https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=PrototyperspectiveWikipedia - Benutzerbeiträge [de]2025-06-03T17:57:14ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.45.0-wmf.3https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Metaethik&diff=256630549Metaethik2025-06-02T16:32:12Z<p>Prototyperspective: ce (fehlerhaften wikilink korrigiert: gemeint ist :en:Cognitivism (ethics), nicht :en:Cognitivism (psychology))</p>
<hr />
<div>'''Metaethik''' oder '''Fundamentalethik''' versucht die Natur der Moral im Allgemeinen zu bestimmen und arbeitet dabei beispielsweise [[Semantik|semantische]] Analysen moralischer [[Urteilen (Psychologie)|Urteile]] aus. Inhaltliche Aussagen bezüglich der moralischen Bewertung einzelner [[Handeln|Handlungen]] werden dagegen nicht gemacht.<br />
<br />
== Grundfragen ==<br />
Die Metaethik wurde seit Beginn des [[20. Jahrhundert]]s ursprünglich vor allem im angloamerikanischen Sprachraum entwickelt und ist durch vier verschiedene Kontroversen gekennzeichnet, die aber oft quer durcheinander und miteinander vermengt diskutiert werden, da sie [[Logik|logisch]] zusammenhängen:<br />
<br />
{| class="wikitable float-right hintergrundfarbe2 toptextcells" style="font-size:90%; text-align:center;"<br />
|<br />
{{Stammbaum/Start |style=font-size:90%; margin:1em;}}<br />
{{Stammbaum | | |FOO | | | |border=0 |boxstyle=background:#c4c4c4; |FOO=Grundhaltungen zum<br />''ethischen Realismus''}}<br />
{{Stammbaum | | |F|A|~|7| | }}<br />
{{Stammbaum | |KOG | | NKG |border=0 |boxstyle=background:#d4d4d4; |KOG=[[#Kognitivismus|Kognitivismus]] |NKG=Non-Kognitivismus}}<br />
{{Stammbaum | |F|A|~|7|F|J| }}<br />
{{Stammbaum |REA | |ANTI | |border=0 |boxstyle=background:#e4e4e4; |REA=Realismus |ANTI=Antirealismus}}<br />
{{Stammbaum |REL | |ARE | |border=0 |boxstyle=background:#f4f4f4; text-align:left; vertical-align:top;<br />
|REL=<nowiki /><br />
: – naturalistisch<br />
:: (empirische Gegenstände)<br />
: – non-naturalistisch<br />
:: (Evidenz, Intuition)<br />
: – supra-naturalistisch<br />
:: (exogene Instanz)<br />
|ARE=<nowiki /><br />
: – Skeptizismus (Hume)<br />
: – Idealismus (Empirismus)}}<br />
{{Stammbaum/Ende}}<br />
<br />
Übersicht zur Struktur der möglichen Grundhaltungen im ethischen Realismus<br />
|}<br />
<br />
* Im Streit [[#Kognitivismus|Kognitivismus]] versus [[Nonkognitivismus]] geht es um folgende Fragen: Wird in der [[Ethik]] etwas erkannt oder nur befürwortet? Sind moralische Sätze wahrheitsfähig? Gibt es intersubjektiv verbindliche Geltungsansprüche für Normen?<br />
* Im Streit [[Generalismus]] versus Partikularismus geht es um die Frage: Gibt es allgemeine ethische Regeln oder kann nur in jedem Einzelfall entschieden werden?<ref>{{Internetquelle |autor=Dietmar Hübner |url=https://www.youtube.com/watch?v=IktmeJVc5eU&list=PLBUdCOZnbWlK9TF1eQofX5ImolL_eXvgW |titel=Praktische Philosophie 3a: Metaethik - Generalismus/Partikularismus, Rationalismus/Sensualismus |werk= |hrsg=YouTube/Leibniz Universität |datum=06.06.2014 |abruf=29.01.2021 |sprache=}}</ref><br />
* Im Streit [[Realismus (Philosophie)|Realismus]] versus Antirealismus geht es um die Frage: Gibt es objektive Werte jenseits subjektiver Wertvorstellungen und Wünsche?<br />
* Im Streit [[Moral]] versus [[Amoralismus]], [[Relativismus#Werterelativismus|Relativismus]] und [[Nihilismus]] geht es um die Fragen: [[Ethik#Gründe für und gegen Moral|Soll man überhaupt moralisch sein? Wenn ja, warum?]]<br />
<br />
Zur ersten Fragestellung gehört die Analyse der Bedeutung moralischer [[Begriff (Philosophie)|Begriffe]] und Begriffe wie „gut“, „richtig“, „[[Sollen]]“, „[[Pflicht]]“, auch „[[Handlungstheorie (Philosophie)|Handlung]]“, „[[Gewissen]]“, „[[Motivation|Absicht]]“. Einige Metaethiker folgen dabei einer [[Sprachanalyse|sprachanalytischen]] Methode.<br />
<br />
Zur zweiten Fragestellung gehört die [[Ontologie|ontologische]] Frage nach Referenzen und [[Wahrmacher]]n: Existieren basale moralische Eigenschaften bzw. Tatsachen und wie sind diese beschaffen? Einen stärker epistemologischen Themenkreis stellt die Problematik des epistemischen Zugangs zu moralischen Wahrheiten und zur [[Ethik#Gründe für und gegen Moral|rationalen Rechtfertigung moralischer Urteile]] dar.<br />
<br />
== Realismus versus Antirealismus ==<br />
=== Realismus ===<br />
Der ethische Realismus besagt, dass es objektive Werttatsachen gibt, die unabhängig von einem subjektiven Fürwahrhalten gelten. Der ethische Realist wendet sich gegen die [[Konventionalismus|konventionalistische]] Auffassung, dass Werte allein aus persönlichen [[Präferenz]]en abzuleiten sind. Moralische Tatsachen werden für den Realisten nicht konstituiert, sondern sie bestehen unabhängig vom erkennenden Subjekt. Moralische, ethische oder zukünftige Entwicklungen jedoch sind durch ein „Hoffen“ und „Bangen“ geprägt, welches wiederum auf subjektive Empfindungen und Einschätzungen seitens der objektiven Befunde zurückzuführen ist.<br />
<br />
==== Schwacher ethischer Realismus ====<br />
Positionen, die sich darauf beschränken, die Wahrheitsfähigkeit von ethischen Aussagen anzunehmen, kann man als schwachen ethischen Realismus bezeichnen. Die These lautet: „Der moralische Realist unterscheidet sich nur vom Antirealisten, als er behauptet: Moralische Urteile haben den Wahrheitswert und können auch den Wahrheitswert ‚wahr‘ besitzen.“<ref>Peter Schaber: ''Moralischer Realismus.'' Freiburg 1997, S. 33.</ref><br />
<br />
Wie in der Erkenntnistheorie gehört es zum Wesen des schwachen ethischen Realismus, dass der [[Fallibilismus]] anerkannt wird. Für den schwachen Realisten können moralische Urteile immer fehlerhaft sein.<br />
<br />
Um die Diskussion über den Realismus rational in einem akzeptablen Bereich zu führen, beschränken schwache ethische Realisten üblicherweise den Anwendungsbereich moralischer Urteile:<ref>Christoph Halbig: ''Was ist moralischer Realismus?'' In: Halbig/Suhm, S. 281.</ref><br />
* Die Sinngemäßheit (literal interpretation) fordert, dass die Beschreibung des Gegenstandsbereiches der intuitiven Alltagsauffassung nicht grundsätzlich widersprechen darf.<br />
* Die Angemessenheit ist eine Anforderung, mit der zu große Spitzfindigkeiten ausgeschlossen werden sollen. So sind [[Kontrafaktizität|kontrafaktische]] [[Gedankenexperiment]]e mit zu speziellen Bedingungen wie das Ausschließen eines subjektiven Handlungsmodells nicht angemessen. Zum Beispiel sind Gegenstände mit nur physikalischen Eigenschaften wie Steine oder Elektronen weder hartherzig noch ungerecht.<br />
<br />
==== Starker ethischer Realismus ====<br />
Ein fundamentaler ethischer Realist vertritt die Auffassung, dass es objektive Maßstäbe für die Wahrheit von moralischen Aussagen gibt. Dabei gibt es verschiedene Vorstellungen, nach welchen Regeln eine Aussage als wahr anerkannt werden soll:<br />
<br />
===== Substantieller Wertrealismus =====<br />
Ausgehend von der Wertphilosophie zu Beginn des 20. Jahrhunderts ([[Heinrich Rickert (Philosoph)|Heinrich Rickert]], [[Robert Reininger]]) gibt es Vertreter des ethischen Realismus, die annehmen, dass Werte als Entitäten einer besonderen Art eine ontologische Existenz haben. Nach [[Max Scheler]] gibt es „echte und wahre Wertqualitäten“, die „vom Dasein einer Güterwelt, in der sie zur Erscheinung kommen, desgleichen von der Bewegung und Veränderung in dieser Güterwelt in der Geschichte ganz unabhängig und für deren Erfahrung a priori“ sind.<ref>Max Scheler: ''Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik.'' 6. Auflage. (1916), Bern 1980, S. 37/38.</ref> Die Wertphänomenologie, zu der auch [[Nicolai Hartmann]] zu rechnen ist, begründet die Existenz von Werten mit ihrer [[Evidenz (Philosophie)|Evidenz]]. Die Position wird auch als moralischer [[#Intuitionismus|Intuitionismus]] bezeichnet. Auch hier kann man wieder eine starke und eine schwache Auffassung unterscheiden. Stark bedeutet eine vollständige, schwach eine zumindest teilweise Unabhängigkeit von subjektiven Einflüssen wie Interessen, Wünschen oder Wollen.<br />
<br />
Die Kritik an dieser Auffassung weist darauf hin, dass die Behauptung objektiver Werte noch gar nicht zeigt, welches denn diese objektiven Werte seien. So sind für verschiedene Menschen womöglich ganz verschiedene Werte evident. Da entsprechende Streitfragen ohne Annahmen jenseits des substantiellen Wertrealismus nur durch weitere Evidenzen entscheidbar wären, stellt sich die Frage, wer die bessere Intuition hat. Das kann natürlich nicht zirkelfrei anhand der Ergebnisse der konfligierenden Intuitionen entschieden werden.<br />
<br />
Nonkognitivisten und [[Amoralismus|Amoralisten]] behaupten, für sie seien gar keine Werte evident oder intuitiv einsichtig. Wertrealisten nennen diese Kritiker dann defizient analog zu Blinden. In diesem Streit wäre zunächst genauer zu explizieren, was mit Evidenz und Intuition genau gemeint ist. Auf der Ebene körperlichen Leidens und der Einfühlung darein ist die Analogie zur Wahrnehmung naheliegender als bei komplexen kulturellen Werten. Dennoch ist nicht klar, auf welcher Basis eine besondere Empfänglichkeit oder Blindheit beruhen sollte.<br />
<br />
===== Prozeduraler moralischer Realismus =====<br />
Thomas Nagel hält es nicht für notwendig, dass ein ethischer Realist den moralischen Werten einen ontologischen Status zuweisen muss: „Die Position, die Werte als wirklich anerkennt, besagt keineswegs, dass sie okkulte Wesenheiten oder Qualitäten sind, sondern dass sie reale Werte sind: dass ein Urteil über diese Werte und die Gründe, die Menschen für ihr Wirken haben, auch unabhängig von unseren Überzeugungen oder Neigungen wahr oder falsch sein können.“<ref>Thomas Nagel: ''Der Blick von Nirgendwo.'' Frankfurt 1992, S. 249.</ref> Stattdessen kann man Verfahren finden, die eine Objektivität bei der Bewertung moralischer Aussagen herstellen. Nagel schlägt hierzu vor, zur Bewertung einer Aussage einen Standpunkt einzunehmen, der von subjektiven Interessen absieht, und unparteiisch zu urteilen. Ähnlich hatte bereits [[Adam Smith]] vorgeschlagen, als Maßstab zur Entscheidung ethischer Fragen das Urteil eines unbeteiligten, neutralen Beobachters zugrunde zu legen.<ref>Adam Smith: ''[[Theorie der ethischen Gefühle]].'' Vgl. auch [[Ernst Tugendhat]]: ''Vorlesungen über Ethik.''</ref> Für Nagel ist es im Gegensatz zu Mackie keine Frage, ob es das Gute gibt, sondern ob es unparteiische Gründe gibt, etwas als gut zu beurteilen.<br />
<br />
Die Kritik wirft Nagel Dezisionismus vor, da er keinen Grund angibt, warum man sein Handeln überhaupt von einem neutralen Standpunkt aus beurteilen soll. Die normative Verbindlichkeit als [[Logik|logische]] Notwendigkeit, sich selbst nach moralischen Kriterien zu beurteilen, sei gerade das, was der Realismus mit seiner Behauptung objektiver Werte postuliere, diese aber verfehle Nagel.<br />
<br />
===== Rationalistischer moralischer Realismus =====<br />
Von Kantianern wie [[John Rawls]] wird angenommen, dass man Maximen finden kann, die für eine praktische Rationalität universell gültig sind. Dies beinhaltet die ontologische Existenz der zugrunde gelegten Maßstäbe.<br />
<br />
=== Antirealismus ===<br />
[[Antirealismus]] besteht nur in der Kritik des Realismus.<br />
<br />
Gegen den ethischen Realismus argumentiert [[John Leslie Mackie]], dass man analog zur erkenntnistheoretischen Diskussion der Korrespondenztheorie der Wahrheit (siehe auch [[Münchhausen-Trilemma]]) keine logische Möglichkeit hat, die Existenz ethischer Werte zu begründen. Daher ist jede Behauptung, eine moralische Aussage sei wahr, ein Irrtum ([[Irrtumstheorie]]). Ethische Realisten verweisen gegen dieses Argument ähnlich wie erkenntnistheoretische Realisten auf den Erfolg ihrer Position in der Alltagspraxis (vgl. die Argumente zum hypothetischen Realismus). Da aber Verstöße gegen moralische Normen diese nicht falsifizieren können und auch häufig vorkommen, ist unklar, worin diese Erfolge bestehen.<br />
<br />
== Kognitivismus versus Nonkognitivismus ==<br />
=== Nonkognitivismus ===<br />
Nach dem Nonkognitivismus ist der Bereich des [[Moral|Normativen]] keiner wissenschaftlichen (wahren und objektiv gültigen) Erkenntnis zugänglich. Denn [[Sittlichkeit|sittliche Überzeugungen]] entzögen sich den beiden Wahrheitskriterien der [[Empirie|empirischen]] Wissenschaften, dem logischen oder mathematischen Beweis und der Überprüfung durch Beobachtung oder Experiment. Die Frage nach der Übereinstimmung moralischer Aussagen mit der Wirklichkeit sei sinnlos, weswegen für sie auch kein Wahrheitsanspruch erhoben werden könne (siehe auch [[Humes Gesetz]]).<br />
<br />
Für Nonkognitivisten ist das Einhalten von ethischen Regeln eine Frage des Charakters und nicht des Wissens. Moral kann demzufolge nur als Habitus antrainiert, aber nicht als abstraktes Wissen gelernt werden.<br />
<br />
Ein Vertreter des Nonkognitivismus in der Gegenwartsphilosophie ist [[Simon Blackburn]], der darauf verweist, dass die Kritik nonkognitivistischer Ethiker am Kognitivismus sich nicht gegen moralische Äußerungen, sondern nur dessen Objektivitätsanspruch richtet. Der Nonkognitivist kritisiert lediglich die Begründung ethischer Aussagen, aber nicht die in der Praxis vorzufindenden Werthaltungen und Urteile. Allerdings stimmen [[Amoralismus|Amoralisten]] der nonkognitivistischen Kritik voll zu.<br />
<br />
==== Emotivismus ====<br />
Als '''Emotivismus''' (auch: '''Expressivismus''') bezeichnet man eine [[Nonkognitivismus|non-kognitivistische]] metaethische Theorie, nach der moralische Urteile lediglich als ''Ausdruck'' unserer eigenen (emotionalen) [[Einstellung (Psychologie)|Einstellungen]] zu verstehen sind, wobei die ''gebietende Form'' der Urteile als Mittel zur Beeinflussung der Einstellungen anderer im Sinne dieses Urteils gedeutet wird.<ref>Garner und Rosen (''Moral Philosophy'', Kapitel 13 („Noncognitivist Theories“)) sowie Brandt (''Ethical Theory'', Kapitel 9 („Noncognitivism“)) klassifizieren die (meta-)ethischen Theorien von Ayer, Stevenson und Hare als „nonkognitivistisch“.</ref><ref>Ogden und Richards, ''Meaning.'' S. 125: „'Good' is alleged to stand for a unique, unanalyzable concept … [which] is the subject matter of ethics. This peculiar ethical use of 'good' is, we suggest, a purely emotive use. … Thus, when we so use it in the sentence, <nowiki>'</nowiki>''This'' is good,' we merely refer to ''this'', and the addition of "is good" makes no difference whatever to our reference … it serves only as an emotive sign expressing our attitude to ''this'', and perhaps evoking similar attitudes in other persons, or inciting them to actions of one kind or another.“ Dieses Zitat erscheint in einer ausgeweiteten Fassung gerade vor dem Vorwort von Stevensons ''Ethics and Language''.</ref><ref>Vgl. auch Matthew Chrisman: [http://www.philosophy.ed.ac.uk/people/full-academic/documents/Chrisman-EMOTIVISM.pdf ''Emotivism.''] (PDF; 162&nbsp;kB), In: [http://www.hughlafollette.com/IEE.htm ''International Encyclopedia of Ethics.''] Wiley-Blackwell, 2013.</ref> Er kann sowohl auf sprachanalytischer als auch auf metaphysischen Ebene vertreten werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=34ge07pQPhg&list=PLBUdCOZnbWlK9TF1eQofX5ImolL_eXvgW |titel=Praktische Philosophie 2b: Metaethik - Kognitivismus vs. Nonkognitivismus |sprache=de-DE |abruf=2021-06-23}}</ref><br />
<br />
Angestoßen durch den wachsenden Einfluss der [[Analytische Philosophie|analytischen Philosophie]] und des [[Logischer Positivismus|logischen Positivismus]] im 20. Jahrhundert, wurde diese Theorie mit am deutlichsten von [[Alfred Jules Ayer]] in seinem 1936 erschienenen Buch ''Language, Truth and Logic'' vertreten,<ref>Pepper: ''Ethics.'' S. 277: „[Emotivism] was stated in its simplest and most striking form by A. J. Ayer.“</ref> um dann von [[Charles L. Stevenson]] in entscheidenden Hinsichten weiterentwickelt zu werden.<ref>Brandt: ''Ethical Theory.'' S. 239, bezeichnet Stevensons ''Ethics and Language'' als „the most important statement of the emotive theory“, und Pepper (''Ethics.'' S. 288) schreibt, dass „[it] was the first really systematic development of the value judgment theory and will probably go down in the history of ethics as the most representative for this school.“</ref> Einen grundlegenden Beitrag zur emotiven Theorie leistete zuvor [[G. E. Moore]] mit der Untersuchung von Bezügen zwischen den Begriffen „gut“ und „schön“ in ''Principia Ethica'' von 1903.<ref>G. E. Moore: ''Principia Ethica.'' Cambridge University Press, 1922. ({{archive.org|principiaethican00mooruoft|Digitalisat|Fragment=mode/2up}})</ref><ref>Felix M. Bak: ''Alfred Jules Ayer’s Criterion of Verifiability.'' Franciscan Friars Minor Conventual, Padua 1970, S. 88: „We cannot say definitley that G. E. Moore is the founder of the emotive theory, but he has elements of it in his book on ethics published in 1903. […] Although Moore speaks of aesthetics in the text rather than ethics, he does so in conjunction with ethics. Moreover, Ayer judges aethetics and ethics by neans of similar principles. For Moore emotion is a manifestation of admiration for what is really beautyful.“</ref><br />
<br />
Der Emotivismus stützt sich auf die Erkenntnis, dass durch den [[Sprechakt]] nicht nur Information vermittelt wird, sondern auch Gefühle ausgedrückt und hervorgerufen werden. Er wurde angeregt vom Positivismus des [[Wiener Kreis]]es und von [[Ludwig Wittgenstein]].<br />
<br />
Nach dieser Auffassung kann „gut“ deshalb nicht definiert werden, weil es sich dabei nur um einen Scheinbegriff handelt. Der Satz „Du hast unrecht getan, dass du das Geld gestohlen hast,“ unterscheidet sich von dem Satz „Du hast das Geld gestohlen“ nur durch die zusätzliche moralische Missbilligung, neben der dem Wort „stehlen“ impliziten, die ich in dieser Sprachhandlung zum Ausdruck bringe. Statt des Satzes „Geld wegnehmen ist unrecht“ könnte man ebenso gut sagen: „Geld stehlen!“ und die Worte mit einem bestimmten tadelnden Ton aussprechen (Ayer).<br />
<br />
Dabei ist zu beachten, dass nach der emotivistischen Theorie Werturteile keine Sätze sind, die Gefühle ausdrücken. Denn dies wären Tatsachenurteile über einen zugrundeliegenden psychologischen Tatbestand (das Empfinden bestimmter Gefühle) und damit keine Werturteile. Ein Werturteil ist vielmehr der Ausdruck eines Gefühls; es kann deshalb weder wahr noch falsch sein.<br />
<br />
Die wichtigsten Argumente des Nonkognitivismus finden sich bereits bei [[David Hume]]. Seiner Ansicht nach können nur zwei Typen von Sätzen einen Wahrheitsanspruch erheben: Sätze, die eine Aussage über die Beziehung von Vorstellungen ''(ideas)'' enthalten und Sätze, die eine Aussage über den Bereich der Erfahrung machen. Bei den „Gegenständen“ der Moral, Affekten, Willensakten und Handlungen ist für Hume die Frage nach einer Übereinstimmung mit der [[Wirklichkeit]] sinnlos, Sätze darüber können nach [[Humes Gesetz]] nicht aus Faktensätzen gefolgert werden. Die Vernunft sei nicht in der Lage, den Willen zu motivieren oder sich einem Affekt zu widersetzen. Ihre Funktion erschöpfe sich darin, dass sie Mittel für die von den Affekten vorgegebenen Ziele sucht. Die Regeln der Moral sind nach Hume keine Folgerungen der Vernunft, sondern beruhen nur auf einem Gefühl:<br />
: ''Die Vernunft ist nur Sklave der Affekte und soll es sein. Sie darf niemals eine andere Funktion beanspruchen, als die, denselben zu dienen und zu gehorchen […]. Es läuft der Vernunft nicht zuwider, wenn ich lieber die Zerstörung der ganzen Welt will als einen Ritz an meinem Finger.''<ref>Hume: ''Traktat über die menschliche Natur.'' II, 3, 3.</ref><br />
<br />
In der metaethischen Diskussion der Gegenwartsphilosophie wurde dieser Ansatz Humes wieder aufgegriffen. So unterscheidet [[Alfred Jules Ayer]] wie Hume zwei Klassen sinnvoller Aussagen oder Propositionen: [[Analytisches Urteil|analytische]] und [[empirisch]]e Propositionen. Moralische Sätze lassen sich für Ayer in keine dieser beiden Klassen einordnen. Sie dienen seiner Auffassung nach vielmehr dem Ausdruck von Gefühlen oder von Einstellungen des Sprechers und sollen bei anderen Gefühle hervorrufen, um so Handlungen auszulösen:<br />
<br />
: ''Das Vorhandensein eines ethischen Symbols in einer Proposition fügt ihrem tatsächlichen Inhalt nichts hinzu. Wenn ich daher zu jemand sage ‚Du tatest Unrecht, als du das Geld stahlst‘, dann sage ich nicht mehr aus, als ob ich einfach gesagt hätte, ‚Du stahlst das Geld‘. Indem ich hinzufüge, dass diese Handlung unrecht war, mache ich über sie keine weitere Aussage. Ich zeige damit nur meine moralische Missbilligung dieser Handlung. Es ist so, als ob ich ‚Du stahlst das Geld‘ in einem besonderen Tonfall des Entsetzens oder unter Hinzufügung einiger besonderer Ausrufezeichen geschrieben hätte. Der Tonfall oder die Ausrufezeichen fügen der Bedeutung des Satzes nichts hinzu. Sie dienen nur dem Hinweis, dass sein Ausdruck von gewissen Gefühlen des Sprechers begleitet wird.''<ref>Alfred Jules Ayer: ''[[Sprache, Wahrheit und Logik]].'' Reclam, Ditzingen 1990, ISBN 3-15-007920-9, S.&nbsp;141.</ref><br />
<br />
'''Kritik am Emotivismus'''<br />
<br />
Gegen die These des Emotivismus, ethische Aussagen seien bloße Gefühlsäußerungen ohne [[Wahrheitswert]], wird neben dem Verweis auf die Selbstwidersprüchlichkeit des Nonkognitivismus (vgl. [[Skeptizismus]]) unter anderem der Einwand erhoben, dass dieser den [[Lokution|lokutionären Bestandteil]] von moralischen Äußerungen zu sehr vernachlässige. Moralische Äußerungen drückten zwar eine subjektive Einstellung des Sprechers zum Gegenstand aus und dienten auch dazu, eine bestimmte Verhaltensweise des anderen auszulösen. Ihre Bedeutung könne sich aber darin nicht erschöpfen, da die Überzeugung von der Richtigkeit der eigenen Aussage die Grundlage der eigenen Einstellung und des Anspruchs an den anderen darstelle. Weiterhin könnten Emotionen und Aufforderungen ihrerseits wiederum einer ethischen Bewertung unterzogen werden. Es sei generell sinnvoll zu fragen, ob die mit einer moralischen Äußerung verbundene Emotion oder die Handlung, die man beim Adressaten eigener Äußerung auslösen möchte, ihrerseits gut sind.<br />
<br />
Kognitivisten betonen weiterhin, dass die Frage: „Wie soll ich in der gegebenen Situation handeln?“ eine sinnvolle Frage ist und dass die Antworten, die darauf gegeben werden, nicht gleichgültig sind. Sätze, die beinhalten, wie Menschen handeln sollen, stellen Behauptungen mit einem Anspruch auf Richtigkeit dar. Diesen allgemeinen Geltungsanspruch kann man durch Argumente rechtfertigen oder kritisieren. Insofern ist für die Kognitivisten das Bemühen der Ethik um die möglichst allgemeingültige Beantwortung von Fragen, wie gehandelt werden soll, keineswegs sinnlos oder überflüssig.<br />
<br />
==== Metaethik des Werterelativismus ====<br />
Der [[Relativismus#Werterelativismus|Werterelativismus]] bzw. ethische Relativismus ist der Auffassung, dass [[Moral|normative]] Maßstäbe menschlichen Handelns nicht universell wahr sind, sondern höchstens innerhalb einer bestimmten [[Kultur]] (''[[Kulturrelativismus]]'') beziehungsweise einer bestimmten historischen [[Zeitalter|Epoche]] (''historischer Relativismus'') faktisch gültig sind.<br />
<br />
Eine Kritik an dieser Position lautet, dass die Deskription sozialer Konventionen die Frage nach rationalen Handlungs- oder [[Ethik#Gründe für und gegen Moral|Moralbegründungen]] ohne Bezug auf eine bestimmte Kultur oder Tradition nicht sinnlos macht. Strittig zwischen Relativisten und ihren Gegnern ist die Frage, ob man so stark von seiner eigenen kulturellen Prägung abstrahieren kann, dass man einen neutralen Standpunkt einnimmt.<br />
<br />
=== Kognitivismus ===<br />
Der Kognitivismus hält an der prinzipiellen Erkennbarkeit des Sittlichen fest. Sätze der Moralsprache enthalten aus seiner Sicht Aussagen, für die ein Wahrheits- oder mindestens Fallibilitätsanspruch erhoben wird. In der Frage, wie dieser Wahrheitsanspruch eingelöst werden kann, unterscheiden sich die verschiedenen Richtungen. Viele Kognitivisten sind ethische Realisten, die an auffindbare objektive Werte glauben. Antirealistische Kognitivisten hingegen berufen sich auf intersubjektive Diskurse oder Kritiken als Erkenntnismethoden, die keine subjektunabhängigen Werte nötig haben.<br />
<br />
Kognitivisten bringen u.&nbsp;a. drei Argumente gegen Nonkognitivisten vor:<br />
* Wenn Bewertungen funktional verstanden werden, handelt es sich nicht wirklich um moralische Urteile.<br />
* Die nonkognitivistische These, dass normative Urteile nicht wahrheitsfähig sind, widerspricht der alltäglichen Redeweise, in der sich Menschen fragen, ob sie ''tatsächlich'' oder ''wirklich'' dies oder das tun oder lassen sollen, ohne sich dabei auf soziale Instanzen zu beziehen.<br />
* Nonkognitivisten können nur [[Ethik#Gründe für und gegen Moral|relative Moralbegründungen]] angeben und fallen so unter der Kritik der [[Amoralismus|Amoralisten]].<br />
<br />
==== Antirealistischer Kognitivismus ====<br />
===== Fiktionalismus =====<br />
Der [[Fiktionalismus]] geht davon aus, dass die Rede über Moral eine Rede über [[Fiktion|fiktive Gegenstände]] ist, die also nicht wahr oder falsch ist. Dennoch kann das Zustandekommen einer handlungsleitenden Sammlung von Normen, Narrativen oder Werten untersucht und an internen Kriterien sowie an ihrem Zweck gemessen werden. [[Friedrich Nietzsche]] vertrat einen Fiktionalismus bezüglich der Moral,<ref>Vgl. etwa Friedrich Nietzsche: Die Geburt der Tragödie, 1872; DelNegro, Walter: Die Rolle der Fiktionen in der Erkenntnistheorie Friedrich Nietzsches; München 1923; Heintel, Erich: Wirklichkeit, Wahrheit und Wert bei Nietzsche; Wien 1935; Nadeem Hussain: ''Honest Illusion: Valuing for Nietzsche's Free Spirits'', in [[Brian Leiter]], N. Sinhababu (Hgg.): ''Nietzsche and Morality'', Oxford: Oxford University Press 2007</ref> ebenso z.&nbsp;B. [[Richard Joyce]] in Anlehnung an die [[Irrtumstheorie]] von [[John Leslie Mackie]].<br />
<br />
===== Metaethik der Diskursethik =====<br />
Eine moderne Variante des Kognitivismus stellt die [[Diskursethik]] dar.<br />
Diskursethiker wie [[Jürgen Habermas|Habermas]] gehen davon aus, dass ethische Normen nicht allein mit Hilfe von Wahrnehmung und Logik begründet werden können. Daher beanspruchen sie, nicht gegen [[Humes Gesetz]] zu verstoßen und nicht den [[Naturalistischer Fehlschluss|naturalistischen Fehlschluss]] zu begehen.<br />
<br />
Habermas weist jedoch darauf hin, dass moralische Urteile in gleicher Weise wie empirische Aussagen als „wahr“ oder „richtig“ behauptet werden. Der mit dieser Behauptung erhobene Geltungsanspruch entspricht dem Anspruch auf Wahrheit bei empirischen Aussagen.<br />
<br />
So wie die Wahrheit von empirischen Aussagen über die Beschaffenheit der Welt begründet werden muss, wenn es sich nicht um bloße Dogmen handeln soll, so kann und muss bei ethischen Behauptungen der Anspruch auf Richtigkeit durch allgemein akzeptable Gründe eingelöst werden. Das heißt, es muss über die ethische Behauptung ein zwangfreier, allein auf Argumenten beruhender Konsens hergestellt werden können, wenn sie richtig sein soll. Diese Position wird auch als „[[Konsenstheorie der Wahrheit]]“ bezeichnet.<br />
<br />
Der Konsens wurde von Habermas ursprünglich faktisch verstanden, in Ermangelung der realen Existenz eines solchen aber später als Ideal postuliert.<br />
<br />
'''Kritik an der Metaethik der Diskursethik'''<br />
<br />
Habermas verweist zur Erreichung eines Konsenses bei der Beantwortung normativer Fragen auf den herrschaftsfreien Diskurs. Die Regeln des Diskurses gelten jedoch für die richtige Beantwortung ''aller'' sinnvollen Fragen, nicht nur der moralischen. Die positiven Wissenschaften verfügen darüber hinaus jedoch auch noch über das Kriterium der intersubjektiv übereinstimmenden Beobachtung. Ein entsprechendes konsensstiftendes Kriterium fehlt bei fast allen Diskurstheoretikern.<ref>[[Jürgen Habermas]], ''[[Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus]]'', Frankfurt 1937, S. 148–152.</ref><br />
<br />
Geltung gebe es nur in Bezug auf gesellschaftliche normierende Instanzen, die formale Inkraftsetzungsakte vollziehen. Habermas falle auf ein [[Sprachspiel]] herein, wenn er darüberhinausgehende Geltungsansprüche ernst nähme, und daher hinter [[Ludwig Wittgenstein|Wittgenstein]] zurück. Auch andere allgemein verbreitete Redeweisen können nicht wörtlich genommen werden, da zum Beispiel niemand glaubt, dass Rechenmaschinen Selbstbewusstsein haben, obwohl viele Menschen „Der Computer denkt …“ sagen.<br />
<br />
Einen faktischen Konsens gibt es nicht. Die Auswahl eines idealen Konsenses als Wahrheitskriterium oder ein Äquivalent dazu ist willkürlich, genauso gut könnte ideale Evidenz gewählt werden.<ref>Uwe Steinhoff: ''Kritik der kommunikativen Rationalität – Eine Gesamtdarstellung und Analyse der kommunikationstheoretischen jüngeren Kritischen Theorie.'' [[Inaugural-Dissertation]]. Phil. Fak. III der Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg, 2001 Marsberg</ref> Konsens garantiere auch keine Wahrheit, da sich auch einfach alle irren könnten.<br />
<br />
==== Realistischer Kognitivismus ====<br />
===== Naturalismus =====<br />
[[Naturalismus (Philosophie)|Naturalisten]] glauben nicht an objektive Werte, ein [[Naturrecht]] oder religiöse Ordnungen. Ethische Normen lassen sich daher schwer letztbegründen. <br />
<br />
[[Gerhard Vollmer]] schließt eine Letztbegründbarkeit aus. Für ihn sind beispielsweise relative Begründungen möglich, „die an meine eigenen Interessen, meine Gefühle, mein Mitleid, meine Hoffnungen, meine Ängste, meine Versprechen“ appellieren. Daraus können Verträge wie etwa [[Menschenrechte]] entwickelt werden. Ein anderes Beispiel ist eine Nachhaltigkeitsforderung wie „Wir sollten dafür sorgen, dass es künftigen Generationen nicht schlechter geht als uns!“. Da es keine Letztbegründbarkeit gibt, bleiben solche menschengemachten Grundnormen zeitgebunden.<ref>{{Literatur |Autor=[[Gerhard Vollmer]] |Titel=Im Lichte der Evolution. Darwin in Wissenschaft und Philosophie |Verlag=S. Hirzel |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-7776-2617-8 |Seiten= 367ff.}}</ref><br />
<br />
Für andere Naturalisten gibt es moralische [[Faktum|Fakten]], diese sind Teil der Natur.<ref>Einen Überblick gibt: James Lenman: ''Moral Naturalism.'' In: ''[[Stanford Encyclopedia of Philosophy]].'' 2006, [http://plato.stanford.edu/entries/naturalism-moral/]</ref> Nach [[David Kellogg Lewis]] und [[Ralph Barton Perry]] erweisen sich sittliche Prädikate bei näherer Analyse als gleichbedeutend mit gewissen empirischen Prädikaten, etwa „gut“ mit „nützlich“ ([[Utilitarismus]]) oder „lustvoll“ ([[Hedonismus]]). Sittliche Urteile lassen sich dann aus wahren Sätzen über den Menschen und die Welt ableiten; die Suche nach der richtigen Moral wird zur Angelegenheit der empirischen Wissenschaften. Andere Vertreter sind [[Richard Boyd]] und in Deutschland Peter Schaber.<br />
<br />
Diese Form des Naturalismus basiert damit auf der Zurückweisung des Arguments des [[Naturalistischer Fehlschluss|naturalistischen Fehlschlusses]]. Im Unterschied zu Intuitionismus und Supernaturalismus behauptet er die [[Objektivität]] moralischer Aussagen, ohne sich auf übernatürliche Fakten zu beziehen.<br />
<br />
Es gibt sehr verschiedene Formen von Naturalismus, je nachdem, welche moralische Tatsache jemand in der Natur zu finden glaubt:<br />
<br />
Biologisch orientierter Naturalismus behauptet als natürlich Werte zum Beispiel das individuelle Überleben, die erfolgreiche Aufzucht von eigenen Kindern, Neffen und Nichten, das Prinzip der Erhaltung der eigenen Stammlinie (früher irrtümlicherweise 'Art', siehe [[Gruppenselektion]]) oder das Prinzip zur Weiterentwicklung der eigenen Stammlinie zu einer höheren Evolutionsstufe (Übermensch). Hierzu zählt auch die Auffassung, dass scheinbar moralischer Altruismus bereits genetisch angelegt und auch in der Tierwelt vorhanden ist ([[Richard Dawkins]]). Metaethischer Naturalismus ist dann Voraussetzung der [[Evolutionäre Ethik|Evolutionären Ethik]].<br />
<br />
Beim ökologisch orientierten Naturalismus wird die Integrität der Natur im Sinne von [[Gaia-Hypothese|Gaia]] zum eigenständigen Wert.<br />
<br />
[[Anthropologisch]] orientierter Naturalismus wird vertreten von [[Rosalind Hursthouse]] und [[Philippa Foot]], die den ethischen Naturalismus durch eine Theorie über die Natur des [[Mensch]]en zu begründen versuchen. Hursthouse argumentiert, dass in der Natur von komplexen Lebewesen nicht nur der Wunsch zum Überleben und zur [[Reproduktion]] liegt. Vielmehr komme es auch auf die Abwesenheit von Leid und das Funktionieren der Gemeinschaft an. Die moralischen Normen ergeben sich nun nach Hursthouse aus ebendiesen Merkmalen, die Teil der menschlichen Natur sind.<ref>[[Rosalind Hursthouse]]: ''On Virtue Ethics'' Clarendon Press, Oxford 1999, ISBN 0-19-823818-5.</ref> Auch der [[Ethischer Egoismus|Ethische Egoismus]] und der [[Eudaimonie|Eudämonismus]] können als Varianten des ethischen Naturalismus verstanden werden. Eudämonisten argumentieren, dass eine Handlung genau dann moralisch geboten ist, wenn sie mehr Glück als Leiden zur Folge hat. Aussagen über Glück und Leiden sind nach Ansicht vieler Eudämonisten rein deskriptiv, weshalb man normative, moralische Aussagen auf deskriptive Aussagen über Glück und Leid zurückführen könne. Ethische Egoisten dagegen sehen im „Nutzen“ d.&nbsp;h. in erfolgreicher Selbstbehauptung den höchsten Zweck sittlichen Lebens. Andere Philosophen sehen die Würde des Menschen als Fakt.<br />
<br />
Schon der Rationalist [[Christian Wolff (Aufklärer)|Christian Wolff]] kann so verstanden werden, dass er bereits im 18. Jahrhundert einen modallogischen Naturalismus vertrat. Moralisch unmöglich sind ihm zufolge Handlungen mit widersprüchlichen Intentionen. Dies betrifft egoistische Handlungen. Diese dienten nämlich nur der eignen Selbstverbesserung auf Kosten anderer. Gut ist aber jede Vervollkommnung, böse jede Verschlechterung. Somit sind nur solche Handlungen moralisch möglich, die ausschließlich verbessernd auf alle Betroffenen wirken.<ref>[[Christian Wolff (Aufklärer)|Christian Wolff]], Vernünfftige Gedancken von der Menschen Thun und Lassen, zu Beförderung ihrer Glückseligkeit, 1733 Frankfurt und Leipzig, Nachdruck durch [[Georg Olms Verlag]], 1976 Hildesheim und New York, [Deutsche Ethik]</ref><ref>Christian Wolff: ''Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen auch allen Dingen überhaupt.'' Frankfurt/<br />
Leipzig 1751. (Nachdruck: Georg Olms Verlag, Hildesheim / New York 1983. [Deutsche Metaphysik])</ref><br />
<br />
Soziologisch orientierte Naturalisten argumentieren, dass normative Sätze faktische soziale Konventionen beschreiben. Der Satz „Folter ist moralisch verwerflich“ ist dann Ausdruck menschengemachter Normen. Mit dieser Argumentation wird eine Position nahe dem [[Relativismus#Werterelativismus|Relativismus]] eingenommen.<br />
<br />
'''Kritik am Naturalismus'''<br />
<br />
Der metaethische Naturalismus muss sich insbesondere mit drei Typen von Einwänden auseinandersetzen:<br />
<br />
Zum einen kann eingewandt werden, dass nicht klar ist, wie man von den genannten deskriptiven Sätzen zu moralischen Sätzen kommt. Warum sollte man etwa akzeptieren, dass die Aussage „x führt zu mehr Glück als Leiden“ die Aussage „x ist moralisch gut“ impliziert? Naturalismus wird entweder aufgrund von [[Humes Gesetz]] oder mit dem Argument des [[Naturalistischer Fehlschluss|naturalistischen Fehlschlusses]] abgelehnt.<br />
<br />
Zum zweiten ist nicht immer klar, ob die vorgeschlagenen, natürlichen Kriterien zu moralisch akzeptablen Normen führen. So mag es Handlungen geben, die der Natur des Menschen entsprechen und dennoch als moralisch verwerflich gelten sollen. Das gilt zum Beispiel für [[Xenophobie]]: Obwohl nach der [[Evolutionäre Psychologie|evolutionären Psychologie]] eine angebliche Abwehrhaltung fremden Menschen gegenüber als beobachtbare Verhaltensweisen evolutionär selektiert sei, sei diese nicht moralisch gut.<br />
<br />
Zum dritten könnte es Handlungen geben, die mehr Glück als Leiden erzeugen und die man dennoch als unmoralisch zurückweisen möchte.<br />
<br />
Diese beiden letzten Kritiken sind [[Logik|logisch]] problematisch, insofern die Metaethik als die [[Logik|logische]] Voraussetzung der Angewandten Ethik gilt, so dass die Auswahl der richtigen Metaethik nicht anhand der erst anschließend zu bestimmenden moralischen Normen kritisierbar ist.<br />
<br />
===== Intuitionismus =====<br />
Als Alternative zum Naturalismus versteht sich der [[Intuitionismus#Ethischer und metaethischer Intuitionismus|Intuitionismus]] ([[George Edward Moore]], W. D. Ross, H. W. Prichard, C. D. Broad, A. C. Ewing). Er hält die grundlegenden sittlichen Urteile für in sich evident, das heißt einer bloß intuitiven Erkenntnis zugänglich.<ref>Vgl. Tatjana Tarkian: ''Moralischer Realismus. Varianten und Probleme.'' In: Halbig/Suhm, S. 321.</ref><br />
<br />
Diese Schule wendet sich vor allem gegen die naturalistische Auffassung, die das Gute mit irgendwelchen natürlichen Eigenschaften identifiziert. „Gut“ ist nicht durch rein empirische Merkmale definierbar. Den „[[Naturalistischer Fehlschluss|naturalistischen Fehlschluss]]“ begeht nach Moore, wer moralische Eigenschaften mit Hilfe natürlicher Eigenschaften zu definieren versucht (etwa: „gut bedeutet lustvoll“ oder: „gut bedeutet begehrt“).<br />
<br />
Moore behauptet allerdings darüber hinaus noch, dass die Bedeutung von „gut“ völlig undefinierbar sei, weil „gut“ ein einfacher Begriff ist wie etwa „gelb“. „Wie man unmöglich jemandem, der es nicht schon kennt, erklären kann, was gelb ist, kann man ihm auch nicht erklären was gut ist“. Realdefinitionen, welche das wahre Wesen des durch ein Wort bezeichneten Gegenstandes oder Begriffs beschreiben und nicht bloß angeben, was das Wort gewöhnlich bedeutet, seien nur möglich, wenn der fragliche Gegenstand oder Begriff komplex ist. Universale Aussagen mit dem Prädikat „gut“ sind immer synthetische Sätze, niemals Definitionen.<br />
<br />
Nach dem Intuitionismus kann der Mensch in ethischen Fragen durch ein besonderes Empfindungsvermögen beurteilen, was gut ist, ebenso wie in der Ästhetik das Schöne. Dies ist kein Vorgang der Wahrnehmung, sondern die Fähigkeit, eine gegebene Situation beurteilen zu können. Moralische Eigenschaften eines Sachverhaltes sind ähnlich wie [[sekundäre Qualität]]en oder [[dispositionale Eigenschaft]]en aufzufassen. Ebenso wie man rot als wahrgenommene Eigenschaft ansieht, so ist Gerechtigkeit oder Ekel als Eigenschaft einer moralischen Tatsache zu beurteilen. Moralische Tatsachen sind für den Nonnaturalisten ebenso wenig durch [[Reduktionismus|reduktionistische Theorien]] zu erfassen wie [[Qualia]]. Moralische Regeln sind in Anlehnung an Wittgenstein ebenso wie Sprachregeln nur durch ihren Gebrauch innerhalb einer [[Lebensform (Philosophie)|Lebensform]] bestimmbar.<ref>Vgl. Tarkian mit Bezug auf McDowell: ''Values and Secondary Qualities, in Mind, Value, and Reality.'' Harvard University Press, Cambridge/Mass. 1998, 131-150</ref><br />
<br />
Klassische deutsche Vertreter des Intuitionismus (auch Nonnaturalismus genannt) sind [[Max Scheler]] und Nicolai Hartmann. In der Gegenwartsphilosophie wird er von [[John McDowell (Philosoph)|John McDowell]], David Wiggins und Mark Platts sowie in Deutschland von [[Franz von Kutschera]] vertreten.<br />
<br />
'''Kritik am Intuitionismus'''<br />
<br />
Wie die Ableitung von moralischen Aufforderungen aus Faktensätze über Werte gemäß den Schlussregeln der [[Deontische Logik|deontischen Logik]] funktionieren soll, ist unklar.<br />
<br />
Die Position tendiert zum [[Relativismus#Werterelativismus|Werterelativismus]], da es verschiedene Lebensformen gibt, in der verschiedene Werte erkannt werden, zum Beispiel Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums in der einen, Harmonie und soziale Kohäsion in der anderen Kultur.<br />
<br />
Eine andere Kritik der Position hält den Vergleich mit Qualia für irreführend, da Qualia ohne die sinnliche Wahrnehmung von Naturobjekten nicht gedacht werden können. Die analogen Grundlagen, die moralische Urteile auslösen, existieren aber womöglich gar nicht, werden aber sicherlich nicht organisch wahrgenommen.<br />
<br />
Naturalistische Kritiker erklären, dass auch ästhetische Urteile nicht auf objektive Schönheitsideale verweisen, sondern naturale Wurzeln in der Evolution haben. Das gelte auch für den Einfluss der Moral auf intersubjektive Kommunikation, so dass auch hier nichts erkannt werde.<br />
<br />
Problematisch für den Intuitionismus ist die Tatsache, dass alle Nicht-Intuitionisten verneinen, dass sie selbst eine '''moralische Intuition''' im Sinne des Intuitionismus haben. Der Intuitionismus muss entweder die allgemeine Verbindlichkeit moralischer Normen aufgeben, oder er muss Nicht-Intuitionisten als metaethisch irrelevante, ggf. wahrnehmungsgestörte Personen betrachten, was diese aber auch nicht überzeugen wird, gemäß der von Intuitionisten angeblich erkannten moralischen Werte zu agieren.<br />
<br />
===== Supernaturalismus =====<br />
[[Epikur]] sagt, dass die [[Gott|Götter]] nichts wollen oder fordern können, da sie anhaltend unendlich glücklich sind.<br />
<br />
Wird die Existenz von Werten mit einer Instanz begründet, die vom Menschen unabhängig ist und außerhalb des Bereichs der Naturerklärung liegt, zum Beispiel mit [[Gott]], spricht man von [[Supernaturalismus]]. Diese Begründung basiert auf religiöser [[Offenbarung]] oder spirituellen Einsichten. Als supernaturalistisch gilt auch eine Interpretation des [[Präferenzutilitarismus]], für die die Nutzenoptimierung ein exogen vorgegebenes Prinzip ist.<br />
<br />
Die Kritik von Christian Wolff, der selbst einen [[Theismus|theistischen]] Standpunkt vertritt, geht davon aus, dass die Gesetze der Moral mehr oder weniger natürlich sind und daher auch ohne Religion, insbesondere durch einen Akt der Offenbarung durch Gott erschlossen werden können. Als Beleg für diese These verweist Wolff auf damals aktuelle Berichte über das chinesische Reich.<ref>Christian Wolff: ''Rede über die praktische Philosophie der Chinesen''. (1724) Übersetzt, eingeleitet und herausgegeben von Michael Albrecht. Meiner, Hamburg 1985 [http://books.google.de/books?id=bCSRsjSfFXsC&pg=PR44 google-Buchseitenvorschau]</ref><ref>Christian Wolff: ''Vernünfftige Gedancken von der Menschen Thun und Lassen, zu Beförderung ihrer Glückseligkeit.'' Frankfurt/Leipzig 1733. (Nachdruck: Georg Olms Verlag, Hildesheim / New York 1976 [Deutsche Ethik] §.19)</ref><ref>Christiani Wolfii: ''Philosophia Practica Universalis, Methodo Scientifica Pertractata, pars posterior, praxin complectens, qua omnis praxeros moralis principia inconcussa ex ipsa animae humanae natura a priori demonstrantur.'' Frankfurt/ #Leipzig 1739. (Nachdruck: Georg Olms Verlag, Hildesheim / New York 1979)</ref><br />
<br />
=== Präskriptivismus ===<br />
Der universelle Präskriptivismus ist eine sprachphilosophische Theorie, die im Zuge der Kognitivismusdebatte entstand. Sie nimmt in dieser Debatte eine Sonderrolle ein, da sie weder mit kognitivistischen Ansätzen, noch mit nonkognitivistischen Ansätzen konform geht. Der wichtigste Vertreter ist [[R. M. Hare]], der den ''Universellen Präskriptivismus'' vertritt, nach dem moralische Urteile zugleich bindend und motivational sind. Andere Philosophen wie [[Sokrates]] und [[Aristoteles]] und vor allem [[Immanuel Kant]] haben ähnliche Auffassungen vertreten. So lässt sich beispielsweise der Obersatz eines aristotelischen [[Praktischer Syllogismus|praktischen Syllogismus]] als eine derartig vorschreibende moralische Norm auffassen.<br />
<br />
Hare zufolge formulieren moralische Urteile Befehle, Forderungen, Erwartungen und Empfehlungen, die ohne [[Logik|logischen]] Widerspruch auch missachtet werden könnten. Moralische Normen sind Hare zufolge Aufforderungen wie z.&nbsp;B.: „Töte niemanden!“ Diese Aufforderungen lassen sich nicht auf Fakten reduzieren, hierin folgt er Hume gegen den Kognitivismus.<br />
<br />
Er weist aber gleichzeitig die Schlussfolgerung nonkognitivistischer Ansätze zurück, dass aus einem nicht auf Tatsachen beruhendem Urteil deren generelle Unbegründbarkeit abgeleitet werden kann. Es sei möglich, Sätze unabhängig von ihrer empirischen Basis zu begründen.<ref>Hare: ''Moral Thinking.'' 1981, S. 216 und S. 20f.</ref> Weil er zeigen möchte, dass beide Fragen nicht logisch miteinander verknüpft sind, muss er eine eigene Methode zur Analyse moralischer Sätze vorlegen.<ref>Hare 1989, S. 34f.</ref><br />
<br />
Die Grundidee des Präskriptivismus ist der Unterschied zwischen Behauptungen und Forderungen bei einer Diskrepanz zwischen Satz und Welt. Bei einer falschen Behauptung ist der Satz falsch, und man muss den Satz ändern, um zu einem wahren Satz zu kommen. Bei einer nicht erfüllten moralischen Norm ist etwas in der Welt falsch. Man muss nun nicht die Forderung der Welt anpassen, sondern die Welt verändern. Folgerungen von Faktensätzen auf normative Sätze sind auch dem Präskriptivismus zufolge ein [[Naturalistischer Fehlschluss]].<br />
<br />
Hare geht davon aus, dass ethische Werturteile sich ohne große Schwierigkeit in Imperative (Befehle, Handlungsanweisungen) umformulieren lassen. Wertsemirelationale oder -konstituierende Sätze mit „gut“ enthalten also ein imperativisches Element, eine Empfehlung oder Handlungsanweisung. Sie unterscheiden sich von einfachen Imperativen vor allem durch ihre angenommene Allgemeinverbindlichkeit: Befehle sind immer an ein Individuum oder an eine individuelle Klasse von Menschen gerichtet; Werturteile erheben einen Anspruch auf allgemeine Geltung, weil in ihnen auf einen Wertmaßstab oder ein Handlungsprinzip Bezug genommen wird, das der Sprecher vertritt und dem er allgemeine Geltung zuschreibt.<br />
<br />
Ein Werturteil spricht also nicht nur eine Billigung aus, sondern ist auch eine Empfehlung, eine Handlungsanweisung, in der auf ein allgemeines Prinzip Bezug genommen wird, so wie es der Sprecher versteht und bejaht. Er verpflichtet sich damit, jede andere Handlung, die dieser Handlung in den wesentlichen Eigenschaften ähnlich ist, ebenfalls als gut zu bezeichnen.<br />
<br />
„Gut“, wie es in moralischen Zusammenhängen gebraucht wird, hat hier also eine beschreibende und eine wertende Bedeutung, wobei die letztere die primäre ist. Der Zweck des Wortes „gut“ und anderer Wertwörter ist in ihrer Verstärkungswirkung bei der zielgerichteten Vermittlung von Wertmaßstäben zu sehen. Wer weiß, nach welchen Maßstäben der Sprecher urteilt, kennt zugleich dessen beschreibende Bedeutung von „gut“.<br />
<br />
Nach Auffassung des Präskriptivismus ist es logisch nicht möglich, dass eine Person denkt 'Man soll in der Situation X die Handlung Y tun' und dennoch in der Situation X nicht meint, dass sie Y tun soll. Entweder stimmt sie dem entsprechenden Satz zu, dann handelt sie auch demgemäß; oder, wenn sie nicht demgemäß handelt, ist sie auch nicht entsprechend überzeugt.<br />
<br />
Hares Position wurde sehr oft verkürzt dargestellt, zum Beispiel zu Beginn seines philosophischen Wirkens als Emotivist,<ref>Brandt, ''Ethical Theory.'' S. 221: „A recent book [''The Language of Morals''] by R. M. Hare has proposed a view, otherwise very similar to the emotive theory, with modifications …“</ref><ref>Wilks: ''Emotion.'' S. 79: „… while Hare was, no doubt, a critic of the [emotive theory], he was, in the eyes of his own critics, a kind of emotivist himself. His theory, as a consequence, has sometimes been depicted as a reaction against emotivism and at other times as an extension of it.“</ref> später als [[Ethik#Dezisionismus|Dezisionist]]. Hare hat allerdings im Laufe der Zeit ein sehr komplexes Werk vorgelegt, indem er viele Argumente gegen den Nonkognitivismus verarbeitet und viele objektivierende Elemente in seine Moralphilosophie integriert hat. Als Restbestand der Kritik gegen den Präskriptivismus verblieb, dass Hare [[Amoralismus|Amoralisten]] keine [[Logik|logische]] Inkohärenz unterstellt.<br />
<br />
== Kritischer Konventionalismus ==<br />
Der Standpunkt des [[Kritischer Rationalismus|Kritischen Rationalismus]] nennt sich Kritischer Konventionalismus oder Kritischer Dualismus (von Fakten und Normen). Insbesondere [[Hans Albert]] hat sich damit auseinandergesetzt. Demnach ist eine [[Letztbegründung]] der Moral nicht möglich (vgl. [[Münchhausen-Trilemma]]). Moralische Maßstäbe müssten letztlich „erfunden und festgesetzt werden, wie dies auch für die Kriterien des wissenschaftlichen Denkens gilt“.<ref>Hans Albert: ''Ethik und Meta-Ethik. Das Dilemma der analytischen Moralphilosophie.'' In: Hans Albert, [[Ernst Topitsch]] (Hrsg.): ''Werturteilsstreit.'' 2. Auflage. Darmstadt 1979, S. 513.</ref> Karl Popper betont jedoch, dass Festsetzungen nicht „weil konventionell, das heißt vom Menschen geschaffen, ‚bloß willkürlich‘“ sind.<ref>Popper: ''Offene Gesellschaft.'' Kapitel 5.</ref> Für den Kritischen Rationalismus stellt sich die Frage nach Realismus versus Antirealismus nur sehr beschränkt und die Frage nach Kognitivismus versus Nonkognitivismus gar nicht. Beide Gegensätze behaupten eine Einheit oder enge Verbindung von Wahrheit und Begründung im Sinne der klassischen Erkenntnistheorie ([[Satz vom zureichenden Grund]]). Der Kritische Rationalismus lehnt diese Auffassung jedoch ab und verbindet stattdessen die Aufrechterhaltung der Idee der absoluten Wahrheit mit einem radikalen [[Erkenntnisskeptizismus]]. Zusätzlich vertritt der Kritische Rationalismus auch auf dem Gebiet der Ethik einen Fallibilismus (der Mensch kann sich auch hinsichtlich von ethischen Normen irren) und einen [[Negativismus (Kritischer Rationalismus)|Negativismus]] (alle gültigen Argumente versuchen ethische Normen zu kritisieren, nicht sie positiv auszuzeichnen – die Bewährung von ethischen Normen ist erkenntnistheoretisch irrelevant). Es besteht also kein wesentlicher Unterschied zwischen der erkenntnistheoretischen Stellung des Kritischen Rationalismus zu wissenschaftlichen Sätzen und seiner Stellung zu moralischen Normen. Beide können und sollen nicht begründet werden. Worauf es ankommt, ist lediglich, dass sie kritisiert werden. Und das ist mit logischen Brückenprinzipien durchaus möglich. So gibt es das streng deduktive Kriterium [[Ultra posse nemo obligatur]], dass das Sollen das Können impliziert, und Können kann durch empirische Theorien kritisiert werden. Da Normen außerdem für den Kritischen Rationalismus Problemlösungsversuche darstellen, sind sie durch die empirische Feststellung kritisierbar, dass ihre Anwendung das Problem nicht löst.<ref>Hans-Joachim Niemann: ''Die Strategie der Vernunft''. Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1993, Teil III: ''Rationalität und Moral.''</ref> Umgekehrt behauptet der Kritische Rationalismus jedoch einen Unterschied zwischen wissenschaftlichen Theorien und ethischen Normen auf faktischer Ebene. Der Verlauf der Geschichte kann, anders als es der [[Historizismus]] behauptet, nicht in Form eines Naturgesetzes vorhergesagt werden. Denn da die zukünftigen Resultate der Wissenschaft die Geschichte beeinflussen, müssten sich mit einem solchen moralischen Naturgesetz auch diese Resultate vorhersehen lassen, was aber logisch paradox ist. Daher kann vom Sein nicht auf das Sollen geschlossen werden. Der Staat soll sich nach Popper daher auf den Erlass und die Durchsetzung von Gesetzen beschränken, die das Leid in der Gesellschaft bekämpfen. Er soll hingegen auf Gesetze verzichten, die höhere moralische Werte durchzusetzen versuchen. Solche höheren moralischen Werte zu wählen, zu leben und für sie zu werben, soll allein Sache der Bürger sein, in die sich der Staat nicht einmischt. Und zudem muss der Staat nach Popper unter demokratischer Kontrolle stehen, damit die Herrschenden zur Rechenschaft gezogen und unblutig abgewählt werden können, wenn sie der Gesellschaft eine falsche Moral aufzuzwingen versuchen, die das Leid vermehrt, statt es zu vermindern.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[The Right and the Good]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
=== Primärliteratur ===<br />
* [[Alfred Jules Ayer]]: ''[[Sprache, Wahrheit und Logik]].'' („Language, truth and logic“). Reclam, Stuttgart 1987, ISBN 3-15-007919-5.<br />
* [[Richard Mervyn Hare]]: ''Prescriptivism.'' In: Edward Craig (Hrsg.): ''Routledge Encyclopedia of Philosophy''. Routledge, London 1998, ISBN 0-415-16917-8 (10 Bde. + 1 CD-ROM).<br />
* Richard Mervyn Hare: ''Die Sprache der Moral.'' 2. Auflage. („The language of morals“). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-518-28012-0.<br />
* Richard Mervyn Hare: ''Moralisches Denken.'' 1. Auflage. („Moral Thinking“). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-518-28012-0.<br />
* Richard Mervyn Hare: ''Freiheit und Vernunft.'' 1. Auflage. („Freedom and Reason“). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-28057-0.<br />
* Russ Shafer-Landau: ''Moral Realism: A Defense.'' Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-925975-5.<br />
* [[George Edward Moore]]: ''Principia Ethica'' (Übers. von Burkhard Wisser). Reclam, Stuttgart 1996, ISBN 3-15-008375-3.<br />
* [[Charles L. Stevenson]]: ''Ethics and Language''. ASM Press, New York 1979, ISBN 0-404-14806-9 (Nachdruck der Ausgabe New Haven, Conn. 1944).<br />
* [[John Leslie Mackie]]: ''Ethics. Inventing Right and Wrong''. Penguin, London 1977, ISBN 0-14-013558-8.<br />
* [[Georg Meggle]], Günther Grewendorf (Hrsg.): ''Sprache und Ethik'' (stw 91). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-518-07691-4.<br />
* [[Bert Heinrichs]], [[Jan-Hendrik Heinrichs]] (Hrsg.): ''Metaethik. Klassische Texte''. Suhrkamp, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-29757-5.<br />
<br />
=== Sekundärliteratur ===<br />
'''Einführende Literatur'''<br />
* [[Arno Anzenbacher]]: ''Einführung in die Ethik.'' 3. Auflage. Patmos, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-69028-5.<br />
* [[Otfried Höffe|O. Höffe]]: ''Metaethik.'' In: Otfried Höffe (Hrsg.): ''Lexikon der Ethik.'' 6. Auflage. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47586-8.<br />
* Alexander Miller: ''Introduction to Contemporary Metaethics.'' Blackwell, 2003, ISBN 0-7456-2345-X <small>Standardwerk</small><br />
* [[Bruno Niederbacher]]: ''Metaethik''. Kohlhammer Stuttgart 2021, ISBN 978-3-17039628-9.<br />
* [[Michael Quante]]: ''Einführung in die Allgemeine Ethik.'' 5. unver. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-534-00658-8.<br />
* [[Friedo Ricken]]: ''Allgemeine Ethik.'' 5. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-17-022583-1.<br />
* Monika Hofmann-Riedinger: ''Metaethik.'' In: [[Annemarie Pieper]] (Hrsg.): ''Geschichte der neueren Ethik.'' Band 2, Tübingen 1992, S. 55–80.<br />
* Markus Rüther: ''Metaethik zur Einführung.'' Junius, Hamburg 2015, ISBN 978-3-88506709-2.<br />
* Thomas Schmidt: ''Metaethik und deskriptive Ethik.'' In: Marcus Düwell (Hrsg.): ''Handbuch Ethik.'' Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01749-4.<br />
* Titus Stahl: ''Einführung in die Metaethik.'' (= Reclams Universal-Bibliothek. Nr. 19137). Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-019137-8.<br />
<br />
'''Vertiefende Literatur'''<br />
<br />
* Steven M. Cahn, Joram G. Haber (Hrsg.): ''Twentieth Century Ethical Theory.'' Prentice Hall 1995, ISBN 0-02-318031-5.<br />
* Stephen Darwall, [[Allan Gibbard]], Peter Railton (Hrsg.): ''Moral Discourse and Practice. Some Philosophical Approaches.'' Oxford University Press, Oxford 1996, ISBN 0-19-509669-X, v.&nbsp;a. Teil III<br />
* Andrew Fisher, Simon Kirchin (Hrsg.): ''Arguing about metaethics.'' Routledge, London 2006, ISBN 0-415-38027-8.<br />
* Jonathan Jacobs: ''Dimensions of Moral Theory: An Introduction to Metaethics and Moral Psychology.'' Wiley-Blackwell, 2002, ISBN 0-631-22963-9.<br />
* Russ Shafer-Landau, Terence Cuneo (Hrsg.): ''Foundations of Ethics. An Anthology.'' Blackwell, London 2006, ISBN 1-4051-2952-2.<br />
* Russ Shafer-Landau (Hrsg.): ''Ethical Theory: An Anthology.'' Blackwell, London 2007, ISBN 978-1-4051-3320-3.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [[Stanford Encyclopedia of Philosophy]]:<br />
** {{Literatur |Autor=Geoff Sayre-McCord |Titel=Metaethics |Datum=2023 |Online=https://plato.stanford.edu/archives/spr2023/entries/metaethics/}}<br />
** {{Literatur |Autor=Geoff Richard Joyce |Titel=Moral Anti-Realism |Datum=2022|Online=https://plato.stanford.edu/archives/win2022/entries/moral-anti-realism/}}<br />
** {{Literatur |Autor=Mark van Roojen|Titel=Moral Cognitivism vs. Non-Cognitivism|Datum=2024 |Online=https://plato.stanford.edu/archives/sum2024/entries/moral-cognitivism/}}<br />
* [[Internet Encyclopedia of Philosophy]]:<br />
** {{Literatur |Autor=Kevin M. DeLapp|Titel=Metaethics|Online=https://iep.utm.edu/metaethi/}}<br />
** {{Literatur |Autor=Peter Tramel|Titel=Moral Epistemology|Online=https://iep.utm.edu/mor-epis/}}<br />
** {{Literatur |Autor=Nathaniel Jezzi|Titel=Constructivism in Metaethics|Online=https://iep.utm.edu/constructivism-in-metaethics/}}<br />
** {{Literatur |Autor=Antonio Marturano|Titel=Non-Cognitivism in Ethics|Online=https://iep.utm.edu/non-cogn/}}<br />
* Nico Scarano: [http://www.uni-tuebingen.de/philosophie/download/Metaethik.pdf Metaethik] – ein systematischer Überblick, aus: Handbuch Ethik, hrsg. v. M. Düwell, C. Hübenthal, M. H. Werner, Stuttgart/Weimar 2002, 25–35<br />
* James Lenman: [http://www.lenmanethicsbibliography.group.shef.ac.uk/Bib.htm Bibliographie]<br />
* Torsten Pietrek: [http://topiks.de/Pietrek_Phaenomenologische_Metaethik.pdf Phänomenologische Metaethik] (PDF; 1,1&nbsp;MB) Systematische Aufbereitung metaethischer Fragestellungen und Bearbeitung mit der phänomenologischen Methode, Diss. Mainz 2001<br />
* A. Kauppinen: [http://www.st-andrews.ac.uk/~amk10/PY3702.htm Seminarunterlagen] (engl.)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4169556-2}}<br />
<br />
[[Kategorie:Metaethik| ]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ethik&diff=256627237Ethik2025-06-02T14:30:14Z<p>Prototyperspective: /* Das höchste Gut */ ce</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br />
<br />
Die '''Ethik''' ist jener Teilbereich der [[Philosophie]], der sich mit den Voraussetzungen und der Bewertung menschlichen Handelns befasst. Ihr Gegenstand ist damit die [[Moral]] insbesondere hinsichtlich ihrer Begründbarkeit und [[Reflexion (Philosophie)|Reflexion]]. [[Cicero]] übersetzte als erster ''êthikê téchnē'' (''die ethische Kunst'') in den seinerzeit neuen Begriff ''philosophia moralis'' (''Philosophie der Sitten'').<ref>Cicero: ''De fato'' 1; ''Moral, moralisch, Moralphilosophie.'' In: ''[[Historisches Wörterbuch der Philosophie]].'' Band 6, S. 149.</ref> In seiner Tradition wird die Ethik auch heute noch als '''Moralphilosophie''' bezeichnet.<ref>[[Viktor Cathrein]]: ''Moralphilosophie. Eine wissenschaftliche Darlegung der sittlichen, einschließlich der rechtlichen Ordnung.'' 2 Bände, 5., neu durchgearbeitete Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 1911, S. 1–6 (''Begriff der Moralphilosophie'').</ref><br />
<br />
Die Ethik und ihre benachbarten Disziplinen (z.&nbsp;B. [[Rechtsphilosophie|Rechts-]], [[Staatsphilosophie|Staats-]] und [[Sozialphilosophie]]) werden auch als „[[Philosophie#Praktische Philosophie|praktische Philosophie]]“ zusammengefasst, da sie sich mit dem menschlichen [[Handeln]] befasst. Im Gegensatz dazu steht die „[[theoretische Philosophie]]“, zu der als klassische Disziplinen die [[Logik]], die [[Erkenntnistheorie]] und die [[Metaphysik]] gezählt werden.<br />
<br />
Ihr entsprechen in der Religionswissenschaft die religionsgeschichtliche Erforschung der Sittlichkeit (Moral) sowie vor allem die [[Moraltheologie|kath. Moraltheologie]] und die ev. [[theologische Ethik]],<ref> Brockhaus Enzyklopädie, 19 Aufl., (1988), Bd. 6, S. 600.</ref> die wiederum Teilgebiete der christlichen [[Systematische Theologie|systematischen Theologie]] sind.<br />
<br />
== Wortherkunft ==<br />
Das deutsche Wort Ethik stammt von {{elS|ἠθική (ἐπιστήμη)}} ''{{lang|grc-Latn|ēthikē (epistēmē)}}'' „das sittliche (Verständnis)“, von {{lang|grc|ἦθος}} ''[[Ethos|ēthos]]'' „Charakter, Sinnesart“ (dagegen ἔθος: Gewohnheit, Sitte, Brauch).<ref>Vgl. [[A Greek-English Lexicon]] 9. A. (1996), S. 480.766.</ref><br />
<br />
== Ursprung ==<br />
{{Hauptartikel|Geschichte der Ethik}}<br />
[[Datei:Aristoteles Louvre.jpg|mini|150px|[[Aristoteles]] begründete die Ethik als eigenständige philosophische Disziplin.]]<br />
<br />
Bereits die [[Sophisten]] (im 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr.) vertraten die Auffassung, es sei für ein Vernunftwesen wie den Menschen unangemessen, wenn dessen Handeln ausschließlich von Konventionen und Traditionen geleitet wird. Im Zuge der [[Sokratische Wende|sokratischen Wende]] rückte [[Sokrates]] (5. Jahrhundert v. Chr.) die Ethik ins Zentrum des philosophischen Denkens. ''Ethik'' als Bezeichnung für eine philosophische Disziplin geht auf [[Aristoteles]] (4. Jahrhundert v. Chr.) zurück, der damit die wissenschaftliche Beschäftigung mit Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen (''ethos'') meinte. Er war der Überzeugung, menschliche Praxis sei grundsätzlich einer vernünftigen und theoretisch fundierten Reflexion zugänglich. Ethik war somit für Aristoteles eine philosophische Disziplin, die den gesamten Bereich menschlichen Handelns zum Gegenstand hat und diesen Gegenstand mit philosophischen Mitteln einer normativen Beurteilung unterzieht und zur praktischen Umsetzung der auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse anleitet.<br />
<br />
== Ziele und Fragestellungen ==<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Die (allgemeine) Ethik wird heute als die philosophische Disziplin verstanden, die Kriterien für gutes und schlechtes Handeln und für die Bewertung seiner Motive und Folgen aufstellt. Sie ist von ihrer Zielsetzung her eine praktische Wissenschaft. Es geht ihr nicht um ein Wissen um seiner selbst willen ''(theoria)'', sondern um eine verantwortbare Praxis. Sie soll dem Menschen Hilfen für seine sittlichen Entscheidungen liefern. Dabei kann die Ethik allerdings nur allgemeine Prinzipien und Normen guten Handelns oder ethischen Urteilens überhaupt oder Wertvorzugsurteile für bestimmte Typen von Problemsituationen begründen. Die situationsspezifische Anwendung dieser Prinzipien auf neue Situationen und Lebenslagen ist nicht durch sie leistbar, sondern Aufgabe der praktischen Urteilskraft und des geschulten [[Gewissen]]s.<br />
<br />
Die drei Fragen nach<br />
* dem „höchsten Gut“,<br />
* dem richtigen Handeln in bestimmten [[Situation]]en und<br />
* der Freiheit des Willens<br />
stehen im Zentrum.<br />
<br />
Als philosophische Disziplin bearbeitet die Ethik moralische Fragen auf der Grundlage lebensweltlicher Einstellungen, Wertüberzeugungen und rationaler [[Argument]]e. Auch in den jüdischen, christlichen und islamischen Theologien werden ethische Fragen behandelt. In der [[Theologische Ethik|Theologischen Ethik]] werden unterschiedliche Voraussetzungen und Vorgehensweisen zugrunde gelegt: Während sogenannte [[Glaubensethik]]en religiöse Überzeugungen, einschließlich [[Offenbarung|offenbarungstheologisch]] vermittelter Traditionen, als Argumentationsgrundlage voraussetzen, werden v.&nbsp;a. seit den 1970er Jahren auch Ansätze vertreten, wonach die Begründung ethischer Normen nur voraussetzt, was unabhängig von spezifischen religiösen oder weltanschaulichen Verortungen rational einsichtig zu machen ist. Beispiele dafür sind die Vorschläge sogenannter „Autonomer Moral“ von [[Alfons Auer]] oder [[Franz Böckle]].<br />
<br />
=== Abgrenzung ===<br />
==== Rechtswissenschaft ====<br />
Auch die Rechtswissenschaft fragt danach, wie gehandelt werden soll. Im Unterschied zur Ethik (welche seit [[Christian Thomasius]] und Kant von der Rechtslehre unterschieden wird<ref>Viktor Cathrein: ''Moralphilosophie. Eine wissenschaftliche Darlegung der sittlichen, einschließlich der rechtlichen Ordnung.'' 2 Bände, 5., neu durchgearbeitete Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 1911, S. 17–27 (''Geschichte der Moralphilosophie''), hier: S. 24 f., und S. 27 (''Einteilung der Moralphilosophie'').</ref>) bezieht sie sich jedoch im Allgemeinen auf eine bestimmte, faktisch geltende Rechtsordnung (positives Recht), deren Normen sie auslegt und anwendet. Wo die Rechtswissenschaft als [[Rechtsphilosophie]], Rechtspolitik oder Gesetzgebungslehre auch die Begründung von Rechtsnormen behandelt, nähert sie sich der Ethik an. Auch das [[Vernunftrecht]] zeigt Parallelen zur Ethik.<br />
<br />
==== Empirie ====<br />
Mit gesellschaftlichen Normen des Handelns befassen sich auch empirische Wissenschaften wie Soziologie, Ethnologie und Psychologie. Im Unterschied zur normativen Ethik im philosophischen Sinne geht es dort jedoch um die Beschreibung und Erklärung faktisch bestehender ethischer Überzeugungen, Einstellungen und Sanktionsmuster und nicht um deren [[Rechtfertigung (Philosophie)|Rechtfertigung]] oder [[Kritik]]. Beziehungen bestehen also zur deskriptiven Ethik.<br />
<br />
==== Theorie der rationalen Entscheidung ====<br />
Auch die [[Theorie der rationalen Entscheidung]] beantwortet die Frage: Wie soll ich handeln? Jedoch unterscheidet sie sich von ethischen Fragestellungen dadurch, dass Theorien rationalen Handelns nicht in jedem Falle auch Theorien des moralisch Guten sind. Von ethischen Theorien mit einem allgemeinverbindlichen Anspruch unterscheiden sich Theorien rationaler Entscheidung dadurch, dass nur die Ziele und Interessen eines bestimmten Individuums oder eines kollektiven Subjekts (z.&nbsp;B. eines wirtschaftlichen Unternehmens oder eines Staates) berücksichtigt werden.<br />
<br />
== Disziplinen ==<br />
{| class="wikitable float-right" style="width:50%; font-size:95%;"<br />
|+Disziplinen der Ethik nach Art der Behandlung ethischer Aussagen<br />
!Disziplin !! Gegenstandsbereich !! Methode<br />
|-<br />
|-<br />
| [[Metaethik]] || Sprache und Logik moralischer Diskurse, Methoden moralischer Argumentationen, Leistungskraft ethischer Theorien || analytisch<br />
|-<br />
| Normative Ethik || Prinzipien und Kriterien der Moral, Maßstab moralisch richtigen Handelns, Prinzipien eines für alle guten Lebens || abstrakt wertend<br />
|-<br />
| [[Angewandte Ethik]] || gültige Normen, Werte, Handlungsempfehlungen des jeweiligen Bereichs || konkret wertend<br />
|-<br />
| Deskriptive Ethik || tatsächlich befolgte Handlungspräferenzen, empirisch vorfindliche Normen- und Wertesysteme || beschreibend<br />
|}<br />
<br />
=== Metaethik ===<br />
{{Hauptartikel|Metaethik}}<br />
<br />
Metaethik stellt die Grundlage der anderen Disziplinen dar und beschäftigt sich mit ihren allgemeingültigen Kriterien und Methoden. Sie analysiert die allgemeinen logischen, semantischen und pragmatischen Strukturen moralischen und ethischen Sprechens und sich v. a. mit der Bedeutung ethischer und verwandter Begriffe, der Verwendung ethischer Begriffe in moralischen Sätzen und der Frage nach der Begründbarkeit von Werturteilen beschäftigt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird sie als eigenständige Disziplin betrachtet.<br />
<br />
=== Normative Ethik ===<br />
Normative Ethik erarbeitet und untersucht allgemeingültige [[Soziale Norm|Normen]] und [[Werturteil|Werte]] sowie deren Begründung. Sie ist der Kern der allgemeinen Ethik. Als Reflexionstheorie der [[Moral]] wertet und urteilt sie über das Gute und Richtige.<br />
<br />
=== Angewandte Ethik ===<br />
{{Hauptartikel|Angewandte Ethik}}<br />
<br />
Angewandte Ethik baut auf der normativen Ethik auf. Sie äußert sich als Individual- und Sozialethik sowie in den Bereichsethiken zu spezifischen Lebensbereichen, beispielsweise [[Medizinethik]] oder [[Wirtschaftsethik]]. [[Ethikkommission]]en, [[Ethikrat|-räte]] und -institute erarbeiten Normen oder Handlungsempfehlungen für bestimmte Bereiche.<br />
<br />
=== Deskriptive Ethik ===<br />
Häufig nicht zum klassischen Kanon der Ethik gerechnet wird die ''deskriptive Ethik'', die sich versteht als [[Empirie|empirische]] Untersuchung, Beschreibung und ursächlichen Erklärung von Normensystem innerhalb einer Gesellschaft, und dabei keine moralischen Urteile fällt.<br />
<br />
== Begründungen normativer Sätze ==<br />
=== Gründe für und gegen Moral ===<br />
Die Frage, ob man überhaupt moralisch sein soll, wird in [[Platon]]s ''[[Politeia]]'' im ersten Kapitel aufgeworfen. In der Moderne wurde der Diskurs um die Frage von [[Francis Herbert Bradley|Bradley]]<ref>F. H. Bradley: ''Why should I be moral?'' In: ''Ethical Studies.'' The Clarendon Press, Oxford 1876.</ref> und [[James Cowles Prichard|Prichard]] eingeleitet.<br />
<br />
Metaethische [[Kognitivismus|Kognitivisten]] behaupten, erkennen zu können, wie man moralisch handeln solle. Somit stellt sich ihnen die Frage, ob man das überhaupt tun soll nicht mehr, da sie auch gleich mit erkennen, dass man dies tun soll.<br />
<br />
Metaethische Nonkognitivisten hingegen müssen die Frage, ob man moralisch handeln soll, klären.<br />
Die Diskussion wird in der Philosophie zumeist anhand der Frage „Warum soll man moralisch sein?“ geführt. Das Sollen innerhalb der Frage ist dabei kein moralisches Sollen, sondern verweist auf eine Akzeptanz besserer Gründe, z.&nbsp;B. anhand der [[Theorie der rationalen Entscheidung]]. Die Antwort auf die Frage hängt also ab vom jeweiligen Verständnis von [[Vernunft]].<br />
<br />
Die Frage, ob man moralisch sein soll oder nicht, wird beantwortet mit:<br />
* „Ja“ von allen, die Gründe für Moral anführen,<ref>Kurt Bayertz: ''Warum überhaupt moralisch sein?'' C. H. Beck Verlag, München 2004, ISBN 3-406-52196-7.</ref><br />
* „Nein“ von den [[Amoralismus|Amoralisten]],<br />
* „Das muss jeder für sich selbst entscheiden“ von [[Dezisionismus|Dezisionisten]].<br />
<br />
Die Situation des Menschen, der sich zwischen diesen Antworten entscheiden muss, hat ihre klassische Gestaltung in der so genannten [[Prodikos]]-Fabel von [[Herakles am Scheideweg]] gefunden, die auch von vielen christlichen Autoren rezipiert wurde.<br />
<br />
=== Absolute Begründung der Moral ===<br />
Eine bekannte absolute Moralbegründung ist die der [[Letztbegründung]] von [[Karl-Otto Apel]]. Angenommen jemand lehnt es ab, über Zwecke zu reden, dann sei diese Ablehnung bereits ein Reden über Zwecke. Insofern ist dies ein so genannter [[Retorsion|performativer Selbstwiderspruch]].<br />
<br />
Moralbegründung aus Sicht der [[Systemtheorie (Luhmann)|Systemtheorie]] verzichtet darauf, zu begründen, warum Individuen moralisch handeln sollen. Stattdessen wird dargelegt, warum Moral als Regulierungsfunktion des Kommunikationssystems unentbehrlich ist (s.&nbsp;a. [[AGIL-Schema]]).<br />
<br />
=== Relative Begründungen der Moral ===<br />
Viele Philosophen behaupten, dass man zwar nicht beweisen kann, dass Amoralismus logisch widersprüchlich ist, dass aber im wirklichen Leben Amoralisten viele Nachteile haben, so dass moralisches Verhalten größere Rentabilität im Sinne der [[Theorie der rationalen Entscheidung]] besitzt. Ethik wird mit dieser Form von Moralbegründung zu einer Spezialform von Zweckrationalität. Einer der wichtigsten Vertreter dieser Argumentationslinie ist [[David Gauthier]].<br />
<br />
Viele Philosophen dieser Richtung berufen sich auf den Grundsatz [[quid pro quo]] oder auf ''[[Tit for Tat]]''-Strategien.<br />
<br />
Andere meinen, Amoralisten seien auf Einsamkeit festgelegt, da man ihnen nicht vertrauen könne und auch sie niemandem vertrauen könnten. Daher könnten sie eines der wichtigsten Lebensgüter, soziale Gemeinschaft und Anerkennung, nie erreichen.<br />
<br />
Nach [[R. M. Hare]] können Amoralisten keine moralischen Begriffe gebrauchen und daher nicht von ihren Mitmenschen fordern, sie fair zu behandeln. Die Möglichkeit entsprechender Lügen sah Hare nicht. Hare behauptete zudem, der Aufwand, den Amoralisten treiben müssten, um ihre Überzeugung zu verschleiern, wäre so groß, dass sie sozial immer im Nachteil seien.<br />
{{Belege fehlen|WP wäre keine zulässige Quelle}}<br />
Amoralisten kritisieren verschiedene Moralbegründungen, indem sie darauf verweisen, dass es in vielen Teilen der Welt relativ stabile Verhältnisse gibt, die üblichen moralischen Vorstellungen widersprechen, z.&nbsp;B. völkerrechtswidrige Kriege um Ressourcen, [[Sklaverei#Gegenwart|Sklaverei]] oder erfolgreiche [[Organisierte Kriminalität|Mafia-Organisationen]]. Siehe [[ethischer Relativismus]].<br />
<br />
=== Dezisionismus ===<br />
{{Hauptartikel|Dezisionismus}}<br />
<br />
Dezision (von latein. decidere: entscheiden, fallen, abschneiden) bedeutet so viel wie Entscheidung.<br />
Der Begriff des Dezisionismus wird oft in pejorativer Bedeutung gebraucht von Metaethischen Kognitivisten gegenüber Philosophen, die nur relative Begründungen der Moral anerkennen, z.&nbsp;B. [[Richard Mervyn Hare|Hare]] oder [[Karl Popper|Popper]] und [[Hans Albert]].<br />
<br />
Dezisionisten sehen keine Alternative zu Prinzipienentscheidungen, die aus logischen oder pragmatischen Gründen ihrerseits nicht mehr weiter begründet werden können. So behauptete z.&nbsp;B. [[Henry Sidgwick]], der Mensch müsse sich zwischen [[Utilitarismus]] und [[Ethischer Egoismus|Egoismus]] entscheiden.<br />
<br />
Dem Dezisionismus wird von seinen Kritikern ähnlich wie dem metaethischen Nonkognitivismus entgegengehalten, dass auch Entscheidungen wiederum einer Bewertung unterzogen werden könnten: Man entscheide sich nicht für bestimmte ethische Prinzipien, sondern diese würden umgekehrt die Grundlage von Entscheidungen darstellen.<br />
<br />
Außerdem argumentieren Vertreter des [[Naturrecht]]s dafür, dass sich die Objektivität der Ethik (also das Sollen) auf die Natur bzw. das Wesen des Seienden und letztlich auf das Sein selbst (z.&nbsp;B. [[Gott]]) zurückführen ließen.<br />
<br />
== Ethische Grundbegriffe ==<br />
[[Datei:Ethische Grundbegriffe.svg|mini|Ethische Grundbegriffe in ihrem Zusammenhang]]<br />
<br />
=== Moralische Handlungen ===<br />
Im Mittelpunkt [[Deontologische Ethik|deontologischer Ethiken]] steht der Begriff der [[Handeln|Handlung]]. Sie wird in erster Annäherung definiert als „eine von einer Person verursachte Veränderung des Zustands der Welt“.<ref>Friedo Ricken: ''Allgemeine Ethik.'' S. 96.</ref> Die Veränderung kann eine äußere, in Raum und Zeit beobachtbare oder eine innere, mentale Veränderung sein. Auch die Art und Weise, wie man von außen einwirkenden Ereignissen begegnet, kann im weiteren Sinne als Handlung bezeichnet werden.<br />
<br />
==== Absicht und Freiwilligkeit ====<br />
Handlungen unterscheiden sich von [[Ereignis]]sen dadurch, dass wir als ihre Ursache nicht auf ein weiteres Ereignis verweisen, sondern auf die [[Absicht]] des Handelnden. Die Absicht ([[lateinisch]] ''{{lang|la|intentio}}''; nicht zu verwechseln mit dem juristischen Absichtsbegriff, dem ''{{lang|la|dolus directus}}'' 1. Grades) ist ein von der Handlung selbst zu unterscheidender Akt. Geplanten Handlungen liegt eine zeitlich vorausgehende Absicht zugrunde. Wir führen die Handlung so aus, wie wir sie uns vorher schon vorgenommen hatten. Der Begriff der Absicht ist von dem der [[Selbstverwirklichung|Freiwilligkeit]] zu unterscheiden. Die Freiwilligkeit ist eine Eigenschaft, die zur Handlung selbst gehört. Der Begriff der Freiwilligkeit ist weiter als der der Absicht; er umfasst auch die spontanen Handlungen, bei denen nicht mehr von einer Absicht im engeren Sinne gesprochen werden kann.<br />
<br />
{{Siehe auch|Freier Wille}}<br />
<br />
==== Wissen und Willen ====<br />
Eine Handlung ist dann ''freiwillig'', wenn sie mit Wissen und Willen durchgeführt wird.<br />
<br />
Die Unwissenheit kann dabei allerdings nur dann die Freiwilligkeit einer Handlung aufheben, wenn die handelnde Person sich nach besten Kräften vorher informiert hat, und sie mit dem ihr fehlenden ''Wissen'' anders gehandelt hätte. War dem Handelnden eine Kenntnis der Norm oder der Folgen zuzumuten, ist er für ihre Übertretung verantwortlich (''ignorantia crassa'' oder ''supina''). Noch weniger entschuldigt jene Unkenntnis, die absichtlich zum Vermeiden eines Konflikts mit der Norm herbeigeführt wurde ''(ignorantia affectata),'' wenn also z.&nbsp;B. bewusst vermieden wird, sich über ein Gesetz zu informieren, um sagen zu können, man hätte von einem bestimmten [[Verbot]] nicht gewusst. Das Sprichwort sagt zu Recht: „[[Unwissenheit schützt vor Strafe nicht]]“. Auch im deutschen Strafrecht wird diesem Sachverhalt Rechnung getragen. So heißt es z.&nbsp;B. in § 17 [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]]:<ref>{{§|17|StGB|dejure}} StGB</ref><br />
{{Zitat<br />
|Text=Fehlt dem Täter bei Begehung der Tat die Einsicht, Unrecht zu tun, so handelt er ohne Schuld, wenn er diesen Irrtum nicht vermeiden konnte. Konnte der Täter den Irrtum vermeiden, so kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 gemildert werden.}}<br />
<br />
[[Datei:Immanuel Kant (portrait).jpg|mini|Kant versuchte eine rein formale Begründung der Ethik]]<br />
Für die sittliche Bewertung einer Handlung ist außerdem das effektive ''Wollen'' wesentlich, die Absicht ihrer Verwirklichung. Das setzt voraus, dass zumindest der Handelnde der Auffassung war, dass ihm eine Verwirklichung seiner Absicht möglich sei, d.&nbsp;h., dass das Ergebnis von seinem Handeln kausal herbeigeführt werden könne. Unterliegt der Handelnde einem äußeren Zwang, hebt dieser die Freiwilligkeit der Handlung im Allgemeinen auf.<br />
<br />
==== Handlungsprinzipien ====<br />
Absichten finden ihren Ausdruck in praktischen Grundsätzen. Diese können zunächst einmal in inhaltliche und formale Grundsätze unterschieden werden. Inhaltliche Grundsätze legen konkrete inhaltliche Güter (Leben, Gesundheit, Besitz, Vergnügen, Umwelt etc.) als Bewertungskriterium für das Handeln zugrunde. Sie sind teilweise subjektiv und haben unter Umständen einen dezisionistischen Charakter. In diesen Fällen können sie ihre eigene Vorrangstellung nicht gegenüber anderen, konkurrierenden inhaltlichen Grundsätzen begründen.<br />
<br />
Formale Grundsätze verzichten auf einen Bezug zu konkreten inhaltlichen Gütern. Das bekannteste Beispiel ist der [[Kategorischer Imperativ|Kategorische Imperativ]] [[Immanuel Kant|Kants]].<br />
<br />
Es lassen sich grundsätzlich drei Ebenen der praktischen Sätze voneinander unterscheiden:<ref>Vgl. Ricken: ''Allgemeine Ethik.'' S. 136f.</ref><br />
# ein oberstes Prinzip praktischer Überlegungen (wie z.&nbsp;B. der [[Kategorischer Imperativ|Kategorische Imperativ]])<br />
# praktische Grundsätze, die sich aus dem obersten Prinzip ableiten (wie z.&nbsp;B. die [[zehn Gebote]])<br />
# Sätze, die Entscheidungen formulieren, indem sie Maximen auf konkrete Lebenssituationen anwenden<br />
<br />
Die Ethik ist häufig nur in der Lage, Aussagen zu den ersten beiden Ebenen zu machen. Die Übertragung von praktischen Grundsätzen auf eine konkrete Situation, erfordert das [[Vermögen (Fähigkeit)|Vermögen]] der praktischen Urteilskraft. Nur mit seiner Hilfe können eventuell auftretende Zielkonflikte gelöst und die voraussichtlichen Folgen von Entscheidungen abgeschätzt werden.<br />
<br />
==== Handlungsfolgen ====<br />
[[Datei:Handlung.svg|mini|Komponenten einer Handlung]]<br />
<br />
Wesentlich für die ethische Bewertung von Handlungen sind die mit ihnen verbundenen Folgen. Diese werden unterschieden in motivierende und in Kauf genommene Folgen. Motivierende Folgen sind solche, um derentwillen eine Handlung ausgeführt wird. Sie werden vom Handelnden unmittelbar angezielt („Voluntarium in se“).<br />
<br />
In Kauf genommene Folgen („Voluntarium in causa“) werden zwar nicht unmittelbar angezielt, aber als Nebenwirkung der motivierenden Folgen vorausgesehen und bewusst zugelassen ([[Prinzip der Doppelwirkung]]). So unterliegt beispielsweise bewusste Fahrlässigkeit als bedingter Vorsatz (dolus eventualis) der ethischen und rechtlichen Verantwortung: Volltrunkenheit entschuldigt nicht bei einem Verkehrsunfall.<br />
<br />
==== Tun und Unterlassen ====<br />
Bereits [[Thomas von Aquin]]<ref>[[Thomas von Aquin]]: ''[[Summa theologica]].''</ref> unterscheidet eine zweifache Kausalität des Willens: die „direkte“ Einwirkung des Willens, in der durch den Willensakt ein bestimmtes Ereignis hervorgerufen wird, und die „indirekte“, in der ein Ereignis dadurch eintritt, dass der Wille untätig bleibt. Tun und Unterlassen unterscheiden sich hierbei nicht hinsichtlich ihrer Freiwilligkeit. Beim Unterlassen verzichtet jemand auf das Eingreifen in einen Prozess, obwohl er die Möglichkeit dazu hätte. Auch das Unterlassen kann daher als Handlung aufgefasst werden und strafbar sein.<br />
<br />
Die strikte Unterscheidung zwischen diesen beiden Handlungsformen, die z.&nbsp;B. in der medizinischen Ethik eine große Rolle spielt (vgl. aktive und passive [[Sterbehilfe]] etc.), erscheint daher vom ethischen Standpunkt aus gesehen als teilweise fragwürdig.<br />
<br />
=== Das Ziel menschlichen Handelns ===<br />
{{Hauptartikel|Teleologie}}<br />
<br />
Im Mittelpunkt teleologischer Ethiken steht die Frage, was ich mit meiner Handlung letztlich bezwecke, welches Ziel ich mit ihr verfolge. Der Begriff „Ziel“ (finis, telos;) ist hier insbesondere als „letztes Ziel“ oder „Endziel“ zu verstehen, von dem all mein Handeln bestimmt wird.<br />
<br />
==== Glück als letztes Ziel ====<br />
[[Datei:Angelo Bronzino - Allegorie Des Glücks.jpg|mini|Das Glück als letztes Ziel des menschlichen Lebens – [[Allegorie]] von [[Angelo Bronzino]]]]<br />
<br />
In der Tradition wird als letztes Ziel des Menschen häufig das [[Glück]] oder die Glückseligkeit (beatitudo) genannt. Der Ausdruck „Glück“ wird dabei in einem mehrdeutigen Sinne gebraucht:<br />
* zur Bezeichnung eines gelungenen und guten Lebens, dem nichts Wesentliches fehlt („Lebensglück“, ''eudaimonia'')<br />
* zur Bezeichnung günstiger Lebensumstände („Zufallsglück“, ''eutychia'')<br />
* zur Bezeichnung des subjektiven Wohlbefindens (Glück als Lust, ''hedone'')<br />
<br />
Philosophiegeschichtlich konkurrieren die Bestimmungen von Glück als „Lebensglück“ und als subjektives Wohlbefinden miteinander. Für die [[Eudaimonie|Eudämonisten]] (Platon, Aristoteles) ist Glück die Folge der Verwirklichung einer Norm, die als Telos im Wesen des Menschen angelegt ist. Glücklich ist dieser Konzeption zufolge vor allem, wer auf vernünftige Weise tätig ist.<br />
<br />
Für die [[Hedonismus|Hedonisten]] (Sophisten, klassische Utilitaristen) gibt es kein zu verwirklichendes Telos des Menschen mehr; es steht keine objektive Norm zur Verfügung, um zu entscheiden, ob jemand glücklich ist. Dies führt zu einer Subjektivierung des Glücksbegriffs. Es obliege allein dem jeweiligen Individuum, zu bewerten, ob es glücklich ist. Glück wird zum Teil auch mit dem Erreichen von Gütern wie Macht, Reichtum, Ruhm etc. gleichgesetzt.<br />
<br />
==== Sinn und Ziel ====<br />
Das Wort „Sinn“ bezeichnet grundsätzlich die Qualität von etwas, das dieses verstehbar macht. Wir verstehen etwas dadurch, indem wir erkennen, worauf es „hingeordnet“ ist, wozu es dient. Die Frage nach dem Sinn steht also in einem engen Zusammenhang mit der Frage nach dem Ziel oder Zweck von etwas. Auch der Sinn einer Handlung oder gar des ganzen Lebens kann nur beantwortet werden, wenn die Frage nach seinem Ziel geklärt ist. Eine menschliche Handlung bzw. ein gesamtes Leben ist dann sinnvoll, wenn es auf dieses Ziel hin ausgerichtet ist.<br />
<br />
=== Das Gute ===<br />
{{Hauptartikel|Das Gute}}<br />
<br />
==== Der Begriff „gut“ ====<br />
„Gut“ gehört wie der Begriff „seiend“ zu den ersten und daher nicht mehr definierbaren Begriffen. Es wird zwischen einem [[adjektiv]]ischen und einem [[substantiv]]ischen Gebrauch unterschieden.<br />
<br />
Als Adjektiv bezeichnet das Wort „gut“ generell die Hinordnung eines „Gegenstandes“ auf eine bestimmte Funktion oder einen bestimmten Zweck. So spricht man z.&nbsp;B. von einem „guten Messer“, wenn es seine im Prädikator „Messer“ ausgedrückte Funktion erfüllen – also z.&nbsp;B. gut schneiden kann. Analog spricht man von einem „guten Arzt“, wenn er in der Lage ist, seine Patienten zu heilen und Krankheiten zu bekämpfen. Ein „guter Mensch“ ist demnach jemand, der in seinem Leben auf das hin ausgerichtet ist, was das Menschsein ausmacht, also dem menschlichen Wesen bzw. seiner Natur entspricht.<br />
<br />
Als Substantiv bezeichnet das Wort „das Gut“ etwas, auf das hin wir unser Handeln ausrichten. Wir gebrauchen es normalerweise in dieser Weise, um „eine unter bestimmten Bedingungen vollzogene Wahl als richtig oder gerechtfertigt zu beurteilen“.<ref>Ricken: ''Allgemeine Ethik.'' S. 84.</ref> So kann beispielsweise eine Aussage wie „Die Gesundheit ist ein Gut“ als Rechtfertigung für die Wahl einer bestimmten Lebens- und Ernährungsweise dienen. In der philosophischen Tradition war man der Auffassung, dass prinzipiell jedes Seiende – unter einer gewissen Rücksicht – Ziel des Strebens sein könne („omne ens est bonum“). Daher wurde die „Gutheit“ des Seienden zu den [[Transzendentalien]] gerechnet.<br />
<br />
Gemäß der Analyse von Richard Mervyn Hare werden wertende Wörter wie „gut“ oder „schlecht“ dazu verwendet, in Entscheidungssituationen Handeln anzuleiten bzw. Empfehlungen zu geben. Die Wörter „gut“ oder „schlecht“ haben demnach keine beschreibende (deskriptive), sondern eine vorschreibende (präskriptive) Funktion.<br />
<br />
Dies kann an einer außermoralischen Verwendung des Wortes „gut“ verdeutlicht werden. Wenn ein Verkäufer zum Kunden sagt: „Dies ist ein guter Wein“, dann empfiehlt er den Kauf dieses Weines, er beschreibt damit jedoch keine wahrnehmbare Eigenschaft des Weines. Insofern es jedoch sozial verbreitete Bewertungsstandards für Weine gibt (er darf nicht nach Essig schmecken, man darf davon keine Kopfschmerzen bekommen etc.), so bedeutet die Bewertung des Weines als „gut“, dass der Wein diese Standards erfüllt und dass er somit auch bestimmte empirische Eigenschaften besitzt.<br />
<br />
Die Bewertungskriterien, die an eine Sache angelegt werden, können ''je nach dem Verwendungszweck variieren''. Ein herber Wein mag als Tafelwein gut, für sich selbst getrunken dagegen eher schlecht sein. Der Verwendungszweck einer Sache ist keine feststehende Eigenschaft der Sache selbst, sondern beruht auf menschlicher Setzung. Eine Sache ist „gut“ – immer bezogen auf bestimmte Kriterien. Wenn der Verkäufer sagt: „Dies ist ein sehr guter Tafelwein“ dann ist er so, wie er gemäß den üblichen Kriterien für Tafelwein sein soll.<br />
<br />
Wenn das Wort „gut“ in moralischen Zusammenhängen gebraucht wird („Dies war eine gute Tat“), so empfiehlt man die Tat und drückt aus, dass sie so war, wie sie sein soll. Man beschreibt damit jedoch nicht die Tat. Wird auf allgemein anerkannte moralische Kriterien Bezug genommen, drückt man damit zugleich aus, dass die Tat bestimmte empirische Eigenschaften besitzt, z.&nbsp;B. eine Zurückstellung des Eigeninteresses zugunsten überwiegender Interessen von Mitmenschen.<br />
<br />
==== Das höchste Gut ====<br />
{{Hauptartikel|Höchstes Gut}}<br />
<br />
Als das höchste Gut (''summum bonum'') wird das bezeichnet, was nicht nur unter einer bestimmten Rücksicht (für den Menschen) gut ist, sondern schlechthin, da es dem Menschen als Menschen ohne Einschränkung entspricht. Es ist identisch mit dem „unbedingt Gesollten“. Seine inhaltliche Bestimmung hängt ab von der jeweiligen Sicht der Natur des Menschen. In der Tradition wurden dabei die unterschiedlichsten Lösungsvorschläge präsentiert:<br />
* das Glück (Eudämonismus)<br />
* die Lust ([[Hedonismus]])<br />
* Wohlbefinden – etwa Glücklichsein und Leidvermeidung ([[Utilitarismus]])<ref>{{Literatur |Autor=Paul Dolan |Titel=Utilitarianism and the Measurement and Aggregation of Quality – Adjusted Life Years |Sammelwerk=Health Care Analysis |Band=9 |Nummer=1 |Verlag= |Datum=2001 |Seiten=65–76 |ISSN=1573-3394 |DOI=10.1023/A:1011387524579}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Felix N. Chukwuneke, Anthony C. Ezenwugo |Titel=Deontology vs. Utilitarianism: Understanding the Basis for the Moral Theories in Medicine |Sammelwerk=International Journal of Medicine and Health Development |Band=27 |Nummer=1 |Verlag= |Datum=2022 |Seiten=19 |ISSN=2635-3695 |Online=[https://journals.lww.com/ijmh/fulltext/2022/27010/deontology_vs__utilitarianism__understanding_the.3.aspx lww.com] |DOI=10.4103/ijmh.IJMH_57_20}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Guy Kahane, Jim A. C. Everett, Brian D. Earp, Lucius Caviola, Nadira S. Faber, Molly J. Crockett, Julian Savulescu |Titel=Beyond sacrificial harm: A two-dimensional model of utilitarian psychology |Sammelwerk=Psychological Review |Band=125 |Nummer=2 |Verlag= |Datum=2018 |Seiten=131–164 |ISSN=1939-1471 |Online=[https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29265854 nih.gov] |DOI=10.1037/rev0000093 |PMID=29265854}}</ref><br />
* Macht ([[Niccolò Machiavelli|Machiavelli]])<br />
* Einheit mit Gott bzw. Gott selbst ([[christliche Philosophie]])<br />
* [[Erleuchtung (Buddhismus)|Erwachen]] (bodhi) zu Weisheit und Mitgefühl ([[Buddhismus]])<br />
* Bedürfnisbefriedigung ([[Hobbes]])<br />
* Einheit von Tugend und Glück ([[Kant]])<br />
* Freiheit ([[Jean-Paul Sartre|Sartre]])<br />
<br />
=== Werte ===<br />
Der Begriff „Wert“ stammte ursprünglich aus der [[Politische Ökonomie|Politischen Ökonomie]], in der [[Adam Smith]], [[David Ricardo]] und später [[Karl Marx]] unter anderem die Unterscheidung von [[Gebrauchswert|Gebrauchs-]] und [[Tauschwert]] untersuchten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde „Wert“ ein philosophischer Terminus, der im Rahmen der [[Wertphilosophie]] ([[Max Scheler]] u.&nbsp;a.) eine zentrale Bedeutung einnahm. Dort führte man ihn als Gegenbegriff zur Kantischen Pflichtethik ein, in der Annahme, dass Werten vor allen Vernunftüberlegungen eine „objektive Gültigkeit“ zukommen würde.<br />
<br />
In der [[Alltagssprache]] taucht der Begriff auch in jüngster Zeit wieder verstärkt auf, gerade wenn von „[[Wertvorstellung|Grundwerten]]“, einem „[[Wertewandel]]“ oder einer „neuen Wertedebatte“ die Rede ist.<br />
<br />
Der Wertbegriff weist große Ähnlichkeiten mit dem [[Das Gute|Begriff des Guten]] auf. Er wird wie dieser grundsätzlich in einer subjektiven und einer objektiven Variante gebraucht:<br />
* als „objektiver Wert“ bezeichnet er den „Wert“ von bestimmten Gütern für den Menschen – wie z.&nbsp;B. den Wert des menschlichen Lebens, der Gesundheit etc. Dies entspricht der Bedeutung von „bonum physicum“ („physisches Gut“).<br />
* als „subjektive Werthaltung“ bezeichnet er das, was mir wertvoll ist, meine „Wertvorstellungen“ – wie Treue, [[Gerechtigkeit]] etc. Dies entspricht der Bedeutung von „bonum morale“ („sittliches Gut“).<br />
<br />
Im Vergleich zum Begriff des Guten kommt dem Wertbegriff allerdings eine stärkere gesellschaftliche Bedingtheit zu. So spricht man von einem „Wertewandel“, wenn man ausdrücken will, dass sich bestimmte, in einer Gesellschaft allgemein akzeptierte [[Handlungsnorm]]en im Verlauf der Geschichte verändert haben. Damit meint man aber in der Regel nicht, dass das, was früher für gut gehalten wurde, nun „tatsächlich“ nicht mehr gut sei, sondern nur, dass sich das allgemeine Urteil darüber geändert habe.<br />
<br />
=== Tugend ===<br />
{{Hauptartikel|Tugend}}<br />
[[Datei:Raffael 054.jpg|mini|Allegorie der Tugend von [[Raffael]] in der [[Stanza della Segnatura]] des [[Apostolischer Palast|Vatikan]]]]<br />
<br />
Die richtige Abwägung ethischer Güter und ihre Durchsetzung setzt Tugend voraus.<br />
In ihrer klassischen Definition formuliert sie Aristoteles als ''jene feste Grundhaltung, von der aus [der Handelnde] tüchtig wird und die ihm eigentümliche Leistung in vollkommener Weise zustande bringt'' (NE 1106a).<ref name="NE">[[Aristoteles]]: ''[[Nikomachische Ethik]].'' ''[[Politik (Aristoteles)|Politik]].''</ref><br />
<br />
Die Leistung der ethischen Tugenden besteht vor allem darin, im Menschen eine Einheit von sinnlichem Strebevermögen und sittlicher Erkenntnis zu bewirken. Ein Mensch gilt erst dann als „gut“, wenn er zur inneren Einheit mit sich selbst gekommen ist und das als richtig Erkannte auch affektiv voll bejaht. Dies ist nach Aristoteles nur durch eine Integration der Gefühle durch die ethischen Tugenden möglich. Ungeordnete Gefühle verfälschen das sittliche Urteil. Das Ziel der Einheit von Vernunft und Gefühl führt über eine bloße Ethik der richtigen Entscheidung hinaus. Es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern auch wer wir sind.<br />
<br />
Tugend setzt neben Erkenntnis eine [[Gewöhnung]] voraus, die durch Erziehung und soziale Praxis erreicht wird. Wir werden gerecht, mutig etc., indem wir uns in Situationen begeben, wo wir uns entsprechend verhalten können. Die wichtigste Rolle kommt dabei der Tugend der [[Klugheit]] (phronesis) zu. Ihr obliegt es, die rechte „Mitte“ zwischen den Extremen zu finden und sich für die optimale Lösung in der konkreten Situation zu entscheiden.<br />
<br />
=== Sollen ===<br />
Der Begriff „sollen“ ist ein Grundbegriff deontologischer Ethikansätze. Er bezieht sich – als Imperativ – auf eine Handlung, mit der ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll. Dabei müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:<br />
* das vorgegebene Ziel kann verfehlt werden<br />
* das vorgegebene Ziel steht nicht in Konkurrenz zu anderen, übergeordneten Zielen<br />
* das vorgegebene Ziel kann prinzipiell erreicht werden („Jedes Sollen impliziert ein Können“)<br />
<br />
[[Sprachanalyse|Sprachanalytisch]] lässt sich das Sollen mit Hilfe der sogenannten [[deontisch]]en Prädikatoren erklären. Diese beziehen sich auf die sittliche Verbindlichkeit von Handlungen. Folgende Varianten sind dabei zu unterscheiden:<br />
* moralisch möglich,<br />
* moralisch notwendig,<br />
* moralisch unmöglich.<br />
<br />
Moralisch mögliche Handlungen sind sittlich erlaubt, d.&nbsp;h. man darf so handeln. Moralisch notwendige Handlungen sind sittlich geboten. Hier spricht man davon, dass wir etwas tun sollen bzw. die [[Pflicht]] haben, etwas zu tun. Moralisch unmögliche Handlungen sind sittlich verbotene Handlungen, die wir nicht ausführen dürfen; siehe auch [[Sünde]].<br />
<br />
;Das Verhältnis zum Guten<br />
Die Begriffe „gut“ und „gesollt“ sind zwar eng miteinander verwandt aber nicht deckungsgleich.<br />
So können wir in Situationen stehen, in denen wir nur zwischen schlechten Alternativen wählen können. Hier ist es gesollt, dass wir uns für das „geringere Übel“ entscheiden. Umgekehrt ist nicht alles Gute auch gesollt. Das kann z.&nbsp;B. der Fall sein, wenn das Erreichen eines Gutes ein anderes Gut ausschließt. Hier muss eine [[Güterabwägung]] erfolgen, die zum Verzicht eines Gutes führt.<br />
<br />
=== Gerechtigkeit ===<br />
[[Datei:Raffael 053.jpg|mini|Darstellung der [[Justitia]] von Raffael]]<br />
{{Hauptartikel|Gerechtigkeit}}<br />
<br />
Der Begriff der [[Gerechtigkeit]] ist seit der intensiven Diskussion um die „Theorie der Gerechtigkeit“ von [[John Rawls]] und vor allem seit der aktuellen politischen Debatte um die Aufgaben des Sozialstaates (Betonung der [[Chancengerechtigkeit|Chancen-]] und [[Leistungsgerechtigkeit]] gegenüber der Verteilungsgerechtigkeit) wieder stark ins Blickfeld geraten.<br />
<br />
„Gerecht“ wird – wie der Begriff „gut“ – in vielerlei Bedeutungen gebraucht. Es werden Handlungen, Haltungen, Personen, Verhältnisse, politische Institutionen und zuweilen auch Affekte (der „gerechte Zorn“) als gerecht bezeichnet. Grundsätzlich kann zwischen einem „subjektiven“ und einem „objektiven“ Gebrauch unterschieden werden, wobei beide Varianten aufeinander bezogen sind.<br />
<br />
Die ''subjektive'' oder besser personale ''Gerechtigkeit'' bezieht sich auf das Verhalten oder die ethische Grundhaltung einer Einzelperson. Eine Person kann gerecht handeln ohne gerecht zu sein und umgekehrt. Damit im Zusammenhang steht die kantische Unterscheidung zwischen [[Legalität]] und [[Moral]]ität. Legale Handlungen befinden sind nach außen hin betrachtet in Übereinstimmung mit dem Sittengesetz, geschehen aber nicht ausschließlich aufgrund moralischer Beweggründe, sondern z.&nbsp;B. auch aus Angst, Opportunismus etc. Bei moralischen Handlungen dagegen stimmen Handlung und Motiv miteinander überein. In diesem Sinne wird Gerechtigkeit als eine der vier ''[[Kardinaltugend]]en'' bezeichnet.<br />
<br />
Die ''objektive'' oder institutionelle ''Gerechtigkeit'' bezieht sich auf die Bereiche Recht und Staat.<br />
Hier geht es immer um Pflichten innerhalb einer Gemeinschaft, die das Gleichheitsprinzip berühren. Es ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen der ''[[Ausgleichende Gerechtigkeit|ausgleichenden Gerechtigkeit]]'' (iustitita commutativa) und ''[[Verteilungsgerechtigkeit]]'' (iustitita distributiva). Bei der ausgleichenden Gerechtigkeit tritt der Wert einer Ware oder Leistung in den Vordergrund. Bei der Verteilungsgerechtigkeit geht es um den Wert der beteiligten Personen.<br />
<br />
Die Gerechtigkeit der Einzelpersonen und der Institutionen sind in einem engen Zusammenhang zueinander zu sehen. Ohne gerechte Bürger werden keine gerechten Institutionen geschaffen oder aufrechterhalten werden können. Ungerechte Institutionen erschweren andererseits die Entfaltung der Individualtugend der Gerechtigkeit.<br />
<br />
Das Anliegen der Ethik beschränkt sich nicht auf das Thema „Gerechtigkeit“. Zu den Tugenden gehören noch diejenigen, die man vor allem sich selbst gegenüber hat (Klugheit, [[Mäßigung]], [[Tapferkeit]]). Zu den ethischen Pflichten gegenüber anderen zählt noch die Pflicht des ''Wohltun''s (beneficientia), die über die Gerechtigkeit hinausgeht und ihre Wurzel letztlich in der [[Liebe]] hat. Während der Gerechtigkeit das Gleichheitsprinzip zugrunde liegt, ist dies beim Wohltun die Notlage oder Bedürftigkeit des anderen. Diese Unterscheidung entspricht der zwischen „iustitia“ und „[[Barmherzigkeit|caritas]]“ (Thomas von Aquin), Rechts- und Tugendpflichten (Kant) bzw. in der Gegenwart der zwischen „duties of justice“ und „duties of charity“ ([[Philippa Foot]]).<br />
<br />
== Ethische Theorien ==<br />
Klassen ethischer oder moralphilosophischer Theorien lassen sich danach unterscheiden, welche Kriterien sie für die Bestimmung des moralisch Guten zugrunde legen. Das moralisch Gute kann bestimmt werden durch:<br />
* die Folgen ([[Teleologische Ethik]]en, [[Konsequentialismus]]);<br />
* die [[Einstellung (Psychologie)|Verhaltensdispositionen]], Charaktereigenschaften und „Tugenden“ ([[Tugendethik]]en);<br />
* die Absichten des Handelnden ([[Gesinnungsethik]]en);<br />
* objektive moralische Tatsachen, etwa objektive moralische [[Ethisches Gut|Güter]] oder Handlungsbewertungen betreffend ([[Deontologische Ethik]]en);<br />
* die Optimierung<br />
** die Interessen der Betroffenen (Präferenz-[[Utilitarismus|Utilitaristische]] Ethiken),<br />
** das Glück ([[Eudämonie]])<br />
** oder die [[Wohlfahrt]].<br />
Dabei werden unterschiedlichste Kombinationen und feinere moraltheoretische Bestimmungen vertreten.<br />
<br />
=== Teleologische oder deontologische Ethik ===<br />
Die verschiedenen Ethikansätze werden traditionell prinzipiell danach unterschieden, ob sie ihren Schwerpunkt auf die Handlung selbst (deontologische Ethikansätze) oder auf die Handlungsfolgen (teleologische Ethikansätze) legen. Die Unterscheidung geht zurück auf [[C. D. Broad]]<ref>C. D. Broad: ''Five Types of Ethical Theory.'' London 1930.</ref><br />
und wurde bekannt durch [[William K. Frankena]]. In dieselbe Richtung geht auch die Aufteilung [[Max Weber]]s in [[Gesinnungsethik|Gesinnungs-]] und [[Verantwortungsethik]]en, wobei diese von ihm als Polemik gegenüber Gesinnungsethiken verstanden wurde.<br />
<br />
==== Teleologische Ethiken ====<br />
Das griechische Wort „telos“ bedeutet so viel wie Vollendung, Erfüllung, Zweck oder Ziel. Unter [[Teleologische Ethik|teleologischen Ethiken]] versteht man daher solche Theorieansätze, die ihr Hauptaugenmerk auf bestimmte Zwecke oder Ziele richten. In ihnen wird die Forderung erhoben, Handlungen sollten ein Ziel anstreben, das in einem umfassenderen Verständnis gut ist. Der Inhalt dieses Zieles wird von den verschiedenen Richtungen auf recht unterschiedliche Art und Weise bestimmt.<br />
<br />
Teleologische Ethiken geben valuativen Sätzen einen Vorrang gegenüber normativen Sätzen. Für sie stehen Güter und Werte im Vordergrund. Die menschlichen Handlungen sind insbesondere insofern von Interesse, als sie hinderlich oder förderlich zum Erreichen dieser Güter und Werte sein können. ''Eine Handlung ist dann auszuführen und nur dann, wenn sie oder die Regel, unter die sie fällt, ein größeres Überwiegen des Guten über das Schlechte herbeiführt, vermutlich herbeiführen wird oder herbeiführen sollte als jede erreichbare Alternative'' (Frankena).<ref>William K. Frankena: ''Ethics.'' 2. Auflage. Englewood Cliffs 1973, S. 14, übersetzt in Albert Keller: ''Philosophie der Freiheit.'' Styria, Graz 1994, S. 212.</ref><br />
<br />
Innerhalb teleologischer Ethikansätze wird wiederum zwischen „onto-teleologischen“ und „[[konsequentialistisch]]-teleologischen“ Ansätzen unterschieden.<br />
<br />
In onto-teleologischen Ansätzen – klassisch vertreten durch Aristoteles – wird davon ausgegangen, dass das zu erstrebende Gut in gewisser Weise dem Menschen selbst als Teil seiner Natur innewohne. Es wird gefordert, dass der Mensch so handeln und leben solle, wie es seiner Wesensnatur entspricht, um so seine artspezifischen Anlagen auf bestmögliche Weise zu vervollkommnen.<br />
<br />
In konsequentialistisch-teleologischen Ansätzen hingegen wird nicht mehr von einer letzten vorgegebenen Zweckhaftigkeit des menschlichen Daseins ausgegangen. Das zu erstrebende Ziel wird daher durch einen außerhalb des handelnden Subjekts liegenden Nutzen bestimmt. Dieser Ansatz wird bereits in der Antike ([[Epikur]]) und später in seiner typischen Form durch den [[Utilitarismus]] vertreten.<br />
<br />
==== Deontologische Ethiken ====<br />
Das griechische Wort ''to deon'' bedeutet „das Schickliche, die Pflicht“. [[Deontologische Ethik]]en kann man daher mit Sollensethiken gleichsetzen. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass bei ihnen den Handlungsfolgen nicht dieselbe Bedeutung zukommt wie in teleologischen Ethiken. Innerhalb der deontologischen Ethiken wird häufig zwischen aktdeontologischen (z.&nbsp;B. Jean-Paul Sartre) und regeldeontologischen Konzeptionen (z.&nbsp;B. Immanuel Kant) unterschieden. Während die ''Regeldeontologie'' allgemeine Handlungstypen als verboten, erlaubt oder geboten ausweist (vgl. z.&nbsp;B. das Lügenverbot oder die Pflicht, Versprechen zu halten), bezieht sich den ''aktdeontologischen Theorien'' zufolge das deontologische Moralurteil unmittelbar auf spezifische Handlungsweisen in jeweils bestimmten Handlungssituationen.<br />
<br />
In deontologischen Ethiken haben normative Sätze eine Vorrangstellung gegenüber valuativen Sätzen. Für sie bilden [[Gebot (Ethik)|Gebote]], [[Verbot]]e und [[Erlaubnis]]se die Grundbegriffe. Es rücken die menschlichen Handlungen in den Vordergrund, da nur sie gegen eine Norm verstoßen können. [[Robert Spaemann]] charakterisiert sie als ''moralische Konzepte, […] für welche bestimmte Handlungstypen ohne Beachtung der weiteren Umstände immer verwerflich sind, also z.&nbsp;B. die absichtliche direkte Tötung eines unschuldigen Menschen, die Folter oder der außereheliche Beischlaf eines verheirateten Menschen.''<ref>Robert Spaemann: ''Christliche Verantwortungsethik.'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''Leben aus christlicher Verantwortung, 1. Grundlegungen.'' Düsseldorf 1991, S. 122.</ref><br />
<br />
==== Kritik an der Unterscheidung ====<br />
Die Unterscheidung zwischen teleologischen und deontologischen Ethiken wird von einigen Kritikern<ref>Vgl. z.&nbsp;B. Albert Keller: ''Philosophie der Freiheit.'' Styria, Graz 1994, ISBN 3-222-12294-6.</ref> als fragwürdig bezeichnet. In der Praxis sind auch selten Ansätze zu finden, die eindeutig einer der beiden Richtungen zugeordnet werden könnten.<br />
<br />
Einer strikten deontologischen Ethik müsste es gelingen, Handlungen aufzuzeigen, die „in sich“, völlig losgelöst von ihren Folgen, als unsittlich und „in sich schlecht“ zu bezeichnen wären. Diese wären dann „unter allen Umständen“ zu tun oder zu unterlassen gemäß dem Spruch ''Fiat iustitia et pereat mundus'' („Gerechtigkeit geschehe, und sollte die Welt darüber zugrunde gehen“, [[Ferdinand I. (Österreich)|Ferdinand I. von Habsburg]]). Bekannte Beispiele solcher Handlungen sind die „Tötung Unschuldiger“ oder die nach Kant unzulässige Lüge. In den Augen der Kritiker liegt in diesen Fällen häufig eine „[[petitio principii]]“ vor. Wenn z.&nbsp;B. die Tötung Unschuldiger als Mord und dieser wiederum als unsittliche Handlung definiert wird, könne sie natürlich in jedem Fall als „in sich schlecht“ bezeichnet werden. Das Gleiche gelte für die Lüge, wenn sie als unerlaubtes Verfälschen der Wahrheit bezeichnet wird.<br />
<br />
Gerade in der Analyse ethischer [[Dilemma]]situationen, in denen nur die Wahl zwischen mehreren Übeln möglich ist, zeige sich, dass es kaum möglich sein dürfte, bestimmte Handlungen unter allen Umständen als „sittlich schlecht“ zu bezeichnen. Nach einer strikten deontologischen Ethik wäre die „Wahl des kleineren Übels“ nicht möglich.<br />
<br />
An strikt teleologisch argumentierenden Ethikansätzen wird kritisiert, dass sie das ethisch Gesollte von außerethischen Zwecken abhängig machen. Damit bleibe die Frage unbeantwortet, weshalb wir diese Zwecke verfolgen sollen. Eine Güterabwägung werde damit unmöglich gemacht, da die Frage, was ein oder das bessere „Gut“ ist, nur geklärt werden könne, wenn vorher allgemeine Handlungsprinzipien definiert wurden. In vielen teleologischen Ansätzen würden diese Handlungsprinzipien auch einfach stillschweigend vorausgesetzt, wie z.&nbsp;B. im klassischen Utilitarismus, für den Lustgewinnung und Unlustvermeidung die Leitprinzipien jeglicher Folgenabschätzung darstellen.<br />
<br />
=== Wollen und Sollen in Ansätzen der Ethik ===<br />
Ethische Positionen lassen sich auch danach unterscheiden, wie sich das Gesollte aus einem bestimmten Wollen ergibt.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+Ethische Positionen<br />
!Ethische Position<br />
!Vertreter<br />
!Maßstab des ethisch Gesollten ist …<br />
|-<br />
|[[Divine Command Theory|divine-command]]-Theoretiker<ref>Vgl. {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/voluntarism-theological/|Theological Voluntarism|Mark Murphy|beleg=1}}; {{IEP|http://www.iep.utm.edu/divine-c/|Divine Command Theory|Michael W. Austin}}.</ref><br />
|<br />
|… der Wille Gottes<br />
|-<br />
|[[Intuitionismus (Ethik)|Intuitionismus]]<br />
| [[William David Ross|Ross]], [[Robert Audi|Audi]]<br />
|… das allen Menschen gemeinsame Empfinden und Wollen<br />
|-<br />
|Position der Verallgemeinerbarkeit, [[Kategorischer Imperativ]]<br />
| [[Immanuel Kant|Kant]], [[Peter Singer|Singer]]<br />
|… der Wille jedes Individuums selbst, wenn es annehmen muss, dass die von ihm gewählten Regeln für das eigene Handeln zugleich auch von allen anderen Individuen befolgt werden<br />
|-<br />
| Position des allgemeinen Willens<br />
| [[Jean-Jacques Rousseau|Rousseau]] <br />
|… der Wille der Individuen selbst, wenn diese in einer Situation sozialer [[Gleichheit]] gemeinsam für alle geltende Gesetze beschließen<br />
|-<br />
| [[Konsenstheorie der Wahrheit|Konsenstheoretische]] Position, [[Diskurstheorie]]<br />
| [[Jürgen Habermas|Habermas]]<br />
|… der Wille der Individuen selbst, wenn sie sich frei von jeglichem Zwang auf Regeln für den Umgang miteinander dauerhaft einigen müssen<br />
|-<br />
|Position des größten allgemeinen Nutzens bzw. typische Varianten des [[Utilitarismus]]<br />
| [[Jeremy Bentham|Bentham]]<br />
|… die Summe der gleichgewichtig informierten Willen der Individuen selbst<br />
|-<br />
|[[Vertragstheorie|Vertragstheoretische]] Position<br />
| [[George Buchanan|Buchanan]], [[Thomas M. Scanlon|Scanlon]], [[David Gauthier|Gauthier]]<br />
|… der Wille der Individuen selbst, wenn sie sich vertraglich auf Regeln für den Umgang miteinander einigen müssten<br />
|-<br />
| Position des durch Unwissenheit gebrochenen Eigeninteresses<br />
| [[John Rawls|Rawls]],<br />
[[John Harsanyi|Harsanyi]]<br />
|… der Wille eines eigeninteressierten, rationalen Individuums, das eine soziale Ordnung entwirft, ohne dabei zu wissen, welche Position es in dieser Ordnung selbst einnehmen wird<br />
|-<br />
| Position der vertauschten Rollen, [[Goldene Regel]]<br />
| [[Richard M. Hare|Hare]]<br />
|… der Wille jedes Individuum selbst, wenn es bei der Formulierung von Regeln für den Umgang miteinander annimmt, dass es sich selbst in der Position des jeweils betroffenen Anderen befindet<br />
|-<br />
| Position der Umkehrbarkeit<br />
| [[John Rawls|Rawls]], [[Alwill Baier|Baier]]<br />
|… der Wille jedes Individuums selbst, wenn es bei der Bestimmung von Regeln für den Umgang miteinander hypothetisch annimmt, dass es selbst sich in der Position des vergleichsweise am schlechtesten Gestellten befindet<br />
|-<br />
| [[Nihilismus]], Moralkritik<br />
| [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]], [[Martin Heidegger|Heidegger]]<br />
|… das philosophische Hinterfragen von Religion, Weltanschauung, Moral und Wertesystemen, sowie der tatsächlichen Bedeutung des Bestehenden – durch Kritik und Verneinung <br />
|-<br />
| Position der überindividuellen Wesenheiten (Rasse, Volk, Nation, Klasse)<br />
|<br />
|… der Wille des maßgebenden Kollektivs<br />
|-<br />
|[[Rechtspositivismus]]<br />
|<br />
|… der Wille des jeweiligen gesetzgebenden Souveräns<br />
|-<br />
|[[Vernunftrecht]]slehre<br />
|<br />
|… die Einsicht des Vernunftbegabten aufgrund vernünftiger Überlegung<br />
|-<br />
|[[Egoismus]]<br />
|[[Max Stirner]]<br />
|… der Wille jedes Individuums selbst, wenn es informiert ist und einen langfristigen Zeithorizont berücksichtigt<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Die aufgelisteten Positionen liegen auf unterschiedlichen logischen Ebenen und schließen sich deshalb auch nicht logisch aus. So ist z.&nbsp;B. die Verbindung einer religiösen Position mit einer intuitionistischen Position möglich. Denkbar ist auch eine Verbindung der konsenstheoretischen Position mit einer utilitaristischen Position, wenn man annimmt, dass sich ein Konsens über die richtige Norm nur dann herstellen lässt, wenn dabei der Nutzen (das Wohl) jedes Individuums in gleicher Weise berücksichtigt wird.<br />
<br />
Außerdem ist zu beachten: Einige dieser Ansätze haben ausdrücklich nicht den Anspruch, umfassende ethische Konzepte zu sein, sondern z.&nbsp;B. nur Konzepte für die Beurteilung, ob eine Gesellschaft in politisch-ökonomischer Hinsicht gerecht eingerichtet ist; z.&nbsp;B. bei John Rawls, im Unterschied zu umfassenderen Ansätzen, die auch Fragen privater, individueller Ethik betreffen – etwa, ob es eine moralische Pflicht gibt, zu lügen, wenn genau dies notwendig ist, um ein Menschenleben zu retten (und wenn ohne diese Lüge niemand sonst stattdessen gerettet würde). Auch z.&nbsp;B. Habermas beantwortet diese Frage nicht „inhaltlich“, aber sein Konzept beinhaltet den Bereich auch solcher Fragen, indem es „formal“ postuliert, richtig sei, was in dieser Frage alle, die an einem zwanglosen und zugleich vernünftigen Diskurs dazu teilnehmen würden, als verbindlich für alle dazu herausfinden und akzeptieren würden.<br />
<br />
=== Inhaltliche Richtigkeit und formale Verbindlichkeit von Normen ===<br />
Wenn man fragt, warum Individuum A eine bestimmte Handlungsnorm N befolgen soll, so gibt es zwei Arten von Antworten.<br />
<br />
Die eine Art von Antworten bezieht sich auf ''eine Institution oder ein Verfahren, wodurch die Norm gesetzt wurde''. Beispiele hierfür sind:<br />
<br />
A soll N befolgen, weil …<br />
<br />
* … A dies versprochen hat,<br />
* … der Verstorbene dies in seinem Testament so festgelegt hat,<br />
* … das geltende Recht dies vorschreibt,<br />
* … der Eigentümer es so will,<br />
* … es mehrheitlich so beschlossen wurde etc.<br />
<br />
Die andere Art von Antworten bezieht sich auf ''die inhaltliche Beschaffenheit der Norm''. Beispiele für diese Art von Antworten sind:<br />
<br />
A soll N befolgen, weil …<br />
<br />
* … N gerecht ist,<br />
* … N für alle das Beste ist,<br />
* … die Befolgung von N zum größten Wohl aller führt,<br />
* … N der Menschenwürde entspricht etc.<br />
<br />
Offensichtlich liegen diese Begründungen auf zwei verschiedenen Ebenen, denn man kann ohne logischen Widerspruch sagen: „Ich halte den Beschluss der Parlamentsmehrheit zwar für inhaltlich falsch, aber dennoch ist er für mich verbindlich. Als Demokrat respektiere ich die Beschlüsse der Mehrheit.“<br />
<br />
Man kann die ethischen Theorien nun danach unterscheiden, wie sie mit dem Spannungsverhältnis zwischen der Ebene der verfahrensmäßigen Setzung von verbindlichen Normen und der Ebene der argumentativen Bestimmung von richtigen Normen umgehen.<br />
<br />
Auf der einen Seite stehen ganz außen die ''Dezisionisten''. Für sie ist nur die verbindliche Setzung von Normen bedeutsam. Sie bestreiten, dass man in Bezug auf Normen überhaupt von inhaltlicher Richtigkeit und von einer Erkenntnis der richtigen Norm sprechen kann.<br />
<br />
Das Hauptproblem der Dezisionisten ist, dass es für sie keine Berechtigung für einen Widerstand gegen die gesetzten Normen geben kann, denn „verbindlich ist verbindlich“. Außerdem können Dezisionisten nicht begründen, warum man das eine Normsetzungsverfahren irgendeinem anderen Verfahren vorziehen soll.<br />
<br />
Auf der anderen Seite stehen ganz außen die ethischen ''Kognitivisten''. Für sie ist das Problem ethischen Handelns allein ein Erkenntnisproblem, das man durch die Gewinnung relevanter Informationen und deren Auswertung nach geeigneten Kriterien lösen kann. Eine Legitimation von Normen durch Verfahren ist für sie nicht möglich.<br />
<br />
Das Hauptproblem der Kognitivisten ist, dass es auch beim wissenschaftlichen Meinungsstreit oft nicht zu definitiven Erkenntnissen kommt, die als Grundlage der sozialen Koordination dienen könnten. Es werden deshalb zusätzlich verbindliche und sanktionierte Normen benötigt, die für jedes Individuum das Handeln der anderen berechenbar macht.<br />
<br />
== Erkenntnistheoretische und metaphysische Probleme der Ethik ==<br />
=== Sein und Sollen ===<br />
Teleologische Ethiken sind in der Regel Güter-Ethiken; sie bezeichnen bestimmte Güter (z.&nbsp;B. „Glück“ oder „Lust“) als für den Menschen gut und damit erstrebenswert.<br />
<br />
Schon [[David Hume]] hat den Einwand erhoben, dass der Übergang von Seins- zu Sollensaussagen nicht legitim sei („[[Humes Gesetz]]“). Unter dem Stichwort „[[Naturalistischer Fehlschluss]]“ hat [[George Edward Moore]] damit eng verwandte Fragen aufgeworfen, die aber genau genommen nicht dieselben sind.<br />
<br />
Hume kritisiert an den ihm bekannten Moralsystemen,<br />
{{Zitat<br />
|Text=… daß mir anstatt der üblichen Verbindungen von Worten mit ‚ist‘ und ‚ist nicht‘ kein Satz mehr begegnet, in dem nicht ein ‚sollte‘ oder ‚sollte nicht‘ sich fände. […] Dies sollte und sollte nicht drückt eine neue Beziehung oder Behauptung aus, muß also notwendigerweise betrachtet und erklärt werden. Gleichzeitig muß ein Grund angegeben werden für etwas, das sonst ganz unbegreiflich scheint, nämlich dafür, wie diese neue Beziehung zurückgeführt werden kann auf andere, die von ihr ganz verschieden sind.<br />
|Autor=Hume<br />
|Quelle=Traktat über die [[menschliche Natur]]. III, 1, 1.}}<br />
<br />
Für Hume sind logische Schlussfolgerungen von dem, was ist, auf das, was sein soll, unzulässig, denn durch logische Umformungen könne aus Ist-Sätzen kein völlig neues Bedeutungselement wie das Sollen hergeleitet werden.<br />
<br />
Wie später die [[Positivisten]] betont haben, muss erkenntnistheoretisch zwischen Ist-Sätzen und Soll-Sätzen wegen ihres unterschiedlichen Verhältnisses zur Sinneswahrnehmung differenziert werden. Während der Satz „Peter ist um 14 Uhr am Bahnhof gewesen“ durch intersubjektiv übereinstimmende Beobachtungen überprüfbar, also verifizierbar oder falsifizierbar ist, lässt sich der Satz „Peter soll um 14 Uhr am Bahnhof sein“ mit den Mitteln von Beobachtung und Logik allein nicht begründen oder widerlegen.<br />
<br />
Die erkenntnistheoretische Unterscheidung zwischen Sein und Sollen liegt den modernen Erfahrungswissenschaften zugrunde. Wer diese Unterscheidung nicht akzeptiert, der muss entweder ein Sein postulieren, das nicht direkt oder indirekt wahrnehmbar ist, oder er muss das Gesollte für sinnlich wahrnehmbar halten. Beiden Positionen mangelt es bisher an einer intersubjektiven Nachprüfbarkeit.<br />
<br />
Die vermeintliche Herleitung ethischer Normen aus Aussagen über das Seiende wird oft nur durch die unbemerkte Ausnutzung der normativ-empirischen Doppeldeutigkeit von Begriffen wie „Wesen“, „Natur“, „Bestimmung“, „Funktion“, „Zweck“, „Sinn“ oder „Ziel“ erreicht.<br />
<br />
So bezeichnet das Wort „Ziel“ einmal das, was ein Mensch ''tatsächlich anstrebt'' („Sein Ziel ist das Diplom“). Das Wort kann jedoch auch das bezeichnen, was ein Mensch ''anstreben sollte'' („Wer nur am Materiellen ausgerichtet ist, der verfehlt das wahre Ziel des menschlichen Daseins“).<br />
<br />
Die unbemerkte empirisch-normative Doppeldeutigkeit bestimmter Begriffe führt dann zu logischen Fehlschlüssen wie: „Das Wesen der Sexualität ist die Fortpflanzung. Also ist Empfängnisverhütung nicht erlaubt, denn sie entspricht nicht dem Wesen der Sexualität.“<br />
<br />
Aus der logischen Unterscheidung von Sein und Sollen folgt jedoch keineswegs, dass damit eine auf Vernunft gegründete Ethik unmöglich ist, wie dies sowohl von Vertretern des logischen [[Empirismus]] als auch des [[Idealismus]] geäußert wird. Zwar ließe sich allein auf [[Empirie]] und [[Logik]] keine Ethik gründen, aber daraus folgt noch nicht, dass es nicht andere allgemein nachvollziehbare Kriterien für die Gültigkeit ethischer Normen gibt. Ein aussichtsreiches Beispiel für eine nachpositivistische Ethik ist die am Kriterium des zwangfreien Konsenses orientierte [[Diskursethik]].<br />
<br />
Mit der Feststellung, dass das Gesollte nicht aus dem Seienden logisch ableitbar ist, wird eine Begründung von Normen noch nicht aussichtslos. Denn neben den Seinsaussagen und den normativen Sätzen gibt es Willensäußerungen. Die Willensäußerung einer Person: „Ich will in der nächsten Stunde von niemandem gestört werden“ beinhaltet die Norm: „Niemand soll mich in der nächsten Stunde stören“. Die Aufgabe der Ethik ist es, allgemeingültige Willensinhalte bzw. Normen zu bestimmen und nachvollziehbar zu begründen.<br />
<br />
Die logische Unterscheidung zwischen Ist-Sätzen und Soll-Sätzen wird vor allem von Vertretern idealistischer Positionen als eine unzulässige Trennung von Sein und Sollen angesehen und es wird eingewandt, dass ihr ein verkürzter Seinsbegriff zugrunde liege. So argumentiert [[Vittorio Hösle]], das Sollen könne nur vom realen, empirischen Sein strikt abgegrenzt werden, „... ein ideales Sein, das nicht vom Menschen gesetzt ist, wird dem Sollen damit ebenso wenig abgesprochen wie eine mögliche Prinzipiierungsfunktion gegenüber dem empirischen Sein“.<ref>Vittorio Hösle: ''[[Moral und Politik]]. Grundlagen einer Politischen Ethik für das 21. Jahrhundert.'' Beck, München 1997, ISBN 3-406-42797-9, S. 127.</ref> Es könne gerade als Aufgabe des Menschen angesehen werden, „damit fertig zu werden, dass das Sein nicht so ist, wie es sein soll“.<ref>Hösle: ''Moral und Politik.'' S. 242.</ref> Das Gesollte solle eben sein und sei als solches bereits Prinzip des Seins:<br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Aber wenn das Projekt der Ethik einen Sinn haben soll, dann muß das Sein in einer bestimmten Weise strukturiert sein: Es muß Wesen enthalten, die zumindest der Erkenntnis des Sollens fähig sind, ja in denen diese Erkenntnis – bei allen Widerständen durch verschiedene Interessen – nicht ohne Einfluß auf ihr Handeln ist. Daß aus der Geltung des Sollens Annahmen über die Wirklichkeit folgen, ist eine keineswegs triviale Annahme und m.&nbsp;E. nur im Rahmen eines objektiven Idealismus zu begreifen, nach dem das faktische Sein durch ideale Strukturen wenigstens zum Teil prinzipiert ist.<br />
|Autor=Hösle<br />
|Quelle=Moral und Politik, S. 241f}}<br />
<br />
Die Möglichkeit einer teleologischen Ethik scheint mit der logischen Unterscheidung von Seins- und Sollens-Aussagen grundsätzlich in Frage gestellt. Aus Sicht der klassischen Position des [[Realismus (Philosophie)|Realismus]] bezüglich der Ethik, insbesondere des Naturrechts, ist es aber gerade das Sein, aus dem das Sollen abgeleitet werden muss, da es (außer dem Nichts) zum Sein keine Alternative gibt. Weil das Gute das Seinsgerechte, also das dem jeweiligen Seienden gerechte bzw. entsprechende ist, muss demnach das Wesen des Seins zunächst erkannt und aus ihm die Forderung des Sollens (ihm gegenüber) logisch abgeleitet werden.<br />
<br />
=== Das Problem des Bösen ===<br />
Trotz der teilweise apokalyptischen geschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts wird der Begriff „[[Das Böse|böse]]“ in der Umgangssprache nur noch selten gebraucht. Stattdessen werden meist die Begriffe „schlecht“ („ein schlechter Mensch“) oder „falsch“ („die Handlung war falsch“) verwendet. Das Wort „böse“ gilt im gegenwärtigen Bewusstsein generell als metaphysikverdächtig und aufgrund der allgemeinen Dominanz des naturwissenschaftlichen Denkens als überholt.<br />
<br />
In der philosophischen Tradition wird das Böse als eine Form des [[Das Übel|Übels]] betrachtet. Klassisch geworden ist die Unterscheidung von [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]] zwischen einem metaphysischen (malum metaphysicum), einem physischen ([[malum physicum]]) und einem moralischen Übel ([[malum morale]]). Das metaphysische Übel besteht in der Unvollkommenheit alles Seienden, das physische Übel in Schmerz und Leid. Diese Übel sind Widrigkeiten, die ihren Ursprung in der Natur haben. Sie sind nicht „böse“, da sie nicht das Ergebnis des (menschlichen oder allgemeiner gesagt geistigen) Willens sind. Das moralische Übel oder das Böse hingegen besteht in der Nicht-Übereinstimmung einer Handlung mit dem Sittengesetz bzw. Naturrecht. Es kann, wie Kant betont, nur „die Handlungsart, die Maxime des Willens und mithin die handelnde Person selbst“ böse sein.<ref>Vgl. Kant: ''KpV.'' S. 106.</ref> Das Böse ist also als Leistung oder besser Fehlleistung des Subjekts zu verstehen.<br />
<br />
==== Reduktionistische Erklärungsversuche ====<br />
Die [[Verhaltensforschung]] führt das Böse auf die allgemeine „Tatsache“ der [[Aggression]] zurück. Diese sei einfachhin ein Bestandteil der menschlichen Natur und als solcher moralisch irrelevant. Daher spricht [[Konrad Lorenz]] auch vom „sogenannten Bösen“. Dieser Erklärung wird von Kritikern eine [[Reduktionismus|reduktionistische]] Betrachtungsweise vorgeworfen. Sie übersehe, dass dem Menschen auf der Grundlage der Freiheit die Möglichkeit gegeben ist, zu seiner eigenen Natur Stellung zu nehmen.<ref>Vgl. [[Walter Schulz (Philosoph)|Walter Schulz]]: ''[[Philosophie in der veränderten Welt]].'' 7. Auflage. Stuttgart 2001, ISBN 3-608-91040-9, S. 723ff.</ref><br />
<br />
In der Philosophie stellte sich bereits Platon die Frage, wie das Böse überhaupt möglich sei. Das Böse werde nur getan, weil jemand im irrtümlichen Glauben annimmt, er (oder jemand) habe einen Nutzen davon. Somit wolle er aber den mit dem Bösen verbundenen Nutzen. Das Böse um seiner selbst willen könne niemand vernünftigerweise wollen:<ref>Platon: ''[[Menon]].'' 77a-78b.</ref><br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Sokrates: ''So ist denn doch klar, daß diejenigen, welche es nicht kennen, nicht das Böse begehren, sondern vielmehr das, was sie für gut halten, während es böse ist; so daß diejenigen, welche es nicht kennen und es für gut halten, offenbar eigentlich das Gute begehren. Oder nicht?''<br /><br />
Sokrates: ''Und weiter: Diejenigen, welche das Böse begehren, wie du behauptest, während sie doch glauben, daß das Böse dem schade, welchem es zuteil wird, erkennen doch wohl, daß sie von ihm Schaden nehmen werden?''<br /><br />
Menon: ''Notwendig.''<br /><br />
Sokrates: ''Diese aber, halten sie nicht die, welche Schaden leiden, für elend, sofern sie Schaden leiden?''<br /><br />
Menon: ''Notwendig auch das.''<br /><br />
Sokrates: ''Halten sie die Elenden aber nicht für unglücklich?''<br /><br />
Menon: ''Ich meine doch.''<br /><br />
Sokrates: ''Gibt es nun einen Menschen, welcher elend und unglücklich sein will?''<br /><br />
Menon: ''Ich denke nicht, Sokrates.''<br /><br />
Sokrates: ''Niemand also will das Böse, Menon; wenn anders er nicht ein solcher sein will. Denn was heißt elend sein anders, als das Böse begehren und es besitzen?''}}<br />
<br />
==== Nicht-reduktionistische Erklärungsversuche ====<br />
Dieses in der Antike noch weit verbreitete Verständnis, das Böse ließe sich durch die Vernunft überwinden, wird allerdings durch die geschichtlichen Erfahrungen, insbesondere die des 20. Jahrhunderts, in Frage gestellt. Diese lehren in den Augen vieler Philosophen der Gegenwart, dass der Mensch durchaus im Stande sei, das Böse auch um seiner selbst willen zu wollen.<br />
<br />
Als Motiv für das Böse kann zunächst einmal der Egoismus ausgemacht werden. Er äußert sich in vielen Spielarten. In seiner harmlosen Variante zeigt er sich im Ideal einer selbstbezogenen Bedürfnisbefriedigung. In dieser Form stellt er letztlich auch die „Vertragsgrundlage“ des Utilitarismus dar, der nichts anderes als einen Interessensausgleich zwischen den Individuen schaffen möchte. Dieser Aspekt trifft – wie die geschichtliche Erfahrung zeigt – noch nicht den eigentlichen Kern des Bösen. Dieser wird erst dann sichtbar, wenn die eigene Bedürfnisbefriedigung nicht mehr im Vordergrund steht:<br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Die eigentliche Struktur des Bösen aber […] zeigt sich erst dort, wo dieser utilitaristische Bezug nicht leitend ist, sondern die zwecklose, ja sogar widersinnige Freude an der reinen Destruktion vorherrscht. Erst hier entdeckt man die unheimlichen Züge des menschlichen Ich: der Machtrausch der Zerstörung genießt<br />
|Autor=Schulz<br />
|Quelle=''Philosophie in der veränderten Welt.'' S. 725.}}<br />
<br />
Die Ursache dieses „radikal Bösen“ ist nach Kant weder in der Sinnlichkeit noch in der Vernunft zu sehen, sondern in einer „Verkehrtheit des Herzens“, in der sich das Ich gegen sich selbst wendet:<br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Die Bösartigkeit der menschlichen Natur ist also nicht sowohl Bosheit, wenn man dieses Wort in strenger Bedeutung nimmt, nämlich als eine Gesinnung (subjektives Prinzip der Maximen), das Böse als Böses zur Triebfeder in seine Maxime aufzunehmen (denn die ist teuflisch); sondern vielmehr Verkehrtheit des Herzens, welches nun, der Folge wegen, auch ein böses Herz heißt, zu nennen.<br />
|Autor=Kant<br />
|Quelle=''Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft.'' S. 686}}<br />
<br />
Dieser Grundgedanke Kants von der Selbstwidersprüchlichkeit des Ichs als Ursache des Bösen wird vor allem in der Philosophie des [[Idealismus (Philosophie)|Idealismus]] noch einmal vertieft. [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schelling]] unterscheidet zwischen einem alle Bindung verneinenden „Eigenwillen“ und einem sich in Beziehungen gestaltenden „Universalwillen“. Die Möglichkeit zum Bösen bestehe darin, dass der Eigenwille sich seiner Integration in den Universalwillen widersetzt.<br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Das Prinzip, sofern es aus dem Grunde stammt und dunkel ist, ist der Eigenwille der Kreatur, der aber, sofern er noch nicht zur vollkommenen Einheit mit dem Licht (als Prinzip des Verstandes) erhoben ist (es nicht faßt), bloße Sucht oder Begierde, d.&nbsp;h. blinder Wille ist. Diesem Eigenwillen der Kreatur steht der Verstand als Universalwille entgegen, der jenen gebraucht und als bloßes Werkzeug sich unterordnet.<br />
|Autor=[[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling]]<br />
|Quelle=''Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände.'' S. 459}}<br />
<br />
Das radikal Böse bewirke einen Umsturz der Ordnung in mir selbst und in Bezug zu anderen. Es erfolge um seiner selbst willen, denn „wie es einen Enthusiasmus zum Guten gibt, ebenso gibt es eine Begeisterung des Bösen“.<ref>Schelling: ''Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände.'' S. 468.</ref><br />
<br />
Nach der klassischen Lehre (Augustinus, Thomas von Aquin etc.) ist das Böse selbst letztlich substanzlos. Als [[Privation (Philosophie)|privativer]] Gegensatz des Guten besteht es nur in einem Mangel (an [[Sein]] bzw. an Gutem). Im Gegensatz zum absolut Guten (Gott) gibt es demnach das absolut Böse nicht.<br />
<br />
== Durchsetzungsproblem ==<br />
Das Durchsetzungsproblem der Ethik besteht darin, dass die Einsicht in die Richtigkeit ethischer Prinzipien zwar vorhanden sein kann, daraus aber nicht automatisch folgt, dass der Mensch auch im ethischen Sinne handelt. Die Einsicht in das richtige Handeln bedarf einer zusätzlichen Motivation oder eines Zwangs.<ref>A. Schopenhauer: ''Die beiden Grundprobleme der Ethik.'' 1839/40.</ref><br />
<br />
Das Problem erklärt sich daraus, dass die Ethik einerseits und das menschliche Eigeninteresse als Egoismus andererseits oft einen Gegensatz bilden.<ref>[[Helga Hörz|Helga E. Hörz]] und [[Herbert Hörz]]: ''Ist Egoismus unmoralisch? Grundzüge einer neomodernen Ethik.'' trafo Verlagsgruppe, Berlin 2013, ISBN 978-3-86464-038-4.</ref> Das Durchsetzungsproblem gewinne zudem durch die [[Globalisierung]] eine neue Dimension, die zu einer ''Ethik der Neomoderne'' führe.<br />
<br />
=== Beispiel ===<br />
Die Tatsache, dass die Menschen im Land X Hunger leiden und ihnen geholfen werden sollte, ja es moralisch geboten erscheint ihnen zu helfen, wird niemand bestreiten. Die Einsicht es auch zu tun, einen Großteil seines Vermögens dafür herzugeben, wird es im nennenswerten Umfang erst geben, wenn eine zusätzliche Motivation auftaucht, etwa die Gefahr einer [[Migration]] wegen Hungers ins eigene Land unmittelbar bevorsteht.<br />
<br />
Das Durchsetzungsproblem zeigt sich auf andere Weise auch in der Erziehung, etwa wenn fest verinnerlichte Verhaltensregeln später auf entwickelte ethische Prinzipien stoßen.<ref>H. J. Niemann: ''Die Strategie der Vernunft. Rationalität in Erkenntnis, Moral und Metaphysik.'' Vieweg, Braunschweig u. a. 1993, ISBN 3-528-06522-2.</ref><br />
<br />
=== Lösungsansätze ===<br />
Erkenntnisse der [[Evolutionäre Spieltheorie|Evolutionären Spieltheorie]]<ref>Vgl. auch [[Johannes Gottfried Mayer]], [[Detlef Weinich]] (Hrsg.): ''Ethik und Evolutionstheorien'' (= ''Texte und Wissen.'' Band 4). Königshausen & Neumann, Würzburg 1999.</ref> lassen Rückschlüsse darauf zu, dass das Durchsetzungsproblem durch Selbstdurchdringung gelöst werden kann. Diese Auffassung vertraten zuerst Vertreter der [[Neue Institutionenökonomik|Neuen Institutionenökonomik]]. So wiesen Eirik Furubotn und [[Rudolf Richter (Wirtschaftswissenschaftler)|Rudolf Richter]] darauf hin, dass der Aufbau einer Reputation eine dominate Spielstrategie sein kann.<ref>R. Richter, E. Furubotn: ''Neue Institutionenökonomik.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 3-16-148060-0, S. 277.</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
{{Portal|Philosophie}}<br />
* [[Metaethik]]<br />
* [[Gerechtigkeitstheorien]]<br />
* [[Liste bekannter Ethiker]]<br />
* [[Liste der Ethik-Modelle]]<br />
* [[Ethische Bewegung]]<br />
* [[Ethisches Dilemma]]<br />
* [[Welfarismus]]<br />
* [[Sekyra und White’s-Professur für Moralphilosophie]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
{{Philosophie-Bibliographie|Ethik}}<br />
; Einführungen<br />
* [[Arno Anzenbacher]]: ''Einführung in die Ethik.'' 3. Auflage. Patmos, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-69028-5 (gut lesbare Einführung)<br />
* [[Dieter Birnbacher]]: ''Analytische Einführung in die Ethik.'' De Gruyter, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-11-017625-4 (systematische Darstellung der normativen Ethik aus Sicht eines [[Analytische Philosophie|analytischen Philosophen]]; moderne Ansätze stehen im Vordergrund)<br />
* Dagmar Fenner: ''Ethik. Wie soll ich handeln?'' UTB, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-2989-4 (gut strukturierte Einführung, etwas schulbuchhaft)<br />
* [[Dietmar Hübner]]: ''Einführung in die philosophische Ethik''. UTB, 2. Aufl., Göttingen 2018, ISBN 978-3-8252-4991-5 (klare Systematik mit historischen Vertiefungen)<br />
* [[Annemarie Pieper]]: ''Einführung in die Ethik.'' 5. Auflage. Francke, Tübingen u. a. 2003, ISBN 3-8252-1637-3, ISBN 3-7720-1698-7 (vielzitierte Einführung in die Ethik)<br />
* Louis P. Pojman, James Fieser: ''Ethics. Discovering Right and Wrong.'' Wadsworth Pub. 2008, ISBN 978-0-495-50235-7. (exzellente, sehr klare, oft als Lehrbuch verwendete erste Einführung) [http://academic.cengage.com/resource_uploads/downloads/0495502359_124757.doc (Inhaltsverzeichnis)] ([[Microsoft Word|MS Word]]; 177&nbsp;kB)<br />
* ''[[Der blaue Reiter (Zeitschrift)|Der blaue reiter. Journal für Philosophie]]. Themenheft: Ethik.'' Nr. 3, 1995. Verlag der blaue reiter, ISBN 978-3-9804005-2-7.<br />
* Karl Hepfer. ''Philosophische Ethik. Eine Einführung.'' Göttingen 2008 (UTB 3117), ISBN 978-3-8252-3117-0 (Sehr übersichtliche und gut lesbare Darstellung aller gängigen Begründungsmodelle)<br />
* [[Michael Quante]]: ''Einführung in die allgemeine Ethik.'' Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15464-9 (lehrbuchartig aufgebautes Werk mit Zusammenfassungen, Lektürehinweisen und Übungen am Ende jedes Kapitels; geht ausführlich auf metaethische Fragen ein)<br />
* [[Hans Reiner]]: ''Ethik. Eine Einführung.'' Studienausgabe, PAIS-Verlag, Oberried 2010, ISBN 978-3-931992-27-9 (gut verständliche Einführung)<br />
* Andreas Vieth: ''Einführung in die Philosophische Ethik.'' Münster/München 2015, ISBN 978-3-7380-2658-0, [http://ethik.philosovieth.de/ PDF] (themenorientiert, metaethisch, visuelle Themenaufbereitung, Lehrbuch)<br />
; Gesamtdarstellungen<br />
* Marcus Düwell, Christoph Hübenthal, [[Micha Werner|Micha H. Werner]] (Hrsg.): ''Handbuch Ethik.'' 2. akt. Auflage. Metzler, Stuttgart u. a. 2006, ISBN 3-476-02124-6 (derzeit das Standardhandbuch zur Ethik; enthält einen historischen und einen begrifflichen Teil; breite Berücksichtigung der aktuellen Diskussion; zum Teil sehr anspruchsvoll)<br />
* Hugh LaFollette (Hrsg.): ''Blackwell Guide to Ethical Theory.'' Blackwell, Oxford 2000. ([http://www.hughlafollette.com/papers/b-guide.htm Inhaltsverzeichnis])<br />
* [[Friedo Ricken]]: ''Allgemeine Ethik.'' 4. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-017948-9 (sehr fundiert und anspruchsvoll; versucht eine Synthese aus Aristotelischen und Kantischen Ansätzen mit Anleihen aus der analytischen Philosophie)<br />
* Hugh LaFollette (Hrsg.): ''Ethics in Practice: An Anthology.'' 4. Auflage. Wiley-Blackwell, Oxford 2014, ISBN 978-0-470-67183-2.<br />
; Lexika und Grundbegriffe<br />
* [[Otfried Höffe]] (Hrsg.): ''Lexikon der Ethik.'' 6. Auflage. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47586-8 (das Standardlexikon zur Einführung in die Begriffe der Ethik)<br />
* [[Gerhard Schweppenhäuser]]: ''Grundbegriffe der Ethik zur Einführung.'' 2. Auflage. Junius, Hamburg 2006, ISBN 3-88506-632-7 (konzentriert sich auf die Behandlung zentraler Grundbegriffe der Ethik)<br />
; Ethik in der Wissenschaft<br />
* [[Hans Lenk (Philosoph)|Hans Lenk]] (Hrsg.): ''Wissenschaft und Ethik'', Philipp Reclam jun., Stuttgart 1991, ISBN 3-15-008698-1.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Ethics|Ethik}}<br />
{{Wiktionary}}<br />
{{Wikiquote}}<br />
* {{DNB-Portal|4015602-3}}<br />
* [[Karl-Heinz Brodbeck]]: ''{{Webarchiv |url=http://193.174.81.9/professoren/bwl/brodbeck/ethik/bro-moral.pdf |wayback=20130614183131 |text=Ethik und Moral. eine kritische Einführung.}}'' (PDF; 1,5&nbsp;MB) Verlag BWT, Würzburg 2003, ISBN 3-9808693-1-8. (Freies, einführendes E-Book)<br />
* Roger Crisp: [http://www.rep.routledge.com/article/L132 ''Ethics.''] In: E. Craig (Hrsg.): ''[[Routledge Encyclopedia of Philosophy]].'' London 1998.<br />
* {{IEP|https://www.iep.utm.edu/e/ethics.htm|Ethics|James Fieser}}<br />
* {{SEP|https://plato.stanford.edu/archives/fall2018/entries/reasoning-moral/|Moral Reasoning|Henry S. Richardson|2018}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Lesenswert|8. Februar 2006|13516445}}<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4015602-3|LCCN=sh85045096|NDL=00569521}}<br />
<br />
[[Kategorie:Philosophische Disziplin]]<br />
[[Kategorie:Ethik| ]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ethik&diff=256627026Ethik2025-06-02T14:20:57Z<p>Prototyperspective: /* Das höchste Gut */ ce (unbelegte grobe Falschdarstellung wenn so pauschal bzw mit diesen Worten in dem dortigen Kontext)</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br />
<br />
Die '''Ethik''' ist jener Teilbereich der [[Philosophie]], der sich mit den Voraussetzungen und der Bewertung menschlichen Handelns befasst. Ihr Gegenstand ist damit die [[Moral]] insbesondere hinsichtlich ihrer Begründbarkeit und [[Reflexion (Philosophie)|Reflexion]]. [[Cicero]] übersetzte als erster ''êthikê téchnē'' (''die ethische Kunst'') in den seinerzeit neuen Begriff ''philosophia moralis'' (''Philosophie der Sitten'').<ref>Cicero: ''De fato'' 1; ''Moral, moralisch, Moralphilosophie.'' In: ''[[Historisches Wörterbuch der Philosophie]].'' Band 6, S. 149.</ref> In seiner Tradition wird die Ethik auch heute noch als '''Moralphilosophie''' bezeichnet.<ref>[[Viktor Cathrein]]: ''Moralphilosophie. Eine wissenschaftliche Darlegung der sittlichen, einschließlich der rechtlichen Ordnung.'' 2 Bände, 5., neu durchgearbeitete Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 1911, S. 1–6 (''Begriff der Moralphilosophie'').</ref><br />
<br />
Die Ethik und ihre benachbarten Disziplinen (z.&nbsp;B. [[Rechtsphilosophie|Rechts-]], [[Staatsphilosophie|Staats-]] und [[Sozialphilosophie]]) werden auch als „[[Philosophie#Praktische Philosophie|praktische Philosophie]]“ zusammengefasst, da sie sich mit dem menschlichen [[Handeln]] befasst. Im Gegensatz dazu steht die „[[theoretische Philosophie]]“, zu der als klassische Disziplinen die [[Logik]], die [[Erkenntnistheorie]] und die [[Metaphysik]] gezählt werden.<br />
<br />
Ihr entsprechen in der Religionswissenschaft die religionsgeschichtliche Erforschung der Sittlichkeit (Moral) sowie vor allem die [[Moraltheologie|kath. Moraltheologie]] und die ev. [[theologische Ethik]],<ref> Brockhaus Enzyklopädie, 19 Aufl., (1988), Bd. 6, S. 600.</ref> die wiederum Teilgebiete der christlichen [[Systematische Theologie|systematischen Theologie]] sind.<br />
<br />
== Wortherkunft ==<br />
Das deutsche Wort Ethik stammt von {{elS|ἠθική (ἐπιστήμη)}} ''{{lang|grc-Latn|ēthikē (epistēmē)}}'' „das sittliche (Verständnis)“, von {{lang|grc|ἦθος}} ''[[Ethos|ēthos]]'' „Charakter, Sinnesart“ (dagegen ἔθος: Gewohnheit, Sitte, Brauch).<ref>Vgl. [[A Greek-English Lexicon]] 9. A. (1996), S. 480.766.</ref><br />
<br />
== Ursprung ==<br />
{{Hauptartikel|Geschichte der Ethik}}<br />
[[Datei:Aristoteles Louvre.jpg|mini|150px|[[Aristoteles]] begründete die Ethik als eigenständige philosophische Disziplin.]]<br />
<br />
Bereits die [[Sophisten]] (im 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr.) vertraten die Auffassung, es sei für ein Vernunftwesen wie den Menschen unangemessen, wenn dessen Handeln ausschließlich von Konventionen und Traditionen geleitet wird. Im Zuge der [[Sokratische Wende|sokratischen Wende]] rückte [[Sokrates]] (5. Jahrhundert v. Chr.) die Ethik ins Zentrum des philosophischen Denkens. ''Ethik'' als Bezeichnung für eine philosophische Disziplin geht auf [[Aristoteles]] (4. Jahrhundert v. Chr.) zurück, der damit die wissenschaftliche Beschäftigung mit Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen (''ethos'') meinte. Er war der Überzeugung, menschliche Praxis sei grundsätzlich einer vernünftigen und theoretisch fundierten Reflexion zugänglich. Ethik war somit für Aristoteles eine philosophische Disziplin, die den gesamten Bereich menschlichen Handelns zum Gegenstand hat und diesen Gegenstand mit philosophischen Mitteln einer normativen Beurteilung unterzieht und zur praktischen Umsetzung der auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse anleitet.<br />
<br />
== Ziele und Fragestellungen ==<br />
{{Belege fehlen}}<br />
Die (allgemeine) Ethik wird heute als die philosophische Disziplin verstanden, die Kriterien für gutes und schlechtes Handeln und für die Bewertung seiner Motive und Folgen aufstellt. Sie ist von ihrer Zielsetzung her eine praktische Wissenschaft. Es geht ihr nicht um ein Wissen um seiner selbst willen ''(theoria)'', sondern um eine verantwortbare Praxis. Sie soll dem Menschen Hilfen für seine sittlichen Entscheidungen liefern. Dabei kann die Ethik allerdings nur allgemeine Prinzipien und Normen guten Handelns oder ethischen Urteilens überhaupt oder Wertvorzugsurteile für bestimmte Typen von Problemsituationen begründen. Die situationsspezifische Anwendung dieser Prinzipien auf neue Situationen und Lebenslagen ist nicht durch sie leistbar, sondern Aufgabe der praktischen Urteilskraft und des geschulten [[Gewissen]]s.<br />
<br />
Die drei Fragen nach<br />
* dem „höchsten Gut“,<br />
* dem richtigen Handeln in bestimmten [[Situation]]en und<br />
* der Freiheit des Willens<br />
stehen im Zentrum.<br />
<br />
Als philosophische Disziplin bearbeitet die Ethik moralische Fragen auf der Grundlage lebensweltlicher Einstellungen, Wertüberzeugungen und rationaler [[Argument]]e. Auch in den jüdischen, christlichen und islamischen Theologien werden ethische Fragen behandelt. In der [[Theologische Ethik|Theologischen Ethik]] werden unterschiedliche Voraussetzungen und Vorgehensweisen zugrunde gelegt: Während sogenannte [[Glaubensethik]]en religiöse Überzeugungen, einschließlich [[Offenbarung|offenbarungstheologisch]] vermittelter Traditionen, als Argumentationsgrundlage voraussetzen, werden v.&nbsp;a. seit den 1970er Jahren auch Ansätze vertreten, wonach die Begründung ethischer Normen nur voraussetzt, was unabhängig von spezifischen religiösen oder weltanschaulichen Verortungen rational einsichtig zu machen ist. Beispiele dafür sind die Vorschläge sogenannter „Autonomer Moral“ von [[Alfons Auer]] oder [[Franz Böckle]].<br />
<br />
=== Abgrenzung ===<br />
==== Rechtswissenschaft ====<br />
Auch die Rechtswissenschaft fragt danach, wie gehandelt werden soll. Im Unterschied zur Ethik (welche seit [[Christian Thomasius]] und Kant von der Rechtslehre unterschieden wird<ref>Viktor Cathrein: ''Moralphilosophie. Eine wissenschaftliche Darlegung der sittlichen, einschließlich der rechtlichen Ordnung.'' 2 Bände, 5., neu durchgearbeitete Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 1911, S. 17–27 (''Geschichte der Moralphilosophie''), hier: S. 24 f., und S. 27 (''Einteilung der Moralphilosophie'').</ref>) bezieht sie sich jedoch im Allgemeinen auf eine bestimmte, faktisch geltende Rechtsordnung (positives Recht), deren Normen sie auslegt und anwendet. Wo die Rechtswissenschaft als [[Rechtsphilosophie]], Rechtspolitik oder Gesetzgebungslehre auch die Begründung von Rechtsnormen behandelt, nähert sie sich der Ethik an. Auch das [[Vernunftrecht]] zeigt Parallelen zur Ethik.<br />
<br />
==== Empirie ====<br />
Mit gesellschaftlichen Normen des Handelns befassen sich auch empirische Wissenschaften wie Soziologie, Ethnologie und Psychologie. Im Unterschied zur normativen Ethik im philosophischen Sinne geht es dort jedoch um die Beschreibung und Erklärung faktisch bestehender ethischer Überzeugungen, Einstellungen und Sanktionsmuster und nicht um deren [[Rechtfertigung (Philosophie)|Rechtfertigung]] oder [[Kritik]]. Beziehungen bestehen also zur deskriptiven Ethik.<br />
<br />
==== Theorie der rationalen Entscheidung ====<br />
Auch die [[Theorie der rationalen Entscheidung]] beantwortet die Frage: Wie soll ich handeln? Jedoch unterscheidet sie sich von ethischen Fragestellungen dadurch, dass Theorien rationalen Handelns nicht in jedem Falle auch Theorien des moralisch Guten sind. Von ethischen Theorien mit einem allgemeinverbindlichen Anspruch unterscheiden sich Theorien rationaler Entscheidung dadurch, dass nur die Ziele und Interessen eines bestimmten Individuums oder eines kollektiven Subjekts (z.&nbsp;B. eines wirtschaftlichen Unternehmens oder eines Staates) berücksichtigt werden.<br />
<br />
== Disziplinen ==<br />
{| class="wikitable float-right" style="width:50%; font-size:95%;"<br />
|+Disziplinen der Ethik nach Art der Behandlung ethischer Aussagen<br />
!Disziplin !! Gegenstandsbereich !! Methode<br />
|-<br />
|-<br />
| [[Metaethik]] || Sprache und Logik moralischer Diskurse, Methoden moralischer Argumentationen, Leistungskraft ethischer Theorien || analytisch<br />
|-<br />
| Normative Ethik || Prinzipien und Kriterien der Moral, Maßstab moralisch richtigen Handelns, Prinzipien eines für alle guten Lebens || abstrakt wertend<br />
|-<br />
| [[Angewandte Ethik]] || gültige Normen, Werte, Handlungsempfehlungen des jeweiligen Bereichs || konkret wertend<br />
|-<br />
| Deskriptive Ethik || tatsächlich befolgte Handlungspräferenzen, empirisch vorfindliche Normen- und Wertesysteme || beschreibend<br />
|}<br />
<br />
=== Metaethik ===<br />
{{Hauptartikel|Metaethik}}<br />
<br />
Metaethik stellt die Grundlage der anderen Disziplinen dar und beschäftigt sich mit ihren allgemeingültigen Kriterien und Methoden. Sie analysiert die allgemeinen logischen, semantischen und pragmatischen Strukturen moralischen und ethischen Sprechens und sich v. a. mit der Bedeutung ethischer und verwandter Begriffe, der Verwendung ethischer Begriffe in moralischen Sätzen und der Frage nach der Begründbarkeit von Werturteilen beschäftigt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird sie als eigenständige Disziplin betrachtet.<br />
<br />
=== Normative Ethik ===<br />
Normative Ethik erarbeitet und untersucht allgemeingültige [[Soziale Norm|Normen]] und [[Werturteil|Werte]] sowie deren Begründung. Sie ist der Kern der allgemeinen Ethik. Als Reflexionstheorie der [[Moral]] wertet und urteilt sie über das Gute und Richtige.<br />
<br />
=== Angewandte Ethik ===<br />
{{Hauptartikel|Angewandte Ethik}}<br />
<br />
Angewandte Ethik baut auf der normativen Ethik auf. Sie äußert sich als Individual- und Sozialethik sowie in den Bereichsethiken zu spezifischen Lebensbereichen, beispielsweise [[Medizinethik]] oder [[Wirtschaftsethik]]. [[Ethikkommission]]en, [[Ethikrat|-räte]] und -institute erarbeiten Normen oder Handlungsempfehlungen für bestimmte Bereiche.<br />
<br />
=== Deskriptive Ethik ===<br />
Häufig nicht zum klassischen Kanon der Ethik gerechnet wird die ''deskriptive Ethik'', die sich versteht als [[Empirie|empirische]] Untersuchung, Beschreibung und ursächlichen Erklärung von Normensystem innerhalb einer Gesellschaft, und dabei keine moralischen Urteile fällt.<br />
<br />
== Begründungen normativer Sätze ==<br />
=== Gründe für und gegen Moral ===<br />
Die Frage, ob man überhaupt moralisch sein soll, wird in [[Platon]]s ''[[Politeia]]'' im ersten Kapitel aufgeworfen. In der Moderne wurde der Diskurs um die Frage von [[Francis Herbert Bradley|Bradley]]<ref>F. H. Bradley: ''Why should I be moral?'' In: ''Ethical Studies.'' The Clarendon Press, Oxford 1876.</ref> und [[James Cowles Prichard|Prichard]] eingeleitet.<br />
<br />
Metaethische [[Kognitivismus|Kognitivisten]] behaupten, erkennen zu können, wie man moralisch handeln solle. Somit stellt sich ihnen die Frage, ob man das überhaupt tun soll nicht mehr, da sie auch gleich mit erkennen, dass man dies tun soll.<br />
<br />
Metaethische Nonkognitivisten hingegen müssen die Frage, ob man moralisch handeln soll, klären.<br />
Die Diskussion wird in der Philosophie zumeist anhand der Frage „Warum soll man moralisch sein?“ geführt. Das Sollen innerhalb der Frage ist dabei kein moralisches Sollen, sondern verweist auf eine Akzeptanz besserer Gründe, z.&nbsp;B. anhand der [[Theorie der rationalen Entscheidung]]. Die Antwort auf die Frage hängt also ab vom jeweiligen Verständnis von [[Vernunft]].<br />
<br />
Die Frage, ob man moralisch sein soll oder nicht, wird beantwortet mit:<br />
* „Ja“ von allen, die Gründe für Moral anführen,<ref>Kurt Bayertz: ''Warum überhaupt moralisch sein?'' C. H. Beck Verlag, München 2004, ISBN 3-406-52196-7.</ref><br />
* „Nein“ von den [[Amoralismus|Amoralisten]],<br />
* „Das muss jeder für sich selbst entscheiden“ von [[Dezisionismus|Dezisionisten]].<br />
<br />
Die Situation des Menschen, der sich zwischen diesen Antworten entscheiden muss, hat ihre klassische Gestaltung in der so genannten [[Prodikos]]-Fabel von [[Herakles am Scheideweg]] gefunden, die auch von vielen christlichen Autoren rezipiert wurde.<br />
<br />
=== Absolute Begründung der Moral ===<br />
Eine bekannte absolute Moralbegründung ist die der [[Letztbegründung]] von [[Karl-Otto Apel]]. Angenommen jemand lehnt es ab, über Zwecke zu reden, dann sei diese Ablehnung bereits ein Reden über Zwecke. Insofern ist dies ein so genannter [[Retorsion|performativer Selbstwiderspruch]].<br />
<br />
Moralbegründung aus Sicht der [[Systemtheorie (Luhmann)|Systemtheorie]] verzichtet darauf, zu begründen, warum Individuen moralisch handeln sollen. Stattdessen wird dargelegt, warum Moral als Regulierungsfunktion des Kommunikationssystems unentbehrlich ist (s.&nbsp;a. [[AGIL-Schema]]).<br />
<br />
=== Relative Begründungen der Moral ===<br />
Viele Philosophen behaupten, dass man zwar nicht beweisen kann, dass Amoralismus logisch widersprüchlich ist, dass aber im wirklichen Leben Amoralisten viele Nachteile haben, so dass moralisches Verhalten größere Rentabilität im Sinne der [[Theorie der rationalen Entscheidung]] besitzt. Ethik wird mit dieser Form von Moralbegründung zu einer Spezialform von Zweckrationalität. Einer der wichtigsten Vertreter dieser Argumentationslinie ist [[David Gauthier]].<br />
<br />
Viele Philosophen dieser Richtung berufen sich auf den Grundsatz [[quid pro quo]] oder auf ''[[Tit for Tat]]''-Strategien.<br />
<br />
Andere meinen, Amoralisten seien auf Einsamkeit festgelegt, da man ihnen nicht vertrauen könne und auch sie niemandem vertrauen könnten. Daher könnten sie eines der wichtigsten Lebensgüter, soziale Gemeinschaft und Anerkennung, nie erreichen.<br />
<br />
Nach [[R. M. Hare]] können Amoralisten keine moralischen Begriffe gebrauchen und daher nicht von ihren Mitmenschen fordern, sie fair zu behandeln. Die Möglichkeit entsprechender Lügen sah Hare nicht. Hare behauptete zudem, der Aufwand, den Amoralisten treiben müssten, um ihre Überzeugung zu verschleiern, wäre so groß, dass sie sozial immer im Nachteil seien.<br />
{{Belege fehlen|WP wäre keine zulässige Quelle}}<br />
Amoralisten kritisieren verschiedene Moralbegründungen, indem sie darauf verweisen, dass es in vielen Teilen der Welt relativ stabile Verhältnisse gibt, die üblichen moralischen Vorstellungen widersprechen, z.&nbsp;B. völkerrechtswidrige Kriege um Ressourcen, [[Sklaverei#Gegenwart|Sklaverei]] oder erfolgreiche [[Organisierte Kriminalität|Mafia-Organisationen]]. Siehe [[ethischer Relativismus]].<br />
<br />
=== Dezisionismus ===<br />
{{Hauptartikel|Dezisionismus}}<br />
<br />
Dezision (von latein. decidere: entscheiden, fallen, abschneiden) bedeutet so viel wie Entscheidung.<br />
Der Begriff des Dezisionismus wird oft in pejorativer Bedeutung gebraucht von Metaethischen Kognitivisten gegenüber Philosophen, die nur relative Begründungen der Moral anerkennen, z.&nbsp;B. [[Richard Mervyn Hare|Hare]] oder [[Karl Popper|Popper]] und [[Hans Albert]].<br />
<br />
Dezisionisten sehen keine Alternative zu Prinzipienentscheidungen, die aus logischen oder pragmatischen Gründen ihrerseits nicht mehr weiter begründet werden können. So behauptete z.&nbsp;B. [[Henry Sidgwick]], der Mensch müsse sich zwischen [[Utilitarismus]] und [[Ethischer Egoismus|Egoismus]] entscheiden.<br />
<br />
Dem Dezisionismus wird von seinen Kritikern ähnlich wie dem metaethischen Nonkognitivismus entgegengehalten, dass auch Entscheidungen wiederum einer Bewertung unterzogen werden könnten: Man entscheide sich nicht für bestimmte ethische Prinzipien, sondern diese würden umgekehrt die Grundlage von Entscheidungen darstellen.<br />
<br />
Außerdem argumentieren Vertreter des [[Naturrecht]]s dafür, dass sich die Objektivität der Ethik (also das Sollen) auf die Natur bzw. das Wesen des Seienden und letztlich auf das Sein selbst (z.&nbsp;B. [[Gott]]) zurückführen ließen.<br />
<br />
== Ethische Grundbegriffe ==<br />
[[Datei:Ethische Grundbegriffe.svg|mini|Ethische Grundbegriffe in ihrem Zusammenhang]]<br />
<br />
=== Moralische Handlungen ===<br />
Im Mittelpunkt [[Deontologische Ethik|deontologischer Ethiken]] steht der Begriff der [[Handeln|Handlung]]. Sie wird in erster Annäherung definiert als „eine von einer Person verursachte Veränderung des Zustands der Welt“.<ref>Friedo Ricken: ''Allgemeine Ethik.'' S. 96.</ref> Die Veränderung kann eine äußere, in Raum und Zeit beobachtbare oder eine innere, mentale Veränderung sein. Auch die Art und Weise, wie man von außen einwirkenden Ereignissen begegnet, kann im weiteren Sinne als Handlung bezeichnet werden.<br />
<br />
==== Absicht und Freiwilligkeit ====<br />
Handlungen unterscheiden sich von [[Ereignis]]sen dadurch, dass wir als ihre Ursache nicht auf ein weiteres Ereignis verweisen, sondern auf die [[Absicht]] des Handelnden. Die Absicht ([[lateinisch]] ''{{lang|la|intentio}}''; nicht zu verwechseln mit dem juristischen Absichtsbegriff, dem ''{{lang|la|dolus directus}}'' 1. Grades) ist ein von der Handlung selbst zu unterscheidender Akt. Geplanten Handlungen liegt eine zeitlich vorausgehende Absicht zugrunde. Wir führen die Handlung so aus, wie wir sie uns vorher schon vorgenommen hatten. Der Begriff der Absicht ist von dem der [[Selbstverwirklichung|Freiwilligkeit]] zu unterscheiden. Die Freiwilligkeit ist eine Eigenschaft, die zur Handlung selbst gehört. Der Begriff der Freiwilligkeit ist weiter als der der Absicht; er umfasst auch die spontanen Handlungen, bei denen nicht mehr von einer Absicht im engeren Sinne gesprochen werden kann.<br />
<br />
{{Siehe auch|Freier Wille}}<br />
<br />
==== Wissen und Willen ====<br />
Eine Handlung ist dann ''freiwillig'', wenn sie mit Wissen und Willen durchgeführt wird.<br />
<br />
Die Unwissenheit kann dabei allerdings nur dann die Freiwilligkeit einer Handlung aufheben, wenn die handelnde Person sich nach besten Kräften vorher informiert hat, und sie mit dem ihr fehlenden ''Wissen'' anders gehandelt hätte. War dem Handelnden eine Kenntnis der Norm oder der Folgen zuzumuten, ist er für ihre Übertretung verantwortlich (''ignorantia crassa'' oder ''supina''). Noch weniger entschuldigt jene Unkenntnis, die absichtlich zum Vermeiden eines Konflikts mit der Norm herbeigeführt wurde ''(ignorantia affectata),'' wenn also z.&nbsp;B. bewusst vermieden wird, sich über ein Gesetz zu informieren, um sagen zu können, man hätte von einem bestimmten [[Verbot]] nicht gewusst. Das Sprichwort sagt zu Recht: „[[Unwissenheit schützt vor Strafe nicht]]“. Auch im deutschen Strafrecht wird diesem Sachverhalt Rechnung getragen. So heißt es z.&nbsp;B. in § 17 [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]]:<ref>{{§|17|StGB|dejure}} StGB</ref><br />
{{Zitat<br />
|Text=Fehlt dem Täter bei Begehung der Tat die Einsicht, Unrecht zu tun, so handelt er ohne Schuld, wenn er diesen Irrtum nicht vermeiden konnte. Konnte der Täter den Irrtum vermeiden, so kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 gemildert werden.}}<br />
<br />
[[Datei:Immanuel Kant (portrait).jpg|mini|Kant versuchte eine rein formale Begründung der Ethik]]<br />
Für die sittliche Bewertung einer Handlung ist außerdem das effektive ''Wollen'' wesentlich, die Absicht ihrer Verwirklichung. Das setzt voraus, dass zumindest der Handelnde der Auffassung war, dass ihm eine Verwirklichung seiner Absicht möglich sei, d.&nbsp;h., dass das Ergebnis von seinem Handeln kausal herbeigeführt werden könne. Unterliegt der Handelnde einem äußeren Zwang, hebt dieser die Freiwilligkeit der Handlung im Allgemeinen auf.<br />
<br />
==== Handlungsprinzipien ====<br />
Absichten finden ihren Ausdruck in praktischen Grundsätzen. Diese können zunächst einmal in inhaltliche und formale Grundsätze unterschieden werden. Inhaltliche Grundsätze legen konkrete inhaltliche Güter (Leben, Gesundheit, Besitz, Vergnügen, Umwelt etc.) als Bewertungskriterium für das Handeln zugrunde. Sie sind teilweise subjektiv und haben unter Umständen einen dezisionistischen Charakter. In diesen Fällen können sie ihre eigene Vorrangstellung nicht gegenüber anderen, konkurrierenden inhaltlichen Grundsätzen begründen.<br />
<br />
Formale Grundsätze verzichten auf einen Bezug zu konkreten inhaltlichen Gütern. Das bekannteste Beispiel ist der [[Kategorischer Imperativ|Kategorische Imperativ]] [[Immanuel Kant|Kants]].<br />
<br />
Es lassen sich grundsätzlich drei Ebenen der praktischen Sätze voneinander unterscheiden:<ref>Vgl. Ricken: ''Allgemeine Ethik.'' S. 136f.</ref><br />
# ein oberstes Prinzip praktischer Überlegungen (wie z.&nbsp;B. der [[Kategorischer Imperativ|Kategorische Imperativ]])<br />
# praktische Grundsätze, die sich aus dem obersten Prinzip ableiten (wie z.&nbsp;B. die [[zehn Gebote]])<br />
# Sätze, die Entscheidungen formulieren, indem sie Maximen auf konkrete Lebenssituationen anwenden<br />
<br />
Die Ethik ist häufig nur in der Lage, Aussagen zu den ersten beiden Ebenen zu machen. Die Übertragung von praktischen Grundsätzen auf eine konkrete Situation, erfordert das [[Vermögen (Fähigkeit)|Vermögen]] der praktischen Urteilskraft. Nur mit seiner Hilfe können eventuell auftretende Zielkonflikte gelöst und die voraussichtlichen Folgen von Entscheidungen abgeschätzt werden.<br />
<br />
==== Handlungsfolgen ====<br />
[[Datei:Handlung.svg|mini|Komponenten einer Handlung]]<br />
<br />
Wesentlich für die ethische Bewertung von Handlungen sind die mit ihnen verbundenen Folgen. Diese werden unterschieden in motivierende und in Kauf genommene Folgen. Motivierende Folgen sind solche, um derentwillen eine Handlung ausgeführt wird. Sie werden vom Handelnden unmittelbar angezielt („Voluntarium in se“).<br />
<br />
In Kauf genommene Folgen („Voluntarium in causa“) werden zwar nicht unmittelbar angezielt, aber als Nebenwirkung der motivierenden Folgen vorausgesehen und bewusst zugelassen ([[Prinzip der Doppelwirkung]]). So unterliegt beispielsweise bewusste Fahrlässigkeit als bedingter Vorsatz (dolus eventualis) der ethischen und rechtlichen Verantwortung: Volltrunkenheit entschuldigt nicht bei einem Verkehrsunfall.<br />
<br />
==== Tun und Unterlassen ====<br />
Bereits [[Thomas von Aquin]]<ref>[[Thomas von Aquin]]: ''[[Summa theologica]].''</ref> unterscheidet eine zweifache Kausalität des Willens: die „direkte“ Einwirkung des Willens, in der durch den Willensakt ein bestimmtes Ereignis hervorgerufen wird, und die „indirekte“, in der ein Ereignis dadurch eintritt, dass der Wille untätig bleibt. Tun und Unterlassen unterscheiden sich hierbei nicht hinsichtlich ihrer Freiwilligkeit. Beim Unterlassen verzichtet jemand auf das Eingreifen in einen Prozess, obwohl er die Möglichkeit dazu hätte. Auch das Unterlassen kann daher als Handlung aufgefasst werden und strafbar sein.<br />
<br />
Die strikte Unterscheidung zwischen diesen beiden Handlungsformen, die z.&nbsp;B. in der medizinischen Ethik eine große Rolle spielt (vgl. aktive und passive [[Sterbehilfe]] etc.), erscheint daher vom ethischen Standpunkt aus gesehen als teilweise fragwürdig.<br />
<br />
=== Das Ziel menschlichen Handelns ===<br />
{{Hauptartikel|Teleologie}}<br />
<br />
Im Mittelpunkt teleologischer Ethiken steht die Frage, was ich mit meiner Handlung letztlich bezwecke, welches Ziel ich mit ihr verfolge. Der Begriff „Ziel“ (finis, telos;) ist hier insbesondere als „letztes Ziel“ oder „Endziel“ zu verstehen, von dem all mein Handeln bestimmt wird.<br />
<br />
==== Glück als letztes Ziel ====<br />
[[Datei:Angelo Bronzino - Allegorie Des Glücks.jpg|mini|Das Glück als letztes Ziel des menschlichen Lebens – [[Allegorie]] von [[Angelo Bronzino]]]]<br />
<br />
In der Tradition wird als letztes Ziel des Menschen häufig das [[Glück]] oder die Glückseligkeit (beatitudo) genannt. Der Ausdruck „Glück“ wird dabei in einem mehrdeutigen Sinne gebraucht:<br />
* zur Bezeichnung eines gelungenen und guten Lebens, dem nichts Wesentliches fehlt („Lebensglück“, ''eudaimonia'')<br />
* zur Bezeichnung günstiger Lebensumstände („Zufallsglück“, ''eutychia'')<br />
* zur Bezeichnung des subjektiven Wohlbefindens (Glück als Lust, ''hedone'')<br />
<br />
Philosophiegeschichtlich konkurrieren die Bestimmungen von Glück als „Lebensglück“ und als subjektives Wohlbefinden miteinander. Für die [[Eudaimonie|Eudämonisten]] (Platon, Aristoteles) ist Glück die Folge der Verwirklichung einer Norm, die als Telos im Wesen des Menschen angelegt ist. Glücklich ist dieser Konzeption zufolge vor allem, wer auf vernünftige Weise tätig ist.<br />
<br />
Für die [[Hedonismus|Hedonisten]] (Sophisten, klassische Utilitaristen) gibt es kein zu verwirklichendes Telos des Menschen mehr; es steht keine objektive Norm zur Verfügung, um zu entscheiden, ob jemand glücklich ist. Dies führt zu einer Subjektivierung des Glücksbegriffs. Es obliege allein dem jeweiligen Individuum, zu bewerten, ob es glücklich ist. Glück wird zum Teil auch mit dem Erreichen von Gütern wie Macht, Reichtum, Ruhm etc. gleichgesetzt.<br />
<br />
==== Sinn und Ziel ====<br />
Das Wort „Sinn“ bezeichnet grundsätzlich die Qualität von etwas, das dieses verstehbar macht. Wir verstehen etwas dadurch, indem wir erkennen, worauf es „hingeordnet“ ist, wozu es dient. Die Frage nach dem Sinn steht also in einem engen Zusammenhang mit der Frage nach dem Ziel oder Zweck von etwas. Auch der Sinn einer Handlung oder gar des ganzen Lebens kann nur beantwortet werden, wenn die Frage nach seinem Ziel geklärt ist. Eine menschliche Handlung bzw. ein gesamtes Leben ist dann sinnvoll, wenn es auf dieses Ziel hin ausgerichtet ist.<br />
<br />
=== Das Gute ===<br />
{{Hauptartikel|Das Gute}}<br />
<br />
==== Der Begriff „gut“ ====<br />
„Gut“ gehört wie der Begriff „seiend“ zu den ersten und daher nicht mehr definierbaren Begriffen. Es wird zwischen einem [[adjektiv]]ischen und einem [[substantiv]]ischen Gebrauch unterschieden.<br />
<br />
Als Adjektiv bezeichnet das Wort „gut“ generell die Hinordnung eines „Gegenstandes“ auf eine bestimmte Funktion oder einen bestimmten Zweck. So spricht man z.&nbsp;B. von einem „guten Messer“, wenn es seine im Prädikator „Messer“ ausgedrückte Funktion erfüllen – also z.&nbsp;B. gut schneiden kann. Analog spricht man von einem „guten Arzt“, wenn er in der Lage ist, seine Patienten zu heilen und Krankheiten zu bekämpfen. Ein „guter Mensch“ ist demnach jemand, der in seinem Leben auf das hin ausgerichtet ist, was das Menschsein ausmacht, also dem menschlichen Wesen bzw. seiner Natur entspricht.<br />
<br />
Als Substantiv bezeichnet das Wort „das Gut“ etwas, auf das hin wir unser Handeln ausrichten. Wir gebrauchen es normalerweise in dieser Weise, um „eine unter bestimmten Bedingungen vollzogene Wahl als richtig oder gerechtfertigt zu beurteilen“.<ref>Ricken: ''Allgemeine Ethik.'' S. 84.</ref> So kann beispielsweise eine Aussage wie „Die Gesundheit ist ein Gut“ als Rechtfertigung für die Wahl einer bestimmten Lebens- und Ernährungsweise dienen. In der philosophischen Tradition war man der Auffassung, dass prinzipiell jedes Seiende – unter einer gewissen Rücksicht – Ziel des Strebens sein könne („omne ens est bonum“). Daher wurde die „Gutheit“ des Seienden zu den [[Transzendentalien]] gerechnet.<br />
<br />
Gemäß der Analyse von Richard Mervyn Hare werden wertende Wörter wie „gut“ oder „schlecht“ dazu verwendet, in Entscheidungssituationen Handeln anzuleiten bzw. Empfehlungen zu geben. Die Wörter „gut“ oder „schlecht“ haben demnach keine beschreibende (deskriptive), sondern eine vorschreibende (präskriptive) Funktion.<br />
<br />
Dies kann an einer außermoralischen Verwendung des Wortes „gut“ verdeutlicht werden. Wenn ein Verkäufer zum Kunden sagt: „Dies ist ein guter Wein“, dann empfiehlt er den Kauf dieses Weines, er beschreibt damit jedoch keine wahrnehmbare Eigenschaft des Weines. Insofern es jedoch sozial verbreitete Bewertungsstandards für Weine gibt (er darf nicht nach Essig schmecken, man darf davon keine Kopfschmerzen bekommen etc.), so bedeutet die Bewertung des Weines als „gut“, dass der Wein diese Standards erfüllt und dass er somit auch bestimmte empirische Eigenschaften besitzt.<br />
<br />
Die Bewertungskriterien, die an eine Sache angelegt werden, können ''je nach dem Verwendungszweck variieren''. Ein herber Wein mag als Tafelwein gut, für sich selbst getrunken dagegen eher schlecht sein. Der Verwendungszweck einer Sache ist keine feststehende Eigenschaft der Sache selbst, sondern beruht auf menschlicher Setzung. Eine Sache ist „gut“ – immer bezogen auf bestimmte Kriterien. Wenn der Verkäufer sagt: „Dies ist ein sehr guter Tafelwein“ dann ist er so, wie er gemäß den üblichen Kriterien für Tafelwein sein soll.<br />
<br />
Wenn das Wort „gut“ in moralischen Zusammenhängen gebraucht wird („Dies war eine gute Tat“), so empfiehlt man die Tat und drückt aus, dass sie so war, wie sie sein soll. Man beschreibt damit jedoch nicht die Tat. Wird auf allgemein anerkannte moralische Kriterien Bezug genommen, drückt man damit zugleich aus, dass die Tat bestimmte empirische Eigenschaften besitzt, z.&nbsp;B. eine Zurückstellung des Eigeninteresses zugunsten überwiegender Interessen von Mitmenschen.<br />
<br />
==== Das höchste Gut ====<br />
{{Hauptartikel|Höchstes Gut}}<br />
<br />
Als das höchste Gut (''summum bonum'') wird das bezeichnet, was nicht nur unter einer bestimmten Rücksicht (für den Menschen) gut ist, sondern schlechthin, da es dem Menschen als Menschen ohne Einschränkung entspricht. Es ist identisch mit dem „unbedingt Gesollten“. Seine inhaltliche Bestimmung hängt ab von der jeweiligen Sicht der Natur des Menschen. In der Tradition wurden dabei die unterschiedlichsten Lösungsvorschläge präsentiert:<br />
* das Glück (Eudämonismus)<br />
* die Lust ([[Hedonismus]])<br />
* maximales kollektives Wohlbefinden ([[Utilitarismus]])<ref>{{Literatur |Autor=Paul Dolan |Titel=Utilitarianism and the Measurement and Aggregation of Quality – Adjusted Life Years |Sammelwerk=Health Care Analysis |Band=9 |Nummer=1 |Verlag= |Datum=2001 |Seiten=65–76 |ISSN=1573-3394 |DOI=10.1023/A:1011387524579}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Felix N. Chukwuneke, Anthony C. Ezenwugo |Titel=Deontology vs. Utilitarianism: Understanding the Basis for the Moral Theories in Medicine |Sammelwerk=International Journal of Medicine and Health Development |Band=27 |Nummer=1 |Verlag= |Datum=2022 |Seiten=19 |ISSN=2635-3695 |Online=[https://journals.lww.com/ijmh/fulltext/2022/27010/deontology_vs__utilitarianism__understanding_the.3.aspx lww.com] |DOI=10.4103/ijmh.IJMH_57_20}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Guy Kahane, Jim A. C. Everett, Brian D. Earp, Lucius Caviola, Nadira S. Faber, Molly J. Crockett, Julian Savulescu |Titel=Beyond sacrificial harm: A two-dimensional model of utilitarian psychology |Sammelwerk=Psychological Review |Band=125 |Nummer=2 |Verlag= |Datum=2018 |Seiten=131–164 |ISSN=1939-1471 |Online=[https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29265854 nih.gov] |DOI=10.1037/rev0000093 |PMID=29265854}}</ref><br />
* Macht ([[Niccolò Machiavelli|Machiavelli]])<br />
* Einheit mit Gott bzw. Gott selbst ([[christliche Philosophie]])<br />
* [[Erleuchtung (Buddhismus)|Erwachen]] (bodhi) zu Weisheit und Mitgefühl ([[Buddhismus]])<br />
* Bedürfnisbefriedigung ([[Hobbes]])<br />
* Einheit von Tugend und Glück ([[Kant]])<br />
* Freiheit ([[Jean-Paul Sartre|Sartre]])<br />
<br />
=== Werte ===<br />
Der Begriff „Wert“ stammte ursprünglich aus der [[Politische Ökonomie|Politischen Ökonomie]], in der [[Adam Smith]], [[David Ricardo]] und später [[Karl Marx]] unter anderem die Unterscheidung von [[Gebrauchswert|Gebrauchs-]] und [[Tauschwert]] untersuchten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde „Wert“ ein philosophischer Terminus, der im Rahmen der [[Wertphilosophie]] ([[Max Scheler]] u.&nbsp;a.) eine zentrale Bedeutung einnahm. Dort führte man ihn als Gegenbegriff zur Kantischen Pflichtethik ein, in der Annahme, dass Werten vor allen Vernunftüberlegungen eine „objektive Gültigkeit“ zukommen würde.<br />
<br />
In der [[Alltagssprache]] taucht der Begriff auch in jüngster Zeit wieder verstärkt auf, gerade wenn von „[[Wertvorstellung|Grundwerten]]“, einem „[[Wertewandel]]“ oder einer „neuen Wertedebatte“ die Rede ist.<br />
<br />
Der Wertbegriff weist große Ähnlichkeiten mit dem [[Das Gute|Begriff des Guten]] auf. Er wird wie dieser grundsätzlich in einer subjektiven und einer objektiven Variante gebraucht:<br />
* als „objektiver Wert“ bezeichnet er den „Wert“ von bestimmten Gütern für den Menschen – wie z.&nbsp;B. den Wert des menschlichen Lebens, der Gesundheit etc. Dies entspricht der Bedeutung von „bonum physicum“ („physisches Gut“).<br />
* als „subjektive Werthaltung“ bezeichnet er das, was mir wertvoll ist, meine „Wertvorstellungen“ – wie Treue, [[Gerechtigkeit]] etc. Dies entspricht der Bedeutung von „bonum morale“ („sittliches Gut“).<br />
<br />
Im Vergleich zum Begriff des Guten kommt dem Wertbegriff allerdings eine stärkere gesellschaftliche Bedingtheit zu. So spricht man von einem „Wertewandel“, wenn man ausdrücken will, dass sich bestimmte, in einer Gesellschaft allgemein akzeptierte [[Handlungsnorm]]en im Verlauf der Geschichte verändert haben. Damit meint man aber in der Regel nicht, dass das, was früher für gut gehalten wurde, nun „tatsächlich“ nicht mehr gut sei, sondern nur, dass sich das allgemeine Urteil darüber geändert habe.<br />
<br />
=== Tugend ===<br />
{{Hauptartikel|Tugend}}<br />
[[Datei:Raffael 054.jpg|mini|Allegorie der Tugend von [[Raffael]] in der [[Stanza della Segnatura]] des [[Apostolischer Palast|Vatikan]]]]<br />
<br />
Die richtige Abwägung ethischer Güter und ihre Durchsetzung setzt Tugend voraus.<br />
In ihrer klassischen Definition formuliert sie Aristoteles als ''jene feste Grundhaltung, von der aus [der Handelnde] tüchtig wird und die ihm eigentümliche Leistung in vollkommener Weise zustande bringt'' (NE 1106a).<ref name="NE">[[Aristoteles]]: ''[[Nikomachische Ethik]].'' ''[[Politik (Aristoteles)|Politik]].''</ref><br />
<br />
Die Leistung der ethischen Tugenden besteht vor allem darin, im Menschen eine Einheit von sinnlichem Strebevermögen und sittlicher Erkenntnis zu bewirken. Ein Mensch gilt erst dann als „gut“, wenn er zur inneren Einheit mit sich selbst gekommen ist und das als richtig Erkannte auch affektiv voll bejaht. Dies ist nach Aristoteles nur durch eine Integration der Gefühle durch die ethischen Tugenden möglich. Ungeordnete Gefühle verfälschen das sittliche Urteil. Das Ziel der Einheit von Vernunft und Gefühl führt über eine bloße Ethik der richtigen Entscheidung hinaus. Es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern auch wer wir sind.<br />
<br />
Tugend setzt neben Erkenntnis eine [[Gewöhnung]] voraus, die durch Erziehung und soziale Praxis erreicht wird. Wir werden gerecht, mutig etc., indem wir uns in Situationen begeben, wo wir uns entsprechend verhalten können. Die wichtigste Rolle kommt dabei der Tugend der [[Klugheit]] (phronesis) zu. Ihr obliegt es, die rechte „Mitte“ zwischen den Extremen zu finden und sich für die optimale Lösung in der konkreten Situation zu entscheiden.<br />
<br />
=== Sollen ===<br />
Der Begriff „sollen“ ist ein Grundbegriff deontologischer Ethikansätze. Er bezieht sich – als Imperativ – auf eine Handlung, mit der ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll. Dabei müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:<br />
* das vorgegebene Ziel kann verfehlt werden<br />
* das vorgegebene Ziel steht nicht in Konkurrenz zu anderen, übergeordneten Zielen<br />
* das vorgegebene Ziel kann prinzipiell erreicht werden („Jedes Sollen impliziert ein Können“)<br />
<br />
[[Sprachanalyse|Sprachanalytisch]] lässt sich das Sollen mit Hilfe der sogenannten [[deontisch]]en Prädikatoren erklären. Diese beziehen sich auf die sittliche Verbindlichkeit von Handlungen. Folgende Varianten sind dabei zu unterscheiden:<br />
* moralisch möglich,<br />
* moralisch notwendig,<br />
* moralisch unmöglich.<br />
<br />
Moralisch mögliche Handlungen sind sittlich erlaubt, d.&nbsp;h. man darf so handeln. Moralisch notwendige Handlungen sind sittlich geboten. Hier spricht man davon, dass wir etwas tun sollen bzw. die [[Pflicht]] haben, etwas zu tun. Moralisch unmögliche Handlungen sind sittlich verbotene Handlungen, die wir nicht ausführen dürfen; siehe auch [[Sünde]].<br />
<br />
;Das Verhältnis zum Guten<br />
Die Begriffe „gut“ und „gesollt“ sind zwar eng miteinander verwandt aber nicht deckungsgleich.<br />
So können wir in Situationen stehen, in denen wir nur zwischen schlechten Alternativen wählen können. Hier ist es gesollt, dass wir uns für das „geringere Übel“ entscheiden. Umgekehrt ist nicht alles Gute auch gesollt. Das kann z.&nbsp;B. der Fall sein, wenn das Erreichen eines Gutes ein anderes Gut ausschließt. Hier muss eine [[Güterabwägung]] erfolgen, die zum Verzicht eines Gutes führt.<br />
<br />
=== Gerechtigkeit ===<br />
[[Datei:Raffael 053.jpg|mini|Darstellung der [[Justitia]] von Raffael]]<br />
{{Hauptartikel|Gerechtigkeit}}<br />
<br />
Der Begriff der [[Gerechtigkeit]] ist seit der intensiven Diskussion um die „Theorie der Gerechtigkeit“ von [[John Rawls]] und vor allem seit der aktuellen politischen Debatte um die Aufgaben des Sozialstaates (Betonung der [[Chancengerechtigkeit|Chancen-]] und [[Leistungsgerechtigkeit]] gegenüber der Verteilungsgerechtigkeit) wieder stark ins Blickfeld geraten.<br />
<br />
„Gerecht“ wird – wie der Begriff „gut“ – in vielerlei Bedeutungen gebraucht. Es werden Handlungen, Haltungen, Personen, Verhältnisse, politische Institutionen und zuweilen auch Affekte (der „gerechte Zorn“) als gerecht bezeichnet. Grundsätzlich kann zwischen einem „subjektiven“ und einem „objektiven“ Gebrauch unterschieden werden, wobei beide Varianten aufeinander bezogen sind.<br />
<br />
Die ''subjektive'' oder besser personale ''Gerechtigkeit'' bezieht sich auf das Verhalten oder die ethische Grundhaltung einer Einzelperson. Eine Person kann gerecht handeln ohne gerecht zu sein und umgekehrt. Damit im Zusammenhang steht die kantische Unterscheidung zwischen [[Legalität]] und [[Moral]]ität. Legale Handlungen befinden sind nach außen hin betrachtet in Übereinstimmung mit dem Sittengesetz, geschehen aber nicht ausschließlich aufgrund moralischer Beweggründe, sondern z.&nbsp;B. auch aus Angst, Opportunismus etc. Bei moralischen Handlungen dagegen stimmen Handlung und Motiv miteinander überein. In diesem Sinne wird Gerechtigkeit als eine der vier ''[[Kardinaltugend]]en'' bezeichnet.<br />
<br />
Die ''objektive'' oder institutionelle ''Gerechtigkeit'' bezieht sich auf die Bereiche Recht und Staat.<br />
Hier geht es immer um Pflichten innerhalb einer Gemeinschaft, die das Gleichheitsprinzip berühren. Es ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen der ''[[Ausgleichende Gerechtigkeit|ausgleichenden Gerechtigkeit]]'' (iustitita commutativa) und ''[[Verteilungsgerechtigkeit]]'' (iustitita distributiva). Bei der ausgleichenden Gerechtigkeit tritt der Wert einer Ware oder Leistung in den Vordergrund. Bei der Verteilungsgerechtigkeit geht es um den Wert der beteiligten Personen.<br />
<br />
Die Gerechtigkeit der Einzelpersonen und der Institutionen sind in einem engen Zusammenhang zueinander zu sehen. Ohne gerechte Bürger werden keine gerechten Institutionen geschaffen oder aufrechterhalten werden können. Ungerechte Institutionen erschweren andererseits die Entfaltung der Individualtugend der Gerechtigkeit.<br />
<br />
Das Anliegen der Ethik beschränkt sich nicht auf das Thema „Gerechtigkeit“. Zu den Tugenden gehören noch diejenigen, die man vor allem sich selbst gegenüber hat (Klugheit, [[Mäßigung]], [[Tapferkeit]]). Zu den ethischen Pflichten gegenüber anderen zählt noch die Pflicht des ''Wohltun''s (beneficientia), die über die Gerechtigkeit hinausgeht und ihre Wurzel letztlich in der [[Liebe]] hat. Während der Gerechtigkeit das Gleichheitsprinzip zugrunde liegt, ist dies beim Wohltun die Notlage oder Bedürftigkeit des anderen. Diese Unterscheidung entspricht der zwischen „iustitia“ und „[[Barmherzigkeit|caritas]]“ (Thomas von Aquin), Rechts- und Tugendpflichten (Kant) bzw. in der Gegenwart der zwischen „duties of justice“ und „duties of charity“ ([[Philippa Foot]]).<br />
<br />
== Ethische Theorien ==<br />
Klassen ethischer oder moralphilosophischer Theorien lassen sich danach unterscheiden, welche Kriterien sie für die Bestimmung des moralisch Guten zugrunde legen. Das moralisch Gute kann bestimmt werden durch:<br />
* die Folgen ([[Teleologische Ethik]]en, [[Konsequentialismus]]);<br />
* die [[Einstellung (Psychologie)|Verhaltensdispositionen]], Charaktereigenschaften und „Tugenden“ ([[Tugendethik]]en);<br />
* die Absichten des Handelnden ([[Gesinnungsethik]]en);<br />
* objektive moralische Tatsachen, etwa objektive moralische [[Ethisches Gut|Güter]] oder Handlungsbewertungen betreffend ([[Deontologische Ethik]]en);<br />
* die Optimierung<br />
** die Interessen der Betroffenen (Präferenz-[[Utilitarismus|Utilitaristische]] Ethiken),<br />
** das Glück ([[Eudämonie]])<br />
** oder die [[Wohlfahrt]].<br />
Dabei werden unterschiedlichste Kombinationen und feinere moraltheoretische Bestimmungen vertreten.<br />
<br />
=== Teleologische oder deontologische Ethik ===<br />
Die verschiedenen Ethikansätze werden traditionell prinzipiell danach unterschieden, ob sie ihren Schwerpunkt auf die Handlung selbst (deontologische Ethikansätze) oder auf die Handlungsfolgen (teleologische Ethikansätze) legen. Die Unterscheidung geht zurück auf [[C. D. Broad]]<ref>C. D. Broad: ''Five Types of Ethical Theory.'' London 1930.</ref><br />
und wurde bekannt durch [[William K. Frankena]]. In dieselbe Richtung geht auch die Aufteilung [[Max Weber]]s in [[Gesinnungsethik|Gesinnungs-]] und [[Verantwortungsethik]]en, wobei diese von ihm als Polemik gegenüber Gesinnungsethiken verstanden wurde.<br />
<br />
==== Teleologische Ethiken ====<br />
Das griechische Wort „telos“ bedeutet so viel wie Vollendung, Erfüllung, Zweck oder Ziel. Unter [[Teleologische Ethik|teleologischen Ethiken]] versteht man daher solche Theorieansätze, die ihr Hauptaugenmerk auf bestimmte Zwecke oder Ziele richten. In ihnen wird die Forderung erhoben, Handlungen sollten ein Ziel anstreben, das in einem umfassenderen Verständnis gut ist. Der Inhalt dieses Zieles wird von den verschiedenen Richtungen auf recht unterschiedliche Art und Weise bestimmt.<br />
<br />
Teleologische Ethiken geben valuativen Sätzen einen Vorrang gegenüber normativen Sätzen. Für sie stehen Güter und Werte im Vordergrund. Die menschlichen Handlungen sind insbesondere insofern von Interesse, als sie hinderlich oder förderlich zum Erreichen dieser Güter und Werte sein können. ''Eine Handlung ist dann auszuführen und nur dann, wenn sie oder die Regel, unter die sie fällt, ein größeres Überwiegen des Guten über das Schlechte herbeiführt, vermutlich herbeiführen wird oder herbeiführen sollte als jede erreichbare Alternative'' (Frankena).<ref>William K. Frankena: ''Ethics.'' 2. Auflage. Englewood Cliffs 1973, S. 14, übersetzt in Albert Keller: ''Philosophie der Freiheit.'' Styria, Graz 1994, S. 212.</ref><br />
<br />
Innerhalb teleologischer Ethikansätze wird wiederum zwischen „onto-teleologischen“ und „[[konsequentialistisch]]-teleologischen“ Ansätzen unterschieden.<br />
<br />
In onto-teleologischen Ansätzen – klassisch vertreten durch Aristoteles – wird davon ausgegangen, dass das zu erstrebende Gut in gewisser Weise dem Menschen selbst als Teil seiner Natur innewohne. Es wird gefordert, dass der Mensch so handeln und leben solle, wie es seiner Wesensnatur entspricht, um so seine artspezifischen Anlagen auf bestmögliche Weise zu vervollkommnen.<br />
<br />
In konsequentialistisch-teleologischen Ansätzen hingegen wird nicht mehr von einer letzten vorgegebenen Zweckhaftigkeit des menschlichen Daseins ausgegangen. Das zu erstrebende Ziel wird daher durch einen außerhalb des handelnden Subjekts liegenden Nutzen bestimmt. Dieser Ansatz wird bereits in der Antike ([[Epikur]]) und später in seiner typischen Form durch den [[Utilitarismus]] vertreten.<br />
<br />
==== Deontologische Ethiken ====<br />
Das griechische Wort ''to deon'' bedeutet „das Schickliche, die Pflicht“. [[Deontologische Ethik]]en kann man daher mit Sollensethiken gleichsetzen. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass bei ihnen den Handlungsfolgen nicht dieselbe Bedeutung zukommt wie in teleologischen Ethiken. Innerhalb der deontologischen Ethiken wird häufig zwischen aktdeontologischen (z.&nbsp;B. Jean-Paul Sartre) und regeldeontologischen Konzeptionen (z.&nbsp;B. Immanuel Kant) unterschieden. Während die ''Regeldeontologie'' allgemeine Handlungstypen als verboten, erlaubt oder geboten ausweist (vgl. z.&nbsp;B. das Lügenverbot oder die Pflicht, Versprechen zu halten), bezieht sich den ''aktdeontologischen Theorien'' zufolge das deontologische Moralurteil unmittelbar auf spezifische Handlungsweisen in jeweils bestimmten Handlungssituationen.<br />
<br />
In deontologischen Ethiken haben normative Sätze eine Vorrangstellung gegenüber valuativen Sätzen. Für sie bilden [[Gebot (Ethik)|Gebote]], [[Verbot]]e und [[Erlaubnis]]se die Grundbegriffe. Es rücken die menschlichen Handlungen in den Vordergrund, da nur sie gegen eine Norm verstoßen können. [[Robert Spaemann]] charakterisiert sie als ''moralische Konzepte, […] für welche bestimmte Handlungstypen ohne Beachtung der weiteren Umstände immer verwerflich sind, also z.&nbsp;B. die absichtliche direkte Tötung eines unschuldigen Menschen, die Folter oder der außereheliche Beischlaf eines verheirateten Menschen.''<ref>Robert Spaemann: ''Christliche Verantwortungsethik.'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''Leben aus christlicher Verantwortung, 1. Grundlegungen.'' Düsseldorf 1991, S. 122.</ref><br />
<br />
==== Kritik an der Unterscheidung ====<br />
Die Unterscheidung zwischen teleologischen und deontologischen Ethiken wird von einigen Kritikern<ref>Vgl. z.&nbsp;B. Albert Keller: ''Philosophie der Freiheit.'' Styria, Graz 1994, ISBN 3-222-12294-6.</ref> als fragwürdig bezeichnet. In der Praxis sind auch selten Ansätze zu finden, die eindeutig einer der beiden Richtungen zugeordnet werden könnten.<br />
<br />
Einer strikten deontologischen Ethik müsste es gelingen, Handlungen aufzuzeigen, die „in sich“, völlig losgelöst von ihren Folgen, als unsittlich und „in sich schlecht“ zu bezeichnen wären. Diese wären dann „unter allen Umständen“ zu tun oder zu unterlassen gemäß dem Spruch ''Fiat iustitia et pereat mundus'' („Gerechtigkeit geschehe, und sollte die Welt darüber zugrunde gehen“, [[Ferdinand I. (Österreich)|Ferdinand I. von Habsburg]]). Bekannte Beispiele solcher Handlungen sind die „Tötung Unschuldiger“ oder die nach Kant unzulässige Lüge. In den Augen der Kritiker liegt in diesen Fällen häufig eine „[[petitio principii]]“ vor. Wenn z.&nbsp;B. die Tötung Unschuldiger als Mord und dieser wiederum als unsittliche Handlung definiert wird, könne sie natürlich in jedem Fall als „in sich schlecht“ bezeichnet werden. Das Gleiche gelte für die Lüge, wenn sie als unerlaubtes Verfälschen der Wahrheit bezeichnet wird.<br />
<br />
Gerade in der Analyse ethischer [[Dilemma]]situationen, in denen nur die Wahl zwischen mehreren Übeln möglich ist, zeige sich, dass es kaum möglich sein dürfte, bestimmte Handlungen unter allen Umständen als „sittlich schlecht“ zu bezeichnen. Nach einer strikten deontologischen Ethik wäre die „Wahl des kleineren Übels“ nicht möglich.<br />
<br />
An strikt teleologisch argumentierenden Ethikansätzen wird kritisiert, dass sie das ethisch Gesollte von außerethischen Zwecken abhängig machen. Damit bleibe die Frage unbeantwortet, weshalb wir diese Zwecke verfolgen sollen. Eine Güterabwägung werde damit unmöglich gemacht, da die Frage, was ein oder das bessere „Gut“ ist, nur geklärt werden könne, wenn vorher allgemeine Handlungsprinzipien definiert wurden. In vielen teleologischen Ansätzen würden diese Handlungsprinzipien auch einfach stillschweigend vorausgesetzt, wie z.&nbsp;B. im klassischen Utilitarismus, für den Lustgewinnung und Unlustvermeidung die Leitprinzipien jeglicher Folgenabschätzung darstellen.<br />
<br />
=== Wollen und Sollen in Ansätzen der Ethik ===<br />
Ethische Positionen lassen sich auch danach unterscheiden, wie sich das Gesollte aus einem bestimmten Wollen ergibt.<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|+Ethische Positionen<br />
!Ethische Position<br />
!Vertreter<br />
!Maßstab des ethisch Gesollten ist …<br />
|-<br />
|[[Divine Command Theory|divine-command]]-Theoretiker<ref>Vgl. {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/voluntarism-theological/|Theological Voluntarism|Mark Murphy|beleg=1}}; {{IEP|http://www.iep.utm.edu/divine-c/|Divine Command Theory|Michael W. Austin}}.</ref><br />
|<br />
|… der Wille Gottes<br />
|-<br />
|[[Intuitionismus (Ethik)|Intuitionismus]]<br />
| [[William David Ross|Ross]], [[Robert Audi|Audi]]<br />
|… das allen Menschen gemeinsame Empfinden und Wollen<br />
|-<br />
|Position der Verallgemeinerbarkeit, [[Kategorischer Imperativ]]<br />
| [[Immanuel Kant|Kant]], [[Peter Singer|Singer]]<br />
|… der Wille jedes Individuums selbst, wenn es annehmen muss, dass die von ihm gewählten Regeln für das eigene Handeln zugleich auch von allen anderen Individuen befolgt werden<br />
|-<br />
| Position des allgemeinen Willens<br />
| [[Jean-Jacques Rousseau|Rousseau]] <br />
|… der Wille der Individuen selbst, wenn diese in einer Situation sozialer [[Gleichheit]] gemeinsam für alle geltende Gesetze beschließen<br />
|-<br />
| [[Konsenstheorie der Wahrheit|Konsenstheoretische]] Position, [[Diskurstheorie]]<br />
| [[Jürgen Habermas|Habermas]]<br />
|… der Wille der Individuen selbst, wenn sie sich frei von jeglichem Zwang auf Regeln für den Umgang miteinander dauerhaft einigen müssen<br />
|-<br />
|Position des größten allgemeinen Nutzens bzw. typische Varianten des [[Utilitarismus]]<br />
| [[Jeremy Bentham|Bentham]]<br />
|… die Summe der gleichgewichtig informierten Willen der Individuen selbst<br />
|-<br />
|[[Vertragstheorie|Vertragstheoretische]] Position<br />
| [[George Buchanan|Buchanan]], [[Thomas M. Scanlon|Scanlon]], [[David Gauthier|Gauthier]]<br />
|… der Wille der Individuen selbst, wenn sie sich vertraglich auf Regeln für den Umgang miteinander einigen müssten<br />
|-<br />
| Position des durch Unwissenheit gebrochenen Eigeninteresses<br />
| [[John Rawls|Rawls]],<br />
[[John Harsanyi|Harsanyi]]<br />
|… der Wille eines eigeninteressierten, rationalen Individuums, das eine soziale Ordnung entwirft, ohne dabei zu wissen, welche Position es in dieser Ordnung selbst einnehmen wird<br />
|-<br />
| Position der vertauschten Rollen, [[Goldene Regel]]<br />
| [[Richard M. Hare|Hare]]<br />
|… der Wille jedes Individuum selbst, wenn es bei der Formulierung von Regeln für den Umgang miteinander annimmt, dass es sich selbst in der Position des jeweils betroffenen Anderen befindet<br />
|-<br />
| Position der Umkehrbarkeit<br />
| [[John Rawls|Rawls]], [[Alwill Baier|Baier]]<br />
|… der Wille jedes Individuums selbst, wenn es bei der Bestimmung von Regeln für den Umgang miteinander hypothetisch annimmt, dass es selbst sich in der Position des vergleichsweise am schlechtesten Gestellten befindet<br />
|-<br />
| [[Nihilismus]], Moralkritik<br />
| [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]], [[Martin Heidegger|Heidegger]]<br />
|… das philosophische Hinterfragen von Religion, Weltanschauung, Moral und Wertesystemen, sowie der tatsächlichen Bedeutung des Bestehenden – durch Kritik und Verneinung <br />
|-<br />
| Position der überindividuellen Wesenheiten (Rasse, Volk, Nation, Klasse)<br />
|<br />
|… der Wille des maßgebenden Kollektivs<br />
|-<br />
|[[Rechtspositivismus]]<br />
|<br />
|… der Wille des jeweiligen gesetzgebenden Souveräns<br />
|-<br />
|[[Vernunftrecht]]slehre<br />
|<br />
|… die Einsicht des Vernunftbegabten aufgrund vernünftiger Überlegung<br />
|-<br />
|[[Egoismus]]<br />
|[[Max Stirner]]<br />
|… der Wille jedes Individuums selbst, wenn es informiert ist und einen langfristigen Zeithorizont berücksichtigt<br />
|-<br />
|}<br />
<br />
Die aufgelisteten Positionen liegen auf unterschiedlichen logischen Ebenen und schließen sich deshalb auch nicht logisch aus. So ist z.&nbsp;B. die Verbindung einer religiösen Position mit einer intuitionistischen Position möglich. Denkbar ist auch eine Verbindung der konsenstheoretischen Position mit einer utilitaristischen Position, wenn man annimmt, dass sich ein Konsens über die richtige Norm nur dann herstellen lässt, wenn dabei der Nutzen (das Wohl) jedes Individuums in gleicher Weise berücksichtigt wird.<br />
<br />
Außerdem ist zu beachten: Einige dieser Ansätze haben ausdrücklich nicht den Anspruch, umfassende ethische Konzepte zu sein, sondern z.&nbsp;B. nur Konzepte für die Beurteilung, ob eine Gesellschaft in politisch-ökonomischer Hinsicht gerecht eingerichtet ist; z.&nbsp;B. bei John Rawls, im Unterschied zu umfassenderen Ansätzen, die auch Fragen privater, individueller Ethik betreffen – etwa, ob es eine moralische Pflicht gibt, zu lügen, wenn genau dies notwendig ist, um ein Menschenleben zu retten (und wenn ohne diese Lüge niemand sonst stattdessen gerettet würde). Auch z.&nbsp;B. Habermas beantwortet diese Frage nicht „inhaltlich“, aber sein Konzept beinhaltet den Bereich auch solcher Fragen, indem es „formal“ postuliert, richtig sei, was in dieser Frage alle, die an einem zwanglosen und zugleich vernünftigen Diskurs dazu teilnehmen würden, als verbindlich für alle dazu herausfinden und akzeptieren würden.<br />
<br />
=== Inhaltliche Richtigkeit und formale Verbindlichkeit von Normen ===<br />
Wenn man fragt, warum Individuum A eine bestimmte Handlungsnorm N befolgen soll, so gibt es zwei Arten von Antworten.<br />
<br />
Die eine Art von Antworten bezieht sich auf ''eine Institution oder ein Verfahren, wodurch die Norm gesetzt wurde''. Beispiele hierfür sind:<br />
<br />
A soll N befolgen, weil …<br />
<br />
* … A dies versprochen hat,<br />
* … der Verstorbene dies in seinem Testament so festgelegt hat,<br />
* … das geltende Recht dies vorschreibt,<br />
* … der Eigentümer es so will,<br />
* … es mehrheitlich so beschlossen wurde etc.<br />
<br />
Die andere Art von Antworten bezieht sich auf ''die inhaltliche Beschaffenheit der Norm''. Beispiele für diese Art von Antworten sind:<br />
<br />
A soll N befolgen, weil …<br />
<br />
* … N gerecht ist,<br />
* … N für alle das Beste ist,<br />
* … die Befolgung von N zum größten Wohl aller führt,<br />
* … N der Menschenwürde entspricht etc.<br />
<br />
Offensichtlich liegen diese Begründungen auf zwei verschiedenen Ebenen, denn man kann ohne logischen Widerspruch sagen: „Ich halte den Beschluss der Parlamentsmehrheit zwar für inhaltlich falsch, aber dennoch ist er für mich verbindlich. Als Demokrat respektiere ich die Beschlüsse der Mehrheit.“<br />
<br />
Man kann die ethischen Theorien nun danach unterscheiden, wie sie mit dem Spannungsverhältnis zwischen der Ebene der verfahrensmäßigen Setzung von verbindlichen Normen und der Ebene der argumentativen Bestimmung von richtigen Normen umgehen.<br />
<br />
Auf der einen Seite stehen ganz außen die ''Dezisionisten''. Für sie ist nur die verbindliche Setzung von Normen bedeutsam. Sie bestreiten, dass man in Bezug auf Normen überhaupt von inhaltlicher Richtigkeit und von einer Erkenntnis der richtigen Norm sprechen kann.<br />
<br />
Das Hauptproblem der Dezisionisten ist, dass es für sie keine Berechtigung für einen Widerstand gegen die gesetzten Normen geben kann, denn „verbindlich ist verbindlich“. Außerdem können Dezisionisten nicht begründen, warum man das eine Normsetzungsverfahren irgendeinem anderen Verfahren vorziehen soll.<br />
<br />
Auf der anderen Seite stehen ganz außen die ethischen ''Kognitivisten''. Für sie ist das Problem ethischen Handelns allein ein Erkenntnisproblem, das man durch die Gewinnung relevanter Informationen und deren Auswertung nach geeigneten Kriterien lösen kann. Eine Legitimation von Normen durch Verfahren ist für sie nicht möglich.<br />
<br />
Das Hauptproblem der Kognitivisten ist, dass es auch beim wissenschaftlichen Meinungsstreit oft nicht zu definitiven Erkenntnissen kommt, die als Grundlage der sozialen Koordination dienen könnten. Es werden deshalb zusätzlich verbindliche und sanktionierte Normen benötigt, die für jedes Individuum das Handeln der anderen berechenbar macht.<br />
<br />
== Erkenntnistheoretische und metaphysische Probleme der Ethik ==<br />
=== Sein und Sollen ===<br />
Teleologische Ethiken sind in der Regel Güter-Ethiken; sie bezeichnen bestimmte Güter (z.&nbsp;B. „Glück“ oder „Lust“) als für den Menschen gut und damit erstrebenswert.<br />
<br />
Schon [[David Hume]] hat den Einwand erhoben, dass der Übergang von Seins- zu Sollensaussagen nicht legitim sei („[[Humes Gesetz]]“). Unter dem Stichwort „[[Naturalistischer Fehlschluss]]“ hat [[George Edward Moore]] damit eng verwandte Fragen aufgeworfen, die aber genau genommen nicht dieselben sind.<br />
<br />
Hume kritisiert an den ihm bekannten Moralsystemen,<br />
{{Zitat<br />
|Text=… daß mir anstatt der üblichen Verbindungen von Worten mit ‚ist‘ und ‚ist nicht‘ kein Satz mehr begegnet, in dem nicht ein ‚sollte‘ oder ‚sollte nicht‘ sich fände. […] Dies sollte und sollte nicht drückt eine neue Beziehung oder Behauptung aus, muß also notwendigerweise betrachtet und erklärt werden. Gleichzeitig muß ein Grund angegeben werden für etwas, das sonst ganz unbegreiflich scheint, nämlich dafür, wie diese neue Beziehung zurückgeführt werden kann auf andere, die von ihr ganz verschieden sind.<br />
|Autor=Hume<br />
|Quelle=Traktat über die [[menschliche Natur]]. III, 1, 1.}}<br />
<br />
Für Hume sind logische Schlussfolgerungen von dem, was ist, auf das, was sein soll, unzulässig, denn durch logische Umformungen könne aus Ist-Sätzen kein völlig neues Bedeutungselement wie das Sollen hergeleitet werden.<br />
<br />
Wie später die [[Positivisten]] betont haben, muss erkenntnistheoretisch zwischen Ist-Sätzen und Soll-Sätzen wegen ihres unterschiedlichen Verhältnisses zur Sinneswahrnehmung differenziert werden. Während der Satz „Peter ist um 14 Uhr am Bahnhof gewesen“ durch intersubjektiv übereinstimmende Beobachtungen überprüfbar, also verifizierbar oder falsifizierbar ist, lässt sich der Satz „Peter soll um 14 Uhr am Bahnhof sein“ mit den Mitteln von Beobachtung und Logik allein nicht begründen oder widerlegen.<br />
<br />
Die erkenntnistheoretische Unterscheidung zwischen Sein und Sollen liegt den modernen Erfahrungswissenschaften zugrunde. Wer diese Unterscheidung nicht akzeptiert, der muss entweder ein Sein postulieren, das nicht direkt oder indirekt wahrnehmbar ist, oder er muss das Gesollte für sinnlich wahrnehmbar halten. Beiden Positionen mangelt es bisher an einer intersubjektiven Nachprüfbarkeit.<br />
<br />
Die vermeintliche Herleitung ethischer Normen aus Aussagen über das Seiende wird oft nur durch die unbemerkte Ausnutzung der normativ-empirischen Doppeldeutigkeit von Begriffen wie „Wesen“, „Natur“, „Bestimmung“, „Funktion“, „Zweck“, „Sinn“ oder „Ziel“ erreicht.<br />
<br />
So bezeichnet das Wort „Ziel“ einmal das, was ein Mensch ''tatsächlich anstrebt'' („Sein Ziel ist das Diplom“). Das Wort kann jedoch auch das bezeichnen, was ein Mensch ''anstreben sollte'' („Wer nur am Materiellen ausgerichtet ist, der verfehlt das wahre Ziel des menschlichen Daseins“).<br />
<br />
Die unbemerkte empirisch-normative Doppeldeutigkeit bestimmter Begriffe führt dann zu logischen Fehlschlüssen wie: „Das Wesen der Sexualität ist die Fortpflanzung. Also ist Empfängnisverhütung nicht erlaubt, denn sie entspricht nicht dem Wesen der Sexualität.“<br />
<br />
Aus der logischen Unterscheidung von Sein und Sollen folgt jedoch keineswegs, dass damit eine auf Vernunft gegründete Ethik unmöglich ist, wie dies sowohl von Vertretern des logischen [[Empirismus]] als auch des [[Idealismus]] geäußert wird. Zwar ließe sich allein auf [[Empirie]] und [[Logik]] keine Ethik gründen, aber daraus folgt noch nicht, dass es nicht andere allgemein nachvollziehbare Kriterien für die Gültigkeit ethischer Normen gibt. Ein aussichtsreiches Beispiel für eine nachpositivistische Ethik ist die am Kriterium des zwangfreien Konsenses orientierte [[Diskursethik]].<br />
<br />
Mit der Feststellung, dass das Gesollte nicht aus dem Seienden logisch ableitbar ist, wird eine Begründung von Normen noch nicht aussichtslos. Denn neben den Seinsaussagen und den normativen Sätzen gibt es Willensäußerungen. Die Willensäußerung einer Person: „Ich will in der nächsten Stunde von niemandem gestört werden“ beinhaltet die Norm: „Niemand soll mich in der nächsten Stunde stören“. Die Aufgabe der Ethik ist es, allgemeingültige Willensinhalte bzw. Normen zu bestimmen und nachvollziehbar zu begründen.<br />
<br />
Die logische Unterscheidung zwischen Ist-Sätzen und Soll-Sätzen wird vor allem von Vertretern idealistischer Positionen als eine unzulässige Trennung von Sein und Sollen angesehen und es wird eingewandt, dass ihr ein verkürzter Seinsbegriff zugrunde liege. So argumentiert [[Vittorio Hösle]], das Sollen könne nur vom realen, empirischen Sein strikt abgegrenzt werden, „... ein ideales Sein, das nicht vom Menschen gesetzt ist, wird dem Sollen damit ebenso wenig abgesprochen wie eine mögliche Prinzipiierungsfunktion gegenüber dem empirischen Sein“.<ref>Vittorio Hösle: ''[[Moral und Politik]]. Grundlagen einer Politischen Ethik für das 21. Jahrhundert.'' Beck, München 1997, ISBN 3-406-42797-9, S. 127.</ref> Es könne gerade als Aufgabe des Menschen angesehen werden, „damit fertig zu werden, dass das Sein nicht so ist, wie es sein soll“.<ref>Hösle: ''Moral und Politik.'' S. 242.</ref> Das Gesollte solle eben sein und sei als solches bereits Prinzip des Seins:<br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Aber wenn das Projekt der Ethik einen Sinn haben soll, dann muß das Sein in einer bestimmten Weise strukturiert sein: Es muß Wesen enthalten, die zumindest der Erkenntnis des Sollens fähig sind, ja in denen diese Erkenntnis – bei allen Widerständen durch verschiedene Interessen – nicht ohne Einfluß auf ihr Handeln ist. Daß aus der Geltung des Sollens Annahmen über die Wirklichkeit folgen, ist eine keineswegs triviale Annahme und m.&nbsp;E. nur im Rahmen eines objektiven Idealismus zu begreifen, nach dem das faktische Sein durch ideale Strukturen wenigstens zum Teil prinzipiert ist.<br />
|Autor=Hösle<br />
|Quelle=Moral und Politik, S. 241f}}<br />
<br />
Die Möglichkeit einer teleologischen Ethik scheint mit der logischen Unterscheidung von Seins- und Sollens-Aussagen grundsätzlich in Frage gestellt. Aus Sicht der klassischen Position des [[Realismus (Philosophie)|Realismus]] bezüglich der Ethik, insbesondere des Naturrechts, ist es aber gerade das Sein, aus dem das Sollen abgeleitet werden muss, da es (außer dem Nichts) zum Sein keine Alternative gibt. Weil das Gute das Seinsgerechte, also das dem jeweiligen Seienden gerechte bzw. entsprechende ist, muss demnach das Wesen des Seins zunächst erkannt und aus ihm die Forderung des Sollens (ihm gegenüber) logisch abgeleitet werden.<br />
<br />
=== Das Problem des Bösen ===<br />
Trotz der teilweise apokalyptischen geschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts wird der Begriff „[[Das Böse|böse]]“ in der Umgangssprache nur noch selten gebraucht. Stattdessen werden meist die Begriffe „schlecht“ („ein schlechter Mensch“) oder „falsch“ („die Handlung war falsch“) verwendet. Das Wort „böse“ gilt im gegenwärtigen Bewusstsein generell als metaphysikverdächtig und aufgrund der allgemeinen Dominanz des naturwissenschaftlichen Denkens als überholt.<br />
<br />
In der philosophischen Tradition wird das Böse als eine Form des [[Das Übel|Übels]] betrachtet. Klassisch geworden ist die Unterscheidung von [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]] zwischen einem metaphysischen (malum metaphysicum), einem physischen ([[malum physicum]]) und einem moralischen Übel ([[malum morale]]). Das metaphysische Übel besteht in der Unvollkommenheit alles Seienden, das physische Übel in Schmerz und Leid. Diese Übel sind Widrigkeiten, die ihren Ursprung in der Natur haben. Sie sind nicht „böse“, da sie nicht das Ergebnis des (menschlichen oder allgemeiner gesagt geistigen) Willens sind. Das moralische Übel oder das Böse hingegen besteht in der Nicht-Übereinstimmung einer Handlung mit dem Sittengesetz bzw. Naturrecht. Es kann, wie Kant betont, nur „die Handlungsart, die Maxime des Willens und mithin die handelnde Person selbst“ böse sein.<ref>Vgl. Kant: ''KpV.'' S. 106.</ref> Das Böse ist also als Leistung oder besser Fehlleistung des Subjekts zu verstehen.<br />
<br />
==== Reduktionistische Erklärungsversuche ====<br />
Die [[Verhaltensforschung]] führt das Böse auf die allgemeine „Tatsache“ der [[Aggression]] zurück. Diese sei einfachhin ein Bestandteil der menschlichen Natur und als solcher moralisch irrelevant. Daher spricht [[Konrad Lorenz]] auch vom „sogenannten Bösen“. Dieser Erklärung wird von Kritikern eine [[Reduktionismus|reduktionistische]] Betrachtungsweise vorgeworfen. Sie übersehe, dass dem Menschen auf der Grundlage der Freiheit die Möglichkeit gegeben ist, zu seiner eigenen Natur Stellung zu nehmen.<ref>Vgl. [[Walter Schulz (Philosoph)|Walter Schulz]]: ''[[Philosophie in der veränderten Welt]].'' 7. Auflage. Stuttgart 2001, ISBN 3-608-91040-9, S. 723ff.</ref><br />
<br />
In der Philosophie stellte sich bereits Platon die Frage, wie das Böse überhaupt möglich sei. Das Böse werde nur getan, weil jemand im irrtümlichen Glauben annimmt, er (oder jemand) habe einen Nutzen davon. Somit wolle er aber den mit dem Bösen verbundenen Nutzen. Das Böse um seiner selbst willen könne niemand vernünftigerweise wollen:<ref>Platon: ''[[Menon]].'' 77a-78b.</ref><br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Sokrates: ''So ist denn doch klar, daß diejenigen, welche es nicht kennen, nicht das Böse begehren, sondern vielmehr das, was sie für gut halten, während es böse ist; so daß diejenigen, welche es nicht kennen und es für gut halten, offenbar eigentlich das Gute begehren. Oder nicht?''<br /><br />
Sokrates: ''Und weiter: Diejenigen, welche das Böse begehren, wie du behauptest, während sie doch glauben, daß das Böse dem schade, welchem es zuteil wird, erkennen doch wohl, daß sie von ihm Schaden nehmen werden?''<br /><br />
Menon: ''Notwendig.''<br /><br />
Sokrates: ''Diese aber, halten sie nicht die, welche Schaden leiden, für elend, sofern sie Schaden leiden?''<br /><br />
Menon: ''Notwendig auch das.''<br /><br />
Sokrates: ''Halten sie die Elenden aber nicht für unglücklich?''<br /><br />
Menon: ''Ich meine doch.''<br /><br />
Sokrates: ''Gibt es nun einen Menschen, welcher elend und unglücklich sein will?''<br /><br />
Menon: ''Ich denke nicht, Sokrates.''<br /><br />
Sokrates: ''Niemand also will das Böse, Menon; wenn anders er nicht ein solcher sein will. Denn was heißt elend sein anders, als das Böse begehren und es besitzen?''}}<br />
<br />
==== Nicht-reduktionistische Erklärungsversuche ====<br />
Dieses in der Antike noch weit verbreitete Verständnis, das Böse ließe sich durch die Vernunft überwinden, wird allerdings durch die geschichtlichen Erfahrungen, insbesondere die des 20. Jahrhunderts, in Frage gestellt. Diese lehren in den Augen vieler Philosophen der Gegenwart, dass der Mensch durchaus im Stande sei, das Böse auch um seiner selbst willen zu wollen.<br />
<br />
Als Motiv für das Böse kann zunächst einmal der Egoismus ausgemacht werden. Er äußert sich in vielen Spielarten. In seiner harmlosen Variante zeigt er sich im Ideal einer selbstbezogenen Bedürfnisbefriedigung. In dieser Form stellt er letztlich auch die „Vertragsgrundlage“ des Utilitarismus dar, der nichts anderes als einen Interessensausgleich zwischen den Individuen schaffen möchte. Dieser Aspekt trifft – wie die geschichtliche Erfahrung zeigt – noch nicht den eigentlichen Kern des Bösen. Dieser wird erst dann sichtbar, wenn die eigene Bedürfnisbefriedigung nicht mehr im Vordergrund steht:<br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Die eigentliche Struktur des Bösen aber […] zeigt sich erst dort, wo dieser utilitaristische Bezug nicht leitend ist, sondern die zwecklose, ja sogar widersinnige Freude an der reinen Destruktion vorherrscht. Erst hier entdeckt man die unheimlichen Züge des menschlichen Ich: der Machtrausch der Zerstörung genießt<br />
|Autor=Schulz<br />
|Quelle=''Philosophie in der veränderten Welt.'' S. 725.}}<br />
<br />
Die Ursache dieses „radikal Bösen“ ist nach Kant weder in der Sinnlichkeit noch in der Vernunft zu sehen, sondern in einer „Verkehrtheit des Herzens“, in der sich das Ich gegen sich selbst wendet:<br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Die Bösartigkeit der menschlichen Natur ist also nicht sowohl Bosheit, wenn man dieses Wort in strenger Bedeutung nimmt, nämlich als eine Gesinnung (subjektives Prinzip der Maximen), das Böse als Böses zur Triebfeder in seine Maxime aufzunehmen (denn die ist teuflisch); sondern vielmehr Verkehrtheit des Herzens, welches nun, der Folge wegen, auch ein böses Herz heißt, zu nennen.<br />
|Autor=Kant<br />
|Quelle=''Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft.'' S. 686}}<br />
<br />
Dieser Grundgedanke Kants von der Selbstwidersprüchlichkeit des Ichs als Ursache des Bösen wird vor allem in der Philosophie des [[Idealismus (Philosophie)|Idealismus]] noch einmal vertieft. [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schelling]] unterscheidet zwischen einem alle Bindung verneinenden „Eigenwillen“ und einem sich in Beziehungen gestaltenden „Universalwillen“. Die Möglichkeit zum Bösen bestehe darin, dass der Eigenwille sich seiner Integration in den Universalwillen widersetzt.<br />
<br />
{{Zitat<br />
|Text=Das Prinzip, sofern es aus dem Grunde stammt und dunkel ist, ist der Eigenwille der Kreatur, der aber, sofern er noch nicht zur vollkommenen Einheit mit dem Licht (als Prinzip des Verstandes) erhoben ist (es nicht faßt), bloße Sucht oder Begierde, d.&nbsp;h. blinder Wille ist. Diesem Eigenwillen der Kreatur steht der Verstand als Universalwille entgegen, der jenen gebraucht und als bloßes Werkzeug sich unterordnet.<br />
|Autor=[[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling]]<br />
|Quelle=''Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände.'' S. 459}}<br />
<br />
Das radikal Böse bewirke einen Umsturz der Ordnung in mir selbst und in Bezug zu anderen. Es erfolge um seiner selbst willen, denn „wie es einen Enthusiasmus zum Guten gibt, ebenso gibt es eine Begeisterung des Bösen“.<ref>Schelling: ''Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände.'' S. 468.</ref><br />
<br />
Nach der klassischen Lehre (Augustinus, Thomas von Aquin etc.) ist das Böse selbst letztlich substanzlos. Als [[Privation (Philosophie)|privativer]] Gegensatz des Guten besteht es nur in einem Mangel (an [[Sein]] bzw. an Gutem). Im Gegensatz zum absolut Guten (Gott) gibt es demnach das absolut Böse nicht.<br />
<br />
== Durchsetzungsproblem ==<br />
Das Durchsetzungsproblem der Ethik besteht darin, dass die Einsicht in die Richtigkeit ethischer Prinzipien zwar vorhanden sein kann, daraus aber nicht automatisch folgt, dass der Mensch auch im ethischen Sinne handelt. Die Einsicht in das richtige Handeln bedarf einer zusätzlichen Motivation oder eines Zwangs.<ref>A. Schopenhauer: ''Die beiden Grundprobleme der Ethik.'' 1839/40.</ref><br />
<br />
Das Problem erklärt sich daraus, dass die Ethik einerseits und das menschliche Eigeninteresse als Egoismus andererseits oft einen Gegensatz bilden.<ref>[[Helga Hörz|Helga E. Hörz]] und [[Herbert Hörz]]: ''Ist Egoismus unmoralisch? Grundzüge einer neomodernen Ethik.'' trafo Verlagsgruppe, Berlin 2013, ISBN 978-3-86464-038-4.</ref> Das Durchsetzungsproblem gewinne zudem durch die [[Globalisierung]] eine neue Dimension, die zu einer ''Ethik der Neomoderne'' führe.<br />
<br />
=== Beispiel ===<br />
Die Tatsache, dass die Menschen im Land X Hunger leiden und ihnen geholfen werden sollte, ja es moralisch geboten erscheint ihnen zu helfen, wird niemand bestreiten. Die Einsicht es auch zu tun, einen Großteil seines Vermögens dafür herzugeben, wird es im nennenswerten Umfang erst geben, wenn eine zusätzliche Motivation auftaucht, etwa die Gefahr einer [[Migration]] wegen Hungers ins eigene Land unmittelbar bevorsteht.<br />
<br />
Das Durchsetzungsproblem zeigt sich auf andere Weise auch in der Erziehung, etwa wenn fest verinnerlichte Verhaltensregeln später auf entwickelte ethische Prinzipien stoßen.<ref>H. J. Niemann: ''Die Strategie der Vernunft. Rationalität in Erkenntnis, Moral und Metaphysik.'' Vieweg, Braunschweig u. a. 1993, ISBN 3-528-06522-2.</ref><br />
<br />
=== Lösungsansätze ===<br />
Erkenntnisse der [[Evolutionäre Spieltheorie|Evolutionären Spieltheorie]]<ref>Vgl. auch [[Johannes Gottfried Mayer]], [[Detlef Weinich]] (Hrsg.): ''Ethik und Evolutionstheorien'' (= ''Texte und Wissen.'' Band 4). Königshausen & Neumann, Würzburg 1999.</ref> lassen Rückschlüsse darauf zu, dass das Durchsetzungsproblem durch Selbstdurchdringung gelöst werden kann. Diese Auffassung vertraten zuerst Vertreter der [[Neue Institutionenökonomik|Neuen Institutionenökonomik]]. So wiesen Eirik Furubotn und [[Rudolf Richter (Wirtschaftswissenschaftler)|Rudolf Richter]] darauf hin, dass der Aufbau einer Reputation eine dominate Spielstrategie sein kann.<ref>R. Richter, E. Furubotn: ''Neue Institutionenökonomik.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 3-16-148060-0, S. 277.</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
{{Portal|Philosophie}}<br />
* [[Metaethik]]<br />
* [[Gerechtigkeitstheorien]]<br />
* [[Liste bekannter Ethiker]]<br />
* [[Liste der Ethik-Modelle]]<br />
* [[Ethische Bewegung]]<br />
* [[Ethisches Dilemma]]<br />
* [[Welfarismus]]<br />
* [[Sekyra und White’s-Professur für Moralphilosophie]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
{{Philosophie-Bibliographie|Ethik}}<br />
; Einführungen<br />
* [[Arno Anzenbacher]]: ''Einführung in die Ethik.'' 3. Auflage. Patmos, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-69028-5 (gut lesbare Einführung)<br />
* [[Dieter Birnbacher]]: ''Analytische Einführung in die Ethik.'' De Gruyter, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-11-017625-4 (systematische Darstellung der normativen Ethik aus Sicht eines [[Analytische Philosophie|analytischen Philosophen]]; moderne Ansätze stehen im Vordergrund)<br />
* Dagmar Fenner: ''Ethik. Wie soll ich handeln?'' UTB, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-2989-4 (gut strukturierte Einführung, etwas schulbuchhaft)<br />
* [[Dietmar Hübner]]: ''Einführung in die philosophische Ethik''. UTB, 2. Aufl., Göttingen 2018, ISBN 978-3-8252-4991-5 (klare Systematik mit historischen Vertiefungen)<br />
* [[Annemarie Pieper]]: ''Einführung in die Ethik.'' 5. Auflage. Francke, Tübingen u. a. 2003, ISBN 3-8252-1637-3, ISBN 3-7720-1698-7 (vielzitierte Einführung in die Ethik)<br />
* Louis P. Pojman, James Fieser: ''Ethics. Discovering Right and Wrong.'' Wadsworth Pub. 2008, ISBN 978-0-495-50235-7. (exzellente, sehr klare, oft als Lehrbuch verwendete erste Einführung) [http://academic.cengage.com/resource_uploads/downloads/0495502359_124757.doc (Inhaltsverzeichnis)] ([[Microsoft Word|MS Word]]; 177&nbsp;kB)<br />
* ''[[Der blaue Reiter (Zeitschrift)|Der blaue reiter. Journal für Philosophie]]. Themenheft: Ethik.'' Nr. 3, 1995. Verlag der blaue reiter, ISBN 978-3-9804005-2-7.<br />
* Karl Hepfer. ''Philosophische Ethik. Eine Einführung.'' Göttingen 2008 (UTB 3117), ISBN 978-3-8252-3117-0 (Sehr übersichtliche und gut lesbare Darstellung aller gängigen Begründungsmodelle)<br />
* [[Michael Quante]]: ''Einführung in die allgemeine Ethik.'' Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15464-9 (lehrbuchartig aufgebautes Werk mit Zusammenfassungen, Lektürehinweisen und Übungen am Ende jedes Kapitels; geht ausführlich auf metaethische Fragen ein)<br />
* [[Hans Reiner]]: ''Ethik. Eine Einführung.'' Studienausgabe, PAIS-Verlag, Oberried 2010, ISBN 978-3-931992-27-9 (gut verständliche Einführung)<br />
* Andreas Vieth: ''Einführung in die Philosophische Ethik.'' Münster/München 2015, ISBN 978-3-7380-2658-0, [http://ethik.philosovieth.de/ PDF] (themenorientiert, metaethisch, visuelle Themenaufbereitung, Lehrbuch)<br />
; Gesamtdarstellungen<br />
* Marcus Düwell, Christoph Hübenthal, [[Micha Werner|Micha H. Werner]] (Hrsg.): ''Handbuch Ethik.'' 2. akt. Auflage. Metzler, Stuttgart u. a. 2006, ISBN 3-476-02124-6 (derzeit das Standardhandbuch zur Ethik; enthält einen historischen und einen begrifflichen Teil; breite Berücksichtigung der aktuellen Diskussion; zum Teil sehr anspruchsvoll)<br />
* Hugh LaFollette (Hrsg.): ''Blackwell Guide to Ethical Theory.'' Blackwell, Oxford 2000. ([http://www.hughlafollette.com/papers/b-guide.htm Inhaltsverzeichnis])<br />
* [[Friedo Ricken]]: ''Allgemeine Ethik.'' 4. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-017948-9 (sehr fundiert und anspruchsvoll; versucht eine Synthese aus Aristotelischen und Kantischen Ansätzen mit Anleihen aus der analytischen Philosophie)<br />
* Hugh LaFollette (Hrsg.): ''Ethics in Practice: An Anthology.'' 4. Auflage. Wiley-Blackwell, Oxford 2014, ISBN 978-0-470-67183-2.<br />
; Lexika und Grundbegriffe<br />
* [[Otfried Höffe]] (Hrsg.): ''Lexikon der Ethik.'' 6. Auflage. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47586-8 (das Standardlexikon zur Einführung in die Begriffe der Ethik)<br />
* [[Gerhard Schweppenhäuser]]: ''Grundbegriffe der Ethik zur Einführung.'' 2. Auflage. Junius, Hamburg 2006, ISBN 3-88506-632-7 (konzentriert sich auf die Behandlung zentraler Grundbegriffe der Ethik)<br />
; Ethik in der Wissenschaft<br />
* [[Hans Lenk (Philosoph)|Hans Lenk]] (Hrsg.): ''Wissenschaft und Ethik'', Philipp Reclam jun., Stuttgart 1991, ISBN 3-15-008698-1.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Ethics|Ethik}}<br />
{{Wiktionary}}<br />
{{Wikiquote}}<br />
* {{DNB-Portal|4015602-3}}<br />
* [[Karl-Heinz Brodbeck]]: ''{{Webarchiv |url=http://193.174.81.9/professoren/bwl/brodbeck/ethik/bro-moral.pdf |wayback=20130614183131 |text=Ethik und Moral. eine kritische Einführung.}}'' (PDF; 1,5&nbsp;MB) Verlag BWT, Würzburg 2003, ISBN 3-9808693-1-8. (Freies, einführendes E-Book)<br />
* Roger Crisp: [http://www.rep.routledge.com/article/L132 ''Ethics.''] In: E. Craig (Hrsg.): ''[[Routledge Encyclopedia of Philosophy]].'' London 1998.<br />
* {{IEP|https://www.iep.utm.edu/e/ethics.htm|Ethics|James Fieser}}<br />
* {{SEP|https://plato.stanford.edu/archives/fall2018/entries/reasoning-moral/|Moral Reasoning|Henry S. Richardson|2018}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Lesenswert|8. Februar 2006|13516445}}<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4015602-3|LCCN=sh85045096|NDL=00569521}}<br />
<br />
[[Kategorie:Philosophische Disziplin]]<br />
[[Kategorie:Ethik| ]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Regelutilitarismus&diff=256625614Regelutilitarismus2025-06-02T13:16:37Z<p>Prototyperspective: HC: Ergänze Kategorie:Ethische Theorie</p>
<hr />
<div>'''Regelutilitarismus''' (englisch ‚rule utilitarianism‘) ist eine ethische Position, welche sich auf Prinzipien des Utilitarismus beruft. Der Regelutilitarismus wendet das Kriterium des größten allgemeinen Glücks auf Handlungsregeln an, jedoch nicht auf konkrete einzelne Handlungen. <br />
<br />
Der Regelutilitarismus kann als Antwort auf Kritiken am Akt- oder ''[[Handlungsutilitarismus]]'' gesehen werden. Die Probleme des Handlungsutilitarismus (englisch ‚act utilitarianism‘) demonstriert das folgende Beispiel (nach R.B.Brandt): ''Herr Müller hat dem 12-jährigen Fritz versprochen, 10 Euro zu geben, wenn er seinen Rasen mäht. Nachdem der Rasen gemäht ist, fragt sich Herr Müller als guter Utilitarist, ob es denn der Maximierung des allgemeinen Glücks entspricht, wenn er Fritz das versprochene Geld gibt. Vielleicht sollte er das Geld der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ spenden … ''<br />
<br />
Das Vorgehen von Herrn Müller widerspricht den üblichen moralischen Intuitionen. Regelutilitaristen wie R.B. Brandt akzeptieren diese Kritik. Sie halten es für unzulässig, eine einzelne Handlung, die die Befolgung einer utilitaristisch gerechtfertigten Regel darstellt, ihrerseits noch einmal auf ihre utilitaristische Rechtfertigung zu überprüfen. Die einzelne Handlung (dass Herr Müller Fritz die versprochenen 10 € gibt) wird durch die Regel („Versprechen soll man halten“) gerechtfertigt, und nur diese Regel ist utilitaristisch zu rechtfertigen.<br />
<br />
Andere Utilitaristen sehen keinen Grund für den Regelutilitarismus. Sie folgen darin Bentham. Dieser war der Ansicht, dass es für die Pflicht zur Einhaltung eingegangener Verpflichtungen in jedem Einzelfall auch eine handlungsutilitaristische Begründung gibt. Wenn jemand sein Versprechen nicht einhalte, dann richte er einen großen Schaden an, weil er damit die für Vertrauen und Berechenbarkeit sorgenden Institute des [[Versprechen]]s und des [[Vertrag]]es für die gesamte Gesellschaft untergrabe. Außerdem schade er seinem Ruf als zuverlässiger Partner und damit auch seinen eigenen Interessen. <br />
<br />
Der Regelutilitarismus kann als Antwort auf die Kritik gesehen werden, dass der Handlungsutilitarismus Benthams eine Ethik der Mehrheit sei. Der Handlungsutilitarismus ließe dieser Kritik folgend Minderheitendiskriminierungen zu, wenn sie insgesamt die Tendenz haben, das aggregierte Glück aller Einzelnen, das Glück der Gesellschaft zu befördern. Der Regelutilitarismus lässt im Gegensatz dazu Minderheitendiskriminierungen moralisch insofern nicht gelten, als er Handlungsregeln fordert, welche von allen Individuen strikt eingehalten werden müssen.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Zwei-Ebenen-Utilitarismus]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Richard B. Brandt]]: ''Ethical Theory'', Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice Hall 1959.<br />
* Richard B. Brandt: ''Some Merits of One Form of Rule-Utilitarianism'', in: University of Colorado Studies in Philosophy 1967, 39–65, auch in: ders.: Morality, Utilitarianism, and Rights, Cambridge University Press, New York 1992, 111–36, ([http://assets.cambridge.org/97805214/15071/sample/9780521415071ws.pdf Einleitung]; PDF; 745&nbsp;kB) <br />
** dt. Übers. in: [[Otfried Höffe]] (Hrsg.): ''Einführung in die utilitaristische Ethik'', München: C. H. Beck 1975, 2. A. UTB 1992, 121–132.<br />
* Richard B. Brandt: ''A Theory of the Good and the Right'', Oxford 1979.<br />
* B. A. Brody: ''The Equivalence of Act and Rule Utilitarianism'', in: [[Philosophical Studies]] 1967.<br />
* A. C. Ewing: ''What Would Happen if Everyone Acted Like Me?'', in: Philosophy 28 (1953), 16–29.<br />
* Tom Hill Jr.: ''Assessing Moral Rules'': Utilitarian and Kantian Perspectives, in: [[Philosophical Issues]] 15 (2005), 158–178.<br />
* Brad Hooker: [http://web.mac.com/bradhooker/Site_2/About_Me_files/Hooker%27s%20paper%20for%20Politeia.doc ''Act-consequentialism versus Rule-consequentialism''], in: Politeia 24 (2008), 75–85.<br />
* Brad Hooker: ''Right, Wrong, and Rule-consequentialism'', in: Henry West (Hrsg.): Blackwell Guide to Mill’s Utilitarianism, Boston: Blackwell Publishers 2006, 233-48.<br />
* Brad Hooker: ''Ideal Code, Real World: A Rule-Consequentialist Theory of Morality'', Oxford: Oxford University Press 2000.<br />
* David Lyons: ''Forms and Limits of Utilitarianism'', Oxford 1965.<br />
* E. F. McClennen: ''The Rationality of Being Guided by Rules'', in: [[A. R. Mele]] & P. Rawling (Hrsg.): The Oxford Handbook of Rationality, New York: Oxford University Press 2004, 222–239.<br />
* Tim Mulgan: ''Future People'', Oxford: Oxford University Press 2006.<br />
* [[John Rawls]]: ''Two Concepts of Rules'', in: [[Philosophical Review]] 64 (1955), 3–22.<br />
* Samuel Scheffler: ''The Rejection of Consequentialism'', Oxford: Clarendon Press 1982.<br />
* [[Michael Slote]]: ''Common-Sense Morality and Consequentialism'', London: Routledge and Kegan Paul 1985.<br />
* [[J. J. C. Smart]]: ''Extreme and Restricted Utilitarianism'', in: Philosophical Quarterly 6 (1956), 344-54, überarbeitet in: T. K. Hearn (Hrsg.): Studies in Utilitarianism, New York 1971, 251–64, <br />
** dt. Übers. in: [[Otfried Höffe]] (Hrsg.): ''Einführung in die utilitaristische Ethik'', München: C. H. Beck 1975, 2. A. UTB 1992, 119–32.<br />
* A. K. Stout: "But Suppose Everybody Did the Same?", in: [[Australasian Journal of Philosophy]] 32, 1–29.<br />
* [[James O. Urmson|J. O. Urmson]]: ''The Interpretation of the Philosophy of J. S. Mill'', in: [[Philosophical Quarterly]] 3 (1953), 33–39, <br />
** dt. Übers. in: [[Otfried Höffe]] (Hrsg.): ''Einführung in die utilitaristische Ethik'', München: C. H. Beck 1975, 2. A. UTB 1992, 87–95.<br />
* Henry West: ''Mill's Moral Conservatism'', in: [[Midwest Studies in Philosophy]] 1 (1976), 71–80.<br />
* [[Bernard Williams]] / [[J. J. C. Smart]] (Hrsg.): ''Utilitarianism''. For and Against, Cambridge: Cambridge University Press 1973, <br />
** dt. Übers.: Kritik des Utilitarismus, Frankfurt/Main: Klostermann 1979.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* Roger Crisp / Tim Chappell: ''[https://www.hrstud.hr/hrvatskistudiji/skipte/Etika1/Crisp-Chapell-Utilitarianism.pdf Utilitarianism]''<br />
* {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/consequentialism-rule/|Rule Consequentialism|Brad Hooker}}<br />
* Brad Hooker: ''[http://www.blackwellpublishing.com/content/BPL_Images/Content_store/Sample_chapter/0631228330/lafollette.pdf Rule Utilitarianism and Euthanasia]'' (PDF; 74&nbsp;kB)<br />
* Brad Hooker: ''[http://findarticles.com/p/articles/mi_m2346/is_n420_v105/ai_18851887/print?tag=artBody;col1 Ross-style pluralism versus rule-consequentialism]'', in: [[Mind (Zeitschrift)|Mind]] 1996.<br />
* J. N. Hooker: ''[http://ba.gsia.cmu.edu/ethics/three.pdf Three Kinds of Ethics]'' (PDF; 242&nbsp;kB)<br />
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/util-a-r/|Act and Rule Utilitarianism|Stephen Nathanson}}<br />
<br />
[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Umweltproblem&diff=256603633Umweltproblem2025-06-02T08:16:26Z<p>Prototyperspective: /* Beispiele aktueller Umweltprobleme */ +1 siehe auch</p>
<hr />
<div>'''Umweltprobleme''' sind vom Menschen verursachte Veränderungen in der natürlichen Umwelt bzw. im [[Ökosystem]] der Erde, die vom Menschen negativ bewertet werden.<ref>G. Hirsch: ''Beziehungen zwischen Umweltforschung und disziplinärer Forschung.'' In: ''GAIA.'' 5-6, 1995, S. 303.</ref><ref>R. Kaufmann-Hayoz: ''Der Mensch und die Umweltprobleme.'' In: R. Kaufmann-Hayoz, A. Di Giulio (Hrsg.): ''Umweltproblem Mensch. Humanwissenschaftliche Zugänge zu umweltverantwortlichem Handeln.'' Haupt, Bern/ Stuttgart/ Wien 1996, S. 7–19.</ref> Unter Umweltproblemen versteht man solche Probleme, die sich aus der Wechselwirkung des Menschen mit seiner natürlichen Umwelt ergeben. Umweltveränderungen werden durch die negative Bewertung und die Interpretation eines [[Umweltschaden]]s als Folge menschlichen Handelns erst zu Umweltproblemen. Darüber hinaus gibt es auch natürliche Umweltveränderungen, wie [[Vulkanausbruch|Vulkanausbrüche]] und ihre Folgen.<br />
[[Datei:GarbageLibreville.JPG|mini|Müllproblem in [[Libreville]], der Hauptstadt des [[Gabun]], wo ein unzureichendes [[Abfallmanagement]] etabliert ist (2013)]]<br />
<br />
== Ursachen ==<br />
Vom Menschen verursachte Umweltprobleme können durch die Nutzung von [[Natürliche Ressource|natürlichen Ressourcen]], die [[Besiedlung]] neuer Gebiete sowie als Nebenprodukt der Nutzung von [[Technologie]]n entstehen. Sie sind somit als Nebenfolgen des Modernisierungsprozesses zu verstehen.<ref>M. Mogalle: ''Management transdisziplinärer Forschungsprozesse.'' (= Themenhefte SPP). Birkhäuser, Basel 2001, S. 5.</ref> Aufgrund eines mangelnden Verständnisses der Wechselwirkungen des menschlichen Handelns mit der [[Umwelt]] oder einer [[Priorität|Priorisierung]] des [[Fortschritt]]s oder [[Wohlstand]]es gegenüber einem dauerhaft intakten Ökosystem bewirkt der Mensch bewusst oder unbewusst eine Veränderung des [[Ökologisches Gleichgewicht|ökologischen Gleichgewichts]]. Neben dem [[Technologischer Fortschritt|technologischen Fortschritt]], welcher sowohl qualitativ als auch quantitativ zunehmend einen stärkeren Einfluss auf den [[Naturhaushalt]] der Erde hat, wird auch das deutliche [[Bevölkerungswachstum]] der letzten Jahrhunderte als eine Ursache für zunehmende Umweltprobleme gesehen.<ref>WBGU: ''Herausforderung für die deutsche Wissenschaft''. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Jahresgutachten 1996. Springer, Berlin 1996, ISBN 3-540-61661-6, S. 109 {{Webarchiv |url=http://www.wbgu.de/wbgu_jg1996.html |text=''Jahresgutachten 1996.'' |archive-is=20100616}} auf: ''wbgu.de''</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Menschen beeinflussen durch ihre Existenz unvermeidbar ihre Umwelt. Vor der [[Industrielle Revolution|industriellen Revolution]] waren diese Umwelteinflüsse und ihre Folgen lokal beschränkt oder in ihrer kumulativen Wirkung vernachlässigbar für die natürlichen Systeme und Kreisläufe. Erst durch die qualitativ höhere Eingriffstiefe in natürliche Prozesse (z.&nbsp;B. Einführung neuer Arten), die steigenden Stoffumsätze (z.&nbsp;B. Rohstoffabbau) und die [[Übernutzung]] von Quellen ([[nichterneuerbarer Rohstoff]]) und Senken (Meere als Aufnahmemedium) sind durch die Industrialisierung Umweltprobleme verstärkt worden und nicht mehr lokal eingrenzbar.<br />
Im 19.&nbsp;Jahrhundert (Zeit der Industrialisierung und Entwicklung der rationellen Landwirtschaft) stieg die Ressourcennutzung in weiten Teilen der Erde an, die Chemie-Industrie erfuhr einen gewaltigen Aufschwung und durch die Intensivierung der Landwirtschaft kommt es zu einer Umwandlung ganzer Landschaften. Gleichzeitig führten Industrialisierung und Fortschritt in Wissenschaft und Gesellschaft auch erst zu einer verstärkten Wahrnehmung und Beachtung von Umweltproblemen.<br />
Im Zeitalter der [[Globalisierung]] sind besonders die globalen Umweltprobleme ([[globale Erwärmung]], [[Biodiversität]]sverlust) in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und bedürfen einer abgestimmten Bearbeitung. Bei den meisten Umweltveränderungen wird die Fünfzig-Prozent-Marke (50 % der heute bestehenden Schäden) erst in der zweiten Hälfte des 20.&nbsp;Jahrhunderts erreicht. Das weist auf eine gewaltige und bedrohliche Beschleunigung der Umweltveränderungen hin. Die damit zusammenhängende Problematik des exponentiellen Wachstums wird von Autoren wie [[Dennis L. Meadows|Dennis Meadows]] thematisiert.<ref>Gottfried Zirnstein: ''Ökologie und Umwelt in der Geschichte.'' Metropolis, Marburg 1996, S.&nbsp;113&thinsp;ff., 273.</ref><br />
<br />
== Komplexität und Unsicherheit ==<br />
Umweltprobleme gelten allgemein als komplex, denn sie werden durch eine Vielzahl von Prozessen und Wechselwirkungen bestimmt. Veränderungsprozesse laufen langfristig und in kleinen Schritten ab und es kann zu Überlagerungen kommen, so dass die Folgen von anthropogenen Veränderungen räumlich und zeitlich verschoben auftreten, erst in der Kombination negativ wirken oder sich erst in anderen Systemen oder Organismen zeigen ([[Flächenverbrauch]] und [[Landschaftszerschneidung]] führen langfristig zum Verschwinden von Tier- und Pflanzenarten, [[Bodenerosion]]). Es ist somit schwierig langfristige Auswirkungen auf Mensch und Umwelt abzuschätzen.<ref>P. M. Frischknecht, B. Schmied: ''Umgang mit Umweltsystemen. Methodik zum Bearbeiten von Umweltproblemen unter Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsgedankens.'' 2. Auflage. Ökom-Verlag, München 2003, S. 10.</ref><ref>K. Siegel: ''Umweltprobleme und Unsicherheit. Eine konzeptionelle und empirische Analyse am Beispiel der EG-Wasserrahmenrichtlinie.'' Metropolis, Marburg 2007, ISBN 978-3-89518-646-2, S. 14.</ref><br />
Unsicherheit ist ein Kernphänomen von Umweltproblemen. Das relevante Wissen ist oft ungeordnet und unvollständig. Zur Erklärung reichen oft rein naturwissenschaftliche Betrachtungen nicht aus. Neben sozialwissenschaftlicher Forschung ist auch das Wissen von Praxisakteuren notwendig, um Wirkungszusammenhänge zu verstehen und Lösungswege zu finden. Die Problematik des Umgangs mit Unsicherheit zeigt sich besonders beim Klimawandel und dem Umgang mit den [[Folgen der globalen Erwärmung]].<ref>K. Siegel: ''Umweltprobleme und Unsicherheit. Eine konzeptionelle und empirische Analyse am Beispiel der EG-Wasserrahmenrichtlinie.'' Metropolis, Marburg 2007, ISBN 978-3-89518-646-2, S. 15.</ref><br />
<br />
== Forschung zu Umweltproblemen ==<br />
Das [[Syndromkonzept]] geht davon aus, dass sich bei Umweltproblemen und den zugrunde liegenden Wechselwirkungen zwischen Zivilisation und Umwelt auch in verschiedenen Regionen häufig typische Mustern finden lassen. Diese funktionalen Muster (Syndrome) sind unerwünschte charakteristische Entwicklungstrends und Wechselwirkungen und können als Krankheitsbilder des globalen Wandels bezeichnet werden. Der [[Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen|Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen]] (WBGU) geht davon aus, dass sich die komplexe globale Umwelt- und Entwicklungsproblematiken auf eine überschaubare Anzahl von Umweltdegradationsmustern zurückführen lassen.<ref>WBGU: ''Herausforderung für die deutsche Wissenschaft. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Jahresgutachten 1996.'' Springer, Berlin 1996, ISBN 3-540-61661-6, S. 116.</ref><br />
<br />
== Die Wahrnehmung von und der Umgang mit solchen Problemen ==<br />
Ein komplexes Gefüge aus ökonomischen Mechanismen, ethischen Motivationen, kulturellen Konventionen, gesellschaftlichen Anreizen, internationaler Koordination, nationalen Zweckstrukturen, internationalen Organisationen, technologischen Mitteln, Wettbewerb zwischen Gruppen, Kommunikation und vielem mehr wurde während der Entstehung und dem Bestehen der globalen [[Zivilisation|menschlichen Zivilisation]] entworfen und ist entstanden, das darauf abzielt oder effektiv dazu dienen könnte, dass solche Probleme gelöst werden.<br />
<br />
[[Datei:Summary of major environmental-change categories expressed as a percentage change (red) relative to baseline - fcosc-01-615419-g001.jpg|mini|350px|Eine vorläufige Zusammenfassung einiger Umweltänderungs-Kategorien als prozentuale Änderung relativ zum Baseline der entsprechenden Daten]]<br />
2021 veröffentlicht eine Gruppe aus 17 hochrangigen Ökologen einen 'Perspektiven'-Beitrag, der Forschungen und Daten überprüft, die darauf hindeuten, dass die Umweltbedingungen „weitaus gefährlicher werden, als derzeit angenommen“. Sie mahnen, dass ein „Optimismus-[[Liste kognitiver Verzerrungen|Bias]]“ weit verbreitet ist und [[Deduktion|deduzieren]], dass grundlegender Wandel erforderlich ist. Das weitgehend statische Dokument der kleinen Gruppe, das von einer [[wissenschaftliche Fachzeitschrift|wissenschaftlichen Fachzeitschrift]] veröffentlicht wurde, listet einige solcher Veränderungen in Form kurzer, vager Beschreibungen auf.<ref name="TG-20210113-top-s">{{cite news |title=Top scientists warn of 'ghastly future of mass extinction' and climate disruption |url=https://www.theguardian.com/environment/2021/jan/13/top-scientists-warn-of-ghastly-future-of-mass-extinction-and-climate-disruption-aoe |work=The Guardian |date=2021-01-13 |language=en}}</ref><ref>{{cite journal |last1=Bradshaw |first1=Corey J. A. |last2=Ehrlich |first2=Paul R. |last3=Beattie |first3=Andrew |last4=Ceballos |first4=Gerardo |last5=Crist |first5=Eileen |last6=Diamond |first6=Joan |last7=Dirzo |first7=Rodolfo |last8=Ehrlich |first8=Anne H. |last9=Harte |first9=John |last10=Harte |first10=Mary Ellen |last11=Pyke |first11=Graham |last12=Raven |first12=Peter H. |last13=Ripple |first13=William J. |last14=Saltré |first14=Frédérik |last15=Turnbull |first15=Christine |last16=Wackernagel |first16=Mathis |last17=Blumstein |first17=Daniel T. |title=Underestimating the Challenges of Avoiding a Ghastly Future |journal=Frontiers in Conservation Science |date=2021 |volume=1 |doi=10.3389/fcosc.2020.615419 |url=https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fcosc.2020.615419/full |language=en |issn=2673-611X}}</ref><br />
<br />
== Beispiele aktueller Umweltprobleme ==<br />
{{Siehe auch|Liste globaler Probleme}}<br />
Umweltprobleme in Folge von Abfällen und Emissionen:<br />
* [[Abfall|Müll]]-Probleme: [[Vermüllung]] der Landschaft, Flächenverbrauch durch Deponien,<br />
** Infolgedessen: austretende giftige Flüssigkeiten und Gase, Grundwassergefährdung, Strahlung usw.<br />
* [[Bodenverschmutzung]]<br />
* [[Luftverschmutzung]], [[Smog]]<br />
** Infolgedessen: [[saurer Regen]], [[Ozonloch]], [[Treibhauseffekt]], [[globale Erwärmung]]<br />
* [[Gewässerverschmutzung]]<br />
* [[Lärm]]<br />
<br />
Umweltprobleme in Folge von Ressourcenverbrauch und -beschaffung<br />
(Brenn- und Rohstoffbeschaffung, Schaffung von Bauland oder Ackerfläche, Jagd, Ackerbau etc.):<br />
<br />
* [[Wasserknappheit|Wassermangel]],<br />
* [[Bodenerosion]],<br />
* [[Bodenversiegelung]],<br />
* [[Biodiversität]]sverlust,<br />
* [[Artensterben]],<br />
* Rodung von [[Tropischer Regenwald#Gefährdung des tropischen Regenwaldes|Regenwäldern]]<br />
* [[Tagebau#Umweltauswirkungen|Zerstörung von Landschaft und Lebensräumen durch Bergbau / Tagebau]]<br />
* Verbrauch der [[Sand#Sand als endliche Ressource|Ressource Sand]]<br />
<br />
Komplexe Umweltprobleme:<br />
* [[Waldsterben]]<br />
* [[Umweltkatastrophe]]n<br />
* umweltbedingter [[Welthunger]]<br />
* [[Ressourcenfluch]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary}}<br />
<br />
* [https://www.dartmouth.edu/library/digital/publishing/meadows/ltg/ PDF Limits to growth, Donella Meadows u.a., vollständiger Text in Englisch]<br />
<br />
* {{Webarchiv | url= http://www.oew.org/de/aktuellesartikel.php?id=528 | archive-is= 20130415 | text=''Welche Umweltprobleme der Energieversorgung sind die wichtigsten?''}} Quelle: [[Organisation für eine solidarische Welt|OEW]]<br />
* {{Webarchiv | url= http://www.wbgu.de/wbgu_syndromkonzept.html | archive-is= 20101231 | text=''Syndromkonzept.''}} des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Franz Alt (Journalist)|F. Alt]], B. Bahro, M. Ferst: ''Wege zur ökologischen Zeitenwende. Reformalternativen und Visionen für ein zukunftsfähiges Kultursystem.'' Berlin 2002, ISBN 3-8311-3419-7.<br />
* P. M. Frischknecht, B. Schmied: ''Umgang mit Umweltsystemen. Methodik zum Bearbeiten von Umweltproblemen unter Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsgedankens.'' 2. Auflage. Ökom-Verlag, München 2003.<br />
* Eike Roth: ''Globale Umweltprobleme''. Friedmann, München 2004, ISBN 3-933431-31-X.<br />
* WBGU: ''Herausforderung für die deutsche Wissenschaft''. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Jahresgutachten 1996. Springer, Berlin 1996, ISBN 3-540-61661-6. {{Webarchiv | url= http://www.wbgu.de/wbgu_jg1996.html | archive-is= 20100616 | text=''Jahresgutachten 1996.''}} auf: ''wbgu.de''<br />
* Gottfried Zirnstein: ''Ökologie und Umwelt in der Geschichte''. Metropolis, Marburg 1996, ISBN 3-89518-080-7.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4061619-8}}<br />
<br />
[[Kategorie:Umweltschäden| ]]<br />
[[Kategorie:Nachhaltigkeit]]<br />
[[Kategorie:Logik]]<br />
<br />
[[en:List of environmental issues]]<br />
[[id:Daftar masalah lingkungan]]<br />
[[uk:Список проблем навколишнього середовища]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Richard_M._Hare&diff=256516450Richard M. Hare2025-05-31T10:58:54Z<p>Prototyperspective: ergänzt</p>
<hr />
<div>'''Richard Mervyn Hare''', oft kurz ''R. M. Hare'' genannt (* [[21. März]] [[1919]] in [[Backwell]], [[Somerset]]; † [[29. Januar]] [[2002]] in [[Ewelme]], [[Oxfordshire]]), war ein englischer [[Moral]][[philosoph]], der von 1966 bis 1983 die Stelle eines ''White Professor of Moral Philosophy'' an der [[Universität Oxford]] innehatte. Seine [[Metaethik|metaethischen]] Theorien waren besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr einflussreich.<br />
<br />
Einige von Hares Schülern, wie [[Brian McGuiness]] und [[Bernard Arthur Owen Williams|Bernard Williams]], sind später ebenfalls bedeutende Philosophen geworden. Der außerhalb philosophischer Fachkreise bekannteste unter ihnen ist aber vielleicht [[Peter Singer]]. Bekannt wurde Singer unter anderem aufgrund seiner Arbeiten über die moralischen Rechte von Tieren, in denen er viele Positionen und Thesen seines Lehrers Hare explizit aufgreift und weiterentwickelt. Hare entwickelte den [[Zwei-Ebenen-Utilitarismus]], eine Synthese des [[Regelutilitarismus]] und des [[Handlungsutilitarismus]].<br />
<br />
== Biographie ==<br />
Richard M. Hare wurde am 21. März 1919 in Backwell, [[Somerset]] geboren. Er besuchte die Rugby School in Warwickshire und ab 1937 dann das [[Balliol College]] in [[Oxford]], wo er intensiv die großen Klassiker studierte. Obwohl [[Pazifist]], meldete er sich als Freiwilliger bei der Royal Artillery. 1942 wurde er von den Japanern gefangen genommen und blieb dann Kriegsgefangener bis zum Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Diese Erfahrung hatte einen dauerhaften Einfluss auf Hares philosophische Ansichten, im Besonderen auf seine These, dass die moralische Philosophie die Aufgabe hat, den Menschen in seinem Leben als moralisches Wesen zu unterstützen (King (2004)). Sein erstes philosophisches Werk, das nie veröffentlicht wurde, datiert aus dieser Zeit. Darin versucht er ein System zu entwickeln, das auch unter widrigsten Umständen als Führungshilfe durchs Leben dienen kann.<ref>der [[Independent]] in einem Artikel, der im {{Webarchiv | url=http://www.philosophy.ox.ac.uk/RMH.shtml | wayback=20060518154640 | text=Philosophy at Oxford -- Obituary of RM Hare}} abrufbar ist.</ref><br />
<br />
Nach dem Krieg kehrte er nach Oxford zurück und heiratete 1947 Catherine Verney. Aus der Ehe mit ihr gingen ein Sohn und drei Töchter hervor (der Sohn, John Hare, ist ebenfalls Philosoph). Von 1947 bis 2002 war er ''elected [[fellow]]'' und Lehrbeauftragter für Philosophie am Balliol College, ebendort von 1974 bis 2002 auch ''honorary fellow.'' 1963 wurde er zum ''Wilde Lecturer in Natural Religion'' berufen, eine Funktion, die er bis 1966 ausführte, und schließlich lehrte er von 1966 bis 1983 als ''White Professor in Moral Philosophy'' am [[Corpus Christi College (Oxford)|Corpus Christi College]] in Oxford. 1983 verließ er Oxford, um als ''Graduate Research Professor of Philosophy'' an der [[University of Florida]] zu lehren, eine Stelle, die er bis 1994 ausfüllte. 1964 wurde Hare in die [[British Academy]]<ref>{{Internetquelle| url=https://www.thebritishacademy.ac.uk/documents/2528/Deceased_Fellows.pdf| titel=Deceased Fellows| hrsg=British Academy| zugriff=2020-06-06}}</ref> und 1975 in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt.<br />
<br />
Er starb nach einer Serie von [[Schlaganfall|Schlaganfällen]] am 29. Januar 2002 in Ewelme, [[Oxfordshire]].<br />
<br />
== Einflüsse ==<br />
Hare wurde stark vom damals einflussreichen [[Emotivismus]] [[Alfred Ayer|A. J. Ayers]] und [[Charles L. Stevenson]]s geprägt, des Weiteren von der Philosophie der normalen Sprache, die u. a. von [[John Langshaw Austin|J. L. Austin]] und dem späten [[Ludwig Wittgenstein|Wittgenstein]] wesentlich begründet worden war. Auf dem Gebiet der Moralphilosophie können weiterhin der [[Utilitarismus]] und die praktische Philosophie [[Immanuel Kant]]s als wesentliche Vorbilder angesehen werden. Er hat sich auch geäußert, die Schriften zur Ethik von [[Leonard Nelson]] besonders hoch geschätzt zu haben.<br />
<br />
R. M. Hare vertrat die These, dass ethische Regeln nicht allein auf dem Prinzip der Nützlichkeit begründet werden können, wenngleich er selbst utilitaristische Überlegungen mit in seinen eigenen Ansatz aufnahm. Dies unterscheidet ihn von klassischen Utilitaristen wie [[Jeremy Bentham]] und [[John Stuart Mill]]. Tatsächlich war Hare wohl ebenso sehr Kantianer wie Utilitarist, eine Ansicht, die er auch selbst in seinem Buch ''Sorting out Ethics'' bekräftigt.<br />
<br />
== Universeller Präskriptivismus ==<br />
In einer Reihe von Werken, besonders ''The Language of Morals, Freedom and Reason'' und ''Moral Thinking,'' entwickelte Hare eine eigene Moraltheorie, die er als Universeller Präskriptivismus bezeichnete.<ref>Richard M. Hare: ''Die Sprache der Moral.'' Übersetzt von Petra von Morstein. Frankfurt am Main 1983.</ref> Danach weisen moralische Begriffe wie „gut“, „sollen“ und „richtig“ zwei entscheidende [[Logik|logische]] oder [[Semantik|semantische]] Eigenschaften auf: [[Universalität]] und [[Präskriptivismus|Präskriptivität]]. Die erste Eigenschaft führt dazu, dass in moralischen Urteilen die darin behandelte Situation mit einer endlichen Menge von universellen Begriffen identifiziert werden kann. Dabei fallen die in ihnen vorkommenden [[Eigenname]]n heraus, nicht jedoch [[Kennzeichnung (Logik)|Kennzeichnungen]]. Durch die zweite Eigenschaft der Präskriptivität muss sich jeder moralisch handelnde Akteur als an seine eigenen Urteile gebunden betrachten, so dass er sie ausführen muss, wann immer er physisch und psychisch dazu in der Lage ist. Mit anderen Worten: Nach Hare hat es für jemanden keinen Sinn zu sagen „Ich sollte X tun“ und dies dann doch zu unterlassen. Dies scheint auf der einen Seite die moralischen Urteilen zugeschriebene Autorität erklären zu können, auf der anderen Seite wurde dies von Hares Kritikern als einer seiner größten Fehler bezeichnet, da sich nun die Frage stellt, wie man dann das Auftreten von [[Willensschwäche]] (gr. ''akrasia'') erklären können soll.<br />
<br />
Hare selbst erkannte, dass die Kombination von Universalität mit Präskriptivität zu einer bestimmten Form des [[Konsequentialismus]] führt, dem [[Präferenzutilitarismus]].<br />
<br />
== Ein Beispiel ==<br />
Nachfolgend ein Beispiel für Hares These:<br />
<br />
Angenommen jemand benötigt eine größere Summe Geldes und bittet einen Freund, ihm diese zu leihen. Der Freund lehnt dies ab. Der Bittsteller erwidert, dass es falsch von ihm ist, eine solche Bitte abzulehnen. „Falsch“ ist ein moralischer Begriff, daher muss er in jeder vergleichbaren Situation alleine aufgrund seiner logischen Eigenschaften aufrechterhalten werden. Die erste, Universalität, verlangt, dass man die Situation, in der man ihn verwenden möchte, nur mittels universaler Begriffe beschreiben darf. Im Beispiel könnte der Bittsteller wie folgt formulieren:<blockquote>Wann immer ich einen Freund nach einer größeren Summe Geldes frage, ist es falsch, wenn er mir dies verweigert.</blockquote> Wie leicht zu erkennen ist, würde eine solche Formulierung das Universalitätsgebot verletzen, da sie die Ausdrücke „ich“ und „mir“ enthält, die nicht auf eine universelle Eigenschaft referieren, sondern eine individuelle bezeichnen. Daher der nächste Versuch:<blockquote>Wann immer jemand einen Freund um eine größere Summe Geldes bittet, ist es falsch, wenn dieser ihm die Bitte verweigert.</blockquote><br />
<br />
Diese neue Formulierung erfüllt nun das Universalitätsgebot, da alle in ihr vorkommenden Begriffe nun universell sind. Als Nächstes muss das Gesagte aber auch das zweite Gebot erfüllen, das der Präskriptivität. Das heißt, unser Bittsteller muss nun festlegen, ob er nach dieser Formulierung auch selbst handeln würde.<br />
<br />
Zunächst mag man hier einwenden, dass die Formulierung doch hier gar nicht auf den Bittsteller selbst zutrifft: Der Freund versagt in dem Beispiel seine Hilfe, nicht er selbst; daher sollte auch dieser dem Gesagten gemäß handeln, und nicht der Bittsteller.<br />
<br />
Ein solcher Einwand übersieht die kombinierte Wirkung der beiden Gebote auf den Bittsteller: Die Universalität verlangt, dass auch in (im vorliegenden Fall nur hypothetischen) Situationen, wo er derjenige ist, der um Geld angefleht wird, von ihm dasselbe Urteil gefällt werden müsste; und die Präskriptivität soll garantieren, dass daraus ebenfalls dieselbe Handlung folgt – nämlich jedwedem Bittsteller Geld zukommen zu lassen. Mit anderen Worten, mit dem Ausschluss aller nicht-universalen Ausdrücke aus dem gefassten Urteil wird es für den Sprecher unmöglich, sich von der verlangten Handlung bei vertauschten Rollen zu exkulpieren, wenn es nun an ihm ist, seine im eigenen Urteil vorgebrachte Auffassung einer Pflicht zu erfüllen.<br />
<br />
Würde der Bittsteller selbst nicht bereit sein, dieselbe Handlung gegenüber anderen vorzunehmen, würde er demgemäß gegen die den moralischen Urteilen zugrundeliegenden Regeln verstoßen und damit gar kein im eigentlichen (Hare'schen) Sinne moralisches Urteil mehr fällen.<br />
<br />
Um wieder am moralischen Diskurs teilzunehmen, müsste der Sprecher sein Urteil soweit abändern, dass er dessen universalisierte Form mittragen, d. h. in entsprechender Situation ebenso handeln würde. Durch eine Reihe von Selbsttests, in der immer wieder neue universale Formulierungen gebildet und ggf. (teilweise) verworfen werden, weil sie in bestimmten Situationen doch nicht den Präferenzen des Sprechers genüge tun, gelangt man im Idealfall an einen Punkt, in der es keinerlei Widersprüche zwischen den eigenen Wünschen und dem in jedweder Situation Geforderten mehr gibt. Gemäß Hares Ansatz wäre man dann in der Lage, ein moralisches Urteil zu fassen.<br />
<br />
== Die Bedeutung der Einzelheiten ==<br />
Hare weicht mit seiner Ansicht, dass die Konsequenzen einer Handlung in der Bewertung derselben höchst bedeutsam sind, deutlich von einer mehr Kant zugewendeten Position ab: Dieser erweckt bei einigen Stellen seiner praktischen Philosophie den Eindruck, dass nur möglichst allgemeine [[Maxime]]n (à la „Ich will stehlen“) der Prüfung durch den [[kategorischer Imperativ|kategorischen Imperativ]] unterworfen sind, unter Auslassung aller Konsequenzen der dadurch evozierten Handlungen. Dies aber ist nach Hare absurd: Natürlich soll es generell verboten sein, jemanden zu bestehlen, jedoch kann dies im Einzelfall sehr wohl erlaubt sein, etwa um Terroristen daran zu hindern, eine Bombe in einem Hochhaus zu zünden. Daher stellt für Hare im Gegenteil gerade die spezifische Situation, in der unser Tun stattfindet, den Ausgangspunkt unserer moralischen Überlegungen dar: Alle die in ihr vorfindbaren, universalisierbaren Einzelheiten können eine wichtige Rolle bei ihrer moralischen Bewertung spielen.<br />
<br />
== Relativismus? ==<br />
Hare glaubte, dass der Inhalt unserer moralischen Urteile nicht wahrheitsfähig sei und dass daher die Moral auch nicht Gegenstand universeller Objektivität sein könnte. Dies scheint zunächst nahezulegen, dass Hare einen moralischen [[Relativismus]] vertrat; jedoch betonte er, dass es wenigstens einen objektiven Maßstab gibt, an dem sich alle moralischen Aussagen messen lassen müssen: die Logik. Auch ein Relativist muss seinen einmal getroffenen moralischen Überzeugungen Folge leisten, wenn er denn moralisch ernst genommen werden will; Hares universeller Präskriptivismus soll garantieren, dass die Moral gerade nicht dem Muster der Beliebigkeit und des (wechselnden) Geschmacks des Einzelnen unterworfen ist, sondern über sie und in ihr diskutiert werden kann.<br />
<br />
== Wirkung ==<br />
Während Hare vornehmlich in der [[Meta-Ethik]] lehrte und forschte, haben einige seiner Schüler seinen universalen Präskriptivismus auch in der angewandten Ethik verwendet. So nutzt [[Peter Singer]] ihn zur Bewertung von Verhalten, wiewohl er, anders als Hare, dabei stärker auf dem Nützlichkeitsprinzip fußt. In Deutschland haben Georg Meggle und seine Schülerinnen und Schüler das Werk in die philosophische Diskussion gebracht.<ref>[[Christoph Fehige]] und [[Georg Meggle]] (Hrsg.): ''Zum moralischen Denken.'' 2 Bände. Suhrkamp, Frankfurt 1995, ISBN 3-518-28722-2</ref> Bernard Williams setzte sich vor allem kritisch mit Hares systematischer Moralphilosophie auseinander.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Anton Hügli]], Poul Lübcke (Hrsg.): ''Philosophielexikon. Personen und Begriffe der abendländischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart.'' Erw. und vollst. rev. (6.) Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2013, ISBN 978-3-499-55689-0: ''Hare, Richard Mevyn'' (Darstellung über 2 Seiten mit Literaturverzeichnis)<br />
* P. J. King: ''One Hundred Philosophers.'' Barrons, 2004.<br />
* [[Michael Quante]]: ''Einführung in die Allgemeine Ethik.'' 4. Auflage. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011, ISBN 978-3-534-24595-6, S. 51 f. (Darstellung und Kritik seines Nonkognitivismus.)<br />
* {{Literatur<br />
| Autor=A. W. Price<br />
| Titel=Richard Mervyn Price, 1919–2002<br />
| Sammelwerk=Proceedings of the British Academy<br />
| Band=124<br />
| Jahr=2004<br />
| Seiten=117–137<br />
| Online=https://www.thebritishacademy.ac.uk/documents/1630/124p117.pdf<br />
}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* {{DNB-Portal|118545949}}<br />
* {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/hare/|Richard Mervyn Hare|Anthony Price}}<br />
* [http://www.informationphilosopher.com/solutions/philosophers/hare/ R. M. Hare]. The Information Philosopher<br />
* [http://utilitarian.net/hare R. M. Hare]. Utilitarian.net (Material zu Hare, darunter einige Schriften von und über ihn).<br />
* [http://ethik-werkstatt.de/Ethische_Theorie_Hare.htm Eberhard Wesche: ''Die ethische Theorie von Richard M. Hare''] (2005)<br />
* [http://www.ditext.com/hare/lm.html Richard Mervyn Hare: ''The Language of Morals''] (1952)<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Nonkognitivismus]]<br />
<br />
== Fußnoten ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118545949|LCCN=n/50/22350|VIAF=34493286|NDL=00442459}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Hare, Richard Mervyn}}<br />
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]<br />
[[Kategorie:Moralphilosoph]]<br />
[[Kategorie:Utilitarist]]<br />
[[Kategorie:Analytischer Philosoph]]<br />
[[Kategorie:Sprachphilosoph]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (University of Florida)]]<br />
[[Kategorie:Hochschullehrer (University of Oxford)]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der British Academy]]<br />
[[Kategorie:Mitglied der American Academy of Arts and Sciences]]<br />
[[Kategorie:Brite]]<br />
[[Kategorie:Engländer]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1919]]<br />
[[Kategorie:Gestorben 2002]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
[[Kategorie:Metaethik]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Hare, Richard M.<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Hare, Richard Mervyn; Hare, R. M.<br />
|KURZBESCHREIBUNG=englischer Moralphilosoph<br />
|GEBURTSDATUM=21. März 1919<br />
|GEBURTSORT=[[Backwell]], [[Somerset]]<br />
|STERBEDATUM=29. Januar 2002<br />
|STERBEORT=[[Ewelme]], [[Oxfordshire]]<br />
}}</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256516195Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-31T10:47:34Z<p>Prototyperspective: ce</p>
<hr />
<div>Der '''Zwei-Ebenen-Utilitarismus''' ist eine utilitaristische [[Ethik]]theorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe [[moral]]ischer Regeln beruhen sollten, außer in relativ seltenen Fällen, in denen flexibles „kritisches“ moralisches Überdenken angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von [[Richard M. Hare]] entwickelt<ref name="McNaughton a">McNaughton, 1988 (en), Seite 177</ref><ref name="Bernhardt">{{Literatur |Autor=Wesley Bernhardt |Titel=A Clash of Principles: Personal Jurisdiction and Two-Level Utilitarianism in the Information Age |Sammelwerk=Washington University Jurisprudence Review |Band=11 |Nummer=1 |Verlag= |Datum=2019 |Seiten=113–138 |ISSN=2160-2352 |Online=[https://openscholarship.wustl.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1188&context=law_jurisprudence wustl.edu]}}</ref> und 1976 erstmals in dem Kapitel ''Ethische Theorie und Utilitarismus'' im Buch ''Utilitarianism and Beyond'' vorgestellt.<ref name="Hare aa">Hare, 1976 (en)</ref><br />
<br />
[[Konsequentialismus|Konsequentialisten]] glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt.<ref>Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophical ethics: an introduction to moral philosophy“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindung|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |pages=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |chapter=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets zum größten Wohlbefinden empfindungsfähiger Wesen<ref>{{Literatur |Autor=Varner, Gary E |Titel=Personhood, Ethics, and Animal Cognition: Situating Animals in Hare’s Two Level Utilitarianism |Sprache=en |Verlag= |Ort= |Datum=2012 |Seiten= |Online=[https://academic.oup.com/book/6454?login=false oup.com] |DOI=10.1093/acprof:oso/9780199758784.001.0001}}</ref> erzeugt. Der [[Regelutilitarismus]] hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung zum größten Wohlbefinden führen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">Hare, 1976 (en), Seite 122–5</ref><ref name="Delon">{{Literatur |Autor=Nicolas Delon |Titel=Valuing humane lives in two-level utilitarianism |Sammelwerk=Utilitas |Band=32 |Nummer=3 |Verlag= |Datum=2020 |Seiten=276–293 |ISSN=0953-8208 |Online=[https://philpapers.org/archive/DELVHL.pdf Preprint komplett (cambridge.org nur das Abstract)] |DOI=10.1017/S0953820819000542}}</ref> Um zu einer moralischen richtigen Entscheidung zu kommen, wird also ein hybrider Entscheidungsprozess angewandt, in welchem im Regelfall ein moralisches Prinzip angewendet wird,<ref name="Delon"/> wobei jedoch jede Situation ausreichend analysiert wird um gegebenenfalls durch kritisches Denken die utilitaristisch beste Entscheidung zu treffen sofern die Prinzipien auf eine moralische Fragestellung nicht ausreichend anwendbar sind oder Prinzipien gegenseitig im Konflikt stehen. Laut Hare würden die Grundsätze der Stufe 1 – der moralischen Regeln – in der Moralbildung vermittelt oder [[Selbstbildung|selbst]] angeeignet werden.<ref name="Hare x">Hare, 1976 (en), Seite 31</ref><br />
<br />
== Im Kontext des Utilitarismus ==<br />
{{Hauptartikel|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren).<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus (ZEU), der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">Hare, 1981 (en), Seite 44–46</ref><ref name="Bernhardt"/> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf.<br />
* Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚ideale Beobachter‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte.<br />
* Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie nicht fähig zu kritischem Denken sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen in der ursprünglichen Form des ZEU, wie sie von Hare vorgestellt wurde, einfach und allgemein genug sein,<ref>{{Literatur |Autor=Dieter Birnbacher |Titel=Handbuch Technikethik |Verlag=J.B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=2021 |ISBN=978-3-476-04901-8 |Kapitel=Utilitarismus |Seiten=160–164 |DOI=10.1007/978-3-476-04901-8_31}}</ref> um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">Hare, 1976 (en), Seite 124</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Fall liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln“<ref name="Hare a" /> – also ungewöhnliche Umstände oder Situationen das sonst anwendbare Prinzip unanwendbar machen. Der dritte Fall liegt vor, wenn die Situation die Wahl eines Leitprinzips erfordert.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
== Kritik ==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">McNaughton, 1988 (en), Seite 180</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">Hare, 1981 (en), Seite 52</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „[[Akrasia|Willensschwäche]]“ zusammenhängt,<ref name="Hare 1981 z">Hare, 1981 (en), Seite 57–62</ref> besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn man versucht, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
Sanford S. Levy merkt an, dass wenn die eigenen „Intuitionen“ gut ausgearbeitet sind, bringt es im Allgemeinen mehr Nutzen, ihnen zu folgen, als wenn Menschen versuchen, stets das Prinzip dem Handlungsutilitarismus direkt zu folgen.<ref>{{Literatur |Autor=Sanford S. Levy |Titel=The Coherence of Two-Level Utilitarianism: Hare vs. Williams |Sammelwerk=Utilitas |Band=6 |Nummer=2 |Verlag= |Datum=1994 |Seiten=301–309 |ISSN=1741-6183 |Online=[https://www.cambridge.org/core/journals/utilitas/article/abs/coherence-of-twolevel-utilitarianism-hare-vs-williams/6CFA3A147B9CBCBF209535556B5277CB cambridge.org] |DOI=10.1017/S0953820800001655}}</ref><br />
<br />
== Anwendungen in Ethiktheorie ==<br />
* In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der [[Bioethik]] an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays on Bioethics“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
== Angewandte Ethik ==<br />
Laut Gary Varner sollte sich eine [[Berufsethos|Berufsgemeinschaft gemäß dieser Ethiktheorie]] fragen ob es Situationen gibt, mit denen Personen die diesen Beruf ausführen normalerweise konfrontiert werden und welche Denk- und Handlungsgewohnheiten für Personen, die mit solchen Situationen konfrontiert werden, von Vorteil wären.<ref>{{Literatur |Autor=Gary Varner |Titel=Utilitarianism and the Evolution of Ecological Ethics |Sammelwerk=Science and Engineering Ethics |Band=14 |Nummer=4 |Verlag= |Datum=2008 |Seiten=551–573 |ISSN=1471-5546 |DOI=10.1007/s11948-008-9102-5|Sprache=en}}</ref> Wesley M. Bernhardt argumentiert, der Oberste Gerichtshof solle sich vom zwei-Ebenen Utilitarismus leiten lassen und wie ein „Erzengel“ agieren, es sei denn, Fairness und substanzielle Gerechtigkeit gebieten ihm, nach dem „Prolet“-Muster zu entscheiden.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Präferenzutilitarismus]]<br />
* [[DALY]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
* {{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
* {{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
* {{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=Blackwell Publishing |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
* {{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
<br />
[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Regelutilitarismus&diff=256506249Regelutilitarismus2025-05-31T00:17:34Z<p>Prototyperspective: ergänzt</p>
<hr />
<div>'''Regelutilitarismus''' (englisch ‚rule utilitarianism‘) ist eine ethische Position, welche sich auf Prinzipien des Utilitarismus beruft. Der Regelutilitarismus wendet das Kriterium des größten allgemeinen Glücks auf Handlungsregeln an, jedoch nicht auf konkrete einzelne Handlungen. <br />
<br />
Der Regelutilitarismus kann als Antwort auf Kritiken am Akt- oder ''[[Handlungsutilitarismus]]'' gesehen werden. Die Probleme des Handlungsutilitarismus (englisch ‚act utilitarianism‘) demonstriert das folgende Beispiel (nach R.B.Brandt): ''Herr Müller hat dem 12-jährigen Fritz versprochen, 10 Euro zu geben, wenn er seinen Rasen mäht. Nachdem der Rasen gemäht ist, fragt sich Herr Müller als guter Utilitarist, ob es denn der Maximierung des allgemeinen Glücks entspricht, wenn er Fritz das versprochene Geld gibt. Vielleicht sollte er das Geld der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ spenden … ''<br />
<br />
Das Vorgehen von Herrn Müller widerspricht den üblichen moralischen Intuitionen. Regelutilitaristen wie R.B. Brandt akzeptieren diese Kritik. Sie halten es für unzulässig, eine einzelne Handlung, die die Befolgung einer utilitaristisch gerechtfertigten Regel darstellt, ihrerseits noch einmal auf ihre utilitaristische Rechtfertigung zu überprüfen. Die einzelne Handlung (dass Herr Müller Fritz die versprochenen 10 € gibt) wird durch die Regel („Versprechen soll man halten“) gerechtfertigt, und nur diese Regel ist utilitaristisch zu rechtfertigen.<br />
<br />
Andere Utilitaristen sehen keinen Grund für den Regelutilitarismus. Sie folgen darin Bentham. Dieser war der Ansicht, dass es für die Pflicht zur Einhaltung eingegangener Verpflichtungen in jedem Einzelfall auch eine handlungsutilitaristische Begründung gibt. Wenn jemand sein Versprechen nicht einhalte, dann richte er einen großen Schaden an, weil er damit die für Vertrauen und Berechenbarkeit sorgenden Institute des [[Versprechen]]s und des [[Vertrag]]es für die gesamte Gesellschaft untergrabe. Außerdem schade er seinem Ruf als zuverlässiger Partner und damit auch seinen eigenen Interessen. <br />
<br />
Der Regelutilitarismus kann als Antwort auf die Kritik gesehen werden, dass der Handlungsutilitarismus Benthams eine Ethik der Mehrheit sei. Der Handlungsutilitarismus ließe dieser Kritik folgend Minderheitendiskriminierungen zu, wenn sie insgesamt die Tendenz haben, das aggregierte Glück aller Einzelnen, das Glück der Gesellschaft zu befördern. Der Regelutilitarismus lässt im Gegensatz dazu Minderheitendiskriminierungen moralisch insofern nicht gelten, als er Handlungsregeln fordert, welche von allen Individuen strikt eingehalten werden müssen.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Zwei-Ebenen-Utilitarismus]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Richard B. Brandt]]: ''Ethical Theory'', Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice Hall 1959.<br />
* Richard B. Brandt: ''Some Merits of One Form of Rule-Utilitarianism'', in: University of Colorado Studies in Philosophy 1967, 39–65, auch in: ders.: Morality, Utilitarianism, and Rights, Cambridge University Press, New York 1992, 111–36, ([http://assets.cambridge.org/97805214/15071/sample/9780521415071ws.pdf Einleitung]; PDF; 745&nbsp;kB) <br />
** dt. Übers. in: [[Otfried Höffe]] (Hrsg.): ''Einführung in die utilitaristische Ethik'', München: C. H. Beck 1975, 2. A. UTB 1992, 121–132.<br />
* Richard B. Brandt: ''A Theory of the Good and the Right'', Oxford 1979.<br />
* B. A. Brody: ''The Equivalence of Act and Rule Utilitarianism'', in: [[Philosophical Studies]] 1967.<br />
* A. C. Ewing: ''What Would Happen if Everyone Acted Like Me?'', in: Philosophy 28 (1953), 16–29.<br />
* Tom Hill Jr.: ''Assessing Moral Rules'': Utilitarian and Kantian Perspectives, in: [[Philosophical Issues]] 15 (2005), 158–178.<br />
* Brad Hooker: [http://web.mac.com/bradhooker/Site_2/About_Me_files/Hooker%27s%20paper%20for%20Politeia.doc ''Act-consequentialism versus Rule-consequentialism''], in: Politeia 24 (2008), 75–85.<br />
* Brad Hooker: ''Right, Wrong, and Rule-consequentialism'', in: Henry West (Hrsg.): Blackwell Guide to Mill’s Utilitarianism, Boston: Blackwell Publishers 2006, 233-48.<br />
* Brad Hooker: ''Ideal Code, Real World: A Rule-Consequentialist Theory of Morality'', Oxford: Oxford University Press 2000.<br />
* David Lyons: ''Forms and Limits of Utilitarianism'', Oxford 1965.<br />
* E. F. McClennen: ''The Rationality of Being Guided by Rules'', in: [[A. R. Mele]] & P. Rawling (Hrsg.): The Oxford Handbook of Rationality, New York: Oxford University Press 2004, 222–239.<br />
* Tim Mulgan: ''Future People'', Oxford: Oxford University Press 2006.<br />
* [[John Rawls]]: ''Two Concepts of Rules'', in: [[Philosophical Review]] 64 (1955), 3–22.<br />
* Samuel Scheffler: ''The Rejection of Consequentialism'', Oxford: Clarendon Press 1982.<br />
* [[Michael Slote]]: ''Common-Sense Morality and Consequentialism'', London: Routledge and Kegan Paul 1985.<br />
* [[J. J. C. Smart]]: ''Extreme and Restricted Utilitarianism'', in: Philosophical Quarterly 6 (1956), 344-54, überarbeitet in: T. K. Hearn (Hrsg.): Studies in Utilitarianism, New York 1971, 251–64, <br />
** dt. Übers. in: [[Otfried Höffe]] (Hrsg.): ''Einführung in die utilitaristische Ethik'', München: C. H. Beck 1975, 2. A. UTB 1992, 119–32.<br />
* A. K. Stout: "But Suppose Everybody Did the Same?", in: [[Australasian Journal of Philosophy]] 32, 1–29.<br />
* [[James O. Urmson|J. O. Urmson]]: ''The Interpretation of the Philosophy of J. S. Mill'', in: [[Philosophical Quarterly]] 3 (1953), 33–39, <br />
** dt. Übers. in: [[Otfried Höffe]] (Hrsg.): ''Einführung in die utilitaristische Ethik'', München: C. H. Beck 1975, 2. A. UTB 1992, 87–95.<br />
* Henry West: ''Mill's Moral Conservatism'', in: [[Midwest Studies in Philosophy]] 1 (1976), 71–80.<br />
* [[Bernard Williams]] / [[J. J. C. Smart]] (Hrsg.): ''Utilitarianism''. For and Against, Cambridge: Cambridge University Press 1973, <br />
** dt. Übers.: Kritik des Utilitarismus, Frankfurt/Main: Klostermann 1979.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* Roger Crisp / Tim Chappell: ''[https://www.hrstud.hr/hrvatskistudiji/skipte/Etika1/Crisp-Chapell-Utilitarianism.pdf Utilitarianism]''<br />
* {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/consequentialism-rule/|Rule Consequentialism|Brad Hooker}}<br />
* Brad Hooker: ''[http://www.blackwellpublishing.com/content/BPL_Images/Content_store/Sample_chapter/0631228330/lafollette.pdf Rule Utilitarianism and Euthanasia]'' (PDF; 74&nbsp;kB)<br />
* Brad Hooker: ''[http://findarticles.com/p/articles/mi_m2346/is_n420_v105/ai_18851887/print?tag=artBody;col1 Ross-style pluralism versus rule-consequentialism]'', in: [[Mind (Zeitschrift)|Mind]] 1996.<br />
* J. N. Hooker: ''[http://ba.gsia.cmu.edu/ethics/three.pdf Three Kinds of Ethics]'' (PDF; 242&nbsp;kB)<br />
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/util-a-r/|Act and Rule Utilitarianism|Stephen Nathanson}}<br />
<br />
[[Kategorie:Utilitarismus]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Utilitarismus&diff=256506247Utilitarismus2025-05-31T00:17:07Z<p>Prototyperspective: /* Spätere Formen */ ce</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|behandelt die normative Form der teleologischen Ethik. Zum 1861 erstmals veröffentlichten Text des englischen Philosophen John Stuart Mill siehe [[Der Utilitarismus]].}}<br />
Der '''Utilitarismus''' ({{laS|utilitas}}, [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]], Vorteil) ist eine Form der [[Teleologische Ethik|zweckorientierten (teleologischen) Ethik]] ('''Nutzethik'''), die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d.&nbsp;h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der [[Ethik]] ist der Utilitarismus auch in der [[Sozialphilosophie]] und den [[Wirtschaftswissenschaften]] von Bedeutung.<br />
<br />
Es existieren verschiedene Formen des Utilitarismus, die abhängig von weiteren [[philosophisch]]en Annahmen sind. Der [[Hedonismus|hedonistische]] Utilitarismus etwa setzt das menschliche Wohlergehen dem Empfinden von Lust und Freude und der Abwesenheit von Schmerz und Leid gleich, während andere Formen von Utilitarismus die Erfüllung von individuellen [[Präferenz]]en fordern. Der Handlungsutilitarismus beurteilt Handlungen einzeln nach ihrer Tendenz, gute Folgen zu bewirken, während der Regelutilitarismus das Befolgen von Regeln in den Mittelpunkt stellt. Alle Formen des Utilitarismus haben aber gemein, dass sie als einziges Kriterium für moralische Beurteilungen die Folgen/Konsequenz einer Handlung betrachten; demnach ist der Utilitarismus eine [[Konsequentialismus|konsequentialistische]] Ethik. Ferner handelt es sich um eine [[Altruismus|rücksichtsvolle]] und [[Universalismus (Philosophie)|universalistische]] [[Moraltheorie]], denn der Utilitarismus propagiert eine Vergrößerung des [[Gemeinwohl]]s.<br />
<br />
Der utilitaristische Ansatz wurde durch [[Jeremy Bentham]] (1748–1832) und [[James Mill]] (1773–1836) systematisch entwickelt und auf konkrete Fragen angewandt. Bentham erläutert den zentralen Begriff des Nutzens (''utility'') im ersten Kapitel seiner ''„Introduction to the Principles of Morals and Legislation“'' (zuerst erschienen [[1789]]) folgendermaßen:<br />
<br />
:„Mit dem Prinzip des Nutzens ist jenes Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Gruppe zu vermehren oder zu vermindern, um deren Interessen es geht […] Mit ‚Nutzen‘ ist diejenige Eigenschaft an einem Objekt gemeint, wodurch es dazu neigt, Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutes oder Glück zu schaffen.“<ref group="Anm.">''By the principle of utility is meant that principle which approves or disapproves of every action whatsoever according to the tendency it appears to have to augment or diminish the happiness of the party whose interest is in question: […] Utility, what: Utility is 'that property in an object whereby it tends to product benefit , advantage, pleasure, good or happiness.''</ref><br />
<br />
Moderne utilitaristische Theorien operieren oft nicht mit dem Begriff des Nutzens, sondern dem umfassenderen Begriff menschlichen Wohlergehens. Eine der größten utilitaristischen Bewegungen der Gegenwart ist der [[Effektiver Altruismus|Effektive Altruismus]]. In der Politik ist schon lange das utilitaristische Konzept des [[Wohlfahrtsstaat]]es verbreitet. Neuere utilitaristische Konzepte sind bspw. die [[Gemeinwohlökonomie]] und das [[Bruttonationalglück]].<br />
<br />
== Geschichte der utilitaristischen Theorie ==<br />
=== Vorgängerformen ===<br />
Eine erste Form des Utilitarismus findet sich bei dem chinesischen Philosophen [[Mozi]] (479–381 v.&nbsp;Chr.). Er begründete die Schule des [[Mohismus]] im alten China und vertrat eine utilitaristische [[Ethik]], ungefähr 2200 Jahre bevor eine solche als begründbares Prinzip in Europa formuliert wurde. Auch der antike [[Hedonismus]], der auf die von [[Aristippos von Kyrene]] begründete Philosophenschule der [[Kyrenaiker]] zurückgeht, kann im weitesten Sinne als Vorgänger des klassischen Utilitarismus gedeutet werden.<br />
<br />
Die Anfänge utilitaristischen Denkens im neuzeitlichen Europa finden sich bei [[Thomas Hobbes]] (''[[Leviathan (Thomas Hobbes)|Leviathan]]''), dessen grundlegende ethische Aussage darin besteht, dass „richtiges“ Verhalten dasjenige ist, das unser eigenes Wohlergehen fördert. Weiter: Die Berechtigung des gesellschaftlichen [[Moralkodex]] hängt davon ab, ob er das Wohlbefinden derjenigen begünstigt, die ihn befolgen. Bei [[Francis Hutcheson]] war das Kriterium für moralisch gutes Handeln, ob dadurch die Wohlfahrt der Menschheit gefördert wird. Dessen Nachfolger [[David Hume]] kam zu dem Schluss, dass Tugend und persönliches Verdienst in denjenigen unserer Eigenschaften ruhen, die für uns –&nbsp;und für andere&nbsp;– nützlich (''useful'') sind.<br />
<br />
=== Klassische Periode ===<br />
[[Datei:Jeremy Bentham by Henry William Pickersgill detail.jpg|miniatur|Jeremy Bentham]]<br />
<br />
[[Jeremy Bentham]] vertrat als erster in Europa eine utilitaristische Ethik in Form eines ausgearbeiteten Systems. In seinem Werk ''An introduction to the Principles of Morals and Legislation'' brachte Bentham zum Ausdruck, dass es für ihn nur zwei anthropologische Grundkonstanten gebe: Das Streben nach Lust (''pleasure'')<ref group="Anm.">Übersetzungsanmerkung zu „pleasure“: Eine alleinige Übersetzung mit Lust, wie sie oftmals vorkommt, führt zu einer Bedeutungsverkürzung, da „[[Lust]]“ im Deutschen lediglich eine sinnliche Empfindung suggeriert. Der Begriff ''pleasure'' im Englischen hat jedoch einen weitaus größeren Bedeutungshorizont: Neben Lust kann ''pleasure'' auch mit Freude oder Zufriedenheit übersetzt werden – im Allgemeinen wird damit ''a feeling of being happy or satisfied'' bezeichnet.</ref> und das Vermeiden von Schmerz (''pain''). Leid und Freude bestimmten, so Bentham, über die ethischen Handlungskriterien des Menschen und die Kausalität unseres Handelns. Es sei die Natur, die den Menschen in Leid und Freude den Weg weise. Bentham sah in Leid und Freude die entscheidenden Motive menschlichen Handelns und vertrat damit einen psychologischen [[Hedonismus]]: {{Zitat|Die Natur hat die Menschheit unter die Herrschaft zweier souveräner Gebieter – Leid und Freude – gestellt. Es ist an ihnen allein aufzuzeigen, was wir tun sollen, wie auch zu bestimmen, was wir tun werden. Sowohl der Maßstab für Richtig und Falsch als auch die Kette der Ursachen und Wirkungen sind an ihrem Thron festgemacht. Sie beherrschen uns in allem, was wir tun, was wir sagen, was wir denken.|ref=<ref>[[Jeremy Bentham]]: ''An introduction in the Principles of Morals and Legislation'', zitiert nach: {{Literatur| Autor=Rudolf Bensch und [[Werner Trutwin]]| Titel=Philosophisches Kolleg 3. Ethik. Arbeitsmaterialien für den Philosophieunterricht. Sekundarstufe II| Verlag=Patmos| Ort=Düsseldorf| Datum=1984| Seiten=96}}</ref>}}Ein Mensch strebe, so Bentham, immer ein Objekt an, von dem er erwarte, dass es Freude bereite. Davon ausgehend formulierte Bentham das Prinzip des Nutzens, das besagt, dass all das gut ist, was „das größte Glück der größten Zahl“ hervorbringt. Bentham erkannte später, dass die gleichzeitige Maximierung zweier Größen keine eindeutige Lösung ermöglicht, weswegen er später nur noch vom „Prinzip des größten Glücks“ (''Maximum Happiness Principle'') sprach. Benthams Arbeiten konzentrierten sich auf die Anwendung dieses Prinzips auf die Gestaltung der sozialen Ordnung. In seinen Schriften entwickelt er weniger eine Individualethik als vielmehr eine rationale Gesetzgebungslehre.<br />
<br />
Für Bentham war die Quantität des Glücks allein entscheidend, was er durch die drastische Formulierung „[[Pushpin]] ist von gleichem Wert […] wie Dichtung“ („Prejudice apart, the game of push-pin is of equal value with the arts and sciences of music and poetry.“<ref>{{Literatur| Autor=[[Jeremy Bentham]]| Titel=The Rationale of Reward| Hrsg=Robert Heward| Ort=London| Datum=1830| Seiten=206| Online=[http://books.google.com/books?id=6igN9srLgg8C&dq=bentham%20push-pin&pg=PA206 Google Books]}}</ref>) ausdrückte. Dagegen vertrat [[John Stuart Mill]] (1806–1873) in seinem Buch „[[Der Utilitarismus|Utilitarismus]]“ von 1863 die These, dass kulturelle, intellektuelle und spirituelle Befriedigung auch einen qualitativen Wert besitze, im Vergleich zu körperlicher Befriedigung. Ein Mensch, der beides erfahren habe, ziehe die geistige Befriedigung der körperlichen vor. Dies konstatiert Mill in seinem berühmten Ausspruch:{{Zitat|Es ist besser, ein unzufriedener Mensch als ein zufriedengestelltes Schwein zu sein; besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr.|ref=<ref>{{Literatur| Autor=[[John Stuart Mill]]| Titel=Der Utilitarismus| Verlag=[[Reclam-Verlag]]| Ort=Stuttgart| Datum=1991| Seiten=13/14}}</ref>}} Die kalkülmäßige Abbildung qualitativ vorzuziehender Betätigungen bleibt allerdings unklar. Außerdem scheint Mills Unterscheidung eher konventionell zu sein und auf einem bestimmten Begriff damaliger Hochkultur zu basieren.<br />
<br />
Auch in der Schrift „Über die Freiheit“ setzte John Stuart Mill andere Akzente als der Freund und Lehrer seines Vaters, Bentham. Während in einem reinen Nutzenkalkül Freiheit keinen Wert an sich darstellen kann, misst Mill hier Freiheit und insbesondere der Meinungsfreiheit einen grundlegenden Wert bei. Um die Wahrheit zu erkennen, müssen alle relevanten Argumente geprüft werden. Dies ist jedoch unmöglich, wenn Meinungen und Argumente politisch unterdrückt werden. Die richtige Bestimmung des größten Glücks setzt also die Freiheit der Meinungsäußerung (Pressefreiheit, Freiheit der Wissenschaft etc.) voraus.<br />
<br />
Diese freiheitliche Version des Utilitarismus findet sich auch in der politischen Philosophie [[Bertrand Russell]]s (1872–1970) wieder.<br />
<br />
=== Spätere Formen ===<br />
Der [[Klassischer Utilitarismus|klassische Utilitarismus]] von Bentham und Mill beeinflusste viele andere Philosophen und führte zur Entwicklung eines breiteren Konzepts des [[Konsequentialismus]]. Der hedonistische Utilitarismus von Bentham und Mill wird, obwohl am bekanntesten, heute nur noch von einer Minderheit vertreten. Weiterführende und gegenüber Kritik verbesserte Varianten des Utilitarismus wurden unter anderem entwickelt von [[William Godwin]] (1756–1836), einem Zeitgenossen Benthams mit [[Anarchismus|anarchistischen]] Tendenzen, und [[Henry Sidgwick]] (1838–1900). <br />
<br />
In neuerer Zeit sind zu nennen vor allem [[Richard Mervyn Hare]] (1919–2002), der die ursprüngliche Form des [[Zwei-Ebenen-Utilitarismus]] entwickelte, [[Richard Brandt (Philosoph)|Richard Brandt]] (1910–1997), der den Begriff „[[Regelutilitarismus]]“ prägte, [[John Jamieson Carswell Smart]] und [[Peter Singer]], der lange ein Vertreter des [[Präferenzutilitarismus]] war, seit einigen Jahren aber die klassische, hedonistisch ausgerichtete Variante des Utilitarismus vertritt. [[Ludwig von Mises]] argumentierte mit utilitaristischen Argumenten für Liberalismus. Umgekehrt vertraten einige Philosophen auf utilitaristischer Basis einen ethischen [[Sozialismus]].<br />
<br />
Wie die Beispiele zeigen, ist der Utilitarismus hauptsächlich im englischsprachigen Raum verbreitet. Als einer der wenigen deutschen Vertreter ist der Düsseldorfer Philosoph [[Dieter Birnbacher]] zu nennen, der auch als Übersetzer John Stuart Mills hervorgetreten ist.<br />
<br />
== Theoretische Inhalte ==<br />
=== Grundprinzipien ===<br />
Der Utilitarismus beruht auf einigen Kernprinzipien, die ihn von anderen normativen Theorien absetzen. Sobald man von den Kernprinzipien absieht, findet sich eine Reihe von Annahmen, die von vielen, aber nicht allen Utilitaristen geteilt werden. Insbesondere im 20. Jahrhundert haben sich eine Reihe von Teilströmungen im Utilitarismus herausgebildet, die Annahmen des klassischen Utilitarismus zurückweisen. Deswegen bevorzugen viele moderne Philosophen den Sammelbegriff „[[Konsequentialismus]]“ für ihre Auffassung.<br />
<br />
Drei Grundprinzipien kennzeichnen den Utilitarismus:<br />
<br />
* [[Objektivität|Wertobjektivität]] und -neutralität: Maßstab zur Beurteilung der Folgen ist ihr objektiver Wert, im Utilitarismus insbesondere ihr Nutzen. Hierbei kommt es nicht auf den Nutzen für beliebige Ziele, Zwecke oder Werte an – der Utilitarismus ist nicht werte-nihilistisch –, sondern vielmehr auf den Nutzen für das ''schlechthin Gute''. Nahezu alle Utilitaristen nehmen zudem an, dass sich der Wert von Folgen unabhängig von Beobachtern und Agenten bewerten lässt: Sind verschiedene Agenten und Beobachter vollständig rational und moralisch aufgeklärt, sollten sie gleiche Folgen gleich behandeln.<ref>In der neueren Forschung sind auch Formen von Konsequentialismus vertreten worden, die diese Annahmen aufgeben. Siehe<br />
* {{Literatur| Autor=[[Amartya Sen]]| Titel=Evaluator Relativity and Consequential Evaluation| Datum=1983| Sammelwerk=Philosophy and Public Affairs| Band=12| Nummer=2| Seiten=113–132}}<br />
* {{Literatur| Autor=Douglas Portmore| Titel=Combining Teleological Ethics with Evaluator Relativism: A Promising Result| Sammelwerk=Pacific Philosophical Quarterly| Band=86| Nummer=1| Jahr=2005| Seiten=95–113}}<br />
* {{Literatur| Autor=Mark Schroeder| Titel=Not so Promising after All: Evaluator-Relative Teleology and Common-Sense Morality| Sammelwerk=Pacific Philosophical Quarterly| Band=87| Nummer=3| Jahr=2006| Seiten=348–356}}</ref> Utilitaristen sind zudem Wertmonisten: sie glauben, dass sich alle moralisch interessanten Werte auf einen Wert, den Nutzen bzw. das Glück, reduzieren bzw. umrechnen lassen.<ref name="Gesang03">{{Literatur| Autor=[[Bernward Gesang]]| Titel=Eine Verteidigung des Utilitarismus| Verlag=Reclam-Verlag| Ort=Stuttgart| Datum=2003| Seiten=19}}</ref><br />
<br />
* [[Eudaimonie|Eudämonismus]]: Das einzige Gut des Utilitarismus ist Glück oder, allgemeiner gesprochen, Wohlergehen. Dabei bestehen unterschiedliche Meinungen darüber, was genau unter Wohlergehen zu verstehen sei. Die klassischen Utilitaristen Jeremy Bentham und John Stuart Mill waren Hedonisten. Nach dem Hedonismus besteht Wohlergehen im Empfinden von Lust und Freude, und der Abwesenheit von Leid und Schmerz. Moderne Utilitaristen sind aber nicht zwangsläufig Hedonisten, und eine weite Bandbreite an Auffassungen existiert. Der Präferenzutilitarismus orientiert sich an volkswirtschaftlichen Ideen zum Nutzen, nach denen Wohlergehen als die Erfüllung von Präferenzen verstanden wird. Beide Auffassungen haben gemein, dass sie ein subjektives Verständnis von Wohlergehen haben; tatsächlich ist Utilitarismus aber auch mit einem objektiven Begriff von Wohlergehen kompatibel, nach dem Wohlergehen das Erleben von objektiv wertvollen Erfahrungen darstellt.<ref>{{Literatur| Autor=[[Derek Parfit]]| Titel=Reasons and Persons| Verlag=[[Clarendon Press]]| Ort=Oxford| Datum=1984}}<br />{{Literatur|Autor=[[Shelly Kagan]]| Titel=Well‐being as Enjoying the Good| Sammelwerk=Philosophical Perspectives| Band=23| Nummer=1| Datum=2009| Seiten=253–72}}</ref><br />
<br />
* [[Universalismus (Philosophie)|Universalismus]]: Utilitarismus ist universalistisch, da das Wohlergehen jedes Individuums in dessen Überlegungen das gleiche Gewicht besitzt. Es kommt nicht nur auf das Glück der handelnden Person allein an, auch nicht auf das Glück einer Gruppe, Gesellschaft oder Kultur, sondern auf das Glück ''aller'' von einer Handlung Betroffenen. Damit ist der Utilitarismus keine egoistische, sondern vielmehr eine rücksichtsvolle Ethik: Das kollektive Wohl ist dem Individualwohl übergeordnet. Der Universalismus widerspricht intuitiven Urteilen, nach denen beispielsweise das Leben nahestehender Personen wichtiger als das Leben Fremder ist. Utilitarismus ist auch insofern universalistisch, als seine Ethik für alle Individuen gleichermaßen gilt. Hypothetisch, allerdings nicht unbedingt praktisch, gibt es hier keine Vorstellungen bestimmter Verantwortlichkeiten.<br />
<br />
Wenn diese drei Grundprinzipien zusammengenommen werden, ergibt sich die utilitaristische Grundformel: ''Eine Handlung ist moralisch richtig insoweit ihre Folgen für das Wohlergehen aller von der Handlung Betroffenen optimal sind.''<br />
<br />
=== Generelle Merkmale ===<br />
Neben den genannten drei Grundprinzipien gibt es eine Reihe von Merkmalen, die nahezu alle Utilitaristen teilen, aber von einigen wenigen Utilitaristen abgelehnt werden. Diese Merkmale sind also nicht zwangsmäßige Eigenschaften einer utilitaristischen Ethik, auch wenn sie oft als solche dargestellt werden.<br />
* [[Konsequentialismus]]: Im Utilitarismus als teleologische Ethik ergibt sich die Richtigkeit einer Handlung grundsätzlich nicht aus ihr selbst oder ihren Eigenschaften, sondern aus ihren Folgen. Um eine Handlung moralisch zu bewerten, muss man die Konsequenzen der Handlung ermitteln und bewerten. Die Richtigkeit einer Handlung ergibt sich dann aus dem Wert ihrer Folgen. Andere Fragen, etwa ob eine Handlung aus gutem Willen erfolgt oder nicht, sind hierbei von untergeordnetem oder gar keinem Interesse. Das Konsequenzprinzip impliziert gleichzeitig eine empiristische Vorgehensweise.<br />
* Maximierung. Alle klassischen Utilitaristen, und nahezu alle modernen Utilitaristen, nehmen an, dass eine Handlung richtig ist genau wenn sie das Wohlergehen ''maximiert''. Diese Annahme führt aber zu einigen kontraintuitiven Ergebnissen. Viele alltägliche Handlungen – etwa das Kino zu besuchen – maximieren nicht das Wohlergehen anderer und müssten also nach der utilitaristischen Grundformel als moralisch falsch beurteilt werden. Einige Utilitaristen haben deshalb die Position so modifiziert, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie zu ''hinreichend guten'', anstatt maximal guten, Ergebnissen führt.<ref>{{Literatur| Autor=Michael Slote, [[Philip Pettit]]| Titel=Satisficing Consequentialism| Sammelwerk=Proceedings of the Aristotelian Society, Supplementary Volumes| Band=58| Datum=1984| Seiten=139–76}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Tim Mulgan| Titel=Slote’s Satisficing Consequentialism| Sammelwerk=Ratio| Band=6| Nummer=2| Datum=1993| Seiten=121–34| DOI=10.1111/j.1467-9329.1993.tb00142.x}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Ben Bradley| Titel=Against Satisficing Consequentialism| Sammelwerk=Utilitas| Band=18| Nummer=2| Datum=2006| Seiten=97—108}}<br />
{{Literatur| Autor=Jason Rogers| Titel=In Defense of a Version of Satisficing Consequentialism| Sammelwerk=Utilitas| Band=22| Nummer=2| Datum=2010| Seiten=198–221}}</ref><br />
* [[Aggregation (Wirtschaft)|Aggregation]]. Eine andere Annahme, die von modernen Utilitaristen zunehmend zurückgewiesen wird, ist, dass die Verteilung von Nutzen zwischen Individuen nicht zählt. Im klassischen Utilitarismus wird Nutzen schlicht aggregiert, sodass zwischen einer Verteilung, in der einem bestimmten Individuum 100 Nutzen zukommen und 99 Individuen keiner, und einer Verteilung, in der einhundert Individuen jeweils einen „Nutzenpunkt“ wahrnehmen, nicht unterschieden wird. Einige Utilitaristen weisen diese Annahme jedoch zurück. Nach dem moralischen Prioritarismus hat der Grenznutzen, der wohlsituierten Individuen zukommt, einen geringeren moralischen Wert als der Grenznutzen schlechter situierter Individuen.<ref>{{Literatur| Autor=Derek Parfit| Titel=Equality and Priority| Sammelwerk=Ratio| Band=10| Nummer=3| Datum=1997| Seiten=202–221}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Nils Holtug| Titel=Prioritarianism| Sammelwerk=Egalitarianism: New Essays on the Nature and Value of Equality| Hrsg=Nils Holtug and Kasper Lippert-Rasmussen| Datum=2007|Seiten=125–156}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Derek Parfit| Titel=Another Defence of the Priority View| Sammelwerk=Utilitas| Band=24| Nummer=3| Verlag=[[Clarendon Press]]| Ort=Oxford| Datum=2012| Seiten=399–440| DOI=10.1017/S095382081200009X}}</ref> (Diese Position ist nicht mit der Annahme des abnehmenden Grenznutzens zu verwechseln.) Eine solche Position weist die Annahme schlichter Aggregation zurück.<br />
* Handlungsfokus. Die meisten utilitaristischen Ethiken fokussieren auf die Richtigkeit von individuellen Handlungen, aber andere Alternativen sind möglich. Die bekannteste Alternative, manchmal Mill zugeschrieben,<ref>{{Literatur| Autor=J. O. Urmson| Titel=The Interpretation of the Moral Philosophy of J. S. Mill| Sammelwerk=The Philosophical Quarterly| Band=3| Nummer=10| Datum=1953| Seiten=33–39| DOI=10.2307/2216697}}</ref> ist der sogenannte [[Regelutilitarismus]], nach dem eine Handlung richtig ist, wenn sie einer Regel entspricht, deren allgemeine Befolgung den Nutzen maximiert.<ref>Für moderne Formen, siehe {{Literatur| Autor=Brad Hooker| Titel=Ideal Code, Real World: A Rule-Consequentialist Theory of Morality| Verlag=[[Oxford University Press]]| Ort=Oxford| Datum=2000}}</ref> In neuerer Forschung wird angezweifelt, ob Utilitaristen sich überhaupt für einen „fokalen Punkt“ entscheiden sollten – Utilitaristen sollten die Handlungen, Regeln, Charakterformen usw. bevorzugen, die jeweils den Nutzen maximieren. Diese „fokuslose“ Position wird meist als ''globaler Utilitarismus'' bezeichnet.<ref><br />
{{Literatur| Autor=Philip Pettit, Michael Smith| Titel=Global Consequentialism| Sammelwerk=Morality, Rules, and Consequences: A Critical Reader| Hrsg=Elinor Mason, Brad Hooker und Dale E. Miller| Verlag=[[Rowman & Littlefield]]| Ort=Lanham| Datum=2000| Seiten=121–33}}<br /> {{Literatur| Autor=[[Shelly Kagan]]| Titel=Evaluative Focal Points| Sammelwerk=Morality, Rules, and Consequences: A Critical Reader| Hrsg=Elinor Mason, Brad Hooker und Dale E. Miller| Verlag=[[Rowman & Littlefield]]| Ort=Lanham| Datum=2000| Online=[https://books.google.de/books?id=w2tl4ONwYMIC&pg=PA134 Google Books]}}</ref><br />
<br />
* Binäre Handlungsevaluation. Standardformen des Utilitarismus geben an, wann eine Handlung – oder Regel usw. – richtig ist. Diese Formen von Utilitarismus akzeptieren also das klassische Beurteilungssystem der normativen Ethik, nach der Handlungen in „richtig“ und „falsch“, bzw. „erlaubt“ und „unerlaubt“, eingeteilt werden. Sogenannter ''skalarer Utilitarismus'' weist diese Annahme hingegen zurück.<ref>{{Literatur| Autor=Alastair Norcross| Titel=The Scalar Approach to Utilitarianism| Sammelwerk=The Blackwell Guide to Mill’s Utilitarianism| Verlag=Blackwell| Ort=Oxford| Datum=2006}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Rob Lawlor| Titel=The Rejection of Scalar Consequentialism| Sammelwerk=Utilitas| Band=21| Nummer=1| Datum=2009| Seiten=100–116}}</ref><br />
<br />
== Formen und Richtungen ==<br />
Utilitaristische Theoretiker haben sich von den Entwürfen von Bentham und Mill entfernt, die heute als ''klassisch'' angesehen werden. Indem sie an den zahlreichen Grundannahmen des klassischen Utilitarismus Variationen vornahmen, sind zahlreiche verschiedene Richtungen entstanden. Um sich von den häufig kritisierten Grundformen zu distanzieren, bezeichnen sich einige heute als ''Konsequentialisten''.<br />
<br />
=== Handlungsutilitarismus und Regelutilitarismus ===<br />
Eine verbreitete<ref>Kritisch: {{Literatur| Autor=[[Michael Quante]]| Titel=Einführung in die Allgemeine Ethik| Auflage=4| Verlag=[[Wissenschaftliche Buchgesellschaft]]| Ort=Darmstadt| Datum=2011| ISBN=978-3-534-24595-6| Seiten=135|Zitat=Scheinalternative}}</ref> Unterscheidung zwischen verschiedenen Formen des Utilitarismus ist die zwischen Akt- oder <!-- zurzeit nicht gerade eine link-Alternative -->[[Handlungsutilitarismus]] einerseits und [[Regelutilitarismus]] andererseits.<br />
<br />
Beim Handlungsutilitarismus (englisch ''act-utilitarianism'') wird das utilitaristische „Prinzip des größten Nutzens“ auf die ''einzelne Handlung'' bezogen. Dazu werden für die zur Auswahl stehenden Handlungsalternativen die jeweiligen Konsequenzen ermittelt und –&nbsp;unter Berücksichtigung der [[Wahrscheinlichkeit]] ihres Eintretens&nbsp;– bewertet.<br />
<br />
Im Unterschied dazu bezieht der [[Regelutilitarismus]] das utilitaristische Kriterium auf ''Handlungsregeln'' wie beispielsweise „Versprechen soll man halten“. Dazu wird ein zweistufiges Verfahren angestrengt. In einem ersten Schritt wird gefragt, welche Konsequenzen die Befolgung der zur Auswahl stehenden Handlungsregeln jeweils hätte und wie diese Konsequenzen zu bewerten sind. Zu wählen ist dann diejenige Regel, die den größten allgemeinen Nutzen mit sich bringt. In einem zweiten Schritt werden danach die einzelnen Handlungen aufgrund der beschlossenen Regeln bewertet; eine Anwendung des utilitaristischen Prinzips auf jede einzelne Handlung findet jedoch nicht statt.<br />
<br />
=== Arten des Nutzens ===<br />
Man kann utilitaristische Richtungen danach differenzieren, welche Vorstellung von Nutzen und Glück ihnen zugrunde liegt. Der klassische Utilitarismus von Bentham und Mill wird als hedonistisch betrachtet, da hier das Gute als das von den Menschen angestrebte Glück definiert ist.<br />
<br />
Im Unterschied dazu ist für den [[Präferenzutilitarismus]] das Gute die Erfüllung der Präferenzen von Personen. Jenes sei zu maximieren. In dieser Hinsicht können die Konsequenzen auch andere Dinge als pure Lustbefriedigung, wie beispielsweise den Ruf oder Bildung, enthalten. Er wurde vor allem von [[Peter Singer]] bevorzugt, welcher von [[Richard Mervyn Hare]] beeinflusst wurde.<br />
<br />
Inzwischen gibt es verschiedene Versuche, den Utilitarismus unabhängig von der These des psychologischen Hedonismus zu begründen. Ein Beispiel ist die Ethik von Richard Mervyn Hare, der einen Utilitarismus auf sprachanalytischer Grundlage entwirft. Das hedonistische Element lässt sich ohne größere Probleme aus dem Utilitarismus herauslösen und durch einen entscheidungstheoretischen Nutzenbegriff ersetzen. Bereits bei Bentham und Mill deutet sich eine breitere, nicht-hedonistische Interpretation des Nutzenbegriffs an, wenn statt der Begriffe „Glück“ (happiness) oder „Lust“ (pleasure) andere, nicht-hedonistische Begriffe Verwendung finden wie „Vorteil“ (advantage), „Gewinn“ (benefit) oder „Gutes“ (good).<br />
<br />
=== Negativer Utilitarismus ===<br />
{{Hauptartikel|Negativer Utilitarismus}}<br />
<br />
Die meisten Utilitaristen beschäftigen sich mit der Maximierung der Menge an Glück für die Individuen. Negativer Utilitarismus legt umgekehrt den Fokus darauf, das Leid der Individuen zu minimieren. Glück wird kein Wert beigemessen, oder es wird zumindest ein Vorrang der Leidensminimierung vor der Glücksmaximierung gesehen. In der praktischen Umsetzung dieser Idee kann man folgende Varianten unterscheiden:<br />
<br />
# Einige Philosophen argumentieren, dass das Ziel des negativen Utilitarismus die schnellste und schmerzloseste Auslöschung des gesamten empfindungsfähigen Seins wäre, da dies ultimativ das Leid minimieren würde.<ref>[http://www.utilitarianism.com/pinprick-argument.html ''The pinprick argument''], utilitarianism.com</ref><br />
# Der negative ''Präferenz''-Utilitarismus vermeidet das Problem des ''Tötens aus moralischen Gründen,'' aber erfordert immer noch eine Rechtfertigung für die Schaffung neuen Lebens.<ref>{{Literatur| Autor=Fabian Fricke| Titel=Verschiedene Versionen des negativen Utilitarismus| Sammelwerk=[[Kriterion (Zeitschrift)|Kriterion]]| Band=15| Nummer=1| Datum=2002| Seiten=20–22| Online=[http://www.kriterion-journal-of-philosophy.org/kriterion/issues/Kriterion-2002-15/Kriterion-2002-15-13-27-fricke.pdf Online]}} {{Webarchiv|url=http://www.kriterion-journal-of-philosophy.org/kriterion/issues/Kriterion-2002-15/Kriterion-2002-15-13-27-fricke.pdf |wayback=20210626134312 |text=Online |archiv-bot=2023-02-03 15:08:59 InternetArchiveBot }}</ref><br />
# Schließlich gibt es Theoretiker, welche den negativen Utilitarismus als eine Variante des klassischen Utilitarismus betrachten, welche der Vermeidung von Leiden mehr Gewicht einräumt als der Förderung von Glück.<ref>{{Literatur| Autor=Fabian Fricke| Titel=Verschiedene Versionen des negativen Utilitarismus| Sammelwerk=Kriterion| Band=15| Nummer=1| Datum=2002| Seiten=14| Online=[http://www.kriterion-journal-of-philosophy.org/kriterion/issues/Kriterion-2002-15/Kriterion-2002-15-13-27-fricke.pdf Online]}} {{Webarchiv|url=http://www.kriterion-journal-of-philosophy.org/kriterion/issues/Kriterion-2002-15/Kriterion-2002-15-13-27-fricke.pdf |wayback=20210626134312 |text=Online |archiv-bot=2023-02-03 15:08:59 InternetArchiveBot }}</ref> Das moralische Gewicht der Leidensminderung kann erhöht werden durch eine entsprechende Metrik, so dass die gleiche Wirkung erzielt wird wie im ''Prioritarianismus''.<ref>{{Literatur| Autor=[[John Broome (Philosoph)|John Broome]]| Titel=Weighing Goods| Verlag=Basil Blackwell| Ort=Oxford| Datum=1991| Seiten=222}}</ref><br />
<br />
Optimistische und gewaltlose Anhänger des negativen Utilitarismus sind im Umfeld des ''bioethischen Abolitionismus'' und des ''Paradise Engineerings'' beschrieben worden;<ref>{{Webarchiv | url=http://www.dmoz.org/Society/Philosophy/Ethics/Normative/Utilitarianism/Negative_Utilitarianism | wayback=20170308171216 | text=Open Directory – Negative Utilitarianism}} Paradise Engineering.</ref> pessimistische Anhänger im Umfeld des [[Buddhismus]].<ref>{{Literatur| Autor=Bruno Contestabile| Titel=Negative Utilitarianism and Buddhist Intuition| Sammelwerk=Contemporary Buddhism| Band=15| Nummer=2| Ort=London| Datum=2014| Seiten=298–311}}</ref><br />
<br />
=== Andere Spezies ===<br />
Da die Grundlage des Utilitarismus letztlich die Empfindungsfähigkeit ist, haben schon von Anfang an viele Utilitaristen nichtmenschliche Lebewesen in die moralische Berücksichtigung mit eingeschlossen. Jeremy Bentham schrieb in ''The Principles of Morals and Legislation'' die folgenden in der Tierrechtsliteratur viel zitierten Worte:<br />
<br />
:„Der Tag mag kommen, an dem der Rest der belebten Schöpfung jene Rechte erwerben wird, die ihm nur von der Hand der Tyrannei vorenthalten werden konnten. Die Franzosen haben bereits entdeckt, dass die Schwärze der Haut kein Grund ist, ein menschliches Wesen hilflos der Laune eines Peinigers auszuliefern. Vielleicht wird eines Tages erkannt werden, dass die Anzahl der Beine, die Behaarung der Haut oder die Endung des Kreuzbeins ebenso wenig Gründe dafür sind, ein empfindendes Wesen diesem Schicksal zu überlassen. Was sonst sollte die unüberschreitbare Linie ausmachen? Ist es die Fähigkeit des Verstandes oder vielleicht die Fähigkeit der Rede? Ein voll ausgewachsenes Pferd aber oder ein Hund ist unvergleichlich verständiger und mitteilsamer als ein einen Tag oder eine Woche alter Säugling oder sogar als ein Säugling von einem Monat. Doch selbst wenn es anders wäre, was würde das ausmachen? Die Frage ist nicht: können sie verständig denken? oder: können sie sprechen? sondern: können sie leiden?“<br />
<br />
Gegenwärtig beschäftigt sich der bekannte (Präferenz-)Utilitarist [[Peter Singer]] ausgiebig mit diesem Themengebiet. Er gilt auch als Vater der modernen Debatte über [[Tierrechte]].<ref>{{Internetquelle|autor=[[Ursula Wolf (Philosophin)|Ursula Wolf]], Jens Tuider| hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung| url=http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/176364/tierethische-positionen|titel=Tierethische Positionen| datum=2014-01-14| zugriff=2015-10-13}}</ref><br />
<br />
=== Auseinandersetzung mit anderen Ethiken ===<br />
Neben der Ablehnung einiger ethischer Systeme haben Utilitaristen auch versucht, ihre Ethik explizit mit anderen zu verbinden.<br />
<br />
Um die aufgedeckten Mängel an beiden Systemen zu überwinden, wurde versucht, den Utilitarismus mit [[Immanuel Kant|Kants]] [[Kategorischer Imperativ|Kategorischem Imperativ]] zu verbinden. Beispielsweise stellt [[James Cornman]] die normative These auf, dass in jeder gegebenen Situation so wenige Individuen wie möglich als Mittel gebraucht und so viele Individuen wie möglich als Zweck behandelt werden sollten, die er als „utilitaristisches Kantisches Prinzip“ bezeichnet.<br />
<br />
Andere Konsequentialisten betrachten Glück als ein wichtiges Gut, räumen aber auch anderen Gütern wie Gerechtigkeit oder Gleichheit einen gewissen Wert ein, was den Utilitarismus kompatibler mit allgemeinen Moralvorstellungen macht.<br />
<br />
Die Ethik [[John Rawls]] unterscheidet sich bezüglich des Utilitarismus darin, dass in Rawls’ Ethik das Glück der unglücklichsten Person maximiert werden sollte, während im Utilitarismus das durchschnittliche Glück maximiert werden soll. Oder anders ausgedrückt: In Rawls’ Ethik wird das maximale Leid minimiert, während im Utilitarismus das durchschnittliche Leid minimiert wird.<ref>{{Literatur|Autor=Simon Baar|Titel=Untersuchung des Utilitarismus unter dem Blickwinkel der Gerechtigkeitstheorie von John Rawls|Jahr=2011|Seiten=12f|ISBN=978-3-640-95963-1}}</ref><br />
<br />
== Utilitaristisches Nutzenkalkül ==<br />
Ein Grundprinzip des Utilitarismus ist unter dem Namen ''[[Hedonistisches Kalkül|Nutzenkalkül]]'' –&nbsp;bei Bentham auch als ''Hedonistischer Kalkulus''&nbsp;– bekannt. Es ist sehr charakteristisch für utilitaristische Überlegungen und Werturteile und ist auch Hauptanstoßpunkt vieler Kritik und intuitiver Abneigung.<br />
<br />
[[Datei:JohnStuartMill.jpg|mini|150px|John Stuart Mill]]<br />
<br />
Wenn ein Individuum vor mehreren Handlungsalternativen stehe, so solle es gemäß dem Utilitarismus die Handlung wählen, welche in ihrer Konsequenz aller Wahrscheinlichkeit nach das größtmögliche Glück trägt. Dazu habe es alle Einzelkonsequenzen und ihre Auswirkungen auf das Glück und Leid der Einzelnen in Betracht zu ziehen. Letztlich müsse man alles durch das mögliche Praktizieren einer Handlungsalternative entstehende Glück und Leid bei den Einzelnen zu einer Gesamtsumme errechnen, wodurch man erkennen könne, inwiefern eine Handlung allgemein das Glück mehrt oder Leid erzeugt.<br />
<br />
Als Kriterien bei der Kalkulation des Gesamtnutzens einer Handlung führt Bentham ursprünglich unter anderem die Dauer, Intensität und Wahrscheinlichkeit eines Glücks oder Leids auf.<br />
<br />
Bentham umschrieb als erster solch ein Verfahren. Obgleich eine detailliertere und konkretere Ausarbeitung nicht existiert, wird das Nutzenkalkül als prinzipiell brauchbare Leitlinie von Utilitaristen anerkannt.<br />
<br />
: Man kann das utilitaristische Nutzenkalkül am besten verstehen, wenn man es mit dem ''[[Klugheit|Klugen]] [[Entscheidung]]sverhalten eines Einzelnen'' vergleicht.<br />
<br />
Angenommen, ein Student steht vor der Entscheidung zwischen den [[Alternative]]n „Wie bisher weiter studieren“, „Das Studienfach wechseln“ und „Das Studium ganz aufgeben“. Wenn er die beste dieser drei Alternativen herausfinden will, dann überlegt er, welche Folgen mit den zur Wahl stehenden Handlungsalternativen jeweils verbunden sind und welche Vor- und Nachteile dies für ihn selbst mit sich bringt.<br />
<br />
Die nötigen Überlegungen kann er dadurch übersichtlich gestalten, dass er die Konsequenzen unter bestimmten Gesichtspunkten zusammenfasst wie beispielsweise „finanzielle Auswirkungen“, „Auswirkungen auf die persönlichen Beziehungen“, „Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Abschlussprüfung“ etc. Diese Gesichtspunkte kann er entsprechend ihrer unterschiedlichen Bedeutung für sich gewichten.<br />
<br />
Dabei wird er klugerweise nicht nur berücksichtigen, ob eine Konsequenz für ihn eher vorteilhaft oder eher nachteilig ist, sondern er wird auch versuchen, die vergleichsweise Größe der Vor- und Nachteile abzuschätzen und in die Entscheidung einzubringen.<br />
<br />
Zu einer Entscheidung gelangt er, indem er die Vor- und Nachteile, die mit den Alternativen verbunden sind, gegeneinander abwägt und zu einem einzigen Wert zusammenfasst. Dann wählt er diejenige Alternative, die für ihn den größten positiven Wert aufweist.<br />
<br />
Das, was hier als „Vorteil“ oder „Nachteil“ bezeichnet wird, wird von Entscheidungstheoretikern als „Nutzen“ (englisch ''utility'') bezeichnet. Dieser Begriff ist nicht gerade glücklich gewählt, eher wäre der Begriff „Wert“ hier angemessen. Aber der Begriff „Wert“ (englisch ''value'') war in der ökonomischen Theorie bereits für die Bezeichnung des durchschnittlichen Preises eines Gutes vergeben.<br />
<br />
„Nutzen“ im dargestellten Sinne ist nun kein psychologisches Objekt, das man empirisch messen könnte, wie die Utilitaristen des 18. und 19. Jahrhunderts noch meinten. Es handelt sich lediglich um eine Terminologie, mit der man –&nbsp;beispielsweise durch eine [[Nutzenfunktion (Mikroökonomie)|Nutzenfunktion]]&nbsp;– sehr differenziert und präzise beschreiben kann, was ein Subjekt will.<br />
<br />
Der Unterschied zwischen der eben skizzierten rationalen (Nutzen maximierenden) Entscheidung eines einzelnen Subjekts und der utilitaristischen Kalkulation des größten Nutzens besteht allein darin, dass nicht nur die Vor- und Nachteile des einen Subjektes berücksichtigt werden müssen, sondern die Vor- und Nachteile aller Subjekte, die durch die Entscheidung betroffen werden. Das utilitaristische Nutzenkalkül ist also gewissermaßen die Bestimmung der für die Gesamtheit besten Alternative unter der Bedingung, dass den Wertungen aller Individuen gleiches Gewicht zukommt.<br />
<br />
=== Interpersoneller Nutzenvergleich ===<br />
Zur Durchführung des utilitaristischen Nutzenkalküls ist es in den allermeisten Fällen erforderlich, das Glück bzw. den Vorteil der einen Person gegen das Leid bzw. den Nachteil einer anderen Person abzuwägen. Die Nutzengrößen der einzelnen Personen müssen dazu interpersonal vergleichbar gemessen oder zumindest geschätzt werden. Ob und wie dies möglich ist, bleibt umstritten.<br />
<br />
Die frühen Utilitaristen waren der Ansicht, dass das Glück der Individuen eine psychische Größe sei, die man [[empirisch]] messen könne. Benthams Bemühungen gingen in Richtung einer derartigen „moral science“. Dieser Weg erwies sich aber empirisch nicht als gangbar, da kein „wissenschaftsförmiger“ Maßstab für den interpersonalen Glücksvergleich gefunden werden konnte. In den Wirtschaftswissenschaften wurde die Idee der interpersonalen Nutzenmessung in der Folge fallen gelassen. Die Wirtschaftstheorie kam ebenso mit rein subjektiven [[Präferenzordnung]]en aus, das heißt mit der Beobachtung von freiwilligen Tauschbeziehungen zwischen Güterbündeln. Übrig blieb die [[Wohlfahrtsökonomik|Wohlfahrtsökonomie]] (englisch ''welfare economics''), die sich jedoch nicht an einem psychologisch verstandenen „Wohlfühlen“ orientiert, sondern an (Tausch-)Kriterien. Zentral ist hier die [[Pareto-Optimierung|Pareto-Optimalität]]. Dieses Kriterium klammert [[Intersubjektivität|intersubjektive]] Vergleiche von Vor- und Nachteilen aus.<br />
<br />
Kritiker verweisen darauf, dass das Glück verschiedener Individuen [[Inkommensurabilität (Ethik)|inkommensurabel]] sei, und dass daher das Nutzenkalkül nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch unmöglich sei.<br />
<br />
Dem wird entgegengehalten, dass im Alltag bei Entscheidungen ständig die Vor- und Nachteile für verschiedene Personen größenmäßig miteinander verglichen werden. Begriffe wie Rücksichtnahme, Opfer, Zumutbarkeit oder Benachteiligung erfordern den Bezug auf das vergleichbare Wohlergehen verschiedener Personen.<br />
<br />
[[Triage]] scheint ein Beispiel für eine reale (Not-)Situation zu sein, wo der Utilitarismus konsequent angewendet wird.<br />
<br />
Dem Argument, das Nutzenkalkül sei rein praktisch nicht durchführbar, wird entgegengehalten, dass man beispielsweise die vergleichbare Größe der Summe der Individualnutzen einer Theatervorstellung für verschiedene Personen abschätzen könne, indem man prüft, wie viel Zeit, Geld oder Arbeit der Einzelne für den Theaterbesuch zu opfern bereit ist. Damit können Aussagen über den Nutzen der Weiterentwicklung der Kultur durch diese Vorstellung, über Alternativkosten für entfallene Nutzen durch andere Aktivitäten der Besucher usw. gemacht werden.<br />
<br />
Außerdem könne man fremdes Leid und fremdes Glück grundsätzlich dadurch ermessen, dass man sich gedanklich in die Lage des anderen Individuums hineinversetzt. Diesem Prozess werden freilich dadurch erhebliche Schranken auferlegt, dass niemand erahnen kann, welche kognitiven Prozesse das andere Individuum zur Verfügung hat und wie die Struktur und mittelfristige zeitliche Entwicklung seiner Leidens- und Glücksstruktur verläuft. Jede Exploration bedeute ja bereits Beeinflussung.<br />
<br />
== Kritik am Utilitarismus ==<br />
Seit seiner Formulierung durch Bentham und Mill war der Utilitarismus zahlreichen Kritikpunkten ausgesetzt. So wehrte Mill sich schon in „Utilitarianism“ gegen den Vorwurf, der Utilitarismus sei eine Doktrin „only worthy of a swine“ („nur eines Schweines würdig“), da sie auf einem Lustbegriff basiere.<br />
<br />
=== Missverständlicher Gebrauch des Wortes „Nutzen“ ===<br />
Bereits [[John Stuart Mill]] sah ein, dass der Ausdruck „Utilitarismus“ und seine Ableitung von dem englischen Begriff „utility“ leicht den Eindruck erwecken könnte, der Utilitarismus sei an sich kaltherzig und materialistisch. Um derartige Missverständnisse zu vermeiden, wird heute zumeist von „Glück“ oder „individuellem Wohl“ gesprochen.<br />
<br />
=== Utilitarismus und allgemeines Moralverständnis ===<br />
Vom Standpunkt des Utilitarismus ist Glück das höchste und alleinige Gut. Andere ethische Güter wie beispielsweise [[Gleichheit]], [[Gerechtigkeit]], [[Freiheit]] oder [[Tugend]]&shy;haftigkeit und intuitive Moralvorstellungen haben aus utilitaristischer Sicht keinen Wert an sich. Dadurch kann es jedoch zu Situationen kommen, in denen eine utilitaristische Ethik zu einer Handlung rät, welche andere Ethiken als absolut unmoralisch bewerten würden. Die meisten Zurückweisungen des Utilitarismus fußen auf diesem Konflikt. Beispielsweise könnte man für die Folterung oder Tötung eines Individuums argumentieren, wenn sich dadurch Leben retten ließen.<br />
<br />
Utilitaristen reagieren unterschiedlich auf solche Vorwürfe. Einige vertreten, dass in solchen Situationen nur die Glücksmaximierung zähle und andere moralische Urteile abzulehnen seien. Andere wiederum verweisen darauf, dass in einer gedachten Dilemmasituation der Utilitarismus nur oberflächlich zu einer falsch erscheinenden Entscheidung raten würde, während sich beim Bedenken aller direkten und indirekten Konsequenzen ein anderes Bild ergeben würde. So müsse man hierbei auch langfristige Konsequenzen, etwa den Verlust des Vertrauens in staatlich gewährleistete Grundrechte, bedenken. Utilitaristen wie Smart betonen hierbei, dass viele intuitive oder tradierte Moralvorstellungen in der Tat utilitaristisch brauchbar seien, da ihre Befolgung im Allgemeinen und auf lange Sicht zu einer Nutzenmaximierung führt. Smart verwendete dabei den Begriff „Faustregel“.<br />
<br />
=== Menschenwürde ===<br />
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Utilitarismus die Würde des Menschen zwar anerkennt, in der Praxis seine Grundsätze jedoch der Menschenwürde widersprechen können. Anhand eines Beispiels lässt sich dies erklären: Angenommen, eine Verkäuferin lässt eine alte, sehbehinderte Frau sehr lange nach Kleingeld suchen, während sich hinter ihr eine lange Schlange bildet. Nach dem Utilitarismus, der ja das Allgemeinwohl als höchstes Ziel vorsieht, sollte die Verkäuferin der alten Frau einen Rabatt in Höhe der schwer zu findenden Münzen gewähren, denn dann könnte sie die anderen Kunden schneller bedienen. Dann könnte aber jeder das Verhalten der alten Frau nachahmen und sich so einen ungerechtfertigten Vorteil verschaffen. Die Schlussfolgerung, dass die Kassiererin die alte Frau ans Ende der Schlange verweisen sollte, verdeutlicht, dass die Grundsätze des Utilitarismus leicht Kritik hervorrufen können.<ref>{{Literatur | Autor=[[Otfried Höffe]] | Titel=Einführung in die utilitaristische Ethik | TitelErg=klassische und zeitgenössische Texte | Auflage=2. | Verlag=Francke Verlag | Ort=Tübingen | Jahr=1992 | ISBN=978-3-7720-1690-5}}</ref><br />
<br />
Allerdings kann man bei einer utilitaristischen Betrachtung des obigen Beispiels auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Das Allgemeinwohl setzt sich aus dem Wohl aller Einzelnen zusammen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Interesse einer einzelnen Person in bestimmten Fällen nicht schwerer wiegen kann als die entgegenstehenden Interessen mehrerer anderer Personen.<br />
<br />
So wird –&nbsp;ganz im Einklang mit utilitaristischen Argumenten&nbsp;– in Deutschland dem Notarztwagen im Interesse einer einzigen lebensgefährlich verletzten Person ein [[Wegerecht (Straßenverkehrsrecht)|Vorrecht]] eingeräumt, obwohl Hunderte von Autofahrern deshalb anhalten müssen und Zeit verlieren.<br />
<br />
Dies gilt auch für das Beispiel mit der sehbehinderten Frau: Das Interesse einer Behinderten an einer selbstständigen Lebensführung kann vergleichsweise schwerer wiegen als das Interesse mehrerer Supermarktkunden an einer zügigen Abfertigung.<br />
<br />
Ein im Zusammenhang mit Utilitarismus ebenfalls häufig diskutiertes Gedankenexperiment handelt von einem voll besetzten Passagierflugzeug, welches entführt wurde und als Waffe gegen ein Ziel gesteuert werden soll, dessen Zerstörung, zusätzlich zu den toten und verletzten Passagieren, zahlreiche weitere Menschenleben gefährden würde, beispielsweise ein volles Hochhaus oder Atomkraftwerk. Streng utilitaristisch argumentiert wäre ein größerer Gesamtnutzen durch einen Abschuss des Flugzeuges erreicht.<ref>{{Internetquelle|url=http://fzk.rewi.hu-berlin.de/doc/sammelband/Ethik_im_Katastrophenfall.pdf|titel=Ethik im Katastrophenfall|autor=Alexander Steinforth|zugriff=2016-07-18}}</ref><br />
<br />
Diese Handlungsmaxime ging in Deutschland ursprünglich auch in das Luftsicherheitsgesetz von 2005 ein.<br />
<br />
Mit dem Argument der Menschenwürde erklärte dagegen das Bundesverfassungsgericht in einem Urteil von 2006 den {{§|14|luftsig|juris}} Abs. 3 [[Luftsicherheitsgesetz|LuftSiG]] mit folgender Begründung für verfassungswidrig und nichtig:<br />
<br />
''Die Ermächtigung der Streitkräfte, gemäß § 14 Abs. 3 des Luftsicherheitsgesetzes durch unmittelbare Einwirkung mit Waffengewalt ein Luftfahrzeug abzuschießen, das gegen das Leben von Menschen eingesetzt werden soll, ist mit dem Recht auf Leben nach Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG in Verbindung mit der Menschenwürdegarantie des Art. 1 Abs. 1 GG nicht vereinbar, soweit davon tatunbeteiligte Menschen an Bord des Luftfahrzeugs betroffen werden.''<br />
<br />
In der Urteilsbegründung hieß es mit Bezugnahme auf die Beschwerdeführer auch:<br />
<br />
''Der Staat dürfe eine Mehrheit seiner Bürger nicht dadurch schützen, dass er eine Minderheit – hier die Besatzung und die Passagiere eines Flugzeugs – vorsätzlich töte. Eine Abwägung Leben gegen Leben nach dem Maßstab, wie viele Menschen möglicherweise auf der einen und wie viele auf der anderen Seite betroffen seien, sei unzulässig. Der Staat dürfe Menschen nicht deswegen töten, weil es weniger seien, als er durch ihre Tötung zu retten hoffe.''<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2006/02/rs20060215_1bvr035705.html|titel=Leitsätze zum Urteil des Ersten Senats vom 15. Februar 2006|zugriff=2016-07-18}}</ref><br />
<br />
=== Fragen der Begründung ===<br />
Am Utilitarismus wird kritisiert, dass er durch seine Logik und Wissenschaft noch kein richtiges ethisches System beweist.<br />
<br />
Die These, dass Individuen verpflichtet sind, das größte Glück der größten Zahl, bzw. die bestmögliche Welt anzustreben, wird von Utilitaristen willkürlich postuliert. Rein logisch betrachtet gibt es keinen Grund, warum man nicht auch das größte Unglück der größten Zahl oder die schlechtestmögliche Welt anstreben sollte.<br />
<br />
Frühe Utilitaristen leiteten die Maximum-Happiness-Maxime aus einem [[Psychologischer Hedonismus|psychologischen Hedonismus]] ab. Aber selbst wenn man die These des psychologischen Hedonismus als richtig annimmt, so folgt daraus keineswegs, dass Glück das allein Wünschenswerte ist. Viele Menschen (z.&nbsp;B. Sadisten) arbeiten de facto aktiv am Unglück von Mitmenschen; davon kann man aber nicht ableiten, dass man das Unglück von irgendwem oder möglichst vielen Leuten anstreben solle. Etwas, das real gewünscht wird, muss deswegen noch nicht wünschenswert im normativen bzw. moralischen Sinne sein. Dies wäre sowohl ein [[naturalistischer Fehlschluss]] wie auch ein Verstoß gegen [[Humes Gesetz]].<br />
<br />
Zudem ist Mills Annahme der Konkurrenzlosigkeit beim zweiten Beweisschritt fragwürdig. Diese Annahme ist allerdings die Voraussetzung dafür, dass der Schluss vom Individuum auf die Gemeinschaft schlüssig ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?t=1869&v=QyylVlvZcRI&feature=youtu.be |titel=Praktische Philosophie 12a: Teleologie - Mill - YouTube |abruf=2021-02-03}}</ref><br />
<br />
Mill argumentierte, dass das Begründungsproblem für alle Ethiken bestehe, was aber eher ein Argument für den [[Amoralismus]] sei. Insofern Utilitaristen eine Letztbegründung der Moral mit dem Problem des [[Infiniter Regress|infiniten Regresses]] verweigern, erklären sie gemäß der Lehre vom [[Münchhausen-Trilemma]], dass sie ihr Moralprinzip axiomatisch setzen.<br />
Einige Utilitaristen wie beispielsweise [[Georg Meggle]] geben gar keine Begründung mehr, sondern gehen einfach von der empirischen These aus, dass Menschen unter anderem die Präferenz haben, die Welt zu verbessern. Moral ist dabei nur ein willkürlich gewählter, letztlich unverbindlicher Endzweck, den einige eben verfolgen, andere aber nicht.<br />
<br />
Einige Utilitaristen argumentieren als Antwort auf die Kritik, dass jedes politische Argument für eine bestimmte Gesellschaftsform zumindest implizit ein utilitaristisches Prinzip verwendet, wenn es behauptet, eine bestimmte Gesellschaft sei für die Menschen am nützlichsten. Dabei wird aber beispielsweise das Problem des [[Trittbrettfahrerproblem|Trittbrettfahrens]] außer Acht gelassen und somit keine Verbindlichkeit der obersten utilitaristischen Maxime für Individuen begründet.<br />
<br />
=== Inkohärenz zum psychologischen Egoismus ===<br />
Der [[Psychologischer Egoismus|psychologische Egoismus]] besagt, dass jedes Individuum nur sein ''eigenes'' Glück anstrebt und anstreben kann.<br />
<br />
Einige Utilitaristen gehen aber von einem psychologischen Egoismus aus. Einige Kritiker (z.&nbsp;B. [[Amoralismus|Amoralisten]] und [[Ethischer Egoismus|Ethische Egoisten]]) wiesen darauf hin, dass viele Utilitaristen fälschlicherweise die Übertragung des Glücksstrebens vom Individuum auf die Gesellschaft übergehen würden, indem sie die Vorstellung des individuellen Drangs der eigenen Nutzenmaximierung intuitiv auf die gesamte Gesellschaft übertrügen, obwohl dazu kein Grund bestünde.<br />
<br />
Eine mögliche Begründung für diese Übertragung findet sich in einer philosophischen Kritik der Natur des Individuums als fundamentale Existenzeinheit (z.&nbsp;B. [[Ernst Mach]]: „Das Ich ist unrettbar“). Unter einer solchen Kritik kann die Intuition von Menschen, individuelle Träger einer kohärenten, abgrenzbaren, atomaren und zeitstabilen Innenwelt zu sein, als perspektivische Illusion abgelehnt werden. Akzeptiert man diese philosophische Prämisse, so beruht der psychologische Egoismus auf einer evolutionspsychologisch erklärbaren Fehlannahme, und deren Überwindung begründet die Übertragung egoistischer Prinzipien zu utilitaristischen.<br />
<br />
=== Kritik des Wertmonismus ===<br />
Ein Kritikpunkt am Utilitarismus ist, dass der unterstellte Wertmonismus unhaltbar sei. Wir leben diesem Argument zufolge in einer wertpluralistischen Gesellschaft – Werte wie Glück, Gerechtigkeit, Freiheit, Würde, soziale Sicherheit ließen sich aber nicht zu einem Wert zusammenfassen.<ref name="Gesang03" /><br />
<br />
=== Kritik an der normativen Bewertung von Folgen ===<br />
Es bleibt unklar, welche Folgen einer Handlung für den Utilitarismus berücksichtigt werden sollen. Sind es die für den Handelnden Beabsichtigten, die Vorausgesehenen, die objektiv Voraussehbaren, die Faktischen oder die Wahrscheinlichen?<br />
<br />
=== Moralische Überforderung ===<br />
Gegen den Utilitarismus wird oft der [[Überforderungseinwand]] erhoben.<ref>{{Literatur |Autor=Lukas Naegeli |Titel=Überforderungseinwände in der Ethik |Sammelwerk=Überforderungseinwände in der Ethik |Verlag=De Gruyter |Datum=2022-06-06 |ISBN=978-3-11-075910-5 |DOI=10.1515/9783110759105 |Online=https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110759105/html |Abruf=2024-07-26}}</ref> Der Einwand besagt, dass es zu viel verlangt ist, unvoreingenommen stets so zu handeln, dass das Wohl aller maximiert wird. Denn dies würde uns enorme Opfer abverlangen und zur Aufgabe der eigenen Projekte und Lebensgestaltung zwingen.<ref>{{Internetquelle| autor=Julia Driver| url=http://plato.stanford.edu/archives/win2014/entries/utilitarianism-history/| titel=The History of Utilitarianism| werk=The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Winter 2014 Edition)| zugriff=2016-03-11| hrsg=Edward N. Zalta}}</ref><br />
<br />
== Utilitarismus in der Praxis ==<br />
Die meisten früheren Utilitaristen sahen in ihrer Moralphilosophie vor allem ein Programm für eine wissenschaftlich begründete Ethik und für eine rationale Gesetzgebung. Sozialphilosophisch trugen Bentham und Mill zur Entwicklung des klassischen Liberalismus bei. Umgekehrt bekannten sich Theoretiker der klassischen Nationalökonomie wie [[David Ricardo]] zu utilitaristischen Prinzipien.<br />
<br />
Der Utilitarismus blieb auch bis in die Neuzeit eng mit der Ökonomie und [[Arbeitswelt]] verbunden und wirkte sich unter anderem auf [[Liberalismus|liberale]] und [[Neoliberalismus|neo-liberale]] Wirtschafts- und Gesellschaftstheorien aus. Einer der Hauptvertreter des liberalen Denkens im 20. Jahrhundert, [[Friedrich August von Hayek|Friedrich von Hayek]], lehnte den Utilitarismus jedoch als Sonderform des [[Konstruktivismus (Philosophie)|Konstruktivismus]] ab, steht er doch im krassen Gegensatz zur Hayeks Präferenz für die [[Spontane Ordnung]].<ref>{{Literatur|Autor=Jens Petersen|Titel=Freiheit unter dem Gesetz: Friedrich August von Hayeks Rechtsdenken|Verlag=[[Mohr Siebeck Verlag]]|Datum=2014-06-10|ISBN=978-3-16-153042-5|Online=https://books.google.de/books?id=vjCPlG1NMPIC&pg=PA78&lpg=PA78&dq=hayek+utilitarismus&source=bl&ots=ARy9uyKJQv&sig=4NuLL9NU_qC0T7PFrDmF3H1nDIA&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiqidPr97rWAhUEWRoKHUraDLoQ6AEIRDAE#v=onepage&q=hayek%20utilitarismus&f=false|Abruf=2017-09-23}}</ref> Dennoch wirkte der utilitaristische Ansatz in die neo-liberale Politik [[Ludwig Erhard]]s und [[Margaret Thatcher]]s hinein.<br />
<br />
=== Utilitarismus in der Kunst ===<br />
Utilitaristische Anklänge im Rahmen der Popkultur finden sich im fiktiven [[Star Trek|Star-Trek]]-Universum. Der Charakter [[Figuren im Star-Trek-Universum#Commander Spock|Spock]] äußert hier manchmal das Werturteil „Das Wohl der Vielen wiegt mehr als das Wohl der Wenigen oder des Einzelnen“ („The needs of the many outweigh the needs of the few; or the one“).<ref>{{Internetquelle| url=http://www.imdb.com/title/tt0084726/quotes| titel=Star Trek II: Der Zorn des Khan| hrsg=[[Internet Movie Database|IMDb]]| abruf=2020-03-10}}</ref><br />
<br />
Im Roman [[Aufstieg und Fall der Volksrepublik Antarktis]] von [[John Calvin Batchelor]] wird der Utilitarismus als gescheitertes Staatenmodell ausführlich thematisiert.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Welfarismus]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur|Autor=Catherine Audard|Titel=Anthologie historique et critique de l’utilitarisme|Verlag=Presses Universitaires de France|Jahr=1999|ISBN=978-2-13-049599-4}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Jeremy Bentham]]|Titel=Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung|Verlag=Senging|Ort=Saldenburg|Jahr=2013|ISBN=978-3-9815841-0-3|Online=[http://www.utilitarianism.com/jeremy-bentham Originaltext]}}<br />
* [[Alain Caillé]]: ''Critique de la raison utilitaire. manifeste du Mauss'', Ed. la Découverte, Paris 1989, ISBN 2-7071-1818-4.<br />
* {{Literatur|Autor=[[Bernward Gesang]]|Titel=Eine Verteidigung des Utilitarismus|Ort=Stuttgart|Verlag=Reclam|Jahr=2003|ISBN=3-15-018276-X}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Otfried Höffe]]|Titel=Einführung in die utilitaristische Ethik. Klassische und zeitgenössische Texte|Auflage=5., überarb. und erw.|Ort=Tübingen & Basel|Verlag=Francke|Jahr=2013|ISBN=978-3-8252-3985-5}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[John Stuart Mill]]|Titel=Utilitarianism/Der Utilitarismus. Englisch/Deutsch|Ort=Stuttgart|Verlag=Reclam|Jahr=2014|ISBN=978-3-15-018461-5}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Jack Nasher]]|Titel=Die Moral des Glücks. Eine Einführung in den Utilitarismus|Ort=Berlin|Verlag=Duncker & Humblot|Jahr=2009|ISBN=978-3-428-12877-8}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Peter Singer]]|Titel=[[Praktische Ethik]]|Auflage=3. rev. und erw.|Ort=Stuttgart|Verlag=Reclam|Jahr=2013|ISBN=978-3-15-018919-1}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Utilitarismus}}<br />
<br />
=== Deutsch ===<br />
* [https://utilitarismus.net/ Einführung in den Utilitarismus] Deutsche Ausgabe des online Lehrbuchs über Utilitarismus verfasst von Richard Y. Chappel, Oxford-Philosoph [[William MacAskill]] und Darius Meissner.<br />
* [http://www.textlog.de/5314.html Eintrag im Rudolf Eisler Lexikon]<br />
* [http://guidohulsmann.com/pdf/Austro_oder_Chicago_Lib.pdf Nutzenkalküle in liberalen Wirtschaftsschulen (PDF)] (165&nbsp;kB)<br />
* [http://ethik-werkstatt.de/Utilitarismus.htm Utilitarismus – Kritik und Neubegründung]<br />
* [http://www.infotaste.com/kritik-des-utilitarismus/ Utilitarismus – Kritik des Utilitarismus]<br />
* Jörg Schroth: [http://www.joergschroth.de/texte/uuvg.html Utilitarismus und Verteilungsgerechtigkeit] ([[Zeitschrift für philosophische Forschung]] 60 (2006), S.&nbsp;37–58)<br />
<br />
=== Englisch ===<br />
* [https://www.utilitarianism.net/ An Introduction to Utilitarianism] Ein Online-Lehrbuch über Utilitarismus verfasst von Richard Y. Chappel, Oxford-Philosoph William MacAskill und Darius Meissner.<br />
* [http://www.utilitarian.net/ Utilitarian Philosophers]. Großes Kompendium von Schriften von und über bedeutende utilitaristische Philosophen, sowohl klassisch wie auch gegenwärtig.<br />
* [https://www.ucl.ac.uk/bentham-project/ Onlinetexte von Jeremy Bentham]<br />
* [http://www.gutenberg.org/etext/11224 John Stuart Mills ''Utilitarianism'' bei Project Gutenberg]<br />
* {{IEP|https://iep.utm.edu/history-of-utilitarianism/|History of Utilitarianism|Joe Slater}}<br />
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/util-a-r/|Act and Rule Utilitarianism|Stephen Nathanson}}<br />
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/consequentialism/|Consequentialism|Walter Sinnott-Armstrong (2006)}}<br />
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/consequentialism-rule/|Rule Consequentialism|Brad Hooker (2003)}}<br />
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/utilitarianism-history/|The History of Utilitarianism|Julia Driver (2009)}}<br />
* [http://www.utilitarian.com/ Gute Sammlung von Definitionen, Artikeln und Links.]<br />
* [http://www.csus.edu/indiv/g/gaskilld/ethics/Utilitarianism%20notes.htm Utilitarianism]. Ein kurzer Überblick zum Utilitarismus<br />
* [http://www.rsrevision.com/Alevel/ethics/utilitarianism Utilitarianism explained, applied and evaluated] Aus der UK-Website RSRevision.com<br />
* [http://www.utilitarian-essays.com/ Essays on Reducing Suffering] Essay übers Lindern von Leid<br />
<br />
=== Französisch ===<br />
* [http://www.revuedumauss.com.fr/ Mouvement Anti-Utilitariste dans les Sciences Sociales]<br />
* [http://www.franciscovergara.com/utilitarisme.pdf L'Utilitarisme], paru dans Encyclopædia Universalis par [[Francisco Vergara]] (PDF; 119&nbsp;kB)<br />
* [http://pageperso.aol.fr/VERGAJOFRA/JohnStuartMill28mars2005.pdf John Stuart Mill : mythes et réalités] Une mise en garde contre des erreurs répandues, par Francisco Vergara. (pdf, existe aussi au format de Word)<br />
* [http://utilitariste.canalblog.com/ Utilitarisme et justice pénale], par Xavier Bebin<br />
* [http://www.cahiers-antispecistes.org/article.php3?id_article=23&var_recherche=utilitarisme En défense de l’utilitarisme], par David Olivier, dans les ''Cahiers [[Antispécisme|antispécistes]]'' (revue focalisée sur la question animale)<br />
* [http://utilitarisme.over-blog.com/ Utilitarisme], die utilitaristische Webseite von Fabrice Descamps<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references group="Anm." /><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive/><br />
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[[Kategorie:Ethische Theorie]]<br />
[[Kategorie:Utilitarismus| ]]<br />
[[Kategorie:Nutzentheorie]]<br />
[[Kategorie:Rechtsphilosophie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Utilitarismus&diff=256506245Utilitarismus2025-05-31T00:16:36Z<p>Prototyperspective: /* Spätere Formen */ ergänzt</p>
<hr />
<div>{{Dieser Artikel|behandelt die normative Form der teleologischen Ethik. Zum 1861 erstmals veröffentlichten Text des englischen Philosophen John Stuart Mill siehe [[Der Utilitarismus]].}}<br />
Der '''Utilitarismus''' ({{laS|utilitas}}, [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]], Vorteil) ist eine Form der [[Teleologische Ethik|zweckorientierten (teleologischen) Ethik]] ('''Nutzethik'''), die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d.&nbsp;h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der [[Ethik]] ist der Utilitarismus auch in der [[Sozialphilosophie]] und den [[Wirtschaftswissenschaften]] von Bedeutung.<br />
<br />
Es existieren verschiedene Formen des Utilitarismus, die abhängig von weiteren [[philosophisch]]en Annahmen sind. Der [[Hedonismus|hedonistische]] Utilitarismus etwa setzt das menschliche Wohlergehen dem Empfinden von Lust und Freude und der Abwesenheit von Schmerz und Leid gleich, während andere Formen von Utilitarismus die Erfüllung von individuellen [[Präferenz]]en fordern. Der Handlungsutilitarismus beurteilt Handlungen einzeln nach ihrer Tendenz, gute Folgen zu bewirken, während der Regelutilitarismus das Befolgen von Regeln in den Mittelpunkt stellt. Alle Formen des Utilitarismus haben aber gemein, dass sie als einziges Kriterium für moralische Beurteilungen die Folgen/Konsequenz einer Handlung betrachten; demnach ist der Utilitarismus eine [[Konsequentialismus|konsequentialistische]] Ethik. Ferner handelt es sich um eine [[Altruismus|rücksichtsvolle]] und [[Universalismus (Philosophie)|universalistische]] [[Moraltheorie]], denn der Utilitarismus propagiert eine Vergrößerung des [[Gemeinwohl]]s.<br />
<br />
Der utilitaristische Ansatz wurde durch [[Jeremy Bentham]] (1748–1832) und [[James Mill]] (1773–1836) systematisch entwickelt und auf konkrete Fragen angewandt. Bentham erläutert den zentralen Begriff des Nutzens (''utility'') im ersten Kapitel seiner ''„Introduction to the Principles of Morals and Legislation“'' (zuerst erschienen [[1789]]) folgendermaßen:<br />
<br />
:„Mit dem Prinzip des Nutzens ist jenes Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Gruppe zu vermehren oder zu vermindern, um deren Interessen es geht […] Mit ‚Nutzen‘ ist diejenige Eigenschaft an einem Objekt gemeint, wodurch es dazu neigt, Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutes oder Glück zu schaffen.“<ref group="Anm.">''By the principle of utility is meant that principle which approves or disapproves of every action whatsoever according to the tendency it appears to have to augment or diminish the happiness of the party whose interest is in question: […] Utility, what: Utility is 'that property in an object whereby it tends to product benefit , advantage, pleasure, good or happiness.''</ref><br />
<br />
Moderne utilitaristische Theorien operieren oft nicht mit dem Begriff des Nutzens, sondern dem umfassenderen Begriff menschlichen Wohlergehens. Eine der größten utilitaristischen Bewegungen der Gegenwart ist der [[Effektiver Altruismus|Effektive Altruismus]]. In der Politik ist schon lange das utilitaristische Konzept des [[Wohlfahrtsstaat]]es verbreitet. Neuere utilitaristische Konzepte sind bspw. die [[Gemeinwohlökonomie]] und das [[Bruttonationalglück]].<br />
<br />
== Geschichte der utilitaristischen Theorie ==<br />
=== Vorgängerformen ===<br />
Eine erste Form des Utilitarismus findet sich bei dem chinesischen Philosophen [[Mozi]] (479–381 v.&nbsp;Chr.). Er begründete die Schule des [[Mohismus]] im alten China und vertrat eine utilitaristische [[Ethik]], ungefähr 2200 Jahre bevor eine solche als begründbares Prinzip in Europa formuliert wurde. Auch der antike [[Hedonismus]], der auf die von [[Aristippos von Kyrene]] begründete Philosophenschule der [[Kyrenaiker]] zurückgeht, kann im weitesten Sinne als Vorgänger des klassischen Utilitarismus gedeutet werden.<br />
<br />
Die Anfänge utilitaristischen Denkens im neuzeitlichen Europa finden sich bei [[Thomas Hobbes]] (''[[Leviathan (Thomas Hobbes)|Leviathan]]''), dessen grundlegende ethische Aussage darin besteht, dass „richtiges“ Verhalten dasjenige ist, das unser eigenes Wohlergehen fördert. Weiter: Die Berechtigung des gesellschaftlichen [[Moralkodex]] hängt davon ab, ob er das Wohlbefinden derjenigen begünstigt, die ihn befolgen. Bei [[Francis Hutcheson]] war das Kriterium für moralisch gutes Handeln, ob dadurch die Wohlfahrt der Menschheit gefördert wird. Dessen Nachfolger [[David Hume]] kam zu dem Schluss, dass Tugend und persönliches Verdienst in denjenigen unserer Eigenschaften ruhen, die für uns –&nbsp;und für andere&nbsp;– nützlich (''useful'') sind.<br />
<br />
=== Klassische Periode ===<br />
[[Datei:Jeremy Bentham by Henry William Pickersgill detail.jpg|miniatur|Jeremy Bentham]]<br />
<br />
[[Jeremy Bentham]] vertrat als erster in Europa eine utilitaristische Ethik in Form eines ausgearbeiteten Systems. In seinem Werk ''An introduction to the Principles of Morals and Legislation'' brachte Bentham zum Ausdruck, dass es für ihn nur zwei anthropologische Grundkonstanten gebe: Das Streben nach Lust (''pleasure'')<ref group="Anm.">Übersetzungsanmerkung zu „pleasure“: Eine alleinige Übersetzung mit Lust, wie sie oftmals vorkommt, führt zu einer Bedeutungsverkürzung, da „[[Lust]]“ im Deutschen lediglich eine sinnliche Empfindung suggeriert. Der Begriff ''pleasure'' im Englischen hat jedoch einen weitaus größeren Bedeutungshorizont: Neben Lust kann ''pleasure'' auch mit Freude oder Zufriedenheit übersetzt werden – im Allgemeinen wird damit ''a feeling of being happy or satisfied'' bezeichnet.</ref> und das Vermeiden von Schmerz (''pain''). Leid und Freude bestimmten, so Bentham, über die ethischen Handlungskriterien des Menschen und die Kausalität unseres Handelns. Es sei die Natur, die den Menschen in Leid und Freude den Weg weise. Bentham sah in Leid und Freude die entscheidenden Motive menschlichen Handelns und vertrat damit einen psychologischen [[Hedonismus]]: {{Zitat|Die Natur hat die Menschheit unter die Herrschaft zweier souveräner Gebieter – Leid und Freude – gestellt. Es ist an ihnen allein aufzuzeigen, was wir tun sollen, wie auch zu bestimmen, was wir tun werden. Sowohl der Maßstab für Richtig und Falsch als auch die Kette der Ursachen und Wirkungen sind an ihrem Thron festgemacht. Sie beherrschen uns in allem, was wir tun, was wir sagen, was wir denken.|ref=<ref>[[Jeremy Bentham]]: ''An introduction in the Principles of Morals and Legislation'', zitiert nach: {{Literatur| Autor=Rudolf Bensch und [[Werner Trutwin]]| Titel=Philosophisches Kolleg 3. Ethik. Arbeitsmaterialien für den Philosophieunterricht. Sekundarstufe II| Verlag=Patmos| Ort=Düsseldorf| Datum=1984| Seiten=96}}</ref>}}Ein Mensch strebe, so Bentham, immer ein Objekt an, von dem er erwarte, dass es Freude bereite. Davon ausgehend formulierte Bentham das Prinzip des Nutzens, das besagt, dass all das gut ist, was „das größte Glück der größten Zahl“ hervorbringt. Bentham erkannte später, dass die gleichzeitige Maximierung zweier Größen keine eindeutige Lösung ermöglicht, weswegen er später nur noch vom „Prinzip des größten Glücks“ (''Maximum Happiness Principle'') sprach. Benthams Arbeiten konzentrierten sich auf die Anwendung dieses Prinzips auf die Gestaltung der sozialen Ordnung. In seinen Schriften entwickelt er weniger eine Individualethik als vielmehr eine rationale Gesetzgebungslehre.<br />
<br />
Für Bentham war die Quantität des Glücks allein entscheidend, was er durch die drastische Formulierung „[[Pushpin]] ist von gleichem Wert […] wie Dichtung“ („Prejudice apart, the game of push-pin is of equal value with the arts and sciences of music and poetry.“<ref>{{Literatur| Autor=[[Jeremy Bentham]]| Titel=The Rationale of Reward| Hrsg=Robert Heward| Ort=London| Datum=1830| Seiten=206| Online=[http://books.google.com/books?id=6igN9srLgg8C&dq=bentham%20push-pin&pg=PA206 Google Books]}}</ref>) ausdrückte. Dagegen vertrat [[John Stuart Mill]] (1806–1873) in seinem Buch „[[Der Utilitarismus|Utilitarismus]]“ von 1863 die These, dass kulturelle, intellektuelle und spirituelle Befriedigung auch einen qualitativen Wert besitze, im Vergleich zu körperlicher Befriedigung. Ein Mensch, der beides erfahren habe, ziehe die geistige Befriedigung der körperlichen vor. Dies konstatiert Mill in seinem berühmten Ausspruch:{{Zitat|Es ist besser, ein unzufriedener Mensch als ein zufriedengestelltes Schwein zu sein; besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr.|ref=<ref>{{Literatur| Autor=[[John Stuart Mill]]| Titel=Der Utilitarismus| Verlag=[[Reclam-Verlag]]| Ort=Stuttgart| Datum=1991| Seiten=13/14}}</ref>}} Die kalkülmäßige Abbildung qualitativ vorzuziehender Betätigungen bleibt allerdings unklar. Außerdem scheint Mills Unterscheidung eher konventionell zu sein und auf einem bestimmten Begriff damaliger Hochkultur zu basieren.<br />
<br />
Auch in der Schrift „Über die Freiheit“ setzte John Stuart Mill andere Akzente als der Freund und Lehrer seines Vaters, Bentham. Während in einem reinen Nutzenkalkül Freiheit keinen Wert an sich darstellen kann, misst Mill hier Freiheit und insbesondere der Meinungsfreiheit einen grundlegenden Wert bei. Um die Wahrheit zu erkennen, müssen alle relevanten Argumente geprüft werden. Dies ist jedoch unmöglich, wenn Meinungen und Argumente politisch unterdrückt werden. Die richtige Bestimmung des größten Glücks setzt also die Freiheit der Meinungsäußerung (Pressefreiheit, Freiheit der Wissenschaft etc.) voraus.<br />
<br />
Diese freiheitliche Version des Utilitarismus findet sich auch in der politischen Philosophie [[Bertrand Russell]]s (1872–1970) wieder.<br />
<br />
=== Spätere Formen ===<br />
Der [[Klassischer Utilitarismus|klassische Utilitarismus]] von Bentham und Mill beeinflusste viele andere Philosophen und führte zur Entwicklung eines breiteren Konzepts des [[Konsequentialismus]]. Der hedonistische Utilitarismus von Bentham und Mill wird, obwohl am bekanntesten, heute nur noch von einer Minderheit vertreten. Weiterführende und gegenüber Kritik verbesserte Varianten des Utilitarismus wurden unter anderem entwickelt von [[William Godwin]] (1756–1836), einem Zeitgenossen Benthams mit [[Anarchismus|anarchistischen]] Tendenzen, und [[Henry Sidgwick]] (1838–1900). <br />
<br />
In neuerer Zeit sind zu nennen vor allem [[Richard Mervyn Hare]] (1919–2002) der die ursprüngliche Form des [[Zwei-Ebenen-Utilitarismus]] entwickelte, [[Richard Brandt (Philosoph)|Richard Brandt]] (1910–1997), der den Begriff „[[Regelutilitarismus]]“ prägte, [[John Jamieson Carswell Smart]] und [[Peter Singer]], der lange ein Vertreter des [[Präferenzutilitarismus]] war, seit einigen Jahren aber die klassische, hedonistisch ausgerichtete Variante des Utilitarismus vertritt. [[Ludwig von Mises]] argumentierte mit utilitaristischen Argumenten für Liberalismus. Umgekehrt vertraten einige Philosophen auf utilitaristischer Basis einen ethischen [[Sozialismus]].<br />
<br />
Wie die Beispiele zeigen, ist der Utilitarismus hauptsächlich im englischsprachigen Raum verbreitet. Als einer der wenigen deutschen Vertreter ist der Düsseldorfer Philosoph [[Dieter Birnbacher]] zu nennen, der auch als Übersetzer John Stuart Mills hervorgetreten ist.<br />
<br />
== Theoretische Inhalte ==<br />
=== Grundprinzipien ===<br />
Der Utilitarismus beruht auf einigen Kernprinzipien, die ihn von anderen normativen Theorien absetzen. Sobald man von den Kernprinzipien absieht, findet sich eine Reihe von Annahmen, die von vielen, aber nicht allen Utilitaristen geteilt werden. Insbesondere im 20. Jahrhundert haben sich eine Reihe von Teilströmungen im Utilitarismus herausgebildet, die Annahmen des klassischen Utilitarismus zurückweisen. Deswegen bevorzugen viele moderne Philosophen den Sammelbegriff „[[Konsequentialismus]]“ für ihre Auffassung.<br />
<br />
Drei Grundprinzipien kennzeichnen den Utilitarismus:<br />
<br />
* [[Objektivität|Wertobjektivität]] und -neutralität: Maßstab zur Beurteilung der Folgen ist ihr objektiver Wert, im Utilitarismus insbesondere ihr Nutzen. Hierbei kommt es nicht auf den Nutzen für beliebige Ziele, Zwecke oder Werte an – der Utilitarismus ist nicht werte-nihilistisch –, sondern vielmehr auf den Nutzen für das ''schlechthin Gute''. Nahezu alle Utilitaristen nehmen zudem an, dass sich der Wert von Folgen unabhängig von Beobachtern und Agenten bewerten lässt: Sind verschiedene Agenten und Beobachter vollständig rational und moralisch aufgeklärt, sollten sie gleiche Folgen gleich behandeln.<ref>In der neueren Forschung sind auch Formen von Konsequentialismus vertreten worden, die diese Annahmen aufgeben. Siehe<br />
* {{Literatur| Autor=[[Amartya Sen]]| Titel=Evaluator Relativity and Consequential Evaluation| Datum=1983| Sammelwerk=Philosophy and Public Affairs| Band=12| Nummer=2| Seiten=113–132}}<br />
* {{Literatur| Autor=Douglas Portmore| Titel=Combining Teleological Ethics with Evaluator Relativism: A Promising Result| Sammelwerk=Pacific Philosophical Quarterly| Band=86| Nummer=1| Jahr=2005| Seiten=95–113}}<br />
* {{Literatur| Autor=Mark Schroeder| Titel=Not so Promising after All: Evaluator-Relative Teleology and Common-Sense Morality| Sammelwerk=Pacific Philosophical Quarterly| Band=87| Nummer=3| Jahr=2006| Seiten=348–356}}</ref> Utilitaristen sind zudem Wertmonisten: sie glauben, dass sich alle moralisch interessanten Werte auf einen Wert, den Nutzen bzw. das Glück, reduzieren bzw. umrechnen lassen.<ref name="Gesang03">{{Literatur| Autor=[[Bernward Gesang]]| Titel=Eine Verteidigung des Utilitarismus| Verlag=Reclam-Verlag| Ort=Stuttgart| Datum=2003| Seiten=19}}</ref><br />
<br />
* [[Eudaimonie|Eudämonismus]]: Das einzige Gut des Utilitarismus ist Glück oder, allgemeiner gesprochen, Wohlergehen. Dabei bestehen unterschiedliche Meinungen darüber, was genau unter Wohlergehen zu verstehen sei. Die klassischen Utilitaristen Jeremy Bentham und John Stuart Mill waren Hedonisten. Nach dem Hedonismus besteht Wohlergehen im Empfinden von Lust und Freude, und der Abwesenheit von Leid und Schmerz. Moderne Utilitaristen sind aber nicht zwangsläufig Hedonisten, und eine weite Bandbreite an Auffassungen existiert. Der Präferenzutilitarismus orientiert sich an volkswirtschaftlichen Ideen zum Nutzen, nach denen Wohlergehen als die Erfüllung von Präferenzen verstanden wird. Beide Auffassungen haben gemein, dass sie ein subjektives Verständnis von Wohlergehen haben; tatsächlich ist Utilitarismus aber auch mit einem objektiven Begriff von Wohlergehen kompatibel, nach dem Wohlergehen das Erleben von objektiv wertvollen Erfahrungen darstellt.<ref>{{Literatur| Autor=[[Derek Parfit]]| Titel=Reasons and Persons| Verlag=[[Clarendon Press]]| Ort=Oxford| Datum=1984}}<br />{{Literatur|Autor=[[Shelly Kagan]]| Titel=Well‐being as Enjoying the Good| Sammelwerk=Philosophical Perspectives| Band=23| Nummer=1| Datum=2009| Seiten=253–72}}</ref><br />
<br />
* [[Universalismus (Philosophie)|Universalismus]]: Utilitarismus ist universalistisch, da das Wohlergehen jedes Individuums in dessen Überlegungen das gleiche Gewicht besitzt. Es kommt nicht nur auf das Glück der handelnden Person allein an, auch nicht auf das Glück einer Gruppe, Gesellschaft oder Kultur, sondern auf das Glück ''aller'' von einer Handlung Betroffenen. Damit ist der Utilitarismus keine egoistische, sondern vielmehr eine rücksichtsvolle Ethik: Das kollektive Wohl ist dem Individualwohl übergeordnet. Der Universalismus widerspricht intuitiven Urteilen, nach denen beispielsweise das Leben nahestehender Personen wichtiger als das Leben Fremder ist. Utilitarismus ist auch insofern universalistisch, als seine Ethik für alle Individuen gleichermaßen gilt. Hypothetisch, allerdings nicht unbedingt praktisch, gibt es hier keine Vorstellungen bestimmter Verantwortlichkeiten.<br />
<br />
Wenn diese drei Grundprinzipien zusammengenommen werden, ergibt sich die utilitaristische Grundformel: ''Eine Handlung ist moralisch richtig insoweit ihre Folgen für das Wohlergehen aller von der Handlung Betroffenen optimal sind.''<br />
<br />
=== Generelle Merkmale ===<br />
Neben den genannten drei Grundprinzipien gibt es eine Reihe von Merkmalen, die nahezu alle Utilitaristen teilen, aber von einigen wenigen Utilitaristen abgelehnt werden. Diese Merkmale sind also nicht zwangsmäßige Eigenschaften einer utilitaristischen Ethik, auch wenn sie oft als solche dargestellt werden.<br />
* [[Konsequentialismus]]: Im Utilitarismus als teleologische Ethik ergibt sich die Richtigkeit einer Handlung grundsätzlich nicht aus ihr selbst oder ihren Eigenschaften, sondern aus ihren Folgen. Um eine Handlung moralisch zu bewerten, muss man die Konsequenzen der Handlung ermitteln und bewerten. Die Richtigkeit einer Handlung ergibt sich dann aus dem Wert ihrer Folgen. Andere Fragen, etwa ob eine Handlung aus gutem Willen erfolgt oder nicht, sind hierbei von untergeordnetem oder gar keinem Interesse. Das Konsequenzprinzip impliziert gleichzeitig eine empiristische Vorgehensweise.<br />
* Maximierung. Alle klassischen Utilitaristen, und nahezu alle modernen Utilitaristen, nehmen an, dass eine Handlung richtig ist genau wenn sie das Wohlergehen ''maximiert''. Diese Annahme führt aber zu einigen kontraintuitiven Ergebnissen. Viele alltägliche Handlungen – etwa das Kino zu besuchen – maximieren nicht das Wohlergehen anderer und müssten also nach der utilitaristischen Grundformel als moralisch falsch beurteilt werden. Einige Utilitaristen haben deshalb die Position so modifiziert, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie zu ''hinreichend guten'', anstatt maximal guten, Ergebnissen führt.<ref>{{Literatur| Autor=Michael Slote, [[Philip Pettit]]| Titel=Satisficing Consequentialism| Sammelwerk=Proceedings of the Aristotelian Society, Supplementary Volumes| Band=58| Datum=1984| Seiten=139–76}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Tim Mulgan| Titel=Slote’s Satisficing Consequentialism| Sammelwerk=Ratio| Band=6| Nummer=2| Datum=1993| Seiten=121–34| DOI=10.1111/j.1467-9329.1993.tb00142.x}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Ben Bradley| Titel=Against Satisficing Consequentialism| Sammelwerk=Utilitas| Band=18| Nummer=2| Datum=2006| Seiten=97—108}}<br />
{{Literatur| Autor=Jason Rogers| Titel=In Defense of a Version of Satisficing Consequentialism| Sammelwerk=Utilitas| Band=22| Nummer=2| Datum=2010| Seiten=198–221}}</ref><br />
* [[Aggregation (Wirtschaft)|Aggregation]]. Eine andere Annahme, die von modernen Utilitaristen zunehmend zurückgewiesen wird, ist, dass die Verteilung von Nutzen zwischen Individuen nicht zählt. Im klassischen Utilitarismus wird Nutzen schlicht aggregiert, sodass zwischen einer Verteilung, in der einem bestimmten Individuum 100 Nutzen zukommen und 99 Individuen keiner, und einer Verteilung, in der einhundert Individuen jeweils einen „Nutzenpunkt“ wahrnehmen, nicht unterschieden wird. Einige Utilitaristen weisen diese Annahme jedoch zurück. Nach dem moralischen Prioritarismus hat der Grenznutzen, der wohlsituierten Individuen zukommt, einen geringeren moralischen Wert als der Grenznutzen schlechter situierter Individuen.<ref>{{Literatur| Autor=Derek Parfit| Titel=Equality and Priority| Sammelwerk=Ratio| Band=10| Nummer=3| Datum=1997| Seiten=202–221}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Nils Holtug| Titel=Prioritarianism| Sammelwerk=Egalitarianism: New Essays on the Nature and Value of Equality| Hrsg=Nils Holtug and Kasper Lippert-Rasmussen| Datum=2007|Seiten=125–156}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Derek Parfit| Titel=Another Defence of the Priority View| Sammelwerk=Utilitas| Band=24| Nummer=3| Verlag=[[Clarendon Press]]| Ort=Oxford| Datum=2012| Seiten=399–440| DOI=10.1017/S095382081200009X}}</ref> (Diese Position ist nicht mit der Annahme des abnehmenden Grenznutzens zu verwechseln.) Eine solche Position weist die Annahme schlichter Aggregation zurück.<br />
* Handlungsfokus. Die meisten utilitaristischen Ethiken fokussieren auf die Richtigkeit von individuellen Handlungen, aber andere Alternativen sind möglich. Die bekannteste Alternative, manchmal Mill zugeschrieben,<ref>{{Literatur| Autor=J. O. Urmson| Titel=The Interpretation of the Moral Philosophy of J. S. Mill| Sammelwerk=The Philosophical Quarterly| Band=3| Nummer=10| Datum=1953| Seiten=33–39| DOI=10.2307/2216697}}</ref> ist der sogenannte [[Regelutilitarismus]], nach dem eine Handlung richtig ist, wenn sie einer Regel entspricht, deren allgemeine Befolgung den Nutzen maximiert.<ref>Für moderne Formen, siehe {{Literatur| Autor=Brad Hooker| Titel=Ideal Code, Real World: A Rule-Consequentialist Theory of Morality| Verlag=[[Oxford University Press]]| Ort=Oxford| Datum=2000}}</ref> In neuerer Forschung wird angezweifelt, ob Utilitaristen sich überhaupt für einen „fokalen Punkt“ entscheiden sollten – Utilitaristen sollten die Handlungen, Regeln, Charakterformen usw. bevorzugen, die jeweils den Nutzen maximieren. Diese „fokuslose“ Position wird meist als ''globaler Utilitarismus'' bezeichnet.<ref><br />
{{Literatur| Autor=Philip Pettit, Michael Smith| Titel=Global Consequentialism| Sammelwerk=Morality, Rules, and Consequences: A Critical Reader| Hrsg=Elinor Mason, Brad Hooker und Dale E. Miller| Verlag=[[Rowman & Littlefield]]| Ort=Lanham| Datum=2000| Seiten=121–33}}<br /> {{Literatur| Autor=[[Shelly Kagan]]| Titel=Evaluative Focal Points| Sammelwerk=Morality, Rules, and Consequences: A Critical Reader| Hrsg=Elinor Mason, Brad Hooker und Dale E. Miller| Verlag=[[Rowman & Littlefield]]| Ort=Lanham| Datum=2000| Online=[https://books.google.de/books?id=w2tl4ONwYMIC&pg=PA134 Google Books]}}</ref><br />
<br />
* Binäre Handlungsevaluation. Standardformen des Utilitarismus geben an, wann eine Handlung – oder Regel usw. – richtig ist. Diese Formen von Utilitarismus akzeptieren also das klassische Beurteilungssystem der normativen Ethik, nach der Handlungen in „richtig“ und „falsch“, bzw. „erlaubt“ und „unerlaubt“, eingeteilt werden. Sogenannter ''skalarer Utilitarismus'' weist diese Annahme hingegen zurück.<ref>{{Literatur| Autor=Alastair Norcross| Titel=The Scalar Approach to Utilitarianism| Sammelwerk=The Blackwell Guide to Mill’s Utilitarianism| Verlag=Blackwell| Ort=Oxford| Datum=2006}}<br /><br />
{{Literatur| Autor=Rob Lawlor| Titel=The Rejection of Scalar Consequentialism| Sammelwerk=Utilitas| Band=21| Nummer=1| Datum=2009| Seiten=100–116}}</ref><br />
<br />
== Formen und Richtungen ==<br />
Utilitaristische Theoretiker haben sich von den Entwürfen von Bentham und Mill entfernt, die heute als ''klassisch'' angesehen werden. Indem sie an den zahlreichen Grundannahmen des klassischen Utilitarismus Variationen vornahmen, sind zahlreiche verschiedene Richtungen entstanden. Um sich von den häufig kritisierten Grundformen zu distanzieren, bezeichnen sich einige heute als ''Konsequentialisten''.<br />
<br />
=== Handlungsutilitarismus und Regelutilitarismus ===<br />
Eine verbreitete<ref>Kritisch: {{Literatur| Autor=[[Michael Quante]]| Titel=Einführung in die Allgemeine Ethik| Auflage=4| Verlag=[[Wissenschaftliche Buchgesellschaft]]| Ort=Darmstadt| Datum=2011| ISBN=978-3-534-24595-6| Seiten=135|Zitat=Scheinalternative}}</ref> Unterscheidung zwischen verschiedenen Formen des Utilitarismus ist die zwischen Akt- oder <!-- zurzeit nicht gerade eine link-Alternative -->[[Handlungsutilitarismus]] einerseits und [[Regelutilitarismus]] andererseits.<br />
<br />
Beim Handlungsutilitarismus (englisch ''act-utilitarianism'') wird das utilitaristische „Prinzip des größten Nutzens“ auf die ''einzelne Handlung'' bezogen. Dazu werden für die zur Auswahl stehenden Handlungsalternativen die jeweiligen Konsequenzen ermittelt und –&nbsp;unter Berücksichtigung der [[Wahrscheinlichkeit]] ihres Eintretens&nbsp;– bewertet.<br />
<br />
Im Unterschied dazu bezieht der [[Regelutilitarismus]] das utilitaristische Kriterium auf ''Handlungsregeln'' wie beispielsweise „Versprechen soll man halten“. Dazu wird ein zweistufiges Verfahren angestrengt. In einem ersten Schritt wird gefragt, welche Konsequenzen die Befolgung der zur Auswahl stehenden Handlungsregeln jeweils hätte und wie diese Konsequenzen zu bewerten sind. Zu wählen ist dann diejenige Regel, die den größten allgemeinen Nutzen mit sich bringt. In einem zweiten Schritt werden danach die einzelnen Handlungen aufgrund der beschlossenen Regeln bewertet; eine Anwendung des utilitaristischen Prinzips auf jede einzelne Handlung findet jedoch nicht statt.<br />
<br />
=== Arten des Nutzens ===<br />
Man kann utilitaristische Richtungen danach differenzieren, welche Vorstellung von Nutzen und Glück ihnen zugrunde liegt. Der klassische Utilitarismus von Bentham und Mill wird als hedonistisch betrachtet, da hier das Gute als das von den Menschen angestrebte Glück definiert ist.<br />
<br />
Im Unterschied dazu ist für den [[Präferenzutilitarismus]] das Gute die Erfüllung der Präferenzen von Personen. Jenes sei zu maximieren. In dieser Hinsicht können die Konsequenzen auch andere Dinge als pure Lustbefriedigung, wie beispielsweise den Ruf oder Bildung, enthalten. Er wurde vor allem von [[Peter Singer]] bevorzugt, welcher von [[Richard Mervyn Hare]] beeinflusst wurde.<br />
<br />
Inzwischen gibt es verschiedene Versuche, den Utilitarismus unabhängig von der These des psychologischen Hedonismus zu begründen. Ein Beispiel ist die Ethik von Richard Mervyn Hare, der einen Utilitarismus auf sprachanalytischer Grundlage entwirft. Das hedonistische Element lässt sich ohne größere Probleme aus dem Utilitarismus herauslösen und durch einen entscheidungstheoretischen Nutzenbegriff ersetzen. Bereits bei Bentham und Mill deutet sich eine breitere, nicht-hedonistische Interpretation des Nutzenbegriffs an, wenn statt der Begriffe „Glück“ (happiness) oder „Lust“ (pleasure) andere, nicht-hedonistische Begriffe Verwendung finden wie „Vorteil“ (advantage), „Gewinn“ (benefit) oder „Gutes“ (good).<br />
<br />
=== Negativer Utilitarismus ===<br />
{{Hauptartikel|Negativer Utilitarismus}}<br />
<br />
Die meisten Utilitaristen beschäftigen sich mit der Maximierung der Menge an Glück für die Individuen. Negativer Utilitarismus legt umgekehrt den Fokus darauf, das Leid der Individuen zu minimieren. Glück wird kein Wert beigemessen, oder es wird zumindest ein Vorrang der Leidensminimierung vor der Glücksmaximierung gesehen. In der praktischen Umsetzung dieser Idee kann man folgende Varianten unterscheiden:<br />
<br />
# Einige Philosophen argumentieren, dass das Ziel des negativen Utilitarismus die schnellste und schmerzloseste Auslöschung des gesamten empfindungsfähigen Seins wäre, da dies ultimativ das Leid minimieren würde.<ref>[http://www.utilitarianism.com/pinprick-argument.html ''The pinprick argument''], utilitarianism.com</ref><br />
# Der negative ''Präferenz''-Utilitarismus vermeidet das Problem des ''Tötens aus moralischen Gründen,'' aber erfordert immer noch eine Rechtfertigung für die Schaffung neuen Lebens.<ref>{{Literatur| Autor=Fabian Fricke| Titel=Verschiedene Versionen des negativen Utilitarismus| Sammelwerk=[[Kriterion (Zeitschrift)|Kriterion]]| Band=15| Nummer=1| Datum=2002| Seiten=20–22| Online=[http://www.kriterion-journal-of-philosophy.org/kriterion/issues/Kriterion-2002-15/Kriterion-2002-15-13-27-fricke.pdf Online]}} {{Webarchiv|url=http://www.kriterion-journal-of-philosophy.org/kriterion/issues/Kriterion-2002-15/Kriterion-2002-15-13-27-fricke.pdf |wayback=20210626134312 |text=Online |archiv-bot=2023-02-03 15:08:59 InternetArchiveBot }}</ref><br />
# Schließlich gibt es Theoretiker, welche den negativen Utilitarismus als eine Variante des klassischen Utilitarismus betrachten, welche der Vermeidung von Leiden mehr Gewicht einräumt als der Förderung von Glück.<ref>{{Literatur| Autor=Fabian Fricke| Titel=Verschiedene Versionen des negativen Utilitarismus| Sammelwerk=Kriterion| Band=15| Nummer=1| Datum=2002| Seiten=14| Online=[http://www.kriterion-journal-of-philosophy.org/kriterion/issues/Kriterion-2002-15/Kriterion-2002-15-13-27-fricke.pdf Online]}} {{Webarchiv|url=http://www.kriterion-journal-of-philosophy.org/kriterion/issues/Kriterion-2002-15/Kriterion-2002-15-13-27-fricke.pdf |wayback=20210626134312 |text=Online |archiv-bot=2023-02-03 15:08:59 InternetArchiveBot }}</ref> Das moralische Gewicht der Leidensminderung kann erhöht werden durch eine entsprechende Metrik, so dass die gleiche Wirkung erzielt wird wie im ''Prioritarianismus''.<ref>{{Literatur| Autor=[[John Broome (Philosoph)|John Broome]]| Titel=Weighing Goods| Verlag=Basil Blackwell| Ort=Oxford| Datum=1991| Seiten=222}}</ref><br />
<br />
Optimistische und gewaltlose Anhänger des negativen Utilitarismus sind im Umfeld des ''bioethischen Abolitionismus'' und des ''Paradise Engineerings'' beschrieben worden;<ref>{{Webarchiv | url=http://www.dmoz.org/Society/Philosophy/Ethics/Normative/Utilitarianism/Negative_Utilitarianism | wayback=20170308171216 | text=Open Directory – Negative Utilitarianism}} Paradise Engineering.</ref> pessimistische Anhänger im Umfeld des [[Buddhismus]].<ref>{{Literatur| Autor=Bruno Contestabile| Titel=Negative Utilitarianism and Buddhist Intuition| Sammelwerk=Contemporary Buddhism| Band=15| Nummer=2| Ort=London| Datum=2014| Seiten=298–311}}</ref><br />
<br />
=== Andere Spezies ===<br />
Da die Grundlage des Utilitarismus letztlich die Empfindungsfähigkeit ist, haben schon von Anfang an viele Utilitaristen nichtmenschliche Lebewesen in die moralische Berücksichtigung mit eingeschlossen. Jeremy Bentham schrieb in ''The Principles of Morals and Legislation'' die folgenden in der Tierrechtsliteratur viel zitierten Worte:<br />
<br />
:„Der Tag mag kommen, an dem der Rest der belebten Schöpfung jene Rechte erwerben wird, die ihm nur von der Hand der Tyrannei vorenthalten werden konnten. Die Franzosen haben bereits entdeckt, dass die Schwärze der Haut kein Grund ist, ein menschliches Wesen hilflos der Laune eines Peinigers auszuliefern. Vielleicht wird eines Tages erkannt werden, dass die Anzahl der Beine, die Behaarung der Haut oder die Endung des Kreuzbeins ebenso wenig Gründe dafür sind, ein empfindendes Wesen diesem Schicksal zu überlassen. Was sonst sollte die unüberschreitbare Linie ausmachen? Ist es die Fähigkeit des Verstandes oder vielleicht die Fähigkeit der Rede? Ein voll ausgewachsenes Pferd aber oder ein Hund ist unvergleichlich verständiger und mitteilsamer als ein einen Tag oder eine Woche alter Säugling oder sogar als ein Säugling von einem Monat. Doch selbst wenn es anders wäre, was würde das ausmachen? Die Frage ist nicht: können sie verständig denken? oder: können sie sprechen? sondern: können sie leiden?“<br />
<br />
Gegenwärtig beschäftigt sich der bekannte (Präferenz-)Utilitarist [[Peter Singer]] ausgiebig mit diesem Themengebiet. Er gilt auch als Vater der modernen Debatte über [[Tierrechte]].<ref>{{Internetquelle|autor=[[Ursula Wolf (Philosophin)|Ursula Wolf]], Jens Tuider| hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung| url=http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/176364/tierethische-positionen|titel=Tierethische Positionen| datum=2014-01-14| zugriff=2015-10-13}}</ref><br />
<br />
=== Auseinandersetzung mit anderen Ethiken ===<br />
Neben der Ablehnung einiger ethischer Systeme haben Utilitaristen auch versucht, ihre Ethik explizit mit anderen zu verbinden.<br />
<br />
Um die aufgedeckten Mängel an beiden Systemen zu überwinden, wurde versucht, den Utilitarismus mit [[Immanuel Kant|Kants]] [[Kategorischer Imperativ|Kategorischem Imperativ]] zu verbinden. Beispielsweise stellt [[James Cornman]] die normative These auf, dass in jeder gegebenen Situation so wenige Individuen wie möglich als Mittel gebraucht und so viele Individuen wie möglich als Zweck behandelt werden sollten, die er als „utilitaristisches Kantisches Prinzip“ bezeichnet.<br />
<br />
Andere Konsequentialisten betrachten Glück als ein wichtiges Gut, räumen aber auch anderen Gütern wie Gerechtigkeit oder Gleichheit einen gewissen Wert ein, was den Utilitarismus kompatibler mit allgemeinen Moralvorstellungen macht.<br />
<br />
Die Ethik [[John Rawls]] unterscheidet sich bezüglich des Utilitarismus darin, dass in Rawls’ Ethik das Glück der unglücklichsten Person maximiert werden sollte, während im Utilitarismus das durchschnittliche Glück maximiert werden soll. Oder anders ausgedrückt: In Rawls’ Ethik wird das maximale Leid minimiert, während im Utilitarismus das durchschnittliche Leid minimiert wird.<ref>{{Literatur|Autor=Simon Baar|Titel=Untersuchung des Utilitarismus unter dem Blickwinkel der Gerechtigkeitstheorie von John Rawls|Jahr=2011|Seiten=12f|ISBN=978-3-640-95963-1}}</ref><br />
<br />
== Utilitaristisches Nutzenkalkül ==<br />
Ein Grundprinzip des Utilitarismus ist unter dem Namen ''[[Hedonistisches Kalkül|Nutzenkalkül]]'' –&nbsp;bei Bentham auch als ''Hedonistischer Kalkulus''&nbsp;– bekannt. Es ist sehr charakteristisch für utilitaristische Überlegungen und Werturteile und ist auch Hauptanstoßpunkt vieler Kritik und intuitiver Abneigung.<br />
<br />
[[Datei:JohnStuartMill.jpg|mini|150px|John Stuart Mill]]<br />
<br />
Wenn ein Individuum vor mehreren Handlungsalternativen stehe, so solle es gemäß dem Utilitarismus die Handlung wählen, welche in ihrer Konsequenz aller Wahrscheinlichkeit nach das größtmögliche Glück trägt. Dazu habe es alle Einzelkonsequenzen und ihre Auswirkungen auf das Glück und Leid der Einzelnen in Betracht zu ziehen. Letztlich müsse man alles durch das mögliche Praktizieren einer Handlungsalternative entstehende Glück und Leid bei den Einzelnen zu einer Gesamtsumme errechnen, wodurch man erkennen könne, inwiefern eine Handlung allgemein das Glück mehrt oder Leid erzeugt.<br />
<br />
Als Kriterien bei der Kalkulation des Gesamtnutzens einer Handlung führt Bentham ursprünglich unter anderem die Dauer, Intensität und Wahrscheinlichkeit eines Glücks oder Leids auf.<br />
<br />
Bentham umschrieb als erster solch ein Verfahren. Obgleich eine detailliertere und konkretere Ausarbeitung nicht existiert, wird das Nutzenkalkül als prinzipiell brauchbare Leitlinie von Utilitaristen anerkannt.<br />
<br />
: Man kann das utilitaristische Nutzenkalkül am besten verstehen, wenn man es mit dem ''[[Klugheit|Klugen]] [[Entscheidung]]sverhalten eines Einzelnen'' vergleicht.<br />
<br />
Angenommen, ein Student steht vor der Entscheidung zwischen den [[Alternative]]n „Wie bisher weiter studieren“, „Das Studienfach wechseln“ und „Das Studium ganz aufgeben“. Wenn er die beste dieser drei Alternativen herausfinden will, dann überlegt er, welche Folgen mit den zur Wahl stehenden Handlungsalternativen jeweils verbunden sind und welche Vor- und Nachteile dies für ihn selbst mit sich bringt.<br />
<br />
Die nötigen Überlegungen kann er dadurch übersichtlich gestalten, dass er die Konsequenzen unter bestimmten Gesichtspunkten zusammenfasst wie beispielsweise „finanzielle Auswirkungen“, „Auswirkungen auf die persönlichen Beziehungen“, „Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Abschlussprüfung“ etc. Diese Gesichtspunkte kann er entsprechend ihrer unterschiedlichen Bedeutung für sich gewichten.<br />
<br />
Dabei wird er klugerweise nicht nur berücksichtigen, ob eine Konsequenz für ihn eher vorteilhaft oder eher nachteilig ist, sondern er wird auch versuchen, die vergleichsweise Größe der Vor- und Nachteile abzuschätzen und in die Entscheidung einzubringen.<br />
<br />
Zu einer Entscheidung gelangt er, indem er die Vor- und Nachteile, die mit den Alternativen verbunden sind, gegeneinander abwägt und zu einem einzigen Wert zusammenfasst. Dann wählt er diejenige Alternative, die für ihn den größten positiven Wert aufweist.<br />
<br />
Das, was hier als „Vorteil“ oder „Nachteil“ bezeichnet wird, wird von Entscheidungstheoretikern als „Nutzen“ (englisch ''utility'') bezeichnet. Dieser Begriff ist nicht gerade glücklich gewählt, eher wäre der Begriff „Wert“ hier angemessen. Aber der Begriff „Wert“ (englisch ''value'') war in der ökonomischen Theorie bereits für die Bezeichnung des durchschnittlichen Preises eines Gutes vergeben.<br />
<br />
„Nutzen“ im dargestellten Sinne ist nun kein psychologisches Objekt, das man empirisch messen könnte, wie die Utilitaristen des 18. und 19. Jahrhunderts noch meinten. Es handelt sich lediglich um eine Terminologie, mit der man –&nbsp;beispielsweise durch eine [[Nutzenfunktion (Mikroökonomie)|Nutzenfunktion]]&nbsp;– sehr differenziert und präzise beschreiben kann, was ein Subjekt will.<br />
<br />
Der Unterschied zwischen der eben skizzierten rationalen (Nutzen maximierenden) Entscheidung eines einzelnen Subjekts und der utilitaristischen Kalkulation des größten Nutzens besteht allein darin, dass nicht nur die Vor- und Nachteile des einen Subjektes berücksichtigt werden müssen, sondern die Vor- und Nachteile aller Subjekte, die durch die Entscheidung betroffen werden. Das utilitaristische Nutzenkalkül ist also gewissermaßen die Bestimmung der für die Gesamtheit besten Alternative unter der Bedingung, dass den Wertungen aller Individuen gleiches Gewicht zukommt.<br />
<br />
=== Interpersoneller Nutzenvergleich ===<br />
Zur Durchführung des utilitaristischen Nutzenkalküls ist es in den allermeisten Fällen erforderlich, das Glück bzw. den Vorteil der einen Person gegen das Leid bzw. den Nachteil einer anderen Person abzuwägen. Die Nutzengrößen der einzelnen Personen müssen dazu interpersonal vergleichbar gemessen oder zumindest geschätzt werden. Ob und wie dies möglich ist, bleibt umstritten.<br />
<br />
Die frühen Utilitaristen waren der Ansicht, dass das Glück der Individuen eine psychische Größe sei, die man [[empirisch]] messen könne. Benthams Bemühungen gingen in Richtung einer derartigen „moral science“. Dieser Weg erwies sich aber empirisch nicht als gangbar, da kein „wissenschaftsförmiger“ Maßstab für den interpersonalen Glücksvergleich gefunden werden konnte. In den Wirtschaftswissenschaften wurde die Idee der interpersonalen Nutzenmessung in der Folge fallen gelassen. Die Wirtschaftstheorie kam ebenso mit rein subjektiven [[Präferenzordnung]]en aus, das heißt mit der Beobachtung von freiwilligen Tauschbeziehungen zwischen Güterbündeln. Übrig blieb die [[Wohlfahrtsökonomik|Wohlfahrtsökonomie]] (englisch ''welfare economics''), die sich jedoch nicht an einem psychologisch verstandenen „Wohlfühlen“ orientiert, sondern an (Tausch-)Kriterien. Zentral ist hier die [[Pareto-Optimierung|Pareto-Optimalität]]. Dieses Kriterium klammert [[Intersubjektivität|intersubjektive]] Vergleiche von Vor- und Nachteilen aus.<br />
<br />
Kritiker verweisen darauf, dass das Glück verschiedener Individuen [[Inkommensurabilität (Ethik)|inkommensurabel]] sei, und dass daher das Nutzenkalkül nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch unmöglich sei.<br />
<br />
Dem wird entgegengehalten, dass im Alltag bei Entscheidungen ständig die Vor- und Nachteile für verschiedene Personen größenmäßig miteinander verglichen werden. Begriffe wie Rücksichtnahme, Opfer, Zumutbarkeit oder Benachteiligung erfordern den Bezug auf das vergleichbare Wohlergehen verschiedener Personen.<br />
<br />
[[Triage]] scheint ein Beispiel für eine reale (Not-)Situation zu sein, wo der Utilitarismus konsequent angewendet wird.<br />
<br />
Dem Argument, das Nutzenkalkül sei rein praktisch nicht durchführbar, wird entgegengehalten, dass man beispielsweise die vergleichbare Größe der Summe der Individualnutzen einer Theatervorstellung für verschiedene Personen abschätzen könne, indem man prüft, wie viel Zeit, Geld oder Arbeit der Einzelne für den Theaterbesuch zu opfern bereit ist. Damit können Aussagen über den Nutzen der Weiterentwicklung der Kultur durch diese Vorstellung, über Alternativkosten für entfallene Nutzen durch andere Aktivitäten der Besucher usw. gemacht werden.<br />
<br />
Außerdem könne man fremdes Leid und fremdes Glück grundsätzlich dadurch ermessen, dass man sich gedanklich in die Lage des anderen Individuums hineinversetzt. Diesem Prozess werden freilich dadurch erhebliche Schranken auferlegt, dass niemand erahnen kann, welche kognitiven Prozesse das andere Individuum zur Verfügung hat und wie die Struktur und mittelfristige zeitliche Entwicklung seiner Leidens- und Glücksstruktur verläuft. Jede Exploration bedeute ja bereits Beeinflussung.<br />
<br />
== Kritik am Utilitarismus ==<br />
Seit seiner Formulierung durch Bentham und Mill war der Utilitarismus zahlreichen Kritikpunkten ausgesetzt. So wehrte Mill sich schon in „Utilitarianism“ gegen den Vorwurf, der Utilitarismus sei eine Doktrin „only worthy of a swine“ („nur eines Schweines würdig“), da sie auf einem Lustbegriff basiere.<br />
<br />
=== Missverständlicher Gebrauch des Wortes „Nutzen“ ===<br />
Bereits [[John Stuart Mill]] sah ein, dass der Ausdruck „Utilitarismus“ und seine Ableitung von dem englischen Begriff „utility“ leicht den Eindruck erwecken könnte, der Utilitarismus sei an sich kaltherzig und materialistisch. Um derartige Missverständnisse zu vermeiden, wird heute zumeist von „Glück“ oder „individuellem Wohl“ gesprochen.<br />
<br />
=== Utilitarismus und allgemeines Moralverständnis ===<br />
Vom Standpunkt des Utilitarismus ist Glück das höchste und alleinige Gut. Andere ethische Güter wie beispielsweise [[Gleichheit]], [[Gerechtigkeit]], [[Freiheit]] oder [[Tugend]]&shy;haftigkeit und intuitive Moralvorstellungen haben aus utilitaristischer Sicht keinen Wert an sich. Dadurch kann es jedoch zu Situationen kommen, in denen eine utilitaristische Ethik zu einer Handlung rät, welche andere Ethiken als absolut unmoralisch bewerten würden. Die meisten Zurückweisungen des Utilitarismus fußen auf diesem Konflikt. Beispielsweise könnte man für die Folterung oder Tötung eines Individuums argumentieren, wenn sich dadurch Leben retten ließen.<br />
<br />
Utilitaristen reagieren unterschiedlich auf solche Vorwürfe. Einige vertreten, dass in solchen Situationen nur die Glücksmaximierung zähle und andere moralische Urteile abzulehnen seien. Andere wiederum verweisen darauf, dass in einer gedachten Dilemmasituation der Utilitarismus nur oberflächlich zu einer falsch erscheinenden Entscheidung raten würde, während sich beim Bedenken aller direkten und indirekten Konsequenzen ein anderes Bild ergeben würde. So müsse man hierbei auch langfristige Konsequenzen, etwa den Verlust des Vertrauens in staatlich gewährleistete Grundrechte, bedenken. Utilitaristen wie Smart betonen hierbei, dass viele intuitive oder tradierte Moralvorstellungen in der Tat utilitaristisch brauchbar seien, da ihre Befolgung im Allgemeinen und auf lange Sicht zu einer Nutzenmaximierung führt. Smart verwendete dabei den Begriff „Faustregel“.<br />
<br />
=== Menschenwürde ===<br />
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Utilitarismus die Würde des Menschen zwar anerkennt, in der Praxis seine Grundsätze jedoch der Menschenwürde widersprechen können. Anhand eines Beispiels lässt sich dies erklären: Angenommen, eine Verkäuferin lässt eine alte, sehbehinderte Frau sehr lange nach Kleingeld suchen, während sich hinter ihr eine lange Schlange bildet. Nach dem Utilitarismus, der ja das Allgemeinwohl als höchstes Ziel vorsieht, sollte die Verkäuferin der alten Frau einen Rabatt in Höhe der schwer zu findenden Münzen gewähren, denn dann könnte sie die anderen Kunden schneller bedienen. Dann könnte aber jeder das Verhalten der alten Frau nachahmen und sich so einen ungerechtfertigten Vorteil verschaffen. Die Schlussfolgerung, dass die Kassiererin die alte Frau ans Ende der Schlange verweisen sollte, verdeutlicht, dass die Grundsätze des Utilitarismus leicht Kritik hervorrufen können.<ref>{{Literatur | Autor=[[Otfried Höffe]] | Titel=Einführung in die utilitaristische Ethik | TitelErg=klassische und zeitgenössische Texte | Auflage=2. | Verlag=Francke Verlag | Ort=Tübingen | Jahr=1992 | ISBN=978-3-7720-1690-5}}</ref><br />
<br />
Allerdings kann man bei einer utilitaristischen Betrachtung des obigen Beispiels auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Das Allgemeinwohl setzt sich aus dem Wohl aller Einzelnen zusammen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Interesse einer einzelnen Person in bestimmten Fällen nicht schwerer wiegen kann als die entgegenstehenden Interessen mehrerer anderer Personen.<br />
<br />
So wird –&nbsp;ganz im Einklang mit utilitaristischen Argumenten&nbsp;– in Deutschland dem Notarztwagen im Interesse einer einzigen lebensgefährlich verletzten Person ein [[Wegerecht (Straßenverkehrsrecht)|Vorrecht]] eingeräumt, obwohl Hunderte von Autofahrern deshalb anhalten müssen und Zeit verlieren.<br />
<br />
Dies gilt auch für das Beispiel mit der sehbehinderten Frau: Das Interesse einer Behinderten an einer selbstständigen Lebensführung kann vergleichsweise schwerer wiegen als das Interesse mehrerer Supermarktkunden an einer zügigen Abfertigung.<br />
<br />
Ein im Zusammenhang mit Utilitarismus ebenfalls häufig diskutiertes Gedankenexperiment handelt von einem voll besetzten Passagierflugzeug, welches entführt wurde und als Waffe gegen ein Ziel gesteuert werden soll, dessen Zerstörung, zusätzlich zu den toten und verletzten Passagieren, zahlreiche weitere Menschenleben gefährden würde, beispielsweise ein volles Hochhaus oder Atomkraftwerk. Streng utilitaristisch argumentiert wäre ein größerer Gesamtnutzen durch einen Abschuss des Flugzeuges erreicht.<ref>{{Internetquelle|url=http://fzk.rewi.hu-berlin.de/doc/sammelband/Ethik_im_Katastrophenfall.pdf|titel=Ethik im Katastrophenfall|autor=Alexander Steinforth|zugriff=2016-07-18}}</ref><br />
<br />
Diese Handlungsmaxime ging in Deutschland ursprünglich auch in das Luftsicherheitsgesetz von 2005 ein.<br />
<br />
Mit dem Argument der Menschenwürde erklärte dagegen das Bundesverfassungsgericht in einem Urteil von 2006 den {{§|14|luftsig|juris}} Abs. 3 [[Luftsicherheitsgesetz|LuftSiG]] mit folgender Begründung für verfassungswidrig und nichtig:<br />
<br />
''Die Ermächtigung der Streitkräfte, gemäß § 14 Abs. 3 des Luftsicherheitsgesetzes durch unmittelbare Einwirkung mit Waffengewalt ein Luftfahrzeug abzuschießen, das gegen das Leben von Menschen eingesetzt werden soll, ist mit dem Recht auf Leben nach Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG in Verbindung mit der Menschenwürdegarantie des Art. 1 Abs. 1 GG nicht vereinbar, soweit davon tatunbeteiligte Menschen an Bord des Luftfahrzeugs betroffen werden.''<br />
<br />
In der Urteilsbegründung hieß es mit Bezugnahme auf die Beschwerdeführer auch:<br />
<br />
''Der Staat dürfe eine Mehrheit seiner Bürger nicht dadurch schützen, dass er eine Minderheit – hier die Besatzung und die Passagiere eines Flugzeugs – vorsätzlich töte. Eine Abwägung Leben gegen Leben nach dem Maßstab, wie viele Menschen möglicherweise auf der einen und wie viele auf der anderen Seite betroffen seien, sei unzulässig. Der Staat dürfe Menschen nicht deswegen töten, weil es weniger seien, als er durch ihre Tötung zu retten hoffe.''<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2006/02/rs20060215_1bvr035705.html|titel=Leitsätze zum Urteil des Ersten Senats vom 15. Februar 2006|zugriff=2016-07-18}}</ref><br />
<br />
=== Fragen der Begründung ===<br />
Am Utilitarismus wird kritisiert, dass er durch seine Logik und Wissenschaft noch kein richtiges ethisches System beweist.<br />
<br />
Die These, dass Individuen verpflichtet sind, das größte Glück der größten Zahl, bzw. die bestmögliche Welt anzustreben, wird von Utilitaristen willkürlich postuliert. Rein logisch betrachtet gibt es keinen Grund, warum man nicht auch das größte Unglück der größten Zahl oder die schlechtestmögliche Welt anstreben sollte.<br />
<br />
Frühe Utilitaristen leiteten die Maximum-Happiness-Maxime aus einem [[Psychologischer Hedonismus|psychologischen Hedonismus]] ab. Aber selbst wenn man die These des psychologischen Hedonismus als richtig annimmt, so folgt daraus keineswegs, dass Glück das allein Wünschenswerte ist. Viele Menschen (z.&nbsp;B. Sadisten) arbeiten de facto aktiv am Unglück von Mitmenschen; davon kann man aber nicht ableiten, dass man das Unglück von irgendwem oder möglichst vielen Leuten anstreben solle. Etwas, das real gewünscht wird, muss deswegen noch nicht wünschenswert im normativen bzw. moralischen Sinne sein. Dies wäre sowohl ein [[naturalistischer Fehlschluss]] wie auch ein Verstoß gegen [[Humes Gesetz]].<br />
<br />
Zudem ist Mills Annahme der Konkurrenzlosigkeit beim zweiten Beweisschritt fragwürdig. Diese Annahme ist allerdings die Voraussetzung dafür, dass der Schluss vom Individuum auf die Gemeinschaft schlüssig ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?t=1869&v=QyylVlvZcRI&feature=youtu.be |titel=Praktische Philosophie 12a: Teleologie - Mill - YouTube |abruf=2021-02-03}}</ref><br />
<br />
Mill argumentierte, dass das Begründungsproblem für alle Ethiken bestehe, was aber eher ein Argument für den [[Amoralismus]] sei. Insofern Utilitaristen eine Letztbegründung der Moral mit dem Problem des [[Infiniter Regress|infiniten Regresses]] verweigern, erklären sie gemäß der Lehre vom [[Münchhausen-Trilemma]], dass sie ihr Moralprinzip axiomatisch setzen.<br />
Einige Utilitaristen wie beispielsweise [[Georg Meggle]] geben gar keine Begründung mehr, sondern gehen einfach von der empirischen These aus, dass Menschen unter anderem die Präferenz haben, die Welt zu verbessern. Moral ist dabei nur ein willkürlich gewählter, letztlich unverbindlicher Endzweck, den einige eben verfolgen, andere aber nicht.<br />
<br />
Einige Utilitaristen argumentieren als Antwort auf die Kritik, dass jedes politische Argument für eine bestimmte Gesellschaftsform zumindest implizit ein utilitaristisches Prinzip verwendet, wenn es behauptet, eine bestimmte Gesellschaft sei für die Menschen am nützlichsten. Dabei wird aber beispielsweise das Problem des [[Trittbrettfahrerproblem|Trittbrettfahrens]] außer Acht gelassen und somit keine Verbindlichkeit der obersten utilitaristischen Maxime für Individuen begründet.<br />
<br />
=== Inkohärenz zum psychologischen Egoismus ===<br />
Der [[Psychologischer Egoismus|psychologische Egoismus]] besagt, dass jedes Individuum nur sein ''eigenes'' Glück anstrebt und anstreben kann.<br />
<br />
Einige Utilitaristen gehen aber von einem psychologischen Egoismus aus. Einige Kritiker (z.&nbsp;B. [[Amoralismus|Amoralisten]] und [[Ethischer Egoismus|Ethische Egoisten]]) wiesen darauf hin, dass viele Utilitaristen fälschlicherweise die Übertragung des Glücksstrebens vom Individuum auf die Gesellschaft übergehen würden, indem sie die Vorstellung des individuellen Drangs der eigenen Nutzenmaximierung intuitiv auf die gesamte Gesellschaft übertrügen, obwohl dazu kein Grund bestünde.<br />
<br />
Eine mögliche Begründung für diese Übertragung findet sich in einer philosophischen Kritik der Natur des Individuums als fundamentale Existenzeinheit (z.&nbsp;B. [[Ernst Mach]]: „Das Ich ist unrettbar“). Unter einer solchen Kritik kann die Intuition von Menschen, individuelle Träger einer kohärenten, abgrenzbaren, atomaren und zeitstabilen Innenwelt zu sein, als perspektivische Illusion abgelehnt werden. Akzeptiert man diese philosophische Prämisse, so beruht der psychologische Egoismus auf einer evolutionspsychologisch erklärbaren Fehlannahme, und deren Überwindung begründet die Übertragung egoistischer Prinzipien zu utilitaristischen.<br />
<br />
=== Kritik des Wertmonismus ===<br />
Ein Kritikpunkt am Utilitarismus ist, dass der unterstellte Wertmonismus unhaltbar sei. Wir leben diesem Argument zufolge in einer wertpluralistischen Gesellschaft – Werte wie Glück, Gerechtigkeit, Freiheit, Würde, soziale Sicherheit ließen sich aber nicht zu einem Wert zusammenfassen.<ref name="Gesang03" /><br />
<br />
=== Kritik an der normativen Bewertung von Folgen ===<br />
Es bleibt unklar, welche Folgen einer Handlung für den Utilitarismus berücksichtigt werden sollen. Sind es die für den Handelnden Beabsichtigten, die Vorausgesehenen, die objektiv Voraussehbaren, die Faktischen oder die Wahrscheinlichen?<br />
<br />
=== Moralische Überforderung ===<br />
Gegen den Utilitarismus wird oft der [[Überforderungseinwand]] erhoben.<ref>{{Literatur |Autor=Lukas Naegeli |Titel=Überforderungseinwände in der Ethik |Sammelwerk=Überforderungseinwände in der Ethik |Verlag=De Gruyter |Datum=2022-06-06 |ISBN=978-3-11-075910-5 |DOI=10.1515/9783110759105 |Online=https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110759105/html |Abruf=2024-07-26}}</ref> Der Einwand besagt, dass es zu viel verlangt ist, unvoreingenommen stets so zu handeln, dass das Wohl aller maximiert wird. Denn dies würde uns enorme Opfer abverlangen und zur Aufgabe der eigenen Projekte und Lebensgestaltung zwingen.<ref>{{Internetquelle| autor=Julia Driver| url=http://plato.stanford.edu/archives/win2014/entries/utilitarianism-history/| titel=The History of Utilitarianism| werk=The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Winter 2014 Edition)| zugriff=2016-03-11| hrsg=Edward N. Zalta}}</ref><br />
<br />
== Utilitarismus in der Praxis ==<br />
Die meisten früheren Utilitaristen sahen in ihrer Moralphilosophie vor allem ein Programm für eine wissenschaftlich begründete Ethik und für eine rationale Gesetzgebung. Sozialphilosophisch trugen Bentham und Mill zur Entwicklung des klassischen Liberalismus bei. Umgekehrt bekannten sich Theoretiker der klassischen Nationalökonomie wie [[David Ricardo]] zu utilitaristischen Prinzipien.<br />
<br />
Der Utilitarismus blieb auch bis in die Neuzeit eng mit der Ökonomie und [[Arbeitswelt]] verbunden und wirkte sich unter anderem auf [[Liberalismus|liberale]] und [[Neoliberalismus|neo-liberale]] Wirtschafts- und Gesellschaftstheorien aus. Einer der Hauptvertreter des liberalen Denkens im 20. Jahrhundert, [[Friedrich August von Hayek|Friedrich von Hayek]], lehnte den Utilitarismus jedoch als Sonderform des [[Konstruktivismus (Philosophie)|Konstruktivismus]] ab, steht er doch im krassen Gegensatz zur Hayeks Präferenz für die [[Spontane Ordnung]].<ref>{{Literatur|Autor=Jens Petersen|Titel=Freiheit unter dem Gesetz: Friedrich August von Hayeks Rechtsdenken|Verlag=[[Mohr Siebeck Verlag]]|Datum=2014-06-10|ISBN=978-3-16-153042-5|Online=https://books.google.de/books?id=vjCPlG1NMPIC&pg=PA78&lpg=PA78&dq=hayek+utilitarismus&source=bl&ots=ARy9uyKJQv&sig=4NuLL9NU_qC0T7PFrDmF3H1nDIA&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiqidPr97rWAhUEWRoKHUraDLoQ6AEIRDAE#v=onepage&q=hayek%20utilitarismus&f=false|Abruf=2017-09-23}}</ref> Dennoch wirkte der utilitaristische Ansatz in die neo-liberale Politik [[Ludwig Erhard]]s und [[Margaret Thatcher]]s hinein.<br />
<br />
=== Utilitarismus in der Kunst ===<br />
Utilitaristische Anklänge im Rahmen der Popkultur finden sich im fiktiven [[Star Trek|Star-Trek]]-Universum. Der Charakter [[Figuren im Star-Trek-Universum#Commander Spock|Spock]] äußert hier manchmal das Werturteil „Das Wohl der Vielen wiegt mehr als das Wohl der Wenigen oder des Einzelnen“ („The needs of the many outweigh the needs of the few; or the one“).<ref>{{Internetquelle| url=http://www.imdb.com/title/tt0084726/quotes| titel=Star Trek II: Der Zorn des Khan| hrsg=[[Internet Movie Database|IMDb]]| abruf=2020-03-10}}</ref><br />
<br />
Im Roman [[Aufstieg und Fall der Volksrepublik Antarktis]] von [[John Calvin Batchelor]] wird der Utilitarismus als gescheitertes Staatenmodell ausführlich thematisiert.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Welfarismus]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur|Autor=Catherine Audard|Titel=Anthologie historique et critique de l’utilitarisme|Verlag=Presses Universitaires de France|Jahr=1999|ISBN=978-2-13-049599-4}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Jeremy Bentham]]|Titel=Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung|Verlag=Senging|Ort=Saldenburg|Jahr=2013|ISBN=978-3-9815841-0-3|Online=[http://www.utilitarianism.com/jeremy-bentham Originaltext]}}<br />
* [[Alain Caillé]]: ''Critique de la raison utilitaire. manifeste du Mauss'', Ed. la Découverte, Paris 1989, ISBN 2-7071-1818-4.<br />
* {{Literatur|Autor=[[Bernward Gesang]]|Titel=Eine Verteidigung des Utilitarismus|Ort=Stuttgart|Verlag=Reclam|Jahr=2003|ISBN=3-15-018276-X}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Otfried Höffe]]|Titel=Einführung in die utilitaristische Ethik. Klassische und zeitgenössische Texte|Auflage=5., überarb. und erw.|Ort=Tübingen & Basel|Verlag=Francke|Jahr=2013|ISBN=978-3-8252-3985-5}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[John Stuart Mill]]|Titel=Utilitarianism/Der Utilitarismus. Englisch/Deutsch|Ort=Stuttgart|Verlag=Reclam|Jahr=2014|ISBN=978-3-15-018461-5}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Jack Nasher]]|Titel=Die Moral des Glücks. Eine Einführung in den Utilitarismus|Ort=Berlin|Verlag=Duncker & Humblot|Jahr=2009|ISBN=978-3-428-12877-8}}<br />
* {{Literatur|Autor=[[Peter Singer]]|Titel=[[Praktische Ethik]]|Auflage=3. rev. und erw.|Ort=Stuttgart|Verlag=Reclam|Jahr=2013|ISBN=978-3-15-018919-1}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Wiktionary|Utilitarismus}}<br />
<br />
=== Deutsch ===<br />
* [https://utilitarismus.net/ Einführung in den Utilitarismus] Deutsche Ausgabe des online Lehrbuchs über Utilitarismus verfasst von Richard Y. Chappel, Oxford-Philosoph [[William MacAskill]] und Darius Meissner.<br />
* [http://www.textlog.de/5314.html Eintrag im Rudolf Eisler Lexikon]<br />
* [http://guidohulsmann.com/pdf/Austro_oder_Chicago_Lib.pdf Nutzenkalküle in liberalen Wirtschaftsschulen (PDF)] (165&nbsp;kB)<br />
* [http://ethik-werkstatt.de/Utilitarismus.htm Utilitarismus – Kritik und Neubegründung]<br />
* [http://www.infotaste.com/kritik-des-utilitarismus/ Utilitarismus – Kritik des Utilitarismus]<br />
* Jörg Schroth: [http://www.joergschroth.de/texte/uuvg.html Utilitarismus und Verteilungsgerechtigkeit] ([[Zeitschrift für philosophische Forschung]] 60 (2006), S.&nbsp;37–58)<br />
<br />
=== Englisch ===<br />
* [https://www.utilitarianism.net/ An Introduction to Utilitarianism] Ein Online-Lehrbuch über Utilitarismus verfasst von Richard Y. Chappel, Oxford-Philosoph William MacAskill und Darius Meissner.<br />
* [http://www.utilitarian.net/ Utilitarian Philosophers]. Großes Kompendium von Schriften von und über bedeutende utilitaristische Philosophen, sowohl klassisch wie auch gegenwärtig.<br />
* [https://www.ucl.ac.uk/bentham-project/ Onlinetexte von Jeremy Bentham]<br />
* [http://www.gutenberg.org/etext/11224 John Stuart Mills ''Utilitarianism'' bei Project Gutenberg]<br />
* {{IEP|https://iep.utm.edu/history-of-utilitarianism/|History of Utilitarianism|Joe Slater}}<br />
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/util-a-r/|Act and Rule Utilitarianism|Stephen Nathanson}}<br />
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/consequentialism/|Consequentialism|Walter Sinnott-Armstrong (2006)}}<br />
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/consequentialism-rule/|Rule Consequentialism|Brad Hooker (2003)}}<br />
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/utilitarianism-history/|The History of Utilitarianism|Julia Driver (2009)}}<br />
* [http://www.utilitarian.com/ Gute Sammlung von Definitionen, Artikeln und Links.]<br />
* [http://www.csus.edu/indiv/g/gaskilld/ethics/Utilitarianism%20notes.htm Utilitarianism]. Ein kurzer Überblick zum Utilitarismus<br />
* [http://www.rsrevision.com/Alevel/ethics/utilitarianism Utilitarianism explained, applied and evaluated] Aus der UK-Website RSRevision.com<br />
* [http://www.utilitarian-essays.com/ Essays on Reducing Suffering] Essay übers Lindern von Leid<br />
<br />
=== Französisch ===<br />
* [http://www.revuedumauss.com.fr/ Mouvement Anti-Utilitariste dans les Sciences Sociales]<br />
* [http://www.franciscovergara.com/utilitarisme.pdf L'Utilitarisme], paru dans Encyclopædia Universalis par [[Francisco Vergara]] (PDF; 119&nbsp;kB)<br />
* [http://pageperso.aol.fr/VERGAJOFRA/JohnStuartMill28mars2005.pdf John Stuart Mill : mythes et réalités] Une mise en garde contre des erreurs répandues, par Francisco Vergara. (pdf, existe aussi au format de Word)<br />
* [http://utilitariste.canalblog.com/ Utilitarisme et justice pénale], par Xavier Bebin<br />
* [http://www.cahiers-antispecistes.org/article.php3?id_article=23&var_recherche=utilitarisme En défense de l’utilitarisme], par David Olivier, dans les ''Cahiers [[Antispécisme|antispécistes]]'' (revue focalisée sur la question animale)<br />
* [http://utilitarisme.over-blog.com/ Utilitarisme], die utilitaristische Webseite von Fabrice Descamps<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references group="Anm." /><br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive/><br />
<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]<br />
[[Kategorie:Utilitarismus| ]]<br />
[[Kategorie:Nutzentheorie]]<br />
[[Kategorie:Rechtsphilosophie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256506209Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-31T00:12:56Z<p>Prototyperspective: ce</p>
<hr />
<div>Der '''Zwei-Ebenen-Utilitarismus''' ist eine utilitaristische [[Ethik]]theorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe [[moral]]ischer Regeln beruhen sollten, außer in relativ seltenen Fällen, in denen flexibles „kritisches“ moralisches Überdenken angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von [[Richard M. Hare]] entwickelt<ref name="McNaughton a">McNaughton, 1988 (en), Seite 177</ref><ref name="Bernhardt">{{Literatur |Autor=Wesley Bernhardt |Titel=A Clash of Principles: Personal Jurisdiction and Two-Level Utilitarianism in the Information Age |Sammelwerk=Washington University Jurisprudence Review |Band=11 |Nummer=1 |Verlag= |Datum=2019 |Seiten=113–138 |ISSN=2160-2352 |Online=[https://openscholarship.wustl.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1188&context=law_jurisprudence wustl.edu]}}</ref> und 1976 erstmals in dem Kapitel ''Ethische Theorie und Utilitarismus'' im Buch ''Utilitarianism and Beyond'' vorgestellt.<ref name="Hare aa">Hare, 1976 (en)</ref><br />
<br />
[[Konsequentialismus|Konsequentialisten]] glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt.<ref>Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindung|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |pages=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |chapter=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets zum größten Wohlbefinden empfindungsfähiger Wesen<ref>{{Literatur |Autor=Varner, Gary E |Titel=Personhood, Ethics, and Animal Cognition: Situating Animals in Hare’s Two Level Utilitarianism |Sprache=en |Verlag= |Ort= |Datum=2012 |Seiten= |Online=[https://academic.oup.com/book/6454?login=false oup.com] |DOI=10.1093/acprof:oso/9780199758784.001.0001}}</ref> erzeugt. Der [[Regelutilitarismus]] hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung zum größten Wohlbefinden führen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">Hare, 1976 (en), Seite 122-5</ref><ref name="Delon">{{Literatur |Autor=Nicolas Delon |Titel=Valuing humane lives in two-level utilitarianism |Sammelwerk=Utilitas |Band=32 |Nummer=3 |Verlag= |Datum=2020 |Seiten=276–293 |ISSN=0953-8208 |Online=[https://philpapers.org/archive/DELVHL.pdf Preprint komplett (cambridge.org nur das Abstract)] |DOI=10.1017/S0953820819000542}}</ref> Um zu einer moralischen richtigen Entscheidung zu kommen wird also ein hybrider Entscheidungsprozess angewandt, in welchem im Regelfall ein moralisches Prinzip angewendet wird,<ref name="Delon"/> wobei jedoch jede Situation ausreichend analysiert wird um gegebenenfalls durch kritisches Denken die utilitaristisch beste Entscheidung zu treffen sofern die Prinzipien auf eine moralische Fragestellung nicht ausreichend anwendbar sind oder Prinzipien gegenseitig im Konflikt stehen. Laut Hare würden die Grundsätze der Stufe 1 – der moralischen Regeln – in der Moralbildung vermittelt werden.<ref name="Hare x">Hare, 1976 (en), Seite 31</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Hauptartikel|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem [[Präferenzutilitarismus]], bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als bewusstes Wohlergehen definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">Hare, 1981 (en), Seite 44–46</ref><ref name="Bernhardt"/> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚ideale Beobachter‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">Hare, 1976 (en), Seite 124</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Fall liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln“<ref name="Hare a" /> – also ungewöhnliche Umstände das sonst anwendbare Prinzip unanwendbar machen. Der dritte Fall liegt vor wenn die Situation die Wahl eines Leitprinzips erfordert.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">McNaughton, 1988 (en), Seite 180</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">Hare, 1981 (en), Seite 52</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „[[Akrasia|Willensschwäche]]“ zusammenhängt,<ref name="Hare 1981 z">Hare, 1981 (en), Seite 57–62</ref> besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn man versucht, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
Sanford S. Levy merkt an dass wenn die eigenen „Intuitionen“ gut ausgearbeitet sind, bringt es im Allgemeinen mehr Nutzen, ihnen zu folgen, als wenn Menschen versuchen, stets das Prinzip dem Handlungsutilitarismus direkt zu folgen.<ref>{{Literatur |Autor=Sanford S. Levy |Titel=The Coherence of Two-Level Utilitarianism: Hare vs. Williams |Sammelwerk=Utilitas |Band=6 |Nummer=2 |Verlag= |Datum=1994 |Seiten=301–309 |ISSN=1741-6183 |Online=[https://www.cambridge.org/core/journals/utilitas/article/abs/coherence-of-twolevel-utilitarianism-hare-vs-williams/6CFA3A147B9CBCBF209535556B5277CB cambridge.org] |DOI=10.1017/S0953820800001655}}</ref><br />
<br />
==Anwendungen in Ethiktheorie==<br />
* In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der [[Bioethik]] an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
==Angewandte Ethik==<br />
Laut Gary Varner sollte sich eine Berufsgemeinschaft gemäß dieser Ethiktheorie fragen ob es Situationen gibt, mit denen Personen die diesen Beruf ausführen normalerweise konfrontiert werden und welche Denk- und Handlungsgewohnheiten für Personen, die mit solchen Situationen konfrontiert werden, von Vorteil wären.<ref>{{Literatur |Autor=Gary Varner |Titel=Utilitarianism and the Evolution of Ecological Ethics |Sammelwerk=Science and Engineering Ethics |Band=14 |Nummer=4 |Verlag= |Datum=2008 |Seiten=551–573 |ISSN=1471-5546 |DOI=10.1007/s11948-008-9102-5|Sprache=en}}</ref> Wesley M. Bernhardt argumentiert, der Oberste Gerichtshof solle sich vom zwei-Ebenen Utilitarismus leiten lassen und wie ein „Erzengel“ agieren, es sei denn, Fairness und substanzielle Gerechtigkeit gebieten ihm, nach dem „Prolet“-Muster zu entscheiden.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=Blackwell Publishing |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
<br />
[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256506185Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-31T00:10:45Z<p>Prototyperspective: ce</p>
<hr />
<div>Der '''Zwei-Ebenen-Utilitarismus''' ist eine utilitaristische [[Ethik]]theorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe [[moral]]ischer Regeln beruhen sollten, außer in relativ seltenen Fällen, in denen flexibles „kritisches“ moralisches Überdenken angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von [[Richard M. Hare]] entwickelt,<ref name="McNaughton a">McNaughton, 1988 (en), Seite 177</ref><ref name="Bernhardt">{{Literatur |Autor=Wesley Bernhardt |Titel=A Clash of Principles: Personal Jurisdiction and Two-Level Utilitarianism in the Information Age |Sammelwerk=Washington University Jurisprudence Review |Band=11 |Nummer=1 |Verlag= |Datum=2019 |Seiten=113–138 |ISSN=2160-2352 |Online=[https://openscholarship.wustl.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1188&context=law_jurisprudence wustl.edu]}}</ref> und 1976 erstmals in dem Kapitel ''Ethische Theorie und Utilitarismus'' im Buch ''Utilitarianism and Beyond'' vorgestellt.<ref name="Hare aa">Hare, 1976 (en)</ref><br />
<br />
[[Konsequentialismus|Konsequentialisten]] glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt.<ref>Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindung|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |pages=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |chapter=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets zum größten Wohlbefinden empfindungsfähiger Wesen<ref>{{Literatur |Autor=Varner, Gary E |Titel=Personhood, Ethics, and Animal Cognition: Situating Animals in Hare’s Two Level Utilitarianism |Sprache=en |Verlag= |Ort= |Datum=2012 |Seiten= |Online=[https://academic.oup.com/book/6454?login=false oup.com] |DOI=10.1093/acprof:oso/9780199758784.001.0001}}</ref> erzeugt. Der [[Regelutilitarismus]] hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung zum größten Wohlbefinden führen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">Hare, 1976 (en), Seite 122-5</ref><ref name="Delon">{{Literatur |Autor=Nicolas Delon |Titel=Valuing humane lives in two-level utilitarianism |Sammelwerk=Utilitas |Band=32 |Nummer=3 |Verlag= |Datum=2020 |Seiten=276–293 |ISSN=0953-8208 |Online=[https://philpapers.org/archive/DELVHL.pdf Preprint komplett (cambridge.org nur das Abstract)] |DOI=10.1017/S0953820819000542}}</ref> Um zu einer moralischen richtigen Entscheidung zu kommen wird also ein hybrider Entscheidungsprozess angewandt, in welchem im Regelfall ein moralisches Prinzip angewendet wird,<ref name="Delon"/> wobei jedoch jede Situation ausreichend analysiert wird um gegebenenfalls durch kritisches Denken die utilitaristisch beste Entscheidung zu treffen sofern die Prinzipien auf eine moralische Fragestellung nicht ausreichend anwendbar sind oder Prinzipien gegenseitig im Konflikt stehen. Laut Hare würden die Grundsätze der Stufe 1 – der moralischen Regeln – in der Moralbildung vermittelt werden.<ref name="Hare x">Hare, 1976 (en), Seite 31</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Hauptartikel|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem [[Präferenzutilitarismus]], bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als bewusstes Wohlergehen definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">Hare, 1981 (en), Seite 44–46</ref><ref name="Bernhardt"/> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚ideale Beobachter‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">Hare, 1976 (en), Seite 124</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Fall liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln“<ref name="Hare a" /> – also ungewöhnliche Umstände das sonst anwendbare Prinzip unanwendbar machen. Der dritte Fall liegt vor wenn die Situation die Wahl eines Leitprinzips erfordert.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">McNaughton, 1988 (en), Seite 180</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">Hare, 1981 (en), Seite 52</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „[[Akrasia|Willensschwäche]]“ zusammenhängt,<ref name="Hare 1981 z">Hare, 1981 (en), Seite 57–62</ref> besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn man versucht, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
Sanford S. Levy merkt an dass wenn die eigenen „Intuitionen“ gut ausgearbeitet sind, bringt es im Allgemeinen mehr Nutzen, ihnen zu folgen, als wenn Menschen versuchen, stets das Prinzip dem Handlungsutilitarismus direkt zu folgen.<ref>{{Literatur |Autor=Sanford S. Levy |Titel=The Coherence of Two-Level Utilitarianism: Hare vs. Williams |Sammelwerk=Utilitas |Band=6 |Nummer=2 |Verlag= |Datum=1994 |Seiten=301–309 |ISSN=1741-6183 |Online=[https://www.cambridge.org/core/journals/utilitas/article/abs/coherence-of-twolevel-utilitarianism-hare-vs-williams/6CFA3A147B9CBCBF209535556B5277CB cambridge.org] |DOI=10.1017/S0953820800001655}}</ref><br />
<br />
==Anwendungen in Ethiktheorie==<br />
* In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der [[Bioethik]] an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
==Angewandte Ethik==<br />
Laut Gary Varner sollte sich eine Berufsgemeinschaft gemäß dieser Ethiktheorie fragen ob es Situationen gibt, mit denen Personen die diesen Beruf ausführen normalerweise konfrontiert werden und welche Denk- und Handlungsgewohnheiten für Personen, die mit solchen Situationen konfrontiert werden, von Vorteil wären.<ref>{{Literatur |Autor=Gary Varner |Titel=Utilitarianism and the Evolution of Ecological Ethics |Sammelwerk=Science and Engineering Ethics |Band=14 |Nummer=4 |Verlag= |Datum=2008 |Seiten=551–573 |ISSN=1471-5546 |DOI=10.1007/s11948-008-9102-5|Sprache=en}}</ref> Wesley M. Bernhardt argumentiert, der Oberste Gerichtshof solle sich vom zwei-Ebenen Utilitarismus leiten lassen und wie ein „Erzengel“ agieren, es sei denn, Fairness und substanzielle Gerechtigkeit gebieten ihm, nach dem „Prolet“-Muster zu entscheiden.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=Blackwell Publishing |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
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[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256506182Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-31T00:10:32Z<p>Prototyperspective: Prototyperspective verschob die Seite Benutzer:Prototyperspective/Zwei-Ebenen-Utilitarismus nach Zwei-Ebenen-Utilitarismus: Veröffentlichung des vorbereiteten Artikels</p>
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<div>{{Baustelle}}<br />
Der '''Zwei-Ebenen-Utilitarismus''' ist eine utilitaristische [[Ethik]]theorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe [[moral]]ischer Regeln beruhen sollten, außer in relativ seltenen Fällen, in denen flexibles „kritisches“ moralisches Überdenken angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von [[Richard M. Hare]] entwickelt,<ref name="McNaughton a">McNaughton, 1988 (en), Seite 177</ref><ref name="Bernhardt">{{Literatur |Autor=Wesley Bernhardt |Titel=A Clash of Principles: Personal Jurisdiction and Two-Level Utilitarianism in the Information Age |Sammelwerk=Washington University Jurisprudence Review |Band=11 |Nummer=1 |Verlag= |Datum=2019 |Seiten=113–138 |ISSN=2160-2352 |Online=[https://openscholarship.wustl.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1188&context=law_jurisprudence wustl.edu]}}</ref> und 1976 erstmals in dem Kapitel ''Ethische Theorie und Utilitarismus'' im Buch ''Utilitarianism and Beyond'' vorgestellt.<ref name="Hare aa">Hare, 1976 (en)</ref><br />
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[[Konsequentialismus|Konsequentialisten]] glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt.<ref>Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindung|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |pages=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |chapter=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets zum größten Wohlbefinden empfindungsfähiger Wesen<ref>{{Literatur |Autor=Varner, Gary E |Titel=Personhood, Ethics, and Animal Cognition: Situating Animals in Hare’s Two Level Utilitarianism |Sprache=en |Verlag= |Ort= |Datum=2012 |Seiten= |Online=[https://academic.oup.com/book/6454?login=false oup.com] |DOI=10.1093/acprof:oso/9780199758784.001.0001}}</ref> erzeugt. Der [[Regelutilitarismus]] hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung zum größten Wohlbefinden führen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">Hare, 1976 (en), Seite 122-5</ref><ref name="Delon">{{Literatur |Autor=Nicolas Delon |Titel=Valuing humane lives in two-level utilitarianism |Sammelwerk=Utilitas |Band=32 |Nummer=3 |Verlag= |Datum=2020 |Seiten=276–293 |ISSN=0953-8208 |Online=[https://philpapers.org/archive/DELVHL.pdf Preprint komplett (cambridge.org nur das Abstract)] |DOI=10.1017/S0953820819000542}}</ref> Um zu einer moralischen richtigen Entscheidung zu kommen wird also ein hybrider Entscheidungsprozess angewandt, in welchem im Regelfall ein moralisches Prinzip angewendet wird,<ref name="Delon"/> wobei jedoch jede Situation ausreichend analysiert wird um gegebenenfalls durch kritisches Denken die utilitaristisch beste Entscheidung zu treffen sofern die Prinzipien auf eine moralische Fragestellung nicht ausreichend anwendbar sind oder Prinzipien gegenseitig im Konflikt stehen. Laut Hare würden die Grundsätze der Stufe 1 – der moralischen Regeln – in der Moralbildung vermittelt werden.<ref name="Hare x">Hare, 1976 (en), Seite 31</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Hauptartikel|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem [[Präferenzutilitarismus]], bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als bewusstes Wohlergehen definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">Hare, 1981 (en), Seite 44–46</ref><ref name="Bernhardt"/> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚ideale Beobachter‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">Hare, 1976 (en), Seite 124</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Fall liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln“<ref name="Hare a" /> – also ungewöhnliche Umstände das sonst anwendbare Prinzip unanwendbar machen. Der dritte Fall liegt vor wenn die Situation die Wahl eines Leitprinzips erfordert.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">McNaughton, 1988 (en), Seite 180</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">Hare, 1981 (en), Seite 52</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „[[Akrasia|Willensschwäche]]“ zusammenhängt,<ref name="Hare 1981 z">Hare, 1981 (en), Seite 57–62</ref> besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn man versucht, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
Sanford S. Levy merkt an dass wenn die eigenen „Intuitionen“ gut ausgearbeitet sind, bringt es im Allgemeinen mehr Nutzen, ihnen zu folgen, als wenn Menschen versuchen, stets das Prinzip dem Handlungsutilitarismus direkt zu folgen.<ref>{{Literatur |Autor=Sanford S. Levy |Titel=The Coherence of Two-Level Utilitarianism: Hare vs. Williams |Sammelwerk=Utilitas |Band=6 |Nummer=2 |Verlag= |Datum=1994 |Seiten=301–309 |ISSN=1741-6183 |Online=[https://www.cambridge.org/core/journals/utilitas/article/abs/coherence-of-twolevel-utilitarianism-hare-vs-williams/6CFA3A147B9CBCBF209535556B5277CB cambridge.org] |DOI=10.1017/S0953820800001655}}</ref><br />
<br />
==Anwendungen in Ethiktheorie==<br />
* In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der [[Bioethik]] an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
==Angewandte Ethik==<br />
Laut Gary Varner sollte sich eine Berufsgemeinschaft gemäß dieser Ethiktheorie fragen ob es Situationen gibt, mit denen Personen die diesen Beruf ausführen normalerweise konfrontiert werden und welche Denk- und Handlungsgewohnheiten für Personen, die mit solchen Situationen konfrontiert werden, von Vorteil wären.<ref>{{Literatur |Autor=Gary Varner |Titel=Utilitarianism and the Evolution of Ecological Ethics |Sammelwerk=Science and Engineering Ethics |Band=14 |Nummer=4 |Verlag= |Datum=2008 |Seiten=551–573 |ISSN=1471-5546 |DOI=10.1007/s11948-008-9102-5|Sprache=en}}</ref> Wesley M. Bernhardt argumentiert, der Oberste Gerichtshof solle sich vom zwei-Ebenen Utilitarismus leiten lassen und wie ein „Erzengel“ agieren, es sei denn, Fairness und substanzielle Gerechtigkeit gebieten ihm, nach dem „Prolet“-Muster zu entscheiden.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=Blackwell Publishing |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
<br />
[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256506175Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-31T00:09:59Z<p>Prototyperspective: ergänzt, ce</p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
Der '''Zwei-Ebenen-Utilitarismus''' ist eine utilitaristische [[Ethik]]theorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe [[moral]]ischer Regeln beruhen sollten, außer in relativ seltenen Fällen, in denen flexibles „kritisches“ moralisches Überdenken angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von [[Richard M. Hare]] entwickelt,<ref name="McNaughton a">McNaughton, 1988 (en), Seite 177</ref><ref name="Bernhardt">{{Literatur |Autor=Wesley Bernhardt |Titel=A Clash of Principles: Personal Jurisdiction and Two-Level Utilitarianism in the Information Age |Sammelwerk=Washington University Jurisprudence Review |Band=11 |Nummer=1 |Verlag= |Datum=2019 |Seiten=113–138 |ISSN=2160-2352 |Online=[https://openscholarship.wustl.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1188&context=law_jurisprudence wustl.edu]}}</ref> und 1976 erstmals in dem Kapitel ''Ethische Theorie und Utilitarismus'' im Buch ''Utilitarianism and Beyond'' vorgestellt.<ref name="Hare aa">Hare, 1976 (en)</ref><br />
<br />
[[Konsequentialismus|Konsequentialisten]] glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt.<ref>Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindung|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |pages=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |chapter=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets zum größten Wohlbefinden empfindungsfähiger Wesen<ref>{{Literatur |Autor=Varner, Gary E |Titel=Personhood, Ethics, and Animal Cognition: Situating Animals in Hare’s Two Level Utilitarianism |Sprache=en |Verlag= |Ort= |Datum=2012 |Seiten= |Online=[https://academic.oup.com/book/6454?login=false oup.com] |DOI=10.1093/acprof:oso/9780199758784.001.0001}}</ref> erzeugt. Der [[Regelutilitarismus]] hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung zum größten Wohlbefinden führen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">Hare, 1976 (en), Seite 122-5</ref><ref name="Delon">{{Literatur |Autor=Nicolas Delon |Titel=Valuing humane lives in two-level utilitarianism |Sammelwerk=Utilitas |Band=32 |Nummer=3 |Verlag= |Datum=2020 |Seiten=276–293 |ISSN=0953-8208 |Online=[https://philpapers.org/archive/DELVHL.pdf Preprint komplett (cambridge.org nur das Abstract)] |DOI=10.1017/S0953820819000542}}</ref> Um zu einer moralischen richtigen Entscheidung zu kommen wird also ein hybrider Entscheidungsprozess angewandt, in welchem im Regelfall ein moralisches Prinzip angewendet wird,<ref name="Delon"/> wobei jedoch jede Situation ausreichend analysiert wird um gegebenenfalls durch kritisches Denken die utilitaristisch beste Entscheidung zu treffen sofern die Prinzipien auf eine moralische Fragestellung nicht ausreichend anwendbar sind oder Prinzipien gegenseitig im Konflikt stehen. Laut Hare würden die Grundsätze der Stufe 1 – der moralischen Regeln – in der Moralbildung vermittelt werden.<ref name="Hare x">Hare, 1976 (en), Seite 31</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Hauptartikel|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem [[Präferenzutilitarismus]], bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als bewusstes Wohlergehen definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">Hare, 1981 (en), Seite 44–46</ref><ref name="Bernhardt"/> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚ideale Beobachter‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">Hare, 1976 (en), Seite 124</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Fall liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln“<ref name="Hare a" /> – also ungewöhnliche Umstände das sonst anwendbare Prinzip unanwendbar machen. Der dritte Fall liegt vor wenn die Situation die Wahl eines Leitprinzips erfordert.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">McNaughton, 1988 (en), Seite 180</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">Hare, 1981 (en), Seite 52</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „[[Akrasia|Willensschwäche]]“ zusammenhängt,<ref name="Hare 1981 z">Hare, 1981 (en), Seite 57–62</ref> besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn man versucht, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
Sanford S. Levy merkt an dass wenn die eigenen „Intuitionen“ gut ausgearbeitet sind, bringt es im Allgemeinen mehr Nutzen, ihnen zu folgen, als wenn Menschen versuchen, stets das Prinzip dem Handlungsutilitarismus direkt zu folgen.<ref>{{Literatur |Autor=Sanford S. Levy |Titel=The Coherence of Two-Level Utilitarianism: Hare vs. Williams |Sammelwerk=Utilitas |Band=6 |Nummer=2 |Verlag= |Datum=1994 |Seiten=301–309 |ISSN=1741-6183 |Online=[https://www.cambridge.org/core/journals/utilitas/article/abs/coherence-of-twolevel-utilitarianism-hare-vs-williams/6CFA3A147B9CBCBF209535556B5277CB cambridge.org] |DOI=10.1017/S0953820800001655}}</ref><br />
<br />
==Anwendungen in Ethiktheorie==<br />
* In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der [[Bioethik]] an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
==Angewandte Ethik==<br />
Laut Gary Varner sollte sich eine Berufsgemeinschaft gemäß dieser Ethiktheorie fragen ob es Situationen gibt, mit denen Personen die diesen Beruf ausführen normalerweise konfrontiert werden und welche Denk- und Handlungsgewohnheiten für Personen, die mit solchen Situationen konfrontiert werden, von Vorteil wären.<ref>{{Literatur |Autor=Gary Varner |Titel=Utilitarianism and the Evolution of Ecological Ethics |Sammelwerk=Science and Engineering Ethics |Band=14 |Nummer=4 |Verlag= |Datum=2008 |Seiten=551–573 |ISSN=1471-5546 |DOI=10.1007/s11948-008-9102-5|Sprache=en}}</ref> Wesley M. Bernhardt argumentiert, der Oberste Gerichtshof solle sich vom zwei-Ebenen Utilitarismus leiten lassen und wie ein „Erzengel“ agieren, es sei denn, Fairness und substanzielle Gerechtigkeit gebieten ihm, nach dem „Prolet“-Muster zu entscheiden.<ref name="Bernhardt"/><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=Blackwell Publishing |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
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[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Open_Access&diff=256472859Open Access2025-05-29T19:19:45Z<p>Prototyperspective: /* Open-Access-Strategien */ ergänzt (Sektion von Nina wieder eingefügt gemäß Diskussion & mit zusätzlichen Quellen usw)</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br />
<br />
[[Datei:Open Access logo PLoS white.svg |mini |hochkant |Open-Access-Logo der [[Public Library of Science]]]]<br />
<br />
{{lang|en|'''Open Access'''}} ([[Englische Sprache|Englisch]] für ''offener Zugang'') ist der freie Zugang zu [[Wissenschaftliche Publikation|wissenschaftlicher Literatur]] und anderen Materialien im [[Internet]]. Ein wissenschaftliches Dokument unter Open-Access-Bedingungen zu publizieren, gibt jedem die Erlaubnis, dieses Dokument zu lesen, herunterzuladen, zu speichern, es zu verlinken, zu drucken und damit kostenlos zu nutzen. Darüber hinaus können den Nutzern über [[Freie Inhalte|freie Lizenzen]] weitere [[Nutzungsrecht]]e eingeräumt werden, welche die freie Nach- und Weiternutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder auch Veränderung der Dokumente ermöglichen können.<br />
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Bei der wissenschaftlichen Fachliteratur kann es sich um frei zugängliche Beiträge in [[Elektronische Zeitschrift|elektronischen Zeitschriften]], um [[Preprint]]s oder Online-Versionen von Beiträgen in Büchern und Zeitschriften ([[Postprint]]s) handeln, die von den Wissenschaftlern auf den Servern [[Open-Access-Zeitschrift|freier elektronischer Zeitschriften]], universitären oder institutionellen Archiven, fachbezogenen Servern oder auf ihren privaten Websites frei zur Verfügung gestellt werden. Open Access schließt auch das Zugänglichmachen von wissenschaftlichen [[Primärdaten|Primär-]] und [[Metadaten]], [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellentexten]] und von [[Digitalisierung|digitalen Reproduktionen]] ein.<ref name="berlindeclaration">[[Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen]]: ''[http://openaccess.mpg.de/286432/Berlin-Declaration Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities].'' [[Max-Planck-Gesellschaft]]</ref><br />
<br />
Wissenschaftliche Texte, die hinter einer [[Paywall]] verborgen bleiben und damit nicht unter Open-Access-Bedingungen publiziert werden, werden zur Abgrenzung von Open Access manchmal als '''Closed Access''' oder '''Toll Access''' bezeichnet. <br />
<br />
== Geschichte ==<br />
Unter dem Druck der steigenden Preise für wissenschaftliche Publikationen bei gleichzeitig stagnierenden oder schrumpfenden Etats in den Bibliotheken während der [[Zeitschriftenkrise]] bildete sich seit Beginn der 1990er Jahre eine internationale ''Open-Access-Bewegung''. Die zentrale Forderung dieser Bewegung ist, dass wissenschaftliche Publikationen als Ergebnisse der von der Öffentlichkeit geförderten Forschung dieser Öffentlichkeit wiederum kostenfrei zur Verfügung gestellt werden sollen. Zur Begründung wird angeführt, dass die bisherigen Publikationsstrukturen eine Privatisierung des von der Allgemeinheit finanzierten Wissens darstellten. Durch ''Open Access'' solle verhindert werden, dass dieses Wissen erneut von der Allgemeinheit finanziert von den Verlagen zurückgekauft werden müsse, die durch die Publikation die Nutzungsrechte erhalten haben. Die Open-Access-Bewegung verfolgt auch das Ziel, die [[digitale Kluft]] zu verringern. Unter anderem sollen so Wissenschaftler mit geringem Budget an wissenschaftliche Ergebnisse gelangen und am Diskurs teilnehmen können.<ref>Katja Mruck, Stefan Gradmann, Günter Mey: ''[https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/624/1352 Open Access: Wissenschaft als Öffentliches Gut].'' In: ''Forum Qualitative Sozialforschung.'' Volume 5, Nummer 2, Mai 2004, {{ISSN|1438-5627}}, Artikel 14: „Die Initiativerklärung der BOAI ist zugleich eine Grundsatzerklärung gegen den Digital Divide, die digitale Kluft, da der beabsichtigte Abbau von Zugangsbeschränkungen zu wissenschaftlichen Publikationen zu verstärkter Diskussion und Kooperation ebenso beitragen soll wie zu wechselseitigem Lernen zwischen ‘information rich’ und ‘information poor’.“</ref><br />
<br />
Erst mit der Entwicklung des Internets, des [[Elektronische Publikation|elektronischen Publizierens]] und der damit schnellen und einfachen Verbreitung von Dokumenten wurde die Frage des freien Zugriffs auf wissenschaftliche Informationen aktuell. Zuvor waren die Voraussetzungen und die Realisierbarkeit durch die technischen Rahmenbedingungen eingeschränkt.<ref name="OA-Historischer Abriss">[[Peter Schirmbacher]]: ''Open Access – ein historischer Abriss.'' In: [https://web.archive.org/web/20070701134120/http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Kommunikation/Handbuch_Open_Access.pdf ''Open Access – Chancen und Herausforderungen''.] (PDF; 2,9&nbsp;MB), [[Deutsche UNESCO-Kommission]] 2007</ref><ref name=":0">{{Literatur |Autor=Arvid Deppe, Daniel Beucke |Titel=1b. Ursprünge und Entwicklung von Open Access |Verlag=De Gruyter Saur |Datum=2017 |ISBN=978-3-11-049406-8 |DOI=10.1515/9783110494068-002}}</ref> In den 1990ern erschienen unter dem Begriff des [[Elektronische Publikation|elektronischen Publizierens]] ''(Online-Publishing)'' die ersten deutschsprachigen Ratgeber für das Publizieren im Internet für Wissenschaftler, welche u.&nbsp;a. die unterschiedlichen Dienste –&nbsp;E-Mail, [[Newsgroup|News]], [[Usenet]]&nbsp;– beschrieben.<ref>z.&nbsp;B. in: Jens Bleuel: ''Online Publizieren im Internet. Elektronische Zeitschriften und Bücher''. Edition Ergon, Pfungstadt/Bensheim 1994, [http://www.bleuel.com/ip-wel.pdf aktualisierte Auflage 2000] (PDF; 570&nbsp;kB)</ref> Viele Fachverlage gingen ab Mitte der 1990er dazu über, ihre Zeitschriften parallel oder ausschließlich elektronisch zur Verfügung zu stellen. Studenten und Wissenschaftler können seitdem diese Artikel über die Bibliotheks- oder Institutsrechner lesen und ausdrucken, falls ihre Institutionen die Lizenzgebühren für diese Zeitschriften bezahlen.<br />
<br />
Die Open-Access-Bewegung hat ihre Vorläufer in den Preprint- und Dissertationsservern der 1990er.<ref name="Rahmenbedingungen">[[Gerald Spindler]] (Hrsg.): ''Rechtliche Rahmenbedingungen von Open-Access-Publikationen.'' [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]], März 2006, Universitätsverlag Göttingen, [[doi:10.17875/gup2006-115]].</ref><ref name=":0" /> Sie beruht auf der Einschätzung, dass Wissenschaftler in der übergroßen Zahl der Fälle nicht aus kommerziellen Interessen publizierten, sondern dass das Publizieren als Dokumentations- und Kommunikationsweg zu ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit dazugehöre.<br />
<br />
Ein weiterer Ausgangspunkt für die Forderung nach neuen Publikationsstrukturen war außerdem die [[Zeitschriftenkrise]]. Mit diesem Begriff wird eine Entwicklung bezeichnet, die vor allem im STM-Bereich ''(Science, Technology, Medicine)'' stattfand. Der Anteil der den Lesern zur Verfügung stehenden Literatur wurde laufend kleiner, bei steigendem Publikationsaufkommen.<ref name="Alternative Geschäftsmodelle" /> Als Folge der Zeitschriftenkrise wurden Open-Access-Verlage wie JMIR Publications (1999), [[BioMed Central]] (2000), [[Public Library of Science|PLoS]] (Anfang 2001) und [[Copernicus Publications]] (2001) gegründet.<br />
<br />
2001 gründeten, initiiert durch eine vom [[Open Society Institute]] organisierte Konferenz in Budapest im November 2001, eine Reihe bekannter Wissenschaftler, unter ihnen [[Michael Eisen]] ([[Public Library of Science]]) und [[Rick Johnson]] ([[Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition]], SPARC), die [[Budapest Open Access Initiative]] (BOAI) und verabschiedeten am 14. Februar 2002 eine Erklärung,<ref>{{Webarchiv|url=http://www.soros.org/openaccess/read.shtml |wayback=20080820061017 |text=Budapest Open Access Initiative}}.</ref> in der es u.&nbsp;a. heißt: „Frei zugänglich im Internet sollte all jene Literatur sein, die Wissenschaftler ohne Erwartung, hierfür bezahlt zu werden, veröffentlichen.“<ref>Katja Mruck, Gradmann & Mey, 2004, Absatz 5; oder {{Internetquelle |url=http://www.qualitative-research.net/fqs/boaifaq.htm |titel=Budapest Open Access Initiative: Frequently Asked Questions |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080317194157/http://www.qualitative-research.net/fqs/boaifaq.htm |archiv-datum=2008-03-17 |abruf=2010-04-23}}</ref> Diese Konferenz und die daraus entstandene BOAI wird als ein Startpunkt der Open-Access-Bewegung angesehen,<ref name="Guédon">Jean-Claude Guédon: ''The “Green” and “Gold” Roads to Open Access: The Case for Mixing and Matching''. In: ''Serials Review''. Volume 30, Issue 4, 2004, S.&nbsp;315–328, {{HDL|10760/5860}}.</ref> weil hier zum ersten Mal die verschiedenen Personen und bereits existierenden Initiativen zusammengeführt wurden.<ref name="OA-Einführung">{{Literatur |Autor=Kristin Mosch |Titel=Einführung Open Access |Sammelwerk=Wissenschaftsmanagement : Zeitschrift für Innovation. Special |Nummer=1 |Datum=2006 |ISSN=0947-9546 |Seiten=2–3 |Online=[https://bibliotheksportal.de/wp-content/uploads/2017/11/wissenschaftsmanagement.pdf Online]}}</ref> Der Aufruf bezieht sich jedoch nur auf die Gewährleistung des freien Zugriffs auf Zeitschriftenartikel, für die die Autoren kein Entgelt erhalten haben, die zuvor einen [[Peer-Review]]-Prozess durchlaufen haben und die anschließend parallel im Netz zur freien Verfügung gestellt werden sollten.<ref name="OA-Historischer Abriss" /><br />
<br />
Am 11. April 2003 wurde in Bethesda, Maryland über die Möglichkeiten einer besseren Einbindung der Beteiligten am Publikationsprozess beraten und im Juni dazu das ''[[Bethesda Statement on Open Access Publishing]]'' veröffentlicht.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.earlham.edu/~peters/fos/bethesda.htm |wayback=20120311105112 |text=Bethesda Statement on Open Access Publishing}}</ref><br />
<br />
Die [[Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen]] vom Oktober 2003 ist eine Deklaration, die die Inhalte der Budapester Erklärung und der Bethesda-Erklärung aufgreift und die Ziele der Open-Access-Bewegung erweitert definiert. Von allen wichtigen deutschen Forschungsinstitutionen wurde die Erklärung unterschrieben, wie z.&nbsp;B. der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG), der [[Hochschulrektorenkonferenz]], der [[Max-Planck-Gesellschaft]], der [[Fraunhofer-Gesellschaft]], der [[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften|Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften]] (BBAW), der [[Deutsche Initiative für Netzwerkinformation|Deutschen Initiative für Netzwerkinformation]] (DINI) und dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes [[Nordrhein-Westfalen]], das mit [[Digital Peer Publishing|DiPP]] eine eigene Initiative gegründet hatte. Außerdem haben auch internationale Organisationen unterschrieben wie z.&nbsp;B. [[Open Source Initiative]] (OSI), SPARC oder Europäische Organisation für Kernforschung [[CERN]]. Die Berliner Erklärung geht über die Forderungen der Erklärung der Budapest Open Access Initiative deutlich hinaus. Sie wird als Abschluss der Zielformulierungen der Bewegung und als Startpunkt in technischer und organisatorischer Hinsicht angesehen. Seit der Berliner Konferenz gibt es im jährlichen Abstand Folgekonferenzen.<ref name="OA-Historischer Abriss" /><br />
<br />
Der [[Schweizerischer Nationalfonds|Schweizerische Nationalfonds]] verlangt seit Januar 2023, dass alle geförderten wissenschaftlichen Publikationen sofort (ohne [[Sperrfrist (Presse)|Embargo]]frist) für die Öffentlichkeit frei verfügbar sein müssen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.snf.ch/de/33WC4FGNdpfXrqPV/news/ |titel=Freier Zugang umgehend und uneingeschränkt – das ändert ab dem 1. Januar 2023 |hrsg=[[Schweizerischer Nationalfonds]] (SNF) |datum=2022-12-21 |sprache=de |abruf=2023-02-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://oa100.snf.ch/de/home-de/ |titel=OA Seite der SNF |hrsg=[[Schweizerischer Nationalfonds]] (SNF) |sprache=de-CH |abruf=2023-02-23}}</ref><br />
<br />
== Open-Access-Strategien ==<br />
Die beiden wichtigsten Publikationswege des Open Access werden auch als „Goldener“ und „Grüner Weg“ bezeichnet.<ref name="OA-Farbenlehre">{{Internetquelle |url=https://publikationen.sulb.uni-saarland.de/bitstream/20.500.11880/23738/1/farben.pdf |titel=Die Farbenlehre des Open Access |autor=Ulrich Herb|werk=Telepolis|datum=2006-10-14 |format=PDF |sprache=de |abruf=2025-05-02}}</ref> Sie werden manchmal als konkurrierende, meistens aber einander ergänzende Modelle angesehen: die Primärveröffentlichung und die Parallelveröffentlichung. Diese beiden Strategien wurden auf der Budapester Konferenz 2002 entworfen.<ref>Frank Scholze: ''[http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2006/2859/ Goldene und grüne Strategie des Open Access – Übersicht und Vergleich].'' In: ''95. Deutscher Bibliothekartag in Dresden 2006.'' Klostermann, Frankfurt.</ref> Die Bezeichnungen „Goldener“ und „Grüner Weg“ gehen auf den Kognitionswissenschaftler [[Stevan Harnad]] zurück.<ref>[[Stevan Harnad]]: [http://eprints.soton.ac.uk/id/eprint/272617 ''Comments on Open Access FAQ of Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen.''] 2011 (vgl. auch {{Webarchiv |url=http://www.iuwis.de/meldung/faqs-zu-open-access-und-zweitver%C3%B6ffentlichungsrecht-als-iuwis-dossier |text=FAQs zu Open Access und Zweitveröffentlichungsrecht als IUWIS-Dossier |wayback=20161228153455}} und {{Webarchiv |url=http://www.allianzinitiative.de/de/handlungsfelder/open_access/ |text=''Open Access'' auf den Seiten der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen |wayback=20110501165707}}).</ref><br />
<br />
=== Goldener Weg ===<br />
Der „Goldene Weg“ ist die Erstveröffentlichung des wissenschaftlichen Textes in einem Open-Access-Medium, also vor allem in [[Open-Access-Zeitschrift]]en, die wie die konventionellen Zeitschriften ein [[Peer-Review]] einsetzen. Auch die Publikation von [[Monografie]]n sowie Sammelbänden in einem Open-Access-Verlag wird dem Goldenen Weg zugeordnet. Üblicherweise wird für eine Goldene Open-Access-Veröffentlichung die Verwendung einer freien Lizenz vorausgesetzt, bei der die Autoren ihre Rechte behalten, und jedermann ein einfaches Nutzungsrecht einräumen.<ref>Kuhlen, Rainer, Lewandowski, Dirk, Semar, Wolfgang and Womser-Hacker, Christa. Grundlagen der Informationswissenschaft, Berlin, Boston: De Gruyter Saur, 2023, S. 717. https://doi.org/10.1515/9783110769043</ref><br />
<br />
=== Grüner Weg ===<br />
Der „Grüne Weg“ ist die [[Parallelveröffentlichung]], [[Zweitveröffentlichung]] oder [[Selbstarchivierung]], die auf privaten Websites, Institutswebsites oder auf [[Dokumentenserver]]n erfolgen kann. Die Autoren speichern eine Kopie ihres Aufsatzes oder ihrer Monographie, die sie beim Verlag eingereicht haben, öffentlich zugänglich auf einem der genannten Infrastrukturelemente. Dabei wird die nicht-standardisierte Selbstarchivierung zunehmend durch eine Archivierung auf institutionellen [[Repository|Repositorien]] ergänzt und abgelöst. Diese auf dem grünen Weg publizierten Dokumente sind häufig [[Preprint|Pre-]] oder [[Postprint]]s. Nur bei Postprints hat ein Peer-Review stattgefunden.<br />
Auch Primärdaten können über den Grünen Weg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.<br />
Bei der Archivierung von Dokumenten auf Dokumentenservern werden zwei verschiedene Formen unterschieden: Institutionelle Repositorien werden von einer Institution (beispielsweise einer Hochschule) betrieben und sind meist fachübergreifend, während disziplinäre Repositorien bestimmte Fachgebiete abdecken, dafür aber institutsübergreifend sind. Ein bekanntes Beispiel für ein disziplinäres Repositorium und zugleich eines der ältesten ist [[arXiv]].<br />
<br />
Sherpa Romeo, eine Datenbank, die vom britischen [[Joint Information Systems Committee|Jisc]] betrieben wird, listet Verlage nach ihren Leitlinien in Bezug auf Urheberrechte und Parallelpublikation auf und unterscheidet vier verschiedene Kategorien, je nachdem, ob die Selbstarchivierung von Preprints und Postprints, nur von Preprints, nur von Postprints oder gar nicht erlaubt wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://v2.sherpa.ac.uk/romeo/about.html |titel=About Sherpa Romeo – v2.sherpa |abruf=2021-08-05}}</ref><br />
<br />
Die [[Open Archives Initiative]] (OAI) registriert die Betreiber dieser Repositorien und entwickelte ein inzwischen weit verbreitetes Protokoll für Metadaten, [[Open Archives Initiative#OAI Protocol for Metadata Harvesting|OAI-PMH]]. Verschiedene Dienste nutzen es zum Metadatenharvesting, so z. B. die Suchmaschine [[OAIster]] von der [[University of Michigan]], [[Scirus]] von Elsevier, die [[Bielefeld Academic Search Engine]] (BASE) oder der Metadaten- und Volltext-Aggregator CORE.<ref>{{Literatur |Autor=Petr Knoth, Drahomira Herrmannova, Matteo Cancellieri, Lucas Anastasiou, Nancy Pontika, Samuel Pearce, Bikash Gyawali, David Pride |Titel=CORE: A Global Aggregation Service for Open Access Papers |Sammelwerk=Scientific Data |Band=10 |Nummer=1 |Datum=2023-06-07 |ISSN=2052-4463 |DOI=10.1038/s41597-023-02208-w |PMC=10247729 |PMID=37286585 |Online=https://www.nature.com/articles/s41597-023-02208-w |Abruf=2023-06-11}}</ref><br />
<br />
=== Diamantener Weg ===<br />
{{Hauptartikel|Diamond Open Access}}<br />
'''Diamond Open Access''' oder auch Platin Open Access bezeichnet ein Publikationsmodell für offen zugängliche Erstveröffentlichungen (Gold Open Access) ohne Kosten für Lesende und Autoren. Der Begriff hat sich erst später als Grün und Gold etabliert und findet zunehmend Verbreitung, ist aber zugleich nicht unumstritten bzw. eindeutig definiert.<ref>Dellmann et al.: [https://www.o-bib.de/bib/article/view/5849/8747 Facetten eines Missverständnisses. Ein Debattenbeitrag zum Terminus „Diamond Open Access“] in o-bib. Das offene Bibliotheksjournal 3 (2022) {{DOI|10.5282/o-bib/5849}}</ref> Finanziert werden beispielsweise die meisten Diamond-OA-Zeitschriften durch die wissenschaftlichen Institutionen, die die Infrastruktur bereitstellen, und Wissenschaftler, die im Rahmen ihrer Arbeit die Zeitschriften herausgeben.<br />
<br />
=== Hybride Zeitschriften vs. hybrides Publizieren ===<br />
Viele kommerzielle, subskritionsbasierte Zeitschriften bieten die Möglichkeit, gegen eine zusätzliche Publikationsgebühr ([[Article Processing Charge]]) einzelne Artikel Open Access zu stellen (siehe [[Open Access#Hybride Finanzierungsmodelle|Abschnitt Geschäftsmodelle]]). Erstmals eingeführt wurde dieses „hybride“ Geschäftsmodell 2004 von [[Springer Nature|Springer]] mit seinem Open-Choice-Programm<ref>Kari Stange: ''Library consortia and Open Access initiatives''. Infotrend 2005, 60 (4), 107 [https://sfis.nu/artiklar/35-79-1-SM.pdf PDF]</ref>. Durch diese auch ''Double Dipping'' genannte Praxis können die Verlage doppelt verdienen, da neben den laufenden Subskriptionskosten für die Zeitschrift zusätzlich die Publikationsgebühren für die Open-Access-Veröffentlichung von der Bibliothek bzw. den Autoren bezahlt werden müssen.<ref>{{Literatur |Autor=Gantert, Klaus |Titel=Bibliothekarisches Grundwissen |Auflage=9., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin, Boston |Datum=2016 |ISBN=978-3-11-032145-6 |Seiten=127–128}}</ref> Aus diesem Grund sieht [[Plan S]] einen schrittweisen Ausschluss von Hybridzeitschriften aus der Finanzierung vor.<ref>Kathrin Ganz: ''Die Open-Access-Politik des Plan S: Eine Chance für Publikationsmodelle im Dienst der Wissenschaft''. [[Soziopolis]], 1. April 2020. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-81749-3</ref> <br />
<br />
Als '''hybrides Publizieren''' wird ebenfalls manchmal bezeichnet, wenn neben der frei zugänglichen elektronischen Open-Access-Version auch eine kostenpflichtige gedruckte Version veröffentlicht wird. Durch die frei zugängliche Online-Version wird die Auffindbarkeit durch Suchmaschinen und damit die Sichtbarkeit erhöht. Verlage erhoffen sich dadurch höhere Verkaufszahlen der Druckvariante. Dieses Modell kommt vor allem bei Monographien zum Einsatz.<ref>[[Eric Steinhauer]]: ''[http://www.db-thueringen.de/servlets/DocumentServlet?id=7879 Hybrides Publizieren als Marketing-Mix: Erfolgsmodell zur Verbreitung von Hochschulschriften und wissenschaftlichen Monografien].'' In: ''BuB Forum Bibliothek und Information.'' 59, 2007, S. 280–283.</ref><ref>Ulrich Herb: ''[https://www.heise.de/tp/features/Online-oder-unsichtbar-3415594.html Online oder unsichtbar].'' [[Telepolis]], 5. Oktober 2007.</ref><br />
<br />
=== Bronze ===<br />
Der Begriff „Bronze Open Access“ geht auf eine Studie aus dem Jahr 2018 zurück, in der in großem Umfang Open-Access-Artikel analysiert wurden. Er wird darin für diejenigen wissenschaftlichen Artikel verwendet, die auf Verlagswebseiten zwar frei zugänglich sind, jedoch nicht ausdrücklich unter freier Lizenz veröffentlicht wurden. Somit ergeben sich für diese Inhalte über den rein lesenden Zugriff hinaus keine Nachnutzungsmöglichkeiten und keine garantierte [[Langzeitverfügbarkeit]]. Die Studie zeigte weiterhin, dass unter den untersuchten Artikeln der Anteil von Bronze Open Access gegenüber allen anderen Subtypen am größten war.<ref>Heather Piwowar ''et al.'', ''The state of OA: a large-scale analysis of the prevalence and impact of Open Access articles'' In: ''PeerJ.'' Onlineveröffentlichung vom 13. Februar 2018, [[doi:10.7717/peerj.4375]], abgerufen am 27. April 2020.</ref><br />
<br />
=== Schwarzes Open Access / Guerilla-Open-Access ===<br />
Unter den Begriffen Schwarzes Open Access<ref>Bo-Christer Björk: ''Gold, green, and black open access''. ''Learned Publishing'', 30 (2027): 173-175. https://doi.org/10.1002/leap.1096</ref> oder [[Aaron Swartz|Guerrilla-Open-Access]] werden illegale Wege bezeichnet, Closed-Access-Materialien zugänglich zu machen.<ref>{{cite journal |last1=Bodd |first1=Ballzs |title=Pirates in the Library – An Inquiry into the Guerilla Open Access Movement |journal=SSRN Electronic Journal |date=2016 |doi=10.2139/ssrn.2816925 |issn=1556-5068|language=en}}</ref><ref>{{cite journal |last1=Björk |first1=Bo-Christer |title=Gold, green, and black open access: Gold, green, and black open access |journal=Learned Publishing |date=April 2017 |volume=30 |issue=2 |pages=173–175 |doi=10.1002/leap.1096|language=en}}</ref> Dazu zählen vor allem [[Schattenbibliothek]]en wie [[Sci-Hub]] und [[Anna's Archive]],<ref name="Mittler2017">[[Elmar Mittler]]: ''Open Access: Wissenschaft, Verlage und Bibliotheken in der digitalen Transformation des Publikationswesens''. [[Bibliothek: Forschung und Praxis]], Vol. 42, no. 1, 2018, S. 11. https://doi.org/10.1515/bfp-2018-0003</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://universitetslararen.se/2024/12/12/illegal-online-libraries-could-become-a-power-factor-in-academia/ |autor=Linus Hellerstedt |hrsg= |titel=Illegal online libraries could become a power factor in academia |werk=universitetslararen.se |datum=2024 |sprache=sv-SE |archiv-url= |archiv-datum= |offline= |abruf=2025-05-29}}</ref> aber auch Literaturtauschforen wie beispielsweise im [[Usenet]] oder in akademischen sozialen Netzwerken wie [[Researchgate]] oder [[Academia.edu]]. Auch der [[X (soziales Netzwerk)|Twitter]]-Hashtag [[ICanHazPDF]] kann dazu gezählt werden.<ref>[[Alexandra Elbakyan]]: ''From Black Open Access to Open Access of Color: Accepting the Diversity of Approaches towards Free Science''. Preprints 2024, 2024090197. https://doi.org/10.20944/preprints202409.0197.v2</ref><br />
<br />
=== Open Access für Forschungsdaten ===<br />
{{Siehe auch|E-Science}}<br />
<br />
[[Forschungsdaten]] können durch die technische Entwicklung in ungeahnter Dimension und Qualität in den wissenschaftlichen Kommunikationsprozess integriert werden.<ref name="E-Commerce-Sciene">[[Elmar Mittler]]: ''Open Access zwischen E-Commerce und E-Science – Beobachtungen zu Entwicklung und Stand.'' In: ''[[Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie]].'' Band 54, Nr. 4–5, 2007, S. 163–169, [[doi:10.18452/9343]].</ref> In der Berliner Erklärung wird auch der freie Zugang zu „Primärdaten“ mit eingeschlossen. Für Forschungsdaten, die nach den Prinzipien von Open Access veröffentlicht werden, werden auch die Begriffe '''Open Research Data''' oder '''Open Data''' verwendet. Die Veröffentlichung von Forschungsdaten trägt dazu bei, das Forschungsergebnisse nachvollziehbar, reproduzierbar und nachnutzbar werden. Forschungsdaten können als selbständige und referenzierbare Datensätze oder -sammlungen zum Beispiel in Forschungsdatenrepositorien oder auf Verlagsplattformen veröffentlicht, teilweise direkt als Anhang zu einem Forschungsartikel, teilweise indirekt, indem sie über einen Link nachgewiesen werden. Eine weitere Form der Datenpublikation sind Beiträge, in denen Forschungsdaten mit besonderer Bedeutung für das Fachgebiet bzw. besonders zur Nachnutzung geeignete Forschungsdaten beschrieben werden. Diese '''Data Papers''' werden in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, teilweise gibt es auch sogenannte '''Data Journals''', die sich auf Data Papers spezialisiert haben<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tu.berlin/ub/szf/tipps-tools/veroeffentlichen/data-paper-data-journals |titel=Data Paper & Data Journals |sprache=de |abruf=2024-10-07}}</ref>.<br />
<br />
In den [[Ingenieurwissenschaften]] wird auch für die Veröffentlichung [[Technische Dokumentation|technischer Dokumentationen]] (etwa [[CAD]]-Dateien) und freier [[Patent]]e im Sinne von [[Open-Source-Hardware|Open Hardware]] geworben.<ref>{{Literatur |Autor=Maximilian Voigt |Titel=Open Hardware and Scientific Autonomy in Germany: How Transfer Activities Can Become More Attractive |Datum=2023 |DOI=10.34669/WI.CP/4.9 |Online=https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/86102 |Abruf=2023-04-12}}</ref><br />
<br />
=== Open Access für Bücher ===<br />
{{Hauptartikel|Open-Access-Buch}}<br />
Eine Erweiterung erfährt der Open-Access-Begriff, der sich zunächst vor allem auf Artikel in Fachzeitschriften bezog, durch die Veröffentlichung von [[Monografie]]n unter Open-Access-Bedingungen. So plant beispielsweise das von der [[Europäische Union|Europäischen Union]] geförderte Projekt OAPEN, das aus der Zusammenarbeit mehrerer [[Universitätsverlag]]e hervorging, Bücher aus geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen frei zugänglich zu machen. Damit soll verhindert werden, dass die Wissenschaften, bei denen die Kommunikation hauptsächlich über Monographien und weniger über Fachaufsätze erfolgt, einen strukturellen Nachteil gegenüber Wissenschaften entwickeln, in denen die Open-Access-Strategien bereits eine höhere Verbreitung gefunden haben.<ref>{{Literatur |Autor=Margo Bargheer, Andrea C. Bertino |Titel=HIRMEOS |Sammelwerk=Bibliothek Forschung und Praxis |Band=42 |Nummer=3 |Datum=2018-12-19 |ISSN=1865-7648 |Seiten=476–485 |DOI=10.1515/bfp-2018-0056}}</ref><br />
<br />
=== Digitalisate ===<br />
Viele Verlage versuchen durch die Digitalisierung ihrer älteren Bestände, auch [[Retrodigitalisierung]] genannt, weitere Geschäftsfelder zu erschließen. Manche tun dies in Kooperation mit den Bibliotheken, beispielsweise in Projekten wie [[DigiZeitschriften]]. Einige Großverlage haben ihre Bestände in Eigenregie gescannt, obwohl sie vor der Verabschiedung des zweiten Korbs nach dem [[Urheberrecht (Deutschland)|Deutschen Urheberrecht]] keine Rechte dafür besaßen.<ref name="E-Commerce-Sciene" /><br />
<br />
=== Open Access für Kulturgut ===<br />
Die Berliner Erklärung spricht – der [[European Cultural Heritage Online|ECHO]]-Charta folgend – ausdrücklich die Kulturgüter in Archiven, Bibliotheken und Museen an. Auch sie sollen kostenlos und nachnutzbar nach den gleichen Prinzipien wie die wissenschaftliche Fachliteratur zugänglich sein. Dies führt allerdings zu Konflikten im Bereich der [[Bildrechte]]. Freie Projekte beschweren sich über das sogenannte [[Copyfraud]] der kulturgutverwahrenden Institutionen, die ihrer Ansicht nach gemeinfreie Werke remonopolisieren, indem nicht bestehende Urheberrechte behauptet werden.<ref>Vgl. [[Klaus Graf (Historiker)|Klaus Graf]]: ''Kulturgut muß frei sein!'' In: ''Kunstchronik.'' Band 60, Nr. 11, 2007, S. 507–510, [[doi:10.11588/artdok.00000529]].</ref> Auf der anderen Seite kämpfen Kulturerbeeinrichtungen und insbesondere Museen darum, dass sie Abbildungen von geschützten Werken der bildenden Kunst in ihren Sammlungen im Internet zeigen und über soziale Netzwerke teilen dürfen.<ref>{{Internetquelle |url=https://vimeo.com/240462203 |titel="Digitaler Glaubenskrieg? – Zur Nutzbarkeit von Kunstwerken im Netz" |werk=Vimeo.com |hrsg=Die Pinakotheken München |datum=2017-10-06 |abruf=2018-08-25 |kommentar=Podiumsdiskussion auf der Tagung „Museen im digitalen Raum. Chancen und Herausforderungen“ am 6.&nbsp;Oktober 2017 in der Pinakothek der Moderne München. Moderation: Vera Cornette (Bayerischer Rundfunk). Teilnehmer: Hanns-Peter Frentz (Leitung, bpk-Bildagentur), Anke Schierholz (Justiziarin, VG Bild-Kunst), Ellen Euler (Professorin für Open Access und Open Data an der Fachhochschule Potsdam), Stephanie Niederalt (Justiziarin, Bayerische Staatsgemäldesammlungen), Antje Schmidt (Leitung Digitale Inventarisierung, MKG Hamburg), Max Westphal (Kunstvermittler und Mediengestalter)}}</ref><br />
<br />
== Finanzierung ==<br />
Auch beim digitalen Veröffentlichen von Dokumenten entstehen Kosten, auch wenn sie nicht so hoch sind wie bei gedruckten Werken. In der traditionellen Publikationswirtschaft werden wissenschaftliche Publikation von den Wissenschaftsverlagen als verwertbare Marktware definiert,<ref>(wissenschaftsmanagement special 1/2006)</ref> während bei Open Access Wissenschaftler, Forschungsförderer, Institutionen und Bibliotheken teilweise an die Stelle der Verlage treten und damit die Produktionskette des Publikationsmarktes verändern. Diese Richtung wird auch als '''Wissenschaftsgeleitetes Publizieren''' oder '''Scholar-led Open Access''' bezeichnet.<br />
<br />
=== Publikationsgebühren ===<br />
{{Hauptartikel|Article Processing Charge}}<br />
Eine große Zahl von Open-Access-Zeitschriften verlangt von den Autoren [[Publikationsgebühr]]en, die sich üblicherweise an den Prozesskosten orientieren, die dem Verlag pro Online-Veröffentlichung durchschnittlich entstehen. Sie werden auch als '''Article Processing Charge'''<ref name="Alternative Geschäftsmodelle">Birgit Schmidt: ''[http://eprints.rclis.org/10711/1/Schmidt_Open_Access.pdf Auf dem „goldenen“ Weg? Alternative Geschäftsmodelle für Open-Access-Primärpublikationen].'' In: ''Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie.'' 54, Nr. 4–5, 2007, S. 177–182.</ref> (APC) und das Geschäftsmodell als Autor-zahlt-Modell (englisch {{lang|en|''author pays model''}}) bezeichnet. In einer Studie der [[Kaufmann-Wills-Group]] wurde festgestellt, dass dieses Finanzierungsmodell bei den Open-Access-Zeitschriften bei unter 50 Prozent und damit unter dem Wert für konventionelle Zeitschriften liegt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.alpsp.org/ForceDownload.asp?id=70 |text=The Facts About Open Access. A study of the financial and non-financial effects of alternative business models for scholarly journals. |wayback=20090630002720}} (PDF)</ref> Zwischen den einzelnen Fachdisziplinen gibt es große Unterschiede: In jenen Wissenschaften, in denen eine Publikationsgebühr, oft in Form eines [[Druckkostenzuschuss]]es in Form von ''page charges'' und ''colour charges'', auch bei konventionellen Zeitschriften erhoben wird (z. B. in den Biowissenschaften), ist der Anteil höher; bei geisteswissenschaftlichen Zeitschriften ist er geringer.<br />
Manche Zeitschriften erlassen den Autoren die Gebühren, wenn sie finanziell benachteiligten Einrichtungen angehören.<br />
<br />
Etliche Förderorganisationen ermutigen oder verpflichten ihre Wissenschaftler zum Open-Access-Publizieren und übernehmen teilweise oder ganz die Veröffentlichungsgebühren, so dass die Etats der Arbeitsgruppen und Institute nicht oder weniger stark belastet werden.<br />
<br />
Die [[Deutsche Forschungsgemeinschaft]] unterstützte mit dem von 2009 bis Ende 2020 laufenden Förderprogramm „Open-Access-Publikationskosten“ wissenschaftliche Hochschulen bei der Einrichtung von Publikationsfonds, aus denen die Hochschulen die Gebühren für Publikationen von Hochschulangehörigen in Open-Access-Zeitschriften finanzieren können.<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Fournier, Roland Weihberg |Titel=Das Förderprogramm »Open Access Publizieren« der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zum Aufbau von Publikationsfonds an wissenschaftlichen Hochschulen in Deutschland |Sammelwerk=Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie |Band=60 |Nummer=5 |Datum=2013-10-10 |Seiten=236–243 |Online=http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jparticle_00296038 |Abruf=2021-03-02 |DOI=10.3196/186429501360528}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Arvid Deppe |Titel=Ansätze zur Verstetigung von Open-Access-Publikationsfonds |Datum=2015-12-30 |ISSN=1438-7662 |Online=https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/2797 |Abruf=2021-03-02 |DOI=10.18452/2145}}</ref><br />
<br />
=== Institutionelle Mitgliedschaft und Verlagsvereinbarungen ===<br />
{{Anker|Institutionelle Mitgliedschaft}}{{Anker|Verlagsvereinbarung}}Beim Modell der „Institutionellen Mitgliedschaft“ leisten Forschungsinstitutionen oder ihre Bibliotheken eine Vorauszahlung oder zahlen eine Jahresgebühr, um den angehörigen Wissenschaftlern die Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse in einem Open-Access-Journal ohne weitere Kosten oder zumindest zu vergünstigten Bedingungen zu ermöglichen.<ref>{{Internetquelle |url=https://open-access.network/informieren/open-access-grundlagen/open-access-gruen-und-gold |titel=Open Access Grün und Gold |werk=open-access.network |hrsg=Universität Konstanz |datum=2022-02-11 |abruf=2023-06-11}}</ref><ref name=":2">{{Literatur |Autor=Bernhard Mittermaier |Titel=Institutionelle Mitgliedschaften |Hrsg=Konstanze Söllner, Bernhard Mittermaier |Sammelwerk=Praxishandbuch Open Access |Verlag=De Gruyter Saur |Datum=2017 |ISBN=978-3-11-049406-8 |DOI=10.1515/9783110494068-011 |Kapitel=2c |Seiten=94–101}}</ref><ref name=":1">{{Literatur |Autor=Bo-Christer Björk, David Solomon |Titel=Pricing principles used by scholarly open access publishers |Sammelwerk=Learned Publishing |Band=25 |Nummer=2 |Datum=2012 |DOI=10.1087/20120207 |Seiten=132–137 |Online=http://doi.wiley.com/10.1087/20120207 |Abruf=2023-06-11}}</ref> Ein bekanntes Beispiel für dieses Geschäftsmodell ist der britische Verlag [[BioMed Central]].<ref name=":1" /><br />
<br />
Die Abgrenzung zwischen einem Abonnement und einer institutionellen Mitgliedschaft ist nicht immer ganz scharf. Ein Zeitschriftenabonnement kann beispielsweise einen Rabatt auf die Publikationsgebühren des entsprechenden Verlags einschließen.<ref name=":2" /> Aus Sicht der Kunden, insbesondere publikationsstarker Einrichtungen, ist das Modell einer institutionellen Mitgliedschaft attraktiv. Für Verlage besteht jedoch das Risiko, dass vereinbarte Pauschalen unter den tatsächlichen Kosten liegen.<ref name="Alternative Geschäftsmodelle" /><br />
<br />
Der Begriff „Institutionelle Mitgliedschaft“ für diese Art Finanzierungsmodell ist umstritten, da kein Einfluss auf den Verlag besteht – im Gegensatz zu der Situation bei einer ebenfalls als „institutionelle Mitgliedschaft“ bezeichneten [[Mitgliedschaft]] einer [[juristische Person|juristischen Person]] in einem Verein oder Verband. Im Englischen wird deshalb auch von ''institutional sponsorship'' gesprochen.<ref name=":2" /><br />
<br />
Im deutschen Sprachraum hat sich außerdem die Bezeichnung „Verlagsvereinbarung“ für Verträge mit Verlagen verbreitet, in denen z.&nbsp;B. Rabatte und Zahlungsmodalitäten festgelegt werden. Gemeint ist auch hier eher ein [[Rahmenvertrag]] zwischen Bibliothek und Verlag.<ref name=":2" /><br />
<br />
Kritisch betrachtet wird der Begriff „Institutionelle Mitgliedschaft“ auch aus Perspektive der [[Wissenschaftsfreiheit]], da bei Beschäftigten einer Forschungsinstitution der Eindruck entstehen kann, Publikationen seien bevorzugt bei Verlagen einzureichen, mit denen eine solche bestehe.<ref name=":2" /><br />
<br />
=== Hybride Finanzierungsmodelle ===<br />
In hybriden Finanzierungsmodellen werden sowohl Open-Access-Artikel als auch zugangsbeschränkte Artikel innerhalb einer Zeitschrift publiziert. Der Verlag hält an den ursprünglichen Subskriptionsmodellen fest, bietet den Autoren aber zusätzlich an, gegen eine Gebühr den Artikel als Open Access freischalten zu lassen. Zahlen die Autoren die Extragebühren nicht, wird der Artikel nur gegen Entgelt abgegeben. Für die Bibliotheken bedeutet dieses hybride Modell zunächst keine finanzielle Entlastung.<ref>{{Literatur |Autor=Bernhard Mittermaier |Titel=2b. Hybrider Open Access |Verlag=De Gruyter Saur |Datum=2017 |ISBN=978-3-11-049406-8 |DOI=10.1515/9783110494068-010}}</ref> Der [[Wissenschaftsverlag]] [[Springer Science+Business Media|Springer]] führte im Juli 2004 als einer der ersten Verlage das hybride Modell unter dem Namen ''Open choice'' ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://support.springernature.com/de/support/solutions/articles/6000084609-open-choice-programm |titel=Open Choice-Programm |hrsg=Springer-Verlag GmbH |datum=2020-11-26 |sprache=de |abruf=2021-11-25}}</ref> Für die Freischaltung zu Open Access wurden 3000 US-Dollar pro Publikation verlangt. Etliche weitere Verlage folgten diesem Vorstoß und verlangten 2007 Gebühren zwischen 1000 und 5000 US-Dollar.<ref name="Alternative Geschäftsmodelle" /><br />
<br />
=== Publish-and-Read-Verträge, auch Transformationsverträge oder Offsetting ===<br />
Das Modell des ''Offsettings'' kann als Transformationsmodell zwischen der ausschließlichen Zahlung von Subskriptionsgebühren und der ausschließlichen Zahlung von Publikationsgebühren angesehen werden. Bibliotheken bzw. [[Konsortium|Konsortien]] zahlen hier in der Übergangsphase die etablierten Subskriptionsgebühren zuzüglich der Publikationsgebühren. Im Folgejahr reduziert sich dann der Preis für die Subskriptionsgebühren um den Betrag der Publikationsgebühren des vorherigen Jahres.<ref>{{Literatur |Autor=Kai Geschuhn |Titel=3e. Offsetting |Sammelwerk=Praxishandbuch Open Access |Verlag=De Gruyter |Datum=2017-05-22 |ISBN=978-3-11-049406-8 |DOI=10.1515/9783110494068-022 |Seiten=190–196 |Online=https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110494068-022/html |Abruf=2023-09-10}}</ref> Verlage können so weiterhin verlässliche Einnahmen erzielen, während langsam ein Übergang im Finanzierungsmodell geschieht. Die Verträge zwischen den Konsortien und den Verlagen werden auch als '''Transformationsverträge''' und das Modell als '''Publish-and-Read-Modell (PAR)''' bezeichnet. Die '''ESAC''' (Efficiency and Standards for Article Charges)-Initiative<ref>[https://esac-initiative.org/about/about-esac/ About ESAC]. Website der ESAC-Initiative. Abgerufen am 12. September 2024.</ref> sammelt seit 2014 Daten und Fakten zum Thema Transformationsverträge.<br />
<br />
=== Subscribe to Open (S2O) ===<br />
Beim „Subscribe to Open“-Modell werden Closed-access-Zeitschriften in Open-Access-Zeitschriften überführt, indem sich eine genügend große Anzahl an Bibliotheken und Institutionen dazu verpflichten, die zuvor üblichen [[Abonnement]]sgebühren auch nach der Überführung in Open Access weiterzuzahlen. Dadurch fallen für die Autoren keine APC (Publikationsgebühren) mehr an (Diamond Open Access).<ref>''[https://subscribetoopencommunity.org/ Webseite Subscribe to Open]'', abgerufen am 30. März 2025.</ref><ref>''[https://www.o-bib.de/bib/article/view/5810/8663 in o-bib. Das offene Bibliotheksjournal]'' {{DOI|10.5282/o-bib/5810}}</ref> Das Modell wurde 2017 vom US-Verlag [[Annual Reviews]] entwickelt und es beteiligen sich bislang 15 Verlage mit mehr als 150 Zeitschriften an dem Modell (Stand 2023).<ref>Knowledgespeak: ''[https://www.knowledgespeak.com/news/conversion-to-oa-using-equitable-new-model-sees-upsurge-in-usage-of-expert-scientific-knowledge/ Conversion to OA using equitable new model sees upsurge in usage of expert scientific knowledge]'', abgerufen am 30. März 2025.</ref> Subscribe to Open veröffentlicht eine Tabelle mit Zahlen der sich beteiligenden Verlage, Stand März 2025 wurden auf diese Weise mehr als 300 Zeitschriften unter eine freie Lizenz gestellt.<ref>Subscribe to Open: ''[https://docs.google.com/document/d/1Me7X0HtV4n4Q-KWIu7HxORMGg8aWfC6mSGo8hRvlF5k/edit?tab=t.0 Publishers Publishers Employing Subscribe-to-Open with Journal Counts Since 2020]'', abgerufen am 30. März 2025.</ref><br />
<br />
=== Weitere Finanzierungsmodelle ===<br />
Bei dem „Community-Fee-Modell“ werden die beispielsweise von einer Fachgesellschaft publizierten Artikel über die Mitgliedsbeiträge finanziert. Andere Verlage nutzen die institutionelle Infrastruktur von Bibliotheken und Universitäten und werden so von diesen querfinanziert. Auch der Verkauf von Printprodukten kann zur Finanzierung der Online-Publikation mit beitragen.<br />
<br />
== Umsetzung ==<br />
Für die Forderung nach Open Access spricht, dass damit stark [[subvention]]ierte Forschungsergebnisse der Universitäten und anderer öffentlich unterstützter Forschungseinrichtungen frei zugänglich werden und nicht teuer verkauft werden: Open Access ist „die geeignete Antwort auf die Krise der wissenschaftlichen Literatur, die sich nicht nur auf die [[Zeitschrift]]enpreise auswirkt, sondern auch dazu führt, dass etwa ein Sammelband in vierfacher Weise von der öffentlichen Hand subventioniert wird und der Staat so seine eigenen Forschungsergebnisse von kommerziellen Verlagen ''zurück''kauft“.<ref>vgl. Zusammenfassung In: [[Klaus Graf (Historiker)|Klaus Graf]]: [https://www.zeitenblicke.de/2003/02/graf.htm ''Wissenschaftliches E-Publizieren mit „Open Access“ – Initiativen und Widerstände''.] In: ''Zeitenblicke'', 2(2), 2003</ref><br />
<br />
Eine der Barrieren für das Online-Publishing mit Open Access ist das akademische Belohnungssystem.<ref>vgl. z.&nbsp;B. Bo-Christer Björk: {{Webarchiv |url=http://informationr.net/ir/9-2/paper170.html |text=''Open access to scientific publications – an analysis of the barriers to change'' |wayback=20101202150132}}. Information Research, 9(2), Januar 2004, Paper 170</ref> Problematisch war zu Beginn der Bewegung auch, dass z.&nbsp;B. reine Online-Zeitschriften in traditionellen Datenbanken nur selten erschlossen und indiziert sind.<ref>vgl. Keller, 2003, Absatz 42</ref><br />
<br />
== Forschungspolitik == <br />
Seit Beginn der 2000er begannen international forschungspolitische Bemühungen, das wissenschaftliche Publikationswesen auf Open Access umzustellen, die sogenannte Open-Access-Transformation.<br />
<br />
[[Plan S]] ist eine von der ''cOAlition S'', einem Zusammenschluss von 22 nationalen und internationalen Forschungsförderern sowie der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] und dem [[Europäischer Forschungsrat|Europäischen Forschungsrat]], 2018 veröffentlichte Strategie zur Förderung des freien Zugangs zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, die mit [[Finanzielle Fördermittel|öffentlichen Mitteln]] erarbeitet wurden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.coalition-s.org/why-plan-s/ |titel=Why Plan S {{!}} Plan S |abruf=2021-11-25}}</ref><br />
<br />
== Argumente von Open-Access-Befürwortern ==<br />
Befürworter führen neben den bereits erwähnten finanziellen Argumenten weitere Gründe an, die für eine größere Verbreitung von Open Access sprechen:<br />
<br />
* '''Nachprüfbarkeit''': Wenn Forschungsdaten und die darauf aufbauenden Forschungsergebnisse offen zugänglich sind, können diese von mehr Menschen überprüft werden.<br />
* '''Höhere Zitationshäufigkeit''': Open-Access-Publikationen werden häufiger gelesen und häufiger zitiert.<ref>{{Internetquelle |autor=Steve Hitchcock |url=http://opcit.eprints.org/oacitation-biblio.html |titel=The effect of open access and downloads ('hits') on citation impact: a bibliography of studies |datum=2013-06-13 |sprache=en |abruf=2020-03-27}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Uwe Böhme, Silke Tesch |Titel=Vorteil für Open-Access-Publikationen |Sammelwerk=Nachrichten aus der Chemie |Band=67 |Nummer=4 |Datum=2019 |ISSN=1868-0054 |Seiten=29–32 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/nadc.20194086508 |Abruf=2021-10-26 |DOI=10.1002/nadc.20194086508}}</ref><br />
* '''Ermöglichung und Beschleunigung wissenschaftlicher (internationaler) Zusammenarbeit''':<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Gerdes |Titel=Die Open-Science-Bewegung und ihre Bedeutung für die wissenschaftlichen Bibliotheken |Verlag=Humboldt-Universität zu Berlin |Ort=Berlin |Datum=2018-04-03 |Seiten=16 |Online=[https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/19721 Online] |Abruf=2020-03-27 |DOI=10.18452/18983}}</ref> Beispielsweise ermöglichten im Rahmen der [[COVID-19-Pandemie]] zahlreiche Verlage und Institutionen Open-Access-Zugang zu allen das Virus und die Pandemie betreffenden Publikationen, um die Bekämpfung der Pandemie zu beschleunigen.<ref name="Lancet">{{Internetquelle |url=https://www.thelancet.com/coronavirus |titel=COVID-19 Resource Centre |werk=Website [[The Lancet]] |sprache=en |abruf=2020-02-21}}</ref><ref name="JAMA">{{Internetquelle |url=https://jamanetwork.com/journals/jama/pages/coronavirus-alert |titel=Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) |werk=Website [[Journal of the American Medical Association]] |sprache=en |abruf=2020-02-21}}</ref><ref name="NEJM">{{Internetquelle |url=https://www.nejm.org/coronavirus |titel=Coronavirus (Covid-19) |werk=Website [[Journal of the American Medical Association]] |sprache=en |abruf=2020-02-21}}</ref><ref name="Springer_Nature">{{Internetquelle |url=https://www.springernature.com/gp/researchers/campaigns/coronavirus |titel=SARS-CoV-2 and COVID-19 |werk=Website [[Springer Nature]] |sprache=en |abruf=2020-02-21}}</ref><ref name="WHO_research">{{Internetquelle |url=https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/global-research-on-novel-coronavirus-2019-ncov |titel=Global research on coronavirus disease (COVID-19) |werk=Website WHO |datum=2020 |sprache=en |abruf=2020-02-21}}</ref><br />
* '''Schnelle Relevanzprüfung möglich''': Häufig ist es bei der Recherche nach Informationen selbst dann nicht möglich, zielsicher einzuschätzen, ob ein Werk relevant für den eigenen Informationsbedarf ist, wenn Titel, Abstract, Inhaltsverzeichnis und Schlag-/Stichworte gegeben sind. In diesem Fall hilft nur ein Blick ins Werk selbst. Wenn dieser Blick ins Werk nicht kostenlos ist, entstehen selbst für die Werke Kosten, die das eigene Informationsbedürfnis nicht betreffen.<br />
* '''Bessere Auffindbarkeit''': Open-Access-Publikationen sind auch für [[Suchmaschine]]n und [[Webcrawler]] frei zugänglich. Der Indexierung dieser Publikationen liegen deshalb nicht nur vom Verlag bereitgestellte Metadaten, sondern auch die Volltexte zu Grunde, was zu einer präziseren maschinellen Aufarbeitung und zu einer besseren Auffindbarkeit führen kann.<br />
<br />
== Kritik ==<br />
{{Siehe auch|Predatory Open-Access Publishing}}<br />
=== Veröffentlichungszwang in OA-Zeitschriften ===<br />
Manche Wissenschaftler und Autoren wissenschaftlicher Arbeiten sehen in der zunehmenden Subventionierung freier Veröffentlichungen durch Wissenschaftsförderer und -organisationen einen unrechtmäßigen Zwang zu dieser Art der Veröffentlichung. Nach Ansicht der Kritiker wird der Autor derart eingeschränkt, dass er nicht mehr frei entscheiden kann, auf welche Weise er die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit veröffentlichen möchte.<ref>so z.&nbsp;B. Uwe Jochum (2009): ''Urheber ohne Recht. Wie Staat und Bürokratie mittels Open Access Wissenschaftler enteignen''. In: ''Lettre International'' Nr. 87, 2009, S.&nbsp;7–12.</ref><br />
<br />
Eine ähnliche Auffassung vertreten auch die Autoren und Unterzeichner des sogenannten [[Heidelberger Appell]]s, die in der offenen Unterstützung der [[Allianz der Wissenschaftsorganisationen]] für Open Access „weitreichende Eingriffe in die Presse- und Publikationsfreiheit“ sehen,<ref>Roland Reuss und andere: [http://www.textkritik.de/urheberrecht/index.htm ''Für Publikationsfreiheit und die Wahrung der Urheberrechte''.]</ref> oder der Bibliothekar [[Uwe Jochum]], der 2009 in der Wissenschaftszeitung ''[[Recherche (Zeitung)|Recherche]]'' resümierte, dass das, was „als Versuch begann, einen Ausweg aus der Zeitschriftenkrise zu finden“ unter der Hand „zu einem Projekt der Totaltransformation von Wissenschaft geworden“ sei, an dessen Ende eine „vollständig digitalisierte Forschungsinfrastruktur“ stehen solle, „in der alle Publikationen als ‚Open-Access‘-Publikationen erscheinen und verwaltet werden“. Zudem sei Open Access insgesamt teurer als das traditionelle Modell.<ref>{{Literatur |Autor=Uwe Jochum |Titel=„Open Access“ – ein Irrweg |Sammelwerk=[[Recherche (Zeitung)|Recherche]] |Nummer=3/2009 |Datum=2009 |Online=https://www.recherche-online.net/texte/uwe-jochum-open-access-ein-irrweg/ |Abruf=2023-06-17}}</ref><br />
<br />
Die Vorwürfe, sie verfolge das Ziel, verfassungswidrig in Publikationsfreiheit oder Urheberrechte einzugreifen oder Verlagsinteressen nicht zu berücksichtigen, wiesen die in der Allianz zusammengeschlossenen Wissenschaftsorganisationen in einer gemeinsamen Erklärung vom März 2009 zurück.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/neues/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-single/newsdetails/gemeinsame-erklaerung-der-wissenschaftsorganisationen-open-access-und-urheberrecht-kein-eingriff-in-die-publikationsfreiheit |titel=Gemeinsame Erklärung der Wissenschaftsorganisationen – Open Access und Urheberrecht: Kein Eingriff in die Publikationsfreiheit |hrsg=[[Leibniz-Gemeinschaft]] |datum=2009-03-25 |abruf=2023-06-17 |sprache=de}}<!-- oder auch: https://web.archive.org/web/20200808150009/http://www.humboldt-foundation.de/web/pressemitteilung-2009-08.html --></ref><br />
<br />
=== Interessenkonflikte ===<br />
Bei Open-Access-Veröffentlichungen müssen in vielen Fällen von den Autoren oder ihren Einrichtungen Publikationsgebühren gezahlt werden, um die Kosten der digitalen Bereitstellung zu decken („Autor-zahlt-Modell“). Damit stellt sich die Frage, welcher Autor bei knappen Mitteln unter Anlegung welcher Kriterien in den Genuss einer von der Wissenschaftsorganisation subventionierten Veröffentlichung kommt. Lauten diese Kriterien (offen oder verdeckt) ''Stellung in der wissenschaftlichen Hierarchie'', ''[[Anciennität]]'', ''Macht'' o.&nbsp;ä., dann kann es zu einem Konflikt mit dem eigentlich maßgeblichen Kriterium ''Nachweis wissenschaftlicher Qualität'' durch externe Begutachtung kommen. Ein ähnlicher Konflikt entsteht, wenn eine Subventionierung der Veröffentlichung durch Firmen (und in deren Interesse) erfolgt.<ref name="Informationsplattform">{{Internetquelle |url=http://open-access.net/de/allgemeines/gruende_und_vorbehalte/vorbehalte_gegen_oa/ |titel=Informationsplattform Open Access: Vorbehalte gegen OA |hrsg=Freie Universität Berlin, Universität Bielefeld, Universität Göttingen, Universität Konstanz |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150206190839/http://open-access.net/de/allgemeines/gruende_und_vorbehalte/vorbehalte_gegen_oa/ |archiv-datum=2015-02-06 |abruf=2017-02-15}}</ref><br />
<br />
Darüber hinaus kann es Interessenkonflikte bezüglich Gutachtensstandards geben. Immer wieder gibt es – nicht nur bei digitalen Publikationen – Auseinandersetzungen um die Qualität und Neutralität von Gutachten. Im Zusammenhang mit digitalen Publikationen wird dabei vor allem befürchtet, dass Gutachter auch solche Publikationen passieren lassen, die eigentlich nicht den Standards entsprechen, „da ein durch Gebühren gestütztes Publikationsmodell einen Anreiz für niedrige Ablehnungsquoten biete.“<ref name="Informationsplattform" /> Im Folgenden sind zwei Beispiele für Interessenkonflikte bei Gutachtensstandards genannt.<br />
<br />
Im April 2009 veröffentlichte eine Gruppe von Wissenschaftlern in ''The Open Chemical Physics Journal'' Ergebnisse, nach denen der Nachweis von [[Nanothermit]], einem experimentellen Explosivstoff, in unreagiertem und reagiertem Zustand in Proben des Staubs des [[World Trade Center]]s gelungen sei. Der Artikel erschien in einem Open-Access-Journal der Bentham-Science-Verlagsgruppe. Nach Angaben der Autoren hat ein [[Peer-Review]]-Verfahren stattgefunden, das bei dem betreffenden Journal nach Verlagsangaben Standard ist.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.bentham.org/open/ |text=Website des Verlags Bentham Science. |wayback=20110305112109}} Unter ''Important to know for Authors'' findet sich die Aussage: “All submitted articles undergo a fast but rigorous peer-review procedure (…)”</ref> Der Artikel, der eine hohe Aufmerksamkeit bei Anhängern von [[Verschwörungstheorie]]n findet, da er als erster Nachweis einer kontrollierten Sprengung angesehen wird, wurde jedoch massiv inhaltlich kritisiert. Zwei Chefredakteure des Journals traten wegen der Angelegenheit zurück, u.&nbsp;a. wegen massiver Unzufriedenheit mit der Handhabung von Veröffentlichung und Peer-Review durch den Verlag.<ref>Denis G. Rancourt: ''[https://beforeitsnews.com/9-11-and-ground-zero/2011/01/another-editor-in-chief-resigned-over-the-harrit-et-al-nanothermite-paper-343938.html (Another) Editor in Chief resigned over the Harrit et al. nanothermite paper]'' beforeitsnews.com, 7. Januar 2011</ref><br />
<br />
Drei Monate später musste ein weiterer Chefredakteur eines Open-Access-Journals des Verlags zurücktreten. Die Zeitschrift hatte angeboten, einen Scherzartikel nach angeblich erfolgter Peer-Review und gegen Zahlung von 800 US$ Kostenbeitrag zu veröffentlichen. Der Vorfall löste eine Diskussion um die Begutachtungsstandards von Open-Access-Journalen aus, die wissenschaftliche Beiträge gegen eine Geldzahlung veröffentlichen.<ref>Phil Davis: [https://scholarlykitchen.sspnet.org/2009/06/10/nonsense-for-dollars/ ''Open Access Publisher Accepts Nonsense Manuscript for Dollars''.] scholarlykitchen.sspnet.org, 10. Juni 2009, abgerufen am 11. März 2011</ref><ref>Jessica Shepherd: [https://www.theguardian.com/education/2009/jun/18/science-editor-resigns-hoax-article ''Science journal fails to spot hoax despite heavy hints from authors''.] guardian.co.uk, 18. Juni 2009, abgerufen am 11. März 2011</ref><br />
<br />
=== Probleme bei der Auffindbarkeit und Langzeitarchivierung von Dokumenten ===<br />
Über die genannten Punkte hinaus wird kritisiert, dass die Auffindbarkeit von Open-Access-Dokumenten sowie deren Langzeitarchivierung Probleme darstellten, die bisher nicht gelöst seien. Befürworter halten dem entgegen, dass durch die Beschreibung der Dokumente mit Hilfe von Metadaten, die Möglichkeiten moderner Volltextsuche und die Vernetzung der Open-Access-Repositories die Auffindbarkeit und schnelle Bereitstellung von wissenschaftlichen Publikationen eher gegeben sei als bei gedruckten Medien. Bei stetig abnehmenden Kosten für elektronische Speicher und der systematischen Entwicklung nationaler und internationaler Archivsysteme verliert darüber hinaus das Problem der Langzeitarchivierung an Bedeutung.<ref name="Informationsplattform" /><br />
<br />
=== Mangelhafter Peer-Review-Prozess ===<br />
Der Journalist und Biologe John Bohannon testete die Vertrauenswürdigkeit von Open-Access-Zeitschriften, indem er eine eigens verfasste, fehlerhafte Studie an 304 Open-Access-Zeitschriften schickte. Von diesen akzeptierten 157 Zeitschriften die Arbeit, 98 wiesen sie ab. 36 Zeitschriften fielen die offensichtlichen wissenschaftlichen Fehler auf, bei 16 wollten die Herausgeber die Studie trotzdem veröffentlichen. So hatte das 2004 gegründete [[Directory of Open Access Journals]] ursprünglich nur formale Kriterien für eine Aufnahme einer Zeitschrift in das Verzeichnis.<ref>[https://sciencev2.orf.at/stories/1725951/index.html ''science.orf.at – Hälfte der Zeitschriften akzeptiert Pseudostudie'']. Artikel vom 4. Oktober 2013, abgerufen am 30. Mai 2022.</ref> 2014 wurden die Kriterien für die Aufnahme in das DOAJ verschärft, sodass Zeitschriften, die bis März 2014 nach alten Kriterien registriert waren, eine erneute Aufnahme beantragen müssen.<ref>[https://doajournals.wordpress.com/category/reapplications/ ''DOAJ – Reapplications'']. Abgerufen am 30. Januar 2015.</ref><ref>[https://doajournals.wordpress.com/2014/05/29/a-note-about-reapplications/ ''DOAJ – A note about Reapplications''.] 29. Mai 2014; abgerufen am 30. Januar 2015.</ref><br />
<br />
=== Ökonomisierung ===<br />
Mithin wird die Kommerzialisierung des Open Access kritisiert (z.&nbsp;B. durch das Modell der Publikationsgebühren oder in Form landesweiter Konsortien zur kombinierten Subskription von wissenschaftlichen Zeitschriften inklusive einer daran geketteten Möglichkeit der Open-Access-Publikation), da diese die Dominanz bereits marktbeherrschender Verlage verstärken und die Kostenspirale im wissenschaftlichen Publikationsmarkt weiter in die Höhe schrauben würde.<ref>{{Literatur |Autor=Ulrich Herb |Titel=Open Access zwischen Revolution und Goldesel |Sammelwerk=Information – Wissenschaft & Praxis |Band=68 |Nummer=1 |Datum=2017-02-01 |ISSN=1619-4292 |Seiten=1–10 |Kommentar=freier Volltext |DOI=10.1515/iwp-2017-0004}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Ulrich Herb |Titel=Ist Open Access an ein Ende gelangt? Ein Interview |Sammelwerk=LIBREAS. Library Ideas |Nummer=32 |Datum=2017 |Online=[https://libreas.eu/ausgabe32/herb/ Online]}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Ulrich Herb |Hrsg=Ulrich Herb, Joachim Schöpfel |Titel=Open Access and Symbolic Gift Giving |Sammelwerk=Open Divide: Critical Studies on Open Access |Verlag=Litwin Books |Ort=Sacramento, CA |Datum=2018 |ISBN=978-1-63400-029-1 |Seiten=69–81 |DOI=10.5281/zenodo.1206377}}</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Schattenbibliothek]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
{{Überarbeiten |2=Dieser Abschnitt |grund=Ausufernde Literaturliste, siehe auch [[WP:LIT]], [[WP:WWNI]].}}<!-- Sortiert nach Jahrgang am 2021-11-22; Links nicht verifiziert --><br />
<br />
* Katja Mruck, [[Stefan Gradmann]], Günter Mey: [http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-04/2-04mrucketal-d.htm ''Open Access: Wissenschaft als Öffentliches Gut'']. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research 5(2), April 2004, Art. 14<br />
* [[Stevan Harnad]]: [http://www.ariadne.ac.uk/issue42/harnad/ ''Fast-Forward on the Green Road to Open Access: The Case Against Mixing Up Green and Gold''.] In: ''Ariadne'', 42, Januar 2005.<br />
* Jörn Heckmann, Marc Philipp Weber: [http://www.marc-philipp-weber.de/publikationen/openaccess_grurint.pdf ''Open Access in der Informationsgesellschaft – §&nbsp;38 UrhG de lege ferenda''.] (PDF; 117&nbsp;kB), GRUR Int. Dezember 2006, S. 995.<br />
* Deutsche Forschungsgemeinschaft (Hrsg.): [http://www.dfg.de/dfg_im_profil/zahlen_und_fakten/statistisches_berichtswesen/open_access/download/oa_ber_dt.pdf ''Publikationsstrategien im Wandel? Ergebnisse einer Umfrage zum Publikations- und Rezeptionsverhalten von Wissenschaftlern unter besonderer Berücksichtigung von Open Access''.] (PDF, 561&nbsp;kB; 82 Seiten) Juli 2005. [http://www.dfg.de/dfg_im_profil/zahlen_und_fakten/statistisches_berichtswesen/open_access/download/oa_tabband.pdf ''Tabellenband'' dazu] (PDF, 660&nbsp;kB, 221 Seiten), [http://www.dfg.de/dfg_im_profil/zahlen_und_fakten/statistisches_berichtswesen/open_access/download/oa_report_eng.pdf English edition] (PDF, 393&nbsp;kB; 66 Seiten). Johannes Fournier: [http://www.dfg.de/dfg_im_profil/zahlen_und_fakten/statistisches_berichtswesen/open_access/download/oa_resp.pdf Response.] (PDF) DFG.<br />
* Richard Sietmann: [https://www.heise.de/newsticker/meldung/DFG-legt-Studie-zu-Open-Access-vor-117634.html ''DFG legt Studie zu Open Access vor''.] heise newsticker, 23. Juli 2005.<br />
* Ulrich Herb: ''Entgeltfreier Zugang zu wissenschaftlichen Informationen''. Teil 1: {{Webarchiv |url=http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23513/1.html |text=''Schöne neue Welt des Open Access'' |wayback=20060930065854}}, Teil 2: {{Webarchiv |url=http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23531/1.html |text=''Journale, Impact Factor, radikale Monopole und Karrieren'' |wayback=20090129125713}} in ''[[telepolis]]'', 14. und 15. September 2006.<br />
* Gerald Spindler (Hrsg.) (März 2006): [http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?goescholar/3210 ''Rechtliche Rahmenbedingungen von Open-Access-Publikationen''.] (PDF; 3,6&nbsp;MB) [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]], Universitätsverlag Göttingen.<br />
* Uwe Müller: [http://edoc.hu-berlin.de/oa/reports/reIUJclf5AqCg/PDF/27Tgwc6ZnIrk.pdf ''Open Access. Eine Bestandsaufnahme''.] (PDF; 548&nbsp;kB) Juli 2007.<br />
* Deutsche UNESCO-Kommission (): [http://www.unesco.de/1280.html?&L=0 ''Open Access. Chancen und Herausforderungen. Ein Handbuch''] (PDF) Deutsche UNESCO-Kommission, Bonn 2007, ISBN 3-927907-96-0 (auch: Internationale und politische Aspekte des O.A.).<br />
* Michaela Mader, Bettina Langeder: ''Digitale Freiheit für Forschung und Forscher/innen: Open Access macht wissenschaftliche Publikationen frei verfügbar. Und Wissenschaft besser''. In: Leonhard Dobusch, Christian Forsterleitner (Hrsg.): ''Freie Netze. Freies Wissen''. Echomedia, Wien 2007, ISBN 3-901761-64-0 unter [[Creative Commons]] Lizenz; [http://www.freienetze.at/pdfs/fnfw-kapitel8.pdf Beitrag] (PDF; 1,4&nbsp;MB)<br />
* Reto Mantz: [http://www.opensourcejahrbuch.de/portal/scripts/download?article=osjb2007-06-03-mantz.pdf ''Open Source, Open Content und Open Access: Gemeinsamkeiten und Unterschiede''.] (PDF) In: B. Lutterbeck, Matthias Bärwolff, R. A. Gehring (Hrsg.): [http://www.opensourcejahrbuch.de/ ''OpenSourceJahrbuch''] – Zwischen freier Software und Gesellschaftsmodell, Lehmanns Media, Berlin 2007.<br />
* Gerhard Fröhlich: [https://core.ac.uk/download/pdf/12237451.pdf ''Die Wissenschaftstheorie fordert Open Access''.] Information: Wissenschaft & Praxis 60 (5), 2009, S. 253–258.<br />
* [[Roland Reuß]]/[[Volker Rieble]] (Hrsg.): [http://www.klostermann.de/autorschaft.pdf Autorschaft als Werkherrschaft in digitaler Zeit] (PDF) Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-465-04090-3.<br />
* Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und -praxis (DGI) (Hrsg.): [https://www.b-i-t-online.de/pdf/IWP2009-5.pdf ''Schriftliche Ergebnisse zum Linzer Open-Access-Symposion''] (PDF; 5,1&nbsp;MB) Information: Wissenschaft und Praxis (IWP) 5/2009.<br />
* [[Klaus Graf (Historiker)|Klaus Graf]]: [http://ebooks.contumax.de/nb ''Urheberrechtsfibel – nicht nur für Piraten. Der Text des deutschen Urheberrechtsgesetzes, erklärt und kritisch kommentiert (PiratK-UrhG)''] (Reihe Netzbürger, Band 2). Contumax Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86199-002-4<br />
<br />
* Johannes Näder: [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-160760 Wissenschaftliches Publizieren im Zeitalter von Digitalität und Internet] Thelem, Dresden 2010, ISBN 978-3-942411-04-2.<br />
* [[Eric W. Steinhauer]]: [http://fiz1.fh-potsdam.de/volltext/aueintrag/10497.pdf ''Das Recht auf Sichtbarkeit – Überlegungen zu Open Access und Wissenschaftsfreiheit''.] (PDF; 360&nbsp;kB) Monsenstein und Vannerdat, Münster 2010, ISBN 978-3-86991-140-3.<br />
* Peter Suber: {{Webarchiv |url=http://mitpress.mit.edu/sites/default/files/titles/content/9780262517638_Open_Access_PDF_Version.pdf |text=''Open Access'' |wayback=20130626002701}}. (PDF) MIT Press, Cambridge 2012, ISBN 978-0-262-51763-8.<br />
* Ulrich Herb (Hrsg.): ''Open Initiatives: Offenheit in der digitalen Welt und Wissenschaft''. universaar, Saarbrücken 2012, ISBN 978-3-86223-062-4, {{URN|nbn:de:bsz:291-universaar-873}}.<br />
* Ulrich Herb: [http://scidok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2012/4866/ ''Offenheit und wissenschaftliche Werke: Open Access, Open Review, Open Metrics, Open Science & Open Knowledge''.] In: Ulrich Herb (Hrsg.): ''Open Initiatives: Offenheit in der digitalen Welt und Wissenschaft''. universaar, Saarbrücken 2012, S. 11–44.<br />
* Ulrich Herb: ''[https://zenodo.org/record/31234 Open Science in der Soziologie: Eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme zur offenen Wissenschaft und eine Untersuchung ihrer Verbreitung in der Soziologie.]'' Schriften zur Informationswissenschaft; Bd. 67 [Zugleich: Diss., Univ. des Saarlandes, 2015]. Verlag Werner Hülsbusch, Glückstadt 2015, ISBN 978-3-86488-083-4, [[doi:10.5281/zenodo.31234]].<br />
* [[Michael Hagner]]: [https://geschichtedergegenwart.ch/open_access-wie-der-akademische-kapitalismus-die-wissenschaften-veraendert/ ''#Open_Access: Wie der akademische Kapitalismus die Wissenschaften verändert''.] In: ''Geschichte der Gegenwart'', 25. September 2016.<br />
* Maurice Erb, Simon Ganahl und Patrick Kilian: [http://geschichtedergegenwart.ch/wissen-fuer-alle-open-access-und-die-macht-der-wissenschaftsverlage/ Wissen für alle? #Open Access und die Macht der Wissenschaftsverlage], in: geschichtedergegenwart.ch. 6. September 2017.<br />
* Christian Heise: „[http://meson.press/books/von-open-access-zu-open-science/ Von Open Access zu Open Science: Zum Wandel digitaler Kulturen der wissenschaftlichen Kommunikation]“ [Zugleich: Diss., Leuphana Universität Lüneburg, 2017]. Meson Press, Lüneburg 2018, ISBN 978-3-95796-130-3, [[doi:10.14619/1303]].<br />
* [[Christian Koller]]: [https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ip/article/view/34568/29896 ''Openness oder »nordkoreanische Verhältnisse«? Top-down implementierter Open Access im britischen Hochschulsystem''], in: Informationspraxis 3/1 (2017).<br />
* {{Internetquelle |url=https://blogs.ub.tu-berlin.de/publizieren/2016/08/artikel-bei-researchgate-und-co-hochladen-welcher-verlag-erlaubt-was-und-wie-open-access-ist-das-eigentlich/ |titel=Artikel bei ResearchGate und Co hochladen: Welcher Verlag erlaubt was? Und wie Open Access ist das eigentlich? |hrsg=Michaela Voigt |datum=2016-08-10 |abruf=2022-10-14}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/digitale-wirtschaft-und-gesellschaft/open-access/open-access_node.html |titel=Open Access - BMBF |werk=Bundesministerium für Bildung und Forschung - BMBF |hrsg=[[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] |datum=2017-09-01 |abruf=2022-10-14}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://www.science.org/content/article/university-california-boycotts-publishing-giant-elsevier-over-journal-costs-and-open |titel=University of California boycotts publishing giant Elsevier over journal costs and open access |werk=[[Science]] |hrsg=[[American Association for the Advancement of Science]] (AAAS) |datum=2019-02-28 |sprache=en |abruf=2022-10-14}}<br />
<br />
== Dokumentarfilm ==<br />
<br />
* Jason Schmitt: ''[https://vimeo.com/273358286 Paywall – The business of scholarship]''. Open Society Foundations, 2018. Vimeo. Lizenz: CC-BY 4.0.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Poynder |Titel=Open access — the movie |Sammelwerk=Nature |Datum=2018-09-04 |ISSN=0028-0836 |DOI=10.1038/d41586-018-06140-7}}</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Open access (publishing)|Open Access|audio=1|video=1}}<!-- Bitte A-Z --><br />
* [https://open-access.network/startseite open-access.network] – Zentrale, [[Bundesministerium für Bildung und Forschung|BMBF]]-geförderte deutschsprachige Informationsplattform<br />
* [https://goap.info/ Global Open Access Portal] der UNESCO<br />
* [https://oa2020.org OA2020] – Programm der [[Max Planck Digital Library]] (MPDL) zur Transformation von Subskriptionszeitschriften in Open Access<ref>{{Internetquelle |url=https://www.allianz-der-wissenschaftsorganisationen.de/themen-stellungnahmen/open-access-strategie-bmbf/ |titel=Zur Open Access-Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung |werk=Allianz der Wissenschaftsorganisationen |sprache=de-DE |abruf=2022-10-14}}</ref><br />
* [https://www.dnb.de/DE/Professionell/Services/WissenschaftundForschung/DHOpenAccess/dhOpenAccess.html Deutsche Nationalbibliothek: Open Access: Zugriff auf digitale Sammlungen]<br />
* [https://subscribetoopencommunity.org/ Subscribe to Open (S2O)] – A pragmatic approach for converting subscription journals to open access<ref>{{Literatur |Autor=Raym Crow, Richard Gallagher, Kamran Naim |Titel=Subscribe to Open: A practical approach for converting subscription journals to open access |Sammelwerk=Learned Publishing |Band=33 |Nummer=2 |Datum=2020 |ISSN=1741-4857 |Seiten=181–185 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/leap.1262 |Abruf=2021-11-18 |DOI=10.1002/leap.1262}}</ref><br />
* [http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/08/548&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en The European Commission’s Open Access Pilot for Research Articles: '''F'''requently '''A'''sked '''Q'''uestions]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
{{Normdaten|TYP=s|GND=7525775-0}}<br />
<br />
[[Kategorie:Open Access| ]]<br />
[[Kategorie:Wissenschaftspraxis]]<br />
[[Kategorie:Wissenschaftskommunikation]]<br />
[[Kategorie:Hacken (Programmierersubkultur)]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Nachschlagewerke_im_Internet/Kostenlose_%C3%9Cbersetzungsdienste&diff=256472232Wikipedia:Nachschlagewerke im Internet/Kostenlose Übersetzungsdienste2025-05-29T18:56:23Z<p>Prototyperspective: ergänzt (wikimedia minT)</p>
<hr />
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<br />
* [https://www.deepl.com/de/translator/ DeepL]<br />
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* [https://www.online-translator.com/%C3%BCbersetzung?prmtlang=de PROMT]<br />
* [https://translate.yandex.com/ Yandex Translate]<br />
* [https://translate.wmcloud.org/ Wikimedia MinT]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Wikipedia:Übersetzung|Kostenlose Ubersetzungsdienste]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256444016Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-28T23:31:33Z<p>Prototyperspective: ce</p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine utilitaristische Ethiktheorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe moralischer Regeln beruhen sollten, außer in seltenen Fällen, in denen eine kritische moralische Argumentation angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von [[Richard M. Hare]] entwickelt.<ref name="McNaughton a">McNaughton, 1988 (en), Seite 177</ref><br />
<br />
Konsequentialisten glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt.<ref>Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindung|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |pages=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |chapter=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill|Mill, John Stuart]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets zum größten Wohlbefinden empfindungsfähiger Wesen<ref>{{Literatur |Autor=Varner, Gary E |Titel=Personhood, Ethics, and Animal Cognition: Situating Animals in Hare’s Two Level Utilitarianism |Sprache=en |Verlag= |Ort= |Datum=2012 |Seiten= |Online=[https://academic.oup.com/book/6454?login=false oup.com] |DOI=10.1093/acprof:o}}</ref> erzeugt. Der [[Regelutilitarismus]] hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung zum größten Wohlbefinden führen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">Hare, 1976 (en), Seite 122-5</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Hauptartikel|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem Präferenzutilitarismus, bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als positive bewusste Erfahrung definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">Hare, 1981 (en), Seite 44–46</ref> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚ideale Beobachter‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">Hare, 1976 (en), Seite 124</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Einwand liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln.“<ref name="Hare a" /><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">McNaughton, 1988 (en), Seite 180</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">Hare, 1981 (en), Seite 52</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „Willensschwäche“ zusammenhängt <ref name="Hare 1981 z">Hare, 1981 (en), Seite 57–62</ref>, besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn wir versuchen, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
==Anwendungen in Ethiktheorie==<br />
* In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der Bioethik an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=Blackwell Publishing |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
<br />
<!--<br />
[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]<br />
--></div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256443996Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-28T23:28:39Z<p>Prototyperspective: rv (Änderung 256443989 von Prototyperspective rückgängig gemacht; Subreferenzierung noch nicht verfügbar)</p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine utilitaristische Ethiktheorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe moralischer Regeln beruhen sollten, außer in seltenen Fällen, in denen eine kritische moralische Argumentation angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von [[Richard M. Hare]] entwickelt.<ref name="McNaughton a">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=177}}</ref><br />
<br />
Konsequentialisten glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt.<ref>Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindung|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |pages=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |chapter=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill|Mill, John Stuart]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets zum größten Wohlbefinden empfindungsfähiger Wesen<ref>{{Literatur |Autor=Varner, Gary E |Titel=Personhood, Ethics, and Animal Cognition: Situating Animals in Hare’s Two Level Utilitarianism |Sprache=en |Verlag= |Ort= |Datum=2012 |Seiten= |Online=[https://academic.oup.com/book/6454?login=false oup.com] |DOI=10.1093/acprof:o}}</ref> erzeugt. Der [[Regelutilitarismus]] hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung zum größten Wohlbefinden führen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">{{harvnb|Hare|1976|pages=122-5}}</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Hauptartikel|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem Präferenzutilitarismus, bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als positive bewusste Erfahrung definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">{{harvnb|Hare|1981|pages=44–46}}</ref> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚ideale Beobachter‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">{{harvnb|Hare|1976|pages=124}}</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Einwand liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln.“<ref name="Hare a" /><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=180}}</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">{{harvnb|Hare|1981|pages=52}}</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „Willensschwäche“ zusammenhängt <ref name="Hare 1981 z">{{harvnb|Hare|1981|pages=57–62}}</ref>, besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn wir versuchen, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
==Anwendungen in Ethiktheorie==<br />
* In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der Bioethik an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=Blackwell Publishing |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
<br />
<!--<br />
[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]<br />
--></div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256443989Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-28T23:28:06Z<p>Prototyperspective: ce (Subreferenzierung)</p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine utilitaristische Ethiktheorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe moralischer Regeln beruhen sollten, außer in seltenen Fällen, in denen eine kritische moralische Argumentation angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von [[Richard M. Hare]] entwickelt.<ref name="McNaughton a" details="Seite 177."/><br />
<br />
Konsequentialisten glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt.<ref>Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindung|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |pages=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |chapter=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill|Mill, John Stuart]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets zum größten Wohlbefinden empfindungsfähiger Wesen<ref>{{Literatur |Autor=Varner, Gary E |Titel=Personhood, Ethics, and Animal Cognition: Situating Animals in Hare’s Two Level Utilitarianism |Sprache=en |Verlag= |Ort= |Datum=2012 |Seiten= |Online=[https://academic.oup.com/book/6454?login=false oup.com] |DOI=10.1093/acprof:o}}</ref> erzeugt. Der [[Regelutilitarismus]] hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung zum größten Wohlbefinden führen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">{{harvnb|Hare|1976|pages=122-5}}</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Hauptartikel|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem Präferenzutilitarismus, bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als positive bewusste Erfahrung definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981" details="Seiten 44–46."/> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚ideale Beobachter‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">{{harvnb|Hare|1976|pages=124}}</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Einwand liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln.“<ref name="Hare a" /><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=180}}</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981" details="Seite 52."/><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „Willensschwäche“ zusammenhängt,<ref name="Hare 1981" details="Seite 57–62."/> besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn wir versuchen, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
==Anwendungen in Ethiktheorie==<br />
* In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der Bioethik an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references><br />
<ref name="Hare 1981">Hare, 1981</ref><br />
<ref name="McNaughton a">McNaughton, 1988</ref><br />
</references><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=Blackwell Publishing |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
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[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]<br />
--></div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Importw%C3%BCnsche&diff=256436974Wikipedia:Importwünsche2025-05-28T17:28:49Z<p>Prototyperspective: </p>
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<div>{{/Intro}}<br />
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== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:de:Eva Kubinyi]] nach [[en]] ==<br />
<span style="display:none">Dagobert8<init time="20250517173020" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:de:Eva Kubinyi|action=history}} de:Eva Kubinyi] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:en|action=history}} en]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Übersetzungsabsicht <span style="display:none" class="user">Dagobert8</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:''' {{ping|Dagobert8}} Du befindest dich hier bei den Importwünschen, wir exportieren nicht in andere Wikipedias. Wenn du in englisch übersetzen willst, bitte den Antrag in der englischen Wikipedia auf der Seite [[:en:Wikipedia:Requests for page importation]] stellen und alle anderen in den jeweiligen Sprachversionen wo du übersetzen willst. --[[Benutzer:Elendur|Minérve]] <small>aka Elendur</small> 18:45, 17. Mai 2025 (CEST)<br />
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* Versionsanzahl: '''23''' <!--#rv--> 18:40:37, 17.5.2025<br />
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<span style="display:none">Vinralfakyn<init time="20250521134429" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:Tongan castaways|action=history}} en:Tongan castaways] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Benutzer:Vinralfakyn/Tongaische Schiffbrüchige|action=history}} Benutzer:Vinralfakyn/Tongaische Schiffbrüchige]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Nachimport für Übersetzung <span style="display:none" class="user">Vinralfakyn</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:''' {{ping|Vinralfakyn}} Die Versionsgeschichte ist hier bereits vorhanden. --[[Benutzer:Ameisenigel|Ameisenigel]] ([[Benutzer Diskussion:Ameisenigel|Diskussion]]) 11:34, 22. Mai 2025 (CEST)<br />
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* Versionsanzahl: '''127''' <!--#rv--> 11:34:11, 22.5.2025<br />
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== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:fr:Fawzi Mellah]] nach [[Benutzerin:Weltenspringerin/Fawzi Mellah]] (in Arbeit) ==<br />
{{/In Arbeit|Ameisenigel|14:37, 25. Mai 2025 (CEST)}}<br />
<span style="display:none">Weltenspringerin<init time="20250525140608" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:fr:Fawzi Mellah|action=history}} fr:Fawzi Mellah] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Benutzerin:Weltenspringerin/Fawzi Mellah|action=history}} Benutzerin:Weltenspringerin/Fawzi Mellah]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Ich habe den Artikel mit dem Übersetzungstool vorbereitet und in den BNR verschoben. Inzwischen wurde er auch umfangreich erweitert. Bitte die Versionsgeschichte importieren. Danke. --[[Benutzerin:Weltenspringerin|Weltenspringerin]] ([[Benutzerin Diskussion:Weltenspringerin|Diskussion]]) 14:06, 25. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Weltenspringerin</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:''' {{ping|Weltenspringerin}} Aufgrund fehlender Schöpfungshöhe ist hier kein Import erforderlich. Bitte entferne diesen Abschnitt hier, wenn du das gelesen hast. Danke! --[[Benutzer:Ameisenigel|Ameisenigel]] ([[Benutzer Diskussion:Ameisenigel|Diskussion]]) 14:38, 25. Mai 2025 (CEST)<br />
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<br />
* Versionsanzahl: '''18''' <!--#rv--> 14:37:17, 25.5.2025<br />
<br />
== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:12 cm Minenwerfer M 15]] nach [[Benutzer:Kanthe/12-cm-Minenwerfer M.15]] ==<br />
<span style="display:none">Kanthe<init time="20250528074837" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:12 cm Minenwerfer M 15|action=history}} en:12 cm Minenwerfer M 15] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Benutzer:Kanthe/12-cm-Minenwerfer M.15|action=history}} Benutzer:Kanthe/12-cm-Minenwerfer M.15]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Lücke bei der österreich-ungarischen Armee füllen. Danke! --[[Benutzer:Kanthe|Kanthe]] ([[Benutzer Diskussion:Kanthe|Diskussion]]) 07:48, 28. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Kanthe</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
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== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:12 cm Minenwerfer M 16]] nach [[Benutzer:Kanthe/12-cm-Minenwerfer M.16]] ==<br />
<span style="display:none">Kanthe<init time="20250528074911" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:12 cm Minenwerfer M 16|action=history}} en:12 cm Minenwerfer M 16] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Benutzer:Kanthe/12-cm-Minenwerfer M.16|action=history}} Benutzer:Kanthe/12-cm-Minenwerfer M.16]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Lücke bei der österreich-ungarischen Armee füllen. Danke! --[[Benutzer:Kanthe|Kanthe]] ([[Benutzer Diskussion:Kanthe|Diskussion]]) 07:49, 28. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Kanthe</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
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== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:Red pill and blue pill]] nach [[Benutzer:Stephan Tournay/Rote Pille und blaue Pille]] ==<br />
<span style="display:none">Stephan Tournay<init time="20250528101045" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:Red pill and blue pill|action=history}} en:Red pill and blue pill] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Benutzer:Stephan Tournay/Rote Pille und blaue Pille|action=history}} Benutzer:Stephan Tournay/Rote Pille und blaue Pille]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Übersetzungswunsch. --[[Benutzer:Stephan Tournay|Stephan Tournay]] ([[Benutzer Diskussion:Stephan Tournay|Diskussion]]) 10:10, 28. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Stephan Tournay</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
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<br />
== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:fr:Henri Kréa]] nach [[Benutzerin:Weltenspringerin/Henri Kréa]] ==<br />
<span style="display:none">Weltenspringerin<init time="20250528122654" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:fr:Henri Kréa|action=history}} fr:Henri Kréa] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Benutzerin:Weltenspringerin/Henri Kréa|action=history}} Benutzerin:Weltenspringerin/Henri Kréa]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Artikel wurde mit dem Übersetzungstool vorbereitet und in den BNR verschoben. Bitte Versionsgeschichte importieren. Danke. --[[Benutzerin:Weltenspringerin|Weltenspringerin]] ([[Benutzerin Diskussion:Weltenspringerin|Diskussion]]) 12:26, 28. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Weltenspringerin</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
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== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:Tawni O'Dell]] nach [[Benutzer:Argument-ariadne/Tawni O'Dell]] ==<br />
<span style="display:none">Argument-ariadne<init time="20250528153818" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:Tawni O'Dell|action=history}} en:Tawni O'Dell] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Benutzer:Argument-ariadne/Tawni O'Dell|action=history}} Benutzer:Argument-ariadne/Tawni O'Dell]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Übersetzungsabsicht --[[Benutzer:Argument-ariadne|Argument-ariadne]] ([[Benutzer Diskussion:Argument-ariadne|Diskussion]]) 15:38, 28. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Argument-ariadne</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
<!-- nach erfolgreichem Import bitte ganzen Abschnitt inkl. Überschrift löschen --><br />
<br />
== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:Microbialite]] nach [[Mikrobialith]] ==<br />
<span style="display:none">Ernsts<init time="20250528162535" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:Microbialite|action=history}} en:Microbialite] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Mikrobialith|action=history}} Mikrobialith]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Übersetzt, etwas ergänzt (insbes. Referenzen), gerade veröffentlicht. Vielen Dank!--[[Benutzer:Ernsts|Ernsts]] ([[Benutzer Diskussion:Ernsts|Diskussion]]) 16:25, 28. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Ernsts</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
<!-- nach erfolgreichem Import bitte ganzen Abschnitt inkl. Überschrift löschen --><br />
<br />
== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:National Windrush Monument]] nach [[National Windrush Monument]] ==<br />
<span style="display:none">Andreas Wolf 01<init time="20250528185906" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:National Windrush Monument|action=history}} en:National Windrush Monument] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:National Windrush Monument|action=history}} National Windrush Monument]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Übersetzung--[[Benutzer:Andreas Wolf 01|Andreas Wolf 01]] ([[Benutzer Diskussion:Andreas Wolf 01|Diskussion]]) 18:59, 28. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Andreas Wolf 01</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
<!-- nach erfolgreichem Import bitte ganzen Abschnitt inkl. Überschrift löschen --><br />
<br />
== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:Two-level utilitarianism]] nach [[Benutzer:Prototyperspective/Zwei-Ebenen-Utilitarismus]] ==<br />
<span style="display:none">Prototyperspective<init time="20250528192849" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:Two-level utilitarianism|action=history}} en:Two-level utilitarianism] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Benutzer:Prototyperspective/Zwei-Ebenen-Utilitarismus|action=history}} Benutzer:Prototyperspective/Zwei-Ebenen-Utilitarismus]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 19:28, 28. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Prototyperspective</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
<!-- nach erfolgreichem Import bitte ganzen Abschnitt inkl. Überschrift löschen --></div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Umweltauswirkungen_des_Luftverkehrs&diff=256436610Umweltauswirkungen des Luftverkehrs2025-05-28T17:11:15Z<p>Prototyperspective: /* Begrenzung der Schadstoffemissionen */ ergänzt (Kernkomponente hinzugefügt)</p>
<hr />
<div>[[Datei:Per-capita-co2-aviation-adjusted.svg|mini|Pro-Kopf-Emissionen von Inlands- und Auslandsflügen]]<br />
'''[[Luftverkehr]]''' hat '''[[Umweltauswirkung]]en'''. Schädigende Folgen beruhen auf [[Emission (Umwelt)|Schadstoffemissionen]], auf [[Fluglärm]] und [[Flächenversiegelung]]en an [[Flughafen|Flughäfen]]. Beim Verbrennen [[Fossiler Brennstoff|fossiler Brennstoffe]] bei [[Flugzeug]]en mit Verbrennungsantrieb entstehen gesundheitsschädliche und [[Treibhausgas|klimawirksame Gase]] sowie Änderungen der Wolkenbedeckung, die insgesamt zur [[Globale Erwärmung|globalen Erwärmung]] beitragen.<br />
<br />
== Schadstoffemission ==<br />
=== Zusammensetzung der Emissionen ===<br />
[[Datei:Contrails nasa2004October13.jpg|mini|[[Kondensstreifen]] über [[Georgia]]]]<br />
[[Kerosin]] ist der [[Kraftstoff|Treibstoff]], der bei allen gängigen Strahltriebwerken zum Einsatz kommt. Bei Flugmotoren, die nach dem 4-Takt-Prinzip arbeiten, wird Benzin (zumeist [[AVGAS]]) verwendet. Wie bei allen auf Mineralöl basierenden Treibstoffen entstehen auch bei der Verbrennung von Flugtreibstoffen [[Emission (Umwelt)|Emissionen]].<br />
<br />
Das folgende Beispiel zeigt den ungefähren Ausstoß an Gasen und Partikeln in Kilogramm für ein 150-sitziges Reiseflugzeug (Stand der Technologie von 1995) mit zwei Triebwerken während einer Flugstunde auf Reiseflughöhe. Die Zahlenwerte beziehen sich auf das ganze Flugzeug, umfassen also beide Triebwerke. Für Neuflugzeuge, welche ab 2015 ausgeliefert werden, kann heute davon ausgegangen werden, dass der Treibstoffbedarf rund 30 % niedriger liegt.<ref name="BZL">{{Literatur |Autor=Theo Rindlisbacher |Hrsg=Bundesamt für Zivilluftfahrt |Titel=Flugzeuge: Emissionen, Luftqualität und Klima |Nummer=09/08 |Datum=2008 |Online=http://doczz.nl/doc/697026/flugzeuge--emissionen--luftqualit%C3%A4t-und-klima |Format=PDF |KBytes=1520 |Abruf=2018-02-19}}</ref><ref name="UBM">{{Internetquelle |autor=M. Pfitzner |url=https://www.unibw.de/lrt10/lehre/basis_lut.pdf |titel=Abgas- und Lärmemission von Flugzeugen |hrsg=Universität der Bundeswehr München |format=PDF |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20161030172138/https://www.unibw.de/lrt10/lehre/basis_lut.pdf |archiv-datum=2016-10-30 |abruf=2017-07-05 |kommentar=Präsentation zu einer Vorlesung}}</ref><ref name="Tillmann C. Gmelin">Tillmann C. Gmelin: {{Webarchiv |url=http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Verkehr/workshop_effizienz_flugverk_studie.pdf |text=Zusammenfassende Darstellung der Effizienzpotenziale bei Flugzeugen unter besonderer Berücksichtigung der aktuellen Triebwerkstechnik sowie der absehbaren mittelfristigen Entwicklungen |wayback=20170309072759}}, 25. März 2008, Im Auftrag des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit</ref><br />
<br />
: Durchsatz durch die beiden Triebwerke: 850.000&nbsp;kg eingesaugte Luft und 2700&nbsp;kg Kerosin.<br />
: Das Triebwerk verlassen in dieser Zeit 130.000&nbsp;kg heiße Luft (Kerntriebwerk) und 722.700&nbsp;kg kalte Luft (Nebenstrom).<br />
:: Davon sind 8500&nbsp;kg [[Kohlendioxid]], 3300&nbsp;kg [[Wasserdampf]], 30&nbsp;kg [[Stickoxide]], 2,5&nbsp;kg [[Schwefeldioxid]], 2&nbsp;kg [[Kohlenmonoxid]], 0,4&nbsp;kg [[Kohlenwasserstoffe]] und 0,1&nbsp;kg [[Feinstaub|Feinpartikel]].<br />
<br />
Die größten Anteile an Emissionen entfallen somit auf Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf. Diese sind nicht toxisch, allerdings klimarelevant. Wasserdampf und Kohlendioxid haben an der Gesamtemission einen Anteil von ungefähr 10 %; der restliche Anteil ist überwiegend ausgestoßene erhitzte Luft. Es kommt durch die Verbrennung von Kerosin auch zur Emission toxischer Stoffe, dies sind vorwiegend Kohlenmonoxid, Stickoxide und Schwefeldioxid sowie Kohlenstoff in Form von [[Ruß]].<br />
<br />
[[Datei:Beladen und Betanken am Flughafen in Helsinki 01.jpg|mini|Beladen und Betanken eines Flugzeugs auf dem Flughafen in Helsinki]]<br />
<br />
=== Wachstum der Flugverkehrsemissionen ===<br />
Die gesunkenen Preise von Flügen und deren einfache Verfügbarkeit haben zu einem enormen Anstieg der Flugreisen insgesamt geführt und dadurch die verkehrsbedingten [[Treibhausgas]]emissionen vervielfacht. Deutschlandweit stiegen die Emissionen des Luftverkehrs zwischen 1990 und 2014 um 85 % an, von knapp 15 Mio. Tonnen 1990 auf ca. 26–27 Mio. Tonnen 2014. Die spezifischen Treibhausgasemissionen des Luftverkehrs lagen 2010 bei 1.540 g [[Treibhauspotential|CO<sub>2</sub>-Äquivalent]]/Tonnenkilometer und resultieren nicht nur aus dem reinen CO<sub>2</sub>-Ausstoß, sondern ergeben sich auch aus weiteren klimaschädlichen Wirkungen durch Stickoxide, Ruß, Kondensstreifen und Zirruswolken, die vom Luftverkehr verursacht werden.<ref>[[Sachverständigenrat für Umweltfragen]] 2017. [https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/02_Sondergutachten/2016_2020/2017_11_SG_Klimaschutz_im_Verkehrssektor.pdf?__blob=publicationFile&v=17 ''Umsteuern erforderlich: Klimaschutz im Verkehrssektor. Sondergutachten, S. 73'']. Abgerufen am 13. Februar 2018.</ref><br />
Durch die jährlichen Wachstumsraten des Luftverkehrs von derzeit 7,1 %<ref>[https://www.srf.ch/news/wirtschaft/anstieg-der-passagierzahlen-rekordjahr-fuer-die-zivile-luftfahrt ''Anstieg der Passagierzahlen – Rekordjahr für die zivile Luftfahrt''] In: ''[[srf.ch]].'' 18. Januar 2018, abgerufen am 18. Januar 2018.</ref> werden die Einsparungen durch sparsamere Antriebe bei weitem zunichtegemacht. Das heißt, dass die Triebwerke zwar in Bezug auf den Schadstoffausstoß optimiert werden, durch immer mehr Flüge und Flugzeuge die Emissionen jedoch stärker anwachsen (vgl. [[Rebound-Effekt (Ökonomie)|Rebound-Effekt]]). Die [[COVID-19-Pandemie]] setzte dem Wachstum ab 2020 vorerst ein Ende.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gossau24.ch/articles/80005-flugverkehr-einbruch-in-der-statistik |titel=Flugverkehr-Einbruch in der Statistik |werk=gossau24.ch |datum=2021-08-04 |abruf=2021-08-23}}</ref><br />
<br />
=== Ökologischer Vergleich der Verkehrsmittel ===<br />
Bei einem ökologischen [[Verkehrsmittelvergleich|Vergleich der Verkehrsmittel]] in Deutschland unter realistischer Auslastung war 2014 der Beitrag von Flugzeugen zum Klimawandel je Personenkilometer deutlich höher als bei anderen Verkehrsmitteln: umgerechnet in CO<sub>2</sub>-Emissionen gegenüber Reisebussen und der Bahn um mehr als das Fünffache. Der Verbrauch an Primärenergie in Liter pro Person betrug im Vergleich zum PKW mehr als das Doppelte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/emissionsdaten |titel=Emissionsdaten |hrsg=Umweltbundesamt |datum=2016-07-25 |abruf=2018-01-23}}</ref> Der Luftverkehr ist weltweit für knapp fünf Prozent des menschengemachten Klimaeffekts verantwortlich, in der Schweiz im Jahr 2015 sogar für über 18 Prozent. Geht die Entwicklung so weiter wie bisher, wird dieser Anteil bis 2020 auf fast 22 Prozent anwachsen.<ref name="Flugverkehr WWF">[https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/flugverkehr WWF-Flugverkehr: Den Preis fürs Fliegen zahlt das Klima], WWF Schweiz, abgerufen am 15. Juni 2019.</ref><br />
<br />
=== Auswirkungen der Flugverkehrsemissionen ===<br />
==== Toxische Wirkungen ====<br />
In einer auf Modellrechnungen beruhenden Studie aus dem Jahr 2010 werden die durch die Emissionen von Flugzeugen im [[Reiseflug]] bedingten vorzeitigen Tode von Menschen auf weltweit etwa 8000 pro Jahr geschätzt, wobei die Klimawirkungen nicht berücksichtigt sind. Der Anteil an der Gesamtheit der durch Luftverunreinigungen frühzeitig eintretenden Tode liegt danach bei etwa 1 %. Im Mittel verlieren die Opfer 7,5 Lebensjahre durch Feinstaub und Stickoxide.<ref>{{Literatur| Autor = S. Barret, R. Britter & I. Waitz| Datum = 2010| Titel = Global Mortality Attributable to Aircraft Cruise Emissions| Sammelwerk = Environmental Science and Technology| Band = 44| Seiten = 7736–7742| DOI = 10.1021/es101325r}}</ref><br />
Einige Politiker bemängeln, dass „die toxikologischen Langzeitwirkungen von Kerosin, dessen Verbrennungsrückständen und Reaktionsprodukten sowie deren additive und synergistische Effekte nicht ausreichend untersucht“ wurden. Nach einer Auskunft der Bundesregierung aus dem Jahr 2012 wird die Luftqualität in Deutschland in einem Umkreis von 20 km um alle Flughäfen überwacht. Maßgebend sind die Grenzwerte der 39. Bundes-Immissionsschutzverordnung ([[39. BImSchV]]). Zuständig für die Überwachung sind die Bundesländer.<ref>[https://dipbt.bundestag.de/doc/btd/17/098/1709815.pdf Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE] vom 26. Mai 2012.</ref><br />
<br />
==== Beitrag zur globalen Erwärmung ====<br />
Das Kohlendioxid führt in der Atmosphäre zur Absorption von [[Wärme]]energie, die von der Erdoberfläche reflektiert wird, und steigert so den [[Anthropogener Treibhauseffekt|anthropogenen Treibhauseffekt]]. Der Wasserdampf, dessen Ausstoß in großen Höhen als [[Kondensstreifen]] sichtbar ist, kann zur Kondensation des in der Atmosphäre bereits vorhandenen Wasserdampfs führen, sodass es durch diese Anregung zu einer verstärkten Wolkenbildung kommt; dieser Effekt ist von der Wetterlage abhängig. Dass Kondensstreifen messbare Auswirkungen auf das [[Wetter]] haben, zeigte eine Studie aus den USA im Zusammenhang mit dem Flugverbot nach dem [[Terroranschläge am 11. September 2001|11. September 2001]].<ref>[https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,208628,00.html spiegel.de: „Kondensstreifen beeinflussen das Wetter“], abgerufen am 16. August 2009.</ref> Direkt nach den Anschlägen wurde der Flugverkehr für einige Tage nahezu vollständig eingestellt.<br />
<br />
[[Datei:RF-Airtraffic-Acp-19-8163-2019-f02-C2006T06.jpg|mini|[[Strahlungsantrieb]] durch vom Luftverkehr induzierte Wolkenbildung (Simulation für das Jahr 2006 mit Bodenprojektion der Flugrouten)<ref name="bock2019" />]]<br />
Insgesamt trugen die Effekte des Luftverkehrs mit 3,5 % zur [[Globale Erwärmung|globalen Erwärmung]] vom Beginn der Industrialisierung bis zum Zeitraum 2000–2018 bei, Basis ist bei dieser Schätzung der „effektive Strahlungsantrieb“, der ein Maß für die Störung des Strahlungshaushalts der Erde ist und schnelle Anpassungen der Erdoberfläche und Troposphäre berücksichtigt.<ref name="lee2020"> {{Literatur |Autor=D. S. Lee, D. W. Fahey, A. Skowron, [[Myles R. Allen|M. R. Allen]], U. Burkhardt, Q. Chen, S. J. Doherty, S.Freeman, [[Piers Forster|P. M. Forster]], J. Fuglestvedt, A.Gettelman, R. R. De León, L. L. Lim, M. T. Lund, R. J. Millarc, B.Owen, J. E. Penner, G. Pitari, M. J. Prather, R.Sausen, L. J. Wilcox |Titel=The contribution of global aviation to anthropogenic climate forcing for 2000 to 2018 |Sammelwerk=Atmospheric Environment |Datum=2020-09 |DOI=10.1016/j.atmosenv.2020.117834}} Pressemeldung dazu: {{Internetquelle |url=https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2020/03/20200903_der-globale-luftverkehr-traegt-3-5-prozent-zur-klimaerwaermung-bei.html |titel=DLR – Luftverkehr trägt 3,5 Prozent zur Klimaerwärmung bei |abruf=2020-09-11}}</ref> Auf Basis des [[Strahlungsantrieb]]s an der [[Tropopause]] – ohne schnelle Anpassungen – liegt der Beitrag, je nach Studie, bei etwa 5 % oder mehr.<ref name="lee2020" /><ref>{{Literatur |Autor=David S.Leea, David W.Fahey, Piers M.Forster, Peter J.Newton, Ron C. N. Wit, Ling L.Lim, Bethan Owen, RobertSausen |Titel=Aviation and global climate change in the 21st century |Sammelwerk=Atmospheric Environment |Datum=2009 |DOI=10.1016/j.atmosenv.2009.04.024}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Michael Le Page |url=https://www.newscientist.com/article/2207886-it-turns-out-planes-are-even-worse-for-the-climate-than-we-thought/ |titel=It turns out planes are even worse for the climate than we thought |werk=New Scientist |datum=2019-06-27 |sprache=en |abruf=2019-07-05}}</ref><br />
<br />
Eine größere Bedeutung als die CO<sub>2</sub>-Emissionen haben die sogenannten ''Nicht-CO<sub>2</sub>-Effekte''. Das [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|DLR]] beziffert diese auf zwei Drittel der Klimaschädigung beim Fliegen, die CO<sub>2</sub>-Emissionen auf ein Drittel. Der größte Verursacher der ''Nicht-CO<sub>2</sub>-Effekte'' sind [[Kondensstreifen]] und daraus resultierend die Kondensstreifen-Zirren (engl. contrail-cirrus).<ref>{{Internetquelle |autor=[[Achim Michael Hasenberg]] |url=https://www.berliner-zeitung.de/open-source/flugscham-tante-ju-neu-gedacht-der-traum-vom-klimaneutralen-fliegen-ist-er-ausgetraeumt-li.368147 |titel=„Tante Ju“ neu gedacht: Der Traum vom klimaneutralen Fliegen – ist er ausgeträumt? |werk=Berliner Zeitung |datum=2023-07-13 |sprache= |abruf=2024-01-09}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.dlr.de/de/forschung-und-transfer/themen/emissionsfreies-fliegen/klimawirkung-luftverkehr |titel=Ein Drittel CO₂- und zwei Drittel Nicht-CO₂-Effekte |werk=DLR |datum= |sprache= |abruf=2024-01-09}}</ref> Auch Stickoxide tragen zur Klimawirkung bei: Aus ihnen entsteht das Treibhausgas Ozon, gleichzeitig haben Stickoxide einen kühlenden Effekt durch den Abbau des Treibhausgases Methan; in der Bilanz überwiegt der wärmende Effekt.<ref name="lee2020" /> Die genaue Klimawirkung der durch den Luftverkehr induzierten Wolkenbildung, die Kondensstreifen-Zirren, hängt stark von Flughöhe, Reisezeit (Tag oder Nacht), den atmosphärischen Bedingungen entlang der Route (u.&nbsp;a. Lufttemperatur, Konzentration von Eiskristallen, schon vorhandenen Wolken und [[Kondensationskeim]]en) und der Zusammensetzung des Brennstoffes ab. Über Nordamerika, Europa und Ost- und Südostasien, wo der Flugverkehr am dichtesten ist, hat sie die deutlichste erwärmende Wirkung.<ref name="bock2019">{{Literatur |Autor=Lisa Bock and Ulrike Burkhardt |Titel=Contrail cirrus radiative forcing for future air traffic |Sammelwerk=Atmospheric Chemistry and Physics |Datum=2019-07 |DOI=10.5194/acp-19-8163-2019}}</ref> Insgesamt lassen diese zusätzlichen Effekte die Klimawirkung des Luftverkehrs auf das Dreifache dessen ansteigen, was die CO<sub>2</sub>-Emissionen alleine verursachen würden. Der durch den Luftverkehr verursachte Strahlungsantrieb nimmt wegen des steigenden Verkehrsaufkommens deutlich zu.<ref name="lee2020" /><br />
<br />
Der Klimaauswirkungen des Luftverkehrs werden von nur einem kleinen Teil der Menschheit verursacht. So kam eine 2020 publizierte Studie zum Ergebnis, dass 2018 nur etwa 11 % der [[Weltbevölkerung]] überhaupt am Luftverkehr teilnahmen, 2 bis 4 % der Weltbevölkerung flogen dabei auf internationalen Routen. Da ein großer Teil der Emissionen von Vielfliegern sowie Nutzern der Business- oder First-Class verursacht wird, die ein Mehrfaches an Emissionen produzieren wie die Economy-Class, und gerade Geschäftsreisende teils auch [[Geschäftsreiseflugzeug]]e nutzen, wird wahrscheinlich etwa die Hälfte des Klimaeffektes des Personenflugverkehrs von maximal einem Prozent der Weltbevölkerung verursacht.<ref>{{Literatur |Autor=Stefan Gössling, Andreas Humpe |Titel=The global scale, distribution and growth of aviation: Implications for climate change |Sammelwerk=[[Global Environmental Change]] |Band=65 |Datum=2020 |DOI=10.1016/j.gloenvcha.2020.102194}}</ref><br />
<br />
=== Zulassungssituation ===<br />
Von der [[ICAO]] wurden für Triebwerke erstmals 1981 NO<sub>x</sub>-Grenzwerte eingeführt, um die Luftqualität an Flughäfen zu verbessern. 1993 wurde der Grenzwert von der ICAO verschärft, um die NO<sub>x</sub>-Emissionen von neuen Triebwerken ab 1999 um 20&nbsp;Prozent zu reduzieren. Im Jahr 1999 wurde der Standard für NO<sub>x</sub> um durchschnittlich weitere 16&nbsp;Prozent für neuere Triebwerke mit einer Zertifizierung ab 2003 (CAEP/4) reduziert (ICAO 2007a). Dieser Standard wird von der ICAO weiter fortgeschrieben. In der Richtlinie CAEP/6, gültig für Triebwerke ab 2008, wurde ein Grenzwert von 12&nbsp;Prozent unterhalb von CAEP/4 festgelegt.<ref name="Tillmann C. Gmelin" /> Mit CAEP/8 trat 2010 eine weitere Verschärfung in Kraft.<ref name="ICAO">ICAO: [https://www.icao.int/Meetings/EnvironmentalWorkshops/Documents/2014-Kenya/4-1_LAQ-Technology_notes.pdf Local Air Quality and ICAO Engine Emissions Standards]</ref><ref name="icao.int">icao.int: [https://www.icao.int/ENVIRONMENTAL-PROTECTION/Pages/CAEP.aspx Committee on Aviation Environmental Protection (CAEP)], abgerufen am 20. April 2017.</ref><br />
<br />
== Begrenzung der Schadstoffemissionen ==<br />
=== Reduktion des Luftverkehrs ===<br />
[[Datei:Networks_of_Major_High_Speed_Rail_Operators_in_Europe.gif|mini|Netze der großen Hochgeschwindigkeitsbahnbetreiber in Europa, ~2018]]<br />
Der Flugverkehr ist einer von drei Sektoren in denen „nachfrageseitige Optionen“ einen großen Einfluss auf das Erreichen von Zielen nachhaltiger Entwicklung bis 2050 haben können.<ref>{{cite journal |last1=Creutzig |first1=Felix |last2=Niamir |first2=Leila |last3=Bai |first3=Xuemei |last4=Callaghan |first4=Max |last5=Cullen |first5=Jonathan |last6=Díaz-José |first6=Julio |last7=Figueroa |first7=Maria |last8=Grubler |first8=Arnulf |last9=Lamb |first9=William F. |display-authors=et al. |title=Demand-side solutions to climate change mitigation consistent with high levels of well-being |journal=Nature Climate Change |date=Januar 2022 |volume=12 |issue=1 |pages=36–46 |doi=10.1038/s41558-021-01219-y |bibcode=2022NatCC..12...36C |s2cid=234275540 |language=en |issn=1758-6798|doi-access=free }}</ref> Einer Studie zufolge erfordert das Erreichen des globalen Temperaturziels von 1,5–2°C erhebliche Nachfragereduzierungen in den kritischen Sektoren Luftfahrt, Schifffahrt, Straßengüterverkehr und Industrie, falls negative Emissionen im großen Maßstab nicht realisiert werden können.<ref name="10.1080/14693062.2020.1831430">{{cite journal |last1=Sharmina |first1=M. |last2=Edelenbosch |first2=O. Y. |last3=Wilson |first3=C. |last4=Freeman |first4=R. |last5=Gernaat |first5=D. E. H. J. |last6=Gilbert |first6=P. |last7=Larkin |first7=A. |last8=Littleton |first8=E. W. |last9=Traut |first9=M. |last10=van Vuuren |first10=D. P. |last11=Vaughan |first11=N. E. |last12=Holz |first12=F. R. |last13=Le Quéré |first13=C. |title=Decarbonising the critical sectors of aviation, shipping, road freight and industry to limit warming to 1.5–2°C |journal=Climate Policy |date=21. April 2021 |volume=21 |issue=4 |pages=455–474 |doi=10.1080/14693062.2020.1831430 |bibcode=2021CliPo..21..455S |s2cid=226330972 |issn=1469-3062|doi-access=free |language=en }}</ref> Dem IMAGE-Modell zufolge, das zur Projektion von Szenarien zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C und 2 °C verwendet wird, wird angenommen, dass eine umfassende Dekarbonisierung des Luftfahrtsektors innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens von einer Reduzierung des Flugverkehrs in bestimmten Märkten abhängt.<ref name="10.1080/14693062.2020.1831430"/> Die Verringerung der Kohlenstoffintensität der Flugenergie in Netto-Null-Szenarien „hängt stark von den prognostizierten Veränderungen der Flugnachfrage und der Energieintensität ab“.<ref name="10.1038/s41893-022-01046-9">{{cite journal |last1=Bergero |first1=Candelaria |last2=Gosnell |first2=Greer |last3=Gielen |first3=Dolf |last4=Kang |first4=Seungwoo |last5=Bazilian |first5=Morgan |last6=Davis |first6=Steven J. |title=Pathways to net-zero emissions from aviation |journal=Nature Sustainability |date=30 January 2023 |volume=6 |issue=4 |pages=404–414 |doi=10.1038/s41893-022-01046-9 |bibcode=2023NatSu...6..404B |s2cid=256449498 |language=en |issn=2398-9629|doi-access=free }}</ref> Die erheblichen Herausforderungen einer Ausweitung der Produktion von nachhaltigem Flugkraftstoff – darunter die [[Ernährungssicherheit]], die Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung und Fragen der Landnutzung – unterstreichen die Priorität paralleler Bemühungen zur Reduzierung der Nachfrage.<ref name="10.1038/s41893-022-01046-9"/> Beispielsweise müsste laut einem Bericht der [[Royal Society]] die Hälfte der britischen Ackerflächen genutzt werden, um genügend Biokraftstoff für die britische Luftfahrtindustrie zu produzieren, was die Nahrungsmittelversorgung erheblich belasten würde.<ref>{{cite news |title=Green flights not in easy reach, warn scientists |url=https://www.bbc.com/news/science-environment-64788106 |access-date=3. März 2023 |work=BBC News |date=28. Februar 2023|language=en}}</ref><ref>{{cite web |title=UK net zero aviation ambitions must resolve resource and research questions about alternatives to jet fuel {{!}} Royal Society |url=https://royalsociety.org/news/2023/02/net-zero-aviation-fuels-report/ |website=royalsociety.org |access-date=3. März 2023|language=en}}</ref><br />
<br />
Der Tourismus wird bis 2050 voraussichtlich bis zu 40 % der gesamten globalen CO<sub>2</sub>-Emissionen verursachen.<ref name="10.1016/j.jclepro.2014.10.100">{{cite journal |last1=Higham |first1=James |last2=Cohen |first2=Scott A. |last3=Cavaliere |first3=Christina T. |last4=Reis |first4=Arianne |last5=Finkler |first5=Wiebke |title=Climate change, tourist air travel and radical emissions reduction |journal=Journal of Cleaner Production |date=16 January 2016 |volume=111 |pages=336–347 |doi=10.1016/j.jclepro.2014.10.100 |bibcode=2016JCPro.111..336H |language=en |issn=0959-6526|url=https://openresearch.surrey.ac.uk/view/delivery/44SUR_INST/12138857520002346/13140665330002346 }}</ref> Die Verbrauchsoptionen mit dem höchsten Minderungspotenzial sprechen für eine Reduzierung des Auto- und Flugverkehrs.<ref>{{cite journal |last1=Ivanova |first1=Diana |last2=Barrett |first2=John |last3=Wiedenhofer |first3=Dominik |last4=Macura |first4=Biljana |last5=Callaghan |first5=Max |last6=Creutzig |first6=Felix |title=Quantifying the potential for climate change mitigation of consumption options |journal=[[Environmental Research Letters]] |language=en |date=1 September 2020 |volume=15 |issue=9 |pages=093001 |doi=10.1088/1748-9326/ab8589|bibcode=2020ERL....15i3001I |doi-access=free}}</ref> Eine Studie prognostizierte eine potenzielle Reduzierung der direkten CO<sub>2</sub>-Emissionen durch den Verkehr um etwa 50 % am Ende des Jahrhunderts im Vergleich zum Basiswert“ durch kombinierte Verhaltensfaktoren.<ref name="10.1016/j.tra.2013.01.046">{{cite journal |last1=Girod |first1=Bastien |last2=van Vuuren |first2=Detlef P. |last3=de Vries |first3=Bert |title=Influence of travel behavior on global CO<sub>2</sub> emissions |journal=Transportation Research Part A: Policy and Practice |date=1 April 2013 |volume=50 |pages=183–197 |doi=10.1016/j.tra.2013.01.046 |s2cid=154332068 |language=en |issn=0965-8564 }}</ref><br />
<br />
Laut dem [[Sechster Sachstandsbericht des IPCC|Sechsten Sachstandsbericht des IPCC]] liegt das größte Vermeidungspotenzial bei dem nachfrageseitigen Klimaschutz, der aus den Optionen „Vermeiden“, „Verschieben“ und „Verbessern“ (VVV) besteht, in der Reduzierung des Langstreckenflugverkehrs und der Bereitstellung einer kohlenstoffarmen städtischen Kurzstreckenverkehrsinfrastruktur.<ref name="ipcc6">{{cite book<br />
|chapter-url= https://ipcc.ch/report/ar6/wg3/downloads/report/IPCC_AR6_WGIII_Chapter05.pdf<br />
|chapter= Chapter 5: Demand, services and social aspects of mitigation<br />
|last1= Creutzig |first1= F.<br />
|last2= Roy |first2= J.<br />
|last3= Devine-Wright |first3= P.<br />
|last4= Díaz-José |first4= J. <br />
|last5= Geels |first5= F.W. <br />
|last6= Grubler |first6= A. <br />
|last7= Ma?zi |first7= N. <br />
|last8= Masanet |first8= E. <br />
|language=en<br />
|display-authors=et al.<br />
|title=IPCC AR6 WG3<br />
|date= 2022<br />
|pages= 752–943<br />
|doi=10.1017/9781009157926.007<br />
}}</ref> Die Studie listet folgende damit verbundene Mobilitätsmaßnahmen auf:<ref name="ipcc6"/><br />
* ''Vermeiden'': Integration von Verkehrs- und Flächennutzungsplanung, Telearbeit, weniger Langstreckenflüge, regionale Urlaube (d.h. etwa in Nachbarländern die mit z.B. mit dem Fernbus bereist werden)<ref name="ipcc6"/><br />
* ''Verschieben'': Umstellung vom Flugzeug auf [[Hochgeschwindigkeitszug|Hochgeschwindigkeitszüge]]<ref name="ipcc6"/><br />
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass soziokulturelle Faktoren, die die Bevorzugung von Bahnreisen gegenüber Langstreckenflügen fördern, das Potenzial haben, die Treibhausgasemissionen des Luftverkehrs bis 2050 um 10 % bis 40 % zu reduzieren.<ref name="ipcc6"/> Weitere Beispiele um die Nachfrage an Flügen in Populationen zu reduzieren sind Varianten der Besteuerung von Flügen – vor allem Langstreckenflügen, da, laut Gössling, etwa 25 % der Flüge mit den weitesten Strecken 70 % der Emissionen ausmachen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sciencemediacenter.de/angebote/24066 |hrsg= |titel=Wie kann der Luftverkehr klimafreundlicher werden? |werk=sciencemediacenter.de |archiv-url= |archiv-datum= |offline= |abruf=2025-05-28|zitat=„Viertens wird der wichtigste Ansatz der Emissionseinschränkung – die Reduzierung der Nachfrage nach Flügen – kaum diskutiert. Eine wichtige Maßnahme hierfür ist die Besteuerung vor allem von Langstreckenflügen, die die größten Emissionsbeiträge verursachen. Etwa 25 Prozent der Flüge mit den weitesten Strecken machen 70 Prozent der Emissionen aus.“}}</ref><br />
<br />
=== Nutzung Alternativer Kraftstoffe ===<br />
Eine Möglichkeit, um die [[Strahlungsantrieb|Klimawirkung]] des Flugverkehrs zu reduzieren, ist der Einsatz von alternativen Kraftstoffen wie [[Biokraftstoff]]en oder [[E-Fuel]]s. Beispielsweise bieten E-Fuels auf Basis von [[Windenergie|Wind]]- oder [[Solarstrom]] die Möglichkeit, fossile Treibstoffe auf Langstreckenflügen zu ersetzen, wo technisch bedingt weder [[Akkumulator|Batterien]] noch [[Wasserstoff]] eine reelle Option sind. Da allerdings etwa zwei Drittel des Klimaeffektes des Flugverkehrs nicht durch die Kohlenstoffdioxid-Freisetzung verursacht werden, sondern durch sekundäre Klimaeffekte (s.&nbsp;o.), reduziert auch die Umstellung auf E-Kerosin, das mit 100 % Ökostrom hergestellt wurde, die klimatischen Auswirkungen des Flugverkehrs nur um etwa ein Drittel.<ref name="Ueckerdt">{{Literatur |Autor=Falko Ueckerdt, Christian Bauer, Alois Dirnaichner, Jordan Everall, Romain Sacchi, [[Gunnar Luderer]] |Titel=Potential and risks of hydrogen-based e-fuels in climate change mitigation |Sammelwerk=[[Nature Climate Change]] |Band=11 |Nummer= |Datum=2021 |Seiten=384–393 |DOI=10.1038/s41558-021-01032-7}}</ref> Inwiefern Batterien und Brennstoffzellen auf Kurz- und Mittelstrecken Alternativen darstellen, wird mit Stand 2020 wissenschaftlich erforscht.<ref>[https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2020/01/20200220_klimafreundlich-abheben-elektrisches-fliegen-2.html ''Klimafreundlich abheben: Elektrisches Fliegen mit Batterie, Wasserstoff und Hybridkonzepten'']. Internetseite des [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt]]. Abgerufen am 1. Mai 2021.</ref><br />
<br />
Parallel untersuchen z.&nbsp;B. das [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt]] (DLR) und die [[NASA]], inwiefern alternative Kraftstoffe das Potenzial haben, den Luftverkehr mehr umwelt- und klimaschonender zu gestalten. Das DLR führte dazu im Rahmen des Projektes ECLIF (Emission and Climate Impact of Alternative Fuels) Testflüge mit alternativen Kraftstoffen durch und konnte durch die andere Zusammensetzung des Treibstoffs einige Verbesserungen nachweisen. So wurden über 90 % weniger Feinstaub, über 90 % weniger Schwefeloxidemissionen und 30 % weniger Stickoxidemissionen gemessen.<ref name="dlr.de">dlr.de: [https://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10261/371_read-15191/#/gallery/20784 DLR-Flugversuche zu alternativen Treibstoffen], abgerufen am 23. April 2017.</ref><ref name="ccs-greenenergy.com">ccs-greenenergy.com: [http://ccs-greenenergy.com/index.php/projekt-gruener-kraftstoff Clean Carbon Solutions GmbH. Alternative Kraftstoffe für die Luftfahrt – Projekt grüner Kraftstoff], abgerufen am 23. April 2017.</ref><br />
<br />
Alternative Kraftstoffe konnten sich, auch wenn sie von der Luftfahrtindustrie als Nachhaltigkeitslösung präsentiert worden waren, bislang nicht durchsetzen. Das Interesse an [[Biokraftstoff]]en, etwa auf Basis von [[Purgiernuss|Jatropha]], Camelina oder tierischen Fetten, schwand nach einer Phase größerer Aufmerksamkeit oft wieder.<ref>{{Literatur |Autor=P. Peeters, J. Higham, D. Kutzner, S. Cohen, S. Gössling |Titel=Are technology myths stalling aviation climate policy? |Sammelwerk=Transportation Research Part D: Transport and Environment |Band=44 |Datum=2016 |Seiten=30–42 |DOI=10.1016/j.trd.2016.02.004}}</ref><br />
<br />
Das Ziel der Luftfahrtbranche, bis 2050 klimaneutral zu werden, insbesondere mit synthetischem Kerosin, halten das Umweltbundesamt und der Mobilitätsforscher Stefan Gössling für unrealistisch, weil die notwendigen Treibstoffmengen, auch angesichts des prognostizierten Anstiegs des Luftverkehrs, nicht produziert werden könnten.<ref>{{Internetquelle|autor=Christian Baars, Oda Lambrecht|url=https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2023/Klimaneutrales-Fliegen-eine-Illusion,klima574.html |titel=Klimaneutrales Fliegen: Eine Illusion |werk=[[Panorama (Magazin)|Panorama]] |datum=2023-03-16 |abruf=2023-03-16}}</ref><br />
<br />
=== Elektroantrieb ===<br />
[[Elektroflugzeug]]e arbeiten im Flugbetrieb emissionsfrei. Ein weiterer Vorteil ist, dass Elektromotoren im Vergleich zu Verbrennungsmotoren einfacher aufgebaut und deshalb leichter und weitaus wartungsärmer sind. Der Nachteil von Elektroflugzeugen ist, dass die bisher verfügbaren Batterien eine geringere Energiedichte als konventionelle Flugzeugtreibstoffe haben. Deshalb sind die heute verfügbaren Elektroflugzeuge in der Abflugmasse und Reichweite beschränkt. Auf der [[Pariser Luftfahrtschau]] 2019 wurde mit der [[Eviation Alice]] ein Verkehrsflugzeug für 9 Passagiere vorgestellt, das 2022 den kommerziellen Betrieb aufnehmen soll.<ref>[https://www.manager-magazin.de/lifestyle/artikel/le-bourget-elektroflugzeug-jet-alice-soll-2022-kommerziell-starten-a-1273202.html www.manager-magazin.de: Dieser Mann will das Fliegen neu definieren, vom 19. Juni 2019], abgerufen am 21. Juli 2019.</ref> Bei großen Passagierflugzeugen werden sich wahrscheinlich eher klimaneutrale Treibstoffe durchsetzen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.srf.ch/news/wirtschaft/klimafreundlich-fliegen-der-traum-vom-elektrischen-fliegen-rueckt-naeher |titel=Klimafreundlich Fliegen – Der Traum vom elektrischen Fliegen rückt näher |werk=srf.ch |datum=2022-09-09 |abruf=2022-09-09}}</ref><br />
<br />
=== Geringere Auslegungsgeschwindigkeit und Flughöhe ===<br />
<br />
Für Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge wurde 2024 in einem Forschungsprojekt errechnet, dass eine Auslegung für subsonische anstelle von transsonischen Fluggeschwindigkeiten (ca. 15 % langsamer) zu einer Reduktion des Treibstoffverbrauchs von 21 % gegenüber ansonsten vergleichbaren Flugzeugen konventioneller Auslegungsgeschwindigkeit führen würde. Die geringere Mach-Zahl und die Anwendung von Turboprop- statt Mantelstromtriebwerken führt zu einer geringeren Flughöhe mit überproportionaler Reduktion der Nicht-CO<sub>2</sub>-Emissionen. Dadurch können solche weiterentwickelten Turboprop-Flugzeuge selbst ohne Anwendung von E-Fuels potenziell eine Reduktion der Treibhausgasemissionen von über 60 % gegenüber derzeit üblichen Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen erzielen. In einer anderen Studie aus dem Jahr 2014 wurde der Airbus 320 (Stand der Technik 2009) mit einem möglichen Turboprop-Nachfolgermodell mit 33 % geringerer Mach-Zahl verglichen und ein um 36 % geringerer Treibstoffverbrauch des langsameren Flugzeugs errechnet. Beide Untersuchungen kommen zum Schluss, dass die durch die geringere Geschwindigkeit ermöglichte Reduktion der Treibstoffkosten die Steigerung der zeitbezogenen Kosten bzw. die Reduktion der kommerziellen Flugdistanz pro Tag überkompensieren würde. Subsonische Turboprop-Flugzeuge wären also selbst bei den gegenwärtigen Energiepreisen wirtschaftlicher als transsonische Flugzeuge mit Mantelstromtriebwerken, noch ohne Berücksichtigung zusätzlicher klimaschutzbezogener Kosten wie beispielsweise Kerosinsteuern, Emissionszertifikate oder gegenüber fossilem Kerosin höheren Preisen für E-Fuels.<ref>{{Cite web |title=Short Medium Range Turboprop-Powered Aircraft as an Enabler for Low Climate Impact |url=https://elib.dlr.de/148094/1/Short-Range_Turboprop.pdf/ |access-date=2025-01-01 |publisher= G. Atanasov, D. Silberhorn, P. Wassink, Dr. J. Hartmann, E. Prenzel, S. Wöhler, Dr. N. Dzikus, B. Fröhler, Dr. T. Zill, Dr. B. Nagel; DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt}}</ref><ref>{{cite web |url= https://www.fzt.haw-hamburg.de/pers/Scholz/Airport2030/Airport2030_PRE_FinalPresentation_Airbus_2014-06-05.pdf |title= Airport 2030 - AP 4.1; Configuration for Scenario 2015 (Possible A320 Successor) |publisher= Andreas Johanning, Dieter Scholz; Hamburg University of Applied Sciences |access-date= 2025-01-01 |archive-url= https://web.archive.org/web/20250101161050/https://www.fzt.haw-hamburg.de/pers/Scholz/Airport2030/Airport2030_PRE_FinalPresentation_Airbus_2014-06-05.pdf |archive-date= 2025-01-01 }}</ref><br />
<br />
=== {{Anker|CORSIA}}CORSIA zur Regulierung der Treibhausgas-Emissionen ===<br />
Im Oktober 2016 hat die [[ICAO]] die Einführung eines globalen Mechanismus für die Regulierung der Treibhausgas-Emissionen der internationalen Zivilluftfahrt beschlossen. Unter diesem müssen die Luftfahrtbetreiber ihre Emissionen durch sog. Offset-Zertifikate kompensieren. Das CORSIA-System wird in drei Phasen eingeführt:<br />
* An einer Pilotphase 2021–2023 und einer ersten Phase 2024–2026 können Staaten freiwillig teilnehmen.<br />
* In der zweiten Phase 2027–2035 ist die Teilnahme für alle Staaten verpflichtend. Ausgenommen sind Staaten mit einem sehr geringen Anteil an den globalen Flugbewegungen.<br />
Das Treibhausgasziel der Branche ist ein [[CO2-Neutralität|CO<sub>2</sub>-neutrales]] Wachstum ab 2020, jedoch keine absolute Minderung der CO<sub>2</sub>-Emissionen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.icao.int/environmental-protection/Pages/A39_CORSIA_FAQ2.aspx |titel=2. What is CORSIA and how does it work? |sprache=en-US |abruf=2017-02-21}}</ref> Andere Klimawirkungen sollen durch CORSIA nicht kompensiert werden. Diese machen wahrscheinlich mehr als die Hälfte des durch den Flugverkehr verursachten [[Strahlungsantrieb]]s aus, der für die Klimaerwärmung maßgeblich ist.<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/klimawirksamkeit_des_flugverkehrs.pdf Klimawirksamkeit des Flugverkehrs], Umweltbundesamt 2012, PDF</ref><ref name="kaercher2018">{{Literatur |Autor=Bernd Kärcher |Titel=Formation and radiative forcing of contrail cirrus |Sammelwerk=Nature Communications |Datum=2018-05 |DOI=10.1038/s41467-018-04068-0}}</ref><br />
<br />
Umweltorganisationen kritisieren, das System komme zu spät und sei zu wenig ambitioniert. Zudem sei völlig offen, welche Standards für die Kompensationszertifikate gelten sollten.<ref>{{Internetquelle |url=https://germanwatch.org/de/12827 |titel=Klimaschutz im Flugverkehr: Zu spät, zu schwach, zu wenig seriös {{!}} Germanwatch e.&nbsp;V. |sprache=de |abruf=2017-02-21}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Luftfahrtbranche verschiebt Klimaschutz |Sammelwerk=klimaretter.info |Datum= |Online=http://www.klimaretter.info/politik/hintergrund/22052-luftfahrtbranche-verschiebt-klimaziel-um-sieben-jahre |Abruf=2017-02-21}}</ref><br />
<br />
Forschende des [[Paul Scherrer Institut|Paul Scherrer Instituts PSI]] und der [[ETH Zürich]] haben 2023 berechnet, wie der Flugverkehr bis 2050 klimaneutral werden könnte. Sie kommen zu dem Ergebnis, fossiles Kerosin durch künstlich hergestellten, nachhaltigen Treibstoff zu ersetzen, reiche alleine nicht. Zusätzlich notwendig wäre eine Reduktion des Flugverkehrs.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.psi.ch/de/media/forschung/klimaneutrales-fliegen-ist-das-moeglich |titel=Klimaneutrales Fliegen: Ist das möglich? {{!}} Unsere Forschung {{!}} Paul Scherrer Institut (PSI) |datum=2023-07-06 |sprache=de |abruf=2023-07-22}}<br />
<br />
'''Originalpublikation''':<br />
<br />
How to make climate-neutral aviation fly. Romain Sacchi, Viola Becattini et al. Nature Communications, 6. Juli 2023<br />
<br />
[[DOI:10.1038/s41467-023-39749-y]]</ref><br />
<br />
=== Einbeziehung des Luftverkehrs in den EU-Emissionshandel ===<br />
Mit dem [[EU-Emissionshandel]] (Emissions Trading Scheme, ETS), der am 1. Januar 2005 europaweit in Kraft trat, versucht die Europäische Union die Emission von Treibhausgasen zu steuern. Im Dezember 2006 schlug die EU-Kommission vor, den Flugverkehr in das EU-Emissionshandelssystem aufzunehmen. Fluggesellschaften müssen ab 2012 Emissionsrechte auf Flugstrecken, die Flughäfen der EU berühren, nachweisen.<ref name="Tillmann C. Gmelin" /><br />
<br />
=== Kerosinsteuer ===<br />
{{Hauptartikel|Kerosinsteuer}}<br />
Die Kerosinsteuer ist eine [[Verbrauchsteuer]] auf [[Kerosin|Flugtreibstoff]] in der gewerblichen Luftfahrt. In der [[Europäische Union|Europäischen Union]] bildet die EG-[[Energiesteuerrichtlinie]] (2003/96/EG) vom 27. Oktober 2003 die Rechtsgrundlage, die den nationalen Regierungen die Möglichkeit zur Einführung einer Steuer auf Turbinenkraftstoff u. a. für kommerzielle Inlandsflüge einräumt. Derzeit ist der kommerzielle Kerosinverbrauch nach der Gesetzgebung aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union steuerfrei (Stand: 2018).<br />
<br />
=== Freiwillige Kompensation von CO<sub>2</sub>-Emissionen ===<br />
Durch Spenden an Organisationen wie z.&nbsp;B. [[Atmosfair]], [[myclimate]] und Klima-Kollekte können Passagiere ihre CO<sub>2</sub>-Emissionen kompensieren. So werden z.&nbsp;B. bei [[easyJet]] nach Eigenangabe seit dem 19. November 2019 alle während des Flugs durch Treibstoffverbrennung verursachten [[Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre|CO<sub>2</sub>-Emissionen]] vollständig [[Klimakompensation|kompensiert]], gleichzeitig ist sich die Airline bewusst, dass die Kompensation das Emissionsproblem nicht löst und sieht diese nur als Übergangslösung, bis andere Technologien zur Emissionsreduzierung verfügbar sind.<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Eiselin |url=https://www.aerotelegraph.com/easyjet-passagiere-fliegen-jetzt-klimaneutral |titel=Easyjet-Passagiere fliegen jetzt klimaneutral |hrsg=aerotelegraph.com |datum=2019-11-19 |abruf=2019-11-19}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/mobilitaet/2019-11/easyjet-co2-kompensation-flugscham-lufthansa |titel=Fliegen für den Umweltschutz |hrsg=ZEIT Online |datum=2019-11-21 |abruf=2021-01-27}}</ref><br />
<br />
In Umfragen gaben Passagiere oft an bereit zu sein, für die Kompensation ihres Fluges einen substantiellen Betrag zu zahlen; die mittlere Zahlungsbereitschaft unterschied sich dabei je nach Umfrage deutlich, sie reichte von einem bis 50 Euro, oft betrug sie 10–30 Euro. Eine Auswertung von mehr als 60.000 zwischen August 2019 und Oktober 2020 vorgenommenen Buchungen bei einer Schweizer Fluggesellschaft ergab eine mittlere Zahlungsbereitschaft von einem Euro, weniger als 5 % der Passagiere hatten ihren Flug tatsächlich kompensiert.<ref>{{Literatur |Autor=Sebastian Berger, Andreas Kilchenmann, Oliver Lenz, Francisco Schlöder |Titel=Willingness-to-pay for carbon dioxide offsets: Field evidence on revealed preferences in the aviation industry |Sammelwerk=Global Environmental Change |Datum=2022-01 |DOI=10.1016/j.gloenvcha.2022.102470}}</ref> Im Mai 2023 wurde bekannt, dass bei der [[Lufthansa Group]] durchschnittlich rund 3 Prozent der Passagiere die Möglichkeit einer Klimakompensation nutzten. Innerhalb der Gruppe wurden bei der [[Swiss]] mit rund zehn Prozent die meisten Flüge kompensiert.<ref>{{Internetquelle |autor=Livia |url=https://reisetopia.de/news/swiss-passagiere-nachhaltiger/ |titel=Swiss macht Swiss Flugpassagiere fliegen nachhaltiger |werk=reisetopia.de |datum=2023-05-23 |abruf=2023-11-10}}</ref> Im September 2023 führte die Swiss eine verbindliche Klimakompensation auf der Strecke Zürich – Genf ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesanzeiger.ch/airline-will-umweltziele-vorantreiben-swiss-fuehrt-bei-inlandfluegen-gruenen-tarif-ein-549064158807 |titel=Airline will Umweltziele vorantreiben: Swiss führt bei Inlandflügen «grünen» Tarif ein |werk=tagesanzeiger.ch |datum=2023-09-07 |abruf=2023-11-10}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Tobias Hackhe |url=https://reisetopia.de/news/zuerich-genf-co2-kompensation-pflicht/ |titel=Swiss macht Strecke zwischen Zürich und Genf ausschließlich mit CO₂-Kompensation buchbar |werk=reisetopia.de |datum=2023-09-27 |abruf=2023-11-10}}</ref><br />
<br />
=== Flugscham: Verzicht auf Flugreisen ===<br />
{{Hauptartikel|Flugscham}}<br />
Mit ‚Flugscham‘ (vom [[Schwedische Sprache|Schwedischen]] ‚flygskam‘, im [[Englische Sprache|Englischen]] ‚flight shame‘) wird das Konzept bezeichnet, dass Menschen, nachdem sie sich der Schädlichkeit von Flugreisen bewusst geworden sind, auf diese ganz oder zumindest teilweise verzichten. Der Begriff verbreitete sich seit Ende 2017, das Konzept wird von Einzelnen nachweislich schon seit 1990 umgesetzt. In Schweden sind 2018 zeitgleich mit der zunehmenden Popularität von ‚flygskam‘ die Fluggastzahlen zurückgegangen. In Deutschland war auch im ersten Halbjahr 2019 kein Rückgang zu beobachten.<br />
<br />
== Fluglärm ==<br />
[[Datei:Qantas b747 over houses arp.jpg|mini|Eine [[Boeing 747]]-400 der [[Qantas Airways]] beim Landeanflug auf den [[Flughafen London-Heathrow]]]]<br />
{{Hauptartikel|Fluglärm}}<br />
<br />
Fluglärm, sprich der Lärm, der von [[Flugzeug]]en und sonstigen [[Luftfahrzeug]]en verursacht wird, ist eine der wesentlichen [[Umwelt]]beeinträchtigungen durch den [[Luftverkehr]] und wirkt aufgrund seiner intermittierenden Struktur anders als Schienen- oder Straßenlärm. Neuere Studien des Forschungsverbundes „Leiser Verkehr“ konnten die unterschiedliche Behandlung verschiedener Verkehrslärmarten (z.&nbsp;B. [[Schienenbonus]] von 5&nbsp;dB) nicht als gerechtfertigt belegen.<br />
<br />
Derzeit gibt es in Deutschland keine gültigen Grenzwerte für Fluglärm. Allerdings stellt der Fluglärm bisher die einzige Lärmquelle dar, die fast lückenlos dokumentiert wird, da zur Überwachung des Fluglärms jeder Verkehrsflughafen eine kontinuierliche Messanlage gemäß § 19 a [[Luftverkehrsgesetz]] zu betreiben hat. Eine Dokumentation der Fluglärmbelastung erstellt außerdem das Netzwerk des Deutschen Fluglärmdienstes e.&nbsp;V. (DFLD).<ref>[http://www.dfld.de/ Deutscher Fluglärmdienst e.&nbsp;V.]</ref> Der DFLD veröffentlicht diese Messwerte, eine unabhängige Prüfung<ref>[http://www.dfld.de/Presse/PMittF/2006/060720c1.pdf unabhängige Prüfung] (PDF; 80&nbsp;kB)</ref> seiner Messwerte erfolgte durch das Öko-Institut.<br />
<br />
Das Fluglärmgesetz von 1971 wurde lange Zeit kontrovers diskutiert und erst mit Wirkung ab 2. Juni 2007 grundlegend geändert. Es setzt sowohl für bestehende wie auch für neu- und ausgebaute Flugplätze Lärmgrenzwerte fest. Mit der neuen Fassung des Gesetzes gibt es auch für Anwohner von Bestandsflughäfen einen Rechtsanspruch auf passiven Lärmschutz – im Gegensatz zu Schienen- oder Straßenlärmbetroffenen, die für bestehende Anlagen keinen Rechtsansprüche haben, sondern nur bei Neu- und Ausbaumaßnahmen. Das jetzt geltende Fluglärmgesetz unterscheidet Tages- und Nachtschutzzonen sowie zivile und militärische Flugplätze.<br />
<br />
Nach den auslösenden Flugphasen bzw. in Abhängigkeit von Ort und Zeit unterscheidet man<br />
* Lärm beim [[Landeanflug]],<br />
* Lärm beim [[Start (Luftfahrt)]],<br />
* [[Bodenlärm]] von [[Flughafen|Flughäfen]],<br />
* [[Tiefflug]]lärm,<br />
* [[Nachtfluglärm]].<br />
<br />
Hauptquellen des Lärms sind die [[Triebwerk]]e, aber auch das [[Fahrwerk (Flugzeug)|Fahrwerk]] und die das Luftfahrzeug umströmende Luft. Je nach Flugphase und Lademasse des Luftfahrzeugs wirken sich diese Faktoren unterschiedlich stark aus.<br />
<br />
Beim Start entsteht Lärm in Flugzeugen mit [[Kolbenmotor]]en und bei [[Turboprop]]s in erster Linie an den Propellerblättern, bei Jet- und Turbojettriebwerken hauptsächlich als Folge des Mischens heißer und schneller Austrittsgase mit der umgebenden Luft. Auch im Bereich des Fan, sowie der anderen Triebwerksschaufeln entsteht durch [[Interferenz (Physik)|Interferenzen]] und Unregelmäßigkeiten des Luftstroms Lärm.<br />
Je nach Entfernung und Flugzeugtyp können so jetgetriebene Passagierflugzeuge beim Start bis zu [[Schalldruckpegel|90&nbsp;dB(A)]] laut sein ([[Boeing 747]]/400 bei 300&nbsp;m seitlicher Entfernung). Im Zusammenwirken mit einem stark beflogenen internationalen Flughafen entsteht dadurch eine hohe Lärmbelastung für dessen unmittelbare Umgebung.<br />
<br />
=== Belastung der Bevölkerung durch Fluglärm ===<br />
Insgesamt hat sich die Belastung der Bevölkerung durch Fluglärm in den letzten 40&nbsp;Jahren erheblich verändert. Zwar sind die einzelnen Flugzeuge rechnerisch leiser geworden, dieser Effekt wird jedoch durch die zunehmende Anzahl der Flugbewegungen überdeckt. Die Lärmreduzierung von Flugzeugen hat sich zudem hauptsächlich beim Startvorgang ausgewirkt, durch die Verwendung leichterer Konstruktionsmaterialien wird weniger Schub erforderlich und ein steiler Steigflug kann erreicht werden; beim Landelärm gab es kaum Fortschritte. In letzter Zeit stellt man an einigen Flughäfen (z.&nbsp;B. Frankfurt) sogar wieder eine Lärmzunahme fest – wahrscheinlich aufgrund veränderter Anflugverfahren.<br />
<br />
=== Maßnahmen zur Verminderung des Fluglärms ===<br />
Maßnahmen zur Verminderung des Fluglärms seitens der Flugzeughersteller sind bautechnischer Natur (z.&nbsp;B. Weiterentwicklung von Leichtbaumaterialien zur Verringerung der Masse, Entwicklung von Turbofantriebwerken mit hohem Nebenstromverhältnis), Fluggesellschaften können zur Verminderung der Lärmbelästigung operationelle Maßnahmen treffen (Vorgabe von ''Noise abatement procedures''), die Flugsicherung kann durch Planung der An- und Abflugstrecken über dünner besiedeltes Gebiet zur Verringerung der Lärmbelästigung beitragen. Die Wissenschaft und die Europäische Union hatten sich in der Forschungsagenda ACARE, sowie ein Consortium aus europäischen Flugzeugherstellern und Umweltinstituten im Projekt X-noise SOURDINE zum Ziel gesetzt, durch intensive Entwicklung die Lärmemissionen moderner Flugzeuge bis 2020 zu halbieren.<br />
Flughafenbetreiber haben ferner die von ihnen erhobenen Landegebühren nach Lärmkriterien gestaffelt, so dass es für Luftverkehrsgesellschaften teurer wird, diese Plätze mit unnötig lauten Maschinen anzufliegen (vgl. Lärmklasseneinteilung der Flugzeuge durch die [[ICAO]]).<br />
<br />
Bei der Vergabe oder Änderung von Betriebsgenehmigungen für Flughäfen wird die zu erwartende Lärmbelastung nicht gemessen, sondern berechnet und zu erwartende Lärmschutzzonen werden rechnerisch bestimmt. Die tatsächliche Lärmbelastung kann abweichen.<br />
<br />
=== Auswirkungen von Fluglärm auf Menschen ===<br />
Der Fluglärm hat auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Ab 65&nbsp;dB(A) können gesundheitliche Schäden auftreten, wie zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen. Die körperlichen Begleiterscheinungen werden wie folgt beschrieben: Die Nebennieren schütten das Hormon Adrenalin aus, das den so genannten Sympathikus aktiviert. Dieser Nervenstrang befindet sich entlang der Brustwirbelsäule. Die Folge: Blutgefäße verengen sich. Der Blutdruck steigt. Die Herzfrequenz erhöht sich. Der Körper gerät in einen Erregungszustand. Ist der Lärm vorbei, übernimmt der Gegenspieler des Sympathikus, der Parasympathikus das Regime. Dieses Nervengeflecht steuert die Erregung wieder zurück. Doch bei Dauerlärm oder sehr häufigen Ereignissen kommt der Körper nicht zur Ruhe, bleibt der Sympathikus aktiv – und so die Organe in ständiger Anspannung.<br />
<br />
Die möglichen Folgen sind: Es kann zu Bluthochdruck, Herzkreislauferkrankungen und anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen, insbesondere bei [[Nachtfluglärm]], dem wegen der besonders schutzbedürftigen [[Nachtruhe]] eine besondere Bedeutung beizumessen ist.<br />
<br />
Lärm mindert auch die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Mehrere Untersuchungen belegen, dass Kinder in lauter Umgebung mehr Zeit für anspruchsvolle Aufgaben wie Rechnen und Schreiben benötigen. Auch die Fehlerquote steigt. Lärm stört die Kommunikation: Sprechen in lauter Umgebung ist anstrengend. Das Gehirn benötigt vermehrt Energie, um die Worte im Lärm zu differenzieren und zu verstehen. Fluglärm gilt aufgrund seines Frequenzspektrums – im Vergleich zu anderen Schallquellen – als besonderer Störfaktor, da er weite Bereiche des menschlichen Sprach- und Hörbereiches abdeckt.<br />
<br />
=== Fluglärm-Langzeitstudie in München ===<br />
Der alte [[Flughafen München-Riem]] zog 1992 ins [[Erdinger Moos]] um. In einer einzigen Nacht wurde der komplette Flugbetrieb umgestellt. Hierdurch boten sich für eine internationale Langzeitstudie zum Thema Fluglärm beste Bedingungen. Es wurden 326 Kinder, die entweder am mittlerweile stillgelegten Flughafen München-Riem oder in der Einflugschneise des neuen Münchener Flughafens im Erdinger Moos aufwuchsen, getestet. Mit der Studie sollte die Auswirkung von Fluglärm vor allem auf die noch in der Entwicklung befindlichen Kinder ermittelt werden.<br />
<br />
Die Lärmstudie befasste sich mit verschiedenen Untersuchungen zum Verhalten der Kinder in bestimmten Situationen. So wurden ihnen beispielsweise sehr schwierige Aufgaben vorgelegt. Die vom Fluglärm betroffenen Kinder gaben hierbei schneller auf als die Kinder aus ruhigeren Gegenden. Auch das tägliche Verhalten wurde negativ beeinflusst. Die Kinder waren nervös, unausgeglichen und zappelig. Sie konnten sich viel schlechter auf ihre Aufgaben konzentrieren und verloren schnell die Geduld. In ihrem Urin wurden viel mehr Stresshormone nachgewiesen als bei der Vergleichsgruppe. Auch der Blutdruck veränderte sich. Je länger die Kinder im Fluggebiet lebten, umso höher stiegen ihre Blutdruckwerte, mitunter in bedrohlich hohe Bereiche. Außerdem traten Schlafstörungen auf, vor allem beim Nachtflugbetrieb.<br />
<br />
Der Münchener Studie folgten weitere Vergleichsprojekte. Sie wiesen eine erhöhte Aggression der Kinder nach. Bei Kindern, die am nunmehr stillgelegten Flugplatz wohnten, verbesserten sich nach einiger Zeit dagegen das Kurz- und Langzeitgedächtnis sowie die schulischen Leistungen. Das Fazit der Forscher: Fluglärm ist schädlich. Kinder die langfristig Fluglärm ausgesetzt werden, haben ein erhöhtes Risiko für psychosomatische sowie Herz- und Kreislauferkrankungen.<br />
<br />
== Flächenverbrauch und Bodenversiegelung ==<br />
[[Datei:AirportFrankfurt fromair.jpg|mini|Flughafen Frankfurt (Main)]]<br />
Flugplätze benötigen lokal gesehen große Flächen für Start- und Landebahnen, Rollwege, Abstellflächen, Hangars und Abfertigungsgebäude. Bestehen diese Flächen bei kleinen Plätzen häufig noch aus Graswiesen, so sind sie bei Verkehrsflugplätzen ab einer gewissen Größe meist [[asphalt]]iert oder [[beton]]iert; bei internationalen Flughäfen ist dies immer der Fall. Die großen asphaltierten Flächen führen dann zu [[Bodenversiegelung]]. Aufgrund bauphysikalischer Umstände wird häufig eine [[Grundwasserabsenkung]] durchgeführt, die wiederum das Pflanzenwachstum in der Umgebung stört und die Tierwelt beeinträchtigt.<br />
<br />
Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern wie Schiene und Straße ist der [[Flächenverbrauch]] des Luftverkehrs im Verhältnis zur Verkehrsleistung (gemessen in [[Personenkilometer]]n) je Hektar versiegelter Fläche allerdings sehr gering. In den befriedeten, nicht erschlossenen Gebieten von Flugplätzen entstehen oft Enklaven, in denen sich von Menschen relativ ungestört Biotope mit vielfältiger Flora und Fauna entwickeln können. Auf vielen Flugplätzen sind daher geschützte Biotope vorhanden.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Klimaschutz]]<br />
* [[Elektroflugzeug]]<br />
* [[Wasserstoffflugzeug]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Heinrich Mensen: ''Handbuch der Luftfahrt''. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2003<br />
* Wilhelm Pompl: ''Luftverkehr. Eine ökonomische und politische Einführung.'' 4. Auflage. Berlin u.&nbsp;a. 2002<br />
* Christoph Alber: ''Zum Rechtsschutz gegen Fluglärm. Insbesondere gegen die Festlegung so genannter Flugrouten.'' Frankfurt 2004, ISBN 3-631-53172-9.<br />
* Sonja Franke: ''Lärmgrenzwerte für die Planung von Verkehrsflughäfen''. Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11052-8.<br />
* Jan Ziekow (Hrsg.): ''Bewertung von Fluglärm – Regionalplanung – Planfeststellungsverfahren''. Vorträge auf den Vierten Speyerer Planungsrechtstagen und dem Speyerer Luftverkehrsrechtstag … für Verwaltungswissenschaften Speyer, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11164-8.<br />
* Michael Kloepfer u. a.: ''Leben mit Lärm? Risikobeurteilung und Regulation des Umgebungslärms im Verkehrsbereich''. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-34509-4.<br />
* Martin Hermann: ''Schutz vor Fluglärm bei der Planung von Verkehrsflughäfen im Lichte des Verfassungsrechts'' Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-08073-4.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* Bildungsserver Klimawandel: [https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Auswirkungen_des_Luftverkehrs Auswirkungen des Luftverkehrs] beim [[Climate Service Center]] der Bundesregierung<br />
* [https://germanwatch.org/klima/flug.htm Informationen] und [https://germanwatch.org/de/stichwort/flugverkehr Publikationen] über die ökologischen Auswirkungen des Flugverkehrs bei [[Germanwatch]]<br />
* Informationen vom [[Bundesamt für Zivilluftfahrt|Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL (CH)]] zu: [https://www.bazl.admin.ch/bazl/de/home/themen/umwelt.html Umwelt], [https://www.bazl.admin.ch/bazl/de/home/themen/umwelt/laerm.html Lärm] und [https://www.bazl.admin.ch/bazl/de/home/themen/umwelt/klima/auswirkungen-des-klimawandels-auf-die-luftfahrt.html Auswirkungen des Klimawandels auf die Luftfahrt in der Schweiz]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{SORTIERUNG:Okologische Auswirkungen des Luftverkehrs}}<br />
[[Kategorie:Umweltschäden]]<br />
[[Kategorie:Luftverkehr]]<br />
[[Kategorie:Verkehr und Umwelt]]<br />
[[Kategorie:Treibhausgasemission]]<br />
[[Kategorie:Klimawandel (globale Erwärmung)]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Sci-Hub&diff=256427384Diskussion:Sci-Hub2025-05-28T10:28:09Z<p>Prototyperspective: /* Schwedische Domain sci-hub.se */ Antwort</p>
<hr />
<div>== Löschantrag ==<br />
<br />
Stimmt es, dass hier immer gern schnell gelöscht wird? Im englischen Wikipedia passiert so etwas eher selten. Finde ich nur etwas bedenklich. Insbesondere wenn laut Richtlinien Sci-Hub (wegen internationaler Bekanntheit) als Webseite eben Relevant ist.<br />
<br />
Kann es sein, dass Wikipedia Deutschland für ihre Löschanträge sehr berüchtigt ist?--[[Benutzer:Momo Monitor|Momo Monitor]] ([[Benutzer Diskussion:Momo Monitor|Diskussion]]) 05:08, 19. Feb. 2016 (CET)<br />
:Ja, die deutschsprachige WP ist anders als die englische. Ob man das berüchtigt nennen möchte, ist jedem selbst überlassen. Der Artikel ist aber auch nicht der beste: "wegen der hohen Kosten"?? Publizieren die günstiger? Steht kaum was im Artikel... -- [[Spezial:Beiträge/77.64.190.242|77.64.190.242]] 11:35, 22. Feb. 2016 (CET)<br />
:: Berüchtig sicherlich insofern, als dass man sich in anderen Ländern häufig über deutschen Ordnungswahnsinn lustig macht ^^ (der bei Lichte betrachtet in der Tat so manche seltsame Blüte treibt bzw. ungelenk oder sogar selbstzerstörerisch wirken kann). --[[Benutzer:Max schwalbe|Max schwalbe]] ([[Benutzer Diskussion:Max schwalbe|Diskussion]]) 14:43, 7. Aug. 2019 (CEST)<br />
<br />
== Die deutsche Wikipedia... ==<br />
<br />
... ist immer für einen Lacher gut und wird, sobald DeepL oder eine andere vernünftige Übersezungs KI zur Verfügungs steht, 1:0.999 wegrationalisiert. Allenfalls jeder 1000 Artikel ist der englischen überlegen.<br />
<br />
Dieser hier ist eine Katastrophe.<br />
<br />
: Dann mach's besser und warte nicht, bis dir KI auch noch das abnimmt. --[[Benutzer:Küchenkraut|Küchenkraut]] ([[Benutzer Diskussion:Küchenkraut|Diskussion]]) 16:58, 21. Nov. 2017 (CET)<br />
<br />
== {{info}} Sci-Hub entlinkt ==<br />
<br />
gem. [[Wikipedia:Fragen_zur_Wikipedia/Archiv/2017/Woche_51#Links_auf_Sci-Hub?|Disk]] auf WP:FZW, weil die Rechtmäßigkeit des Angebots umstritten ist.--[[Benutzer:Aschmidt|Aschmidt]] ([[Benutzer Diskussion:Aschmidt|Diskussion]]) 17:31, 30. Dez. 2017 (CET)<br />
<br />
: Eine erbärmliche Richtlinie, wenn man bedenkt, dass gerade die Wikimedia-Foundation in Deutschland eigentlich machen kann, was sie will, da diese Seite nicht der deutschen Gerichtsbarkeit unterliegt. Dieser vorauseilende Gehorsam ist so ekelhaft, dass es mich überhaupt nicht wundert, dass vor einigen Jahren ein Diktator in diesen Land leichtes Spiel hatte. --[[Benutzer:Bachsau|Bachsau]] ([[Benutzer Diskussion:Bachsau|Diskussion]]) 15:29, 15. Apr. 2018 (CEST)<br />
<br />
::Ja genau, erbärmlich und ekelhaft, diese diktatorische Entlinkerei, pfui! :-) Hier ein Beitrag zur Versachlichung, wie Deutschlands "Diktator" einst gezwungen wurde, der Wissenschaft in den weniger entwickelten Ländern durch Verbilligung/Subventionierung heißbegehrter Wissenschaftsliteratur ganz pragmatisch und vorbildlich auf die Sprünge zu helfen:<br />
<br />
::"... engagierte sich der NS-Staat seit seiner Anfangsphase mit nicht unbeträchtlichen Mitteln für die Bewahrung von kontrollierter und reglementierter Internationalität. Davon profitierten nicht zuletzt Wissenschaftsverlage und Fachzeitschriften. Als es 1933/34 zum Ausbruch der – seit längerem schwelenden – Krise wegen der hohen Preise für die deutschen Wissenschaftszeitschriften kam und ein erneuter Boykott deutscher Fachperiodika drohte, rettete die NS-Regierung in buchstäblich letzter Minute sogar die Branche der deutschen Wissenschaftsverlage: Auf der Tagung der International Federation of Library Associations (IFLA) im Mai 1935 in Madrid konnten Boykottbeschlüsse gegen deutsche Wissenschaftszeitschriften nur abgewendet werden, weil die Reichsregierung bekanntgab, die Exportpreise für Bücher und Zeitschriften wesentlich zu subventionieren (was immer wieder auch vom Börsenverein des deutschen Buchhandels verlangt worden war). Am 9. September 1935 trat ein Buchexport-Verfahren in Kraft, das den deutschen Verlegern erlaubte, die Auslandspreise ihrer Produktion um 25% zu senken und Mindereinnahmen aus staatlichen Mitteln zu ersetzen. Bis zum August 1940 wurden mehr als 52 Mio. RM an die deutschen Verlage verteilt. Diese Subventionen kamen insbesondere Wissenschaftsverlagen und wissenschaftlichen Zeitschriften zu Gute."<br />
<br />
::Zitiert nach: „Trotz mancher Schwierigkeiten“. Zu den Auslandsreisen deutscher Geisteswissenschaftler zwischen 1933 und 1945, von Andrea Albrecht und Ralf Klausnitzer, Wiley-Verlag, Erstveröffentlichung 16.03.2020, Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/bewi.202000001<br />
<br />
::(weiteres Zitat: "schlagend [...] alle törichten Redereien vom ‚Aufhören der deutschen wissenschaftlichen Forschung‘ usw. widerlegt")<br />
<br />
::Mit nur 25 Prozent reichsdeutscher Subvention binnen 5 Jahren ein Vielfaches an ideellem Mehrwert in den Entwicklungsländern geschaffen! Sollte man dieses regulierte Verfahren nicht vll. als Vorbild, dem nachzustreben sei, in den Artikel mit einbauen? Jedenfalls auf der Grundlage dieses abgewandelten Modells, das zwischen- wie innerstaatlich funktioniert - der Reiche hilft dem Ärmeren/Gerechtigkeitsstaat -, funktioniert bekanntlich die mittels der Deutschen Forschungsgemeinschaft voll subventionierte Lizenzierung des elektronischen Zugriffs auf ausländische Wissenschafts-Archive von deutschem Boden aus. In einem dem Lemma hinzuzufügenden Abschnitt "Prognose" könnte man dann anregen, die Entwicklungsländer an diesen Transferkosten von Wissenschaft nach bestimmten Kriterien stufenweise zu beteiligen. Bisher umstrittene bzw. zweifelhafte Portale wie "Sci-Hub" wären danach entweder ein- oder wegreguliert. Eku-pilz, 20. Feb. 2022<br />
<br />
== Kritik ist keine Kritik ==<br />
<br />
Dass Wissenschaftsverlage abgeschafft werden ist keine grundsätzlich negative These.<br />
Ich stelle sogar die Gegenthese auf, dass dies eine positive Entwicklung ist, da Paywalls abgeschafft werden.--[[Benutzer:Senpai Dome|Senpai Dome]] ([[Benutzer Diskussion:Senpai Dome|Diskussion]]) 23:19, 29. Nov. 2018 (CET)<br />
:Wikipedia referiert, was andere schreiben. Das Argument ist durchaus erheblich, denn Wissenschaftsverlage erbringen Lektoratsdienstleistungen und kuratieren wissenschaftliche Öffentlichkeit durch ihre Verlagsprodukte. Den Wegfall von Paywalls infolge von Sci-Hub kann ich übrigens nicht erkennen.--[[Benutzer:Aschmidt|Aschmidt]] ([[Benutzer Diskussion:Aschmidt|Diskussion]]) 23:43, 29. Nov. 2018 (CET)<br />
<br />
"Wissenschaftsverlage erbringen Lektoratsdienstleistungen..." - ist die Theorie. Praktisch lektorieren Freiwillige kostenlos.<br />
<br>Beispiel: [https://netzpolitik.org/2015/was-leisten-wissenschaftsverlage-heute-eigentlich-noch/ Was leisten Wissenschaftsverlage heute eigentlich noch?] --[[Benutzer:J744|J744]] ([[Benutzer Diskussion:J744|Diskussion]]) 20:28, 24. Apr. 2019 (CEST)<br />
<br />
== Vodafone blockt sci-hub.tw in Deutschland ==<br />
<br />
Lieber ASchmidt,<br />
<br />
du hast meine Aenderung, dass Vodafone in Deutschland sci-hub.tw blockiert, mit der Begruendung rueckgaengig gemacht, dass dir der Beleg dafuer fehlt. Offensichtlich bist du nicht bei Vodafone, weshalb du das nicht selber pruefen kannst? Bitte gib mir eine Idee, wie man das Belegen kann, so dass du damit auch happy bist. {{unsigniert|95.91.245.53|16:15, 10. Aug. 2019 (CEST)}}<br />
:Liebe IP, danke für deine Rückfrage. Es freut mich natürlich sehr, dass du mich happy machen möchtest. ;) Ich bezog mich in der Begründung für meine Zurücksetzung auf eine ganz grundlegende Regel von Wikipedia: [[WP:TF|No original research]], auf Deutsch: Keine Theoriefindung. Nur Inhalte, für die es einen [[WP:BLG|Beleg]] gibt, können Eingang in Wikipedia finden. In diesem Fall würde man daher auf Berichterstattung in reputablen Quellen warten, auf die man sich beziehen kann. Keine Blogs, keine sozialen Netzwerke, sondern journalistische und wissenschaftliche Belege. Wikipedia-Autoren ermitteln einen Sachverhalt nicht, sondern sie zitieren, was andere geschrieben haben, auf die man sich üblicherweise verlassen kann. Persönliche Lebenserfahrung eines Autors ist keine Grundlage für Wikipedia. Ich hoffe, das hilft dir weiter, und ich hoffe auch, dass du darüber nicht allzusehr enttäuscht bist. Wenn du Berichtertattung zu dem Thema findest, bringe es gerne wieder hier ein.--[[Benutzer:Aschmidt|Aschmidt]] ([[Benutzer Diskussion:Aschmidt|Diskussion]]) 16:44, 10. Aug. 2019 (CEST)<br />
::Lieber Aschmidt, danke fuer deine ausfuehrliche Erklaerung; wieder was gelernt! Heute ist nicht alle Tage... ;) {{unsigniert|95.91.245.53|22:29, 10. Aug. 2019 (CEST)}}<br />
<br />
== Schwedische Domain sci-hub.se ==<br />
<br />
Also bei mir funktioniert es "ohne weiteres", deswegen hatte ich mich gewundert und sie wieder [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sci-Hub&diff=next&oldid=236712089 hinzugefügt]. Wird auch auf der Website selbst genannt. Als Beleg für eine mögliche Sperre hab ich hingegen nur [https://tarnkappe.info/artikel/e-books/sci-hub-domain-von-swedish-internet-foundation-deaktiviert-264233.html das hier] gefunden. @[[Benutzer:Emberwit|Emberwit]]<br />
<br />
Wenn jemand übrigens einen passenden Wikilink für vereinfachtes Chinesisch hat, der darf den gerne hinzufügen. Ich war mir nicht sicher. --[[Benutzer:El Casto|El Casto]] ([[Benutzer Diskussion:El Casto|Diskussion]]) 19:15, 24. Aug. 2023 (CEST)<br />
<br />
:Danke für den Hinweis. Bei mir funktioniert die Domain nicht. So eine Sperre kann zwar grundsätzlich [[Internetdienstanbieter|ISP]]-abhängig sein, der von dir verlinkte Artikel deutet in dem Fall aber auf eine andere Ursache hin. Die .se-Domain wurde [[Spezial:Diff/230296399|im Januar]] aus der Infobox entfernt, also bei mindestens einem anderen Benutzer scheint sie auch nicht zu funktionieren. Da zwei intakte drin stehen, lassen wir sci-hub.se vielleicht besser erstmal raus. Besten Gruß --[[Benutzer:Emberwit|Emberwit]] ([[Benutzer Diskussion:Emberwit|Diskussion]]) 19:33, 24. Aug. 2023 (CEST)<br />
::[[Benutzer:Emberwit|@Emberwit]] Gerne. Ich finds halt komisch. Aber 2 reichen definitiv auch aus, das stimmt. --[[Benutzer:El Casto|El Casto]] ([[Benutzer Diskussion:El Casto|Diskussion]]) 19:46, 24. Aug. 2023 (CEST)<br />
:::Bitter wieder hinzufügen. Nur weil ISPs eine Domain bei einigen wenigen Nutzern zensieren sollte die hier nicht rausfliegen und stattdessen nur eine Russische Domain genannt werden. … se ist denke ich die Haupt-URL von Sci-Hub für alle außerhalb von Russland. (Wenn ich hier die volle URL angebe kommt die Warnung Der folgende Text wurde vom Spamfilter gefunden: sci-hub.se und vermutlich kommt die Warnung auch wenn ich versuche das direkt in den Artikel einzufügen.) --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:28, 28. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== "Falschdarstellung" ==<br />
<br />
@[[Benutzer:Saidmann|Saidmann]], bitte beschreibe doch, was an der von Dir gelöschten Passage falsch sein soll. --[[Benutzer:Nina|Nina]] ([[Benutzer Diskussion:Nina|Diskussion]]) 19:56, 25. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Das Gerichtsurteil betraf nur die "Dringlichkeit für eine plattformbezogene Sperrung", nicht die Sperrung als solche. Der Text erweckt jedoch den völlig falschen Eindruck, als ob das Gericht Sci-Hub Recht gegeben hätte. Das ist eine grobe Irreführung der Leser und musste deshalb entfernt werden. --[[Benutzer:Saidmann|Saidmann]] ([[Benutzer Diskussion:Saidmann|Diskussion]]) 20:38, 25. Mai 2025 (CEST)<br />
::Aber was anderes steht doch überhaupt nicht in dem von Dir gelöschten Absatz. Da steht nichts von "Recht geben" oder "Sperre". --[[Benutzer:Nina|Nina]] ([[Benutzer Diskussion:Nina|Diskussion]]) 21:06, 25. Mai 2025 (CEST)<br />
:::Im gelöschten Absatz steht sehr wohl "DNS-Zugangssperre". Fehlende Dringlichkeit hingegen, Kernaussage der Quelle, fehlt im Absatz. --[[Benutzer:Matthäus Wander|Matthäus Wander]] 22:01, 26. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Ja, es war ein ''Antrag'' auf Sperre, der abgelehnt wurde wegen mangelnder Dringlichkeit. Die Dringlichkeit hätte die [[Vorläufiger Rechtsschutz|Einstweilige Verfügung]] (siehe dort) möglich gemacht, aber es gab eben keine Dringlichkeit, daher auch keine Sperre. Steht jedenfalls so in der Quelle. Im Februar 2019. Davor und danach gabs offenbar schon Sperren, aber nicht im Februar 2019. --[[Benutzer:Nina|Nina]] ([[Benutzer Diskussion:Nina|Diskussion]]) 22:38, 26. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::Der Antrag auf Sperre wurde nicht abgelehnt, sondern der Antrag auf eine Einstweilige Verfügung. Bitte erkundige dich über den Unterschied. --[[Benutzer:Saidmann|Saidmann]] ([[Benutzer Diskussion:Saidmann|Diskussion]]) 14:27, 27. Mai 2025 (CEST)<br />
::::::Schön, dass Du Dich nun endlich kundig gemacht hast. --[[Benutzer:Nina|Nina]] ([[Benutzer Diskussion:Nina|Diskussion]]) 14:39, 27. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::::Das ist wieder ein persönlicher Angriff in Verbindung mit einer gezielten Falschaussage. Als du sie schriebst, wusstest du ganz genau, dass deine Darstellung des Gerichtsurteils von Anfang an falsch war und dass meine Darstellung des Gerichtsurteils von Anfang an korrekt war. --[[Benutzer:Saidmann|Saidmann]] ([[Benutzer Diskussion:Saidmann|Diskussion]]) 20:47, 27. Mai 2025 (CEST)</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Potenzielle_Auswirkungen_au%C3%9Ferirdischen_Kontakts&diff=256427205Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts2025-05-28T10:20:24Z<p>Prototyperspective: ce</p>
<hr />
<div>{{Überarbeiten}}<br />
Die '''potenziellen Auswirkungen des Kontakts mit Außerirdischen''' sind die Gesamtheit der Veränderungen in der irdischen Wissenschaft, Technologie, Kultur, Religion, Politik und den Ökosystemen, die sich aus dem Kontakt mit einer [[Außerirdisches Leben|außerirdischen]] [[Zivilisation]] ergeben würden. Dieses Forschungsgebiet ist eng mit der [[Search for Extraterrestrial Intelligence|Suche nach außerirdischer Intelligenz]] (SETI) verbunden, bei der versucht wird, intelligentes Leben außerhalb des Sonnensystems zu lokalisieren, anstatt die Auswirkungen des Kontakts mit diesem Leben zu analysieren.<br />
<br />
Die möglichen Veränderungen durch außerirdischen Kontakt könnten in Ausmaß und Art sehr unterschiedlich sein, abhängig vom Stand des technologischen Fortschritts der außerirdischen Zivilisation, ihrem Grad an Güte oder Böswilligkeit und dem Grad des gegenseitigen Verständnisses zwischen ihr und der Menschheit.<ref name="ptrsa-2010">{{Cite journal|doi=10.1098/rsta.2010.0229|title=Fear, pandemonium, equanimity and delight: Human responses to extra-terrestrial life|date=2011|last=Harrison|first=A. A.|work=Philosophical Transactions of the Royal Society A: Mathematical, Physical and Engineering Sciences|volume=369|issue=1936|pages=656–668|pmid=21220289|bibcode=2011RSPTA.369..656H |language=en}}</ref> Szenarioanalysen unterscheiden zwischen Signalszenario, Artefaktszenario – dem Finden materieller Hinterlassenschaften einer außerirdischen Zivilisation – und Begegnungsszenario.<ref name="bpb" /> Das Medium, über das mit der Menschheit Kontakt aufgenommen wird, wie etwa elektromagnetische Strahlung, kann auch die Ergebnisse des Kontakts beeinflussen. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren wurden verschiedene Systeme entwickelt, um die Auswirkungen außerirdischen Kontakts einzuschätzen. Das Thema ist ein aktives Forschungsfeld, das der [[Exosoziologie]] zugeordnet werden kann. Es gibt einige Organisationen wie das Seti Post-Detection Hub, die sich mit diesem Thema befassen.<ref>{{Internetquelle |autor=Felix Traber |url=https://www.20min.ch/story/aliens-nehmen-kontakt-auf-das-sollen-wir-laut-forscher-dann-tun-103259433 |titel=Aliens nehmen Kontakt auf: Das sollen wir laut Forscher dann tun - 20 Minuten |werk=20min.ch |datum=2025-01-16 |abruf=2025-04-21 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |sprache=de |url=https://www.bildungsspiegel.de/news/verschiedenes/3044-wissenschaftler-erforschen-die-folgen-des-kontakts-mit-einer-ausserirdischen-intelligenz/ |titel=Wissenschaftler erforschen die Folgen des Kontakts mit einer außerirdischen Intelligenz |werk=bildungsspiegel.de |datum=2019-01-28 |abruf=2025-04-21}}</ref><ref name="bpb">{{Internetquelle |autor=Andreas Anton, Michael Schetsche |url=https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/293692/exosoziologie/ |titel=Exosoziologie {{!}} Weltraum |werk=bpb.de |datum=2022-02-16 |abruf=2025-04-21}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Michael Schetsche |url=https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-21865-2 |titel=Die Gesellschaft der Außerirdischen: Einführung in die Exosoziologie {{!}} SpringerLink |werk=link.springer.com |datum= |sprache=de |abruf=2025-04-21}}</ref><br />
<br />
Die Auswirkungen außerirdischen Kontakts, insbesondere mit einer technologisch überlegenen Zivilisation, werden oft mit der Begegnung zweier völlig unterschiedlicher menschlicher Kulturen auf der Erde verglichen; ein historischer Präzedenzfall ist der [[Columbian Exchange|Kolumbianische Austausch]]. Solche Treffen führten im Allgemeinen zur Zerstörung der Zivilisation, die den Kontakt aufnahm (im Gegensatz zum „Kontaktgeber“, der den Kontakt initiierte), und daher ist die Zerstörung der menschlichen Zivilisation ein mögliches Ergebnis.<ref name="daily-galaxy-1" /> Der Kontakt mit Außerirdischen ist auch vergleichbar mit den zahlreichen Begegnungen zwischen nicht-menschlichen einheimischen und invasiven Arten, die dieselbe ökologische Nische besetzen.<ref name="The-Space-Review">{{Cite web|url=http://www.thespacereview.com/article/3240/1|title=Stranger Danger|publisher=The Space Review|access-date=2017-05-16 |language=en}}</ref> Da es bislang jedoch keinen nachgewiesenen Kontakt mit der Öffentlichkeit gab, sind tragische Folgen weitgehend spekulativ.<br />
<br />
== Hintergrund ==<br />
=== Suche nach außerirdischer Intelligenz ===<br />
[[Datei:Arecibo Observatory Aerial View.jpg|mini|Im Jahr 1974 wurde das [[Arecibo-Observatorium]] genutzt, um die erste bekannte absichtliche Funkübertragung in den Weltraum zu senden<ref>{{cite news |last1=Drake |first1=Nadia |title=The Arecibo Message, Earth’s First Interstellar Transmission, Turns 50 |url=https://www.scientificamerican.com/article/the-arecibo-message-earths-first-interstellar-transmission-turns-50/ |access-date=2025-04-07 |work=Scientific American |language=en}}</ref> ]]<br />
[[Datei:Arecibo message.svg|alt=An image of the Arecibo message|mini|360x360px| Die [[Arecibo-Botschaft]], die an den Kugelsternhaufen [[Messier 13|M13]] gesendet wurde, nachdem die Empfehlungen des Projekts Cyclops nicht umgesetzt wurden<ref name="phys-imp-1" />]]<br />
Um außerirdische Zivilisationen mit Radioteleskopen zu entdecken, muss man ein künstliches, kohärentes Signal vor dem Hintergrund verschiedener natürlicher Phänomene identifizieren, die ebenfalls [[Radio]]wellen erzeugen. Zu den Teleskopen, die hierzu in der Lage sind, gehören das Allen Telescope Array<ref>{{Cite news|last=Terdiman, Daniel|authorlink=Daniel Terdiman|url=http://news.cnet.com/8301-13772_3-10121889-52.html|title=SETI's large-scale telescope scans the skies|date=2008-12-12|work=CNET News|access-date=2012-03-27|archive-date=2012-10-26|url-status=dead|archive-url=https://web.archive.org/web/20121026011011/http://news.cnet.com/8301-13772_3-10121889-52.html|language=en}}</ref> in Hat Creek, Kalifornien, das neue [[FAST (Radioteleskop)|Five hundred meter Aperture Spherical Telescope]] in China sowie das ehemalige, inzwischen abgerissene [[Arecibo-Observatorium]] in [[Puerto Rico]]. Verschiedene Programme zur Entdeckung außerirdischer Intelligenz wurden in der Vergangenheit staatlich gefördert. Das Projekt Cyclops wurde in den 1970er Jahren von der [[NASA]] in Auftrag gegeben, um die wirksamste Methode zur Suche nach Signalen von intelligenten außerirdischen Quellen zu untersuchen.<ref name="phys-imp-1">{{Literatur |Autor=Michio Kaku |Titel=[[Die Physik des Unmöglichen|''Physics of the Impossible: A Scientific Exploration into the World of Phasers, Force Fields, Teleportation, and Time Travel'']] |Datum=2009 |ISBN=978-0-307-27882-1}}</ref> Die Empfehlungen des Berichts wurden jedoch zugunsten des viel bescheideneren Ansatzes des [[Botschaften an Außerirdische|Messaging to Extra-Terrestrial Intelligence]] (METI) verworfen, bei dem Nachrichten gesendet werden, die von intelligenten außerirdischen Wesen abgefangen werden könnten. Die NASA kürzte daraufhin die Finanzierung des SETI-Programms drastisch. Seitdem ist man auf private Spenden angewiesen, um die Suche fortzusetzen.<ref name="seti-funding">{{Cite web|url=http://www.seti.org/center-for-seti-research|title=Center for SETI Research|publisher=SETI Institute|website=SETI Institute website|access-date=2012-05-31|archive-date=2013-01-16|archive-url=https://web.archive.org/web/20130116051233/http://www.seti.org/center-for-seti-research|url-status=dead|language=en}}</ref><br />
<br />
Mit der Entdeckung zahlreicher [[Exoplanet]]en im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert, von denen einige [[Habitable Zone|bewohnbar]] sein könnten, sind Regierungen erneut daran interessiert, neue Programme zu finanzieren. Im Jahr 2006 startete die [[Europäische Weltraumorganisation]] [[COROT (Weltraumteleskop)|COROT]], die erste Raumsonde zur Suche nach Exoplaneten, und im Jahr 2009 startete die NASA das Weltraumobservatorium ''[[Kepler (Weltraumteleskop)|Kepler]]'' zum gleichen Zweck.<ref name="BBC7March">{{Cite news|last=BBC Staff|title=Nasa launches Earth hunter probe|work=[[BBC News]]|date=2009-03-07|url=http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/7926277.stm|access-date=2012-03-27|archive-date=2012-08-26|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20120826134758/http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/7926277.stm|language=en}}</ref> Bis Februar 2013 hatte ''Kepler'' 105<ref name="keplersite">{{Cite web|url=http://kepler.nasa.gov/|title=Kepler: A Search for Habitable Planets|website=kepler.nasa.gov|access-date=2012-07-07|archive-date=2012-12-22|url-status=dead|archive-url=https://web.archive.org/web/20121222010836/http://kepler.nasa.gov/|language=en}}</ref> der 5.943 bestätigten Exoplaneten entdeckt, und einer von ihnen, [[Kepler-22b]], ist potenziell bewohnbar.<ref name="autogenerated1">{{Cite news|url=http://news.discovery.com/space/alien-planet-found-in-habitable-zone-111205.html|title=Alien Planet Could Host Life|work=[[Discovery News]]|last=Klotz, Irene|date=2011-12-05|access-date=2012-03-27|archive-date=2012-11-20|url-status=dead|archive-url=https://web.archive.org/web/20121120114722/http://news.discovery.com/space/alien-planet-found-in-habitable-zone-111205.html|language=en}}</ref> Nach der Entdeckung nahm das [[SETI-Institut]] die Suche nach einer intelligenten außerirdischen Zivilisation wieder auf und konzentrierte sich dabei auf ''Keplers'' Kandidaten<ref name="SETI exoplanets">{{Cite web|url=http://news.discovery.com/space/seti-to-hunt-for-aliens-on-keplers-worlds.html|title=SETI to Hunt for Aliens on Kepler's Worlds|date=2011-12-05|last=Ian O'Neill|publisher=[[Discovery News]]|archive-date=2012-08-30|url-status=dead|archive-url=https://web.archive.org/web/20120830111432/http://news.discovery.com/space/seti-to-hunt-for-aliens-on-keplers-worlds.html|language=en}}</ref> mit finanzieller Unterstützung der [[United States Air Force|US Air Force]].<ref name="cnet-2011">{{Cite web|url=http://news.cnet.com/8301-17938_105-57338719-1/kepler-22-b-a-top-target-in-restarted-SETI-alien-search/|title=Kepler 22-b a top target in restarted SETI alien search|publisher=CNET|website=CNET News Crave|date=2011-12-07|access-date=2012-03-27|last=Mack, Eric|archive-date=2013-11-13|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20131113015607/http://news.cnet.com/8301-17938_105-57338719-1/kepler-22-b-a-top-target-in-restarted-seti-alien-search/|language=en}}</ref><br />
<br />
Neu entdeckte Planeten, insbesondere solche, die potenziell bewohnbar sind, haben es den SETI- und METI-Programmen ermöglicht, Projekte zur Kommunikation mit außerirdischer Intelligenz neu auszurichten. Im Jahr 2009 wurde eine Nachricht von der Erde (AMFE) zum [[Gliese 581|Planetensystem Gliese 581]] gesendet.<ref name="astronow">{{Cite news|url=http://www.astronomynow.com/news/n1005/03seti6a/|title=SETI: Cosmic Call|work=Astronomy Now|date=2010-05-03|access-date=2012-03-27|last=Cooper, Keith|archive-date=2013-01-17|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20130117132330/http://www.astronomynow.com/news/n1005/03seti6a/|language=en}}</ref> Im SETILive -Projekt, das 2012 begann, analysieren menschliche Freiwillige Daten des Allen Telescope Array, um nach möglichen außerirdischen Signalen zu suchen, die Computer aufgrund terrestrischer [[Elektromagnetische Störung|Funkstörungen]] übersehen könnten.<ref name="space-12">{{Cite news|url=http://www.space.com/14723-seti-live-search-extraterrestrials-public.html|title=New Site Lets you Search for Extraterrestrial Life|work=Space.com|date=2012-02-29|agency=Space.com|access-date=2012-03-27|last=Moskowitz, Clara|archive-date=2013-01-03|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20130103035403/http://www.space.com/14723-seti-live-search-extraterrestrials-public.html|language=en}}</ref> Die Daten für die Studie werden durch Beobachtung ''der Kepler''-Zielsterne mit dem Radioteleskop gewonnen.<ref name="SETI exoplanets" /><br />
<br />
Zusätzlich zu radiobasierten Methoden nutzen einige Projekte, wie beispielsweise [[SEVENDIP]] (Search for Extraterrestrial Visible Emissions from Nearby Developed Intelligent Populations) an der [[University of California, Berkeley]], andere Bereiche des elektromagnetischen Spektrums, um nach außerirdischen Signalen zu suchen.<ref name="seti-berkeley">{{Cite web|url=http://seti.berkeley.edu/|title=The Search for Extra Terrestrial Intelligence at Berkeley|publisher=University of California at Berkeley|access-date=2012-04-05|archive-date=2013-02-12|archive-url=https://web.archive.org/web/20130212103458/http://seti.berkeley.edu/|url-status=live|language=en}}</ref> Verschiedene andere Projekte suchen nicht nach kohärenten Signalen, sondern wollen elektromagnetische Strahlung nutzen, um andere Hinweise auf außerirdische Intelligenz zu finden, wie beispielsweise im Rahmen von [[Astronomical Engineering|Astroengineering]] -Projekten im Megamaßstab.<ref name="DYSON">{{Cite web|url=http://seti.berkeley.edu/IR_Excess_Search|title=DYSON/IR Excess|publisher=University of California, Berkeley|website=The Search for Extra Terrestrial Intelligence at UC Berkeley|access-date=2012-07-07|archive-date=2013-04-22|archive-url=https://web.archive.org/web/20130422063144/http://seti.berkeley.edu/IR_Excess_Search|url-status=dead|language=en}}</ref><br />
<br />
Im Laufe der Suche nach außerirdischer Intelligenz wurden bereits Signale dieses Typs entdeckt, insbesondere das [[Wow!-Signal]], doch konnte bisher nicht bestätigt werden, dass diese Signale intelligenten Ursprungs sind.<ref name="krulwich-2010">{{Cite news|url=https://www.npr.org/blogs/krulwich/2010/05/28/126510251/aliens-found-in-ohio-the-wow-signal|title=Aliens Found in Ohio? The 'Wow!' Signal|work=Krulwich Wonders|date=2010-05-28|agency=National Public Radio|access-date=2012-05-31|last=Krulwich, Robert|archive-date=2012-12-26|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20121226102605/http://www.npr.org/blogs/krulwich/2010/05/28/126510251/aliens-found-in-ohio-the-wow-signal|language=en}}</ref><br />
<br />
=== Folgenabschätzung ===<br />
Die Auswirkungen eines außerirdischen Kontakts hängen von der Entdeckungsmethode, der Natur der außerirdischen Wesen und ihrem Standort im Verhältnis zur Erde ab.<ref name="almar-2011">{{Cite journal|bibcode=2011AcAau..68..358A|title=The discovery of ETI as a high-consequence, low-probability event|last=Almár|first=Iván|last2=Tarter|first2=Jill|volume=68|date=2011|pages=358–361|work=Acta Astronautica|doi=10.1016/j.actaastro.2009.07.007|issue=3–4|url=http://real.mtak.hu/2952/1/almar_rio.pdf|language=en}}</ref><br />
<br />
Unter Berücksichtigung dieser Faktoren wurde die Rio-Skala entwickelt, um ein quantitativeres Bild der Folgen außerirdischen Kontakts zu liefern.<ref name="almar-2011" /> Genauer gesagt misst die Skala, ob die Kommunikation über Funk erfolgte, welchen Informationsgehalt die Nachrichten hatten und ob die Entdeckung auf einer gezielt gesendeten Nachricht beruhte (und wenn ja, ob die Entdeckung das Ergebnis einer speziellen SETI-Initiative oder allgemeiner astronomischer Beobachtungen war) oder durch die Entdeckung von Vorkommnissen wie Strahlungslecks aus astrotechnischen Anlagen. Auch die Frage, ob und mit welcher Sicherheit ein angebliches außerirdisches Signal als authentisch bestätigt wurde, wird die Auswirkungen des Kontakts beeinflussen.<ref name="almar-1995">{{cite conference|bibcode=1995ASPC...74..499A|title=The Consequences of a Discovery: Different Scenarios|author=Almár, Iván|date=1995|conference=Progress in the Search for Extraterrestrial Life|series=Astronomical Society of the Pacific Conference Series|editor=Seth Shostak|publisher=Astronomical Society of the Pacific|isbn=0-937707-93-7|language=en}}</ref> Die Rio-Skala wurde 2011 modifiziert und berücksichtigt nun auch, ob der Kontakt durch eine interstellare Botschaft oder durch ein physisches außerirdisches Artefakt zustande kam. Dabei wurde vorgeschlagen, die Definition des ''Artefakts'' um „[[Technosignatur]]en“ zu erweitern, darunter alle Hinweise auf intelligentes außerirdisches Leben mit Ausnahme der interstellaren Funkbotschaften, nach denen traditionelle SETI-Programme suchen.<ref name="almar-2011-2">{{Cite journal|doi=10.1016/j.actaastro.2011.05.036|last=Almár, Iván|volume=69|date=2011|pages=899–904|title=SETI and astrobiology: The Rio Scale and the London Scale|work=Acta Astronautica|issue=9–10|bibcode=2011AcAau..69..899A|language=en}}</ref><br />
<br />
Eine Studie des Astronomen Steven J. Dick am [[United States Naval Observatory]] untersuchte die kulturellen Auswirkungen des Kontakts mit Außerirdischen, indem er Ereignisse von ähnlicher Bedeutung in der [[Wissenschaftsgeschichte|Geschichte der Wissenschaft]] analysierte. Die Studie argumentiert, dass die Wirkung am stärksten vom Informationsgehalt der empfangenen Nachricht, sofern überhaupt, beeinflusst würde.<ref name="dick-1993" /> Dabei wird zwischen kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen unterschieden.<ref name="dick-1993" /> Da die Studie einen Funkkontakt als plausibleres Szenario ansieht als den Besuch eines außerirdischen Raumschiffs, lehnt sie die häufig zitierte Analogie der [[Europäische Kolonisierung Amerikas|europäischen Kolonisierung Amerikas]] als akkurates Modell für rein informativen Kontakt ab und zieht Ereignisse von tiefgreifender wissenschaftlicher Bedeutung wie die [[Kopernikanische Wende|kopernikanische]] und die [[Geschichte der Evolutionstheorie|darwinistische]] Revolution vor, da diese besser vorhersagen können, welche Auswirkungen außerirdischer Kontakt auf die Menschheit haben könnte.<ref name="dick-1993">{{cite conference|bibcode=1995ASPC...74..521D|title=Consequences of Success in SETI: Lessons from the History of Science|last1=Dick|first1=S.|volume=74|date=1995|pages=521–532|series=Astronomical Society of the Pacific Conference Series|conference=A New Era in Bioastronomy|language=en}}</ref><br />
<br />
Die physische Distanz zwischen den beiden Zivilisationen wurde auch genutzt, um die kulturellen Auswirkungen des außerirdischen Kontakts einzuschätzen. Historische Beispiele zeigen, dass die kontaktierte Zivilisation eine umso geringere Bedrohung für sich und ihre Kultur wahrnimmt, je größer die Distanz ist.<ref name="schetsche-2005">{{cite web|url=http://www.astrosociology.com/Library/PDF/Contributions/SETIandConsequences_ENG.pdf|title=SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) and the Consequences: Futurological Reflections on the Confrontation of Mankind with an Extraterrestrial Civilization|publisher=Astrosociology.com|orig-year=2005-01-07|date=2005-07-01|language=en|access-date=2012-05-20|author=Schetsche, Michael}}</ref> Daher ist es wahrscheinlich, dass Kontakte innerhalb des Sonnensystems und insbesondere in der unmittelbaren Umgebung der Erde die zerstörerischsten und negativsten Folgen für die Menschheit haben werden.<ref name="schetsche-2005" /> Im kleineren Maßstab würden Menschen, die in der Nähe des Epizentrums des Kontakts leben, größere Auswirkungen spüren als diejenigen, die weiter entfernt leben, und ein Kontakt mit mehreren Epizentren würde einen größeren Schock auslösen als einer mit einem einzigen Epizentrum.<ref name="schetsche-2005" /> Die Weltraumforscher Martin Dominik und John Zarnecki erklären, dass man in Ermangelung jeglicher Daten über die Natur außerirdischer Intelligenz die kulturellen Auswirkungen außerirdischen Kontakts auf der Grundlage von Verallgemeinerungen, die alles Leben umfassen, und von Analogien zur Geschichte vorhersagen müsse.<ref name="dominik-zarnecki-2011">{{Cite journal|last=Dominik, Martin|last2=John C. Zarnecki|title=The detection of extra-terrestrial life and the consequences for science and society|work=Philosophical Transactions of the Royal Society A|doi=10.1098/rsta.2010.0236|date=2011|volume=369|issue=1936|pages=499–507|pmid=21220276|bibcode=2011RSPTA.369..499D|language=en}}</ref><br />
<br />
Auch die Ansichten der breiten Öffentlichkeit über die Auswirkungen außerirdischen Kontakts wurden untersucht. Eine Umfrage unter amerikanischen und chinesischen Universitätsstudenten aus dem Jahr 2000 lieferte eine [[Faktorenanalyse]] der Antworten auf Fragen, die sich unter anderem auf die Überzeugung der Teilnehmer bezogen, dass es im Universum außerirdisches Leben gibt, dass dieses Leben intelligent sein könnte und dass der Mensch irgendwann Kontakt damit aufnehmen wird.<ref name="vakoch-2000">{{Cite journal|title=Reactions to Receipt of a Message from Extraterrestrial Intelligence: A Cross-Cultural Empirical Study|last=Vakoch, D.A.|last2=Y. S. Lee|work=Acta Astronautica|date=2000|volume=46|issue=10–12|pages=737–744|doi=10.1016/S0094-5765(00)00041-2|bibcode=2000AcAau..46..737V|language=en}}</ref> Die Studie zeigt signifikante gewichtete Korrelationen zwischen der Überzeugung der Teilnehmer, dass außerirdischer Kontakt entweder mit ihren persönlichen religiösen Überzeugungen in Konflikt geraten oder diese bereichern könnte, und der Konservativität dieser religiösen Überzeugungen. Je konservativer die Befragten, desto schädlicher schätzten sie den Kontakt mit Außerirdischen ein. Weitere signifikante Korrelationsmuster deuten darauf hin, dass die Studierenden der Ansicht waren, die Suche nach außerirdischer Intelligenz könne vergeblich oder sogar schädlich sein.<ref name="vakoch-2000" /><br />
<br />
Die Psychologen Douglas Vakoch und Yuh-shiow Lee führten eine Umfrage durch, um die Reaktionen von Menschen auf den Erhalt einer Nachricht von Außerirdischen zu beurteilen. Dabei wurde auch ihre Einschätzung der Wahrscheinlichkeit untersucht, dass Außerirdische böswillige Absichten verfolgen.<ref>{{Cite journal|last=Vakoch|first=D. A|last2=Lee|first2=Y. -S|date=2000-06-01|title=Reactions to receipt of a message from extraterrestrial intelligence: a cross-cultural empirical study|url=https://www.researchgate.net/publication/222560399|work=Acta Astronautica|volume=46|issue=10–12|pages=737–744|doi=10.1016/S0094-5765(00)00041-2|bibcode=2000AcAau..46..737V|language=en}}</ref> „Menschen, die die Welt als einen feindlichen Ort betrachten, glauben eher, dass Außerirdische feindselig sein werden“, sagte Vakoch gegenüber ''[[USA Today]]''.<ref>{{Cite news|url=http://usatoday30.usatoday.com/tech/science/space/2010-11-24-UFO24_ST_N.htm|title=Probe into alien life forms picks up steam|last=Keen|first=Judy|date=2010-11-23|work=USA Today|access-date=2017-04-11|language=en}}</ref><br />
<br />
=== Protokolle für Abläufe nach der Entdeckung ===<br />
Es wurden verschiedene Protokolle erstellt, die das Vorgehen von Wissenschaftlern und Regierungen nach Kontakten mit Außerirdischen detailliert beschreiben. Protokolle nach der Erkennung müssen drei Fragen beantworten: Was ist in den ersten Wochen nach dem Empfang einer Nachricht von einer außerirdischen Quelle zu tun? Ob eine Antwort gesendet werden soll oder nicht? Und die Analyse der langfristigen Folgen der empfangenen Nachricht. Allerdings ist kein Protokoll nach der Erkennung nach nationalem oder internationalem Recht bindend<ref name="dominik-zarnecki-2011" /> und Dominik und Zarnecki gehen davon aus, dass die Protokolle im Falle eines Kontakts wahrscheinlich ignoriert werden.<ref name="dominik-zarnecki-2011" /><br />
<br />
Eines der ersten Protokolle nach der Entdeckung außerirdischer Intelligenz, die „Erklärung der Grundsätze für Aktivitäten nach der Entdeckung außerirdischer Intelligenz“, wurde vom ständigen SETI-Komitee der [[International Academy of Astronautics|Internationalen Akademie für Astronautik]] (IAA) erstellt. Später wurde es vom Kuratorium der IAA und vom International Institute of Space Law<ref name="billingham-1991-1">{{cite conference| bibcode=1993ASPC...47..417B| title=SETI Post-Detection Protocols: What Do You Do After Detecting a Signal?| publisher=Astronomical Society of the Pacific| author=Billingham, John| editor=Shostak, Seth| book-title=ASP Conference Series|date=1991-08| conference=Third Decennial US-USSR Conference on SETI| location=University of California, Santa Cruz| pages=417–426|language=en}}</ref> und noch später von der [[Internationale Astronomische Union|Internationalen Astronomischen Union]] (IAU), dem [[Committee on Space Research]], der [[International Union of Radio Science]] und anderen genehmigt.<ref name="billingham-1991-1" /> Diese Theorie wurde später von den meisten Forschern unterstützt, die sich mit der Suche nach außerirdischer Intelligenz beschäftigten, einschließlich des SETI-Instituts.<ref name="setiinst">{{Cite web|url=http://www.seti.org/post-detection.html|title=Protocols for an ETI Signal Detection|publisher=SETI Institute|website=seti.org|access-date=2012-07-02|last=SETI Permanent Committee, International Academy of Astronautics|archive-url=https://web.archive.org/web/20150718122415/http://www.seti.org/post-detection.html|archive-date=2015-07-18|url-status=dead|language=en}}</ref><br />
<br />
Die Grundsatzerklärung enthält die folgenden allgemeinen Bestimmungen: <ref name="setileague-1997">{{Cite web|url=http://www.setileague.org/general/protocol.htm|title=Declaration of Principles for Activities Following the Detection of Extraterrestrial Intelligence|publisher=The SETI League, Inc.|website=setileague.org|date=1997-08-17|last=Permanent SETI Committee, International Academy of Astronautics|access-date=2012-07-02|archive-date=2013-02-23|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20130223102920/http://www.setileague.org/general/protocol.htm|language=en}}</ref><br />
<br />
# Jede Person oder Organisation, die ein Signal empfängt, sollte versuchen zu überprüfen, ob es wahrscheinlich intelligenten Ursprungs ist, bevor sie es bekannt gibt.<br />
# Der Entdecker eines Signals sollte zum Zwecke einer unabhängigen Überprüfung mit den anderen Unterzeichnern der Erklärung kommunizieren, bevor er eine öffentliche Bekanntmachung macht, und auch seine nationalen Behörden informieren.<br />
# Sobald festgestellt wurde, dass es sich bei einer bestimmten astronomischen Beobachtung um ein glaubwürdiges außerirdisches Signal handelt, sollte die astronomische Gemeinschaft über das Zentralbüro für astronomische Telegramme der IAU informiert werden. Auch der [[Generalsekretär der Vereinten Nationen]] und verschiedene andere globale Wissenschaftsverbände sollten informiert werden.<br />
# Nach der Bestätigung des außerirdischen Ursprungs einer Beobachtung sollte die Nachricht über die Entdeckung öffentlich gemacht werden. Das Recht zur ersten öffentlichen Bekanntmachung liegt beim Entdecker.<br />
# Alle Daten, die die Entdeckung bestätigen, sollten der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft veröffentlicht und möglichst dauerhaft in zugänglicher Form gespeichert werden.<br />
# Sollten Hinweise auf außerirdische Intelligenz in Form elektromagnetischer Signale vorliegen, sollte der Generalsekretär der [[Internationale Fernmeldeunion|Internationalen Fernmeldeunion]] (ITU) kontaktiert werden, der möglicherweise im nächsten wöchentlichen Rundschreiben der ITU dazu auffordert, die terrestrische Nutzung der [[Elektromagnetisches Spektrum|elektromagnetischen Frequenzbänder]], in denen das Signal empfangen wurde, zu minimieren.<br />
# Weder der Entdecker noch sonst jemand sollte auf die Beobachtung außerirdischer Intelligenz reagieren. Dies erfordert eine internationale Vereinbarung im Rahmen separater Verfahren.<br />
# Der ständige SETI-Ausschuss der IAA und die Kommission 51 der IAU sollten die Verfahren zur Erkennung außerirdischer Intelligenz und zur Verwaltung der mit solchen Entdeckungen verbundenen Daten kontinuierlich überprüfen. Ein Ausschuss, der sich aus Mitgliedern verschiedener internationaler wissenschaftlicher Vereinigungen und anderen vom Ausschuss benannten Gremien zusammensetzt, sollte die weitere SETI-Forschung regeln.<br />
<br />
Anschließend wurde ein separater „Vorschlag für ein Abkommen über die Übermittlung von Nachrichten an außerirdische Geheimdienste“ erstellt.<ref name="michaud-1991">{{Cite journal|title=An international agreement concerning the detection of extraterrestrial intelligence|last=Michaud, Michael A. G.|work=Acta Astronautica|date=1992-04|volume=26|issue=3–4|pages=291–294|doi=10.1016/0094-5765(92)90114-X|bibcode=1992AcAau..26..291M|language=en}}</ref> Darin wird vorgeschlagen, eine internationale Kommission zur Entdeckung außerirdischer Intelligenz einzurichten, deren Mitgliedschaft allen interessierten Nationen offen stehen würde.<ref name="michaud-1991" /> Diese Kommission würde entscheiden, ob eine Nachricht an die außerirdische Intelligenz gesendet werden soll, und wenn ja, würde sie den Inhalt der Nachricht auf der Grundlage von Prinzipien wie [[Gerechtigkeit]], [[Multikulturalismus|Respekt für kulturelle Vielfalt]], [[Ehrlichkeit]] und Respekt für Eigentum und [[Westfälisches System|Territorium]] festlegen.<ref name="michaud-1991" /> Der Entwurf sieht vor, das Versenden jeglicher Nachrichten durch einzelne Staaten oder Organisationen ohne die Genehmigung der Kommission zu verbieten. Außerdem wird vorgeschlagen, dass der [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen]] Nachrichten an außerirdische Geheimdienste genehmigen soll, wenn die entdeckten Geheimdienste eine Gefahr für die menschliche Zivilisation darstellen.<ref name="michaud-1991" /> Allerdings wurde dieser Vorschlag, wie alle anderen auch, weder in nationales noch in internationales Recht umgesetzt.<ref name="michaud-1991" /><br />
<br />
[[Paul Davies (Physiker)|Paul Davies]], Mitglied der SETI Post-Detection Taskgroup, erklärte, dass Astronomen sich wahrscheinlich nicht an Protokolle für die Zeit nach der Entdeckung halten würden, die internationale Konsultationen vor größeren Schritten hinsichtlich der Entdeckung vorsehen. Für sie wäre der Aufstieg ihrer Karriere wichtiger als die Einhaltung eines Protokolls, das weder Teil des nationalen noch des internationalen Rechts ist.<ref name="davies-2012">{{Cite news|url=http://failuremag.com/index.php/feature/article/if_et_calls_who_answers/|title=If ET Calls, Who Answers?|work=[[Failure Magazine]]|agency=Failure Magazine LLC|access-date=2012-07-02|last=Zasky, Jason|archive-date=2013-05-16|archive-url=https://web.archive.org/web/20130516104005/http://failuremag.com/feature/article/if_et_calls_who_answers/|url-status=dead|language=en}}</ref><br />
<br />
== Kontaktszenarien und Überlegungen ==<br />
In der wissenschaftlichen Literatur und [[Science-Fiction|in der Science-Fiction]] wurden verschiedene Modelle zu den möglichen Interaktionen zwischen außerirdischen und menschlichen Zivilisationen entwickelt. Ihre Vorhersagen reichen von hochentwickelten Zivilisationen, die die menschliche Zivilisation in vielen Bereichen voranbringen könnten, bis hin zu imperialen Mächten, die über die notwendigen Kräfte verfügen könnten, um die Menschheit zu unterwerfen.<ref name="ptrsa-2010" /><ref>Harrison, A. A. (2011). [[doi:10.1098/rsta.2010.0229|"Fear, pandemonium, equanimity and delight: Human responses to extra-terrestrial life"]]. ''Philosophical Transactions of the Royal Society A: Mathematical, Physical and Engineering Sciences''. '''369''' (1936): <span class="nowrap">656–</span>668. [[Bibcode]]:[https://ui.adsabs.harvard.edu/abs/2011RSPTA.369..656H 2011RSPTA.369..656H]. [[Digital Object Identifier|doi]]:<span class="id-lock-free" title="Freely accessible">[[doi:10.1098/rsta.2010.0229|10.1098/rsta.2010.0229]]</span>. [[PubMed|PMID]]&nbsp;[https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21220289 21220289].</ref> Einige Theorien gehen davon aus, dass eine außerirdische Zivilisation so weit fortgeschritten sein könnte, dass sie auf Biologie verzichten und stattdessen in hochentwickelten Computern leben könnte.<ref name="ptrsa-2010" /><br />
<br />
Die Auswirkungen einer Entdeckung hängen stark vom Grad der Aggressivität der Zivilisation ab, mit der die Menschheit interagiert,<ref name="ras-paper">{{Cite journal|title=Possible Extraterrestrial Strategy for Earth|last=Deardorff, James W.|work=Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society|date=1986|bibcode=1986QJRAS..27...94D|volume=27|pages=94|language=en}}</ref> von ihrer [[Ethik]]<ref name="actaastro-11">{{Cite journal|last=Baum|first=S. D.|title=Universalist ethics in extraterrestrial encounter|doi=10.1016/j.actaastro.2009.07.003|work=Acta Astronautica|volume=66|issue=3–4|pages=617–623|year=2010|bibcode=2010AcAau..66..617B|language=en}}</ref> und davon, wie viele Gemeinsamkeiten es zwischen der menschlichen und der außerirdischen Biologie gibt. Diese Faktoren können die Menge und Art des Dialogs bestimmen, der stattfinden kann.<ref name="dick-ff-2000">{{cite book|title=When SETI Succeeds: The Impact of High-Information Contact – Extraterrestrials and Objective Knowledge|date=2000|url=https://allentough.com/books/succeeds.htm|author=Dick, Steven|pages=47–48|access-date=2012-03-31 |language=en}}</ref><br />
<br />
Die Frage, ob der Kontakt über Signale aus der Ferne oder über Sonden oder Außerirdische in der Nähe der Erde (oder beides) erfolgt, wird auch das Ausmaß der langfristigen Auswirkungen des Kontakts bestimmen.<br />
<br />
Bei der Kommunikation über elektromagnetische Signale würde die lange Stille zwischen dem Empfang einer Nachricht und der nächsten bedeuten, dass der Inhalt jeder Nachricht die Folgen des Kontakts besonders beeinflussen würde.<br />
<br />
Was Sonden betrifft, so schlug eine Studie vor, dass die erste [[Interstellare Raumfahrt|interstellare]] Sonde erfolgt wahrscheinlich nicht mit der frühesten dieser Zivilisation (also mit der, die zuerst ausgesandt wurde), sondern mit einer fortgeschritteneren, da man davon ausgeht, dass sich (zumindest) die Abfluggeschwindigkeit für jede [[Zivilisation]] zumindest für eine gewisse Zeit (wahrscheinlich) verbessert, was beispielsweise Auswirkungen auf die Art der zu erwartenden Sonden<ref>{{Cite news|last=Smith|first=Kiona|title=The first alien probes to reach us may be way more advanced than we expect|url=https://www.inverse.com/science/advanced-alien-probe|access-date=2023-01-18|work=Inverse|language=en}}</ref><ref>{{Cite journal|last=Smith|first=Graeme H.|title=On the first probe to transit between two interstellar civilizations|work=International Journal of Astrobiology|date=|volume=22|issue=3|pages=185–196|doi=10.1017/S1473550422000428|bibcode=2023IJAsB..22..185S|url=https://www.cambridge.org/core/journals/international-journal-of-astrobiology/article/abs/on-the-first-probe-to-transit-between-two-interstellar-civilizations/00AEDC0E153C45A576DE78EFA5E2F85A|language=en|issn=1473-5504}}</ref> und die Auswirkungen etwaiger Sonden haben könnte, die früher ausgesandt wurden.<br />
<br />
=== Freundliche Zivilisationen ===<br />
Viele Autoren haben über die Art und Weise spekuliert, wie eine freundliche Zivilisation mit der Menschheit interagieren könnte. Albert Harrison, emeritierter Professor für Psychologie an der University of California in Davis,<ref name="harrison-bio">{{Cite web|title=UC Davis Psychology, Albert Harrison|url=http://psychology.ucdavis.edu/faculty/Harrison/|access-date=2012-07-13|archive-date=2012-12-07|archive-url=https://web.archive.org/web/20121207082940/http://psychology.ucdavis.edu/faculty/Harrison/|url-status=dead|language=en}}</ref> war der Ansicht, dass eine hochentwickelte Zivilisation der Menschheit Dinge wie eine physikalische [[Weltformel|Weltanschauung]], die Nutzung [[Nullpunktsenergie|der Nullpunktenergie]] oder [[Überlichtgeschwindigkeit|Überlichtgeschwindigkeit beibringen könnte]]. Sie schlagen vor, dass die Zusammenarbeit mit einer solchen Zivilisation zunächst in den Künsten und Geisteswissenschaften stattfinden könnte, bevor man sich auf die Naturwissenschaften ausweitet, und dass Künstler sogar die Speerspitze der Zusammenarbeit bilden könnten. Seth D. Baum vom Global Catastrophic Risk Institute und andere sind der Ansicht, dass die längere Lebensdauer kooperativer Zivilisationen im Vergleich zu unkooperativen und aggressiven Zivilisationen dazu führen könnte, dass außerirdische Zivilisationen der Menschheit generell eher helfen.<ref name="baum-2011">{{Cite journal|doi=10.1016/j.actaastro.2010.10.012|arxiv=1104.4462|language=en|title=Would contact with extraterrestrials benefit or harm humanity? A scenario analysis|date=2011|last=Baum|first=Seth D.|last2=Haqq-Misra|first2=Jacob D.|last3=Domagal-Goldman|first3=Shawn D.|work=Acta Astronautica|volume=68|issue=11–12|pages=2114–2129|bibcode=2011AcAau..68.2114B}}</ref> Im Gegensatz zu diesen Ansichten vertrat [[Paolo Musso]], Mitglied der SETI Permanent Study Group der [[International Academy of Astronautics]] (IAA) und der [[Päpstliche Akademie der Wissenschaften|Päpstlichen Akademie der Wissenschaften]], die Ansicht, dass außerirdische Zivilisationen ebenso wie Menschen eine Moral besitzen, die nicht ausschließlich von Altruismus, sondern auch vom individuellen Nutzen bestimmt ist, wodurch die Möglichkeit offen bleibt, dass zumindest ''einige'' außerirdische Zivilisationen feindselig sind.<ref name="musso-2012">{{Cite journal|last=Musso|first=Paolo|title=The problem of active SETI: An overview|work=Acta Astronautica|date=2012-09|volume=78|pages=43–54|doi=10.1016/j.actaastro.2011.12.019|bibcode=2012AcAau..78...43M|language=en}}</ref><br />
[[Datei:Ivy Mike - mushroom cloud.jpg|alt=An image of the explosion of the nuclear bomb Ivy Mike.|mini|250x250px|Eine fortschrittliche, freundliche außerirdische Zivilisation könnte der Menschheit helfen, Risiken zu beseitigen, die ihre junge Zivilisation zerstören könnten.]]<br />
Der Futurist Allen Tough vermutet, dass eine extrem fortgeschrittene außerirdische Zivilisation, die sich an ihre eigene Vergangenheit voller Krieg und Plünderungen erinnert und weiß, dass sie über Superwaffen verfügt, die sie zerstören könnten, eher versuchen würde, den Menschen zu helfen, als sie zu zerstören.<ref name="tough-1986">{{Cite journal|url=http://ieti.org/articles/future.pdf|language=en|title=What Role will Extraterrestrials Play in Humanity's Future?|last=Tough, Allen|work=Journal of the British Interplanetary Society|date=1986|volume=39|issue=11|pages=491–498|bibcode=1986JBIS...39..491T|archive-date=2013-05-11|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20130511232447/http://ieti.org/articles/future.pdf}}</ref> Er identifiziert drei Ansätze, die eine freundliche Zivilisation verfolgen könnte, um der Menschheit zu helfen: <ref name="tough-1986" /><br />
<br />
* Intervention nur zur Abwendung einer Katastrophe: Dabei würde es sich um gelegentliche, begrenzte Interventionen handeln, um Ereignisse zu verhindern, die die menschliche Zivilisation völlig zerstören könnten, wie etwa einen Atomkrieg oder einen Asteroideneinschlag.<ref name="tough-1986" /><br />
* Rat und Handeln mit Zustimmung: Bei diesem Ansatz würden die Außerirdischen stärker in irdische Angelegenheiten eingebunden, würden die Staats- und Regierungschefs beraten und mit deren Zustimmung handeln, um vor Gefahren zu schützen.<ref name="tough-1986" /><br />
* Zwangskorrekturmaßnahmen: Die Außerirdischen könnten die Menschheit zwingen, gegen ihren Willen große Risiken zu reduzieren, um der Menschheit zu helfen, die nächste Stufe der Zivilisation zu erreichen.<ref name="tough-1986" /><br />
<br />
Tough hält es für wahrscheinlicher, nur mit Zustimmung zu beraten und zu handeln, als die Option der Gewalt. Obwohl Zwangshilfe möglich sein könnte und fortgeschrittene Außerirdische ihre eigenen Praktiken als denen der Menschheit überlegen anerkennen würden, ist es unwahrscheinlich, dass diese Methode bei kultureller Zusammenarbeit zum Einsatz kommen würde.<ref name="tough-1986" /> Lemarchand schlägt vor, dass sich die Ausbildung einer Zivilisation in ihrer „technologischen Adoleszenz“, wie beispielsweise der Menschheit, wahrscheinlich eher auf [[Moral]] und Ethik als auf Wissenschaft und Technologie konzentrieren würde, um sicherzustellen, dass sich die Zivilisation nicht durch Technologie selbst zerstört, für deren Nutzung sie noch nicht bereit ist.<ref name="lemarchand-2006">{{cite book|arxiv=0807.4518|author=Guillermo A.Lemarchand |title=Between Worlds: The Art and Science of Interstellar Message Composition|chapter=Counting on Beauty: The Role of Aesthetic, Ethical, and Physical Universal Principles for Interstellar Communication|date=2008|orig-date=2002|page=4518 |language=en}}</ref><br />
<br />
Laut Tough ist es unwahrscheinlich, dass die Abwehr unmittelbarer Gefahren und die Verhinderung künftiger Katastrophen über Funk erfolgen würden, da diese Aufgaben eine ständige Überwachung und schnelles Handeln erfordern würden.<ref name="tough-1986" /> Eine kulturelle Zusammenarbeit könnte jedoch auch über Funk oder eine Raumsonde im Sonnensystem stattfinden, da Funkwellen genutzt werden könnten, um der Menschheit Informationen über fortschrittliche Technologien und Kulturen mitzuteilen.<ref name="tough-1986" /><br />
<br />
Selbst wenn eine alte und hochentwickelte außerirdische Zivilisation der Menschheit helfen wollte, könnten die Menschen aufgrund der technologischen und kulturellen Überlegenheit dieser Zivilisation ihre Identität und ihr Selbstvertrauen verlieren. Eine freundliche Zivilisation kann jedoch ihren Kontakt mit der Menschheit so gestalten, dass unbeabsichtigte Folgen minimiert werden.<ref name="ras-paper" /> Michael AG Michaud vermutet, dass eine freundliche und fortgeschrittene außerirdische Zivilisation sogar jeden Kontakt mit einer aufkommenden intelligenten Spezies wie der Menschheit vermeiden könnte, um sicherzustellen, dass sich die weniger fortgeschrittene Zivilisation auf natürliche Weise in ihrem eigenen Tempo entwickeln kann.<ref name="michaud-2006-1">{{Literatur |Autor=Michael A. G. Michaud |Titel=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials |Datum=2007 |ISBN=978-0-387-28598-6 |Kapitel=Reformulating the Problem: Explanations Common to Both |Seiten=181-184 |Online=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/181}}</ref> Dies ist als [[Zoo-Hypothese]] bekannt.<br />
<br />
=== Feindliche Zivilisationen ===<br />
In der Science-Fiction wird oft dargestellt, wie Menschen eine Invasion Außerirdischer erfolgreich abwehren. Wissenschaftler sind jedoch häufiger der Ansicht, dass eine außerirdische Zivilisation mit ausreichender Kraft, um die Erde zu erreichen, in der Lage wäre, die menschliche Zivilisation oder die Menschheit mit minimalem Aufwand zu zerstören.<ref name="alien">{{Cite news|url=http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/8642558.stm|work=BBC News|title=Stephen Hawking warns over making contact with aliens|date=2010-04-25|access-date=2010-05-24|language=en}}</ref><ref name="phys-imp-1" /><ref name="b-g">{{Cite news|url=http://herocomplex.latimes.com/2012/03/13/alien-encounters-a-few-sage-and-sagan-thoughts-on-invasion/|title='Alien Encounters': A few sage (and Sagan) thoughts on invasion|work=Los Angeles Times Hero Complex|date=2012-03-13|agency=Los Angeles Times|access-date=2012-03-28|last=Boucher, Geoff|archive-date=2012-10-13|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20121013114706/http://herocomplex.latimes.com/2012/03/13/alien-encounters-a-few-sage-and-sagan-thoughts-on-invasion/|language=en}}</ref> Operationen, die im menschlichen Maßstab enorm sind, wie etwa die Zerstörung aller größeren Bevölkerungszentren auf einem Planeten, die Bombardierung eines Planeten mit tödlicher [[Neutronenstrahlung]] oder sogar die Reise zu einem anderen Planetensystem, um es zu verwüsten, können wichtige Werkzeuge für eine feindliche Zivilisation sein.<br />
<br />
Deardorff spekuliert, dass ein kleiner Teil der intelligenten Lebensformen in der Galaxie aggressiv sein könnte, die tatsächliche Aggressivität oder Güte der Zivilisationen jedoch ein breites Spektrum abdecken würde, wobei einige Zivilisationen andere „überwachen“.<ref name="ras-paper" /> Zivilisationen sind möglicherweise nicht homogen und umfassen verschiedene Fraktionen oder Untergruppen. Harrison und Dick zufolge könnte feindliches außerirdisches Leben im Universum tatsächlich selten sein, ebenso wie kriegerische und autokratische Nationen auf der Erde diejenigen waren, die am kürzesten überdauert haben, und die Menschheit erlebt eine Abkehr von diesen Merkmalen in ihren eigenen soziopolitischen Systemen. Darüber hinaus könnten die Ursachen für Kriege für eine Zivilisation mit Zugang zur Galaxie erheblich verringert werden, da es im Weltraum enorme Mengen an natürlichen Ressourcen gibt, die ohne Gewaltanwendung zugänglich sind.<ref name="phys-imp-1" /><br />
<br />
Der SETI-Forscher [[Carl Sagan]] glaubte, dass eine Zivilisation, die über die nötige technologische Leistungsfähigkeit verfügt, um die Sterne zu erreichen und zur Erde zu gelangen, den Krieg überwunden haben muss, um die Selbstzerstörung vermeiden zu können. Vertreter einer solchen Zivilisation würden die Menschheit mit Würde und Respekt behandeln, und die Menschheit mit ihrer relativ rückständigen Technologie hätte keine andere Wahl, als sich zu revanchieren.<ref name="hufpo-sci">{{Cite news|url=http://www.huffingtonpost.com/2012/03/29/space-alien-encounter_n_1389896.html|title=Space Alien Encounter Scenario Has Scientists Saying How We Will React|work=HuffPost Science|date=2012-03-30|agency=HuffPost|access-date=2012-03-30|archive-date=2012-07-01|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20120701204255/http://www.huffingtonpost.com/2012/03/29/space-alien-encounter_n_1389896.html|language=en}}</ref> [[Seth Shostak]], ein Astronom am SETI-Institut, ist anderer Meinung und erklärt, dass die begrenzte Menge an Ressourcen in der Galaxie bei jeder intelligenten Spezies Aggressivität fördern würde und dass eine Forscherzivilisation, die Kontakt mit der Menschheit aufnehmen möchte, aggressiv wäre.<ref name="space-2012">{{Cite news|url=http://www.space.com/15721-battleship-movie-alien-life-seti.html|title=When Aliens Attack: 'Battleship' Strategy with SETI Astronomer Seth Shostak|work=Search for Life|date=2012-05-17|agency=Space.com|access-date=2012-05-19|last=Chow, Denise|archive-date=2013-02-18|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20130218055204/http://www.space.com/15721-battleship-movie-alien-life-seti.html|language=en}}</ref> Ragbir Bhathal behauptete, dass die Evolutionsgesetze auf einem anderen bewohnbaren Planeten dieselben seien wie auf der Erde. Daher könnte eine extrem fortgeschrittene außerirdische Zivilisation motiviert sein, die Menschheit auf ähnliche Weise zu kolonisieren, wie die Europäer einen Großteil der übrigen Welt kolonisiert haben.<br />
<br />
[[David Brin]] widerspricht diesen Analysen und führt aus, dass eine außerirdische Zivilisation zwar den Zwang haben könnte, ohne eigenen Nutzen zu handeln, es jedoch naiv wäre, anzunehmen, dass eine solche Eigenschaft in der gesamten Galaxie vorherrschend wäre.<ref name="brin-2009">{{Cite journal|url=http://www.davidbrin.com/SKEPTICcontactperils.pdf|title=The Dangers of First Contact: The Moral Nature of Extraterrestrial Intelligence and a Contrarian Perspective on Altruism|last=Brin, David|work=Skeptic Magazine|date=2009|volume=15|issue=3|pages=2–9|language=en}}</ref> Brin weist darauf hin, dass in vielen Moralsystemen der Erde, wie etwa dem der Azteken oder Karthager, das nichtmilitärische Töten von der Gesellschaft akzeptiert und sogar „gepriesen“ wurde, und erwähnt weiter, dass solche Taten nicht auf Menschen beschränkt sind, sondern im gesamten Tierreich zu finden sind.<ref name="brin-2009" /><br />
<br />
Baum ''et al.'' spekulieren, dass hochentwickelte Zivilisationen wahrscheinlich nicht auf die Erde gekommen wären, um Menschen zu versklaven, da sie zur Erreichung ihres Entwicklungsniveaus die Probleme von Arbeit und Ressourcen auf andere Weise hätten lösen müssen, etwa durch die Schaffung einer nachhaltigen Umwelt und den Einsatz mechanisierter Arbeit.<ref name="baum-2011" /> Darüber hinaus könnten Menschen aufgrund deutlicher Unterschiede in der Biochemie eine ungeeignete Nahrungsquelle für Außerirdische sein.<ref name="phys-imp-1" /> Beispielsweise kann sich die [[Chiralität (Chemie)|Chiralität]] der von terrestrischen Biota verwendeten Moleküle von der von außerirdischen Lebewesen verwendeten unterscheiden.<ref name="baum-2011" /> Douglas Vakoch argumentiert, dass die absichtliche Aussendung von Signalen das Risiko einer außerirdischen Invasion nicht erhöht, entgegen den Bedenken des britischen Kosmologen [[Stephen Hawking]],<ref>{{Cite journal|last=Vakoch|first=Douglas A.|date=2016-10-01|title=In defence of METI|work=Nature Physics|language=en|volume=12|issue=10|pages=890|doi=10.1038/nphys3897|issn=1745-2473|bibcode=2016NatPh..12..890V}}</ref><ref>{{Cite news|url=http://www.cbsnews.com/news/stephen-hawking-wants-to-find-aliens-before-they-find-us/|title=Stephen Hawking wants to find aliens before they find us|last=Mack|first=Eric|date=2016-09-22|work=CBS News|access-date=2017-04-16|language=en}}</ref> denn „jede Zivilisation, die in der Lage ist, zwischen den Sternen zu reisen, kann unsere zufälligen Radio- und Fernsehlecks bereits in einer Entfernung von mehreren hundert Lichtjahren empfangen.“<ref name=":4">{{Cite news|url=https://www.washingtonpost.com/news/speaking-of-science/wp/2015/02/12/should-we-beam-greetings-to-alien-civilizations-even-though-they-might-be-klingons-or-just-bad-company/|language=en|title=Should we beam greetings to alien civilizations even though they might be Klingons, or just bad company?|last=Achenbach|first=Joel|date=2015-02-12|work=The Washington Post|access-date=2017-04-09}}</ref><ref name=":5">{{Cite news|language=en|url=http://www.space.com/28632-active-seti-search-alien-life.html|title=Should Humanity Try to Contact Alien Civilizations?|last=Wall|first=Mike|date=2015-02-24|work=Space.com|access-date=2017-04-09}}</ref> Die am leichtesten oder wahrscheinlichsten wahrnehmbaren künstlichen Signale von der Erde sind kurze Impulse, die während des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] von Radaren zur Frühwarnung [[Anti-Ballistic Missile|gegen ballistische Raketen]] (ABM) und zur Weltraumüberwachung sowie später von astronomischen und militärischen Radaren ausgesendet wurden.<ref>{{Cite journal|language=en|title=The benefits and harm of transmitting into space|work=Space Policy|date=2013-02-01|volume=29|issue=1|pages=40–48|doi=10.1016/j.spacepol.2012.11.006|url=https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0265964612001361|access-date=2021-04-09|issn=0265-9646|arxiv=1207.5540|last=Haqq-Misra|first=Jacob|last2=Busch|first2=Michael W.|last3=Som|first3=Sanjoy M.|last4=Baum|first4=Seth D.|bibcode=2013SpPol..29...40H}}</ref><ref name="10.1007/978-94-009-9115-6_20">{{cite book |language=en|last1=Sullivan |first1=W. T. III |chapter=Radio Leakage and Eavesdropping |title=Strategies for the Search for Life in the Universe |series=Astrophysics and Space Science Library |date=1980 |volume=83 |pages=227–239 |doi=10.1007/978-94-009-9115-6_20 |isbn=978-90-277-1226-4 |chapter-url=https://ui.adsabs.harvard.edu/abs/1980ASSL...83..227S/abstract |access-date=2021-04-09}}</ref> Im Gegensatz zu den ersten konventionellen Rundfunk- und Fernsehübertragungen, von denen behauptet wurde, sie seien auf kurze Distanz nicht nachweisbar,<ref>{{Cite web|language=en|title=How far from Earth could aliens detect our radio signals?|url=https://www.sciencefocus.com/space/how-far-from-earth-could-aliens-detect-our-radio-signals/|website=BBC Science Focus Magazine|date=2019-12-21|access-date=2021-04-09}}</ref><ref>{{Cite web|title=This is how far human radio broadcasts have reached into the galaxy|url=https://www.planetary.org/articles/3390|website=The Planetary Society|access-date=2021-04-09|language=en}}</ref> konnten solche Signale in bestimmten Regionen auch von relativ weit entfernten Empfangsstationen empfangen werden.<ref>{{Cite journal|title=XI. - Planets and Life around Other Stars|work=International Geophysics|date=2004-01-01|volume=87|pages=592–608|url=https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0074614204800251|access-date=2021-04-05|publisher=Academic Press|doi=10.1016/S0074-6142(04)80025-1|bibcode=2004InGeo..87..592.|language=en}}</ref><br />
<br />
Politiker äußerten sich auch zu den wahrscheinlichen Reaktionen des Menschen auf den Kontakt mit feindlichen Arten. In einer Rede vor der 42. Sitzung der [[Generalversammlung der Vereinten Nationen]] im Jahr 1987 sagte [[Ronald Reagan]]: „Ich denke manchmal darüber nach, wie schnell unsere weltweiten Differenzen verschwinden würden, wenn wir einer Bedrohung von außerhalb dieser Welt ausgesetzt wären.“<ref>{{Cite web|language=en|last=Reagan|first=Ronald|title=Address to the 42d Session of the United Nations General Assembly in New York, New York|website=Ronald Reagan Presidential Library and Museum|url=https://www.reaganlibrary.gov/archives/speech/address-42d-session-united-nations-general-assembly-new-york-new-york|date=1987-09-21}}</ref><br />
<br />
=== Gleich entwickelte und weiter entwickelte Zivilisationen ===<br />
[[Datei:Dyson Sphere Diagram-en.svg|alt=A Dyson sphere|mini|250x250px|Es wird angenommen, dass eine technologisch fortgeschrittene außerirdische Zivilisation wahrscheinlich auch ethisch fortschrittlich wäre und keine Projekte mit schwerwiegenden ökologischen Auswirkungen auf andere Spezies in Angriff nehmen würde, wie etwa den Bau einer [[Dyson-Sphäre]].]]<br />
Robert Freitas spekulierte 1978, dass der technologische Fortschritt und der Energieverbrauch einer Zivilisation, gemessen entweder relativ zu einer anderen Zivilisation oder in absoluten Zahlen anhand ihrer Bewertung auf der [[Kardaschow-Skala]], eine wichtige Rolle für die Folgen außerirdischen Kontakts spielen könnten.<ref name="freitas-1978-25-3-1">{{cite book |language=en|title=Xenology: An Introduction to the Scientific Study of Extraterrestrial Life, Intelligence, and Civilization |publisher=Xenology Research Institute |author=Freitas Jr., Robert A. |orig-year=1975–1979 |date=2008 |location=Sacramento, California, United States |url=http://www.xenology.info/Xeno.htm |chapter=Encounters Between Equals: The 0/0 Contact |chapter-url= http://www.xenology.info/Xeno/25.3.1.htm |archive-date=2013-01-21 |url-status=live |archive-url=https://web.archive.org/web/20130121091520/http://www.xenology.info/Xeno/25.3.1.htm}}</ref> Angesichts der Undurchführbarkeit interstellarer Raumflüge für Zivilisationen auf einem mit der Menschheit vergleichbaren technologischen Niveau müssten Interaktionen zwischen solchen Zivilisationen per Funk erfolgen. Wegen der langen Laufzeiten von Radiowellen zwischen Sternen würden derartige Interaktionen weder zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen noch zu irgendeiner bedeutenden zukünftigen Interaktion zwischen den beiden Zivilisationen führen.<ref name="freitas-1978-25-3-1" /><br />
<br />
Laut Freitas müsste der direkte Kontakt mit Zivilisationen, die wesentlich weiter entwickelt sind als die Menschheit, innerhalb des Sonnensystems stattfinden, da nur die fortgeschrittenere Gesellschaft über die Ressourcen und die Technologie verfügen würde, den interstellaren Raum zu durchqueren.<ref name="freitas-1978-25-3-2" /> Folglich könnte ein solcher Kontakt nur mit Zivilisationen stattfinden, die auf der Kardaschew-Skala als Typ II oder höher eingestuft werden, da Zivilisationen des Typs I nicht zu regelmäßigen interstellaren Reisen fähig wären. Freitas erwartete, dass derartige Interaktionen von der fortgeschritteneren Zivilisation sorgfältig geplant würden, um einen massiven gesellschaftlichen Schock für die Menschheit zu vermeiden.<ref name="freitas-1978-25-3-2">{{cite book|language=en|title=Xenology: An Introduction to the Scientific Study of Extraterrestrial Life, Intelligence, and Civilization|publisher=Xenology Research Institute| author=Freitas Jr., Robert A.|orig-year=1975–1979|date=2008|location=Sacramento, California, United States|url=http://www.xenology.info/Xeno.htm|chapter=Gods and Primitives: The 11/0 Contact|chapter-url=http://www.xenology.info/Xeno/25.3.2.htm|archive-date=2013-04-06|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20130406080143/http://www.xenology.info/Xeno/25.3.2.htm}}</ref><br />
<br />
Egal wie viel Planung eine außerirdische Zivilisation auch betreibt, bevor sie Kontakt mit der Menschheit aufnimmt, die Menschen könnten bei ihrer Ankunft großen Schock und Schrecken verspüren, insbesondere, weil ihnen jegliches Verständnis für die kontaktierende Zivilisation fehlt. Ben Finney vergleicht die Situation mit der der Stammesbevölkerung [[Neuguinea]]s, einer Insel, die vor 50.000 Jahren während der [[Letzte Kaltzeit|letzten Eiszeit]] besiedelt wurde, aber bis zur Ankunft der europäischen Kolonialmächte im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert kaum Kontakt zur Außenwelt hatte. Der enorme Unterschied zwischen der einheimischen Steinzeitgesellschaft und der technischen Zivilisation der Europäer führte zu unerwarteten Verhaltensweisen unter den einheimischen Bevölkerungen, die als [[Cargo-Kult]]e bekannt sind: Um die Götter dazu zu bewegen, ihnen die Technologie zu bringen, die die Europäer besaßen, schufen die Eingeborenen als eine Art [[Analogiezauber|Sympathikamagie]] hölzerne „Radiostationen“ und „Landebahnen“. Finney argumentiert, dass die Menschheit die wahre Bedeutung einer außerirdischen Übertragung auf die Erde möglicherweise missversteht, ähnlich wie die Menschen in Neuguinea den Ursprung moderner Güter und Technologien nicht verstehen konnten. Er kommt zu dem Schluss, dass die Folgen außerirdischer Kontakte erst durch gründliche Studien langfristig ans Licht kommen werden und nicht als schnelle, abrupte Ereignisse, die kurzzeitig Schlagzeilen machen.<ref name="doa-2003">{{Cite journal|language=en|doi=10.1016/0094-5765(90)90137-A|title=The impact of contact|date=1990|last=Finney|first=Ben|work=Acta Astronautica|volume=21|issue=2|pages=117–121|bibcode=1990AcAau..21..117F}}</ref><br />
<br />
Billingham hat angedeutet, dass eine Zivilisation, die technologisch weit fortgeschrittener sei als die Menschheit, wahrscheinlich auch kulturell und ethisch fortgeschritten sei und daher wahrscheinlich keine Astrotechnik-Projekte durchführen würde, die der menschlichen Zivilisation schaden würden. Zu solchen Projekten könnten [[Dyson-Sphäre]]n gehören, die Sterne vollständig umschließen und die gesamte von ihnen ausgehende Energie einfangen. Selbst wenn es für eine fortgeschrittene Zivilisation durchaus möglich wäre und enorme Energiemengen bereitstellen würde, würde ein solches Projekt nicht in Angriff genommen werden. Aus ähnlichen Gründen würden solche Zivilisationen der Menschheit nicht ohne weiteres das Wissen vermitteln, das zum Bau solcher Geräte erforderlich ist.<ref name="billingham-2000">{{cite conference|language=en|title=Astronomical Society of the Pacific Conference Series |publisher=Astronomical Society of the Pacific|author=Billingham, John|book-title=Summary of Results of the Seminar on the Cultural Impact of Extraterrestrial Contact|date=2000|conference=A New Era in Bioastronomy |pages=667–678|bibcode=2000ASPC..213..667B}}</ref> Dennoch würde die Existenz solcher Fähigkeiten zumindest zeigen, dass die Zivilisationen die „technologische Adoleszenz“ überlebt haben.<ref name="billingham-2000" /> Trotz der Vorsicht, die eine solche fortgeschrittene Zivilisation im Umgang mit der weniger reifen menschlichen Zivilisation walten lassen würde, stellte sich Sagan vor, dass eine fortgeschrittene Zivilisation den Menschen auf der Erde eine ''[[Encyclopedia Galactica|Encyclopædia Galactica]]'' schicken könnte, in der die Wissenschaften und Kulturen vieler außerirdischer Gesellschaften beschrieben würden.<ref name="folger-2011">{{Cite news|url=http://www.astro.umass.edu/~wqd/a191/Scientific_American/scientificamerican0111-40_SETI.pdf|language=en|title=Contact: The Day After|work=Scientific American|date=2011-01-03|agency=Nature Publishing Group|access-date=2012-05-06|last=Folger, Tim|pages=40–45|archive-date=2013-07-28|url-status=live|archive-url=https://web.archive.org/web/20130728183346/http://www.astro.umass.edu/~wqd/a191/Scientific_American/scientificamerican0111-40_SETI.pdf}}</ref><br />
<br />
Ob eine fortgeschrittene außerirdische Zivilisation der Menschheit eine entzifferbare Botschaft senden würde, ist an sich schon eine Frage der Debatte. Sagan argumentierte, dass eine hochentwickelte außerirdische Zivilisation sich bewusst wäre, dass sie mit einer relativ primitiven Zivilisation kommunizierte und daher versuchen würde, sicherzustellen, dass die empfangende Zivilisation in der Lage wäre, die Nachricht zu verstehen.<ref name="michaud-2006-2" /> [[Marvin Minsky]] glaubte, dass Außerirdische aufgrund gemeinsamer Einschränkungen ähnlich wie Menschen denken könnten, was eine Kommunikation ermöglicht.<ref name="minsky198504">{{Cite news|language=en|url=https://archive.org/stream/byte-magazine-1985-04/1985_04_BYTE_10-04_Artificial_Intelligence#page/n127/mode/2up|title=Communication with Alien Intelligence|work=BYTE|date=1985-04|access-date=2013-10-27|last=Minsky, Marvin|authorlink=Marvin Minsky|pages=127}}</ref> Der Astronom Guillermo Lemarchand argumentierte gegen diese Ansicht und erklärte, dass eine fortgeschrittene Zivilisation eine Nachricht mit hohem Informationsgehalt, wie etwa eine ''Encyclopædia Galactica'', wahrscheinlich verschlüsseln würde, um sicherzustellen, dass nur andere ethisch fortgeschrittene Zivilisationen sie verstehen könnten.<ref name="michaud-2006-2">{{cite book|title=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials|publisher=Copernicus Books|author=Michaud, Michael A. G.|date=2007|location=New York, New York, United States|chapter-url=http://www.radio-astronomy.org/library/Contact-With-Alien-Civilizations.pdf|isbn=978-0-387-28598-6|pages=279–282|language=en|chapter=Assumptions: After Contact: The Message Will Be Comprehensible|url=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/279}}</ref> Douglas Vakoch geht davon aus, dass die Entschlüsselung einer Nachricht einige Zeit in Anspruch nehmen könnte. Er erklärte gegenüber [[ABC News]] : „Ich glaube nicht, dass wir sofort verstehen werden, was sie zu sagen haben.“<ref>{{Cite web|language=en|url=https://abcnews.go.com/Technology/story?id=98628&page=1|title=Waiting for Contact With Alien Life|last=Amos|first=Deborah|date=2001-04-23|website=ABC News|access-date=2017-04-10}}</ref> „Bei dem Versuch, eine andere Zivilisation zu interpretieren, wird man viel raten müssen“, sagte er gegenüber ''Science Friday'' und fügte hinzu: „In gewisser Weise wird jede Nachricht, die wir von einem Außerirdischen erhalten, wie ein kosmischer [[Rorschachtest|Rorschach-Tintenkleckstest]] sein.“<ref>{{Cite news|url=https://www.sciencefriday.com/articles/what-happens-if-we-detect-extraterrestrial-intelligence/|title=What Happens if We Detect Extraterrestrial Intelligence?|last=Leibach|first=Julie|date=2016-11-30|work=Science Friday|access-date=2017-04-19|language=en-US}}</ref><br />
<br />
=== Interstellare Zivilisationsgruppen ===<br />
Angesichts des Alters der Galaxie vermutet Harrison, dass es „galaktische Clubs“ geben könnte, also Zusammenschlüsse von Zivilisationen aus der gesamten Galaxie. Solche Clubs konnten als lose Konföderationen oder Allianzen beginnen und sich schließlich zu mächtigen Zusammenschlüssen vieler Zivilisationen entwickeln.<ref name="harrison-ff-2000">{{cite book|language=en|url=https://allentough.com/books/succeeds.htm|title=When SETI Succeeds: The Impact of High-Information Contact – Networking with Our Galactic Neighbors|date=2000-07|editor=Tough, Allen|author=Harrison, Albert|pages=107–114}}</ref> Wenn die Menschheit in einen Dialog mit einer außerirdischen Zivilisation treten könnte, wäre sie möglicherweise in der Lage, einem solchen galaktischen Club beizutreten. Wenn weitere außerirdische Zivilisationen oder Vereinigungen davon entdeckt werden, könnten auch diese in einen solchen Club aufgenommen werden.<ref name="harrison-ff-2000" /> Sebastian von Hoerner hat vorgeschlagen, dass der Beitritt zu einem galaktischen Club für die Menschheit eine Möglichkeit sein könnte, den Kulturschock zu verarbeiten, der durch den Kontakt mit einer fortgeschrittenen außerirdischen Zivilisation entsteht.<ref name="michaud-2006-3">{{cite book|language=en|title=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials|publisher=Copernicus Books|author=Michaud, Michael A. G.|date=2007|location=New York, New York, United States|chapter-url=http://www.radio-astronomy.org/library/Contact-With-Alien-Civilizations.pdf|isbn=978-0-387-28598-6|pages=233–238|chapter=Fears: Cultural Shock|url=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/233}}</ref><br />
<br />
Michaud bezweifelt, dass ein breites Spektrum von Zivilisationen aus vielen Teilen der Galaxie überhaupt in der Lage wäre, zusammenzuarbeiten. Er gibt an, dass Zivilisationen mit großen Unterschieden in den ihnen zur Verfügung stehenden Technologien und Ressourcen sich selbst möglicherweise nicht einmal annähernd als gleichwertig betrachten.<ref name="michaud-2006-4">{{cite book|title=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials|publisher=Copernicus Books|author=Michaud, Michael A. G.|date=2007|location=New York, New York, United States|chapter-url=http://www.radio-astronomy.org/library/Contact-With-Alien-Civilizations.pdf|isbn=978-0-387-28598-6|page=316|language=en|chapter=Assumptions: After Contact: The Galactic Club Exists|url=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/316}}</ref> Es ist unwahrscheinlich, dass die Menschheit auf ihrem derzeitigen niedrigen technologischen Entwicklungsstand die Grundvoraussetzungen für eine Mitgliedschaft erfüllen würde.<ref name="baum-2011" /> Ein galaktischer Club könnte, so spekuliert William Hamilton, extrem hohe Zugangsvoraussetzungen stellen, die von weniger fortgeschrittenen Zivilisationen wahrscheinlich nicht erfüllt werden könnten.<ref name="michaud-2006-4" /><br />
<br />
Als zwei kanadische Astronomen behaupteten, sie hätten durch die Analyse der Datenbank des [[Sloan Digital Sky Survey]] möglicherweise 234 außerirdische Zivilisationen entdeckt, bezweifelte Douglas Vakoch ihre Erklärung für ihre Ergebnisse und wies darauf hin, dass es ungewöhnlich wäre, wenn alle diese Sterne mit genau der gleichen Frequenz pulsierten, es sei denn, sie wären Teil eines koordinierten Netzwerks: „Wenn man einen Schritt zurückgeht“, sagte er, „würde das bedeuten, dass man 234 unabhängige Sterne hat, die alle beschlossen haben, auf genau dieselbe Weise zu senden.“<ref>{{Cite news|language=en|url=https://www.inverse.com/article/22876-234-pulsing-stars-aren-t-aliens-still-mysterious|title=Those 234 Pulsing Stars Probably Aren't Aliens, But They're Still a Complex Mystery|last=Patel|first=Neel V.|date=2016-10-28|work=Inverse|access-date=2017-04-16}}</ref><br />
<br />
Michaud schlägt vor, dass eine interstellare Gruppierung von Zivilisationen die Form eines Imperiums annehmen könnte, das nicht unbedingt eine Macht des Bösen sein muss, sondern in seinem gesamten Herrschaftsbereich für Frieden und Sicherheit sorgen kann.<ref name="michaud-2006-5">{{cite book|title=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials|publisher=Copernicus Books|author=Michaud, Michael A. G.|date=2007|location=New York, New York, United States|chapter-url=http://www.radio-astronomy.org/library/Contact-With-Alien-Civilizations.pdf|isbn=978-0-387-28598-6|pages=317–322|language=en|chapter=Assumptions: After Contact: Interstellar Empires Do Not Exist|url=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/317}}</ref> Aufgrund der Entfernungen zwischen den Sternen würde ein solches Reich seine Kontrolle nicht unbedingt ausschließlich durch militärische Gewalt aufrechterhalten, sondern eher lokale Kulturen und Institutionen tolerieren, sofern diese keine Bedrohung für die zentrale imperiale Autorität darstellen würden.<ref name="michaud-2006-5" /> Eine solche Toleranz kann, wie es historisch auf der Erde geschehen ist, so weit gehen, dass sie den bestehenden Institutionen eine nominelle Selbstverwaltung bestimmter Regionen gestattet, diese Gebiete aber gleichzeitig als Marionetten- oder Klientelstaat zur Verwirklichung der Ziele der imperialen Macht erhält.<ref name="michaud-2006-5" /> Besonders fortschrittliche Mächte könnten jedoch Methoden wie [[Überlichtgeschwindigkeit]]sreisen einsetzen, um die zentrale Verwaltung effektiver zu gestalten.<ref name="michaud-2006-5" /><br />
<br />
Im Gegensatz zu der Annahme, dass eine außerirdische Zivilisation ein Imperium errichten möchte, geht Ćirković davon aus, dass eine außerirdische Zivilisation eher das Gleichgewicht bewahren würde, als sich auszubreiten.<ref name="cirkovik-2008" /> In einem solchen Gleichgewicht würde eine Zivilisation nur eine kleine Anzahl von Sternen kolonisieren und eher auf maximale Effizienz abzielen als auf die Ausweitung massiver und nicht nachhaltiger imperialer Strukturen.<ref name="cirkovik-2008">{{Cite journal|language=en|arxiv=0805.1821|last=Ćirković, Milan M.|title=Against the Empire|url=http://www.jbis.org.uk/paper.php?p=2008.61.246|work=Journal of the British Interplanetary Society|volume=61|pages=246–254|date=2008|bibcode=2008JBIS...61..246C|access-date=2012-05-20|archive-date=2017-07-07|archive-url=https://web.archive.org/web/20170707071413/http://jbis.org.uk/paper.php?p=2008.61.246|url-status=dead}}</ref> Dies steht im Gegensatz zur klassischen Zivilisation vom Kardaschew-Typ III, die Zugriff auf die Energieleistung einer ganzen Galaxie hat und hinsichtlich ihrer zukünftigen Expansion keinen Beschränkungen unterliegt.<ref name="cirkovik-2008" /> Dieser Ansicht zufolge ähneln fortgeschrittene Zivilisationen möglicherweise nicht den klassischen Beispielen aus der Science-Fiction, sondern eher den kleinen, unabhängigen griechischen Stadtstaaten, wobei der Schwerpunkt eher auf kulturellem als auf territorialem Wachstum liegt.<ref name="cirkovik-2008" /><br />
<br />
=== Außerirdische Artefakte ===<br />
[[Datei:Interstellar robotic probe.gif|alt=An extraterrestrial robotic spacecraft|links|mini|Robotersonden könnten als Mittel zur interstellaren Kommunikation Radiowellen oder Mikrowellen vorzuziehen sein.]]<br />
Eine außerirdische Zivilisation könnte sich aus verschiedenen Gründen dafür entscheiden, mit der Menschheit über Artefakte oder Sonden statt über Funk zu kommunizieren. Zwar könnten Sonden lange brauchen, um das Sonnensystem zu erreichen, doch wären sie dort in der Lage, einen anhaltenden Dialog zu führen, der per Funk aus Hunderten oder Tausenden von Lichtjahren Entfernung unmöglich wäre.<ref name="tough-1998-2">{{Cite journal|language=en|work=Journal of the British Interplanetary Society|title=Small Smart Interstellar Probes|last=Tough, Allen|volume=51|pages=167–174|date=1998|url=http://www.ieti.org/tough/articles/jbis51.pdf}}</ref> Für die Überwachung und kontinuierliche Beobachtung einer Zivilisation wäre das Radio völlig ungeeignet. Sollte eine außerirdische Zivilisation derartige Aktivitäten an der Menschheit durchführen wollen, könnten Artefakte die einzige Möglichkeit sein, außer große bemannte Raumschiffe ins Sonnensystem zu schicken.<ref name="tough-1998-2" /><br />
<br />
Obwohl Physiker wie Miguel Alcubierre<ref name="Christopher Pike">{{Cite journal|language=en|last=Alcubierre, Miguel|title=The warp drive: hyper-fast travel within general relativity|work=[[Classical and Quantum Gravity]]|date=1994|volume=11|pages=L73–L77|doi=10.1088/0264-9381/11/5/001|arxiv=gr-qc/0009013|bibcode=1994CQGra..11L..73A|issue=5}}</ref> ernsthaft über Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit nachdenken, spekuliert Tough, dass Robotersonden, die mit konventioneller Geschwindigkeit reisen, für verschiedene Anwendungen immer noch im Vorteil sind, da mit den derzeit vorgeschlagenen Mechanismen enorme Energiemengen erforderlich sind, um derartige Geschwindigkeiten zu erreichen.<ref name="tough-1998-2" /> Eine Studie des [[Lyndon B. Johnson Space Center|Johnson Space Center]] der NASA aus dem Jahr 2013 zeigt jedoch, dass für Überlichtgeschwindigkeitsreisen mit dem Alcubierre-Antrieb deutlich weniger Energie benötigt wird als bisher angenommen<ref>{{Cite news|language=en|url=http://www.space.com/17628-warp-drive-possible-interstellar-spaceflight.html|title=Warp Drive May Be More Feasible Than Thought, Scientists Say|work=Space.com|date=2012-09-17|agency=Space.com|access-date=2012-10-27|last=Moskowitz, Clara}}</ref> : Es wird lediglich etwa eine Tonne exotischer Masse-Energie<ref>{{Cite web|language=en|url=http://www.nasa.gov/centers/goddard/news/topstory/2003/1105voyager_facts.html|title=NASA - Voyager Facts|publisher=National Aeronautics and Space Administration|date=2008-02-23|access-date=2012-10-27|last=Jenner, Lynn}}</ref> benötigt, um ein Raumfahrzeug mit zehnfacher Lichtgeschwindigkeit zu bewegen. Dies steht im Gegensatz zu früheren Schätzungen, die besagten, dass nur ein Objekt mit der Masse des Jupiters über genügend Energie verfügen würde, um ein Überlichtgeschwindigkeits-Raumfahrzeug anzutreiben.<br />
<br />
Laut Tough könnte eine außerirdische Zivilisation der Menschheit verschiedene Arten von Informationen in Form von Artefakten zukommen lassen, wie etwa eine ''Encyclopædia Galactica'', die das Wissen unzähliger außerirdischer Kulturen enthält, oder vielleicht eine Einladung, mit ihnen diplomatische Beziehungen einzugehen.<ref name="tough-1998-2" /> Eine Zivilisation, die sich am Rande des Untergangs sieht, könnte die ihr noch verbleibenden Fähigkeiten nutzen, um Sonden mit ihren Kulturen, Werten, Religionen, Wissenschaften, Technologien und Gesetzen durch die Galaxie zu schicken, damit diese nicht zusammen mit der Zivilisation selbst aussterben.<ref name="tough-1998-2" /><br />
<br />
Freitas findet zahlreiche Gründe, warum interstellare Sonden eine bevorzugte Kommunikationsmethode unter außerirdischen Zivilisationen sein könnten, die Kontakt mit der Erde aufnehmen möchten. Eine Zivilisation, die mehr über die Verteilung des Lebens in der Galaxie erfahren möchte, könnte, so spekuliert er, Sonden zu einer großen Zahl von Sternensystemen schicken, anstatt Funk zu verwenden, da man per Funk keine Antwort garantieren könne, wohl aber (sagt er) sicherstellen könne, dass die Sonden mit Daten über die von ihnen untersuchten Sternensysteme zu ihrem Absender zurückkehren.<ref name="freitas-1983">{{Cite journal|language=en|work=Journal of the British Interplanetary Society|title=The Case for Interstellar Probes|volume=36|date=1983-11|pages=490–495|url=http://www.rfreitas.com/Astro/TheCaseForInterstellarProbes1983.htm|last=Freitas, Robert|bibcode=1983JBIS...36..490F}}</ref> Darüber hinaus würden Sonden die Untersuchung nichtintelligenter Bevölkerungsgruppen oder solcher, die noch nicht zur Weltraumnavigation fähig sind (wie die Menschen vor dem 20. Jahrhundert), sowie intelligenter Bevölkerungsgruppen ermöglichen, die möglicherweise keine Informationen über sich und ihren Planeten an außerirdische Zivilisationen weitergeben möchten.<ref name="freitas-1983" /> Darüber hinaus würde die größere Energie, die zum Senden von Lebewesen anstelle einer Robotersonde erforderlich wäre, laut Michaud nur für Zwecke wie eine Einwegmigration verwendet werden.<ref name="michaud-2006-6">{{Literatur |Autor=Michael A. G. Michaud |Titel=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials |Datum=2007 |ISBN=978-0-387-28598-6 |Kapitel=The Consequences of Contact: Scenarios of Contact: Close to Home |Seiten=211–212 |Sprache=en |Online=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/211}}</ref><br />
<br />
Freitas weist darauf hin, dass Sonden im Gegensatz zu den interstellaren Radiowellen, die üblicherweise Ziel von SETI-Suchen sind, Informationen über lange, möglicherweise geologische Zeiträume speichern könnten<ref name="freitas-1983" /> und starke Radiosignale aussenden könnten, die eindeutig als intelligenten Ursprungs erkennbar sind und nicht als [[UFO]] oder Naturphänomen abgetan werden könnten.<ref name="freitas-1983" /> Sonden könnten außerdem jedes von ihnen gesendete Signal so modifizieren, dass es dem System, in dem sie sich befinden, entspricht. Dies wäre bei einer Funkübertragung von außerhalb des Zielsternsystems unmöglich.<ref name="freitas-1983" /> Darüber hinaus würde der Einsatz kleiner Robotersonden mit weit verteilten Baken in einzelnen Systemen anstelle einer kleinen Anzahl leistungsstarker, zentralisierter Baken der Zivilisation, die sie nutzt, einen Sicherheitsvorteil verschaffen.<ref name="freitas-1983" /> Anstatt den Standort eines Funkfeuers preiszugeben, das stark genug ist, um die gesamte Galaxie zu erreichen und das Risiko einzugehen, dass ein so leistungsstarkes Gerät kompromittiert wird, müssen dezentralisierte, auf Robotersonden installierte Funkfeuer keine Informationen preisgeben, die eine außerirdische Zivilisation lieber vor anderen verbergen möchte.<ref name="freitas-1983" /><br />
<br />
Angesichts des Alters der [[Milchstraße]] könnte es Millionen oder sogar Milliarden Jahre vor der Evolution des ''Homo sapiens'' eine uralte außerirdische Zivilisation gegeben haben, die Sonden ins Sonnensystem geschickt hat.<ref name="michaud-2006-6" /> Eine ausgesandte Sonde könnte also Millionen von Jahren lang funktionsunfähig gewesen sein, bevor die Menschheit von ihrer Existenz erfuhr.<ref name="michaud-2006-6" /> Eine solche „tote“ Sonde würde keine unmittelbare Bedrohung für die Menschheit darstellen, würde aber beweisen, dass interstellare Flüge möglich sind.<ref name="michaud-2006-6" /> Würde jedoch eine aktive Sonde entdeckt, würden die Menschen viel stärker reagieren, als auf die Entdeckung einer Sonde, die schon lange nicht mehr funktioniert.<ref name="michaud-2006-6" /><br />
<br />
== Weitere mögliche Auswirkungen ==<br />
<br />
=== Weltanschauungen ===<br />
Einige haben argumentiert, dass die bestätigte zuverlässige Entdeckung außerirdischer Intelligenz oder außerirdischen Kontakts einer der größten Momente in [[Menschheitsgeschichte|der Menschheitsgeschichte]] sein könnte und erhebliche Auswirkungen auf die Menschheit und ihre gegenwärtig vorherrschenden [[Weltanschauung]]en hätte, nicht nur im Hinblick auf Auswirkungen in den Bereichen der [[Theologie]] und Wissenschaft, ähnlich dem Paradigmenwechsel weg vom [[Geozentrisches Weltbild|Geozentrismus]] als dominierendem Element menschlicher Weltanschauungen.<ref name="BBCcontact">{{Cite news|last=Ambrosino|first=Brandon|title=If we made contact with aliens, how would religions react?|url=https://www.bbc.com/future/article/20161215-if-we-made-contact-with-aliens-how-would-religions-react|access-date=2022-12-02|work=BBC|language=en}}</ref><ref name="spaceDavid">{{cite news |last1=David |first1=Leonard |title=Contact with ET: How would humanity react? |url=https://www.space.com/contact-intelligent-alien-life-humanity-reaction |access-date=2022-11-02 |work=Space.com |date=2022-09-27 |language=en}}</ref><ref name="bostonAndersen">{{Cite news|last=Andersen|first=Travis|title='Are we the smartest kid on our cosmic block?' Harvard astronomer launches Galileo Project to examine UFO reports - The Boston Globe|url=https://www.bostonglobe.com/2021/07/27/metro/are-we-smartest-kid-our-cosmic-block-harvard-astronomer-launches-galileo-project-examine-ufo-reports/|access-date=2022-11-03|work=BostonGlobe.com|language=en}}</ref><ref name="utWilliams">{{Cite news|last=Williams|first=Matt|title=A New Plan to Search for Extraterrestrial Artifacts at Earth and Across the Solar System|url=https://www.universetoday.com/151971/a-new-plan-to-search-for-extraterrestrial-artifacts-at-earth-and-across-the-solar-system/|access-date=2022-11-03|work=Universe Today|date=2021-07-28|language=en}}</ref><ref name="n1270560">{{Cite news|title='Truth embargo': UFOs are suddenly all the talk in Washington|url=https://www.nbcnews.com/politics/politics-news/truth-embargo-ufos-are-suddenly-all-talk-washington-n1270560|access-date=2022-09-10|work=NBC News|language=en}}</ref><ref name="voxwendt">{{cite news |last1=Illing |first1=Sean |title=It's time to take UFOs seriously. Seriously. |url=https://www.vox.com/policy-and-politics/2020/5/8/21244090/pentagon-ufo-report-navy-alexander-wendt |access-date=2022-09-10 |work=Vox |date=2020-05-08 |language=en}}</ref><br />
<br />
Der Harvard-Astronom und leitende Wissenschaftler des [[Galileo Projekt]]s, [[Avi Loeb]], argumentiert, die Menschheit sei noch nicht bereit, ein Gefühl der „kosmischen Bescheidenheit“ zu entwickeln, wie er es nennt, und dass sich dies ändern könnte, wenn das Projekt „Relikte“ fortgeschrittenerer [[Zivilisation]]en entdecke.<ref>{{Cite news|last=Loeb|first=Avi|title=Microbes, Natural Intelligence and Artificial Intelligence|url=https://www.scientificamerican.com/article/microbes-natural-intelligence-and-artificial-intelligence/|access-date=2022-11-02|work=Scientific American|language=en}}</ref> Loeb postuliert, dass wenn wir feststellen, dass wir „nicht das klügste Kind im kosmischen Block sind, uns dies eine andere Perspektive eröffnet“ – beispielsweise die Art und Weise, wie wir über unseren Platz im Universum nachdenken,<ref name="independentHurley">{{Cite news|first=Bevan|last=Hurley|title=Why this Harvard astronomer says aliens have already visited Earth|url=https://www.independent.co.uk/space/avi-loeb-harvard-university-ufos-b2039269.html|access-date=2022-11-02|work=The Independent|date=2022-03-21|language=en}}</ref><ref name="usatoday">{{Cite news|language=en|last=Gilbert|first=Asha C.|last2=Pitofsky|first2=Marina|title=Harvard professor leading research on existence of UFOs and alien civilizations|url=https://eu.usatoday.com/story/news/nation/2021/07/26/search-for-ufos-and-alien-life-to-be-led-by-harvard-university/8091998002/|access-date=2022-11-02|work=USA TODAY}}</ref><ref name="bostonAndersen" /> beispielsweise im Hinblick auf vorherrschende religiöse Weltanschauungen,<ref>{{Cite web|language=en|last=Loeb|first=Avi|title=Galileo Project: Religion, science and the search for extraterrestrial life|url=https://thehill.com/opinion/technology/572449-galileo-project-religion-science-and-the-search-for-extraterrestrial-life/|website=The Hill|access-date=2022-11-03|date=2021-09-15}}</ref><ref name="BBCcontact" /><ref name="guardianGabbatt">{{Cite news|first=Adam|last=Gabbatt|title='Something's coming': is America finally ready to take UFOs seriously?|url=https://www.theguardian.com/world/2022/feb/05/ufos-america-aliens-government-report|access-date=2022-05-29|work=The Guardian|date=2022-02-05|language=en}}</ref> in denen [[Anthropozentrismus|Menschen oft als einzigartig oder außergewöhnlich angesehen werden]].<ref name="BBCcontact" /><br />
<br />
Laut Major John R. King können die möglichen soziologischen Folgen des Kontakts mit Außerirdischen (1) anfänglicher Schock und Bestürzung, (2) Verlust oder Schwächung des Egos, (3) Veränderung menschlicher Werte, (4) Herabwürdigung des [[Reputation|Ansehens]] [bestimmter] [[Public Understanding of Science|Wissenschaftler]] und (5) Neubewertung der Religionen sein.<ref name="978-1-4616-7376-7">{{cite book |last1=Hall |first1=Richard H. |title=The UFO Evidence: A Thirty-Year Report |date=2001-01-03 |publisher=Scarecrow Press |isbn=978-1-4616-7376-7 |url=https://books.google.com/books?id=Gic3gcQysOsC&pg=PA630 |access-date=2022-09-10 |language=en}}</ref> Das „Mittelmäßigkeitsprinzip“, das besagt, dass „der Status oder die Position der Erde im Universum nichts Besonderes ist“, könnte eine große Herausforderung für [[Abrahamitische Religionen|die abrahamitischen Religionen]] darstellen, die „lehren, dass der Mensch von Gott mit Absicht erschaffen wurde und im Verhältnis zu anderen Geschöpfen eine privilegierte Stellung einnimmt“, obwohl einige argumentieren, dass „die Entdeckung von Leben anderswo im Universum Gottes Liebe zum [[Leben]] auf der Erde nicht beeinträchtigen würde“, obwohl es in populären religiösen Texten wie der [[Bibel]] keine „positive Bestätigung außerirdischen Lebens“ gibt und andere Zivilisationen „die Geschichte [[Jesus Christus|Jesu]] überhaupt nicht kennen“ und in ihrer eigenen Vergangenheit möglicherweise keine solche populäre Geschichte kennen.<ref name="BBCcontact" /> Es ist weit verbreitet, dass sich Religionen an den Kontakt anpassen würden.<ref name="BBCcontact" /><br />
<br />
=== Theologische ===<br />
Die Bestätigung außerirdischer Intelligenz könnte tiefgreifende Auswirkungen auf [[Religion|religiöse]] Lehren haben und Theologen möglicherweise dazu veranlassen, die Heiligen Schriften neu zu interpretieren, um den neuen Entdeckungen Rechnung zu tragen.<ref name="space-2">{{Cite news|language=en|url=http://www.space.com/10670-extraterrestrial-life-religious-beliefs.html|title=Could Extraterrestrial Intelligence Sway Religious Beliefs?|work=Space.com|date=2011-01-24|agency=Space.com|access-date=2012-03-30|last=Choi, Charles Q.}}</ref> Eine Umfrage unter Menschen mit vielen verschiedenen [[Glauben|religiösen Überzeugungen]] ergab jedoch, dass ihr Glaube durch die Entdeckung außerirdischer Intelligenzen nicht beeinflusst würde,<ref name="space-2" /> und eine andere Studie, die von Ted Peters vom Pacific Lutheran Theological Seminary durchgeführt wurde, zeigt, dass die meisten Menschen ihre religiösen Überzeugungen dadurch nicht als ersetzt betrachten würden.<ref name="peters-2011">{{Cite journal|language=en|doi=10.1098/rsta.2010.0234|pmid=21220288|title=The implications of the discovery of extra-terrestrial life for religion|date=2011|last=Peters|first=T.|work=Philosophical Transactions of the Royal Society A: Mathematical, Physical and Engineering Sciences|volume=369|issue=1936|pages=644–655|bibcode=2011RSPTA.369..644P}}</ref> Umfragen unter religiösen Führern zeigen, dass nur ein kleiner Prozentsatz davon befürchtet, die Existenz außerirdischer Intelligenzen könnte den Ansichten der Anhänger ihrer Religion grundsätzlich widersprechen.<ref name="elsevier">{{Cite journal|language=en|doi=10.1016/j.phpro.2011.08.031|title=Astrosociology and the Capacity of Major World Religions to Contextualize the Possibility of Life Beyond Earth|date=2011|last=McAdamis|first=E.M.|work=Physics Procedia|volume=20|pages=338–352|bibcode=2011PhPro..20..338M}}</ref> Gabriel Funes, Chefastronom der [[Vatikanische Sternwarte|vatikanischen Sternwarte]] und päpstlicher Berater in Wissenschaftsfragen, erklärte, die [[Römisch-katholische Kirche|katholische Kirche]] würde außerirdische Besucher wahrscheinlich herzlich willkommen heißen. Es gibt viele [[Ufoglaube|UFO-Religionen]] wie [[Raelismus|den Raëlismus]]. Der Astronom David Weintraub vermutet, dass eindeutiger Kontakt zu mehr dieser Art von Glaubensrichtungen und Gemeinschaften führen würde: „Es würde zweifellos Menschen geben, die dies als eine Gelegenheit oder einen Vorwand sehen würden, aus welchem Grund auch immer auf sich aufmerksam zu machen, und es würde neue Religionen geben.“<ref>{{Cite news|language=en|last=Gannon|first=Megan|title=Would Finding Alien Life Change Religious Philosophies?|url=https://www.livescience.com/48208-religion-extraterrestrial-life.html|access-date=2024-11-18|work=livescience.com|date=2014-10-09}}</ref><br />
<br />
Die Peters-Studie zeigte allerdings auch, dass die meisten nichtreligiösen Menschen und eine bedeutende Minderheit religiöser Menschen glauben, dass die Welt einer religiösen Krise ausgesetzt sein könnte, selbst wenn ihr eigener Glaube davon unberührt bliebe.<ref name="peters-2011" /> Der Kontakt mit außerirdischer Intelligenz dürfte für westliche Religionen, insbesondere das traditionalistische Christentum, aufgrund der geozentrischen Natur westlicher Glaubensrichtungen höchstwahrscheinlich ein Problem darstellen.<ref name="kaufman-2012">{{cite book|language=en|url=https://archive.org/details/firstcontactscie00marc |url-access=registration | title=First Contact: Scientific Breakthroughs in the Hunt for Life Beyond Earth|publisher=Simon and Schuster|author=Kaufman, Marc|date=2012|isbn=978-1-4391-0901-4}}</ref> Die Entdeckung außerirdischen Lebens würde jedoch keinen Widerspruch zu grundlegenden Gottesvorstellungen darstellen und da die Wissenschaft in der Vergangenheit bereits etablierte Dogmen in Frage gestellt hat, beispielsweise mit der [[Evolution]]stheorie, ist es wahrscheinlich, dass sich auch die bestehenden Religionen in ähnlicher Weise an die neuen Umstände anpassen werden.<ref>{{Cite news|language=en|url=http://www.space.com/16285-alien-life-discovery-religion-impact.html|title=Religion Would Likely Survive Alien Life Discovery|last=Wall|first=Mike|date=2012-06-25|work=Space.com|access-date=2017-04-09}}</ref> Nach Mussos Ansicht wäre eine globale religiöse Krise selbst für die abrahamitischen Religionen unwahrscheinlich, da seine und andere Studien zum Christentum, der „anthropozentrischsten“ Religion, keinen Konflikt zwischen dieser Religion und der Existenz außerirdischer Intelligenzen erkennen.<ref name="musso-2012" /> Darüber hinaus könnte der Kontakt über Jahrhunderte hinweg geschehen oder lange nach dem Ableben der entsprechenden Zivilisation und wäre dadurch ähnlich wie wenn Archäologen und Historiker antike Artefakte und Texte betrachten.<ref name="musso-2012" /><br />
<br />
Funes spekuliert, dass eine entzifferbare Botschaft einer außerirdischen Intelligenz einen interstellaren Wissensaustausch in verschiedenen Disziplinen initiieren könnte, einschließlich aller Religionen, die eine außerirdische Zivilisation beherbergen könnte. Billingham vermutet außerdem, dass eine extrem fortschrittliche und freundliche außerirdische Zivilisation den gegenwärtigen religiösen Konflikten ein Ende setzen und zu größerer religiöser Toleranz weltweit führen könnte. Jill Tarter hingegen vertritt die Ansicht, dass der Kontakt mit außerirdischer Intelligenz die Religion, wie wir sie kennen, beseitigen und der Menschheit einen allumfassenden Glauben näherbringen könnte.<ref name="daily-galaxy-1">{{Cite web|url=http://www.dailygalaxy.com/my_weblog/2008/08/pandemics-from.html|title=The Impact of ET Contact: Europe's Scientists Discuss The Future of Humans in Space|publisher=Daily Galaxy|date=2008-08-01|access-date=2012-04-21|last=Kazan, Casey|archive-url=https://web.archive.org/web/20130515171248/http://www.dailygalaxy.com/my_weblog/2008/08/pandemics-from.html|archive-date=2013-05-15|url-status=dead|language=en}}</ref> Vakoch bezweifelt, dass Menschen geneigt wären, außerirdische Religionen anzunehmen.<ref>{{Cite web|url=http://www.scienceandreligiontoday.com/2010/03/18/would-intelligent-aliens-undermine-god/|language=en|title=Would Intelligent Aliens Undermine God?|last=Kuhn|first=Robert Lawrence|date=2010-03-18|website=Science and Religion Today|access-date=2017-04-09|archive-date=2017-02-04|archive-url=https://web.archive.org/web/20170204175325/http://www.scienceandreligiontoday.com/2010/03/18/would-intelligent-aliens-undermine-god/|url-status=dead}}</ref> Er sagte gegenüber ''[[ABC News|ABC News:]]'' „Ich denke, Religion befriedigt sehr menschliche Bedürfnisse, und solange Außerirdische keinen Ersatz dafür bieten können, glaube ich nicht, dass Religion verschwinden wird“, und fügte hinzu: „Wenn es unglaublich fortgeschrittene Zivilisationen mit einem Glauben an Gott gibt, glaube ich nicht, dass [[Richard Dawkins]] anfangen wird, daran zu glauben.“<ref>{{Cite web|language=en|url=https://abcnews.go.com/Technology/story?id=5065245&page=1|title=Christian Theologians Prepare for Extraterrestrial Life|last=Keim|first=Brandon|date=2008-06-15|website=ABC News|access-date=2017-04-10}}</ref><br />
<br />
=== Politisch ===<br />
Laut Experten wie Niklas Hedman, Exekutivdirektor des UN-Büros für Weltraumfragen, gibt es „keine internationalen Abkommen oder Mechanismen, wie die Menschheit mit einer Begegnung mit außerirdischer Intelligenz umgehen würde“.<ref name="sentientPlans">{{Cite web|last=Magee|first=Tamlin|title=The missing plan for alien first contact|url=https://www.bbc.com/future/article/20221101-should-extraterrestrial-life-be-granted-sentient-rights|publisher=BBC|access-date=2022-12-02|language=en}}</ref><ref name="StevenDick">{{Cite web|last=Dick|first=Steven J.|title=Astroethics and Cosmocentrism|url=https://blogs.scientificamerican.com/observations/astroethics-and-cosmocentrism/|website=Scientific American Blog Network|access-date=2022-12-02|language=en}}</ref><br />
<br />
Tim Folger spekuliert, dass sich Nachrichten über Funkkontakte mit einer außerirdischen Zivilisation nicht unterdrücken ließen und sich schnell verbreiten würden,<ref name="folger-2011" /> obwohl die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema aus [[Kalter Krieg|der Zeit des Kalten Krieges]] dem widerspricht.<ref name="ras-paper" /> Die Medienberichterstattung über die Entdeckung würde jedoch wahrscheinlich schnell abebben, da die Wissenschaftler begannen, die Botschaft zu entschlüsseln und ihre wahre Bedeutung zu verstehen.<ref name="folger-2011" /> Verschiedene Regierungszweige (zum Beispiel Legislative, Exekutive und Judikative) können ihre eigene Politik verfolgen, was möglicherweise zu Machtkämpfen führen kann.<ref name="michaud-2006-7">{{cite book |title=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials |publisher=Copernicus Books |author=Michaud, Michael A. G. |date=2007 |location=New York, New York, United States |chapter-url=http://www.radio-astronomy.org/library/Contact-With-Alien-Civilizations.pdf |isbn=978-0-387-28598-6 |pages=366–368|language=en |chapter=Annex: Preparing: Preparing Governments for Contact |url=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/366 }}</ref> Selbst im Falle eines einzigen Kontakts ohne weitere Folgen kann ein Funkkontakt zu heftigen Meinungsverschiedenheiten darüber führen, welche Gremien die Autorität haben, die Menschheit als Ganzes zu vertreten.<ref name="baum-2011" /> Michaud vermutet, dass die Angst vor direktem Kontakt Nationalstaaten dazu bewegen könnte, ihre Konflikte beizulegen und für die gemeinsame Verteidigung der Menschheit zusammenzuarbeiten.<ref name="michaud-2006-8">{{cite book|title=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials|publisher=Copernicus Books|author=Michaud, Michael A. G.|date=2007|location=New York, New York, United States|chapter-url=http://www.radio-astronomy.org/library/Contact-With-Alien-Civilizations.pdf|isbn=978-0-387-28598-6|pages=292–293|language=en|chapter=Assumptions: After Contact: Contact Will Unify Humankind|url=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/292}}</ref><br />
<br />
Abgesehen von der Frage, wer die Erde als Ganzes repräsentieren würde, könnte der Kontakt auch andere internationale Probleme aufwerfen, wie etwa das Ausmaß der Beteiligung von Regierungen im Ausland gegenüber der Regierung, deren Radioastronomen das Signal empfangen haben.<ref name="michaud-2006-9">{{cite book|title=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials|publisher=Copernicus Books|author=Michaud, Michael A. G.|date=2007|location=New York, New York, United States|chapter-url=http://www.radio-astronomy.org/library/Contact-With-Alien-Civilizations.pdf|isbn=978-0-387-28598-6|page=253|language=en|chapter=Mixed Emotions: Political Reactions|url=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/253}}</ref> Die Vereinten Nationen diskutierten verschiedene Fragen der Außenbeziehungen unmittelbar vor dem Start der [[Voyager-Programm|Voyager]] -Sonden<ref name="othman-2011" />, die im Jahr 2012 das Sonnensystem verließen und dabei eine [[Voyager Golden Record|goldene Schallplatte]] mit sich führten, für den Fall, dass sie von außerirdischer Intelligenz gefunden werden.<ref name="voyager-jpl">{{Cite web|language=en|url=http://voyager.jpl.nasa.gov/|title=Voyager – The Interstellar Mission|last=NASA Jet Propulsion Laboratory|authorlink=Jet Propulsion Laboratory|access-date=2012-05-12}}</ref> Zu den diskutierten Fragen gehörten, welche Botschaften die Menschheit am besten repräsentieren, welches Format sie haben sollten, wie man die Kulturgeschichte der Erde vermitteln könnte und welche internationalen Gruppen gebildet werden sollten, um außerirdische Intelligenz genauer zu untersuchen.<ref name="othman-2011">{{Cite journal|last=Othman|first=M.|title=Supra-Earth affairs|language=en|doi=10.1098/rsta.2010.0311|work=Philosophical Transactions of the Royal Society A: Mathematical, Physical and Engineering Sciences|volume=369|issue=1936|pages=693–699|year=2011|pmid=21220292|bibcode=2011RSPTA.369..693O}}</ref><br />
<br />
Laut Luca Codignola von der [[Universität Genua]] ist der Kontakt mit einer mächtigen außerirdischen Zivilisation vergleichbar mit Situationen, in denen eine mächtige Zivilisation eine andere zerstörte, wie etwa die Ankunft von [[Christoph Kolumbus]] und [[Hernán Cortés]] in Amerika und die anschließende Zerstörung der einheimischen Zivilisationen und ihrer Lebensweisen.<ref name="daily-galaxy-1" /> Allerdings ist die Anwendbarkeit eines solchen Modells auf den Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen und die spezifische Interpretation der Ankunft der europäischen Kolonisten in Amerika umstritten.<ref name="wired-anthropologist">{{Cite web|language=en|url=https://www.wired.com/wiredscience/2012/04/space-anthropology/|title=Q&A: The Anthropology of Searching for Aliens|publisher=Wired|website=Wired Science|date=2012-04-04|access-date=2012-04-21|last=Mann, Adam}}</ref> Dennoch könnte jeder große Unterschied zwischen der Macht einer außerirdischen Zivilisation und unserer eigenen demoralisierend wirken und möglicherweise den Zusammenbruch der menschlichen Gesellschaft verursachen oder beschleunigen.<ref name="baum-2011" /> Die Entdeckung durch eine „überlegene“ außerirdische Zivilisation und der fortgesetzte Kontakt mit ihr könnten psychologische Auswirkungen haben, die eine Zivilisation zerstören könnten, wie es in der Vergangenheit auf der Erde geschehen sein soll.<ref name="schetsche-2005" /><br />
<br />
Selbst wenn zwischen der Menschheit und Außerirdischen kein enger Kontakt besteht, können hochinformative Botschaften einer außerirdischen Zivilisation an die Menschheit einen großen Kulturschock auslösen.<ref name="michaud-2006-3" /> Der Soziologe Donald Tarter vermutet, dass das Wissen über außerirdische Kultur und Theologie das Potenzial hat, die menschliche Loyalität gegenüber bestehenden Organisationsstrukturen und Institutionen zu gefährden.<ref name="michaud-2006-3" /> Der Kulturschock, der durch die Begegnung mit einer außerirdischen Zivilisation entsteht, kann sich über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte hinziehen, wenn die Botschaft der Außerirdischen an die Menschheit äußerst schwer zu entziffern ist.<ref name="michaud-2006-3" /><br />
<br />
Eine Studie legt nahe, dass eine Bedrohung von der Wahrnehmung staatlicher Akteure (oder ihren darauf basierenden Handlungen) ausgehen könnte, dass andere staatliche Akteure versuchen könnten, ein Informationsmonopol über die Kommunikation mit einer außerirdischen Intelligenz zu erlangen und durchzusetzen. Es empfiehlt Transparenz und Datenaustausch, die Weiterentwicklung von Postdetektionsprotokollen, und eine bessere Ausbildung der politischen Entscheidungsträger in diesem Bereich.<ref>{{Cite news|title=Scientists Are Gaming Out What Humanity Will Do If Aliens Make Contact|url=https://www.vice.com/en/article/y3px5b/scientists-are-gaming-out-what-humanity-will-do-if-aliens-make-contact|access-date=2022-11-20|work=Vice|language=en}}</ref><ref>{{Cite journal|last=Wright|first=Jason T.|last2=Haramia|first2=Chelsea|last3=Swiney|first3=Gabriel|title=Geopolitical Implications of a Successful SETI Program|work=Space Policy|date=2022-10-08|volume=63|pages=101517|doi=10.1016/j.spacepol.2022.101517|language=en|issn=0265-9646|arxiv=2209.15125}}</ref><br />
<br />
=== Rechtliches ===<br />
Der Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen würde rechtliche Fragen aufwerfen, etwa nach den Rechten der außerirdischen Wesen. Ein Außerirdischer, der auf der Erde ankommt, könnte lediglich durch Gesetze gegen Tierquälerei geschützt sein. So wie verschiedenen Gruppen von Menschen, wie Frauen, Kindern und indigenen Völkern, zunächst [[Menschenrechte|die Menschenrechte]] vorenthalten wurden, so könnte dies auch für außerirdische Wesen gelten, die daher legal besessen und getötet werden könnten. Würde man eine solche Spezies nicht als juristisches Tier behandeln, ergäbe sich die Herausforderung, die Grenze zwischen einer juristischen Person und einem juristischen Tier zu definieren, wobei man die zahlreichen Faktoren berücksichtigt, die Intelligenz ausmachen. Einige Ethiker überlegen, „wie die Rechte einer völlig unbekannten fremden Spezies in unseren rechtlichen und ethischen Rahmen passen würden“ – es spricht einiges dafür, dass sich die „Menschenrechte“ zu „Rechten von Lebewesen“ weiterentwickeln sollten.<ref name="sentientPlans" /><br />
<br />
Selbst wenn einem außerirdischen Wesen die Rechtspersönlichkeit zuerkannt würde, würden sich nach Freitas’ Ansicht Probleme hinsichtlich der Staatsangehörigkeit und Einwanderung ergeben. Ein außerirdisches Wesen hätte keine gesetzlich anerkannte irdische Staatsbürgerschaft und es wären möglicherweise drastische rechtliche Maßnahmen erforderlich, um die technisch illegale Einwanderung außerirdischer Individuen zu erklären.<br />
<br />
Würde der Kontakt über elektromagnetische Signale erfolgen, würden diese Probleme nicht auftreten. Das primäre rechtliche Problem wären vielmehr Fragen des Patent- und Urheberrechts, die sich darauf beziehen, wer, wenn überhaupt, Rechte an den Informationen der außerirdischen Zivilisation hat.<br />
<br />
Forschungsarbeiten beschäftigt beispielsweise, ob es allgemeingültige Metagesetze für intelligente Wesen geben könnte und ob sie durchsetzbar wären.<ref>{{Internetquelle |autor=Martin Vieweg |url=https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/wie-wuerde-die-menschheit-auf-alien-kontakt-reagieren/ |titel=Wie würde die Menschheit auf Alien-Kontakt reagieren? |werk=wissenschaft.de |datum=2024-02-15 |abruf=2025-04-21}}</ref><br />
<br />
=== Wissenschaftliche und technologische ===<br />
Die wissenschaftlichen und technologischen Auswirkungen eines außerirdischen Kontakts durch elektromagnetische Wellen wären wahrscheinlich recht gering, insbesondere zunächst. Enthält die Nachricht jedoch eine große Menge an Informationen, könnte ihre Entschlüsselung den Menschen Zugang zu einem galaktischen Erbe verschaffen, das möglicherweise aus der Zeit vor der Entstehung des Sonnensystems stammt, was unsere Technologie und Wissenschaft erheblich voranbringen könnte.<ref name="freitas-1978-26-4-4">{{cite book|language=en|title=Xenology: An Introduction to the Scientific Study of Extraterrestrial Life, Intelligence, and Civilization|publisher=Xenology Research Institute|author=Freitas, Robert|chapter=Impact on Science and Technology|date=1978|url=http://www.xenology.info/Xeno.htm |chapter-url=http://www.xenology.info/Xeno/26.4.4.htm}}</ref> Ein möglicher negativer Effekt könnte darin bestehen, dass die Forscher demoralisiert werden, wenn ihnen klar wird, dass das, was sie erforschen, einer anderen Zivilisation möglicherweise bereits bekannt ist.<ref name="freitas-1978-26-4-4" /><br />
<br />
Andererseits könnten außerirdische Zivilisationen mit böswilligen Absichten (ungefilterte) Informationen senden, die es der menschlichen Zivilisation ermöglichen oder erleichtern könnten, sich selbst zu zerstören,<ref name="voxSeti">{{Cite web|last=Walsh|first=Bryan|title=If aliens are calling, let it go to voicemail|url=https://www.vox.com/2022/6/18/23172689/aliens-china-sky-eye-telescope-existential-risk-seti|website=Vox|access-date=2022-12-02|language=en|date=2022-06-18}}</ref> wie etwa mächtige Computerviren, Wissen zum Aufbau einer [[Superintelligenz|fortgeschrittenen künstlichen Intelligenz]]<ref name="voxSeti" /> oder Informationen zur Herstellung extrem wirksamer Waffen, die der Mensch noch nicht verantwortungsvoll einsetzen könnte.<ref name="baum-2011" /> Die Motive für eine solche Aktion sind unbekannt, doch dürfte sie einen minimalen Energieaufwand seitens der Außerirdischen erfordern.<ref name="freitas-1978-26-4-4" /> Es ist auch möglich, dass solche Nachrichten ohne böse Absicht gesendet werden. Laut Musso werden jedoch insbesondere Computerviren nahezu unmöglich sein, es sei denn, Außerirdische verfügen über detaillierte Kenntnisse der menschlichen Computerarchitektur, was nur der Fall wäre, wenn eine menschliche Nachricht, die zu den Sternen gesendet wird, ohne große Rücksicht auf die Sicherheit geschützt würde.<ref name="musso-2012" /> Sogar eine [[virtuelle Maschine]], auf der außerirdische Computerprogramme ausgeführt werden könnten, könnte speziell für diesen Zweck entwickelt werden und hätte kaum etwas mit den auf der Erde üblichen Computersystemen zu tun.<ref name="musso-2012" /> Darüber hinaus könnten Menschen Nachrichten an Außerirdische senden, in denen sie erklären, dass sie keinen Zugriff auf die ''[[Encyclopedia Galactica]]'' wünschen, bis diese ein entsprechendes Entwicklungsniveau erreicht haben. Dadurch könnten die Chancen erhöht werden, dass schädliche Auswirkungen der Technologie der Empfänger-Außerirdischen gemildert werden.<ref name="musso-2012" /><br />
<br />
Außerirdische Technologie könnte tiefgreifende Auswirkungen auf die Natur der menschlichen Kultur und Zivilisation haben. So wie das Fernsehen einer großen Bandbreite politischer, religiöser und gesellschaftlicher Gruppen ein neues Ventil bot und wie die Druckerpresse den einfachen Menschen Europas die Bibel zugänglich machte und ihnen ermöglichte, sie selbst zu interpretieren, so könnte eine außerirdische Technologie die Menschheit auf eine Weise verändern, die nicht sofort erkennbar ist.<ref name="harrison-2002">{{cite book|language=en|title=After Contact: The Human Response To Extraterrestrial Life|publisher=Basic Books|author=Harrison, Albert A.|date=2002|isbn=978-0-7382-0846-6 |url=https://books.google.com/books?id=u7BnvJMbPrsC}}</ref> Harrison spekuliert, dass das Wissen über außerirdische Technologien die Kluft zwischen wissenschaftlichem und kulturellem Fortschritt vergrößern könnte, was zu einem gesellschaftlichen Schock und der Unfähigkeit führen könnte, die negativen Auswirkungen der Technologie zu kompensieren.<ref name="harrison-2002" /> Als Beispiel nennt er die Fortschritte in der Agrartechnologie während der [[Industrielle Revolution|Industriellen Revolution]], die Tausende von Landarbeitern verdrängte, bis die Gesellschaft sie für der neuen Gesellschaftsordnung angemessene Arbeitsplätze umschulen konnte.<ref name="harrison-2002" /> Der Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation, die der Menschheit weit überlegen ist, könnte einen weitaus größeren Schock auslösen als die Industrielle Revolution oder alles, was die Menschheit bisher erlebt hat.<ref name="harrison-2002" /><br />
<br />
Michaud vermutet, dass die Menschheit durch den Zustrom außerirdischer Wissenschaft und Technologie auf die gleiche Weise beeinflusst werden könnte, wie die mittelalterlichen europäischen Gelehrten durch das Wissen arabischer Wissenschaftler beeinflusst wurden.<ref name="michaud-2006-10">{{cite book|title=Contact with Alien Civilizations: Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials|publisher=Copernicus Books|author=Michaud, Michael A. G.|date=2007|location=New York, New York, United States|chapter-url=http://www.radio-astronomy.org/library/Contact-With-Alien-Civilizations.pdf|isbn=978-0-387-28598-6|pages=232–233|language=en|chapter=Fears: The End of Hubris|url=https://archive.org/details/contactwithalien0000mich/page/232}}</ref> Die Menschheit könnte dieses Wissen zunächst als potenziell für den Fortschritt der menschlichen Spezies hochhalten und sich den Außerirdischen sogar unterlegen fühlen, doch mit der Zeit würde ihre Arroganz wachsen, je tiefer sie in die Wissenschaft, Technologie und andere kulturelle Entwicklungen einer fortgeschrittenen außerirdischen Zivilisation eindringt.<ref name="michaud-2006-10" /><br />
<br />
Die Entdeckung außerirdischer Intelligenz hätte verschiedene Auswirkungen auf die Biologie und [[Astrobiologie]]. Die Entdeckung außerirdischen Lebens in jeglicher Form, ob intelligent oder nicht, würde der Menschheit tiefere Einblicke in die Natur des Lebens auf der Erde geben und das Verständnis für die Struktur des Lebensbaums verbessern.<ref name="mckay-2011">{{Cite journal|language=en|last=McKay|first=C. P.|title=The search for life in our Solar System and the implications for science and society|doi=10.1098/rsta.2010.0247|work=Philosophical Transactions of the Royal Society A: Mathematical, Physical and Engineering Sciences|volume=369|issue=1936|pages=594–606|year=2011|pmid=21220283|bibcode=2011RSPTA.369..594M}}</ref> Menschliche Biologen könnten möglicherweise etwas über die Biochemie außerirdischer Lebewesen lernen und beobachten, wie sie sich von der auf der Erde findet.<ref name="mckay-2011" /> Dieses Wissen könnte der menschlichen Zivilisation helfen zu lernen, welche Aspekte des Lebens im gesamten Universum verbreitet sind und welche möglicherweise nur auf der Erde vorkommen.<ref name="mckay-2011" /><br />
<br />
=== Ethik ===<br />
Astroethik bezieht sich auf die Betrachtung und Entwicklung ethischer Standards für eine Vielzahl von Weltraumthemen, einschließlich Fragen der Interaktion aus der Ferne oder bei Nahbegegnungen, und betrifft nicht nur die Ethik des Menschen, sondern auch die Ethik nicht-menschlicher Intelligenzen,<ref name="StevenDick" /> einschließlich der Frage, ob sie uns alle Rechte gewähren<ref name="sentientPlans" /> (und welche jeweils einzeln oder insgesamt).<br />
<br />
=== Auswirkungen auf die Ökologie und biologische Kriegsführung ===<br />
Eine außerirdische Zivilisation könnte Krankheitserreger oder invasive Lebensformen auf die Erde bringen, die ihrer eigenen Biosphäre nicht schaden.<ref name="baum-2011" /> Außerirdische Krankheitserreger könnten die menschliche Bevölkerung dezimieren, da diese keine Immunität gegen sie hätte. Oder sie könnten Landtiere oder Pflanzen als Wirte nutzen und so dem Menschen indirekten Schaden zufügen.<ref name="baum-2011" /> Invasive Organismen, die von außerirdischen Zivilisationen eingeschleppt werden, könnten großen ökologischen Schaden anrichten, da die irdische Biosphäre nicht über die nötigen Abwehrmechanismen gegen sie verfügt.<ref name="baum-2011" /><br />
<br />
Andererseits könnten sich Krankheitserreger und invasive Arten außerirdischen Ursprungs in ihrer Biologie so sehr von irdischen Organismen unterscheiden, dass sie keine negativen Auswirkungen haben.<ref name="baum-2011" /> Darüber hinaus sind Krankheitserreger und Parasiten auf der Erde im Allgemeinen nur an eine kleine und exklusive Anzahl von Umgebungen angepasst,<ref name="loker-2005">{{Cite journal|language=en|doi=10.1371/journal.ppat.0010038|pmc=1291355|title=Can Specialized Pathogens Colonize Distantly Related Hosts? Schistosome Evolution as a Case Study|date=2005|last=Brant|first=Sara V.|last2=Loker|first2=Eric S.|work=PLOS Pathogens|volume=1|issue=3|pages=28–31|pmid=16322771}}</ref> an die sich außerirdische Krankheitserreger nicht anpassen könnten.<br />
<br />
Wenn eine außerirdische Zivilisation, die der Menschheit böse Absichten entgegenbringt, genügend Wissen über die irdische Biologie und die Schwächen des Immunsystems der irdischen Biota erlangt, könnte sie möglicherweise äußerst wirksame biologische Waffen herstellen.<ref name="baum-2011" /> Selbst eine Zivilisation ohne böse Absichten könnte der Menschheit unbeabsichtigt Schaden zufügen, indem sie nicht alle Risiken ihres Handelns berücksichtigt.<ref name="baum-2011" /><br />
<br />
Selbst wenn eine außerirdische Zivilisation allein über elektromagnetische Signale kommunizieren würde, könnte sie der Menschheit Informationen übermitteln, mit deren Hilfe die Menschen selbst tödliche biologische Waffen herstellen könnten, so Baum.<ref name="baum-2011" /><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Relative Artenhäufigkeit]]<br />
* [[Technosignatur]]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* ''Archäologie, Anthropologie und interstellare Kommunikation''<br />
* {{cite book |language=en|first=Steven J. |last=Dick |title=The impact of discovering life beyond earth |publisher=Cambridge University Press |year=2015 |isbn=978-1-107-10998-8}}<br />
* {{cite book |language=en|first=Michael |last=Ashkenazi |title=What We Know About Extraterrestrial Intelligence |publisher=Springer |year=2016 |isbn=978-3-319-44455-0}}<br />
* {{cite book |language=en|author-link=Douglas Vakoch |last=Vakoch |first=Douglas |title=Astrobiology, History, and Society – Life Beyond Earth and the Impact of Discovery |publisher=Springer |year=2013 |isbn=978-3-642-43540-9}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kulturanthropologie]]<br />
[[Kategorie:Astrobiologie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256416718Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-27T23:18:47Z<p>Prototyperspective: ce</p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine utilitaristische Ethiktheorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe moralischer Regeln beruhen sollten, außer in seltenen Fällen, in denen eine kritische moralische Argumentation angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von [[Richard M. Hare]] entwickelt.<ref name="McNaughton a">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=177}}</ref><br />
<br />
Konsequentialisten glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt.<ref>Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindung|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |pages=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |chapter=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill|Mill, John Stuart]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets zum größten Wohlbefinden empfindungsfähiger Wesen<ref>{{Literatur |Autor=Varner, Gary E |Titel=Personhood, Ethics, and Animal Cognition: Situating Animals in Hare’s Two Level Utilitarianism |Sprache=en |Verlag= |Ort= |Datum=2012 |Seiten= |Online=[https://academic.oup.com/book/6454?login=false oup.com] |DOI=10.1093/acprof:o}}</ref> erzeugt. Der [[Regelutilitarismus]] hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung zum größten Wohlbefinden führen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">{{harvnb|Hare|1976|pages=122-5}}</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Hauptartikel|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem Präferenzutilitarismus, bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als positive bewusste Erfahrung definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">{{harvnb|Hare|1981|pages=44–46}}</ref> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚ideale Beobachter‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">{{harvnb|Hare|1976|pages=124}}</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Einwand liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln.“<ref name="Hare a" /><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=180}}</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">{{harvnb|Hare|1981|pages=52}}</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „Willensschwäche“ zusammenhängt <ref name="Hare 1981 z">{{harvnb|Hare|1981|pages=57–62}}</ref>, besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn wir versuchen, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
==Anwendungen in Ethiktheorie==<br />
* In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der Bioethik an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=Blackwell Publishing |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
<br />
<!--<br />
[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]<br />
--></div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256416614Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-27T23:01:45Z<p>Prototyperspective: ce</p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine utilitaristische Ethiktheorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe moralischer Regeln beruhen sollten, außer in seltenen Fällen, in denen eine kritische moralische Argumentation angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von R. M. Hare entwickelt.<ref name="McNaughton a">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=177}}</ref><br />
<br />
Konsequentialisten glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt. Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindungsvermögen|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |Seiten=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |Kapitel=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill|Mill, John Stuart]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets das größte Wohlbefinden erzeugt. Der Regelutilitarismus hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung das größte Wohlbefinden erzeugen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">{{harvnb|Hare|1976|pages=122-5}}</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Main|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem Präferenzutilitarismus, bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als positive bewusste Erfahrung definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">{{harvnb|Hare|1981|pages=44–46}}</ref> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚[[Ideal observer theory|ideale Beobachter]]‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">{{harvnb|Hare|1976|pages=124}}</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Einwand liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln.“<ref name="Hare a" /><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=180}}</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">{{harvnb|Hare|1981|pages=52}}</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „Willensschwäche“ zusammenhängt <ref name="Hare 1981 z">{{harvnb|Hare|1981|pages=57–62}}</ref>, besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn wir versuchen, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
==Anwendungen==<br />
In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der Bioethik an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=[[Blackwell Publishing]] |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
<br />
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[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorie]]<br />
--></div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256416605Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-27T23:00:58Z<p>Prototyperspective: ce</p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine utilitaristische Ethiktheorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe moralischer Regeln beruhen sollten, außer in seltenen Fällen, in denen eine kritische moralische Argumentation angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von R. M. Hare entwickelt.<ref name="McNaughton a">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=177}}</ref><br />
<br />
Konsequentialisten glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt. Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindungsvermögen|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |language=en |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |Seiten=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |Kapitel=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill|Mill, John Stuart]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets das größte Wohlbefinden erzeugt. Der Regelutilitarismus hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung das größte Wohlbefinden erzeugen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann.<ref name="Hare b">{{harvnb|Hare|1976|pages=122-5}}</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Main|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem Präferenzutilitarismus, bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als positive bewusste Erfahrung definiert wird.<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich).<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">{{harvnb|Hare|1981|pages=44–46}}</ref> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚[[Ideal observer theory|ideale Beobachter]]‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein.<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist.<ref name="Hare a">{{harvnb|Hare|1976|pages=124}}</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Einwand liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln.“<ref name="Hare a" /><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=180}}</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“.<ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein.<ref name="Hare 1981 c">{{harvnb|Hare|1981|pages=52}}</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „Willensschwäche“ zusammenhängt <ref name="Hare 1981 z">{{harvnb|Hare|1981|pages=57–62}}</ref>, besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn wir versuchen, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen.<ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
==Anwendungen==<br />
In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der Bioethik an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontroll-Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |language=en |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |language=en |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=[[Blackwell Publishing]] |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book |language=en |last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
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[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorien]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei-Ebenen-Utilitarismus&diff=256416578Zwei-Ebenen-Utilitarismus2025-05-27T22:58:15Z<p>Prototyperspective: neuer Artikel (:en:Two-level utilitarianism)</p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine utilitaristische Ethiktheorie, der zufolge moralische Entscheidungen auf einer Reihe moralischer Regeln beruhen sollten, außer in seltenen Fällen, in denen eine kritische moralische Argumentation angebrachter ist. Die Theorie wurde ursprünglich von R. M. Hare entwickelt. <ref name="McNaughton a">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=177}}</ref><br />
<br />
Konsequentialisten glauben, dass eine Handlung richtig ist, wenn sie den bestmöglichen Zustand herbeiführt. Beauchamp, Tom L. (1991). „Philosophische Ethik: Eine Einführung in die Moralphilosophie“, 2. Aufl. New York: McGraw Hill, 130.</ref> Der traditionelle Utilitarismus ([[Handlungsutilitarismus]]) betrachtet dies als die Behauptung, dass Menschen versuchen sollten, sicherzustellen, dass ihre Handlungen den positiven Ausgang für [[Empfindungsvermögen|empfindungsfähige]] Wesen maximieren.<ref>{{cite journal |last1=Frederiksen |first1=Claus Strue |last2=Nielsen |first2=Morten Ebbe Juul |title=Utilitarianism and CSR |journal=Encyclopedia of Corporate Social Responsibility |date=2013 |pages=2643–2649 |doi=10.1007/978-3-642-28036-8_614 |publisher=Springer |language=en}}</ref><ref>{{cite book |title=Understanding Utilitarianism |date=2007 |publisher=Acumen Publishing |isbn=978-1-84465-089-7 |Seiten=61–92 |url=https://www.cambridge.org/core/books/abs/understanding-utilitarianism/wellbeing/349B08A3BF4917A05CEB502C53F14F37 |Kapitel=Well-being}}</ref><ref>[[John Stuart Mill|Mill, John Stuart]]. (1863). „Kapitel 1“. In „Utilitarianism“, London: Longmans, Green and Company, 130.</ref><br />
<br />
Der Zwei-Ebenen-Utilitarismus ist eine Synthese der gegensätzlichen Lehren des Handlungsutilitarismus und des Regelutilitarismus. Der Handlungsutilitarismus besagt, dass die moralisch richtige Handlung stets das größte Wohlbefinden erzeugt. Der Regelutilitarismus hingegen geht davon aus, dass die moralisch richtige Handlung im Einklang mit einer moralischen Regel steht, deren allgemeine Einhaltung das größte Wohlbefinden erzeugen würde. Im Sinne des Zwei-Ebenen-Utilitarismus kann der Handlungsutilitarismus mit der kritischen Ebene des moralischen Denkens verglichen werden, während der Regelutilitarismus mit der intuitiven Ebene verglichen werden kann. <ref name="Hare b">{{harvnb|Hare|1976|pages=122-5}}</ref><br />
<br />
==Im Kontext des Utilitarismus==<br />
{{Main|Utilitarismus}}<br />
<br />
Der Utilitarismus ist eine Form der [[konsequentialistischen]] Ethiktheorie. Nach solchen Theorien ist nur das Ergebnis einer Handlung moralisch relevant (im Gegensatz zur [[Deontologie]], nach der moralische Handlungen aus Pflichten oder Motiven resultieren). Es gibt Ähnlichkeiten mit dem Präferenzutilitarismus, bei dem Nutzen als individuelle Präferenz und nicht als positive bewusste Erfahrung definiert wird. {{Cn|date=Juli 2017}}<br />
<br />
Die beiden Vorgängertheorien des Zwei-Ebenen-Utilitarismus, der Handlungs- und der Regelutilitarismus, stießen auf verschiedene Einwände. So wurde beispielsweise der Regelutilitarismus dafür kritisiert, dass er impliziert, dass ein Individuum in manchen Fällen eine Vorgehensweise verfolgen sollte, die offensichtlich nicht den Nutzen maximiert. Umgekehrt wurde der Handlungsutilitarismus dafür kritisiert, dass er in seinen Berechnungen kein „menschliches Element“ berücksichtigt, d. h., er sei für einen Durchschnittsmenschen manchmal zu schwierig (oder unmöglich). {{Cn|date=Juli 2017}}<br />
<br />
Als beschreibendes Modell der beiden Ebenen postulierte Hare zwei Extremfälle von Menschen: einen, der „nur“ kritisches moralisches Denken anwendet, und einen, der „nur“ intuitives moralisches Denken anwendet. Den ersten nannte er den ‚Erzengel‘, den zweiten den ‚Proleten‘.<ref name="Hare 1981 b">{{harvnb|Hare|1981|pages=44–46}}</ref> Es war nicht Hares Absicht, die gesamte Menschheit in Erzengel oder Proleten aufzuteilen; seiner Theorie zufolge weist jeder Mensch zu unterschiedlichen Zeiten in begrenztem und unterschiedlichem Ausmaß die Eigenschaften beider auf. Der Erzengel verfügt über übermenschliche Denkkräfte, übermenschliches Wissen und kennt keine Schwächen. Dieser unvoreingenommene ‚[[Ideal observer theory|ideale Beobachter]]‘ wäre in einer ungewohnten Situation in der Lage, alle möglichen Konsequenzen aller möglichen Handlungen sofort zu prüfen, um ein universelles Prinzip zu formulieren, auf dessen Grundlage er über die der Situation entsprechende Handlung entscheiden könnte. Solch eine Person bräuchte keine intuitiven moralischen Regeln, da sie allein durch Vernunft über die richtige Reaktion auf jede mögliche Situation entscheiden könnte. Im Gegensatz dazu weist der Prolet diese menschlichen Schwächen in extremem Ausmaß auf. Sie müssen sich ständig auf Intuitionen und fundierte Prima-facie-Prinzipien verlassen, da sie zu kritischem Denken unfähig sind. Die intuitiven moralischen Regeln, denen der Prolet folgt, müssen einfach und allgemein genug sein, um leicht verstanden und einprägsam sowie schnell und einfach anzuwenden zu sein. {{Citation needed|date=Juli 2017}}<br />
<br />
Nachdem man die verschiedenen Arten moralischen Denkens identifiziert hat, besteht der nächste Schritt darin, zu bestimmen, wann man wie ein Erzengel und wann wie ein Prolet denken sollte. Hare identifiziert drei Arten von Situationen, in denen kritisches Denken notwendig ist. <ref name="Hare a">{{harvnb|Hare|1976|pages=124}}</ref> Der erste ist, wenn die intuitiven allgemeinen Grundsätze in bestimmten Fällen in Konflikt geraten. Der zweite Einwand liegt vor, wenn „obwohl kein Konflikt zwischen den Prinzipien besteht, der Fall jedoch höchst ungewöhnlich ist und die Frage aufwirft, ob die allgemeinen Prinzipien wirklich geeignet sind, ihn zu behandeln.“<ref name="Hare a" /><br />
<br />
==Kritik==<br />
Neben der Kritik, die allgemein am Utilitarismus geübt wird, gibt es auch einige Kritikpunkte, die speziell am Zwei-Ebenen-Utilitarismus geäußert werden.<br />
<br />
Ein Einwand lautet, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus die Verpflichtung eines Handelnden untergräbt, im Einklang mit seinen moralischen Prinzipien zu handeln.<ref name="McNaughton p180">{{harvnb|McNaughton|1988|pages=180}}</ref> Beispielsweise wird ein Theist seinen Moralkodex befolgen, weil er ihn als auf Gottes Willen beruhend ansieht. Ein Zwei-Ebenen-Utilitarist weiß jedoch, dass seine alltäglichen moralischen Regeln lediglich eine Richtlinie darstellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Verstoß gegen diese Regeln mit dem gleichen Maß an Schuld einhergeht wie bei jemandem, der dieses Handeln grundsätzlich für falsch hält.<br />
<br />
David McNaughton argumentiert, dass der Zwei-Ebenen-Utilitarismus, selbst wenn die Prinzipientreue des Handelnden nicht untergraben wird, sein Ziel nicht erreicht, zu zeigen, „wie es nach utilitaristischen Prinzipien eine gute Idee ist, pluralistisch und nicht-konsequentialistisch zu denken und zu schlussfolgern“. <ref name="McNaughton p180" /> Es sei unmöglich, so McNaughton, das eigene Denken so zu unterteilen, wie es die Zwei-Ebenen-Denkweise erfordert – gleichzeitig utilitaristisch zu denken und nicht-utilitaristisch zu handeln. Hares Antwort auf diese Art von Kritik ist, dass er sein eigenes moralisches Denken auf diese Weise betreibe. Daher müsse die Behauptung, diese Art des moralischen Denkens sei unmöglich, falsch sein. <ref name="Hare 1981 c">{{harvnb|Hare|1981|pages=52}}</ref><br />
<br />
Ein dritter Einwand, der in gewisser Weise mit dem Problem der „Willensschwäche“ zusammenhängt <ref name="Hare 1981 z">{{harvnb|Hare|1981|pages=57–62}}</ref>, besteht darin, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn wir versuchen, kritisches Denken vom intuitiven Denken zu trennen. <ref name="McNaughton a"/><br />
<br />
==Anwendungen==<br />
In „Essays on Bioethics“ (1993) wendet Hare die Methoden des Zwei-Ebenen-Utilitarismus auf Probleme der Bioethik an, wie z. B. Abtreibung und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen mittels Verhaltenskontrolle. Techniken.<ref>Hare, R. M. (1993), „Essays zur Bioethik“, Oxford: Oxford University Press</ref><br />
<br />
==Einzelnachweise==<br />
<references/><br />
*{{cite book |last=Hare |first=R. M. |year=1976 |chapter=Ethical theory and utilitarianism |editor-first=H. D. |editor-last=Lewis |title=Contemporary British Philosophy IV |location=London |publisher=Allen & Unwin }}<br />
*{{cite book |last=Hare |first=R. M. |title=Moral Thinking |year=1981 |location=Oxford |publisher=Oxford University Press |doi=10.1093/0198246609.001.0001 |isbn=0-19-824660-9 |url-access=registration |url=https://archive.org/details/moralthinkingits0000hare }}<br />
*{{cite book |last=McNaughton |first=David A. |title=Moral Vision |year=1988 |publisher=[[Blackwell Publishing]] |isbn=0-631-15945-2 }}<br />
*{{Cite book|last=MacAskill|first=William|url=https://www.utilitarianism.net/|title=Introduction to Utilitarianism: An Online Textbook|year=2020|location=Oxford|chapter=Elements and Types of Utilitarianism: Multi-level Utilitarianism|chapter-url=https://www.utilitarianism.net/types-of-utilitarianism#multi-level-utilitarianism-versus-single-level-utilitarianism}}<br />
<br />
[[Kategorie:Utilitarismus]]<br />
[[Kategorie:1976]]<br />
[[Kategorie:Ethische Theorien]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kernenergie_in_der_Ukraine&diff=256344607Kernenergie in der Ukraine2025-05-25T19:40:30Z<p>Prototyperspective: ce (2020->2024)</p>
<hr />
<div>[[Datei:Kernkraftwerk Saporischschja.JPG|mini|hochkant=1.4|{{center|[[Kernkraftwerk Saporischschja]], das leistungsstärkste Kernkraftwerk Europas}}]]<br />
<br />
Die '''Kernenergie in der Ukraine''' spielt eine zentrale Rolle in der Stromerzeugung des Landes, wobei sie über die Hälfte des Bedarfs deckt. Die kommerzielle Nutzung der [[Kernenergie]] in der [[Ukraine]] begann im Jahr 1978 mit dem Betrieb des [[Kernkraftwerk Tschernobyl|Kernkraftwerks Tschernobyl]]. Die [[Nuklearkatastrophe von Tschernobyl|Nuklearkatastrophe von 1986 in diesem Kraftwerk]] stellte einen Wendepunkt dar, dessen Auswirkungen nicht nur das Land, sondern auch die weltweite [[Atompolitik]] prägten. Nach dem Zerfall der [[Sowjetunion]] bemühte sich die Ukraine um technologische Unabhängigkeit von [[Russland]] und begann zunehmend mit westlichen Ländern und Organisationen zu kooperieren. Im Jahr 2022 rückte durch die Besetzung des [[Kernkraftwerk Saporischschja|Kernkraftwerks Saporischschja]] im Zuge des [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|russischen Angriffskrieges]] die Sicherheit und Zukunft der ukrainischen Kernenergie erneut in den Fokus internationaler Aufmerksamkeit.<br />
<br />
== Allgemeines ==<br />
=== Überblick ===<br />
{{Positionskarte+|Ukraine|float=right|width=400|caption=Kernkraftwerke in der Ukraine<br /><br />
[[Datei:Green pog.svg|8px]]&nbsp;Aktive Kraftwerke<br /><br />
[[Datei:Purple pog.svg|8px]]&nbsp;Unvollendete Kraftwerke<br /><br />
[[Datei:Black pog.svg|8px]]&nbsp;Stillgelegte Kraftwerke<br />
|places=<br />
{{Positionskarte~|Ukraine|label=''[[Kernkraftwerk Tschernobyl|Tschernobyl]]''|region=UA |lat=51.38713617|long=30.10507529|mark=Black pog.svg |position=bottom}}<br />
{{Positionskarte~|Ukraine|label=''[[Kernkraftwerk Tschyhyryn|Tschyhyryn]]''|region=UA|lat=49.085110|long=32.788010|mark=Purple pog.svg |position=bottom}}<br />
{{Positionskarte~|Ukraine|label=''[[Kernkraftwerk Krim|Krim]]''|region=UA |lat=45.3914735|long=35.8026195|mark=Purple pog.svg |position=bottom}}<br />
{{Positionskarte~|Ukraine|label=''[[Kernkraftwerk Charkiw|Charkiw]]''|region=UA |lat=49.688250|long=36.068444|mark=Purple pog.svg |position=bottom}}<br />
{{Positionskarte~|Ukraine|label=[[Kernkraftwerk Chmelnyzkyj|Chmelnyzkyj]]|region=UA |lat=50.301406|long=26.649750|mark=Green pog.svg|position=bottom}}<br />
{{Positionskarte~|Ukraine|label=''[[Kernkraftwerk Odessa|Odessa]]''|region=UA |lat=46.462657|long=30.3170729|mark=Purple pog.svg|position=bottom}}<br />
{{Positionskarte~|Ukraine|label=[[Kernkraftwerk Riwne|Riwne]]|region=UA |lat=51.3280613|long=25.89505149|mark=Green pog.svg|position=bottom}}<br />
{{Positionskarte~|Ukraine|label=[[Kernkraftwerk Südukraine|Südukraine]]|region=UA |lat=47.81244557|long=31.22441669|mark=Green pog.svg|position=bottom}}<br />
{{Positionskarte~|Ukraine|label=[[Kernkraftwerk Saporischschja|Saporischschja]]|region=UA |lat=47.50718173|long=34.62540999|mark=Green pog.svg|position=bottom}}<br />
}}<br />
[[Datei:Electricity production by source, Ukraine, OWID.svg|mini|hochkant=1.4|Ukrainischer [[Strommix]] von 1985–2024]]<br />
<br />
{{Hauptartikel|Liste der Kernkraftwerke in der Ukraine|Liste der Kernreaktoren in der Ukraine}}<br />
<br />
Stand 2023 sind in der Ukraine insgesamt 15 [[Reaktorblock|Reaktorblöcke]] an vier Standorten in Betrieb, die zur Stromerzeugung dienen. Alle diese Reaktoren sind [[Druckwasserreaktor]]en sowjetischer Bauart ([[WWER]]). Neben den Leistungsreaktoren gibt es in [[Kiew]] einen nuklearen Forschungsreaktor und in [[Charkiw]] eine unterkritische Neutronenquelle. An dem [[Kernkraftwerk Tschernobyl|Standort Tschernobyl]] werden Stilllegungs- und Rückbauarbeiten an drei Reaktorblöcken vom Typ [[RBMK]] durchgeführt. Der zerstörte Reaktorblock&nbsp;4 befindet sich zusammen mit dem im Jahr 1986 errichteten Sarkophag im [[New Safe Confinement]] (NSC).<ref name="grs_ukraine_2022" /><br />
<br />
Das leistungsstärkste Kernkraftwerk steht in [[Kernkraftwerk Saporischschja|Saporischschja]]. Dort laufen sechs Reaktoren des Typs WWER-1000, die zwischen 1985 und 1996 in den kommerziellen Betrieb genommen wurden. Jeder dieser Blöcke erzeugt im Volllastbetrieb eine [[Nettoleistung]] von 950 Megawatt (MW).<ref name="grs_ukraine_2022" /> Etwa 250 Kilometer westlich befindet sich das [[Kernkraftwerk Südukraine]] mit drei Reaktorblöcken aus der WWER-1000-Baureihe. Diese haben ebenfalls eine Nettoleistung von 950&nbsp;MW und wurden in den Jahren 1983, 1985 und 1989 in Betrieb genommen. Etwa 65&nbsp;Kilometer südlich der [[Belarus|belarussischen]] Grenze liegt das [[Kernkraftwerk Riwne]], mit zwei WWER-1000-Reaktoren. Riwne-4 ist dabei der jüngste ukrainische Reaktorblock und startete seinen kommerziellen Betrieb im Jahr 2006. Riwne-3 ist seit 1987 in Betrieb. Zusätzlich produzieren seit 1981 bzw. 1982 zwei Reaktoren vom Typ WWER-440 eine Nettoleistung von jeweils etwa 380 MW. In rund 150&nbsp;Kilometern Entfernung zur belarussischen Grenze steht das [[Kernkraftwerk Chmelnyzkyj]], an dem seit 1988 bzw. 2004 zwei Reaktoren der WWER-1000-Baureihe in Betrieb sind.<ref name="grs_ukraine_2022" /><br />
<br />
Im Jahr 2015 waren etwa 38.000 Menschen im Bereich der ukrainischen Kernenergie beschäftigt.<ref name="Kasperski_2015" /><br />
<br />
Die ukrainischen Kernkraftwerke decken laut Angaben der [[Internationale Energie-Agentur|Internationalen Energie Agentur]] (IEA) mit einer jährlichen Stromproduktion von etwa 75&nbsp;Terawattstunden (TWh) mehr als die Hälfte des nationalen Strombedarfs (ungefähr 135 TWh im Jahr 2019).<ref name="grs_ukraine_2022" /><br />
<br />
Zum Zeitpunkt des russischen Überfalls befand sich die Ukraine in einem ''Inselbetrieb'' für ihre Stromversorgung, sie war also nicht mit den Stromnetzen ihrer Nachbarländer verbunden. Dadurch entfielen beispielsweise Stromimporte aus Belarus im Umfang von etwa 800 bis 900 Megawattstunden. Am 16. März 2022 wurde das ukrainische Netz mit dem [[Europäisches Verbundsystem|europäischen Verbundnetz]] zusammengeschlossen, was länderübergreifende Stromimporte und -exporte ermöglicht und Netzschwankungen oder -ausfälle leichter ausgleichen kann.<ref name="grs_ukraine_2022" /><br />
<br />
=== Wichtige Organisationen ===<br />
Folgende staatlichen Institutionen spielen eine wichtige Rolle beim Betrieb der ukrainischen Kernenergiereaktoren:<ref>{{Internetquelle |url=https://nucleus.iaea.org/sites/graphiteknowledgebase/SitePages/Members/Ukraine.aspx |titel=Ukraine |hrsg=Internationale Atomenergie-Organisation |abruf=2023-11-22}}</ref><br />
<br />
* die ''[[Energoatom (Ukraine)|National Nuclear Energy Generating Company Energoatom]]'', kurz ''NNEGC Energoatom'' ([[Ukrainische Sprache|ukrainisch]] ''{{lang|uk|НАЕК Енергоатом}}''), Betreibergesellschaft für alle ukrainischen Kernkraftwerke,<br />
* die Atomaufsichtsbehörde ''State Nuclear Regulatory Inspectorate'' (SNRI, ''{{lang|uk|Державна інспекція ядерного регулювання України}}''), die zentrale Exekutivbehörde, die für die Gestaltung und Umsetzung der staatlichen Politik im Bereich der nuklearen Sicherheit zuständig ist,<br />
* das ''State scientific and technical center for nuclear and radiation safety'' (SSTC NRS, ''{{lang|uk|Державний науково-технічний центр з ядерної та радіаційної безпеки}}''), eine Expertenorganisation der SNRIU, die technische Lösungen, rechtliche Bestimmungen und Standards der nuklearen Sicherheit überprüft, die Sicherheit der Kernenergie bewertet und Analysen durchführt,<br />
* das ''State Specialized Enterprise “Chernobyl NPP”'' (SSE ChNPP, ''{{lang|uk|Державне спеціалізоване підприємство «Чорнобильська АЕС»}}'') für die Dekommissionierung und Überwindung der Folgen des Unfalls von Tschernobyl sowie für die Verwaltung [[Radioaktiver Abfall|radioaktiver Abfälle]] und temporärer Lagerstätten,<br />
* das ''Institute for Nuclear Research'' (INR NASU, ''{{lang|uk|Інститут ядерних досліджень}}''), zuständig für die Erforschung der Auswirkungen von Unternehmen des [[Brennstoffkreislauf|Kernbrennstoffkreislaufs]] auf ökologische Systeme und<br />
* das ''National Science Centre “Kharkov institute of physics and technology”'' (NSC KIPT NASU, ''{{lang|uk|Національний науковий центр «Харківський фізико-технічний інститут»}}''), ein Forschungsinstitut für Atomindustrie, Kernenergie, Materialwissenschaft, [[Teilchenbeschleuniger|Beschleunigerausrüstung]] und neue Energiequellen.<br />
<br />
=== Planungen und Projekte (Auswahl) ===<br />
Der Bau der Blöcke Chmelnyzkyj-3 und -4 wurde kurz nach ihrem Baustart in den 1980er Jahren ausgesetzt. Es gibt Überlegungen, Komponenten des eingestellten Projekts des [[Kernkraftwerk Belene|Kernkraftwerks Belene]] für die Fertigstellung dieser Blöcke zu verwenden. Mit der [[Westinghouse Electric Corporation]] besteht eine Vereinbarung für weitere neun [[AP1000]]-Blöcke an verschiedenen Standorten in der Ukraine. Auch der Bau von Block&nbsp;5 und Block&nbsp;6 in Chmelnyzkyj wurde genehmigt. Ihre Inbetriebnahme ist für 2030–2032 geplant, wobei Komponenten des eingestellten [[Kernkraftwerk Virgil C. Summer#Unvollendeter Neubau zweier Blöcke|VC-Summer-Projekts]] verwendet werden könnten.<ref name="grs_ukraine_2023" /><br />
<br />
Im Bereich der [[Small Modular Reactor]]s (SMR) plant ein Konsortium mit [[Holtec International]] und Energoatom den Bau von sechs SMR-160 am Standort des Kernkraftwerks Riwne ab 2030. Mit [[NuScale Power]], Holtec, [[Leadcold]] und [[Rolls-Royce Holdings]] bestehen Absichtserklärungen für die Prüfung von Einsatzmöglichkeiten ihrer Anlagen in der Ukraine.<ref name="grs_ukraine_2023" /><br />
<br />
Während der [[UN-Klimakonferenz in Dubai 2023|UN-Klimakonferenz in Dubai im Jahr 2023]] unterzeichnete die Ukraine zusammen mit 21 weiteren Staaten eine Erklärung mit dem Ziel, auf eine Verdreifachung der weltweiten Kernenergiekapazität bis zum Jahr 2050 hinzuwirken. Auf diese Weise soll die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert werden, um [[Klimaneutralität]] und das [[1,5-Grad-Ziel]] zu erreichen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.energy.gov/articles/cop28-countries-launch-declaration-triple-nuclear-energy-capacity-2050-recognizing-key |titel=At COP28, Countries Launch Declaration to Triple Nuclear Energy Capacity by 2050, Recognizing the Key Role of Nuclear Energy in Reaching Net Zero |werk=[[Energieministerium der Vereinigten Staaten]] |datum=2023-12-01 |abruf=2023-12-04}}</ref><br />
<br />
== Geschichte ==<br />
=== Anfänge in der Sowjetunion ===<br />
Ukrainische Wissenschaftler leisteten bedeutende Beiträge zur [[Kerntechnik|kerntechnischen]] Forschung der [[Sowjetunion]]. Dies betraf sowohl die Entwicklung von [[Kernwaffe]]n als auch die friedliche Nutzung der Kernkraft. Im Jahr 1970 wurde das ''Institute for Nuclear Research'' (INR) in [[Kiew]] ins Leben gerufen. Die Aktivitäten des INR umfassten vor allem [[Grundlagenforschung|Grundlagen]] und [[angewandte Forschung]] in den Bereichen Kernphysik, [[Reaktorphysik]], die Untersuchung der Perspektiven der Kernenergieindustrie sowie Forschung im Zusammenhang mit der Verwendung von [[Isotop]]en und [[Strahlung]] für wirtschaftliche und medizinische Zwecke.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;61&nbsp;f.</sup><br />
<br />
Auf dem XXVI. Kongress der [[KPdSU]] im Jahr 1981 betonte [[Leonid Iljitsch Breschnew|Leonid Breschnew]] die Notwendigkeit, die Brennstoff- und Energiebilanz der Sowjetunion zu verbessern. Die Schwerpunkte lagen auf der Reduzierung des [[Erdöl|Öl]]anteils zugunsten von [[Erdgas]] und Kohle sowie auf der beschleunigten Entwicklung der Kernenergie. Die Pläne der KPdSU für 1981–1985 sahen vor, dass Kernenergie ein Zehntel der nationalen Stromproduktion ausmachen sollte. Die Entscheidung basierte auf der Tatsache, dass 55 % der weltweiten fossilen Brennstoffvorkommen in schwer zugänglichen Regionen [[Westsibirien]]s lagen, was zu erhöhten Transportkosten und steigenden [[Stromerzeugungskosten]] führte. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, konzentrierte sich die UdSSR zunächst auf den Bau von Kernkraftwerken vom Typ RBMK, da die Produktionskapazitäten für wassermoderierte Reaktoren (WWER) in den späten 1970er bis frühen 1980er Jahren begrenzt waren.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;74&nbsp;f.</sup><br />
<br />
Die RBMK-Reaktoren wurden in der Ukraine nur im Kernkraftwerk Tschernobyl errichtet, das 1977 ans Netz ging und ein Jahr später den kommerziellen Betrieb aufnahm. Alle danach gebauten ukrainischen Kraftwerke (Saporischschja, Riwne, Chmelnyzkyj und Südukraine) verwenden wassergekühlte, wassermoderierte Reaktoren (WWER-Design). Der Bau des ersten WWER-Kernkraftwerks in der Ukraine begann 1973 in der Region Riwne. Der erste Riwne-Reaktor wurde im Dezember 1980 in Betrieb genommen, der zweite ein Jahr später. Die Entscheidung zum Bau des Kernkraftwerks in Saporischschja fiel 1977.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;76&nbsp;f.</sup><br />
<br />
=== Tschernobyl ===<br />
[[Datei:IAEA 02790015 (5613115146).jpg|mini|hochkant|Luftaufnahme des zerstörten Tschernobyl-Reaktors]]<br />
{{Hauptartikel|Nuklearkatastrophe von Tschernobyl}}<br />
<br />
Der Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 während einer geplanten Revision des 4. Blocks. Der Unfall hatte weltweit dramatische Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung von Kernenergie und das Verständnis von [[Reaktorsicherheit]]. Bei einem Inbetriebsetzungsversuch zur Überprüfung bestimmter Sicherheitseigenschaften des Not- und Nachkühlsystems kam es aufgrund unvorhergesehener Anlagenzustände zu einem unkontrollierten Anstieg der Leistung. Die Handabschaltung konnte aufgrund der Besonderheiten des RBMK-Kerns die rapide Freisetzung von Energie in den Brennelementen nicht kompensieren. Dies führte zur vollständigen Zerstörung des Reaktorkerns und des umgebenden Gebäudes durch einen extremen Druckanstieg im Reaktorkern. Infolge des Unfall starben 31 Personen sofort durch akutes Strahlensyndrom und weitere bekamen langfristige Gesundheitsprobleme, einschließlich Schilddrüsenkrebs. Tausende [[Liquidator (Tschernobyl)|Liquidatoren]], die in den hochbelasteten Gebieten eingesetzt wurden, erlitten lebensgefährliche Strahlenexpositionen. Psychogene Erkrankungen waren bei den Betroffenen weit verbreitet. Evakuierungen und Umsiedlungen betrafen Hunderttausende Menschen. Große Landflächen wurden radioaktiv kontaminiert, und die Sperrzone um Tschernobyl bleibt unbewohnbar. Nach dem Tschernobyl-Unfall waren Informationen über die Folgen unvollständig, geschönt und verspätet. Die sowjetische Bevölkerung wurde unzureichend informiert, und die genauen Auswirkungen wurden erst im Laufe der Jahre sichtbar.<ref>{{Literatur |Autor=[[Paul Laufs]] |Titel=Reaktorsicherheit für Leistungskernkraftwerke 1 |TitelErg=Die Entwicklung im politischen und technischen Umfeld der Bundesrepublik Deutschland |Auflage=2 |Verlag=Springer Vieweg |Datum=2018 |ISBN=978-3-662-53452-6 |Seiten=133 ff.|DOI=10.1007/978-3-662-53453-3}}</ref><br />
<br />
Der Generalsekretär der KPdSU, [[Michail Gorbatschow]] erkannte, dass die Geheimhaltung mit der von ihm eingeleiteten Politik einer größeren Transparenz und Offenheit der Staatsführung gegenüber der Bevölkerung unvereinbar war und erklärte bei einer Politbüro-Sitzung am 3. Juli, dass die Wahrheit offengelegt werden müsse. Dieser Vorfall diente als ein Anstoß für Gorbatschows [[Glasnost]]-Programm, das er ein Jahr nach dem Unfall im Januar 1987 offiziell einleitete. Die Tragödie führte auch zu verstärkten Abrüstungsbemühungen, da Gorbatschow die potenzielle Zerstörungskraft von Nuklearwaffen betonte. Er argumentierte, dass 100 ''Tschernobyls'' in einer einzigen [[R-36M|SS-18-Rakete]] enthalten waren, und betonte die Dringlichkeit der Abrüstung. Die Ereignisse nach Tschernobyl beeinflussten die Prioritäten der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen und verstärkten die Argumente für nukleare Abrüstung.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;193&nbsp;ff.</sup><br />
<br />
Zwischen 1986 und 1989 beliefen sich die direkten finanziellen Verluste und Ausgaben aller an der Bewältigung der Katastrophe in der UdSSR beteiligten Einrichtungen auf insgesamt 9,2 Milliarden [[Sowjetischer Rubel|Rubel]] (ungefähr 15,18 Milliarden [[US-Dollar|USD]]<sub>1989</sub>). Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurden die neu unabhängigen Staaten – Ukraine, Belarus und die Russische Föderation – selbst für die Liquidationsaktivitäten verantwortlich und mussten die restliche Finanzierung aus ihren eigenen Staatshaushalten decken.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;195&nbsp;f.</sup><br />
<br />
=== Unabhängige Ukraine ===<br />
[[Datei:Coin of Ukraine Atom r.jpg|mini|Rückseite einer der Kernenergie gewidmeten 2-[[Hrywnja]]-Gedenkmünze aus dem Jahr 2004]]<br />
<br />
Aufgrund des Tschernobyl-Unfalls und den damit verbundenen sozialen Spannungen verhängte das Parlament der [[Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik|USSR]] im September 1990 ein Moratorium, das den Bau neuer Kernkraftwerke und die Erweiterung bestehender Anlagen untersagte. Das Moratorium führte zu erheblichen Problemen für die Arbeitskräfte, insbesondere für die Menschen, die am Bau neuer Reaktoren beteiligt waren. Die Arbeitskräfte gerieten aufgrund der massiven Schrumpfung öffentlicher Aufträge in eine sehr schwierige sozioökonomische Situation, und soziale Unruhen waren die Folge. Während des Moratoriums gab es im ganzen Land Probleme mit der Stromversorgung. Am 21. November 1993 wurde das Moratorium aufgehoben, da der Ausbau der Kernenergie als wichtiger Beitrag zur Überwindung der Energiekrise angesehen wurde. Geplant war unter anderem die Inbetriebnahme von sechs weiteren Reaktoren bis 1999 und die Schaffung von Brennstoff-Fertigungsanlagen.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;200&nbsp;ff.</sup><br />
<br />
Die Umsetzung dieser Pläne erwies sich aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation allerdings als schwierig. Problematisch war auch der Wegzug von Fachkräften. Aufgrund unzureichender Vergütung wechselten viele Spezialisten zu Arbeiten in Atomkraftwerken in Russland. Die Ukraine war zudem von russischer Ausrüstung abhängig (siehe [[#Kernbrennstoff|Kernbrennstoff]]), und der Versuch, eine eigene Produktion aufzubauen, erwies sich ebenfalls als kostspielig.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;205&nbsp;f.</sup> Korruption im Energiesektor und in der Regierung im Allgemeinen erschwerten die Unabhängigkeitsbestrebungen zusätzlich.<ref name="Kasperski_2015"/><br />
<br />
Nach dem Moratorium gingen mit Saporischschja 6 (1995), Chmelnyzkyj 2 (2004) und Riwne 4 (2004) noch drei neue Reaktoren ans Netz, deren Bau schon vor dem Moratorium begonnen hatte und zu diesem Zeitpunkt schon fast abgeschlossen war.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;204</sup><br />
<br />
Seit den frühen 1990er Jahren hat die Regierung verschiedene Regularien getroffen, um die Entwicklung der Kernenergie zu fördern, zu steuern und zu regulieren. Trotz dieser wiederholten Reformen hat die Kernindustrie zuweilen mit Personalmangel und unklaren Zuständigkeiten zu kämpfen gehabt. Nach der Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit im Februar 1992 gründete die Ukraine ein Staatskomitee für Nuklear- und Strahlensicherheit, das jedoch Ende 1994 aufgelöst wurde. Die Aufgaben wurden dem neu geschaffenen ''Ministerium für Umweltschutz und nukleare Sicherheit'' übertragen. In den folgenden Jahren kam es zu weiteren Veränderungen, und schließlich wurde im Dezember 2000 aufgrund internationalen Drucks eine eigenständige staatliche Aufsichtsbehörde etabliert, die später SNRI bzw. SNRIU genannt wurde. Das Land kooperiert eng mit internationalen Organisationen wie der [[Internationale Atomenergie-Organisation|Internationalen Atomenergie-Organisation]] (IAEO), der [[Europäische Union|Europäischen Union]] und anderen Gruppen, um sicherzustellen, dass die nationalen Standards den internationalen Normen entsprechen.<ref name="Kasperski_2015"/> Nachdem die Ukraine im Rahmen des [[Budapester Memorandum]]s ihre Atomwaffen aufgegeben hatte, erhielt sie von der internationalen Gemeinschaft breite Unterstützung für die Entwicklung ihrer Kernkraft.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;257</sup> Die [[Europäische Kommission]], [[Internationale Finanz-Corporation|IFC]], [[Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung|EBRD]] und verschiedene Länder leisteten Hilfe durch bilaterale Beziehungen. Trotz schwieriger wirtschaftlicher und politischer Bedingungen gelang es der Ukraine, einen erfolgreichen Kernenergiekomplex aufzubauen, der schließlich etwa die Hälfte ihres Stroms liefert.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;262&nbsp;f.</sup><br />
<br />
Die [[G7]] und die internationale Gemeinschaft betonten die Notwendigkeit der Schließung des Kernkraftwerks Tschernobyl aus Sicherheitsgründen und zeigten sich bereit, finanzielle Mittel und technische Unterstützung dafür zur Verfügung zu stellen. Im Jahr 2000 wurde das Kernkraftwerk Tschernobyl nach fast acht Jahren politischen Drucks endgültig stillgelegt.<ref name="nuclear_history_2022"/> <sup>S.&nbsp;224&nbsp;ff.</sup><br />
<br />
Die [[Annexion der Krim 2014|Annexion der Krim im Jahr 2014]] stellte den ukrainischen Nuklearsektor vor neue Herausforderungen: um die Anstrengungen für den weiteren Ausbau der Kernenergie wissenschaftlich abzusichern, gründete die ukrainische Regierung im Jahr 1996 die ''Sevastopol National University of Nuclear Energy and Industry''. Diese Hochschuleinrichtung befindet sich jedoch auf der von Russland beanspruchten Krim. Außerdem wurden viele ukrainische Atomexperten in [[Moskau]], [[St. Petersburg]] und [[Jekaterinburg]] ausgebildet.<ref name="Kasperski_2015"/><br />
<br />
=== Auswirkungen des russischen Überfalls 2022 ===<br />
[[Datei:ZNPP roof damage to radioactive waste storage facility.jpg|mini|Ein Team der IAEO untersucht die durch Beschuss verursachten Schäden am Dach eines Gebäudes im Kernkraftwerk Saporischschja, das unter anderem zur Lagerung von Kernbrennstoff und radioaktiven Abfällen dient.]]<br />
<br />
Während des [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|russischen Überfalls auf die Ukraine im Jahr 2022]] erhielt die Kernenergie in der Ukraine erneut internationale Aufmerksamkeit. Im Verlauf der militärischen Auseinandersetzungen wurde die Anlage von Tschernobyl von russischen Truppen eingenommen. Besondere Besorgnis galt den ukrainischen Schichtmannschaften in Tschernobyl, die ohne Möglichkeit der Ablösung auf der Anlage verblieben waren. Es bestand die Befürchtung, dass die Ummantelung der Reaktorruine beschädigt und Stromausfälle verursacht werden könnten. Im weiteren Verlauf des Krieges gab Russland die Besatzung des Gebietes auf.<ref name="wendland_ZNPP_2023"/><br />
<br />
Weitaus größere Bedenken lösten die Ereignisse im [[Kernkraftwerk Saporischschja]] aus. In der Nacht zum 4. März 2022 drangen russische Angreifer gewaltsam in die Stadt [[Enerhodar]] und auf das Gelände des Kernkraftwerks ein. Dabei wurde ein Verwaltungs- und Schulungsgebäude vor dem Betriebsgelände beschossen. In diesem Gebäude hatten sich ukrainische [[Nationalgarde|Nationalgardisten]] verschanzt, die die Anlage bewachten. Der Angriff führte zu einem Brand, drei Nationalgardisten kamen ums Leben. Zudem wurde das im Gebäude befindliche Simulatorzentrum, in dem die Schichtmannschaften geschult wurden, schwer beschädigt. Seit Oktober 2022 versuchen die Besatzer, das Kraftwerk formalrechtlich zu übernehmen. Am 5. Oktober 2022 erließ der russische Präsident [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Wladimir Putin]] ein Dekret zur Überführung des Kernkraftwerks Saporischschja in den Besitz der Russländischen Föderation, vertreten durch den Atomkonzern [[Rosenergoatom]]. Russland kam der mehrfachen Aufforderung der IAEO, das Kraftwerksgelände aus Sicherheitsgründen zu demilitarisieren, bisher (Stand Dezember 2023) nicht nach. Seit Anfang September 2022 ist die IAEO mit einem kleinen Team dauerhaft vor Ort präsent.<ref name="wendland_ZNPP_2023"/><br />
<br />
Abgesehen von der öffentlich nicht diskutierten militärischen Absicherung hatten die Ereignisse keinen Einfluss auf den Betrieb der übrigen ukrainischen Kernkraftwerke, die maßgeblich zur Versorgungssicherheit in der Ukraine beitragen. Das ukrainische Stromnetz, das im Februar 2022 in den europäischen Stromverbund [[ENTSO-E]] integriert wurde, hielt den Kriegshandlungen stand.<ref name="wendland_ZNPP_2023"/><br />
<br />
== Kernbrennstoff ==<br />
Die Ukraine gilt als Land mit den größten [[Uranlagerstätte]]n Europas, die sich größtenteils im [[Ukrainischer Schild|Ukrainischen Schild]] befinden und nur durch [[Tiefbau (Bergbau)|Tiefbau]] erreichbar sind. Laut der [[World Nuclear Association]] (WNA) belegt das Land den 11. Platz in der Liste der weltweit führenden [[Uranbergbau]]länder (Stand 2015). Der Uranabbau begann 1948, bis 2015 wurden etwa 65.000 [[Tonne (Einheit)|t]] Uranerz gewonnen, die Produktion von reinem Uran lag zu diesem Zeitpunkt bei etwa 1000 t pro Jahr. Das [[VostGOK|Eastern Mining and Ore Dressing Enterprise]] (VostGOK) ist das größte in Europa und das einzige Unternehmen in der Ukraine, das Uranerz abbaut, verarbeitet und Urankonzentrat herstellt.<ref>{{Literatur |Autor=T. Dudar, Ye. Zakrytnyi, M. Bugera |Titel=Uranium Mining and Associated Environmental Problems in Ukraine |Sammelwerk=Science-Based Technologies |Band=25 |Nummer=1 |Datum=2015 |Seiten=68–73 |DOI=10.18372/2310-5461.25.8248}}</ref><br />
<br />
Allerdings verfügt die Ukraine über keine Einrichtungen für die [[Uran-Anreicherung]] und [[Wiederaufarbeitung]]. Sie bezog ihren nuklearen Brennstoff für lange Zeit vollständig aus Russland und schickte die abgebrannten Brennelemente zur Wiederaufarbeitung dorthin zurück. Zudem verließ sich die Ukraine auf russische Technologie für die nuklearen Reaktoren, sowohl für bestehende als auch für geplante oder im Bau befindliche Anlagen. In den 1990er Jahren genehmigte die ukrainische Regierung ein Programm, das darauf abzielte, den gesamten nuklearen Brennstoff für alle Reaktoren des Landes selbst zu produzieren. Dieses Vorhaben erhielt jedoch nur begrenzte finanzielle Unterstützung und konnte seine Ziele nicht erreichen. Im Jahr 2009 wurde ein staatliches Wirtschaftsprogramm namens ''Nuclear Fuel of Ukraine'' verabschiedet, das das bescheidenere Ziel verfolgte, die Diversifizierung der nuklearen Brennstoffversorgung für die Kraftwerke des Landes zu fördern. Ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie war die verstärkte inländische Uranerzförderung. Die Ukraine verhandelte mit Russland über die Schaffung einer staatlichen Gesellschaft mit russischer Minderheitsbeteiligung, die ab Ende der 2010er Jahre Brennstoffbaugruppen in der Ukraine herstellen sollte. Obwohl die ukrainische Regierung im Jahr 2014 Pläne für den Bau einer solchen Anlage beschlossen hatte, gab es aufgrund erheblicher Finanzierungsprobleme und der anhaltenden ukrainisch-russischen Krise bisher keinen Baubeginn. Als Maßnahme zur Diversifizierung der nuklearen Brennstoffversorgung hat Energoatom beschlossen, Brennstoff von [[Westinghouse Electric Corporation|Westinghouse]] in seinen Druckwasserreaktoren (WWER-1000) zu verwenden. Die Zusammenarbeit begann im Jahr 2000 mit einem Pilotprogramm, das 2005 die Verwendung von sechs Testbaugruppen von Westinghouse neben russischem Brennstoff in einem Reaktorkern einschloss.<ref name="Kasperski_2015"/><br />
<br />
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat Energoatom ab März 2022 vollständig auf den Kauf von russischem nuklearem Brennstoff verzichtet. Im September 2023 wurde die erste Lieferung von nuklearem Brennstoff von Westinghouse erfolgreich in den WWER-440-Reaktor des Kernkraftwerks Riwne geladen. Der Brennstoff wurde in der Westinghouse-Anlage in [[Schweden]] produziert, wobei Spezialisten von Energoatom an dem Prozess beteiligt waren. Der Vertrag über die Lieferung entsprechender Brennstoffbaugruppen für den WWER-440-Reaktor wurde im September 2020 abgeschlossen.<ref>{{Literatur| Autor=[[Interfax]]| Titel=First consignment of Westinghouse fuel loaded into reactor at Ukraine's Rovno NPP| Sammelwerk=Russia & CIS Energy Newswire| Datum=2023-09-11}}</ref><br />
<br />
== Radioaktiver Abfall ==<br />
[[Datei:ЦСВЯП.jpg|mini|Im Jahr 2021 wurde innerhalb der [[Sperrzone von Tschernobyl]] das zentrale Zwischenlager (CSFSF) für abgebrannte Brennelemente fertiggestellt.]]<br />
<br />
Bis zum Jahr 2022 war es üblich, dass der abgebrannte Kernbrennstoff der WWER-Reaktoren auf dem Gelände der Kraftwerke zwischengelagert und anschließend in Russland ([[Kerntechnische Anlage Schelesnogorsk|Schelesnogorsk]] oder [[Kerntechnische Anlage Majak|Osjorsk]]) wiederaufbereitet wurde.<ref name="Kasperski_2015"/><br />
<br />
In den 2010er Jahren hat die Ukraine eine Strategie für das [[Radioaktiver Abfall|radioaktive Abfallmanagement]] der nächsten 50 Jahre entwickelt. Die Ziele umfassen den Aufbau eines effektiven Managements für radioaktiven Abfall nach internationalen Standards in Zusammenarbeit mit der IAEO und der EU. Als Teil dieser nationalen Strategie hat Energoatom radioaktive Abfallbehandlungskomplexe an den Kernkraftwerken Saporischschja und Riwne in Betrieb genommen. Zur Handhabung des radioaktiven Abfalls werden verschiedene Techniken wie Verbrennung und Verdichtung zur Volumenreduktion eingesetzt.<ref name="nuclear_waste_2022"/><br />
<br />
Langfristig wird abgebrannter Brennstoff in der Ukraine in [[Abklingbecken]] an den Standorten der Kernkraftwerke gelagert. Darüber hinaus kann er auch in Zwischenlagern trocken gelagert werden, wie in der ''Dry Spent Fuel Storage Facility'' am Kernkraftwerk Saporischschja. Ein zentrales Lager für abgebrannten Brennstoff wurde nahe Tschernobyl gebaut (''Centralised Spent Fuel Storage Facility'', CSFSF), mit einer Lagerzeit von bis zu 100 Jahren. Pläne für eine [[Endlager (Kerntechnik)|Endlagerung]] in tiefe geologische Formationen sind noch in Arbeit.<ref name="nuclear_waste_2022"/><br />
<br />
== Öffentliche Wahrnehmung ==<br />
Bis in die späten 1980er Jahre wurden Atomkraftwerke von Umweltschützern und führenden Köpfen der ukrainischen Nationalbewegung als Fremdkörper und Instrumente der [[Russifizierung]] betrachtet. Im Laufe der Zeit wurden sie jedoch verstärkt als zentrale Elemente der nationalen ukrainischen Identität angesehen.<ref name="wendland_ZNPP_2023"/><br />
<br />
[[Datei:Anti-Nuclear Picket Kiev 03.jpg|mini|Anti-Atomkraft-Demonstration in Kiew (2010)]]<br />
<br />
Die [[Anti-Atomkraft-Bewegung]] gewann in den 1980er Jahren in der Ukraine nach der Katastrophe im Kernkraftwerk von Tschernobyl im April 1986 erheblich an Bedeutung. Diese Tragödie führte zur Bildung von nichtstaatlichen Umweltorganisationen in dem zu dieser Zeit zur UdSSR gehörenden Land. Insbesondere entstanden zahlreiche Umweltverbände, die sich aktiv am Protest gegen Kernkraft beteiligten. Die ''Green World Association'', Vorgänger der Grünen Partei der Ukraine, mit Ablegern in nahezu allen großen Städten der Ukraine, setzte sich intensiv für Fragen der Energie- und nuklearen Sicherheit ein. Die Vereinigung ''Ecology and Peace'' entstand als Reaktion auf den Baubeginn des [[Kernkraftwerk Krim|Kernkraftwerks auf der Krim]]. Mit der Unabhängigkeit der Ukraine begann eine neue Phase im sozialen und politischen Leben, die durch das Fehlen staatlicher Kontrolle über soziale Bewegungen gekennzeichnet war. In dieser Zeit spielten Umweltorganisationen wie das ''National Ecological Center of Ukraine'' (NECU), die ''Ukrainian Nuclear Society'', [[Greenpeace]], Vereinigung ''Green World'', die ''All-Ukrainian Ecological League'', der ''Ecoclub'' und andere eine wichtige Rolle im Umgang mit nuklearen Energiefragen. Über Kundgebungen, Massenproteste und Unterschriftensammlungen hinaus fungierten die Umweltorganisationen zunehmend als Vermittler zwischen staatlichen Stellen, Fachleuten und der Gesellschaft. Sie leiteten Appelle an höchste staatliche Institutionen ein. Die Gruppen der Umweltschützer waren aktiv daran beteiligt, die Öffentlichkeit über die aktuelle Strahlungslage an Kernkraftstandorten, die Förderung alternativer Energiequellen und die Herausforderungen der Entsorgung nuklearer Abfälle zu informieren.<ref>{{Literatur |Autor=Mykhailov, Taranenko, Isakova, Shlieina, Butskyi |Titel=Influence of Public Environmental Organizations on Nuclear Energy in Ukraine |Sammelwerk=Proceedings of the International Multidisciplinary Scientific GeoConference SGEM |Datum=2020 |Seiten=447–454 |DOI=10.5593/sgem2020/5.1/s20.057}}</ref><br />
<br />
Im Zeitraum von Juni bis August 2015 wurde auf Anfrage des Nationalen Ökologischen Zentrums der Ukraine und des Büros der [[Friedrich-Ebert-Stiftung]] in [[Kiew]] eine umfassende Umfrage zu den Ansichten und Haltungen der ukrainischen Bevölkerung bezüglich Kernenergie vom ''Kyiv International Institute of Sociology'' durchgeführt. Demnach betrachteten 83 % der Ukrainer Kernenergie bei strenger Einhaltung der Sicherheitsvorschriften als akzeptable Energiequelle. 54 % davon befürworteten diese Energieform ausdrücklich. Ein vollständiger [[Atomausstieg]] wurde von 38 % der Bevölkerung befürwortet, 41 % unterstützten dies nicht. 60 % unterstützten die Beibehaltung der Kernenergie, inklusive 31 %, die den Bau weiterer Anlagen befürworteten.<ref>{{Literatur |Titel=Attitudes of Ukrainians toward Nuclear Energy. Results of All-Ukrainian Social Survey: Summary |Hrsg=National Ecological Centre of Ukraine, Office of Friedrich Ebert Foundation in Ukraine, Kyiv International Institute of Sociology |Datum=2015 |Online=https://necu.org.ua/wp-content/uploads/2016/04/Social-Survey-on-Nuclear-Energy-in-Ukraine-NECU_eng.pdf|Format=PDF}}</ref><br />
<br />
== Literatur ==<br />
* {{Literatur |Hrsg=Polina Sinovets |Titel=Ukraine’s Nuclear History |TitelErg=A Non-Proliferation Perspective |Reihe=Contributions to International Relations |Verlag=Springer Nature Switzerland |Datum=2022 |ISBN=978-3-030-90660-3 |DOI=10.1007/978-3-030-90661-0}}<br />
* {{Literatur |Autor=Tatiana Kasperski |Titel=Nuclear power in Ukraine: Crisis or path to energy independence? |Sammelwerk=Bulletin of the Atomic Scientists |Band=71 |Nummer=4 |Datum=2015 |Seiten=43–50 |DOI=10.1177/0096340215590793}}<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Nuclear power in Ukraine|Kernenergie in der Ukraine}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://www.grs.de/de/aktuelles/Infobereich-Ukraine |titel=Kerntechnische Sicherheit in der Ukraine |abruf=2023-11-28|abruf-verborgen=1|kommentar=Dossier der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit mit allgemeinen Informationen und aktuellen Entwicklungen}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://world-nuclear.org/information-library/country-profiles/countries-t-z/ukraine.aspx |titel=Nuclear Power in Ukraine |sprache=en |abruf=2023-11-28 |abruf-verborgen=1|kommentar=Informationen über die ukrainische Kernenergie auf der Website der World Nuclear Association}}<br />
* {{Internetquelle |url=https://www.energoatom.com.ua/app-eng/index-eng.html |titel=Website der Betreibergesellschaft Energoatom |sprache=en, uk |abruf=2023-11-28 |abruf-verborgen=1}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive><br />
<br />
<ref name="grs_ukraine_2022"><br />
{{Internetquelle |url=https://www.grs.de/de/aktuelles/infobereich-ukraine/kernkraftwerke-und-sonstige-kerntechnische-anlagen-der-ukraine |titel=Kernkraftwerke und sonstige kerntechnische Anlagen in der Ukraine |hrsg=Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit |datum=2022-04-29 |abruf=2023-11-21}}<br />
</ref><br />
<ref name="grs_ukraine_2023"><br />
{{Internetquelle |url=https://www.grs.de/de/kernenergie-in-der-ukraine-10082023 |titel=Kernenergie in der Ukraine (10.08.2023) |hrsg=Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit |datum=2023-08-10 |abruf=2023-11-27}}<br />
</ref><br />
<ref name="Kasperski_2015"><br />
{{Literatur |Autor=Tatiana Kasperski |Titel=Nuclear power in Ukraine: Crisis or path to energy independence? |Sammelwerk=Bulletin of the Atomic Scientists |Band=71 |Nummer=4 |Datum=2015 |Seiten=43–50 |DOI=10.1177/0096340215590793}}<br />
</ref><br />
<ref name="nuclear_history_2022"><br />
{{Literatur |Hrsg=Polina Sinovets |Titel=Ukraine’s Nuclear History |TitelErg=A Non-Proliferation Perspective |Reihe=Contributions to International Relations |Verlag=Springer Nature Switzerland |Datum=2022 |ISBN=978-3-030-90660-3 |DOI=10.1007/978-3-030-90661-0}}<br />
</ref><br />
<ref name="nuclear_waste_2022"><br />
{{Literatur |Autor=Mark Callis Sanders, Charlotta E. Sanders, |Titel=A world's dilemma ‘upon which the sun never sets’: The nuclear waste management strategy (part IV): Spain, Switzerland, Taiwan, Ukraine, and United Arab Emirates |Sammelwerk=Progress in Nuclear Energy |Band=144 |Datum=2022 |DOI=10.1016/j.pnucene.2021.104090}}<br />
</ref><br />
<ref name="wendland_ZNPP_2023"><br />
{{Internetquelle |autor=[[Anna Veronika Wendland]] |url=https://zeitschrift-osteuropa.de/blog/das-kernkraftwerk-zaporizzja/ |titel=Das Kernkraftwerk Zaporižžja: Kriegsschauplatz und Testfall der Reaktorsicherheit |hrsg=[[Osteuropa (Zeitschrift)|Zeitschrift Osteuropa]] |datum=2023-08-14 |abruf=2023-11-26}}<br />
</ref><br />
<br />
</references><br />
<br />
{{NaviBlock<br />
|Navigationsleiste Kernenergie nach Land<br />
|Navigationsleiste Kernkraftwerke in der Ukraine}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kernenergie (Ukraine)| ]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ziel_16_f%C3%BCr_nachhaltige_Entwicklung_-_Frieden,_Gerechtigkeit_und_starke_Institutionen&diff=256341198Ziel 16 für nachhaltige Entwicklung - Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen2025-05-25T17:30:55Z<p>Prototyperspective: /* Unterziel 16.3: Förderung von Rechtsstaatlichkeit und gleichberechtigtem Zugang zur Justiz */ ce (2017->2023 & Beschr.)</p>
<hr />
<div>[[Datei:SDG-icon-DE-16.svg|alternativtext=SDG-icon-DE-16|mini]]<br />
'''Das Ziel 16 für nachhaltige Entwicklung''' (SDG 16 oder Global Goal 16) ist eines der 17 [[Ziele für nachhaltige Entwicklung]], die 2015 von den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] festgelegt wurden. Der offizielle Wortlaut lautet: „Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine [[nachhaltige Entwicklung]] fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen.“<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://17ziele.de/ziele/16.html |titel=17Ziele - Ziele für Nachhaltige Entwicklung - Agenda 2030 der UN |abruf=2023-09-18}}</ref> Das Ziel umfasst 12 Unterziele und 23 Indikatoren.<br />
<br />
Das Ziel 16 hat zehn Ergebnisziele: Alle Formen von Gewalt verringern; Beendigung von [[Missbrauch]], [[Ausbeutung]], [[Menschenhandel]] und Gewalt an Kindern; Förderung von [[Rechtsstaatlichkeit]] und gleichberechtigtem Zugang zur [[Justiz]]; Bekämpfung [[organisierte Kriminalität]] und illegaler Finanz- und Waffenströme; Verringerung von [[Korruption]] und [[Bestechung]]; Aufbau von leistungsfähigen, rechenschaftspflichtigen und transparenten [[Institution]]en; Sicherstellung von bedarfsorientierten, inklusiven und repräsentativen Entscheidungsfindungen; Stärkung der Teilhabe an globalen Lenkungsinstitutionen; Sicherstellung einer allgemeinen rechtlichen Identität; Gewährleistung von öffentlichem Zugang zu Informationen und Schutz der [[Grundfreiheiten]].<ref name=":0" /> Darüber hinaus gibt es zwei Umsetzungsziele: Stärkung nationaler Institutionen zur Bekämpfung von Gewalt, [[Terrorismus]] und [[Kriminalität]]; Förderung und Durchsetzung nichtdiskriminierender Gesetze und Politik.<ref name=":0" /><br />
== Hintergrund ==<br />
Die [[Ziele für nachhaltige Entwicklung]] sind eine Sammlung von 17 globalen Zielen, die von den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] festgelegt wurden. Die Ziele hängen miteinander zusammen, obwohl jedes Ziel seine eigenen Unterziele hat, die es zu erreichen gilt. Die [[Nachhaltigkeitsziele|Entwicklungsziele]] decken ein breites Spektrum sozialer und wirtschaftlicher Entwicklungsthemen ab.<br />
<br />
Das Ziel 16 befasst sich mit der Förderung von Frieden und integrativen Institutionen. Zu den Bereichen mit Verbesserungspotenzial zählen beispielsweise die Reduzierung tödlicher Gewalt, die Reduzierung ziviler Todesopfer in Konflikten und die Beseitigung des [[Menschenhandel]]s.<ref name=":4">{{Cite web |title=Goal 16 {{!}} Department of Economic and Social Affairs |language=en |url=https://sdgs.un.org/goals/goal16 |website=sdgs.un.org |access-date=2022-04-25}}</ref><br />
<br />
== Unterziele und Indikatoren ==<br />
Das Entwicklungsziel 16 hat zwölf Ergebnisziele oder Unterziele sowie vierundzwanzig Indikatoren. Drei der Ziele legen ihre Agenda bis zum Jahr 2030 fest. Im folgenden Abschnitt sind alle Unterziele mit einer Kurz- und einer Langfassung der Titel aufgeführt.<ref name=":2">{{Internetquelle |url=https://17ziele.de/ziele/16.html |titel=17Ziele - Ziele für Nachhaltige Entwicklung - Agenda 2030 der UN |abruf=2024-09-16}}</ref><ref name=":5" /> Für die folgenden Indikatoren sind noch keine Daten verfügbar: 16.4.1, 16.4.2, 15.6.2, 16.7.2, 16.b.1.<ref name=":5">{{Literatur |Autor=Our World in Data Team, Max Roser |Titel=Promote just, peaceful and inclusive societies |Sammelwerk=Our World in Data |Datum=2024-01-29 |Online=https://ourworldindata.org/sdgs/peace-justice-institutions#article-citation |Abruf=2024-09-17}}</ref> Für alle anderen Indikatoren sind Daten und Weltkarten verfügbar, um den Fortschritt zu visualisieren.<ref name=":5" /><br />
<br />
=== Unterziel 16.1: Alle Formen von Gewalt verringern ===<br />
Langfassung: „Alle Formen der [[Gewalt]] und die gewaltbedingte [[Mortalität|Sterblichkeit]] überall deutlich verringern.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat vier Indikatoren:<ref name=":3">{{Internetquelle |url=http://sdg-indikatoren.de/16/ |titel=SDG 16 - Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen - Deutschlands SDG Indikatoren |abruf=2024-09-16}}</ref><br />
<br />
* Indikator 16.1.1: Anzahl der Opfer [[Mord|vorsätzlicher Tötung]] je 100 00 Einwohner/-innen, nach Geschlecht und Alter<br />
* Indikator 16.1.2: Konfliktbezoge Todesfälle je 100 000 Einwohner/-innen, nach Geschlecht, Alter und Todesursache<br />
* Indikator 16.1.3: Anteil der Bevölkerung, der in den vergangenen Monaten a) [[Psychische Gewalt|psychischer Gewalt]], b) [[Körperverletzung (Deutschland)|physischer Gewalt]] und/oder c) [[Sexuelle Gewalt|sexueller Gewalt]] ausgesetzt war<br />
* Indikator 16.1.4: Anteil der Bevölkerung, der sich nach Einbruch der Dunkelheit in seiner Wohnumgebung allein sicher fühlt<br />
'''Tabelle zu Indikator 16.1.1: Opfer vorsätzlicher Tötung in Deutschland je 100.000 Einwohner:'''<ref name=":6">{{Internetquelle |url=http://sdg-indikatoren.de/16/ |titel=SDG 16 - Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen - Deutschlands SDG Indikatoren |abruf=2024-09-17}}</ref><br />
{| class="wikitable"<br />
!Jahr<br />
!Insgesamt<br />
|-<br />
|2010<br />
|0,99<br />
|-<br />
|2011<br />
|0,92<br />
|-<br />
|2012<br />
|0,82<br />
|-<br />
|2013<br />
|0,85<br />
|-<br />
|2014<br />
|0,88<br />
|-<br />
|2015<br />
|0,83<br />
|-<br />
|2016<br />
|1,17<br />
|-<br />
|2017<br />
|0,98<br />
|-<br />
|2018<br />
|0,95<br />
|-<br />
|2019<br />
|0,75<br />
|-<br />
|2020<br />
|0,94<br />
|-<br />
|2021<br />
|0,84<br />
|-<br />
|2022<br />
|0,82<br />
|-<br />
|2023<br />
|0,88<br />
|}<br />
<br />
=== Unterziel 16.2: Beendigung von Missbrauch, Ausbeutung, Menschenhandel und Gewalt an Kindern ===<br />
Langfassung: „[[Missbrauch]] und [[Ausbeutung]] von Kindern, den [[Kinderhandel]], Folter und alle Formen von Gewalt gegen Kinder beenden.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat drei Indikatoren:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 16.2.1: Anteil der Kinder im Alter von 1-17 Jahren, die im vorangegangenen Monat körperlicher Züchtigung und/oder psychischer Aggression durch Betreuungspersonen ausgesetzt waren<br />
* Indikator 16.2.2: Anzahl der Opfer von [[Menschenhandel]] je 100 000 Einwohner/-innen, nach Geschlecht, Alter und Form der Ausbeutung<br />
* Indikator 16.2.3: Anteil junger Frauen und Männer im Alter von 18-29 Jahren, die vor Vollendung des 18. Lebensjahrs sexuelle Gewalt erlebt haben<br />
'''Tabelle zu Indikator 16.2.1: Akute Kindeswohlgefährdung mit Anzeichen für Misshandlung in Deutschland (in %):'''<ref name=":6" /><br />
{| class="wikitable"<br />
!Jahr<br />
!Weiblich<br />
!Männlich<br />
|-<br />
|2012<br />
|0,08<br />
|0,07<br />
|-<br />
|2013<br />
|0,08<br />
|0,07<br />
|-<br />
|2014<br />
|0,08<br />
|0,07<br />
|-<br />
|2015<br />
|0,09<br />
|0,08<br />
|-<br />
|2016<br />
|0,10<br />
|0,09<br />
|-<br />
|2017<br />
|0,10<br />
|0,09<br />
|-<br />
|2018<br />
|0,12<br />
|0,11<br />
|-<br />
|2019<br />
|0,14<br />
|0,13<br />
|-<br />
|2020<br />
|0,15<br />
|0,13<br />
|-<br />
|2021<br />
|0,16<br />
|0,13<br />
|-<br />
|2022<br />
|0,17<br />
|0,15<br />
|}<br />
<br />
=== Unterziel 16.3: Förderung von Rechtsstaatlichkeit und gleichberechtigtem Zugang zur Justiz ===<br />
Langfassung: „Die [[Rechtsstaatlichkeit]] auf nationaler und internationaler Ebene fördern und den gleichberechtigten Zugang aller zur [[Justiz]] gewährleisten.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat drei Indikatoren:<ref name=":3" /><br />
[[Datei:Unsentenced detainees as a proportion of overall prison population, OWID.svg|mini|Eine Weltkarte für Indikator 16.3.2 - Anteil der nicht verurteilten Gefangenen an der gesamten Gefängnispopulation.<ref name=":5" />]]<br />
* Indikator 16.3.1: Anteil der Opfer von a) physischer, b) psychischer und/oder c) sexueller Gewalt in den vorangegangenen 12 Monaten, die den zuständigen Behörden oder anderen offiziell anerkannten Mechanismen zur Konfliktbeilegung diese Gewalt angezeigt haben<br />
* Indikator 16.3.2: Nicht strafrechtlich verurteilte Inhaftierte im Verhältnis zur gesamten Gefängnisbevölkerung<br />
* Indikator 16.3.3: Anteil der Bevölkerung, der in den vorangegangenen zwei Jahren eine Streitigkeit durchlebt und einen formellen oder informellen Streitbeilegungsmechanismus in Anspruch genommen hat, nach Art des Mechanismus<br />
<br />
=== Unterziel 16.4: Bekämpfung organisierter Kriminalität und illegaler Finanz- und Waffenströme ===<br />
Langfassung: „Bis 2030 illegale Finanz- und Waffenströme deutlich verringern, die Wiedererlangung und Rückgabe gestohlener Vermögenswerte verstärken und alle Formen der [[Organisierte Kriminalität|organisierten Kriminalität]] bekämpfen.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat zwei Indikatoren:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 16.4.1: Gesamtwert der ein- und ausgehenden illegalen Finanzströme (in aktuellen US-Dollar)<br />
* Indikator 16.4.2: Anteil der beschlagnahmten, aufgefundenen oder abgegebenen Waffen, deren illegaler Ursprung oder Kontext im Einklang mit internationalen Übereinkünften von einer zuständigen Behörde rückverfolgt oder nachgewiesen wurde<br />
<br />
=== Unterziel 16.5: Verringerung von Korruption und Bestechung ===<br />
Langfassung: „[[Korruption]] und [[Bestechung]] in allen ihren Formen erheblich reduzieren.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat zwei Indikatoren:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 16.5.1: Anteil der Personen, die in den vorangegangenen 12 Monaten mindestens einen Kontakt mit einem/ einer öffentlichen Bediensteten hatten und eine Bestechungszahlung an diese Person geleistet haben oder von ihr dazu aufgefordert wurden<br />
* Indikator 16.5.2: Anteil der Unternehmen, die in den vorangegangenen 12 Monaten mindestens einen Kontakt mit einem/ einer öffentlichen Bediensteten hatten und eine Bestechungszahlung an diese Person geleistet haben oder von ihr dazu aufgefordert wurden<br />
<br />
=== Unterziel 16.6: Aufbau von leistungsfähigen, rechenschaftspflichtigen und transparenten Institutionen ===<br />
Langfassung: „Leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und transparente Institutionen auf allen Ebenen aufbauen.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat zwei Indikatoren:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 16.6.1: Primärausgaben des Staates im Verhältnis zum ursprünglich genehmigten Budget, nach Sektor (oder nach Haushaltscode oder Ähnlichem)<br />
* Indikator 16.6.2: Anteil der Bevölkerung, der mit seiner letzten Erfahrung mit öffentlichen Dienstleistungen zufrieden war<br />
<br />
=== Unterziel 16.7: Sicherstellung von bedarfsorientierten, inklusiven und repräsentativen Entscheidungsfindungen ===<br />
Langfassung: „Dafür sorgen, dass die Entscheidungsfindung auf allen Ebenen bedarfsorientiert, inklusiv, partizipatorisch und repräsentativ ist.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat zwei Indikatoren:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 16.7.1: Anteil der Stellen in nationalen und lokalen Institutionen, einschließlich a) [[Gesetzgebung]]sorganen, b) des [[Öffentlicher Dienst|öffentlichen Dienstes]] und c) [[Rechtsprechung]]sorganen, im Vergleich zur nationalen Stellenverteilung, nach Geschlecht, Alter, Menschen mit Behinderungen und Bevölkerungsgruppen<br />
* Indikator 16.7.2: Anteil der Bevölkerung, der der Ansicht ist, dass die Entscheidungsfindung inklusiv und bedarfsorientiert ist, nach Geschlecht, Alter, Menschen mit Behinderungen und Bevölkerungsgruppen<br />
<br />
=== Unterziel 16.8: Stärkung der Teilhabe an globalen Lenkungsinstitutionen ===<br />
Langfassung: „Die Teilhabe der Entwicklungsländer an den globalen Lenkungsinstitutionen erweitern und verstärken.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat einen Indikator:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 18.8.1: Mitglieder- und Stimmrechtsanteil von Entwicklungsländern in internationalen Organisationen<br />
<br />
=== Unterziel 16.9: Sicherstellung einer allgemeinen rechtlichen Identität ===<br />
[[Datei:Completeness of birth registration.png|mini|220x220px|Weltkarte für Indikator 16.9.1 – Anteil der Kinder unter 5 Jahren, deren Geburten bei einer Zivilbehörde registriert wurden.<ref name=":5" />]]<br />
Langfassung: „Bis 2030 insbesondere durch die Registrierung der Geburten dafür sorgen, dass alle Menschen eine rechtliche Identität haben.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat einen Indikator:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 16.9.1: Anteil der Kinder unter 5 Jahren, deren Geburt von einer Zivilbehörde registriert wurde, nach Alter<br />
<br />
=== Unterziel 16.10: Gewährleistung von öffentlichem Zugang zu Informationen und Schutz der Grundfreiheiten ===<br />
Langfassung: „Den [[Freedom of Information Act|öffentlichen Zugang zu Informationen]] gewährleisten und die [[Grundrechte|Grundfreiheiten]] schützen, im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften und völkerrechtlichen Übereinkünften.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat zwei Indikatoren:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 16.10.1: Anzahl der bestätigten Fälle von [[Tötungsdelikt|Tötung]], [[Entführung]], [[Verschwindenlassen]], willkürlicher Inhaftierung und Folter von Journalisten und zugehörigem Medienpersonal, Gewerkschaftern und Menschenrechtsanwälten in den vorangegangenen 12 Monaten<br />
* Indikator 16.10.2: Anzahl der Staaten mit verfassungsmäßigen, gesetzlichen und/oder politischen Garantien für den öffentlichen Zugang zu Informationen<br />
<br />
=== Unterziel 16.a: Stärkung nationaler Institutionen zur Bekämpfung von Gewalt, Terrorismus und Kriminalität ===<br />
Langfassung: „Die zuständigen nationalen Institutionen namentlich durch internationale Zusammenarbeit beim Kapazitätsaufbau auf allen Ebenen zur Verhütung von Gewalt und zur Bekämpfung von Terrorismus und Kriminalität unterstützen, insbesondere in den Entwicklungsländern.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat einen Indikator:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 16.a.1: Existenz unabhängiger nationaler Menschenrechtsinstitutionen, die mit den Pariser Grundsätzen übereinstimmen<br />
<br />
=== Unterziel 16.b: Förderung und Durchsetzung nichtdiskriminierender Gesetze und Politik ===<br />
Langfassung: „Nichtdiskriminierende Rechtsvorschriften und Politiken zugunsten einer [[Nachhaltige Entwicklung|nachhaltigen Entwicklung]] fördern und durchsetzen.“<ref name=":2" /><br />
<br />
Dieses Unterziel hat einen Indikator:<ref name=":3" /><br />
<br />
* Indikator 16.b.1: Anteil der Bevölkerung, der sich in den vorangegangenen 12 Monaten wegen eines nach den internationalen Menschenrechtsnormen verbotenen Diskriminierungsgrunds persönlich diskriminiert oder belästigt gefühlt hat<br />
<br />
== Überwachung und Fortschritt ==<br />
Der [[Generalsekretär der Vereinten Nationen]] veröffentlicht hochrangige Fortschrittsberichte für alle Entwicklungsziele. Der aktuellste Bericht ist eine Sonderausgabe und stammt aus dem Jahr 2023.<ref>{{Internetquelle |url=https://sdgs.un.org/documents/sdg-progress-report-2023-52208 |titel=SDG Progress Report 2023 {{!}} Department of Economic and Social Affairs |abruf=2023-09-17}}</ref><br />
[[Datei:Death rate from conflict and terrorism, 1990 to 2019.png|alternativtext=Todesfälle pro 100.000 Menschen. Beide Todesfälle aufgrund von Konflikten innerhalb und zwischen Ländern eingeschlossen.|mini|Sterblichkeitsrate durch Konflikte und Terrorismus, 2019]]<br />
Der Fortschritt des Entwicklungsziels 16 ist durch anhaltende sowie neu auftretende Konflikte in Gefahr.<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://sdgs.un.org/sites/default/files/2023-07/The-Sustainable-Development-Goals-Report-2023.pdf |titel=The Sustainable Development Goals Report 2023 |hrsg=United Nations |seiten=44 |sprache=en |abruf=2023-09-18}}</ref> Im Jahr 2022 sind konfliktbedingte zivile Todesfälle um mehr als 50 % gestiegen, was größtenteils auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen war.<ref name=":1" /> Ende 2022 beläuft sich die Zahl der gewaltsam aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen weltweit auf 108,4 Millionen Menschen, was ein Anstieg von über 19 Millionen Menschen gegenüber dem Vorjahr darstellt und zweieinhalbmal so viele wie vor einem Jahrzehnt.<ref name=":1" /> Außerdem kam es im Jahr 2021 weltweit zu der höchsten Zahl vorsätzlicher Tötungsdelikte in den vergangenen zwei Jahrzehnten.<ref name=":1" /> Strukturelle Ungerechtigkeiten, Ungleichheiten und neue Menschenrechtsherausforderungen machen friedliche und integrative Gesellschaften noch unerreichbarer. Um Ziel 16 bis 2030 zu erreichen, sind Maßnahmen erforderlich, um das Vertrauen wiederherzustellen und die Fähigkeit der Institutionen zu stärken, Gerechtigkeit für alle zu gewährleisten und friedliche Übergänge zu einer nachhaltigen Entwicklung zu erleichtern.<ref name=":1" /><br />
<br />
Das [[International Programme for the Development of Communication|International Programme for the Development of Communication (IPDC)]] ist für die Weiterverfolgung des Entwicklungsziels 16 durch die Indikatoren 16.10.1 und 16.10.2 verantwortlich.<ref>{{Cite web |last=Division |first=United Nations Statistics |title=SDG Indicators – SDG Indicators |language=en |publisher=United Nations |url=https://unstats.un.org/sdgs/metadata/}}</ref> Alle zwei Jahre legt der Generaldirektor der [[UNESCO]] dem IPDC-Rat einen Bericht mit Informationen der Mitgliedstaaten über den Stand der gerichtlichen Untersuchungen zu jedem der von der UNESCO verurteilten Tötungen vor.<ref>{{Cite web |last= |first= |title=UN Plan of Action on the safety of journalists and the issue of impunity |language=en |date=2016 |url=https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000246014_eng |archive-url=https://web.archive.org/web/20201022222631/https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000246014_eng |archive-date=2020-10-22 |url-status=live |website=unesdoc.unesco.org |access-date=2020-11-03 |archivebot=2024-06-20 22:46:36 InternetArchiveBot }}</ref><ref>{{Cite web |last= |first= |title=International Programme for the Development of Communication - Areas of Work |language=en |date=2017-04-21 |url=https://en.unesco.org/programme/ipdc/initiatives |archive-url=https://web.archive.org/web/20180619032951/http://unesdoc.unesco.org/images/0024/002460/246014E.pdf |archive-date=2018-06-19 |url-status=live |website=UNESCO |access-date=2020-11-03 |archivebot=2024-06-20 22:46:36 InternetArchiveBot }}</ref> Bei den Sicherheitsindikatoren für Journalisten handelt es sich um ein von der UNESCO entwickeltes Tool, das laut der Website der UNESCO darauf abzielt, die wichtigsten Merkmale abzubilden, die dabei helfen können, die Sicherheit von Journalisten zu bewerten und festzustellen, ob gegen sie begangene Verbrechen angemessen weiterverfolgt werden.<ref>For international-level indicators see: {{Cite web |title=Journalists' Safety Indicators: international level, based on the UNESCO's Media Development Indicators |language=en |publisher=UNESDOC Digital Library |url=http://unesdoc.unesco.org/images/0026/002608/260892E.pdf |url-status=live |access-date=2021-08-11 |archiveurl=https://web.archive.org/web/20180427184350/http://unesdoc.unesco.org/images/0026/002608/260892E.pdf |archivedate=2018-04-27 |archivebot=2024-06-20 22:46:36 InternetArchiveBot }}</ref><ref>For national-level indicators see: {{Cite web |title=Journalists' Safety Indicators: national level; based on the UNESCO's Media Development Indicators |language=en |publisher=UNESDOC Digital Library |url=http://unesdoc.unesco.org/images/0026/002608/260893E.pdf |url-status=live |access-date=2021-08-11 |archiveurl=https://web.archive.org/web/20180428011701/http://unesdoc.unesco.org/images/0026/002608/260893E.pdf |archivedate=2018-04-28 |archivebot=2024-06-20 22:46:36 InternetArchiveBot }}</ref> Die IPDC-Gespräche ermöglichen es dem Programm auch, das Bewusstsein für die Bedeutung des Zugangs zu Informationen zu schärfen.<ref>{{Cite web |title=About the IPDCtalks |language=en |publisher=UNESCO |url=https://en.unesco.org/powering-sustainable-development-access-information/about-ipdctalks}}</ref> Das IPDC überwacht und berichtet auch über die Gesetze zum Zugang zu Informationen auf der ganzen Welt durch den globalen Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen über die Umsetzung der Entwicklungsziele.<br />
<br />
=== Überwachung und Berichterstattung der Indikatoren durch Aufsichtsstellen ===<br />
Die Zuständigen Stellen sind für die Überwachung und Berichterstattung zu folgenden Indikatoren zuständig:<ref>{{Internetquelle |url=https://unece.org/fileadmin/DAM/stats/documents/ece/ces/2018/CES_39.pdf |titel=Understanding the system of custodian agencies for Sustainable Development Indicators |hrsg=UNICE |datum=2018-06-12 |sprache=en |abruf=2024-09-17}}</ref><br />
<br />
* Indikator 16.1.1: [[Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung]] (UNODC) und [[Weltgesundheitsorganisation]] (WHO).<br />
* Indikator 16.1.2: [[OHCHR|Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte]] (OHCHR)<br />
* Indikator 16.1.3 und 16.1.4: [[Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung]] (UNODC)<br />
* Indikator 16.2.1 und 16.2.3: [[UNICEF|Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen]] (UNICEF)<br />
* Indikatoren 16.2.2, 16.3.2 und 16.5.1: [[Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung]] (UNODC)<br />
* Indikator 16.4.1: [[Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung]] (UNODC) und [[Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung]] (UNTAD)<br />
* Indikator 16.4.2: [[Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung]] (UNODC) und [[Büro der Vereinten Nationen für Abrüstungsfragen]]<br />
* Indikator 16.5.2: [[Weltbank]] (WB) und [[Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung]] (UNODC)<br />
* Indikator 16.6.1: [[Weltbank]] (WB)<br />
* Indikator 16.6.2 und für die zwei Indikatoren unter Zielvorgabe 16.7: [[Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen]] (UNDP)<br />
* Indikator 16.8.1: [[Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen|Ministerium für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten]] – Büro für Entwicklungsfinanzierung (DESA/FFDO)<br />
* Indikator 16.9.1: [[Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen|Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten]] – Abteilung Statistik (DESA/UNSD) und [[UNICEF|Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen]] (UNICEF)<br />
* Indikator 16.10.1, 16.a.1 und 16.b.1: [[Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte|Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte]] (OHCHR)<br />
* Indikator 16.10.2: [[UNESCO|Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur]] (UNESCO)<br />
<br />
== Herausforderungen ==<br />
Es wird erwartet, dass die globale [[COVID-19-Pandemie]] die Häufigkeit von Konflikten erhöhen wird, da Länder andere für ihre Situation verantwortlich machen.<ref>{{Cite journal |last=Leal Filho |first=Walter |last2=Brandli |first2=Luciana Londero |last3=Lange Salvia |first3=Amanda |last4=Rayman-Bacchus |first4=Lez |last5=Platje |first5=Johannes |title=COVID-19 and the UN Sustainable Development Goals: Threat to Solidarity or an Opportunity? |work=Sustainability |language=en |issue=13 |volume=12 |pages=5343 |date=2020-07-01 |issn=2071-1050 |doi=10.3390/su12135343 |accessdate=}}</ref> Auch die [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|Russische Invasion in der Ukraine seit 2022]] verursacht einen großen Rückschlag und ist insbesondere für den Großteil des Anstiegs der zivilen Konflikttoten um 53 % in diesem Jahr verantwortlich.<ref>{{Cite web |title=The Sustainable Development Goals Report 2023 {{!}} Department of Economic and Social Affairs |language=en |url=https://sdgs.un.org/documents/sustainable-development-goals-report-2023-53220 |website=sdgs.un.org}}</ref> Außerdem stellt die fehlende Datenlage in den meisten Ländern ein Problem für die Dokumentation und Evaluation der momentanen Lage dar, denn nur etwa 40 % der Länder waren in der Lage, den Vereinten Nationen international vergleichbare Daten zum Fortschritt bezüglich des Entwicklungsziels 16 vorzulegen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-16 |titel=SDG 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen |sprache=de |abruf=2023-09-18}}</ref><br />
<br />
== Verbindung zu anderen Entwicklungszielen ==<br />
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung werden nicht als völlig unabhängig voneinander angesehen, sondern vielmehr als eng miteinander verknüpft. Auf diese Weise stärkt die Medienentwicklung die [[Meinungsfreiheit]] und den Frieden, trägt aber auch zu [[Nachhaltigkeit]], Armutsbekämpfung und [[Menschenrechte]]n bei.<ref name="unesco.org">{{Cite web |title=Fostering Freedom of Expression |language=en |date=2013-01-30 |publisher=UNESCO |url=https://en.unesco.org/themes/fostering-freedom-expression}}</ref> Die Förderung von Frieden und integrativen Gesellschaften kann dazu beitragen, Ungleichheiten zu verringern (Entwicklungsziel 10) und den [[Volkswirtschaft]]en zum Wohlstand zu verhelfen (Entwicklungsziel 8).<ref>{{Cite web |title=Background of the Sustainable Development Goals |language=en |url=http://www.undp.org/content/undp/en/home/sustainable-development-goals/background.html |archive-url=https://web.archive.org/web/20171107031816/http://www.undp.org/content/undp/en/home/sustainable-development-goals/background.html |archive-date=2017-11-07 |url-status=dead |website=UNDP |access-date=2018-04-27}}</ref> Im Abschlussdokument des Gipfeltreffens der Vereinten Nationen zur Agenda 2030 aus dem Jahr 2012 wird davon ausgegangen, dass eine nachhaltige Entwicklung nicht erreicht werden kann ohne friedliche, gerechte und integrative Gesellschaften aufzubauen und Probleme wie Korruption, schlechte Regierungsführung, Unsicherheit und Ungerechtigkeit anzugehen.<br />
<br />
== Organisationen ==<br />
Das [[Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen|Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP)]] ist das globale Entwicklungsnetzwerk der Vereinten Nationen, das sich mit dem Entwicklungsziel 16 befasst. Daher konzentriert sich das Programm auf demokratische Regierungsführung und Friedensaufbau.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.undp.org/content/undp/en/home/democratic-governance-and-peacebuilding.html |titel=Democratic governance and peacebuilding {{!}} UNDP |datum=2018-04-30 |abruf=2023-09-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180430063933/http://www.undp.org/content/undp/en/home/democratic-governance-and-peacebuilding.html |archiv-datum=2018-04-30 |offline=ja |archiv-bot=2024-06-20 22:46:36 InternetArchiveBot }}</ref> Das [[UNDP]] arbeitet auch an der Konfliktprävention, indem es Jugendliche und insbesondere Frauen stärkt. Darüber hinaus ist es ihr Ziel, die Rahmenbedingungen und Strukturen zu unterstützen und als Vermittler zu fungieren.<ref>{{Cite web |title=Conflict prevention – UNDP |language=en |url=http://www.undp.org/content/undp/en/home/democratic-governance-and-peacebuilding/conflict-prevention.html |archive-url=https://web.archive.org/web/20181108004147/http://www.undp.org/content/undp/en/home/democratic-governance-and-peacebuilding/conflict-prevention.html |archive-date=2018-11-08 |url-status=dead |website=UNDP |access-date=2018-04-30}}</ref><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Sustainable Development Goal 16|Ziel 16 für nachhaltige Entwicklung - Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive /><br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Menschenrechte]]<br />
[[Kategorie:Frieden]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Potenzielle_Auswirkungen_au%C3%9Ferirdischen_Kontakts&diff=256330617Diskussion:Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts2025-05-25T12:07:04Z<p>Prototyperspective: /* Überarbeiten */ Antwort</p>
<hr />
<div>{{War Löschkandidat|18. Mai 2025}}<br />
<br />
== Überarbeiten ==<br />
<br />
Kontakt mit Außerirdischen hätte Auswirkungen auf die ganze Welt, dieser aus der englischen Wikipedia übersetzte Artikel gehört erst mal internationalisiert. --[[Benutzer:Nuuk|Nuuk]] 10:59, 25. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Es ist unklar was du damit meinst. Die englischsprachige Wikipedia ist ein globales Projekt das von Leuten weltweit geschrieben und gelesen wird und gemäß Policy internationalisiert sein sollte. Nichts im Artikel ist nicht bereits internationalisiert wenn ich mich richtig erinnere. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 14:07, 25. Mai 2025 (CEST)</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Syndiniales&diff=256312267Syndiniales2025-05-24T20:41:14Z<p>Prototyperspective: (GR) File renamed: File:Pone.0082774.g002.tif → File:Dinoflagellate-Viral NucleoProtein (DVNP) immunofluorescence assays (IFAs) of haemolymph parasite mixes.tiff generic ambiguous nontitle</p>
<hr />
<div><!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --><br />
{{Taxobox<br />
| Taxon_WissName = Syndiniales<br />
| Taxon_Rang = Ordnung<br />
| Taxon_Autor = A.&nbsp;R. Loeblich III, 1976<br />
<br />
| Taxon2_WissName = Syndiniophyceae<br />
| Taxon2_Rang = Klasse<br />
| Taxon2_LinkName = nein<br />
<br />
| Taxon3_Name = Dinoflagellaten<br />
| Taxon3_WissName = Dinoflagellata<br />
| Taxon3_Rang = ohne Rang<br />
<br />
| Taxon4_WissName = Alveolata<br />
| Taxon4_Rang = ohne Rang<br />
<br />
| Taxon5_LinkName = Sar (Eukaryoten)<br />
| Taxon5_WissName = Sar<br />
| Taxon5_Rang = ohne Rang<br />
<br />
| Taxon6_WissName = Diaphoretickes<br />
| Taxon6_Rang = ohne Rang<br />
<br />
| Bild = Scanning electron microscope image of free-swimming Amoebophrya sp. dinospore.jpg<br />
| Bildbeschreibung = Dinospore von ''Amoebophrya'' sp. (außerhalb des Wirts)<br />
}}<!--{{Taxobox<br />
| domain = [[Eukaryota]]<br />
| unranked_regnum = [[SAR supergroup|Sar]]<br />
| unranked_superphylum = [[Alveolata]]<br />
| phylum = [[Dinoflagellate|Dinoflagellata]]<br />
| classis = '''Syndiniophyceae'''<br />
| ordo = '''Syndiniales'''<br />
| ordo_authority = Loeblich III, 1976<br />
| subdivision_ranks = Family<br />
| subdivision =<br />
}}--><br />
<br />
Die '''Syndiniales''' sind eine [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] basaler [[Dinoflagellaten]], die als [[Parasit]]en verschiedener [[Meer|mariner]] [[Eukaryoten]] vorkommen. Zu ihren [[Wirt (Biologie)|Wirten]] zählen [[Krebstiere]] (Crustacea), [[Fische]], [[Nesseltiere]] (Cnidaria), [[Algen]] und verschiedene [[Protisten]], darunter [[Wimpertierchen]] (Ciliophora alias Ciliata), [[Radiolarien]] und sogar andere Dinoflagellaten. Ihre frühere provisorische Bezeichnung ist [[Meer|Marine]] [[Alveolata]] ({{enS|Marine Alveolates}}, MALVs).<ref name="Hoek1995" /><ref name="Brate2012" /><ref name="Strassert2018" /><ref name="GBIF" /><br />
<br />
== Beschreibung ==<br />
Die [[Trophozoit|trophische Form]] (vegetative/stoffwechselnde Form oder Wachstumsform) der Syndiniales ist oft [[Syncytium|mehrkernig]] und teilt sich schließlich, um bewegliche [[Spore]]n (Dinosporen<ref name="dinospore" />) zu bilden, die zwei [[Flagellum|Geißeln]] in typischer Dinoflagellaten-Anordnung haben.<br />
Sie haben keine [[Theca (Einzeller)|Theca]] und keine [[Chloroplast]]en, und im Gegensatz zu allen anderen Dinoflagellaten-Ordnungen ist der [[Zellkern]] nie in Form eins [[Dinokaryon]]s organisiert.<br />
Gute Schemazeichnungen der einzelnen Lebensphasen finden sich auf den DINOFLAJ2-Seiten der American Association of Stratigraphic Palynologists ([[#DINOFLAJ2|s.&nbsp;u.]]).<br />
Ein gut untersuchtes Beispiel ist die [[Gattung (Biologie)|Gattung]] ''[[#Amoebophrya|Amoebophrya]]'', ein Parasit anderer Dinoflagellaten, der möglicherweise eine Rolle bei der Beendigung von [[Rote Tide|Roten Tiden]] (einer speziellen Form von [[Algenblüte]]n) spielt.<br />
<br />
== Systematik ==<br />
[[Datei:Jmse-11-00001-g001-550.webp|mini|hochkant=2.2|Evolution des [[Mitose]]-Apparates innerhalb der [[Alveolata]].]]<br />
<br />
Die [[Taxonomie|taxonomische]] Einordnung der Syndiniales ist schwierig.<br />
<br />
Zu dieser Gruppe gehören die 2001 durch direkte Amplifikation von rRNA-Genen aus marinen Pico&shy;plankton&shy;proben entdeckten Linien, die vorläufig als MALV-Gruppe I und II (marine Alveolaten I und II) bezeichnet werden.<ref name="Lopez2001" /><ref name="Staay2001" /><ref name="Guillou2008" /><br />
Traditionell werden etliche MALV-Gruppen den Syn&shy;diniales zu&shy;ge&shy;ordnet;<ref name="Guillou2008" /> neuere Studien (ab 2018) zeigen jedoch eine [[Paraphylie]] der MALVs als Gesamtheit.<br />
Dies deutet darauf hin, dass nur diejenigen Gruppen zu den Syndiniales gehören, die im [[Stammbaum]] der Dinoflagellaten eine Schwestergruppe der Dino&shy;karyonten (Kern-Dinoflagellaten, engl. {{lang|en|''core dinoflagellates''}}: Dinoflagellaten mit einem [[Dinokaryon]]) bilden.<ref name="Strassert2018" /><br />
Die Ordnung wird in der Regel den Dinoflagellaten zugeordnet (mit einer basalen Stellung in deren Stammbaum),<ref name="Flegontov2012" /><ref name="Guillou2008" /> manchmal aber auch in die Protalveolata<ref>Wikispecies: [[Species:Protalveolata|Protalveolata]].</ref> eingeordnet.<ref name="Adl2012" /><br />
<br />
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurden mehrere Gattungen aus den Syndiniales ausgegliedert.<br />
Beispielsweise gehörte früher gehörten die Gattung ''Spiromonas'' zusammen mit ihrer Familie [[Spiromonadidae]] zu dieser Gruppe; die Gattung wurde in ''[[Colpodella]]'' umbenannt und aufgrund ihrer primitiven Merkmale in ein eigenes [[Phylum]] [[Colpodellida]] eingeordnet;<ref name="Simpson1996" /><br />
und auch die Gattung ''[[Oxyrrhis]]'' wurde in eine eigene Ordnung [[Oxyrrhinales]] übergeführt.<ref name="NCBI_Oxyrrhis" /><br />
<br />
Der folgenden (auszugsweisen) Liste liegen als Quellen zugrunde:<br />
* N – {{lang|en|[[National Center for Biotechnology Information]]}} (NCBI)<ref name="NCBI" /><br />
* A – [[AlgaeBase]]<ref name="AlgaeBase" /><br />
* W – [[World Register of Marine Species]] (WoRMS) – Kontrollkästchen „{{lang|en|marine only}}“ (und „{{lang|en|recent only}}“) deaktiviert<ref name="WoRMS" /><br />
----<br />
<nowiki>*</nowiki> = Angabe ohne Autorenschaft<br />i = ''[[incertae sedis]]''<br />ℓ = leer (ohne Mitglieder)<br />Wo nicht anders angegeben, stammen die [[Typus (Nomenklatur)|Typus]]-Angaben aus der AlgaeBase, die Angaben zu den Lebensräumen aus WoRMS:<br />
* m – [[Meer]]wasser (marin)<br />
* b – [[Brackwasser]]<br />
* s – [[Süßwasser]]<br />
* t – [[Terrestrisch|Land]] (terrestrisch)<br />
<br />
[[Klasse (Biologie)|Klasse]] '''Syndiniophyceae''' <small>{{Person|Loeblich III}}, 1976</small> (Synonym: '''Syndinea''' <small>{{Person|Chatton}} 1920 stat. nov. Loeblich 1976</small><ref name="Gomez2010" /><ref name="Gomez2012" /><ref name="NIES" /><br />
* [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] '''Syndiniales'''<sup>(A,N,W)</sup><br />– mit [[botanisch]]er Bezeichnung '''Syndinida''' <small>{{Person|M. Döring}} 2016</small><sup>(W)</sup><ref name="GBIF_Syndinida" /> – Habitat: m, b<br />
** [[Familie (Biologie)|Familie]] Amoebophryaceae<sup>(N,W)</sup> (Synonym: Amoebophryidae<ref name="Guillou2008" />) – Habitat: m<br />
*** [[Gattung (Biologie)|Gattung]] ''Actinodinium'' <small>{{Person|Chatton & Hovasse}}, 1937</small><sup>(A,W)</sup> – Habitat: m, nicht: b, s, t<br />
**** [[Art (Biologie)|Spezies]] ''Actinodinium apsteinii'' <small>{{Person|Chatton & Hovasse}}</small><sup>(W)</sup> – [[Typusart]], Habitat: m<br />
{{Klappbox|paddingleft=3.9em<br />
|1=<small>●</small>&nbsp;Gattung ''[[#Amoebophrya|Amoebophrya]]'' <small>{{Person|Koeppen}}, 1894</small> <sup>(A,N*,W)</sup> – Habitat: m; Artenliste:<br />
|2=<div style="margin-left:+0.9em"><br />
[[Datei:Fmars-08-742498-g002.jpg|mini|[[Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung|FISH]]-Aufnahmen von ''Amoebo&shy;phrya'' sp. (grün), freischwimmende Dinosporen<ref name="dinospore" /> und im [[Wirt (Biologie)|Wirt]] ''[[Akashiwo sanguinea]]'' (blau/grün).]]<br />
[[Datei:Fmars-08-742498-g003.jpg|mini|[[Elektronenmikroskop|EM]]-Aufnahmen von ''Amoebophrya'' sp., freischwimmende Dinosporen<ref name="dinospore" /> und im [[Wirt (Biologie)|Wirt]] ''[[Akashiwo sanguinea]]''.]]<br />
* Spezies ''Amoebophrya acanthometrae'' <small>{{Person|Koeppen}}, 1894</small><sup>(A,W)</sup> – Habitat: m<br />
* Spezies ''Amoebophrya ceratii'' <small>{{Person|(Koeppen) J.Cachon}}, 1964</small><sup>(A,W)</sup> – Habitat: m<br />
* Spezies ''Amoebophrya grassei'' <small>{{Person|Cachon}}, 1964</small><sup>(A,W)</sup><br /> – früher ''Umbella hemisphaerica'' <small>{{Person|Pojarkov}}</small><sup>(W)</sup> – Habitat: m<br />
* Spezies ''Amoebophrya leptodisci'' <small>{{Person|Cachon}}, 1964</small><sup>(A,W)</sup> – Habitat: m<br />
* Spezies ''Amoebophrya rosei'' <small>{{Person|Cachon}}</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya sticholonchae'' <small>{{Person|Koeppen}}</small><sup>(A)</sup><br /> – vermutlich Schreibvariante von ''A. stycholonchae'' <small>{{Person|Koeppen}}, 1894</small><br />
* Spezies ''Amoebophrya stycholonchae'' <small>{{Person|Koeppen}}, 1894</small><sup>(A,W)</sup> – [[Typusart]], Habitat: m<br />
* Spezies ''Amoebophrya tintinni'' <small>{{Person|Cachon}}, 1964</small><sup>(A,W)</sup> – Habitat: m<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. 'Dinophysis'<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. A120<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. A25<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. AT5.2<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ATSPF7-5<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. OSK2019<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Akashiwo sanguinea<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Alexandrium affine<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Alexandrium catenella<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Alexandrium tamarense<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Ceratium lineatum<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Ceratium tripos<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Cochlodinium polykrikoides<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Dinophysis acuminata<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Dinophysis norvegica<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Gymnodinium instriatum<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Karlodinium micrum<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Karlodinium veneficum<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Ostreopsis lenticularis<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Phalacroma rotundatum<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Prorocentrum micans<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Prorocentrum minimum<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Prorocentrum triestinum<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Scrippsiella sp.<br />
* Spezies ''Amoebophrya'' sp. ex Tripos furca<br />
* …</div><br />
----}}<!--<br />
--><br />
::* Gattung ''Caryotoma'' <small>{{Person|Hollande}}, 1953</small><sup>(A)</sup><br />
::** Spezies ''Caryotoma bernardii'' Hollande<sup>(A)</sup> – [[Typusart]]<br />
::* Gattung ''Hyalosaccus'' <small>{{Person|N. Koeppen}}, 1899</small><sup>(Aℓ)</sup> – [[Typusart]] ''Hyalosaccus ceratii'' <small>{{Person|N. Koeppen}}</small> verschoben zu ''Amoebophrya ceratii'' <small>{{Person|(Koeppen) J. Cachon}}</small>)<br />
:* Familie Duboscquellidae <small>{{Person|Chatton}}, 1920</small><sup>(N)</sup> bzw. Duboscquellaceae<sup>(Ai)</sup><br />
:** Gattung ''[[#Duboscquella|Duboscquella]]'' <small>{{Person|Chatton}}, 1920</small><ref name="eol_Duboscquella" /><sup>(A,N*,Wi)</sup><br />
:*** Spezies ''Duboscquella tintinnicola'' <small>{{Person|(Lohmann) Chatton}}</small><sup>(W)</sup> – Habitat: m<br />
:*** Spezies ''Duboscquella'' sp. Hamana/2003<sup>(N)</sup><br />
:*** Spezies ''Duboscquella'' sp. Ishikari/2003<sup>(N)</sup><!--<br />
--><br />
:* [[Datei:Paracalanid copepods infected by Ellobiopsis chattoni (horizontal).jpg|mini|hochkant=1.8|Verschiedene [[Ruderfußkrebse]] der Familie [[Paracalanidae|Para&shy;calanidae]], infiziert von ''Ello&shy;biopsis chattonii''. (A,B) ''[[Paracalanus|Para&shy;calanus indicus]]'' mit an&shy;haftenden Para&shy;siten. (C,D) ''[[Parvocalanus|Parvo&shy;calanus crassi&shy;rostris]]'' mit diesem Para&shy;siten.]]<!--<br />
-->Familie Ellobiopsidae<sup>(N)</sup><br />
:** Gattung ''Ellobiopsis'' <small>{{Person|Caullery}}, 1910</small><sup>(N)</sup><br />
:*** Spezies ''Ellobiopsis chattonii'' <small>{{Person|Caullery}}, 1910</small><sup>(N)</sup><br />
:** Gattung ''Thalassomyces'' <small>{{Person|(Boschma) Boschma}}, 1959</small><sup>(N*,W)</sup> bzw. <small>{{Person|Niezab.}}</small><ref>[https://www.indexfungorum.org/Names/genusrecord.asp?RecordId=22370 Thalassomyces Niezab.] Auf: Index Fungorum.</ref><br />
:*** Spezies ''Thalassomyces fagei'' <small>{{Person|(Boschma) Boschma}}, 1959</small><sup>(N*,W)</sup> bzw. <small>{{Person|Boschma}} ex {{Person|J.&nbsp;E. Kane}}</small><ref>[https://www.indexfungorum.org/Names/namesrecord.asp?RecordId=324495 Thalassomyces fagei Boschma ex J.E. Kane]. Auf: Index Fungorum.</ref><br />
:*** Spezies ''Thalassomyces'' sp. Ello476-1c5<sup>(N)</sup><br />
:*** Spezies ''Thalassomyces'' sp. JDS-2003<sup>(N)</sup><!--<br />
--><br />
{{Absatz}}<br />
:* Familie Eudubosquellidae <small>{{Person|Coats, Bachvaroff & Delwiche}} 2012</small><sup>(N)</sup><br />
{{Klappbox|paddingleft=3.9em<br />
|1=<small>●</small>&nbsp;Gattung ''[[#Euduboscquella|Euduboscquella]]'' <small>{{Person|Coats, Bachvaroff & Delwiche}} 2012</small><sup>(N)</sup> – Artenliste:<br />
|2=<div style="margin-left:+0.9em"><br />
* Spezies ''Euduboscquella cachoni'' <small>{{Person|Coats}}, 1988</small><sup>(N)</sup><br />– mit früheren Bezeichnungen ''Duboscquella cachonii'' <small>{{Person|D.&nbsp;W. Coats}}, 1988</small><sup>(N)</sup> und ''Duboscquella cachoni'' <small>{{Person|D.&nbsp;W. Coats}}</small><sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella costata'' <small>{{Person|J.&nbsp;H. Jung, J.&nbsp;M. Choi, J.&nbsp;H. Jung & Y.&nbsp;O. Kim}}, 2015</small><sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella crenulata'' <small>{{Person|D.&nbsp;W. Coats, T.&nbsp;R. Bachvaroff & C.&nbsp;F. Delwiche}}, 2012</small><sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella triangula'' <small>{{Person|Choi, Jung, Kim, Coats & Kim}}, 2021</small><sup>(N)</sup><br />– einschl. ''Euduboscquella'' sp. JMC-2019a<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella'' sp. ex Favella arcuata<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella'' sp. ex Favella ehrenbergii<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella'' sp. ex Favella markusovszkyi<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella'' sp. ex Favella panamensis<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella'' sp. ex Tintinnopsis sp. 1<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella'' sp. ex Tintinnopsis sp. 2<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Euduboscquella'' sp. ex Tintinnopsis cf. subacuta<sup>(N)</sup></div><br />
----}}<!--<br />
--><br />
:* Familie Sphaeriparaceae <small>{{Person|Loeblich III}}</small><sup>(A)</sup><br />
:** Gattung ''Atlanticellodinium'' <small>{{Person|J. Cachon & M. Cachon-Enjumet}}, 1965</small><sup>(A)</sup><br />
:*** Spezies ''Atlanticellodinium tregouboffi'' <small>{{Person|J. Cachon & M. Cachon-Enjumet}} 1965</small><sup>(A)</sup> – [[Typusart]]<br />
:** Gattung ''Sphaeripara'' <small>{{Person|Poche}}, 1911, nom. cons.</small><sup>(A)</sup><br />
:*** Spezies ''Sphaeripara catenata'' <small>{{Person|(Neresheimer) [[Alfred R. Loeblich|Loeblich Jr.]] & Loeblich III}}, 1966</small><sup>(A)</sup> – [[Typusart]]<br />
:*** Spezies ''Sphaeripara paradoxa'' <small>{{Person|(Neresheimer)}}</small><sup>(A)</sup><!--<br />
--><br />
:* Familie '''Syndiniaceae''' <small>{{Person|Chatton}}, 1920</small><sup>(A,N*,W)</sup> – Habittat: m<br />
:** Gattung ''Atelodinium'' <small>{{Person|Chatton}}</small><sup>(A)</sup><br />
:*** Spezies ''Atelodinium microsporum'' <small>{{Person|Chatton}} 1920</small><sup>(A)</sup> – [[Typusart]]<br />
:*** Spezies ''Atelodinium parasiticum'' <small>{{Person|Chatton}} 1920</small><sup>(A)</sup><!--<br />
--><br />
{{Klappbox|paddingleft=3.9em<br />
|1=<small>●</small>&nbsp;Gattung ''[[#Hematodinium|Hematodinium]]'' <small>{{Person|Chatton & Poisson}}, 1930</small><sup>(A,N*,W)</sup>> – Artenliste:<br />
|2=<div style="margin-left:+0.9em"><br />
* Spezies ''Hematodinium australe'' <small>{{Person|D.&nbsp;A. Hudson & J.&nbsp;D. Shields}} 1994</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Hematodinium perezi'' <small>{{Person|Chatton & Poisson}}, 1930/1931</small><sup>(A,N)</sup><br />– mit Schreibvariante ''Hematodinium perezii'' <small>{{Person|Chatton & Poisson}}, 1930</small><sup>(N)</sup> – [[Typusart]]<!--<br />
--><br />
* Spezies ''Hematodinium'' sp. 2006ZS<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Hematodinium'' sp. ex Callinectes sapidus<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Hematodinium'' sp. ex Cancer pagurus<sup>(N)</sup><br />
* Spezies ''Hematodinium'' sp. ex Carcinus maenas<br />
* Spezies ''Hematodinium'' sp. ex Carcinus maenas Cm753<br />
* Spezies ''Hematodinium'' sp. ex Carcinus maenas Cm887<br />
* Spezies ''Hematodinium'' sp. ex Leptomithrax gaimardii<br />
* Spezies ''Hematodinium'' sp. ex Ovalipes australiensis<br />
* …</div><br />
----}}<!--<br />
--><br />
{{Klappbox|paddingleft=3.9em<br />
|1=<small>●</small>&nbsp;Gattung ''[[#Merodinium|Merodinium]]'' Chatton, 1923<sup>(A,Wℓ)</sup> – Artenliste:<br />
|2=<div style="margin-left:+0.9em"><br />
* Spezies ''Merodinium astutum'' <small>{{Person|Chatton}}, nom. inval. 1923</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Merodinium borgertii'' <small>{{Person|(Hollande, Cachon-Enjumet & Manciet) Hovasse & E.M.Brown}} 1954</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Merodinium brandtii'' <small>{{Person|(Hovasse) Chatton}} 1923</small><sup>(A)</sup> – [[Typusart]]<br />
* Spezies ''Merodinium breve'' <small>{{Person|Hovasse & E.&nbsp;M. Brown}} 1954</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Merodinium chattonii'' <small>{{Person|Hovasse & E.&nbsp;M. Brown}} 1954</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Merodinium dolosum'' <small>{{Person|Chatton}} 1923</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Merodinium fallax'' <small>{{Person|(Chattan) [[Alfred R. Loeblich|A.&nbsp;R. Loeblich Jr.]]}}</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Merodinium globiforme'' <small>{{Person|Hollande & Cachon-Enjumet}} 1953</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Merodinium insidiosum'' <small>{{Person|Chatton}} 1923</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Merodinium mendax'' <small>{{Person|Chatton}} 1923</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Merodinium vernale'' (Hovasse) <small>{{Person|Chatton}} 1952</small><sup>(A)</sup></div><br />
----}}<!--<br />
--><br />
::* Gattung ''Solenodinium'' <small>{{Person|(Chatton) Chatton}}, 1952</small><sup>(A,Wℓ)</sup> – Habittat: m<br />
::** Spezies ''Solenodinium densum'' <small>{{Person|Hovasse & Brown}}</small><sup>(A)</sup><br />
::** Spezies ''Solenodinium leptotaenia'' <small>{{Person|Hovasse & E.&nbsp;M. Brown}} 1954</small><sup>(A)</sup><!--<br />
--><br />
{{Klappbox|paddingleft=3.9em | expand=y<br />
|1=<small>●</small>&nbsp;Gattung '''''[[#Syndinium|Syndinium]]''''' <small>{{Person|Chatton}}, 1910</small><sup>(A,N*,W)</sup> – Habittat: m, nicht: b, s, t; Artenliste:<br />
|2=<div style="margin-left:+0.9em"><br />
[[Datei:Jmse-11-00001-g006+.jpg|mini|hochkant=0.8|(A) [[Ruderfußkrebs]] ''Para&shy;calanus parvus'' infi&shy;ziert von ''Syn&shy;dinium'' sp.<br />(B) 1. ''S. rostra&shy;tum'', 2. ''S. cory&shy;coei'', 3. '''''S. tur&shy;bo''''' 4. ''S. micro&shy;sporum''.]]<br />
* Spezies ''Syndinium allognosticum'' <small>{{Person|R. Weill}} 1935</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Syndinium belari'' <small>{{Person|(Hollande & Cochon-Enjumet) Hollande & Enjumet}}</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Syndinium caryophagum'' <small>{{Person|Cachon-Enjumet}} 1961</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Syndinium corycaei'' <small>{{Person|Chatton}} 1938</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Syndinium gammari'' <small>{{Person|J.&nbsp;F. Manier, A. Fize & H. Grizel}} 1971</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Syndinium globiforme'' <small>{{Person|Hollande & Cachon-Enjumet}} 1953</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Syndinium gracile'' <small>{{Person|Hollande & Enjumet}}</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Syndinium minutum'' <small>{{Person|Chatton}}</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Syndinium oikopleurae'' <small>{{Person|Hollande & Fenaux}} 1975</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies ''Syndinium rostratum'' <small>{{Person|Chatton}}</small><sup>(A)</sup><br />
* Spezies '''''Syndinium turbo''''' <small>{{Person|Chatton}}, 1910</small><sup>(A,N,W)</sup> – [[Typusart]], Habittat: m, nicht: b, s, t<br />
* Spezies ''Syndinium'' sp. ex Corycaeus sp.<sup>(N)</sup></div><br />
----}}<!--<br />
--><br />
::* Gattung ''Trypanodinium'' <small>{{Person|Chatton}}, 1912</small><sup>(A)</sup><br />
::** Spezies ''Trypanodinium ovicola'' <small>{{Person|Chatton}} 1912</small><sup>(A)</sup> – [[Typusart]]<!--<br />
--><br />
:* Familie Syndinidae <small>{{Person|Chatton}}, 1910</small><sup>(Wℓ)</sup> – Habittat: m, b, nicht: s, t<br />– offenbar ein Synonym von Syndiniaceae (bzw. die Mitglieder wurden nach Syndiniaceae verschoben)<br />
:* Mitglieder der Ordnung ohne Familienzuweisung:<sup>(A,N)</sup><br />
:** Gattung ''Ichthyodinium'' <small>{{Person|Hollande & J. Cachon}}, 1952</small><sup>(A,N*,W)</sup> – Habittat: m, nicht: b, s, t<br />
:*** Spezies ''Ichthyodinium chabelardi'',<sup>(N,W)</sup><br /> – mit Schreibvariante ''Ichthyodinium chabelardii'' <small>{{Person|Hollande & J.Cachon}}, 1952</small><sup>(A,N)</sup> – Habittat: m, nicht: b, s, t<br />
:*** Spezies ''Ichthyodinium'' sp. ex Anguilla 2BFE<sup>(N)</sup><br />
:*** Spezies ''Ichthyodinium'' sp. PBT<sup>(N)</sup><br />
:*** Spezies ''Ichthyodinium'' sp. PL<sup>(N)</sup><br />
:*** Spezies ''Ichthyodinium'' sp. PS01<sup>(N)</sup><br />
:*** Spezies ''Ichthyodinium'' sp. PS03<sup>(N)</sup><br />
:** Gattung ''Keppenodinium'' <small>{{Person|Loeblich Jr. & Loeblich III, 1966}}</small><sup>(Wi)</sup><ref name="Guillou2008" /><ref name="WoRMS_Keppenodinium" /><ref name="µtax_Keppenodinium" /> (Dinotax, [[WoRMS]]: ''[[incertae sedis]]'')<br />
:*** Spezies ''Keppenodinium mycetoides''<ref name="µtax_Keppenodinium" /> – Typusart<ref name="µtax_Keppenodinium" /><br />
<br />
== Verschiebungen ==<br />
* Die Gattung ''Coccidinium'',<ref name="Chatton1934" /><ref name="Chatton1936" /> monotypisch in ihrer Familie Coccidiniaceae (syn. Coccidinidae), gilt nicht mehr als Mitglied der Syndiniales, sondern ist lt. WoRMS unter den Dinoflagellaten ''incerta sedis''.<ref>[[WoRMS]]: [https://www.marinespecies.org/aphia.php?p=taxdetails&id=602789 ''Coccidinium'' Chatton & Biecheler, 1934].</ref> Obwohl sie zusammen mit den Gattungen ''[[#Amoebophrya|Amoebophrya]]'' und ''[[#Duboscquella|Duboscquella]]'' zu den wichtigsten Endoparasiten mariner Dinoflagellaten gehört, ist diese Gattung mit ihren 1934 im [[Brackwasser]] in der Nähe von [[Sète]] ([[Frankreich]]) im [[Zytoplasma]] von Dinoflagellaten gefundenen Spezies ''C. legeri'' und ''C. duboscquii'' nur wenig erforscht (Stand 2000).<ref name="Yih2000" /><br />
* Die Gattung ''Caryotoma'', lt. AlgaeBase in der Familie Amoebophryaceae, ist lt. WoRMS Mitglied der Familie Oodinidae (in der Dinoflagellaten-Ordnung [[Blastodiniales]]).<ref>[[WoRMS]]: [https://www.marinespecies.org/aphia.php?p=taxdetails&id=562654 ''Caryotoma'' Hollande, 1953].</ref><br />
* Die Gattung ''Atlanticellodinium'', lt. AlgaeBase in der Familie Sphaeriparaceae, ist lt. WoRMS Mitglied der Familie Blastodinidae (ebenfalls in der Dinoflagellaten-Ordnung Blastodiniales).<br />
* ''Sphaeripara'', lt. AlgaeBase Typus-Gattung der Familie Sphaeriparaceae, ist nach WoRMS innerhalb der Dinoflagellaten ''incertae sedis''.<br />
* Die Gattung ''Ichthyodinium'' in der NCBI-Taxonomie und bei AlgaeBase ein Mitglied der Syndiniales ohne Familienzuweisung, ist lt. WoRMS Mitglied der Familie Dinophysaceae <small>{{Person|Bütschli}}, 1885</small> (in der Dinoflagellaten-Ordnung Dinophysiales).<br />
<br />
Weitere Verschiebungen innerhalb der Ordnung Syndiniales gemäß [[AlgaeBase]]:<br />
* Familie Amoebophryaceae<br />
** Species ''Hyalosaccus ceratii'' <small>{{Person|N. Koeppen}}</small> ⇾ ''Amoebophrya ceratii'' <small>{{Person|(Koeppen) J. Cachon}}</small>.<br />
** Gattung ''Hyalosaccus'' <small>{{Person|N. Koeppen}}, 1899</small> ⇾ abgeschafft<br />
** Spezies ''Actinodinium paradoxum'' <small>{{Person|(M. Rose & J. Cachon) Hollande & Enjumet}}, 1953</small> ⇾ Cachonella paradoxa <small>{{Person|(M. Rose & J. Cachon) M. Rose & J. Cachon}}, 1952</small><br />
<br />
* Familie Sphaeriparaceae<br />
** Gattung ''Neresheimeria'' <small>{{Person|Uebel}}, 1912</small> ⇾ ''Lohmanniella'' ([[Wimpertierchen]]). Ausnahmen:<br />
** Spezies ''Neresheimeria catenata'' <small>{{Person|(Neresheimer) Chatton}}</small> ⇾ ''Sphaeripara catenata'' <small>{{Person|(Neresheimer) Loeblich Jr. & Loeblich III}}</small>.<br />
** Spezies ''Neresheimeria paradoxa'' <small>{{Person|(Neresheimer) Chatton}} 1920</small> ⇾ ''Sphaeripara paradoxa'' <small>{{Person|(Neresheimer)}}</small><br />
<br />
* Familie Syndiniaceae<!--<br />
** Spezies ''Merodinium astutum'' <small>{{Person|Chatton}}, nom. inval. 1923</small> -- aktueller Status??? --><br />
** Spezies ''Merodinium belari'' <small>{{Person|Hollande & Cachon-Enjumet}}</small> ⇾ Syndinium belari <small>{{Person|(Hollande & Cochon-Enjumet) Hollande & Enjumet}}</small><br />
** Spezies ''Solenodinium fallax'' <small>{{Person|Chatton}}</small> ⇾ ''Merodinium fallax'' <small>{{Person|(Chattan) A.&nbsp;R. Loeblich}}</small><br />
** Spezies ''Syndinium borgertii'' <small>{{Person|Hollande, Cachon-Enjumet & Manciet}}</small> ⇾ ''Merodinium borgertii'' <small>{{Person|(Hollande, Cachon-Enjumet & Manciet) Hovasse & E.&nbsp;M. Brown}}</small><br />
** Spezies ''Syndinium borgertii'' <small>{{Person|Hollande, Cachon-Enjumet & Manciet}}</small> ⇾ Merodinium borgertii <small>{{Person|(Hollande, Cachon-Enjumet & Manciet) Hovasse & E.&nbsp;M. Brown}}</small><br />
** Spezies ''Syndinium brandtii'' <small>{{Person|Hovasse}}</small> ⇾ ''Merodinium brandtii'' <small>{{Person|(Hovasse) Chatton}}</small>.<br />
** Spezies ''Syndinium vernale'' <small>{{Person|Hovasse}}</small> ⇾ ''Merodinium vernale'' <small>{{Person|(Hovasse) Chatton}}</small>.<br />
<br />
== Phylogenie ==<br />
Nach phylogenetischen Untersuchungen der Syndiniales mit bekannten Gensequenzen schlugen Laure Guillou, [[Alexandra Z. Worden]] ''et&nbsp;al.'' 2008 ein Kladogramm wie folgt vor:<ref name="Guillou2008" /><br />
{{Klade|style=font-size:80%;line-height:100%<br />
|label1='''Syndiniales'''<br />
|1={{Klade<br />
|1={{Klade<br />
|1={{Klade<br />
|1=Gruppe II [{{lang|en|novel marine alveolate group II}}, ?= Amoebophryidae] (''[[#Amoebophrya|Amoebophrya]]'')<br />
|2=Gruppe IV ['''Syndinidae'''] ('''''[[#Syndinium|Syndinium]]''''', ''[[#Hematodinium|Hematodinium]]'')<br />
}}<br />
|2=Gruppe III<br />
}}<br />
|2={{Klade<br />
|1=Gruppe I [{{lang|en|novel marine alveolate group I}}, =? Duboscquellidae] (''Ichthyodinium'', ''[[#Duboscquella|Duboscquella]]''<ref name="Harada2007" />)<br />
|2=Gruppe V<br />
}}<br />
}}<br />
}}<br />
<!--<br />
{{Klade<br />
|1=1<br />
|2=2<br />
}}<br />
--><br />
<br />
Die Gruppe I wurde nochmals in [[Klade]]n 1 bis 8 unterteilt, mit ''Ichthyodinium'' in Klade 3 und ''[[#Duboscquella|Duboscquella]]'' in Klade 4.<br />
Ebenso wurde die Gruppe II in Kladen 1 bis 44 unterteilt, wobei sich die „komplexe“ Gattung ''[[#Amoebophrya|Amoebophrya]]'' auf mehrere Kladen verteilt, darunter Klade 1, 2, 3, 4 und 33.<ref name="Guillou2008" /><br />
<br />
Mitglieder der Gruppe I Klade 1 wurden beispielsweise 2023/2024 in der mikrobiellen Lebensgemeinschaft der [[Farbwechselnde Gorgonie|Farbwechselnden Gorgonie]] (''Paramuricea clavata'') neben Bakterien der [[Gammaproteobacteria]]-Gattung ''[[Endozoicomonas]]'' (sowie [[Alphaproteobacteria]], [[Betaproteobacteria]] und [[Actinobacteria]]) identifiziert.<ref name="Bonacolta2024" /><br />
<br />
== {{Anker|Syndinium}}Gattung ''Syndinium'' ==<br />
[[Datei:Syndinium nuclear division (1).jpg|mini|[[Mitose|Mitotische Kernteilung]] bei ''Syndinium''. Die Bewegung der [[Chromosom]]en wird durch [[Spindelapparat|Spindeln]] außerhalb des [[Zellkern]]s (extranukleare Sp.) gesteuert.]]<br />
<div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Jmse-11-00001-g007a.jpg|mini|ohne|[[Transmissions-Elektronenmikroskop|TEM]]-Aufnahme eines [[Ultradünnschnitt|Ultra&shy;dünn&shy;schnitts]] mit Trennung der [[Chromosom|Chromo&shy;somen]] (Ch) und [[Zentriole]]n (weiße Pfeile).]]</div><br />
<br />
''Syndinium'' ist eine [[Kosmopolit (Biologie)|kosmopolitische]] Gattung parasitischer Dinoflagellaten, die [[Meer|marine]] [[plankton]]ische Arten von [[Ruderfußkrebse]]n (Copepoden) und [[Strahlentierchen]] (Radiolarien) befallen und abtöten.<ref name="Chatton1910" /><br />
Der [[Lebensgeschichte#Lebenszyklus|Lebenszyklus]] von ''Syndinium'' ist über das Parasiten- und Zoosporenstadium hinaus nicht gut verstanden (Stand 2005).<ref name="Skovgaard2005" /><br />
<br />
Im Gegensatz zu anderen Dinoflagellaten verfügt ''Syndinium'' wie auch die anderen Mitglieder der Ordnung Syndiniales nicht über das herkömmliche [[Dinokaryon]] oder den damit verbundenen Prozess der [[Dinomitose]]. Stattdessen besitzen ''Syndinium''-Vertreter weniger, aber größere [[Chromosom]]en als die meisten anderen Dinoflagellaten, nämlich nur 4 im Vergleich zu den sonst typischen 20 und mehr.<ref name="Ris1975" /><br />
''Syndinium'' zeichnet sich durch [[Mitose|mitotische]] Kernteilungsmechanismen aus, bei denen die [[Kinetochor]]en an der [[Kernmembran]] befestigt sind und die damit verbundenen V-förmigen Chromosomen durch axial ausgerichtete [[Mikrotubuli]] voneinander weggeschoben werden.<ref name="Ris1974" /> Diese Methode der Kernteilung ist bei Dinoflagellaten zwar nicht ganz selten, wurde aber erstmals bei ''Syndinium'' untersucht.<br />
<br />
== {{Anker|Merodinium}}Gattung ''Merodinium'' ==<br />
Die Gattung ''Merodinium'' wurde beschrieben als [[Meer|marine]] [[Parasit]]en von [[Strahlentierchen]] (Radiolarien), die im <!--endokapsulären oder extrakapsulären - endocapsular or extracapsular -->[[Zytoplasma]] ihres [[Wirt (Biologie)|Wirts]] ein [[Syncytium|plasmodiales Stadium]] bilden (vgl. Familie der [[Plasmodien]], [[Nomenklatur|wiss.]] Plasmodiidae), aus denen sich nach der Fragmentierung typische [[Dinospore]]n<ref name="dinospore" /> bilden. Lebenszyklus, Biochemie und Zytologie des Zellkerns ähneln stark denen der Gattung ''[[#Syndinium|Syndinium]]''. Daher wurde und wird ''Merodinium'' häufig als Synonym von ''Syndinium'' betrachtet und wurde (ungültigerweise) als Untergattung zu Syndinium gestellt. Die Abgrenzung zu ''Syndinium'' ist verworren, ''Merodinium''-Arten sind aber ausschließlich als marine Parasiten des endo- oder extrakapsulären Zytoplasmas von Radiolarien beschrieben worden.<ref>[[AlgaeBase]]: [https://www.algaebase.org/search/genus/detail/?genus_id=47310 Merodinium Chatton, 1923].</ref><br />
<br />
== {{Anker|Hematodinium}}Gattung ''Hematodinium'' ==<br />
{{Mehrere Bilder<br />
| align = right<br />
| Richtung = horizontal/vertical<br />
| Kopfzeile = ''Hematodinium'' spp. mit ihren [[Wirt (Biologie)|Wirten]]:<br />
| Kopfzeile_align = left<br />
| Fußzeile = <br />
| Fußzeile_align = right<br />
| Bild1 = Pone.0082774.g001.tif<br />
| Untertitel1 = mit Wirt ''Ovalipes australiensis'' (Portunoidea-[[Krabben]])<br />
| Breite1 = 180<br />
| Bild2 = Dinoflagellate-Viral NucleoProtein (DVNP) immunofluorescence assays (IFAs) of haemolymph parasite mixes.tiff<br />
| Untertitel2 = mit Wirten ''O. australiensis'' (A) und ''Leptomithrax gai&shy;mardii'' ([[Dreieckskrabben|Dreiecks&shy;krab&shy;ben]], B)<br />
| Breite2 = 160<br />
| Bild3 = Pone.0082774.g003.tif<br />
| Untertitel3 = mit Wirt ''Calli&shy;nec&shy;tes sapidus'' ([[Schwimmkrabben|Schwimm&shy;krab&shy;ben]])<br />
| Breite3 = 98<br />
}}<br />
{{Mehrere Bilder<br />
| align = right<br />
| Richtung = horizontal/vertical<br />
| Kopfzeile = <br />
| Kopfzeile_align = left<br />
| Fußzeile = <br />
| Fußzeile_align = right<br />
| Bild1 = Dinoflagellate-Viral NucleoProtein (DVNP) immunofluorescence assays (IFAs) of haemolymph parasite mixes.tiff<br />
| Untertitel1 = [[Phasenkontrastmikroskopie]]: mit Wirt ''[[Carcinus maenas]]'' (Gemeine Strand&shy;krabbe)<br />
| Breite1 = 210<br />
| Bild2 = 13071 2019 3727 Fig6.webp<br />
| Untertitel2 = [[Histopathologie]]: mit demselben Wirt<!-- (Gemeine Strandkrabbe)--><br />
| Breite2 = 100<br />
}}<br />
<br />
''Hematodinium'' ist eine Gattung innerer [[Parasit]]en in der [[Hämolymphe]] (dem „Blut“), d.&nbsp;h. im [[Haemocoel]] (oder Hydroskelett) [[Meer|mariner]] [[Krebstiere]] (Crustacea: [[Decapoda]] und vielleicht [[Amphipoda]]) des [[Nordatlantik]]s und des [[Mittelmeer]]s, die ein [[Syncytium|plasmodiales Stadium]] ausbildet.<br />
Im Gegensatz zur Gattung ''[[#Syndinium|Syndinium]]'', die ein großes Plasmodium bildet, das mehr oder weniger das gesamte [[Haemocoel]] des [[Wirt (Biologie)|Wirtes]] einnimmt, aber später (sekundär) durch Fragmentierung kleinere Plasmodien produziert, werden bei ''Hematodinium'' sofort viele kleine Plasmodien mit einer Länge von bis zu 150&nbsp;[[Meter#Mikrometer|µm]] erzeugt.<br />
Die Zellkerne sind vom typischen ''Syndinium''-Typ mit 5 V-förmigen [[Chromosom]]en.<br />
Die genaue Art, wie Dinosporen<ref name="dinospore" /> gebildet werden und deren Morphologie ist bisher unbekannt (Stand 2017).<br />
Die Abgrenzung zu ''Syndinium'' ist schwierig und Verwechslungen zwischen beiden eng miteinander verwandten Gattungen sind leicht möglich.<ref name="AlgaeBase_Hematodinium">[[AlgaeBase]]: [https://www.algaebase.org/search/genus/detail/?genus_id=44938 ''Hematodinium'' Chatton & Poisson, 1930].</ref><br />
<br />
Typusart ist ''Hematodinium perezi'', zu seinen Wirten gehören die [[Blaukrabbe]] (''Callinectes sapidus''), [[Kaisergranat]] (''Nephrops norvegicus'').<ref name="Kennedy2007" /><ref name="Phillips2006" /><ref name="Li2008" /> und die [[Schneekrabben]] (''Chionoecetes bairdi'', {{enS}} {{lang|en|''bairdi'', ''tanner'' or ''snow crab''}}).<br />
Arten dieser Gattung verursachen der kommerziellen Krabbenfischerei wirtschaftlichen Schaden.<ref name="Phillips2006" /><br />
Sie verursacht unter anderem (vermutlich) die Bitterkrabbenkrankheit ({{enS|bitter crab disease}}) in der großen Schneekrabbenfischerei in der [[Beringsee]] (Nord[[pazifik]]).<ref name="Phillips2006" /><ref name="AlgaeBase_Hematodinium" /><br />
<br />
== {{Anker|Duboscquella}}Gattung ''Duboscquella'' ==<br />
''Duboscquella'' ist eine Gattung innerer [[Parasit]]en [[Meer|mariner]] von [[Wimpertierchen]] (etwa der Ordnung [[Tintinnida]]) oder von Dinoflagellaten der Ordnung [[Noctilucales]]. Sie sind nach dem französischen [[Zoologe]]n, [[Mykologe]]n und [[Parasitologe]]n [[Octave Duboscq]] (1868–1943) benannt.<ref name="Harada2007" /><ref name="Burkhardt2022" /><ref name="AlgaeBase_Duboscquella" /><ref name="eol_Duboscquella" /><br />
Die Gattung wurde von [[Édouard Chatton|Édouard (Pierre Léon) Chatton]] (1920) erstbeschrieben.<ref name="Chatton1920" /><br />
<br />
Die Dinosporen<ref name="dinospore" /> werden passiv durch Verschlucken übertragen. Im Wirtsorganismus verlieren sie ihre Geißeln und entwickeln sich zu einem [[Trophie|trophischen]] Stadium (Ernährungsstadium).<br />
Der Zellkörper (Pisom, vgl. [[Extrachromosomales Element|Episom]] = Außenkörper) ist von einem Schild (einem verdickten Teil des [[Dinoflagellaten#Amphiesma|Amphiesmas]] alias Cortex oder Rinde) – bedeckt, der von einem Faserring ({{enS|fibrous ring}}), genannt Perinema, begrenzt wird. Eine trichterförmige Skelettstruktur mit unklarer Funktion, die an diesem Faserring befestigt ist, markiert die ventrale Seite des Parasiten. Einige Arten bilden große [[Nahrungsvakuole]]n, bevor die <!--palintomische - palintomic -->Zellteilung zu zahlreichen geißeltragenden Dinosporen<ref name="dinospore" /> führt.<!--<br />
Diese können entweder Mikro- oder Makrosporen sein, aber die Nachkommen eines Befalls sind immer gleich groß. Mikrosporen besitzen nur eine einzige Geißel, Makrosporen hingegen haben (beispielsweise bei ''D. cachoni'') zwei Geißeln.<br />
-- ''D. cachoni'' wurde nach Euduboscquella verschoben. Bahauptung für Duboscquella daher fraglich --><ref name="AlgaeBase_Duboscquella" /><br />
<br />
Die Zellen der ''Duboscquella''-Arten sind ohne [[Chloroplast]]en. Da die Infektionsrate der Wirte sehr hoch sein können, wird vermutet, dass der Parasit die Populationsdynamik des Wirts kontrollieren kann.<ref name="AlgaeBase_Duboscquella">[[AlgaeBase]]: [https://www.algaebase.org/search/genus/detail/?genus_id=44941 Duboscquella Chatton, 1920].</ref><br />
{{Absatz}}<br />
<gallery mode="packed" caption="''[[Helicostomella]]'' sp. ([[Tintinnida]]), infiziert mit ''Duboscquella ''sp. (oder ähnlich). Nordsee, Sylt."><br />
Sabine ehmen 2 126 34.tif<br />
Sabine ehmen 2 126 35.tif<br />
Sabine ehmen 2 126 36.tif<br />
</gallery><br />
<br />
== {{Anker|Euduboscquella}}Gattung ''Euduboscquella'' ==<br />
''Euduboscquella'' ist eine Gattung basaler Dinoflagellaten, die in [[Küstengewässer]]n auf der ganzen Welt vorkommt.<ref name="Jung2015" /> Sie wurde 2012 aus der Gattung ''[[#Duboscquella|Duboscquella]]'' ausgegliedert.<ref>[[WoRMS]]: [https://www.marinespecies.org/aphia.php?p=taxdetails&id=601282 ''Duboscquella''] Chatton, 1920.</ref><br />
Die Mitglieder dieser Gattung sind allesamt intrazelluläre [[Parasit]]en, die vor allem [[Tintinniden]] (eine Ordnung der [[Wimpertierchen]]) infizieren.<br />
Ihre Vertreter sind in der Regel in [[Meer]]esumgebungen zu finden, wo sie entweder einen [[Wirt (Biologie)|Wirt]] infizieren oder in einem Ruhestadium (vgl. [[Zyste (Biologie)|Zyste]]) auf der Suche nach einem neuen Wirt sind.<br />
Die ''Euduboscquella''-Mitglieder besitzen ein mehrrilliges Schild ({{enS|multi-grooved shield}}), das ihr [[Zytoplasma]] vom Zytoplasma des Wirts trennt und das zur [[taxonomisch]]en Identifizierung verwendet wird.<ref name="Coates2012" /><br />
<br />
Die Dinosporen<ref name="dinospore" /> von ''Euduboscquella cachoni'' (früher ''Duboscquella cachoni'') sind biflagellate (doppelt begeißelte) Makrosporen.<ref name="AlgaeBase_Duboscquella" /><br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="150" caption="''Euduboscquella triangula'' mit [[Wirt (Biologie)|Wirt]] ''Helicostomella longa'' ([[Tintinnida]]-Wimpertierchen)"><br />
Fmars-08-720424-g002.jpg<br />
Fmars-08-720424-g003.jpg<br />
Fmars-08-720424-g004.jpg<br />
In vivo Morphology and Development of Euduboscquella triangula.webm<br />
</gallery><br />
<div class="center">Fundort Jangmok&nbsp;Bay, [[Geojedo]] (Insel), Südostküste von [[Korea]]</div><br />
<br />
== {{Anker|Amoebophrya}}Gattung ''Amoebophrya'' ==<br />
[[Datei:Different stages of Amoebophrya sp. infecting Alexandrium fundyense in Salt Pond as revealed by FISH-TSA.tiff|mini|Lebenszyklus von ''Amoebophrya'' spp. (grün) und ihrem Wirt ''Alexandrium fundyense'' ([[Dinoflagellaten#Systematik|Pyrocystaceae]], blau/rot).]]<br />
[[Datei:Pone.0081150.g004.tif|mini|[[Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung|FISH]]-Aufnahmen von Stadien im Lebenszyklus von ''Alexandrium fundyense'' (blau/rot) und ''Amoebophrya'' spp. (grün)]]<br />
<br />
Unter den sieben beschriebenen Arten der Gattung ist bisher (Stand 2008) ''Amoebophrya ceratii'' genetisch charakterisiert.<br />
''A. ceratii'' ist ein [[Parasitoid]] vieler (aber nicht aller) Dinoflagellaten, einschließlich heterotropher Arten.<ref name="Guillou2008" /><br />
<br />
Die Gattung ''Amoebophrya'' umfasst [[Parasit]]en (bzw. Parasitoide), die freilebende [[Dinoflagellaten]] infizieren.<ref name="Miller2012" /> Die verschiedenen Arten der Gattung befallen wirtsspezifisch unterschiedliche Arten der Dinoflagellaten,<ref name="Kim2006" /> so infizieren vorgeschlagene ''Amoebophrya'' Dinoflagellaten<ref name="NCBI_Amoebophrya" /><br />
* aus der Ordnung [[Gymnodiniales]]: Gymnodiniaceae (''Gymnodinium'', ''Cochlodinium'', ''Akashiwo''), Kareniaceae (''Karlodinium''),<br />
* aus der Ordnung [[Peridiniales]]: Peridiniaceae (''Scrippsiella''), Ostreopsidaceae (''Ostreopsis'')<br />
* aus der Ordnung [[Prorocentrales]]: Prorocentraceae (''Prorocentrum'')<br />
* aus der Ordnung [[Dinophysiales]]: Dinophysiaceae (''Dinophysis'', ''Phalacroma'')<br />
* aus der Ordnung [[Gonyaulacales]]: Pyrocystaceae (''Alexandrium''), Ceratiaceae (''Ceratium'', ''Tripos'').<br />
''A. ceratii'' ist sogar in der Lage, andere ''Amoebophrya''-Arten (wie ''A. leptodisci'') oder andere (mögliche) Syndiniales (wie ''Keppenodinium'') zu parasitieren.<ref name="Guillou2008" /><br />
<br />
Wirte, die mit bestimmten ''Amoebophrya''-Stämmen wie ''Amoebophrya ceratii'' infiziert sind, sind nicht mehr in der Lage, sich fortzupflanzen. Der Parasit beendet seinen Lebenszyklus, indem er den Wirt tötet.<ref name="Yih2000" /> Der Parasit vergrößert sich zunächst durch [[Mitose|Kernteilungen]], ohne dass eine [[Zytokinese]] (Zellteilung) erforderlich ist, was zu einem bienenstockähnlichen Aussehen der mehrkernigen Parasitenzellen im Wirt führt. Nach der Tötung des Wirts wird ''Amoebophrya'' mobil und wurmförmig (vermiform), teilt sich aber bald in [[Dinosporen]].<ref name="dinospore" /> Diese neuen Dinosporen haben dann nur eine kurze Zeitspanne, um neue Wirte zu finden, da ihre Überlebenszeit im Wasser gering ist.<ref name="Yih2000" /><br />
<br />
Die Mitglieder der Gattung wirken als [[Biologische Schädlingsbekämpfung|biologisches Kontrollmittel]] von durch Dinoflagellaten verursachte [[Algenblüte]]n ([[Rote Tiden]]). Wegen der Wirtsspezifität dieser Parasiten<ref name="Kim2006" /> muss möglichst genau ermittelt werden, welche Organismen die Blüten verursachen, und welche Parasiten diese infizieren, damit eine solche „biologische“ Bekämpfung möglich ist.<ref name="Kim2006" /><br />
<br />
Nach einer 2019 von John ''et&nbsp;al.'' veröffentlichten Studie besitzen die [[Mitochondrien]] von ''Amoebophrya ceratii'' keine [[DNA]] und wären damit neben ''[[Cryptosporidium parvum]]'' ([[Kryptosporidien]]) eines der wenigen bekannten Beispiele DNA-freier echter Mitochondrien (Stand 2019).<ref name="John2019" /> Der Fund (bzw. Nicht-Fund) wurde aber von Kayal & Smith 2021 angezweifelt.<ref name="Kayal2021" /><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://lifemap-ncbi.univ-lyon1.fr/?tid=88547 Syndiniales]. Auf: [[Lifemap]] NCBI Version.<br />
* [http://www.onezoom.org/life.html/@Syndiniales Syndiniales]. Auf: [[OneZoom]].<br />
* [https://lifegate.idiv.de/#order-10-822.63-6172.84,zoom=auto_max Syndiniales]. Auf: [[LifeGate]].<br />
* [https://www.gbif.org/species/9003358 Syndiniales]. Auf: {{lang|en|[[Global Biodiversity Information Facility]]}} (GBIF), Karte zeigt weltweite Verbreitung<br />
* {{Anker|DINOFLAJ2}}[http://dinoflaj.smu.ca/wiki/Class_Syndiniophyceae Class Syndiniophyceae]. Stand: 1. September 2015.<sup>[https://web.archive.org/web/20230404211822/http://dinoflaj.smu.ca/wiki/Class_Syndiniophyceae *]</sup> Auf: R.&nbsp;A. Fensome, R.&nbsp;A. MacRae, G.&nbsp;L. Williams: DINOFLAJ2 Version 1, 2008. American Association of Stratigraphic Palynologists, Data Series no. 1. Dazu:<br />
** [http://dinoflaj.smu.ca/wiki/Order_Syndiniales Order Syndiniales] (Teil 1<sup>[https://web.archive.org/web/20230404212249/http://dinoflaj.smu.ca/wiki/Order_Syndiniales *]</sup>)<br />
** [http://dinoflaj.smu.ca/wiki/Order_Syndiniales_part_2 Order Syndiniales] (Teil 2<sup>[https://web.archive.org/web/20230404212521/http://dinoflaj.smu.ca/wiki/Order_Syndiniales_part_2 *]</sup>)<br />
: Schemazeichnungen der verschiedenen Lebensphasen der Syndiniales.<br /><sup><small><sup>*&nbsp;[<u>➚</u>]</sup></small></sup> – Memento im Webarchiv vom 4. April 2023.<br />
* [[Meeresökologie]]: [https://www.spektrum.de/news/parasiten-halten-giftblueten-in-schach/974487 Parasiten halten Giftblüten in Schach]. Auf: [[spektrum.de]] vom 20. November 2008 – ''Amoebophrya'' versus ''Alexandrium minutum'' ([https://web.archive.org/web/20230404041521/https://www.spektrum.de/news/parasiten-halten-giftblueten-in-schach/974487 Memento] im Webarchiv vom 4. April 2023).<br />
* Andrea Wild: [https://blog.csiro.au/australias-microbiome-on-the-map/ Australia’s microbiome on the map]. Auf CSIRO.au, 2. April 2019.<br />
<br />
== Weiterführende Literatur ==<br />
* Sean R. Anderson, Leocadio Blanco-Bercia, Craig A. Carlson, Elizabeth L. Harvey: ''Ro&#x200B;<!--Maskiert gegen Fehleranzeige durch WP Rechtschreibprüfung-->le of Syndiniales parasites in depth-specific networks and carbon flux in the oligotrophic ocean.'' In: ''ISME Communications'', Band 4, Nr.&nbsp;1, 23. Januar 2024,<br />
S.&nbsp;ycae014; [[doi:10.1093/ismeco/ycae014]] ({{enS}}).<br />
* Camille Clerissi, Sébastien Brunet, Jeremie Vidal-Dupiol, Mehdi Adjeroud, Pierre Lepage, Laure Guillou, Jean-Michel Escoubas, Eve Toulza: ''Protists Within Corals: The Hidden Diversity.'' In: ''Frontiers in Microbiology'', Band 9, 31. August 2018, Sec. Microbial Symbioses; [[doi:10.3389/fmicb.2018.02043]], [[ResearchGate]]:[https://www.researchgate.net/publication/327344918 327344918] ({{enS}}).<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive><br />
<ref name="NCBI"><br />
[[National Center for Biotechnology Information|NCBI]] Taxonomy Browser: [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/Taxonomy/Browser/wwwtax.cgi?mode=Tree&id=88547&lvl=4&p=has_linkout&p=blast_url&p=genome_blast&keep=1&srchmode=1&unlock Syndiniales], Details: [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/Taxonomy/Browser/wwwtax.cgi?mode=Info&id=88547&srchmode=1 Syndiniales] (order).<br />
</ref><br />
<ref name="NCBI_Oxyrrhis"><br />
[[National Center for Biotechnology Information|NCBI]] Taxonomy Browser: [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/Taxonomy/Browser/wwwtax.cgi?mode=Info&id=2968&srchmode=3 ''Oxyrrhis''] (genus).<br />
</ref><br />
<ref name="NCBI_Amoebophrya"><br />
[[National Center for Biotechnology Information|NCBI]] Taxonomy Browser: [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/Taxonomy/Browser/wwwtax.cgi?mode=Tree&id=88551&lvl=3&p=has_linkout&p=blast_url&p=genome_blast&keep=1&srchmode=1 Amoebophrya].<br />
</ref><br />
<ref name="WoRMS"><br />
[[WoRMS]]: [https://www.marinespecies.org/aphia.php?p=taxdetails&id=146213 Syndiniales] (Order).<br />
</ref><br />
<ref name="WoRMS_Keppenodinium"><br />
[[WoRMS]]: [https://marinespecies.org/aphia.php?p=taxdetails&id=603045 ''Keppenodinium'' Loeblich Jr. & Loeblich III, 1966] (Genus).<br />
</ref><br />
<ref name="AlgaeBase"><br />
[https://www.algaebase.org/browse/taxonomy/#158760 Syndiniales], Details: [https://www.algaebase.org/browse/taxonomy/detail/?taxonid=158760 Order Syndiniales] A.R.Loeblich III 1982 (Order).<br />
</ref><br />
<ref name="GBIF"><br />
[https://www.gbif.org/species/9003358 Syndiniales] (Order).<br />
</ref><br />
<ref name="NIES"><br />
[https://www.nies.go.jp/chiiki1/protoz/systemat/s-protoz.htm Systematics of Protozoa]. The World of Protozoa, Rotifera, Nematoda and Oligochaeta (WPRNO), [[National Institute for Environmental Studies]] (NIES), Japan<br />
</ref><br />
<ref name="dinospore"><br />
Wiktionary: [[wikt:en:dinospore|dinospore]] ({{enS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="eol_Duboscquella"><br />
[https://eol.org/pages/90789/articles?locale_code=en Duboscquella Chatton 1920]. Auf: Encyclopedia of Life (EOL), by: National Museum of Natural History.<br />
</ref><br />
<ref name="GBIF_Syndinida"><br />
[[GBIF]]: [https://www.gbif.org/species/127602622 Syndinida] (synonym).<br />
</ref><br />
<ref name="µtax_Keppenodinium"><br />
[https://www.mikrotax.org/dinotax/index.php?id=1100259 CATALOG OF ORIGINAL DESCRIPTIONS: Keppenodinium Loeblich Jr. & Loeblich III 1966]. Auf: dinotax (mikrotax.org).<br />
</ref><br />
<!-----ab hier Studien in der Reihenfolge des erstgenannten Autors ----><br />
<ref name="Adl2012"><br />
Sina M. Adl, Alastair G.&nbsp;B. Simpson, Christopher E. Lane, Julius Lukeš, David Bass, Samuel S. Bowser, Matthew W. Brown, Fabien Burki, Micah Dunthorn, Vladimir Hampl, Aaron Hei&#x200B;ss, Mona Hoppenrath, Enrique Lara, Line le Gall, Denis H. Lynn, Hilary McManus, Edward A.&nbsp;D. Mitchell, Sharon E. Mozley-Stanridge, Laura W. Parfrey, Jan Pawlowski, Sonja Rueckert, Laura Shadwick, Conrad L. Schoch, Alexey Smirnov, Frederick W. Spiegel: ''The Revised Classification of Eukaryotes''. In: ''Journal of Eukaryotic Microbiology'', Band 59, Nr.&nbsp;5, 28. September 2012, S.&nbsp;429–514; [[doi:10.1111/j.1550-7408.2012.00644.x]], [https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1550-7408.2012.00644.x/pdf PDF] ({{enS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="Brate2012"><br />
{{cite journal |author=Jon Bråte, Anders K. Krabberød, Jane K. Dolven, Randi F. Ose, Tom Kristensen, Kjell R. Bjørklund, Kamran Shalchian-Tabrizi |title=Radiolaria associated with large diversity of marine alveolates |journal=Protist |volume=163 |issue=5 |pages=767–777 |date=2012-09 |pmid=22658831 |doi=10.1016/j.protis.2012.04.004 |language=en }}<br />
</ref><br />
<ref name="Bonacolta2024"><br />
Anthony M. Bonacolta, Jordi Miravall, Daniel Gómez-Gras, Jean-Baptiste Ledoux, Paula López-Sendino, Joaquim Garrabou, Ramon Massana, Javier del Campo: ''Differential apicomplexan presence predicts thermal stress mortality in the Mediterranean coral ''Paramuricea clavata''.'' In: ''Environmental Microbiology'', Band 26, Nr.&nbsp;1, Januar 2024, S.&nbsp;e16548; [[doi:10.1111/1462-2920.16548]], PMID 38072822 , [[ResearchGate]]:[https://www.researchgate.net/publication/376399835 376399835], Epub 10. Dezember 2023 ({{enS}}). Dazu:<br />
<br />
* [https://www.eurekalert.org/news-releases/1031044 A single-celled microbe is helping corals survive climate change, study finds]. Auf: [[EurekAlert]]! vom 11. Januar 2024.<br />
* Annie Reisewitz: [https://news.miami.edu/rosenstiel/stories/2024/01/a-single-celled-microbe-is-helping-corals-survive-climate-change-study-finds.html A single-celled-microbe is helping corals survive climate change, study finds]. Pressemitteilung der [[University of Miami]], Rosenstiel School vom 11. Januar 2024<!-- 01-11-2024 amerikanisch --><br />
</ref><br />
<ref name="Burkhardt2022"><br />
{{cite book |last=Burkhardt|first=Lotte |title=Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen |trans-title=Encyclopedia of eponymic plant names |publisher=Botanic Garden and Botanical Museum, Freie Universität Berlin |year=2022 |isbn=978-3-946292-41-8 <br />
|doi=10.3372/epolist2022 |language=de |location=Berlin }}<br />
</ref><br />
<ref name="Chatton1910"><br />
Édouard Chatton: ''[http://scholar.google.com/scholar_lookup?&title=Sur%20l%27existence%20de%20dinoflagell%C3%A9s%20parasites%20coelomiques.%20LesSyndinium%20chez%20les%20cop%C3%A9podes%20parasites&journal=C.r.%20hebd.%20S%C3%A9anc.%20Acad%20Sci.%2C%20Paris&volume=102&pages=654-656&publication_year=1910&author=Chatton%2CE. Sur l'existence de dinoflagellés parasites coelomiques. Les ''Syndinium'' chez les copépodes parasites]'' (engl.: ''On the existence of coelom Dinoflagellate parasites. The ''Syndinium'' in pelagic copepods''). In: ''Comptes Rendus Hebdomadaires Des Séances De l'Académie des Sciences'', Band 151, 1910, S.&nbsp;654–656 ({{frS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="Chatton1920"><br />
Édouard Chatton: ''Les Péridiniens parasites: morphologie, reproduction, éthologie''. [https://www.researchgate.net/figure/6-Cover-of-Chattons-1919-thesis-Faculte-des-Sciences-de-Paris-Les-Peridiniens_fig3_359545995 Thesis], ''Faculté des Sciences de Paris'', 1919. In: ''Archives de zoologie expérimentale et générale'' (''Arch. Zool. Exp. Gen.''), Band 59, S.&nbsp;322-325, 1920 ({{frS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="Chatton1934"><br />
Édouard Chatton, Berthe Biecheler: ''Les ''Coccidinidae'', dinoflagellés coccidiomorphes parasites de dinoflagellés, et le phylum des ''Phytodinozoa''.'' In: ''Comptes Rendus Hebdomadaires Des Séances De l'Académie des Sciences'', S.&nbsp;252–255, 16. Juli 1934 ({{frS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="Chatton1936"><br />
Édouard Chatton, Berthe Biecheler: ''Documents nouveaux relatifs aux coccidinides (dinoflagellés parasites). La sexualité du ''Coccidium meslini'', n. sp.'' In: ''Académie des Sciences'': ''Mémoires et Communications des Membres et des Correspondants de l'Académie'', 28. September 1936 ({{frS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="Coates2012"><br />
D. Wayne Coats, Tsvetan R. Bachvaroff, Charles F. Delwiche: ''Revision of the Family Duboscquellidae with Description of ''Euduboscquella crenulata'' n.&nbsp;gen., n.&nbsp;sp. (Dinoflagellata, Syndinea), an Intracellular Parasite of the Ciliate ''Favella panamensis'' Kofoid & Campbell.'' In: ''Journal of Eukaryotic Microbiology'', Band 59, Nr.&nbsp;1, S.&nbsp;1–11; [[doi:10.1111/j.1550-7408.2011.00588.x]], PMID 22221918 ({{enS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="Flegontov2012"><br />
Pavel Flegontov, Julius Lukeš: ''Chapter Six - Mitochondrial Genomes of Photosynthetic Euglenids and Alveolates''. In: ''Advances in Botanical Research'', Band 63, 2012, S.&nbsp;127-153; [[doi:10.1016/B978-0-12-394279-1.00006-5]] ({{enS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="Gomez2010"><br />
{{cite journal |author=Fernando Gómez, David Moreira, Purificación López-García |title=Molecular phylogeny of noctilucoid dinoflagellates (Noctilucales, Dinophyceae) |journal=Protist |volume=161 |issue=3 |pages=466–78 |date=2010-07 |pmid=20188628 |doi=10.1016/j.protis.2009.12.005 |language=en}}<br />
</ref><br />
<ref name="Gomez2012"><br />
{{cite journal |author=Fernando Gómez |title=A checklist and classification of living dinoflagellates (Dinoflagellata, Alveolata) |journal=CICIMAR Oceánides |volume=27 |issue=1 |pages=65–140 |date=2012-06 |doi=10.37543/oceanides.v27i1.111 |id=[[ResearchGate]]:[https://www.researchgate.net/profile/Fernando-Gomez-36/publication/230819984 230819984] |language=en}}<br />
</ref><br />
<ref name="Guillou2008"><br />
Laure Guillou, Manon Viprey, Aurélie Chambouvet, Rory M. Welsh, Amy R. Kirkham, R. Massana, David J. Scanlan, [[Alexandra Z. Worden]]: ''Widespread occurrence and genetic diversity of marine parasitoids belonging to ''Syndiniales'' (''Alveolata'').'' In: ''Environmental Microbiology'', Band 10, Nr.&nbsp;12, Dezember 2008, S.&nbsp;3349-3365; [[doi:10.1111/j.1462-2920.2008.01731.x]], PMID 18771501, [[ResearchGate]]:[https://www.researchgate.net/publication/23237625 23237625], Epub 7. November 2008 ({{enS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="Harada2007"><br />
Ai Harada, Susumu Ohtsuka, Takeo Horiguchi: ''Species of the parasitic genus ''Duboscquella'' are members of the enigmatic Marine Alveolate Group I''. In: ''Protist'', Band 158, Nr.&nbsp;3, 18. Juli 2007, S.&nbsp;337–347, [[doi:10.1016/j.protis.2007.03.005]], PMID 17560828, [[Handle-System|HDL]]: [[hdl:2115/30140|2115/30140]] ({{enS}}).<br />
</ref><br />
<ref name="Hoek1995"><br />
{{Cite book |author=C. van den Hoek, D.&nbsp;G. Mann, Hans Martin Jahns |title=Algae: an Introduction to Phycology |year=1995 |publisher=Cambridge University Press |location=Cambridge |isbn=0-521-31687-1 |pages=277–280 |language=en}}<br />
</ref><br />
<ref name="John2019"><br />
Uwe John, Yameng Lu, Sylke Wohlrab, Marco Groth, Jan Janouškovec, Gurjeet S. Kohli, Felix C. Mark, Ulf Bickmeyer, Sarah Farhat, Marius Felder, Stephan Frickenhaus, Laure Guillou, Patrick J. Keeling, Ahmed Moustafa, Betina M. Porcel, Klaus Valentin, Gernot Glöckner: ''An aerobic eukaryotic parasite with functional mitochondria that likely lacks a mitochondrial genome''. In: ''Science Advances'', Band 5, Nr.&nbsp;4, 24. April 2019; [[doi:10.1126/sciadv.aav1110]] ({{enS}}). Dazu:<br />
*[https://www.biologie-seite.de/News/Kraftwerk_ohne_DNA.html Kraftwerk ohne DNA]. Auf: Biologie Seite vom 24. April 2019.<br />
</ref><br />
<ref name="Jung2015"><br />
{{cite journal |last1=Jung |first1=J.-H. |title=Euduboscquella costatan. sp. (Dinoflagellata, Syndinea), an Intracellular Parasite of the Ciliate Schmidingerella arcuata: Morphology, Molecular Phylogeny, Life Cycle, Prevalence, and Infection Intensity |journal=Journal of Eukaryotic Microbiology |date=2015 |volume=63 |issue=1 |pages=3–15 |doi=10.1111/jeu.12231 |pmid=25963420 |language=en }}<br />
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<ref name="Kayal2021"><br />
Ehsan Kayal, David R. Smith: ''Is the Dinoflagellate Amoebophrya Really Missing an mtDNA?'' In: ''Molecular Biology and Evolution'', Band 38, Nr.&nbsp;6, Juni 2021, S.&nbsp;2493&#x200B;–2496; [[doi:10.1093/molbev/msab041]], Epub: 10. Februar 2021 ({{enS}})<br />
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Victor S. Kennedy, Lewis Eugene Cronin: [https://www.mdsg.umd.edu/Bookstore/Books/blue-crab-callinectes-sapidus ''Blue Crab: ''Callinectes sapidus''&#x200B;'']. Maryland Sea Grant College, College Park, Md, 2007, ISBN 978-0-943676-67-8 ({{enS}}).<br />
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{{cite journal |last1=Miller|first1=John J. |last2=Delwiche|first2=Charles F. |last3=Coats|first3=D. Wayne |title=Ultrastructure of Amoebophrya sp. and its Changes during the Course of Infection |journal=Protist |date=2012-09 |volume=163 |issue=5 |pages=720–745 |doi=10.1016/j.protis.2011.11.007 |pmid=22209083 |language=en }}<br />
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<ref name="Phillips2006"><br />
{{Cite book |last1=Phillips |first1=Bruce F. |title=Lobsters: Biology, Management, Aquaculture and Fisheries |year=2006 |publisher=Blackwell Pub. |location=Oxford, UK ; Ames, Iowa |isbn=978-1-4051-2657-1 |doi=10.1002/9781118517444 |language=en }}<br />
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Hans Ris, Donna F. Kubai: ''An Unusual Mitotic Mechanism in the Parasitic Protozoan ''Syndinium'' sp.'' In: ''Rockefeller University Press'': ''Journal of Cell Biology'' (JCB), Band 60, Nr.&nbsp;3, S.&nbsp;702–720; [[doi:10.1083/jcb.60.3.702]] ({{enS}}).<br />
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<ref name="Ris1975"><br />
Hans Ris: ''Primitive mitotic mechanisms''. In: ''Elsevier'': ''Biosystems'', Band 7, Nr.&nbsp;{{nowrap|3-4}}, November 1975, S.&nbsp;298-304; [[doi:10.1016/0303-2647(75)90002-7]] ({{enS}})<br />
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<ref name="Simpson1996"><br />
Alastair G. Simpson, David J. Patterson: ''Ultrastructure and identification of the predatory flagellate ''Colpodella pugnax'' Cienkowski (Apicomplexa) with a description of ''Colpodella turpis'' n. sp. and a review of the genus''. In: ''Systematic Parasitology'', Band 33, Nr.&nbsp;3, S.&nbsp;187-198; [[doi:10.1007/BF01531200]], [[ResearchGate]]:[https://www.researchgate.net/profile/David_Patterson4/publication/226257627 226257627] ({{enS}}).<br />
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Alf Skovgaard, Ramon Massana, Vanessa Balagué, Enric Saiz: ''Phylogenetic Position of the Copepod-Infesting Parasite ''Syndinium turbo'' (Dinoflagellata, Syndinea)''. In: ''Protist'', Band 156, Nr.&nbsp;4, 13. Dezember 2005, S.&nbsp;413-423; [[doi:10.1016/j.protis.2005.08.00]] ({{enS}}).<br />
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<ref name="Strassert2018"><br />
{{cite journal |author=Jürgen F.&nbsp;H. Strassert, Anna Karnkowska, Elisabeth Hehenberger, Javier del Campo, Martin Kolisko, Noriko Okamoto, Fabien Burki, Jan Janouškovec, Camille Poirier, Guy Leonard, Steven J. Hallam, Thomas A. Richards, Alexandra Z. Worden, Alyson E. Santoro, Patrick J. Keeling |title=Single cell genomics of uncultured marine alveolates shows paraphyly of basal dinoflagellates |journal=The ISME Journal |volume=12 |issue=1 |pages=304–308 |date=2018-01 | pmid=28994824 |pmc=5739020 |doi=10.1038/ismej.2017.167 |language=en }}<br />
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Wonho Yih, D. Wayne Coats: ''Infection of ''Gymnodinium sanguineum'' by the dinoflagellate ''Amoebophrya'' sp.: effect of nutrient environment on parasite generation time, reproduction, and infectivity''. In: ''The Journal of Eukaryotic Microbiology'', Band 47, Nr.&nbsp;5, September 2000, ISSN 1066-5234, S.&nbsp;504–510; [[doi:10.1111/j.1550-7408.2000.tb00082.x]], PMID 11001148 ({{enS}}).<br />
</ref><br />
</references><br />
<br />
[[Kategorie:Dinoflagellaten]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/18._Mai_2025&diff=256166454Wikipedia:Löschkandidaten/18. Mai 20252025-05-20T12:44:28Z<p>Prototyperspective: /* Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts */ Antwort</p>
<hr />
<div>{{Löschkandidatenseite|erl=}}<br />
<!-- Hinweis an den letzten Bearbeiter: Wenn alles erledigt ist, hinter "erl=" mit --~~~~ signieren. --><br />
<br />
= Benutzerseiten =<br />
<br />
= Metaseiten =<br />
<br />
= Vorlagen =<br />
<br />
= Listen =<br />
== [[Liste von Personen, die Missbrauch verübten und einen katholischen Orden oder eine Gemeinschaft gründeten]] ==<br />
<br />
Lemma verbindet in unsinniger Weise Kriterien, die nichts miteinander zu tun haben. Ebenso gut könnte man einen Artikel [[Liste von Tennisspielern, die an Akne leiden]] anlegen. Und warum gerade Missbrauchstäter unter den Gründern katholischer Orden und nicht unter den Gründern (oder gar Mitgliedern) sonstiger geistlicher oder weltlicher Vereinigungen? Oder unter den Leitern von Knabenchören? Unter Grünen-Politikern? Was soll der Artikel "zeigen"? Wo ist das Erkenntisinteresse ... Hat mE im Übrigen auch was öffentlichem Pranger ("Liste böser Menschen"), was unenzyklopädisch sein dürfte. Wenn schon, dann gehören die Täter im Artikel [[Sexueller_Missbrauch_in_der_römisch-katholischen_Kirche]] erwähnt. --[[Benutzer:Liutprand|Liutprand]] ([[Benutzer Diskussion:Liutprand|Diskussion]]) 21:49, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Zur Berechtigung dieser Liste habe ich keine abschließende Meinung; mindestens ein angeführter Löschgrund ist aber ungültig. Dass nämlich die beiden in der Definition verschnittenen Kriterien „nichts miteinander zu tun haben“ sollen, trifft nicht zu. Die Gründung und anschließende Leitung einer Gemeinschaft kann es ''Sexual Predators'' erheblich erleichtern, Zugang zu prospektiven Opfern zu bekommen und Strukturen zu schaffen, in denen sie ungestraft ihre Untaten verüben können. Das ist nicht nur in der katholischen Kirche so, aber eben auch dort. --[[Benutzer:Yen Zotto|Yen Zotto]] ([[Benutzer Diskussion:Yen Zotto|Diskussion]]) 23:02, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::Dann müsste das Lemma aber heißen [[Liste von Personen, die ihre berufliche oder institutionelle Position dazu nutzten, Missbrauch zu verüben]]. --[[Benutzer:Liutprand|Liutprand]] ([[Benutzer Diskussion:Liutprand|Diskussion]]) 23:09, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::: Nein, das würde die Definition ändern. Es geht ja in der ggw. Form nur um ''Gründer'' von Gemeinschaften. Lemmafragen sind zudem hier sekundär. --[[Benutzer:Yen Zotto|Yen Zotto]] ([[Benutzer Diskussion:Yen Zotto|Diskussion]]) 09:01, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Genau das ist ja das Problem, dass es nur um "Gründer von Gemeinschaften" geht - und eben nicht um andere Personen, die Missbrauch begangen haben (und dabei ggf. ebenfalls organisatorisch-hierarchische Strukturen ausnutzen); genau deshalb habe ich ja den LA gestellt. Selbst wenn man generell eine "Liste von Missbrauchstätern" für wiki-relevant halten sollte (mE gehört das eher in Polizeiakten), gäbe es jedenfalls für eine Begrenzung auf diesen Personenkreis keinen vernünftigen Grund. Lemma-Fragen sind nie sekundär. Lemmas müssen relevant sein - was bei beliebigen Verschränkungen von Kriterien mE nicht der Fall ist. --[[Benutzer:Liutprand|Liutprand]] ([[Benutzer Diskussion:Liutprand|Diskussion]]) 10:52, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::Genau. Warum nur Katholiken und nicht z.B. Lutheraner, Anglikaner oder Evangelikale ? Warum nur die Gründer und nicht auch andere Führungspersonen aus der Gemeinschaft ? Warum keine Sportvereine oder Nachhilfeschulen ? So ist das viel zu eng definiert. --[[Benutzer:HH58|HH58]] ([[Benutzer Diskussion:HH58|Diskussion]]) 13:21, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::::::"Warum nur …" : Wer hat denn "nur" gesagt? Ähnliche Listen könnte es auch in anderen gesellschaftlichen Feldern geben.<br />
::::::Speziell für den Beritt römisch-katholischer Ordensgründer habe ich die Liste angelegt, weil die Mehrzahl der darin Aufgenommenen bis zu ihrer Entlarvung (und z.T. darüber hinaus) höchst gelobte und sehr prominente und populäre Personen waren, z.T. vom jeweiligen Papst hoch hofiert, für [[Josef Kentenich]] lief sogar ein Seligsprechungsverfahren. Das alles ist also nicht banal. Wenn ihr mehrheitlich meint, eine Löschung wird nicht als Vertuschung verstanden, dann löscht.--[[Benutzer:Der wahre Jakob|Der wahre Jakob]] ([[Benutzer Diskussion:Der wahre Jakob|Diskussion]]) 14:07, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::::Ich habe mit der Liste ja das Problem, dass hier massive Vorwürfe erhoben werden, die laut Lemma bewiesen sind (“verübten”). Wenn ich mir die Erläuterungen ansehe, steht da dann aber, dass es Vorwürfe sind oder dass derjenige es getan haben soll (was Übrigens langjährige Beziehungen mit Frauen damit zu tun haben verschließt sich mir). —<small>Mit [[Wikipedia:Wikiliebe|lieben]] Grüßen</small> [[Benutzer:Kriddl|Kriddl]] <small>[[Benutzer Diskussion:Kriddl|Bitte schreib mir etwas.]]</small> 15:17, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
Ein weiteres Problem ist, dass etliche der in der Liste genannten niemals strafrechtlich verurteilt wurden (und soweit bereits verstorben, auch nicht mehr werden). Wenn man jemandem sexuellen Missbrauch vorwirft, sollte man schon mit Gericht und Aktenzeichen belegen können. "Hat doch in der Zeitung gestanden" oder "Ist aus dem Orden geflogen" genügt nicht! Insofern besteht das Risiko der Verleumdung bzw. der üblen Nachrede. Es hat schon seinen Grund, warum wir in der Wikikpedia keine Listen von Mördern, Vergewaltigern, Räubern usw. führen ... Völlig daneben sind natürlich Listen von Leuten, die strafrechtlich nicht normierte Phantasiedelikte wie "Geistlicher Missbrauch" begangen haben sollen. Da können wir genauso gut Listen mit angeblichen Rechtsextremisten, mit politisch-inkorrekten Leuten (oder einfach Leuten, die wir nicht mögen) führen. Derlei Belastungseifer gehört vielleicht in eine Schülerzeitung, aber nicht in die Wikipedia ...--[[Benutzer:Liutprand|Liutprand]] ([[Benutzer Diskussion:Liutprand|Diskussion]]) 15:51, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
: '''Löschen.''' Die von mir auf der Disk und in [[Portal:Christentum/Qualitätssicherung#Liste von Gründern von katholischen Orden, Gemeinschaften oder Organisationen, die sexuellen oder geistlichen Missbrauch verübten]] genannten Kritikpunkte wurden immer noch nicht behoben. Die Gleichsetzung von sexuellem und von geistlichem Missbrauch ist mMn extrem problematisch, auch wenn beide in Teilen ähnliche strukturelle Ursachen haben. --[[Benutzer:Jergen|jergen]] [[Benutzer Diskussion:Jergen|?]] 18:34, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::'''Löschen''' 1.) Überflüssige Dopplung: Entsprechende Informationen sind bei den genannten Personen - falls Relevanz und eigener Artikel vorhanden - immer erwähnt und in den Artikeln der Orden - falls Relevanz und eigener Artikel vorhanden - auch. 2.) Für mich sieht das im Ergebnis nach [[Wikipedia:Keine Theoriefindung|Theoriefindung]] aus. --[[Benutzer:Hausbrucher|Hausbrucher]] ([[Benutzer Diskussion:Hausbrucher|Diskussion]]) 19:18, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:::<zynismus> die (Pranger)Liste hat einen guten Aspekt, sie zeigt, dass die offizielle r.k. Kirche was dazu gelernt hat und jüngere Fälle hatten auch Folgen für die betreffende Person. </zynismus> '''Löschen''', willkürliche Auswahl (s.o.), Prangerliste, manche Täter wurden nie gesichert als schuldig verurteilt (was sicher auch zeitgedingt war). ps: wurde das Thema vollständig/unvollständig schon besprochen? (Hängt mit der genauen Formulierung ''Liste der'' …/''Liste von'' … zusammen). --[[Benutzer:Hannes 24|Hannes 24]] ([[Benutzer Diskussion:Hannes 24|Diskussion]]) 14:26, 20. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
= Artikel =<br />
<br />
== [[Rügenwalder Spezialitäten Plüntsch]] (LAE) ==<br />
<br />
Der Artikel erfüllt nicht die Relevanzkriterien für [[Wikipedia:Relevanzkriterien#U|Unternehmen]]. Sonstige Relevanz fragwürdig und nicht belastbar. --[[Benutzer:Mad420|mad-for-tea-to-O]] [[Benutzer Diskussion:Mad420|42v0]] 04:42, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:Nö, bitte nicht schon wieder. Vor nicht einmal 4 Wochen auf „Bleibt“ entschieden. Daher hier falsch. Wenn der Betriebsablauf tatsächlich gestört werden soll, dann bitte über [[WP:LP]]. MfG,--[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 04:47, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::Der LA wurde vom Antragsteller wieder eingesetzt, und ich habe ihn erneut entfernt. @[[Benutzer:Mad420|Mad420]]: wie Brodkey65 oben schon erwähnt hat, wurde der Artikel vor kurzem erst nach Löschdiskussion administrativ behalten [https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/25._April_2025#R%C3%BCgenwalder_Spezialit%C3%A4ten_Pl%C3%BCntsch_(bleibt)]. Das konntest Du auch auf der Artikeldiskussionsseite sehen, weil dort ein entsprechender Hinweis prangt. Der angegebene Löschgrund war auch da schon die Relevanz. In einem solchen Fall soll nicht erneut ein Löschantrag gestellt werden. Wenn Du die Entscheidung für fehlerhaft hältst, musst Du vielmehr die [[WP:Löschprüfung|Löschprüfung]] anrufen. Bitte setze auf keinen Fall einfach wieder den Löschantrag in den Artikel ein. Gruß, --[[Benutzer:Yen Zotto|Yen Zotto]] ([[Benutzer Diskussion:Yen Zotto|Diskussion]]) 22:34, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::Unten steht auch der Antrag noch einmal. --[[Benutzerin:Irraza1910|Irraza1910]] ([[Benutzerin Diskussion:Irraza1910|Diskussion]]) 22:38, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Seufz. --[[Benutzer:Yen Zotto|Yen Zotto]] ([[Benutzer Diskussion:Yen Zotto|Diskussion]]) 23:03, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
<small>Von einem gleich betitelten Abschnitt weiter unten auf der Seite hierher verschoben:</small><br />
<br />
Der Artikel erfüllt nicht die Relevanzkriterien für [[Wikipedia:Relevanzkriterien#U|Unternehmen]]. Sonstige Relevanz fragwürdig und nicht belastbar. Viel ChatGPT & Werbung. --[[Benutzer:Mad420|mad-for-tea-to-O]] [[Benutzer Diskussion:Mad420|42v0]] 22:16, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Der Löschantrag ist doch schon oben mit LAE beendet worden. Da müsste man doch gegebenenfalls oben widersprechen, wenn man meint, oder? --[[Benutzerin:Irraza1910|Irraza1910]] ([[Benutzerin Diskussion:Irraza1910|Diskussion]]) 22:35, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::Löschantrag steht aber auch nicht im Artikel -> Ist das dann hier noch einmal LAE? --[[Benutzerin:Irraza1910|Irraza1910]] ([[Benutzerin Diskussion:Irraza1910|Diskussion]]) 22:36, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:Wenn es so weiter geht, erfolgt [[WP:VM]] für das Stör-Konto. MfG, --[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 22:39, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Ausrufezeichen (Tastatur)]] ==<br />
<br />
''fehlende Darstellung der Relevanz. Lediglich Anhäufung trivialer Details. Da freut man sich schon auf die Artikel A-Z, Plus und Minus, 0-9...'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 07:10, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Vor Allen ist das Klammerlemma neben [[Ausrufezeichen]] überflüssig und könnte ALs Vollredundanz sogar schnellgelöscht werden..—<small>Mit [[Wikipedia:Wikiliebe|lieben]] Grüßen</small> [[Benutzer:Kriddl|Kriddl]] <small>[[Benutzer Diskussion:Kriddl|Bitte schreib mir etwas.]]</small> 08:36, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::Redundant ist der ''Inhalt'' aber nicht. Der hier diskutierte Artikel behandelt das Ausrufezeichen hauptsächlich für Programmiersprachen, wo die Bedeutung schon eine andere ist als in der normalen Sprache. Ich halte es für legitim, diesen Anspekt zu erwähnen, allerdings könnte man das einfacher haben, indem man die beiden Artikel zusammenführt. Hier brauchts daher eher einen Redundanz-Baustein. --[[Benutzer:PaterMcFly|PaterMcFly]] <small>[[Benutzer_Diskussion:PaterMcFly|Diskussion]]</small> <sup><small>[[Spezial:Beiträge/PaterMcFly|Beiträge]]</small></sup> 11:27, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::Nein, das macht keinen Sinn. Die Operatoren einer Programmiersprache gehören in den jeweiligen Artikel der Programmiersprache. Zudem widerspricht das dem Lemma "Ausrufezeichen (Tastatur)". Wenn man das Thema Programmiersprachen unbedingt redundant unterbringen möchte, dann im Artikel [[Ausrufezeichen]]; analog zum Artikel [[Gleichheitszeichen]]. Generell: Im Hinblick auf den Zusatz "Tastatur" ist alles unterhalb des Abschnitts "Position auf der Tastatur" Themaverfehlung.<br />
:::=> '''Löschen.''' --[[Benutzer:Siegbert v2|Siegbert v2]] ([[Benutzer Diskussion:Siegbert v2|Diskussion]]) 16:37, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Aber das sage ich doch genau: Die wesentlichen Inhalte dieses Artikels in den anderen verschieben. --[[Benutzer:PaterMcFly|PaterMcFly]] <small>[[Benutzer_Diskussion:PaterMcFly|Diskussion]]</small> <sup><small>[[Spezial:Beiträge/PaterMcFly|Beiträge]]</small></sup> 17:35, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts]] ==<br />
<br />
Willkürliche Zusammenstellung von Theoriefindungen. --[[Benutzer:Nuuk|Nuuk]] 07:21, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Das ist eher Darstellung von Theorie, wenn ich mir so die Fußnoten angucke. Theoriefindung ist, wenn wir uns etwas zusammenspinnen.—<small>Mit [[Wikipedia:Wikiliebe|lieben]] Grüßen</small> [[Benutzer:Kriddl|Kriddl]] <small>[[Benutzer Diskussion:Kriddl|Bitte schreib mir etwas.]]</small> 08:29, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
::Dieser aus der englischen WP übersetzte Artikel hat sich in 13 Jahren nicht gut entwickelt. Statt daß Literatur ausgewertet wurde, hat man sich wohl 120 journalistische Artikel und Studienauszüge zusammengegoogelt, meist ohne deren Bedeutung aufzuzeigen. Genau das ist Theoriefindung. --[[Benutzer:Nuuk|Nuuk]] 08:52, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::So ist es, man kann auch mit vielen Belegen herrlich TF betreiben. Das geht dann in Richtung Assoziationsblaster.<br />
:::In diesem Fall bin ich zwiegespalten. Natürlich ist das Thema selbst zu 100% spekulativ. Das wäre noch kein Grund gegen einen Artikel, wir haben (zu Recht) jede Menge Artikel zu spekulativen Themen. Aber dieser Artikel wirkt unglaublich wirr und unübersichtlich, so als wäre immer wieder was ergänzt worden, wenn man gerade mal was ergoogelt hatte. Man merkt einfach, dass da keine klare Linie drin ist, die sich auf solide Übersichtsliteratur zu den ''potenziellen Auswirkungen außerirdischen Kontakts'' stützt.<br />
:::Das Problem fängt aber schon viel früher an, nämlich bei der Definition, die im Grunde rein tautologisch ist und nichts anderes besagt als "Die potenziellen Auswirkungen des Kontakts mit Außerirdischen sind die Gesamtheit der potenziellen Auswirkungen des Kontakts mit Außerirdischen", plus Aufzählung von ein paar Anwendungsbereichen.<br />
:::Bitte auch die [[Wikipedia:Qualitätssicherung/21._April_2025#Potenzielle_Auswirkungen_außerirdischen_Kontakts|QS]] beachten, die sich auch schon mit dieser Frage befasst hat. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F1D:1800:15AF:4BDD:E06:3CC6|2003:C0:8F1D:1800:15AF:4BDD:E06:3CC6]] 09:10, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::FALLS behalten wird, gehört das auf ein vernünftiges Maß reduziert (zZ über 100 ENs). Ich persönlich halte es für Zeitverschwendung (über sowas nachzudenken) und würde es als spekulative TF/TE löschen. Als theoretischer Denkansatz (wenn es außerirdisches intelligentes Leben gäbe, dann …) mag es manche interessieren (es gibt mehrere Artikel zu Exo-„Wissenschaften“ Exosoziologie etc.) [[:Raelismus]] ist ja noch schräger (besonders das Symbol mit Swastika) --[[Benutzer:Hannes 24|Hannes 24]] ([[Benutzer Diskussion:Hannes 24|Diskussion]]) 12:18, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::Die Länge des Artikels ist vernünftig. Ich halte viele Themen für Zeitverschwendung, z.B. [[Liste der Fußballspieler mit mindestens 100 Länderspielen]], [[Biathlon-Weltcup 2011/12]], [[Figuren aus dem Marvel-Universum]], usw usw. Dein Kommentar enthält keine Gründe was den Artikel angeht. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:38, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::::::zur Erklärung: Artikel mit über 100 ENs (zu „normalen“= nicht zu komplexen Themen) haben ihr Ziel verfehlt. Manche Sätze, die im Artikel gleich hintereinander liegen, sind mit ZWEIMAL demselben EN belegt. Warum? Das ist mMn Unsinn (weil unnötig). Beispiele ENs: 22, 27, 34, 45 (gleich fünf Absätze), 64, 66, 72 usw. Das ist wiki-technisch schlecht gemacht, bläht den Artikel unnötig auf und soll Bedeutung suggerieren? ;-) --[[Benutzer:Hannes 24|Hannes 24]] ([[Benutzer Diskussion:Hannes 24|Diskussion]]) 14:37, 20. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::::::Hast du den Artikel durchgelesen oder wie begründest du dass der Artikel zu lang wäre. Die Infos darin sind wichtig und bereits kurz gehalten. Es geht um verschiedene Unterthemen und es ist ein umfangreiches Thema. Je nachdem an was man interessiert ist kann man zu den gewünschten Abschnitten springen oder diese überspringen oder die Einleitung(en) lesen. Man könnte den Artikel vielleicht ein wenig kürzen ohne dass wichtiges entfernt wird, dann wäre er geschätzt 5-10% kürzer, wo ist die große Notwendigkeit oder der große Vorteil davon? Etliche Artikel sind länger als dieser und beziehen sich auf ein weitaus weniger komplexes umfangreiches Thema, es gibt nunmal Themen die umfangreich sind und wenn man ihn sehr kurz haben möchte müsste man den Artikel aufsplitten in Artikel für die verschiedenen Hauptunterthemen. Artikel mit 100 EN haben ihr Ziel überhaupt nicht verfehlt, schlecht belegte Artikel haben das wenn dann. Anscheinend siehst du ein Problem darin, dass zwei nebeneinanderliegende Sätze den gleichen Einzelnachweis verwenden – das soll gar nichts suggerieren und ist eine Kleinigkeit die einfach geändert werden kann. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 14:44, 20. Mai 2025 (CEST)<br />
::::::Wikipedia hat keinen Platzmangel. --[[Benutzer:Matthiasb|Matthiasb]]&nbsp;– [[File:Blue ribbon.svg|8px|link=:en:Blue Ribbon Online Free Speech Campaign]] <sup>([[BD:Matthiasb|CallMyCenter]])</sup> <sub>[[:n:Hauptseite|Wikinews ist nebenan!]]</sub> 14:34, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:'''Behalten''' – Weder willkürlich noch Theorienfindung. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:29, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::TF hin oder her, was irgendwie am Thema liegt, aber klares Votum für '''Behalten'''. Wenn sich Kritik u.&nbsp;.a. gegen die Länge des Artikels und die Anzahl der EN´s richtet, ließe sich dieser Mangel doch beheben. --[[Benutzer:Stephan Tournay|Stephan Tournay]] ([[Benutzer Diskussion:Stephan Tournay|Diskussion]]) 15:05, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::ja, aber das passiert ja nie, nachdem der behalten wurde. --[[Benutzer:Hannes 24|Hannes 24]] ([[Benutzer Diskussion:Hannes 24|Diskussion]]) 14:37, 20. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Berliner Kulturkonferenz]] ==<br />
<br />
Relevanzzweifel. Erfüllung der [[WP:RK#V|Einschlusskriterien für Vereine, Verbände, Netzwerke und Bürgerinitiativen]] oder allgemeine enzyklopädische Relevanz sind im Artikel nicht dargestellt. --[[Benutzer:Seemannssonntag|Seemannssonntag]] ([[Benutzer Diskussion:Seemannssonntag|Diskussion]]) 07:34, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Präzise beschrieben - wenn nicht noch ordentlich was kommt '''Löschen''' --[[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 00:19, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Hauptstadtsafari]] ==<br />
<br />
Relevanz wird nicht ausreichend nachgewiesen. Zum Nachweis der Wahrnehmung der Sendung sind Links zu den Sendungen nicht zielführend. -- [[Benutzer:WMS.Nemo|WMS.Nemo]] ([[Benutzer Diskussion:WMS.Nemo|Diskussion]]) 09:11, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Soe eine Sammlung YT-links hat im Artikel nichts verloren, daher entfernt. Keinerlein externe Belege, insbesondere überhaupt gar keine Einzelnachweise. --[[Benutzer:Erastophanes|Erastophanes]] ([[Benutzer Diskussion:Erastophanes|Diskussion]]) 08:11, 20. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Mark &#34;ohnePixel&#34; Zimmermann]] ==<br />
<br />
''fehlende Darstellung der Relevanz'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 12:07, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:Irgendein Gamer. Keine enzyklopädische Relevanz erkennbar. '''Löschen'''. MfG, --[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 12:20, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::nicht meine Welt, aber immerhin fast 2 Mio Follower (wo liegen derzeit die Messlatten dafür?) --[[Benutzer:Hannes 24|Hannes 24]] ([[Benutzer Diskussion:Hannes 24|Diskussion]]) 12:22, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::[[Twitch]] dürfte kaum ernst zu nehmen sein. PS: Außerdem gruselige Qualität. Mfg, --[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 12:26, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Andere Streamer mit ähnlicher Reichweite wie z. B. papaplatte sind hier auf Wikipedia ebenfalls vertreten. --[[Benutzer:DerMacGamer|DerMacGamer]] ([[Benutzer Diskussion:DerMacGamer|Diskussion]]) 12:27, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::Echt? Er hat Artikel in Zeit, Welt, Spiegel...? Dann aber bitte zügig in den Artikel einbauen. [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 13:07, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Jörg Müller (Unternehmer)]] ==<br />
<br />
Relevanz wird nicht ausreichend nachgewiesen. Jene des SportpresseBalls färbt auf die Relevanz des Veranstalters nicht ab. Die Belege (von denen die meisten aus dem eigenen Stall bzw. der PR-Blase stammen) beweisen jedenfalls die überregionale nachhaltige Wahrnehmung der Person NICHT. -- [[Benutzer:WMS.Nemo|WMS.Nemo]] ([[Benutzer Diskussion:WMS.Nemo|Diskussion]]) 12:58, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Hallo WMS.Nemo, dem widerspreche ich entschieden! Jörg Müller ist der Kopf des SportpresseBalls und wird seit vielen Jahren in der Öffentlichkeit, von Gästen und Medien als DAS Gesicht der Veranstaltung wahrgenommen und gilt als der "Ball-Macher". So wird er immer wieder in unabhängigen regionalen und überregionalen Medien als Ball-Macher bezeichnet und abgebildet. Er ist im Rhein-Main-Gebiet über viele Jahre eine bekannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und ist untrennbar mit dem SportpresseBall verbunden. Unzählige Artikel und Beiträge aus allen Mediengattungen belegen dies sehr wohl. Einen Teil davon habe ich als Weblinks ergänzt, und sie stammen keinesfalls aus "dem eigenen Stall bzw. der PR-Blase", wie unrichtig behauptet. Darum halte ich eine Löschung für ungerechtfetigt. --[[Benutzer:KissFM2612|KissFM2612]] ([[Benutzer Diskussion:KissFM2612|Diskussion]]) 11:34, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Noel Schmidt]] ==<br />
<br />
Relevanz wird nicht ausreichend nachgewiesen. Jungfischbecken! -- [[Benutzer:WMS.Nemo|WMS.Nemo]] ([[Benutzer Diskussion:WMS.Nemo|Diskussion]]) 13:03, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:Belegter Moderator mit zwei Nominierungen für relevante Preise.--[[Benutzer:Gelli63|Gelli63]] ([[Benutzer Diskussion:Gelli63|Diskussion]]) 15:56, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::Nominiert heißt "nicht erhalten". Wirkung auf Relevanz: 0 --[[Benutzer:WMS.Nemo|WMS.Nemo]] ([[Benutzer Diskussion:WMS.Nemo|Diskussion]]) 15:58, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:::Nö, durch Nominierungen relevante Sendungen, deren Moderator relevant nach RK ist.--[[Benutzer:Gelli63|Gelli63]] ([[Benutzer Diskussion:Gelli63|Diskussion]]) 16:05, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Nominierungen machen nicht relevant, außer vielleicht beim Oscar oder Nobelpreis. Beim Radiopreis einer von 24 nominierten, beim Grimme einer von 6 (+1).<br />
::::Hat bisher keine nachgewiesen relevante Sendung moderiert, daher noch keine enzyklopädische Relevanz dargestellt. --[[Benutzer:Erastophanes|Erastophanes]] ([[Benutzer Diskussion:Erastophanes|Diskussion]]) 08:25, 20. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::Nun ja der Grimme Preis wird schon zurecht als [https://www.sueddeutsche.de/kultur/grimme-preis-vs-oscar-es-kann-nur-einen-geben-1.802416 deutscher OSCAR] bzw [https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/tv-oscars-ard-filme-dominieren-grimme-preise-a-406074.html TV Oscar] angesehen; und 7 sind nicht viel.--[[Benutzer:Gelli63|Gelli63]] ([[Benutzer Diskussion:Gelli63|Diskussion]]) 11:57, 20. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[BSW Bayern]] ==<br />
<br />
Landesverbände von Parteien ohne Mandate im Landtag haben gemäß [[Wikipedia:Relevanzkriterien#Unterorganisationen]] keine eigene Relevanz --[[Spezial:Beiträge/2A02:3038:260:8AA4:A57E:67C:E4B2:4553|2A02:3038:260:8AA4:A57E:67C:E4B2:4553]] {{unsigniert|2A02:3038:260:8AA4:A57E:67C:E4B2:4553|13:06, 18. Mai 2025 (CEST)|ALT=ohne (gültigen) Zeitstempel}}<br />
<br />
:So ist das. Gerade beim BSW hatten wir da jetzt schon mehrere Fälle, die zurecht immer in der Löschung resultierten. '''Löschen'''. --[[Benutzer:Mirmok12|Mirmok12]] ([[Benutzer Diskussion:Mirmok12|Diskussion]]) 20:38, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:In Bayern sind 2026 Kommunalwahlen, daher ist es sinnvoll, eine Partei, die zur Wahl stehen wird, auch hier abzubilden zu Informationszwecken der Wählerinnen und Wähler. --[[Benutzer:Rehumm|Rehumm]] ([[Benutzer Diskussion:Rehumm|Diskussion]]) 11:41, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::Die Wikipedia ist keine Werbeplattform , auch nicht für Parteien. hier wird dargestellt, was etabliert ist, das ist der BSW in Bayern sicher noch nicht. --[[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 12:09, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:Die Kriterien für Relevanz müssen nich zwingend erfüllt:<br />
:* Erfüllt ein Thema die nachfolgenden Kriterien nicht, so muss das nicht zwingend zum Ausschluss dieses Artikelgegenstands führen, es müssen dann aber andere stichhaltige Argumente für dessen enzyklopädische Relevanz angeführt werden.<br />
:* Die Relevanzkriterien sind also [[Notwendige und hinreichende Bedingung|hinreichende, nicht aber notwendige Bedingungen]] für enzyklopädische Relevanz.<br />
:Da die Partei erst NACH der letzten Landtagswahl gegründet wurde, KONNTEN die Kriterien nicht erfüllt werden. Es gibt zahlreiche Artikeln über den bayerischen Landesverband in den bayerischen Zeitungen. Der Landesverband hat deswegen eine enzyklopädische Relevanz. Der Artikel soll '''behalten''' werden. --[[Benutzer:Bhom17|Bhom17]] ([[Benutzer Diskussion:Bhom17|Diskussion]]) 16:23, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::Richtig - andere Neugründungen wurden hier auch schon gelöscht. Trotz des prominenten Namens ihrer Protagonistin muss man sich jetzt hinten anstellen. Und eine Bitte an dich @[[Benutzer:Bhom17|Bhom17]]: Schreie uns bitte in Zukunft nicht erneut an (reine Großschreibung). Freundliche Grüße --[[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 16:30, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:[[Benutzer:Bhom17|Bhom17]], Groß oder Klein ist eigentlich egal, aber bisher ist die überregionla Bedeutung nicht wirklich dargestellt. Leider ist es so, dass bisher Landerverbände von Parteien, die nicht im Landtag vertreten sind meist als nicth relevant eingeschätzt werden. Es sei denn sie hätten ein breite Medienwahrnehmung, oder werden von Verfassungschutz beobachtet und der berichtet wauch darüber.--[[Benutzer:Gelli63|Gelli63]] ([[Benutzer Diskussion:Gelli63|Diskussion]]) 16:54, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::Die breite Medienwahrnehmung müsste aber deutlich über Bayern hinausgehen. --[[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 16:58, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[EDLRIS]] ==<br />
<br />
Relevanz wird nicht ausreichend nachgewiesen. Alle Belege aus dem eigenen Stall. Nichts weist darauf hin, dass dieses Zertifizierungssystem eine überregionale Verbreitung aufweist. Es handelt sich wohl um einen Versuch, Unbekanntes bekannt zu machen. -- [[Benutzer:WMS.Nemo|WMS.Nemo]] ([[Benutzer Diskussion:WMS.Nemo|Diskussion]]) 13:25, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Hallo WMS.Nemo, danke für deine Kritik. Ich habe versucht, diesen zu verbessern. Ich gebe zu, das EDLRIS nicht sehr bekannt, finde aber den Ansatz eines Roboterführerscheins an Schulen bemerkenswert. Ich hoffe das kommt jetzt im Artikel besser raus. Gruß Kräml --[[Benutzer:Kraeml|Kraeml]] ([[Benutzer Diskussion:Kraeml|Diskussion]]) 09:46, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::{{ping|Kraeml}} Interessant wäre auch zu erfahren, wann diese Zertif. entstanden ist. Das finde ich da nicht wirklcih. dank e[[Benutzer:Karl Gruber|K@rl]] <small>du findest mich auch im [[Oewiki:|Ö..wiki]]</small> 14:41, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:::@K@rl: Das findet man hier: https://www.sn.at/panorama/oesterreich/kuenstliche-intelligenz-europaeischer-fuehrerschein-startet-67190797 DAS war der 19 März 2019 Kann man ja noch einbauen. Mach ich wahrscheinlich noch. --[[Benutzer:Kraeml|Kraeml]] ([[Benutzer Diskussion:Kraeml|Diskussion]]) 17:32, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:::Hier auch:<br />
:::"The first train-the-trainer courses and certifications started in April 2019 and were finished by May 2019. Stage 4 then started in July 2019 with the first pilot implementations and evaluations of trainings and certifications for trainees (in the way of summer camps for high school students)."<br />
:::Auf: https://link.springer.com/article/10.1007/s13218-021-00716-8#Sec13<br />
:::Naja dann kam 2020. ;-) --[[Benutzer:Kraeml|Kraeml]] ([[Benutzer Diskussion:Kraeml|Diskussion]]) 17:39, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::Im Artikel steht, wer die Zertifikate ausstellt. Aber trotz der entsprechenden Überschrift erfährt man nicht, wer das auch anerkennt. Das ist meines Erachtens neben der öffentlichen Wahrnehmung (bisher im Artikel: 0) ein wesentlicher Faktor für enzyklopädische Relevanz. --[[Benutzer:Erastophanes|Erastophanes]] ([[Benutzer Diskussion:Erastophanes|Diskussion]]) 08:38, 20. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Christophe Piochon]] ==<br />
<br />
Relevanz wird nicht ausreichend nachgewiesen. -- [[Benutzer:WMS.Nemo|WMS.Nemo]] ([[Benutzer Diskussion:WMS.Nemo|Diskussion]]) 18:19, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Wobei die ausschließliche Verwendung toter Links (allesamt ohne Archivkopien) bei einem neu eingestellten Artikel eine an Frechheit grenzende Schlamperei ist, die auch eine '''Löschung aus Qualitätsgründen''' rechtfertigt. --[[Benutzer:EugenioNoel|EugenioNoel]] ([[Benutzer Diskussion:EugenioNoel|Diskussion]]) 00:39, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::Es ist halt nicht damit getan, den Text zu übersetzen ... --[[Benutzer:Erastophanes|Erastophanes]] ([[Benutzer Diskussion:Erastophanes|Diskussion]]) 08:40, 20. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Peter Sarasin]] ==<br />
<br />
Keine Relevanz dargestellt, Engagement in der Kommunalpolitik reicht nicht. LG [[Benutzer:Mirmok12|Mirmok12]] ([[Benutzer Diskussion:Mirmok12|Diskussion]]) 20:40, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:<s>Ein Artikel im [[Historisches Lexikon der Schweiz|HLS]] aber sehr wohl. '''LAE'''. --[[Benutzer:Kompetenter|Kompetenter]] ([[Benutzer Diskussion:Kompetenter|Diskussion]]) 20:43, 18. Mai 2025 (CEST)</s> Übersehen, dass der Artikel vom Großvater handelt. --[[Benutzer:Kompetenter|Kompetenter]] ([[Benutzer Diskussion:Kompetenter|Diskussion]]) 20:55, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
::Basel war Stadtstaat (!), das ist kein kommunaler Stadtrat wie heute. In seiner Zeit dürfte er zur Ober- und Führungsschicht seiner Stadt gehört und damit historische Relevanz erworben haben. Ich bin daher für ''Behalten''. Jede Geschichtsstudentin und jeder Geschichtsstudent, die über Basel forscht, wird später für den Artikel vielleicht einmal dankbar sein. --[[Benutzer:Paintdog|Paintdog]] ([[Benutzer Diskussion:Paintdog|Diskussion]]) 21:09, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:::Ist der “kleine Rat” nicht damals Teil der Kantonsgesetzgebung gewesen?—<small>Mit [[Wikipedia:Wikiliebe|lieben]] Grüßen</small> [[Benutzer:Kriddl|Kriddl]] <small>[[Benutzer Diskussion:Kriddl|Bitte schreib mir etwas.]]</small> 21:09, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::er gehörte zweifellos als Mitglied des kleinen Rates zur politischen Elite der Stadt Basel. --[[Benutzer:Machahn|Machahn]] ([[Benutzer Diskussion:Machahn|Diskussion]]) 21:32, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::::[[Datei:Gliederung_Stadtstaat_Basel_1798.png|thumb|Die Stadt Basel mit ihren Untertanengebieten im 18. Jahrhundert]]<br />
::::::Ja, und den ''Kanton'' Basel im heutigen Sinne gab es noch nicht. Im Gegenteil: Wenn ich [[Basel#Geschichte]] richtig interpretiere, hat die Stadt den Kanton verwaltet und da Vögte eingesetzt. Der Kleine Rat der Stadt Basel war also die Regierung eines Gebiets, das annähernd dem Gebiet beider heutigen Basler Kantone entsprach. '''Behalten''' --[[Benutzer:PaterMcFly|PaterMcFly]] <small>[[Benutzer_Diskussion:PaterMcFly|Diskussion]]</small> <sup><small>[[Spezial:Beiträge/PaterMcFly|Beiträge]]</small></sup> 21:59, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::::Dann müssen wir aber demnächst mal über die Kategorisierung reden. --[[Benutzer:Matthiasb|Matthiasb]]&nbsp;– [[File:Blue ribbon.svg|8px|link=:en:Blue Ribbon Online Free Speech Campaign]] <sup>([[BD:Matthiasb|CallMyCenter]])</sup> <sub>[[:n:Hauptseite|Wikinews ist nebenan!]]</sub> 01:56, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::::::::Ja, man müsste wohl die [[:Kategorie:Politiker (Basel)]] aufteilen oder abgrenzen gegenüber der [[:Kategorie:Kantonspolitiker (Basel-Stadt)]]. Da erstere aktuell Oberkategorie der zweiten ist, sind da wohl einige Personen falsch einsortiert. --[[Benutzer:PaterMcFly|PaterMcFly]] <small>[[Benutzer_Diskussion:PaterMcFly|Diskussion]]</small> <sup><small>[[Spezial:Beiträge/PaterMcFly|Beiträge]]</small></sup> 09:17, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::::::Ich war in anderer Angelegenheit schon einmal darüber, konnte aber die Stolperschwelle net ausmachen.<br />
:::::::::Inzwischen hat der Artikelersteller den Inhalt nach [[Gédéon Sarasin]] verlegt. Ich bin irritiert. --[[Benutzer:Matthiasb|Matthiasb]]&nbsp;– [[File:Blue ribbon.svg|8px|link=:en:Blue Ribbon Online Free Speech Campaign]] <sup>([[BD:Matthiasb|CallMyCenter]])</sup> <sub>[[:n:Hauptseite|Wikinews ist nebenan!]]</sub> 09:37, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::::::::::Ich habe das revertiert. Das sind ja eindeutig zwei Personen und wie es aktuell aussieht sind beide relevant, also sind zwei Artikel sinnvoll. --[[Benutzer:PaterMcFly|PaterMcFly]] <small>[[Benutzer_Diskussion:PaterMcFly|Diskussion]]</small> <sup><small>[[Spezial:Beiträge/PaterMcFly|Beiträge]]</small></sup> 19:52, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:'''Behalten ''' natürlich. Ist doch dargestellt: vor 1690 Kleinrat des Staates Basel, mithin Regierungsmitglied eines souveränen Staates. --''[[Benutzer:LeoDavid|L<small>EO</small>D<small>AVID</small>]]''<span style="font:125% Times New Roman">[[BD:LeoDavid|✉]]</span> 22:03, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::Zunächst einmal vielen Dank für die gute Diskussion. Aus meiner Sicht sind die Inhalte interessant und letztendlich kann man diese entweder beim Grossvater [[Gédéon Sarasin]] oder natürlich am besten in einem eigenen Artikel über [[Peter Sarasin]] darstellen. Wer kann uns hier bei der Entscheidung noch helfen? --[[Benutzer:Balthasar1566|Balthasar1566]] ([[Benutzer Diskussion:Balthasar1566|Diskussion]]) 20:53, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
:::Hab jetzt noch den Hinweis auf den Wappengeschmückten Stammbaum der Sarasin (Staatsarchiv Basel-Stadt, Stammbäume 213, im Artikel https://hls-dhs-dss.ch/articles/021021/2024-07-22/ als Bild verfügbar) ergänzt. Daraufhin kam ein Vorschlag von [[Benutzer:PaterMcFly|PaterMcFly]]: ''"Man könnte natürlich einen Dynastie-Artikel schreiben (ganz ähnlich wie im HLS), allerdings dann natürlich nicht unter dem Lemma einer einzelnen Person. Da (wie es aktuell scheint) alle genannten Personen relevant sind, schliesst das eine das andere auch nicht aus. In einem Dynastie-Artikel könnten hingegen auch Personen erwähnt werden, die eigenständig vielleicht nicht relevant sind oder über die man zu wenig weiss."''<br />
:::@[[Benutzer:Mirmok12|Mirmok12]]: Wäre das ggf. eine Lösung? --[[Benutzer:Balthasar1566|Balthasar1566]] ([[Benutzer Diskussion:Balthasar1566|Diskussion]]) 21:49, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Von mir aus gerne. --[[Benutzer:Mirmok12|Mirmok12]] ([[Benutzer Diskussion:Mirmok12|Diskussion]]) 22:06, 19. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:::::Wir diskutieren hier über die Relevanz dieser Person, die scheint gegeben, damit ist auch ein eigener Artikel gerechtfertigt. --[[Benutzer:Paintdog|Paintdog]] ([[Benutzer Diskussion:Paintdog|Diskussion]]) 09:25, 20. Mai 2025 (CEST)</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Exorecht&diff=256106744Exorecht2025-05-18T10:51:58Z<p>Prototyperspective: ergänzt (+1 siehe auch), ce (keine Abkürzung sog.)</p>
<hr />
<div>'''Exorecht''' beschäftigt sich mit grundlegenden Rechtsfragen, die für den Kontakt mit [[Außerirdisches Leben|außerirdischen Lebensformen]] gelten könnten.<br />
<br />
''Exorecht'' als eine eigene Wissenschaftsdisziplin mit Rechtsbezug gibt es nicht.<ref>{{Literatur |Autor=Kai-Uwe Schrogl |Titel=Weltraumpolitik, Weltraumrecht und Außerirdische |Hrsg=Schetsche und Engelbrecht |Sammelwerk=Von Menschen und Außerirdischen |Verlag=Transcript Verlag |Datum=2008 |Seiten=255-266}}</ref> Gedankenmodelle einzelner Juristen und Wissenschaftsjournalisten untersuchen jedoch schon bestehendes Recht daraufhin, ob es normativ auf das Verhältnis zu Extraterrestrischen angewendet werden könnte.<ref name="Stähle" >{{Literatur |Autor=Klaus Stähle |Titel=Rechtsfragen beim Kontakt mit Extraterrestrischen. Völkerrecht, Wirtschaft und Politik – ein Gedankenmodell |Auflage=1. Auflage |Verlag=Berliner Wissenschafts-Verlag |Datum=2023}}</ref><ref>[[Rüdiger Vaas]]: ''Galaktische Gesetzgebung. Exorecht und andere Extravaganzen: Müssen extraterrestrische Besucher irdische Gesetze befolgen? Und was gilt für uns?'' [[Bild der Wissenschaft]], 13. März 2024.</ref><br />
<br />
== Bedeutung ==<br />
[[Datei:Ernst Fasan.jpeg|mini|Ernst Fasan (1926–2021)]]<br />
Seit Beginn des US-amerikanischen Forschungsprojekts [[Search for Extraterrestrial Intelligence]] und der ersten bemannten [[Mondlandung]] im Jahr 1969 gibt es Überlegungen, den Kontakt mit außerirdischen Lebensformen rechtlich zu regeln.<ref name="Rath" >Martin Rath: [https://www.lto.de/recht/feuilleton/f/justiz-zu-ausserirdischen-aliens-rechtsgeschichte/ ''Was E.T. von Rechts wegen zu erwarten hat.''] [[Legal Tribune Online]], 19. November 2017.</ref> Im englischsprachigen Raum haben die Juristen [[Andrew G. Haley]]<ref>Andrew G. Haley: ''Space Law and Metalaw - Jurisdiction Defined.'' Journal of Air Law and Commerce 1957, S. 286–303. [https://scholar.smu.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=3018&context=jalc PDF] (englisch).</ref> und [[Ernst Fasan]]<ref>Ernst Fasan: ''Relations with Alien Intelligences: The Scientific Basis of Metalaw.'' Berlin Verlag, 1970 (englisch).</ref> das sogenannte '''Metalaw''' zum Umgang mit Außerirdischen formuliert. In Anlehnung an [[Bartolomé de Las Casas]], der im 16. Jahrhundert einen Codex für die indigenen Völker der neu entdeckten amerikanischen Kontinente formulierte, versucht auch das Metalaw Rechtsprinzipien aufzustellen, die im Umgang mit „Wildfremden“ angemessen sein könnten, beispielsweise<br />
# Menschen sollen Außerirdischen nicht schaden.<br />
# Außerirdische und Menschen sind Gleiche.<br />
# Menschen sollen das Interesse Außerirdischer anerkennen, zu leben und hierzu einen sicheren Raum zu haben.<ref name="Rath" /><br />
<br />
Insofern können darüber grundlegende Prinzipien der geltenden Rechtsordnung verdeutlicht werden.<ref name="Rath" /><ref>vgl. [[Paul Krugman]]: ''The Theory of Interstellar Trade.'' 1978. [https://www.princeton.edu/~pkrugman/interstellar.pdf PDF] (englisch).</ref><ref>''The Limits of Metalaw and the Need for further Eloboration.'' 61st International Astronautical Congress 2010. [https://iafastro.directory/iac/paper/id/7582/abstract-pdf/IAC-10.A4.2.10.brief.pdf?2010-07-05.16:56:32 PDF] (englisch).</ref><ref name="Stähle" /><br />
<br />
Grundlegende Fragen des Zusammenlebens thematisiert auch die [[Exosoziologie]]. Sie wurde Ende der 1960er-Jahre von dem russischen [[Radioastronomie|Radioastronomen]] [[Samuil Kaplan|Samuil A. Kaplan]] begründet<ref>Andreas Anton: [https://www.uni-wuerzburg.de/fileadmin/1003-ifex/2022/Exosoziologie._Ausserirdische_Intelligenzen_und_die_Folgen_eines_Erstkontaktes.pdf ''Exosoziologie: Außerirdische Intelligenzen und die Folgen eines Erstkontaktes.''] [[Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene|IGPP Freiburg]], 2022.</ref> und 2018 von [[Michael Schetsche]] und [[Andreas Anton]] in Deutschland wieder aufgegriffen.<ref>{{Literatur |Autor=Michael Schetsche, Andreas Anton |Titel=Die Gesellschaft der Außerirdischen |Verlag=Springer |Datum=2018}}</ref><br />
<br />
Eine Landung Außerirdischer auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland hält die [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand für ausgeschlossen.<ref>[https://www.bundestag.de/resource/blob/406336/741fdc9b7e96b9346e4e3414225b2835/wd-8-104-09-pdf-data.pdf ''Die Suche nach außerirdischem Leben und die Umsetzung der VN-Resolution A/33/426 zur Beobachtung unidentifizierter Flugobjekte und extraterrestischen Lebensformen.''] [[Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages]], Ausarbeitung vom 23. November 2009, S. 8.</ref><br />
<br />
== Einzelne Rechtsfragen ==<br />
In [[Analogie (Recht)|Analogie]] zum [[Weltraumrecht]] und [[Luftfahrtrecht]] lassen sich Antworten auf Fragen finden, wie beispielsweise mit havarierten UFOs/UAPs umgegangen werden müsste, aber auch Haftungsfragen im Falle von Kollisionen oder Schäden zu regeln sind. Zwar handelt es sich beim Weltraumrecht um irdisches Völkerrecht. Dieses gilt aber verbindlich auf der Erde und in unserem Sonnensystem. Zwar könnte die Menschheit nicht viel dagegen unternehmen, wenn Extraterrestrische einen Asteroiden ausbeuten oder diesen zu ihrem Stützpunkt erklären. De jure aber könnten die [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] einen begründeten ablehnenden Standpunkt unter Berufung auf irdisches Völkerrecht einnehmen, um einen Ausgleich im Verhandlungsweg zu erzielen.<ref>{{Literatur |Autor=Stephan Hobe |Titel=Space Law |WerkErg=Die Aneignung verstößt gegen Artikel 2 Weltraumvertrag von 1967; die Ausbeutung durch Bergbauaktivitäten hingegen verstößt nicht gegen Völkerrecht; Vgl. hierzu |Verlag=Nomos und Beck |Datum=2019 |Seiten=70ff.}}</ref><br />
<br />
Sind Extraterrestrische (ET) uns nicht wohlwollend gegenüber eingestellt oder zumindest nicht neutral, sondern kriegerisch und wollen die Erde ausbeuten, so gilt zur Abwehr jedenfalls [[Kriegsvölkerrecht]].<ref name="Stähle" /><ref>{{Literatur |Autor=Michael Bohlander |Titel=Contact with Extrerrestrial Intelligence and Human Law |Datum=2023 |Seiten=143f.}}</ref> Ob die Abwehr eines kriegerischen Angriffs bei unterstellter technischer Überlegenheit besonders aussichtsreich ist, kann offen bleiben. De jure jedenfalls könnten die Vereinten Nationen, hier der [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen|Sicherheitsrat]] und der [[Generalstabsausschuss]], einen Abwehrkrieg legitimieren.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts#Rechtliches]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Linus Hauser]]: ''Kritik der neomythischen Vernunft.'' Band 3: ''Die Fiktionen der Science auf dem Wege in das 21. Jahrhundert.'' Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2019, ISBN 978-3-657-78197-3.<br />
* Martin Rath: ''Außerirdische in der Justiz: Erst einmal zum Teetrinken einladen.'' [[Legal Tribune Online]], 6. Juni 2021. [https://www.lto.de/recht/feuilleton/f/ausserirdische-sirius-fall-ufo-hulk-eugh-rechtsgeschichte-justiz-science-fiction/ PDF.]<br />
* Klaus Stähle: ''Rechtsfragen beim Kontakt mit Extraterrestrischen. Völkerrecht, Wirtschaft und Politik – ein Gedankenmodell.'' [[BWV Berliner Wissenschafts-Verlag|Berliner Wissenschafts-Verlag]], 2023, ISBN 978-3-8305-5514-8.<br />
* Daniel Benedict: ''Experte: Außerirdische haben Patentschutz auf havarierte Ufos.'' Interview mit Klaus Stähle. [[Neue Osnabrücker Zeitung]], 2. November 2023. [https://www.noz.de/deutschland-welt/panorama/artikel/tiere-oder-personen-was-waeren-aliens-aus-rechtlicher-sicht-45757809 PDF.]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{wiktionary|exo-}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Parawissenschaft]]<br />
[[Kategorie:Rechtsphilosophie]]<br />
[[Kategorie:Science-Fiction-Konzept]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/18._Mai_2025&diff=256106285Wikipedia:Löschkandidaten/18. Mai 20252025-05-18T10:38:18Z<p>Prototyperspective: /* Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts */ Antwort</p>
<hr />
<div>{{Löschkandidatenseite|erl=}}<br />
<!-- Hinweis an den letzten Bearbeiter: Wenn alles erledigt ist, hinter "erl=" mit --~~~~ signieren. --><br />
<br />
= Benutzerseiten =<br />
<br />
= Metaseiten =<br />
<br />
= Vorlagen =<br />
<br />
= Listen =<br />
<br />
= Artikel =<br />
<br />
== [[Rügenwalder Spezialitäten Plüntsch]] (LAE) ==<br />
<br />
Der Artikel erfüllt nicht die Relevanzkriterien für [[Wikipedia:Relevanzkriterien#U|Unternehmen]]. Sonstige Relevanz fragwürdig und nicht belastbar. --[[Benutzer:Mad420|mad-for-tea-to-O]] [[Benutzer Diskussion:Mad420|42v0]] 04:42, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:Nö, bitte nicht schon wieder. Vor nicht einmal 4 Wochen auf „Bleibt“ entschieden. Daher hier falsch. Wenn der Betriebsablauf tatsächlich gestört werden soll, dann bitte über [[WP:LP]]. MfG,--[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 04:47, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Ausrufezeichen (Tastatur)]] ==<br />
<br />
''fehlende Darstellung der Relevanz. Lediglich Anhäufung trivialer Details. Da freut man sich schon auf die Artikel A-Z, Plus und Minus, 0-9...'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 07:10, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Vor Allen ist das Klammerlemma neben [[Ausrufezeichen]] überflüssig und könnte ALs Vollredundanz sogar schnellgelöscht werden..—<small>Mit [[Wikipedia:Wikiliebe|lieben]] Grüßen</small> [[Benutzer:Kriddl|Kriddl]] <small>[[Benutzer Diskussion:Kriddl|Bitte schreib mir etwas.]]</small> 08:36, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::Redundant ist der ''Inhalt'' aber nicht. Der hier diskutierte Artikel behandelt das Ausrufezeichen hauptsächlich für Programmiersprachen, wo die Bedeutung schon eine andere ist als in der normalen Sprache. Ich halte es für legitim, diesen Anspekt zu erwähnen, allerdings könnte man das einfacher haben, indem man die beiden Artikel zusammenführt. Hier brauchts daher eher einen Redundanz-Baustein. --[[Benutzer:PaterMcFly|PaterMcFly]] <small>[[Benutzer_Diskussion:PaterMcFly|Diskussion]]</small> <sup><small>[[Spezial:Beiträge/PaterMcFly|Beiträge]]</small></sup> 11:27, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts]] ==<br />
<br />
Willkürliche Zusammenstellung von Theoriefindungen. --[[Benutzer:Nuuk|Nuuk]] 07:21, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Das ist eher Darstellung von Theorie, wenn ich mir so die Fußnoten angucke. Theoriefindung ist, wenn wir uns etwas zusammenspinnen.—<small>Mit [[Wikipedia:Wikiliebe|lieben]] Grüßen</small> [[Benutzer:Kriddl|Kriddl]] <small>[[Benutzer Diskussion:Kriddl|Bitte schreib mir etwas.]]</small> 08:29, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
::Dieser aus der englischen WP übersetzte Artikel hat sich in 13 Jahren nicht gut entwickelt. Statt daß Literatur ausgewertet wurde, hat man sich wohl 120 journalistische Artikel und Studienauszüge zusammengegoogelt, meist ohne deren Bedeutung aufzuzeigen. Genau das ist Theoriefindung. --[[Benutzer:Nuuk|Nuuk]] 08:52, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::So ist es, man kann auch mit vielen Belegen herrlich TF betreiben. Das geht dann in Richtung Assoziationsblaster.<br />
:::In diesem Fall bin ich zwiegespalten. Natürlich ist das Thema selbst zu 100% spekulativ. Das wäre noch kein Grund gegen einen Artikel, wir haben (zu Recht) jede Menge Artikel zu spekulativen Themen. Aber dieser Artikel wirkt unglaublich wirr und unübersichtlich, so als wäre immer wieder was ergänzt worden, wenn man gerade mal was ergoogelt hatte. Man merkt einfach, dass da keine klare Linie drin ist, die sich auf solide Übersichtsliteratur zu den ''potenziellen Auswirkungen außerirdischen Kontakts'' stützt.<br />
:::Das Problem fängt aber schon viel früher an, nämlich bei der Definition, die im Grunde rein tautologisch ist und nichts anderes besagt als "Die potenziellen Auswirkungen des Kontakts mit Außerirdischen sind die Gesamtheit der potenziellen Auswirkungen des Kontakts mit Außerirdischen", plus Aufzählung von ein paar Anwendungsbereichen.<br />
:::Bitte auch die [[Wikipedia:Qualitätssicherung/21._April_2025#Potenzielle_Auswirkungen_außerirdischen_Kontakts|QS]] beachten, die sich auch schon mit dieser Frage befasst hat. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F1D:1800:15AF:4BDD:E06:3CC6|2003:C0:8F1D:1800:15AF:4BDD:E06:3CC6]] 09:10, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::FALLS behalten wird, gehört das auf ein vernünftiges Maß reduziert (zZ über 100 ENs). Ich persönlich halte es für Zeitverschwendung (über sowas nachzudenken) und würde es als spekulative TF/TE löschen. Als theoretischer Denkansatz (wenn es außerirdisches intelligentes Leben gäbe, dann …) mag es manche interessieren (es gibt mehrere Artikel zu Exo-„Wissenschaften“ Exosoziologie etc.) [[:Raelismus]] ist ja noch schräger (besonders das Symbol mit Swastika) --[[Benutzer:Hannes 24|Hannes 24]] ([[Benutzer Diskussion:Hannes 24|Diskussion]]) 12:18, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::Die Länge des Artikels ist vernünftig. Ich halte viele Themen für Zeitverschwendung, z.B. [[Liste der Fußballspieler mit mindestens 100 Länderspielen]], [[Biathlon-Weltcup 2011/12]], [[Figuren aus dem Marvel-Universum]], usw usw. Dein Kommentar enthält keine Gründe was den Artikel angeht. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:38, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:'''Behalten''' – Weder willkürlich noch Theorienfindung. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:29, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Berliner Kulturkonferenz]] ==<br />
<br />
Relevanzzweifel. Erfüllung der [[WP:RK#V|Einschlusskriterien für Vereine, Verbände, Netzwerke und Bürgerinitiativen]] oder allgemeine enzyklopädische Relevanz sind im Artikel nicht dargestellt. --[[Benutzer:Seemannssonntag|Seemannssonntag]] ([[Benutzer Diskussion:Seemannssonntag|Diskussion]]) 07:34, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Hauptstadtsafari]] ==<br />
<br />
Relevanz wird nicht ausreichend nachgewiesen. Zum Nachweis der Wahrnehmung der Sendung sind Links zu den Sendungen nicht zielführend. -- [[Benutzer:WMS.Nemo|WMS.Nemo]] ([[Benutzer Diskussion:WMS.Nemo|Diskussion]]) 09:11, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Mark &#34;ohnePixel&#34; Zimmermann]] ==<br />
<br />
''fehlende Darstellung der Relevanz'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 12:07, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:Irgendein Gamer. Keine enzyklopädische Relevanz erkennbar. '''Löschen'''. MfG, --[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 12:20, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::nicht meine Welt, aber immerhin fast 2 Mio Follower (wo liegen derzeit die Messlatten dafür?) --[[Benutzer:Hannes 24|Hannes 24]] ([[Benutzer Diskussion:Hannes 24|Diskussion]]) 12:22, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::[[Twitch]] dürfte kaum ernst zu nehmen sein. PS: Außerdem gruselige Qualität. Mfg, --[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 12:26, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Andere Streamer mit ähnlicher Reichweite wie z. B. papaplatte sind hier auf Wikipedia ebenfalls vertreten. --[[Benutzer:DerMacGamer|DerMacGamer]] ([[Benutzer Diskussion:DerMacGamer|Diskussion]]) 12:27, 18. Mai 2025 (CEST)</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_interstellarer_Radiobotschaften&diff=256106027Liste interstellarer Radiobotschaften2025-05-18T10:32:09Z<p>Prototyperspective: /* Siehe auch */ +1 siehe auch</p>
<hr />
<div>Die '''Liste interstellarer Radiobotschaften''' enthält eine Aufzählung der menschlichen interstellaren Radiobotschaften. Interstellare Radiobotschaften werden im Englischen mit IRM (interstellar radio messages) abgekürzt.<br />
<br />
== Klassifikation interstellarer Radiobotschaften (IRMs) ==<br />
Es existieren zehn realisierte IRM-Projekte:<br />
* [[The Morse Message]] (1962)<ref>[http://www.lightspeedmagazine.com/nonfiction/you-never-get-a-seventh-chance-to-make-a-first-impression-an-awkward-history-of-our-space-transmissions/ An Awkward History of Our Space Transmissions]</ref><br />
* [[Arecibo-Botschaft]] (1974), eine Radioübertragung zu [[Messier 13]]<br />
* [[Cosmic Call]] 1 (1999), vier Radioübertragungen an nahe sonnenähnliche Sterne<br />
* [[Teen Age Message]] (2001), sechs Radioübertragungen<br />
* [[Cosmic Call]] 2 (2003), fünf Radioübertragungen<br />
* [[A Message From Earth]] (2008), eine Radioübertragung an [[Gliese 581]]<br />
* [[Across the Universe (Botschaft)|Across the Universe]] (2008)<br />
* [[Hello From Earth]] (HFE, 2009)<br />
* Wow! Reply (2012), drei Radioübertragungen an Hipparcos 34511, Hipparcos 33277 und Hipparcos 43587 als eine Art Antwort auf das [[Wow!-Signal]]<ref>[http://www.npr.org/blogs/thetwo-way/2012/08/15/158827877/will-e-t-hear-us-reply-to-wow-signal-gets-beamed-into-space-today/ Reply To 'WOW! Signal' Gets Beamed Into Space]</ref><br />
* [[Lone Signal]] (2013)<br />
<br />
Die Botschaften [[Across the Universe (Botschaft)|Across the Universe]] und [[Hello From Earth]] werden nicht immer als ernsthaft anerkannt. Die erste wurde zu [[Polarstern|Polaris]] gesendet, welcher 431 Lichtjahre entfernt liegt und dessen Planetensystem, sollte es existieren, möglicherweise nicht für Leben geeignet ist. Zusätzlich war die Übertragungsrate (etwa 128 kbit/s) für die geringe Sendeleistung (etwa 18 kW) sehr hoch. Der Hauptkritikpunkt von „Hello From Earth“ ist die unzureichende wissenschaftliche und technische Einstellung, da kein anerkannter [[SETI]]-Wissenschaftler Aussagen über die Gestaltung der Botschaft traf. Die Beschreibung des Ablaufes dieser Botschaft lautet wie folgt: „Nachdem die letzte Botschaft am 24. August 2009 eingesammelt war, wurden die Botschaft als Textdatei exportiert und an das [[Jet Propulsion Laboratory]] der NASA in Kalifornien gesendet, wo sie vor der Übertragung binär kodiert, komprimiert und getestet wurden“<ref>Heather Catchpole: {{Webarchiv |url=http://www.hellofromearth.net/gliese581d/links/index.htm |text=''Hello From Earth: More Information'' |wayback=20100211005300}}, abgerufen am 10. Oktober 2013. Originalzitat: „After the final message was collected on Monday 24 August 2009, messages were exported as a text file and sent to NASA's Jet Propulsion Laboratory in California, where they were encoded into binary, packaged and tested before transmission.“</ref>, jedoch wurde nicht erklärt, wie mögliche Außerirdische einen solchen kodierten und komprimierten Text empfangen und verstehen könnten.<br />
<br />
Die Botschaften waren an Sterne gerichtet, die zwischen 17 und 69 Lichtjahre von der Erde entfernt waren. Ausnahme bildet hierbei die Arecibo-Botschaft, die auf [[Messier 13]] gerichtet war, welcher schätzungsweise 24.000 Lichtjahre entfernt liegt. [[A Message From Earth]] wird die erste Botschaft sein, die ihr Ziel erreicht. Die Ankunft der Nachricht am Stern [[Gliese 581]] im Sternbild [[Waage (Sternbild)|Waage]] wird für 2029 erwartet.<br />
<br />
== Momentane Botschaften auf dem Weg ==<br />
Zu den Sternen, zu denen Botschaften gesendet wurden, gehören:<br />
<br />
{| class="wikitable sortable" style="text-align:center;"<br />
|-<br />
! Stern<br />
! Bezeichnung<br />
! Sternbild<br />
! Sendedatum<br />
! Ankunftsdatum<br />
! Nachricht<br />
|-<br />
| [[Messier 13]] || NGC 6205 || [[Herkules (Sternbild)|Herkules]] || {{DatumZelle|1974-11-16}} ||data-sort-value="15.6.25974"|schätzungsweise 25974 || [[Arecibo-Botschaft]]<br />
|-<br />
| [[16 Cygni|16 Cyg A]] || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 186408 || [[Schwan (Sternbild)|Schwan]] || {{DatumZelle|1999-05-24}} || {{DatumZelle|2069-11}}<br />
| rowspan="4"| [[Cosmic Call]] 1<br />
|-<br />
| [[15 Sagittae|15 Sge]] || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 190406 || [[Pfeil (Sternbild)|Pfeil]] || {{DatumZelle|1999-06-30}} || {{DatumZelle|2057-02}}<br />
|-<br />
| ? || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 178428 || [[Pfeil (Sternbild)|Pfeil]] || {{DatumZelle|1999-06-30}} || {{DatumZelle|2067-10}}<br />
|-<br />
| [[Gliese 777|Gl 777]] || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 190360 || [[Schwan (Sternbild)|Schwan]] || {{DatumZelle|1999-07-01}} || {{DatumZelle|2051-04}}<br />
|-<br />
| ? || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 197076 || [[Delphin (Sternbild)|Delphin]] || {{DatumZelle|2000-08-29}} || {{DatumZelle|2070-02}}<br />
| rowspan="6"| [[Teen Age Message]]<br />
|-<br />
| [[47 Ursae Majoris|47 UMa]] || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 95128 || [[Großer Bär]] || {{DatumZelle|2001-09-03}} || {{DatumZelle|2047-07}}<br />
|-<br />
| [[37 Geminorum|37 Gem]] || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 50692 || [[Zwillinge (Sternbild)|Zwillinge]] || {{DatumZelle|2001-09-03}} || {{DatumZelle|2057-12}}<br />
|-<br />
| ? || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 126053 || [[Jungfrau (Sternbild)|Jungfrau]] || {{DatumZelle|2001-09-03}} || {{DatumZelle|2059-12}}<br />
|-<br />
| ? || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 76151 || [[Wasserschlange (Sternbild)|Wasserschlange]] || {{DatumZelle|2001-09-04}} || {{DatumZelle|2057-05}}<br />
|-<br />
| ? || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 193664 || [[Drache (Sternbild)|Drache]] || {{DatumZelle|2001-09-04}} || {{DatumZelle|2059-01}}<br />
|-<br />
| ? || [[Hipparcos-Katalog|HIP]] 4872 || [[Kassiopeia (Sternbild)|Kassiopeia]] || {{DatumZelle|2003-07-06}} || {{DatumZelle|2036-04}}<br />
| rowspan="5"| [[Cosmic Call]] 2<br />
|-<br />
| ? || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 245409 || [[Orion (Sternbild)|Orion]] || {{DatumZelle|2003-07-06}} || {{DatumZelle|2040-08}}<br />
|-<br />
| [[55 Cancri|55 Cnc]] || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 75732 || [[Krebs (Sternbild)|Krebs]] || {{DatumZelle|2003-07-06}} || {{DatumZelle|2044-05}}<br />
|-<br />
| ? || [[HD 10307]] || [[Andromeda (Sternbild)|Andromeda]] || {{DatumZelle|2003-07-06}} || {{DatumZelle|2044-09}}<br />
|-<br />
| [[47 Ursae Majoris|47 UMa]] || [[Henry-Draper-Katalog|HD]] 95128 || [[Großer Bär]] || {{DatumZelle|2003-07-06}} || {{DatumZelle|2049-05}}<br />
|-<br />
| [[Polarstern|Polaris]] || [[Hipparcos-Katalog|HIP]] 11767 || [[Kleiner Bär]] || {{DatumZelle|2008-10-09}} || {{DatumZelle|2439-01}} || [[Across the Universe (Botschaft)|Across the Universe]]<br />
|-<br />
| [[Gliese 581]] || [[Hipparcos-Katalog|HIP]] 74995 || [[Waage (Sternbild)|Waage]] || {{DatumZelle|2008-10-09}} || {{DatumZelle|2029-01}} || [[A Message From Earth]]<br />
|-<br />
| [[Gliese 581]] || [[Hipparcos-Katalog|HIP]] 74995 || [[Waage (Sternbild)|Waage]] || {{DatumZelle|2009-08-28}} || {{DatumZelle|2030-01}} || [[Hello From Earth]]<br />
|-<br />
| [[Gliese 526]] || || [[Bärenhüter]] || {{DatumZelle|2013-06-17}} || || [[Lone Signal]]<br />
|}<br />
<br />
Neben den ernsthaften IRM-Projekten existieren einige Pseudo-METI-Projekte<ref>{{Internetquelle |autor=Keith Cooper |url=http://www.astronomynow.com/news/n1005/03seti6a |titel=SETI: Cosmic Call |hrsg=[[Astronomy Now]] |datum=2010-05-03 |abruf=2013-10-10}}</ref>:<br />
<br />
* Poetica Vaginal (1986)<ref>{{Literatur |Autor=W. Wayt Gibbs |Hrsg=[[Scientific American]] |Titel=Art as a Form of Life |Sammelwerk=Scientific American |Band=284 |Nummer=4 |Datum=2001 |Seiten=40 |Online=http://www.thegatesofparadise.com/joe_davis.htm |Abruf=2013-10-10 |DOI=10.1038/scientificamerican0401-40 |bibcode=2001SciAm.284d..40G}}</ref><br />
* Craigslist Messages (2005)<ref>{{Internetquelle |url=http://edition.cnn.com/2005/TECH/space/03/23/craigslist.space/ |titel=Craigslist gets beamed into space |hrsg=[[CNN]] |datum=2005-03-24 |abruf=2019-07-29}}</ref><br />
* CNES Cosmic Connexion (2006)<ref>{{Internetquelle |url=http://www.cnes.fr/web/CNES-en/4374-projet-cosmic-connexion.php |titel=Connecting with the Cosmos |hrsg=[[CNES]] |datum=2006-01-26 |abruf=2013-10-10}}</ref><br />
* Doritos Advert (2008)<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spacedaily.com/reports/Doritos_Makes_History_With_World_First_ET_Advert_999.html |titel=Doritos Makes History With World's First ET Advert |hrsg=[[Spacedaily.com]] |datum=2008-06-13 |abruf=2013-10-10}}</ref><br />
* RuBisCo Message (2009)<ref>{{Internetquelle |autor=David L. Chandler |url=http://web.mit.edu/newsoffice/2009/sketch-rubisco.html |titel=ET: Check your voicemail |hrsg=[[MIT News]] |datum=2009-11-24 |abruf=2013-10-10}}</ref><br />
* Sent Forever<ref>{{Internetquelle |autor=Mark Harris |url=http://www.techradar.com/news/phone-and-communications/is-sent-forever-the-worst-apollo-11-tie-in--617077 |titel=Is Sent Forever the worst Apollo 11 tie-in? |hrsg=[[TechRadar]] |datum=2009-09-16 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20100302013157/http://www.techradar.com/news/phone-and-communications/is-sent-forever-the-worst-apollo-11-tie-in--617077 |archiv-datum=2010-03-02 |abruf=2013-10-10}}</ref><br />
* Penguin UK<ref>{{Internetquelle |autor=Robert Colvile |url=http://www.telegraph.co.uk/science/7190726/Calling-ET-Your-chance-to-send-a-message-to-alien-life.html |titel=Calling ET: Your chance to send a message to alien life |hrsg=[[The Daily Telegraph]] |datum=2010-02-09 |abruf=2013-10-10}}</ref><br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Botschaften an Außerirdische]]<br />
* [[Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0094576511001652 Classification of interstellar radio messages]<br />
* [http://seedmagazine.com/content/article/who_speaks_for_earth Who Speaks for Earth?]<br />
* [http://www.newscientist.com/article/dn18417-earth-calling-a-short-history-of-radio-messages-to-et.html?full=true Earth calling: A short history of radio messages to ET]<br />
* [http://www.cplire.ru/html/ra&sr/irm/index.html Interstellar Radio Messages]<br />
* [http://www.astronomynow.com/news/n1005/04seti6b SETI: Terminating the transmission]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Astrobiologie]]<br />
[[Kategorie:Funksignal]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/18._Mai_2025&diff=256105925Wikipedia:Löschkandidaten/18. Mai 20252025-05-18T10:29:19Z<p>Prototyperspective: /* Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts */ Antwort</p>
<hr />
<div>{{Löschkandidatenseite|erl=}}<br />
<!-- Hinweis an den letzten Bearbeiter: Wenn alles erledigt ist, hinter "erl=" mit --~~~~ signieren. --><br />
<br />
= Benutzerseiten =<br />
<br />
= Metaseiten =<br />
<br />
= Vorlagen =<br />
<br />
= Listen =<br />
<br />
= Artikel =<br />
<br />
== [[Rügenwalder Spezialitäten Plüntsch]] (LAE) ==<br />
<br />
Der Artikel erfüllt nicht die Relevanzkriterien für [[Wikipedia:Relevanzkriterien#U|Unternehmen]]. Sonstige Relevanz fragwürdig und nicht belastbar. --[[Benutzer:Mad420|mad-for-tea-to-O]] [[Benutzer Diskussion:Mad420|42v0]] 04:42, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:Nö, bitte nicht schon wieder. Vor nicht einmal 4 Wochen auf „Bleibt“ entschieden. Daher hier falsch. Wenn der Betriebsablauf tatsächlich gestört werden soll, dann bitte über [[WP:LP]]. MfG,--[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 04:47, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Ausrufezeichen (Tastatur)]] ==<br />
<br />
''fehlende Darstellung der Relevanz. Lediglich Anhäufung trivialer Details. Da freut man sich schon auf die Artikel A-Z, Plus und Minus, 0-9...'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 07:10, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Vor Allen ist das Klammerlemma neben [[Ausrufezeichen]] überflüssig und könnte ALs Vollredundanz sogar schnellgelöscht werden..—<small>Mit [[Wikipedia:Wikiliebe|lieben]] Grüßen</small> [[Benutzer:Kriddl|Kriddl]] <small>[[Benutzer Diskussion:Kriddl|Bitte schreib mir etwas.]]</small> 08:36, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::Redundant ist der ''Inhalt'' aber nicht. Der hier diskutierte Artikel behandelt das Ausrufezeichen hauptsächlich für Programmiersprachen, wo die Bedeutung schon eine andere ist als in der normalen Sprache. Ich halte es für legitim, diesen Anspekt zu erwähnen, allerdings könnte man das einfacher haben, indem man die beiden Artikel zusammenführt. Hier brauchts daher eher einen Redundanz-Baustein. --[[Benutzer:PaterMcFly|PaterMcFly]] <small>[[Benutzer_Diskussion:PaterMcFly|Diskussion]]</small> <sup><small>[[Spezial:Beiträge/PaterMcFly|Beiträge]]</small></sup> 11:27, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Potenzielle Auswirkungen außerirdischen Kontakts]] ==<br />
<br />
Willkürliche Zusammenstellung von Theoriefindungen. --[[Benutzer:Nuuk|Nuuk]] 07:21, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Das ist eher Darstellung von Theorie, wenn ich mir so die Fußnoten angucke. Theoriefindung ist, wenn wir uns etwas zusammenspinnen.—<small>Mit [[Wikipedia:Wikiliebe|lieben]] Grüßen</small> [[Benutzer:Kriddl|Kriddl]] <small>[[Benutzer Diskussion:Kriddl|Bitte schreib mir etwas.]]</small> 08:29, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
::Dieser aus der englischen WP übersetzte Artikel hat sich in 13 Jahren nicht gut entwickelt. Statt daß Literatur ausgewertet wurde, hat man sich wohl 120 journalistische Artikel und Studienauszüge zusammengegoogelt, meist ohne deren Bedeutung aufzuzeigen. Genau das ist Theoriefindung. --[[Benutzer:Nuuk|Nuuk]] 08:52, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::So ist es, man kann auch mit vielen Belegen herrlich TF betreiben. Das geht dann in Richtung Assoziationsblaster.<br />
:::In diesem Fall bin ich zwiegespalten. Natürlich ist das Thema selbst zu 100% spekulativ. Das wäre noch kein Grund gegen einen Artikel, wir haben (zu Recht) jede Menge Artikel zu spekulativen Themen. Aber dieser Artikel wirkt unglaublich wirr und unübersichtlich, so als wäre immer wieder was ergänzt worden, wenn man gerade mal was ergoogelt hatte. Man merkt einfach, dass da keine klare Linie drin ist, die sich auf solide Übersichtsliteratur zu den ''potenziellen Auswirkungen außerirdischen Kontakts'' stützt.<br />
:::Das Problem fängt aber schon viel früher an, nämlich bei der Definition, die im Grunde rein tautologisch ist und nichts anderes besagt als "Die potenziellen Auswirkungen des Kontakts mit Außerirdischen sind die Gesamtheit der potenziellen Auswirkungen des Kontakts mit Außerirdischen", plus Aufzählung von ein paar Anwendungsbereichen.<br />
:::Bitte auch die [[Wikipedia:Qualitätssicherung/21._April_2025#Potenzielle_Auswirkungen_außerirdischen_Kontakts|QS]] beachten, die sich auch schon mit dieser Frage befasst hat. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F1D:1800:15AF:4BDD:E06:3CC6|2003:C0:8F1D:1800:15AF:4BDD:E06:3CC6]] 09:10, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::FALLS behalten wird, gehört das auf ein vernünftiges Maß reduziert (zZ über 100 ENs). Ich persönlich halte es für Zeitverschwendung (über sowas nachzudenken) und würde es als spekulative TF/TE löschen. Als theoretischer Denkansatz (wenn es außerirdisches intelligentes Leben gäbe, dann …) mag es manche interessieren (es gibt mehrere Artikel zu Exo-„Wissenschaften“ Exosoziologie etc.) [[:Raelismus]] ist ja noch schräger (besonders das Symbol mit Swastika) --[[Benutzer:Hannes 24|Hannes 24]] ([[Benutzer Diskussion:Hannes 24|Diskussion]]) 12:18, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:'''Behalten''' – Weder willkürlich noch Theorienfindung. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:29, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Berliner Kulturkonferenz]] ==<br />
<br />
Relevanzzweifel. Erfüllung der [[WP:RK#V|Einschlusskriterien für Vereine, Verbände, Netzwerke und Bürgerinitiativen]] oder allgemeine enzyklopädische Relevanz sind im Artikel nicht dargestellt. --[[Benutzer:Seemannssonntag|Seemannssonntag]] ([[Benutzer Diskussion:Seemannssonntag|Diskussion]]) 07:34, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Hauptstadtsafari]] ==<br />
<br />
Relevanz wird nicht ausreichend nachgewiesen. Zum Nachweis der Wahrnehmung der Sendung sind Links zu den Sendungen nicht zielführend. -- [[Benutzer:WMS.Nemo|WMS.Nemo]] ([[Benutzer Diskussion:WMS.Nemo|Diskussion]]) 09:11, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Mark &#34;ohnePixel&#34; Zimmermann]] ==<br />
<br />
''fehlende Darstellung der Relevanz'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 12:07, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:Irgendein Gamer. Keine enzyklopädische Relevanz erkennbar. '''Löschen'''. MfG, --[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 12:20, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::nicht meine Welt, aber immerhin fast 2 Mio Follower (wo liegen derzeit die Messlatten dafür?) --[[Benutzer:Hannes 24|Hannes 24]] ([[Benutzer Diskussion:Hannes 24|Diskussion]]) 12:22, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
:::[[Twitch]] dürfte kaum ernst zu nehmen sein. PS: Außerdem gruselige Qualität. Mfg, --[[Benutzer:Brodkey65|Brodkey65<small>|...''„Am Ende muss Glück sein.“''</small>]] 12:26, 18. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Andere Streamer mit ähnlicher Reichweite wie z. B. papaplatte sind hier auf Wikipedia ebenfalls vertreten. --[[Benutzer:DerMacGamer|DerMacGamer]] ([[Benutzer Diskussion:DerMacGamer|Diskussion]]) 12:27, 18. Mai 2025 (CEST)</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Qualit%C3%A4tssicherung/13._Mai_2025&diff=256024116Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 20252025-05-15T12:12:36Z<p>Prototyperspective: /* Achse des Bösen (Kosmologie) */ Antwort</p>
<hr />
<div>{{Autoarchiv-Erledigt|Alter=2|Ziel='Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 2025/erledigt'|Zeigen=Nein}}<br />
{| class="centered" cellpadding="0" cellspacing="1" style="background:#FFDEAD; text-align:center; width:90%; font-size:smaller;"<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/9. Mai 2025| 9. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/10. Mai 2025|10. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/11. Mai 2025|11. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/12. Mai 2025|12. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 2025|13. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/14. Mai 2025|14. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/{{LOCALDAY}}. {{LOCALMONTHNAME}} {{LOCALYEAR}}|Heute]]<br />
|}<br />
<br />
{{QS-Kandidaten}}<br />
__NEWSECTIONLINK__<br />
<div style="text-align:center;">Die Qualitätssicherung der unten aufgeführten Artikel ist noch nicht abgeschlossen:</div><br />
<!-- Hinweis an den letzten Bearbeiter: Wenn alles erledigt ist, obige Zeile durch folgende<nowiki><br />
{{Wikipedia:Qualitätssicherung/QS erledigt|-- ~~~~}}<br /><br />
</nowiki>ersetzen. Anschließend bitte die Abschnitte aus der /erledigt-Unterseite als Ganzes hierher kopieren und auf die Unterseite einen SLA stellen.--><br />
<br />
== [[Coop Troop]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 00:15, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Gelöscht. War eine schlampige Paraphasierung von [https://www.fernsehserien.de/coop-troop hier] und damit eine URV. --[[Benutzer:Codc|<span style="color:var(--color-base);font-family:Comic Sans MS">codc </span>]]<sup>[[Benutzer Diskussion:Codc|<code style="border:none;background:none">senf</code>]]</sup> 00:28, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Wilhelm Westermann (Textilunternehmer)]] ==<br />
<br />
Wikifizieren mit Links. --[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 01:19, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Achse des Bösen (Kosmologie)]] ==<br />
<br />
''schwer verständlicher Text zu einer falsifizierten Theorie. wird die eigentlich ausreichend wahrgenommen?'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 04:14, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Jetzt wird also alles in die QS genommen, auch wenn es einfach für einen zufälligen Laien schwer verständlich ist. Der Text ist nicht schwer verständlich und die Theorie ist leider auch nicht falsifiziert. Natürlich wird die ausreichend wahrgenommen – es gibt etliche Quellen dazu und nicht ohne Grund existiert der Artikel in 13 weiteren Sprachen. Finde deinen Beitrag kein bisschen produktiv bzw. kontraproduktiv. Wenn du was zu verbessern hast, dann tu das. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:16, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
::ich soll also eine Text den ich nicht gut verstehe umbauen in eine verständlichen. Super Idee... Da kommt dann auch ganz bestimmt kein totaler Blödsinn bei raus. Empfehlung zur Lektüre [[WP:Oma]]. [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 15:41, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:::Er ist bereits verständlich. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 17:09, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Der Artikelersteller mag in der Sache kompetent sein, aber um die [[WP:Allgemeinverständlichkeit|Allgemeinverständlichkeit]] zu beurteilen, ist er genau deswegen nicht der Richtige. Im übrigen habe ich den Eindruck, Du fühlst Dich durch die QS persönlich angegriffen. Dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund.<br />
::::Was die Verständlichkeit betrifft: Ja, der Artikel ist schwer verständlich. Allerdings habe ich mich damit abgefunden, dass Artikel in bestimmten Themenbereichen wohl nicht so richtig verständlich hinzukriegen sind. Bei manchen Artikeln aus dem Bereich der Mathematik z.B. bin ich schon froh, wenn man aus der Intro wenigstens erahnt, dass wir uns irgendwie im Bereich der Mathematik bewegen.<br />
::::Bei diesem Artikel kann ich immerhin schon aus dem Lemma erkennen, dass es irgendwas mit Kosmologie zu tun haben muss, und dann ahne ich schon, dass ich den Rest wahrscheinlich nicht verstehen werde. Ob man sich damit zufriedengibt, mag Geschmacksache sein.<br />
::::Was die Rezeption betrifft, so könnte man die im Artikel vielleicht etwas deutlicher herausstellen. Den Abschnitt "Beobachtungen" z.B. kann ich nicht recht einordnen. Es scheint da um weitere Untersuchungen zu dieser Theorie zu gehen. Ist das Rezeption? Oder gibt's die noch extra?<br />
::::Nachzubessern wäre auf jeden Fall noch bei den [[Wikipedia:Zitate#Grundsätze|Zitaten]], aber das ist ja mehr eine Formsache: ''"Fremdsprachige Zitate sollen in der Regel in der Originalsprache und zusätzlich als Übersetzung angegeben werden."'' --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 17:41, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::Der Artikel ist noch neu und hat zudem in der EN WP, wo er etliche Jahre in dieser Form bestand, keine Hatnote wegen zu viel Fachsprache, da nur die Details schwer zu verstehen sind die aber nicht so wichtig sind für den Leser und im Artikel eigentlich nicht erklärt werden. Was mit Anisotropie gemeint ist wird im Wikilink erklärt auf den man hovern oder klicken kann. Prinzipiell scheint man zu erwarten dass Artikel im Neuzustand 1A sind anstatt dass man sie gemächlich verbessert oder anstatt den Artikel irgendwo einzutragen einfach direkt hilft ihn zu verbessern. Bitte einfach verbessern und/oder konkretisieren wo es noch Probleme gibt. Möchte im Artikel noch was bezüglich der Entdeckung 2003-2005 hinzufügen. Nein, die gibt es nicht extra. Man könnte den Abschnitt auch umbenennen in z.B. "Untersuchungen und Interpretationen". Das Zitat werde ich beheben. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 00:34, 14. Mai 2025 (CEST)<br />
::::::Na ja, den Wikilink zu Anisotropie hatte ich selber erst gesetzt.<br />
::::::''"Bitte einfach verbessern und/oder konkretisieren wo es noch Probleme gibt"'' ist schön gesagt - aber da muss ich dem Kollegen zustimmen: Wie stellst Du Dir das vor, wie soll man einen Artikel verbessern, bei dem das Problem doch gerade darin besteht, dass man ihn nicht versteht?<br />
::::::Das mit der Rezeption habe ich nicht verstanden. Was genau ist denn in dem Artikel nun Rezeption, also unabhängige Wahrnehmung durch Dritte? --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93|2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93]] 01:51, 14. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::::Das hatte ich dann kurz nach meinem Kommentar gesehen, danke. Hätte ihn andernfalls schon noch eingefügt, tatsächlich fehlt der wikilink auch im Englischen Artikel wobei dort ein Link zu einer ebenfalls relevanten Sektion enthalten ist die es in der DEWP glaube nicht gibt aber nützlich wäre. Wenn man den Artikel nicht versteht sollte man ihn eben nicht so einfach irgendwo eintragen da man das dann schlecht beurteilen kann. Jedenfalls gibt es im Artikel nicht besonders viel zu verstehen da die Details dort nicht enthalten sind, man kann auch wenn man etwas nicht versteht konkretisieren was man nicht versteht oder um welche Stellen es geht. Ich gehe jetzt auch nicht durch irgendwelche Artikel zu fortgeschrittener Mathematik die ich nicht verstehe und klatsche in QS Tag über alle die ich nicht auf Anhieb verstehe. Wie gesagt gibt es im Artikel nicht viel das man nicht verstehen kann und er kann auch so verbessert werden. Und das ist kein Artikel über ein Kunstwerk. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 14:12, 15. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Bengalische Akademie]] ==<br />
<br />
''VP, falls rettbar und relevant'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 04:50, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Nachimport ist veranlasst. --[[Benutzer:Alossola|Alossola]] ([[Benutzer Diskussion:Alossola|Diskussion]]) 10:15, 14. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Edmund Kunkelmann]] ==<br />
<br />
Bes. Fettung sollte sparsamer verwendet werden + unenzyklopädische Formulierungen. --[[Benutzer:Bildungskind|Bildungskind]] ([[Benutzer Diskussion:Bildungskind|Diskussion]]) 08:04, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
::Ich habe die Fettungen entfernt, Text leicht angepasst, Wiki-Links eingefügt und den Belegbaustein gesetzt. [[Benutzer:Joel1272|Joel1272]] ([[Benutzer Diskussion:Joel1272|Diskussion]]) 08:37, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
Erledigt|1='''wurde gelöscht''' --[[Benutzer:Krdbot|Krdbot]] ([[Benutzer Diskussion:Krdbot|Diskussion]]) 10:29, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
Ist wieder da. Nur ohne QS. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 16:00, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Wenn es kein Todesdatum gibt, müsste der Artikel dann nicht im Präsens stehen? --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 16:05, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Luis Arreola]] ==<br />
<br />
''Artikelwunsch braucht Ausbau'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 08:19, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Neuer Österreichischer Film]] ==<br />
<br />
Wikifizieren. Gruß, --[[Benutzer:Thomas Dresler|Thomas Dresler]] ([[Benutzer Diskussion:Thomas Dresler|Diskussion]]) 08:36, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Dialekte und Sprachen in Nordrhein-Westfalen]] ==<br />
<br />
Inhalt hat Quellen, diese sind jedoch überholt. --[[Benutzer:Sarcelles|Sarcelles]] ([[Benutzer Diskussion:Sarcelles|Diskussion]]) 10:18, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Was soll die [[WP:WQSNI|allgemeine QS]] da machen? Da kann bestenfalls eine Fach-QS helfen. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 14:53, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Dass die Quellen überholt sein sollen, ist für Außenstehende nicht erkennbar. Wenn du in der Lage bist, sowas zu erkennen und zu beurteilen, dann wärst du auch der erste, der gefragt wäre, den Artikel zu überarbeiten. --[[Benutzer:Alazon|Alazon]] ([[Benutzer Diskussion:Alazon|Diskussion]]) 23:52, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Kenneth Hancock]] ==<br />
<br />
''Wikifizieren'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 11:38, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Dierk Puls]] ==<br />
<br />
Belege fehlen, Gliederung, Wikifizieren --[[Benutzer:Florian S. Müller|Florian S. Müller]] ([[Benutzer Diskussion:Florian S. Müller|Diskussion]]) 12:26, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Ulrike Krause]] ==<br />
<br />
Vollprogramm --[[Benutzer:08Linus|Linus]] <small>([[Benutzer Diskussion:08Linus|''c’est la vie'']])</small> 13:41, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
{{Erledigt|1=Die schnelle Eingreiftruppe hat zugeschalgen. ;) [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 15:38, 13. Mai 2025 (CEST)}}<br />
<br />
== [[Paco León]] ==<br />
<br />
''Wikifizieren'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 21:04, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Holzpavillon Theresienhain]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm sofern relevant'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 21:27, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Komplett belegfrei. Und ''"... ist eine lokale Attraktion der Bürger"'' ist irgendwie auch unbefriedigend als Definition. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93|2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93]] 22:45, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
::Der Text, vor allem "Nutzungsmöglichkeiten", klingt leicht nach KI...<br />
::Aber, der Park ist zumindest denkmalgeschützt, und ich habe Belege und ein Bild gefunden ;)<br />
::Es wäre zu überlegen, diesen kleinen Pavillon nach [[Stadtpark Hain (Bamberg)]] zu überführen, falls er nicht überwältigend relevant ist(?) --[[Benutzer:Alossola|Alossola]] ([[Benutzer Diskussion:Alossola|Diskussion]]) 18:50, 14. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Michael Kratz]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 21:32, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[ROUDE]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm sofern relevant'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 21:38, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:LD läuft. --[[Benutzer:Seemannssonntag|Seemannssonntag]] ([[Benutzer Diskussion:Seemannssonntag|Diskussion]]) 15:00, 14. Mai 2025 (CEST)<br />
{{Erledigt|--[[Benutzer:Seemannssonntag|Seemannssonntag]] ([[Benutzer Diskussion:Seemannssonntag|Diskussion]]) 15:00, 14. Mai 2025 (CEST)}}<br />
<br />
== [[E.R. (Rapper)]] ==<br />
:<small>Überschrift nach Verschiebung angepasst; ursprüngliches Lemma: [[E.R. (Eduard Reger)]]. --[[Benutzer:Krdbot|Krdbot]] ([[Benutzer Diskussion:Krdbot|Diskussion]]) 12:24, 14. Mai 2025 (CEST)</small><br />
Weblinks und Einzelnachweise, die keine sind. Einzelnachweis in Überschrift.--[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 22:12, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:"Geburtsdatum unbekannt", heißt das, dass der Verfasser des Artikels es nicht weiß, oder heißt das, dass das Geburtsdatum generell unbekannt ist? Ersteres wäre kein Grund, das in den Artikel zu schreiben. Letzteres ist bei einem deutschen Künstler eigentlich nicht vorstellbar. Undokumentierte Kinder gibt's hierzulande m.W. höchstens mal bei ein paar Reichsbürgern. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93|2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93]] 23:07, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
{{Erledigt|1='''erledigt durch Gripweed''' --[[Benutzer:Krdbot|Krdbot]] ([[Benutzer Diskussion:Krdbot|Diskussion]]) 12:48, 14. Mai 2025 (CEST)}}<br />
<br />
== [[An Unfinished Film]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 22:28, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:[[An_Unfinished_Film#Technische_Daten]] wären auch in die Infobox umzutragen und der Abschnitt zu löschen. ∎ Viele Grüße, [[Benutzer:Alabasterstein|Alabasterstein]] ([[Benutzer Diskussion:Alabasterstein|<span style="color: green;">Diskussion</span>]]) 10:45, 14. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Jens Steinat]] ==<br />
<br />
Vollprogramm. Gehört der nicht ins Jungfischbecken für die Landtagswahl am 08. März 2026 in BW? So ist das ein Lebenslauf für ein Bewerbungsschreiben. --[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 22:47, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
{{Erledigt|1='''wurde gelöscht''' --[[Benutzer:Krdbot|Krdbot]] ([[Benutzer Diskussion:Krdbot|Diskussion]]) 00:15, 14. Mai 2025 (CEST)}}<br />
<br />
== [[Erich Masur]] ==<br />
<br />
Wikifizieren. Textwüste. Paar mehr Belege könnten es auch sein für diesen detaillierten langen Artikel. 3 Bkl's. OR mit Nennung des Geburtsregisters, Sterberegisters, Heiratsurkunde des Standesamts Berlin.--[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 22:50, 13. Mai 2025 (CEST)</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Achse_des_B%C3%B6sen_(Kosmologie)&diff=255984891Achse des Bösen (Kosmologie)2025-05-13T22:44:15Z<p>Prototyperspective: ergänzt, ce</p>
<hr />
<div>{{QS-Antrag|13. Mai 2025|2=''schwer verständlicher Text zu einer falsifizierten Theorie. wird die eigentlich ausreichend wahrgenommen?'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 04:14, 13. Mai 2025 (CEST)}}<br />
{{Allgemeinverständlichkeit}}<br />
Die „'''Achse des Bösen'''“ bezeichnet einen scheinbaren Zusammenhang zwischen der Bahnebene des Sonnensystems und Aspekten der [[kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung|kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung]] (CMB). Ein solcher Zusammenhang würde der Ebene des Sonnensystems und damit der Position der Erde eine größere Bedeutung verleihen, als man durch Zufall erwarten würde. Dieses Ergebnis wurde als möglicher Beleg für eine Abweichung vom [[kopernikanisches Prinzip|kopernikanischen Prinzip]] aufgeführt.<ref name=LandMagueijo2005>{{Cite journal |last1 = Land | first1 = Kate |last2=João Magueijo | first2 = João | doi = 10.1103/PhysRevLett.95.071301|language=en|title= Examination of Evidence for a Preferred Axis in the Cosmic Radiation Anisotropy| journal = Physical Review Letters | volume = 95 | issue = 7 | year = 2005 |arxiv = astro-ph/0502237 |bibcode = 2005PhRvL..95g1301L | pmid=16196772 | page=071301| s2cid = 119473590 }}</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2016 verglich jedoch [[Isotropie|isotrope]] und [[Anisotropie|anisotrope]] kosmologische Modelle mit Daten von [[WMAP]] und [[Planck-Weltraumteleskop|Planck]] und fand keine Hinweise auf Anisotropie.<ref name=Saadeh2016>{{Cite journal|last1=Saadeh|first1=Daniela|last2=Feeney|first2=Stephen M.|last3=Pontzen|first3=Andrew|last4=Peiris|first4=Hiranya V.|last5=McEwen|first5=Jason D.|date=2016-09-21|language=en|title=How isotropic is the Universe?|journal=Physical Review Letters | volume=117|issue=13|pages=131302 | arxiv=1605.07178 | bibcode=2016PhRvL.117m1302S | doi=10.1103/PhysRevLett.117.131302 | issn=0031-9007 | pmid=27715088 | s2cid=453412}}</ref> Der Begriff „Axis of Evil“, benannt nach der [[Achse des Bösen]], ist eine humorvolle Anspielung auf die Bedrohung die die Beobachtung dieser scheinbaren Achse in der Hintergrundstrahlung für das Standardmodell der Kosmologie sein könnte oder ist.<ref>https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/die-achse-des-boesen/</ref><br />
<br />
==Übersicht==<br />
Die Strahlungssignatur der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung bietet einen direkten großräumigen Überblick über das Universum. Anhand dieser Informationen lässt sich feststellen, ob unsere Position oder Bewegung eine besondere Bedeutung hat. Die Analyse der Ergebnisse der [[Wilkinson Microwave Anisotropy Probe]] (WMAP) und der [[Planck-Weltraumteleskop|Planck-Mission]], die sowohl erwartete als auch unerwartete Anisotropien in der CMB zeigt, hat viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.<ref name="hanson">{{cite journal |author1=Challinor |first=Anthony |year=2012 |language=en|title=CMB anisotropy science: A review |journal=Proceedings of the International Astronomical Union |volume=8 |pages=42–52 |arxiv=1210.6008 |bibcode=2013IAUS..288...42C |doi=10.1017/S1743921312016663 |s2cid=41756934}}</ref> Die Bewegung des Sonnensystems und die Ausrichtung der Ebene der [[Ekliptik]] stimmen mit Merkmalen des Mikrowellenhimmels überein, die offenbar durch Strukturen am Rand des beobachtbaren Universums verursacht werden.<ref>{{Cite web |date=2004-11-24 |title=Does the motion of the solar system affect the microwave sky? |url=https://cerncourier.com/a/does-the-motion-of-the-solar-system-affect-the-microwave-sky/ |access-date=2023-09-12 |website=CERN Courier |language=en-GB}}</ref><ref>{{Cite journal |last1=Copi |first1=C. J. |last2=Huterer |first2=D. |last3=Schwarz |first3=D. J. |last4=Starkman |first4=G. D. |date=2006-03-21 |language=en|title=On the large-angle anomalies of the microwave sky |journal=Monthly Notices of the Royal Astronomical Society |volume=367 |issue=1 |pages=79–102 |doi=10.1111/j.1365-2966.2005.09980.x |doi-access=free |arxiv=astro-ph/0508047 |bibcode=2006MNRAS.367...79C |s2cid=6184966 |issn=0035-8711}}</ref> Insbesondere in Bezug auf die Ekliptikebene ist die „obere Hälfte“ der CMB etwas kühler als die „untere Hälfte“; Darüber hinaus liegen die [[Quadrupol]]- und [[Oktupol]]-Achsen nur wenige Grad auseinander und verlaufen entlang der Trennlinie zwischen oben und unten.<ref>{{Cite news|url=https://www.space.com/37334-earth-ordinary-cosmological-axis-evil.html|language=en|title=The (Cosmological) Axis of Evil|last=Sutter|first=Paul|date=2017-07-29|work=Space.com}}</ref><br />
<br />
[[Lawrence Krauss]] wird in einem Edge.org-Artikel von 2006 wie folgt zitiert:<ref>{{Cite web|url=https://www.edge.org/conversation/the-energy-of-empty-space-that-isn-39t-zero |title=The Energy of Empty Space That Isn't Zero|date=2006-05-07|website=www.edge.org|language=en|access-date=2018-08-05}}</ref><br />
<br />
{{Zitat|Text=The new results are either telling us that all of science is wrong and we're the center of the universe, or maybe the data is simply incorrect, or maybe it's telling us there's something weird about the microwave background results and that maybe, maybe there's something wrong with our theories on the larger scales.|Übersetzung=Die neuen Ergebnisse zeigen uns entweder, dass die gesamte Wissenschaft falsch ist und wir der Mittelpunkt des Universums sind, oder dass die Daten schlichtweg falsch sind. Oder sie zeigen uns, dass an den Ergebnissen der Mikrowellenhintergrundstrahlung etwas Seltsames ist und dass unsere Theorien auf größeren Skalen möglicherweise nicht stimmen.}}<br />
<br />
==Beobachtungen==<br />
{{Siehe auch|Kosmologisches Prinzip<!--#Beobachtungen-->}}<br />
[[Kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung#Neue Fragen|Es wurden einige Anomalien]] in der Hintergrundstrahlung gemeldet, die mit der Ebene des [[Sonnensystem]]s ausgerichtet sind. Diese lassen sich durch das kopernikanische Prinzip nicht erklären und legen nahe, dass die Ausrichtung des Sonnensystems im Verhältnis zur Hintergrundstrahlung des Universums eine besondere ist.<ref name=mariano>{{cite journal|last1=Mariano|first1=Antonio|last2=Perivolaropoulos|first2=Leandros|language=en|title=CMB maximum temperature asymmetry axis: Alignment with other cosmic asymmetries|journal=Physical Review D|volume=87|issue=4|pages=043511|year=2013|issn=1550-7998|doi=10.1103/PhysRevD.87.043511|arxiv = 1211.5915 |bibcode = 2013PhRvD..87d3511M |s2cid=119258571}}</ref> Land und Magueijo nannten diese Ausrichtung 2005 aufgrund der Auswirkungen auf aktuelle Modelle des Kosmos die „Achse des Bösen“,<ref name=LandMagueijo2005/> wobei mehrere spätere Studien systematische Fehler bei der Erhebung dieser Daten und ihrer Verarbeitung zeigten.<ref name="arXiv:0907.2731v3">{{Cite web |last1=Liu |first1=Hao |last2=Li |first2=Ti-Pei |year=2009 |language=en|title=Improved CMB Map from WMAP Data |url=https://arxiv.org/abs/0907.2731v3<!--|class=astro-ph |eprint=0907.2731v3-->}}</ref><ref name="arXiv:1006.1270v1">{{Cite web |last1=Sawangwit |first1=Utane |last2=Shanks |first2=Tom |year=2010 |language=en|title=Lambda-CDM and the WMAP Power Spectrum Beam Profile Sensitivity |url=https://arxiv.org/abs/1006.1270<!--|class=astro-ph |eprint=1006.1270v1-->}}</ref><ref name="arXiv:1009.2701v1">{{cite journal |last=Liu |first=Hao |year=2010 |language=en|title=Diagnosing Timing Error in WMAP Data |journal=Monthly Notices of the Royal Astronomical Society |volume=413 |issue=1 |pages=L96–L100 |arxiv=1009.2701|display-authors=etal|bibcode=2011MNRAS.413L..96L |doi=10.1111/j.1745-3933.2011.01041.x |doi-access=free |s2cid=118739762 }}</ref> Verschiedene Untersuchungen der CMB-Anisotropiedaten bestätigen entweder das kopernikanische Prinzip,<ref name=zhang>{{cite journal|last1=Zhang|first1=Pengjie|last2=Stebbins|first2=Albert|language=en|title=Confirmation of the Copernican Principle at Gpc Radial Scale and above from the Kinetic Sunyaev-Zel'dovich Effect Power Spectrum|journal=Physical Review Letters|volume=107|issue=4|pages=041301|year=2011|issn=0031-9007|doi=10.1103/PhysRevLett.107.041301|pmid=21866989|bibcode=2011PhRvL.107d1301Z|arxiv = 1009.3967 |s2cid=17627683}}</ref> modellieren die Ausrichtungen in einem nicht-homogenen Universum, das immer noch mit dem Prinzip übereinstimmt,<ref name=buckley>{{cite journal|last1=Buckley|first1=Robert G.|last2=Schlegel|first2=Eric M.|language=en|title=CMB dipoles and other low-order multipoles in the quasispherical Szekeres-Modell|journal=Physical Review D|volume=87|issue=2|pages=023524|year=2013|issn=1550-7998|doi=10.1103/PhysRevD.87.023524|arxiv=1907.08684|bibcode = 2013PhRvD..87b3524B |s2cid=124552647|url=https://zenodo.org/record/889958}}</ref> oder versuchen, sie als lokale Phänomene zu erklären.<ref name=Hansen2012>{{cite journal|last1=Hansen|first1=M.|last2=Kim|first2=J.|last3=Frejsel|first3=A. M.|last4=Ramazanov|first4=S.|last5=Naselsky|first5=P.|last6=Zhao|first6=W.|last7=Burigana|first7=C.|language=en|title=Can residuals of the solar system foreground explain low multipole anomalies of the CMB?|journal=Journal of Cosmology and Astroparticle Physics|volume=2012|issue=10|year=2012|pages=059|issn=1475-7516|doi=10.1088/1475-7516/2012/10/059|arxiv = 1206.6981 |bibcode = 2012JCAP...10..059H |s2cid=118396636}}</ref> Einige dieser alternativen Erklärungen wurden von Copi ''et al.'' diskutiert, die behaupteten, dass Daten vom Planck-Satelliten könnten wichtige Erkenntnisse darüber liefern, ob die bevorzugte Richtung und Ausrichtung falsch waren.<ref>{{Cite journal|last1=Copi|first1=Craig J.|last2=Huterer|first2=Dragan|last3=Schwarz|first3=Dominik J.|last4=Starkman|first4=Glenn D.|date=2010|language=en|title=Large-angle anomalies in the CMB|arxiv=1004.5602|journal=Advances in Astronomy|volume=2010|page=847541|doi=10.1155/2010/847541|issn=1687-7969|bibcode=2010AdAst2010E..92C|s2cid=13823900|doi-access=free}}</ref><ref>{{Cite journal|last1=Copi|first1=Craig J.|last2=Huterer|first2=Dragan|last3=Schwarz|first3=Dominik J.|last4=Starkman|first4=Glenn D.|date=2007-01-08|title=The Uncorrelated Universe: Statistical Anisotropy and the Vanishing Angular Correlation Function in WMAP Years 1-3|arxiv=astro-ph/0605135|journal=Physical Review D|volume=75|issue=2|pages=023507|doi=10.1103/PhysRevD.75.023507|issn=1550-7998|bibcode=2007PhRvD..75b3507C|s2cid=15702227|language=en}}</ref> Zufall ist eine mögliche Erklärung. Der leitende Wissenschaftler des [[WMAP]], [[Charles L. Bennett]], vermutete, dass Zufall und menschliche Psychologie eine Rolle spielten: „Ich glaube, es gibt einen gewissen psychologischen Effekt; Menschen wollen ungewöhnliche Dinge finden.“<ref>{{Cite news|url=https://www.newscientist.com/article/dn18489-found-hawkings-initials-written-into-the-universe |title=Found: Hawking's initials written into the universe|date=2010-02-07|work=New Scientist|language=en-US}}</ref><br />
<br />
Daten des [[Planck-Weltraumteleskop]]s aus dem Jahr 2013 haben seitdem stärkere Beweise für die Anisotropie geliefert.<ref>{{Cite journal|author=Planck Collaboration|date=2013|language=en|title=Planck 2013 results. XXIII. Isotropy and statistics of the CMB|journal=Astronomy & Astrophysics|volume=571|issue=27|pages=A23|arxiv=1303.5083|doi=10.1051/0004-6361/201321534|bibcode=2014A&A...571A..23P|s2cid=13037411}}</ref> „Ein Teil der Community hoffte lange, dass dieses Problem verschwinden würde, aber das ist nicht der Fall“, erklärt Dominik Schwarz von der Universität Bielefeld.<ref>{{cite journal|author1=Michael Brooks|language=en|title=That's odd: Axis of evil stretches across the cosmos|journal=[[New Scientist]]|date=30. April 2016|url=https://www.newscientist.com/article/mg23030710-300}}</ref><br />
<br />
2015 herrschte kein Konsens über die Natur dieser und anderer beobachteter Anomalien<ref name=Cabella2015>{{Cite journal|last1=Santos|first1=L.|last2=Cabella|first2=P.|last3=Villela|first3=T.|last4=Zhao|first4=W.|date=2015-10-05|language=en|title=Influence of Planck foreground masks in the large angular scale quadrant CMB asymmetry|arxiv=1510.01009|journal=Astronomy & Astrophysik|volume=584|pages=A115|doi=10.1051/0004-6361/201526713|issn=0004-6361|bibcode=2015A&A...584A.115S|s2cid=119028545}}</ref> und ihre statistische Signifikanz ist unklar. So zeigt etwa eine Studie, die die Ergebnisse der Planck-Mission einbezieht, wie Maskierungstechniken zu Fehlern führen können, die bei Berücksichtigung dazu führen können, dass mehrere Anomalien, darunter die Achse des Bösen, statistisch nicht signifikant sind.<ref>{{Cite journal|last1=Rassat|first1=A.|last2=Starck|first2=J.-L.|last3=Paykari|first3=P.|last4=Sureau|first4=F.|last5=Bobin|first5=J.|date=2014-08-04|language=en|title=Planck CMB Anomalies: Astrophysical and Cosmological Secondary Effects and the Curse of Masking|arxiv=1405.1844|journal=Journal of Cosmology and Astroparticle Physik | volume = 2014 | issue = 8 | pages = 006 | doi = 10.1088/1475-7516/2014/08/006 | issn = 1475-7516 | s2cid = 119095714}}</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2016 verglich isotrope und anisotrope kosmologische Modelle mit WMAP- und Planck-Daten und fand keine Hinweise auf Anisotropie.<ref name=Saadeh2016/><br />
<br />
==Siehe auch ==<br />
* [[Liste ungelöster Probleme der Physik]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Axis of evil (cosmology)|Achse des Bösen}}<br />
* [https://www.youtube.com/watch?v=IatFPgR154s Erklärvideo von Josef M. Gaßner zu der „Axis of Evil“]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive/><br />
<br />
[[Kategorie:Radioastronomie]]<br />
[[Kategorie:Astrophysik]]<br />
[[Kategorie:Kosmologie (Physik)]]<br />
[[Kategorie:Beobachtende Astronomie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Qualit%C3%A4tssicherung/13._Mai_2025&diff=255984805Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 20252025-05-13T22:34:34Z<p>Prototyperspective: /* Achse des Bösen (Kosmologie) */ Antwort</p>
<hr />
<div>{{Autoarchiv-Erledigt|Alter=2|Ziel='Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 2025/erledigt'|Zeigen=Nein}}<br />
{| class="centered" cellpadding="0" cellspacing="1" style="background:#FFDEAD; text-align:center; width:90%; font-size:smaller;"<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/9. Mai 2025| 9. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/10. Mai 2025|10. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/11. Mai 2025|11. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/12. Mai 2025|12. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 2025|13. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/14. Mai 2025|14. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/{{LOCALDAY}}. {{LOCALMONTHNAME}} {{LOCALYEAR}}|Heute]]<br />
|}<br />
<br />
{{QS-Kandidaten}}<br />
__NEWSECTIONLINK__<br />
<div style="text-align:center;">Die Qualitätssicherung der unten aufgeführten Artikel ist noch nicht abgeschlossen:</div><br />
<!-- Hinweis an den letzten Bearbeiter: Wenn alles erledigt ist, obige Zeile durch folgende<nowiki><br />
{{Wikipedia:Qualitätssicherung/QS erledigt|-- ~~~~}}<br /><br />
</nowiki>ersetzen. Anschließend bitte die Abschnitte aus der /erledigt-Unterseite als Ganzes hierher kopieren und auf die Unterseite einen SLA stellen.--><br />
<br />
== [[Coop Troop]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 00:15, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Gelöscht. War eine schlampige Paraphasierung von [https://www.fernsehserien.de/coop-troop hier] und damit eine URV. --[[Benutzer:Codc|<span style="color:var(--color-base);font-family:Comic Sans MS">codc </span>]]<sup>[[Benutzer Diskussion:Codc|<code style="border:none;background:none">senf</code>]]</sup> 00:28, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Wilhelm Westermann (Textilunternehmer)]] ==<br />
<br />
Wikifizieren mit Links. --[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 01:19, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Achse des Bösen (Kosmologie)]] ==<br />
<br />
''schwer verständlicher Text zu einer falsifizierten Theorie. wird die eigentlich ausreichend wahrgenommen?'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 04:14, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Jetzt wird also alles in die QS genommen, auch wenn es einfach für einen zufälligen Laien schwer verständlich ist. Der Text ist nicht schwer verständlich und die Theorie ist leider auch nicht falsifiziert. Natürlich wird die ausreichend wahrgenommen – es gibt etliche Quellen dazu und nicht ohne Grund existiert der Artikel in 13 weiteren Sprachen. Finde deinen Beitrag kein bisschen produktiv bzw. kontraproduktiv. Wenn du was zu verbessern hast, dann tu das. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:16, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
::ich soll also eine Text den ich nicht gut verstehe umbauen in eine verständlichen. Super Idee... Da kommt dann auch ganz bestimmt kein totaler Blödsinn bei raus. Empfehlung zur Lektüre [[WP:Oma]]. [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 15:41, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:::Er ist bereits verständlich. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 17:09, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
::::Der Artikelersteller mag in der Sache kompetent sein, aber um die [[WP:Allgemeinverständlichkeit|Allgemeinverständlichkeit]] zu beurteilen, ist er genau deswegen nicht der Richtige. Im übrigen habe ich den Eindruck, Du fühlst Dich durch die QS persönlich angegriffen. Dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund.<br />
::::Was die Verständlichkeit betrifft: Ja, der Artikel ist schwer verständlich. Allerdings habe ich mich damit abgefunden, dass Artikel in bestimmten Themenbereichen wohl nicht so richtig verständlich hinzukriegen sind. Bei manchen Artikeln aus dem Bereich der Mathematik z.B. bin ich schon froh, wenn man aus der Intro wenigstens erahnt, dass wir uns irgendwie im Bereich der Mathematik bewegen.<br />
::::Bei diesem Artikel kann ich immerhin schon aus dem Lemma erkennen, dass es irgendwas mit Kosmologie zu tun haben muss, und dann ahne ich schon, dass ich den Rest wahrscheinlich nicht verstehen werde. Ob man sich damit zufriedengibt, mag Geschmacksache sein.<br />
::::Was die Rezeption betrifft, so könnte man die im Artikel vielleicht etwas deutlicher herausstellen. Den Abschnitt "Beobachtungen" z.B. kann ich nicht recht einordnen. Es scheint da um weitere Untersuchungen zu dieser Theorie zu gehen. Ist das Rezeption? Oder gibt's die noch extra?<br />
::::Nachzubessern wäre auf jeden Fall noch bei den [[Wikipedia:Zitate#Grundsätze|Zitaten]], aber das ist ja mehr eine Formsache: ''"Fremdsprachige Zitate sollen in der Regel in der Originalsprache und zusätzlich als Übersetzung angegeben werden."'' --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 17:41, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:::::Der Artikel ist noch neu und hat zudem in der EN WP, wo er etliche Jahre in dieser Form bestand, keine Hatnote wegen zu viel Fachsprache, da nur die Details schwer zu verstehen sind die aber nicht so wichtig sind für den Leser und im Artikel eigentlich nicht erklärt werden. Was mit Anisotropie gemeint ist wird im Wikilink erklärt auf den man hovern oder klicken kann. Prinzipiell scheint man zu erwarten dass Artikel im Neuzustand 1A sind anstatt dass man sie gemächlich verbessert oder anstatt den Artikel irgendwo einzutragen einfach direkt hilft ihn zu verbessern. Bitte einfach verbessern und/oder konkretisieren wo es noch Probleme gibt. Möchte im Artikel noch was bezüglich der Entdeckung 2003-2005 hinzufügen. Nein, die gibt es nicht extra. Man könnte den Abschnitt auch umbenennen in z.B. "Untersuchungen und Interpretationen". Das Zitat werde ich beheben. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 00:34, 14. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Bengalische Akademie]] ==<br />
<br />
''VP, falls rettbar und relevant'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 04:50, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Edmund Kunkelmann]] ==<br />
<br />
Bes. Fettung sollte sparsamer verwendet werden + unenzyklopädische Formulierungen. --[[Benutzer:Bildungskind|Bildungskind]] ([[Benutzer Diskussion:Bildungskind|Diskussion]]) 08:04, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
::Ich habe die Fettungen entfernt, Text leicht angepasst, Wiki-Links eingefügt und den Belegbaustein gesetzt. [[Benutzer:Joel1272|Joel1272]] ([[Benutzer Diskussion:Joel1272|Diskussion]]) 08:37, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
Erledigt|1='''wurde gelöscht''' --[[Benutzer:Krdbot|Krdbot]] ([[Benutzer Diskussion:Krdbot|Diskussion]]) 10:29, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
Ist wieder da. Nur ohne QS. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 16:00, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Wenn es kein Todesdatum gibt, müsste der Artikel dann nicht im Präsens stehen? --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 16:05, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Luis Arreola]] ==<br />
<br />
''Artikelwunsch braucht Ausbau'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 08:19, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Neuer Österreichischer Film]] ==<br />
<br />
Wikifizieren. Gruß, --[[Benutzer:Thomas Dresler|Thomas Dresler]] ([[Benutzer Diskussion:Thomas Dresler|Diskussion]]) 08:36, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Dialekte und Sprachen in Nordrhein-Westfalen]] ==<br />
<br />
Inhalt hat Quellen, diese sind jedoch überholt. --[[Benutzer:Sarcelles|Sarcelles]] ([[Benutzer Diskussion:Sarcelles|Diskussion]]) 10:18, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Was soll die [[WP:WQSNI|allgemeine QS]] da machen? Da kann bestenfalls eine Fach-QS helfen. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 14:53, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Dass die Quellen überholt sein sollen, ist für Außenstehende nicht erkennbar. Wenn du in der Lage bist, sowas zu erkennen und zu beurteilen, dann wärst du auch der erste, der gefragt wäre, den Artikel zu überarbeiten. --[[Benutzer:Alazon|Alazon]] ([[Benutzer Diskussion:Alazon|Diskussion]]) 23:52, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Kenneth Hancock]] ==<br />
<br />
''Wikifizieren'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 11:38, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Dierk Puls]] ==<br />
<br />
Belege fehlen, Gliederung, Wikifizieren --[[Benutzer:Florian S. Müller|Florian S. Müller]] ([[Benutzer Diskussion:Florian S. Müller|Diskussion]]) 12:26, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Ulrike Krause]] ==<br />
<br />
Vollprogramm --[[Benutzer:08Linus|Linus]] <small>([[Benutzer Diskussion:08Linus|''c’est la vie'']])</small> 13:41, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
{{Erledigt|1=Die schnelle Eingreiftruppe hat zugeschalgen. ;) [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 15:38, 13. Mai 2025 (CEST)}}<br />
<br />
== [[Paco León]] ==<br />
<br />
''Wikifizieren'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 21:04, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Holzpavillon Theresienhain]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm sofern relevant'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 21:27, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Komplett belegfrei. Und ''"... ist eine lokale Attraktion der Bürger"'' ist irgendwie auch unbefriedigend als Definition. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93|2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93]] 22:45, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Michael Kratz]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 21:32, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[ROUDE]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm sofern relevant'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 21:38, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[E.R. (Eduard Reger)]] ==<br />
<br />
Weblinks und Einzelnachweise, die keine sind. Einzelnachweis in Überschrift.--[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 22:12, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:"Geburtsdatum unbekannt", heißt das, dass der Verfasser des Artikels es nicht weiß, oder heißt das, dass das Geburtsdatum generell unbekannt ist? Ersteres wäre kein Grund, das in den Artikel zu schreiben. Letzteres ist bei einem deutschen Künstler eigentlich nicht vorstellbar. Undokumentierte Kinder gibt's hierzulande m.W. höchstens mal bei ein paar Reichsbürgern. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93|2003:C0:8F0A:DD00:8557:A071:CC1E:EF93]] 23:07, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[An Unfinished Film]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 22:28, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Jens Steinat]] ==<br />
<br />
Vollprogramm. Gehört der nicht ins Jungfischbecken für die Landtagswahl am 08. März 2026 in BW? So ist das ein Lebenslauf für ein Bewerbungsschreiben. --[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 22:47, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
{{Erledigt|1='''wurde gelöscht''' --[[Benutzer:Krdbot|Krdbot]] ([[Benutzer Diskussion:Krdbot|Diskussion]]) 00:15, 14. Mai 2025 (CEST)}}<br />
<br />
== [[Erich Masur]] ==<br />
<br />
Wikifizieren. Textwüste. Paar mehr Belege könnten es auch sein für diesen detaillierten langen Artikel. 3 Bkl's. OR mit Nennung des Geburtsregisters, Sterberegisters, Heiratsurkunde des Standesamts Berlin.--[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 22:50, 13. Mai 2025 (CEST)</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Qualit%C3%A4tssicherung/13._Mai_2025&diff=255973829Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 20252025-05-13T15:09:13Z<p>Prototyperspective: /* Achse des Bösen (Kosmologie) */ Antwort</p>
<hr />
<div>{{Autoarchiv-Erledigt|Alter=2|Ziel='Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 2025/erledigt'|Zeigen=Nein}}<br />
{| class="centered" cellpadding="0" cellspacing="1" style="background:#FFDEAD; text-align:center; width:90%; font-size:smaller;"<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/9. Mai 2025| 9. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/10. Mai 2025|10. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/11. Mai 2025|11. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/12. Mai 2025|12. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 2025|13. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/14. Mai 2025|14. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/{{LOCALDAY}}. {{LOCALMONTHNAME}} {{LOCALYEAR}}|Heute]]<br />
|}<br />
<br />
{{QS-Kandidaten}}<br />
__NEWSECTIONLINK__<br />
<div style="text-align:center;">Die Qualitätssicherung der unten aufgeführten Artikel ist noch nicht abgeschlossen:</div><br />
<!-- Hinweis an den letzten Bearbeiter: Wenn alles erledigt ist, obige Zeile durch folgende<nowiki><br />
{{Wikipedia:Qualitätssicherung/QS erledigt|-- ~~~~}}<br /><br />
</nowiki>ersetzen. Anschließend bitte die Abschnitte aus der /erledigt-Unterseite als Ganzes hierher kopieren und auf die Unterseite einen SLA stellen.--><br />
<br />
== [[Coop Troop]] ==<br />
<br />
''Vollprogramm'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 00:15, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Gelöscht. War eine schlampige Paraphasierung von [https://www.fernsehserien.de/coop-troop hier] und damit eine URV. --[[Benutzer:Codc|<span style="color:var(--color-base);font-family:Comic Sans MS">codc </span>]]<sup>[[Benutzer Diskussion:Codc|<code style="border:none;background:none">senf</code>]]</sup> 00:28, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Wilhelm Westermann (Textilunternehmer)]] ==<br />
<br />
Wikifizieren mit Links. --[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 01:19, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Achse des Bösen (Kosmologie)]] ==<br />
<br />
''schwer verständlicher Text zu einer falsifizierten Theorie. wird die eigentlich ausreichend wahrgenommen?'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 04:14, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
:Jetzt wird also alles in die QS genommen, auch wenn es einfach für einen zufälligen Laien schwer verständlich ist. Der Text ist nicht schwer verständlich und die Theorie ist leider auch nicht falsifiziert. Natürlich wird die ausreichend wahrgenommen – es gibt etliche Quellen dazu und nicht ohne Grund existiert der Artikel in 13 weiteren Sprachen. Finde deinen Beitrag kein bisschen produktiv bzw. kontraproduktiv. Wenn du was zu verbessern hast, dann tu das. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:16, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
::ich soll also eine Text den ich nicht gut verstehe umbauen in eine verständlichen. Super Idee... Da kommt dann auch ganz bestimmt kein totaler Blödsinn bei raus. Empfehlung zur Lektüre [[WP:Oma]]. [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 15:41, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:::Er ist bereits verständlich. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 17:09, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Bengalische Akademie]] ==<br />
<br />
''VP, falls rettbar und relevant'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 04:50, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Edmund Kunkelmann]] ==<br />
<br />
Bes. Fettung sollte sparsamer verwendet werden + unenzyklopädische Formulierungen. --[[Benutzer:Bildungskind|Bildungskind]] ([[Benutzer Diskussion:Bildungskind|Diskussion]]) 08:04, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
::Ich habe die Fettungen entfernt, Text leicht angepasst, Wiki-Links eingefügt und den Belegbaustein gesetzt. [[Benutzer:Joel1272|Joel1272]] ([[Benutzer Diskussion:Joel1272|Diskussion]]) 08:37, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
Erledigt|1='''wurde gelöscht''' --[[Benutzer:Krdbot|Krdbot]] ([[Benutzer Diskussion:Krdbot|Diskussion]]) 10:29, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
Ist wieder da. Nur ohne QS. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 16:00, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Wenn es kein Todesdatum gibt, müsste der Artikel dann nicht im Präsens stehen? --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 16:05, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Luis Arreola]] ==<br />
<br />
''Artikelwunsch braucht Ausbau'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 08:19, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Neuer Österreichischer Film]] ==<br />
<br />
Wikifizieren. Gruß, --[[Benutzer:Thomas Dresler|Thomas Dresler]] ([[Benutzer Diskussion:Thomas Dresler|Diskussion]]) 08:36, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Dialekte und Sprachen in Nordrhein-Westfalen]] ==<br />
<br />
Inhalt hat Quellen, diese sind jedoch überholt. --[[Benutzer:Sarcelles|Sarcelles]] ([[Benutzer Diskussion:Sarcelles|Diskussion]]) 10:18, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
:Was soll die [[WP:WQSNI|allgemeine QS]] da machen? Da kann bestenfalls eine Fach-QS helfen. --[[Spezial:Beiträge/2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD|2003:C0:8F0A:DD00:10A7:4627:8B79:76DD]] 14:53, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Kenneth Hancock]] ==<br />
<br />
''Wikifizieren'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 11:38, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Dierk Puls]] ==<br />
<br />
Belege fehlen, Gliederung, Wikifizieren --[[Benutzer:Florian S. Müller|Florian S. Müller]] ([[Benutzer Diskussion:Florian S. Müller|Diskussion]]) 12:26, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Ulrike Krause]] ==<br />
<br />
Vollprogramm --[[Benutzer:08Linus|Linus]] <small>([[Benutzer Diskussion:08Linus|''c’est la vie'']])</small> 13:41, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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{{Erledigt|1=Die schnelle Eingreiftruppe hat zugeschalgen. ;) [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 15:38, 13. Mai 2025 (CEST)}}</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Qualit%C3%A4tssicherung/13._Mai_2025&diff=255967498Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 20252025-05-13T10:16:17Z<p>Prototyperspective: /* Achse des Bösen (Kosmologie) */ Antwort</p>
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<div>{{Autoarchiv-Erledigt|Alter=2|Ziel='Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 2025/erledigt'|Zeigen=Nein}}<br />
{| class="centered" cellpadding="0" cellspacing="1" style="background:#FFDEAD; text-align:center; width:90%; font-size:smaller;"<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/9. Mai 2025| 9. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/10. Mai 2025|10. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/11. Mai 2025|11. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/12. Mai 2025|12. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/13. Mai 2025|13. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/14. Mai 2025|14. Mai]]<br />
|style="background:#EBEBEB; width:14%;"|[[Wikipedia:Qualitätssicherung/{{LOCALDAY}}. {{LOCALMONTHNAME}} {{LOCALYEAR}}|Heute]]<br />
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{{QS-Kandidaten}}<br />
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<div style="text-align:center;">Die Qualitätssicherung der unten aufgeführten Artikel ist noch nicht abgeschlossen:</div><br />
<!-- Hinweis an den letzten Bearbeiter: Wenn alles erledigt ist, obige Zeile durch folgende<nowiki><br />
{{Wikipedia:Qualitätssicherung/QS erledigt|-- ~~~~}}<br /><br />
</nowiki>ersetzen. Anschließend bitte die Abschnitte aus der /erledigt-Unterseite als Ganzes hierher kopieren und auf die Unterseite einen SLA stellen.--><br />
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== [[Coop Troop]] ==<br />
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''Vollprogramm'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 00:15, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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:Gelöscht. War eine schlampige Paraphasierung von [https://www.fernsehserien.de/coop-troop hier] und damit eine URV. --[[Benutzer:Codc|<span style="color:var(--color-base);font-family:Comic Sans MS">codc </span>]]<sup>[[Benutzer Diskussion:Codc|<code style="border:none;background:none">senf</code>]]</sup> 00:28, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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== [[Wilhelm Westermann (Textilunternehmer)]] ==<br />
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Wikifizieren mit Links. --[[Benutzer:AxelHH|AxelHH]][[Benutzer:AxelHH|&#45;-]] ([[Benutzer Diskussion:AxelHH|Diskussion]]) 01:19, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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== [[Achse des Bösen (Kosmologie)]] ==<br />
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''schwer verständlicher Text zu einer falsifizierten Theorie. wird die eigentlich ausreichend wahrgenommen?'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 04:14, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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:Jetzt wird also alles in die QS genommen, auch wenn es einfach für einen zufälligen Laien schwer verständlich ist. Der Text ist nicht schwer verständlich und die Theorie ist leider auch nicht falsifiziert. Natürlich wird die ausreichend wahrgenommen – es gibt etliche Quellen dazu und nicht ohne Grund existiert der Artikel in 13 weiteren Sprachen. Finde deinen Beitrag kein bisschen produktiv bzw. kontraproduktiv. Wenn du was zu verbessern hast, dann tu das. --[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 12:16, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
== [[Bengalische Akademie]] ==<br />
<br />
''VP, falls rettbar und relevant'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 04:50, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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== [[Edmund Kunkelmann]] ==<br />
<br />
Bes. Fettung sollte sparsamer verwendet werden + unenzyklopädische Formulierungen. --[[Benutzer:Bildungskind|Bildungskind]] ([[Benutzer Diskussion:Bildungskind|Diskussion]]) 08:04, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
<br />
::Ich habe die Fettungen entfernt, Text leicht angepasst, Wiki-Links eingefügt und den Belegbaustein gesetzt. [[Benutzer:Joel1272|Joel1272]] ([[Benutzer Diskussion:Joel1272|Diskussion]]) 08:37, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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{{Erledigt|1='''wurde gelöscht''' --[[Benutzer:Krdbot|Krdbot]] ([[Benutzer Diskussion:Krdbot|Diskussion]]) 10:29, 13. Mai 2025 (CEST)}}<br />
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== [[Luis Arreola]] ==<br />
<br />
''Artikelwunsch braucht Ausbau'' [[Benutzer:Flossenträger|𝔉𝔩𝔬𝔰𝔰𝔢𝔫𝔱𝔯𝔞𝔢𝔤𝔢𝔯]] [[Benutzer Diskussion:Flossenträger#1|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#2|🐟]][[Benutzer Diskussion:Flossenträger#3|🐟]] 08:19, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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== [[Neuer Österreichischer Film]] ==<br />
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Wikifizieren. Gruß, --[[Benutzer:Thomas Dresler|Thomas Dresler]] ([[Benutzer Diskussion:Thomas Dresler|Diskussion]]) 08:36, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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== [[Dialekte und Sprachen in Nordrhein-Westfalen]] ==<br />
<br />
Inhalt hat Quellen, diese sind jedoch überholt. --[[Benutzer:Sarcelles|Sarcelles]] ([[Benutzer Diskussion:Sarcelles|Diskussion]]) 10:18, 13. Mai 2025 (CEST)<br />
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== [[Kenneth Hancock]] ==<br />
<br />
''Wikifizieren'' [[Benutzer:Lutheraner|Lutheraner]] ([[Benutzer Diskussion:Lutheraner|Diskussion]]) 11:38, 13. Mai 2025 (CEST)</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Max_Tegmark&diff=255958207Max Tegmark2025-05-13T00:05:23Z<p>Prototyperspective: /* Kosmologie */ ce (wl)</p>
<hr />
<div>[[Datei:Max Tegmark.jpg|mini|Max Tegmark (2006)]]<br />
<br />
'''Max Erik Tegmark''' (* [[5. Mai]] [[1967]] in [[Stockholm]]) ist ein schwedisch-US-amerikanischer [[Kosmologie|Kosmologe]] und [[Wissenschaftsphilosophie|Wissenschaftsphilosoph]].<br />
<br />
== Leben und Wirken ==<br />
=== Leben ===<br />
Max Tegmark ist der Sohn der Schwedin Karin Tegmark und von [[Harold Shapiro]], früher Mathematikprofessor an der [[Königlich Technische Hochschule|Königlich Technischen Hochschule]] (KTH) in Stockholm. Er studierte an der KTH mit Abschlüssen in Wirtschaft 1989 und Physik 1990 und an der [[University of California, Berkeley]], an der er 1992 seinen Master in Physik machte und 1994 bei [[Joseph Silk]] promoviert wurde. Als [[Post-Doktorand]] war er am [[Max-Planck-Institut für Physik]] in München und ab 1996 als Hubble Fellow am [[Institute for Advanced Study]]. Danach war er Assistant Professor an der [[University of Pennsylvania]] ([[Tenure-Track#Tenure-Track in den USA und Kanada|Tenure]] ab 2003) und ist seit 2000 am [[Massachusetts Institute of Technology]] (MIT), an dem er als Professor für Physik lehrt. Er ist Direktor des ''Fundamental Questions in Physics Institute'' (FQXi).<br />
<br />
2012 wurde er Fellow der [[American Physical Society]]. 2001 bis 2006 war er Packard Fellow.<br />
<br />
1997 bis zur Scheidung 2009 war er mit der brasilianischen Astrophysikerin Angelica de Oliveira-Costa verheiratet, mit der er zwei Kinder hat und wissenschaftlich zusammenarbeitete.<br />
<br />
Tegmark bezeichnete das zu erwartende Aufkommen denkender Maschinen als „das wichtigste Ereignis in der Menschheitsgeschichte“.<ref>{{Internetquelle |autor=Imre Grimm |url=https://www.rnd.de/digital/mensch-uber-maschine-warum-kunstliche-intelligenz-nie-machtiger-werden-darf-als-wir-AZOSR3BV6ZDPNIS5S5OI3YAJME.html |titel=Mensch über Maschine: Warum künstliche Intelligenz nie mächtiger werden darf als wir |werk=RND |hrsg=Redaktionsnetzwerk Deutschland |datum=2020-09-26 |abruf=2020-10-25 |sprache=}}</ref> 2014 hat er das [[Future of Life Institute]] mitbegründet, das dem Ziel gewidmet ist, [[Existentielles Risiko|existentielle Risiken]] für die gesamte Menschheit zu verringern, insbesondere das durch [[Kernwaffe|Nuklearwaffen]] oder transformative Technologien wie [[Superintelligenz|fortgeschrittene Künstliche Intelligenz]] (KI) und Biotechnologie.<ref>{{Internetquelle |autor=Centre for the Study of Existential Risk (CSER) |url=https://www.cser.ac.uk/news/fli/ |titel=A new existential risk reduction organisation has launched in Cambridge, Massachusetts |werk= |hrsg= |datum=2014-05-31 |sprache=en |abruf=2018-05-19}}</ref> Er ist Mitglied im Vorstand des Instituts.<ref>{{Internetquelle |titel=Team – Future of Life Institute |werk=Future of Life Institute |url=https://futureoflife.org/team/ |abruf=2023-11-04}}</ref><br />
<br />
=== Wirken ===<br />
<br />
==== Kosmologie ====<br />
Als Kosmologe befasst er sich mit der Auswertung von Präzisionsmessungen der [[Kosmische Hintergrundstrahlung|kosmischen Hintergrundstrahlung]] (CMB), wie sie z.&nbsp;B. von den Satelliten [[Cosmic Background Explorer|COBE]] und [[Wilkinson Microwave Anisotropy Probe|WMAP]] durchgeführt werden, und der kosmologischen Rotverschiebungs-Durchmusterungen wie dem [[Sloan Digital Sky Survey]] (dessen Mitarbeiter er war),<ref>Sie veröffentlichten 2004 eine Abschätzung kosmologischer Parameter aus dem SDSS und WMAP: Tegmark u.&nbsp;a.: ''Cosmological parameters from SDSS and WMAP''. In: ''Phys. Review D'', Band 69, 2004, S. 103501 (SDSS Kollaboration) {{arXiv|astro-ph/0310723}}</ref><ref>Tegmark u.&nbsp;a. ''The 3D Power Spectrum of Galaxies from the SDSS''. In: ''Astrophys. J.'' Band 606, 2004, S. 702–740 (SDSS Kollaboration)</ref> 2dF Galaxy Redshift Survey oder dem Las Campanas Redshift Survey. 2003 entdeckte er mit anderen in den WMAP-Daten eine Anomalie in der CMB-Verteilung (Orientierung sowohl der [[Quadrupol]]- als auch der [[Multipol|Oktupol]]-Komponenten der Verteilung), von [[João Magueijo]] 2005 ''[[Axis of Evil (Kosmologie)|Axis of Evil]]'' genannt.<ref>Tegmark, De Oliveira Costa, Andrew Hamilton: ''A high resolution foreground cleaned CMB map from WMAP''. In: ''Phys. Review D'', Band 68, 2003, S. 123523, {{arXiv|astro-ph/0302496}}.</ref> Sie wurde mit Daten vom [[Planck-Weltraumteleskop]] bestätigt. Die Natur dieser Anomalien ist allerdings umstritten; möglicherweise sind es Relikte der Datenauswertung, für die verschiedene den CMB überlagernde Effekte eliminiert werden müssen.<ref>Zum Beispiel die Eigenbewegung von Erde, Sonnensystem und Galaxie und verschiedene galaktische und außergalaktische Mikrowellenquellen. Sie werden ''Vordergrund'' genannt, und zwar im Gegensatz zum eigentlich interessierenden CMB, dem ''kosmischen Mikrowellenhintergrund''.</ref><br />
<br />
Mit [[Daniel Eisenstein]] und Wayne Hu schlug er 1998 vor, [[baryonische akustische Oszillation]]en (BAO) in den CMB-Daten und den großen Redshift-Surveys von Galaxien zu suchen, wo sie als eine Art kosmischer Längenmaßstab (von etwa 500 Millionen Lichtjahren) nachweisbar sein sollten.<ref>Eisenstein, Hu, Tegmark: ''Cosmic Complementarity: H 0 and Omega M from Combining Cosmic Microwave Background Experiments and Redshift Surveys''. In: ''The Astrophysical Journal Letters'', Band 504, 1998, L57</ref><br />
<br />
==== Weltformel ====<br />
Neben Kosmologie befasst er sich auch mit Grundlagenfragen im Grenzbereich zur Wissenschaftsphilosophie, zum Beispiel der Rolle des Bewusstseins<ref>Tegmark: ''Consciousness as a state of matter'', 2014, {{arXiv|1401.1219}}</ref> oder des [[Thermodynamik#Zweiter Hauptsatz|zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik]] in der Kosmologie<ref>Tegmark: ''Second law and cosmology'', 2009, {{arXiv|0904.3931}}.</ref> und insbesondere in seiner ''Mathematical Universe Hypothesis'' (MUH), die eine Philosophie des [[Modaler Realismus|modalen Realismus]] mit der Annahme von [[Parallelwelt]]en (Multiversen) verbindet.<ref>Tegmark: ''Parallel Universes''. {{arXiv|astro-ph/0302131}} In: [[John D. Barrow]], P. C. W. Davies, C. L. Harper ''Science and Ultimate Reality: From Quantum to Cosmos", honoring John Wheeler’s 90th birthday''. Cambridge University Press, 2003</ref> Er sieht das als Kandidat einer ''[[Weltformel|Theory of Everything]]'' (TOE).<ref>Tegmark: ''Is “the theory of everything” merely the ultimate ensemble theory?'' In: ''[[Annals of Physics]]'', Band 270, 1998, S. 1–51, {{arXiv|gr-qc/9704009}}.</ref><ref>Tegmark: ''The mathematical universe''. In: ''Foundations of Physics'', Band 38, 2008, S. 101–150, {{arXiv|0704.0646}}.</ref> Danach ist das Universum (oder ein Universum in einer Vielzahl anderer) ein mathematisches Konstrukt und die physikalische Realität ein Aspekt von denjenigen Universen, die komplex genug sind, sich selbst bewusste Unterstrukturen zu enthalten (Self Aware Substructures, SAS). Tegmark unterscheidet eine Hierarchie von Universen (Stufe 1–4), angefangen mit unserem Universum (Stufe 1).<ref>Stufe 1 ist unser Universum, Stufe&nbsp;2 andere inflationäre Blasen mit möglicherweise anderen kosmologischen Parametern (aber denselben physikalischen Gesetzen und in derselben Raum-Zeit), Stufe&nbsp;3 die [[Viele-Welten-Interpretation]] der Quantenmechanik mit nebeneinander existierenden ''Paralleluniversen'' in einem abstrakten [[Hilbert-Raum]]</ref> Sie entsprechen auf der Stufe&nbsp;4 speziellen mathematischen Formalismen, denen er allen gleichberechtigt eine Realität zuweist. Ein in der Sicht von Tegmark sehr spezielles Beispiel wäre der Formalismus der [[Stringtheorie]] oder [[M-Theorie]]. Nach ihm ist ein mögliches Universum ein mathematisches System, und wird nicht nur durch Mathematik modelliert oder simuliert. Dem Einwand, dies würde dem [[Gödelscher Unvollständigkeitssatz|Gödelschen Unvollständigkeitssatz]] widersprechen, nach dem in einem genügend reichhaltigen mathematischen Axiomensystem nicht entscheidbare, aber wahre Aussagen existieren, begegnet Tegmark, indem er die den Universen entsprechenden mathematischen Konstrukte auf entscheidbare Theorien einschränkt.<br />
<br />
Schon auf der Stufe 1 gibt es, so Tegmark, nach dem derzeit favorisierten Modell eines unendlichen Universums nicht nur unendlich viele belebte Planeten, sondern auch unendlich viele exakte Doppelgänger von uns. Sichtbar ist für jeden Beobachter wegen der Endlichkeit der [[Lichtgeschwindigkeit]] aber nur ein kleiner Ausschnitt des Universums. Gemäß der Vielwelteninterpretation der Quantenmechanik verzweigen sich (Stufe&nbsp;3) Universen nach Tegmark zudem in alle möglichen denkbaren Alternativen, beschrieben in einem abstrakten mathematischen Funktionenraum ([[Hilbertraum]]). Stufe&nbsp;2 sind nach Tegmark Universen mit verschiedenen Anfangsbedingungen und Werten der Naturkonstanten, wie sie etwa als [[Inflation (Kosmologie)|inflationäre Blasen]] in Modellen chaotischer Inflation ([[Andrei Dmitrijewitsch Linde|Andrei Linde]]) auftauchen.<br />
<br />
Er veröffentlichte seine spekulative Theorie zuerst 1998 in den ''[[Annals of Physics]]'' nach mehrmaliger Zurückweisung (sie war dem Gutachter zu spekulativ) dank der Unterstützung von [[John Archibald Wheeler]], der ihm ein Empfehlungsschreiben gab, woraufhin der Artikel doch noch veröffentlicht wurde.<br />
<br />
==== Verwandtes ====<br />
Mittels des nach [[Richard Feynman]] benannten rekursiven multidimensionalen symbolischen Regressionsalgorithmus' ''AI Feynman'' (AI für [[Künstliche Intelligenz|Artificial Intelligence]]) will Tegmark Programme zur Herleitung formalisierbarer physikalischer Gesetzmäßigkeiten aus Beobachtungsdaten entwickeln.<ref>{{Literatur |Autor=Silviu-Marian Udrescu, Max Tegmark |Titel=AI Feynman: A physics-inspired method for symbolic regression |Sammelwerk=Science Advances |Band=6 |Nummer=16 |Datum=2020-04 |ISSN=2375-2548 |DOI=10.1126/sciadv.aay2631 |Seiten=eaay2631 |Online=https://advances.sciencemag.org/lookup/doi/10.1126/sciadv.aay2631 |Abruf=2021-02-23}}</ref> Erste Versionen erkannten bereits alle einhundert vorgestellten Formeln der [[Feynman-Vorlesungen über Physik|Feynman-Vorlesungen]] aus zuvor aus eben diesen Formeln berechneten Datensätzen. Um auch kausale Zusammenhänge erschließen zu können setzt Tegmark auf Methoden des [[Informatiker]]s [[Judea Pearl]] (kausale Diagramme).<ref>{{Internetquelle |autor=Wolfgang Stieler |url=https://www.heise.de/hintergrund/KI-sucht-Naturgesetze-5062198.html |titel=KI sucht Naturgesetze |werk=Technology Review, heise online |datum=2021-02-23 |abruf=2021-02-23}}</ref><br />
<br />
== Schriften (Auswahl) ==<br />
<br />
* ''Life 3.0: Being Human in the Age of Artificial Intelligence''. Allen Lane, London 2017, ISBN 978-0-241-23719-9.<br />
** ''Leben 3.0: Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz''. Ullstein, Berlin 2017, ISBN 978-3-550-08145-3.<br />
* ''Our Mathematical Universe: My Quest for the Ultimate Nature of Reality,'' Knopf 2014.<br />
** ''Unser mathematisches Universum. Auf der Suche nach dem Wesen der Wirklichkeit''. Ullstein, Berlin 2015 ISBN 978-3-550-08092-0.<br />
* ''Shut up and calculate''. In: ''[[New Scientist]]'', 2007, {{arXiv|0709.4024}}.<br />
* [http://space.mit.edu/home/tegmark/PDF/multiverse_sciam.pdf ''Parallel Universes''.] (PDF; 2,1&nbsp;MB) In: ''[[Scientific American]]'', Mai 2003.<br />
* Herausgeber mit Angela de Oliveira-Costa: ''Microwave Foregrounds''. [[Astronomical Society of the Pacific]], San Francisco 1999.<br />
* ''Measuring Spacetime: From the Big Bang to Black Holes''. In: ''[[Science]]'', Band 296, 2002, S. 1427–1433.<br />
* mit J. Silk, [[Martin Rees]], A. Blanchard, T. Abel, F. Palla: ''How Small Were the First Cosmological Objects?'' In: ''[[Astrophysical Journal]]'', Band 474, 1997, S. 1–12.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Quantenselbstmord]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://web.mit.edu/physics/people/faculty/tegmark_max.html Homepage am MIT]<br />
* [http://space.mit.edu/home/tegmark/mathematical.html Webseite von Tegmark zu seinen Theorien]<br />
* [https://www.discovermagazine.com/the-sciences/is-the-universe-actually-made-of-math Is the Universe Actually Made of Math?] – Porträt und Interview, Discover Magazin 2008<br />
* [http://www.philosophy-of-cosmology.ox.ac.uk/tegmark.html Biografie, Philosophy of Cosmology, Oxford University]<br />
* [http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/kuenstliche-intelligenz/max-tegmark-ueber-kuenstliche-intelligenz-die-menschheit-kann-erbluehen-wie-nie-zuvor-15311511-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_1 Interview] (November 2017)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /><br />
<br />
{{Normdaten|TYP=p|GND=1051648637|LCCN=nr/99/39923|VIAF=34698256|NDL=001244324}}<br />
<br />
{{SORTIERUNG:Tegmark, Max}}<br />
[[Kategorie:Astrophysiker]]<br />
[[Kategorie:Schwede]]<br />
[[Kategorie:Geboren 1967]]<br />
[[Kategorie:Mann]]<br />
<br />
{{Personendaten<br />
|NAME=Tegmark, Max<br />
|ALTERNATIVNAMEN=Tegmark, Max Erik<br />
|KURZBESCHREIBUNG=schwedischer Kosmologe und Wissenschaftsphilosoph<br />
|GEBURTSDATUM=5. Mai 1967<br />
|GEBURTSORT=[[Stockholm]]<br />
|STERBEDATUM=<br />
|STERBEORT=<br />
}}</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Axis_of_Evil_(Kosmologie)&diff=255958203Axis of Evil (Kosmologie)2025-05-13T00:04:24Z<p>Prototyperspective: Weiterleitung zu Achse des Bösen (Kosmologie)</p>
<hr />
<div>#WEITERLEITUNG [[Achse des Bösen (Kosmologie)]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Importw%C3%BCnsche&diff=255958198Wikipedia:Importwünsche2025-05-13T00:02:31Z<p>Prototyperspective: </p>
<hr />
<div>{{/Intro}}<br />
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== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:Marshal of Portugal]] nach [[Marschall von Portugal]] ==<br />
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* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:Marshal of Portugal|action=history}} en:Marshal of Portugal] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Marschall von Portugal|action=history}} Marschall von Portugal]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' fehlt bisher; den [[Marschall von Frankreich]] gibt es z.B. --[[Spezial:Beiträge/2003:E8:EF10:AA51:A82B:F0FA:63BF:FC7C|2003:E8:EF10:AA51:A82B:F0FA:63BF:FC7C]] 14:20, 2. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">2003:E8:EF10:AA51:A82B:F0FA:63BF:FC7C</span><br />
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* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
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* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:List of Marshals of Portugal|action=history}} en:List of Marshals of Portugal] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Liste der Marschälle von Portugal|action=history}} Liste der Marschälle von Portugal]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' siehe eins drüber --[[Spezial:Beiträge/2003:E8:EF10:AA51:A82B:F0FA:63BF:FC7C|2003:E8:EF10:AA51:A82B:F0FA:63BF:FC7C]] 14:21, 2. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">2003:E8:EF10:AA51:A82B:F0FA:63BF:FC7C</span><br />
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* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
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== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:uk:Список картин і малюнків Тараса Шевченка]] nach [[Liste der Gemälde und Zeichnungen von Taras Schewtschenko]] (in Arbeit) ==<br />
{{/In Arbeit|Chewbacca2205|11:11, 12. Mai 2025 (CEST)}}<br />
<span style="display:none">Darkking3<init time="20250504121621" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:uk:Список картин і малюнків Тараса Шевченка|action=history}} uk:Список картин і малюнків Тараса Шевченка] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Liste der Gemälde und Zeichnungen von Taras Schewtschenko|action=history}} Liste der Gemälde und Zeichnungen von Taras Schewtschenko]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Auch wenn es sich hier um eine Liste handelt, so stammt diese Zusammenstellung nicht aus einer einzelnen Quelle, sondern aus mehreren mit unterschiedlichsten Autoren. Somit kann eine gewisse Schöpfungshöhe nicht abgesprochen werden. --[[Benutzer:darkking3|darkking3]] <sup><small>[[BD:darkking3|&#1337;]]</small></sup> 12:16, 4. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Darkking3</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
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== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:2024_FIM_Long_Track_World_Championship]] nach [[Benutzer:AdlerMannheimFan/Langbahn-Weltmeisterschaft_2024]] (in Arbeit) ==<br />
{{/In Arbeit|Ameisenigel|16:35, 12. Mai 2025 (CEST)}}<br />
<span style="display:none">AdlerMannheimFan<init time="20250512124647" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:2024_FIM_Long_Track_World_Championship|action=history}} en:2024_FIM_Long_Track_World_Championship] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Benutzer:AdlerMannheimFan/Langbahn-Weltmeisterschaft_2024|action=history}} Benutzer:AdlerMannheimFan/Langbahn-Weltmeisterschaft_2024]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Seite soll uebersetzt werden in deutsch--[[Benutzer:AdlerMannheimFan|AdlerMannheimFan]] ([[Benutzer Diskussion:AdlerMannheimFan|Diskussion]]) 12:46, 12. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">AdlerMannheimFan</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:''' {{ping|AdlerMannheimFan}} Aufgrund fehlender Schöpfungshöhe ist hier kein Import erforderlich und du kannst den Artikel einfach so übersetzen. Bitte entferne diesen Abschnitt hier, wenn du das gelesen hast. Danke! --[[Benutzer:Ameisenigel|Ameisenigel]] ([[Benutzer Diskussion:Ameisenigel|Diskussion]]) 16:36, 12. Mai 2025 (CEST)<br />
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<br />
* Versionsanzahl: '''18''' <!--#rv--> 16:35:21, 12.5.2025<br />
<br />
== [[Spezial:Importieren|Import]] von [[:en:Axis of evil (cosmology)]] nach [[Achse des Bösen (Kosmologie)]] ==<br />
<span style="display:none">Prototyperspective<init time="20250513020231" /></span><br />
* '''Fremdlemma:''' [{{fullurl:en:Axis of evil (cosmology)|action=history}} en:Axis of evil (cosmology)] <br />
* '''Ziel:''' [{{fullurl:Achse des Bösen (Kosmologie)|action=history}} Achse des Bösen (Kosmologie)]<br />
* '''Begründung und Signatur:''' Nachimport--[[Benutzer:Prototyperspective|Prototyperspective]] ([[Benutzer Diskussion:Prototyperspective|Diskussion]]) 02:02, 13. Mai 2025 (CEST) <span style="display:none" class="user">Prototyperspective</span><br />
* '''Erledigungsvermerk/Anmerkung:'''<br />
<!-- nach erfolgreichem Import bitte ganzen Abschnitt inkl. Überschrift löschen --></div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Achse_des_B%C3%B6sen_(Kosmologie)&diff=255958195Achse des Bösen (Kosmologie)2025-05-13T00:01:38Z<p>Prototyperspective: Übersetzung (:en:Axis of evil (cosmology))</p>
<hr />
<div>Die „'''Achse des Bösen'''“ bezeichnet einen scheinbaren Zusammenhang zwischen der Bahnebene des Sonnensystems und Aspekten der [[kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung|kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung]] (CMB). Ein solcher Zusammenhang würde der Ebene des Sonnensystems und damit der Position der Erde eine größere Bedeutung verleihen, als man durch Zufall erwarten würde. Dieses Ergebnis wurde als möglicher Beleg für eine Abweichung vom [[kopernikanisches Prinzip|kopernikanischen Prinzip]] aufgeführt.<ref name=LandMagueijo2005>{{Cite journal |last1 = Land | first1 = Kate |last2=João Magueijo | first2 = João | doi = 10.1103/PhysRevLett.95.071301|language=en|title= Examination of Evidence for a Preferred Axis in the Cosmic Radiation Anisotropy| journal = Physical Review Letters | volume = 95 | issue = 7 | year = 2005 |arxiv = astro-ph/0502237 |bibcode = 2005PhRvL..95g1301L | pmid=16196772 | page=071301| s2cid = 119473590 }}</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2016 verglich jedoch isotrope und anisotrope kosmologische Modelle mit Daten von [[WMAP]] und [[Planck-Weltraumteleskop|Planck]] und fand keine Hinweise auf Anisotropie.<ref name=Saadeh2016>{{Cite journal|last1=Saadeh|first1=Daniela|last2=Feeney|first2=Stephen M.|last3=Pontzen|first3=Andrew|last4=Peiris|first4=Hiranya V.|last5=McEwen|first5=Jason D.|date=2016-09-21|language=en|title=How isotropic is the Universe?|journal=Physical Review Letters | volume=117|issue=13|pages=131302 | arxiv=1605.07178 | bibcode=2016PhRvL.117m1302S | doi=10.1103/PhysRevLett.117.131302 | issn=0031-9007 | pmid=27715088 | s2cid=453412}}</ref><br />
<br />
==Übersicht==<br />
Die Strahlungssignatur der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung bietet einen direkten großräumigen Überblick über das Universum. Anhand dieser Informationen lässt sich feststellen, ob unsere Position oder Bewegung eine besondere Bedeutung hat. Die Analyse der Ergebnisse der [[Wilkinson Microwave Anisotropy Probe]] (WMAP) und der [[Planck-Weltraumteleskop|Planck-Mission]], die sowohl erwartete als auch unerwartete Anisotropien in der CMB zeigt, hat viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.<ref name="hanson">{{cite journal |author1=Challinor |first=Anthony |year=2012 |language=en|title=CMB anisotropy science: A review |journal=Proceedings of the International Astronomical Union |volume=8 |pages=42–52 |arxiv=1210.6008 |bibcode=2013IAUS..288...42C |doi=10.1017/S1743921312016663 |s2cid=41756934}}</ref> Die Bewegung des Sonnensystems und die Ausrichtung der Ebene der [[Ekliptik]] stimmen mit Merkmalen des Mikrowellenhimmels überein, die offenbar durch Strukturen am Rand des beobachtbaren Universums verursacht werden.<ref>{{Cite web |date=2004-11-24 |language=en|title=Does the motion of the solar system affect the microwave sky? |url=https://cerncourier.com/a/does-the-motion-of-the-solar-system-affect-the-microwave-sky/ |access-date=2023-09-12 |website=CERN Courier |language=en-GB}}</ref><ref>{{Cite journal |last1=Copi |first1=C. J. |last2=Huterer |first2=D. |last3=Schwarz |first3=D. J. |last4=Starkman |first4=G. D. |date=2006-03-21 |language=en|title=On the large-angle anomalies of the microwave sky |journal=Monthly Notices of the Royal Astronomical Society |volume=367 |issue=1 |pages=79–102 |doi=10.1111/j.1365-2966.2005.09980.x |doi-access=free |arxiv=astro-ph/0508047 |bibcode=2006MNRAS.367...79C |s2cid=6184966 |issn=0035-8711}}</ref> Insbesondere in Bezug auf die Ekliptikebene ist die „obere Hälfte“ der CMB etwas kühler als die „untere Hälfte“; Darüber hinaus liegen die [[Quadrupol]]- und [[Oktupol]]-Achsen nur wenige Grad auseinander und verlaufen entlang der Trennlinie zwischen oben und unten.<ref>{{Cite news|url=https://www.space.com/37334-earth-ordinary-cosmological-axis-evil.html|language=en|title=The (Cosmological) Axis of Evil|last=Sutter|first=Paul|date=2017-07-29|work=Space.com}}</ref><br />
<br />
[[Lawrence Krauss]] wird in einem Edge.org-Artikel von 2006 wie folgt zitiert (übersetzt):<ref>{{Cite web|url=https://www.edge.org/conversation/the-energy-of-empty-space-that-isn-39t-zero|language=en|title=The Energy of Empty Space That Isn't Zero|date=2006-05-07|website=www.edge.org|language=en|access-date=2018-08-05}}</ref><br />
<br />
<blockquote>Die neuen Ergebnisse zeigen uns entweder, dass die gesamte Wissenschaft falsch ist und wir der Mittelpunkt des Universums sind, oder dass die Daten schlichtweg falsch sind. Oder sie zeigen uns, dass an den Ergebnissen der Mikrowellenhintergrundstrahlung etwas Seltsames ist und dass unsere Theorien auf größeren Skalen möglicherweise nicht stimmen.</blockquote><br />
<br />
==Beobachtungen==<br />
{{Siehe auch|Kosmologisches Prinzip<!--#Beobachtungen-->}}<br />
[[Kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung#Neue Fragen|Es wurden einige Anomalien]] in der Hintergrundstrahlung gemeldet, die mit der Ebene des [[Sonnensystem]]s ausgerichtet sind. Diese lassen sich durch das kopernikanische Prinzip nicht erklären und legen nahe, dass die Ausrichtung des Sonnensystems im Verhältnis zur Hintergrundstrahlung des Universums eine besondere ist.<ref name=mariano>{{cite journal|last1=Mariano|first1=Antonio|last2=Perivolaropoulos|first2=Leandros|language=en|title=CMB maximum temperature asymmetry axis: Alignment with other cosmic asymmetries|journal=Physical Review D|volume=87|issue=4|pages=043511|year=2013|issn=1550-7998|doi=10.1103/PhysRevD.87.043511|arxiv = 1211.5915 |bibcode = 2013PhRvD..87d3511M |s2cid=119258571}}</ref> Land und Magueijo nannten diese Ausrichtung 2005 aufgrund der Auswirkungen auf aktuelle Modelle des Kosmos die „Achse des Bösen“,<ref name=LandMagueijo2005/> wobei mehrere spätere Studien systematische Fehler bei der Erhebung dieser Daten und ihrer Verarbeitung zeigten.<ref name="arXiv:0907.2731v3">{{Cite web |last1=Liu |first1=Hao |last2=Li |first2=Ti-Pei |year=2009 |language=en|title=Improved CMB Map from WMAP Data |url=https://arxiv.org/abs/0907.2731v3<!--|class=astro-ph |eprint=0907.2731v3-->}}</ref><ref name="arXiv:1006.1270v1">{{Cite web |last1=Sawangwit |first1=Utane |last2=Shanks |first2=Tom |year=2010 |language=en|title=Lambda-CDM and the WMAP Power Spectrum Beam Profile Sensitivity |url=https://arxiv.org/abs/1006.1270<!--|class=astro-ph |eprint=1006.1270v1-->}}</ref><ref name="arXiv:1009.2701v1">{{cite journal |last=Liu |first=Hao |year=2010 |language=en|title=Diagnosing Timing Error in WMAP Data |journal=Monthly Notices of the Royal Astronomical Society |volume=413 |issue=1 |pages=L96–L100 |arxiv=1009.2701|display-authors=etal|bibcode=2011MNRAS.413L..96L |doi=10.1111/j.1745-3933.2011.01041.x |doi-access=free |s2cid=118739762 }}</ref> Verschiedene Untersuchungen der CMB-Anisotropiedaten bestätigen entweder das kopernikanische Prinzip,<ref name=zhang>{{cite journal|last1=Zhang|first1=Pengjie|last2=Stebbins|first2=Albert|language=en|title=Confirmation of the Copernican Principle at Gpc Radial Scale and above from the Kinetic Sunyaev-Zel'dovich Effect Power Spectrum|journal=Physical Review Letters|volume=107|issue=4|pages=041301|year=2011|issn=0031-9007|doi=10.1103/PhysRevLett.107.041301|pmid=21866989|bibcode=2011PhRvL.107d1301Z|arxiv = 1009.3967 |s2cid=17627683}}</ref> modellieren die Ausrichtungen in einem nicht-homogenen Universum, das immer noch mit dem Prinzip übereinstimmt,<ref name=buckley>{{cite journal|last1=Buckley|first1=Robert G.|last2=Schlegel|first2=Eric M.|language=en|title=CMB dipoles and other low-order multipoles in the quasispherical Szekeres-Modell|journal=Physical Review D|volume=87|issue=2|pages=023524|year=2013|issn=1550-7998|doi=10.1103/PhysRevD.87.023524|arxiv=1907.08684|bibcode = 2013PhRvD..87b3524B |s2cid=124552647|url=https://zenodo.org/record/889958}}</ref> oder versuchen, sie als lokale Phänomene zu erklären.<ref name=Hansen2012>{{cite journal|last1=Hansen|first1=M.|last2=Kim|first2=J.|last3=Frejsel|first3=A. M.|last4=Ramazanov|first4=S.|last5=Naselsky|first5=P.|last6=Zhao|first6=W.|last7=Burigana|first7=C.|language=en|title=Can residuals of the solar system foreground explain low multipole anomalies of the CMB?|journal=Journal of Cosmology and Astroparticle Physics|volume=2012|issue=10|year=2012|pages=059|issn=1475-7516|doi=10.1088/1475-7516/2012/10/059|arxiv = 1206.6981 |bibcode = 2012JCAP...10..059H |s2cid=118396636}}</ref> Einige dieser alternativen Erklärungen wurden von Copi ''et al.'' diskutiert, die behaupteten, dass Daten vom Planck-Satelliten könnten wichtige Erkenntnisse darüber liefern, ob die bevorzugte Richtung und Ausrichtung falsch waren.<ref>{{Cite journal|last1=Copi|first1=Craig J.|last2=Huterer|first2=Dragan|last3=Schwarz|first3=Dominik J.|last4=Starkman|first4=Glenn D.|date=2010|language=en|title=Large-angle anomalies in the CMB|arxiv=1004.5602|journal=Advances in Astronomy|volume=2010|page=847541|doi=10.1155/2010/847541|issn=1687-7969|bibcode=2010AdAst2010E..92C|s2cid=13823900|doi-access=free}}</ref><ref>{{Cite journal|last1=Copi|first1=Craig J.|last2=Huterer|first2=Dragan|last3=Schwarz|first3=Dominik J.|last4=Starkman|first4=Glenn D.|date=2007-01-08|title=The Uncorrelated Universe: Statistical Anisotropy and the Vanishing Angular Correlation Function in WMAP Years 1-3|arxiv=astro-ph/0605135|journal=Physical Review D|volume=75|issue=2|pages=023507|doi=10.1103/PhysRevD.75.023507|issn=1550-7998|bibcode=2007PhRvD..75b3507C|s2cid=15702227|language=en}}</ref> Zufall ist eine mögliche Erklärung. Der leitende Wissenschaftler des [[WMAP]], [[Charles L. Bennett]], vermutete, dass Zufall und menschliche Psychologie eine Rolle spielten: „Ich glaube, es gibt einen gewissen psychologischen Effekt; Menschen wollen ungewöhnliche Dinge finden.“<ref>{{Cite news|url=https://www.newscientist.com/article/dn18489-found-hawkings-initials-written-into-the-universe|language=en|title=Found: Hawking's initials written into the universe|date=2010-02-07|work=New Scientist|language=en-US}}</ref><br />
<br />
Daten des [[Planck-Weltraumteleskop]]s aus dem Jahr 2013 haben seitdem stärkere Beweise für die Anisotropie geliefert.<ref>{{Cite journal|author=Planck Collaboration|date=2013|language=en|title=Planck 2013 results. XXIII. Isotropy and statistics of the CMB|journal=Astronomy & Astrophysics|volume=571|issue=27|pages=A23|arxiv=1303.5083|doi=10.1051/0004-6361/201321534|bibcode=2014A&A...571A..23P|s2cid=13037411}}</ref> „Ein Teil der Community hoffte lange, dass dieses Problem verschwinden würde, aber das ist nicht der Fall“, sagt Dominik Schwarz von der Universität Bielefeld.<ref>{{cite journal|author1=Michael Brooks|language=en|title=That's odd: Axis of evil stretches across the cosmos|journal=[[New Scientist]]|date=30. April 2016|url=https://www.newscientist.com/article/mg23030710-300}}</ref><br />
<br />
2015 herrschte kein Konsens über die Natur dieser und anderer beobachteter Anomalien<ref name=Cabella2015>{{Cite journal|last1=Santos|first1=L.|last2=Cabella|first2=P.|last3=Villela|first3=T.|last4=Zhao|first4=W.|date=2015-10-05|language=en|title=Influence of Planck foreground masks in the large angular scale quadrant CMB asymmetry|arxiv=1510.01009|journal=Astronomy & Astrophysik|volume=584|pages=A115|doi=10.1051/0004-6361/201526713|issn=0004-6361|bibcode=2015A&A...584A.115S|s2cid=119028545}}</ref> und ihre statistische Signifikanz ist unklar. So zeigt etwa eine Studie, die die Ergebnisse der Planck-Mission einbezieht, wie Maskierungstechniken zu Fehlern führen können, die bei Berücksichtigung dazu führen können, dass mehrere Anomalien, darunter die Achse des Bösen, statistisch nicht signifikant sind.<ref>{{Cite journal|last1=Rassat|first1=A.|last2=Starck|first2=J.-L.|last3=Paykari|first3=P.|last4=Sureau|first4=F.|last5=Bobin|first5=J.|date=2014-08-04|language=en|title=Planck CMB Anomalies: Astrophysical and Cosmological Secondary Effects and the Curse of Masking|arxiv=1405.1844|journal=Journal of Cosmology and Astroparticle Physik | volume = 2014 | issue = 8 | pages = 006 | doi = 10.1088/1475-7516/2014/08/006 | issn = 1475-7516 | s2cid = 119095714}}</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2016 verglich isotrope und anisotrope kosmologische Modelle mit WMAP- und Planck-Daten und fand keine Hinweise auf Anisotropie.<ref name=Saadeh2016/><br />
<br />
==Siehe auch ==<br />
* [[Liste ungelöster Probleme der Physik]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [https://www.youtube.com/watch?v=IatFPgR154s Erklärvideo von Josef M. Gaßner zu der „Axis of Evil“]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive/><br />
<br />
[[Kategorie:Radioastronomie]]<br />
[[Kategorie:Astrophysik]]<br />
[[Kategorie:Kosmologie (Physik)]]<br />
[[Kategorie:Beobachtende Astronomie]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sonne&diff=255958078Sonne2025-05-12T23:34:00Z<p>Prototyperspective: /* Weißer Zwerg und planetarischer Nebel */ ce (es dauert nicht nur "mehrere Dutzend Milliarden Jahre")</p>
<hr />
<div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br />
{| class="wikitable float-right" style="width:33%; min-width:300px; max-width:400px;"<br />
|-<br />
! colspan="2" style="background-color:LemonChiffon;"| Sonne [[Datei:Sun symbol (bold).svg|24px|alt=☉]]<br />
|-<br />
! colspan="2" style="background-color:Black;"| [[Datei:Sun920607.jpg|300px]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background-color:Lightgray;" |Die Sonne am 7.&nbsp;Juni&nbsp;1992<br />
|-<br />
! colspan="2" style="background-color:LemonChiffon;"| Beobachtungsdaten<ref name="daten_nasa">{{Internetquelle |autor=David R. Williams |url=https://nssdc.gsfc.nasa.gov/planetary/factsheet/sunfact.html |titel=Sun Fact Sheet |werk=NASA.gov |datum=2018-02-23 |abruf=2021-08-15 |sprache=en}}</ref><br />
|-<br />
| Mittlere Entfernung || 149,6&thinsp;Mio.&nbsp;km = 1&nbsp;[[Astronomische Einheit|AE]]<br />
|-<br />
| Kleinster Erdabstand<br />Größter Erdabstand || 147,1&thinsp;Mio.&nbsp;km<br />152,1&thinsp;Mio.&nbsp;km<br />
|-<br />
| [[Scheinbare Größe|Scheinbarer Durchmesser]] || 31,5–32,5′ ([[Winkelminute]]n)<br />
|-<br />
| [[Scheinbare Helligkeit]] (''V'') || −26,74&nbsp;mag<br />
|-<br />
! colspan="2" style="background-color:LemonChiffon;"| Physikalische Eigenschaften<br />
|-<br />
| [[Radius#Astronomie|Äquatorradius]] || 696.342&nbsp;km<ref>Marcelo Emilio et al.: ''Measuring the Solar Radius from Space during the 2003 and 2006 Mercury Transits.'' In: ''Astrophysical Journal'' Bd. 750, Nr. 2, {{Bibcode|2012ApJ...750..135E}}, {{Doi|10.1088/0004-637X/750/2/135}}</ref><br>=&nbsp;1&nbsp;[[Sonnenradius]]&nbsp;([[Astronomische Maßeinheiten#Längen|''R''<sub>☉</sub>]])<br />
|-<br />
| [[Masse (Physik)|Masse]] (''M'') || 1,9884&nbsp;·&nbsp;10<sup>30</sup>&nbsp;kg&nbsp;±&nbsp;2&nbsp;·&nbsp;10<sup>26</sup>&nbsp;kg<ref name="AstronomicalAlmanac_2012_SK7" /><br />=&nbsp;1&nbsp;[[Sonnenmasse]]&nbsp;([[Astronomische Maßeinheiten#Massen|''M''<sub>☉</sub>]])<br />
|-<br />
| Solare [[Gravitationskonstante]] (''G''&nbsp;·&nbsp;''M'') || 1,327.124.400.41&nbsp;·&nbsp;10<sup>20</sup>&nbsp;m<sup>3</sup>/s<sup>2</sup><br />±&nbsp;1,0&nbsp;·&nbsp;10<sup>10</sup>&nbsp;m<sup>3</sup>/s<sup>2</sup>&nbsp;<ref name="Luzum_2011_S296" /><br />
|-<br />
| Mittlere [[Dichte]] || 1,408&nbsp;g/cm<sup>3</sup><br />
|-<br />
| Hauptbestandteile<br />([[Stoffmenge]] in der [[Photosphäre]]<ref name="Magg">Ekaterina Magg et al.: ''Observational constraints on the origin of the elements – IV. Standard composition of the Sun.'' Astronomy&Astrophysics 661 (2022), [[doi:10.1051/0004-6361/202142971]] (freier Volltext).</ref>)<br />
|<br />
* [[Wasserstoff]]: 92,0 %<br />
* [[Helium]]: 7,8 %<br />
* [[Sauerstoff]]: 540&nbsp;[[Parts per million|ppm]]<br />
* [[Kohlenstoff]]: 330&nbsp;ppm<br />
* [[Neon]]: 130&nbsp;ppm<br />
* [[Stickstoff]]: 88&nbsp;ppm<br />
* [[Silicium]]: 36&nbsp;ppm<br />
* [[Magnesium]]: 33&nbsp;ppm<br />
* [[Eisen]]: 29&nbsp;ppm<br />
|-<br />
| [[Fallbeschleunigung]] || 274&nbsp;m/s<sup>2</sup><br />
|-<br />
| [[Kosmische Geschwindigkeiten|Fluchtgeschwindigkeit]] || 617,6&nbsp;km/s<br />
|-<br />
| [[Siderische Periode|Rotationsperiode (siderisch)]] || 25,38&nbsp;Tage<br />
|-<br />
| Neigung der [[Rotationsachse]] || 7,25°<br />
|-<br />
| [[Leuchtkraft]] || 3,828&nbsp;·&nbsp;10<sup>26</sup>&nbsp;[[Watt (Einheit)|W]]<br />=&nbsp;1&nbsp;[[Sonnenleuchtkraft]]&nbsp;(''L''<sub>☉</sub>)<br />
|-<br />
| [[Absolute Helligkeit]] (''V'') || +4,83&nbsp;mag<br />
|-<br />
| Effektive [[Sternoberfläche#Oberflächentemperatur|Oberflächentemperatur]] || 5.772&nbsp;[[Kelvin|K]]<br />
|-<br />
| [[Spektralklasse]] || G2&nbsp;V<br />
|-<br />
| Alter || 4,57 Mrd. [[Jahr|a]]<ref name="Bonanno" /><br />
|-<br />
| [[Planet]]en<br />
| 8<br />
|-<br />
! colspan="2" style="background:Black; color:White;"| [[Datei:Sun Earth Comparison.png]]<br />
|-<br />
| align="center" colspan="2" style="background:Lightgray;" | [[Fotomontage]] zum Größenvergleich zwischen Erde (links) und Sonne. Das Kerngebiet ([[Penumbra (Sonnenflecken)|Umbra]]) des großen [[Sonnenfleck]]s hat etwa 5-fachen Erddurchmesser.<br />
|}<br />
Die '''Sonne''' ist der [[Stern]], welcher der [[Erde]] am nächsten ist und das Zentrum des [[Sonnensystem]]s bildet. Sie liegt im äußeren Drittel der [[Milchstraße]] und ist in dieser Umgebung ein durchschnittlich großer Stern. Die Sonne ist ein [[Zwergstern]] ([[Gelber Zwerg]]), der sich im [[Sternentwicklung|Entwicklungsstadium]] der [[Hauptreihe]] befindet. Sie enthält 99,86 % der [[Masse (Physik)|Masse]], jedoch nur ca. 0,5 % des [[Drehimpuls]]es des Sonnensystems. Ihr Durchmesser ist mit 1,4 Millionen Kilometern etwa 110-mal so groß wie der der Erde und etwa viermal so groß wie der mittlere Abstand zwischen Erde und Mond. Die [[Photosphäre|Oberfläche der Sonne]] zeigt eine wechselnde Zahl von [[Sonnenflecken]], die in Zusammenhang mit starken [[Magnetfeld]]ern stehen. Sie werden neben weiteren Phänomenen als [[Sonnenaktivität]] bezeichnet.<br />
<br />
Die [[Sonnenstrahlung]] ist eine der Grundvoraussetzungen für die Entwicklung und den Erhalt des [[Leben]]s auf der Erde. Die durch die Sonnenstrahlung freigesetzte Energie beruht auf der [[Kernfusion]] von [[Wasserstoff]] zu [[Helium]], das sogenannte [[Wasserstoffbrennen]] in der [[Proton-Proton-Reaktion]]. Die Erde erreichen pro Jahr etwa 1,5 · 10<sup>18</sup> kWh an [[Sonnenenergie]], 10&nbsp;000-mal mehr, als die Menschen an Energie verbrauchen.<br />
<br />
Der [[Sonnenstand|Himmelslauf]] der Sonne gliedert den [[Tag]] und das [[Jahr]]. Sie wurde in dieser Rolle schon in der [[Urzeit]] in [[Sonnenkult]]en verehrt. Das [[Astronomisches Symbol|astronomische Symbol]] der Sonne ist [[☉]].<br />
<br />
== Etymologie und Name ==<br />
Dem [[Urgermanische Sprache|gemeingermanischen]] weiblichen Substantiv „Sonne“ ([[mittelhochdeutsch]] ''sunne'', [[althochdeutsch]] ''sunna'') liegt die [[Indogermanische Ursprache|indogermanische]] Wurzel ''sāu̯el-'' zugrunde (vgl. auch [[latein]]isch ''sol'', [[Litauische Sprache|litauisch]] ''sáulė'' und [[Griechische Sprache|griechisch]] ''hḗlios'').<ref>{{Literatur |Titel=Das Herkunftswörterbuch |Auflage=2 |Verlag=Dudenverlag |Ort=Mannheim |Datum=1989 |Reihe=[[Duden#Duden in zwölf Bänden (2017)|Der Duden in zwölf Bänden]] |BandReihe=7 |Seiten=681}} ''Siehe auch [[Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache|DWDS]]'' ([https://www.dwds.de/wb/Sonne#et-1 „Sonne“]) und {{Literatur |Autor=[[Friedrich Kluge]] |Titel=[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]] |Auflage=7 |Verlag=Trübner |Ort=Straßburg |Datum=1910 |Online=[http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00070228/images/index.html?&seite=452 S. 430]}}</ref><br />
<br />
Der Name des Sterns ist auch in der [[Astronomie]], wie in der [[Umgangssprache]], einfach „Sonne“, üblicherweise mit dem bestimmten Artikel (''die'' Sonne), im Englischen ''Sun'' (korrekterweise mit großem Anfangsbuchstaben, da es sich um einen Eigennamen handelt).<ref>https://www.iau.org/public/themes/naming/</ref> In [[Science-Fiction]]-Romanen und -Filmen – beispielsweise in [[Isaac Asimov]]s [[Foundation-Zyklus]] oder der [[Perry Rhodan|Perry-Rhodan-Serie]] – wird gelegentlich die lateinische Übersetzung „Sol“ (ebenfalls mit großem Anfangsbuchstaben) verwendet, wenn namentlich von der Sonne als einem Stern von vielen die Rede ist; dies soll eine Parallele zu anderen Sternnamen, die oft aus dem Lateinischen stammen, bilden. In der modernen Astronomie<!-- gibt es keine lateinischen oder spanischen Dissertationen mehr? --> wird diese Bezeichnung nicht verwendet.<ref>https://earthsky.org/space/what-is-the-suns-name</ref><br />
<br />
== Quantitative Einordnung ==<br />
[[Datei:Star-sizes.jpg|mini|links|Die Sonne im Größenvergleich zu anderen Himmelskörpern (Bild 3, dritter von links, zwischen [[Wolf 359]] und [[Sirius]])]]<br />
Die Sonne übertrifft 700-fach die [[Masse (Physik)|Gesamtmasse]] aller acht [[Planet]]en des Sonnensystems und 330.000-fach jene der [[Erde]], die im Durchmesser 109-mal hineinpasst, im Volumen rund 1,3 Millionen Mal. Mit einer Energieabstrahlung, die pro Sekunde das 20.000-Fache der [[Primärenergie]]umwandlung seit Beginn der Industrialisierung ausmacht,<ref>http://ourfiniteworld.com/2012/03/12/world-energy-consumption-since-1820-in-charts/ Weltenergieverbrauch seit 1820 (englisch).</ref> fällt sie in die [[Leuchtkraftklasse]] V. Ein Hauptreihenstern wie die Sonne setzt damit pro Sekunde mehr Energie frei als alle im Jahr 2011 vorhandenen [[Kernkraftwerk]]e der Erde in 750.000 Jahren.<ref>Carole Stott, Robert Dinwiddie, David Hughes, Giles Sparrow: ''Space, Das Weltall.'' Dorling Kindersley Verlag, 2011, ISBN 978-3-8310-1972-4, S. 209.</ref> Auf die Erde entfällt pro Quadratmeter im Jahresmittel, als extraterrestrische Strahlung, eine Leistung von [[Solarkonstante|1,367 Kilowatt]].<br />
<br />
Die Sonne leuchtet mit einer [[Farbtemperatur]] von etwa 5800&nbsp;[[Kelvin]]. Als Stern der [[Spektralklasse]] G2V liegt sie im [[Hertzsprung-Russell-Diagramm]] in der Mitte der sogenannten [[Hauptreihe]], die alle Sterne im Strahlungsgleichgewicht repräsentiert. Mit 1,6 bis 1,7 % schweren Elementen in der [[Konvektion]]szone<ref name="Magg" /> (Massenanteil, für die Stoffmengenanteile siehe die Infobox) gilt die Sonne als „[[Metallizität|metallreich]]“ und gehört damit der zahlenmäßig größten [[Population I]] an. Sie hat – wie das Sonnensystem insgesamt – ein Alter von etwa 4,57&nbsp;Milliarden Jahren.<ref name="Bonanno">{{Literatur |Autor=A. Bonanno, H. Schlattl, L. Patern |Titel=The age of the Sun and the relativistic corrections in the EOS |Sammelwerk=Astronomy and Astrophysics |Band=390 |Datum=2002 |Seiten=1115–1118 |arXiv=astro-ph/0204331v2}}</ref> In dieser Zeit hat sie in ihrem Kern rund 14.000 Erdmassen [[Wasserstoff]] durch [[Kernfusion]] in [[Helium]] verwandelt ([[Wasserstoffbrennen]]), wobei 90 Erdmassen an Energie frei wurden. Durch Ansammlung von Helium im nichtkonvektiven Kern – im Zentrum beträgt der Massenanteil mittlerweile 60 %<ref name="hkt2004_78">C. J. Hansen et al.: ''Stellar Interiors – Physical Principles, Structure, and Evolution.'' Springer, 2004, ISBN 0-387-20089-4, S. 77&nbsp;f.</ref> – wird dieser immer kompakter und bezieht weiteres Material ein, wodurch [[Leuchtkraft]] und Durchmesser der Sonne langsam zunehmen. In etwa 7&nbsp;Milliarden Jahren wird die Sonne relativ schnell zum [[Roter Riese|Roten Riesen]].<br />
<br />
=== Wahrgenommene Farbe ===<br />
[[Datei:Sunset at Long Beach (South Africa).jpg|mini|Die Sonnenscheibe, die das mensch&shy;liche Auge als weißgelb wahrnimmt]]<br />
Das Strahlungsmaximum der Sonne liegt im sichtbaren Licht (keineswegs im [[Infrarot]]), und die Strahlung wird vom menschlichen [[Auge]] in der Summe als ''reines [[Weiß]]'' wahrgenommen. Blickt man jedoch durch einen starken [[Neutralfilter]] auf die [[Sonnenscheibe]], nimmt man sie in der Regel als weißgelb oder gelb wahr, bzw. bei horizontnaher Stellung als orange. Dies erklärt sich damit, dass durch [[Rayleigh-Streuung]] in der [[Erdatmosphäre]] überwiegend der kurzwellige (violette und blaue) Anteil der sichtbaren Sonnenstrahlung gestreut wird und das Auge diese Strahlung somit aus anderer Richtung als der der wahrgenommenen Sonnenscheibe erreicht ([[Himmelsblau]]).<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrich Finkenzeller |url=https://www.spektrum.de/frage/sonnenlicht-die-farbe-unseres-sterns/1591134 |titel=Warum nennen Astronomen die Sonne »gelb«? |werk=[[spektrum.de]] |datum=2021-11-29 |abruf=2021-12-12}}</ref><br />
<br />
Wenn die [[chromatische Adaption]] des Auges auf die insgesamt wahrgenommene Strahlung eingestellt ist (die dann, wenn sie – z.&nbsp;B. als [[diffuse Reflexion]] an [[Wolke]]n oder [[Schnee]] – als Mischung wahrnehmbar ist, als weiß erscheint), wird die aus der Richtung der Sonne selbst noch wahrgenommene, ungestreute sichtbare Strahlung wegen des (je nach Entfernung vom Horizont weniger oder mehr) verringerten kurzwelligen Anteils als gelb bzw. orange wahrgenommen. Außerhalb der Erdatmosphäre, wenn alles Licht tatsächlich aus der Richtung der wahrgenommenen Sonnenscheibe kommt, erscheint diese dem menschlichen Auge aus diesem Grund und unabhängig von der tatsächlichen Zusammensetzung des Sonnenlichtes im reinen Weiß.<br />
<br />
=== Lord Kelvin und das Alter von Sonne und Erde ===<br />
Dass sich das Alter der Sonne in Milliarden Jahren misst, ergibt sich übereinstimmend aus modernen [[Sternaufbau|Sternmodellen]] und [[Radiometrische Datierung|radiometrischer Datierung]] von Gesteinen im Sonnensystem. Zu einem drängenden physikalischen Problem wurde die Beständigkeit der Sonnenstrahlung aber schon, als [[Charles Darwin]] für den Erosionsprozess der [[Weald|südenglischen Kreide]] eine Dauer von 300 Millionen Jahren grob<ref>Charles Darwin in einem [http://www.darwinproject.ac.uk/entry-2676 Brief an Asa Gray], 1860, Fußnote 16.</ref> abschätzte. [[William Thomson, 1. Baron Kelvin|Lord Kelvin]] bezweifelte Darwins Ergebnis, denn als dauerhafteste Energiequelle für die Sonnenstrahlung machte er 1862 die von [[Hermann von Helmholtz]] vorgeschlagene [[Kelvin-Helmholtz-Kontraktion|Freisetzung gravitativer Bindungsenergie]] aus und berechnete unter der Annahme, dass die Masse der Sonne stark zum Zentrum hin konzentriert ist, ein Sonnenalter von sehr wahrscheinlich unter 100 Millionen Jahren.<ref name="kelvin">{{Literatur |Autor=William Thomson |Titel=On the Age of the Sun’s Heat |Sammelwerk=[[:en:Macmillan's Magazine]] |Band=5 |Datum=1862 |Seiten=388–393 |Online=[http://zapatopi.net/kelvin/papers/on_the_age_of_the_suns_heat.html Online]}}</ref> Später engte er die Abkühlungsdauer des Erdmantels auf 20 bis 40 Mio. Jahre ein. Er erlebte noch, aber akzeptierte nicht öffentlich, dass [[Ernest Rutherford]] 1904 [[Radioaktivität|radioaktiven Zerfall]] als Quelle der [[Geothermie|Erdwärme]] vorschlug.<ref>{{Internetquelle |autor=L. Darden |url=http://www.philosophy.umd.edu/Faculty/LDarden/sciinq/ |titel=The Nature of Scientific Inquiry |datum=1998 |abruf=2011-07-31 |sprache=en}}</ref> Die Energieabgabe der Sonne über geologische Zeiträume hinweg konnte erst ab 1920 mit der [[Kernfusion]] erklärt werden.<br />
<br />
== Physikalischer Aufbau ==<br />
{{Hauptartikel|Sternaufbau}}<br />
[[Datei:Sun parts big.jpg|mini|hochkant=1.65|Aufbau der Sonne ([[NASA]])]]<br />
<br />
Die Sonne besteht aus schalenförmigen Zonen, die sich teilweise scharf abgrenzen lassen. Eine grobe Einteilung ist die Kernzone als Fusionsofen, die innere Atmosphäre bis zur sichtbaren Oberfläche und darüber die äußere Atmosphäre.<br />
<br />
=== Kern ===<br />
Die Hälfte der Sonnenmasse konzentriert sich innerhalb von 25 % des [[Sonnenradius]], d.&nbsp;h. auf ungefähr 1,5 % des Sonnenvolumens. Die [[Schwerebeschleunigung|Fallbeschleunigung]] am Rand dieser Kernzone ist 8-fach größer als an der Sonnenoberfläche und 220-fach größer als an der Erdoberfläche. Damit setzt sich das Material selbst unter [[Druck (Physik)|Druck]]: Im Zentrum liegt er bei 200 Milliarden [[Bar (Einheit)|bar]]. Da die Temperatur dort mit 15,6 Mio. [[Kelvin|K]] vergleichsweise niedrig ist, kann das [[Plasma (Physik)|Plasma]] den für die Stabilität nötigen Gegendruck nur durch seine hohe [[Dichte]] aufbringen, im Zentrum 150&nbsp;g/cm³, 13-mal die Dichte von Blei und 200-mal die mittlere Dichte der inneren Atmosphäre.<br />
<br />
Es ist nicht direkt die Dichte, die den Gegendruck bewirkt, sondern die Teilchenkonzentration, im Zentrum fast 250.000 [[mol]]/[[Liter|ℓ]]. Gut die Hälfte davon sind [[Elektron]]en, die aber aufgrund der vorliegenden Dichte-Temperatur-Bedingungen gerade noch nicht [[Entartete Materie|entartet]] sind.<ref>Sean G. Ryan, Andrew J. Norton: ''Stellar Evolution and Nucleosynthesis.'' Cambridge University Press, 2010, ISBN 978-0-521-19609-3, {{Google Buch |BuchID=V8rBIudlniAC |Seite=115 |Hervorhebung=„but only by a factor of two“}}.</ref> Auch der [[Strahlungsdruck]] hat einen geringen Anteil – in der Sonne gilt daher das [[Thermische Zustandsgleichung idealer Gase|Gasgesetz]].<br />
<br />
[[Datei:Kernfusion in der Sonne.webm|mini|Video: Kernfusion in der Sonne]]<br />
Die Teilchendichte der [[Proton]]en ist im Zentrum etwa 1000-mal größer als in Wasser. Da die Häufigkeit der [[Kernfusion]]sreaktionen quadratisch von der Teilchendichte und exponentiell von der Temperatur abhängt, werden 99 % der Fusionsleistung von 3,9&nbsp;·&nbsp;[[Potenzschreibweise|10<sup>26</sup>]]&nbsp;W innerhalb der dichten, heißen Kernzone frei. Innerhalb eines engeren Radius ist die Leistungsdichte höher: In einem Tausendstel des Volumens der Sonne entsteht die Hälfte ihrer Leistung; das ist eine mittlere Leistungsdichte von knapp 140&nbsp;Watt pro Kubikmeter, nicht mehr als in einem Komposthaufen. Die große Gesamtleistung der Sonne ist also eher die Folge des großen Volumens und die hohe Kerntemperatur eine Folge der dicken Isolierschicht.<br />
<br />
Die Energiefreisetzung in der Sonne erfolgt größtenteils durch die [[Proton-Proton-Kette]]. Im ersten Schritt fusionieren dabei zwei Protonen zu einem Deuteriumkern. Diese Reaktion ist sehr unwahrscheinlich, im Mittel benötigt ein Proton 10<sup>10</sup>&nbsp;Jahre, um mit einem anderen Proton zu reagieren.<ref name=Karttunen_S-235>{{Literatur |Autor=Hannu Karttunen, Pekka Kröger, Heikki Oja, Markku Poutanen, Karl Johan Donner |Titel=Fundamental Astronomy |Auflage=5 |Verlag=Springer |Ort=Berlin / Heidelberg / New York |Datum=2007 |Sprache=en |ISBN=978-3-540-34143-7 |Kapitel=10.3 Stellar Energy Sources |Seiten=235 |Originaltitel=Tähtitieteen perusteet |Originaljahr=2003 |Originalort=Helsinki |Originalsprache=fi}}</ref> Dies erklärt auch die lange Lebensdauer der Sonne.<br />
<br />
Dass die stark temperaturabhängige Fusionsreaktion nicht [[Thermisches Durchgehen|thermisch durchgeht]] und die Sonne explodiert (oder abschaltet), liegt daran, dass zusätzliche Wärmeleistung das Innere von Sternen nicht heißer macht, sondern kälter, denn die normale [[Wärmeausdehnung]] des Gases wird verstärkt, indem der gravitative Druck der angehobenen Schichten nachlässt.<ref>Klaus Stierstadt: ''Thermodynamik: Von der Mikrophysik zur Makrophysik.'' Springer, 2010, ISBN 978-3-642-05097-8, {{Google Buch |BuchID=kOnbHR_MkVwC |Seite=330 |Hervorhebung=negative Wärmekapazität}}.</ref> Diese [[negative Rückkopplung]] wirkt sehr schnell, denn Kompressionswellen durchlaufen die Sonne in deutlich unter einer Stunde, siehe [[Helioseismologie]].<br />
<br />
=== Strahlungszone und Konvektionszone ===<br />
{{Hauptartikel|Strahlungstransport}}<br />
<br />
Knapp 2 % der Fusionsleistung werden von den dabei entstehenden [[Neutrino]]s fortgetragen. Diese nur schwach wechselwirkenden Teilchen erreichen innerhalb weniger Sekunden die Sonnenoberfläche und nach gut acht Minuten die Erde. Die Energie der anderen Reaktionsprodukte [[Thermalisierung|thermalisiert]] am Ort der Entstehung. Die [[Wärmestrahlung|thermische Strahlung]] liegt im Bereich weicher [[Röntgenstrahlung]] und dominiert die Wärmeleitfähigkeit des Materials: Im Zentrum hat sie eine Intensität von rund 3&nbsp;·&nbsp;10<sup>21</sup>&nbsp;W/m<sup>2</sup>. Die einzelnen Photonen legen aber bis zu ihrer Reabsorption jeweils nur kurze Wege zurück, nicht viel länger als einige Kernabstände. Die kurzen Wegstücke addieren sich kreuz und quer zu einer [[Zufallsbewegung|zufälligen Bewegung]], die bis zur Oberfläche zwischen 10.000 und 170.000 Jahre dauert.<ref>{{Internetquelle |url=http://sunearthday.nasa.gov/2007/locations/ttt_sunlight.php |titel=The 8-minute travel time to Earth by sunlight hides a thousand-year journey that actually began in the core. |hrsg=NASA |abruf=2008-05-30 |sprache=en}}</ref> Da zudem die Energie die weitaus größte Zeit in der thermischen Bewegung des Gases „parkt“, ist die Energieeinschlusszeit noch viel größer, etwa 17 Mio. Jahre.<ref>Michael Stix: ''On the time scale of energy transport in the sun.'' In: ''Solar Physics.'' Band 212, 2002, S. 3–6, {{DOI|10.1023/A:1022952621810}}.</ref><br />
<br />
Der Strahlungstransport ist effizient: Bei 25 % des Radius beträgt die Energiestromdichte 100&nbsp;kW/cm<sup>2</sup>, der [[Temperaturgradient]] aber nur etwa 0,1&nbsp;K/m. Dass dieser Gradient, zehnfach steiler als in der Erdatmosphäre, nicht ausreicht, [[Konvektion]] anzutreiben, liegt am noch steileren Druckgradienten – eine Folge der hohen Fallbeschleunigung, siehe [[adiabatischer Temperaturgradient]].<br />
<br />
Nach außen hin ändert sich an der Stabilität der Schichtung zunächst wenig, da sich die Einflussfaktoren teilweise kompensieren: Die thermische Strahlung wird mit der abnehmenden Temperatur schwächer (siehe [[Stefan-Boltzmann-Gesetz]]), das Material wird mit sinkender Dichte optisch durchlässiger, der Leistungsfluss verteilt sich auf eine größere Kugelschalenfläche und die Fallbeschleunigung nimmt ab.<br />
<br />
Schließlich kommt aber ein Effekt hinzu: Die nicht mehr ganz so heißen Elektronen beginnen, die individuellen Kerne zu spüren, solche mit hoher Kernladung zuerst, rekombinieren sogar kurzzeitig. Das behindert die Ausbreitung der Strahlung (steigende Opazität), sodass der Temperaturgradient wieder steiler wird. Bei 71 % des Radius erreicht er den adiabatischen Wert, die Schichtung wird labil. Dies definiert die Grenze der sogenannten Strahlungszone. Oberhalb wird der Wärmestrom zunehmend konvektiv transportiert.<br />
<br />
Der weitere Verlauf der [[Opazität]] beeinflusst nicht mehr die Verläufe von Temperatur und Druck, die durch Schwerefeld und Adiabate festgelegt sind, sondern die Intensität der Konvektion. In weiten Teilen der Konvektionszone ist die Strömungsgeschwindigkeit gering, wenige 10&nbsp;m/s, und die [[Konvektionszelle]]n sind groß und beständig (Monate bis Jahre) und dadurch sowohl von der Rotation der Sonne als auch ihrem inneren Magnetfeld beeinflusst, siehe unten.<br />
<br />
Im Bereich 20.000 bis 1000&nbsp;km unter der sichtbaren Sonnenoberfläche tragen auch Frei-frei-Übergänge an He<sup>+</sup> und H<sup>+</sup> stark zur Opazität bei. Dadurch wird die Konvektion kleinräumiger und erreicht Geschwindigkeiten von über 1&nbsp;km/s. Dies ist das Brodeln, das mit einem [[Teleskop]] als [[Granulation (Astronomie)|Granulation]] erkennbar ist. Der in diesem Bereich intensivere Impulstransport macht sich im radialen Verlauf der Rotationsrate bemerkbar.<br />
<br />
=== Sonnenoberfläche und Umgebung ===<br />
[[Datei:Sun Atmosphere Temperature and Density SkyLab.jpg|mini|hochkant=1.5|Temperatur- und Dichtemessungen von Skylab]]<br />
<br />
==== Knapp unter der Oberfläche ====<br />
An der oberen Grenze des oben genannten Bereichs fällt der [[Ionisationsgrad]] von Wasserstoff steil ab. Nach der [[Saha-Gleichung]] ist er hauptsächlich von der Temperatur abhängig. Er beträgt in etwa 1000&nbsp;km Tiefe, bei einer Temperatur von 10.000&nbsp;K und einer Dichte von knapp 1&nbsp;g/m<sup>3</sup> noch fast 80 %, bei 6000&nbsp;K und etwas geringerer Dichte aber nur noch ein Hundertstel davon. Begegnungen von Elektronen mit Ionen werden dadurch um vier Größenordnungen seltener. Warum damit das Material nicht schon längst durchsichtig geworden ist (zur Ionisation von Wasserstoff reicht die Energie der Photonen nicht aus), fand [[Rupert Wildt]] im Jahre 1938 heraus: Das neutrale H-Atom kann mit einem Zwanzigstel der Bindungsenergie noch ein weiteres Elektron binden und das kommt auch bei noch geringerer Ionisationsrate des Wasserstoffs vor, da Elektronen aus der Ionisation von Metallen zur Verfügung stehen.<ref>Subrahmanyan Chandrasekhar: ''Radiative Transfer and Negative Ion of Hydrogen.'' Chicago Univ. Press, 1989, ISBN 0-226-10092-8 (Vol. 2), {{Google Buch |BuchID=S26DQk_rOh4C |Seite=PR15 |Hervorhebung=„Wildt“}}.</ref><br />
<br />
==== Photosphäre ====<br />
{{Hauptartikel|Photosphäre}}<br />
<br />
Weil die Dichte immer schneller abnimmt – die [[Skalenhöhe]] sinkt mit der Temperatur –, wird das Material schließlich doch durchsichtig und die Photonen können nahezu ungehindert nach außen entweichen. Diese Zone heißt Photosphäre, griechisch für „[[Kugelschale]] des Lichts“. Die Tiefe, aus der die [[Sonnenstrahlung]] im Mittel entweicht, variiert je nach Wellenlänge und Austrittswinkel um wenige 100&nbsp;km. Am Sonnenrand sieht man unter flacherem Winkel eine höhere, kältere Schicht, wodurch der [[Randverdunkelung|Rand dunkler]] erscheint, siehe das Sonnenfoto am Anfang des Artikels. Eine eindeutige Definition des Sonnenradius ist daher problematisch, siehe [[Sternoberfläche]]. Per Übereinkunft wird als [[Sonnenradius]] jener angegeben, bei der die Gastemperatur zur Energiestromdichte (63,18&nbsp;MW/m<sup>2</sup>) passt. Diese effektive [[Strahlungstemperatur]] beträgt 5778&nbsp;Kelvin. Bedingt durch die stärker gerichtete Ausstrahlung bei kürzeren Wellenlängen liegt die [[Farbtemperatur]] der Sonnenstrahlung etwas höher, bei etwa 6000&nbsp;Kelvin.<br />
<br />
==== Chromosphäre ====<br />
{{Hauptartikel|Chromosphäre}}<br />
[[Datei:Sonne Wasserstoff-alpha-Filter.jpg|mini|Die Sonne im roten Licht der [[H-alpha]]-Spektrallinie]]<br />
<br />
Oberhalb der Photosphäre liegt die Chromosphäre. Die Konvektionszone mit ihrem negativen [[Temperaturgradient]]en durch Expansion des Gases (von knapp 1 auf 0,003&nbsp;g/m<sup>3</sup>) reicht etwa 500&nbsp;km in die Chromosphäre hinein. Oberhalb eines scharfen Minimums von 4100&nbsp;K<ref>K. D. Abhyankar: [http://prints.iiap.res.in/handle/2248/510 ''A Survey of the Solar Atmospheric Models.''] In: ''Bulletin of the Astronomical Society of India.'' Band 5, 1977, S. 40–44 ([http://prints.iiap.res.in/bitstream/2248/510/1/ABHYANKAR.pdf PDF]).</ref><!-- die NASA-Grafik zeigt 5000 K, welches ist der modernere Wert? ---> stellt sich durch Strahlungsgleichgewicht eine Temperatur von etwa 7000&nbsp;K<!-- 6000? --> ein, während die Dichte auf 10<sup>−7</sup>&nbsp;g/m<sup>3</sup> abnimmt.<br />
<br />
Strahlung aus der Photosphäre wird in der Chromosphäre zu einem kleinen Teil absorbiert und wieder abgestrahlt. Vor dem Hintergrund der Photosphäre entstehen dadurch die [[Fraunhoferlinie|Fraunhofer’schen Absorptionslinien]] im Sonnenspektrum, während bei totalen [[Sonnenfinsternis]]sen die meist knapp 2000&nbsp;km dicke Chromosphäre für wenige Sekunden als rötlich leuchtende Linie zu sehen ist, ihr griechischer Name bedeutet „Farbschicht“. Masseauswürfe von chromosphärischer Dichte, zahlreiche kleine Spikulen und weniger häufige Protuberanzen (siehe unten) leuchten in gleicher Farbe.<br />
<br />
=== Äußere Atmosphäre ===<br />
==== Korona ====<br />
{{Hauptartikel|Korona (Sonne)}}<br />
[[Datei:Solar eclipse 1999 4.jpg|mini|links|Die Korona der Sonne während der Sonnenfinsternis im Jahr 1999, kurz vor dem Sonnenfleckenmaximum. Die Strahlen verlaufen nach allen Seiten.]]<br />
[[Datei:Sun in X-Ray.png|mini|In hartem Röntgenlicht ist die Korona auch vor der Sonnenscheibe zu beobachten, hier durch [[Yohkoh]].]]<br />
[[Datei:Sunspot TRACE.jpeg|mini|Die untere Korona, gesehen von [[Transition Region And Coronal Explorer|TRACE]] bei 17,1&nbsp;nm Wellenlänge.]]<br />
<br />
Oberhalb der [[Chromosphäre]] befindet sich die Korona. Sie geht ohne scharfe Grenze in den interplanetaren Raum über. Ihr bei jeder totalen [[Sonnenfinsternis]] sichtbarer „Strahlenkranz“ (lat. {{lang|la|''corona''|de=[[Krone]]}}, siehe Bild links) hat schon vor Jahrtausenden die Menschen erstaunt. Er erstreckt sich – abhängig von der [[Sonnenaktivität]] und der Belichtungszeit – über ein bis zwei Sonnenradien. In der Korona ist der Einfluss des Gasdrucks auf die Bewegung der Materie vernachlässigbar, es regieren Magnetfelder und die Gravitation.<br />
<br />
Die Spektrallinien der Korona konnten anfangs nicht identifiziert werden, da sie bei irdischen Bedingungen nicht auftreten. Seit erkannt wurde, dass sie von hochionisiertem Eisen mit nur noch ganz wenigen Elektronen stammen, entsprechend Temperaturen von über 10<sup>6</sup>&nbsp;K, das Zweihundert- bis Fünfhundertfache der Photosphärentemperatur, wird über den Heizmechanismus der [[Korona (Sonne)|Korona]] spekuliert. Sie kann überhaupt nur so heiß werden, weil sie in weiten Bereichen des elektromagnetischen Spektrums nahezu durchsichtig ist und nur schwach emittiert; eine Folge nicht nur der geringen Dichte, sondern auch der hohen Temperatur: Die freien Elektronen sind so schnell, dass sie die häufigeren, leichten Elemente, hauptsächlich Wasserstoff und Helium, obwohl vollständig ionisiert, kaum wahrnehmen. Weitere Verlustmechanismen (siehe unten) sind die Wärmeabgabe an die vergleichsweise kalte Chromosphäre und, insbesondere im Bereich [[Koronales Loch|koronaler Löcher]], die Bildung von [[Sonnenwind]].<br />
<br />
An den seltenen, aber vielfach geladenen schwereren Ionen entsteht ein schwaches Röntgen-Kontinuum, das die Beobachtung der Korona vor der im harten Röntgenlicht dunklen Photosphäre erlaubt, siehe Bild rechts oben. Eingegrenzt auf schmale Emissionslinien ist das auch mit weniger harter Strahlung möglich, siehe Bild rechts. Es stammt vom Satelliten [[Transition Region And Coronal Explorer|TRACE]], der auf die Beobachtung der Sonne im [[Extrem ultraviolette Strahlung|extremen UV-Bereich]] spezialisiert ist, mit hoher spektraler und räumlicher Auflösung.<br />
<br />
==== Übergangsregion ====<br />
XUV-Emissionslinien von weniger hoch ionisierten Spezies, wie C IV, O IV, O VI, S VI, stammen aus einer schmalen ''Übergangsregion'', der Grenze der Korona zur Chromosphäre, mit Temperaturen zwischen 10.000 und 700.000&nbsp;K. Darin befinden sich zwei scharfe Temperatursprünge (entsprechend der [[Ionisation]] von Wasserstoff und Helium), die auf absehbare Zeit nicht räumlich aufgelöst werden können. Womöglich ist dort auch die lokale Geschwindigkeitsverteilung der Elektronen nichtthermisch.<ref>K. Muglach et al.: ''The Electron Temperature of the Solar Transition Region as Derived from EIS and SUMER'', APJ 708, 2010, S. 550, {{DOI|10.1088/0004-637X/708/1/550}}</ref> Über die wenige 100&nbsp;km dicke Übergangsregion ändert sich auch die Dichte um drei Größenordnungen, von 10<sup>−7</sup> auf 10<sup>−10</sup>&nbsp;g/m<sup>3</sup>. Die heiße Korona brennt sich gleichsam in die Chromosphäre und scheitert schließlich an den quadratisch mit der Dichte zunehmenden Strahlungsverlusten. Dabei passt sich die Übergangsregion in ihrer Form den dynamischen Vorgängen an der Sonnenoberfläche an – die wesentlichen Einflussgrößen sind die Dichte der Strukturen und die Heizleistung in der Korona.<br />
<br />
Beobachtungen mit TRACE lassen vermuten, dass der Heizmechanismus der Korona in ihrem unteren Bereich, nahe der Übergangsregion liegen muss, denn die Plasmabögen, deren Dichte nahe ihren Fußpunkten viel größer ist als im Scheitel, sind bis zu den Fußpunkten heiß und dort hell strahlend.<ref>M. Aschwanden et al. (TRACE): [http://apod.nasa.gov/apod/ap000928.html ''Heating Coronal Loops''] (Astronomy Picture of the Day 28. Sept. 2000).</ref><br />
<br />
==== Sonnenwind ====<br />
{{Hauptartikel|Sonnenwind}}<br />
[[Datei:Son-2.jpg|mini|links|Eruptive [[Protuberanz]] im [[H-alpha]]-Licht. Außerhalb des Sonnenrandes ist die Chromosphäre zu sehen; ihr scharfer Rand entsteht durch die völlige Ionisation des bildgebenden Wasserstoffs in der Übergangsregion.]]<br />
<br />
In der Korona, wahrscheinlich in Verbindung mit dem Heizmechanismus in der unteren Korona,<ref>Mari Paz Miralles: ''The Sun, the Solar Wind, and the Heliosphere.'' Springer, 2011, ISBN 978-90-481-9786-6, {{Google Buch |BuchID=08KnQ33xed0C |Seite=89 |Hervorhebung=rapid acceleration close to the sun}}.</ref> entsteht der Sonnenwind, ein überschallschneller Strom hauptsächlich aus Protonen und Elektronen. In [[Koronales Loch|koronalen Löchern]], also insbesondere in den Polregionen, bei hoher Sonnenaktivität aber auch zahlreich in Äquatornähe, entsteht kaum weniger Sonnenwind als in den dichteren Bereichen der Korona, insbesondere ''Streamern'', aber er strömt schneller, mit 800&nbsp;km/s statt 300&nbsp;km/s. Eruptive [[Protuberanz]]en produzieren große Mengen ''und'' hohe Geschwindigkeiten und verursachen, falls sie die Erde treffen, [[Sonnensturm|geomagnetische Stürme]].<br />
<br />
== Dynamische Eigenschaften ==<br />
=== Rotation, Magnetfeld und Sonnenflecken ===<br />
{{Hauptartikel|Sonnenrotation|Sonnenfleck}}<br />
[[Datei:Sonnenflecken.jpg|mini|[[Sonnenfleck]]en Aufgenommen mit einem Reflektorteleskop mit 127&nbsp;mm Öffnung]]<br />
[[Datei:Sonnenfleck.jpg|mini|Eine Gruppe von Sonnenflecken]]<br />
<br />
Die Bewegung der schon im Altertum bekannten Sonnenflecken zeigt, dass die Sonne keine Scheibe ist, sondern eine rotierende Kugel: Sie wandern von Tag zu Tag, randnah scheinbar langsamer und mit perspektivisch verkürzter Form, und langlebige Flecken tauchen sogar nach zwei Wochen [[Geozentrisches äquatoriales Koordinatensystem|am Ostrand]] wieder auf. Die Sonne folgt der Hauptrotationsrichtung im Sonnensystem ([[Rechtläufig und rückläufig|rechtläufig]]). Um 1860 entdeckte [[Richard Christopher Carrington]], dass äquatornahe Flecken sich schneller bewegen als solche in höheren Breiten ([[differenzielle Rotation]]). Für die Angabe von Längengraden auf der Sonne führte er ein Bezugssystem ein, das in 25,38&nbsp;Tagen um 360° rotiert ([[Siderische Periode|siderisch]], synodisch im Mittel etwa 27,2753&nbsp;Tage).<ref>Wilcox Solar Observatory ([[Stanford University|Stanford]]): [http://wso.stanford.edu/words/Coordinates.html ''Carrington and Bartels Calendars''].</ref> Dies entspricht der Bewegung der Flecken in etwa 26° Breite.<br />
<br />
Heute wird die Rotation der Sonnenoberfläche viel genauer und auch in Breiten, in denen Flecken selten sind, über die Verschiebung von [[Spektrallinie]]n durch den [[Doppler-Effekt]] bestimmt. Der Vergleich mit der Bewegung der Sonnenflecken zeigt, dass diese sich schneller als die Oberfläche nach Westen bewegen. Das passt zu der Vorstellung, dass die Magnetfelder, welche die Flecken hervorrufen, unterhalb der Oberfläche „verankert“ sind und tiefere Schichten aufgrund der [[Drehimpulserhaltung]] schneller rotieren. Der dazu nötige radiale Impulstransport ist durch die heftige, isotrope Konvektion im oberen Teil der Konvektionszone gegeben (bis zu einer Tiefe von etwa 4 % des Sonnenradius). Für die polwärts langsamere Rotation ist die komplexere Konvektion in größerer Tiefe verantwortlich.<br />
<br />
[[Datei:Tachocline.svg|mini|Radialer Verlauf der Sonnenrotation für verschiedene heliographische Breiten. Ausgehend von der differentiell rotierenden Oberfläche steigt in den oberen 4 % die Winkelgeschwindigkeit steil an, um dann bis zur tachoklinen Region leicht abzufallen. Dort gleicht sie sich an die der nahezu starr rotierenden Strahlungszone an.]]<br />
Anfang der 1990er Jahre ergaben [[Helioseismologie|helioseismische]] Messungen, dass die Strahlungszone gleichförmig mit einer Periode von knapp 27&nbsp;Tagen rotiert. Der [[Tachocline-Region|Tachocline]] genannte Übergangsbereich zur differenziell rotierenden Konvektionszone ist mit wenigen Prozent des Sonnenradius sehr flach. Entsprechend steil sind dort die Gradienten der Winkelgeschwindigkeit. Die Lage und Dicke der Tachocline, die dortige [[Magnetohydrodynamischer Dynamo|Entstehung des Magnetfelds]] der Sonne und der Verlauf der differenziellen Rotation innerhalb der Konvektionszone sind theoretisch noch nicht verstanden.<br />
<br />
Die hohe [[elektrische Leitfähigkeit]] des Plasmas im Sonneninnern – sie entspricht der von [[Kupfer]] bei Zimmertemperatur – bedingt eine starke Kopplung von [[Magnetismus|Magnetfeld]] und Materie, siehe [[Magnetohydrodynamik]]. Bei hoher Dichte führt das Material das Magnetfeld, bei geringer Dichte ist es umgekehrt. In der Konvektionszone führt die differentielle Rotation dazu, dass die Feldlinien dort nicht mehr in N-S-Richtung, sondern gleichsam aufgewickelt in O-W-Richtung verlaufen, was die [[Durchflutung|magnetische Spannung]] stark erhöht. Sie wird abgebaut, indem alle 11 Jahre eine Umpolung stattfindet. In diesem Rhythmus schwankt auch die sogenannte [[Sonnenaktivität|Aktivität der Sonne]]. Bei hoher magnetischer Spannung bricht das Magnetfeld aus der Sonne aus und bildet Bögen in der Korona. Mitgerissenes Material ist in Emission als [[Protuberanz]] sichtbar, vor der hellen Scheibe erscheinen diese Bögen im sichtbaren Licht als dunkle Filamente.<br />
<br />
An der Sonnenoberfläche lässt sich das Magnetfeld spektroskopisch beobachten: [[Spektrallinie]]n von Elementen, die normalerweise bei einer einheitlichen Wellenlänge beobachtet werden, erscheinen bei Anwesenheit eines Magnetfeldes dreigeteilt (normaler [[Zeeman-Effekt]]), wobei der Abstand dieser Linien zueinander proportional zur Stärke des Feldes ist. Dort, wo in der Photosphäre die magnetische Feldstärke besonders hoch ist, behindert das Feld die Konvektion, die Oberfläche kühlt auf 3700 bis 4500&nbsp;K ab und strahlt weniger hell, was als Sonnenflecken wahrgenommen wird. Die Feldstärke im Umfeld der Sonnenflecken kann bis zu 0,4&nbsp;[[Tesla (Einheit)|Tesla]] (4000&nbsp;Gauß) betragen und ist somit bis zu zehntausendmal stärker als das irdische Magnetfeld an der Erdoberfläche. Diese lokalen Magnetfelder sind auch für die von Sonnenflecken ausgehenden [[Koronaler Massenauswurf|koronalen Masseauswürfe]] verantwortlich.<br />
<br />
In diesen Protuberanzen ist die Feldstärke aufgrund der geringen Dichte nur selten messbar und hat sich zuletzt als größer als gedacht erwiesen.<ref>David Kuridze et al.: ''Mapping the magnetic field of flare coronal loops.'' 20. Februar 2019 auf [[arxiv:1902.07514]].</ref><br />
<br />
Das großräumige [[Magnetismus|Magnetfeld]] der ruhigen Sonne lässt sich nur grob durch ein [[Multipolentwicklung|Dipolfeld]] beschreiben und ist wesentlich schwächer als im Bereich von Sonnenflecken. Es ist mit einem in der Sonne zirkulierenden [[Elektrischer Strom|elektrischen Strom]] in der Größenordnung von 10<sup>12</sup> [[Ampere]] verbunden. Auf der Sonnenoberfläche ist die [[Magnetische Flussdichte|Feldstärke]] dieses Dipolfeldes mit rund 100&nbsp;µT (1 [[Gauß (Einheit)|Gauß]]) nur etwa doppelt so stark wie das Magnetfeld der Erde auf der Erdoberfläche.<br />
<br />
[[Datei:72408main ACD97-0036-1.jpg|mini|Diagramm der Heliosphäre]]<br />
Ein ähnliches Aufwickeln mit Feldverstärkung geschieht mit dem vom [[Sonnenwind]] mitgenommenen [[interplanetares Magnetfeld|Magnetfeld im interplanetaren Raum]]. Dadurch trägt einerseits der Sonnenwind viel mehr [[Drehimpuls]] mit sich fort, als bei freier, radialer Bewegung. Dies erklärt, wie die Sonne seit ihrer Entstehung einen großen Teil ihres Drehimpulses abgeben konnte, ohne dass viel Masse abgegeben wurde – aktuell nur etwa 10<sup>9</sup>&nbsp;kg/s. Andererseits entsteht dabei die [[heliosphärische Stromschicht]] in Form der „Parker-Spirale“, wodurch die magnetische Feldstärke langsamer abnimmt, als bei einem Dipolfeld zu erwarten wäre (in Erdentfernung liegt die Feldstärke bei einigen nT). Schließlich unterschreitet die [[Alfvén-Geschwindigkeit|Ausbreitungsgeschwindigkeit]] der Scherungs-[[Alfvén-Welle]]n die des Sonnenwindes, sodass der Sonnenwind sich fortan radial ausbreitet und dabei das Magnetfeld mit sich führt. Diese Grenze bei etwa zwanzig Sonnenradien gilt als der Beginn der [[Heliosphäre]], die sich bis zur [[Heliopause]] erstreckt, wo der Sonnenwind auf [[interstellare Materie]] trifft.<br />
<br />
=== Schwingungen ===<br />
{{Hauptartikel|Helioseismologie}}<br />
[[Datei:Helioseismology GOLFpmode.png|mini|Schwingungsspektrum der Sonne. Die horizontale Achse ist in m[[Hertz (Einheit)|Hz]].]]<br />
[[Datei:Helioseismology pmode1.png|mini|Eine von zahlreichen akustischen Schwingungsmoden der Sonne]]<br />
[[Datei:Highest resolution photo of Sun (NSF) as of January 20, 2020.jpg|mini|[[Granulation (Astronomie)|Granulation]] der Sonne. Das Bild zeigt einen Ausschnitt mit etwa 38.000 km Kantenlänge]]<br />
<br />
Die starke Konvektion nahe der Sonnenoberfläche verursacht Druckschwankungen. Wären die [[Frequenz]]en nicht so niedrig – 2 bis 7 mHz, entsprechend der typischen Lebensdauer der Granulation von fünf Minuten – so würde es sich wie das Rauschen des Waldes im Wind anhören. Die Druckschwankungen laufen als [[Schall]]wellen in die Sonne hinein, und weil dort mit der Temperatur auch die [[Schallgeschwindigkeit]] zunimmt, kehren sie im Bogen wieder zurück an die Oberfläche, wo der Dichtesprung sie wieder reflektiert. Die Wellen laufen auf diese Weise mehrfach um die Sonne herum und überlagern sich zu stehenden Wellen mit je nach [[Moden|Schwingungsmuster]] charakteristischer Frequenz.<br />
<br />
Mit spektroskopischen Methoden kann man diese Schwingungen sichtbar machen: Sie bewegen die Photosphäre langsam auf und ab und die in Beobachtungsrichtung liegende Komponente der Geschwindigkeit verschiebt aufgrund des [[Doppler-Effekt]]s die Absorptionslinien des Sonnenspektrums. Die Geschwindigkeitsamplituden der Schwingungen liegen allerdings bei maximal einigen Metern pro Sekunde, was aufgrund der starken [[Dopplerverbreiterung]] der Spektrallinien nicht leicht nachzuweisen ist. Durch Mittelung der Messergebnisse über viele Monate gelang es aber, zahlreiche Schwingungsmoden zu identifizieren und ihre Frequenzen bis auf μHz-Bruchteile zu bestimmen. Die verschiedenen Moden sind unterschiedlich stark abhängig von der Schallgeschwindigkeit in verschiedenen Tiefen, sodass eine gemeinsame Auswertung aller Moden die Bestimmung der Tiefenabhängigkeit der Schallgeschwindigkeit erlaubt.<br />
<br />
Beobachtet und analysiert werden die Eigenschwingungen der Sonne von der ''Helioseismologie''. Wichtige Ergebnissen betreffen<br />
* die Bestätigung des Sonnenmodells zu der Zeit des solaren [[Neutrinoproblem]]s,<br />
* die Vermessung der differentiellen Rotation in der Konvektionszone,<br />
* die Entdeckung der nahezu starren Rotation der Strahlungszone und<br />
* die Beobachtung von aktiven Regionen auf der erdabgewandten Seite der Sonne.<br />
<br />
== Optische Erscheinungen und Beobachtung ==<br />
[[Datei:Crepuscular rays8 - NOAA.jpg|mini|links|hochkant=1.5|[[Wolkenstrahl]]en]]<br />
<br />
=== Optische Erscheinungen ===<br />
[[Datei:Sundogs - New Ulm-Edit1.JPG|mini|links|hochkant=1.5|Beidseitige [[Nebensonne]]n]]<br />
<br />
Betrachtet man die Sonne aus dem [[Weltraum]], erscheint sie weiß. Ihre gewohnte gelbe Farbe erklärt sich durch den Einfluss der Erdatmosphäre. Kurzwelligeres (blaues) Licht wird an den Luftmolekülen (Stickstoff, Sauerstoff, Edelgase und Kohlenstoffdioxid) wesentlich stärker [[Streuung (Physik)|gestreut]] als langwelligeres (rotes) Licht. Somit strahlt der [[Himmel (planetar)|Himmel]] diffus blau, Sonnenstrahlen, die direkt auf die Erdoberfläche auftreffen, erscheinen jedoch gelb. Je länger der Weg ist, den die Sonnenstrahlen auf ihrem Weg durch die Atmosphäre zurücklegen, desto mehr blaues Licht wird herausgestreut. Die tiefstehende Sonne erscheint deswegen stark rötlich.<br />
<br />
Mit freiem Auge kann die Sonne lediglich bei dunstigem Himmel, kurz nach [[Sonnenaufgang]] oder kurz vor [[Sonnenuntergang]] betrachtet werden. Die [[Erdatmosphäre]] schluckt den größten Teil des Lichts, insbesondere auch der UV-Strahlung. Allerdings verringert die Atmosphäre in Horizontnähe auch stark die Abbildungsqualität und bewirkt eine vertikale Stauchung des Sonnenbildes als Folge der [[Brechung (Physik)|Lichtbrechung]]. Dass die untergehende Sonne in Horizontnähe größer aussieht, ist hingegen nicht, wie oft vermutet, eine Folge der Refraktion an den Luftschichten, sondern eine optische Täuschung, die von der Wahrnehmungspsychologie unter dem Begriff [[Mondtäuschung]] untersucht und erklärt wird.<br />
<br />
Zwar sind alle Phänomene der [[Atmosphärische Optik|atmosphärischen Optik]] direkt oder indirekt an das Sonnenlicht geknüpft, viele von ihnen zeigen sich jedoch direkt neben oder mit der Sonne. Dies gilt in erster Linie für [[Sonnenaufgang|Sonnenauf-]] und [[Sonnenuntergang]], doch auch nahezu für alle [[Halo (Lichteffekt)|Halophänomene]], wie die 22°-Halo, die [[Nebensonne]]n oder [[Lichtsäule (Lichteffekt)|Lichtsäulen]]. Ein besonderes Phänomen, das den Begriff der Sonnenstrahlen geprägt hat, sind die [[Strahlenbüschel]]. Sehr selten sind [[Grüner Blitz|Grüne Blitze]].<br />
<br />
=== Beobachtung der Sonne ===<br />
Mit [[Teleskop]]en kann man [[Sonnenaktivität|Aktivitäten]] der Sonne in Form von [[Protuberanz]]en und [[Sonnenfleck]]en sichtbar machen. Ebenfalls zu beobachten sind dort heftige Ausbrüche, sogenannte [[Sonneneruption|Flares]], die bereits mit kleinen Instrumenten als hellere und damit heißere Gebiete erkennbar sind. Die Sonnenscheibe hat von der Erde aus betrachtet einen Durchmesser von etwa 32&nbsp;[[Bogenminute]]n, wobei die exakte Größe von der momentanen Entfernung der Erde von der Sonne abhängt. Im [[Perihel]] erscheint die Sonnenscheibe am größten, im [[Aphel]] am kleinsten. Der scheinbare Größenunterschied ihres Durchmessers zwischen Aphel und Perihel beträgt etwas mehr als drei Prozent.<ref>{{Astronomy Picture of the Day|de|090703|Perihel und Aphel}} Abgerufen am 30. Dezember 2009.</ref> Die [[Sonnenbeobachtung]] geschieht am einfachsten, indem das Okularbild eines Teleskops oder Fernglases auf eine weiße Fläche (zum Beispiel eine Leinwand oder ein Stück Pappe) projiziert wird. Diese [[Optische Abbildung|Abbildung]] der Sonne kann gefahrlos betrachtet werden. Dieses Verfahren nennt man [[Okularprojektion]]. Eine direkte Beobachtung mit oder ohne Fernrohr kann aufgrund der hellen Sonnenstrahlung zu irreversibler [[Blindheit|Erblindung]] führen.<br />
<br />
Ebenfalls möglich ist eine Beobachtung mit Hilfe von speziellen [[Sonnenfilter]]n, dies sind Folien oder beschichtete Gläser, die vor das [[Auge]] gehalten oder vor dem [[Objektiv (Optik)|Objektiv]] angebracht werden. Eine detaillierte Beobachtung ist außerdem mit einem [[Herschelprisma]] möglich. Dieses funktioniert aber nur an einem [[Fernrohr|Refraktor]].<br />
<br />
Bei allen beschriebenen Beobachtungsverfahren wird das gesamte Spektrum des Sonnenlichts gedämpft, die Sonne wird im „Weißlicht“ beobachtet. Dabei werden Sonnenflecken, Flares und die Granulation sichtbar.<br />
<br />
Um Protuberanzen zu beobachten, bedarf es besonderer Bauteile oder Teleskope. Bei einem [[Protuberanzenansatz]] wird die Sonne mittels eines Scheibchens abgedeckt – es wird sozusagen eine künstliche totale Sonnenfinsternis erzeugt. Die am Sonnenrand aufsteigenden Protuberanzen werden durch einen sogenannten ''H-alpha-Filter'' beobachtet. Dies ist ein besonders schmalbandiger [[Interferenzfilter]], der nur das tiefrote Licht des [[Angeregter Zustand|angeregten]] Wasserstoffes durchlässt.<br />
<br />
Eine Beobachtung der gesamten Sonnenoberfläche in diesem Spektralbereich ermöglichen sogenannte [[H-alpha-Teleskop]]e. Damit können Protuberanzen, Filamente, Flecken und Flares beobachtet werden. Diese Teleskope sind in den letzten Jahren sehr preisgünstig geworden und werden zunehmend auch von [[Amateurastronomie#Amateurastronomen|Amateurastronomen]] eingesetzt.<br />
<br />
Die Korona kann nur bei einer totalen Sonnenfinsternis oder mittels eines speziellen Gerätes, dem [[Koronograf]]en, beobachtet werden.<br />
<br />
== Entwicklung der Sonne ==<br />
{| class="wikitable float-right" style="font-size: 90%;"<br />
|- bgcolor="LemonChiffon"<br />
! Phase<br />
! Dauer in<br /> Millionen<br /> Jahren<br />
! Leuchtkraft<br />(in L<sub>☉</sub>)<br />
! Radius<br />(in R<sub>☉</sub>)<br />
|-<br />
| align=center |Hauptreihenstern<br />
| align=right |11.000<br />
| align=center |0,7 … 2,2<br />
| align=center |0,9 … 1,6<br />
|-<br />
| align=center |Übergangsphase<br />
| align=right |700<br />
| align=center |2,3<br />
| align=center |1,6 … 2,3<br />
|-<br />
| align=center |Roter Riese<br />
| align=right |600<br />
| align=center |2,3 … 2300<br />
| align=center |2,3 … 166<br />
|-<br />
| align=center |Beginn des He-Brennens<br />
| align=right |110<br />
| align=center |44<br />
| align=center |etwa 10<br />
|-<br />
| align=center |He-Schalenbrennen<br />
| align=right |20<br />
| align=center |44 … 2000<br />
| align=center |10 … 130<br />
|-<br />
| align=center |Instabile Phase<br />
| align=right |0,4<br />
| align=center |500 … 5000<br />
| align=center |50 … 200<br />
|-<br />
| align=center |Übergang zu Weißem Zwerg<br /> mit planetarischem Nebel<br />
| align=right |0,1<br />
| align=center |3500 … 0,1<br />
| align=center |100 … 0,08<br />
|}<br />
<br />
Das Sonnensystem entstand vor 4,6&nbsp;Milliarden Jahren durch den [[Gravitation|gravitativen]] Kollaps einer [[Interstellare Materie|interstellaren Gaswolke]] (→ [[Sternentstehung]]). Die anschließende Entwicklungsgeschichte der Sonne führt über ihren jetzigen Zustand ([[Gelber Zwerg]]) zu dem eines [[Roter Riese|Roten Riesen]] und schließlich über eine instabile Endphase im Alter von etwa 12,5&nbsp;Milliarden Jahren zu einem [[Weißer Zwerg|Weißen Zwerg]], der von einem [[Planetarischer Nebel|planetarischen Nebel]] umgeben ist.<br />
<br />
Dieser Ablauf lässt sich anhand der Gesetze der [[Physik]] und der Kenntnis [[kernphysik]]alischer Prozesse aus Laborexperimenten im [[Computer]] modellieren. Die Kenndaten der einzelnen Phasen sind in der Tabelle von Sackmann angegeben.<ref>I.-J. Sackmann u. a.: ''Our Sun.'' T 3. Present and Future. In: ''Astrophysical Journal.'' University of Chicago Press, Chicago 1993, S. 457–468, {{bibcode|1993ApJ...418..457S}}</ref> Der Index Null markiert die heutigen Zustandsgrößen der Sonne, das heißt im Alter von 4,6&nbsp;Milliarden Jahren.<br />
<br />
Möglicherweise entstand die Sonne in einem [[offener Sternhaufen|offenen Sternhaufen]] zusammen mit vielen anderen Sternen. Nach etwa 100 Mio. Jahren hat sich dieser Sternhaufen aufgelöst. Heute sind die einzelnen Mitglieder über die ganze [[Milchstraße]] verstreut. Im Jahre 2014 wurde mit [[HD 162826]] ein Stern gefunden, welcher der Sonne chemisch sehr ähnlich ist und somit ein ''[[solar sibling]]'' sein könnte aus demselben ursprünglichen Sternhaufen.<ref name="Ramirez">{{Literatur |Autor=I. Ramirez et al. |Titel=Elemental Abundances of Solar Sibling Candidates |Sammelwerk=[[The Astrophysical Journal]] |arXiv=1405.1723 |bibcode=2014ApJ...787..154R |DOI=10.1088/0004-637X/787/2/154| ISSN=0004-637X}}</ref><br />
<br />
=== Protostern ===<br />
{{Hauptartikel|Sternentstehung}}<br />
<br />
Der Übergang von einer prästellaren Verdichtung mit planetaren Ausmaßen zu einem von der restlichen Gas- und Staubwolke deutlich abgesetzten [[Protostern]] begann mit der [[Wasserstoff#Molekularer Wasserstoff|thermischen Dissoziation des Wasserstoffs]], die bei einer Temperatur von einigen 1000&nbsp;K im Kernbereich Energie aufnahm und diesem eine schnellere Verdichtung erlaubte. Der noch leichte Protostern bezog seine schnell steigende Strahlungsleistung zunächst aus dem Einsturz weiterer Masse, dann nur noch aus seiner eigenen Kontraktion, denn die restliche Masse in seiner Umgebung hatte er weggeblasen – bis auf die daraus kondensierten [[Planetesimal]]e.<br />
<br />
Die Kontraktion der Kernzone der frühen Sonne endete nach einigen zehn Millionen Jahren durch das Einsetzen der Kernfusion.<br />
<br />
=== Hauptreihenstern ===<br />
{{Hauptartikel|Hauptreihenstern}}<br />
<br />
Etwa ebenso lange dauerte es, bis sich in der inneren Atmosphäre ein stationärer Verlauf der Zustandsgrößen mit der oben dargestellten Schalenstruktur eingestellt hatte. Damit einher ging die Annäherung an die [[Hauptreihe]]. Seither hat sich der Massenanteil des Wasserstoffs in der Konvektionszone um einige Prozentpunkte erhöht, indem er an der Untergrenze der Konvektionszone durch die langsam absinkenden schwereren Elemente nach oben diffundiert ist. Die relativen Häufigkeiten der ‘Metalle’ haben sich dadurch nicht geändert.<ref>{{Literatur |Autor=Katharina Lodders |Titel=Solar System Abundances and Condensation Temperatures of the Elements |Sammelwerk=The Astrophysical Journal |Band=591 |Nummer=2, Seiten |Datum=2003-07 |bibcode=2003ApJ...591.1220L |DOI=10.1086/375492}}</ref><ref>Martin Asplund et al.: ''The chemical composition of the Sun.'' In: ''Annual Reviews of Astronomy and Astrophysics.'' Band 47, 2009. S. 481–522. {{arXiv|0909.0948v1}}.</ref><br />
<!-- Im Folgenden das Paradoxon der angeblich schwachen jungen Sonne ergänzen --><br />
Im Hauptreihenstadium verweilt die Sonne elf Milliarden Jahre. In dieser Zeit steigt die Leuchtkraft auf das Dreifache von 0,7&nbsp;[[Sonnenleuchtkraft|L<sub>☉</sub>]] auf 2,2&nbsp;L<sub>☉</sub> und der Radius auf fast das Doppelte von 0,9&nbsp;[[Sonnenradius|R<sub>☉</sub>]] auf 1,6&nbsp;R<sub>☉</sub> an. Im Alter von 5,5&nbsp;Milliarden Jahren, das heißt in 0,9 Milliarden Jahren, überschreitet die mittlere Temperatur auf der Erdoberfläche den für höhere Lebewesen kritischen Wert von 30&nbsp;°C.<ref>Ch. Bounama, W. von Bloh, S. Franck: ''Auf der Suche nach einer zweiten Erde,'' Physik in unserer Zeit, 33. Jahrgang 2002, Nr. 3, S. 122–128</ref> Eine weitere Milliarde Jahre später werden 100&nbsp;°C erreicht. Im Alter von 9,4&nbsp;Milliarden Jahren versiegt der Wasserstoff im Sonnenzentrum, und die Fusionszone verlagert sich in einen schalenförmigen Bereich um das Zentrum, der sich im Laufe der Zeit weiter nach außen bewegt. Dieser Vorgang führt jedoch vorerst nicht zu einer Veränderung der äußerlich sichtbaren Sonnenparameter.<br />
<br />
Im Alter von 11 bis 11,7&nbsp;Milliarden Jahren verdichtet sich die ausgebrannte Kernzone aus Helium. Durch den damit einhergehenden Temperaturanstieg steigt der Energieumsatz in der Wasserstoffschale. Dabei wächst der Sonnenradius auf 2,3&nbsp;R<sub>☉</sub> an. Die Sonne wird rötlicher und beginnt sich von der Hauptreihe im [[Hertzsprung-Russell-Diagramm]] zu entfernen. Bis zu diesem Zeitpunkt beträgt der gesamte Verlust an Masse durch Sonnenwind weniger als ein Promille.<br />
<br />
[[Datei:Lebenszyklus der Sonne.svg|mini|hochkant=3.3|zentriert]]<br />
[[Datei:Sonnenleben+.svg|mini|hochkant=3.3|zentriert|Phasen der Sonnenentwicklung. Der untere Teil zeigt stark vergrößert das letzte Prozent der etwa 12,5 Milliarden Jahre währenden Entwicklung. Die Temperaturangaben gelten für die Erdoberfläche.]]<br />
<br />
=== Roter Riese ===<br />
{{Hauptartikel|Roter Riese}}<br />
<br />
Bei einem Sonnenalter von 11,7 bis 12,3&nbsp;Milliarden Jahren setzt ein dramatisch beschleunigter Anstieg von Leuchtkraft und Radius ein. Gleichzeitig nimmt die [[Sternoberfläche#Oberflächentemperatur|Oberflächentemperatur]] ab und das Strahlungsspektrum verschiebt sich zum roten Bereich hin (vgl. [[Wärmestrahlung]]). In der Endphase dieser Entwicklung erreicht die Sonne eine Leuchtkraft von 2300&nbsp;L<sub>☉</sub> und einen Radius von 166&nbsp;R<sub>☉</sub>. Das entspricht etwa dem Radius der Umlaufbahn der [[Venus (Planet)|Venus]]. Venus und [[Merkur (Planet)|Merkur]] werden vernichtet. Von der Erde aus gesehen, nimmt die Sonne nun einen großen Teil des Himmels ein, und die Erdkruste wird zu einem einzigen Lava-Ozean aufgeschmolzen. Durch die geringe Gravitation an der Sonnenoberfläche verliert die Sonne in dieser Phase 28 % ihrer Masse durch Sonnenwind, ein Anteil von bis zu 1,3·10<sup>−7</sup>&nbsp;[[Sonnenmasse|M<sub>☉</sub>]] strömt pro Jahr als interstellares Gas in den Weltraum. Durch die geringere Sonnenmasse sinkt auch die Anziehungskraft auf die Planeten, so dass deren Bahnradien um jeweils 38 % zunehmen.<br />
<br />
=== Helium-Blitz- und -Brennphase ===<br />
Da in der Kernzone der Sonne keine Fusionen mehr stattfinden und somit keine Energie mehr frei wird, gibt sie der Gravitation nach und kontrahiert, bis schließlich dort die [[Dichte]] ungefähr auf die Größenordnung 10<sup>6</sup>&nbsp;g/cm<sup>3</sup> angestiegen ist, das 10.000-Fache des heutigen Wertes. Dadurch steigt dort die Temperatur schließlich auf 10<sup>8</sup>&nbsp;K.<br />
<br />
Bei dieser Temperatur setzt die Fusion von Helium zu Kohlenstoff ein. Aufgrund der extremen Dichte im Zentrum und der damit verbundenen [[Neutrino]]-Kühlung zündet diese Fusionsreaktion zunächst innerhalb einer heißeren kugelschalenförmigen Zone um das Zentrum. Gewöhnlich würde die dabei freiwerdende Energie zu einer Expansion des Kerns führen, die die Temperatur stabilisiert. Die Kernzone befindet sich jedoch in einem besonderen [[Quantenmechanik|quantenmechanischen]] [[Entartung (Quantenmechanik)|Entartungszustand]], was zur Folge hat, dass die Energie zunächst in die Auflösung der Entartung investiert wird. Daher ist zunächst kein stabiler Zustand möglich, so dass die Heliumfusion in Form einer gigantischen Explosion einsetzt, die als [[Helium-Blitz]] (''helium flash'') bezeichnet wird. Dabei steigt für mehrere Sekunden die Sonnenleistung auf 10<sup>10</sup>&nbsp;L<sub>☉</sub>. Das entspricht etwa 10 % der Leuchtkraft der gesamten Milchstraße. Erst nach einem Umsatz von 3 % des Heliumreservoirs setzt eine Expansion ein und stoppt diese Leistungsexkursion. Diese Explosion findet nur im Zentralbereich statt und ist äußerlich zunächst nicht bemerkbar. Sie drängt jedoch die Wasserstofffusionszone weiter nach außen, deren Temperatur daher abnimmt und damit auch der Energieumsatz. Paradoxerweise sinkt damit als äußerliche Folge des Helium-Blitzes innerhalb der nächsten 10.000 Jahre die Leuchtkraft um fast einen Faktor 100 ab. Es folgt eine Phase von einer Million Jahren, in denen die Sonnenparameter oszillieren, bis sich ein stabiler Zustand der Heliumfusion im Zentrum einstellt, der anschließend 110 Millionen Jahre anhält. Gleichzeitig wandert auch die schalenförmige Wasserstofffusionszone weiter nach außen. In dieser Zeit bleibt die Leuchtkraft nahezu konstant bei 44&nbsp;L<sub>☉</sub> und der Radius bei 10&nbsp;R<sub>☉</sub>.<br />
<br />
=== Heliumschalen-Brennen ===<br />
Danach ist auch das Helium im Sonnenzentrum verbraucht und es beginnt eine Phase des Heliumschalen-Brennens, die 20&nbsp;Millionen Jahre andauert. Damit existieren nun zwei ineinander geschachtelte schalenförmige Fusionszonen. Im Zentrum sammelt sich Kohlenstoff und kontrahiert gravitativ. Damit ist ein erneuter enormer Anstieg der Leuchtkraft auf 2000&nbsp;L<sub>☉</sub> und eine Zunahme des Radius auf 130&nbsp;R<sub>☉</sub> verbunden. Gegen Ende verliert die Sonne dabei einen Massenanteil von 0,1&nbsp;M<sub>☉</sub>.<br />
<br />
In den letzten 500.000 Jahren dieser Phase erwartet man in Zusammenhang mit der Wechselwirkung zwischen dem kontrahierenden Kern und der Heliumfusionszone weitere instabile Situationen, bei denen kurzzeitige Leistungsexkursionen durch Heliumfusion mit etwa 10<sup>6</sup>&nbsp;L<sub>☉</sub> eintreten können. Ein wahrscheinliches Szenario wären beispielsweise vier solcher Helium-Blitze im Abstand von etwa 100.000 Jahren. Als Folge jedes dieser Helium-Blitze und der damit verbundenen Expansion der Wasserstoffschale kann die Fusion dort in den folgenden 200&nbsp;Jahren vorübergehend völlig zum Stillstand kommen. Die äußerliche Folge eines Helium-Blitzes wäre daher wiederum zunächst eine Abnahme der Leuchtkraft. Nach 400 Jahren erreicht die Energie des Helium-Blitzes die Oberfläche. Leuchtkraft und Radius steigen an und [[Relaxation (Naturwissenschaft)|relaxieren]] in den folgenden 10.000 Jahren wieder. Dabei werden Variationen der Leuchtkraft zwischen 500&nbsp;L<sub>☉</sub> und 5000&nbsp;L<sub>☉</sub> erwartet sowie Radiusvariationen zwischen 50&nbsp;R<sub>☉</sub> und 200&nbsp;R<sub>☉</sub>. In den Phasen maximaler Ausdehnung reicht die Sonnenoberfläche bis an die heutige Erdbahn heran. Nur aufgrund der Zunahme des Erdbahndurchmessers entkommt die Erde der völligen Vernichtung. Gleichzeitig stößt die Sonne in diesen Phasen insgesamt eine Masse von weiteren 0,05&nbsp;M<sub>☉</sub> ab.<br />
<br />
=== Weißer Zwerg und planetarischer Nebel ===<br />
{{Hauptartikel|Weißer Zwerg}}<br />
<br />
Durch die erwähnten Massenverluste verliert die Sonne die gesamte äußere Hülle, einschließlich der Wasserstoff- und Heliumfusionszone. Etwa 100.000&nbsp;Jahre nach dem letzten Helium-Blitz wird daher der heiße innere Kern freigelegt, der im Wesentlichen aus hochverdichtetem Kohlenstoff und Sauerstoff besteht. Sein Radius beträgt nur noch 0,08&nbsp;R<sub>☉</sub>, dafür aber seine Oberflächentemperatur 120.000&nbsp;K. Seine Leuchtkraft beträgt anfänglich 3500&nbsp;L<sub>☉</sub>. Aufgrund der hohen Temperatur enthält diese Strahlung einen enormen Anteil von [[Ultraviolettstrahlung|ultravioletter Strahlung]], welche die abgestoßene Gaswolke der Sonne nun zum Leuchten anregt. Da die Geschwindigkeit des Sonnenwindes ständig zunimmt, werden die früher ausgestoßenen Gase durch die späteren eingeholt und oft zu einer kugelförmigen Gasschale komprimiert. Für einen außen stehenden Beobachter erscheinen die leuchtenden Gase in diesem Fall als Ring, der als [[planetarischer Nebel]] bezeichnet wird. Durch das Verflüchtigen des Gases erlischt diese Erscheinung nach einigen 10.000&nbsp;Jahren wieder, und im Zentrum bleibt der strahlende Rest der Sonne, den man als Weißen Zwerg bezeichnet.<br />
<br />
Er hat nur etwa die Größe der Erde, aber eine Masse von 0,55&nbsp;M<sub>☉</sub>. Seine Dichte beträgt daher etwa eine Tonne pro Kubikzentimeter. Er besitzt keine innere Energiequelle, so dass seine Abstrahlung zu einem Wärmeverlust führt. Nach einer vergleichsweise raschen Abkühlung im Anfangsstadium durch die extreme Leuchtkraft sinkt die Oberflächentemperatur auf Werte, bei denen eine Strahlung aufgrund der deutlich niedrigeren Leuchtkraft über lange Zeit<!--mehrere Dutzend Milliarden Jahre--> möglich ist,<!--[citation needed]--> bevor die Sonne nach Billionen von Jahren als [[Schwarzer Zwerg]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.astronomy.com/observing/when-will-the-sun-become-a-black-dwarf/ |autor=Astronomy Staff |hrsg= |titel=When will the Sun become a black dwarf? – Astronomy.com |werk=astronomy.com |datum=2020 |sprache=en |archiv-url= |archiv-datum= |offline= |abruf=2025-05-13}}</ref> im optischen [[Lichtspektrum|Spektralbereich]] gänzlich erlischt.<br />
<br />
== Kosmische Umgebung ==<br />
[[Datei:Lokale Blase in der Milchstraße.svg|mini|Nähere kosmische Umgebung der Sonne]]<br />
Die Sonne durchwandert derzeit ein etwa 30 [[Lichtjahr]]e großes Gebiet, das wegen seiner erhöhten Dichte „Lokale Wolke“ oder „[[Lokale Flocke]]“ genannt wird. Ebenfalls in der Lokalen Flocke befinden sich die benachbarten Sterne [[Altair]], [[Wega]], [[Arktur]], [[Fomalhaut]] und [[Alpha Centauri]]. Die Lokale Flocke ist ihrerseits eingebettet in eine weitgehend staubfreie Region mit geringerer Teilchendichte, die [[Lokale Blase]]. Die Lokale Blase hat in Richtung der [[Galaktisches Koordinatensystem|galaktischen Ebene]] eine Ausdehnung von mindestens 300 Lichtjahren. Sie befindet sich nahe dem inneren Rand des [[Orionarm]]s der Milchstraße. Bis zum benachbarten [[Milchstraße#Spiralarme|Perseusarm]] sind es etwa 6.500 Lichtjahre, bis zum Zentrum der Galaxis etwa 28.000 Lichtjahre. Ein Umlauf, mit etwa 250&nbsp;km/s, dauert 210 Mio. Jahre ([[galaktisches Jahr]]).<br />
<br />
Die Sonne durchmisst außerdem den [[Gouldscher Gürtel|Gouldschen Gürtel]], eine großräumige Anordnung von jungen [[Stern]]en (etwa 20–60 Millionen Jahre alt) und Sternentstehungsgebieten mit mehr als 2000 Lichtjahren Ausdehnung. Da diese Sterne viel jünger sind als die Sonne, kann sie nicht zu den Objekten des Gouldschen Gürtels gehören.<br />
<br />
== Erforschung der Sonne ==<br />
{{Hauptartikel|Sonnenforschung}}<br />
{{Siehe auch|Zeittafel Sonnenforschung}}<br />
<br />
=== Frühe Beobachtungen ===<br />
Als der wichtigste Himmelskörper für irdisches [[Leben]] genoss die Sonne bereits vor der [[Geschichtsschreibung]] aufmerksame Beobachtung der Menschen. [[Kultstätte]]n wie [[Stonehenge]] wurden errichtet, um die Position und den Lauf der Sonne zu bestimmen, insbesondere die Zeitpunkte der [[Sonnenwende]]n. Es wird vermutet, dass einige noch ältere Stätten ebenfalls zur Sonnenbeobachtung benutzt wurden, gesichert ist dies aber nicht. Von unterschiedlichen Kulturen wurden sowohl der tägliche Verlauf der Sonne und seine jahreszeitlichen Schwankungen als auch Sonnenfinsternisse sehr aufmerksam beobachtet und dokumentiert. Aufzeichnungen aus dem alten [[Kaiserreich China|China]] belegen die Beobachtungen besonders heftiger Sonnenfleckentätigkeit. Sonnenflecken können mit bloßem Auge wahrgenommen werden, wenn die Sonne tief am Horizont steht und das Sonnenlicht durch die dichte Erdatmosphäre „gefiltert“ wird.<br />
<br />
=== Beobachtungen mit Teleskopen ===<br />
[[Datei:Son-3.jpg|mini|Ein einzelner Sonnenfleck]]<br />
<br />
Auch in Europa hatte man zu der damaligen Zeit Sonnenflecken wahrgenommen, wobei man sie allerdings für „atmosphärische Ausdünstungen“ hielt. Erst die Entwicklung des [[Teleskop]]s führte zu einer systematischen Erforschung des Phänomens. Im Jahr 1610 beobachteten [[Galileo Galilei|Galilei]] und [[Thomas Harriot]] die Flecken erstmals mittels Teleskop. [[Johann Fabricius (Astronom)|Johann Fabricius]] beschrieb sie 1611 als Erster in einer wissenschaftlichen Abhandlung. Die beobachtete Wanderung der Flecken auf der Sonnenscheibe führte er zutreffend auf die Eigenrotation der Sonne zurück. 1619 postulierte [[Johannes Kepler]] einen Sonnenwind, da der Schweif von [[Komet]]en immer von der Sonne weggerichtet ist. 1775 vermutete Christian Horrobow bereits, dass die Sonnenflecken einer gewissen Periodizität unterliegen.<br />
<br />
[[Datei:FraunhoferLinesDiagram.jpg|mini|hochkant=2.5|Das vollständige Spektrum der Sonne im sichtbaren Licht mit den dunklen Fraunhofer’schen Absorptionslinien ([[Spektrallinie]]n). Das gesamte Spektrum ist hier in mehrere untereinander angeordnete Streifen unterteilt.]]<br />
<br />
1802 wies [[William Hyde Wollaston]] erstmals dunkle Linien ([[Spektrallinie|Absorptionslinien]]) im [[Sonnenspektrum]] nach. [[Joseph von Fraunhofer]] untersuchte die Linien ab 1814 systematisch, sie werden daher auch als „[[Fraunhoferlinie]]n“ bezeichnet. 1868 fand [[Jules Janssen]] während einer Sonnenfinsternis eine Linie des damals noch unbekannten Heliums, das seinen Namen nach dem griechischen Namen der Sonne erhielt.<br />
<br />
1843 publizierte [[Samuel Heinrich Schwabe]] seine Entdeckung des Zyklus der Sonnenfleckenaktivität. 1849 wurde die [[Sonnenfleck#Sonnenflecken-Relativzahl|Sonnenfleckenrelativzahl]] eingeführt, die die Anzahl und Größe der Sonnenflecken wiedergibt. Seither werden die Flecken regelmäßig beobachtet und gezählt. 1889 entwickelte [[George Ellery Hale]] den [[Spektroheliograf]]en. [[Henry Augustus Rowland]] vollendete 1897 einen Atlas des Sonnenspektrums, der sämtliche Spektrallinien enthält. 1908 entdeckte George Ellery Hale die Aufspaltung von Spektrallinien im Bereich der Sonnenflecken durch magnetische Kräfte ([[Zeeman-Effekt]]). 1930 beobachtete [[Bernard Ferdinand Lyot]] die Sonnenkorona außerhalb einer totalen Finsternis.<br />
<br />
1960 wurde die Schwingung der Photosphäre nachgewiesen. Dies war der Beginn der [[Helioseismologie]], die die [[Eigenfrequenz|Eigenschwingungen]] der Sonne untersucht und daraus den inneren Aufbau sowie Prozesse ableitet.<br />
<br />
Im Laufe der Zeit wurden spezielle [[Sonnenteleskop|Sonnenobservatorien]] errichtet, die ausschließlich der Beobachtung der Sonne dienen.<br />
<br />
=== Andere Beobachtungsverfahren ===<br />
1942 wurde von [[James Stanley Hey|James Hey]] festgestellt, dass die Sonne eine [[Radioquelle]] ist.<ref>[http://www.nrao.edu/index.php/learn/radioastronomy/radioastronomyhistory Early History of Radio Astronomy] nrao.edu;(abgerufen am 30. Juni 2010).</ref> 1949 wies [[Herbert Friedman]] die solare [[Röntgenstrahlung]] nach.<br />
<br />
Zur Messung der Sonnenneutrinos wurden riesige unterirdische [[Neutrinodetektor|Detektoren]] errichtet. Die Diskrepanz zwischen dem theoretischen und tatsächlich gemessenen Neutrinofluss führte seit den 1970er Jahren zum sogenannten ''solaren Neutrinoproblem'': Es konnte nur etwa ein Drittel der erwarteten [[Neutrino]]s detektiert werden. Dies ließ zwei Möglichkeiten zu. Entweder war das Sonnenmodell falsch und der erwartete solare Neutrinofluss wurde überschätzt, oder die Neutrinos können sich auf dem Weg zur Erde in eine andere „Art“ umwandeln ([[Neutrinooszillation]]). Erste Hinweise für diese Neutrinooszillation wurden im Jahr 1998 am [[Super-Kamiokande]] gefunden und inzwischen allgemein bestätigt.<br />
<br />
=== Erforschung durch Satelliten und Raumsonden ===<br />
[[Datei:HI6563 fulldisk.jpg|mini|Die Chromosphäre der Sonne im Licht der [[Wasserstoff|H]]-α-Linie]]<br />
<br />
Eine Reihe von [[Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] wurde für die Beobachtung der Sonne in eine Erdumlaufbahn geschickt. Mittels der Satelliten können insbesondere Wellenlängenbereiche untersucht werden ([[Ultraviolettstrahlung|Ultraviolett]], Röntgenstrahlung), die sonst von der [[Erdatmosphäre]] absorbiert werden. So hatte zum Beispiel die 1973 gestartete [[Raumstation]] [[Skylab]] unter anderem zwei Röntgenteleskope an Bord.<ref>{{Literatur |Autor=John A. Eddy |Titel=A New Sun: The Solar Results From Skylab |Hrsg=Rein Ise |Verlag=Scientific and Technical Information Office, National Aeronautics and Space Administration |Ort=Washington |Datum=1979 |Sprache=en |Kapitel=4 |OCLC=265239530 |Online=[https://history.nasa.gov/SP-402/ch4.htm Online]}}</ref><br />
<br />
Mit Hilfe von [[Raumsonde]]n versuchte man der Sonne näher zu kommen, um die Umgebung der Sonne studieren zu können. Dies war und bleibt aufgrund von sehr hohen Temperaturen und intensiver Strahlung ein technisch sehr schwieriges Unterfangen. So konnten die 1974 und 1976 gestarteten deutsch-amerikanischen [[Helios (Sonde)|Helios]]-Sonden sich der Sonne nur bis auf 43,5 Millionen Kilometer nähern.<br />
<br />
[[Datei:Ulysses spacecraft.jpg|mini|Ulysses bei der Montage]]<br />
Die 1990 gestartete Raumsonde [[Ulysses (Sonde)|Ulysses]] verfolgte andere Ziele. Sie sollte die Pole der Sonne studieren, die weder von der Erde, noch von Raumsonden, die sich in der Planetenebene bewegen, aus sichtbar sind. Dies war nur mit einer steil [[Bahnneigung|geneigten Bahnebene]] der Raumsonde erreichbar. Zu diesem Zweck flog Ulysses zunächst zum Riesenplaneten [[Jupiter (Planet)|Jupiter]], wo durch ein [[Swing-by]]-Manöver die Bahnebene der Sonde geändert wurde. Dadurch konnte Ulysses die Planetenebene verlassen und überflog zweimal mit Funkkontakt die beiden Pole der Sonne, bevor das Projekt 2009 endgültig eingestellt werden musste. Mit konventionellen Raketenantrieben, ohne den Vorbeiflug am Jupiter, wäre eine solche Mission viel teurer gewesen.<br />
<br />
[[Datei:SOHONearSun1.jpg|mini|Die Sonde SOHO]]<br />
1995 wurde die größtenteils von Europa gebaute Sonde [[Solar and Heliospheric Observatory|SOHO]] in Richtung Sonne gestartet. SOHO befindet sich nun im [[Lagrange-Punkte|Lagrangepunkt]] L1 und beobachtet die Sonne mit zwölf verschiedenen Instrumenten. Sie liefert tägliche Aufnahmen der Sonne und trägt damit wesentlich zur Vorhersage von Sonneneruptionen und -stürmen bei. 1998 folgte der Satellit [[Transition Region And Coronal Explorer|TRACE]] zur Unterstützung von SOHO.<br />
<br />
2001 startete die [[Genesis (Sonde)|Genesis]]-Raumsonde, die kurz darauf eine Position im Lagrangepunkt L1 bezog und dort 2,5&nbsp;Jahre lang Proben des [[Sonnenwind]]es sammelte, die anschließend zur Erde gebracht werden sollten. Dadurch sollte die genaue [[Isotop]]enzusammensetzung des Sonnenwindes ermittelt werden. Im September 2004 trat die Kapsel mit den Proben in die Erdatmosphäre ein, schlug jedoch aufgrund eines nicht entfalteten Fallschirms hart auf der Erde auf. Einige der Proben haben den Aufprall dennoch überstanden und wurden bis 2011 von Wissenschaftlern studiert.<br />
<br />
Am 26. Oktober 2006 starteten die beiden [[STEREO]]-Raumsonden und liefern zum ersten Mal ein dreidimensionales Bild der Sonne und ihrer Umgebung. Dazu wurde eine Sonde im Lagrangepunkt L4 und eine im Lagrangepunkt L5 stationiert.<br />
<br />
[[Datei:Solar Dynamics Observatory 1.jpg|mini|Solar Dynamics Observatory]]<br />
Am 11. Februar 2010 startete die [[NASA]] das [[Solar Dynamics Observatory]] (SDO) als SOHO-Nachfolger. Es dient der Erforschung der dynamischen Vorgänge der Sonne und beinhaltet die Instrumente EVE ([[Extrem ultraviolette Strahlung|Messung der extrem-UV-Strahlung]]), HMI (Erfassung [[Helioseismologie|helioseismischer]] und [[Magnetohydrodynamik|magnetischer]] Aktivitäten) und AIA (Hochauflösende Erfassung der Sonnenatmosphäre in verschiedenen Wellenlängenbereichen).<br />
<br />
China plant den Start von insgesamt drei Raumsonden, die in der Forschungsmission [[KuaFu]] das Sonne-Erde-System genauer untersuchen sollen.<br />
<br />
Im Jahr 2018 startete die NASA die Raumsonde [[Parker Solar Probe]] erfolgreich, welche sich der Sonnenoberfläche bis auf 8,5&nbsp;Radien (etwa 6&nbsp;Millionen Kilometer) nähern soll.<ref>{{Webarchiv |url=http://solarprobe.jhuapl.edu/common/content/SolarProbePlusFactSheet.pdf |text=Solar Probe Plus |wayback=20160418160052}}</ref> Sie soll helfen, folgende Fragen zu beantworten:<br />
# Wie wird die Korona auf bis zu fünf Millionen Grad aufgeheizt, obwohl die sichtbare Sonnenoberfläche nur etwa 5500&nbsp;°C heiß ist?<br />
# Wie werden die Teilchen des Sonnenwindes beschleunigt?<br />
<br />
Für Februar 2020 starteten die [[europäische Weltraumorganisation]] (ESA) und die NASA die Raumsonde [[Solar Orbiter]], die sich der Sonne bis auf 0,28&nbsp;Astronomische Einheiten (etwa 42&nbsp;Millionen Kilometer) nähern soll. Dabei soll vor allem die sonnennahe Heliosphäre, die Sonnenatmosphäre und die Entstehung des Magnetfeldes der Sonne untersucht werden.<ref name="dlr">{{Internetquelle |url=http://www.dlr.de/rd/desktopdefault.aspx/tabid-2448/3635_read-38752/ |titel=Solar Orbiter - Erforschung der Sonne und der Heliosphäre |hrsg=DLR |abruf=2018-12-18 |sprache=de}}</ref><br />
<br />
== Kulturgeschichte ==<br />
{{Zitat<br />
|Text=O Sonne, Ernährer, du Feind kranker Säfte und Keime,<br>Du lässt wie Rosen erblühen die Lieder und Reime.<br />
|Autor=[[Charles Baudelaire]] (1821–1867)<br />
|Quelle=''Die Sonne''<ref>[https://www.versalia.de/archiv/Baudelaire/Die_Sonne.571.html Die Sonne. Charles Baudelaire.] (versalia.de)</ref>}}<br />
<br />
=== Mythologie ===<br />
[[Datei:Solvognen - Do 2010 1276.jpg|mini|[[Sonnenwagen von Trundholm]]]]<br />
<br />
Die Sonne ist das zentrale [[Gestirn]] am Himmel, von ihr hängt alles Leben auf der Erde ab. Diese überragende Bedeutung war den Menschen seit Alters her bewusst. Viele frühere Kulturen verehrten sie als Gottheit. Die regelmäßige tägliche und jährliche Wiederkehr der Sonne wurde teils ängstlich erwartet und mittels [[Sonnenkult|kultischer]] oder [[Magie|magischer]] [[Ritual]]e beschworen. Besonders [[Sonnenfinsternis]]se lösten große Bestürzung und Furcht aus. Im alten [[Kaiserreich China|China]] glaubte man, ein Drache verschlinge die Sonne. Durch großen Lärm versuchte man, das Untier dazu zu bewegen, die Sonne wieder freizugeben. Andererseits machte sich die Menschheit das Wissen über die für alles Leben fundamentalen Perioden [[Tag]] und [[Jahr]] schon seit frühester Zeit nutzbar. Die Sonne ist – über die Erddrehung – die natürliche [[Uhr]] der Menschen, und die Beobachtung der täglichen Bewegung der Schatten mündete in die Entwicklung der [[Sonnenuhr]]. Die Abfolge der [[Jahreszeit]]en führte zur Erfindung des [[Kalender]]s, der vor allem nach der Einführung des [[Ackerbau]]s für alle Kulturen überlebenswichtig war.<br />
<br />
Für die [[Sumerer]] verkörperte die Sonne den [[Sonnengott]] [[Utu (Gott)|Utu]]. Bei den [[Babylonier]]n entsprach er dem Gott [[Šamaš|Schamasch]], der jeden Tag den Himmel betrat und dessen Strahlen nichts verborgen blieb. Im alten [[Ägypten]] wurde [[Re (ägyptische Mythologie)|Ra]] (auch Re oder Re-Atum) als Sonnengott verehrt. Für kurze Zeit ließ der „Ketzer“- [[Pharao]] [[Echnaton]] nur noch [[Aton]], die personifizierte Sonnenscheibe, als [[Monotheismus|einzigen Gott]] zu und schaffte die Verehrung aller anderen ägyptischen Götter ab. In [[Kaiserreich China|China]] stand die Sonne als [[Chinesische Symbole|Symbol]] für Osten, Frühling, Männlichkeit ([[Yin und Yang|Yang]]) und Geburt sowie auch für den Kaiser.<br />
<br />
Im [[Antikes Griechenland|antiken Griechenland]] verehrte man den Sonnengott [[Helios]], der mit seinem Sonnenwagen täglich über das Firmament fuhr. Allerdings sind aus dem antiken Griechenland auch die ersten Überlegungen überliefert, in denen die Sonne als [[Sonnenphysik|physikalisches Objekt]] betrachtet wird. Die wohl älteste dieser Hypothesen stammt von [[Xenophanes]], der die Sonne als eine feurige Ausdünstung oder Wolke benannte. Dies stellte eine große kulturhistorische Veränderung dar, denn die Wahrnehmung der Sonne als ein natürliches Objekt lag auf einer anderen Ebene als die vorherige Auffassung der Sonne als Teil einer göttlichen Entität, die auch in den späteren Jahrhunderten noch vertreten wurde. Aus ebendiesen Gedanken ging auch die erste kritische Auseinandersetzung mit dem vermenschlichten Götterbild des antiken Griechenlands hervor („Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus“) und daraus folgend erste Gedanken zum [[Monotheismus]]. Mit Xenophanes tauchte die Sonne zum ersten Mal in der europäischen Geschichte als Gegenstand der Physik auf; man könnte dies als die Geburtsstunde der [[Astrophysik]] auffassen. Die Thesen des Xenophanes wurden später auch von anderen griechischen Philosophen aufgenommen. Zum Beispiel beschrieb der Vorsokratiker [[Anaxagoras]] die Sonne als glühenden Stein. Diese Auffassungen setzten sich im Folgenden nicht bei allen Denkern durch und viele spätere Schulen fielen wieder auf eher mythische Erklärungen zurück.<br />
<br />
Dem griechischen Gott Helios entsprach weitgehend der [[Römisches Reich|römische]] Gott [[Sol (römische Mythologie)|Sol invictus]], dessen Kult in der Kaiserzeit bis in die beginnende [[Spätantike]] weit verbreitet war. <br />
<br />
In der [[Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]] formten die Götter die Sonne aus einem Funken und legten sie in einen Wagen. Die Göttin [[Sol (nordische Mythologie)|Sol]] fährt mit dem Wagen über den Himmel, gezogen von den Rössern [[Alsvidr und Arvakr]]. Das Gespann wird beständig von dem Wolf [[Skalli]] (Skoll) verfolgt. Am Tag des Weltunterganges ([[Ragnarök]]) wird der Wolf die Sonne verschlingen.<br />
<br />
Im frühen [[Mexiko]] wurde der Sonnengott [[Tonatiuh]] von den [[Azteken]] verehrt. Bei den [[Maya]] war [[Itzamná]] Hauptgottheit. Bei den Inka kam der Sonnengott [[Inti (Gottheit)|Inti]] direkt nach der Schöpfergottheit [[Wiraqucha]] an zweiter Stelle.<br />
<br />
=== Astrologie ===<br />
{{Hauptartikel|Sonne (Astrologie)}}<br />
In der hellenistischen [[Astrologie]] wurde die Sonne in das System der Zuordnungen von Planeten zu [[Tierkreiszeichen]], [[Vier-Elemente-Lehre|Elementen]] etc. integriert, das bis heute die Grundlage der [[Westliche Astrologie|westlichen Astrologie]] bildet. Sie ist einer der klassischen [[sieben Planeten]] und gilt neben [[Aszendent (Astrologie)|Aszendent]] und [[Mond (Astrologie)|Mond]] als einer der wichtigsten [[Deutungsfaktor]]en im [[Horoskop]]. Insbesondere legt ihre Position zum Zeitpunkt der Geburt das [[Geburtshoroskop|Geburtszeichen]] fest.<br />
<br />
=== Kalender ===<br />
Die Beobachtung der Sonne und anderer Sterne und die Bestimmung ihrer Bahnpunkte ([[Äquinoktium|Tagundnachtgleiche]], Sommer- und Winter[[sonnenwende]]) war eine Voraussetzung für die Erstellung von Kalendern. Hierdurch konnten wichtige jahreszeitliche Ereignisse vorherbestimmt werden, wie das Eintreffen des Nilhochwassers im alten Ägypten, der günstigste Zeitpunkt der Saat oder das Eintreffen der für die Seefahrt gefährlichen Herbststürme. Vorchristliche Kultstätten wie [[Stonehenge]] wurden offensichtlich zu derartigen Beobachtungszwecken errichtet. Die Anlage von Stonehenge ist so ausgerichtet, dass am Morgen des [[Sonnenwende|Mittsommertages]], wenn die Sonne ihre höchste nördliche Position erreicht, die Sonne direkt über einem Positionsstein („Fersenstein“) aufgeht und die Sonnenstrahlen in gerader Linie ins Innere des Bauwerks eindringen. Die [[bronzezeit]]liche [[Himmelsscheibe von Nebra]] scheint ebenfalls ein Instrument zur Himmelsbeobachtung gewesen zu sein. Ihre goldenen Ränder werden u.&nbsp;a. als „Sonnenbarken“, ein religiöses Symbol der Bronzezeit, interpretiert. In die gleiche Zeit fällt auch der [[Sonnenwagen von Trundholm]], bei dem die Scheibe als [[Sonnensymbol]] mit einer Tag- und Nachtseite gedeutet wird.<br />
<br />
=== Heliozentrisches Weltbild ===<br />
Das [[Geozentrisches Weltbild|geozentrische Weltbild]] der Antike, wie es von [[Claudius Ptolemäus|Ptolemäus]] überliefert ist, sah die Erde als Mittelpunkt des Universums. Sonne, Mond und die Planeten bewegten sich dabei auf Kreisbahnen um die Erde. Diese Vorstellung hielt sich fast 2000 Jahre lang. Allerdings hatte sie Schwächen: So konnte die mit bloßen Augen beobachtbare Bewegung der Planeten nur durch komplizierte Hilfskonstruktionen der [[Epizykeltheorie]] erklärt werden. Bereits [[Aristarchos von Samos]] postulierte im 2. Jahrhundert v. Chr., dass die Sonne das Zentrum der Welt darstelle. Die Gelehrten [[Nikolaus von Kues]] und [[Regiomontanus]] griffen diesen Gedanken mehr als 1500 Jahre später wieder auf. [[Nikolaus Kopernikus]] versuchte in seinem Werk ''[[De revolutionibus orbium coelestium]]'' eine mathematische Grundlage dafür zu schaffen, was ihm nicht gelang. Sein Werk regte allerdings weitere Forschungen an, unter anderem durch [[Galileo Galilei]]. In der Folge setzte sich allmählich das [[Heliozentrisches Weltbild|heliozentrische Weltbild]] durch, das die Sonne als Mittelpunkt des Universums ansieht.<br />
<br />
Die weiteren Fortschritte der [[Astronomie]] ergaben, dass auch die Sonne keine herausragende Stellung im Universum einnimmt. Vielmehr ist sie einer unter einigen hundert Milliarden Sternen der [[Milchstraße]], die wiederum Teil noch größerer [[Struktur des Kosmos|Strukturen des Kosmos]] ist.<br />
<br />
== Siehe auch ==<br />
* [[Sonnenschein]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* vor 1711: [[Josef Langer (Astronom)|Josef Langer]]: ''Theoria motuum Solis et Lunae.''<br />
* Helmut Scheffler, [[Hans Elsässer]]: ''Physik der Sterne und der Sonne.'' BI-Wissenschaftsverlag, Mannheim 1990, ISBN 3-411-14172-7.<br />
* [[Rudolf Kippenhahn]]: ''Der Stern von dem wir leben.'' DVA, Stuttgart 1990, ISBN 3-421-02755-2.<br />
* I.-J. Sackmann u. a.: ''Our Sun.'' T 3. Present and Future. In: ''Astrophysical Journal.'' University of Chicago Press, Chicago Ill 418.1993, 11 (Nov.), 457–468, {{bibcode|1993ApJ...418..457S}}.<br />
* Wolfgang Mattig: ''Die Sonne.'' C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39001-3.<br />
* Kenneth R. Lang: ''Die Sonne – Stern unserer Erde.'' Springer, Berlin / Heidelberg / New York, NY 1996, ISBN 3-540-59437-X.<br />
* F. Herrmann, H. Hauptmann: ''Understanding the stability of stars by means of thought experiments with a model star''. Am. J. Phys. 65, 292–295 (1997)<br />
* Wolfgang Mattig: ''[http://vds-sonne.de/Archiv/Sonne/so103.pdf Bevor die Sonnenbeobachtung zur Sonnenphysik wurde – in Deutschland und Umgebung.] (PDF; 3,5&nbsp;MB)'' In: ''[http://www.vds-sonne.de/ SONNE.]'' Mitteilungsblatt der Amateursonnenbeobachter. Berlin 2002, 103, 67 (online). {{ISSN|0721-0094}}.<br />
* {{Literatur |Autor=C. Bounama, W. v. Bloh, S. Franck |Titel=Das Ende des Raumschiffs Erde |Sammelwerk=[[Spektrum der Wissenschaft]] |Band=Nr. 10 |Verlag=Spektrum |Ort=Heidelberg |Datum=2004-10 |Seiten=52–59 |ISSN=0170-2971}}<br />
* Michael Stix: ''The Sun – An Introduction.'' Springer, New York, NY 2004, ISBN 3-540-20741-4.<br />
* Thorsten Dambeck: ''[http://www.mpg.de/905645/F002_Fokus_028_033.pdf Der Hexenkessel im Sonnenofen]'' (PDF; 2,0&nbsp;MB) in: ''MaxPlanckForschung'', 1/2008, S. 28–33, {{ISSN|1616-4172}}<br />
* Ulrike Feist: ''Sonne, Mond und Venus: Visualisierungen astronomischen Wissens im frühneuzeitlichen Rom'' (= ''Actus et Imago'', Band 10). Akademie-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-05-006365-2 (Dissertation Universität Augsburg 2011, 259 Seiten).<br />
* Elmar Schenkel, Kati Voigt (Hrsg.): ''Sonne, Mond und Ferne: der Weltraum in Philosophie, Politik und Literatur.'' PL Academic Research, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-631-64081-4.<br />
<br />
== Dokumentation ==<br />
* ''Die Sonne.'' Regie: Fabian Korbinian Wolf, ZDF, Deutschland, Frankreich, USA, 90 Minuten, 2023<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Sun|Sonne}}<br />
{{Wiktionary}}<br />
{{Wikiquote}}<br />
{{Wikisource}}<br />
* {{DNB-Portal|1236963652}}<br />
* [http://www.kis.uni-freiburg.de/ Internetpräsenz] des [[Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik|Kiepenheuer-Instituts für Sonnenphysik]], Freiburg<br />
* [http://www.aip.de/groups/soe/ Internetpräsenz] der optischen Sonnenphysik am [[Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam|Astrophysikalischen Institut Potsdam]]<br />
* [http://photojournal.jpl.nasa.gov/target/Sun Bilder] von der Sonne ([[NASA]], englisch)<br />
* [http://www.sonnenbeobachtung.de/ www.sonnenbeobachtung.de] – Informationen zur Sonnenbeobachtung mit Bildergalerie<br />
* [http://sohowww.nascom.nasa.gov/ Internetpräsenz] des [[Solar and Heliospheric Observatory]] (SOHO, englisch)<br />
* {{Webarchiv |url=http://www.weltderphysik.de/de/1163.php |text=Sonne im Leistungshoch |wayback=20070611132117}} bei ''www.weltderphysik.de''.<br />
* Karl-Otto Eschrich: [http://www.rosaluxemburgstiftung.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/208Eschrich.pdf Das Rätsel der Magnetfelder von Sonne und Erde – Hommage à Fritz Krause] (PDF; 56&nbsp;kB), UTOPIE kreativ, Heft 208, 2008, S. 177–181.<br />
* [https://www.nasa.gov/feature/goddard/2018/sounds-of-the-sun Sounds of the Sun] (NASA)<br />
<br />
'''Videos'''<br />
* {{Alpha Centauri|21}}<br />
* {{Alpha Centauri|22}}<br />
* {{Alpha Centauri|134}}<br />
* {{Alpha Centauri|156}}<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references responsive><br />
<ref name="AstronomicalAlmanac_2012_SK7">Steadly R.S., Robinson M.S. (Hrsg.): ''The Astronomical Almanac for the Year 2012.'' U.S. Government Printing Office, ISBN 978-0-7077-4121-5, S. K7<br />
</ref><br />
<ref name="Luzum_2011_S296">Luzum B. et al.: ''The IAU 2009 system of astronomical constants: the report of the IAU working group on numerical standards for Fundamental Astronomy.'' Celestial Mechanics and Dynamical Astronomy, Bd. 110, Heft 4 (August 2011), S. 293–304, {{doi|10.1007/s10569-011-9352-4}}, S. 296 (Heliocentric gravitational constant, [[Baryzentrische Dynamische Zeit|TDB]]-compatible)<br />
</ref><br />
</references><br />
<br />
{{Navigationsleiste Sonnensystem}}<br />
<br />
{{Lesenswert|10. April 2005|5271677}}<br />
<br />
{{Normdaten|TYP=g|GND=1236963652|LCCN=sh85130462|NDL=00616878|NDLSachbegriff=1}}<br />
<br />
[[Kategorie:Sonne| ]]<br />
[[Kategorie:Sonne in der Kultur]]<br />
[[Kategorie:Gelber Zwerg]]<br />
[[Kategorie:Namensgeber für ein chemisches Element]]<br />
[[Kategorie:Astronomisches Objekt im Sonnensystem]]<br />
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Prototyperspective/K%C3%BCnstliche_Intelligenz_in_Wikimedia-Projekten&diff=255901861Benutzer:Prototyperspective/Künstliche Intelligenz in Wikimedia-Projekten2025-05-10T21:42:59Z<p>Prototyperspective: ce</p>
<hr />
<div>Draft:'''Künstliche Intelligenz und Wikimedia-Projekte''' (Artikel bitte verschieben)<br />
<br />
Für verschiedene [[Wikimedia Foundation#Projekte|Wikimedia-Projekten]] wie einiger [[Wikipedia]] Versionen wird Software mit künstlicher Intelligenz entwickelt um diese zu verbessern, sowie versucht einen kritischen Umgang mit solcher zu erreichen. [[Künstliche Intelligenz]] (KI) wird in verschiedenen Sprachversionen der Wikipedias und anderen Wikimedia-Projekten – auch [[Wikiversum]] genannt – für diverse Zwecke in unterschiedlichem Ausmaß eingesetzt.<ref>{{cite web |last1=Marr |first1=Bernard |title=The Amazing Ways How Wikipedia Uses Artificial Intelligence |url=https://www.forbes.com/sites/bernardmarr/2018/08/17/the-amazing-ways-how-wikipedia-uses-artificial-intelligence/#7cbdda802b9d |website=Forbes |language=en |date=2018-08-17}}</ref><ref name="NYT-20230718">{{cite news |last=Gertner |first=Jon |title=Wikipedias Moment der Wahrheit – Kann die Online-Enzyklopädie KI-Chatbots beibringen, ihre Fakten richtig zu verstehen – ohne sich dabei selbst zu zerstören? |url=https://www.nytimes.com/2023/07/18/magazine/wikipedia-ai-chatgpt.html |date=2023-07-18 |work=[[The New York Times]] |archiveurl=https://web.archive.org/web/20230718233916/https://www.nytimes.com/2023/07/18/magazine/wikipedia-ai-chatgpt.html#permid=126389255 |language=en|archivedate=2023-07-18 |accessdate=2023-07-19 }}</ref><br />
<br />
== Strategie zum Einsatz innerhalb von Wikimedia-Projekten ==<br />
Im Jahr 2025 hat die [[Wikimedia Foundation]] eine neue Strategie veröffentlicht, die ein "Humans first"-Ansatz ist, bei dem KI als Unterstützung für die freiwilligen Autoren dient, die zunächst für drei Jahre gilt und jährlich überprüft und ggf. angepasst werden soll.<ref>{{Internetquelle |autor=Chris Albon, Leila Zia |url=https://wikimediafoundation.org/news/2025/04/30/our-new-ai-strategy-puts-wikipedias-humans-first/ |titel=Our new AI strategy puts Wikipedia's humans first |datum=2025-04-30 |sprache=en-US |abruf=2025-05-03}}</ref> Diese Strategie wird als ein bewusster Kontrapunkt zu der allgemein wachsenden Tendenz verstanden, menschliche Arbeit durch KI substituieren zu wollen. Das Herzstück von Wikipedia, die freiwilligen Autoren, sollen nicht ersetzt werden. KI-Tools sollen den Freiwilligen stattdessen helfen, ihre Arbeit effizienter zu gestalten.<ref>{{Internetquelle |url=https://winfuture.de/news,150667.html |titel="Humans first": Wikipedia setzt mit neuer Strategie auf Mensch statt KI |datum=2025-05-01 |sprache=de |abruf=2025-05-03}}</ref> <br />
<br />
Nach der dieser Strategie soll KI unter anderem für folgendes eingesetzt werden: <br />
<br />
* Unterstützung der Moderation: KI-gestützte Arbeitsabläufe sollen Aufgaben im Bereich der Qualitätssicherung automatisieren<br />
* Effizienzsteigerung für Editoren: Durch verbesserte Informationsauffindbarkeit sollen Freiwillige mehr Zeit für inhaltliche Diskussionen, Bearbeitungen, Beurteilungen und Konsensfindung haben<br />
* Sprachübergreifende Zusammenarbeit: Automatisierte Übersetzung und Anpassung häufiger Themen sollen lokale Perspektiven fördern und die Inhalte in weniger verbreiteten Sprachen bereichern<br />
* Besseres Onboarding neuer Freiwilliger: KI soll die Einarbeitung und Betreuung neuer Wikipedia-Mitarbeiter durch automatisierte Hilfestellungen unterstützen<br />
<br />
Das menschliche Urteilsvermögen und die kollaborative Entscheidungsfindung bleiben zentral. Wikipedia wird nicht auf vollautomatisch generierte Inhalte setzen, wie es bei einigen kommerziellen Plattformen der Fall ist. Die Foundation priorisiert Open-Source-KI oder mindestens offene Gewichtungsmodelle.<ref>{{Internetquelle |autor=Jakob Steinschaden |url=https://www.trendingtopics.eu/wikipedia-wird-mehr-ai-einsetzen-menschliche-editoren-bleiben-am-druecker/ |titel=Wikipedia wird mehr AI einsetzen, menschliche Editoren bleiben am Drücker |datum=2025-04-30 |sprache=de |abruf=2025-05-03}}</ref><br />
<br />
== Einzelne Projekte ==<br />
=== ORES ===<br />
Das Projekt Objective Revision Evaluation Service (ORES) ist ein Dienst auf Basis künstlicher Intelligenz zur Bewertung der Qualität von Wikipedia-Bearbeitungen.<ref>{{cite web |last1=Simonite |first1=Tom |title=Software, die Anfängerfehler erkennt, könnte Wikipedia einladender machen |url=https://www.technologyreview.com/s/544036/artificial-intelligence-aims-to-make-wikipedia-friendlier-and-better/ |website=MIT Technology Review |language=en |date=2015-12-01}}</ref><ref>{{Cite web |language=en|last1=Metz |first1=Cade |title=Wikipedia setzt KI ein, um die Zahl menschlicher Editoren zu erhöhen |url=https://www.wired.com/2015/12/wikipedia-is-using-ai-to-expand-the-ranks-of-human-editors/ |work=Wired |date=2015-12-01|archive-url=https://web.archive.org/web/20240402000516/https://www.wired.com/2015/12/wikipedia-is-using-ai-to-expand-the-ranks-of-human-editors/|archive-date=2024-04-02}}</ref> Die Wikimedia Foundation stellte das ORES-Projekt im November 2015 vor.<ref>{{cite web |language=en|last1=Halfaker |first1=Aaron |last2=Taraborelli |first2=Dario |title=Der Künstliche-Intelligenz-Dienst „ORES“ gibt Wikipedianern Röntgenbrillen, um fehlerhafte Bearbeitungen zu durchschauen |url=https://wikimediafoundation.org/2015/11/30/artificial-intelligence-x-ray-specs/ |website=Wikimedia Foundation |date=2015-11-30}}</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2020 schätzt, dass ohne das ORES KI-Modell die Erkennung schädlicher Bearbeitungen in den "290.000 Bearbeitungen in den verschiedenen Sprachversionen von Wikipedia zu überprüfen" 483 Arbeitsstunden pro Tag benötigen würde, aber mit einem KI-Modell dieser Arbeitsaufwand um 90 % reduziert werden kann.<ref>{{cite journal |last1=Kuo |first1=Tzu-Sheng |last2=Halfaker |first2=Aaron Lee |last3=Cheng |first3=Zirui |last4=Kim |first4=Jiwoo |last5=Wu |first5=Meng-Hsin |last6=Wu |first6=Tongshuang |last7=Holstein |first7=Kenneth |last8=Zhu |first8=Haiyi |title=Wikibench: Community-Driven Data Curation for AI Evaluation on Wikipedia |journal=Proceedings of the 2024 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems |date=11 May 2024 |pages=1–24 |doi=10.1145/3613904.3642278 |publisher=Association for Computing Machinery|language=en}}</ref> ORES wird durch Lift Wing ersetzt:<br />
<br />
=== Lift Wing ===<br />
Lift Wing ist ein skalierbares maschinelles Lernmodell, das die Infrastruktur auf Kubernetes mit KServe bedient. Es ist Teil eines umfassenderen Projekts zur Modernisierung des maschinellen Lernens bei Wikimedia. Dieser Dienst ersetzt die ORES-Infrastruktur.<ref>[https://wikitech.wikimedia.org/wiki/Machine_Learning/LiftWing Machine Learning/LiftWing] auf wikitech.wikimedia.de</ref><br />
<br />
<!--=== Automoderator ===<br />
Automoderator ist ein automatisiertes Anti-Vandalismus-Tool, das vom Moderator Tools-Team entwickelt wurde. Es ermöglicht Administratoren, die automatisierte Rückstellung von fehlerhaften Bearbeitungen basierend auf der Bewertung eines maschinellen Lernmodells zu aktivieren und zu konfigurieren. Automoderator verhält sich ähnlich wie Anti-Vandalismus-Bots wie ClueBot NG, SeroBOT, Dexbot und Salebot, macht es aber für alle Sprachgemeinschaften verfügbar.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mediawiki.org/wiki/Moderator_Tools/Automoderator |titel=Moderator Tools/Automoderator |sprache=en |abruf=2025-05-08}}</ref><br />
--><br />
=== ClueBot NG ===<br />
Der bekannteste [[Bot]] zur Bekämpfung von Vandalismus ist ClueBot NG. Der Bot wurde 2010 von den Wikipedia-Benutzern Christopher Breneman und Naomi Amethyst entwickelt (als Nachfolger des ursprünglichen ClueBot aus dem Jahr 2007; NG steht für Next Generation)<ref name=":0">{{cite web|last=Hicks|first=Jesse|title=This machine kills trolls|url=https://www.theverge.com/2014/2/18/5412636/this-machine-kills-trolls-how-wikipedia-robots-snuff-out-vandalism|work=[[The Verge]]|date=2014-02-18|access-date=2014-02-18|archive-url=https://web.archive.org/web/20140827115824/http://www.theverge.com/2014/2/18/5412636/this-machine-kills-trolls-how-wikipedia-robots-snuff-out-vandalism|archive-date=2014-08-27|url-status=live|language=en}}</ref> und verwendet [[Maschinelles Lernen]] und [[Bayessche Statistik]], um festzustellen, ob eine Bearbeitung Vandalismus ist.<ref>{{Cite news|language=en|url=https://www.bbc.com/news/magazine-18892510|title=Meet the 'bots' that edit Wikipedia|last=Nasaw|first=Daniel|date=2012-07-25|work=[[BBC News]]|access-date=2018-07-21|archive-url=https://web.archive.org/web/20180916120633/https://www.bbc.com/news/magazine-18892510|archive-date=2018-09-16|url-status=live}}</ref><ref>{{cite web|language=en|url=https://digitfreak.com/technology/digital/1374-little-about-the-bot-that-runs-wikipedia,-cluebot-ng|title=Wenig über den Bot, der Wikipedia betreibt, ClueBot NG|last=Raja|first=Sumit|website=|access-date=2017-04-11|archive-url=https://web.archive.org/web/20131122134216/http://www.digitfreak.com/technology/digital/1374-little-about-the-bot-that-runs-wikipedia,-cluebot-ng|archive-date=2013-11-22|url-status=dead}}</ref> In der deutschsprachigen Wikipedia wird dieser Bot nicht genutzt.<br />
<br />
=== Detox ===<br />
Detox war ein Projekt von Google in Zusammenarbeit mit der Wikimedia Foundation zur Erforschung von Methoden, mit denen Nutzer, die unfreundliche Kommentare in Diskussionen der Wikimedia-Community posten, angesprochen werden können.<ref>{{Cite book |title=Research:Detox - Meta |url=https://meta.wikimedia.org/wiki/Research:Detox |language=en}}</ref> Im Rahmen des Detox-Projekts arbeiteten die Wikimedia Foundation und [[Jigsaw (Unternehmen)|Jigsaw]] unter anderem zusammen, um künstliche Intelligenz für die Grundlagenforschung zu nutzen und technische Lösungen zu entwickeln, um das Problem zu lösen. Im Oktober 2016 veröffentlichten diese Organisationen das Buch „Ex Machina: Persönliche Angriffe im großen Maßstab“, in dem sie ihre Ergebnisse beschreiben.<ref>{{Cite book |language=en|pages=1391–1399 |doi=10.1145/3038912.3052591 |arxiv=1610.08914|year=2017 |last1=Wulczyn |first1=Ellery |last2=Thain |first2=Nithum |last3=Dixon |first3=Lucas |title=Proceedings of the 26th International Conference on World Wide Web |chapter=Ex Machina: Persönliche Angriffe im großen Maßstab |isbn=9781450349130 }}</ref><ref>{{cite web |language=en|author1=Jigsaw |title=Algorithmen und Beleidigungen: Unser Verständnis von Belästigung auf Wikipedia |url=https://medium.com/jigsaw/algorithms-and-insults-scaling-up-our-understanding-of-harassment-on-wikipedia-6cc417b9f7ff |website=Medium |date=2017-02-07}}</ref> Verschiedene populäre Medien berichteten über die Veröffentlichung dieses Artikels und beschrieben den sozialen Kontext der Forschung.<ref>{{cite news |language=en|last1=Wakabayashi |first1=Daisuke |title=Google Cousin entwickelt Technologie zur Kennzeichnung toxischer Online-Kommentare |url=https://www.nytimes.com/2017/02/23/technology/google-jigsaw-monitor-toxic-online-comments.html |work=The New York Times |date=2017-02-23}}</ref><ref>{{cite web |last1=Smellie |first1=Sarah |title=Inside Wikipedia's Attempt Künstliche Intelligenz zur Bekämpfung von Belästigung einsetzen |url=https://motherboard.vice.com/en_us/article/aeyvxz/wikipedia-jigsaw-google-artificial-intelligence |website=Motherboard |publisher=[[Vice Media]] |language=en-us |date=2017-02-17}}</ref><ref>{{cite web|language=en |last1=Gershgorn |first1=Dave |title=Alphabets hassbekämpfende KI versteht Hass noch nicht |url=https://qz.com/918640/alphabets-hate-fighting-ai-doesnt-understand-hate-yet/ |website=Quartz |date=2017-02-27}}</ref><br />
<br />
=== Inhaltslücken ===<br />
Im August 2018 berichtete das Unternehmen Primer über den Versuch, mithilfe künstlicher Intelligenz Wikipedia-Artikel über Frauen zu erstellen.<ref>{{Cite web |language=en|last1=Simonite |first1=Tom |title=Mithilfe künstlicher Intelligenz das Geschlechterproblem von Wikipedia beheben |url=https://www.wired.com/story/using-artificial-intelligence-to-fix-wikipedias-gender-problem/ |work=Wired |date=2018-08-03}}</ref><ref>{{cite web |last1=Verger |first1=Rob |title=Künstliche Intelligenz kann jetzt beim Schreiben von Wikipedia-Seiten für übersehene Wissenschaftler helfen |url=https://www.popsci.com/artificial-intelligence-scientists-wikipedia |website=Popular Science |language=en |date=2018-08-07}}</ref> KI wurde auch zur automatischen Erstellung der meisten Artikel der, nach der englischen Wikipedia, zweitgrößten Wikipedia genutzt – der [[Cebuanosprachige Wikipedia|Cebuanosprachigen Wikipedia]].<ref>{{Internetquelle |autor=Ellen Phiddian |url=https://www.abc.net.au/news/science/2025-04-15/wikipedia-cebuano-lsjbot-ai-article-generation-non-english/105123090 |titel=Wikipedia's largest non-English version was created by a bot. Generative AI poses new problems - ABC News |werk=abc.net.au |sprache=en |datum=2025-04-14 |abruf=2025-04-21}}</ref><br />
<br />
[[Datei:DeepL machine translation of English Wikipedia example.png|mini|Maschinelle Übersetzungssoftware wie [[Google Translate]] oder [[DeepL]] wird häufig von Mitwirkenden verwendet.<ref>{{cite journal |last1=Costa-jussà |first1=Marta R. |last2=Cross |first2=James |last3=Çelebi |first3=Onur |display-authors=et al. |title=Skalierung der neuronalen maschinellen Übersetzung auf 200 Sprachen |journal=Nature |date=2024-06 |volume=630 |issue=8018 |pages=841–846 |doi=10.1038/s41586-024-07335-x |language=en |issn=1476-4687|pmc=11208141 |bibcode=2024Natur.630..841N }}</ref><ref name="nyt180724"/><ref name="considerations">{{cite web |language=en|title=Überlegungen zur mehrsprachigen Wikipedia-Recherche |url=https://arxiv.org/abs/2204.02483 |last1=Johnson |first1=Isaac |last2=Lescak |first2=Emily |date=2022 }}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Virginie Mamadouh |Titel=Handbuch der sich verändernden Weltsprachenkarte |Datum=2020 |Herausgeber=Springer International Publishing |ISBN=978-3-030-02438-3 |Seiten=3773–3799 |Online=https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-030-02438-3_200 |Sprache=en |Kapitel=Wikipedia: Spiegel, Mikrokosmos und Motor der globalen sprachlichen Vielfalt|DOI=10.1007/978-3-030-02438-3_200 |Zitat=Einige Versionen wurden durch maschinelle Übersetzung dramatisch erweitert. Dabei generierten Bots oder Webroboter Artikel, indem sie diese automatisch aus anderen Wikipedias, oft der englischen Wikipedia, übersetzten. […] In jedem Fall unterscheidet sich die englischsprachige Wikipedia von den anderen, da sie eindeutig ein globales Publikum anspricht, während andere Versionen eher ein lokales Publikum ansprechen, auch wenn die portugiesische, spanische und französische Wikipedia ebenfalls ein über verschiedene Kontinente verteiltes Publikum ansprechen.}}</ref> Mehr als 40 % der aktiven Wikipedia-Schreiber arbeiten in der [[englischsprachige Wikipedia|englischsprachigen Wikipedia]].<ref>{{cite web |language=en|title=InfoSync: Informationssynchronisierung über mehrsprachige semistrukturierte Tabellen |url=https://arxiv.org/abs/2307.03313 |last1=Khincha |first1=Siddharth |last2=Jain |first2=Chelsi |last3=Gupta |first3=Vivek |last4=Kataria |first4=Tushar |last5=Zhang |first5=Shuo |date=2023 }}</ref>]]<br />
<br />
=== Quellenprüfung ===<br />
Forscher veröffentlichten 2023 ein KI-System, SIDE, zur Verbesserung der Quellenqualität und Zuverlässigkeit von Wikipedia. Es identifiziert problematische Belege und empfiehlt den Editoren bessere Belege.<!--https://techxplore.com/news/2023-10-ai-boost-wikipedia-reliability.html--><ref>{{cite news|last1=Choudhury |first1=Rizwan |title=AI can spot and fix bad references in Wikipedia, study finds |url=https://interestingengineering.com/innovation/ai-can-spot-and-fix-bad-references-in-wikipedia-study-finds |access-date=2023-12-17 |work=Interesting Engineering |date=2023-10-21|language=en}}</ref><br />
<br />
=== Generative Modelle ===<br />
[[Datei:Wikipedia - Bhutanischer Reisepass (gesprochene Wikipedia mit KI-Stimme).mp3|mini|Wikipedia-Artikel können mithilfe von KI-Sprachtechnologie gelesen werden (mit englischsprachigen KI-Stimmen funktioniert das zum Stand von 2024 jedoch deutlich besser).<ref>[[c:Help:Spoken Wikipedia using AI]]</ref>]]<br />
==== Text ====<br />
Die Veröffentlichung von [[ChatGPT]] im Jahr 2022 inspirierte weitere Experimente mit KI und dem Verfassen von Wikipedia-Artikeln. Es entbrannte eine Debatte darüber, ob und inwieweit solche [[großes Sprachmodell|großen Sprachmodelle]] (LLMs) angesichts ihrer Tendenz zur [[Halluzination (Künstliche Intelligenz)|Generierung plausibel klingender Fehlinformationen]], einschließlich nichtexistierender erfundener Belege, zur Generierung nicht enzyklopädischer Prosa und zur Reproduktion von Verzerrungen in den Modellen für solche Zwecke geeignet sind.<ref>{{Cite web |last=Harrison |first=Stephen |date=2023-01-12 |title=Sollte ChatGPT zum Verfassen von Wikipedia-Artikeln verwendet werden? |url=https://slate.com/technology/2023/01/chatgpt-wikipedia-articles.html |access-date=2023-01-13 |website=Slate Magazine |language=en}}</ref><ref name ="vice"/> Zum Stand von Mai 2023 empfahl ein Entwurf der Wikipedia-Richtlinie zu ChatGPT und ähnlichen großen Sprachmodellen (LLMs) Nutzern, die mit LLMs nicht vertraut sind, deren Verwendung aufgrund der oben genannten Risiken sowie des Risikos von Verleumdung oder Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden.<ref name ="vice">{{cite news |last1=Woodcock |first1=Claire |title=KI zerreißt Wikipedia |url=https://www.vice.com/en/article/v7bdba/ai-is-tearing-wikipedia-apart |work=Vice |date=2023-05-02 |language=en}}</ref><br />
<br />
== Nutzung von Wikimedia-Projekten für Künstliche Intelligenz ==<br />
[[Datei:Models of high-quality language data – (a) Composition of high-quality datasets - The Pile (left), PaLM (top-right), MassiveText (bottom-right).png|mini|Wikipedia-Datensätze werden häufig für das Training von KI-Modellen verwendet.<ref>{{cite web |title=Werden uns die Daten ausgehen? Grenzen der LLM-Skalierung basierend auf menschlich generierten Daten |url=https://arxiv.org/abs/2211.04325 |last1=Villalobos |first1=Pablo |last2=Ho |first2=Anson |last3=Sevilla |first3=Jaime |last4=Besiroglu |first4=Tamay |last5=Heim |first5=Lennart |last6=Hobbhahn |first6=Marius |date=2022 }}</ref>]]<br />
Inhalte in Wikimedia-Projekten sind als Datensatz für die Weiterentwicklung der Forschung und Anwendung im Bereich der künstlichen Intelligenz nützlich. Beispielsweise wurde bei der Entwicklung der Google-Perspective API, die toxische Kommentare in Online-Foren identifiziert, ein Datensatz mit Hunderttausenden von Kommentaren auf Wikipedia-Diskussionsseiten mit von Menschen bewerteten Toxizitätsstufen verwendet.<ref>{{Cite news|url=https://www.engadget.com/2017/09/01/google-perspective-comment-ranking-system/|language=en|title=Google's comment-ranking system will be a hit with the alt-right|work=Engadget|date=2017-09-01}}</ref> Teilmengen des Wikipedia-Korpus gelten als die größten gut kuratierten Datensätze, die für das KI-Training verfügbar sind.<ref name="nyt180724"/><ref name="considerations"/><br />
<br />
Eine Studie aus dem Jahr 2012 berichtete, dass mehr als 1.000 wissenschaftliche Artikel, darunter auch solche, die künstliche Intelligenz nutzen, Wikipedia untersuchen, Informationen aus Wikipedia wiederverwenden, mit Wikipedia verknüpfte technische Erweiterungen verwenden oder die Kommunikation über Wikipedia erforschen.<ref>{{cite journal |last1=Nielsen |first1=Finn Årup |title=Wikipedia-Forschung und -Tools: Überblick und Kommentare |journal=SSRN Working Paper Series |date=2012 |doi=10.2139/ssrn.2129874 |language=en |issn=1556-5068}}</ref> In einem Artikel aus dem Jahr 2017 wurde Wikipedia als die Hauptquelle für von Menschen generierte Texte beschrieben, die für maschinelles Lernen verfügbar sind.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Mehdi |first1=Mohamad |last2=Okoli |first2=Chitu |last3=Mesgari |first3=Mostafa |last4=Nielsen |first4=Finn Årup |last5=Lanamäki |first5=Arto |title=Die Entdeckung der Hauptquelle für von Menschen generierte Texte: Ein systematischer Überblick über die Forschung, die das Wikipedia-Korpus verwendet |journal=Information Processing & Management |volume=53 <!--|Ausgabe=2--> |pages=505–529 |doi=10.1016/j.ipm.2016.07.003 |date=2017-03|s2cid=217265814 |url=http://urn.fi/urn:nbn:fi-fe202003057304 }}</ref><br />
<br />
Ein Forschungsprojekt aus dem Jahr 2016 mit dem Titel „Hundertjährige Studie zur Künstlichen Intelligenz“ bezeichnete Wikipedia als ein wichtiges frühes Projekt zum Verständnis des Zusammenspiels zwischen Anwendungen Künstlicher Intelligenz und menschlichem Engagement.<ref>{{cite web |title=KI-Forschungstrends – Hundertjährige Studie zur Künstlichen Intelligenz (AI100) |url=https://ai100.stanford.edu/2016-report/section-i-what-artificial-intelligence/ai-research-trends |website=ai100.stanford.edu |language=en}}</ref><br />
<br />
Es besteht die Sorge über das Fehlen der [[Creative Commons#Lizenzen|Namensnennung]] für Wikipedia-Artikel in Modellen für große Sprachen wie ChatGPT.<ref name="nyt180724">{{cite news |language=en|title=Wikipedias Moment der Wahrheit |url=https://www.nytimes.com/2023/07/18/magazine/wikipedia-ai-chatgpt.html |access-date=2024-11-29 |work=New York Times}}</ref><ref>{{cite news |language=en|title=Wikipedia hat das Gehirn des Internets gebaut. Jetzt wollen seine Anführer Anerkennung. |url=https://observer.com/2025/03/wikimedia-foundation-execs-speak-on-ai-scraping-attribution-and-wikipedias-future/ |access-date=2025-04-02 |work=Observer |date=2025-03-28|quote=Namensnennungen bleiben jedoch ein Knackpunkt. Zitate dienen nicht nur der Quellenangabe, sondern helfen Wikipedia auch, neue Editoren und Spender zu gewinnen. „Wenn unsere Inhalte ohne Quellenangabe oder Verlinkung in ein LLM aufgenommen werden, stellt das kurzfristig ein echtes Problem für uns dar.“}}</ref> Wikipedias Lizenzrichtlinien erlauben zwar jedem die Nutzung ihrer Texte, auch in modifizierter Form, stellen jedoch die Quellenangabe unter die Bedingung. Dies bedeutet, dass die Verwendung ihrer Inhalte in Antworten von KI-Modellen ohne Angabe der Quellenangaben gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen kann.<ref name="nyt180724"/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Wikimedia projects and AI|Wikimedia Projekte und KI}}<br />
* [[meta:Artificial intelligence]], Übersichtsseite<br />
* [[wikitech:Machine learning/LiftWing]]<br />
* [[Wikipedia:WikiProjekt KI und Wikipedia]], WikiProjekt in deutschsprachigen Wikipedia<br />
* [[meta:Machine learning models]]<br />
* [https://wikichat.genie.stanford.edu/ WikiChat], Chatbot der Fragen mit Informationen aus Wikipedia Artikeln mehrer Sprachen beantworten kann mit Links zu diesen Artikeln<br />
<br />
== Referenzen ==<br />
:Hinweis: Die Titel der Einzelnachweise wurden übersetzt<br />
<references/><br />
<br />
[[:Kategorie:Künstliche Intelligenz]]<br />
[[:Kategorie:Wikimedia]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Prototyperspective/K%C3%BCnstliche_Intelligenz_in_Wikimedia-Projekten&diff=255901806Benutzer:Prototyperspective/Künstliche Intelligenz in Wikimedia-Projekten2025-05-10T21:38:55Z<p>Prototyperspective: rm (kein ref, ist bereits in Siehe auch verlinkt)</p>
<hr />
<div>Draft:'''Künstliche Intelligenz und Wikimedia-Projekte''' (Artikel bitte verschieben)<br />
<br />
Für verschiedene [[Wikimedia Foundation#Projekte|Wikimedia-Projekten]] wie einiger [[Wikipedia]] Versionen wird Software mit künstlicher Intelligenz entwickelt um diese zu verbessern, sowie versucht einen kritischen Umgang mit solcher zu erreichen. [[Künstliche Intelligenz]] (KI) wird in verschiedenen Sprachversionen der Wikipedias und anderen Wikimedia-Projekten – auch [[Wikiversum]] genannt – für diverse Zwecke in unterschiedlichem Ausmaß eingesetzt.<ref>{{cite web |last1=Marr |first1=Bernard |title=The Amazing Ways How Wikipedia Uses Artificial Intelligence |url=https://www.forbes.com/sites/bernardmarr/2018/08/17/the-amazing-ways-how-wikipedia-uses-artificial-intelligence/#7cbdda802b9d |website=Forbes |language=en |date=2018-08-17}}</ref><ref name="NYT-20230718">{{cite news |last=Gertner |first=Jon |title=Wikipedias Moment der Wahrheit – Kann die Online-Enzyklopädie KI-Chatbots beibringen, ihre Fakten richtig zu verstehen – ohne sich dabei selbst zu zerstören? |url=https://www.nytimes.com/2023/07/18/magazine/wikipedia-ai-chatgpt.html |date=2023-07-18 |work=[[The New York Times]] |archiveurl=https://web.archive.org/web/20230718233916/https://www.nytimes.com/2023/07/18/magazine/wikipedia-ai-chatgpt.html#permid=126389255 |language=en|archivedate=2023-07-18 |accessdate=2023-07-19 }}</ref><br />
<br />
== Strategie zum Einsatz innerhalb von Wikimedia-Projekten ==<br />
Im Jahr 2025 hat die [[Wikimedia Foundation]] eine neue Strategie veröffentlicht, die ein "Humans first"-Ansatz ist, bei dem KI als Unterstützung für die freiwilligen Autoren dient, die zunächst für drei Jahre gilt und jährlich überprüft und ggf. angepasst werden soll.<ref>{{Internetquelle |autor=Chris Albon, Leila Zia |url=https://wikimediafoundation.org/news/2025/04/30/our-new-ai-strategy-puts-wikipedias-humans-first/ |titel=Our new AI strategy puts Wikipedia's humans first |datum=2025-04-30 |sprache=en-US |abruf=2025-05-03}}</ref> Diese Strategie wird als ein bewusster Kontrapunkt zu der allgemein wachsenden Tendenz verstanden, menschliche Arbeit durch KI substituieren zu wollen. Das Herzstück von Wikipedia, die freiwilligen Autoren, sollen nicht ersetzt werden. KI-Tools sollen den Freiwilligen stattdessen helfen, ihre Arbeit effizienter zu gestalten.<ref>{{Internetquelle |url=https://winfuture.de/news,150667.html |titel="Humans first": Wikipedia setzt mit neuer Strategie auf Mensch statt KI |datum=2025-05-01 |sprache=de |abruf=2025-05-03}}</ref> <br />
<br />
Nach der dieser Strategie soll KI unter anderem für folgendes eingesetzt werden: <br />
<br />
* Unterstützung der Moderation: KI-gestützte Arbeitsabläufe sollen Aufgaben im Bereich der Qualitätssicherung automatisieren<br />
* Effizienzsteigerung für Editoren: Durch verbesserte Informationsauffindbarkeit sollen Freiwillige mehr Zeit für inhaltliche Diskussionen, Bearbeitungen, Beurteilungen und Konsensfindung haben<br />
* Sprachübergreifende Zusammenarbeit: Automatisierte Übersetzung und Anpassung häufiger Themen sollen lokale Perspektiven fördern und die Inhalte in weniger verbreiteten Sprachen bereichern<br />
* Besseres Onboarding neuer Freiwilliger: KI soll die Einarbeitung und Betreuung neuer Wikipedia-Mitarbeiter durch automatisierte Hilfestellungen unterstützen<br />
<br />
Das menschliche Urteilsvermögen und die kollaborative Entscheidungsfindung bleiben zentral. Wikipedia wird nicht auf vollautomatisch generierte Inhalte setzen, wie es bei einigen kommerziellen Plattformen der Fall ist. Die Foundation priorisiert Open-Source-KI oder mindestens offene Gewichtungsmodelle.<ref>{{Internetquelle |autor=Jakob Steinschaden |url=https://www.trendingtopics.eu/wikipedia-wird-mehr-ai-einsetzen-menschliche-editoren-bleiben-am-druecker/ |titel=Wikipedia wird mehr AI einsetzen, menschliche Editoren bleiben am Drücker |datum=2025-04-30 |sprache=de |abruf=2025-05-03}}</ref><br />
<br />
== Einzelne Projekte ==<br />
=== ORES ===<br />
Das Projekt Objective Revision Evaluation Service (ORES) ist ein Dienst auf Basis künstlicher Intelligenz zur Bewertung der Qualität von Wikipedia-Bearbeitungen.<ref>{{cite web |last1=Simonite |first1=Tom |title=Software, die Anfängerfehler erkennt, könnte Wikipedia einladender machen |url=https://www.technologyreview.com/s/544036/artificial-intelligence-aims-to-make-wikipedia-friendlier-and-better/ |website=MIT Technology Review |language=en |date=2015-12-01}}</ref><ref>{{Cite web |language=en|last1=Metz |first1=Cade |title=Wikipedia setzt KI ein, um die Zahl menschlicher Editoren zu erhöhen |url=https://www.wired.com/2015/12/wikipedia-is-using-ai-to-expand-the-ranks-of-human-editors/ |work=Wired |date=2015-12-01|archive-url=https://web.archive.org/web/20240402000516/https://www.wired.com/2015/12/wikipedia-is-using-ai-to-expand-the-ranks-of-human-editors/|archive-date=2024-04-02}}</ref> Die Wikimedia Foundation stellte das ORES-Projekt im November 2015 vor.<ref>{{cite web |language=en|last1=Halfaker |first1=Aaron |last2=Taraborelli |first2=Dario |title=Der Künstliche-Intelligenz-Dienst „ORES“ gibt Wikipedianern Röntgenbrillen, um fehlerhafte Bearbeitungen zu durchschauen |url=https://wikimediafoundation.org/2015/11/30/artificial-intelligence-x-ray-specs/ |website=Wikimedia Foundation |date=2015-11-30}}</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2020 schätzt, dass ohne das ORES KI-Modell die Erkennung schädlicher Bearbeitungen in den "290.000 Bearbeitungen in den verschiedenen Sprachversionen von Wikipedia zu überprüfen" 483 Arbeitsstunden pro Tag benötigen würde, aber mit einem KI-Modell dieser Arbeitsaufwand um 90 % reduziert werden kann.<ref>{{cite journal |last1=Kuo |first1=Tzu-Sheng |last2=Halfaker |first2=Aaron Lee |last3=Cheng |first3=Zirui |last4=Kim |first4=Jiwoo |last5=Wu |first5=Meng-Hsin |last6=Wu |first6=Tongshuang |last7=Holstein |first7=Kenneth |last8=Zhu |first8=Haiyi |title=Wikibench: Community-Driven Data Curation for AI Evaluation on Wikipedia |journal=Proceedings of the 2024 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems |date=11 May 2024 |pages=1–24 |doi=10.1145/3613904.3642278 |publisher=Association for Computing Machinery|language=en}}</ref> ORES wird durch Lift Wing ersetzt:<br />
<br />
=== Lift Wing ===<br />
Lift Wing ist ein skalierbares maschinelles Lernmodell, das die Infrastruktur auf Kubernetes mit KServe bedient. Es ist Teil eines umfassenderen Projekts zur Modernisierung des maschinellen Lernens bei Wikimedia. Dieser Dienst ersetzt die ORES-Infrastruktur.<ref>[https://wikitech.wikimedia.org/wiki/Machine_Learning/LiftWing Machine Learning/LiftWing] auf wikitech.wikimedia.de</ref><br />
<br />
<!--=== Automoderator ===<br />
Automoderator ist ein automatisiertes Anti-Vandalismus-Tool, das vom Moderator Tools-Team entwickelt wurde. Es ermöglicht Administratoren, die automatisierte Rückstellung von fehlerhaften Bearbeitungen basierend auf der Bewertung eines maschinellen Lernmodells zu aktivieren und zu konfigurieren. Automoderator verhält sich ähnlich wie Anti-Vandalismus-Bots wie ClueBot NG, SeroBOT, Dexbot und Salebot, macht es aber für alle Sprachgemeinschaften verfügbar.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mediawiki.org/wiki/Moderator_Tools/Automoderator |titel=Moderator Tools/Automoderator |sprache=en |abruf=2025-05-08}}</ref><br />
--><br />
<br />
=== ClueBot NG ===<br />
Der bekannteste [[Bot]] zur Bekämpfung von Vandalismus ist ClueBot NG. Der Bot wurde 2010 von den Wikipedia-Benutzern Christopher Breneman und Naomi Amethyst entwickelt (als Nachfolger des ursprünglichen ClueBot aus dem Jahr 2007; NG steht für Next Generation)<ref name=":0">{{cite web|last=Hicks|first=Jesse|title=This machine kills trolls|url=https://www.theverge.com/2014/2/18/5412636/this-machine-kills-trolls-how-wikipedia-robots-snuff-out-vandalism|work=[[The Verge]]|date=2014-02-18|access-date=2014-02-18|archive-url=https://web.archive.org/web/20140827115824/http://www.theverge.com/2014/2/18/5412636/this-machine-kills-trolls-how-wikipedia-robots-snuff-out-vandalism|archive-date=2014-08-27|url-status=live|language=en}}</ref> und verwendet [[Maschinelles Lernen]] und [[Bayessche Statistik]], um festzustellen, ob eine Bearbeitung Vandalismus ist.<ref>{{Cite news|language=en|url=https://www.bbc.com/news/magazine-18892510|title=Meet the 'bots' that edit Wikipedia|last=Nasaw|first=Daniel|date=2012-07-25|work=[[BBC News]]|access-date=2018-07-21|archive-url=https://web.archive.org/web/20180916120633/https://www.bbc.com/news/magazine-18892510|archive-date=2018-09-16|url-status=live}}</ref><ref>{{cite web|language=en|url=https://digitfreak.com/technology/digital/1374-little-about-the-bot-that-runs-wikipedia,-cluebot-ng|title=Wenig über den Bot, der Wikipedia betreibt, ClueBot NG|last=Raja|first=Sumit|website=|access-date=2017-04-11|archive-url=https://web.archive.org/web/20131122134216/http://www.digitfreak.com/technology/digital/1374-little-about-the-bot-that-runs-wikipedia,-cluebot-ng|archive-date=2013-11-22|url-status=dead}}</ref> In der deutschsprachigen Wikipedia wird dieser Bot nicht genutzt.<br />
<br />
=== Detox ===<br />
Detox war ein Projekt von Google in Zusammenarbeit mit der Wikimedia Foundation zur Erforschung von Methoden, mit denen Nutzer, die unfreundliche Kommentare in Diskussionen der Wikimedia-Community posten, angesprochen werden können.<ref>{{Cite book |title=Research:Detox - Meta |url=https://meta.wikimedia.org/wiki/Research:Detox |language=en}}</ref> Im Rahmen des Detox-Projekts arbeiteten die Wikimedia Foundation und [[Jigsaw (Unternehmen)|Jigsaw]] unter anderem zusammen, um künstliche Intelligenz für die Grundlagenforschung zu nutzen und technische Lösungen zu entwickeln, um das Problem zu lösen. Im Oktober 2016 veröffentlichten diese Organisationen das Buch „Ex Machina: Persönliche Angriffe im großen Maßstab“, in dem sie ihre Ergebnisse beschreiben.<ref>{{Cite book |language=en|pages=1391–1399 |doi=10.1145/3038912.3052591 |arxiv=1610.08914|year=2017 |last1=Wulczyn |first1=Ellery |last2=Thain |first2=Nithum |last3=Dixon |first3=Lucas |title=Proceedings of the 26th International Conference on World Wide Web |chapter=Ex Machina: Persönliche Angriffe im großen Maßstab |isbn=9781450349130 }}</ref><ref>{{cite web |language=en|author1=Jigsaw |title=Algorithmen und Beleidigungen: Unser Verständnis von Belästigung auf Wikipedia |url=https://medium.com/jigsaw/algorithms-and-insults-scaling-up-our-understanding-of-harassment-on-wikipedia-6cc417b9f7ff |website=Medium |date=2017-02-07}}</ref> Verschiedene populäre Medien berichteten über die Veröffentlichung dieses Artikels und beschrieben den sozialen Kontext der Forschung.<ref>{{cite news |language=en|last1=Wakabayashi |first1=Daisuke |title=Google Cousin entwickelt Technologie zur Kennzeichnung toxischer Online-Kommentare |url=https://www.nytimes.com/2017/02/23/technology/google-jigsaw-monitor-toxic-online-comments.html |work=The New York Times |date=2017-02-23}}</ref><ref>{{cite web |last1=Smellie |first1=Sarah |title=Inside Wikipedia's Attempt Künstliche Intelligenz zur Bekämpfung von Belästigung einsetzen |url=https://motherboard.vice.com/en_us/article/aeyvxz/wikipedia-jigsaw-google-artificial-intelligence |website=Motherboard |publisher=[[Vice Media]] |language=en-us |date=2017-02-17}}</ref><ref>{{cite web|language=en |last1=Gershgorn |first1=Dave |title=Alphabets hassbekämpfende KI versteht Hass noch nicht |url=https://qz.com/918640/alphabets-hate-fighting-ai-doesnt-understand-hate-yet/ |website=Quartz |date=2017-02-27}}</ref><br />
<br />
=== Inhaltslücken ===<br />
Im August 2018 berichtete das Unternehmen Primer über den Versuch, mithilfe künstlicher Intelligenz Wikipedia-Artikel über Frauen zu erstellen.<ref>{{Cite web |language=en|last1=Simonite |first1=Tom |title=Mithilfe künstlicher Intelligenz das Geschlechterproblem von Wikipedia beheben |url=https://www.wired.com/story/using-artificial-intelligence-to-fix-wikipedias-gender-problem/ |work=Wired |date=2018-08-03}}</ref><ref>{{cite web |last1=Verger |first1=Rob |title=Künstliche Intelligenz kann jetzt beim Schreiben von Wikipedia-Seiten für übersehene Wissenschaftler helfen |url=https://www.popsci.com/artificial-intelligence-scientists-wikipedia |website=Popular Science |language=en |date=2018-08-07}}</ref> KI wurde auch zur automatischen Erstellung der meisten Artikel der, nach der englischen Wikipedia, zweitgrößten Wikipedia genutzt – der [[Cebuanosprachige Wikipedia|Cebuanosprachigen Wikipedia]].<ref>{{Internetquelle |autor=Ellen Phiddian |url=https://www.abc.net.au/news/science/2025-04-15/wikipedia-cebuano-lsjbot-ai-article-generation-non-english/105123090 |titel=Wikipedia's largest non-English version was created by a bot. Generative AI poses new problems - ABC News |werk=abc.net.au |sprache=en |datum=2025-04-14 |abruf=2025-04-21}}</ref><br />
<br />
[[Datei:DeepL machine translation of English Wikipedia example.png|mini|Maschinelle Übersetzungssoftware wie [[Google Translate]] oder [[DeepL]] wird häufig von Mitwirkenden verwendet.<ref>{{cite journal |last1=Costa-jussà |first1=Marta R. |last2=Cross |first2=James |last3=Çelebi |first3=Onur |display-authors=et al. |title=Skalierung der neuronalen maschinellen Übersetzung auf 200 Sprachen |journal=Nature |date=2024-06 |volume=630 |issue=8018 |pages=841–846 |doi=10.1038/s41586-024-07335-x |language=en |issn=1476-4687|pmc=11208141 |bibcode=2024Natur.630..841N }}</ref><ref name="nyt180724"/><ref name="considerations">{{cite web |language=en|title=Überlegungen zur mehrsprachigen Wikipedia-Recherche |url=https://arxiv.org/abs/2204.02483 |last1=Johnson |first1=Isaac |last2=Lescak |first2=Emily |date=2022 }}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Virginie Mamadouh |Titel=Handbuch der sich verändernden Weltsprachenkarte |Datum=2020 |Herausgeber=Springer International Publishing |ISBN=978-3-030-02438-3 |Seiten=3773–3799 |Online=https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-030-02438-3_200 |Sprache=en |Kapitel=Wikipedia: Spiegel, Mikrokosmos und Motor der globalen sprachlichen Vielfalt|DOI=10.1007/978-3-030-02438-3_200 |Zitat=Einige Versionen wurden durch maschinelle Übersetzung dramatisch erweitert. Dabei generierten Bots oder Webroboter Artikel, indem sie diese automatisch aus anderen Wikipedias, oft der englischen Wikipedia, übersetzten. […] In jedem Fall unterscheidet sich die englischsprachige Wikipedia von den anderen, da sie eindeutig ein globales Publikum anspricht, während andere Versionen eher ein lokales Publikum ansprechen, auch wenn die portugiesische, spanische und französische Wikipedia ebenfalls ein über verschiedene Kontinente verteiltes Publikum ansprechen.}}</ref> Mehr als 40 % der aktiven Wikipedia-Schreiber arbeiten in der [[englischsprachige Wikipedia|englischsprachigen Wikipedia]].<ref>{{cite web |language=en|title=InfoSync: Informationssynchronisierung über mehrsprachige semistrukturierte Tabellen |url=https://arxiv.org/abs/2307.03313 |last1=Khincha |first1=Siddharth |last2=Jain |first2=Chelsi |last3=Gupta |first3=Vivek |last4=Kataria |first4=Tushar |last5=Zhang |first5=Shuo |date=2023 }}</ref>]]<br />
<br />
=== Quellenprüfung ===<br />
Forscher veröffentlichten 2023 ein KI-System, SIDE, zur Verbesserung der Quellenqualität und Zuverlässigkeit von Wikipedia. Es identifiziert problematische Belege und empfiehlt den Editoren bessere Belege.<!--https://techxplore.com/news/2023-10-ai-boost-wikipedia-reliability.html--><ref>{{cite news|last1=Choudhury |first1=Rizwan |title=AI can spot and fix bad references in Wikipedia, study finds |url=https://interestingengineering.com/innovation/ai-can-spot-and-fix-bad-references-in-wikipedia-study-finds |access-date=2023-12-17 |work=Interesting Engineering |date=2023-10-21|language=en}}</ref><br />
<br />
=== Generative Modelle ===<br />
[[Datei:Wikipedia - Bhutanischer Reisepass (gesprochene Wikipedia mit KI-Stimme).mp3|mini|Wikipedia-Artikel können mithilfe von KI-Sprachtechnologie gelesen werden (mit englischsprachigen KI-Stimmen funktioniert das zum Stand von 2024 jedoch deutlich besser).<ref>[[c:Help:Spoken Wikipedia using AI]]</ref>]]<br />
==== Text ====<br />
Die Veröffentlichung von [[ChatGPT]] im Jahr 2022 inspirierte weitere Experimente mit KI und dem Verfassen von Wikipedia-Artikeln. Es entbrannte eine Debatte darüber, ob und inwieweit solche [[großes Sprachmodell|großen Sprachmodelle]] (LLMs) angesichts ihrer Tendenz zur [[Halluzination (Künstliche Intelligenz)|Generierung plausibel klingender Fehlinformationen]], einschließlich nichtexistierender erfundener Belege, zur Generierung nicht enzyklopädischer Prosa und zur Reproduktion von Verzerrungen in den Modellen für solche Zwecke geeignet sind.<ref>{{Cite web |last=Harrison |first=Stephen |date=2023-01-12 |title=Sollte ChatGPT zum Verfassen von Wikipedia-Artikeln verwendet werden? |url=https://slate.com/technology/2023/01/chatgpt-wikipedia-articles.html |access-date=2023-01-13 |website=Slate Magazine |language=en}}</ref><ref name ="vice"/> Zum Stand von Mai 2023 empfahl ein Entwurf der Wikipedia-Richtlinie zu ChatGPT und ähnlichen großen Sprachmodellen (LLMs) Nutzern, die mit LLMs nicht vertraut sind, deren Verwendung aufgrund der oben genannten Risiken sowie des Risikos von Verleumdung oder Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden.<ref name ="vice">{{cite news |last1=Woodcock |first1=Claire |title=KI zerreißt Wikipedia |url=https://www.vice.com/en/article/v7bdba/ai-is-tearing-wikipedia-apart |work=Vice |date=2023-05-02 |language=en}}</ref><br />
<br />
== Nutzung von Wikimedia-Projekten für Künstliche Intelligenz ==<br />
[[Datei:Models of high-quality language data – (a) Composition of high-quality datasets - The Pile (left), PaLM (top-right), MassiveText (bottom-right).png|mini|Wikipedia-Datensätze werden häufig für das Training von KI-Modellen verwendet.<ref>{{cite web |title=Werden uns die Daten ausgehen? Grenzen der LLM-Skalierung basierend auf menschlich generierten Daten |url=https://arxiv.org/abs/2211.04325 |last1=Villalobos |first1=Pablo |last2=Ho |first2=Anson |last3=Sevilla |first3=Jaime |last4=Besiroglu |first4=Tamay |last5=Heim |first5=Lennart |last6=Hobbhahn |first6=Marius |date=2022 }}</ref>]]<br />
Inhalte in Wikimedia-Projekten sind als Datensatz für die Weiterentwicklung der Forschung und Anwendung im Bereich der künstlichen Intelligenz nützlich. Beispielsweise wurde bei der Entwicklung der Google-Perspective API, die toxische Kommentare in Online-Foren identifiziert, ein Datensatz mit Hunderttausenden von Kommentaren auf Wikipedia-Diskussionsseiten mit von Menschen bewerteten Toxizitätsstufen verwendet.<ref>{{Cite news|url=https://www.engadget.com/2017/09/01/google-perspective-comment-ranking-system/|language=en|title=Google's comment-ranking system will be a hit with the alt-right|work=Engadget|date=2017-09-01}}</ref> Teilmengen des Wikipedia-Korpus gelten als die größten gut kuratierten Datensätze, die für das KI-Training verfügbar sind.<ref name="nyt180724"/><ref name="considerations"/><br />
<br />
Eine Studie aus dem Jahr 2012 berichtete, dass mehr als 1.000 wissenschaftliche Artikel, darunter auch solche, die künstliche Intelligenz nutzen, Wikipedia untersuchen, Informationen aus Wikipedia wiederverwenden, mit Wikipedia verknüpfte technische Erweiterungen verwenden oder die Kommunikation über Wikipedia erforschen.<ref>{{cite journal |last1=Nielsen |first1=Finn Årup |title=Wikipedia-Forschung und -Tools: Überblick und Kommentare |journal=SSRN Working Paper Series |date=2012 |doi=10.2139/ssrn.2129874 |language=en |issn=1556-5068}}</ref> In einem Artikel aus dem Jahr 2017 wurde Wikipedia als die Hauptquelle für von Menschen generierte Texte beschrieben, die für maschinelles Lernen verfügbar sind.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Mehdi |first1=Mohamad |last2=Okoli |first2=Chitu |last3=Mesgari |first3=Mostafa |last4=Nielsen |first4=Finn Årup |last5=Lanamäki |first5=Arto |title=Die Entdeckung der Hauptquelle für von Menschen generierte Texte: Ein systematischer Überblick über die Forschung, die das Wikipedia-Korpus verwendet |journal=Information Processing & Management |volume=53 <!--|Ausgabe=2--> |pages=505–529 |doi=10.1016/j.ipm.2016.07.003 |date=2017-03|s2cid=217265814 |url=http://urn.fi/urn:nbn:fi-fe202003057304 }}</ref><br />
<br />
Ein Forschungsprojekt aus dem Jahr 2016 mit dem Titel „Hundertjährige Studie zur Künstlichen Intelligenz“ bezeichnete Wikipedia als ein wichtiges frühes Projekt zum Verständnis des Zusammenspiels zwischen Anwendungen Künstlicher Intelligenz und menschlichem Engagement.<ref>{{cite web |title=KI-Forschungstrends – Hundertjährige Studie zur Künstlichen Intelligenz (AI100) |url=https://ai100.stanford.edu/2016-report/section-i-what-artificial-intelligence/ai-research-trends |website=ai100.stanford.edu |language=en}}</ref><br />
<br />
Es besteht die Sorge über das Fehlen der [[Creative Commons#Lizenzen|Namensnennung]] für Wikipedia-Artikel in Modellen für große Sprachen wie ChatGPT.<ref name="nyt180724">{{cite news |language=en|title=Wikipedias Moment der Wahrheit |url=https://www.nytimes.com/2023/07/18/magazine/wikipedia-ai-chatgpt.html |access-date=2024-11-29 |work=New York Times}}</ref><ref>{{cite news |language=en|title=Wikipedia hat das Gehirn des Internets gebaut. Jetzt wollen seine Anführer Anerkennung. |url=https://observer.com/2025/03/wikimedia-foundation-execs-speak-on-ai-scraping-attribution-and-wikipedias-future/ |access-date=2025-04-02 |work=Observer |date=2025-03-28|quote=Namensnennungen bleiben jedoch ein Knackpunkt. Zitate dienen nicht nur der Quellenangabe, sondern helfen Wikipedia auch, neue Editoren und Spender zu gewinnen. „Wenn unsere Inhalte ohne Quellenangabe oder Verlinkung in ein LLM aufgenommen werden, stellt das kurzfristig ein echtes Problem für uns dar.“}}</ref> Wikipedias Lizenzrichtlinien erlauben zwar jedem die Nutzung ihrer Texte, auch in modifizierter Form, stellen jedoch die Quellenangabe unter die Bedingung. Dies bedeutet, dass die Verwendung ihrer Inhalte in Antworten von KI-Modellen ohne Angabe der Quellenangaben gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen kann.<ref name="nyt180724"/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Wikimedia projects and AI}}<br />
* [[:mw:ORES|ORES Mediawiki page]]<br />
* [[meta:Artificial intelligence]]<br />
* [[wikitech:Machine learning/LiftWing]]<br />
* [[Wikipedia:WikiProjekt KI und Wikipedia]]<br />
* [[meta:Machine learning models]]<br />
* [https://wikichat.genie.stanford.edu/ WikiChat]<br />
<br />
== Referenzen ==<br />
:Hinweis: Die Titel der Einzelnachweise wurden übersetzt<br />
<references/><br />
<br />
[[:Kategorie:Künstliche Intelligenz]]<br />
[[:Kategorie:Wikimedia]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Prototyperspective/K%C3%BCnstliche_Intelligenz_in_Wikimedia-Projekten&diff=255883926Benutzer:Prototyperspective/Künstliche Intelligenz in Wikimedia-Projekten2025-05-10T10:03:53Z<p>Prototyperspective: /* Automoderator */ ce (kein ref)</p>
<hr />
<div>Draft:'''Künstliche Intelligenz und Wikimedia-Projekte''' (Artikel bitte verschieben)<br />
<br />
Für verschiedene [[Wikimedia Foundation#Projekte|Wikimedia-Projekten]] wie einiger [[Wikipedia]] Versionen wird Software mit künstlicher Intelligenz entwickelt um diese zu verbessern, sowie versucht einen kritischen Umgang mit solcher zu erreichen. [[Künstliche Intelligenz]] (KI) wird in verschiedenen Sprachversionen der Wikipedias und anderen Wikimedia-Projekten – auch [[Wikiversum]] genannt – für diverse Zwecke in unterschiedlichem Ausmaß eingesetzt.<ref>{{cite web |last1=Marr |first1=Bernard |title=The Amazing Ways How Wikipedia Uses Artificial Intelligence |url=https://www.forbes.com/sites/bernardmarr/2018/08/17/the-amazing-ways-how-wikipedia-uses-artificial-intelligence/#7cbdda802b9d |website=Forbes |language=en |date=2018-08-17}}</ref><ref name="NYT-20230718">{{cite news |last=Gertner |first=Jon |title=Wikipedias Moment der Wahrheit – Kann die Online-Enzyklopädie KI-Chatbots beibringen, ihre Fakten richtig zu verstehen – ohne sich dabei selbst zu zerstören? |url=https://www.nytimes.com/2023/07/18/magazine/wikipedia-ai-chatgpt.html |date=2023-07-18 |work=[[The New York Times]] |archiveurl=https://web.archive.org/web/20230718233916/https://www.nytimes.com/2023/07/18/magazine/wikipedia-ai-chatgpt.html#permid=126389255 |language=en|archivedate=2023-07-18 |accessdate=2023-07-19 }}</ref><br />
<br />
== Strategie zum Einsatz innerhalb von Wikimedia-Projekten ==<br />
Im Jahr 2025 hat die [[Wikimedia Foundation]] eine neue Strategie veröffentlicht, die ein "Humans first"-Ansatz ist, bei dem KI als Unterstützung für die freiwilligen Autoren dient, die zunächst für drei Jahre gilt und jährlich überprüft und ggf. angepasst werden soll.<ref>{{Internetquelle |autor=Chris Albon, Leila Zia |url=https://wikimediafoundation.org/news/2025/04/30/our-new-ai-strategy-puts-wikipedias-humans-first/ |titel=Our new AI strategy puts Wikipedia's humans first |datum=2025-04-30 |sprache=en-US |abruf=2025-05-03}}</ref> Diese Strategie wird als ein bewusster Kontrapunkt zu der allgemein wachsenden Tendenz verstanden, menschliche Arbeit durch KI substituieren zu wollen. Das Herzstück von Wikipedia, die freiwilligen Autoren, sollen nicht ersetzt werden. KI-Tools sollen den Freiwilligen stattdessen helfen, ihre Arbeit effizienter zu gestalten.<ref>{{Internetquelle |url=https://winfuture.de/news,150667.html |titel="Humans first": Wikipedia setzt mit neuer Strategie auf Mensch statt KI |datum=2025-05-01 |sprache=de |abruf=2025-05-03}}</ref> <br />
<br />
Nach der dieser Strategie soll KI unter anderem für folgendes eingesetzt werden: <br />
<br />
* Unterstützung der Moderation: KI-gestützte Arbeitsabläufe sollen Aufgaben im Bereich der Qualitätssicherung automatisieren<br />
* Effizienzsteigerung für Editoren: Durch verbesserte Informationsauffindbarkeit sollen Freiwillige mehr Zeit für inhaltliche Diskussionen, Bearbeitungen, Beurteilungen und Konsensfindung haben<br />
* Sprachübergreifende Zusammenarbeit: Automatisierte Übersetzung und Anpassung häufiger Themen sollen lokale Perspektiven fördern und die Inhalte in weniger verbreiteten Sprachen bereichern<br />
* Besseres Onboarding neuer Freiwilliger: KI soll die Einarbeitung und Betreuung neuer Wikipedia-Mitarbeiter durch automatisierte Hilfestellungen unterstützen<br />
<br />
Das menschliche Urteilsvermögen und die kollaborative Entscheidungsfindung bleiben zentral. Wikipedia wird nicht auf vollautomatisch generierte Inhalte setzen, wie es bei einigen kommerziellen Plattformen der Fall ist. Die Foundation priorisiert Open-Source-KI oder mindestens offene Gewichtungsmodelle.<ref>{{Internetquelle |autor=Jakob Steinschaden |url=https://www.trendingtopics.eu/wikipedia-wird-mehr-ai-einsetzen-menschliche-editoren-bleiben-am-druecker/ |titel=Wikipedia wird mehr AI einsetzen, menschliche Editoren bleiben am Drücker |datum=2025-04-30 |sprache=de |abruf=2025-05-03}}</ref><br />
<br />
== Einzelne Projekte ==<br />
Es existiert eine zentrale Seite, wo alle Initiativen im [[Wikiversum]] zusammengestellt sind<ref>[https://meta.wikimedia.org/wiki/Artificial_intelligence Artivicial Intelligence] auf meta.wikimedia.org</ref> Einige sind in Entwicklung, einige im Einsatz und einige bereits eingestellt.<br />
<br />
=== ORES ===<br />
Das Projekt Objective Revision Evaluation Service (ORES) ist ein Dienst auf Basis künstlicher Intelligenz zur Bewertung der Qualität von Wikipedia-Bearbeitungen.<ref>{{cite web |last1=Simonite |first1=Tom |title=Software, die Anfängerfehler erkennt, könnte Wikipedia einladender machen |url=https://www.technologyreview.com/s/544036/artificial-intelligence-aims-to-make-wikipedia-friendlier-and-better/ |website=MIT Technology Review |language=en |date=2015-12-01}}</ref><ref>{{Cite web |language=en|last1=Metz |first1=Cade |title=Wikipedia setzt KI ein, um die Zahl menschlicher Editoren zu erhöhen |url=https://www.wired.com/2015/12/wikipedia-is-using-ai-to-expand-the-ranks-of-human-editors/ |work=Wired |date=2015-12-01|archive-url=https://web.archive.org/web/20240402000516/https://www.wired.com/2015/12/wikipedia-is-using-ai-to-expand-the-ranks-of-human-editors/|archive-date=2024-04-02}}</ref> Die Wikimedia Foundation stellte das ORES-Projekt im November 2015 vor.<ref>{{cite web |language=en|last1=Halfaker |first1=Aaron |last2=Taraborelli |first2=Dario |title=Der Künstliche-Intelligenz-Dienst „ORES“ gibt Wikipedianern Röntgenbrillen, um fehlerhafte Bearbeitungen zu durchschauen |url=https://wikimediafoundation.org/2015/11/30/artificial-intelligence-x-ray-specs/ |website=Wikimedia Foundation |date=2015-11-30}}</ref> Eine Studie aus dem Jahr 2020 schätzt, dass ohne das ORES KI-Modell die Erkennung schädlicher Bearbeitungen in den "290.000 Bearbeitungen in den verschiedenen Sprachversionen von Wikipedia zu überprüfen" 483 Arbeitsstunden pro Tag benötigen würde, aber mit einem KI-Modell dieser Arbeitsaufwand um 90 % reduziert werden kann.<ref>{{cite journal |last1=Kuo |first1=Tzu-Sheng |last2=Halfaker |first2=Aaron Lee |last3=Cheng |first3=Zirui |last4=Kim |first4=Jiwoo |last5=Wu |first5=Meng-Hsin |last6=Wu |first6=Tongshuang |last7=Holstein |first7=Kenneth |last8=Zhu |first8=Haiyi |title=Wikibench: Community-Driven Data Curation for AI Evaluation on Wikipedia |journal=Proceedings of the 2024 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems |date=11 May 2024 |pages=1–24 |doi=10.1145/3613904.3642278 |publisher=Association for Computing Machinery|language=en}}</ref> ORES wird durch Lift Wing ersetzt:<br />
<br />
=== Lift Wing ===<br />
Lift Wing ist ein skalierbares maschinelles Lernmodell, das die Infrastruktur auf Kubernetes mit KServe bedient. Es ist Teil eines umfassenderen Projekts zur Modernisierung des maschinellen Lernens bei Wikimedia. Dieser Dienst ersetzt die ORES-Infrastruktur.<ref>[https://wikitech.wikimedia.org/wiki/Machine_Learning/LiftWing Machine Learning/LiftWing] auf wikitech.wikimedia.de</ref><br />
<br />
<!--=== Automoderator ===<br />
Automoderator ist ein automatisiertes Anti-Vandalismus-Tool, das vom Moderator Tools-Team entwickelt wurde. Es ermöglicht Administratoren, die automatisierte Rückstellung von fehlerhaften Bearbeitungen basierend auf der Bewertung eines maschinellen Lernmodells zu aktivieren und zu konfigurieren. Automoderator verhält sich ähnlich wie Anti-Vandalismus-Bots wie ClueBot NG, SeroBOT, Dexbot und Salebot, macht es aber für alle Sprachgemeinschaften verfügbar.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mediawiki.org/wiki/Moderator_Tools/Automoderator |titel=Moderator Tools/Automoderator |sprache=en |abruf=2025-05-08}}</ref><br />
--><br />
<br />
=== ClueBot NG ===<br />
Der bekannteste [[Bot]] zur Bekämpfung von Vandalismus ist ClueBot NG. Der Bot wurde 2010 von den Wikipedia-Benutzern Christopher Breneman und Naomi Amethyst entwickelt (als Nachfolger des ursprünglichen ClueBot aus dem Jahr 2007; NG steht für Next Generation)<ref name=":0">{{cite web|last=Hicks|first=Jesse|title=This machine kills trolls|url=https://www.theverge.com/2014/2/18/5412636/this-machine-kills-trolls-how-wikipedia-robots-snuff-out-vandalism|work=[[The Verge]]|date=2014-02-18|access-date=2014-02-18|archive-url=https://web.archive.org/web/20140827115824/http://www.theverge.com/2014/2/18/5412636/this-machine-kills-trolls-how-wikipedia-robots-snuff-out-vandalism|archive-date=2014-08-27|url-status=live|language=en}}</ref> und verwendet [[Maschinelles Lernen]] und [[Bayessche Statistik]], um festzustellen, ob eine Bearbeitung Vandalismus ist.<ref>{{Cite news|language=en|url=https://www.bbc.com/news/magazine-18892510|title=Meet the 'bots' that edit Wikipedia|last=Nasaw|first=Daniel|date=2012-07-25|work=[[BBC News]]|access-date=2018-07-21|archive-url=https://web.archive.org/web/20180916120633/https://www.bbc.com/news/magazine-18892510|archive-date=2018-09-16|url-status=live}}</ref><ref>{{cite web|language=en|url=https://digitfreak.com/technology/digital/1374-little-about-the-bot-that-runs-wikipedia,-cluebot-ng|title=Wenig über den Bot, der Wikipedia betreibt, ClueBot NG|last=Raja|first=Sumit|website=|access-date=2017-04-11|archive-url=https://web.archive.org/web/20131122134216/http://www.digitfreak.com/technology/digital/1374-little-about-the-bot-that-runs-wikipedia,-cluebot-ng|archive-date=2013-11-22|url-status=dead}}</ref> In der deutschsprachigen Wikipedia wird dieser Bot nicht genutzt.<br />
<br />
=== Detox ===<br />
Detox war ein Projekt von Google in Zusammenarbeit mit der Wikimedia Foundation zur Erforschung von Methoden, mit denen Nutzer, die unfreundliche Kommentare in Diskussionen der Wikimedia-Community posten, angesprochen werden können.<ref>{{Cite book |title=Research:Detox - Meta |url=https://meta.wikimedia.org/wiki/Research:Detox |language=en}}</ref> Im Rahmen des Detox-Projekts arbeiteten die Wikimedia Foundation und [[Jigsaw (Unternehmen)|Jigsaw]] unter anderem zusammen, um künstliche Intelligenz für die Grundlagenforschung zu nutzen und technische Lösungen zu entwickeln, um das Problem zu lösen. Im Oktober 2016 veröffentlichten diese Organisationen das Buch „Ex Machina: Persönliche Angriffe im großen Maßstab“, in dem sie ihre Ergebnisse beschreiben.<ref>{{Cite book |language=en|pages=1391–1399 |doi=10.1145/3038912.3052591 |arxiv=1610.08914|year=2017 |last1=Wulczyn |first1=Ellery |last2=Thain |first2=Nithum |last3=Dixon |first3=Lucas |title=Proceedings of the 26th International Conference on World Wide Web |chapter=Ex Machina: Persönliche Angriffe im großen Maßstab |isbn=9781450349130 }}</ref><ref>{{cite web |language=en|author1=Jigsaw |title=Algorithmen und Beleidigungen: Unser Verständnis von Belästigung auf Wikipedia |url=https://medium.com/jigsaw/algorithms-and-insults-scaling-up-our-understanding-of-harassment-on-wikipedia-6cc417b9f7ff |website=Medium |date=2017-02-07}}</ref> Verschiedene populäre Medien berichteten über die Veröffentlichung dieses Artikels und beschrieben den sozialen Kontext der Forschung.<ref>{{cite news |language=en|last1=Wakabayashi |first1=Daisuke |title=Google Cousin entwickelt Technologie zur Kennzeichnung toxischer Online-Kommentare |url=https://www.nytimes.com/2017/02/23/technology/google-jigsaw-monitor-toxic-online-comments.html |work=The New York Times |date=2017-02-23}}</ref><ref>{{cite web |last1=Smellie |first1=Sarah |title=Inside Wikipedia's Attempt Künstliche Intelligenz zur Bekämpfung von Belästigung einsetzen |url=https://motherboard.vice.com/en_us/article/aeyvxz/wikipedia-jigsaw-google-artificial-intelligence |website=Motherboard |publisher=[[Vice Media]] |language=en-us |date=2017-02-17}}</ref><ref>{{cite web|language=en |last1=Gershgorn |first1=Dave |title=Alphabets hassbekämpfende KI versteht Hass noch nicht |url=https://qz.com/918640/alphabets-hate-fighting-ai-doesnt-understand-hate-yet/ |website=Quartz |date=2017-02-27}}</ref><br />
<br />
=== Inhaltslücken ===<br />
Im August 2018 berichtete das Unternehmen Primer über den Versuch, mithilfe künstlicher Intelligenz Wikipedia-Artikel über Frauen zu erstellen.<ref>{{Cite web |language=en|last1=Simonite |first1=Tom |title=Mithilfe künstlicher Intelligenz das Geschlechterproblem von Wikipedia beheben |url=https://www.wired.com/story/using-artificial-intelligence-to-fix-wikipedias-gender-problem/ |work=Wired |date=2018-08-03}}</ref><ref>{{cite web |last1=Verger |first1=Rob |title=Künstliche Intelligenz kann jetzt beim Schreiben von Wikipedia-Seiten für übersehene Wissenschaftler helfen |url=https://www.popsci.com/artificial-intelligence-scientists-wikipedia |website=Popular Science |language=en |date=2018-08-07}}</ref> KI wurde auch zur automatischen Erstellung der meisten Artikel der, nach der englischen Wikipedia, zweitgrößten Wikipedia genutzt – der [[Cebuanosprachige Wikipedia|Cebuanosprachigen Wikipedia]].<ref>{{Internetquelle |autor=Ellen Phiddian |url=https://www.abc.net.au/news/science/2025-04-15/wikipedia-cebuano-lsjbot-ai-article-generation-non-english/105123090 |titel=Wikipedia's largest non-English version was created by a bot. Generative AI poses new problems - ABC News |werk=abc.net.au |sprache=en |datum=2025-04-14 |abruf=2025-04-21}}</ref><br />
<br />
[[Datei:DeepL machine translation of English Wikipedia example.png|mini|Maschinelle Übersetzungssoftware wie [[Google Translate]] oder [[DeepL]] wird häufig von Mitwirkenden verwendet.<ref>{{cite journal |last1=Costa-jussà |first1=Marta R. |last2=Cross |first2=James |last3=Çelebi |first3=Onur |display-authors=et al. |title=Skalierung der neuronalen maschinellen Übersetzung auf 200 Sprachen |journal=Nature |date=2024-06 |volume=630 |issue=8018 |pages=841–846 |doi=10.1038/s41586-024-07335-x |language=en |issn=1476-4687|pmc=11208141 |bibcode=2024Natur.630..841N }}</ref><ref name="nyt180724"/><ref name="considerations">{{cite web |language=en|title=Überlegungen zur mehrsprachigen Wikipedia-Recherche |url=https://arxiv.org/abs/2204.02483 |last1=Johnson |first1=Isaac |last2=Lescak |first2=Emily |date=2022 }}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Virginie Mamadouh |Titel=Handbuch der sich verändernden Weltsprachenkarte |Datum=2020 |Herausgeber=Springer International Publishing |ISBN=978-3-030-02438-3 |Seiten=3773–3799 |Online=https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-030-02438-3_200 |Sprache=en |Kapitel=Wikipedia: Spiegel, Mikrokosmos und Motor der globalen sprachlichen Vielfalt|DOI=10.1007/978-3-030-02438-3_200 |Zitat=Einige Versionen wurden durch maschinelle Übersetzung dramatisch erweitert. Dabei generierten Bots oder Webroboter Artikel, indem sie diese automatisch aus anderen Wikipedias, oft der englischen Wikipedia, übersetzten. […] In jedem Fall unterscheidet sich die englischsprachige Wikipedia von den anderen, da sie eindeutig ein globales Publikum anspricht, während andere Versionen eher ein lokales Publikum ansprechen, auch wenn die portugiesische, spanische und französische Wikipedia ebenfalls ein über verschiedene Kontinente verteiltes Publikum ansprechen.}}</ref> Mehr als 40 % der aktiven Wikipedia-Schreiber arbeiten in der [[englischsprachige Wikipedia|englischsprachigen Wikipedia]].<ref>{{cite web |language=en|title=InfoSync: Informationssynchronisierung über mehrsprachige semistrukturierte Tabellen |url=https://arxiv.org/abs/2307.03313 |last1=Khincha |first1=Siddharth |last2=Jain |first2=Chelsi |last3=Gupta |first3=Vivek |last4=Kataria |first4=Tushar |last5=Zhang |first5=Shuo |date=2023 }}</ref>]]<br />
<br />
=== Quellenprüfung ===<br />
Forscher veröffentlichten 2023 ein KI-System, SIDE, zur Verbesserung der Quellenqualität und Zuverlässigkeit von Wikipedia. Es identifiziert problematische Belege und empfiehlt den Editoren bessere Belege.<!--https://techxplore.com/news/2023-10-ai-boost-wikipedia-reliability.html--><ref>{{cite news|last1=Choudhury |first1=Rizwan |title=AI can spot and fix bad references in Wikipedia, study finds |url=https://interestingengineering.com/innovation/ai-can-spot-and-fix-bad-references-in-wikipedia-study-finds |access-date=2023-12-17 |work=Interesting Engineering |date=2023-10-21|language=en}}</ref><br />
<br />
=== Generative Modelle ===<br />
[[Datei:Wikipedia - Bhutanischer Reisepass (gesprochene Wikipedia mit KI-Stimme).mp3|mini|Wikipedia-Artikel können mithilfe von KI-Sprachtechnologie gelesen werden (mit englischsprachigen KI-Stimmen funktioniert das zum Stand von 2024 jedoch deutlich besser).<ref>[[c:Help:Spoken Wikipedia using AI]]</ref>]]<br />
==== Text ====<br />
Die Veröffentlichung von [[ChatGPT]] im Jahr 2022 inspirierte weitere Experimente mit KI und dem Verfassen von Wikipedia-Artikeln. Es entbrannte eine Debatte darüber, ob und inwieweit solche [[großes Sprachmodell|großen Sprachmodelle]] (LLMs) angesichts ihrer Tendenz zur [[Halluzination (Künstliche Intelligenz)|Generierung plausibel klingender Fehlinformationen]], einschließlich nichtexistierender erfundener Belege, zur Generierung nicht enzyklopädischer Prosa und zur Reproduktion von Verzerrungen in den Modellen für solche Zwecke geeignet sind.<ref>{{Cite web |last=Harrison |first=Stephen |date=2023-01-12 |title=Sollte ChatGPT zum Verfassen von Wikipedia-Artikeln verwendet werden? |url=https://slate.com/technology/2023/01/chatgpt-wikipedia-articles.html |access-date=2023-01-13 |website=Slate Magazine |language=en}}</ref><ref name ="vice"/> Zum Stand von Mai 2023 empfahl ein Entwurf der Wikipedia-Richtlinie zu ChatGPT und ähnlichen großen Sprachmodellen (LLMs) Nutzern, die mit LLMs nicht vertraut sind, deren Verwendung aufgrund der oben genannten Risiken sowie des Risikos von Verleumdung oder Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden.<ref name ="vice">{{cite news |last1=Woodcock |first1=Claire |title=KI zerreißt Wikipedia |url=https://www.vice.com/en/article/v7bdba/ai-is-tearing-wikipedia-apart |work=Vice |date=2023-05-02 |language=en}}</ref><br />
<br />
== Nutzung von Wikimedia-Projekten für Künstliche Intelligenz ==<br />
[[Datei:Models of high-quality language data – (a) Composition of high-quality datasets - The Pile (left), PaLM (top-right), MassiveText (bottom-right).png|mini|Wikipedia-Datensätze werden häufig für das Training von KI-Modellen verwendet.<ref>{{cite web |title=Werden uns die Daten ausgehen? Grenzen der LLM-Skalierung basierend auf menschlich generierten Daten |url=https://arxiv.org/abs/2211.04325 |last1=Villalobos |first1=Pablo |last2=Ho |first2=Anson |last3=Sevilla |first3=Jaime |last4=Besiroglu |first4=Tamay |last5=Heim |first5=Lennart |last6=Hobbhahn |first6=Marius |date=2022 }}</ref>]]<br />
Inhalte in Wikimedia-Projekten sind als Datensatz für die Weiterentwicklung der Forschung und Anwendung im Bereich der künstlichen Intelligenz nützlich. Beispielsweise wurde bei der Entwicklung der Google-Perspective API, die toxische Kommentare in Online-Foren identifiziert, ein Datensatz mit Hunderttausenden von Kommentaren auf Wikipedia-Diskussionsseiten mit von Menschen bewerteten Toxizitätsstufen verwendet.<ref>{{Cite news|url=https://www.engadget.com/2017/09/01/google-perspective-comment-ranking-system/|language=en|title=Google's comment-ranking system will be a hit with the alt-right|work=Engadget|date=2017-09-01}}</ref> Teilmengen des Wikipedia-Korpus gelten als die größten gut kuratierten Datensätze, die für das KI-Training verfügbar sind.<ref name="nyt180724"/><ref name="considerations"/><br />
<br />
Eine Studie aus dem Jahr 2012 berichtete, dass mehr als 1.000 wissenschaftliche Artikel, darunter auch solche, die künstliche Intelligenz nutzen, Wikipedia untersuchen, Informationen aus Wikipedia wiederverwenden, mit Wikipedia verknüpfte technische Erweiterungen verwenden oder die Kommunikation über Wikipedia erforschen.<ref>{{cite journal |last1=Nielsen |first1=Finn Årup |title=Wikipedia-Forschung und -Tools: Überblick und Kommentare |journal=SSRN Working Paper Series |date=2012 |doi=10.2139/ssrn.2129874 |language=en |issn=1556-5068}}</ref> In einem Artikel aus dem Jahr 2017 wurde Wikipedia als die Hauptquelle für von Menschen generierte Texte beschrieben, die für maschinelles Lernen verfügbar sind.<ref>{{cite journal |language=en|last1=Mehdi |first1=Mohamad |last2=Okoli |first2=Chitu |last3=Mesgari |first3=Mostafa |last4=Nielsen |first4=Finn Årup |last5=Lanamäki |first5=Arto |title=Die Entdeckung der Hauptquelle für von Menschen generierte Texte: Ein systematischer Überblick über die Forschung, die das Wikipedia-Korpus verwendet |journal=Information Processing & Management |volume=53 <!--|Ausgabe=2--> |pages=505–529 |doi=10.1016/j.ipm.2016.07.003 |date=2017-03|s2cid=217265814 |url=http://urn.fi/urn:nbn:fi-fe202003057304 }}</ref><br />
<br />
Ein Forschungsprojekt aus dem Jahr 2016 mit dem Titel „Hundertjährige Studie zur Künstlichen Intelligenz“ bezeichnete Wikipedia als ein wichtiges frühes Projekt zum Verständnis des Zusammenspiels zwischen Anwendungen Künstlicher Intelligenz und menschlichem Engagement.<ref>{{cite web |title=KI-Forschungstrends – Hundertjährige Studie zur Künstlichen Intelligenz (AI100) |url=https://ai100.stanford.edu/2016-report/section-i-what-artificial-intelligence/ai-research-trends |website=ai100.stanford.edu |language=en}}</ref><br />
<br />
Es besteht die Sorge über das Fehlen der [[Creative Commons#Lizenzen|Namensnennung]] für Wikipedia-Artikel in Modellen für große Sprachen wie ChatGPT.<ref name="nyt180724">{{cite news |language=en|title=Wikipedias Moment der Wahrheit |url=https://www.nytimes.com/2023/07/18/magazine/wikipedia-ai-chatgpt.html |access-date=2024-11-29 |work=New York Times}}</ref><ref>{{cite news |language=en|title=Wikipedia hat das Gehirn des Internets gebaut. Jetzt wollen seine Anführer Anerkennung. |url=https://observer.com/2025/03/wikimedia-foundation-execs-speak-on-ai-scraping-attribution-and-wikipedias-future/ |access-date=2025-04-02 |work=Observer |date=2025-03-28|quote=Namensnennungen bleiben jedoch ein Knackpunkt. Zitate dienen nicht nur der Quellenangabe, sondern helfen Wikipedia auch, neue Editoren und Spender zu gewinnen. „Wenn unsere Inhalte ohne Quellenangabe oder Verlinkung in ein LLM aufgenommen werden, stellt das kurzfristig ein echtes Problem für uns dar.“}}</ref> Wikipedias Lizenzrichtlinien erlauben zwar jedem die Nutzung ihrer Texte, auch in modifizierter Form, stellen jedoch die Quellenangabe unter die Bedingung. Dies bedeutet, dass die Verwendung ihrer Inhalte in Antworten von KI-Modellen ohne Angabe der Quellenangaben gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen kann.<ref name="nyt180724"/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{Commonscat|Wikimedia projects and AI}}<br />
* [[:mw:ORES|ORES Mediawiki page]]<br />
* [[meta:Artificial intelligence]]<br />
* [[wikitech:Machine learning/LiftWing]]<br />
* [[Wikipedia:WikiProjekt KI und Wikipedia]]<br />
* [[meta:Machine learning models]]<br />
* [https://wikichat.genie.stanford.edu/ WikiChat]<br />
<br />
== Referenzen ==<br />
:Hinweis: Die Titel der Einzelnachweise wurden übersetzt<br />
<references/><br />
<br />
[[:Kategorie:Künstliche Intelligenz]]<br />
[[:Kategorie:Wikimedia]]</div>Prototyperspectivehttps://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Prototyperspective/Entscheidungsfindung_in_Gruppen&diff=255792171Benutzer:Prototyperspective/Entscheidungsfindung in Gruppen2025-05-06T22:11:24Z<p>Prototyperspective: ce (Überarbeitung eines Satzes mit suboptimalen "beispielsweise" der ggf noch weiter verbessert wird)</p>
<hr />
<div>{{Baustelle}}<br />
{{Überarbeiten|2=Dieser Artikel|grund=''Übersetzungsunfall nach maschineller Übersetzung eines mit Theoriefindungsbaustein gekennzeichneten englischen Artikels. Der Artikel ist in weiten Teilen unbelegt (im Abschnitt "Psychologie" beispielsweise deckt der Einzelnachweis nicht den Artikelinhalt), noch problematischer sind aber zahlreiche Begriffsfindungen durch nicht sachgerechte Übersetzungen im gesamten Text (z.B. Gruppendenken-Modell, Abstimmung-basierte Methoden, Basisratenverzerrung, Beharrlichkeit bei der Überzeugungsfindung, Konjunktive Verzerrung, Extra-Evidenz-Verzerrung). Teilweise sind Titel im Artikeltext und in den Einzelnachweisen übersetzt worden ("Intelligente Entscheidungsunterstützungssysteme" von James Reason, "Kosten-Nutzen-Analyse des sozialen/kulturellen Lernens in einer nichtstationären, unsicheren Umgebung" in "Evolution and Human Behavior", "Entscheidungsfindung" von Forsyth, "Die Gruppe als Polarisator von Einstellungen"). Insgesamt ist das ein gutes Beispiel dafür warum maschinelle Übersetzungen ohne manuelle Nachbearbeitung mit Fach- und Sachkenntnis nicht sinnvoll sind.'' [[Benutzer:Millbart|Millbart]] [[Benutzer Diskussion:Millbart|<small>talk</small>]] 11:40, 23. Apr. 2025 (CEST)}}<br />
'''Gruppenentscheidungsfindung''' (auch bekannt als '''Entscheidungsfindung in Gruppen''', '''kollaborative Entscheidungsfindung''' oder '''kollektive Entscheidungsfindung''') sind die Prozesse und Methoden zur [[Entscheidungsfindung]] von [[soziale Gruppe|Gruppen]].<ref>{{cite web|url=https://opentext.wsu.edu/organizational-behavior/chapter/11-4-decision-making-in-groups/|title=7.4 Decision Making in Groups – Fundamentals of Leadership|website=opentext.wsu.edu |language=en}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.santafe.edu/news-center/news/new-model-group-decision-making-shows-followers-can-influence-outcome |hrsg= |titel=A new model for group decision-making shows how 'followers' can influence the outcome – Santa Fe Institute |werk=santafe.edu |datum=2021 |archiv-url= |archiv-datum= |offline= |abruf=2025-04-27|zitat=From small committees to national elections, group decision-making can be complicated […] “The outcome of collective decision making is the result of complex interactions of many variables,” |sprache=en}}</ref><br />
<br />
Methoden für Gruppenentscheidungen sind vielseitig: am einen Ende des Spektrums können sie durch das Zusammenfassen der Präferenzen der Mitglieder ohne jegliche Interaktion zwischen den Mitgliedern getroffen werden, wobei diese bei der letztlichen Entscheidung kein Mitspracherecht habe – am anderen Ende des Spektrums können sie umfangreiche Interaktionen und Informationsaustausch zwischen den Mitgliedern beinhalten, wobei die Entscheidung mit dem Konsensprinzip getroffen wird.<ref>{{cite book|url=https://oxfordre.com/psychology/display/10.1093/acrefore/9780190236557.001.0001/acrefore-9780190236557-e-262|title=Oxford Research Encyclopedia of Psychology|first1=R. Scott|last1=Tindale|first2=Jeremy R.|last2=Winget|date=26.03.2019|doi=10.1093/acrefore/9780190236557.013.262 |language=en}}</ref><br />
<br />
In extremen Notfällen oder Krisensituationen können andere Formen der Entscheidungsfindung vorzuziehen sein, da Notfallmaßnahmen schneller und mit weniger Zeit für Überlegungen ergriffen werden müssen.<ref name="training.fema.gov"/> Andererseits müssen bei der Beurteilung der Angemessenheit eines Entscheidungsrahmens weitere Überlegungen berücksichtigt werden. Beispielsweise kann es manchmal zu einer [[Gruppenpolarisierung]] kommen, die dazu führt, dass manche Gruppen extremere Entscheidungen treffen als ihre einzelnen Mitglieder, die den individuellen Neigungen entgegenkommen.<ref>{{cite journal |language=en| last1=Moscovici | first1=Serge | last2=Zavalloni | first2=Marisa | title=Die Gruppe als Polarisator von Einstellungen. | journal=Journal of Personality and Social Psychology | publisher=American Psychological Association (APA) | volume=12 | issue=2 | year=1969 | issn=1939-1315 | doi=10.1037/h0027568 | pages=125–135}}</ref><br />
<br />
Faktoren, die andere soziale Verhaltensweisen beeinflussen, wirken sich auch auf Gruppenentscheidungen aus. Beispielsweise wurde beobachtet, dass Gruppen mit hohem Zusammenhalt in Kombination mit anderen Vorbedingungen (z. B. ideologischer Homogenität und Abschottung gegenüber abweichenden Meinungen) einen negativen Einfluss auf die Gruppenentscheidungsfindung und damit auf die Gruppeneffektivität haben.<ref name="janis72"/><br />
<br />
== In der Politik ==<br />
[[Pluralwahlrecht|Pluralitätswahlen]], bei denen die Wähler eine Option wählen müssen, werden häufig bei repräsentativen politischen [[Wahl]]en eingesetzt. [[Präferenzwahl|Rangfolgewahlen]] werden bei einigen repräsentativen Kommunal- und Landtagswahlen immer beliebter.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.washington.edu/news/2022/10/26/new-study-shows-how-voting-methods-affect-group-decision-making/ |hrsg= |titel=New study shows how voting methods affect group decision-making |werk=washington.edu |sprache=en |archiv-url= |archiv-datum= |offline= |abruf=2025-04-27}}</ref> Die [[Policy-Forschung]] untersucht auch die Prozesse der Entscheidungsfindung politischer Entscheidungsträger.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ox.ac.uk/research/using-research-engage/policy-engagement/guidance-policy-engagement-internationally/guidance-note-2-understanding-policy-process |hrsg=.uk |titel=Guidance note 2: Understanding the policy process – University of Oxford |werk=ac.uk |sprache=en |archiv-url= |archiv-datum= |offline= |abruf=2025-04-27}}</ref><br />
<br />
== In Unternehmen ==<br />
{{Siehe auch|Entscheidungsprozess}}<br />
Am Arbeitsplatz ist kollaborative Entscheidungsfindung eines der erfolgreichsten Modelle, um die Zustimmung anderer Interessengruppen zu gewinnen, Konsens zu schaffen und Kreativität zu fördern. Nach dem Synergie-Konzept sind kollektiv getroffene Entscheidungen tendenziell effektiver als Entscheidungen einzelner Personen. Auf diese Weise können bestimmte kollaborative Vereinbarungen zu besseren Nettoergebnissen führen als das Handeln einzelner Personen.<ref>{{cite book|language=en|title=In search of synergy in small group performance|last=Larson|first=James R|publisher=Psychology Press|year=2010|isbn=9780805859447}}</ref> Unter normalen Alltagsbedingungen wäre kollaborative Entscheidungsfindung oder Gruppenentscheidungsfindung oft vorzuziehen und würde mehr Vorteile bringen als individuelle Entscheidungsfindung, sofern Zeit für angemessene Überlegungen, Diskussionen und Dialoge bleibt.<ref name="training.fema.gov">{{cite web|language=en|url=https://training.fema.gov/is/courseoverview.aspx?code=IS-241.b|title=Decision Making and Problem Solving|website=FEMA Emergency Management Institute}}</ref> Dies kann durch den Einsatz von Ausschüssen, Teams, Gruppen, Partnerschaften oder anderen kollaborativen sozialen Prozessen erreicht werden.<br />
<br />
== Schemata ==<br />
Jedes soziale Entscheidungsmodell hat Stärken und Schwächen. Delegation spart Zeit und ist eine gute Methode für weniger wichtige Entscheidungen. Ignorierte Mitglieder könnten jedoch negativ reagieren. Die Mittelwertbildung der Antworten gleicht extreme Meinungen aus, die endgültige Entscheidung könnte jedoch viele Mitglieder enttäuschen. Pluralität ist das beständigste Verfahren, wenn übergeordnete Entscheidungen getroffen werden müssen, und erfordert den geringsten Aufwand.<ref name="hastie05">{{cite journal|last1=Hastie|first1=Reid|last2=Kameda|first2=Tatsuya|year=2005|title=The Robust Beauty of Majority Rules in Group Decisions.|journal=Psychological Review|language=en|volume=112|issue=2|pages=494–508|doi=10.1037/0033-295x.112.2.494|pmid=15783295|citeseerx=10.1.1.336.3389}}</ref> Allerdings kann Abstimmungen dazu führen, dass sich Mitglieder entfremdet fühlen, wenn sie eine knappe Abstimmung verlieren, oder dass es zu internen politischen Auseinandersetzungen kommt oder dass sie sich anderen Meinungen anschließen.<ref>{{cite journal |language=en| last1=Davis | first1=James H. | last2=Stasson | first2=Mark F. | last3=Ono | first3=Kaoru | last4=Zimmerman | first4=Suzi | title=Effects of straw polls on group decision making: Sequential voting pattern, timing, and local majorities. | journal=Journal of Personality and Social Psychology | publisher=American Psychological Association (APA) | volume=55 | issue=6 | year=1988 | issn=1939-1315 | doi=10.1037/0022-3514.55.6.918 | pages=918–926 }}</ref> Konsensschemata beziehen die Mitglieder stärker ein und führen tendenziell zu einem hohen Maß an Engagement. Es kann für die Gruppe jedoch schwierig sein, solche Entscheidungen zu treffen.<ref>{{cite journal |language=en| last1=Kameda | first1=Tatsuya | last2=Nakanishi | first2=Daisuke | title=Kosten-Nutzen-Analyse des sozialen/kulturellen Lernens in einer nichtstationären, unsicheren Umgebung | journal=Evolution and Human Behavior | publisher=Elsevier BV | volume=23 | issue=5 | year=2002 | issn=1090-5138 | doi=10.1016/s1090-5138(02)00101-0 | pages=373–393}}</ref><br />
<br />
== Entscheidungsunterstützungssysteme ==<br />
{{Hauptartikel|Entscheidungsunterstützungssystem}}<br />
Die Idee des Einsatzes computergestützter Unterstützungssysteme wird von James Reason unter dem Titel „Intelligente Entscheidungsunterstützungssysteme“ in seiner Arbeit zum Thema menschliches Versagen diskutiert. James Reason weist darauf hin, dass die Ereignisse nach dem Three-Mile-Unfall kein großes Vertrauen in die Wirksamkeit einiger dieser Methoden geweckt haben. Beim Davis-Besse-Unfall beispielsweise fielen beide unabhängigen Anzeigesysteme für Sicherheitsparameter vor und während des Unfalls aus.<ref>{{cite book|language=en|last=Reason|first=James|title=Human Error|url=https://books.google.com/books?id=MdcLAQAAQBAJ|date=26. Oktober 1990|publisher=Cambridge University Press|isbn=978-1-139-45729-3}}</ref><br />
<br />
Entscheidungssoftware ist für autonome Roboter und für verschiedene Formen der aktiven Entscheidungsunterstützung für industrielle Bediener, Konstrukteure und Manager unerlässlich.<br />
<br />
Aufgrund der Vielzahl von Überlegungen, die bei vielen Entscheidungen eine Rolle spielen, wurden computergestützte [[Entscheidungsunterstützungssystem]]e (DSS) entwickelt, um Entscheidungsträger bei der Berücksichtigung der Auswirkungen verschiedener Denkweisen zu unterstützen. Sie können dazu beitragen, das [[Risiko]] menschlicher [[Fehler]] zu reduzieren. DSS, die versuchen, einige menschliche [[Kognition|kognitive]] Entscheidungsfunktionen Funktionen zu realisieren, werden als Intelligente Entscheidungsunterstützungssysteme (IDSS) bezeichnet.<ref>Siehe beispielsweise [http://citeseer.ist.psu.edu/701938.html „An Approach to the Intelligent Decision Advisor (IDA) for Emergency Managers, 1999“].</ref> Andererseits ist ein aktives und intelligentes DSS ein wichtiges Instrument für die Entwicklung komplexer technischer Systeme und das Management großer Technologie- und Geschäftsprojekte.<ref>Siehe beispielsweise [http://iegd.institut.online.fr/ART02-B-ADSc-BPR-en.htm „Decision Engineering, ein Ansatz zur Geschäftsprozess-Reengineering (BPR) in einem angespannten Industrie- und Geschäftsumfeld“].</ref><br />
<br />
== Fallstricke ==<br />
Gruppen verfügen über größere Informations- und Motivationsressourcen und haben daher das Potenzial, Einzelpersonen zu übertreffen. Sie erreichen dieses Potenzial jedoch nicht immer. Gruppen mangelt es oft an angemessener Kommunikation.Kommunikationsfähigkeiten. Auf der Senderseite bedeutet dies, dass Gruppenmitglieder möglicherweise nicht die nötigen Fähigkeiten haben, sich klar auszudrücken. Auf der Empfängerseite bedeutet dies, dass Missverständnisse durch Einschränkungen der Informationsverarbeitung und fehlerhafte Zuhörgewohnheiten entstehen können. Wenn eine Person die Gruppe kontrolliert, kann dies andere daran hindern, sinnvolle Beiträge zu leisten.<ref name="Briskin2011">{{cite book|language=en|last1=Briskin|first1=Alan|last2=Callanan|first2=Tom|last3=Erickson|first3=Sheryl|title=The Power of Collective Wisdom and the Trap of Collective Folly|url=https://books.google.com/books?id=areaqIEDxUsC|date=March 2011|publisher=ReadHowYouWant.com|isbn=978-1-4587-3224-8}}</ref><br />
<br />
Gruppen nutzen Diskussionen manchmal auch, um Entscheidungen zu vermeiden, anstatt sie zu treffen. Zu den Vermeidungstaktiken gehören:<br />
<br />
; „Satisficing“: Eine Kombination aus den Wörtern „satisfy“ und „suffice“. Die Mitglieder akzeptieren eine risikoarme, einfache Lösung die einem Mindestanspruch genügt, anstatt nach der besten Lösung zu suchen.<ref>{{cite book|url=https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-981-97-7874-4_1257|title=The ECPH Encyclopedia of Psychology|first1=Liu|last1=Yongfang|first2=Sun|last2=Jianmin|editor-first=Zhang|editor-last=Kan|date=26.04.2024|publisher=Springer Nature|pages=1310–1310|doi=10.1007/978-981-97-7874-4_1257 |language=en}}</ref><br />
; Trivialisierung: Die Gruppe vermeidet die Auseinandersetzung mit größeren Problemen, indem sie sich auf Nebensächlichkeiten konzentriert.<ref>{{cite journal|url=https://academic-publishing.org/index.php/ejkm/article/view/1157|title=Detrivialization as a Strategy to Challenge Organizational Groupthink|first1=Salaheddine|last1=Mnasri|first2=Stavros|last2=Papakonstantinidis|date=26.04.2020|journal=Electronic Journal of Knowledge Management|volume=18|issue=3|pages=pp224‑235–pp224‑235|doi=10.34190/EJKM.18.03.003 |language=en}}</ref><br />
<br />
Zwei grundlegende „Gesetze“, denen Gruppen allzu oft folgen:<br />
; Parkinsonsches Gesetz: „Eine Aufgabe dehnt sich in dem Maße aus, wie die für ihre Erledigung zur Verfügung stehende Zeit ausreicht.“<ref>{{cite web|archive-url=https://web.archive.org/web/20180705215319/https://www.economist.com/news/1955/11/19/parkinsons-law|title=Parkinson's Law - From the archive|date=05.07.2018|url=https://www.economist.com/news/1955/11/19/parkinsons-law |language=en}}</ref><br />
; Gesetz der Trivialität: „Die Zeit, die eine Gruppe mit der Diskussion eines Problems verbringt, ist umgekehrt proportional zur Tragweite des Problems.“<ref name="parkinson">{{cite book |first=C. Northcote |last=Parkinson |title = Parkinson's Law, or the Pursuit of Progress |publisher=John Murray |isbn=0140091076|year=1958|language=en}}</ref><br/>(Beispiel: Ein Ausschuss diskutiert drei Minuten lang über Ausgaben in Höhe von 20 Millionen US-Dollar und ein Ausschuss über Ausgaben in Höhe von 500 Millionen US-Dollar 15 Minuten lang.)<br />
<br />
Eine häufige Ursache für Fehlentscheidungen sind falsche Vorannahmen. Wenn in einer Gruppe eine bestimmte Überzeugung verbreitet ist, dann wird oft eine große Menge an widersprüchlichen Beweisen benötigt, um Meinungen bzw. die Meinung der Gruppe zu ändern.<ref name="PMC5579088">{{cite journal|url=https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5579088/|title=Making better decisions in groups|first1=Dan|last1=Bang|first2=Chris D.|last2=Frith|date=26.08.2017|journal=Royal Society Open Science|volume=4|issue=8|pages=170193|via=PubMed|doi=10.1098/rsos.170193|pmid=28878973|pmc=5579088 |language=en}}</ref> Im Kontrast dazu können etwa neue Daten auch fehlinterpretiert werden oder vorherige Annahmen zu schnell oder fehlerhaft geändert werden.<ref name="PMC5579088"/> [[Gruppendenken]] ist auch ein häufiges Problem.<ref name="janis72">{{cite book|language=en|last=Janis|first=Irving Lester|title=Victims of Groupthink: A Psychological Study of Foreign-Policy Decisions and Fiascoes|year=1972|publisher=Houghton Mifflin Company|location=Boston, MA|isbn=978-0-395-14002-4}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Arz-o- Sama, Rubab Shaukat |Titel=Impact of Group Think in Decision Making Process Across Different Professional Groups |Sammelwerk=International Research Journal of Management and Social Sciences |Band=5 |Nummer=2 |Verlag= |Datum=2024 |Seiten=410–432 |ISSN=2710-0308 |Online=[https://irjmss.com/index.php/irjmss/article/view/321 irjmss.com]}}</ref><br />
<br />
Die meisten Menschen sind eher schlecht darin, die Richtigkeit oder Genauigkeit ihrer Überzeugungen zu beurteilen.<ref name="PMC5579088"/> Eine experimentelle Studie zeigte etwa dass der kognitive Irrtum der „Illusion der Informationsadäquanz“ weit verbreitet sein könnte. Demnach gehen viele Menschen davon aus, dass der ihnen zur Verfügung stehende Querschnitt relevanter Informationen ausreicht, um die Situation angemessen zu verstehen und eine vernünftige Schlussfolgerung zu machen, Meinung zu bilden oder Entscheidung treffen zu können.<ref>{{cite web|url=https://arstechnica.com/science/2024/10/people-think-they-already-know-everything-they-need-to-make-decisions/|title=People think they already know everything they need to make decisions|first=John|last=Timmer|date=14.10.2024|website=Ars Technica |language=en}}</ref><ref>{{cite journal |last1=Gehlbach |first1=Hunter |last2=Robinson |first2=Carly D. |last3=Fletcher |first3=Angus |title=The illusion of information adequacy |journal=[[PLOS ONE]] |date=9 October 2024 |volume=19 |issue=10 |pages=e0310216 |doi=10.1371/journal.pone.0310216 |issn=1932-6203|doi-access=free|pmid=39383156 |pmc=11463766 |bibcode=2024PLoSO..1910216G |language=en}}</ref><br />
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=== Mangelnder Informationsaustausch ===<br />
Studien mit der Aufgabe „Versteckte Profile“ zeigen, dass mangelnder Informationsaustausch ein häufiges Problem bei Gruppenentscheidungen ist. Dies geschieht, wenn bestimmte Gruppenmitglieder über Informationen verfügen, die nicht allen Gruppenmitgliedern bekannt sind. Würden alle Mitglieder ihre Informationen kombinieren, wäre die Wahrscheinlichkeit einer optimalen Entscheidung höher. Wenn die Teilnehmer jedoch nicht alle Informationen preisgeben, kann dies zu einer suboptimalen Entscheidung der Gruppe führen. Stasser und Titus haben gezeigt, dass die teilweise Weitergabe von Informationen zu Fehlentscheidungen führen kann.<ref>{{cite journal |language=en| last1=Stasser | first1=Garold | last2=Titus | first2=William | title=Pooling of unshared information in group decision making: Biased information sampling during discussion. | journal=Journal of Personality and Social Psychology | publisher=American Psychological Association (APA) | volume=48 | issue=6 | year=1985 | issn=1939-1315 | doi=10.1037/0022-3514.48.6.1467 | pages=1467–1478| s2cid=34000088 }}</ref> Und Lu und Yuan stellten fest, dass Gruppen eine Aufgabe mit achtmal höherer Wahrscheinlichkeit richtig beantworteten, wenn alle Gruppenmitglieder über alle Informationen verfügten, als wenn einige Informationen nur ausgewählten Gruppenmitgliedern bekannt waren.<ref>{{cite journal |language=en| last1=Lu | first1=Li | last2=Yuan | first2=Y. Connie | last3=McLeod | first3=Poppy Lauretta | title=Twenty-Five Years of Hidden Profiles in Group Decision Making | journal=Personality and Social Psychology Review | publisher=SAGE Publications | volume=16 | issue=1 | date=2011-09-06 | issn=1088-8683 | doi=10.1177/1088868311417243 | pmid=21896790 | pages=54–75| s2cid=12237599 }}</ref><br />
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== Siehe auch ==<br />
* [[Sozialwahltheorie]]<br />
* [[Rückschaufehler]]<br />
* [[Deliberation]]<br />
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== Einzelnachweise ==<br />
:Hinweis: die Titel der Einzelnachweise wurden ebenfalls übersetzt<br />
<references/><br />
<br />
[[:Kategorie:Entscheidungstheorie]]<br />
[[:Kategorie:Soziale Gruppen]]</div>Prototyperspective