https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=PythonSC Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-04-29T06:47:19Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.44.0-wmf.25 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Leben&diff=128180418 Leben 2014-03-04T17:58:10Z <p>PythonSC: Zweite Definition hinzugefügt, um z.B. die Diskussion über die Einordnung von Viren als Lebewesen nachzuvollziehen, vom &quot;Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie&quot;</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br /> <br /> '''Leben''' ist der Zustand, den alle [[Lebewesen]] gemeinsam haben und der sie von unbelebter [[Materie]] unterscheidet:<br /> * Sie sind von ihrer Umwelt abgegrenzte [[Materie|Stoffsysteme]],<br /> * haben [[Stoffwechsel|Stoff-]] und [[Energie]]wechsel und sind damit in Wechselwirkung mit ihrer [[Umwelt]],<br /> * [[Organisation|organisieren]] und regulieren sich selbst ([[Homöostase]]),<br /> * [[Fortpflanzung|pflanzen sich fort]] und sind damit auch zu Wachstum und [[Differenzierung (Biologie)|Differenzierung]] fähig.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Johann Grolle |Titel=Konkurrenz für Gott |Sammelwerk=Der Spiegel |Nummer=1 |Verlag=Spiegel-Verlag |Ort=Hamburg |Jahr=2010 |Monat=1 |Woche=1 |Seite=115 |ISSN=0038-7452 |Online=[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-68525307.html online] |Zugriff=2012-04-23}}&lt;/ref&gt;<br /> Allerdings ist das Leben eine Sache der Definition und ist nicht eindeutig festgelegt. So sieht der Theoretiker Bernard Korzeniewski das Leben als Netz &quot;von negativen Rückkopplungsschleifen, die sich einer positiven Rückkopplungsschleife unterordnen.&quot;&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=&quot;Sind Viren Lebewesen?&quot;|Jahr=2008|Online=[https://www.mpibpc.mpg.de/148288/Sind_Viren_Lebewesen_ online] |Zugriff=2012-04-23}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ein System als solches ersteigt noch nicht die Stufe des Lebens, da auch unbelebte Zusammenschlüsse einzelner zu höheren Einheiten über mehrere Stufen hinweg vorkommen.&lt;ref&gt;[[Pierre Teilhard de Chardin]]: ''Die Hominisation''. Vergleiche darin Teilhards Aussagen über vernetzte Bibliotheken.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Naturwissenschaft ==<br /> [[Datei:Wilhelma grüne Seepferdchen.jpg|miniatur|Ähnlich angepasste, aber weitgehend unterschiedlich aufgebaute Lebewesen: Korallen und Seepferdchen]]<br /> {{Hauptartikel|Lebewesen|chemische Evolution}}<br /> <br /> Die [[Biologie]] untersucht und beschreibt die Erscheinungsformen lebender Systeme, ihre Beziehungen zueinander und zu ihrer Umwelt sowie die Vorgänge, die sich in ihnen abspielen. Dazu zählen Energie- und Stoffaustausch, Wachstum, Fortpflanzung, Reaktion auf Veränderungen der Umwelt sowie Möglichkeiten, sich über Kommunikationsprozesse zu koordinieren. Einige dieser Merkmale findet man auch bei technischen, physikalischen und chemischen Systemen, andere Merkmale sind nur den biologischen Lebewesen zu eigen. Als minimale Eigenschaft aller lebenden Systeme gilt jedoch die [[Autopoiesis]]: die Fähigkeit, sich selbst zu erhalten und zu reproduzieren.<br /> <br /> Bisher ist nur das auf [[Ribonukleinsäure]] und [[Desoxyribonukleinsäure]] (RNA und DNA) beruhende Leben bekannt, welches auf der [[Erde]] vor etwa 3,5 bis 3,9 Milliarden Jahren begann. Die bekannten Lebensformen, von [[Bakterien]], [[Archaeen]] und [[Pilze]]n über [[Pflanzen]] bis hin zu [[Tiere]]n und [[Mensch]]en, verwenden – von wenigen [[Genetischer Code#Ausnahmen|Ausnahmen]] abgesehen – den gleichen, universell gültigen [[Genetischer Code|genetischen Code]] und erzeugen aus den gleichen chemischen Bausteinen, nämlich vier [[Nukleotide]]n und etwa 20 [[Aminosäuren]], die für irdisches Leben typischen [[Nukleinsäure]]n und [[Protein]]e. Grundsätzlich ist seitens der Naturwissenschaft nicht auszuschließen, dass Leben im [[Universum]] auch auf anderen chemischen Stoffen beruhen kann (siehe den sog. [[Kohlenstoffchauvinismus]]).<br /> <br /> Nach der Theorie der biologischen Evolution entwickelten sich im Laufe von Milliarden Jahren aus vergleichsweise einfachen Lebensformen immer komplexere Lebewesen.<br /> <br /> === Entstehung des Lebens ===<br /> Wird für Lebewesen das genetische Programm, seine Funktionalität und seine Entwicklung als essenziell angenommen, dann ergibt sich für den Beginn des Lebens der Zeitpunkt, zu dem Moleküle als Träger des Programms und weitere Hilfsmoleküle zur Realisierung, Vervielfältigung und Anpassung dieses Programms erstmals zusammentreten, so dass ein System entsteht, das die charakteristischen Eigenschaften von Leben trägt.<br /> <br /> Die derzeit populärste ([[Autotrophie|autotrophe]]) Theorie zur Entstehung des Lebens postuliert die Entwicklung eines primitiven [[Stoffwechsel]]s auf Eisen-Schwefel-Oberflächen unter [[Reduktion (Chemie)|reduzierenden]] Bedingungen, wie sie in der Umgebung von [[vulkan]]ischen Ausdünstungen anzutreffen sind.&lt;ref name=&quot;Wächterhäuser2006&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Günter Wächterhäuser |Titel=From Volcanic Origins of Chemoautotrophic Life to Bacteria, Archaea and Eukarya |Sammelwerk=Philosophical Transactions of the Royal Society |Nummer=Vol. 361 |Seiten=1787–1808 |Verlag=Royal Society |Ort=London |Jahr=2006 |PMID=17008219}}&lt;/ref&gt; Während dieser Phase der Evolution auf der Erde, die im [[Äon (Geologie)|Äon]] vor zwischen 4,6 und 3,5 Milliarden Jahren stattfand, war die [[Erdatmosphäre]] wahrscheinlich reich an Gasen, vor allem [[Kohlenstoffdioxid]], [[Wasserstoff]] und [[Kohlenstoffmonoxid]], während die heißen Ozeane relativ hohe Konzentrationen an Ionen von [[Übergangsmetalle]]n wie [[Eisen]] (Fe&lt;sup&gt;2+&lt;/sup&gt;) oder [[Nickel]] (Ni&lt;sup&gt;2+&lt;/sup&gt;) enthielten. Ähnliche Bedingungen finden sich heute in der Umgebung von [[Hydrothermale Lösung|hydrothermalen]] Schloten, die in [[Plattentektonik|plattentektonischen]] Störzonen auf dem Meeresgrund entstanden sind und noch entstehen. In der Umgebung solcher als [[Schwarze Raucher]] bezeichneten Schlote gedeihen [[thermophil]]e [[Methanogenese|methanogene]] [[Archaeen]] auf der Grundlage der [[Oxidation]] von Wasserstoff und der [[Reduktion (Chemie)|Reduktion]] von Kohlenstoffdioxid (CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) zu [[Methan]] (CH&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt;). Dieses extreme [[Biotop]] zeigt, dass Leben unabhängig von [[Sonne]]&lt;nowiki /&gt;nlicht als Energiequelle gedeihen kann, eine grundlegende Voraussetzung für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Leben vor dem Aufkommen der [[Photosynthese]].<br /> <br /> Die [[Phylogenese|phylogenetische]] Perspektive auf die Entstehung des Lebens enthält die Frage, ob Leben auf der Erde entstanden ist oder auf einem anderen Himmelskörper, und auf welche Art die ersten lebenden Systeme in einer unbelebten Umwelt entstanden sind (siehe den vorhergehenden Abschnitt).<br /> <br /> Die [[Ontogenese|ontogenetische]] Perspektive richtet sich auf die Entwicklung eines Individuums, nicht auf die erstmalige Entstehung von Lebewesen. Sie stellt die Frage, wie sich ein Organismus entwickelt (z.&amp;nbsp;B. aus einer befruchteten Eizelle). Man spricht hier fälschlich auch vom „Beginn des Lebens“, obwohl es sich um eine Kontinuität des Lebens im Laufe von Generationen und um das Entstehen eines [[Individuum]]s handelt, nicht um die erstmalige Entstehung eines lebenden Systems. Aus der Ontogenese ergibt sich eine Möglichkeit zur Definition von Beginn und Ende eines individuellen Lebens: Das Leben endet, wenn die charakteristischen Eigenschaften von Lebewesen verschwinden, also der [[Tod]] eintritt. Der Beginn wird verschieden definiert, oft wird bei Lebewesen mit sexueller Fortpflanzung die Vereinigung zweier Gameten als Beginn des Lebens eines Individuums angesehen.<br /> <br /> === Spekulationen über außerirdisches Leben ===<br /> {{Hauptartikel|Außerirdisches Leben}}<br /> In einem [[ALH 84001 (Meteorit)|Meteoriten]] vom Planeten [[Mars (Planet)|Mars]] wurden Spuren gefunden, die man zunächst als versteinerte Bakterien deutete. Ein definitiver Beweis für [[außerirdisches Leben]] ließ sich trotz intensiver Forschung bisher nicht erbringen (siehe auch [[Exobiologie]], [[chemische Evolution]] und [[Kosmochemie]]).<br /> <br /> Im April 2007 wurde der zwanzig Lichtjahre von der Erde entfernte [[Gliese 581 c]] als erster Planet mit erdähnlichen Bedingungen entdeckt. Er wurde als „zweite Erde“ bezeichnet und gab Anlass zu vagen Spekulationen über dort vorkommendes Leben.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,479046,00.html Spekulationen über Leben auf der „zweiten Erde“]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Wissenschaftler fanden mit Hilfe der Sonde [[Cassini-Huygens]] Hinweise, dass auf dem Saturnmond [[Titan (Mond)|Titan]] eine primitive Lebensform existieren könnte. Messungen ergaben, dass weniger Wasserstoff und [[Ethin]] auf Titan vorhanden war, als die Modelle voraussagen. Dies wäre mit einer Lebensform auf Methanbasis erklärbar.&lt;ref&gt;[http://blog.taragana.com/science/2010/06/04/is-saturns-moon-titan-home-to-some-kind-of-exotic-life-form-15450/ Is Saturn’s moon Titan home to some kind of exotic life form?] vom 4. Juni 2010, abgerufen am 6. Juni 2010 (englisch)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der theoretische Physiker [[Gerald Feinberg]] und der Chemiker [[Robert Shapiro]] begründeten in ihrem bereits 1980 erschienenen Buch ''Life Beyond Earth'' die folgende alle Lebensformen im Kosmos erfassende Definition: Leben entsteht durch Wechselwirkungen zwischen freier Energie und Materie, die imstande ist, auf diese Weise eine größere Ordnung innerhalb des gemeinsamen Systems zu erreichen. Demnach wäre Leben in eisigen Ammoniakseen ebenso denkbar wie in Ölmeeren, es könnte auf der Basis elektromagnetischer oder Gravitationsfelder existieren. Es gibt vielleicht Siliziumwesen in geschmolzenem Gestein, Plasmaleben im Inneren von Sternen oder Strahlungsorganismen in interstellaren Staubwolken. Mögliche Lebewesen mit wissenschaftlich-technischer Organisation im Sinne außerirdischer [[Zivilisation]]en auf [[Extrasolarer Planet|extrasolaren Planeten]] sind Gegenstand von Spekulationen und [[Hochrechnung]]en innerhalb der [[Exobiologie]] und der [[Exosoziologie]]. Über die Wahrscheinlichkeit der Existenz und möglichen Häufigkeit solcher Zivilisationen wird mit Hilfe der [[Drake-Gleichung]] diskutiert, die auch als Green-Bank-Formel bekannt ist.<br /> <br /> == Philosophie ==<br /> === Griechische Philosophen ===<br /> '''Wasser, Luft, Feuer, Erde/Samen'''<br /> <br /> [[Thales]] postulierte vor 2.500 Jahren, dass das Leben aus dem [[Wasser]] entstanden und eng mit der Frage nach dem [[Arché]] ({{Polytonisch|ἀρχή}}, „Urgrund“) allen Seins und allen Geschehens verknüpft sei. Das Wasser als wandlungsfähiger und weit verbreiteter Stoff erfülle den Anspruch, allem zu Grunde zu liegen und jegliche Gestalt annehmen zu können.<br /> <br /> [[Anaximander]] (um 610–547 v. Chr.) suchte den Ursprung des Lebendigen im Wasser; als eine spontane Entstehung aus dem feuchten Milieu. Die ersten Lebewesen seien im Feuchten entstanden.<br /> <br /> [[Anaximenes]] (um 585–528/524 v. Chr.) sah die Luft (''aer'') als Arché und [[Apeiron]] (ἄπειρον ‚Unbeschränktes‘) an. Auch das Göttliche komme entweder aus der Luft oder sei die Luft. Das belebende Prinzip läge im Stoff selbst.<br /> <br /> Für [[Anaxagoras]] (499–428 v. Chr.) war der Samen (σπέρματα ''spermata'') als unendlich kleiner Bestandteil aller Dinge (z.&amp;nbsp;B. Fleisch, Blumen) von Anfang an vorhanden.&lt;ref&gt;[[Karl Vorländer]]: ''Philosophie des Altertums. Geschichte der Philosophie I''. Rowohlt, 1963, S.&amp;nbsp;42.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Heraklit]] (um 520–460 v. Chr.) sah im Urfeuer den Beginn auch des Lebens: „Diese Weltordnung, dieselbige für alle Wesen, hat kein Gott und kein Mensch geschaffen, sondern sie war immer da und ist und wird sein ewig lebendiges Feuer, nach Maßen erglimmend und nach Maßen erlöschend.“ Aus allem Feuer soll alles hervorgegangen sein.<br /> <br /> [[Empedokles]] (um 495–435 v. Chr.) vertrat eine biologische Theorie von der Entstehung des Lebens und der [[Evolution]] der Lebewesen. Er führte die Lehre von den vier Urstoffen ([[Vier-Elemente-Lehre]]) ein.<br /> <br /> [[Aristoteles]] erklärte in ''[[De anima]]'' das Belebte als das Beseelte. Er unterscheidet grob drei verschiedene Stufen von Leben, die er nach ihren Seelenvermögen [[Hierarchie|hierarchisch]] anordnet: Auf der untersten Stufe stehe das allein durch Ernährung und Fortpflanzung bestimmte Leben der [[Pflanzen]], darauf folge das zusätzlich durch Sinneswahrnehmung und Fortbewegung bestimmte Leben der [[Tier]]e, auf der obersten Stufe das darüber hinaus durch Denken bestimmte Leben der [[Mensch]]en.<br /> <br /> Eine weitere historische Vorstellung besagte, dass Leben sich aus Unbelebtem immer wieder neu bilde, diese Theorie wurde als [[Spontanzeugung]] bezeichnet. [[Louis Pasteur]] und andere Naturwissenschaftler konnten dieses experimentell widerlegen.<br /> <br /> === Neuere Zeit ===<br /> In der neueren Zeit entwickeln sich zwei gegensätzliche Grundauffassungen:<br /> * [[Mechanizismus]]: Leben lässt sich allein aus den Gesetzmäßigkeiten der Bewegung der Materie vollständig erklären (siehe auch: [[Materialismus]] und [[Physikalismus]]).<br /> * [[Vitalismus]]: Leben kommt nur den &quot;organischen Erscheinungsformen&quot; (dem Organischen) zu und unterscheidet sich qualitativ von &quot;anorganischen Erscheinungsformen&quot; (dem Anorganischen): Alles Lebendige zeichnet sich durch eine zielgerichtet formende Lebenskraft (''vis vitalis'') aus (siehe auch: [[Idealismus]]). In Anlehnung an religiöse Vorstellungen wurde angenommen, dass es belebte und unbelebte Materie gebe.<br /> <br /> Der [[Organizismus]] stellt eine Synthese beider Ansätze dar: Lebensvorgänge lassen sich zwar durch Prinzipien der Physik und Chemie erklären. Lebewesen würden aber auch Eigenschaften besitzen, die unbelebte Materie nicht aufweist. Dies wären [[Emergenz#Biologie|emergente]] Eigenschaften,&lt;ref&gt;„Aus physikalischer Sicht macht es besonders viel Spaß über das Leben zu reden, weil es den extremsten Fall der Emergenz von Gesetzmäßigkeiten darstellt.“ - [[Robert B. Laughlin]]: ''Grundlagen des Lebens.'' In: ''Abschied von der Weltformel.'' Piper Verlag, 2007, ISBN 978-3-492-04718-0, 13. Kapitel.&lt;/ref&gt; die sich einerseits aus der Komplexität von Lebewesen, andererseits durch die besondere Rolle ihres [[Genetik|genetischen]] Programms ergeben sollen.<br /> <br /> [[Wilhelm Dilthey]] (1833–1911) formulierte in seinen späteren Schriften: „Leben ist nun die Grundtatsache, die den Ausgangspunkt der Philosophie bilden muss. Es ist das von innen Bekannte; es ist dasjenige, hinter welches nicht zurückgegangen werden kann.“<br /> <br /> [[Karl Popper]] (1902–1994) formulierte: „Ich glaube, wir könnten das Leben nicht wirklich schätzen, wenn es immer weitergehen würde. Gerade die Tatsache …, dass es endlich und begrenzt ist, …erhöht den Wert des Lebens und damit sogar den Wert des Todes…“&lt;ref&gt;Karl Popper, [[John Carew Eccles|John C. Eccles]]: ''Das Ich und sein Gehirn.'' Piper, München 1982, ISBN 3-492-21096-1, S. 654.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach [[Ernst Mayr]] (1904–2005) ist der Begriff „Leben“ nur der zum Ding gemachte ''Vorgang'' und existiert nicht als selbstständige [[Entität]].<br /> <br /> [[Ferdinand Fellmann]] (* 1939) betonte, Leben fungiere als absolute [[Metapher]], die den biologischen Zugang mit dem subjektiven Standpunkt verbindet.<br /> <br /> == Religion ==<br /> {{Hauptartikel|Religion}}<br /> Fast alle [[Religion]]en, insbesondere die [[Weltreligion]]en, definieren zumindest zwei Wirklichkeiten des Lebens. Die irdisch-biologische Form, wie sie in den Naturwissenschaften beschrieben werden kann, und das [[Ewiges Leben|ewige Leben]]. Im Letzteren sehen sie einen Zustand oder Ort, der unvergänglich sei, eine von Naturwissenschaften nicht erklärbare, auch von [[Materie (Physik)|Materie]] zu unterscheidende Seins-Form, die im göttlichen Wirken oder einer [[Schöpfung]] ihren Grund habe. Das irdische Leben (zumindest das menschliche) finde demnach in beiden Seins-Formen gleichzeitig statt, in der sterblich irdischen und in der göttlich ewigen. Der göttliche Seins-Zustand im und außerhalb des Menschen, insbesondere ausgedrückt durch die häufig genannte [[Gottesliebe]], kann naturwissenschaftlich nicht erklärt und verstanden werden, er wird meist als [[heilig]] bezeichnet.<br /> <br /> In der jüdisch-christlichen Tradition ist [[Gott]] Schöpfer der unbelebten und belebten Natur und er ist Ursprung des [[heilig]]en Lebens (zumindest im Menschen). Somit ist er Grund für das [[Ewiges Leben|ewige Leben]] und „Herrscher“ über das sterbliche Leben und den Tod. Dem Menschen habe er geboten, zu lieben und keine Entscheidungen zu treffen, die der [[Gottesliebe]] widersprechen, so auch nicht über den Tod; dies käme einem willentlichen Eingriff auf das Leben und Wirken Gottes im Menschen gleich. (Siehe auch [[2. Buch Mose|Ex]] 20,13 „Du sollst nicht töten“).<br /> <br /> Im christlichen Glauben kommt dem [[Ewiges Leben|ewigen Leben]] durch die [[Auferstehung]] [[Jesus Christus|Jesu Christi]] eine besondere Bedeutung zu. Jesus bezeichnete sich selbst als Quell des ewigen Lebens ([[Evangelium nach Johannes|Joh 4,14]]), in einem Gleichnis als das „...Brot des Lebens'', wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“ (Joh 6,35)''. Zugleich verkündete er seine „Göttlichkeit“ (in ihm) und den Glauben daran als Zugang zum [[Ewiges Leben|ewigen Leben]] (Joh 14,6). Das aus christlicher Sicht „unvollkommene“ irdische Leben sei nur die Vorstufe auf ein ewiges Lebens in verherrlichter Gestalt, in Abwesenheit der zu Staub gewordenen Natur und ihrer „Produkte“ (zum Beispiel Schmerz, Leid, Tod und Trauer).<br /> <br /> Im [[Islam]] gibt es sechs Glaubensartikel, darunter der Glaube an den Tag des [[Parusie|jüngsten Gerichts]] und das [[Leben nach dem Tod]]: Der Mensch werde eines Tages für seine Taten zur Verantwortung gezogen und mit dem [[Hölle]]nfeuer ([[Dschahannam]], [[Koran]]: 67:7) bestraft oder mit dem [[Garten Eden|Paradies]] ([[Dschanna]], Koran: 13:35) belohnt.<br /> <br /> Wie in diesen Religionen existiert auch in vielen anderen Religionen die Vorstellung eines [[Ewiges Leben|ewigen Lebens]] oder eines [[Reinkarnation|Weiterlebens nach dem Tod]].<br /> <br /> == Künstliches Leben ==<br /> {{Hauptartikel|Künstliches Leben}}<br /> Unter künstlichem Leben werden die Herstellung eines bekannten Lebewesens im Labor sowie die Herstellung neuer, auch nichtorganischer Lebensformen verstanden.<br /> <br /> 2010 gaben Forscher um [[Craig Venter]] die Herstellung des künstlichen Bakteriums ''Mycoplasma mycoides JCVI-syn1.0'' bekannt. Zuvor hatten sie erfolgreich das 1,08 Millionen Basenpaare umfassende Erbgut eines Laborstammes von ''Mycoplasma mycoides'' aus chemischem Rohmaterial synthetisiert und in ein zuvor von der DNA befreites Bakterium von ''Mycoplasma capricolum'' übertragen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Daniel G. Gibson u. a. |Titel=Creation of a Bacterial Cell Controlled by a Chemically Synthesized Genome |Werk=Science |Verlag=AAAS |Ort=Washington, D.C. |Jahr=2010 |Band=Vol. 329 |Nummer=5987 |Seiten=52–56 |DOI=10.1126/science.1190719 |Online=http://www.sciencemag.org/content/329/5987/52 |Zugriff=2012-04-22 |Originalsprache=en-US}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Johann Grolle |Titel=Konkurrenz für Gott |Sammelwerk=Der Spiegel |Nummer=1 |Verlag=Spiegel-Verlag |Ort=Hamburg |Jahr=2010 |Monat=1 |Woche=1 |Seite=110-119 |ISSN=0038-7452 |Online=[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-68525307.html online] |Zugriff=2012-04-23}}&lt;/ref&gt; Damit haben sie aber nicht Leben künstlich erschaffen, sondern nur ein natürlich entstandenes Lebewesen insofern verändert, dass seine genetische Information zu einem großen Teil künstlich ist.<br /> <br /> Fiktionale Darstellungen künstlicher Lebewesen mit einer [[Künstliche Intelligenz|künstlichen Intelligenz]] findet man unter anderem in Werken wie [[Ich, der Robot]], [[2001: Odyssee im Weltraum]], [[Träumen Androiden von elektrischen Schafen?]] (bekannter als ''[[Blade Runner]]''), [[Battlestar Galactica]] und [[Mass Effect]].<br /> <br /> === Simulationen von Lebensäußerungen ===<br /> * [[Conways Spiel des Lebens]] ist ein Beispiel für die Simulation von [[Population (Biologie)|Population]]&lt;nowiki /&gt;sentwicklung.<br /> * [[Daisyworld]] ist eine Computersimulation eines hypothetischen Planeten, auf dem abhängig von der Sonneneinstrahlung Gänseblümchen (engl. ''daisy'') wachsen, deren Wachstum als [[Rückkopplung]]sprozess die Strahlungsabsorption beeinflusst.<br /> * [[ELIZA]] von [[Joseph Weizenbaum]] simuliert einen Gesprächspartner, indem es Verhaltensweisen nachahmt, die ursprünglich von Psychotherapeuten entwickelt wurden, um ihre Patienten zu Reaktionen zu animieren.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> {{Überarbeiten}}<br /> * C. De Duve: ''Blueprint for a Cell.'' The Nature and Origin of Life. Neil Patterson, Burlington, NC 1991. (mit Bibliografie)<br /> * Paul Edwards, Joseph Runzo: ''Life, Meaning and Value of.'' In: ''[[Encyclopedia of Philosophy]].'' 2. Auflage. Bd. 5, S. 345–359.<br /> * [[Manfred Eigen]]: ''Stufen zum Leben - Die frühe Evolution im Visier der Molekularbiologie''. 3. Auflage. R. Piper, München 1993, ISBN 3-492-10765-6.<br /> * [[Manfred Eigen]], W. Gardiner, P. Schuster, R. Winkler-Oswatitsch: ''The Origin of Genetic Information.'' In: ''[[Scientific American]].'' 244 (1981), S. 88–118. (verlässliche und allgemeinverständliche Darstellung der vertretenen Theorie)<br /> * [[Humberto Maturana]], [[Francisco Varela]]: ''Der Baum der Erkenntnis – Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens.'' München 1987. (mit einer ausführlichen Erläuterung des Konzeptes der [[Autopoiesis]])<br /> * [[Pierre Hadot]], H. Hübner, J. Vennebusch, R. Piepmeier, U. Dierse, K. Rothe, R. Toellner: ''Leben.'' In: ''[[Historisches Wörterbuch der Philosophie]].'' Bd. 5, S. 52–103.<br /> * John Harris: ''Life and Death.'' [[Susan Wolf]]: ''Life, meaning of.'' Lenny Moss: ''Life, origin of.'' In: ''[[Routledge Encyclopedia of Philosophy]].'' (bei Moss eine kurze Auswahlbibliographie zu den aktuell debattierten Theorien)<br /> * Leslie E. Orgel: ''Life, Origin of.'' In: ''[[Encyclopedia of Philosophy]].'' 2. Auflage. Bd. 5, S. 359–362.<br /> * Guenther Witzany: ''Biocommunication and Natural Genome Editing.'' Springer Verlag, 2009.<br /> * [[Erwin Schrödinger]]: ''Was ist Leben?'' Piper Verlag, München 2001, ISBN 3-492-21134-8. (Die Ausgabe ist eine Überarbeitung der 2. Auflage der deutschsprachigen Ausgabe von 1951. Englischsprachige Originalausgabe: ''What is Life?'' Cambridge University Press, Cambridge, UK, 1944. Der Autor prognostizierte darin einen aperiodischen Kristall, in dessen Struktur die Informationsweitergabe von einer Generation zur nächsten verschlüsselt niedergelegt sein könnte. Diese Prognose wurde dann 1953 bewiesen mit der [[Desoxyribonukleinsäure|DNA-Doppelhelix]]. Schrödinger prägt im Buch als Voraussetzung von Leben den Begriff der negativen [[Entropie (Thermodynamik)|Entropie]], der [[Negentropie]])<br /> * [[Theo Sundermeier]], Horst Seebaß, Gerd A. Wewers, [[Gerhard Dautzenberg]], Jürgen Hübner, Henning Schröer: ''Leben.'' In: ''[[Theologische Realenzyklopädie]].'' Bd. 20, S. 520–566.<br /> * Karl-Heinz Habig: ''Unser Leben - Woher kommen wir? Wie leben wir? Wohin gehen wir?'' Shaker, Aachen 2009, ISBN 978-3-8322-8298-1.<br /> * [[Ferdinand Fellmann]]: ''Leben.'' In: [[Christian Bermes]], Ulrich Dierse (Hrsg.): ''Schlüsselbegriffe der Philosophie des 20. Jahrhunderts''. Meiner, Hamburg 2010, ISBN 978-3-7873-1916-9, S. 189–206.<br /> * [[Hans Rainer Sepp]], [[Ichiro Yamaguchi]] (Hrsg.): ''Leben als Phänomen. Die Freiburger Phänomenologie im Ost-West Dialog''. Königshausen &amp; Neumann, Würzburg 2006, ISBN 3-8260-3213-6. (Orbis Phaenomenologicus, Perspektiven NF Bd. 13)<br /> &lt;!-- Karim Akerma: ''Lebensende und Lebensbeginn, Philosophische Implikationen und mentalistische Begründung des Hirn-Todeskriterium.'' Hamburg 2006, ISBN 3-8258-9744-3 --&gt;<br /> * Mark A. Bedau u. a.: ''The nature of life - classical and contemporary perspectives from philosophy and science.'' Cambridge Univ. Press, Cambridge, 2010, ISBN 978-0-521-51775-1.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wikiquote}}<br /> <br /> === Zum Begriff ===<br /> {{Wiktionary}}<br /> {{Wiktionary|leben}}<br /> <br /> * [[Herbert Frohnhofen]]: [http://www.theologie-systematisch.de/anthropologie/2geschoepflichkeit/1leben.html Auswahlbibliographie zum Begriff ''Leben'' aus v.a. theologischer Sicht]<br /> * Nicole C. Karafyllis: [http://www.naturphilosophie.org/grundbegriffe/bios-und-zoe/ Bios und Zoe]. In: Naturphilosophische Grundbegriffe.<br /> * {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/life/|Life|Bruce Weber}}<br /> <br /> === Wissenschaftliche Beiträge ===<br /> * [[LUCA (Evolution)|LUCA]]: &quot;Wie das Leben auf die Erde kam&quot; - Radio Akademie: Evolution: Fluss des Lebens - SWR2 Wissen [http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/radioakademie/evolution/-/id=4611434/property=download/nid=4520228/1o6hyeo/swr2-wissen-20090516.pdf Manuskript (PDF-Datei; 67&amp;nbsp;kB)]<br /> * [http://phys.org/news/2012-08-blocks-life-deep-earth.html#nRlv Tom Marshall : ''Building blocks of life came from deep Earth'', PhysOrg, August 7, 2012] (englisch)<br /> * [http://phys.org/news/2012-06-critical-role-granite-evolution-life.html#jCp Kelly Potts: ''Critical role of granite in evolution of life on Earth revealed in new study'', PhysOrg, June 13, 2012] (englisch)<br /> * [http://phys.org/news/2012-06-ancient-granites-advanced-life.html#jCp Chris Gorski: ''Research suggests that ancient granites made advanced life possible'', PhysOrg, June 21, 2012] (englisch)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> &lt;!--Kategorien--&gt;<br /> [[Kategorie:Biologie]]<br /> [[Kategorie:Ontologie]]<br /> [[Kategorie:Wissenschaftstheorie der Biologie]]<br /> [[Kategorie:Leben|!]]<br /> <br /> {{Link FA|id}}<br /> <br /> &lt;!--Interwikis--&gt;</div> PythonSC