br />
| 10<br />
| 56<br />
| 23<br />
| 258<br />
| ca. 40<br />
|-<br />
| Einsatzzweck<br />
| colspan="3" | [[Aufklärungsflugzeug|Aufklärer]]<br />
| colspan="4" | [[Jagdflugzeug]]<br />
|-<br />
| Besatzung<ref>hier Angaben gem. Heinz Nowarra: ''Die Entwicklung der Flugzeuge 1914–18.'' München 1959</ref><br />
| 2<br />
| colspan="2" | 1–2<br />
| colspan="4" | 1<br />
|-<br />
| Spannweite<br />
| 9,52 m<br />
| 9,55 m<br />
| 8,53 m<br />
| 8,95 m<br />
| colspan="2" |9,52 m<br />
| 10,00 m<br />
|-<br />
| Länge<br />
| 7,20 m<br />
| 7,24 m<br />
| 6,76 m<br />
| 6,75 m<br />
| colspan="2" | 7,20 m<br />
| 7,50 m<br />
|-<br />
| Höhe<br />
| 2,75 m<br />
| colspan="2" |2,90 m<br />
| colspan="3" |2,40 m<br />
| 2,70 m<br />
|-<br />
| Flügelfläche<br />
| colspan="2" |16,0 m²<br />
| 14,1 m²<br />
| 14,4 m²<br />
| colspan="2" |15,4 m²<br />
| 16,3 m²<br />
|-<br />
| Leermasse<br />
| 363 kg<br />
| 366 kg<br />
| 358 kg<br />
| 350 kg<br />
| 370 kg<br />
| 400 kg<br />
| 460 kg<br />
|-<br />
| Startmasse<br />
| 645 kg<br />
| 571 kg<br />
| 563 kg<br />
| 560 kg<br />
| 580 kg<br />
| colspan="2" |610 kg<br />
|-<br />
| Höchstgeschwindigkeit<br />
| 135 km/h<br />
| 129 km/h<br />
| 132 km/h<br />
| 130 km/h<br />
| 132 km/h<br />
| 140 km/h<br />
| 160 km/h<br />
|-<br />
| Steigzeit auf 1000 m<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| 7 min<br />
|<br />
| 5 min<br />
| 3 min<br />
|-<br />
| Steigzeit auf 2000 m<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| 20 min<br />
|<br />
| 15 min<br />
| 8 min<br />
|-<br />
| Steigzeit auf 3000 m<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| 40 min<br />
|<br />
| 30 min<br />
|<br />
|-<br />
| Steigzeit auf 4000 m<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| 45 min<br />
|-<br />
| Dienstgipfelhöhe<br />
| colspan="4" |3000 m<br />
|<br />
| 3600 m<br />
| 4500 m<br />
|-<br />
| Reichweite<br />
|<br />
|<br />
| 400 km<br />
| 200 km<br />
|<br />
| 220 km<br />
| 240 km<br />
|-<br />
| Flugdauer<br />
|<br />
|<br />
|<br />
|<br />
| 1:30 h<br />
| 2:30 h<br />
|<br />
|-<br />
| ein luftgekühlter [[Umlaufmotor]]<br />
| [[Oberursel U.I]] mit 100 PS<br />
| colspan="3" | [[Oberursel U.0]] mit 80 PS<br />
| colspan="2" | [[Oberursel U.I]] mit 100 PS<br />
| [[Oberursel U.III]] mit 160 PS<br />
|-<br />
| Bewaffnung<br />
| –<br />
| –<br />
| –<br />
| 1 [[Maschinengewehr|MG]]<ref>Kaliber 7,92 × 57 mm, zunächst Typ MG 14 Parabellum, später Typ [[MG 08/15]] Mauser</ref><br />
| 1 MG<br />
| 1–2 MG<br />
| 2–3 MG<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
== Erhaltene Eindecker ==<br />
Von den historischen Eindeckern ist nur die E.III 210/15 erhalten: Am 8. April 1916 war ein deutscher Pilot mit einem neuen Flugzeug von [[Valenciennes]] nach [[Wasquehal]] aufgebrochen und dann irrtümlich auf dem britischen Feldflugplatz bei [[Saint-Omer (Pas-de-Calais)]] gelandet. Die unbeschädigte Maschine wurde vor Ort einem Vergleichsfliegen mit einer [[Morane-Saulnier N]] unterzogen und zeigte sich dabei zur Erleichterung der Briten der Morane deutlich unterlegen. Das Flugzeug wurde danach zur weiteren Erprobung nach Upavon in [[Wiltshire]] geschickt. Diese Maschine ist heute im [[Science Museum]] in London ausgestellt.<ref>[http://www.sciencemuseum.org.uk/objects/aeronautics/1918-210.aspx ''Science Museum, London: Fokker E III Monoplane'', c 1915]</ref><br />
<br />
Immelmanns Fokker E.I wurde im [[Militärhistorisches Museum der Bundeswehr|Sächsischen Armeemuseum]] ausgestellt, aber bei den [[Luftangriffe auf Dresden|Luftangriffen auf Dresden]] zerstört.<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste von Flugzeugtypen]]<br />
* [[Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Enzo Angelucci, Paolo Matricardi: ''Flugzeuge von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg.'' Wiesbaden 1976, ISBN 3-8068-0391-9.<br />
* J. M. Bruce: ''The Fokker Monoplanes.'' (Profile Nr. 38), Profile Publications Ltd., 1965.<br />
* Peter L. Gray, O. Thetford: ''German Aircraft of the First World War.'' Putnam 1962, 3rd edition, London (1987), page 49-52, ISBN 0-85177-809-7.<br />
* Peter M. Grosz: ''Fokker E.I/II.'' (Windsock Datafile No. 91). Berkhamsted, Herts, UK: Albatros Publications, 2002. ISBN 1-902207-46-7.<br />
* Peter M. Grosz: ''Fokker E.III.'' (Windsock Datafile No. 15). Berkhamsted, Herts, UK: Albatros Publications, 1989. ISBN 0-948414-19-7.<br />
* Phillip Jarrett: ''Database: The Fokker Eindeckers.'' Aeroplane Monthly, December 2004.<br />
* Karlheinz Kens, Hanns Müller: ''Die Flugzeuge des Ersten Weltkriegs 1914–1918.'' München 1973, ISBN 3-453-00404-3.<br />
* Günter Kroschel, Helmut Stützer: ''Die deutschen Militärflugzeuge 1910–1918.'' Wilhelmshaven 1977.<br />
* Lamberton/Cheesman/Russell: ''Fighter Aircraft of the 1914–1918 War.'' Harleyford Publ. Ltd., Letchworth (1964), page 112/113, ISBN 0-8306-8350-X.<br />
* Kenneth Munson: ''Kampfflugzeuge 1914–1919.'' Orell Füssli Verlag, 2. Auflage, Zürich (1976), Seite 24 & Seiten 121/122, ISBN 3-280-00824-7.<br />
* Heinz Nowarra: ''Die Entwicklung der Flugzeuge 1914–18.'' München 1959.<br />
* Karl Pawlas: ''Deutsche Flugzeuge 1914–1918.'' Nürnberg 1976, Seiten 63–65, ISBN 3-88088-209-6.<br />
* Michael Sharpe: ''Doppeldecker, Dreifachdecker & Wasserflugzeuge.'' Gondrom, Bindlach 2001, ISBN 3-8112-1872-7.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons|Fokker Eindecker}}<br />
* [http://daedalus-berlin.de/index.php?option=com_content&task=blogsection&id=23&Itemid=108 ''Beschreibung der Umlaufmotor-Rekonstruktion in Berlin-Gatow'']<br />
* [http://www.luftfahrtmuseum.com/htmd/dtf/foke3.htm ''Technische Daten'']<br />
* [http://www.luftfahrtgeschichte.com/fokkere.htm ''Kurzbeschreibung'']<br />
* [http://www.eads.net/1024/de/eads/history/airhist/1910_1919/Fokker_E.html ''Kurzbeschreibung'']<br />
* [http://www.bredow-web.de/Luftwaffenmuseum/Historisch/Fokker_E-III/fokker_e-iii.html ''Nachbau, Ausstellungsstück'']<br />
* [http://www.theaerodrome.com/aircraft/germany/fokker_e.php ''Kurzdarstellung'' (engl.)]<br />
* [http://www.bredow-web.de/Sinsheim-Speyer/Fokker_E-III/fokker_e-iii.html ''Nachbau im Museum in Sinsheim'']<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive><br />
<br />
<ref name="daedalus_2008">{{Internetquelle<br />
| autor= Uwe W. Jack<br />
<br />
| url= http://daedalus-berlin.de/index.php?option=com_content&task=blogsection&id=23&Itemid=108<br />
| titel= Ein Motor und ein Flugzeug revolutionieren die Militärfliegerei | titelerg= | werk=<br />
| hrsg= Arbeitsgemeinschaft Daedalus | datum= | seiten= <br />
| archiv-url= https://web.archive.org/web/20080406111038/http://daedalus-berlin.de/index.php?option=com_content&task=blogsection&id=23&Itemid=108<br />
| archiv-datum= <br />
| zugriff= 2018-04-23 | format= | sprache= | kommentar= | zitat= | offline=<br />
}}</ref><br />
<br />
</references><br />
<br />
{{Navigationsleiste Fokker}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4520951-0}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Fokker E 01}}<br />
[[Kategorie:Flugzeugtyp (Kaiserliche Marine)]]<br />
[[Kategorie:E-Flugzeugtyp der deutschen Luftstreitkräfte im Ersten Weltkrieg]]<br />
[[Kategorie:Fokker]]<br />
[[Kategorie:Jagdflugzeug (bis 1919)]]<br />
[[Kategorie:Erstflug 1915]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1984&diff=210804120Australian Open 19842021-04-11T01:15:18Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = Australian Open<br />
| Jahr = 1984<br />
| Datum = 26. November–9. Dezember<br />
| Auflage = 73<br />
| Ort = Melbourne<br />
| Belag = Rasen<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{SWE|Mats Wilander|Mats Wilander}}<br />
| Titelverteidigerin = {{USA|Martina Navrátilová|Martina Navrátilová}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{AUS|Mark Edmondson|Mark Edmondson}} <br /> {{AUS|Paul McNamee|Paul McNamee}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{USA|Martina Navrátilová|Martina Navrátilová}} <br /> {{USA|Pam Shriver|Pam Shriver}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = <br />
| Sieger (HE) = {{SWE|Mats Wilander|Mats Wilander}}<br />
| Siegerin = {{USA|Chris Evert|Chris Evert-Lloyd}}<br />
| Sieger (HD) = {{AUS|Mark Edmondson|Mark Edmondson}} <br /> {{AUS|Sherwood Stewart|Sherwood Stewart}}<br />
| Siegerinnen = {{USA|Martina Navrátilová|Martina Navrátilová}} <br /> {{USA|Pam Shriver|Pam Shriver}}<br />
| Sieger (MX) = <br />
}}<br />
Die '''Australian Open 1984''' fanden vom 26. November bis 9. Dezember 1984 in [[Melbourne]] statt. Es handelte sich um die 17. [[Australian Open]] seit Beginn der [[Open Era]] und die 73. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Mats Wilander]] bei den Herren sowie [[Martina Navrátilová]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren dies [[Mark Edmondson]] und [[Paul McNamee]], im Damendoppel Martina Navrátilová und [[Pam Shriver]].<br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1984/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1984/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1984/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1984/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1984/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1984/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1984/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1984/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
Zwischen 1970 und 1986 wurden keine Mixed-Wettbewerbe bei den Australian Open ausgetragen.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.australianopen.com/en_AU/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste Turniere der WTA Tour 1984<br />
|Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1984| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=John_I._Thornycroft_%26_Company&diff=210804119John I. Thornycroft & Company2021-04-11T01:15:16Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Vosper-thornycroft-southampton.jpg|mini|Blick auf die Werfthalle in Woolston]]<br />
'''John I. Thornycroft & Company Limited''', meist nur '''Thornycroft''' genannt, war ein [[Vereinigtes Königreich|britisches]] [[Werft|Schiffbauunternehmen]], das von [[John Isaac Thornycroft]] im 19. Jahrhundert gegründet wurde.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Der 16-jährige Thornycroft begann bereits 1859, nur mit der Unterstützung seiner jüngeren Schwester, mit dem Bau seiner ersten kleinen Dampfbarkasse im väterlichen Hinterhof in [[Chiswick]] an der [[Themse]]<ref name=echo>[http://www.dailyecho.co.uk/heritage/hampshire100/100residents/1485662.Sir_John_Isaac_Thornycroft/ Sir John Isaac Thornycroft] Southern Daily Echo, 20 June 2007</ref>. 1864 kehrte er von einer Ingenieursausbildung in Glasgow zurück und begann mit dem Bau weiterer Dampfbarkassen.<br />
<br />
Mit dem kommerziellen Schiffbau begann er 1866 auf seiner eigenen Werft in Church Wharf in Chiswick. Hier konstruierte er 1873 einen Schiffstyp, aus dem später das [[Torpedoboot]] entstand, die [[HNoMS Rap|''Rap'']] für [[Norwegen]]. 1877 folgte die [[HMS Lightning (1876)|HMS ''Lightning'']] für die [[Royal Navy]]. 1898 lief das [[Großtorpedoboot#Divisionstorpedoboote|Divisionstorpedoboot]] [[SMS D 10|SMS ''D&nbsp;10'']] für die deutsche [[Kaiserliche Marine]] vom [[Stapellauf|Stapel]].<br />
<br />
Um 1904 eröffnete Thornycroft die ''Hampton Launch Works'' ein Ableger seines Bootsbaubetriebes in Chiswick den er in den 1860er Jahren gegründet hatte auf [[Platt’s Eyot]] einer Insel in der [[Themse]]. Dieser Betrieb konzentrierte sich auf den Bau von offenen und geschlossenen Vergnügungsbooten. Der Erfolg des Unternehmens erregte die Aufmerksamkeit der Marine und führte zu entsprechenden Aufträgen. Ein neuer größerer Betrieb wurde in [[Southampton]] wurde eröffnet, der die Hauptstätte des Unternehmens war, doch auf der Insel wurden im [[Erster Weltkrieg|Ersten]] und im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] kleine Boote für die britische Marine gebaut. 1916 gab die Marine den Auftrag für ein neues schnelles mit [[Torpedo]]s bewaffnetes Motorboot, das von Thorneycroft unter Geheimhaltung auf der Insel gebaut wurde. Um diese Zeit wurden vier neue Bootshallen auf der Insel gebaut. Die Hallen wurden von [[Augustine Alban Hamilton Scott]] entworfen und mit dem Belfast [[Traverse (mechanischer Träger)|Traversen]] System, das im Ersten Weltkrieg entwickelt worden war, um große Hallendächer wie bei Flugzeug[[hangar]]s zu bauen, gebaut. Nur wenige Bootshallen wurden auf diese Art und Weise gebaut.<ref name="Croad2003">{{cite book|last = Croad|first = Stephen|title = Liquid History: The Thames Through Time|url = http://books.google.com/books?id=wI9nAAAAMAAJ|year = 2003|publisher = Batsford|isbn = 978-0-7134-8834-0|page = 17}}</ref><br />
<br />
Während des Zweiten Weltkrieges wurden in dem Betrieb auf Platt’s Eyot [[Motortorpedoboot (Großbritannien)|Motortorpedoboote]], Motorboote und [[Landungsfahrzeug]]e. Thornycrofts stellte den Schiffsbau auf der Insel 1966 ein.<br />
<br />
Im Juni 1904 beschloss das Unternehmen nach [[Woolston (Southampton)|Woolston]] in [[Hampshire]] umzuziehen,<ref name=echo /> wo es den Werftbetrieb von Mordey, Carney & Company übernahm. Die ursprüngliche Werft in Chiswick wurde im August 1909 geschlossen. Das erste Schiff, das Thornycroft auf der Werft in Woolston für die [[Royal Navy]] baute, war ein Zerstörer der [[Tribal-Klasse (1905)|ersten Tribal-Klasse]], die [[HMS Tartar (1907)|HMS ''Tartar'']]<ref name=echo />.<br />
<br />
1966 schloss sich Thornycroft mit [[Vosper & Co.]] in Portsmouth am [[Solent]] zu [[Vosper Thornycroft]] zusammen. Die ehemalige Vosper Werft war für ihre Boote der [[Vosper-Klasse]] bekannt, während Thornycroft für den Bau von [[Zerstörer]]n und anderen größeren Schiffseinheiten stand.<br />
<br />
Am 1. Juli 1977 wurde die Werftengruppe in die staatliche [[British Shipbuilders Corporation]] eingegliedert. 1985 wurde sie nach einem [[Management Buy-out]] unter dem alten Namen reprivatisiert.<br />
Seit 2002 firmiert Vosper Thornycroft unter der Bezeichnung VT Group<ref> {{Webarchiv|text=Learning 21: About us |url=http://www.learning21.com/content/default.asp?PageId=1153 |wayback=20061104125547 |archiv-bot=2018-04-17 15:59:12 InternetArchiveBot }}</ref>.<br />
<br />
== Bei Thornycroft gebaute Schiffsklassen der Royal Navy ==<br />
* [[D-Klasse (1912)|Zerstörer der D-Klasse]]<br />
* [[Motortorpedoboot (Großbritannien)#CMB|Küstenmotorboote]]<br />
* [[Shakespeare-Klasse|Zerstörer der Shakespeare-Klasse]] (Flottillenführer)<br />
* [[Thornycroft M-Klasse|Zerstörer der M-Klasse]]<br />
* [[Hunt-Klasse (1939)#Typ IV|Zerstörer der Hunt-Klasse Typ IV]]<br />
<br />
== Torpedoboote für andere Seestreitkräfte ==<br />
* [[HNoMS Rap|''Rap'']] für [[Norwegen]] (Stapellauf 1873)<br />
* [[Großtorpedoboot#Divisionstorpedoboote|Divisionsboot]] [[SMS D 10|SMS ''D 10'']] für die deutsche [[Kaiserliche Marine]] (Stapellauf 1898)<br />
<br />
== Automobil- und Nutzfahrzeugproduktion ==<br />
{{Hauptartikel|Thornycroft (Fahrzeugmarke)}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.nationalhistoricships.org.uk/index.cfm/event/getNewVesselList/type/builder/searchterm/18 Historic Thornycroft vessels built at Chiswick] – nationalhistoricships.org.uk<br />
* [http://www.nationalhistoricships.org.uk/index.cfm/event/getNewVesselList/type/builder/searchterm/374 Historic Thornycroft vessels built at Hampton-on-Thames] – nationalhistoric.org.uk<br />
* [http://www.nationalhistoricships.org.uk/index.cfm/event/getNewVesselList/type/builder/searchterm/1 Historic Thornycroft vessels built at Woolston] – nationalhistoric.org.uk<br />
* [http://www.gracesguide.co.uk/Thornycroft J. I. Thornycroft and Co, of Smith Square, London, Chiswick, Basingstoke and Southampton, boat builders, engine makers, vehicle builders] – gracesguide.co.uk<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=1087546079|LCCN=|VIAF=305944901}}<br />
<br />
[[Kategorie:Thornycroft| ]]<br />
[[Kategorie:Unternehmen (Schiffbau)]]<br />
[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Hampshire)]]<br />
[[Kategorie:VT Group]]<br />
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (England)]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diplomatenstatus&diff=210804115Diplomatenstatus2021-04-11T01:15:13Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Emperor receiving the diplomatic corps.jpg|mini|Der [[Kaiserreich China|chinesische Kaiser]] empfängt das [[Diplomatisches Corps|Diplomatische Corps]] (um 1900)]]<br />
[[Datei:Jozef Kowalczyk.jpg|mini|Das polnische Diplomatische Corps unter Vorsitz des Apostolischen Nuntius [[Jozef Kowalczyk]] beim Neujahrsempfang 2007 des [[Staatspräsident (Polen)|polnischen Präsidenten]]]]<br />
<br />
Unter der Bezeichnung '''Diplomatenstatus''' werden im allgemeinen Sprachgebrauch bestimmte Vorrechte und Befreiungen verstanden, die Mitglieder [[Botschaft (Diplomatie)|diplomatischer Missionen]] und [[Konsularische Vertretung|konsularischer Vertretungen]] sowie Bedienstete internationaler Organisationen bei ihrem Aufenthalt im Gastland genießen.<br />
Zu den Vorrechten zählen unter anderem der Schutz vor hoheitlichen Maßnahmen des Empfangsstaates, die Befreiung von seiner [[Gerichtsbarkeit]] und die Befreiung von allen direkten und teilweise auch indirekten Steuern.<br />
<br />
Der Diplomatenstatus ist kein Rechtsbegriff und wird in den nationalen und internationalen Rechtsvorschriften im Allgemeinen nicht verwendet. Die Vorrechte und Befreiungen, häufig auch als ''diplomatische Vorrechte'' oder ''[[diplomatische Immunität]]'' bezeichnet, beruhen auf jahrhundertelang unter den [[Staat]]en praktiziertem [[Völkergewohnheitsrecht]].<br />
Lediglich bei internationalen Organisationen konnte sich ein Völkergewohnheitsrecht noch nicht herausbilden, da diese vermehrt erst nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] (z.&nbsp;B. der im Jahre 1919 gegründete [[Völkerbund]]) entstanden sind. Für internationale Organisationen werden diplomatische Vorrechte und Befreiungen erst durch die entsprechenden Vereinbarungen ([[Übereinkommen]], [[Konvention]]en) in [[konstitutiv]]er Weise begründet.<br />
<br />
Die völkergewohnheitsrechtlichen Gepflogenheiten wurden auf der Grundlage eines Entwurfs der [[Völkerrechtskommission]] (ILC) aus den Jahren 1954–1958 und einer Resolution der XIV. Vollversammlung der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] auf der Konferenz in Wien vom 2. März bis 18. April 1961 im [[Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen]] (WÜD) vom 18. April 1961 ({{BGBl|1964 II S. 957}})<ref>Das Übereinkommen (WÜD) ist in Kraft getreten für die Schweiz am 24. April 1964, für Liechtenstein am 7. Juni 1964, für Deutschland am 11. Dezember 1964 und für Österreich am 28. Mai 1966.</ref> zusammengestellt. Ebenso wurde hinsichtlich der Rechte der Konsularbeamten verfahren: Ihr Status ergibt sich heute aus dem [[Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen]] (WÜK) vom 24. April 1963 ({{BGBl|1969 II S. 1585}}).<ref>Das Übereinkommen (WÜK) ist in Kraft getreten für die Schweiz und Liechtenstein am 19. März 1967, für Österreich am 12. Juli 1969 und für Deutschland am 7. Oktober 1971.</ref><br />
<br />
Beide Übereinkommen sind von nahezu allen Staaten der Erde [[Ratifikation|ratifiziert]] worden. Gegenüber nicht beigetretenen Staaten werden die Übereinkommen zum Beispiel in Deutschland kraft nationalen Rechts ({{§|18|gvg|juris|}} Satz&nbsp;2 und {{§|19|gvg|juris|}} Abs.&nbsp;1 Satz&nbsp;2 [[Gerichtsverfassungsgesetz|GVG]]) entsprechend angewendet.<br />
<br />
== Zwecke der Vorrechte und Befreiungen ==<br />
Die Vorrechte und Befreiungen der [[Diplomat]]en verfolgen mehrere Zwecke:<br />
<br />
* Sie sollen es dem Diplomaten zum einen ermöglichen, die Interessen seines Staates (des Entsendestaates) im Empfangsstaat wirksam zu vertreten, ohne dafür eine [[Bestrafung]] befürchten zu müssen. Sie sollen ihn auch allgemein vor staatlicher [[Willkür (Recht)|Willkür]] oder fremder Rechtspraxis seines Gastgeberlandes schützen.<br />
* Der Diplomat soll zum anderen vom Empfangsstaat nicht zum Objekt einer [[Vergeltung|Revanche]] am Entsendestaat für dessen unfreundliches Verhalten gemacht werden können; daher genießt der Diplomat auch im außerdienstlichen Bereich Befreiung von jeglicher [[Strafverfolgung]] durch den Empfangsstaat. Dies gilt auch dann, wenn ein politischer Konflikt zwischen Entsendestaat und Empfangsstaat offenkundig nicht besteht und eine angemessene Ahndung des Fehlverhaltens des Diplomaten legitim erscheint.<br />
* Steuer- und Zollbefreiungen und die umfassende Befreiung von der [[Gerichtsbarkeit]] des Empfangsstaates sind Ausdruck des bestehenden [[Souveränität#Souveränität im Völkerrecht|Gleichordnungsverhältnisses]] zwischen [[Hoheitsakt|Hoheitsträgern]] und der Gleichheit aller [[Völkerrechtssubjekt]]e in der internationalen Staatengemeinschaft. Der Diplomat als Vertreter eines souveränen Staates soll nicht der Hoheitsgewalt eines anderen, sondern nur der seines eigenen Staates unterworfen sein.<br />
<br />
Ausweislich der vierten Erwägung in der Präambel des WÜDs dienen Vorrechte und Immunitäten nicht dem Zweck, einzelne zu bevorzugen, sondern haben zum Ziel, die wirksame Wahrnehmung der Aufgaben der diplomatischen Missionen als Vertretungen von Staaten zu gewährleisten.<br />
<br />
== Grundsatz ==<br />
Diplomaten sind unbeschadet ihres besonderen Status verpflichtet, die im Empfangsstaat geltenden Gesetze und anderen Rechtsvorschriften zu beachten und sich nicht in innere Angelegenheiten des Empfangsstaates einzumischen ({{§§|0_191_01|ch|seite=a41.html|text=Art. 41}} Abs.&nbsp;1 WÜD, {{§§|0_191_02|ch|seite=a55.html|text=Art. 55}} Abs.&nbsp;1 WÜK). Die Räumlichkeiten einer diplomatischen und konsularischen Vertretung dürfen nicht in einer Weise benutzt werden, die mit der Wahrnehmung der diplomatischen oder konsularischen Aufgaben unvereinbar ist (Art.&nbsp;41 Abs.&nbsp;3 WÜD, Art.&nbsp;55 Abs.&nbsp;2 WÜK). Etwaige Verstöße gegen allgemeine Verhaltenspflichten können durch den Empfangsstaat jedoch nur geahndet werden, soweit die besonderen Vorrechte und Befreiungen des Diplomaten dem nicht entgegenstehen.<br />
<br />
== Umfang der Vorrechte und Befreiungen ==<br />
=== Unverletzlichkeit des Missionsgebäudes ===<br />
[[Datei:Spanische Botschaft Fornt.jpg|mini|[[Spanische Botschaft in Berlin|Spanische Botschaft]] in [[Berlin-Tiergarten]]]]<br />
[[Datei:Berlin, Residenz des islaendlischen Botschafters 01.jpg|mini|Die Residenz des Botschafters (hier: des isländischen Botschafters in [[Berlin]], dessen nationales [[Hoheitszeichen]] am Gebäude gut zu erkennen ist) genießt denselben Schutz wie die Kanzlei der Botschaft.]]<br />
<br />
Die Räumlichkeiten der diplomatischen Mission (Grundstück, Gebäude, Garten, Treppe zum Gebäude) sind unverletzlich. Vertreter des Empfangsstaats dürfen das Grundstück und die Räumlichkeiten nur mit Zustimmung des Missionschefs betreten. Der Empfangsstaat hat die besondere Pflicht, alle geeigneten Maßnahmen zu treffen, um die Räumlichkeiten der Mission vor jedem Eindringen und jeder Beschädigung zu schützen und um zu verhindern, dass der Friede der Mission gestört oder ihre Würde beeinträchtigt wird ({{§§|0_191_01|ch|seite=a22.html|text=Art. 22}} Abs.&nbsp;1 und&nbsp;2 WÜD). Die [[iran]]ische Regierung war anlässlich des [[Geiselnahme von Teheran|Sturms auf die US-Botschaft]] in [[Teheran]] (Iran) im November 1979 und eines ähnlichen Vorfalls im November 2011, der sich gegen die [[Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran|britische Botschaft in Teheran]] richtete, verpflichtet, die Botschaften vor jeglichem Angriff durch Privatpersonen zu schützen und die Besetzungen zu verhindern.<br />
<br />
Noch nicht beeinträchtigt ist die Würde der Mission oder ihrer Bediensteten, wenn vor dem Gebäude Demonstranten friedlich Kritik am Entsendestaat äußern.<ref>[[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|BVerwG]], Urteil vom 8. September 1981 – I C 88.77 – [[BVerwGE]] 64, 55, juris.</ref> Der Zugang zur und von der Mission muss aber gewährleistet sein, was bedeuten kann, dass Demonstrationen ggf. auf die dem Missionsgebäude gegenüberliegende Bürgersteigseite zu beschränken sind. Ob aus solchen Demonstrationen heraus Beschimpfungen und Beleidigungen gegen Repräsentanten des Entsendestaates zulässig sind, bedarf unter der Geltung der Versammlungs- und Meinungsäußerungsfreiheit einer Einzelfallbetrachtung, wird in der Literatur aber vielfach verneint.<ref>Tölle/Pallek, DÖV 2001, 547 (553); Ipsen/Fischer, ''Völkerrecht'', §&nbsp;35 Rn&nbsp;62; Stein/v.&nbsp;Buttlar, ''Völkerrecht'', §&nbsp;2 Rn&nbsp;743.</ref> In Deutschland war darüber hinaus die Beleidigung ausländischer [[Staatsoberhaupt|Staatsoberhäupter]], der Leiter diplomatischer Vertretungen oder von sich im Inland aufhaltenden ausländischen Regierungsmitglieder bis 2017 mit Strafe bedroht ({{§|103|stgb|juris}} [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]]), auch wenn die Verfolgung solcher Taten nur eingeschränkt möglich war ({{§|104a|stgb|juris}} StGB). Im Zuge der [[Böhmermann-Affäre]] wurde dies jedoch abgeschafft.<br />
<br />
Die Räumlichkeiten der Mission, ihre Einrichtung und die sonstigen darin befindlichen Gegenstände sowie die Beförderungsmittel der Mission genießen Immunität von jeder [[Durchsuchung (Recht)|Durchsuchung]], [[Beschlagnahme]], [[Pfändung]] oder [[Vollstreckung]] (Art.&nbsp;22 Abs.&nbsp;3 WÜD). [[Gerichtsvollzieher]], [[Polizei]] und [[Vollstreckungsbeamter|Vollstreckungsbeamte]] des Empfangsstaates dürfen dort keine [[Amtshandlung]]en vornehmen, wenn der Missionschef damit nicht einverstanden ist.<br />
<br />
Als Amtshandlung gilt auch die förmliche Zustellung eines Schriftstücks an die diplomatische Mission durch [[Postzustellungsurkunde]], da eine solche Zustellung durch die Post als [[Hoheitsakt]] des Empfangsstaates gegenüber der diplomatischen Mission anzusehen ist. Gleichwohl ergangene Zustellungen sind [[nichtig]]. Möglich bleibt jedoch die formlose Übersendung von Schriftstücken.<br />
<br />
Die Unverletzlichkeit der diplomatischen Mission beruht nicht auf der [[Exterritorialität]] des Geländes, denn der diplomatische Nutzungszweck des Grundstücks verändert seine Zuordnung zum [[Hoheitsgebiet]] des Empfangsstaates nicht. Die Unverletzlichkeit der diplomatischen Mission beschränkt nicht die Geltung, sondern allein die Durchsetzung des nationalen Rechts.<ref>Vgl. [[Matthias Herdegen]], ''Völkerrecht'', §&nbsp;38 Rn&nbsp;1.</ref> Daher gilt für die Ahndung von Straftaten auf dem Missionsgelände das Strafrecht des Empfangsstaates. Das [[Reichsgericht]] hat aus diesem Grunde den [[Mord (Deutschland)|Mord]] an dem [[Königreich Afghanistan|afghanischen]] [[Gesandter|Gesandten]] im Gebäude der afghanischen Gesandtschaft in [[Berlin]] im Jahre 1933 nicht als Auslandstat<!-- Es geht hier um die Straftat. Bitte nicht in Auslandstaat ändern. --> angesehen.<ref>Reichsgericht, Urt.&nbsp;v. 8. November 1934 – 2 D 1204/34 –, RGSt 69, 54 (55/56), zitiert und besprochen in dem [http://www.zaoerv.de/06_1936/6_1936_1_b_404_2_422.pdf Bericht zu Entscheidungen nationaler Gerichte in völkerrechtlichen Fragen, ZaöRV 1936, S.&nbsp;404], hier S. 408/409 (PDF; 1,7 MB).</ref> Umgekehrt hat der Diplomat, der im Ausland bei einer Auslandsvertretung Dienst tut, mit der Begründung, er lebe und arbeite an Orten, an denen der Entsendestaat die Hoheitsgewalt ausübe, keine Ansprüche auf öffentliche Leistungen, die nur im Inland gewährt werden.<ref>Entschieden in Bezug auf das [[Unterhaltsvorschussgesetz]], [[OVG Berlin-Brandenburg]], Urt. v. 17. Juni 2009 – OVG 6 B 7.09 –.</ref><br />
<br />
Zu den Räumlichkeiten der Mission gehört völkervertraglich auch die Residenz des Botschafters oder des Leiters der Mission ({{§§|0_191_01|ch|seite=a1.html|text=Art. 1}} Buchstabe i WÜD).<br />
<br />
Bei Unglücksfällen auf dem Grundstück der Mission (z.&nbsp;B. Feuer) muss die Feuerwehr grundsätzlich die Genehmigung des Missionschefs oder seines Vertreters zum Betreten einholen. Eine Ausnahme besteht nur, wenn wegen der Dringlichkeit der Maßnahmen (z.&nbsp;B. wegen der Gefährdung von Menschenleben) ein sofortiges Eingreifen geboten ist. In diesem Fall ist der verantwortliche Einsatzleiter nach pflichtgemäßem Ermessen berechtigt, das Betreten anzuordnen. Die Hilfsmaßnahmen haben sich jedoch auf das zur Abwehr der Gefahr Erforderliche zu beschränken.<ref>Vgl. hierzu ausführlich Stein/v. Buttlar, ''Völkerrecht'', §&nbsp;2 Rn&nbsp;739 ff.</ref><br />
<br />
=== Unverletzlichkeit der Person des Diplomaten ===<br />
[[Datei:IranUS-Geiseln1981.jpg|mini|Die Geiselnahme der Angehörigen der US-Botschaft in [[Teheran]] ([[Iran]]) war ein schwerer Verstoß gegen [[Völkerrecht]]]]<br />
<br />
Die Person des Diplomaten ist unverletzlich. Er unterliegt keiner [[Festnahme]] oder [[Haft]] irgendwelcher Art. Der Empfangsstaat behandelt ihn mit gebührender Achtung und trifft alle geeigneten Maßnahmen, um jeden Angriff auf seine Person, seine Freiheit oder seine Würde zu verhindern ({{§§|0_191_01|ch|seite=a29.html|text=Art. 29}} WÜD). Hieraus ergeben sich nicht nur Unterlassenspflichten, sondern auch aktive Handlungspflichten, wenn Dritte den Diplomaten angreifen. Deutschland war (auch) [[völkerrecht]]lich verpflichtet, den [[irak]]ischen [[Geschäftsträger]], den fünf Täter in der irakischen Botschaft im August 2002 in Berlin als [[Geisel]] genommen hatten, zu befreien; hierzu durfte –&nbsp;in Abstimmung mit dem Entsendestaat&nbsp;– das Missionsgebäude von der Polizei betreten werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/print-welt/article407572/Sonderkommando-befreit-Geiseln-aus-besetzter-irakischer-Botschaft.html |titel=Sonderkommando befreit Geiseln aus besetzter irakischer Botschaft |werk=[[Welt Online]] |datum=2002-08-21 |abruf=2012-01-29}}</ref><br />
<br />
Die 444&nbsp;Tage andauernde [[Geiselnahme von Teheran|Festsetzung von 52 amerikanischen Diplomaten in Iran]] in den Jahren 1979 und 1980 war ein besonders schwerwiegender Verstoß gegen Art.&nbsp;29 WÜD; der [[Internationaler Gerichtshof|Internationale Gerichtshof]] stellte am 24. Mai 1980 fest, dass Iran gegen seine völkerrechtlichen Pflichten verstoßen habe und die Botschaftsangehörigen sofort freizulassen habe.<ref>IGH, Urt. v. 24. Mai 1980 betreffend ''U.S. Diplomatic and Consular Staff in Tehran [USA&nbsp;v. Iran]'', {{Webarchiv |url=http://www.icj-cij.org/docket/files/64/6291.pdf |wayback=20130113041837 |text=ICJ Reports 1980, S.&nbsp;3 }} (PDF; 5,4 MB).</ref><br />
<br />
Gegen den Diplomaten dürfen keine Maßnahmen ergriffen werden, die in irgendeiner Weise auf hoheitlichen Zwang hinauslaufen. [[Strafprozessrecht|Strafprozessuale]] Maßnahmen sind unzulässig (beispielsweise die [[vorläufige Festnahme]], [[Verhaftung]], [[Durchsuchung (Recht)|Durchsuchung]], [[Beschlagnahme]], auch des Führerscheins, [[Sicherstellung (Recht)|Sicherstellung]], [[Vernehmung]] gegen den Willen des Betroffenen, [[Telekommunikationsüberwachung|Telefonüberwachung]], [[Blutentnahme|Entnahme von Blutproben]] zur Feststellung der [[Blutalkoholkonzentration]] bei [[Alkoholkonsum|Trunkenheitsverdacht]]). Ebenso ist die Verhängung von [[Verwarnungsgeld|Verwarnungs-]] oder [[Bußgeld]]ern (z.&nbsp;B. für [[Verkehrsordnungswidrigkeit]]en) unzulässig. Schon das Anheften von Bescheiden an der Windschutzscheibe von Fahrzeugen mit Diplomatenkennzeichen oder das Anbringen von [[Autokralle|Parkkrallen]] am Fahrzeug eines Diplomaten hat zu unterbleiben. Möglich sind schlichte –&nbsp;auch schriftliche Hinweise&nbsp;– an den Diplomaten auf den Verkehrsverstoß, solange sie keinen hoheitlich-autoritativen Charakter haben.<br />
<br />
Für die deutsche Verwaltungspraxis wurde zwischen Bund und Ländern vereinbart, den Diplomaten in schriftlicher Form (Zettel an der Windschutzscheibe oder Schreiben an die Wohnadresse) auf den begangenen Verkehrsverstoß aufmerksam zu machen. Das Schreiben enthält Angaben zum Tatort und zur Tatzeit und beschreibt den Verkehrsverstoß nach dem [[Bundeseinheitlicher Tatbestandskatalog für Verkehrsordnungswidrigkeiten|Bundeseinheitlichen Tatbestandskatalog für Verkehrsordnungswidrigkeiten]]. Ein Buß- oder Verwarnungsgeld wird jedoch weder festgesetzt, noch wird dessen Höhe mitgeteilt. Stattdessen wird der Diplomat höflich darum gebeten, die geltenden Rechtsvorschriften künftig zu beachten. Zugleich wird er darauf hingewiesen, dass die begangene Verkehrsordnungswidrigkeit bei den deutschen Behörden gespeichert wurde und im Wiederholungsfall eine Mitteilung an das [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]] möglich sei.<ref>Muster solcher Schreiben finden sich im Runderlass des (nordrhein-westfälischen) Ministeriums für Inneres und Kommunales vom 2. November 2010 – 43.8 – 57.04.16 –, [http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument?Id=XMMMBL1035|786|822 Ministerialblatt für das Land Nordrhein-Westfalen 2010 S.&nbsp;786], Nr.&nbsp;1.3.4 und Anlagen 10 und 11 (PDF; 2,18 MB), abgerufen am 5. Januar 2012.</ref><br />
<br />
Maßnahmen im Bereich der Gefahrenabwehr, wie etwa die Androhung, Festsetzung und Durchführung von [[Zwangsmittel|Verwaltungszwangsmitteln]], dürfen gegen Diplomaten nicht ergriffen werden. Standardmaßnahmen aufgrund der [[Polizeirecht (Deutschland)|Polizeigesetze]] der Länder (beispielsweise die polizeiliche [[Ingewahrsamnahme]] oder die polizeiliche Durchsuchung und Sicherstellung von Gegenständen, die im [[Eigentum]] des Diplomaten stehen, wie etwa sein Kraftfahrzeug) sind unzulässig. Auch das [[Abschleppen]] des Kraftfahrzeugs ist grundsätzlich nicht erlaubt. Ausnahmsweise dürfen verbotswidrig abgestellte Diplomatenfahrzeuge abgeschleppt werden, wenn sie Leib und Leben anderer Personen gefährden. Das Auswärtige Amt unterstellt die [[Schlüssiges Handeln|konkludente]] Zustimmung des Diplomaten zur Umsetzung seines Fahrzeugs, wenn es [[Straßenbahn]]schienen oder [[Krankenhaus]]einfahrten blockiert.<ref>Rundschreiben des Auswärtigen Amtes zur Behandlung von Diplomaten und anderen bevorrechtigten Personen in der Bundesrepublik Deutschland vom 19. August 2008, GMBl. S.&nbsp;1154 (S.&nbsp;1172).</ref><br />
<br />
Ein kurzzeitiges Festhalten des Diplomaten kann zulässig sein, um dessen [[Identität]] und damit seine Privilegien festzustellen. Beruft sich eine Person auf Vorrechte und Befreiungen, kann verlangt werden, dass der Nachweis durch Vorlage des Diplomatenausweises geführt wird. Maßnahmen zum Schutz des Diplomaten sind ebenso zulässig. Wurde beispielsweise ein Diplomat bei einem Verkehrsunfall verletzt und ist nicht ansprechbar, darf er auch ohne sein Einverständnis ins Krankenhaus gebracht werden. Der Entsendestaat ist in diesem Fall schnellstmöglich zu unterrichten. Besteht die akute Gefahr einer Selbstgefährdung (z.&nbsp;B. durch starken Alkoholgenuss), ist es zulässig, den Diplomaten an der Weiterfahrt durch Wegnahme seiner Autoschlüssel zu hindern und ihn zu seinem Schutz nach Hause oder zu seiner Mission zu bringen. Unzulässig ist es dagegen, den Diplomaten daran zu hindern, ein Taxi zu nehmen oder sich zu entfernen.<br />
<br />
Nach der [[Rechtsprechung]] des [[Internationaler Gerichtshof|Internationalen Gerichtshofs]] handelt es sich bei dem WÜD um ein geschlossenes Regelungsgefüge (''self-contained regime''), wonach bei Verstößen nur mit den im WÜD vorgesehenen Maßnahmen reagiert werden dürfe.<ref>IGH, Entscheidung vom 24. Mai 1980 betreffend ''U.S. Diplomatic and Consular Staff in Tehran [USA&nbsp;v. Iran]'', {{Webarchiv |url=http://www.icj-cij.org/docket/files/64/6291.pdf |wayback=20130113041837 |text=ICJ Reports 1980, S.&nbsp;3 }}, hier S.&nbsp;40 Rn&nbsp;86 (PDF; 5,4 MB).</ref><br />
<br />
<!-- Folgender Absatz ist nicht in der Quelle belegt -- Bei einem extremen Missbrauch der diplomatischen Vorrechte darf sich der Empfangsstaat jedoch auf [[Selbstverteidigung]] oder [[Notstand]] berufen. So wäre es völkerrechtlich zulässig gewesen, den mit einer [[Maschinenpistole]] auf regimekritische Demonstranten schießenden Bediensteten der [[Libyen|libyschen]] Botschaft in [[London]] im Jahre 1984<ref>Zu den Vorgängen in London am 17. April 1984 vgl. [http://www.sueddeutsche.de/politik/nach-dem-ende-des-gaddafi-regimes-ungesuehnte-schuesse-aus-der-botschaft-1.1138373 ''Ungesühnte Schüsse aus der Botschaft''], Meldung der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]] vom 5. September 2011, abgerufen am 28. Januar 2012.</ref> mit Gewalt zu stoppen. Die britischen Behörden haben deshalb seinerzeit darauf bestanden, die das Missionsgelände verlassenden libyschen Mitarbeiter einer [[Leibesvisitation]] zu unterziehen.--><br />
<br />
Der Schutz vor Durchsuchung des Kraftfahrzeugs eines Diplomaten besteht auch im Falle der [[Gebrauchsanmaßung]] oder des [[Vermögensdelikt|Diebstahls]] fort. Auch bei Überlassung eines Fahrzeugs an eine nichtbevorrechtigte Person (z.&nbsp;B. der deutschen Ehefrau eines in Deutschland akkreditierten Diplomaten) besteht der Schutz fort. Es ist dann aber von einem Privilegienmissbrauch auszugehen, den der Empfangsstaat nicht hinzunehmen braucht.<br />
<br />
Diplomaten müssen grundsätzlich den infektionsschutzrechtlichen Vorschriften (z.&nbsp;B. Impfungen) entsprechen und tierseuchenschutzrechtlichen Regelungen auf dem Missionsgelände und in ihren Privatwohnungen (z.&nbsp;B. im Hinblick auf notwendige Impfungen der im Haushalt des Diplomaten lebenden Haustiere) nachkommen. Ob behördliche Maßnahmen insoweit gegen den Willen des Diplomaten durchgesetzt werden können (z.&nbsp;B. Zwangsimpfungen), ist umstritten: Das Auswärtige Amt verneint dies grundsätzlich,<ref>Rundschreiben des Auswärtigen Amtes zur Behandlung von Diplomaten und anderen bevorrechtigten Personen in der Bundesrepublik Deutschland vom 19. August 2008, [[GMBl.]] S.&nbsp;1154 (S.&nbsp;1158).</ref> ein Gutachten des [[Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten|Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten]] bejaht es.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.bk.admin.ch/dokumentation/02574/04084/index.html?lang=de&download=M3wBPgDB_8ull6Du36WenojQ1NTTjaXZnqWfVpzLhmfhnapmmc7Zi6rZnqCkkIV3fXx7bKbXrZ6lhuDZz8mMps2gpKfo |wayback=20120805015955 |text=Gutachten des EDAs vom 4. Juni 2008 }}, abgerufen am 14. Februar 2012 (PDF; 583 kB).</ref><br />
<br />
In Deutschland hat das [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]] darauf hingewiesen, dass es unerlässlich sei, den Diplomaten in jedem erdenklichen Fall mit besonderer Höflichkeit zu behandeln. In einem Rundschreiben<ref>Rundschreiben des Auswärtigen Amtes zur Behandlung von Diplomaten und anderen bevorrechtigten Personen in der Bundesrepublik Deutschland vom 19. August 2008, GMBl. S.&nbsp;1154 (S.&nbsp;1157).</ref> zur Behandlung von Diplomaten und anderen bevorrechtigten Personen heißt es:<br />
<br />
{{Zitat|Text=Maßnahmen sollen die absolute Ausnahme sein; politische Folgen sind zu bedenken. Im Regelfall führt die Anwendung von Maßnahmen zu Spannungen auf politischer Ebene. Da gerade die Einhaltung der Regeln von Sitte, Höflichkeit und Anstand auf dem Gegenseitigkeitsprinzip beruht, fällt ein Verstoß in der Bundesrepublik Deutschland nicht selten auf deutsche Diplomaten im Ausland zurück.}}<br />
<br />
;Situation in Österreich<br />
[[Datei:Österreichisches Diplomatenkennzeichen WD-82212.JPG|mini|Die österreichischen Behörden bitten Diplomaten seit 2009 um freiwillige Bezahlung der Verwaltungsstrafe]]<br />
<br />
In [[Österreich]] wurden Beanstandungen wegen [[Übertretung]] der Straßenverkehrsordnung und in Wien des Parkometergesetzes bisher grundsätzlich festgestellt, entsprechende Verfahren in den Jahren 2006 bis 2009 jedoch sämtlich als ''nicht verfolgbar'' eingestellt.<ref name="Österreich2009">[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_02069/imfname_164485.pdf Antwort des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie vom 10. Juli 2009] (PDF; 115 kB) auf eine [http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/J/J_02070/imfname_158343.pdf Anfrage von Nationalratsabgeordneten vom 13. Mai 2009] (PDF; 87 kB), beide am 24. Januar 2012 abgerufen.</ref> Seitdem werden Botschaften und Internationale Organisationen zum Zwecke einer [[Lenkererhebung]] kontaktiert, wobei angefragt wird, ob etwaige [[Strafverfügung]]en freiwillig bezahlt würden. In etwa einem Drittel der Fälle haben diese Anfragen Erfolg.<ref name="Österreich2011">[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_07045/imfname_206310.pdf Antwort des Österr. Bundesministers für europ. und intern. Angelegenheiten] (PDF; 85 kB) vom 11. Februar 2011 in Beantwortung einer [http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/J/J_07115/imfname_202269.pdf parlamentarischen Anfrage] (PDF; 68 kB) vom 14. Dezember 2010, beide am 24. Januar 2012 abgerufen.</ref><br />
<br />
;Situation in der Schweiz<br />
Die [[Schweiz]] weicht von den vorstehenden Regelungen insoweit ab, als sie seit 2005 Straßenverkehrsverstöße grundsätzlich verfolgt und den Diplomaten [[Ordnungsbusse]]n übermittelt. Erfolgt keine Zahlung, werde die Botschaft informiert. Mit Sanktionen müssten Diplomaten jedoch nicht rechnen. Zwar könne sie der Protokollchef zu sich zitieren; ein Landesverweis als ultima ratio erscheine bei Ordnungswidrigkeiten jedoch unverhältnismäßig. Zudem drücke das [[Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten|Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten]] (EDA) gelegentlich ein Auge zu, um die bilateralen Beziehungen zu schonen. Die in [[Bern]] ansässigen Diplomaten halten die Praxis der Bußgeldfestsetzung für völkerrechtswidrig und haben durch den [[Doyen]] des [[Diplomatisches Corps|Diplomatischen Corps]], den [[Apostolischer Nuntius|Apostolischen Nuntius]] in der Schweiz, dagegen protestiert.<ref name="NZZ2005">[https://www.nzz.ch/articleDCB3R-1.185439 ''Diplomaten begehren auf''], Meldung von [[NZZ Online]] vom 20. November 2005, abgerufen am 25.&nbsp;April 2019.</ref><br />
<br />
=== Unverletzlichkeit der Privatwohnung des Diplomaten ===<br />
Die [[Wohnung|Privatwohnung]] des Diplomaten genießt dieselbe Unverletzlichkeit und denselben Schutz wie die Räumlichkeiten der Mission. Seine Papiere, seine Korrespondenz und sein Vermögen (z.&nbsp;B. sein privates [[Kraftfahrzeug]]) sind ebenfalls unverletzlich ({{§§|0_191_01|ch|seite=a30.html|text=Art. 30}} WÜD). Zur Privatwohnung zählen auch Zweitwohnungen wie [[Ferienhaus|Ferienhäuser]], wenn die Nutzung regelmäßig erfolgt und der Empfangsstaat in der Lage ist, seiner Schutzverpflichtung dort wirksam nachzukommen.<br />
<br />
=== Freizügigkeit ===<br />
Der Diplomat hat vorbehaltlich der Gesetze und Rechtsvorschriften über Zonen, deren Betreten aus Gründen der nationalen Sicherheit verboten oder geregelt ist, volle Bewegungs- und Reisefreiheit im Empfangsstaat ({{§§|0_191_01|ch|seite=a26.html|text=Art. 26}} WÜD).<br />
<br />
=== Befreiung von der Gerichtsbarkeit des Empfangsstaates ===<br />
Nach {{§§|0_191_01|ch|seite=a31.html|text=Art. 31}} WÜD genießt der Diplomat uneingeschränkt Immunität von der [[Strafgerichtsbarkeit]] des Empfangsstaates. Gegen einen Diplomaten darf in keinem Fall ein [[Strafverfahren]] oder [[Ordnungswidrigkeit]]enverfahren durchgeführt werden. Er darf nicht zu einem [[Gerichtstermin]] geladen werden, ausgenommen zur Klärung seines Diplomatenstatus, wenn eine Klärung anders nicht möglich ist. Ob die Tat, die Gegenstand des Verfahrens ist, in Ausübung des Dienstes oder während der Freizeit begangen wurde, ist unerheblich. Gleichwohl ergangene [[Urteil (Recht)|Urteile]] sind [[nichtig]].<br />
<br />
Auch von der [[Zivilgerichtsbarkeit|Zivil-]] und [[Verwaltungsgerichtsbarkeit]] sowie von hiermit in Zusammenhang stehenden Vollstreckungsmaßnahmen genießt der Diplomat grundsätzlich Immunität; es gibt aber einige Ausnahmen (Art.&nbsp;31 Abs.&nbsp;1 WÜD).<br />
<br />
Keine Befreiung von der Gerichtsbarkeit besteht<br />
* bei dinglichen Klagen in Bezug auf privates unbewegliches Vermögen (z.&nbsp;B. eines dem Diplomaten gehörenden Grundstücks, nicht jedoch einer von ihm angemieteten Wohnung), es sei denn, dass der Diplomat dieses im Auftrag des Entsendestaats für die Zwecke der Mission im Besitz hat,<br />
* bei Klagen in [[Nachlassverfahren (Deutschland)|Nachlasssachen]], in denen der Diplomat als [[Testamentsvollstrecker]], [[Nachlassverwaltung|Verwalter]], [[Erbe]] oder [[Vermächtnis]]nehmer in privater Eigenschaft und nicht als Vertreter des Entsendestaats beteiligt ist und<br />
* bei Klagen im Zusammenhang mit einem [[Freier Beruf|freien Beruf]] oder einer [[Gewerbe|gewerblichen Tätigkeit]], die der Diplomat im Empfangsstaat neben seiner amtlichen Tätigkeit ausübt (die ihm aber nach {{§§|0_191_01|ch|seite=a42.html|text=Art. 42}} WÜD untersagt ist). Darunter fallen Geschäfte, die nicht alltäglich sind wie das [[Spekulation (Wirtschaft)|Spekulieren]] an der [[Börse]] oder die Beteiligung an einem [[Insolvenz|insolventen]] Unternehmen.<br />
<br />
Ergehen in solchen Fällen Urteile, darf in das Vermögen des Diplomaten vollstreckt werden, das sich außerhalb der Privatwohnung befindet, z.&nbsp;B. in Bankkonten.<br />
<br />
Die Immunität von der Gerichtsbarkeit des Empfangsstaates hindert einen Diplomaten nicht, freiwillig die Gerichte des Empfangsstaates in Anspruch zu nehmen, z.&nbsp;B., wenn er sich um die Anerkennung eines ausländischen [[Scheidung]]surteils<ref>[[Bundesgerichtshof|BGH]], Beschluss vom 14. Juli 2011 –&nbsp;V&nbsp;ZB&nbsp;275/10&nbsp;– [[BGHZ]] 189, 87.</ref> bemüht oder wenn er [[Sozialhilfe]]<ref>BVerwG, Urt. v. 29. Februar 1996 –&nbsp;5&nbsp;C&nbsp;23.95&nbsp;– BVerwGE 100, 300: [[OVG Münster]], Beschl. v. 11. Februar 1992 – 8 B 536/92 – [[Neue Juristische Wochenschrift|NJW]] 1992, S. 2043.</ref> beantragt, weil Gehaltszahlungen des Entsendestaates ausbleiben. Strengt ein Diplomat ein Gerichtsverfahren an, so kann er sich zudem in Bezug auf eine [[Widerklage]], die mit der Hauptklage in unmittelbarem Zusammenhang steht, nicht auf die Immunität von der Gerichtsbarkeit berufen ({{§§|0_191_01|ch|seite=a32.html|text=Art. 32}} Abs.&nbsp;3 WÜD, {{§§|0_191_02|ch|seite=a45.html|text=Art. 45}} Abs.&nbsp;3 WÜK).<br />
<br />
Der Diplomat hat ein gerichtliches [[Zeugnisverweigerungsrecht]] in dienstlichen wie auch in allen privaten Angelegenheiten (Art.&nbsp;31 Abs.&nbsp;2 WÜD). Nur der Entsendestaat kann auf das Zeugnisverweigerungsrecht verzichten (Art.&nbsp;32 Abs.&nbsp;1 WÜD).<br />
<br />
=== Steuerbefreiung ===<br />
Nach den {{§§|0_191_01|ch|seite=a23.html|text=Art. 23}} und {{§§|0_191_01|ch|seite=a34.html|text=34}} WÜD genießt der Diplomat Befreiung von der Besteuerung des Empfangsstaates. Der Entsendestaat und der Missionschef sind hinsichtlich der in ihrem Eigentum stehenden und der von ihnen gemieteten bzw. gepachteten Räumlichkeiten der Mission von allen staatlichen, regionalen und kommunalen [[Steuer]]n oder sonstigen [[Abgaben]] befreit, soweit diese nicht als [[Gegenleistung|Vergütung]] für bestimmte Dienstleistungen erhoben werden (Art.&nbsp;23 Abs.&nbsp;1 WÜD). Der Diplomat ist von allen staatlichen, regionalen und kommunalen [[Kopfsteuer|Personal-]] und [[Realsteuer]]n oder -abgaben befreit (Art.&nbsp;34 WÜD).<ref>In Deutschland bezüglich der [[Einkommensteuer (Deutschland)]] umgesetzt in {{§|3|estg|juris}} Nr. 29 [[Einkommensteuergesetz (Deutschland)|EStG]].</ref> Ausgenommen hiervon sind<br />
* die normalerweise im Preis von Waren oder Dienstleistungen enthaltenen [[Direkte und indirekte Steuer|indirekten Steuern]] (z.&nbsp;B. Mehrwertsteuer); hier hat sich jedoch abweichend von Art.&nbsp;34 WÜD eine Staatenpraxis herausgebildet, wonach die meisten Staaten auf der Basis der Gegenseitigkeit auch Entlastung von indirekten Steuern ([[Mehrwertsteuer]], [[Energiesteuergesetz (Deutschland)|Energiesteuer]], [[Kraftfahrzeugsteuer]], [[Versicherungsteuer (Deutschland)|Versicherungsteuer]]) gewähren,<br />
* Steuern und sonstige Abgaben von privatem, im Hoheitsgebiet des Empfangsstaats gelegenem unbeweglichen Vermögen, es sei denn, dass der Diplomat es im Auftrag des Entsendestaats für die Zwecke der Mission im Besitz hat,<br />
*[[Erbschaftsteuer in Deutschland|Erbschaftssteuern]], die der Empfangsstaat erhebt, nicht jedoch in Bezug auf Gegenstände eines verstorbenen Diplomaten ({{§§|0_191_01|ch|seite=a39.html|text=Art. 39}} Abs.&nbsp;4 WÜD),<br />
* Steuern und sonstige Abgaben von privaten Einkünften, deren Quelle sich im Empfangsstaat befindet, sowie [[Vermögenssteuer]]n von Kapitalanlagen in gewerblichen Unternehmen, die im Empfangsstaat gelegen sind,<br />
* Steuern, [[Gebühr]]en und sonstige Abgaben, die als Vergütung für bestimmte Dienstleistungen erhoben werden,<br />
* Eintragungs-, Gerichts-, Beurkundungs-, Beglaubigungs-, Hypotheken- und Stempelgebühren in Bezug auf unbewegliches Vermögen.<br />
<br />
In der [[Schweiz]] erhalten die Angehörigen des Diplomatischen Corps bei Vorlage der von der [[Eidgenössische Zollverwaltung|Eidgenössischen Zollverwaltung]] ausgestellten ''Petrol-Card'' bei bestimmten Tankstellen des Unternehmens [[Royal Dutch Shell|Shell (Switzerland)]] abgabenfreie Kraftstoffe.<ref name="Mysterien">[http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Mysterien-der-CDAutoschilder-oder-Diplomaten-am-Steuer-/story/13216153 ''Mysterien der CD-Autoschilder oder Diplomaten am Steuer''], Meldung des [[Tages-Anzeiger]]s vom 13. Januar 2011, abgerufen am 26. Januar 2012.</ref><br />
<br />
Keine Befreiung besteht für [[Parkgebühr]]en an [[Parkscheinautomat]]en für die Nutzung des [[Verkehrsraum|öffentlichen Verkehrsraums]], weil sie eine Gegenleistung für eine bestimmte Dienstleistung sind. Die Bezahlung von Parkgebühren kann jedoch nicht mit [[Verwaltungsvollstreckung|Verwaltungszwang]] durchgesetzt werden.<br />
<br />
=== Zollbefreiung, Kontrolle des persönlichen Reisegepäcks, Flugsicherheitskontrollen ===<br />
Gegenstände für den amtlichen Gebrauch der Mission und Gegenstände für den persönlichen Gebrauch des Diplomaten oder eines zu seinem Haushalt gehörenden Familienmitglieds einschließlich der für seine Einrichtung vorgesehenen Gegenstände sind von allen Zöllen, Steuern und ähnlichen Abgaben mit Ausnahme von Gebühren für Einlagerung, Beförderung und ähnlichen Dienstleistungen befreit ({{§§|0_191_01|ch|seite=a36.html|text=Art. 36}} Abs.&nbsp;1 WÜD).<br />
<br />
Der Diplomat genießt auch Befreiung von der Zollkontrolle seines persönlichen Gepäcks, sofern nicht triftige Gründe für die Vermutung vorliegen, dass es Gegenstände enthält, für welche die Zoll- und Steuerbefreiungen nicht gelten oder deren Ein- oder Ausfuhr nach dem Recht des Empfangsstaats verboten oder durch [[Quarantäne]]vorschriften geregelt ist. In solchen Fällen darf die Kontrolle nur in Anwesenheit des Diplomaten oder seines ermächtigten Vertreters stattfinden (Art.&nbsp;36 Abs.&nbsp;2 WÜD).<br />
<br />
Ein triftiger Grund liegt nur vor, wenn objektiv vorhandene, gleichsam „ins Auge springende“ Hinweise auf eine missbräuchliche Verwendung vorliegen.<br />
<br />
Am [[Flughafen]] ist der Diplomat berechtigt, die im Rahmen der Flugsicherheitskontrollen vorzunehmende [[Leibesvisitation]] und Kontrolle seines persönlichen Gepäcks zu verweigern. In diesem Fall wird ihm in Deutschland „mit ausgesuchter Höflichkeit“ (Originalwortlaut Auswärtiges Amt) mitgeteilt, dass er von der Beförderung ausgeschlossen sei, wenn er sich nicht freiwillig der Personenkontrolle unterziehe. Anspruch, unter Berufung auf seinen Diplomatenstatus unkontrolliert durchgelassen zu werden, hat er nicht.<br />
<br />
=== Weitere Privilegien ===<br />
Der Diplomat unterliegt nicht den Vorschriften über die [[soziale Sicherheit]] ({{§§|0_191_01|ch|seite=a33.html|text=Art. 33}} Abs.&nbsp;1 und 3 WÜD)<ref>Für Leistungsansprüche (z.&nbsp;B. Zahlung von Kindergeld an Diplomaten) soll dies nicht gelten, vgl. SG Hamburg, Urt. v. 25. April 1986 – 5 KG 122/85 – juris.</ref> und ist von persönlichen Dienstleistungen ({{§§|0_191_01|ch|seite=a35.html|text=Art. 35}} WÜD) und der Pflicht, sich nach dem [[Meldegesetz]] anzumelden und einen [[Aufenthaltstitel]] einzuholen, befreit (arg. {{§§|0_191_01|ch|seite=a10.html|text=Art. 10}} Abs.&nbsp;1 Buchst.&nbsp;a WÜD, in Deutschland umgesetzt in {{§|1|aufenthg_2004|juris}} Abs.&nbsp;2 Nr.&nbsp;2 und 3 AufenthG sowie in {{§|26|bmg|juris}} BMG).<br />
<br />
== Inhaber der Vorrechte und Befreiungen ==<br />
Begünstigte der diplomatischen Vorrechte und Befreiungen sind grundsätzlich alle Bediensteten einer Mission und die im Haushalt der Bediensteten lebenden Familienangehörigen sowie das Hauspersonal. Die vorstehend aufgeführten Vorrechte und Befreiungen stehen jedoch nicht jedem Angehörigen des diplomatischen Personals und teilweise auch nicht allen Mitgliedern der Mission in vollem Umfang zu. Der Umfang der jeweiligen Rechte bestimmt sich nach dem Rang und der Stellung, die dem jeweiligen Bediensteten im diplomatischen Dienst des Entsendestaats zukommt.<br />
<br />
In Deutschland hat das Auswärtige Amt das diplomatische Personal in Anlehnung an die Begriffsdefinitionen in Art.&nbsp;1 WÜD in insgesamt 11 Gruppen eingeteilt, für die der [[Chef des Protokolls im deutschen Auswärtigen Amt|Chef des Protokolls]] des Auswärtigen Amts besondere Ausweise ausstellt:<br />
<br />
=== Diplomatische Missionen ===<br />
==== Diplomaten ====<br />
[[Datei:Diplomatenausweis-D.JPG|mini|Roter Protokollausweis in Deutschland für die Mitglieder ausländischer Vertretungen und internationaler Organisationen (laminierte Plastikkarte im Format 110&nbsp;mm × 80&nbsp;mm); hier mit dem Kennbuchstaben „D“. Die letzte Ausstellung in dieser Form war am 14. Oktober 2019, nun Kreditkartenformat.]]<br />
<br />
Diplomaten im engeren Sinne sind die Missionschefs ([[Botschafter]], Apostolischer Nuntius, [[Geschäftsträger]]) und sonstige Mitglieder des diplomatischen Personals wie [[Gesandter|Gesandte]], [[Botschaftsrat|Botschaftsräte]], Botschaftssekretäre und [[Attaché]]s der Botschaften und der [[Apostolische Nuntiatur|Apostolischen Nuntiatur]] und die Sonderattachés der Botschaften, z.&nbsp;B. Wirtschafts-, Handels-, Finanz-, Landwirtschafts-, Kultur-, Presse-, [[Militärattaché]]s und die Botschaftsseelsorger und -ärzte.<br />
<br />
'''Familienangehörige''' sind die [[Ehepartner]] und unverheirateten Kinder, die nicht älter als 27&nbsp;Jahre sind und mit dem Diplomaten in häuslicher Gemeinschaft leben. Auch gleichgeschlechtliche [[Partnerschaft|Lebenspartner]] können unter bestimmten Bedingungen Familienangehörige eines Diplomaten sein, nicht aber die [[Verwandtschaftsbeziehung#Eltern|Eltern]] oder [[Schwägerschaft|Schwiegereltern]] des Diplomaten.<br />
<br />
Diplomaten im vorstehenden Sinne genießen alle diplomatischen Vorrechte und Befreiungen sowohl für den dienstlichen als auch im privaten Bereich. Derselbe umfassende Schutz steht den Familienangehörigen eines Diplomaten zu ({{§§|0_191_01|ch|seite=a37.html|text=Art. 37}} Abs.&nbsp;1 WÜD). Diese Form des Schutzes wird auch ''persönliche Immunität'' genannt, weil sie im Unterschied zur ''funktionalen Immunität'' auch den außerdienstlichen Bereich einschließt.<br />
<br />
Diese Personengruppe erhält vom Auswärtigen Amt einen roten Sonderausweis mit dem Kennbuchstaben „D“ (siehe nebenstehende Abbildung).<br />
<br />
[[Datei:0-153 Zypern Cyprus diplomatenkennzeichen.JPG|mini|Fahrzeug des zyprischen Botschafters in Deutschland mit einem Sonderkennzeichen]]<br />
Dienst- und Privatfahrzeuge der Diplomaten und ihrer Familienangehörigen erhalten in Deutschland zur Kennzeichnung ihres Status besondere Kennzeichen, die mit einer Null beginnen. An [[Personenkraftwagen]] ist ein länglich-ovales [[Datei:Corps Diplomatique international vehicle registration oval.svg|30px]]-Zusatzschild anzubringen. Zu den technischen Einzelheiten {{Hauptartikel|Diplomatenkennzeichen (Deutschland)}}<br />
<br />
==== Bedienstete des Verwaltungs- und technischen Personals an Botschaften ====<br />
In diese Gruppe fallen [[Kanzlei]]beamte, [[Verschlüsselung|Chiffreure]], [[Übersetzer]] und [[Sekretär|Schreibkräfte]] und ihre Familienangehörigen. Dieser Personenkreis erhält in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „VB“.<br />
<br />
Bedienstete des Verwaltungs- und technischen Personals einer Botschaft genießen die diplomatischen Vorrechte und Befreiungen grundsätzlich wie der Diplomat, Befreiung von der Zivil- und Verwaltungsgerichtsbarkeit jedoch nur in Bezug auf Handlungen, die in Ausübung der dienstlichen Tätigkeit vorgenommen wurden (Art.&nbsp;37 Abs.&nbsp;2 WÜD, {{§|18|gvg|juris}} GVG). Das sind Handlungen, die für den Dienst oder dienstlich angeordnete Veranstaltungen unumgänglich sind, mithin auch Fahrten zum und vom täglichen Dienst. Insofern wird von der ''funktionalen Immunität'' gesprochen.<br />
<br />
Da bei den '''Familienmitgliedern''' des Verwaltungs- und technischen Personals – der Kreis deckt sich mit dem der Familienangehörigen von Diplomaten – dienstliche Handlungen nicht möglich sind, genießen diese –&nbsp;anders als die Familienangehörigen von Diplomaten&nbsp;– keine Befreiung von der Zivil- und Verwaltungsgerichtsbarkeit.<br />
<br />
Dienst- und Privatfahrzeuge des Verwaltungs- und technischen Personals an Botschaften und Fahrzeuge der Familienangehörigen erhalten in Deutschland zur Kennzeichnung ihres Status besondere Kennzeichen, die mit dem Buchstaben „B“ oder „BN“ beginnen und dem eine Zahl als Länderkennung unmittelbar folgt. Ein CD-Zusatzschild darf an diesen Fahrzeugen nicht angebracht sein. Zu den technischen Einzelheiten → {{Hauptartikel|Diplomatenkennzeichen (Deutschland)}}<br />
<br />
==== Dienstliches Hauspersonal an Botschaften ====<br />
Hierunter fallen beispielsweise [[Kraftfahrer]], [[Pförtner]], [[Bote]]n, [[Gärtner]], [[Koch|Köche]] und [[Nachtwächter]] der diplomatischen Mission. Dieser Personenkreis – einschließlich der Familienangehörigen – erhält in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „DP“.<br />
<br />
Angehörige dieser Personengruppe genießen die diplomatischen Vorrechte und Befreiungen mit folgenden Einschränkungen: Befreiung von der Straf-, Zivil- und Verwaltungsgerichtsbarkeit genießen diese Personen nur in Bezug auf Handlungen, die in Ausübung der dienstlichen Tätigkeit wahrgenommen werden (Art.&nbsp;37 Abs.&nbsp;3 WÜD, {{§|18|gvg|juris}} GVG). Dazu gehören Tätigkeiten, die für den Dienst oder dienstlich angeordnete Veranstaltungen unumgänglich sind. Ob dazu auch Fahrten zum und vom täglichen Dienst gehören, ist unklar.<ref>Das Auswärtige Amt bejaht dies ausdrücklich in seinem Rundschreiben vom 19. September 2008 auf S. 1160 und verneint es wieder auf S. 1172, wo sogar behauptet wird, das dienstliche Hauspersonal habe nur ''Amtshandlungsimmunität'', unter die Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung nicht fielen, da WÜD-bezogene Amtshandlungen im Straßenverkehr kaum vorstellbar seien. Diese Beurteilung ist nicht nachvollziehbar, denn wenn z.&nbsp;B. der Fahrer der Botschaft den Botschafter zu einem Empfang bringt, liegt zweifelsohne eine dienstliche Handlung vor, die von der Immunität umfasst ist. Auch Fahrten zum und vom Dienst des Fahrers dürften noch von der Immunität eingeschlossen sein; insofern besteht kein Grund, das dienstliche Hauspersonal ungünstiger zu behandeln als das Verwaltungs- und technische Personal, zumal Art.&nbsp;37 Abs.&nbsp;2 und 3 WÜD in diesem Punkte („… in Ausübung ihrer dienstlichen Tätigkeit vorgenommene Handlungen …“) wörtlich übereinstimmen.</ref><br />
<br />
Diese Personengruppe muss keine Steuern oder sonstigen Abgaben auf die erhaltenen [[Dienstbezug|Dienstbezüge]] leisten. Außerdem ist ein solcher Bediensteter von den Vorschriften über die soziale Sicherheit (Art.&nbsp;37 Abs.&nbsp;3 WÜD) und von der Pflicht, sich nach dem Meldegesetz anzumelden und einen Aufenthaltstitel einzuholen, befreit (arg. {{§§|0_191_01|ch|seite=a10.html|text=Art. 10}} Abs.&nbsp;1 Buchst. a) WÜD, {{§|1|aufenthg_2004|juris}} Abs.&nbsp;2 Nr.&nbsp;2 und 3 AufenthG, §&nbsp;23 Hess. Meldegesetz<ref>[https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-MeldeGHE2006pP23 §&nbsp;23 Hess. Meldegesetz]</ref> und die entsprechenden Vorschriften der Meldegesetze der anderen Länder).<br />
<br />
'''Familienangehörige''' des dienstlichen Hauspersonals genießen keine Privilegien. Wegen ihres engen Kontakts zu einer bevorrechtigten Person sind sie jedoch mit ausgesprochener Höflichkeit zu behandeln; etwaige Maßnahmen sollten ihnen gegenüber nicht vorschnell getroffen werden. In Deutschland sind sie vom Erfordernis der Einholung eines Aufenthaltstitels befreit ({{§|27|aufenthv|juris}} Abs.&nbsp;1 Nr.&nbsp;2 AufenthV).<br />
<br />
Die Privatfahrzeuge des dienstlichen Hauspersonals erhalten keine Sonderkennzeichen, sondern gewöhnliche Zivilkennzeichen. Ihnen sind jedoch für den Sitz Berlin die Kennzeichengruppen B-FA 1000 bis B-FA 9999 und für den Sitz Bonn die Kennzeichengruppen BN-AA 1000 bis BN-AA 9999 zuzuteilen.<br />
<br />
=== Konsularische Vertretungen ===<br />
[[Datei:Russisches Konsulat Muenchen-1.jpg|mini|[[Russland|Russisches]] Generalkonsulat in [[München]]]]<br />
[[Datei:Frankfurt, Bockenheim, Französische Botschaft.JPG|mini|[[Frankreich|Französisches]] Generalkonsulat in [[Frankfurt am Main]]]]<br />
[[Datei:Italienisches Staatsemblem neben dem Konsulatseingang.JPG|mini|Schild des [[Italien]]ischen Generalkonsulats in [[Köln]]]]<br />
[[Datei:US Embassy in Skopje 04.jpg|mini|Konsularabteilung der US-Botschaft in [[Skopje]], [[Nordmazedonien]]]]<br />
[[Datei:FrenchConsulateHouston.JPG|mini|Französisches Generalkonsulat in [[Houston]], USA]]<br />
[[Datei:Danish Consulate Munich.JPG|mini|Schild des Dänischen Konsulats in [[München]]]]<br />
<br />
Ursprünglich waren Konsuln nicht in erster Linie dazu berufen, die Beziehungen zwischen Herkunftsstaat und Empfangsstaat zu pflegen. Im Mittelalter lebten die Kaufleute eines Herkunftslandes im Ausland in großen Kaufmannskolonien zusammen. Wegen des damals noch geltenden [[Personalitätsprinzip]]s unterstanden sie der Rechtsordnung ihres Heimatlandes. Der Konsul wurde von diesen Kaufleuten gewählt, um untereinander bestehende Streitigkeiten zu schlichten. Über Jahrhunderte hinweg übten Konsuln die [[Strafgerichtsbarkeit|Straf-]] und [[Zivilgerichtsbarkeit]] über ihre Landsleute aus. Seit dem 16. Jahrhundert begann jedoch eine allmählich einsetzende Veränderung. Die Konsuln wurden nicht mehr gewählt, sondern als offizielle Vertreter ihrer Herrscher entsandt. Da mit dem vordringenden [[Territorialitätsprinzip]] in der Ausübung von Gerichtsbarkeit ein unzulässiger Eingriff in die Hoheitsgewalt des Gastlandes gesehen wurde, verlagerten sich die Aufgaben des Konsuls auf die Vertretung der Wirtschafts- und Handelsinteressen des Heimatlandes im Gastland.<ref>Ipsen/Fischer, ''Völkerrecht'', §&nbsp;38 Rn&nbsp;1; Doehring, ''Völkerrecht'', §&nbsp;8 Rn&nbsp;501.</ref><br />
<br />
Während sich die berufskonsularischen Vertretungen in der Gegenwart immer mehr dem Status diplomatischer Missionen annähern und dort Diplomaten des Entsendestaates eingesetzt werden, lebt in den Honorarkonsulaten die alte Tradition des Kaufmanns, der mit hoheitlichen Funktionen ausgestattet ist, weiter: Mit dem Amt eines Honorarkonsuls werden meistens seriöse Geschäftsleute betraut, die sich um die wirtschaftliche Entwicklung der Beziehungen zwischen Entsendestaat und Empfangsstaat verdient gemacht haben. Das Amt wird ehrenhalber verliehen und vom Herkunftsstaat nicht vergütet. Nicht selten ist das Honorarkonsulat in den Geschäftsräumen des Unternehmens untergebracht, das der Honorarkonsul im Hauptberuf leitet. Die meisten Honorarkonsuln sind jedoch –&nbsp;was völkerrechtlich akzeptiert wird&nbsp;– Staatsangehörige des Empfangsstaates.<br />
<br />
Vorrechte und Befreiungen gegenüber dem Empfangsstaat bestehen bei Konsularbeamten traditionell nur eingeschränkt; sie sind in der Regel auf den dienstlichen Tätigkeitsbereich beschränkt.<br />
<br />
==== Konsularbeamte ====<br />
Konsularbeamte im Sinne dieses Abschnitts sind [[Generalkonsul]]n, [[Konsul]]n, Vizekonsuln, [[Konsularagentur|Konsularagenten]] und andere mit der [[Hauptamt#Hauptamt im Beamtenrecht|hauptamtlichen]] Wahrnehmung von konsularischen Aufgaben beauftragte Personen (sog. ''Berufskonsularbeamte''). Für Honorarkonsularbeamte gelten besondere Regelungen (siehe ''Abschnitt [[#Honorarkonsularbeamte|Honorarkonsularbeamte]]'').<br />
<br />
Berufskonsularbeamte dürfen im Empfangsstaat keinen freien Beruf und keine gewerbliche Tätigkeit ausüben, die auf persönlichen Gewinn gerichtet sind ({{§§|0_191_02|ch|seite=a57.html|text=Art. 57}} Abs.&nbsp;1 WÜK). Dieser Personenkreis erhält in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „K“.<br />
<br />
Berufskonsularbeamte genießen viele Befreiungen und Vorrechte, die auch Diplomaten zustehen:<br />
<br />
===== Unverletzlichkeit des Missionsgebäudes =====<br />
Das Missionsgebäude eines Berufskonsulats ([[Generalkonsulat]], [[Konsul]]at) ist unverletzlich ({{§§|0_191_02|ch|seite=a31.html|text=Art. 31}} Abs.&nbsp;1 WÜK). Die Behörden des Empfangsstaats dürfen den Teil der konsularischen Räumlichkeiten, den die konsularische Vertretung ausschließlich für ihre dienstlichen Zwecke benutzt, nur mit Zustimmung des Leiters der konsularischen Vertretung oder einer von ihm bestimmten Person oder des Chefs der diplomatischen Mission des Entsendestaats betreten. Jedoch kann bei Feuer oder einem anderen Unglück, wenn sofortige Schutzmaßnahmen erforderlich sind, die Zustimmung des Leiters der konsularischen Vertretung vermutet werden (Art.&nbsp;31 Abs.&nbsp;2 WÜK).<br />
<br />
Zur Unverletzlichkeit der konsularischen Vertretung zählen auch die im Konsulat dienstlich genutzten Telefonanschlüsse, die auch dann nicht überwacht werden dürfen, wenn sich der zugrunde liegende Tatverdacht auf private Handlungen bezieht, die der Entsendestaat nicht billigt. Die Protokolle der Gespräche zweier Konsularbeamter, die von einem Telefonanschluss des Generalkonsulats mit einem in einer [[Justizvollzugsanstalt|Haftanstalt]] beschäftigten [[Sozialarbeiter]] geführt wurden, um die vertraulichen Daten von dort inhaftierten eigenen Staatsangehörigen auszuspähen, durften in einem Strafverfahren nicht verwendet werden, weil das Abhören der Telefonate gegen Art.&nbsp;31 Abs.&nbsp;2 WÜK verstieß.<ref>BGH, Beschl.&nbsp;v. 4. April 1990 – 4 BJs 136/89 – 3 StB 5/90, StB 5/90 – [[BGHSt]] 36, 396 ff.</ref><br />
<br />
Der Empfangsstaat hat die besondere Pflicht, alle geeigneten Maßnahmen zu treffen, um die konsularischen Räumlichkeiten vor jedem Eindringen und jeder Beschädigung zu schützen und um zu verhindern, dass der Friede der konsularischen Vertretung gestört oder ihre Würde beeinträchtigt wird (Art.&nbsp;31 Abs.&nbsp;3 WÜK).<br />
<br />
Die konsularischen Räumlichkeiten, ihre Einrichtung, das Vermögen der konsularischen Vertretung und deren Beförderungsmittel genießen nach dem WÜK nur Immunität von jeder [[Beschlagnahme]] für Zwecke der Landesverteidigung oder des öffentlichen Wohls. Ist für solche Zwecke eine [[Enteignung]] notwendig, so werden alle geeigneten Maßnahmen getroffen, damit die Wahrnehmung der konsularischen Aufgaben nicht behindert wird; dem Entsendestaat wird sofort eine angemessene und wirksame [[Entschädigung]] gezahlt (Art.&nbsp;31 Abs.&nbsp;4 WÜK). Trotz des einschränkenden Wortlauts von Art.&nbsp;31 Abs.&nbsp;4 WÜK gilt auch bei Konsulaten das für diplomatische Missionen geltende Verbot der [[Durchsuchung (Recht)|Durchsuchung]], Beschlagnahme, [[Pfändung]] oder [[Vollstreckung]] ({{§§|0_191_01|ch|seite=a22.html|text=Art. 22}} WÜD) entsprechend.<br />
<br />
===== Steuerbefreiung der konsularischen Vertretung =====<br />
Die konsularischen Räumlichkeiten und die Residenz des eine konsularische Vertretung leitenden Berufskonsularbeamten, die im Eigentum des Entsendestaats oder einer für diesen handelnden Person stehen oder von ihnen gemietet oder gepachtet sind, sind von allen staatlichen, regionalen und kommunalen [[Steuer]]n oder sonstigen [[Abgabe]]n befreit, soweit diese nicht als Vergütung für bestimmte [[Dienstleistung]]en erhoben werden ({{§§|0_191_02|ch|seite=a32.html|text=Art. 32}} Abs.&nbsp;1 WÜK). Die Steuerbefreiung gilt nicht für Steuern und Abgaben, die von einer Person zu entrichten sind, die mit dem Entsendestaat oder der für diesen handelnden Person Verträge geschlossen hat (Art.&nbsp;32 Abs.&nbsp;2 WÜK).<br />
<br />
===== Unverletzlichkeit der konsularischen Archive =====<br />
Die konsularischen Archive und Schriftstücke sind jederzeit unverletzlich, wo immer sie sich befinden ({{§§|0_191_02|ch|seite=a33.html|text=Art. 33}} WÜK).<br />
<br />
===== Vorrechte und Befreiungen der Berufskonsularbeamten =====<br />
Im Übrigen gelten für Berufskonsularbeamte folgende Vorrechte und Befreiungen:<br />
* Befreiung von Besteuerung ({{§§|0_191_02|ch|seite=a49.html|text=Art. 49}} Abs.&nbsp;1 WÜK),<br />
* Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit des Diplomaten und der Bevölkerung,<br />
* Befreiung von Zöllen und ähnlichen Abgaben hinsichtlich der Einfuhr persönlicher Gegenstände sowie Zollkontrollen ({{§§|0_191_02|ch|seite=a50.html|text=Art. 50}} Abs.&nbsp;1 WÜK),<br />
* Freizügigkeit ({{§§|0_191_02|ch|seite=a34.html|text=Art. 34}} WÜK),<br />
* Befreiung von den Vorschriften über soziale Sicherheit ({{§§|0_191_02|ch|seite=a48.html|text=Art. 48}} Abs.&nbsp;1 WÜK),<br />
* Befreiung von persönlichen und öffentlichen Dienstleistungen ({{§§|0_191_02|ch|seite=a52.html|text=Art. 52}} WÜK),<br />
* Befreiung von der Ausländermelde- und Aufenthaltstitelpflicht ({{§§|0_191_02|ch|seite=a46.html|text=Art. 46}} Abs.&nbsp;1 WÜK).<br />
<br />
Folgende Einschränkungen bestehen:<br />
<br />
===== Befreiung von der Gerichtsbarkeit im dienstlichen Bereich =====<br />
Die Befreiung von der Straf-, Zivil- und Verwaltungsgerichtsbarkeit genießen Berufskonsularbeamte nur in Bezug auf Handlungen, die sie in Wahrnehmung konsularischer Aufgaben vorgenommen haben ({{§§|0_191_02|ch|seite=a43.html|text=Art. 43}} WÜK; {{§|19|gvg|juris}} GVG; sog. ''Amtsimmunität'' oder ''funktionale Immunität''). Der Begriff ist weit zu verstehen. Er umfasst nicht nur die eigentliche Amtshandlung, sondern auch Akte in engem sachlichen und zeitlichen Zusammenhang mit der Amtshandlung, z.&nbsp;B. Fahrten zum und vom täglichen Dienst, Fahrten zum Flughafen, um Kuriergepäck abzuholen, oder Fahrten zu hilfsbedürftigen Staatsangehörigen des Entsendestaats. Kein Bezug zum Dienst besteht bei Urlaubs- oder Wochenendreisen.<br />
<br />
Konsularbeamte sind dann nicht von der Zivilgerichtsbarkeit befreit, wenn die Klage aufgrund eines [[Vertrag]]es erhoben wurde, den der Konsularbeamte geschlossen hat, ohne erkennbar im Auftrag seines Entsendestaates zu handeln (sog. ''Rechtsscheinhaftung'') oder wenn die Klage von einem Dritten wegen eines Schadens angestrengt wird, der aus einem im Empfangsstaat durch ein Land-, Wasser- und Luftfahrzeug verursachten Unfall (z.&nbsp;B. [[Verkehrsunfall]]) entstanden ist (Art.&nbsp;43 Abs.&nbsp;2 WÜK).<br />
<br />
Für Handlungen, die amtlich vorgenommen werden, genießt der Konsularbeamte umfassenden Schutz vor staatlichen Eingriffen. Konsularbeamte unterliegen wegen Handlungen, die in Wahrnehmung konsularischer Aufgaben vorgenommen worden sind, weder der Gerichtsbarkeit des Empfangsstaats noch Eingriffen seiner Verwaltungsbehörden (Art.&nbsp;43 Abs.&nbsp;1 WÜK). Bei schweren strafbaren Handlungen und wenn eine Entscheidung der zuständigen Justizbehörde vorliegt, kann eine verhältnismäßige Zwangshandlung jedoch gerechtfertigt sein, da der persönliche Schutz des Konsularbeamten völkerrechtlich nicht so umfassend ausgestaltet ist wie bei Diplomaten (vgl. {{§§|0_191_02|ch|seite=a41.html|text=Art. 41}} Abs.&nbsp;1 WÜK).<br />
<br />
===== Beschränkte Gerichtsbarkeit im privaten Bereich =====<br />
Im privaten Bereich ist der Schutz von Berufskonsularbeamten insgesamt geringer als bei Botschaftsangehörigen. Außer in dem Fall einer ''schweren strafbaren Handlung'' dürfen Konsularbeamte weder inhaftiert noch auf andere Weise in ihrer persönlichen Freiheit beschränkt werden, es sei denn in Vollstreckung einer rechtskräftigen gerichtlichen Entscheidung (Art.&nbsp;41 Abs.&nbsp;2 WÜK). Wird gegen einen Konsularbeamten ein [[Strafverfahren]] eingeleitet, hat er vor den zuständigen Behörden zu erscheinen. Jedoch ist das Verfahren mit der ihm auf Grund seiner amtlichen Stellung gebührenden Rücksicht und, außer in dem Fall einer ''schweren strafbaren Handlung'', in einer Weise zu führen, welche die Wahrnehmung der konsularischen Aufgaben möglichst wenig beeinträchtigt. Ist es im Fall einer schweren strafbaren Handlung notwendig geworden, einen Konsularbeamten in [[Untersuchungshaft]] zu nehmen, so ist das Verfahren gegen ihn in kürzester Frist einzuleiten (Art.&nbsp;41 Abs.&nbsp;3 WÜK).<br />
<br />
Was eine ''schwere strafbare Handlung'' ist, entscheidet das mit der [[Haftprüfung]] befasste Gericht.<br />
<br />
Wird ein Mitglied des konsularischen Personals festgenommen, in Untersuchungshaft genommen oder wird ein Strafverfahren gegen dieses Mitglied eingeleitet, hat der Empfangsstaat sofort den Leiter der konsularischen Vertretung zu benachrichtigen. Ist dieser selbst von einer der genannten Maßnahmen betroffen, hat der Empfangsstaat den Entsendestaat auf diplomatischem Wege zu benachrichtigen ({{§§|0_191_02|ch|seite=a42.html|text=Art. 42}} WÜK).<br />
<br />
Bei außerdienstlichen Fahrten im Straßenverkehr unterliegt der Konsularbeamte der Strafverfolgung oder dem Bußgeldverfahren. [[Atemalkoholbestimmung|Alkoholtests]] können aber nur dann durchgeführt werden, wenn eine ''schwere strafbare Handlung'' vorliegt. Bei folgenlos gebliebenen [[Trunkenheitsfahrt]]en, die im Erstbegehungsfall in Deutschland mit einer mäßigen Geldstrafe geahndet werden, ist davon in der Regel nicht auszugehen. In anderen Ländern kann jedoch eine andere Beurteilung geboten sein. Der [[Entzug der Fahrerlaubnis]] im Zusammenhang mit einer Privatfahrt beeinträchtigt zwangsläufig auch die dienstliche Aufgabenwahrnehmung und ist deshalb nicht zulässig.<br />
<br />
In der Staatenpraxis nähert sich der Status der Konsularbeamten bei nicht-dienstlichem Verhalten trotz des hinter Diplomaten zurückbleibenden Schutzes des WÜKs dem Status des Diplomaten. Zwangsmaßnahmen sind jedenfalls dann nicht erlaubt, wenn schon die freiheitsentziehende Maßnahme nicht erlaubt ist, wenn also keine schwere strafbare Handlung vorliegt. Der Konsularbeamte ist in jedem Fall mit besonderer Höflichkeit zu behandeln.<br />
<br />
===== Keine Unverletzlichkeit der Privatwohnung eines Konsularbeamten =====<br />
Die Privatwohnungen von Mitgliedern der konsularischen Vertretungen, einschließlich des Leiters, genießen ''nicht'' das Privileg der Unverletzlichkeit.<br />
<br />
===== Zeugenschaftliche Einvernahme vor Gericht =====<br />
[[Datei:Consulate Car Germany Frankfurt 01.JPG|mini|Dienstfahrzeug eines Berufskonsulats in [[Frankfurt am Main]]]]<br />
<br />
Mitglieder einer konsularischen Vertretung können in einem Gerichts- oder Verwaltungsverfahren als [[Zeuge]]n geladen werden ({{§§|0_191_02|ch|seite=a44.html|text=Art. 44}} Abs.&nbsp;1 WÜK). Sie sind jedoch nicht verpflichtet, Zeugnis über Angelegenheiten zu geben, die mit der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zusammenhängen, oder die darauf bezüglichen amtlichen Korrespondenzen und Schriftstücke vorzulegen (Art.&nbsp;44 Abs.&nbsp;3 WÜK). Darüber hinaus kann der Konsularbeamte auch im privaten Bereich das Zeugnis verweigern (arg. Art.&nbsp;44 Abs.&nbsp;1 Satz&nbsp;2 WÜK). Weigert sich ein Konsularbeamter auszusagen, dürfen gegen ihn keine Zwangs- oder Strafmaßnahmen getroffen werden.<br />
<br />
===== Familienangehörige von Berufskonsularbeamten =====<br />
Die Familienangehörigen von Berufskonsularbeamten genießen Befreiung von der Besteuerung und Zöllen ({{§§|0_191_02|ch|seite=a50.html|text=Art. 50}} Abs.&nbsp;1 Buchstabe&nbsp;b WÜK), von persönlichen Dienstleistungen und Auflagen sowie von der Ausländermeldepflicht und Aufenthaltstitelpflicht ({{§§|0_191_02|ch|seite=a46.html|text=Art. 46}} Abs.&nbsp;1 WÜK) und von den Vorschriften über die soziale Sicherheit (Art.&nbsp;48 Abs.&nbsp;1 WÜK). Im Unterschied zum Berufskonsularbeamten ({{§§|0_191_02|ch|seite=a57.html|text=Art. 57}} Abs.&nbsp;1 WÜK) dürfen seine Familienangehörigen einer privaten Erwerbstätigkeit nachgehen, genießen insofern jedoch keine Vorrechte (Art.&nbsp;57 Abs.&nbsp;2 WÜK).<br />
<br />
Weitere Vorrechte haben die Familienangehörigen nicht. Gesandtschaftlich politische Rücksichtnahme kann es aber –&nbsp;auch ohne völkerrechtlichen Anspruch&nbsp;– erfordern, Familienmitgliedern im privaten Bereich dieselbe persönliche Unverletzlichkeit zuzugestehen wie dem Konsularbeamten selbst.<br />
<br />
'''Familienangehörige''' von Konsularbeamten erhalten in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „KF“.<br />
<br />
In Deutschland sind die Dienst- und Privatfahrzeuge der Berufskonsularbeamten am Sitz der Vertretung zuzulassen. Sie erhalten ein Kennzeichen mit dem Unterscheidungszeichen des Zulassungsbezirks. Diesem Unterscheidungszeichen folgt unmittelbar eine drei- bis fünfstellige Zahl (z.&nbsp;B. F-9250 für ein in Frankfurt am Main zugelassenes Fahrzeug). [[Personenkraftwagen]] sind zusätzlich mit einem länglich-ovalen [[Datei:Corps Consulaire international vehicle registration oval.svg|30px]]-Zusatzschild auszustatten. Zu den technischen Einzelheiten →&nbsp;{{Hauptartikel|Diplomatenkennzeichen (Deutschland)}} Die Privatfahrzeuge der Familienangehörigen erhalten keine besonderen Kennzeichen.<br />
<br />
==== Bedienstete des Verwaltungs- und technischen Personals an Konsulaten ====<br />
[[Datei:IMGP1179 Piccolo.jpg|mini|Das bis 1993 im diplomatischen Dienst des [[Foreign Office]]s Großbritanniens eingesetzte Radiotelex-Gerät ''Piccolo'']]<br />
<br />
Mitglieder dieser Personengruppe sind [[Kanzlei]]beamte, [[Chiffrierung|Chiffreure]], [[Übersetzer]] und [[Sekretär|Schreibkräfte]] der konsularischen Einrichtung. Dieser Personenkreis erhält in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „VK“.<br />
<br />
Das Verwaltungs- und technische Personal genießt hinsichtlich seiner dienstlichen Tätigkeit dieselbe (gegenüber Diplomaten begrenzte) Immunität wie Konsularbeamte. In Bezug auf private Erwerbstätigkeit des Verwaltungs- und technischen Personals besteht keine Immunität (Art.&nbsp;57 Abs.&nbsp;2 WÜK).<br />
<br />
Im privaten Bereich stehen ihnen ebenfalls keine Vorrechte zu, so dass grundsätzlich Zwangsmaßnahmen durchgeführt werden dürfen. Das Auswärtige Amt rät jedoch dazu, im privaten Bereich aus gesandtschaftlich politischer Rücksichtnahme von derselben persönlichen Unverletzlichkeit, auch bei den Familienangehörigen, auszugehen, die Konsularbeamten zusteht.<br />
<br />
Bezüglich der übrigen Freiheiten gelten die für Konsularbeamte geltenden Regelungen mit folgenden Ausnahmen:<br />
* Zollfreiheit gilt mit der Maßgabe, dass nur die Ersteinfuhr von persönlichen Gegenständen von Zöllen, Steuern und ähnlichen Abgaben befreit ist (Art.&nbsp;50 Abs.&nbsp;2 WÜK),<br />
* Das persönliche Gepäck unterliegt –&nbsp;anders als bei Konsularbeamten&nbsp;– der Kontrolle (arg. Art.&nbsp;50 Abs.&nbsp;3 WÜK).<br />
* Das Zeugnisverweigerungsrecht besteht nicht für den privaten Bereich; insofern können Zwangsmaßnahmen durchgeführt werden (arg. {{§§|0_191_02|ch|seite=a44.html|text=Art. 44}} Abs.&nbsp;1 und Abs.&nbsp;3 WÜK).<br />
<br />
Die '''Familienangehörigen''' des Verwaltungs- und technischen Personals genießen dieselben Vorrechte und Befreiungen wie die Familienangehörigen der Konsularbeamten mit der Einschränkung, dass ihnen keine Zollfreiheit für eingeführte private Gegenstände gewährt wird (arg. Art.&nbsp;50 Abs.&nbsp;2 WÜK) und ihr Gepäck der Zollkontrolle unterliegt (arg. Art.&nbsp;50 Abs.&nbsp;3 WÜK). Ein Zeugnisverweigerungsrecht vor Gericht haben sie nicht. Familienangehörige von Verwaltungs- und technischem Personal erhalten in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „KF“.<br />
<br />
Privatfahrzeuge des Verwaltungs- und technischen Personals sind in Deutschland am Sitz der Vertretung zuzulassen und erhalten ein Kennzeichen mit dem Unterscheidungszeichen des Zulassungsbezirks. Diesem Unterscheidungszeichen folgt unmittelbar eine drei- bis fünfstellige Zahl (z.&nbsp;B. F-9250 für ein in Frankfurt am Main zugelassenes Fahrzeug). An diesen Fahrzeugen darf kein länglich-ovales CC-Zusatzschild angebracht sein. Zu den technischen Einzelheiten → {{Hauptartikel|Diplomatenkennzeichen (Deutschland)}} Die Privatfahrzeuge der Familienangehörigen erhalten keine besonderen Kennzeichen.<br />
<br />
==== Dienstliches Hauspersonal an Konsulaten ====<br />
[[Datei:Chilean diplomatic corps car with the national flag of Chile with pall.jpg|mini|Fahrer im diplomatischen Dienst Chiles in Polen.]]<br />
<br />
Mitglieder des dienstlichen Hauspersonals sind z.&nbsp;B. [[Kraftfahrer]], [[Pförtner]], [[Bote]]n, [[Gärtner]], [[Koch|Köche]] und [[Nachtwächter]]. Dieser Personenkreis erhält in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „DH“.<br />
<br />
Diese Personengruppe ist von der Verpflichtung hinsichtlich einer [[Arbeitserlaubnis]], der Vorschriften über [[soziale Sicherheit]], von [[Steuer]]n und sonstigen [[Abgabe]]n auf ihre [[Dienstbezug|Dienstbezüge]] und von persönlichen und öffentlichen Dienstleistungen befreit. Die Privilegien können jedoch nicht in Bezug auf eine private Erwerbstätigkeit in Anspruch genommen werden ({{§§|0_191_02|ch|seite=a57.html|text=Art. 57}} Abs.&nbsp;2 WÜK). Hinsichtlich eines [[Zeugnisverweigerungsrecht]]s gilt dasselbe wie für Konsularbeamte; verweigert das Mitglied des dienstlichen Hauspersonals im privaten Bereich die Aussage, können Zwangsmaßnahmen durchgeführt werden (Art.&nbsp;44 Abs.&nbsp;1 und Abs.&nbsp;3 WÜK).<br />
<br />
Mehr Privilegien genießt das dienstliche Hauspersonal konsularischer Vertretungen nicht. Aber aus gesandtschaftlich politischer Rücksichtnahme empfiehlt das Auswärtige Amt, auch beim dienstlichen Hauspersonal und seinen Familienmitgliedern im privaten Bereich die persönliche Unverletzlichkeit ebenso zu schützen wie beim Konsularbeamten. Ein Anspruch darauf besteht jedoch nicht.<br />
<br />
Von der Verpflichtung, einen [[Aufenthaltstitel]] einzuholen, kann abgesehen werden, wenn Gegenseitigkeit besteht ({{§|27|aufenthv|juris}} Abs.&nbsp;1 Nr.&nbsp;1 oder 2 AufenthV).<br />
<br />
'''Familienangehörige''' des dienstlichen Hauspersonals genießen keine Privilegien, Aufgrund der engen Beziehung zu einer bevorrechtigten Person sind sie aber mit besonderer Höflichkeit zu behandeln und Maßnahmen sollten nicht vorschnell ergriffen werden. Familienangehörige von dienstlichem Hauspersonal an Konsulaten erhalten in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „KF“. Auch sie sind in Deutschland vom Erfordernis der Einholung eines Aufenthaltstitels befreit, wenn Gegenseitigkeit besteht (§&nbsp;27 Abs.&nbsp;1 Nr.&nbsp;1 oder&nbsp;2 AufenthV).<br />
<br />
In Deutschland sind auf die Kennzeichnung der Privatfahrzeuge des dienstlichen Hauspersonals die für das Verwaltungs- und technische Personal geltenden Regelungen (siehe vorstehend) anzuwenden.<br />
<br />
=== Hilfskräfte an Botschaften und Konsulaten ===<br />
==== Ortskräfte ====<br />
Hierbei handelt es sich um Mitarbeiter einer ausländischen Vertretung ([[Botschaft (Diplomatie)|Botschaft]] oder [[Konsul]]at), die auf dem lokalen Arbeitsmarkt angeworben werden und die nicht der Rotation unterliegen, die also grundsätzlich nicht nach einem gewissen Zeitraum durch andere Personen ersetzt werden. Sie besitzen entweder die [[Staatsangehörigkeit]] des Empfangsstaats oder haben einen nationalen Aufenthaltstitel, der die Beschäftigung erlaubt. Auch Personal, das die Staatsangehörigkeit des Entsendestaates besitzt, kann Ortskraft sein (sog. ''unechte Ortskraft''). Dieser Personenkreis und die Familienangehörigen erhalten in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „OK“.<br />
<br />
Das WÜD und das WÜK erwähnen den Begriff der Ortskraft nicht. Daher besitzen weder ''echte'' noch ''unechte Ortskräfte'' Privilegien, da sie rechtlich als ''ständig im Empfangsstaat Ansässige'' angesehen werden. Allerdings darf der Empfangsstaat seine Befugnisse gegenüber Ortskräften nicht in einer Weise ausüben, dass er die Mission bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben ungebührlich behindert ({{§§|0_191_01|ch|seite=a38.html|text=Art. 38}} Abs.&nbsp;2 WÜD und {{§§|0_191_02|ch|seite=a71.html|text=Art. 71}} Abs.&nbsp;2 WÜK). Der Empfangsstaat bestimmt den Umfang der Vorrechte bei Bediensteten, die entweder die Staatsangehörigkeit des Empfangsstaates besitzen oder die ''dort ständig ansässig'' sind.<br />
<br />
Die privaten Kraftfahrzeuge von Ortskräften erhalten in Deutschland gewöhnliche zivile Kennzeichen.<br />
<br />
==== Privates Hauspersonal ====<br />
Darunter fallen persönliche [[Hausangestellter|Hausangestellte]], [[Fahrer]], [[Erzieher]] und sonstiges Personal. Dieser Personenkreis erhält in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „PP“.<br />
Das private Hauspersonal von Mitgliedern ''diplomatischer'' Missionen muss keine [[Steuer]]n oder [[Abgabe]]n auf seine [[Dienstbezug|Dienstbezüge]] leisten (Art.&nbsp;37 Abs.&nbsp;4 WÜD). Es ist von der [[Arbeitserlaubnis]]pflicht sowie den Vorschriften über die [[soziale Sicherheit]] befreit, soweit es den im Entsendestaat oder in einem [[Drittstaat|dritten Staat]] geltenden Vorschriften über soziale Sicherheit untersteht (Art.&nbsp;33 Abs.&nbsp;2 WÜD). Soweit Gegenseitigkeit besteht, ist es auch von der [[Aufenthaltstitel]]pflicht befreit (in Deutschland gemäß {{§|27|aufenthv|juris}} Abs.&nbsp;1 Nr.&nbsp;3 AufenthV). Weitere Privilegien stehen ihm nicht zu. Der Empfangsstaat darf seine Hoheitsgewalt über diese Personen jedoch nur so ausüben, dass er die Mission bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben nicht ungebührlich behindert (Art.&nbsp;37 Abs.&nbsp;4 Satz&nbsp;3 WÜD).<br />
<br />
Das private Hauspersonal von Mitgliedern ''konsularischer'' Vertretungen unterliegt –&nbsp;nicht nach dem WÜK, aber nach nationalem Recht (in Deutschland gemäß {{§|3|estg|juris}} Nr.&nbsp;29 EStG)&nbsp;– hinsichtlich seiner Dienstbezüge der Steuerfreiheit, soweit es Staatsangehöriger des Entsendestaates ist. Dies gilt nicht für Personen, die im Inland ständig ansässig sind oder außerhalb ihres Amtes oder Dienstes einen Beruf, ein Gewerbe oder eine andere gewinnbringende Tätigkeit ausüben. Für seine Tätigkeit benötigt das private Hauspersonal von Mitgliedern konsularischer Vertretungen keine Arbeitserlaubnis. Das gilt allerdings nicht für eine zulässigerweise ausgeübte private Erwerbstätigkeit ({{§§|0_191_02|ch|seite=a47.html|text=Art. 47}} Abs.&nbsp;2 WÜK). Das private Hauspersonal ist ferner von den Vorschriften über soziale Sicherheit befreit, sofern es den im Entsendestaat oder einem dritten Staat geltenden Vorschriften über soziale Sicherheit untersteht ({{§§|0_191_02|ch|seite=a48.html|text=Art. 48}} Abs.&nbsp;2 WÜK). Es ist von der [[Aufenthaltserlaubnis|Aufenthaltstitelpflicht]] befreit, wenn Gegenseitigkeit besteht (in Deutschland gemäß {{§|27|aufenthv|juris}} Abs.&nbsp;1 Nr.&nbsp;3 AufenthV).<br />
<br />
In Deutschland wird der Nachzug von Familienangehörigen von privatem Hauspersonal nicht gestattet.<br />
<br />
Die Kraftfahrzeuge von privatem Hauspersonal erhalten in Deutschland gewöhnliche zivile Kennzeichen.<br />
<br />
=== Sonstige Haushaltsangehörige ===<br />
Zu diesem Personenkreis zählen sonstige Personen, die im Haushalt eines Angehörigen einer diplomatischen oder berufskonsularischen Vertretung leben und dies schon vor dessen Entsendung in den Empfangsstaat getan haben oder dies mit Rücksicht auf eine rechtliche oder sittliche Pflicht nun tun. Voraussetzung für die Zuerkennung dieses Status ist die Zustimmung des Empfangsstaates.<br />
<br />
Hierunter fallen vor allem die ausländischen Lebensgefährten und -gefährtinnen des entsandten diplomatischen oder berufskonsularischen Personals sowie männliche Angehörige weiblicher Diplomaten oder Konsularbeamten, die entsprechend den gesellschaftlichen Schicklichkeitsvorstellungen islamischer Länder diese weiblichen Entsandten zu begleiten pflegen.<ref>So Amtl. Begr. der Bundesregierung, [https://dipbt.bundestag.de/dip21/brd/2004/0731-04.pdf Bundesratsdrucksache 731/04], S.&nbsp;174 (PDF; 60 MB).</ref><br />
<br />
Dieser Personenkreis erhält in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „S“. Mit diesem Status sind keine diplomatischen Vorrechte verbunden; dieser Personenkreis ist jedoch in Deutschland nach {{§|27|aufenthv|juris}} Abs.&nbsp;1 Nr.&nbsp;5 AufenthV von der Aufenthaltstitelpflicht befreit. Der Ausweis berechtigt zu Reisen bis zu 90 Tagen auch in den übrigen [[Schengen-Raum]]. Ist Gegenseitigkeit vereinbart, kann dieser Personenkreis in Deutschland auch eine selbstständige oder unselbstständige Erwerbstätigkeit aufnehmen (§&nbsp;27 Abs.&nbsp;2 AufenthV).<br />
<br />
=== Honorarkonsularbeamte ===<br />
[[Datei:Honorary Consulate Uruguay at Frankfurt.JPG|mini|Honorarkonsulat [[Uruguay]]s in [[Frankfurt am Main]]]]<br />
[[Datei:Honorarkonsul-Ausweis.JPG|mini|In Deutschland stellen die Staats- und Senatskanzleien weiße Sonderausweise im Scheckkartenformat für Honorarkonsularbeamte aus.]]<br />
<br />
Zu den Honorarkonsularbeamten zählen [[Honorargeneralkonsul]]n und [[Honorarkonsul]]n.<br />
Die Honorarkonsularbeamten besitzen in der Regel die Staatsangehörigkeit des Empfangsstaates oder sind dort ständig ansässig. Sie genießen lediglich Befreiung von der Gerichtsbarkeit (Immunität) und Schutz vor hoheitlichen Maßnahmen (persönliche Unverletzlichkeit) wegen ihrer in Wahrnehmung konsularischer Aufgaben vorgenommenen Amtshandlungen ({{§§|0_191_02|ch|seite=a71.html|text=Art. 71}} Abs.&nbsp;1 WÜK). Diese sog. ''Amtshandlungsimmunität'' ist enger als die den Berufskonsularbeamten zustehende ''Amtsimmunität'' und umfasst nur die Amtshandlung selbst, nicht aber andere –&nbsp;von der Amtsimmunität noch erfasste&nbsp;– Handlungen, die mit der eigentlichen Amtshandlung lediglich in einem engen zeitlichen Zusammenhang stehen (z.&nbsp;B. Fahrten zum und vom Dienst).<ref>Teilweise hält die Rechtsprechung eine Immunität bei Verkehrsordnungswidrigkeiten für möglich; Voraussetzung dafür wäre jedoch ein enger sachlicher Zusammenhang mit einer konsularischen Aufgabe, vgl. [[OLG Karlsruhe]], Beschl. v. 16. Juli 2004 – 2 Ss 42/04 –, NJW 2004, 3273; im dortigen Fall verneint.</ref><br />
<br />
Der ausländische, bei Übernahme des Amts nicht schon im Empfangsstaat ansässige Honorarkonsularbeamte genießt dagegen '''Amtsimmunität''' wie ein Berufskonsularbeamter. Ihm wird Befreiung von<br />
* der Ausländermelde- und Aufenthaltstitelpflicht, soweit der Honorarkonsul nicht im Empfangsstaat einen freien Beruf oder eine gewerbliche Tätigkeit ausübt, welche auf persönlichen Gewinn gerichtet ist (vgl. {{§§|0_191_02|ch|seite=a65.html|text=Art. 65}} WÜK),<br />
* der Besteuerung hinsichtlich seiner Bezüge, die er für seine amtliche Tätigkeit erhält ({{§§|0_191_02|ch|seite=a66.html|text=Art. 66}} WÜK),<br />
* persönlichen Dienstleistungen und Auflagen ({{§§|0_191_02|ch|seite=a67.html|text=Art. 67}} WÜK).<br />
<br />
gewährt.<br />
<br />
Für nichtamtliche Handlungen genießen (ausländische wie deutsche) Honorarkonsuln weder Befreiung von der Gerichtsbarkeit, noch Schutz vor hoheitlichen Maßnahmen. Allerdings ist es geboten, ein Strafverfahren in einer Weise zu führen, welche die Wahrnehmung der konsularischen Aufgaben möglichst wenig beeinträchtigt ({{§§|0_191_02|ch|seite=a63.html|text=Art. 63}} und {{§§|0_191_02|ch|seite=a71.html|text=Art. 71}} Abs.&nbsp;1 Satz&nbsp;3 WÜK).<br />
<br />
Die Räumlichkeiten einer honorarkonsularischen Vertretung –&nbsp;diese befindet sich oft in den Geschäftsräumen des privaten Unternehmens, in dem der Honorarkonsul hauptberuflich tätig ist&nbsp;– genießen ''nicht'' das Privileg der Unverletzlichkeit; es darf also von den Behörden des Empfangsstaates betreten werden. Honorarkonsularische Archive und Schriftstücke in einer von einem Honorarkonsularbeamten geleiteten konsularischen Vertretung sind nur insoweit unverletzlich, als sie von anderen Papieren und Schriftstücken getrennt gehalten werden, insbesondere von der privaten Korrespondenz sowie von den Gegenständen, Büchern oder Schriftstücken, die sich auf den Beruf oder das Gewerbe beziehen ({{§§|0_191_02|ch|seite=a61.html|text=Art. 61}} WÜK).<br />
<br />
Hinsichtlich eines Zeugnisverweigerungsrechts vor Gericht gilt dasselbe wie für Konsularbeamte (Art.&nbsp;58 Abs.&nbsp;2 und 71 Abs.&nbsp;1 Satz&nbsp;1 i.&nbsp;V.&nbsp;m. {{§§|0_191_02|ch|seite=a44.html|text=Art. 44}} Abs.&nbsp;3 WÜK).<br />
<br />
Die '''Familienangehörigen''' von Honorarkonsularbeamten genießen keine Privilegien ({{§§|0_191_02|ch|seite=a58.html|text=Art. 58}} Abs.&nbsp;3 WÜK).<br />
<br />
Honorarkonsularbeamte werden in Deutschland zwar vom Auswärtigen Amt akkreditiert, erhalten aber keinen Diplomatenausweis. Ihnen wird von den Staats- und Senatskanzleien der Länder ein besonderer Ausweis (siehe nebenstehende Abbildung) ausgestellt.<br />
<br />
Die Kraftfahrzeuge von Honorarkonsularbeamten erhalten in Deutschland die üblichen Zivilkennzeichen. Auf der Grundlage von {{§|10|fzv_2011|juris}} Abs.&nbsp;11 [[Fahrzeugzulassungsverordnung]] (FZV) kann einem Honorarkonsul das Führen des Zusatzschildes [[Datei:Corps Consulaire international vehicle registration oval.svg|30px]] an einem einzigen auf ihn persönlich zugelassenen oder ausschließlich von ihm genutzten Personenkraftwagen genehmigt werden. Diese Regelung gilt für alle Honorarkonsuln ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit.<br />
<br />
=== Kuriere und Kuriergepäck ===<br />
[[Datei:Swedish-diplomatic-pouch.jpg|mini|Besonders gekennzeichnetes Diplomatengepäck darf von den Behörden des Empfangsstaates nicht geöffnet werden.]]<br />
<br />
Nach {{§§|0_191_01|ch|seite=a27.html|text=Art. 27}} WÜD und {{§§|0_191_02|ch|seite=a35.html|text=Art. 35}} WÜK muss der Empfangsstaat den freien Verkehr der Mission und der Vertretung für alle amtlichen Zwecke gestatten und schützen. Der Mission ist es gestattet, sich im Verkehr mit ihrer Regierung und ihren anderen Missionen und Konsulaten neben der Versendung verschlüsselter Nachrichten auch diplomatischer Kuriere zu bedienen. Die gesamte amtliche Korrespondenz der Mission und des Konsulats ist unverletzlich.<br />
<br />
Gepäckstücke, die das [[Diplomatengepäck|Kuriergepäck]] bilden, müssen äußerlich sichtbar als solches gekennzeichnet sein; sie dürfen nur diplomatische oder konsularische Schriftstücke oder für den amtlichen Gebrauch bestimmte Gegenstände enthalten (Art.&nbsp;27 Abs.&nbsp;4 WÜD, Art.&nbsp;35 Abs.&nbsp;4 WÜK).<br />
<br />
==== Kontrolle von Kurier und Kuriergepäck ====<br />
Das ''diplomatische Kuriergepäck'' (hierunter fallen nicht nur Reisegepäckstücke wie Koffer und Taschen, sondern auch größeres Transportgut wie Kisten) darf weder geöffnet noch zurückgehalten werden. Auch die Durchleuchtung und die Identifizierung des Inhalts mit elektronischen Mitteln sind unzulässig. In der Staatengemeinschaft scheint aber Einigkeit über den Einsatz von [[Suchtmittelspürhund|Hunden]] bei Verdacht des Drogenschmuggels mit dem diplomatischen Gepäck zu bestehen.<ref>Ipsen/Fischer, ''Völkerrecht'', §&nbsp;35 Rn&nbsp;76.</ref> Lediglich in Fällen des dringenden Verdachts eines besonders gravierenden Missbrauchs des Kuriergepäcks darf im äußersten Notfall im Beisein eines Botschaftsmitgliedes eine Überprüfung ([[Durchleuchtung]]) gefordert werden. In Deutschland muss hierzu zuvor die Weisung des Auswärtigen Amtes eingeholt und eine umfassende [[Güterabwägung]] mit dem Ergebnis getroffen worden sein, dass es sich um einen [[Rechtfertigender Notstand (Deutschland)|rechtfertigenden Notstand]] handelt. Verweigert der Entsendestaat die Überprüfung, ist nur eine Rücksendung an den Ursprungsort möglich. Eine andere Reaktion kommt nur bei [[Lebensgefahr|lebensgefährlichen]] Bedrohungen in Betracht.<br />
<br />
Im ''Fall Dikko'' war der ehemalige [[nigeria]]nische Verkehrsminister [[Umaru Dikko]], der im Exil in London lebte, am 5. Juli 1984 entführt worden. Er sollte in einer [[Kiste|Holzkiste]], die als Diplomatengepäck ausgegeben war, in sein Heimatland zurückgebracht werden, wo ein Strafverfahren wegen Annahme von [[Schmiergeld]]ern und [[Wahlmanipulation]] auf ihn wartete. Da die britischen Behörden [[Verdacht]] schöpften, wurde die Kiste im Beisein eines [[Attaché]]s der nigerianischen Botschaft auf dem [[Flughafen London-Stansted]] geöffnet. Darin befanden sich der bewusstlose ''Dikko'' und ein weiterer Mann, der ihn während des Fluges permanent mit Spritzen betäuben sollte.<ref>{{Internetquelle |autor=Michael Marti |url=http://folio.nzz.ch/2003/september/ein-nobler-sack |titel=Ein nobler Sack |werk=[[NZZ Folio]] |datum=2003-09 |abruf=2017-09-18}}</ref> [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] vertrat den Standpunkt, der überragende Schutz eines Menschenlebens habe Vorrang vor der Unverletzlichkeit des Diplomatengepäcks.<ref>Vitzthum/[[Kay Hailbronner|Hailbronner]], ''Völkerrecht'', S.&nbsp;183 (Rn&nbsp;63).</ref><br />
<br />
Bei '''konsularischem Kuriergepäck''' kann dagegen die Öffnung durch einen ermächtigten, d.&nbsp;h. entsprechend ausgewiesenen Vertreter des Entsendestaates in Gegenwart eines Vertreters der Behörden des Empfangsstaates verlangt werden, wenn triftige Gründe die Annahme rechtfertigen, dass das konsularische Kuriergepäck nicht nur amtliche Korrespondenz oder für den amtlichen Gebrauch bestimmte Schriftstücke oder Gegenstände enthält. Lehnen die Behörden des Entsendestaates dieses Verlangen ab, ist das Gepäck zurückzuschicken. Eine zwangsweise Öffnung ist nicht zulässig.<br />
<br />
==== Kuriere ====<br />
Der diplomatische Kurier muss ein amtliches Schriftstück mit sich führen, aus dem seine Stellung („Kurierausweis“) und die Anzahl der Gepäckstücke ersichtlich sind, die das diplomatische Kuriergepäck bilden; er wird vom Empfangsstaat bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben geschützt. Er genießt persönliche Unverletzlichkeit und unterliegt keiner [[Festnahme]] oder [[Haft]] irgendwelcher Art (Art.&nbsp;27 Abs.&nbsp;5 WÜD, Art.&nbsp;35 Abs.&nbsp;5 WÜK). Die Privilegierung beginnt mit der Anreise, erstreckt sich gemäß {{§§|0_191_01|ch|seite=a40.html|text=Art. 40}} Abs.&nbsp;3 WÜD auf Zwischenaufenthalte in [[Drittstaat]]en, bleibt während des Aufenthalts im Empfangsstaat bestehen und endet erst mit der Rückkehr in den Entsendestaat.<br />
<br />
Aus der Unverletzlichkeit seiner Person ergibt sich ein Recht des Kuriers, bei den [[Sicherheitskontrolle]]n auf den [[Flughafen|Flughäfen]] eine [[Leibesvisitation]] zu verweigern. Ihm ist es jedoch nicht möglich, unter Berufung auf seinen besonderen Status ein unkontrolliertes Passieren zu erreichen. Beruft sich der Kurier zur Begründung seiner Weigerung auf seinen Diplomatenstatus, wird er darauf hingewiesen, dass er von der Beförderung ausgeschlossen werde, wenn er sich nicht freiwillig der Personenkontrolle und der Kontrolle seines persönlichen Gepäcks (nicht aber der Kontrolle des amtlichen Kuriergepäcks) unterzieht. Hält der Kurier seine Weigerung aufrecht, darf er den Kontrollpunkt nicht passieren.<br />
<br />
Sind Kuriere Diplomaten oder Konsularbeamte, genießen sie Befreiung von der Kontrolle ihres persönlichen Gepäcks. Dies schließt nicht die Befreiung von den Luftsicherheitskontrollen ein. Eine Befreiung von den Luftsicherheitskontrollen gilt nur für Kuriergepäck.<br />
<br />
==== Ad-hoc-Kuriere ====<br />
Der Entsendestaat oder die Mission oder Vertretung kann Kuriere [[ad hoc]] ernennen. Auch in diesen Fällen muss sich der Ad-hoc-Kurier durch ein Schriftstück ausweisen und Unterlagen über die Anzahl der Gepäckstücke vorlegen können. Die Immunität erlischt, sobald der Kurier das ihm anvertraute Kuriergepäck dem Empfänger ausgehändigt hat (Art.&nbsp;27 Abs.&nbsp;6 WÜD, Art.&nbsp;35 Abs.&nbsp;6 WÜK).<br />
<br />
==== Flugkapitäne oder Schiffskapitäne als Kuriere ====<br />
Kuriergepäck kann auch dem [[Pilot|Kommandanten]] eines gewerblichen Luftfahrzeugs oder dem [[Kapitän]] eines Seeschiffs<ref>Die Übergabe an den Kapitän eines Seeschiffs regelt nur Art.&nbsp;35 Abs.&nbsp;7 WÜK; die Regelung wird auf diplomatisches Gepäck entsprechend angewendet.</ref> anvertraut werden, dessen Bestimmungsort ein zugelassener Einreiseflugplatz oder Einreisehafen ist. Kommandant und Kapitän müssen ein amtliches Schriftstück mit sich führen, aus dem die Anzahl der Gepäckstücke hervorgeht, die das Kuriergepäck bilden; beide gelten jedoch nicht als diplomatische oder konsularische Kuriere.<br />
<br />
==== Übergabemodalitäten im Empfangsstaat ====<br />
Die Mission kann eines ihrer Mitglieder entsenden, um das Kuriergepäck unmittelbar und ungehindert von dem Kommandanten oder Kapitän entgegenzunehmen. In Bezug auf konsularisches Kuriergepäck gilt dies nur, wenn zuvor eine Abmachung mit den zuständigen Ortsbehörden getroffen worden ist. An der Entgegennahme des Kuriergepäcks darf das entsandte Mitglied der Mission dann nicht gehindert werden (Art.&nbsp;27 Abs.&nbsp;7 WÜD, Art.&nbsp;35 Abs.&nbsp;7 WÜK).<br />
<br />
=== Sonderbotschafter ===<br />
Die Stellung von sogenannten ''Sonderbotschaftern'', auch ''Ad-hoc-Botschafter'' genannt, die von einem Staat mit dem Einverständnis des Empfangsstaates dorthin entsandt werden, um spezielle Fragen zu verhandeln oder einen besonderen Auftrag (''Krisenmanagement'') auszuführen, regelt das ''Übereinkommen über Spezialmissionen'' aus dem Jahre 1969,<ref>''Convention on Special Missions'' vom 8. Dezember 1969, AVR 16 [1973-74-75], S.&nbsp;60, Text siehe nachfolgende Fußnoten.</ref> das bisher nur von ca. 40&nbsp;Staaten, darunter [[Österreich]],<ref>[http://www.un.org/Depts/german/uebereinkommen/ar2530-xxiv-oebgbl.pdf Text des Übereinkommens] im Österr. BGBl. 1985, S.&nbsp;2975 (PDF; 2,4 MB), für Österreich in Kraft seit 21. Juni 1985.</ref> der [[Schweiz]]<ref>[http://www.admin.ch/ch/d/sr/c0_191_2.html Text des Übereinkommens SR-Nummer 0.191.2], für die Schweiz in Kraft seit 21. Juni 1985.</ref> und [[Liechtenstein]],<ref>[http://www.gesetze.li/get_pdf.jsp?PDF=1986049a.pdf Text des Übereinkommens] im Liechtensteinischen Landesgesetzblatt 1986, Nr.&nbsp;49/1 (PDF; 100 kB), in Kraft seit 21. Juni 1985.</ref> nicht aber von [[Deutschland]] ratifiziert worden ist. Die überwiegende Mehrheit der Staaten lehnt die Konvention unter anderem ab, weil sie befürchtet, mit Sonderbotschaftern überzogen zu werden.<br />
<br />
Ein Sonderbotschafter und seine Begleitung genießen diplomatische Immunität und die sonstigen Vorrechte von Diplomaten (Art.&nbsp;27 ff. des Übereinkommens). Ihre Unterkunft genießt den Rang eines Missionsgeländes, ist also unverletzlich (Art.&nbsp;25 des Übereinkommens). Sonderbotschafter können auch für Staaten bestellt werden, zu denen der Entsendestaat keine [[Diplomatie|diplomatischen Beziehungen]] unterhält (Art.&nbsp;7 des Übereinkommens).<br />
<br />
Ob der Inhalt der Konvention auch diejenigen Staaten bindet, die sie bisher nicht ratifiziert haben, hängt davon ab, ob ihr Inhalt dem Völkergewohnheitsrecht zuzuordnen ist. Das wird in der völkerrechtlichen Literatur<ref>Verneinend Herdegen, ''Völkerrecht'', §&nbsp;38 Rn&nbsp;6; Ipsen/Fischer, ''Völkerrecht'', §&nbsp;36 Rn&nbsp;9; Georg Dahm/Jost Delbrück/Rüdiger Wolfrum, ''Völkerrecht'', Band I/1, S.&nbsp;298; bejahend Doehring, ''Völkerrecht'', §&nbsp;8 Rn&nbsp;514.</ref> unterschiedlich beurteilt. Im seinerzeit Aufsehen erregenden Fall des iranischen Sonderbotschafters [[Sadegh Tabatabai]], in dessen Gepäck bei der Einreise nach Deutschland im Januar 1983 [[Droge]]n gefunden wurden und der im Nachhinein von [[Iran]] zum Sonderbotschafter erklärt wurde,<ref>Zu den Hintergründen vgl. den Bericht in der [http://www.zaoerv.de/45_1985/45_1985_4_b_714_833.pdf ZaöRV 45 (1985), S.&nbsp;714] (750 f.) (PDF; 8,71 MB).</ref> stellte der [[Bundesgerichtshof]] fest, dass es … <br />
{{Zitat<br />
|Text=[…] –&nbsp;unabhängig von der Konvention&nbsp;– eine von der Staatenpraxis mit Rechtsüberzeugung getragene gewohnheitsrechtliche Regel gäbe, wonach es möglich sei, von dem Entsendestaat mit einer besonderen politischen Aufgabe ausgestatteten ad-hoc-Botschaftern durch Einzelabsprache mit dem Empfangsstaat über diese Aufgabe und über ihren Status Immunität zu verleihen und sie auf diese Weise insoweit den –&nbsp;völkervertragsrechtlich geschützten&nbsp;– Mitgliedern der ständigen Missionen der Staaten gleichzustellen.<br />
|ref=<ref>BGH, Beschl.&nbsp;v. 27. Februar 1984 – 3 StR 396/83 –, BGHSt 32, 275 (287).</ref>}}<br />
<br />
Das Beispiel verdeutlicht, dass das vorherige Zustimmungserfordernis leicht unterlaufen werden kann, indem vollendete Tatsachen geschaffen werden und der Empfangsstaat gehalten ist, die Zustimmung im Nachhinein zu erteilen, um die Beziehungen zum Entsendestaat nicht zu belasten.<br />
<br />
=== Mitglieder Internationaler Organisationen ===<br />
[[Datei:Flags at United Nations.jpg|mini|Internationale Organisationen und ihre Bediensteten genießen Vorrechte und Befreiungen in unterschiedlichem Maße.]]<br />
<br />
Bediensteten von [[Internationale Organisation (Völkerrecht)|internationalen Organisationen]], [[Supranationale Organisation|Supranationaler Organisationen]] und [[Zwischenstaatliche Organisation|zwischenstaatlicher Einrichtungen]] und ihren Familienangehörigen werden nach Maßgabe der völkerrechtlichen Vereinbarungen und der dazu erlassenen innerstaatlichen Vorschriften Vorrechte und Immunitäten gewährt (in Deutschland gemäß {{§|20|gvg|juris}} Abs.&nbsp;2 GVG). Sie sind je nach Organisation unterschiedlich ausgestaltet.<br />
<br />
Dieser Personenkreis erhält in Deutschland einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „IO“. Diejenigen Personen, die zugleich ''persönliche Immunität'' genießen (teilweise die Leiter der internationalen Organisationen), erhalten einen Diplomatenausweis mit dem Kennbuchstaben „D“.<br />
<br />
Begünstigt sind in aller Regel<br />
* Vertreter der [[Mitgliedstaat]]en und deren Familienangehörige,<br />
* Bedienstete Internationaler Organisationen und deren Familienangehörige,<br />
* die im Auftrag der betreffenden Organisationen tätigen Sachverständigen.<br />
<br />
Begünstigt sind unter bestimmten Voraussetzungen auch die Teilnehmer an [[Tagung|Kongressen]], [[Seminar]]en oder ähnlichen Veranstaltungen der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]], ihren [[Sonderorganisationen der Vereinten Nationen|Sonderorganisationen]] oder den durch zwischenstaatliche Vereinbarungen geschaffenen Organisationen unter dem Schirm der Vereinten Nationen. In eingeschränkter Form gilt dies auch für solche Teilnehmer, die die Staatsangehörigkeit des Empfangsstaates haben.<br />
<br />
Das Dienstrecht der Beschäftigten internationaler Organisationen, auch [[internationales Dienstrecht]] genannt, unterliegt dem internen Recht der jeweiligen Organisation (''siehe zum Beispiel:'' das Common System genannte Dienstrecht der Vereinten Nationen und das [[EU-Beamter#Europäisches Dienstrecht|Europäische Dienstrecht]]). Die Organisation genießt auch gegenüber ihren Beschäftigten, den internationalen Bediensteten, Immunität. Um die Bediensteten dadurch nicht rechtlos zu stellen, wurden internationale Verwaltungsgerichte eingerichtet,<ref>Annegret Streng: ''Dienstrecht in Internationalen Organisationen'' (2003), Reihe: Europäische Hochschulschriften, Band 3485, ISBN 978-3-631-39658-2 (siehe {{Webarchiv |url=http://www.peterlang.com/detail/buch/24221/5/39658/ |text=Zusammenfassung |wayback=20151221035437 }})</ref><ref>Georg Jochum, Wolfgang Fritzemeyer, Marcel Kau: ''FS Hailbronner'', Hüthig Jehle Rehm Verlag, 2013, ISBN 978-3-8114-3914-6. S. 611.</ref> so auch das [[Verwaltungsgericht der Internationalen Arbeitsorganisation]].<br />
<br />
Einige der in Deutschland akkreditierten Einrichtungen hat das [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]] in einer Übersicht<ref>[http://www.auswaertiges-amt.de/cae/servlet/contentblob/332544/publicationFile/151027/VertretungenFremderStaatenListeIO.pdf Internationale Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland], Zusammenstellung des Auswärtigen Amts (PDF; 110 kB), abgerufen am 25. Dezember 2011.</ref> zusammengestellt, die regelmäßig aktualisiert wird. Ähnliche –&nbsp;ebenfalls unvollständige&nbsp;– Zusammenstellungen der internationalen Organisationen gibt es für Österreich<ref>[http://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/oracle/int_organisationensliste.pdf Internationale Organisationen in Österreich] (PDF; 329 kB), Zusammenstellung des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten, abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> und die Schweiz<ref>[http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/topics/intorg/inorch.html Internationale Organisationen in der Schweiz], Zusammenstellung des Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten, abgerufen am 22. Januar 2012.</ref>.<br />
<br />
==== Vereinte Nationen, Nebenorgane und Sonderorganisationen ====<br />
[[Datei:2014-06-12 Altes Abgeordnetenhochhaus, Bonn IMG 5597.jpg|mini|Eingang zu den UN-Einrichtungen in [[Bonn]]]]<br />
<br />
Die Vorrechte und Befreiungen für die Vertretungen der Vereinten Nationen beruhen auf Art.&nbsp;105 Abs.&nbsp;1<ref>[http://www.unric.org/de/charta#kapitel16 Art.&nbsp;105 der UN-Charta], abgerufen am 8. Januar 2013.</ref> der [[Charta der Vereinten Nationen]]. Zusätzlich genießen die Bediensteten der Mitgliedstaaten, die in den [[Ständige Vertretung|Ständigen Vertretungen]] bei der UN in [[New York City|New York]], [[Genf]] und [[Wien]] tätig sind, beruhend auf Art.&nbsp;105 Abs.&nbsp;2 der Charta, Vorrechte und Befreiungen. Gestützt auf Art.&nbsp;105 Abs.&nbsp;3 der Charta ergingen mehrere Abkommen, denen jedoch nicht alle Staaten beigetreten sind. Hier ist vor allem das ''Übereinkommen vom 13. Februar 1946 über die Vorrechte und Immunitäten der Vereinten Nationen'' zu nennen, das ca. 150 Staaten, darunter [[Deutschland]]<ref>In Deutschland in Kraft seit 5. November 1980 ({{BGBl|1980n II S. 941}}).</ref>, [[Liechtenstein]]<ref>In Liechtenstein in Kraft seit 25. März 1993.</ref>, [[Österreich]]<ref>In Österreich in Kraft seit 10. Mai 1957.</ref> und seit 2012 auch die [[Schweiz]]<ref name=":0">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.humanrights.ch/de/menschenrechte-schweiz/inneres/strafen/strafverfolgung/beitritt-uebereinkommen-vereinten-nationen-vorrechte-immunitaeten |titel=Die Schweiz tritt drei Übereinkommen der Vereinten Nationen über Vorrechte und Immunitäten bei |werk= |hrsg=Hrsg: [[Humanrights.ch]] |datum=2012-10-15 |abruf=2017-10-14}}</ref>, ratifiziert haben. Dieses Abkommen regelt die Immunitäten der [[Vereinte Nationen#Hauptorgane|Hauptorgane]] der Vereinten Nationen und ihrer [[Vereinte Nationen#Nebenorgane|Nebenorgane]], z.&nbsp;B. [[Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen|UNHCR]], [[UNICEF]] und [[Universität der Vereinten Nationen|UNU]], nicht hingegen ihrer Sonderorganisationen.<br />
<br />
Für die derzeit 17 [[Sonderorganisationen der Vereinten Nationen]] –&nbsp;[[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen|FAO]], [[Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung|IBRD (Weltbank)]], [[Internationale Zivilluftfahrtorganisation|ICAO]], [[International Development Association|IDA (Weltbank)]], [[Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung|IFAD]], [[Internationale Finanz-Corporation|IFC (Weltbank)]], [[Internationale Arbeitsorganisation|ILO]], [[Internationaler Währungsfonds|IMF]], [[Internationale Seeschifffahrts-Organisation|IMO]], [[Internationale Fernmeldeunion|ITU]], [[UNESCO]], [[UNICEF]], [[Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung|UNIDO]], [[Weltorganisation für Tourismus|UNWTO]], [[Weltpostverein|UPU]], [[Weltgesundheitsorganisation|WHO]], [[Weltorganisation für geistiges Eigentum|WIPO]] und [[Weltorganisation für Meteorologie|WMO]]&nbsp;– gilt das ''Abkommen vom 21. November 1947 über die Vorrechte und Befreiungen der Sonderorganisationen der Vereinten Nationen'', das bisher nur ca. 115 Staaten –&nbsp;und insoweit auch nicht immer mit Geltung für sämtliche der 17 Organisationen&nbsp;– anwenden, darunter Deutschland<ref>In Deutschland in Kraft seit 10. Oktober 1957 ({{BGBl|1954 II S. 639}}).</ref>, Österreich<ref>In Österreich in Kraft seit 21. Juli 1950.</ref> und die Schweiz<ref name=":0" />, nicht aber Liechtenstein.<br />
<br />
Hinzu kommen diverse ''[[Sitzabkommen]]'' (auch ''Sitzstaatabkommen'', engl. ''headquarters agreement'' genannt) der Vereinten Nationen und ihrer Sonderorganisationen mit den Staaten, in denen die jeweilige Organisation ansässig ist. Solche Abkommen haben vor allem für die Schweiz Bedeutung, die die Abkommen von 1946 und 1947 nicht anwendet. Auch in Deutschland existiert für die seit 1996 erfolgten vermehrten Ansiedlungen der Vereinten Nationen in Bonn das ''Sitzstaatabkommen für das VN-Freiwilligenprogramm vom 10. November 1995'',<ref>In Deutschland in Kraft seit 21. Juni 1996 ({{BGBl|1996n II S. 903}}).</ref> das die Regelungen des Abkommens von 1946 und des WÜDs präzisiert und erweitert.<br />
<br />
Nach dem Abkommen von 1946 genießt das Vermögen der UN Immunität (Abschn.&nbsp;2). Ihre Räumlichkeiten (Abschn.&nbsp;3) und ihre Archive (Abschn.&nbsp;4) sind unverletzlich und unterliegen keiner Durchsuchung, Beschlagnahme, Einziehung und Enteignung. Die UN genießen freien Geld- und Kapitalverkehr (Abschn.&nbsp;5). Die UN genießen Steuer- und Zollfreiheit und Befreiung von allen Ein- und Ausfuhrbeschränkungen (Abschn.&nbsp;7). Indirekte Abgaben sind den UN nach Möglichkeit vom Sitzstaat zu erstatten (Abschn.&nbsp;8). Die UN besitzen hinsichtlich des Nachrichtenverkehrs dieselben Rechte wie eine ausländische Mission im Sitzstaat. Der amtliche Nachrichtenverkehr unterliegt keiner Zensur (Abschn.&nbsp;9 und 10).<br />
<br />
Die Vertreter der Mitglieder der Haupt- und Nebenorganisationen der UN genießen diplomatische Immunität hinsichtlich ihrer in amtlicher Eigenschaft vorgenommenen Handlungen (Abschn.&nbsp;11), auch nach Beendigung ihrer Tätigkeit (Abschn.&nbsp;12). Ihr persönliches Gepäck unterliegt denselben Immunitäten und Befreiungen wie das Gepäck von Diplomaten. Lediglich Zollfreiheit wird ihnen nur hinsichtlich ihres persönlichen Gepäcks gewährt; Befreiung von Verbrauchssteuern und Verkaufsabgaben steht ihnen nicht zu. Erleichterungen in Bezug auf Währungs- und Devisenbeschränkungen sind ihnen in gleichem Maße zu gewähren wie gegenüber offiziellen Vertretern ausländischer Regierungen (Abschn.&nbsp;11).<br />
<br />
Abschn.&nbsp;14 stellt klar, dass die Vorrechte und Immunitäten den Vertretern der Mitglieder nicht zu ihrem persönlichen Vorteil gewährt werden, sondern zu dem Zweck, die unabhängige Wahrnehmung ihrer Aufgaben bei der Organisation sicherzustellen. Infolgedessen ist ein Mitglied nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet, die Immunität seines Vertreters in allen Fällen aufzuheben, in denen sie nach Auffassung des Mitglieds verhindern würde, dass der Gerechtigkeit Genüge geschieht, und in denen sie ohne Schädigung des Zweckes, für den sie gewährt wird, aufgehoben werden kann. Abschn.&nbsp;15 stellt klar, dass die Immunität nicht im Verhältnis eines Vertreters zu den Behörden des Staates gilt, dessen Angehöriger er ist. Straftaten, die während der amtlichen Tätigkeit begangen werden, können also jederzeit vom Staat verfolgt werden, dessen Staatsangehöriger der Täter ist.<br />
<br />
In neueren Abkommen wird zunehmend ein „Zufluchtgewährungsverbot“ in Bezug auf sich auf das Missionsgelände flüchtende Straftäter vereinbart (teilweise auch ''diplomatisches Asyl'' genannt). Die internationale Organisation darf Drittpersonen, die sich auf das Missionsgelände begeben haben, um sich der Verfolgung durch Behörden des Sitzstaates zu entziehen, keine Zuflucht gewähren.<ref>Vgl. z.&nbsp;B. Art.&nbsp;5 Abs.&nbsp;6 UN-Sitzstaatabkommen/Bonn 1995; vgl. auch Art.&nbsp;4 Abs.&nbsp;7 des ''Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien über den Sitz des IRENA-Innovations- und Technologiezentrums vom 5. April 2011'' ({{BGBl|2011n II S. 1010}}).</ref><br />
<br />
Der [[Generalsekretär der Vereinten Nationen|UN-Generalsekretär]] bestimmt, welche UN-Bediensteten unter das Übereinkommen fallen (Abschn.&nbsp;17). Die Bediensteten der UN<br />
* genießen Immunität von der Gerichtsbarkeit hinsichtlich der von ihnen in ihrer amtlichen Eigenschaft vorgenommenen Handlungen,<br />
* sind von allen Steuern auf von den UN gezahlten Dienstbezügen befreit,<br />
* genießen für sich selbst, ihre Ehegatten und die von ihnen unterhaltenen Familienmitglieder Befreiung von allen Einwanderungsbeschränkungen und der Ausländermeldepflicht,<br />
* genießen in Bezug auf Devisenerleichterungen dieselben Vorrechte wie Bedienstete vergleichbaren Ranges, die den bei der betreffenden Regierung beglaubigten diplomatischen Missionen angehören,<br />
* genießen für sich selbst, ihre Ehegatten und die von ihnen unterhaltenen Familienmitglieder in Zeiten internationaler Krisen dieselben Erleichterungen bezüglich der Heimschaffung wie diplomatische Vertreter und<br />
* sind berechtigt, ihre Möbel und ihre persönliche Habe bei ihrem ersten Amtsantritt in dem betreffenden Staat zollfrei einzuführen (Abschn.&nbsp;18).<br />
<br />
Der UN-Generalsekretär und alle beigeordneten Generalsekretäre genießen überdies für sich selbst, ihre Ehegatten und minderjährigen Kinder die nach dem Völkerrecht diplomatischen Vertretern zustehenden Vorrechte, Immunitäten, Befreiungen und Erleichterungen (Abschn.&nbsp;19). Sie genießen somit ''persönliche Immunität'', auch für Handlungen außerhalb des dienstlichen Bereichs.<br />
<br />
Abschn.&nbsp;20 bestimmt, dass die Vorrechte und Immunitäten den Bediensteten lediglich im Interesse der Vereinten Nationen und nicht zu ihrem persönlichen Vorteil gewährt werden. Der Generalsekretär ist berechtigt und verpflichtet, die einem Bediensteten gewährte Immunität in allen Fällen aufzuheben, in denen sie nach Auffassung des Generalsekretärs verhindern würde, dass der Gerechtigkeit Genüge geschieht, und in denen sie ohne Schädigung der Interessen der Organisation aufgehoben werden kann. Die Immunität des Generalsekretärs kann der [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen|Sicherheitsrat]] aufheben. Nach Abschn.&nbsp;21 arbeiten die UN mit den Behörden der Mitgliedstaaten zusammen, um eine geordnete Rechtspflege zu erleichtern, die Einhaltung polizeilicher Vorschriften sicherzustellen und jeden Missbrauch der Vorrechte, Immunitäten und Erleichterungen zu verhindern.<br />
<br />
Neben den bei den UN beschäftigten Bediensteten genießen auch [[Sachverständiger|Sachverständige]] der UN Vorrechte und Befreiungen (Abschn.&nbsp;22).<br />
<br />
Vergleichbare Vorrechte, Befreiungen und Immunitäten gewährt das Abkommen von 1947 den UN-Sonderorganisationen. Den Leitern und ihren Vertretern gewährt das Abkommen überdies ''persönliche Immunität'' auch für den außerdienstlichen Bereich (§&nbsp;21). Es enthält zusätzlich zum Abkommen von 1946 Regelungen, wie im Falle des Missbrauchs von Vorrechten und Befreiungen zu verfahren ist (§§&nbsp;24 und 25).<br />
<br />
Im Fall des in [[New York City|New York]] wegen des Vorwurfs der [[Sexuelle Nötigung|sexuellen Nötigung]] und versuchten [[Vergewaltigung]] festgenommenen [[Frankreich|französischen]] Diplomaten [[Dominique Strauss-Kahn|Strauss-Kahn]], der zu dieser Zeit geschäftsführender Direktor des [[Internationaler Währungsfonds|Internationalen Währungsfonds]] in [[Washington, D.C.]], einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, war, war das Abkommen von 1947 jedoch nicht anwendbar, da die [[Vereinigte Staaten|USA]] nicht zu den Unterzeichnerstaaten gehören. In Bezug auf die USA gilt für die Bediensteten des IWFs das ältere ''Abkommen über den Internationalen Währungsfonds vom 1. bis 22. Juli 1944'' ({{BGBl|1952 II S. 637}}), dem die USA beigetreten sind. Dessen Art.&nbsp;IX Abschnitt 8 gewährt den Beamten und Angestellten des Fonds lediglich Immunität von der Gerichtsbarkeit des Empfangsstaates in Bezug auf Handlungen, die sie in ihrer offiziellen Stellung vorgenommen haben. Der Vorfall im [[Hotel]]zimmer.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sueddeutsche.de/panorama/vergewaltigungsvorwuerfe-gegen-strauss-kahn-ich-habe-diplomatische-immunitaet-1.1109544 |titel=Vergewaltigungsvorwürfe gegen Strauss-Kahn: "Ich habe diplomatische Immunität" |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2011-06-17 |abruf=2012-01-24}}</ref> ereignete sich im privaten Umfeld von Strauss-Kahn auf einer privaten Reise, für die ihm keine Immunität zustand, sodass die amerikanischen Behörden gegen ihn ermitteln und Strauss-Kahn auch in [[Untersuchungshaft]] nehmen durften.<ref>[http://www.lto.de/de/html/nachrichten/3288/festnahme_von_dsk_iwf_amt_schuetzt_vor_strafe_nicht/ ''IWF-Amt schützt vor Strafe nicht''], Meldung von [[Legal Tribune Online]] vom 16. Mai 2011, abgerufen am 24. Januar 2012.</ref><br />
<br />
Als Einrichtungen der Vereinten Nationen in '''Deutschland''' einschließlich ihrer Sonderorganisationen sind zu nennen:<br />
[[Datei:Hamburg.IntSeegerichtshof.Einfahrt.wmt.jpg|mini|Internationaler Seegerichtshof in [[Hamburg]]]]<br />
[[Datei:UNESCO-UIL.jpg|mini|UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen in [[Hamburg]]]]<br />
*[[Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen|Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen – Vertretung für Deutschland und Österreich (UNHCR)]], Berlin,<br />
* [[Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen]] (UNV), Bonn,<br />
* [[Internationale Arbeitsorganisation]] (ILO) – Vertretung in Deutschland, Berlin,<br />
* [[Weltbank|Internationale Finanz-Corporation – Die Weltbankgruppe (IFC) – Büro in Deutschland]], Frankfurt am Main,<br />
* Internationale Strategie zur Katastrophenvorsorge der Vereinten Nationen – Plattform zur Förderung der Frühwarnung (UN/ISDR-PPEW),<ref>[http://www.unisdr.org/2006/ppew/ Homepage Plattform zur Förderung der Frühwarnung der Internationalen Strategie zur Katastrophenvorsorge der Vereinten Nationen], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Bonn,<br />
* [[Internationaler Seegerichtshof]] (ISGH), Hamburg,<br />
*[[Internationales Zentrum für Berufsbildung der UNESCO]] (UNESCO-UNEVOC), Bonn,<br />
* Plattform der Vereinten Nationen für raumfahrtgestützte Informationen für Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen (UNOOSA/UN-SPIDER),<ref>https://www.unoosa.org/oosa/en/ourwork/un-spider/index.html</ref> Bonn<br />
* Programm für Kapazitätenentwicklung im Rahmen der Wasserdekade der Vereinten Nationen (UNW-DPC),<ref>[http://www.unwater.unu.edu/ Homepage der Wasserdekade der Vereinten Nationen], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Bonn,<br />
* [[UNRIC|Regionales Informationszentrum der Vereinten Nationen für Westeuropa]] – Verbindungsbüro in Deutschland (UNRIC), Bonn,<br />
* [[TEEB|Sekretariat der Studie „Die Ökonomie von Ökosystemen und der Biodiversität“]] (UNEP-TEEB), Bonn,<br />
* [[Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservögel|Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservögel]] (UNEP/AEWA), Bonn,<br />
* [[Abkommen zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen|Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der Europäischen Fledermauspopulationen]] (UNEP/EUROBATS), Bonn,<br />
*[[Ascobans|Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee, des Nordostatlantiks und der irischen See]] (UNEP/ASCOBANS), Bonn,<br />
*[[Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen|Sekretariat des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen]] (UNFCCC), Bonn,<br />
* [[Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung|Sekretariat des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung]] (UNCCD), Bonn,<br />
* [[Umweltprogramm der Vereinten Nationen|Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten]] (UNEP/CMS), Bonn,<br />
*[[UNESCO Institute for Lifelong Learning|UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen]] (UNESCO-UIL), Hamburg,<br />
* [[Universität der Vereinten Nationen]] – Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit (UNU-EHS),<ref>[http://www.ehs.unu.edu/ Homepage des Instituts für Umwelt und menschliche Sicherheit], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Bonn,<br />
* [[Universität der Vereinten Nationen]] – Internationales Programm zur sozialen Dimension der globalen Umweltveränderung (UNU-IHDP),<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ihdp.unu.edu/ |wayback=20101210071103 |text=Homepage des Internationalen Programm zur sozialen Dimension der globalen Umweltveränderung}} der Universität der Vereinten Nationen, abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Bonn,<br />
* [[Universität der Vereinten Nationen]] – Vizerektorat in Europa (UNU-ViE),<ref>[http://www.vie.unu.edu/ Homepage des Vizerektorats in Europa], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Bonn,<br />
* [[Weltbank]], Büro Berlin,<br />
* [[Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen]] (WFP) – Verbindungsbüro Berlin,<br />
* [[Weltgesundheitsorganisation]] – Regionalbüro für Europa, ''Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit'' (WHO-ECEH),<ref>[http://www.euro.who.int/de/who-we-are/who-european-centre-for-environment-and-health,-bonn,-germany Homepage des Regionalbüros für Europa der Weltgesundheitsorganisation], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Bonn,<br />
*[[Weltorganisation für Tourismus|Welttourismusorganisation – Beratungsstelle für biologische Vielfalt und Tourismus für vom Tsunami betroffene Länder]] (UNWTO),<ref>{{Webarchiv |url=http://www.unric.org/de/uno-in-deutschland/129 |wayback=20110812125433 |text=Homepage der Tsunami-Beratungsstelle der Welttourismusorganisation}} der Tsunami-Beratungsstelle der UNWTO, abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Bonn.<br />
<br />
UN-Einrichtungen in '''Österreich''' sind:<br />
[[Datei:Uno City Kaiserwasser.jpg|mini|[[Vienna International Centre|UNO-City]] in [[Wien]]]]<br />
* [[Vienna International Centre|Büro der Vereinten Nationen in Wien]] (UNOV), Wien,<br />
* [[Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen|Der Hohe Flüchtlingskommissar]] (UNHCR), Wien,<br />
* [[Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung]] (Welthandelskonferenz), Wien,<br />
* [[UNCITRAL]], Wien,<br />
* [[Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung]] (UNIDO), Wien,<br />
*[[Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen|Vorbereitungskommission für die Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen]] (CTBTO), Wien,<br />
* [[Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung|Weltbank – Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung]] (IBRD), Wien,<br />
* [[Weltbank|Weltbank – Investment Climate Department of the World Bank Group]] (ICD), Wien.<br />
<br />
In der '''Schweiz''' bestehen unter anderem folgende UN-Einrichtungen:<br />
[[Datei:United Nations Geneva 2010-06-30.jpg|mini|Büro der Vereinten Nationen in [[Genf]]]]<br />
* [[Büro der Vereinten Nationen in Genf]] (UNOG), [[Genf]],<br />
* [[Internationale Arbeitsorganisation]] (ILO), Genf,<br />
* [[Internationale Fernmeldeunion]] (ITU), Genf,<br />
* Internationales Erziehungsbüro/Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO-IBE)<ref>[http://www.ibe.unesco.org/en.html Homepage des Internationalen Erziehungsbüros/Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref>, Genf,<br />
* [[Weltgesundheitsorganisation]] (WHO), Genf,<br />
* [[Weltorganisation für geistiges Eigentum]] (WIPO), Genf,<br />
* [[Weltorganisation für Meteorologie]] (WMO), Genf,<br />
* [[Weltpostverein]] (UPU), [[Bern]].<br />
<br />
==== Europäische Union ====<br />
[[Datei:Neubau der Europäischen Zentralbank 03.09.2014 (14943069260).jpg|mini|Europäische Zentralbank in [[Frankfurt am Main]]]]<br />
<br />
Für die Tätigkeit der Bediensteten der [[Europäische Union|Europäischen Union]] gelten diplomatische Vorrechte und Befreiungen gemäß Art.&nbsp;343 des [[Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union|Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union]] (AEUV)<ref>{{CELEX|12010E343|Art.&nbsp;343}}, {{Literatur |Titel=Konsolidierte Fassung des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union |Sammelwerk=[[Amtsblatt der Europäischen Union]] C |Nummer=83 |Datum=2010-03-30 |Seiten=47–200 |Fundstelle=hier: S. 194 |Online={{CELEX|12010E/TXT|Online|format=PDF}} bei [[EUR-Lex]] |Format=PDF |KBytes=1,47 MB |Abruf=2013-01-09 }}</ref> i.&nbsp;V.&nbsp;m. dem ''Protokoll Nr.&nbsp;7 über die Vorrechte und Befreiungen der Europäischen Union''.<ref>{{CELEX|12010E/PRO/07|Protokoll Nr.&nbsp;7 über die Vorrechte und Befreiungen der Europäischen Union}} zu {{Literatur |Titel=Konsolidierte Fassung des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union |Sammelwerk=Amtsblatt der Europäischen Union. C |Nummer=83 |Datum=2010-03-30 |Seiten=266–272 |Online={{CELEX|12010E/TXT|Online|format=PDF}} bei EUR-Lex |Format=PDF |KBytes=1,28 MB |Abruf=2012-12-30}} Für die Zeit vor dem 1. Dezember 2009 vgl. mit ähnlichem Wortlaut das ''Protokoll zu dem Vertrag zur Einsetzung eines gemeinsamen Rates und einer gemeinsamen Kommission der Europäischen Gemeinschaften'' vom 8. April 1965 ({{BGBl|1965n II S. 1453, 1482}}).</ref><br />
<br />
Die Räumlichkeiten der Union sind hiernach wie eine Botschaft unverletzlich (Art.&nbsp;1). Dasselbe gilt für ihre Archive (Art.&nbsp;2). Die Union ist von allen direkten Steuern der Mitgliedstaaten befreit. Nach Maßgabe des nationalen Rechts werden ihr gezahlte indirekte Steuern von den Mitgliedstaaten erstattet (Art.&nbsp;3). Bezüglich der zum Dienstgebrauch bestimmten Gegenstände besteht Befreiung von allen Zöllen und Ein- und Ausfuhrverboten (Art.&nbsp;4). Für die Nachrichtenübermittlung stehen der Union dieselben Rechte wie diplomatischen Missionen zu (Art.&nbsp;5).<br />
<br />
[[Mitglied des Europäischen Parlaments|Mitglieder]] des [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlaments]] unterliegen keinen Reisebeschränkungen zum Versammlungsort. Bei der Zollabfertigung und Devisenkontrolle erhalten sie seitens ihres eigenen Landes dieselben Vergünstigungen wie hohe Beamte, die in offiziellem Auftrag ins Ausland reisen, und bezüglich des Gastlandes dieselben Erleichterungen, die ausländischen Regierungsvertretern in offiziellem Auftrag gewährt werden (Art.&nbsp;7). Gegen sie darf wegen einer in Ausübung ihres Amtes erfolgten Äußerung oder Abstimmung weder ermittelt werden, noch dürfen sie festgenommen oder verfolgt werden (Art.&nbsp;8). Während der Sitzungsperiode des Parlaments steht den Abgeordneten in ihrem eigenen Staat die den dortigen Parlamentsmitgliedern zuerkannte Unverletzlichkeit ([[parlamentarische Immunität]]) zu, während sie im Gastland weder festgehalten noch gerichtlich verfolgt werden können (Art.&nbsp;9).<br />
<br />
Den Vertretern der Mitgliedstaaten der Union, die an den Arbeiten der Organe der Union teilnehmen, stehen während der Ausübung ihrer Tätigkeit und auf der Reise zum und vom Veranstaltungsort die üblichen Vorrechte, Befreiungen und Erleichterungen zu (Art.&nbsp;10).<br />
<br />
Beamten der Union stehen im Hoheitsgebiet jedes Mitgliedstaates Befreiung von der Gerichtsbarkeit bezüglich der von ihnen in amtlicher Eigenschaft vorgenommenen Handlungen zu, nicht jedoch in Bezug auf die Haftung gegenüber der Union und nicht in Bezug auf die Gerichtsbarkeit des [[Europäischer Gerichtshof|Europäischen Gerichtshofs]]. Die Befreiung gilt für die Zeit nach Beendigung ihrer Amtstätigkeit fort. Ihre persönlichen Gegenstände, ihre Wohnungseinrichtung und ihr Kraftfahrzeug dürfen sie zollfrei ein- und nach Beendigung ihrer Tätigkeit wieder ausführen (Art.&nbsp;11). Ihre von der Union gezahlten Gehälter unterliegen lediglich der Besteuerung durch die Union, nicht jedoch der Besteuerung der Mitgliedstaaten (Art.&nbsp;12).<br />
<br />
Der Staat, in dessen Hoheitsgebiet sich der Sitz der Union befindet (Belgien), gewährt den bei der Union beglaubigten Vertretern dritter Länder die üblichen diplomatischen Vorrechte und Befreiungen (Art.&nbsp;16).<br />
<br />
Die Vorrechte, Befreiungen und Erleichterungen werden den Beamten und sonstigen Bediensteten der Union ausschließlich im Interesse der Union gewährt. Jedes Organ der Union hat die Befreiungen eines Bediensteten aufzuheben, wenn dies seiner Auffassung nach den Interessen der Union nicht zuwiderläuft (Art.&nbsp;17).<br />
<br />
Der [[Präsident des Europäischen Rates]], die Mitglieder der [[Europäische Kommission|Kommission]] und des Europäischen Gerichtshofs haben dieselben Vorrechte und Befreiungen wie die Beamten der Union (Art.&nbsp;19 und 20). Auch die Bediensteten der [[Europäische Investitionsbank|EIB]] und der [[Europäische Zentralbank|EZB]] genießen Vorrechte und Befreiungen (Art.&nbsp;21 und 22).<br />
<br />
Ständige Einrichtungen der Europäischen Union in '''Deutschland''' sind:<br />
* [[Europäische Agentur für Flugsicherheit]] (EASA), [[Köln]],<br />
* [[Europäische Zentralbank]] (EZB), [[Frankfurt am Main]].<br />
<br />
In '''Österreich''' bestehen:<br />
* [[Agentur der Europäischen Union für Grundrechte]] (FRA), Wien,<br />
* Europäische Energiegemeinschaft,<ref>{{Webarchiv |url=http://www.energy-community.org/portal/page/portal/ENC_HOME |wayback=20120206015747 |text=Homepage der ''Energy Community''}}, abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Wien,<br />
* [[Europäische Investitionsbank]] (EIB), Büro Wien.<br />
<br />
==== Zwischenstaatliche Einrichtungen ====<br />
[[Datei:OFAJ Berlin.png|mini|Fest des [[DFJW|Deutsch-Französischen Jugendwerks]] in Berlin]]<br />
[[Datei:Darmstadt ESOC-Gebaeude.jpg|mini|ESOC/ESA-Haupteingang in [[Darmstadt]]]]<br />
[[Datei:OPEC-building-01.jpg|mini|OPEC-Gebäude in [[Wien]]]]<br />
[[Datei:IMG 0169 - Wien - Hofburg.JPG|mini|Hauptsitz der OSZE in der Wiener Hofburg]]<br />
[[Datei:International Red Cross and Red Crescent Museum 2010-07-01.jpg|mini|Internationale Föderation der nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften, Genf]]<br />
[[Datei:IUCN-Headquarters.jpg|mini|Internationale Union zur Erhaltung der Natur und der natürlichen Lebensräume, [[Gland VD|Gland]]]]<br />
<br />
Die Vorrechte der zwischenstaatlichen Einrichtungen und ihrer Bediensteten richten sich nach den jeweiligen internationalen Vereinbarungen, die sehr unterschiedlich ausgestaltet sind. Die Bandbreite reicht von der Gleichbehandlung mit Diplomaten bis zur ''Amtshandlungsimmunität''. Im Allgemeinen beschränken sich die Vorrechte auf die Unverletzlichkeit der Räumlichkeiten der zwischenstaatlichen Einrichtung, Zoll- und Steuerfreiheiten der Einrichtung und auf die Immunität ihrer Bediensteten für die in Ausübung ihrer offiziellen Funktion vorgenommenen Handlungen.<br />
<br />
An zwischenstaatlichen Einrichtungen mit Sitz in '''Deutschland''' sind beispielhaft zu nennen:<br />
* [[Asiatische Entwicklungsbank]] (ADB), Europabüro (ERO), [[Frankfurt am Main]],<br />
* [[Arabische Liga|Büro der Liga der Arabischen Staaten]], [[Berlin]],<br />
* [[Deutsch-Französisches Jugendwerk]] (DFJW), Büro in Deutschland, Berlin,<br />
* [[Deutsch-Polnisches Jugendwerk]] (DPJW), Büro [[Potsdam]],<br />
* [[EUMETSAT|Europäische Organisation für die Nutzung von meteorologischen Satelliten]] (EUMETSAT), [[Darmstadt]],<br />
* [[Europäische Südsternwarte|Europäische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre]] (ESO), [[Garching bei München]],<br />
* [[Europäisches Astronautenzentrum]] (ESA/EAC), Köln,<br />
* [[Europäisches Laboratorium für Molekularbiologie]] (EMBL), [[Heidelberg]],<br />
*[[Europäische Patentorganisation|Europäisches Patentamt]] (EPA), München und Berlin,<br />
* [[Europäisches Raumflugkontrollzentrum|Europäisches Operationszentrum für Weltraumforschung]] (ESA/ESOC), Darmstadt,<br />
* [[Organisation Conjointe de Coopération en Matière d’Armement|Gemeinsame Organisation für Rüstungskooperation]] (OCCAR), [[Bonn]],<br />
*[[Internationale Organisation für erneuerbare Energien|Internationale Organisation für Erneuerbare Energien]] – Innovations- und Technologiezentrum (IRENA/IITC), Bonn,<br />
* [[Internationale Organisation für Migration]] (IOM), Verbindungsstelle bei der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Berlin und [[Nürnberg]],<br />
* [[NATO EF 2000 and Tornado Development, Production & Logistics Management Agency|NATO EF 2000 and Tornado Development, Production and Logistics Management Agency]] (NETMA), [[Unterhaching]],<br />
*[[Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung]] (OECD) Berlin Center, Berlin.<br />
<br />
In '''Österreich''' bestehen unter anderem folgende zwischenstaatliche Einrichtungen:<br />
* [[Alpenkonvention]], [[Innsbruck]],<br />
* [[Europäische Weltraumorganisation]] (ESA), Wien,<br />
* [[Europäischer Tag der Sprachen|Europäisches Fremdsprachenzentrum]] (ECML), [[Graz]],<br />
*[[Europäische Patentorganisation|Europäisches Patentamt]] (EPA) – Dienststelle Wien,<br />
* [[Europarat]] – Büro Wien,<br />
* [[InterAction Council]], Sekretariat Wien,<br />
* [[Internationale Anti-Korruptionsakademie]] (IACA), [[Laxenburg]],<br />
* [[Internationale Atomenergie-Organisation]] (IAEA), Wien,<br />
* [[Internationale Kommission zum Schutz der Donau]] (ICPDR/IKSD), Wien,<br />
*[[Internationales Institut für angewandte Systemanalyse|Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse]] (IIASA), Laxenburg,<br />
* Internationales Zentrum für Migrationspolitikentwicklung (ICMPD),<ref>[http://www.icmpd.org/ Homepage des Internationalen Zentrums für Migrationspolitikentwicklung], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Wien,<br />
* Joint Vienna Institute (JVI),<ref>[http://www.jvi.org/ Homepage des Joint Vienna Institutes], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Wien,<br />
* [[OPEC-Fonds für Internationale Entwicklung]] (OFID), Wien,<br />
* [[Organisation erdölexportierender Länder]] (OPEC), Wien,<br />
* [[Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa]] (OSZE), Wien,<br />
*[[Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa|Parlamentarische Versammlung der OSZE]] (OSCE PA), Verbindungsbüro Wien,<br />
* [[Wassenaar-Abkommen|Wassenaar-Abkommen für Exportkontrollen von konventionellen Waffen und doppelverwendungsfähigen Gütern und Technologien]] (WA), Wien.<br />
<br />
In der '''Schweiz''' beruht der Status der internationalen Organisationen auf den mit diesen geschlossenen Vereinbarungen. Das nationale Gaststaatgesetz (GSG)<ref>[http://www.admin.ch/ch/d/sr/c192_12.html Gaststaatgesetz (Schweiz) vom 22. Juni 2007], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> vom 22. Juni 2007 legt innerstaatlich die Voraussetzungen fest, unter denen die Schweiz internationalen Einrichtungen Vorrechte, Immunitäten und Erleichterungen einräumt sowie finanzielle Beiträge gewährt. Hierauf beruhend erging eine Vollzugsverordnung (Gaststaatverordnung – V-GSG) vom 7. Dezember 2007.<ref>[http://www.admin.ch/ch/d/sr/c192_121.html Gaststaatverordnung (Schweiz) vom 7. Dezember 2007], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Beide Normen traten am 1. Januar 2008 in Kraft.<br />
<br />
Die Schweiz ist Sitz folgender zwischenstaatlicher Einrichtungen:<br />
* Agentur für internationale Handelsinformation und -kooperation (ACICI),<ref>[http://www.acici.org/ Homepage der Agentur für internationale Handelsinformation und -kooperation], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> [[Genf]],<br />
*[[Bank für Internationalen Zahlungsausgleich|Bank für internationalen Zahlungsausgleich]] (BIZ), [[Basel]],<br />
* Beratungszentrum für WTO-Recht (ACWL),<ref>[http://www.acwl.ch/ Homepage des Beratungszentrums für WTO-Recht], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Genf,<br />
* [[Europäische Freihandelsassoziation]] (EFTA), Genf,<br />
* Europäische Organisation für Kernforschung ([[CERN]]), Genf,<br />
* [[Global Fund|Globaler Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria]] (GFATM), Genf,<br />
*[[Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung|Internationale Föderation der nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften]] (FISCR), Genf,<br />
* [[Internationale Organisation für Migration]] (IOM), Genf,<br />
* [[International Civil Defence Organisation|Internationale Organisation für Zivilschutz]] (ICDO), Genf,<br />
* [[Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzüchtungen]] (UPOV), Genf,<br />
* Internationales Amt für Textilien und Bekleidung (BITH), Genf,<br />
*[[Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung|Internationales Komitee vom Roten Kreuz]] (IKRK), Genf,<br />
* [[Interparlamentarische Union]] (IPU), Genf,<br />
* Süd-Zentrum (South Centre),<ref>[http://www.southcentre.org/ Homepage des Süd-Zentrums], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Genf,<br />
* Vergleichs- und Schiedsgerichtshof innerhalb der [[OSZE]] (Cour OSCE),<ref>[http://www.osce.org/cca/ Homepage des Vergleichs- und Schiedsgerichtshofs der OSZE], abgerufen am 29. Januar 2012.</ref> Genf,<br />
* [[Welthandelsorganisation]] (WTO), Genf,<br />
* [[Zwischenstaatliche Organisation für den internationalen Eisenbahnverkehr]] (OTIF), [[Bern]].<br />
<br />
Mit den folgenden quasizwischenstaatlichen Organisationen hat die Schweiz ein Fiskalabkommen geschlossen:<br />
*[[International Electrotechnical Commission|Internationale elektrotechnische Kommission]] (IEC), Genf,<br />
* [[Sita (IT-Unternehmen)|Internationale Gesellschaft für Luftfahrt-Telekommunikation]] (SITA), Büro Genf,<br />
*[[Internationale Organisation für Normung|Internationale Normenorganisation]] (ISO), Genf,<br />
* [[IUCN|Internationale Union zur Erhaltung der Natur und der natürlichen Lebensräume]] (IUCN), [[Gland VD|Gland]],<br />
*[[International Air Transport Association|Internationaler Luftverkehrsverband]] (IATA), Büro Genf,<br />
* [[Airports Council International|Internationaler Rat der Flughäfen]] (ACI), Genf,<br />
*[[Welt-Anti-Doping-Agentur|World Anti-Doping Agency]] (WADA), Büro [[Lausanne]].<br />
<br />
=== Staatsoberhäupter und andere offiziell eingeladene Repräsentanten anderer Staaten ===<br />
[[Datei:Staatsbesuch Dmitri Medwedew - 14.jpg|mini|Während eines Staatsbesuchs genießen Staatsoberhäupter, Regierungschefs und Minister Immunität, hier der [[Präsident Russlands|russische Präsident]] [[Dmitri Anatoljewitsch Medwedew|Dmitri Medwedew]] anlässlich eines Staatsbesuchs in der Schweiz am 21. September 2009 in [[Bern]].]]<br />
<br />
Amtierende [[Staatsoberhaupt|Staatsoberhäupter]], bei Besuchen aufgrund amtlicher Einladung auch die sie amtlich begleitenden Angehörigen sowie ihr sonstiges Gefolge (Berater, Presseberichterstatter, Fahrer, Sicherheitsbeamte), sind nicht nach dem WÜD, sondern nach allgemeinem Völkergewohnheitsrecht umfassend geschützt. Sie sind von der Gerichtsbarkeit des Gastlandes befreit und genießen das Privileg der Unverletzlichkeit, so dass keine hoheitlichen Zwangsmaßnahmen gegen sie durchgeführt werden dürfen. Dasselbe gilt für amtierende [[Regierungschef]]s und [[Minister]] von Regierungen anderer Staaten und die sie amtlich begleitenden Angehörigen und ihr sonstiges Gefolge bei Besuchen in amtlicher Eigenschaft (in Deutschland für beide Gruppen in {{§|20|gvg|juris}} GVG geregelt). Der Kreis der geschützten Personen ergibt sich aus der Delegationsliste, die dem einladenden Staat vorgelegt wird.<br />
<br />
In Deutschland genießen auch sonstige Repräsentanten ausländischer Staaten, die sich aufgrund amtlicher Einladung in Deutschland aufhalten, Immunität (z.&nbsp;B. die ausländischen Gäste einer Bundesbehörde, vgl. {{§|20|gvg|juris}} Abs.&nbsp;1 GVG).<br />
<br />
Die auf einem [[Russland|russischen]] Flughafen im Rahmen der Flugsicherheitskontrollen vorgenommene Leibesvisitation an einer Schweizer [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesrätin]] stieß in der Schweiz auf heftige Kritik.<ref>[https://www.blick.ch/news/schweiz/eclat-in-st-petersburg-russen-betatschen-doris-leuthart-id166044.html Russen betatschen Doris Leuthart]<br />
, Meldung der (Schweizer) Zeitung BLICK vom 13. Juli 2008, abgerufen am 24. Januar 2012.</ref> Die Bundesrätin war auf einem gewöhnlichen Linienflug gebucht und benutzte keine offizielle Maschine der Schweizer Regierung.<br />
Die '''Familienangehörigen''' von Staatsoberhäuptern genießen keine Vorrechte und Befreiungen, z.&nbsp;B. der im Empfangsstaat studierende Sohn eines Staatspräsidenten.<br />
<br />
Der in [[München]] u.&nbsp;a. des illegalen [[Waffenhandel]]s<ref>[https://www.welt.de/politik/ausland/article13460545/Deutsche-Justiz-zu-Gaddafi-Sohn-ausgesucht-hoeflich.html Deutsche Justiz zu Gaddafi-Sohn ausgesucht höflich], Meldung der WELT vom 30. Juni 2011, abgerufen am 16. Januar 2012.</ref> und anderer Delikte verdächtige Sohn des damaligen libyschen Staatschefs [[Muammar al-Gaddafi]], [[Saif al-Arab al-Gaddafi]], genoss keine diplomatische Immunität.<ref>Antwort des [[Bayerisches Staatsministerium der Justiz und für Verbraucherschutz|Bayerischen Staatsministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz]] vom 25. März 2011 auf eine schriftliche Anfrage von Landtagsabgeordneten,<br />
[http://www.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP16/Drucksachen/Schriftliche%20Anfragen/16_0008204.pdf Landtags-Drucksache 16/8204] (PDF; 126 kB), abgerufen am 16. Januar 2012.</ref> Auch die Tatsache, dass die Münchner Wohnung Gaddafis von der libyschen Botschaft ohne Zustimmung (vgl. hierzu {{§§|0_191_01|ch|seite=a12.html|text=Art. 12}} WÜD) des Auswärtigen Amtes zum ''Gästehaus der Botschaft'' erklärt wurde und ihm zeitweise ein Botschaftsfahrzeug zur Nutzung überlassen wurde, änderte daran nichts. Gaddafis Wohnung wurde durchsucht, und er wurde wegen [[Fahren ohne Fahrerlaubnis|Fahrens ohne Fahrerlaubnis]] und einer [[Fahren unter Einfluss psychoaktiver Substanzen|Trunkenheitsfahrt]] strafrechtlich belangt.<br />
<br />
{{Siehe auch|Staatenimmunität}}<br />
<br />
=== Diplomaten fremder Staaten auf der Durchreise ===<br />
[[Datei:Diplomatic passport of Chile since 2005.jpg|mini|hochkant=0.8|Ein Diplomatenpass allein verschafft noch keine Immunität.]]<br />
<br />
Grundsätzlich gilt, dass nur die Personen Privilegien genießen, die im Empfangsstaat [[Akkreditierung (Diplomatie)|akkreditiert]] sind. Der Besitz eines ausländischen Diplomatenpasses allein begründet keine Privilegien.<br />
<br />
Reist jedoch ein Diplomat, ein Konsularbeamter, ein Mitglied des Verwaltungs- und technischen Personals oder des dienstlichen Hauspersonals (nicht jedoch des privaten Hauspersonals) durch einen Drittstaat, um sein Amt im Empfangsstaat anzutreten oder um auf seinen Posten oder in seinen Heimatstaat zurückzukehren, so stehen ihm Unverletzlichkeit und alle sonstigen für seine sichere Durchreise oder Rückkehr erforderlichen Vorrechte und Befreiungen zu. Das gilt auch, wenn er in den Heimaturlaub fährt oder aus dem Urlaub an seine Dienststelle zurückkehrt. Der Transit darf grundsätzlich allerdings nicht mit unüblich langen Unterbrechungen touristischer bzw. sonstiger persönlicher Art verbunden werden. Dies gilt auch für die Familienangehörigen, die ihn begleiten oder die getrennt von ihm reisen, um sich zu ihm zu begeben, oder die in ihren Heimatstaat zurückkehren ({{§§|0_191_01|ch|seite=a40.html|text=Art. 40}} Abs.&nbsp;1 WÜD, {{§§|0_191_02|ch|seite=a54.html|text=Art. 54}} Abs.&nbsp;1 und 2 WÜK).<br />
<br />
Hält sich der Betroffene dienstlich, z.&nbsp;B. als Teilnehmer einer Konferenz einer internationalen im Empfangsstaat vertretenen Organisation auf, genießt er Privilegien nur, wenn die entsprechende Reise offiziell angekündigt war, auf offizielle Einladung des Empfangsstaates hin erfolgte oder wenn für die Durchführung der Konferenz mit der durchführenden internationalen Organisation ein sog. ''Konferenzabkommen'' abgeschlossen wurde, welches Privilegien vorsieht. Möglich ist auch, dass mit der betreffenden internationalen Organisation bereits entsprechende Privilegienabkommen existieren (in Deutschland z.&nbsp;B. mit den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]]).<br />
<br />
Bei einem Drittstaat akkreditierte Diplomaten genießen außerhalb dieser Regelungen (z.&nbsp;B. anlässlich einer privaten Urlaubsreise) keine Immunität. Aus diesem Grunde hatte sich der ehemalige [[Syrien|syrische]] Botschafter in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] vor deutschen Gerichten für seine Beteiligung an einem [[Sprengstoffanschlag]] gegen das ''Maison de France'' in [[West-Berlin]] im August 1983<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,56218,00.html ''Von 24 Kilo Sprengstoff zerstört''], Meldung des Magazins [[Der Spiegel]] vom 13. Dezember 1999, abgerufen am 17, Januar 2012.</ref> zu verantworten. Der Botschafter hatte es seinerzeit zugelassen, dass der bei dem Anschlag verwendete Sprengstoff vorübergehend in der Botschaft in [[Ost-Berlin]] gelagert werden durfte. Sein Einwand, die Bundesrepublik sei [[Rechtsnachfolger]] der DDR und müsse seine diplomatische Immunität in der DDR respektieren, ließ das [[Bundesverfassungsgericht]]<ref>BVerfG, Urt.&nbsp;v. 10. Juni 1997 – 2 BvR 1516/96 –, [[BVerfGE]] 96, 86; Besprechung unter Aufzeigung der näheren Hintergründe: Faßbender, [[Neue Zeitschrift für Strafrecht|NStZ]] 1998, 144.</ref> nicht gelten, weil die diplomatische Immunität in der DDR auch schon vor der Wiedervereinigung einer strafrechtlichen Ahndung vor bundesrepublikanischen Gerichten nicht entgegengestanden habe. Daran habe sich durch die Wiedervereinigung nichts geändert.<br />
<br />
=== In Deutschland stationierte NATO-Soldaten ===<br />
[[Datei:US Navy 101025-N-2143T-002 Sailors and Marines assigned to Marine Corps Security Force Battalion carry their battle gear on a seven-mile march as p.jpg|mini|NATO-Soldaten genießen vor allem Zoll- und Steuerbefreiungen.]]<br />
<br />
In Deutschland stationierte Soldaten der [[NATO]]-Mitgliedstaaten genießen keinen Diplomatenstatus, haben aber gleichwohl Sonderrechte, die denen der Diplomaten ähneln.<br />
<br />
Für die Rechtsstellung der Stationierungsstreitkräfte [[Belgien]]s, [[Frankreich]]s, [[Kanada]]s, der [[Niederlande]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritanniens]] und der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] innerhalb der Bundesrepublik Deutschland gilt das [[NATO-Truppenstatut]] und das Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut.<br />
<br />
Im NATO-Truppenstatut und im Zusatzabkommen zu diesem werden den jeweiligen Stationierungsstreitkräften Privilegierungen und Immunitäten gewährt. Dies umfasst beispielsweise die Bereiche [[Zivilgerichtsbarkeit (Deutschland)|Zivil-]], [[Verwaltungsgerichtsbarkeit|Verwaltungs-]] und [[Strafgerichtsbarkeit]], [[Sozialrecht (Deutschland)|Sozialrecht]], [[Zoll (Abgabe)|Zoll-]] und [[Steuerpflicht]] und das Führen von Kraftfahrzeugen. Daneben finden sich zusätzlich vor allem im Zusatzabkommen Regelungen zur Liegenschaftsnutzung oder auch zur Beschäftigung deutscher Ortskräfte als Arbeitnehmer bei den Stationierungsstreitkräften.<br />
<br />
Für die [[NATO-Kommandostruktur|NATO-Hauptquartiere]] in Deutschland bestehen besondere Vereinbarungen.<br />
<br />
== Ausweisdokumente der Diplomaten ==<br />
[[Datei:Diplomatenausweis-Niederlande.JPG|mini|Muster eines niederländischen Diplomatenausweises]]<br />
Neben dem Diplomatenpass seines eigenen Landes – des Entsendestaates – erhält der Diplomat vom Empfangsstaat einen Diplomatenausweis, der Angaben zum Umfang der diplomatischen Vorrechte und Befreiungen enthält. Ausgestellt wird der Diplomatenausweis vom Chef des Protokolls beim Außenministerium.<br />
Für akkreditierte Angehörige des ausländischen diplomatischen Korps in Deutschland wird seit 2019 ein [[Protokollausweis]] ausgestellt, der zur Einreise in alle Schengenländer berechtigt und den Inhaber ausweist, Diplomatenstatus gem. WÜD oder WÜK inne zu haben. Aussteller ist vorgenanntes Ministerium.<br />
<br />
Die Mitgliedstaaten des [[Schengener Abkommen|Schengenraums]] sind nach Art.&nbsp;19 Abs.&nbsp;2 [[Schengener Grenzkodex]] verpflichtet, sich gegenseitig über das Aussehen und die Bedeutung ihrer aufgrund nationaler Rechtsvorschriften ausgestellten Diplomatenausweise zu unterrichten. Dies ist erforderlich, weil die Diplomatenausweise auch Reisedokumentcharakter haben. Ihren Inhabern ist es innerhalb des Schengengebietes gestattet, visumfrei in jeden anderen Schengenstaat für kurzzeitige Aufenthalte von nicht mehr als drei Monaten je Halbjahr zu reisen.<br />
<br />
Die Mitteilungen der Mitgliedstaaten werden im [[Amtsblatt der Europäischen Union|Amtsblatt C der Europäischen Union]] regelmäßig veröffentlicht. Bisher sind folgende Mitteilungen ergangen (dort sind auch umfangreiche Ausweismuster abgebildet):<br />
* für alle Mitgliedstaaten des Jahres 2006; das sind (in der Reihenfolge des Abdrucks) [[Belgien]], [[Tschechien]], [[Dänemark]], [[Deutschland]], [[Estland]], [[Griechenland]], [[Spanien]], [[Frankreich]], [[Italien]], [[Zypern]], [[Lettland]], [[Litauen]], [[Luxemburg]], [[Ungarn]], [[Malta]], [[Niederlande]], [[Österreich]], [[Polen]], [[Portugal]], [[Slowenien]], [[Slowakei]], [[Finnland]], [[Schweden]], [[Island]], [[Norwegen]]: ABl. C 247/2006 vom 13. Oktober 2006, S.&nbsp;85–198<ref>{{CELEX|52006XC1013(16)|Muster der besonderen Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 247, 13. Oktober 2006, S.&nbsp;85–198, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
<br />
Folgende Ergänzungen wurden gemeldet:<br />
* für [[Estland]] und [[Italien]]: ABl. C 153/2007 vom 6. Juli 2007, S.&nbsp;15–20<ref>{{CELEX|52007XC0706(09)|Aktualisierung der Muster der besonderen Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 153, 6. Juli 2007, S.&nbsp;15–20, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für die [[Schweiz]]: ABl. C 331/2008 vom 31. Dezember 2008, S.&nbsp;16–20<ref>{{CELEX|52008XX1231(06)|Mitteilung der Schweizerischen Eidgenossenschaft an die Europäische Kommission}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 331, 31. Dezember 2008, S.&nbsp;16–20, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Malta]]: ABl. C 64/2009 vom 19. März 2009, S.&nbsp;18–19<ref>{{CELEX|52009XC0319(02)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 64, 19. März 2009, S.&nbsp;18–19, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Island]]: ABl. C 239/2009 vom 6. Oktober 2009, S.&nbsp;7–8<ref>{{CELEX|52009XC1006(02)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 239, 6. Oktober 2009, S.&nbsp;7–8, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Estland]]: ABl. C 304/2010 vom 10. November 2010, S.&nbsp;6–9<ref>{{CELEX|52010XC1110(02)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 304, 10. November 2010, S.&nbsp;6–9, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für die [[Niederlande]]: ABl. C 273/2011 vom 16. September 2011, S.&nbsp;11–12<ref>{{CELEX|52011XC0916(01)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 273, 16. September 2011, S.&nbsp;11–12, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Spanien]]: ABl. C 357/2011 vom 7. Dezember 2011, S.&nbsp;3–10<ref>{{CELEX|52011XC1207(01)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 357, 7. Dezember 2011, S.&nbsp;3–10, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Belgien]]: ABl. C 88/2012 vom 24. März 2012, S.&nbsp;12–17<ref>{{CELEX|52012XC0324(03)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 88, 24. März 2012, S.&nbsp;12–17, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Polen]]: ABl. C 120/2012 vom 25. April 2012, S.&nbsp;4–8<ref>{{CELEX|52012XC0425(02)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 120, 25. April 2012, S.&nbsp;4–8, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Finnland]]: ABl C 182/2012 vom 22. Juni 2012, S.&nbsp;10–11<ref>{{CELEX|52012XC0622(02)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 182, 22. Juni 2012, S.&nbsp;10–11, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Rumänien]]: ABl. C 214/2012 vom 20. Juli 2012, S.&nbsp;4–6<ref>{{CELEX|52012XC0720(01)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 214, 20. Juli 2012, S.&nbsp;4–6, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Tschechien]]: ABl. C 238/2012 vom 8. August 2012, S.&nbsp;5–6<ref>{{CELEX|52012XC0808(01)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 238, 8. August 2012, S.&nbsp;5–6, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
* für [[Spanien]]: ABl. C 255/2012 vom 24. August 2012, S.&nbsp;2–8<ref>{{CELEX|52012XC0824(01)|Aktualisierung der Muster der Ausweise}}. In: ''Amtsblatt der Europäischen Union.'' C, Nr. 255, 24. August 2012, S.&nbsp;2–8, abgerufen am 26. Dezember 2012.</ref><br />
<br />
== Dauer des Diplomatenstatus ==<br />
{{Hauptartikel|Akkreditierung (Diplomatie)}}<br />
[[Datei:Batu kutelia georgia 600 1.jpg|mini|Der neue georgische Botschafter Batu Kutelia überreicht [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsident]] [[Barack Obama|Obama]] sein Beglaubigungsschreiben. (2009)]]<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-N0602-0026, Berlin, Akkreditierung Günter Gaus, Willi Stoph.jpg|mini|Eine eher untypische Akkreditierung „analog“ dem WÜD: Der Ständige Vertreter der Bundesrepublik Deutschland, [[Günter Gaus]] (rechts), überreicht dem [[Vorsitzender des Staatsrats|Staatsoberhaupt der DDR]], [[Willi Stoph]], sein Beglaubigungsschreiben.]]<br />
<br />
Um den Schutz diplomatischer Vorrechte und Befreiungen beanspruchen zu können, muss die Person beim Empfangsstaat in der Regel [[Akkreditierung (Diplomatie)|akkreditiert]] sein. Die Bestellung des Leiters der Mission bedarf der vorherigen Zustimmung des Empfangsstaates ([[Agrément]], {{§§|0_191_01|ch|seite=a4.html|text=Art. 4}} WÜD); die übrigen Funktionsstellen darf der Entsendestaat –&nbsp;von wenigen Ausnahmen abgesehen&nbsp;– nach freiem Ermessen besetzen ({{§§|0_191_01|ch|seite=a7.html|text=Art. 7}} WÜD). Der Leiter der konsularischen Vertretung bedarf ebenfalls der Zustimmung des Empfangsstaates in Form des [[Exequatur]]s ({{§§|0_191_02|ch|seite=a12.html|text=Art. 12}} WÜK), die übrigen Bediensteten des Konsulats besetzt der Entsendestaat nach freiem Ermessen ({{§§|0_191_02|ch|seite=a19.html|text=Art. 19}} Abs.&nbsp;1 WÜK).<br />
<br />
Bei Personen unterhalb der Botschafterebene erfolgt die Akkreditierung durch ein Schreiben der Mission des Entsendestaates an das Außenministerium des Empfangsstaates, mit dem die betreffende Person zur Eintragung in die Diplomaten- oder Konsularliste angemeldet wird. Die Akkreditierung ist erfolgt, wenn der Empfangsstaat ein Dienstvisum zur Einreise und nach erfolgter Einreise einen Diplomatenausweis ausstellt.<br />
<br />
=== Beginn und Ende ===<br />
Die Vorrechte und Befreiungen stehen einer akkreditierten Person mit der Einreise in den Empfangsstaat zum Dienstantritt zu. Befindet sich die Person bereits im Empfangsstaat stehen die Vergünstigungen ab dem Zeitpunkt zu, zu dem der Entsendestaat dem Empfangsstaat den Beginn der Tätigkeit [[Akkreditierung (Diplomatie)#Akkreditierung des diplomatischen Personals|notifiziert]] hat ({{§§|0_191_01|ch|seite=a39.html|text=Art. 39}} Abs.&nbsp;1 WÜD, {{§§|0_191_02|ch|seite=a53.html|text=Art. 53}} Abs.&nbsp;1 und 2 WÜK).<br />
<br />
Die Vorrechte und Befreiungen enden bei einer Person, deren dienstliche Tätigkeit beendet ist ({{§§|0_191_01|ch|seite=a43.html|text=Art. 43}} WÜD, {{§§|0_191_02|ch|seite=a25.html|text=Art. 25}} WÜK), erst im Zeitpunkt der Ausreise (Art.&nbsp;39 Abs.&nbsp;2 WÜD, Art.&nbsp;53 Abs.&nbsp;3 WÜK). In Bezug auf die von der betreffenden Person in Ausübung ihrer dienstlichen Tätigkeit als Mitglied der Mission vorgenommenen Handlungen bleibt jedoch die Immunität über die Ausreise hinaus bestehen (Art.&nbsp;39 Abs.&nbsp;2 Satz&nbsp;2 WÜD, Art.&nbsp;53 Abs.&nbsp;4 WÜK). Die fortbestehende Immunität gilt somit nicht in Bezug auf Handlungen im privaten Bereich, soweit diese gewährt wurde; diese Immunität endet mit der Ausreise. Ein Botschaftsangehöriger, der ''persönliche Immunität'' genießt, kann daher nach einer Rückkehr in den Empfangsstaat für Handlungen verfolgt werden, die er im privaten Bereich begangen hat. Für Handlungen im dienstlichen Bereich bleibt die Immunität dagegen auch bei einer späteren Rückkehr in den Empfangsstaat bestehen.<br />
<br />
Stirbt ein Mitglied der Mission oder konsularischen Vertretung, so genießen seine Familienangehörigen bis zum Ablauf einer angemessenen Frist die Vorrechte und Befreiungen, die ihnen bisher zugestanden haben (Art.&nbsp;39 Abs.&nbsp;3 WÜD, Art.&nbsp;53 Abs.&nbsp;5 WÜK).<br />
<br />
Die Vorrechte und Befreiungen enden auch, wenn der Empfangsstaat den Betroffenen zur unerwünschten Person erklärt hat ([[persona non grata]]) und die ihm gewährte Frist zur Ausreise verstrichen ist ({{§§|0_191_01|ch|seite=a9.html|text=Art. 9}} WÜD und {{§§|0_191_02|ch|seite=a23.html|text=Art. 23}} WÜK). Unter befreundeten Staaten sind solche plakativen Maßnahmen,<ref>[http://www.dw-world.de/dw/article/0,,14985920,00.html Deutschland weist libysche Diplomaten aus], Meldung von dw-world.de vom 13. April 2011, abgerufen am 9. Januar 2012.</ref> auf die der Entsendestaat zudem regelmäßig mit gleichartigen Maßnahmen reagiert, unüblich; im Bedarfsfall wird der Entsendestaat konsultiert und diskret um baldige Abberufung des Betroffenen gebeten.<br />
<br />
Honorarkonsularbeamten stehen Vorrechte und Befreiungen in der Regel nur für die Dauer ihrer Zulassung durch den Empfangsstaat zu, für Amtshandlungen, die während ihrer Amtszeit begangen worden sind, jedoch auf unbeschränkte Zeit (Art.&nbsp;53 Abs.&nbsp;4 i.&nbsp;V.&nbsp;m. Art.&nbsp;58 Abs.&nbsp;2 WÜK).<br />
<br />
=== Persönlicher Anwendungsbereich ===<br />
Ist der Betroffene, der aufgrund seines Status privilegiert wäre, Staatsangehöriger des Empfangsstaates oder Staatsangehöriger des Entsendestaates, aber im Empfangsstaat ständig ansässig, genießt er Privilegien ungeachtet seines Ranges stets nur für Amtshandlungen, sog. ''Amtshandlungsimmunität'' ({{§§|0_191_01|ch|seite=a38.html|text=Art. 38}} WÜD, {{§§|0_191_02|ch|seite=a71.html|text=Art. 71}} WÜK). Bezüglich eigener Staatsangehöriger gilt dies auch für internationale Organisationen (z.&nbsp;B. für die UN und ihrer Nebenorgane gemäß Abschn.&nbsp;15 der Abkommens von 1946, für die UN-Sonderorganisationen aufgrund §&nbsp;17 des Abkommens von 1947). Verstöße gegen das Straßenverkehrsrecht fallen in der Regel nicht unter die ''Amtshandlungsimmunität''.<br />
<br />
Ständig ansässig ist eine Person in der Regel, wenn sie zu dem Zeitpunkt, zu dem sie von der Mission angestellt wird, bereits seit längerer Zeit im Empfangsstaat ihren Wohnsitz hatte. Bei einem entsandten Mitglied einer Mission oder konsularischen Vertretung, das sich ungewöhnlich lange (über zehn Jahre) im Empfangsstaat aufhält, ist ebenfalls von einer ständigen Ansässigkeit auszugehen.<ref>Jedenfalls bei einem 25-jährigen Aufenthalt im Empfangsstaat liegt ständige Ansässigkeit vor, vgl. [[Finanzgericht|FG]] Köln, Urt. v. 24. Januar 2001 – 12 K 7040/98 – [[Entscheidungen der Finanzgerichte|EFG]] 2001, 552; einer gegenteiligen Bescheinigung des ausländischen Botschafters kommt keine Bedeutung zu.</ref><br />
<br />
=== Verzicht auf den Diplomatenstatus ===<br />
Angehörige einer diplomatischen oder konsularischen Vertretung können auf die diplomatische Immunität nicht wirksam verzichten. Dieses Recht steht nur dem Entsendestaat zu (Art.&nbsp;32 WÜD, Art.&nbsp;45 WÜK). Hierzu bedarf es einer ausdrücklichen Erklärung. Es entspricht internationaler Staatenpraxis, hiervon im Allgemeinen keinen Gebrauch zu machen.<br />
<br />
=== Verfolgung von Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten durch den Entsendestaat ===<br />
Eine Verfolgung von Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten durch den Entsendestaat ist grundsätzlich möglich und völkerrechtlich ausdrücklich zugelassen (Art.&nbsp;31 Abs.&nbsp;4 WÜD). Hiervon wird auch Gebrauch gemacht (siehe ''Abschnitt [[#Kritik am Verhalten der Vorgesetzten der Diplomaten|Kritik am Verhalten der Vorgesetzten der Diplomaten]]'').<br />
<br />
== Missbrauch des Diplomatenstatus ==<br />
Kritik am Diplomatenstatus richtet sich vor allem gegen den [[Missbrauch]] diplomatischer Vorrechte im Zusammenhang<br />
* mit der dienstlichen und privaten Teilnahme am [[Straßenverkehr]],<br />
* mit [[Ladendiebstahl|Diebstählen]] von Waren in [[Laden (Geschäft)|Läden]], [[Kaufhaus|Kaufhäusern]] und an [[Tankstelle]]n,<br />
* mit den Pflichten des Diplomaten als [[Arbeitgeber]] hinsichtlich seiner privaten [[Hauspersonal|Hausangestellten]].<br />
<br />
=== Verkehrsordnungswidrigkeiten ===<br />
[[Datei:Diplomatic-parking-violator in Germany.jpg|mini|Die Zahl der von Diplomaten begangenen Verkehrsordnungswidrigkeiten erreichte im Jahr 2011 einen neuen Höchststand]]<br />
<br />
;Situation in Deutschland<br />
Die Anzahl der von Diplomaten in Berlin begangenen [[Verkehrsordnungswidrigkeit]]en hat seit 2005 nach einem kurzzeitigen Rückgang in den Jahren 2008 und 2009 kontinuierlich zugenommen. Offiziellen Angaben des Berliner Innensenators<ref>Vgl. hierzu die Drucksachen des Berliner Abgeordnetenhauses [http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/16/KlAnfr/ka16-10457.pdf 16/10457] für 2005 und 2006 (PDF; 98 kB), [http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/16/KlAnfr/ka16-12218.pdf 16/12218] für 2007 (PDF; 24 kB), [http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/16/KlAnfr/ka16-13196.pdf 16/13196] für 2008 (PDF; 66 kB), [http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/16/KlAnfr/ka16-14305.pdf 16/14305] für 2009 (PDF; 68 kB), [http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/16/KlAnfr/ka16-15504.pdf 16/15504] für 2010 (PDF; 30 kB) und [http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/17/KlAnfr/ka17-10468.pdf 17/10468] für 2011 (PDF; 30 kB), abgerufen am 8. Januar 2012 und 13. Oktober 2012.</ref> zufolge begingen Diplomaten im Jahre 2005 6.879 Verkehrsordnungswidrigkeiten. Im Jahr 2006 stieg die Zahl auf 10.179 und im Jahr 2007 auf 12.025 Delikte. Im Jahre 2008 fiel die Gesamtzahl auf 8.398 und 2009 auf 8.610 Delikte ab, während sie im Jahr 2010 auf insgesamt 14.934 Delikte anstieg und im Jahr 2011 einen neuen Höchststand von 18.886 Delikten erreichte. Der diplomatische Fahrzeugbestand blieb dabei weitgehend unverändert und lag bei 2.880 Fahrzeugen (16. März 2009), 3.048 Fahrzeugen (31. Dezember 2009), 2.939 Fahrzeugen (31. Dezember 2010) und 2.874 Fahrzeugen (22. Mai 2011).<br />
<br />
Die dem Land Berlin entgangenen [[Verwarnungsgeld|Verwarnungs-]] und [[Bußgeld]]er beliefen sich auf ca. 200.000&nbsp;[[Euro]] (2007), 159.940&nbsp;Euro (2008), 180.010&nbsp;Euro (2009), 156.595&nbsp;Euro (2010) und 274.590&nbsp;Euro (2011). Die häufigsten Verstöße waren [[Parkverbot|Parkverstöße]] und [[Geschwindigkeit (Straßenverkehr)|Geschwindigkeitsüberschreitungen]].<br />
<br />
Den zwischenzeitlichen Rückgang der Verkehrsordnungswidrigkeiten führte der Berliner Innensenator<ref>Vgl. die Ausführungen in der Drucksache des Berliner Abgeordnetenhauses [http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/16/KlAnfr/ka16-14305.pdf 16/14305] (PDF; 68 kB), abgerufen am 8. Januar 2012.</ref> auf eine [[Diplomatische Note|Rundnote]] des [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amtes]] an die in Berlin ansässigen Botschaften zurück, in der an die Beachtung des geltenden [[Straßenverkehrsrecht]]s erinnert wurde. Zudem wurden ausländische Vertretungen, bei denen sich Verstöße gegen das Straßenverkehrsrecht häuften, durch das Auswärtige Amt in verstärktem Maße individuell ermahnt. Im Verhältnis zur Zahl der angemeldeten Fahrzeuge fielen überdurchschnittlich häufig die Diplomaten aus [[Ägypten]], [[Iran]], der [[Südkorea|Republik Korea]] (2009 und 2010), [[Aserbaidschan]] (2009 und 2010) sowie [[Libyen]] (2008 und 2009) auf; bei den weiteren Spitzenreitern [[Saudi-Arabien]], [[Russland|Russische Föderation]], [[Volksrepublik China|China]], [[Frankreich]], [[Griechenland]], [[Polen]] und [[Vereinigte Staaten|USA]] (nur 2010) relativiert sich die Gesamtzahl der begangenen Verstöße wegen der von diesen Ländern zugleich eingenommenen Spitzenstellung im Fahrzeugbestand. Bei den am 31. Dezember 2009 in Berlin zugelassenen Diplomatenfahrzeugen entfielen auf die USA 269, auf die Russische Föderation 148, auf Frankreich 110, Saudi-Arabien 101, China 99, Griechenland und Polen je 70 im Vergleich zu Ägypten (43), Iran (42), der Republik Korea (55), Aserbaidschan (19) und Libyen (30). Für 2011 ist nur bekannt, dass die am häufigsten betroffenen diplomatischen Vertretungen in absteigender Reihenfolge Saudi-Arabien, Russische Föderation, USA, Volksrepublik China, [[Georgien]], Ägypten, [[Italien]], Aserbaidschan, [[Türkei]], Iran, [[Pakistan]] und Griechenland waren.<br />
<br />
;Situation in Österreich<br />
In [[Wien]] wurden zwischen Juni 2006 und Mai 2009 6.366 Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung und 31.283 Verstöße gegen das Parkometergesetz durch Diplomaten begangen, die seitens der Behörden als ''nicht verfolgbar'' angesehen wurden.<ref name="Österreich2009" /> Im Jahre 2008 lag die Zahl der Verwaltungsübertretungen bei ca. 2.100, im Jahre 2009 bei ca. 2.550 und im Jahre 2010 bei ca. 2.400. Seit 2009 werde die Botschaft oder die internationale Organisation um Mitteilung ersucht, ob die festgesetzte Strafe bezahlt werde. Das [[Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres|österreichische Außenministerium]] habe in den letzten Jahren zahlreiche Missionen und internationale Organisationen davon überzeugt, Verwaltungsübertretungen im Verkehr freiwillig zu bezahlen. Dies geschehe in etwa einem Drittel der Fälle –&nbsp;mit steigender Tendenz; im Übrigen werde Immunität geltend gemacht.<ref name="Österreich2011" /><br />
<br />
Über die Herkunftsländer der am häufigsten aufgefallenen Diplomaten wird von offizieller Seite lediglich mitgeteilt, dass im Jahre 2010 79 Verwaltungsübertretungen von Diplomaten aus [[Russland]], 63 von Diplomaten aus [[Kasachstan]] und 40 von Diplomaten aus [[Volksrepublik China|China]] begangen worden seien.<ref name="ÖsterreichMai2011">[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_08038/imfname_221408.pdf Antwort des Österr. Bundesministers für europ. und intern. Angelegenheiten] (PDF; 59 kB) vom 27. Mai 2011 in Beantwortung einer [http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/J/J_08112/imfname_211158.pdf parlamentarischen Anfrage] (PDF; 53 kB) vom 30. März 2011, beide abgerufen am 25. Januar 2012.</ref> Einer anderen Äußerung des österreichischen Außenministeriums<ref name="ÖsterreichMai2011" /> ist zu entnehmen, dass der Durchsetzung von Bußgeldern gegen Diplomaten gewichtige wirtschaftliche Interessen gegenüberstünden: Ohne die Gewährung der international üblichen Privilegien und Immunitäten würden internationale Organisationen ihren Sitz von Wien wegverlegen, weshalb es dann zu Steuerausfällen komme. Der wirtschaftliche Nutzen der internationalen Organisationen sei für Österreich erheblich. In einer Studie des [[Beratung|Consultingunternehmens]] [[Ernst & Young]] aus dem Jahr 2009 zur [[Umwegrentabilität]] internationaler Organisationen sei festgestellt worden, dass Österreich einen positiven jährlichen Nettoeffekt von über 400 Millionen Euro aus der Präsenz internationaler Organisationen erziele.<br />
<br />
;Situation in der Schweiz<br />
[[Datei:Switzerland CD Diplomatic license plate GE 29•201.jpg|mini|Das KFZ-Kennzeichen (Schweizer Sprachgebrauch: Kontrollschild) für Internationale Organisationen hat –&nbsp;wie hier bei einem Kennzeichen aus Genf&nbsp;– einen blauen Hintergrund, das der Botschaftsangehörigen (vor allem in Bern) einen grünen.]]<br />
<br />
In der Schweiz werden seit 2005 Verkehrsordnungswidrigkeiten von Diplomaten in [[Bern]] durch Festsetzung von Bußgeldern verfolgt. Zwangsmaßnahmen werden im Falle der Nichtbezahlung jedoch nicht ergriffen. Im Jahre 2009 wurden 2.910 Zuwiderhandlungen gegen das Straßenverkehrsgesetz von Personen mit Diplomatenstatus registriert; hierauf ergangene Bußgeldbescheide wurden in nur 335 Fällen (12 %) bezahlt.<ref name="Mysterien" /> Im Jahre 2010 seien 2.637 Ordnungsbußen ausgestellt worden, wovon lediglich 194 (7 %) bezahlt worden seien.<ref>[http://www.20min.ch/news/schweiz/story/Die-Diplomaten-und-ihr-Recht-auf-Unrecht-15794421 Die Diplomaten und ihr Recht auf Unrecht], Meldung von ''20 Minuten online'' vom 23. Juni 2011, abgerufen am 22. Januar 2012.</ref> In einer Antwort auf eine [[Interpellation]] erklärte der [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesrat]] im Jahre 2009, dass sich die insgesamt von ausländischen Vertretungen und internationalen Organisationen über die Jahre geschuldeten Beträge auf rund 7,5 Millionen [[Schweizer Franken|Franken]] in Genf und auf 389.000 Franken in Bern beliefen.<br />
<br />
In Genf unterscheidet sich die Lage zu Bern insofern, als dort neben ca. 40 Botschaften (überwiegend afrikanischer und asiatischer Staaten), die bei der Schweiz akkreditiert sind, vor allem internationale Organisationen und bei diesen akkreditierte [[Ständige Vertretung]]en der Mitgliedstaaten ansässig sind, deren Mitglieder diplomatische Immunität in der Regel nur in dienstlichen Angelegenheiten beanspruchen können. Bußgelder für Parkverstöße oder Geschwindigkeitsüberschreitungen unterliegen als außerdienstliches Verhalten oft nicht dem diplomatischen Schutz.<br />
<br />
=== Straftaten von Diplomaten ===<br />
Über die Art und Anzahl der von Diplomaten begangenen [[Straftat]]en werden in Deutschland aus diplomatischer Rücksichtnahme keine konkreten Zahlen seitens der Berliner Innenverwaltung oder des Auswärtigen Amts genannt. Auch für Österreich und die Schweiz liegen keine offiziellen Zahlen vor.<br />
<br />
Straftaten von Diplomaten werden in Deutschland nicht gesondert erfasst. Der Verdacht der [[Unfallflucht]] von Diplomaten bestand in Berlin im Jahre 2008 in 27 Fällen, im Jahre 2009 in 25 Fällen, im Jahre 2010 in 40 Fällen und im Jahre 2011 in 32 Fällen.<br />
<br />
Vor allem die im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr begangenen Delikte werden vielfach von der Presse aufgegriffen.<ref name="Araber">[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/diplomaten-und-deren-familien-fallen-der-polizei-zunehmend-auf-araber-sind-die-flottesten-fahrer,10810590,10763920.html ''Araber sind die flottesten Fahrer''], Meldung der [[Berliner Zeitung]] vom 4. Januar 2011, abgerufen am 8. Januar 2012.</ref> Nach Angaben der Polizei fielen immer schon die Diplomaten der ärmeren Länder durch viele Delikte, oft auch durch Alkohol am Steuer, auf, weil sie sich keinen Fahrer leisten könnten und sich der Botschafter nach Empfängen selbst ans Steuer setze.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/berlin/landespolitik/verkehr-lizenz-zum-rasen-polizei-hilflos-bei-diplomaten/1500506.html ''Lizenz zum Rasen – Polizei hilflos bei Diplomaten''], Meldung des [[Der Tagesspiegel|Tagesspiegels]] vom 20. April 2009, abgerufen am 8. Januar 2012.</ref><br />
<br />
Diplomaten träten im Freizeitbereich auch bei Ladendiebstählen, Benzinunterschlagung bzw. -betrug, bei der Fischwilderei<ref>[http://www.bz-berlin.de/bezirk/spandau/nordkorea-auf-fischzug-in-berlin-article1366105.html Nordkorea auf Fischzug in Berlin], Meldung der BZ vom 19. Januar 2012, abgerufen am 2. Februar 2012.</ref>, beim Fahren ohne Fahrerlaubnis<ref name="Araber" /> und bei vorsätzlichen und fahrlässig begangenen Körperverletzungen anlässlich von Verkehrsunfällen, Barbesuchen oder bei Meinungsverschiedenheiten mit Taxifahrern in Erscheinung. Schlecht bezahlte Botschaftsangehörige armer Länder gingen in Berlin regelrecht auf Beutezüge in Luxus-Kaufhäusern.<ref name="Sünder">[https://archive.today/2013.02.10-112757/http://www.auto-motor-und-sport.de/news/diplomaten-suender-ohne-suehnen-702107.html Sünder ohne Sühnen], Meldung der [[auto motor und sport]] vom 28. Juli 2008, abgerufen am 8. Januar 2012.</ref><br />
<br />
In den Meldungen der österreichischen Presse wird gelegentlich von [[Fahren unter Einfluss psychoaktiver Substanzen|Trunkenheitsfahrten]] einzelner Diplomaten berichtet.<ref>[http://www.krone.at/Nachrichten/Russischer_Diplomat_faehrt_in_Schlangenlinien-Promille-Fahrt-Story-56767 ''Russischer Diplomat fährt in Schlangenlinien''], Meldung der [[Kronen Zeitung]], abgerufen am 25. Januar 2012.</ref><ref>[http://www.vienna.at/mitarbeiter-der-russischen-botschaft-baute-unfall-und-verweigerte-alkotest/news-20110531-11495606 Mitarbeiter der russischen Botschaft baute Unfall und verweigerte Alkotest], Meldung von ''Vienna Online'' vom 31. Mai 2011, abgerufen am 25. Januar 2012.</ref> Die österreichische Verkehrsministerin verweist im Übrigen darauf, dass es keine statistischen Aufzeichnungen über [[Fahrerflucht]]en von Diplomaten gäbe und Verkehrsstraftaten von Diplomaten auch im [[Entziehung und Neuerteilung der Fahrerlaubnis#Vormerksystem|Vormerksystem]] nicht eingetragen werden könnten, weil dort nur rechtskräftige Bestrafungen gespeichert seien.<ref name="Österreich2009" /><br />
<br />
In der Schweizer Presse wird von vereinzelten Trunkenheitsfahrten und der Missachtung eines Fahrverbots berichtet.<ref name="Mysterien" /><br />
<br />
Der israelische Geheimdienst verhaftete im Februar 2018 einen französischen Botschaftsangehörigen, der seinen Sonderstatus genutzt haben soll, um in einem Fahrzeug der Botschaft Waffen aus [[Gaza]] zu palästinensischen Empfängern im [[Westjordanland]] zu schmuggeln.<ref>[http://www.bbc.com/news/world-middle-east-43455970 "French consulate worker 'smuggled arms from Gaza'"] BBC.co.uk vom 19. März 2018</ref><br />
<br />
=== Arbeitsrechtliche Streitigkeiten mit Diplomaten ===<br />
;Situation in Deutschland<br />
Diplomaten vor allem aus dem [[Naher Osten|nahöstlichen]] und dem [[Asien|asiatischen]] Raum wird vorgehalten, im Schutze der Befreiung von der Gerichtsbarkeit des Empfangsstaates eigene Hausangestellte auszunutzen, indem sie ihnen zugesagte Leistungen (z.&nbsp;B. das [[Arbeitsentgelt]], [[Urlaub]], [[Freizeit]] u.&nbsp;a.) ganz oder teilweise verweigerten. Betroffen seien fast immer asiatische Frauen.<ref name="Schläge">[http://www.berliner-zeitung.de/newsticker/verstoesse-gegen-das-arbeitsrecht-haben-in-berliner-diplomaten-haushalten-keine-juristischen-konsequenzen-schlaege-und-schikane-fuer-123-euro-im-monat,10917074,10053316.html ''Schläge und Schikane für 123&nbsp;Euro im Monat''], Meldung der Berliner Zeitung vom 21. Dezember 2002, abgerufen am 9. Januar 2012.</ref> In einer Regelung zwischen dem Auswärtigen Amt und den Botschaften aus dem Jahre 2003 hätten sich Diplomaten verpflichtet, ihren Haushaltshilfen mindestens 750&nbsp;Euro monatliches Gehalt zu zahlen und ihnen freie Kost und Logis zu gewähren. Die Arbeitszeit dürfe 40&nbsp;Stunden pro Woche nicht überschreiten, jede Überstunde müsse mit 4,50&nbsp;Euro abgegolten werden.<ref name="Freibrief">Andreas Wassermann: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-79175749.html ''Freibrief für Ausbeutung''], in: Der Spiegel 26/2011 vom 27. Juni 2011.</ref> Diese Mindeststandards würden teilweise nicht eingehalten.<br />
<br />
Das [[Arbeitsgericht#Arbeitsgerichte im Deutschen Recht|deutsche Arbeitsgericht]] kann dem diplomatischen Hauspersonal bei der Durchsetzung von Gehaltsansprüchen oft nicht helfen. Die Durchführung eines Klageverfahrens scheitert in Deutschland in der Regel an der diplomatischen Immunität des Arbeitgebers.<br />
<br />
[[Psychisch]]e und physische [[Gewalt]], erniedrigende Behandlung und teilweise [[sexuell]]e Übergriffe kämen hinzu.<ref>{{Internetquelle |autor=Constanze von Bullion |url=http://www.sueddeutsche.de/panorama/debatte-um-diplomatische-immunitaet-wenn-hausangestellte-wie-putzlumpen-behandelt-werden-1.1185344 |titel=Debatte um diplomatische Immunität: Wenn Hausangestellte wie Putzlumpen behandelt werden |werk=Süddeutsche Zeitung |datum=2011-11-09 |abruf=2017-09-18}}</ref><br />
<br />
Werden solche Vorfälle bekannt, gehe das Auswärtige Amt auf die Botschaften zu, wobei Wert auf [[Diskretion]] und einvernehmliche Lösungen gelegt werde. Ein paar Mal pro Jahr komme es zu [[Vergleich (Recht)|Vergleichsverhandlungen]], in denen die Hausangestellten dann eine [[Entschädigung]] erhielten. Im Gegenzug verließen sie umgehend Deutschland, und alle Beteiligten verpflichteten sich schriftlich zu [[Stillschweigen]].<ref name="Freibrief" /><br />
<br />
;Situation in Österreich<br />
1999 sind in Österreich Fälle vor allem von Frauen aus den [[Philippinen]] und aus [[Sri Lanka]], aber auch aus [[lateinamerika]]nischen Ländern bekannt geworden, die in Haushalten von UN-Bediensteten und Diplomaten unter schlechten Arbeitsbedingungen angestellt waren. Sie hätten oft 80&nbsp;Stunden pro Woche bei einem monatlichen Verdienst von 4500&nbsp;[[Österreichischer Schilling|österreichischen Schilling]] (entspricht ca. 327&nbsp;Euro) ohne [[Sozialversicherung]] zu arbeiten. Der Lohn sei den Frauen zumeist zur Abdeckung ihrer [[Reisekosten]] vorenthalten worden. Die Reisedokumente seien ihnen abgenommen worden, um über ein Druckmittel zu verfügen, falls die Betroffenen beabsichtigten, das [[Arbeitsverhältnis]] zu beendigen. Die Legitimationskarte, die die Migrantinnen zum Aufenthalt und zur Arbeit in Diplomatenhaushalten in Österreich berechtigte, sei ihnen in vielen Fällen nicht ausgehändigt worden.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.contextxxi.at/context/content/view/75/28/index.html |wayback=20110828152533 |text=Diplomatische Sklaverei – Frauenhandel in gehobenen Kreisen }}, Beitrag in ''Context XXI'', Nr. 3/1999, abgerufen am 25. Januar 2012.</ref><br />
<br />
Das österreichische Außenministerium hat in einem Rundschreiben im Oktober 2009 alle diplomatischen Vertretungen und internationalen Organisationen in Österreich darauf hingewiesen, dass Hausangestellte mindestens 1.000&nbsp;Euro brutto monatlich verdienen müssten und dass sie laut Hausangestelltengesetz höchstens 238&nbsp;Stunden monatlich arbeiten dürften und wöchentlich einen Tag frei bekommen müssten. Das Außenministerium bestehe nun darauf, dass die Haushaltshilfe beim Abholen der Legitimationskarte unbegleitet erscheine, um mit ihr ungestört reden zu können. Bei Schieflagenverdacht trete das Außenministerium mit dem Arbeitgeber, der als Diplomat oft Immunität genieße, in Verhandlungen.<ref>[http://derstandard.at/1259281090964/Ausbeutung-unter-Diplomaten-Immunitaet-Hilfe-fuer-auslaendische-Haussklavinnen Hilfe für ausländische „Haussklavinnen“], Meldung von STANDARD.AT vom 2. Dezember 2009, abgerufen am 25. Januar 2012.</ref><br />
<br />
;Situation in der Schweiz<br />
<br />
Vor allem in [[Genf]] sind Klagen über die Ausnutzung privater Haushaltshilfen in Diplomatenhaushalten bekannt geworden. Wegen nicht bezahlter Überstunden und nicht gewährter Ferien und anderer nicht abgegoltener Leistungen verurteilte das Genfer Arbeitsgericht [[Saudi-Arabien]] in den letzten Jahren zur Zahlung von Entschädigungen an vier ehemalige Angestellte. Die Gesamtsumme betrage über 650.000&nbsp;[[Schweizer Franken]] (entspricht ca. 540.000&nbsp;Euro). Eine Zahlung sei aus [[Riad]] jedoch nicht eingegangen.<ref name="Basler2010">{{Internetquelle |url=http://bazonline.ch/schweiz/standard/Ausbeutern-unter-Diplomaten-ist-schwer-beizukommen-/story/28826384 |titel=Ausbeutern unter Diplomaten ist schwer beizukommen |werk=[[Basler Zeitung]] |datum=2010-11-22 |abruf=2017-09-18}}</ref><br />
<br />
Im Juli 2009 verurteilte ein Genfer Strafgericht einen [[Indien|indischen]] Diplomaten in Abwesenheit wegen [[Wucher]], [[Nötigung (Schweiz)|Nötigung]], [[Freiheitsberaubung]] und [[Entführung]] zu 7&nbsp;Monaten [[Gefängnisstrafe|Gefängnis]] ohne Bewährung. Der Diplomat hatte einen jungen Inder von 1993 bis 1996 wie einen Sklaven gehalten.<ref name="Basler2010" /> Der Diplomat hat die Schweiz inzwischen verlassen und wird mit [[Haftbefehl|internationalem Haftbefehl]] gesucht.<br />
<br />
Praktisch sämtliche Streitigkeiten beträfen in Genf tätige Diplomaten. Aus [[Bern]] sind kaum Fälle bekannt, was daran liege, dass dort nur rund 700&nbsp;Diplomaten (nach anderen Angaben: 3.700<ref name="Mysterien" />) gemeldet seien, während in der UNO-Stadt Genf rund 11.000 (nach anderen Angaben: 40.000<ref name="Mysterien" />) internationale Funktionäre lebten und arbeiteten.<ref name="DasLeid">{{Internetquelle |url=http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Das-Leid-der-Hausangestellten-von-Diplomaten/story/25995303 |titel=Das Leid der Hausangestellten von Diplomaten |werk=[[Tages-Anzeiger]] |datum=2011-08-23 |abruf=2017-09-18}}</ref> Hauptsächlich in Genf kommt es auch zu Gerichtsverfahren, weil die dortigen Diplomaten, soweit sie bei Internationalen Organisationen akkreditiert sind, oft nur Immunität für den dienstlichen Bereich genießen. Die Beschäftigung eigener privater Hausangestellter fällt in den außerdienstlichen Bereich.<br />
<br />
Eine neue ''Verordnung über die privaten Hausangestellten (PHV)'',<ref>{{Webarchiv |url=http://www.humanrights.ch/upload/pdf/110811_Verordnung_Hausangestellte_Juni_2011.pdf |wayback=20160305205555 |text=Text der PHV }} (PDF; 188 kB), abgerufen am 25. Januar 2012.</ref> die am 1. Juli 2011 in Kraft getreten ist, schafft einheitliche arbeitsrechtliche Mindeststandards und ersetzt die entsprechenden kantonalen Normalarbeitsverträge. Die Verordnung regelt die Einreise-, Aufenthalts- und Arbeitsbedingungen für die privaten Hausangestellten von Personen, die in der Schweiz Vorrechte und Immunitäten genießen.<br />
<br />
Die Verordnung verpflichtet die Diplomaten dazu, einen schriftlichen [[Arbeitsvertrag]] abzuschließen und dazu ausschließlich den Mustervertrag des [[Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten|EDA]] zu verwenden. Der Abschluss eines solchen Vertrags ist Voraussetzung für die Ausstellung von [[Visum|Einreisevisa]] und Legitimationskarten des EDAs (Aufenthaltsbewilligung). Der Lohn ist teilweise in bar und teilweise in [[Naturalien]] auszuzahlen; er betrage mindestens 1.200&nbsp;Franken im Monat netto (entspricht ca. 1000&nbsp;Euro). Von diesem Betrag dürfen keine Abzüge gemacht werden, und er muss in Schweizer Franken auf ein [[Bankkonto|Bank-]] oder Postkonto in der Schweiz überwiesen werden, das ausschließlich auf den Namen der oder des betreffenden privaten Hausangestellten lautet.<br />
<br />
Arbeitgeber müssen zudem verschiedene Vergütungen, z.&nbsp;B. für Unterkunft und Verpflegung, alle Beiträge an [[Sozialversicherung]]en (Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil) und die Prämien der [[Krankenversicherung|Kranken-]] und [[Unfallversicherung (Schweiz)|Unfallversicherung]] übernehmen.<br />
<br />
Die privaten Hausangestellten müssen für die Ausstellung ihres Visums persönlich bei der zuständigen Schweizer [[Auslandsvertretung]] vorsprechen. Bei dieser Gelegenheit erhalten sie Informationen über die [[Lebenshaltungskosten]] in der Schweiz und eine Dokumentation über ihre Rechte und Pflichten. Darin steht insbesondere, an wen sie sich wenden können, wenn sie nach der Ankunft in der Schweiz in Schwierigkeiten geraten.<ref>[http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/recent/media/single.html?id=39535 EDA-Pressemitteilung] vom 9. Juni 2011, abgerufen am 25. Januar 2012.</ref><br />
<br />
Die Verordnung wird kritisiert, weil sie hinsichtlich des Mindestlohns von 1.200&nbsp;Franken hinter den Empfehlungen des Jahres 1981 zurückbleibe, die bereits einen Mindestlohn für Hausangestellte von monatlich 1.650&nbsp;Franken vorsahen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.humanrights.ch/de/Schweiz/Inneres/Bildung/Sozialrechte/idart_8666-content.html |titel=Schutz für private Hausangestellte von Diplomaten |werk=humanrights.ch |datum=2011-08-17 |abruf=2017-09-18}}</ref><br />
<br />
=== Kritik am Verhalten der Vorgesetzten der Diplomaten ===<br />
Der Eindruck, den Diplomaten durch ihr Verhalten in der Öffentlichkeit ihres Gastlandes erweckten, löst vielfach [[Unverständnis]] und teilweise auch [[Indignation|Empörung]] aus. Diplomaten hätten [[Vorbild]]funktion<ref name="Soviele">[http://www.autobild.de/artikel/verkehrsdelikte-von-diplomaten-1879537.html ''So viele Verstöße wie noch nie''], Meldung der [[AutoBild]] vom 17. August 2011, abgerufen am 8. Januar 2012.</ref> und sollten zu ihren Fehlern stehen und die Konsequenzen tragen. Dass Diplomaten ungestraft davonkämen, könne der Bürger nicht verstehen. Nach aufgeflogenem [[Schmuggel]] von [[Droge|Rauschgift]] und [[Kulturgut|Kulturgütern]] im Diplomatengepäck oder [[Spionage]] würden sie ohne Folgen [[Abberufung|abberufen]] und woanders neu eingesetzt.<ref name="Sünder" /><br />
<br />
Manche Missionschefs –&nbsp;so wird vermutet&nbsp;– bekämen teilweise gar nicht mit, wie sich ihre Bediensteten in der Öffentlichkeit benähmen.<ref name="Soviele" /> Dabei hindere die diplomatische Immunität den Entsendestaat nicht, gegen eigene Mitarbeiter einzuschreiten (Art.&nbsp;31 Abs.&nbsp;4 WÜD). So [[Disziplinarverfahren|diszipliniere]] das Auswärtige Amt deutsche Diplomaten bei Verstößen im Ausland,<ref>[http://www.bild.de/politik/inland/verkehrsunfall/diplomaten-crash-berlin-duerfen-die-sich-alles-erlauben-20384774.bild.html ''Dürfen die sich eigentlich alles erlauben?''], Meldung der [[Bild (Zeitung)|BILD Berlin]] vom 10. Oktober 2011, abgerufen am 8. Januar 2012.</ref> und leiteten deutsche [[Staatsanwalt|Staatsanwälte]] auch [[Ermittlungsverfahren]] gegen deutsche Diplomaten ein, die im Ausland Straftaten begangen haben. Ein deutscher [[Lehrer]] in [[Moskau]], der bei einem Verkehrsunfall zwei Menschen tötete und aufgrund seiner diplomatischen Immunität von den [[Russland|russischen]] Behörden nicht verfolgt werden konnte, ist nach seiner Rückkehr von einem deutschen Gericht bestraft worden.<ref>{{Internetquelle |autor=Sonja Zekri |url=http://www.sueddeutsche.de/panorama/umstrittenes-urteil-der-raser-mit-dem-roten-nummernschild-1.141237 |titel=Umstrittenes Urteil. Der Raser mit dem roten Nummernschild |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2009-11-19 |abruf=2017-09-18}}</ref> Wegen der unerlaubten Einfuhr eines Kraftfahrzeugs in den Empfangsstaat unter Ausnutzung diplomatischer Vorrechte (Einfuhrabgabenbefreiung) wurde der Beamte einer deutschen Botschaft mit einer Gehaltskürzung diszipliniert.<ref>BVerwG, Urt. v. 12. Dezember 1989 – 1&nbsp;D&nbsp;84.88 – juris.</ref> Gegen einen Schweizer Diplomaten, der im Verdacht stand, einen Ladendiebstahl im Gastland begangen zu haben, ermittelten die Schweizer Behörden.<ref>[http://www.20min.ch/news/schweiz/story/Schweizer-Diplomat-soll-geklaut-haben-25511737 Schweizer Diplomat soll geklaut haben], Meldung von ''20 Minuten online'' vom 22. Juni 2011, abgerufen am 24. Januar 2012.</ref> Österreich weise im Ausland tätige Diplomaten an, verhängte Verkehrsstrafen zu bezahlen.<ref name="ÖsterreichMai2011" /><br />
<br />
=== Mögliche Ursachen für das gehäufte Fehlverhalten von Diplomaten ===<br />
Viele Verstöße gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen gehen auf die landesübliche [[Mentalität]], kulturelle Unterschiede und die [[Gepflogenheit]]en in den Herkunftsländern der Diplomaten zurück, die mit den Standards im Gastland nicht vergleichbar seien. Das Lohnniveau in der Diplomatie nehme zudem –&nbsp;gerade bei Vertretern aus Entwicklungsländern&nbsp;– auf die hohen europäischen Lebenshaltungskosten keine Rücksicht, was die schlechte Behandlung von Hausangestellten zwar nicht entschuldigen, jedoch bis zu einem gewissen Grad erklären könne.<ref name="DasLeid" /><br />
<br />
Was straßenverkehrsrechtliche Verstöße angehe, hat eine Studie der Universitäten [[University of California, Berkeley|Berkeley]] und [[Columbia University|Columbia]] herausgefunden, dass je schlechter der Ruf Amerikas in einem Land sei, desto mehr Parkdelikte seine Diplomaten in den USA verübten. Das Falschparkverhalten der Diplomaten eines Landes [[Korrelation|korreliere]] zudem mit seinem [[Korruptionswahrnehmungsindex|Korruptionsindex]].<ref>{{Internetquelle |autor=W. Luef |url=http://www.sueddeutsche.de/panorama/diplomaten-als-verkehrssuender-schwieriger-knoellchen-job-1.404982 |titel=Diplomaten als Verkehrssünder. Schwieriger Knöllchen-Job |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2009-04-20 |abruf=2017-09-18}}</ref><br />
<br />
=== Vorschläge für eine Änderung des Diplomatenstatus ===<br />
Angeregt wird, die Immunität von Diplomaten weltweit auf den dienstlichen Bereich zu beschränken. Außerdem solle ein Protokollausweis für private Hausbedienstete (und damit die Befreiung von der Aufenthaltserlaubnis) nur vergeben werden, wenn der Diplomat einen [[Arbeitsvertrag]] mit den arbeitsrechtlichen Standards vorlege.<ref name="Schläge" /><br />
<br />
In einer Studie des [[Deutsches Institut für Menschenrechte|Deutschen Instituts für Menschenrechte]] wird die Aufhebung der Immunität als spektakulärer Schritt und Erfolg für das Gastland gewertet. Den betroffenen Hausangestellten helfe dies aber oft wenig. Stattdessen wird der Weg der [[Mediation]] zwar als insgesamt beschwerlich, aber im Ergebnis als für die Betroffenen eher nützlich gewertet.<ref>Deutsches Institut für Menschenrechte: [http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/uploads/tx_commerce/domestic_workers_in_diplomats_households_03.pdf Domestic Workers in Diplomats' Households – Rights Violations and Access to Justice in the Context of Diplomatic Immunity], (engl., PDF; 818 kB), abgerufen am 21. Januar 2012.</ref><br />
<br />
Als vorbildlich wird die Einrichtung eines Verbindungsbüros angesehen, wie es die Schweiz eingeführt hat. Das ''Bureau de l’Amiable Compositeur'' (BAC) in Genf wurde vom [[Kanton Genf]] und von der Schweizer Mission bei der UNO im Jahre 1995 ins Leben gerufen. Das dreiköpfige Gremium behandle pro Jahr zwischen 70 und 80 Fälle. Die Erfolgsquote läge über die Jahre verteilt bei 30 bis 40 Prozent.<ref name="DasLeid" /><br />
<br />
Hinsichtlich der Erfüllung arbeitsvertraglicher Ansprüche müsse auch über eine [[Staatshaftung]] des Empfangsstaates nachgedacht werden. In einem Fall in [[Frankreich]] habe das oberste französische Verwaltungsgericht, der [[Conseil d’État (Frankreich)|Conseil d’État]], den französischen Staat haftbar gemacht.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/politik/immunitaet-was-duerfen-diplomaten/5823518.html ''Was dürfen Diplomaten?''], Meldung des Tagesspiegels vom 11. November 2011, abgerufen am 18. Januar 2012.</ref><ref>Conseil d’État, [http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/Ergebnispapiere_Zusammenfassungen_Hintergrundpapiere/judgement_french_admin_supreme_court_02_2011.pdf Urt.&nbsp;v. 11. Februar 2011] – [Mlle. Susilawati], (franz., PDF; 33 kB).</ref><br />
<br />
In Bezug auf internationale Organisationen kann sich der Sitzstaat nicht von seiner Verantwortung aus der [[Europäische Menschenrechtskonvention|Europäischen Menschenrechtskonvention]] (EMRK), nach Art. 6 Abs. 1 EMRK Zugang zu einem fairen Gerichtsverfahren zu gewähren, dadurch befreien, dass er Aufgaben auf internationale Organisationen überträgt und ihnen Immunität von seiner Gerichtsbarkeit gewährt. In diesem Falle müssen andere angemessene Rechtsschutzmöglichkeiten zur Verfügung stehen, z.&nbsp;B. Kontrollsysteme innerhalb der internationalen Organisation selbst.<ref>[[EGMR]], Urt. v. 18. Februar 1999 – 26083/94 –, NJW 1999, 1173, entschieden für den Fall zweier bei der [[ESOC|ESA/ESOC]] in [[Darmstadt]] beschäftigter [[Arbeitnehmerüberlassungsgesetz|Leiharbeitnehmer]] hinsichtlich ihres Begehrens, das Bestehen von Arbeitsverhältnissen mit der ESA festzustellen.</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Rundschreiben des Auswärtigen Amtes zur Behandlung von Diplomaten und anderen bevorrechtigten Personen in der Bundesrepublik Deutschland – RdSchr. v. 15.9.2015 – 503-90-507.00 – GMBl 2015, S. 1206 [https://www.auswaertiges-amt.de/blob/259366/95fb05e9a6a89de129f15d27f92f00aa/rundschreiben-beh-diplomaten-data.pdf auswaertiges-amt.de.pdf]<br />
* [[Georg Dahm]], [[Jost Delbrück]] und [[Rüdiger Wolfrum]]: ''Völkerrecht.'' Band I, Teilband 1: ''Die Grundlagen. Die Völkerrechtssubjekte.'' 2., völlig neu bearbeitete Auflage, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-005809-X.<br />
* [[Karl Doehring]]: ''Völkerrecht.'' 2., neubearbeitete Auflage, C.F. Müller, Heidelberg 2004, ISBN 3-8114-0834-8.<br />
* David Dreimann: ''Das diplomatische Protokoll. Aufgaben, Mittel, Methoden und Arbeitsweise.'' Koehler & Amelang, Leipzig 1981.<br />
* [[Matthias Herdegen]]: ''Völkerrecht.'' 11., überarbeitete und erweiterte Auflage, C.H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63159-7.<br />
* [[Knut Ipsen]]: ''Völkerrecht.'' 5., völlig neu bearbeitete Auflage, C.H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-49636-9.<br />
* [[Otto Rudolf Kissel]], [[Herbert Mayer (Jurist)|Herbert Mayer]]: ''Gerichtsverfassungsgesetz. Kommentar'', 6., neubearbeitete Auflage, C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-59061-0. (zu §§&nbsp;18 bis 20 GVG)<br />
* [[Matthias Ruffert]], [[Christian Walter (Jurist)|Christian Walter]]: ''Institutionalisiertes Völkerrecht: das Recht der Internationalen Organisationen und seine wichtigsten Anwendungsfelder; ein Studienbuch.'' C.H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59530-1.<br />
* Thorsten Stein, Christian von Buttlar: ''Völkerrecht.'' 12., neu bearbeitete Auflage, Carl Heymanns Verlag, Köln [u.&nbsp;a.] 2009, ISBN 978-3-452-26875-4.<br />
* Oliver Tölle, Markus Pallek: ''Polizeiliche Gefahrenabwehr im Bereich diplomatischer oder konsularischer Vorrechte'', [[Die Öffentliche Verwaltung|DÖV]] 2001, S. 547–554.<br />
* [[Wolfgang Graf Vitzthum]]: ''Völkerrecht.'' 5., neu bearbeitete Auflage, de Gruyter, Berlin [u.&nbsp;a.] 2010, ISBN 978-3-89949-714-4.<br />
* [[Richard Zöller|Zöller]]: ''Zivilprozessordnung.'' 29., neubearbeitete Auflage, Otto Schmidt Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-504-47018-0. (zu §§&nbsp;18 bis 20 GVG)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.datenbanken.justiz.nrw.de/ir_htm/frame_wued_18-04-1961.htm Text des Wiener Übereinkommens über diplomatische Beziehungen] (WÜD) vom 18. April 1961 ({{BGBl|1964 II S. 957, 959}}).<br />
* [https://web.archive.org/web/20140221023417/http://www.datenbanken.justiz.nrw.de/ir_htm/wuek_24-04-1963.htm Text des Wiener Übereinkommens über konsularische Beziehungen] (WÜK) vom 24. April 1963 ({{BGBl|1969 II S. 1585}}).<br />
* [http://www.auswaertiges-amt.de/cae/servlet/contentblob/332540/publicationFile/163129/VertretungenFremderStaatenListe.pdf Liste der diplomatischen Vertretungen und anderer Vertretungen in der Bundesrepublik Deutschland], regelmäßig aktualisierte Zusammenstellung des Auswärtigen Amts über die diplomatischen Vertretungen in Deutschland und ihr Personal (PDF; 400 kB), abgerufen am 25. Dezember 2011.<br />
* [http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/VertretungenFremderStaatenA-Z-Laenderauswahlseite_node.html Informationen des Auswärtigen Amtes zu den Vertretungen ausländischer Staaten in Deutschland (Botschaften und Konsulate)], abgerufen am 25. Dezember 2011.<br />
* [http://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/oracle/gesamtliste_de.pdf Diplomatische Vertretungen in Österreich] (PDF; 500 kB), abgerufen am 29. Januar 2012.<br />
* [http://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/oracle/konsulliste_de.pdf Konsularische Vertretungen in Österreich] (PDF; 375 kB), abgerufen am 29. Januar 2012.<br />
* [http://www.eda.admin.ch/eda/de/home/reps/forrep.html Ausländische Vertretungen in der Schweiz], abgerufen am 29. Januar 2012.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
{{Rechtshinweis}}<br />
<br />
[[Kategorie:Diplomatie]]<br />
[[Kategorie:Völkerrecht]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hoher_Taunus&diff=210804111Hoher Taunus2021-04-11T01:15:07Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Gebirgsgruppe<br />
|NAME= Hoher Taunus<br />
|KARTE= Taunus - Deutsche Mittelgebirge, Serie A-de.png<br />
|KARTENBESCHREIBUNG= Übersichtskarte Taunus<br />
|BILD= <br />
|BILDBESCHREIBUNG= <br />
|LAGE-POLITISCH= [[Hessen]]<br />
|EINTEILUNG NACH=<br />
|LAGE-GEBIRGE= [[Taunus]]<br />
|LAGE-GEBIRGE-BEZ= Teil des<br />
|HÖCHSTER GIPFEL= [[Großer Feldberg]]<br />
|MAX-HÖHE= 879<!--<ref name="HSL" />--><br />
|MAX-HÖHE-BEZUG= DE-NHN<br />
|BREITENGRAD= 50/13/57/N<br />
|LÄNGENGRAD= 08/27/32.1/E<br />
|REGION-ISO= DE-HE<br />
|MAX-LÄNGE= <br />
|POSKARTE= <br />
|ALTERNATIVKARTE=<br />
|TYP= [[Mittelgebirge]]<br />
|GESTEIN= Graue Phyllite, Hermeskeilschichten, Bunte Schiefer, [[Taunusquarzit]]<br />
|ALTER=<br />
|FLÄCHE= 314.92<br />
|BESONDERHEITEN=<br />
}}<br />
<br />
'''Hoher Taunus''' ist die Bezeichnung einer naturräumlichen Haupteinheit (301) im [[Hessen|hessischen]] [[Mittelgebirge]] [[Taunus]] für die unmittelbare Umgebung des [[Taunushauptkamm]]s. Davon zu unterscheiden ist die Bezeichnung '''Hochtaunus''', die im Sinne von [[Hochtaunuskreis]] nur den Ostteil um das ''Feldbergmassiv'' benennt. Der Hohe Taunus trennt den [[Vordertaunus]] im Süden vom [[Hintertaunus]] im Norden und umfasst die weitaus meisten der höchsten [[Liste von Bergen und Erhebungen des Taunus|Berge und Erhebungen des Taunus]]. Der Ostteil des Naturraums liegt im [[Naturpark Taunus]] und der Westteil im [[Naturpark Rhein-Taunus]].<br />
<br />
== Geographische Lage ==<br />
Der Hohe Taunus erstreckt sich als [[Gebirgskamm]] in südwestlich-nordöstlicher Richtung vom [[Mittelrhein]] gegenüber dem [[Binger Wald]] bis zur [[Wetterau]] vor [[Bad Nauheim]] auf 75&nbsp;Kilometer (km) Länge bei im Durchschnitt nur 4&nbsp;bis 5&nbsp;km Breite. Die schmalste Stelle des Hauptkamms mit nur 2,4&nbsp;km befindet sich auf der Höhe der [[Kastell Saalburg|Saalburg]]. Mit 7&nbsp;km liegt die breiteste Stelle des Naturraums zwischen [[Presberg]] und [[Rüdesheim am Rhein]]. Von der [[Main-Taunusvorland|Maintaunus-Ebene]] (ca.&nbsp;{{Höhe|100|DE-NHN|link=true}}) im Süden steigt die Kammzone schnell und steil auf über 600&nbsp;bis {{Höhe|879}} Höhe an, und überragt diese um 400 bis 600&nbsp;Meter (m). Nach Norden fällt der Taunuskamm nur um 200&nbsp;bis 300&nbsp;m zum Hintertaunus steil ab. <br />
<br />
Den geologischen Kern der [[Taunus#Taunuskamm|Taunuskamm-Einheit]] bilden mehrere Hundert Meter mächtige Schichten [[Taunusquarzit]]. Das sehr verwitterungsresistente Gestein bildet viele Gipfel der Kammlinie wie den [[Großer Feldberg|Großen Feldberg]], den mit {{Höhe|879}} höchsten Taunusberg, formt aber auch inselartig nach Süden vorgelagerte Berge wie die [[Hallgarter Zange]], den [[Schläferskopf]], den [[Kellerskopf (Taunus)|Kellerskopf]] und den [[Altkönig]]. Streckenweise hat sich aber auch ein Parallelkamm gebildet, namentlich am [[Theißtal von Niedernhausen]], das im Norden und Süden von zwei Kammlinien begrenzt wird.<br />
[[Datei:Taunus Naturräumliche Gliederung mit Relief.png|thumb|Naturräumliche Gliederung des Taunus]]<br />
<br />
Obgleich Quarzit der Erosion durch Gewässer großen Widerstand entgegensetzt, haben einige nach Süden entwässernde Taunusbäche diese Barriere durchschnitten, und zwar die [[Walluf (Fluss)|Walluf]], der [[Schwarzbach (Main)|Schwarzbach]] mit dem Quellfluss ''Dattenbach'' und dem Zufluss ''Daisbach'' und der [[Erlenbach (Nidda)|Erlenbach]] im Köpperner Tal.<br />
<br />
== Naturräumliche Gliederung ==<br />
Nach den Einschnitten in der Kammlinie untergliedert sich der Hohe Taunus naturräumlich wie folgt:{{GeoQuelle|DE-HE|UA}}<br />
* 301 '''Hoher Taunus''' (314,92&nbsp;km²)<br />
** 301.0 ''[[Niederwald bei Rüdesheim|Niederwald]]'' (12,87&nbsp;km²)<br />
** 301.1 ''[[Rheingaugebirge]]'' (76,47&nbsp;km²)<br />
** 301.2 ''Wiesbadener Hochtaunus'' (71,73&nbsp;km²)<br />
** 301.3 ''Feldberg-Taunuskamm'' (96,95&nbsp;km²)<br />
** 301.4 ''[[Winterstein-Taunuskamm]]'' (45,80&nbsp;km²)<br />
** 301.5 ''Nauheimer Taunussporn'' (11,40&nbsp;km²)<br />
<br />
[[Datei:Grosser-feldberg-taunus014.jpg|thumb|Blick vom [[Östlicher Hintertaunus|Östlichen Hintertaunus]] zum Hochtaunus; vorne das Dorf [[Brombach (Schmitten)|Brombach]], mittig hinten der [[Großer Feldberg|Große Feldberg]]]]<br />
Besiedelt und landwirtschaftlich genutzt ist der Hohe Taunus nur dort, wo Einschnitte dies angeboten haben. [[Aulhausen]] liegt in dem Einschnitt zwischen Niederwald und Rheingaugebirge, [[Stephanshausen]] liegt in dem Einschnitt des [[Elsterbach (Rhein)|Elsterbachs]], [[Hausen vor der Höhe]] an der Passhöhe nach [[Kiedrich]], [[Schlangenbad]] und [[Georgenborn]] in dem Einschnitt des [[Walluf (Fluss)|Walluftals]]; [[Königshofen (Niedernhausen)|Königshofen]], [[Niedernhausen]], [[Oberjosbach]] und [[Ehlhalten]] liegen in den Einschnitten von ''Daisbach'' und ''Dattenbach'' in die doppelte Kammlinie. [[Schloßborn]] und [[Glashütten (Taunus)|Glashütten]] liegen schließlich an der Westflanke des ''Feldberg-Taunuskamms'', [[Eppenhain]] und [[Seitzenhahn]] liegen an der Südabdachung zum Vordertaunus.<br />
<br />
Der Hohe Taunus zeigt sich, vom Nauheimer Taunussporn und der Gegend um Niedernhausen abgesehen, als ununterbrochener Waldgürtel.<br />
<br />
Der Hohe Taunus ist ein Verkehrshindernis für den Nord-Süd-Verkehr. Nur wenige Stellen bieten Übergänge, wo sich der [[Taunus#Verkehr|Verkehr durch den Taunus]] bündelt. Der tiefste Einschnitt liegt bei [[Niederseelbach]] mit {{Höhe|351}} Höhe. Viele wichtige Taunusübergänge führen den Verkehr auf mehr als {{Höhe|500}} Höhe.<br />
<br />
== Klima ==<br />
Der Hohe Taunus, ab Höhenlagen über {{Höhe|600}}, hat die höchsten Niederschlagswerte des Taunus, die vor allem das Ergebnis des [[Steigungsregen|Steigungs-]], aber auch [[Frontregen]]s, sind. Im Sommer befindet sich das [[Kondensationsniveau]] meist oberhalb des Hauptkamms, bei winterlichen Westwinden hingegen umhüllen Wolken oft die Gipfel. Die Westwetterlagen verursachen im Winter (von Oktober bis Januar) einen Stau, der vor allem in den höheren Lagen des Hohen Taunus größere Mengen des Niederschlags bringt. Im Frühjahr verschiebt sich die Hauptwindrichtung nach Nordwest. Damit gekoppelt ist eine Zunahme an [[Schauer|Schauern]], die sich in niederen Lagen auswirken und eine höhenbedingte Zunahmen der Niederschlagssumme abschwächen.<br />
Die sommerlichen Nordost- und Ostwetterlagen sind nicht selten mit [[Kaltlufttropfen]] in der Höhe verbunden, die ergiebige Niederschläge auslösen. Zusammen mit Schauern und [[Gewitter|Gewittern]] spenden sie besonders in den niederen Lagen im Juli und August die höchsten Niederschläge.<br />
Das Septemberminimum scheint seine Ursache in den häufiger auftretenden Hochdruckwetterlagen zu haben.<br />
[[Datei:Taunus von Karben.jpg|thumb|Der Hohe Taunus von Südosten (Blick aus der [[Wetterau]] bei [[Karben]])]]<br />
<br />
Eine gute Fernsicht entsteht besonders oft, wenn kräftige Nordwestwinde außerhalb des Winters über den Taunus blasen, dann ist nach Süden das Gelände bis in 150&nbsp;km Entfernung einsehbar. Die Niederschläge, die hier im Gegensatz zum Vordertaunus kein Sommermaximum erreichen, fallen im Winter häufig in Form von Schnee und bedecken den Hochtaunus. Grundlegendes Klimaelement hierfür ist die Temperatur, die aufgrund des vertikalen Temperaturgradienten von im Mittel 0,6&nbsp;°C pro 100&nbsp;m um 3&nbsp;bis 4&nbsp;°C geringer ist als in den Niederungen. Durch die Schneedecke ist wiederum eine höhere [[Albedo]] bedingt, so dass die Sonnenenergie im Frühjahr, wenn weiter unten schon der Frühling eingeläutet ist, zunächst zum Schmelzen des Schnees benötigt wird und der Boden erst anschließend aufgeheizt werden kann.<br />
<br />
Die mittlere [[Jahresmitteltemperatur]] beträgt im Hohen Taunus 5,5&nbsp;bis 7,5&nbsp;°C, im Feldberggebiet mit 5,5&nbsp;°C der niedrigste Wert. Der mittlere [[Jahresniederschlag]] liegt bei etwa 800&nbsp;bis 1000&nbsp;mm. Im westlichen Hohen Taunus ([[Taunushauptkamm#Rheingaugebirge|Rheingaugebirge]] u. [[Taunushauptkamm#Wiesbadener_Hochtaunus|Wiesbadener Hochtaunus]]) liegt der Wert bei 800 bis 900&nbsp;mm. Im östlichen Hohen Taunus ([[Winterstein-Taunuskamm]]) schwächt sich der Jahresniederschlag bereits auf 800&nbsp;mm ab. Die 1000&nbsp;mm Marke wird lediglich auf den höchsten Gipfeln des zentralen Hohen Taunus ([[Taunushauptkamm#Feldberg-Taunuskamm|Feldberg-Taunuskamm]]), dem Großen Feldberg, Kleinen Feldberg und dem Altkönig, erreicht.<ref name="RHermann" /><br />
<br />
== Berge ==<br />
Zu den höchsten Bergen des Hohen Taunus gehören:<br />
[[Bild:Grosser-feldberg-taunus020.jpg|thumb|right|[[Großer Feldberg]]]]<br />
<small>Name, Höhe in [[Meter]] (m) über [[Normalhöhennull]] (NHN; wenn nicht anders genannt laut {{GeoQuelle|DE|BFN-Karten}}), Lage ([[Naturraum]])</small><br />
* [[Großer Feldberg]] (879 m), ''Feldberg-Taunuskamm''<ref name="HSL" /><br />
* [[Kleiner Feldberg]] (825,2 m), ''Feldberg-Taunuskamm''<br />
* [[Altkönig]] (798,2 m), ''Feldberg-Taunuskamm''<br />
* [[Glaskopf]] (686,8 m), ''Feldberg-Taunuskamm''<br />
* [[Kolbenberg]] (684,0 m), ''Feldberg-Taunuskamm''<br />
* [[Klingenkopf]] (682,7 m), ''Feldberg-Taunuskamm''<br />
* [[Roßkopf (Taunus)|Roßkopf]] (635–640 m), ''Feldberg-Taunuskamm''<br />
* [[Eichkopf (Dornholzhausen)|Eichkopf]] (620,2 m), ''Feldberg-Taunuskamm''<br />
* [[Kalte Herberge]] (619,3 m), ''Rheingaugebirge''<br />
* [[Hohe Wurzel (Taunus)|Hohe Wurzel]] (617,9 m), ''Wiesbadener Hochtaunus''<br />
<br />
{{Hauptartikel|Liste von Bergen und Erhebungen des Taunus}}<br />
<br />
== Ortschaften ==<br />
[[Datei:Glaskopf-JR-G6-3147-3153-2009-05-17.jpg|thumb|[[Glaskopf]] mit [[Glashütten (Taunus)|Glashütten]], links dahinter der [[Kleiner Feldberg|Kleine Feldberg]]]]<br />
Zu den Ortschaften am und im Hohen Taunus gehören:<br />
{|<br />
| width="200" valign="top" |<br />
* [[Aulhausen]]<br />
* [[Bärstadt]]<br />
* [[Ehlhalten]]<br />
* [[Eppenhain]]<br />
* [[Georgenborn]]<br />
* [[Glashütten (Taunus)|Glashütten]]<br />
| width="200" valign="top" |<br />
* [[Hausen vor der Höhe]]<br />
* [[Hof Mappen]]<br />
* [[Königshofen (Niedernhausen)|Königshofen]]<br />
* [[Niedernhausen]]<br />
* [[Oberjosbach]]<br />
* [[Ruppertshain]]<br />
| valign="top" |<br />
* [[Schlangenbad]]<br />
* [[Schloßborn]]<br />
* [[Seitzenhahn]]<br />
* [[Stephanshausen]]<br />
* [[Wambach (Schlangenbad)|Wambach]]<br />
|}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Großer_Feldberg#H.C3.B6he|Höhe Großer Feldberg]]<br />
* [[Taunushauptkamm]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Reimer Hermann: Vergleichende Hydrogeographie des Taunus und seiner südlichen und südöstlichen Randgebiete, Wilhelm Schmitz Verlag, Gießen, 1965<br />
* Alexander Stahr, Birgit Bender: ''Der Taunus – Eine Zeitreise'', Stuttgart, 2007, ISBN 978-3-510-65224-2<br />
* Eugen Ernst: ''Der Taunus – Ein L(i)ebenswertes Mittelgebirge'', Frankfurt, 2009, ISBN 978-3-7973-1146-7<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references><br />
<ref name="HSL">[http://www.statistik-hessen.de/ Hessisches Statistisches Landesamt]: Statistisches Jahrbuch 2011/12, Band&nbsp;2, Seite&nbsp;21; abgerufen am 5.&nbsp;Januar 2014</ref><br />
<!----><br />
<ref name="RHermann">Vergleichende Hydrogeographie des Taunus und seiner südlichen und südöstlichen Randgebiete, Reimer Hermann, Wilhelm Schmitz Verlag (siehe Abschnitt [[Hoher Taunus#Literatur|Literatur]])</ref><br />
</references><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=4025275-9|LCCN=sh/85/132785|VIAF=240779608}}<br />
<br />
[[Kategorie:Naturraum im Taunus]]<br />
[[Kategorie:Hoher Taunus| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Markus_Heitz&diff=210804110Markus Heitz2021-04-11T01:15:06Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Markus Heitz - Lucca Comics & Games 2014 1.JPG|mini|hochkant|Markus Heitz – Lucca Comics & Games 2014]]<br />
[[Datei:MarkusHeitz.jpg|mini|Markus Heitz beim [[Perry Rhodan]]-Weltcon 2011 in [[Mannheim]]]]<br />
<br />
'''Markus Heitz''' (* [[10. Oktober]] [[1971]] in [[Homburg]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Fantasy]]-, [[Horrorliteratur|Horror]]- und [[Science-Fiction]]-Autor. Heitz gilt mit mehr als 5 Millionen verkauften Büchern alleine in Deutschland als einer der erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren.<ref>{{cite web|url=https://www.droemer-knaur.de/sixcms/media.php/16/Fantasy_2018_F.pdf|title=Verlagsinformation|publisher=Droemer Knaur|accessdate=2019-03-24}}</ref><br />
<br />
{{TOC limit}}<br />
<br />
== Leben ==<br />
Nachdem Heitz 1991 sein [[Abitur]] an der katholischen Privatschule [[Johanneum (Homburg)|Johanneum]] in Homburg abgeschlossen und im folgenden Jahr seinen [[Wehrdienst|Grundwehrdienst]] in [[Bexbach]] verrichtet hatte, studierte er bis ins Jahr 2000 [[Germanistik]] und [[Geschichte]], zunächst auf [[Lehramtsstudium|Lehramt]], dann auf [[Magister]]abschluss. Anschließend arbeitete der [[Protestant]]<ref>Markus Heitz: ''Vampire! Vampire!''. [[Piper Verlag]], 2008. S. 108.</ref> als freier Journalist bei der ''[[Saarbrücker Zeitung]]''. Seit seinem Durchbruch 2003 ist er als freier Autor tätig.<br />
<br />
== Schaffen ==<br />
Heitz veröffentlichte 2002 seinen Debütroman ''Die Dunkle Zeit 1 – Schatten über Ulldart'', für den er 2003 den [[Deutscher Phantastik Preis|Deutschen Phantastik Preis]] in der Kategorie ''Bestes Roman-Debüt National'' erhielt.<ref name="DPP">{{cite web|url=http://www.deutscher-phantastik-preis.de/|title=Deutscher Phantastik Preis|accessdate=2019-03-24}}</ref> Seinen endgültigen Durchbruch schaffte er mit dem Roman ''[[Die Zwerge]]'' 2003.<br />
<br />
Im Jahr 2005 belebte Heitz in Zusammenarbeit mit dem Verlag [[Pegasus Press]] das [[Spielbuch|Abenteuer-Spielbuch]], ein beliebtes Genre der 1980er Jahre, wieder. Hier entscheidet der Leser selbst, wie die handelnde Hauptperson vorgeht, um ein Abenteuer zu bestehen. Seitdem werden Spielbücher veröffentlicht, deren Handlung abwechselnd in den Welten der Ulldart-Romane und der Zwergen-Romane angesiedelt ist. Der Autor der ersten beiden Spielbücher war Heitz selbst, die späteren entstanden in Zusammenarbeit mit [[Nicole Schuhmacher]] (Abenteuerspielbuch im Geborgenen Land der Zwerge) bzw. [[Sonja Rüther]] (Abenteuerspielbuch in Ulldart).<br />
<br />
Das Rollenspielsystem ''Justifiers'' wurde 1988 in den USA entwickelt. Markus Heitz sicherte sich die Rechte und entwickelte gemeinsam mit anderen Autoren eine modernisierte Version des Rollenspiels, die allerdings inzwischen eingestellt worden ist. Eine darauf basierende Reihe von Romanen und Comics wird ebenfalls nicht mehr fortgesetzt.<br />
<br />
Heitz schrieb zwischen 2002 und 2005 insgesamt sechs Romane und eine Kurzgeschichte für die [[Heyne Verlag|Heyne]]-Reihe zum Rollenspiel [[Shadowrun]]. Die beiden Sammelbände ''Schattenjäger'' und ''Schattenläufer'' fassen die sechs lose zusammenhängenden Romane zusammen.<br />
<br />
Als Gastautor verfasste Heitz Band&nbsp;2615 der Reihe [[Perry Rhodan]] unter dem Titel ''Todesjagd auf Rhodan'', welcher 2011 zur PERRY-RHODAN-WeltCon anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums der Serie erschien.<br />
<br />
Heitz verfasste das [[Libretto]] zu „[[Timm Thaler (Musical)|Timm Thaler – Das Musical]]“ mit Musik und Liedtexten von [[Xavier Naidoo]] und [[Michael Herberger]], das 2012 in [[Gallissas|Gallissas Theaterverlag]] erschien.<ref>[http://musicalzentrale.de/index.php?service=9&subservice=2&details=4751 ''Markus Heitz: Da kamen Erinnerungen hoch''] Artikel auf musicalzentrale.de vom 4. April 2012, abgerufen am 4. April 2012</ref> Das Musical basiert auf dem Roman [[Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen (Roman)|Timm Thaler]] von [[James Krüss]].<br />
<br />
2020 erschien der Thriller ''Die Republik'', welcher in einer alternativen Geschichtswelt spielt, wonach die DDR bis auf Westberlin das komplette deutsche Staatsgebiet umfasst, unter dem Pseudonym '''Maxim Voland'''. Heitz begründete diesen Schritt damit, auf diesem Weg zukünftige Werke im Thriller/Krimi-Genre besser von seinem Schwerpunkt in Fantasy und Horror abzugrenzen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.mahet.de/deutsch/maxim-voland/ |titel=Markus Heitz: MAXIM VOLAND |abruf=2021-01-23}}</ref><br />
<br />
== Persönliches ==<br />
Heitz lebt in Homburg. Zeitweilig betrieb er in [[Zweibrücken]] einen Irish Pub.<ref>[https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/warum-eine-speisekarte-einen-fantasy-schreiber-begeistert_aid-606708''Warum eine Speisekarte einen Fantasy Schreiber begeistert''], saarbruecker-zeitung.de, abgerufen am 22. März 2020</ref> Er ist leidenschaftlicher Koch<ref>[http://www.mahet.de/deutsch/person/ich/''Person''], mahet.de, abgerufen am 22. März 2020</ref>, weshalb in einigen seiner Bücher Rezepte eigens kreierter Speisen und Getränke im Anhang zu finden sind.<br />
<br />
== Auszeichnungen (Auswahl) ==<br />
Deutscher Phantastik Preis:<ref name="DPP" /><br />
* 2003: ''Bestes Roman-Debüt National'' für ''Die Dunkle Zeit 1 – Schatten über Ulldart''<br />
* 2005: ''Bester nationaler Roman'' für ''Der Krieg der Zwerge''<br />
* 2006: ''Bester nationaler Roman'' für ''Die Rache der Zwerge''<br />
* 2007: ''Bester nationaler Roman'' für ''Die Mächte des Feuers''<br />
* 2007: ''Beste Serie'' für ''Ulldart – Zeit des Neuen''<br />
* 2009: ''Bester deutschsprachiger Roman'' für ''Das Schicksal der Zwerge''<br />
* 2010: ''Bester deutschsprachiger Roman'' für ''Die Legenden der Albae 1 – Gerechter Zorn''<br />
* 2011: ''Bester deutschsprachiger Roman'' für ''Judastöchter''<br />
* 2012: ''Bester deutschsprachiger Roman'' für ''Die Legenden der Albae 2 – Vernichtender Hass ''<br />
* 2017: ''Bester deutschsprachiger Comic'' für ''Die Zwerge'' ''(II): Der Thronanwärter''<br />
<br />
== Bibliographie (Auswahl) ==<br />
<br />
=== Romane ===<br />
<br />
* ''Ulldart:'' {{Hauptartikel|Ulldart}}<br />
** ''Die Dunkle Zeit'', 6 Bände, Piper-Verlag 2002–2009, teilweise auch im Hörbuch-Verlag 2008–2012<br />
** ''Die Zeit des Neuen'', 3 Bände, Piper-Verlag 2006–2009<br />
* ''Vampire! Vampire! – Alles über Blutsauger''. Piper-Verlag, 2008, ISBN 978-3-492-29181-1<br />
* Wédōra – ''Staub und Blut'', [[Droemer Knaur]], München, 2016, ISBN 978-3-426-65403-3, Hörbuch Audible 2016<br />
* Wédōra – ''Schatten und Tod'', Droemer Knaur, München 2017, ISBN 978-3-426-65436-1, Hörbuch Audible 2017<br />
* ''Doors'', 2 Staffeln, Droemer Knaur-Verlag 2018, Audible 2018<br />
* ''Pakt der Dunkelheit'' (auch Liga des Dunkel), 10 Bände, Droemer Knaur-Verlag 2006–2015, Hörbücher im Lagato-Verlag, Argon-Verlag, Bastei Lübbe-Verlag,audio media, und Audible<br />
* ''Reflexionen'', Hörbuch, Audible 2017<br />
* ''Des Teufels Gebetbuch''. Knaur, 2017, ISBN 978-3426654194, Hörbuch Audible 2017<br />
* ''Die Klinge des Schicksals''. Knaur, 2018, ISBN 978-3426654484, Hörbuch Audible<br />
* ''Die dunklen Lande'', Knaur Verlag 2019, Hörbuch Audible 2019<br />
* ''Die Meisterin : Der Beginn'', Knaur, München 2020, ISBN 978-3426517833<br />
*''Die Meisterin : Spiegel & Schatten'', Knaur, München 2020, ISBN 978-3-426-22704-6<br />
<br />
=== Das Geborgene Land, Ishím Voróo und Phondrason ===<br />
==== Die Zwerge ====<br />
{{Hauptartikel|Die Zwerge}}<br />
* ''Die Zwerge'' (Band 1). [[Piper-Verlag]], München, 2003, ISBN 3-492-70076-4, Hörbuch Hamburg, 2006, ISBN 3-89903-269-1.<br />
* ''Der Krieg der Zwerge'' (Band 2). Piper-Verlag, München, 2004, ISBN 3-492-70093-4, Hörbuch Hamburg, 2007, ISBN 3-89903-400-7.<br />
* ''Die Rache der Zwerge'' (Band 3). Piper-Verlag, München, 2005, ISBN 3-492-70114-0, Hörbuch Hamburg, 2007, ISBN 3-89903-435-X.<br />
* ''Das Schicksal der Zwerge'' (Band 4). Piper-Verlag, München, 2008, ISBN 978-3-492-70152-5, Hörbuch Hamburg, Februar 2008, ISBN 3-89903-488-0.<br />
* ''Der Triumph der Zwerge'' (Band 5). Piper-Verlag, München, 2015, ISBN 978-3-492-70351-2, Hörbuch Hamburg, 2015, ISBN 978-3-86952-251-7.<br />
* ''Die Zwerge-Saga'' (Bände 1–4 als Box). 43 CDs, gelesen von Johannes Steck, Hörbuch Hamburg 2011, ISBN 978-3-89903-323-6.<br />
<br />
==== Die Legenden der Albae ====<br />
* ''[[Die Legenden der Albae: Gerechter Zorn]]'' (Band 1). Piper-Verlag, München, 2009, ISBN 978-3-492-70154-9, Hörbuch Hamburg, 2009, ISBN 978-3-86952-008-7.<br />
* ''Die Legenden der Albae: Vernichtender Hass'' (Band 2). Piper-Verlag, München, 2011, ISBN 978-3-492-70197-6, Hörbuch Hamburg 2011, ISBN 978-3-86952-093-3.<br />
* ''Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade'' (Band 3). Piper-Verlag, München, 2012, ISBN 978-3-492-70198-3, Hörbuch Hamburg 2012, ISBN 978-3-86952-132-9.<br />
* ''Die Legenden der Albae: Tobender Sturm'' (Band 4). Piper-Verlag, München, 2014, ISBN 978-3-492-70199-0, Hörbuch Hamburg 2014, ISBN 978-3-86952-197-8.<br />
* ''Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften'' (E-Book-Reihe). Piper-Verlag, München, 2013, ISBN 978-3-492-26965-0, Hörbuch Hamburg 2013, ISBN 978-3-86952-175-6.<br />
<br />
=== Shadowrun ===<br />
''siehe auch: [[Liste der Shadowrun-Romane]]''<br />
<br />
* ''TAKC 3000''. [[Heyne Verlag]], 2002, ISBN 3-453-21319-X.<br />
* ''Gottes Engel''. Heyne Verlag, 2002, ISBN 3-453-86322-4.<br />
* ''Aeternitas''. Heyne Verlag, 2003, ISBN 3-453-87058-1.<br />
* ''Sturmvogel''. Heyne Verlag, 2004, ISBN 3-453-87904-X.<br />
* ''05:58''. Heyne Verlag, 2004, ISBN 3-453-52007-6.<br />
* ''Jede Wette''. Heyne Verlag, 2005, ISBN 3-453-52093-9.<br />
* ''Methanbolismus''. In: Maike Hallmann und Catherine Beck (Hrsg.): ''Matrixfeuer''. Heyne Verlag, 2004, ISBN 3-89064-587-9.<br />
* ''Schattenjäger.'' 2006, ISBN 3-453-52207-9. (Sammelband)<br />
* ''Schattenläufer.'' 2007, ISBN 978-3-453-52232-9. (Sammelband)<br />
<br />
=== Spannung / Horror / Thriller ===<br />
* ''Die Bestie'': ''[[Ritus (Buch)|Ritus]]''. Droemer Knaur, 2006, ISBN 3-426-63130-X, Hörbuch Lagato Verlag, 2006, ISBN 978-3-938956-19-9.<br />
* ''Die Bestie: Sanctum''. Droemer Knaur, 2006, ISBN 3-426-63131-8, Hörbuch Lagato Verlag, 2007, ISBN 978-3-938956-29-8.<br />
* ''Die Mächte des Feuers''. Piper-Verlag, 2006, ISBN 3-492-70133-7, Hörbuch Hamburg, 2007, ISBN 978-3-89903-401-1.<br />
* ''Drachenkaiser''. Piper-Verlag, 2009, ISBN 978-3-492-70153-2, Hörbuch Hamburg, 2010, ISBN 978-3-86952-027-8.<br />
* ''Drachengift''. Piper-Verlag, 2016, ISBN 978-3-492-70353-6, Hörbuch Hamburg, 2016, ISBN 978-3-86952-278-4.<br />
* ''Vampire! Vampire! – Alles über Blutsauger''. Piper-Verlag, 2008, ISBN 978-3-492-29181-1.<br />
* ''Blutportale''. Droemer Knaur, 2008, ISBN 978-3-426-66339-4.<br />
* ''[[Kinder des Judas]].'' Knaur-Verlag, 2007, ISBN 978-3-426-66277-9.<br />
* ''Judassohn.'' Knaur-Verlag, 2010, ISBN 978-3-426-65225-1.<br />
* ''Judastöchter.'' Knaur-Verlag, 2010, ISBN 978-3-426-65230-5.<br />
* ''Oneiros – Tödlicher Fluch''. Droemer Knaur, 2012, ISBN 978-3-426-50590-8.<br />
* ''Totenblick''. Knaur, 2013, ISBN 978-3-426-50591-5.<br />
* ''Exkarnation – Krieg der alten Seelen''. Knaur, 2014, ISBN 978-3-426-51623-2, Hörbuch 2014, ISBN 978-3-86804-850-6.<br />
* ''Exkarnation – Seelensterben''. Knaur, 2015, ISBN 978-3-426-50593-9, Hörbuch 2015, ISBN 978-3-95639-021-0.<br />
* ''AERA – Die Rückkehr der Götter''. Knaur, 2015, ISBN 978-3-426-51861-8, Hörbuch Audible 2015.<br />
* ''Des Teufels Gebetbuch''. Knaur, 2017, ISBN 978-3426654194.<br />
* ''Die Klinge des Schicksals''. Knaur, 2018, ISBN 978-3426654484.<br />
<br />
=== Kurzgeschichten ===<br />
* ''Das Fest der Zwerge: Phantastische Weihnachtsstorys,'' Piper Verlag 2007, ISBN 978-3-492-26648-2.<br />
* ''Weihnachtsmarkt: Winterthriller'', E-Book Knaur-Verlag 2013, ISBN 978-3-426-43135-1, Hörbuch Audible 2013.<br />
* ''Wahre Märchen 2: Elf klassische Märchen in neuem Gewand'' Feder & Schwert-Verlag 2014, ISBN 978-3-86762-214-1.<br />
* ''Schweigepflicht'', Thalia Holding GmbH 2015, ISBN 978-3-95952-071-3, Hörbuch Audible 2016.<br />
* ''Kommando Flächenbrand'', edel & electrik 2015, ISBN 978-3-96029-002-5.<br />
* ''Aus dunklen Federn'' (Band 1 und 2), Briefgestöber-Verlag 2014 und 2016, ISBN 978-3-9815574-6-6, E-Books bei dotbooks 2014 und 2016.<br />
* ''Die Baker-Street-Artefakte'', Feder & Schwert-Verlag 2015, ISBN 978-3-86762-249-3.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
* {{DNB-Portal|128411996}}<br />
* {{ISFDB name|126575}}<br />
* [http://www.sfadb.com/Markus_Heitz Markus Heitz] in der ''Science Fiction Awards+ Database'' (englisch)<br />
* {{OL-Autor|OL3173527A}}<br />
* [http://www.mahet.de/ Offizielle Homepage von Markus Heitz]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=128411996|LCCN=n/2007/90419|NDL=01149732|VIAF=59415373}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Heitz, Markus}}<br />
[[Kategorie:Autor]]<br />
[[Kategorie:Librettist]]<br />
[[Kategorie:Literatur (21. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]<br />
[[Kategorie:Literatur (Deutschland)]]<br />
[[Kategorie:Fantasyliteratur]]<br />
[[Kategorie:Science-Fiction-Literatur]]<br />
[[Kategorie:Horrorliteratur]]<br />
[[Kategorie:Perry Rhodan]]<br />
[[Kategorie:Roman, Epik]]<br />
[[Kategorie:Kurzgeschichte]]<br />
[[Kategorie:Erzählung]]<br />
[[Kategorie:Essay]]<br />
[[Kategorie:Person (Schwarze Szene)]]<br />
[[Kategorie:Deutscher]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1971]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:Markus Heitz| ]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Heitz, Markus<br />
|ALTERNATIVNAMEN=<br />
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Fantasy- und Science-Fiction-Autor<br />
|GEBURTSDATUM=10. Oktober 1971<br />
|GEBURTSORT=[[Homburg]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kriminaltechnik&diff=210804109Kriminaltechnik2021-04-11T01:15:04Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Bild:USPP-Identification Unit-officer.jpg|mini|[[Kriminaltechnische Untersuchung]] der [[Polizei]]]]<br />
<br />
Die '''Kriminaltechnik''' ('''KT''') fasst alle Erkenntnisse und Maßnahmen zusammen, die sich mit der Anwendung und Nutzbarmachung wissenschaftlicher und auf Erfahrung basierender Erkenntnisse im Hinblick auf kriminalistische Spuren ([[Spurenkunde]]) beschäftigen.<br />
<br />
== Bereiche der Kriminaltechnik ==<br />
=== Formspuren ===<br />
{{Hauptartikel|Technische Formspuren}}<br />
<br />
Hierbei handelt es sich um den thematisch größten Bereich der Kriminaltechnik, der in erster Linie für technische Formspuren zuständig ist und bei der Auswertung das umfassendste Fachwissen erfordert. Hierunter fallen Untersuchungsbereiche wie:<br />
* Schließtechnik (Schloss, Schlüssel, Schließzylinder)<br />
* Werkzeugspuren<br />
* Schuhspuren<br />
* Reifenspuren<br />
* Handschuhspuren<br />
* Wiedersichtbarmachung entfernter Prägezeichen<br />
* Kfz-Delikte (Verfälschung, Überwindung von Wegfahrsperren etc.)<br />
* Passspuren<br />
* Glasbruch<br />
* Bissspuren<br />
* Bekleidungsidentifizierung<br />
<br />
=== Waffen und Munition ===<br />
<br />
* Schusswaffen<br />
* Hieb- und Stichwaffen<br />
* Rechtliche Einordnung von Waffen und Munition<br />
<br />
=== Urkunden, Pässe, Maschinenschriften und Drucktechnik ===<br />
Die Urkundentechnik ist eine umfassende physikalische und chemische Überprüfung von Urkunden, Druckerzeugnissen, Pässen, Papier und sonstigen Schriftträgern hinsichtlich Merkmalen, die bei einer Echtheitsprüfung fälschungsrelevant sind oder ansonsten, z. B. bei illegalen Dokumenten wie Selbstbezichtigungsschreiben Zusammenhänge belegen und als Fahndungshilfsmittel dienen können.<br />
<br />
=== Biologische Analytik ===<br />
Die [[forensische Biologie]] ist das jüngste kriminaltechnische Fachgebiet, aus der Forensik jedoch nicht mehr wegzudenken. Hierzu zählen die Fachgebiete:<br />
* [[DNA-Analyse]]<br />
* Textiluntersuchungen (inkl. textile Stichspuren)<br />
* Humanspuren (Lippen-, Ohr- und Hautabdrücke)<br />
* Bodenuntersuchungen<br />
<br />
=== Chemische Analytik ===<br />
Gehört wie die Biologische Analytik zu der so genannten ''wissenschaftlichen Kriminaltechnik''.<br />
Dieses Fachgebiet befasst sich hauptsächlich mit Materialanalysen.<br />
<br />
=== Daktyloskopie ===<br />
Unter dem Begriff der [[Daktyloskopie]] sind alle Erkenntnisse und Maßnahmen zusammengefasst, die sich mit der Anwendung und Nutzbarmachung wissenschaftlicher Erkenntnisse im Hinblick auf kriminalistische Spuren ([[Spurenkunde]]) von Hautleistengebilden (z. B. [[Fingerabdruck|Fingerabdrücken]]) beschäftigen.<br />
<br />
=== Handschriftenuntersuchung ===<br />
Forensische Handschriftenuntersuchungen oder Gerichtliche [[Schriftvergleichung]] haben das Ziel, im Wege der Vergleichung von Merkmalen zweier oder mehrerer Schreibleistungen Aussagen zur Frage der a) Echtheit oder Unechtheit von Unterschriften oder/und b) Schrifturheberschaft zu treffen. In (seltenen) Ausnahmefällen ist eine zeitliche Einordnung fraglicher Schreibleistungen (relative Altersbestimmung) möglich.Untersuchungsvoraussetzungen: das fragliche Material muss immer im Original vorliegen und es müssen genügend Vergleichs(-unter-)schriften zur Verfügung stehen.<br />
<br />
=== Forensische Information und Kommunikation ([[IuK]]) ===<br />
* Beweissichernde Speicherung von Computerdaten, vgl. [[IT-Forensik]].<br />
<br />
== Kriminaltechnische Auskunftsdienste ==<br />
Zur weiteren Bearbeitung sowie Lösung kriminaltechnische Problemfelder, stehen verschiedenste Auskunftssysteme zur Verfügung. Diese entwickelten sich im Laufe der modernen kriminalpolizeilichen Geschichte und werden unter anderem vom [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]], den [[Landeskriminalamt (Deutschland)|Landeskriminalämtern]] sowie weiteren Polizeidienststellen bereitgestellt.<br />
<br />
Zu den meist gebrauchten Auskunftsdiensten gehören:<br />
* [[Automatisiertes Fingerabdruckidentifizierungssystem|Automatisiertes Fingerabdruckidentifizierungssystem (AFIS)]]<br />
* [[Leuchtendatei für Unfallfluchtnachforschungen]]<br />
* [[Lackspurensammlung]]<br />
* [[Schuhdatenbanken]] (Spuren- und Musterdatenbanken)<br />
* [[Fahrzeugdatenbanken]]<br />
* [[DNA-Datenbank]]<br />
* [[Informationssystem Urkunden ISU]]<br />
* Dokumenteninformationssystem DOKIS<br />
<br />
== Kriminaltechnik in den Medien ==<br />
Die Kriminaltechnik erfreut sich besonders in den letzten Jahren erhöhter Aufmerksamkeit in Fernsehserien.<br />
Beispiele sind vor allem amerikanische Serien, wie die CSI-Reihe ([[CSI: Den Tätern auf der Spur]], [[CSI: Miami]], [[CSI: NY]]) oder auch [[Navy CIS]].<br />
Ein Beispiel aus Deutschland wäre [[R. I. S. – Die Sprache der Toten]].<br />
<br />
Die zum Teil übertriebene bis unmögliche Darstellung technischer Möglichkeiten führt zu weiteren Problematiken, wie dem [[CSI-Effekt]].<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Rechtsmedizin]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Ackermann, Rolf; Clages, Horst; Roll Holger; Handbuch Kriminalistik, 4. Auflage, 2011, Boorberg Verlag, ISBN 978-3415044814.<br />
* Raoul Kirmes, Private IT-Forensik und private Ermittlungen, zwei Seiten einer Medaille? Eine Analyse der Begriffe, Rollen und legalen Betätigungsfelder für private IT-Forensik, zugleich Grundlegung für ein Berufsrecht der privaten IT-Forensik; Josef EUL Verlag, Lohmar, 2012, ISBN 978-3844102048.<br />
* Horst Clages, (Hrsg.), Der Rote Faden: Grundsätze der Kriminalpraxis (Grundlagen der Kriminalistik), Verlag Kriminalistik, ISBN 978-3783208078.<br />
* [[Jürgen Thorwald]]: ''Die Stunde der Detektive. Werden und Welten der Kriminalistik.'' Droemer Knaur, Zürich und München 1966.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary}}<br />
* [https://www.spiegel.de/lebenundlernen/job/von-beruf-kriminaltechniker-verbrecherjagd-im-labor-a-209816.html Von Beruf Kriminaltechniker - Verbrecherjagd im Labor] spiegel.de, abgerufen am 9. Oktober 2011<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4134284-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kriminalistik]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1980&diff=210804108Australian Open 19802021-04-11T01:15:02Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = Australian Open<br />
| Jahr = 1980<br />
| Datum = 24.–30. November<br />
| Auflage = 69<br />
| Ort = Melbourne<br />
| Belag = Rasen<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{ARG|Guillermo Vilas|Guillermo Vilas}}<br />
| Titelverteidigerin = {{USA|Barbara Jordan (Tennisspielerin)|Barbara Jordan}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{AUS|Peter McNamara|Peter McNamara}} <br /> {{AUS|Paul McNamee|Paul McNamee}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{AUS|Judy Chaloner|Judy Chaloner}} <br /> {{AUS|Diane Evers|Diane Evers}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = <br />
| Sieger (HE) = {{USA|Brian Teacher|Brian Teacher}}<br />
| Siegerin = {{CSK|Hana Mandlíková|Hana Mandlíková}}<br />
| Sieger (HD) = {{AUS|Mark Edmondson|Mark Edmondson}} <br /> {{AUS|Kim Warwick|Kim Warwick}}<br />
| Siegerinnen = {{USA|Betsy Nagelsen|Betsy Nagelsen}} <br /> {{CSK|Martina Navrátilová|Martina Navrátilová}}<br />
| Sieger (MX) = <br />
}}<br />
Die '''Australian Open 1980''' fanden vom 24. bis 30. November 1980 statt. Es handelte sich um die 13. [[Australian Open]] seit Beginn der [[Open Era]] und die 69. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Guillermo Vilas]] bei den Herren sowie [[Barbara Jordan (Tennisspielerin)|Barbara Jordan]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren [[Peter McNamara]] und [[Paul McNamee]], im Damendoppel [[Judy Chaloner]] und [[Diane Evers]] die Titelverteidiger. <br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1980/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1980/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1980/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1980/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1980/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1980/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1980/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1980/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
Von 1970 bis 1986 wurden keine Mixed-Wettbewerbe bei den Australian Open ausgetragen.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.australianopen.com/en_AU/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1980| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bohrmaschine&diff=210804107Bohrmaschine2021-04-11T01:15:01Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Bohrmaschine.png|miniatur|hochkant=1.7|Darstellung einer elektrischen Handbohrmaschine mit zuschaltbarer Schlagbohr-Funktion]]<br />
[[Datei:Ständerbohrmaschine mit Transmissionsantrieb.jpg|miniatur|hochkant|Als Werkzeugmaschine ausgeführte historische Säulenbohrmaschine mit Transmissionsantrieb]]<br />
[[Datei:Bit and brace.JPG|mini|Brustleier]]<br />
[[Datei:Fein-Bohrmaschine 1895 - 2.jpg|mini|Handbohrmaschine von [[C. & E. Fein|Fein]]]]<br />
<br />
Eine '''Bohrmaschine''' ist ein Gerät zum [[Bohren]], [[Senken]] oder [[Reiben]], entweder als [[Werkzeugmaschine]] oder als angetriebenes [[Handwerkzeug]]. Als eigentliches Werkzeug wird meist ein [[Bohrer]], manchmal auch eine [[Reibahle]] oder ein [[Senkbohrer|Senker]] eingespannt. Die mit dem Bohrer hergestellten Formelemente sind [[Bohrung]]en. Um den Bohrer in die erforderliche Drehbewegung zu versetzen, besitzt die Bohrmaschine einen [[Drehmoment]]<nowiki />erzeuger, meistens einen [[Elektromotor]], auch [[Pneumatik|Druckluftantriebe]] sind verbreitet. In der Zeit, bevor sich [[Einzelantrieb#Antriebe elektrische Energie|elektrische Einzelantriebe]] in der Anwendung durchsetzten, waren in [[Industrie]] und [[Handwerk]] durch [[Transmission (Maschinenbau)|Transmission]] (Riemenantrieb) angetriebene Bohrmaschinen verbreitet.<br />
<br />
== Unterschiedliche Varianten ==<br />
<br />
=== Handbohrmaschine ===<br />
{{Hauptartikel|Handbohrmaschine}}<br />
Die von [[Wilhelm Emil Fein]] 1895 gebaute elektrische Handbohrmaschine war eines der ersten Elektrowerkzeuge.<br />
<br />
Das Gerät wird während des [[Bohren]]s händisch festgehalten und geführt. Außer elektrischen und [[Pneumatik|pneumatischen]] Handbohrmaschinen gibt es auch noch handgetriebene Geräte wie beispielsweise die [[Bohrwinde]]. Zur sicheren Führung der Maschine bei großen Drehmomenten kann oft ein zusätzlicher Handgriff kurz vor dem [[Bohrfutter]] für die andere Hand angebracht werden. Häufig lässt sich auch noch ein Tiefenanschlag montieren, um die Bohrtiefe zu begrenzen. Bei der im obersten Bild dargestellten Maschine kann mit einem Umschalter zwischen zwei Getriebegängen gewechselt werden, um mit kleiner oder großer Drehzahl zu bohren. Viele Geräte haben zusätzlich einen stufenlosen elektrischen [[Leistungssteller]] (oft „Drehzahlregler“ genannt), mit dem Drehmoment und Drehzahl beeinflusst werden können.<br />
<br />
==== Schlagbohrmaschine ====<br />
{{Hauptartikel|Schlagbohrmaschine}}<br />
Eine Schlagbohrmaschine hat ein Schlagwerk (in der Regel abschaltbar), das über den [[Bohrer|Bohrkopf]] mit hoher Schlagzahl [[Hub (Mechanik)|kurzhubige]] [[Achse (Technik)|axiale]] Schläge auf das zu durchbohrende Werkstück ausübt. Viele Handbohrmaschinen sind – als Schlagbohrmaschinen ausgeführt – mit einer zuschaltbaren, integrierten Schlagbohr-Einrichtung ausgestattet.<br />
<br />
Schlagbohren ist fast immer notwendig für Bohrungen in [[Gestein|Stein]], Mauerwerk und [[Beton]].<br />
<br />
Das Schlagwerk besteht fast immer aus einer Ratschenzahnung auf der Bohrspindel. Die Wirksamkeit wird nur durch hohe Andruckkraft erreicht. Systembedingt tritt ein [[Verschleiß]] der Zahnung auf. Für häufiges Bohren in Beton ist ein Bohrhammer besser geeignet.<br />
<br />
==== Akkubohrmaschine ====<br />
Akkubohrmaschinen (siehe auch [[Akkuwerkzeug]]) sind kabellose handgeführte (Schlag-)Bohrmaschinen. Ihre Einsatzgebiete sind zumeist leichte Arbeiten in Holz, Kunststoff und Metall. Die meisten Akkubohrmaschinen verfügen über kein Schlagwerk, sind also nicht für Bohrungen in hartes Gestein oder Beton geeignet.<br />
<br />
==== Bohrhammer ====<br />
[[Datei:LargeDrill.jpg|mini|Ein elektrischer [[Bohrhammer]] in der Größe einer normalen Bohrmaschine. Professionelle Geräte, etwa für den Einsatz im [[Bergbau]], sind teils um ein Vielfaches größer und werden mit [[Druckluft]] oder [[Hydraulik|hydraulisch]] betrieben.]] <br />
{{Hauptartikel|Bohrhammer}}<br />
Der Bohrhammer ist eine Bohrmaschine, die für Bohrungen in Stein und Beton sowie für [[Meißel]]arbeiten spezialisiert ist. Die Schlagzahl ist hier deutlich kleiner als bei der Schlagbohrmaschine, die Schlagenergie ist jedoch wesentlich höher. Im Gegensatz zur Schlagbohrmaschine werden die Schläge über ein pneumatisches Schlagwerk erzeugt, was eine höhere Schlagenergie ermöglicht. Gleichzeitig ist die notwendige Haltekraft durch den Bediener geringer als bei einer Schlagbohrmaschine gleicher Bohrleistung.<br />
<br />
=== Tischbohrmaschine ===<br />
Tischbohrmaschinen sind einspindelige Senkrechtbohrmaschinen, die auf Arbeitstischen festmontiert werden. Die Änderung der Drehzahl ist meist entweder stufenlos oder durch Umlegen eines Keilriemens möglich. Je nach Ausführungsart besteht die Möglichkeit, zusätzlich einen Bohrtisch an der Säule zu befestigen. Die [[Vorschubbewegung]] erfolgt überwiegend manuell über einen Hebel.<br />
<br />
{{Anker|Platinenbohrmaschine}}Tischbohrmaschinen gibt es vor allem in zwei Größen:<br />
* Allzweckgeräte mit Eigenschaften, die im Bereich großer Handbohrmaschinen oder etwas darüber liegen;<br />
* kleine, schnelldrehende '''Platinenbohrmaschinen''' (oft mit Drehzahlen bis zu 10.000/min) für kleine Bohrdurchmesser, üblicherweise maximal 3 mm. Platinenbohrmaschinen sind oft mit fest installierter Lupe und Beleuchtung ausgestattet, um die kleinen Bohrlöcher exakt setzen zu können.<br />
<br />
=== Ständerbohrmaschine und Säulenbohrmaschine ===<br />
{{Hauptartikel|Ständerbohrmaschine|Säulenbohrmaschine}}<br />
Ständerbohrmaschinen und Säulenbohrmaschinen eignen sich vor allem für handliche Werkstücke. Die Maschine besteht aus Fuß, Säule oder Ständer, Bohrtisch und Bohrkopf. Die Säule oder der Ständer dient dem [[Maschinentisch|Bohrtisch]], der in der Höhe und bei der Säulenbohrmaschine radial verstell- sowie klemmbar ist, als [[Linearsystem|Führung]]. Zum Befestigen des Werkstücks auf dem Bohrtisch wird zumeist ein [[Maschinenschraubstock]] verwendet. Ein Getriebe überträgt die Kraft des Motors an die Bohr<nowiki />[[pinole]] mit Bohrspindel und Bohrfutter. Durch Drehen eines Handkranzes oder maschinell angetrieben kann die Bohrpinole senkrecht nach unten auf das Werkstück zu bewegt werden. Der automatische Vorschub lässt sich meistens in mehreren Stufen einstellen. Der Unterschied zwischen Ständer- und Säulenbohrmaschine liegt in der Ausführung des Supports. Die Ständerbohrmaschine hat einen rechteckigen Ständer mit Führungen für den Bohrtisch, auch Pultbohrmaschine genannt, mit [[Linearführung]], während die Säulenbohrmaschine als Führung eine runde Säule benutzt, die der Tischhalter vollständig umfasst.<br />
<br />
==== Magnetbohrmaschine ====<br />
<br />
Eine Magnetbohrmaschine ist eine Abart der Ständerbohrmaschine. Die Halterung der Maschine erfolgt nicht rein mechanisch, sondern sie wird mit einem starken Magneten auf dem zu bearbeiteten magnetischen Werkstück, z.&nbsp;B. einem Stahlträger, gehalten. Damit ist im Gegensatz zur Handbohrmaschine eine präzisere Arbeit ohne Verkanten mit höherem Drehmoment möglich.<br />
<br />
=== Reihenbohrmaschine ===<br />
Reihenbohrmaschinen bestehen aus mehreren Säulenbohrmaschinen, die einen gemeinsamen Bohrtisch bedienen. Mit ihnen können verschiedene Arbeitsgänge wie Bohren und [[Senken]] an einem Werkstück in einer Aufspannung ausgeführt werden. Das ermöglicht ein besonders schnelles und wirtschaftliches Arbeiten.<br />
<br />
=== Radialbohrmaschine ===<br />
[[Datei:Radialbohrmaschine.jpg|mini|Radialbohrmaschine]]<br />
{{Hauptartikel|Radialbohrmaschine}}<br />
Radialbohrmaschinen werden für große und schwere Werkstücke eingesetzt. Der Bohrmaschinenkopf ist in allen drei Dimensionen, also in der Höhe, radial und auch längs verstell- sowie klemmbar. Der Bohrtisch steht üblicherweise fest und verfügt über T-Nuten zum Spannen des Werkstücks. Durch Bedienen eines Hebels oder maschinell angetrieben kann das Werkzeug in Richtung Werkstück bewegt werden.<br />
<br />
=== Astlochbohrmaschine ===<br />
Astlochbohrmaschinen werden in der [[Holzbearbeitung]] vorwiegend zum Ausbohren der Äste aus Brettern und Balken verwendet. Sie können in Ständerbauweise oder als Wandmaschine ausgeführt sein. In der Regel besitzen sie drei bis fünf Bohrspindeln, die einzeln über einen Hebelmechanismus nach unten und mittels einer Feder wieder in die Ausgangslage zurückbewegt werden. Ein Bewegen der Spindeln relativ zueinander ist nicht möglich. Eine Weiterentwicklung stellt der Astflickautomat dar, der automatisch den Ast ausbohrt, Leim einspritzt und anschließend den Zapfen oder Dübel einpresst.<br />
<br />
=== Kernbohrmaschine ===<br />
Kernbohrmaschinen sind Geräte, die auf [[Kernlochbohrung|Bohrungen]] in [[Gestein|Stein]], [[Beton]] und [[Mauerwerk]] spezialisiert sind. Als [[Hohlkernbohrer|Bohrer]] werden ausschließlich diamantbesetzte Bohrkronen benutzt. Die Kernbohrmaschine wird ohne Schlag und teilweise mit Wasserspülung zwecks Kühlung und Abführung des Bohrmehls betrieben. Die mit dieser Maschine erzielten Bohrungen sind sehr präzise und hinterlassen einen sehr glatten Bohrrand. Der Durchmesser der Bohrungen liegt bei ca. 8&nbsp;mm bis über 500&nbsp;mm, wobei bei zunehmender Größe die Drehzahl abnimmt.<br />
=== Sonderformen ohne spanabhebenden, mechanischen Bohrer ===<br />
Es gibt (auch) zum Bohren geeignete Maschinen, in die kein (metallischer) Bohrer als spanabhebender Effektor eingespannt wird. Beispiele sind die [[Elektronenstrahl-Materialbearbeitung#Historisches|Elektronenstrahlbohrmaschinen]] (eine der ersten Anwendungen der [[Elektronenstrahl-Materialbearbeitung#Elektronenstrahl-Bohren|Elektronenstrahl-Materialbearbeitung]]), die [[Ultraschallbohrer|Ultraschallbohrmaschine]], aber auch [[Laserschneiden]], [[Plasmaschneider]] oder [[Wasserstrahlschneiden|Wasserstrahlschneide-Maschinen]] können Löcher „bohren“.<br />
<br />
== Bohrfutter ==<br />
[[Datei:ChuckDrillKeyedKeylessArbor.jpg|miniatur|Bohrfutter mit [[Morsekegel]]aufnahme<br />oben Schnellspannfutter<br />unten Zahnkranzbohrfutter mit Spannschlüssel]]{{Hauptartikel|Bohrfutter}}<br />
<br />
Die Bohrwerkzeuge werden meist in einem Bohrfutter gespannt. Bei Zahnkranzbohrfuttern ist ein Bohrfutterschlüssel zum Festziehen erforderlich. Bei diesem Bohrfuttertyp werden durch Drehen des außenliegenden [[Zahnkranz]]es über ein [[Gewinde]] die im Inneren der Aufnahme, in Bohrungen geführten Spannbacken vor und zurück bewegt. Da die Führungen nicht zur Drehachse parallel sind, bewirkt dies eine stark untersetzte Bewegung in radialer Richtung. Diese Bewegung in [[radial]]er Richtung verändert die Größe des zwischen den Spannbacken verbleibenden Freiraums. Dadurch wird das in das Futter eingesteckte Werkzeug je nach Drehrichtung entweder eingespannt oder gelöst. Das Zahnkranzbohrfutter kann sich durch seine Konstruktion auch im Linkslauf nicht aufdrehen. In manchen Schnellspannfuttern, die etwas anders konstruiert sind, kann das jedoch geschehen. Es gibt auch Schnellspannfutter, die nach dem Funktionsprinzip des Zahnkranzbohrfutters aufgebaut sind, zudem werden für Handbohrmaschinen mit Linkslauf auch Schnellspannfutter mit Aufdrehsperre hergestellt. Säulenbohrmaschinen und größere Geräte, sowie mittlerweile auch viele Handbohrmaschinen, können oft mit verschiedenen Schnellspannbohrfuttern ausgestattet werden, die ein sicheres Spannen auch ohne Werkzeug ermöglichen. Bohrhämmer besitzen meist eine Form der [[SDS (Bohrerschaft)|SDS-Kupplung]].<br />
<br />
Bei Ständer- und Radialbohrmaschinen dient als Halterung des Bohrers ein [[Morsekegel]]. Für Bohrungen mit kleinerem Durchmesser als 12 mm wird meist in den Morsekegel ein übliches Dreibackenfutter eingelassen. Die Spannwirkung eines Morsekegels erfolgt durch Haftreibung. Zum Entfernen des Bohrers dient hier ein sogenannter [[Austreiblappen]].<br />
<br />
== Sicherheit ==<br />
<br />
Bei gewerblich eingesetzten Bohrmaschinen ist eine regelmäßige Sicherheitsüberprüfung nach [[Betriebssicherheitsverordnung]] in Verbindung mit Richtlinien der [[Berufsgenossenschaft]]en und mit den [[Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik|VDE]]-Vorschriften vorgeschrieben.<br />
<br />
Das Tragen einer [[Schutzbrille]] ist bei gewerblicher Nutzung vorgeschrieben und auch bei privater Nutzung wichtig. Schmuck sollte vor Arbeitsbeginn abgelegt und lange Kopfhaare gesichert werden. Auf keinen Fall dürfen (an Nicht-Handbohrmaschinen) Handschuhe getragen werden, da diese sich in den rotierenden Elementen der Maschine verfangen können und dann Körperteile (Finger, Hand) ausgerissen werden können.<br />
<br />
Weiterhin ist das Sichern des Werkstückes gegen Mitdrehen wichtig. Dafür ist bei Ständerbohrmaschinen ein Maschinenschraubstock sinnvoll. Dieser kann gegebenenfalls auch auf dem Maschinentisch mittels [[Spanneisen]] befestigt werden.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste der Werkzeugmaschinen]]<br />
* [[Bohrmaschinenpumpe]]<br />
* [[Rotierende zahnärztliche Instrumente]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary}}<br />
{{Wiktionary|Bohrer}}<br />
<br />
{{Commonscat|Drill presses|Bohrmaschinen}}<br />
*[http://www.bauen.de/ratgeber/ausbau-renovierung/werkzeug/artikel/artikel/bohrmaschine-und-bohrhammer-was-sie-koennen-und-worauf-man-beim-kauf-achten-sollte.html Anwendungsbeispiele von Bohrmaschinen im Alltag]<br />
*[http://www.bohrmaschinen-test.com/geschichte-der-bohrmaschine/ Geschichte und Entwicklung der Bohrmaschine]<br />
<br />
[[Kategorie:Bohrmaschine| ]]<br />
[[Kategorie:Elektrowerkzeug]]<br />
[[Kategorie:Handgeführtes Werkzeug]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1997&diff=210804105Australian Open 19972021-04-11T01:14:58Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = Australian Open<br />
| Jahr = 1997<br />
| Datum = 13.–27. Januar<br />
| Auflage = 85<br />
| Ort = Melbourne<br />
| Belag = Hartplatz<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{DEU|Boris Becker|Boris Becker}}<br />
| Titelverteidigerin = {{USA|Monica Seles|Monica Seles}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{SWE|Stefan Edberg|Stefan Edberg}} <br /> {{CZE|Petr Korda|Petr Korda}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{USA|Chanda Rubin|Chanda Rubin}} <br /> {{ESP|Arantxa Sánchez-Vicario|Arantxa Sánchez-Vicario}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = {{LVA|Larisa Neiland|Larisa Neiland}} <br /> {{AUS|Mark Woodforde|Mark Woodforde}}<br />
| Sieger (HE) = {{USA|Pete Sampras|Pete Sampras}}<br />
| Siegerin = {{CHE|Martina Hingis|Martina Hingis}}<br />
| Sieger (HD) = {{AUS|Todd Woodbridge|Todd Woodbridge}} <br /> {{AUS|Mark Woodforde|Mark Woodforde}}<br />
| Siegerinnen = {{CHE|Martina Hingis|Martina Hingis}} <br /> {{BLR-1995|Natallja Swerawa|Natallja Swerawa}}<br />
| Sieger (MX) = {{NLD|Manon Bollegraf|Manon Bollegraf}} <br /> {{USA|Rick Leach|Rick Leach}}<br />
}}<br />
Die '''Australian Open 1997''' fanden vom 13. bis 27. Januar 1997 in [[Melbourne]] statt. Es handelte sich um die 85. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Boris Becker]] bei den Herren sowie [[Monica Seles]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren dies [[Stefan Edberg]] und [[Petr Korda]], im Damendoppel [[Chanda Rubin]] und [[Arantxa Sánchez-Vicario]] und im Mixed [[Larisa Neiland]] und [[Mark Woodforde]].<br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1997/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1997/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1997/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1997/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1997/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1997/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1997/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1997/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1997/Mixed}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1997/Mixed}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.australianopen.com/en_AU/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1997| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schulbibliothek&diff=210804103Schulbibliothek2021-04-11T01:14:57Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Wedinghausen5.jpg|mini|Historische [[Schulbibliothek#Gymnasialbibliotheken|Gymnasialbibliothek]] des [[Gymnasium Laurentianum Arnsberg]] in der ehemaligen Klosterbibliothek des [[Stift Wedinghausen]]]]<br />
'''Schulbibliotheken''' sind [[Bibliothek]]en in [[Schule]]n. Sie werden auch als Schulbücherei oder Schulmediothek bezeichnet.<br />
<br />
== Erscheinungsformen der Schulbibliothek ==<br />
Im Allgemeinen wird in der pädagogischen und bibliothekarischen Literatur heute mit dem Begriff Schulbibliothek eine Einrichtung bezeichnet, die zentral für alle Schüler und Lehrer zugänglich ist. Die Aufgaben einer Schulbibliothek erstrecken sich dieser Vorstellung nach auf alle Angehörigen einer Schule und deren Informationsbedürfnisse.<br />
<br />
Allerdings hat sich dieses Verständnis noch nicht überall durchgesetzt. Man findet in der Praxis immer noch die vier Schulbibliothekstypen:<br />
* ''Schulbibliotheken'', die zentral alle Medienbestände verwalten und deren Bestand sowohl Schülern als auch Lehrkräften zugänglich ist<br />
* ''Schülerbibliotheken'', die allein auf die Versorgung der Schüler ausgerichtet sind<br />
* ''Lehrerbibliotheken'', die nicht (oder nur in Ausnahmefällen) für Schüler zugänglich sind und ihren Medienbestand auf das pädagogische Personal einer Schule ausrichten.<br />
* ''Klassenraumbibliotheken'', deren Bestände sich in einem Klassenzimmer befinden und zumeist von der jeweiligen Klasse betreut werden. Insbesondere in [[Grundschule]]n und [[Kindertagesstätte]]n sind solche Lösungen zu finden.<br />
<br />
== Gymnasialbibliotheken ==<br />
Als Gymnasialbibliotheken werden Sammlungen meist historischen Ursprungs bezeichnet, die als Bibliotheken von [[Gymnasium|Gymnasien]] oder Lyzeen, also von „höheren Schulen“ entstanden. In Deutschland sind Gründungen ab dem 16. Jahrhundert bekannt.<ref>Felicitas Noeske: ''Gymnasialbibliothek''. Bei: ''bibliotheca.gym'', 23/04/2014, https://histgymbib.hypotheses.org/1.</ref> In ihnen befinden sich in der Neuzeit nicht nur Lehrmaterialien im engeren Sinne, sondern in hohem Umfang (historische) wissenschaftliche Literatur, [[Schulprogramm (historisch)|Schulprogramme]] und [[Inkunabel]]n.<ref>{{Internetquelle | url=http://archiv.twoday.net/stories/11435879/ | titel=Inkunabeln in historischen deutschen Schulbibliotheken | autor=[[Klaus Graf (Historiker)|Klaus Graf]] | hrsg=Archivalia | datum=2010-12-03 | zugriff=2014-07-10}}</ref> Diese dienten vor allem der wissenschaftlichen Arbeit der Gymnasiallehrer und waren bis zum 18. Jahrhundert durchweg mit Rats- und [[Stadtbibliothek]]en assoziiert.<br />
<br />
Nach der Säkularisation wurden vor allem südlich des Mains Bestände aus früherem Kirchen- oder Klosterbesitz in die städtischen Lateinschulen, später in die höheren Schulen übernommen. In einigen Fällen übereigneten Gelehrte ihre Privatbibliotheken den Schulen; vor allem im 19. Jahrhundert wurden sie auch nicht selten angekauft. Viele dieser Bibliotheken gingen in den Bestand von [[Staatsbibliothek|Staats-]], [[Stadtbibliothek|Stadt-]] oder [[Universitätsbibliothek]]en und in [[Archiv]]e über, so zum Beispiel in [[Gymnasium Stralsund#Bibliothek|Stralsund]], [[Hennebergisches Gymnasium „Georg Ernst“#Historische Literatursammlung in der Gymnasialbibliothek|Schleusingen]] oder [[Gymnasium Laurentianum Arnsberg#Historische Schulbibliothek|Arnsberg]]. Teilweise wurden diese historischen Bestände auch der betreffenden Einrichtung lediglich als [[Depositum]] übergeben, befinden sich also rechtlich weiterhin im Besitz der Schule oder ihres Trägers. Eine solche Deponierung erfolgte meist aus Sicherheits- und konservatorischen Gründen, auch fehlen häufig in den Schulen die personellen Ressourcen zur fachgerechten Betreuung der historischen Bestände, ganz abgesehen davon dass sie für Zwecke des Unterrichts kaum nutzbar sind. <br />
<br />
In den Schulen verwahrte historische Gymnasialbibliotheken sind heute Teil der Schulbibliotheken mit meist aus [[Bestandsschutz]]gründen separierter Aufstellung, Benutzung und Verwaltung.<ref>[[Severin Corsten]] (Hrsg.): ''Lexikon des gesamten Buchwesens.'' Band 3: ''Fotochemigrafische Verfahren – Institut für Buchmarktforschung.'' Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9136-6, S. 316.</ref><ref>Reinhard Feldmann: ''Historische Sammlungen der Schulbibliotheken im Rheinland und in Westfalen''. In: ''Schulbibliothek aktuell'', Jg. 1993, S. 150–156 ([http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6-85659520334 online 2005]).</ref><br />
<br />
== Situation in Deutschland ==<br />
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1989-0505-004, Schwerin, Schulbibliothek.jpg|mini|Schulbibliothek in [[Lankow (Schwerin)|Schwerin-Lankow]] mit 5.000 Bänden und 300 Schallplatten (1989)]]<br />
In Deutschland gibt es kein einheitliches Schulbibliothekswesen. Für das Bibliothekswesen sind die kommunalen [[Gebietskörperschaft (Deutschland)|Gebietskörperschaften]] (i.&nbsp;d.&nbsp;R. ''[[Kommunale Selbstverwaltung (Deutschland)#Die Aufgaben der Gemeinde|Städte und Gemeinden]]'') zuständig. Das Bibliothekswesen gehört, wie der gesamte Kulturbereich mit dem Unterhalt von Theatern, Orchestern, Museen und Bibliotheken, zu den freiwilligen, d.&nbsp;h. frei gestaltbaren, nicht einklagbaren Aufgaben der Kommunen.<ref>Bibliotheksportal des Deutschen Bibliotheksverbandes: [http://www.bibliotheksportal.de/bibliotheken/bibliotheken-in-deutschland/bibliothekslandschaft/verwaltungsorganisation.html ''Politischer und verwaltungsorganisatorischer Aufbau der Bundesrepublik Deutschland'']</ref> Die Aufgabe, für ihre Bürger ausleihbare Medien bereitzuhalten, wird in vielen Kommunen durch [[Outsourcing]] geregelt, indem z.&nbsp;B. an Stelle der betreffenden Kommune lokale ''[[Kirchengemeinde]]n'' Büchereien betreiben.<br />
<br />
Auf dem Land sind darüber hinaus oftmals nicht Städte und Gemeinden Schulträger, sondern ''[[Landkreis]]e bzw. Kreise'', insbesondere dann, wenn Schüler aus mehreren Gemeinden eine bestimmte Schule besuchen. Wo Schulträgerschaft und Bibliothekszuständigkeit in einer Hand liegen, was in ''[[Kreisfreie Stadt|kreisfreien Städten]]'' und ''[[Stadtstaat#Deutschland|Stadtstaaten]]'' der Regelfall ist, gibt es gelegentlich eine nennenswerte Kooperation in Form von kombinierten Stadt- und Schulbibliotheken bzw. einer institutionalisierten Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und Stadtbibliotheken.<ref>Beispiel: das Programm „Kita und Schule“ der Stadtbibliothek Oldenburg (Oldenburg) ([http://www.oldenburg.de/fileadmin/oldenburg/Benutzer/PDF/30/303/KitaundSchule.pdf])</ref> Die fehlende gesetzliche Absicherung von Schulbibliotheken und die unklare Zuordnung wirken sich auf Ausstattung und Zielsetzung der einzelnen Bibliotheken aus.<br />
<br />
Das jeweils zuständige ''[[Land (Deutschland)|Land]]'' spielt insofern eine Rolle, als Schulbibliotheken in Deutschland überwiegend von Lehrern, also in der Regel von Landesbediensteten, geleitet werden, die hierfür zumeist Entlastungsstunden erhalten. Nur selten wird eine Schulbibliothek von einem ausgebildeten Bibliothekar geleitet (mit unterschiedlichen Finanzierungsmodi bis hin zu ''privatem [[Sponsoring]]''). Den Bibliotheksleitern stehen oft ''[[Ehrenamt|ehrenamtliche]]'' Hilfskräfte zur Seite, die längere Öffnungszeiten ermöglichen (Schüler, Eltern, aber auch andere ehrenamtlich Tätige). Auch [[ALG II]]-Empfänger, für die die [[Jobcenter]], also letztlich der ''[[Bundesebene (Deutschland)|Bund]]'', zuständig sind, werden oft zu einer „gemeinnützigen Tätigkeit“ als Hilfskräfte in Schulbibliotheken herangezogen.<br />
<br />
In einigen deutschen Städten und Regionen sowie einzelnen öffentlichen Bibliotheken wurden ''schulbibliothekarische Arbeitsstellen'' eingerichtet. Deren Aufgabe ist die Unterstützung von Schulbibliotheken, die Beratung bei der Gründung, oft auch die laufende Unterstützung. Einige dieser Arbeitsstellen (die größte wird von der [[Stadtbücherei Frankfurt am Main]] betrieben, weitere gibt es u.&nbsp;a. in Hamburg und Leipzig) sind seit Jahrzehnten tätig.<br />
<br />
Insgesamt haben sich in Deutschland die Schulbibliotheken noch nicht als fester Bestandteil des Bildungssystems etabliert.<ref>Burkhard Wetekam: [http://www.zeit.de/2011/15/C-Schulbibliotheken ''Wo Wikipedia auf Brockhaus trifft - Deutschlands Schulen vernachlässigen ihre Bibliotheken, dabei sind die unerlässlich – gerade im Zeitalter des Internets'']. In: ''[[Die Zeit]]'', Ausgabe 15/2011. 7. April 2011</ref> Der [[Deutscher Bibliotheksverband|Deutsche Bibliotheksverband]] bewertet Deutschland bei Schulbibliotheken als „Notstandsgebiet“: Von den etwa 43.000 allgemeinbildenden und den ca. 9.000 berufsbildenden Schulen verfügen dem Verband zufolge nur wenig mehr als 15 Prozent über eine fachlichen Standards entsprechende Schulbibliothek.<ref>Bibliotheksportal des Deutschen Bibliotheksverbandes: [http://www.bibliotheksportal.de/themen/bibliothek-und-bildung/bibliothek-und-schule/schulbibliotheken.html ''Schulbibliotheken in Deutschland'']</ref> Zwar besitzen deutlich mehr als 15 Prozent aller Schulen eine Bibliothek, diese genügt aber in wenigen Fällen den Ansprüchen an eine moderne, multimediale, pädagogisch orientierte Bibliothek mit Schülerarbeitsplätzen, Leseecken, Computern, digitalem Katalog ([[OPAC]]) und geschultem Personal.<br />
<br />
== Situation in deutschsprachigen Ländern (außer Deutschland) ==<br />
<br />
In [[Österreich]] wurden mit Hilfe von Fördermitteln der Bundesregierung in den [[Gymnasium|Gymnasien]], zunehmend aber auch in den anderen Schulformen Bibliotheken eingerichtet. Die österreichischen Schulbibliotheken entwickeln sich zu multimedialen Bibliotheken. Sie werden überörtlich durch das Unterrichtsministerium,<ref>http://www.schulbibliothek.at/index.php?id=239 Serviceportal für Schulbibliotheken in Österreich</ref> den Österreichischen Buchclub und Lesekompetenzzentren in den Bundesländern unterstützt.<br />
<br />
In der [[Schweiz]] werden die Interessen der Schulbibliotheken von der [[Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der allgemeinen öffentlichen Bibliotheken|Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der allgemeinen öffentlichen Bibliotheken]] (SAB) vertreten.<ref>http://www.sabclp.ch/ Website der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der allgemeinen öffentlichen Bibliotheken</ref><br />
<br />
Im deutschsprachigen [[Südtirol]] findet eine flächendeckende Förderung des Schulbibliothekswesens statt.<ref>http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/schulbibliotheken.asp Schulbibliotheksseite auf der Website der Abteilung Deutsche Kultur der Autonomen Provinz Bozen Südtirol</ref> Einen hohen Stellenwert hat das Schulbibliothekswesen auch in den Regionen der deutschsprachigen Minderheiten in Belgien und Dänemark.<br />
<br />
== Schulbibliotheken in anderen Ländern ==<br />
=== Europa ===<br />
<br />
[[Datei:Pn-lib-1959-shelf-1.jpg|miniatur|Eine Schulbibliothekarin händigt Schülern Lehrbücher aus (Russland, 1959)]]<br />
<br />
Nahezu flächendeckend sind Schulbibliotheken in Frankreich, im Vereinigten Königreich und in Dänemark eingerichtet. In Frankreich heißt die Schulbibliothek „Centre de documentation et d'information“ (CDI) (Dokumentations- und Informationszentrum) und wird von einer Lehrkraft (professeur documentaliste) geleitet. Im Vereinigten Königreich ist ein Schulbibliotheksverband aktiv, die School Library Association (SLA). In Portugal hat das Bildungsministerium in jüngster Zeit sehr viele Schulbibliotheken eingerichtet. In [[Bildungssystem in Schweden|Schweden]] wurde die Verpflichtung zur Einrichtung von Schulbibliotheken aus dem Bibliotheksgesetz, wo sie unbeachtet geblieben war, 2011 ins Schulgesetz, § 36,2, übernommen.<br />
<br />
=== Vereinigte Staaten ===<br />
In den [[Vereinigte Staaten|USA]] sind Schulbibliotheken eine traditionelle und feste Institution, die an 92 % der öffentlichen und fast allen privaten Schule zu finden ist.<ref name="AmericasPublicSchoolLibraries">Michie, J. S.; Holton, B.A.: ''[http://nces.ed.gov/pubs2005/2005324.pdf America's Public School Libraries. 1953-2000] (PDF-Datei; 768&nbsp;kB)'' U.S. Department of Education. National Center for Education<br />
Statistics.Washington, DC: [[United States Government Printing Office]], 2005, p. 3</ref> Je nach der finanziellen Ausstattung des Schuldistrikts bzw. des privaten Trägers sind die Bestände oftmals ähnlich umfangreich wie die einer öffentlichen Bibliothek. An 86 % öffentlichen Schulen werden die Schulbibliotheken von Fachkräften (''Teacher-librarian'', ''School Library Media Specialist'') betreut, die über ein Lehrerzertifikat hinaus auch eine Ausbildung als [[Bibliothekar]] vorweisen müssen.<ref name="AmericasPublicSchoolLibraries" /> An ihrem Arbeitsplatz üben sie nicht nur bibliothekarische Tätigkeiten aus, sondern betreuen auch die Schüler, die hier arbeiten oder Bücher ausleihen, und unterrichten selbst. Schulbibliothekarische Verbände in den USA klagen allerdings regelmäßig über einen zu starken Einsatz von School Library Media Specialists als Ersatzlehrkraft für Ausfallstunden. Dies würde zu Lasten der schulbibliothekarischen Arbeit gehen. Bereits an den Grundschulen (''elementary schools'') gehört der im Klassenverband erfolgende wöchentliche Bibliotheksbesuch, bei dem Bücher für zu Hause ausgeliehen werden, ebenso zum Stundenplan wie der Sport-, Kunst- oder Musikunterricht.<ref>[http://www.teacherlibrarian.com/ Teacher Librarian: The Journal for School Library Professionals]</ref><br />
Verstärkt dringen Schulbibliothekverbände und -forscher auf den embedded teacher-librarian<ref>http://blog.schoollibrarymedia.com/index.php/2011/03/05/are-you-an-embedded-librarian/ Blogpost auf "School Library Monthly", 5. März 2011 </ref>, die oder der im Unterricht, in der Unterrichtsplanung, in der Fachkonferenz und im Kollegium im Team mit den Fachlehrer Lehr- und Lernprozesse organisiert. Die Haushaltssituation der US-amerikanischen Gebietskörperschaften erfordert auch im Bildungsbereich Kürzungen.<ref>{{Internetquelle |autor=Günter K. Schlamp |url=https://basedow1764.wordpress.com/2011/06/24/die-us-bildungskrise-ist-schlimmer-als-bislang-angenommen/ |titel=Die US-Bildungskrise ist schlimmer als bislang angenommen |werk=Basedow1764's Weblog |datum=2011-06-24 |abruf=2019-09-09 |sprache=de-DE}}</ref> Das trifft Schulbibliothekare besonders hart, weil sie eher als entbehrlich scheinen denn Fachlehrer.<br />
<br />
=== Japan ===<br />
{{Hauptartikel|Japanisches Bibliothekswesen#Schulbibliotheken}}<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Angelika Holderried / Birgit Lücke (Hrsg.), ''Handbuch Schulbibliothek: Planung – Betrieb – Nutzung''. Schwalbach/Ts., 2012<ref>http://www.ekz.de/index.php?id=5151 </ref><br />
* Sabine Wolf / Karsten Schuldt, ''Praxisbuch Schulbibliotheken''. Schwalbach/Ts., 2011<br />
* U.S. National Commission on Libraries and Information Science. ''School Libraries Work!''. 2008, Third Edition [http://listbuilder.scholastic.com/webapp/wcs/stores/servlet/HomeView?storeId=10001 Online-Version]<br />
* [http://www.ib.hu-berlin.de/~kumlau/handreichungen/h208/h208.pdf Konrad Umlauf: ''Schule, Bibliothek, Schulbibliotheken''] (PDF-Datei; 638&nbsp;kB) Berlin 2006<br />
* Niels Hoebbel (Hrsg.), Kommission für Schulbibliotheken des ehemaligen Deutschen Bibliotheksinstituts. ''Schulbibliotheken: Grundlagen der Planung, des Aufbaus, der Verwaltung und Nutzung''. Beiträge Jugendliteratur und Medien <zusammen mit> Schulbibliothek aktuell, 2003<br />
* IFLA, UNESCO ''School Library Manifesto'', 2000 [http://archive.ifla.org/VII/s11/pubs/mani-g.htm Link zum deutschen Text]<br />
* Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung München. ''Die Schulbibliothek: Nutzung, Betreuung, Verwaltung, Organisation, Handreichung für Bibliotheksbeauftragte''. Donauwörth, 1996<br />
* Lust? Last? Luxus? Schulbibliotheken in Hessen, hrsg. LAG Schulbibliotheken in Hessen e.V. und (ehem.) Hessisches Landesinstitut für Pädagogik, Wiesbaden 2000<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary}}<br />
* [http://www.schulmediothek.de/ Portal schulmediothek.de des Deutschen Bildungsservers]<br />
* [https://histgymbib.hypotheses.org/ bibliotheca.gym, historische Bestände von Gymnasialbibliotheken und Gymnasialarchiven]<br />
** [https://histgymbib.hypotheses.org/listen-der-gymnasialbibliotheken Listen von „lebenden“, ausgelagerten und zerstörten Gymnasialbibliotheken]<br />
* [http://schulbibliotheken-berlin-brandenburg.de/ Website der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Berlin und Brandenburg]<br />
* [http://www.schulbibliotheken.de/ Website der Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Hessen e.V.]<br />
* [http://www.aschern.de/ Dokumentation zweier Schulbibliotheksprojekte in Niedersachsen]<br />
* [http://www.schulbibliotheken-nrw.de/ Website der Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Nordrhein-Westfalen e.V.]<br />
* [http://basedow1764.wordpress.com/ Schulbibliotheksweblog]<br />
* [http://schulbibliothek.wikispaces.com/ Schulbibliotheks-Lexikon]<br />
* [http://www.schulbibliotheksliteratur.info/index.php?action=selectDisplay&PHPSESSID=27rstrjo5pibnva3ue8dq1du93 Schulbibliotheksliteratur.info]<br />
<br />
'''International'''<br />
* [http://www.iasl-online.org/ International Association of School Librarianship (IASL)]<br />
* [http://www.sla.org.uk/ School Library Association (Großbritannien)]<br />
* [http://www.ala.org/aasl/ American Association of School Librarians (AASL) (USA)]<br />
* [http://www.asla.org.au/ Australian School Library Association (Australien)]<br />
* [http://www.emu.dk/gsk/skolebib/index.html Skolebib (Dänemark)]<br />
* [http://www.skolbibliotek.se/ Skolbibliotek.se (Schweden)]<br />
* [http://www.j-sla.or.jp/ Japan School Library Association (Japan)]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4180097-7}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bibliothekstyp]]<br />
[[Kategorie:Spezialbibliothek|!]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mykerinos&diff=210804102Mykerinos2021-04-11T01:14:54Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Pharao<br />
|TITEL_BILD = [[Datei:Menkaure and Chamerernebti II.jpg|230px]]<br />
|TITEL_BILDBESCHREIBUNG = Statue des Mykerinos und der Königin Chamerernebti II.; [[Museum of Fine Arts, Boston|Museum of Fine Arts]], [[Boston]]<br />
|EIGENNAME = <hiero>N5:Y5-D28*D28:D28</hiero><br />
|EIGENNAME-ERKLÄRUNG = Menkaure (Men kau Re) <br /> ''Mn k3.w Rˁ'' <br /> ''Mit bleibenden [[Ka (ägyptische Mythologie)|Ka]]-Kräften, ein [[Re (ägyptische Mythologie)|Re]]''<ref group="A">Übersetzung nach [[Thomas Schneider (Ägyptologe)|Thomas Schneider]]</ref><br />
|EIGENNAME2 = <hiero>N5:Y5-D28</hiero><br />
|EIGENNAME2-ERKLÄRUNG = Menkaure <br /> ''Mn k3(.w) Rˁ'' <br /> ''Mit bleibenden Ka-Kräften, ein Re''<br />
|EIGENNAME3 = <hiero>N5:Y5-D32</hiero><br />
|EIGENNAME3-ERKLÄRUNG = Menkaure <br /> ''Mn k3(.w) Rˁ'' <br /> ''Mit bleibenden Ka-Kräften, ein Re''<br />
|THRONNAME = <br />
|THRONNAME-ERKLÄRUNG = <br />
|HORUSNAME = <hiero>D28-E1:X</hiero><br />
|HORUSNAME-ERKLÄRUNG = Ka-chet <br /> ''K3-ẖ.t'' <br /> ''Stier der Götterschaft''<br />
|HORUSNAME2 = <hiero>D28-D52:X</hiero><br />
|HORUSNAME2-ERKLÄRUNG = Ka-chet <br /> ''K3-ẖ.t'' <br /> ''Stier der Götterschaft''<br />
|NEBTINAME = <hiero>D28-E1</hiero><br />
|NEBTINAME-ERKLÄRUNG = Ka-nebti <br /> ''K3-nb.tj'' <br /> ''Stier der beiden Herrinnen''<br />
|GOLDNAME = <hiero>R8*G7:S12</hiero><br />
|GOLDNAME-ERKLÄRUNG = Bik-nebu-netjer <br /> ''Bjk-nbw-nṯr.j'' <br /> ''Göttlicher Goldfalke''<br />
|SAQQARA-KÖNIGSLISTE =<hiero>N5-HASH-HASH-D28:D28</hiero><br />
|SAQQARA-KÖNIGSLISTE-ERKLÄRUNG =…kaure<br /> ''…k3.w Rˁ'' <br /> (stark beschädigt)<br />
|ABYDOS-KÖNIGSLISTE = <hiero>N5:Y5:n-D28:Z2</hiero><br />
|ABYDOS-KÖNIGSLISTE-ERKLÄRUNG = Menkaure <br /> ''Mn k3.w Rˁ'' <br /> ''Mit bleibenden Ka-Kräften, ein Re''<br />
|ABYDOS-KÖNIGSLISTE-NR =24<br />
|TURIN-KÖNIGSLISTE = <small>Im Original ist der Name des Herrschers herausgebrochen, erhalten sind nur die Jahresangaben<ref>Alan H. Gardiner: ''The royal canon of Turin''. Bildtafel 2</ref></small><br />
|TURIN-KÖNIGSLISTE-OHNE-KARTUSCHE =ja<br />
|TURIN-KÖNIGSLISTE-ERKLÄRUNG = <br />
|TURIN-KÖNIGSLISTE-NR =III./14<br />
|GRIECHISCH =<br />[[Sextus Iulius Africanus|Africanus]]: Mencheres<ref group="A">Regierungsdauer 63 Jahre.</ref><br />[[Eusebius von Caesarea|Eusebius]]: fehlt<br />[[Eusebius von Caesarea|A.V.-Eusebius]]:fehlt<br /><br />Mycerínus<br /><br /><br />Moscheres<ref>Alan B. Lloyd: ''Herodotus, book II.'' S. 77ff.</ref><br />
|GRIECHISCH-ERWEITERT =<br />[[Manetho]]- Varianten<br /><br /><br />nach [[Herodot]]: <br /><br />nach [[Eratosthenes]]:<br />
}}<br />
<br />
'''Menkaure''' ([[Griechische Sprache|griechisch]] '''Mykerinos''') war der sechste König ([[Pharao]]) der [[Altes Ägypten|altägyptischen]] 4. Dynastie im [[Altes Reich (Ägypten)|Alten Reich]]. Er herrschte etwa von 2530 bis 2510 v. Chr.<ref>Jahreszahlen nach Schneider: ''Lexikon der Pharaonen''.</ref> Über seine Person und seine Regierungszeit existieren nur sehr wenige Zeugnisse. Bekannt ist er vor allem durch den Bau der [[Mykerinos-Pyramide|dritten Pyramide]] von [[Pyramiden von Gizeh|Gizeh]] und durch zahlreiche, zum Teil hervorragend erhaltene [[Statue]]n, die in ihrer Umgebung gefunden wurden.<br />
<br />
== Herkunft und Familie ==<br />
[[Datei:Abydos KL 04-05 n24.jpg|mini|links|140px|Kartuschenname des Mykerinos in der Abydos-Liste]]<br />
Mykerinos war wahrscheinlich ein Sohn von Pharao [[Chephren]] und der [[Chamerernebti I.]] Dies wird angenommen, da im Pyramidenbezirk des Mykerinos ein Messer gefunden wurde, das den Namen Chamerernebtis trägt.<ref>Reisner: ''Mycerinus.'' S. 18, 233, Taf. 19.</ref><br />
<br />
Die einzige bekannte Gemahlin des Mykerinos war [[Chamerernebti II.]] In ihrem Grab wird ihre Mutter gleichen Namens erwähnt, die den Titel einer Königsmutter trägt. Daraus zog [[George Andrew Reisner]] den heute allgemein akzeptierten Schluss, dass ihre Mutter ebenfalls Chamerernebti I. war. Mykerinos war demzufolge mit seiner Schwester verheiratet. Das einzige bekannte Kind aus dieser Ehe war Prinz [[Chuenre]], der nahe der Pyramide seines Vaters bestattet wurde und bei dem es sich laut Reisner um den früh verstorbenen Kronprinzen handelte.<ref name="Janosi-I">Peter Jánosi: ''Giza in der 4. Dynastie. Die Baugeschichte und Belegung einer Nekropole des Alten Reiches.'' Band I: ''Die Mastabas der Kernfriedhöfe und die Felsgräber''. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, S. 66, ISBN 3-7001-3244-1.</ref><br />
<br />
Völlig unklar ist die familiäre Verbindung zwischen Mykerinos und seinem Nachfolger [[Schepseskaf]]. Dieser ließ zwar den Totentempel des Mykerinos vollenden und dort ein [[Dekret]] anbringen, was Reisner zu dem Schluss führte, in ihm ebenfalls einen Sohn zu sehen. Allerdings ist die Vollendung des Tempels allein kein ausreichendes [[Indiz]], da jeder ägyptische König die ordnungsgemäße Bestattung seines Vorgängers gewährleisten musste, unabhängig von der verwandtschaftlichen Beziehung. Auch eine Abstammungsangabe (Filiationsangabe) lässt sich aus den Resten des stark zerstörten Dekrets nicht eindeutig herauslesen.<ref name="Janosi-I" /><br />
<br />
== Herrschaft ==<br />
Mykerinos folgte seinem Cousin [[Bicheris]], der nur für kurze Zeit regiert hatte, auf den [[Thron]]. In einer Inschrift ist der Regierungswechsel im [[Ägyptischer Kalender|ägyptischen Kalender]] belegt; zugleich der Beweis eines schon verwendeten 365-Tage-Kalenders.<ref>Siegfried Schott: ''Altägyptische Festdaten'', Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950, S.&nbsp;54.</ref> Die genaue Regierungsdauer des Mykerinos ist unbekannt. Der [[Königspapyrus Turin]], der im [[Neues Reich|Neuen Reich]] entstand und ein wichtiges Dokument zur [[Ägyptische Chronologie|ägyptischen Chronologie]] darstellt, ist an der entsprechenden Stelle beschädigt und es lässt sich nur noch die Angabe x + 8 Jahre ablesen, es könnten also 18 oder 28 Jahre gemeint gewesen sein. Der im 3. Jahrhundert v. Chr. lebende ägyptische Priester [[Manetho]] gibt ihm 63 Jahre, was aber viel zu hoch angesetzt sein dürfte.<br />
<br />
Das höchste zeitgenössisch belegte Datum ist ein „11. Mal der Zählung“ (gemeint ist eine landesweite Zählung des Viehs zum Zwecke der Steuererhebung), möglicherweise auch ein „Jahr nach dem 11. Mal der Zählung“. Problematisch hieran ist, dass diese Zählungen ursprünglich alle zwei Jahre stattfanden (d. h. auf ein „x-tes Jahr der Zählung“ folgte ein „Jahr nach dem x-ten Mal der Zählung“), später aber zum Teil auch jährlich stattfinden konnten (auf ein „x-tes Jahr der Zählung“ folgte das „y-te Jahr der Zählung“).<ref>siehe hierzu Verner: ''Archaeological Remarks''.</ref> Ob unter Mykerinos eine regelmäßige zweijährliche Zählung stattfand, lässt sich aus dem vorhandenen Quellenmaterial nicht herauslesen. Sollte es so gewesen sein, würden sich über 20 Regierungsjahre ergeben.<br />
<br />
Außer dem Bau seines Pyramidenkomplexes sind aus der Regierungszeit des Mykerinos keinerlei Ereignisse bekannt.<ref>Schneider: ''Lexikon der Pharaonen''. S. 164</ref> Der Name des Herrschers erscheint auf einem Objekt aus Byblos<ref>Maurice Dunand: ''Fouilles de Byblos I. 1926–1932''. Paris 1931, S. 169.</ref> und von dem Herrscher sind zahlreiche Siegelabrollungen aus [[Buhen]] bezeugt.<ref>[[Peter Kaplony]]: ''Die Rollsiegel des Alten Reiches. Katalog'' (= ''Monumenta Aegytiaca.'' Bd. 3). Brussels 1981, S. 116–127.</ref><br />
<br />
== Hofstaat ==<br />
Die einzigen hohen Beamten aus der Regierungszeit des Mykerinos, die namentlich bekannt sind, waren die [[Tjati]]u (eine Amtsbezeichnung, die häufig mit „Wesir“ übersetzt wird, einem Amt, das allerdings erst mehr als drei Jahrtausende später aufkam). Dieses Amt war während der [[4. Dynastie]] Mitgliedern der königlichen Familie vorbehalten. Unter Mykerinos wurde es von seinen Halbbrüdern [[Nikaure]], [[Iunmin]], [[Nebemachet]], [[Anchmare]] und [[Duaenre]] bekleidet.<br />
<br />
== Bautätigkeit ==<br />
=== Die Mykerinos-Pyramide ===<br />
[[Datei:Cairo, Gizeh, Pyramid of Menkaure, Egypt, Oct 2005.jpg|mini|links|Die Mykerinos-Pyramide mit ihren drei Königinnenpyramiden]]<br />
{{Hauptartikel|Mykerinos-Pyramide}}<br />
<br />
Mykerinos war der Erbauer der dritten und letzten der drei [[Pyramiden von Gizeh]]. Mit einem Basismaß von 102,2 × 104,6&nbsp;m und einer ursprünglichen Höhe von 65,55&nbsp;m ist sie deutlich kleiner als die [[Pyramide (Bauwerk)|Pyramiden]] von [[Cheops]] und Chephren. Als Baumaterial für das Kernmauerwerk diente [[Kalkstein]] aus der unmittelbaren Umgebung des Bauwerks, die Verkleidung bestand bis zu einer Höhe von 15&nbsp;m aus [[Rosengranit]] und in den restlichen Lagen aus [[Tura (Ägypten)|Tura]]-Kalkstein. Von der Nordseite aus führt ein Gang hinab zu einer unterirdisch gelegenen Vorkammer. In sie mündet noch ein weiterer Gang, der oberhalb des ersten verläuft und etwa auf Höhe der Pyramidenbasis blind im Mauerwerk endet. Offenbar handelt es sich hierbei um den ursprünglichen Zugangskorridor, der nach einer Änderung des Bauplans aufgegeben wurde. Unterhalb der Vorkammer liegt die eigentliche Grabkammer. Der dort aufgefundene Granit-[[Sarkophag]] maß 2,43 × 0,94 × 0,88 Meter.<ref>Anna Maria Donadoni Roveri: ''I sarcofagi egizi dalle origini alla fine dell'Antico Regno''. Rom 1969, S. 105 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/roveri_sarcofagi.pdf PDF; 46,5 MB])</ref> und war erstmals mit Vor- und Rücksprüngen im Palastfassadenstil gearbeitet. Er unterschied sich somit recht deutlich von den sehr schlicht gestalteten Sarkophagen seiner Vorgänger. 1838 sollte er nach Großbritannien überführt werden, kam dort aber nie an, da das Transportschiff in einem Sturm sank.<br />
<br />
=== Der Pyramidenkomplex ===<br />
[[Datei:Giza pyramid complex (map).svg|mini|Plan der Nekropole von Gizeh]]<br />
<br />
An der Ostseite der Pyramide steht der [[Totentempel]], der in seinem Grundriss dem des Cheops ähnelt. Über einen 600 Meter langen [[Aufweg]] ist er mit dem [[Taltempel]] verbunden. Die Tempelanlagen sollten ursprünglich in Stein errichtet werden, allerdings starb Mykerinos noch vor ihrer Fertigstellung. Erst sein Nachfolger [[Schepseskaf]] vollendete beide Tempel sowie den Aufweg, verwendete dafür aber die zeit- und kostensparende Ziegelbauweise. Das Gebiet unmittelbar vor dem Taltempel des Mykerinos konnte noch nicht vollständig ausgegraben werden, da sich über ihm ein islamischer Friedhof befindet.<br />
<br />
Die Pyramide besitzt drei Nebenpyramiden. Die östliche (G III-a) ist eine echte Pyramide und wird aufgrund ihrer Substruktur teilweise für die ursprüngliche [[Kultpyramide]] des Mykerinos gehalten, die als symbolisches Grab für sein [[Ka (ägyptische Mythologie)|Ka]] dienen sollte. Da in ihr jedoch ein Sarkophag gefunden wurde, scheint sie nachträglich zu einem Königinnengrab (wahrscheinlich für Chamerernebti II.) umfunktioniert worden zu sein. Bei den beiden anderen Bauwerken (G III-b und G III-c) handelt es sich um [[Stufenpyramide]]n, die von Anfang an als Königinnengräber konzipiert waren. In G III-b konnten sogar noch Knochenreste einer jungen Frau gefunden werden.<br />
<br />
Das ausgedehnte Gräberfeld in Gizeh scheint unter Mykerinos keine bedeutende Erweiterung erfahren zu haben. Erwähnenswert ist dort lediglich das Felsgrab seines Sohnes Chuenre, das in einem Steinbruch südöstlich der Mykerinos-Pyramide angelegt wurde. Auch Bootsgruben, wie sie bei den Grabanlagen von Cheops und Chephren gefunden wurden, konnten in der Umgebung der Mykerinos-Pyramide nicht ausfindig gemacht werden.<br />
<br />
''Siehe auch: [[Nekropole von Gizeh]]''<br />
<br />
== Statuen ==<br />
Fast alle bekannten Statuen des Mykerinos stammen aus Grabungen, die George Andrew Reisner ab 1908 in dessen Pyramidenkomplex durchführte. Die meisten Stücke wurden im Taltempel gefunden, unter ihnen auch die berühmten Mykerinos-[[Symbol-Triade|Triaden]]. Weitere Funde wurden im Totentempel gemacht. Die Fundstücke befinden sich heute im [[Museum of Fine Arts, Boston|Museum of Fine Arts]] in [[Boston]] und im [[Ägyptisches Museum (Kairo)|Ägyptischen Museum]] in [[Kairo]]. Lediglich drei Statuen wurden außerhalb Gizehs entdeckt.<br />
<br />
=== Die Mykerinos-Triaden ===<br />
{| class="wikitable" width="100%"<br />
|-<br />
| align="center" width="25%"|[[Datei:Menkaura.jpg|x200px]]<br />
| align="center" width="25%"|[[Datei:Pharaoh Menhaure triad statue, Caire-Musée.jpg|x200px]]<br />
| align="center" width="25%"|[[Datei:Kairo Museum Mykerinos-Triade 02.jpg|x200px]]<br />
| align="center" width="25%"|[[Datei:Menkaura-FragmentaryTriad MuseumOfFineArtsBoston.png|x200px]]<br />
| align="center" width="25%"|[[Datei:TriadStatueDepictingHareNomeGoddessHathorAndMekaura MuseumOfFineArtsBoston.png|x200px]]<br />
|-<br />
| <small>Triade mit 7. oberägyptischem [[Gau (Ägypten)|Gau]] (Diospolis Parva); Ägyptisches Museum Kairo, Inv.-Nr. JE 46499</small><br />
| <small>Triade mit 17. oberägyptischem Gau (Schakalgau); Ägyptisches Museum Kairo, Inv.-Nr. JE 40679</small><br />
| <small>Triade mit 4. oberägyptischem Gau (Thebanischer Gau); Ägyptisches Museum Kairo, Inv.-Nr. JE 40678</small><br />
| <small>fragmentierte Triade mit Gau; Museum of Fine Arts, Boston, Inventar-Nr. 11.3147 (Kopf in Brüssel)</small><br />
| <small>Triade mit 15. oberägyptischem Gau (Hasengau); Museum of Fine Arts, Boston, Inv.-Nr. 09.200</small><br />
|}<br />
<br />
Reisner entdeckte insgesamt vier hervorragend erhaltene Triaden, eine weitere wies größere Beschädigungen auf, mehrere weitere waren nur noch in [[Scherbe|Fragmenten]] erhalten. Alle Triaden bestehen aus [[Grauwacke]] und zeigen den König zusammen mit der Göttin [[Hathor]], die dort als „Herrin der [[Maulbeer-Feige|Sykomore]]“ bezeichnet wird, und einem personifizierten [[Gau (Ägypten)|ägyptischen Gau]]. Der König ist, soweit noch erkennbar, auf allen Triaden im gleichen [[Ornat]] dargestellt. Er trägt die weiße Krone Oberägyptens, den zeremoniellen Kinnbart und einen [[Plissee (Stoff)|plissierten]] Schurz.<br />
<br />
Die erste der gut erhaltenen Triaden (Kairo JE 46499)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 109–110 (Nr. 12); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 28 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); {{Internetquelle |url=http://www.griffith.ox.ac.uk/topbib/pdf/pm3-2.pdf |titel=Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis |abruf=2019-08-31}}</ref> ist 93&nbsp;cm hoch. Sie zeigt Mykerinos in der Mitte stehend, das linke Bein nach vorn setzend. Zu seiner Rechten steht Hathor, zu erkennen an ihrem über dem Kopf befindlichen Attribut der Sonnenscheibe zwischen zwei Kuhhörnern. Zur Linken des Königs steht der durch eine Frau personifizierte 7. oberägyptische Gau (Diospolis Parva), erkennbar an der Gaustandarte mit dem Zeichen der Göttin [[Bat (ägyptische Mythologie)|Bat]]. Praktisch identisch aufgebaut ist eine zweite Triade (Kairo JE 40679)<ref>Reisner. ''Mycerinus''. S. 109 (Nr. 11); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 28 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); {{Internetquelle |url=http://www.griffith.ox.ac.uk/topbib/pdf/pm3-2.pdf |titel=Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis |abruf=2019-08-31}}}</ref>. Mit einer Höhe von 92,5&nbsp;cm ist sie annähernd gleich groß. Hier steht zur Linken des Königs der 17. oberägyptische Gau (Schakalgau). Eine dritte Gruppe (Kairo JE 40678)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 109 (Nr. 10); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 28 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); {{Internetquelle |url=http://www.griffith.ox.ac.uk/topbib/pdf/pm3-2.pdf |titel=Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis |abruf=2019-08-31}}</ref> ist mit 95,5&nbsp;cm nur unwesentlich höher. Auch hier sind die Personen in gleicher Weise angeordnet, der abgebildete vierte oberägyptische Gau (Thebanischer Gau) ist allerdings deutlich kleiner dargestellt als die beiden zuvor genannten Gau-Personifizierungen.<br />
<br />
Bei zwei weiteren Exemplaren gibt es größere Unterschiede. Das erste ist beschädigt (11.3147)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 110 (Nr. 13); Bertha Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 28–29 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); [http://www.mfa.org/collections/object/fragmentary-triad-of-menkaura-hathor-and-nome-god-140084 Boston Museum of Fine Arts]</ref> und befindet sich in [[Boston]]. Das erhaltene Stück misst noch 80&nbsp;cm; zu ihm gehört ein Königskopf von 30&nbsp;cm Höhe, der sich in Brüssel befindet.<ref>Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 28–29 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); {{Internetquelle |url=http://www.griffith.ox.ac.uk/topbib/pdf/pm3-2.pdf |titel=Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis |abruf=2019-08-31}}</ref> Es zeigt den König in der Mitte stehend, rechts von ihm eine weibliche Figur, wahrscheinlich Hathor, und links von ihm wohl wieder einen personifizierten Gau, der hier allerdings männlich dargestellt ist. Das zweite Bostoner Stück (09.200)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 109 (Nr. 9); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 27 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); [http://www.mfa.org/collections/object/king-menkaura-the-goddess-hathor-and-the-deified-hare-nome-138424 Boston Museum of Fine Arts]</ref> stellt eine völlig andere Figurenkomposition dar: Hier sitzt Hathor in der Mitte auf einem Thron, Mykerinos steht zu ihrer Linken, und die weibliche Personifizierung des 15. oberägyptischen Gaus (Hasengau) befindet sich dieses Mal zu ihrer Rechten. Ein ebenfalls in Boston befindliches Fragment (12.1514)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 110 (Nr. 14); [http://www.mfa.org/collections/object/fragment-of-triad-of-menkaura-140441 Boston Museum of Fine Arts]</ref> könnte ursprünglich ähnlich wie das zuletzt genannte aufgebaut gewesen sein.<br />
<br />
Neben diesen Stücken existieren noch weitere, kleinere Fragmente aus Grauwacke sowie solche aus [[Alabaster]]. Letztere lassen sich aber nur mit großer Unsicherheit zu Triaden rekonstruieren. Reisner vermutete, dass Grauwacke für die Triaden der oberägyptischen Gaue verwendet wurde, während Alabaster für die unterägyptischen vorgesehen war.<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 110 (Nr. 15–16).</ref><br />
<br />
=== Weitere Statuen aus Gizeh ===<br />
{| class="wikitable" width="100%"<br />
|-<br />
| align="center" width="33%"|[[Datei:Menkaure and Chamerernebti II.jpg|x200px]]<br />
| align="center" width="33%"|[[Datei:Menkaura-FragmentarySeatedStatue MuseumOfFineArtsBoston.png|x200px]]<br />
| align="center" width="33%"|[[Datei:Menkaura-FragmentaryStatueHead MuseumOfFineArtsBoston.png|x200px]]<br />
|-<br />
| <small>Mykerinos und Chamerernebti II.; Museum of Fine Arts, Boston</small><br />
| <small>fragmentierte Sitzstatue; Museum of Fine Arts, Boston, Inv.-Nr. 09.202</small><br />
| <small>Kopf des Mykerinos oder des Schepseskaf; Museum of Fine Arts, Boston, Inv.-Nr. 09.203</small><br />
|}<br />
<br />
Neben den Triaden wurden im Taltempel noch zahlreiche weitere Statuen gefunden. Eine der bekanntesten ist eine hervorragend erhaltene Doppelstatue (Boston 11.1738)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 110 (Nr. 17); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 29 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); [http://www.mfa.org/collections/object/king-menkaura-mycerinus-and-queen-230 Boston Museum of Fine Arts]</ref>. Sie zeigt den König stehend mit dem [[Nemes-Kopftuch]], dem Kinnbart und einem Schurz. Zu seiner Linken steht eine Königin, wahrscheinlich Chamerernebti II. Sie legt Mykerinos ihren rechten Arm um die Schultern und fasst ihn mit der linken Hand am linken Oberarm. Die Statue ist aus Grauwacke und misst 139×57×54&nbsp;cm.<br />
<br />
Darüber hinaus fand Reisner im Taltempel zwei unvollständig erhaltene Sitzstatuen aus Alabaster (Boston 09.202<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 111 (Nr. 19); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 29–30 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); [http://www.mfa.org/collections/object/lower-part-of-seated-statue-of-king-menkaura-mycerinus-138426 Boston Museum of Fine Arts]</ref> und Kairo JE 40703<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 110 (Nr. 18); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 29 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB])</ref>), zwei unvollendete Sitzstatuen<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 110 (Nr. 20–21).</ref>, einen Statuenkopf aus Alabaster (Kairo JE 40704)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 111 (Nr. 22); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 30 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB])</ref>, der den König mit Nemes-Kopftuch zeigt, einen weiteren Statuenkopf aus Alabaster (Boston 09.203)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 112 (Nr. 23); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 30 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); [http://www.mfa.org/collections/object/head-of-king-menkaura-mycerinus-138427 Boston Museum of Fine Arts]</ref>, der teilweise auch für ein Bildnis des Schepseskaf gehalten wird, ein Gesichtsfragment (Boston 11.717)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 112 (Nr. 24); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 30 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); {{Internetquelle |url=http://www.griffith.ox.ac.uk/topbib/pdf/pm3-2.pdf |titel=Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis |abruf=2019-08-31}}</ref>, zwei kopflose Statuetten, die den König stehend zeigen, davon eine aus [[Elfenbein]] (Boston 11.280a-b)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 114 (Nr. 48); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 30 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); [http://www.mfa.org/collections/object/statuette-of-king-menkaura-mycerinus-137972 Boston Museum of Fine Arts]</ref> und eine aus [[Porphyr]] (Boston 11.739a-c)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 113 (Nr. 40); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 30 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); [http://www.mfa.org/collections/object/striding-statuette-of-menkaura-136727 Boston Museum of Fine Arts]</ref>, sowie 14 unvollendete Statuetten des sitzenden Königs, die sich teils in Kairo, teils in Boston und New York befinden.<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 112–113; Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 30–31 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); <!-- [http://mfa.org/collections/search_art.asp?coll_keywords=&coll_accession=&coll_name=Menkaure&coll_artist=&coll_place=&coll_medium=&coll_culture=&coll_classification=Sculpture&coll_credit=&coll_provenance=&coll_location=&coll_has_images=&coll_on_view=&coll_sort=2&coll_sort_order=0&coll_view=0&coll_package=0&coll_start=31 Boston Museum of Fine Arts (S. 4–5)]--></ref><br />
<br />
{| class="wikitable" width="100%"<br />
|-<br />
| align="center" width="50%"|[[Datei:StagesInCarvingAStatue-AllDepictingPharaohMenkaura.png|x200px]]<br />
| align="center" width="25%"|[[Datei:MfA Boston - Colossal statue of Menkaura.jpg|x200px]]<br />
| align="center" width="25%"|[[Datei:Menkaura-FragmentaryStatueTorso MuseumOfFineArtsBoston.png|x200px]]<br />
|-<br />
| <small>unvollendete Statuetten; Museum of Fine Arts, Boston</small><br />
| <small>überlebensgroße Sitzstatue; Museum of Fine Arts, Boston, Inv.-Nr. 09.204</small><br />
| <small>Torso einer Statue; Museum of Fine Arts, Boston, Inv.-Nr. 11.3146</small><br />
|}<br />
<br />
Den reichhaltigen Funden aus dem Taltempel stehen nur wenige Stücke aus dem Totentempel gegenüber. Neben einigen kleineren Fragmenten aus Alabaster, Grauwacke und möglicherweise Kupfer fand Reisner nur zwei Statuen. Eine davon ist allerdings eine überlebensgroße Sitzstatue des Herrschers (Boston 09.204).<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 108 (Nr. 1); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 32–33 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); [http://www.mfa.org/collections/object/colossal-statue-of-king-menkaura-mycerinus-138532 Boston Museum of Fine Arts]</ref> Sie besteht aus Alabaster und ist 235&nbsp;cm hoch. Die Statue wurde in mehreren Bruchstücken aufgefunden und ist in restauriertem Zustand ausgestellt. Die zweite Statue (Boston 11.3146)<ref>Reisner: ''Mycerinus''. S. 108 (Nr. 2); Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: ''Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis''. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 33 ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/porter-moss_III_giza.pdf PDF 30,5 MB]); [http://www.mfa.org/collections/object/torso-of-king-menkaura-140083 Boston Museum of Fine Arts]</ref> besteht ebenfalls aus Alabaster, ist nur etwa zwei Drittel lebensgroß und nur sehr unvollständig erhalten. Lediglich der [[Torso]] ist in einem guten Zustand. Bei weiteren Funden königlicher Statuen, die auf dem Westfriedhof der [[Cheops-Pyramide]] gemacht wurden, ist unklar, ob es sich um Mykerinos oder um Chephren handelt.<!-- <ref>[http://mfa.org/collections/search_art.asp?coll_keywords=&coll_accession=&coll_name=Menkaure&coll_artist=&coll_place=&coll_medium=&coll_culture=&coll_classification=Sculpture&coll_credit=&coll_provenance=&coll_location=&coll_has_images=&coll_on_view=&coll_sort=2&coll_sort_order=0&coll_view=0&coll_package=0&coll_start=1 Boston Museum of Fine Arts (S. 1–3)]</ref>--><br />
<br />
=== Statuen außerhalb Gizehs ===<br />
Auch in anderen Teilen Ägyptens wurden zwei Statuen des Mykerinos gefunden. Die erste stammt aus der Umgebung des [[Tempel des Ptah (Memphis)|Ptah-Tempels]] in [[Memphis (Ägypten)|Memphis]]. Sie hat eine Höhe von 55&nbsp;cm und besteht aus hellgrauem Diorit mit schwarzen Sprenkeln. Der König ist auf einem Thron sitzend dargestellt und trägt das Nemes-Kopftuch. Diese Statue befindet sich heute im Ägyptischen Museum in Kairo (Kairo CG 42).<ref>Ludwig Borchardt: ''Catalogue Général des Antiquités Égyptiennes du Musée de Caire. Statuen und Statuetten von Königen und Privatleuten. Teil 1''. Berlin 1911, S. 39</ref> Die zweite Statue wurde 2004 im Besitz eines Antikenhändlers in [[Luxor]] ausfindig gemacht. Ihr ursprünglicher Herkunftsort ist unbekannt. Die aus Diorit gefertigte Statue ist 66&nbsp;cm hoch, 19,5&nbsp;cm breit und 25&nbsp;cm tief. Mykerinos ist sitzend auf einem lehnenlosen Thron dargestellt. Er trägt einen Schurz und das Nemes-Kopftuch.<ref>Zahi Hawass: ''A Statue of Menkaure Found in Luxor''. In: Eva-Maria Engel, Vera Müller und Ulrich Hartung (Hrsg.): ''Zeichen aus dem Sand. Streiflichter aus Ägyptens Geschichte zu Ehren von Günter Dreyer''. Menes, Bd. 5, Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2008, S. 211–218. ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/hawass_fs_dreyer_211-218.pdf PDF; 5,5 MB])</ref><br />
<br />
2013 wurden im [[israel]]ischen [[Hazor]] die Reste einer aus [[Granit]] gefertigten [[Sphinx (ägyptisch)|Sphinx]] entdeckt, die den Eigennamen des Mykerinos trägt. Es handelt sich um die bislang einzige bekannte Statue, die diesen König in Gestalt einer Sphinx zeigt und um die einzige Statue des Mykerinos, die außerhalb Ägyptens gefunden wurde. Da aus der 4. Dynastie keine intensiven Beziehungen zwischen Ägypten und Hazor bekannt sind, vermuten die Ausgräber, dass die Statue erst während des [[Neues Reich|Neuen Reiches]] als Geschenk nach Hazor kam und dort später bei kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört wurde. Der erhaltene Rest wurde in einer Abfallgrube gefunden. Es handelt sich um ein 30 × 40&nbsp;cm großes Bruchstück einer Standplatte, auf dem die Vorderpranken der Sphinx und ein zwischen ihnen befindlicher Schriftzug erhalten sind. Das Gesamtgewicht der ursprünglichen Statue wird auf etwa 500&nbsp;kg geschätzt. Es handelt sich damit um die größte Sphinx, die außerhalb Ägyptens entdeckt wurde.<ref>''[http://www.faz.net/aktuell/archaeologischer-fund-wie-kam-die-sphinx-nach-galilaea-12283092.html Archäologischer Fund. Wie kam die Sphinx nach Galiläa?]'' In: [[faz.net]], 15. Juli 2013. Abgerufen am 15. Juli 2013.</ref><br />
<br />
== Mykerinos im Gedächtnis des Alten Ägypten ==<br />
<div style="float: right;"><gallery widths="138" heights="200"><br />
Datei:Menkaura-AnthropoidCoffinFragment-Drawing1840.png|Reste eines menschengestaltigen Holzsarges mit dem Namen des Mykerinos; Spätzeit<br />
</gallery></div><br />
<br />
=== Altes Reich ===<br />
Für Mykerinos lässt sich ein Totenkult nachweisen, der bis zum Ende der [[6. Dynastie]] andauerte. Aus diesem Zeitraum sind 21 Totenpriester und mit dem Totenkult in Zusammenhang stehende Beamte belegt.<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 213–214</ref> Diese Anzahl ist zwar geringer als bei Cheops und Chephren mit 73<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 152–156</ref> bzw. 32<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 200–202</ref> Totenpriestern und Beamten, ist aber immer noch die dritthöchste der 4. Dynastie. Die wirtschaftliche Bedeutung des Totenkultes hatte unter Mykerinos allerdings stark nachgelassen. Für die Versorgung mit Opfergaben wurden üblicherweise zahlreiche landwirtschaftliche Güter ([[Staatsdomäne|Domänen]]) angelegt. So sind für Cheops 60<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 156–158</ref> und für Chephren 51<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 202–204</ref> Domänen bezeugt, für Mykerinos hingegen lediglich zwei.<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 215</ref><br />
<br />
Im Totentempel des Mykerinos wurden Dekrete der Könige [[Merenre]] und [[Pepi II.]] gefunden, in denen der Priesterschaft gewisse [[Privileg]]ien zugestanden wurden. Der Name des Mykerinos ist hier stets mit dem [[Determinativ]] der sitzenden Königsstatue geschrieben, was darauf schließen lässt, dass der Kult zu dieser Zeit nicht mehr dem verstorbenen König, sondern lediglich dessen Statuen galt. Aus dem Dekret Pepis II. geht außerdem hervor, dass zu dieser Zeit Restaurierungsarbeiten am Totentempel vorgenommen wurden.<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 216–217</ref><br />
<br />
=== Mittleres und Neues Reich ===<br />
In der [[13. Dynastie]] hielt Mykerinos Einzug in die religiösen [[Sargtexte]] und im Neuen Reich dann auch in das aus ihnen entstandene [[Ägyptisches Totenbuch|Totenbuch]]. Die Totenbuch-Sprüche 30 B, 64 und 148 enthalten in mehreren Handschriften eine Nachschrift, in der auf die angebliche Geschichte dieser Sprüche eingegangen wird. Sie werden als ein Werk des Gottes [[Thot]] angesehen und sollen unter der Herrschaft des Mykerinos durch den Prinzen [[Hordjedef]] gefunden worden sein.<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 217–221</ref><br />
<br />
=== Spätzeit ===<br />
Der Totentempel der zum Cheops-Komplex gehörenden Königinnenpyramide G-I-c diente wahrscheinlich schon während der [[18. Dynastie]] als Heiligtum der [[Isis]]. In der [[21. Dynastie]], während der Regierungszeit der Pharaonen [[Psusennes I.]] und [[Amenemope (König)|Amenemope]], wurde dieser Tempel stark ausgebaut. Im Zuge des Isiskultes wurde auch wieder eine Priesterschaft für Cheops etabliert. Neben Cheops wurden auch vereinzelt andere Könige verehrt. Für Mykerinos sind aus der [[26. Dynastie]] zwei Priester bezeugt, die ebenfalls Priester des Cheops bzw. von dessen Pyramide waren. Durch zwei Siegelabdrucke ist aber auch ein aus der [[27. Dynastie]] stammender Priester namens Henat bezeugt, der lediglich den Titel ''Priester des Mykerinos'' trug. Mykerinos genoss also offenbar in der Spätzeit auch einen eigenständigen Kult.<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 168, 222–223</ref><br />
<br />
In die [[26. Dynastie]] oder in spätere Zeit datiert ein hölzerner, menschengestaltiger Sarg, der in der vorderen Grabkammer der Mykerinos-Pyramide gefunden wurde und der wohl für eine Erneuerung der königlichen Bestattung vorgesehen war. Zusammen mit dem Sarg wurden auch Teile eines menschlichen Skeletts gefunden, das allerdings aus frühchristlicher Zeit stammt.<ref>Wildung: ''Rolle ägyptischer Könige''. S. 168, 223–224; Renate Germer: ''Überreste von Königsmumien aus Pyramiden des Alten Reiches – Gibt es sie wirklich?'' In: Sokar 7, 2003, S. 39</ref><br />
<br />
== Griechische Überlieferungen ==<br />
Der griechische Geschichtsschreiber [[Herodot]] (490/480 bis um 425 v. Chr.) überliefert nur einige [[anekdote]]nhafte Erzählungen über die drei in Gizeh bestatteten Könige. Cheops und Chephren werden von ihm als grausame [[Tyrannei|Tyrannen]] beschrieben, die alle Tempel des Landes schlossen und das Volk zwangen, ihre Pyramiden zu errichten. Mykerinos hingegen wird von ihm als gütiger und mildtätiger Herrscher beschrieben, der die Tempel wieder für das Volk öffnete. Trotz seiner gerechten Herrschaft soll ihm laut Herodot viel Unglück widerfahren sein. Zuerst sei seine geliebte Tochter gestorben, die er daraufhin in [[Sais]] in einem kuhförmigen Sarg beisetzen ließ. Der zweite Schicksalsschlag war ein [[Orakel]], welches ihm [[Prophezeiung|prophezeite]], dass er nur noch sechs Jahre zu leben habe. Mykerinos, der es als ungerecht empfand, dass sein Leben so viel kürzer sein sollte als das seiner beiden tyrannischen Vorgänger, bekam hierfür die Erklärung, für Ägypten sei eine 150-jährige Zeit der Unterdrückung vorgesehen gewesen, was Cheops und Chephren erkannt hätten, Mykerinos jedoch nicht.<ref>[[Herodot]]: ''[[Historien des Herodot|Historien]]''. II, 129–134</ref> Bei [[Diodor]] von Sizilien (1. Jh. v. Chr.) findet sich eine kürzere Beschreibung von Mykerinos, die mit den Angaben bei Herodot inhaltlich aber praktisch identisch ist.<ref>[[Diodor]]: ''Bibliotheca Historica''. I, 64 ([http://www.nubien.de/diodor6.shtml Onlineversion])</ref><br />
<br />
Der [[Geographie|Geograf]] [[Strabon]] (um 63 v. Chr. bis nach 23 n. Chr.) schließlich erwähnt Mykerinos nicht, berichtet allerdings von einer Legende, die sich um dessen Pyramide rankte. Darin heißt es, sie sei das Grabmal einer Frau namens [[Rhodopis (Hetäre)|Rhodopsis]]. Als diese einmal badete, sei ein Adler gekommen, habe einen ihrer Schuhe mit sich genommen und ihn einem nicht namentlich genannten König in den Schoß geworfen, der gerade in [[Memphis (Ägypten)|Memphis]] Recht sprach. Der König ließ daraufhin nach der Besitzerin des Schuhs suchen und fand sie in [[Naukratis]]. Er machte sie zu seiner Gemahlin und ließ ihr schließlich die besagte Pyramide errichten.<ref>[[Strabon|Strabo]]: ''Geographika.'' 17. Buch, I, 33 ({{Webarchiv | url=http://www.chufu.de/Strabon/31-35.htm | wayback=20050904060128 | text=Onlineversion}})</ref><br />
<br />
== Moderne Rezeption ==<br />
Der englische Dichter [[Matthew Arnold]] verfasste 1849 ein Gedicht mit dem Titel ''Mycerinus''<ref>[http://rpo.library.utoronto.ca/poems/mycerinus Onlineversion]</ref>, in dem er Herodots Überlieferung des angeblichen Orakelspruches thematisierte. Der französische Schriftsteller und Archäologe [[Guy Rachet]] veröffentlichte in den Jahren 1997 und 1998 fünf Romane über die Pyramidenbauer der 4. Dynastie. Der letzte Band ''Die göttliche Pyramide'' beschäftigt sich mit Mykerinos.<br />
<br />
Nach Mykerinos sind zwei [[Asteroidengürtel|Hauptgürtel]]-[[Asteroid]]en benannt: [[(4413) Mycerinos]] und [[(4568) Menkaure]].<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
'''Allgemeines'''<br />
* [[Peter A. Clayton]]: ''Die Pharaonen''. Bechtermünz, Augsburg 1994, ISBN 3-8289-0661-3, S. 31, 45, 49, 55f., 58, 59, 60f.<br />
* Martin von Falck, Susanne Martinssen-von Falck: ''Die großen Pharaonen. Von der Frühzeit bis zum Mittleren Reich.'' Marix, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-7374-0976-6, S. 116–122.<br />
* Jean-Jacques Fiechter: ''Mykérinos le dieu englouti''. Maisonneuve & Larose, Paris 2001, ISBN 2-7068-1488-8. ([http://books.google.de/books?id=ohWU-ck97OUC&printsec=frontcover&dq=Myk%C3%A9rinos:+le+dieu+englouti+%09+Myk%C3%A9rinos:+le+dieu+englouti&as_brr=3&sig=ACfU3U07VGV-gIMv6evAbilwvlrQa9uC5w#PPP1,M1 Onlineversion])<br />
* [[Thomas Schneider (Ägyptologe)|Thomas Schneider]]: ''Lexikon der Pharaonen''. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3, S. 163–164.<br />
<br />
'''Zum Namen'''<br />
* [[Jürgen von Beckerath]]: ''Handbuch der ägyptischen Königsnamen''. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 1984, ISBN 3-422-00832-2, S. 52, 179–180.<br />
* [[Peter Kaplony]]: ''Die Rollsiegel des Alten Reiches.'' Band III, Fondation Egyptologique, Brüssel 1981, Tafel 34, 35.<br />
<br />
'''Zur Pyramide'''<br />
* [[Zahi Hawass]]: ''Die Schätze der Pyramiden''. Weltbild, Augsburg 2003, ISBN 3-8289-0809-8, S. 134–137.<br />
* Mark Lehner: ''Geheimnis der Pyramiden''. Econ, Berlin 1997, ISBN 3-572-01261-9, S. 134–137.<br />
* George Andrew Reisner: ''Mycerinus. The Temples of the Third Pyramid at Giza''. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 1931, ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/reisner_gn_books/mycerinus/reisner_mycerinus.pdf PDF; 176 MB]).<br />
* [[Rainer Stadelmann]]: ''Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder'' (= ''[[Kulturgeschichte der Antiken Welt]].'' Band 30). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, von Zabern, Mainz 1991, ISBN 3-8053-1142-7, S. 140–152 u. Tff. 54–59a.<br />
* Rainer Stadelmann: ''Die großen Pyramiden von Giza.'' Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1990, ISBN 3-201-01480-X, S. 192–204 u. Abb. 125–134, 143–153.<br />
* [[Miroslav Verner]]: ''Die Pyramiden'' (= ''rororo-Sachbuch.'' Band 60890). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 3-499-60890-1, S. 272–285.<br />
<br />
''Für weitere Literatur zur Pyramide siehe unter [[Mykerinos-Pyramide#Literatur|Mykerinos-Pyramide]]''.<br />
<br />
'''Detailfragen'''<br />
* Jürgen von Beckerath: ''Chronologie des pharaonischen Ägypten''. von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2310-7, S. 26, 28, 33–34, 39, 155–159, 175, 179, 188.<br />
* [[Aidan Dodson]], Dyan Hilton: ''The Complete Royal Families of Ancient Egypt.'' Thames & Hudson, London 2004, ISBN 0-500-05128-3, S.&nbsp;52–61 ([https://ia801905.us.archive.org/21/items/AidanDodsonTheCompleteRoyalFamiliesOfAncientEgypt_20161217/Aidan%20Dodson%20-%20The%20Complete%20Royal%20Families%20of%20Ancient%20Egypt.pdf PDF-Datei; 67,9 MB]); abgerufen über ''[[Internet Archive]]''.<br />
* Peter Lacovara, Nicholas Reeves: ''The colossal statue of Mycerinus reconsidered.'' In: ''Revue d’Egyptologie.'' Nr. 38, 1987, S. 111–115.<br />
* Miroslav Verner: ''Archaeological Remarks on the 4th and 5th Dynasty Chronology''. In: ''Archiv Orientální.'' Band 69, Prag 2001, S. 363–418, ([http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/verner_archiv_or_69.pdf PDF; 31 MB]).<br />
* [[Dietrich Wildung]]: ''Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. Teil I. Posthume Quellen über die Könige der ersten vier Dynastien.'' In: ''Münchener Ägyptologische Studien.'' Band 17, Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 1969, S. 213–224.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Menkaura|Mykerinos}}<br />
* [http://www.digitalegypt.ucl.ac.uk/chronology/kingmykerinos.html Mykerinos auf Digital Egypt] (englisch)<br />
* [http://www.ancient-egypt.org/history/old-kingdom/4th-dynasty/shepseskaf/index.html The Ancient Egypt Site] (englisch)<br />
* [http://guardians.net/hawass/menkaure.htm Zahi Hawass: Menkaure] (englisch)<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references group="A" /><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
<br /><br />
{{Folgenleiste<br />
|VORGÄNGER=[[Bicheris]]<br />
|NACHFOLGER=[[Schepseskaf]]<br />
|AMT=[[Liste der Pharaonen|Pharao von Ägypten]]<br />
|ZEIT=[[Altes Reich (Ägypten)|4. Dynastie]]<br />
}}<br />
<br />
{{Exzellent|22. November 2008|53273245}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=12315815X|LCCN=n/99/14132|VIAF=16553808}}<br />
<br />
[[Kategorie:Altägyptischer König (Altes Reich)]]<br />
[[Kategorie:26. Jahrhundert v. Chr.]]<br />
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]]<br />
[[Kategorie:Geboren im 26. Jahrhundert v. Chr.]]<br />
[[Kategorie:Gestorben im 26. Jahrhundert v. Chr.]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:4. Dynastie (Ägypten)]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Mykerinos<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Menkaure<br />
|KURZBESCHREIBUNG=altägyptischer König der 4. Dynastie<br />
|GEBURTSDATUM=vor 2539 v. Chr.<br />
|GEBURTSORT=<br />
|STERBEDATUM=um 2511 v. Chr.<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bayern-Rundfahrt&diff=210804100Bayern-Rundfahrt2021-04-11T01:14:51Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:Bayern Rundfahrt Logo.svg|mini|Logo der Bayern-Rundfahrt]]<br />
[[Datei:Bayern-Rundfahrt-2004.JPG|mini|Start der Bayern-Rundfahrt 2004 in München]]<br />
[[Bild:Bayernrundfahrt 2011 Moosburg.png|miniatur|Ankunft des Feldes 2011 in Moosburg]]<br />
Die '''Bayern-Rundfahrt''' war ein jährlich in [[Bayern]] ausgetragenes [[Radsport]]-[[Etappenrennen]] der höchsten Kategorie ([[Straßenradsport#UCI-Kategorie|HC]]) der [[UCI Europe Tour]]. Nach dem zwischenzeitlichen Ende der [[Deutschland Tour]] war die Bayern-Rundfahrt das ranghöchste deutsche Etappenrennen. Der Rückzug des Hauptsponsors führte zu einer Absage der Rundfahrt für die Jahre 2016 und 2017.<ref name="absage-2017">{{Internetquelle|url=http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_101214.htm|hrsg=radsport-news.com|titel=Offiziell bestätigt: Auch 2017 keine Bayern-Rundfahrt|datum=2016-10-17|zugriff=2018-02-16}}</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
Die Rundfahrt wurde erstmals 1980 vom ''RV Weiß-Blau München'' als Internationale Südbayern-Rundfahrt für Senioren ab 35 Jahren ausgetragen. 1982 wurde der Verein ''RSV Internationale Bayern-Rundfahrt'' gegründet und der Radius des Rennens auf ganz Bayern ausgedehnt. Nachdem die [[Union Cycliste Internationale|UCI]] das Mindestalter für Seniorenfahrer auf 41 Jahre erhöhte, wurde das Konzept geändert. Seit 1989 wurde das Rennen als offenes Radrennen für Profimannschaften und Amateure veranstaltet.<br />
<br />
Erster Gesamtsieger wurde 1989 [[Kai Hundertmarck]]. 1991 war mit der amerikanischen Mannschaft [[Motorola (Radsportteam)|Motorola]] zum ersten Mal eine echte Top-Mannschaft am Start. 1997 waren neben dem [[Team Telekom]] weitere fünf Profimannschaften am Start. 1999 machte der Radsport-Weltverband UCI aus der Bayern-Rundfahrt die am höchsten eingestufte Länderrundfahrt Deutschlands. Der Zuspruch der Zuschauer nahm ebenfalls immer mehr zu, Zehntausende säumten die Straßen. 2003 nahmen insgesamt 18 Mannschaften an der Bayern-Rundfahrt teil, darunter Team Telekom, [[Team Gerolsteiner]], [[Crédit Agricole (Radsportteam)|Crédit Agricole]], [[Saeco (Radsportteam)|Saeco]] und [[Jean Delatour]].<br />
<br />
2004 feierte die Bayern-Rundfahrt ihr 25-jähriges Jubiläum: [[Jens Voigt]] errang als erster Fahrer den dritten Gesamtsieg, [[Erik Zabel]] kam auf 15 Etappensiege. Mehr als 1 Million Zuschauer waren an der Strecke.<br />
<br />
2005 stufte der Weltradsportverband UCI das Rennen in die ''Hors Categorie (HC)'' ein. Die Bayern-Rundfahrt gehörte damit zu den wichtigsten Rennen im Rahmen der Europa-Serie. Mit dem vorläufigen Ende der [[Deutschland Tour]] (am 17. Oktober 2008 gaben die Veranstalter bekannt, dass 2009 keine Deutschland-Tour ausgetragen wird.<ref name="SPON-584635">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/sport/sonst/radsport-deutschland-tour-2009-abgesagt-a-584635.html |titel=Radsport: Deutschland-Tour 2009 abgesagt |autor= |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2008-10-16 |zugriff=2015-12-21}}</ref>) war die Bayern-Rundfahrt damit das ranghöchste deutsche [[Radsport]]-[[Etappenrennen]].<br />
<br />
Wegen einer Finanzierungslücke von rund 300.000 Euro sagte die Organisation im Dezember 2015 das Rennen für 2016 ab. Für 2017 war eine Neuauflage angestrebt,<ref>{{Internetquelle|url=http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_96490.htm |titel=37. Auflage der Bayern-Rundfahrt abgesagt |autor= |werk=radsport-news.com |datum=2015-04-23 |zugriff=2015-12-21}}</ref> zu dieser kam es aber aufgrund eines fehlenden Hauptsponsors nicht.<ref name="absage-2017" /><br />
<br />
== Wertungen ==<br />
<br />
Bei der Bayern-Rundfahrt gab es, wie bei anderen Rundfahrten, verschiedene Wertungen. Der jeweilige Führende in einer Wertung trug ein Trikot in einer bestimmten Farbe. Die einzelnen Wertungen wurden von unterschiedlichen Firmen gesponsert. Der jeweilige Sponsor wurde auf den Trikots genannt.<br />
<br />
=== Gesamtwertung ===<br />
<br />
[[Datei:Jersey yellow.svg|right|100px]]<br />
Wie bei der [[Tour de France]] trug der Gesamtführende in der Einzelwertung das Gelbe Trikot. Es wurden die Fahrzeiten der Etappen addiert. Die ersten drei Fahrer einer Etappe und die ersten Drei bei Zwischensprints bekamen zusätzlich eine Zeitbonifikation von ihrer Gesamtfahrzeit abgezogen. Im Ziel wurden 10, 6 und 4 Sekunden, bei Zwischensprints 3, 2 und eine Sekunde abgezogen. Gewinner der Rundfahrt war wer nach der letzten Etappe die geringste Fahrzeit hatte.<br />
<br />
=== Punktewertung ===<br />
<br />
[[Datei:Jersey blue.svg|right|100px]]<br />
Bei Zieleinläufen erhielten die ersten fünf Fahrer, bei Zwischensprints die ersten drei jeweils 5, 4, 3, 2 und einen bzw. 3, 2 und einen Punkt. Der Fahrer mit den meisten Punkten aus allen Etappen durfte in der jeweils nächsten Etappe das Blaue Trikot tragen. Der Fahrer, der nach der letzten Etappe das Trikot innehatte, hatte die [[Punktewertung (Radsport)|Punktewertung]] der gesamten Rundfahrt gewonnen.<br />
<br />
=== Bergwertung ===<br />
<br />
[[Datei:Jersey polkadot.svg|right|100px]]<br />
Während einer Etappe konnten eine oder mehrere Bergwertungen gefahren werden. Die Bergwertung gewann jeweils der Fahrer, der als erstes oben am Berg die Wertungslinie überfuhr. Je nach Schwierigkeit der Steigung wurden die Wertungen in zwei unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Bei der Kategorie 1, der schwereren Kategorie, bekamen die ersten vier Fahrer 5, 3, 2 bzw. einen Punkt. Bei der Kategorie 2 erhielten die ersten drei Fahrer 3, 2 bzw. einen Punkt. Die Punkte aller Etappen wurden, wie bei der Punktewertung, addiert. Der Führende in der Bergwertung erhielt das Weiße Trikot mit roten Punkten.<br />
<br />
=== Nachwuchswertung ===<br />
<br />
[[Datei:Jersey white.svg|right|100px]]<br />
Der beste Fahrer in der Gesamtwertung, der im Jahr der Austragung höchstens 24 Jahre alt war, bekam das Weiße Trikot. Diese Wertung gab es erst seit 1997 bei der Bayern-Rundfahrt.<br />
<br />
== Zusammenfassung der Ereignisse verschiedener Bayern-Rundfahrten ==<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2005 ===<br />
<br />
Zeitfahr-Spezialist [[Michael Rich]] vom Team Gerolsteiner gewann die Gesamtwertung mit knappem Vorsprung auf [[Alexander Nikolajewitsch Winokurow|Alexander Winokurow]] (T-Mobile).<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2006 ===<br />
<br />
16 Mannschaften gingen 2006 an den Start. Darunter die [[UCI WorldTeam|ProTeams]] [[Team Gerolsteiner|Gerolsteiner]] mit dem Mehrfachsieger [[Michael Rich]], [[Team CSC|CSC]], [[T-Mobile Team]] mit [[Andreas Klöden]] sowie [[Patrik Sinkewitz]] und [[Team Milram|Milram]] mit [[Erik Zabel]]. Die startenden Professional Continental Teams waren [[Wiesenhof-Akud]] aus Deutschland, [[Intel-Action]] (Polen), [[Agritubel]] (Frankreich), [[Chocolade Jacques]], [[Unibet.com]] (beide Belgien), [[Naturino-Sapore di Mare]] (Schweiz), [[Miche]], [[Tenax Salmilano]] (beide Italien) und [[Team Volksbank-Vorarlberg|Volksbank-Vorarlberg]] (Österreich).<br />
<br />
Die erste Etappe von Gunzenhausen nach Starnberg gewann am 24. Mai 2006 [[Erik Zabel]] (Team Milram) vor [[René Haselbacher]] und [[Sebastian Siedler]]. Die folgende Etappe von Starnberg nach Grassau gewann [[Gerhard Trampusch]] vom Team Wiesenhof, der auch die Gesamtwertung anführte. [[Ralf Grabsch]] (Team Milram) entkam kurz vor dem Ziel auf der dritten Etappe von Übersee nach Bad Birnbach aus einer 12-köpfigen Spitzengruppe und gewann vor [[Christian Müller (Radsportler)|Christian Müller]] vom Team CSC und dem Brasilianer [[Murilo Fischer]] vom italienischen Team Naturino-Sapore di Mare. Gerhard Trampusch führte die Gesamtwertung weiter an.<br />
<br />
Beim Einzelzeitfahren von Plattling nach Deggendorf über 25,4 Kilometer am 27. Mai gab es folgende Platzierungen:<br />
<br />
# [[Beat Zberg]] (Gerolsteiner): 32:39 Minuten<br />
# [[José Alberto Martínez|Alberto Martínez]] (Agritubel): 32:54 Minuten<br />
# [[Andreas Klöden]] (T-Mobile): 33:08 Minuten<br />
# [[Brian Vandborg]] (CSC): 33:10 Minuten<br />
<br />
Alberto Martínez übernahm das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Die von heftigen Regenfällen beeinflusste Schlussetappe von Plattling nach Cham am Sonntag, dem 28. Mai 2006 gewann im Sprint einer vierköpfigen Ausreißergruppe [[Björn Schröder]] (Milram) vor [[Peter Wrolich]] (Gerolsteiner). [[Pieter Ghyllebert]] (Chocolade Jacques) gewann den Spurt des Hauptfeldes vor [[Robert Retschke]] (Wiesenhof).<br />
<br />
Das Ergebnis der Gesamtwertung lautete:<br />
<br />
#[[José Alberto Martínez|Alberto Martínez]] (Agritubel): 18:52:29<br />
#[[Beat Zberg]] (Gerolsteiner): 18:52:38<br />
#[[Luke Roberts]] (Team CSC): 18:52:48<br />
<br />
Die Gesamt-Sprintwertung gewann [[Pieter Ghyllebert]] ebenso wie die Gesamt-Bergwertung. Die Gesamt-Nachwuchswertung gewann [[Hannes Blank]] vom Team Lamonta.<br />
<br />
Das Ergebnis der Gesamt-Mannschaftswertung war:<br />
<br />
#[[Team CSC]]: 56:33:18.0<br />
#[[Team Gerolsteiner|Gerolsteiner]]: 56:33:40.0<br />
#[[Agritubel]]: 56:36:36.0<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2007 ===<br />
<br />
Die Bayern-Rundfahrt war vor dem Start geprägt von der Diskussion um die Doping-Beichte [[Erik Zabel]]s eine Woche vorher. Im Sprintfinale der ersten Etappe am 30. Mai 2007 von Garmisch-Partenkirchen nach Gundelfingen am 30. Mai 2007 siegte [[André Schulze]] vom [[Team Wiesenhof-Felt]] vor [[Stuart O’Grady]] ([[Team CSC|CSC]]) und dem Kölner [[David Kopp]] ([[Team Gerolsteiner]]). Erik Zabel gewann die zweite Etappe von Gundelfingen nach [[Eichstätt]] vor [[Sebastian Siedler]] und Stuart O’Grady. Er gewann auch die dritte Etappe von Eichstätt nach Kitzingen vor dem Spanier [[Javier Benítez (Radsportler)|Javier Benítez]] ([[Benfica Lissabon|Benfica]]) und seinem Team-Kollegen Sebastian Siedler und führte in der Gesamtwertung.<br />
<br />
[[Stefan Schumacher]] vom Team Gerolsteiner holte sich am Samstag den Tagessieg beim Einzelzeitfahren in Rothenburg ob der Tauber und damit auch die Führung in der Gesamtwertung um das Gelbe Trikot, dass er auch am Schlusstag vor [[Bert Grabsch]] ([[T-Mobile-Team|T-Mobile]]) und [[Jens Voigt]] ([[Team CSC|CSC]]) verteidigte.<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2008 ===<br />
<br />
Die Bayern-Rundfahrt 2008 fand vom 28. Mai bis zum 1. Juni 2008 statt. [[Christian Knees]] gewann die Gesamtwertung, der Österreicher [[Thomas Rohregger]] die Bergwertung und [[Gerald Ciolek]] die Sprintwertung. Sieger in der Teamwertung war [[Team Gerolsteiner]].<br />
<br />
{{Hauptartikel|Bayern-Rundfahrt 2008}}<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2009 ===<br />
<br />
Die Bayern-Rundfahrt 2009 fand vom 27. bis zum 31. Mai 2009 statt. [[Linus Gerdemann]] gewann die Gesamtwertung, der Belgier [[Thomas De Gendt]] die Bergwertung und [[André Greipel]] die Sprintwertung. Sieger in der Teamwertung war [[Agritubel]]. In diesem Jahr kam der Bayern-Rundfahrt eine besondere Bedeutung zu, durch Absage der Deutschland-Tour wurde die Rundfahrt zum wichtigsten deutschen Etappenrennen des Jahres, zudem feierte sie ihr 30-jähriges Jubiläum.<br />
<br />
{{Hauptartikel|Bayern-Rundfahrt 2009}}<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2010 ===<br />
<br />
Die Bayern-Rundfahrt 2010 fand vom 26. bis zum 30. Mai 2010 statt. Gewinner der Gesamtwertung wurde der Belgier [[Maxime Monfort]]. [[Serafín Martínez]] gewann die Bergwertung, [[Leigh Howard]] die Sprintwertung und Adriano Malori die Nachwuchswertung. Sieger der Teamwertung war die italienische Mannschaft [[Lampre-Farnese Vini]].<br />
<br />
{{Hauptartikel|Bayern-Rundfahrt 2010}}<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2011 ===<br />
<br />
Die Bayern-Rundfahrt 2011 fand vom 25. bis zum 29. Mai 2011 statt. Gewinner der Gesamtwertung wurde der Brite [[Geraint Thomas]]. [[Pieter Serry]] gewann die Bergwertung, [[Edvald Boasson Hagen]] die Sprintwertung und [[Thibaut Pinot]] die Nachwuchswertung. Bester deutscher Fahrer im Gesamtklassement war [[Andreas Klier]] vom Team Garmin-Cervelo. Sieger der Teamwertung war die britische Mannschaft [[Sky ProCycling]].<br />
<br />
{{Hauptartikel|Bayern-Rundfahrt 2011}}<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2012 ===<br />
<br />
Die Bayern-Rundfahrt 2012 fand vom 23. bis zum 27. Mai 2012 statt. Gewinner der Gesamtwertung wurde der Australier [[Michael Rogers (Radsportler)|Michael Rogers]] von der Mannschaft [[Sky ProCycling]]. [[Steffen Radochla]] (NSP-Ghost) gewann die Bergwertung, [[Alessandro Petacchi]] (Lampre ISD) die Sprintwertung und [[Tony Gallopin]] (RadioShack-Nissan) die Nachwuchswertung. Bester deutscher Fahrer im Gesamtklassement war [[Christian Knees]] vom Team Sky ProCycling. Sieger der Teamwertung war die britische Mannschaft Sky ProCycling.<br />
<br />
{{Hauptartikel|Bayern-Rundfahrt 2012}}<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2013 ===<br />
<br />
Die Bayern-Rundfahrt 2013 fand vom 22. bis zum 26. Mai 2013 statt. Gewinner der Gesamtwertung wurde der Italiener [[Adriano Malori]] vom Team [[Lampre-Merida]] vor dem britischen Weltmeister und Olympiasieger [[Geraint Thomas]] vom Team [[Sky ProCycling]]. [[Stefan Denifl]] (IAM) gewann die Bergwertung, [[Grischa Janorschke]] (Team Nutrixxion Abus) die Sprintwertung und [[Diego Ulissi]] (Team Lampre-Merida) die Nachwuchswertung. Bester deutscher Fahrer im Gesamtklassement war der Berliner [[Simon Geschke]]. Sieger der Teamwertung war die Schweizer Mannschaft [[IAM Cycling]].<br />
<br />
{{Hauptartikel|Bayern-Rundfahrt 2013}}<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2014 ===<br />
<br />
Die Bayern-Rundfahrt 2014 fand vom 27. Mai bis zum 1. Juni 2014 statt. Gewinner der Gesamtwertung wurde der britische Olympiasieger [[Geraint Thomas]] vom Team [[Sky ProCycling]]. Der Kanadier [[Christian Meier (Radsportler)|Christian Meier]] ([[Orica GreenEdge]]) gewann die Bergwertung, [[Sam Bennett (Radsportler)|Sam Bennett]] ([[Team NetApp-Endura]]) die Sprintwertung und [[Thibaut Pinot]] (Team FDJ.fr) die Nachwuchswertung. Bester deutscher Fahrer im Gesamtklassement war [[Christian Knees]]. Sieger der Teamwertung war die britische Mannschaft [[Team Sky]].<br />
<br />
{{Hauptartikel|Bayern-Rundfahrt 2014}}<br />
<br />
=== Bayern-Rundfahrt 2015 ===<br />
<br />
Die Bayern-Rundfahrt 2015 fand vom 13. Mai bis zum 17. Mai 2015 statt und wurde in fünf Etappen, darunter ein [[Einzelzeitfahren]], über eine Distanz von insgesamt 830,6 Kilometern ausgetragen. Der Brite [[Alex Dowsett]] vom [[Movistar Team]] gewann nach seinem Sieg im Zeitfahren auch die Gesamtwertung. [[John Degenkolb]] gewann die Sprintwertung, [[Frederik Veuchelen]] die Bergwertung. In der Teamwertung siegte das [[Team Cannondale-Garmin]].<br />
<br />
{{Hauptartikel|Bayern-Rundfahrt 2015}}<br />
<br />
== Sieger ==<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|- class="hintergrundfarbe5"<br />
!Jahr<br />
!Gesamtsieger<br />
!Bergwertung<br />
!Sprintwertung<br />
!U23 Wertung<br />
!Teamwertung<br />
|-<br />
|1989<br />
|{{DEU|Kai Hundertmarck|Kai Hundertmarck}}<br />
|{{POL|Zbigniew Bens|Zbigniew Bens}}<br />
|{{POL|Zdzisław Wrona|Zdzisław Wrona}}<br />
| –<br />
|{{DEU|Nordrhein-Westfalen|Nordrhein-Westfalen}}<br />
|-<br />
|1990<br />
|{{DEU|Jörg Paffrath|Jörg Paffrath}}<br />
|{{CSK|Luboš Lom|Luboš Lom}}<br />
|{{CSK|Ján Svorada|Ján Svorada}}<br />
| –<br />
|{{CSK}}<br />
|-<br />
|1991<br />
|{{CAN|Brian Walton (Radsportler)|Brian Walton}}<br />
|{{URS|Dmitri Tscherkanin|Dmitri Tscherkanin}}<br />
|{{DEU|Mike Weissmann|Mike Weissmann}}<br />
| –<br />
|{{DEU|Hessen|Hessen}}<br />
|-<br />
|1992<br />
|{{CHE|Jacques Jolidon|Jacques Jolidon}}<br />
|{{DEU|Dirk Baldinger|Dirk Baldinger}}<br />
|{{DEU|Ralf Fahlen|Ralf Fahlen}}<br />
| –<br />
|{{CHE}}<br />
|-<br />
|1993<br />
|{{DEU|Alexander Kastenhuber|Alexander Kastenhuber}}<br />
|{{CHE|Daniel Lanz|Daniel Lanz}}<br />
|{{BEL|Dick Dekker|Dick Dekker}}<br />
| –<br />
|{{DEU|Hessen|Hessen}}<br />
|-<br />
|1994<br />
|{{CZE|Pavel Padrnos|Pavel Padrnos}}<br />
|{{CZE|Jaroslav Bílek|Jaroslav Bílek}}<br />
|{{RUS|Sergei Smetanin|Sergei Smetanin}}<br />
| –<br />
|{{GUS|Rotator|Rotator}}<br />
|-<br />
|1995<br />
|{{DEU|Timo Scholz|Timo Scholz}}<br />
|{{DEU|Thomas Liese|Thomas Liese}}<br />
|{{RUS|Wjatscheslaw Jurjewitsch Dschawanjan|Wjatscheslaw Dschawanjan}}<br />
| –<br />
|{{DEU|Histor Öschelbronn|Histor Öschelbronn}}<br />
|-<br />
|1996<br />
|{{DEU|Uwe Peschel|Uwe Peschel}}<br />
|{{DEU|Sepp Holzmann|Sepp Holzmann}}<br />
|{{NLD|Jeroen Blijlevens|Jeroen Blijlevens}}<br />
| –<br />
|{{DEU|RSV Schauff Öschelbronn|RSV Schauff Öschelbronn}}<br />
|-<br />
|1997<br />
|{{DEU|Christian Henn|Christian Henn}}<br />
|{{LAT|Juris Silovs (Radsportler)|Juris Silovs}}<br />
|{{DEU|Erik Zabel|Erik Zabel}}<br />
|{{DEU|Andreas Klöden|Andreas Klöden}}<br />
|{{DEU|Team Deutsche Telekom|Team Deutsche Telekom}}<br />
|-<br />
|1998<br />
|{{NOR|Steffen Kjærgaard|Steffen Kjærgaard}}<br />
|{{CHE|Guido Wirz|Guido Wirz}}<br />
|{{DNK|Søren Petersen (Radsportler)|Søren Petersen}}<br />
|{{DEU|Jörg Jaksche|Jörg Jaksche}}<br />
|{{ITA|Team Polti|Team Polti}}<br />
|-<br />
|1999<br />
|{{DEU|Rolf Aldag|Rolf Aldag}}<br />
|{{DEU|Torsten Schmidt (Radsportler)|Torsten Schmidt}}<br />
|{{AUS|Scott McGrory|Scott McGrory}}<br />
|{{DEU|Markus Wilfurth|Markus Wilfurth}}<br />
|{{BEL|Vlaanderen 2002-Eddy Merckx|Vlaanderen 2002-Eddy Merckx}}<br />
|-<br />
|2000<br />
|{{DEU|Jens Voigt|Jens Voigt}}<br />
|[[Datei:Flag of Austria.svg|20px|Österreicher]] [[Hannes Hempel]]<br />
|{{DEU|Sven Teutenberg|Sven Teutenberg}}<br />
|{{NOR|Thor Hushovd|Thor Hushovd}}<br />
|{{DEU|Team Gerolsteiner|Team Gerolsteiner}}<br />
|-<br />
|2001<br />
|{{DEU|Jens Voigt|Jens Voigt}}<br />
|{{NLD|Bart Voskamp|Bart Voskamp}}<br />
|{{DEU|Erik Zabel|Erik Zabel}}<br />
|{{RUS|Jewgeni Wladimirowitsch Petrow|Jewgeni Petrow}}<br />
|{{ITA|Saeco (Radsportteam)|Saeco}}<br />
|-<br />
|2002<br />
|{{DEU|Michael Rich|Michael Rich}}<br />
|{{DEU|Jürgen Werner (Radsportler)|Jürgen Werner}}<br />
|{{DEU|Jürgen Werner (Radsportler)|Jürgen Werner}}<br />
|{{UKR|Jurij Kriwzow|Jurij Kriwzow}}<br />
|{{FRA|Crédit Agricole (Radsportteam)|Crédit Agricole}}<br />
|-<br />
|2003<br />
|{{DEU|Michael Rich|Michael Rich}}<br />
|{{DEU|Malte Urban|Malte Urban}}<br />
|{{DEU|Olaf Pollack|Olaf Pollack}}<br />
|{{DEU|Patrik Sinkewitz|Patrik Sinkewitz}}<br />
|{{DEU|Team Gerolsteiner|Team Gerolsteiner}}<br />
|-<br />
|2004<br />
|{{DEU|Jens Voigt|Jens Voigt}}<br />
|{{ITA|Giampaolo Cheula|Giampaolo Cheula}}<br />
|{{DEU|Erik Zabel|Erik Zabel}}<br />
|{{DEU|Stefan Schumacher|Stefan Schumacher}}<br />
|{{DNK|Team CSC|CSC}}<br />
|-<br />
|2005<br />
|{{DEU|Michael Rich|Michael Rich}}<br />
|{{UKR|Jurij Kriwzow|Jurij Kriwzow}}<br />
|{{DEU|Sebastian Siedler|Sebastian Siedler}}<br />
|{{DEU|Linus Gerdemann|Linus Gerdemann}}<br />
|{{DNK|Team CSC|CSC}}<br />
|-<br />
|2006<br />
|{{ESP|José Alberto Martínez|Alberto Martínez}}<br />
|{{BEL|Pieter Ghyllebert|Pieter Ghyllebert}}<br />
|{{BEL|Pieter Ghyllebert|Pieter Ghyllebert}}<br />
|{{DEU|Hannes Blank|Hannes Blank}}<br />
|{{DNK|Team CSC|CSC}}<br />
|-<br />
|2007<br />
|{{DEU|Stefan Schumacher|Stefan Schumacher}}<br />
|{{DEU|Konstantin Schubert (Radsportler)|Konstantin Schubert}}<br />
|{{DEU|Erik Zabel|Erik Zabel}}<br />
|{{SVK|Peter Velits|Peter Velits}}<br />
|{{DNK|Team CSC|CSC}}<br />
|-<br />
|[[Bayern-Rundfahrt 2008|2008]]<br />
|{{DEU|Christian Knees|Christian Knees}}<br />
|{{AUT|Thomas Rohregger|Thomas Rohregger}}<br />
|{{DEU|Gerald Ciolek|Gerald Ciolek}}<br />
|{{NLD|Niki Terpstra|Niki Terpstra}}<br />
|{{DEU|Team Gerolsteiner|Team Gerolsteiner}}<br />
|-<br />
|[[Bayern-Rundfahrt 2009|2009]]<br />
|{{DEU|Linus Gerdemann|Linus Gerdemann}}<br />
|{{BEL|Thomas De Gendt|Thomas De Gendt}}<br />
|{{DEU|André Greipel|André Greipel}}<br />
|{{AUT|Stefan Denifl|Stefan Denifl}}<br />
|{{FRA|Agritubel|Agritubel}}<br />
|-<br />
|[[Bayern-Rundfahrt 2010|2010]]<br />
|{{BEL|Maxime Monfort|Maxime Monfort}}<br />
|{{ESP|Serafín Martínez|Serafín Martínez}}<br />
|{{AUS|Leigh Howard|Leigh Howard}}<br />
|{{ITA|Adriano Malori|Adriano Malori}}<br />
|{{ITA|Lampre-Farnese Vini|Lampre-Farnese Vini}}<br />
|-<br />
|[[Bayern-Rundfahrt 2011|2011]]<br />
|{{GBR|Geraint Thomas|Geraint Thomas}}<br />
|{{BEL|Pieter Serry|Pieter Serry}}<br />
|{{NOR|Edvald Boasson Hagen|Edvald Boasson Hagen}}<br />
|{{FRA|Thibaut Pinot|Thibaut Pinot}}<br />
|{{GBR|Sky ProCycling|Sky ProCycling}}<br />
|-<br />
|[[Bayern-Rundfahrt 2012|2012]]<br />
|{{AUS|Michael Rogers (Radsportler)|Michael Rogers}}<br />
|{{DEU|Steffen Radochla|Steffen Radochla}}<br />
|{{ITA|Alessandro Petacchi|Alessandro Petacchi}}<br />
|{{FRA|Tony Gallopin|Tony Gallopin}}<br />
|{{GBR|Sky ProCycling|Sky ProCycling}}<br />
|-<br />
|[[Bayern-Rundfahrt 2013|2013]]<br />
|{{ITA|Adriano Malori|Adriano Malori}}<br />
|{{AUT|Stefan Denifl| Stefan Denifl}}<br />
|{{DEU|Grischa Janorschke|Grischa Janorschke}}<br />
|{{ITA|Diego Ulissi|Diego Ulissi}}<br />
|{{CHE|IAM Cycling|IAM Cycling}}<br />
|-<br />
|[[Bayern-Rundfahrt 2014|2014]]<br />
|{{GBR|Geraint Thomas|Geraint Thomas}}<br />
|{{CAN|Christian Meier (Radsportler)|Christian Meier}}<br />
|{{IRL|Sam Bennett (Radsportler)|Sam Bennett}}<br />
|{{FRA|Thibaut Pinot|Thibaut Pinot}}<br />
|{{GBR|Team Sky|Team Sky}}<br />
|-<br />
|[[Bayern-Rundfahrt 2015|2015]]<br />
|{{GBR|Alex Dowsett|Alex Dowsett}}<br />
|{{BEL|Frederik Veuchelen|Frederik Veuchelen}}<br />
|{{DEU|John Degenkolb|John Degenkolb}}<br />
|{{NLD|Dylan van Baarle|Dylan van Baarle}}<br />
|{{USA|Team Cannondale-Garmin|Team Cannondale-Garmin}}<br />
|}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
{{Commonscat|Bayern Rundfahrt}}<br />
* [http://www.bayern-rundfahrt.com/ Offizielle Webpräsenz]<br />
* {{Radsportseiten|RE|396}}<br />
<br />
{{Navigationsleiste Bayern-Rundfahrt}}<br />
<br />
[[Kategorie:Etappenrennen]]<br />
[[Kategorie:Bayern Rundfahrt| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_Konzentrationslager_des_Deutschen_Reichs&diff=210804099Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs2021-04-11T01:14:49Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>Die '''Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs''' enthält [[Konzentrationslager]] und KZ-Vernichtungslager während der [[Zeit des Nationalsozialismus]]. Ebenso listet sie jene Tötungsanstalten auf, in welche [[KZ-Häftling]]e zur Ermordung deportiert wurden.<br />
<br />
Zur Abgrenzung vom ''streng definierten'' KZ-System der Nationalsozialisten werden auch die Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ sowie Jugend-Haftstätten, Durchgangslager und weitere NS-Lager angeführt.<br />
<br />
== Vorgeschichte ==<br />
Die Vorgeschichte der Konzentrationslager bildeten die von Historikern sog. ''Frühen Konzentrationslager''. Sie werden heute u.&nbsp;a. auch als „wilde“ Konzentrationslager bezeichnet. Es waren jene Lager, die ab 1933, nach der [[Machtergreifung|Machtübernahme]] [[Adolf Hitler]]s im [[NS-Staat|Deutschen Reich]], unsystematisch eingerichtet wurden, meist provisorisch an bestehenden Orten. Sie hatten das Ziel, verhaftete politische Gegner der NSDAP einzusperren und dadurch zu entmachten, existierten meist bis zu drei Jahren und standen unter der Leitung von [[Sturmabteilung|SA]], [[Schutzstaffel|SS]], [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]], [[Reichsministerium des Innern|Innenministerium]] usw.<br />
<br />
Die frühen KZ unterstanden nicht der [[Inspektion der Konzentrationslager|IKL]], da diese erst später gegründet wurde. Einige wurden später in das große Lager-System der SS aufgenommen.<br />
<br />
Sonderfall ist hier das [[KZ Dachau]], das bis Kriegsende betrieben wurde und Prototyp der späteren KZ-[[Stammlager]] war.<br />
<br />
=== Frühe Konzentrationslager ===<br />
<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- style="background:silver"<br />
! Name<br />
! Standort<br />(heutiger Staat)<br />
! Typ<br />
! Zeit<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Inhaftierten<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Toten<br />
|-<br />
| [[KZ Ahrensbök|Ahrensbök]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA – ging aus dem [[KZ Eutin]] hervor<br />
| data-sort-value="193310"| Oktober 1933 bis Mai 1934<br />
| style="text-align:right"| 300<br />
| style="text-align:right"| 0<br />
|-<br />
| [[KZ Alt-Daber|Alt-Daber]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA<br />
| data-sort-value="193304"| April 1933 bis Juli 1933<br />
| style="text-align:right"|<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Bad Sulza|Bad Sulza]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA / Innenministerium<br />
| data-sort-value="193311"| November 1933 bis Juli 1937<br />
| style="text-align:right"| 800<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Benninghausen|Benninghausen]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA<br />
| data-sort-value="193303"| März bis September&nbsp;1933<br />
| style="text-align:right"| 344<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="-1"| unbekannt<br />
|-<br />
| [[KZ Börnicke|Börnicke]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA<br />
| data-sort-value="193305"| Mai bis Juli&nbsp;1933<br />
| style="text-align:right"|<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="10"| mindestens 10<br />
|-<br />
| [[KZ Bredow|Bredow]]<br />
| Deutschland (Polen)<br />
| frühes KZ der SS<br />
| data-sort-value="193310"| 20. Oktober 1933 bis 11. März 1934<br />
| style="text-align:right"| 40<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[Altes Zuchthaus Brandenburg an der Havel|Brandenburg an der Havel]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ, später Tötungsanstalt der [[Aktion T4]]<br />
| data-sort-value="193308"| August 1933 bis Februar 1934<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="1100"| 1.000–1.200<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="3"| 3 (mindestens)<br />
|-<br />
| [[KZ Breitenau|Breitenau]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ, später „[[Arbeitserziehungslager]]“<br />
| data-sort-value="193306"| Juni 1933 bis März 1934<br />bzw. 1940–1945<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="8500"| 470 bzw. 8.500<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Breslau-Dürrgoy|Breslau-Dürrgoy]]<br />
| Deutschland (Polen)<br />
| frühes KZ, „Privatlager“ [[Edmund Heines]]<br />
| data-sort-value="193304"| April bis August 1933<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="400"| 200–400<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Colditz|Colditz]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA und SS<br />
| data-sort-value="193303"| 21. März 1933 bis 18. August 1934<br>ab 31. März 1934 Außenlager des KZ Sachsenburg<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="2311"| 2311<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Columbia-Haus|Columbia-Haus]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]]<br />
| data-sort-value="193412"| Dezember 1934 bis Dezember 1936<br />
| style="text-align:right"| 10.000<br />
| style="text-align:right"|<br />
|- style="background:#F0E68C"<br />
| [[KZ Dachau|Dachau]]<br />
| Deutschland<br />
| Erstes KZ der [[Schutzstaffel|SS]], '''Prototyp'''<br />
| data-sort-value="193303"| März 1933 '''bis April 1945'''<br />
| style="text-align:right"| 200.000<br />
| style="text-align:right"| etwa 41.500<ref name="ZahlGedenkstätte">[http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/ Zahlenangabe der Gedenkstätte Dachau]</ref><br />
|-<br />
| [[Emslandlager]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ (mehrere Teillager: [[KZ Börgermoor]], [[KZ Neusustrum]], [[KZ Esterwegen]]), ab 1936 Strafgefangenenlager<br />
| data-sort-value="193306"| Juni 1933 bis 1945<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="260000"| 80.000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene,<br />100.000–180.000 Kriegsgefangene<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="30000"| 30.000 überwiegend sowjetische Kriegsgefangene<br />
|-<br />
| [[KZ Eutin|Eutin]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA<br />
| data-sort-value="193307"| ca. Juli 1933 bis Mai 1934<br />
| style="text-align:right"| 259<br />
| style="text-align:right"| 0<br />
|-<br />
| [[Lager Heuberg|Heuberg]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ<br />
| data-sort-value="193303"| März bis Dezember 1933<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="3800"| 3.500 – 4.000<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Der Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager |Hrsg=Wolfgang Benz und Barbara Distel |Sammelwerk= |Band=B. 2 |Nummer= |Auflage= |Verlag=C.H.Beck oHG |Ort=München |Datum=2005 |ISBN=3406529607 |Seiten=127}}</ref><br />
| style="text-align:right" data-sort-value="1"| mindestens 1<br />
|-<br />
| [[KZ Hohnstein|Hohnstein]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA<br />
| data-sort-value="193303"| März 1933 bis August 1934<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="5600"| 5.600<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="-1"| unbekannt<br />
|-<br />
| [[KZ Kemna|Kemna]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ<br />
| data-sort-value="193306"| Juni 1933 bis Januar 1934<br />
| style="text-align:right"| 4.500<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Kislau|Kislau]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ des badischen Innenministeriums<br />
| data-sort-value="193304"| April 1933 bis April 1939<br />
| style="text-align:right"|<br />
| style="text-align:right"| 1<br />
|-<br />
| [[KZ Königstein-Halbestadt|Königstein-Halbestadt]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA – ging später in [[KZ Hohnstein]] auf<br />
| data-sort-value="193303"| 10. März bis Mai 1933<br />
| style="text-align:right"| 215<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="-1"| unbekannt<br />
|-<br />
| [[KZ Kuhlen|Kuhlen]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ<br />
| data-sort-value="193307"| Juli bis Oktober 1933<br />
| style="text-align:right"| 200<br />
| style="text-align:right"| 0<br />
|-<br />
| [[KZ Leschwitz|Leschwitz]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ<br />
| data-sort-value="193303"| März bis August 1933<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="1250"| 1.000–1.500<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="-1"| unbekannt<br />
|-<br />
| [[KZ Lichtenburg|Lichtenburg]]<br />
| Deutschland<br />
| Männer-, dann Frauen-Konzentrationslager<br />
| data-sort-value="193306"| Juni 1933 bis Mai 1939<br />
| style="text-align:right"|<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Meisnerhof|Meisnerhof]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ<br />
| data-sort-value="193302"| Februar 1933 bis Juni 1933<br />
| style="text-align:right"|<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Mißler|Mißler]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA und SS<br />
| data-sort-value="193303"| März bis September 1933<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="300"| 148<br />später 300<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[Neustadt an der Weinstraße|Neustadt an der Haardt]]<ref name="gedenkstaette-neustadt">[http://www.gedenkstaette-neustadt.de/ Gedenkstätte Neustadt]</ref><br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ („Schutzhaft-, Arbeits- und Internierungslager“)<br />
| data-sort-value="193303"| März bis Juni 1933<ref name="gedenkstaette-neustadt" /><br />
| style="text-align:right"| gegen 500<ref name="gedenkstaette-neustadt" /><br />
| style="text-align:right" data-sort-value="0"| keine<br />
|-<br />
| [[KZ Oberer Kuhberg|Ulm, Oberer Kuhberg]]<br />
| Deutschland<br />
| Frühes KZ<br />
| November 1933 bis Juli 1935<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="600"| ca. 600<ref>{{Internetquelle |autor=Zahlenangaben des Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg, Ulm |url=http://dzok-ulm.de/geschichte.html |titel=Die Häftlinge |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2018-09-21 |sprache=}}</ref><br />
| style="text-align:right"| 0<br />
|-<br />
| [[KZ Oranienburg|Oranienburg]]<br />
| Deutschland<br />
| Sammellager<br />
| data-sort-value="193303"| März 1933 bis Juli 1934<br />
| style="text-align:right"| 3.000<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="16"| 16 (mindestens)<br />
|-<br />
| [[KZ Osthofen|Osthofen]]<br />
| Deutschland<br />
| Sammellager „Umerziehungslager“<br />
| data-sort-value="193303"| März 1933 bis Juli 1934<br />
| style="text-align:right"| 3.000<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="0"| keine<br />
|-<br />
| [[SA-Gefängnis Papestraße]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA<br />
| data-sort-value="193412"| März 1933 bis Dezember 1933<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="2000"| ca. 2.000<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="30"| ca. 30<br />
|-<br />
| [[KZ Perleberg|Perleberg]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA und SS<br />
| data-sort-value="193305"| Mai bis Juni 1933<br />
| style="text-align:right"| 34<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="0"| keine<br />
|-<br />
| [[KZ Plaue|Plaue]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA und SS<br />
| data-sort-value="193305"| 9. März bis 10. Juni 1933<br />
| style="text-align:right"| 600<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="0"| keine<br />
|-<br />
| [[KZ Sachsenburg|Sachsenburg]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA<br />
| data-sort-value="193306"| Juni 1933 bis Juli 1937<br />
| style="text-align:right"| 2.000<br />
| style="text-align:right" data-sort-value="11"| 11 (mindestens)<br />
|-<br />
| [[KZ Sonnenburg|Sonnenburg]]<br />
| Deutschland (Polen)<br />
| frühes KZ<br />
| data-sort-value="193304"| April 1933 bis April 1934<br />
| style="text-align:right"| 1.000<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Senftenberg|Senftenberg]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ<br />
| data-sort-value="193306"| Juni 1933 bis August 1933<br />
| style="text-align:right"| 265<br />
| style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[Wasserturm Prenzlauer Berg|Wasserturm Berlin-Prenzlauer Berg]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA<br />
| data-sort-value="193300"| März 1933 bis Juni 1933<br />
|<br />
|<br />
|-<br />
| [[Vechta#Strafvollzug in Vechta|Vechta]]<br />
| Deutschland<br />
| Schutzhaftlager<br />
| data-sort-value="193307"| 10. Juli 1933 bis Juli 1934<br />
| style="text-align:right"| 100<br />
| style="text-align:right"| 0<br />
|-<br />
| [[KZ Wittmoor|Wittmoor]]<br />
| Deutschland<br />
| frühes KZ der SA<br />
| data-sort-value="193303"| März bis Oktober 1933<br />
| style="text-align:right"|<br />
| style="text-align:right"|<br />
|}<br />
<br />
== Konzentrationslager der IKL bzw. des WVHA ==<br />
{{Hauptartikel|Konzentrationslager}}<br />
<br />
Die Konzentrationslager, die von der [[Inspektion der Konzentrationslager]] (IKL) gegründet wurden und zumeist bis Kriegsende Bestand hatten, sind im engeren Sinn gemeint, wenn von „Konzentrationslager“ die Rede ist.<br />
<br />
Nach einem Befehl [[Heinrich Himmler|Himmlers]] durften nur solche Lager offiziell als Konzentrationslager bezeichnet werden, die der IKL (später dem Wirtschafts-Verwaltungshauptamt, [[SS-Hauptämter#SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt|WVHA]]) unterstellt waren.<br />
<br />
Charakteristisch für diesen Lagertyp ist neben dem Unterstellungsverhältnis (IKL/WVHA) insbesondere die nach dem „Dachauer Modell“ geformte Struktur der späteren KZ. Es galt die von [[Theodor Eicke]] in Dachau erarbeitete [[KZ-Lagerordnung]].<br />
<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- style="background:silver"<br />
! Name<br />
! Standort<br />(heutiger Staat)<br />
! Typ<br />
! Zeit<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Inhaftierten<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Toten<br />
|-<br />
| [[KZ Arbeitsdorf|Arbeitsdorf-Fallersleben]]<br />
| Deutschland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194204"| April bis Oktober&nbsp;1942<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="001.200"| ca. 1.200<br />
|style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Auschwitz I (Stammlager)|Auschwitz-Stammlager]]<br />
| Polen<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194005"| Mai&nbsp;1940 bis Januar&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| siehe Birkenau<br />
|- style="background:#FFDDDD"<br />
| [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz-Birkenau]]<br />
| Polen<br />
| Konzentrations- und '''Vernichtungslager'''<br />
|data-sort-value="194110"| Oktober&nbsp;1941 bis Januar&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"| 400.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="1.300.000"|[[Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz|1,1 bis 1,5 Millionen]]<br />
|-<br />
| [[KZ Auschwitz III Monowitz|Auschwitz-Monowitz]]<br />
| Polen<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194210"| Ende&nbsp;1942 bis Januar&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| siehe Birkenau<br />
|-<br />
| [[KZ Bergen-Belsen|Bergen-Belsen]]<br />
| Deutschland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194304"| April&nbsp;1943 bis April&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"| 120.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.070.000"|70.000<br />
|-<br />
| [[KZ Buchenwald|Buchenwald]]<br />
| Deutschland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="193707"| Juli&nbsp;1937 bis April&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"| 250.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.056.000"| 56.000<br />
|- style="background:#F0E68C"<br />
| [[KZ Dachau|Dachau]]<br />
| Deutschland<br />
| Konzentrationslager ('''Prototyp''')<br />
|data-sort-value="193303"| '''März&nbsp;1933''' bis April&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"| 200.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.041.500"| etwa 41.500<ref name="ZahlGedenkstätte" /><br />
|-<br />
| [[KZ Flossenbürg|Flossenbürg]]<br />
| Deutschland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="193805"| Mai&nbsp;1938 bis April&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="100.000"| mindestens 100.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.030.000"| 30.000<br />
|-<br />
| [[KZ Groß-Rosen|Groß-Rosen]]<br />
| Deutschland (Polen)<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194008"| August&nbsp;1940 bis Februar&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"| 125.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.040.000"| 40.000<br />
|-<br />
| [[Konzentrationslager Gusen|Gusen]]<br />
| Österreich<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194005"| Mai&nbsp;1940 bis April&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.044.602"| 44.602<br />
|-<br />
| [[KZ Herzogenbusch|Herzogenbusch-Vught]]<br />
| Niederlande<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194301"| Januar&nbsp;1943 bis September&nbsp;1944<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.000.749"| 749<br />
|-<br />
| [[SS-Sonderlager Hinzert|Hinzert]]<br />
| Deutschland<br />
| SS-Sonderlager, Durchgangslager, 'Eindeutschungslager'<br />
|data-sort-value="194007"| Juli&nbsp;1940 bis März&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="014.000"| 14.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.000.302"| mindestens 302<br />
|-<br />
| [[KZ Riga-Kaiserwald|Riga-Kaiserwald]]<br />
| Lettland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194303"| März&nbsp;1943 bis September&nbsp;1944<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Kaunas|Kaunas]]<br />
| Litauen<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194309"| September&nbsp;1943 bis Juli&nbsp;1944<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.024.250"| 18.500–30.000<br />
|- style="background:#FFDDDD"<br />
| [[KZ Majdanek|Majdanek-Lublin]]<br />
| Polen<br />
| Konzentrations- und '''Vernichtungslager'''<br />
|data-sort-value="194107"| Juli&nbsp;1941 bis Juli&nbsp;1944<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.078.000"| 78.000<br />
|-<br />
| [[KZ Mauthausen|Mauthausen]]<br />
| Österreich<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="193808"| August&nbsp;1938 bis Mai&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"| 195.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.095.000"| mindestens 95.000 (mit Gusen)<br />
|-<br />
| [[KZ Mittelbau-Dora|Mittelbau]]<ref>Das ''KZ Mittelbau-Dora'' wurde am 28. August 1943 unter der Bezeichnung ''Arbeitslager Dora'' als Außenlager des ''KZ Buchenwald'' gegründet und wurde am 28. Oktober 1944 eigenständiges Konzentrationslager; vgl. Jens-Christian Wagner (Hrsg.): ''Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945.'' Göttingen, 2007, S. 45, 53 f.</ref><br />
| Deutschland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194308"| August&nbsp;1943 bis April&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="060.000"| 60.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.020.000"| mindestens 20.000<br />
|-<br />
| [[KZ Moringen|Moringen]]<br />
| Deutschland<br />
| Frauen-Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="193306"| Juni 1933 bis März&nbsp;1938<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Natzweiler-Struthof|Natzweiler/Struthof]], Fortführung in [[Neckargerach|Guttenbach]]/[[Mosbach|Neckarelz]]<br />
| Frankreich<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194105"| Mai&nbsp;1941 bis September&nbsp;1944, danach eine nominelle Fortführung im [[Konzentrationslager Neckarelz]] bis März 1945<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="052.000"| 52.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.022.000"| 22.000<br />
|-<br />
| [[KZ Neuengamme|Neuengamme]]<br />
| Deutschland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="193812"| Dezember&nbsp;1938 bis Mai&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"| 106.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.055.000"| 55.000<br />
|-<br />
| [[KZ Niederhagen|Niederhagen / Wewelsburg]]<br />
| Deutschland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194109"| September&nbsp;1941 bis Frühjahr&nbsp;1943<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="003.900"| 3.900<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.001.285"| 1.285<br />
|-<br />
| [[KZ Plaszow|Plaszow]]<br />
| Polen<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194212"| Dezember&nbsp;1942 bis Januar&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="150.000"| (mindestens 150.000)<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.008.000"| 8.000<br />
|-<br />
| [[KZ Ravensbrück|Ravensbrück]]<br />
| Deutschland<br />
| Frauen-Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="193905"| Mai&nbsp;1939 bis April&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"| 150.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.025.000"| 20.000–30.000<br />
|-<br />
| [[Konzentrationslager Sachsenhausen|Sachsenhausen]]<br />
| Deutschland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="193607"| Juli&nbsp;1936 bis April&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="200.000"| mindestens 200.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.035.000"| mindestens 30.000–40.000 (20.500 namentlich bekannte + 10.000–13.000 sowjetische Kriegsgefangene + weitere Opfer)<br />
|-<br />
| [[KZ Stutthof|Stutthof]]<br />
| Freie Stadt Danzig (Polen)<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="193909"| September&nbsp;1939 bis Mai&nbsp;1945<br />
|style="text-align:right"| 110.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.065.000"| 65.000<br />
|-<br />
| [[KZ Vaivara|Vaivara]]<br />
| Estland<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194309"| September&nbsp;1943 bis März(?)&nbsp;1944<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="020.000"| 20.000<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.000.950"| 950<br />
|-<br />
| [[KZ Warschau|Warschau]]<br />
| Polen<br />
| Konzentrationslager<br />
|data-sort-value="194307"| Juli&nbsp;1943 bis Juli&nbsp;1944<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="040.000"| 40.000<ref name="Kopka">{{Literatur |Autor=Kopka B. |Titel=Konzentrationslager Warschau |Auflage=1 |Verlag=[[Instytut Pamięci Narodowej]] |Ort=Warszawa |Datum=2007 |ISBN=978-83-60464-46-5 |Seiten=120}}</ref><br />
|style="text-align:right" data-sort-value="0.020.000"| 20.000<ref name="Kopka" /><br />
|}<br />
<br />
=== Konzentrationslager, das der Gestapo unterstand ===<br />
* [[Konzentrationslager Hohenbruch|KZ Hohenbruch]] bei [[Gromowo (Kaliningrad)|Hohenbruch]] (bis 1938 Lauknen, seit 1946 Gromowo/Гро́мово) im damaligen Ostpreußen war ein von August 1939 bis Januar 1945 bestehendes Konzentrationslager, das der Gestapo in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]] unterstand.<br />
<br />
=== Übersicht der KZ-Außenlager und KZ-Außenkommandos ===<br />
{{Hauptartikel|KZ-Außenlager}}<br />
<br />
Die folgenden Listen beinhalten sowohl dauerhaft errichtete Außenlager (Lager mit Häftlings-Wohnstätten und SS-Wachtürmen), als auch temporäre Außenkommandos. [[KZ-Außenkommando]]s waren mobile KZ-Häftlingskommandos, die von der SS z.&nbsp;B. bei der Bombenräumung eingesetzt wurden (Bsp. ''[[SS-Baubrigade|KZ-Außenkommando SS-Baubrigade]]'').<br />
<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Auschwitz I (Stammlager)]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Buchenwald]]<br />
* [[Außenlager des KZ Dachau|Liste der Außenlager des KZ Dachau]], ca. 169 Außenkommandos und -lager<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Flossenbürg]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Groß-Rosen]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Hinzert]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Majdanek]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Mauthausen]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Mittelbau]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Neuengamme]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Ravensbrück]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Riga-Kaiserwald]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Sachsenhausen]]<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Stutthof]], ca. 39 Außenkommandos und -lager<br />
* [[Liste der Außenlager des KZ Plaszow]]<br />
<br />
== Vernichtungslager ==<br />
{{Hauptartikel|Vernichtungslager}}<br />
Lager, die der '''''industrialisierten''' Vernichtung'' von Menschen dienten, werden von Historikern heute ''[[Vernichtungslager]]'' genannt.<br />
<br />
=== Vernichtungslager (innerhalb des KZ-Systems) ===<br />
Zum Begriff Vernichtungslager zählen die Konzentrationslager [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz-Birkenau]] und [[KZ Majdanek|Majdanek (Lublin)]], die der [[Inspektion der Konzentrationslager|IKL]] unterstellt waren. Bei diesen beiden KZ stand das Kriterium des '''''fabrikmäßig organisierten''''' [[Massenmord]]es im Vordergrund.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|-<br />
! Name/Bezeichnung<br />
! Standort (heutiges Land)<br />
! Typ<br />
! Inbetriebnahme<br />
! Schließung/Befreiung<br />
! Geschätzte Anzahl der Toten<br />
|-<br />
| [[KZ Auschwitz-Birkenau]], (auch Auschwitz II genannt)<br />
| [[Polen]]<br />
|bgcolor=#ffdddd | Konzentrations-, Kriegsgefangenen- und Vernichtungslager<br />
| |Oktober 1941<br />
| Januar 1945<br />
|style="text-align:right"| [[Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz|1,1 bis 1,5 Millionen]]<br />
|-<br />
| [[KZ Majdanek]] (Lublin)<br />
| [[Polen]]<br />
|bgcolor=#ffdddd | Konzentrations- und Vernichtungslager<br />
|| Juli 1941<br />
|| Juli 1944<br />
|style="text-align:right"| 78.000<br />
|}<br />
<br />
=== Vernichtungslager (nicht innerhalb des KZ-Systems) ===<br />
{{Siehe auch|Sonderaktion 1005}}<br />
<br />
Die o. g. KZ-Vernichtungslager Auschwitz und Majdanek hatten Verbrennungsöfen für die Leichen. Hingegen jene Vernichtungsstätten, die nicht im KZ-System errichtet worden waren, hatten nicht die Basis der vorhandenen Krematorien.<br />
<br />
Bei diesen Vernichtungsaktionen, die nicht im System der KZ stattfanden, wurden die Leichen zunächst in Gruben verscharrt, später wurden diese [[Massengrab|Massengräber]] wieder geöffnet und die verwesten Leichen anschließend verbrannt (z.&nbsp;B. [[Sonderaktion 1005]]).<br />
<br />
Ein weiterer Unterschied war, dass keine [[Selektion (Konzentrationslager)|Selektionen]] an der Rampe stattfanden, sondern alle dorthin deportierten Häftlinge ermordet wurden. Die Orte waren reine Todesfabriken.<br />
<br />
==== Vernichtungslager ====<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- style="background:silver"<br />
! Name<br />
! Standort<br />(heutiges Land)<br />
! Typ<br />
! Zeit<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Inhaftierten<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Toten<br />
|-<br />
| [[Vernichtungslager Kulmhof]]<br />
| Polen<br />
| Vernichtungslager<br />
|data-sort-value="194112"| Dezember 1941 bis April 1943<br />April 1944 bis Januar 1945<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="160000"| mindestens 160.000<ref>[[Thomas Sandkühler]]: ''Die Täter des Holocaust.'' In: [[Karl Heinrich Pohl]]: ''Wehrmacht und Vernichtungspolitik.'' Göttingen 1999, S. 47.</ref><br />
|-<br />
| [[Vernichtungslager Maly Trostinez]]<br />
| Weißrussland<br />
| Vernichtungslager<br />
|data-sort-value="194205"| Mai 1942 bis Juli 1944<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="50000"| 40.000–60.000<br />
|}<br />
<br />
==== Vernichtungslager der ''Aktion Reinhardt'' ====<br />
{{Hauptartikel|Aktion Reinhardt}}<br />
<br />
In den Lagern der „Aktion Reinhardt“ wurden mehr Menschen ermordet als in Auschwitz.<br />
<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- style="background:silver"<br />
! Name<br />
! Standort<br />(heutiges Land)<br />
! Typ<br />
! Zeit<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Inhaftierten<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Toten<br />
|-<br />
| [[Vernichtungslager Belzec]]<br />
| Polen<br />
| Vernichtungslager<br />(Aktion Reinhardt)<br />
|data-sort-value="194203"| März bis Dezember 1942<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="436000"| 434.508 Juden<br />1.000–1.500 Polen<ref>Robin O’Neil: [http://www.jewishgen.org/yizkor/belzec/bel002.html ''A Reassessment: Resettlement Transports to Belzec, March-December 1942.''] auf: ''jewishgen.org/''</ref><ref>{{Literatur |Autor=P. Burchard |Titel=Pamiątki i zabytki kultury żydowskiej w Polsce |Auflage=1. |Verlag="Reprint" Piotr Piotrowski |Ort=Warszawa |Datum=1990 |Seiten=174}}</ref><br />
|-<br />
| [[Vernichtungslager Sobibor]]<br />
| Polen<br />
| Vernichtungslager<br />(Aktion Reinhardt)<br />
|data-sort-value="194205"| Mai 1942 bis Oktober 1943<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="250000"| 250.000<br />
|-<br />
| [[Vernichtungslager Treblinka]]<br />
| Polen<br />
| Vernichtungslager<br />(Aktion Reinhardt)<br />
|data-sort-value="194207"| Juli 1942 bis November 1943<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right" data-sort-value="713000"| mindestens 713.000&nbsp;<br />bis zu 1,1 Millionen.<ref>Frank Golczewski in Wolfgang Benz: ''Dimension des Völkermordes.'' Deutscher Taschenbuch Verlag, 1996, ISBN 3-423-04690-2, S. 468.<br /><br />
Schätzung der Opferzahlen im Treblinka-Prozess mindestens 700.000, Nach [[Rachel Auerbach]]: 1.074.000, diese wird von Golczewski als wahrscheinlich angesehen.</ref><br />
|}<br />
<br />
== Sonderfall: ''Tötungsanstalten'' ==<br />
Einen Sonderfall bilden die u.g. Tötungsanstalten, in welche KZ-Häftlinge deportiert und dort ermordet wurden.<br />
<br />
=== Aktion T4 (Ermordung von behinderten Menschen), 1940 bis 1941 ===<br />
{{Hauptartikel|Aktion T4}}<br />
<br />
In den Tötungsanstalten fanden die [[Krankenmorde im Nationalsozialismus]] statt. Zwischen 1940 und 1941 ließ das NS-Regime mehr als 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen ermorden. Nach Protesten in der Bevölkerung wurde die „Aktion T4“ eingestellt, mit der „Aktion Brandt“ jedoch dezentral weitergeführt.<br />
<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- style="background:silver"<br />
! Anstalt<br />
! Ort<br />
! 1940<br />
! 1941<br />
! Getötete Menschen<br />
|-<br />
| A<br />
|[[Tötungsanstalt Schloss Grafeneck|Schloss Grafeneck]]<br />
|style="text-align:right"| 9.839<br />
|style="text-align:center" data-sort-value="0"| –<br />
|style="text-align:right"| 9.839<br />
|-<br />
| B<br />
|[[NS-Tötungsanstalt Brandenburg|Brandenburg]]<br />
|style="text-align:right"| 9.772<br />
|style="text-align:center" data-sort-value="0"| –<br />
|style="text-align:right"| 9.772<br />
|-<br />
| Be<br />
| [[NS-Tötungsanstalt Bernburg|Bernburg]]<br />
|style="text-align:center" data-sort-value="0"| –<br />
|style="text-align:right"| 8.601<br />
|style="text-align:right"| 8.601<br />
|-<br />
| C<br />
| [[NS-Tötungsanstalt Hartheim|Schloss Hartheim]]<br />
|style="text-align:right"| 9.670<br />
|style="text-align:right"| 8.599<br />
|style="text-align:right"| 18.269<br />
|-<br />
| D<br />
|[[Gedenkstätte Pirna Sonnenstein|Schloss Sonnenstein]]<br />
|style="text-align:right"| 5.943<br />
|style="text-align:right"| 7.777<br />
|style="text-align:right"| 13.720<br />
|-<br />
| E<br />
| [[NS-Tötungsanstalt Hadamar|Hadamar]]<br />
|style="text-align:center" data-sort-value="0"| –<br />
|style="text-align:right"| 10.072<br />
|style="text-align:right"| 10.072<br />
|- class="sortbottom"<br />
|style="text-align:right"| ''gesamt''<br />
|<br />
|style="text-align:right"| 35.224<br />
|style="text-align:right"| 35.049<br />
|style="text-align:right"| 70.273<br />
|}<br />
<br />
In der [[Hartheimer Statistik]] der Aktion T4 sind diese Zahlen monatsweise aufgelistet. Die sechs NS-Tötungsanstalten bezeichnete die NS-Tarnsprache als „Anstalten“. Von 1940 bis zum 1. September 1941 wurden insgesamt 70.273 Menschen durch Gas getötet, (Tarnsprache: „desinfiziert“).<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Ernst Klee]] |Titel=Dokumente zur "Euthanasie" |Verlag=Fischer |Ort=Frankfurt am Main |Datum=1985 |ISBN=3-596-24327-0 |Seiten=232 f}}</ref><br />
<br />
[[Herbert Lange]] leitete 1940 bis 1941 das ''Sonderkommando Lange'', das in weiteren Tötungsanstalten mindestens 6.219 polnische und deutsche Patienten mittels Gaswagen ermordete, damals als 'Räumung von Heilanstalten" bezeichnet. Anschließend wurde er, ab Dezember 1941, Kommandant des [[Vernichtungslager Kulmhof|Vernichtungslagers Kulmhof]].<br />
<br />
Ähnlich wie Herbert Lange wurden mehr als 100 [[Aktion T4#Personelle Kontinuitäten|Personen, die bei den Euthanasie-Morden tätig waren]], als „Fachpersonal“ für spätere Vernichtungslager übernommen.<br />
<br />
=== Aktion 14f13 (Ermordung von „nicht arbeitsfähigen“ KZ-Häftlingen), 1941 bis 1944 ===<br />
{{Hauptartikel|Aktion 14f13}}<br />
Nachdem die Ermordung von behinderten Menschen zunächst eingestellt worden war, wurde „Häftlingseuthanasie“ betrieben. Zwischen 1941 und 1944 begutachteten SS-Ärzte die Arbeitsleistung von [[KZ-Häftling]]en. Die SS konnte nun Häftlinge als „Invaliden“ einstufen, sobald sie krank, alt oder auch nur missliebig waren. Den Häftlingen wurde vorgetäuscht, sie kämen mittels „Invalidentransporten“ zur Erholung in ein Sanatorium. Jedoch wurden sie in Tötungsanstalten (Bernburg, Sonnenstein, Hartheim) deportiert. Etwa 20.000 Häftlinge wurden umgebracht.<br />
<br />
=== Aktion Brandt (Dezentral durchgeführte Ermordung von Insassen von Heil- und Pflegeanstalten), 1943 bis 1945 ===<br />
{{Hauptartikel|Aktion Brandt}}<br />
Um für kriegsverwundete Soldaten Bettenplätze in Heil- und Pflegeanstalten freizumachen, wurden ab etwa 1943 deren Patienten verlegt, jedoch auch in großem Maßstab dezentral ermordet. Bei dieser Aktion hatte [[Karl Brandt (Mediziner)|Karl Brandt]], Generalkommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen, eine leitende Funktion. Zu den bekanntesten Aufnahme- und damit auch Tötungsanstalten gehörten in diesem Zusammenhang<br />
* [[Steinhof (Wien)|Am Steinhof]] in Wien,<br />
* [[Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eichberg|Eichberg]], [[Eltville am Rhein]]<br />
* [[Sächsisches Krankenhaus Großschweidnitz|Heil- und Pflegeanstalt Großschweidnitz]], [[Großschweidnitz]],<br />
* [[Tötungsanstalt Hadamar]]<br />
* [[Kalmenhof]] bei [[Idstein]],<br />
* [[Kloster Irsee]] bei [[Kaufbeuren]],<br />
* [[Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde]], [[Międzyrzecz|Meseritz]],<br />
* [[Gauheilanstalt Tiegenhof]] bei [[Gniezno|Gnesen]].<br />
Die Anzahl Opfer ist aufgrund fehlender Aktenlage ungewiss, es wird von mindestens 30.000 Getöteten ausgegangen.<br />
<br />
== KZ-ähnliche Lager, die Abgrenzungsproblematik ==<br />
Sonstige KZ-ähnliche Lager umfassen im Prinzip fast sämtliche Gefangenenlager im Deutschen Reich während der Zeit der Hitler-Diktatur. Hierzu zählen beispielsweise [[Arbeitserziehungslager]], [[Kriegsgefangenenlager]] oder [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiterlager]]. Diese Lager sind aufgrund der ethnischen („rassischen“) Hierarchisierung der Gefangenen der Nationalsozialisten schwierig zu typisieren. Gemeinsam ist ihnen, dass der Gefangenstatus meist nicht auf einem Gerichtsurteil basiert (vgl. Schutzhaft, Gestapo, RAD). So wurden westalliierte Kriegsgefangene als Angehörige der „nordischen Rasse“ in der Regel in Wehrmachtsgefangenenlagern deutlich besser behandelt als die Soldaten der [[Rote Armee|Roten Armee]]. Es konnte auch eine Rolle spielen, dass in den Händen der Westalliierten zunächst höhere Zahlen deutscher Gefangener vermutet wurden, deren Status als Kriegsgefangener nicht gefährdet werden sollte. Die Sowjetsoldaten wurden dagegen in vorgeblichen Gefangenenlagern unter Bedingungen eingesperrt, die sich von einem Konzentrationslager nicht unterschieden. Schon bei der Gründung des KZ Auschwitz II ging es um die Unterbringung von Rotarmisten. Auch die der Gestapo unterstellten Arbeitserziehungslager unterschieden sich gegen Kriegsende nur noch dem Namen nach von einem KZ-Außenlager. Die dort von Polizeigerichten zur Strafe verhängten Urteile entsprangen keiner ordentlichen Gerichtsbarkeit. Hier kam es auch häufig zu Namens- und Zuständigkeitsänderungen der betreffenden Lager.<br />
<br />
Nachfolgend wird ein Teil der sonstigen NS-Haftstätten genannt, die keine Vernichtungslager waren. Allerdings kann die Zahl der dort Ermordeten oder der Todesopfer auf Grund der Haftbedingungen enorm gewesen sein. Die Gesamtanzahl der NS-Lager betrug lt. einer amerikanischen Holocauststudie aus dem Jahr 2013 über 40.000.<ref>[http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2013-03/holocaust-studie-ghetto ''Mehr als 40.000 Nazi-Zwangslager in Europa''.] [[Die Zeit|Zeit Online]], 2. März 2013.</ref><br />
<br />
=== Durchgangslager ===<br />
[[Konzentrationslager#Durchgangslager|Durchgangslager]] waren [[Konzentrationslager#Sammellager und Ghettos|Sammellager]], in die Häftlinge meist jüdischer Herkunft gesperrt wurden, die in die Vernichtungslager [[Deportation#Deportationen während des Nationalsozialismus|deportiert]] werden sollten. Der ebenfalls dafür verwendete Begriff Sammellager entspricht sachlich dem Begriff Konzentrationslager.<br />
<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- style="background:silver"<br />
! Name<br />
! Standort<br />(heutiges Land)<br />
! Typ<br />
! Zeit<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Inhaftierten<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Toten<br />
|-<br />
| [[Fort Breendonk]]<br />
| Belgien<br />
| Durchgangslager, teilweise auch Langzeithäftlinge<br />
|data-sort-value="194009"| September 1940 bis August 1944<br />
|style="text-align:right"| 3.500–4.000<br />
|style="text-align:right"| 300?<br />
|-<br />
| [[SS-Sammellager Mechelen|Mechelen]]<br />
| Belgien<br />
| Sammel- und Durchgangslager<br />
|data-sort-value="194207"| Juli 1942 bis September 1944<br />
|style="text-align:right"| 25.300<br />
|style="text-align:right"| 1.221<br />
|-<br />
| [[Sammellager Drancy|Drancy]]<br />
| Frankreich<br />
| Sammel- und Durchgangslager<br />
|<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[Jüdisches Altersheim Fünfbrunnen|Fünfbrunnen]]<ref>Änder Hohengarten: ''Die nationalsozialistische Judenpolitik in Luxemburg.'' im Auftrag des Memorial de la Déportation in Luxemburg-Hollerich. 2., veränd. Auflage. Luxemburg 2004, S. 52 ff.</ref> (Pafemillen)<br />
| Luxemburg<br />
| „Jüdisches Altersheim“, anschließend Durchgangslager<br />
|data-sort-value="194107"| Juli 1941 bis April 1943<br />
|style="text-align:right"| 300<br />
|style="text-align:right"| über 20<br />
|-<br />
| [[Nováky]]<br />
| Slowakei<br />
| Sammel- und Durchgangslager<br />
|<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[Risiera di San Sabba]]<br />
| Italien<br />
| Sammel- und Durchgangslager, StaLag, Polizeilager<br />
|data-sort-value="194310"| Oktober 1943 bis April 1945<br />
|style="text-align:right"| 20.000–25.000<br />
|style="text-align:right"| 3.000–5.000<br />
|-<br />
| [[Konzentrationslager Sereď]]<br />
| Slowakei<br />
| Sammel- und Durchgangslager<br />
|<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[KZ Theresienstadt|Theresienstadt]] (auch als KZ Theresienstadt bekannt)<br />
| Tschechien<br />
| Gestapo-Gefängnis<br />Sammel- und Durchgangslager<br />
|data-sort-value="194006"| Juni 1940 bis Mai 1945<br />November 1941 bis Mai 1945<br />
|style="text-align:right"| 32.000<br />140.000<br />
|style="text-align:right"| 2.500<br />35.000<br />
|-<br />
| [[Durchgangslager Westerbork|Westerbork]]<br />
| Niederlande<br />
| Sammel- und Durchgangslager<br />
|data-sort-value="193910"| Oktober 1939 bis April 1945<br />
|style="text-align:right"| 102.000<br />
|style="text-align:right"|<br />
|-<br />
| [[Lager Reichenau|Innsbruck-Reichenau]]<br />
| Österreich<br />
| Durchgangslager<br />
|data-sort-value="194108"| August&nbsp;1941 bis 1945<br />
|style="text-align:right"| 8.500<br />
|style="text-align:right"| 130<br />
|-<br />
| [[Durchgangslager 121 Pruszków|Pruszków]]<br />
| Polen<br />
| Durchgangslager<br />
|data-sort-value="194408"| August 1944 bis Januar 1945<br />
|style="text-align:right"| 650.000<ref>{{Literatur |Autor=Marek Getter |Titel=Straty ludzkie i materialne w Powstaniu Warszawskim |Sammelwerk=Biuletyn IPN |Nummer=43-44 |Datum=2004 |ISSN=1641-9561 |Seiten=69}}</ref><ref>[http://www.dulag121.pl/index.php?cmd=zawartosc&opt=pokaz&id=15 Dulag 121]</ref><br />
|style="text-align:right"| ?<br />
|}<br />
<br />
{{Siehe auch|Liste der Ghettos in der Zeit des Nationalsozialismus}}<br />
<br />
=== Andere Lager ===<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- style="background:silver"<br />
! Name<br />
! Standort<br />(heutiges Land)<br />
! Typ<br />
! Zeit<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Inhaftierten<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Toten<br />
|-<br />
| [[Nisko-Plan|„Judenreservat“ in Nisko]], unter Leitung [[Adolf Eichmann]]s geplant als Durchgangslager für ein riesiges „Judenreservat“<br />
| Polen<br />
| Lager der SS<br />
|data-sort-value="193910"| Oktober 1939 bis 14. April 1940<br />
|style="text-align:right"| 5.000<br />
|style="text-align:right"| ? (Rücktransport von 501 Häftlingen)<br />
|-<br />
| [[Schutzhaftlager Welzheim]]<br />
| Deutschland<br />
| Lager der Gestapo<br />
|data-sort-value="193500"| 1935 bis April 1945<br />
|style="text-align:right"| mindestens 2.000<br />
|style="text-align:right"| (7)<br />
|-<br />
| [[Zwangslager Berlin-Marzahn]]<br />
| Deutschland<br />
|<br />
|data-sort-value="193605"| Mai&nbsp;1936 bis 1937<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"|<br />
|}<br />
<br />
* [[Geschichte von Cottbus#Von Weltkrieg zu Weltkrieg (1914–1945)|Frauen-KZ Cottbus]], ab 1936<br />
<br />
=== Jugendhaftstätten ===<br />
{{Hauptartikel|Jugendkonzentrationslager}}<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- style="background:silver"<br />
! Name<br />
! Standort<br />(heutiges Land)<br />
! Typ<br />
! Zeit<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Inhaftierten<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Toten<br />
|-<br />
| [[KZ Moringen|Moringen]]<br />
| Deutschland<br />
| Jugendkonzentrationslager für Jungen<br />
|data-sort-value="194006"| 1940 bis April 1945<br />
|style="text-align:right"| 1.400<br />
|style="text-align:right"| mindestens 89<br />
|-<br />
| [[KZ Uckermark|Uckermark]]<br />
| Deutschland<br />
| Jugendkonzentrationslager für Mädchen und junge Frauen<br />
|data-sort-value="194206"| Juni 1942 bis April 1945<br />
|style="text-align:right"| unbekannt<br />
|style="text-align:right"| unbekannt<br />
|-<br />
| [[Jugendverwahrlager Litzmannstadt|Litzmannstadt (Łódź)]]<br />
| Polen<br />
| Jugendkonzentrationslager für polnische und tschechische Kinder und Jugendliche<br />
|data-sort-value="194212"| Dezember 1942 bis Januar 1945<br />
|style="text-align:right"| unbekannt<br />
|style="text-align:right"| 500?<br />
|}<br />
<br />
=== Sonstige NS-Lager ===<br />
* In der separaten [[Liste der Ghettos im Nationalsozialismus|Liste der Sammellager/Ghettos in der Zeit des Nationalsozialismus]] werden meist Lager, Stadtteile oder Orte aufgezählt, die bei ihrer Errichtung bereits vorübergehend als Sammellager, z.&nbsp;B. im Rahmen der [[Aktion Reinhardt]] als Teilschritt der so genannten [[Endlösung der Judenfrage]] geplant waren. Es handelt sich dabei um mindestens weitere 600 Sammellager, eher 950.<br />
<br />
{| class="wikitable sortable"<br />
|- style="background:silver"<br />
! Name<br />
! Standort<br />(heutiges Land)<br />
! Typ<br />
! Zeit<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Inhaftierten<br />
! Geschätzte Anzahl<br />der Toten<br/> (Opfergruppen)<br />
|-<br />
| [[Fort Goeben]]<br />
| Frankreich<br />
| „SS-Sonderlager“<br />
|data-sort-value="194310"| Oktober 1943 bis August 1944<br />
|style="text-align:right"| 1.500–1.800 Widerstandskämpfer und andere<br />
|style="text-align:right"| mindestens 36<br />
|-<br />
| [[Durchgangslager Bozen|Bozen]]<br />
| Italien<br />
| „Polizeidurchgangslager“<br />
|data-sort-value="194407"| Juli 1944 bis April 1945<br />
|style="text-align:right"| 15.000 „Politische“, Juden und andere<br />
|style="text-align:right"| mindestens 20<br />
|-<br />
| [[KZ Chaidari|Chaidari]]<br />
| Griechenland<br />
| "Konzentrations- und Durchgangslager"<br />
|data-sort-value="194310"| Oktober 1943 bis 1944<br />
|style="text-align:right"| 20.000 Widerstandskämpfer und Juden<br />
|style="text-align:right"| mind. 1.800<br />
|-<br />
| [[KZ Janowska|Lemberg-Janowska]]<br />
| Ukraine<br />
| Zwangsarbeitslager; Massenmordstätte<br />
|data-sort-value="194109"| September 1941 bis November 1943<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| 100.000–200.000 (meist Juden)<br />
|-<br />
| [[Zigeuner-Anhaltelager Lackenbach|Lackenbach]]<br />
| Österreich<br />
| „Polizeidurchgangslager“, Zwangsarbeit<br />
|data-sort-value="194011"| November 1940 bis 1945<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| (Roma, Juden)<br />
|-<br />
| [[KZ Hodonín|Hodonín]]<br />
| Tschechien<br />
| Zigeunerlager ([[Protektorat Böhmen und Mähren]])<br />
|data-sort-value="194007"| Juli&nbsp;1940 bis 1945<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| (Roma)<br />
|-<br />
| [[KZ Lety|Lety]]<br />
| Tschechien<br />
| Zigeunerlager ([[Protektorat Böhmen und Mähren]])<br />
|data-sort-value="193912"| Dezember&nbsp;1939 bis 1945<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| (Roma)<br />
|-<br />
| [[Camp de Gurs|Gurs]]<br />
| Frankreich<br />
| Internierungslager ([[Vichy]]-Frankreich)<br />
|data-sort-value="193900"| 1939–1944<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| (Diverse)<br />
|-<br />
| [[Le Vernet (Internierungslager)|Le Vernet]]<br />
| Frankreich<br />
| Internierungslager ([[Vichy]]-Frankreich)<br />
|data-sort-value="193900"| 1939–1944<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| (Diverse)<br />
|-<br />
| [[KZ Jasenovac|Jasenovac]]<br />
| Kroatien<br />
| Arbeits-, Vernichtungs- und Konzentrationslagerkomplex, davon drei Kinderlager ([[Ustascha]]-Kroatien)<br />
|data-sort-value="194112"| Ende&nbsp;1941 bis 1945<br />
|style="text-align:right"| insgesamt ca. 1.000.000, davon gleichzeitig maximal 3.000–5.000<br />
|style="text-align:right"| mindestens 80.000 und bis zu mehreren 100.000 (Serben, Juden, Muslime, Roma und orthodox-katholische; Kroaten)<br />
|-<br />
| [[Neue Bremm]]<br />
| Saarbrücken, Deutschland<br />
| Arbeitslager; „Erweitertes Polizeigefängnis“ (Gestapo)<br />
|data-sort-value="194000"| 1940–1945<br />
|style="text-align:right"| 20.000<br />
|style="text-align:right"| mehrere 100<br />
|-<br />
| [[KZ Pavlos Melas|Pavlos Melas]]<br />
| Griechenland<br />
| Polizeihaftlager des SD<br />
|data-sort-value="194109"| 1941–1944<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| (Geiseln, Juden, Kommunisten)<br />
|-<br />
| [[Sicherungslager Schirmeck-Vorbruck]]<br />
| Frankreich<br />
| „Sicherungslager“ oder „Erziehungslager“ für Elsässer und Lothringer<br />
|data-sort-value="194008"| August 1940 bis 1944<br />
|style="text-align:right"| 15.000–25.000<br />
|style="text-align:right"| mindestens 76,<br /> Schätzungen bis 500<br />
|-<br />
| [[Internierungslager]] [[Skrochowitz]]<br />
| Tschechien<br />
| Internierungslager ([[Sudetenland (Reichsgau)|Reichsgau Sudetenland]])<br />
|data-sort-value="193909"| September 1939 bis?<br />
|style="text-align:right"|<br />
|style="text-align:right"| (Polen, Juden)<br />
|}<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern|Kennzeichnung der Häftlinge]]<br />
* [[Ghetto]], [[Liste der Ghettos in der Zeit des Nationalsozialismus|Liste der Ghettos]]<br />
* [[Liste der Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus]]<br />
* [[Ausländerkinder-Pflegestätte (Velpke)]] – (Sterbe- und Tötungsstätte für Kinder von Zwangsarbeiterinnen)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
Zur Geschichte der Konzentrationslager gibt es neben ausführlichen Monographien über einzelne Lager verschiedene mehrbändige Buchreihen, die anhand von Abrissen zur Geschichte einzelner Lager einen Gesamtüberblick geben. Dazu gehören:<br />
<br />
* [[Wolfgang Benz]], [[Barbara Distel]] (Hrsg.): ''Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager.'' C. H. Beck, München 2005 f., ISBN 978-3-406-52960-3 (9 Bände).<br />
* Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): ''Geschichte der Konzentrationslager 1933–1945.'' Metropol Verlag, Berlin 2001–2005. Zielsetzung dieser Buchreihe ist die Erstellung einer Gesamtgeschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Die ersten Bände befassen sich mit den frühen Lagern bis zum Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]].<br />
* Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): ''Dachauer Hefte.'' Verlag Dachauer Hefte, Dachau 1985–2006. Seit 1985 erscheint jährlich ein neuer Band. Jeder Band hat einen bestimmten Themenschwerpunkt, zu dem verschiedene Autoren Aufsätze beisteuern. In der Regel handelt es sich dabei um wissenschaftliche bzw. monografische Beiträge, aber auch Erinnerungsberichte, unveröffentlichte Manuskripte und Übersetzungen aus anderssprachigen Werken.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Nazi concentration camps|Nationalsozialistische Konzentrationslager}}<br />
* [http://www.memorial-museums.net/ Internationale Übersicht von NS-Gedenkstätten und Institutionen]<br />
* [https://www.jurion.de/gesetze/6_dv_beg/anlage_1/ Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos.] Bundesministerium der Justiz (Deutschland)<br />
* [http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Oeffentliche_Finanzen/Vermoegensrecht_und_Entschaedigungen/Kriegsfolgen_Wiedergutmachung/Haftstaetten_Liste.html Bundesministerium der Finanzen: Haftstätten im Rahmen der Anerkennungen des Artikel 2-Abkommens mit der Jewish Claims Conference (JCC)] (PDF)<br />
* [http://www.arbeit-und-leben-hochtaunus.de/Karte_Konzentrationslager.pdf Karte der Konzentrationslager im Dritten Reich] (PDF; 45&nbsp;kB)<br />
<br />
== Fußnoten ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Konzentrationslager des Deutschen Reichs}}<br />
[[Kategorie:Liste (Konzentrationslager)|!Deutsches Reich]]<br />
[[Kategorie:Konzentrationslager|!Deutsches Reich]]<br />
[[Kategorie:Holocaust]]<br />
[[Kategorie:Porajmos]]<br />
[[Kategorie:Eugenik]]<br />
[[Kategorie:Euthanasie]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hesselberg&diff=210804098Hesselberg2021-04-11T01:14:45Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|behandelt den Berg Hesselberg in Mittelfranken, Bayern, weitere Bedeutungen unter [[Hesselberg (Begriffsklärung)]].}}<br />
{{Infobox Berg<br />
|NAME = Hesselberg<br />
|BILD = Hesselberg von Südwesten.jpg<br />
|BILDBESCHREIBUNG = Der Hesselberg von Südwesten<br />
|HÖHE = 689.4<br />
|HÖHE-BEZUG = DE-NHN<br />
|LAGE = zwischen [[Dinkelsbühl]] und [[Wassertrüdingen]]<br />
|GEBIRGE = [[Singularität (Geographie)|Singularität]] im [[Vorland der Südlichen Frankenalb]], [[Fränkisches Keuper-Lias-Land]]<br />
|DOMINANZ = 34<br />
|SCHARTENHÖHE = 233<br />
|DOMINANZ-BEZUG = [[Wöllerstein]]<ref>Der {{Höhe|723.1}} hohe ''Wöllerstein'' liegt unmittelbar westlich der [[Bundesautobahn 7|A&nbsp;7]] südlich [[Westhausen (Württemberg)|Westhausen]]-[[Reichenbach (Westhausen)|Reichenbachs]]</ref> ([[Schwäbische Alb]])<br />
|SCHARTE = St 2220 zwischen den [[Langfurth]]er Ortsteilen [[Oberkemmathen]] und [[Matzmannsdorf]]<ref name="domprom">Dominanz und Prominenz nach TK 25 unter Zuhilfenahme von ''Elevation Contours'' in [[Google Maps]]; die Scharte liegt auf {{Höhe|456}}.</ref><br />
|BREITENGRAD = 49/4/12/N<br />
|LÄNGENGRAD = 10/31/37/E<br />
|REGION-ISO = DE-BY<br />
|TYP = <br />
|GESTEIN = <br />
|ALTER = [[Jura (Geologie)|Jura]]<br />
|ERSTBESTEIGUNG = <br />
|BESONDERHEITEN = höchster Berg des [[Fränkisches Keuper-Lias-Land|Fränkischen Keuper-Lias-Lands]] und [[Mittelfranken]]s, [[Sender Hesselberg]]<br />
|BILD1 = Hesselberg Früh.jpg<br />
|BILD1-BESCHREIBUNG = Morgenstimmung mit Blick zum Hesselberg (von Westen)<br />
|BILD2 = Ostheim Hahnenkamm.JPG<br />
|BILD2-BESCHREIBUNG = Blick vom [[Hahnenkamm (Altmühltal)|Hahnenkamm]] über [[Ostheim (Westheim)|Ostheim]] zum Hesselberg (von Osten)<br />
}}<br />
<br />
Der '''Hesselberg''' ({{Audio|De-Hesselberg.ogg}}) ist mit {{Höhe|689.4|DE-NHN|link=true}}<ref name="Infotafel-Hesselberg">[[:Datei:Ehinger Burg.jpg|Höhe des Hesselbergs ohne Angabe der Bezugshöhe laut 2005 fotografierter Informationstafel am Hesselbergpfad]]</ref> die höchste Erhebung [[Mittelfranken]]s. Er liegt 4&nbsp;km nordwestlich von [[Wassertrüdingen]] und 60&nbsp;km südwestlich von [[Nürnberg]].<br />
<br />
Der Berg, der gelegentlich (fälschlich) als „höchster Berg der [[Frankenalb]]“ bezeichnet wird, liegt nördlich des Franken- und [[Schwäbische Alb|Schwabenalb]] trennenden Kraters des [[Nördlinger Ries]] im [[Vorland der Südlichen Frankenalb]], [[Fränkisches Keuper-Lias-Land]], innerhalb derer er eine inselartige Singularität darstellt.{{GeoQuelle|DE|BFN-Karten|SUFFIX=- die Haupteinheiten im Kartendienst ''Schutzgebiete'' zuschaltbar.}}<br />
<br />
Die erste überlieferte Bezeichnung war ''Öselberg''; ihre Bedeutung war vermutlich ''öder Berg''. Aus diesem Namen entwickelte sich später ''Eselberg'' und schließlich die heutige Bezeichnung ''Hesselberg''. Der Berg gibt als alter [[Zeugenberg]] einen aufschlussreichen Einblick in die Erdgeschichte der [[Jura (Geologie)|Jurazeit]]. Er ist zudem Zeuge einer wechselvollen Geschichte. Viele Begebenheiten wurden von Generation zu Generation überliefert und haben sich in sagenhaften Legenden mit den Tatsachen vermischt. Heute ist der Hesselberg vor allem ein Ausflugsziel, das bei sehr klarem Wetter einen Blick auf die über 150&nbsp;km entfernten [[Alpen]] bietet.<br />
<br />
== Lage, Form und Ausdehnung ==<br />
Der Hesselberg liegt zwischen den jeweils nur gut 1&nbsp;km entfernten Dörfern [[Röckingen]] (Südosten), [[Gerolfingen]] (Süden), [[Wittelshofen]] (Südwesten), [[Ehingen (Mittelfranken)|Ehingen]] (Norden) nebst Ortsteil [[Lentersheim]] (Nordosten), die alle zur [[Verwaltungsgemeinschaft Hesselberg]] im [[Landkreis Ansbach]] gehören. Über den Westteil des Kammes mit seinen höchsten Gipfel verläuft die Gemeindegrenze zwischen Ehingen und Gerolfingen, über den Ostkamm die zwischen Ehingen und Röckingen.<br />
<br />
Der Berg hat eine Länge von etwa 6&nbsp;km in ungefährer West-Ost-Ausrichtung und ist durchschnittlich 1–2&nbsp;km breit. Mit Ausnahme der Südseite sind die Hänge größtenteils mit Nadel- oder Mischwald bedeckt. Im oberen Bereich und vor allem am Osthang des Röckinger Berges befinden sich auch größere Flächen mit [[Laubwald]]. Die markante Südseite ist im oberen Teil weitgehend waldfrei. Im Süd- und Nordosthang befinden sich großflächige [[Magerrasen]] mit ihren typischen [[Wacholder]]büschen. In seiner Längsachse lässt sich der Hesselberg in fünf Zonen einteilen (siehe Panoramabild):<br />
[[Datei:Hessel Pano3.jpg|miniatur|770px|ohne|Hesselberg-Panorama von Süden]]<br />
[[Datei:Hesselberg-Gipfelweg.jpg|miniatur|Blick vom Gerolfinger Berg nach Osten]]<br />
* Im westlichen Anstiegsbereich überwiegt [[Nadelwald]]. Hier beginnt der geologische Lehr- und Wanderpfad.<br />
* Die westliche Hochfläche, auch Gerolfinger Berg genannt, mit ihren [[doline]]nartigen Vertiefungen, ihren vielen [[Hecke]]n und [[Strauch|Sträuchern]] und einigen Aussichtspunkten hat ein besonders ursprüngliches Aussehen. Die Vertiefungen sind nicht natürlich entstanden, sondern die Folge von ehemaligen Abgrabungen. Das hier gewonnene Material wurde zum Wegebau und zum [[Branntkalk|Kalkbrennen]] verwendet.<br />
* Der Mittelteil, auch Ehinger Berg genannt, mit dem Hauptgipfel und dem [[Fernsehturm]] ist seit 1994 wieder größtenteils zugänglich; zuvor war hier ein militärisch abgesperrter Bereich der US-amerikanischen Streitkräfte.<br />
* Touristisch am bedeutendsten ist die als Osterwiese oder Röckinger Berg bezeichnete, waldfreie, östliche Hochfläche. Dieser Abschnitt dient als Startplatz für Modellflugzeuge und Drachenflieger und als Aussichtsplattform zum Wandern und Flanieren. An besonders klaren Tagen können sogar die Alpen mit der [[Zugspitze]] erkannt werden.<br />
* Der sagenumwobene, östlichste Ausläufer des Hesselbergs ist stark bewaldet und trägt die Bezeichnung Schlössleinsbuck. Diese kleine Bergkuppe wird auch als der „Kleine Hesselberg“ bezeichnet. Der Röckinger Berg und der Schlössleinsbuck werden durch das [[Druide]]ntal getrennt.<br />
<br />
== Geotope ==<br />
Der Hesselberg ist vom [[Bayerisches Landesamt für Umwelt|Bayerischen Landesamt für Umwelt]] (LfU) im Rahmen einer Feierstunde am 24. September 2005 durch Regierungsdirektor Georg Schlapp als eines von ''[[Liste der schönsten Geotope in Bayern|Bayerns schönste Geotope]]n'' ausgezeichnet worden.<ref name="100BY" /><br />
Es befinden sich zusätzlich zwei Einzelgeotope auf dem Hesselberg. Der ''ehemalige Steinbruch auf dem Hesselberg'' (Geotop-Nummer: 571A001)<ref name="Geotop1" /> und der ''Doggeraufschluss am Hesselberg'' (Geotop-Nummer: 571A018)<ref name="Geotop2" /> sind als geowissenschaftlich wertvolle [[Geotop]]e ausgewiesen.<br />
{{siehe auch|Liste der Geotope im Landkreis Ansbach}}<br />
<br />
== Entstehungsgeschichte und geologischer Aufbau ==<br />
=== Die Entstehung in der Jurazeit ===<br />
[[Datei:Erdtabelle.jpg|mini|280px|Erdgeschichtliche Tabelle mit Zeitangaben (Ausschnitt einer Informationstafel am Geologischen Lehrpfad)]]<br />
Vor 200 Millionen Jahren erstreckte sich das [[Jura (Geologie)|Jurameer]] vom Nordseebecken bis weit in den Süden und bedeckte das alte [[Keuper]]land. Die Hesselbergregion befand sich zu dieser Zeit am Rande dieses Meeres. Zahlreiche Zuflüsse brachten vom östlich gelegenen Festland riesige Geröllmassen heran und formten am Meeresboden eine an Tieren und Pflanzen reiche vielschichtige Landschaft. Nacheinander lagerten sich im Laufe von über 40 Millionen Jahren die verschiedenen Schichten des Juragesteins ab: unten die des [[Schwarzer Jura|Schwarzen Jura]] (Lias), darüber die des Braunen Jura ([[Dogger (Geologie)|Dogger]]) und als oberer Abschluss die des Weißen Jura (oberer Jura oder [[Malm]]). Jede dieser Schichtstufen kennzeichnet durch das typische Gestein und die darin enthaltenen, ebenso artspezifischen [[Fossilien]] ihre eigene Zeitepoche. Da manche Fossilien nur in bestimmten Gesteinsschichten vorkommen, spricht man von [[Leitfossil]]ien. Im Juragestein sind die Leitfossilien fast ausschließlich [[Ammoniten]]. Im Laufe der Erdgeschichte verlandete das Jurameer vollständig. In weiteren Jahrmillionen wurden durch [[Erosion (Geologie)|Erosion]] ganze Gesteinsschichten abgetragen. Die schützende Mulde des Schwarzjuras, in der sich der Hesselberg befindet, ist der Grund, weshalb der Hesselberg durch Wind und Wasser nicht so stark angegriffen werden konnte wie die Ebene zwischen dem Berg und dem [[Hahnenkamm (Altmühltal)|Hahnenkamm]]. Das harte Gestein konnte widerstehen und ließ den Hesselberg als markanten [[Zeugenberg]] übrig, der heute wie eine Insel aus der Landschaft ragt. Diese Art der Entstehung eines Berges wird in der Geologie als [[Reliefumkehr]] bezeichnet.<br />
<br />
=== Die Gesteinsschichten des Berges ===<br />
Die Informationstafeln des Geologischen Lehrpfades erklären dem Wanderer die Entstehungsgeschichte auf eine sehr anschauliche Art. Die drei Hauptstufen des Jura (Lias, Dogger, Malm) werden in der [[Geologie]] jeweils in sechs Unterstufen eingeteilt und mit den griechischen Buchstaben alpha bis zeta bezeichnet ([[Quenstedtsche Gliederung]]). Die in den Schichtstufen vorhandenen Gesteine werden diesen Bezeichnungen zugeordnet.<br />
<br />
==== Die Schichten des Schwarzen Jura (Lias) ====<br />
[[Datei:Posidonienschiefer.jpg|miniatur|links|Die Posidonienschiefergrube ist ein geologisches Naturdenkmal]]<br />
Die dunklen Farben aus [[Tonmineral|Tonen]] und [[Mergel]]n geben dem Schwarzen Jura seinen Namen. Diese circa 50&nbsp;m mächtige Schichtstufe bildet die fruchtbare hügelige Umgebung des Berges. Seine untersten Schichten (Lias alpha bis gamma) befinden sich unter der Erdoberfläche. Der „Amaltheenton“ (heute [[Amaltheenton-Formation]], Lias delta) bildet mit einer Mächtigkeit von 35&nbsp;m die höchste Unterstufe des Lias. Eine Besonderheit ist die 10&nbsp;m mächtige [[Posidonienschiefer-Formation]] (Lias epsilon). In ihm befinden sich auch Fossilien von größeren Tieren, so wurden zum Beispiel [[Fischsaurier]] in dieser Schicht gefunden. Die Posidonienschiefergrube am Beginn des Lehrpfads ist im weiten Umkreis einzigartig und als geologisches Naturdenkmal ausgewiesen. Das Suchen und Sammeln von Versteinerungen ist deshalb verboten. Über diese gut erkennbaren Schieferschichtungen schließt sich die etwa 2,7&nbsp;m mächtige [[Jurensismergel-Formation]] (Lias zeta) an.<br />
<br />
==== Die Schichten des Braunen Jura (Dogger) ====<br />
Die tiefbraunen [[Verwitterung]]sfarben der höheren Schichten geben dem Braunen Jura seinen Namen. Ursache ist der höhere [[Eisen]]gehalt. Insgesamt bildet die 135&nbsp;m mächtige Schicht des Dogger den Hauptanstieg der Hesselberghänge. Die unterste Schicht ist der 75&nbsp;m mächtige „Opalinuston“ (heute [[Opalinuston-Formation]]) (Dogger alpha). Die Unebenheiten der Wiesen sind die Folge von Hangabrutschungen; die Böden dieses Bereichs sind sehr rutschgefährdet. Über dem Opalinuston folgt die 40&nbsp;m mächtige Schicht des „Eisensandstein“ beziehungsweise der [[Eisensandstein-Formation]] (Dogger beta). Diese Schicht ist wegen ihres steilen Anstiegs besonders markant. Da der Opalinuston wasserundurchlässig ist, hat sich am Übergang zum Eisensandstein ein [[Quellhorizont]] gebildet. Die Schichten des Dogger gamma ([[Wedelsandstein-Formation]] mit Sowerbyi-Bank an der Basis), des Dogger delta („Ostreenkalk“ beziehungsweise [[Ostreenkalk-Formation]]) (4&nbsp;m) und des Dogger epsilon ([[Sengenthal-Formation]]) (2&nbsp;m) sind reich an Versteinerungen. Den Abschluss des Doggers bildet der nur 2&nbsp;m mächtige „Ornatenton“ (jetzt [[Ornatenton-Formation]]) (Dogger zeta). Diese geringmächtige Schicht bildet eine Terrasse um den Hesselberg. Auf ihrer Südseite wurden die Häuser der [[Volkshochschule]] erbaut.<br />
<br />
==== Die Schichten des Weißen Jura (Malm) ====<br />
[[Datei:Planulakalke.jpg|mini|280px|Informationstafel am Lehrpfad]]<br />
Diese oberste Juraschicht ist nach ihrer hellen Farbe benannt. In der Fränkischen Alb können diese Schichten bis zu 400&nbsp;m hoch werden. Am Hesselberg sind sie jedoch zum größten Teil bereits abgetragen, so dass nur noch 85&nbsp;m erhalten sind. Die Malm-Gesteine sind zum Teil [[Sedimente und Sedimentgesteine|Meeressedimente]], teils [[Korallenriff|Riffe]] ehemaliger [[Meeresschwamm|Meeresschwämme]]. Am Hauptgipfel ist das aus den Schwammriffen entstandene Felsgestein stark verbreitet. Der helle [[Kalkstein]] des Weißen Jura war schon immer ein beliebtes Baumaterial für den Hausbau ([[Branntkalk]]) und den Straßenbau ([[Schotter]]). Die im Bereich der westlichen Hochfläche entstandenen Vertiefungen sind die Folge von Materialabgrabungen. Die untersten Schichten bilden die als Malm alpha zusammengefassten, etwa 25&nbsp;m hohen [[Impressamergel|Impressaschichten]] (tiefer Malm alpha) und die [[Bimammatumkalk]]e (hoher Malm alpha). Der alte Name der [[Planulakalk]]e (Malm beta) ist Werkkalk, was wiederum auf die Verwendung als Baumaterial hinweist. Diese etwa 15&nbsp;m hohe, stark von Schwammriffen durchsetzte Schicht baut die Hochfläche der Osterwiese auf. Der kleine Steinbruch unterhalb des Hauptgipfels besteht in seinem unteren Bereich aus Planulakalken und in seinem oberen Bereich zeigt er die [[Ataxioceratenschicht]] (Malm gamma). Der Hauptgipfel wird durch diese bis 20&nbsp;m mächtige Schicht aufgebaut. Die obere Schicht des Malm gamma und die Schichten des Malm delta bis Malm zeta sind auf dem Hesselberg bereits abgetragen.<br />
<br />
== Besiedlungsgeschichte und wichtige Ereignisse im Hesselbergraum ==<br />
Auf einigen Parkplätzen im Bereich der Fremdenverkehrsregion Hesselberg stellten die zuständigen Gemeinden Schautafeln auf, die einen guten Einblick in die Besiedlungsgeschichte dieser Region vermitteln.<br />
<br />
=== Vor- und Frühgeschichte ===<br />
Bereits in vorgeschichtlichen Zeiten suchten erste Siedler den Hesselberg als Flucht- und Wohnstätte auf. Archäologische Funde aus der [[Steinzeit]] (etwa 10.000 bis 2000 v. Chr.) wurden vor allem im Bereich der Osterwiese gemacht. In der [[Bronzezeit]] (ca. 2000 bis 1300 v.&nbsp;Chr.) setzte eine kontinuierliche Besiedlung des Bergs ein. In der [[Urnenfelderkultur|Urnenfelderzeit]] (etwa 1200 bis 750 v.&nbsp;Chr.), wurde die Siedlung auf den Hochflächen mit [[Ringmauer]]n, Gräben und [[Wallanlage]]n umgeben. Noch heute lassen die Reste der 5&nbsp;km langen Randwälle um die Osterwiese, den Ehinger und den Gerolfinger Berg die einstige Bedeutung dieser Befestigungsanlage erahnen. Hinter dem schützenden Mauerwerk entwickelte sich ein bedeutendes politisches, wirtschaftliches und religiöses Stammeszentrum. Lange Zeit wurden diese Anlagen den [[Kelten]] zugeordnet. Aber nur ein Einzelfund (Waffenausstattung eines Kriegers) aus der [[Latènezeit]] (500 bis 15 v.&nbsp;Chr.) weist auf einen kurzen Besuch durch die Kelten hin. In den unruhigen Zeiten der [[Völkerwanderung]] und bis ins Mittelalter nutzten die Menschen die alten Wallanlagen des Hesselbergs als Zufluchtsort und zur Verteidigung. Im Stadtmuseum in [[Oettingen in Bayern|Oettingen]] und im Museum für Vor- und Frühgeschichte in [[Gunzenhausen]] sind zahlreiche Exponate in Form von Werkzeugen und Waffen zu besichtigen.<br />
<br />
=== Die Römer ===<br />
[[Datei:Caracalla bust.jpg|mini|hochkant|Büste des Kaisers Caracalla (Louvre)]]<br />
Unter den Kaisern [[Domitian]] (81–96 n.&nbsp;Chr.) und [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] (117–138) verlegten die Römer die Grenze ihrer Provinz [[Rätien]] weiter nach Norden. Den Grenzwall [[Obergermanisch-Raetischer Limes|Limes]] bauten sie zum Schutz vor den [[Germanen]] weiter aus und bestückten ihn mit zahlreichen Wehr- und Wachtürmen. In unmittelbarer Nähe des Hesselberges wurden große [[Römische Militärlager|Kastelle]] errichtet. Unter Kaiser [[Caracalla]] (um 213 n.&nbsp;Chr.) erfolgte der letzte und stärkste Ausbau des rätischen Limes. Der Grenzwall überquerte im Westen des Berges die Flüsse [[Wörnitz]] und [[Sulzach]] in nordsüdlicher Richtung. Einige Kilometer nördlich von Wittelshofen machte er einen Knick nach Osten. Durch diesen Knick wurde der strategisch wichtige Hesselberg in das [[Römisches Reich|Römische Reich]] einbezogen. Bei [[Aufkirchen (Gerolfingen)|Aufkirchen]], [[Ruffenhofen]], [[Dambach (Ehingen)|Dambach]] und [[Unterschwaningen]] befanden sich Kastelle (''Siehe dazu [[Kastell Unterschwaningen]]''). Das [[Kastell Ruffenhofen]] war das größte im Hesselbergraum. Auf dem Berg selbst konnten die [[Archäologie|Archäologen]] keine römischen Bauten nachweisen. Reste des Limes sind als Steinrücken noch versteckt in Wäldern zu finden. Die meisten zivilen und militärischen Mauerreste sind heute im Boden der Wiesen und Felder verborgen. Über dem Kastell Ruffenhofen wird derzeit ein Römerpark angelegt. Im Heimatmuseum in [[Weiltingen]] sind einige römische Fundstücke zu sehen.<br />
<br />
=== Die Alamannen und Franken ===<br />
Um 260 n.&nbsp;Chr. brachen [[Alamannen|alamannisch]]-[[Elbgermanen|elbgermanische]] Verbände in die Region ein und zerstörten die Wehrbauten des Limes, Kastelle und Wohnsiedlungen. Die Römer mussten den Grenzverlauf ihres Reiches wieder an die Donau zurückverlegen. Die Alamannen gründeten die ersten Gehöftgruppen und bewirtschafteten das Land als Bauern und Viehzüchter. Die ausgeprägte [[Langstreifengewannflur]] ist neben den Ortsnamen mit der Endung -ingen ein sicherer Hinweis auf eine alamannische Gründung. Die Dörfer Röck''ingen'', Eh''ingen'', Gerolf''ingen'', Weilt''ingen'' und Irs''ingen'' haben ihren Ursprung in dieser Zeit. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts kamen aus dem unteren Maintal die [[Franken (Volk)|Franken]] und leiteten die zweite Siedlungsbewegung ein. Unter dem [[Merowinger]]könig [[Chlodwig I.]] besiegten sie 496 bis 506 die [[Schwaben]]/Alamannen, welche ihre vormals bis ins [[Neuwieder Becken]] reichenden nördlichen Territorien verloren und hinter die Linie [[Oos (Fluss)|Oos]]–[[Hornisgrinde]]–[[Asperg]]–Hesselberg zurückgedrängt wurden; bis heute entspricht diese Linie fast exakt der Dialektgrenze zwischen [[Ostfränkische Dialekte|Ostfränkisch]] und [[Schwäbische Dialekte|Schwäbisch]]/[[Alemannische Dialekte|Alemannisch]]. Obwohl die Franken teils mit großer Gewalt gegen die Alamannen vorgingen, entwickelten sich im Hesselbergraum auch Mischsiedlungen (zum Beispiel Ehingen und Röckingen), in denen allerdings immer ein Franke Dorfvorsteher war. Die Franken gründeten unter anderem die Dörfer Lenters''heim'', Obermögers''heim'', Geils''heim'', Franken''hofen'' und Königs''hofen''. Die fränkischen Bauern führten die [[Dreifelderwirtschaft]] mit dem [[Flurzwang]] ein, die bis zur neuzeitlichen [[Flurbereinigung]] praktiziert wurde. Im 7. Jahrhundert setzte unter dem Merowingerkönig [[Dagobert I.]] von [[Augsburg]] aus die [[Christianisierung]] ein. [[Angelsachsen|Angelsächsische]] [[Missionar]]e gründeten im 8. Jahrhundert unter den fränkischen [[Karolinger]]n das Hahnenkammkloster [[Heidenheim (Mittelfranken)|Heidenheim]].<br />
<br />
=== Das Mittelalter ===<br />
[[Datei:Ehinger Burg.jpg|mini|Informationstafel am Hesselberg-Pfad]]<br />
Im frühen [[Mittelalter]] gehörte die Hesselberggegend zu den Forstbereichen der Könige. Spärliche Reste von mittelalterlichen Burganlagen findet man auf dem Ehinger Berg und dem Schlössleinsbuck. Die Anlage auf dem Ehinger Berg geht auf die karolingisch-[[Ottonen|ottonische]] Zeit zurück (8.–9. Jahrhundert). Gräberfunde weisen auf ein gewaltsames Ende im 10. Jahrhundert durch ungarische Soldaten hin. Dabei brannten die [[Geschichte Ungarns|Ungarn]] die gesamte Burg ab. Die Anlage auf dem [[Burgstall Schlössleinsbuck|Schlössleinsbuck]] wurde im 9. Jahrhundert ursprünglich als [[Fliehburg]] errichtet. Die [[Lentersheim (Adelsgeschlecht)|Herren von Lentersheim]] bauten sie im 11. oder 12. Jahrhundert zu einer wehrhaften Ritterburg aus. Im Familienstammbuch der Herren von Lentersheim ist über den Untergang der Burg Folgendes nachzulesen: ''Als Conrad von Lentersheim 1246 von den Feldzügen Kaiser Friedrichs&nbsp;II. aus Norditalien zurückkehrte, war seine Burg völlig zerstört. Daraufhin hat er begonnen, in Neuenmuhr eine völlig neue Burg zu bauen.'' Tatsächlich zogen 1239 auch Soldaten aus dem Hesselbergraum an der Seite des hier erwähnten [[Staufer]]kaisers [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich&nbsp;II.]] in den Kampf gegen Papst [[Gregor&nbsp;IX.]] nach Italien. Die Herren von Lentersheim lebten bis zu ihrem Aussterben zu Beginn des 19. Jahrhunderts in ihren Schlössern in Alten- und Neuenmuhr, dem heutigen [[Muhr am See]].<br />
<br />
Danach endete die direkte Besiedlung des Hesselbergs. Der im Mittelalter befestigte Ort Aufkirchen hatte eine Stadtmauer und vier Stadttore. Aufkirchen besaß damals [[Stadtrecht]].<br />
<br />
=== Die Burggrafen- und Markgrafenzeit ===<br />
Der Ursprung der [[Burggraf]]enzeit geht im mittelfränkischen Raum auf das [[Hochmittelalter]] zurück, als der staufische Kaiser [[Heinrich VI. (HRR)|Heinrich&nbsp;VI.]] den aus dem [[Schwaben|Schwäbischen]] stammenden Zollern [[Friedrich I. (Nürnberg)|Friedrich&nbsp;III.]] im Jahre 1192 mit dem vererbbaren Reichslehen des Nürnberger Burggrafenamtes belehnte. Dieser begründete als Burggraf Friedrich&nbsp;I. von [[Geschichte der Stadt Nürnberg|Nürnberg]] die fränkische Linie des Hauses [[Hohenzollern]]. Durch die spätere Heirats- und Tauschpolitik gewannen die fränkischen Zollern im Hesselbergraum immer mehr Besitzungen und Einflüsse.<br />
<br />
1331 verlegten die Burggrafen ihren Sitz nach Ansbach. 1363 wurden sie in den Reichsfürstenstand erhoben und 1417 mit der [[Markgrafschaft Brandenburg]] belehnt. Am 6. Mai 1525 brach auch im südlichen Franken der [[Deutscher Bauernkrieg|Bauernkrieg]] aus. Als führender Kopf der lokalen Erhebung rief der Schmalzmüller (die Schmalzmühle liegt zwischen Röckingen und Reichenbach am Fuß des Hesselbergs) Thomas Wiedemann die hiesigen Bauern zum Aufstand gegen die Obrigkeit auf. Der Schmalzmüller war zu dieser Zeit Freibauer, verlor aber all seine Rechte nach der Niederlage der Bauern. An diesem Tag trafen sich die aufständischen Bauern auf dem Gipfel des Hesselberges. Von dort zogen sie nach Wassertrüdingen und nahmen den markgräflichen [[Vogt]] der Stadt gefangen. Danach plünderten sie das [[Kloster Auhausen]]. Auf dem Weg nach [[Heidenheim (Mittelfranken)|Heidenheim]] wurden sie von markgräflichen Soldaten aus [[Gunzenhausen]] gefangen genommen oder getötet.<br />
<br />
Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] (1618–1648) wurden weite Bereiche des heutigen Mittelfranken größtenteils verwüstet und entvölkert. Erst Ende des 17. Jahrhunderts verbesserte sich unter den Markgrafen die wirtschaftliche und finanzielle Situation. Sie bürgerten österreichische und französische Glaubensflüchtlinge ein und unterstützten jüdische Händler bei der Existenzgründung, sodass sich auch in den Dörfern rund um den Hesselberg viele [[Juden]] niederließen. Die aufwändige Hofhaltung der [[Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach]] und ständige Streitereien mit der Reichsstadt Nürnberg führten zur hohen Verschuldung des [[Fürstentum]]s (bei der Amtsübernahme des letzten Markgrafen betrugen die Schulden fünf Millionen Gulden; bei seiner Abdankung 30 Jahre später lag der Schuldenstand nur noch bei 1,5 Millionen Gulden). Zudem betrieben die Markgrafen eine [[Merkantilismus|merkantilistische]] Wirtschaftspolitik und bauten das landwirtschaftliche Bildungswesen aus. Der letzte Markgraf [[Karl Alexander (Brandenburg-Ansbach-Bayreuth)|Alexander]] trat sein Fürstentum 1791 gegen eine jährliche Leibrente an das [[Königreich Preußen]] ab.<br />
<br />
=== Das 19. Jahrhundert ===<br />
[[Datei:Hesselberghaus.jpg|mini|Der Hesselberg um 1930 – Blick von der Osterwiese nach Westen zum Hesselberghaus]]<br />
Ein in der Geschichte des Berges wichtiges Datum war der 10. Juni 1803, als der preußische König [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm&nbsp;III.]] im Rahmen eines Besuchs seiner fränkischen Ländereien den Hesselberg erstieg. Der König stiftete zum Andenken die ''Hesselbergmesse''. 1806 kam die Hesselbergregion im Zuge eines Ländertausches zwischen den Königreichen [[Bayern]] und Preußen an Bayern: Bayern erwarb das preußische Fürstentum Ansbach mit dem Hesselberg – Preußen wurde im Gegenzug mit dem bis dato [[wittelsbach]]ischen [[Herzogtum Berg]] (Hauptstadt [[Düsseldorf]]) am Niederrhein entschädigt (bayerisch-preußischer Vertrag von Paris, 15. Februar 1806). 1808 begründete die erste Gemeindeordnung die gemeindliche [[Selbstverwaltung]]. Das zweite bayerische Gemeindeedikt von 1818 erweiterte die kommunale Selbstverwaltung. Viele kleine Dörfer bekamen dadurch ihre eigene Verwaltung und den Status einer Gemeinde im Rechtssinne als juristische Personen.<br />
<br />
=== Die Frankentage Julius Streichers ===<br />
In der [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Zeit]] machte der fränkische [[Gauleiter]] [[Julius Streicher]] den Hesselberg zum politischen Versammlungsort der Nationalsozialisten. Aus Parteikundgebungen, bei denen 1930 auch [[Adolf Hitler]] anwesend war, entwickelten sich nach der Machtübernahme der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] im Jahre 1933 die jährlich bis 1939 abgehaltenen Frankentage. Diese waren neben den Nürnberger [[Reichsparteitage]]n die größten NS-Kundgebungen in Franken. Bis zu 100.000 Besucher hörten auf der Osterwiese die [[Judenfeindlichkeit|antisemitischen]] Reden Streichers. Zweimal besuchte [[Hermann Göring]] die Frankentage als Redner.<ref>Thomas Greif: ''Frankens braune Wallfahrt.'' Der Hesselberg im Dritten Reich. Ansbach: Histor. Verein für Mittelfranken 2007</ref><br />
<br />
Die Frankentage dienten der allgemeinen Mobilisierung für die Ziele des Nationalsozialismus sowie der Befriedigung persönlichen Machtstrebens des „Frankenführers“ Julius Streicher aus Nürnberg. Die Frankentage hatten pseudoreligiösen, [[Neopaganismus|neuheidnischen]] Charakter und der Hesselberg wurde „Heiliger Berg der Franken“ genannt. Die besondere Mischung aus Volksfest, politischer Indoktrination und religiösem Erleben machten die ''Frankentage'' auf dem Hesselberg nach 1933 zu einem zentralen Datum im Feierkalender der Nationalsozialisten. Eine Veranstaltung dieser Art, in der sich der Gauleiter als Führergestalt bejubeln ließ und die gleichzeitig ein rassisch motiviertes Überlegenheitsgefühl der Gaubevölkerung befeuerte, war im Deutschen Reich eine einmalige Angelegenheit.<br />
<br />
[[Datei:Adolf-Hitler-Schule Hesselberg.jpg|miniatur|Modell der [[Adolf-Hitler-Schule]] auf dem Hesselberg]]<br />
Zeugnisse aus dieser Zeit sind auf dem Hesselberg heute nicht mehr zu finden. Die hochfliegenden Pläne der NS-Parteiführung wurden nie verwirklicht, der Bau der [[Adolf-Hitler-Schule]] ebenso wenig wie die Errichtung eines Julius-Streicher-Mausoleums. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs konnten die Nationalsozialisten nur ein Verwaltungsgebäude mit Garage fertigstellen. Diese Garage wurde später von den auf dem Berg untergebrachten Flüchtlingen als Kapelle genutzt.<br />
<br />
Während der [[Reichspogromnacht]] 1938 wurden auch in den Städten und Dörfern um den Hesselberg [[Synagoge]]n zerstört. In den folgenden Jahren wurde die jüdische Bevölkerung, die bereits im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde und deren Angehörige teilweise als Geschäftsleute und Gelehrte zu hohen Ehren im Hesselbergraum gelangt waren, in [[Konzentrationslager]] deportiert und dort ermordet.<br />
<br />
=== Nach 1945 ===<br />
Seit 1951 ist der Hesselberg in kirchlichen Händen. Es ist das Gründungsjahr der Evangelischen [[Heimvolkshochschule|Landvolkshochschule]] und das Jahr der ersten Veranstaltung des [[Bayerischer Evangelischer Kirchentag|Bayerischen Evangelischen Kirchentags]]. Zwischen 1945 und 1992 diente der Bereich um den Hauptgipfel den amerikanischen Streitkräften als [[Radarstation]]. 1972 wurde im Rahmen der [[Gebietsreform in Bayern|Kreisreform]] der [[Landkreis Dinkelsbühl]], zu dem auch die Hesselberggemeinden gehörten, aufgelöst und in den [[Landkreis Ansbach]] integriert. In der späteren [[Gemeindereform]] wurden viele ehemals selbstständige kleine Gemeinden zu den heutigen Gemeinden oder [[Verwaltungsgemeinschaft (Bayern)|Verwaltungsgemeinschaften]].<br />
<br />
== Die Hesselbergregion heute ==<br />
=== Einrichtungen und Veranstaltungen auf dem Hesselberg ===<br />
[[Datei:Volkshochschule 4.jpg|miniatur|Blick über blühenden [[Lein|Flachs]] auf das Evangelische Bildungszentrum]]<br />
Die ''Evangelisch-Lutherische [[Volkshochschule]] Hesselberg'' wurde als erste Volkshochschule in Bayern am 14. Mai 1951 gegründet. Ihre zentrale Aufgabe ist die [[Erwachsenenbildung]] für die ländliche [[Diakonie]] (Familienpflegerin, Dorfhelferin, Betriebshelfer). Am 15. September 2005 erfolgte die Umbenennung in ''Evangelisches Bildungszentrum Hesselberg (EBZ Hesselberg)''.<ref>[http://ebz-hesselberg.de/standard.php?pageID=1000 Evangelisches Bildungszentrum Hesselberg]</ref> Der Hintergrund ist eine Erweiterung des Bildungsangebots mit den Schwerpunkten ''„Glauben, Ländlicher Raum und Persönlichkeitsentwicklung“'', so Pfarrer Bernd Reuther, Vorsitzender des neuen Bildungszentrums. Weiterhin sollen vermehrt Gastgruppen mit eigenen Bildungsprogrammen angesprochen werden.<br />
<br />
Das evangelisch-lutherische [[Dekanat]] [[Ansbach]] hat das alte Hesselberghaus in der Nähe des Gipfels zu einem beliebten Freizeitheim für die Jugend ausgebaut.<br />
<br />
Wichtigstes Ereignis ist der weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannte Bayerische Evangelische Kirchentag. Jedes Jahr an Pfingstmontag treffen sich Tausende von Christen zu diesem Fest auf dem Berg. Seit 1803 findet traditionell jeden ersten Sonntag im Juli die Hesselbergmesse auf der Osterwiese statt; damals besuchten der Preußenkönig [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm]] und seine Gemahlin [[Luise von Mecklenburg-Strelitz|Luise]] den Berg.<br />
<br />
==== Sendestation auf dem Hesselberg ====<br />
: {{Hauptartikel|Sender Hesselberg}}<br />
[[Datei:Fernsehturm HB.jpg|miniatur|links|hochkant=0.6|Blick zum Fernsehturm]]<br />
Der weithin sichtbare 119&nbsp;m hohe Fernsehturm ist ein [[Grundnetzsender]] für das bayerische [[DVB-T]]-Sendernetz. Das Sendegebiet umfasst die Region westliches Mittelfranken und nördliches Schwaben. Der bei {{Coordinate|text=DMS|NS=49/04/06/N|EW=10/31/32/E|region=DE-BY|type=landmark|name=Sendestation Hesselberg}} gelegene Sendeturm ist von ungewöhnlicher Bauweise: Er ist als [[Hybridturm]] ausgeführt und besteht aus einem freistehenden Stahlfachwerkturm als Unterbau und einem abgespannten Sendemast als Oberteil. Von ihm aus wird auch das Programm [[Radio 8|Radio&nbsp;8]] auf [[Ultrakurzwelle|UKW]] ausgestrahlt.<br />
<br />
=== Die vier Gemeinden rund um den Berg ===<br />
[[Datei:Blick vom Hesselberg auf Röckingen und Wassertrüdingen.jpg|miniatur|Aussicht auf Röckingen, dahinter die Stadt Wassertrüdingen]]<br />
[[Datei:Ehingen vo.jpg|miniatur|links|Aussicht auf Ehingen]]<br />
[[Datei:Wittelshofen vo 4.jpg|miniatur|links|Aussicht auf Wittelshofen, am rechten Bildrand Unter- und Obermichelbach]]<br />
[[Datei:Gerolfingen vo 4.jpg|miniatur|Aussicht auf Gerolfingen, dahinter Aufkirchen und Irsingen]]<br />
Die Grenzen von vier Gemeinden verlaufen über den Hesselberg. Eine Besonderheit ist, dass die Hauptorte dieser Gemeinden direkt am Fuße des Berges liegen, während die übrigen Gemeindeteile fast sternförmig von diesen Zentren ausstrahlen.<br />
Im Norden liegt die Gemeinde [[Ehingen (Mittelfranken)|Ehingen]] (ca. 2100 Einwohner/4700&nbsp;[[Hektar|ha]]). Ein Wanderweg führt durch Obstwiesen und durch den bewaldeten Nordhang hinauf zum Gipfel. Informationstafeln informieren über die [[Imkerei]].<br />
Östlich des Berges ist die kleine Gemeinde [[Röckingen]] (ca. 800 Einwohner/1091&nbsp;ha) zu finden. Der Wanderweg zur Osterwiese führt im letzten Teilbereich durch eine malerische, schattige Lindenallee. Am Südhang liegt [[Gerolfingen]] (ca. 1.100 Einwohner/1.300&nbsp;ha) mit einer Fahrstraße zu den Parkplätzen auf dem Hesselberg. Von Gerolfingen führt ein Wanderweg durch alte Streuobstwiesen und eine schöne Kastanienallee, deren alter Teil im Herbst 2004 mit einer Neupflanzung von Kastanien ergänzt wurde, auf den Berg. Zu Gerolfingen gehört das Dorf Aufkirchen mit dem historischen Rathaus und der weithin sichtbaren St. Johanniskirche. Im Westen befindet sich [[Wittelshofen]] (ca. 1.300 Einwohner/2.422&nbsp;ha), am Zusammenfluss von [[Wörnitz]] und [[Sulzach]]. Der Ort ist Ausgangspunkt des Geologischen Lehrpfads.<br />
<br />
Zusammen mit der Gemeinde Unterschwaningen bilden diese vier Gemeinden die ''[[Verwaltungsgemeinschaft Hesselberg]]''.<br />
<br />
=== Erholungsregion Hesselberg ===<br />
Die Hesselberggemeinden Ehingen, Gerolfingen, Röckingen und Wittelshofen haben sich mit den Gemeinden [[Dürrwangen]], [[Langfurth]], [[Mönchsroth]], Unterschwaningen, Wassertrüdingen, Weiltingen, und [[Wilburgstetten]] am 31. Januar 1973 zum ''Fremdenverkehrsverband Hesselberg e.&nbsp;V.'' zusammengeschlossen. Dürrwangen hat den Verband inzwischen wieder verlassen. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens wurde der Fremdenverkehrsverband 2003 in ''Touristikverband Hesselberg e.&nbsp;V.'' umbenannt. Derzeitige Mitglieder sind die Gemeinden Ehingen, Gerolfingen, Röckingen, Weiltingen und Wittelshofen. Seinen Hauptsitz hat er in Gerolfingen-Aufkirchen. Die Bezeichnung ''Erholungsregion Hesselberg'' bezieht sich auf das Gebiet dieser Mitgliedsgemeinden.<ref>[http://www.hesselberg.de/ Touristikverband Hesselberg]</ref> Die Deutsche Limesstraße führt von West nach Ost durch die Region.<br />
<br />
Die ''Entwicklungsgesellschaft Region Hesselberg mbH'' (auch ''ERH'' abgekürzt) wurde am 5. Oktober 1999 gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss von insgesamt 25 Gemeinden (von Auhausen im Süden bis Leutershausen im Norden), der weit über die regionalen Grenzen des Hesselbergraums hinausgeht (Stand: 11/2020). Die ERH setzt sich für die Stärkung der Region Hesselberg in unterschiedlichen Bereichen der ländlichen Entwicklung ein (z.&nbsp;B. Wirtschaft, Kultur, Tourismus) und greift hierfür auch auf Förderprogramme, etwa das EU-Förderprogramm LEADER oder das bayerische Förderprogramm Regionalmanagement, zu. Die Geschäftsstelle befindet sich im Schloss in Unterschwaningen<ref>{{Internetquelle |url=https://www.region-hesselberg.de/ |titel=Region Hesselberg |abruf=2020-11-04}}</ref>.<br />
<br />
Der große Bestand an Streuobstwiesen führte im Jahr 2004 zum Zusammenschluss von insgesamt 29 [[Gemeinde|Kommunen]] rund um den Hesselberg zur [[Fränkische Moststraße|''Interessengemeinschaft Moststraße'']]. Ziel war die bessere Vermarktung der aus dem Obst resultierenden Produkte.<ref>[http://www.fraenkische-moststrasse.de/ Fränkische Moststraße]</ref><br />
<br />
Auf und um den Hesselberg verlaufen zahlreiche Wanderwege. Die beiden wichtigsten informieren den Wanderer mit Hilfe zahlreicher Thementafeln. Der 3&nbsp;km lange geologische Lehrpfad führt vom Ausgangspunkt bei Wittelshofen auf den Gipfel des Berges. Er informiert über die erdgeschichtliche Entstehung des Berges und dessen geologischen Aufbau. Der Hesselberg-Pfad ist ein Rundweg auf den Hesselberghöhen und gibt Auskunft über allgemein Wissenswertes vom Hesselberg. Beide Wanderwege sind sehr gut miteinander kombinierbar. Die Osterwiese ist Treffpunkt von [[Flugmodell|Modellfliegern]]. Dort befinden sich auch die Startplätze der [[Hängegleiter|Drachenflieger]] und [[Gleitschirm|Paraglider]]. Im nahen [[Irsingen (Gerolfingen)|Irsingen]] ist der regionale [[Segelflug]]platz. Das wettkampfmäßige [[Wurfscheibenschießen|Tontaubenschießen]] wurde wegen der Bleibelastung der Umwelt verboten. Der Touristikverband Hesselberg, der [[Bund Naturschutz in Bayern]] (Kreisgruppe Ansbach) und der [[Landesbund für Vogelschutz in Bayern]] (Kreisgruppe Ansbach) veranstalten geführte [[Exkursion]]en und Wanderungen. Am Fuße des Berges können Angler an Wörnitz und Sulzach ihr Hobby ausüben(jedoch nur, wenn sie einen Angelverein angehören; keine Tageskartenausgabe). Für den Wintersport hat der [[Deutscher Alpenverein|Deutsche Alpenverein]] (Sektion Hesselberg mit Sitz in [[Bechhofen (Mittelfranken)|Bechhofen]]) am Nordhang eine kleine Schutzhütte mit Liftbetrieb errichtet.<ref>[http://www.sektion-hesselberg.de/index.php Deutscher Alpenverein Sektion Hesselberg]</ref><br />
<br />
Am 16. April 1985 hat der Landkreis Ansbach zum Schutz des Hesselbergs eine entsprechende Landschaftsschutzgebietsverordnung erlassen.<br />
<br />
'''Ausflugsziele'''<br />
* Die alten Städte [[Nördlingen]], [[Dinkelsbühl]], [[Feuchtwangen]], [[Rothenburg ob der Tauber|Rothenburg]], [[Ansbach]] und [[Gunzenhausen]]<br />
* Das [[Fränkisches Seenland|Fränkische Seenland]]<br />
* Der [[Hahnenkamm (Altmühltal)|Hahnenkamm]]<br />
* Der [[Naturpark Altmühltal]]<br />
* Der [[Römerpark Ruffenhofen]]<br />
<br />
=== Landschaftspflege am Hesselberg ===<br />
Zum Erhalt der offenen Halbtrocken- und Trockenrasenflächen ist die Beweidung der Wiesenflächen mit Schafen (Hutungsflächen) unerlässlich. Jedoch dringt an vielen Stellen des Berges trotz Hüteschafhaltung durch zwei Schafbetriebe die Verbuschung mit Schlehen (Schwarzdorn), Rosen, Wacholder und Esche stark voran. Daher werden wichtige Entbuschungs- und Pflegearbeiten im Rahmen alljährlich stattfindender Bürgeraktionen durchgeführt, in Form von vier Stunden gemeinsamer Arbeit.<br />
<br />
Im Schnitt sind dabei in Ehingen jeweils 40 Personen ehrenamtlich aktiv. Dem Beispiel folgen seit 2001 auch die Hesselberggemeinden Röckingen und Gerolfingen.<br />
<br />
== Flora und Fauna ==<br />
Der Hesselberg hat durch seine vielschichtige Beschaffenheit in Bezug auf Gestein, Boden, Klima und Bewirtschaftung eine sehr vielseitige [[Vegetation]] mit teils eigenwilligen Pflanzengesellschaften hervorgebracht.<br />
<br />
=== Die Vegetation der Magerrasen ===<br />
[[Datei:Osterwiese.jpg|miniatur|Die Hochfläche und der Südhang der Osterwiese ist ein typischer Magerrasen]]Eine wichtige Aufgabe der Landschaftspflege ist die Erhaltung der trockenen, waldfreien Magerwiesen und Trockenrasenhänge. [[Botanik]]er bezeichnen diese Vegetationsart als [[Magerrasen]]. Der Boden ist hier mit schütterem dürrem Gras bedeckt. Typisch sind die unregelmäßig verstreuten [[Wacholder]]büsche. Weit über 40 Arten von Blütenpflanzen wachsen auf diesem nährstoffarmen, ungedüngten Boden. Häufig sind verschiedene kleine Enziane zu finden: [[Deutscher Kranzenzian]], [[Frühlings-Enzian]] und [[Gewöhnlicher Fransenenzian]]. Im Spätsommer zeigt sich die [[Silberdistel]]. Von April bis Juni fliegen die kleinen [[Aurorafalter]] über die sonnigen Hänge. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Erhaltung der Magerrasen ist die traditionelle [[Hutweide|Huteschäferei]]. Die Beweidung durch [[Hausschaf|Schafe]] ist Grundvoraussetzung für die langfristige Erhaltung der Magerrasen. Würde die Beweidung teilweise oder ganz ausbleiben, würden zunächst vermehrt dornen- und nadelbewehrte Sträucher wachsen, da diese von den Schafen gemieden werden. Das ist auch der Grund, weshalb viele Wacholderbüsche vorhanden sind. Im Schutze der Dornensträucher und -hecken könnten sich auch andere Gehölze und die ersten Bäume entwickeln. Im Endstadium würde der Berg weitgehend mit Wald zuwachsen. Die gesunden Kräuter und Gräser des Magerrasens wirken sich wiederum vorteilhaft auf die Qualität des Schaffleisches aus. Die Gastronomie der Hesselbergregion bietet deshalb immer mehr Gerichte vom ''Hesselberglamm'' an.<br />
<br />
=== Wiesen, Hecken und Quellen ===<br />
[[Datei:Jynx torquilla.jpg|miniatur|hochkant|[[Wendehals (Vogel)|Wendehals]]]]<br />
Geradezu das Gegenteil der nährstoffarmen Magerrasen bilden die fruchtbaren Wiesen und Felder der Schwarzjuraböden im Umland des Hesselbergs. Diese Region wird traditionell landwirtschaftlich genutzt. Auf den Äckern werden [[Weizen]], [[Roggen]], [[Saat-Hafer|Hafer]], [[Rübe]]n und [[Mais|Futtermais]] angebaut. Auf den Höfen werden [[Hausschwein|Schweine]] und [[Hausrind|Rinder]] gezüchtet und die [[Milchwirtschaft]] betrieben.<br />
<br />
In den unteren und mittleren Bereichen der Hänge bieten alte ungedüngte [[Streuobstwiese]]n noch die bunte Farbenpracht der verschiedenen Wiesenblumen. Mit ihren hochstämmigen Obstgehölzen bieten sie zahlreichen Kleintieren, Vögeln und Pflanzen den optimalen Lebensraum. Der [[Wendehals (Vogel)|Wendehals]] ist ein typischer Bewohner von Streuobstwiesen, da er kahle Flächen ebenso meidet wie dichte Wälder. Genauso wertvoll für Kleintiere, Vögel und Pflanzen sind die vielen [[Hecke]]n und Gebüsche, die überall um und auf dem Hesselberg anzutreffen sind. Hecken haben die höchste Vielfalt an Kleinstrukturen in unserer [[Kulturlandschaft]]. Zu den Gehölzen kommen im Idealfall noch eine artenreiche Krautschicht, ein sonniger Krautsaum, [[Totholz]] und eventuell [[Biotop|Sonderbiotope]], wie beispielsweise Steinhaufen.<br />
<br />
Durch den Übergang von wasserdurchlässigen zu wasserundurchlässigen Gesteinsschichten haben sich auf dem Hesselberg Quellhorizonte gebildet, die den Reichtum an [[Quelle]]n erklären. Es gibt dort einige Sturzquellen, meist jedoch Quellen in Form von flächigen [[Sumpf|Versumpfungen]]. Die spezielle Pflanzen- und Tierwelt der Quellen ist nicht ohne weiteres ersichtlich, da es sich meist um winzige Organismen im mikroskopischen Bereich handelt. Eine sehr selten gewordene Pflanze dieser Feuchtgebiete ist der [[Sonnentau]].<br />
<br />
=== Die Vielfalt des Waldes ===<br />
[[Datei:LeberblümchenHepaticaNoblis.jpg|miniatur|links|hochkant|Das Leberblümchen ist ein Frühlingsbote]]<br />
[[Datei:Bärlauch Blüte.jpg|miniatur|hochkant|Die zierliche Blüte des Bärlauchs]]<br />
Auf dem Hesselberg sind praktisch alle Waldformen ([[Hochwald (Waldbau)|Hochwald]], [[Mittelwald]], [[Niederwald]]) und Waldarten ([[Nadelwald]], [[Mischwald]], [[Laubwald]]) zu finden. Das eigenartigste Waldbild besitzt der Niederwald in den oberen Regionen des Nordhangs. Nach einem [[Stockausschlag|Stockhieb]] kommt viel Licht auf den Waldboden, dann fühlen sich wärmeliebende Tiere, wie die [[Zauneidechse]], hier besonders wohl. Später, wenn sich das Blätterdach wieder schließt, finden hier andere Spezialisten, wie zum Beispiel die [[Waldschnepfe]], den geeigneten Lebensraum. An Wild sind in den Wäldern des Hesselbergs alle Arten vertreten, die für deutsche Wälder typisch sind ([[Feldhase]], [[Reh]], [[Rotfuchs|Fuchs]], [[Eurasisches Eichhörnchen|Eichhörnchen]] und andere). Das Trommeln der [[Spechte]] und der Ruf des [[Kuckuck]]s gehören ebenso zur Waldatmosphäre wie der Gesang unzähliger Vögel. Verschiedene [[Hahnenfußgewächse]] wie [[Leberblümchen]] und [[Buschwindröschen]] sind Frühlingsboten der Hesselbergwälder. Im Mai verwandelt der [[Bärlauch]] die Böden der Laubwälder in einen grünweißen Blütenteppich. Nach seiner Blüte liegt der intensive [[knoblauch]]artige Geruch dieser Pflanze in der Luft. Wesentlich seltener geworden sind verschiedene [[Orchideen]]arten wie das [[Rotes Waldvögelein|Rote Waldvögelein]]. [[Knabenkräuter]] sind keine Seltenheit. Der zu den Liliengewächsen gehörende [[Türkenbundlilie|Türkenbund]] ist noch relativ häufig zu finden. Besonders interessant ist die Variationsvielfalt dieser sehr schutzbedürftigen Blume. Das [[Besenheide|Heidekraut]] und der [[Besenginster]] bevorzugen die Gesteinsschichten des Eisensandsteins in den unteren Bereichen der Hänge.<br />
<br />
<gallery caption="Variationen der Türkenbundlilie in den Laubwäldern des Hesselbergs"><br />
Datei:Türkenbund ganz.jpg<br />
Datei:Türkenbund gefleckt.jpg<br />
Datei:Türkenbund dunkel.jpg<br />
Datei:Türkenbund lila.jpg<br />
Datei:Türkenbund lila2.jpg<br />
Datei:Türkenbund hell.jpg<br />
Datei:Türkenbund flach.jpg<br />
</gallery><br />
<br />
== Sportereignisse ==<br />
* Der Hesselberg bildete 2008 den Schlussanstieg der zweiten Etappe des wichtigsten deutschen Radsport-Etappenrennens, der [[Deutschland Tour 2008#2. Etappe: München–Hesselberg|Deutschlandtour]]. Die Zielankunft lag unterhalb des Gipfels bei 595 m und zählte als Anstieg der 3. Kategorie.<ref>{{Webarchiv|text=deutschland-tour.de |url=http://www.deutschland-tour.de/etappenorte.241.html |wayback=20140922052725}} Streckenverlauf der Deutschlandtour 2008</ref><br />
* Seit der Befahrung durch die Deutschlandtour fand einige Jahre lang die sogenannte ''Tour de Hesselberg'' statt, bei der auf verschiedenen Distanzen für Radsportler, Läufer und Skater die bis zu 450 Höhenmeter des Hesselberges zu überwinden waren. Zurzeit gibt es Überlegungen, eine solche Veranstaltung neu aufzulegen (Stand: 11/2020).<ref>[http://www.hesselberg.de/Startseite/Events/Tour_de_Hesselberg hesselberg.de] „Tour de Hesselberg“</ref><br />
<br />
== Der Hesselberg als Filmkulisse ==<br />
Der [[Werner Herzog|Werner-Herzog]]-Film ''[[Jeder für sich und Gott gegen alle]]'' aus dem Jahr 1974 enthält zu Beginn eine Sequenz, in der [[Kaspar Hauser]] auf dem Rücken eines Mannes von seinem Verlies heraus in die Stadt getragen wird. Man sieht dort die Darsteller auf dem Gerolfinger Berg von Osten nach Westen gehen, mit der Kamerarichtung zunächst nach Süden über den Oettinger Forst. Danach laufen sie zur Steintreppe oberhalb der „Schwarzen Fichten“ und erleben dort den Sonnenuntergang.<br />
<br />
== Sagen und Erzählungen ==<br />
Es ist nicht verwunderlich, dass sich um einen so eigentümlichen Berg mit soviel Geschichte und Geschichten auch zahlreiche [[Sage]]n und [[Legende]]n ranken. Parallelen zur realen Geschichte um Kriege und Burgen sind erkennbar. Aberglaube, Furcht und Fantasie trugen ohne Zweifel erheblich zur Entstehung dieser Sagen bei. Im Blitz und Donner schwerer Gewitter erkannten die Einwohner in den Mauerresten der Ruinen unheimliche Gestalten und Gespenster, die sie mit den früheren Burgbewohnern in Verbindung brachten. Die später zur weiteren Verwendung als Baumaterial abgetragenen Mauerreste der Ruinen verstärkten die Vorstellung, dass die Burgen im Berg versunken seien. Aus der großen Anzahl der Hesselbergsagen im Folgenden drei Beispiele:<br />
<br />
=== Die Sage vom Teufelsloch ===<br />
[[Datei:Teufelsloch.jpg|miniatur|hochkant|Versteckt unter dem Gipfel befindet sich der Eingang einer zugeschütteten Höhle]]<br />
Vor langer Zeit hüteten einige Knaben auf dem Hesselberg Schafe. Zu dieser Zeit gab es auf dem Berg eine tiefe Höhle, die inzwischen verschüttet ist. Von Neugier geplagt, wollten die Jungen wissen, was sich in dieser Höhle befindet. Deshalb wurde einer von ihnen mit einem Strick in das tiefe Loch hinabgelassen. Zuvor beschlossen die Buben, dass sie ihn sofort hochziehen würden, sobald er am Strick zöge. Kaum war der Junge jedoch in der Höhle, als ein dreibeiniger Hase über den Weg humpelte. Kurzentschlossen rannten die Knaben dem Hasen nach, um ihn zu fangen. Aber je weiter sie ihm nachrannten, desto schneller wurde der Hase. Schließlich gaben sie die Jagd auf. Als sie zur Höhle zurückkamen, fiel ihnen ihr Freund in der Höhle wieder ein. Schnell zogen sie den Strick herauf. Dieser war mit Blut befleckt und an seinem Ende hing ein Bocksfuß. Der Knabe war jedoch für immer verschwunden.<br />
<br />
=== Der Berggeist ===<br />
Es wird erzählt, dass vor sehr langer Zeit auf dem Hesselberg eine gewaltige Burganlage gestanden hat. Auf dieser Burg lebte der Burgherr mit seiner einzigen Tochter. Das Mädchen führte den Haushalt für ihren Vater und besaß die Schlüssel zu allen Räumen der gesamten Burg. Zu dieser Zeit fielen die [[Hunnen]] auch in die Hesselbergregion ein. Sie zerstörten die Burg und brannten sie ab. Dabei kam das Mädchen in den Gemäuern ums Leben. Es wird weiter erzählt, dass sie noch heute mit ihrem Schlüsselbund am Gürtel auf dem Berg umhergeistert. Sie wird meistens in der Samstagnacht nach den vier [[Quatember]]n gesehen.<br />
<br />
=== Die unerlösten Jungfrauen vom Schlößleinsbuck ===<br />
Die Einheimischen erzählen, dass auf dem Schlößleinsbuck die Geister von drei verfluchten Jungfrauen hausen. Zwei von ihnen sind vollkommen weiß gekleidet, die dritte trägt jedoch einen schwarzen Rock. Einem Knecht, der in der Nähe des Berges den Acker bestellte, erschienen die drei Jungfrauen und flehten ihn an, ihnen in den Berg zu folgen, um sie dort zu erlösen. Da er reinen Herzens sei, brauche er die bösen Mächte des Dunkeln nicht zu fürchten. Sie erzählten ihm, dass sie auf dem Weg in den Berg auf sechs Männer treffen würden, die mit ihren bis zum Boden reichenden Bärten um einen Tisch säßen. Im zweiten Raum werde ein schwarzer Hund mit feurigen Augen hocken, der einen Schlüssel im Maul habe. Diesen Schlüssel müsse der Knecht nehmen, auch wenn der Hund Feuer speie. Mit diesem Schlüssel komme er in eine Kammer mit einem riesigen Schatz, der dann ihm gehören würde. Der Knecht bekam jedoch fürchterliche Angst und verließ die Jungfrauen unerlöst. Es wird weiter erzählt, dass die Jungfrauen auch heute noch mutige Männer ansprechen, die ihnen in den Berg folgen sollen, damit sie erlöst werden können.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Liste von Bergen und Erhebungen der Fränkischen Alb]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Johann Georg Leuchs: ''Der Hesselberg im Rezatkreise des Königreiches Baiern mit Hinblick auf seine Eigenschaften, Zeiten, Landesbesitzer, Umgebungen und Jahresmessen. Beitrag zur Erdbeschreibung und Geschichte Baierns''. Wassertrüdingen 1822.<br />
* Max Börner (Hrsg.): ''Im Bannkreis des Hesselbergs. Ein Heimatbuch''. unter Mitarbeit von Dr. [[Heinrich Eidam]], August Engelhard und Hans Scherzer. Buchschmuck von Conrad Scherzer. Krüger, Dinkelsbühl 1927.<br />
* Johann Friedrich Gebert: ''Der Hesselberg und seine Fernsicht''. Selbstverlag, Weissenburg a. S., 1884. 2. Auflage.<br />
* Johann Friedrich Gebert: ''Der Hesselberg und seine Sagen''. in: Die Fränkische Alb, 15. Jahrgang, 1928. S. 24–26.<br />
* August Gabler, H. Pültz & Albert Schlagbauer: ''Rund um den Hesselberg in alter Zeit''. Mittelfränkische Heimatbögen Nr. 53. 1953.<br />
* Johann Schrenk, [[Karl Friedrich Zink]], Walter E. Keller: ''Vom Hahnenkamm zum Hesselberg'', Bilder einer fränkischen Kulturlandschaft. Keller, Treuchtlingen 2000, ISBN 3-934145-06-X.<br />
* Arthur Berger: ''Der Hesselberg. Funde und Ausgrabungen bis 1985'', Lassleben, Kallmünz 1994, ISBN 3-7847-5066-4.<br />
* Hermann Schmidt-Kaler: ''Vom Neuen Fränkischen Seenland zum Hahnenkamm und Hesselberg'', Wanderungen in die Erdgeschichte. Bd. 3. F. Pfeil, München 1991, ISBN 3-923871-58-9.<br />
* Albert Schlagbauer: ''Der Hesselberg zwischen Franken und Schwaben'', Steinmeier, Nördlingen 1980, ISBN 3-923645-12-0.<br />
* Albert Schlagbauer: ''Die Frankenhöhe, im oberen Wörnitzgrund, im Tal der Sulzach, rund um den Hesselberg'', Steinmeier, Nördlingen 1988, ISBN 3-923645-94-5.<br />
* Schlagbauer Albert, Fischer Adolf: ''Rund um den Hesselberg'', Fränkisch-Schwäbischer Heimatverlag, Oettingen 1965<br />
* August Gabler: ''Die alamannische und fränkische Besiedlung der Hesselberglandschaft'', Augsburg 1961, ISBN 3-922518-04-4.<br />
* Heinrich Grimm: ''Menschen um den Berg'', Ein Hesselbergroman (Heimatroman um den Dreißigjährigen Krieg). Brügel, Ansbach 1932 (Neuaufl. Ansbach 1977), ISBN 3-88388-007-8.<br />
* Gerfrid Arnold: ''Hinter der Teufelsmauer: Sagen, Spuk, Legenden zwischen Dinkelsbühl und Wassertrüdingen'', Selbstverlag, Dinkelsbühl 1999<br />
* Karl Grünwald: ''Sichtbare Spuren der Geschichte im Land um den Hesselberg'', Verlag Reinhard Wagner, Nürnberg 2002, ISBN 3-930349-05-1.<br />
* Schrenk-Verlag, Frank Baumeister: ''Hesselbergland'', Land und Leute in Ehingen, Dambach und Lentersheim, ISBN 3-924270-21-X.<br />
* Thomas Greif: ''Frankens braune Wallfahrt. Der Hesselberg im Dritten Reich.'' Historischer Verein für Mittelfranken, Ansbach 2007 (= ''Mittelfränkische Studien.'' Band 18), ISBN 978-3-87707-698-9.<br />
* Thomas Greif (Hrsg.): ''Der Hesselberg: Eine Kulturgeschichte.'' Schrenk, Gunzenhausen 2011, ISBN 3-924270-77-5.<br />
* Mittelfränkische Heimatkunde, Band 1, Alfred Kriegelstein ''Sagen, Legenden, Geschichten aus Mittelfranken'', Verlagsdruckerei Heinrich Delp GmbH, Bad Windsheim 1983: ''Die versunkene Burg auf dem Hesselberg'', S.&nbsp;37–38, ''Der Schatz im Hesselberg'', S.&nbsp;38–40<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
[[Datei:Hesselberg in the late evening light.jpg|miniatur|Der Hesselberg im späten Abendlicht (von Osten)]]<br />
{{Commonscat}}<br />
{{Wikisource|Der Hesselberg}}<br />
{{Wiktionary}}<br />
* [http://www.hesselberg.de/ Touristikverband Hesselberg e.&nbsp;V.]<br />
* [http://www.region-hesselberg.de/ Entwicklungsgesellschaft Region Hesselberg mbH]<br />
* [http://www.lpv-mfr.de/ Landschaftspflegeverband Mittelfranken] (Projekt ''Tag für den Berg'')<br />
* [http://www.planet-franken-online.de/nah3.html Fundstück Hesselberg]<br />
* [http://www.panorama-photo.net/panorama.php?pid=22883 Alpensicht vom Hesselberg]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references><br />
<ref name="Geotop1">[https://www.umweltatlas.bayern.de/mapapps/resources/reports/geotope/generateBericht.pdf?additionallayerfieldvalue=571A001 Bayerisches Landesamt für Umwelt, Geotop ''Ehem. Steinbruch auf dem Hesselberg NE von Gerolfingen''] (abgerufen am 2. November 2017).</ref><br />
<ref name="Geotop2">[https://www.umweltatlas.bayern.de/mapapps/resources/reports/geotope/generateBericht.pdf?additionallayerfieldvalue=571A018 Bayerisches Landesamt für Umwelt, Geotop ''Doggeraufschluss am Hesselberg NW von Wittelshofen''] (abgerufen am 2. November 2017).</ref><br />
<ref name="100BY">[https://www.lfu.bayern.de/geologie/bayerns_schoenste_geotope/28/index.htm Bayerns schönste Geotope, Hesselberg] (abgerufen am 2. November 2017)</ref><br />
</references><br />
<br />
{{Exzellent|12. Juli 2005|7634421}}<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=4095169-8}}<br />
<br />
[[Kategorie:Geographie (Landkreis Ansbach)]]<br />
[[Kategorie:Gerolfingen]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schl%C3%B6sser_der_Loire&diff=210804097Schlösser der Loire2021-04-11T01:14:44Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:AzeyParkseite.jpg|mini|hochkant=1.4|[[Schloss Azay-le-Rideau]] an der Indre]]<br />
[[Datei:RiveauCastle.jpg|mini|hochkant=1.4|Ehemalige [[Schloss Le Rivau]] ]]<br />
[[Datei:Château de Montsoreau(Maine-et-Loire).jpg|mini|[[Schloss Montsoreau]] an der Loire|466x466px]]<br />
Zu den '''Schlössern der Loire''' zählen über 400 Schlossanlagen, die entlang der [[Loire]] und ihrer Nebenflüsse in den französischen Regionen [[Pays de la Loire]], [[Centre-Val de Loire]] und [[Burgund]] stehen. Das Tal der Loire ab [[Orléans]] bis zur Mündung des Flusses in den [[Atlantischer Ozean|Atlantik]] stellt zusammen mit den Nebentälern von [[Indre (Fluss)|Indre]] und [[Cher (Fluss)|Cher]] eines der beliebtesten Reiseziele in [[Frankreich]] dar. Hier entstand vom [[Mittelalter]] an eine einmalige Ansammlung von [[Burg]]en und [[Schloss (Architektur)|Schlössern]] aus allen Epochen der europäischen Kunstgeschichte.<br />
<br />
Im [[Miniaturpark Loireschlösser]] (französisch: Mini-Châteaux Val de Loire) in [[Amboise]] sind Modelle von 44 der bekanntesten Schlösser der Loire im Maßstab 1:25 zu sehen.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
<br />
Während des [[Hundertjähriger Krieg|Hundertjährigen Krieges]], der von 1337 bis 1453 dauerte, bildete die Loire zeitweise die Grenze zwischen den von England besetzten Gebieten im Norden und dem französischen Kernland. Während dieser Zeit wurde hier ein massiver Ausbau der Burgen und Festungen betrieben, die als Bollwerke gegen die Engländer dem Schutz der Anwohner dienen sollten. Nach dem Ende des Krieges verloren die zumeist [[Gotik|gotischen]] Burganlagen ihre strategische Bedeutung, so dass einige verfielen und aufgegeben wurden. Auf den Fundamenten anderer wurden hier allerdings seit dem Beginn der [[Renaissance]] im 16. Jahrhundert die heutigen Schlösser errichtet. Wegen der Schönheit des Tales ließ sich der [[Adel]] bevorzugt an der Loire nieder, die [[Feudalismus|Feudalherren]] hielten hier Hof und herrschten von hier über ihre [[Lehnswesen|Lehen]]. Im 15. und 16. Jahrhundert, dem Zeitalter der [[Loire-Könige]], trug sich hier ein Großteil der französischen Politik zu, so dass [[Paris]] zeitweise provinziellen Charakter annahm.<br />
<br />
Das Loiretal behielt seine kulturelle und politische Bedeutung bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Mit der 1528 erfolgten Rückkehr des Hofes nach Paris begann dann der politische und kulturelle Bedeutungsverlust des Loiretals, obwohl unter dem Einfluss der aus [[Italien]] stammenden Königin [[Katharina von Medici]] hier noch einmal französische Kultur und Lebenskunst gepflegt wurden. Während der Krise der [[Hugenottenkriege]] zog sich der Hof zwar an die Loire zurück, ohne dass aber eine neue Blütezeit einsetzte. Mit dem Thronantritt [[Heinrich IV. (Frankreich)|Heinrichs IV.]] verlagerte sich der Mittelpunkt des politischen und kulturellen Lebens in Frankreich endgültig zurück in den Pariser Raum. Insbesondere nach dem Bau des [[Schloss Versailles|Schlosses Versailles]] zeigte sich mehr und mehr, dass die Loire-Schlösser nun in der Provinz lagen und eine große Hofhaltung des Adels hier zu aufwändig wurde. Doch wurden viele der Schlossanlagen nicht gänzlich verlassen, sondern weiterhin bewohnt und manchmal auch erweitert; so dass man heute alle Baustile von der Renaissance über das [[Barock]] und den [[Klassizismus]] bis zum [[Historismus]] antreffen kann. Viele Schlösser wurden auch als [[Jagdschloss|Jagdschlösser]] oder [[Sommerresidenz]]en weiter genutzt.<br />
<br />
Die Schlösser und Burgen liegen zum Teil nur wenige Kilometer voneinander entfernt, das Loiretal liegt in einer der schönsten Landschaften Frankreichs, ist meist recht eben und wie geschaffen zum Radfahren. Die gesamte Region ist touristisch hervorragend erschlossen.<br />
<br />
Im [[Très Riches Heures|Stundenbuch des Herzogs Berry]] finden sich viele Bildnisse der Loireschlösser in ihrer Gestalt aus dem 15. Jahrhundert.<br />
<br />
[[Datei:Châteaux de la Loire - Karte.jpg|mini|750px|zentriert|Schlösser an der Loire]]<br />
<br />
== Kulturhistorisch herausragende Bauwerke ==<br />
<br />
=== Amboise ===<br />
<br />
[[Datei:AmboiseHofseite.jpg|mini|hochkant=1.4|Schloss Amboise, Hofansicht]]<br />
<br />
{{Hauptartikel|Schloss Amboise}}<br />
<br />
Schloss Amboise gilt als „die Wiege der Renaissance in Frankreich“. Nach seiner Rückkehr aus den italienischen Feldzügen beschloss der junge [[Karl VIII. (Frankreich)|Karl VIII.]], das Schloss im Stil der [[Renaissance]] zu verzieren und zu erweitern. Am 7. April 1498 kam er bei einem Unfall ums Leben: Er stieß sich den Kopf an einem niedrigen Türrahmen heftig an und verstarb kurz darauf an seinen Verletzungen. [[Leonardo da Vinci]] verbrachte im [[Herrenhaus (Gebäude)|Herrenhaus]] [[Schloss Clos Lucé|Clos-Lucé]] unterhalb des Schlosses die letzten drei Jahre seines Lebens, vom Frühling 1516 bis zum 2. Mai 1519. Heute ist das Haus ein Museum, in dem man Fresken des Malers sowie Modelle nach seinen Entwürfen finden kann.<br />
<br />
In der Nähe von Amboise steht eine 40&nbsp;Meter hohe [[Pagode]] als letzter Überrest des [[Schloss Chanteloup|Schlosses Chanteloup]], das dem Herzog von [[Étienne-François de Choiseul|Choiseul]] gehörte, der Minister [[Ludwig XV.|Ludwigs XV.]] war.<br />
<br />
=== Blois ===<br />
<br />
[[Datei:Blois LouisXII interior.jpg|mini|hochkant=1.4|Schloss Blois, Hofansicht]]<br />
<br />
{{Hauptartikel|Schloss Blois}}<br />
<br />
Außer an Chambord baute Franz I. auch am Schloss Blois, das ab dem 13. Jahrhundert in mehreren Planungs- und Arbeitsschritten errichtet wurde. Am Bau macht sich der architektonische Einfluss Italiens bemerkbar. Unter [[Schiefer]]dächern und verzierten Schornsteinen findet man eine lange [[Galerie (Architektur)|Galerie]] und zahlreiche [[Loggia|Loggien]], die mehr zum milden Klima Italiens passen als zum strengen französischen Winter des 16. Jahrhunderts.<br />
<br />
Blois hat eine besonders blutige Geschichte: Hier ließ [[Heinrich III. (Frankreich)|Heinrich III.]] am 23. Dezember 1588 seinen Rivalen, den [[Henri I. de Lorraine, duc de Guise|Herzog von Guise]], „den Vernarbten“, ermorden. Katharina von Medici starb einige Tage später. [[Ludwig XII.]] wurde in Blois geboren. Als er König wurde, war Blois einige Jahre lang die alleinige [[Regierungssitz|Residenz]] und damit politisches Zentrum Frankreichs. Dank aufwendiger [[Restaurierung]]en kann man heute nicht nur die prachtvolle [[Täfelung|Holzvertäfelung]], sondern auch ein ausgetüfteltes System von Geheimfächern bestaunen.<br />
<br />
=== Chambord ===<br />
<br />
[[Datei:ChambordParkseite.jpg|mini|hochkant=1.4|Schloss Chambord, Parkansicht]]<br />
<br />
{{Hauptartikel|Schloss Chambord}}<br />
<br />
Chambord ist das wohl berühmteste Schloss der Loire. Es besitzt 440 Zimmer und fast 400 Kamine. Die Fassade ist 156 Meter breit und das reich verzierte Dach ist geschmückt mit einer Vielzahl von Erkern, Türmchen und Schornsteinen. 18000 Handwerker sollen für König [[Franz I. (Frankreich)|Franz I.]] an diesem Schloss gearbeitet haben. Der Bau wurde im Jahre 1519 begonnen. Das Schloss gilt als Vorläufer von [[Schloss Versailles|Versailles]], war jedoch für Franz I. nur [[Jagdschloss]] für den [[Hofstaat]], Dekor für Empfänge und für die Prachtentfaltung eines Königs, der seine politischen und wirtschaftlichen Misserfolge mit baulichen Glanzleistungen wettmachen wollte. Vergeblich hatte der [[Haus Valois|Valois]] Franz I. die [[Kurfürst]]en bei der [[Römisch-deutscher Kaiser|römisch-deutschen Kaiserwahl]] 1519 mit Unsummen zu kaufen versucht, um auf den deutschen Kaiserthron zu gelangen. Nun baute er mit "triumphalem Ungestüm" und der Hilfe italienischer Künstler ein Schloss, das nach dem Urteil seines habsburgischen Rivalen, [[Karl V. (HRR)|Karl V.]], „Inbegriff dessen war, was menschliche Kunst vermag“. Der Bau der Schlossanlage brachte den zeitweiligen Ruin der Hoffinanzen mit sich.<br />
<br />
Eine Besonderheit ist die möglicherweise von [[Leonardo da Vinci]] entworfene doppelläufige Wendeltreppe, die man auf zwei sich nirgends kreuzenden Wegen besteigen kann. Zum Schloss gehört eine Parkanlage mit einer 32&nbsp;Kilometer langen Mauer, der längsten Frankreichs, die den [[Schlosspark]] umschließt. Sechs Tore und sechs Alleen bieten Zugang zum Schloss, in dem das Wappentier Franz I., ein Feuer speiender [[Salamander]], mehr als 800 Mal zu finden ist; es wurde daher auch als „Salamanderschloss“ bezeichnet. 1947 übernahm der französische Staat die im Laufe der Jahrhunderte verfallene Anlage. Er leitete eine Restaurierung ein, die 30 Jahre dauern sollte.<br />
<br />
=== Chenonceau ===<br />
<br />
[[Datei:Schloss Chenonceau.JPG|mini|hochkant=1.4|Schloss Chenonceau]]<br />
<br />
{{Hauptartikel|Schloss Chenonceau}}<br />
<br />
Das Schloss Chenonceau ist auf einer mehrbogigen Brücke über dem [[Cher (Fluss)|Cher]] gebaut, einem Nebenfluss der Loire, und ist umgeben von einem großen Park. Man erreicht es über eine Platanenallee aus jahrhundertealten Bäumen.<br />
<br />
Das Schloss, das auf den Fundamenten einer alten Mühle steht, war ein Geschenk König [[Heinrich II. (Frankreich)|Heinrichs II.]] an seine Geliebte [[Diana von Poitiers|Diane de Poitiers]]. Erst nach dem Tod des Königs erweiterte es seine Witwe Katharina von Medici durch eine dreistöckige Galerie auf der Brücke, die im 16. Jahrhundert unter anderem als Festsaal diente. Heute sind im Schloss viele wertvolle Gemälde von Rubens, Tintoretto und anderen Alten Meistern ausgestellt.<br />
<br />
1914 wurde die Galerie des Schlosses vorübergehend in ein Lazarett umgewandelt, in dem bis zum Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] über 2000 Kriegsversehrte untergebracht wurden. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] war dieses Schloss für viele Menschen ein Schlupfloch vor der deutschen Besatzungsmacht: Der Haupteingang des Schlosses lag im besetzten Gebiet, die Südtür der Galerie auf der Rückseite aber öffnete sich zur freien Zone hin.<br />
<br />
== Weitere bekannte Schlösser ==<br />
<br />
=== Im Tal der Loire ===<br />
; Alphabetisch:<br />
[[Schloss Beauregard|Beauregard]], [[Schloss Brissac|Brissac]], [[Schloss Chaumont|Chaumont]], [[Schloss Cheverny|Cheverny]], [[Schloss Fougères-sur-Bièvre|Fougères-sur-Bièvre]], [[Schloss Gien|Gien]], [[Schloss Langeais|Langeais]], [[Schloss Luynes|Luynes]], [[Schloss Montgeoffroy|Montgeoffroy]], [[Schloss Montreuil-Bellay|Montreuil-Bellay]], [[Schloss Montsoreau|Montsoreau]], [[Schloss Saumur|Saumur]], [[Schloss Serrant|Serrant]], [[Schloss Sully-sur-Loire|Sully-sur-Loire]], [[Schloss Talcy|Talcy]]<br />
<br />
; Dem Flusslauf folgend:<br />
[[Schloss Gien|Gien]], [[Schloss Sully-sur-Loire|Sully-sur-Loire]], [[Schloss Talcy|Talcy]], [[Schloss Beauregard|Beauregard]], [[Schloss Cheverny|Cheverny]], [[Schloss Fougères-sur-Bièvre|Fougères-sur-Bièvre]], [[Schloss Chaumont|Chaumont]], [[Schloss Luynes|Luynes]], [[Schloss Langeais|Langeais]], [[Schloss Montreuil-Bellay|Montreuil-Bellay]], [[Schloss Montsoreau|Montsoreau]], [[Schloss Saumur|Saumur]], [[Schloss Montgeoffroy|Montgeoffroy]], [[Schloss Brissac|Brissac]], [[Schloss Serrant|Serrant]] [[Datei:Castle Le Lude 2007 02.jpg|mini|Schloss Le Lude]]<br />
<br />
=== Im Tal des Vilendy ===<br />
[[Schloss Ainay-le-Vieil|Ainay-le-Vieil]], [[Schloss Valençay|Valençay]], [[Schloss Villandry|Villandry]]<br />
<br />
=== Im Tal der Indre ===<br />
[[Schloss Azay-le-Rideau|Azay-le-Rideau]], [[Schloss Loches|Loches]], [[Schloss Ussé|Ussé]]<br />
<br />
=== Im Tal der Vienne ===<br />
[[Burg Chinon|Chinon]],<br />
[[Schloss Le Rivau|Le Rivau]]<br />
[[Datei:Angers Castle Royal mansion 2007.jpg|mini|Königlicher Wohntrakt Angers]]<br />
<br />
=== Im Tal des Loir ===<br />
[[Schloss Châteaudun|Châteaudun]], [[Schloss Le Lude|Le Lude]], [[Schloss Le Plessis-Bourré|Le Plessis-Bourré]]<br />
<br />
=== Im Tal der Maine ===<br />
[[Schloss Angers|Angers]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
{{Commons|Châteaux de la Loire|Schlösser an der Loire}}<br />
* [http://www.chateaux-de-la-loire.fr/schloesser_der_loire.htm Portalseite für die Schlösser der Loire]<br />
* [http://www.weinbrand24.de/Fotogalerie/Loire/Frankreich-Loire.htm Eine Sammlung von Fotos, Videos und ein Reisebericht zu den Schlössern der Loire]<br />
* [[Thomas Grasberger]]: [http://cdn-storage.br.de/iLCpbHJGNL9zu6i6NL97bmWH_-by/_-ZS/9-NP_2bH/160313_0905_radioReisen_Schloesser-und-andere-Prachtbauten-in-Frank.mp3 ''Loireschlösser.''] Mitschnitt eines Beitrags in der Sendung radioReisen auf Bayern 2 ab Minute 36:03 ({{Webarchiv| url=http://www.br.de/radio/bayern2/kultur/radioreisen/frankreich-schloesser-prachtbaueten-100.html| wayback=20170213164255| text= Sendungsinfos}})<br />
<br />
[[Kategorie:Schloss in Frankreich|!]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1982&diff=210804096Australian Open 19822021-04-11T01:14:42Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = Australian Open<br />
| Jahr = 1982<br />
| Datum = 29. November–13. Dezember<br />
| Auflage = 71<br />
| Ort = Melbourne<br />
| Belag = Rasen<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{ZAF-1961|Johan Kriek|Johan Kriek}}<br />
| Titelverteidigerin = {{USA|Martina Navrátilová|Martina Navrátilová}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{AUS|Mark Edmondson|Mark Edmondson}} <br /> {{AUS|Kim Warwick|Kim Warwick}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{USA|Kathy Jordan|Kathy Jordan}} <br /> {{USA|Anne Smith (Tennisspielerin)|Anne Smith}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = <br />
| Sieger (HE) = {{USA|Johan Kriek|Johan Kriek}}<br />
| Siegerin = {{USA|Chris Evert|Chris Evert-Lloyd}}<br />
| Sieger (HD) = {{AUS|John Alexander (Tennisspieler)|John Alexander}} <br /> {{AUS|John Fitzgerald (Tennisspieler)|John Fitzgerald}}<br />
| Siegerinnen = {{USA|Martina Navrátilová|Martina Navrátilová}} <br /> {{USA|Pam Shriver|Pam Shriver}}<br />
| Sieger (MX) = <br />
}}<br />
Die '''Australian Open 1982''' fanden vom 29. November bis 13. Dezember 1982 statt. Es handelte sich um die 15. [[Australian Open]] seit Beginn der [[Open Era]] und die 71. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Johan Kriek]] bei den Herren sowie [[Martina Navrátilová]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren dies [[Mark Edmondson]] und [[Kim Warwick]], im Damendoppel [[Kathy Jordan]] und [[Anne Smith (Tennisspielerin)|Anne Smith]].<br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1982/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1982/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1982/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1982/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1982/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1982/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1982/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1982/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
Zwischen 1970 und 1986 wurden keine Mixed-Wettbewerbe bei den Australian Open ausgetragen.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.australianopen.com/en_AU/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste Turniere der WTA Tour 1982<br />
|Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1982| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=John_Bonham&diff=210804095John Bonham2021-04-11T01:14:40Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:John Bonham 1975.jpg|miniatur|John Bonham mit Led Zeppelin (1975)]]<br />
'''John Henry „Bonzo“ Bonham''' (* [[31. Mai]] [[1948]] in [[Redditch]], [[Worcestershire]]; † [[25. September]] [[1980]] in [[Windsor (Berkshire)|Windsor]], [[Berkshire]]) war [[Schlagzeug]]er der britischen [[Rockband]] [[Led Zeppelin]]. Er gilt bis heute als einer der einflussreichsten [[Rockmusik|Rockschlagzeuger]]. In einer Umfrage des [[Rolling Stone]] wurde Bonham 2011 von den Lesern zum „Besten Drummer aller Zeiten“ gewählt.<ref>[http://www.rollingstone.com/music/photos/rolling-stone-readers-pick-best-drummers-of-all-time-20110208/1-john-bonham-0592830 Rolling Stone magazine reader's poll. Jann Wenner/Wenner Media Websites: Rolling Stone. 2011. Abgerufen am 14. April 2011.]</ref> Am 31. März 2016 veröffentlichte die Redaktion des ''Rolling Stone'' eine Liste der [[Die 100 besten Schlagzeuger aller Zeiten|100 besten Schlagzeuger aller Zeiten]], auf der er den ersten Platz belegt.<ref>[http://www.rollingstone.com/music/lists/100-greatest-drummers-of-all-time-20160331/john-bonham-20160329 Die 100 besten Schlagzeuger aller Zeiten, Rolling Stone 31.03.2016]</ref><br />
<br />
== Kindheit und Jugend ==<br />
Schon als Kind wollte Bonham Schlagzeuger werden und übte schon früh auf alten Blechdosen. Seine Mutter kaufte dem zehnjährigen John eine [[Snaredrum]]. Sein erstes Schlagzeug, ein altes rostiges Premier-Kit, bekam er im Alter von 15 Jahren. Nach eigenen Angaben hatte er nie Schlagzeugunterricht erhalten. Als Einflüsse nannte Bonham in frühen Interviews [[Ginger Baker]] und [[Gene Krupa]]. Gene Krupa bewunderte er vor allem deshalb, weil dieser die Stellung des Schlagzeugers in der Band in ein völlig anderes Licht rückte und den Schlagzeuger nicht nur als Hintergrundmusiker wirken ließ. Da Bonhams Spiel sehr laut war, hatte er in seiner Jugend in manchen Clubs um Birmingham einen schlechten Ruf. Es galt als unmöglich, ihn aufzunehmen. Im Jahre 1964 stieg er mit 16 Jahren bei der ersten professionellen Band, „Terry Webb & The Spiders“, ein. Weitere Bands, bei denen er in der Folgezeit spielte, waren „A Way of Life“ und „The Crawling King Snakes“, zu deren Mitgliedern auch der spätere Led-Zeppelin-Sänger [[Robert Plant]] zählte. Die Erfolge dieser Bands hielten sich in Grenzen. Um sich zusätzlich Geld zu verdienen, arbeitete er in der Baufirma seines Vaters. Zeitweise gab er aus Geldmangel angeblich auch das Rauchen auf. Bereits im Alter von 17 Jahren heiratete er seine Frau Pat Philips, die er nach einem Auftritt kennengelernt hatte.<br />
<br />
== Vor Led Zeppelin ==<br />
Im Jahre 1967 gründete Robert Plant die „Band of Joy“. Da er Bonham bereits seit seiner Kindheit kannte, wählte er diesen als Schlagzeuger. Die Band ging 1968 als Vorband des amerikanischen Sängers [[Tim Rose (Musiker)|Tim Rose]] auf England-Tour. Nach der Tour fragte Tim Rose Bonham, ob dieser in seine Band einsteigen wolle. Bonham nahm das Angebot an, da er nun endlich ein festes Einkommen bekam. Die „Band of Joy“ löste sich daraufhin auf.<br />
Bonham erhielt Mitte des Jahres 1968 auf Empfehlung von [[Robert Plant]] eine Anfrage von [[Jimmy Page]], bei den aus der Band [[Yardbirds]] hervorgegangenen [[The New Yardbirds]] zu spielen. Er sagte nach einigen Überredungsversuchen von Peter Grant, dem Manager von Page, zu. Zu dieser Zeit lagen Bonham ebenfalls lukrative Angebote von [[Joe Cocker]] und [[Chris Farlowe]] vor. Er begründete seine Wahl damit, dass er die Musik der Yardbirds lieber möge als die von Cocker und Farlowe. Aus den New Yardbirds wurde kurz darauf [[Led Zeppelin]].<br />
<br />
== Led Zeppelin ==<br />
{{Hauptartikel|Led Zeppelin}}<br />
<br />
Von 1968 bis zu seinem Tod im Jahr 1980 war Bonham Mitglied von Led Zeppelin.<br />
<br />
== Tod ==<br />
[[Datei:Grave JohnBonham sept07.JPG|mini|Grab von John Bonham]]<br />
John Bonham starb in der Nacht vom 24. auf den 25. September 1980, stark alkoholisiert, durch Ersticken am eigenen Erbrochenen im Haus von [[Jimmy Page]], wo die Proben für die nächste Led-Zeppelin-Tour stattfinden sollten. Er wurde 32 Jahre alt. Led Zeppelin lösten sich nach seinem Tod trotz Drohungen der Plattenfirma auf. Die verbliebenen Bandmitglieder traten 1985 bei [[Live Aid]] mit [[Phil Collins]], im Mai 1988 mit Bonhams Sohn [[Jason Bonham|Jason]] am Schlagzeug beim 40-jährigen Jubiläum ihrer vormaligen Plattenfirma [[Atlantic Records]], 1995 bei ihrer Aufnahme in die [[Rock and Roll Hall of Fame]] und im Dezember 2007 nochmals gemeinsam auf.<br />
<br />
John Bonham wurde am 10. Oktober 1980 auf dem Friedhof von Rushock in der Nähe seiner Familienfarm ''The Old Hyde'' beigesetzt. An seinem Grab werden von Fans häufig [[Drumsticks]] oder Flaschen mit Alkohol hinterlassen.<br />
<br />
== Equipment und Stil ==<br />
Bonham vergrößerte seine [[Bassdrum]] mit einem runden Blech, um mehr Wucht zu erzeugen. Bonham spielte Schlagzeuge der Firma [[Ludwig-Musser|Ludwig]], und zwar in den ungewöhnlichen Größen 26" (Bassdrum), 14" ([[Tomtom|Tom]]) und 16", 18" (Floortom). Außerdem nutzte er eine Ludwig-Supraphonic-Metallsnare 14 × 6,5". Besonders bekannt wurde das von ihm ab 1973 eingesetzte Ludwig-Vistalite (amber) aus durchsichtigem Plexiglas, von dem 2003 ein Nachbau nach den Originalvorgaben aufgelegt wurde. Die [[Becken (Musikinstrument)|Becken]] seines Schlagzeugs wurden ihm von der Firma [[Paiste]] zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus ergänzte er das Setup noch um [[Conga (Trommel)|Congas]] und später auch um [[Kesselpauke]]n, die links von der [[Hi-Hat]]-Maschine angeordnet wurden. Berühmt wurden auch seine mitunter exzessiven, ausgedehnten Schlagzeugsoli zu dem Stück „Moby Dick“ von Led Zeppelin, bei denen er zuweilen auch die Drumsticks weglegte, um die Felle mit den flachen Händen zu bespielen.<br />
Bekannt wurde er auch durch die Led-Zeppelin-Stücke „Good Times Bad Times“ mit seinen Bassdrum-Triolen und „Fool in the Rain“ mit seinem Shuffle-Groove.<br />
Über einen kurzen Zeitraum spielte John Bonham ein [[Doublebass]]-Schlagzeug – allerdings konnte sich Jimmy Page damit nicht anfreunden.<br />
<br />
== Einfluss ==<br />
Bonham gilt als einer der einflussreichsten Rockschlagzeuger. Bereits zu Lebzeiten hatte er einen großen Einfluss auf die nachfolgende Generation von Schlagzeugern. So geben unter anderem [[Phil Collins]], [[Nicko McBrain]]<ref>Iron Maiden DVD „Rock in Rio“</ref> und [[Cozy Powell]] († 1998) an, sehr beeindruckt von Bonham und seiner Spielweise gewesen zu sein. Der verstorbene Schlagzeuger [[Jeff Porcaro]] († 1992) erwähnt auf seinem Lehrvideo Bonham als Haupteinfluss (neben [[Bernard Purdie]]) für seinen Shuffle-Groove in dem Stück „Rosanna“ der Band [[Toto (Band)|Toto]].<ref>VHS Lehrvideo „Master Session“</ref> Ebenfalls nennen die Schlagzeuger [[Mike Portnoy]] (Ex-[[Dream Theater]]), [[Scott Columbus]] († 2011) ([[Manowar]]),<ref>Manowar DVD „Hell on Earth III“</ref> [[Eric Singer]] ([[Kiss (Band)|Kiss]]), [[Eric Carr]] († 1991) (Kiss) und [[Tommy Aldridge]] Bonham als Vorbild und Einfluss.<br />
<br />
Auch heute ist sein Einfluss groß. So erklärt sich unter anderem der [[Foo Fighters|Foo-Fighters]]-Sänger und Ex-[[Nirvana (Band)|Nirvana]]-Schlagzeuger [[Dave Grohl]] als großer Fan Bonhams.<ref>[http://www.fooarchive.com/gpb/johnbonham05.htm fooarchive.com]</ref><br />
<br />
== Diskografie ==<br />
<br />
=== Gastauftritte ===<br />
* ''The Family Dogg - A way of life (1969)''<br />
* ''[[P.J. Proby]] - Three Week Hero (1969)''<br />
* ''[[Screaming Lord Sutch]] - Lord Sutch and Heavy Friends (1970)''<br />
* ''Lulu - Everybody's Got to Clap Single (1971)''<br />
* ''[[Roy Harper]] - Flashes from the archives of oblivion (live) (1974)''<br />
* ''Wings ([[Paul McCartney]]) - [[Back to the Egg]] (1979)''<br />
* ''Roy Wood - On the Road (1979)''<br />
* ''Various Artists - Concerts for the People of Kampuchea (1981 veröffentlicht)''<br />
<br />
=== [[Led Zeppelin]] ===<br />
* ''[[Led Zeppelin (Album)|Led Zeppelin]] (1969)''<br />
* ''[[Led Zeppelin II]] (1969)''<br />
* ''[[Led Zeppelin III]] (1970)''<br />
* ''[[Led Zeppelin IV]] (Four Symbols) (1971)''<br />
* ''[[Houses of the Holy]] (1973)''<br />
* ''[[Physical Graffiti]] (1975)''<br />
* ''[[Presence]] (1976)''<br />
* ''[[The Song Remains the Same]] (live) (1976)''<br />
* ''[[In Through the Out Door]] (1979)''<br />
* ''[[Coda (Album)|Coda]] (1982)''<br />
* ''Led Zeppelin BBC Sessions (live) (1997)''<br />
* ''Early Days & Latter Days'' (Best of) (2002)<br />
* ''[[How the West Was Won]] (live) (2003)''<br />
* ''[[Mothership]]'' (2007)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{commonscat}}<br />
* http://www.drummermagazin.de/0209_re/Story/story_001.php#bonham<br />
* http://www.johnbonham.co.uk/<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Ritchie Yorke: ''Led Zeppelin – Biographie einer Band.'' vgs verlagsgesellschaft, Köln 1994, ISBN 3-8025-2287-7.<br />
* Stephen Davis: ''Hammer of the Gods: The Led Zeppelin Saga.'' Harper Entertainment, New York 2008 (englisch), ISBN 978-0-06-147308-1.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
{{Navigationsleiste Led Zeppelin}}<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=130627194|LCCN=no/95/46963|NDL=01209775|VIAF=212865}}<br />
{{SORTIERUNG:Bonham, John}}<br />
[[Kategorie:Rockschlagzeuger]]<br />
[[Kategorie:Musiker (Vereinigtes Königreich)]]<br />
[[Kategorie:Led Zeppelin]]<br />
[[Kategorie:Brite]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1948]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 1980]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Bonham, John<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Bonham, John Henry (vollständiger Name); Bonham, Bonzo (Spitzname)<br />
|KURZBESCHREIBUNG=britischer Schlagzeuger<br />
|GEBURTSDATUM=31. Mai 1948<br />
|GEBURTSORT=[[Redditch]], [[Worcestershire]]<br />
|STERBEDATUM=25. September 1980<br />
|STERBEORT=[[Windsor (Berkshire)|Windsor]], [[Berkshire]]<br />
}}</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Keitum&diff=210804094Keitum2021-04-11T01:14:39Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>[[Datei:KeitumFriesenhaus1784.jpg|mini|Friesenhaus von 1784 mit Friesenwall]]<br />
'''Keitum''' ([[Dänische Sprache|dänisch]]: ''Kejtum'', [[Nordfriesische Sprache|nordfriesisch]]: ''Kairem'') ist ein Ortsteil der [[Sylt (Gemeinde)|Gemeinde Sylt]] auf der Insel [[Sylt]] im [[Kreis Nordfriesland]]. Die [[Gemarkung]] hat eine Fläche von 10,43&nbsp;km².<br />
<br />
Der Ort gilt heute auf Grund seiner zahlreichen [[Allee]]n und des alten Baumbestandes als der ''grüne Ort'' der Insel. Keitum ist zudem bekannt für seine vielen, teils sehr alten Friesenhäuser, die oft von Steinmauern ([[Friesenwall (Mauer)|Friesenwällen]]) umgeben sind.<br />
<br />
== Megalithgrab Harhoog ==<br />
[[Datei:Megalithic grave Harhoog in Keitum, Sylt, Germany.jpg|mini|Das Megalithgrab [[Harhoog]] in Keitum stammt aus der [[Kupfersteinzeit]] und wurde um 2.500 v. Chr. gebaut.]]<br />
<br />
{{Hauptartikel|Harhoog}}<br />
<br />
Das [[Großsteingrab|Megalithgrab]] ''Harhoog'' in Keitum ist ein rechteckiges [[Hünengrab]], in ostwestlicher Richtung ausgerichtet, mit einem "erweiterten [[Dolmen]]" oder [[Rechteckdolmen]] mit halbhohem Eintrittsstein als [[Zugang zu Megalithanlagen|Zugang]]. Es besteht aus einer [[Grabkammer]] mit rechteckiger Einfassung, ein sogenanntes [[Langbett]], und wurde wohl um [[3000 v. Chr.]] in der [[Kupfersteinzeit]] von Angehörigen der [[Trichterbecherkultur]] errichtet.<br />
<br />
Es liegt in der Nähe des Freibads am Rande des [[Watt (Küste)|Watts]], es befindet sich dort aber nicht mehr am Originalstandort. Es befand sich ursprünglich in der "Weenk" genannten Anhöhe östlich des Wäldchens zwischen Keitum und [[Tinnum]]. Es wurde erstmals bei der Ausbeutung einer großen Sandgrube für den Bau des [[Hindenburgdamm]]es 1925 freigelegt und nach weiteren Sandentnahmen für den Bau des Nössekoogdeiches 1936 wissenschaftlich untersucht. Die Steinkammer des Riesenbettes musste im Juni 1954 verlegt werden, weil das Gelände für die Erweiterung des [[Flughafen Sylt|Sylter Flughafens]] abgetragen wurde.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Wd b124.JPG|mini|Die alte Windmühle von Keitum]]<br />
Der Ort wurde im Jahr 1216 erstmals urkundlich erwähnt. Bis Mitte des 19.&nbsp;Jahrhunderts galt Keitum als Hauptort der Insel Sylt. Hier praktizierte der einzige Arzt der Insel und es gab die einzige Apotheke, auch war es Verwaltungssitz für die nicht zur dänischen Krone zählenden Ländereien auf Sylt, und noch bis zum 31. Dezember 2008 befand sich dort der Sitz des [[Amt Landschaft Sylt|Amtes Landschaft Sylt]]. In Keitum siedelten sich im 17. und 18.&nbsp;Jahrhundert zahlreiche wohlhabende Kapitäne an, so dass der Ort als einziger der sonst armen Insel gewissen Wohlstand aufwies. Ein Beispiel hierfür ist der [[Mühlenhof Keitum]]. Erst mit dem Einsetzen des [[Fremdenverkehr]]s wuchs die Bedeutung des ''Seebades Westerland''. Mit dem Bau des [[Hindenburgdamm]]es erhielt Keitum durch seinen Bahnhof im Südwesten des Ortes Anschluss an das Netz der Reichsbahn.<br />
[[Datei:Keitum Sylt Denkmal Uwe Jens Lornsen @20160102 02.JPG|mini|hochkant|Denkmal für [[Uwe Jens Lornsen]], den „größten Sohn der Insel Sylt“]]<br />
In Keitum wurde [[Uwe Jens Lornsen]], Vorkämpfer eines geeinten, von Dänemark unabhängigen Schleswig-Holsteins am 18. November 1793 geboren. Die Gemeinde setzte „dem größten Sohne der Insel Sylt“ am 24. März 1896 einen Gedenkstein, der Lornsen in einem von Bildhauer [[Wilhelm Wandschneider]] modellierten Reliefmedaillon darstellt. Der Autor [[Boy Lornsen]], Verfasser u.&nbsp;a. des Kinderbuches [[Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt]] und der frühere [[Intendant]] der [[Staatliche Schauspielbühnen Berlin|Staatlichen Schauspielbühnen Berlin]], [[Boleslaw Barlog]], lebten in Keitum. Seit 2002 hat der [[Bildende Kunst|Bildende Künstler]] [[Ingo Kühl]] ein Atelier in Keitum.<br />
<br />
Keitum existierte bis zur Bildung der Gemeinde [[Sylt-Ost]] 1970 als selbständige Gemeinde. [[Munkmarsch]] war ein Ortsteil von Keitum. Kleinere Ortsteile waren Kaamp (östlich von Keitum) sowie Jückersmarsch und Klentertal (nördlich von Keitum an der Straße nach Munkmarsch).<br />
<br />
== Museen ==<br />
[[Datei:Heimatmuseum Keitum, Sylt@20171229 02.jpg|mini|links|Das Sylt Museum]] <br />
Das Sylt Museum (ehemalig Sylter Heimatmuseum), ein historisches ehemaliges Kapitänshaus, direkt am [[Grünes Kliff|Keitumer Kliff]] gelegen, zeigt die von der Seefahrt geprägte Geschichte der Insel Sylt. Insbesondere der [[Walfang]] im [[17. Jahrhundert|17.]] und [[18. Jahrhundert]], der den Bewohnern Wohlstand brachte, ist hier ausgestellt. Neben Geschirr, Gläsern, Messing- und Silbersachen aus jener Zeit sind auch Sylter Trachten zu besichtigen. Uwe Jens Lornsen, seinem Leben und Werk, widmet das Museum eine eigene Abteilung. Die Dichter [[Johann Erichsen]] und [[Jens Emil Mungard]], sowie die Werke verschiedener Maler, unter anderem von [[Magnus Weidemann]], [[Carl Arp]], [[Max Koch (Maler)|Max Koch]], [[Fritz Overbeck (Maler)|Fritz Overbeck]] und [[Carl Ludwig Jessen]] werden vorgestellt. Der nachempfundene Kampener „Ziegenstall“ (eine skurrile Sylter Kabarett-Bar) von [[Valeska Gert]] beleuchtet das Sylter Nachtleben nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. In unmittelbarer Nähe des Museums, auf der Wattseite, befindet sich ein 2019 von fünf zeitgenössischen Künstlern gestalteter Tisch mit Bronzereliefs zum Thema ''5000 Jahre Sylter Geschichte''.<ref>[https://gemeinde-sylt.de/tisch-am-kliff/ Gemeinde Sylt / Tisch am Kliff]</ref>[[Datei:"Tisch am Kliff" zum Thema "5000 Jahre Sylter Geschichte" 2019 aufgestellt am Sylt Museum in Keitum auf Sylt.jpg|mini|"Tisch am Kliff" zum Thema ''5000 Jahre Sylter Geschichte'' 2019 aufgestellt am Sylt Museum]]<br />
<br />
Das [[Altfriesisches Haus|Altfriesische Haus]], das Haus des 1879 verstorbenen Inselchronisten [[Christian Peter Hansen]], ist heute ein Museum. Es gibt einen Einblick in die Wohnkultur einer [[Kapitän]]sfamilie im 18. und [[19. Jahrhundert]]s.<br />
<br />
== Kirche ==<br />
[[Datei:Severinskirche Keitum.jpg|mini|[[St. Severin (Keitum)|St. Severin]] in Keitum]]<br />
{{Hauptartikel|St. Severin (Keitum)| titel1=Kirche St. Severin}}<br />
<br />
Die St.-Severin-Kirche wurde bereits um 1216 erbaut und war ursprünglich den Heiligen [[Knut IV. (Dänemark)|Knut]] und Ketel geweiht. In ihrem Inneren sind viele Feldsteine verbaut und in der Mitte der Westwand befinden sich zwei spiegelbildlich angebrachte Natursteine, die der Sage nach von den Nonnen Ing und Dung gestiftet wurden und auch ihr Abbild darstellen.<br />
<br />
== Friedhof ==<br />
Auf dem Friedhof der St.-Severin-Kirche haben neben alten Sylter Familien, darunter namhafte Kapitänsfamilien, auch mehrere bekannte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe gefunden. Neben [[Rudolf Augstein]], dem ehemaligen Bundesinnenminister [[Gerhard Schröder (Politiker, 1910)|Gerhard Schröder]], dem Bühnen- und Filmschauspieler [[Uwe Dallmeier]] und dem Synchronsprecher [[Edgar Ott]] liegen auch der Verleger [[Peter Suhrkamp]] sowie der Expressionist [[Ernst Mollenhauer]] dort begraben. Auch der Schauspieler [[Ernst Otto Fuhrmann]] und der Antiquitätenhändler [[Eduard Brinkama]] fanden dort ihre letzte Ruhestätte.<br />
<br />
== Sonstiges ==<br />
Am nordwestlichen Ortsrand von Keitum hat das [[Weingut Balthasar Ress]] aus [[Hattenheim]] im [[Rheingau (Weinbaugebiet)|Rheingau]] im Juni 2009 auf einer Fläche von einem [[Hektar]] den nördlichsten Weinberg Deutschlands angelegt. Auf drei Seiten durch Bewuchs windgeschützt und begünstigt durch die hohe Anzahl an Sonnenscheinstunden auf Sylt (1714&nbsp;Stunden im Vergleich zu 1587&nbsp;Stunden im Rheingau) kann von den frühreifenden Sorten [[Solaris (Rebsorte)|Solaris]] und [[Rivaner]] eine ausreichende Erntequalität erwartet werden.<ref>[http://www.balthasar-ress.de/weinlagen/sylt-keitum.htm Beschreibung der Rebanlage auf der Homepage des Weinguts Balthasar Ress.]</ref><br />
<br />
Südöstlich von Keitum erstreckt sich an der Küste des [[Wattenmeer]]s das [[Grünes Kliff|Grüne Kliff]].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Coordinate|NS=54/53/36/N |EW=8/22/15/E |type=city |dim=1000 |region=DE-SH}}<br />
{{Navigationsleiste Ortsteile der Gemeinde Sylt}}<br />
[[Kategorie:Ort im Kreis Nordfriesland]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Sylt, Gemeinde)]]<br />
[[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Kreis Nordfriesland)]]<br />
[[Kategorie:Ersterwähnung 1216]]<br />
[[Kategorie:Gemeindeauflösung 1970]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1995&diff=210804093Australian Open 19952021-04-11T01:14:37Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = Australian Open<br />
| Jahr = 1995<br />
| Datum = 16.–30. Januar<br />
| Auflage = 83<br />
| Ort = Melbourne<br />
| Belag = Hartplatz<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{USA|Pete Sampras|Pete Sampras}}<br />
| Titelverteidigerin = {{DEU|Steffi Graf|Steffi Graf}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{NLD|Jacco Eltingh|Jacco Eltingh}} <br /> {{NLD|Paul Haarhuis|Paul Haarhuis}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{USA|Gigi Fernández|Gigi Fernández}} <br /> {{BLR-1991|Natallja Swerawa|Natallja Swerawa}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = {{LVA|Larisa Neiland|Larisa Neiland}} <br /> {{RUS|Andrei Stanislawowitsch Olchowski|Andrei Olchowski}}<br />
| Sieger (HE) = {{USA|Andre Agassi|Andre Agassi}}<br />
| Siegerin = {{FRA|Mary Pierce|Mary Pierce}}<br />
| Sieger (HD) = {{USA|Jared Palmer|Jared Palmer}} <br /> {{USA|Richey Reneberg|Richey Reneberg}}<br />
| Siegerinnen = {{CZE|Jana Novotná|Jana Novotná}} <br /> {{ESP|Arantxa Sánchez-Vicario|Arantxa Sánchez-Vicario}}<br />
| Sieger (MX) = {{BLR-1991|Natallja Swerawa|Natallja Swerawa}} <br /> {{USA|Rick Leach|Rick Leach}}<br />
}}<br />
Die '''Australian Open 1995''' fanden vom 16. bis 30. Januar 1995 in [[Melbourne]] statt. Es handelte sich um die 83. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Pete Sampras]] bei den Herren sowie [[Steffi Graf]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren dies [[Jacco Eltingh]] und [[Paul Haarhuis]], im Damendoppel [[Gigi Fernández]] und [[Natallja Swerawa]] und im Mixed [[Larisa Neiland]] und [[Andrei Stanislawowitsch Olchowski|Andrei Olchowski]].<br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1995/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1995/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1995/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1995/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1995/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1995/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1995/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1995/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1995/Mixed}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1995/Mixed}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.australianopen.com/en_AU/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1995| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Shorttrack-Europameisterschaften&diff=210804092Shorttrack-Europameisterschaften2021-04-11T01:14:35Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>Die '''Shorttrack-Europameisterschaften''' im [[Eisschnelllauf]] werden seit 1997 jährlich ausgetragen. Für Männer und Frauen gibt es jeweils vier [[Shorttrack]]-Einzelrennen sowie eine 5000&nbsp;m- beziehungsweise 3000&nbsp;m-Staffel. Bei den Einzelwettbewerben über 1500&nbsp;m, 500&nbsp;m, 1000&nbsp;m sowie 3000&nbsp;m können die Teilnehmer Punkte sammeln, die schließlich zum Mehrkampf-Ergebnis addiert werden. Organisator der Rennen ist die [[Internationale Eislaufunion]] (ISU).<br />
<br />
== Austragungsorte ==<br />
{| class="wikitable zebra sortable" style=" width:90%;"<br />
|- style="background-color:#EDEDED;"<br />
! class="hintergrundfarbe6" style="width:10%;" | Jahr<br />
! class="hintergrundfarbe6" style="width:40%;" | Datum<br />
! class="hintergrundfarbe6" style="width:20%;" | Stadt<br />
! class="hintergrundfarbe6" style="width:50%;" | Land<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 1997|1997]] || 17. Januar – 19. Januar 1997 || [[Malmö]] || {{SWE}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 1998|1998]] || 23. Januar – 25. Januar 1998 || [[Budapest]] || {{HUN}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 1999|1999]] || 22. Januar – 24. Januar 1999 || [[Oberstdorf]] || {{GER}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2000|2000]] || 21. Januar – 23. Januar 2000 || [[Bormio]] || {{ITA}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2001|2001]] || 19. Januar – 21. Januar 2001 || [[Den Haag]] || {{NED}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2002|2002]] || 11. Januar – 13. Januar 2002 || [[Grenoble]] || {{FRA}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2003|2003]] || 17. Januar – 19. Januar 2003 || [[Sankt Petersburg]] || {{RUS}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2004|2004]] || 16. Januar – 18. Januar 2004 || [[Zoetermeer]] || {{NED}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2005|2005]] || 14. Januar – 16. Januar 2005 || [[Turin]] || {{ITA}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2006|2006]] || 20. Januar – 22. Januar 2006 || [[Krynica-Zdrój]] || {{POL}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2007|2007]] || 19. Januar – 21. Januar 2007 || [[Sheffield]] || {{GBR}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2008|2008]] || 18. Januar – 20. Januar 2008 || [[Ventspils]] || {{LAT}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2009|2009]] || 16. Januar – 18. Januar 2009 || [[Turin]] || {{ITA}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2010|2010]] || 22. Januar – 24. Januar 2010 || [[Dresden]] || {{GER}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2011|2011]] || 14. Januar – 16. Januar 2011 || [[Heerenveen]] || {{NED}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2012|2012]] || 27. Januar – 29. Januar 2012 || [[Mladá Boleslav]] || {{CZE}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2013|2013]] || 18. Januar – 20. Januar 2013 || [[Malmö]] || {{SWE}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2014|2014]] || 17. Januar – 19. Januar 2014 || [[Dresden]] || {{GER}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2015|2015]] || 23. Januar – 25. Januar 2015 || [[Dordrecht]] || {{NED}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2016|2016]] || 22. Januar – 24. Januar 2016 || [[Sotschi]] || {{RUS}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2017|2017]] || 13. Januar – 15. Januar 2017 || [[Turin]] || {{ITA}}<br />
|-<br />
| align="center" | [[Shorttrack-Europameisterschaften 2018|2018]] || 12. Januar – 14. Januar 2018 || [[Dresden]] || {{GER}}<br />
|}<br />
== Ergebnisse ==<br />
{{Hauptartikel|Liste der Europameister im Shorttrack}}<br />
<br />
== Ablauf ==<br />
Die vier Einzelrennen werden wie die Staffel in Vorläufen, Halbfinals und Finals ausgetragen. Dabei gibt es eine bestimmte Reihenfolge, die in der Liste dargestellt wird (Finals sind fettgedruckt):<ref> [http://www.sportresult.com/federations/ISU/ShortTrack/?evt=11210100000009 Seite der ISU mit Resultaten und Zeitplänen der Shorttrack-Ereignisse aus den letzten beiden Jahren (englisch)]</ref><br />
<br />
*''Freitag:''<br />
**Vorläufe über 1500 m (Männer und Frauen)<br />
**Halbfinals über 1500 m (Männer und Frauen)<br />
**'''Finals über 1500 m (Männer und Frauen)'''<br />
**Vorläufe für die 5000 m-Staffel (Männer) und 3000 m-Staffel (Frauen)<br />
*''Samstag:''<br />
**Preliminaries über 500 m (Männer und Frauen)<br />
**Vorläufe über 500 m (Männer und Frauen)<br />
**Viertelfinals über 500 m (Männer und Frauen)<br />
**Halbfinals über 500 m (Männer und Frauen)<br />
**'''Finals über 500 m (Männer und Frauen)'''<br />
**Halbfinals für die 5000 m-Staffel (Männer) und 3000 m-Staffel (Frauen)<br />
*''Sonntag:''<br />
**Vorläufe über 1000 m (Männer und Frauen)<br />
**Viertelfinals über 1000 m (Männer und Frauen)<br />
**Halbfinals über 1000 m (Männer und Frauen)<br />
**'''Finals über 1000 m (Männer und Frauen)'''<br />
**'''''Superfinals'' über 3000 m (Männer und Frauen)'''<br />
**'''Finals für die 5000 m-Staffel (Männer) und 3000 m-Staffel (Frauen)'''<br />
<br />
== Reglement ==<br />
In den Finals werden Punkte folgend verteilt:<br />
*1. Platz = 34 Punkte<br />
*2. Platz = 21 Punkte<br />
*3. Platz = 13 Punkte<br />
*4. Platz = 8 Punkte<br />
*5. Platz = 5 Punkte<br />
*6. Platz = 3 Punkte<br />
*7. Platz = 2 Punkte<br />
*8. Platz = 1 Punkt<br />
Die Punktzahlen zweier aufeinanderfolgender Plätze werden also addiert, um die Punktzahl für den Rang zu erhalten, der eine Stelle über ihnen liegt.<br />
Beim Superfinal über 3000&nbsp;m werden jeweils nur die besten acht Shorttracker nach der Addition der Punkte aus den drei vorherigen Rennen zugelassen.<ref>[http://www.knsb.nl/upload/shorttrack/shorttrack2008/414/ANNOUNCEMENT%20ESTC%202008.pdf Regelwerk für die Weltmeisterschaften 2008 (englisch)]{{Toter Link|url=http://www.knsb.nl/upload/shorttrack/shorttrack2008/414/ANNOUNCEMENT%20ESTC%202008.pdf |date=2019-05 |archivebot=2019-05-13 21:12:02 InternetArchiveBot }}</ref><br />
<br />
== Erfolgreichste Athleten ==<br />
Sowohl [[Fabio Carta]] als auch [[Ewgenija Radanowa]] sind in allen fünf Disziplinen (Einzelstrecken und Mehrkampf) bei den Männern und Frauen jeweils die erfolgreichsten Athleten.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
{{Navigationsleiste Shorttrack-Europameisterschaften}}<br />
<br />
[[Kategorie:Shorttrack-Europameisterschaften| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1996&diff=210804091Australian Open 19962021-04-11T01:14:33Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = Australian Open<br />
| Jahr = 1996<br />
| Datum = 15.–29. Januar<br />
| Auflage = 84<br />
| Ort = Melbourne<br />
| Belag = Hartplatz<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{USA|Andre Agassi|Andre Agassi}}<br />
| Titelverteidigerin = {{FRA|Mary Pierce|Mary Pierce}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{USA|Jared Palmer|Jared Palmer}} <br /> {{USA|Richey Reneberg|Richey Reneberg}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{CZE|Jana Novotná|Jana Novotná}} <br /> {{ESP|Arantxa Sánchez-Vicario|Arantxa Sánchez-Vicario}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = {{BLR-1991|Natallja Swerawa|Natallja Swerawa}} <br /> {{USA|Rick Leach|Rick Leach}}<br />
| Sieger (HE) = {{DEU|Boris Becker|Boris Becker}}<br />
| Siegerin = {{USA|Monica Seles|Monica Seles}}<br />
| Sieger (HD) = {{SWE|Stefan Edberg|Stefan Edberg}} <br /> {{CZE|Petr Korda|Petr Korda}}<br />
| Siegerinnen = {{USA|Chanda Rubin|Chanda Rubin}} <br /> {{ESP|Arantxa Sánchez-Vicario|Arantxa Sánchez-Vicario}}<br />
| Sieger (MX) = {{LVA|Larisa Neiland|Larisa Neiland}} <br /> {{AUS|Mark Woodforde|Mark Woodforde}}<br />
}}<br />
Die '''Australian Open 1996''' fanden vom 15. bis 29. Januar 1996 in [[Melbourne]] statt. Es handelte sich um die 84. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Andre Agassi]] bei den Herren sowie [[Mary Pierce]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren dies [[Jared Palmer]] und [[Richey Reneberg]], im Damendoppel [[Jana Novotná]] und [[Arantxa Sánchez Vicario]] und im Mixed [[Natallja Swerawa]] und [[Rick Leach]]. <br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1996/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1996/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1996/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1996/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1996/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1996/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1996/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1996/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1996/Mixed}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1996/Mixed}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.australianopen.com/en_AU/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1996| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kloster_F%C3%BCrstenfeld&diff=210804090Kloster Fürstenfeld2021-04-11T01:14:31Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Zisterzienserkloster<br />
| Titel = Kloster Fürstenfeld<br />
| Bild = Kloster Fürstenfeld.jpg<br />
| Beschreibung = Seitenansicht des Klosters<br />
| Bildbreite = <br />
| Lage = {{DEU}}<br />[[Bayern]]<br />
| Bistum = [[Erzbistum München und Freising]]<br />
| Breitengrad = 48/10/10.45/N<br />
| Längengrad = 11/14/58.10/E<br />
| Region-ISO = DE-BY<br />
| Nummer = 664<br />
| Patrozinium = Hl. [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]]<br />
| Gründungsjahr = [[1263]]<br />
| Ursprungsorden = <br />
| zisterziensisch = <br />
| Auflösung = [[1803]]<br />
| Wiederbesiedlung = <br />
| Wiederauflösung = <br />
| Mutterkloster = [[Kloster Aldersbach]]<br />
| Primarabtei = [[Kloster Morimond]]<br />
| Kongregation =<br />
| Tochterklöster = [[Kloster Waldsassen]]<br />
}}<br />
<br />
Das '''Kloster Fürstenfeld''' ist eine ehemalige [[Zisterzienser]]abtei in [[Fürstenfeldbruck]] in [[Bayern]] in der [[Erzbistum München und Freising|Erzdiözese München und Freising]].<br />
<br />
Es liegt etwa 25&nbsp;Kilometer westlich der Landeshauptstadt [[München]]. Das frühere Kloster war eines der ehemaligen Hausklöster der [[Wittelsbach]]er. Die Klosterkirche '''St. Maria''' gilt als ein Hauptwerk des süddeutschen [[Barock|Spätbarock]]. Unmittelbar südlich über dem Kloster liegt auf einem Sporn eines eiszeitlichen Moränenzuges der hochmittelalterliche [[Burgstall Engelsberg]]. Diese Burg war vermutlich ein [[Welfen|welfischer]] Ministerialensitz, der später vom Kloster aufgekauft und zerstört wurde.<br />
<br />
== Geschichte ==<br />
[[Datei:Wening fuerstenfeld.png|mini|hochkant=1.4|Kupferstich von Michael Wening in ''Topographia Bavariae'' um 1700]]<br />
<br />
Das Kloster wurde 1263 von Herzog [[Ludwig der Strenge|Ludwig II., dem Strengen]] nach zwei vorübergehenden Gründungsversuchen in [[Thal (Feldkirchen-Westerham)|Thal]] bei Großhöhenrain und Olching gestiftet, als Sühne für die unrechtmäßige Hinrichtung seiner ersten Frau [[Maria von Brabant (1226–1256)|Maria von Brabant]]. Der Sohn Ludwigs II. aus dritter Ehe, Kaiser [[Ludwig der Bayer]], stattete das Kloster mit zahlreichen Privilegien aus, nachdem es vor der [[Schlacht bei Mühldorf]] am 28. September 1322 die Boten von Ludwigs Habsburger Thronrivalen [[Friedrich der Schöne|Friedrich dem Schönen]] abgefangen hatte, wodurch das Kloster zum Sieg des Bayern und zur Verhaftung Friedrichs beigetragen hatte.<ref>Markus T. Huber: ''Die Vereinnahmung Ludwigs des Bayern durch die Nachwelt. Memoria und Repräsentation am Beispiel Münchens und der Abtei Fürstenfeld.'' In: Hubertus Seibert (Hrsg.): ''Ludwig der Bayer (1314–1347). Reich und Herrschaft im Wandel.'' Regensburg 2014, S. 508.</ref> 1347 starb der Kaiser unweit des Klosters auf der Bärenjagd in [[Puch (Fürstenfeldbruck)|Puch]].<br />
<br />
Unter Vorsitz des Abtes von [[Kloster Cîteaux|Citeaux]] wurden 1595 in Fürstenfeld Grundlagen für Ordensreformen erarbeitet, die bis in das 18. Jahrhundert gelten sollten. Im Dreißigjährigen Krieg (1632/1633) wurde das Kloster durch die Truppen von König [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav Adolf von Schweden]] geplündert, der [[Kloster#Grundbegriffe|Konvent]] flüchtete unter anderem nach München. Dort gehörten zwei Mönche zu den Geiseln des schwedischen Königs. Ab 1640 ging es mit dem Kloster wieder bergauf. Unter Abt Martin Dallmayr verdoppelte sich die Anzahl der Mönche, die Ordensdisziplin wurde erneuert und die wirtschaftliche Grundlage für den barocken Neubau geschaffen.<br />
<br />
1691 fand die Grundsteinlegung der barocken Klosteranlage statt. Mit der Ausführung wurde der Münchner Hofbaumeister [[Giovanni Antonio Viscardi]] beauftragt.<br />
<br />
== Kirche Maria Himmelfahrt ==<br />
<br />
[[Datei:Cloister Fuerstenfeld Portal.jpg|mini|hochkant|Klosterkirche St. Maria]]<br />
[[Datei:Kloster Fürstenfeld Hochaltar (HDR).jpg|mini|hochkant|Hochaltar]]<br />
<br />
{{Hauptartikel|St. Mariä Himmelfahrt (Fürstenfeldbruck)}}<br />
<br />
Die Bauausführung im Bereich der Kirche, die erst nach dem [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanischen Erbfolgekrieg]] richtig einsetzen konnte, besorgte nach Viscardis Tod 1713 [[Johann Georg Ettenhofer]]. Ob er einige Änderungen an Viscardis Plänen einbrachte oder diese noch von Viscardi selbst festgelegt worden waren, ist ungeklärt. 1723 war der [[Chor (Architektur)|Chor]] vollendet, 1741 wurde die Kirche geweiht, die weitere Ausstattung zog sich bis gegen 1780 hin.<br />
<br />
Zahlreiche erstrangige Künstler waren an der Ausstattung beteiligt, so [[Cosmas Damian Asam]], der die Deckenfresken malte und die Brüder [[Jacopo Appiani|Jacopo]] und [[Francesco Appiani]]. Von [[Egid Quirin Asam]] stammen die mittleren Seitenaltäre, wohl auch der Entwurf zum [[Hochaltar]]. Die Fürstenfelder Klosterkirche folgt dem Typus der süddeutschen [[Wandpfeilerkirche]] in der Nachfolge von [[St. Michael (München)|St. Michael]] in München und der [[Studienkirche Mariä Himmelfahrt]] in Dillingen a.d.Donau. Die Besonderheit sind umlaufende [[Empore]]ngänge oberhalb des Hauptgebälks (das sich bei einheimischen Baumeistern meist auf den Pfeilerkopf beschränkt, in diesem Fall aber, wie bei italienischen Meistern üblich, durchläuft). Dazu kommen eingehängte Emporen über der [[Attika (Architektur)|Attikazone]] in Höhe der Gewölbe. Beeindruckend sind Höhe und Weite des Kirchenraums, der trotz der langen Bau- und Ausstattungsperiode sehr einheitlich wirkt.<br />
<br />
== Kloster ==<br />
<br />
[[Datei:Klosterfuerstenfeld panorama.jpg|mini|700px|ohne|Kloster Fürstenfeld – Panorama]]<br />
[[Datei:Kloster Fürstenfeld Passage zum Klosterhof.jpg|mini|Passage zum Klosterhof]]<br />
<br />
Im Konventbau des Klosters, das gerne als „bayerischer Escorial“ bezeichnet wird, entstand auf Geheiß des Kurfürsten [[Maximilian II. Emanuel (Bayern)|Maximilian II. Emanuel]] eine Raumfolge mit bedeutende Fresken von [[Hans Georg Asam]] und Stuck von [[Pietro Francesco Appiani]]. Der fast 9&nbsp;m hohe, 12&nbsp;m breite und 27,5&nbsp;m lange ''Churfürstensaal'' im Westtrakt, der sich über zwei Geschosse erstreckt, mit Fresken von Hans Georg Asam und einer Stuckdekoration von [[Giovanni Nicolò Perti]] aus der Zeit um 1696 wurde 1860 durch Abschlagen der Deckenfresken und des Deckenstucks beeinträchtigt und durch Einziehen einer Zwischendecke im Raumgefüge zerstört; zwischen 2007 und 2010 erfolgte die rekonstruierende Wiederherstellung, jedoch ohne die Decke.<ref>Werner Schiedermair (Hrsg.): Der Churfürstensaal im ehemaligen Zisterzienserkloster Fürstenfeld, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2012, ISBN 978-3-89870-746-6</ref><br />
<br />
1803 ging das Kloster Fürstenfeld aufgrund der allgemeinen [[Säkularisation in Bayern|Säkularisation]] in Privatbesitz über. Neuer Besitzer wurde der böhmische Tuchfabrikant [[Ignaz Leitenberger]]. Der Naturforscher [[Karl von Moll]] pachtete zur Unterbringung seiner Sammlungen einige Räume. Die Einwohner von Bruck retteten die Kirche vor dem Abbruch. 1816 ging die Klosterkirche in den Besitz des bayerischen Königs [[Maximilian I. Joseph (Bayern)|Maximilian I.]] über und diente ab diesem Zeitpunkt als Landhofkirche des königlichen Hauses.<br />
[[Datei:Kriegsgefangenenfriedhof am Kloster Fürstenfeld.jpg|mini|Kriegsgefangenenfriedhof am Kloster Fürstenfeld]]<br />
1817 wurde das gesamte Kloster vom [[Bayerische Armee|bayrischen Feldmarschall]] [[Carl Philipp von Wrede]] zurückgekauft, und ein Jahr später wurde eine Militärinvalidenanstalt in den früheren Konventgebäuden eröffnet. 1828 wurde ein Gebetssaal für Protestanten im ehemaligen [[Kapitelsaal]] eingerichtet. 1866 wurde das Klostergebäude teilweise durch ein Feuer im Trakt südlich der Klosterkirche, der zu dieser Zeit als Krankenhaus genutzt wurde, zerstört. Zwischen 1848 und 1921 wurde das Klostergebäude zu militärischen Zwecken genutzt (z.&nbsp;B. Standort verschiedener Infanterie- und Kavallerieabteilungen und als Kriegsspital für deutsche Soldaten und ausländische Kriegsgefangene im und nach dem Ersten Weltkrieg). Der Friedhof der Militärinvalidenanstalt am Kloster wurde 1918 reaktiviert, um die verstorbenen Kriegsgefangenen beizusetzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort verstorbene „[[Displaced Persons]]“ zu gebettet, so dass heute auf der Kriegsgräberstätte "Kriegsgefangenenfriedhof am Kloster Fürstenfeld" 274 Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ruhen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.volksbund.de/mediathek/mediathek-detail/-0c00139b98.html |titel=Geschichts- und Erinnerungstafel Fürstenfeldbruck "Kriegsgefangenenfriedhof" |werk= |hrsg=Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. |datum= |abruf=20. Mai 2020 |sprache=}}</ref><br />
<br />
Nach 1918 ging der Ökonomietrakt in den Besitz des [[Wittelsbacher Ausgleichsfonds]] über, der ihn 1923 dem [[Kloster Ettal]] verpachtete. Ab 1921 wurden die Klostergebäude als Landesschülerheim genutzt. Von 1924 bis 1975 waren verschiedene Einrichtungen der Polizeiinstitutionen, wie Polizeihaupt-, Schutzpolizei-, Landpolizeischule im Kloster zuhause, ab 1975 der Fachbereich Polizei der Bayrischen Beamtenfachhochschule (heute [[Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Bayern]]). 1979 erwarb die Stadt Fürstenfeldbruck den Ökonomietrakt des Klosters und begann 1987 mit Umbauten. 1991 eröffnete der erste Teil des heutigen [[Museum Fürstenfeldbruck]] und bis 2001 wurden die Bauten zu einem neuen Kulturzentrum für die Bürger des Landkreises Fürstenfeldbruck ausgebaut.<br />
<br />
[[Datei:Kloster Fuerstenfeld 1600.jpg|none|mini|700px|Kloster Fürstenfeld bei Sonnenuntergang – sphärisches Luftbildpanorama aus 21 Einzelaufnahmen]]<br />
<br />
== Liste der Äbte ==<br />
<small>Quelle<ref>Michael Hartig: ''Die oberbayerischen Stifte'', Band&nbsp;I: ''Die Benediktiner-, Cisterzienser- und Augustiner-Chorherrenstifte''. Verlag vorm. G.&nbsp;J.&nbsp;Manz, München 1935, {{DNB|560552157}}, S.&nbsp;120.</ref></small><br />
{{Mehrspaltige Liste |breite=45 |liste=<br />
# 1261–1270 Anselm<br />
# 1270–1274 Albert<br />
# 1274–1278 Eberhard<br />
# 1278–1284 Hermann<br />
# 1284–1314 Volkmar<br />
# 1314–1324 Heinrich<br />
# 1324–1344 Werner<br />
# 1344–1362 Johann I. Vischhauser<br />
# 1362–1387 Conrad<br />
# 1387–1403 Otto<br />
# 1403–1413 Johann II. Mindl<br />
# 1413–1432 Johann III. Fuchs<br />
# 1432–1451 Andreas, erhielt 1441 die [[Pontifikalien]]<br />
# 1451–1454 Paul Herzmann<br />
# 1454–1457 Michael I. Pistorius<br />
# 1457–1467 Ulrich<br />
# 1467–1480 Jodok<br />
# 1480–1496 Leonhard I. Eggenhofer (Eggendorfer), gestorben 22. September 1496<br />
# 1496–1502 Abt Michael II., resignierte 1502, gestorben 11. Mai 1503<br />
# 1502–1505 Abt Peter (Petrus), resignierte 1505, gestorben 2. Dezember 1511<br />
# 1505–1513 Abt Johannes IV. Scharb, gestorben 27. August 1513<br />
# 1513–1522 Abt Kaspar (Casparus) Harder, gestorben 26. März 1522<br />
# 1522–1531 Abt Georg I. Menhard, wurde 1531 durch eine Intrige zur Resignation gezwungen, gestorben 30. Dezember 1538<br />
# 1539–1547 Johannes V. Albrecht Pistor, zunächst 1531–1538 als [[Administrator (Katholische Kirche)|Administrator]], seit 1539 als Abt, 1547 zur Niederlegung seines Amtes gezwungen, formelle Resignation erst 1552, gestorben 14. Februar 1554<br />
:: 1547–1552 Michael Kain als Administrator, wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten am 13. Januar 1552 abgesetzt und auf Befehl des Herzogs von Bayern gefangengenommen und im Kloster Aldersbach festgesetzt, gestorben 1563.<br />
:: 1552–1555 Stephan Dorfpeck seit dem 11. Mai 1552 als weltlicher Administrator, gestorben 10. Juli 1561 in Abensberg<br />
#<li value="25"> 1556–1565 Abt Leonhard II. (Lienhard) Paumann (Baumann), zunächst 1555–1556 als Administrator, seit dem 16. April 1556 als 25. Abt von Fürstenfeld, gestorben 15. Dezember 1565. Nahm vom 27. Juni bis 2. Juli 1558 an der Synode in [[Glatz]] teil, auf der im Auftrag des [[Grafschaft Glatz|Glatzer]] Pfandherrn [[Ernst von Bayern (1500–1560)|Ernst von Bayern]] die Konfession der anwesenden Geistlichen mit einem umfangreichen Fragenkatalog erfasst werden sollte. Zusammen mit Abt Johannes [[Kloster Grüssau|Cressavicus]] verfasste er den Bericht über den Glaubenszustand der Geistlichen im Glatzer Dekanat.<ref>Hans Kammermayer: ''Herzog Ernst von Bayern (1500–1560). Geistlicher Landesfürst im Hochstift Passau, Erzstift Salzburg und der Grafschaft Glatz'' (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 167), München 2018, ISBN 978-3-406-10782-5, S. 382f.</ref> <br />
# 1566–1595 Abt Leonhard III. Treuttwein, gestorben 7. Juli 1595<br />
# 1595–1610 Abt Johann(es) IV. Puel, gestorben 26. Mai 1610<br />
# 1610–1623 Abt Sebastian Thoma, gestorben 3. November 1623<br />
# 1624–1632 Abt Leonhard(us) IV. Lechner, gestorben 24. Juli 1632.<br />
# 1633–1640 Abt Georg(ius) II. Echter (Aechter), resignierte am 4. Februar 1640, gestorben 13. September 1641<br />
# 1640–1690 Abt Martin Dallmayr (Dallmayer), gestorben 22. April 1690<br />
# 1690–1705 Abt Balduin Helm, resignierte am 29. Mai 1705, gestorben 8. Mai 1720<br />
# 1705–1714 Abt Casimir Kramer, gestorben 18. Juni 1714<br />
# 1714–1734 Abt Liebhard(us) Kellerer, gestorben 4. September 1734<br />
# 1734–1744 Abt Konstantin Haut, gestorben 26. Dezember 1744<br />
# 1745–1761 Abt Alexander Pellhammer, gestorben 25. Oktober 1761<br />
# 1761–1779 Martin(us) II. Hazi, gestorben 11./12. Mai 1779<br />
# 1779–1796 Abt Tezelin (Tecelin) Kazmayr (Katzmair), resignierte am 16. Juli 1796, gestorben 28. November 1798<br />
# 1796–1803 Abt [[Gerhard Führer]], letzter Fürstenfelder Abt, erlebte Aufhebung am 18. März 1803 und Säkularisation, gestorben 4. April 1820<br />
}}<br />
<br />
== Veranstaltungsforum Fürstenfeld ==<br />
[[Datei:FFB Veranstaltungsforum.jpg|mini|Stadtsaal im Veranstaltungsforum {{Coordinate|NS=48.170057|EW=11.2466956||type=landmark|region=DE-BY|name=Lage|text=ICON0|dim=500}}]]<br />
<br />
Im historischen Areal des Klosters liegt das im Herbst 2001 eingeweihte ''[[Veranstaltungsforum Fürstenfeld]]''. Nachdem die Stadt Fürstenfeldbruck 1979 die Ökonomiegebäude der Zisterzienserabtei erworben hatte, dauerte es danach über 20 Jahre, bis die Idee eines überregionalen Freizeit- und Kulturzentrums verwirklicht werden konnte. Neben und in baulicher Verbindung mit den restaurierten Ökonomiegebäuden wurde ein moderner Stadtsaalbau erstellt. Heute finden in der Gesamtanlage Veranstaltungen aller Art statt wie beispielsweise Weiterbildungsseminare, Tagungen, Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen, Kabarett, Produktpräsentationen sowie jahreszeitlich orientierte Veranstaltungen (z. B. Oster-, Weihnachtsmarkt).<br />
<br />
== Literatur (Auswahl) ==<br />
* [[Peter Pfister]] (Autor), Wolf-Christian von der Mülbe (Fotos): ''Das Zisterzienserkloster Fürstenfeld.'' 2., völlig neubearb. Auflage. Regensburg 1998, ISBN 3-7954-1159-9.<br />
* Peter Pfister (Hrsg.), Alberich Martin Altermatt (Mitarbeit) u. a.: ''Klosterführer aller Zisterzienserklöster im deutschsprachigen Raum.'' 2. Auflage. Strasbourg/ München 1998, ISBN 3-931820-57-2.<br />
* Birgitta Klemenz: ''Das Zisterzienserkloster Fürstenfeld zur Zeit von Abt Martin Dallmayr 1640–1690.'' [[Dissertation]].<br />
* Karl Ad. Röckl: ''Beschreibung von Fürstenfeld.'' München 1840.<br />
* Werner Schiedermair: ''Kloster Fürstenfeld.'' 2. Auflage. Josef Fink Verlag, 2013, ISBN 978-3-89870-324-6. insbesondere darin: Peter Pfister: ''Die Funktionen eines Abtes und die Reihenfolge der Fürstenfelder Äbte.'' S. 289ff.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commons}}<br />
* 3-D [http://www.fuerstenfeld.de/files/admin/plaene/ff_plan_allgemein_a3.pdf Lageplan] (PDF-Datei; 731&nbsp;kB) von der Klosteranlage und dem Veranstaltungsforum Fürstenfeld<br />
* [https://www.fuerstenfeldbruck.de/ffb/web.nsf/id/pa_klosterkirche-fuerstenfeld.html Website von Kloster Fürstenfeld]<br />
* {{KlosterBayern|KS0115||Fürstenfeld – „In Tal und Einsamkeit“|autor=Stephanie Haberer}}<br />
* [http://www.fuerstenfeld.de/ Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Ortsteile der Stadt Fürstenfeldbruck}}<br />
{{Normdaten|TYP=k|GND=4019529-6|LCCN=n/85/124193|VIAF=125552867}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Kloster Furstenfeld}}<br />
[[Kategorie:Organisation (Fürstenfeldbruck)|Furstenfeld, Kloster]]<br />
[[Kategorie:Ehemaliges Zisterzienserkloster in Bayern|Furstenfeld]]<br />
[[Kategorie:Kloster (13. Jahrhundert)|Furstenfeld]]<br />
[[Kategorie:Ort im Landkreis Fürstenfeldbruck]]<br />
[[Kategorie:Asamkirche|Furstenfeld]]<br />
[[Kategorie:Geschichte (Landkreis Fürstenfeldbruck)]]<br />
[[Kategorie:Geographie (Fürstenfeldbruck)]]<br />
[[Kategorie:Bauwerk in Fürstenfeldbruck|Kloster]]<br />
[[Kategorie:Baudenkmal in Fürstenfeldbruck|Kloster]]<br />
[[Kategorie:Kloster Fürstenfeld| ]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Die_Siedler&diff=210804089Die Siedler2021-04-11T01:14:27Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|behandelt die Computerspielreihe. Zum gleichnamigen ersten Spiel der Reihe siehe [[Die Siedler (1993)]], zu weiteren Bedeutungen siehe [[Siedler (Begriffsklärung)]].}}<br />
{{Infobox Computer- und Videospielserie<br />
|Name = Die Siedler<br />
|Bild = Die Siedler Reboot Logo.png<br />
|Beschreibung = <br />
|Originaltitel = <br />
|Transkription = <br />
|Entwickler = {{DEU|#}} [[Blue Byte]]<br />
|Publisher = <br />
|Designer = <br />
|erster Titel = Die Siedler<br />
|Jahr erster Titel = 1993<br />
|letzter Titel = Die Siedler 7<br />
|Jahr letzter Titel = 2010<br />
|Plattformen = [[Amiga]],<br /> Mac ([[macOS]], [[Mac OS Classic]]),<br /> PC ([[MS-DOS]], [[Microsoft Windows|Windows]])<br />
|Lizenzen = <br />
|Genres = [[Wirtschaftssimulation (Computerspiel)|Wirtschaftssimulation]]<br />
|Info = <br />
}}<br />
'''Die Siedler''' ist eine deutsche [[Computerspiel]]reihe im Bereich Aufbau-[[Echtzeit-Strategiespiel|Strategiespiele]].<br />
<br />
Der erste Teil der Serie wurde von [[Volker Wertich]] für den Hersteller [[Blue Byte]] entwickelt und erschien 1993 für den [[Amiga]], ein Jahr danach folgte eine Version für das [[Betriebssystem]] [[MS-DOS]]. Die Grafiken des Spiels wurden von [[Christoph Werner (Grafiker)|Christoph Werner]] gestaltet, die Spielmusik komponierte Markus Kludzuweit. Im Laufe der Jahre erschienen weitere Fortsetzungen.<br />
<br />
== Spielprinzip ==<br />
Trotz des an sich friedlichen Aufbau-Prinzips ist das Hauptziel die militärische Überlegenheit gegenüber Computer-Gegnern oder dem menschlichen Gegner.<br />
Das Alleinstellungsmerkmal des Spiels sind die Warenwege. Im Gegensatz zu anderen ähnlichen Spielen erscheinen Waren nicht augenblicklich am Bestimmungsort. Ist ein Stück Ware in einem bestimmten Warenlager eingelagert worden, steht es dadurch nicht automatisch überall zur Verfügung, sondern es befindet sich genau nur dort. Wird es nun irgendwo benötigt, muss es erst dahin befördert werden.<br />
<br />
=== Beginn des Spiels, Warenkreisläufe ===<br />
Um das Spielziel zu erreichen, startet der Spieler mit einer [[Burg]], die ein kleines Stück der Karte, auf der gespielt wird, kontrollieren kann. In dieser Burg lagern [[Rohstoff]]e und es wohnen [[Arbeiter]] (= Siedler) darin. Ab ''Die Siedler III'' gibt es diese Burg nicht mehr, man hat nur noch ein Anfangs-Militärgebäude und die Waren liegen darum herum. Mithilfe der Rohstoffe und der Siedler errichtet man [[Gebäude]], die der Erzeugung weiterer Rohstoffe dienen. Die ersten Gebäude, die man von den Siedlern errichten lassen sollte, sind diejenigen, die die Baurohstoffe [[Stein]]e und [[Schnittholz|Holzbretter]] produzieren. Granit wird entweder von in der Landschaft liegenden [[Gestein|Steinen]] oder durch Granit[[Bergwerk|minen]] in den Bergen gewonnen. Holzbretter werden in einem [[Sägewerk]] aus Baumstämmen gewonnen, die ein Holzfäller zuvor gefällt hat (Förster können allerdings auch wieder [[Nachwachsender Rohstoff|neue Bäume wachsen]] lassen).<br />
<br />
=== Erweiterung des eigenen Gebiets, Militärsystem ===<br />
Um jedoch weiteren Raum für diese und weitere Rohstoffproduktionen zu bekommen, muss der Spieler [[Wachturm|Wachtürme]] oder [[Burg]]en (bzw. in Teil 1 und 2 Baracken, Wachstuben, Wachtürme und Festungen) bauen, die weitere Landstriche unter die eigene Kontrolle bringen. Für die Besetzung der Militärgebäude sind [[Soldat]]en erforderlich. Um diese ausbilden zu können, benötigt der Spieler Waffen. Ein Waffenschmied verarbeitet dazu Roheisen und Kohle zu Schwertern und Schilden. Zur Produktion von Roheisen benötigt der Spieler unter anderem [[Bergwerk]]e. Die darin arbeitenden Siedler benötigen jedoch Nahrungsmittel. Diese sind [[Speisefisch|Fisch]], [[Brot]] und [[Fleisch]]. Auch diese müssen selbstverständlich erst produziert werden. Durch Gold können die Soldaten dann befördert werden, wobei dieses System von Siedlerteil zu Siedlerteil variiert: In ''Die Siedler II'' werden die Soldaten durch Goldmünzen einzeln aufgewertet, im ersten und dritten Teil dient Gold nur der Motivation, während in ''Die Siedler IV'' Gold zum Rekrutieren von Soldaten höherer Stufen benötigt wird.<br />
<br />
=== Ausübung von Berufen (Werkzeuge), Wegesystem ===<br />
Um einen bestimmten Beruf ausüben zu können, muss der jeweilige Siedler ein bestimmtes, zum Beruf passendes Werkzeug bekommen. Zu Beginn des Spiels hat jeder Spieler den gleichen Anfangsbestand an Werkzeugen. Mehr Werkzeuge können in einer Schlosserei aus Roheisen und Holzbrettern hergestellt werden.<br />
<br />
Der Träger ist der am häufigsten vorkommende Beruf und einer der wenigen, die kein Werkzeug benötigen. Er ist für den Transport der Güter von einem Gebäude zum nächsten verantwortlich. Er kann Waren nur auf vorbestimmten Wegen zwischen zwei Wegpunkten transportieren. Der Verlauf dieser Wege wird vom Spieler festgelegt. Über kurze Wasserstrecken können Wegpunkte mit Hilfe von Booten gelegt werden, über die dann ein Träger mit Hilfe eines Ruderbootes Waren, aber keine Siedler transportieren kann. Auch Esel können als Packtiere genutzt werden.<br />
<br />
In den Teilen 3 und 4 entfallen die Wege, wobei dennoch darauf zu achten ist, genügend Träger zu haben, die den Transport über freies Gelände sicherstellen. Waren in den ersten Teilen fast unendlich viele Träger für Wege vorhanden, müssen diese in Teil 3 und 4 erst durch das Bauen von Wohnhäusern erschaffen werden. In Teil 5 entfällt der Warentransport vollständig.<br />
<br />
== Spieleübersicht ==<br />
{{Überarbeiten|grund=Die Abschnitte über die einzelnen Teile der Reihe sollten dringend ausgeweitet und ergänzt werden, sodass sie ausgelagert werden können. Dazu sollte die Übersicht am Ende des Artikels eingearbeitet werden.}}<br />
<br />
{{Wertungsspiegel Computerspielserie<br />
|Spiel1=[[Die Siedler (1993)|Die Siedler]]<br />
<br />
|Spiel2=[[Die Siedler II]]<br />
|GameRankings2=84 %<ref>{{cite web | url=https://www.gamerankings.com/pc/198587-the-settlers-ii/index.html | title=''The Settlers II'' for DOS | website=[[GameRankings]] | access-date=2016-05-31 | archive-url=https://web.archive.org/web/20191209011127/https://www.gamerankings.com/pc/198587-the-settlers-ii/index.html | archive-date=December 9, 2019 | url-status=dead}}</ref><br />
<br />
|Spiel3=[[Die Siedler III]]<br />
|GameRankings3=71 %<ref>{{cite web | url=https://www.gamerankings.com/pc/198589-the-settlers-iii/index.html | title=''The Settlers III'' for PC | website=[[GameRankings]] | access-date=2016-06-15 | archive-url=https://web.archive.org/web/20191209011133/https://www.gamerankings.com/pc/198589-the-settlers-iii/index.html | archive-date=December 9, 2019 | url-status=dead}}</ref><br />
<br />
|Spiel4=[[Die Siedler IV]]<br />
|Metacritic4=74/100<ref>{{cite web | url=https://www.metacritic.com/game/pc/the-settlers-fourth-edition | title=''The Settlers: Fourth Edition'' (PC) | website=[[Metacritic]] | access-date=2020-04-18 | archive-url=https://web.archive.org/web/20200418004920/https://www.metacritic.com/game/pc/the-settlers-fourth-edition | archive-date=April 18, 2020 | url-status=live}}</ref><br />
<br />
|Spiel5=[[Die Siedler – Das Erbe der Könige]]<br />
|Metacritic5 = 58/100<ref>{{cite web | url=http://www.metacritic.com/game/pc/heritage-of-kings-the-settlers | title=''Heritage of Kings: The Settlers'' (PC) | website=[[Metacritic]] | access-date=2017-09-10 | archive-url=https://web.archive.org/web/20200418005003/https://www.metacritic.com/game/pc/heritage-of-kings-the-settlers | archive-date=September 10, 2017 | url-status=live}}</ref><br />
<br />
|Spiel6 = [[Die Siedler II – Die nächste Generation]]<br />
|GameRankings6 = 74 %<ref>{{cite web | url=https://www.gamerankings.com/pc/934321-the-settlers-ii-the-next-generation-10th-anniversary/index.html | title=''The Settlers II: The Next Generation (10th Anniversary)'' for PC | website=[[GameRankings]] | access-date=2017-10-25 | archive-url=https://web.archive.org/web/20191209004513/https://www.gamerankings.com/pc/934321-the-settlers-ii-the-next-generation-10th-anniversary/index.html | archive-date=December 9, 2019 | url-status=dead}}</ref><br />
<br />
|Spiel7 = Die Siedler DS<br />
|Metacritic7 = 39/100<ref>{{cite web | url=http://www.metacritic.com/game/ds/the-settlers | title=''The Settlers'' (DS) | website=[[Metacritic]] | access-date=2020-04-18 | archive-url=https://web.archive.org/web/20200418005230/https://www.metacritic.com/game/ds/the-settlers | archive-date=April 18, 2020 | url-status=live}}</ref><br />
<br />
|Spiel8 = Die Siedler – Aufstieg eines Königreichs<br />
|Metacritic8 = 66/100<ref>{{cite web | url=http://www.metacritic.com/games/platforms/pc/settlersriseofanempire | title=''The Settlers: Rise of an Empire'' (PC) | website=[[Metacritic]] | access-date=2020-04-18 | archive-url=https://web.archive.org/web/20200418005252/https://www.metacritic.com/game/pc/the-settlers-rise-of-an-empire | archive-date=April 18, 2020 | url-status=live}}</ref><br />
<br />
|Spiel9 = Die Siedler HD<br />
|Metacritic9 = 73/100<ref>{{cite web | url=https://www.metacritic.com/game/ios/the-settlers | title=The Settlers (iOS) | website=[[Metacritic]] | access-date=2020-04-18 | archive-url=https://web.archive.org/web/20200418005421/https://www.metacritic.com/game/ios/the-settlers | archive-date=April 18, 2020 | url-status=live}}</ref><br />
<br />
|Spiel10 = [[Die Siedler 7]]<br />
|Metacritic10 = 79/100<ref>{{cite web | url=http://www.metacritic.com/game/pc/the-settlers-7-paths-to-a-kingdom | title=''The Settlers 7: Paths to a Kingdom'' (PC) | website=[[Metacritic]] | access-date=2020-04-18 | archive-url=https://web.archive.org/web/20200418005438/https://www.metacritic.com/game/pc/the-settlers-7-paths-to-a-kingdom | archive-date=April 18, 2020 | url-status=live}}</ref><br />
}}<br />
<br />
Ubisoft trennte mit dem Erscheinen von ''Die Siedler II – Aufbruch der Kulturen'' die Spielereihe in Traditions- und Evolutionsspiele. Somit existierten in der Siedlerwelt zwei Ausrichtungen: eine, die dem Regelwerk älterer ''Siedler''-Teile folgt und eine, die eine Weiterentwicklung des Spielprinzips und der Grafik bedeutet. Nachdem jedoch der Erfolg ausblieb und der Verkauf des Remakes kaum ein Viertel der Verkäufe herkömmlicher ''Siedler''-Spiele erreichte, wird diese Aufteilung mit ''Die Siedler 7'' fallengelassen. Laut Benedikt Grindel, Produzent von ''Die Siedler 7'', wird es wieder ein ''Siedler'' für alle werden.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.krawall.de/web/preview/id,51706/ | titel=Krawall.de: Vorschau zu Die Siedler 7; Zurück in der Familie | datum=2009-10-02 | werk=krawall.de | archiv-url=https://web.archive.org/web/20101027004526/http://www.krawall.de/web/preview/id,51706 | archiv-datum=2010-10-27 | zitat=Ubisoft und Blue Byte wollen ein „Siedler“ für alle schaffen – eine Teilung der Serie soll es nicht mehr geben.| abruf=2014-10-21| offline= }}</ref><br />
<br />
=== Die Siedler ===<br />
{{Hauptartikel|Die Siedler (1993)}}<br />
<br />
''Die Siedler'' basiert auf einer reinen 2D-Grafikengine, die in der Helligkeit unterschiedliche Texturen zum Erzeugen von [[Flat Shading]] für die Landschaft nutzt. Das Spiel benutzt in der Originalversion eine Auflösung von 352×273 ([[Phase Alternating Line|PAL]]-[[Overscan]]). Die PC-Umsetzung unterstützt Auflösungen von 320×200 ([[Video Graphics Array|VGA]]) und 640×480 ([[Super Video Graphics Array|SVGA]]). Die [[Amiga]]-Version ist von [[Volker Wertich]] in [[Assemblersprache]] geschrieben. Die [[Disk Operating System|DOS]]-Version wurde von [[Massive Development]] (Alexander Jorias, Ingo Frick) von Amiga-Assembler zu PC-Assembler konvertiert.<ref name="siedlerPCPort">{{Internetquelle|url=http://www.massive.de/german/games_siedler1_ger.html |archiv-url=https://web.archive.org/web/20020817060106/http://www.massive.de/german/games_siedler1_ger.html |archiv-datum=2002-08-17|datum=2002-08-17|abruf=2011-01-16 |hrsg=massive.de |titel=Umsetzung Siedler 1 auf PC}}</ref><br />
Für die damalige Zeit war die Engine zeitgemäß und Strategiestandard.<br />
Die Sicht auf das Spielfeld ist nicht drehbar, schwenkbar oder in sonst einer Form veränderbar.<br />
Das Spiel ist über Maus und Joystick steuerbar. Scrollen über Maus oder Joystick ist möglich.<br />
Die Karten werden zu Beginn des Spieles generiert und jeder Spieler sucht sich einen Startplatz (nicht mehr bei den Missionen ab Level 10). Jede Karte wird basierend auf einer Zahlenkombination generiert und kann so wieder gespielt oder weitergegeben werden. Es gibt 20 verschiedene Berufsgruppen und fünf Ritterstufen.<br />
<br />
Eine Besonderheit ist, dass man mit zwei Spielern gleichzeitig an einem [[Computer]] in einem Team spielen kann. So kann sich zum Beispiel einer der Spieler um die [[militär]]ischen Züge kümmern, während der andere sich mit dem Häuserbau beschäftigt. Es ist auch möglich, mit demselben System gegeneinander zu spielen. Dies geschieht über einen geteilten [[Bildschirm]] ([[Splitscreen]]).<br />
Zudem enthält dieser ''Siedler''-Teil als einziger einen „Demo-Modus“, in welchem man dem Computer beim Siedeln zusehen kann.<br />
<br />
=== Die Siedler II – Veni, Vidi, Vici ===<br />
{{Hauptartikel|Die Siedler II – Veni, Vidi, Vici}}<br />
Bei der Fortsetzung, ''Die Siedler II'', gab es keine großen Veränderungen zum Vorgänger. Das Spiel wurde hauptsächlich grafisch überarbeitet. Dazu kommen einige spielerische Verbesserungen wie z.&nbsp;B.: neue Gebäude und Berufe, Tiere und Jäger, erleichterter Wegebau, Seefahrt (nur in der Hauptkampagne) und Kartenaufklärung. Erstmals gab es vier verschiedene Völker (Römer, Wikinger, Asiaten und Nubier), die sich spielerisch jedoch nicht voneinander unterscheiden, nur das Aussehen der Gebäude und Soldaten variiert. In der Erweiterung kann man die Erde in Form einzelner Kontinent- und Inselkarten (Grönland und Japan) erobern.<br />
<br />
Das Spiel basierte auf einer neuen 2D-Engine, die 256 Farben unterstützte und vorberechnetes [[Gouraud Shading]] für 3D-Elemente in der Landschaft verwendete. Mit drei wählbaren Auflösungsstufen (640×480 (VGA), 800×600 ([[Super Video Graphics Array|SVGA]]) und 1024×768 [[Pixel]]) wurde die Grafikqualität verbessert. Selbst für damalige Verhältnisse war die Engine ressourcenschonend. Vom ersten ''Siedler''-Team war nur der Grafiker Christoph Werner beteiligt; geschrieben wurde das Spiel maßgeblich von dem Projektleiter Thomas Häuser und von Peter Ohlmann.<br />
<br />
Das Spiel hat mehr Animationen, als in Strategiespielen damals üblich war. Man kann mit Maus und Tastatur scrollen, und es gibt eine Zoomstufe (drei Zoomstufen in den zwei Beobachtungsfenstern).<br />
<br />
Die Karten können ab diesem Teil in einem Editor erstellt werden und die Startplätze festgelegt werden. Die Karten können gespeichert und weitergegeben werden. Es gibt 24 verschiedene Berufsgruppen und fünf Soldatenstufen.<br />
<br />
Wie beim ersten Teil der ''Siedler''-Reihe, gibt es einen [[Splitscreen]]-[[Multiplayer]]-Modus. Splitscreen ist zwar auf beiden Plattformen technisch möglich, die damaligen Mac-Computer unterstützten jedoch nur eine Maus.<br />
<br />
Eine Missions-CD führte einen [[Karteneditor]] ein und enthielt selbst 10 sehr große Karten, die sich an der realen Topographie von [[Australien]], [[Afrika]], [[Europa]], [[Grönland]], [[Nordasien]], [[Japan]], [[Nordamerika]], [[Südamerika]] und [[Südasien]] orientieren. Im Weiteren wurde eine Schneelandschaft als neues Grafikset hinzugefügt. Mit der „Gold-Edition“ wurden die Neuerungen der Missions-CD zusammen mit dem Spiel in ein Produkt integriert.<br />
<br />
=== Die Siedler III ===<br />
{{Hauptartikel|Die Siedler III}}<br />
<br />
''Die Siedler III'' besitzt eine 2D-Engine mit 3D-Landschaft, deren Grundelemente wieder Dreiecke mit [[Gouraud Shading]] sind, diesmal aber deutlich kleiner (ca. 6000 pro Bildschirmausschnitt bei einer Auflösung von 800×600 [[Pixel]]n). Die Grafik ist nun [[High Color]]. Die Spielfiguren und Landschaftselemente sind in 3D modellierte [[Pixelgrafik]]en. Mit übertriebenen Proportionen wurde versucht, weiter einen [[Cartoon]]-Look beizubehalten. Beim dritten Teil war auch wieder [[Volker Wertich]], der „Vater“ der ''Siedler'', am Spiel beteiligt, der den Großteil des Spieles programmiert hat.<br />
<br />
Spieltechnisch gab es einige gravierende Änderungen. Insgesamt hatte man viel direkteren Einfluss auf das Spielgeschehen als in den beiden Vorgängern. Der Fahnen- und Wegebau fiel komplett weg; Träger und andere Siedler bewegen sich nun mehr oder weniger frei auf berechneten Wegen auf der Karte. Mit der Zeit bilden sich Trampelpfade. Soldaten wurden steuerbar wie in anderen [[Echtzeit-Strategiespiel]]en, und es wurden neue Typen von Rängen und Fertigkeiten hinzugefügt. Neue Spielelemente wie Götter, Priester und Heiligtümer wurden eingeführt, um die [[Kampagne]]n stärker an die Rahmenhandlung binden zu können; zugleich dienen sie der Soldatenaufwertung. Ein Eigenabriss eines Militärgebäudes führt nicht mehr dazu, dass das dadurch kontrollierte Gebiet wieder neutral wird und alle betroffenen Gebäude zerstört werden. Die [[Schifffahrt]] fand ihren Weg zurück ins Spiel und wurde erweitert. Es gibt nun Fähren und Handelsschiffe. Im Mehrspielermodus ist es nun möglich, nicht nur an einem Rechner zu spielen, sondern auch über das Internet und im [[Local Area Network|LAN]] mit bis zu 20 Spielern auf einer Karte. Es kamen Spezialfähigkeiten der einzelnen Völker (Römer, Ägypter, Asiaten) hinzu; diese unterscheiden sich jetzt nicht nur im Aussehen, sondern auch in ihren Fähigkeiten, Materialbedürfnissen und Charaktereigenschaften. Ein vollkommen neues Element waren außerdem die Wunder, die durch das Opfern von völkerspezifischem Alkohol ermöglicht werden. Jedes Volk hat Zugriff auf 8 verschiedene Wunderzauber, wobei 7 davon je nach Volk variieren. Außerdem konnte das Spiel (wie auch sein Vorgänger) per Tastendruck beschleunigt werden, um beispielsweise langwierige Bauprozesse abzukürzen.<br />
<br />
Dem Hauptspiel folgten zwei [[Computerspiel-Erweiterung|Add-ons]]: ''Die Siedler III: Mission CD'' mit neuen Karten und ''Die Siedler III: Das Geheimnis der Amazonen'', das ein weiteres Volk (die [[Amazonen]]) hinzufügte. Von der Handlung her spielen die Kampagnen des ''Amazonen''-Add-ons vor denen des Hauptspiels. Die Kampagnen der ''Mission CD'' dagegen haben keine Hintergrundhandlung, dafür aber teilweise recht besondere Missionsziele. Außerdem haben die Entwickler den Schwierigkeitsgrad mit jedem Add-on angehoben. Mit dem letzten Patch (Version 1.6) wurde ein Button im Hauptmenü hinzugefügt, durch welchen man den Schwierigkeitsgrad ändern kann.<br />
<br />
Für viele ''Siedler-II''-Fans sind gerade der weggefallene Wegebau sowie die größere Bedeutung und Vielfalt des Militärsystems Kritikpunkte.<br />
<br />
''Die Siedler III'' gilt noch heute als die erfolgreichste Online-Variante der ''Siedler''-Reihe. Obwohl bereits 1998 veröffentlicht, wird sie heute noch regelmäßig gespielt. Die über das Spiel erreichbare Lobby (ein [[Chat]]room mit der Möglichkeit, Spiele zu eröffnen und diesen beizutreten) ist noch immer praktisch rund um die Uhr gut gefüllt.<br />
<br />
Das Spiel ist, abgesehen von der Gold-Edition, nur mit Patches unter Windows 2000, XP, Vista, 7 oder 8 lauffähig.<br />
<br />
''Die Siedler III'' war eines der ersten PC-Spiele, die mit einem CD-[[Kopierschutz]] ausgestattet waren, um [[Schwarzkopie]]n zu verhindern. Der verwendete Schutzmechanismus funktionierte jedoch sehr unzuverlässig und fehlerhaft. So wurden auf bestimmten CD-ROM-Laufwerken selbst die Original-CDs nicht als Originale erkannt.<br />
<br />
Der Kopierschutz machte sich jedoch nicht schon beim Programmstart bemerkbar (wie heute üblich, kann ein Spiel dann mit einer kopierten CD nicht gestartet werden), sondern es traten Einschränkungen von essentiellen Spielfunktionen im Spiel selbst auf. Z.&nbsp;B. wuchsen neu angepflanzte Bäume nicht bis zur vollen Größe und konnten dadurch nicht gefällt werden; der Spieler hatte dadurch keine erneuerbare Quelle für Bauholz zur Verfügung. Oder es kamen aus der Eisenschmelze anstatt von geschmolzenem Eisen nur Schweine, wodurch es nicht möglich war, Waffen oder Werkzeuge herzustellen.<br />
<br />
=== Die Siedler IV ===<br />
{{Infobox Computer- und Videospiel<br />
|Titel = Die Siedler IV<br />
|Originaltitel = <br />
|Bild = Die Siedler IV Logo.png<br />
|Beschreibung = <br />
|Entwickler = {{DEU|#}} [[Blue Byte]]<br />
|Designer = [[Hans-Jürgen Brändle]]<br />
|Verleger = {{DEU|#}} [[Blue Byte]]<br />
|Release = 15. Februar 2001<br />
|Plattform = [[Microsoft Windows|Windows]]<br />
|Engine = <br />
|Genre = [[Wirtschaftssimulation (Computerspiel)|Wirtschaftssimulation]]<br />
|Thematik = <br />
|Spielmodi = [[Einzelspieler]], [[Mehrspieler]] per [[Local Area Network|LAN]] und [[Internet]]<br />
|Bedienung = [[Tastatur]], [[Maus (Computer)|Maus]]<br />
|Systemminima = [[Pentium]] 200&nbsp;MHz [[Prozessor|CPU]]<br />64 MB [[Arbeitsspeicher|RAM]]<br />8 MB [[Grafikkarte]]<br />574 MB freie [[Festplatte]]<br /> [[DirectX]] 7.0 oder höher<br />4× CD-ROM-Laufwerk<br />[[Microsoft Windows|Windows]] 98 / Me / 2000 / XP<br />
|Medien = 1 [[Compact Disc|CD]]<br />
|Kopierschutz = <br />
|Sprache = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]<br />
|AktuelleVersion = <br />
|USK = 12<br />
|PEGI = <br />
|Info = Gold-Edition mit Add-ons (2001)<br />
}}<br />
<br />
''Die Siedler IV'' baute im Wesentlichen auf dem Vorgänger auf. Die Grafik wurde deutlich verbessert, blieb aber bei dem knuddeligen Stil. Kleine Veränderungen im Spieldetail und Erweiterungen sorgten für Beliebtheit. Die maximale Auflösung betrug 1280×1024 Pixel ([[Super Extended Graphics Array|SXGA]]), jedoch basierte das Spiel wie seine Vorgänger noch auf einer von Blue Byte selbst entwickelten 2D-Engine.<br />
Hinzugekommen waren das „Dunkle Volk“ – ein neues Volk, das nur von der [[Künstliche Intelligenz|KI]] gespielt werden konnte – und eine Funktion für stufenloses Zoomen. Es ließen sich zunächst nur die drei Völker Römer, Wikinger und Mayas spielen. Über Add-on waren auch die Trojaner als viertes Volk verfügbar.<br />
<br />
Es gab unter dem Namen „The Settlers HD“ eine vom Gameplay her identische Version für iPhone, iPod touch und iPad. Die Steuerung war dem Touchscreen angepasst.<br />
2017 wurde das Spiel ohne nähere Begründung aus dem [[App Store (iOS)]] entfernt.<br />
<br />
Als Ergänzung erschien kurz nach dem Hauptspiel eine ''Mission CD'' und als erstes Add-on ''Die Trojaner und das Elixier der Macht'' sowie zwei Minigames ''Hiebe für Diebe'' und ''Die dunkle Seite'', die bald gemeinsam mit dem Hauptspiel als ''Gold Edition'' angeboten wurden. Auf die Gold Edition folgte noch das Add-on ''Die neue Welt'' und eine CD mit von Fans des Spiels gestalteten Missionen als ''Community Pack''. Mit dem Community Pack waren Trojaner als viertes Volk auch dann spielbar, wenn zum Hauptspiel bis dahin noch keines der anderen Add-ons installiert wurde.<br />
<div style="clear:both;"></div><br />
<br />
=== Die Siedler – Das Erbe der Könige ===<br />
{{Hauptartikel|Die Siedler – Das Erbe der Könige}}<br />
<br />
Der fünfte Teil der ''Siedler''-Serie erschien 2004 und ist erstmals komplett in 3D gehalten, basierend auf der [[RenderWare]]-Spielengine von [[Criterion Games|Criterion Software]] mit Pixel Shader 2.0 und [[DirectX]] 9.0c. Die Grafik hebt sich durch hochauflösende Texturen sowie dreh- und zoombare Kamerasicht von den Vorgängern ab. Der „Wuselfaktor“ mit hunderten herumlaufenden Siedlern auf einem Bildschirm musste der 3D-Grafik weichen. Auch spielerisch unterscheidet sich dieser Teil stark von seinen Vorgängern. Der Fokus liegt nicht mehr auf den Warenkreisläufen (welche auf ein Minimum reduziert wurden), sondern auf dem raschen Sammeln von Ressourcen und der Produktion von Militäreinheiten.<br />
<br />
Es gibt nur noch fünf verschiedene Rohstoffe (Lehm, Holz, Stein, Eisen und Schwefel) sowie Geld (Taler). Letzteres wird durch Steuern erlangt. Die Rohstoffe werden in Minen bzw. Schächten (außer Holz, welches nur von Leibeigenen gefällt werden kann) gefördert und befinden sich sofort in einem Rohstoffpool, statt von Trägern (wie man es aus den bisherigen Teilen kennt) in Lagerhäuser gebracht zu werden. Ebenfalls neu ist, dass bereits geförderte Rohstoffe veredelt werden können und sie sich dadurch sehr effektiv vermehren lassen. Arbeiter benötigen nun einen Platz zum Schlafen in einem Haus und einen Platz zum Essen in einem Bauernhof, um bei Laune gehalten zu werden.<br />
<br />
Eine weitere Neuerung ist die Forschung, die durch den Bau der Hochschule ermöglicht wird. Erst wenn bestimmte Technologien (Alchemie, Wehrpflicht, Konstruktion, …) erforscht wurden, können neue Gebäude gebaut und neue Einheiten rekrutiert oder aufgewertet werden. Auch können bereits bestehende Gebäude in drei Stufen ausgebaut werden. Dadurch können beispielsweise mehr Arbeiter in einem Gebäude arbeiten.<br />
<br />
Die Aktionen der Gegner in der Kampagne basieren nun nur noch auf einfachen Scripten ([[Lua]]), anstatt auf einer „vollwertigen“ Multiplayer-KI, weshalb kein freies Spiel auf wählbaren Karten gegen den Computer möglich ist.<br />
<br />
Mit dem im ersten Add-on (''Die Siedler DEdK – Nebelreich'') erschienenen [[Karteneditor]] begannen die Spieler, eigene Karten zu erstellen und im Internet zu veröffentlichen. Der in ''Die Siedler DEdK – Legenden'' (zweites Add-on) befindliche Editor bietet einige Vereinfachungen für ''Siedler''-Mapper, wie z.&nbsp;B. den Texturen-Pinsel oder die Funktion, eine Zufallskarte zu erstellen.<br />
<br />
=== Die Siedler II – Die nächste Generation ===<br />
{{Hauptartikel|Die Siedler II – Die nächste Generation}}<br />
<br />
Am 5. September 2006 erschien die Neuauflage des Klassikers ''Die Siedler II – Veni, Vidi, Vici'', entwickelt von Blue Byte und den schon am Original beteiligten Entwicklern Thomas Friedmann, Thomas Häuser und Thorsten Kneisel (geb. Knop), den Gründern von [[Funatics Software]]. Die Spielmechanik ist bis auf Details gleich geblieben. Im Gegensatz zum fünften Serienteil sind die ''Siedler'', ähnlich wie in Teil 3 und 4, wieder in „Knuddeloptik“ dargestellt. Bei der Neuauflage wurde zunächst auf eines der vier Völker, die Wikinger, verzichtet, was sich jedoch mit dem am 22. Februar 2007 veröffentlichten Add-on ''Wikinger'' änderte. Die zunächst auf deutsch erschienene Erweiterung wurde im Anschluss aber nur auf einen Teil der vom Grundspiel unterstützten Sprachen übersetzt. Entsprechend war auch die anschließende ''Gold Edition'' mit integriertem Add-on nur für eine eingeschränkte Zahl von Sprachen erhältlich. In der englischen Ausgabe ''The Settlers II – 10th Anniversary'', wie sie über [[GOG.com]] zum Download angeboten wird, ist kein Wikinger-Volk verfügbar.<br />
<br />
Die Grafik verwendet eine neue, moderne 3D-[[Grafik-Engine]]. Zoomen ist nun in fünf fest definierten Stufen möglich. Auch lässt sich die Kameraperspektive um 90° in beide Richtungen schwenken. Weitere Neuerungen sind ein LAN- und internetfähiger Multiplayermodus (in ''Die Siedler II'' gab es nur einen Splitscreen-Multiplayermodus) mit integriertem Chat, eine neue Kampagne und ein überarbeiteter Seefahrtmodus. Zum Verkaufsstart gab es eine Limited-Edition, die eine Sammlerfigur und das unter neuerer Hardware lauffähig gemachte Originalspiel ''Die Siedler II'' aus dem Jahr 1996 enthielt.<br />
<div style="clear:both;"></div><br />
<br />
=== Die Siedler (Nintendo DS) ===<br />
{{Infobox Computer- und Videospiel<br />
|Titel = Die Siedler<br />
|Originaltitel = <br />
|Bild = Die Siedler DS Logo.jpg<br />
|Beschreibung = <br />
|Entwickler = {{DEU|#}} [[Blue Byte]]<br />
|Designer = Ralf Wirsing<br />
|Verleger = {{FRA|#}} [[Ubisoft]]<br />
|Release = 12. Juli 2007<br />
|Plattform = [[Nintendo DS]]<br />
|Engine = <br />
|Genre = [[Wirtschaftssimulation (Computerspiel)|Wirtschaftssimulation]]<br />
|Thematik = <br />
|Spielmodi = [[Einzelspieler]]<br />
|Bedienung = [[Eingabestift]]<br />
|Systemminima = <br />
|Medien = <br />
|Kopierschutz = <br />
|Sprache = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]<br />
|AktuelleVersion = <br />
|USK = 6<br />
|PEGI = 7+<br />
|PEGI-Inhalt = Violence<br />
|Info = <br />
}}<br />
<br />
Am 12. Juli 2007 erschien eine Umsetzung des zweiten Teils für den [[Nintendo DS]]. Es handelt sich um einen originalgetreuen Port, der aber auf Multiplayer-Funktionen verzichtet.<br />
<br />
Die Steuerung wurde an den Nintendo DS angepasst und erfolgt somit in erster Linie über den [[Touchpen]]. Der obere Bildschirm wird hauptsächlich für die Darstellung von Statistiken und der Übersichtskarte verwendet. Im unteren sieht man die Siedlung und kann sie steuern, wobei man die beiden Ansichten durch die linke Schultertaste tauschen kann. Das Problem des im Vergleich zu einem PC kleinen Bildschirms hat man durch zwei Zoomstufen gelöst.<br />
<br />
Nach mehreren Berichten im offiziellen Forum ist die Verkaufsversion von Abstürzen und Fehlern betroffen, die jedoch mit einigen wenigen Regeln vermieden werden können. So wurde im Forum ein Frage-Antwort-Katalog erstellt, wie man die Fehler umgeht und diese bewusst nutzt, um beispielsweise den Spielstand zu löschen. Onlinespieleseiten wie [[4Players]] gaben für die Verkaufsversion die Wertung mangelhaft.<ref>{{Internetquelle |autor=Jörg Luibl |url=http://www.4players.de/4players.php/dispbericht/NDS/Test/8387/5673/0/Die_Siedler_DS.html |titel=Test: Die Siedler DS |werk=[[4Players|4Players.de]] |datum=2007-07-22 |abruf=2017-06-26}}</ref> Das Spielemagazin [[N-Zone]], mit deren Auszeichnungen das Spiel warb, gab nachträglich eine Kaufwarnung aus, nachdem mehrere Käufer sich beim Magazin beschwert hatten.<ref>{{Internetquelle |url=http://forum.videogameszone.de/fragen-meinungen-und-anregungen-zur-n-zone/5910712-leserverarsche-der-test-zu-die-siedler-ds-3.html#post5919693 |titel=Leserverarsche – Der Test zu Die Siedler DS |werk=forum.videogameszone.de |datum=2007-08-02 |abruf=2017-06-26}}</ref><br />
{{Absatz}}<br />
<br />
=== Die Siedler – Aufstieg eines Königreichs ===<br />
{{Infobox Computer- und Videospiel<br />
|Titel = Die Siedler – Aufstieg eines Königreichs<br />
|Originaltitel = <br />
|Bild = Die Siedler - Aufstieg eines Königreichs Logo.jpg<br />
|Beschreibung = <br />
|Entwickler = {{DEU|#}} [[Blue Byte]]<br />
|Designer = <br />
|Verleger = {{FRA|#}} [[Ubisoft]]<br />
|Release = 28. September 2007<br />
|Plattform = [[Microsoft Windows|Windows]]<br />
|Engine = <br />
|Genre = [[Wirtschaftssimulation (Computerspiel)|Wirtschaftssimulation]]<br />
|Thematik = <br />
|Spielmodi = [[Einzelspieler]], [[Mehrspieler]] per [[Local Area Network|LAN]] und [[Internet]]<br />
|Bedienung = [[Tastatur]], [[Maus (Computer)|Maus]]<br />
|Systemminima = [[Pentium]] IV 2,0&nbsp;GHz [[Hauptprozessor|CPU]] (3,0&nbsp;GHz empfohlen)<br />512 MB [[Arbeitsspeicher|RAM]] (1&nbsp;GB empfohlen)<br />128 MB [[Grafikkarte]] (256&nbsp;MB Shader 2.0 empfohlen)<br />3 GB freie [[Festplatte]]<br />[[DirectX]] 9.0c oder höher<br />4× DVD/CD-ROM-Laufwerk<br />[[Microsoft Windows|Windows]] XP / Vista<br />
|Medien = 1 [[DVD]]<br />
|Kopierschutz = <br />
|Sprache = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]<br />
|AktuelleVersion = <br />
|USK = 6<br />
|PEGI = 12+<br />
|PEGI-Inhalt = Violence<br />
|Info = <br />
}}<br />
<br />
''Die Siedler VI'' erschien am 28. September 2007. Auch hier sind so gut wie keine Gemeinsamkeiten mit den alten Teilen mehr zu erkennen. Zusätzlich zur Hauptversion bietet Ubisoft noch eine Limited Edition sowie eine Special Edition.<br />
Der Inhalt der Limited Edition:<br />
* Soundtrack auf CD<br />
* Bonus-DVD mit Making-of<br />
* DVD mit der Demoversion des Spieles<br />
* In-Game Skins<br />
* Artbook<br />
* Beidseitig bedrucktes Poster mit Artwork und „Rechte und Pflichten eines Ritters“<br />
<br />
Der Inhalt der UbiShop-Edition:<br />
* Die Standard-Edition<br />
* Eine Handtasche mit Leder-Optik<br />
* Zwei spezielle Ingame-Statuen zur Verschönerung der im Spiel aufgebauten Städte können freigeschaltet werden (per Rubbelkarte)<br />
<br />
Auch in diesem Teil der ''Siedler''-Reihe wurde der Fokus von der Wirtschaft weg gelenkt. So sind nur noch zweistufige Produktionen möglich: Brot entsteht direkt aus Getreide, das Getreide wird vorher nicht zu Mehl verarbeitet, allerdings braucht es Wasser aus dem Dorfbrunnen, das die Siedler selbst holen, um die Getreidefelder zu bewässern. Zahlreiche neue Berufe wurden eingefügt, der Wuselfaktor wird trotz fehlender Träger durch die Interaktionen der Siedler untereinander erreicht, kommt allerdings nicht an die Vorgänger heran: Siedler bringen ihre Waren jetzt selbst ins Lagerhaus und protestieren auf dem Marktplatz, wenn ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Zu den Bedürfnissen zählen Nahrung, Kleidung, Sauberkeit und Unterhaltung. Die Einführung von Klima und Jahreszeiten als bedeutende Wirtschaftsfaktoren stellt ein bereicherndes Novum dar, und erstmals können Siedler auf Festen Frauen kennenlernen, die sie in ihrem Tagwerk unterstützen.<br />
<br />
Spieletester.com lobte eine gelungene und gut spielbare Integration und Fortführung vergangener ''Siedler''-Versionen. Insbesondere die detailverliebte grafische Darstellung und neue Spielideen, die eine Annäherung an Elemente aus der [[Anno (Spieleserie)|''Anno''-Reihe]] erkennen lassen, wurden dabei herausgehoben.<ref name="spieletester.com">Spieletester.com Testbericht: {{Webarchiv |url=http://www.spieletester.com/articles,review,1,802.htm |text=''Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs'' |wayback=20080112084509}}</ref> Verschiedene Spieltester sehen die reduzierte Spieltiefe bei den Warenketten und den niedrig angesetzten Schwierigkeitsgrad des Spiels als problematisch an.<ref name="DemoNews.de">DemoNews.de Testbericht: [http://www.demonews.de/reviews/index.php?artikel=1464&bs=1 ''Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs'']</ref><ref name="PCGames.de">[http://www.pcgames.de/aid,614981/Die_Siedler_Aufstieg_eines_Koenigreichs/ ''Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs''], PCGames.de Testbericht</ref><br />
<br />
==== Auszeichnungen ====<br />
* 2007: [[Deutscher Entwicklerpreis]] – Bester Soundtrack In-Game-Sound<br />
* 2007: Deutscher Entwicklerpreis – Bestes Game-Leveldesign<br />
* 2007: Deutscher Entwicklerpreis – Beste Spiele-Grafiken<br />
* 2007: Deutscher Entwicklerpreis – Beste Cutscenes-Intros<br />
* 2007: Deutscher Entwicklerpreis – Bestes Interface<br />
* 2007: Deutscher Entwicklerpreis – Bestes deutsches Spiel<br />
<br />
=== Die Siedler – Aufbruch der Kulturen ===<br />
{{Infobox Computer- und Videospiel<br />
|Titel = Die Siedler – Aufbruch der Kulturen<br />
|Originaltitel = <br />
|Bild = Die Siedler - Aufbruch der Kulturen Logo.png<br />
|Beschreibung = <br />
|Entwickler = {{DEU|#}} [[Funatics]]<br />
|Designer = <br />
|Verleger = {{FRA|#}} [[Ubisoft]]<br />
|Release = 28. August 2008<br />
|Plattform = [[Microsoft Windows|Windows]]<br />
|Engine = <br />
|Genre = [[Wirtschaftssimulation (Computerspiel)|Wirtschaftssimulation]]<br />
|Thematik = <br />
|Spielmodi = [[Einzelspieler]], [[Mehrspieler]] per [[Internet]] (seit Juni 2012 abgeschaltet und kein [[Local Area Network|LAN]] möglich)<br />
|Bedienung = [[Tastatur]], [[Maus (Computer)|Maus]]<br />
|Systemminima = [[Pentium]] IV 2,0&nbsp;GHz [[Hauptprozessor|CPU]]<br />1 GB [[Arbeitsspeicher|RAM]]<br />128 MB [[Grafikkarte]] (256&nbsp;MB Shader 2.0 empfohlen)<br />1 GB freie [[Festplatte]]<br />[[DirectX]] 9.0c oder höher<br />4× DVD/CD-ROM-Laufwerk<br />[[Microsoft Windows|Windows]] XP / Vista / 7 / 10<br />
|Medien = 1 [[DVD]]<br />
|Kopierschutz = <br />
|Sprache = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]<br />
|AktuelleVersion = <br />
|USK = 0<br />
|PEGI = 12+<br />
|PEGI-Inhalt = Violence<br />
|PEGI-Inhalt2 = Bad Language<br />
|PEGI-Inhalt3 = Gambling<br />
|Info = <br />
}}<br />
<br />
Mit ''Die Siedler – Aufbruch der Kulturen'' erscheint erstmals ein Spiel der kurzlebigen Traditionsreihe, welches von vornherein als solches gekennzeichnet ist. Es verbindet Elemente der Spiele ''Die Siedler II'' und ''Die Siedler III'': Aus ''Die Siedler II'' der Wegebau mit dem Warentransport von Fahne zu Fahne, die indirekte Steuerung der Militäreinheiten sowie deren Aufwertung; aus ''Die Siedler III'' die Fernkampfeinheiten, Opferungen und die spielerischen Unterschiede zwischen den Völkern.<br />
Erstmals gibt es eine 3D-Online-Lobby, in der man sich mit einem erstellten [[Avatar (Internet)|Avatar]] mit anderen Spielern treffen und zum [[Online-Spiel]] verabreden kann. Außerdem kann man u.&nbsp;a. Siedler-Schach, Würfel-Roulette und Texas-Hold’em-Poker spielen. Punkte aus gewonnenen Spielen kann man dazu benutzen, seinen Avatar weiter auszubauen. Zum 2. Juni 2012 gab Ubisoft bekannt, dass die Multiplayerserver vollständig und endgültig abgeschaltet werden. Damit wurde das Spiel seiner ohnehin nur auf Online-Multiplayerspiele beschränkten Möglichkeit, gegen echte, menschliche Spieler anzutreten, beraubt.<ref>[https://support.ubi.com/de-DE/FAQ.aspx?platformid=9&brandid=228&productid=2230&faqid=kA030000000eT6nCAE Abschaltung der Multiplayerserver]</ref><br />
{{Absatz}}<br />
<br />
=== Die Siedler 7 ===<br />
{{Hauptartikel|Die Siedler 7}}<br />
<br />
Am 22. September 2009 kündigten [[Ubisoft]] und [[Blue Byte]] die Entwicklung von ''Die Siedler 7'' an, welches am 25. März 2010 erschien.<ref name="Blue Byte Pressemitteilung">Blue Byte Pressemitteilung: [http://bluebyte.de/news.php ''UBISOFT UND BLUE BYTE KÜNDIGEN DIE SIEDLER 7 AN!'']</ref> Neben dem klassischen Spielprinzip basiert ''Die Siedler 7'' auf drei Grundpfeilern, welche je nach Schwerpunktsetzung des Spielers die Freischaltung neuer Technologien ermöglichen: Handel, Wissenschaft und Militär. Somit ist es erstmals möglich, ein Spiel auch ohne militärische Expansion zu gewinnen. Neu sind außerdem eine bessere KI sowie die neu lizenzierte [[Grafik-Engine]] ''Vision Engine 7.0''.<br />
{{Absatz}}<br />
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=== Die Siedler – Meine Stadt ===<br />
{{Infobox Computer- und Videospiel<br />
|Titel = Die Siedler – Meine Stadt<br />
|Originaltitel = <br />
|Bild = <br />
|Beschreibung = <br />
|Entwickler = {{DEU|#}} [[Blue Byte]]<br />
|Designer = <br />
|Verleger = {{FRA|#}} [[Ubisoft]]<br />
|Release = Juni 2010<br />
|Plattform = [[Adobe Flash]]<br />
|Engine = <br />
|Genre = <br />
|Thematik = <br />
|Spielmodi = <br />
|Bedienung = <br />
|Medien = <br />
|Kopierschutz = <br />
|Sprache = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]<br />
|AktuelleVersion = <br />
|USK = <br />
|PEGI = <br />
|Info = <br />
}}<br />
Am 28. Mai 2010 gab Ubisoft den Start der Closed Beta des Spiels ''Die Siedler – Meine Stadt'' bekannt. Im Gegensatz zu den anderen Titeln der Reihe handelt es sich dabei um ein [[Browserspiel|Browsergame]], das vollständig online auf [[Facebook]] gespielt wird und auf [[Adobe Flash]] basiert. Die Open Beta begann im Juni 2010.<br />
<br />
==== Auszeichnungen ====<br />
* 2010: [[Deutscher Entwicklerpreis]] – Bestes Social-Game<br />
{{Absatz}}<br />
<br />
=== Die Siedler Online ===<br />
{{Infobox Computer- und Videospiel<br />
|Titel = Die Siedler Online<br />
|Originaltitel = <br />
|Bild = Die Siedler Online Logo.png<br />
|Beschreibung = <br />
|Entwickler = {{DEU|#}} [[Blue Byte]]<br />
|Designer = <br />
|Verleger = {{FRA|#}} [[Ubisoft]]<br />
|Release = Herbst 2010<br />
|Plattform = Webbrowser ([[Adobe Flash]])<br />
|Engine = <br />
|Genre = <br />
|Thematik = <br />
|Spielmodi = <br />
|Bedienung = <br />
|Medien = <br />
|Kopierschutz = <br />
|Sprache = Deutsch<br />
|AktuelleVersion = <br />
|USK = 0<br />
|PEGI = 7<br />
|PEGI-Inhalt = Violence<br />
|Info = <br />
}}<br />
Am 27. Juli 2010 gab Ubisoft den Start der Closed-Beta-Version des Spiels ''Die Siedler Online'' bekannt. Ebenso wie ''Die Siedler – Meine Stadt'' handelt es sich um ein auf [[Adobe Flash]] basierendes [[Browserspiel]]. Das Spiel erschien als [[Entwicklungsstadium (Software)#Beta-Version|Beta-Version]] im Herbst 2010, bis zum 31. Juli 2010 konnte man sich bei [[4Players]] für einen der 10.000 Betakeys bewerben, die in Schüben nach und nach verlost wurden. Am 22. Oktober 2010 begann die für alle offene Betaphase, das Bezahlsystem innerhalb der Beta-Version wurde Anfang Dezember freigeschaltet. In der Folgezeit wurde das Spiel weiterentwickelt und dem Spiel ein paar neue Inhalte gegeben, wie zum Beispiel ein einfaches „Abenteuersystem“ mit weiteren [[Quest]]s, die gelöst werden können. Der offizielle Beta-Status wurde am 3. August 2011 aus, laut Blue Byte, rein marketingtechnischen Gründen aufgegeben.<br />
<br />
Um die inzwischen zahlreichen Abenteuer einfacher zu bewältigen haben mittlerweile Spieler eine Vielzahl von Taktikkarten erstellt, welche die besten Angriffswege und Truppenaufstellungen aufzeigen. Eine weitere deutliche Erleichterung für die Spieler sind die sogenannten Kampfsimulatoren, welche bereits im Vorfeld eines Angriffs das voraussichtliche Ergebnis sehr zuverlässig berechnen und so hohen Truppenverlusten vorbeugen.<br />
<br />
Alle spielinternen Ziele sind mit dem Einsatz von Geld deutlich schneller und leichter erreichbar, jedoch ist das Spiel sehr gut auch kostenlos spielbar. Das Spiel soll sich durch hübsche Animationen und den ''siedler''-typischen [[Wuselfaktor]] von der Masse der Browsergames abheben, doch ist ein Aufstieg innerhalb des Spieles nur mit Kampf (dem Vernichten von Computergegnern) erreichbar.<br />
<br />
Die Karte – die sogenannte Heimatinsel – ist in neun unregelmäßige Sektoren unterteilt, wobei jeder Sektor eigene Besonderheiten bzgl. Fläche und Rohstoffvorkommen aufweist. Auf der Heimatinsel kann der Spieler ungestört bauen und nicht angegriffen werden. Weiterhin gibt es Abenteuerinseln, dort kann man mit bis zu 3 weiteren Spielern gegen Computergegner kämpfen. In einem von BlueByte sogenannten [[Player versus Player|Spieler-gegen-Spieler]]-Modus können Kolonien erobert und mit Verteidigung besetzt werden. Dann versucht im Laufe einiger Tage ein weiterer Spieler eine Kolonie zu übernehmen. Handel ist über einen integrierten Marktplatz möglich, in dem für sechs Stunden ein Angebot platziert werden kann.<br />
<br />
Zu größeren Veranstaltungen (z.&nbsp;B. Europameisterschaft) oder verschiedenen Festen im Jahreskreis (z.&nbsp;B. Weihnachten, Ostern, Halloween) gibt es spezielle Events, an denen die Spieler besondere Aufgaben bewältigen müssen.<br />
<br />
Im deutschsprachigen Raum sind 14 Spielwelten verfügbar (Stand Dezember 2014), weitere in anderen Sprachen. Über aktuelle Spielerzahlen gibt BlueByte traditionell nichts bekannt.<br />
<br />
''Die Siedler Online'' konnte den Deutschen Computerspielpreis 2011, die PC Games Leserwahl in der Kategorie Browsergame des Jahres 2011, den Computecs BÄM Award 2011 und sowohl 2012, als auch 2013, je 2 Mal den MMO of the year Award für sich entscheiden.<ref>[http://www.netzsieger.de/software/online-strategiespiele/die-siedler-online ''Die Siedler Online: Liste gewonnener Preise''], abgerufen am 22. März 2013.</ref><br />
<br />
== Geplante Fortsetzung ==<br />
Im Jahr 2014 wurde unter dem Namen ''Die Siedler: Königreiche von Anteria'' eine Fortsetzung der Serie angekündigt. Neben manueller Steuerung von Produktionsketten und der Einführung von Ruhm als Spielwährung, war vor allem die Ergänzung durch Rollenspielelemente geplant. Helden, sogenannte Champions, sollten durch den Spieler auf Expeditionen oder in Kämpfen gesteuert werden. Bei der Kampagne war vorgesehen, nur noch eine einzige Siedlung über das ganze Spiel hindurch auszubauen und zu erweitern, statt über Missionen auf wechselnden Karten immer wieder neu anzufangen, wie es für alle bisherigen Spiele der Reihe typisch war. Neben der erwarteten Onlinepflicht und optionalen Mikrotransaktionen, entzündete sich im Vorfeld vielfache Kritik an dem als Siedler-untypisch angesehenen Spielkonzept.<br />
<br />
Am 21. Januar 2015 gab Ubisoft bekannt, nach entsprechendem Feedback seiner Tester während des geschlossenen Betatests, ab 30. Januar alle weiteren Tests auszusetzen und mit dem Spiel nochmal zur Entwicklung zurückzukehren.<ref>[http://www.pcgames.de/Die-Siedler-Koenigreiche-von-Anteria-Spiel-54540/News/Closed-Beta-vorzeitig-beendet-1148610/ ''Siedler: Königreiche von Anteria – Closed-Beta vorzeitig beendet'']. In: ''[[PC Games]].'' 22. Januar 2016, abgerufen am 28. August 2016.</ref> Das Projekt wurde daraufhin neu ausgerichtet und unabhängig von der Siedler-Reihe unter dem Namen [[Champions of Anteria]] fortgeführt.<ref>Max Falkenstern: [http://www.pcgames.de/Champions-of-Anteria-Spiel-56916/Specials/Vorschau-zum-Nicht-Siedler-1192402/ ''Champions of Anteria gespielt: Siedler im Namen – das war einmal!''] In: ''[[PC Games]].'' 22. April 2016, abgerufen am 28. August 2016.</ref><br />
<br />
Am 21. August 2018 gab Ubisoft auf der Gamescom in Köln bekannt, dass man an einem Reboot von „Die Siedler“ arbeitet. Maßgeblich beteiligt an der Entwicklung ist der Serienschöpfer Volker Wertich. Ein Release war für 2019 geplant. Außerdem wurde für November 2018 die „Die Siedler History Collection“ angekündigt. In dieser Collection sind alle bisher sieben erschienenen Titel (Die Siedler bis Die Siedler 7) inklusive aller Erweiterung enthalten. Die älteren Teile werden an moderne Softwaresysteme angepasst.<ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Die-Siedler-Wundervolle-Wusel-Wiederkehr-4142796.html Meldung] bei [[Heise online]] dazu</ref> Für "Die Siedler" wurde im August 2019 ein Veröffentlichungsjahr 2020 angegeben.<ref>[https://www.pcgames.de/Die-Siedler-2020-Spiel-61903/News/release-des-aufbauspiels-auf-2020-verschoben-1327368/ Newsmeldung bei pcgames.de vom 20. August 2019]</ref> Im Juli 2020 wurde die Veröffentlichung erneut verschoben.<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander Neumann |url=https://heise.de/-4836026 |titel=PC-Spiel: Die Siedler wird erneut verschoben |werk=heise online |datum=2020-07-04 |abruf=2020-07-05}}</ref><br />
<br />
== Spielesystematik ==<br />
* ''Die Siedler'' (1993, [[Amiga]] & [[DOS]], US-Titel ''Serf City'')<br />
* ''Die Siedler II – Veni, Vidi, Vici'' (1996, DOS, [[Mac OS Classic]])<br />
** Add-on: ''Die Siedler II: Mission [[Compact Disc|CD]]''<br />
* ''Die Siedler II: Gold Edition'' (1997, DOS)<br />
* ''Die Siedler III'' (1998, [[Microsoft Windows|Windows]])<br />
** Add-on: ''Die Siedler III: Mission [[Compact Disc|CD]]''<br />
** Add-on: ''Die Siedler III: Das Geheimnis der Amazonen''<br />
* ''Die Siedler III: Gold Edition'' (1999, Windows)<br />
* Gratis Mini-Game: ''Hiebe für Diebe'' (2000)<br />
* ''Die Siedler IV'' (2001, Windows & [[iPhone]])<br />
** Add-on: ''Die Siedler IV: Mission [[Compact Disc|CD]]''<br />
** Add-on: ''Die Siedler IV: Die Trojaner und das Elixier der Macht''<br />
** Add-on: ''Die Siedler IV: Die neue Welt''<br />
** Add-on: ''Die Siedler IV: Community Pack – Historische Schlachten''<br />
* Gratis Mini-Game: ''Die dunkle Seite'' (2002)<br />
* ''Die Siedler IV: Gold Edition'' (2002, Windows)<br />
* ''Die Siedler: Platin Edition'' (2003, Windows)<br />
* ''Die Siedler – Das Erbe der Könige'' (2004, Windows)<br />
** Add-on: ''Die Siedler – Das Erbe der Könige: Nebelreich''<br />
** Add-on: ''Die Siedler – Das Erbe der Könige: Legenden''<br />
* ''Die Siedler – Das Erbe der Könige: Gold Edition'' (2006, Windows)<br />
* ''Die Siedler II – Die nächste Generation'' (2006, Windows)<br />
** Add-on: ''Die Siedler II – Die nächste Generation: Wikinger''<br />
* ''Die Siedler II – Die nächste Generation – Gold Edition'' (Windows)<br />
* ''Die Siedler DS'' (2007, [[Nintendo DS]])<ref>{{Internetquelle |url=http://siedler.de.ubi.com/siedler_ds/qa.php |titel=Fragen&Antworten auf "Die Siedler DS" |hrsg=Ubisoft Entertainment |kommentar=Die Siedler DS ist ein Remake und keine Portierung, es wurde eindeutig mehr getan als nur Siedler II Gold zu portieren. Ebenfalls wurde der Multiplayer gestrichen. |zitat=Es musste schon vieles extrem optimiert und neu programmiert werden. Alle Grafiken sind überarbeitet und auch die Spielkarten mussten optimiert werden. Außerdem wurde das Spiel an den DS angepasst(...) |abruf=2017-05-26}}</ref><br />
* Gratis Mini-Game: ''Honig für den König'' (2007)<br />
* ''Die Siedler – Aufstieg eines Königreichs'' (28. September 2007, Windows)<br />
** Add-on: ''Die Siedler – Aufstieg eines Königreichs: Reich des Ostens (Mission Pack)''<br />
* ''Die Siedler – Aufstieg eines Königreichs: Silver Edition'' (2008, Windows)<br />
* ''Die Siedler – Aufbruch der Kulturen'' (28. August 2008, Windows)<br />
* ''Die Siedler 7'' (25. März 2010, Windows, [[Mac OS X]])<br />
* ''Die Siedler 7: Gold Edition'' (24. Februar 2011, Windows, Mac OS X)<br />
* ''Die Siedler – Meine Stadt'' (2010, [[Adobe Flash]])<br />
* ''Die Siedler Online'' (2011, Adobe Flash)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|The Settlers|Die Siedler|suffix=S}}<br />
* {{Webarchiv |url=http://thesettlers.us.ubi.com/the-settlers-7/ |text=Offizielle Webseite und Hauptportal zu allen Teilen von ''Die Siedler'' |wayback=20111231115420}}<br />
* {{dmoz|World/Deutsch/Spiele/Computerspiele/Genres/Strategie/Siedler-Serie/}}<br />
* [http://www.diesiedleronline.de/ Offizielle Website von ''Die Siedler Online'']<br />
* {{MobyGames|game-group/settlers-series |Die-Siedler-Serie}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Navigationsleiste Die-Siedler-Reihe}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4424561-0}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Siedler #Die}}<br />
[[Kategorie:Computerspielreihe]]</div>RKBothttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Australian_Open_1998&diff=210804087Australian Open 19982021-04-11T01:14:25Z<p>RKBot: Vorlage eingesetzt</p>
<hr />
<div>{{Infobox Grand-Slam-Turnier (Tennis)<br />
| Turnier = Australian Open<br />
| Jahr = 1998<br />
| Datum = 19. Januar–1. Februar<br />
| Auflage = 86<br />
| Ort = Melbourne<br />
| Belag = Hartplatz<br />
| Titelverteidiger (HE) = {{USA|Pete Sampras|Pete Sampras}}<br />
| Titelverteidigerin = {{CHE|Martina Hingis|Martina Hingis}}<br />
| Titelverteidiger (HD) = {{AUS|Todd Woodbridge|Todd Woodbridge}} <br /> {{AUS|Mark Woodforde|Mark Woodforde}}<br />
| Titelverteidigerinnen = {{CHE|Martina Hingis|Martina Hingis}} <br /> {{BLR-1995|Natallja Swerawa|Natallja Swerawa}}<br />
| Titelverteidiger (MX) = {{NLD|Manon Bollegraf|Manon Bollegraf}} <br /> {{USA|Rick Leach|Rick Leach}}<br />
| Sieger (HE) = {{CZE|Petr Korda|Petr Korda}}<br />
| Siegerin = {{CHE|Martina Hingis|Martina Hingis}}<br />
| Sieger (HD) = {{SWE|Jonas Björkman|Jonas Björkman}} <br /> {{NLD|Jacco Eltingh|Jacco Eltingh}}<br />
| Siegerinnen = {{CHE|Martina Hingis|Martina Hingis}} <br /> {{HRV|Mirjana Lučić|Mirjana Lučić}}<br />
| Sieger (MX) = {{USA|Venus Williams|Venus Williams}} <br /> {{USA|Justin Gimelstob|Justin Gimelstob}}<br />
}}<br />
Die '''Australian Open 1998''' fanden vom 19. Januar bis 1. Februar 1998 in [[Melbourne]] statt. Es handelte sich um die 86. Auflage des [[Grand Slam (Tennis)|Grand-Slam-Turniers]] in [[Australien]].<br />
<br />
Titelverteidiger im Einzel waren [[Pete Sampras]] bei den Herren sowie [[Martina Hingis]] bei den Damen. Im Herrendoppel waren dies [[Todd Woodbridge]] und [[Mark Woodforde]], im Damendoppel Martina Hingis und [[Natallja Swerawa]] und im Mixed [[Manon Bollegraf]] und [[Rick Leach]].<br />
<br />
== Herreneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1998/Herreneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1998/Herreneinzel}}<br />
<br />
== Dameneinzel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1998/Dameneinzel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1998/Dameneinzel}}<br />
<br />
== Herrendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1998/Herrendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1998/Herrendoppel}}<br />
<br />
== Damendoppel ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1998/Damendoppel}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1998/Damendoppel}}<br />
<br />
== Mixed ==<br />
{{Hauptartikel|Australian Open 1998/Mixed}}<br />
=== Setzliste ===<br />
{{:Australian Open 1998/Mixed}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.australianopen.com/en_AU/index.html Offizielle Webpräsenz]<br />
<br />
{{Navigationsleiste Australian Open}}<br />
<br />
[[Kategorie:Australian Open 1998| ]]</div>RKBot