https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=Michael.alexander.kaufmann Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-11-09T14:41:05Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.46.0-wmf.1 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hexe&diff=259169764 Hexe 2025-08-25T11:30:57Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Typo</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br /> <br /> [[Datei:Willisau 1447.JPG|mini|Verbrennung von Anna Vögtlin als Hexe vor dem Unteren Tor von Willisau (Schweiz), 1447]]<br /> [[Datei:Albrecht Dürer, Witch Riding on a Goat, c. 1500-1501, NGA 6674.jpg|mini|''Die Hexe'', von [[Albrecht Dürer]], um 1500]]<br /> Als '''Hexe''' wird in [[Märchen]], [[Mythos|Mythen]] und im [[Volksglauben]] eine mit [[Magie|Zauberkräften]] ausgestattete Frau bezeichnet.&lt;ref&gt;[[Wolf-Dieter Müller-Jahncke]]: ''Hexen.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 591–592.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der europäischen Kultur wurde seit dem späten [[Mittelalter]] angenommen, Hexen stünden durch einen [[Teufelspakt]] oder die [[Teufelsbuhlschaft]] mit [[Dämon]]en oder dem [[Teufel]] in Verbindung. Zur Zeit der [[Hexenverfolgung]] wurde der Begriff ''Hexe'' bzw. ''Hexer'' als Fremdbezeichnung für Frauen und Männer verwendet, die unter dem Vorwurf der Hexerei verfolgt wurden.<br /> <br /> Hexe wird heute auch als [[Schimpfwort|abwertende Bezeichnung]] für eine weibliche Person genutzt, die der Sprecher als bösartig oder hässlich herabsetzen möchte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.duden.de/rechtschreibung/Hexe |titel=Duden {{!}} Hexe {{!}} Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft |werk=duden.de |sprache=de |abruf=2022-12-05}}&lt;/ref&gt; <br /> <br /> == {{Anker|Hagzissa}} Wortherkunft ==<br /> [[Datei:Trier Hexentanzplatz 1594.JPG|mini|hochkant=1.2|Hexentanzplatz in Trier (Flugblatt, 1594)]]<br /> <br /> Das deutsche Wort ''Hexe'' (zu [[mittelhochdeutsch]] ''hecse'', ''hesse'', [[althochdeutsch]] ''hagzissa'', ''hagazussa'') ist eine verdunkelte [[Komposition (Grammatik)|Zusammensetzung]], deren Verwandte sich nur im [[Westgermanische Sprachen|westgermanischen]] Sprachraum finden: [[mittelniederländisch]] ''haghetisse'' und [[Altenglische Sprache|altenglisch]] ''hægtesse'' (im Neuenglisch zu ''hag'' verkürzt).&lt;ref&gt;Wolfgang Pfeifer et al.: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen.'' 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005.&lt;/ref&gt; Althochdeutsch ''[[hag]]'' bedeutet Zaun, Hecke, Gehege. [[Gisela Bleibtreu-Ehrenberg]]&lt;ref&gt;Gisela Bleibtreu-Ehrenberg: ''Tabu Homosexualität – Die Geschichte eines Vorurteils.'' S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-10-007302-9, S. 84 und 259–263.&lt;/ref&gt; sieht im althochdeutschen ''hag'' nicht Zaun, Hecke, Gehege, sondern die einzelne ''Zaunlatte'', auf der das Hexenwesen reite. <br /> <br /> === Früher Wortgebrauch ===<br /> 1402/03 ist in einem Rechnungsbuch aus [[Schaffhausen]] von einem „hegsen brand“, also einer Hexenverbrennung, die Rede.&lt;ref&gt;Vgl. [http://www.stadtarchiv-schaffhausen.ch/Schaffhausen-Geschichte/stadtrechnungen_schaffhausen.htm Erster Beleg für eine Hexenverbrennung 1402 im Stadtarchiv Schaffhausen]&lt;/ref&gt; Der Begriff „Hexereye“ wird 1419 in einem Zaubereiprozess gegen einen Mann im schweizerischen [[Luzern]] verwendet.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Heike Albrecht |Titel=Hexenglauben, Hexenverfolgung, Hexenwahn im Deutschland der Frühen Neuzeit: Ansatz einer soziologischen Analyse |Verlag=diplom.de |Datum=2002-06-26 |ISBN=978-3-8324-5556-9 |Online=https://books.google.de/books?id=aUlhAQAAQBAJ&amp;pg=PA80&amp;lpg=PA80&amp;dq=Hexereye&amp;source=bl&amp;ots=VuSOGYRizJ&amp;sig=9c2nRh7_QoVr4AR7XVlEdlHrzN8&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=2ahUKEwimjfHr-KPdAhUQQBoKHWrgDREQ6AEwEHoECAEQAQ#v=onepage&amp;q=Hexereye&amp;f=false |Abruf=2022-12-06}}&lt;/ref&gt; <br /> Der Humanist [[Johannes Aventinus]] nennt um 1526 diverse Schreibweisen und Varianten des Wortes ''Hecsen, Häcs, Häts, Hets, Hätz''.&lt;ref&gt;Vgl. Johannes Aventinus: ''Bayerische Chronik.'' Buch I, Kapitel 65 ''[http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00016721/image_154 Von den kriegsweibern]'' (Sämmtliche&lt;!---sic!---&gt; Werke 4/1), hrsg. von Matthias Lexer, München: Christian Kaiser 1882, S. 148–153 (Online-Ressource, abgerufen am 5. Januar 2012); erste Drucke der Handschriften in Frankfurt von Simon Schard 1566 und Nikolaus Cisner 1580. &lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Andere Bezeichnungen im Deutschen ===<br /> Eine ältere deutsche Bezeichnung der Hexe ist ''[[Unhold]]e'' oder ''Unholdin,'' männliche Form ''Unhold''. Dieser Ausdruck bezeichnet auch [[Gespenst]]er oder allgemein [[dämon]]ische Wesen. In Süddeutschland wurden ''[[Drude]]'' oder ''Trude'' und ''Truderer, Trudner,'' in Norddeutschland die niederdeutschen Ausdrücke ''Töversche'' und ''Töverer'' (= „Zauberische“, vgl. niederländisch ''tovenaar'', „[[Zauberer]]“), ''Wickersche'' und ''Wicker'', ''Galstersche'' und ''Galsterer'' (mittelhochdeutsch ''[[Galster]]'' bedeutet „Zauberlied“, vergleiche [[Nachtigall|Nachti-„gall]]“) oder ''Böterin'' und ''Böter'' (= Gesund-„Betende“, [[Geistheilung|Heilende]]) verwendet.<br /> <br /> Nach den zugeschriebenen Eigenschaften und Fähigkeiten der Hexen wurden auch die Begriffe ''Milchstehlerin'' und ''Milchstehler'',&lt;ref&gt;Auch ''[[Schmetterlinge|Buttervögel]]'', ''Schmiervögel'' oder ''Schmalzflügel'', weil man meinte, dass Hexen sich zum Stehlen oder Vergiften der Milch und Butter in [[Schmetterlinge]] verwandeln können.&lt;/ref&gt; ''[[Ziegen|Bock]]&amp;shy;reiterin'' und ''Bockreiter'', ''[[Gabel (Werkzeug)|Gabelreiterin]]'' und ''Gabelreiter'', ''Zaunreiterinnen (túnriđur)'',&lt;ref&gt;Die Edda (Simrock 1876): Hâvamâl, Odins Runenlied.&lt;/ref&gt; ''[[Prophetie|Weissagerin]]'' und ''Weissager'', ''[[Wahrsagen|Zeichendeuterin]]'' und ''Zeichendeuter'', ''Mantelfahrerin'' und ''Mantelfahrer'', ''[[Glaskugel (Okkultismus)|Kristallseherin]]'' und ''Kristallseher'' oder allgemein ''Böse Leute'' (''Malefikanten'') verwendet.<br /> <br /> == Hexenglaube ==<br /> '''Hexenglaube''' ist der Glaube an die reale Existenz von Hexen mit Zauberkräften, wie er im Volksglauben vorkommt und der sich zum [[Hexenwahn]] steigern kann.<br /> <br /> === Antike ===<br /> Im 13. Jahrhundert v. Chr. beschuldigte der [[Hethiter|hethitische]] Großkönig [[Muršili II.]] seine Stiefmutter und amtierende Großkönigin [[Tawananna (Frau Šuppiluliumas I.)|Tawananna]], durch Hexerei sowohl seinen Sprachfehler als auch den Tod seiner Ehefrau verursacht zu haben.&lt;ref&gt;Jörg Klinger: ''Die Hethiter'', C.H.Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53625-0, S. 101.&lt;/ref&gt; Im frühen [[Judentum]] des Alten Testaments wird Zauberei bekämpft.<br /> <br /> Auch in anderen [[Klassische Antike|antiken]] Kulten gab es das Bild der Schadenzauberin und kräuterkundigen&lt;ref&gt;Vgl. auch Dieter u. Barbara Beckmann: ''Alraun, Beifuß und andere Hexenkräuter: Alltagswissen vergangener Zeiten.'' Frankfurt am Main / New York 1990.&lt;/ref&gt; Zauberin, zum Beispiel [[Kirke]] und [[Medea]] in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]]. Beide sind mächtige Zauberinnen mit Kräuterwissen und verschiedenen magischen Fähigkeiten, die sie einsetzen, um zu helfen oder zu schaden. In der antiken Literatur tauchen „Hexen“ als zauberkräftige Menschenfrauen wie Kirke und Medea auf, die mit Magie und Giften angeblich Menschen und Tiere verzaubern konnten. [[Ovid]] erzählte in den [[Fasti (Ovid)|Fasti]] von [[Striges]], [[anthropomorph]]en, hexenartigen Frauengestalten, und [[Horaz]] schrieb über die [[Canidia]].<br /> <br /> Vor allem die antike Göttin [[Hekate]] war stark mit dem antiken Hexenglauben verbunden. Ursprünglich wurde sie als eine gütige und wohltätige Göttin angesehen, doch ab dem 5. Jahrhundert vor Christus wurde sie zur Schirmherrin aller magischen Künste. Man glaubte, sie führe die Zauberinnen an und lehre diese ihre Künste. Die Hexenbilder des antiken Griechenlandes erinnern stark an die Hexenbilder, die im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit entstanden (Fähigkeit der Verwandlung, das Verhängen von Zaubern, Hexenflug, Kräuterwissen, Menschenopfer und Leichenmissbrauch).<br /> <br /> Im antiken römischen Recht stand die Schadenzauberei (z.&amp;nbsp;B. mittels [[Fluchtafel]]n) unter Strafe.<br /> <br /> === Mittelalter und Neuzeit ===<br /> [[Datei:Hexenszene 1700.JPG|mini|Hexenszene (um 1700)]]<br /> <br /> {{Hauptartikel|Hexenlehre}}<br /> Von etwa 1300 bis 1550 kam es in Europa zu einem Anwachsen des Hexenglaubens, wobei auch Astrologie, Magie bzw. Zauberglauben und Traumdeutung eine zunehmende Bedeutung erlangten.&lt;ref&gt;[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 19.&lt;/ref&gt; Der Kirche gelang es im Mittelalter nicht, den Hexenglauben aus dem [[Volksglaube]]n zu verdrängen. In verschiedenen Gegenden Europas konnten erhaltene Volksbräuche und -kulte erschlossen werden: [[Carlo Ginzburg]] wies in „''[[Die Benandanti. Feldkulte und Hexenwesen im 16. und 17. Jahrhundert|I Benandanti]]“'' (1966) für [[Friaul]] das Weiterleben volkstümlicher antiker Traditionen im christlichen Gewand nach. Für Spanien hat [[Julio Caro Baroja|Julio Baroja]] (''Die Hexen und ihre Welt'', 1967) in den Provinzen [[Biskaya]] und [[Guipúzcoa]] die Verbindung von Hexenglauben und einer Gebirgsgottheit ''Mari'' aufgezeigt. [[Keith Thomas (Historiker)|Keith Thomas]] (''Religion and the Decline of Magic: Studies in Popular Beliefs in Sixteenth- and Seventeenth-Century England,'' 1971) konnte ähnliche Ergebnisse in England finden.<br /> <br /> === Hexer ===<br /> Männliche Hexen wurden in der Hexenlehre als Hexer, [[Zauberer]], [[Drude|Drudner]], Trudner, Hexerich&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.duden.de/rechtschreibung/Hexerich |titel=Hexerich, der |werk=duden.de |sprache=de |abruf=2014-01-07}}&lt;/ref&gt; oder schlicht als [[Malefikant]]en (Übeltäter) bezeichnet. Hexenmeister galten als Lehrermeister der Hexerei.&lt;ref&gt;[https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10401155?page=523 Hexen. Hexen-Meister.], Melissantes alias [[Johann Gottfried Gregorii]], in ''Gemüths vergnügendes Historisches Hand-Buch für Bürger und Bauern : in welchem in Form eines kurtz gefaßten Historischen Lexici von allerley Ständen, Künsten, Handwercken und Wissenschafften, deren Urhebern und Erfindungen kurtze Nachricht ertheilet wird'', Franckfurth und Leipzig, [Arnstadt], bey Johann Jacob Beümelburg, Digitalisat des [[Münchener Digitalisierungszentrum]], [[Bayerische Staatsbibliothek]]&lt;/ref&gt; Augustin Loß aus [[Plaidt]] 1629 äußert in seinem Geständnis, „die wohlhabenden Hexen und Hexenmeister hätten in einem Palast diniert, er selbst habe nicht an diesem Tisch Platz nehmen dürfen“.&lt;ref&gt;Rita Voltmer: ''Jagd auf „böse Leute“. Hexenverfolgungen in der Region um den Laacher See (16. bis 17. Jahrhundert)''. In: ''Plaidter Blätter''. Jahrbuch des Plaidter Geschichtsvereins. Plaidt 1.2003, S. 11–24.&lt;/ref&gt; Ein Drudner galt als kräuterkundig, aber dennoch als Übeltäter.<br /> <br /> === Geschichte des Hexenglaubens in Skandinavien ===<br /> [[Datei:Lapland witches.jpg|mini|''The Night-Hag Visiting Lapland Witches'' von [[Johann Heinrich Füssli]]]]<br /> Bereits die germanischen Sagas berichten, dass Hexen und Zauberer zu bestrafen sind, da sie mit unerlaubten, magischen Mitteln ihren Willen anderen aufzwingen oder in die Natur eingreifen, um anderen Schaden zuzufügen. Beispielsweise wird von [[Erik I. (Norwegen)|Eiríkr blóðøx]] berichtet, dass er 80 Zauberer verbrennen ließ. Bei den südgermanischen Völkern stand auf das Zubereiten von Tränken, welche die weibliche Unfruchtbarkeit bewirken, die Todesstrafe. Mindeststrafmaß war für Giftmischen, Wettermachen und Zauberei sieben Jahre – war dies auch verbunden mit dem Dienst oder Pakt mit bösen oder zumindest überirdischen Mächten, so wurden 10 Jahre daraus. Die [[Samen (Volk)|Samen]] galten als besonders zauberkundig. [[Saxo Grammaticus]] schreibt:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Sunt autem Finni ultimi Septentrionis populi, vix quidem habitabilem orbis terrarum partem cultura ac mansione complexi. Acer iisdem telorum est usus. Non alia gens promptiore jaculandi peritia fruitur. Gandibus &amp; latis sagittis dimicant, incantationum studiis incumbunt, veationibus callent. Incerta illis habitatio est, vagaque domus, ubicunque, ferma occupaverint locantibus sedes. Pandis trabibus vecti, conferta nivibus juga percurrunt.<br /> |Autor=Adam von Bremen<br /> |Quelle=Saxonis grammatici historiæ Danicæ<br /> |Übersetzung=Die Finnen sind ein Volk im äußersten Norden, die einen kaum bewohnbaren Teil des Erdkreises bewohnen und dort das Land bebauen. Der tüchtige Gebrauch der Speere ist bei ihnen üblich. Kein anderes Volk zieht besseren Nutzen aus der praktischen Kenntnis des Speerschleuderns. Sie kämpfen mit schweren und dicken Pfeilen, sie widmen sich der Zauberei, haben Erfahrung in der Jagd. Ihr Wohnsitz ist nicht fest, und ihr Haus ist unstet, wo auch immer nehmen sie ihren Wohnsitz in der Wildnis. Auf Reisen laufen sie auf gekrümmten Brettern durch zusammenhängende Bergketten voller Schnee.<br /> |ref=&lt;ref&gt;''Saxonis grammatici historiæ Danicæ libros XVI.'' Hrsg. v. [[Stephan Hansen Stephanius|Stephanus Johannis Stephanius]]. Sorö 1645. Lib. V, S. 93, Zeile 3 bis 9.&lt;/ref&gt;}}<br /> [[Adam von Bremen]] schreibt im 11. Jahrhundert, dass in Norwegen ''Wahrsager, Vogeldeuter, Zauberer, Beschwörer und andere Diener des Antichrist'' leben würden.<br /> <br /> Schon in den isländischen Sagas werden Zauberinnen erwähnt. Der Zauber bezog sich in der Regel auf die Herbeiführung schweren Unwetters oder die Herstellung von Kleidung, die kein Schwert durchdringen konnte. Wie die Praktiken vollzogen wurden, wird so gut wie nie geschildert. Eine der ganz seltenen Schilderungen betrifft den Versuch einer zauberkundigen Frau, ihren missratenen Sohn dadurch vor Verfolgung zu schützen, dass sie seine Gegner in Wahnsinn verfallen lassen wollte.<br /> {{Zitat<br /> |Text=Og er þeir bræður komu að mælti Högni: ‚Hvað fjanda fer hér að oss er eg veit eigi hvað er?‘ Þorsteinn svarar: ‚Þar fer Ljót kerling og hefir breytilega um búist.‘ Hún hafði rekið fötin fram yfir höfuð sér og fór öfug og rétti höfuðið aftur milli fótanna. Ófagurlegt var hennar augnabragð hversu hún gat þeim tröllslega skotið. Þorsteinn mælti til Jökuls: ‚Dreptu nú Hrolleif, þess hefir þú lengi fús verið.‘ Jökull svarar: ‚Þess er eg nú albúinn.‘ Hjó hann þá af honum höfuðið og bað hann aldrei þrífast. ‚Já, já,‘ sagði Ljót, ‚nú lagði allnær að eg mundi vel geta hefnt Hrolleifs sonar míns og eruð þér Ingimundarsynir giftumenn miklir.‘ Þorsteinn svarar: ‚Hvað er nú helst til marks um það?‘ Hún kvaðst hafa ætlað að snúa þar um landslagi öllu ‚en þér ærðust allir og yrðuð að gjalti eftir á vegum úti með villidýrum og svo mundi og gengið hafa ef þér hefðuð mig eigi fyrr séð en eg yður.‘<br /> |Sprache=is<br /> |Quelle=Vatnsdœla saga<br /> |Übersetzung=Und als die Brüder herbeikamen, sprach Högni: ‚Was für ein Teufel kommt dort auf uns zu? Ich weiß nicht, was es ist.‘ Thorstein erwiderte: ‚Da kommt Ljot, das alte Weib, und hat sich sonderbar geputzt.‘ Sie hatte sich die Kleider vorn über den Kopf geworfen und ging rückwärts und streckte den Kopf zwischen den Beinen nach hinten. Gräulich war der Blick ihrer Augen, wie sie ihn wie die Trolle zu schießen wusste. Thorstein rief Jökul zu: ‚Jetzt schlag Hrolleif tot. Du hast lange darauf gebrannt.‘ Jökul antwortete: ‚Dazu bin ich gern bereit‘, und hieb ihm den Kopf ab und wünschte ihn zum Teufel. ‚Ja, ja,‘ sagte Ljot, ‚nun war es nahe daran, dass ich meinen Sohn Hrolleif hätte rächen können. Aber die Ingimundssöhne sind gewaltige Glücksmänner.‘ Thorstein antwortete: ‚Warum meinst du das?‘ Sie sagte, sie habe das ganze Land umstürzen wollen, ‚und ihr wäret toll geworden und verrückt draußen bei den wilden Tieren geblieben. Und so wäre es auch gekommen, wenn ihr mich nicht eher gesehen hättet als ich euch.‘<br /> |ref=&lt;ref&gt;''Vatnsdœla saga.'' Kap. 26.&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> === Westlicher Hexenbegriff im 20. Jahrhundert ===<br /> 1949 veröffentlichte [[Simone de Beauvoir]] das Werk ''[[Das andere Geschlecht]]. Sitte und Sexus der Frau'', in dem sie Hexen als den ältesten und abgegriffensten aller Mythen bezeichnet: Der Mann werde durch „das abgegriffene Vokabular der Feuilletonromane, in denen die Frau als Hexe, als Zauberin beschrieben wird“ angelockt und ausgesaugt. „Die verderbte Hexe stellt die Leidenschaft der Pflicht, den gegenwärtigen Augenblick der Einheit der Zeit entgegen, sie hält den Wanderer der Heimat fern, sie breitet Vergessen über ihn aus“.<br /> <br /> Gemäß einer Erhebung des Instituts für Demoskopie in Allensbach glaubten 1975 etwa zwei Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung an Hexen.&lt;ref&gt;[[Otto Prokop]]: ''Scheintod zwischen Glauben und Wirklichkeit.'' In: Tankred Koch: ''Lebendig begraben. Geschichte und Geschichten vom Scheintod.'' Edition Leipzig, 1990, ISBN 3-361-00299-0; Neudruck (Lizenzausgabe mit dem Titel ''Scheintod. Lebendig begraben'') Tosa Verlag, Wien 2002, S. 10–30, hier: S. 17–18.&lt;/ref&gt; 1975 schrieb [[Alice Schwarzer]] in ''„Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“'': Feministinnen sind „Mannweiber“, „Politfurien“ und „[[Brockenhexe]]n“. „Ich habe sehr schnell versucht, die Markierung als ‚Hexe vom Dienst‘ zu unterlaufen. Aus politischen Gründen, aber auch aus privaten: Eine solche Häme verletzt trotz allem Wissen um die Motive der Geifernden.“<br /> <br /> [[Emma Bonino]], [[Feminismus|Feministin]] und Politikerin, ehemalige [[EU-Kommission|EU-Kommissarin]], Angehörige der [[Partito Radicale|Radikalen Partei]] in [[Italien]], das Informationszentrum für [[Sterilisation]] und [[Abtreibung]]. Deshalb wurde sie 1975 von [[Papst Paul VI.]] als Hexe bezeichnet.<br /> <br /> In den 1970er Jahren demonstrierten italienische Frauen gegen das Abtreibungsverbot und liefen mit den Worten „Tremate, tremate, le streghe son tornate“ durch die Straße (''„Erzittert, erzittert, die Hexen sind zurückgekehrt“'').&lt;ref&gt;Silvia Bovenschen: ''Die aktuelle Hexe, die historische Hexe und der Hexenmythos. Die Hexe – Subjekt der Naturaneignung und Objekt der Naturbeherrschung.'' In: Gabriele Becker u.&amp;nbsp;a. (Hrsg.): ''Aus der Zeit der Verzweiflung. Zur Genese und Aktualität des Hexenbildes.'' 1995.&lt;/ref&gt; <br /> <br /> 1977 und 1978 gab es in Freiburg und 1981 in [[Kassel]] in der [[Walpurgisnacht]] Demonstrationen von Frauen gegen Vergewaltigung.<br /> <br /> [[Datei:Witchcraft beliefs around the world in the present.png|mini|350px|Hexenglaube weltweit, Bejahung der Frage: &lt;ref&gt;[https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0276872 Witchcraft beliefs around the world: An exploratory analysis], Boris Gershman, PLoS ONE 17(11): e0276872. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0276872, 23.November 2022&lt;/ref&gt;&lt;br&gt;''Glauben Sie an den bösen Blick oder daran, dass bestimmte Menschen Flüche oder Zaubersprüche aussprechen können, die jemandem etwas Schlimmes zustoßen lassen?'']]<br /> <br /> === Moderner Hexenglaube und moderne Hexenverfolgung ===<br /> {{Hauptartikel|Moderne Hexenverfolgung}}<br /> <br /> Moderner Hexenglaube und die damit an vielen Orten einhergehende Hexenverfolgung beschreibt soziale Strömungen nach dem Abflauen der [[Hexenverfolgung]] in der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] in Europa und Amerika.<br /> <br /> Der Glaube an Hexen und ihre Verfolgung als Personen, die vermeintlich Schadenzauber ausführen, sind in vielen Ländern und Kulturen&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Mandy De Waal |url=https://www.dailymaverick.co.za/article/2012-05-30-witch-hunts-the-darkness-that-wont-go-away/ |titel=Witch-hunts: The darkness that won’t go away |werk=dailymaverick.co.za |datum=2012-05-30 |sprache=en |abruf=2022-12-05}}&lt;/ref&gt;, z.&amp;nbsp;B. in Lateinamerika, Südostasien&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Salman Ravi |url=http://news.bbc.co.uk/2/hi/8315980.stm |titel=Village 'witches' beaten in India |werk=[[BBC News]] |datum=2009-10-20 |sprache=en |abruf=2018-04-12}}&lt;/ref&gt; und vor allem in Afrika&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Adam Nossiter |url=https://www.nytimes.com/2009/05/21/world/africa/21gambia.html |titel=Witch Hunts and Foul Potions Heighten Fear of Leader in Gambia |werk=[[The New York Times]] |datum=2009-05-20 |sprache=en |abruf=2018-04-12}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Thomas Veser, Ouagadougou |Titel=Burkina Faso: Die Seelenfresserinnen |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/burkina-faso-die-seelenfresserinnen-1491417.html |Abruf=2022-07-29}}&lt;/ref&gt;, auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts weiterhin gegeben. Seit 1960 sind Historiker [[Wolfgang Behringer]] zufolge vermutlich mehr Menschen wegen Hexerei hingerichtet oder umgebracht worden als während der gesamten europäischen Verfolgungsperiode.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Wolfgang Behringer, C. Müller |url=https://www.dw.com/de/hexenverfolgung-damals-und-heute/a-54472004 |titel=Hexenverfolgung damals und heute |hrsg=Deutsche Welle |datum=2020-08-10 |sprache=de |abruf=2022-12-05}}&lt;/ref&gt; Dort werden seit den 1990er-Jahren jährlich 100 bis 200 Fälle von Morden an vermeintlichen Hexen bzw. Zauberern berichtet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tansania-information.de/index.php?title=Unterst%C3%BCtzung_von_Alten,_Behinderten,_Kleinkindern,_Probleme_alter_Menschen_-_02/2007 |titel=Unterstützung von Alten, Behinderten, Kleinkindern, Probleme alter Menschen - 02/2007 – Tansania Information |werk=tansania-information.de |sprache=de |abruf=2022-07-29}}&lt;/ref&gt; Der Hexenglaube hat nach einigen Untersuchungen teilweise erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation eines Landes.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2022/11/wie-der-moderne-hexenglaube-unseren-wohlstand-gefaehrdet |titel=Wie der moderne Hexenglaube unseren Wohlstand gefährdet |werk=nationalgeographic.de |datum=2022-11-30 |sprache=de |abruf=2024-02-27}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Paganavebury.jpg|mini|Wicca-Zeremonie in Avebury, 2005]]<br /> [[Datei:Wiccan spouses.PNG|alt=Frau mit Blumenkranz und Mann mit Efeu in den Haaren, die sich küssen.|mini|hochkant|[[Handfasting]]]]<br /> [[Datei:Mother Earth- The Legend of Aataentsic.jpg|alt=Aus Pflanzen bestehende Statue einer Göttin|mini|[[Mutter Erde]] verkörpert die Natur]]<br /> <br /> == Modernes Hexentum ==<br /> Durch die Vorstellung, die Hexen seien eigentlich „weise Frauen“ gewesen, die von den Herrschenden verfolgt wurden, bietet der Hexentopos ein weites Spektrum der Identifikation für das [[Neuheidentum]] und die [[Esoterik]]szene. Der Begriff Hexe wird hierbei in positiver Weise neu verstanden. Als Hexe bezeichnen sich manche Frauen, die sich unter anderem mit Heilkräutern&lt;ref&gt;vgl. exemplarisch: Gerd Haerkötter, Marlene Haerkötter: ''Hexenfurz und Teufelsdreck. Liebes-, Heil- und Giftkräuter: Hexereien, Rezepte und Geschichten'' (mit einem Anhang ''Hexen heute'' von Elisabeth Haerkötter), 4. Auflage. Frankfurt am Main 1987.&lt;/ref&gt; und alten europäischen Religionen beschäftigen.&lt;ref&gt;Werner Tschacher: ''Hexe/Hexenmuster/Hexenverfolgung.'' In: [[Christoph Auffarth]], Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.): ''Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien.'' Bd. 2, J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, S. 38.&lt;/ref&gt; Auch Männer bezeichnen sich heute manchmal als „Hexer“. Im Modernen Hexentum gibt es verschiedenen Strömungen, die Traditionen genannt werden.<br /> <br /> === Naturspiritualität ===<br /> Die Natur wird in der Naturspiritualität als heilig oder sogar gottgleich angesehen, sie gilt als Ursprung allen [[Sein]]s, als allumfängliche lebensspendende Kraft.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Anna-Lena Wulf |url=http://www.hexenpfad.de/index.php/spiritualitaet/hexentum |titel=Hexentum |werk=Pfad der Hexen |sprache=de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20220214142846/http://www.hexenpfad.de/index.php/spiritualitaet/hexentum |archiv-datum=2022-02-14 |abruf=2022-02-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=[[Gerhard Schormann]] |Hrsg=[[Gerhard Müller (Theologe)|Gerhard Müller]] |Titel=Hexe |Sammelwerk=[[Theologische Realenzyklopädie]] |Band=15 |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2012 |ISBN=978-3-11-019098-4 |Seiten=298 ff.}}&lt;/ref&gt; <br /> Moderne „Hexen“ versuchen im Einklang mit der Natur zu leben und nutzen dazu verschiedene [[Psychologie|psychologische]] und [[Meditation|meditative]] Techniken, die im Hexentum häufig als [[Magie (Neopaganismus)|Magie]] bezeichnet werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Shina Edea |url=http://www.lilienhain.at/index.php?page=was-ist-eine-hexe |titel=Was ist eine Hexe |werk=Der Lilienhain |sprache=de |abruf=2022-02-04}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Shina Edea |url=http://www.lilienhain.at/index.php?page=fragen-zum-thema-hexe |titel=Häufige Fragen zum Thema Hexe |werk=Der Lilienhain |sprache=de |abruf=2022-02-04}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;:3&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Ronald Hutton |Titel=The Triumph Of The Moon: A History of Modern Pagan Witchcraft |Auflage=1. |Verlag=Oxford University Press |Datum=2001 |ISBN=0-19-285449-6 |Sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Für die meisten Rituale innerhalb des Hexentums werden keine künstlichen Dinge, sondern nur der eigene Körper und Gegenstände genutzt, die man entweder in der Natur finden kann oder die aus Dingen gefertigt wurden, die man in der Natur findet. Fast alle Rituale, [[Esbat|Andachten]] und [[Wicca-Jahreskreis|Festtage]] werden im Freien verbracht. In vielen Traditionen wird vorher andere Kleidung angelegt, um einen genauen Übergang vom Alltag in die ''magische Arbeit'' zu symbolisieren. Geburt, Leben und Tod, der Kreislauf von Tag und Nacht und der Wandel der Jahreszeiten werden als Naturwunder wahrgenommen und gefeiert. In Ritualen zu den Jahreskreisfesten wird der Natur unter anderem für ihre Gaben gedankt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Vivianne Crowley |Titel=Naturreligion - Was Sie wirklich darüber wissen müssen |Datum=1998 |ISBN=3-442-14111-7}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===Strömungen im Modernen Hexentum ===<br /> [[Wicca]] ist nicht nur ein spiritueller Pfad oder eine Lebensart, sondern auch eine Religion, die sich als neue Form einer heidnischen „Naturreligion“ der Hexen versteht. Die Traditionen des Wicca stammen vermutlich aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aus der Region des New Forest. Der Begriff Wicca wurde von Gardner etabliert, welcher die Traditionen schriftlich fixierte, zusammenfasste und so den Grundstein für den Wandel von einem spirituellen Pfad in eine organisierte Religion legte.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Patti Wigington |url=https://www.learnreligions.com/wicca-witchcraft-or-paganism-2562823 |titel=Wicca, Witchcraft or Paganism? |werk=Learn Religions |datum=2020-01-12 |sprache=en |abruf=2022-02-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Stregheria]] ist eine italienische Tradition des Hexentums, die erstmals 1899 schriftlich erwähnt wurde.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Charles Godfrey Leland |Titel=Aradia, or the Gospel of the Witches |Datum=1899 |Sprache=en}}&lt;/ref&gt; Seinen Ursprung hat Stregheria vermutlich im 14. Jahrhundert. Es orientiert sich sehr stark an [[Okkultismus|okkulten]] Vorstellung und ist dem Wicca sehr ähnlich, mit dem wesentlichen Unterschied, dass es keine Coven gibt und dass Göttin und Gott nicht nur als Sinnbilder, sondern als tatsächlich existent angesehen werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Raven Grimassi |url=http://ravengrimassi.com/notice.htm |titel=Common misunderstandings about my writings |werk=ravengrimassi.com |datum=2005 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20051106213921/http://ravengrimassi.com/notice.htm |archiv-datum=2005-11-06 |abruf=2022-02-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Keltisches Neuheidentum|Celtic Witches]] berufen sich speziell auf Wurzeln in der [[Kelten|keltischen]] Mythologie und Religion.<br /> <br /> == Hexenfiguren in Literatur und Volkskunde ==<br /> Die [[:Kategorie:Fiktive Hexe]] enthält literarische Figuren zeitgenössischer Literatur und Film. Weitere künstlerische Werke mit den Thema Hexerei sind in der [[:Kategorie:Hexerei in der Kultur]] zu finden.<br /> <br /> === Literatur ===<br /> [[Datei:HGRichter.jpg|mini|Hänsel und Gretel, [[Adrian Ludwig Richter|Ludwig Richter]]]]<br /> <br /> [[Märchen]] von Hexen finden sich zahlreich in der Sammlung der ''Kinder- und Hausmärchen'' der [[Brüder Grimm]]. Das bekannteste ist wohl das Märchen von [[Hänsel und Gretel]], in dem die Hexe mit allen Merkmalen dargestellt wird, die ihr der Volksglaube angedichtet hat. Unterstützt wurden die beiden von ihrem Bruder [[Ludwig Grimm]], der als Illustrator der ersten Auflage der Hexe ihr typisches Aussehen gab.<br /> <br /> Die literarischen und filmischen Verarbeitungen des Hexenmotivs sind zahllos und reichen von [[Shakespeare]]s ''[[Macbeth (Shakespeare)|Macbeth]]'' über [[Johann Wolfgang Goethe|Goethes]] ''[[Faust. Eine Tragödie|Faust]]'', [[Theodor Fontane|Fontanes]] ''[[Die Brück’ am Tay]]'' und [[Michail Bulgakow|Bulgakows]] ''[[Der Meister und Margarita]]'' bis etwa zum [[Sylvia Townsend Warner|Warners]]: ''[[Lolly Willowes]]''. Das traditionelle (Schreckens-)Bild der Hexe lebt in modernen Märchen wie ''[[Die Hexen von Eastwick|Hexen von Eastwick]]'' fort.<br /> <br /> Daneben zeigt sich jedoch eine neue Tradition positiver Hexenbilder in der Literatur. Während ''[[Die kleine Hexe]]'' bei [[Otfried Preußler]] (1957) wegen ihrer guten Taten noch zur Außenseiterin wird, kennen heutige Kinderbücher überwiegend „gute“ Hexen (''[[Bibi Blocksberg]]'', ''Lisbeth'', ''Zilly'', ''[[Charmed – Zauberhafte Hexen|Charmed]]'') oder lassen gute und böse Hexen gleichermaßen zu (''[[Harry Potter]]''). Der Begriff der Hexe hat hier seine frühere negative Bedeutung weitgehend eingebüßt.<br /> <br /> Die Hexe lebt oft in einem besonderen Hexenhaus. Im Märchen von Hänsel und Gretel ist es zum Beispiel ein Pfefferkuchenhaus. Die Hexe [[Baba Jaga]] lebt dagegen in einem Häuschen auf einem Hühnerbein, das sich drehen kann.<br /> <br /> === Folklore und Fasnachtshexen ===<br /> [[Datei:FunkenOberfallenberg12.jpg|mini|Strohhexenpuppe (''Funkenhexe'') an der Spitze eines [[Funkenfeuer|Fastnachtsfeuers]]]]<br /> <br /> Im [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]], wo für die [[Walpurgisnacht]] das Treffen der Hexen auf dem [[Blocksberg (Berg)|Blocksberg]] ([[Brocken]]) vermutet wurde, wird das folkloristische Hexen-Brauchtum weiter gepflegt.&lt;ref&gt;Deike Diening: [https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/walpurgisnacht-im-harz-wenn-hexen-und-teufel-kurtaxe-zahlen/9833000-all.html ''Walpurgisnacht im Harz – Wenn Hexen und Teufel Kurtaxe zahlen'']. tagesspiegel.de, 1. Mai 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Bereich der [[Schwäbisch-alemannische Fastnacht|schwäbisch-alemannischen Fastnacht]] wie auch in der tirolischen [[Fastnacht]] treten [[Fastnachtshexe]]n auf, die sich im 20. Jahrhundert vor allem im schwäbisch-alemannischen Raum inflationär vermehrt haben. Viele Hexenzünfte beziehen sich ausdrücklich auf die Hexenverfolgung der Frühen Neuzeit.<br /> <br /> === Hexenfiguren in verschiedenen Kulturen ===<br /> * ''[[Baba Jaga]]'', Hexe in der (ost)slawischen Mythologie und im Märchen<br /> * ''[[Vedmak]]'', slawische Mythologie<br /> * ''[[Jenny Greenteeth]]'', Flusshexe aus der englischen Folklore<br /> * ''[[Louhi]]'', Hexe des Nordlands im finnischen [[Kalevala]]-Mythos<br /> * ''[[Ragana]]'', litauische und lettische Hexe<br /> * ''[[Yamauba]]'', japanische Berghexe<br /> * ''[[Yuki Onna]]'', japanische Schneehexe<br /> * ''Grýla'', isländische Hexenfigur<br /> <br /> == Literatur ==<br /> &lt;!-- Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet --&gt;<br /> * Gabriele Becker u.&amp;nbsp;a. (Hrsg.): ''Aus der Zeit der Verzweiflung. Zur Genese und Aktualität des Hexenbildes.'' 9. Auflage. Edition Suhrkamp. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995, ISBN 978-3-518-10840-6.<br /> * [[Wolfgang Behringer]]: ''Hexen und Hexenprozesse in Deutschland.'' dtv, München 1993, {{falsche ISBN|3-432-02957-9}}.<br /> * Wolfgang Behringer: ''Hexen: Glaube, Verfolgung, Vermarktung.'' 6., durchgesehene Auflage, C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-41882-2.<br /> * [[Johannes Dillinger]]: ''Hexen und Magie. Eine historische Einführung''. Campus, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-593-38302-6.<br /> * [[Richard van Dülmen]] (Hrsg.): ''Hexenwelten. Magie und Imagination vom 16.–20. Jahrhundert.'' Frankfurt am Main 1987.<br /> * [[Marco Frenschkowski]]: ''Die Hexen. Eine kulturgeschichtliche Analyse.'' (MarixWissen). Marix, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-86539-965-6.<br /> * [[Gilbert G. Groud]]: ''Magie Noire. Über Hexenglauben in Afrika.'' Albin Michel, Paris 2003, ISBN 2-226-13642-8.<br /> * Ronald Hutton: ''The Witch: A History of Fear, from Ancient Times to the Present.'' Yale University Press, New Haven 2017, ISBN 978-0-300-22904-2.<br /> * ''Hexen.'' In: ''[[Lexikon des Mittelalters]].'' Band 4, Sp. 2201–2204.<br /> * NN: ''Hexen – Analysen, Quellen, Dokumente.'' Elektronische Ressource (CD-ROM), [[Directmedia Publishing]], Berlin 2004, ISBN 3-89853-493-6.<br /> * Matthias Pöhlmann (Hrsg.): ''Neue Hexen. Zwischen Kult, Kommerz und Verzauberung.'' (EZW-Texte. Bd. 186). Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin 2006, {{ISSN|0085-0357}}.<br /> * David Pickering: ''Lexikon der Magie und Hexerei''. Aus dem Englischen übersetzt von Regina van Treeck. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0323-1.<br /> * Felix Wiedemann: ''Germanische Weise Frau, Priesterin, Schamanin. Das Bild der Hexe im Neuheidentum''. In: [[Uwe Puschner]], G. Ulrich Großmann (Hrsg.): ''Völkisch und national. Zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert.'' (= ''Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums.'' Band 29). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-534-20040-5, S. 266–279.<br /> * Hans-Jürgen Wolf: ''Hexenwahn und Exorzismus. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte''. Historia Verlag, Kriftel 1980, ISBN 3-9800257-0-5.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Witches|Hexen}}<br /> {{Wikisource|Hexenwesen}}<br /> {{Wiktionary}}<br /> {{Wikiquote}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4024799-5}}<br /> <br /> [[Kategorie:Hexenverfolgung| Hexe]]<br /> [[Kategorie:Hexe| ]]<br /> [[Kategorie:Rolle (Magie)]]<br /> [[Kategorie:Schimpfwort (Frau)]]<br /> [[Kategorie:Glaubenspraxis]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Trumpismus&diff=256519779 Trumpismus 2025-05-31T13:00:19Z <p>Michael.alexander.kaufmann: </p> <hr /> <div>'''Trumpismus''' ist die politische [[Ideologie]] hinter dem [[Parteiprogramm|Programm]] („Agenda“) und dem Regierungsstil [[Donald Trump]]s.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bbc.com/news/world-us-canada-42738881 |titel=What is Trumpism? |autor=Jon Sopel |hrsg=BBC News |datum=2018-01-20 |zugriff=2018-07-03 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Der Begriff ''Trumpismus'' kam während des [[Präsidentschaftswahlkampf Donald Trump 2015/16|Präsidentschaftswahlkampfs 2016]] auf. Er bezeichnet eine [[Populismus|populistische]] politische Methode, die auf komplexe politische, wirtschaftliche und soziale Probleme einfache Antworten suggeriert. Es soll die Verlierer der zunehmenden [[Soziale Ungleichheit|sozialen Ungleichheit]] mobilisieren und „die [[Elite]]n“, das politische Establishment verächtlich machen. Als Spielart der [[Postfaktische Politik|postfaktischen Politik]] legt der Trumpismus keinen Wert auf den Wahrheitsgehalt politischer Aussagen, so lange sie der emotionalen Mobilisierung der eigenen Zielgruppen dient. Ideologisch ist sie rechtskonservativ-nationalistisch akzentuiert,&lt;ref&gt;Vgl. Johannes Kuhn: [http://www.sueddeutsche.de/1.3648311 ''Wer Amerika nach rechts rückte''], in: ''Süddeutsche Zeitung'', 2. September 2017; Adam Serwer: [https://www.theatlantic.com/politics/archive/2017/11/the-nationalists-delusion/546356/ ''The Nationalist's Delusion''], in: ''[[The Atlantic]]'', 20. November 2017.&lt;/ref&gt; wobei Trumps Politikstil auch Züge des [[Autoritarismus]] aufwies.&lt;ref&gt;Lee Drutman, Larry Diamond, Joe Goldman: [https://www.nytimes.com/2018/03/15/opinion/trump-republicans-authoritarianism.html ''Is Trump Giving Authoritarianism a Bad Name?''], in: ''[[The New York Times]]'', 15. März 2018; Greg Sargent: [https://www.washingtonpost.com/blogs/plum-line/wp/2017/10/26/the-trump-authoritarian-cult/ ''The Trump authoritarian cult''], in: ''[[The Washington Post]]'', 26. Oktober 2017.&lt;/ref&gt; In einem Interview mit der Welt äußerte der Journalist George Packer, dass der Begriff Trumpismus kaum auf [[Nationalkonservatismus|konservativ-nationalistische]] oder national-[[Populismus|populistische]] Bewegungen anderer Länder (etwa Ungarn, Frankreich oder Deutschland) angewandt werde, da neben den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] kein anderes Land auch nur annähernd ähnliche Voraussetzungen aufweise: neben einer enormen wirtschaftlichen wie militärischen Stärke und Unabhängigkeit eine extreme [[soziale Ungleichheit]], eine traditionelle [[Religionsfreiheit in den Vereinigten Staaten|Religionsfreiheit]] bzw. fehlende [[Feudalismus|feudale]] Vergangenheit&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/politik/ausland/plus231876853/George-Packer-Wenn-dieser-Tag-jemals-kommt-wird-es-sich-wie-der-Tod-anfuehlen.html |titel=George Packer: „Wenn dieser Tag jemals kommt, wird es sich wie der Tod anfühlen“ - WELT |datum=2021-06-21 |sprache=de |abruf=2024-08-19}}&lt;/ref&gt; sowie das noch aus dem Ende des [[18. Jahrhundert]]s stammende [[2. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten|Second Amendment]].<br /> <br /> == Inhalte ==<br /> Außenpolitisch wird im Sinne von Trumps ''[[America First]]'' eine [[Unilateralismus|unilaterale]] gegenüber einer [[Multilateralismus|multilateralen]] Politik bevorzugt und nationale Interessen werden besonders hervorgehoben, auch im Rahmen von Wirtschaftsverträgen und Bündnisverpflichtungen.&lt;ref&gt;Peter Rudolf: [https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2017A10_rdf.pdf ''US-Außenpolitik unter Präsident Trump''], Stiftung für Wissenschaft und Politik; Thomas Assheuer: [https://www.zeit.de/2018/21/donald-trump-weltordnung-claremont-philosophie-leo-strauss/komplettansicht ''Donald Trump: Das Recht bin ich''], in: Zeit Online, 16. Mai 2018.&lt;/ref&gt; Wiederholt ließ Trump eine Geringschätzung gegenüber Kanada sowie den transatlantischen Partnern ([[NATO]] und [[Europäische Union]]) erkennen, die bis dahin als wichtigste Verbündete der Vereinigten Staaten galten.&lt;ref&gt;Julianne Smith, Jim Townsend: [https://www.foreignaffairs.com/articles/europe/2018-07-09/nato-age-trump ''NATO in the Age of Trump''], in: ''Foreign Affairs'', 9. Juli 2018; Ishaan Tharoor: [https://www.washingtonpost.com/news/worldviews/wp/2018/07/11/trumps-nato-trip-shows-america-first-is-america-alone/ ''Trump’s NATO trip shows ‘America First’ is ‘America Alone’''], in: ''The Washington Post'', 11. Juli 2018.&lt;/ref&gt; Kennzeichnend für die Außenpolitik ist des Weiteren eine Vorliebe für [[autokratisch]]e Herrscher, insbesondere für den russischen Präsidenten [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Wladimir Putin]], den Trump schon vor seinem Amtsantritt&lt;ref&gt;[https://edition.cnn.com/2016/07/28/politics/donald-trump-vladimir-putin-quotes/ Timeline: Donald Trump's praise for Vladimir Putin]&lt;/ref&gt; und während des [[Gipfeltreffen in Helsinki (2018)|Gipfeltreffens in Helsinki]] häufig lobte.&lt;ref&gt;[https://www.sueddeutsche.de/politik/gipfel-reaktionen-trumps-partei-mault-und-bleibt-folgsam-1.4057834 Trump und Putin: Republikaner üben leichte Kritik]&lt;/ref&gt; Innenpolitisch stehen eine Begrenzung der [[Einwanderung|Zuwanderung]], die [[innere Sicherheit]] und eine restriktive [[Drogenpolitik]] im Vordergrund.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.de/consent/tcf/story/3000000205820/nayib-bukele-der-kleine-trump-el-salvadors |titel=Nayib Bukele, der &quot;kleine Trump&quot; El Salvadors |sprache=de-AT |abruf=2024-08-18}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Wirtschaftspolitisch verspricht der Trumpismus neue Arbeitsplätze und mehr Investitionen im Inland.&lt;ref&gt;John Harwood: [https://www.nytimes.com/2017/01/20/opinion/why-trumpism-may-not-endure.html ''Why Trumpism May Not Endure.''] In: ''The New York Times'', 20. Januar 2017.&lt;/ref&gt; Trumps harte Linie gegenüber Exportüberschüssen amerikanischer Handelspartner führte 2018 zu einer angespannten Lage mit gegenseitig verhängten Strafzöllen zwischen den USA auf der einen und der EU und China auf der anderen Seite.&lt;ref&gt;Richard Partington: [https://www.theguardian.com/business/2018/jul/07/trump-trade-war-china-us-products ''Trump’s trade war: what is it and which products are affected?''], in: ''[[The Guardian]]'', 7. Juli 2018.&lt;/ref&gt; Trump sichert sich die Unterstützung seiner politischen Basis, die mit der bisherigen Entwicklung in den USA unzufrieden ist, mit einer Politik, die [[Nationalismus]], Anti-[[Elitarismus|Elitismus]] und [[Globalisierungskritik]] stark betont.&lt;ref&gt;Jack Thompson: ''Den Trumpismus verstehen: Die Außenpolitik des neuen amerikanischen Präsidenten.'' In: ''Sirius – Zeitschrift für Strategische Analysen'', Heft 1(2), 2017, S. 109–115 ([https://www.degruyter.com/downloadpdf/j/sirius.2017.1.issue-2/sirius-2017-0026/sirius-2017-0026.pdf online]).&lt;/ref&gt; <br /> <br /> Laut Jeff Goodwin, Soziologe an der [[New York University|Universität New York]], ist der Trumpismus durch fünf Schlüsselelemente gekennzeichnet:&lt;ref&gt;[https://edition.cnn.com/2020/11/09/politics/what-matters-november-9/index.html How the Trump administration's roadblocks could cause problems for Biden]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * [[Gesellschaftspolitischer Konservatismus]], wie er zum Ausdruck kommt in Trumps Anti-Abtreibungs- und Anti-[[LGBT]]-Politik<br /> * [[Neoliberal]]er [[Kapitalismus]], gekennzeichnet durch Steuersenkungen für Reiche und Deregulierung<br /> * [[Protektionismus|Wirtschaftsnationalismus]], der nicht zwingend politisch weit rechts steht, aber wie im Falle Trumps so gesteuert werden kann<br /> * [[Nativismus (Sozialwissenschaften)|Nativismus]] in Form von Rhetorik gegen Einwanderer<br /> * [[Nationalismus]], unterstrichen durch die Weigerung, rassistische Gruppen wie die [[Proud Boys]] abzulehnen.<br /> <br /> == Bezug ==<br /> Rhetorisch zeichnen den Trumpismus eine [[Chauvinismus|chauvinistische]] Einstellung gegenüber Frauen und Minderheiten sowie eine Ablehnung des politischen [[Establishment]]s aus.&lt;ref&gt;Ben Tarnoff: [https://www.theguardian.com/us-news/2016/nov/09/us-election-political-movement-trumpism ''The triumph of Trumpism: the new politics that is here to stay.''] In: ''The Guardian'', 9. November 2016.&lt;/ref&gt; Trump agiert rhetorisch außerdem nachgewiesenermaßen mit einer großen Anzahl von falschen oder zumindest irreführenden Aussagen, die er als [[Tatsache]]n darstellt.&lt;ref&gt;Glenn Kessler, Meg Kelly: [https://www.washingtonpost.com/news/fact-checker/wp/2018/01/10/president-trump-has-made-more-than-2000-false-or-misleading-claims-over-355-days/ ''President Trump has made more than 2,000 false or misleading claims over 355 days''], in: ''The Washington Post'', 10. Januar 2018.&lt;/ref&gt; In diesem Sinne wird ein Großteil der Medien aufgrund ihrer daraus resultierenden kritischen Berichterstattung von Trump abwertend als ''Fake News'' bezeichnet, während er sich lange vor allem auf den konservativen Sender [[Fox News Channel]] stützte, auf dem einflussreiche Moderatoren wie [[Sean Hannity]] seine Politik medial unterstützten.&lt;ref&gt;Jason Schwartz: [https://www.politico.com/story/2018/07/13/trump-media-cnn-fox-fake-news-719279 ''Trump opens rift in press corps as he disses CNN as ‘fake’ and Fox News as ‘real’''], in: ''Politico'', 13. Juli 2018.&lt;/ref&gt; Dem Präsidenten [[El Salvador|El Salvadors]] [[Nayib Bukele]] brachte sein harsches Vorgehen gegen die berüchtigte [[Bandenkriminalität]] seines Landes den Spitznamen ''el trumpito'' („kleiner Trump“) ein.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.de/consent/tcf/story/3000000205820/nayib-bukele-der-kleine-trump-el-salvadors |titel=Nayib Bukele, der &quot;kleine Trump&quot; El Salvadors |sprache=de-AT |abruf=2024-08-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> ''Die folgenden Ausführungen beziehen sich noch auf die erste Amtszeit Trumps''<br /> <br /> Der amerikanische Historiker [[Robert Paxton]] bewertet den Trumpismus aufgrund der [[xenophob]]en Programmatik, der wiederholten Thematisierung des nationalen Niedergangs, den es zu bekämpfen gelte, und der angewandten rhetorischen Stilmittel als [[Protofaschismus|protofaschistisch]]. [[Stanley Payne]] stuft ihn nicht als faschistisch, sondern [[Reaktion (Politik)|reaktionär]] ein, während der britische Historiker [[Roger Griffin]] die Definition für [[Faschismus]] als nicht erfüllt ansieht, da Trump das [[Politisches System der Vereinigten Staaten|politische System der Vereinigten Staaten]] nicht in Frage stellt (dies galt zumindest für seine erste Amtszeit) beziehungsweise dessen demokratische Institutionen nicht abschaffen will. Erkennbar sei aber eine Geringschätzung des vertrauten politischen Systems sowohl in der Innen- wie der Außenpolitik. Der argentinische Historiker [[Federico Finchelstein]] sieht bedeutsame Schnittmengen zwischen [[Peronismus]] und Trumpismus.&lt;ref&gt;Federico Finchelstein: ''From Fascism to Populism in History''. University of California, Oakland 2017, ISBN 978-0-520-96804-2, [https://books.google.de/books?id=jkwsDwAAQBAJ&amp;pg=PA11 S. 11–13].&lt;/ref&gt; Der Historiker [[Christopher Browning]] betrachtet die Langzeitfolgen von Trumps Politik, die starke autoritäre Züge aufweist, und der diesbezüglichen Unterstützung, die er dafür von der Republikanischen Partei erhält und die das politische Klima nachhaltig vergiftet hat, für potentiell demokratiegefährdend.&lt;ref&gt;Christopher Browning: ''[https://www.nybooks.com/articles/2018/10/25/suffocation-of-democracy/ The Suffocation of Democracy].'' In: ''The New York Review of Books'' Vol. 65, Number 16 (2018). Zitat ebd.: ''Trump is not Hitler and Trumpism is not Nazism, but regardless of how the Trump presidency concludes, this is a story unlikely to have a happy ending.''&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Politikwissenschaftler Walter Russell Mead ordnet den Aufstieg Trumps auf dem Gebiet der [[Außenpolitik der Vereinigten Staaten|amerikanischen Außenpolitik]] in einen größeren historischen Kontext ein. Er sieht den Trumpismus als eine Wiederkehr des populistischen [[Jacksonian Democracy|Jacksonianismus]] der 1830er Jahre, der sich durch Nationalismus ausgezeichnet und sich für auswärtige Angelegenheiten nur interessiert habe, wenn er die nationalen Interessen bedroht gesehen habe. Von daher habe Trump seinen Erfolg auch der zunehmenden Unpopularität der Außen- und Interventionspolitik zu verdanken, die seit Jahrzehnten von republikanischen und demokratischen Administrationen verfolgt worden sei und eine liberale Weltordnung angestrebt habe. Dieser in der Tradition von [[Alexander Hamilton]] und [[Woodrow Wilson]] stehende liberale [[Internationalismus]] der Vereinigten Staaten habe durch die Wahl Trumps eine Absage erhalten.&lt;ref&gt;Vgl. dazu Walter Russell Mead: [https://www.foreignaffairs.com/articles/united-states/2017-01-20/jacksonian-revolt ''The Jacksonian Revolt:American Populism and the Liberal Order.''] In: ''[[Foreign Affairs]].'' Vol. 96, No. 2, März/April 2017, S. 2–7.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der deutschsprachigen Debatte wird der Begriff oft im Zusammenhang mit der Vertrauenskrise in Politik und Medien verwendet. Er bezeichnet dann die Strategie meist rechter politischer Akteure, diese Krise zu schüren, um von ihr zu profitieren.&lt;ref&gt;[[Dorothée de Nève]]: {{Webarchiv|url=http://hessenschau.de/politik/gastbeitrag-der-trumpismus-bedroht-die-demokratie-auch-in-hessen,gastbeitrag-trump-100.html |wayback=20170412142723 |text=„Der Trumpismus bedroht die Demokratie auch in Hessen.“ |archiv-bot=2023-01-24 06:21:17 InternetArchiveBot }} In: ''Hessenschau'', 10. November 2016; [[Georg Seeßlen]]: [http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/-a-1133299.html ''Sprachattacke der Rechtspopulisten: Trompeten des Trumpismus''.] In: ''[[Spiegel Online]]'', 2. Februar 2017.&lt;/ref&gt; Die Schweizer Politologin [[Regula Stämpfli]] fasst den Begriff jedoch weiter und definiert den Trumpismus – losgelöst vom Links-Rechts-Schema – als einen neuen Politikstil, in dem das Argument durch die Marke ersetzt, der politische Gegner als Feind begriffen und eine immer persönlicher geführte Auseinandersetzung immer häufiger über Massenmedien und soziale Medien geführt wird:<br /> <br /> {{Zitat |Text=TRUMPISMUS skandalisiert, unterhält, empört, spielt auf der Klaviatur der Gefühle und der Medien. TRUMPISMUS transformiert Zeichen in Weltpolitik. TRUMPISMUS politisiert vulgär, unaufrichtig und wertfrei. TRUMPISMUS ist der Ton unserer Zeit. |Quelle=Stämpfli 2018, Vorwort ([[Majuskel]]n im Original) |ref=&lt;ref&gt;Regula Stämpfli: '' Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt.'' Münsterverlag, Basel 2018, ISBN 978-3-905896-79-4.&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Die Philosophin [[Susan Neiman]] sieht im [[Poststrukturalismus]] eine philosophische Strömung, die das „postfaktische Zeitalter“ vorbereitet und damit dem Trumpismus den Boden bereitet habe. Demnach bestehe die [[Wirklichkeit]], wie sie etwa von [[Jacques Lacan]] und [[Michel Foucault]] vertreten werde und von rechten Meinungsführern in den USA rezipiert worden sei, „nur aus verschiedenen Erzählungen, die alle gleichwertig seien“. Demgegenüber ist Neiman der Meinung, dass „möglichst viele Narrative“ – untersucht und übereinander gelegt – doch in die Nähe der Wahrheit führten. Trumps Markenzeichen sei Schamlosigkeit. Wenn sich aber das Machtoberhaupt eines Staates entscheide, „dass Normen ihm egal sind, sickert die Schamlosigkeit in die politische Kultur hinein.“ Anlässlich Trumps Ausscheiden aus dem Amt zur Möglichkeit einer Rückabwicklung des eingetretenen Werteverfalls befragt, äußerte Neiman, [[Joe Biden]] und sein Kabinett könnten viel bewirken, doch brauche es auch eine [[Graswurzelbewegung]], „um die Integrität der Demokratie wiederherzustellen.“&lt;ref&gt;''„Die Schamlosigkeit ist der Kern des Trumpismus“. Die Philosophin Susan Neiman über den Ursprung des Postfaktischen, neue Wege in der Bildung und den Werteverfall in den USA.'' Interview in ''[[Der Tagesspiegel]]'', 20. Januar 2021, S. 22.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das britische ''Collins English Dictionary'' kürte ''Trumpism'' nach ''[[Brexit]]'' zu einem seiner „Wörter des Jahres 2016“: Laut der Jury bezeichnet der Begriff sowohl Trumps [[Ideologie]] als auch seine charakteristisch [[Provokation|provokativen]] Äußerungen.&lt;ref&gt;[https://www.collinsdictionary.com/word-lovers-blog/new/etymology-corner-collins-word-of-the-year-2016,324,HCB.html ''Etymology Corner – Collins Word of the Year 2016.''] In: ''Collinsdictionary.com'', 3. November 2016.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[David Frum]]: ''Trumpocracy''. Harper, New York City 2018, ISBN 978-0-06-279673-8.<br /> * [[E. J. Dionne]], [[Thomas E. Mann]], Norman Ornstein: ''One Nation After Trump: A Guide for the Perplexed, the Disillusioned, the Desperate, and the Not-Yet Deported''. St. Martin’s Press, New York City 2017, ISBN 978-1-250-16405-6.<br /> * John R. Hibbing: ''The Securitarian Personality: What Really Motivates Trump’s Base and Why It Matters for the Post-Trump Era.'' Oxford University Press, New York 2020, ISBN 978-0-19-009648-9.<br /> * [[John Komlos]] und [[Hermann Schubert (Wirtschaftswissenschaftler)|Hermann Schubert]]: ''Die Entwicklung sozialer Ungleichheit und Ihre politischen Implikationen in den USA.'' In: ''Wirtschaftsdienst. Zeitschrift für Wirtschaftspolitik'' 99 (Heft 3), 2019, S. 216–223; [[doi:10.1007/s10273-019-2421-0]]<br /> * Mark Leibovich: ''Thank You For Your Servitude: Donald Trump’s Washington and the Price of Submission.'' Bantam, New York 2022, ISBN 978-0-593-29631-8.<br /> * George H. Nash: ''American Conservatism and the Problem of Populism''. In: Roger Kimball (Hrsg.): ''Vox Populi: The Perils and Promises of Populism''. Encounter Books, New York 2017, ISBN 978-1-59403-958-4, S. 7–18.<br /> * Jared Yates Sexton: ''The People Are Going to Rise Like the Waters Upon Your Shore: A Story of American Rage.'' Counterpoint, Berkeley 2017, ISBN 978-1-61902-956-9.<br /> * [[Regula Stämpfli]]: '' Trumpism. Ein Phänomen verändert die Welt.'' Münsterverlag, Basel 2018, ISBN 978-3-905896-79-4.<br /> * Katherine Stewart: ''Money, Lies, and God: Inside the Movement to Destroy American Democracy.'' Bloomsbury, New York 2025, ISBN 978-1-63557-854-6.<br /> * [[Bob Woodward]]: ''Fear. Trump in the White House.'' Simon &amp; Schuster, New York 2018, ISBN 978-1-4711-8130-6.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Donald Trump]]<br /> [[Kategorie:Alt-Right]]<br /> [[Kategorie:Nationalismus]]<br /> [[Kategorie:Politisches Schlagwort]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Libertarismus&diff=212602577 Libertarismus 2021-06-02T09:31:27Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Direkte Übersetzung von der Englischen Version des Artikels. Die Hauptdefinition ist dort besser belegt, und die Diskussion ist ausgewogener und berücksichtigt plurale Standpunkte mit verschiedenen Quellen.</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|behandelt die Richtung der politischen Philosophie. Für die Position zur Willensfreiheit siehe [[Libertarismus (Philosophie des Geistes)]].}}<br /> [[Datei:Freiheitsstatue NYC full.jpg|mini|Die [[Freiheitsstatue]] ist ein häufig verwendetes Symbol libertärer Parteien, Medien und Gruppen.]]<br /> <br /> Der Libertarismus (von französisch: libertaire, &quot;freiheitsliebend&quot;; von lateinisch: libertas, &quot;Freiheit&quot;) ist eine politische Philosophie und Bewegung, welche die individuelle Freiheit als Kernprinzip hochhält.&lt;ref name=&quot;Boaz&quot;&gt;{{|title=Libertarianism|url=http://www.britannica.com/EBchecked/topic/339321/libertarianism|encyclopedia=Encyclopædia Britannica|author=Boaz, David|author-link=David Boaz|date=30 January 2009|access-date=21 February 2017|quote=[L]ibertarianism, political philosophy that takes individual liberty to be the primary political value.}}&lt;/ref&gt; Libertäre versuchen, Autonomie und politische Freiheit zu maximieren und betonen freie Assoziation, Wahlfreiheit, Individualismus und freiwillige Vereinigung.&lt;ref&gt;{{cite book|last=Woodcock|first=George|title=Anarchism: A History of Libertarian Ideas and Movements|orig-year=1962|year=2004|publisher=Broadview Press|location=Peterborough|isbn=9781551116297|page=16|quote=[F]or the very nature of the libertarian attitude—its rejection of dogma, its deliberate avoidance of rigidly systematic theory, and, above all, its stress on extreme freedom of choice and on the primacy of the individual judgement {{sic}}.|title-link=Anarchism (Woodcock book)}}&lt;/ref&gt; Libertäre teilen eine Skepsis gegenüber Autorität und staatlicher Macht, aber einige Libertäre divergieren im Umfang ihrer Opposition zu bestehenden wirtschaftlichen und politischen Systemen. &lt;ref name=&quot;Long1&quot;&gt;Long, Joseph. W (1996). &quot;Toward a Libertarian Theory of Class&quot;. ''Social Philosophy and Policy''. '''15''' (2): 310. &quot;When I speak of 'libertarianism' [...] I mean all three of these very different movements. It might be protested that LibCap [libertarian capitalism], LibSoc [libertarian socialism] and LibPop [libertarian populism] are too different from one another to be treated as aspects of a single point of view. But they do share a common—or at least an overlapping—intellectual ancestry.&quot;&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Carlson1&quot;&gt;Carlson, Jennifer D. (2012). &quot;Libertarianism&quot;. In Miller, Wilburn R., ed. ''The Social History of Crime and Punishment in America''. London: Sage Publications. [https://books.google.com/books?id=tYME6Z35nyAC&amp;pg=PA1006&amp;dq=right-libertarianism&amp;hl=it&amp;sa=X&amp;ved=0ahUKEwjVoNT9_uvlAhWN6aQKHWZ6AUUQ6AEINjAB#v=onepage&amp;q=There%20exist%20three%20major%20camps%20in%20libertarian%20thought%3A%20right-libertarianism%2C%20socialist%20libertarianism%2C%20and%20left-libertarianism%3B%20the%20extent%20to%20which%20these%20represent%20distinct%20ideologies%20as%20opposed%20to%20variations%20on%20a%20theme%20is%20contested%20by%20scholars.&amp;f=false p. 1006]. {{ISBN|1412988764}}. &quot;There exist three major camps in libertarian thought: right-libertarianism, socialist libertarianism, and left-libertarianism; the extent to which these represent distinct ideologies as opposed to variations on a theme is contested by scholars.&quot;&lt;/ref&gt; Verschiedene Schulen des libertären Denkens bieten eine Reihe von Ansichten bezüglich der legitimen Funktionen von staatlicher und privater Macht und fordern oft die Einschränkung oder Auflösung von sozialen Zwangsinstitutionen. Verschiedene Kategorisierungen wurden verwendet, um verschiedene Formen des Libertarismus zu unterscheiden. Gelehrte unterscheiden libertäre Ansichten über die Natur des Eigentums und des Kapitals, in der Regel entlang links-rechts oder sozialistisch-kapitalistischer Linien.&lt;ref name=&quot;Francis&quot;&gt;{{cite journal|last1=Francis|first1=Mark|title=Human Rights and Libertarians|journal=[[Australian Journal of Politics &amp; History]]|volume=29|issue=3|pages=462–472|date=December 1983|doi=10.1111/j.1467-8497.1983.tb00212.x|issn=0004-9522}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Dabei geht es vor allem darum, bis zu welchem Grad ein Staat jedem seiner Bürger Regeln setzen darf.&lt;ref name=&quot;BdP_Einführung&quot;&gt;[[Hermann Adam]]: ''Bausteine der Politik: Eine Einführung.'' Springer VS, ISBN 978-3-531-15486-2, S. 115.&lt;/ref&gt; Im [[Politisches Spektrum|politischen Spektrum]] ist der Libertarismus also der Gegensatz zu einer [[Autoritärer Staat|autoritären Politik]].&lt;ref name=&quot;TTofESD&quot; /&gt;<br /> <br /> Manche Autoren zeichnen die Libertarismus-Autoritarismus-Achse unabhängig von einer weiteren ideologischen Hauptachse, die sich auf die Skala [[Sozialismus|sozialistisch]] versus [[Kapitalismus|kapitalistisch]] bezieht und linken von rechtem Libertarismus unterscheidet.&lt;ref name=&quot;TTofESD&quot;&gt;[[Herbert Kitschelt]]: ''The Transformation of European Social Democracy.'' Cambridge University Press, 1994, S. 27.&lt;/ref&gt; Zwischen diesen herrscht vor allem Uneinigkeit über Eigentumsrechte sowie in der [[Naturrecht|naturrechtlichen]] oder [[Utilitarismus|utilitaristischen]] Begründung individueller Freiheit. Linke und rechte Strömungen innerhalb des Libertarismus unterschieden sich also durch ihre Auffassungen über die Grenzen und den Erwerb von Eigentumsrechten.&lt;ref name=&quot;StanfordEncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt;<br /> <br /> Innerhalb des Libertarismus existieren [[Minarchismus|minarchistische]] und [[Anarchismus|anarchistische]] Strömungen.&lt;ref name=&quot;Minimalstaat_S16&quot;&gt;[[Bodo Knoll]]: ''Minimalstaat: Eine Auseinandersetzung mit Robert Nozicks Argumenten.'' Mohr Siebeck Verlag, S. 16, Fn. 25.&lt;/ref&gt; Libertäre, die einen strikten Minimalstaat befürworten, unterscheiden sich von zwei weiteren Gruppen, die eine mehr oder weniger große Rolle der Regierung fordern: Den [[Anarchokapitalismus|Anarcho-Kapitalisten]], denen der Minimalstaat zu groß ist, und den [[Klassischer Liberalismus|Klassisch-Liberalen]], die eine gewisse Offenheit für die Bereitstellung öffentlicher Güter seitens des Staates einräumen.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt;<br /> <br /> Der um 1860 in Frankreich entstandene Ausdruck libertär für [[kommunistischer Anarchismus|Anarcho-Kommunisten]] konnte sich vor allem im englischen Sprachraum durchsetzen und gilt heute als ein etwas weiter gefasstes, im Grunde aber gleichwertiges Synonym für anarchistisch.&lt;ref&gt;[[Horst Stowasser]]: ''Freiheit Pur.'' Eichborn-Verlag, Frankfurt am Main, Juli 1995, Kapitel 2, S. 20.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> <br /> &lt;!-- Ursprünge des Wortes Libertarismus ---&gt;Mitte des 19. Jahrhunderts wurde unter Libertarismus (''libertarianism'') in England die philosophische Auffassung von der [[Willensfreiheit]] verstanden.&lt;ref name=&quot;CollinsDictionary1849&quot;&gt;[[Henry George Collins]]: ''Libertarianism.'' In: ''A new universal etymological technological, and pronouncing dictionary of the English language.'' 1849.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die erste politische Verwendung des Ausdrucks „libertär“ stammt von dem [[Anarchismus|Anarchisten]] [[Joseph Déjacque]]. In einem Brief an [[Pierre-Joseph Proudhon]] warf er den bürgerlichen Anarchisten [[Sexismus|Frauenverachtung]] und Wirtschaftsliberalismus vor ({{&quot;|Sprache=fr|Anarchiste juste-milieu, libéral et non LIBERTAIRE, vous voulez le libre échange pour le coton et la chandelle, et vous préconisez des systèmes protecteurs de l'homme contre la femme, dans la circulation des passions humaines|ref=&lt;ref name=&quot;Brief&quot;&gt;[[Joseph Déjacque]]: [http://joseph.dejacque.free.fr/ecrits/lettreapjp.htm ''Letter to P. J. Proudhon''] (französisch)&lt;/ref&gt;}}) und gründete ein Jahr später die anarcho-kommunistische Zeitschrift ''[[Le Libertaire]]''.<br /> <br /> &lt;!-- Eigentumsverfechter ---&gt;Seit Mitte der 1950er Jahre wurde der Begriff insbesondere in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] von Eigentumsverfechtern benutzt.&lt;ref name=&quot;works.bepress.com&quot;&gt;[[Karl Widerquist]]: [http://works.bepress.com/cgi/viewcontent.cgi?article=1007&amp;context=widerquist ''Libertarianism.''] In: ''The International Encyclopedia of Public Policy.'' 2008.&lt;/ref&gt; Mit der US-amerikanischen [[Bürgerrechtsbewegung]] in den 1950er Jahren wurde der Fokus bei der Verfassungsentwicklung von negativen Abwehrrechten und bürgerlicher Privatautonomie hin zu Emanzipation von Minderheiten und Sozialstaatlichkeit gelegt. Anders als im 19. Jahrhundert sollte die Regierung sich nicht länger nur auf die bloße Sicherstellung der Rechte beschränken („[[Nachtwächterstaat]]“), sondern aktiv in die Gesellschaft eingreifen. Das Wort „liberal“ wurde in den USA damit mit [[Politische Linke|linker Politik]] in Verbindung gebracht, welche die liberale Minimalstaatsphilosophie ablehnte und [[Freiheit]] im Sinne [[Negative und positive Freiheit|positiver Freiheit]] stärker auf soziale und kulturelle [[Emanzipation]] von Benachteiligten abzielte.<br /> <br /> Die ''Libertären'' der USA berufen sich weiterhin auf Vertreter des [[Klassischer Liberalismus|Klassischen Liberalismus]] der [[Aufklärung]]. Zentral sind die [[Eigentumstheorie]] von [[John Locke]]&lt;ref name=&quot;PuL_S26&quot;&gt;Julian Nida-Rümelin: ''Philosophie und Lebensform.'' Vandenhoeck &amp; Ruprecht, 2010, S. 26.&lt;/ref&gt; sowie die moralische und ökonomische Lehre von [[Adam Smith]]. In den USA als ''libertarian'' bezeichnete Positionen wären im deutschen Kontext daher oft schlicht als [[Wirtschaftsliberalismus|„wirtschaftsliberal“]] zu übersetzen.&lt;ref name=&quot;Umbruch&quot;&gt;[[Heinrich Bedford-Strohm]]: ''Kontinuität und Umbruch im deutschen Wirtschafts- und Sozialmodell.'' Gütersloher Verlagshaus, 2007, ISBN 978-3-579-08050-5, S. 131.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der amerikanische Sprachwissenschaftler und Philosoph [[Noam Chomsky]] bezeichnete sich zur Abgrenzung deshalb wiederholt als ''libertarian socialist'', wobei er den Bedeutungswandel des Begriffs ''libertarian'' kritisiert.&lt;ref name=&quot;Chomsky&quot;&gt;[http://westernstandard.blogs.com/shotgun/2008/12/question-period.html ''Question Period: Noam Chomsky on being censored, CHRC censorship, Ayn Rand, Robert Nozick and libertarianism.''] In: ''[[Western Standard]].'' vom 8. Dezember 2008.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> „Libertär“ wurde als Adjektiv für anarchistische und sozialistische Utopien verwendet und erst später im klassisch-liberalen Kontext aufgegriffen.&lt;ref name=&quot;Minimalstaat_S10&quot;&gt;Bodo Knoll: ''Minimalstaat: Eine Auseinandersetzung mit Robert Nozicks Argumenten.'' Mohr Siebeck Verlag, S. 10.&lt;/ref&gt; &lt;!-- Ursprünge des Wortes Libertarianismus ---&gt;Ins Französische hielt die amerikanische Neudeutung als ''libertarianisme'' einen eigenen, von ''libertaire'' abgegrenzten Begriff. Auch im Deutschen findet sich mit Libertarianismus ein Lehnwort zum amerikanischen ''Libertarianism''.<br /> <br /> &lt;!--- Österreichische Schule---&gt;Zusätzlich flossen Positionen der [[Österreichische Schule|Österreichischen Schule]] der Ökonomie auf die Begriffsbildung ein. [[Ludwig von Mises]] grenzte hierbei allerdings den Libertarianismus&lt;ref name=&quot;GuG_S72&quot;&gt;[[Frieder Neumann]]: ''Gerechtigkeit und Grundeinkommen'', LIT Verlag Münster, 2009, S. 72.&lt;/ref&gt; von anarchistischen Motiven ab, weswegen Liberale eine anarchistische Bezugnahme kritisieren.&lt;ref name=&quot;TGdWuG_Pies&quot;&gt;[[Ingo Pies]]: ''Theoretische Grundlagen demokratischer Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik – Der Ansatz von Ludwig von Mises.'' Diskussionspapier Nr. 2009–9 des Lehrstuhls für Wirtschaftsethik an der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg]], Fn. 6.&lt;/ref&gt; Auch [[Friedrich August von Hayek]] hat auf die freiheitswahrende Funktion des Rechtsstaates (''rule of law'') verwiesen, die in einer anarcho-libertären Gesellschaft nicht mehr erfüllt werden könnte.&lt;ref name=&quot;hayek&quot;&gt;[[Drieu Godefridi]]: {{Webarchiv | url=http://www.fahayek.org/index.php?option=com_content&amp;task=view&amp;id=693 | wayback=20110726045150 | text=''The Anarcho-Libertarian Utopia – A Critique''}} In: ''[[ORDO – Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft|Ordo]].'' Band 56, 2005, S. 123 ff.&lt;/ref&gt;<br /> &lt;!-- Fehlt: Chicagoer Schule--&gt;<br /> &lt;!-- Fehlt: Objektivistische Philosophie--&gt;<br /> &lt;!-- Libertäres Denken in der Politik--&gt;<br /> &lt;!-- Libertäres Handeln in der Gesellschaft--&gt;<br /> Durch die Vernetzung zwischen Technologie und [[Popkultur]] ist libertäre Ideologie besonders sichtbar, so sorgte die [[Libertarian Futurist Society]] für jährlich vergebene libertäre und klassisch-freiheitliche Literaturpreise. Es gibt libertäre Weltraumprojekte. [[Transhumanismus|Transhumanisten]] zielen auf eine künstliche Veränderung des menschlichen Körpers, auch im Hinblick auf die [[Unsterblichkeit]]. [[Bionomik]] beschreibt ökonomische Prozesse mit biologischen Metaphern, wobei die Ergebnisse zu einer libertären Sichtweise kommen. Ebenso ist in der [[Informatik]] der libertäre Geist verbreitet, wie auch bei Waffenbesitzern.&lt;ref name=&quot;Telepolis&quot;&gt;[[Peter Mühlbauer]]: [https://www.heise.de/tp/features/Es-klingt-wie-eine-Mischung-aus-liberal-und-pubertaer-3442367.html ''Es klingt wie eine Mischung aus ‚liberal‘ und ‚pubertär‘.''] In: ''[[Telepolis]].'' 8. November 2000.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Überblick ==<br /> Wegen der zahlreichen unterschiedlichen Strömungen und Positionen lässt sich eine einheitliche Theorie des Libertarismus nicht darstellen, sondern lediglich unterschiedliche Varianten des Libertarismus.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot;&gt;[http://www.iep.utm.edu/libertar/ ''Artikel „Libertarianism“.''] In: ''[[Internet Encyclopedia of Philosophy]].''&lt;/ref&gt; Innerhalb des Libertarismus existieren einige unterschiedliche Strömungen, die einander zum Teil nicht als „libertär“ anerkennen.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt; Leitnorm ist dabei die Idee der [[Negative und positive Freiheit|negativen Handlungsfreiheit]].&lt;ref name=&quot;Moral&quot; /&gt;<br /> <br /> Ein von allen Gruppen des Libertarismus geteiltes grundsätzliches Postulat ist, dass jeder Mensch nur sich selbst gehört und nicht der Gemeinschaft und ein Recht auf [[Selbsteigentum]] hat. Das Individuum steht dabei immer vor dem Staat, hat Abwehrrechte gegenüber gewaltvollen Eingriffen anderer und [[Freiheit]] sei das einzige, was man von anderen einfordern könne. Robuste [[Eigentumsrecht]]e und wirtschaftliche Freiheit sind dabei zentral, woraus sich eine aus der freien Entwicklung getragene soziale Ordnung ergibt und nicht mit ihr im Streit liegt. Außerdem sollten aktuelle Staatsaufgaben aufgegeben oder auf private Hände übertragen werden.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt;<br /> <br /> Es gibt aber keine allumfassende Einigkeit über konkrete Eigentumsrechte sowie in der naturrechtlichen oder [[Utilitarismus|utilitaristischen]] Begründung individueller Freiheit. Insbesondere wird deshalb innerhalb des Libertarismus zwischen linken und rechten Strömungen unterschieden, die sich durch unterschiedliche Auffassungen über die Grenzen und den Erwerb von Eigentumsrechten unterscheiden.&lt;ref name=&quot;StanfordEncyclopediaPhilosophy&quot;&gt;[[Peter Vallentyne]]: [http://plato.stanford.edu/entries/libertarianism/ ''Libertarianism.''] In: ''[[Stanford Encyclopedia of Philosophy]].''&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bekannte historische Vertreter sind [[Friedrich August von Hayek]], [[Milton Friedman]], [[Roland Baader]], Ludwig von Mises und [[Murray Rothbard]].<br /> <br /> == Libertäre Richtungen ==<br /> Der libertäre Philosoph Roderick T. Long unterscheidet grundsätzlich zwischen libertärem Kapitalismus, libertärem Sozialismus und libertärem Populismus, drei unterschiedlichen sozialen Bewegungen, deren Gemeinsamkeit in erster Linie in der Bezugnahme auf ein zusammenhängendes oder zumindest überlappendes intellektuelles Erbe besteht.&lt;ref name=&quot;rtlong&quot;&gt;Roderick T. Long: ''Toward a Libertarian Theory of Class.'' In: Ellen Frankel Paul, Fred D. Miller, Jr, Jeffrey Paul (Hrsg.): ''Problems of Market Liberalism.'' Band 15, Social Philosophy and Policy, Teil 2, Cambridge University Press, 1998, ISBN 0-521-64991-9, S. 304.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Anarchokapitalismus ===<br /> [[Datei:Flag of Anarcho-capitalism.svg|mini|Einige anarchokapitalistische Gruppen verwenden die gold-schwarze Flagge als Symbol (z.&amp;nbsp;B. ''AnarkoKapitalistisk Front'' Schwedens)]]<br /> <br /> Der [[Anarchokapitalismus]] wird hauptsächlich von [[Murray N. Rothbard]] und [[David D. Friedman|David Friedman]] vertreten.&lt;ref name=&quot;AatL_S3&quot;&gt;[[Edward P. Stringham]]: ''Anarchy and the Law: The Political Economy of Choice.'' Hrsg.: The Independent Institute. Transaction Publishers, New Brunswick 2007, S. 3.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Rothbard zieht dabei den Schluss, dass alle dem Staat übertragenen, auch traditionellen Aufgaben wie innere und äußere Sicherheit dem [[Markt]] übertragen werden sollten. Im Gegensatz zum [[Klassischer Liberalismus|klassischen Liberalismus]], der eine Mindestausstattung staatlicher Institutionen als erforderlich ansieht, ist damit für diesen Libertarismus die Verwischung der Grenzen zwischen Liberalismus und Anarchismus kennzeichnend.&lt;ref name=&quot;LdöB_S529&quot;&gt;[[Hermann May (Wirtschaftswissenschaftler)|Hermann May]], [[Claudia Wiepcke]]: ''Lexikon der ökonomischen Bildung.'' Oldenbourg Verlag, 2012, S. 529.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Unter einer Anarchie des privaten Eigentums würden individuelle Rechte und Marktkräfte uneingeschränkt herrschen. Während Libertäre, die eine kleine Regierung möchten, diese Position halten, um Missbrauch zu vermeiden, sind die Anarchisten der Meinung, nur ganz ohne Staat sei dies möglich.&lt;ref name=&quot;AatL_S1&quot;&gt;Edward P. Stringham: ''Anarchy and the Law: The Political Economy of Choice.'' Hrsg.: The Independent Institute. Transaction Publishers, New Brunswick 2007, S. 1.&lt;/ref&gt; In der Vergangenheit funktionierten unterschiedliche private Rechtsordnungen, die in jeweiliger Konkurrenz zueinander standen, bereits, wie dies heute zu Zeiten internationalen Handels zuträfe. Außerdem habe es schon erfolgreiche private Sicherheitsdienste vor einer staatlichen Polizei gegeben, welche Kriminelle verfolgt hätten.&lt;ref name=&quot;AatL_S2&quot;&gt;Edward P. Stringham: ''Anarchy and the Law: The Political Economy of Choice.'' Hrsg.: The Independent Institute. Transaction Publishers, New Brunswick 2007, S. 2.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Linker Libertarismus ===<br /> Des Weiteren hat sich in den letzten Jahren aus der amerikanischen libertären Tradition eine Richtung entwickelt, die den Libertarismus als linke Philosophie versteht und Potential für eine breitere Unterstützung des Libertarismus in der traditionellen Linken sieht.&lt;ref&gt;Bodo Knoll: ''Minimalstaat: Eine Auseinandersetzung mit Robert Nozicks Argumenten.'' Mohr Siebeck, 2008, S. 13.&lt;/ref&gt; Zu den Vertretern eines linken Libertarismus gehören etwa [[Hillel Steiner]], [[Peter Vallentyne]] und [[Michael Otsuka]].&lt;ref name=&quot;StanfordEncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt; Diese linkslibertäre Diskussion knüpft sowohl an die liberale Tradition als auch an anarchistische Positionen an. Ein Unterschied zum Anarchismus besteht darin, dass Linkslibertäre nicht für eine Abschaffung des Eigentums eintreten, sondern für eine gerechtere Verteilung der natürlichen Ressourcen.&lt;ref name=&quot;works.bepress.com&quot; /&gt;<br /> <br /> Linkslibertäre Mutualisten wie [[Kevin Carson]] verstehen sich ebenfalls als Gegner von [[Gelenkte Volkswirtschaft|gelenkten Volkswirtschaften]] und machen die freie Marktwirtschaft gegen das Zusammenwirken von großen Unternehmen und Regierungen stark.&lt;ref&gt;George Reisman: ''Freedom is Slavery: Laissez-Faire Capitalism is Government Intervention: A Critique of Kevin Carson’s Studies in Mutualist Political Economy, Journal of Libertarian Studies.'' Band 20 (2006) S. 47.&lt;/ref&gt; [[Chris Sciabarra]] entwickelt einen dialektischen Libertarismus und wendet sich gegen den Paläolibertarismus, da eine libertäre Wirtschaftsordnung nicht mit einer konservativen Gesellschaftspolitik zu vereinbaren sei.&lt;ref&gt;Steve Horwitz: ''Review of Chris Matthew Sciabarra. (2000) Total Freedom: Toward a Dialectical Libertarianism.'' In: ''The Review of Austrian Economics.'' Band 17 (2004), S. 457, 459.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Linkslibertarismus]] hat sich aus dem [[Georgismus]], dem [[Mutualismus (Ökonomie)|Mutualismus]] und [[Individualanarchismus|individualanarchistischen]] Strömungen entwickelt und strebt eine Kombination aus [[Selbsteigentum]] und [[Verteilungsgerechtigkeit|gerechter Verteilung]] von [[Ressource]]n an.&lt;ref name=&quot;works.bepress.com&quot; /&gt; Hierbei wird der Gemeinschaft, zumindest im Vorfeld, ein gemeinsames Recht an natürlichen Ressourcen eingeräumt.&lt;ref name=&quot;Minimalstaat_S14&quot;&gt;[[Bodo Knoll]]: ''Minimalstaat: Eine Auseinandersetzung mit Robert Nozicks Argumenten.'' Mohr Siebeck Verlag, S. 14.&lt;/ref&gt; Derjenige Besitzer müsse eine Zahlung an die Gemeinschaft verrichten.&lt;ref name=&quot;StanfordEncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt;<br /> <br /> === Rechter Libertarismus ===<br /> Der [[Paläolibertarismus]] wurde in den Vereinigten Staaten von [[Lew Rockwell]] begründet. Ein bedeutendes Zentrum dieser Denkart ist das [[Ludwig von Mises Institute]] of Alabama, dessen ideologische Grundzüge auf Ideen [[Ayn Rand]]s und [[Murray Rothbard]]s aufbauen. Der Paläolibertarismus oder Libertäre Populismus&lt;ref name=&quot;rtlong&quot; /&gt; ist eine Mischung aus Libertarismus im Bereich der Politik und der Wirtschaft und kulturellem [[Konservatismus]] in gesellschaftlichen Fragen. Dieser gesellschaftliche Konservatismus grenzt die paläo-libertären von den anarcho-kapitalistischen Strömungen ab, bei welchen die persönliche und die wirtschaftliche Freiheit gleichermaßen im Vordergrund stehen. Murray Rothbard argumentiert, Libertarianismus sei nichts anderes als eine Neuformulierung der Überzeugungen der alten Rechten, welche die staatliche Intervention durch den [[New Deal]] im frühen 20. Jahrhundert ablehnte.&lt;!-- was nothing more than a restatement of the beliefs of the “Old Right”, which resolutely opposed the New Deal and any sort of foreign intervention in the early 20th century. --&gt;&lt;ref name=&quot;jtwp&quot; /&gt; In einem Aufsatz über [[Rechtspopulismus]] bedauerte Rothbard 1992 die Niederlage des Ku-Klux-Klan-Führers [[David Duke]] und warf den Medien eine Anti-Duke-Hysterie vor.&lt;ref&gt;[http://www.unz.org/Pub/RothbardRockwellReport-1992jan-00005 „Right-Wing Populism“ by Murray N. Rothbard, The Rothbard-Rockwell Report, January 1992 – UNZ.org]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einzelne Vertreter des rechten Libertarianismus betrachten die Demokratie als Staatsform kritisch. Murray Rothbard begründet dies damit, dass jeder Staat, auch ein demokratischer Verfassungsstaat, die natürlichen, individuellen Rechte verletze, da er letztlich eine monopolistische Erzwingungs- und Gewalteinrichtung sei. [[Hans-Hermann Hoppe]] sieht eine Monarchie als ein geringeres Übel an und begründet dies damit, der Staat sei im Privatbesitz und der Monarch habe ein persönliches Interesse am Wohlergehen seines Besitzes, während dies bei Politikern und Beamten in einer Demokratie nicht der Fall sei.&lt;ref&gt;Hans-Hermann Hoppe: ''Demokratie. Der Gott, der keiner ist.'' (2003) [http://www.hanshoppe.com/wp-content/uploads/publications/vorwort.pdf Vorwort zur deutschen Ausgabe] (PDF; 29&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; Hoppe betont allerdings, dass er Befürworter einer Form des Anarchokapitalismus ist und weder Monarchie, Demokratie noch irgendeine andere Staatsform für wünschenswert hält. Hoppe ist Mitherausgeber der Zeitschrift [[eigentümlich frei]], welche als Schnittpunkt zwischen Wirtschaftslibertarismus und der intellektuellen [[Neue Rechte|neuen Rechten]] gilt.<br /> <br /> In jüngerer Zeit ist in den Vereinigten Staaten eine Annäherung von Libertären und Rechtspopulisten zu beobachten, die jedoch eher auf dem gemeinsamen Feindbild der [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokraten]] aufbaut anstelle echter ideologischer Gemeinsamkeiten. Auch das in der Verfassung der Vereinigten Staaten verankerte [[Recht auf Waffenbesitz]] ist ein Anliegen beider Bewegungen. Die [[Tea-Party-Bewegung]] rekrutiert ihre Anhängerschaft neben Anhängern der Politik Ronald Reagans und der Tradition Barry Goldwaters auch aus dem libertären Lager.&lt;ref name=&quot;Amerikas Rechte gehts bis ans Limit&quot;&gt;Martin Kilian: [http://bazonline.ch/ausland/amerika/Amerikas-Rechte-geht-bis-ans-Limit/story/11491019 ''Amerikas Rechte geht bis ans Limit.''] In: ''[[Basler Zeitung]] Online.'' 15. April 2010.&lt;/ref&gt;<br /> Der Unternehmer und [[Donald Trump|Trump]]-Unterstützer [[Robert Mercer]] unterstützt sowohl das libertäre [[Cato Institute]], engagiert sich aber auch in der konservativen [[Heritage Foundation]] und dem ultrarechten Nachrichtenportal [[Breitbart News]].&lt;ref name=&quot;Nerd&quot;&gt;[http://www.tagesschau.de/ausland/usa-mercer-breitbart-101.html „Breitbart“-Mäzen Mercer: „Mehr Nerd als Politiker“ – tagesschau.de]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Matthew Sheffield, Autor der [[Washington Post]], sieht die rechtsextreme [[Alt-Right]] als durch den anarcho-kapitalistischen und paläolibertären Vordenker Murray Rothbard, insbesondere auf dessen Betrachtungen zu Rasse und Demokratie, beeinflusst und führt [[Donald Trump]]s brachiale Rhetorik auf [[Ron Paul]]s Präsidentschaftskandidatur 2008 zurück.&lt;ref&gt;[Sheffield, Matthew. „Where did Donald Trump get his racialized rhetoric? From libertarians.“ Washington Post.]&lt;/ref&gt; Bereits 1976 veröffentlichte das von den [[Koch Industries|Koch-Brüdern]] unterstützte, libertäre Magazin [[Reason (Zeitschrift)|Reason]] eine Artikelserie, die den Holocaust relativierte und sich positiv zur [[Apartheid]]sregierung in Südafrika äußerte.&lt;ref&gt;[https://pando.com/2014/07/24/as-reasons-editor-defends-its-racist-history-heres-a-copy-of-its-holocaust-denial-special-issue/ Pando: As Reason's editor defends its racist history, here's a copy of its holocaust denial „special issue“]&lt;/ref&gt; Anarchokapitalist Jeffrey Tucker betont jedoch den Widerspruch zwischen der individuellen Freiheit des Libertarismus und der Gruppenidentität und dem [[Tribalismus]] der Alt-Right.&lt;ref name=&quot;jtwp&quot;&gt;Tucker, Jeffrey (August 26, 2016). „Five Differences Between the Alt-Right and Libertarianism“. Foundation for Economic Education. Abgerufen am 7. September 2016.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Prominente Vertreter des Paläolibertarismus in den Vereinigten Staaten sind auch die [[Republikanische Partei|Republikaner]] [[Ron Paul|Ron]] und [[Rand Paul]]. In Polen vertritt der Politiker und Mitglied des [[EU-Parlament]]s [[Janusz Korwin-Mikke]] sowohl libertäre als auch [[sexistisch]]e/[[rassistisch]]e Ideen.&lt;ref&gt;Magdalena Mikulak: ''[http://blogs.lse.ac.uk/gender/2015/11/03/the-polish-parliamentary-elections-2015-a-gender-analysis/ The Polish Parliamentary Elections 2015: A Gender Analysis]''. In: ''Engenderings'', London School of Economics and Political Science, 3. November 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Praxis ließ bereits durch die von den [[Chicago Boys]] beeinflusste Wirtschaftspolitik [[Augusto Pinochet]]s in den 1970ern libertäre Züge erkennen. Der zu den Chicago Boys zählende [[José Piñera]] wechselte nach Ende des Pinochet-Regimes zum [[Cato Institute]].&lt;ref&gt;Juan Gabriel Valdés: ''Pinochet’s Economists: The Chicago School of Economics in Chile.'' Cambridge University Press, Cambridge 1995, ISBN 0-521-45146-9, S. 255.&lt;/ref&gt; In Brasilien ist [[Jair Bolsonaro]] durch vergleichbare Ideen beeinflusst.<br /> <br /> == Philosophie ==<br /> [[Datei:Ama-gi.svg|mini|Der sumerische Schriftzug [[Ama-gi]] für das Wort „Freiheit“ ist ein oft verwendetes Symbol Libertärer]]<br /> <br /> === Eigentum ===<br /> Für prominente Libertäre wie Rothbard und [[Jan Narveson]] läuft individuelle Freiheit auf Eigentumsrechte an sich selbst und an materiellen Gütern hinaus.&lt;ref&gt;Samuel Freeman: ''Illiberal Libertarians: Why Libertarianism Is Not a Liberal View.'' In: ''Philosophy and Public Affairs.'' Band 30 (2001), S. 105, 127.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Hinsichtlich der Berechtigung zu und des Erwerbs von privatem Eigentum gibt es innerhalb des Libertarismus unterschiedliche Auffassungen. Libertäre machen geltend, dass in der freien Gesellschaft, die sie für sich anstreben, Eigentum nur das Ergebnis freiwilliger Interaktion und keine politische [[Doktrin]] sein könne.<br /> <br /> Umstritten ist unter Libertären, inwiefern aus dem Prinzip des Selbsteigentums notwendig auch das Recht auf Privateigentum an materiellen Ressourcen folgt. Während viele Anarchokapitalisten unter Berufung auf [[Robert Nozick]] von einem naturrechtlich begründeten Eigentumsrecht ausgehen, bestreiten Linkslibertäre wie Hillel Steiner, Peter Vallentyne und Michael Otsuka, dass das Selbsteigentumsprinzip absolute Rechte auf Privateigentum an externen Gütern, insbesondere Land, begründen kann.&lt;ref&gt;[http://www.iep.utm.edu/libertar/#SH2cii Artikel ''Libertarianism.''] In: ''Internet Encyclopedia of Philosophy.'' mit Verweis auf: Steiner 1994; Vallentyne 2000; Otsuka 2003.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Gegensatz zu modernen [[Eigentumstheorien]], die zumeist von einem Bündel von Rechten ausgehen, die differenziert auf unterschiedliche Berechtigte aufgeteilt werden können, verstehen Libertäre wie Nozick oder Rothbard das Eigentum als absolutes und exklusives Recht, über eine Sache zu verfügen. Unter Libertären herrschen unterschiedliche Auffassungen darüber, inwiefern Eigentum an intellektuellen Ressourcen begründet werden kann.&lt;ref&gt;N. Stephan Kinsella: ''Against Intellectual Property.'' ''Journal of Libertarian Studies.'' Band 15, 2001, S. 1–53.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kritisch eingewendet wird oft gegen anarchokapitalistische Eigentumstheorien, dass Eigentum in einer Massengesellschaft nur durch einen Rechtsstaat als Gewaltmonopolist garantiert werden könne.&lt;ref&gt;Siehe z.&amp;nbsp;B. Drieu Godefridi: ''The Anarcho-Libertarian Utopia – A Critique.'' In: ''Ordo'' Band 56, 2005, S. 123 ff.&lt;/ref&gt; Der Eigentumsbegriff (sofern er Gerechtigkeit in dem Sinne einschließt, dass sich der Eigentümer sein Eigentum in irgendeiner Weise „verdient“ oder „erarbeitet“ haben soll) setzt in dieser Sichtweise das Vorhandensein eines Staates notwendigerweise voraus, um in einer Massengesellschaft überhaupt sinnvoll zu sein. [[Minarchismus|Minarchisten]] würden dieser Position zustimmen, während [[Anarchokapitalismus|Anarchokapitalisten]] darauf verweisen, dass im Verhältnis der Staaten zueinander eine ebensolche Situation besteht, dass es keinen obersten Gewaltmonopolisten gibt und friedliches Zusammenleben inklusive Eigentumsschutz offensichtlich möglich ist. Jedoch widerspricht diesem Argument das ständige Auftreten und Fortbestehen von intra- und internationalen Konflikten und Kriegen.<br /> <br /> === Staat ===<br /> Libertäre lehnen eingreifende [[Staat]]swesen grundsätzlich ab und fordern eine Reduktion des Staates auf seine Funktion zur Sicherstellung der Grundfreiheiten oder sogar eine völlige Abschaffung des Staatswesens.<br /> <br /> Dementsprechend sind die meisten Libertären [[Minarchismus|Minarchisten]], d.&amp;nbsp;h., sie betrachten einen minimalen Staat mit einer minimalen Steuerquote als notwendiges Übel für das Aufrechterhalten öffentlicher Institutionen zum Schutz von Bürgerfreiheiten und Eigentumsrechten, beispielsweise der Polizei, eines freiwilligen Militärs ohne Wehrpflicht und öffentlicher Gerichte.<br /> <br /> Im Gegensatz dazu erachten Anarchokapitalisten – wie z.&amp;nbsp;B. [[David D. Friedman]] oder [[Murray Rothbard]] – den Staat selbst als überflüssig bzw. verwerflich. Sie lehnen staatliche [[Steuer]]n, das staatliche [[Gewaltmonopol]] und staatliche Gesetzgebung vollständig ab und befürworten eine Gesellschaft, in der diese Aufgaben durch private Organisationen kommerzieller und nichtkommerzieller Art wahrgenommen werden ([[spontane Ordnung]]). Sie argumentieren im Gegensatz zu den Minarchisten, dass kein Staatswesen in einem vernünftigen Rahmen gehalten werden kann und sich zwangsläufig zu einem despotischen Zwangssystem entwickelt.<br /> <br /> Die politischen Positionen von Minarchisten und Anarchokapitalisten zu aktuellen Mainstreamthemen scheinen sich häufig zu überlappen, da beide Pole existierende Staatswesen als zu eindringlich und bevormundend betrachten. Einige libertäre Philosophen wie [[Tibor R. Machan]] sehen in beiden Polen keinen wirklichen effektiven Unterschied.<br /> <br /> Eine neuere Bildung ist [[Paläolibertarismus]], der Libertarismus und [[Paläokonservatismus]] zu vereinigen versucht.<br /> <br /> === Naturrecht und Konsequentialismus ===<br /> Libertäre wie Robert Nozick und Murray Rothbard sehen die Rechte auf Leben, Freiheit und Eigentum als [[Naturrecht]]e, d.&amp;nbsp;h. aus sich selbst begründet. Direkt oder indirekt gehen ihre Ansichten auf die Schriften von [[David Hume]] und [[John Locke]] zurück. [[Ayn Rand]], eine andere Autorin mit großem Einfluss auf den Libertarismus, sah diese Philosophie im Naturrecht begründet. Wegen des [[apriori]]schen Charakters der Normen wird dem Libertarismus der Vorwurf des [[Fundamentalismus]] entgegengehalten.&lt;ref&gt;[[Gerhard Engel (Historiker)|Gerhard Engel]]: „Liberalismus, Freiheit und Zwang“, ''Aufklärung und Kritik'' Sonderheft 2/1998, S. 100, 113.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einige Liberale wie z.&amp;nbsp;B. [[Milton Friedman]], [[Ludwig von Mises]] oder [[Friedrich Hayek]] leiteten Eigentumsrechte und Vertragsfreiheit aus [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Überlegungen ab.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt; Liberalismus ist aus ihrer Sicht die effektivste Wirtschaftspolitik, um Wohlstand und Reichtum für alle Individuen der Gesellschaft zu schaffen und zu erhalten. Sie sehen auch Gewaltanwendung in einigen Notfällen als gerechtfertigt an. Libertäre wie Jan Narveson leiten ihre Philosophie aus dem [[Vertragsrecht]] ab – rational handelnde Menschen würden sich auf diese Rechte als Grundlage ihrer Interaktion einigen.<br /> <br /> == Politik ==<br /> Viele Libertäre gehen davon aus, dass eine Organisation der Gesellschaft nach dem [[Marktwirtschaft|Marktprinzip]] letztlich die stabilste Form der Gesellschaft mit dem größten Wohlstand für alle nach sich zieht. Sie fordern daher ein völliges [[Laissez-faire]] sowohl im Bereich der Wirtschafts- als auch der Gesellschaftspolitik. Generell vertreten sie die Ansicht, dass Aufgaben durch den Marktmechanismus besser und günstiger gelöst werden, als es durch Staaten jemals möglich wäre. So befürworten sie beispielsweise [[Freihandel]] und [[Bankfreiheit]]. Mit der Auffassung, dass der Marktmechanismus grundsätzlich zu besseren Ergebnissen kommt, als es durch staatliche Eingriffe möglich sei, widersprechen sie der herrschenden ökonomischen Meinung. Nicht zuletzt daher ist im Libertarismus die von der herrschenden Meinung abweichende [[Österreichische Schule]] populär.<br /> <br /> Sie betrachten jede Form staatlichen Eingreifens in die Wirtschaft, etwa durch Einschränkung der [[Vertragsfreiheit]] oder [[Steuer]]n, als illegitime „[[Enteignung]]“. Jegliche hoheitliche Besteuerung wird daher als Diebstahl bewertet. Eine Ausnahme sind die Anhänger [[Henry George (Ökonom)|Henry Georges]] (sog. ''Geolibertarians''), die eine Steuer auf den Grundbesitz für notwendig erachten.&lt;ref&gt;Peter Vallentyne, Hillel Steiner: ''Left-libertarianism and its critics: the contemporary debate.'' Palgrave Macmillan, 2000, S. 9.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Fred E. Foldvary |Titel=The Ultimate Tax Reform: Public Revenue from Land Rent |TitelErg=CSI Policy Study |Verlag=Civil Society Institute, Santa Clara University |Ort=Rochester, NY |Datum=2006 |Seiten= |Online=[http://foldvary.net/works/policystudy.pdf foldvary.net] |Format=PDF |KBytes= |DOI=10.2139/ssrn.1103586}}&lt;/ref&gt; Bekämpft wird auch das Eingreifen des Staates in das Privatleben der Menschen, etwa durch staatliche [[Überwachung]] oder [[Wehrpflicht]].<br /> <br /> Die Zurückweisung und Beschränkung staatlicher Macht fußt in der Auffassung, dass der Staat eine Ansammlung egoistischer Individuen sei, welche die ihnen zur Verfügung stehende Macht zuallererst zur eigenen Bereicherung nutzten. Libertäre werfen politischen Gegnern häufig „Staatsfetischismus“ vor, da diese dem Staat ausufernde Macht zugeständen, ohne den praktizierten Machtmissbrauch durch Politiker zu überdenken. Anderen politischen Richtungen, die wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Aufgaben durch einen zentral geleiteten Staat bewältigen wollen, werfen Libertäre dementsprechend häufig Staatsgläubigkeit vor: Es sei ein Irrtum, dass der Staat durch zentrale Planung und Intervention Probleme lösen könne. Tatsächlich dienten staatliche Interventionen nur den Interessen von [[Lobbyismus|Lobbys]], und durch die [[Ressourcenallokation|Fehlallokationen]] infolge unzureichender Information, kombiniert mit zu großer Macht, würde Menschen Schaden zugefügt werden.<br /> <br /> Im Gegensatz zur gängigen Meinung, dass die heutige Weltordnung „[[kapitalistisch]]“ oder „[[neoliberal]]“ dominiert sei, betrachten viele Libertäre das derzeitige globale Staatensystem als [[Sozialismus|sozialistisch]] und sehen eine generelle Tendenz zu [[Totalitarismus]] und [[Kollektivismus]]. Dementsprechend wird beispielsweise die [[Globalisierung]] als Selbstentfaltung weltweit vernetzter Wirtschaftsakteure verstanden, die autoritäre Staaten durch [[Protektionismus]] einschränken wollten, um ihre eigene Macht zu erhalten.<br /> <br /> Die meisten Libertären sind skeptisch gegenüber einer [[rechtsstaat]]lich uneingeschränkten bzw. wenig eingeschränkten [[Demokratie]]. Einige lehnen sie als [[Herrschaftsform]] (Regierungsform) ab. So kritisiert der Ökonom [[Bryan Caplan]] irrationales Wählerverhalten in der Demokratie. [[Hans-Hermann Hoppe]] befürwortet „Freiheit statt Demokratie“ und sieht die [[Monarchie]] gegenüber der Demokratie als geringeres Übel an.<br /> <br /> Andererseits gibt es auch theoretische Überlegungen und praktische Bestrebungen, Demokratie und Libertarismus miteinander zu verbinden. So kann ein demokratisch und rechtsstaatlich verfasster [[Minarchismus|Minimalstaat]], der einen stabilen Ordnungsrahmen mit [[Innere Sicherheit|innerer]], [[Äußere Sicherheit|äußerer]] sowie [[Rechtssicherheit|rechtlicher]] Sicherheit bietet, sich aber aus der Gestaltung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens weitestgehend heraushält, als libertäre Demokratie bezeichnet werden. Entsprechend dem Politikwissenschaftler [[Thomas Meyer (Politikwissenschaftler)|Thomas Meyer]] ist die libertäre Demokratie geprägt durch „eine freie Marktwirtschaft verbunden mit freiem Privateigentum und der individuellen Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger für ihr soziales und wirtschaftliches Wohlergehen“ und einen selbst regulierten Markt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=[[Thomas Meyer (Politikwissenschaftler)|Thomas Meyer]] |Titel=Was ist Demokratie? |TitelErg=Eine diskursive Einführung |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=[[Wiesbaden]] |Datum=2009 |ISBN=978-3-531-15488-6 |Seiten=100}}&lt;/ref&gt; Thomas Meyer sieht die so definierte libertäre Demokratie als die der [[Soziale Demokratie|sozialen Demokratie]] entgegengesetzte Hauptausprägung der [[Liberale Demokratie|liberalen Demokratie]] und beurteilt sie – neben sozialer Demokratie und politisch-religiösem Fundamentalismus – als eine der großen politischen Strömungen, die in „der globalen Arena unserer Zeit“ „um intellektuellen und politischen Einfluss ringen“.&lt;ref&gt;Thomas Meyer: ''Praxis der Sozialen Demokratie.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S.&amp;nbsp;11.&lt;/ref&gt; Meyer, der seine theoretischen Überlegungen zur libertären Demokratie wesentlich aus den Schriften Friedrich August von Hayeks und Robert Nozicks herleitet, nutzt die Kategorie libertäre Demokratie auch empirisch als Gegenpol zur sozialen Demokratie und zur Beurteilung demokratischer politischer Systeme. Nach der Theorie und Empirie Meyers ist in libertären Demokratien die demokratische Inklusion im Vergleich zu sozialen Demokratien defizitär.&lt;ref&gt;Thomas Meyer: ''Praxis der Sozialen Demokratie.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 486 ff.&lt;/ref&gt; Entsprechend der Vielschichtigkeit des Begriffs Libertarismus können aber auch von der Definition Meyers stark abweichende demokratietheoretische Überlegungen als libertäre Demokratie bezeichnet werden. So wird zuweilen auch die Demokratietheorie [[Claude Lefort]]s als libertäre Demokratie bezeichnet.&lt;ref&gt;Rudolf Walther: ''[http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&amp;dig=2010%2F10%2F12%2Fa0098&amp;cHash=5daed7e0b8 Kämpfer für die libertäre Demokratie. Nachruf Zum Tod des Philosophen Claude Lefort.]'' taz.de, 12. Oktober 2010. Abgerufen am 13. März 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Parteien ==<br /> Weltweit existieren verschiedene Parteien, die verschiedene libertäre Strömungen repräsentieren. Mit den [[Interlibertarians]] existiert ein globaler Zusammenschluss klassisch libertärer und [[Paläolibertarismus|paläolibertärer]] Parteien.<br /> <br /> In den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] sind viele Libertäre in der ''[[Libertarian Party]]'' aktiv, der mit Abstand drittstärksten Partei hinter den [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokraten]] und [[Republikanische Partei|Republikanern]]. Sie sehen sich selbst jenseits eines politischen [[Politisches Spektrum|Rechts-Links-Schemas]]. Des Weiteren gab und gibt es auch Libertäre, die sich innerhalb der beiden großen Parteien engagieren. Der ehemalige republikanische Abgeordnete [[Ron Paul]] etwa führte über Jahre eine libertäre Kampagne an.<br /> <br /> In Russland existiert mit der Libertären Partei Russlands (kurz LPR) eine nicht registrierte Partei, die zu den [[Opposition (Politik)|oppositionellen]] Organisationen gehört und regelmäßig an der Organisation oppositioneller Kundgebungen beteiligt ist.<br /> <br /> In [[Costa Rica]] existiert die Partei ''[[Movimiento Libertario]]'' (deutsch ''Libertäre Bewegung''), die im Parlament vertreten ist. Im Wahlkampf 2014 ist sie allerdings auf christlich-konservative und christlich-soziale Positionen eingeschwenkt.&lt;ref&gt;Juan Carlos Hidalgo: ''[http://www.elfinancierocr.com/blogs/por_la_libre/Movimiento-Libertario-Cristiano_7_441625834.html ¿Movimiento Libertario o Cristiano?]'' In: ''El Financiero.'' 6. Januar 2014.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Luis Fernando Cascante: ''[https://www.larepublica.net/app/cms/www/index.php?pk_articulo=533310105 Otto Guevara presentó plan más socialcristiano.]'' In: ''La Republica.'' 14. Januar 2014.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''[http://insidecostarica.com/2014/01/06/liberal-conservative-ideologies-clashed-first-presidential-debate/ Liberal and conservative ideologies clashed in first official presidential debate]'' InsideCostaRica, 6. Januar 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Innerhalb Europas kann vor allem die polnische Partei ''[[Kongress der Neuen Rechten|Kongres Nowej Prawicy]]'' (kurz KNP, deutsch ''Kongress der Neuen Rechten'') als wirtschaftspolitisch libertär bezeichnet werden, in gesellschaftspolitischen Fragen vertritt sie stark [[Konservativismus|konservative]] Ansichten. Obwohl die Partei sowie ihr Vorsitzender, [[Janusz Korwin-Mikke]], bei Kommunal- oder Parlamentswahlen innerhalb [[Polen]]s bisher keinerlei Erfolg verzeichnen konnte, errang sie bei der [[Europawahl in Polen 2014|Wahl zum Europäischen Parlament 2014]] 7,15 % der Stimmen und damit vier Mandate. Eine ihrer Vorgängerparteien, die ''[[Unia Polityki Realnej]]'' (deutsch ''Union der Realpolitik'', kurz UPR) positionierte sich ebenfalls als libertäre Kraft innerhalb Polens.<br /> <br /> Die Mitglieder der ''[[Freie Demokratische Partei|Freien Demokratischen Partei]]'' (kurz FDP) werden als ''[[Liberalismus|Liberale]]'' bezeichnet. Es gibt innerhalb der Partei mit der „Libertären Plattform“ aber ein eigenes libertäres Netzwerk.&lt;ref name=&quot;welt_AnarchieFDP&quot;&gt;[https://www.welt.de/wams_print/article2473274/Anarchie-in-der-FDP.html ''Anarchie in der FDP?''] In: ''[[Die Welt]]'' Online vom 21. September 2008.&lt;/ref&gt; Die von [[Frank Schäffler]] gegründete Gruppe ''Liberaler Aufbruch'' vertritt eine von [[Friedrich August von Hayek]] geprägte ultraliberale Wirtschaftspolitik. Die [[Partei der Vernunft]] ist eine libertäre Kleinpartei, die durch Parteiübertritte kommunale Mandate erringen konnte.<br /> <br /> == Libertäre Medien ==<br /> {{Belege fehlen|1=Weitgehend unbelegt. Die englische Wikipedia ist kein geeigneter Beleg (Wikipedia kann nicht sich selbst referenzieren). |2=Der folgende Abschnitt}}<br /> Eine der frühesten libertären amerikanischen Publikationen war die 1873 gegründete Nachrichtenzeitung ''[[Detroit News (Zeitschrift)|Detroit News]]''. 1881 erschien in Amerika die Zeitschrift ''[[Liberty (Zeitschrift 1881)|Liberty]]'', die von [[Benjamin Tucker]] bis 1908 publiziert wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Christian Butterbach |url=http://www.wendymcelroy.com/articles/erinnerungen.html |titel=''Erinnerungen an Benjamin Tucker'' |zugriff=2013-01-03 |kommentar=Übersetzung: ''Memories of Benjamin Tucker'' von John William Lloyd (1935)}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Anm.: vergl. [[Benjamin Tucker]] zur Gründung/Einstellung von ''Liberty''&lt;/ref&gt; Der oberfränkische Lehrer [[Max Stirner]] übte großen Einfluss auf den Pionieranarchisten Benjamin Tucker aus, der wiederum durch die Liberty Murray N. Rothbard beeinflusste.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Christian Butterbach |url=http://www.wendymcelroy.com/articles/erinnerungen.html |titel=''Erinnerungen an Benjamin Tucker'' |zugriff=2013-01-03 |kommentar=Übersetzung: ''Memories of Benjamin Tucker'' von John William Lloyd (1935)}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Peter Mühlbauer |url=https://www.heise.de/tp/features/Es-klingt-wie-eine-Mischung-aus-liberal-und-pubertaer-3442367.html |titel=''Es klingt wie eine Mischung aus „liberal“ und „pubertär“'' |zugriff=2013-01-03 |kommentar=im Abschnitt: ''Wirtschaftsanarchismus und Anarcho-Kapitalismus''}}&lt;/ref&gt; Nur ein Jahr nach der ''Liberty'' wurde die ''[[Kinston Free Press (Zeitschrift)|Kinston Free Press]]'' im 19. Jahrhundert gegründet.<br /> <br /> Im 20. Jahrhundert gab es mehrere Gründungen von libertären amerikanischen Medien. So erschien erstmals 1905 die ''[[The Orange County Register|Orange County Register]]''. Es folgte 1909 das ''[[Las Vegas Review-Journal (Zeitschrift)|Las Vegas Review-Journal]]'' und 1910 die ''[[Diamondback (Zeitschrift)|Diamondback]]''. 1946 erschien ''[[The Freeman (Zeitschrift)|The Freeman]]'' und 1968 die ''[[Reason (Zeitschrift)|Reason]]''. Von 1969 bis 1984 folgte die Publikationen ''[[Libertarian Forum (Zeitschrift)|Libertarian Forum]]''. 1977 gründete Murray Rothbard das ''[[Journal of Libertarian Studies]]''. 1987 erschien unter selben Namen wie 1881 bis 1908 die ''[[Liberty (Zeitschrift 1987)|Liberty]]'' erneut.<br /> <br /> In [[Hongkong]] wird seit 1990 das ''[[Next (Magazin)|Next Magazine]]'' herausgegeben. Im Jahre 1998 entstand in Kanada ''[[Le Québécois Libre (Zeitschrift)|Le Québécois Libre]]''. In England wurde von 1970 bis 1980 die ''[[Brighton Voice (Zeitschrift)|Brighton Voice]]'' publiziert. Seit 2000 erscheint das Magazin [[Spiked (Magazin)|Spiked]].<br /> <br /> Im deutschen Sprachraum erscheinen Periodika wie ''[[Novo (Magazin)|Novo]]'' und ''[[eigentümlich frei]]''.<br /> <br /> == Stellung im politischen Spektrum und Kritik ==<br /> Libertäre sehen sich selbst häufig als radikale Vertreter des Liberalismus und sehen sich weniger in Opposition zu gemäßigten Liberalen, als vielmehr als Untergruppe im Spektrum des politischen Liberalismus. Allerdings werden viele libertäre Positionen, etwa die Disponibilität von Menschenrechten und die Ablehnung demokratischer Institutionen, als illiberal angesehen.&lt;ref&gt;Samuel Freeman: ''Illiberal Libertarians: Why Libertarianism Is Not a Liberal View.'' In: ''Philosophy and Public Affairs'', Band 30, 2001, S. 105 ff.&lt;/ref&gt; Insbesondere wird die Auffassung kritisiert, dass die konsequente Priorität, die dem Eigentumsrecht und der Vertragsfreiheit eingeräumt wird, den konsensuellen Verzicht auf Grundrechte ermögliche. So könne sich in einer libertären Gesellschaft nach Auffassung von Nozick jeder selbst in die [[Sklaverei]] verkaufen. Ein entsprechender Vertrag müsse zwangsweise durchgesetzt werden.&lt;ref&gt;Samuel Freeman: ''Illiberal Libertarians: Why Libertarianism Is Not a Liberal View.'' In: ''Philosophy and Public Affairs'', Band 30, 2001, S. 105, 131 ff.&lt;/ref&gt; Allerdings existieren auch libertäre Entwürfe, nach denen es nicht zulässig ist, auf das Eigentum an sich selbst zu verzichten.&lt;ref&gt;[[Hans-Hermann Hoppe]]: {{Webarchiv|url=http://docs.mises.de/Hoppe/Hoppe_Eigentum_Anarchie_Staat.pdf |wayback=20070927235448 |text=''Eigentum, Anarchie und Staat.'' Studien über die Theorie des Kapitalismus }}, Opladen 1987, S. 110. (PDF-Datei; 1,4&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Wirtschaftlich steht der Libertarismus sowohl nationaler Politik als auch linker oder sozialistischer Politik entgegen. Libertäre halten nur ein minimales Eingreifen in die Wirtschaft für erträglich. In wirtschaftlichen Fragen sehen einige Libertäre Gemeinsamkeiten mit Konservativen und versuchen politische Allianzen mit ihnen zu bilden. Hierbei muss allerdings zwischen „konservativ“ im amerikanischen und im europäischen Sinn unterschieden werden. Während [[Republikanische Partei|amerikanische Konservative]] ein schwaches Eingreifen des Staates in die Wirtschaft befürworten, was sich größtenteils mit den Zielen libertärer Politik deckt, bezeichnet der Ausdruck „konservativ“ in Europa oft eine stärker sozialstaatlich ausgerichtete Politik, was in diesem Fall libertären Idealen diametral entgegensteht.<br /> <br /> Gesellschaftspolitisch führt das Ideal des minimalen Staates zu Opposition sowohl gegenüber linken und sozialistischen als auch gegenüber rechten, konservativen und nationalistischen Gruppen. Gesellschaftliche Veränderungen von Seiten des Staates können aus libertärer Sicht keine positive Auswirkung auf die Individuen einer Gesellschaft haben, etwaige politische Maßnahmen dienten in Wahrheit lediglich Partikularinteressen und der despotischen Umsetzung von Ideologien.<br /> <br /> Trotz dieses Nichtinterventionsprinzips haben Libertäre durchaus gesellschaftspolitische Ansichten. Das Spektrum reicht von Neokonservativen, die im Rahmen einer freien Gesellschaft ein Leben nach entsprechenden Wertvorstellungen leben wollen (oder sogar eine Bedingung zwischen Libertarismus und Konservatismus sehen), bis hin zu polemisch als ''„[[Sex and Drugs and Rock and Roll|Sex, Drugs and Rock-’n’-Roll]]“''-Libertären bezeichneten Individuen, welche die libertäre Gesellschaft als Voraussetzung für [[Meinungsfreiheit]], [[sexuelle Selbstbestimmung]] und [[Selbstverwirklichung]] sehen. Libertäre jeder Richtung lehnen jedoch die Umsetzung gesellschaftlicher Entwürfe durch Zwang und [[Indoktrination]] strikt ab.&lt;ref&gt;[[Walter Block]]: [https://www.lewrockwell.com/2004/08/walter-e-block/sex-drugs-rock-n-roll/ ''Libertarianism and „Sex, Drugs, &amp; Rock ’n’ Roll“''], Review eines Zeitungsartikels, ''The Wall Street Journal''&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Viele Libertäre wehren sich gegen eine Einordnung in das traditionelle politische [[Politisches Spektrum|Rechts-links-Schema]], da sie sich sowohl zu [[Konservatismus|konservativer]] und [[nationalistisch]]er wie auch zu [[sozialistisch]]er Politik in Opposition sehen. In ihren Augen besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen (extremer) linker und (extremer) rechter Politik.&lt;ref&gt;[https://www.lewrockwell.com/1970/01/butler-shaffer/civ-no-room-on-the-spectrum-why-the-u2018left-and-u2018right-are-only-two-wings-of-the-same-birdofprey/ ''Why the „Left“ and „Right“ Are Only Two Wings of the Same Bird of Prey'']&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.nzz.ch/2006/10/21/wi/kommentarEKYFV.html |wayback=20070301142908 |text=''Wirtschaftsliberal, gesellschaftsliberal oder ganz einfach liberal?'' }} NZZ Online&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Anstelle des Links-rechts-Spektrums bevorzugen einige Libertäre insbesondere in den USA ein zweidimensionales Feld, um politische Ansichten zu klassifizieren. Hierbei wird die Einstellung zur „persönlichen Freiheit“ auf der einen, und die „wirtschaftliche Freiheit“ auf der anderen Achse dargestellt, wobei diese von „absolut restriktiv“ bis „absolut liberal“ reichen. Dies findet sich im [[Nolan-Diagramm]] wieder, das von dem Libertären [[David Nolan]]&lt;ref&gt;[http://freedomkeys.com/nolancharts.htm freedomkeys.com] Nolan Chart Variations&lt;/ref&gt; gestaltet wurde und nach ihm benannt ist. Gemäß diesem Schema teilen Libertäre die Ansichten „Linker“ im gesellschaftlichen und „Rechter“ im wirtschaftlichen Bereich. Das Schema wird jedoch auch von Libertären kritisiert, da sie die Trennung zwischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen als eine Illusion betrachten. Viele bevorzugen wiederum selbst ein eindimensionales Schema, das sich von libertärer bis zu anti-libertärer Politik erstreckt – Libertäre sehen in der Regel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen Linken und Rechten und im Extremfall [[Kommunismus|Kommunisten]] und [[Faschismus|Faschisten]].<br /> <br /> Der Paläolibertäre Rothbard vertrat im Gegensatz dazu die Ansicht, Libertarismus sei nichts anderes als eine Neuformulierung der Überzeugungen der [[Old Right|alten Rechten]], welche die staatliche Intervention durch den [[New Deal]] im frühen 20. Jahrhundert ablehnte.&lt;ref name=&quot;jtwp&quot; /&gt;<br /> <br /> [[Gero Neugebauer]] erkennt in der [[Postindustrielle Gesellschaft|nachindustriellen Gesellschaft]], dass „die maßgebliche politische Konfliktkonstellation“ nicht „zwischen rechts und links“ verläuft, „sondern zwischen einer sozial-libertären und einer neoliberal-autoritären Politikkonzeption.“ „Auf der politischen Achse stehen sich Libertarismus (Links) und Autoritarismus (Rechts) gegenüber, das heißt einerseits libertäre postmaterialistische Werte (wie direkte Demokratie, Ökologie, Gleichberechtigung der Geschlechter, Multikulturalität) und andererseits autoritäre Werte (wie nach innen und außen starker Nationalstaat, Patriotismus, Sicherheit und Ordnung). Es kann durchaus zu Wertesynthesen kommen, also jemand für Verteilungsgerechtigkeit und zugleich für Leistungsdenken sein, oder im Umweltbereich libertäre, in Fragen der inneren Sicherheit jedoch autoritäre Positionen vertreten. Das entspricht den komplexen Denkmustern und Wertorientierungen der Menschen in modernen Gesellschaften, die sich geschlossenen Ideologien entziehen.“ „Es dürfte traditionelle Linke, die kapitalismuskritisch oder gar antikapitalistisch eingestellt sind und sich einen starken Staat wünschen, durchaus irritieren, wenn sie plötzlich feststellen müssen, dass beide Positionen auch von Rechten eingenommen werden.“ „Angesichts dieser Komplexität ist ein Begriff wie politischer Extremismus für die Wissenschaft unterkomplex und als Arbeitsbegriff ungeeignet.“&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Gero Neugebauer |Hrsg=''[[Bundeszentrale für politische Bildung|bpb]]'' |Titel=''Einfach war gestern. Zur Strukturierung der politischen Realität in einer modernen Gesellschaft Essay'' |TitelErg=''Thema: Extremismus'' |Nummer=44 |Verlag=''[[Aus Politik und Zeitgeschichte|APuZ]]'' |Ort=Bonn |Datum=2010-11-01 |Seiten=3f |Kommentar=[http://www.bpb.de/apuz/32423/fliessende-grenzen-zwischen-rechtsextremismus-und-rechtspopulismus-in-europa?p=all online auf: ''www.bpb.de''] und [http://www.bpb.de/system/files/pdf/4FP0SI.pdf online als PDF]}}&lt;/ref&gt; [[Karin Priester]] meint in derselben [[Aus Politik und Zeitgeschichte|APuZ]]-Ausgabe, in der auch Gero Neugebauer schrieb, dass der in den USA sich formierende minimalstaatliche Libertarismus in der ''[[Tea-Party-Bewegung]]'' anziehend wirke auf rechtsextreme Splittergruppen wie Milizen, Patriot-Gruppen oder weiße Suprematisten. Auch in Deutschland würde dies seit 2007 geschehen. Sie führt als Beispiel an, dass „neben dem [[NPD]]-Vorsitzenden [[Udo Voigt]] und dem Nationalanarchisten Peter Töpfer“ auch „Angelika Willig, bis 2009 Chefredakteurin von ''[[Hier &amp; Jetzt]]'', der Theoriezeitschrift der sächsischen NPD-Jugendorganisation ''[[Junge Nationaldemokraten]]'' und Vordenkerin eines grundsätzlichen Systemwechsels,“ in der Zeitschrift ''[[eigentümlich frei]]'' zu Wort kamen. Als ideologisches Bindeglied zwischen Libertarismus und Rechtsextremismus fungiere nach ihrer These „der [[Sozialdarwinismus]], als Ideologie der naturgewollten Überlegenheit der Starken gegenüber den Schwachen, der Elite gegenüber der Masse.“&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Karin Priester |Hrsg=''[[Bundeszentrale für politische Bildung|bpb]]'' |Titel=''Fließende Grenzen zwischen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Europa?'' |TitelErg=''Thema: Extremismus'' |Nummer=44 |Verlag=''[[Aus Politik und Zeitgeschichte|APuZ]]'' |Ort=Bonn |Datum=2010-11-01 |Seiten=38 |Kommentar=[http://www.bpb.de/apuz/32423/fliessende-grenzen-zwischen-rechtsextremismus-und-rechtspopulismus-in-europa?p=all online auf: ''www.bpb.de''] und [http://www.bpb.de/system/files/pdf/4FP0SI.pdf online als PDF]}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Detmar Doering]] hält das libertäre Ideal einer Gesellschaft, die auf vollkommener Freiwilligkeit basiert, aus [[Liberalismus|liberaler]] Sicht zwar für erstrebenswert, kritisiert aber, dass es kein reales Beispiel einer staatslosen Industriegesellschaft gebe und dass Staaten bisher aus Gründen wie Krieg, Bürgerkrieg oder ethnischen Spannungen verschwunden seien. Er legt dazu statistische Untersuchungen vor, dass in solchen instabilen Ländern weniger Freiheit und Rechtsordnung existiere als in stabilen Staaten. Ein gewaltsamer Übergang in eine nichtstaatliche Gesellschaft könne nicht funktionieren, da dazu eine stärkere Gewalt als die bisherige nötig sei, aus der sich wieder staatliche Macht bilden würde. Als Beispiel für solche Entwicklungen führt er die [[Französische Revolution]] an.&lt;ref&gt;Detmar Döring: [http://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2010/2320/pdf/80_Doering_Rechtsstaat.pdf ''Position Liberal: Rechtsstaat und wirtschaftliche Freiheit.''] (PDF; 775&amp;nbsp;kB), Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung 2009, S. 24 ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> '''Primärliteratur'''<br /> * [[Roland Baader]]: ''Das Kapital am Pranger: Ein Kompass durch den politischen Begriffsnebel.'' ISBN 3-935197-45-4.<br /> * [[Frédéric Bastiat]]: ''Der Staat – die große Fiktion.'' Ott, Thun 2001, ISBN 3-7225-6918-4 www.bastiat.de<br /> * [[David D. Friedman]]: ''Das Räderwerk der Freiheit. Für einen radikalen Kapitalismus.'' BoD, Norderstedt 2003, ISBN 3-8330-0529-7.<br /> * [[Murray N. Rothbard]]: ''Eine neue Freiheit – Das libertäre Manifest.'' 1999, ISBN 3-933631-08-4.<br /> * Murray N. Rothbard: ''Die Ethik der Freiheit.'' 2000, ISBN 3-89665-086-6.<br /> <br /> '''Sekundärliteratur'''<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=David Boaz<br /> |Titel=Libertarianism: A Primer<br /> |Verlag=Free Press<br /> |Datum=1998}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Norman P. Barry<br /> |Titel=The New Liberalism<br /> |Sammelwerk=British Journal of Political Science<br /> |Band=13<br /> |Nummer=1<br /> |Datum=1983-01<br /> |Seiten=93–123}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Samuel Freeman<br /> |Titel=Illiberal Libertarians: Why Libertarianism Is Not a Liberal View<br /> |Sammelwerk=Philosophy and Public Affairs<br /> |Band=30<br /> |Nummer=Nr. 2 (Frühling)<br /> |Datum=2001<br /> |Seiten=105–151}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=[[David D. Friedman]]<br /> |Hrsg=Steven N. Durlauf und Lawrence E. Blume<br /> |Titel=libertarianism<br /> |Sammelwerk=[[The New Palgrave – Dictionary of Economics]]<br /> |Band=5<br /> |Auflage=2.<br /> |Verlag=Palgrave Macmillan<br /> |Ort=New York<br /> |Datum=2008<br /> |DOI=10.1057/9780230226203.0968}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Walter Horn<br /> |Titel=Libertarianism and Private Property in Land: The Positions of Rothbard and Nozick, Critically Examined, Are Disputed<br /> |Sammelwerk=American Journal of Economics and Sociology<br /> |Band=43<br /> |Nummer=3<br /> |Datum=1984-07<br /> |Seiten=341–355}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Jan Narveson<br /> |Titel=Libertarianismus. Eine Philosophische Einführung<br /> |Sammelwerk=[[Aufklärung und Kritik]]<br /> |Band=2<br /> |Datum=2004<br /> |Online=[http://www.gkpn.de/narveson_3.pdf gkpn.de]<br /> |Format=PDF<br /> |KBytes=121}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> {{Commonscat|Libertarianism}}<br /> * {{IEP|http://www.iep.utm.edu/l/libertar.htm|Libertarianism|Matt Zwolinski}}<br /> * [[Peter Vallentyne]]: [http://plato.stanford.edu/entries/libertarianism/ ''Libertarianism.''] In: ''[[Stanford Encyclopedia of Philosophy]].''<br /> * [[David Boaz]]: [http://www.britannica.com/EBchecked/topic/339321/libertarianism ''Libertarianism.''] In: ''[[Encyclopædia Britannica]].''<br /> * [http://mises.org/media.aspx?action=category&amp;ID=208 The Libertarian Tradition], englische Podcast-Serie von Jeff Riggenbach, Mises Media, 5. Jan – 29. Juni 2010.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=7588724-1}}<br /> <br /> [[Kategorie:Libertarismus| ]]<br /> [[Kategorie:Staatsphilosophie]]<br /> [[Kategorie:Politische Ideologie]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Libertarismus&diff=212602330 Libertarismus 2021-06-02T09:20:28Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Präzisierung des Freiheitsbegriffs</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|behandelt die Richtung der politischen Philosophie. Für die Position zur Willensfreiheit siehe [[Libertarismus (Philosophie des Geistes)]].}}<br /> [[Datei:Freiheitsstatue NYC full.jpg|mini|Die [[Freiheitsstatue]] ist ein häufig verwendetes Symbol libertärer Parteien, Medien und Gruppen.]]<br /> <br /> '''Libertarismus''' ({{laS|libertas|de=[[Freiheit]]}}) oder '''Libertarianismus''' ([[Lehnwort]] zu {{enS|libertarianism}}) ist eine [[politische Philosophie]], die an einer Idee der individuellen Freiheit und Autonomie als Leitnorm festhält&lt;ref name=&quot;Moral&quot;&gt;[[Henning Hahn]]: ''Moralische Selbstachtung: Zur Grundfigur einer sozialliberalen Gerechtigkeitstheorie.'' Verlag Walter de Gruyter, S. 139.&lt;/ref&gt; und deren unterschiedliche Strömungen alle vom Prinzip des [[Selbsteigentum]]s ausgehen und für eine teilweise bis vollständige Abschaffung oder Beschränkung des [[Staat]]es sind.&lt;ref name=&quot;PuL_S26&quot; /&gt;<br /> <br /> Dabei geht es vor allem darum, bis zu welchem Grad ein Staat jedem seiner Bürger Regeln setzen darf.&lt;ref name=&quot;BdP_Einführung&quot;&gt;[[Hermann Adam]]: ''Bausteine der Politik: Eine Einführung.'' Springer VS, ISBN 978-3-531-15486-2, S. 115.&lt;/ref&gt; Im [[Politisches Spektrum|politischen Spektrum]] ist der Libertarismus also der Gegensatz zu einer [[Autoritärer Staat|autoritären Politik]].&lt;ref name=&quot;TTofESD&quot; /&gt;<br /> <br /> Manche Autoren zeichnen die Libertarismus-Autoritarismus-Achse unabhängig von einer weiteren ideologischen Hauptachse, die sich auf die Skala [[Sozialismus|sozialistisch]] versus [[Kapitalismus|kapitalistisch]] bezieht und linken von rechtem Libertarismus unterscheidet.&lt;ref name=&quot;TTofESD&quot;&gt;[[Herbert Kitschelt]]: ''The Transformation of European Social Democracy.'' Cambridge University Press, 1994, S. 27.&lt;/ref&gt; Zwischen diesen herrscht vor allem Uneinigkeit über Eigentumsrechte sowie in der [[Naturrecht|naturrechtlichen]] oder [[Utilitarismus|utilitaristischen]] Begründung individueller Freiheit. Linke und rechte Strömungen innerhalb des Libertarismus unterschieden sich also durch ihre Auffassungen über die Grenzen und den Erwerb von Eigentumsrechten.&lt;ref name=&quot;StanfordEncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt;<br /> <br /> Innerhalb des Libertarismus existieren [[Minarchismus|minarchistische]] und [[Anarchismus|anarchistische]] Strömungen.&lt;ref name=&quot;Minimalstaat_S16&quot;&gt;[[Bodo Knoll]]: ''Minimalstaat: Eine Auseinandersetzung mit Robert Nozicks Argumenten.'' Mohr Siebeck Verlag, S. 16, Fn. 25.&lt;/ref&gt; Libertäre, die einen strikten Minimalstaat befürworten, unterscheiden sich von zwei weiteren Gruppen, die eine mehr oder weniger große Rolle der Regierung fordern: Den [[Anarchokapitalismus|Anarcho-Kapitalisten]], denen der Minimalstaat zu groß ist, und den [[Klassischer Liberalismus|Klassisch-Liberalen]], die eine gewisse Offenheit für die Bereitstellung öffentlicher Güter seitens des Staates einräumen.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt;<br /> <br /> Der um 1860 in Frankreich entstandene Ausdruck libertär für [[kommunistischer Anarchismus|Anarcho-Kommunisten]] konnte sich vor allem im englischen Sprachraum durchsetzen und gilt heute als ein etwas weiter gefasstes, im Grunde aber gleichwertiges Synonym für anarchistisch.&lt;ref&gt;[[Horst Stowasser]]: ''Freiheit Pur.'' Eichborn-Verlag, Frankfurt am Main, Juli 1995, Kapitel 2, S. 20.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> <br /> &lt;!-- Ursprünge des Wortes Libertarismus ---&gt;Mitte des 19. Jahrhunderts wurde unter Libertarismus (''libertarianism'') in England die philosophische Auffassung von der [[Willensfreiheit]] verstanden.&lt;ref name=&quot;CollinsDictionary1849&quot;&gt;[[Henry George Collins]]: ''Libertarianism.'' In: ''A new universal etymological technological, and pronouncing dictionary of the English language.'' 1849.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die erste politische Verwendung des Ausdrucks „libertär“ stammt von dem [[Anarchismus|Anarchisten]] [[Joseph Déjacque]]. In einem Brief an [[Pierre-Joseph Proudhon]] warf er den bürgerlichen Anarchisten [[Sexismus|Frauenverachtung]] und Wirtschaftsliberalismus vor ({{&quot;|Sprache=fr|Anarchiste juste-milieu, libéral et non LIBERTAIRE, vous voulez le libre échange pour le coton et la chandelle, et vous préconisez des systèmes protecteurs de l'homme contre la femme, dans la circulation des passions humaines|ref=&lt;ref name=&quot;Brief&quot;&gt;[[Joseph Déjacque]]: [http://joseph.dejacque.free.fr/ecrits/lettreapjp.htm ''Letter to P. J. Proudhon''] (französisch)&lt;/ref&gt;}}) und gründete ein Jahr später die anarcho-kommunistische Zeitschrift ''[[Le Libertaire]]''.<br /> <br /> &lt;!-- Eigentumsverfechter ---&gt;Seit Mitte der 1950er Jahre wurde der Begriff insbesondere in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] von Eigentumsverfechtern benutzt.&lt;ref name=&quot;works.bepress.com&quot;&gt;[[Karl Widerquist]]: [http://works.bepress.com/cgi/viewcontent.cgi?article=1007&amp;context=widerquist ''Libertarianism.''] In: ''The International Encyclopedia of Public Policy.'' 2008.&lt;/ref&gt; Mit der US-amerikanischen [[Bürgerrechtsbewegung]] in den 1950er Jahren wurde der Fokus bei der Verfassungsentwicklung von negativen Abwehrrechten und bürgerlicher Privatautonomie hin zu Emanzipation von Minderheiten und Sozialstaatlichkeit gelegt. Anders als im 19. Jahrhundert sollte die Regierung sich nicht länger nur auf die bloße Sicherstellung der Rechte beschränken („[[Nachtwächterstaat]]“), sondern aktiv in die Gesellschaft eingreifen. Das Wort „liberal“ wurde in den USA damit mit [[Politische Linke|linker Politik]] in Verbindung gebracht, welche die liberale Minimalstaatsphilosophie ablehnte und [[Freiheit]] im Sinne [[Negative und positive Freiheit|positiver Freiheit]] stärker auf soziale und kulturelle [[Emanzipation]] von Benachteiligten abzielte.<br /> <br /> Die ''Libertären'' der USA berufen sich weiterhin auf Vertreter des [[Klassischer Liberalismus|Klassischen Liberalismus]] der [[Aufklärung]]. Zentral sind die [[Eigentumstheorie]] von [[John Locke]]&lt;ref name=&quot;PuL_S26&quot;&gt;Julian Nida-Rümelin: ''Philosophie und Lebensform.'' Vandenhoeck &amp; Ruprecht, 2010, S. 26.&lt;/ref&gt; sowie die moralische und ökonomische Lehre von [[Adam Smith]]. In den USA als ''libertarian'' bezeichnete Positionen wären im deutschen Kontext daher oft schlicht als [[Wirtschaftsliberalismus|„wirtschaftsliberal“]] zu übersetzen.&lt;ref name=&quot;Umbruch&quot;&gt;[[Heinrich Bedford-Strohm]]: ''Kontinuität und Umbruch im deutschen Wirtschafts- und Sozialmodell.'' Gütersloher Verlagshaus, 2007, ISBN 978-3-579-08050-5, S. 131.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der amerikanische Sprachwissenschaftler und Philosoph [[Noam Chomsky]] bezeichnete sich zur Abgrenzung deshalb wiederholt als ''libertarian socialist'', wobei er den Bedeutungswandel des Begriffs ''libertarian'' kritisiert.&lt;ref name=&quot;Chomsky&quot;&gt;[http://westernstandard.blogs.com/shotgun/2008/12/question-period.html ''Question Period: Noam Chomsky on being censored, CHRC censorship, Ayn Rand, Robert Nozick and libertarianism.''] In: ''[[Western Standard]].'' vom 8. Dezember 2008.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> „Libertär“ wurde als Adjektiv für anarchistische und sozialistische Utopien verwendet und erst später im klassisch-liberalen Kontext aufgegriffen.&lt;ref name=&quot;Minimalstaat_S10&quot;&gt;Bodo Knoll: ''Minimalstaat: Eine Auseinandersetzung mit Robert Nozicks Argumenten.'' Mohr Siebeck Verlag, S. 10.&lt;/ref&gt; &lt;!-- Ursprünge des Wortes Libertarianismus ---&gt;Ins Französische hielt die amerikanische Neudeutung als ''libertarianisme'' einen eigenen, von ''libertaire'' abgegrenzten Begriff. Auch im Deutschen findet sich mit Libertarianismus ein Lehnwort zum amerikanischen ''Libertarianism''.<br /> <br /> &lt;!--- Österreichische Schule---&gt;Zusätzlich flossen Positionen der [[Österreichische Schule|Österreichischen Schule]] der Ökonomie auf die Begriffsbildung ein. [[Ludwig von Mises]] grenzte hierbei allerdings den Libertarianismus&lt;ref name=&quot;GuG_S72&quot;&gt;[[Frieder Neumann]]: ''Gerechtigkeit und Grundeinkommen'', LIT Verlag Münster, 2009, S. 72.&lt;/ref&gt; von anarchistischen Motiven ab, weswegen Liberale eine anarchistische Bezugnahme kritisieren.&lt;ref name=&quot;TGdWuG_Pies&quot;&gt;[[Ingo Pies]]: ''Theoretische Grundlagen demokratischer Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik – Der Ansatz von Ludwig von Mises.'' Diskussionspapier Nr. 2009–9 des Lehrstuhls für Wirtschaftsethik an der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg]], Fn. 6.&lt;/ref&gt; Auch [[Friedrich August von Hayek]] hat auf die freiheitswahrende Funktion des Rechtsstaates (''rule of law'') verwiesen, die in einer anarcho-libertären Gesellschaft nicht mehr erfüllt werden könnte.&lt;ref name=&quot;hayek&quot;&gt;[[Drieu Godefridi]]: {{Webarchiv | url=http://www.fahayek.org/index.php?option=com_content&amp;task=view&amp;id=693 | wayback=20110726045150 | text=''The Anarcho-Libertarian Utopia – A Critique''}} In: ''[[ORDO – Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft|Ordo]].'' Band 56, 2005, S. 123 ff.&lt;/ref&gt;<br /> &lt;!-- Fehlt: Chicagoer Schule--&gt;<br /> &lt;!-- Fehlt: Objektivistische Philosophie--&gt;<br /> &lt;!-- Libertäres Denken in der Politik--&gt;<br /> &lt;!-- Libertäres Handeln in der Gesellschaft--&gt;<br /> Durch die Vernetzung zwischen Technologie und [[Popkultur]] ist libertäre Ideologie besonders sichtbar, so sorgte die [[Libertarian Futurist Society]] für jährlich vergebene libertäre und klassisch-freiheitliche Literaturpreise. Es gibt libertäre Weltraumprojekte. [[Transhumanismus|Transhumanisten]] zielen auf eine künstliche Veränderung des menschlichen Körpers, auch im Hinblick auf die [[Unsterblichkeit]]. [[Bionomik]] beschreibt ökonomische Prozesse mit biologischen Metaphern, wobei die Ergebnisse zu einer libertären Sichtweise kommen. Ebenso ist in der [[Informatik]] der libertäre Geist verbreitet, wie auch bei Waffenbesitzern.&lt;ref name=&quot;Telepolis&quot;&gt;[[Peter Mühlbauer]]: [https://www.heise.de/tp/features/Es-klingt-wie-eine-Mischung-aus-liberal-und-pubertaer-3442367.html ''Es klingt wie eine Mischung aus ‚liberal‘ und ‚pubertär‘.''] In: ''[[Telepolis]].'' 8. November 2000.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Überblick ==<br /> Wegen der zahlreichen unterschiedlichen Strömungen und Positionen lässt sich eine einheitliche Theorie des Libertarismus nicht darstellen, sondern lediglich unterschiedliche Varianten des Libertarismus.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot;&gt;[http://www.iep.utm.edu/libertar/ ''Artikel „Libertarianism“.''] In: ''[[Internet Encyclopedia of Philosophy]].''&lt;/ref&gt; Innerhalb des Libertarismus existieren einige unterschiedliche Strömungen, die einander zum Teil nicht als „libertär“ anerkennen.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt; Leitnorm ist dabei die Idee der [[Negative und positive Freiheit|negativen Handlungsfreiheit]].&lt;ref name=&quot;Moral&quot; /&gt;<br /> <br /> Ein von allen Gruppen des Libertarismus geteiltes grundsätzliches Postulat ist, dass jeder Mensch nur sich selbst gehört und nicht der Gemeinschaft und ein Recht auf [[Selbsteigentum]] hat. Das Individuum steht dabei immer vor dem Staat, hat Abwehrrechte gegenüber gewaltvollen Eingriffen anderer und [[Freiheit]] sei das einzige, was man von anderen einfordern könne. Robuste [[Eigentumsrecht]]e und wirtschaftliche Freiheit sind dabei zentral, woraus sich eine aus der freien Entwicklung getragene soziale Ordnung ergibt und nicht mit ihr im Streit liegt. Außerdem sollten aktuelle Staatsaufgaben aufgegeben oder auf private Hände übertragen werden.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt;<br /> <br /> Es gibt aber keine allumfassende Einigkeit über konkrete Eigentumsrechte sowie in der naturrechtlichen oder [[Utilitarismus|utilitaristischen]] Begründung individueller Freiheit. Insbesondere wird deshalb innerhalb des Libertarismus zwischen linken und rechten Strömungen unterschieden, die sich durch unterschiedliche Auffassungen über die Grenzen und den Erwerb von Eigentumsrechten unterscheiden.&lt;ref name=&quot;StanfordEncyclopediaPhilosophy&quot;&gt;[[Peter Vallentyne]]: [http://plato.stanford.edu/entries/libertarianism/ ''Libertarianism.''] In: ''[[Stanford Encyclopedia of Philosophy]].''&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bekannte historische Vertreter sind [[Friedrich August von Hayek]], [[Milton Friedman]], [[Roland Baader]], Ludwig von Mises und [[Murray Rothbard]].<br /> <br /> == Libertäre Richtungen ==<br /> Der libertäre Philosoph Roderick T. Long unterscheidet grundsätzlich zwischen libertärem Kapitalismus, libertärem Sozialismus und libertärem Populismus, drei unterschiedlichen sozialen Bewegungen, deren Gemeinsamkeit in erster Linie in der Bezugnahme auf ein zusammenhängendes oder zumindest überlappendes intellektuelles Erbe besteht.&lt;ref name=&quot;rtlong&quot;&gt;Roderick T. Long: ''Toward a Libertarian Theory of Class.'' In: Ellen Frankel Paul, Fred D. Miller, Jr, Jeffrey Paul (Hrsg.): ''Problems of Market Liberalism.'' Band 15, Social Philosophy and Policy, Teil 2, Cambridge University Press, 1998, ISBN 0-521-64991-9, S. 304.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Anarchokapitalismus ===<br /> [[Datei:Flag of Anarcho-capitalism.svg|mini|Einige anarchokapitalistische Gruppen verwenden die gold-schwarze Flagge als Symbol (z.&amp;nbsp;B. ''AnarkoKapitalistisk Front'' Schwedens)]]<br /> <br /> Der [[Anarchokapitalismus]] wird hauptsächlich von [[Murray N. Rothbard]] und [[David D. Friedman|David Friedman]] vertreten.&lt;ref name=&quot;AatL_S3&quot;&gt;[[Edward P. Stringham]]: ''Anarchy and the Law: The Political Economy of Choice.'' Hrsg.: The Independent Institute. Transaction Publishers, New Brunswick 2007, S. 3.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Rothbard zieht dabei den Schluss, dass alle dem Staat übertragenen, auch traditionellen Aufgaben wie innere und äußere Sicherheit dem [[Markt]] übertragen werden sollten. Im Gegensatz zum [[Klassischer Liberalismus|klassischen Liberalismus]], der eine Mindestausstattung staatlicher Institutionen als erforderlich ansieht, ist damit für diesen Libertarismus die Verwischung der Grenzen zwischen Liberalismus und Anarchismus kennzeichnend.&lt;ref name=&quot;LdöB_S529&quot;&gt;[[Hermann May (Wirtschaftswissenschaftler)|Hermann May]], [[Claudia Wiepcke]]: ''Lexikon der ökonomischen Bildung.'' Oldenbourg Verlag, 2012, S. 529.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Unter einer Anarchie des privaten Eigentums würden individuelle Rechte und Marktkräfte uneingeschränkt herrschen. Während Libertäre, die eine kleine Regierung möchten, diese Position halten, um Missbrauch zu vermeiden, sind die Anarchisten der Meinung, nur ganz ohne Staat sei dies möglich.&lt;ref name=&quot;AatL_S1&quot;&gt;Edward P. Stringham: ''Anarchy and the Law: The Political Economy of Choice.'' Hrsg.: The Independent Institute. Transaction Publishers, New Brunswick 2007, S. 1.&lt;/ref&gt; In der Vergangenheit funktionierten unterschiedliche private Rechtsordnungen, die in jeweiliger Konkurrenz zueinander standen, bereits, wie dies heute zu Zeiten internationalen Handels zuträfe. Außerdem habe es schon erfolgreiche private Sicherheitsdienste vor einer staatlichen Polizei gegeben, welche Kriminelle verfolgt hätten.&lt;ref name=&quot;AatL_S2&quot;&gt;Edward P. Stringham: ''Anarchy and the Law: The Political Economy of Choice.'' Hrsg.: The Independent Institute. Transaction Publishers, New Brunswick 2007, S. 2.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Linker Libertarismus ===<br /> Des Weiteren hat sich in den letzten Jahren aus der amerikanischen libertären Tradition eine Richtung entwickelt, die den Libertarismus als linke Philosophie versteht und Potential für eine breitere Unterstützung des Libertarismus in der traditionellen Linken sieht.&lt;ref&gt;Bodo Knoll: ''Minimalstaat: Eine Auseinandersetzung mit Robert Nozicks Argumenten.'' Mohr Siebeck, 2008, S. 13.&lt;/ref&gt; Zu den Vertretern eines linken Libertarismus gehören etwa [[Hillel Steiner]], [[Peter Vallentyne]] und [[Michael Otsuka]].&lt;ref name=&quot;StanfordEncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt; Diese linkslibertäre Diskussion knüpft sowohl an die liberale Tradition als auch an anarchistische Positionen an. Ein Unterschied zum Anarchismus besteht darin, dass Linkslibertäre nicht für eine Abschaffung des Eigentums eintreten, sondern für eine gerechtere Verteilung der natürlichen Ressourcen.&lt;ref name=&quot;works.bepress.com&quot; /&gt;<br /> <br /> Linkslibertäre Mutualisten wie [[Kevin Carson]] verstehen sich ebenfalls als Gegner von [[Gelenkte Volkswirtschaft|gelenkten Volkswirtschaften]] und machen die freie Marktwirtschaft gegen das Zusammenwirken von großen Unternehmen und Regierungen stark.&lt;ref&gt;George Reisman: ''Freedom is Slavery: Laissez-Faire Capitalism is Government Intervention: A Critique of Kevin Carson’s Studies in Mutualist Political Economy, Journal of Libertarian Studies.'' Band 20 (2006) S. 47.&lt;/ref&gt; [[Chris Sciabarra]] entwickelt einen dialektischen Libertarismus und wendet sich gegen den Paläolibertarismus, da eine libertäre Wirtschaftsordnung nicht mit einer konservativen Gesellschaftspolitik zu vereinbaren sei.&lt;ref&gt;Steve Horwitz: ''Review of Chris Matthew Sciabarra. (2000) Total Freedom: Toward a Dialectical Libertarianism.'' In: ''The Review of Austrian Economics.'' Band 17 (2004), S. 457, 459.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Linkslibertarismus]] hat sich aus dem [[Georgismus]], dem [[Mutualismus (Ökonomie)|Mutualismus]] und [[Individualanarchismus|individualanarchistischen]] Strömungen entwickelt und strebt eine Kombination aus [[Selbsteigentum]] und [[Verteilungsgerechtigkeit|gerechter Verteilung]] von [[Ressource]]n an.&lt;ref name=&quot;works.bepress.com&quot; /&gt; Hierbei wird der Gemeinschaft, zumindest im Vorfeld, ein gemeinsames Recht an natürlichen Ressourcen eingeräumt.&lt;ref name=&quot;Minimalstaat_S14&quot;&gt;[[Bodo Knoll]]: ''Minimalstaat: Eine Auseinandersetzung mit Robert Nozicks Argumenten.'' Mohr Siebeck Verlag, S. 14.&lt;/ref&gt; Derjenige Besitzer müsse eine Zahlung an die Gemeinschaft verrichten.&lt;ref name=&quot;StanfordEncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt;<br /> <br /> === Rechter Libertarismus ===<br /> Der [[Paläolibertarismus]] wurde in den Vereinigten Staaten von [[Lew Rockwell]] begründet. Ein bedeutendes Zentrum dieser Denkart ist das [[Ludwig von Mises Institute]] of Alabama, dessen ideologische Grundzüge auf Ideen [[Ayn Rand]]s und [[Murray Rothbard]]s aufbauen. Der Paläolibertarismus oder Libertäre Populismus&lt;ref name=&quot;rtlong&quot; /&gt; ist eine Mischung aus Libertarismus im Bereich der Politik und der Wirtschaft und kulturellem [[Konservatismus]] in gesellschaftlichen Fragen. Dieser gesellschaftliche Konservatismus grenzt die paläo-libertären von den anarcho-kapitalistischen Strömungen ab, bei welchen die persönliche und die wirtschaftliche Freiheit gleichermaßen im Vordergrund stehen. Murray Rothbard argumentiert, Libertarianismus sei nichts anderes als eine Neuformulierung der Überzeugungen der alten Rechten, welche die staatliche Intervention durch den [[New Deal]] im frühen 20. Jahrhundert ablehnte.&lt;!-- was nothing more than a restatement of the beliefs of the “Old Right”, which resolutely opposed the New Deal and any sort of foreign intervention in the early 20th century. --&gt;&lt;ref name=&quot;jtwp&quot; /&gt; In einem Aufsatz über [[Rechtspopulismus]] bedauerte Rothbard 1992 die Niederlage des Ku-Klux-Klan-Führers [[David Duke]] und warf den Medien eine Anti-Duke-Hysterie vor.&lt;ref&gt;[http://www.unz.org/Pub/RothbardRockwellReport-1992jan-00005 „Right-Wing Populism“ by Murray N. Rothbard, The Rothbard-Rockwell Report, January 1992 – UNZ.org]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einzelne Vertreter des rechten Libertarianismus betrachten die Demokratie als Staatsform kritisch. Murray Rothbard begründet dies damit, dass jeder Staat, auch ein demokratischer Verfassungsstaat, die natürlichen, individuellen Rechte verletze, da er letztlich eine monopolistische Erzwingungs- und Gewalteinrichtung sei. [[Hans-Hermann Hoppe]] sieht eine Monarchie als ein geringeres Übel an und begründet dies damit, der Staat sei im Privatbesitz und der Monarch habe ein persönliches Interesse am Wohlergehen seines Besitzes, während dies bei Politikern und Beamten in einer Demokratie nicht der Fall sei.&lt;ref&gt;Hans-Hermann Hoppe: ''Demokratie. Der Gott, der keiner ist.'' (2003) [http://www.hanshoppe.com/wp-content/uploads/publications/vorwort.pdf Vorwort zur deutschen Ausgabe] (PDF; 29&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; Hoppe betont allerdings, dass er Befürworter einer Form des Anarchokapitalismus ist und weder Monarchie, Demokratie noch irgendeine andere Staatsform für wünschenswert hält. Hoppe ist Mitherausgeber der Zeitschrift [[eigentümlich frei]], welche als Schnittpunkt zwischen Wirtschaftslibertarismus und der intellektuellen [[Neue Rechte|neuen Rechten]] gilt.<br /> <br /> In jüngerer Zeit ist in den Vereinigten Staaten eine Annäherung von Libertären und Rechtspopulisten zu beobachten, die jedoch eher auf dem gemeinsamen Feindbild der [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokraten]] aufbaut anstelle echter ideologischer Gemeinsamkeiten. Auch das in der Verfassung der Vereinigten Staaten verankerte [[Recht auf Waffenbesitz]] ist ein Anliegen beider Bewegungen. Die [[Tea-Party-Bewegung]] rekrutiert ihre Anhängerschaft neben Anhängern der Politik Ronald Reagans und der Tradition Barry Goldwaters auch aus dem libertären Lager.&lt;ref name=&quot;Amerikas Rechte gehts bis ans Limit&quot;&gt;Martin Kilian: [http://bazonline.ch/ausland/amerika/Amerikas-Rechte-geht-bis-ans-Limit/story/11491019 ''Amerikas Rechte geht bis ans Limit.''] In: ''[[Basler Zeitung]] Online.'' 15. April 2010.&lt;/ref&gt;<br /> Der Unternehmer und [[Donald Trump|Trump]]-Unterstützer [[Robert Mercer]] unterstützt sowohl das libertäre [[Cato Institute]], engagiert sich aber auch in der konservativen [[Heritage Foundation]] und dem ultrarechten Nachrichtenportal [[Breitbart News]].&lt;ref name=&quot;Nerd&quot;&gt;[http://www.tagesschau.de/ausland/usa-mercer-breitbart-101.html „Breitbart“-Mäzen Mercer: „Mehr Nerd als Politiker“ – tagesschau.de]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Matthew Sheffield, Autor der [[Washington Post]], sieht die rechtsextreme [[Alt-Right]] als durch den anarcho-kapitalistischen und paläolibertären Vordenker Murray Rothbard, insbesondere auf dessen Betrachtungen zu Rasse und Demokratie, beeinflusst und führt [[Donald Trump]]s brachiale Rhetorik auf [[Ron Paul]]s Präsidentschaftskandidatur 2008 zurück.&lt;ref&gt;[Sheffield, Matthew. „Where did Donald Trump get his racialized rhetoric? From libertarians.“ Washington Post.]&lt;/ref&gt; Bereits 1976 veröffentlichte das von den [[Koch Industries|Koch-Brüdern]] unterstützte, libertäre Magazin [[Reason (Zeitschrift)|Reason]] eine Artikelserie, die den Holocaust relativierte und sich positiv zur [[Apartheid]]sregierung in Südafrika äußerte.&lt;ref&gt;[https://pando.com/2014/07/24/as-reasons-editor-defends-its-racist-history-heres-a-copy-of-its-holocaust-denial-special-issue/ Pando: As Reason's editor defends its racist history, here's a copy of its holocaust denial „special issue“]&lt;/ref&gt; Anarchokapitalist Jeffrey Tucker betont jedoch den Widerspruch zwischen der individuellen Freiheit des Libertarismus und der Gruppenidentität und dem [[Tribalismus]] der Alt-Right.&lt;ref name=&quot;jtwp&quot;&gt;Tucker, Jeffrey (August 26, 2016). „Five Differences Between the Alt-Right and Libertarianism“. Foundation for Economic Education. Abgerufen am 7. September 2016.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Prominente Vertreter des Paläolibertarismus in den Vereinigten Staaten sind auch die [[Republikanische Partei|Republikaner]] [[Ron Paul|Ron]] und [[Rand Paul]]. In Polen vertritt der Politiker und Mitglied des [[EU-Parlament]]s [[Janusz Korwin-Mikke]] sowohl libertäre als auch [[sexistisch]]e/[[rassistisch]]e Ideen.&lt;ref&gt;Magdalena Mikulak: ''[http://blogs.lse.ac.uk/gender/2015/11/03/the-polish-parliamentary-elections-2015-a-gender-analysis/ The Polish Parliamentary Elections 2015: A Gender Analysis]''. In: ''Engenderings'', London School of Economics and Political Science, 3. November 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Praxis ließ bereits durch die von den [[Chicago Boys]] beeinflusste Wirtschaftspolitik [[Augusto Pinochet]]s in den 1970ern libertäre Züge erkennen. Der zu den Chicago Boys zählende [[José Piñera]] wechselte nach Ende des Pinochet-Regimes zum [[Cato Institute]].&lt;ref&gt;Juan Gabriel Valdés: ''Pinochet’s Economists: The Chicago School of Economics in Chile.'' Cambridge University Press, Cambridge 1995, ISBN 0-521-45146-9, S. 255.&lt;/ref&gt; In Brasilien ist [[Jair Bolsonaro]] durch vergleichbare Ideen beeinflusst.<br /> <br /> == Philosophie ==<br /> [[Datei:Ama-gi.svg|mini|Der sumerische Schriftzug [[Ama-gi]] für das Wort „Freiheit“ ist ein oft verwendetes Symbol Libertärer]]<br /> <br /> === Eigentum ===<br /> Für prominente Libertäre wie Rothbard und [[Jan Narveson]] läuft individuelle Freiheit auf Eigentumsrechte an sich selbst und an materiellen Gütern hinaus.&lt;ref&gt;Samuel Freeman: ''Illiberal Libertarians: Why Libertarianism Is Not a Liberal View.'' In: ''Philosophy and Public Affairs.'' Band 30 (2001), S. 105, 127.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Hinsichtlich der Berechtigung zu und des Erwerbs von privatem Eigentum gibt es innerhalb des Libertarismus unterschiedliche Auffassungen. Libertäre machen geltend, dass in der freien Gesellschaft, die sie für sich anstreben, Eigentum nur das Ergebnis freiwilliger Interaktion und keine politische [[Doktrin]] sein könne.<br /> <br /> Umstritten ist unter Libertären, inwiefern aus dem Prinzip des Selbsteigentums notwendig auch das Recht auf Privateigentum an materiellen Ressourcen folgt. Während viele Anarchokapitalisten unter Berufung auf [[Robert Nozick]] von einem naturrechtlich begründeten Eigentumsrecht ausgehen, bestreiten Linkslibertäre wie Hillel Steiner, Peter Vallentyne und Michael Otsuka, dass das Selbsteigentumsprinzip absolute Rechte auf Privateigentum an externen Gütern, insbesondere Land, begründen kann.&lt;ref&gt;[http://www.iep.utm.edu/libertar/#SH2cii Artikel ''Libertarianism.''] In: ''Internet Encyclopedia of Philosophy.'' mit Verweis auf: Steiner 1994; Vallentyne 2000; Otsuka 2003.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Gegensatz zu modernen [[Eigentumstheorien]], die zumeist von einem Bündel von Rechten ausgehen, die differenziert auf unterschiedliche Berechtigte aufgeteilt werden können, verstehen Libertäre wie Nozick oder Rothbard das Eigentum als absolutes und exklusives Recht, über eine Sache zu verfügen. Unter Libertären herrschen unterschiedliche Auffassungen darüber, inwiefern Eigentum an intellektuellen Ressourcen begründet werden kann.&lt;ref&gt;N. Stephan Kinsella: ''Against Intellectual Property.'' ''Journal of Libertarian Studies.'' Band 15, 2001, S. 1–53.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kritisch eingewendet wird oft gegen anarchokapitalistische Eigentumstheorien, dass Eigentum in einer Massengesellschaft nur durch einen Rechtsstaat als Gewaltmonopolist garantiert werden könne.&lt;ref&gt;Siehe z.&amp;nbsp;B. Drieu Godefridi: ''The Anarcho-Libertarian Utopia – A Critique.'' In: ''Ordo'' Band 56, 2005, S. 123 ff.&lt;/ref&gt; Der Eigentumsbegriff (sofern er Gerechtigkeit in dem Sinne einschließt, dass sich der Eigentümer sein Eigentum in irgendeiner Weise „verdient“ oder „erarbeitet“ haben soll) setzt in dieser Sichtweise das Vorhandensein eines Staates notwendigerweise voraus, um in einer Massengesellschaft überhaupt sinnvoll zu sein. [[Minarchismus|Minarchisten]] würden dieser Position zustimmen, während [[Anarchokapitalismus|Anarchokapitalisten]] darauf verweisen, dass im Verhältnis der Staaten zueinander eine ebensolche Situation besteht, dass es keinen obersten Gewaltmonopolisten gibt und friedliches Zusammenleben inklusive Eigentumsschutz offensichtlich möglich ist. Jedoch widerspricht diesem Argument das ständige Auftreten und Fortbestehen von intra- und internationalen Konflikten und Kriegen.<br /> <br /> === Staat ===<br /> Libertäre lehnen eingreifende [[Staat]]swesen grundsätzlich ab und fordern eine Reduktion des Staates auf seine Funktion zur Sicherstellung der Grundfreiheiten oder sogar eine völlige Abschaffung des Staatswesens.<br /> <br /> Dementsprechend sind die meisten Libertären [[Minarchismus|Minarchisten]], d.&amp;nbsp;h., sie betrachten einen minimalen Staat mit einer minimalen Steuerquote als notwendiges Übel für das Aufrechterhalten öffentlicher Institutionen zum Schutz von Bürgerfreiheiten und Eigentumsrechten, beispielsweise der Polizei, eines freiwilligen Militärs ohne Wehrpflicht und öffentlicher Gerichte.<br /> <br /> Im Gegensatz dazu erachten Anarchokapitalisten – wie z.&amp;nbsp;B. [[David D. Friedman]] oder [[Murray Rothbard]] – den Staat selbst als überflüssig bzw. verwerflich. Sie lehnen staatliche [[Steuer]]n, das staatliche [[Gewaltmonopol]] und staatliche Gesetzgebung vollständig ab und befürworten eine Gesellschaft, in der diese Aufgaben durch private Organisationen kommerzieller und nichtkommerzieller Art wahrgenommen werden ([[spontane Ordnung]]). Sie argumentieren im Gegensatz zu den Minarchisten, dass kein Staatswesen in einem vernünftigen Rahmen gehalten werden kann und sich zwangsläufig zu einem despotischen Zwangssystem entwickelt.<br /> <br /> Die politischen Positionen von Minarchisten und Anarchokapitalisten zu aktuellen Mainstreamthemen scheinen sich häufig zu überlappen, da beide Pole existierende Staatswesen als zu eindringlich und bevormundend betrachten. Einige libertäre Philosophen wie [[Tibor R. Machan]] sehen in beiden Polen keinen wirklichen effektiven Unterschied.<br /> <br /> Eine neuere Bildung ist [[Paläolibertarismus]], der Libertarismus und [[Paläokonservatismus]] zu vereinigen versucht.<br /> <br /> === Naturrecht und Konsequentialismus ===<br /> Libertäre wie Robert Nozick und Murray Rothbard sehen die Rechte auf Leben, Freiheit und Eigentum als [[Naturrecht]]e, d.&amp;nbsp;h. aus sich selbst begründet. Direkt oder indirekt gehen ihre Ansichten auf die Schriften von [[David Hume]] und [[John Locke]] zurück. [[Ayn Rand]], eine andere Autorin mit großem Einfluss auf den Libertarismus, sah diese Philosophie im Naturrecht begründet. Wegen des [[apriori]]schen Charakters der Normen wird dem Libertarismus der Vorwurf des [[Fundamentalismus]] entgegengehalten.&lt;ref&gt;[[Gerhard Engel (Historiker)|Gerhard Engel]]: „Liberalismus, Freiheit und Zwang“, ''Aufklärung und Kritik'' Sonderheft 2/1998, S. 100, 113.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einige Liberale wie z.&amp;nbsp;B. [[Milton Friedman]], [[Ludwig von Mises]] oder [[Friedrich Hayek]] leiteten Eigentumsrechte und Vertragsfreiheit aus [[Konsequentialismus|konsequentialistischen]] Überlegungen ab.&lt;ref name=&quot;EncyclopediaPhilosophy&quot; /&gt; Liberalismus ist aus ihrer Sicht die effektivste Wirtschaftspolitik, um Wohlstand und Reichtum für alle Individuen der Gesellschaft zu schaffen und zu erhalten. Sie sehen auch Gewaltanwendung in einigen Notfällen als gerechtfertigt an. Libertäre wie Jan Narveson leiten ihre Philosophie aus dem [[Vertragsrecht]] ab – rational handelnde Menschen würden sich auf diese Rechte als Grundlage ihrer Interaktion einigen.<br /> <br /> == Politik ==<br /> Viele Libertäre gehen davon aus, dass eine Organisation der Gesellschaft nach dem [[Marktwirtschaft|Marktprinzip]] letztlich die stabilste Form der Gesellschaft mit dem größten Wohlstand für alle nach sich zieht. Sie fordern daher ein völliges [[Laissez-faire]] sowohl im Bereich der Wirtschafts- als auch der Gesellschaftspolitik. Generell vertreten sie die Ansicht, dass Aufgaben durch den Marktmechanismus besser und günstiger gelöst werden, als es durch Staaten jemals möglich wäre. So befürworten sie beispielsweise [[Freihandel]] und [[Bankfreiheit]]. Mit der Auffassung, dass der Marktmechanismus grundsätzlich zu besseren Ergebnissen kommt, als es durch staatliche Eingriffe möglich sei, widersprechen sie der herrschenden ökonomischen Meinung. Nicht zuletzt daher ist im Libertarismus die von der herrschenden Meinung abweichende [[Österreichische Schule]] populär.<br /> <br /> Sie betrachten jede Form staatlichen Eingreifens in die Wirtschaft, etwa durch Einschränkung der [[Vertragsfreiheit]] oder [[Steuer]]n, als illegitime „[[Enteignung]]“. Jegliche hoheitliche Besteuerung wird daher als Diebstahl bewertet. Eine Ausnahme sind die Anhänger [[Henry George (Ökonom)|Henry Georges]] (sog. ''Geolibertarians''), die eine Steuer auf den Grundbesitz für notwendig erachten.&lt;ref&gt;Peter Vallentyne, Hillel Steiner: ''Left-libertarianism and its critics: the contemporary debate.'' Palgrave Macmillan, 2000, S. 9.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Fred E. Foldvary |Titel=The Ultimate Tax Reform: Public Revenue from Land Rent |TitelErg=CSI Policy Study |Verlag=Civil Society Institute, Santa Clara University |Ort=Rochester, NY |Datum=2006 |Seiten= |Online=[http://foldvary.net/works/policystudy.pdf foldvary.net] |Format=PDF |KBytes= |DOI=10.2139/ssrn.1103586}}&lt;/ref&gt; Bekämpft wird auch das Eingreifen des Staates in das Privatleben der Menschen, etwa durch staatliche [[Überwachung]] oder [[Wehrpflicht]].<br /> <br /> Die Zurückweisung und Beschränkung staatlicher Macht fußt in der Auffassung, dass der Staat eine Ansammlung egoistischer Individuen sei, welche die ihnen zur Verfügung stehende Macht zuallererst zur eigenen Bereicherung nutzten. Libertäre werfen politischen Gegnern häufig „Staatsfetischismus“ vor, da diese dem Staat ausufernde Macht zugeständen, ohne den praktizierten Machtmissbrauch durch Politiker zu überdenken. Anderen politischen Richtungen, die wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Aufgaben durch einen zentral geleiteten Staat bewältigen wollen, werfen Libertäre dementsprechend häufig Staatsgläubigkeit vor: Es sei ein Irrtum, dass der Staat durch zentrale Planung und Intervention Probleme lösen könne. Tatsächlich dienten staatliche Interventionen nur den Interessen von [[Lobbyismus|Lobbys]], und durch die [[Ressourcenallokation|Fehlallokationen]] infolge unzureichender Information, kombiniert mit zu großer Macht, würde Menschen Schaden zugefügt werden.<br /> <br /> Im Gegensatz zur gängigen Meinung, dass die heutige Weltordnung „[[kapitalistisch]]“ oder „[[neoliberal]]“ dominiert sei, betrachten viele Libertäre das derzeitige globale Staatensystem als [[Sozialismus|sozialistisch]] und sehen eine generelle Tendenz zu [[Totalitarismus]] und [[Kollektivismus]]. Dementsprechend wird beispielsweise die [[Globalisierung]] als Selbstentfaltung weltweit vernetzter Wirtschaftsakteure verstanden, die autoritäre Staaten durch [[Protektionismus]] einschränken wollten, um ihre eigene Macht zu erhalten.<br /> <br /> Die meisten Libertären sind skeptisch gegenüber einer [[rechtsstaat]]lich uneingeschränkten bzw. wenig eingeschränkten [[Demokratie]]. Einige lehnen sie als [[Herrschaftsform]] (Regierungsform) ab. So kritisiert der Ökonom [[Bryan Caplan]] irrationales Wählerverhalten in der Demokratie. [[Hans-Hermann Hoppe]] befürwortet „Freiheit statt Demokratie“ und sieht die [[Monarchie]] gegenüber der Demokratie als geringeres Übel an.<br /> <br /> Andererseits gibt es auch theoretische Überlegungen und praktische Bestrebungen, Demokratie und Libertarismus miteinander zu verbinden. So kann ein demokratisch und rechtsstaatlich verfasster [[Minarchismus|Minimalstaat]], der einen stabilen Ordnungsrahmen mit [[Innere Sicherheit|innerer]], [[Äußere Sicherheit|äußerer]] sowie [[Rechtssicherheit|rechtlicher]] Sicherheit bietet, sich aber aus der Gestaltung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens weitestgehend heraushält, als libertäre Demokratie bezeichnet werden. Entsprechend dem Politikwissenschaftler [[Thomas Meyer (Politikwissenschaftler)|Thomas Meyer]] ist die libertäre Demokratie geprägt durch „eine freie Marktwirtschaft verbunden mit freiem Privateigentum und der individuellen Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger für ihr soziales und wirtschaftliches Wohlergehen“ und einen selbst regulierten Markt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=[[Thomas Meyer (Politikwissenschaftler)|Thomas Meyer]] |Titel=Was ist Demokratie? |TitelErg=Eine diskursive Einführung |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=[[Wiesbaden]] |Datum=2009 |ISBN=978-3-531-15488-6 |Seiten=100}}&lt;/ref&gt; Thomas Meyer sieht die so definierte libertäre Demokratie als die der [[Soziale Demokratie|sozialen Demokratie]] entgegengesetzte Hauptausprägung der [[Liberale Demokratie|liberalen Demokratie]] und beurteilt sie – neben sozialer Demokratie und politisch-religiösem Fundamentalismus – als eine der großen politischen Strömungen, die in „der globalen Arena unserer Zeit“ „um intellektuellen und politischen Einfluss ringen“.&lt;ref&gt;Thomas Meyer: ''Praxis der Sozialen Demokratie.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S.&amp;nbsp;11.&lt;/ref&gt; Meyer, der seine theoretischen Überlegungen zur libertären Demokratie wesentlich aus den Schriften Friedrich August von Hayeks und Robert Nozicks herleitet, nutzt die Kategorie libertäre Demokratie auch empirisch als Gegenpol zur sozialen Demokratie und zur Beurteilung demokratischer politischer Systeme. Nach der Theorie und Empirie Meyers ist in libertären Demokratien die demokratische Inklusion im Vergleich zu sozialen Demokratien defizitär.&lt;ref&gt;Thomas Meyer: ''Praxis der Sozialen Demokratie.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, S. 486 ff.&lt;/ref&gt; Entsprechend der Vielschichtigkeit des Begriffs Libertarismus können aber auch von der Definition Meyers stark abweichende demokratietheoretische Überlegungen als libertäre Demokratie bezeichnet werden. So wird zuweilen auch die Demokratietheorie [[Claude Lefort]]s als libertäre Demokratie bezeichnet.&lt;ref&gt;Rudolf Walther: ''[http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&amp;dig=2010%2F10%2F12%2Fa0098&amp;cHash=5daed7e0b8 Kämpfer für die libertäre Demokratie. Nachruf Zum Tod des Philosophen Claude Lefort.]'' taz.de, 12. Oktober 2010. Abgerufen am 13. März 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Parteien ==<br /> Weltweit existieren verschiedene Parteien, die verschiedene libertäre Strömungen repräsentieren. Mit den [[Interlibertarians]] existiert ein globaler Zusammenschluss klassisch libertärer und [[Paläolibertarismus|paläolibertärer]] Parteien.<br /> <br /> In den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] sind viele Libertäre in der ''[[Libertarian Party]]'' aktiv, der mit Abstand drittstärksten Partei hinter den [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokraten]] und [[Republikanische Partei|Republikanern]]. Sie sehen sich selbst jenseits eines politischen [[Politisches Spektrum|Rechts-Links-Schemas]]. Des Weiteren gab und gibt es auch Libertäre, die sich innerhalb der beiden großen Parteien engagieren. Der ehemalige republikanische Abgeordnete [[Ron Paul]] etwa führte über Jahre eine libertäre Kampagne an.<br /> <br /> In Russland existiert mit der Libertären Partei Russlands (kurz LPR) eine nicht registrierte Partei, die zu den [[Opposition (Politik)|oppositionellen]] Organisationen gehört und regelmäßig an der Organisation oppositioneller Kundgebungen beteiligt ist.<br /> <br /> In [[Costa Rica]] existiert die Partei ''[[Movimiento Libertario]]'' (deutsch ''Libertäre Bewegung''), die im Parlament vertreten ist. Im Wahlkampf 2014 ist sie allerdings auf christlich-konservative und christlich-soziale Positionen eingeschwenkt.&lt;ref&gt;Juan Carlos Hidalgo: ''[http://www.elfinancierocr.com/blogs/por_la_libre/Movimiento-Libertario-Cristiano_7_441625834.html ¿Movimiento Libertario o Cristiano?]'' In: ''El Financiero.'' 6. Januar 2014.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Luis Fernando Cascante: ''[https://www.larepublica.net/app/cms/www/index.php?pk_articulo=533310105 Otto Guevara presentó plan más socialcristiano.]'' In: ''La Republica.'' 14. Januar 2014.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''[http://insidecostarica.com/2014/01/06/liberal-conservative-ideologies-clashed-first-presidential-debate/ Liberal and conservative ideologies clashed in first official presidential debate]'' InsideCostaRica, 6. Januar 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Innerhalb Europas kann vor allem die polnische Partei ''[[Kongress der Neuen Rechten|Kongres Nowej Prawicy]]'' (kurz KNP, deutsch ''Kongress der Neuen Rechten'') als wirtschaftspolitisch libertär bezeichnet werden, in gesellschaftspolitischen Fragen vertritt sie stark [[Konservativismus|konservative]] Ansichten. Obwohl die Partei sowie ihr Vorsitzender, [[Janusz Korwin-Mikke]], bei Kommunal- oder Parlamentswahlen innerhalb [[Polen]]s bisher keinerlei Erfolg verzeichnen konnte, errang sie bei der [[Europawahl in Polen 2014|Wahl zum Europäischen Parlament 2014]] 7,15 % der Stimmen und damit vier Mandate. Eine ihrer Vorgängerparteien, die ''[[Unia Polityki Realnej]]'' (deutsch ''Union der Realpolitik'', kurz UPR) positionierte sich ebenfalls als libertäre Kraft innerhalb Polens.<br /> <br /> Die Mitglieder der ''[[Freie Demokratische Partei|Freien Demokratischen Partei]]'' (kurz FDP) werden als ''[[Liberalismus|Liberale]]'' bezeichnet. Es gibt innerhalb der Partei mit der „Libertären Plattform“ aber ein eigenes libertäres Netzwerk.&lt;ref name=&quot;welt_AnarchieFDP&quot;&gt;[https://www.welt.de/wams_print/article2473274/Anarchie-in-der-FDP.html ''Anarchie in der FDP?''] In: ''[[Die Welt]]'' Online vom 21. September 2008.&lt;/ref&gt; Die von [[Frank Schäffler]] gegründete Gruppe ''Liberaler Aufbruch'' vertritt eine von [[Friedrich August von Hayek]] geprägte ultraliberale Wirtschaftspolitik. Die [[Partei der Vernunft]] ist eine libertäre Kleinpartei, die durch Parteiübertritte kommunale Mandate erringen konnte.<br /> <br /> == Libertäre Medien ==<br /> {{Belege fehlen|1=Weitgehend unbelegt. Die englische Wikipedia ist kein geeigneter Beleg (Wikipedia kann nicht sich selbst referenzieren). |2=Der folgende Abschnitt}}<br /> Eine der frühesten libertären amerikanischen Publikationen war die 1873 gegründete Nachrichtenzeitung ''[[Detroit News (Zeitschrift)|Detroit News]]''. 1881 erschien in Amerika die Zeitschrift ''[[Liberty (Zeitschrift 1881)|Liberty]]'', die von [[Benjamin Tucker]] bis 1908 publiziert wurde.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Christian Butterbach |url=http://www.wendymcelroy.com/articles/erinnerungen.html |titel=''Erinnerungen an Benjamin Tucker'' |zugriff=2013-01-03 |kommentar=Übersetzung: ''Memories of Benjamin Tucker'' von John William Lloyd (1935)}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Anm.: vergl. [[Benjamin Tucker]] zur Gründung/Einstellung von ''Liberty''&lt;/ref&gt; Der oberfränkische Lehrer [[Max Stirner]] übte großen Einfluss auf den Pionieranarchisten Benjamin Tucker aus, der wiederum durch die Liberty Murray N. Rothbard beeinflusste.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Christian Butterbach |url=http://www.wendymcelroy.com/articles/erinnerungen.html |titel=''Erinnerungen an Benjamin Tucker'' |zugriff=2013-01-03 |kommentar=Übersetzung: ''Memories of Benjamin Tucker'' von John William Lloyd (1935)}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Peter Mühlbauer |url=https://www.heise.de/tp/features/Es-klingt-wie-eine-Mischung-aus-liberal-und-pubertaer-3442367.html |titel=''Es klingt wie eine Mischung aus „liberal“ und „pubertär“'' |zugriff=2013-01-03 |kommentar=im Abschnitt: ''Wirtschaftsanarchismus und Anarcho-Kapitalismus''}}&lt;/ref&gt; Nur ein Jahr nach der ''Liberty'' wurde die ''[[Kinston Free Press (Zeitschrift)|Kinston Free Press]]'' im 19. Jahrhundert gegründet.<br /> <br /> Im 20. Jahrhundert gab es mehrere Gründungen von libertären amerikanischen Medien. So erschien erstmals 1905 die ''[[The Orange County Register|Orange County Register]]''. Es folgte 1909 das ''[[Las Vegas Review-Journal (Zeitschrift)|Las Vegas Review-Journal]]'' und 1910 die ''[[Diamondback (Zeitschrift)|Diamondback]]''. 1946 erschien ''[[The Freeman (Zeitschrift)|The Freeman]]'' und 1968 die ''[[Reason (Zeitschrift)|Reason]]''. Von 1969 bis 1984 folgte die Publikationen ''[[Libertarian Forum (Zeitschrift)|Libertarian Forum]]''. 1977 gründete Murray Rothbard das ''[[Journal of Libertarian Studies]]''. 1987 erschien unter selben Namen wie 1881 bis 1908 die ''[[Liberty (Zeitschrift 1987)|Liberty]]'' erneut.<br /> <br /> In [[Hongkong]] wird seit 1990 das ''[[Next (Magazin)|Next Magazine]]'' herausgegeben. Im Jahre 1998 entstand in Kanada ''[[Le Québécois Libre (Zeitschrift)|Le Québécois Libre]]''. In England wurde von 1970 bis 1980 die ''[[Brighton Voice (Zeitschrift)|Brighton Voice]]'' publiziert. Seit 2000 erscheint das Magazin [[Spiked (Magazin)|Spiked]].<br /> <br /> Im deutschen Sprachraum erscheinen Periodika wie ''[[Novo (Magazin)|Novo]]'' und ''[[eigentümlich frei]]''.<br /> <br /> == Stellung im politischen Spektrum und Kritik ==<br /> Libertäre sehen sich selbst häufig als radikale Vertreter des Liberalismus und sehen sich weniger in Opposition zu gemäßigten Liberalen, als vielmehr als Untergruppe im Spektrum des politischen Liberalismus. Allerdings werden viele libertäre Positionen, etwa die Disponibilität von Menschenrechten und die Ablehnung demokratischer Institutionen, als illiberal angesehen.&lt;ref&gt;Samuel Freeman: ''Illiberal Libertarians: Why Libertarianism Is Not a Liberal View.'' In: ''Philosophy and Public Affairs'', Band 30, 2001, S. 105 ff.&lt;/ref&gt; Insbesondere wird die Auffassung kritisiert, dass die konsequente Priorität, die dem Eigentumsrecht und der Vertragsfreiheit eingeräumt wird, den konsensuellen Verzicht auf Grundrechte ermögliche. So könne sich in einer libertären Gesellschaft nach Auffassung von Nozick jeder selbst in die [[Sklaverei]] verkaufen. Ein entsprechender Vertrag müsse zwangsweise durchgesetzt werden.&lt;ref&gt;Samuel Freeman: ''Illiberal Libertarians: Why Libertarianism Is Not a Liberal View.'' In: ''Philosophy and Public Affairs'', Band 30, 2001, S. 105, 131 ff.&lt;/ref&gt; Allerdings existieren auch libertäre Entwürfe, nach denen es nicht zulässig ist, auf das Eigentum an sich selbst zu verzichten.&lt;ref&gt;[[Hans-Hermann Hoppe]]: {{Webarchiv|url=http://docs.mises.de/Hoppe/Hoppe_Eigentum_Anarchie_Staat.pdf |wayback=20070927235448 |text=''Eigentum, Anarchie und Staat.'' Studien über die Theorie des Kapitalismus }}, Opladen 1987, S. 110. (PDF-Datei; 1,4&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Wirtschaftlich steht der Libertarismus sowohl nationaler Politik als auch linker oder sozialistischer Politik entgegen. Libertäre halten nur ein minimales Eingreifen in die Wirtschaft für erträglich. In wirtschaftlichen Fragen sehen einige Libertäre Gemeinsamkeiten mit Konservativen und versuchen politische Allianzen mit ihnen zu bilden. Hierbei muss allerdings zwischen „konservativ“ im amerikanischen und im europäischen Sinn unterschieden werden. Während [[Republikanische Partei|amerikanische Konservative]] ein schwaches Eingreifen des Staates in die Wirtschaft befürworten, was sich größtenteils mit den Zielen libertärer Politik deckt, bezeichnet der Ausdruck „konservativ“ in Europa oft eine stärker sozialstaatlich ausgerichtete Politik, was in diesem Fall libertären Idealen diametral entgegensteht.<br /> <br /> Gesellschaftspolitisch führt das Ideal des minimalen Staates zu Opposition sowohl gegenüber linken und sozialistischen als auch gegenüber rechten, konservativen und nationalistischen Gruppen. Gesellschaftliche Veränderungen von Seiten des Staates können aus libertärer Sicht keine positive Auswirkung auf die Individuen einer Gesellschaft haben, etwaige politische Maßnahmen dienten in Wahrheit lediglich Partikularinteressen und der despotischen Umsetzung von Ideologien.<br /> <br /> Trotz dieses Nichtinterventionsprinzips haben Libertäre durchaus gesellschaftspolitische Ansichten. Das Spektrum reicht von Neokonservativen, die im Rahmen einer freien Gesellschaft ein Leben nach entsprechenden Wertvorstellungen leben wollen (oder sogar eine Bedingung zwischen Libertarismus und Konservatismus sehen), bis hin zu polemisch als ''„[[Sex and Drugs and Rock and Roll|Sex, Drugs and Rock-’n’-Roll]]“''-Libertären bezeichneten Individuen, welche die libertäre Gesellschaft als Voraussetzung für [[Meinungsfreiheit]], [[sexuelle Selbstbestimmung]] und [[Selbstverwirklichung]] sehen. Libertäre jeder Richtung lehnen jedoch die Umsetzung gesellschaftlicher Entwürfe durch Zwang und [[Indoktrination]] strikt ab.&lt;ref&gt;[[Walter Block]]: [https://www.lewrockwell.com/2004/08/walter-e-block/sex-drugs-rock-n-roll/ ''Libertarianism and „Sex, Drugs, &amp; Rock ’n’ Roll“''], Review eines Zeitungsartikels, ''The Wall Street Journal''&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Viele Libertäre wehren sich gegen eine Einordnung in das traditionelle politische [[Politisches Spektrum|Rechts-links-Schema]], da sie sich sowohl zu [[Konservatismus|konservativer]] und [[nationalistisch]]er wie auch zu [[sozialistisch]]er Politik in Opposition sehen. In ihren Augen besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen (extremer) linker und (extremer) rechter Politik.&lt;ref&gt;[https://www.lewrockwell.com/1970/01/butler-shaffer/civ-no-room-on-the-spectrum-why-the-u2018left-and-u2018right-are-only-two-wings-of-the-same-birdofprey/ ''Why the „Left“ and „Right“ Are Only Two Wings of the Same Bird of Prey'']&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.nzz.ch/2006/10/21/wi/kommentarEKYFV.html |wayback=20070301142908 |text=''Wirtschaftsliberal, gesellschaftsliberal oder ganz einfach liberal?'' }} NZZ Online&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Anstelle des Links-rechts-Spektrums bevorzugen einige Libertäre insbesondere in den USA ein zweidimensionales Feld, um politische Ansichten zu klassifizieren. Hierbei wird die Einstellung zur „persönlichen Freiheit“ auf der einen, und die „wirtschaftliche Freiheit“ auf der anderen Achse dargestellt, wobei diese von „absolut restriktiv“ bis „absolut liberal“ reichen. Dies findet sich im [[Nolan-Diagramm]] wieder, das von dem Libertären [[David Nolan]]&lt;ref&gt;[http://freedomkeys.com/nolancharts.htm freedomkeys.com] Nolan Chart Variations&lt;/ref&gt; gestaltet wurde und nach ihm benannt ist. Gemäß diesem Schema teilen Libertäre die Ansichten „Linker“ im gesellschaftlichen und „Rechter“ im wirtschaftlichen Bereich. Das Schema wird jedoch auch von Libertären kritisiert, da sie die Trennung zwischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen als eine Illusion betrachten. Viele bevorzugen wiederum selbst ein eindimensionales Schema, das sich von libertärer bis zu anti-libertärer Politik erstreckt – Libertäre sehen in der Regel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen Linken und Rechten und im Extremfall [[Kommunismus|Kommunisten]] und [[Faschismus|Faschisten]].<br /> <br /> Der Paläolibertäre Rothbard vertrat im Gegensatz dazu die Ansicht, Libertarismus sei nichts anderes als eine Neuformulierung der Überzeugungen der [[Old Right|alten Rechten]], welche die staatliche Intervention durch den [[New Deal]] im frühen 20. Jahrhundert ablehnte.&lt;ref name=&quot;jtwp&quot; /&gt;<br /> <br /> [[Gero Neugebauer]] erkennt in der [[Postindustrielle Gesellschaft|nachindustriellen Gesellschaft]], dass „die maßgebliche politische Konfliktkonstellation“ nicht „zwischen rechts und links“ verläuft, „sondern zwischen einer sozial-libertären und einer neoliberal-autoritären Politikkonzeption.“ „Auf der politischen Achse stehen sich Libertarismus (Links) und Autoritarismus (Rechts) gegenüber, das heißt einerseits libertäre postmaterialistische Werte (wie direkte Demokratie, Ökologie, Gleichberechtigung der Geschlechter, Multikulturalität) und andererseits autoritäre Werte (wie nach innen und außen starker Nationalstaat, Patriotismus, Sicherheit und Ordnung). Es kann durchaus zu Wertesynthesen kommen, also jemand für Verteilungsgerechtigkeit und zugleich für Leistungsdenken sein, oder im Umweltbereich libertäre, in Fragen der inneren Sicherheit jedoch autoritäre Positionen vertreten. Das entspricht den komplexen Denkmustern und Wertorientierungen der Menschen in modernen Gesellschaften, die sich geschlossenen Ideologien entziehen.“ „Es dürfte traditionelle Linke, die kapitalismuskritisch oder gar antikapitalistisch eingestellt sind und sich einen starken Staat wünschen, durchaus irritieren, wenn sie plötzlich feststellen müssen, dass beide Positionen auch von Rechten eingenommen werden.“ „Angesichts dieser Komplexität ist ein Begriff wie politischer Extremismus für die Wissenschaft unterkomplex und als Arbeitsbegriff ungeeignet.“&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Gero Neugebauer |Hrsg=''[[Bundeszentrale für politische Bildung|bpb]]'' |Titel=''Einfach war gestern. Zur Strukturierung der politischen Realität in einer modernen Gesellschaft Essay'' |TitelErg=''Thema: Extremismus'' |Nummer=44 |Verlag=''[[Aus Politik und Zeitgeschichte|APuZ]]'' |Ort=Bonn |Datum=2010-11-01 |Seiten=3f |Kommentar=[http://www.bpb.de/apuz/32423/fliessende-grenzen-zwischen-rechtsextremismus-und-rechtspopulismus-in-europa?p=all online auf: ''www.bpb.de''] und [http://www.bpb.de/system/files/pdf/4FP0SI.pdf online als PDF]}}&lt;/ref&gt; [[Karin Priester]] meint in derselben [[Aus Politik und Zeitgeschichte|APuZ]]-Ausgabe, in der auch Gero Neugebauer schrieb, dass der in den USA sich formierende minimalstaatliche Libertarismus in der ''[[Tea-Party-Bewegung]]'' anziehend wirke auf rechtsextreme Splittergruppen wie Milizen, Patriot-Gruppen oder weiße Suprematisten. Auch in Deutschland würde dies seit 2007 geschehen. Sie führt als Beispiel an, dass „neben dem [[NPD]]-Vorsitzenden [[Udo Voigt]] und dem Nationalanarchisten Peter Töpfer“ auch „Angelika Willig, bis 2009 Chefredakteurin von ''[[Hier &amp; Jetzt]]'', der Theoriezeitschrift der sächsischen NPD-Jugendorganisation ''[[Junge Nationaldemokraten]]'' und Vordenkerin eines grundsätzlichen Systemwechsels,“ in der Zeitschrift ''[[eigentümlich frei]]'' zu Wort kamen. Als ideologisches Bindeglied zwischen Libertarismus und Rechtsextremismus fungiere nach ihrer These „der [[Sozialdarwinismus]], als Ideologie der naturgewollten Überlegenheit der Starken gegenüber den Schwachen, der Elite gegenüber der Masse.“&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Karin Priester |Hrsg=''[[Bundeszentrale für politische Bildung|bpb]]'' |Titel=''Fließende Grenzen zwischen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Europa?'' |TitelErg=''Thema: Extremismus'' |Nummer=44 |Verlag=''[[Aus Politik und Zeitgeschichte|APuZ]]'' |Ort=Bonn |Datum=2010-11-01 |Seiten=38 |Kommentar=[http://www.bpb.de/apuz/32423/fliessende-grenzen-zwischen-rechtsextremismus-und-rechtspopulismus-in-europa?p=all online auf: ''www.bpb.de''] und [http://www.bpb.de/system/files/pdf/4FP0SI.pdf online als PDF]}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Detmar Doering]] hält das libertäre Ideal einer Gesellschaft, die auf vollkommener Freiwilligkeit basiert, aus [[Liberalismus|liberaler]] Sicht zwar für erstrebenswert, kritisiert aber, dass es kein reales Beispiel einer staatslosen Industriegesellschaft gebe und dass Staaten bisher aus Gründen wie Krieg, Bürgerkrieg oder ethnischen Spannungen verschwunden seien. Er legt dazu statistische Untersuchungen vor, dass in solchen instabilen Ländern weniger Freiheit und Rechtsordnung existiere als in stabilen Staaten. Ein gewaltsamer Übergang in eine nichtstaatliche Gesellschaft könne nicht funktionieren, da dazu eine stärkere Gewalt als die bisherige nötig sei, aus der sich wieder staatliche Macht bilden würde. Als Beispiel für solche Entwicklungen führt er die [[Französische Revolution]] an.&lt;ref&gt;Detmar Döring: [http://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2010/2320/pdf/80_Doering_Rechtsstaat.pdf ''Position Liberal: Rechtsstaat und wirtschaftliche Freiheit.''] (PDF; 775&amp;nbsp;kB), Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung 2009, S. 24 ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> '''Primärliteratur'''<br /> * [[Roland Baader]]: ''Das Kapital am Pranger: Ein Kompass durch den politischen Begriffsnebel.'' ISBN 3-935197-45-4.<br /> * [[Frédéric Bastiat]]: ''Der Staat – die große Fiktion.'' Ott, Thun 2001, ISBN 3-7225-6918-4 www.bastiat.de<br /> * [[David D. Friedman]]: ''Das Räderwerk der Freiheit. Für einen radikalen Kapitalismus.'' BoD, Norderstedt 2003, ISBN 3-8330-0529-7.<br /> * [[Murray N. Rothbard]]: ''Eine neue Freiheit – Das libertäre Manifest.'' 1999, ISBN 3-933631-08-4.<br /> * Murray N. Rothbard: ''Die Ethik der Freiheit.'' 2000, ISBN 3-89665-086-6.<br /> <br /> '''Sekundärliteratur'''<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=David Boaz<br /> |Titel=Libertarianism: A Primer<br /> |Verlag=Free Press<br /> |Datum=1998}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Norman P. Barry<br /> |Titel=The New Liberalism<br /> |Sammelwerk=British Journal of Political Science<br /> |Band=13<br /> |Nummer=1<br /> |Datum=1983-01<br /> |Seiten=93–123}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Samuel Freeman<br /> |Titel=Illiberal Libertarians: Why Libertarianism Is Not a Liberal View<br /> |Sammelwerk=Philosophy and Public Affairs<br /> |Band=30<br /> |Nummer=Nr. 2 (Frühling)<br /> |Datum=2001<br /> |Seiten=105–151}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=[[David D. Friedman]]<br /> |Hrsg=Steven N. Durlauf und Lawrence E. Blume<br /> |Titel=libertarianism<br /> |Sammelwerk=[[The New Palgrave – Dictionary of Economics]]<br /> |Band=5<br /> |Auflage=2.<br /> |Verlag=Palgrave Macmillan<br /> |Ort=New York<br /> |Datum=2008<br /> |DOI=10.1057/9780230226203.0968}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Walter Horn<br /> |Titel=Libertarianism and Private Property in Land: The Positions of Rothbard and Nozick, Critically Examined, Are Disputed<br /> |Sammelwerk=American Journal of Economics and Sociology<br /> |Band=43<br /> |Nummer=3<br /> |Datum=1984-07<br /> |Seiten=341–355}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Jan Narveson<br /> |Titel=Libertarianismus. Eine Philosophische Einführung<br /> |Sammelwerk=[[Aufklärung und Kritik]]<br /> |Band=2<br /> |Datum=2004<br /> |Online=[http://www.gkpn.de/narveson_3.pdf gkpn.de]<br /> |Format=PDF<br /> |KBytes=121}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> {{Commonscat|Libertarianism}}<br /> * {{IEP|http://www.iep.utm.edu/l/libertar.htm|Libertarianism|Matt Zwolinski}}<br /> * [[Peter Vallentyne]]: [http://plato.stanford.edu/entries/libertarianism/ ''Libertarianism.''] In: ''[[Stanford Encyclopedia of Philosophy]].''<br /> * [[David Boaz]]: [http://www.britannica.com/EBchecked/topic/339321/libertarianism ''Libertarianism.''] In: ''[[Encyclopædia Britannica]].''<br /> * [http://mises.org/media.aspx?action=category&amp;ID=208 The Libertarian Tradition], englische Podcast-Serie von Jeff Riggenbach, Mises Media, 5. Jan – 29. Juni 2010.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=7588724-1}}<br /> <br /> [[Kategorie:Libertarismus| ]]<br /> [[Kategorie:Staatsphilosophie]]<br /> [[Kategorie:Politische Ideologie]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Benutzernamen_%C3%A4ndern&diff=203505105 Wikipedia:Benutzernamen ändern 2020-09-08T15:07:38Z <p>Michael.alexander.kaufmann: /* 2020-09-06 – Michael.alexander.kaufmann → Cyberprof2000 */</p> <hr /> <div>{{/Intro}}<br /> <br /> {{Autoarchiv-Erledigt<br /> |Alter=0<br /> |Ziel='((VOLLER_SEITENNAME))/Archiv/((Jahr))/((Monat:Lang))'<br /> |Übersicht=[[Spezial:Präfixindex/Wikipedia:Benutzernamen ändern/Archiv|Archiv]]<br /> |Ebene=3<br /> }}<br /> Mit dem {{Vorlage|Erledigt|&lt;nowiki&gt;1=--~~~~&lt;/nowiki&gt;}}-Baustein markierte Abschnitte werden am selben Tag '''[[Wikipedia:Benutzernamen ändern/Archiv|archiviert]]''' ([[Wikipedia:Benutzernamen ändern/Archiv/{{LOKALES_JAHR}}/{{LOKALER_MONATSNAME}}|aktuelles Archiv]]).<br /> {{#tag:inputbox|<br /> type=fulltext<br /> searchbuttonlabel=Archiv durchsuchen<br /> prefix={{{prefix|{{VOLLER_SEITENNAME}}}}}/<br /> width=20<br /> }}<br /> <br /> == Warteschlange ==<br /> <br /> === 2020-09-06 – Michael.alexander.kaufmann → Cyberprof2000 ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Michael.alexander.kaufmann<br /> |BenutzernameNeu = Cyberprof2000<br /> |Notiz = Ich möchte nicht mehr unter meinem Klarnamen ersichtlich sein. [[Benutzer:Michael.alexander.kaufmann|Michael.alexander.kaufmann]] ([[Benutzer Diskussion:Michael.alexander.kaufmann|Diskussion]]) 20:34, 6. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> <br /> === 2020-09-07 – Ameliekicker → Olympia-Verlag ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Ameliekicker<br /> |BenutzernameNeu = Olympia-Verlag<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Ameliekicker|Ameliekicker]] ([[Benutzer Diskussion:Ameliekicker|Diskussion]]) 07:58, 7. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> {{ok}} umbenannt --[[Benutzer:Itti|Itti]] 07:20, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> {{Erledigt|1=--[[Benutzer:Itti|Itti]] 07:20, 8. Sep. 2020 (CEST)}}<br /> <br /> === 2020-09-07 – Besiep → Beegies ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Besiep<br /> |BenutzernameNeu = Beegies<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Besiep|Besiep]] ([[Benutzer Diskussion:Besiep|Diskussion]]) 13:12, 7. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> {{ok}} umbenannt --[[Benutzer:Itti|Itti]] 07:20, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> {{Erledigt|1=--[[Benutzer:Itti|Itti]] 07:20, 8. Sep. 2020 (CEST)}}<br /> <br /> === 2020-09-08 – Dorfchronik Willi → Baldachin33 ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Dorfchronik Willi<br /> |BenutzernameNeu = Baldachin33<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Dorfchronik Willi|Dorfchronik Willi]] ([[Benutzer Diskussion:Dorfchronik Willi|Diskussion]]) 00:21, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> {{ok}} umbenannt --[[Benutzer:Itti|Itti]] 07:20, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> {{Erledigt|1=--[[Benutzer:Itti|Itti]] 07:20, 8. Sep. 2020 (CEST)}}<br /> <br /> === 2020-09-08 – Coastertigga → RickVanJong ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Coastertigga<br /> |BenutzernameNeu = RickVanJong<br /> |Notiz = Alter Benutzername ist zu kindisch. -- [[Benutzer:Coastertigga|Coastertigga]] ([[Benutzer Diskussion:Coastertigga|Diskussion]]) 01:42, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> {{ok}} umbenannt --[[Benutzer:Itti|Itti]] 07:20, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> {{Erledigt|1=--[[Benutzer:Itti|Itti]] 07:20, 8. Sep. 2020 (CEST)}}<br /> <br /> === 2020-09-08 – Kaiserliche Wagenburg Wien → CWW ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Kaiserliche Wagenburg Wien<br /> |BenutzernameNeu = CWW<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Kaiserliche Wagenburg Wien|Kaiserliche Wagenburg Wien]] ([[Benutzer Diskussion:Kaiserliche Wagenburg Wien|Diskussion]]) 11:01, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> <br /> === 2020-09-08 – Kaiserliche Wagenburg Wien → CWW ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Kaiserliche Wagenburg Wien<br /> |BenutzernameNeu = CWW<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Kaiserliche Wagenburg Wien|Kaiserliche Wagenburg Wien]] ([[Benutzer Diskussion:Kaiserliche Wagenburg Wien|Diskussion]]) 11:04, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> <br /> === 2020-09-08 – LGJMS → LouGee ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = LGJMS<br /> |BenutzernameNeu = LouGee<br /> |Notiz = Ich hatte fehlerhaft mein Namen zu nah an die einer Organisation angelegt. Ich bearbeite Wikipedia tatsächlich im Auftrag vom Jüdischen Museum der Schweiz, jedoch nicht ausschliesslich. -- [[Benutzer:LGJMS|LGJMS]] ([[Benutzer Diskussion:LGJMS|Diskussion]]) 11:49, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> <br /> === 2020-09-08 – Maximilian Hartung → Maeximilia007 ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Maximilian Hartung<br /> |BenutzernameNeu = Maeximilia007<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Maximilian Hartung|Maximilian Hartung]] ([[Benutzer Diskussion:Maximilian Hartung|Diskussion]]) 14:50, 8. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Benutzernamen_%C3%A4ndern&diff=203455732 Wikipedia:Benutzernamen ändern 2020-09-06T18:34:43Z <p>Michael.alexander.kaufmann: </p> <hr /> <div>{{/Intro}}<br /> <br /> {{Autoarchiv-Erledigt<br /> |Alter=0<br /> |Ziel='((VOLLER_SEITENNAME))/Archiv/((Jahr))/((Monat:Lang))'<br /> |Übersicht=[[Spezial:Präfixindex/Wikipedia:Benutzernamen ändern/Archiv|Archiv]]<br /> |Ebene=3<br /> }}<br /> Mit dem {{Vorlage|Erledigt|&lt;nowiki&gt;1=--~~~~&lt;/nowiki&gt;}}-Baustein markierte Abschnitte werden am selben Tag '''[[Wikipedia:Benutzernamen ändern/Archiv|archiviert]]''' ([[Wikipedia:Benutzernamen ändern/Archiv/{{LOKALES_JAHR}}/{{LOKALER_MONATSNAME}}|aktuelles Archiv]]).<br /> {{#tag:inputbox|<br /> type=fulltext<br /> searchbuttonlabel=Archiv durchsuchen<br /> prefix={{{prefix|{{VOLLER_SEITENNAME}}}}}/<br /> width=20<br /> }}<br /> <br /> == Warteschlange ==<br /> <br /> === 2020-09-04 – Sebastian M64 → Baum64 ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Sebastian M64<br /> |BenutzernameNeu = Baum64<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Sebastian M64|Sebastian M64]] ([[Benutzer Diskussion:Sebastian M64|Diskussion]]) 21:42, 4. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> {{ok}} umbenannt --[[Benutzer:Itti|Itti]] 10:29, 6. Sep. 2020 (CEST)<br /> {{Erledigt|1=--[[Benutzer:Itti|Itti]] 10:29, 6. Sep. 2020 (CEST)}}<br /> <br /> === 2020-09-05 – Paulschoeni → WahnsinnsWald ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Paulschoeni<br /> |BenutzernameNeu = WahnsinnsWald<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Paulschoeni|Paulschoeni]] ([[Benutzer Diskussion:Paulschoeni|Diskussion]]) 11:53, 5. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> {{ok}} umbenannt --[[Benutzer:Itti|Itti]] 10:29, 6. Sep. 2020 (CEST)<br /> {{Erledigt|1=--[[Benutzer:Itti|Itti]] 10:29, 6. Sep. 2020 (CEST)}}<br /> <br /> <br /> === 2020-09-05 – Gabriel Tessmer → Gabriel T. ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Gabriel Tessmer<br /> |BenutzernameNeu = Gabriel T.<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Gabriel Tessmer|Gabriel Tessmer]] ([[Benutzer Diskussion:Gabriel Tessmer|Diskussion]]) 17:48, 5. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> {{ok}} umbenannt --[[Benutzer:Itti|Itti]] 10:29, 6. Sep. 2020 (CEST)<br /> {{Erledigt|1=--[[Benutzer:Itti|Itti]] 10:29, 6. Sep. 2020 (CEST)}}<br /> <br /> === 2020-09-05 – Claudius kohrt → Claudius Kohrt ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Claudius kohrt<br /> |BenutzernameNeu = Claudius Kohrt<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Claudius kohrt|Claudius Kohrt]] ([[Benutzer Diskussion:Claudius kohrt|Diskussion]]) 22:56, 5. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}<br /> {{ok}} umbenannt --[[Benutzer:Itti|Itti]] 10:29, 6. Sep. 2020 (CEST)<br /> {{Erledigt|1=--[[Benutzer:Itti|Itti]] 10:29, 6. Sep. 2020 (CEST)}}<br /> <br /> === 2020-09-06 – Michael.alexander.kaufmann → Cyberprof2000 ===<br /> <br /> {{Renameuser<br /> |BenutzernameAlt = Michael.alexander.kaufmann<br /> |BenutzernameNeu = Cyberprof2000<br /> |Notiz = -- [[Benutzer:Michael.alexander.kaufmann|Michael.alexander.kaufmann]] ([[Benutzer Diskussion:Michael.alexander.kaufmann|Diskussion]]) 20:34, 6. Sep. 2020 (CEST)<br /> }}</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Andreas_Meier_(Informatiker)&diff=199915083 Andreas Meier (Informatiker) 2020-05-13T13:20:08Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Konkretisierung Fachgebiet, Rechtschreibung</p> <hr /> <div>&lt;!-- schweizbezogen --&gt;<br /> '''Andreas Meier''' (* [[9. September]] [[1951]] in [[Basel]]) ist ein [[Schweiz]]er [[Informatiker]] und [[Emeritierung|emeritierter]] Hochschullehrer an der [[Universität Fribourg]].<br /> <br /> == Biographie ==<br /> Nach einem Studium an der [[ETH Zürich]], an der er 1977 mit einer Arbeit über ''Lokalisierung von Gruppen in Bezug auf Homologie'' bei Prof. B. Eckmann in Mathematik diplomiert wurde, arbeitete er bei IBM Schweiz als Systems Engineer an einem Datenbankprojekt (IMS) in einer Grossbank. Ab 1980 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Datenbankbruppe von [[Carl August Zehnder]] an der ETH Zürich für das Forschungsprojekt ''Flächenbezogene Datenstrukturen'' verantwortlich. Er reichte seine Dissertation zum Thema ''Semantisches Datenmodell für flächenbezogene Daten'' 1982 erfolgreich ein&lt;ref&gt;[https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/137289 Eintrag in der Research Collection der ETH Zürich]&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> Anschliessend arbeitete er in der Industrieberatung. Er war Systemingenieur im IBM-Forschungslabor in San José, Kalifornien, Direktor einer internationalen Bank und Mitglied der Geschäftsleitung einer Versicherungsgesellschaft. Parallel dazu habilitierte sich am Institut für Informatik. Später war er Professor und Leiter des Kompetenzzentrums E-Business an der Fachhochschule Olten. 1999 erfolge die Berufung zum ordentlichen Professor für [[Wirtschaftsinformatik]] an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der [[Universität Fribourg]]&lt;ref&gt;[https://diuf.unifr.ch/main/is/node/21 Webseite an der Universität Fribourg]&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> Andreas Meier ist Mitglied der GI (Gesellschaft für Informatik), der IEEE Computer Society und der ACM. Er ist Mitglied des Redaktionsausschusses des International Journal of Fuzzy Computing and Modelling, Gründer und Präsident der [[Stiftung FMsquare]]&lt;ref&gt;[https://fmsquare.org Webseite der Stiftung FMsquare]&lt;/ref&gt;, Mitglied des Editorial Board der Zeitschrift HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik. 2018 wurde Andreas Meier emeritiert.<br /> <br /> == Veröffentlichungen ==<br /> * eDemocracy &amp; eGovernment, Springer, 2012, ISBN 978-3-642-24494-0<br /> * Big Data, Springer Vieweg, 2016, ISBN 978-3-658-11589-0, mit Daniel Fasel<br /> * Smart City, Springer Vieweg, 2016, ISBN 978-3-658-15617-6, mit Edy Portmann<br /> * SQL- &amp; NoSQL Datenbanken, Springer Vieweg, 2016, ISBN 978-3-662-47664-2, mit Michael Kaufmann<br /> * Fuzzy Management, Springer Vieweg, 2019, ISBN 978-3-658-26036-1, mit Edy Portmann<br /> * Kaufmann M., Meier A., Stoffel K.: IFC-Filter – Membership Function Generation for Inductive Fuzzy Classification. Expert Systems with Applications, Vol. 42, Issue 21, 30. November 2015, pp. 8369–8379<br /> * Portmann E., Meier A., Cudré-Mauroux Ph., Pedrycz W.: FORA – A Fuzzy Set Based Framework for Online Reputation Management. Fuzzy Sets and Systems, Volume 269, June 2015, pp. 90–114<br /> * Meier A., Werro N.: A Fuzzy Classification Model for Online Customers. Informatica – International Journal of Computing and Informatics, Vol. 31, July 2007<br /> * Meier A., Dippold R., Mercerat J., Muriset A., Untersinger J.-C., Eckerlin R., Ferrara F.: Hierarchical to Relational Database Migration. IEEE Software, Vol. 11, No. 3, 1994, pp. 21–27<br /> * Meier A., Ilg M.: Consistent Operations on a Spatial Data Structure. IEEE Transactions on Pattern Analysis and Machine Intelligence, Vol. 8, No. 4, 1986, pp. 532–538<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Meier, Andreas}}<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Freiburg, Schweiz)]]<br /> [[Kategorie:Informatiker]]<br /> [[Kategorie:Schweizer]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1951]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Meier, Andreas<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=Schweizer Informatiker<br /> |GEBURTSDATUM=9. September 1951<br /> |GEBURTSORT=[[Basel]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Andreas_Meier_(Informatiker)&diff=199844542 Andreas Meier (Informatiker) 2020-05-11T14:27:16Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Neue Erstellung des Artikels. Die Quellen sind in den Referenzen im Text enthalten.</p> <hr /> <div><br /> '''Andreas Meier''' (* [[9. September]] [[1951]] in [[Basel]]) ist ein [[Schweiz]]er [[Informatiker]] und [[Emeritierung|emeritierter]] Hochschullehrer an der [[Universität Fribourg]].<br /> <br /> == Biographie ==<br /> Nach seinem Studium an der [[ETH Zürich]], an der er 1977 mit einer Arbeit über ''Lokalisierung von Gruppen in bezug auf Homolgie'' bei Prof. B. Eckmann diplomiert wurde, arbeitete er bei IBM Schweiz als Systems Engineer an einem Datenbankprojekt (IMS) in einer Grossbank. Ab 190 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Datenbankbruppe von [[Carl August Zehnder]] an der ETH Zürich für das Forschungsprojekt ''Flächenbezogene Datenstrukturen'' verantwortlich. Er reichte seine Dissertation zum Thema ''Semantisches Datenmodell für flächenbezogene Daten'' 1982 erfolgreich ein&lt;ref&gt;[https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/137289 Eintrag in der Research Collection der ETH Zürich]&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> Anschliessend arbeitete er in der Industrieberatung. Er war Systemingenieur im IBM-Forschungslabor in San José, Kalifornien, Direktor einer internationalen Bank und Mitglied der Geschäftsleitung einer Versicherungsgesellschaft. Parallel dazu habilitierte sich am Institut für Informatik. Später war er Professor und Leiter des Kompetenzzentrums E-Business an der Fachhochschule Olten. 1999 erfolge die Berufung zum ordentlichen Professor für [[Wirtschaftsinformatik]] an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der [[Universität Fribourg]] &lt;ref&gt;[https://diuf.unifr.ch/main/is/node/21 Webseite an der Universität Fribourg]&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> Andreas Meier ist Mitglied der GI (Gesellschaft für Informatik), der IEEE Computer Society und der ACM. Er ist Mitglied des Redaktionsausschusses des International Journal of Fuzzy Computing and Modelling, Gründer und Präsident der [[Stiftung FMsquare]]&lt;ref&gt;[https://fmsquare.org Webseite der Stiftung FMsquare]&lt;/ref&gt;, Mitglied des Editorial Board der Zeitschrift HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik. 2018 wurde Andreas Meier emeritiert.<br /> <br /> == Veröffentlichungen ==<br /> * eDemocracy &amp; eGovernment, Springer, 2012, ISBN 978-3-642-24494-0 <br /> * Big Data, Springer Vieweg, 2016, ISBN 978-3-658-11589-0, mit Daniel Fasel<br /> * Smart City, Springer Vieweg, 2016, ISBN 978-3-658-15617-6, mit Edy Portmann<br /> * SQL- &amp; NoSQL Datenbanken, Springer Vieweg, 2016, ISBN 978-3-662-47664-2, mit Michael Kaufmann<br /> * Fuzzy Management, Springer Vieweg, 2019, ISBN 978-3-658-26036-1, mit Edy Portmann<br /> * Kaufmann M., Meier A., Stoffel K.: IFC-Filter – Membership Function Generation for Inductive Fuzzy Classification. Expert Systems with Applications, Vol. 42, Issue 21, 30 November 2015, pp. 8369-8379<br /> * Portmann E., Meier A., Cudré-Mauroux Ph., Pedrycz W.: FORA – A Fuzzy Set Based Framework for Online Reputation Management. Fuzzy Sets and Systems, Volume 269, June 2015, pp. 90-114<br /> * Meier A., Werro N.: A Fuzzy Classification Model for Online Customers. Informatica – International Journal of Computing and Informatics, Vol. 31, July 2007<br /> * Meier A., Dippold R., Mercerat J., Muriset A., Untersinger J.-C., Eckerlin R., Ferrara F.: Hierarchical to Relational Database Migration. IEEE Software, Vol. 11, No. 3, 1994, pp. 21-27<br /> * Meier A., Ilg M.: Consistent Operations on a Spatial Data Structure. IEEE Transactions on Pattern Analysis and Machine Intelligence, Vol. 8, No. 4, 1986, pp. 532-538<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Meier, Andreas}}<br /> [[Kategorie:Informatiker]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Freiburg (Schweiz))]]<br /> [[Kategorie:Schweizer]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1951]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Meier, Andreas<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=Schweizer Informatiker<br /> |GEBURTSDATUM=9. September 1951<br /> |GEBURTSORT=[[Basel]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Andreas_Meier&diff=199843038 Andreas Meier 2020-05-11T13:34:10Z <p>Michael.alexander.kaufmann: </p> <hr /> <div>'''Andreas Meier''' bezeichnet:<br /> &lt;onlyinclude&gt;* [[Andreas Meier (Theologe)]] (* 1954), deutscher Theologe und Kirchenhistoriker&lt;!-- GND=120068230 --&gt;<br /> * [[Andreas Meier (Politiker)]] (* 1977), deutscher Kommunalpolitiker (CSU)&lt;/onlyinclude&gt;<br /> * [[Andreas Meier (Informatiker)]] (* 1951), Schweizer Wirtschaftsinformatiker und Hochschullehrer<br /> <br /> '''Siehe auch:'''<br /> * [[Andreas Maier]]<br /> * [[Andreas Mayer]]<br /> * [[Andreas Mayr]]<br /> * [[Andreas Meyer]]<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Carl_August_Zehnder&diff=199842860 Carl August Zehnder 2020-05-11T13:28:33Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Neue Seite zu Andreas Meier, Prof. em. Uni Fribourg</p> <hr /> <div>&lt;!--schweizbezogen--&gt;<br /> '''Carl August Zehnder''' (* [[5. Oktober]] [[1937]] in [[Baden AG]]) ist ein [[Schweiz]]er [[Informatiker]] und [[Emeritierung|emeritierter]] Hochschullehrer an der [[ETH Zürich]].<br /> <br /> == Biographie ==<br /> Nach seinem Studium an der [[ETH Zürich]], an der er 1965 über ''Computerberechnung von Stunden- und Fahrplänen'' dissertierte, arbeitete er in der Industrieberatung. Von 1966 bis 1967 hielt er sich zu einem Forschungsaufenthalt in den USA am [[Massachusetts Institute of Technology]] (MIT) auf. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz arbeitete er an der ETH im Informatikbereich. 1970 erfolgte die Berufung zum Assistenz- und 1979 die Berufung zum ordentlichen Professor für [[Informatik]].<br /> <br /> Carl August Zehnder war 1983 einer der drei Gründer der [[Schweizer Informatik Gesellschaft]]. 1989 organisierte er mit [[Theo Härder]] in Zürich die [[BTW (Tagung)|BTW-Tagung]]. Zu Zehnders prominenten Schülern und Dissertanten gehört [[Rolf Pfeifer]].<br /> <br /> Carl August Zehnder war seit ihrer Gründung bis 2011 Stiftungsrat der [[Gebert Rüf Stiftung]], der grössten Wissenschaftsstiftung der Schweiz. „In seiner Stiftungsarbeit war er insbesondere für Aktivitäten der Stiftung in technischen und ingenieurwissenschaftlichen Bereichen sowie für Projekte aus dem Fachhochschulbereich verantwortlich.“&lt;ref&gt;Gebert Rüf Stiftung: {{Webarchiv|url=http://www.grstiftung.ch/de/stiftung/personen/ehemalige/zehnder.html |wayback=20160325105805 |text=Gründungsmitglieder des Stiftungsrats |archiv-bot=2019-03-09 05:50:04 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> 2008 erhielt Zehnder den mit 200.000 Franken dotierten Preis der [[Stiftung Dr. J. E. Brandenberger]], weil er „die Erkenntnisse der Informatikwissenschaften der breiten Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar gemacht hat.“&lt;ref&gt;[http://www.itreseller.ch/Artikel/59041/Carl_August_Zehnder_erhaelt_bedeutende_Auszeichnung.html Carl August Zehnder erhält bedeutende Auszeichnung]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2015 wurde Zehnder die Ehrendoktorwürde der [[Universität Freiburg (Schweiz)| Université de Fribourg]] verliehen. In der Begründung heisst es: „Im Bereich der Forschung publizierte Prof. Zehnder wegweisende Beiträge zu Datenbanken, Informatikrecht (insb. Im Zusammenhang mit Datenschutzfragen und Personendaten), Entwicklung und dem Einsatz grosser Informatiksysteme.“&lt;ref&gt; Universität Freiburg: [http://www.unifr.ch/news/de/14972/ Ernennung der Ehrendoktoren 2015]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Veröffentlichungen ==<br /> *Informationssysteme und Datenbanken, vdf, Hochschul-Verlag an der ETH, ISBN 3-7281-3002-8<br /> *Informatik-Projektentwicklung : Projekt, Anwendung, Nutzung, vdf, Hochschul-Verlag an der ETH, ISBN 3-7281-2765-5<br /> *Mathematische Untersuchungen zur Berechnung von Stundenplänen und Transportfahrplänen, Eidgenössische technische Hochschule Zürich (Dissertation)<br /> *Grundlagen für den Informatikeinsatz, mit Kurt Bauknecht, Teubner, ISBN 3-519-42450-9<br /> *Grundzüge der Datenverarbeitung : Methoden und Konzepte für die Anwendungen, mit Kurt Bauknecht, ISBN 3-519-32450-4<br /> *Flächenmodell-Register : die Strukturen wichtiger geographischer Datensammlungen der Schweiz, mit [[Andreas Meier]]<br /> *Numerische Methoden der mathematischen Optimierung mit ALGOL- und FORTRAN-Programmen (engl.) mit Hans P. Günzi und Hans G. Tschach<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.inf.ethz.ch/personal/zehnder/CAZcv.html Seite als Emeritus an der ETH Zürich]<br /> * [https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&amp;cqlMode=true&amp;reset=true&amp;referrerPosition=0&amp;referrerResultId=num+all+%223728130028%22%26any&amp;query=idn%3D107540959 Carl August Zehnder in der DNB]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=136595332|LCCN=n/84/58623|VIAF=80912638}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Zehnder, Carl August}}<br /> [[Kategorie:Informatiker]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (ETH Zürich)]]<br /> [[Kategorie:Ehrendoktor der Universität Freiburg (Schweiz)]]<br /> [[Kategorie:Schweizer]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1937]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Zehnder, Carl August<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=Schweizer Informatiker<br /> |GEBURTSDATUM=5. Oktober 1937<br /> |GEBURTSORT=[[Baden AG]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rechtsextremismus_in_der_Bundesrepublik_Deutschland&diff=196838250 Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland 2020-02-15T13:59:56Z <p>Michael.alexander.kaufmann: /* Hauptmerkmale */</p> <hr /> <div>'''[[Rechtsextremismus]]''' (auch: '''extreme Rechte''', '''Rechtsradikalismus''', '''Neofaschismus'''; Selbstbezeichnung meist '''nationale Rechte''') '''in der Bundesrepublik [[Deutschland]]''' umfasst politische Bestrebungen, Personen und Organisationen, die [[Rassismus]], [[Nationalismus]], [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|Antisemitismus]], [[Fremdenfeindlichkeit]], [[Islamfeindlichkeit]] und weitere [[Diskriminierung]]en vertreten. Diese werden als [[gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit]] zusammengefasst, die bestimmten Menschengruppen die [[Menschenrechte]] abspricht und sie aus einer ethnisch oder rassisch verstandenen deutschen [[Volksgemeinschaft]] ausschließt. Sie richtet sich damit gegen die [[freiheitliche demokratische Grundordnung]] (FDGO) dieses Staates. Besonderheiten in den [[Neue Länder|Neuen Bundesländern]] werden dabei auch aus dem früheren [[Rechtsextremismus in der DDR]] erklärt. Laut [[Verfassungsschutzbericht]] 2018 gibt es 24.100 Rechtsextremisten in Deutschland.&lt;ref&gt;{{cite web | url= https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/zahlen-und-fakten-rechtsextremismus/rechtsextremistisches-personenpotenzial-2018| title= Zahlen und Fakten – Rechtsextremistisches Personenpotenzial (Gesamtübersicht)| accessdate=2020-01-26 | publisher= Bundesamt für Verfassungsschutz, Deutschland| archiveurl= | archivedate= | quote= | offline= }} Anmerkung: Das Personenpotenzial rechtsextremistischer Ausländerorganisationen (z.&amp;nbsp;B. [[Graue Wölfe]]) ist in dieser Zahl nicht enthalten.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Hauptmerkmale ==<br /> {{Hauptartikel|Rechtsextremismus#Begriff}}<br /> <br /> Der Begriff „Rechtsextremismus“ fehlt im [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland]], wurde aber aus den darin verankerten Grundsätzen der „[[Streitbare Demokratie|wehrhaften Demokratie]]“ abgeleitet, die einen Teilentzug von [[Grundrechte]]n und Organisationsverbote unter Umständen erlauben. Das [[Bundesverfassungsgericht]] (BVerfG) verbot 1952 die [[Sozialistische Reichspartei]] (SRP) und 1956 die [[Kommunistische Partei Deutschlands]] (KPD). Seitdem bezeichnete der bundesdeutsche [[Verfassungsschutz]] politische Bestrebungen, die sich gegen den Grundbestand der freiheitlich-demokratischen Grundordnung richten, als [[Radikalismus]], seit 1974 als [[Extremismus]]. Diesen definiert er juristisch vor allem als aktive, auf die Beseitigung der bestehenden Gesellschaftsordnung zielende Demokratiefeindlichkeit. Als besondere ideologische Merkmale des Rechtsextremismus nennen Verfassungsschutzberichte vor allem Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und [[Autoritarismus]].<br /> <br /> Demnach bewerten Rechtsextremisten Menschen nach ihrer Zugehörigkeit zu einer „[[Rasse]]“, „[[Ethnie]]“ oder „[[Nation]]“ und sprechen bestimmten Gruppen damit die [[Menschenwürde]] und grundlegende Menschenrechte bis hin zum Recht auf Leben ab. Stattdessen streben sie eine ethnisch oder rassisch vermeintlich homogene „Volksgemeinschaft“ in einem diktatorischen Staatssystem an, das von einem einheitlichen [[Führerprinzip|Führerwillen]] gelenkt werden soll, so dass keine [[Gewaltenteilung]], demokratische Teilhabe und Machtkontrolle mehr notwendig seien.&lt;ref&gt;Adrienne Krappidel: ''Verhalten rechtsextremer und demokratischer Kommunalpolitiker: Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung von Wählergemeinschaften und Parteien.'' Springer, Wiesbaden 2016, S. 16–18. [https://books.google.de/books?id=LNO9CwAAQBAJ&amp;pg=PA16 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit den 1970er Jahren kritisierte die bundesdeutsche Forschung Mängel dieser Behördendefinition. Sie erlaube keine Analyse politischer Entwicklungen und erfasse nicht die Vielfalt rechter Strömungen, Bevölkerungsstimmungen, die Übergänge zwischen Rechtsextremismus und [[Rechtskonservatismus]] und den historischen Wandel der gesellschaftlichen „Mitte“.&lt;ref&gt;Hans-Gerd Jaschke: ''Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Zur Tradition einer besonderen politischen Kultur. Band 1.'' Springer, Wiesbaden 1984, S. 21ff. [https://books.google.de/books?id=1D6bBgAAQBAJ&amp;pg=PA21 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; So galt etwa der [[Vertragsrevisionismus]] der Weimarer Republik als gemäßigt und war mehrheitsfähig. Nach der heutigen Definition wäre er rechtsextrem. „Was als Rechtsextremismus gilt, unterliegt gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Diskursen und Kräfteverhältnissen.“&lt;ref&gt;Andreas Klärner, Michael Kohlstruck: ''Moderner Rechtsextremismus in Deutschland.'' Bonn 2006, S. 14.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das [[Bundesamt für Verfassungsschutz]] hat seinen Merkmalkatalog für Rechtsextremismus jedoch kaum verändert. Seine aktuelle (2018) Definition lautet: {{&quot;|Unter Rechtsextremismus werden Bestrebungen verstanden, die sich gegen die im Grundgesetz konkretisierte fundamentale [[Gleichheit]] der Menschen richten und die universelle Geltung der Menschenrechte ablehnen. Rechtsextremisten sind Feinde des demokratischen Verfassungsstaates, sie haben ein autoritäres Staatsverständnis, das bis hin zur Forderung nach einem nach dem Führerprinzip aufgebauten Staatswesen ausgeprägt ist. Das rechtsextremistische Weltbild ist geprägt von einer Überbewertung ethnischer Zugehörigkeit, aus der u.&amp;nbsp;a. Fremdenfeindlichkeit resultiert. Dabei herrscht die Auffassung vor, die Zugehörigkeit zu einer Ethnie, Nation oder ‚Rasse‘ bestimme den Wert eines Menschen. Offener oder immanenter Bestandteil aller rechtsextremistischen Bestrebungen ist zudem der Antisemitismus. Individuelle Rechte und gesellschaftliche Interessenvertretungen treten zugunsten kollektivistischer ‚volksgemeinschaftlicher‘ Konstrukte zurück (Antipluralismus).}}&lt;ref&gt;Verfassungsschutz.de: [https://www.verfassungsschutz.de/de/service/glossar/_lR#rechtsextremismus Glossar ''Rechtsextremismus'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die am Extremismusbegriff orientierte Forschung bestätigt diese Merkmale. Die „Ideologie der Ungleichheit“, die aus Unterschieden zwischen Menschen verschiedene Wertigkeiten und Rechtsansprüche ableitet, gilt als entscheidende Gemeinsamkeit aller Rechtsextremisten und Hauptunterschied zum [[Linksextremismus]].&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 3. Auflage. Beck, München 2001, S. 11–16.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im deutschen Rechtsextremismus werden drei nicht trennbare Bereiche unterschieden:<br /> * parlamentarisch orientierte Parteien;<br /> * handlungsorientierte [[Neonazismus|Neonazis]], darunter Jugendgruppen rechtsextremer Parteien, [[Kameradschaft]]en, rechtsextreme [[Skinhead]]s, rechtsextreme [[Hooligan]]s und [[Rechtsterrorismus|rechtsterroristische Gruppen]];<br /> * eine intellektuelle [[Neue Rechte]] mit eigenen Medien, Verlagen, Instituten und Netzwerken.<br /> <br /> In Bezug auf die [[Rechtslage Deutschlands nach 1945]] unterscheiden sich ''Alte'' und ''Neue Rechte'': Die ''Alte Rechte'' sieht die Bundesrepublik als völkerrechtlich identisch mit dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] an und bezieht sich positiv auf Herrschaftsmethoden und Ideologie des [[Nationalsozialismus]]. Sie verharmlost den [[NS-Staat]] oder verherrlicht ihn als Vorbild und [[Holocaustleugnung|leugnet den Holocaust]]. Die ''Neue Rechte'' dagegen erkennt die Bundesrepublik als [[Nachfolgestaat]] des Deutschen Reichs an und versucht, in diesem Rahmen neue politische Konzepte zu finden. Ihre Vertreter greifen Ideen der [[Konservative Revolution|Konservativen Revolution]] aus der [[Weimarer Republik]] auf und relativieren den [[Holocaust]] und andere NS-Verbrechen.&lt;ref name=&quot;Stöss 2000&quot;&gt;Richard Stöss: [http://library.fes.de/pdf-files/ostdeutschland/00887.pdf ''Rechtsextremismus im vereinten Deutschland.''] Berlin 2000, S. 36 ff.; [[Everhard Holtmann]] (Hrsg.): ''Polit-Lexikon'', München 2000, S. 573f. [https://books.google.de/books?id=eq8FCgAAQBAJ&amp;pg=PA573 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Beide Strömungen knüpfen an den deutschen [[Militarismus]] an.<br /> <br /> Die rechtsextremen Parteien vertreten stärker einen reaktionären großdeutschen Nationalismus, erstreben einen autoritären [[Nationalstaat]], wollen [[Pluralismus (Politik)|Pluralismus]] und Gewaltenteilung einschränken und konkurrieren miteinander. Die Neonazis vertreten den Rassismus der [[White Supremacy]] und arbeiten oft länderübergreifend zusammen. Sie orientieren sich teils am Vernichtungsantisemitismus [[Adolf Hitler]]s, teils am sogenannten „linken“, „sozialrevolutionären“ Flügel der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] um den [[Sturmabteilung|SA-Gründer]] [[Ernst Röhm]] und die Brüder [[Otto Strasser|Otto]] und [[Georg Strasser]], die gegen Hitler unterlagen. Diese Teilung ist eine deutsche Besonderheit; sie hinderte deutsche Neonazis nicht, gemeinsame Aktionen zum 100. „[[Führergeburtstag]]“ (20. April 1989) zu organisieren. Beide Richtungen streben ein auf eine angebliche „höhere Rasse“ der „[[Arier]]“ gegründetes „Viertes Reich“ an und sind offen antisemitisch, antidemokratisch und gewaltbereit.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 3. Auflage. Beck, München 2001, S. 17–20.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Deutsche Rechtsextremisten grenzen traditionell bestimmte Gruppen als „Andere“, „Fremde“ oder „[[Volksfeind]]e“ aus der für sie exklusiv durch Abstammung und Blutsbande verbundenen „Volksgemeinschaft“ aus: darunter Ausländer (besonders [[Türkeistämmige in Deutschland|türkeistämmige Arbeiter und Migranten]]), [[Asylbewerber]], Geflüchtete, [[Juden]], [[Muslim]]e, Menschen dunkler Hautfarbe,&lt;ref&gt;Bernd Janssen, Jan Janssen, Sabine Janssen: ''Für Menschenrechte – gegen Hass und rechte Gewalt. Unterrichten, Erziehen und Schulkultur gestalten.'' Vandenhoeck &amp; Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-647-70243-8, S. 10. [https://books.google.de/books?id=vek3DwAAQBAJ&amp;pg=PP10 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; [[Behinderung|Behinderte]], [[Homosexualität|Homosexuelle]], [[Obdachlosigkeit|Obdachlose]],&lt;ref&gt;Hans-Gerd Jaschke: ''Rechtsextremismus: Ergebnisse und Perspektiven der Forschung.'' Springer VS, Wiesbaden 1996, ISBN 3-322-97077-9, S. 196. [https://books.google.de/books?id=hAqBBwAAQBAJ&amp;pg=PA196 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; [[Punk]]s und linksgerichtete Jugendliche.&lt;ref&gt;Andreas Klärner: ''Zwischen Militanz und Bürgerlichkeit: Selbstverständnis und Praxis der extremen Rechten.'' Hamburger Edition HIS, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86854-507-4, S. 8. [https://books.google.de/books?id=BvZFDwAAQBAJ&amp;pg=PA8 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Die Volksgemeinschaftsideologie steht ebenso wie die Auswahl der meisten ausgegrenzten und angegriffenen Gruppen in nationalsozialistischer Tradition.&lt;ref&gt;Gideon Botsch: ''Wahre Demokratie und Volksgemeinschaft: Ideologie und Programmatik der NPD und ihres rechtsextremen Umfelds.'' Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-14959-8, S. 2. [https://books.google.de/books?id=Q9E0DQAAQBAJ&amp;pg=PA2 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Ein Bindeglied und Schwerpunkt rechtsextremer Ideologie ist nach wie vor der Antisemitismus, der sich nach 1945 vor allem als Feindschaft gegen den Staat [[Israel]] ([[Antizionismus]]) äußert.&lt;ref&gt;Gideon Botsch, Christoph Kopke: ''Kontinuität des Antisemitismus: Israel im Blick der extremen Rechten.'' In: Olaf Glöckner, Julius H. Schoeps (Hrsg.): ''Deutschland, die Juden und der Staat Israel. Eine politische Bestandsaufnahme.'' Georg Olms, Hildesheim 2016, ISBN 978-3-487-08580-7, S. 285–313.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Gewaltakzeptanz und Gewaltausübung gehören zum Kern des Rechtsextremismus und sind in seiner Ideologie angelegt. Eine quantitative und qualitative Zunahme rechtsextremer Gewalt wurde in Westdeutschland seit den 1980er Jahren beobachtet.&lt;ref&gt;Sybille Steinbacher: ''Rechte Gewalt in Deutschland: Zum Umgang mit dem Rechtsextremismus in Gesellschaft, Politik und Justiz.'' Wallstein, 2016, ISBN 978-3-8353-4048-0, S. 9. [https://books.google.de/books?id=ufEwDwAAQBAJ&amp;pg=PA9 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Erst seit der Welle rechtsextremer Gewaltverbrechen im [[Deutsche Wiedervereinigung|wiedervereinigten Deutschland]] berücksichtigte die Forschung stärker deren strukturelle und sozialpolitische Bedingungen, ihre Abhängigkeit von Interessenkonstellationen und ihren gesellschaftlichen „Resonanzboden“, der sie direkt oder indirekt legitimiert.&lt;ref&gt;Ralf Wiederer: ''Zur virtuellen Vernetzung des internationalen Rechtsextremismus.'' Springer VS, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86226-834-4, S. 46. [https://books.google.de/books?id=mMjMDQAAQBAJ&amp;pg=PA46 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Parteien ==<br /> === Überblick ===<br /> Der Einfluss des bundesdeutschen Rechtsextremismus wird seit 1945 vor allem an Wahlerfolgen und Mitgliederzahlen rechtsextremer Parteien festgemacht. Bis 1990 stellt man grob drei Auf- und Abstiege fest, in denen jeweils eine solche Partei das rechtsextreme Lager anführte: 1949 bis 1952 die Sozialistische Reichspartei (SRP), ab 1964 die [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands]] (NPD), ab 1971 die [[Deutsche Volksunion]] (DVU) sowie ab 1983 auch [[Die Republikaner]] (REP). Anders als in anderen europäischen Staaten etablierte sich in der Bundesrepublik keine rechtsextreme Partei dauerhaft in Parlamenten.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable&quot;<br /> ! Partei&lt;ref&gt;Alle Zahlen der Tabelle nach Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 21–39.&lt;/ref&gt; !! Gründung !! Größter Wahlerfolg !! Größte Mitgliederzahl !! Auflösung<br /> |-<br /> | WAV<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1945<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| BTW 1949: In Bayern: 14,4 %<br /> |<br /> | 1953<br /> |-<br /> | NDP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1945<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| KTW Hessen 1948: 3,4 %<br /> |<br /> | 1950<br /> |-<br /> | DKP-DRP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1946<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| BTW 1949: in Niedersachsen 8,1 %<br /> |<br /> | 1950<br /> |-<br /> | SRP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1949<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Niedersachsen 1951: 11,0 %<br /> | ~10.000 (1949)<br /> | 1952<br /> |-<br /> | DRP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1950<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Rheinland-Pfalz 1959: 5,1 %<br /> |<br /> | 1965<br /> |-<br /> | NPD<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1964<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Baden-Württemberg 1968: 9,8 %<br /> | ~28.000 (1969)<br /> |<br /> |-<br /> | DVU<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1971<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Sachsen-Anhalt 1998: 12,9 %<br /> | ~22.000 (1990)<br /> | 2011<br /> |-<br /> | REP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1983<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| West-Berlin 1989: 7,5 %&lt;br /&gt; Europawahl 1989: &gt;7 %<br /> | ~23.000 (1990)<br /> |<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> === Parteien 1945–1960 ===<br /> Infolge der historischen Erfahrung mit dem NS-Regime löste der [[Alliierter Kontrollrat|Alliierte Kontrollrat]] 1945 alle NS-Organisationen auf, verbot sie und leitete eine [[Entnazifizierung]] von Funktionsträgern des NS-Regimes ein. Die alliierten [[Besatzungsstatut]]e erlaubten die Neu- oder Wiedergründung politischer Parteien nur nach strengen Richtlinien. Darum konnten sich zunächst keine direkten Nachfolgeorganisationen der NSDAP bilden. Ein Teil deren Anhänger versuchte bürgerliche Parteien zu unterwandern, die sie ihrerseits einbanden. Ein anderer Teil gründete eigenständige Organisationen, die ideologisch stärker an den Nationalismus der [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] anknüpften.<br /> <br /> 1949 nach dem Wegfall der alliierten Lizenzierungspflicht gründeten sich rasch neue rechtsextreme Parteien. Wegen weiterhin möglicher Organisationsverbote bekannten sie sich formal zum Grundgesetz. Sie lehnten die [[Deutsche Teilung]] einhellig ab, beantworteten die „[[Deutsche Frage]]“ aber verschieden: Manche wollten die deutsche Einheit gestützt auf die Stärke der Westmächte wiederherstellen. Andere unterstützten neutralistische Konzepte und lehnten eine Bindung an die Westmächte und den [[Ostblock]] ab. [[Nationalbolschewismus|Nationalbolschewistische]] Positionen spielten dagegen keine Rolle.&lt;ref name=&quot;Stöss 2000&quot; /&gt;<br /> <br /> Die [[Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung (Partei)|Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung]] (WAV) in Bayern und die Nationaldemokratische Partei (NDP) in Hessen zerbrachen bald an internen Konflikten und blieben Splitterparteien. Die [[Deutsche Konservative Partei – Deutsche Rechtspartei]] (DKP-DRP) erreichte mit einem Gemisch aus deutschnationaler, konservativ-monarchistischer und nationalsozialistischer Programmatik bei der [[Bundestagswahl 1949]] fünf Bundestagssitze, einen davon für [[Adolf von Thadden]]. Danach schloss die Parteiführung den nationalsozialistischen Flügel aus. Dessen Vertreter gründeten die SRP als Sammelbecken überzeugter Nationalsozialisten. Sie fand rasch rund 10.000 Mitglieder und erreichte bei der [[Landtagswahl in Niedersachsen 1951]] elf, bei der [[Bürgerschaftswahl in Bremen 1951]] 7,7 Prozent. Nach ihrem Verbot im Oktober 1952 wurde sie aufgelöst. Die Verbotsgründe des BVerfG blieben maßgebend: Die SRP verstehe sich als NSDAP-Nachfolgepartei und weise eindeutige Wesensverwandtschaft zum Nationalsozialismus auf. Das zeige ihr Führungspersonal, ihre Verherrlichung Hitlers und anderer NS-Größen, ihre ideologische Verbindung von Nationalismus und [[Sozialismus]], ihr Rückgriff auf Elemente des Rassismus und [[Sozialdarwinismus]]. Sie sehe das „[[Drittes Reich|Dritte Reich]]“ als fortbestehend an und halte das bundesdeutsche Regierungssystem somit für illegal. Sie strebe die Wiederherstellung dieses Reichs als „Führerdemokratie“ und „völkische Gemeinschaft“ an.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 21–23.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Deutsche Reichspartei.gif|mini|Deutsche Reichspartei (DRP)]]<br /> Danach versuchten frühere SRP-Anhänger die [[Deutsche Partei (ab 1993)|Deutsche Partei]] (DP) und die [[Freie Demokratische Partei]] (FDP) zu unterwandern, die beide schon starke nationalistische Flügel hatten. Ferner nahmen sie Einfluss auf die [[Deutsche Gemeinschaft (Deutschland)|Deutsche Gemeinschaft]] (DG) und die [[Deutsche Reichspartei (1950)|Deutsche Reichspartei]] (DRP), die 1950 aus der Fusion von DKP-DRP und NDP entstanden war. Die SRP-Zugänge bildeten den nationalsozialistischen DRP-Flügel, konnten sich aber gegen die autoritär-konservative Mehrheit nicht durchsetzen. Die DRP erhielt bei der [[Bundestagswahl 1953]] 1,1, bei der [[Bundestagswahl 1961]] nur noch 0,8 Prozent Stimmenanteile. Hauptgrund war die erfolgreiche Integration vieler ehemaliger Nationalsozialisten in die [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] unter Bundeskanzler [[Konrad Adenauer]].&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 24.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] unterstützten die US-Geheimdienste inoffiziell die Gründung von antikommunistischen, darunter auch rechtsextremen Organisationen wie dem [[Bund Deutscher Jugend]]. Beim Aufbau der [[Organisation Gehlen]], aus der der [[Bundesnachrichtendienst]] (BND) entstand, wurden ehemalige Mitglieder der [[Schutzstaffel|SS]], des [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|SD]], der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]], der [[Abwehr (Nachrichtendienst)|Abwehr]] und der [[Wehrmacht]] problemlos beschäftigt. Nach heutigen Forschungsergebnissen waren 1950 im [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] 58 von 137 (42,3 Prozent) Mitarbeitern des höheren Dienstes früher in der NSDAP. 1954 waren es 325 von nunmehr 900 Mitarbeitern. 1953 waren unter den 487 Bundestagsabgeordneten 129 (26,5 Prozent) ehemalige NSDAP-Mitglieder.&lt;ref&gt;[http://nsarchive.gwu.edu/NSAEBB/NSAEBB138/CIA%20Information%20Act%20-%20Reinhard%20Gehlen.pdf ''CIA Information Act – Reinhard Gehlen: Former NAZI and SS membership in ZIPPER.''] [[Central Intelligence Agency]], 15. Oktober 2004 (PDF; 1,7&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ab 1950 wurden die [[Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS]], die [[Wiking-Jugend]], der [[Kyffhäuserbund]] und [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten]] neu gegründet. Ein rechtsextremes Verlags- und Publikationswesen entstand. Die deutsche Teilung und Vertreibungen aus ehemaligen Ostgebieten begünstigte die Integration von Rechtsextremisten in [[Vertriebenenverband|Vertriebenenverbände]]. Infolge des [[Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personen|Entnazifizierungsschlussgesetzes]] von 1951 wurden rund 90 Prozent der NS-Staatsbediensteten, die als „[[Mitläufer]]“ eingestuft worden waren, wieder eingestellt.&lt;ref&gt;Richard Stöss: ''[http://www.bpb.de/themen/J0GG67,0,Geschichte_des_Rechtsextremismus.html Geschichte des Rechtsextremismus.]'' In: www.bpb.de, 2006.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Durch das SRP-Verbot 1952 zersplitterte die rechtsextreme Szene und nahm in den [[Wirtschaftswunder]]jahren ab 1955 weiter ab. 1959 jedoch nahmen antisemitische Straf- und Gewalttaten gegen jüdische Einrichtungen (etwa [[Swastika|Hakenkreuz]]-Schmierereien an [[Synagoge]]n und Grabsteinen) sprunghaft zu. Beim [[Eichmann-Prozess]] 1961 stieg ihre Zahl erneut an. Damals entstand die bis heute existierende [[Unabhängige Arbeiter-Partei]] (UAP).<br /> <br /> === 1960–1990 ===<br /> [[Datei:Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), logo 2013.svg|150px|rechts|NPD-Logo (seit 2013)]]<br /> 1963 überwand ein Wahlbündnis von DRP und DP bei der Bürgerschaftswahl in Bremen knapp die [[Fünf-Prozent-Hürde in Deutschland|Fünf-Prozent-Hürde]]. Daraufhin konnte der zum DRP-Vorsitzenden aufgestiegene Adolf von Thadden am 28. November 1964 die NPD gründen. Sie gab sich bürgerlich-nationalkonservativ, erhob gemäßigte politische Forderungen und verfolgte eine [[Mimikry]]-Strategie, um die zerstrittenen Rechtsextremisten zu vereinen und im bundesdeutschen Parteienspektrum akzeptiert zu werden. Die meisten Vertreter früherer rechtsextremer Parteien traten ihr bei; vor allem frühere DRP-Vertreter erhielten Führungsämter. Für das gemäßigte Außenbild wurde [[Friedrich Thielen]] zum Vorsitzenden gewählt. 1967 übernahm von Thadden den Parteivorsitz. Das NPD-Programm forderte eine Stärkung des Nationalbewusstseins, die deutsche Wiedervereinigung inklusive der polnischen Gebiete jenseits von Oder und Neiße, Streikverbote und Vergabe von Arbeitsplätzen zuerst an Deutsche. Es bestritt die Kriegsschuld des NS-Regimes und verlangte, die [[NS-Prozesse]] einzustellen. Zwar grenzte sich die NPD vom Nationalsozialismus ab, doch Herkunft, Reden und Pressebeiträge ihrer Vertreter sowie die antidemokratische Parteistruktur zeigten rechtsextreme Kontinuität.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 25f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit der ersten [[Konjunktur#Rezession (Abschwung)|Rezession]] und der [[Große Koalition|Großen Koalition]] 1965 verloren die großen Volksparteien an Integrationskraft. Die NPD hatte viele kommunale und regionale Wahlerfolge. Zwischen 1966 und 1969 zogen insgesamt 61 NPD-Abgeordnete in sieben von elf Landtagen ein. Bei der [[Bundestagswahl 1969]] verfehlte die NPD jedoch knapp den Einzug in den Bundestag. Danach verlor sie stetig Mitglieder und Wähler. 1971 trat von Thadden vom Vorsitz zurück. Seitdem spielte die NPD kaum noch eine parlamentarische Rolle.&lt;ref&gt;Ralph Kummer: [http://www.bpb.de/themen/CG7XNP,1,0,Entwicklung_des_parteif%F6rmig_organisierten_Rechtsextremismus_nach_1945.html ''Entwicklung des parteiförmig organisierten Rechtsextremismus nach 1945. Eine kurze Übersicht rechtsextremer Wahl(miss)erfolge.''] BpB 2007; Stefan Mannes: [http://www.shoa.de/nachkriegsdeutschland/rechtsradikalismus-und-antisemitismus-nach-1945/538.html ''Die NPD in den 60'ern. Geschichte und Ideologie.''] Shoa.de, 2005.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:DVU.png|mini|Deutsche Volksunion (DVU)]]<br /> <br /> Als Auffangbecken für die zerfallende rechtsextreme Szene gründete der Verleger [[Gerhard Frey (Politiker)|Gerhard Frey]] 1971 den Verein [[Deutsche Volksunion]] (DVU). Obwohl er bis 1990 22.000 Mitglieder gewann, waren diese meist nur passive Leser von Freys Publikationen, Teilnehmer an thematischen „Aktionsgemeinschaften“ und Besucher der jährlichen Großkundgebung in [[Passau]]. Die DVU hatte kein klares Programm, keine innerparteiliche Demokratie, keine organisierten Landesverbände und trat nicht zu Wahlen an. Ab 1985 näherte Frey die DVU der NPD an und rief zu deren Wahl auf. 1987 wandelte er die DVU in eine Wahlpartei um und vereinbarte mit der NPD, abwechselnd mit jeweils aussichtsreichen Kandidaten anzutreten und zur Wahl der anderen Partei aufzurufen. Die NPD sollte die Aktivisten liefern, Frey das Wahlkampfmaterial drucken und bezahlen. Das kurze DVU-Programm bestand aus unklaren nationalistischen Parolen und allgemeinen sozialpolitischen Forderungen (mehr Arbeitsplätze, sichere Renten, Schutz vor Kriminalität). Frey setzte DVU-Kandidaten bundesweit ein, die DVU-Zentrale formulierte Anträge vor. Ende 1990 beendete er die wenig erfolgreiche Kooperation mit der NPD. 1991 zog die DVU in Bremen, 1992 in Schleswig-Holstein in den Landtag ein. 1998 erreichte sie in Sachsen-Anhalt mit 12,9 Prozent das beste Ergebnis einer rechtsextremen Partei auf Landesebene.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 28–30.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:REP Logo Claim.svg|mini|Die Republikaner (REP)]]<br /> 1983 gründete sich die Partei [[Die Republikaner]] (REP) aus ehemaligen enttäuschten Anhängern der [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]] Bayerns. Seit 1985 setzte ihr neuer Vorsitzender [[Franz Schönhuber]] einen an den französischen [[Front National]] angelehnten rechtsextremen Kurs durch. Die REP behielten ein rechtskonservatives Außenbild, grenzte sich formal von NPD und DVU ab und entfernte rechtsextreme Aussagen aus ihrem Programm. 1994 brach Schönhuber den Abgrenzungsbeschluss und traf sich mit Gerhard Frey. Daraufhin wurde er durch [[Rolf Schlierer]] abgelöst. Dieser stellte die REP weiter als nichtextreme Partei dar, obwohl er Schönhubers Kurs folgte und die Positionen von REP und DVU sich kaum unterschieden. Nach seinem Parteiaustritt äußerte er Sympathien für den [[Italienischer Faschismus|italienischen Faschismus]] und den Strasser-Flügel der NSDAP. Anders als die DVU hatte die REP funktionierende Landesverbände, besonders in Süddeutschland. Sie konkurrierte bei Wahlen öfter direkt mit der DVU, erhielt aber nur 1989 in Berlin und 1992 in Baden-Württemberg mehr Wähleranteile als diese. Ihre Mitgliederzahlen sanken von 23.000 (1990) auf 15.000 (1996).&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 31–33.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit 1980 versuchte die NPD erfolglos, mit „Bürgerinitiativen zum Ausländerstop“ neue Wähler zu gewinnen. Trotzdem erreichte sie 1984 mit der [[Parteienfinanzierung|Wahlkampfkostenerstattung]] finanzielle Stabilität. 1989 erreichte sie bei der hessischen Kommunalwahl in [[Frankfurt am Main]] 6,6 Prozent und wuchs auf 7000 Mitglieder.<br /> <br /> === 1990–2000 ===<br /> <br /> Durch die deutsche Wiedervereinigung ab 1990 verlor die NPD jedoch wieder viele Mitglieder. Beim Bundesparteitag 1991 spaltete sie sich; der bisherige Vorsitzende [[Martin Mußgnug]] trat mit seinen Anhängern sowie einigen DVU- und REP-Mitgliedern in die neugegründete [[Deutsche Liga für Volk und Heimat]] (DLVH) ein, die das rechtsextreme Lager erfolglos zu einigen versuchte. Der neue NPD-Vorsitzende [[Günter Deckert (Politiker)|Günter Deckert]] wollte eine eigenständige NPD erhalten und kehrte zu ihrem früheren Programm (Ausländerausschluss und Geschichtsrevisionismus) zurück. Er wurde infolge mehrerer Gefängnisstrafen 1995 von [[Udo Voigt]] abgelöst. Dieser stoppte die Austrittswelle bei rund 3500 Mitgliedern und betonte sozialpolitische Themen, um darüber nationalrevolutionäre und nationalsozialistische Ideologie zu verbreiten. Die antikapitalistische Demagogie der NPD zielt auf Krisen- und Abstiegsängste und soll vor allem Jugendliche unterer sozialer Schichten ansprechen. Die Partei gab ihre frühere Abgrenzung zu Neonazis und Skinheads auf und sammelt sie in ihrer Jugendorganisation JN, die starken Einfluss auf die Parteispitze erhielt. Seit 1996 gewann die NPD vor allem in ostdeutschen Ländern neue Mitglieder, rund 1000 allein in Sachsen. Für eine Demonstration gegen die erste [[Wehrmachtsausstellung]] 1997 und eine NPD-Veranstaltung 1998 mobilisierte sie je rund 4000 Rechtsextreme, so viele wie seit 1970 nicht mehr.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 34–36.&lt;/ref&gt; 2008 sorgte der Anwalt [[Jürgen Rieger]] mit Immobiliengeschäften zugunsten der NPD für mediales Interesse. Bei der Kooperation zwischen NPD und freien Kameradschaften gab es Konflikte. Antisemitismus blieb aber ihr verbindendes Ideologieelement.&lt;ref name=&quot;BfV-Bericht 2008&quot; /&gt; Gemeinsame Reizthemen von NPD, DVU und REPs sind Ausländer, das [[Asylrecht (Deutschland)|Asylrecht]], [[Einwanderung]] und [[Staatsbürgerschaft|Einbürgerung]]. Sie alle erheben plakativ fremdenfeindliche Forderungen nach einem „Ausländerstopp“, verschärften Abschiebungsgesetzen, Aufhebung rechtsstaatlicher Garantien für Asylsuchende und ähnlichem.<br /> <br /> === Ab 2000 ===<br /> Seit 2002 besetzte die rechtsextreme Szene Themen der Linken, darunter Opposition gegen den [[Irakkrieg]], Proteste gegen die [[Hartz-Konzept#Hartz IV|Hartz-IV-Gesetze]] und [[Globalisierungskritik]]. Zugleich beharrte sie auf einem völkischen [[Nationaler Sozialismus|Nationalen Sozialismus]]. 2004 schlossen DVU, NPD, Deutsche Partei (DP) und Freie Kameradschaften einen „[[Deutschlandpakt]]“, um ihre Kräfte zu bündeln. Mehrere rechtsextreme Parteien zugleich hatten Wahlerfolge und konnten diese wiederholen. Die NPD zog 2004 in den [[Sächsischer Landtag|Sächsischen Landtag]] und 2006 in den [[Landtag Mecklenburg-Vorpommern]] ein. Die DVU zog 1999 und erneut 2004 in den [[Landtag Brandenburg]] ein. NPD und DVU verstärkten ihre Zusammenarbeit mit Neonazigruppen. 2007 gründeten Mitglieder der REP, NPD, DLVH und DVU die [[Bürgerbewegung pro NRW]], 2010 einen Dachverband namens „[[Pro-Bewegung]]“, zu dem auch die Partei [[Bürgerbewegung pro Deutschland]] gehört. Ende 2010 ging die DVU in der NPD auf und verstärkte so deren Dominanz im rechtsextremen Lager. Nach Aufkündigung des „Deutschlandpakts“ beanspruchte die NPD eine Vorreiterrolle im „[[Nationaler Widerstand|nationalen Widerstand]]“. Bei der [[Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2011]], die der NPD-Landesvorsitzende [[Matthias Heyder]] als „Schicksalswahl für die gesamte nationale Bewegung in Deutschland“ bezeichnete, blieb sie jedoch unter fünf Prozent.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,752131,00.html ''NPD in Sachsen-Anhalt – Pleite bei der Schicksalswahl.''] In: ''[[Spiegel Online]].'' 21. März 2011.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:AfD-Logo-2017.svg|100px|rechts|AfD]] Die [[Kleinpartei]]en [[Die Rechte]] (gegründet 2012) und [[Der III. Weg]] (gegründet 2013) entstanden aus verbotenen oder von Repression bedrohten Kameradschaftsnetzwerken, um deren Kräfte zu sammeln. Die 2013 gegründete [[Alternative für Deutschland]] (AfD) entstand ähnlich wie die REP als nationalpopulistische Partei, die sich vom Rechtsextremismus abgrenzte und rasch in mehrere Landtage einzog. Im Sommer 2015 verdrängte der nationalkonservative den [[Wirtschaftsliberalismus|wirtschaftsliberalen]] Parteiflügel. Im Zuge der [[Flüchtlingskrise ab 2015 in Deutschland]] radikalisierte sich die AfD weiter. Führende Vertreter traten mit völkisch-rassistischen Aussagen hervor. Damit näherten sie die AfD dem Dresdner Demonstrationsbündnis [[Pegida]] an. AfD und Pegida lehnen weiteren Zuzug von Migranten und besonders von Geflüchteten ab, vertreten pauschale [[Islamfeindlichkeit]], Ressentiments gegen die [[Europäische Union]], die parlamentarische Demokratie, die etablierten Parteien und die Medien („[[Lügenpresse]]“).&lt;ref&gt;Gideon Botsch: ''„Nationale Opposition“ in der demokratischen Gesellschaft.'' In: Fabian Virchow, Martin Langebach, Alexander Häusler (Hrsg.): ''Handbuch Rechtsextremismus.'' Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-531-19085-3, S. 67. [https://books.google.de/books?id=wt6ODAAAQBAJ&amp;pg=PA67 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die AfD nähert sich dem Rechtsextremismus auf mehreren Ebenen an. Sie hielt den in ihrer Satzung verankerten Ausschluss von Mitgliedern der NPD und der DVU nicht ein. Sie nahm unter anderen Mitglieder der islamfeindlichen Kleinpartei [[Bürgerrechtspartei für mehr Freiheit und Demokratie – Die Freiheit|Die Freiheit]], der REP, von ''Pro NRW'' und von rechtskonservativen bis rechtsextremen [[Burschenschaft]]en auf. Sie grenzte sich vor der [[Bundestagswahl 2017]] nur taktisch von Gruppen ab, „die in den Augen der Mainstream-Medien als rechtsextrem gelten“; das Mitwirken einzelner AfD-Mitglieder an solchen Gruppen müsse die Partei nicht thematisieren und ahnden. Sie trat zusammen mit den rechtsextremen [[Identitäre Bewegung|Identitären]] auf. AfD-Spitzenvertreter erklärten, die AfD werde „vernünftige“ NPD-Anträge in Landtagen unterstützen. In ihrem Programm fordert die AfD, die Menschenrechte für Zugewanderte mit Auflagen einzuschränken, das im Grundgesetz garantierte Asylrecht aufzuheben und durch ein „Gnadenrecht“ zu ersetzen. Den Gleichstellungsgrundsatz von Artikel 3 des Grundgesetzes stellt sie gegen gesetzliche Angleichungsbemühungen und gegen die [[gleichgeschlechtliche Ehe]], also gegen die Gleichbehandlung verschiedener sexueller Orientierungen. Auch die [[Religionsfreiheit]] für Muslime und die weltanschauliche Neutralität des Staates will sie einschränken. Damit stellt sie wesentliche Grundprinzipien der deutschen Verfassung in Frage. Demgemäß machen AfD-Abgeordnete und Mitglieder in internen Gruppenchats immer wieder rechtsextreme, rassistische, homophobe, frauenfeindliche, gewaltverherrlichende und volksverhetzende Aussagen, etwa dass ein „schleichender [[Völkermord|Genozid]]“ an den Deutschen im Gang sei oder Musliminnen „Frauen in Müllsäcken“ seien.&lt;ref&gt;Ute Schaeffer: ''Fake statt Fakt: Wie Populisten, Bots und Trolle unsere Demokratie angreifen.'' dtv, 2018, ISBN 978-3-423-43365-5, S. 153f. [https://books.google.de/books?id=BSI_DwAAQBAJ&amp;pg=PT153 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Beim [[Politischer Aschermittwoch|Politischen Aschermittwoch]] 2018 skandierten AfD-Anhänger von ''Pegida'' und den „Identitären“ bekannte rechtsextreme Parolen wie „Volksverräter“ für führende Politiker, „Abschieben“ für Bundestagsabgeordnete türkischer Herkunft, „Heimat, Freiheit, Tradition – Multikulti Endstation“ und andere. Dies zeigt für den Extremismusforscher [[Steffen Kailitz]], „dass die AfD sich immer stärker zum Sammelbecken für Rechtsextreme entwickelt“. Seit der Absetzung der früheren Parteivorsitzenden [[Frauke Petry]] dominiere in der AfD eine rechtsradikale Strömung, die „völlig ungeniert und offen“ mit Pegida und Identitären zusammenarbeite. Seit der Bundesvorstand um [[Alexander Gauland]] ein Parteiausschlussverfahren gegen [[Björn Höcke]] stoppte, treibe der völkisch-nationalistische Flügel um Höcke und [[André Poggenburg]] die restliche AfD vor sich her. Rechtsextreme Kräfte dominierten inzwischen „ganz klar“ die AfD-Landesverbände von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.&lt;ref&gt;Ulf Lüdeke: [https://www.focus.de/politik/deutschland/deutschland-sammelbecken-fuer-rechtsextreme-afd-wird-immer-radikaler_id_8475029.html ''Experte beunruhigt: AfD-Treffen offenbart beängstigende Dynamik – nicht auf der Bühne, sondern im Publikum.''] In: ''Focus.'' 16. Februar 2018.&lt;/ref&gt; Der Politikwissenschaftler [[Frank Decker]] sieht die Grenze zum Rechtsextremismus und zur Verfassungsfeindlichkeit überschritten, wenn in der AfD von einem angeblich ethnisch-homogenen, reinen deutschen Volk ausgegangen werde. Die Radikalisierung und das Vordringen rechtsextremer Kräfte in der Partei könne man seit 2015 beobachten und das Einschlagen dieses Wegs sei in der Entstehungsphase bereits vorgezeichnet gewesen.&lt;ref&gt;[https://www.deutschlandfunk.de/zukunft-der-afd-politologe-zeichen-deuten-auf-weitere.694.de.html?dram:article_id=432366 ''Zukunft der AfD: Politologe: Zeichen deuten auf weitere Radikalisierung.''] www.deutschlandfunk.de, 5. November 2018&lt;/ref&gt; Mindestens 27 Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion wurden nach Medienrecherchen im März 2018 als rechtsextrem eingestuft.&lt;ref&gt;Kai Biermann, Astrid Geisler, Johannes Radke, Tilman Steffen: [https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-03/afd-bundestag-mitarbeiter-rechtsextreme-identitaere-bewegung/komplettansicht ''Bundestag: AfD-Abgeordnete beschäftigen Rechtsextreme und Verfassungsfeinde.''] In: ''Die Zeit.'' 21. März 2018.&lt;/ref&gt; [[Markus Frohnmaier]] (Bundesvorsitzender der AfD-Jugendorganisation [[Junge Alternative für Deutschland]]) setzt die AfD allein mit „dem Volk“ gleich und kündigte an: „Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt.“ Solche Aussagen wertet der Politikwissenschaftler [[Carsten Koschmieder]] als Kampfansage an die pluralistische Demokratie und als Plädoyer für ein [[Totalitarismus|totalitäres Regime]]. Die AfD arbeite daran, „die liberale pluralistische Demokratie abzuschaffen“.&lt;ref&gt;Ulrich Kraetzer: [https://www.morgenpost.de/berlin/article214335931/Nur-eine-nette-Umschreibung-fuer-voelkischen-Nationalismus.html ''Experte über AfD: „Nur eine nette Umschreibung für völkischen Nationalismus“.''] In: ''Berliner Morgenpost.'' 20. Mai 2018.&lt;/ref&gt; Die AfD darf als rechtsextreme Partei bezeichnet werden; ihr Versuch, dies zu verbieten, scheiterte im April 2018 vor Gericht.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=https://www.huffingtonpost.de/entry/afd-rechtsextrem-gericht-urteil_de_5ad1efe5e4b016a07e9ce220 |wayback=20180518155154 |text=''Gericht bestätigt: AfD darf offiziell rechtsextremistisch genannt werden.'' }} In: ''Huffington Post.'' 17. April 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach Einschätzung der [[Amadeu Antonio Stiftung]] ist die AfD „die erfolgreiche NPD“. Sie dürfe nicht länger „als rechtspopulistisch verharmlost“ werden. Auf kommunaler, Landes- und Bundesebene gehe die Partei gegen ihr missliebige Initiativen, Verbände und Personen vor. Erforderlich seien „ein klarer Konsens der Demokraten“, eine Abgrenzung von der AfD sowie das offensive Vertreten [[Pluralismus|pluralistischer]] und demokratischer Grundwerte.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/politik/deutschland/article198440697/Amadeu-Antonio-Stiftung-veroeffentlicht-Handbuch-zum-Umgang-mit-der-AfD.html ''Amadeu Antonio Stiftung veröffentlicht Handbuch zum Umgang mit der AfD.''] www.welt.de, 13. August 2019&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Neonazismus und Rechtsterrorismus ==<br /> {{Hauptartikel|Neonazismus|Rechtsextreme Netzwerke}}<br /> <br /> === 1960er Jahre ===<br /> Ab den 1960er Jahren entstand der westdeutsche Neonazismus'''.''' Die Gründung der [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|Nationaldemokratische Partei Deutschlands (Kurzbezeichnung: NPD)]] im Jahre 1964 war dazu ein sichtbares Zeichen am Ende der [[Adenauer-Ära]] in der bis dato rechtsnationale Kräfte in der [[CDU]] aufgefangen und integriert wurden.<br /> <br /> Die damals neue politische Kraft rechts von der CDU und das Phänomen des Wiedererstarken völkisch-nationalen Gedankengutes wurde von [[Theodor W. Adorno]] in einer Vorlesung am 6. April 1967 in Wien unter dem Titel &quot;Aspekte des neuen Rechtsradikalismus&quot; thematisiert und analysiert.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Theodor W. Adorno |Titel=Aspekte des neuen Rechtsradikalismus |Hrsg=Theodor W. Adorno |Sammelwerk=Vortrag, Universität Wien |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wien |Datum=1967-04-06 |ISBN=978-3-518-58737-9 |Seiten=}}&lt;/ref&gt; Er äußerte sich:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Und die Menschen in Deutschland scheinen in einer immerwährenden Angst um ihrer nationale Identität zu leben, eine Angst, die zu der Überwertigkeit des Nationalbewußtseins sicher das Ihrige beiträgt.<br /> |Autor=Theodor W. Adorno<br /> |Quelle=Aspekte des neuen Rechtsradikalismus, Seite 22,<br /> |ref=&lt;ref&gt;ISBN 978-3-518-58737-9&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> === 1970er Jahre ===<br /> Nachdem die NPD bei der [[Bundestagswahl 1969]] den Bundestagseinzug verpasst hatte, wollte ihre Führung den taktisch gemäßigten legalistischen Kurs fortsetzen. Eine starke Minderheit dagegen wollte das demokratische System der Bundesrepublik mit militanten und spektakulären Aktionen bekämpfen. Aktivisten aus dem zuvor aufgelösten NPD-„Ordnerdienst“ und „[[Junge Nationalisten|Junge Nationaldemokraten]]“ bildeten im Oktober 1970 die „[[Aktion Widerstand]]“ gegen die sozialliberale [[Ostpolitik]] und die damit verbundene Anerkennung der [[Oder-Neiße-Grenze]]. Versuche scheiterten, mit diesem Thema die internen Konflikte der zersplitterte rechtsextremen Szene zu überwinden. Wegen seiner Teilnahme an Straftaten dieser Gruppe wurde [[Friedhelm Busse (Rechtsextremist)|Friedhelm Busse]] aus der NPD ausgeschlossen. Er gründete daraufhin 1971 die „Partei der Arbeit“ (PdA), die sich 1975 in [[Volkssozialistische Bewegung Deutschlands / Partei der Arbeit]] (VSBD/PdA) umbenannte. Sie bezog sich auf den Strasser-Flügel der NSDAP. Einige Mitglieder tauchten in die Illegalität ab.<br /> <br /> Aus der „Aktion Widerstand“ entstanden militante Neonazigruppen. Der frühere Nationalsozialist und Holocaustleugner [[Manfred Roeder (Rechtsextremist)|Manfred Roeder]] gründete 1971 die [[Deutsche Bürgerinitiative]] (DBI). Er verstand sich als „Reichsverweser“ in der Nachfolge von Hitler und [[Karl Dönitz]], organisierte als „Reichstage“ bezeichnete Neonazitreffen auf seinem „Reichshof“ und verbreitete zusammen mit dem früheren Auschwitz-Gärtner [[Thies Christophersen]] holocaustleugnende Schriften. Beide wurden wegen Volksverhetzung verurteilt, setzten ihre Aktivitäten aber vom Ausland aus fort. Ab 1979 verübten „[[Deutsche Aktionsgruppen]]“ Terroranschläge. Weil Roeder diese mitgeplant hatte, wurde er zu 13 Jahren Haft verurteilt. Bis 1982 stieg die Zahl aktiver deutscher Neonazis von rund 400 auf 1050.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 52–54.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Michael Kühnen]] war seit 1969 in der NPD und bei den JN, dann bei der „Aktion Neue Rechte“ und der „Aktionsgemeinschaft Vierte Partei“ aktiv gewesen. 1977 entließ die [[Bundeswehr]] ihn wegen solcher Aktivitäten. Von da an wurde er zum wichtigsten Ideologen, Organisator und Strategen des westdeutschen Neonazismus. Im November 1977 gründete er die „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS), die durch provokative Auftritte (etwa mit holocaustleugnenden Plakaten, schwarzen Uniformen und Forderungen nach „Gerechtigkeit für Hitler“) Medienbeachtung erhielt. Dadurch rekrutierte die ANS neue Anhänger und bildete Untergruppen in mehreren Bundesländern.<br /> <br /> === 1980er Jahre ===<br /> Nach einer Gefängnisstrafe vereinigte Kühnen die ANS 1983 mit einer „Wehrsportgruppe“ und weiteren Neonazis zur [[Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten]] (ANS/NA). Diese wurde im selben Jahr verboten. Ihre 270 Mitglieder traten auf Kühnens Geheiß fast alle in die [[Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei]] (FAP) ein, die so bis 1987 auf 500 Mitglieder wuchs, aber 350 davon bis 1991 wieder verlor. Es waren meist junge, einkommensschwache Männer unterer sozialer Schichten. Infolge eines internen Streits, ob [[Homosexualität]] Privatsache oder lebensfeindliche Abnormität sei, zerbrach die FAP. Die daraufhin gegründete [[Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front]] (GdNF) verfehlte ihr Ziel einer einheitlichen Kaderorganisation. Kühnen arbeitete zeitweise eng mit [[Gary Lauck]] zusammen, der über die in Kanada ansässige [[NSDAP-Aufbauorganisation]] (NSDAP/AO) neonazistisches Propagandamaterial in Europa verbreitete.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 55–57.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Neonazi-skinheads-weiss-und-stolz.jpg|mini|Neonazi-Skinheads]]<br /> Die Neonazi-Szene militarisierte sich zunehmend und entwickelte sich zum [[Rechtsterrorismus]]. Beim [[Oktoberfestattentat]] (26. September 1980) kamen 13 Menschen ums Leben, weitere 211 wurden verletzt. Mutmaßliche Mitglieder der [[Wehrsportgruppe Hoffmann]] ermordeten am 19. Dezember 1980 das Paar [[Shlomo Lewin]] und Frida Poeschke. [[Frank Schubert (Terrorist)|Frank Schubert]] (VSBD/PdA) erschoss am 24. Dezember 1980 zwei Schweizer Grenzbeamte.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14317165.html spiegel.de]&lt;/ref&gt; Seit 1980 formierten sich unter den bundesdeutschen [[Skinhead]]s immer mehr „Naziskins“. Weil Medien öfter über deren rassistische Gewaltakte berichteten, setzte die Öffentlichkeit auch apolitische Skinheads mit Neonazis gleich. Ein neues Rekrutierungsfeld eröffnete sich in der [[Hooligan]]szene, etwa der [[Borussenfront]]. Seit dem Suizid des Hitlerstellvertreters [[Rudolf Heß]] 1987 finden regelmäßig Aufmärsche von Neonazis zu seinem Todestag statt. Damit ging ein Anstieg neonazistischer Straf- und Gewalttaten einher.&lt;ref&gt;Norbert Madloch: {{Webarchiv|url=http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Schriften/Rechts_Antifa.pdf |wayback=20051007215502 |text=''Rechtsextremismus in Deutschland nach dem Ende des Hitlerfaschismus.''}} (PDF; 1&amp;nbsp;MB). In: Klaus Kinner, Rolf Richter: ''Rechtsextremismus und Antifaschismus. Historische und aktuelle Dimension.'' Berlin 2000, S. 57ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Von 1987 bis 1989 verloren die westdeutschen Neonazigruppen rund 600 von 2100 Mitgliedern. Die [[Wende und friedliche Revolution in der DDR]] eröffnete ihnen neue Rekrutierungschancen. Die politische Rechte interpretierte den [[Zerfall der Sowjetunion]] und das Ende der DDR als die „globale Durchsetzung des völkischen Prinzips“. Ab den 1990er Jahren profitierte sie von einem Machtzuwachs infolge der Zusammenarbeit von west- und ostdeutschen Skinheads und Neonazis.&lt;ref&gt;Antonia von der Behrens: ''Das Netzwerk des NSU, staatliches Mitverschulden und verhinderte Aufklärung.'' In: ''Kein Schlusswort. Nazi-Terror – Sicherheitsbehörden – Unterstützernetzwerk. Plädoyers im NSU-Prozess.'' VSA, Hamburg 2018, S. 201.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 1990er Jahre ===<br /> In der DDR hatte sich seit etwa 1960 ebenfalls eine Szene rechtsextremer Kleingruppen entwickelt; einige ihrer in der DDR inhaftierten Leiter hatte die Bundesregierung [[Häftlingsfreikauf|freigekauft]]. Schon im Januar 1990 gründete sich in [[Ost-Berlin]] die [[Nationale Alternative]] aus bekannten Westberliner Neonazis und ostdeutschen Skinheads. Sie besetzten Häuser und sanierten sie, um von dort aus Aufmärsche und Demonstrationen zu organisieren. Ab Dezember 1989 gründete Michael Kühnen ostdeutsche Ortsverbände der Bremer [[Deutsche Alternative|Deutschen Alternative]] und organisierte im Juli 1990 in [[Cottbus]] einen DA-Parteitag mit 120 Aktivisten. Interne Ost-West-Konflikte führten zu seiner Ablösung; 1991 starb er. Die DA wuchs unter Frank Hübner auf 350 Mitglieder im Osten, vor allem Schüler, wurde aber im Dezember 1992 mit zehn weiteren größeren Neonazigruppen bundesweit verboten. Nach vorübergehendem Stillstand erhielten Neonazigruppen ab 1995 im Osten wieder Zulauf, vor allem bei Jugendlichen mit geringem Bildungsgrad und aus unteren sozialen Schichten. Gemeinsam mit Skinheads verfolgen sie das Konzept „[[National befreite Zone|national befreiter Zonen]]“, das der [[Nationaldemokratischer Hochschul-Bund|NHB]] 1991 entworfen hatte: Sie besetzen Freiräume in Ortschaften strukturschwacher Regionen, dominieren das Straßenbild, schüchtern als Gegner oder Fremde wahrgenommene Personen ein, auch mit Körperverletzungen, und versuchen so, rechts- und staatsfreie Räume und eine rechtsextreme Alltagskultur zu schaffen. Dies gelang etwa in [[Blankenfelde-Mahlow|Mahlow]] (Brandenburg), [[Muldenstein]] (Sachsen-Anhalt) und weiteren ostdeutschen Ortschaften.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 58–61.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Behörden verboten 1992 auch öfter rechtsextreme Demonstrationen und Veranstaltungen, beschlagnahmten Propagandamaterial und Waffen. Gerichte verurteilten einige Neonazis zu teils langen Haftstrafen. Daraufhin näherten sich die bestehenden Gruppen einander an und gaben ihre bisherige Konkurrenz auf. Sie bildeten seit 1994 aus Basisgruppen aufgebaute [[rechtsextreme Netzwerke]], die sich über nationalistische [[Fanzine]]s austauschen und über Info-Telefone, Mailboxen und das [[Internet]] kurzfristig zu Aktionen verabreden (siehe [[Rechtsextremismus im Internet]]). Hier entstand die [[Anti-Antifa]], die sich auf das Veröffentlichen von Adressen und Lebensumständen politischer Gegner und militante Gewaltaktionen gegen sie spezialisiert. Im ganzen Bundesgebiet bildeten sich in den 1990er Jahren zum Teil konspirative „[[Freie Kameradschaften]]“, die nur durch Aktionen zusammengehalten werden und dafür mobilisieren. Da keine formale Mitgliedschaft besteht, ist ein juristisches Vorgehen gegen sie schwierig.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 2001, S. 61f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit etwa 1995 veränderte sich die Symbolik in der neonazistischen [[Jugendkultur]].&lt;ref&gt;Bianca Klose und andere: [http://www.bpb.de/themen/38I41B,0,Rechtsextreme_Jugendkulturen.html ''Rechtsextreme Jugendkulturen: Neonazistische Orientierungen im urbanen Raum. Am Beispiel Berlins.''] Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier 8. Mai 2007.&lt;/ref&gt; Man suchte [[rechtsextreme Symbole und Zeichen]], die nicht strafbar sind, aber weiter als Erkennungszeichen für Eingeweihte und Provokation für Gegner dienen konnten. Dazu gehören Zahlencodes wie die Zahl 18 für „AH“ („Adolf Hitler“) und die aus germanischer [[Mythologie]] und [[Neopaganismus]] stammende ''[[Schwarze Sonne]]'', der ''[[Mjölnir|Thorshammer]]'' oder der Slogan ''[[Odin]] statt [[Jesus von Nazaret|Jesus]]''. Die „[[Autonome Nationalisten|Autonomen Nationalisten]]“ orientieren sich in Kleidungsstil und Aktionsformen an linken [[Autonome]]n.<br /> <br /> Der deutsche Verfassungsschutz und ihm nahestehende Forscher bestritten jahrelang die Existenz rechtsterroristischer Gruppen, obwohl die Behörden seit den Organisationsverboten von 1992 eine zunehmende Gefahr rechter Terroranschläge registrierten. [[Christian Worch]] drohte damals offen damit. Die NSDAP/AO verbreitete eine vierbändige Anleitung zum von „revolutionären Kadern“ geleiteten [[Guerilla]]-Kampf und improvisierten Bombenbau. Zunächst akzeptierten viele Neonazis diese Pläne nicht; das Anlegen von Waffenlagern, „Wehrsport“, ideologische Vorbereitung auf einen „nationalen Aufstand“ und aktuelle Gewalttaten liefen großenteils unverbunden parallel. Für den Aufbau einer „Braunen Armee-Fraktion“ sahen Experten damals fehlenden Rückhalt und Konsens im rechtsextremen Lager.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 75–78.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 2000er und 2010er Jahre ===<br /> 2004 beschrieb das BfV in einer internen Studie zwar die Zusammenarbeit von [[Combat 18]] mit dem [[Nationales und Soziales Aktionsbündnis Mitteldeutschland#Thüringer Heimatschutz (THS)|Thüringer Heimatschutz]] (THS), behauptete aber trotzdem, es gebe keine rechtsterroristischen Gruppen in Deutschland, weil ihnen Führerpersönlichkeiten, Hierarchie und Unterstützerkreise fehlten. Aufrufe zum bewaffneten Kampf stammten nur von Einzelpersonen.&lt;ref&gt;Uwe Wenzel, Beate Rosenzweig, Ulrich Eith (Hrsg.): ''Rechter Terror und Rechtsextremismus. Aktuelle Erscheinungsformen und Ansätze der politischen Bildungspraxis.'' Wochenschau Verlag, 2016, ISBN 978-3-7344-0113-8, S. 50f. [https://books.google.de/books?id=jZB-DAAAQBAJ&amp;pg=PT50 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch wegen solcher Fehleinschätzungen blieb die Terrorgruppe „[[Nationalsozialistischer Untergrund]]“ (NSU), die 1998 aus dem [[Neonazismus in Jena]] und dem THS entstanden war, bis zum Suizid der beiden Haupttäter im November 2011 und der Bekanntgabe von Bekennervideos durch die Mittäterin [[Beate Zschäpe]] unentdeckt. Der NSU ermordete bei der [[Ceska-Mordserie]] bis 2007 mindestens neun Migranten sowie im [[Polizistenmord von Heilbronn]] eine Polizistin, verübte 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle. Zum Unterstützerumfeld gehörten NPD-Abgeordnete, Neonazis aus Sachsen, [[Blood and Honour]], [[Hammerskins]], [[Brigade Ost|Weiße Bruderschaft Erzgebirge]] und HNG. Die NSU-Morde waren spätestens 2010 in der rechtsextremen Szene bekannt; die erfolglose Tätersuche der Polizei wurde verhöhnt.&lt;ref&gt;Sebastian Gräfe: ''Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland: Zwischen erlebnisorientierten Jugendlichen, Feierabendterroristen und klandestinen Untergrundzellen.'' Nomos, 2017, ISBN 978-3-8487-4515-9, S. 209–211 und Fn. 620. [https://books.google.de/books?id=cSNJDwAAQBAJ&amp;pg=PA203 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Die Rechte Logo.jpg|350px|mini|Die Rechte]] 2012 gründete Christian Worch die Kleinpartei ''Die Rechte'' als Konkurrenz oder Ersatz zur NPD.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/neue-neonazi-partei-die-rechte-macht-rechtsextremer-npd-konkurrenz-a-846528.html ''Neue Rechtspartei will NPD ersetzen.''] In: ''Spiegel Online.'' 27. Juli 2012.&lt;/ref&gt; Bis 2013 bestand sie hauptsächlich aus früheren Mitgliedern des verbotenen ''Nationalen Widerstands Dortmund''.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/regional/dossiers/der_norden_schaut_hin/internet/dierechte109.html | wayback=20130121135024 | text=''„Die Rechte“ aus dem Internet verschwunden.''}} NDR Info, 17. Januar 2013.&lt;/ref&gt; Bei den [[Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2014]] errang die Partei einen Sitz im Stadtrat von [[Dortmund]] für [[Siegfried Borchardt]]. In der Wahlnacht versuchte er mit etwa 25 Neonazis, die Wahlparty im Dortmunder Rathaus zu stürmen. Mehrere Personen wurden verletzt.&lt;ref&gt;[http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/zehn-verletzte-bei-neonazi-sturm-auf-dortmunder-rathaus-id9391190.html ''Zehn Verletzte bei Neonazi-Sturm auf Dortmunder Rathaus.''] In: ''WAZ.'' 26. Mai 2014.&lt;/ref&gt; [[Dennis Giemsch]], der den Stadtratssitz übernahm, fragte die Stadtverwaltung im November 2014 öffentlich nach Anzahl und Wohnsitzen von [[Judentum|Juden]] in Dortmund. Die Anfrage wurde als Beleg des menschenverachtenden, perfiden Antisemitismus der Partei scharf zurückgewiesen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://web.de/magazine/politik/neonazi-fragt-stadtrat-anzahl-juden-dortmund-30212602 |wayback=20160118042522 |text=''Neonazi fragt im Stadtrat nach Anzahl der Juden in Dortmund.'' }}, Web.de, 14. November 2014.&lt;/ref&gt; Einige Parteimitglieder gehörten zu einer Terrorzelle in [[Nürnberg]] und [[Bamberg]] und wurden 2015 festgenommen, wobei die Polizei Waffen, Explosivstoffe und Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen fand. Worch sah keinen Anlass, sie auszuschließen und sich zu distanzieren.&lt;ref&gt;[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rechtsextremismus/vereitelter-anschlag-partei-die-rechte-distanziert-sich-nicht-von-tatverdaechtigen-13872886.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 2 ''Vereitelter Anschlag – Partei „Die Rechte“ distanziert sich nicht von Tatverdächtigen.''] In: ''FAZ.'' 23. Oktober 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:III. Weg c.jpg|350px|mini|Spruchband bei einer Demonstration des neonazistischen III. Wegs im August 2015 in Fürth]]<br /> 2013 gründeten ehemalige NPD-Funktionäre und Aktivisten der verbotenen Kameradschaft [[Freies Netz Süd]] (FNS) die neonazistische Kleinpartei ''Der III. Weg'', um das FNS unter dem Schutz des [[Parteienprivileg]]s fortzuführen.&lt;ref name=&quot;fr&quot;&gt;Nadja Erb, Hanning Voigts: [https://www.fr.de/politik/dritte-fuehrt-nach-rechts-11146445.html ''Neonazis: Der dritte Weg führt nach rechts.''] In: ''Frankfurter Rundschau.'' 6. Februar 2015.&lt;/ref&gt; Die Partei erreichte bis 2017 22 Stützpunkte und drei von vier geplanten Gebietsverbänden, vor allem in Bayern, Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Sachsen. &lt;!--Sie sieht sich als „nationalrevolutionär“ und knüpft ideologisch an die [[Völkische Bewegung]] und teilweise an den NSDAP-Flügel um die Brüder Strasser an.--&gt; Sie benutzt das Thema Asyl zur Propaganda gegen Geflüchtete, die bundesdeutsche „Elite“ (Politiker und Medien) und alle „Unterstützer der volksfeindlichen Politik der Bundesregierung, die einen systematischen Austausch unseres Volkes mit art- und kulturfremden Ausländern vorantreibt“. So forderte sie 2016 mit einer diffamierenden Postkartenaktion die „[[Überfremdung]]sbefürworter“ zur Ausreise „Richtung Afrika“ auf. Die Teilnahme an Wahlen dient der Partei laut BfV nur als Mittel zur Herausbildung eines neonazistischen Kaders.&lt;ref&gt;Bundesamt für Verfassungsschutz: {{Webarchiv|url=https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/zahlen-und-fakten-rechtsextremismus/rechtsextremistische-parteien-2016/der-dritte-weg-2016 |wayback=20180523095450 |text=''Der III. Weg.'' }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Verfassungsschutz und die Staatsanwaltschaft Ingolstadt sehen Bezüge zwischen dem III. Weg und den [[Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2014|Brandanschlägen auf Asylbewerberheime in Deutschland 2014]] und [[Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2015|2015]]: Vor Ort mache die Partei gezielt Stimmung für Straftaten und kommentiere diese nach Begehen wohlwollend, etwa im fränkischen [[Vorra]].&lt;ref&gt;[http://www.swr.de/report/drahtzieher-des-hasses-wie-der-iii/-/id=233454/did=15854616/nid=233454/1icitk0/index.html ''Drahtzieher des Hasses: Wie „Der III. Weg“ die Stimmung gegen Flüchtlinge anheizt.''] In: ''Report Mainz.'' 1. Oktober 2015.&lt;/ref&gt; 2015 veröffentlichte der III. Weg auf [[Google Maps]] eine Karte von deutschen Asylbewerberheimen mit der Überschrift „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“. [[Google]] nahm die Karte nach Protesten aus dem Netz.&lt;ref&gt;Kathrin Hollmer: [http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/593682/Die-braune-Landkarte ''Die braune Landkarte.''] In: ''jetzt.sueddeutsche.de'', 15. Juli 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die neue Kalibrierung, Aufstockung und Umstrukturierung des [[Bundesamt für Verfassungsschutz|Bundesamtes für Verfassungsschutz]] und des [[Militärischer Abschirmdienst|Militärischen Abschirmdienstes (MAD)]], die eine erhöhte Aktivität zur Beobachtung der rechtsextremen Szene zum Ziel hat, ergibt sich aus einer Zunahme der rechtsextremen Straftaten und Phänomenen im Zusammenhang mit den [[NSU-Prozess]]en, dem [[Mordfall Walter Lübcke]], dem [[Ausschreitungen in Chemnitz 2018|Mord und Ausschreitungen in Chemnitz]] (2018), Bedrohungen von Kommunalpolitikern, Journalisten und Ehrenamtlichen, der Sammlung von Personen auf sog. „Feindeslisten“ und der allgemeinen Anti-[[Asylrecht (Deutschland)|Asyl]]-Agitation der Szene.<br /> <br /> Der Verfassungsschutz will zukünftig, basierend aus den Ermittlungen und Erkenntnissen im [[Mordfall Walter Lübcke]], sich mit „abgetauchten“ Rechtsextremen (Schläfer-Prinzip) beschäftigen, die in &quot;gesperrten Akten&quot; des Verfassungsschutzes zugänglich gemacht werden sollen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Julian Staib |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/nach-luebcke-mord-die-datenschutzrechte-der-rechtsextremen-16399332.html |titel=Die Datenschutzrechte der Rechtsextremen |werk=https://www.faz.net/ |hrsg=Frankfurter Allgemeine Zeitung |datum=2019-09-23 |abruf=2019-09-24 |sprache=DE}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Neue Rechte ==<br /> {{Hauptartikel|Neue Rechte}}<br /> <br /> Ab etwa 1970 entstand in Reaktion auf NPD-Niederlagen und auf die [[Neue Linke]] eine Strömung mit intellektuellem Anspruch, die sich an antidemokratischen Theoretikern der Weimarer Zeit orientiert ([[Konservative Revolution]]). Sie lehnt Liberalismus, Pluralismus und [[Multikulturalismus]] der [[Offene Gesellschaft|„offenen Gesellschaft“]] zugunsten ethnisch-nationaler Homogenität ab, vertritt einen [[Ethnopluralismus]] anstelle des biologistischen Rassismus und strebt als vielfältiges Netzwerk ohne Parteibindung gesellschaftliche Diskurshoheit an. Es wird als Teilmenge des Rechtsextremismus oder Brückenspektrum zum Rechtskonservatismus aufgefasst, das rechtsextreme Ideen modernisiert und in die Gesellschaftsmitte transportiert.&lt;ref&gt;Thomas Pfeiffer: ''„Wir lieben das Fremde – in der Fremde.“ Ethnopluralismus als Diskursmuster und Strategie im Rechtsextremismus.'' In: Jennifer Schellhöh und andere (Hrsg.): ''Großerzählungen des Extremen: Neue Rechte, Populismus, Islamismus, War on Terror.'' transcript, 2018, ISBN 978-3-8376-4119-6, S. 35–55, hier S. 36f.&lt;/ref&gt; Ziel ist eine „[[Kulturrevolution]] von rechts“ nach dem Vorbild der französischen [[GRECE|Nouvelle Droite]], die den demokratischen Verfassungsstaat unterhöhlen, eine rechtsextreme Umdeutung von Begriffen und Werten herbeiführen und dafür die Meinungsführerschaft erringen will.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 40.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zum publizistischen Netz der ''Neuen Rechten'' zählt man auch ältere Printmedien wie Gerhard Freys [[National-Zeitung (München)|National-Zeitung]], die ab 1980 neue Themenschwerpunkte erhielt, die Monatszeitschrift [[Nation und Europa]] (seit 1951), die eine gesamteuropäische extreme Rechte anstrebt, die Zeitschriften „[[Criticón]]“ (seit 1970), „[[Junge Freiheit]]“ (seit 1986), „[[Staatsbriefe]]“ (seit 1990) und „[[Sleipnir]]“ (seit 1996). Der [[Grabert Verlag]] und die [[Verlagsgesellschaft Berg]] bedienen ein breites Spektrum an [[Rechtsextremismus und Esoterik|rechtsextremer Esoterik]], Geschichtsrevisionismus und völkisch gedeuteter [[Germanen]]-Geschichte. Sie geben die Zeitschriften „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“ und „Deutsche Geschichte“ heraus. Hinzu kommt die [[Gesellschaft für freie Publizistik]] (seit 1960), die einen rechtsextremen Vortrags- und Buchmarkt fördert, und rechtsextreme Schulungszentren wie das [[Thule-Seminar]] (seit 1980) und [[Horst Mahler]]s [[Deutsches Kolleg]] (seit 1994).&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 40–44; Uwe Backes: [http://www.bpb.de/popup/popup_druckversion.html?guid=TTOIT8 ''Gestalt und Bedeutung des intellektuellen Rechtsextremismus in Deutschland.''] In: ''[[APuZ]].'' 46/2001.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Rechtsextreme Parteien, Neonazigruppen und Neue Rechte rücken seit 2000 immer stärker zusammen und betreiben eine aktive Vernetzung. Dies zeigte sich vor allem bei Großaufmärschen zu den Jahrestagen der [[Luftangriffe auf Dresden]], an denen immer mehr Angehörige des gesamten rechtsextremen Spektrums teilnahmen.&lt;ref name=&quot;Kummer&quot;&gt;Ralph Kummer: ''[http://www.bpb.de/themen/CG7XNP,2,0,Entwicklung_des_parteif%F6rmig_organisierten_Rechtsextremismus_nach_1945.html Entwicklung des parteiförmig organisierten Rechtsextremismus nach 1945. Eine kurze Übersicht rechtsextremer Wahl(miss)erfolge.]'' 2007, bpb.de&lt;/ref&gt; Auch zwischen der [[Rocker]]-Szene und der rechtsextremen Skinhead-Szene wurde ein Zusammenrücken beobachtet.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,599441,00.html ''Rechte Engel.''] In: ''Spiegel Online.'' 5. Januar 2009.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das im Jahr 2000 von [[Götz Kubitschek]] und [[Karlheinz Weißmann]] gegründete [[Institut für Staatspolitik]] wirkte anfangs in Konkurrenz zur „Jungen Freiheit“ als Theoriezentrum der Neuen Rechten, besonders für Widerstands- und Gewaltdiskurse. Es entwickelte sich zum Bildungs- und Schulungszentrum für die rechtsextreme [[Identitäre Bewegung]], [[Burschenschaft]]en, die [[Junge Alternative]] und Neonazis. Seit 2015 tritt Kubitschek auch als Redner beim völkisch-islamfeindlichen Dresdner Bündnis ''Pegida'' und dessen Leipziger Ableger ''Legida'' auf. Er steht dem völkisch-rassistischen Parteiflügel der AfD nahe und ist mit dessen Vertreter [[Björn Höcke]] befreundet. Kubitschek, Höcke und der [[Compact (Magazin)|''Compact'']]-Redakteur [[Jürgen Elsässer]] betreiben eine „Entgrenzung der rechten Spektren“ ([[Andreas Speit]]) und heben die beanspruchte Distanz der Neuen Rechten zum Neonazismus immer mehr auf. So sprechen auch Neonazis heute von „Ethnie“ statt „Rasse“. In der AfD wiederum wurde die anfangs reklamierte Abgrenzung zu NPD-Positionen und -Vertretern faktisch fallengelassen. Manche AfD-Abgeordnete beschäftigen NPD-Mitglieder und geben NPD-Zeitschriften vorbehaltlos Interviews. Im Blick auf diesen Trend halten manche Experten die Unterscheidung zwischen der Alten und Neuen Rechten für irreführend und überholt.&lt;ref&gt;Andrea Röpke: ''Jahrbuch Rechte Gewalt. Hintergründe, Analysen und die Ereignisse 2017. Chronik des Hasses.'' Knaur, München 2018, ISBN 978-3-426-78913-1, S. 39–41.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Straf- und Gewalttaten ==<br /> === Erfassung ===<br /> Das Definitionssystem der deutschen [[Exekutive|Exekutivorgane]] (wie z. B. BKA, Polizei und BfV) für [[Politisch motivierte Kriminalität|Politisch motivierte Kriminalität (PMK)]] umfasst seit 2001 neben klassischen [[Staatsschutz]]-Delikten auch gruppenfeindlich motivierte [[Hasskriminalität]]. Diese umfasst Straftaten, die „gegen eine Person gerichtet sind wegen ihrer politischen Einstellung, Nationalität, Volkszugehörigkeit, Rasse, Hautfarbe, Religion, Weltanschauung, Herkunft, oder aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes, ihrer Behinderung, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres gesellschaftlichen Status“, sowie Straftaten, die sich aus eben solchen Motiven gegen eine Institution oder Sache richten. Als politisch rechts motiviert zählt das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]] Straftaten, „wenn Bezüge zu völkischem Nationalismus, Rassismus, Sozialdarwinismus oder Nationalsozialismus ganz oder teilweise ursächlich für die Tatbegehung waren“.&lt;ref&gt;Dorina Feldmann und andere: ''Klassifikation politisch rechter Tötungsdelikte.'' Universitätsverlag der TU, Berlin 2018, ISBN 978-3-7983-2971-3, S. 24f. [https://books.google.de/books?id=KTtaDwAAQBAJ&amp;pg=PA24 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Zum „Rechtsextremismuspotenzial“ zählt die Forschung Personen mit einem „geschlossen rechtsextremen Weltbild“. Nach welchen Methoden und Kriterien dieses feststellbar ist, ist umstritten.&lt;ref name=&quot;Winkler63f&quot;&gt;Jürgen R. Winkler: ''Rechtsextremismus. Gegenstand – Erklärungsansätze – Grundprobleme.'' In: Wilfried Schubarth (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland: Eine Bilanz.'' Wiesbaden 2001, S. 63f. [https://books.google.de/books?id=YcPyBQAAQBAJ&amp;pg=PA63 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit März 2008 erfasst die Kriminalstatistik auch nicht aufgeklärte oder nicht aufklärbare Propagandadelikte als politisch motivierte Straftaten.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/welt_print/article2377963/LKA-Durch-neue-Zaehlweise-mehr-rechte-Taten-in-Statistik.html ''LKA: Durch neue Zählweise mehr rechte Taten in Statistik.''] In: ''Welt.'' 1. September 2008.&lt;/ref&gt; Die Landeskriminalämter prüften mögliche rechtsextreme Motive bei nicht organisierten Einzeltätern jedoch lange Zeit kaum. Eine Nachprüfung von Mordmotiven vor 2015 ergab erhebliche Korrekturen der staatlichen Opferstatistik nach oben, erfolgte aber ohne einheitliche Methodik. Opferverbände und Experten gehen weiterhin von einer hohen Dunkelziffer solcher Taten aus.&lt;ref&gt;Helmut Lölhöffel: [https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/rechte-mordstatistik-korrigiert ''Rechte Mordstatistik korrigiert.''] In: ''[[Blick nach Rechts]].'' 27. Juli 2015 (kostenpflichtig)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Zahlen ===<br /> {{Hauptartikel|Todesopfer rechtsextremer Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland|Rechte Gewalt in Deutschland}}<br /> <br /> ==== Allgemeine Kennzahlen ====<br /> &lt;div align=&quot;left&quot; style=&quot;clear:left;&quot;&gt;'''Staatlich registrierte Rechtsextremisten''':&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot; /&gt; {{Farblegende|#000000|Gesamtzahl}}{{Farblegende|#ff0000|Gewaltbereite}}&lt;br /&gt;<br /> {{Graph:Chart|width=500|height=150|type=line|x=1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018|y1=51400,50900,49700,45000,41500,40700,39000,38600,31000,30000,26600,25000,22400,22150,21700,21000,22600,23100,24000,24100|y2=9000,9700,10400,10700,10000,10000,10400,10400,10000,9500,9000,9500,9800,9600,9600,10500,11800,12100,12700,12700|colors=#000000,#ff0000|yAxisMin=0}}<br /> &lt;/div&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! 1999 !! 2000 !! 2001 !! 2002 !! 2003 !! 2004 !! 2005 !! 2006 !! 2007 !! 2008 !! 2009<br /> |-<br /> | 51.400 || 50.900 || 49.700 || 45.000 || 41.500 || 40.700 || 39.000 || 38.600 || 31.000 || 30.000 || 26.600<br /> |-<br /> | 9000 || 9.700 || 10.400 || 10.700 || 10.000 || 10.000 || 10.400 || 10.400 || 10.000 || 9.500 || 9000<br /> |-<br /> ! 2010 !! 2011 !! 2012 !! 2013 !! 2014 !! 2015 !! 2016 !! 2017 !! 2018 !! 2019 !! 2020<br /> |-<br /> | 25.000 || 22.400 || 22.150 || 21.700 || 21.000 || 22.600 || 23.100 || 24.000 || 24.100 || ||<br /> |-<br /> | 9.500 || 9.800 || 9.600 || 9.600 || 10.500 || 11.800 || 12.100 || 12.700 || 12.700 || ||<br /> |}<br /> <br /> &lt;div align=&quot;left&quot; style=&quot;clear:left;&quot;&gt;'''Staatlich registrierte rechtsextreme Straftaten seit 1990''':&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 68f. (Gewalttaten 1990–1997);&lt;br /&gt; Frank Esser, Bertram Scheufele, [[Hans-Bernd Brosius]]: ''Fremdenfeindlichkeit als Medienthema und Medienwirkung.'' Springer VS, Wiesbaden 2002, ISBN 3-322-90510-1, S. 51. [https://books.google.de/books?id=1lnzBQAAQBAJ&amp;pg=PA51 books.google.de] (1991–1996);&lt;br /&gt; Frieder Dünkel, Bernd Geng: ''Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit: Bestandsaufnahme und Interventionsstrategien.'' Forum Verlag, Godesberg 1999, ISBN 3-930982-49-8, S. 112. [https://books.google.de/books?id=3WY1TcszRssC&amp;pg=PA112 books.google.de] (1997)&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot;&gt;[http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/media_fast/4055/VSB_1999.pdf ''Verfassungsschutzbericht Brandenburg 1999.''] PDF, S. 18 (1998–1999);&lt;br /&gt; Wolfgang Frindte, Jörg Neumann (Hrsg.): ''Fremdenfeindliche Gewalttäter. Biografien und Tatverläufe.'' Springer VS, Wiesbaden 2002, ISBN 3-322-87345-5, S. 11. [https://books.google.de/books?id=1E4lBgAAQBAJ&amp;pg=PA11 books.google.de] (1999–2000);&lt;br /&gt; BMI: [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/62819/Verfassungsschutzbericht_2001.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2001''], S. 36–43;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/62843/Verfassungsschutzbericht_2002.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2002''], PDF S. 29f.;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/62845/Verfassungsschutzbericht_2003.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2003.''] PDF, S. 29f.;&lt;br /&gt; [https://brightsblog.files.wordpress.com/2008/11/2004.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2004.''] PDF, S. 36–39;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63244/Verfassungsschutzbericht_2005_de.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2005.'']PDF, S. 32–40 und 54;&lt;br /&gt; {{Webarchiv |url=http://www.bundesregierung.de/Content/DE/PeriodischerBericht/Berichte-der-Bundesregierung/2007/07/Anlage/2007-07-30-verfassungsschutzbericht-2006.pdf?__blob=publicationFile |text=''Verfassungsschutzbericht 2006'' |wayback=20180519192039 }}, PDF S. 22–32 und 50;&lt;br /&gt; [http://www.odfinfo.de/antifa/PDF/BMI-VS-Bericht-2007.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2007''], PDF S. 19–29 und 47;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63267/vsb_2008.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2008.''] PDF S. 35–41 und 50;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63268/vsb_2009.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2009.''] PDF, S. 37–43 und 57;&lt;br /&gt; [https://analyticsdotcom.files.wordpress.com/2014/01/2010-xx-yy-bfv-vsbericht-2010.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2010.''] PDF, S. 35–41 und 54;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63256/vsb2011.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2011.'']PDF, S. 36–42 und 56;&lt;br /&gt; {{Webarchiv |url=https://www.ethikbank.de/fileadmin/ethikbank/dokumente/Die_EthikBank/verfassungsschutzbericht.pdf |text=''Verfassungsschutzbericht 2012.'' |wayback=20180519121136}}, PDF, S. 36–42 und 56;&lt;br /&gt; {{Webarchiv |url=https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2013.pdf |text=''Verfassungsschutzbericht 2013.'' |wayback=20160312071026 }} PDF, S. 37–42 und 68;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2014.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2014.''] PDF, S. 26–28 und 34;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2015.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2015.''] PDF, S. 25–30 und 43–45;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2016.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2016.''] PDF, S. 34f. und 38;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/download/vsbericht-2017.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2017.''] PDF, S. 25 und 50;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vs-bericht-2018.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2018.''] PDF, S. 24 u. 50&lt;/ref&gt; {{Farblegende|#000000|Gesamtzahl}}{{Farblegende|#ff0000|Gewalttaten}}&lt;br /&gt;<br /> {{Graph:Chart|width=500|height=150|type=line|x=1990,1991,1992,1993,1994,1995,1996,1997,1998,1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018|y1=,3884,7383,10561,7952,7896,8730,11719,11049,10037,15951,14725,12933,11576,12051,15361,18142,17607,20422,19468,15905,16142,17616,16557,16559,21933,22471,19467,19409|y2=309,1492,2639,2232,1489,837,624,790,708,746,998,980,1930,1870,832,1034,1047,980,1042,891,762,755,802,801,990,1408,1600,1054,1088|colors=#000000,#ff0000|yAxisMin=0}}&lt;/div&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! 1990 !! 1991 !! 1992 !! 1993 !! 1994 !! 1995 !! 1996 !! 1997 !! 1998 !! 1999<br /> |-<br /> | || 3.884 || 7.383 || 10.561 || 7.952 || 7.896 || 8.730 || 11.719 || 11.049 || 10.037<br /> |-<br /> | 309 || 1492 || 2639 || 2232 || 1489 || 837 || 624 || 790 || 708 || 746<br /> |-<br /> ! 2000 !! 2001 !! 2002 !! 2003 !! 2004 !! 2005 !! 2006 !! 2007 !! 2008 !! 2009<br /> |-<br /> | 15.951 || 14.725 || 12.933 || 11.576 || 12.051 || 15.361 || 18.142 || 17.607 || 20.422 || 19.468<br /> |-<br /> | 998 || 980 || 1.930 || 1.870 || 832 || 1.034 || 1047 || 980 || 1042 || 891<br /> |-<br /> ! 2010 !! 2011 !! 2012 !! 2013 !! 2014 !! 2015 !! 2016 !! 2017 !! 2018 !! 2019<br /> |-<br /> | 15.905 || 16.142 || 17.616 || 16.557 || 16.559 || 21.933 || 22.471 || 19.467 || 19.409 ||<br /> |-<br /> | 762 || 755 || 802 || 801 || 990 || 1408 || 1600 || 1054 || 1088 ||<br /> |}<br /> <br /> Seit 1990 stieg die Zahl rechtsextremer Gewalttaten sprunghaft an. Es kam zu [[Pogrom]]-artigen Angriffen auf Sammelunterkünfte und Mordanschlägen auf Wohnhäuser von Migranten, so in [[Ausschreitungen in Hoyerswerda|Hoyerswerda]] (1991), [[Hünxe#Geschichte|Hünxe]] (1991), [[Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen|Rostock]] (1992), [[Mordanschlag von Mölln|Mölln]] (1992), [[Mordanschlag von Solingen|Solingen]] (1993) und [[Lübecker Brandanschlag|Lübeck]] (1996). Die gleichzeitige [[Asyldebatte]] wirkte als Legitimationshintergrund, so dass die Angreifer sich im Einklang mit Bevölkerungsmehrheit und Politik glaubten. Medienberichte darüber, dass die Angegriffenen zeitweise fliehen und umziehen mussten, motivierten andere Täter, den Angriffen nachzueifern. Danach stieg der Anteil älterer, arbeitsloser und vorbestrafter Täter, die zudem öfter rechtsextrem aktiv geworden waren.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 68–71.&lt;/ref&gt; Seitdem wurde kritisiert, dass reißerische Medienberichte über rechtsextreme Gewalt aufputschende und zur Nachahmung anreizende Wirkung haben können.&lt;ref&gt;Rainer Erb: ''Machen die Medien Extremismus erst salonfähig?'' In: ''Das Parlament.'' 11. Dezember 1992; Hans-Bernd Brosius, Frank Esser: ''Eskalation durch Berichterstattung. Massenmedien und fremdenfeindliche Gewalt.'' Westdeutscher Verlag, Opladen 1995.&lt;/ref&gt; Infolge der staatlichen Verbotswelle von 1992 gingen die Gewalttaten zunächst etwas zurück.<br /> <br /> Laut den Verfassungsschutzberichten seit 2001 erfolgten die meisten rechtsextremen Gewalttaten (in absoluten Zahlen, nicht in Relation zur Bevölkerungszahl) in folgenden Bundesländern (abgekürzt nach [[ISO 3166-2:DE]]):&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot; /&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! 2001 !! 2002 !! 2003 !! 2004 !! 2005 !! 2006 !! 2007 !! 2008 !! 2009 !! 2010<br /> |-<br /> | SN || BB || BB || NW || NW || NW || BB || NW || ST || NW<br /> |-<br /> ! 2011 !! 2012 !! 2013 !! 2014 !! 2015 !! 2016 !! 2017 !! 2018 !! 2019 !! 2020<br /> |-<br /> | NW || NW || NW || - || NW || NW || || || ||<br /> |}<br /> <br /> ==== Einstellungspotenzial ====<br /> Das rechtsextreme Einstellungspotenzial in der deutschen Bevölkerung wurde bis 2000 je nach Methodik auf sechs bis 17 Prozent geschätzt.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 107.&lt;/ref&gt; Mit je eigenen Kriterien errechnete die SINUS-Studie 1980 13, das [[Institut für Demoskopie Allensbach]] 1984 6,2 Prozent westdeutsche Rechtsextreme. Der Wissenschaftler [[Jürgen W. Falter]] errechnete 1994 fünf Prozent Rechtsextreme unter den wahlberechtigten Deutschen.&lt;ref name=&quot;Winkler63f&quot; /&gt; Eine Studie der Universität Berlin von 1998/99 kam auf 13 Prozent für Gesamtdeutschland, davon 12 Prozent im Westen, 17 im Osten.&lt;ref&gt;Iris Huth: ''Politische Verdrossenheit.'' Band 3, 2004, S. 226.&lt;/ref&gt; Dabei zeigte sich seit 1990, dass das Wählerpotential für rechtsextreme Parteien umso höher ist, je weniger Einwanderer und Ausländer in einer Region leben.<br /> ==== Entwicklungstendenzen ====<br /> Das BfV zählt nur Mitglieder rechtsextremer Organisationen und gewaltbereite Rechtsextreme zum „Rechtsextremismuspotenzial“. Seine Jahresberichte schätzten deren Gesamtzahl bundesweit auf mindestens 21.000 (2014), höchsten 51.400 Personen (1999). Die rund 6000 REP-Mitglieder zählte das BfV ab 2007 nicht mehr mit.&lt;ref&gt;Andreas Beelmann, Kai J. Jonas (Hrsg.): ''Diskriminierung und Toleranz: Psychologische Grundlagen und Anwendungsperspektiven.'' Springer VS, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-91621-7, S. 288. [https://books.google.de/books?id=lC8_-tbaLUUC&amp;pg=PA288 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Während die Gesamtzahl seit 1999 um mehr als die Hälfte abnahm, nahm der Anteil Gewaltbereiter von 1990 bis 2000 um mehr als 50 Prozent zu. Unter ihnen sind ein relativ hoher Anteil Ostdeutscher&lt;ref&gt;Frieder Dünkel, Bernd Geng (Hrsg.): ''Jugendgewalt und Kriminalprävention: Empirische Befunde zu Gewalterfahrungen von Jugendlichen in Greifswald und Usedom/Vorpommern und ihre Auswirkungen für die kommunale Kriminalprävention.'' Forum Verlag, Godesberg 2003, ISBN 3-930982-95-1, S. 140. [https://books.google.de/books?id=_HvzxwP1-XQC&amp;pg=PA140 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; und Frauen.&lt;ref&gt;Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): ''Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten.'' Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-01984-6, S. 296. [https://books.google.de/books?id=aupUCgAAQBAJ&amp;pg=PA296 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2012 zählte das BfV insgesamt 230 rechtsextreme Organisationen, davon nur drei Parteien (NPD, ''Pro NRW'' und ''Die Rechte''). Die [[Kriminalstatistik]] registrierte von 2005 bis 2012 durchschnittlich rund 17.000 „politisch rechts“ motivierte Straftaten, überwiegend typische Propagandadelikte und Volksverhetzung sowie [[Körperverletzung (Deutschland)|Körperverletzung]] und Sachbeschädigung. Sie weist Gewalttaten gesondert aus.&lt;ref&gt;Felix Rauscher: ''Rechtliche Bewertung rechtsextremistischer Versammlungen.'' LIT Verlag, Münster 2017, ISBN 978-3-643-13613-8, S. 11f. [https://books.google.de/books?id=vQbuDQAAQBAJ&amp;pg=PA11 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Bei rechtsextremen Gewalttaten überwiegt Körperverletzung, gefolgt von [[Brandstiftung]]en, [[Landfriedensbruch]], [[Raub]], [[Widerstand gegen die Staatsgewalt]] und versuchten oder ausgeführten [[Tötungsdelikt]]en. Nach Recherchen von ''[[Report Mainz]]'' begingen rund 110 NPD-Funktionäre, davon 35 in einem Landes- oder dem Bundesvorstand, von 2002 bis 2012 etwa 120 derartige Straftaten oder wurden dafür angeklagt. Nicht mitgezählt wurden Propagandadelikte. Der Staatsrechtler [[Jörn Ipsen]] rechnet besonders die Gewaltdelikte großenteils der ganzen NPD zu.&lt;ref&gt;[http://www.swr.de/report/presse/06-ueber-120-strafverfahren-in-den-vergangenen-10-jahren/-/id=1197424/nid=1197424/did=9389986/4ino2u/index.html ''Über 120 Strafverfahren in den vergangenen 10 Jahren.''] In: ''SWR.'' 6. März 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach der Datensammlung des Terrorismusforschers Daniel Köhler gab es von 1963 bis 2015 in Deutschland 92 rechtsterroristische Gruppen sowie eine unbekannte Zahl von Einzeltätern des Typus [[Einsamer Wolf (Terrorismus)|„Einsamer Wolf“]], die dem um 1990 aus den USA importierten Konzept des „führerlosen Widerstands“ folgen.&lt;ref&gt;Andrea Röpke: ''2018 Jahrbuch Rechte Gewalt.'' München 2018, S. 14f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang und Stagnation seit 2006 registrieren die Behörden seit 2014 einen erneuten starken Anstieg rechtsextremer Straf- und Gewalttaten.&lt;ref&gt;Bundesamt für Verfassungsschutz: {{Webarchiv|url=https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/zahlen-und-fakten-rechtsextremismus/rechtsextremistische-straf-und-gewalttaten-2016 |wayback=20180516175102 |text=''Rechtsextremistische Straf- und Gewalttaten.'' }}; Statista.com: [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4032/umfrage/rechtsextremismus-und-fremdenfeindlichkeit-in-deutschland/ ''Anzahl der politisch motivierten Straftaten und Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund in Deutschland von 2006 bis 2016.'']&lt;/ref&gt; 2016 waren eine Tötung, 18 versuchte Tötungsdelikte, 113 Brandstiftungen, über 450 Nötigungen/Bedrohungen, über 1300 Körperverletzungen und 12.476 Propagandadelikte darunter.&lt;ref&gt;Bundesministerium des Innern: [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2016.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2016.''] (PDF, S. 24)&lt;/ref&gt; Opferverbände verzeichneten 2016 schon in den fünf ostdeutschen Ländern mindestens 1948 rechtsextreme Gewalttaten und bundesweit neun weitere Todesopfer, da der [[Anschlag in München 2016]] auch rassistisch motiviert war. Im Durchschnitt gibt es in Deutschland fünf rechte Gewalttaten täglich.&lt;ref&gt;Andrea Röpke: ''2018 Jahrbuch Rechte Gewalt.'' München 2018, S. 192.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Bundesamt für Verfassungsschutz erfasste in seinem Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2018 eine Erhöhung der Zahl rechtsextremistischer fremdenfeindlicher Gewalttaten um 6,1 % (821 gegenüber 774 Delikten 2017). Darauf entfielen 48 [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|antisemitische]] Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund (2015: 29; 2016: 31; 2017: 28).&lt;ref&gt;[https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2016.pdf Verfassungsschutzbericht 2016], PDF&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2017.pdf Verfassungsschutzbericht 2017], 24. Juli 2018, PDF, S. 25 bzw. 26.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.verfassungsschutz.de/download/vsbericht-2018.pdf |titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |werk= |hrsg=BMI |seiten=26 |datum=2019-06-27 |abruf=2019-06-28 |format=PDF&amp;nbsp;7,7&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt; Das BfV sieht diese signifikante Entwicklung im Zusammenhang mit der ''&quot;Anti-Asyl-Debatte&quot;'', Agitation gegen die ''&quot;Multikulti-Gesellschaft&quot;'' und das ''&quot;System Merkel&quot;'' zur Emotionalisierung und Mobilisierung.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=46f}}&lt;/ref&gt; Beobachtet wird eine Intensivierung der Informationsstreuung in den sozialen Medien, die Bildung von Bürgerwehren (zum Schutz vor Bedrohungen auf Basis der eigenen Argumentationen) und, bei leichter Zunahme von Kundgebungen, eine stark ansteigende Zahl von Teilnehmern (2018: 57.950 gegenüber ca. 16.400 in 2017).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=47}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei den internetbasierten Kommunikationsformen der rechtsextremen [[Propaganda]] und [[Agitation]] wird ein starker Fluktuationsgrad beobachtet, da Administratoren gelöschte Präsenzen an andere Stellen versetzen bzw. dort neu erstellen. Ein in der Szene beliebtes Format ist das Video-Weblog ([[V-Log]]) z.&amp;nbsp;B. auf [[YouTube]].&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=61}}&lt;/ref&gt; So hatte der YouTube-Kanal „[[Der Volkslehrer]]“ über 60.000 Abonnenten (Stand 24. Januar 2019), die mit verschwörungstheoretischen bzw. antisemitischen Positionen und [[Weltanschauung]]en bis hin zur [[Holocaustleugnung|Leugnung des Holocaust]] versorgt werden.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; Die [[Narrativ (Sozialwissenschaften)|Narrative]] sind die „jüdische Clique“, „Überfremdung“, „nationaler Widerstand“, „schleichendes Aussterben des deutschen Volkes“ sowie Fehlentwicklungen der Politik und der Medien, die gegen die „Patrioten“ gerichtet seien.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=62}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Neben den traditionellen Großveranstaltungen gibt es einen Trend zu Großveranstaltungen, die Musik und Redebeiträge bis hin zu Festivals kombinieren (2018: 270 gegenüber 259 in 2017).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=63}}&lt;/ref&gt; Der Bericht des BfV 2018 sieht darin auch eine &quot;spektrenübergreifende Vernetzung&quot; bis hin zu Überschneidungen mit der [[Hooligan]]-, Ultra- und [[Rocker (Subkultur)|Rockerszene]]. Auch findet eine zunehmende Vernetzung mit rechtsextremen Gruppierungen im Ausland statt. Zudem wird auf die gewachsene Bedeutung der rechtsextremen Kampfsportszene verwiesen, die Kampfsportturniere wie den „Kampf der Nibelungen“ (KdN) (seit 2013), „Schild &amp; Schwert“ oder „Jugend im Sturm“ veranstalten.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=66-67}}&lt;/ref&gt; Hingewiesen wird auch auf die Bedeutung ideologisch strategischer Diskurse der rechtsextremen Szene im Internet, Social Media und durch Druckerzeugnisse (wie „Feder und Schwert“, „Werk-Kodex“ oder „N.S. heute“).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=68ff}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Werk-Kodex legen die Autoren offen und obsessiv ihre Hauptziele dar wie folgt:&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=70}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &quot;''1. Sicherstellen des Überlebens der weißen Rasse, 2. Biologische Bewahrung subrassischer Sezifika in charakteristischen Populationen (Nordwest, Nordost, Süd), 3. Erhalt der größeren Völker und Sprachen Europas durch sekundäre Siedlungsprojekte (...)''.&quot;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=N.N. |Titel=Werk-Kodex - Das Magazin für deutsche Metapolitik und Kultur |Hrsg=Baldur Landogart |Sammelwerk=Frühling 2018 |Band=https://werk-kodex.de/ |Nummer=1 |Auflage= |Verlag= |Ort=Fretterode |Datum=2018 |ISBN= |Seiten=82f}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Schließlich werden verschiedene Formen des [[Antisemitismus]] beobachtet:<br /> <br /> * religiöser und rassistischer Antisemitismus<br /> * politischer Antisemitismus<br /> * sekundärer Antisemitismus<br /> * antizionistische Antisemitismus.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=73ff}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Da oft die persönliche Konfrontation mit jüdischen Bürgern oder Institutionen fehlt und Antisemitismus kein Alleinstellungsmerkmal des rechtsextremen Spektrums darstellt, nimmt man an, dass der Antisemitismus auch deswegen propagagiert wird, weil in Politik, Medien und Mehrheitsgesellschaft ein klarer Konsens gegen den Antisemitismus vorherrscht.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=73}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die einzige bundesweite Statistik für ''Todesopfer rechter Gewalt seit 1990'' (geführt von Opferverbänden und der [[Amadeu Antonio Stiftung]]) zählt aktuell (Juni 2019) mindestens 195 Mordopfer und 12 Verdachtsfälle.&lt;ref name=&quot;AAS-Statistik&quot;&gt;Anna Brausam: [https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/rassismus/todesopfer-rechter-gewalt/ ''Todesopfer rechter Gewalt seit 1990.''] (Stand: 28. Juni 2019)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Alle Zahlen im rechten Spektrum sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten. Die durch Ereignisse der jüngeren Vergangenheit (z. B. [[NSU-Morde]], [[Ausschreitungen in Chemnitz 2018]], [[Demonstrationen in Köthen 2018]], [[Mordfall Walter Lübcke|Mordfall Walter Lübcke 2019]] u.&amp;nbsp;a.) sensibilisierten Organe des Staates und die Intensivierung der Aufklärung beim BfV können vermutlich zukünftig rechtsextreme Straf- und Gewalttaten sehr viel genauer erfasst werden.<br /> <br /> &lt;div style=&quot;clear:left;&quot; align=&quot;left&quot;&gt;'''Todesopfer rechtsextremer Gewalt seit 1990''': {{Farblegende|#00aa00|laut Amadeu Antonio Stiftung&lt;ref name=&quot;AAS-Statistik&quot; /&gt;}}{{Farblegende|#000000|laut Bundesamt für Verfassungsschutz&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot; /&gt;}}&lt;br /&gt;<br /> {{Graph:Chart|width=500|height=150|type=line|x=1990,1991,1992,1993,1994,1995,1996,1997,1998,1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018|y1=4,10,27,15,8,4,17,10,3,12,15,10,5,14,3,6,3,3,6,1,2,2,2,0,1,0,11,1,1|y2=1,3,13,8,0,1,1,2,0,3,2,0,0,0,0,0,0,0,2,1,0,0,0,0,0,0,2,0,0|colors=#00aa00,#000000}}<br /> '''Reichsbürgerbewegung und Selbstverwalter'''<br /> &lt;/div&gt;<br /> <br /> Die [[Reichsbürgerbewegung]] (und sog. Selbstverwalter) werden erst seit 2016 gezielt beobachtet, nachdem Angehörige dieser Szene einen Mord und Schusswechsel begangen hatten, Waffenlager und Anschlagspläne entdeckt worden waren [[Polizistenmord in Georgensgmünd 2016|(siehe Polizistenmord in Georgensgmünd 2016)]]. Ihre Zahl wurde bis dahin auf bundesweit 1000, aktuell wird sie auf 18.000 geschätzt. Rund 1650 davon hatten eine [[Waffenbesitzkarte]]; 450 davon wurde diese seit November 2016 entzogen. Nur 59 von rund 750 sonstigen bewaffneten Rechtsextremisten wurde die Waffenbesitzkarte entzogen. Nur 26 Rechtsextremisten stufen die Behörden aktuell (Mai 2018) als „Gefährder“ ein (2012: 4). Zugleich führt der [[Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof|Generalbundesanwalt]] derzeit 14 Ermittlungs- oder Strafverfahren gegen rechtsterroristische Gruppen wie die [[Bürgerwehr Freital]], die [[Oldschool Society]] und [[Nordadler]]. Sie alle bildeten sich ohne feste Strukturen in den letzten Jahren und waren zuvor nicht auffällig geworden. Der Verfassungsschutz folgert daraus, dass nur wenige Gefährder den Behörden bekannt sind, weil sich Rechtsterroristen heute über das Internet selbst radikalisieren und außerhalb bestehender Gruppen für Anschläge zusammenschließen.&lt;ref&gt;Kai Biermann: [https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-05/rechtsextremismus-reichsbuerger-waffen-gefaehrder ''Rechtsextremismus: Unerkannte Bedrohung.''] In: ''Die Zeit.'' 22. Mai 2018.&lt;/ref&gt; Nach 501 untergetauchten Rechtsextremisten wird seit Dezember 2017 bundesweit gefahndet.&lt;ref&gt;Frank Jansen: [https://www.tagesspiegel.de/politik/rechtsextremismus-in-deutschland-gut-500-neonazis-leben-im-untergrund/20661716.html ''Rechtsextremismus in Deutschland: Gut 500 Neonazis leben im Untergrund.''] In: ''Der Tagesspiegel.'' 1. Dezember 2017.&lt;/ref&gt; Der Verfassungsschutzbericht erfasste im Jahre 2018 864 politisch motivierten Straftaten (2017: 911).&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=30}}&lt;/ref&gt; Zu diesen Straftaten zählten: Erpressungen, Widerstand, Nötigungen, Bedrohungen und Volksverhetzung. Die extremistischen Gewalttaten wurden 2018 insgesamt mit 160 Fällen bundesweit erfasst (2017: 130), von denen 89 alleine in Bayern registriert wurden.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> ===== Identitäre Bewegung Deutschland (IBD) =====<br /> Die [[Identitäre Bewegung|Identitäre Bewegung Deutschland]] (IDB), die im Oktober 2012 erstmals in Erscheinung trat, listet der Verfassungsschutzbericht 2018 des BfV noch als &quot;Verdachtsfall&quot; auf und schätzte die Mitgliederzahl auf 600 im Jahre ein (2017: 500).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=82ff}}&lt;/ref&gt; Im Juli 2019 stufte der Verfassungsschutz (BfV) die ''Identitäre Bewegung Deutschland'' nach dreijähriger Prüfung als klar rechtsextremistisch ein und kann sie in der Folge mit allen [[Nachrichtendienstliche Mittel|nachrichtendienstlichen Mitteln]] beobachten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Angela Pley, Pressesprecherin |url=https://www.verfassungsschutz.de/de/oeffentlichkeitsarbeit/presse/pm-20190711-bfv-stuft-ibd-als-gesichert-rechtsextremistische-bestrebung-ein |titel=Bundesamt für Verfassungsschutz stuft „IDENTITÄRE BEWEGUNG DEUTSCHLAND“ (IBD) als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein |werk=https://www.verfassungsschutz.de/de/oeffentlichkeitsarbeit/presse/pm-20190711-bfv-stuft-ibd-als-gesichert-rechtsextremistische-bestrebung-ein |hrsg=Bundesamt für Verfassungsschutz |datum=2019-07-11 |abruf=2019-09-18 |sprache=DE}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == {{Anker|Gegeninitiativen}} Bekämpfung ==<br /> {{Hauptartikel|Initiativen gegen Rechtsextremismus in Deutschland}}<br /> [[Datei:Protest anklam.JPG|mini|Initiativenbanner gegen Neonazis am Rathaus von [[Anklam]]]]<br /> <br /> === Organisationsverbote ===<br /> {{Hauptartikel|Liste in Deutschland verbotener rechtsextremer Organisationen}}<br /> <br /> Aus den Grundsätzen der [[Streitbare Demokratie|Streitbaren Demokratie]] abgeleitete Organisationsverbote ergingen seit dem SRP-Verbot von 1952 öfter gegen rechtsextreme Gruppen.&lt;ref&gt;Wolfgang Rudzio: ''Das politische System der Bundesrepublik Deutschland.'' 7. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2006, S. 36ff. und 452ff.&lt;/ref&gt; Seit 1949 wurden insgesamt 16 rechtsextreme Organisationen auf [[Bundesebene (Deutschland)|Bundesebene]] und 73 auf [[Land (Deutschland)|Landesebene]] verboten. Je 12 Mal geschah dies bisher in [[Bayern]] und [[Berlin]], noch kein Mal im [[Saarland]], in [[Sachsen-Anhalt]] und [[Thüringen]].<br /> <br /> Organisationsverbote werden oft als ungeeignet kritisiert, Rechtsextremismus zu verhindern, weil verbotene oder von einem Verbot bedrohte Organisationen sich unter anderem Namen neu gründen oder ihre Mitglieder einer anderen Organisation beitreten. Zudem könne die staatliche Verfolgung das Gruppenzusammengehörigkeitsgefühl stärken. Nicht verbotene Organisationen könne der Verfassungsschutz einfacher beobachten. Aus [[Demokratietheorie|demokratietheoretischer]] Sicht sei die Inanspruchnahme von Mitteln der Streitbaren Demokratie ein Dilemma, da sie demokratische [[Grundrechte]] beschneide.&lt;ref&gt;Hans-Gerd Jaschke: ''[http://www.bpb.de/publikationen/B7J06R,0,0,Sehnsucht_nach_dem_starken_Staat.html#art0 Sehnsucht nach dem starken Staat. Was bewirkt Repression gegen rechts?]'' In: ''[[Aus Politik und Zeitgeschichte]].'' 39/2000&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Bundesministerium des Innern verbot 2008 erstmals seit 2000 wieder zwei rechtsextreme Organisationen: den [[Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten]] und das seit den 1960er Jahren bestehende [[Collegium Humanum]].&lt;ref name=&quot;BfV-Bericht 2008&quot;&gt;Bundesministerium des Innern: {{Webarchiv|url=http://www.verfassungsschutz.de/download/de/publikationen/verfassungsschutzbericht/vsbericht_2008/vsbericht2008.pdf |wayback=20091122150822 |text=''Verfassungsschutzbericht 2008.'' }} PDF, S. 53ff.&lt;/ref&gt; Das von der Bundesregierung eingeleitete erste [[NPD-Verbotsverfahren (2001–2003)]] scheiterte ebenso wie das vom Bundesrat 2013 beantragte zweite [[NPD-Verbotsverfahren (2013–2017)]]. Das BVerfG lehnte das NPD-Verbot 2003 wegen der starken Durchsetzung der NPD-Führung mit [[V-Person]]en, 2017 wegen der mangelnden Gefährdung der Demokratie durch die NPD ab.<br /> <br /> === Opferberatung und Prävention ===<br /> Einige Initiativen engagieren sich für Minderheiten und Opfer rechtsextremer Gewalt, denen neben körperlichen und seelischen Verletzungen auch finanzielle Schäden zugefügt wurden (Opferberatung). Darüber hinaus werden auch Präventivmaßnahmen durchgeführt (z.&amp;nbsp;B. durch Informations- und Aufklärungsveranstaltungen).<br /> <br /> Dabei können räventivmaßnahmen in drei Kategorien eingeteilt werden. Unter primärer Prävention werden Maßnahmen verstanden, die bereits im Vorfeld versuchen, Rechtsextremismus zu verhindern. Sekundäre Präventionsmaßnahmen versuchen, auf Orientierungen, Einstellungen und Verhaltensweisen von Risikogruppen einzuwirken, während tertiäre Präventionen direkt mit Rechtsextremen arbeiten.&lt;ref&gt;Wolfgang Frindte, Siegfried Preiser: [http://www.bpb.de/publikationen/6JAEC2,0,Pr%E4ventionsans%E4tze_gegen_Rechtsextremismus.html ''Präventionsansätze gegen Rechtsextremismus.''] In: ''Aus Politik und Zeitgeschichte.'' 11/2007, S.&amp;nbsp;32–38, hier S.&amp;nbsp;34.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei Gegeninitiativen zum Rechtsextremismus kann zwischen staatlichen Präventions- und Repressionsmaßnahmen und [[zivilgesellschaft]]lichen Anstrengungen unterschieden werden.&lt;ref&gt;Christian Demuth: {{Webarchiv|url=http://www.spd-brandenburg.de/fileadmin/user_upload/spd-brandenburg_de/perspektive21/P21_HEFT_36.PDF |wayback=20180524151718 |text=''Was tun? Und was lassen? Erfolgsbedingungen und Hinderungsfaktoren von Initiativen gegen Rechtsextremismus.'' }} In: ''perspektive 21 – Brandenburgische Hefte für Wissenschaft &amp; Politik.'' Heft 36, Dezember 2007, S. 61f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung von Rechtsextremismus werden derzeit durch das Bundesprogramm [[Toleranz fördern – Kompetenz stärken]] des [[Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend]] sichergestellt. Ziel des Programmes ist es, ziviles Engagement, demokratisches Verhalten und den Einsatz für Vielfalt und Toleranz zu fördern.&lt;ref&gt;BMI: [https://www.demokratie-leben.de/fileadmin/content/PDF-DOC-XLS/Abschlussberichte/TFKS-Abschlussbericht.pdf ''Abschlussbericht des Bundesprogramms Toleranz fördern – Kompetenz stärken'']&lt;/ref&gt; Dafür standen bis 2014 jährlich 24 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung. Laut [[Koalitionsvertrag der 18. Wahlperiode des Bundestages]] sollen entsprechende Programme verstetigt werden. Die staatliche Förderpraxis wird unter anderem dafür kritisiert, dass sie eher kurzfristige Aktionen unterstützt und sich auf die Anschubfinanzierung von Modellprojekten konzentriert. Die Finanzierung von Gegeninitiativen müsse langfristig und strukturell gesichert werden.&lt;ref&gt;Maximilian Popp: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-110117935.html ''Frust statt Mut.'' Der Spiegel 36/2013]&lt;/ref&gt; Um zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus zu vernetzen und ihm eine größere Resonanz in der Öffentlichkeit zu verschaffen, gründeten das [[Bundesministerium des Innern]] und das [[Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz|Bundesjustizministerium]] 2000 das [[Bündnis für Demokratie und Toleranz]].&lt;ref&gt;[http://www.buendnis-toleranz.de/ ''Bündnis für Demokratie und Toleranz''] (Homepage)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu den größten Stiftungen gehören die [[Amadeu Antonio Stiftung]] und die [[Freudenberg Stiftung]]. Diese beiden stehen lokalen Aktionsbündnissen mit fachlicher Expertise beratend und mit Fördergeldern finanziell zur Seite. Bekannte zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich bundesweit gegen Rechtsextremismus engagieren, sind die [[Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage]], das [[Netz gegen Nazis]] und die [[Internationale Wochen gegen Rassismus|Internationalen Wochen gegen Nazismus]]. Zur direkten Unterstützung der Opfer rechter Gewalt haben sich die [[Aktion Noteingang]] und der [[Opferfonds Cura]] auf Bundesebene etabliert. Der Opferfonds arbeitet eng mit den lokalen Opferberatungen zusammen. [[EXIT Deutschland]] ist das bekannteste Aussteigerprogramm für Rechtsextremisten.<br /> <br /> === Rechtsextremismus-Datei ===<br /> Insbesondere in der Nachbereitung der „Ceska“-Morde bzw. der Morde des „[[Nationalsozialistischer Untergrund#Rezeption|Zwickauer Trios]]“ habe sich nicht ein Defizit an der Informationsbeschaffung, sondern am Informationsfluss und der Informationsbewertung durch die einzelnen Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern gezeigt.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kampf-gegen-rechtsextremismus-bund-und-laender-einigen-sich-auf-zentrale-neonazi-datei-a-798574.html ''Kampf gegen Rechtsextremismus: Bund und Länder einigen sich auf zentrale Neonazi-Datei.''] In: ''[[Der Spiegel]].'' 18. November 2011.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Christian Rath: [https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/innenausschuss-verhandelt-nazi-datei-rechtsextremismus-zwickauer-trio-nsu-verfassungsschutz-polizei/ ''Nazi-Datei von Polizei und Geheimdiensten: Getrennt sammeln, gemeinsam nutzen''] [[Legal Tribune Online|LTO]], 23. Mai 2012.&lt;/ref&gt; Die Erkenntnisse, die das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]], ein [[Landeskriminalamt (Deutschland)|Landeskriminalamt]] oder weitere beteiligte Polizeibehörden nach dem [[Rechtsextremismus-Datei-Gesetz]] vom 20. August 2012 gewinnen, dürfen an die das strafrechtliche Ermittlungsverfahren führende Staatsanwaltschaft übermittelt werden, wenn diese Behörden auf deren Ersuchen oder in deren Auftrag gehandelt haben. Diese kann die übermittelten Daten für Zwecke des Strafverfahrens nutzen.&lt;ref&gt;[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/086/1708672.pdf ''Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Rechtsextremismus.''] BT-Drs. 17/8672, 13. Februar 2012, S. 19.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ursachen ==<br /> === Forschung ===<br /> In Deutschland gibt es keine besondere Wissenschaftsdisziplin zur Erforschung von Rechtsextremismus. Dieser wird in verschiedenen Fachbereichen, aber nicht interdisziplinär erforscht. Die meisten Forschungsbeiträge seit 1990 stammen aus den [[Sozialwissenschaften]], weniger aus der [[Politikwissenschaft]].&lt;ref&gt;Christoph Kopke, Wolfgang Kühnel (Hrsg.): ''Demokratie, Freiheit und Sicherheit: Festschrift zum 65. Geburtstag von Hans-Gerd Jaschke.'' Nomos, 2017, ISBN 978-3-8487-4368-1, S. 142. [https://books.google.de/books?id=MSJJDwAAQBAJ&amp;pg=PA142 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Forschungsbeiträge zum Thema untersuchen mit verschiedenen methodischen Ansätzen etwa Sozialisationsbedingungen, Ausbildungs- und Arbeitssituation von Rechtsextremisten, die Entwicklung rechtsextremer Straftaten oder das Wahlverhalten.&lt;ref&gt;Gero Neugebauer: {{Webarchiv | url=http://www.extremismus.com/texte/ext1.pdf | wayback=20070224124448 | text=''Extremismus – Rechtsextremismus – Linksextremismus: Einige Anmerkungen zu Begriffen, Forschungskonzepten, Forschungsfragen und Forschungsergebnissen.''}} In: Wilfried Schubarth, Richard Stöss (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland – Eine Bilanz''. Opladen 2001, S. 6ff. (PDF; 24&amp;nbsp;KB)&lt;/ref&gt; Der Gegenstandsbereich wird in Mikro- und Makrophänomene sowie ''Ideologie'' unterschieden. Auf der Mikroebene werden [[Einstellung (Psychologie)|Einstellung]] und [[Verhalten]], auf der Makroebene unorganisierte [[Subkultur]]en und Organisationen (Parteien, Verbände, Verlage usw.) unterschieden.&lt;ref&gt;Marc Brandstetter: ''Die NPD im 21. Jahrhundert. Eine Analyse ihrer aktuellen Situation, ihre Erfolgsbedingungen und Aussichten.'' Tectum, Marburg 2006, S. 27ff.&lt;/ref&gt; Auch eine Unterscheidung nach den Erklärungsmodellen für Rechtsextremismus ist üblich, darunter ''faschismus-'', ''sozialisations-'' sowie ''modernisierungstheoretische'' Ansätze.&lt;ref&gt;Christian Seipel, Susanne Rippl: ''Ansätze der Rechtsextremismusforschung – Ein empirischer Theorienvergleich.'' In: ''Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation.'' Heft 3/2000, S. 303–318; Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus. Eine kritische Bestandsaufnahme nach der Wiedervereinigung.'' Bouvier, Bonn 1993, ISBN 3-416-02435-4, S. 202–227.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Extremismusforschung ist stark von der [[Totalitarismus]]-Theorie geprägt und finanziell wie institutionell mit den Innenministerien der Bundesländer verbunden. Ihre Abhängigkeit von Staatsbehörden, ihr Demokratiebegriff und ihre Klassifikation unterschiedlicher Phänomene werden oft kritisiert. Seit 2011 werfen einige Wissenschaftler ihr verstärkt eine Ausblendung rechtsextremer Strukturen vor, die für die Nichtentdeckung des NSU mitverantwortlich gewesen sei. Die Extremismustheorie erfasse vor allem nicht angemessen die Überlappung zwischen Positionen der vermeintlichen Gesellschaftsmitte und der radikalen Rechten.&lt;ref&gt;Juliane Karakayah, Doris Liebscher, Carl Melchers, Cagri Kahveci: ''Der NSU-Komplex und die Wissenschaft.'' In: Juliane Karakayali und andere (Hrsg.): ''Den NSU-Komplex analysieren: Aktuelle Perspektiven aus der Wissenschaft.'' transcript, 2017, ISBN 978-3-8376-3709-0, S. 23f. [https://books.google.de/books?id=kx4sDwAAQBAJ&amp;pg=PA23 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Faschismustheorien ===<br /> Der [[Faschismustheorie|faschismustheoretische]] Ansatz versucht, Rechtsextremismus als Reaktion des kapitalistischen Systems auf Krisensituationen zu interpretieren. Dieser vom [[Marxismus]] inspirierte Ansatz sieht im Faschismus eine verschärfte Form der Ausübung „bürgerlicher Herrschaft“, welche im Angesicht ökonomischer Krisen politische Freiheiten zu Gunsten der Wirtschaft einschränkt. Dieser Ansatz wurde lange Zeit in der Politikwissenschaft diskutiert, verlor aber einen Großteil seiner Erklärungskraft mit dem Aufkommen des Rechtsextremismus in den Gesellschaften der aus dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus hervorgegangenen Länder.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus. Eine kritische Bestandsaufnahme nach der Wiedervereinigung''. Bouvier, Bonn 1993, ISBN 3-416-02435-4, S.&amp;nbsp;202&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Sozialisationstheorien ===<br /> Rechtsextreme Einstellungen als wesentliche Persönlichkeitsmerkmale eines [[Autoritärer Charakter|autoritären Charakters]] sind die Grundvorstellung weiterer Veröffentlichungen des IfS.&lt;ref&gt;Christopher Vogel: [http://docplayer.org/22813179-Universitaet-kassel-fachbereich-sozialwesen-mobile-beratungsteams-gegen-rechtsextremismus-ein-ostdeutsches-konzept-fuer-westdeutschland.html ''Mobile Beratungsteams gegen Rechtsextremismus. Ein ostdeutsches Konzept für Westdeutschland?''] Diplomarbeit. 2006, S. 27.&lt;/ref&gt; [[Helmut Willems]] bestätigte die Annahme, dass eine ethnozentrische Einstellung nur Teil eines umfassenden Bündels ist, in dem die Geschlechterrolle eine große Rolle spielt und männlicher [[Chauvinismus]], Gewalt gegen Frauen und Homosexuelle, [[Unterdrückung|Repression]] und hohe Erwartungen an Führungspersonen miteinander konvergieren.&lt;ref&gt;Helmut Willems: ''Fremdenfeindliche Gewalt. Einstellungen – Täter – Konflikteskalation.'' Opladen 1993.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Rechtsextremismusexperte [[David Begrich]] spricht von einer „''Generation [[Ausschreitungen in Hoyerswerda|Hoyerswerda]]''“, von der „die Fundamente für den heutigen Rassismus und Rechtsextremismus […] gelegt“ worden seien. In Bezug auf Ostdeutschland hätten sich „stabile und sich bis heute reproduzierende rechte Milieus“ entwickelt. Wer damals randaliert und Migranten angegriffen habe, teile „die kollektive biographische Erfahrung, seinen rassistischen Auffassungen mittels Gewalt nicht nur Gehör verschafft, sondern vielerorts auch zum Durchbruch verholfen zu haben.“ Heute seien diese Personen nicht mehr als Gewaltakteure aktiv, gäben jedoch „als Eltern […] Einstellungen und Haltungen an jene Generation weiter, die nun auf der Straße handelt“.&lt;ref&gt;[http://faktenfinder.tagesschau.de/inland/rechtsextremismus-sachsen-101.html ''Hochburg des Rechtsextremismus.''] faktenfinder.tagesschau.de, 28. August 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Modernisierungstheorien ===<br /> Ansätze, die den Rechtsextremismus als Reaktion auf soziale Umbrüche, [[Individualisierung]] und [[Orientierungslosigkeit]] erklären, werden als [[Modernisierungstheorie|modernisierungstheoretische]] Ansätze bezeichnet. Ihr prominentester, aber auch umstrittenster Vertreter ist [[Wilhelm Heitmeyer]].&lt;ref name=&quot;Holtmann&quot;&gt;Elisabeth Holtmann: ''[http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/1067/pdf/Potsdamer_Beitrag_Nr._12.pdf Sozialwissenschaftliche Erklärungsansätze zum Thema „Gewalt und Fremdenfeindlichkeit“.]'' (PDF; 217&amp;nbsp;kB). In: Dieter Holtmann (Hrsg.): ''Potsdamer Beiträge zur Sozialforschung.'' Nr.&amp;nbsp;12, Oktober 2001, S.&amp;nbsp;1&amp;nbsp;ff.&lt;/ref&gt; Dieser vertritt eine [[Desintegration]]stheorie, nach der besonders unorganisierte Jugendliche als „Modernisierungsopfer“ gelten, die im raschen gesellschaftlichen Wandel nicht mithalten können und dies mit rechtsextremer Gewalt zu verarbeiten suchen. Dabei bezieht sich Heitmeyer auf die Analyse von [[Ulrich Beck]], der die Bundesrepublik als [[Risikogesellschaft]] beschrieb, die traditionelle Bindungen, Kollektive und Milieus immer mehr auflöse, Lebensrisiken immer mehr dem Einzelnen zuweise und ihn damit immer stärker überfordernden Ohnmachtserfahrungen aussetze. Hier können rechtsextreme Ideologien – Heitmeyer spricht von Ideologien der Ungleichwertigkeit – mit einfachen Scheinlösungen greifen, die die Komplexität des Lebens reduzieren, Fremde und Schwächere als Sündenböcke darstellen und somit die Gewaltbereitschaft gegenüber solchen Gruppen erhöhen. Heitmeyer prägte für diese Einstellungen den Begriff der „[[Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit|gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit]]“.&lt;ref name=&quot;Holtmann&quot; /&gt; Kritiker weisen darauf hin, dass der Modernisierungsopfer-Ansatz in empirischen Untersuchungen wenig Bestätigung findet und sich bei Menschen mit rechtsextremen Einstellungen eher eine voluntaristische Verweigerungshaltung gegenüber moderner Reflexivität ausmachen lässt.&lt;ref&gt;Norbert Götz: [https://www.researchgate.net/publication/305055729 ''Modernisierungsverlierer oder Gegner der reflexiven Moderne? Rechtsextreme Einstellungen in Berlin.''] In: ''Zeitschrift für Soziologie.'' 26, Nr.&amp;nbsp;6, 1997, S.&amp;nbsp;393–413.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Empirische Sozialforschung ===<br /> Die empirische Sozialforschung gliedert rechtsextreme Einstellungen heute in unterschiedliche politische und soziale Felder auf. So verwendet eine repräsentative Studie der [[Friedrich-Ebert-Stiftung]] zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland folgende Einstellungsmuster:<br /> * Befürwortung einer rechtsgerichteten Diktatur,<br /> * [[Chauvinismus]],<br /> * [[Fremdenfeindlichkeit|Ausländerfeindlichkeit]],<br /> * [[Antisemitismus]],<br /> * [[Sozialdarwinismus]],<br /> * Verharmlosung sowie Rechtfertigung des Nationalsozialismus ([[Geschichtsrevisionismus]])&lt;ref&gt;Oliver Decker, Elmar Brähler, Norman Geißler: {{Webarchiv |url=http://www.fes.de/rechtsextremismus/pdf/Vom_Rand_zur_Mitte.pdf |text=''Vom Rand zur Mitte. Rechtsextreme Einstellungen und ihre Einflussfaktoren in Deutschland.'' |wayback=20090617123528 }} (PDF; 749&amp;nbsp;kB) Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2006, ISBN 3-89892-566-8, S.&amp;nbsp;20&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weiterführende Informationen ==<br /> === Siehe auch ===<br /> {{Portal|Rechtsextremismus}}<br /> <br /> === Literatur ===<br /> '''Nachschlagewerke und Handbücher'''<br /> * [[Thomas Grumke]] (Hrsg.): ''[[Handbuch Rechtsradikalismus]]. Personen, Organisationen, Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft.'' Leske + Budrich, Opladen 2002, ISBN 3-8100-3399-5.<br /> * [[Jens Mecklenburg]] (Hrsg.): ''Handbuch Deutscher Rechtsextremismus.'' Elefanten-Press, Berlin 1996, ISBN 3-88520-585-8.<br /> * Astrid Lange: ''Was die Rechten lesen. Fünfzig rechtsextreme Zeitschriften. Ziele, Inhalte, Taktik.'' Beck, München 1993, ISBN 3-406-37404-2.<br /> * Kurt Hirsch: ''Rechts von der Union. Personen, Organisationen, Parteien seit 1945. Ein Lexikon.'' Knesebeck &amp; Schuler, München 1989, ISBN 3-926901-22-5.<br /> * [[Kommunistischer Bund]] (Hrsg.): ''Wer mit wem? Braunzonen zwischen CDU/CSU und Neonazis. Ein Nachschlagewerk für Antifaschisten.'' Buntbuch, Hamburg 1981, ISBN 3-88653-002-7.<br /> <br /> '''Allgemein'''<br /> * [[Heike Kleffner]], Anna Spangenberg (Hrsg.): ''Generation Hoyerswerda.'' be.bra, Berlin 2016, ISBN 978-3-89809-127-5.<br /> * [[Gideon Botsch]]: ''Die extreme Rechte in der Bundesrepublik 1949 bis heute.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-23832-3.<br /> * Oliver Decker, [[Elmar Brähler]]: [http://library.fes.de/pdf-files/do/05864.pdf ''Bewegung in der Mitte – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2008 mit einem Vergleich von 2002 bis 2008 und der Bundesländer.''] Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2008, ISBN 978-3-86872-002-0 (PDF)<br /> * Andreas Klärner, Michael Kohlstruck (Hrsg.): ''Moderner Rechtsextremismus in Deutschland.'' [[Hamburger Edition]], Hamburg 2006, ISBN 3-936096-62-7.<br /> * [[Armin Pfahl-Traughber]]: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 4. aktualisierte Auflage, Beck, München 2006, ISBN 3-406-47244-3.<br /> * Richard Stöss: [http://library.fes.de/pdf-files/ostdeutschland/02930.pdf ''Rechtsextremismus im Wandel.''] Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2005, ISBN 3-89892-392-4 (PDF; 917&amp;nbsp;KB).<br /> * [[Steffen Kailitz]]: ''Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Einführung.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14193-7.<br /> * [[Christoph Butterwegge]]: ''Rechtsextremismus.'' Herder, Freiburg 2002, ISBN 3-451-05229-6.<br /> * Hans-Gerd Jaschke: ''Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Begriffe, Positionen, Praxisfelder.'' 2. Auflage. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-531-32679-1.<br /> * Jürgen R. Winkler: ''Rechtsextremismus. Gegenstand – Erklärungsansätze – Grundprobleme.'' In: Wilfried Schubarth, Richard Stöss (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz.'' Leske + Budrich, Opladen 2001, ISBN 3-8100-3115-1 ({{Webarchiv | url=http://www.extremismus.com/texte/rex4.pdf | wayback=20080517050955 | text=Volltext}}, PDF, 26&amp;nbsp;KB).<br /> * [[Richard Stöss]]: [http://www.fes.de/pdf-files/ostdeutschland/00887.pdf ''Rechtsextremismus im vereinten Deutschland.''] 3. überarbeitete Auflage, Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2000, ISBN 3-86077-940-0 (PDF; 795&amp;nbsp;KB).<br /> * [[Uwe Backes]], [[Eckhard Jesse]]: ''Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland.'' 4., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Neuausgabe. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1996, ISBN 3-89331-260-9.<br /> * Peter Dudek, Hans-Gerd Jaschke: ''Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Zur Tradition einer besonderen politischen Kultur.'' Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 1984, ISBN 3-531-11668-1 (Band I), ISBN 3-531-11705-X (Band II).<br /> <br /> '''Einzelbereiche'''<br /> * [[Matthias Meisner]], [[Heike Kleffner]] (Hrsg.): ''Extreme Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz'', Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, ISBN 978-3-451-38561-2.<br /> * [[Gorch Pieken]], Matthias Rogg (Hrsg.): ''Rechtsextreme Gewalt in Deutschland 1990–2013.'' Sandstein, Dresden 2013, ISBN 978-3-95498-014-7.<br /> * [[Patrick Gensing]]: ''Terror von rechts. Die Nazi-Morde und das Versagen der Politik.'' Rotbuch, Berlin 2012, ISBN 978-3-86789-163-9.<br /> * Andreas Böttger und andere (Hrsg.): ''Opfer rechtsextremer Gewalt.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14692-0.<br /> * Stefan Borrmann: ''Rechte Jugendcliquen.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14823-0.<br /> * Ludger Klein: [http://e-diss.uni-kiel.de/diss_1181/d1181.pdf ''Rechtsextremismus und kollektive Identität. Eine sozialpsychologische Studie über „Die Republikaner“ und die „Junge Freiheit“.''] Universität Kiel, Kiel 2003 (PDF; 3,1&amp;nbsp;MB)<br /> * [[Jens-Fietje Dwars]], Mathias Günther: ''Das braune Herz Deutschlands? Rechtsextremismus in Thüringen.'' Quer, Jena 2001, ISBN 3-935787-02-2.<br /> * [[Thomas Pfeiffer (Sozialwissenschaftler)|Thomas Pfeiffer]]: [http://d-nb.info/96222281x/34 ''Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts.''] Ruhr-Universität, Bochum 2000 (PDF; 2,5&amp;nbsp;MB).<br /> * [[Helmut Reinalter]], Franko Petri, Rüdiger Kaufmann (Hrsg.): ''Das Weltbild des Rechtsextremismus.'' StudienVerlag, Innsbruck 1998, ISBN 3-7065-1258-0.<br /> * [[Wilhelm Heitmeyer]] und andere: ''Die Bielefelder Rechtsextremismusstudie. Erste Langzeituntersuchung zur politischen Sozialisation männlicher Jugendlicher.'' 2. Auflage. Juventa, Weinheim 1993, ISBN 3-7799-0422-5.<br /> <br /> '''Rechtsextreme Parteien'''<br /> * Robert Ackermann: ''Warum die NPD keinen Erfolg haben kann – Organisation, Programm und Kommunikation einer rechtsextremen Partei''. Budrich, Opladen 2012, ISBN 978-3-86388-012-5.<br /> * Uwe Hoffmann: ''Die NPD: Entwicklung, Ideologie und Struktur''. Lang, Frankfurt 1999.<br /> <br /> '''Bekämpfung'''<br /> * Friedrich Burschel, Uwe Schubert, Gerd Wiegel (Hrsg.): ''„Der Sommer ist vorbei…“: Vom „Aufstand der Anständigen“ zur „Extremismusklausel“: Beiträge zu 13 Jahren „Bundesprogramme gegen Rechts“.'' Edition Assemblage, Münster 2013, ISBN 978-3-942885-61-4.<br /> * Bettina Pauli, Andreas Klärner, [[Dietmar Molthagen]]: ''Lern- und Arbeitsbuch gegen Rechtsextremismus. Handeln für Demokratie.'' Dietz, Bonn 2008, ISBN 978-3-8012-0381-8.<br /> * Viola Georgi, Hauke Hartmann, Britta Schellenberg, Michael Seberich (Hrsg.): ''Strategien gegen Rechtsextremismus, Band 2: Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis.'' Bertelsmann, Gütersloh 2005, ISBN 3-89204-719-7.<br /> * Amadeu Antonio Stiftung: [http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/tagnavigator/?t=Rechtsextremismus&amp;tp= Themenauswahl Rechtsextremismus]<br /> * Institut für Information und Dokumentation (Hrsg.): ''[[Blick nach Rechts]]. Aufklärung über rechtsextreme Aktivitäten.'' Berliner vorwärts Verlagsgesellschaft, Berlin.<br /> * Eckhard Jesse, Uwe Backes (Hrsg.): ''[[Jahrbuch Extremismus und Demokratie]].'' Nomos, Baden-Baden.<br /> * ''[[Der Rechte Rand]]. Informationen von und für AntifaschistInnen.'' Der Rechte Rand GbR, Hannover.<br /> <br /> ; Verbote<br /> * Michal Goldbach (Hrsg.): ''Mit juristischen Waffen gegen Rechts. Zur Wirksamkeit von Partei- und Versammlungsverboten.'' Evangelische Akademie Hofgeismar, Hofgeismar 2003, ISBN 3-89281-234-9.<br /> * Lars Oliver Michaelis: ''Politische Parteien unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes. Die Streitbare Demokratie zwischen Toleranz und Abwehrbereitschaft.'' Nomos, Baden Baden 2000, ISBN 3-7890-6695-8.<br /> <br /> === Weblinks ===<br /> <br /> ; Verbote<br /> * {{Internetquelle |url=https://www.verfassungsschutz.de/download/broschuere-2018-10-rechtsextremismus-symbole-zeichen-und-verbotene-organisationen.pdf |titel=Rechtsextremismus: Symbole, Zeichen und verbotene Organisatinen |hrsg=Bundesamt für Verfassungsschutz |datum=2018-10 |abruf=2019-06-13 |abruf-verborgen=1 |format=PDF&amp;nbsp;1,6&amp;nbsp;MB |kommentar=Mit zahlreichen Abbildungen}}<br /> * Elhakam Sukhni: ''[https://ramsa-deutschland.org/sites/default/files/sites/default/files/formulare/lagebericht_rechtspopulismus_2015.pdf Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Deutschland - Ein Lagebericht]'' (PDF), RAMSA e.V. (Hrsg.), Köln 2015<br /> *Hans-Gerd Jaschke: [http://www.bpb.de/publikationen/B7J06R,0,0,Sehnsucht_nach_dem_starken_Staat.html#art0 ''Sehnsucht nach dem starken Staat. Was bewirkt Repression gegen rechts?''] In: ''Aus Politik und Zeitgeschichte.'' 39, 2000, {{ISSN|0479-611X}}, S. 22–29.<br /> * [http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/media_fast/4055/Verbotene%20rechtsextr%20Org_Juli_14.pdf Verbotene rechtsextremistische Organisationen (Stand: 24. Juli 2014)] (PDF-Datei; 28&amp;nbsp;kB)<br /> * [http://www.verfassungsschutz.de/de/publikationen/verfassungsschutzbericht/ Übersicht über Verfassungsschutzberichte des Bundesamtes für Verfassungsschutz]<br /> * [http://www.verfassungsschutz.de/de/service/landesbehoerden Liste über Verfassungsschutzbehörden der einzelnen Bundesländer, dort können die jeweiligen Landesverfassungsschutzberichte eingesehen werden]<br /> * Christian Spiegelberg: ''[http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/debatte/kommentare/was-bringen-vereinsverbote-9687/ Was bringen Vereinsverbote zur Bekämpfung von Rechtsextremismus?]'', auf: ''mut-gegen-rechte-gewalt.de'', 23. September 2010.<br /> <br /> * [[Spiegel TV]] / [[ZDFinfo]]: [[Die neuen Nazis]] – Von der NPD-Gründung bis zu den NSU-Morden. Vierteilige Dokumentationsreihe, [https://www.youtube.com/watch?v=ycWB4mpnqtI Teil&amp;nbsp;1: Vor der Wende], [https://www.youtube.com/watch?v=nzNeKLrBQuo Teil&amp;nbsp;2: Wendezeit], [https://www.youtube.com/watch?v=1-dcxVtEzh8 Teil&amp;nbsp;3: Internationale Netze], [https://www.youtube.com/watch?v=eCQKk4rnDmc Teil&amp;nbsp;4: Nationalsozialistischer Untergrund]. Deutschland 2013.<br /> * [http://www.fes.de/rechtsextremismus/inhalt/mat.htm Friedrich-Ebert-Stiftung: Projekte und Studien zum Rechtsextremismus]<br /> * [http://aktuell.nationalatlas.de/rechtsextremismus-06_06-2009-0-html/ Rechtsextremismus auf Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland]<br /> * [http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/ „Mut gegen rechte Gewalt“]<br /> * [http://www.ida-nrw.de/ Homepage des IDA-NRW]<br /> * [http://service.tagesspiegel.de/opfer-rechter-gewalt/ Tagesspiegel: Todesopfer rechter Gewalt (interaktive Grafik)]<br /> * [http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/ Website der Amadeu Antonio Stiftung mit Projekten und Förderungsangeboten]<br /> * [http://www.swr.de/report/dossiers/rechter-terror-in-deutschland-dossier/-/id=8246696/cf=42/did=8889134/nid=8246696/1a50pxf/index.html Dossier des SWR zum Thema Rechtsextremismus in Deutschland]<br /> * {{Internetquelle |autor=Rainer Fromm, Christian Twente, Udo Frank |url=https://www.youtube.com/watch?v=TXFQ2B4fPHs |titel=Die Blutspur – Rechter Terror in Deutschland |werk=[[ZDF-History]] |hrsg=[[ZDFmediathek]] |datum=2017-09-06 |abruf=2019-06-28 |abruf-verborgen=1 |format=Video |sprache=de |kommentar=[https://www.zdf.de/dokumentation/zdf-history/die-blutspur---rechter-terror-in-deutschland-100.html Original Begleittext ZDF], Video war dort verfügbar bis 11.&amp;nbsp;August 2018, jetzt YouTube}}<br /> <br /> === Einzelnachweise ===<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Rechtsextremismus in Deutschland| ]]<br /> [[Kategorie:Gesellschaft (Deutschland)]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rechtsextremismus_in_der_Bundesrepublik_Deutschland&diff=196838180 Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland 2020-02-15T13:57:18Z <p>Michael.alexander.kaufmann: /* Hauptmerkmale */</p> <hr /> <div>'''[[Rechtsextremismus]]''' (auch: '''extreme Rechte''', '''Rechtsradikalismus''', '''Neofaschismus'''; Selbstbezeichnung meist '''nationale Rechte''') '''in der Bundesrepublik [[Deutschland]]''' umfasst politische Bestrebungen, Personen und Organisationen, die [[Rassismus]], [[Nationalismus]], [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|Antisemitismus]], [[Fremdenfeindlichkeit]], [[Islamfeindlichkeit]] und weitere [[Diskriminierung]]en vertreten. Diese werden als [[gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit]] zusammengefasst, die bestimmten Menschengruppen die [[Menschenrechte]] abspricht und sie aus einer ethnisch oder rassisch verstandenen deutschen [[Volksgemeinschaft]] ausschließt. Sie richtet sich damit gegen die [[freiheitliche demokratische Grundordnung]] (FDGO) dieses Staates. Besonderheiten in den [[Neue Länder|Neuen Bundesländern]] werden dabei auch aus dem früheren [[Rechtsextremismus in der DDR]] erklärt. Laut [[Verfassungsschutzbericht]] 2018 gibt es 24.100 Rechtsextremisten in Deutschland.&lt;ref&gt;{{cite web | url= https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/zahlen-und-fakten-rechtsextremismus/rechtsextremistisches-personenpotenzial-2018| title= Zahlen und Fakten – Rechtsextremistisches Personenpotenzial (Gesamtübersicht)| accessdate=2020-01-26 | publisher= Bundesamt für Verfassungsschutz, Deutschland| archiveurl= | archivedate= | quote= | offline= }} Anmerkung: Das Personenpotenzial rechtsextremistischer Ausländerorganisationen (z.&amp;nbsp;B. [[Graue Wölfe]]) ist in dieser Zahl nicht enthalten.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Hauptmerkmale ==<br /> {{Hauptartikel|Rechtsextremismus#Begriff}}<br /> <br /> Der Begriff „Rechtsextremismus“ fehlt im [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland]], wurde aber aus den darin verankerten Grundsätzen der „[[Streitbare Demokratie|wehrhaften Demokratie]]“ abgeleitet, die einen Teilentzug von [[Grundrechte]]n und Organisationsverbote unter Umständen erlauben. Das [[Bundesverfassungsgericht]] (BVerfG) verbot 1952 die [[Sozialistische Reichspartei]] (SRP) und 1956 die [[Kommunistische Partei Deutschlands]] (KPD). Seitdem bezeichnete der bundesdeutsche [[Verfassungsschutz]] politische Bestrebungen, die sich gegen den Grundbestand der freiheitlich-demokratischen Grundordnung richten, als [[Radikalismus]], seit 1974 als [[Extremismus]]. Diesen definiert er juristisch vor allem als aktive, auf die Beseitigung der bestehenden Gesellschaftsordnung zielende Demokratiefeindlichkeit. Als besondere ideologische Merkmale des Rechtsextremismus nennen Verfassungsschutzberichte vor allem Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und [[Autoritarismus]].<br /> <br /> Demnach bewerten Rechtsextremisten Menschen nach ihrer Zugehörigkeit zu einer „[[Rasse]]“, „[[Ethnie]]“ oder „[[Nation]]“ und sprechen bestimmten Gruppen damit die [[Menschenwürde]] und grundlegende Menschenrechte ab. Stattdessen streben sie eine ethnisch oder rassisch homogene „Volksgemeinschaft“ in einem autoritären Staatssystem an, das von einem einheitlichen [[Führerprinzip|Führerwillen]] gelenkt werden soll, so dass keine [[Gewaltenteilung]], demokratische Teilhabe und Machtkontrolle mehr notwendig seien.&lt;ref&gt;Adrienne Krappidel: ''Verhalten rechtsextremer und demokratischer Kommunalpolitiker: Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung von Wählergemeinschaften und Parteien.'' Springer, Wiesbaden 2016, S. 16–18. [https://books.google.de/books?id=LNO9CwAAQBAJ&amp;pg=PA16 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit den 1970er Jahren kritisierte die bundesdeutsche Forschung Mängel dieser Behördendefinition. Sie erlaube keine Analyse politischer Entwicklungen und erfasse nicht die Vielfalt rechter Strömungen, Bevölkerungsstimmungen, die Übergänge zwischen Rechtsextremismus und [[Rechtskonservatismus]] und den historischen Wandel der gesellschaftlichen „Mitte“.&lt;ref&gt;Hans-Gerd Jaschke: ''Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Zur Tradition einer besonderen politischen Kultur. Band 1.'' Springer, Wiesbaden 1984, S. 21ff. [https://books.google.de/books?id=1D6bBgAAQBAJ&amp;pg=PA21 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; So galt etwa der [[Vertragsrevisionismus]] der Weimarer Republik als gemäßigt und war mehrheitsfähig. Nach der heutigen Definition wäre er rechtsextrem. „Was als Rechtsextremismus gilt, unterliegt gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Diskursen und Kräfteverhältnissen.“&lt;ref&gt;Andreas Klärner, Michael Kohlstruck: ''Moderner Rechtsextremismus in Deutschland.'' Bonn 2006, S. 14.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das [[Bundesamt für Verfassungsschutz]] hat seinen Merkmalkatalog für Rechtsextremismus jedoch kaum verändert. Seine aktuelle (2018) Definition lautet: {{&quot;|Unter Rechtsextremismus werden Bestrebungen verstanden, die sich gegen die im Grundgesetz konkretisierte fundamentale [[Gleichheit]] der Menschen richten und die universelle Geltung der Menschenrechte ablehnen. Rechtsextremisten sind Feinde des demokratischen Verfassungsstaates, sie haben ein autoritäres Staatsverständnis, das bis hin zur Forderung nach einem nach dem Führerprinzip aufgebauten Staatswesen ausgeprägt ist. Das rechtsextremistische Weltbild ist geprägt von einer Überbewertung ethnischer Zugehörigkeit, aus der u.&amp;nbsp;a. Fremdenfeindlichkeit resultiert. Dabei herrscht die Auffassung vor, die Zugehörigkeit zu einer Ethnie, Nation oder ‚Rasse‘ bestimme den Wert eines Menschen. Offener oder immanenter Bestandteil aller rechtsextremistischen Bestrebungen ist zudem der Antisemitismus. Individuelle Rechte und gesellschaftliche Interessenvertretungen treten zugunsten kollektivistischer ‚volksgemeinschaftlicher‘ Konstrukte zurück (Antipluralismus).}}&lt;ref&gt;Verfassungsschutz.de: [https://www.verfassungsschutz.de/de/service/glossar/_lR#rechtsextremismus Glossar ''Rechtsextremismus'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die am Extremismusbegriff orientierte Forschung bestätigt diese Merkmale. Die „Ideologie der Ungleichheit“, die aus Unterschieden zwischen Menschen verschiedene Wertigkeiten und Rechtsansprüche ableitet, gilt als entscheidende Gemeinsamkeit aller Rechtsextremisten und Hauptunterschied zum [[Linksextremismus]].&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 3. Auflage. Beck, München 2001, S. 11–16.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im deutschen Rechtsextremismus werden drei nicht trennbare Bereiche unterschieden:<br /> * parlamentarisch orientierte Parteien;<br /> * handlungsorientierte [[Neonazismus|Neonazis]], darunter Jugendgruppen rechtsextremer Parteien, [[Kameradschaft]]en, rechtsextreme [[Skinhead]]s, rechtsextreme [[Hooligan]]s und [[Rechtsterrorismus|rechtsterroristische Gruppen]];<br /> * eine intellektuelle [[Neue Rechte]] mit eigenen Medien, Verlagen, Instituten und Netzwerken.<br /> <br /> In Bezug auf die [[Rechtslage Deutschlands nach 1945]] unterscheiden sich ''Alte'' und ''Neue Rechte'': Die ''Alte Rechte'' sieht die Bundesrepublik als völkerrechtlich identisch mit dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] an und bezieht sich positiv auf Herrschaftsmethoden und Ideologie des [[Nationalsozialismus]]. Sie verharmlost den [[NS-Staat]] oder verherrlicht ihn als Vorbild und [[Holocaustleugnung|leugnet den Holocaust]]. Die ''Neue Rechte'' dagegen erkennt die Bundesrepublik als [[Nachfolgestaat]] des Deutschen Reichs an und versucht, in diesem Rahmen neue politische Konzepte zu finden. Ihre Vertreter greifen Ideen der [[Konservative Revolution|Konservativen Revolution]] aus der [[Weimarer Republik]] auf und relativieren den [[Holocaust]] und andere NS-Verbrechen.&lt;ref name=&quot;Stöss 2000&quot;&gt;Richard Stöss: [http://library.fes.de/pdf-files/ostdeutschland/00887.pdf ''Rechtsextremismus im vereinten Deutschland.''] Berlin 2000, S. 36 ff.; [[Everhard Holtmann]] (Hrsg.): ''Polit-Lexikon'', München 2000, S. 573f. [https://books.google.de/books?id=eq8FCgAAQBAJ&amp;pg=PA573 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Beide Strömungen knüpfen an den deutschen [[Militarismus]] an.<br /> <br /> Die rechtsextremen Parteien vertreten stärker einen reaktionären großdeutschen Nationalismus, erstreben einen autoritären [[Nationalstaat]], wollen [[Pluralismus (Politik)|Pluralismus]] und Gewaltenteilung einschränken und konkurrieren miteinander. Die Neonazis vertreten den Rassismus der [[White Supremacy]] und arbeiten oft länderübergreifend zusammen. Sie orientieren sich teils am Vernichtungsantisemitismus [[Adolf Hitler]]s, teils am sogenannten „linken“, „sozialrevolutionären“ Flügel der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] um den [[Sturmabteilung|SA-Gründer]] [[Ernst Röhm]] und die Brüder [[Otto Strasser|Otto]] und [[Georg Strasser]], die gegen Hitler unterlagen. Diese Teilung ist eine deutsche Besonderheit; sie hinderte deutsche Neonazis nicht, gemeinsame Aktionen zum 100. „[[Führergeburtstag]]“ (20. April 1989) zu organisieren. Beide Richtungen streben ein auf eine angebliche „höhere Rasse“ der „[[Arier]]“ gegründetes „Viertes Reich“ an und sind offen antisemitisch, antidemokratisch und gewaltbereit.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 3. Auflage. Beck, München 2001, S. 17–20.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Deutsche Rechtsextremisten grenzen traditionell bestimmte Gruppen als „Andere“, „Fremde“ oder „[[Volksfeind]]e“ aus der für sie exklusiv durch Abstammung und Blutsbande verbundenen „Volksgemeinschaft“ aus: darunter Ausländer (besonders [[Türkeistämmige in Deutschland|türkeistämmige Arbeiter und Migranten]]), [[Asylbewerber]], Geflüchtete, [[Juden]], [[Muslim]]e, Menschen dunkler Hautfarbe,&lt;ref&gt;Bernd Janssen, Jan Janssen, Sabine Janssen: ''Für Menschenrechte – gegen Hass und rechte Gewalt. Unterrichten, Erziehen und Schulkultur gestalten.'' Vandenhoeck &amp; Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-647-70243-8, S. 10. [https://books.google.de/books?id=vek3DwAAQBAJ&amp;pg=PP10 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; [[Behinderung|Behinderte]], [[Homosexualität|Homosexuelle]], [[Obdachlosigkeit|Obdachlose]],&lt;ref&gt;Hans-Gerd Jaschke: ''Rechtsextremismus: Ergebnisse und Perspektiven der Forschung.'' Springer VS, Wiesbaden 1996, ISBN 3-322-97077-9, S. 196. [https://books.google.de/books?id=hAqBBwAAQBAJ&amp;pg=PA196 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; [[Punk]]s und linksgerichtete Jugendliche.&lt;ref&gt;Andreas Klärner: ''Zwischen Militanz und Bürgerlichkeit: Selbstverständnis und Praxis der extremen Rechten.'' Hamburger Edition HIS, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86854-507-4, S. 8. [https://books.google.de/books?id=BvZFDwAAQBAJ&amp;pg=PA8 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Die Volksgemeinschaftsideologie steht ebenso wie die Auswahl der meisten ausgegrenzten und angegriffenen Gruppen in nationalsozialistischer Tradition.&lt;ref&gt;Gideon Botsch: ''Wahre Demokratie und Volksgemeinschaft: Ideologie und Programmatik der NPD und ihres rechtsextremen Umfelds.'' Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-14959-8, S. 2. [https://books.google.de/books?id=Q9E0DQAAQBAJ&amp;pg=PA2 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Ein Bindeglied und Schwerpunkt rechtsextremer Ideologie ist nach wie vor der Antisemitismus, der sich nach 1945 vor allem als Feindschaft gegen den Staat [[Israel]] ([[Antizionismus]]) äußert.&lt;ref&gt;Gideon Botsch, Christoph Kopke: ''Kontinuität des Antisemitismus: Israel im Blick der extremen Rechten.'' In: Olaf Glöckner, Julius H. Schoeps (Hrsg.): ''Deutschland, die Juden und der Staat Israel. Eine politische Bestandsaufnahme.'' Georg Olms, Hildesheim 2016, ISBN 978-3-487-08580-7, S. 285–313.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Gewaltakzeptanz und Gewaltausübung gehören zum Kern des Rechtsextremismus und sind in seiner Ideologie angelegt. Eine quantitative und qualitative Zunahme rechtsextremer Gewalt wurde in Westdeutschland seit den 1980er Jahren beobachtet.&lt;ref&gt;Sybille Steinbacher: ''Rechte Gewalt in Deutschland: Zum Umgang mit dem Rechtsextremismus in Gesellschaft, Politik und Justiz.'' Wallstein, 2016, ISBN 978-3-8353-4048-0, S. 9. [https://books.google.de/books?id=ufEwDwAAQBAJ&amp;pg=PA9 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Erst seit der Welle rechtsextremer Gewaltverbrechen im [[Deutsche Wiedervereinigung|wiedervereinigten Deutschland]] berücksichtigte die Forschung stärker deren strukturelle und sozialpolitische Bedingungen, ihre Abhängigkeit von Interessenkonstellationen und ihren gesellschaftlichen „Resonanzboden“, der sie direkt oder indirekt legitimiert.&lt;ref&gt;Ralf Wiederer: ''Zur virtuellen Vernetzung des internationalen Rechtsextremismus.'' Springer VS, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86226-834-4, S. 46. [https://books.google.de/books?id=mMjMDQAAQBAJ&amp;pg=PA46 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Parteien ==<br /> === Überblick ===<br /> Der Einfluss des bundesdeutschen Rechtsextremismus wird seit 1945 vor allem an Wahlerfolgen und Mitgliederzahlen rechtsextremer Parteien festgemacht. Bis 1990 stellt man grob drei Auf- und Abstiege fest, in denen jeweils eine solche Partei das rechtsextreme Lager anführte: 1949 bis 1952 die Sozialistische Reichspartei (SRP), ab 1964 die [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands]] (NPD), ab 1971 die [[Deutsche Volksunion]] (DVU) sowie ab 1983 auch [[Die Republikaner]] (REP). Anders als in anderen europäischen Staaten etablierte sich in der Bundesrepublik keine rechtsextreme Partei dauerhaft in Parlamenten.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable&quot;<br /> ! Partei&lt;ref&gt;Alle Zahlen der Tabelle nach Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 21–39.&lt;/ref&gt; !! Gründung !! Größter Wahlerfolg !! Größte Mitgliederzahl !! Auflösung<br /> |-<br /> | WAV<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1945<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| BTW 1949: In Bayern: 14,4 %<br /> |<br /> | 1953<br /> |-<br /> | NDP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1945<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| KTW Hessen 1948: 3,4 %<br /> |<br /> | 1950<br /> |-<br /> | DKP-DRP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1946<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| BTW 1949: in Niedersachsen 8,1 %<br /> |<br /> | 1950<br /> |-<br /> | SRP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1949<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Niedersachsen 1951: 11,0 %<br /> | ~10.000 (1949)<br /> | 1952<br /> |-<br /> | DRP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1950<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Rheinland-Pfalz 1959: 5,1 %<br /> |<br /> | 1965<br /> |-<br /> | NPD<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1964<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Baden-Württemberg 1968: 9,8 %<br /> | ~28.000 (1969)<br /> |<br /> |-<br /> | DVU<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1971<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Sachsen-Anhalt 1998: 12,9 %<br /> | ~22.000 (1990)<br /> | 2011<br /> |-<br /> | REP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1983<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| West-Berlin 1989: 7,5 %&lt;br /&gt; Europawahl 1989: &gt;7 %<br /> | ~23.000 (1990)<br /> |<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> === Parteien 1945–1960 ===<br /> Infolge der historischen Erfahrung mit dem NS-Regime löste der [[Alliierter Kontrollrat|Alliierte Kontrollrat]] 1945 alle NS-Organisationen auf, verbot sie und leitete eine [[Entnazifizierung]] von Funktionsträgern des NS-Regimes ein. Die alliierten [[Besatzungsstatut]]e erlaubten die Neu- oder Wiedergründung politischer Parteien nur nach strengen Richtlinien. Darum konnten sich zunächst keine direkten Nachfolgeorganisationen der NSDAP bilden. Ein Teil deren Anhänger versuchte bürgerliche Parteien zu unterwandern, die sie ihrerseits einbanden. Ein anderer Teil gründete eigenständige Organisationen, die ideologisch stärker an den Nationalismus der [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] anknüpften.<br /> <br /> 1949 nach dem Wegfall der alliierten Lizenzierungspflicht gründeten sich rasch neue rechtsextreme Parteien. Wegen weiterhin möglicher Organisationsverbote bekannten sie sich formal zum Grundgesetz. Sie lehnten die [[Deutsche Teilung]] einhellig ab, beantworteten die „[[Deutsche Frage]]“ aber verschieden: Manche wollten die deutsche Einheit gestützt auf die Stärke der Westmächte wiederherstellen. Andere unterstützten neutralistische Konzepte und lehnten eine Bindung an die Westmächte und den [[Ostblock]] ab. [[Nationalbolschewismus|Nationalbolschewistische]] Positionen spielten dagegen keine Rolle.&lt;ref name=&quot;Stöss 2000&quot; /&gt;<br /> <br /> Die [[Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung (Partei)|Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung]] (WAV) in Bayern und die Nationaldemokratische Partei (NDP) in Hessen zerbrachen bald an internen Konflikten und blieben Splitterparteien. Die [[Deutsche Konservative Partei – Deutsche Rechtspartei]] (DKP-DRP) erreichte mit einem Gemisch aus deutschnationaler, konservativ-monarchistischer und nationalsozialistischer Programmatik bei der [[Bundestagswahl 1949]] fünf Bundestagssitze, einen davon für [[Adolf von Thadden]]. Danach schloss die Parteiführung den nationalsozialistischen Flügel aus. Dessen Vertreter gründeten die SRP als Sammelbecken überzeugter Nationalsozialisten. Sie fand rasch rund 10.000 Mitglieder und erreichte bei der [[Landtagswahl in Niedersachsen 1951]] elf, bei der [[Bürgerschaftswahl in Bremen 1951]] 7,7 Prozent. Nach ihrem Verbot im Oktober 1952 wurde sie aufgelöst. Die Verbotsgründe des BVerfG blieben maßgebend: Die SRP verstehe sich als NSDAP-Nachfolgepartei und weise eindeutige Wesensverwandtschaft zum Nationalsozialismus auf. Das zeige ihr Führungspersonal, ihre Verherrlichung Hitlers und anderer NS-Größen, ihre ideologische Verbindung von Nationalismus und [[Sozialismus]], ihr Rückgriff auf Elemente des Rassismus und [[Sozialdarwinismus]]. Sie sehe das „[[Drittes Reich|Dritte Reich]]“ als fortbestehend an und halte das bundesdeutsche Regierungssystem somit für illegal. Sie strebe die Wiederherstellung dieses Reichs als „Führerdemokratie“ und „völkische Gemeinschaft“ an.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 21–23.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Deutsche Reichspartei.gif|mini|Deutsche Reichspartei (DRP)]]<br /> Danach versuchten frühere SRP-Anhänger die [[Deutsche Partei (ab 1993)|Deutsche Partei]] (DP) und die [[Freie Demokratische Partei]] (FDP) zu unterwandern, die beide schon starke nationalistische Flügel hatten. Ferner nahmen sie Einfluss auf die [[Deutsche Gemeinschaft (Deutschland)|Deutsche Gemeinschaft]] (DG) und die [[Deutsche Reichspartei (1950)|Deutsche Reichspartei]] (DRP), die 1950 aus der Fusion von DKP-DRP und NDP entstanden war. Die SRP-Zugänge bildeten den nationalsozialistischen DRP-Flügel, konnten sich aber gegen die autoritär-konservative Mehrheit nicht durchsetzen. Die DRP erhielt bei der [[Bundestagswahl 1953]] 1,1, bei der [[Bundestagswahl 1961]] nur noch 0,8 Prozent Stimmenanteile. Hauptgrund war die erfolgreiche Integration vieler ehemaliger Nationalsozialisten in die [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] unter Bundeskanzler [[Konrad Adenauer]].&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 24.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] unterstützten die US-Geheimdienste inoffiziell die Gründung von antikommunistischen, darunter auch rechtsextremen Organisationen wie dem [[Bund Deutscher Jugend]]. Beim Aufbau der [[Organisation Gehlen]], aus der der [[Bundesnachrichtendienst]] (BND) entstand, wurden ehemalige Mitglieder der [[Schutzstaffel|SS]], des [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|SD]], der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]], der [[Abwehr (Nachrichtendienst)|Abwehr]] und der [[Wehrmacht]] problemlos beschäftigt. Nach heutigen Forschungsergebnissen waren 1950 im [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] 58 von 137 (42,3 Prozent) Mitarbeitern des höheren Dienstes früher in der NSDAP. 1954 waren es 325 von nunmehr 900 Mitarbeitern. 1953 waren unter den 487 Bundestagsabgeordneten 129 (26,5 Prozent) ehemalige NSDAP-Mitglieder.&lt;ref&gt;[http://nsarchive.gwu.edu/NSAEBB/NSAEBB138/CIA%20Information%20Act%20-%20Reinhard%20Gehlen.pdf ''CIA Information Act – Reinhard Gehlen: Former NAZI and SS membership in ZIPPER.''] [[Central Intelligence Agency]], 15. Oktober 2004 (PDF; 1,7&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ab 1950 wurden die [[Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS]], die [[Wiking-Jugend]], der [[Kyffhäuserbund]] und [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten]] neu gegründet. Ein rechtsextremes Verlags- und Publikationswesen entstand. Die deutsche Teilung und Vertreibungen aus ehemaligen Ostgebieten begünstigte die Integration von Rechtsextremisten in [[Vertriebenenverband|Vertriebenenverbände]]. Infolge des [[Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personen|Entnazifizierungsschlussgesetzes]] von 1951 wurden rund 90 Prozent der NS-Staatsbediensteten, die als „[[Mitläufer]]“ eingestuft worden waren, wieder eingestellt.&lt;ref&gt;Richard Stöss: ''[http://www.bpb.de/themen/J0GG67,0,Geschichte_des_Rechtsextremismus.html Geschichte des Rechtsextremismus.]'' In: www.bpb.de, 2006.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Durch das SRP-Verbot 1952 zersplitterte die rechtsextreme Szene und nahm in den [[Wirtschaftswunder]]jahren ab 1955 weiter ab. 1959 jedoch nahmen antisemitische Straf- und Gewalttaten gegen jüdische Einrichtungen (etwa [[Swastika|Hakenkreuz]]-Schmierereien an [[Synagoge]]n und Grabsteinen) sprunghaft zu. Beim [[Eichmann-Prozess]] 1961 stieg ihre Zahl erneut an. Damals entstand die bis heute existierende [[Unabhängige Arbeiter-Partei]] (UAP).<br /> <br /> === 1960–1990 ===<br /> [[Datei:Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), logo 2013.svg|150px|rechts|NPD-Logo (seit 2013)]]<br /> 1963 überwand ein Wahlbündnis von DRP und DP bei der Bürgerschaftswahl in Bremen knapp die [[Fünf-Prozent-Hürde in Deutschland|Fünf-Prozent-Hürde]]. Daraufhin konnte der zum DRP-Vorsitzenden aufgestiegene Adolf von Thadden am 28. November 1964 die NPD gründen. Sie gab sich bürgerlich-nationalkonservativ, erhob gemäßigte politische Forderungen und verfolgte eine [[Mimikry]]-Strategie, um die zerstrittenen Rechtsextremisten zu vereinen und im bundesdeutschen Parteienspektrum akzeptiert zu werden. Die meisten Vertreter früherer rechtsextremer Parteien traten ihr bei; vor allem frühere DRP-Vertreter erhielten Führungsämter. Für das gemäßigte Außenbild wurde [[Friedrich Thielen]] zum Vorsitzenden gewählt. 1967 übernahm von Thadden den Parteivorsitz. Das NPD-Programm forderte eine Stärkung des Nationalbewusstseins, die deutsche Wiedervereinigung inklusive der polnischen Gebiete jenseits von Oder und Neiße, Streikverbote und Vergabe von Arbeitsplätzen zuerst an Deutsche. Es bestritt die Kriegsschuld des NS-Regimes und verlangte, die [[NS-Prozesse]] einzustellen. Zwar grenzte sich die NPD vom Nationalsozialismus ab, doch Herkunft, Reden und Pressebeiträge ihrer Vertreter sowie die antidemokratische Parteistruktur zeigten rechtsextreme Kontinuität.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 25f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit der ersten [[Konjunktur#Rezession (Abschwung)|Rezession]] und der [[Große Koalition|Großen Koalition]] 1965 verloren die großen Volksparteien an Integrationskraft. Die NPD hatte viele kommunale und regionale Wahlerfolge. Zwischen 1966 und 1969 zogen insgesamt 61 NPD-Abgeordnete in sieben von elf Landtagen ein. Bei der [[Bundestagswahl 1969]] verfehlte die NPD jedoch knapp den Einzug in den Bundestag. Danach verlor sie stetig Mitglieder und Wähler. 1971 trat von Thadden vom Vorsitz zurück. Seitdem spielte die NPD kaum noch eine parlamentarische Rolle.&lt;ref&gt;Ralph Kummer: [http://www.bpb.de/themen/CG7XNP,1,0,Entwicklung_des_parteif%F6rmig_organisierten_Rechtsextremismus_nach_1945.html ''Entwicklung des parteiförmig organisierten Rechtsextremismus nach 1945. Eine kurze Übersicht rechtsextremer Wahl(miss)erfolge.''] BpB 2007; Stefan Mannes: [http://www.shoa.de/nachkriegsdeutschland/rechtsradikalismus-und-antisemitismus-nach-1945/538.html ''Die NPD in den 60'ern. Geschichte und Ideologie.''] Shoa.de, 2005.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:DVU.png|mini|Deutsche Volksunion (DVU)]]<br /> <br /> Als Auffangbecken für die zerfallende rechtsextreme Szene gründete der Verleger [[Gerhard Frey (Politiker)|Gerhard Frey]] 1971 den Verein [[Deutsche Volksunion]] (DVU). Obwohl er bis 1990 22.000 Mitglieder gewann, waren diese meist nur passive Leser von Freys Publikationen, Teilnehmer an thematischen „Aktionsgemeinschaften“ und Besucher der jährlichen Großkundgebung in [[Passau]]. Die DVU hatte kein klares Programm, keine innerparteiliche Demokratie, keine organisierten Landesverbände und trat nicht zu Wahlen an. Ab 1985 näherte Frey die DVU der NPD an und rief zu deren Wahl auf. 1987 wandelte er die DVU in eine Wahlpartei um und vereinbarte mit der NPD, abwechselnd mit jeweils aussichtsreichen Kandidaten anzutreten und zur Wahl der anderen Partei aufzurufen. Die NPD sollte die Aktivisten liefern, Frey das Wahlkampfmaterial drucken und bezahlen. Das kurze DVU-Programm bestand aus unklaren nationalistischen Parolen und allgemeinen sozialpolitischen Forderungen (mehr Arbeitsplätze, sichere Renten, Schutz vor Kriminalität). Frey setzte DVU-Kandidaten bundesweit ein, die DVU-Zentrale formulierte Anträge vor. Ende 1990 beendete er die wenig erfolgreiche Kooperation mit der NPD. 1991 zog die DVU in Bremen, 1992 in Schleswig-Holstein in den Landtag ein. 1998 erreichte sie in Sachsen-Anhalt mit 12,9 Prozent das beste Ergebnis einer rechtsextremen Partei auf Landesebene.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 28–30.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:REP Logo Claim.svg|mini|Die Republikaner (REP)]]<br /> 1983 gründete sich die Partei [[Die Republikaner]] (REP) aus ehemaligen enttäuschten Anhängern der [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]] Bayerns. Seit 1985 setzte ihr neuer Vorsitzender [[Franz Schönhuber]] einen an den französischen [[Front National]] angelehnten rechtsextremen Kurs durch. Die REP behielten ein rechtskonservatives Außenbild, grenzte sich formal von NPD und DVU ab und entfernte rechtsextreme Aussagen aus ihrem Programm. 1994 brach Schönhuber den Abgrenzungsbeschluss und traf sich mit Gerhard Frey. Daraufhin wurde er durch [[Rolf Schlierer]] abgelöst. Dieser stellte die REP weiter als nichtextreme Partei dar, obwohl er Schönhubers Kurs folgte und die Positionen von REP und DVU sich kaum unterschieden. Nach seinem Parteiaustritt äußerte er Sympathien für den [[Italienischer Faschismus|italienischen Faschismus]] und den Strasser-Flügel der NSDAP. Anders als die DVU hatte die REP funktionierende Landesverbände, besonders in Süddeutschland. Sie konkurrierte bei Wahlen öfter direkt mit der DVU, erhielt aber nur 1989 in Berlin und 1992 in Baden-Württemberg mehr Wähleranteile als diese. Ihre Mitgliederzahlen sanken von 23.000 (1990) auf 15.000 (1996).&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 31–33.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit 1980 versuchte die NPD erfolglos, mit „Bürgerinitiativen zum Ausländerstop“ neue Wähler zu gewinnen. Trotzdem erreichte sie 1984 mit der [[Parteienfinanzierung|Wahlkampfkostenerstattung]] finanzielle Stabilität. 1989 erreichte sie bei der hessischen Kommunalwahl in [[Frankfurt am Main]] 6,6 Prozent und wuchs auf 7000 Mitglieder.<br /> <br /> === 1990–2000 ===<br /> <br /> Durch die deutsche Wiedervereinigung ab 1990 verlor die NPD jedoch wieder viele Mitglieder. Beim Bundesparteitag 1991 spaltete sie sich; der bisherige Vorsitzende [[Martin Mußgnug]] trat mit seinen Anhängern sowie einigen DVU- und REP-Mitgliedern in die neugegründete [[Deutsche Liga für Volk und Heimat]] (DLVH) ein, die das rechtsextreme Lager erfolglos zu einigen versuchte. Der neue NPD-Vorsitzende [[Günter Deckert (Politiker)|Günter Deckert]] wollte eine eigenständige NPD erhalten und kehrte zu ihrem früheren Programm (Ausländerausschluss und Geschichtsrevisionismus) zurück. Er wurde infolge mehrerer Gefängnisstrafen 1995 von [[Udo Voigt]] abgelöst. Dieser stoppte die Austrittswelle bei rund 3500 Mitgliedern und betonte sozialpolitische Themen, um darüber nationalrevolutionäre und nationalsozialistische Ideologie zu verbreiten. Die antikapitalistische Demagogie der NPD zielt auf Krisen- und Abstiegsängste und soll vor allem Jugendliche unterer sozialer Schichten ansprechen. Die Partei gab ihre frühere Abgrenzung zu Neonazis und Skinheads auf und sammelt sie in ihrer Jugendorganisation JN, die starken Einfluss auf die Parteispitze erhielt. Seit 1996 gewann die NPD vor allem in ostdeutschen Ländern neue Mitglieder, rund 1000 allein in Sachsen. Für eine Demonstration gegen die erste [[Wehrmachtsausstellung]] 1997 und eine NPD-Veranstaltung 1998 mobilisierte sie je rund 4000 Rechtsextreme, so viele wie seit 1970 nicht mehr.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 34–36.&lt;/ref&gt; 2008 sorgte der Anwalt [[Jürgen Rieger]] mit Immobiliengeschäften zugunsten der NPD für mediales Interesse. Bei der Kooperation zwischen NPD und freien Kameradschaften gab es Konflikte. Antisemitismus blieb aber ihr verbindendes Ideologieelement.&lt;ref name=&quot;BfV-Bericht 2008&quot; /&gt; Gemeinsame Reizthemen von NPD, DVU und REPs sind Ausländer, das [[Asylrecht (Deutschland)|Asylrecht]], [[Einwanderung]] und [[Staatsbürgerschaft|Einbürgerung]]. Sie alle erheben plakativ fremdenfeindliche Forderungen nach einem „Ausländerstopp“, verschärften Abschiebungsgesetzen, Aufhebung rechtsstaatlicher Garantien für Asylsuchende und ähnlichem.<br /> <br /> === Ab 2000 ===<br /> Seit 2002 besetzte die rechtsextreme Szene Themen der Linken, darunter Opposition gegen den [[Irakkrieg]], Proteste gegen die [[Hartz-Konzept#Hartz IV|Hartz-IV-Gesetze]] und [[Globalisierungskritik]]. Zugleich beharrte sie auf einem völkischen [[Nationaler Sozialismus|Nationalen Sozialismus]]. 2004 schlossen DVU, NPD, Deutsche Partei (DP) und Freie Kameradschaften einen „[[Deutschlandpakt]]“, um ihre Kräfte zu bündeln. Mehrere rechtsextreme Parteien zugleich hatten Wahlerfolge und konnten diese wiederholen. Die NPD zog 2004 in den [[Sächsischer Landtag|Sächsischen Landtag]] und 2006 in den [[Landtag Mecklenburg-Vorpommern]] ein. Die DVU zog 1999 und erneut 2004 in den [[Landtag Brandenburg]] ein. NPD und DVU verstärkten ihre Zusammenarbeit mit Neonazigruppen. 2007 gründeten Mitglieder der REP, NPD, DLVH und DVU die [[Bürgerbewegung pro NRW]], 2010 einen Dachverband namens „[[Pro-Bewegung]]“, zu dem auch die Partei [[Bürgerbewegung pro Deutschland]] gehört. Ende 2010 ging die DVU in der NPD auf und verstärkte so deren Dominanz im rechtsextremen Lager. Nach Aufkündigung des „Deutschlandpakts“ beanspruchte die NPD eine Vorreiterrolle im „[[Nationaler Widerstand|nationalen Widerstand]]“. Bei der [[Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2011]], die der NPD-Landesvorsitzende [[Matthias Heyder]] als „Schicksalswahl für die gesamte nationale Bewegung in Deutschland“ bezeichnete, blieb sie jedoch unter fünf Prozent.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,752131,00.html ''NPD in Sachsen-Anhalt – Pleite bei der Schicksalswahl.''] In: ''[[Spiegel Online]].'' 21. März 2011.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:AfD-Logo-2017.svg|100px|rechts|AfD]] Die [[Kleinpartei]]en [[Die Rechte]] (gegründet 2012) und [[Der III. Weg]] (gegründet 2013) entstanden aus verbotenen oder von Repression bedrohten Kameradschaftsnetzwerken, um deren Kräfte zu sammeln. Die 2013 gegründete [[Alternative für Deutschland]] (AfD) entstand ähnlich wie die REP als nationalpopulistische Partei, die sich vom Rechtsextremismus abgrenzte und rasch in mehrere Landtage einzog. Im Sommer 2015 verdrängte der nationalkonservative den [[Wirtschaftsliberalismus|wirtschaftsliberalen]] Parteiflügel. Im Zuge der [[Flüchtlingskrise ab 2015 in Deutschland]] radikalisierte sich die AfD weiter. Führende Vertreter traten mit völkisch-rassistischen Aussagen hervor. Damit näherten sie die AfD dem Dresdner Demonstrationsbündnis [[Pegida]] an. AfD und Pegida lehnen weiteren Zuzug von Migranten und besonders von Geflüchteten ab, vertreten pauschale [[Islamfeindlichkeit]], Ressentiments gegen die [[Europäische Union]], die parlamentarische Demokratie, die etablierten Parteien und die Medien („[[Lügenpresse]]“).&lt;ref&gt;Gideon Botsch: ''„Nationale Opposition“ in der demokratischen Gesellschaft.'' In: Fabian Virchow, Martin Langebach, Alexander Häusler (Hrsg.): ''Handbuch Rechtsextremismus.'' Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-531-19085-3, S. 67. [https://books.google.de/books?id=wt6ODAAAQBAJ&amp;pg=PA67 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die AfD nähert sich dem Rechtsextremismus auf mehreren Ebenen an. Sie hielt den in ihrer Satzung verankerten Ausschluss von Mitgliedern der NPD und der DVU nicht ein. Sie nahm unter anderen Mitglieder der islamfeindlichen Kleinpartei [[Bürgerrechtspartei für mehr Freiheit und Demokratie – Die Freiheit|Die Freiheit]], der REP, von ''Pro NRW'' und von rechtskonservativen bis rechtsextremen [[Burschenschaft]]en auf. Sie grenzte sich vor der [[Bundestagswahl 2017]] nur taktisch von Gruppen ab, „die in den Augen der Mainstream-Medien als rechtsextrem gelten“; das Mitwirken einzelner AfD-Mitglieder an solchen Gruppen müsse die Partei nicht thematisieren und ahnden. Sie trat zusammen mit den rechtsextremen [[Identitäre Bewegung|Identitären]] auf. AfD-Spitzenvertreter erklärten, die AfD werde „vernünftige“ NPD-Anträge in Landtagen unterstützen. In ihrem Programm fordert die AfD, die Menschenrechte für Zugewanderte mit Auflagen einzuschränken, das im Grundgesetz garantierte Asylrecht aufzuheben und durch ein „Gnadenrecht“ zu ersetzen. Den Gleichstellungsgrundsatz von Artikel 3 des Grundgesetzes stellt sie gegen gesetzliche Angleichungsbemühungen und gegen die [[gleichgeschlechtliche Ehe]], also gegen die Gleichbehandlung verschiedener sexueller Orientierungen. Auch die [[Religionsfreiheit]] für Muslime und die weltanschauliche Neutralität des Staates will sie einschränken. Damit stellt sie wesentliche Grundprinzipien der deutschen Verfassung in Frage. Demgemäß machen AfD-Abgeordnete und Mitglieder in internen Gruppenchats immer wieder rechtsextreme, rassistische, homophobe, frauenfeindliche, gewaltverherrlichende und volksverhetzende Aussagen, etwa dass ein „schleichender [[Völkermord|Genozid]]“ an den Deutschen im Gang sei oder Musliminnen „Frauen in Müllsäcken“ seien.&lt;ref&gt;Ute Schaeffer: ''Fake statt Fakt: Wie Populisten, Bots und Trolle unsere Demokratie angreifen.'' dtv, 2018, ISBN 978-3-423-43365-5, S. 153f. [https://books.google.de/books?id=BSI_DwAAQBAJ&amp;pg=PT153 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Beim [[Politischer Aschermittwoch|Politischen Aschermittwoch]] 2018 skandierten AfD-Anhänger von ''Pegida'' und den „Identitären“ bekannte rechtsextreme Parolen wie „Volksverräter“ für führende Politiker, „Abschieben“ für Bundestagsabgeordnete türkischer Herkunft, „Heimat, Freiheit, Tradition – Multikulti Endstation“ und andere. Dies zeigt für den Extremismusforscher [[Steffen Kailitz]], „dass die AfD sich immer stärker zum Sammelbecken für Rechtsextreme entwickelt“. Seit der Absetzung der früheren Parteivorsitzenden [[Frauke Petry]] dominiere in der AfD eine rechtsradikale Strömung, die „völlig ungeniert und offen“ mit Pegida und Identitären zusammenarbeite. Seit der Bundesvorstand um [[Alexander Gauland]] ein Parteiausschlussverfahren gegen [[Björn Höcke]] stoppte, treibe der völkisch-nationalistische Flügel um Höcke und [[André Poggenburg]] die restliche AfD vor sich her. Rechtsextreme Kräfte dominierten inzwischen „ganz klar“ die AfD-Landesverbände von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.&lt;ref&gt;Ulf Lüdeke: [https://www.focus.de/politik/deutschland/deutschland-sammelbecken-fuer-rechtsextreme-afd-wird-immer-radikaler_id_8475029.html ''Experte beunruhigt: AfD-Treffen offenbart beängstigende Dynamik – nicht auf der Bühne, sondern im Publikum.''] In: ''Focus.'' 16. Februar 2018.&lt;/ref&gt; Der Politikwissenschaftler [[Frank Decker]] sieht die Grenze zum Rechtsextremismus und zur Verfassungsfeindlichkeit überschritten, wenn in der AfD von einem angeblich ethnisch-homogenen, reinen deutschen Volk ausgegangen werde. Die Radikalisierung und das Vordringen rechtsextremer Kräfte in der Partei könne man seit 2015 beobachten und das Einschlagen dieses Wegs sei in der Entstehungsphase bereits vorgezeichnet gewesen.&lt;ref&gt;[https://www.deutschlandfunk.de/zukunft-der-afd-politologe-zeichen-deuten-auf-weitere.694.de.html?dram:article_id=432366 ''Zukunft der AfD: Politologe: Zeichen deuten auf weitere Radikalisierung.''] www.deutschlandfunk.de, 5. November 2018&lt;/ref&gt; Mindestens 27 Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion wurden nach Medienrecherchen im März 2018 als rechtsextrem eingestuft.&lt;ref&gt;Kai Biermann, Astrid Geisler, Johannes Radke, Tilman Steffen: [https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-03/afd-bundestag-mitarbeiter-rechtsextreme-identitaere-bewegung/komplettansicht ''Bundestag: AfD-Abgeordnete beschäftigen Rechtsextreme und Verfassungsfeinde.''] In: ''Die Zeit.'' 21. März 2018.&lt;/ref&gt; [[Markus Frohnmaier]] (Bundesvorsitzender der AfD-Jugendorganisation [[Junge Alternative für Deutschland]]) setzt die AfD allein mit „dem Volk“ gleich und kündigte an: „Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt.“ Solche Aussagen wertet der Politikwissenschaftler [[Carsten Koschmieder]] als Kampfansage an die pluralistische Demokratie und als Plädoyer für ein [[Totalitarismus|totalitäres Regime]]. Die AfD arbeite daran, „die liberale pluralistische Demokratie abzuschaffen“.&lt;ref&gt;Ulrich Kraetzer: [https://www.morgenpost.de/berlin/article214335931/Nur-eine-nette-Umschreibung-fuer-voelkischen-Nationalismus.html ''Experte über AfD: „Nur eine nette Umschreibung für völkischen Nationalismus“.''] In: ''Berliner Morgenpost.'' 20. Mai 2018.&lt;/ref&gt; Die AfD darf als rechtsextreme Partei bezeichnet werden; ihr Versuch, dies zu verbieten, scheiterte im April 2018 vor Gericht.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=https://www.huffingtonpost.de/entry/afd-rechtsextrem-gericht-urteil_de_5ad1efe5e4b016a07e9ce220 |wayback=20180518155154 |text=''Gericht bestätigt: AfD darf offiziell rechtsextremistisch genannt werden.'' }} In: ''Huffington Post.'' 17. April 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach Einschätzung der [[Amadeu Antonio Stiftung]] ist die AfD „die erfolgreiche NPD“. Sie dürfe nicht länger „als rechtspopulistisch verharmlost“ werden. Auf kommunaler, Landes- und Bundesebene gehe die Partei gegen ihr missliebige Initiativen, Verbände und Personen vor. Erforderlich seien „ein klarer Konsens der Demokraten“, eine Abgrenzung von der AfD sowie das offensive Vertreten [[Pluralismus|pluralistischer]] und demokratischer Grundwerte.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/politik/deutschland/article198440697/Amadeu-Antonio-Stiftung-veroeffentlicht-Handbuch-zum-Umgang-mit-der-AfD.html ''Amadeu Antonio Stiftung veröffentlicht Handbuch zum Umgang mit der AfD.''] www.welt.de, 13. August 2019&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Neonazismus und Rechtsterrorismus ==<br /> {{Hauptartikel|Neonazismus|Rechtsextreme Netzwerke}}<br /> <br /> === 1960er Jahre ===<br /> Ab den 1960er Jahren entstand der westdeutsche Neonazismus'''.''' Die Gründung der [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|Nationaldemokratische Partei Deutschlands (Kurzbezeichnung: NPD)]] im Jahre 1964 war dazu ein sichtbares Zeichen am Ende der [[Adenauer-Ära]] in der bis dato rechtsnationale Kräfte in der [[CDU]] aufgefangen und integriert wurden.<br /> <br /> Die damals neue politische Kraft rechts von der CDU und das Phänomen des Wiedererstarken völkisch-nationalen Gedankengutes wurde von [[Theodor W. Adorno]] in einer Vorlesung am 6. April 1967 in Wien unter dem Titel &quot;Aspekte des neuen Rechtsradikalismus&quot; thematisiert und analysiert.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Theodor W. Adorno |Titel=Aspekte des neuen Rechtsradikalismus |Hrsg=Theodor W. Adorno |Sammelwerk=Vortrag, Universität Wien |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wien |Datum=1967-04-06 |ISBN=978-3-518-58737-9 |Seiten=}}&lt;/ref&gt; Er äußerte sich:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Und die Menschen in Deutschland scheinen in einer immerwährenden Angst um ihrer nationale Identität zu leben, eine Angst, die zu der Überwertigkeit des Nationalbewußtseins sicher das Ihrige beiträgt.<br /> |Autor=Theodor W. Adorno<br /> |Quelle=Aspekte des neuen Rechtsradikalismus, Seite 22,<br /> |ref=&lt;ref&gt;ISBN 978-3-518-58737-9&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> === 1970er Jahre ===<br /> Nachdem die NPD bei der [[Bundestagswahl 1969]] den Bundestagseinzug verpasst hatte, wollte ihre Führung den taktisch gemäßigten legalistischen Kurs fortsetzen. Eine starke Minderheit dagegen wollte das demokratische System der Bundesrepublik mit militanten und spektakulären Aktionen bekämpfen. Aktivisten aus dem zuvor aufgelösten NPD-„Ordnerdienst“ und „[[Junge Nationalisten|Junge Nationaldemokraten]]“ bildeten im Oktober 1970 die „[[Aktion Widerstand]]“ gegen die sozialliberale [[Ostpolitik]] und die damit verbundene Anerkennung der [[Oder-Neiße-Grenze]]. Versuche scheiterten, mit diesem Thema die internen Konflikte der zersplitterte rechtsextremen Szene zu überwinden. Wegen seiner Teilnahme an Straftaten dieser Gruppe wurde [[Friedhelm Busse (Rechtsextremist)|Friedhelm Busse]] aus der NPD ausgeschlossen. Er gründete daraufhin 1971 die „Partei der Arbeit“ (PdA), die sich 1975 in [[Volkssozialistische Bewegung Deutschlands / Partei der Arbeit]] (VSBD/PdA) umbenannte. Sie bezog sich auf den Strasser-Flügel der NSDAP. Einige Mitglieder tauchten in die Illegalität ab.<br /> <br /> Aus der „Aktion Widerstand“ entstanden militante Neonazigruppen. Der frühere Nationalsozialist und Holocaustleugner [[Manfred Roeder (Rechtsextremist)|Manfred Roeder]] gründete 1971 die [[Deutsche Bürgerinitiative]] (DBI). Er verstand sich als „Reichsverweser“ in der Nachfolge von Hitler und [[Karl Dönitz]], organisierte als „Reichstage“ bezeichnete Neonazitreffen auf seinem „Reichshof“ und verbreitete zusammen mit dem früheren Auschwitz-Gärtner [[Thies Christophersen]] holocaustleugnende Schriften. Beide wurden wegen Volksverhetzung verurteilt, setzten ihre Aktivitäten aber vom Ausland aus fort. Ab 1979 verübten „[[Deutsche Aktionsgruppen]]“ Terroranschläge. Weil Roeder diese mitgeplant hatte, wurde er zu 13 Jahren Haft verurteilt. Bis 1982 stieg die Zahl aktiver deutscher Neonazis von rund 400 auf 1050.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 52–54.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Michael Kühnen]] war seit 1969 in der NPD und bei den JN, dann bei der „Aktion Neue Rechte“ und der „Aktionsgemeinschaft Vierte Partei“ aktiv gewesen. 1977 entließ die [[Bundeswehr]] ihn wegen solcher Aktivitäten. Von da an wurde er zum wichtigsten Ideologen, Organisator und Strategen des westdeutschen Neonazismus. Im November 1977 gründete er die „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS), die durch provokative Auftritte (etwa mit holocaustleugnenden Plakaten, schwarzen Uniformen und Forderungen nach „Gerechtigkeit für Hitler“) Medienbeachtung erhielt. Dadurch rekrutierte die ANS neue Anhänger und bildete Untergruppen in mehreren Bundesländern.<br /> <br /> === 1980er Jahre ===<br /> Nach einer Gefängnisstrafe vereinigte Kühnen die ANS 1983 mit einer „Wehrsportgruppe“ und weiteren Neonazis zur [[Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten]] (ANS/NA). Diese wurde im selben Jahr verboten. Ihre 270 Mitglieder traten auf Kühnens Geheiß fast alle in die [[Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei]] (FAP) ein, die so bis 1987 auf 500 Mitglieder wuchs, aber 350 davon bis 1991 wieder verlor. Es waren meist junge, einkommensschwache Männer unterer sozialer Schichten. Infolge eines internen Streits, ob [[Homosexualität]] Privatsache oder lebensfeindliche Abnormität sei, zerbrach die FAP. Die daraufhin gegründete [[Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front]] (GdNF) verfehlte ihr Ziel einer einheitlichen Kaderorganisation. Kühnen arbeitete zeitweise eng mit [[Gary Lauck]] zusammen, der über die in Kanada ansässige [[NSDAP-Aufbauorganisation]] (NSDAP/AO) neonazistisches Propagandamaterial in Europa verbreitete.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 55–57.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Neonazi-skinheads-weiss-und-stolz.jpg|mini|Neonazi-Skinheads]]<br /> Die Neonazi-Szene militarisierte sich zunehmend und entwickelte sich zum [[Rechtsterrorismus]]. Beim [[Oktoberfestattentat]] (26. September 1980) kamen 13 Menschen ums Leben, weitere 211 wurden verletzt. Mutmaßliche Mitglieder der [[Wehrsportgruppe Hoffmann]] ermordeten am 19. Dezember 1980 das Paar [[Shlomo Lewin]] und Frida Poeschke. [[Frank Schubert (Terrorist)|Frank Schubert]] (VSBD/PdA) erschoss am 24. Dezember 1980 zwei Schweizer Grenzbeamte.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14317165.html spiegel.de]&lt;/ref&gt; Seit 1980 formierten sich unter den bundesdeutschen [[Skinhead]]s immer mehr „Naziskins“. Weil Medien öfter über deren rassistische Gewaltakte berichteten, setzte die Öffentlichkeit auch apolitische Skinheads mit Neonazis gleich. Ein neues Rekrutierungsfeld eröffnete sich in der [[Hooligan]]szene, etwa der [[Borussenfront]]. Seit dem Suizid des Hitlerstellvertreters [[Rudolf Heß]] 1987 finden regelmäßig Aufmärsche von Neonazis zu seinem Todestag statt. Damit ging ein Anstieg neonazistischer Straf- und Gewalttaten einher.&lt;ref&gt;Norbert Madloch: {{Webarchiv|url=http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Schriften/Rechts_Antifa.pdf |wayback=20051007215502 |text=''Rechtsextremismus in Deutschland nach dem Ende des Hitlerfaschismus.''}} (PDF; 1&amp;nbsp;MB). In: Klaus Kinner, Rolf Richter: ''Rechtsextremismus und Antifaschismus. Historische und aktuelle Dimension.'' Berlin 2000, S. 57ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Von 1987 bis 1989 verloren die westdeutschen Neonazigruppen rund 600 von 2100 Mitgliedern. Die [[Wende und friedliche Revolution in der DDR]] eröffnete ihnen neue Rekrutierungschancen. Die politische Rechte interpretierte den [[Zerfall der Sowjetunion]] und das Ende der DDR als die „globale Durchsetzung des völkischen Prinzips“. Ab den 1990er Jahren profitierte sie von einem Machtzuwachs infolge der Zusammenarbeit von west- und ostdeutschen Skinheads und Neonazis.&lt;ref&gt;Antonia von der Behrens: ''Das Netzwerk des NSU, staatliches Mitverschulden und verhinderte Aufklärung.'' In: ''Kein Schlusswort. Nazi-Terror – Sicherheitsbehörden – Unterstützernetzwerk. Plädoyers im NSU-Prozess.'' VSA, Hamburg 2018, S. 201.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 1990er Jahre ===<br /> In der DDR hatte sich seit etwa 1960 ebenfalls eine Szene rechtsextremer Kleingruppen entwickelt; einige ihrer in der DDR inhaftierten Leiter hatte die Bundesregierung [[Häftlingsfreikauf|freigekauft]]. Schon im Januar 1990 gründete sich in [[Ost-Berlin]] die [[Nationale Alternative]] aus bekannten Westberliner Neonazis und ostdeutschen Skinheads. Sie besetzten Häuser und sanierten sie, um von dort aus Aufmärsche und Demonstrationen zu organisieren. Ab Dezember 1989 gründete Michael Kühnen ostdeutsche Ortsverbände der Bremer [[Deutsche Alternative|Deutschen Alternative]] und organisierte im Juli 1990 in [[Cottbus]] einen DA-Parteitag mit 120 Aktivisten. Interne Ost-West-Konflikte führten zu seiner Ablösung; 1991 starb er. Die DA wuchs unter Frank Hübner auf 350 Mitglieder im Osten, vor allem Schüler, wurde aber im Dezember 1992 mit zehn weiteren größeren Neonazigruppen bundesweit verboten. Nach vorübergehendem Stillstand erhielten Neonazigruppen ab 1995 im Osten wieder Zulauf, vor allem bei Jugendlichen mit geringem Bildungsgrad und aus unteren sozialen Schichten. Gemeinsam mit Skinheads verfolgen sie das Konzept „[[National befreite Zone|national befreiter Zonen]]“, das der [[Nationaldemokratischer Hochschul-Bund|NHB]] 1991 entworfen hatte: Sie besetzen Freiräume in Ortschaften strukturschwacher Regionen, dominieren das Straßenbild, schüchtern als Gegner oder Fremde wahrgenommene Personen ein, auch mit Körperverletzungen, und versuchen so, rechts- und staatsfreie Räume und eine rechtsextreme Alltagskultur zu schaffen. Dies gelang etwa in [[Blankenfelde-Mahlow|Mahlow]] (Brandenburg), [[Muldenstein]] (Sachsen-Anhalt) und weiteren ostdeutschen Ortschaften.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 58–61.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Behörden verboten 1992 auch öfter rechtsextreme Demonstrationen und Veranstaltungen, beschlagnahmten Propagandamaterial und Waffen. Gerichte verurteilten einige Neonazis zu teils langen Haftstrafen. Daraufhin näherten sich die bestehenden Gruppen einander an und gaben ihre bisherige Konkurrenz auf. Sie bildeten seit 1994 aus Basisgruppen aufgebaute [[rechtsextreme Netzwerke]], die sich über nationalistische [[Fanzine]]s austauschen und über Info-Telefone, Mailboxen und das [[Internet]] kurzfristig zu Aktionen verabreden (siehe [[Rechtsextremismus im Internet]]). Hier entstand die [[Anti-Antifa]], die sich auf das Veröffentlichen von Adressen und Lebensumständen politischer Gegner und militante Gewaltaktionen gegen sie spezialisiert. Im ganzen Bundesgebiet bildeten sich in den 1990er Jahren zum Teil konspirative „[[Freie Kameradschaften]]“, die nur durch Aktionen zusammengehalten werden und dafür mobilisieren. Da keine formale Mitgliedschaft besteht, ist ein juristisches Vorgehen gegen sie schwierig.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 2001, S. 61f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit etwa 1995 veränderte sich die Symbolik in der neonazistischen [[Jugendkultur]].&lt;ref&gt;Bianca Klose und andere: [http://www.bpb.de/themen/38I41B,0,Rechtsextreme_Jugendkulturen.html ''Rechtsextreme Jugendkulturen: Neonazistische Orientierungen im urbanen Raum. Am Beispiel Berlins.''] Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier 8. Mai 2007.&lt;/ref&gt; Man suchte [[rechtsextreme Symbole und Zeichen]], die nicht strafbar sind, aber weiter als Erkennungszeichen für Eingeweihte und Provokation für Gegner dienen konnten. Dazu gehören Zahlencodes wie die Zahl 18 für „AH“ („Adolf Hitler“) und die aus germanischer [[Mythologie]] und [[Neopaganismus]] stammende ''[[Schwarze Sonne]]'', der ''[[Mjölnir|Thorshammer]]'' oder der Slogan ''[[Odin]] statt [[Jesus von Nazaret|Jesus]]''. Die „[[Autonome Nationalisten|Autonomen Nationalisten]]“ orientieren sich in Kleidungsstil und Aktionsformen an linken [[Autonome]]n.<br /> <br /> Der deutsche Verfassungsschutz und ihm nahestehende Forscher bestritten jahrelang die Existenz rechtsterroristischer Gruppen, obwohl die Behörden seit den Organisationsverboten von 1992 eine zunehmende Gefahr rechter Terroranschläge registrierten. [[Christian Worch]] drohte damals offen damit. Die NSDAP/AO verbreitete eine vierbändige Anleitung zum von „revolutionären Kadern“ geleiteten [[Guerilla]]-Kampf und improvisierten Bombenbau. Zunächst akzeptierten viele Neonazis diese Pläne nicht; das Anlegen von Waffenlagern, „Wehrsport“, ideologische Vorbereitung auf einen „nationalen Aufstand“ und aktuelle Gewalttaten liefen großenteils unverbunden parallel. Für den Aufbau einer „Braunen Armee-Fraktion“ sahen Experten damals fehlenden Rückhalt und Konsens im rechtsextremen Lager.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 75–78.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 2000er und 2010er Jahre ===<br /> 2004 beschrieb das BfV in einer internen Studie zwar die Zusammenarbeit von [[Combat 18]] mit dem [[Nationales und Soziales Aktionsbündnis Mitteldeutschland#Thüringer Heimatschutz (THS)|Thüringer Heimatschutz]] (THS), behauptete aber trotzdem, es gebe keine rechtsterroristischen Gruppen in Deutschland, weil ihnen Führerpersönlichkeiten, Hierarchie und Unterstützerkreise fehlten. Aufrufe zum bewaffneten Kampf stammten nur von Einzelpersonen.&lt;ref&gt;Uwe Wenzel, Beate Rosenzweig, Ulrich Eith (Hrsg.): ''Rechter Terror und Rechtsextremismus. Aktuelle Erscheinungsformen und Ansätze der politischen Bildungspraxis.'' Wochenschau Verlag, 2016, ISBN 978-3-7344-0113-8, S. 50f. [https://books.google.de/books?id=jZB-DAAAQBAJ&amp;pg=PT50 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch wegen solcher Fehleinschätzungen blieb die Terrorgruppe „[[Nationalsozialistischer Untergrund]]“ (NSU), die 1998 aus dem [[Neonazismus in Jena]] und dem THS entstanden war, bis zum Suizid der beiden Haupttäter im November 2011 und der Bekanntgabe von Bekennervideos durch die Mittäterin [[Beate Zschäpe]] unentdeckt. Der NSU ermordete bei der [[Ceska-Mordserie]] bis 2007 mindestens neun Migranten sowie im [[Polizistenmord von Heilbronn]] eine Polizistin, verübte 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle. Zum Unterstützerumfeld gehörten NPD-Abgeordnete, Neonazis aus Sachsen, [[Blood and Honour]], [[Hammerskins]], [[Brigade Ost|Weiße Bruderschaft Erzgebirge]] und HNG. Die NSU-Morde waren spätestens 2010 in der rechtsextremen Szene bekannt; die erfolglose Tätersuche der Polizei wurde verhöhnt.&lt;ref&gt;Sebastian Gräfe: ''Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland: Zwischen erlebnisorientierten Jugendlichen, Feierabendterroristen und klandestinen Untergrundzellen.'' Nomos, 2017, ISBN 978-3-8487-4515-9, S. 209–211 und Fn. 620. [https://books.google.de/books?id=cSNJDwAAQBAJ&amp;pg=PA203 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Die Rechte Logo.jpg|350px|mini|Die Rechte]] 2012 gründete Christian Worch die Kleinpartei ''Die Rechte'' als Konkurrenz oder Ersatz zur NPD.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/neue-neonazi-partei-die-rechte-macht-rechtsextremer-npd-konkurrenz-a-846528.html ''Neue Rechtspartei will NPD ersetzen.''] In: ''Spiegel Online.'' 27. Juli 2012.&lt;/ref&gt; Bis 2013 bestand sie hauptsächlich aus früheren Mitgliedern des verbotenen ''Nationalen Widerstands Dortmund''.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/regional/dossiers/der_norden_schaut_hin/internet/dierechte109.html | wayback=20130121135024 | text=''„Die Rechte“ aus dem Internet verschwunden.''}} NDR Info, 17. Januar 2013.&lt;/ref&gt; Bei den [[Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2014]] errang die Partei einen Sitz im Stadtrat von [[Dortmund]] für [[Siegfried Borchardt]]. In der Wahlnacht versuchte er mit etwa 25 Neonazis, die Wahlparty im Dortmunder Rathaus zu stürmen. Mehrere Personen wurden verletzt.&lt;ref&gt;[http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/zehn-verletzte-bei-neonazi-sturm-auf-dortmunder-rathaus-id9391190.html ''Zehn Verletzte bei Neonazi-Sturm auf Dortmunder Rathaus.''] In: ''WAZ.'' 26. Mai 2014.&lt;/ref&gt; [[Dennis Giemsch]], der den Stadtratssitz übernahm, fragte die Stadtverwaltung im November 2014 öffentlich nach Anzahl und Wohnsitzen von [[Judentum|Juden]] in Dortmund. Die Anfrage wurde als Beleg des menschenverachtenden, perfiden Antisemitismus der Partei scharf zurückgewiesen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://web.de/magazine/politik/neonazi-fragt-stadtrat-anzahl-juden-dortmund-30212602 |wayback=20160118042522 |text=''Neonazi fragt im Stadtrat nach Anzahl der Juden in Dortmund.'' }}, Web.de, 14. November 2014.&lt;/ref&gt; Einige Parteimitglieder gehörten zu einer Terrorzelle in [[Nürnberg]] und [[Bamberg]] und wurden 2015 festgenommen, wobei die Polizei Waffen, Explosivstoffe und Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen fand. Worch sah keinen Anlass, sie auszuschließen und sich zu distanzieren.&lt;ref&gt;[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rechtsextremismus/vereitelter-anschlag-partei-die-rechte-distanziert-sich-nicht-von-tatverdaechtigen-13872886.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 2 ''Vereitelter Anschlag – Partei „Die Rechte“ distanziert sich nicht von Tatverdächtigen.''] In: ''FAZ.'' 23. Oktober 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:III. Weg c.jpg|350px|mini|Spruchband bei einer Demonstration des neonazistischen III. Wegs im August 2015 in Fürth]]<br /> 2013 gründeten ehemalige NPD-Funktionäre und Aktivisten der verbotenen Kameradschaft [[Freies Netz Süd]] (FNS) die neonazistische Kleinpartei ''Der III. Weg'', um das FNS unter dem Schutz des [[Parteienprivileg]]s fortzuführen.&lt;ref name=&quot;fr&quot;&gt;Nadja Erb, Hanning Voigts: [https://www.fr.de/politik/dritte-fuehrt-nach-rechts-11146445.html ''Neonazis: Der dritte Weg führt nach rechts.''] In: ''Frankfurter Rundschau.'' 6. Februar 2015.&lt;/ref&gt; Die Partei erreichte bis 2017 22 Stützpunkte und drei von vier geplanten Gebietsverbänden, vor allem in Bayern, Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Sachsen. &lt;!--Sie sieht sich als „nationalrevolutionär“ und knüpft ideologisch an die [[Völkische Bewegung]] und teilweise an den NSDAP-Flügel um die Brüder Strasser an.--&gt; Sie benutzt das Thema Asyl zur Propaganda gegen Geflüchtete, die bundesdeutsche „Elite“ (Politiker und Medien) und alle „Unterstützer der volksfeindlichen Politik der Bundesregierung, die einen systematischen Austausch unseres Volkes mit art- und kulturfremden Ausländern vorantreibt“. So forderte sie 2016 mit einer diffamierenden Postkartenaktion die „[[Überfremdung]]sbefürworter“ zur Ausreise „Richtung Afrika“ auf. Die Teilnahme an Wahlen dient der Partei laut BfV nur als Mittel zur Herausbildung eines neonazistischen Kaders.&lt;ref&gt;Bundesamt für Verfassungsschutz: {{Webarchiv|url=https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/zahlen-und-fakten-rechtsextremismus/rechtsextremistische-parteien-2016/der-dritte-weg-2016 |wayback=20180523095450 |text=''Der III. Weg.'' }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Verfassungsschutz und die Staatsanwaltschaft Ingolstadt sehen Bezüge zwischen dem III. Weg und den [[Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2014|Brandanschlägen auf Asylbewerberheime in Deutschland 2014]] und [[Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2015|2015]]: Vor Ort mache die Partei gezielt Stimmung für Straftaten und kommentiere diese nach Begehen wohlwollend, etwa im fränkischen [[Vorra]].&lt;ref&gt;[http://www.swr.de/report/drahtzieher-des-hasses-wie-der-iii/-/id=233454/did=15854616/nid=233454/1icitk0/index.html ''Drahtzieher des Hasses: Wie „Der III. Weg“ die Stimmung gegen Flüchtlinge anheizt.''] In: ''Report Mainz.'' 1. Oktober 2015.&lt;/ref&gt; 2015 veröffentlichte der III. Weg auf [[Google Maps]] eine Karte von deutschen Asylbewerberheimen mit der Überschrift „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“. [[Google]] nahm die Karte nach Protesten aus dem Netz.&lt;ref&gt;Kathrin Hollmer: [http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/593682/Die-braune-Landkarte ''Die braune Landkarte.''] In: ''jetzt.sueddeutsche.de'', 15. Juli 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die neue Kalibrierung, Aufstockung und Umstrukturierung des [[Bundesamt für Verfassungsschutz|Bundesamtes für Verfassungsschutz]] und des [[Militärischer Abschirmdienst|Militärischen Abschirmdienstes (MAD)]], die eine erhöhte Aktivität zur Beobachtung der rechtsextremen Szene zum Ziel hat, ergibt sich aus einer Zunahme der rechtsextremen Straftaten und Phänomenen im Zusammenhang mit den [[NSU-Prozess]]en, dem [[Mordfall Walter Lübcke]], dem [[Ausschreitungen in Chemnitz 2018|Mord und Ausschreitungen in Chemnitz]] (2018), Bedrohungen von Kommunalpolitikern, Journalisten und Ehrenamtlichen, der Sammlung von Personen auf sog. „Feindeslisten“ und der allgemeinen Anti-[[Asylrecht (Deutschland)|Asyl]]-Agitation der Szene.<br /> <br /> Der Verfassungsschutz will zukünftig, basierend aus den Ermittlungen und Erkenntnissen im [[Mordfall Walter Lübcke]], sich mit „abgetauchten“ Rechtsextremen (Schläfer-Prinzip) beschäftigen, die in &quot;gesperrten Akten&quot; des Verfassungsschutzes zugänglich gemacht werden sollen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Julian Staib |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/nach-luebcke-mord-die-datenschutzrechte-der-rechtsextremen-16399332.html |titel=Die Datenschutzrechte der Rechtsextremen |werk=https://www.faz.net/ |hrsg=Frankfurter Allgemeine Zeitung |datum=2019-09-23 |abruf=2019-09-24 |sprache=DE}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Neue Rechte ==<br /> {{Hauptartikel|Neue Rechte}}<br /> <br /> Ab etwa 1970 entstand in Reaktion auf NPD-Niederlagen und auf die [[Neue Linke]] eine Strömung mit intellektuellem Anspruch, die sich an antidemokratischen Theoretikern der Weimarer Zeit orientiert ([[Konservative Revolution]]). Sie lehnt Liberalismus, Pluralismus und [[Multikulturalismus]] der [[Offene Gesellschaft|„offenen Gesellschaft“]] zugunsten ethnisch-nationaler Homogenität ab, vertritt einen [[Ethnopluralismus]] anstelle des biologistischen Rassismus und strebt als vielfältiges Netzwerk ohne Parteibindung gesellschaftliche Diskurshoheit an. Es wird als Teilmenge des Rechtsextremismus oder Brückenspektrum zum Rechtskonservatismus aufgefasst, das rechtsextreme Ideen modernisiert und in die Gesellschaftsmitte transportiert.&lt;ref&gt;Thomas Pfeiffer: ''„Wir lieben das Fremde – in der Fremde.“ Ethnopluralismus als Diskursmuster und Strategie im Rechtsextremismus.'' In: Jennifer Schellhöh und andere (Hrsg.): ''Großerzählungen des Extremen: Neue Rechte, Populismus, Islamismus, War on Terror.'' transcript, 2018, ISBN 978-3-8376-4119-6, S. 35–55, hier S. 36f.&lt;/ref&gt; Ziel ist eine „[[Kulturrevolution]] von rechts“ nach dem Vorbild der französischen [[GRECE|Nouvelle Droite]], die den demokratischen Verfassungsstaat unterhöhlen, eine rechtsextreme Umdeutung von Begriffen und Werten herbeiführen und dafür die Meinungsführerschaft erringen will.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 40.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zum publizistischen Netz der ''Neuen Rechten'' zählt man auch ältere Printmedien wie Gerhard Freys [[National-Zeitung (München)|National-Zeitung]], die ab 1980 neue Themenschwerpunkte erhielt, die Monatszeitschrift [[Nation und Europa]] (seit 1951), die eine gesamteuropäische extreme Rechte anstrebt, die Zeitschriften „[[Criticón]]“ (seit 1970), „[[Junge Freiheit]]“ (seit 1986), „[[Staatsbriefe]]“ (seit 1990) und „[[Sleipnir]]“ (seit 1996). Der [[Grabert Verlag]] und die [[Verlagsgesellschaft Berg]] bedienen ein breites Spektrum an [[Rechtsextremismus und Esoterik|rechtsextremer Esoterik]], Geschichtsrevisionismus und völkisch gedeuteter [[Germanen]]-Geschichte. Sie geben die Zeitschriften „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“ und „Deutsche Geschichte“ heraus. Hinzu kommt die [[Gesellschaft für freie Publizistik]] (seit 1960), die einen rechtsextremen Vortrags- und Buchmarkt fördert, und rechtsextreme Schulungszentren wie das [[Thule-Seminar]] (seit 1980) und [[Horst Mahler]]s [[Deutsches Kolleg]] (seit 1994).&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 40–44; Uwe Backes: [http://www.bpb.de/popup/popup_druckversion.html?guid=TTOIT8 ''Gestalt und Bedeutung des intellektuellen Rechtsextremismus in Deutschland.''] In: ''[[APuZ]].'' 46/2001.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Rechtsextreme Parteien, Neonazigruppen und Neue Rechte rücken seit 2000 immer stärker zusammen und betreiben eine aktive Vernetzung. Dies zeigte sich vor allem bei Großaufmärschen zu den Jahrestagen der [[Luftangriffe auf Dresden]], an denen immer mehr Angehörige des gesamten rechtsextremen Spektrums teilnahmen.&lt;ref name=&quot;Kummer&quot;&gt;Ralph Kummer: ''[http://www.bpb.de/themen/CG7XNP,2,0,Entwicklung_des_parteif%F6rmig_organisierten_Rechtsextremismus_nach_1945.html Entwicklung des parteiförmig organisierten Rechtsextremismus nach 1945. Eine kurze Übersicht rechtsextremer Wahl(miss)erfolge.]'' 2007, bpb.de&lt;/ref&gt; Auch zwischen der [[Rocker]]-Szene und der rechtsextremen Skinhead-Szene wurde ein Zusammenrücken beobachtet.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,599441,00.html ''Rechte Engel.''] In: ''Spiegel Online.'' 5. Januar 2009.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das im Jahr 2000 von [[Götz Kubitschek]] und [[Karlheinz Weißmann]] gegründete [[Institut für Staatspolitik]] wirkte anfangs in Konkurrenz zur „Jungen Freiheit“ als Theoriezentrum der Neuen Rechten, besonders für Widerstands- und Gewaltdiskurse. Es entwickelte sich zum Bildungs- und Schulungszentrum für die rechtsextreme [[Identitäre Bewegung]], [[Burschenschaft]]en, die [[Junge Alternative]] und Neonazis. Seit 2015 tritt Kubitschek auch als Redner beim völkisch-islamfeindlichen Dresdner Bündnis ''Pegida'' und dessen Leipziger Ableger ''Legida'' auf. Er steht dem völkisch-rassistischen Parteiflügel der AfD nahe und ist mit dessen Vertreter [[Björn Höcke]] befreundet. Kubitschek, Höcke und der [[Compact (Magazin)|''Compact'']]-Redakteur [[Jürgen Elsässer]] betreiben eine „Entgrenzung der rechten Spektren“ ([[Andreas Speit]]) und heben die beanspruchte Distanz der Neuen Rechten zum Neonazismus immer mehr auf. So sprechen auch Neonazis heute von „Ethnie“ statt „Rasse“. In der AfD wiederum wurde die anfangs reklamierte Abgrenzung zu NPD-Positionen und -Vertretern faktisch fallengelassen. Manche AfD-Abgeordnete beschäftigen NPD-Mitglieder und geben NPD-Zeitschriften vorbehaltlos Interviews. Im Blick auf diesen Trend halten manche Experten die Unterscheidung zwischen der Alten und Neuen Rechten für irreführend und überholt.&lt;ref&gt;Andrea Röpke: ''Jahrbuch Rechte Gewalt. Hintergründe, Analysen und die Ereignisse 2017. Chronik des Hasses.'' Knaur, München 2018, ISBN 978-3-426-78913-1, S. 39–41.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Straf- und Gewalttaten ==<br /> === Erfassung ===<br /> Das Definitionssystem der deutschen [[Exekutive|Exekutivorgane]] (wie z. B. BKA, Polizei und BfV) für [[Politisch motivierte Kriminalität|Politisch motivierte Kriminalität (PMK)]] umfasst seit 2001 neben klassischen [[Staatsschutz]]-Delikten auch gruppenfeindlich motivierte [[Hasskriminalität]]. Diese umfasst Straftaten, die „gegen eine Person gerichtet sind wegen ihrer politischen Einstellung, Nationalität, Volkszugehörigkeit, Rasse, Hautfarbe, Religion, Weltanschauung, Herkunft, oder aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes, ihrer Behinderung, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres gesellschaftlichen Status“, sowie Straftaten, die sich aus eben solchen Motiven gegen eine Institution oder Sache richten. Als politisch rechts motiviert zählt das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]] Straftaten, „wenn Bezüge zu völkischem Nationalismus, Rassismus, Sozialdarwinismus oder Nationalsozialismus ganz oder teilweise ursächlich für die Tatbegehung waren“.&lt;ref&gt;Dorina Feldmann und andere: ''Klassifikation politisch rechter Tötungsdelikte.'' Universitätsverlag der TU, Berlin 2018, ISBN 978-3-7983-2971-3, S. 24f. [https://books.google.de/books?id=KTtaDwAAQBAJ&amp;pg=PA24 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Zum „Rechtsextremismuspotenzial“ zählt die Forschung Personen mit einem „geschlossen rechtsextremen Weltbild“. Nach welchen Methoden und Kriterien dieses feststellbar ist, ist umstritten.&lt;ref name=&quot;Winkler63f&quot;&gt;Jürgen R. Winkler: ''Rechtsextremismus. Gegenstand – Erklärungsansätze – Grundprobleme.'' In: Wilfried Schubarth (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland: Eine Bilanz.'' Wiesbaden 2001, S. 63f. [https://books.google.de/books?id=YcPyBQAAQBAJ&amp;pg=PA63 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit März 2008 erfasst die Kriminalstatistik auch nicht aufgeklärte oder nicht aufklärbare Propagandadelikte als politisch motivierte Straftaten.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/welt_print/article2377963/LKA-Durch-neue-Zaehlweise-mehr-rechte-Taten-in-Statistik.html ''LKA: Durch neue Zählweise mehr rechte Taten in Statistik.''] In: ''Welt.'' 1. September 2008.&lt;/ref&gt; Die Landeskriminalämter prüften mögliche rechtsextreme Motive bei nicht organisierten Einzeltätern jedoch lange Zeit kaum. Eine Nachprüfung von Mordmotiven vor 2015 ergab erhebliche Korrekturen der staatlichen Opferstatistik nach oben, erfolgte aber ohne einheitliche Methodik. Opferverbände und Experten gehen weiterhin von einer hohen Dunkelziffer solcher Taten aus.&lt;ref&gt;Helmut Lölhöffel: [https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/rechte-mordstatistik-korrigiert ''Rechte Mordstatistik korrigiert.''] In: ''[[Blick nach Rechts]].'' 27. Juli 2015 (kostenpflichtig)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Zahlen ===<br /> {{Hauptartikel|Todesopfer rechtsextremer Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland|Rechte Gewalt in Deutschland}}<br /> <br /> ==== Allgemeine Kennzahlen ====<br /> &lt;div align=&quot;left&quot; style=&quot;clear:left;&quot;&gt;'''Staatlich registrierte Rechtsextremisten''':&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot; /&gt; {{Farblegende|#000000|Gesamtzahl}}{{Farblegende|#ff0000|Gewaltbereite}}&lt;br /&gt;<br /> {{Graph:Chart|width=500|height=150|type=line|x=1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018|y1=51400,50900,49700,45000,41500,40700,39000,38600,31000,30000,26600,25000,22400,22150,21700,21000,22600,23100,24000,24100|y2=9000,9700,10400,10700,10000,10000,10400,10400,10000,9500,9000,9500,9800,9600,9600,10500,11800,12100,12700,12700|colors=#000000,#ff0000|yAxisMin=0}}<br /> &lt;/div&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! 1999 !! 2000 !! 2001 !! 2002 !! 2003 !! 2004 !! 2005 !! 2006 !! 2007 !! 2008 !! 2009<br /> |-<br /> | 51.400 || 50.900 || 49.700 || 45.000 || 41.500 || 40.700 || 39.000 || 38.600 || 31.000 || 30.000 || 26.600<br /> |-<br /> | 9000 || 9.700 || 10.400 || 10.700 || 10.000 || 10.000 || 10.400 || 10.400 || 10.000 || 9.500 || 9000<br /> |-<br /> ! 2010 !! 2011 !! 2012 !! 2013 !! 2014 !! 2015 !! 2016 !! 2017 !! 2018 !! 2019 !! 2020<br /> |-<br /> | 25.000 || 22.400 || 22.150 || 21.700 || 21.000 || 22.600 || 23.100 || 24.000 || 24.100 || ||<br /> |-<br /> | 9.500 || 9.800 || 9.600 || 9.600 || 10.500 || 11.800 || 12.100 || 12.700 || 12.700 || ||<br /> |}<br /> <br /> &lt;div align=&quot;left&quot; style=&quot;clear:left;&quot;&gt;'''Staatlich registrierte rechtsextreme Straftaten seit 1990''':&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 68f. (Gewalttaten 1990–1997);&lt;br /&gt; Frank Esser, Bertram Scheufele, [[Hans-Bernd Brosius]]: ''Fremdenfeindlichkeit als Medienthema und Medienwirkung.'' Springer VS, Wiesbaden 2002, ISBN 3-322-90510-1, S. 51. [https://books.google.de/books?id=1lnzBQAAQBAJ&amp;pg=PA51 books.google.de] (1991–1996);&lt;br /&gt; Frieder Dünkel, Bernd Geng: ''Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit: Bestandsaufnahme und Interventionsstrategien.'' Forum Verlag, Godesberg 1999, ISBN 3-930982-49-8, S. 112. [https://books.google.de/books?id=3WY1TcszRssC&amp;pg=PA112 books.google.de] (1997)&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot;&gt;[http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/media_fast/4055/VSB_1999.pdf ''Verfassungsschutzbericht Brandenburg 1999.''] PDF, S. 18 (1998–1999);&lt;br /&gt; Wolfgang Frindte, Jörg Neumann (Hrsg.): ''Fremdenfeindliche Gewalttäter. Biografien und Tatverläufe.'' Springer VS, Wiesbaden 2002, ISBN 3-322-87345-5, S. 11. [https://books.google.de/books?id=1E4lBgAAQBAJ&amp;pg=PA11 books.google.de] (1999–2000);&lt;br /&gt; BMI: [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/62819/Verfassungsschutzbericht_2001.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2001''], S. 36–43;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/62843/Verfassungsschutzbericht_2002.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2002''], PDF S. 29f.;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/62845/Verfassungsschutzbericht_2003.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2003.''] PDF, S. 29f.;&lt;br /&gt; [https://brightsblog.files.wordpress.com/2008/11/2004.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2004.''] PDF, S. 36–39;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63244/Verfassungsschutzbericht_2005_de.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2005.'']PDF, S. 32–40 und 54;&lt;br /&gt; {{Webarchiv |url=http://www.bundesregierung.de/Content/DE/PeriodischerBericht/Berichte-der-Bundesregierung/2007/07/Anlage/2007-07-30-verfassungsschutzbericht-2006.pdf?__blob=publicationFile |text=''Verfassungsschutzbericht 2006'' |wayback=20180519192039 }}, PDF S. 22–32 und 50;&lt;br /&gt; [http://www.odfinfo.de/antifa/PDF/BMI-VS-Bericht-2007.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2007''], PDF S. 19–29 und 47;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63267/vsb_2008.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2008.''] PDF S. 35–41 und 50;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63268/vsb_2009.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2009.''] PDF, S. 37–43 und 57;&lt;br /&gt; [https://analyticsdotcom.files.wordpress.com/2014/01/2010-xx-yy-bfv-vsbericht-2010.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2010.''] PDF, S. 35–41 und 54;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63256/vsb2011.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2011.'']PDF, S. 36–42 und 56;&lt;br /&gt; {{Webarchiv |url=https://www.ethikbank.de/fileadmin/ethikbank/dokumente/Die_EthikBank/verfassungsschutzbericht.pdf |text=''Verfassungsschutzbericht 2012.'' |wayback=20180519121136}}, PDF, S. 36–42 und 56;&lt;br /&gt; {{Webarchiv |url=https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2013.pdf |text=''Verfassungsschutzbericht 2013.'' |wayback=20160312071026 }} PDF, S. 37–42 und 68;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2014.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2014.''] PDF, S. 26–28 und 34;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2015.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2015.''] PDF, S. 25–30 und 43–45;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2016.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2016.''] PDF, S. 34f. und 38;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/download/vsbericht-2017.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2017.''] PDF, S. 25 und 50;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vs-bericht-2018.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2018.''] PDF, S. 24 u. 50&lt;/ref&gt; {{Farblegende|#000000|Gesamtzahl}}{{Farblegende|#ff0000|Gewalttaten}}&lt;br /&gt;<br /> {{Graph:Chart|width=500|height=150|type=line|x=1990,1991,1992,1993,1994,1995,1996,1997,1998,1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018|y1=,3884,7383,10561,7952,7896,8730,11719,11049,10037,15951,14725,12933,11576,12051,15361,18142,17607,20422,19468,15905,16142,17616,16557,16559,21933,22471,19467,19409|y2=309,1492,2639,2232,1489,837,624,790,708,746,998,980,1930,1870,832,1034,1047,980,1042,891,762,755,802,801,990,1408,1600,1054,1088|colors=#000000,#ff0000|yAxisMin=0}}&lt;/div&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! 1990 !! 1991 !! 1992 !! 1993 !! 1994 !! 1995 !! 1996 !! 1997 !! 1998 !! 1999<br /> |-<br /> | || 3.884 || 7.383 || 10.561 || 7.952 || 7.896 || 8.730 || 11.719 || 11.049 || 10.037<br /> |-<br /> | 309 || 1492 || 2639 || 2232 || 1489 || 837 || 624 || 790 || 708 || 746<br /> |-<br /> ! 2000 !! 2001 !! 2002 !! 2003 !! 2004 !! 2005 !! 2006 !! 2007 !! 2008 !! 2009<br /> |-<br /> | 15.951 || 14.725 || 12.933 || 11.576 || 12.051 || 15.361 || 18.142 || 17.607 || 20.422 || 19.468<br /> |-<br /> | 998 || 980 || 1.930 || 1.870 || 832 || 1.034 || 1047 || 980 || 1042 || 891<br /> |-<br /> ! 2010 !! 2011 !! 2012 !! 2013 !! 2014 !! 2015 !! 2016 !! 2017 !! 2018 !! 2019<br /> |-<br /> | 15.905 || 16.142 || 17.616 || 16.557 || 16.559 || 21.933 || 22.471 || 19.467 || 19.409 ||<br /> |-<br /> | 762 || 755 || 802 || 801 || 990 || 1408 || 1600 || 1054 || 1088 ||<br /> |}<br /> <br /> Seit 1990 stieg die Zahl rechtsextremer Gewalttaten sprunghaft an. Es kam zu [[Pogrom]]-artigen Angriffen auf Sammelunterkünfte und Mordanschlägen auf Wohnhäuser von Migranten, so in [[Ausschreitungen in Hoyerswerda|Hoyerswerda]] (1991), [[Hünxe#Geschichte|Hünxe]] (1991), [[Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen|Rostock]] (1992), [[Mordanschlag von Mölln|Mölln]] (1992), [[Mordanschlag von Solingen|Solingen]] (1993) und [[Lübecker Brandanschlag|Lübeck]] (1996). Die gleichzeitige [[Asyldebatte]] wirkte als Legitimationshintergrund, so dass die Angreifer sich im Einklang mit Bevölkerungsmehrheit und Politik glaubten. Medienberichte darüber, dass die Angegriffenen zeitweise fliehen und umziehen mussten, motivierten andere Täter, den Angriffen nachzueifern. Danach stieg der Anteil älterer, arbeitsloser und vorbestrafter Täter, die zudem öfter rechtsextrem aktiv geworden waren.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 68–71.&lt;/ref&gt; Seitdem wurde kritisiert, dass reißerische Medienberichte über rechtsextreme Gewalt aufputschende und zur Nachahmung anreizende Wirkung haben können.&lt;ref&gt;Rainer Erb: ''Machen die Medien Extremismus erst salonfähig?'' In: ''Das Parlament.'' 11. Dezember 1992; Hans-Bernd Brosius, Frank Esser: ''Eskalation durch Berichterstattung. Massenmedien und fremdenfeindliche Gewalt.'' Westdeutscher Verlag, Opladen 1995.&lt;/ref&gt; Infolge der staatlichen Verbotswelle von 1992 gingen die Gewalttaten zunächst etwas zurück.<br /> <br /> Laut den Verfassungsschutzberichten seit 2001 erfolgten die meisten rechtsextremen Gewalttaten (in absoluten Zahlen, nicht in Relation zur Bevölkerungszahl) in folgenden Bundesländern (abgekürzt nach [[ISO 3166-2:DE]]):&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot; /&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! 2001 !! 2002 !! 2003 !! 2004 !! 2005 !! 2006 !! 2007 !! 2008 !! 2009 !! 2010<br /> |-<br /> | SN || BB || BB || NW || NW || NW || BB || NW || ST || NW<br /> |-<br /> ! 2011 !! 2012 !! 2013 !! 2014 !! 2015 !! 2016 !! 2017 !! 2018 !! 2019 !! 2020<br /> |-<br /> | NW || NW || NW || - || NW || NW || || || ||<br /> |}<br /> <br /> ==== Einstellungspotenzial ====<br /> Das rechtsextreme Einstellungspotenzial in der deutschen Bevölkerung wurde bis 2000 je nach Methodik auf sechs bis 17 Prozent geschätzt.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 107.&lt;/ref&gt; Mit je eigenen Kriterien errechnete die SINUS-Studie 1980 13, das [[Institut für Demoskopie Allensbach]] 1984 6,2 Prozent westdeutsche Rechtsextreme. Der Wissenschaftler [[Jürgen W. Falter]] errechnete 1994 fünf Prozent Rechtsextreme unter den wahlberechtigten Deutschen.&lt;ref name=&quot;Winkler63f&quot; /&gt; Eine Studie der Universität Berlin von 1998/99 kam auf 13 Prozent für Gesamtdeutschland, davon 12 Prozent im Westen, 17 im Osten.&lt;ref&gt;Iris Huth: ''Politische Verdrossenheit.'' Band 3, 2004, S. 226.&lt;/ref&gt; Dabei zeigte sich seit 1990, dass das Wählerpotential für rechtsextreme Parteien umso höher ist, je weniger Einwanderer und Ausländer in einer Region leben.<br /> ==== Entwicklungstendenzen ====<br /> Das BfV zählt nur Mitglieder rechtsextremer Organisationen und gewaltbereite Rechtsextreme zum „Rechtsextremismuspotenzial“. Seine Jahresberichte schätzten deren Gesamtzahl bundesweit auf mindestens 21.000 (2014), höchsten 51.400 Personen (1999). Die rund 6000 REP-Mitglieder zählte das BfV ab 2007 nicht mehr mit.&lt;ref&gt;Andreas Beelmann, Kai J. Jonas (Hrsg.): ''Diskriminierung und Toleranz: Psychologische Grundlagen und Anwendungsperspektiven.'' Springer VS, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-91621-7, S. 288. [https://books.google.de/books?id=lC8_-tbaLUUC&amp;pg=PA288 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Während die Gesamtzahl seit 1999 um mehr als die Hälfte abnahm, nahm der Anteil Gewaltbereiter von 1990 bis 2000 um mehr als 50 Prozent zu. Unter ihnen sind ein relativ hoher Anteil Ostdeutscher&lt;ref&gt;Frieder Dünkel, Bernd Geng (Hrsg.): ''Jugendgewalt und Kriminalprävention: Empirische Befunde zu Gewalterfahrungen von Jugendlichen in Greifswald und Usedom/Vorpommern und ihre Auswirkungen für die kommunale Kriminalprävention.'' Forum Verlag, Godesberg 2003, ISBN 3-930982-95-1, S. 140. [https://books.google.de/books?id=_HvzxwP1-XQC&amp;pg=PA140 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; und Frauen.&lt;ref&gt;Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): ''Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten.'' Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-01984-6, S. 296. [https://books.google.de/books?id=aupUCgAAQBAJ&amp;pg=PA296 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2012 zählte das BfV insgesamt 230 rechtsextreme Organisationen, davon nur drei Parteien (NPD, ''Pro NRW'' und ''Die Rechte''). Die [[Kriminalstatistik]] registrierte von 2005 bis 2012 durchschnittlich rund 17.000 „politisch rechts“ motivierte Straftaten, überwiegend typische Propagandadelikte und Volksverhetzung sowie [[Körperverletzung (Deutschland)|Körperverletzung]] und Sachbeschädigung. Sie weist Gewalttaten gesondert aus.&lt;ref&gt;Felix Rauscher: ''Rechtliche Bewertung rechtsextremistischer Versammlungen.'' LIT Verlag, Münster 2017, ISBN 978-3-643-13613-8, S. 11f. [https://books.google.de/books?id=vQbuDQAAQBAJ&amp;pg=PA11 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Bei rechtsextremen Gewalttaten überwiegt Körperverletzung, gefolgt von [[Brandstiftung]]en, [[Landfriedensbruch]], [[Raub]], [[Widerstand gegen die Staatsgewalt]] und versuchten oder ausgeführten [[Tötungsdelikt]]en. Nach Recherchen von ''[[Report Mainz]]'' begingen rund 110 NPD-Funktionäre, davon 35 in einem Landes- oder dem Bundesvorstand, von 2002 bis 2012 etwa 120 derartige Straftaten oder wurden dafür angeklagt. Nicht mitgezählt wurden Propagandadelikte. Der Staatsrechtler [[Jörn Ipsen]] rechnet besonders die Gewaltdelikte großenteils der ganzen NPD zu.&lt;ref&gt;[http://www.swr.de/report/presse/06-ueber-120-strafverfahren-in-den-vergangenen-10-jahren/-/id=1197424/nid=1197424/did=9389986/4ino2u/index.html ''Über 120 Strafverfahren in den vergangenen 10 Jahren.''] In: ''SWR.'' 6. März 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach der Datensammlung des Terrorismusforschers Daniel Köhler gab es von 1963 bis 2015 in Deutschland 92 rechtsterroristische Gruppen sowie eine unbekannte Zahl von Einzeltätern des Typus [[Einsamer Wolf (Terrorismus)|„Einsamer Wolf“]], die dem um 1990 aus den USA importierten Konzept des „führerlosen Widerstands“ folgen.&lt;ref&gt;Andrea Röpke: ''2018 Jahrbuch Rechte Gewalt.'' München 2018, S. 14f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang und Stagnation seit 2006 registrieren die Behörden seit 2014 einen erneuten starken Anstieg rechtsextremer Straf- und Gewalttaten.&lt;ref&gt;Bundesamt für Verfassungsschutz: {{Webarchiv|url=https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/zahlen-und-fakten-rechtsextremismus/rechtsextremistische-straf-und-gewalttaten-2016 |wayback=20180516175102 |text=''Rechtsextremistische Straf- und Gewalttaten.'' }}; Statista.com: [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4032/umfrage/rechtsextremismus-und-fremdenfeindlichkeit-in-deutschland/ ''Anzahl der politisch motivierten Straftaten und Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund in Deutschland von 2006 bis 2016.'']&lt;/ref&gt; 2016 waren eine Tötung, 18 versuchte Tötungsdelikte, 113 Brandstiftungen, über 450 Nötigungen/Bedrohungen, über 1300 Körperverletzungen und 12.476 Propagandadelikte darunter.&lt;ref&gt;Bundesministerium des Innern: [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2016.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2016.''] (PDF, S. 24)&lt;/ref&gt; Opferverbände verzeichneten 2016 schon in den fünf ostdeutschen Ländern mindestens 1948 rechtsextreme Gewalttaten und bundesweit neun weitere Todesopfer, da der [[Anschlag in München 2016]] auch rassistisch motiviert war. Im Durchschnitt gibt es in Deutschland fünf rechte Gewalttaten täglich.&lt;ref&gt;Andrea Röpke: ''2018 Jahrbuch Rechte Gewalt.'' München 2018, S. 192.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Bundesamt für Verfassungsschutz erfasste in seinem Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2018 eine Erhöhung der Zahl rechtsextremistischer fremdenfeindlicher Gewalttaten um 6,1 % (821 gegenüber 774 Delikten 2017). Darauf entfielen 48 [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|antisemitische]] Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund (2015: 29; 2016: 31; 2017: 28).&lt;ref&gt;[https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2016.pdf Verfassungsschutzbericht 2016], PDF&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2017.pdf Verfassungsschutzbericht 2017], 24. Juli 2018, PDF, S. 25 bzw. 26.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.verfassungsschutz.de/download/vsbericht-2018.pdf |titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |werk= |hrsg=BMI |seiten=26 |datum=2019-06-27 |abruf=2019-06-28 |format=PDF&amp;nbsp;7,7&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt; Das BfV sieht diese signifikante Entwicklung im Zusammenhang mit der ''&quot;Anti-Asyl-Debatte&quot;'', Agitation gegen die ''&quot;Multikulti-Gesellschaft&quot;'' und das ''&quot;System Merkel&quot;'' zur Emotionalisierung und Mobilisierung.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=46f}}&lt;/ref&gt; Beobachtet wird eine Intensivierung der Informationsstreuung in den sozialen Medien, die Bildung von Bürgerwehren (zum Schutz vor Bedrohungen auf Basis der eigenen Argumentationen) und, bei leichter Zunahme von Kundgebungen, eine stark ansteigende Zahl von Teilnehmern (2018: 57.950 gegenüber ca. 16.400 in 2017).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=47}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei den internetbasierten Kommunikationsformen der rechtsextremen [[Propaganda]] und [[Agitation]] wird ein starker Fluktuationsgrad beobachtet, da Administratoren gelöschte Präsenzen an andere Stellen versetzen bzw. dort neu erstellen. Ein in der Szene beliebtes Format ist das Video-Weblog ([[V-Log]]) z.&amp;nbsp;B. auf [[YouTube]].&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=61}}&lt;/ref&gt; So hatte der YouTube-Kanal „[[Der Volkslehrer]]“ über 60.000 Abonnenten (Stand 24. Januar 2019), die mit verschwörungstheoretischen bzw. antisemitischen Positionen und [[Weltanschauung]]en bis hin zur [[Holocaustleugnung|Leugnung des Holocaust]] versorgt werden.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; Die [[Narrativ (Sozialwissenschaften)|Narrative]] sind die „jüdische Clique“, „Überfremdung“, „nationaler Widerstand“, „schleichendes Aussterben des deutschen Volkes“ sowie Fehlentwicklungen der Politik und der Medien, die gegen die „Patrioten“ gerichtet seien.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=62}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Neben den traditionellen Großveranstaltungen gibt es einen Trend zu Großveranstaltungen, die Musik und Redebeiträge bis hin zu Festivals kombinieren (2018: 270 gegenüber 259 in 2017).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=63}}&lt;/ref&gt; Der Bericht des BfV 2018 sieht darin auch eine &quot;spektrenübergreifende Vernetzung&quot; bis hin zu Überschneidungen mit der [[Hooligan]]-, Ultra- und [[Rocker (Subkultur)|Rockerszene]]. Auch findet eine zunehmende Vernetzung mit rechtsextremen Gruppierungen im Ausland statt. Zudem wird auf die gewachsene Bedeutung der rechtsextremen Kampfsportszene verwiesen, die Kampfsportturniere wie den „Kampf der Nibelungen“ (KdN) (seit 2013), „Schild &amp; Schwert“ oder „Jugend im Sturm“ veranstalten.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=66-67}}&lt;/ref&gt; Hingewiesen wird auch auf die Bedeutung ideologisch strategischer Diskurse der rechtsextremen Szene im Internet, Social Media und durch Druckerzeugnisse (wie „Feder und Schwert“, „Werk-Kodex“ oder „N.S. heute“).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=68ff}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Werk-Kodex legen die Autoren offen und obsessiv ihre Hauptziele dar wie folgt:&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=70}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &quot;''1. Sicherstellen des Überlebens der weißen Rasse, 2. Biologische Bewahrung subrassischer Sezifika in charakteristischen Populationen (Nordwest, Nordost, Süd), 3. Erhalt der größeren Völker und Sprachen Europas durch sekundäre Siedlungsprojekte (...)''.&quot;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=N.N. |Titel=Werk-Kodex - Das Magazin für deutsche Metapolitik und Kultur |Hrsg=Baldur Landogart |Sammelwerk=Frühling 2018 |Band=https://werk-kodex.de/ |Nummer=1 |Auflage= |Verlag= |Ort=Fretterode |Datum=2018 |ISBN= |Seiten=82f}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Schließlich werden verschiedene Formen des [[Antisemitismus]] beobachtet:<br /> <br /> * religiöser und rassistischer Antisemitismus<br /> * politischer Antisemitismus<br /> * sekundärer Antisemitismus<br /> * antizionistische Antisemitismus.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=73ff}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Da oft die persönliche Konfrontation mit jüdischen Bürgern oder Institutionen fehlt und Antisemitismus kein Alleinstellungsmerkmal des rechtsextremen Spektrums darstellt, nimmt man an, dass der Antisemitismus auch deswegen propagagiert wird, weil in Politik, Medien und Mehrheitsgesellschaft ein klarer Konsens gegen den Antisemitismus vorherrscht.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=73}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die einzige bundesweite Statistik für ''Todesopfer rechter Gewalt seit 1990'' (geführt von Opferverbänden und der [[Amadeu Antonio Stiftung]]) zählt aktuell (Juni 2019) mindestens 195 Mordopfer und 12 Verdachtsfälle.&lt;ref name=&quot;AAS-Statistik&quot;&gt;Anna Brausam: [https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/rassismus/todesopfer-rechter-gewalt/ ''Todesopfer rechter Gewalt seit 1990.''] (Stand: 28. Juni 2019)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Alle Zahlen im rechten Spektrum sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten. Die durch Ereignisse der jüngeren Vergangenheit (z. B. [[NSU-Morde]], [[Ausschreitungen in Chemnitz 2018]], [[Demonstrationen in Köthen 2018]], [[Mordfall Walter Lübcke|Mordfall Walter Lübcke 2019]] u.&amp;nbsp;a.) sensibilisierten Organe des Staates und die Intensivierung der Aufklärung beim BfV können vermutlich zukünftig rechtsextreme Straf- und Gewalttaten sehr viel genauer erfasst werden.<br /> <br /> &lt;div style=&quot;clear:left;&quot; align=&quot;left&quot;&gt;'''Todesopfer rechtsextremer Gewalt seit 1990''': {{Farblegende|#00aa00|laut Amadeu Antonio Stiftung&lt;ref name=&quot;AAS-Statistik&quot; /&gt;}}{{Farblegende|#000000|laut Bundesamt für Verfassungsschutz&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot; /&gt;}}&lt;br /&gt;<br /> {{Graph:Chart|width=500|height=150|type=line|x=1990,1991,1992,1993,1994,1995,1996,1997,1998,1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018|y1=4,10,27,15,8,4,17,10,3,12,15,10,5,14,3,6,3,3,6,1,2,2,2,0,1,0,11,1,1|y2=1,3,13,8,0,1,1,2,0,3,2,0,0,0,0,0,0,0,2,1,0,0,0,0,0,0,2,0,0|colors=#00aa00,#000000}}<br /> '''Reichsbürgerbewegung und Selbstverwalter'''<br /> &lt;/div&gt;<br /> <br /> Die [[Reichsbürgerbewegung]] (und sog. Selbstverwalter) werden erst seit 2016 gezielt beobachtet, nachdem Angehörige dieser Szene einen Mord und Schusswechsel begangen hatten, Waffenlager und Anschlagspläne entdeckt worden waren [[Polizistenmord in Georgensgmünd 2016|(siehe Polizistenmord in Georgensgmünd 2016)]]. Ihre Zahl wurde bis dahin auf bundesweit 1000, aktuell wird sie auf 18.000 geschätzt. Rund 1650 davon hatten eine [[Waffenbesitzkarte]]; 450 davon wurde diese seit November 2016 entzogen. Nur 59 von rund 750 sonstigen bewaffneten Rechtsextremisten wurde die Waffenbesitzkarte entzogen. Nur 26 Rechtsextremisten stufen die Behörden aktuell (Mai 2018) als „Gefährder“ ein (2012: 4). Zugleich führt der [[Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof|Generalbundesanwalt]] derzeit 14 Ermittlungs- oder Strafverfahren gegen rechtsterroristische Gruppen wie die [[Bürgerwehr Freital]], die [[Oldschool Society]] und [[Nordadler]]. Sie alle bildeten sich ohne feste Strukturen in den letzten Jahren und waren zuvor nicht auffällig geworden. Der Verfassungsschutz folgert daraus, dass nur wenige Gefährder den Behörden bekannt sind, weil sich Rechtsterroristen heute über das Internet selbst radikalisieren und außerhalb bestehender Gruppen für Anschläge zusammenschließen.&lt;ref&gt;Kai Biermann: [https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-05/rechtsextremismus-reichsbuerger-waffen-gefaehrder ''Rechtsextremismus: Unerkannte Bedrohung.''] In: ''Die Zeit.'' 22. Mai 2018.&lt;/ref&gt; Nach 501 untergetauchten Rechtsextremisten wird seit Dezember 2017 bundesweit gefahndet.&lt;ref&gt;Frank Jansen: [https://www.tagesspiegel.de/politik/rechtsextremismus-in-deutschland-gut-500-neonazis-leben-im-untergrund/20661716.html ''Rechtsextremismus in Deutschland: Gut 500 Neonazis leben im Untergrund.''] In: ''Der Tagesspiegel.'' 1. Dezember 2017.&lt;/ref&gt; Der Verfassungsschutzbericht erfasste im Jahre 2018 864 politisch motivierten Straftaten (2017: 911).&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=30}}&lt;/ref&gt; Zu diesen Straftaten zählten: Erpressungen, Widerstand, Nötigungen, Bedrohungen und Volksverhetzung. Die extremistischen Gewalttaten wurden 2018 insgesamt mit 160 Fällen bundesweit erfasst (2017: 130), von denen 89 alleine in Bayern registriert wurden.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> ===== Identitäre Bewegung Deutschland (IBD) =====<br /> Die [[Identitäre Bewegung|Identitäre Bewegung Deutschland]] (IDB), die im Oktober 2012 erstmals in Erscheinung trat, listet der Verfassungsschutzbericht 2018 des BfV noch als &quot;Verdachtsfall&quot; auf und schätzte die Mitgliederzahl auf 600 im Jahre ein (2017: 500).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=82ff}}&lt;/ref&gt; Im Juli 2019 stufte der Verfassungsschutz (BfV) die ''Identitäre Bewegung Deutschland'' nach dreijähriger Prüfung als klar rechtsextremistisch ein und kann sie in der Folge mit allen [[Nachrichtendienstliche Mittel|nachrichtendienstlichen Mitteln]] beobachten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Angela Pley, Pressesprecherin |url=https://www.verfassungsschutz.de/de/oeffentlichkeitsarbeit/presse/pm-20190711-bfv-stuft-ibd-als-gesichert-rechtsextremistische-bestrebung-ein |titel=Bundesamt für Verfassungsschutz stuft „IDENTITÄRE BEWEGUNG DEUTSCHLAND“ (IBD) als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein |werk=https://www.verfassungsschutz.de/de/oeffentlichkeitsarbeit/presse/pm-20190711-bfv-stuft-ibd-als-gesichert-rechtsextremistische-bestrebung-ein |hrsg=Bundesamt für Verfassungsschutz |datum=2019-07-11 |abruf=2019-09-18 |sprache=DE}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == {{Anker|Gegeninitiativen}} Bekämpfung ==<br /> {{Hauptartikel|Initiativen gegen Rechtsextremismus in Deutschland}}<br /> [[Datei:Protest anklam.JPG|mini|Initiativenbanner gegen Neonazis am Rathaus von [[Anklam]]]]<br /> <br /> === Organisationsverbote ===<br /> {{Hauptartikel|Liste in Deutschland verbotener rechtsextremer Organisationen}}<br /> <br /> Aus den Grundsätzen der [[Streitbare Demokratie|Streitbaren Demokratie]] abgeleitete Organisationsverbote ergingen seit dem SRP-Verbot von 1952 öfter gegen rechtsextreme Gruppen.&lt;ref&gt;Wolfgang Rudzio: ''Das politische System der Bundesrepublik Deutschland.'' 7. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2006, S. 36ff. und 452ff.&lt;/ref&gt; Seit 1949 wurden insgesamt 16 rechtsextreme Organisationen auf [[Bundesebene (Deutschland)|Bundesebene]] und 73 auf [[Land (Deutschland)|Landesebene]] verboten. Je 12 Mal geschah dies bisher in [[Bayern]] und [[Berlin]], noch kein Mal im [[Saarland]], in [[Sachsen-Anhalt]] und [[Thüringen]].<br /> <br /> Organisationsverbote werden oft als ungeeignet kritisiert, Rechtsextremismus zu verhindern, weil verbotene oder von einem Verbot bedrohte Organisationen sich unter anderem Namen neu gründen oder ihre Mitglieder einer anderen Organisation beitreten. Zudem könne die staatliche Verfolgung das Gruppenzusammengehörigkeitsgefühl stärken. Nicht verbotene Organisationen könne der Verfassungsschutz einfacher beobachten. Aus [[Demokratietheorie|demokratietheoretischer]] Sicht sei die Inanspruchnahme von Mitteln der Streitbaren Demokratie ein Dilemma, da sie demokratische [[Grundrechte]] beschneide.&lt;ref&gt;Hans-Gerd Jaschke: ''[http://www.bpb.de/publikationen/B7J06R,0,0,Sehnsucht_nach_dem_starken_Staat.html#art0 Sehnsucht nach dem starken Staat. Was bewirkt Repression gegen rechts?]'' In: ''[[Aus Politik und Zeitgeschichte]].'' 39/2000&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Bundesministerium des Innern verbot 2008 erstmals seit 2000 wieder zwei rechtsextreme Organisationen: den [[Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten]] und das seit den 1960er Jahren bestehende [[Collegium Humanum]].&lt;ref name=&quot;BfV-Bericht 2008&quot;&gt;Bundesministerium des Innern: {{Webarchiv|url=http://www.verfassungsschutz.de/download/de/publikationen/verfassungsschutzbericht/vsbericht_2008/vsbericht2008.pdf |wayback=20091122150822 |text=''Verfassungsschutzbericht 2008.'' }} PDF, S. 53ff.&lt;/ref&gt; Das von der Bundesregierung eingeleitete erste [[NPD-Verbotsverfahren (2001–2003)]] scheiterte ebenso wie das vom Bundesrat 2013 beantragte zweite [[NPD-Verbotsverfahren (2013–2017)]]. Das BVerfG lehnte das NPD-Verbot 2003 wegen der starken Durchsetzung der NPD-Führung mit [[V-Person]]en, 2017 wegen der mangelnden Gefährdung der Demokratie durch die NPD ab.<br /> <br /> === Opferberatung und Prävention ===<br /> Einige Initiativen engagieren sich für Minderheiten und Opfer rechtsextremer Gewalt, denen neben körperlichen und seelischen Verletzungen auch finanzielle Schäden zugefügt wurden (Opferberatung). Darüber hinaus werden auch Präventivmaßnahmen durchgeführt (z.&amp;nbsp;B. durch Informations- und Aufklärungsveranstaltungen).<br /> <br /> Dabei können räventivmaßnahmen in drei Kategorien eingeteilt werden. Unter primärer Prävention werden Maßnahmen verstanden, die bereits im Vorfeld versuchen, Rechtsextremismus zu verhindern. Sekundäre Präventionsmaßnahmen versuchen, auf Orientierungen, Einstellungen und Verhaltensweisen von Risikogruppen einzuwirken, während tertiäre Präventionen direkt mit Rechtsextremen arbeiten.&lt;ref&gt;Wolfgang Frindte, Siegfried Preiser: [http://www.bpb.de/publikationen/6JAEC2,0,Pr%E4ventionsans%E4tze_gegen_Rechtsextremismus.html ''Präventionsansätze gegen Rechtsextremismus.''] In: ''Aus Politik und Zeitgeschichte.'' 11/2007, S.&amp;nbsp;32–38, hier S.&amp;nbsp;34.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei Gegeninitiativen zum Rechtsextremismus kann zwischen staatlichen Präventions- und Repressionsmaßnahmen und [[zivilgesellschaft]]lichen Anstrengungen unterschieden werden.&lt;ref&gt;Christian Demuth: {{Webarchiv|url=http://www.spd-brandenburg.de/fileadmin/user_upload/spd-brandenburg_de/perspektive21/P21_HEFT_36.PDF |wayback=20180524151718 |text=''Was tun? Und was lassen? Erfolgsbedingungen und Hinderungsfaktoren von Initiativen gegen Rechtsextremismus.'' }} In: ''perspektive 21 – Brandenburgische Hefte für Wissenschaft &amp; Politik.'' Heft 36, Dezember 2007, S. 61f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung von Rechtsextremismus werden derzeit durch das Bundesprogramm [[Toleranz fördern – Kompetenz stärken]] des [[Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend]] sichergestellt. Ziel des Programmes ist es, ziviles Engagement, demokratisches Verhalten und den Einsatz für Vielfalt und Toleranz zu fördern.&lt;ref&gt;BMI: [https://www.demokratie-leben.de/fileadmin/content/PDF-DOC-XLS/Abschlussberichte/TFKS-Abschlussbericht.pdf ''Abschlussbericht des Bundesprogramms Toleranz fördern – Kompetenz stärken'']&lt;/ref&gt; Dafür standen bis 2014 jährlich 24 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung. Laut [[Koalitionsvertrag der 18. Wahlperiode des Bundestages]] sollen entsprechende Programme verstetigt werden. Die staatliche Förderpraxis wird unter anderem dafür kritisiert, dass sie eher kurzfristige Aktionen unterstützt und sich auf die Anschubfinanzierung von Modellprojekten konzentriert. Die Finanzierung von Gegeninitiativen müsse langfristig und strukturell gesichert werden.&lt;ref&gt;Maximilian Popp: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-110117935.html ''Frust statt Mut.'' Der Spiegel 36/2013]&lt;/ref&gt; Um zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus zu vernetzen und ihm eine größere Resonanz in der Öffentlichkeit zu verschaffen, gründeten das [[Bundesministerium des Innern]] und das [[Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz|Bundesjustizministerium]] 2000 das [[Bündnis für Demokratie und Toleranz]].&lt;ref&gt;[http://www.buendnis-toleranz.de/ ''Bündnis für Demokratie und Toleranz''] (Homepage)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu den größten Stiftungen gehören die [[Amadeu Antonio Stiftung]] und die [[Freudenberg Stiftung]]. Diese beiden stehen lokalen Aktionsbündnissen mit fachlicher Expertise beratend und mit Fördergeldern finanziell zur Seite. Bekannte zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich bundesweit gegen Rechtsextremismus engagieren, sind die [[Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage]], das [[Netz gegen Nazis]] und die [[Internationale Wochen gegen Rassismus|Internationalen Wochen gegen Nazismus]]. Zur direkten Unterstützung der Opfer rechter Gewalt haben sich die [[Aktion Noteingang]] und der [[Opferfonds Cura]] auf Bundesebene etabliert. Der Opferfonds arbeitet eng mit den lokalen Opferberatungen zusammen. [[EXIT Deutschland]] ist das bekannteste Aussteigerprogramm für Rechtsextremisten.<br /> <br /> === Rechtsextremismus-Datei ===<br /> Insbesondere in der Nachbereitung der „Ceska“-Morde bzw. der Morde des „[[Nationalsozialistischer Untergrund#Rezeption|Zwickauer Trios]]“ habe sich nicht ein Defizit an der Informationsbeschaffung, sondern am Informationsfluss und der Informationsbewertung durch die einzelnen Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern gezeigt.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kampf-gegen-rechtsextremismus-bund-und-laender-einigen-sich-auf-zentrale-neonazi-datei-a-798574.html ''Kampf gegen Rechtsextremismus: Bund und Länder einigen sich auf zentrale Neonazi-Datei.''] In: ''[[Der Spiegel]].'' 18. November 2011.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Christian Rath: [https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/innenausschuss-verhandelt-nazi-datei-rechtsextremismus-zwickauer-trio-nsu-verfassungsschutz-polizei/ ''Nazi-Datei von Polizei und Geheimdiensten: Getrennt sammeln, gemeinsam nutzen''] [[Legal Tribune Online|LTO]], 23. Mai 2012.&lt;/ref&gt; Die Erkenntnisse, die das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]], ein [[Landeskriminalamt (Deutschland)|Landeskriminalamt]] oder weitere beteiligte Polizeibehörden nach dem [[Rechtsextremismus-Datei-Gesetz]] vom 20. August 2012 gewinnen, dürfen an die das strafrechtliche Ermittlungsverfahren führende Staatsanwaltschaft übermittelt werden, wenn diese Behörden auf deren Ersuchen oder in deren Auftrag gehandelt haben. Diese kann die übermittelten Daten für Zwecke des Strafverfahrens nutzen.&lt;ref&gt;[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/086/1708672.pdf ''Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Rechtsextremismus.''] BT-Drs. 17/8672, 13. Februar 2012, S. 19.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ursachen ==<br /> === Forschung ===<br /> In Deutschland gibt es keine besondere Wissenschaftsdisziplin zur Erforschung von Rechtsextremismus. Dieser wird in verschiedenen Fachbereichen, aber nicht interdisziplinär erforscht. Die meisten Forschungsbeiträge seit 1990 stammen aus den [[Sozialwissenschaften]], weniger aus der [[Politikwissenschaft]].&lt;ref&gt;Christoph Kopke, Wolfgang Kühnel (Hrsg.): ''Demokratie, Freiheit und Sicherheit: Festschrift zum 65. Geburtstag von Hans-Gerd Jaschke.'' Nomos, 2017, ISBN 978-3-8487-4368-1, S. 142. [https://books.google.de/books?id=MSJJDwAAQBAJ&amp;pg=PA142 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Forschungsbeiträge zum Thema untersuchen mit verschiedenen methodischen Ansätzen etwa Sozialisationsbedingungen, Ausbildungs- und Arbeitssituation von Rechtsextremisten, die Entwicklung rechtsextremer Straftaten oder das Wahlverhalten.&lt;ref&gt;Gero Neugebauer: {{Webarchiv | url=http://www.extremismus.com/texte/ext1.pdf | wayback=20070224124448 | text=''Extremismus – Rechtsextremismus – Linksextremismus: Einige Anmerkungen zu Begriffen, Forschungskonzepten, Forschungsfragen und Forschungsergebnissen.''}} In: Wilfried Schubarth, Richard Stöss (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland – Eine Bilanz''. Opladen 2001, S. 6ff. (PDF; 24&amp;nbsp;KB)&lt;/ref&gt; Der Gegenstandsbereich wird in Mikro- und Makrophänomene sowie ''Ideologie'' unterschieden. Auf der Mikroebene werden [[Einstellung (Psychologie)|Einstellung]] und [[Verhalten]], auf der Makroebene unorganisierte [[Subkultur]]en und Organisationen (Parteien, Verbände, Verlage usw.) unterschieden.&lt;ref&gt;Marc Brandstetter: ''Die NPD im 21. Jahrhundert. Eine Analyse ihrer aktuellen Situation, ihre Erfolgsbedingungen und Aussichten.'' Tectum, Marburg 2006, S. 27ff.&lt;/ref&gt; Auch eine Unterscheidung nach den Erklärungsmodellen für Rechtsextremismus ist üblich, darunter ''faschismus-'', ''sozialisations-'' sowie ''modernisierungstheoretische'' Ansätze.&lt;ref&gt;Christian Seipel, Susanne Rippl: ''Ansätze der Rechtsextremismusforschung – Ein empirischer Theorienvergleich.'' In: ''Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation.'' Heft 3/2000, S. 303–318; Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus. Eine kritische Bestandsaufnahme nach der Wiedervereinigung.'' Bouvier, Bonn 1993, ISBN 3-416-02435-4, S. 202–227.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Extremismusforschung ist stark von der [[Totalitarismus]]-Theorie geprägt und finanziell wie institutionell mit den Innenministerien der Bundesländer verbunden. Ihre Abhängigkeit von Staatsbehörden, ihr Demokratiebegriff und ihre Klassifikation unterschiedlicher Phänomene werden oft kritisiert. Seit 2011 werfen einige Wissenschaftler ihr verstärkt eine Ausblendung rechtsextremer Strukturen vor, die für die Nichtentdeckung des NSU mitverantwortlich gewesen sei. Die Extremismustheorie erfasse vor allem nicht angemessen die Überlappung zwischen Positionen der vermeintlichen Gesellschaftsmitte und der radikalen Rechten.&lt;ref&gt;Juliane Karakayah, Doris Liebscher, Carl Melchers, Cagri Kahveci: ''Der NSU-Komplex und die Wissenschaft.'' In: Juliane Karakayali und andere (Hrsg.): ''Den NSU-Komplex analysieren: Aktuelle Perspektiven aus der Wissenschaft.'' transcript, 2017, ISBN 978-3-8376-3709-0, S. 23f. [https://books.google.de/books?id=kx4sDwAAQBAJ&amp;pg=PA23 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Faschismustheorien ===<br /> Der [[Faschismustheorie|faschismustheoretische]] Ansatz versucht, Rechtsextremismus als Reaktion des kapitalistischen Systems auf Krisensituationen zu interpretieren. Dieser vom [[Marxismus]] inspirierte Ansatz sieht im Faschismus eine verschärfte Form der Ausübung „bürgerlicher Herrschaft“, welche im Angesicht ökonomischer Krisen politische Freiheiten zu Gunsten der Wirtschaft einschränkt. Dieser Ansatz wurde lange Zeit in der Politikwissenschaft diskutiert, verlor aber einen Großteil seiner Erklärungskraft mit dem Aufkommen des Rechtsextremismus in den Gesellschaften der aus dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus hervorgegangenen Länder.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus. Eine kritische Bestandsaufnahme nach der Wiedervereinigung''. Bouvier, Bonn 1993, ISBN 3-416-02435-4, S.&amp;nbsp;202&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Sozialisationstheorien ===<br /> Rechtsextreme Einstellungen als wesentliche Persönlichkeitsmerkmale eines [[Autoritärer Charakter|autoritären Charakters]] sind die Grundvorstellung weiterer Veröffentlichungen des IfS.&lt;ref&gt;Christopher Vogel: [http://docplayer.org/22813179-Universitaet-kassel-fachbereich-sozialwesen-mobile-beratungsteams-gegen-rechtsextremismus-ein-ostdeutsches-konzept-fuer-westdeutschland.html ''Mobile Beratungsteams gegen Rechtsextremismus. Ein ostdeutsches Konzept für Westdeutschland?''] Diplomarbeit. 2006, S. 27.&lt;/ref&gt; [[Helmut Willems]] bestätigte die Annahme, dass eine ethnozentrische Einstellung nur Teil eines umfassenden Bündels ist, in dem die Geschlechterrolle eine große Rolle spielt und männlicher [[Chauvinismus]], Gewalt gegen Frauen und Homosexuelle, [[Unterdrückung|Repression]] und hohe Erwartungen an Führungspersonen miteinander konvergieren.&lt;ref&gt;Helmut Willems: ''Fremdenfeindliche Gewalt. Einstellungen – Täter – Konflikteskalation.'' Opladen 1993.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Rechtsextremismusexperte [[David Begrich]] spricht von einer „''Generation [[Ausschreitungen in Hoyerswerda|Hoyerswerda]]''“, von der „die Fundamente für den heutigen Rassismus und Rechtsextremismus […] gelegt“ worden seien. In Bezug auf Ostdeutschland hätten sich „stabile und sich bis heute reproduzierende rechte Milieus“ entwickelt. Wer damals randaliert und Migranten angegriffen habe, teile „die kollektive biographische Erfahrung, seinen rassistischen Auffassungen mittels Gewalt nicht nur Gehör verschafft, sondern vielerorts auch zum Durchbruch verholfen zu haben.“ Heute seien diese Personen nicht mehr als Gewaltakteure aktiv, gäben jedoch „als Eltern […] Einstellungen und Haltungen an jene Generation weiter, die nun auf der Straße handelt“.&lt;ref&gt;[http://faktenfinder.tagesschau.de/inland/rechtsextremismus-sachsen-101.html ''Hochburg des Rechtsextremismus.''] faktenfinder.tagesschau.de, 28. August 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Modernisierungstheorien ===<br /> Ansätze, die den Rechtsextremismus als Reaktion auf soziale Umbrüche, [[Individualisierung]] und [[Orientierungslosigkeit]] erklären, werden als [[Modernisierungstheorie|modernisierungstheoretische]] Ansätze bezeichnet. Ihr prominentester, aber auch umstrittenster Vertreter ist [[Wilhelm Heitmeyer]].&lt;ref name=&quot;Holtmann&quot;&gt;Elisabeth Holtmann: ''[http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/1067/pdf/Potsdamer_Beitrag_Nr._12.pdf Sozialwissenschaftliche Erklärungsansätze zum Thema „Gewalt und Fremdenfeindlichkeit“.]'' (PDF; 217&amp;nbsp;kB). In: Dieter Holtmann (Hrsg.): ''Potsdamer Beiträge zur Sozialforschung.'' Nr.&amp;nbsp;12, Oktober 2001, S.&amp;nbsp;1&amp;nbsp;ff.&lt;/ref&gt; Dieser vertritt eine [[Desintegration]]stheorie, nach der besonders unorganisierte Jugendliche als „Modernisierungsopfer“ gelten, die im raschen gesellschaftlichen Wandel nicht mithalten können und dies mit rechtsextremer Gewalt zu verarbeiten suchen. Dabei bezieht sich Heitmeyer auf die Analyse von [[Ulrich Beck]], der die Bundesrepublik als [[Risikogesellschaft]] beschrieb, die traditionelle Bindungen, Kollektive und Milieus immer mehr auflöse, Lebensrisiken immer mehr dem Einzelnen zuweise und ihn damit immer stärker überfordernden Ohnmachtserfahrungen aussetze. Hier können rechtsextreme Ideologien – Heitmeyer spricht von Ideologien der Ungleichwertigkeit – mit einfachen Scheinlösungen greifen, die die Komplexität des Lebens reduzieren, Fremde und Schwächere als Sündenböcke darstellen und somit die Gewaltbereitschaft gegenüber solchen Gruppen erhöhen. Heitmeyer prägte für diese Einstellungen den Begriff der „[[Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit|gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit]]“.&lt;ref name=&quot;Holtmann&quot; /&gt; Kritiker weisen darauf hin, dass der Modernisierungsopfer-Ansatz in empirischen Untersuchungen wenig Bestätigung findet und sich bei Menschen mit rechtsextremen Einstellungen eher eine voluntaristische Verweigerungshaltung gegenüber moderner Reflexivität ausmachen lässt.&lt;ref&gt;Norbert Götz: [https://www.researchgate.net/publication/305055729 ''Modernisierungsverlierer oder Gegner der reflexiven Moderne? Rechtsextreme Einstellungen in Berlin.''] In: ''Zeitschrift für Soziologie.'' 26, Nr.&amp;nbsp;6, 1997, S.&amp;nbsp;393–413.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Empirische Sozialforschung ===<br /> Die empirische Sozialforschung gliedert rechtsextreme Einstellungen heute in unterschiedliche politische und soziale Felder auf. So verwendet eine repräsentative Studie der [[Friedrich-Ebert-Stiftung]] zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland folgende Einstellungsmuster:<br /> * Befürwortung einer rechtsgerichteten Diktatur,<br /> * [[Chauvinismus]],<br /> * [[Fremdenfeindlichkeit|Ausländerfeindlichkeit]],<br /> * [[Antisemitismus]],<br /> * [[Sozialdarwinismus]],<br /> * Verharmlosung sowie Rechtfertigung des Nationalsozialismus ([[Geschichtsrevisionismus]])&lt;ref&gt;Oliver Decker, Elmar Brähler, Norman Geißler: {{Webarchiv |url=http://www.fes.de/rechtsextremismus/pdf/Vom_Rand_zur_Mitte.pdf |text=''Vom Rand zur Mitte. Rechtsextreme Einstellungen und ihre Einflussfaktoren in Deutschland.'' |wayback=20090617123528 }} (PDF; 749&amp;nbsp;kB) Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2006, ISBN 3-89892-566-8, S.&amp;nbsp;20&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weiterführende Informationen ==<br /> === Siehe auch ===<br /> {{Portal|Rechtsextremismus}}<br /> <br /> === Literatur ===<br /> '''Nachschlagewerke und Handbücher'''<br /> * [[Thomas Grumke]] (Hrsg.): ''[[Handbuch Rechtsradikalismus]]. Personen, Organisationen, Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft.'' Leske + Budrich, Opladen 2002, ISBN 3-8100-3399-5.<br /> * [[Jens Mecklenburg]] (Hrsg.): ''Handbuch Deutscher Rechtsextremismus.'' Elefanten-Press, Berlin 1996, ISBN 3-88520-585-8.<br /> * Astrid Lange: ''Was die Rechten lesen. Fünfzig rechtsextreme Zeitschriften. Ziele, Inhalte, Taktik.'' Beck, München 1993, ISBN 3-406-37404-2.<br /> * Kurt Hirsch: ''Rechts von der Union. Personen, Organisationen, Parteien seit 1945. Ein Lexikon.'' Knesebeck &amp; Schuler, München 1989, ISBN 3-926901-22-5.<br /> * [[Kommunistischer Bund]] (Hrsg.): ''Wer mit wem? Braunzonen zwischen CDU/CSU und Neonazis. Ein Nachschlagewerk für Antifaschisten.'' Buntbuch, Hamburg 1981, ISBN 3-88653-002-7.<br /> <br /> '''Allgemein'''<br /> * [[Heike Kleffner]], Anna Spangenberg (Hrsg.): ''Generation Hoyerswerda.'' be.bra, Berlin 2016, ISBN 978-3-89809-127-5.<br /> * [[Gideon Botsch]]: ''Die extreme Rechte in der Bundesrepublik 1949 bis heute.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-23832-3.<br /> * Oliver Decker, [[Elmar Brähler]]: [http://library.fes.de/pdf-files/do/05864.pdf ''Bewegung in der Mitte – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2008 mit einem Vergleich von 2002 bis 2008 und der Bundesländer.''] Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2008, ISBN 978-3-86872-002-0 (PDF)<br /> * Andreas Klärner, Michael Kohlstruck (Hrsg.): ''Moderner Rechtsextremismus in Deutschland.'' [[Hamburger Edition]], Hamburg 2006, ISBN 3-936096-62-7.<br /> * [[Armin Pfahl-Traughber]]: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 4. aktualisierte Auflage, Beck, München 2006, ISBN 3-406-47244-3.<br /> * Richard Stöss: [http://library.fes.de/pdf-files/ostdeutschland/02930.pdf ''Rechtsextremismus im Wandel.''] Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2005, ISBN 3-89892-392-4 (PDF; 917&amp;nbsp;KB).<br /> * [[Steffen Kailitz]]: ''Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Einführung.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14193-7.<br /> * [[Christoph Butterwegge]]: ''Rechtsextremismus.'' Herder, Freiburg 2002, ISBN 3-451-05229-6.<br /> * Hans-Gerd Jaschke: ''Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Begriffe, Positionen, Praxisfelder.'' 2. Auflage. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-531-32679-1.<br /> * Jürgen R. Winkler: ''Rechtsextremismus. Gegenstand – Erklärungsansätze – Grundprobleme.'' In: Wilfried Schubarth, Richard Stöss (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz.'' Leske + Budrich, Opladen 2001, ISBN 3-8100-3115-1 ({{Webarchiv | url=http://www.extremismus.com/texte/rex4.pdf | wayback=20080517050955 | text=Volltext}}, PDF, 26&amp;nbsp;KB).<br /> * [[Richard Stöss]]: [http://www.fes.de/pdf-files/ostdeutschland/00887.pdf ''Rechtsextremismus im vereinten Deutschland.''] 3. überarbeitete Auflage, Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2000, ISBN 3-86077-940-0 (PDF; 795&amp;nbsp;KB).<br /> * [[Uwe Backes]], [[Eckhard Jesse]]: ''Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland.'' 4., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Neuausgabe. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1996, ISBN 3-89331-260-9.<br /> * Peter Dudek, Hans-Gerd Jaschke: ''Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Zur Tradition einer besonderen politischen Kultur.'' Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 1984, ISBN 3-531-11668-1 (Band I), ISBN 3-531-11705-X (Band II).<br /> <br /> '''Einzelbereiche'''<br /> * [[Matthias Meisner]], [[Heike Kleffner]] (Hrsg.): ''Extreme Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz'', Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, ISBN 978-3-451-38561-2.<br /> * [[Gorch Pieken]], Matthias Rogg (Hrsg.): ''Rechtsextreme Gewalt in Deutschland 1990–2013.'' Sandstein, Dresden 2013, ISBN 978-3-95498-014-7.<br /> * [[Patrick Gensing]]: ''Terror von rechts. Die Nazi-Morde und das Versagen der Politik.'' Rotbuch, Berlin 2012, ISBN 978-3-86789-163-9.<br /> * Andreas Böttger und andere (Hrsg.): ''Opfer rechtsextremer Gewalt.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14692-0.<br /> * Stefan Borrmann: ''Rechte Jugendcliquen.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14823-0.<br /> * Ludger Klein: [http://e-diss.uni-kiel.de/diss_1181/d1181.pdf ''Rechtsextremismus und kollektive Identität. Eine sozialpsychologische Studie über „Die Republikaner“ und die „Junge Freiheit“.''] Universität Kiel, Kiel 2003 (PDF; 3,1&amp;nbsp;MB)<br /> * [[Jens-Fietje Dwars]], Mathias Günther: ''Das braune Herz Deutschlands? Rechtsextremismus in Thüringen.'' Quer, Jena 2001, ISBN 3-935787-02-2.<br /> * [[Thomas Pfeiffer (Sozialwissenschaftler)|Thomas Pfeiffer]]: [http://d-nb.info/96222281x/34 ''Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts.''] Ruhr-Universität, Bochum 2000 (PDF; 2,5&amp;nbsp;MB).<br /> * [[Helmut Reinalter]], Franko Petri, Rüdiger Kaufmann (Hrsg.): ''Das Weltbild des Rechtsextremismus.'' StudienVerlag, Innsbruck 1998, ISBN 3-7065-1258-0.<br /> * [[Wilhelm Heitmeyer]] und andere: ''Die Bielefelder Rechtsextremismusstudie. Erste Langzeituntersuchung zur politischen Sozialisation männlicher Jugendlicher.'' 2. Auflage. Juventa, Weinheim 1993, ISBN 3-7799-0422-5.<br /> <br /> '''Rechtsextreme Parteien'''<br /> * Robert Ackermann: ''Warum die NPD keinen Erfolg haben kann – Organisation, Programm und Kommunikation einer rechtsextremen Partei''. Budrich, Opladen 2012, ISBN 978-3-86388-012-5.<br /> * Uwe Hoffmann: ''Die NPD: Entwicklung, Ideologie und Struktur''. Lang, Frankfurt 1999.<br /> <br /> '''Bekämpfung'''<br /> * Friedrich Burschel, Uwe Schubert, Gerd Wiegel (Hrsg.): ''„Der Sommer ist vorbei…“: Vom „Aufstand der Anständigen“ zur „Extremismusklausel“: Beiträge zu 13 Jahren „Bundesprogramme gegen Rechts“.'' Edition Assemblage, Münster 2013, ISBN 978-3-942885-61-4.<br /> * Bettina Pauli, Andreas Klärner, [[Dietmar Molthagen]]: ''Lern- und Arbeitsbuch gegen Rechtsextremismus. Handeln für Demokratie.'' Dietz, Bonn 2008, ISBN 978-3-8012-0381-8.<br /> * Viola Georgi, Hauke Hartmann, Britta Schellenberg, Michael Seberich (Hrsg.): ''Strategien gegen Rechtsextremismus, Band 2: Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis.'' Bertelsmann, Gütersloh 2005, ISBN 3-89204-719-7.<br /> * Amadeu Antonio Stiftung: [http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/tagnavigator/?t=Rechtsextremismus&amp;tp= Themenauswahl Rechtsextremismus]<br /> * Institut für Information und Dokumentation (Hrsg.): ''[[Blick nach Rechts]]. Aufklärung über rechtsextreme Aktivitäten.'' Berliner vorwärts Verlagsgesellschaft, Berlin.<br /> * Eckhard Jesse, Uwe Backes (Hrsg.): ''[[Jahrbuch Extremismus und Demokratie]].'' Nomos, Baden-Baden.<br /> * ''[[Der Rechte Rand]]. Informationen von und für AntifaschistInnen.'' Der Rechte Rand GbR, Hannover.<br /> <br /> ; Verbote<br /> * Michal Goldbach (Hrsg.): ''Mit juristischen Waffen gegen Rechts. Zur Wirksamkeit von Partei- und Versammlungsverboten.'' Evangelische Akademie Hofgeismar, Hofgeismar 2003, ISBN 3-89281-234-9.<br /> * Lars Oliver Michaelis: ''Politische Parteien unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes. Die Streitbare Demokratie zwischen Toleranz und Abwehrbereitschaft.'' Nomos, Baden Baden 2000, ISBN 3-7890-6695-8.<br /> <br /> === Weblinks ===<br /> <br /> ; Verbote<br /> * {{Internetquelle |url=https://www.verfassungsschutz.de/download/broschuere-2018-10-rechtsextremismus-symbole-zeichen-und-verbotene-organisationen.pdf |titel=Rechtsextremismus: Symbole, Zeichen und verbotene Organisatinen |hrsg=Bundesamt für Verfassungsschutz |datum=2018-10 |abruf=2019-06-13 |abruf-verborgen=1 |format=PDF&amp;nbsp;1,6&amp;nbsp;MB |kommentar=Mit zahlreichen Abbildungen}}<br /> * Elhakam Sukhni: ''[https://ramsa-deutschland.org/sites/default/files/sites/default/files/formulare/lagebericht_rechtspopulismus_2015.pdf Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Deutschland - Ein Lagebericht]'' (PDF), RAMSA e.V. (Hrsg.), Köln 2015<br /> *Hans-Gerd Jaschke: [http://www.bpb.de/publikationen/B7J06R,0,0,Sehnsucht_nach_dem_starken_Staat.html#art0 ''Sehnsucht nach dem starken Staat. Was bewirkt Repression gegen rechts?''] In: ''Aus Politik und Zeitgeschichte.'' 39, 2000, {{ISSN|0479-611X}}, S. 22–29.<br /> * [http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/media_fast/4055/Verbotene%20rechtsextr%20Org_Juli_14.pdf Verbotene rechtsextremistische Organisationen (Stand: 24. Juli 2014)] (PDF-Datei; 28&amp;nbsp;kB)<br /> * [http://www.verfassungsschutz.de/de/publikationen/verfassungsschutzbericht/ Übersicht über Verfassungsschutzberichte des Bundesamtes für Verfassungsschutz]<br /> * [http://www.verfassungsschutz.de/de/service/landesbehoerden Liste über Verfassungsschutzbehörden der einzelnen Bundesländer, dort können die jeweiligen Landesverfassungsschutzberichte eingesehen werden]<br /> * Christian Spiegelberg: ''[http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/debatte/kommentare/was-bringen-vereinsverbote-9687/ Was bringen Vereinsverbote zur Bekämpfung von Rechtsextremismus?]'', auf: ''mut-gegen-rechte-gewalt.de'', 23. September 2010.<br /> <br /> * [[Spiegel TV]] / [[ZDFinfo]]: [[Die neuen Nazis]] – Von der NPD-Gründung bis zu den NSU-Morden. Vierteilige Dokumentationsreihe, [https://www.youtube.com/watch?v=ycWB4mpnqtI Teil&amp;nbsp;1: Vor der Wende], [https://www.youtube.com/watch?v=nzNeKLrBQuo Teil&amp;nbsp;2: Wendezeit], [https://www.youtube.com/watch?v=1-dcxVtEzh8 Teil&amp;nbsp;3: Internationale Netze], [https://www.youtube.com/watch?v=eCQKk4rnDmc Teil&amp;nbsp;4: Nationalsozialistischer Untergrund]. Deutschland 2013.<br /> * [http://www.fes.de/rechtsextremismus/inhalt/mat.htm Friedrich-Ebert-Stiftung: Projekte und Studien zum Rechtsextremismus]<br /> * [http://aktuell.nationalatlas.de/rechtsextremismus-06_06-2009-0-html/ Rechtsextremismus auf Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland]<br /> * [http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/ „Mut gegen rechte Gewalt“]<br /> * [http://www.ida-nrw.de/ Homepage des IDA-NRW]<br /> * [http://service.tagesspiegel.de/opfer-rechter-gewalt/ Tagesspiegel: Todesopfer rechter Gewalt (interaktive Grafik)]<br /> * [http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/ Website der Amadeu Antonio Stiftung mit Projekten und Förderungsangeboten]<br /> * [http://www.swr.de/report/dossiers/rechter-terror-in-deutschland-dossier/-/id=8246696/cf=42/did=8889134/nid=8246696/1a50pxf/index.html Dossier des SWR zum Thema Rechtsextremismus in Deutschland]<br /> * {{Internetquelle |autor=Rainer Fromm, Christian Twente, Udo Frank |url=https://www.youtube.com/watch?v=TXFQ2B4fPHs |titel=Die Blutspur – Rechter Terror in Deutschland |werk=[[ZDF-History]] |hrsg=[[ZDFmediathek]] |datum=2017-09-06 |abruf=2019-06-28 |abruf-verborgen=1 |format=Video |sprache=de |kommentar=[https://www.zdf.de/dokumentation/zdf-history/die-blutspur---rechter-terror-in-deutschland-100.html Original Begleittext ZDF], Video war dort verfügbar bis 11.&amp;nbsp;August 2018, jetzt YouTube}}<br /> <br /> === Einzelnachweise ===<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Rechtsextremismus in Deutschland| ]]<br /> [[Kategorie:Gesellschaft (Deutschland)]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rechtsextremismus_in_der_Bundesrepublik_Deutschland&diff=196838130 Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland 2020-02-15T13:55:49Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Anführungszeichen könnten falsch verstanden werden</p> <hr /> <div>'''[[Rechtsextremismus]]''' (auch: '''extreme Rechte''', '''Rechtsradikalismus''', '''Neofaschismus'''; Selbstbezeichnung meist '''nationale Rechte''') '''in der Bundesrepublik [[Deutschland]]''' umfasst politische Bestrebungen, Personen und Organisationen, die [[Rassismus]], [[Nationalismus]], [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|Antisemitismus]], [[Fremdenfeindlichkeit]], [[Islamfeindlichkeit]] und weitere [[Diskriminierung]]en vertreten. Diese werden als [[gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit]] zusammengefasst, die bestimmten Menschengruppen die [[Menschenrechte]] abspricht und sie aus einer ethnisch oder rassisch verstandenen deutschen [[Volksgemeinschaft]] ausschließt. Sie richtet sich damit gegen die [[freiheitliche demokratische Grundordnung]] (FDGO) dieses Staates. Besonderheiten in den [[Neue Länder|Neuen Bundesländern]] werden dabei auch aus dem früheren [[Rechtsextremismus in der DDR]] erklärt. Laut [[Verfassungsschutzbericht]] 2018 gibt es 24.100 Rechtsextremisten in Deutschland.&lt;ref&gt;{{cite web | url= https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/zahlen-und-fakten-rechtsextremismus/rechtsextremistisches-personenpotenzial-2018| title= Zahlen und Fakten – Rechtsextremistisches Personenpotenzial (Gesamtübersicht)| accessdate=2020-01-26 | publisher= Bundesamt für Verfassungsschutz, Deutschland| archiveurl= | archivedate= | quote= | offline= }} Anmerkung: Das Personenpotenzial rechtsextremistischer Ausländerorganisationen (z.&amp;nbsp;B. [[Graue Wölfe]]) ist in dieser Zahl nicht enthalten.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Hauptmerkmale ==<br /> {{Hauptartikel|Rechtsextremismus#Begriff}}<br /> <br /> Der Begriff „Rechtsextremismus“ fehlt im [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland]], wurde aber aus den darin verankerten Grundsätzen der „[[Streitbare Demokratie|wehrhaften Demokratie]]“ abgeleitet, die einen Teilentzug von [[Grundrechte]]n und Organisationsverbote unter Umständen erlauben. Das [[Bundesverfassungsgericht]] (BVerfG) verbot 1952 die [[Sozialistische Reichspartei]] (SRP) und 1956 die [[Kommunistische Partei Deutschlands]] (KPD). Seitdem bezeichnete der bundesdeutsche [[Verfassungsschutz]] politische Bestrebungen, die sich gegen den Grundbestand der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ richten, als „[[Radikalismus]]“, seit 1974 als „[[Extremismus]]“. Diesen definiert er juristisch vor allem als aktive, auf die Beseitigung der bestehenden Gesellschaftsordnung zielende Demokratiefeindlichkeit. Als besondere ideologische Merkmale des Rechtsextremismus nennen Verfassungsschutzberichte vor allem Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und [[Autoritarismus]].<br /> <br /> Demnach bewerten Rechtsextremisten Menschen nach ihrer Zugehörigkeit zu einer „[[Rasse]]“, „[[Ethnie]]“ oder „[[Nation]]“ und sprechen bestimmten Gruppen damit die [[Menschenwürde]] und grundlegende Menschenrechte ab. Stattdessen streben sie eine ethnisch oder rassisch homogene „Volksgemeinschaft“ in einem autoritären Staatssystem an, das von einem einheitlichen [[Führerprinzip|Führerwillen]] gelenkt werden soll, so dass keine [[Gewaltenteilung]], demokratische Teilhabe und Machtkontrolle mehr notwendig seien.&lt;ref&gt;Adrienne Krappidel: ''Verhalten rechtsextremer und demokratischer Kommunalpolitiker: Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung von Wählergemeinschaften und Parteien.'' Springer, Wiesbaden 2016, S. 16–18. [https://books.google.de/books?id=LNO9CwAAQBAJ&amp;pg=PA16 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit den 1970er Jahren kritisierte die bundesdeutsche Forschung Mängel dieser Behördendefinition. Sie erlaube keine Analyse politischer Entwicklungen und erfasse nicht die Vielfalt rechter Strömungen, Bevölkerungsstimmungen, die Übergänge zwischen Rechtsextremismus und [[Rechtskonservatismus]] und den historischen Wandel der gesellschaftlichen „Mitte“.&lt;ref&gt;Hans-Gerd Jaschke: ''Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Zur Tradition einer besonderen politischen Kultur. Band 1.'' Springer, Wiesbaden 1984, S. 21ff. [https://books.google.de/books?id=1D6bBgAAQBAJ&amp;pg=PA21 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; So galt etwa der [[Vertragsrevisionismus]] der Weimarer Republik als gemäßigt und war mehrheitsfähig. Nach der heutigen Definition wäre er rechtsextrem. „Was als Rechtsextremismus gilt, unterliegt gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Diskursen und Kräfteverhältnissen.“&lt;ref&gt;Andreas Klärner, Michael Kohlstruck: ''Moderner Rechtsextremismus in Deutschland.'' Bonn 2006, S. 14.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das [[Bundesamt für Verfassungsschutz]] hat seinen Merkmalkatalog für Rechtsextremismus jedoch kaum verändert. Seine aktuelle (2018) Definition lautet: {{&quot;|Unter Rechtsextremismus werden Bestrebungen verstanden, die sich gegen die im Grundgesetz konkretisierte fundamentale [[Gleichheit]] der Menschen richten und die universelle Geltung der Menschenrechte ablehnen. Rechtsextremisten sind Feinde des demokratischen Verfassungsstaates, sie haben ein autoritäres Staatsverständnis, das bis hin zur Forderung nach einem nach dem Führerprinzip aufgebauten Staatswesen ausgeprägt ist. Das rechtsextremistische Weltbild ist geprägt von einer Überbewertung ethnischer Zugehörigkeit, aus der u.&amp;nbsp;a. Fremdenfeindlichkeit resultiert. Dabei herrscht die Auffassung vor, die Zugehörigkeit zu einer Ethnie, Nation oder ‚Rasse‘ bestimme den Wert eines Menschen. Offener oder immanenter Bestandteil aller rechtsextremistischen Bestrebungen ist zudem der Antisemitismus. Individuelle Rechte und gesellschaftliche Interessenvertretungen treten zugunsten kollektivistischer ‚volksgemeinschaftlicher‘ Konstrukte zurück (Antipluralismus).}}&lt;ref&gt;Verfassungsschutz.de: [https://www.verfassungsschutz.de/de/service/glossar/_lR#rechtsextremismus Glossar ''Rechtsextremismus'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die am Extremismusbegriff orientierte Forschung bestätigt diese Merkmale. Die „Ideologie der Ungleichheit“, die aus Unterschieden zwischen Menschen verschiedene Wertigkeiten und Rechtsansprüche ableitet, gilt als entscheidende Gemeinsamkeit aller Rechtsextremisten und Hauptunterschied zum [[Linksextremismus]].&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 3. Auflage. Beck, München 2001, S. 11–16.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im deutschen Rechtsextremismus werden drei nicht trennbare Bereiche unterschieden:<br /> * parlamentarisch orientierte Parteien;<br /> * handlungsorientierte [[Neonazismus|Neonazis]], darunter Jugendgruppen rechtsextremer Parteien, [[Kameradschaft]]en, rechtsextreme [[Skinhead]]s, rechtsextreme [[Hooligan]]s und [[Rechtsterrorismus|rechtsterroristische Gruppen]];<br /> * eine intellektuelle [[Neue Rechte]] mit eigenen Medien, Verlagen, Instituten und Netzwerken.<br /> <br /> In Bezug auf die [[Rechtslage Deutschlands nach 1945]] unterscheiden sich ''Alte'' und ''Neue Rechte'': Die ''Alte Rechte'' sieht die Bundesrepublik als völkerrechtlich identisch mit dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] an und bezieht sich positiv auf Herrschaftsmethoden und Ideologie des [[Nationalsozialismus]]. Sie verharmlost den [[NS-Staat]] oder verherrlicht ihn als Vorbild und [[Holocaustleugnung|leugnet den Holocaust]]. Die ''Neue Rechte'' dagegen erkennt die Bundesrepublik als [[Nachfolgestaat]] des Deutschen Reichs an und versucht, in diesem Rahmen neue politische Konzepte zu finden. Ihre Vertreter greifen Ideen der [[Konservative Revolution|Konservativen Revolution]] aus der [[Weimarer Republik]] auf und relativieren den [[Holocaust]] und andere NS-Verbrechen.&lt;ref name=&quot;Stöss 2000&quot;&gt;Richard Stöss: [http://library.fes.de/pdf-files/ostdeutschland/00887.pdf ''Rechtsextremismus im vereinten Deutschland.''] Berlin 2000, S. 36 ff.; [[Everhard Holtmann]] (Hrsg.): ''Polit-Lexikon'', München 2000, S. 573f. [https://books.google.de/books?id=eq8FCgAAQBAJ&amp;pg=PA573 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Beide Strömungen knüpfen an den deutschen [[Militarismus]] an.<br /> <br /> Die rechtsextremen Parteien vertreten stärker einen reaktionären großdeutschen Nationalismus, erstreben einen autoritären [[Nationalstaat]], wollen [[Pluralismus (Politik)|Pluralismus]] und Gewaltenteilung einschränken und konkurrieren miteinander. Die Neonazis vertreten den Rassismus der [[White Supremacy]] und arbeiten oft länderübergreifend zusammen. Sie orientieren sich teils am Vernichtungsantisemitismus [[Adolf Hitler]]s, teils am sogenannten „linken“, „sozialrevolutionären“ Flügel der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] um den [[Sturmabteilung|SA-Gründer]] [[Ernst Röhm]] und die Brüder [[Otto Strasser|Otto]] und [[Georg Strasser]], die gegen Hitler unterlagen. Diese Teilung ist eine deutsche Besonderheit; sie hinderte deutsche Neonazis nicht, gemeinsame Aktionen zum 100. „[[Führergeburtstag]]“ (20. April 1989) zu organisieren. Beide Richtungen streben ein auf eine angebliche „höhere Rasse“ der „[[Arier]]“ gegründetes „Viertes Reich“ an und sind offen antisemitisch, antidemokratisch und gewaltbereit.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 3. Auflage. Beck, München 2001, S. 17–20.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Deutsche Rechtsextremisten grenzen traditionell bestimmte Gruppen als „Andere“, „Fremde“ oder „[[Volksfeind]]e“ aus der für sie exklusiv durch Abstammung und Blutsbande verbundenen „Volksgemeinschaft“ aus: darunter Ausländer (besonders [[Türkeistämmige in Deutschland|türkeistämmige Arbeiter und Migranten]]), [[Asylbewerber]], Geflüchtete, [[Juden]], [[Muslim]]e, Menschen dunkler Hautfarbe,&lt;ref&gt;Bernd Janssen, Jan Janssen, Sabine Janssen: ''Für Menschenrechte – gegen Hass und rechte Gewalt. Unterrichten, Erziehen und Schulkultur gestalten.'' Vandenhoeck &amp; Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-647-70243-8, S. 10. [https://books.google.de/books?id=vek3DwAAQBAJ&amp;pg=PP10 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; [[Behinderung|Behinderte]], [[Homosexualität|Homosexuelle]], [[Obdachlosigkeit|Obdachlose]],&lt;ref&gt;Hans-Gerd Jaschke: ''Rechtsextremismus: Ergebnisse und Perspektiven der Forschung.'' Springer VS, Wiesbaden 1996, ISBN 3-322-97077-9, S. 196. [https://books.google.de/books?id=hAqBBwAAQBAJ&amp;pg=PA196 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; [[Punk]]s und linksgerichtete Jugendliche.&lt;ref&gt;Andreas Klärner: ''Zwischen Militanz und Bürgerlichkeit: Selbstverständnis und Praxis der extremen Rechten.'' Hamburger Edition HIS, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86854-507-4, S. 8. [https://books.google.de/books?id=BvZFDwAAQBAJ&amp;pg=PA8 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Die Volksgemeinschaftsideologie steht ebenso wie die Auswahl der meisten ausgegrenzten und angegriffenen Gruppen in nationalsozialistischer Tradition.&lt;ref&gt;Gideon Botsch: ''Wahre Demokratie und Volksgemeinschaft: Ideologie und Programmatik der NPD und ihres rechtsextremen Umfelds.'' Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-14959-8, S. 2. [https://books.google.de/books?id=Q9E0DQAAQBAJ&amp;pg=PA2 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Ein Bindeglied und Schwerpunkt rechtsextremer Ideologie ist nach wie vor der Antisemitismus, der sich nach 1945 vor allem als Feindschaft gegen den Staat [[Israel]] ([[Antizionismus]]) äußert.&lt;ref&gt;Gideon Botsch, Christoph Kopke: ''Kontinuität des Antisemitismus: Israel im Blick der extremen Rechten.'' In: Olaf Glöckner, Julius H. Schoeps (Hrsg.): ''Deutschland, die Juden und der Staat Israel. Eine politische Bestandsaufnahme.'' Georg Olms, Hildesheim 2016, ISBN 978-3-487-08580-7, S. 285–313.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Gewaltakzeptanz und Gewaltausübung gehören zum Kern des Rechtsextremismus und sind in seiner Ideologie angelegt. Eine quantitative und qualitative Zunahme rechtsextremer Gewalt wurde in Westdeutschland seit den 1980er Jahren beobachtet.&lt;ref&gt;Sybille Steinbacher: ''Rechte Gewalt in Deutschland: Zum Umgang mit dem Rechtsextremismus in Gesellschaft, Politik und Justiz.'' Wallstein, 2016, ISBN 978-3-8353-4048-0, S. 9. [https://books.google.de/books?id=ufEwDwAAQBAJ&amp;pg=PA9 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Erst seit der Welle rechtsextremer Gewaltverbrechen im [[Deutsche Wiedervereinigung|wiedervereinigten Deutschland]] berücksichtigte die Forschung stärker deren strukturelle und sozialpolitische Bedingungen, ihre Abhängigkeit von Interessenkonstellationen und ihren gesellschaftlichen „Resonanzboden“, der sie direkt oder indirekt legitimiert.&lt;ref&gt;Ralf Wiederer: ''Zur virtuellen Vernetzung des internationalen Rechtsextremismus.'' Springer VS, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86226-834-4, S. 46. [https://books.google.de/books?id=mMjMDQAAQBAJ&amp;pg=PA46 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Parteien ==<br /> === Überblick ===<br /> Der Einfluss des bundesdeutschen Rechtsextremismus wird seit 1945 vor allem an Wahlerfolgen und Mitgliederzahlen rechtsextremer Parteien festgemacht. Bis 1990 stellt man grob drei Auf- und Abstiege fest, in denen jeweils eine solche Partei das rechtsextreme Lager anführte: 1949 bis 1952 die Sozialistische Reichspartei (SRP), ab 1964 die [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands]] (NPD), ab 1971 die [[Deutsche Volksunion]] (DVU) sowie ab 1983 auch [[Die Republikaner]] (REP). Anders als in anderen europäischen Staaten etablierte sich in der Bundesrepublik keine rechtsextreme Partei dauerhaft in Parlamenten.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable&quot;<br /> ! Partei&lt;ref&gt;Alle Zahlen der Tabelle nach Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 21–39.&lt;/ref&gt; !! Gründung !! Größter Wahlerfolg !! Größte Mitgliederzahl !! Auflösung<br /> |-<br /> | WAV<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1945<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| BTW 1949: In Bayern: 14,4 %<br /> |<br /> | 1953<br /> |-<br /> | NDP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1945<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| KTW Hessen 1948: 3,4 %<br /> |<br /> | 1950<br /> |-<br /> | DKP-DRP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1946<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| BTW 1949: in Niedersachsen 8,1 %<br /> |<br /> | 1950<br /> |-<br /> | SRP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1949<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Niedersachsen 1951: 11,0 %<br /> | ~10.000 (1949)<br /> | 1952<br /> |-<br /> | DRP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1950<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Rheinland-Pfalz 1959: 5,1 %<br /> |<br /> | 1965<br /> |-<br /> | NPD<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1964<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Baden-Württemberg 1968: 9,8 %<br /> | ~28.000 (1969)<br /> |<br /> |-<br /> | DVU<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1971<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| LTW Sachsen-Anhalt 1998: 12,9 %<br /> | ~22.000 (1990)<br /> | 2011<br /> |-<br /> | REP<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| 1983<br /> |style=&quot;text-align:right&quot;| West-Berlin 1989: 7,5 %&lt;br /&gt; Europawahl 1989: &gt;7 %<br /> | ~23.000 (1990)<br /> |<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> === Parteien 1945–1960 ===<br /> Infolge der historischen Erfahrung mit dem NS-Regime löste der [[Alliierter Kontrollrat|Alliierte Kontrollrat]] 1945 alle NS-Organisationen auf, verbot sie und leitete eine [[Entnazifizierung]] von Funktionsträgern des NS-Regimes ein. Die alliierten [[Besatzungsstatut]]e erlaubten die Neu- oder Wiedergründung politischer Parteien nur nach strengen Richtlinien. Darum konnten sich zunächst keine direkten Nachfolgeorganisationen der NSDAP bilden. Ein Teil deren Anhänger versuchte bürgerliche Parteien zu unterwandern, die sie ihrerseits einbanden. Ein anderer Teil gründete eigenständige Organisationen, die ideologisch stärker an den Nationalismus der [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] anknüpften.<br /> <br /> 1949 nach dem Wegfall der alliierten Lizenzierungspflicht gründeten sich rasch neue rechtsextreme Parteien. Wegen weiterhin möglicher Organisationsverbote bekannten sie sich formal zum Grundgesetz. Sie lehnten die [[Deutsche Teilung]] einhellig ab, beantworteten die „[[Deutsche Frage]]“ aber verschieden: Manche wollten die deutsche Einheit gestützt auf die Stärke der Westmächte wiederherstellen. Andere unterstützten neutralistische Konzepte und lehnten eine Bindung an die Westmächte und den [[Ostblock]] ab. [[Nationalbolschewismus|Nationalbolschewistische]] Positionen spielten dagegen keine Rolle.&lt;ref name=&quot;Stöss 2000&quot; /&gt;<br /> <br /> Die [[Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung (Partei)|Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung]] (WAV) in Bayern und die Nationaldemokratische Partei (NDP) in Hessen zerbrachen bald an internen Konflikten und blieben Splitterparteien. Die [[Deutsche Konservative Partei – Deutsche Rechtspartei]] (DKP-DRP) erreichte mit einem Gemisch aus deutschnationaler, konservativ-monarchistischer und nationalsozialistischer Programmatik bei der [[Bundestagswahl 1949]] fünf Bundestagssitze, einen davon für [[Adolf von Thadden]]. Danach schloss die Parteiführung den nationalsozialistischen Flügel aus. Dessen Vertreter gründeten die SRP als Sammelbecken überzeugter Nationalsozialisten. Sie fand rasch rund 10.000 Mitglieder und erreichte bei der [[Landtagswahl in Niedersachsen 1951]] elf, bei der [[Bürgerschaftswahl in Bremen 1951]] 7,7 Prozent. Nach ihrem Verbot im Oktober 1952 wurde sie aufgelöst. Die Verbotsgründe des BVerfG blieben maßgebend: Die SRP verstehe sich als NSDAP-Nachfolgepartei und weise eindeutige Wesensverwandtschaft zum Nationalsozialismus auf. Das zeige ihr Führungspersonal, ihre Verherrlichung Hitlers und anderer NS-Größen, ihre ideologische Verbindung von Nationalismus und [[Sozialismus]], ihr Rückgriff auf Elemente des Rassismus und [[Sozialdarwinismus]]. Sie sehe das „[[Drittes Reich|Dritte Reich]]“ als fortbestehend an und halte das bundesdeutsche Regierungssystem somit für illegal. Sie strebe die Wiederherstellung dieses Reichs als „Führerdemokratie“ und „völkische Gemeinschaft“ an.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 21–23.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Deutsche Reichspartei.gif|mini|Deutsche Reichspartei (DRP)]]<br /> Danach versuchten frühere SRP-Anhänger die [[Deutsche Partei (ab 1993)|Deutsche Partei]] (DP) und die [[Freie Demokratische Partei]] (FDP) zu unterwandern, die beide schon starke nationalistische Flügel hatten. Ferner nahmen sie Einfluss auf die [[Deutsche Gemeinschaft (Deutschland)|Deutsche Gemeinschaft]] (DG) und die [[Deutsche Reichspartei (1950)|Deutsche Reichspartei]] (DRP), die 1950 aus der Fusion von DKP-DRP und NDP entstanden war. Die SRP-Zugänge bildeten den nationalsozialistischen DRP-Flügel, konnten sich aber gegen die autoritär-konservative Mehrheit nicht durchsetzen. Die DRP erhielt bei der [[Bundestagswahl 1953]] 1,1, bei der [[Bundestagswahl 1961]] nur noch 0,8 Prozent Stimmenanteile. Hauptgrund war die erfolgreiche Integration vieler ehemaliger Nationalsozialisten in die [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] unter Bundeskanzler [[Konrad Adenauer]].&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 24.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] unterstützten die US-Geheimdienste inoffiziell die Gründung von antikommunistischen, darunter auch rechtsextremen Organisationen wie dem [[Bund Deutscher Jugend]]. Beim Aufbau der [[Organisation Gehlen]], aus der der [[Bundesnachrichtendienst]] (BND) entstand, wurden ehemalige Mitglieder der [[Schutzstaffel|SS]], des [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|SD]], der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]], der [[Abwehr (Nachrichtendienst)|Abwehr]] und der [[Wehrmacht]] problemlos beschäftigt. Nach heutigen Forschungsergebnissen waren 1950 im [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] 58 von 137 (42,3 Prozent) Mitarbeitern des höheren Dienstes früher in der NSDAP. 1954 waren es 325 von nunmehr 900 Mitarbeitern. 1953 waren unter den 487 Bundestagsabgeordneten 129 (26,5 Prozent) ehemalige NSDAP-Mitglieder.&lt;ref&gt;[http://nsarchive.gwu.edu/NSAEBB/NSAEBB138/CIA%20Information%20Act%20-%20Reinhard%20Gehlen.pdf ''CIA Information Act – Reinhard Gehlen: Former NAZI and SS membership in ZIPPER.''] [[Central Intelligence Agency]], 15. Oktober 2004 (PDF; 1,7&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ab 1950 wurden die [[Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS]], die [[Wiking-Jugend]], der [[Kyffhäuserbund]] und [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten]] neu gegründet. Ein rechtsextremes Verlags- und Publikationswesen entstand. Die deutsche Teilung und Vertreibungen aus ehemaligen Ostgebieten begünstigte die Integration von Rechtsextremisten in [[Vertriebenenverband|Vertriebenenverbände]]. Infolge des [[Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personen|Entnazifizierungsschlussgesetzes]] von 1951 wurden rund 90 Prozent der NS-Staatsbediensteten, die als „[[Mitläufer]]“ eingestuft worden waren, wieder eingestellt.&lt;ref&gt;Richard Stöss: ''[http://www.bpb.de/themen/J0GG67,0,Geschichte_des_Rechtsextremismus.html Geschichte des Rechtsextremismus.]'' In: www.bpb.de, 2006.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Durch das SRP-Verbot 1952 zersplitterte die rechtsextreme Szene und nahm in den [[Wirtschaftswunder]]jahren ab 1955 weiter ab. 1959 jedoch nahmen antisemitische Straf- und Gewalttaten gegen jüdische Einrichtungen (etwa [[Swastika|Hakenkreuz]]-Schmierereien an [[Synagoge]]n und Grabsteinen) sprunghaft zu. Beim [[Eichmann-Prozess]] 1961 stieg ihre Zahl erneut an. Damals entstand die bis heute existierende [[Unabhängige Arbeiter-Partei]] (UAP).<br /> <br /> === 1960–1990 ===<br /> [[Datei:Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), logo 2013.svg|150px|rechts|NPD-Logo (seit 2013)]]<br /> 1963 überwand ein Wahlbündnis von DRP und DP bei der Bürgerschaftswahl in Bremen knapp die [[Fünf-Prozent-Hürde in Deutschland|Fünf-Prozent-Hürde]]. Daraufhin konnte der zum DRP-Vorsitzenden aufgestiegene Adolf von Thadden am 28. November 1964 die NPD gründen. Sie gab sich bürgerlich-nationalkonservativ, erhob gemäßigte politische Forderungen und verfolgte eine [[Mimikry]]-Strategie, um die zerstrittenen Rechtsextremisten zu vereinen und im bundesdeutschen Parteienspektrum akzeptiert zu werden. Die meisten Vertreter früherer rechtsextremer Parteien traten ihr bei; vor allem frühere DRP-Vertreter erhielten Führungsämter. Für das gemäßigte Außenbild wurde [[Friedrich Thielen]] zum Vorsitzenden gewählt. 1967 übernahm von Thadden den Parteivorsitz. Das NPD-Programm forderte eine Stärkung des Nationalbewusstseins, die deutsche Wiedervereinigung inklusive der polnischen Gebiete jenseits von Oder und Neiße, Streikverbote und Vergabe von Arbeitsplätzen zuerst an Deutsche. Es bestritt die Kriegsschuld des NS-Regimes und verlangte, die [[NS-Prozesse]] einzustellen. Zwar grenzte sich die NPD vom Nationalsozialismus ab, doch Herkunft, Reden und Pressebeiträge ihrer Vertreter sowie die antidemokratische Parteistruktur zeigten rechtsextreme Kontinuität.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 25f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit der ersten [[Konjunktur#Rezession (Abschwung)|Rezession]] und der [[Große Koalition|Großen Koalition]] 1965 verloren die großen Volksparteien an Integrationskraft. Die NPD hatte viele kommunale und regionale Wahlerfolge. Zwischen 1966 und 1969 zogen insgesamt 61 NPD-Abgeordnete in sieben von elf Landtagen ein. Bei der [[Bundestagswahl 1969]] verfehlte die NPD jedoch knapp den Einzug in den Bundestag. Danach verlor sie stetig Mitglieder und Wähler. 1971 trat von Thadden vom Vorsitz zurück. Seitdem spielte die NPD kaum noch eine parlamentarische Rolle.&lt;ref&gt;Ralph Kummer: [http://www.bpb.de/themen/CG7XNP,1,0,Entwicklung_des_parteif%F6rmig_organisierten_Rechtsextremismus_nach_1945.html ''Entwicklung des parteiförmig organisierten Rechtsextremismus nach 1945. Eine kurze Übersicht rechtsextremer Wahl(miss)erfolge.''] BpB 2007; Stefan Mannes: [http://www.shoa.de/nachkriegsdeutschland/rechtsradikalismus-und-antisemitismus-nach-1945/538.html ''Die NPD in den 60'ern. Geschichte und Ideologie.''] Shoa.de, 2005.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:DVU.png|mini|Deutsche Volksunion (DVU)]]<br /> <br /> Als Auffangbecken für die zerfallende rechtsextreme Szene gründete der Verleger [[Gerhard Frey (Politiker)|Gerhard Frey]] 1971 den Verein [[Deutsche Volksunion]] (DVU). Obwohl er bis 1990 22.000 Mitglieder gewann, waren diese meist nur passive Leser von Freys Publikationen, Teilnehmer an thematischen „Aktionsgemeinschaften“ und Besucher der jährlichen Großkundgebung in [[Passau]]. Die DVU hatte kein klares Programm, keine innerparteiliche Demokratie, keine organisierten Landesverbände und trat nicht zu Wahlen an. Ab 1985 näherte Frey die DVU der NPD an und rief zu deren Wahl auf. 1987 wandelte er die DVU in eine Wahlpartei um und vereinbarte mit der NPD, abwechselnd mit jeweils aussichtsreichen Kandidaten anzutreten und zur Wahl der anderen Partei aufzurufen. Die NPD sollte die Aktivisten liefern, Frey das Wahlkampfmaterial drucken und bezahlen. Das kurze DVU-Programm bestand aus unklaren nationalistischen Parolen und allgemeinen sozialpolitischen Forderungen (mehr Arbeitsplätze, sichere Renten, Schutz vor Kriminalität). Frey setzte DVU-Kandidaten bundesweit ein, die DVU-Zentrale formulierte Anträge vor. Ende 1990 beendete er die wenig erfolgreiche Kooperation mit der NPD. 1991 zog die DVU in Bremen, 1992 in Schleswig-Holstein in den Landtag ein. 1998 erreichte sie in Sachsen-Anhalt mit 12,9 Prozent das beste Ergebnis einer rechtsextremen Partei auf Landesebene.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 28–30.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:REP Logo Claim.svg|mini|Die Republikaner (REP)]]<br /> 1983 gründete sich die Partei [[Die Republikaner]] (REP) aus ehemaligen enttäuschten Anhängern der [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]] Bayerns. Seit 1985 setzte ihr neuer Vorsitzender [[Franz Schönhuber]] einen an den französischen [[Front National]] angelehnten rechtsextremen Kurs durch. Die REP behielten ein rechtskonservatives Außenbild, grenzte sich formal von NPD und DVU ab und entfernte rechtsextreme Aussagen aus ihrem Programm. 1994 brach Schönhuber den Abgrenzungsbeschluss und traf sich mit Gerhard Frey. Daraufhin wurde er durch [[Rolf Schlierer]] abgelöst. Dieser stellte die REP weiter als nichtextreme Partei dar, obwohl er Schönhubers Kurs folgte und die Positionen von REP und DVU sich kaum unterschieden. Nach seinem Parteiaustritt äußerte er Sympathien für den [[Italienischer Faschismus|italienischen Faschismus]] und den Strasser-Flügel der NSDAP. Anders als die DVU hatte die REP funktionierende Landesverbände, besonders in Süddeutschland. Sie konkurrierte bei Wahlen öfter direkt mit der DVU, erhielt aber nur 1989 in Berlin und 1992 in Baden-Württemberg mehr Wähleranteile als diese. Ihre Mitgliederzahlen sanken von 23.000 (1990) auf 15.000 (1996).&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 31–33.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit 1980 versuchte die NPD erfolglos, mit „Bürgerinitiativen zum Ausländerstop“ neue Wähler zu gewinnen. Trotzdem erreichte sie 1984 mit der [[Parteienfinanzierung|Wahlkampfkostenerstattung]] finanzielle Stabilität. 1989 erreichte sie bei der hessischen Kommunalwahl in [[Frankfurt am Main]] 6,6 Prozent und wuchs auf 7000 Mitglieder.<br /> <br /> === 1990–2000 ===<br /> <br /> Durch die deutsche Wiedervereinigung ab 1990 verlor die NPD jedoch wieder viele Mitglieder. Beim Bundesparteitag 1991 spaltete sie sich; der bisherige Vorsitzende [[Martin Mußgnug]] trat mit seinen Anhängern sowie einigen DVU- und REP-Mitgliedern in die neugegründete [[Deutsche Liga für Volk und Heimat]] (DLVH) ein, die das rechtsextreme Lager erfolglos zu einigen versuchte. Der neue NPD-Vorsitzende [[Günter Deckert (Politiker)|Günter Deckert]] wollte eine eigenständige NPD erhalten und kehrte zu ihrem früheren Programm (Ausländerausschluss und Geschichtsrevisionismus) zurück. Er wurde infolge mehrerer Gefängnisstrafen 1995 von [[Udo Voigt]] abgelöst. Dieser stoppte die Austrittswelle bei rund 3500 Mitgliedern und betonte sozialpolitische Themen, um darüber nationalrevolutionäre und nationalsozialistische Ideologie zu verbreiten. Die antikapitalistische Demagogie der NPD zielt auf Krisen- und Abstiegsängste und soll vor allem Jugendliche unterer sozialer Schichten ansprechen. Die Partei gab ihre frühere Abgrenzung zu Neonazis und Skinheads auf und sammelt sie in ihrer Jugendorganisation JN, die starken Einfluss auf die Parteispitze erhielt. Seit 1996 gewann die NPD vor allem in ostdeutschen Ländern neue Mitglieder, rund 1000 allein in Sachsen. Für eine Demonstration gegen die erste [[Wehrmachtsausstellung]] 1997 und eine NPD-Veranstaltung 1998 mobilisierte sie je rund 4000 Rechtsextreme, so viele wie seit 1970 nicht mehr.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 34–36.&lt;/ref&gt; 2008 sorgte der Anwalt [[Jürgen Rieger]] mit Immobiliengeschäften zugunsten der NPD für mediales Interesse. Bei der Kooperation zwischen NPD und freien Kameradschaften gab es Konflikte. Antisemitismus blieb aber ihr verbindendes Ideologieelement.&lt;ref name=&quot;BfV-Bericht 2008&quot; /&gt; Gemeinsame Reizthemen von NPD, DVU und REPs sind Ausländer, das [[Asylrecht (Deutschland)|Asylrecht]], [[Einwanderung]] und [[Staatsbürgerschaft|Einbürgerung]]. Sie alle erheben plakativ fremdenfeindliche Forderungen nach einem „Ausländerstopp“, verschärften Abschiebungsgesetzen, Aufhebung rechtsstaatlicher Garantien für Asylsuchende und ähnlichem.<br /> <br /> === Ab 2000 ===<br /> Seit 2002 besetzte die rechtsextreme Szene Themen der Linken, darunter Opposition gegen den [[Irakkrieg]], Proteste gegen die [[Hartz-Konzept#Hartz IV|Hartz-IV-Gesetze]] und [[Globalisierungskritik]]. Zugleich beharrte sie auf einem völkischen [[Nationaler Sozialismus|Nationalen Sozialismus]]. 2004 schlossen DVU, NPD, Deutsche Partei (DP) und Freie Kameradschaften einen „[[Deutschlandpakt]]“, um ihre Kräfte zu bündeln. Mehrere rechtsextreme Parteien zugleich hatten Wahlerfolge und konnten diese wiederholen. Die NPD zog 2004 in den [[Sächsischer Landtag|Sächsischen Landtag]] und 2006 in den [[Landtag Mecklenburg-Vorpommern]] ein. Die DVU zog 1999 und erneut 2004 in den [[Landtag Brandenburg]] ein. NPD und DVU verstärkten ihre Zusammenarbeit mit Neonazigruppen. 2007 gründeten Mitglieder der REP, NPD, DLVH und DVU die [[Bürgerbewegung pro NRW]], 2010 einen Dachverband namens „[[Pro-Bewegung]]“, zu dem auch die Partei [[Bürgerbewegung pro Deutschland]] gehört. Ende 2010 ging die DVU in der NPD auf und verstärkte so deren Dominanz im rechtsextremen Lager. Nach Aufkündigung des „Deutschlandpakts“ beanspruchte die NPD eine Vorreiterrolle im „[[Nationaler Widerstand|nationalen Widerstand]]“. Bei der [[Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2011]], die der NPD-Landesvorsitzende [[Matthias Heyder]] als „Schicksalswahl für die gesamte nationale Bewegung in Deutschland“ bezeichnete, blieb sie jedoch unter fünf Prozent.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,752131,00.html ''NPD in Sachsen-Anhalt – Pleite bei der Schicksalswahl.''] In: ''[[Spiegel Online]].'' 21. März 2011.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:AfD-Logo-2017.svg|100px|rechts|AfD]] Die [[Kleinpartei]]en [[Die Rechte]] (gegründet 2012) und [[Der III. Weg]] (gegründet 2013) entstanden aus verbotenen oder von Repression bedrohten Kameradschaftsnetzwerken, um deren Kräfte zu sammeln. Die 2013 gegründete [[Alternative für Deutschland]] (AfD) entstand ähnlich wie die REP als nationalpopulistische Partei, die sich vom Rechtsextremismus abgrenzte und rasch in mehrere Landtage einzog. Im Sommer 2015 verdrängte der nationalkonservative den [[Wirtschaftsliberalismus|wirtschaftsliberalen]] Parteiflügel. Im Zuge der [[Flüchtlingskrise ab 2015 in Deutschland]] radikalisierte sich die AfD weiter. Führende Vertreter traten mit völkisch-rassistischen Aussagen hervor. Damit näherten sie die AfD dem Dresdner Demonstrationsbündnis [[Pegida]] an. AfD und Pegida lehnen weiteren Zuzug von Migranten und besonders von Geflüchteten ab, vertreten pauschale [[Islamfeindlichkeit]], Ressentiments gegen die [[Europäische Union]], die parlamentarische Demokratie, die etablierten Parteien und die Medien („[[Lügenpresse]]“).&lt;ref&gt;Gideon Botsch: ''„Nationale Opposition“ in der demokratischen Gesellschaft.'' In: Fabian Virchow, Martin Langebach, Alexander Häusler (Hrsg.): ''Handbuch Rechtsextremismus.'' Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-531-19085-3, S. 67. [https://books.google.de/books?id=wt6ODAAAQBAJ&amp;pg=PA67 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die AfD nähert sich dem Rechtsextremismus auf mehreren Ebenen an. Sie hielt den in ihrer Satzung verankerten Ausschluss von Mitgliedern der NPD und der DVU nicht ein. Sie nahm unter anderen Mitglieder der islamfeindlichen Kleinpartei [[Bürgerrechtspartei für mehr Freiheit und Demokratie – Die Freiheit|Die Freiheit]], der REP, von ''Pro NRW'' und von rechtskonservativen bis rechtsextremen [[Burschenschaft]]en auf. Sie grenzte sich vor der [[Bundestagswahl 2017]] nur taktisch von Gruppen ab, „die in den Augen der Mainstream-Medien als rechtsextrem gelten“; das Mitwirken einzelner AfD-Mitglieder an solchen Gruppen müsse die Partei nicht thematisieren und ahnden. Sie trat zusammen mit den rechtsextremen [[Identitäre Bewegung|Identitären]] auf. AfD-Spitzenvertreter erklärten, die AfD werde „vernünftige“ NPD-Anträge in Landtagen unterstützen. In ihrem Programm fordert die AfD, die Menschenrechte für Zugewanderte mit Auflagen einzuschränken, das im Grundgesetz garantierte Asylrecht aufzuheben und durch ein „Gnadenrecht“ zu ersetzen. Den Gleichstellungsgrundsatz von Artikel 3 des Grundgesetzes stellt sie gegen gesetzliche Angleichungsbemühungen und gegen die [[gleichgeschlechtliche Ehe]], also gegen die Gleichbehandlung verschiedener sexueller Orientierungen. Auch die [[Religionsfreiheit]] für Muslime und die weltanschauliche Neutralität des Staates will sie einschränken. Damit stellt sie wesentliche Grundprinzipien der deutschen Verfassung in Frage. Demgemäß machen AfD-Abgeordnete und Mitglieder in internen Gruppenchats immer wieder rechtsextreme, rassistische, homophobe, frauenfeindliche, gewaltverherrlichende und volksverhetzende Aussagen, etwa dass ein „schleichender [[Völkermord|Genozid]]“ an den Deutschen im Gang sei oder Musliminnen „Frauen in Müllsäcken“ seien.&lt;ref&gt;Ute Schaeffer: ''Fake statt Fakt: Wie Populisten, Bots und Trolle unsere Demokratie angreifen.'' dtv, 2018, ISBN 978-3-423-43365-5, S. 153f. [https://books.google.de/books?id=BSI_DwAAQBAJ&amp;pg=PT153 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Beim [[Politischer Aschermittwoch|Politischen Aschermittwoch]] 2018 skandierten AfD-Anhänger von ''Pegida'' und den „Identitären“ bekannte rechtsextreme Parolen wie „Volksverräter“ für führende Politiker, „Abschieben“ für Bundestagsabgeordnete türkischer Herkunft, „Heimat, Freiheit, Tradition – Multikulti Endstation“ und andere. Dies zeigt für den Extremismusforscher [[Steffen Kailitz]], „dass die AfD sich immer stärker zum Sammelbecken für Rechtsextreme entwickelt“. Seit der Absetzung der früheren Parteivorsitzenden [[Frauke Petry]] dominiere in der AfD eine rechtsradikale Strömung, die „völlig ungeniert und offen“ mit Pegida und Identitären zusammenarbeite. Seit der Bundesvorstand um [[Alexander Gauland]] ein Parteiausschlussverfahren gegen [[Björn Höcke]] stoppte, treibe der völkisch-nationalistische Flügel um Höcke und [[André Poggenburg]] die restliche AfD vor sich her. Rechtsextreme Kräfte dominierten inzwischen „ganz klar“ die AfD-Landesverbände von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.&lt;ref&gt;Ulf Lüdeke: [https://www.focus.de/politik/deutschland/deutschland-sammelbecken-fuer-rechtsextreme-afd-wird-immer-radikaler_id_8475029.html ''Experte beunruhigt: AfD-Treffen offenbart beängstigende Dynamik – nicht auf der Bühne, sondern im Publikum.''] In: ''Focus.'' 16. Februar 2018.&lt;/ref&gt; Der Politikwissenschaftler [[Frank Decker]] sieht die Grenze zum Rechtsextremismus und zur Verfassungsfeindlichkeit überschritten, wenn in der AfD von einem angeblich ethnisch-homogenen, reinen deutschen Volk ausgegangen werde. Die Radikalisierung und das Vordringen rechtsextremer Kräfte in der Partei könne man seit 2015 beobachten und das Einschlagen dieses Wegs sei in der Entstehungsphase bereits vorgezeichnet gewesen.&lt;ref&gt;[https://www.deutschlandfunk.de/zukunft-der-afd-politologe-zeichen-deuten-auf-weitere.694.de.html?dram:article_id=432366 ''Zukunft der AfD: Politologe: Zeichen deuten auf weitere Radikalisierung.''] www.deutschlandfunk.de, 5. November 2018&lt;/ref&gt; Mindestens 27 Mitarbeiter der AfD-Bundestagsfraktion wurden nach Medienrecherchen im März 2018 als rechtsextrem eingestuft.&lt;ref&gt;Kai Biermann, Astrid Geisler, Johannes Radke, Tilman Steffen: [https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-03/afd-bundestag-mitarbeiter-rechtsextreme-identitaere-bewegung/komplettansicht ''Bundestag: AfD-Abgeordnete beschäftigen Rechtsextreme und Verfassungsfeinde.''] In: ''Die Zeit.'' 21. März 2018.&lt;/ref&gt; [[Markus Frohnmaier]] (Bundesvorsitzender der AfD-Jugendorganisation [[Junge Alternative für Deutschland]]) setzt die AfD allein mit „dem Volk“ gleich und kündigte an: „Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt.“ Solche Aussagen wertet der Politikwissenschaftler [[Carsten Koschmieder]] als Kampfansage an die pluralistische Demokratie und als Plädoyer für ein [[Totalitarismus|totalitäres Regime]]. Die AfD arbeite daran, „die liberale pluralistische Demokratie abzuschaffen“.&lt;ref&gt;Ulrich Kraetzer: [https://www.morgenpost.de/berlin/article214335931/Nur-eine-nette-Umschreibung-fuer-voelkischen-Nationalismus.html ''Experte über AfD: „Nur eine nette Umschreibung für völkischen Nationalismus“.''] In: ''Berliner Morgenpost.'' 20. Mai 2018.&lt;/ref&gt; Die AfD darf als rechtsextreme Partei bezeichnet werden; ihr Versuch, dies zu verbieten, scheiterte im April 2018 vor Gericht.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=https://www.huffingtonpost.de/entry/afd-rechtsextrem-gericht-urteil_de_5ad1efe5e4b016a07e9ce220 |wayback=20180518155154 |text=''Gericht bestätigt: AfD darf offiziell rechtsextremistisch genannt werden.'' }} In: ''Huffington Post.'' 17. April 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach Einschätzung der [[Amadeu Antonio Stiftung]] ist die AfD „die erfolgreiche NPD“. Sie dürfe nicht länger „als rechtspopulistisch verharmlost“ werden. Auf kommunaler, Landes- und Bundesebene gehe die Partei gegen ihr missliebige Initiativen, Verbände und Personen vor. Erforderlich seien „ein klarer Konsens der Demokraten“, eine Abgrenzung von der AfD sowie das offensive Vertreten [[Pluralismus|pluralistischer]] und demokratischer Grundwerte.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/politik/deutschland/article198440697/Amadeu-Antonio-Stiftung-veroeffentlicht-Handbuch-zum-Umgang-mit-der-AfD.html ''Amadeu Antonio Stiftung veröffentlicht Handbuch zum Umgang mit der AfD.''] www.welt.de, 13. August 2019&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Neonazismus und Rechtsterrorismus ==<br /> {{Hauptartikel|Neonazismus|Rechtsextreme Netzwerke}}<br /> <br /> === 1960er Jahre ===<br /> Ab den 1960er Jahren entstand der westdeutsche Neonazismus'''.''' Die Gründung der [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|Nationaldemokratische Partei Deutschlands (Kurzbezeichnung: NPD)]] im Jahre 1964 war dazu ein sichtbares Zeichen am Ende der [[Adenauer-Ära]] in der bis dato rechtsnationale Kräfte in der [[CDU]] aufgefangen und integriert wurden.<br /> <br /> Die damals neue politische Kraft rechts von der CDU und das Phänomen des Wiedererstarken völkisch-nationalen Gedankengutes wurde von [[Theodor W. Adorno]] in einer Vorlesung am 6. April 1967 in Wien unter dem Titel &quot;Aspekte des neuen Rechtsradikalismus&quot; thematisiert und analysiert.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Theodor W. Adorno |Titel=Aspekte des neuen Rechtsradikalismus |Hrsg=Theodor W. Adorno |Sammelwerk=Vortrag, Universität Wien |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wien |Datum=1967-04-06 |ISBN=978-3-518-58737-9 |Seiten=}}&lt;/ref&gt; Er äußerte sich:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Und die Menschen in Deutschland scheinen in einer immerwährenden Angst um ihrer nationale Identität zu leben, eine Angst, die zu der Überwertigkeit des Nationalbewußtseins sicher das Ihrige beiträgt.<br /> |Autor=Theodor W. Adorno<br /> |Quelle=Aspekte des neuen Rechtsradikalismus, Seite 22,<br /> |ref=&lt;ref&gt;ISBN 978-3-518-58737-9&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> === 1970er Jahre ===<br /> Nachdem die NPD bei der [[Bundestagswahl 1969]] den Bundestagseinzug verpasst hatte, wollte ihre Führung den taktisch gemäßigten legalistischen Kurs fortsetzen. Eine starke Minderheit dagegen wollte das demokratische System der Bundesrepublik mit militanten und spektakulären Aktionen bekämpfen. Aktivisten aus dem zuvor aufgelösten NPD-„Ordnerdienst“ und „[[Junge Nationalisten|Junge Nationaldemokraten]]“ bildeten im Oktober 1970 die „[[Aktion Widerstand]]“ gegen die sozialliberale [[Ostpolitik]] und die damit verbundene Anerkennung der [[Oder-Neiße-Grenze]]. Versuche scheiterten, mit diesem Thema die internen Konflikte der zersplitterte rechtsextremen Szene zu überwinden. Wegen seiner Teilnahme an Straftaten dieser Gruppe wurde [[Friedhelm Busse (Rechtsextremist)|Friedhelm Busse]] aus der NPD ausgeschlossen. Er gründete daraufhin 1971 die „Partei der Arbeit“ (PdA), die sich 1975 in [[Volkssozialistische Bewegung Deutschlands / Partei der Arbeit]] (VSBD/PdA) umbenannte. Sie bezog sich auf den Strasser-Flügel der NSDAP. Einige Mitglieder tauchten in die Illegalität ab.<br /> <br /> Aus der „Aktion Widerstand“ entstanden militante Neonazigruppen. Der frühere Nationalsozialist und Holocaustleugner [[Manfred Roeder (Rechtsextremist)|Manfred Roeder]] gründete 1971 die [[Deutsche Bürgerinitiative]] (DBI). Er verstand sich als „Reichsverweser“ in der Nachfolge von Hitler und [[Karl Dönitz]], organisierte als „Reichstage“ bezeichnete Neonazitreffen auf seinem „Reichshof“ und verbreitete zusammen mit dem früheren Auschwitz-Gärtner [[Thies Christophersen]] holocaustleugnende Schriften. Beide wurden wegen Volksverhetzung verurteilt, setzten ihre Aktivitäten aber vom Ausland aus fort. Ab 1979 verübten „[[Deutsche Aktionsgruppen]]“ Terroranschläge. Weil Roeder diese mitgeplant hatte, wurde er zu 13 Jahren Haft verurteilt. Bis 1982 stieg die Zahl aktiver deutscher Neonazis von rund 400 auf 1050.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 52–54.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Michael Kühnen]] war seit 1969 in der NPD und bei den JN, dann bei der „Aktion Neue Rechte“ und der „Aktionsgemeinschaft Vierte Partei“ aktiv gewesen. 1977 entließ die [[Bundeswehr]] ihn wegen solcher Aktivitäten. Von da an wurde er zum wichtigsten Ideologen, Organisator und Strategen des westdeutschen Neonazismus. Im November 1977 gründete er die „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS), die durch provokative Auftritte (etwa mit holocaustleugnenden Plakaten, schwarzen Uniformen und Forderungen nach „Gerechtigkeit für Hitler“) Medienbeachtung erhielt. Dadurch rekrutierte die ANS neue Anhänger und bildete Untergruppen in mehreren Bundesländern.<br /> <br /> === 1980er Jahre ===<br /> Nach einer Gefängnisstrafe vereinigte Kühnen die ANS 1983 mit einer „Wehrsportgruppe“ und weiteren Neonazis zur [[Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten]] (ANS/NA). Diese wurde im selben Jahr verboten. Ihre 270 Mitglieder traten auf Kühnens Geheiß fast alle in die [[Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei]] (FAP) ein, die so bis 1987 auf 500 Mitglieder wuchs, aber 350 davon bis 1991 wieder verlor. Es waren meist junge, einkommensschwache Männer unterer sozialer Schichten. Infolge eines internen Streits, ob [[Homosexualität]] Privatsache oder lebensfeindliche Abnormität sei, zerbrach die FAP. Die daraufhin gegründete [[Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front]] (GdNF) verfehlte ihr Ziel einer einheitlichen Kaderorganisation. Kühnen arbeitete zeitweise eng mit [[Gary Lauck]] zusammen, der über die in Kanada ansässige [[NSDAP-Aufbauorganisation]] (NSDAP/AO) neonazistisches Propagandamaterial in Europa verbreitete.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 55–57.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Neonazi-skinheads-weiss-und-stolz.jpg|mini|Neonazi-Skinheads]]<br /> Die Neonazi-Szene militarisierte sich zunehmend und entwickelte sich zum [[Rechtsterrorismus]]. Beim [[Oktoberfestattentat]] (26. September 1980) kamen 13 Menschen ums Leben, weitere 211 wurden verletzt. Mutmaßliche Mitglieder der [[Wehrsportgruppe Hoffmann]] ermordeten am 19. Dezember 1980 das Paar [[Shlomo Lewin]] und Frida Poeschke. [[Frank Schubert (Terrorist)|Frank Schubert]] (VSBD/PdA) erschoss am 24. Dezember 1980 zwei Schweizer Grenzbeamte.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14317165.html spiegel.de]&lt;/ref&gt; Seit 1980 formierten sich unter den bundesdeutschen [[Skinhead]]s immer mehr „Naziskins“. Weil Medien öfter über deren rassistische Gewaltakte berichteten, setzte die Öffentlichkeit auch apolitische Skinheads mit Neonazis gleich. Ein neues Rekrutierungsfeld eröffnete sich in der [[Hooligan]]szene, etwa der [[Borussenfront]]. Seit dem Suizid des Hitlerstellvertreters [[Rudolf Heß]] 1987 finden regelmäßig Aufmärsche von Neonazis zu seinem Todestag statt. Damit ging ein Anstieg neonazistischer Straf- und Gewalttaten einher.&lt;ref&gt;Norbert Madloch: {{Webarchiv|url=http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Schriften/Rechts_Antifa.pdf |wayback=20051007215502 |text=''Rechtsextremismus in Deutschland nach dem Ende des Hitlerfaschismus.''}} (PDF; 1&amp;nbsp;MB). In: Klaus Kinner, Rolf Richter: ''Rechtsextremismus und Antifaschismus. Historische und aktuelle Dimension.'' Berlin 2000, S. 57ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Von 1987 bis 1989 verloren die westdeutschen Neonazigruppen rund 600 von 2100 Mitgliedern. Die [[Wende und friedliche Revolution in der DDR]] eröffnete ihnen neue Rekrutierungschancen. Die politische Rechte interpretierte den [[Zerfall der Sowjetunion]] und das Ende der DDR als die „globale Durchsetzung des völkischen Prinzips“. Ab den 1990er Jahren profitierte sie von einem Machtzuwachs infolge der Zusammenarbeit von west- und ostdeutschen Skinheads und Neonazis.&lt;ref&gt;Antonia von der Behrens: ''Das Netzwerk des NSU, staatliches Mitverschulden und verhinderte Aufklärung.'' In: ''Kein Schlusswort. Nazi-Terror – Sicherheitsbehörden – Unterstützernetzwerk. Plädoyers im NSU-Prozess.'' VSA, Hamburg 2018, S. 201.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 1990er Jahre ===<br /> In der DDR hatte sich seit etwa 1960 ebenfalls eine Szene rechtsextremer Kleingruppen entwickelt; einige ihrer in der DDR inhaftierten Leiter hatte die Bundesregierung [[Häftlingsfreikauf|freigekauft]]. Schon im Januar 1990 gründete sich in [[Ost-Berlin]] die [[Nationale Alternative]] aus bekannten Westberliner Neonazis und ostdeutschen Skinheads. Sie besetzten Häuser und sanierten sie, um von dort aus Aufmärsche und Demonstrationen zu organisieren. Ab Dezember 1989 gründete Michael Kühnen ostdeutsche Ortsverbände der Bremer [[Deutsche Alternative|Deutschen Alternative]] und organisierte im Juli 1990 in [[Cottbus]] einen DA-Parteitag mit 120 Aktivisten. Interne Ost-West-Konflikte führten zu seiner Ablösung; 1991 starb er. Die DA wuchs unter Frank Hübner auf 350 Mitglieder im Osten, vor allem Schüler, wurde aber im Dezember 1992 mit zehn weiteren größeren Neonazigruppen bundesweit verboten. Nach vorübergehendem Stillstand erhielten Neonazigruppen ab 1995 im Osten wieder Zulauf, vor allem bei Jugendlichen mit geringem Bildungsgrad und aus unteren sozialen Schichten. Gemeinsam mit Skinheads verfolgen sie das Konzept „[[National befreite Zone|national befreiter Zonen]]“, das der [[Nationaldemokratischer Hochschul-Bund|NHB]] 1991 entworfen hatte: Sie besetzen Freiräume in Ortschaften strukturschwacher Regionen, dominieren das Straßenbild, schüchtern als Gegner oder Fremde wahrgenommene Personen ein, auch mit Körperverletzungen, und versuchen so, rechts- und staatsfreie Räume und eine rechtsextreme Alltagskultur zu schaffen. Dies gelang etwa in [[Blankenfelde-Mahlow|Mahlow]] (Brandenburg), [[Muldenstein]] (Sachsen-Anhalt) und weiteren ostdeutschen Ortschaften.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 58–61.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Behörden verboten 1992 auch öfter rechtsextreme Demonstrationen und Veranstaltungen, beschlagnahmten Propagandamaterial und Waffen. Gerichte verurteilten einige Neonazis zu teils langen Haftstrafen. Daraufhin näherten sich die bestehenden Gruppen einander an und gaben ihre bisherige Konkurrenz auf. Sie bildeten seit 1994 aus Basisgruppen aufgebaute [[rechtsextreme Netzwerke]], die sich über nationalistische [[Fanzine]]s austauschen und über Info-Telefone, Mailboxen und das [[Internet]] kurzfristig zu Aktionen verabreden (siehe [[Rechtsextremismus im Internet]]). Hier entstand die [[Anti-Antifa]], die sich auf das Veröffentlichen von Adressen und Lebensumständen politischer Gegner und militante Gewaltaktionen gegen sie spezialisiert. Im ganzen Bundesgebiet bildeten sich in den 1990er Jahren zum Teil konspirative „[[Freie Kameradschaften]]“, die nur durch Aktionen zusammengehalten werden und dafür mobilisieren. Da keine formale Mitgliedschaft besteht, ist ein juristisches Vorgehen gegen sie schwierig.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 2001, S. 61f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit etwa 1995 veränderte sich die Symbolik in der neonazistischen [[Jugendkultur]].&lt;ref&gt;Bianca Klose und andere: [http://www.bpb.de/themen/38I41B,0,Rechtsextreme_Jugendkulturen.html ''Rechtsextreme Jugendkulturen: Neonazistische Orientierungen im urbanen Raum. Am Beispiel Berlins.''] Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier 8. Mai 2007.&lt;/ref&gt; Man suchte [[rechtsextreme Symbole und Zeichen]], die nicht strafbar sind, aber weiter als Erkennungszeichen für Eingeweihte und Provokation für Gegner dienen konnten. Dazu gehören Zahlencodes wie die Zahl 18 für „AH“ („Adolf Hitler“) und die aus germanischer [[Mythologie]] und [[Neopaganismus]] stammende ''[[Schwarze Sonne]]'', der ''[[Mjölnir|Thorshammer]]'' oder der Slogan ''[[Odin]] statt [[Jesus von Nazaret|Jesus]]''. Die „[[Autonome Nationalisten|Autonomen Nationalisten]]“ orientieren sich in Kleidungsstil und Aktionsformen an linken [[Autonome]]n.<br /> <br /> Der deutsche Verfassungsschutz und ihm nahestehende Forscher bestritten jahrelang die Existenz rechtsterroristischer Gruppen, obwohl die Behörden seit den Organisationsverboten von 1992 eine zunehmende Gefahr rechter Terroranschläge registrierten. [[Christian Worch]] drohte damals offen damit. Die NSDAP/AO verbreitete eine vierbändige Anleitung zum von „revolutionären Kadern“ geleiteten [[Guerilla]]-Kampf und improvisierten Bombenbau. Zunächst akzeptierten viele Neonazis diese Pläne nicht; das Anlegen von Waffenlagern, „Wehrsport“, ideologische Vorbereitung auf einen „nationalen Aufstand“ und aktuelle Gewalttaten liefen großenteils unverbunden parallel. Für den Aufbau einer „Braunen Armee-Fraktion“ sahen Experten damals fehlenden Rückhalt und Konsens im rechtsextremen Lager.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 75–78.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === 2000er und 2010er Jahre ===<br /> 2004 beschrieb das BfV in einer internen Studie zwar die Zusammenarbeit von [[Combat 18]] mit dem [[Nationales und Soziales Aktionsbündnis Mitteldeutschland#Thüringer Heimatschutz (THS)|Thüringer Heimatschutz]] (THS), behauptete aber trotzdem, es gebe keine rechtsterroristischen Gruppen in Deutschland, weil ihnen Führerpersönlichkeiten, Hierarchie und Unterstützerkreise fehlten. Aufrufe zum bewaffneten Kampf stammten nur von Einzelpersonen.&lt;ref&gt;Uwe Wenzel, Beate Rosenzweig, Ulrich Eith (Hrsg.): ''Rechter Terror und Rechtsextremismus. Aktuelle Erscheinungsformen und Ansätze der politischen Bildungspraxis.'' Wochenschau Verlag, 2016, ISBN 978-3-7344-0113-8, S. 50f. [https://books.google.de/books?id=jZB-DAAAQBAJ&amp;pg=PT50 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch wegen solcher Fehleinschätzungen blieb die Terrorgruppe „[[Nationalsozialistischer Untergrund]]“ (NSU), die 1998 aus dem [[Neonazismus in Jena]] und dem THS entstanden war, bis zum Suizid der beiden Haupttäter im November 2011 und der Bekanntgabe von Bekennervideos durch die Mittäterin [[Beate Zschäpe]] unentdeckt. Der NSU ermordete bei der [[Ceska-Mordserie]] bis 2007 mindestens neun Migranten sowie im [[Polizistenmord von Heilbronn]] eine Polizistin, verübte 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle. Zum Unterstützerumfeld gehörten NPD-Abgeordnete, Neonazis aus Sachsen, [[Blood and Honour]], [[Hammerskins]], [[Brigade Ost|Weiße Bruderschaft Erzgebirge]] und HNG. Die NSU-Morde waren spätestens 2010 in der rechtsextremen Szene bekannt; die erfolglose Tätersuche der Polizei wurde verhöhnt.&lt;ref&gt;Sebastian Gräfe: ''Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland: Zwischen erlebnisorientierten Jugendlichen, Feierabendterroristen und klandestinen Untergrundzellen.'' Nomos, 2017, ISBN 978-3-8487-4515-9, S. 209–211 und Fn. 620. [https://books.google.de/books?id=cSNJDwAAQBAJ&amp;pg=PA203 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Die Rechte Logo.jpg|350px|mini|Die Rechte]] 2012 gründete Christian Worch die Kleinpartei ''Die Rechte'' als Konkurrenz oder Ersatz zur NPD.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/neue-neonazi-partei-die-rechte-macht-rechtsextremer-npd-konkurrenz-a-846528.html ''Neue Rechtspartei will NPD ersetzen.''] In: ''Spiegel Online.'' 27. Juli 2012.&lt;/ref&gt; Bis 2013 bestand sie hauptsächlich aus früheren Mitgliedern des verbotenen ''Nationalen Widerstands Dortmund''.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/regional/dossiers/der_norden_schaut_hin/internet/dierechte109.html | wayback=20130121135024 | text=''„Die Rechte“ aus dem Internet verschwunden.''}} NDR Info, 17. Januar 2013.&lt;/ref&gt; Bei den [[Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2014]] errang die Partei einen Sitz im Stadtrat von [[Dortmund]] für [[Siegfried Borchardt]]. In der Wahlnacht versuchte er mit etwa 25 Neonazis, die Wahlparty im Dortmunder Rathaus zu stürmen. Mehrere Personen wurden verletzt.&lt;ref&gt;[http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/zehn-verletzte-bei-neonazi-sturm-auf-dortmunder-rathaus-id9391190.html ''Zehn Verletzte bei Neonazi-Sturm auf Dortmunder Rathaus.''] In: ''WAZ.'' 26. Mai 2014.&lt;/ref&gt; [[Dennis Giemsch]], der den Stadtratssitz übernahm, fragte die Stadtverwaltung im November 2014 öffentlich nach Anzahl und Wohnsitzen von [[Judentum|Juden]] in Dortmund. Die Anfrage wurde als Beleg des menschenverachtenden, perfiden Antisemitismus der Partei scharf zurückgewiesen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://web.de/magazine/politik/neonazi-fragt-stadtrat-anzahl-juden-dortmund-30212602 |wayback=20160118042522 |text=''Neonazi fragt im Stadtrat nach Anzahl der Juden in Dortmund.'' }}, Web.de, 14. November 2014.&lt;/ref&gt; Einige Parteimitglieder gehörten zu einer Terrorzelle in [[Nürnberg]] und [[Bamberg]] und wurden 2015 festgenommen, wobei die Polizei Waffen, Explosivstoffe und Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen fand. Worch sah keinen Anlass, sie auszuschließen und sich zu distanzieren.&lt;ref&gt;[http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rechtsextremismus/vereitelter-anschlag-partei-die-rechte-distanziert-sich-nicht-von-tatverdaechtigen-13872886.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 2 ''Vereitelter Anschlag – Partei „Die Rechte“ distanziert sich nicht von Tatverdächtigen.''] In: ''FAZ.'' 23. Oktober 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:III. Weg c.jpg|350px|mini|Spruchband bei einer Demonstration des neonazistischen III. Wegs im August 2015 in Fürth]]<br /> 2013 gründeten ehemalige NPD-Funktionäre und Aktivisten der verbotenen Kameradschaft [[Freies Netz Süd]] (FNS) die neonazistische Kleinpartei ''Der III. Weg'', um das FNS unter dem Schutz des [[Parteienprivileg]]s fortzuführen.&lt;ref name=&quot;fr&quot;&gt;Nadja Erb, Hanning Voigts: [https://www.fr.de/politik/dritte-fuehrt-nach-rechts-11146445.html ''Neonazis: Der dritte Weg führt nach rechts.''] In: ''Frankfurter Rundschau.'' 6. Februar 2015.&lt;/ref&gt; Die Partei erreichte bis 2017 22 Stützpunkte und drei von vier geplanten Gebietsverbänden, vor allem in Bayern, Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Sachsen. &lt;!--Sie sieht sich als „nationalrevolutionär“ und knüpft ideologisch an die [[Völkische Bewegung]] und teilweise an den NSDAP-Flügel um die Brüder Strasser an.--&gt; Sie benutzt das Thema Asyl zur Propaganda gegen Geflüchtete, die bundesdeutsche „Elite“ (Politiker und Medien) und alle „Unterstützer der volksfeindlichen Politik der Bundesregierung, die einen systematischen Austausch unseres Volkes mit art- und kulturfremden Ausländern vorantreibt“. So forderte sie 2016 mit einer diffamierenden Postkartenaktion die „[[Überfremdung]]sbefürworter“ zur Ausreise „Richtung Afrika“ auf. Die Teilnahme an Wahlen dient der Partei laut BfV nur als Mittel zur Herausbildung eines neonazistischen Kaders.&lt;ref&gt;Bundesamt für Verfassungsschutz: {{Webarchiv|url=https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/zahlen-und-fakten-rechtsextremismus/rechtsextremistische-parteien-2016/der-dritte-weg-2016 |wayback=20180523095450 |text=''Der III. Weg.'' }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Verfassungsschutz und die Staatsanwaltschaft Ingolstadt sehen Bezüge zwischen dem III. Weg und den [[Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2014|Brandanschlägen auf Asylbewerberheime in Deutschland 2014]] und [[Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 2015|2015]]: Vor Ort mache die Partei gezielt Stimmung für Straftaten und kommentiere diese nach Begehen wohlwollend, etwa im fränkischen [[Vorra]].&lt;ref&gt;[http://www.swr.de/report/drahtzieher-des-hasses-wie-der-iii/-/id=233454/did=15854616/nid=233454/1icitk0/index.html ''Drahtzieher des Hasses: Wie „Der III. Weg“ die Stimmung gegen Flüchtlinge anheizt.''] In: ''Report Mainz.'' 1. Oktober 2015.&lt;/ref&gt; 2015 veröffentlichte der III. Weg auf [[Google Maps]] eine Karte von deutschen Asylbewerberheimen mit der Überschrift „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“. [[Google]] nahm die Karte nach Protesten aus dem Netz.&lt;ref&gt;Kathrin Hollmer: [http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/593682/Die-braune-Landkarte ''Die braune Landkarte.''] In: ''jetzt.sueddeutsche.de'', 15. Juli 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die neue Kalibrierung, Aufstockung und Umstrukturierung des [[Bundesamt für Verfassungsschutz|Bundesamtes für Verfassungsschutz]] und des [[Militärischer Abschirmdienst|Militärischen Abschirmdienstes (MAD)]], die eine erhöhte Aktivität zur Beobachtung der rechtsextremen Szene zum Ziel hat, ergibt sich aus einer Zunahme der rechtsextremen Straftaten und Phänomenen im Zusammenhang mit den [[NSU-Prozess]]en, dem [[Mordfall Walter Lübcke]], dem [[Ausschreitungen in Chemnitz 2018|Mord und Ausschreitungen in Chemnitz]] (2018), Bedrohungen von Kommunalpolitikern, Journalisten und Ehrenamtlichen, der Sammlung von Personen auf sog. „Feindeslisten“ und der allgemeinen Anti-[[Asylrecht (Deutschland)|Asyl]]-Agitation der Szene.<br /> <br /> Der Verfassungsschutz will zukünftig, basierend aus den Ermittlungen und Erkenntnissen im [[Mordfall Walter Lübcke]], sich mit „abgetauchten“ Rechtsextremen (Schläfer-Prinzip) beschäftigen, die in &quot;gesperrten Akten&quot; des Verfassungsschutzes zugänglich gemacht werden sollen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Julian Staib |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/nach-luebcke-mord-die-datenschutzrechte-der-rechtsextremen-16399332.html |titel=Die Datenschutzrechte der Rechtsextremen |werk=https://www.faz.net/ |hrsg=Frankfurter Allgemeine Zeitung |datum=2019-09-23 |abruf=2019-09-24 |sprache=DE}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Neue Rechte ==<br /> {{Hauptartikel|Neue Rechte}}<br /> <br /> Ab etwa 1970 entstand in Reaktion auf NPD-Niederlagen und auf die [[Neue Linke]] eine Strömung mit intellektuellem Anspruch, die sich an antidemokratischen Theoretikern der Weimarer Zeit orientiert ([[Konservative Revolution]]). Sie lehnt Liberalismus, Pluralismus und [[Multikulturalismus]] der [[Offene Gesellschaft|„offenen Gesellschaft“]] zugunsten ethnisch-nationaler Homogenität ab, vertritt einen [[Ethnopluralismus]] anstelle des biologistischen Rassismus und strebt als vielfältiges Netzwerk ohne Parteibindung gesellschaftliche Diskurshoheit an. Es wird als Teilmenge des Rechtsextremismus oder Brückenspektrum zum Rechtskonservatismus aufgefasst, das rechtsextreme Ideen modernisiert und in die Gesellschaftsmitte transportiert.&lt;ref&gt;Thomas Pfeiffer: ''„Wir lieben das Fremde – in der Fremde.“ Ethnopluralismus als Diskursmuster und Strategie im Rechtsextremismus.'' In: Jennifer Schellhöh und andere (Hrsg.): ''Großerzählungen des Extremen: Neue Rechte, Populismus, Islamismus, War on Terror.'' transcript, 2018, ISBN 978-3-8376-4119-6, S. 35–55, hier S. 36f.&lt;/ref&gt; Ziel ist eine „[[Kulturrevolution]] von rechts“ nach dem Vorbild der französischen [[GRECE|Nouvelle Droite]], die den demokratischen Verfassungsstaat unterhöhlen, eine rechtsextreme Umdeutung von Begriffen und Werten herbeiführen und dafür die Meinungsführerschaft erringen will.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 40.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zum publizistischen Netz der ''Neuen Rechten'' zählt man auch ältere Printmedien wie Gerhard Freys [[National-Zeitung (München)|National-Zeitung]], die ab 1980 neue Themenschwerpunkte erhielt, die Monatszeitschrift [[Nation und Europa]] (seit 1951), die eine gesamteuropäische extreme Rechte anstrebt, die Zeitschriften „[[Criticón]]“ (seit 1970), „[[Junge Freiheit]]“ (seit 1986), „[[Staatsbriefe]]“ (seit 1990) und „[[Sleipnir]]“ (seit 1996). Der [[Grabert Verlag]] und die [[Verlagsgesellschaft Berg]] bedienen ein breites Spektrum an [[Rechtsextremismus und Esoterik|rechtsextremer Esoterik]], Geschichtsrevisionismus und völkisch gedeuteter [[Germanen]]-Geschichte. Sie geben die Zeitschriften „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“ und „Deutsche Geschichte“ heraus. Hinzu kommt die [[Gesellschaft für freie Publizistik]] (seit 1960), die einen rechtsextremen Vortrags- und Buchmarkt fördert, und rechtsextreme Schulungszentren wie das [[Thule-Seminar]] (seit 1980) und [[Horst Mahler]]s [[Deutsches Kolleg]] (seit 1994).&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 40–44; Uwe Backes: [http://www.bpb.de/popup/popup_druckversion.html?guid=TTOIT8 ''Gestalt und Bedeutung des intellektuellen Rechtsextremismus in Deutschland.''] In: ''[[APuZ]].'' 46/2001.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Rechtsextreme Parteien, Neonazigruppen und Neue Rechte rücken seit 2000 immer stärker zusammen und betreiben eine aktive Vernetzung. Dies zeigte sich vor allem bei Großaufmärschen zu den Jahrestagen der [[Luftangriffe auf Dresden]], an denen immer mehr Angehörige des gesamten rechtsextremen Spektrums teilnahmen.&lt;ref name=&quot;Kummer&quot;&gt;Ralph Kummer: ''[http://www.bpb.de/themen/CG7XNP,2,0,Entwicklung_des_parteif%F6rmig_organisierten_Rechtsextremismus_nach_1945.html Entwicklung des parteiförmig organisierten Rechtsextremismus nach 1945. Eine kurze Übersicht rechtsextremer Wahl(miss)erfolge.]'' 2007, bpb.de&lt;/ref&gt; Auch zwischen der [[Rocker]]-Szene und der rechtsextremen Skinhead-Szene wurde ein Zusammenrücken beobachtet.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,599441,00.html ''Rechte Engel.''] In: ''Spiegel Online.'' 5. Januar 2009.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das im Jahr 2000 von [[Götz Kubitschek]] und [[Karlheinz Weißmann]] gegründete [[Institut für Staatspolitik]] wirkte anfangs in Konkurrenz zur „Jungen Freiheit“ als Theoriezentrum der Neuen Rechten, besonders für Widerstands- und Gewaltdiskurse. Es entwickelte sich zum Bildungs- und Schulungszentrum für die rechtsextreme [[Identitäre Bewegung]], [[Burschenschaft]]en, die [[Junge Alternative]] und Neonazis. Seit 2015 tritt Kubitschek auch als Redner beim völkisch-islamfeindlichen Dresdner Bündnis ''Pegida'' und dessen Leipziger Ableger ''Legida'' auf. Er steht dem völkisch-rassistischen Parteiflügel der AfD nahe und ist mit dessen Vertreter [[Björn Höcke]] befreundet. Kubitschek, Höcke und der [[Compact (Magazin)|''Compact'']]-Redakteur [[Jürgen Elsässer]] betreiben eine „Entgrenzung der rechten Spektren“ ([[Andreas Speit]]) und heben die beanspruchte Distanz der Neuen Rechten zum Neonazismus immer mehr auf. So sprechen auch Neonazis heute von „Ethnie“ statt „Rasse“. In der AfD wiederum wurde die anfangs reklamierte Abgrenzung zu NPD-Positionen und -Vertretern faktisch fallengelassen. Manche AfD-Abgeordnete beschäftigen NPD-Mitglieder und geben NPD-Zeitschriften vorbehaltlos Interviews. Im Blick auf diesen Trend halten manche Experten die Unterscheidung zwischen der Alten und Neuen Rechten für irreführend und überholt.&lt;ref&gt;Andrea Röpke: ''Jahrbuch Rechte Gewalt. Hintergründe, Analysen und die Ereignisse 2017. Chronik des Hasses.'' Knaur, München 2018, ISBN 978-3-426-78913-1, S. 39–41.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Straf- und Gewalttaten ==<br /> === Erfassung ===<br /> Das Definitionssystem der deutschen [[Exekutive|Exekutivorgane]] (wie z. B. BKA, Polizei und BfV) für [[Politisch motivierte Kriminalität|Politisch motivierte Kriminalität (PMK)]] umfasst seit 2001 neben klassischen [[Staatsschutz]]-Delikten auch gruppenfeindlich motivierte [[Hasskriminalität]]. Diese umfasst Straftaten, die „gegen eine Person gerichtet sind wegen ihrer politischen Einstellung, Nationalität, Volkszugehörigkeit, Rasse, Hautfarbe, Religion, Weltanschauung, Herkunft, oder aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes, ihrer Behinderung, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres gesellschaftlichen Status“, sowie Straftaten, die sich aus eben solchen Motiven gegen eine Institution oder Sache richten. Als politisch rechts motiviert zählt das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]] Straftaten, „wenn Bezüge zu völkischem Nationalismus, Rassismus, Sozialdarwinismus oder Nationalsozialismus ganz oder teilweise ursächlich für die Tatbegehung waren“.&lt;ref&gt;Dorina Feldmann und andere: ''Klassifikation politisch rechter Tötungsdelikte.'' Universitätsverlag der TU, Berlin 2018, ISBN 978-3-7983-2971-3, S. 24f. [https://books.google.de/books?id=KTtaDwAAQBAJ&amp;pg=PA24 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Zum „Rechtsextremismuspotenzial“ zählt die Forschung Personen mit einem „geschlossen rechtsextremen Weltbild“. Nach welchen Methoden und Kriterien dieses feststellbar ist, ist umstritten.&lt;ref name=&quot;Winkler63f&quot;&gt;Jürgen R. Winkler: ''Rechtsextremismus. Gegenstand – Erklärungsansätze – Grundprobleme.'' In: Wilfried Schubarth (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland: Eine Bilanz.'' Wiesbaden 2001, S. 63f. [https://books.google.de/books?id=YcPyBQAAQBAJ&amp;pg=PA63 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit März 2008 erfasst die Kriminalstatistik auch nicht aufgeklärte oder nicht aufklärbare Propagandadelikte als politisch motivierte Straftaten.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/welt_print/article2377963/LKA-Durch-neue-Zaehlweise-mehr-rechte-Taten-in-Statistik.html ''LKA: Durch neue Zählweise mehr rechte Taten in Statistik.''] In: ''Welt.'' 1. September 2008.&lt;/ref&gt; Die Landeskriminalämter prüften mögliche rechtsextreme Motive bei nicht organisierten Einzeltätern jedoch lange Zeit kaum. Eine Nachprüfung von Mordmotiven vor 2015 ergab erhebliche Korrekturen der staatlichen Opferstatistik nach oben, erfolgte aber ohne einheitliche Methodik. Opferverbände und Experten gehen weiterhin von einer hohen Dunkelziffer solcher Taten aus.&lt;ref&gt;Helmut Lölhöffel: [https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/rechte-mordstatistik-korrigiert ''Rechte Mordstatistik korrigiert.''] In: ''[[Blick nach Rechts]].'' 27. Juli 2015 (kostenpflichtig)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Zahlen ===<br /> {{Hauptartikel|Todesopfer rechtsextremer Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland|Rechte Gewalt in Deutschland}}<br /> <br /> ==== Allgemeine Kennzahlen ====<br /> &lt;div align=&quot;left&quot; style=&quot;clear:left;&quot;&gt;'''Staatlich registrierte Rechtsextremisten''':&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot; /&gt; {{Farblegende|#000000|Gesamtzahl}}{{Farblegende|#ff0000|Gewaltbereite}}&lt;br /&gt;<br /> {{Graph:Chart|width=500|height=150|type=line|x=1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018|y1=51400,50900,49700,45000,41500,40700,39000,38600,31000,30000,26600,25000,22400,22150,21700,21000,22600,23100,24000,24100|y2=9000,9700,10400,10700,10000,10000,10400,10400,10000,9500,9000,9500,9800,9600,9600,10500,11800,12100,12700,12700|colors=#000000,#ff0000|yAxisMin=0}}<br /> &lt;/div&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! 1999 !! 2000 !! 2001 !! 2002 !! 2003 !! 2004 !! 2005 !! 2006 !! 2007 !! 2008 !! 2009<br /> |-<br /> | 51.400 || 50.900 || 49.700 || 45.000 || 41.500 || 40.700 || 39.000 || 38.600 || 31.000 || 30.000 || 26.600<br /> |-<br /> | 9000 || 9.700 || 10.400 || 10.700 || 10.000 || 10.000 || 10.400 || 10.400 || 10.000 || 9.500 || 9000<br /> |-<br /> ! 2010 !! 2011 !! 2012 !! 2013 !! 2014 !! 2015 !! 2016 !! 2017 !! 2018 !! 2019 !! 2020<br /> |-<br /> | 25.000 || 22.400 || 22.150 || 21.700 || 21.000 || 22.600 || 23.100 || 24.000 || 24.100 || ||<br /> |-<br /> | 9.500 || 9.800 || 9.600 || 9.600 || 10.500 || 11.800 || 12.100 || 12.700 || 12.700 || ||<br /> |}<br /> <br /> &lt;div align=&quot;left&quot; style=&quot;clear:left;&quot;&gt;'''Staatlich registrierte rechtsextreme Straftaten seit 1990''':&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 68f. (Gewalttaten 1990–1997);&lt;br /&gt; Frank Esser, Bertram Scheufele, [[Hans-Bernd Brosius]]: ''Fremdenfeindlichkeit als Medienthema und Medienwirkung.'' Springer VS, Wiesbaden 2002, ISBN 3-322-90510-1, S. 51. [https://books.google.de/books?id=1lnzBQAAQBAJ&amp;pg=PA51 books.google.de] (1991–1996);&lt;br /&gt; Frieder Dünkel, Bernd Geng: ''Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit: Bestandsaufnahme und Interventionsstrategien.'' Forum Verlag, Godesberg 1999, ISBN 3-930982-49-8, S. 112. [https://books.google.de/books?id=3WY1TcszRssC&amp;pg=PA112 books.google.de] (1997)&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot;&gt;[http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/media_fast/4055/VSB_1999.pdf ''Verfassungsschutzbericht Brandenburg 1999.''] PDF, S. 18 (1998–1999);&lt;br /&gt; Wolfgang Frindte, Jörg Neumann (Hrsg.): ''Fremdenfeindliche Gewalttäter. Biografien und Tatverläufe.'' Springer VS, Wiesbaden 2002, ISBN 3-322-87345-5, S. 11. [https://books.google.de/books?id=1E4lBgAAQBAJ&amp;pg=PA11 books.google.de] (1999–2000);&lt;br /&gt; BMI: [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/62819/Verfassungsschutzbericht_2001.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2001''], S. 36–43;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/62843/Verfassungsschutzbericht_2002.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2002''], PDF S. 29f.;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/62845/Verfassungsschutzbericht_2003.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2003.''] PDF, S. 29f.;&lt;br /&gt; [https://brightsblog.files.wordpress.com/2008/11/2004.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2004.''] PDF, S. 36–39;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63244/Verfassungsschutzbericht_2005_de.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2005.'']PDF, S. 32–40 und 54;&lt;br /&gt; {{Webarchiv |url=http://www.bundesregierung.de/Content/DE/PeriodischerBericht/Berichte-der-Bundesregierung/2007/07/Anlage/2007-07-30-verfassungsschutzbericht-2006.pdf?__blob=publicationFile |text=''Verfassungsschutzbericht 2006'' |wayback=20180519192039 }}, PDF S. 22–32 und 50;&lt;br /&gt; [http://www.odfinfo.de/antifa/PDF/BMI-VS-Bericht-2007.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2007''], PDF S. 19–29 und 47;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63267/vsb_2008.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2008.''] PDF S. 35–41 und 50;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63268/vsb_2009.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2009.''] PDF, S. 37–43 und 57;&lt;br /&gt; [https://analyticsdotcom.files.wordpress.com/2014/01/2010-xx-yy-bfv-vsbericht-2010.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2010.''] PDF, S. 35–41 und 54;&lt;br /&gt; [https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/63256/vsb2011.pdf?sequence=1&amp;isAllowed=y ''Verfassungsschutzbericht 2011.'']PDF, S. 36–42 und 56;&lt;br /&gt; {{Webarchiv |url=https://www.ethikbank.de/fileadmin/ethikbank/dokumente/Die_EthikBank/verfassungsschutzbericht.pdf |text=''Verfassungsschutzbericht 2012.'' |wayback=20180519121136}}, PDF, S. 36–42 und 56;&lt;br /&gt; {{Webarchiv |url=https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2013.pdf |text=''Verfassungsschutzbericht 2013.'' |wayback=20160312071026 }} PDF, S. 37–42 und 68;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2014.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2014.''] PDF, S. 26–28 und 34;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2015.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2015.''] PDF, S. 25–30 und 43–45;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2016.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2016.''] PDF, S. 34f. und 38;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/download/vsbericht-2017.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2017.''] PDF, S. 25 und 50;&lt;br /&gt; [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vs-bericht-2018.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2018.''] PDF, S. 24 u. 50&lt;/ref&gt; {{Farblegende|#000000|Gesamtzahl}}{{Farblegende|#ff0000|Gewalttaten}}&lt;br /&gt;<br /> {{Graph:Chart|width=500|height=150|type=line|x=1990,1991,1992,1993,1994,1995,1996,1997,1998,1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018|y1=,3884,7383,10561,7952,7896,8730,11719,11049,10037,15951,14725,12933,11576,12051,15361,18142,17607,20422,19468,15905,16142,17616,16557,16559,21933,22471,19467,19409|y2=309,1492,2639,2232,1489,837,624,790,708,746,998,980,1930,1870,832,1034,1047,980,1042,891,762,755,802,801,990,1408,1600,1054,1088|colors=#000000,#ff0000|yAxisMin=0}}&lt;/div&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! 1990 !! 1991 !! 1992 !! 1993 !! 1994 !! 1995 !! 1996 !! 1997 !! 1998 !! 1999<br /> |-<br /> | || 3.884 || 7.383 || 10.561 || 7.952 || 7.896 || 8.730 || 11.719 || 11.049 || 10.037<br /> |-<br /> | 309 || 1492 || 2639 || 2232 || 1489 || 837 || 624 || 790 || 708 || 746<br /> |-<br /> ! 2000 !! 2001 !! 2002 !! 2003 !! 2004 !! 2005 !! 2006 !! 2007 !! 2008 !! 2009<br /> |-<br /> | 15.951 || 14.725 || 12.933 || 11.576 || 12.051 || 15.361 || 18.142 || 17.607 || 20.422 || 19.468<br /> |-<br /> | 998 || 980 || 1.930 || 1.870 || 832 || 1.034 || 1047 || 980 || 1042 || 891<br /> |-<br /> ! 2010 !! 2011 !! 2012 !! 2013 !! 2014 !! 2015 !! 2016 !! 2017 !! 2018 !! 2019<br /> |-<br /> | 15.905 || 16.142 || 17.616 || 16.557 || 16.559 || 21.933 || 22.471 || 19.467 || 19.409 ||<br /> |-<br /> | 762 || 755 || 802 || 801 || 990 || 1408 || 1600 || 1054 || 1088 ||<br /> |}<br /> <br /> Seit 1990 stieg die Zahl rechtsextremer Gewalttaten sprunghaft an. Es kam zu [[Pogrom]]-artigen Angriffen auf Sammelunterkünfte und Mordanschlägen auf Wohnhäuser von Migranten, so in [[Ausschreitungen in Hoyerswerda|Hoyerswerda]] (1991), [[Hünxe#Geschichte|Hünxe]] (1991), [[Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen|Rostock]] (1992), [[Mordanschlag von Mölln|Mölln]] (1992), [[Mordanschlag von Solingen|Solingen]] (1993) und [[Lübecker Brandanschlag|Lübeck]] (1996). Die gleichzeitige [[Asyldebatte]] wirkte als Legitimationshintergrund, so dass die Angreifer sich im Einklang mit Bevölkerungsmehrheit und Politik glaubten. Medienberichte darüber, dass die Angegriffenen zeitweise fliehen und umziehen mussten, motivierten andere Täter, den Angriffen nachzueifern. Danach stieg der Anteil älterer, arbeitsloser und vorbestrafter Täter, die zudem öfter rechtsextrem aktiv geworden waren.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 68–71.&lt;/ref&gt; Seitdem wurde kritisiert, dass reißerische Medienberichte über rechtsextreme Gewalt aufputschende und zur Nachahmung anreizende Wirkung haben können.&lt;ref&gt;Rainer Erb: ''Machen die Medien Extremismus erst salonfähig?'' In: ''Das Parlament.'' 11. Dezember 1992; Hans-Bernd Brosius, Frank Esser: ''Eskalation durch Berichterstattung. Massenmedien und fremdenfeindliche Gewalt.'' Westdeutscher Verlag, Opladen 1995.&lt;/ref&gt; Infolge der staatlichen Verbotswelle von 1992 gingen die Gewalttaten zunächst etwas zurück.<br /> <br /> Laut den Verfassungsschutzberichten seit 2001 erfolgten die meisten rechtsextremen Gewalttaten (in absoluten Zahlen, nicht in Relation zur Bevölkerungszahl) in folgenden Bundesländern (abgekürzt nach [[ISO 3166-2:DE]]):&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot; /&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! 2001 !! 2002 !! 2003 !! 2004 !! 2005 !! 2006 !! 2007 !! 2008 !! 2009 !! 2010<br /> |-<br /> | SN || BB || BB || NW || NW || NW || BB || NW || ST || NW<br /> |-<br /> ! 2011 !! 2012 !! 2013 !! 2014 !! 2015 !! 2016 !! 2017 !! 2018 !! 2019 !! 2020<br /> |-<br /> | NW || NW || NW || - || NW || NW || || || ||<br /> |}<br /> <br /> ==== Einstellungspotenzial ====<br /> Das rechtsextreme Einstellungspotenzial in der deutschen Bevölkerung wurde bis 2000 je nach Methodik auf sechs bis 17 Prozent geschätzt.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' München 2001, S. 107.&lt;/ref&gt; Mit je eigenen Kriterien errechnete die SINUS-Studie 1980 13, das [[Institut für Demoskopie Allensbach]] 1984 6,2 Prozent westdeutsche Rechtsextreme. Der Wissenschaftler [[Jürgen W. Falter]] errechnete 1994 fünf Prozent Rechtsextreme unter den wahlberechtigten Deutschen.&lt;ref name=&quot;Winkler63f&quot; /&gt; Eine Studie der Universität Berlin von 1998/99 kam auf 13 Prozent für Gesamtdeutschland, davon 12 Prozent im Westen, 17 im Osten.&lt;ref&gt;Iris Huth: ''Politische Verdrossenheit.'' Band 3, 2004, S. 226.&lt;/ref&gt; Dabei zeigte sich seit 1990, dass das Wählerpotential für rechtsextreme Parteien umso höher ist, je weniger Einwanderer und Ausländer in einer Region leben.<br /> ==== Entwicklungstendenzen ====<br /> Das BfV zählt nur Mitglieder rechtsextremer Organisationen und gewaltbereite Rechtsextreme zum „Rechtsextremismuspotenzial“. Seine Jahresberichte schätzten deren Gesamtzahl bundesweit auf mindestens 21.000 (2014), höchsten 51.400 Personen (1999). Die rund 6000 REP-Mitglieder zählte das BfV ab 2007 nicht mehr mit.&lt;ref&gt;Andreas Beelmann, Kai J. Jonas (Hrsg.): ''Diskriminierung und Toleranz: Psychologische Grundlagen und Anwendungsperspektiven.'' Springer VS, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-91621-7, S. 288. [https://books.google.de/books?id=lC8_-tbaLUUC&amp;pg=PA288 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Während die Gesamtzahl seit 1999 um mehr als die Hälfte abnahm, nahm der Anteil Gewaltbereiter von 1990 bis 2000 um mehr als 50 Prozent zu. Unter ihnen sind ein relativ hoher Anteil Ostdeutscher&lt;ref&gt;Frieder Dünkel, Bernd Geng (Hrsg.): ''Jugendgewalt und Kriminalprävention: Empirische Befunde zu Gewalterfahrungen von Jugendlichen in Greifswald und Usedom/Vorpommern und ihre Auswirkungen für die kommunale Kriminalprävention.'' Forum Verlag, Godesberg 2003, ISBN 3-930982-95-1, S. 140. [https://books.google.de/books?id=_HvzxwP1-XQC&amp;pg=PA140 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; und Frauen.&lt;ref&gt;Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): ''Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten.'' Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-01984-6, S. 296. [https://books.google.de/books?id=aupUCgAAQBAJ&amp;pg=PA296 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2012 zählte das BfV insgesamt 230 rechtsextreme Organisationen, davon nur drei Parteien (NPD, ''Pro NRW'' und ''Die Rechte''). Die [[Kriminalstatistik]] registrierte von 2005 bis 2012 durchschnittlich rund 17.000 „politisch rechts“ motivierte Straftaten, überwiegend typische Propagandadelikte und Volksverhetzung sowie [[Körperverletzung (Deutschland)|Körperverletzung]] und Sachbeschädigung. Sie weist Gewalttaten gesondert aus.&lt;ref&gt;Felix Rauscher: ''Rechtliche Bewertung rechtsextremistischer Versammlungen.'' LIT Verlag, Münster 2017, ISBN 978-3-643-13613-8, S. 11f. [https://books.google.de/books?id=vQbuDQAAQBAJ&amp;pg=PA11 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Bei rechtsextremen Gewalttaten überwiegt Körperverletzung, gefolgt von [[Brandstiftung]]en, [[Landfriedensbruch]], [[Raub]], [[Widerstand gegen die Staatsgewalt]] und versuchten oder ausgeführten [[Tötungsdelikt]]en. Nach Recherchen von ''[[Report Mainz]]'' begingen rund 110 NPD-Funktionäre, davon 35 in einem Landes- oder dem Bundesvorstand, von 2002 bis 2012 etwa 120 derartige Straftaten oder wurden dafür angeklagt. Nicht mitgezählt wurden Propagandadelikte. Der Staatsrechtler [[Jörn Ipsen]] rechnet besonders die Gewaltdelikte großenteils der ganzen NPD zu.&lt;ref&gt;[http://www.swr.de/report/presse/06-ueber-120-strafverfahren-in-den-vergangenen-10-jahren/-/id=1197424/nid=1197424/did=9389986/4ino2u/index.html ''Über 120 Strafverfahren in den vergangenen 10 Jahren.''] In: ''SWR.'' 6. März 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach der Datensammlung des Terrorismusforschers Daniel Köhler gab es von 1963 bis 2015 in Deutschland 92 rechtsterroristische Gruppen sowie eine unbekannte Zahl von Einzeltätern des Typus [[Einsamer Wolf (Terrorismus)|„Einsamer Wolf“]], die dem um 1990 aus den USA importierten Konzept des „führerlosen Widerstands“ folgen.&lt;ref&gt;Andrea Röpke: ''2018 Jahrbuch Rechte Gewalt.'' München 2018, S. 14f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang und Stagnation seit 2006 registrieren die Behörden seit 2014 einen erneuten starken Anstieg rechtsextremer Straf- und Gewalttaten.&lt;ref&gt;Bundesamt für Verfassungsschutz: {{Webarchiv|url=https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-rechtsextremismus/zahlen-und-fakten-rechtsextremismus/rechtsextremistische-straf-und-gewalttaten-2016 |wayback=20180516175102 |text=''Rechtsextremistische Straf- und Gewalttaten.'' }}; Statista.com: [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4032/umfrage/rechtsextremismus-und-fremdenfeindlichkeit-in-deutschland/ ''Anzahl der politisch motivierten Straftaten und Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund in Deutschland von 2006 bis 2016.'']&lt;/ref&gt; 2016 waren eine Tötung, 18 versuchte Tötungsdelikte, 113 Brandstiftungen, über 450 Nötigungen/Bedrohungen, über 1300 Körperverletzungen und 12.476 Propagandadelikte darunter.&lt;ref&gt;Bundesministerium des Innern: [https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2016.pdf ''Verfassungsschutzbericht 2016.''] (PDF, S. 24)&lt;/ref&gt; Opferverbände verzeichneten 2016 schon in den fünf ostdeutschen Ländern mindestens 1948 rechtsextreme Gewalttaten und bundesweit neun weitere Todesopfer, da der [[Anschlag in München 2016]] auch rassistisch motiviert war. Im Durchschnitt gibt es in Deutschland fünf rechte Gewalttaten täglich.&lt;ref&gt;Andrea Röpke: ''2018 Jahrbuch Rechte Gewalt.'' München 2018, S. 192.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Bundesamt für Verfassungsschutz erfasste in seinem Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2018 eine Erhöhung der Zahl rechtsextremistischer fremdenfeindlicher Gewalttaten um 6,1 % (821 gegenüber 774 Delikten 2017). Darauf entfielen 48 [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|antisemitische]] Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund (2015: 29; 2016: 31; 2017: 28).&lt;ref&gt;[https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2016.pdf Verfassungsschutzbericht 2016], PDF&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2017.pdf Verfassungsschutzbericht 2017], 24. Juli 2018, PDF, S. 25 bzw. 26.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.verfassungsschutz.de/download/vsbericht-2018.pdf |titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |werk= |hrsg=BMI |seiten=26 |datum=2019-06-27 |abruf=2019-06-28 |format=PDF&amp;nbsp;7,7&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt; Das BfV sieht diese signifikante Entwicklung im Zusammenhang mit der ''&quot;Anti-Asyl-Debatte&quot;'', Agitation gegen die ''&quot;Multikulti-Gesellschaft&quot;'' und das ''&quot;System Merkel&quot;'' zur Emotionalisierung und Mobilisierung.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=46f}}&lt;/ref&gt; Beobachtet wird eine Intensivierung der Informationsstreuung in den sozialen Medien, die Bildung von Bürgerwehren (zum Schutz vor Bedrohungen auf Basis der eigenen Argumentationen) und, bei leichter Zunahme von Kundgebungen, eine stark ansteigende Zahl von Teilnehmern (2018: 57.950 gegenüber ca. 16.400 in 2017).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=47}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei den internetbasierten Kommunikationsformen der rechtsextremen [[Propaganda]] und [[Agitation]] wird ein starker Fluktuationsgrad beobachtet, da Administratoren gelöschte Präsenzen an andere Stellen versetzen bzw. dort neu erstellen. Ein in der Szene beliebtes Format ist das Video-Weblog ([[V-Log]]) z.&amp;nbsp;B. auf [[YouTube]].&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=61}}&lt;/ref&gt; So hatte der YouTube-Kanal „[[Der Volkslehrer]]“ über 60.000 Abonnenten (Stand 24. Januar 2019), die mit verschwörungstheoretischen bzw. antisemitischen Positionen und [[Weltanschauung]]en bis hin zur [[Holocaustleugnung|Leugnung des Holocaust]] versorgt werden.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; Die [[Narrativ (Sozialwissenschaften)|Narrative]] sind die „jüdische Clique“, „Überfremdung“, „nationaler Widerstand“, „schleichendes Aussterben des deutschen Volkes“ sowie Fehlentwicklungen der Politik und der Medien, die gegen die „Patrioten“ gerichtet seien.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=62}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Neben den traditionellen Großveranstaltungen gibt es einen Trend zu Großveranstaltungen, die Musik und Redebeiträge bis hin zu Festivals kombinieren (2018: 270 gegenüber 259 in 2017).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=63}}&lt;/ref&gt; Der Bericht des BfV 2018 sieht darin auch eine &quot;spektrenübergreifende Vernetzung&quot; bis hin zu Überschneidungen mit der [[Hooligan]]-, Ultra- und [[Rocker (Subkultur)|Rockerszene]]. Auch findet eine zunehmende Vernetzung mit rechtsextremen Gruppierungen im Ausland statt. Zudem wird auf die gewachsene Bedeutung der rechtsextremen Kampfsportszene verwiesen, die Kampfsportturniere wie den „Kampf der Nibelungen“ (KdN) (seit 2013), „Schild &amp; Schwert“ oder „Jugend im Sturm“ veranstalten.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=66-67}}&lt;/ref&gt; Hingewiesen wird auch auf die Bedeutung ideologisch strategischer Diskurse der rechtsextremen Szene im Internet, Social Media und durch Druckerzeugnisse (wie „Feder und Schwert“, „Werk-Kodex“ oder „N.S. heute“).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=68ff}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Werk-Kodex legen die Autoren offen und obsessiv ihre Hauptziele dar wie folgt:&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=70}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &quot;''1. Sicherstellen des Überlebens der weißen Rasse, 2. Biologische Bewahrung subrassischer Sezifika in charakteristischen Populationen (Nordwest, Nordost, Süd), 3. Erhalt der größeren Völker und Sprachen Europas durch sekundäre Siedlungsprojekte (...)''.&quot;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=N.N. |Titel=Werk-Kodex - Das Magazin für deutsche Metapolitik und Kultur |Hrsg=Baldur Landogart |Sammelwerk=Frühling 2018 |Band=https://werk-kodex.de/ |Nummer=1 |Auflage= |Verlag= |Ort=Fretterode |Datum=2018 |ISBN= |Seiten=82f}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Schließlich werden verschiedene Formen des [[Antisemitismus]] beobachtet:<br /> <br /> * religiöser und rassistischer Antisemitismus<br /> * politischer Antisemitismus<br /> * sekundärer Antisemitismus<br /> * antizionistische Antisemitismus.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=73ff}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Da oft die persönliche Konfrontation mit jüdischen Bürgern oder Institutionen fehlt und Antisemitismus kein Alleinstellungsmerkmal des rechtsextremen Spektrums darstellt, nimmt man an, dass der Antisemitismus auch deswegen propagagiert wird, weil in Politik, Medien und Mehrheitsgesellschaft ein klarer Konsens gegen den Antisemitismus vorherrscht.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=73}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die einzige bundesweite Statistik für ''Todesopfer rechter Gewalt seit 1990'' (geführt von Opferverbänden und der [[Amadeu Antonio Stiftung]]) zählt aktuell (Juni 2019) mindestens 195 Mordopfer und 12 Verdachtsfälle.&lt;ref name=&quot;AAS-Statistik&quot;&gt;Anna Brausam: [https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/rassismus/todesopfer-rechter-gewalt/ ''Todesopfer rechter Gewalt seit 1990.''] (Stand: 28. Juni 2019)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Alle Zahlen im rechten Spektrum sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten. Die durch Ereignisse der jüngeren Vergangenheit (z. B. [[NSU-Morde]], [[Ausschreitungen in Chemnitz 2018]], [[Demonstrationen in Köthen 2018]], [[Mordfall Walter Lübcke|Mordfall Walter Lübcke 2019]] u.&amp;nbsp;a.) sensibilisierten Organe des Staates und die Intensivierung der Aufklärung beim BfV können vermutlich zukünftig rechtsextreme Straf- und Gewalttaten sehr viel genauer erfasst werden.<br /> <br /> &lt;div style=&quot;clear:left;&quot; align=&quot;left&quot;&gt;'''Todesopfer rechtsextremer Gewalt seit 1990''': {{Farblegende|#00aa00|laut Amadeu Antonio Stiftung&lt;ref name=&quot;AAS-Statistik&quot; /&gt;}}{{Farblegende|#000000|laut Bundesamt für Verfassungsschutz&lt;ref name=&quot;VS-Berichte Zahlen&quot; /&gt;}}&lt;br /&gt;<br /> {{Graph:Chart|width=500|height=150|type=line|x=1990,1991,1992,1993,1994,1995,1996,1997,1998,1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018|y1=4,10,27,15,8,4,17,10,3,12,15,10,5,14,3,6,3,3,6,1,2,2,2,0,1,0,11,1,1|y2=1,3,13,8,0,1,1,2,0,3,2,0,0,0,0,0,0,0,2,1,0,0,0,0,0,0,2,0,0|colors=#00aa00,#000000}}<br /> '''Reichsbürgerbewegung und Selbstverwalter'''<br /> &lt;/div&gt;<br /> <br /> Die [[Reichsbürgerbewegung]] (und sog. Selbstverwalter) werden erst seit 2016 gezielt beobachtet, nachdem Angehörige dieser Szene einen Mord und Schusswechsel begangen hatten, Waffenlager und Anschlagspläne entdeckt worden waren [[Polizistenmord in Georgensgmünd 2016|(siehe Polizistenmord in Georgensgmünd 2016)]]. Ihre Zahl wurde bis dahin auf bundesweit 1000, aktuell wird sie auf 18.000 geschätzt. Rund 1650 davon hatten eine [[Waffenbesitzkarte]]; 450 davon wurde diese seit November 2016 entzogen. Nur 59 von rund 750 sonstigen bewaffneten Rechtsextremisten wurde die Waffenbesitzkarte entzogen. Nur 26 Rechtsextremisten stufen die Behörden aktuell (Mai 2018) als „Gefährder“ ein (2012: 4). Zugleich führt der [[Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof|Generalbundesanwalt]] derzeit 14 Ermittlungs- oder Strafverfahren gegen rechtsterroristische Gruppen wie die [[Bürgerwehr Freital]], die [[Oldschool Society]] und [[Nordadler]]. Sie alle bildeten sich ohne feste Strukturen in den letzten Jahren und waren zuvor nicht auffällig geworden. Der Verfassungsschutz folgert daraus, dass nur wenige Gefährder den Behörden bekannt sind, weil sich Rechtsterroristen heute über das Internet selbst radikalisieren und außerhalb bestehender Gruppen für Anschläge zusammenschließen.&lt;ref&gt;Kai Biermann: [https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-05/rechtsextremismus-reichsbuerger-waffen-gefaehrder ''Rechtsextremismus: Unerkannte Bedrohung.''] In: ''Die Zeit.'' 22. Mai 2018.&lt;/ref&gt; Nach 501 untergetauchten Rechtsextremisten wird seit Dezember 2017 bundesweit gefahndet.&lt;ref&gt;Frank Jansen: [https://www.tagesspiegel.de/politik/rechtsextremismus-in-deutschland-gut-500-neonazis-leben-im-untergrund/20661716.html ''Rechtsextremismus in Deutschland: Gut 500 Neonazis leben im Untergrund.''] In: ''Der Tagesspiegel.'' 1. Dezember 2017.&lt;/ref&gt; Der Verfassungsschutzbericht erfasste im Jahre 2018 864 politisch motivierten Straftaten (2017: 911).&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=30}}&lt;/ref&gt; Zu diesen Straftaten zählten: Erpressungen, Widerstand, Nötigungen, Bedrohungen und Volksverhetzung. Die extremistischen Gewalttaten wurden 2018 insgesamt mit 160 Fällen bundesweit erfasst (2017: 130), von denen 89 alleine in Bayern registriert wurden.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> ===== Identitäre Bewegung Deutschland (IBD) =====<br /> Die [[Identitäre Bewegung|Identitäre Bewegung Deutschland]] (IDB), die im Oktober 2012 erstmals in Erscheinung trat, listet der Verfassungsschutzbericht 2018 des BfV noch als &quot;Verdachtsfall&quot; auf und schätzte die Mitgliederzahl auf 600 im Jahre ein (2017: 500).&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Bundesamt für Verfassungsschutz |Titel=Verfassungsschutzbericht 2018 |Hrsg=Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat |Sammelwerk= |Band= |Nummer=ISSN: 0177-0357 |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=82ff}}&lt;/ref&gt; Im Juli 2019 stufte der Verfassungsschutz (BfV) die ''Identitäre Bewegung Deutschland'' nach dreijähriger Prüfung als klar rechtsextremistisch ein und kann sie in der Folge mit allen [[Nachrichtendienstliche Mittel|nachrichtendienstlichen Mitteln]] beobachten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Angela Pley, Pressesprecherin |url=https://www.verfassungsschutz.de/de/oeffentlichkeitsarbeit/presse/pm-20190711-bfv-stuft-ibd-als-gesichert-rechtsextremistische-bestrebung-ein |titel=Bundesamt für Verfassungsschutz stuft „IDENTITÄRE BEWEGUNG DEUTSCHLAND“ (IBD) als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein |werk=https://www.verfassungsschutz.de/de/oeffentlichkeitsarbeit/presse/pm-20190711-bfv-stuft-ibd-als-gesichert-rechtsextremistische-bestrebung-ein |hrsg=Bundesamt für Verfassungsschutz |datum=2019-07-11 |abruf=2019-09-18 |sprache=DE}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == {{Anker|Gegeninitiativen}} Bekämpfung ==<br /> {{Hauptartikel|Initiativen gegen Rechtsextremismus in Deutschland}}<br /> [[Datei:Protest anklam.JPG|mini|Initiativenbanner gegen Neonazis am Rathaus von [[Anklam]]]]<br /> <br /> === Organisationsverbote ===<br /> {{Hauptartikel|Liste in Deutschland verbotener rechtsextremer Organisationen}}<br /> <br /> Aus den Grundsätzen der [[Streitbare Demokratie|Streitbaren Demokratie]] abgeleitete Organisationsverbote ergingen seit dem SRP-Verbot von 1952 öfter gegen rechtsextreme Gruppen.&lt;ref&gt;Wolfgang Rudzio: ''Das politische System der Bundesrepublik Deutschland.'' 7. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2006, S. 36ff. und 452ff.&lt;/ref&gt; Seit 1949 wurden insgesamt 16 rechtsextreme Organisationen auf [[Bundesebene (Deutschland)|Bundesebene]] und 73 auf [[Land (Deutschland)|Landesebene]] verboten. Je 12 Mal geschah dies bisher in [[Bayern]] und [[Berlin]], noch kein Mal im [[Saarland]], in [[Sachsen-Anhalt]] und [[Thüringen]].<br /> <br /> Organisationsverbote werden oft als ungeeignet kritisiert, Rechtsextremismus zu verhindern, weil verbotene oder von einem Verbot bedrohte Organisationen sich unter anderem Namen neu gründen oder ihre Mitglieder einer anderen Organisation beitreten. Zudem könne die staatliche Verfolgung das Gruppenzusammengehörigkeitsgefühl stärken. Nicht verbotene Organisationen könne der Verfassungsschutz einfacher beobachten. Aus [[Demokratietheorie|demokratietheoretischer]] Sicht sei die Inanspruchnahme von Mitteln der Streitbaren Demokratie ein Dilemma, da sie demokratische [[Grundrechte]] beschneide.&lt;ref&gt;Hans-Gerd Jaschke: ''[http://www.bpb.de/publikationen/B7J06R,0,0,Sehnsucht_nach_dem_starken_Staat.html#art0 Sehnsucht nach dem starken Staat. Was bewirkt Repression gegen rechts?]'' In: ''[[Aus Politik und Zeitgeschichte]].'' 39/2000&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Bundesministerium des Innern verbot 2008 erstmals seit 2000 wieder zwei rechtsextreme Organisationen: den [[Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten]] und das seit den 1960er Jahren bestehende [[Collegium Humanum]].&lt;ref name=&quot;BfV-Bericht 2008&quot;&gt;Bundesministerium des Innern: {{Webarchiv|url=http://www.verfassungsschutz.de/download/de/publikationen/verfassungsschutzbericht/vsbericht_2008/vsbericht2008.pdf |wayback=20091122150822 |text=''Verfassungsschutzbericht 2008.'' }} PDF, S. 53ff.&lt;/ref&gt; Das von der Bundesregierung eingeleitete erste [[NPD-Verbotsverfahren (2001–2003)]] scheiterte ebenso wie das vom Bundesrat 2013 beantragte zweite [[NPD-Verbotsverfahren (2013–2017)]]. Das BVerfG lehnte das NPD-Verbot 2003 wegen der starken Durchsetzung der NPD-Führung mit [[V-Person]]en, 2017 wegen der mangelnden Gefährdung der Demokratie durch die NPD ab.<br /> <br /> === Opferberatung und Prävention ===<br /> Einige Initiativen engagieren sich für Minderheiten und Opfer rechtsextremer Gewalt, denen neben körperlichen und seelischen Verletzungen auch finanzielle Schäden zugefügt wurden (Opferberatung). Darüber hinaus werden auch Präventivmaßnahmen durchgeführt (z.&amp;nbsp;B. durch Informations- und Aufklärungsveranstaltungen).<br /> <br /> Dabei können räventivmaßnahmen in drei Kategorien eingeteilt werden. Unter primärer Prävention werden Maßnahmen verstanden, die bereits im Vorfeld versuchen, Rechtsextremismus zu verhindern. Sekundäre Präventionsmaßnahmen versuchen, auf Orientierungen, Einstellungen und Verhaltensweisen von Risikogruppen einzuwirken, während tertiäre Präventionen direkt mit Rechtsextremen arbeiten.&lt;ref&gt;Wolfgang Frindte, Siegfried Preiser: [http://www.bpb.de/publikationen/6JAEC2,0,Pr%E4ventionsans%E4tze_gegen_Rechtsextremismus.html ''Präventionsansätze gegen Rechtsextremismus.''] In: ''Aus Politik und Zeitgeschichte.'' 11/2007, S.&amp;nbsp;32–38, hier S.&amp;nbsp;34.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei Gegeninitiativen zum Rechtsextremismus kann zwischen staatlichen Präventions- und Repressionsmaßnahmen und [[zivilgesellschaft]]lichen Anstrengungen unterschieden werden.&lt;ref&gt;Christian Demuth: {{Webarchiv|url=http://www.spd-brandenburg.de/fileadmin/user_upload/spd-brandenburg_de/perspektive21/P21_HEFT_36.PDF |wayback=20180524151718 |text=''Was tun? Und was lassen? Erfolgsbedingungen und Hinderungsfaktoren von Initiativen gegen Rechtsextremismus.'' }} In: ''perspektive 21 – Brandenburgische Hefte für Wissenschaft &amp; Politik.'' Heft 36, Dezember 2007, S. 61f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung von Rechtsextremismus werden derzeit durch das Bundesprogramm [[Toleranz fördern – Kompetenz stärken]] des [[Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend]] sichergestellt. Ziel des Programmes ist es, ziviles Engagement, demokratisches Verhalten und den Einsatz für Vielfalt und Toleranz zu fördern.&lt;ref&gt;BMI: [https://www.demokratie-leben.de/fileadmin/content/PDF-DOC-XLS/Abschlussberichte/TFKS-Abschlussbericht.pdf ''Abschlussbericht des Bundesprogramms Toleranz fördern – Kompetenz stärken'']&lt;/ref&gt; Dafür standen bis 2014 jährlich 24 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung. Laut [[Koalitionsvertrag der 18. Wahlperiode des Bundestages]] sollen entsprechende Programme verstetigt werden. Die staatliche Förderpraxis wird unter anderem dafür kritisiert, dass sie eher kurzfristige Aktionen unterstützt und sich auf die Anschubfinanzierung von Modellprojekten konzentriert. Die Finanzierung von Gegeninitiativen müsse langfristig und strukturell gesichert werden.&lt;ref&gt;Maximilian Popp: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-110117935.html ''Frust statt Mut.'' Der Spiegel 36/2013]&lt;/ref&gt; Um zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus zu vernetzen und ihm eine größere Resonanz in der Öffentlichkeit zu verschaffen, gründeten das [[Bundesministerium des Innern]] und das [[Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz|Bundesjustizministerium]] 2000 das [[Bündnis für Demokratie und Toleranz]].&lt;ref&gt;[http://www.buendnis-toleranz.de/ ''Bündnis für Demokratie und Toleranz''] (Homepage)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu den größten Stiftungen gehören die [[Amadeu Antonio Stiftung]] und die [[Freudenberg Stiftung]]. Diese beiden stehen lokalen Aktionsbündnissen mit fachlicher Expertise beratend und mit Fördergeldern finanziell zur Seite. Bekannte zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich bundesweit gegen Rechtsextremismus engagieren, sind die [[Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage]], das [[Netz gegen Nazis]] und die [[Internationale Wochen gegen Rassismus|Internationalen Wochen gegen Nazismus]]. Zur direkten Unterstützung der Opfer rechter Gewalt haben sich die [[Aktion Noteingang]] und der [[Opferfonds Cura]] auf Bundesebene etabliert. Der Opferfonds arbeitet eng mit den lokalen Opferberatungen zusammen. [[EXIT Deutschland]] ist das bekannteste Aussteigerprogramm für Rechtsextremisten.<br /> <br /> === Rechtsextremismus-Datei ===<br /> Insbesondere in der Nachbereitung der „Ceska“-Morde bzw. der Morde des „[[Nationalsozialistischer Untergrund#Rezeption|Zwickauer Trios]]“ habe sich nicht ein Defizit an der Informationsbeschaffung, sondern am Informationsfluss und der Informationsbewertung durch die einzelnen Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern gezeigt.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kampf-gegen-rechtsextremismus-bund-und-laender-einigen-sich-auf-zentrale-neonazi-datei-a-798574.html ''Kampf gegen Rechtsextremismus: Bund und Länder einigen sich auf zentrale Neonazi-Datei.''] In: ''[[Der Spiegel]].'' 18. November 2011.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Christian Rath: [https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/innenausschuss-verhandelt-nazi-datei-rechtsextremismus-zwickauer-trio-nsu-verfassungsschutz-polizei/ ''Nazi-Datei von Polizei und Geheimdiensten: Getrennt sammeln, gemeinsam nutzen''] [[Legal Tribune Online|LTO]], 23. Mai 2012.&lt;/ref&gt; Die Erkenntnisse, die das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]], ein [[Landeskriminalamt (Deutschland)|Landeskriminalamt]] oder weitere beteiligte Polizeibehörden nach dem [[Rechtsextremismus-Datei-Gesetz]] vom 20. August 2012 gewinnen, dürfen an die das strafrechtliche Ermittlungsverfahren führende Staatsanwaltschaft übermittelt werden, wenn diese Behörden auf deren Ersuchen oder in deren Auftrag gehandelt haben. Diese kann die übermittelten Daten für Zwecke des Strafverfahrens nutzen.&lt;ref&gt;[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/086/1708672.pdf ''Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Rechtsextremismus.''] BT-Drs. 17/8672, 13. Februar 2012, S. 19.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ursachen ==<br /> === Forschung ===<br /> In Deutschland gibt es keine besondere Wissenschaftsdisziplin zur Erforschung von Rechtsextremismus. Dieser wird in verschiedenen Fachbereichen, aber nicht interdisziplinär erforscht. Die meisten Forschungsbeiträge seit 1990 stammen aus den [[Sozialwissenschaften]], weniger aus der [[Politikwissenschaft]].&lt;ref&gt;Christoph Kopke, Wolfgang Kühnel (Hrsg.): ''Demokratie, Freiheit und Sicherheit: Festschrift zum 65. Geburtstag von Hans-Gerd Jaschke.'' Nomos, 2017, ISBN 978-3-8487-4368-1, S. 142. [https://books.google.de/books?id=MSJJDwAAQBAJ&amp;pg=PA142 (books.google.de)]&lt;/ref&gt; Forschungsbeiträge zum Thema untersuchen mit verschiedenen methodischen Ansätzen etwa Sozialisationsbedingungen, Ausbildungs- und Arbeitssituation von Rechtsextremisten, die Entwicklung rechtsextremer Straftaten oder das Wahlverhalten.&lt;ref&gt;Gero Neugebauer: {{Webarchiv | url=http://www.extremismus.com/texte/ext1.pdf | wayback=20070224124448 | text=''Extremismus – Rechtsextremismus – Linksextremismus: Einige Anmerkungen zu Begriffen, Forschungskonzepten, Forschungsfragen und Forschungsergebnissen.''}} In: Wilfried Schubarth, Richard Stöss (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland – Eine Bilanz''. Opladen 2001, S. 6ff. (PDF; 24&amp;nbsp;KB)&lt;/ref&gt; Der Gegenstandsbereich wird in Mikro- und Makrophänomene sowie ''Ideologie'' unterschieden. Auf der Mikroebene werden [[Einstellung (Psychologie)|Einstellung]] und [[Verhalten]], auf der Makroebene unorganisierte [[Subkultur]]en und Organisationen (Parteien, Verbände, Verlage usw.) unterschieden.&lt;ref&gt;Marc Brandstetter: ''Die NPD im 21. Jahrhundert. Eine Analyse ihrer aktuellen Situation, ihre Erfolgsbedingungen und Aussichten.'' Tectum, Marburg 2006, S. 27ff.&lt;/ref&gt; Auch eine Unterscheidung nach den Erklärungsmodellen für Rechtsextremismus ist üblich, darunter ''faschismus-'', ''sozialisations-'' sowie ''modernisierungstheoretische'' Ansätze.&lt;ref&gt;Christian Seipel, Susanne Rippl: ''Ansätze der Rechtsextremismusforschung – Ein empirischer Theorienvergleich.'' In: ''Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation.'' Heft 3/2000, S. 303–318; Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus. Eine kritische Bestandsaufnahme nach der Wiedervereinigung.'' Bouvier, Bonn 1993, ISBN 3-416-02435-4, S. 202–227.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Extremismusforschung ist stark von der [[Totalitarismus]]-Theorie geprägt und finanziell wie institutionell mit den Innenministerien der Bundesländer verbunden. Ihre Abhängigkeit von Staatsbehörden, ihr Demokratiebegriff und ihre Klassifikation unterschiedlicher Phänomene werden oft kritisiert. Seit 2011 werfen einige Wissenschaftler ihr verstärkt eine Ausblendung rechtsextremer Strukturen vor, die für die Nichtentdeckung des NSU mitverantwortlich gewesen sei. Die Extremismustheorie erfasse vor allem nicht angemessen die Überlappung zwischen Positionen der vermeintlichen Gesellschaftsmitte und der radikalen Rechten.&lt;ref&gt;Juliane Karakayah, Doris Liebscher, Carl Melchers, Cagri Kahveci: ''Der NSU-Komplex und die Wissenschaft.'' In: Juliane Karakayali und andere (Hrsg.): ''Den NSU-Komplex analysieren: Aktuelle Perspektiven aus der Wissenschaft.'' transcript, 2017, ISBN 978-3-8376-3709-0, S. 23f. [https://books.google.de/books?id=kx4sDwAAQBAJ&amp;pg=PA23 (books.google.de)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Faschismustheorien ===<br /> Der [[Faschismustheorie|faschismustheoretische]] Ansatz versucht, Rechtsextremismus als Reaktion des kapitalistischen Systems auf Krisensituationen zu interpretieren. Dieser vom [[Marxismus]] inspirierte Ansatz sieht im Faschismus eine verschärfte Form der Ausübung „bürgerlicher Herrschaft“, welche im Angesicht ökonomischer Krisen politische Freiheiten zu Gunsten der Wirtschaft einschränkt. Dieser Ansatz wurde lange Zeit in der Politikwissenschaft diskutiert, verlor aber einen Großteil seiner Erklärungskraft mit dem Aufkommen des Rechtsextremismus in den Gesellschaften der aus dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus hervorgegangenen Länder.&lt;ref&gt;Armin Pfahl-Traughber: ''Rechtsextremismus. Eine kritische Bestandsaufnahme nach der Wiedervereinigung''. Bouvier, Bonn 1993, ISBN 3-416-02435-4, S.&amp;nbsp;202&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Sozialisationstheorien ===<br /> Rechtsextreme Einstellungen als wesentliche Persönlichkeitsmerkmale eines [[Autoritärer Charakter|autoritären Charakters]] sind die Grundvorstellung weiterer Veröffentlichungen des IfS.&lt;ref&gt;Christopher Vogel: [http://docplayer.org/22813179-Universitaet-kassel-fachbereich-sozialwesen-mobile-beratungsteams-gegen-rechtsextremismus-ein-ostdeutsches-konzept-fuer-westdeutschland.html ''Mobile Beratungsteams gegen Rechtsextremismus. Ein ostdeutsches Konzept für Westdeutschland?''] Diplomarbeit. 2006, S. 27.&lt;/ref&gt; [[Helmut Willems]] bestätigte die Annahme, dass eine ethnozentrische Einstellung nur Teil eines umfassenden Bündels ist, in dem die Geschlechterrolle eine große Rolle spielt und männlicher [[Chauvinismus]], Gewalt gegen Frauen und Homosexuelle, [[Unterdrückung|Repression]] und hohe Erwartungen an Führungspersonen miteinander konvergieren.&lt;ref&gt;Helmut Willems: ''Fremdenfeindliche Gewalt. Einstellungen – Täter – Konflikteskalation.'' Opladen 1993.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Rechtsextremismusexperte [[David Begrich]] spricht von einer „''Generation [[Ausschreitungen in Hoyerswerda|Hoyerswerda]]''“, von der „die Fundamente für den heutigen Rassismus und Rechtsextremismus […] gelegt“ worden seien. In Bezug auf Ostdeutschland hätten sich „stabile und sich bis heute reproduzierende rechte Milieus“ entwickelt. Wer damals randaliert und Migranten angegriffen habe, teile „die kollektive biographische Erfahrung, seinen rassistischen Auffassungen mittels Gewalt nicht nur Gehör verschafft, sondern vielerorts auch zum Durchbruch verholfen zu haben.“ Heute seien diese Personen nicht mehr als Gewaltakteure aktiv, gäben jedoch „als Eltern […] Einstellungen und Haltungen an jene Generation weiter, die nun auf der Straße handelt“.&lt;ref&gt;[http://faktenfinder.tagesschau.de/inland/rechtsextremismus-sachsen-101.html ''Hochburg des Rechtsextremismus.''] faktenfinder.tagesschau.de, 28. August 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Modernisierungstheorien ===<br /> Ansätze, die den Rechtsextremismus als Reaktion auf soziale Umbrüche, [[Individualisierung]] und [[Orientierungslosigkeit]] erklären, werden als [[Modernisierungstheorie|modernisierungstheoretische]] Ansätze bezeichnet. Ihr prominentester, aber auch umstrittenster Vertreter ist [[Wilhelm Heitmeyer]].&lt;ref name=&quot;Holtmann&quot;&gt;Elisabeth Holtmann: ''[http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/1067/pdf/Potsdamer_Beitrag_Nr._12.pdf Sozialwissenschaftliche Erklärungsansätze zum Thema „Gewalt und Fremdenfeindlichkeit“.]'' (PDF; 217&amp;nbsp;kB). In: Dieter Holtmann (Hrsg.): ''Potsdamer Beiträge zur Sozialforschung.'' Nr.&amp;nbsp;12, Oktober 2001, S.&amp;nbsp;1&amp;nbsp;ff.&lt;/ref&gt; Dieser vertritt eine [[Desintegration]]stheorie, nach der besonders unorganisierte Jugendliche als „Modernisierungsopfer“ gelten, die im raschen gesellschaftlichen Wandel nicht mithalten können und dies mit rechtsextremer Gewalt zu verarbeiten suchen. Dabei bezieht sich Heitmeyer auf die Analyse von [[Ulrich Beck]], der die Bundesrepublik als [[Risikogesellschaft]] beschrieb, die traditionelle Bindungen, Kollektive und Milieus immer mehr auflöse, Lebensrisiken immer mehr dem Einzelnen zuweise und ihn damit immer stärker überfordernden Ohnmachtserfahrungen aussetze. Hier können rechtsextreme Ideologien – Heitmeyer spricht von Ideologien der Ungleichwertigkeit – mit einfachen Scheinlösungen greifen, die die Komplexität des Lebens reduzieren, Fremde und Schwächere als Sündenböcke darstellen und somit die Gewaltbereitschaft gegenüber solchen Gruppen erhöhen. Heitmeyer prägte für diese Einstellungen den Begriff der „[[Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit|gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit]]“.&lt;ref name=&quot;Holtmann&quot; /&gt; Kritiker weisen darauf hin, dass der Modernisierungsopfer-Ansatz in empirischen Untersuchungen wenig Bestätigung findet und sich bei Menschen mit rechtsextremen Einstellungen eher eine voluntaristische Verweigerungshaltung gegenüber moderner Reflexivität ausmachen lässt.&lt;ref&gt;Norbert Götz: [https://www.researchgate.net/publication/305055729 ''Modernisierungsverlierer oder Gegner der reflexiven Moderne? Rechtsextreme Einstellungen in Berlin.''] In: ''Zeitschrift für Soziologie.'' 26, Nr.&amp;nbsp;6, 1997, S.&amp;nbsp;393–413.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Empirische Sozialforschung ===<br /> Die empirische Sozialforschung gliedert rechtsextreme Einstellungen heute in unterschiedliche politische und soziale Felder auf. So verwendet eine repräsentative Studie der [[Friedrich-Ebert-Stiftung]] zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland folgende Einstellungsmuster:<br /> * Befürwortung einer rechtsgerichteten Diktatur,<br /> * [[Chauvinismus]],<br /> * [[Fremdenfeindlichkeit|Ausländerfeindlichkeit]],<br /> * [[Antisemitismus]],<br /> * [[Sozialdarwinismus]],<br /> * Verharmlosung sowie Rechtfertigung des Nationalsozialismus ([[Geschichtsrevisionismus]])&lt;ref&gt;Oliver Decker, Elmar Brähler, Norman Geißler: {{Webarchiv |url=http://www.fes.de/rechtsextremismus/pdf/Vom_Rand_zur_Mitte.pdf |text=''Vom Rand zur Mitte. Rechtsextreme Einstellungen und ihre Einflussfaktoren in Deutschland.'' |wayback=20090617123528 }} (PDF; 749&amp;nbsp;kB) Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2006, ISBN 3-89892-566-8, S.&amp;nbsp;20&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weiterführende Informationen ==<br /> === Siehe auch ===<br /> {{Portal|Rechtsextremismus}}<br /> <br /> === Literatur ===<br /> '''Nachschlagewerke und Handbücher'''<br /> * [[Thomas Grumke]] (Hrsg.): ''[[Handbuch Rechtsradikalismus]]. Personen, Organisationen, Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft.'' Leske + Budrich, Opladen 2002, ISBN 3-8100-3399-5.<br /> * [[Jens Mecklenburg]] (Hrsg.): ''Handbuch Deutscher Rechtsextremismus.'' Elefanten-Press, Berlin 1996, ISBN 3-88520-585-8.<br /> * Astrid Lange: ''Was die Rechten lesen. Fünfzig rechtsextreme Zeitschriften. Ziele, Inhalte, Taktik.'' Beck, München 1993, ISBN 3-406-37404-2.<br /> * Kurt Hirsch: ''Rechts von der Union. Personen, Organisationen, Parteien seit 1945. Ein Lexikon.'' Knesebeck &amp; Schuler, München 1989, ISBN 3-926901-22-5.<br /> * [[Kommunistischer Bund]] (Hrsg.): ''Wer mit wem? Braunzonen zwischen CDU/CSU und Neonazis. Ein Nachschlagewerk für Antifaschisten.'' Buntbuch, Hamburg 1981, ISBN 3-88653-002-7.<br /> <br /> '''Allgemein'''<br /> * [[Heike Kleffner]], Anna Spangenberg (Hrsg.): ''Generation Hoyerswerda.'' be.bra, Berlin 2016, ISBN 978-3-89809-127-5.<br /> * [[Gideon Botsch]]: ''Die extreme Rechte in der Bundesrepublik 1949 bis heute.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-23832-3.<br /> * Oliver Decker, [[Elmar Brähler]]: [http://library.fes.de/pdf-files/do/05864.pdf ''Bewegung in der Mitte – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2008 mit einem Vergleich von 2002 bis 2008 und der Bundesländer.''] Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2008, ISBN 978-3-86872-002-0 (PDF)<br /> * Andreas Klärner, Michael Kohlstruck (Hrsg.): ''Moderner Rechtsextremismus in Deutschland.'' [[Hamburger Edition]], Hamburg 2006, ISBN 3-936096-62-7.<br /> * [[Armin Pfahl-Traughber]]: ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.'' 4. aktualisierte Auflage, Beck, München 2006, ISBN 3-406-47244-3.<br /> * Richard Stöss: [http://library.fes.de/pdf-files/ostdeutschland/02930.pdf ''Rechtsextremismus im Wandel.''] Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2005, ISBN 3-89892-392-4 (PDF; 917&amp;nbsp;KB).<br /> * [[Steffen Kailitz]]: ''Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Einführung.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14193-7.<br /> * [[Christoph Butterwegge]]: ''Rechtsextremismus.'' Herder, Freiburg 2002, ISBN 3-451-05229-6.<br /> * Hans-Gerd Jaschke: ''Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Begriffe, Positionen, Praxisfelder.'' 2. Auflage. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-531-32679-1.<br /> * Jürgen R. Winkler: ''Rechtsextremismus. Gegenstand – Erklärungsansätze – Grundprobleme.'' In: Wilfried Schubarth, Richard Stöss (Hrsg.): ''Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz.'' Leske + Budrich, Opladen 2001, ISBN 3-8100-3115-1 ({{Webarchiv | url=http://www.extremismus.com/texte/rex4.pdf | wayback=20080517050955 | text=Volltext}}, PDF, 26&amp;nbsp;KB).<br /> * [[Richard Stöss]]: [http://www.fes.de/pdf-files/ostdeutschland/00887.pdf ''Rechtsextremismus im vereinten Deutschland.''] 3. überarbeitete Auflage, Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2000, ISBN 3-86077-940-0 (PDF; 795&amp;nbsp;KB).<br /> * [[Uwe Backes]], [[Eckhard Jesse]]: ''Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland.'' 4., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Neuausgabe. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1996, ISBN 3-89331-260-9.<br /> * Peter Dudek, Hans-Gerd Jaschke: ''Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Zur Tradition einer besonderen politischen Kultur.'' Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 1984, ISBN 3-531-11668-1 (Band I), ISBN 3-531-11705-X (Band II).<br /> <br /> '''Einzelbereiche'''<br /> * [[Matthias Meisner]], [[Heike Kleffner]] (Hrsg.): ''Extreme Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz'', Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, ISBN 978-3-451-38561-2.<br /> * [[Gorch Pieken]], Matthias Rogg (Hrsg.): ''Rechtsextreme Gewalt in Deutschland 1990–2013.'' Sandstein, Dresden 2013, ISBN 978-3-95498-014-7.<br /> * [[Patrick Gensing]]: ''Terror von rechts. Die Nazi-Morde und das Versagen der Politik.'' Rotbuch, Berlin 2012, ISBN 978-3-86789-163-9.<br /> * Andreas Böttger und andere (Hrsg.): ''Opfer rechtsextremer Gewalt.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14692-0.<br /> * Stefan Borrmann: ''Rechte Jugendcliquen.'' Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14823-0.<br /> * Ludger Klein: [http://e-diss.uni-kiel.de/diss_1181/d1181.pdf ''Rechtsextremismus und kollektive Identität. Eine sozialpsychologische Studie über „Die Republikaner“ und die „Junge Freiheit“.''] Universität Kiel, Kiel 2003 (PDF; 3,1&amp;nbsp;MB)<br /> * [[Jens-Fietje Dwars]], Mathias Günther: ''Das braune Herz Deutschlands? Rechtsextremismus in Thüringen.'' Quer, Jena 2001, ISBN 3-935787-02-2.<br /> * [[Thomas Pfeiffer (Sozialwissenschaftler)|Thomas Pfeiffer]]: [http://d-nb.info/96222281x/34 ''Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts.''] Ruhr-Universität, Bochum 2000 (PDF; 2,5&amp;nbsp;MB).<br /> * [[Helmut Reinalter]], Franko Petri, Rüdiger Kaufmann (Hrsg.): ''Das Weltbild des Rechtsextremismus.'' StudienVerlag, Innsbruck 1998, ISBN 3-7065-1258-0.<br /> * [[Wilhelm Heitmeyer]] und andere: ''Die Bielefelder Rechtsextremismusstudie. Erste Langzeituntersuchung zur politischen Sozialisation männlicher Jugendlicher.'' 2. Auflage. Juventa, Weinheim 1993, ISBN 3-7799-0422-5.<br /> <br /> '''Rechtsextreme Parteien'''<br /> * Robert Ackermann: ''Warum die NPD keinen Erfolg haben kann – Organisation, Programm und Kommunikation einer rechtsextremen Partei''. Budrich, Opladen 2012, ISBN 978-3-86388-012-5.<br /> * Uwe Hoffmann: ''Die NPD: Entwicklung, Ideologie und Struktur''. Lang, Frankfurt 1999.<br /> <br /> '''Bekämpfung'''<br /> * Friedrich Burschel, Uwe Schubert, Gerd Wiegel (Hrsg.): ''„Der Sommer ist vorbei…“: Vom „Aufstand der Anständigen“ zur „Extremismusklausel“: Beiträge zu 13 Jahren „Bundesprogramme gegen Rechts“.'' Edition Assemblage, Münster 2013, ISBN 978-3-942885-61-4.<br /> * Bettina Pauli, Andreas Klärner, [[Dietmar Molthagen]]: ''Lern- und Arbeitsbuch gegen Rechtsextremismus. Handeln für Demokratie.'' Dietz, Bonn 2008, ISBN 978-3-8012-0381-8.<br /> * Viola Georgi, Hauke Hartmann, Britta Schellenberg, Michael Seberich (Hrsg.): ''Strategien gegen Rechtsextremismus, Band 2: Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis.'' Bertelsmann, Gütersloh 2005, ISBN 3-89204-719-7.<br /> * Amadeu Antonio Stiftung: [http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/tagnavigator/?t=Rechtsextremismus&amp;tp= Themenauswahl Rechtsextremismus]<br /> * Institut für Information und Dokumentation (Hrsg.): ''[[Blick nach Rechts]]. Aufklärung über rechtsextreme Aktivitäten.'' Berliner vorwärts Verlagsgesellschaft, Berlin.<br /> * Eckhard Jesse, Uwe Backes (Hrsg.): ''[[Jahrbuch Extremismus und Demokratie]].'' Nomos, Baden-Baden.<br /> * ''[[Der Rechte Rand]]. Informationen von und für AntifaschistInnen.'' Der Rechte Rand GbR, Hannover.<br /> <br /> ; Verbote<br /> * Michal Goldbach (Hrsg.): ''Mit juristischen Waffen gegen Rechts. Zur Wirksamkeit von Partei- und Versammlungsverboten.'' Evangelische Akademie Hofgeismar, Hofgeismar 2003, ISBN 3-89281-234-9.<br /> * Lars Oliver Michaelis: ''Politische Parteien unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes. Die Streitbare Demokratie zwischen Toleranz und Abwehrbereitschaft.'' Nomos, Baden Baden 2000, ISBN 3-7890-6695-8.<br /> <br /> === Weblinks ===<br /> <br /> ; Verbote<br /> * {{Internetquelle |url=https://www.verfassungsschutz.de/download/broschuere-2018-10-rechtsextremismus-symbole-zeichen-und-verbotene-organisationen.pdf |titel=Rechtsextremismus: Symbole, Zeichen und verbotene Organisatinen |hrsg=Bundesamt für Verfassungsschutz |datum=2018-10 |abruf=2019-06-13 |abruf-verborgen=1 |format=PDF&amp;nbsp;1,6&amp;nbsp;MB |kommentar=Mit zahlreichen Abbildungen}}<br /> * Elhakam Sukhni: ''[https://ramsa-deutschland.org/sites/default/files/sites/default/files/formulare/lagebericht_rechtspopulismus_2015.pdf Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Deutschland - Ein Lagebericht]'' (PDF), RAMSA e.V. (Hrsg.), Köln 2015<br /> *Hans-Gerd Jaschke: [http://www.bpb.de/publikationen/B7J06R,0,0,Sehnsucht_nach_dem_starken_Staat.html#art0 ''Sehnsucht nach dem starken Staat. Was bewirkt Repression gegen rechts?''] In: ''Aus Politik und Zeitgeschichte.'' 39, 2000, {{ISSN|0479-611X}}, S. 22–29.<br /> * [http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/media_fast/4055/Verbotene%20rechtsextr%20Org_Juli_14.pdf Verbotene rechtsextremistische Organisationen (Stand: 24. Juli 2014)] (PDF-Datei; 28&amp;nbsp;kB)<br /> * [http://www.verfassungsschutz.de/de/publikationen/verfassungsschutzbericht/ Übersicht über Verfassungsschutzberichte des Bundesamtes für Verfassungsschutz]<br /> * [http://www.verfassungsschutz.de/de/service/landesbehoerden Liste über Verfassungsschutzbehörden der einzelnen Bundesländer, dort können die jeweiligen Landesverfassungsschutzberichte eingesehen werden]<br /> * Christian Spiegelberg: ''[http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/debatte/kommentare/was-bringen-vereinsverbote-9687/ Was bringen Vereinsverbote zur Bekämpfung von Rechtsextremismus?]'', auf: ''mut-gegen-rechte-gewalt.de'', 23. September 2010.<br /> <br /> * [[Spiegel TV]] / [[ZDFinfo]]: [[Die neuen Nazis]] – Von der NPD-Gründung bis zu den NSU-Morden. Vierteilige Dokumentationsreihe, [https://www.youtube.com/watch?v=ycWB4mpnqtI Teil&amp;nbsp;1: Vor der Wende], [https://www.youtube.com/watch?v=nzNeKLrBQuo Teil&amp;nbsp;2: Wendezeit], [https://www.youtube.com/watch?v=1-dcxVtEzh8 Teil&amp;nbsp;3: Internationale Netze], [https://www.youtube.com/watch?v=eCQKk4rnDmc Teil&amp;nbsp;4: Nationalsozialistischer Untergrund]. Deutschland 2013.<br /> * [http://www.fes.de/rechtsextremismus/inhalt/mat.htm Friedrich-Ebert-Stiftung: Projekte und Studien zum Rechtsextremismus]<br /> * [http://aktuell.nationalatlas.de/rechtsextremismus-06_06-2009-0-html/ Rechtsextremismus auf Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland]<br /> * [http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/ „Mut gegen rechte Gewalt“]<br /> * [http://www.ida-nrw.de/ Homepage des IDA-NRW]<br /> * [http://service.tagesspiegel.de/opfer-rechter-gewalt/ Tagesspiegel: Todesopfer rechter Gewalt (interaktive Grafik)]<br /> * [http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/ Website der Amadeu Antonio Stiftung mit Projekten und Förderungsangeboten]<br /> * [http://www.swr.de/report/dossiers/rechter-terror-in-deutschland-dossier/-/id=8246696/cf=42/did=8889134/nid=8246696/1a50pxf/index.html Dossier des SWR zum Thema Rechtsextremismus in Deutschland]<br /> * {{Internetquelle |autor=Rainer Fromm, Christian Twente, Udo Frank |url=https://www.youtube.com/watch?v=TXFQ2B4fPHs |titel=Die Blutspur – Rechter Terror in Deutschland |werk=[[ZDF-History]] |hrsg=[[ZDFmediathek]] |datum=2017-09-06 |abruf=2019-06-28 |abruf-verborgen=1 |format=Video |sprache=de |kommentar=[https://www.zdf.de/dokumentation/zdf-history/die-blutspur---rechter-terror-in-deutschland-100.html Original Begleittext ZDF], Video war dort verfügbar bis 11.&amp;nbsp;August 2018, jetzt YouTube}}<br /> <br /> === Einzelnachweise ===<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Rechtsextremismus in Deutschland| ]]<br /> [[Kategorie:Gesellschaft (Deutschland)]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Professor&diff=193428846 Professor 2019-10-24T20:30:54Z <p>Michael.alexander.kaufmann: /* Professuren in der Schweiz */Präzisierung</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br /> '''Professor''' ist in der Regel die [[Amtsbezeichnung|Amts-]] und [[Berufsbezeichnung]] oder der [[Akademischer Grad#Abgrenzung zu Titeln|akademische Titel]] des Inhabers einer Professur. Anders als etwa beim [[Doktor]]grad handelt es sich nicht um einen [[Akademischer Grad|akademischen Grad]].<br /> <br /> '''Professur''' (von {{laS|profiteri|de=bekennen}} in der Bedeutung „sich öffentlich als Lehrer zu erkennen geben“) bezeichnet im deutschen Sprachraum primär eine Funktion im Lehrkörper einer [[Hochschule]].<br /> <br /> In [[Deutschland]] und der [[Schweiz]] kann die Bezeichnung ''Professor'' unter bestimmten Umständen auch als [[Ehrentitel]] an Personen verliehen werden, die keine Professur bekleiden&amp;nbsp;– beispielsweise an Künstler. Im Bundesland [[Baden-Württemberg]] kann die Bezeichnung Professor oder Professorin ohne Zusätze als nichtakademischer Ehrentitel an verdiente Bürger verliehen werden (siehe [[Professor (Ehrentitel in Baden-Württemberg)]]). In [[Österreich]] ist ''Professor'' auch ein Berufs- oder Ehrentitel und ein Amtstitel für ernannte Lehrer an höheren Schulen.<br /> <br /> Die Hauptaufgabe von Professoren an Hochschulen ist idealtypisch die eigenverantwortliche Durchführung von wissenschaftlicher [[Forschung]] und [[Wissenschaft#Lehre|Lehre]] (im Sinne des [[Humboldtsches Bildungsideal|humboldtschen Bildungsideals]]). Professur und [[Lehrstuhl]] sind nicht unbedingt miteinander verbunden&amp;nbsp;– jeder Lehrstuhlinhaber ist Professor, aber nicht umgekehrt.<br /> <br /> == Überblick ==<br /> Wie im Deutschen Reich bis 1918 und darüber hinaus in Baden und in Bayern, wird in einigen Ländern Europas (z.&amp;nbsp;B. in [[Österreich]], [[Frankreich]], [[Italien]], [[Polen]], der [[Slowakei]], [[Slowenien]], [[Spanien]] und [[Tschechien]]) auch ein ernannter Lehrer an einer höheren [[Schule]] (österr. meist fälschlich noch „[[Bildungssystem in Österreich#Schultypen Übersicht|Mittelschule]]“) als ''Professor'' bezeichnet. Deswegen wird in Österreich in Abgrenzung dazu die Bezeichnung ''Universitätsprofessor'' (Univ.-Prof.) oder ''Professor an einer Fachhochschule'' (FH-Prof.), früher auch vom ''Hochschulprofessor,'' verwendet. In Österreich kann der Bundespräsident Personen ohne Studientitel&lt;!--- Was ist das? Ist das ein Synonym für einen akademischen Grad? ---&gt;, die sich auf dem Gebiet von Kunst oder Wissenschaft verdient gemacht haben, den Titel ''Professor'' verleihen. Auch in Deutschland verleihen einzelne Bundesländer mitunter diesen Ehrentitel. Österreich und Deutschland kennen noch weitere, die Transparenz erschwerende Titelformen, wie jene des ''außerordentlichen Universitätsprofessors'' (siehe unten), des ''Juniorprofessors'' und ''außerplanmäßigen Professors.'' Zudem tragen seit der Umbenennung der österreichischen Kunsthochschulen in Kunstuniversitäten durch das [[Universitätsgesetz 2002]] auch die vormaligen Kunsthochschulprofessoren nun die Bezeichnung „Universitätsprofessor“. ''[[Titularprofessor]]'' ist in Österreich der verliehene Titel, in der Schweiz indes ist damit kein Anspruch auf einen Lehrstuhl verbunden.<br /> <br /> == Professuren in Deutschland ==<br /> ''Professor'' oder ''Professorin'' ist in Deutschland die Amtsbezeichnung oder der akademische Titel einer Person, die Inhaber einer Professur ist. Sie stellt keinen [[Akademischer Grad|akademischen Grad]] dar.<br /> <br /> Verbeamtete Professoren werden dem [[Höherer Dienst|höheren Dienst]] zugerechnet. Eine Besonderheit bei der Ernennung ist das [[Berufung (Amt)#Berufungsverfahren|Berufungsverfahren]] anstelle der ansonsten üblichen [[Laufbahnprüfung]]en.<br /> <br /> In einzelnen Bundesländern kann die Bezeichnung „Professor“ oder „Professorin“ als [[Akademischer Grad#Abgrenzung zu anderen Bezeichnungen|akademische Würde]] oder als Titel auch nach dem Ausscheiden aus der Hochschule nach einer mehrjährigen Dienstzeit weiter geführt werden.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.fh-deggendorf.de/home/pstorch/hschpg.pdf |wayback=20110920004409 |text=''Bayerisches Hochschulpersonalgesetz vom 23. Mai 2006, Artikel 12.''}}. [http://www.hof.uni-halle.de/steuerung/doku/RLPUni-Gesetz.pdf Rheinland-Pfalz Universitätsgesetz (UG) §&amp;nbsp;49, Abs.5] (PDF; 260&amp;nbsp;kB); {{§|69|10562|revosax}} Abs. 5 SächsHSFG.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2016 gab es an den 433 [[Liste der Hochschulen in Deutschland|Hochschulen in Deutschland]] 46.835 Professoren (35.880 männliche entspricht 77&amp;nbsp;%, 10.955 weibliche entspricht 23&amp;nbsp;%), davon 24.256 an Universitäten, 19.306 an Fachhochschulen, 2.308 an Kunsthochschulen, 448 an Verwaltungsfachhochschulen, 360 an Pädagogischen Hochschulen und 157 an Theologischen Hochschulen. Daneben gab es 2016 3.399 Dozenten und Assistenten, 182.129 wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter, 10.035 Lehrkräfte für besondere Aufgaben, 1.825 Gastprofessoren und Emeriti, 99.097 Lehrbeauftragte und 43.432 wissenschaftliche Hilfskräfte.&lt;ref name=&quot;destatis2016&quot;&gt;{{Webarchiv |url=https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Hochschulen/PersonalHochschulen2110440167004.pdf?__blob=publicationFile |wayback=20171211012405 |text=''Bildung und Kultur. Personal an Hochschulen.''}}. PDF.&lt;/ref&gt; Allerdings sind weniger als 10 % aller Wissenschaftler Professoren und nur 7,8 % haben eine feste Stelle mit vollem Stundendeputat (Stand 2015).&lt;ref&gt;L. Seifert: ''Der Steile Weg nach oben.'' In: ''Die Zeit.'' No. 27, S. 63, 2. Juli 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Gesamtzahl der Professoren hat sich von 37.965 im Jahr 2003 auf 46.835 im Jahr 2016 und damit in 13 Jahren um etwa 23 % erhöht:&lt;ref name=&quot;destatis2016&quot; /&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> ! 2003 !! 2004 !! 2006 !! 2008 !! 2010 !! 2012 !! 2013 !! 2015 !! 2016<br /> |-<br /> | 37.965 || 38.443 || 37.694 || 38.654 || 41.462 || 43.862 || 45.013 || 46.344 || 46.835<br /> |}<br /> <br /> === Professoren (Prof.) ohne Zusatzbezeichnung ===<br /> Dabei handelt es sich um eine Amtsbezeichnung verschiedener Hochschulen wie Universitäten, Fachhochschulen, Kunst- und Musikhochschulen oder Akademien. Professoren werden seit spätestens 2005 (die Einführung der [[Besoldungsordnung&amp;nbsp;W]] erfolgte in den Bundesländern zu unterschiedlichen Zeiten) in die Besoldungsgruppen W&amp;nbsp;2 und W&amp;nbsp;3 eingestuft. Die Besoldungsgruppe lässt dabei keinen Rückschluss auf den Hochschultyp zu. Die Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;1 wird für Juniorprofessuren vergeben. Vor der Einführung der Besoldungsordnung W wurden Professoren in die [[Besoldungsgruppe]]n C&amp;nbsp;3 und C&amp;nbsp;4 und sehr selten auch in die Besoldungsgruppe C&amp;nbsp;2, an Fachhochschulen in die Besoldungsgruppen C&amp;nbsp;2 und C&amp;nbsp;3, an den anderen Hochschulen in C&amp;nbsp;2, C&amp;nbsp;3 und C&amp;nbsp;4 eingestuft. Professoren, die bei ihrer Berufung (in der Regel vor ca. 2005) in die C-Besoldung berufen wurden, verbleiben in der Regel in ihr, können auf Antrag aber in die W-Besoldung wechseln. Bei einem Wechsel der Stelle werden sie allerdings ausschließlich in die W-Besoldung eingestuft; hiervon kann nur bei einem Wechsel innerhalb eines Bundeslandes abgewichen werden. Meist sind Professuren unbefristet und in Deutschland mit dem Beamtenstatus verbunden, aber es gibt auch sowohl befristete Professuren als auch Professuren im Angestelltenverhältnis, Letztere zum Beispiel an privaten Hochschulen oder bei fehlenden Voraussetzungen für die Beamtung an staatlichen Hochschulen. Bei Erstberufungen, d.&amp;nbsp;h., wenn der Kandidat zuvor noch keine Professur bekleidet hat, ist daneben eine mehrjährige Probezeit üblich, bevor die Stelle auch formal „entfristet“ wird. Die Amtsbezeichnung Professor allein ist daher kein sicheres Indiz für eine Daueranstellung. Die Besoldung unterscheidet sich zwischen den Bundesländern und dem Bund. Die gleiche Besoldungsgruppe führt also je nach Dienstherr nicht zwingend zu gleichen Bezügen.<br /> <br /> Professoren an einer [[Kunsthochschule|künstlerischen Hochschule]] leiten meist eine [[Meisterklasse (Hochschule)|Meisterklasse]].<br /> <br /> === Universitätsprofessoren ===<br /> Universitätsprofessor (Univ.-Prof.) ist eine Amtsbezeichnung für beamtete Hochschullehrer an Universitäten in mehreren [[Land (Deutschland)|Ländern]]. Sie werden heute in die [[Besoldungsordnung W#Besoldungsgruppen W 2 und W 3|Besoldungsgruppen W&amp;nbsp;2 oder W&amp;nbsp;3]] eingestuft. In einigen Ländern wird diese Bezeichnung nicht mehr für neu eingestellte Professoren verwendet. In Baden-Württemberg kann diese Bezeichnung beispielsweise nur noch auf Antrag von Professoren geführt werden, die sie bereits vor dem Jahr 2000 trugen.&lt;ref&gt;Vgl. Zweites Gesetz zur Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften von Baden-Württemberg vom 1.&amp;nbsp;Januar 2005, Artikel 17, §&amp;nbsp;15.&lt;/ref&gt; Vor 2004/2005 (die Einführung der Besoldungsordnung&amp;nbsp;W erfolgte in den Ländern zu unterschiedlichen Zeiten) eingestellte Professoren wurden in die Besoldungsgruppen C&amp;nbsp;3 und C&amp;nbsp;4, in einigen Ausnahmefällen auch C&amp;nbsp;2 eingestuft. Ein Professor der Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;3 beziehungsweise C&amp;nbsp;4 (im älteren Sprachgebrauch und in Bayern auch heute noch im Gesetz als ''Ordinarius'' bezeichnet) ist meistens [[Lehrstuhl]]inhaber; er verfügt dann im Haushaltsplan über eine oder mehrere Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter und einen größeren Etat.<br /> <br /> In Ländern, in denen es diesen Unterschied gibt, gehören Professoren ohne Lehrstuhl meist zur Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;2 beziehungsweise C&amp;nbsp;3 (im älteren Sprachgebrauch bzw. in Bayern auch heute noch im Gesetz als ''Extraordinarien'' oder ''außerordentliche (a.o.) Professoren'' bezeichnet), verfügen über deutlich weniger oder gar keine Mitarbeiterstellen und haben auch sonst geringere reguläre Haushaltsmittel. Diese a.o. Professuren stellen aber dennoch reguläre, im Etat dauerhaft vorgesehene Stellen dar. Sie dürfen daher nicht mit außerplanmäßigen Professuren (s.&amp;nbsp;u.) verwechselt werden. In einigen deutschen Ländern (etwa Baden-Württemberg) werden seit 2005 auch die meisten Professoren ohne Lehrstuhl nach W&amp;nbsp;3 besoldet („ohne Leitungsfunktion“).<br /> <br /> Sowohl W&amp;nbsp;3-/C&amp;nbsp;4- als auch W&amp;nbsp;2-/C&amp;nbsp;3-Professoren wurden bzw. werden durch ein [[Berufung (Amt)#Berufungsverfahren|Berufungsverfahren]] (Bewerbung, Begutachtung, Probevortrag) ausgewählt, das sich aber im Einzelnen von Fach zu Fach und von Hochschule zu Hochschule unterscheidet.<br /> <br /> Vor der Novellierung des [[Hochschulrahmengesetz]]es 1976 nannte man einen Lehrstuhlinhaber ''Ordinarius'' oder ''ordentlichen Professor.'' Hiermit war das Recht verbunden, nach dem Eintritt ins [[Renteneintrittsalter|Rentenalter]] als [[Emeritus]] mit bestimmten Privilegien und einem eigenen Etat zu wirken. Professoren, die vor 1976 auf solche Stellen erstberufen wurden, dürfen daher noch Emeriti werden; später berufene sind ohne Wahlmöglichkeit Professoren im Ruhestand. In Baden-Württemberg dürfen Professoren an Universitäten, die noch vor Aufhebung des Universitätsgesetzes 2005 in die Besoldungsgruppe C&amp;nbsp;4 eingruppiert wurden, weiterhin den Titel ''Ordinarius'' führen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=jlr-HSchulR%C3%84ndGBW2pP15&amp;psml=bsbawueprod.psml&amp;max=true |titel=Zweites Gesetz zur Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften von Baden-Württemberg vom 1. Januar 2005, Artikel 27, § 15 (3) |werk=landesrecht-bw.de |abruf=2019-07-12}}&lt;/ref&gt; Besondere Rechte sind damit aber nicht verbunden.<br /> <br /> === Außerplanmäßige Professoren ===<br /> Der Titel „außerplanmäßiger Professor“ (apl. Prof., ''apl. Professor'') entstand 1933–1935. Vorher wurden diese Hochschullehrer „nicht beamtete außerordentliche Professoren“, kurz „n. b. ao. Professoren“ oder „nbao. Professoren“&lt;ref&gt;Reichs-Habilitations-Ordnung nebst Durchführungsbestimmungen vom 17. Februar 1939, S. 19.&lt;/ref&gt; genannt. Die Bezeichnung kann von Hochschulen mit [[Promotion (Doktor)|Promotions]]- und [[Habilitation]]srecht an Personen verliehen werden, die promoviert sind, zumeist aufgrund der erworbenen Lehrbefähigung (Habilitation) die Lehrbefugnis ''([[venia legendi]])'' besitzen und zudem in Forschung und Lehre nach Ansicht ihrer Fakultät hervorragende Leistungen erbracht haben. Die Verleihung der Bezeichnung wird durch die Hochschulgesetze der Länder und teilweise weitergehend durch die Satzungen der einzelnen Hochschulen geregelt. Die Bezeichnung ist keine Amts- oder Dienstbezeichnung und nicht notwendigerweise mit einem Beschäftigungs- oder Dienstverhältnis an einer Hochschule verknüpft. Zu apl. Professoren sollen in einigen Bundesländern Personen an einer Hochschule dann nicht bestellt werden, wenn sie dort zugleich hauptberuflich tätig sind; in anderen hingegen werden gerade fest angestellte oder verbeamtete habilitierte Angehörige des Mittelbaus oft zu apl. Professoren ernannt. Sie haben nicht in jedem Bundesland die Befugnis, die akademische Bezeichnung „Professor“ ohne weiteren Zusatz zu führen, sind trotzdem für Außenstehende und Studenten oft nicht von ''ordentlichen'' Professoren zu unterscheiden. In einigen Bundesländern ist die Fortführung der Bezeichnung nach der Verabschiedung und Beendigung der Tätigkeit an eine Erlaubnis durch die zuständige Landesbehörde gebunden.<br /> <br /> [[Privatdozent]]en kann nach einer mehrjährigen (in Baden-Württemberg mindestens zweijährigen, in Bayern sechsjährigen, in Berlin vierjährigen, in Nordrhein-Westfalen fünfjährigen) Tätigkeit in Forschung und Lehre die Berechtigung zur Führung des Titels „apl. Prof.“ von der Universität mit Zustimmung der für Hochschulen zuständigen Ministerien oder Senatsverwaltungen erteilt werden. An einigen Fakultäten wird die Verleihung der Bezeichnung auch nicht mehr an einen bestimmten Zeitraum, sondern vielmehr die Erfüllung bestimmter wissenschaftlicher Kriterien (insbesondere die Zahl hochwertiger wissenschaftlicher Publikationen nach Erlangung der Habilitation) geknüpft.<br /> <br /> Es handelt sich um eine Bezeichnung, die besonders häufig an humanmedizinisch tätige Privatdozenten verliehen wird. Mit der Verleihung dieses Titels können Oberärzte leichter zum leitenden Oberarzt und zum stellvertretenden Direktor in den Unikliniken aufsteigen. Oft sind dies leitende Ärzte (dirigierende Ärzte, leitende Oberärzte oder Chefärzte) in außeruniversitären Krankenhäusern oder niedergelassene Ärzte, die als nebenberufliche, nur korporative Hochschullehrer an Universitäten oder in akademischen Lehrkrankenhäusern Lehrveranstaltungen (sogenannte Titellehre) in geringem Umfang anbieten müssen. Sie können aber in angemessenem Umfang auch zu sonstigen Aufgaben von Hochschullehrern herangezogen werden.<br /> <br /> === Stiftungsprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Stiftungsprofessur}}<br /> <br /> Stiftungsprofessoren werden auf einen Lehrstuhl berufen, der nicht oder nicht ausschließlich aus dem Grundhaushalt einer [[Hochschule]] finanziert wird, sondern ganz oder teilweise von einem [[Drittmittel]]geber getragen wird. Solche Professuren können von [[Stiftung]]en, [[Organisation|Institutionen]] (z.&amp;nbsp;B. Kirchen oder Gewerkschaften) oder [[Unternehmen]] gestiftet werden.<br /> <br /> 2016 gab es in Deutschland 806 Stiftungsprofessuren. Davon waren 488 Professuren von der Wirtschaft und 318 Professuren von Stiftungen finanziert.&lt;ref&gt;[https://www.stifterverband.org/medien/stiftungsprofessuren ''Stiftungsprofessuren in Deutschland.''] Abgerufen am 19. Februar 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Um eine spezielle Form einer Drittmittelprofessur würde es sich bei der vorgeschlagenen Bundesprofessur&lt;ref&gt;Jule Specht, Christian Hof, Ulrike Endesfelder, Wolfram Pernice: ''[http://www.zeit.de/karriere/2016-05/bundesprofessur-wissenschaft-forschung-arbeitsbedingungen-verbesserung Wir brauchen eine Bundesprofessur!]'' In: ''Zeit.de.'' 20. Mai 2016.&lt;br /&gt;''[http://www.diejungeakademie.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/aktivitaeten/wissenschaftspolitik/stellungsnahmen_broscheuren/20160512_JA_Positionspapier3_RZ_Ansicht.pdf Die Bundesprofessur: Eine personenbezogene, langfristige Förderung im deutschen Wissenschaftssystem.]'' In: ''DieJungeAkademie.de.'' 12. Mai 2016.&lt;/ref&gt; handeln, die nicht von den Ländern oder nichtstaatlichen Organen, sondern vom Bund finanziert und von der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG) an bestimmte Personen statt an bestimmte Hochschulen vergeben werden soll.<br /> <br /> === Juniorprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Juniorprofessor}}<br /> Juniorprofessor (Jun.-Prof.) ist eine Dienstbezeichnung für [[Nachwuchswissenschaftler]], die sich zur [[Berufung (Amt)|Berufung]] auf eine unbefristete Professur qualifizieren. Grundsätzliches Vorbild der neuen Qualifikationsstelle ist der amerikanische {{lang|en|''[[assistant professor]]''}} mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit bei der Akquisition von Forschungsmitteln und einer großen Unabhängigkeit in der Lehre. Allerdings gilt in Deutschland eine gesetzliche Befristungsregelung, wobei vielfach noch der sogenannte ''[[Tenure-Track|tenure track]]'' fehlt, der (nach erfolgreicher Evaluation) grundsätzlich eine Weiterbeschäftigung des Wissenschaftlers möglich machen soll. Juniorprofessuren wurden im Jahre 2002 durch eine Änderung im Hochschulrahmengesetz eingeführt und anschließend in allen Landeshochschulgesetzen umgesetzt. Sie beinhalten eine auf sechs Jahre ''befristete'' Anstellung in einem Beamten- oder Angestelltenverhältnis. Es ist bundesweit nicht einheitlich geregelt, welchen Titel ein Juniorprofessor führen soll und ob ihm das Promotionsrecht zuerkannt wird.<br /> <br /> In Hessen ist seit dem 10. Dezember 2015 die Neuverleihung der Dienstbezeichnung Juniorprofessur zugunsten einer modifizierten Version und Bezeichnung, der ''Qualifikationsprofessur'' (§&amp;nbsp;64 HHG), aufgegeben worden. Der Titel wird im Gesetz nicht spezifiziert.<br /> <br /> === Seniorprofessoren ===<br /> Seniorprofessuren ({{enS|''(distinguished) senior professorships''}}) werden zunehmend auch in Deutschland vergeben und je nach Bundesland etwas unterschiedlich konzipiert. Es kann entweder primär die Ehrung und Förderung der Forschung im Vordergrund stehen oder aber die Abhaltung von Lehrveranstaltungen und Klausuren in einer Zwischenphase bis zur Neuberufung des Nachfolgers oder auch von Veranstaltungen und (Rest-)Kandidatenbetreuung in einem Fachgebiet, für das keine unmittelbare Nachfolgeprofessur mehr vorgesehen ist. Der Eintritt in eine Seniorprofessur kann, je nach Bundesland oder Universität unterschiedlich, unter Umständen schon vor Erreichen der regulären Pensionsgrenze erfolgen, am häufigsten allerdings zum Zeitpunkt des Erreichens der regulären Pensionsgrenze; er kann aber unter Umständen auch danach noch erfolgen.<br /> <br /> Generell soll aber nicht Nachwuchswissenschaftlern der Zugang auf Professuren versperrt oder verzögert werden. Daher bekommt der Seniorprofessor auch kein reguläres Gehalt, sondern das hierfür vorgesehene nebenberufliche Einkommen orientiert sich bei voller Verpflichtung (z.&amp;nbsp;B. für eine Seniorprofessur mit 8-stündiger Lehrverpflichtung) ungefähr nach der Differenz zwischen Pensionshöhe und vorhergehendem regulärem Einkommen und ist bei geringerer Verpflichtung entsprechend niedriger (Modell an der Universität Frankfurt am Main). Wie weit im Falle dieser primär mit Lehre beauftragten Seniorprofessuren weiterhin Forschung möglich ist, ist (falls Raum- und Gerätebedarf besteht) mit der jeweiligen Einrichtung auszumachen. Seniorprofessuren können an bisherige Professuren der eigenen Universität ausgesprochen werden (was der häufigste Fall ist) oder aber an solche von außerhalb. Typischerweise werden sie, wiederum abhängig von Bundesland und Universität bzw. speziellem Förderprogramm, für ein bis fünf Jahre an ein und dieselbe Person ausgesprochen.<br /> <br /> Die ersten Seniorprofessuren Deutschlands wurden wohl an Universitäten Bayerns vergeben, so z.&amp;nbsp;B. 2006 an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]].&lt;ref name=&quot;aerzteblatt-52531&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Birgit Hibbeler |Online=[http://www.aerzteblatt.de/archiv/52531/Thomas-Brandt-Der-erste-Seniorprofessor online] |Titel=Thomas Brandt: Der erste Seniorprofessor |Sammelwerk=[[Deutsches Ärzteblatt]] |Band=103 |Nummer=34–35 |Verlag=[[Deutscher Ärzte-Verlag]] |Datum=2006-08-28 |Abruf=2019-04-26 |Seiten=A-2261 / B-1961 / C-1893}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.ghst.de/unsere-arbeitsgebiete/neurowissenschaften/hertie-senior-forschungsprofessur/ |werk=ghst.de |titel=Hertie-Senior-Forschungsprofessur Neurowissenschaften |zugriff=2018-09-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150924022100/http://www.ghst.de/unsere-arbeitsgebiete/neurowissenschaften/hertie-senior-forschungsprofessur/ |archiv-datum=2015-09-24}}&lt;/ref&gt; Bei diesem in Bayern realisierten Modell ist eine Ernennung schon in den letzten Jahren vor Eintritt des gesetzlichen Altersruhestandes möglich, womit sich die Seniorprofessoren ausschließlich der Forschung widmen können. Mögliche vorzeitig berufene jüngere Nachfolger übernehmen dann sämtliche mit dem Amt verbundenen Aufgaben (Lehre, universitäre Selbstverwaltung u.&amp;nbsp;a.).<br /> <br /> Das deutsche [[Niedersachsen|Bundesland Niedersachsen]] hat 2008 die ''Niedersachsen-Professur 65+'' gemeinsam mit der [[Volkswagen-Stiftung]] eingerichtet, um exzellente [[Forscher]] nach Erreichung des [[Pensionierung]]salters weiterbeschäftigen zu können.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.mwk.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/18747.html |titel=Forschung 65 plus |werk=mwk.niedersachsen.de |hrsg=Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur |zugriff=2018-12-20}}&lt;/ref&gt; Die Lehrverpflichtung beträgt hier nur bis zu 2&amp;nbsp;Stunden pro Semesterwoche. Die Professur ist befristet auf bis zu drei Jahre, eine Verlängerung auf bis zu fünf Jahre ist möglich. Die Förderung beträgt insgesamt bis zu 0,4&amp;nbsp;Mio.&amp;nbsp;Euro, pro Jahr bis zu 80.000&amp;nbsp;Euro.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.mwk.niedersachsen.de/download/11685/Ausschreibung_Die_Niedersachsenprofessur_-_Forschung_65_plus_Konzept_Bewerbung.pdf |titel=Die Niedersachsenprofessur – Forschung 65 plus: Das Konzept |werk=mwk.niedersachsen.de |hrsg=Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur |zugriff=2018-12-20}}&lt;/ref&gt; Durch die Einbeziehung der Volkswagen-Stiftung sind auch Merkmale einer [[Stiftungsprofessur]] erfüllt.<br /> <br /> === Honorarprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Honorarprofessor}}<br /> Honorarprofessoren (Hon.-Prof.) sind nebenberufliche Hochschullehrer, die aufgrund mehrjähriger selbstständiger Lehrtätigkeit als Lehrbeauftragte oder durch besondere wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen außerhalb der Hochschule bestellt worden und dadurch mit der betreffenden Hochschule in besonderer Weise verbunden sind. Honorarprofessoren in Deutschland dürfen ohne weiteren Zusatz den Titel „Professor“ (Prof.) führen. In der Schweiz ist die Bezeichnung [[Titularprofessor]] üblich.<br /> <br /> Die Leistungen auf dem jeweiligen Fachgebiet müssen den Anforderungen entsprechen, die an hauptberufliche Hochschullehrer gestellt werden. Sie halten Lehrveranstaltungen in geringerem Pflichtumfang ab, sind in der Hauptsache weiter in ihrem Beruf außerhalb der Hochschule tätig. Grundsätzlich erhalten sie kein Gehalt. Im Falle der Verabschiedung darf die akademische Bezeichnung „Professor“ bei Vorliegen einer Genehmigung bzw. entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen der einzelnen Länder weiterhin geführt werden. Ziel der Honorarprofessur ist es, Personen aus der beruflichen Praxis auch für die Lehre zu gewinnen. Honorarprofessuren gewinnen zunehmend an Attraktivität bei Führungskräften in Wirtschaft und Politik. Auch in der Medizin sind diese Titel verbreitet.<br /> <br /> === Staats- oder Ehrenprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Ehrenprofessur}}<br /> Der Titel „Professor“ konnte seit dem 19. Jahrhundert in den meisten deutschen Staaten zur Würdigung besonderer Leistungen an Wissenschaftler und Künstler im öffentlichen Dienst, freie Wissenschaftler und freie Künstler ''[[Honorarprofessor#Ehrenprofessor|ehrenhalber]]'' verliehen werden. Dafür war es nicht nötig, dass der Geehrte jemals als Hochschullehrer tätig gewesen war. Ein Beispiel dafür ist [[Adolph Menzel]]. Im Jahre 1937 zog [[Adolf Hitler]] als Staatsoberhaupt das Recht der Ernennung an sich, wodurch [[NS-Propaganda|nationalsozialistische]] Kulturschaffende wie [[Veit Harlan]] zu dem Titel kamen.&lt;ref&gt;Laut Verordnung vom 27. August 1937 kamen „für die Verleihung des Titels Professor Angehörige der freien Wissenschaft und Kunst sowie Wissenschaftler und Künstler im öffentl. Dienst in Frage, die sich auf ihren Fachgebieten besonders hervorgetan haben“. Vgl. Stichwort: ''Professor'' in Meyers Lexikon. Achter Band, Leipzig, 1940.&lt;/ref&gt; Nach 1945 fiel das Recht den Ministerpräsidenten, Ersten oder Regierenden Bürgermeistern der einzelnen Bundesländer zu und auch in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wurde der Ehrentitel zum Beispiel an den populären Berliner Tierparkdirektor [[Heinrich Dathe]] vergeben. Heute existiert es noch in [[Professor (Ehrentitel in Baden-Württemberg)|Baden-Württemberg]], das Erfinder, Industriemanager und Politiker wie [[Artur Fischer]], [[Jürgen Schrempp]] und [[Wolfgang Schuster]] ehrte, in [[Berlin]], wo [[Billy Wilder]] den Titel erhielt, und in [[Hamburg]], [[Schleswig-Holstein]], [[Hessen]] und dem [[Saarland]].<br /> <br /> === Gastprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Gastprofessor}}<br /> <br /> Gastprofessoren (engl. visiting professor) sind im Regelfall Professoren, die an einer anderen als ihrer Heimathochschule tätig sind. Dies geschieht zumeist in einem wissenschaftlichen Austausch über Gastsemester oder innerhalb von Forschungsprojekten. Gastprofessoren können aber auch [[Privatdozent]]en sein, die befristet an einer Hochschule eine Professur übernehmen, insbesondere im Rahmen einer Lehrstuhlvertretung. Es gibt auch ständige Gastprofessoren, die für längere Zeit einen Lehrauftrag an einer anderen Hochschule wahrnehmen.<br /> <br /> === Vertretungsprofessoren ===<br /> Vertretungsprofessoren sind Wissenschaftler oder Künstler, die in einer Übergangszeit mittels einer zeitlich befristeten Einstellung, unabhängig von den üblichen Bewerbungsverfahren, eine semesterweise Verwaltung einer Professur übernehmen. Während der Vertretungsdauer darf –&amp;nbsp;je nach Bundesland&amp;nbsp;– der Professorentitel geführt werden. Einen grundlegenden Anspruch auf eine Daueranstellung gibt es nicht. Dienstrechtliche Aufgaben, die mit der Professur verbunden sind, gehören zu den mit der Vertretungsprofessur stehenden Verpflichtungen. Die Vertretungsprofessur wird vergeben, wenn eine Professur etwa wegen Pensionierung oder Weggang des Inhabers zeitlich befristet unbesetzt ist. Sie wird im Angestelltenverhältnis an einen promovierten, in der Regel bereits habilitierten Wissenschaftler vergeben. Dieser kann dabei entweder Erfahrung sammeln, die ihm in der späteren Bewerbungsphase auf andere Professuren nützlich ist (Vertretung ''sine spe''), oder aber er vertritt mit der Aussicht, diese Professur danach als regulärer Professor übertragen zu bekommen (Vertretung ''cum spe'').<br /> <br /> === Verwaltungsprofessuren ===<br /> Verwaltungsprofessuren sind eine Form der Vertretungsprofessur, bei der der Wissenschaftler beauftragt ist, die Lehre vorübergehend zu sichern. Der Professurinhaber muss kein Professor sein, er ist lediglich mit der Verwaltung der Professur beauftragt. Hierzu gehört auch die Übernahme aller sonstigen Aufgaben, die mit der Professur verbunden sind. Zur Lehre kommen hier noch Forschung, Prüfungsabnahme und akademische Selbstverwaltung hinzu.&lt;ref&gt;Florian Heil: ''[https://www.academics.de/ratgeber/verwaltungsprofessur Bedingungen für den Ruf auf eine Verwaltungsprofessur.]'' In: ''academics.de.'' März 2019, abgerufen am 20.&amp;nbsp;Juli 2019.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === {{Anker|Professor h.c.}}&lt;!--Anker in der Abschnittsüberschrift ist definiert, damit Weiterleitung im Lemma „Professor h.c.“ funktioniert, obwohl die Schreibweise ohne Leerzeichen falsch sein mag, wird sie verwendet, daher bitte Anker stehen lassen!--&gt;Professor h. c. ===<br /> Professor h.&amp;nbsp;c. (lat. ''[[honoris causa]]'' „ehrenhalber“) war ursprünglich eine akademische Auszeichnung für einen Gelehrten von internationalem Rang, der durch seine wissenschaftlichen Arbeiten die Forschungserkenntnisse seines Fachgebietes erheblich vorangebracht hatte. Historisch wurden Ehrenprofessoren bis Ende des 19.&amp;nbsp;Jahrhunderts auch mit dem Titel ''Professor honorarius'' ernannt.<br /> <br /> Der Titel wird heutzutage – selten – auch für besondere wissenschaftliche, künstlerische oder politische Verdienste (vor allem in Österreich, siehe den Artikel „[[Berufstitel]]“) verliehen, unabhängig von einer üblichen akademischen Karriere. Ein Professor h.&amp;nbsp;c. hat keine Lehrverpflichtung. Eine weitere gebräuchliche Schreibform des Professor h.&amp;nbsp;c. im deutschen Sprachraum ist auch „Professor E.&amp;nbsp;h. (Ehrenhalber)“.<br /> <br /> Nach deutschem Promotionsrecht ist die Promotion zum [[Ehrendoktor]] (Dr.&amp;nbsp;h.&amp;nbsp;c.) in der Regel den [[Universitäten und gleichgestellte Hochschulen|Wissenschaftlichen Hochschulen]] vorbehalten, während die „Berufung“ zum ''Professor h.&amp;nbsp;c.,'' genau wie eine Berufung zum ordentlichen Professor, durch das Kultus- bzw. Bildungsministerium des jeweiligen Bundeslandes erfolgt.<br /> <br /> === Gemeinsam berufene Professoren/Sektoral-Professuren ===<br /> Gemeinsam berufene Professoren haben neben ihrem Amt an der Hochschule auch eine Leitungsfunktion an einer externen Einrichtung inne. Ihr [[Lehrdeputat]] ist dabei meist deutlich herabgesetzt. Das Gehalt wird in der Regel von der externen Einrichtung getragen, das spätere Ruhegehalt aber oft vom Land. In Berlin ist auch die Bezeichnung Sektoral-Professur (S-Professur) üblich.<br /> <br /> === Professoren als Leiter von Bundesbehörden und Museen ===<br /> Die Leiter einiger Bundesbehörden und Museen tragen die Amtsbezeichnungen „Direktor und Professor“, „Präsident und Professor“ bzw. „Museumsdirektor und Professor“. Siehe [[Direktor und Professor]]. In der Regel ist damit eine der obengenannten Professuren verbunden.<br /> <br /> === Einstellungsvoraussetzungen ===<br /> Die Voraussetzung zur Berufung als Professorin oder Professor an einer wissenschaftlichen Hochschule in Deutschland, d.&amp;nbsp;h., die „Einstellungsvoraussetzungen für Professorinnen und Professoren“ (im Wortlaut der Hochschulgesetze der Bundesländer) sind gegenwärtig in Ergänzung zu einem abgeschlossenen Hochschulstudium, pädagogischer Eignung und besonderer Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit, die in der Regel durch eine [[Promotion (Doktor)|Promotion]] nachgewiesen wird, „zusätzliche wissenschaftliche Leistungen“, die mittels einer [[Habilitation]], im Rahmen einer Juniorprofessur oder gleichwertiger wissenschaftlicher Tätigkeiten nachgewiesen werden. Für künstlerische und Fachhochschulen gilt Entsprechendes (vgl. die aktuellen Hochschulgesetze der Länder).<br /> <br /> Eine Voraussetzung zur Berufung als Professor an einer [[Universität]] oder [[Pädagogische Hochschule|Pädagogischen Hochschule]] war bis 2003 beziehungsweise 2005 in der Regel die Habilitation oder eine gleichwertige herausragende wissenschaftliche Leistung, die durch eine Promotion und eine berufliche Tätigkeit oder Forschung erbracht wurde. Seit 2005 war grundsätzlich die [[Juniorprofessur]] anstelle der Habilitation Voraussetzung. Die Möglichkeit, wissenschaftliche Leistungen durch die Berufserfahrung zu erbringen, bestand aber weiter. Seit 2007 sind beide Möglichkeiten gleichwertige Zugänge zu Professuren an Universitäten und ihnen statusmäßig gleichgestellten Hochschulen. Dies differiert jedoch je nach Fach und der einzelnen berufenden Fakultät teils erheblich. In den [[Ingenieurwissenschaft]]en kann ähnlich wie an Fachhochschulen praktische Erfahrung in der Industrie einen höheren Stellenwert haben als die Habilitation.<br /> <br /> Für die Berufung an [[Fachhochschule]]n werden dagegen in der Regel die Promotion und eine mindestens fünfjährige Berufspraxis (davon drei Jahre außerhalb einer Hochschule) sowie besondere Leistungen bei der Anwendung oder Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden erwartet. Meist werden auch Erfahrungen in der Lehre vorausgesetzt. Private (Fach-)Hochschulen setzen ebenfalls berufspraktische Erfahrung in der Wirtschaft für die Aufnahme einer Lehrtätigkeit voraus. Hier können auch Nichtpromovierte einen Professorentitel führen.<br /> <br /> An [[Kunsthochschule]]n kann berufen werden, wer eine besonders herausragende künstlerische Qualifikation besitzt und darüber hinaus ein bedeutendes künstlerisches Lebenswerk vorweisen kann. An Pädagogischen Hochschulen sind neben der Promotion zusätzlich die Befähigung zum entsprechenden Lehramt durch das erfolgreich abgeschlossene Referendariat nachzuweisen.<br /> <br /> In Deutschland sind die Einstellungsvoraussetzungen sowie die dienstrechtlichen Verpflichtungen der Professoren im Hochschulrahmengesetz (HRG) und in den Landeshochschulgesetzen geregelt. In [[Bayern]] gibt es zudem ein eigenes Hochschulpersonalgesetz.<br /> <br /> In Deutschland gilt –&amp;nbsp;trotz einiger Lockerungen in manchen Bundesländern&amp;nbsp;– grundsätzlich das ''[[Hausberufungsverbot]]:'' Wer sich auf eine W&amp;nbsp;2- oder W&amp;nbsp;3-Professur bewirbt, darf nicht an der Hochschule, an der er sich bewirbt, mit einer festen Stelle angestellt sein. Damit sollen Bevorzugungen und [[Nepotismus]] (Vetternwirtschaft) erschwert werden. [[Privatdozent]]en, die an einer Hochschule lediglich ihre (nicht bezahlte) Titellehre anbieten, fallen dagegen nicht unter das Hausberufungsverbot. Umstritten ist, ob das Hausberufungsverbot möglicherweise in Widerspruch zum Grundgesetz steht.<br /> <br /> === Berufungsverfahren ===<br /> Die meisten Professuren werden durch ein kompliziertes und langwieriges [[Berufung (Amt)|Berufungsverfahren]] besetzt, das in den Hochschulgesetzen der Länder geregelt ist und sich nicht selten über mehrere Jahre erstreckt (daher Vertretungsprofessuren), bei dem eine Kommission zunächst eine Vorauswahl unter den Bewerbern trifft, dann einige (meist 3–7) Kandidaten Probevorträge halten lässt, darunter wiederum eine Auswahl trifft und parallel Gutachten von außerhalb der Hochschule einholt und schließlich eine meist drei Personen umfassende gereihte Vorschlagsliste erstellt. In der Regel ergeht dann an den Erstplatzierten der „Ruf“ auf die Stelle. Die endgültige Entscheidung liegt je nach Bundesland beim zuständigen Minister oder Hochschulpräsidenten. Durch Absagen der Listenplatzierten kann sich das Verfahren jedoch bis hin zu einer Neuausschreibung verzögern. In manchen Bundesländern kann ein Veto des zuständigen Ministers in der Landesregierung ebenfalls eine deutliche Verzögerung bewirken.<br /> <br /> Zu Berufungsverfahren und der daraus resultierenden Rekrutierung des wissenschaftlichen Nachwuchses gibt es einige Untersuchungen aus dem Bereich der Gender Studies (Färber und Spangenberg, 2008;&lt;ref&gt;Christine Färber, Ulrike Spangenberg: ''Wie werden Professuren besetzt? Chancengleichheit in Berufungsverfahren.'' campus Verlag, Frankfurt / New York 2008.&lt;/ref&gt; Junghans 2012&lt;ref&gt;Lea Junghans: ''Die Berufung von ProfessorInnen. Das geschlechtergerechte Berufungsverfahren und seine gerichtliche Überprüfung.'' In: ''Gender.'' Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Heft 1, 2012, S. 141–148.&lt;/ref&gt;), die sich mit dem Einfluss des Geschlechts auf diese spezielle Form des Personalauswahlverfahrens beschäftigen.<br /> <br /> Außerhalb der Gender Studies gibt es nur wenige Untersuchungen, die historischer Natur sind (z.&amp;nbsp;B. Schmeiser, 1994; Brezinka, 2000). Fest steht, dass die akademische Laufbahn mit dem Ziel, auf eine Professur berufen zu werden, für den wissenschaftlichen Nachwuchs im deutschsprachigen Raum –&amp;nbsp;wie [[Max Weber]] schon 1917 in seinem Vortrag ''Wissenschaft als Beruf'' betont hat&amp;nbsp;– in hohem Maße ein [[Wagnis (Begriff)|Wagnis]] bleibt. Schmeiser spricht treffend von einer „Risikopassage“, die nicht planbar ist. Welche Rolle bei einer Berufung einzelne Komponenten –&amp;nbsp;wie fachliche Kompetenz, Publikationen/[[Zitation]], Glück/Tagesform, Zusammensetzung der Berufungskommission und Kompetenz/Ambition der Mitglieder, Einbindung des Kandidaten in bestehende Netzwerke des wissenschaftlichen Umfelds, Präsenz auf einschlägigen Tagungen&amp;nbsp;– spielen, ist empirisch nicht erforscht und bleibt so Gegenstand der Spekulation.<br /> <br /> === Emeritierung und Pensionierung ===<br /> Bei Erreichen der [[Altersgrenze]] für die Berufstätigkeit werden Professoren heute in der Regel [[Pension (Altersversorgung)|pensioniert]] und nicht mehr [[Emeritierung|emeritiert]], was im Gegensatz zur Pensionierung lediglich die Freistellung von Lehrverpflichtungen bedeutete. Die Besoldung eines emeritierten Professors wurde nur wenig gekürzt. Diese Professoren wurden bei einer ordnungsgemäßen „Emeritierung“ als ''emeritierte Professoren'' oder ''Emeriti'' (Singular: ''Emeritus'' oder als weibliche Form ''Emerita'') bezeichnet und blieben ihrer Hochschule oft eng verbunden (etwa durch weitere Forschungs- und Lehraktivitäten). Die Emeritierung ist heute faktisch nicht mehr möglich, da sie in den meisten Bundesländern gesetzlich nur erlaubt ist, wenn eine Erstberufung vor 1975 stattgefunden hat. Amtsinhaber, auf die diese Voraussetzung zutrifft, gibt es aber nur noch vereinzelt. Seniorprofessuren sind hierfür ein neuer Ansatz, die Kompetenz hervorragender Wissenschaftler den Hochschulen zu erhalten. Sie arbeiten meist in Form eines mit ihrer Hochschule ausgehandelten Lehrauftrags in Institut oder Fakultät weiter.<br /> <br /> === Berufsverbände ===<br /> * Der [[Deutscher Hochschulverband|Deutsche Hochschulverband]] ist mit mehr als 20.000 Mitgliedern eine Interessenvertretung der deutschen Professoren und habilitierter Wissenschaftler, die an einer deutschen [[Universitäten und gleichgestellte Hochschulen|Universität bzw. gleichgestellten Hochschule]] lehren.<br /> * Der [[Hochschullehrerbund]] ist mit circa 6.800 Mitgliedern eine Interessenvertretung der deutschen Professoren an Fachhochschulen.<br /> * Der [[Verband Hochschule und Wissenschaft]] umfasst alle Hochschularten und steht allen Hochschulbediensteten offen. Er ist die Fachgewerkschaft des [[dbb beamtenbund und tarifunion]] für den Hochschul- und Wissenschaftsbereich.<br /> * Die [[Deutsche Gesellschaft Juniorprofessur]] vertritt die Interessen der [[Juniorprofessur|Juniorprofessoren]].<br /> Alle vier Verbände bieten ihren Mitgliedern ein umfangreiches Serviceangebot.<br /> <br /> === Besoldungsgruppen ===<br /> {{Belege fehlen}}<br /> Die [[Besoldung]] von beamteten Professoren und Assistenten an staatlichen Hochschulen in Deutschland erfolgt nach der [[Bundesbesoldungsordnung]]&amp;nbsp;[[Besoldungsordnung W|W]] oder der [[Besoldungsordnung C|C-Besoldung]].&lt;ref&gt;''Bundesbesoldungsgesetz'' in der aktuellen Fassung der jeweiligen Bekanntmachung im Bundesgesetzblatt (BGBl.) Teil I; siehe SATORIUS ''Verfassungs- und Verwaltungsgesetze. Textsammlung'' Verlag C.H.Beck, mit Ergänzungslieferungen. BBesG 230, 2.&amp;nbsp;Abschnitt „3.&amp;nbsp;Unterabschnitt. Vorschriften für Professoren&amp;nbsp;…“, §§&amp;nbsp;32–36.&lt;/ref&gt; Bei Neueinstellungen oder eventuell nach Bleibeverhandlungen kommt je nach Bundesland spätestens seit 2005 nur noch die Besoldungsordnung&amp;nbsp;W zur Geltung, die drei Gruppen umfasst: W&amp;nbsp;1 (Juniorprofessur), W&amp;nbsp;2 und W&amp;nbsp;3 (Besoldungsarten für alle anderen Arten von Professoren und Angehörigen der Hochschulleitung). Die Beamten der Besoldungsgruppen [[Besoldungsordnung W#Besoldungsgruppe W 2|W&amp;nbsp;2]] und [[Besoldungsordnung W#Besoldungsgruppe W 3|W&amp;nbsp;3]] werden auf Lebenszeit eingestellt, wenn sie bereits Professor waren. Bei Erstanstellungen ist nach den entsprechenden Landesgesetzen die Anstellung zunächst zu befristen, je nach Bundesland bis zu acht Jahren. Die Befristung entfällt in der Regel, wenn es sich um einen Bewerber aus dem Ausland handelt oder ein inländischer Bewerber auf eine befristete Stelle nicht gewonnen werden kann oder ein Juniorprofessor der eigenen Hochschule berufen werden soll. Nach der Befristung wird das Beamtenverhältnis auf Zeit in eines auf Lebenszeit umgewandelt, wenn sich der Professor bewährt hat, ansonsten wird er entlassen. Für Angehörige der Hochschulleitung (Rektor bzw. Präsident, ihre Stellvertreter und Kanzler) gelten eventuell Sonderregelungen. Ihre Stellen sind landesrechtlich meist befristet (unterschiedliche Zeitspanne). Die Stellen von Juniorprofessoren sind hingegen immer befristet. Die Befristung gilt zunächst für drei Jahre, bei positiver Beurteilung wird die Stelle für weitere drei Jahre zur Verfügung gestellt und auch die Besoldung erhöht sich geringfügig. Die Besoldung ist in allen drei Besoldungsgruppen nicht aufsteigend, sondern bleibt für die gesamte Dauer des Amtsverhältnisses gleich. Es gibt aber Zulagen bei guter Leistung.<br /> <br /> In der ausgelaufenen C-Besoldung, in denen vor 2005 berufene Hochschulangehörige freiwillig verbleiben können, wird die Eingruppierung nach [[Besoldungsordnung C#Besoldungsgruppe C 1|C&amp;nbsp;1]] ''(wissenschaftliche Assistenten),'' [[Besoldungsordnung C#Besoldungsgruppe C 2|C&amp;nbsp;2]] ''(Oberassistenten, Hochschuldozenten und 40&amp;nbsp;Prozent der Professoren an Fachhochschulen),'' [[Besoldungsordnung C#Besoldungsgruppe C 3|C&amp;nbsp;3]] (60 % der Fachhochschulprofessoren und außerordentliche Professoren an wissenschaftlichen Hochschulen) und [[Besoldungsordnung C#Besoldungsgruppe C 4|C&amp;nbsp;4]] (ordentliche Professoren an wissenschaftlichen Hochschulen) unterschieden. C&amp;nbsp;2-, C&amp;nbsp;3- und C&amp;nbsp;4-Professoren sind auf Lebenszeit eingestellt (Befristung bei Ersteinstellung wie oben). Sie mussten sich im Rahmen eines Berufungsverfahrens gegen Mitbewerber durchsetzen. Das Verfahren wird vom Fachbereich organisiert, dem der künftige Professor angehört. Am Ende des Verfahrens steht eine Rangliste, von der das zuständige Kultusministerium üblicherweise den ersten Vorschlag beruft. C&amp;nbsp;2- und C&amp;nbsp;3-Professoren an Fachhochschulen unterscheiden sich in ihren Rechten und Pflichten nicht. Auch an Universitäten und ihnen statusmäßig gleichgestellten Wissenschaftlichen Hochschulen haben sie grundsätzlich dieselben Rechte und Pflichten. Doch verfügt ein C&amp;nbsp;3-Professor oftmals über weniger Mitarbeiterstellen.<br /> <br /> Um Mitarbeitern in Fachbereichen, in denen die Juniorprofessur nicht eingeführt ist, die Möglichkeit zur Habilitation bei ähnlichen Gehaltskonditionen zu geben, wurde in 13&amp;nbsp;Bundesländern die Möglichkeit geschaffen, [[Akademischer Rat|Akademische Räte]] in ein Beamtenverhältnis auf Zeit zu berufen. Dies ersetzt die früher übliche Einstellung als Wissenschaftlicher Assistent (C&amp;nbsp;1).<br /> <br /> Der Vorläufer der bundeseinheitlichen C-Besoldung ist die länderspezifische H-Besoldung. Im Unterschied zur C- beziehungsweise H-Besoldung gibt es bei der vergleichsweise deutlich niedrigeren W-Besoldung einen unveränderlichen festen Grundbetrag, zu dem leistungsorientierte, oft nicht [[Pension (Altersversorgung)|ruhegehaltfähige]] Zulagen geleistet werden können, angesichts knapper Kassen der öffentlichen Hand aber oft nur in geringem Umfang. Die älteren Besoldungsgruppen&amp;nbsp;C und H enthalten dagegen eine Altersprogression: die Besoldung steigt mit zunehmendem Dienstalter. Zulagen sind hier nur in der Besoldungsgruppe C&amp;nbsp;4 bei weiteren Berufungen und geeigneten Verhandlungen möglich. Sie können ein Mehrfaches der C&amp;nbsp;4-Besoldung betragen, insbesondere, um hochdotierte Mitarbeiter der Wirtschaft oder des Auslands an Hochschulen zu holen.<br /> <br /> Mit der Novellierung des sächsischen Berufsakademiegesetzes im Jahr 2017 werden angestellte Professoren an der Berufsakademie Sachsen je nach Aufgabenfeld nach TV-L Besoldungsgruppen&amp;nbsp;14 und 15 eingestellt und bezahlt. Bisher werden sie als hauptberufliche Dozenten (TV-L&amp;nbsp;14/15) oder nebenberufliche Dozenten (nach Lehraufträgen bezahlt) berufen und können nach frühestens drei Jahren besonderer Profilierung in Lehre und gegebenenfalls auch Forschung den Titel ''Professor'' oder ''Honorarprofessor'' verliehen bekommen.<br /> <br /> ''Zu Details der Vergütung siehe [[#Professorenvergütung|weiter unten]].''<br /> <br /> == Professuren in Österreich ==<br /> In Österreich unterscheidet man:<br /> <br /> === Professuren innerhalb der Universität ===<br /> ==== Universitätsprofessuren ====<br /> ''Universitätsprofessor'' (ohne Zusatz; Abkürzung: ''Univ.-Prof.'') ist die aktuelle Bezeichnung (Funktionsbezeichnung, kein Amts- oder [[Berufstitel]]), für in einem Berufungsverfahren bestellte Professoren in Österreich. Sie hat die Bezeichnungen ''ordentlicher Universitätsprofessor'' und ''außerordentlicher Universitätsprofessor'' (nicht zu verwechseln mit der heutigen gleichlautenden Bezeichnung) abgelöst und entspricht den deutschen W&amp;nbsp;2- und W&amp;nbsp;3-Professuren. Universitätsprofessoren, die nach 2001 (zunächst) befristet berufen wurden, und alle Universitätsprofessoren, die ab 2004 berufen wurden, sind privatrechtliche Angestellte der jeweiligen Universität (keine Bundesbeamten mehr).<br /> <br /> ==== Ordentliche Universitätsprofessuren (veraltet) ====<br /> Die alte Bezeichnung ''ordentlicher Universitätsprofessor'' oder ''Ordinarius'' (Abkürzung: ''O.&amp;nbsp;Univ.-Prof.'' oder ''o.&amp;nbsp;Univ.-Prof.'') entsprach der C&amp;nbsp;4-Professur in Deutschland. Seit Ende der 1990er Jahre wird der Titel nicht mehr vergeben; er darf jedoch von den zuvor Berufenen weiterhin geführt werden. Ordentliche Professoren (Amtstitel) sind Bundesbeamte.<br /> <br /> ==== {{Anker|Ao}}Außerordentliche Universitätsprofessuren ====<br /> ''Außerordentlicher Universitätsprofessor'' (Abkürzung: ''Ao.&amp;nbsp;Univ.-Prof.'' oder ''ao.&amp;nbsp;Univ.-Prof.'') bezeichnet heute an einer österreichischen Universität tätige Wissenschaftler ''mit [[Beamter (Österreich)|Beamtenstatus]]'' (in diesem Fall ist die Bezeichnung ein Amtstitel) oder an der Universität angestellte ehemalige [[Vertragsbediensteter|Vertragsbedienstete]] des Bundes, die nach §&amp;nbsp;55a Vertragsbedienstetengesetz 1948 berechtigt sind, diese Bezeichnung zu führen (in diesem Fall ist die Bezeichnung kein Amtstitel, sondern eine Funktionsbezeichnung), wie ''[[Universitätsdozent|Universitätsdozentin/Universitätsdozent]]'' und ''[[Vertragsdozent|Vertragsdozentin/Vertragsdozent]].''<br /> <br /> Der Titel wird seit Ende der 1990er Jahre an bestimmte beamtete Hochschullehrer sowie bestimmte (ehemalige) Vertragsbedienstete des Bundes infolge der Habilitation automatisch verliehen. Es handelt sich somit um eine Beförderung (Ernennung) qua erbrachter Habilitation und nicht um eine Berufung. Seit dem [[Universitätsgesetz 2002]] schließen Universitäten, die vom Staat die Arbeitgeberfunktion übernommen haben, mit ihren Mitarbeitern nur noch Arbeitsverträge im privatrechtlichen Angestelltenverhältnis ab. Damit wird der Amtstitel bzw. die Funktionsbezeichnung „Ao.&amp;nbsp;Univ.-Prof.“ in Österreich nur mehr an bestimmte Personen verliehen, deren Dienst- oder Arbeitsverhältnis spätestens 2001 begonnen hat.<br /> <br /> Außerordentliche Professoren sind nach den Bestimmungen des österreichischen Universitätsgesetzes 2002 ''nicht'' Mitglieder der Professorenkurie, sondern des sogenannten ''akademischen Mittelbaus.''<br /> <br /> ==== Universitätsprofessor als Berufstitel ====<br /> Der Bundespräsident hat seit einer auf Bestreben von [[Thomas Klestil]] 2002 zustande gekommenen Regelung das Recht, an Universitätslehrer (meist an außerordentliche Universitätsprofessoren) die Bezeichnung ''Universitätsprofessor'' als [[Berufstitel]] zu verleihen ({{BGBl|II Nr. 261/2002}}), wovon eher selten Gebrauch gemacht wird. Eine Häufung ergibt sich allerdings daraus, dass die Bezeichnung auch von all jenen, die vor Inkrafttreten zu tit.ao.-Professoren ernannt worden waren und das 50.&amp;nbsp;Lebensjahr vollendet haben, geführt werden darf. Beispiele für Träger dieses Berufstitels sind der Jurist [[Andreas Khol]], ehemaliger [[Nationalratspräsident (Österreich)|Nationalratspräsident]] ([[ÖVP]]) und zuvor ao.&amp;nbsp;Univ.-Prof. an der Universität Wien, oder der habilitierte Sozialgeschichtler [[Hubert Christian Ehalt]], Wissenschaftsreferent der Stadt Wien. Die Regelung ist einigermaßen unglücklich, da –&amp;nbsp;im Unterschied zu anderen präsidentiell verliehenen Berufstiteln&amp;nbsp;– kein ersichtlicher Unterschied zwischen dem Amtstitel bzw. der Funktionsbezeichnung „Univ.-Prof.“ (nach Berufung) und dem identisch lautenden Berufstitel besteht.<br /> <br /> ==== Assistenzprofessoren ====<br /> ''Assistenzprofessoren'' (Abkürzung: ''Ass.-Prof.'') sind bestimmte, in der Regel noch nicht habilitierte, Universitätslehrer. Seit Inkrafttreten des „Kollektivvertrags für die ArbeitnehmerInnen der Universitäten“&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.boku.ac.at/fileadmin/_/br-wissen/KollV_2011.01_DV__GOED.pdf |wayback=20150415070947 |text=''Kollektivvertrag für die ArbeitnehmerInnen der Universitäten.''}}. (PDF; 357&amp;nbsp;kB).&lt;/ref&gt; zum 1.&amp;nbsp;Oktober 2009 (novelliert 2011) werden damit Personen auf einer ''[[Postdoc|Post-Doc]]''-Position bezeichnet, die mit der Universität eine Qualifizierungsvereinbarung (mit normalerweise vier Jahren Laufzeit) abgeschlossen haben (Laufbahnstelle oder ''[[Tenure-Track|tenure track]]''). Bei Nichterreichen der Qualifikation (meist einer Habilitation sowie weiterer Leistungen) endet der Vertrag. Bei Erfüllen der Bedingungen wird der Assistenzprofessor zum assoziierten Professor und wird in ein unbefristetes Dienstverhältnis ohne Beamtenstatus übernommen. Als Assistenzprofessor ist man je nach Fach und Hochschule berechtigt, Prüfungen abzunehmen sowie Diplom- und Masterarbeiten zu betreuen.<br /> <br /> Es gibt in Österreich noch eine zweite Kategorie mit derselben Bezeichnung, der Titel ''Ass.-Prof.'' nach dem Kollektivvertrag (wie oben) wird daher teils zur Abgrenzung entweder mit ''(KV)'' oder mit ''(tenure track)'' ergänzt. Wissenschaftliche Mitarbeiter mit dem Amtstitel ''Assistenzprofessor'' (bis 2001; mit dauerhaftem Dienstverhältnis und Beamtenstatus) sind eigentlich promovierte Universitätsassistenten (nach §&amp;nbsp;174&amp;nbsp;ff. des Beamtendienstrechtsgesetzes, BDG 1979), deren provisorisches Dienstverhältnis gemäß §&amp;nbsp;178 BDG in ein definitives umgewandelt wurde, auch wenn sie das für diese Laufbahn eigentlich vorgesehene Qualifikationsziel nach der Promotion (Habilitation) nicht erreichten. Es besteht eine vage Ähnlichkeit zum [[Akademischer Rat|Akademischen Rat]] in Deutschland; allerdings impliziert die Stellung als Assistenzprofessor nur eine Mindestlehrverpflichtung von zwei Semesterwochenstunden. Weil Titel und Status nur an Beamte vergeben werden konnten, stand diese Form der „Professur“ für nach 2001 neu eingestellte Hochschullehrer nicht mehr offen. Im UG 2002 wurde für eine ähnliche Verwendungsgruppe, primär mit Systemerhaltungsaufgaben, die Bezeichnung ''Staff Scientist'' vorgesehen.<br /> <br /> Assistenzprofessoren nach dem Kollektivvertrag und nach BDG gehören dem Mittelbau an.<br /> <br /> ==== Assoziierte Professuren ====<br /> Der ''assoziierte Professor'' (Abkürzung: ''assoz. Prof.'') bezeichnet Assistenzprofessoren, die eine Qualifizierungsvereinbarung erfüllt haben und die daher von der Universität in ein unbefristetes Dienstverhältnis ohne Beamtenstatus übernommen wurden. Die erfolgreiche Habilitation ist in der Regel bereits Inhalt der Qualifizierungsvereinbarung, jedenfalls erwirbt der assoziierte Professor aber mit der Übernahme in das neue Dienstverhältnis auch die formelle Lehrbefugnis und damit die Befugnis, Diplom- und Masterarbeiten sowie Dissertationen zu betreuen.<br /> <br /> Organisationsrechtlich gehören assoziierte Professoren –&amp;nbsp;je nachdem, ob ihre Qualifizierungsvereinbarung vor oder nach dem 1.&amp;nbsp;Oktober 2016 abgeschlossen wurde&amp;nbsp;– entweder der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter im Forschungs- und Lehrbetrieb (dem Mittelbau) oder der Gruppe der Universitätsprofessoren an. Sie sind Letzteren aber jedenfalls in ihren kollektivvertraglichen Rechten und Pflichten weitgehend gleichgestellt.<br /> <br /> === {{Anker|Professoren ohne universitäre Berufstätigkeit, „Professor“ als Berufstitel}} ''Professor'' ohne universitäre Berufstätigkeit ===<br /> Die Bezeichnung „Professor“ (ohne das vorgestellte „Universitäts-“) existiert in Österreich zudem außerhalb der Sphäre der Hochschulen und Universitäten, und zwar einerseits als [[Berufstitel]] sowie anderseits an höheren Schulen als ''Amtstitel'' für beamtete Lehrer bzw. ''Verwendungsbezeichnung'' für nichtbeamtete Lehrer.<br /> <br /> ==== ''Professor'' als Berufstitel{{Anker|Berufstitel}} ====<br /> Der ''Professor'' kann vom österreichischen Staat auch als [[Berufstitel]] verliehen werden, der als ''berufsspezifischer Ehrentitel'' gilt. Anwärter sind Personen, die sich in langjähriger Ausübung ihres Berufes besondere Verdienste um die Republik erworben haben. Die Verleihung erfolgt durch den [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidenten]].&lt;ref&gt;Die Verleihung von Berufstiteln fällt nach Art.&amp;nbsp;65 Abs.&amp;nbsp;2 lit.&amp;nbsp;b [[Bundes-Verfassungsgesetz|B-VG]] in die Kompetenz des Bundespräsidenten. Die Überreichung des [[Dekret]]s ([[Intimationsbescheid]]s) erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt und oft durch andere Personen.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Berufstitel „Professor“ wird dabei besonders für Verdienste im künstlerischen und kulturellen Bereich (z.&amp;nbsp;B. bildende Kunst, Unterhaltung, Erwachsenen- und Weiterbildung) vergeben, kann aber auch zur Ehrung von Personen verwendet werden, die bedeutende wissenschaftliche Leistungen außerhalb des universitären Lebens erzielt haben. Im Fall von Ärzten wird vor einer allfälligen Verleihung dieses Berufstitels in der Regel eine Begutachtung durch die Medizinische Universität Wien eingeholt.<br /> <br /> ==== ''Professor'' an höheren Schulen ====<br /> Ohne formelle Verleihung führen Lehrkräfte an höheren Schulen in Österreich die Bezeichnung ''Professor.'' Die Regel geht auf eine 1866 publizierte Entschließung von Kaiser [[Franz Joseph&amp;nbsp;I.]] zurück.&lt;ref name=&quot;S72&quot;&gt;[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&amp;aid=rgb&amp;datum=18660004&amp;zoom=2&amp;seite=00000072&amp;x=12&amp;y=9 RGBl. Nr. 22 / 1866 (= S. 72).]&lt;/ref&gt; Bis 2006 war die Bezeichnung „Professor“ formell den ''[[Pragmatisierung|pragmatisierten]]'' [[Gymnasiallehrer|Lehrern]] an [[Bildungssystem in Österreich|allgemein- und berufsbildenden höheren Schulen]] der Entlohnungsgruppen LPH (vormals LPA) und L1 vorbehalten,&lt;ref name=&quot;S72&quot; /&gt; tatsächlich wurde im schulischen Alltag aber sämtliches Lehrpersonal so angesprochen. Manche L1- und LPA/LPH-Professoren sind auch Universitäten zugewiesen worden. Seit 2006 steht „Professor“ als ''Verwendungsbezeichnung'' auch den nichtbeamteten Lehrern („Vertragslehrern“) der Entlohnungsgruppen L1 und LPA (seit 2008 l ph) zu.&lt;ref&gt;[https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&amp;Dokumentnummer=NOR40103757 Novelle zum Vertragsbedienstetengesetz 1948]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> „Im neuen Lehrerdienstrecht, das nur noch Vertragslehrer vorsieht, ist der Professor als einheitliche Verwendungsbezeichnung für alle neu eintretenden Pädagogen vorgesehen.“ Die [[Junge Grüne (Österreich)|Jungen Grünen]] forderten mit einer Petition an den Nationalrat die Abschaffung von Titeln an den Schulen: „Die Titelgeilheit hierzulande beruht auf verkrusteten Traditionen, die auf Gehorsam und Disziplin abzielen.“ Es brauche jedoch „demokratische und solidarische Verhältnisse“ und das Begegnen auf Augenhöhe, so die damalige Bundessprecherin [[Flora Petrik]].&lt;ref&gt;''[http://orf.at/#/stories/2384092/ Junge Grüne wollen „Professor“ an Schulen abschaffen.]'' In: ''orf.at.'' 20.&amp;nbsp;März 2017, abgerufen am 20.&amp;nbsp;März 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Weder der Berufstitel „Professor“ noch der „Professor“ an einer höheren Schule hat einen Bezug zur Tätigkeit an einer Universität oder sonstigen Hochschule. Dies ist der Grund, warum an den österreichischen Universitäten –&amp;nbsp;im Unterschied zu Deutschland oder der Schweiz&amp;nbsp;– in aller Regel der Langtitel „Univ.-Prof.“ (statt nur „Prof.“) geführt wird.<br /> <br /> == Professuren in der Schweiz ==<br /> Bei den Professuren an Universitäten und Hochschulen wird unterschieden zwischen:<br /> * Ordinariaten / ordentlichen Professuren,<br /> * Extraordinariaten / ausserordentlichen Professuren,<br /> * assoziierten Professuren,<br /> * Assistenzprofessuren&lt;ref&gt;''[https://rechtssammlung.sp.ethz.ch/Dokumente/510.21.pdf Richtlinien des Präsidenten über das Assistenzprofessuren-System an der ETH Zürich.]'' PDF.&lt;/ref&gt; vergleichbar Förderungsprofessuren des [[Schweizerischer Nationalfonds|SNF]],&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.snf.ch/de/foerderung/karrieren/snf-foerderungsprofessuren/Seiten/default.aspx |wayback=20131220084843 |text=''SNF Förderungsprofessuren.''}}.&lt;/ref&gt;<br /> * [[Titularprofessor|Titularprofessuren]],<br /> * Honorarprofessuren (regional).<br /> Zu unterscheiden ist, ob es sich um eine „Professorenstelle“ (mit Recht auf den Titel) handelt, die der Inhaber innehat&amp;nbsp;– oder es sich um den „Professorentitel“ handelt, der ehrenhalber in Anerkennung der Leistungen verliehen wird (was für die letzten beiden Kategorien zutrifft). Einige Universitäten regeln die Führung des Titels in einer Verordnung,&lt;ref&gt;''[https://www.uzh.ch/cmsssl/rd/dam/jcr:ffffffff-bb5c-839f-ffff-ffff8b6394af/Weisung_Titelfuehrung.pdf Weisung über das Führen akademischer Titel an der Universität Zürich.]''&lt;/ref&gt; u.&amp;nbsp;a. die gemeinsame Titelführung Prof.&amp;nbsp;Dr., das Weiterführen nach Ausscheiden aus der Stellung (ggf. anders bei Ausscheiden als Altergründen oder Stellenwechsel). Bei der Vergabe bzw. Berufung sowie den Rechten und Pflichten gibt es kantonale Unterschiede, eine Übersicht und Klassifizierung findet sich beim [[Bundesamt für Statistik]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://edudoc.ch/record/101372/files/Personal_Uni_Hochschulen_2010_web.pdf |werk=edudoc.ch |hrsg=BFS |titel=Personal der universitären Hochschulen 2010 |kommentar=SHIS-Personalkategorien, Anhang S.&amp;nbsp;44 |zugriff=2018-09-18 |format=PDF}}&lt;/ref&gt; Es werden aktuell auch nicht alle Arten an allen Universitäten vergeben, dennoch kann es diese noch aus früheren Berufungsverfahren geben.<br /> <br /> Gastprofessuren für Lehre und/oder Forschung sind ein bis zwei Jahre befristet&amp;nbsp;– Letzteres für Forschung. Ziel ist die zeitweilige Gewinnung herausragender Wissenschaftler (oder herausragende Personen des öffentlichen Lebens) von ausserhalb für die jeweilige Universität. Einige Gastprofessuren sind gestiftet und werden regelmässig besetzt&amp;nbsp;– benannt nach dem ursprünglichen Inhaber, dessen Tradition fortgesetzt werden soll oder dem Stifter. In der Regel ist die Person an einer anderen Universität Inhaber einer Professur.&lt;ref&gt;''[http://www.prof.uzh.ch/dam/jcr:ffffffff-a6ea-5df0-ffff-ffff8b835162/Merkblatt_Gastprofessuren.pdf Merkblatt, Gastprofessuren der Universität Zürich.]''&lt;/ref&gt;<br /> <br /> An Fachhochschulen ist die Bezeichnung ''Professor'' zumeist ein Ehrentitel für Hochschullehrer mit hervorragendem Leistungsausweis. Die Amtsbezeichnung ist ''Dozent.'' Dozenten können hauptamtlich (Pensum&amp;nbsp;&gt; 50 %) oder nebenamtlich (Pensum&amp;nbsp;&lt; 50 %) beschäftigt sein. Die Verleihung an den Fachhochschulen basiert auf kantonaler Gesetzgebung; es gibt keine schweizweit einheitliche Regelung. Voraussetzungen für eine Verleihung sind zumeist ein Pensum von mindestens 50 %, der Nachweis einer hochschuldidaktischen Befähigung, mehrjährige Berufserfahrung sowie entsprechendes Engagement in Lehre und/oder Forschung. Ausnahmen werden restriktiv gehandhabt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.kfh.ch/uploads/empf/doku/Empfehlungen%20Verleihung%20des%20Titels%20Professorin%20d.pdf |wayback=20100928010458 |text=''Empfehlungen. Verleihung des Titels Professor/Professorin an Fachhochschulen.''}}. [[Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz]], 24.&amp;nbsp;Mai 2004.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''[http://www.facultyaffairs.ethz.ch/docs/Richtlinien_betreffend_Titularprofessuren Richtlinie betreffend Titularprofessuren (2012).]'' [[ETH Zürich]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Liechtenstein, dessen staatliche Universität seit 2011/12 Teil des schweizerischen Universitätssystems ist, wird der Extraordinarius ''Assoziierter Professor'' genannt.<br /> <br /> Die Berufungsverfahren sind mit denen in den anderen deutschsprachigen Ländern vergleichbar. Professoren an Universitäten und Eidgenössischen Hochschulen werden von den entsprechenden Gremien gewählt. Mindestens ordentliche und außerordentliche Professoren werden durch die jeweiligen Regierungen der Universitätskantone ernannt. Sie sind in der Regel hauptamtlich angestellt. Ihre Amtsdauer kann zunächst befristet sein, praktisch werden sie aber wie ordentliche Professoren in der Regel auf Lebenszeit gewählt. Zwischen ordentlichen und ausserordentlichen Professoren bestehen Unterschiede hinsichtlich ihrer Verpflichtungen, jedoch kaum noch bezüglich ihrer rechtlichen Stellung.<br /> <br /> == {{Anker|Professoren in angloamerikanischen Ländern}}Professuren in anglo-amerikanischen Ländern ==<br /> Außerhalb der Vereinigten Staaten und Kanadas wird der Titel „Professor“ seltener gebraucht und ist den ranghöchsten Akademikern eines Departments vorbehalten. Professoren sind wie die [[Reader (Hochschullehrer)|Reader]] dort überwiegend in der Forschung und nur mehr selten in der Lehre tätig. Anstelle von Professoren lehren daher an Universitäten in diesen Ländern überwiegend sogenannte „[[Lecturer]]“. Die meisten Lecturer sind fest angestellt (das heißt nach einigen Jahren auch auf Lebenszeit) und sowohl in der Forschung als auch der Lehre tätig. Die britischen Titel „Lecturer“ und „Senior Lecturer“ entsprechen dabei ungefähr den US-amerikanischen „Assistant“- und „Associate“-Professoren. Der in Großbritannien verwendete Begriff „Reader“ entspricht im Hinblick auf Leistungen in Lehre und Forschung einer vollen Professur. Ein „Chair“ wird einem „Reader“ in der Regel nach etwa zwei Jahren verliehen, zumeist auf der Grundlage von Verwaltungs- und Managementfunktionen. In den USA werden Professoren der höchsten Rangstufe „Regents’ Professors“ oder „Distinguished Professors“ genannt.<br /> <br /> Das [[Vereinigte Staaten|US-amerikanische]] und kanadische System sieht in der Regel drei Stufen von Professuren im Tenure-Track-System vor:<br /> * ''Assistant Professor'' (entspricht der ''Juniorprofessur,'' gegebenenfalls mit Tenure-Track sowie dem britischen [[Lecturer]]): Voraussetzung ist meist eine qualifizierte Promotion. An manchen Community Colleges genügt zuweilen ein Master-Abschluss.<br /> * ''Associate Professor'' (entspricht der C&amp;nbsp;2-Hochschuldozentur bzw. dem britischen [[Senior Lecturer]]): Voraussetzung ist eine Qualifikation als ''Assistant Professor.''<br /> * ''Full Professor'' (entspricht der deutschen C&amp;nbsp;3- bzw. ''W&amp;nbsp;2-Professur''&lt;ref&gt;{{Internetquelle |werk=cfi.de |hrsg=Deutsche Keramische Gesellschaft |url=https://www.cfi.de/images/jobs/DLR-div_cfi_2015_RWTH_engl.pdf |titel=Description of the job |format=PDF; 90&amp;nbsp;kB |zugriff=2019-05-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=https://www.uni-bonn.de/die-universitaet/stellenangebote/dez.-3/animal-production |wayback=20190430061506 |text=''Stellenausschreibuung.''}}. (PDF; 66&amp;nbsp;kB).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.academics.de/jobs/full-professorship-w2-for-physiological-chemistry-neurobiology-universitaetsmedizin-der-johannes-gutenberg-universitaet-mainz-mainz-156348 |werk=academics.de |titel=Full Professorship (W&amp;nbsp;2) for Physiological Chemistry / Neurobiology |datum=2018-04-12 |zugriff=2019-05-02}}&lt;/ref&gt; sowie dem britischen [[Reader (Hochschullehrer)|Reader]]): Voraussetzung ist eine Qualifikation als ''Associate Professor'' oder eine außerordentliche wissenschaftliche Leistung. Ein ''Full Professor'' in Nordamerika verfügt meist nicht über einen eigenen Etat.<br /> * ''Distinguished Professor, Regents’ Professor, University Professor, endowed chair, Named Chair'' u.&amp;nbsp;Ä. (entspricht der deutschen ''W&amp;nbsp;3-Professur, Ordinarius'' bzw. ''Lehrstuhl'' sowie dem britischen ''Professor''): Voraussetzungen sind eine Qualifikation als ''Full Professor'' und besonders herausragende wissenschaftliche Leistungen. Besonders anerkannte Professoren können auf diese Weise nicht nur einen Besoldungszuwachs erhalten, sondern auch einen dauerhaften eigenen Etat, um Mitarbeiter einzustellen sowie Reisetätigkeit und Forschung zu finanzieren.<br /> <br /> Daneben gibt es auch in den USA Ehrenprofessuren und Professoren, die ausschließlich in der Forschung tätig sind (zum Beispiel in firmeneigenen Forschungsinstituten). Lehrbeauftragte und Privatdozenten werden in den USA auch ''Adjunct Professors'' genannt.<br /> <br /> == Professuren in Dänemark ==<br /> Das dänische System ähnelt eher dem nordamerikanischen als dem deutschen System. Hierbei entsprechen die drei Hauptstufen ''Adjunkt, Lektor'' und ''Professor'' grob den Stufen ''Assistant Professor, Associate Professor'' und ''Full Professor'' im US-amerikanischen System. Die Stufen unterscheiden sich dabei in Gehalt und Lehrdeputat. Positionen als ''Adjunkt'' (offizielle englische Bezeichnung in Dänemark: Assistant Professor) sind üblicherweise auf drei oder vier Jahre befristet und entsprechen einer deutschen Juniorprofessur. Sie schließen also neben der Mitarbeit in Forschung und Lehre auch die Betreuung von Masterarbeiten und gelegentlich Doktoranden mit ein. In der Regel ist eine positive Evaluierung der Adjunktur Voraussetzung für die Berufung auf ein Lektorat. Ein –&amp;nbsp;zumeist unbefristet angestellter&amp;nbsp;– Lektor (offizielle englische Bezeichnung in Dänemark: Associate Professor) nimmt Aufgaben in Forschung und Lehre wahr. Darüber hinaus sind Lektoren stimmberechtigtes Mitglied der Hochschulgremien, betreuen Doktoranden sowie Magistranden und übernehmen Funktionen als Abteilungsleiter, Institutsleiter oder Dekan. Damit ist ein Lektorat in etwa mit einer deutschen W&amp;nbsp;2-Professur zu vergleichen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.eui.eu/ProgrammesAndFellowships/AcademicCareersObservatory/AcademicCareersbyCountry/Denmark.aspx |titel=Denmark. Academic Career Structure |hrsg=European University Institute |werk=eui.eu |zugriff=2016-07-15}}&lt;/ref&gt; Hinzu kommt die Stufe ''Professor MSO,'' die der eines ''Professor'' ähnelt, wobei ''MSO'' (=&amp;nbsp;med særlige opgaver) für spezielle Aufgaben vornehmlich in der Forschung steht, die typischerweise befristet sind. Das Lehrdeputat ist deutlich geringer als jenes von Lektoren und Professoren, eine Tätigkeit als Professor MSO führt häufig zur Vollprofessur. Der Titel „Professor“ (offizielle englische Bezeichnung in Dänemark: Professor) wird nur selten verliehen, meist als Anerkennung für langjährige erfolgreiche Mitarbeit in Forschung und Lehre. Eine dänische Professur ist in etwa mit einer deutschen W&amp;nbsp;3-Professur vergleichbar, unterscheidet sich von dieser in der Regel aber dadurch, dass es keine persönlich zugeordneten Mitarbeiter (Sekretariat, Assistent) gibt, sondern diese zur gesamten Abteilung gehören. Zusätzlich unterrichten an dänischen Hochschulen Praktiker als ''Ekstern Lektor,'' die dort üblicherweise nur teilzeitbeschäftigt und nicht in die Forschung eingebunden sind, damit lässt sich ihre Position mit der deutscher Lehrbeauftragter vergleichen. Der in einigen europäischen Ländern üblichen Habilitation entspricht im dänischen System das „große“ Doktorat. Der zugehörige Grad ''Dr.&amp;nbsp;phil.'' (nicht zu verwechseln mit dem ansonsten üblichen dänischen Forschungsdoktorat ''ph.&amp;nbsp;d.'') ist mit dem deutschen Grad ''Dr.&amp;nbsp;habil.'' zu vergleichen. Die Habilitation zum dänischen ''Dr.&amp;nbsp;phil.'' ist jedoch keine Voraussetzung für die Berufung auf ein Lektorat oder eine Professur und insgesamt eine eher seltene akademische Würde, die gelegentlich auch verdienten älteren Hochschullehrern als Anerkennung ihrer Lebensleistung verliehen wird.<br /> <br /> == Professuren in Norwegen ==<br /> Das norwegische System ähnelt ebenfalls dem nordamerikanischen System. Die auf Forschung und Lehre konzentrierten Stufen ''universitetslektor, førsteamanuensis'' und ''professor'' entsprechen den Stufen ''Assistant Professor, Associate Professor'' und ''Full Professor'' im US-amerikanischen System. Sie werden so auch offiziell in das Englische übersetzt. Ein alternativer forschungsorientierter Karriereweg stellt die Stufen ''forsker&amp;nbsp;III, forsker&amp;nbsp;II&amp;nbsp;/ seniorforsker'' und ''forsker&amp;nbsp;I&amp;nbsp;/ forskningsprofessor'' dar, die offiziell in Englisch als ''Researcher, Senior Researcher'' und ''Research Professor'' übersetzt werden und die den erst genannten drei Stufen gleichwertig sind.<br /> <br /> == Vergleich zwischen verschiedenen Ländern ==<br /> Die Juniorprofessur in Deutschland entspricht am ehesten der schweizerisch (-liechtensteinischen) Assistenzprofessur bzw. SNF-Förderungsprofessur, ist jedoch stärker als diese eine „Professur auf Probe“, da eine Entfristung in der Schweiz für Assistenzprofessuren anders als in Deutschland in der Regel möglich ist („tenure track“).<br /> <br /> Beim US-Begriff des „Assistant Professor“ muss unterschieden werden zwischen Stellen mit oder ohne „tenure track“. Wenn es eine Stelle ohne „tenure track“ ist, entspricht der ''Assistant Professor'' am ehesten einem promovierten Universitätsassistenten in Österreich oder einem [[Juniorprofessor]] in Deutschland. Wenn es sich um eine Stelle mit „tenure track“ handelt, ist sie im Status etwas über dem deutschen Juniorprofessor anzusiedeln. Der ''Assistant Professor'' hat in der Regel seine eigenen Doktoranden sowie Mitarbeiter und besitzt auch Stimmrecht im Fakultätsrat. Im Vergleich zum deutschen Juniorprofessor hat er zudem ein höheres Maß an Selbstständigkeit bei der [[Beschaffung|Akquisition]] von Forschungsmitteln und eine größere Unabhängigkeit in der Lehre.<br /> <br /> == Abkürzungen ==<br /> * ''ao. Univ.-Prof.:'' außerordentlicher Universitätsprofessor (nur in Österreich und der Schweiz, mit landesspezifisch unterschiedlicher Bedeutung; entspricht in Liechtenstein dem ''assoziierten Professor'')<br /> * ''apl. Prof.:'' außerplanmäßiger Professor (nur in Deutschland)<br /> * ''Ass.-Prof.:'' Assistenzprofessor (nur in Österreich und der Schweiz, mit landesspezifisch unterschiedlicher Bedeutung)<br /> * ''assoz. Prof.:'' assoziierter Professor (nur in Österreich, der Schweiz und Liechtenstein)<br /> * ''Hon.-Prof.:'' Honorarprofessor<br /> * ''Jun.-Prof.:'' Juniorprofessor<br /> * ''o.ö. Prof.:'' ordentlicher öffentlicher Professor (Deutschland, Preußen)<br /> * ''o. Univ.-Prof.:'' ordentlicher Universitätsprofessor (nur in Österreich und der Schweiz; teilweise veraltet)<br /> * ''Prof.:'' Professor<br /> * ''Prof. em.'' (oder ''emer.''): Professor [[Emeritierung|emeritus]]<br /> * ''Prof. h.&amp;nbsp;c.:'' Professor honoris causa (‚ehrenhalber‘)<br /> * ''Prof. hon.:'' Professor honorarius (Honorarprofessor; veraltet)<br /> * ''Prof. i.&amp;nbsp;K.:'' Professor im Kirchendienst (nur in Deutschland)<br /> * ''Tit. Prof.:'' Titularprofessor (Schweiz, Österreich)<br /> * ''Univ.-Prof.:'' Universitätsprofessor<br /> <br /> == Mögliche Werdegänge ==<br /> Im Folgenden sind typische Werdegänge zur Erlangung einer ordentlichen Hochschulprofessur aufgelistet. Die einzelnen Beispiele stehen dabei exemplarisch für ein bestimmtes Fachgebiet, d.&amp;nbsp;h., sie können jeweils auch auf andere Fachgebiete bezogen werden.<br /> <br /> === Deutschland ===<br /> '''Beispiel 1''' (Abschluss in einem grundständigen Studiengang, Promotion, Habilitation, Verleihung der Venia Legendi verbunden mit der Bezeichnung Privatdozent/in, außerplanmäßige Professur, Univ.-Professur):<br /> * Dipl.-Biol. Wilma Wiesel (Diplomabschluss)<br /> * Dr. rer. nat. Wilma Wiesel (promoviert)<br /> * Dr. rer. nat. habil. Wilma Wiesel (habilitiert)<br /> ** ''in einigen Bundesländern auch:'' Dr. rer. nat. Dr. habil. Wilma Wiesel<br /> * PD Dr. rer. nat. habil. Wilma Wiesel (Venia Legendi und das Recht, die Bezeichnung Privatdozentin zu führen)<br /> * apl. Prof. Dr. rer. nat. habil. Wilma Wiesel (außerplanmäßige Professorin)<br /> * Prof. Dr. rer. nat. habil. Wilma Wiesel (Univ.-Professorin / W&amp;nbsp;2- oder W&amp;nbsp;3-Professorin)<br /> Bemerkung: Es ist üblich, die Abkürzung „habil.“ wegzulassen, wenn Prof. oder PD aufgeführt sind.<br /> <br /> ''alternativ:''<br /> * Werner Wessel, M.&amp;nbsp;A. (Master- oder Magisterabschluss)<br /> * Dr. phil. Werner Wessel (promoviert)<br /> * Dr. phil. habil. Werner Wessel (habilitiert)<br /> ** ''in einigen Bundesländern auch:'' Dr. phil. Dr. habil. Werner Wessel<br /> * PD Dr. phil. habil. Werner Wessel (Venia Legendi verbunden mit dem Recht, die Bezeichnung Privatdozent zu führen)<br /> * Prof. Dr. phil. habil. Werner Wessel (Univ.-Professor / W&amp;nbsp;2- oder W&amp;nbsp;3-Professor)<br /> <br /> '''Beispiel 2''' (Abschluss in einem grundständigen Studiengang, Promotion, Juniorprofessur, ordentliche Professur):<br /> * Wilma Wiesel, M.&amp;nbsp;Sc. (Masterabschluss)<br /> * Dr. sc. agr. Wilma Wiesel (promoviert)<br /> * Jun.-Prof. Dr. sc. agr. Wilma Wiesel (Juniorprofessorin, d.&amp;nbsp;h. W&amp;nbsp;1-Professorin)<br /> * Prof. Dr. sc. agr. Wilma Wiesel (Univ.-Professorin / W&amp;nbsp;2- oder W&amp;nbsp;3-Professorin)<br /> <br /> '''Beispiel 3''' (Abschluss in einem grundständigen Studiengang, Promotion, Berufspraxis, FH-Professur):<br /> * Dipl.-Ing. Werner Wessel (Diplomabschluss)<br /> * Dr.-Ing. Werner Wessel (promoviert)<br /> * ''Berufspraxis''<br /> * Prof. Dr.-Ing. Werner Wessel (Professor an einer Fachhochschule, zum Beispiel W&amp;nbsp;2-Professur an einer FH)<br /> <br /> === Angloamerikanische Länder ===<br /> '''Beispiel 1''' (Großbritannien, Australien, Neuseeland)<br /> * Wendy Weasel, B.A. (Honours) (Bachelorabschluss)<br /> * Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (Abschluss des Doktorstudiums)<br /> * ''Lecturer'' Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;1-Juniorprofessorin)<br /> * ''Senior Lecturer'' Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;2-Hochschuldozentin)<br /> * ''Reader'' Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;2-Univ.-Professorin)<br /> * Prof. Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (W&amp;nbsp;3-Univ.-Professorin)<br /> <br /> Bemerkung: Die Bezeichnungen ''Lecturer, Senior Lecturer'' und ''Reader'' usw. werden in Großbritannien (sowie Australien, Neuseeland) für gewöhnlich nicht vor dem Namen des Trägers genannt, sondern als gesonderte Bezeichnung zusammen mit dem Fach ausgewiesen. Zum Beispiel als „Dr. Wendy Weasel, Lecturer in English Literature“. Der „Reader“ wurde in Australien und Neuseeland weitgehend durch „Associate Professor“ (Abk. A/Prof) ersetzt.<br /> <br /> '''Beispiel 2''' (Nordamerika):<br /> * Walter Weasel, B.Sc. (Bachelorabschluss)<br /> * Walter Weasel, B.Sc., M.Sc. (Masterabschluss)<br /> * Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (Abschluss des Doktorstudiums)<br /> * Assistant Professor Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;1-Juniorprofessor)<br /> * Associate Professor Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (entspricht: C&amp;nbsp;2/W&amp;nbsp;2-Hochschuldozent)<br /> * (Full) Prof. Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;2-Univ.-Professor)<br /> * Regents' Prof. Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;3-Univ.-Professor)<br /> <br /> == Besetzung von Professuren durch Frauen ==<br /> {{Hauptartikel|Frauen in der Wissenschaft}}<br /> <br /> === Geschichte ===<br /> Bis in die beginnende Neuzeit war Bildung primär eine Sache des Standes und nach einem jahrhundertelangen Prozess wird –&amp;nbsp;durch Druck der [[Frauenbewegung]] und im Zuge der allgemeinen [[Gleichbehandlung]] der Geschlechter&amp;nbsp;– die Zulassung von Frauen an Universitäten erst im frühen 20.&amp;nbsp;Jahrhundert rechtlich verankert.<br /> * 1733 hat die [[Leucorea|Universität Wittenberg]] als erste deutsche Universität die Dichterin [[Christiana Mariana von Ziegler]] als ''[[poeta laureatus]]'' ausgezeichnet.<br /> * 1754 wurde [[Dorothea Christiane Erxleben]] von der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Universität Halle]] als erste Frau in Deutschland promoviert.<br /> * 1787 hat die [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]] zum 50-jährigen Bestehen eine Professorentochter, [[Dorothea Schlözer|Dorothea von Schlözer]], ohne [[Dissertation]], aber mit mündlicher Prüfung promoviert.<br /> * [[Josepha von Siebold|Regina Josepha von Siebold]] wurde 1815 an der [[Justus-Liebig-Universität Gießen|Universität Gießen]] die Ehrendoktorwürde im Fach Geburtshilfe verliehen. 1817 wurde ihre Tochter [[Charlotte Heidenreich von Siebold|Marianne Theodore Charlotte von Siebold]] zum Dr.&amp;nbsp;med. promoviert. Die Frauen wurden jedoch noch nicht an der Universität geduldet und mussten sich daher außerhalb bilden und ihre Wissenschaft betreiben.<br /> * Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt sich das ''[[Frauenstudium]]'' durchzusetzen, z.&amp;nbsp;B. in den USA, in Großbritannien und in der Schweiz (ab 1865 an der Universität in Zürich). In [[Österreich-Ungarn]] waren Frauen ab 1878 als [[Gasthörer]] zugelassen und konnten ab 1897 zunächst an den philosophischen Fakultäten, später auch Medizin, studieren. 1891 beschloss der [[Deutsches Reich|deutsche]] Reichstag, dass die Zulassung von Frauen Ländersache sei, und 1899 wurden Frauen als Gasthörer zugelassen.<br /> * 1897 wurde mit [[Gabriele Possanner]] die erste Ärztin Österreichs promoviert.<br /> * 1898 wurde die Philosophin [[Anna Tumarkin]] als erste Frau an der [[Universität Bern]] habilitiert. Sie war in Bern 1906 auch die erste Honorarprofessorin und 1909 die erste Extraordinaria. Tumarkin war Europas erste Professorin, die –&amp;nbsp;im Gegensatz zur bereits 1884 in Stockholm inthronisierten Dozentin Sofja Kowalewskaja&amp;nbsp;– das Recht hatte, Doktoranden und Habilitanden zu prüfen sowie im Senat der Universität Einsitz zu nehmen. Ihr folgte [[Lina Stern]], sie erhielt 1903 den Doktortitel und wurde 1918 außerordentliche Professorin und Inhaberin des Lehrstuhles für physiologische Chemie an der medizinischen Fakultät der [[Universität Genf]].<br /> * [[Elsa Neumann]] wurde als erste Frau Deutschlands an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]] 1899 im Fach Physik promoviert, [[Mathilde Wagner]] 1901 als erste Frau an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]] im Fach Medizin. An der Universität Berlin wurde vom Pathologen [[Rudolf Virchow]] Sonderpräpierkurse für Frauen angeboten, weil sein Vater (ein Ordinarius für Anatomie) sich weigerte, Frauen in seinen Sezierkursen zu erlauben.<br /> * [[Elise Richter]] konnte sich 1907 als erste Frau in Wien habilitieren (romanische Philologie), durfte aber vorerst nur als Privatdozentin ohne Besoldung lehren und wurde erst 1921 außerordentliche Professorin, aber nie ordentliche Professorin (nach ihr ist auch ein Förderprogramm des [[Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung|FWF]] benannt, das Frauen die Habilitation ermöglichen soll), aber 1921 findet auch erst die zweite Habilitation einer Frau in Österreich statt ([[Christine Touaillon]], Literaturgeschichte).&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.frauen.jku.at/Johanna/6/Frauenstudium.htm |wayback=20090615213149 |text=''JKU goes gender.''}}.&lt;/ref&gt;<br /> * Obwohl in Deutschland 1918 beschlossen wurde, dass Frauen auch die Dozentenlaufbahn einschlagen könnten, wurde erst 1923 [[Margarete von Wrangell]] als erste Frau ordentliche Professorin an einer deutschen Universität. Die Chemikerin wurde auf den Lehrstuhl für [[Pflanzenernährung]] an der [[Universität Hohenheim]] berufen.<br /> * 1921 wurde [[Gertrud Kleinhempel]] als erster Frau in ihrem Beruf als Leiterin der Textilklasse an der [[Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld]] in [[Preußen]] durch das Ministerium der Professorentitel verliehen.<br /> Dabei war insbesondere der Männermangel des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] ausschlaggebend, in dem praktizierende Wissenschaftlerinnen zu einem wichtigen Faktor wurden. Bis 1933 wurden nur 24 Frauen, vornehmlich in der Medizin, Professorinnen, obwohl mehr als 10.000 Frauen promoviert wurden.<br /> <br /> === Anteil der Professorinnen im Vergleich zu den männlichen Professoren ===<br /> ==== Frauenanteil unter Studenten und Professoren ====<br /> Frauen sind unter den Professoren an den [[Hochschule]]n des deutschen Sprachraums stark unterdurchschnittlich vertreten, obwohl [[Student]]innen bereits seit einiger Zeit an den meisten Hochschulen im deutschsprachigen Raum mehr als die Hälfte der Studierenden ausmachen.<br /> &lt;!-- Einige Zahlen aus Hochschul-STATISTIKEN einfügen --&gt;<br /> '''Frauenquote an Universitäten und Hochschulen:'''<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! || Deutschland || Österreich || Schweiz || OECD/EU-25<br /> |-<br /> | Universitäten/Fachhochschulen || '''2003''' || '''WS 2004/05''' || '''2006''' || '''2004'''<br /> |-<br /> | '''Studentinnen''' || 48,4 % || 53 % / 40 % || &amp;nbsp; || &amp;nbsp;<br /> |-<br /> | '''Promotionen/Absolventinnen''' || 37,9 % || 40 % / 34 % || &amp;nbsp; || 43 %<br /> |-<br /> | '''Assistentinnen''' || &amp;nbsp; || 31 % / – || &amp;nbsp; || &amp;nbsp;<br /> |-<br /> | '''Professorinnen/Dozentinnen''' || 12,8 % || 14 % / 22 % || 9,2 % || 15 %<br /> |-<br /> | '''Forschungspersonal''' gesamt '''2003''' || 19 % || 21 % || 21 % || 29 %<br /> |-<br /> | '''Gläserne Decke''' Universitäten '''2004''' || 1,9 % || 2,7 % || 1,8 % || 2,1 %<br /> |}<br /> &lt;small&gt;Werte und Quellen:&lt;/small&gt;<br /> * &lt;small&gt;[[OECD]]-Länder: Graduates ISCED 6, Academic staff Grade C / A (nach [[ISCED 97]]); Researchers Frascati Manual §&amp;nbsp;301&lt;br /&gt;[[gläserne Decke]]: universitär, [[EU-25]] 2004&lt;ref name=&quot;She Figures&quot;&gt;Eurostat S&amp;T Statistics, nach ''OECD She Figures 2006.'' [[EU-Kommission DG Research]]. {{Webarchiv |url=http://ec.europa.eu/research/science-society/pdf/she_figures_2006_en.pdf |wayback=20091120172146 |text=''Webdokument des CEWS.''}}. (PDF; 0,7&amp;nbsp;MB).&lt;br /&gt;Figure 1.2: ''Proportion of female PhD (ISCED 6) graduates 2003,'' S. 21.&lt;br /&gt;Figure 1.6: ''Proportion of female researchers, 2003,'' S. 25.&lt;br /&gt;Figure 3.4: ''Glass Ceiling Index, 2004,'' S. 59.&lt;/ref&gt;&lt;/small&gt;<br /> * &lt;small&gt;Deutschland: Ost- und Westdeutschland, Professorinnen: alle Besoldungsgruppen;&lt;ref name=&quot;D_STATIS 11&quot;&gt;[[Statistisches Bundesamt]], Fachserie 11: ''Bildung und Kultur.'' Reihe 4.4: ''Personal an Hochschulen.'' Verschiedene Jahrgänge; zitiert nach [http://www.blk-bonn.de/papers/heft109.pdf BLK Heft 109] (PDF; 653&amp;nbsp;kB): ''Siebte Fortschreibung des Datenmaterials von ‚Frauen in Führungspositionen an Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen‘ 2003.'' Statistisches Bundesamt, 2004.&lt;/ref&gt; Forschungspersonal&lt;ref name=&quot;She Figures&quot; /&gt;&lt;/small&gt;<br /> * &lt;small&gt;Österreich: Universitäten/Fachhochschulen;&lt;ref name=&quot;BMBWK 2005&quot;&gt;''[[Statistisches Taschenbuch]] 2005.'' BMBWK; zitiert nach Brigid Weinzinger, Anita Bernroitner, Sabine Wagner, Gabriele Stauffer: ''Grüner Frauenbericht 2006.'' Die Grünen, 2007, S. 48 ff. {{Webarchiv |url=http://www.gruene.at/uploads/media/FB2006_internet_01.pdf |wayback=20101230205835 |text=''Webdokument.''}}. (PDF; 3,4&amp;nbsp;MB).&lt;/ref&gt; Forschungspersonal&lt;ref name=&quot;She Figures&quot; /&gt;&lt;/small&gt;<br /> * &lt;small&gt;Schweiz: Universitäten&lt;ref name=&quot;BP-CH&quot;&gt;R. Bachmann, C. Rothmayr, C. Spreyermann: ''Evaluation [[Bundesprogramm Chancengleichheit von Frau und Mann an Universitäten]]. Bericht zu Umsetzung und Wirkungen des Programms 2000 bis 2003.'' Schriftenreihe Bundesamt für Bildung und Wissenschaft (BBW), Bern 2004 ([http://www.crus.ch/information-programme/chancengleichheit.html?L=2 Webdokument] ''crus.ch'').&lt;br /&gt;U. Jaberg, M. Bencheikh, P. Koller: ''Personal der Universitären Hochschulen 2004.'' [[Bundesamt für Statistik]] (BFS). Statistik der Schweiz, Neuchâtel 2006; zitiert nach ''Professionelle Karriereförderung auf dem Weg zur Professorin oder Chefärztin.'' In: ''Schweizerische Ärztezeitung.'' Nr.&amp;nbsp;44 87/2006, S.&amp;nbsp;1901–1906.&lt;/ref&gt;; Forschungspersonal&lt;ref name=&quot;She Figures&quot; /&gt;&lt;/small&gt;<br /> <br /> Die [[Frauenquote]] ist jedoch regional sehr verschieden und hängt stark vom [[Fachgebiet]] ab. In Studienrichtungen wie z.&amp;nbsp;B. [[Theologie]], [[Soziologie]], [[Architektur]] und [[Medizin]] reicht der Anteil der Frauen an den [[Hochschullehrer]]n der höheren Ränge etwa an ein Viertel heran, während er unter den [[Hochschulassistent|Assistenten]] auch höher liegt. In der bundesdeutschen Ethnologie liegt der Frauenanteil an den Professuren mit 29 % besonders hoch (2008).<br /> <br /> In [[Technik|technischen]] Fächern liegt er bei nur einigen Prozent&amp;nbsp;– und dies trotz Förderung mit speziellen Programmen (z.&amp;nbsp;B. Hertha-Firnberg- und Else-Richter-Stellen in Österreich und ähnlicher Programme in Deutschland). Im Durchschnitt der OECD beträgt die Quote nur 5,8 %.&lt;ref name=&quot;She Figures&quot; /&gt;<br /> <br /> Inzwischen lässt sich zumindest regional und für bestimmte Fachbereiche, wie etwa für die Politik- und Sozialwissenschaften in Berlin, ein stetiger Zuwachs an [[Habilitation]]en von Frauen feststellen, die immer wieder auch in Professuren gerufen werden. In den letzten Jahren stellten diese dort sogar die Hälfte der Habilitanden. Wie sich diese Tendenz jedoch im Zusammenhang der neusten hochschulpolitischen Veränderungen und der Etablierung des [[Bachelor]]/[[Master]]-Systems entwickeln wird, bleibt offen.&lt;ref name=&quot;Strobel&quot;&gt;Barbara Strobel: {{Webarchiv |url=http://web.fu-berlin.de/gpo/pdf/aktuelles/barbara_strobel.pdf |wayback=20100331182232 |text=''Was sie wurden, wohin sie gingen. Ergebnisse einer Verbleibstudie über PromovendInnen und HabilitantInnen des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin.''}}. (PDF; 208&amp;nbsp;kB), in: {{Webarchiv |url=http://web.fu-berlin.de/gpo/index.htm |wayback=20100204043043 |text=''gender…politik…online.''}}. Bei: ''fu-berlin.de.'' Abgerufen am 26.&amp;nbsp;August 2009.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine Untersuchung unter den 37 größten Hochschulen und Universitäten Deutschlands aus dem Jahr 2018 zeigt, dass der Anteil an Professorinnen im Schnitt bei rund 24 Prozent liegt. Die [[Universität Paderborn]] ist der Befragung zufolge Spitzenreiter: 97 von 260 Professoren sind hier weiblich, die Quote liegt damit bei 37 Prozent. Schlusslicht bildet die [[Technische Universität Dresden]] mit nur 14 Prozent weiblich besetzter Professuren. Noch geringer an deutschen Hochschulen ist die Anzahl der Dekaninnen. Hier liegt die Quote bei rund 17 Prozent.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Silke Fokken |Titel=Gleichstellung an Hochschulen: Frau Professorin bleibt in der Minderheit |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2018-10-31 |Online=http://www.spiegel.de/karriere/hochschulen-lehrstuehle-nur-zu-24-prozent-von-frauen-besetzt-a-1235897.html |Abruf=2018-11-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.wbs-gruppe.de/gender-debatte-hochschulen/ |titel=Gender-Debatte an Hochschulen |zugriff=2018-11-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Mögliche Gründe für die geringere Frauenquote ====<br /> {{Hauptartikel|Frauen in der Wissenschaft#Hindernisse der wissenschaftlichen Karriere von Frauen|titel1=„Hindernisse der wissenschaftlichen Karriere von Frauen“ im Artikel Frauen in der Wissenschaft}}<br /> <br /> Die Gründe sind vielfältig und offenbar auch von länderspezifischen sozialen Geschlechtermodellen abhängig. Eine große Rolle spielen wahrscheinlich die im Durchschnitt geringere Bereitschaft von Frauen zur bedingungslosen Verfolgung lebenslanger Vollzeitkarrieren,&lt;ref&gt;{{BibISBN|9783421043610}}&lt;/ref&gt; unterschiedliche Fachkulturen und damit einhergehend eine unterschiedliche Bedeutung von Dissertation oder Habilitation für die weitere Karriereplanung in spezifischen Fächern,&lt;ref name=&quot;Strobel&quot; /&gt; und die Schwierigkeit, Partnerschaft, Kinder und hochqualifizierten Beruf zu [[Vereinbarkeit von Familie und Beruf|vereinen]]. Es gibt in vielen Ländern auch im Post-Doc-Bereich oft nur Stipendien ohne soziale Rechte wie [[Mutterschutz]].<br /> <br /> ==== Förderung ====<br /> ===== Deutschland =====<br /> {{Hauptartikel|Frauen in der Wissenschaft#Programme zur Förderung von Wissenschaftlerinnen|titel1=„Programme zur Förderung von Wissenschaftlerinnen“ im Artikel Frauen in der Wissenschaft}}<br /> Das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] initiierte 2007 das [[Professorinnenprogramm]], mit dem bis 2013 mindestens 200 neue Stellen für weibliche Habilitanden an deutschen Hochschulen geschaffen werden sollten.&lt;ref&gt;''[http://www.bmbf.de/de/494.php Frauen im Wissenschaftssystem. Professorinnen-Programm.]'' Website des Bundesbildungsministeriums.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder.'' In: Eva Blome u.&amp;nbsp;a. (Hrsg.): ''Praxishandbuch Zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen.'' 2., vollst. überarb. und erw. Auflage. Springer VS, 2014, ISBN 978-3-531-17567-6, S.&amp;nbsp;136&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> An vielen Hochschulen gibt es Gleichstellungsbeauftragte (früher: „[[Frauenbeauftragte]]“) und auch spezielle, gesetzlich vorgeschriebene Regelungen für Berufungsverfahren, die [[Bewerber]]innen ''bei gleicher [[Eignung]]'' den Vorrang geben. An der [[Ruhr-Universität]] [[Bochum]] lautet z.&amp;nbsp;B. ein Passus:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Jeder [[Berufungskommission]] muss mindestens eine Professorin angehören. Falls dies nicht möglich ist, muss mindestens eine stimmberechtigte Wissenschaftlerin des betreffenden Faches der Berufungskommission angehören. In Fächern, in denen keine Wissenschaftlerin vertreten ist, sind Professorinnen oder wissenschaftliche Mitarbeiterinnen als stimmberechtigtes Mitglied aus verwandten Fächergruppen hinzuzuziehen.<br /> |ref=&lt;ref&gt;''[http://www.ruhr-uni-bochum.de/gleichstellungsbeauftragte/Rahmenplan.html Rahmenplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern an der Ruhr-Universität Bochum.]'' In: ''Ruhr-Uni-Bochum.de.''&lt;/ref&gt;}}<br /> Dies soll sicherstellen, dass Bewerbungen von Frauen angemessen berücksichtigt werden.<br /> <br /> ===== Österreich =====<br /> Der Titel ''Professorin'' ist in Österreich 2002 auf Grund von Art. 65 Abs. 2 lit. b [[Bundes-Verfassungsgesetz]] geschaffen worden ({{BGBl|II Nr. 261/2002}}).<br /> <br /> Im [[Bundes-Gleichbehandlungsgesetz]] (B-GlBG) ist in Bezug auf Ausschreibungen öffentlicher Dienststellen unter §&amp;nbsp;7.(3) gefordert, dass ''unbeschadet'' der Formulierung, „dass sie Frauen und Männer gleichermaßen betreffen“ (Abs.&amp;nbsp;2) die Ausschreibung jedoch den Hinweis zu enthalten hat, „dass Bewerbungen von Frauen für Arbeitsplätze einer bestimmten Verwendung (Einstufung) oder für eine bestimmte Funktion besonders erwünscht sind, wenn der Anteil der Frauen im Wirkungsbereich der jeweiligen Dienstbehörde in einer solchen Verwendung oder Funktion unter 50 % liegt“ (''Unterrepräsentation'' nach §&amp;nbsp;11 Abs. 2) oder Fördermaßnahmen im Sinne des ''[[Frauenförderungsgebot]]'' (§&amp;nbsp;11) angebracht sind. Eine Bevorzugung von Frauen in öffentlichen Ämtern&amp;nbsp;– ungeachtet der allgemeinen geforderten [[Gleichbehandlung]]&amp;nbsp;– solange die Frauenquote nicht erreicht ist, schreibt der Gesetzgeber vor.<br /> <br /> === Einige bekannte akademische Lehrerinnen ===<br /> * Geisteswissenschaften: [[Bertha von Suttner]], Wien ([[Friedensnobelpreis]] 1905), [[Pearl S. Buck]] China (Literaturnobelpreis 1938), [[Christiane Harzig]], Erfurt, [[Toni Morrison]], USA (Literaturnobelpreis 1993), [[Gesine Schwan]], Berlin, [[Lorraine Daston]] (Wissenschaftshistorikerin), Berlin<br /> * Naturwissenschaften: [[Louise-Elizabeth-Félicité du Piery]], Paris ([[Astronomie]], 1. Professorin um 1790), [[Marie Curie]], Paris (Nobelpreis 1903 und 1911), [[Anna Morandi Manzolini]], Bologna (1714–1774), [[Lise Meitner]], Wien (zweite Physikdoktorin 1905), [[Antonietta Cherchi]], Cagliari, [[Wangari Maathai]], Kenia (Friedensnobelpreis 2004)<br /> * Medizin, Biologie: [[Margarete von Wrangell]] 1. deutsche Ordinaria, [[Gerty Cori]]/Radnitz CS/USA (1. Medizin-Nobelpreis 1947), [[Christiane Nüsslein-Volhard]] (Genetikerin, Medizin/Physiologie-Nobelpreis 1995), [[Rita Levi-Montalcini]] (Nobelpreis für Medizin und Physiologie 1986), …<br /> * Mathematik: [[Emmy Noether]], [[Sofja Kowalewskaja]], [[Ingrid Daubechies]]<br /> * Technik: [[Martha Näbauer]], TU München<br /> * Wirtschaft und Rechtswissenschaften: [[Schirin Ebadi]], Iran (Friedensnobelpreis 2003)<br /> <br /> Siehe auch: [[Frauen in der Wissenschaft#Listen bekannter Wissenschaftlerinnen|Listen bekannter Wissenschaftlerinnen]]<br /> <br /> == Professorenvergütung ==<br /> === Deutschland ===<br /> Die Besoldung eines Professors erfolgt in Deutschland nach der [[Besoldungsordnung&amp;nbsp;W]]. Es gibt drei Besoldungsgruppen: W&amp;nbsp;1, W&amp;nbsp;2, und W&amp;nbsp;3. Die Professorenbesoldung besteht aus einem [[Grundgehalt]] und einer [[Leistungszulage]]. Seit der Föderalismusreform besitzen die Länder das Dienst-, Besoldungs- und Versorgungsrecht für die Landesbeamten. Infolgedessen unterscheiden sich die Grundgehälter, und zwar zum Teil deutlich.<br /> Die Besoldung eines Professors in '''Deutschland''' beträgt als Jahresgrundgehalt bei 12&amp;nbsp;Monaten ohne Leistungsbezüge in der Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;2 insgesamt 58.752&amp;nbsp;Euro pro Jahr, in der Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;3 insgesamt 68.649&amp;nbsp;Euro pro Jahr. Die durchschnittliche Besoldung mit Einbezug der Leistungsbezüge eines Professors liegt an deutschen Hochschulen und Universitäten bei ca. 74.992&amp;nbsp;Euro.&lt;ref&gt;''[http://www.w-besoldung.net/forschung/zahlen-zur-w-besoldung/ Zehn Jahre W-Besoldung.]'' Abgerufen am 10.&amp;nbsp;Februar 2016.&lt;/ref&gt; Nach Angaben des statistischen Bundesamts liegt die Durchschnittsbesoldung eines W&amp;nbsp;2-Professors bei 73.920&amp;nbsp;Euro, die eines W&amp;nbsp;3-Professors bei 95.760&amp;nbsp;Euro (Stand 2015), wobei es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt.&lt;ref&gt;H. Detmer: ''[https://www.academics.de/wissenschaft/die_reale_professorenbesoldung_58554.html Die reale Professorenbesoldung. Erhebliche Unterschiede in den Ländern.]'' In: ''Academics.de.'' Zeit Online, Februar 2017.&lt;/ref&gt; Die Besoldung in Deutschland wird von der Interessenvertretung der Professoren als „nicht wettbewerbsfähig“ beurteilt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/Archiv/2005/11-2005.pdf |wayback=20100602082601 |text=''W-Besoldung international nicht wettbewerbsfähig.''}}. Aus ''[[Forschung und Lehre (Zeitschrift)|Forschung-und-Lehre.de.]]'' Zeitschrift des [[Deutscher Hochschulverband|DHV]], S.&amp;nbsp;584, November 2005 (PDF; 6,1&amp;nbsp;MB).&lt;/ref&gt; Ein direkter Vergleich der deutschen mit der internationalen Professorenbesoldung ist schwierig, da in anderen Ländern andere Pensionsregelungen bestehen, andere Lebenshaltungskosten entstehen (Schweiz) und andere Steuersätze gelten. Der [[Hochschullehrerbund]] als die [[Standesvertretung]] der Professoren an den Fachhochschulen sieht die W&amp;nbsp;2-Besoldung im Vergleich zu anderen Vergütungen im öffentlichen Dienst als nicht amtsangemessen an. Dem hat das [[Bundesverfassungsgericht]] am 14.&amp;nbsp;Februar 2012 zugestimmt. Bezüglich einer Klage eines hessischen Professors entschied es, dass die Grundvergütung der hessischen Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;2 „evident unangemessen“ ist und dies durch die Ausgestaltung der Prämien, die zudem nicht pensionswirksam sind, nicht ausgeglichen wird und somit gegen das „Alimentationsprinzip des Art.&amp;nbsp;33 Abs.&amp;nbsp;5 GG verstößt und daher verfassungswidrig ist“. Dem Gesetzgeber wird aufgegeben, „verfassungskonforme Regelungen mit Wirkung spätestens vom 1.&amp;nbsp;Januar 2013 zu treffen“.&lt;ref&gt;''[http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg12-008.html BVG-Pressemitteilung Nr. 8/2012 vom 14.&amp;nbsp;Februar 2012.]'' Abgerufen am 15.&amp;nbsp;Februar 2012.&lt;/ref&gt; Das Urteil wird für die übrigen Bundesländer als gleichermaßen wirksam angesehen.<br /> <br /> === Schweiz ===<br /> In der '''Schweiz''' ist die Besoldung der Professoren kantonal geregelt, für die eidgenössischen Hochschulen durch den Bund. Laut einer Studie im Auftrag der NZZ im Jahr 2012 verdienen Schweizer Professoren weltweit mit Abstand am meisten. Ein Ordentlicher Professor 17073&amp;nbsp;CHF, ein Ausserordentlicher Professor 14561&amp;nbsp;CHF und ein Assistenzprofessor 12749&amp;nbsp;CHF (Mittelwert, berechnet auf 12 Bruttogehälter vor Steuern). An den ETH liegt der jährliche Bruttolohn zwischen 206166 und 271270&amp;nbsp;CHF, für die kantonalen Universitäten zwischen 139376 (Luzern, niedrigste Stufe) und 249194&amp;nbsp;CHF (Basel, höchste Stufe), wobei es an jeder Universität mehrere Steigerungsstufen gibt, die zumeist abhängig von der Dienstdauer gesteigert werden. Hinzu kommen noch Funktionszulagen.&lt;ref&gt;''[https://www.nzz.ch/schweiz/zahltag-an-der-uni-1.16961100 Schweiz zahlt Uni-Professoren die höchsten Löhne.]'' Lohnvergleich für Professoren international und innerhalb der Schweiz. In: ''NZZ.'' 20.&amp;nbsp;Mai 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Österreich ===<br /> In '''Österreich''' ist zwischen Professoren mit Beamtenstatus und Professoren ohne Beamtenstatus (=&amp;nbsp;vertraglich gebundene Angestellte, Vertragsprofessoren) zu unterscheiden. Univ.-Prof. im Beamtenstatus haben abhängig von ihrer Dienstzeit und ohne diverse Zulagen ein gesetzlich vorgeschriebenes Bruttojahresgehalt zwischen 47.986&amp;nbsp;Euro und 89.515&amp;nbsp;Euro bzw. mit Dienstalterzulage 99.385&amp;nbsp;Euro, während Univ.-Prof. ohne Beamtenstatus mit ihrer Universität ein Bruttojahresgehalt zwischen 53.075&amp;nbsp;Euro und 159.225&amp;nbsp;Euro frei ausverhandeln können. Die Gehälter außerordentlicher Universitätsprofessoren liegen zwischen 42.658&amp;nbsp;Euro und 80.188&amp;nbsp;Euro brutto pro Jahr, jene von Assistenzprofessoren zwischen 29.142&amp;nbsp;Euro und 65.188&amp;nbsp;Euro.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.goed.at/files/877/Gehalt2010GOED.pdf |wayback=20100602065025 |text=''Gehaltstabellen 2010 in EURO.''}}. In: ''goed.at.'' (PDF).&lt;/ref&gt; Seit Inkrafttreten des Kollektivvertrages zum 1.&amp;nbsp;Oktober 2009 beträgt für dem Kollektivvertrag unterliegende Universitätsprofessoren das Mindestjahresgehalt abhängig von ihrer Dienstzeit zwischen 61.650&amp;nbsp;Euro brutto und 86.288&amp;nbsp;Euro brutto, für assoziierte Professoren mindestens zwischen 58.570&amp;nbsp;Euro und 83.209&amp;nbsp;Euro brutto pro Jahr, für Assistenzprofessoren 46.252&amp;nbsp;Euro brutto pro Jahr (Werte 2010).&lt;ref&gt;''[http://www.uibk.ac.at/betriebsrat/wissenschaftlich/kv-novelle-2010.pdf Änderungen im Kollektivvertrag für ArbeitnehmerInnen der Universitäten.]'' In: ''uibk.ac.at.'' (PDF; 700&amp;nbsp;kB).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === USA ===<br /> Die Professorengehälter in den '''USA''' variieren dramatisch zwischen verschiedenen Universitäten, wobei private Hochschulen in der Regel weit mehr bezahlen als öffentliche. Außerdem hängt das Gehalt von der Stellung und vom Fach ab. In den Geisteswissenschaften wird traditionell weit weniger bezahlt als in den Naturwissenschaften. Die höchsten Gehälter haben Professoren in den Ingenieurswissenschaften und der Medizin. In den Biowissenschaften, die im Mittelfeld liegen, kann ein ''Assistant Professor'' mit durchschnittlich 80,000&amp;nbsp;USD (Frauen) bis 88,000&amp;nbsp;USD (Männer) Bruttogehalt rechnen, ein ''Full Professor'' mit 143,000&amp;nbsp;USD (Frauen) bis 156,000&amp;nbsp;USD (Männer).&lt;ref&gt;K. Zusi: ''[http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/47311/title/2016-Life-Sciences-Salary-Survey/ 2016 Life Sciences Salary Survey.]'' In: ''The-Scientist.com.'' November 2016.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Großbritannien ===<br /> Die Vergütung eines Professors in '''Großbritannien''' beginnt bei etwa 70.000&amp;nbsp;Euro (60.000&amp;nbsp;GBP). Reader und Senior Lecturer verdienen zwischen 52.000&amp;nbsp;Euro (45.000&amp;nbsp;GBP) und 70.000&amp;nbsp;Euro (60.000&amp;nbsp;GBP) und ein Lecturer bis zu 52.000&amp;nbsp;Euro (45.000&amp;nbsp;GBP).&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.staffnet.manchester.ac.uk/employment/paypensions/salary/ |wayback=20100107010704 |text=''Salary Scales.''}}. University of Manchester. Abgerufen am 13.&amp;nbsp;September 2009.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Gesetzlicher Schutz ==<br /> In Deutschland ist die Bezeichnung „Professor“ in §&amp;nbsp;132a Abs.&amp;nbsp;1 Nr.&amp;nbsp;1 [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]] gegen Missbrauch geschützt. Wer unbefugt diese Amtsbezeichnung führt, macht sich danach strafbar und kann mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft werden. Dabei schützt die Vorschrift ausdrücklich auch ausländische Dienstbezeichnungen.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Gymnasialprofessor]]<br /> * [[Lehrprofessur]]<br /> * [[Tenure Track]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Kai Handel]]: [http://www.che.de/downloads/Profbesoldung_Laendervergleich_AP65.pdf ''Die Umsetzung der Professorenbesoldungsreform in den Bundesländern.''] (PDF; 931&amp;nbsp;kB). 2. Auflage. CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Gütersloh 2005, ISBN 978-3-939589-20-4.<br /> '''Zu Gender-Aspekten:'''<br /> * Cheryl Bernard, [[Edit Schlaffer]]: ''Frauenkarrieren an der Universität oder gibt es doch einen weiblichen Masochismus?'' In: [[Luise F. Pusch]] (Hrsg.): ''Feminismus&amp;nbsp;– Inspektion der Herrenkultur.'' edition suhrkamp 1192, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-11192-2.<br /> * [[Rainer A. Müller]]: ''Geschichte der Universität&amp;nbsp;– Von der mittelalterlichen Universitas zur deutschen Hochschule.'' Callwey, München 1990, 1996, ISBN 3-7667-0959-3.<br /> * Martin Schmeiser: ''Akademischer Hasard. Das Berufsschicksal des Professors und das Schicksal der deutschen Universität 1870–1920.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1994, ISBN 3-608-91688-1 (zugleich [[Dissertation]] an der [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Universität Tübingen]] 1994).<br /> * [[Wolfgang Brezinka]]: ''Pädagogik in Österreich. Die Geschichte des Faches an den Universitäten vom 18. bis zum Ende des 20.&amp;nbsp;Jahrhunderts.'' Band 1. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2000, ISBN 3-7001-2908-4.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Professors}}<br /> {{Wiktionary}}<br /> {{Wiktionary|Professur}}<br /> {{Wikiquote}}<br /> * [http://www.hochschulverband.de/ Deutscher Hochschulverband] (DHV)<br /> * [http://www.hlb.de/ Hochschullehrerbund e.&amp;nbsp;V.] (hlb)<br /> * [http://www.juniorprofessur.org/ Deutsche Gesellschaft Juniorprofessur] (DGJ)<br /> * [http://www.zimmerling.de/veroeffentlichungen/volltext/hochschullehrerrecht.htm Rechtsanwälte Zimmerling: Angaben zum Berufungsprozess und Hochschullehrerrecht]<br /> * {{Webarchiv |url=http://www.uni-paderborn.de/fileadmin/uni-homepage/a-z/docs/Emeriti.pdf |wayback=20081120132741 |text=''Rechte der Emeriti in Nordrhein-Westfalen.''}}. (PDF, 65&amp;nbsp;kB).<br /> * [http://www.w-besoldung.net/ Die neue Professorenbesoldung] (Besoldungsordnung W)<br /> * [http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/AB/AB_03018/imfname_381872.pdf Parlamentarische Anfrage betreffend der Vergabe der österreichischen Berufstitel] (Entschließungsdatum 25. November 2009 bis 24. November 2014)<br /> <br /> '''Zu Gender-Aspekten.'''<br /> * {{Internetquelle<br /> |url=http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/erste-professorin-deutschlands-laborversuche-mit-maennern-a-239686.html<br /> |titel=Erste Professorin Deutschlands. Laborversuche mit Männern<br /> |werk=[[Spiegel Online|Spiegel.de]]<br /> |datum=2003-03-12<br /> |zugriff=2014-12-26}}<br /> * [http://www.uniarchiv.unibe.ch/unibe/generalsekretariat/uniarchiv/content/e3558/e3559/e3569/GeschichteFrauenweb_ger.pdf „Die Pionierinnen der Universität Bern“] (PDF, 7,7&amp;nbsp;kB).<br /> * [http://www.gleichstellung.unibe.ch/ Die Abteilung für die Gleichstellung von Mann und Frau der Universität Bern], die erste Abteilung dieser Art in der Schweizer Hochschullandschaft.<br /> * [http://science.orf.at/science/news/142322 Bis heute keine Chancengleichheit für Frauen an österreichischen Unis], [[ORF]], 29. November 2005.<br /> * [http://science.orf.at/science/news/139399 Professorinnen in den USA], ORF, 24. August 2005.<br /> * {{Webarchiv |url=http://www.genderreport-hochschulen.nrw.de/genderreport/genderreport2013/ |archive-is=20130105214441 |text=''Gender Report für Hochschulen in NRW.''}}. Studie „Beruf: Professor/in“.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4025243-7}}<br /> <br /> [[Kategorie:Hochschullehrer| Professor]]<br /> [[Kategorie:Berufliche Funktion]]<br /> [[Kategorie:Hochschulsystem]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Professor&diff=193428808 Professor 2019-10-24T20:29:01Z <p>Michael.alexander.kaufmann: /* Professuren in der Schweiz */Anführungszeichen entfernt, kursiv, somit nun konsistent mit der Nennung in der Einleitung</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br /> '''Professor''' ist in der Regel die [[Amtsbezeichnung|Amts-]] und [[Berufsbezeichnung]] oder der [[Akademischer Grad#Abgrenzung zu Titeln|akademische Titel]] des Inhabers einer Professur. Anders als etwa beim [[Doktor]]grad handelt es sich nicht um einen [[Akademischer Grad|akademischen Grad]].<br /> <br /> '''Professur''' (von {{laS|profiteri|de=bekennen}} in der Bedeutung „sich öffentlich als Lehrer zu erkennen geben“) bezeichnet im deutschen Sprachraum primär eine Funktion im Lehrkörper einer [[Hochschule]].<br /> <br /> In [[Deutschland]] und der [[Schweiz]] kann die Bezeichnung ''Professor'' unter bestimmten Umständen auch als [[Ehrentitel]] an Personen verliehen werden, die keine Professur bekleiden&amp;nbsp;– beispielsweise an Künstler. Im Bundesland [[Baden-Württemberg]] kann die Bezeichnung Professor oder Professorin ohne Zusätze als nichtakademischer Ehrentitel an verdiente Bürger verliehen werden (siehe [[Professor (Ehrentitel in Baden-Württemberg)]]). In [[Österreich]] ist ''Professor'' auch ein Berufs- oder Ehrentitel und ein Amtstitel für ernannte Lehrer an höheren Schulen.<br /> <br /> Die Hauptaufgabe von Professoren an Hochschulen ist idealtypisch die eigenverantwortliche Durchführung von wissenschaftlicher [[Forschung]] und [[Wissenschaft#Lehre|Lehre]] (im Sinne des [[Humboldtsches Bildungsideal|humboldtschen Bildungsideals]]). Professur und [[Lehrstuhl]] sind nicht unbedingt miteinander verbunden&amp;nbsp;– jeder Lehrstuhlinhaber ist Professor, aber nicht umgekehrt.<br /> <br /> == Überblick ==<br /> Wie im Deutschen Reich bis 1918 und darüber hinaus in Baden und in Bayern, wird in einigen Ländern Europas (z.&amp;nbsp;B. in [[Österreich]], [[Frankreich]], [[Italien]], [[Polen]], der [[Slowakei]], [[Slowenien]], [[Spanien]] und [[Tschechien]]) auch ein ernannter Lehrer an einer höheren [[Schule]] (österr. meist fälschlich noch „[[Bildungssystem in Österreich#Schultypen Übersicht|Mittelschule]]“) als ''Professor'' bezeichnet. Deswegen wird in Österreich in Abgrenzung dazu die Bezeichnung ''Universitätsprofessor'' (Univ.-Prof.) oder ''Professor an einer Fachhochschule'' (FH-Prof.), früher auch vom ''Hochschulprofessor,'' verwendet. In Österreich kann der Bundespräsident Personen ohne Studientitel&lt;!--- Was ist das? Ist das ein Synonym für einen akademischen Grad? ---&gt;, die sich auf dem Gebiet von Kunst oder Wissenschaft verdient gemacht haben, den Titel ''Professor'' verleihen. Auch in Deutschland verleihen einzelne Bundesländer mitunter diesen Ehrentitel. Österreich und Deutschland kennen noch weitere, die Transparenz erschwerende Titelformen, wie jene des ''außerordentlichen Universitätsprofessors'' (siehe unten), des ''Juniorprofessors'' und ''außerplanmäßigen Professors.'' Zudem tragen seit der Umbenennung der österreichischen Kunsthochschulen in Kunstuniversitäten durch das [[Universitätsgesetz 2002]] auch die vormaligen Kunsthochschulprofessoren nun die Bezeichnung „Universitätsprofessor“. ''[[Titularprofessor]]'' ist in Österreich der verliehene Titel, in der Schweiz indes ist damit kein Anspruch auf einen Lehrstuhl verbunden.<br /> <br /> == Professuren in Deutschland ==<br /> ''Professor'' oder ''Professorin'' ist in Deutschland die Amtsbezeichnung oder der akademische Titel einer Person, die Inhaber einer Professur ist. Sie stellt keinen [[Akademischer Grad|akademischen Grad]] dar.<br /> <br /> Verbeamtete Professoren werden dem [[Höherer Dienst|höheren Dienst]] zugerechnet. Eine Besonderheit bei der Ernennung ist das [[Berufung (Amt)#Berufungsverfahren|Berufungsverfahren]] anstelle der ansonsten üblichen [[Laufbahnprüfung]]en.<br /> <br /> In einzelnen Bundesländern kann die Bezeichnung „Professor“ oder „Professorin“ als [[Akademischer Grad#Abgrenzung zu anderen Bezeichnungen|akademische Würde]] oder als Titel auch nach dem Ausscheiden aus der Hochschule nach einer mehrjährigen Dienstzeit weiter geführt werden.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.fh-deggendorf.de/home/pstorch/hschpg.pdf |wayback=20110920004409 |text=''Bayerisches Hochschulpersonalgesetz vom 23. Mai 2006, Artikel 12.''}}. [http://www.hof.uni-halle.de/steuerung/doku/RLPUni-Gesetz.pdf Rheinland-Pfalz Universitätsgesetz (UG) §&amp;nbsp;49, Abs.5] (PDF; 260&amp;nbsp;kB); {{§|69|10562|revosax}} Abs. 5 SächsHSFG.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2016 gab es an den 433 [[Liste der Hochschulen in Deutschland|Hochschulen in Deutschland]] 46.835 Professoren (35.880 männliche entspricht 77&amp;nbsp;%, 10.955 weibliche entspricht 23&amp;nbsp;%), davon 24.256 an Universitäten, 19.306 an Fachhochschulen, 2.308 an Kunsthochschulen, 448 an Verwaltungsfachhochschulen, 360 an Pädagogischen Hochschulen und 157 an Theologischen Hochschulen. Daneben gab es 2016 3.399 Dozenten und Assistenten, 182.129 wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter, 10.035 Lehrkräfte für besondere Aufgaben, 1.825 Gastprofessoren und Emeriti, 99.097 Lehrbeauftragte und 43.432 wissenschaftliche Hilfskräfte.&lt;ref name=&quot;destatis2016&quot;&gt;{{Webarchiv |url=https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Hochschulen/PersonalHochschulen2110440167004.pdf?__blob=publicationFile |wayback=20171211012405 |text=''Bildung und Kultur. Personal an Hochschulen.''}}. PDF.&lt;/ref&gt; Allerdings sind weniger als 10 % aller Wissenschaftler Professoren und nur 7,8 % haben eine feste Stelle mit vollem Stundendeputat (Stand 2015).&lt;ref&gt;L. Seifert: ''Der Steile Weg nach oben.'' In: ''Die Zeit.'' No. 27, S. 63, 2. Juli 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Gesamtzahl der Professoren hat sich von 37.965 im Jahr 2003 auf 46.835 im Jahr 2016 und damit in 13 Jahren um etwa 23 % erhöht:&lt;ref name=&quot;destatis2016&quot; /&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> ! 2003 !! 2004 !! 2006 !! 2008 !! 2010 !! 2012 !! 2013 !! 2015 !! 2016<br /> |-<br /> | 37.965 || 38.443 || 37.694 || 38.654 || 41.462 || 43.862 || 45.013 || 46.344 || 46.835<br /> |}<br /> <br /> === Professoren (Prof.) ohne Zusatzbezeichnung ===<br /> Dabei handelt es sich um eine Amtsbezeichnung verschiedener Hochschulen wie Universitäten, Fachhochschulen, Kunst- und Musikhochschulen oder Akademien. Professoren werden seit spätestens 2005 (die Einführung der [[Besoldungsordnung&amp;nbsp;W]] erfolgte in den Bundesländern zu unterschiedlichen Zeiten) in die Besoldungsgruppen W&amp;nbsp;2 und W&amp;nbsp;3 eingestuft. Die Besoldungsgruppe lässt dabei keinen Rückschluss auf den Hochschultyp zu. Die Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;1 wird für Juniorprofessuren vergeben. Vor der Einführung der Besoldungsordnung W wurden Professoren in die [[Besoldungsgruppe]]n C&amp;nbsp;3 und C&amp;nbsp;4 und sehr selten auch in die Besoldungsgruppe C&amp;nbsp;2, an Fachhochschulen in die Besoldungsgruppen C&amp;nbsp;2 und C&amp;nbsp;3, an den anderen Hochschulen in C&amp;nbsp;2, C&amp;nbsp;3 und C&amp;nbsp;4 eingestuft. Professoren, die bei ihrer Berufung (in der Regel vor ca. 2005) in die C-Besoldung berufen wurden, verbleiben in der Regel in ihr, können auf Antrag aber in die W-Besoldung wechseln. Bei einem Wechsel der Stelle werden sie allerdings ausschließlich in die W-Besoldung eingestuft; hiervon kann nur bei einem Wechsel innerhalb eines Bundeslandes abgewichen werden. Meist sind Professuren unbefristet und in Deutschland mit dem Beamtenstatus verbunden, aber es gibt auch sowohl befristete Professuren als auch Professuren im Angestelltenverhältnis, Letztere zum Beispiel an privaten Hochschulen oder bei fehlenden Voraussetzungen für die Beamtung an staatlichen Hochschulen. Bei Erstberufungen, d.&amp;nbsp;h., wenn der Kandidat zuvor noch keine Professur bekleidet hat, ist daneben eine mehrjährige Probezeit üblich, bevor die Stelle auch formal „entfristet“ wird. Die Amtsbezeichnung Professor allein ist daher kein sicheres Indiz für eine Daueranstellung. Die Besoldung unterscheidet sich zwischen den Bundesländern und dem Bund. Die gleiche Besoldungsgruppe führt also je nach Dienstherr nicht zwingend zu gleichen Bezügen.<br /> <br /> Professoren an einer [[Kunsthochschule|künstlerischen Hochschule]] leiten meist eine [[Meisterklasse (Hochschule)|Meisterklasse]].<br /> <br /> === Universitätsprofessoren ===<br /> Universitätsprofessor (Univ.-Prof.) ist eine Amtsbezeichnung für beamtete Hochschullehrer an Universitäten in mehreren [[Land (Deutschland)|Ländern]]. Sie werden heute in die [[Besoldungsordnung W#Besoldungsgruppen W 2 und W 3|Besoldungsgruppen W&amp;nbsp;2 oder W&amp;nbsp;3]] eingestuft. In einigen Ländern wird diese Bezeichnung nicht mehr für neu eingestellte Professoren verwendet. In Baden-Württemberg kann diese Bezeichnung beispielsweise nur noch auf Antrag von Professoren geführt werden, die sie bereits vor dem Jahr 2000 trugen.&lt;ref&gt;Vgl. Zweites Gesetz zur Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften von Baden-Württemberg vom 1.&amp;nbsp;Januar 2005, Artikel 17, §&amp;nbsp;15.&lt;/ref&gt; Vor 2004/2005 (die Einführung der Besoldungsordnung&amp;nbsp;W erfolgte in den Ländern zu unterschiedlichen Zeiten) eingestellte Professoren wurden in die Besoldungsgruppen C&amp;nbsp;3 und C&amp;nbsp;4, in einigen Ausnahmefällen auch C&amp;nbsp;2 eingestuft. Ein Professor der Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;3 beziehungsweise C&amp;nbsp;4 (im älteren Sprachgebrauch und in Bayern auch heute noch im Gesetz als ''Ordinarius'' bezeichnet) ist meistens [[Lehrstuhl]]inhaber; er verfügt dann im Haushaltsplan über eine oder mehrere Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter und einen größeren Etat.<br /> <br /> In Ländern, in denen es diesen Unterschied gibt, gehören Professoren ohne Lehrstuhl meist zur Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;2 beziehungsweise C&amp;nbsp;3 (im älteren Sprachgebrauch bzw. in Bayern auch heute noch im Gesetz als ''Extraordinarien'' oder ''außerordentliche (a.o.) Professoren'' bezeichnet), verfügen über deutlich weniger oder gar keine Mitarbeiterstellen und haben auch sonst geringere reguläre Haushaltsmittel. Diese a.o. Professuren stellen aber dennoch reguläre, im Etat dauerhaft vorgesehene Stellen dar. Sie dürfen daher nicht mit außerplanmäßigen Professuren (s.&amp;nbsp;u.) verwechselt werden. In einigen deutschen Ländern (etwa Baden-Württemberg) werden seit 2005 auch die meisten Professoren ohne Lehrstuhl nach W&amp;nbsp;3 besoldet („ohne Leitungsfunktion“).<br /> <br /> Sowohl W&amp;nbsp;3-/C&amp;nbsp;4- als auch W&amp;nbsp;2-/C&amp;nbsp;3-Professoren wurden bzw. werden durch ein [[Berufung (Amt)#Berufungsverfahren|Berufungsverfahren]] (Bewerbung, Begutachtung, Probevortrag) ausgewählt, das sich aber im Einzelnen von Fach zu Fach und von Hochschule zu Hochschule unterscheidet.<br /> <br /> Vor der Novellierung des [[Hochschulrahmengesetz]]es 1976 nannte man einen Lehrstuhlinhaber ''Ordinarius'' oder ''ordentlichen Professor.'' Hiermit war das Recht verbunden, nach dem Eintritt ins [[Renteneintrittsalter|Rentenalter]] als [[Emeritus]] mit bestimmten Privilegien und einem eigenen Etat zu wirken. Professoren, die vor 1976 auf solche Stellen erstberufen wurden, dürfen daher noch Emeriti werden; später berufene sind ohne Wahlmöglichkeit Professoren im Ruhestand. In Baden-Württemberg dürfen Professoren an Universitäten, die noch vor Aufhebung des Universitätsgesetzes 2005 in die Besoldungsgruppe C&amp;nbsp;4 eingruppiert wurden, weiterhin den Titel ''Ordinarius'' führen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=jlr-HSchulR%C3%84ndGBW2pP15&amp;psml=bsbawueprod.psml&amp;max=true |titel=Zweites Gesetz zur Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften von Baden-Württemberg vom 1. Januar 2005, Artikel 27, § 15 (3) |werk=landesrecht-bw.de |abruf=2019-07-12}}&lt;/ref&gt; Besondere Rechte sind damit aber nicht verbunden.<br /> <br /> === Außerplanmäßige Professoren ===<br /> Der Titel „außerplanmäßiger Professor“ (apl. Prof., ''apl. Professor'') entstand 1933–1935. Vorher wurden diese Hochschullehrer „nicht beamtete außerordentliche Professoren“, kurz „n. b. ao. Professoren“ oder „nbao. Professoren“&lt;ref&gt;Reichs-Habilitations-Ordnung nebst Durchführungsbestimmungen vom 17. Februar 1939, S. 19.&lt;/ref&gt; genannt. Die Bezeichnung kann von Hochschulen mit [[Promotion (Doktor)|Promotions]]- und [[Habilitation]]srecht an Personen verliehen werden, die promoviert sind, zumeist aufgrund der erworbenen Lehrbefähigung (Habilitation) die Lehrbefugnis ''([[venia legendi]])'' besitzen und zudem in Forschung und Lehre nach Ansicht ihrer Fakultät hervorragende Leistungen erbracht haben. Die Verleihung der Bezeichnung wird durch die Hochschulgesetze der Länder und teilweise weitergehend durch die Satzungen der einzelnen Hochschulen geregelt. Die Bezeichnung ist keine Amts- oder Dienstbezeichnung und nicht notwendigerweise mit einem Beschäftigungs- oder Dienstverhältnis an einer Hochschule verknüpft. Zu apl. Professoren sollen in einigen Bundesländern Personen an einer Hochschule dann nicht bestellt werden, wenn sie dort zugleich hauptberuflich tätig sind; in anderen hingegen werden gerade fest angestellte oder verbeamtete habilitierte Angehörige des Mittelbaus oft zu apl. Professoren ernannt. Sie haben nicht in jedem Bundesland die Befugnis, die akademische Bezeichnung „Professor“ ohne weiteren Zusatz zu führen, sind trotzdem für Außenstehende und Studenten oft nicht von ''ordentlichen'' Professoren zu unterscheiden. In einigen Bundesländern ist die Fortführung der Bezeichnung nach der Verabschiedung und Beendigung der Tätigkeit an eine Erlaubnis durch die zuständige Landesbehörde gebunden.<br /> <br /> [[Privatdozent]]en kann nach einer mehrjährigen (in Baden-Württemberg mindestens zweijährigen, in Bayern sechsjährigen, in Berlin vierjährigen, in Nordrhein-Westfalen fünfjährigen) Tätigkeit in Forschung und Lehre die Berechtigung zur Führung des Titels „apl. Prof.“ von der Universität mit Zustimmung der für Hochschulen zuständigen Ministerien oder Senatsverwaltungen erteilt werden. An einigen Fakultäten wird die Verleihung der Bezeichnung auch nicht mehr an einen bestimmten Zeitraum, sondern vielmehr die Erfüllung bestimmter wissenschaftlicher Kriterien (insbesondere die Zahl hochwertiger wissenschaftlicher Publikationen nach Erlangung der Habilitation) geknüpft.<br /> <br /> Es handelt sich um eine Bezeichnung, die besonders häufig an humanmedizinisch tätige Privatdozenten verliehen wird. Mit der Verleihung dieses Titels können Oberärzte leichter zum leitenden Oberarzt und zum stellvertretenden Direktor in den Unikliniken aufsteigen. Oft sind dies leitende Ärzte (dirigierende Ärzte, leitende Oberärzte oder Chefärzte) in außeruniversitären Krankenhäusern oder niedergelassene Ärzte, die als nebenberufliche, nur korporative Hochschullehrer an Universitäten oder in akademischen Lehrkrankenhäusern Lehrveranstaltungen (sogenannte Titellehre) in geringem Umfang anbieten müssen. Sie können aber in angemessenem Umfang auch zu sonstigen Aufgaben von Hochschullehrern herangezogen werden.<br /> <br /> === Stiftungsprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Stiftungsprofessur}}<br /> <br /> Stiftungsprofessoren werden auf einen Lehrstuhl berufen, der nicht oder nicht ausschließlich aus dem Grundhaushalt einer [[Hochschule]] finanziert wird, sondern ganz oder teilweise von einem [[Drittmittel]]geber getragen wird. Solche Professuren können von [[Stiftung]]en, [[Organisation|Institutionen]] (z.&amp;nbsp;B. Kirchen oder Gewerkschaften) oder [[Unternehmen]] gestiftet werden.<br /> <br /> 2016 gab es in Deutschland 806 Stiftungsprofessuren. Davon waren 488 Professuren von der Wirtschaft und 318 Professuren von Stiftungen finanziert.&lt;ref&gt;[https://www.stifterverband.org/medien/stiftungsprofessuren ''Stiftungsprofessuren in Deutschland.''] Abgerufen am 19. Februar 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Um eine spezielle Form einer Drittmittelprofessur würde es sich bei der vorgeschlagenen Bundesprofessur&lt;ref&gt;Jule Specht, Christian Hof, Ulrike Endesfelder, Wolfram Pernice: ''[http://www.zeit.de/karriere/2016-05/bundesprofessur-wissenschaft-forschung-arbeitsbedingungen-verbesserung Wir brauchen eine Bundesprofessur!]'' In: ''Zeit.de.'' 20. Mai 2016.&lt;br /&gt;''[http://www.diejungeakademie.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/aktivitaeten/wissenschaftspolitik/stellungsnahmen_broscheuren/20160512_JA_Positionspapier3_RZ_Ansicht.pdf Die Bundesprofessur: Eine personenbezogene, langfristige Förderung im deutschen Wissenschaftssystem.]'' In: ''DieJungeAkademie.de.'' 12. Mai 2016.&lt;/ref&gt; handeln, die nicht von den Ländern oder nichtstaatlichen Organen, sondern vom Bund finanziert und von der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] (DFG) an bestimmte Personen statt an bestimmte Hochschulen vergeben werden soll.<br /> <br /> === Juniorprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Juniorprofessor}}<br /> Juniorprofessor (Jun.-Prof.) ist eine Dienstbezeichnung für [[Nachwuchswissenschaftler]], die sich zur [[Berufung (Amt)|Berufung]] auf eine unbefristete Professur qualifizieren. Grundsätzliches Vorbild der neuen Qualifikationsstelle ist der amerikanische {{lang|en|''[[assistant professor]]''}} mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit bei der Akquisition von Forschungsmitteln und einer großen Unabhängigkeit in der Lehre. Allerdings gilt in Deutschland eine gesetzliche Befristungsregelung, wobei vielfach noch der sogenannte ''[[Tenure-Track|tenure track]]'' fehlt, der (nach erfolgreicher Evaluation) grundsätzlich eine Weiterbeschäftigung des Wissenschaftlers möglich machen soll. Juniorprofessuren wurden im Jahre 2002 durch eine Änderung im Hochschulrahmengesetz eingeführt und anschließend in allen Landeshochschulgesetzen umgesetzt. Sie beinhalten eine auf sechs Jahre ''befristete'' Anstellung in einem Beamten- oder Angestelltenverhältnis. Es ist bundesweit nicht einheitlich geregelt, welchen Titel ein Juniorprofessor führen soll und ob ihm das Promotionsrecht zuerkannt wird.<br /> <br /> In Hessen ist seit dem 10. Dezember 2015 die Neuverleihung der Dienstbezeichnung Juniorprofessur zugunsten einer modifizierten Version und Bezeichnung, der ''Qualifikationsprofessur'' (§&amp;nbsp;64 HHG), aufgegeben worden. Der Titel wird im Gesetz nicht spezifiziert.<br /> <br /> === Seniorprofessoren ===<br /> Seniorprofessuren ({{enS|''(distinguished) senior professorships''}}) werden zunehmend auch in Deutschland vergeben und je nach Bundesland etwas unterschiedlich konzipiert. Es kann entweder primär die Ehrung und Förderung der Forschung im Vordergrund stehen oder aber die Abhaltung von Lehrveranstaltungen und Klausuren in einer Zwischenphase bis zur Neuberufung des Nachfolgers oder auch von Veranstaltungen und (Rest-)Kandidatenbetreuung in einem Fachgebiet, für das keine unmittelbare Nachfolgeprofessur mehr vorgesehen ist. Der Eintritt in eine Seniorprofessur kann, je nach Bundesland oder Universität unterschiedlich, unter Umständen schon vor Erreichen der regulären Pensionsgrenze erfolgen, am häufigsten allerdings zum Zeitpunkt des Erreichens der regulären Pensionsgrenze; er kann aber unter Umständen auch danach noch erfolgen.<br /> <br /> Generell soll aber nicht Nachwuchswissenschaftlern der Zugang auf Professuren versperrt oder verzögert werden. Daher bekommt der Seniorprofessor auch kein reguläres Gehalt, sondern das hierfür vorgesehene nebenberufliche Einkommen orientiert sich bei voller Verpflichtung (z.&amp;nbsp;B. für eine Seniorprofessur mit 8-stündiger Lehrverpflichtung) ungefähr nach der Differenz zwischen Pensionshöhe und vorhergehendem regulärem Einkommen und ist bei geringerer Verpflichtung entsprechend niedriger (Modell an der Universität Frankfurt am Main). Wie weit im Falle dieser primär mit Lehre beauftragten Seniorprofessuren weiterhin Forschung möglich ist, ist (falls Raum- und Gerätebedarf besteht) mit der jeweiligen Einrichtung auszumachen. Seniorprofessuren können an bisherige Professuren der eigenen Universität ausgesprochen werden (was der häufigste Fall ist) oder aber an solche von außerhalb. Typischerweise werden sie, wiederum abhängig von Bundesland und Universität bzw. speziellem Förderprogramm, für ein bis fünf Jahre an ein und dieselbe Person ausgesprochen.<br /> <br /> Die ersten Seniorprofessuren Deutschlands wurden wohl an Universitäten Bayerns vergeben, so z.&amp;nbsp;B. 2006 an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]].&lt;ref name=&quot;aerzteblatt-52531&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Birgit Hibbeler |Online=[http://www.aerzteblatt.de/archiv/52531/Thomas-Brandt-Der-erste-Seniorprofessor online] |Titel=Thomas Brandt: Der erste Seniorprofessor |Sammelwerk=[[Deutsches Ärzteblatt]] |Band=103 |Nummer=34–35 |Verlag=[[Deutscher Ärzte-Verlag]] |Datum=2006-08-28 |Abruf=2019-04-26 |Seiten=A-2261 / B-1961 / C-1893}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.ghst.de/unsere-arbeitsgebiete/neurowissenschaften/hertie-senior-forschungsprofessur/ |werk=ghst.de |titel=Hertie-Senior-Forschungsprofessur Neurowissenschaften |zugriff=2018-09-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150924022100/http://www.ghst.de/unsere-arbeitsgebiete/neurowissenschaften/hertie-senior-forschungsprofessur/ |archiv-datum=2015-09-24}}&lt;/ref&gt; Bei diesem in Bayern realisierten Modell ist eine Ernennung schon in den letzten Jahren vor Eintritt des gesetzlichen Altersruhestandes möglich, womit sich die Seniorprofessoren ausschließlich der Forschung widmen können. Mögliche vorzeitig berufene jüngere Nachfolger übernehmen dann sämtliche mit dem Amt verbundenen Aufgaben (Lehre, universitäre Selbstverwaltung u.&amp;nbsp;a.).<br /> <br /> Das deutsche [[Niedersachsen|Bundesland Niedersachsen]] hat 2008 die ''Niedersachsen-Professur 65+'' gemeinsam mit der [[Volkswagen-Stiftung]] eingerichtet, um exzellente [[Forscher]] nach Erreichung des [[Pensionierung]]salters weiterbeschäftigen zu können.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.mwk.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/18747.html |titel=Forschung 65 plus |werk=mwk.niedersachsen.de |hrsg=Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur |zugriff=2018-12-20}}&lt;/ref&gt; Die Lehrverpflichtung beträgt hier nur bis zu 2&amp;nbsp;Stunden pro Semesterwoche. Die Professur ist befristet auf bis zu drei Jahre, eine Verlängerung auf bis zu fünf Jahre ist möglich. Die Förderung beträgt insgesamt bis zu 0,4&amp;nbsp;Mio.&amp;nbsp;Euro, pro Jahr bis zu 80.000&amp;nbsp;Euro.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.mwk.niedersachsen.de/download/11685/Ausschreibung_Die_Niedersachsenprofessur_-_Forschung_65_plus_Konzept_Bewerbung.pdf |titel=Die Niedersachsenprofessur – Forschung 65 plus: Das Konzept |werk=mwk.niedersachsen.de |hrsg=Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur |zugriff=2018-12-20}}&lt;/ref&gt; Durch die Einbeziehung der Volkswagen-Stiftung sind auch Merkmale einer [[Stiftungsprofessur]] erfüllt.<br /> <br /> === Honorarprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Honorarprofessor}}<br /> Honorarprofessoren (Hon.-Prof.) sind nebenberufliche Hochschullehrer, die aufgrund mehrjähriger selbstständiger Lehrtätigkeit als Lehrbeauftragte oder durch besondere wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen außerhalb der Hochschule bestellt worden und dadurch mit der betreffenden Hochschule in besonderer Weise verbunden sind. Honorarprofessoren in Deutschland dürfen ohne weiteren Zusatz den Titel „Professor“ (Prof.) führen. In der Schweiz ist die Bezeichnung [[Titularprofessor]] üblich.<br /> <br /> Die Leistungen auf dem jeweiligen Fachgebiet müssen den Anforderungen entsprechen, die an hauptberufliche Hochschullehrer gestellt werden. Sie halten Lehrveranstaltungen in geringerem Pflichtumfang ab, sind in der Hauptsache weiter in ihrem Beruf außerhalb der Hochschule tätig. Grundsätzlich erhalten sie kein Gehalt. Im Falle der Verabschiedung darf die akademische Bezeichnung „Professor“ bei Vorliegen einer Genehmigung bzw. entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen der einzelnen Länder weiterhin geführt werden. Ziel der Honorarprofessur ist es, Personen aus der beruflichen Praxis auch für die Lehre zu gewinnen. Honorarprofessuren gewinnen zunehmend an Attraktivität bei Führungskräften in Wirtschaft und Politik. Auch in der Medizin sind diese Titel verbreitet.<br /> <br /> === Staats- oder Ehrenprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Ehrenprofessur}}<br /> Der Titel „Professor“ konnte seit dem 19. Jahrhundert in den meisten deutschen Staaten zur Würdigung besonderer Leistungen an Wissenschaftler und Künstler im öffentlichen Dienst, freie Wissenschaftler und freie Künstler ''[[Honorarprofessor#Ehrenprofessor|ehrenhalber]]'' verliehen werden. Dafür war es nicht nötig, dass der Geehrte jemals als Hochschullehrer tätig gewesen war. Ein Beispiel dafür ist [[Adolph Menzel]]. Im Jahre 1937 zog [[Adolf Hitler]] als Staatsoberhaupt das Recht der Ernennung an sich, wodurch [[NS-Propaganda|nationalsozialistische]] Kulturschaffende wie [[Veit Harlan]] zu dem Titel kamen.&lt;ref&gt;Laut Verordnung vom 27. August 1937 kamen „für die Verleihung des Titels Professor Angehörige der freien Wissenschaft und Kunst sowie Wissenschaftler und Künstler im öffentl. Dienst in Frage, die sich auf ihren Fachgebieten besonders hervorgetan haben“. Vgl. Stichwort: ''Professor'' in Meyers Lexikon. Achter Band, Leipzig, 1940.&lt;/ref&gt; Nach 1945 fiel das Recht den Ministerpräsidenten, Ersten oder Regierenden Bürgermeistern der einzelnen Bundesländer zu und auch in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wurde der Ehrentitel zum Beispiel an den populären Berliner Tierparkdirektor [[Heinrich Dathe]] vergeben. Heute existiert es noch in [[Professor (Ehrentitel in Baden-Württemberg)|Baden-Württemberg]], das Erfinder, Industriemanager und Politiker wie [[Artur Fischer]], [[Jürgen Schrempp]] und [[Wolfgang Schuster]] ehrte, in [[Berlin]], wo [[Billy Wilder]] den Titel erhielt, und in [[Hamburg]], [[Schleswig-Holstein]], [[Hessen]] und dem [[Saarland]].<br /> <br /> === Gastprofessoren ===<br /> {{Hauptartikel|Gastprofessor}}<br /> <br /> Gastprofessoren (engl. visiting professor) sind im Regelfall Professoren, die an einer anderen als ihrer Heimathochschule tätig sind. Dies geschieht zumeist in einem wissenschaftlichen Austausch über Gastsemester oder innerhalb von Forschungsprojekten. Gastprofessoren können aber auch [[Privatdozent]]en sein, die befristet an einer Hochschule eine Professur übernehmen, insbesondere im Rahmen einer Lehrstuhlvertretung. Es gibt auch ständige Gastprofessoren, die für längere Zeit einen Lehrauftrag an einer anderen Hochschule wahrnehmen.<br /> <br /> === Vertretungsprofessoren ===<br /> Vertretungsprofessoren sind Wissenschaftler oder Künstler, die in einer Übergangszeit mittels einer zeitlich befristeten Einstellung, unabhängig von den üblichen Bewerbungsverfahren, eine semesterweise Verwaltung einer Professur übernehmen. Während der Vertretungsdauer darf –&amp;nbsp;je nach Bundesland&amp;nbsp;– der Professorentitel geführt werden. Einen grundlegenden Anspruch auf eine Daueranstellung gibt es nicht. Dienstrechtliche Aufgaben, die mit der Professur verbunden sind, gehören zu den mit der Vertretungsprofessur stehenden Verpflichtungen. Die Vertretungsprofessur wird vergeben, wenn eine Professur etwa wegen Pensionierung oder Weggang des Inhabers zeitlich befristet unbesetzt ist. Sie wird im Angestelltenverhältnis an einen promovierten, in der Regel bereits habilitierten Wissenschaftler vergeben. Dieser kann dabei entweder Erfahrung sammeln, die ihm in der späteren Bewerbungsphase auf andere Professuren nützlich ist (Vertretung ''sine spe''), oder aber er vertritt mit der Aussicht, diese Professur danach als regulärer Professor übertragen zu bekommen (Vertretung ''cum spe'').<br /> <br /> === Verwaltungsprofessuren ===<br /> Verwaltungsprofessuren sind eine Form der Vertretungsprofessur, bei der der Wissenschaftler beauftragt ist, die Lehre vorübergehend zu sichern. Der Professurinhaber muss kein Professor sein, er ist lediglich mit der Verwaltung der Professur beauftragt. Hierzu gehört auch die Übernahme aller sonstigen Aufgaben, die mit der Professur verbunden sind. Zur Lehre kommen hier noch Forschung, Prüfungsabnahme und akademische Selbstverwaltung hinzu.&lt;ref&gt;Florian Heil: ''[https://www.academics.de/ratgeber/verwaltungsprofessur Bedingungen für den Ruf auf eine Verwaltungsprofessur.]'' In: ''academics.de.'' März 2019, abgerufen am 20.&amp;nbsp;Juli 2019.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === {{Anker|Professor h.c.}}&lt;!--Anker in der Abschnittsüberschrift ist definiert, damit Weiterleitung im Lemma „Professor h.c.“ funktioniert, obwohl die Schreibweise ohne Leerzeichen falsch sein mag, wird sie verwendet, daher bitte Anker stehen lassen!--&gt;Professor h. c. ===<br /> Professor h.&amp;nbsp;c. (lat. ''[[honoris causa]]'' „ehrenhalber“) war ursprünglich eine akademische Auszeichnung für einen Gelehrten von internationalem Rang, der durch seine wissenschaftlichen Arbeiten die Forschungserkenntnisse seines Fachgebietes erheblich vorangebracht hatte. Historisch wurden Ehrenprofessoren bis Ende des 19.&amp;nbsp;Jahrhunderts auch mit dem Titel ''Professor honorarius'' ernannt.<br /> <br /> Der Titel wird heutzutage – selten – auch für besondere wissenschaftliche, künstlerische oder politische Verdienste (vor allem in Österreich, siehe den Artikel „[[Berufstitel]]“) verliehen, unabhängig von einer üblichen akademischen Karriere. Ein Professor h.&amp;nbsp;c. hat keine Lehrverpflichtung. Eine weitere gebräuchliche Schreibform des Professor h.&amp;nbsp;c. im deutschen Sprachraum ist auch „Professor E.&amp;nbsp;h. (Ehrenhalber)“.<br /> <br /> Nach deutschem Promotionsrecht ist die Promotion zum [[Ehrendoktor]] (Dr.&amp;nbsp;h.&amp;nbsp;c.) in der Regel den [[Universitäten und gleichgestellte Hochschulen|Wissenschaftlichen Hochschulen]] vorbehalten, während die „Berufung“ zum ''Professor h.&amp;nbsp;c.,'' genau wie eine Berufung zum ordentlichen Professor, durch das Kultus- bzw. Bildungsministerium des jeweiligen Bundeslandes erfolgt.<br /> <br /> === Gemeinsam berufene Professoren/Sektoral-Professuren ===<br /> Gemeinsam berufene Professoren haben neben ihrem Amt an der Hochschule auch eine Leitungsfunktion an einer externen Einrichtung inne. Ihr [[Lehrdeputat]] ist dabei meist deutlich herabgesetzt. Das Gehalt wird in der Regel von der externen Einrichtung getragen, das spätere Ruhegehalt aber oft vom Land. In Berlin ist auch die Bezeichnung Sektoral-Professur (S-Professur) üblich.<br /> <br /> === Professoren als Leiter von Bundesbehörden und Museen ===<br /> Die Leiter einiger Bundesbehörden und Museen tragen die Amtsbezeichnungen „Direktor und Professor“, „Präsident und Professor“ bzw. „Museumsdirektor und Professor“. Siehe [[Direktor und Professor]]. In der Regel ist damit eine der obengenannten Professuren verbunden.<br /> <br /> === Einstellungsvoraussetzungen ===<br /> Die Voraussetzung zur Berufung als Professorin oder Professor an einer wissenschaftlichen Hochschule in Deutschland, d.&amp;nbsp;h., die „Einstellungsvoraussetzungen für Professorinnen und Professoren“ (im Wortlaut der Hochschulgesetze der Bundesländer) sind gegenwärtig in Ergänzung zu einem abgeschlossenen Hochschulstudium, pädagogischer Eignung und besonderer Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit, die in der Regel durch eine [[Promotion (Doktor)|Promotion]] nachgewiesen wird, „zusätzliche wissenschaftliche Leistungen“, die mittels einer [[Habilitation]], im Rahmen einer Juniorprofessur oder gleichwertiger wissenschaftlicher Tätigkeiten nachgewiesen werden. Für künstlerische und Fachhochschulen gilt Entsprechendes (vgl. die aktuellen Hochschulgesetze der Länder).<br /> <br /> Eine Voraussetzung zur Berufung als Professor an einer [[Universität]] oder [[Pädagogische Hochschule|Pädagogischen Hochschule]] war bis 2003 beziehungsweise 2005 in der Regel die Habilitation oder eine gleichwertige herausragende wissenschaftliche Leistung, die durch eine Promotion und eine berufliche Tätigkeit oder Forschung erbracht wurde. Seit 2005 war grundsätzlich die [[Juniorprofessur]] anstelle der Habilitation Voraussetzung. Die Möglichkeit, wissenschaftliche Leistungen durch die Berufserfahrung zu erbringen, bestand aber weiter. Seit 2007 sind beide Möglichkeiten gleichwertige Zugänge zu Professuren an Universitäten und ihnen statusmäßig gleichgestellten Hochschulen. Dies differiert jedoch je nach Fach und der einzelnen berufenden Fakultät teils erheblich. In den [[Ingenieurwissenschaft]]en kann ähnlich wie an Fachhochschulen praktische Erfahrung in der Industrie einen höheren Stellenwert haben als die Habilitation.<br /> <br /> Für die Berufung an [[Fachhochschule]]n werden dagegen in der Regel die Promotion und eine mindestens fünfjährige Berufspraxis (davon drei Jahre außerhalb einer Hochschule) sowie besondere Leistungen bei der Anwendung oder Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden erwartet. Meist werden auch Erfahrungen in der Lehre vorausgesetzt. Private (Fach-)Hochschulen setzen ebenfalls berufspraktische Erfahrung in der Wirtschaft für die Aufnahme einer Lehrtätigkeit voraus. Hier können auch Nichtpromovierte einen Professorentitel führen.<br /> <br /> An [[Kunsthochschule]]n kann berufen werden, wer eine besonders herausragende künstlerische Qualifikation besitzt und darüber hinaus ein bedeutendes künstlerisches Lebenswerk vorweisen kann. An Pädagogischen Hochschulen sind neben der Promotion zusätzlich die Befähigung zum entsprechenden Lehramt durch das erfolgreich abgeschlossene Referendariat nachzuweisen.<br /> <br /> In Deutschland sind die Einstellungsvoraussetzungen sowie die dienstrechtlichen Verpflichtungen der Professoren im Hochschulrahmengesetz (HRG) und in den Landeshochschulgesetzen geregelt. In [[Bayern]] gibt es zudem ein eigenes Hochschulpersonalgesetz.<br /> <br /> In Deutschland gilt –&amp;nbsp;trotz einiger Lockerungen in manchen Bundesländern&amp;nbsp;– grundsätzlich das ''[[Hausberufungsverbot]]:'' Wer sich auf eine W&amp;nbsp;2- oder W&amp;nbsp;3-Professur bewirbt, darf nicht an der Hochschule, an der er sich bewirbt, mit einer festen Stelle angestellt sein. Damit sollen Bevorzugungen und [[Nepotismus]] (Vetternwirtschaft) erschwert werden. [[Privatdozent]]en, die an einer Hochschule lediglich ihre (nicht bezahlte) Titellehre anbieten, fallen dagegen nicht unter das Hausberufungsverbot. Umstritten ist, ob das Hausberufungsverbot möglicherweise in Widerspruch zum Grundgesetz steht.<br /> <br /> === Berufungsverfahren ===<br /> Die meisten Professuren werden durch ein kompliziertes und langwieriges [[Berufung (Amt)|Berufungsverfahren]] besetzt, das in den Hochschulgesetzen der Länder geregelt ist und sich nicht selten über mehrere Jahre erstreckt (daher Vertretungsprofessuren), bei dem eine Kommission zunächst eine Vorauswahl unter den Bewerbern trifft, dann einige (meist 3–7) Kandidaten Probevorträge halten lässt, darunter wiederum eine Auswahl trifft und parallel Gutachten von außerhalb der Hochschule einholt und schließlich eine meist drei Personen umfassende gereihte Vorschlagsliste erstellt. In der Regel ergeht dann an den Erstplatzierten der „Ruf“ auf die Stelle. Die endgültige Entscheidung liegt je nach Bundesland beim zuständigen Minister oder Hochschulpräsidenten. Durch Absagen der Listenplatzierten kann sich das Verfahren jedoch bis hin zu einer Neuausschreibung verzögern. In manchen Bundesländern kann ein Veto des zuständigen Ministers in der Landesregierung ebenfalls eine deutliche Verzögerung bewirken.<br /> <br /> Zu Berufungsverfahren und der daraus resultierenden Rekrutierung des wissenschaftlichen Nachwuchses gibt es einige Untersuchungen aus dem Bereich der Gender Studies (Färber und Spangenberg, 2008;&lt;ref&gt;Christine Färber, Ulrike Spangenberg: ''Wie werden Professuren besetzt? Chancengleichheit in Berufungsverfahren.'' campus Verlag, Frankfurt / New York 2008.&lt;/ref&gt; Junghans 2012&lt;ref&gt;Lea Junghans: ''Die Berufung von ProfessorInnen. Das geschlechtergerechte Berufungsverfahren und seine gerichtliche Überprüfung.'' In: ''Gender.'' Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Heft 1, 2012, S. 141–148.&lt;/ref&gt;), die sich mit dem Einfluss des Geschlechts auf diese spezielle Form des Personalauswahlverfahrens beschäftigen.<br /> <br /> Außerhalb der Gender Studies gibt es nur wenige Untersuchungen, die historischer Natur sind (z.&amp;nbsp;B. Schmeiser, 1994; Brezinka, 2000). Fest steht, dass die akademische Laufbahn mit dem Ziel, auf eine Professur berufen zu werden, für den wissenschaftlichen Nachwuchs im deutschsprachigen Raum –&amp;nbsp;wie [[Max Weber]] schon 1917 in seinem Vortrag ''Wissenschaft als Beruf'' betont hat&amp;nbsp;– in hohem Maße ein [[Wagnis (Begriff)|Wagnis]] bleibt. Schmeiser spricht treffend von einer „Risikopassage“, die nicht planbar ist. Welche Rolle bei einer Berufung einzelne Komponenten –&amp;nbsp;wie fachliche Kompetenz, Publikationen/[[Zitation]], Glück/Tagesform, Zusammensetzung der Berufungskommission und Kompetenz/Ambition der Mitglieder, Einbindung des Kandidaten in bestehende Netzwerke des wissenschaftlichen Umfelds, Präsenz auf einschlägigen Tagungen&amp;nbsp;– spielen, ist empirisch nicht erforscht und bleibt so Gegenstand der Spekulation.<br /> <br /> === Emeritierung und Pensionierung ===<br /> Bei Erreichen der [[Altersgrenze]] für die Berufstätigkeit werden Professoren heute in der Regel [[Pension (Altersversorgung)|pensioniert]] und nicht mehr [[Emeritierung|emeritiert]], was im Gegensatz zur Pensionierung lediglich die Freistellung von Lehrverpflichtungen bedeutete. Die Besoldung eines emeritierten Professors wurde nur wenig gekürzt. Diese Professoren wurden bei einer ordnungsgemäßen „Emeritierung“ als ''emeritierte Professoren'' oder ''Emeriti'' (Singular: ''Emeritus'' oder als weibliche Form ''Emerita'') bezeichnet und blieben ihrer Hochschule oft eng verbunden (etwa durch weitere Forschungs- und Lehraktivitäten). Die Emeritierung ist heute faktisch nicht mehr möglich, da sie in den meisten Bundesländern gesetzlich nur erlaubt ist, wenn eine Erstberufung vor 1975 stattgefunden hat. Amtsinhaber, auf die diese Voraussetzung zutrifft, gibt es aber nur noch vereinzelt. Seniorprofessuren sind hierfür ein neuer Ansatz, die Kompetenz hervorragender Wissenschaftler den Hochschulen zu erhalten. Sie arbeiten meist in Form eines mit ihrer Hochschule ausgehandelten Lehrauftrags in Institut oder Fakultät weiter.<br /> <br /> === Berufsverbände ===<br /> * Der [[Deutscher Hochschulverband|Deutsche Hochschulverband]] ist mit mehr als 20.000 Mitgliedern eine Interessenvertretung der deutschen Professoren und habilitierter Wissenschaftler, die an einer deutschen [[Universitäten und gleichgestellte Hochschulen|Universität bzw. gleichgestellten Hochschule]] lehren.<br /> * Der [[Hochschullehrerbund]] ist mit circa 6.800 Mitgliedern eine Interessenvertretung der deutschen Professoren an Fachhochschulen.<br /> * Der [[Verband Hochschule und Wissenschaft]] umfasst alle Hochschularten und steht allen Hochschulbediensteten offen. Er ist die Fachgewerkschaft des [[dbb beamtenbund und tarifunion]] für den Hochschul- und Wissenschaftsbereich.<br /> * Die [[Deutsche Gesellschaft Juniorprofessur]] vertritt die Interessen der [[Juniorprofessur|Juniorprofessoren]].<br /> Alle vier Verbände bieten ihren Mitgliedern ein umfangreiches Serviceangebot.<br /> <br /> === Besoldungsgruppen ===<br /> {{Belege fehlen}}<br /> Die [[Besoldung]] von beamteten Professoren und Assistenten an staatlichen Hochschulen in Deutschland erfolgt nach der [[Bundesbesoldungsordnung]]&amp;nbsp;[[Besoldungsordnung W|W]] oder der [[Besoldungsordnung C|C-Besoldung]].&lt;ref&gt;''Bundesbesoldungsgesetz'' in der aktuellen Fassung der jeweiligen Bekanntmachung im Bundesgesetzblatt (BGBl.) Teil I; siehe SATORIUS ''Verfassungs- und Verwaltungsgesetze. Textsammlung'' Verlag C.H.Beck, mit Ergänzungslieferungen. BBesG 230, 2.&amp;nbsp;Abschnitt „3.&amp;nbsp;Unterabschnitt. Vorschriften für Professoren&amp;nbsp;…“, §§&amp;nbsp;32–36.&lt;/ref&gt; Bei Neueinstellungen oder eventuell nach Bleibeverhandlungen kommt je nach Bundesland spätestens seit 2005 nur noch die Besoldungsordnung&amp;nbsp;W zur Geltung, die drei Gruppen umfasst: W&amp;nbsp;1 (Juniorprofessur), W&amp;nbsp;2 und W&amp;nbsp;3 (Besoldungsarten für alle anderen Arten von Professoren und Angehörigen der Hochschulleitung). Die Beamten der Besoldungsgruppen [[Besoldungsordnung W#Besoldungsgruppe W 2|W&amp;nbsp;2]] und [[Besoldungsordnung W#Besoldungsgruppe W 3|W&amp;nbsp;3]] werden auf Lebenszeit eingestellt, wenn sie bereits Professor waren. Bei Erstanstellungen ist nach den entsprechenden Landesgesetzen die Anstellung zunächst zu befristen, je nach Bundesland bis zu acht Jahren. Die Befristung entfällt in der Regel, wenn es sich um einen Bewerber aus dem Ausland handelt oder ein inländischer Bewerber auf eine befristete Stelle nicht gewonnen werden kann oder ein Juniorprofessor der eigenen Hochschule berufen werden soll. Nach der Befristung wird das Beamtenverhältnis auf Zeit in eines auf Lebenszeit umgewandelt, wenn sich der Professor bewährt hat, ansonsten wird er entlassen. Für Angehörige der Hochschulleitung (Rektor bzw. Präsident, ihre Stellvertreter und Kanzler) gelten eventuell Sonderregelungen. Ihre Stellen sind landesrechtlich meist befristet (unterschiedliche Zeitspanne). Die Stellen von Juniorprofessoren sind hingegen immer befristet. Die Befristung gilt zunächst für drei Jahre, bei positiver Beurteilung wird die Stelle für weitere drei Jahre zur Verfügung gestellt und auch die Besoldung erhöht sich geringfügig. Die Besoldung ist in allen drei Besoldungsgruppen nicht aufsteigend, sondern bleibt für die gesamte Dauer des Amtsverhältnisses gleich. Es gibt aber Zulagen bei guter Leistung.<br /> <br /> In der ausgelaufenen C-Besoldung, in denen vor 2005 berufene Hochschulangehörige freiwillig verbleiben können, wird die Eingruppierung nach [[Besoldungsordnung C#Besoldungsgruppe C 1|C&amp;nbsp;1]] ''(wissenschaftliche Assistenten),'' [[Besoldungsordnung C#Besoldungsgruppe C 2|C&amp;nbsp;2]] ''(Oberassistenten, Hochschuldozenten und 40&amp;nbsp;Prozent der Professoren an Fachhochschulen),'' [[Besoldungsordnung C#Besoldungsgruppe C 3|C&amp;nbsp;3]] (60 % der Fachhochschulprofessoren und außerordentliche Professoren an wissenschaftlichen Hochschulen) und [[Besoldungsordnung C#Besoldungsgruppe C 4|C&amp;nbsp;4]] (ordentliche Professoren an wissenschaftlichen Hochschulen) unterschieden. C&amp;nbsp;2-, C&amp;nbsp;3- und C&amp;nbsp;4-Professoren sind auf Lebenszeit eingestellt (Befristung bei Ersteinstellung wie oben). Sie mussten sich im Rahmen eines Berufungsverfahrens gegen Mitbewerber durchsetzen. Das Verfahren wird vom Fachbereich organisiert, dem der künftige Professor angehört. Am Ende des Verfahrens steht eine Rangliste, von der das zuständige Kultusministerium üblicherweise den ersten Vorschlag beruft. C&amp;nbsp;2- und C&amp;nbsp;3-Professoren an Fachhochschulen unterscheiden sich in ihren Rechten und Pflichten nicht. Auch an Universitäten und ihnen statusmäßig gleichgestellten Wissenschaftlichen Hochschulen haben sie grundsätzlich dieselben Rechte und Pflichten. Doch verfügt ein C&amp;nbsp;3-Professor oftmals über weniger Mitarbeiterstellen.<br /> <br /> Um Mitarbeitern in Fachbereichen, in denen die Juniorprofessur nicht eingeführt ist, die Möglichkeit zur Habilitation bei ähnlichen Gehaltskonditionen zu geben, wurde in 13&amp;nbsp;Bundesländern die Möglichkeit geschaffen, [[Akademischer Rat|Akademische Räte]] in ein Beamtenverhältnis auf Zeit zu berufen. Dies ersetzt die früher übliche Einstellung als Wissenschaftlicher Assistent (C&amp;nbsp;1).<br /> <br /> Der Vorläufer der bundeseinheitlichen C-Besoldung ist die länderspezifische H-Besoldung. Im Unterschied zur C- beziehungsweise H-Besoldung gibt es bei der vergleichsweise deutlich niedrigeren W-Besoldung einen unveränderlichen festen Grundbetrag, zu dem leistungsorientierte, oft nicht [[Pension (Altersversorgung)|ruhegehaltfähige]] Zulagen geleistet werden können, angesichts knapper Kassen der öffentlichen Hand aber oft nur in geringem Umfang. Die älteren Besoldungsgruppen&amp;nbsp;C und H enthalten dagegen eine Altersprogression: die Besoldung steigt mit zunehmendem Dienstalter. Zulagen sind hier nur in der Besoldungsgruppe C&amp;nbsp;4 bei weiteren Berufungen und geeigneten Verhandlungen möglich. Sie können ein Mehrfaches der C&amp;nbsp;4-Besoldung betragen, insbesondere, um hochdotierte Mitarbeiter der Wirtschaft oder des Auslands an Hochschulen zu holen.<br /> <br /> Mit der Novellierung des sächsischen Berufsakademiegesetzes im Jahr 2017 werden angestellte Professoren an der Berufsakademie Sachsen je nach Aufgabenfeld nach TV-L Besoldungsgruppen&amp;nbsp;14 und 15 eingestellt und bezahlt. Bisher werden sie als hauptberufliche Dozenten (TV-L&amp;nbsp;14/15) oder nebenberufliche Dozenten (nach Lehraufträgen bezahlt) berufen und können nach frühestens drei Jahren besonderer Profilierung in Lehre und gegebenenfalls auch Forschung den Titel ''Professor'' oder ''Honorarprofessor'' verliehen bekommen.<br /> <br /> ''Zu Details der Vergütung siehe [[#Professorenvergütung|weiter unten]].''<br /> <br /> == Professuren in Österreich ==<br /> In Österreich unterscheidet man:<br /> <br /> === Professuren innerhalb der Universität ===<br /> ==== Universitätsprofessuren ====<br /> ''Universitätsprofessor'' (ohne Zusatz; Abkürzung: ''Univ.-Prof.'') ist die aktuelle Bezeichnung (Funktionsbezeichnung, kein Amts- oder [[Berufstitel]]), für in einem Berufungsverfahren bestellte Professoren in Österreich. Sie hat die Bezeichnungen ''ordentlicher Universitätsprofessor'' und ''außerordentlicher Universitätsprofessor'' (nicht zu verwechseln mit der heutigen gleichlautenden Bezeichnung) abgelöst und entspricht den deutschen W&amp;nbsp;2- und W&amp;nbsp;3-Professuren. Universitätsprofessoren, die nach 2001 (zunächst) befristet berufen wurden, und alle Universitätsprofessoren, die ab 2004 berufen wurden, sind privatrechtliche Angestellte der jeweiligen Universität (keine Bundesbeamten mehr).<br /> <br /> ==== Ordentliche Universitätsprofessuren (veraltet) ====<br /> Die alte Bezeichnung ''ordentlicher Universitätsprofessor'' oder ''Ordinarius'' (Abkürzung: ''O.&amp;nbsp;Univ.-Prof.'' oder ''o.&amp;nbsp;Univ.-Prof.'') entsprach der C&amp;nbsp;4-Professur in Deutschland. Seit Ende der 1990er Jahre wird der Titel nicht mehr vergeben; er darf jedoch von den zuvor Berufenen weiterhin geführt werden. Ordentliche Professoren (Amtstitel) sind Bundesbeamte.<br /> <br /> ==== {{Anker|Ao}}Außerordentliche Universitätsprofessuren ====<br /> ''Außerordentlicher Universitätsprofessor'' (Abkürzung: ''Ao.&amp;nbsp;Univ.-Prof.'' oder ''ao.&amp;nbsp;Univ.-Prof.'') bezeichnet heute an einer österreichischen Universität tätige Wissenschaftler ''mit [[Beamter (Österreich)|Beamtenstatus]]'' (in diesem Fall ist die Bezeichnung ein Amtstitel) oder an der Universität angestellte ehemalige [[Vertragsbediensteter|Vertragsbedienstete]] des Bundes, die nach §&amp;nbsp;55a Vertragsbedienstetengesetz 1948 berechtigt sind, diese Bezeichnung zu führen (in diesem Fall ist die Bezeichnung kein Amtstitel, sondern eine Funktionsbezeichnung), wie ''[[Universitätsdozent|Universitätsdozentin/Universitätsdozent]]'' und ''[[Vertragsdozent|Vertragsdozentin/Vertragsdozent]].''<br /> <br /> Der Titel wird seit Ende der 1990er Jahre an bestimmte beamtete Hochschullehrer sowie bestimmte (ehemalige) Vertragsbedienstete des Bundes infolge der Habilitation automatisch verliehen. Es handelt sich somit um eine Beförderung (Ernennung) qua erbrachter Habilitation und nicht um eine Berufung. Seit dem [[Universitätsgesetz 2002]] schließen Universitäten, die vom Staat die Arbeitgeberfunktion übernommen haben, mit ihren Mitarbeitern nur noch Arbeitsverträge im privatrechtlichen Angestelltenverhältnis ab. Damit wird der Amtstitel bzw. die Funktionsbezeichnung „Ao.&amp;nbsp;Univ.-Prof.“ in Österreich nur mehr an bestimmte Personen verliehen, deren Dienst- oder Arbeitsverhältnis spätestens 2001 begonnen hat.<br /> <br /> Außerordentliche Professoren sind nach den Bestimmungen des österreichischen Universitätsgesetzes 2002 ''nicht'' Mitglieder der Professorenkurie, sondern des sogenannten ''akademischen Mittelbaus.''<br /> <br /> ==== Universitätsprofessor als Berufstitel ====<br /> Der Bundespräsident hat seit einer auf Bestreben von [[Thomas Klestil]] 2002 zustande gekommenen Regelung das Recht, an Universitätslehrer (meist an außerordentliche Universitätsprofessoren) die Bezeichnung ''Universitätsprofessor'' als [[Berufstitel]] zu verleihen ({{BGBl|II Nr. 261/2002}}), wovon eher selten Gebrauch gemacht wird. Eine Häufung ergibt sich allerdings daraus, dass die Bezeichnung auch von all jenen, die vor Inkrafttreten zu tit.ao.-Professoren ernannt worden waren und das 50.&amp;nbsp;Lebensjahr vollendet haben, geführt werden darf. Beispiele für Träger dieses Berufstitels sind der Jurist [[Andreas Khol]], ehemaliger [[Nationalratspräsident (Österreich)|Nationalratspräsident]] ([[ÖVP]]) und zuvor ao.&amp;nbsp;Univ.-Prof. an der Universität Wien, oder der habilitierte Sozialgeschichtler [[Hubert Christian Ehalt]], Wissenschaftsreferent der Stadt Wien. Die Regelung ist einigermaßen unglücklich, da –&amp;nbsp;im Unterschied zu anderen präsidentiell verliehenen Berufstiteln&amp;nbsp;– kein ersichtlicher Unterschied zwischen dem Amtstitel bzw. der Funktionsbezeichnung „Univ.-Prof.“ (nach Berufung) und dem identisch lautenden Berufstitel besteht.<br /> <br /> ==== Assistenzprofessoren ====<br /> ''Assistenzprofessoren'' (Abkürzung: ''Ass.-Prof.'') sind bestimmte, in der Regel noch nicht habilitierte, Universitätslehrer. Seit Inkrafttreten des „Kollektivvertrags für die ArbeitnehmerInnen der Universitäten“&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.boku.ac.at/fileadmin/_/br-wissen/KollV_2011.01_DV__GOED.pdf |wayback=20150415070947 |text=''Kollektivvertrag für die ArbeitnehmerInnen der Universitäten.''}}. (PDF; 357&amp;nbsp;kB).&lt;/ref&gt; zum 1.&amp;nbsp;Oktober 2009 (novelliert 2011) werden damit Personen auf einer ''[[Postdoc|Post-Doc]]''-Position bezeichnet, die mit der Universität eine Qualifizierungsvereinbarung (mit normalerweise vier Jahren Laufzeit) abgeschlossen haben (Laufbahnstelle oder ''[[Tenure-Track|tenure track]]''). Bei Nichterreichen der Qualifikation (meist einer Habilitation sowie weiterer Leistungen) endet der Vertrag. Bei Erfüllen der Bedingungen wird der Assistenzprofessor zum assoziierten Professor und wird in ein unbefristetes Dienstverhältnis ohne Beamtenstatus übernommen. Als Assistenzprofessor ist man je nach Fach und Hochschule berechtigt, Prüfungen abzunehmen sowie Diplom- und Masterarbeiten zu betreuen.<br /> <br /> Es gibt in Österreich noch eine zweite Kategorie mit derselben Bezeichnung, der Titel ''Ass.-Prof.'' nach dem Kollektivvertrag (wie oben) wird daher teils zur Abgrenzung entweder mit ''(KV)'' oder mit ''(tenure track)'' ergänzt. Wissenschaftliche Mitarbeiter mit dem Amtstitel ''Assistenzprofessor'' (bis 2001; mit dauerhaftem Dienstverhältnis und Beamtenstatus) sind eigentlich promovierte Universitätsassistenten (nach §&amp;nbsp;174&amp;nbsp;ff. des Beamtendienstrechtsgesetzes, BDG 1979), deren provisorisches Dienstverhältnis gemäß §&amp;nbsp;178 BDG in ein definitives umgewandelt wurde, auch wenn sie das für diese Laufbahn eigentlich vorgesehene Qualifikationsziel nach der Promotion (Habilitation) nicht erreichten. Es besteht eine vage Ähnlichkeit zum [[Akademischer Rat|Akademischen Rat]] in Deutschland; allerdings impliziert die Stellung als Assistenzprofessor nur eine Mindestlehrverpflichtung von zwei Semesterwochenstunden. Weil Titel und Status nur an Beamte vergeben werden konnten, stand diese Form der „Professur“ für nach 2001 neu eingestellte Hochschullehrer nicht mehr offen. Im UG 2002 wurde für eine ähnliche Verwendungsgruppe, primär mit Systemerhaltungsaufgaben, die Bezeichnung ''Staff Scientist'' vorgesehen.<br /> <br /> Assistenzprofessoren nach dem Kollektivvertrag und nach BDG gehören dem Mittelbau an.<br /> <br /> ==== Assoziierte Professuren ====<br /> Der ''assoziierte Professor'' (Abkürzung: ''assoz. Prof.'') bezeichnet Assistenzprofessoren, die eine Qualifizierungsvereinbarung erfüllt haben und die daher von der Universität in ein unbefristetes Dienstverhältnis ohne Beamtenstatus übernommen wurden. Die erfolgreiche Habilitation ist in der Regel bereits Inhalt der Qualifizierungsvereinbarung, jedenfalls erwirbt der assoziierte Professor aber mit der Übernahme in das neue Dienstverhältnis auch die formelle Lehrbefugnis und damit die Befugnis, Diplom- und Masterarbeiten sowie Dissertationen zu betreuen.<br /> <br /> Organisationsrechtlich gehören assoziierte Professoren –&amp;nbsp;je nachdem, ob ihre Qualifizierungsvereinbarung vor oder nach dem 1.&amp;nbsp;Oktober 2016 abgeschlossen wurde&amp;nbsp;– entweder der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter im Forschungs- und Lehrbetrieb (dem Mittelbau) oder der Gruppe der Universitätsprofessoren an. Sie sind Letzteren aber jedenfalls in ihren kollektivvertraglichen Rechten und Pflichten weitgehend gleichgestellt.<br /> <br /> === {{Anker|Professoren ohne universitäre Berufstätigkeit, „Professor“ als Berufstitel}} ''Professor'' ohne universitäre Berufstätigkeit ===<br /> Die Bezeichnung „Professor“ (ohne das vorgestellte „Universitäts-“) existiert in Österreich zudem außerhalb der Sphäre der Hochschulen und Universitäten, und zwar einerseits als [[Berufstitel]] sowie anderseits an höheren Schulen als ''Amtstitel'' für beamtete Lehrer bzw. ''Verwendungsbezeichnung'' für nichtbeamtete Lehrer.<br /> <br /> ==== ''Professor'' als Berufstitel{{Anker|Berufstitel}} ====<br /> Der ''Professor'' kann vom österreichischen Staat auch als [[Berufstitel]] verliehen werden, der als ''berufsspezifischer Ehrentitel'' gilt. Anwärter sind Personen, die sich in langjähriger Ausübung ihres Berufes besondere Verdienste um die Republik erworben haben. Die Verleihung erfolgt durch den [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidenten]].&lt;ref&gt;Die Verleihung von Berufstiteln fällt nach Art.&amp;nbsp;65 Abs.&amp;nbsp;2 lit.&amp;nbsp;b [[Bundes-Verfassungsgesetz|B-VG]] in die Kompetenz des Bundespräsidenten. Die Überreichung des [[Dekret]]s ([[Intimationsbescheid]]s) erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt und oft durch andere Personen.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Berufstitel „Professor“ wird dabei besonders für Verdienste im künstlerischen und kulturellen Bereich (z.&amp;nbsp;B. bildende Kunst, Unterhaltung, Erwachsenen- und Weiterbildung) vergeben, kann aber auch zur Ehrung von Personen verwendet werden, die bedeutende wissenschaftliche Leistungen außerhalb des universitären Lebens erzielt haben. Im Fall von Ärzten wird vor einer allfälligen Verleihung dieses Berufstitels in der Regel eine Begutachtung durch die Medizinische Universität Wien eingeholt.<br /> <br /> ==== ''Professor'' an höheren Schulen ====<br /> Ohne formelle Verleihung führen Lehrkräfte an höheren Schulen in Österreich die Bezeichnung ''Professor.'' Die Regel geht auf eine 1866 publizierte Entschließung von Kaiser [[Franz Joseph&amp;nbsp;I.]] zurück.&lt;ref name=&quot;S72&quot;&gt;[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&amp;aid=rgb&amp;datum=18660004&amp;zoom=2&amp;seite=00000072&amp;x=12&amp;y=9 RGBl. Nr. 22 / 1866 (= S. 72).]&lt;/ref&gt; Bis 2006 war die Bezeichnung „Professor“ formell den ''[[Pragmatisierung|pragmatisierten]]'' [[Gymnasiallehrer|Lehrern]] an [[Bildungssystem in Österreich|allgemein- und berufsbildenden höheren Schulen]] der Entlohnungsgruppen LPH (vormals LPA) und L1 vorbehalten,&lt;ref name=&quot;S72&quot; /&gt; tatsächlich wurde im schulischen Alltag aber sämtliches Lehrpersonal so angesprochen. Manche L1- und LPA/LPH-Professoren sind auch Universitäten zugewiesen worden. Seit 2006 steht „Professor“ als ''Verwendungsbezeichnung'' auch den nichtbeamteten Lehrern („Vertragslehrern“) der Entlohnungsgruppen L1 und LPA (seit 2008 l ph) zu.&lt;ref&gt;[https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&amp;Dokumentnummer=NOR40103757 Novelle zum Vertragsbedienstetengesetz 1948]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> „Im neuen Lehrerdienstrecht, das nur noch Vertragslehrer vorsieht, ist der Professor als einheitliche Verwendungsbezeichnung für alle neu eintretenden Pädagogen vorgesehen.“ Die [[Junge Grüne (Österreich)|Jungen Grünen]] forderten mit einer Petition an den Nationalrat die Abschaffung von Titeln an den Schulen: „Die Titelgeilheit hierzulande beruht auf verkrusteten Traditionen, die auf Gehorsam und Disziplin abzielen.“ Es brauche jedoch „demokratische und solidarische Verhältnisse“ und das Begegnen auf Augenhöhe, so die damalige Bundessprecherin [[Flora Petrik]].&lt;ref&gt;''[http://orf.at/#/stories/2384092/ Junge Grüne wollen „Professor“ an Schulen abschaffen.]'' In: ''orf.at.'' 20.&amp;nbsp;März 2017, abgerufen am 20.&amp;nbsp;März 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Weder der Berufstitel „Professor“ noch der „Professor“ an einer höheren Schule hat einen Bezug zur Tätigkeit an einer Universität oder sonstigen Hochschule. Dies ist der Grund, warum an den österreichischen Universitäten –&amp;nbsp;im Unterschied zu Deutschland oder der Schweiz&amp;nbsp;– in aller Regel der Langtitel „Univ.-Prof.“ (statt nur „Prof.“) geführt wird.<br /> <br /> == Professuren in der Schweiz ==<br /> Bei den Professuren an Universitäten und Hochschulen wird unterschieden zwischen:<br /> * Ordinariaten / ordentlichen Professuren,<br /> * Extraordinariaten / ausserordentlichen Professuren,<br /> * assoziierten Professuren,<br /> * Assistenzprofessuren&lt;ref&gt;''[https://rechtssammlung.sp.ethz.ch/Dokumente/510.21.pdf Richtlinien des Präsidenten über das Assistenzprofessuren-System an der ETH Zürich.]'' PDF.&lt;/ref&gt; vergleichbar Förderungsprofessuren des [[Schweizerischer Nationalfonds|SNF]],&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.snf.ch/de/foerderung/karrieren/snf-foerderungsprofessuren/Seiten/default.aspx |wayback=20131220084843 |text=''SNF Förderungsprofessuren.''}}.&lt;/ref&gt;<br /> * [[Titularprofessor|Titularprofessuren]],<br /> * Honorarprofessuren (regional).<br /> Zu unterscheiden ist, ob es sich um eine „Professorenstelle“ (mit Recht auf den Titel) handelt, die der Inhaber innehat&amp;nbsp;– oder es sich um den „Professorentitel“ handelt, der ehrenhalber in Anerkennung der Leistungen verliehen wird (was für die letzten beiden Kategorien zutrifft). Einige Universitäten regeln die Führung des Titels in einer Verordnung,&lt;ref&gt;''[https://www.uzh.ch/cmsssl/rd/dam/jcr:ffffffff-bb5c-839f-ffff-ffff8b6394af/Weisung_Titelfuehrung.pdf Weisung über das Führen akademischer Titel an der Universität Zürich.]''&lt;/ref&gt; u.&amp;nbsp;a. die gemeinsame Titelführung Prof.&amp;nbsp;Dr., das Weiterführen nach Ausscheiden aus der Stellung (ggf. anders bei Ausscheiden als Altergründen oder Stellenwechsel). Bei der Vergabe bzw. Berufung sowie den Rechten und Pflichten gibt es kantonale Unterschiede, eine Übersicht und Klassifizierung findet sich beim [[Bundesamt für Statistik]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://edudoc.ch/record/101372/files/Personal_Uni_Hochschulen_2010_web.pdf |werk=edudoc.ch |hrsg=BFS |titel=Personal der universitären Hochschulen 2010 |kommentar=SHIS-Personalkategorien, Anhang S.&amp;nbsp;44 |zugriff=2018-09-18 |format=PDF}}&lt;/ref&gt; Es werden aktuell auch nicht alle Arten an allen Universitäten vergeben, dennoch kann es diese noch aus früheren Berufungsverfahren geben.<br /> <br /> Gastprofessuren für Lehre und/oder Forschung sind ein bis zwei Jahre befristet&amp;nbsp;– Letzteres für Forschung. Ziel ist die zeitweilige Gewinnung herausragender Wissenschaftler (oder herausragende Personen des öffentlichen Lebens) von ausserhalb für die jeweilige Universität. Einige Gastprofessuren sind gestiftet und werden regelmässig besetzt&amp;nbsp;– benannt nach dem ursprünglichen Inhaber, dessen Tradition fortgesetzt werden soll oder dem Stifter. In der Regel ist die Person an einer anderen Universität Inhaber einer Professur.&lt;ref&gt;''[http://www.prof.uzh.ch/dam/jcr:ffffffff-a6ea-5df0-ffff-ffff8b835162/Merkblatt_Gastprofessuren.pdf Merkblatt, Gastprofessuren der Universität Zürich.]''&lt;/ref&gt;<br /> <br /> An Fachhochschulen ist die Bezeichnung ''Professor'' zumeist ein Ehrentitel für Hochschulangehörige in Lehre und Forschung. Die Amtsbezeichnung ist ''Dozent.'' Dozenten können hauptamtlich (Pensum&amp;nbsp;&gt; 50 %) oder nebenamtlich (Pensum&amp;nbsp;&lt; 50 %) beschäftigt sein. Die Verleihung an den Fachhochschulen basiert auf kantonaler Gesetzgebung; es gibt keine schweizweit einheitliche Regelung. Voraussetzungen für eine Verleihung sind zumeist ein Pensum von mindestens 50 %, der Nachweis einer hochschuldidaktischen Befähigung, mehrjährige Berufserfahrung sowie entsprechendes Engagement in Lehre und/oder Forschung. Ausnahmen werden restriktiv gehandhabt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.kfh.ch/uploads/empf/doku/Empfehlungen%20Verleihung%20des%20Titels%20Professorin%20d.pdf |wayback=20100928010458 |text=''Empfehlungen. Verleihung des Titels Professor/Professorin an Fachhochschulen.''}}. [[Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz]], 24.&amp;nbsp;Mai 2004.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''[http://www.facultyaffairs.ethz.ch/docs/Richtlinien_betreffend_Titularprofessuren Richtlinie betreffend Titularprofessuren (2012).]'' [[ETH Zürich]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Liechtenstein, dessen staatliche Universität seit 2011/12 Teil des schweizerischen Universitätssystems ist, wird der Extraordinarius ''Assoziierter Professor'' genannt.<br /> <br /> Die Berufungsverfahren sind mit denen in den anderen deutschsprachigen Ländern vergleichbar. Professoren an Universitäten und Eidgenössischen Hochschulen werden von den entsprechenden Gremien gewählt. Mindestens ordentliche und außerordentliche Professoren werden durch die jeweiligen Regierungen der Universitätskantone ernannt. Sie sind in der Regel hauptamtlich angestellt. Ihre Amtsdauer kann zunächst befristet sein, praktisch werden sie aber wie ordentliche Professoren in der Regel auf Lebenszeit gewählt. Zwischen ordentlichen und ausserordentlichen Professoren bestehen Unterschiede hinsichtlich ihrer Verpflichtungen, jedoch kaum noch bezüglich ihrer rechtlichen Stellung.<br /> <br /> == {{Anker|Professoren in angloamerikanischen Ländern}}Professuren in anglo-amerikanischen Ländern ==<br /> Außerhalb der Vereinigten Staaten und Kanadas wird der Titel „Professor“ seltener gebraucht und ist den ranghöchsten Akademikern eines Departments vorbehalten. Professoren sind wie die [[Reader (Hochschullehrer)|Reader]] dort überwiegend in der Forschung und nur mehr selten in der Lehre tätig. Anstelle von Professoren lehren daher an Universitäten in diesen Ländern überwiegend sogenannte „[[Lecturer]]“. Die meisten Lecturer sind fest angestellt (das heißt nach einigen Jahren auch auf Lebenszeit) und sowohl in der Forschung als auch der Lehre tätig. Die britischen Titel „Lecturer“ und „Senior Lecturer“ entsprechen dabei ungefähr den US-amerikanischen „Assistant“- und „Associate“-Professoren. Der in Großbritannien verwendete Begriff „Reader“ entspricht im Hinblick auf Leistungen in Lehre und Forschung einer vollen Professur. Ein „Chair“ wird einem „Reader“ in der Regel nach etwa zwei Jahren verliehen, zumeist auf der Grundlage von Verwaltungs- und Managementfunktionen. In den USA werden Professoren der höchsten Rangstufe „Regents’ Professors“ oder „Distinguished Professors“ genannt.<br /> <br /> Das [[Vereinigte Staaten|US-amerikanische]] und kanadische System sieht in der Regel drei Stufen von Professuren im Tenure-Track-System vor:<br /> * ''Assistant Professor'' (entspricht der ''Juniorprofessur,'' gegebenenfalls mit Tenure-Track sowie dem britischen [[Lecturer]]): Voraussetzung ist meist eine qualifizierte Promotion. An manchen Community Colleges genügt zuweilen ein Master-Abschluss.<br /> * ''Associate Professor'' (entspricht der C&amp;nbsp;2-Hochschuldozentur bzw. dem britischen [[Senior Lecturer]]): Voraussetzung ist eine Qualifikation als ''Assistant Professor.''<br /> * ''Full Professor'' (entspricht der deutschen C&amp;nbsp;3- bzw. ''W&amp;nbsp;2-Professur''&lt;ref&gt;{{Internetquelle |werk=cfi.de |hrsg=Deutsche Keramische Gesellschaft |url=https://www.cfi.de/images/jobs/DLR-div_cfi_2015_RWTH_engl.pdf |titel=Description of the job |format=PDF; 90&amp;nbsp;kB |zugriff=2019-05-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=https://www.uni-bonn.de/die-universitaet/stellenangebote/dez.-3/animal-production |wayback=20190430061506 |text=''Stellenausschreibuung.''}}. (PDF; 66&amp;nbsp;kB).&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.academics.de/jobs/full-professorship-w2-for-physiological-chemistry-neurobiology-universitaetsmedizin-der-johannes-gutenberg-universitaet-mainz-mainz-156348 |werk=academics.de |titel=Full Professorship (W&amp;nbsp;2) for Physiological Chemistry / Neurobiology |datum=2018-04-12 |zugriff=2019-05-02}}&lt;/ref&gt; sowie dem britischen [[Reader (Hochschullehrer)|Reader]]): Voraussetzung ist eine Qualifikation als ''Associate Professor'' oder eine außerordentliche wissenschaftliche Leistung. Ein ''Full Professor'' in Nordamerika verfügt meist nicht über einen eigenen Etat.<br /> * ''Distinguished Professor, Regents’ Professor, University Professor, endowed chair, Named Chair'' u.&amp;nbsp;Ä. (entspricht der deutschen ''W&amp;nbsp;3-Professur, Ordinarius'' bzw. ''Lehrstuhl'' sowie dem britischen ''Professor''): Voraussetzungen sind eine Qualifikation als ''Full Professor'' und besonders herausragende wissenschaftliche Leistungen. Besonders anerkannte Professoren können auf diese Weise nicht nur einen Besoldungszuwachs erhalten, sondern auch einen dauerhaften eigenen Etat, um Mitarbeiter einzustellen sowie Reisetätigkeit und Forschung zu finanzieren.<br /> <br /> Daneben gibt es auch in den USA Ehrenprofessuren und Professoren, die ausschließlich in der Forschung tätig sind (zum Beispiel in firmeneigenen Forschungsinstituten). Lehrbeauftragte und Privatdozenten werden in den USA auch ''Adjunct Professors'' genannt.<br /> <br /> == Professuren in Dänemark ==<br /> Das dänische System ähnelt eher dem nordamerikanischen als dem deutschen System. Hierbei entsprechen die drei Hauptstufen ''Adjunkt, Lektor'' und ''Professor'' grob den Stufen ''Assistant Professor, Associate Professor'' und ''Full Professor'' im US-amerikanischen System. Die Stufen unterscheiden sich dabei in Gehalt und Lehrdeputat. Positionen als ''Adjunkt'' (offizielle englische Bezeichnung in Dänemark: Assistant Professor) sind üblicherweise auf drei oder vier Jahre befristet und entsprechen einer deutschen Juniorprofessur. Sie schließen also neben der Mitarbeit in Forschung und Lehre auch die Betreuung von Masterarbeiten und gelegentlich Doktoranden mit ein. In der Regel ist eine positive Evaluierung der Adjunktur Voraussetzung für die Berufung auf ein Lektorat. Ein –&amp;nbsp;zumeist unbefristet angestellter&amp;nbsp;– Lektor (offizielle englische Bezeichnung in Dänemark: Associate Professor) nimmt Aufgaben in Forschung und Lehre wahr. Darüber hinaus sind Lektoren stimmberechtigtes Mitglied der Hochschulgremien, betreuen Doktoranden sowie Magistranden und übernehmen Funktionen als Abteilungsleiter, Institutsleiter oder Dekan. Damit ist ein Lektorat in etwa mit einer deutschen W&amp;nbsp;2-Professur zu vergleichen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.eui.eu/ProgrammesAndFellowships/AcademicCareersObservatory/AcademicCareersbyCountry/Denmark.aspx |titel=Denmark. Academic Career Structure |hrsg=European University Institute |werk=eui.eu |zugriff=2016-07-15}}&lt;/ref&gt; Hinzu kommt die Stufe ''Professor MSO,'' die der eines ''Professor'' ähnelt, wobei ''MSO'' (=&amp;nbsp;med særlige opgaver) für spezielle Aufgaben vornehmlich in der Forschung steht, die typischerweise befristet sind. Das Lehrdeputat ist deutlich geringer als jenes von Lektoren und Professoren, eine Tätigkeit als Professor MSO führt häufig zur Vollprofessur. Der Titel „Professor“ (offizielle englische Bezeichnung in Dänemark: Professor) wird nur selten verliehen, meist als Anerkennung für langjährige erfolgreiche Mitarbeit in Forschung und Lehre. Eine dänische Professur ist in etwa mit einer deutschen W&amp;nbsp;3-Professur vergleichbar, unterscheidet sich von dieser in der Regel aber dadurch, dass es keine persönlich zugeordneten Mitarbeiter (Sekretariat, Assistent) gibt, sondern diese zur gesamten Abteilung gehören. Zusätzlich unterrichten an dänischen Hochschulen Praktiker als ''Ekstern Lektor,'' die dort üblicherweise nur teilzeitbeschäftigt und nicht in die Forschung eingebunden sind, damit lässt sich ihre Position mit der deutscher Lehrbeauftragter vergleichen. Der in einigen europäischen Ländern üblichen Habilitation entspricht im dänischen System das „große“ Doktorat. Der zugehörige Grad ''Dr.&amp;nbsp;phil.'' (nicht zu verwechseln mit dem ansonsten üblichen dänischen Forschungsdoktorat ''ph.&amp;nbsp;d.'') ist mit dem deutschen Grad ''Dr.&amp;nbsp;habil.'' zu vergleichen. Die Habilitation zum dänischen ''Dr.&amp;nbsp;phil.'' ist jedoch keine Voraussetzung für die Berufung auf ein Lektorat oder eine Professur und insgesamt eine eher seltene akademische Würde, die gelegentlich auch verdienten älteren Hochschullehrern als Anerkennung ihrer Lebensleistung verliehen wird.<br /> <br /> == Professuren in Norwegen ==<br /> Das norwegische System ähnelt ebenfalls dem nordamerikanischen System. Die auf Forschung und Lehre konzentrierten Stufen ''universitetslektor, førsteamanuensis'' und ''professor'' entsprechen den Stufen ''Assistant Professor, Associate Professor'' und ''Full Professor'' im US-amerikanischen System. Sie werden so auch offiziell in das Englische übersetzt. Ein alternativer forschungsorientierter Karriereweg stellt die Stufen ''forsker&amp;nbsp;III, forsker&amp;nbsp;II&amp;nbsp;/ seniorforsker'' und ''forsker&amp;nbsp;I&amp;nbsp;/ forskningsprofessor'' dar, die offiziell in Englisch als ''Researcher, Senior Researcher'' und ''Research Professor'' übersetzt werden und die den erst genannten drei Stufen gleichwertig sind.<br /> <br /> == Vergleich zwischen verschiedenen Ländern ==<br /> Die Juniorprofessur in Deutschland entspricht am ehesten der schweizerisch (-liechtensteinischen) Assistenzprofessur bzw. SNF-Förderungsprofessur, ist jedoch stärker als diese eine „Professur auf Probe“, da eine Entfristung in der Schweiz für Assistenzprofessuren anders als in Deutschland in der Regel möglich ist („tenure track“).<br /> <br /> Beim US-Begriff des „Assistant Professor“ muss unterschieden werden zwischen Stellen mit oder ohne „tenure track“. Wenn es eine Stelle ohne „tenure track“ ist, entspricht der ''Assistant Professor'' am ehesten einem promovierten Universitätsassistenten in Österreich oder einem [[Juniorprofessor]] in Deutschland. Wenn es sich um eine Stelle mit „tenure track“ handelt, ist sie im Status etwas über dem deutschen Juniorprofessor anzusiedeln. Der ''Assistant Professor'' hat in der Regel seine eigenen Doktoranden sowie Mitarbeiter und besitzt auch Stimmrecht im Fakultätsrat. Im Vergleich zum deutschen Juniorprofessor hat er zudem ein höheres Maß an Selbstständigkeit bei der [[Beschaffung|Akquisition]] von Forschungsmitteln und eine größere Unabhängigkeit in der Lehre.<br /> <br /> == Abkürzungen ==<br /> * ''ao. Univ.-Prof.:'' außerordentlicher Universitätsprofessor (nur in Österreich und der Schweiz, mit landesspezifisch unterschiedlicher Bedeutung; entspricht in Liechtenstein dem ''assoziierten Professor'')<br /> * ''apl. Prof.:'' außerplanmäßiger Professor (nur in Deutschland)<br /> * ''Ass.-Prof.:'' Assistenzprofessor (nur in Österreich und der Schweiz, mit landesspezifisch unterschiedlicher Bedeutung)<br /> * ''assoz. Prof.:'' assoziierter Professor (nur in Österreich, der Schweiz und Liechtenstein)<br /> * ''Hon.-Prof.:'' Honorarprofessor<br /> * ''Jun.-Prof.:'' Juniorprofessor<br /> * ''o.ö. Prof.:'' ordentlicher öffentlicher Professor (Deutschland, Preußen)<br /> * ''o. Univ.-Prof.:'' ordentlicher Universitätsprofessor (nur in Österreich und der Schweiz; teilweise veraltet)<br /> * ''Prof.:'' Professor<br /> * ''Prof. em.'' (oder ''emer.''): Professor [[Emeritierung|emeritus]]<br /> * ''Prof. h.&amp;nbsp;c.:'' Professor honoris causa (‚ehrenhalber‘)<br /> * ''Prof. hon.:'' Professor honorarius (Honorarprofessor; veraltet)<br /> * ''Prof. i.&amp;nbsp;K.:'' Professor im Kirchendienst (nur in Deutschland)<br /> * ''Tit. Prof.:'' Titularprofessor (Schweiz, Österreich)<br /> * ''Univ.-Prof.:'' Universitätsprofessor<br /> <br /> == Mögliche Werdegänge ==<br /> Im Folgenden sind typische Werdegänge zur Erlangung einer ordentlichen Hochschulprofessur aufgelistet. Die einzelnen Beispiele stehen dabei exemplarisch für ein bestimmtes Fachgebiet, d.&amp;nbsp;h., sie können jeweils auch auf andere Fachgebiete bezogen werden.<br /> <br /> === Deutschland ===<br /> '''Beispiel 1''' (Abschluss in einem grundständigen Studiengang, Promotion, Habilitation, Verleihung der Venia Legendi verbunden mit der Bezeichnung Privatdozent/in, außerplanmäßige Professur, Univ.-Professur):<br /> * Dipl.-Biol. Wilma Wiesel (Diplomabschluss)<br /> * Dr. rer. nat. Wilma Wiesel (promoviert)<br /> * Dr. rer. nat. habil. Wilma Wiesel (habilitiert)<br /> ** ''in einigen Bundesländern auch:'' Dr. rer. nat. Dr. habil. Wilma Wiesel<br /> * PD Dr. rer. nat. habil. Wilma Wiesel (Venia Legendi und das Recht, die Bezeichnung Privatdozentin zu führen)<br /> * apl. Prof. Dr. rer. nat. habil. Wilma Wiesel (außerplanmäßige Professorin)<br /> * Prof. Dr. rer. nat. habil. Wilma Wiesel (Univ.-Professorin / W&amp;nbsp;2- oder W&amp;nbsp;3-Professorin)<br /> Bemerkung: Es ist üblich, die Abkürzung „habil.“ wegzulassen, wenn Prof. oder PD aufgeführt sind.<br /> <br /> ''alternativ:''<br /> * Werner Wessel, M.&amp;nbsp;A. (Master- oder Magisterabschluss)<br /> * Dr. phil. Werner Wessel (promoviert)<br /> * Dr. phil. habil. Werner Wessel (habilitiert)<br /> ** ''in einigen Bundesländern auch:'' Dr. phil. Dr. habil. Werner Wessel<br /> * PD Dr. phil. habil. Werner Wessel (Venia Legendi verbunden mit dem Recht, die Bezeichnung Privatdozent zu führen)<br /> * Prof. Dr. phil. habil. Werner Wessel (Univ.-Professor / W&amp;nbsp;2- oder W&amp;nbsp;3-Professor)<br /> <br /> '''Beispiel 2''' (Abschluss in einem grundständigen Studiengang, Promotion, Juniorprofessur, ordentliche Professur):<br /> * Wilma Wiesel, M.&amp;nbsp;Sc. (Masterabschluss)<br /> * Dr. sc. agr. Wilma Wiesel (promoviert)<br /> * Jun.-Prof. Dr. sc. agr. Wilma Wiesel (Juniorprofessorin, d.&amp;nbsp;h. W&amp;nbsp;1-Professorin)<br /> * Prof. Dr. sc. agr. Wilma Wiesel (Univ.-Professorin / W&amp;nbsp;2- oder W&amp;nbsp;3-Professorin)<br /> <br /> '''Beispiel 3''' (Abschluss in einem grundständigen Studiengang, Promotion, Berufspraxis, FH-Professur):<br /> * Dipl.-Ing. Werner Wessel (Diplomabschluss)<br /> * Dr.-Ing. Werner Wessel (promoviert)<br /> * ''Berufspraxis''<br /> * Prof. Dr.-Ing. Werner Wessel (Professor an einer Fachhochschule, zum Beispiel W&amp;nbsp;2-Professur an einer FH)<br /> <br /> === Angloamerikanische Länder ===<br /> '''Beispiel 1''' (Großbritannien, Australien, Neuseeland)<br /> * Wendy Weasel, B.A. (Honours) (Bachelorabschluss)<br /> * Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (Abschluss des Doktorstudiums)<br /> * ''Lecturer'' Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;1-Juniorprofessorin)<br /> * ''Senior Lecturer'' Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;2-Hochschuldozentin)<br /> * ''Reader'' Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;2-Univ.-Professorin)<br /> * Prof. Wendy Weasel, B.A. (Hons), Ph.D. (W&amp;nbsp;3-Univ.-Professorin)<br /> <br /> Bemerkung: Die Bezeichnungen ''Lecturer, Senior Lecturer'' und ''Reader'' usw. werden in Großbritannien (sowie Australien, Neuseeland) für gewöhnlich nicht vor dem Namen des Trägers genannt, sondern als gesonderte Bezeichnung zusammen mit dem Fach ausgewiesen. Zum Beispiel als „Dr. Wendy Weasel, Lecturer in English Literature“. Der „Reader“ wurde in Australien und Neuseeland weitgehend durch „Associate Professor“ (Abk. A/Prof) ersetzt.<br /> <br /> '''Beispiel 2''' (Nordamerika):<br /> * Walter Weasel, B.Sc. (Bachelorabschluss)<br /> * Walter Weasel, B.Sc., M.Sc. (Masterabschluss)<br /> * Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (Abschluss des Doktorstudiums)<br /> * Assistant Professor Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;1-Juniorprofessor)<br /> * Associate Professor Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (entspricht: C&amp;nbsp;2/W&amp;nbsp;2-Hochschuldozent)<br /> * (Full) Prof. Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;2-Univ.-Professor)<br /> * Regents' Prof. Walter Weasel, B.Sc., M.Sc., Ph.D. (entspricht: W&amp;nbsp;3-Univ.-Professor)<br /> <br /> == Besetzung von Professuren durch Frauen ==<br /> {{Hauptartikel|Frauen in der Wissenschaft}}<br /> <br /> === Geschichte ===<br /> Bis in die beginnende Neuzeit war Bildung primär eine Sache des Standes und nach einem jahrhundertelangen Prozess wird –&amp;nbsp;durch Druck der [[Frauenbewegung]] und im Zuge der allgemeinen [[Gleichbehandlung]] der Geschlechter&amp;nbsp;– die Zulassung von Frauen an Universitäten erst im frühen 20.&amp;nbsp;Jahrhundert rechtlich verankert.<br /> * 1733 hat die [[Leucorea|Universität Wittenberg]] als erste deutsche Universität die Dichterin [[Christiana Mariana von Ziegler]] als ''[[poeta laureatus]]'' ausgezeichnet.<br /> * 1754 wurde [[Dorothea Christiane Erxleben]] von der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Universität Halle]] als erste Frau in Deutschland promoviert.<br /> * 1787 hat die [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]] zum 50-jährigen Bestehen eine Professorentochter, [[Dorothea Schlözer|Dorothea von Schlözer]], ohne [[Dissertation]], aber mit mündlicher Prüfung promoviert.<br /> * [[Josepha von Siebold|Regina Josepha von Siebold]] wurde 1815 an der [[Justus-Liebig-Universität Gießen|Universität Gießen]] die Ehrendoktorwürde im Fach Geburtshilfe verliehen. 1817 wurde ihre Tochter [[Charlotte Heidenreich von Siebold|Marianne Theodore Charlotte von Siebold]] zum Dr.&amp;nbsp;med. promoviert. Die Frauen wurden jedoch noch nicht an der Universität geduldet und mussten sich daher außerhalb bilden und ihre Wissenschaft betreiben.<br /> * Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt sich das ''[[Frauenstudium]]'' durchzusetzen, z.&amp;nbsp;B. in den USA, in Großbritannien und in der Schweiz (ab 1865 an der Universität in Zürich). In [[Österreich-Ungarn]] waren Frauen ab 1878 als [[Gasthörer]] zugelassen und konnten ab 1897 zunächst an den philosophischen Fakultäten, später auch Medizin, studieren. 1891 beschloss der [[Deutsches Reich|deutsche]] Reichstag, dass die Zulassung von Frauen Ländersache sei, und 1899 wurden Frauen als Gasthörer zugelassen.<br /> * 1897 wurde mit [[Gabriele Possanner]] die erste Ärztin Österreichs promoviert.<br /> * 1898 wurde die Philosophin [[Anna Tumarkin]] als erste Frau an der [[Universität Bern]] habilitiert. Sie war in Bern 1906 auch die erste Honorarprofessorin und 1909 die erste Extraordinaria. Tumarkin war Europas erste Professorin, die –&amp;nbsp;im Gegensatz zur bereits 1884 in Stockholm inthronisierten Dozentin Sofja Kowalewskaja&amp;nbsp;– das Recht hatte, Doktoranden und Habilitanden zu prüfen sowie im Senat der Universität Einsitz zu nehmen. Ihr folgte [[Lina Stern]], sie erhielt 1903 den Doktortitel und wurde 1918 außerordentliche Professorin und Inhaberin des Lehrstuhles für physiologische Chemie an der medizinischen Fakultät der [[Universität Genf]].<br /> * [[Elsa Neumann]] wurde als erste Frau Deutschlands an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]] 1899 im Fach Physik promoviert, [[Mathilde Wagner]] 1901 als erste Frau an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]] im Fach Medizin. An der Universität Berlin wurde vom Pathologen [[Rudolf Virchow]] Sonderpräpierkurse für Frauen angeboten, weil sein Vater (ein Ordinarius für Anatomie) sich weigerte, Frauen in seinen Sezierkursen zu erlauben.<br /> * [[Elise Richter]] konnte sich 1907 als erste Frau in Wien habilitieren (romanische Philologie), durfte aber vorerst nur als Privatdozentin ohne Besoldung lehren und wurde erst 1921 außerordentliche Professorin, aber nie ordentliche Professorin (nach ihr ist auch ein Förderprogramm des [[Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung|FWF]] benannt, das Frauen die Habilitation ermöglichen soll), aber 1921 findet auch erst die zweite Habilitation einer Frau in Österreich statt ([[Christine Touaillon]], Literaturgeschichte).&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.frauen.jku.at/Johanna/6/Frauenstudium.htm |wayback=20090615213149 |text=''JKU goes gender.''}}.&lt;/ref&gt;<br /> * Obwohl in Deutschland 1918 beschlossen wurde, dass Frauen auch die Dozentenlaufbahn einschlagen könnten, wurde erst 1923 [[Margarete von Wrangell]] als erste Frau ordentliche Professorin an einer deutschen Universität. Die Chemikerin wurde auf den Lehrstuhl für [[Pflanzenernährung]] an der [[Universität Hohenheim]] berufen.<br /> * 1921 wurde [[Gertrud Kleinhempel]] als erster Frau in ihrem Beruf als Leiterin der Textilklasse an der [[Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld]] in [[Preußen]] durch das Ministerium der Professorentitel verliehen.<br /> Dabei war insbesondere der Männermangel des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] ausschlaggebend, in dem praktizierende Wissenschaftlerinnen zu einem wichtigen Faktor wurden. Bis 1933 wurden nur 24 Frauen, vornehmlich in der Medizin, Professorinnen, obwohl mehr als 10.000 Frauen promoviert wurden.<br /> <br /> === Anteil der Professorinnen im Vergleich zu den männlichen Professoren ===<br /> ==== Frauenanteil unter Studenten und Professoren ====<br /> Frauen sind unter den Professoren an den [[Hochschule]]n des deutschen Sprachraums stark unterdurchschnittlich vertreten, obwohl [[Student]]innen bereits seit einiger Zeit an den meisten Hochschulen im deutschsprachigen Raum mehr als die Hälfte der Studierenden ausmachen.<br /> &lt;!-- Einige Zahlen aus Hochschul-STATISTIKEN einfügen --&gt;<br /> '''Frauenquote an Universitäten und Hochschulen:'''<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! || Deutschland || Österreich || Schweiz || OECD/EU-25<br /> |-<br /> | Universitäten/Fachhochschulen || '''2003''' || '''WS 2004/05''' || '''2006''' || '''2004'''<br /> |-<br /> | '''Studentinnen''' || 48,4 % || 53 % / 40 % || &amp;nbsp; || &amp;nbsp;<br /> |-<br /> | '''Promotionen/Absolventinnen''' || 37,9 % || 40 % / 34 % || &amp;nbsp; || 43 %<br /> |-<br /> | '''Assistentinnen''' || &amp;nbsp; || 31 % / – || &amp;nbsp; || &amp;nbsp;<br /> |-<br /> | '''Professorinnen/Dozentinnen''' || 12,8 % || 14 % / 22 % || 9,2 % || 15 %<br /> |-<br /> | '''Forschungspersonal''' gesamt '''2003''' || 19 % || 21 % || 21 % || 29 %<br /> |-<br /> | '''Gläserne Decke''' Universitäten '''2004''' || 1,9 % || 2,7 % || 1,8 % || 2,1 %<br /> |}<br /> &lt;small&gt;Werte und Quellen:&lt;/small&gt;<br /> * &lt;small&gt;[[OECD]]-Länder: Graduates ISCED 6, Academic staff Grade C / A (nach [[ISCED 97]]); Researchers Frascati Manual §&amp;nbsp;301&lt;br /&gt;[[gläserne Decke]]: universitär, [[EU-25]] 2004&lt;ref name=&quot;She Figures&quot;&gt;Eurostat S&amp;T Statistics, nach ''OECD She Figures 2006.'' [[EU-Kommission DG Research]]. {{Webarchiv |url=http://ec.europa.eu/research/science-society/pdf/she_figures_2006_en.pdf |wayback=20091120172146 |text=''Webdokument des CEWS.''}}. (PDF; 0,7&amp;nbsp;MB).&lt;br /&gt;Figure 1.2: ''Proportion of female PhD (ISCED 6) graduates 2003,'' S. 21.&lt;br /&gt;Figure 1.6: ''Proportion of female researchers, 2003,'' S. 25.&lt;br /&gt;Figure 3.4: ''Glass Ceiling Index, 2004,'' S. 59.&lt;/ref&gt;&lt;/small&gt;<br /> * &lt;small&gt;Deutschland: Ost- und Westdeutschland, Professorinnen: alle Besoldungsgruppen;&lt;ref name=&quot;D_STATIS 11&quot;&gt;[[Statistisches Bundesamt]], Fachserie 11: ''Bildung und Kultur.'' Reihe 4.4: ''Personal an Hochschulen.'' Verschiedene Jahrgänge; zitiert nach [http://www.blk-bonn.de/papers/heft109.pdf BLK Heft 109] (PDF; 653&amp;nbsp;kB): ''Siebte Fortschreibung des Datenmaterials von ‚Frauen in Führungspositionen an Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen‘ 2003.'' Statistisches Bundesamt, 2004.&lt;/ref&gt; Forschungspersonal&lt;ref name=&quot;She Figures&quot; /&gt;&lt;/small&gt;<br /> * &lt;small&gt;Österreich: Universitäten/Fachhochschulen;&lt;ref name=&quot;BMBWK 2005&quot;&gt;''[[Statistisches Taschenbuch]] 2005.'' BMBWK; zitiert nach Brigid Weinzinger, Anita Bernroitner, Sabine Wagner, Gabriele Stauffer: ''Grüner Frauenbericht 2006.'' Die Grünen, 2007, S. 48 ff. {{Webarchiv |url=http://www.gruene.at/uploads/media/FB2006_internet_01.pdf |wayback=20101230205835 |text=''Webdokument.''}}. (PDF; 3,4&amp;nbsp;MB).&lt;/ref&gt; Forschungspersonal&lt;ref name=&quot;She Figures&quot; /&gt;&lt;/small&gt;<br /> * &lt;small&gt;Schweiz: Universitäten&lt;ref name=&quot;BP-CH&quot;&gt;R. Bachmann, C. Rothmayr, C. Spreyermann: ''Evaluation [[Bundesprogramm Chancengleichheit von Frau und Mann an Universitäten]]. Bericht zu Umsetzung und Wirkungen des Programms 2000 bis 2003.'' Schriftenreihe Bundesamt für Bildung und Wissenschaft (BBW), Bern 2004 ([http://www.crus.ch/information-programme/chancengleichheit.html?L=2 Webdokument] ''crus.ch'').&lt;br /&gt;U. Jaberg, M. Bencheikh, P. Koller: ''Personal der Universitären Hochschulen 2004.'' [[Bundesamt für Statistik]] (BFS). Statistik der Schweiz, Neuchâtel 2006; zitiert nach ''Professionelle Karriereförderung auf dem Weg zur Professorin oder Chefärztin.'' In: ''Schweizerische Ärztezeitung.'' Nr.&amp;nbsp;44 87/2006, S.&amp;nbsp;1901–1906.&lt;/ref&gt;; Forschungspersonal&lt;ref name=&quot;She Figures&quot; /&gt;&lt;/small&gt;<br /> <br /> Die [[Frauenquote]] ist jedoch regional sehr verschieden und hängt stark vom [[Fachgebiet]] ab. In Studienrichtungen wie z.&amp;nbsp;B. [[Theologie]], [[Soziologie]], [[Architektur]] und [[Medizin]] reicht der Anteil der Frauen an den [[Hochschullehrer]]n der höheren Ränge etwa an ein Viertel heran, während er unter den [[Hochschulassistent|Assistenten]] auch höher liegt. In der bundesdeutschen Ethnologie liegt der Frauenanteil an den Professuren mit 29 % besonders hoch (2008).<br /> <br /> In [[Technik|technischen]] Fächern liegt er bei nur einigen Prozent&amp;nbsp;– und dies trotz Förderung mit speziellen Programmen (z.&amp;nbsp;B. Hertha-Firnberg- und Else-Richter-Stellen in Österreich und ähnlicher Programme in Deutschland). Im Durchschnitt der OECD beträgt die Quote nur 5,8 %.&lt;ref name=&quot;She Figures&quot; /&gt;<br /> <br /> Inzwischen lässt sich zumindest regional und für bestimmte Fachbereiche, wie etwa für die Politik- und Sozialwissenschaften in Berlin, ein stetiger Zuwachs an [[Habilitation]]en von Frauen feststellen, die immer wieder auch in Professuren gerufen werden. In den letzten Jahren stellten diese dort sogar die Hälfte der Habilitanden. Wie sich diese Tendenz jedoch im Zusammenhang der neusten hochschulpolitischen Veränderungen und der Etablierung des [[Bachelor]]/[[Master]]-Systems entwickeln wird, bleibt offen.&lt;ref name=&quot;Strobel&quot;&gt;Barbara Strobel: {{Webarchiv |url=http://web.fu-berlin.de/gpo/pdf/aktuelles/barbara_strobel.pdf |wayback=20100331182232 |text=''Was sie wurden, wohin sie gingen. Ergebnisse einer Verbleibstudie über PromovendInnen und HabilitantInnen des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin.''}}. (PDF; 208&amp;nbsp;kB), in: {{Webarchiv |url=http://web.fu-berlin.de/gpo/index.htm |wayback=20100204043043 |text=''gender…politik…online.''}}. Bei: ''fu-berlin.de.'' Abgerufen am 26.&amp;nbsp;August 2009.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine Untersuchung unter den 37 größten Hochschulen und Universitäten Deutschlands aus dem Jahr 2018 zeigt, dass der Anteil an Professorinnen im Schnitt bei rund 24 Prozent liegt. Die [[Universität Paderborn]] ist der Befragung zufolge Spitzenreiter: 97 von 260 Professoren sind hier weiblich, die Quote liegt damit bei 37 Prozent. Schlusslicht bildet die [[Technische Universität Dresden]] mit nur 14 Prozent weiblich besetzter Professuren. Noch geringer an deutschen Hochschulen ist die Anzahl der Dekaninnen. Hier liegt die Quote bei rund 17 Prozent.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Silke Fokken |Titel=Gleichstellung an Hochschulen: Frau Professorin bleibt in der Minderheit |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2018-10-31 |Online=http://www.spiegel.de/karriere/hochschulen-lehrstuehle-nur-zu-24-prozent-von-frauen-besetzt-a-1235897.html |Abruf=2018-11-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.wbs-gruppe.de/gender-debatte-hochschulen/ |titel=Gender-Debatte an Hochschulen |zugriff=2018-11-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Mögliche Gründe für die geringere Frauenquote ====<br /> {{Hauptartikel|Frauen in der Wissenschaft#Hindernisse der wissenschaftlichen Karriere von Frauen|titel1=„Hindernisse der wissenschaftlichen Karriere von Frauen“ im Artikel Frauen in der Wissenschaft}}<br /> <br /> Die Gründe sind vielfältig und offenbar auch von länderspezifischen sozialen Geschlechtermodellen abhängig. Eine große Rolle spielen wahrscheinlich die im Durchschnitt geringere Bereitschaft von Frauen zur bedingungslosen Verfolgung lebenslanger Vollzeitkarrieren,&lt;ref&gt;{{BibISBN|9783421043610}}&lt;/ref&gt; unterschiedliche Fachkulturen und damit einhergehend eine unterschiedliche Bedeutung von Dissertation oder Habilitation für die weitere Karriereplanung in spezifischen Fächern,&lt;ref name=&quot;Strobel&quot; /&gt; und die Schwierigkeit, Partnerschaft, Kinder und hochqualifizierten Beruf zu [[Vereinbarkeit von Familie und Beruf|vereinen]]. Es gibt in vielen Ländern auch im Post-Doc-Bereich oft nur Stipendien ohne soziale Rechte wie [[Mutterschutz]].<br /> <br /> ==== Förderung ====<br /> ===== Deutschland =====<br /> {{Hauptartikel|Frauen in der Wissenschaft#Programme zur Förderung von Wissenschaftlerinnen|titel1=„Programme zur Förderung von Wissenschaftlerinnen“ im Artikel Frauen in der Wissenschaft}}<br /> Das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] initiierte 2007 das [[Professorinnenprogramm]], mit dem bis 2013 mindestens 200 neue Stellen für weibliche Habilitanden an deutschen Hochschulen geschaffen werden sollten.&lt;ref&gt;''[http://www.bmbf.de/de/494.php Frauen im Wissenschaftssystem. Professorinnen-Programm.]'' Website des Bundesbildungsministeriums.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder.'' In: Eva Blome u.&amp;nbsp;a. (Hrsg.): ''Praxishandbuch Zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen.'' 2., vollst. überarb. und erw. Auflage. Springer VS, 2014, ISBN 978-3-531-17567-6, S.&amp;nbsp;136&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> An vielen Hochschulen gibt es Gleichstellungsbeauftragte (früher: „[[Frauenbeauftragte]]“) und auch spezielle, gesetzlich vorgeschriebene Regelungen für Berufungsverfahren, die [[Bewerber]]innen ''bei gleicher [[Eignung]]'' den Vorrang geben. An der [[Ruhr-Universität]] [[Bochum]] lautet z.&amp;nbsp;B. ein Passus:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Jeder [[Berufungskommission]] muss mindestens eine Professorin angehören. Falls dies nicht möglich ist, muss mindestens eine stimmberechtigte Wissenschaftlerin des betreffenden Faches der Berufungskommission angehören. In Fächern, in denen keine Wissenschaftlerin vertreten ist, sind Professorinnen oder wissenschaftliche Mitarbeiterinnen als stimmberechtigtes Mitglied aus verwandten Fächergruppen hinzuzuziehen.<br /> |ref=&lt;ref&gt;''[http://www.ruhr-uni-bochum.de/gleichstellungsbeauftragte/Rahmenplan.html Rahmenplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern an der Ruhr-Universität Bochum.]'' In: ''Ruhr-Uni-Bochum.de.''&lt;/ref&gt;}}<br /> Dies soll sicherstellen, dass Bewerbungen von Frauen angemessen berücksichtigt werden.<br /> <br /> ===== Österreich =====<br /> Der Titel ''Professorin'' ist in Österreich 2002 auf Grund von Art. 65 Abs. 2 lit. b [[Bundes-Verfassungsgesetz]] geschaffen worden ({{BGBl|II Nr. 261/2002}}).<br /> <br /> Im [[Bundes-Gleichbehandlungsgesetz]] (B-GlBG) ist in Bezug auf Ausschreibungen öffentlicher Dienststellen unter §&amp;nbsp;7.(3) gefordert, dass ''unbeschadet'' der Formulierung, „dass sie Frauen und Männer gleichermaßen betreffen“ (Abs.&amp;nbsp;2) die Ausschreibung jedoch den Hinweis zu enthalten hat, „dass Bewerbungen von Frauen für Arbeitsplätze einer bestimmten Verwendung (Einstufung) oder für eine bestimmte Funktion besonders erwünscht sind, wenn der Anteil der Frauen im Wirkungsbereich der jeweiligen Dienstbehörde in einer solchen Verwendung oder Funktion unter 50 % liegt“ (''Unterrepräsentation'' nach §&amp;nbsp;11 Abs. 2) oder Fördermaßnahmen im Sinne des ''[[Frauenförderungsgebot]]'' (§&amp;nbsp;11) angebracht sind. Eine Bevorzugung von Frauen in öffentlichen Ämtern&amp;nbsp;– ungeachtet der allgemeinen geforderten [[Gleichbehandlung]]&amp;nbsp;– solange die Frauenquote nicht erreicht ist, schreibt der Gesetzgeber vor.<br /> <br /> === Einige bekannte akademische Lehrerinnen ===<br /> * Geisteswissenschaften: [[Bertha von Suttner]], Wien ([[Friedensnobelpreis]] 1905), [[Pearl S. Buck]] China (Literaturnobelpreis 1938), [[Christiane Harzig]], Erfurt, [[Toni Morrison]], USA (Literaturnobelpreis 1993), [[Gesine Schwan]], Berlin, [[Lorraine Daston]] (Wissenschaftshistorikerin), Berlin<br /> * Naturwissenschaften: [[Louise-Elizabeth-Félicité du Piery]], Paris ([[Astronomie]], 1. Professorin um 1790), [[Marie Curie]], Paris (Nobelpreis 1903 und 1911), [[Anna Morandi Manzolini]], Bologna (1714–1774), [[Lise Meitner]], Wien (zweite Physikdoktorin 1905), [[Antonietta Cherchi]], Cagliari, [[Wangari Maathai]], Kenia (Friedensnobelpreis 2004)<br /> * Medizin, Biologie: [[Margarete von Wrangell]] 1. deutsche Ordinaria, [[Gerty Cori]]/Radnitz CS/USA (1. Medizin-Nobelpreis 1947), [[Christiane Nüsslein-Volhard]] (Genetikerin, Medizin/Physiologie-Nobelpreis 1995), [[Rita Levi-Montalcini]] (Nobelpreis für Medizin und Physiologie 1986), …<br /> * Mathematik: [[Emmy Noether]], [[Sofja Kowalewskaja]], [[Ingrid Daubechies]]<br /> * Technik: [[Martha Näbauer]], TU München<br /> * Wirtschaft und Rechtswissenschaften: [[Schirin Ebadi]], Iran (Friedensnobelpreis 2003)<br /> <br /> Siehe auch: [[Frauen in der Wissenschaft#Listen bekannter Wissenschaftlerinnen|Listen bekannter Wissenschaftlerinnen]]<br /> <br /> == Professorenvergütung ==<br /> === Deutschland ===<br /> Die Besoldung eines Professors erfolgt in Deutschland nach der [[Besoldungsordnung&amp;nbsp;W]]. Es gibt drei Besoldungsgruppen: W&amp;nbsp;1, W&amp;nbsp;2, und W&amp;nbsp;3. Die Professorenbesoldung besteht aus einem [[Grundgehalt]] und einer [[Leistungszulage]]. Seit der Föderalismusreform besitzen die Länder das Dienst-, Besoldungs- und Versorgungsrecht für die Landesbeamten. Infolgedessen unterscheiden sich die Grundgehälter, und zwar zum Teil deutlich.<br /> Die Besoldung eines Professors in '''Deutschland''' beträgt als Jahresgrundgehalt bei 12&amp;nbsp;Monaten ohne Leistungsbezüge in der Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;2 insgesamt 58.752&amp;nbsp;Euro pro Jahr, in der Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;3 insgesamt 68.649&amp;nbsp;Euro pro Jahr. Die durchschnittliche Besoldung mit Einbezug der Leistungsbezüge eines Professors liegt an deutschen Hochschulen und Universitäten bei ca. 74.992&amp;nbsp;Euro.&lt;ref&gt;''[http://www.w-besoldung.net/forschung/zahlen-zur-w-besoldung/ Zehn Jahre W-Besoldung.]'' Abgerufen am 10.&amp;nbsp;Februar 2016.&lt;/ref&gt; Nach Angaben des statistischen Bundesamts liegt die Durchschnittsbesoldung eines W&amp;nbsp;2-Professors bei 73.920&amp;nbsp;Euro, die eines W&amp;nbsp;3-Professors bei 95.760&amp;nbsp;Euro (Stand 2015), wobei es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt.&lt;ref&gt;H. Detmer: ''[https://www.academics.de/wissenschaft/die_reale_professorenbesoldung_58554.html Die reale Professorenbesoldung. Erhebliche Unterschiede in den Ländern.]'' In: ''Academics.de.'' Zeit Online, Februar 2017.&lt;/ref&gt; Die Besoldung in Deutschland wird von der Interessenvertretung der Professoren als „nicht wettbewerbsfähig“ beurteilt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.forschung-und-lehre.de/wordpress/Archiv/2005/11-2005.pdf |wayback=20100602082601 |text=''W-Besoldung international nicht wettbewerbsfähig.''}}. Aus ''[[Forschung und Lehre (Zeitschrift)|Forschung-und-Lehre.de.]]'' Zeitschrift des [[Deutscher Hochschulverband|DHV]], S.&amp;nbsp;584, November 2005 (PDF; 6,1&amp;nbsp;MB).&lt;/ref&gt; Ein direkter Vergleich der deutschen mit der internationalen Professorenbesoldung ist schwierig, da in anderen Ländern andere Pensionsregelungen bestehen, andere Lebenshaltungskosten entstehen (Schweiz) und andere Steuersätze gelten. Der [[Hochschullehrerbund]] als die [[Standesvertretung]] der Professoren an den Fachhochschulen sieht die W&amp;nbsp;2-Besoldung im Vergleich zu anderen Vergütungen im öffentlichen Dienst als nicht amtsangemessen an. Dem hat das [[Bundesverfassungsgericht]] am 14.&amp;nbsp;Februar 2012 zugestimmt. Bezüglich einer Klage eines hessischen Professors entschied es, dass die Grundvergütung der hessischen Besoldungsgruppe W&amp;nbsp;2 „evident unangemessen“ ist und dies durch die Ausgestaltung der Prämien, die zudem nicht pensionswirksam sind, nicht ausgeglichen wird und somit gegen das „Alimentationsprinzip des Art.&amp;nbsp;33 Abs.&amp;nbsp;5 GG verstößt und daher verfassungswidrig ist“. Dem Gesetzgeber wird aufgegeben, „verfassungskonforme Regelungen mit Wirkung spätestens vom 1.&amp;nbsp;Januar 2013 zu treffen“.&lt;ref&gt;''[http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg12-008.html BVG-Pressemitteilung Nr. 8/2012 vom 14.&amp;nbsp;Februar 2012.]'' Abgerufen am 15.&amp;nbsp;Februar 2012.&lt;/ref&gt; Das Urteil wird für die übrigen Bundesländer als gleichermaßen wirksam angesehen.<br /> <br /> === Schweiz ===<br /> In der '''Schweiz''' ist die Besoldung der Professoren kantonal geregelt, für die eidgenössischen Hochschulen durch den Bund. Laut einer Studie im Auftrag der NZZ im Jahr 2012 verdienen Schweizer Professoren weltweit mit Abstand am meisten. Ein Ordentlicher Professor 17073&amp;nbsp;CHF, ein Ausserordentlicher Professor 14561&amp;nbsp;CHF und ein Assistenzprofessor 12749&amp;nbsp;CHF (Mittelwert, berechnet auf 12 Bruttogehälter vor Steuern). An den ETH liegt der jährliche Bruttolohn zwischen 206166 und 271270&amp;nbsp;CHF, für die kantonalen Universitäten zwischen 139376 (Luzern, niedrigste Stufe) und 249194&amp;nbsp;CHF (Basel, höchste Stufe), wobei es an jeder Universität mehrere Steigerungsstufen gibt, die zumeist abhängig von der Dienstdauer gesteigert werden. Hinzu kommen noch Funktionszulagen.&lt;ref&gt;''[https://www.nzz.ch/schweiz/zahltag-an-der-uni-1.16961100 Schweiz zahlt Uni-Professoren die höchsten Löhne.]'' Lohnvergleich für Professoren international und innerhalb der Schweiz. In: ''NZZ.'' 20.&amp;nbsp;Mai 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Österreich ===<br /> In '''Österreich''' ist zwischen Professoren mit Beamtenstatus und Professoren ohne Beamtenstatus (=&amp;nbsp;vertraglich gebundene Angestellte, Vertragsprofessoren) zu unterscheiden. Univ.-Prof. im Beamtenstatus haben abhängig von ihrer Dienstzeit und ohne diverse Zulagen ein gesetzlich vorgeschriebenes Bruttojahresgehalt zwischen 47.986&amp;nbsp;Euro und 89.515&amp;nbsp;Euro bzw. mit Dienstalterzulage 99.385&amp;nbsp;Euro, während Univ.-Prof. ohne Beamtenstatus mit ihrer Universität ein Bruttojahresgehalt zwischen 53.075&amp;nbsp;Euro und 159.225&amp;nbsp;Euro frei ausverhandeln können. Die Gehälter außerordentlicher Universitätsprofessoren liegen zwischen 42.658&amp;nbsp;Euro und 80.188&amp;nbsp;Euro brutto pro Jahr, jene von Assistenzprofessoren zwischen 29.142&amp;nbsp;Euro und 65.188&amp;nbsp;Euro.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.goed.at/files/877/Gehalt2010GOED.pdf |wayback=20100602065025 |text=''Gehaltstabellen 2010 in EURO.''}}. In: ''goed.at.'' (PDF).&lt;/ref&gt; Seit Inkrafttreten des Kollektivvertrages zum 1.&amp;nbsp;Oktober 2009 beträgt für dem Kollektivvertrag unterliegende Universitätsprofessoren das Mindestjahresgehalt abhängig von ihrer Dienstzeit zwischen 61.650&amp;nbsp;Euro brutto und 86.288&amp;nbsp;Euro brutto, für assoziierte Professoren mindestens zwischen 58.570&amp;nbsp;Euro und 83.209&amp;nbsp;Euro brutto pro Jahr, für Assistenzprofessoren 46.252&amp;nbsp;Euro brutto pro Jahr (Werte 2010).&lt;ref&gt;''[http://www.uibk.ac.at/betriebsrat/wissenschaftlich/kv-novelle-2010.pdf Änderungen im Kollektivvertrag für ArbeitnehmerInnen der Universitäten.]'' In: ''uibk.ac.at.'' (PDF; 700&amp;nbsp;kB).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === USA ===<br /> Die Professorengehälter in den '''USA''' variieren dramatisch zwischen verschiedenen Universitäten, wobei private Hochschulen in der Regel weit mehr bezahlen als öffentliche. Außerdem hängt das Gehalt von der Stellung und vom Fach ab. In den Geisteswissenschaften wird traditionell weit weniger bezahlt als in den Naturwissenschaften. Die höchsten Gehälter haben Professoren in den Ingenieurswissenschaften und der Medizin. In den Biowissenschaften, die im Mittelfeld liegen, kann ein ''Assistant Professor'' mit durchschnittlich 80,000&amp;nbsp;USD (Frauen) bis 88,000&amp;nbsp;USD (Männer) Bruttogehalt rechnen, ein ''Full Professor'' mit 143,000&amp;nbsp;USD (Frauen) bis 156,000&amp;nbsp;USD (Männer).&lt;ref&gt;K. Zusi: ''[http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/47311/title/2016-Life-Sciences-Salary-Survey/ 2016 Life Sciences Salary Survey.]'' In: ''The-Scientist.com.'' November 2016.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Großbritannien ===<br /> Die Vergütung eines Professors in '''Großbritannien''' beginnt bei etwa 70.000&amp;nbsp;Euro (60.000&amp;nbsp;GBP). Reader und Senior Lecturer verdienen zwischen 52.000&amp;nbsp;Euro (45.000&amp;nbsp;GBP) und 70.000&amp;nbsp;Euro (60.000&amp;nbsp;GBP) und ein Lecturer bis zu 52.000&amp;nbsp;Euro (45.000&amp;nbsp;GBP).&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.staffnet.manchester.ac.uk/employment/paypensions/salary/ |wayback=20100107010704 |text=''Salary Scales.''}}. University of Manchester. Abgerufen am 13.&amp;nbsp;September 2009.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Gesetzlicher Schutz ==<br /> In Deutschland ist die Bezeichnung „Professor“ in §&amp;nbsp;132a Abs.&amp;nbsp;1 Nr.&amp;nbsp;1 [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]] gegen Missbrauch geschützt. Wer unbefugt diese Amtsbezeichnung führt, macht sich danach strafbar und kann mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft werden. Dabei schützt die Vorschrift ausdrücklich auch ausländische Dienstbezeichnungen.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Gymnasialprofessor]]<br /> * [[Lehrprofessur]]<br /> * [[Tenure Track]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Kai Handel]]: [http://www.che.de/downloads/Profbesoldung_Laendervergleich_AP65.pdf ''Die Umsetzung der Professorenbesoldungsreform in den Bundesländern.''] (PDF; 931&amp;nbsp;kB). 2. Auflage. CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Gütersloh 2005, ISBN 978-3-939589-20-4.<br /> '''Zu Gender-Aspekten:'''<br /> * Cheryl Bernard, [[Edit Schlaffer]]: ''Frauenkarrieren an der Universität oder gibt es doch einen weiblichen Masochismus?'' In: [[Luise F. Pusch]] (Hrsg.): ''Feminismus&amp;nbsp;– Inspektion der Herrenkultur.'' edition suhrkamp 1192, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-11192-2.<br /> * [[Rainer A. Müller]]: ''Geschichte der Universität&amp;nbsp;– Von der mittelalterlichen Universitas zur deutschen Hochschule.'' Callwey, München 1990, 1996, ISBN 3-7667-0959-3.<br /> * Martin Schmeiser: ''Akademischer Hasard. Das Berufsschicksal des Professors und das Schicksal der deutschen Universität 1870–1920.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1994, ISBN 3-608-91688-1 (zugleich [[Dissertation]] an der [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Universität Tübingen]] 1994).<br /> * [[Wolfgang Brezinka]]: ''Pädagogik in Österreich. Die Geschichte des Faches an den Universitäten vom 18. bis zum Ende des 20.&amp;nbsp;Jahrhunderts.'' Band 1. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2000, ISBN 3-7001-2908-4.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Professors}}<br /> {{Wiktionary}}<br /> {{Wiktionary|Professur}}<br /> {{Wikiquote}}<br /> * [http://www.hochschulverband.de/ Deutscher Hochschulverband] (DHV)<br /> * [http://www.hlb.de/ Hochschullehrerbund e.&amp;nbsp;V.] (hlb)<br /> * [http://www.juniorprofessur.org/ Deutsche Gesellschaft Juniorprofessur] (DGJ)<br /> * [http://www.zimmerling.de/veroeffentlichungen/volltext/hochschullehrerrecht.htm Rechtsanwälte Zimmerling: Angaben zum Berufungsprozess und Hochschullehrerrecht]<br /> * {{Webarchiv |url=http://www.uni-paderborn.de/fileadmin/uni-homepage/a-z/docs/Emeriti.pdf |wayback=20081120132741 |text=''Rechte der Emeriti in Nordrhein-Westfalen.''}}. (PDF, 65&amp;nbsp;kB).<br /> * [http://www.w-besoldung.net/ Die neue Professorenbesoldung] (Besoldungsordnung W)<br /> * [http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/AB/AB_03018/imfname_381872.pdf Parlamentarische Anfrage betreffend der Vergabe der österreichischen Berufstitel] (Entschließungsdatum 25. November 2009 bis 24. November 2014)<br /> <br /> '''Zu Gender-Aspekten.'''<br /> * {{Internetquelle<br /> |url=http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/erste-professorin-deutschlands-laborversuche-mit-maennern-a-239686.html<br /> |titel=Erste Professorin Deutschlands. Laborversuche mit Männern<br /> |werk=[[Spiegel Online|Spiegel.de]]<br /> |datum=2003-03-12<br /> |zugriff=2014-12-26}}<br /> * [http://www.uniarchiv.unibe.ch/unibe/generalsekretariat/uniarchiv/content/e3558/e3559/e3569/GeschichteFrauenweb_ger.pdf „Die Pionierinnen der Universität Bern“] (PDF, 7,7&amp;nbsp;kB).<br /> * [http://www.gleichstellung.unibe.ch/ Die Abteilung für die Gleichstellung von Mann und Frau der Universität Bern], die erste Abteilung dieser Art in der Schweizer Hochschullandschaft.<br /> * [http://science.orf.at/science/news/142322 Bis heute keine Chancengleichheit für Frauen an österreichischen Unis], [[ORF]], 29. November 2005.<br /> * [http://science.orf.at/science/news/139399 Professorinnen in den USA], ORF, 24. August 2005.<br /> * {{Webarchiv |url=http://www.genderreport-hochschulen.nrw.de/genderreport/genderreport2013/ |archive-is=20130105214441 |text=''Gender Report für Hochschulen in NRW.''}}. Studie „Beruf: Professor/in“.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4025243-7}}<br /> <br /> [[Kategorie:Hochschullehrer| Professor]]<br /> [[Kategorie:Berufliche Funktion]]<br /> [[Kategorie:Hochschulsystem]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datenmodell&diff=181871179 Datenmodell 2018-10-17T07:41:23Z <p>Michael.alexander.kaufmann: https://en.wikipedia.org/wiki/Data_model#Three_perspectives</p> <hr /> <div>Ein '''Datenmodell''' ist „ein [[Modell]] der zu beschreibenden und verarbeitenden [[Daten]] eines Anwendungsbereichs (z.&amp;nbsp;B. Daten des [[Produktion]]sbereichs, des [[Rechnungswesen]]s oder die Gesamtheit der [[Unternehmensdaten]]) und ihrer Beziehungen zueinander.“&lt;ref&gt;Gabler Wirtschaftslexikon&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der [[Informatik]], im Besonderen bei der Entwicklung von [[Informationssystem]]en, dienen Datenmodelle und die zu deren Erstellung durchgeführten Aktivitäten ([[Datenmodellierung]]) dazu, die Struktur für die in den Systemen zu verarbeitenden (im Besonderen für die zu speichernden) Daten zu finden und festzulegen.<br /> <br /> == Arten von Datenmodellen ==<br /> [[Datei:Data modeling context.svg|miniatur|Zusammenwirken von Datenmodell-Typen]]<br /> Datenmodelle werden in aufeinander aufbauenden Abstufungen erstellt, deren Ergebnisse im Allgemeinen wie folgt unterschieden werden:<br /> # [[Semantisches Datenmodell|Konzeptuelles Datenmodell]]: Implementierungsunabhängiges Modell, z. B. ein [[Entity-Relationship-Modell#ER-Diagramme|ER-Diagramm]] (am häufigsten verwendet) oder ein [[Unified Modeling Language#Darstellung in Diagrammen|UML-Diagramm]]; modelliert werden die Gegenstände der realen Welt (im relevanten Kontext), die in der Datenbank abgebildet werden sollen, und die Beziehungen zwischen diesen Gegenständen.<br /> # [[Datenbankmodell|Logisches Datenmodell]]: Abbildung des konzeptuellen Datenbankschemas auf die Regeln des zu verwendenden [[Datenbank|Datenbankmanagementsystems]], z.&amp;nbsp;B. gem. dem [[Relationale Datenbank|relationalen Datenmodell]], bei dem alle Daten in Tabellen abgelegt werden.<br /> # [[Schema (Informatik)|Physisches Datenmodell]]: Enthält weitere, zum technischen Betrieb erforderliche oder zweckmäßige Festlegungen, z.&amp;nbsp;B. Indexstrukturen zur Zugriffsoptimierung. Diese bleiben dem Datenbankbenutzer verborgen.<br /> <br /> == Abweichende Begriffe ==<br /> Die oben dargestellte, sich am Entwicklungsprozess orientierende Modellabstufung und besonders auch die Bezeichnungen der Modelle werden in der Praxis nicht einheitlich angewendet und benannt. So werden in der Literatur, in Publikationen und im allgemeinen Sprachgebrauch häufig andere Begriffe verwendet; im Besonderen wird häufig nur der Begriff „Datenmodell“ benutzt.<br /> <br /> Mit den folgenden Begriffen werden bestimmte Ausprägungen von „Datenmodelltypen“ u.&amp;nbsp;a. abweichend bezeichnet.&lt;br /&gt;<br /> &lt;small&gt;(in Klammern: Synonyme für die oben beschriebenen Stufen 1–3)&lt;/small&gt;<br /> : Für (1,2,3): Datenmodell, Objektmodell<br /> : Für (1,2): logisches Datenmodell<br /> : Für (1): [[Semantisches Datenmodell]]; konzeptuelles (konzeptionelles), fachliches Datenmodell oder Datenbankschema;&lt;ref&gt;Pernul, Unland ''Datenbanken im Unternehmen'' [https://books.google.de/books?id=wNHoBQAAQBAJ&amp;pg=PT201&amp;lpg=PT201&amp;dq=Konzeptuell+Datenbankschema&amp;source=bl&amp;ots=5VGK98YoOt&amp;sig=nbJhcQDamk4sJ-47jEwKqYznrS8&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=2ahUKEwiC7avio_zdAhWGXCwKHS9JBJEQ6AEwCXoECAIQAQ#v=onepage&amp;q=Konzeptuell%20Datenbankschema&amp;f=false)]&lt;/ref&gt; Informationsstruktur; Informationsmodell;informale Beschreibung<br /> : Für (2): [[Datenbankmodell]]<br /> : Für (3): Datenschema, Datenbankschema<br /> <br /> Die Begriffe ''Semantisches Datenmodell, Datenmodell, Datenbankmodell'' bezeichnen in der DB-Literatur, z.&amp;nbsp;B. bei&lt;ref&gt;Saake/Sattler/Heuer: ''Datenbanken-Konzepte und Sprachen.'' 3. Auflage: S. 122 ff.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kemper/Eickler: ''Datenbanksysteme.'' 6. Auflage. S. 32 ff.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Elmasri/Navathe: ''Fundamentals of Database Systems.'' 5. Auflage. S. 59 ff.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kifer/Bernstein/Lewis: ''Database Systems.'' 2. Auflage. S.&amp;nbsp;31&amp;nbsp;ff.&lt;/ref&gt; nicht die o.&amp;nbsp;g. Modellabstufungen (als Ergebnis der Modellierung), sondern die ''Sprache'' oder die ''theoretische Grundlage'', nach der die Modelle erstellt werden.<br /> <br /> Auch sind methodenspezifische Begriffe im Sprachgebrauch (wie [[Entity-Relationship-Modell|ER-Modell]], [[Klassendiagramm|Klassenmodell, Klassendiagramm]]), die sich jedoch nicht aus der hier erfolgten, prozessorientierten Abstufung ergeben, sondern aus der angewendeten Modellierungsmethodik.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Datenmodellierung]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Datenbankmodellierung]]<br /> [[Kategorie:Datenarchitektur]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fournes-Cabard%C3%A8s&diff=181871108 Fournes-Cabardès 2018-10-17T07:38:25Z <p>Michael.alexander.kaufmann: /* Bevölkerungsentwicklung */</p> <hr /> <div>{{Infobox Gemeinde in Frankreich<br /> |nomcommune=Fournes-Cabardès<br /> |armoiries=Blason_ville_fr_Fournes-Cabardès_(Aude).svg<br /> |région= [[Okzitanien (Verwaltungsregion)|Okzitanien]]<br /> |département=[[Département Aude|Aude]]<br /> |arrondissement=[[Arrondissement Carcassonne|Carcassonne]]<br /> |canton=[[Kanton La Vallée de l’Orbiel|La Vallée de l’Orbiel]]<br /> |intercomm= [[Communauté de communes de la Montagne Noire|Montagne Noire]]<br /> |insee=11154<br /> |cp=11600<br /> |longitude=02/23/54/O<br /> |latitude=43/20/59/N<br /> |alt moy=<br /> |alt mini=217<br /> |alt maxi=851<br /> |km²=12.45<br /> |siteweb=<br /> |image= <br /> |image-desc= <br /> }}<br /> '''Fournes-Cabardès ''' ist eine [[Frankreich|französische]] [[Gemeinde (Frankreich)|Gemeinde]] mit {{EWZ|FR|11154}} Einwohnern (Stand {{EWD|FR|11154}}) im [[Département]] [[Département Aude |Aude]] in der [[Region (Frankreich)|Region]] [[Okzitanien (Verwaltungsregion)|Okzitanien]]. Sie gehört zum [[Arrondissement]] [[Arrondissement Carcassonne|Carcassonne]] und zum [[Kanton (Frankreich)|Kanton]] [[Kanton La Vallée de l’Orbiel|La Vallée de l’Orbiel]].<br /> <br /> == Nachbargemeinden ==<br /> Nachbargemeinden von Fournes-Cabardès sind [[Cabrespine]] im Nordosten, [[Limousis]] im Südosten, [[Lastours]] im Südwesten und [[Les Ilhes]] im Nordwesten.&lt;ref&gt;Nach http://www.annuaire-mairie.fr/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Bevölkerungsentwicklung ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot; width=400<br /> |- align=center class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> |align=left | '''Jahr''' || '''1962''' || '''1968''' || '''1975''' || '''1982''' || '''1990''' || '''1999''' || '''2013'''<br /> |'''2015'''<br /> |- align=center<br /> |align=left|'''Einwohner'''|| 75 || 74 || 64 || 70 || 61 || 49 || 57<br /> |54<br /> |}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Gemeinden im Arrondissement Carcassonne}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Fournescabardes}}<br /> [[Kategorie:Ort in Okzitanien]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Edi_Federer&diff=181870994 Edi Federer 2018-10-17T07:33:29Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Januar ist Hochdeutsch</p> <hr /> <div>{{Infobox Skispringer<br /> &lt;!-- Allgemeine Informationen --&gt;<br /> | kurzname = Edi Federer<br /> | bild = FIS Ski Jumping World Cup 2008 Zakopane - Edi Federer.jpg<br /> | bildgroesse = <br /> | bildbeschreibung = Edi Federer in Zakopane 2008<br /> | langname = Eduard Federer<br /> | nation = {{AUT}}<br /> | geburtstag = 20. Februar 1955<br /> | geburtsort = [[Mühlbach am Hochkönig]]<br /> | geburtsland = <br /> | groesse = <br /> | gewicht = <br /> | beruf =<br /> | sterbedatum = 30. Mai 2012<br /> | sterbeort = [[Pfarrwerfen]]<br /> | sterbeland =<br /> &lt;!-- Karriere --&gt;<br /> | disziplin = <br /> | verein = SC Pfarrwerfen&lt;br /&gt;[[SC Bischofshofen]]&lt;ref&gt; {{cite web | url = http://www.skiclub-bischofshofen.at/de/club/chronik/sportler-trainer-und-fis-funktionaere-des-scb | title = Sportler, Trainer, FIS-Funktionäre des SCB | accessdate = 2014-01-18 | publisher = [[SC Bischofshofen]]}}&lt;/ref&gt;<br /> | trainer = <br /> | nationalkader = <br /> | weltcupdebuet=<br /> | bestweite =<br /> &lt;!-- Status-Kürzel: a für aktiv, g für gesperrt, n für nicht aktiv, v für verstorben, z für zurückgetreten --&gt;<br /> | status = z<br /> | karriereende = 1979<br /> &lt;!-- Medaillen --&gt;<br /> | Medaillenspiegel = <br /> | medaillen =<br /> &lt;!-- Weltcup Herren --&gt;<br /> | weltcupsiege = <br /> | wcgesamt = <br /> | nordictour =<br /> | 4schanzen = 2. ([[Vierschanzentournee 1974/75|1974/75]])<br /> | grandprix =<br /> &lt;!-- Podiumsplatzierungen <br /> Bitte keine Parameter mit {{Wettbewerbsbilanz|0|0|0}} füllen, weil unnötige Info!<br /> --&gt;<br /> | wctop3springen =<br /> | wctop3fliegen =<br /> | wctop3team =<br /> | update = <br /> }}<br /> <br /> '''Eduard „Edi“ Federer''' (* [[20. Februar]] [[1955]] in [[Mühlbach am Hochkönig]], [[Salzburg]]; † [[30. Mai]] [[2012]] in [[Pfarrwerfen]]) war ein [[österreich]]ischer [[Skispringen|Skispringer]] und [[Sportmanagement|Sportmanager]].<br /> <br /> == Werdegang ==<br /> Federer begann seine Karriere beim [[FIS-Rennen|FIS-Springen]] am 3. Januar 1971 in [[Innsbruck]]. Er beendete den Wettkampf auf der [[Bergiselschanze]] auf dem 73. Platz. Nachdem er am 6. Jänner des gleichen Jahres in Bischofshofen nur auf Platz 64 sprang, nahm er eine internationale Pause von drei Jahren und trat erst wieder zur Vierschanzentournee 1974 an.<br /> <br /> Bei der [[Vierschanzentournee 1974/75]] erreichte er mit 874 Punkten den 2. Rang in der Gesamtwertung. Es war sein einziger großer Erfolg. Er konnte mit einem zweiten Platz beim Springen am 3. Jänner 1975 in [[Innsbruck]] erstmals und auch zum einzigen Mal in seiner Karriere bei einem Einzelbewerb aufs Podium springen.<br /> <br /> Nach seiner aktiven Karriere gründete er ein Sportmanagement-Unternehmen und war von 1992 bis zu dessen Rücktritt vom Skispringen 2005 der Manager von [[Andreas Goldberger]]. Anschließend betreute er als Manager das polnische Skisprungteam und war der persönliche Manager von [[Adam Małysz]] und [[Thomas Morgenstern]] &lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=news networld Internetservice GmbH |Titel=Edi Federer - Manager stirbt mit 57 Jahren |Sammelwerk=news.at |Datum=2012-05-30 |Online=https://www.news.at/a/edi-federer-manager-57-jahren-329406 |Abruf=2018-10-17}}&lt;/ref&gt;, ehe er sich 2010 aufgrund der [[Amyotrophe Lateralsklerose|Nervenerkrankung ALS]] zurückzog, an der er am 30. Mai 2012 verstarb.&lt;ref&gt;[http://sport.orf.at/stories/2123170/2123171/ ''Trauer um Edi Federer'', Tödliche Nervenerkrankung] auf orf.at. Abgerufen am 30. Mai 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{FISDB|JP|16673}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Federer, Edi}}<br /> [[Kategorie:Skispringer (Österreich)]]<br /> [[Kategorie:Sportmanager]]<br /> [[Kategorie:Sportler (Land Salzburg)]]<br /> [[Kategorie:Österreicher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1955]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 2012]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Federer, Edi<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Federer, Eduard (wirklicher Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Skispringer und Manager<br /> |GEBURTSDATUM=20. Februar 1955<br /> |GEBURTSORT=[[Mühlbach am Hochkönig]]<br /> |STERBEDATUM=30. Mai 2012<br /> |STERBEORT=[[Pfarrwerfen]]<br /> }}</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Edi_Federer&diff=181870987 Edi Federer 2018-10-17T07:32:58Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Referenz eingefügt</p> <hr /> <div>{{Infobox Skispringer<br /> &lt;!-- Allgemeine Informationen --&gt;<br /> | kurzname = Edi Federer<br /> | bild = FIS Ski Jumping World Cup 2008 Zakopane - Edi Federer.jpg<br /> | bildgroesse = <br /> | bildbeschreibung = Edi Federer in Zakopane 2008<br /> | langname = Eduard Federer<br /> | nation = {{AUT}}<br /> | geburtstag = 20. Februar 1955<br /> | geburtsort = [[Mühlbach am Hochkönig]]<br /> | geburtsland = <br /> | groesse = <br /> | gewicht = <br /> | beruf =<br /> | sterbedatum = 30. Mai 2012<br /> | sterbeort = [[Pfarrwerfen]]<br /> | sterbeland =<br /> &lt;!-- Karriere --&gt;<br /> | disziplin = <br /> | verein = SC Pfarrwerfen&lt;br /&gt;[[SC Bischofshofen]]&lt;ref&gt; {{cite web | url = http://www.skiclub-bischofshofen.at/de/club/chronik/sportler-trainer-und-fis-funktionaere-des-scb | title = Sportler, Trainer, FIS-Funktionäre des SCB | accessdate = 2014-01-18 | publisher = [[SC Bischofshofen]]}}&lt;/ref&gt;<br /> | trainer = <br /> | nationalkader = <br /> | weltcupdebuet=<br /> | bestweite =<br /> &lt;!-- Status-Kürzel: a für aktiv, g für gesperrt, n für nicht aktiv, v für verstorben, z für zurückgetreten --&gt;<br /> | status = z<br /> | karriereende = 1979<br /> &lt;!-- Medaillen --&gt;<br /> | Medaillenspiegel = <br /> | medaillen =<br /> &lt;!-- Weltcup Herren --&gt;<br /> | weltcupsiege = <br /> | wcgesamt = <br /> | nordictour =<br /> | 4schanzen = 2. ([[Vierschanzentournee 1974/75|1974/75]])<br /> | grandprix =<br /> &lt;!-- Podiumsplatzierungen <br /> Bitte keine Parameter mit {{Wettbewerbsbilanz|0|0|0}} füllen, weil unnötige Info!<br /> --&gt;<br /> | wctop3springen =<br /> | wctop3fliegen =<br /> | wctop3team =<br /> | update = <br /> }}<br /> <br /> '''Eduard „Edi“ Federer''' (* [[20. Februar]] [[1955]] in [[Mühlbach am Hochkönig]], [[Salzburg]]; † [[30. Mai]] [[2012]] in [[Pfarrwerfen]]) war ein [[österreich]]ischer [[Skispringen|Skispringer]] und [[Sportmanagement|Sportmanager]].<br /> <br /> == Werdegang ==<br /> Federer begann seine Karriere beim [[FIS-Rennen|FIS-Springen]] am 3. Jänner 1971 in [[Innsbruck]]. Er beendete den Wettkampf auf der [[Bergiselschanze]] auf dem 73. Platz. Nachdem er am 6. Jänner des gleichen Jahres in Bischofshofen nur auf Platz 64 sprang, nahm er eine internationale Pause von drei Jahren und trat erst wieder zur Vierschanzentournee 1974 an.<br /> <br /> Bei der [[Vierschanzentournee 1974/75]] erreichte er mit 874 Punkten den 2. Rang in der Gesamtwertung. Es war sein einziger großer Erfolg. Er konnte mit einem zweiten Platz beim Springen am 3. Jänner 1975 in [[Innsbruck]] erstmals und auch zum einzigen Mal in seiner Karriere bei einem Einzelbewerb aufs Podium springen.<br /> <br /> Nach seiner aktiven Karriere gründete er ein Sportmanagement-Unternehmen und war von 1992 bis zu dessen Rücktritt vom Skispringen 2005 der Manager von [[Andreas Goldberger]]. Anschließend betreute er als Manager das polnische Skisprungteam und war der persönliche Manager von [[Adam Małysz]] und [[Thomas Morgenstern]] &lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=news networld Internetservice GmbH |Titel=Edi Federer - Manager stirbt mit 57 Jahren |Sammelwerk=news.at |Datum=2012-05-30 |Online=https://www.news.at/a/edi-federer-manager-57-jahren-329406 |Abruf=2018-10-17}}&lt;/ref&gt;, ehe er sich 2010 aufgrund der [[Amyotrophe Lateralsklerose|Nervenerkrankung ALS]] zurückzog, an der er am 30. Mai 2012 verstarb.&lt;ref&gt;[http://sport.orf.at/stories/2123170/2123171/ ''Trauer um Edi Federer'', Tödliche Nervenerkrankung] auf orf.at. Abgerufen am 30. Mai 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{FISDB|JP|16673}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Federer, Edi}}<br /> [[Kategorie:Skispringer (Österreich)]]<br /> [[Kategorie:Sportmanager]]<br /> [[Kategorie:Sportler (Land Salzburg)]]<br /> [[Kategorie:Österreicher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1955]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 2012]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Federer, Edi<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Federer, Eduard (wirklicher Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Skispringer und Manager<br /> |GEBURTSDATUM=20. Februar 1955<br /> |GEBURTSORT=[[Mühlbach am Hochkönig]]<br /> |STERBEDATUM=30. Mai 2012<br /> |STERBEORT=[[Pfarrwerfen]]<br /> }}</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Edi_Federer&diff=181870965 Edi Federer 2018-10-17T07:32:14Z <p>Michael.alexander.kaufmann: </p> <hr /> <div>{{Infobox Skispringer<br /> &lt;!-- Allgemeine Informationen --&gt;<br /> | kurzname = Edi Federer<br /> | bild = FIS Ski Jumping World Cup 2008 Zakopane - Edi Federer.jpg<br /> | bildgroesse = <br /> | bildbeschreibung = Edi Federer in Zakopane 2008<br /> | langname = Eduard Federer<br /> | nation = {{AUT}}<br /> | geburtstag = 20. Februar 1955<br /> | geburtsort = [[Mühlbach am Hochkönig]]<br /> | geburtsland = <br /> | groesse = <br /> | gewicht = <br /> | beruf =<br /> | sterbedatum = 30. Mai 2012<br /> | sterbeort = [[Pfarrwerfen]]<br /> | sterbeland =<br /> &lt;!-- Karriere --&gt;<br /> | disziplin = <br /> | verein = SC Pfarrwerfen&lt;br /&gt;[[SC Bischofshofen]]&lt;ref&gt; {{cite web | url = http://www.skiclub-bischofshofen.at/de/club/chronik/sportler-trainer-und-fis-funktionaere-des-scb | title = Sportler, Trainer, FIS-Funktionäre des SCB | accessdate = 2014-01-18 | publisher = [[SC Bischofshofen]]}}&lt;/ref&gt;<br /> | trainer = <br /> | nationalkader = <br /> | weltcupdebuet=<br /> | bestweite =<br /> &lt;!-- Status-Kürzel: a für aktiv, g für gesperrt, n für nicht aktiv, v für verstorben, z für zurückgetreten --&gt;<br /> | status = z<br /> | karriereende = 1979<br /> &lt;!-- Medaillen --&gt;<br /> | Medaillenspiegel = <br /> | medaillen =<br /> &lt;!-- Weltcup Herren --&gt;<br /> | weltcupsiege = <br /> | wcgesamt = <br /> | nordictour =<br /> | 4schanzen = 2. ([[Vierschanzentournee 1974/75|1974/75]])<br /> | grandprix =<br /> &lt;!-- Podiumsplatzierungen <br /> Bitte keine Parameter mit {{Wettbewerbsbilanz|0|0|0}} füllen, weil unnötige Info!<br /> --&gt;<br /> | wctop3springen =<br /> | wctop3fliegen =<br /> | wctop3team =<br /> | update = <br /> }}<br /> <br /> '''Eduard „Edi“ Federer''' (* [[20. Februar]] [[1955]] in [[Mühlbach am Hochkönig]], [[Salzburg]]; † [[30. Mai]] [[2012]] in [[Pfarrwerfen]]) war ein [[österreich]]ischer [[Skispringen|Skispringer]] und [[Sportmanagement|Sportmanager]].<br /> <br /> == Werdegang ==<br /> Federer begann seine Karriere beim [[FIS-Rennen|FIS-Springen]] am 3. Jänner 1971 in [[Innsbruck]]. Er beendete den Wettkampf auf der [[Bergiselschanze]] auf dem 73. Platz. Nachdem er am 6. Jänner des gleichen Jahres in Bischofshofen nur auf Platz 64 sprang, nahm er eine internationale Pause von drei Jahren und trat erst wieder zur Vierschanzentournee 1974 an.<br /> <br /> Bei der [[Vierschanzentournee 1974/75]] erreichte er mit 874 Punkten den 2. Rang in der Gesamtwertung. Es war sein einziger großer Erfolg. Er konnte mit einem zweiten Platz beim Springen am 3. Jänner 1975 in [[Innsbruck]] erstmals und auch zum einzigen Mal in seiner Karriere bei einem Einzelbewerb aufs Podium springen.<br /> <br /> Nach seiner aktiven Karriere gründete er ein Sportmanagement-Unternehmen und war von 1992 bis zu dessen Rücktritt vom Skispringen 2005 der Manager von [[Andreas Goldberger]]. Anschließend betreute er als Manager das polnische Skisprungteam und war der persönliche Manager von Andi Goldberger, [[Adam Małysz]] und [[Thomas Morgenstern]] &lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=news networld Internetservice GmbH |Titel=Edi Federer - Manager stirbt mit 57 Jahren |Sammelwerk=news.at |Datum=2012-05-30 |Online=https://www.news.at/a/edi-federer-manager-57-jahren-329406 |Abruf=2018-10-17}}&lt;/ref&gt;, ehe er sich 2010 aufgrund der [[Amyotrophe Lateralsklerose|Nervenerkrankung ALS]] zurückzog, an der er am 30. Mai 2012 verstarb.&lt;ref&gt;[http://sport.orf.at/stories/2123170/2123171/ ''Trauer um Edi Federer'', Tödliche Nervenerkrankung] auf orf.at. Abgerufen am 30. Mai 2012.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{FISDB|JP|16673}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Federer, Edi}}<br /> [[Kategorie:Skispringer (Österreich)]]<br /> [[Kategorie:Sportmanager]]<br /> [[Kategorie:Sportler (Land Salzburg)]]<br /> [[Kategorie:Österreicher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1955]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 2012]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Federer, Edi<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Federer, Eduard (wirklicher Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Skispringer und Manager<br /> |GEBURTSDATUM=20. Februar 1955<br /> |GEBURTSORT=[[Mühlbach am Hochkönig]]<br /> |STERBEDATUM=30. Mai 2012<br /> |STERBEORT=[[Pfarrwerfen]]<br /> }}</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datenmodell&diff=181665786 Datenmodell 2018-10-10T13:59:08Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Der Begriff &quot;Datenbankschema&quot; hat auf der konzeptionellen Ebene nichts verloren. Das konzeptionelle Modell ist per Definitionem unabhängig von der Datenbank, auf dem es später umgesetzt wird.</p> <hr /> <div>Ein '''Datenmodell''' ist „ein [[Modell]] der zu beschreibenden und verarbeitenden [[Daten]] eines Anwendungsbereichs (z.&amp;nbsp;B. Daten des [[Produktion]]sbereichs, des [[Rechnungswesen]]s oder die Gesamtheit der [[Unternehmensdaten]]) und ihrer Beziehungen zueinander.“&lt;ref&gt;Gabler Wirtschaftslexikon&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der [[Informatik]], im Besonderen bei der Entwicklung von [[Informationssystem]]en, dienen Datenmodelle und die zu deren Erstellung durchgeführten Aktivitäten ([[Datenmodellierung]]) dazu, die Struktur für die in den Systemen zu verarbeitenden (im Besonderen für die zu speichernden) Daten zu finden und festzulegen.<br /> <br /> == Arten von Datenmodellen ==<br /> [[Datei:Data modeling context.svg|miniatur|Zusammenwirken von Datenmodell-Typen]]<br /> Datenmodelle werden in aufeinander aufbauenden Abstufungen erstellt, deren Ergebnisse im Allgemeinen wie folgt unterschieden werden:<br /> # [[Semantisches Datenmodell|Konzeptuelles Datenmodell]]: Implementierungsunabhängiges Modell, z. B. ein [[Entity-Relationship-Modell#ER-Diagramme|ER-Diagramm]] (am häufigsten verwendet) oder ein [[Unified Modeling Language#Darstellung in Diagrammen|UML-Diagramm]]; modelliert werden die Gegenstände der realen Welt (im relevanten Kontext), die in der Datenbank abgebildet werden sollen, und die Beziehungen zwischen diesen Gegenständen.<br /> # [[Datenbankmodell|Logisches Datenbankschema]]: Abbildung des konzeptuellen Datenbankschemas auf die Regeln des zu verwendenden [[Datenbank|Datenbankmanagementsystems]], z.&amp;nbsp;B. gem. dem [[Relationale Datenbank|relationalen Datenmodell]], bei dem alle Daten in Tabellen abgelegt werden.<br /> # [[Schema (Informatik)|Physisches Datenbankschema]]: Enthält weitere, zum technischen Betrieb erforderliche oder zweckmäßige Festlegungen, z.&amp;nbsp;B. Indexstrukturen zur Zugriffsoptimierung. Diese bleiben dem Datenbankbenutzer verborgen.<br /> <br /> == Abweichende Begriffe ==<br /> Die oben dargestellte, sich am Entwicklungsprozess orientierende Modellabstufung und besonders auch die Bezeichnungen der Modelle werden in der Praxis nicht einheitlich angewendet und benannt. So werden in der Literatur, in Publikationen und im allgemeinen Sprachgebrauch häufig andere Begriffe verwendet; im Besonderen wird häufig nur der Begriff „Datenmodell“ benutzt.<br /> <br /> Mit den folgenden Begriffen werden bestimmte Ausprägungen von „Datenmodelltypen“ u.&amp;nbsp;a. abweichend bezeichnet.&lt;br /&gt;<br /> &lt;small&gt;(in Klammern: Synonyme für die oben beschriebenen Stufen 1–3)&lt;/small&gt;<br /> : Für (1,2,3): Datenmodell, Objektmodell<br /> : Für (1,2): logisches Datenmodell<br /> : Für (1): [[Semantisches Datenmodell]] / konzeptuelles, konzeptionelles, fachliches Datenmodell / Informationsstruktur / Informationsmodell / informale Beschreibung<br /> : Für (2): [[Datenbankmodell]]<br /> : Für (3): Datenschema, Datenbankschema<br /> <br /> Die Begriffe ''Semantisches Datenmodell, Datenmodell, Datenbankmodell'' bezeichnen in der DB-Literatur, z.&amp;nbsp;B. bei&lt;ref&gt;Saake/Sattler/Heuer: ''Datenbanken-Konzepte und Sprachen.'' 3. Auflage: S. 122 ff.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kemper/Eickler: ''Datenbanksysteme.'' 6. Auflage. S. 32 ff.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Elmasri/Navathe: ''Fundamentals of Database Systems.'' 5. Auflage. S. 59 ff.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Kifer/Bernstein/Lewis: ''Database Systems.'' 2. Auflage. S.&amp;nbsp;31&amp;nbsp;ff.&lt;/ref&gt; nicht die o.&amp;nbsp;g. Modellabstufungen (als Ergebnis der Modellierung), sondern die ''Sprache'' oder die ''theoretische Grundlage'', nach der die Modelle erstellt werden.<br /> <br /> Auch sind methodenspezifische Begriffe im Sprachgebrauch (wie [[Entity-Relationship-Modell|ER-Modell]], [[Klassendiagramm|Klassenmodell, Klassendiagramm]]), die sich jedoch nicht aus der hier erfolgten, prozessorientierten Abstufung ergeben, sondern aus der angewendeten Modellierungsmethodik.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Datenmodellierung]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Datenbankmodellierung]]<br /> [[Kategorie:Datenarchitektur]]</div> Michael.alexander.kaufmann https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=X_(soziales_Netzwerk)&diff=158123111 X (soziales Netzwerk) 2016-09-22T07:58:36Z <p>Michael.alexander.kaufmann: Twitterer = Tweeter</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|beschreibt den Mikroblogging-Dienst. Zum Unternehmen siehe [[Twitter Inc.]]}}<br /> {{Infobox Website<br /> | Name= Twitter<br /> | Logo= [[Datei:Twitter bird logo 2012.svg|150px|Logo]]<br /> | url = [https://twitter.com/ twitter.com]<br /> | Slogan=<br /> | Kommerziell = Ja<br /> | Beschreibung= [[Mikroblogging]]-Dienst<br /> | Registrierung = Ja (Beiträge schreiben, Nutzern folgen, andere Beiträge weiterleiten, favorisieren, Programme autorisieren)<br /> | Sprachen= multilingual<br /> | Eigentümer= [[Twitter Inc.]], [[San Francisco]], USA<br /> | Urheber = [[Jack Dorsey]]&lt;br /&gt;[[Noah Glass]]&lt;br /&gt;[[Biz Stone]]&lt;br /&gt;[[Evan Williams (Unternehmer)|Evan Williams]]<br /> | Erschienen= 21. März 2006&lt;ref&gt;[https://twitter.com/jack/status/20 twitter.com: just setting up my twttr]&lt;/ref&gt;<br /> | Jahreseinnahmen = 665 Mio. US-Dollar &lt;small&gt;(2013)&lt;/small&gt;&lt;ref name=&quot;mm060214&quot;&gt;{{Internetquelle|url=http://www.musikmarkt.de/Aktuell/News/Twitter-Aktie-stolzer-Umsatz-jedoch-kaum-Nutzerwachstum|hrsg=Musikmarkt|titel=Twitter Aktie: stolzer Umsatz jedoch kaum Nutzerwachstum|werk=musikmarkt.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> | Mitglieder= 320 Millionen &lt;small&gt;(Stand: Januar 2016)&lt;/small&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url = https://about.twitter.com/company/ | titel = Twitter Nutzung / Fakten zum Unternehmen | zugriff = 2016-01-10 | sprache = de}}&lt;/ref&gt;<br /> | Artikel =<br /> | Status= aktiv<br /> }}<br /> <br /> [[Datei:Twitter logo.svg|mini|Twitter-Schriftzug (ehemaliges Logo)]]<br /> [[Datei:Twitter-Bird.svg|mini|ehemaliges Markenzeichen von Twitter: der blaue Vogel „Larry“&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://greenstreet.weei.com/sports/boston/basketball/celtics/2011/08/11/twitter-bird-logo-named-larry-after-celtics-legend/|hrsg=Green Street|titel=Twitter bird logo named Larry after Celtics legend|werk=weei.com|sprache=en-us|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;]]<br /> [[Datei:Jack Dorsey-20080723.jpg|mini|Softwareentwickler und Twitter-Erfinder [[Jack Dorsey]]]]<br /> [[Datei:Evan-Williams.jpg|mini|Der Internetunternehmer [[Evan Williams (Unternehmer)|Evan Williams]] ist auch der Gründer von [[Blogger.com]]]]<br /> [[Datei:Biz Stone-20080723.jpg|mini|Grafiker [[Biz Stone]]]]<br /> [[Datei:Biz Stone-Jack Dorsey-20080118.jpg|mini|Die Twitter-Gründer Biz Stone und Jack Dorsey 2008, einen [[TechCrunch]]-Preis für das beste mobile StartUp entgegennehmend]]<br /> [[Datei:Twttr sketch-Dorsey-2006.jpg|mini|hochkant|Erste Notizen und Ideen vom Erfinder Jack Dorsey aus dem März 2006]]<br /> <br /> {{lang|en|'''Twitter'''}} ({{enS}} für ''Gezwitscher'') ist ein [[Mikroblogging]][[Online-Dienst|dienst]] des Unternehmens [[Twitter Inc.]] Auf Twitter können angemeldete Nutzer [[telegramm]]artige [[Kurznachricht]]en verbreiten. Die Nachrichten werden „Tweets“ (von {{enS|''tweet''}} „[[Vogelgesang|zwitschern]]“) genannt. <br /> <br /> == Geschichte ==<br /> {{lückenhaft|Geschichte 2006–2015 erfordert Ergänzungen}}<br /> Twitter wurde im März 2006 unter dem Namen „twttr“ gegründet und gewann weltweit rasch an Popularität: Der erste ''Tweet'' wurde am 21. März 2006 durch den Twitter-Mitgründer [[Jack Dorsey]] mit dem Satz „just setting up my twttr.“ verschickt.<br /> <br /> Seit April 2010 besitzt Twitter eine [[Mobile App|App]] für Smartphones und Tablets. Heute sind Apps für [[Android (Betriebssystem)|Android]], [[Apple iOS|iOS]], [[Windows Phone]], [[Blackberry]], [[Firefox OS]] und einige [[Nokia]]-Handys verfügbar.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle|url = http://www.deutsche-startups.de/2014/07/05/die-geschichte-von-twitter/|titel = Die Geschichte von Twitter – als gezeichnetes Meisterwerk|autor = |hrsg = |werk = |datum = 05.07.2014|sprache = |zugriff = 25.09.2015}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im April 2010 hatte Twitter 105 Millionen aktive Nutzer, September 2011 wurden 200 Millionen aktive Nutzer erreicht.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Im zweiten Quartal 2015 gab es 304 Millionen aktive Accounts.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|titel = Twitter – Monatlich aktive Nutzer weltweit 2015 {{!}} Statistik|url = http://de.statista.com/statistik/daten/studie/232401/umfrage/monatlich-aktive-nutzer-von-twitter-weltweit-zeitreihe/|zugriff = 2015-09-25|werk = Statista}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Juni 2012 wurde das Twitter-Logo („Larry the bird“) grundlegend verändert. Es ist seitdem einfarbig und bis heute das aktuelle Logo.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> Im November 2013 ging die [[Twitter Inc.]] an die Börse.<br /> <br /> Im Oktober 2015 kamen vermehrt Gerüchte auf, Twitter wolle die Grenze von 140 Zeichen für einen Tweet auflösen oder zumindest eine Möglichkeit schaffen, direkt auf der Plattform längere Texte einzubinden.&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor = Anna Steiner|Titel = Twitter In der Kürze lag die Würze|Sammelwerk = Frankfurter Allgemeine Zeitung|Jahr = 2015-10-01|ISSN = 0174-4909|Online = http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/twitter-will-140-zeichen-sperre-aufheben-13833720.html|Zugriff = 2015-10-02}}&lt;/ref&gt; Im März 2016 gab Jack Dorsey bekannt, an der 140-Zeichen-Grenze festzuhalten.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle|url = http://www.zeit.de/digital/internet/2016-03/jack-dorsey-twitter-140-zeichen-beschraenkung-tweets-laenge |titel=Jack Dorsey: Twitter bleibt bei 140-Zeichen-Grenze| autor = |hrsg = |werk = |datum = 18.03.2016| sprache = |zugriff = 20.03.2016}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 19. September 2016 lockerte Twitter das 140-Zeichen-Limit. Ab da werden, wie im Mai angekündigt, &quot;angehängte Fotos und Videos sowie zitierte Tweets nicht mehr auf die Gesamtlänge des eigenen Beitrags angerechnet und verkürzen damit nicht mehr den verbleibenden Platz.&quot;&lt;ref&gt;[http://orf.at/#/stories/2358767/ Twitter lockert 140-Zeichen-Regel] orf.at, 20. September 2016, abgerufen 20. September 2016.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Charakterisierung des Dienstes ==<br /> Twitter wird als Kommunikationsplattform, [[Soziales Netzwerk (Internet)|soziales Netzwerk]] oder ein meist öffentlich einsehbares [[Blog|Online-Tagebuch]] definiert. Privatpersonen, Organisationen, Unternehmen und Massenmedien nutzen Twitter als Plattform zur Verbreitung von kurzen (max. 140 Zeichen) Textnachrichten ''(Tweets)'' im Internet.<br /> <br /> &lt;!-- Hier darf gern noch etwas mehr entstehen – wann auch immer.<br /> === Asymmetrie (Einwegkommunikation) ===<br /> <br /> === Socialbots ===<br /> <br /> --&gt;<br /> == Funktionen ==<br /> === Anmeldung bei Twitter ===<br /> Für die Anmeldung werden lediglich zwei bisher nicht bei Twitter verwendete Angaben benötigt: Eine [[E-Mail-Adresse]] sowie eine Profilbezeichnung (das ist der Nutzername). Bei der Anmeldung wird zwar auch ein „vollständiger Name“ erfragt, dieser dient jedoch offenbar vor allem dazu, diese Angabe neben diversen anderen im Profil anzuzeigen. Ein Echtname wird im Gegensatz zu Facebook nicht erwartet. Überdies ist es möglich, den Namen sowie den @-Nutzernamen später beliebig oft zu ändern. Es wird außerdem ein Passwort benötigt.<br /> <br /> === Tweets ===<br /> Jeder Tweet ist auf maximal 140 [[Unicode]]-Zeichen begrenzt.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://dev.twitter.com/docs/counting-characters |title=Counting Characters |author= |date=2012-04-12 |work=Twitter Developers |publisher=Twitter, Inc. |accessdate=2014-01-29}}&lt;/ref&gt; Er ist standardmäßig öffentlich, also auch für unangemeldete Leser sichtbar. Er kann [[Hashtag]]s (mit #), Links (als [[Uniform Resource Locator|URL]]), Verweise auf andere Nutzerprofile (mit @) sowie Bilder (als URL oder direkt eingefügt) und Standorte enthalten. Tweets werden in erster Linie den Followern eines Benutzers angezeigt, vor allem über Hashtags oder Verlinkungen/Retweets kann aber auch ein breiteres Publikum erreicht werden.<br /> <br /> Die Beiträge sind häufig aus der [[Ich-Erzähler|Ich-Perspektive]] geschrieben und können völlig unterschiedliche Inhalte haben; häufig werden persönliche Meinungen, Gedanken und aktuelle Tätigkeiten mit Abonnenten geteilt. Es werden auch mit anderen Nutzern Konversationen geführt. Letzteres führt dann zu einem [[Thread (Internet)|Thread]], der einzeln angezeigt werden kann. Die Beiträge anderer Nutzer können favorisiert ([[Like (Button)|gelikt]]), retweetet (geteilt) oder mit einem eigenen Tweet wiederum kommentiert werden. Die Verfasser selbst werden als „Twitterer“ oder als &quot;Tweeter&quot;, seltener als „Tweeps“ bezeichnet.<br /> <br /> Das Mikroblog bildet ein für Verfasser und Leser einfach zu handhabendes [[Echtzeit]]-Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu spezifischen Themen. Kommentare oder Diskussionen der Leser zu einem Beitrag sind denen möglich, die ein Twitter-Konto haben. Damit kann das Medium sowohl dem Austausch von [[Information]]en, [[Gedanken]] und [[Erfahrung]]en als auch anderen Formen der [[Kommunikation]] dienen. Die Tätigkeit des Schreibens auf Twitter wird als „Twittern“, die Liste der abonnierten Beiträge häufig als „Timeline“ oder kurz „TL“ bezeichnet.<br /> <br /> Es besteht die Möglichkeit, sämtliche verfasste Tweets nur akzeptierten Followern zugänglich zu machen, diese Option heißt ''geschützte Tweets''.<br /> <br /> Am 8. Januar 2010 hat die [[American Dialect Society]] den Begriff ''tweet'' zum ''[[Wort des Jahres (USA)|Word of the Year 2009]]'' gewählt.<br /> <br /> === Hashtags ===<br /> {{Hauptartikel|Hashtag}}<br /> <br /> Ein ''Hashtag'' (z.&amp;nbsp;B. #wikipedia) ist ein [[Begriff]] in Form eines [[Tag (Informatik)|Tags]], welcher ein Wort oder eine Zeichenkette in einem Tweet hervorhebt. Die Bezeichnung stammt vom [[Doppelkreuz (Schriftzeichen)|Doppelkreuz]] „#“ ({{enS|''hash''}}), mit dem der betreffende Begriff markiert wird. Im Gegensatz zu anderen Tag-Konzepten werden ''Hashtags'' direkt in die eigentliche Nachricht eingefügt. Daher werden in einem Tweet alle Begriffe, vor denen ein Doppelkreuz steht, von Twitter als Tags interpretiert. Das ''Hashtag'' kann aus Buchstaben und Ziffern bestehen, es dürfen jedoch weder [[Satzzeichen|Satz-]] noch [[Leerzeichen]] enthalten sein.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://support.twitter.com/articles/511696-meine-hashtags-und-antworten-funktionieren-nicht#|hrsg=Twitter Hilfe-Center|titel=Meine Hashtags oder Antworten funktionieren nicht|werk=twitter.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Retweeten ===<br /> Wer einen Tweet mit seinen Followern teilen möchte, kann ihn „Retweeten“. Dafür bietet Twitter eine integrierte Retweet-Funktion an. Außerdem kann man auch Tweets zitieren. Dadurch ist ein Retweet mit Kommentar möglich.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://support.twitter.com/groups/52-connect/topics/211-tweeting/articles/20170060-retweeten-eines-tweets# |title=Retweeten eines Tweets |work=Twitter Hilfe-Center |accessdate=2015-03-18}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Favoriten ===<br /> Nutzer haben die Möglichkeit, einen Tweet zu &quot;liken&quot;. Dargestellt wird es durch ein kleines Herzsymbol. Für das &quot;Liken&quot; haben Nutzer viele verschiedene Motivationen. Dennoch bringen sie dadurch meist zum Ausdruck, dass ihnen etwas gefällt, sie etwas zustimmen oder sie etwas unterstützen.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://support.twitter.com/articles/20171525-favorisieren-eines-tweets# |title=Favorisieren eines Tweets |work=Twitter Hilfe-Center |accessdate=2015-03-18}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/twitter-studie-warum-werden-tweets-favorisiert-12938819.html |title=Ein Stern, der Deinen Namen trägt |work=[[FAZ]] |accessdate=2015-03-18 |date=2014-05-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Follower ===<br /> Will man zukünftig über Beiträge anderer Nutzer informiert werden, kann man ihnen „folgen“. So [[Abonnement|abonniert]] man den Nutzer entsprechend, und dessen Tweets werden daraufhin in der eigenen ''Timeline'' angezeigt. Ein Nutzer, der einem anderen folgt, wird als „Follower“ (von {{enS|''follow''}} „folgen“) bezeichnet.<br /> <br /> === Eigene Listen ===<br /> Um die Beiträge einer selbst definierten Gruppe von Nutzern angezeigt zu bekommen, kann man eine Liste erstellen. Dazu sucht man einen kurzen Listennamen (maximal 25 Zeichen) aus, erstellt eine kurze Beschreibung und legt fest, ob die Liste privat (Zugriff nur durch den Listenersteller) oder öffentlich (jeder kann die Liste abonnieren) sein soll. Eine öffentliche Liste ist auch ohne einen eigenen Twitter-Account einsehbar, sofern die dazugehörige [[URL]] bekannt ist.<br /> <br /> === Direktnachricht ===<br /> Nicht jede Kommunikation muss auf Twitter öffentlich verlaufen, es ist ebenso möglich, anderen Nutzern private Direktnachrichten zu senden. Die Nutzer können dabei einstellen, ob sie nur von gefolgten Nutzern Nachrichten erhalten möchten oder von allen Twitter-Nutzern.<br /> <br /> === Archivierung ===<br /> Im Juli 2012 kündigte [[Dick Costolo]] eine Funktion an, die den Export sämtlicher Tweets eines Nutzers in eine Datei ermöglichen soll.&lt;ref&gt;{{Internetquelle | werk = netzwelt | url = http://www.netzwelt.de/news/93115-twitter-download-funktion-alte-tweets-kommt.html | titel = Twitter: Download-Funktion für alte Tweets in Arbeit | autor = Alexander Zollondz | datum = 25. Juli 2012 | zugriff = 26. Juli 2012}}&lt;/ref&gt; Damit werden Anwender befähigt, ihre Tweets und Retweets auf ihrem eigenen Rechner zu archivieren. Ende Dezember 2012 wurde die Funktion für alle Twitterer freigeschaltet.&lt;ref&gt;{{cite web |url=https://blog.twitter.com/de/2012/das-twitter-archiv |title=Das Twitter-Archiv |author=Dirk Hensen |work=Twitter Blog |accessdate=2014-12-15 |date=2012-12-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Weitere Funktionen ===<br /> Über eine [[Programmierschnittstelle]] (API) stellen [[Komplementor]]en die über Twitter veröffentlichten Nachrichten zur Verfügung, damit die Aktualisierungen auf verschiedenen Kanälen von vielen Diensten abgerufen und von dort auch wieder eingespeist werden können. Dem Benutzer stehen unter anderem Kommunikationstechniken wie [[Short Message Service|SMS]] (nur Vereinigte Staaten, Kanada und Indien) zur Verfügung. Im August 2008 hat Twitter den Versand von SMS-Kurznachrichten außerhalb der Vereinigten Staaten, Kanadas und Indiens eingestellt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://blog.twitter.com/2008/08/changes-for-some-sms-usersgood-and-bad.html|hrsg=blog.twitter.com|titel=Changes for Some SMS Users—Good and Bad News &amp;#124; Twitter Blogs|werk=twitter.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; oder einfache Eingabehilfen über die Twitter-Website ([[RSS (Web-Feed)|RSS]]) oder [[Desktop (grafische Benutzeroberfläche)|Desktop]]-Software zur Verfügung.<br /> <br /> Bei Veranstaltungen kann eine [[Twitterwall]] eingesetzt werden&amp;nbsp;– eine „Wand“, an die oder auf der Tweets zu einem vorher bestimmten einheitlichen ''Hashtag'' [[Projektion (Optik)|projiziert]] werden, sodass sie von allen Teilnehmenden gelesen werden können.<br /> <br /> Seit Mai 2012 ist es möglich, sich die besten Tweets der Woche per E-Mail zusenden zu lassen. So erhält der Nutzer eine Übersicht über die relevantesten Tweets jener Konten, denen er folgt, beziehungsweise über jene, die von abonnierten Konten besonders häufig geteilt oder kommentiert wurden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://t3n.de/news/twitter-schickt-dir-besten-tweets-387727/|hrsg=t3n Magazin|titel=Twitter schickt dir die besten Tweets der Woche per E-Mail|werk=t3n.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; Im Juni 2012 wurde bekannt, dass in Tweets gesetzte Links verschiedener Medien künftig Vorschauen und Bilder in sich tragen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url = http://www.netzwelt.de/news/92655-twitter-neue-erweiterte-tweets-fotos-videos.html | titel = Twitter: Neue erweiterte Tweets mit Fotos und Videos | werk = netzwelt | datum = 2012-06-14 | zugriff = 2012-06-15}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Über einen Stern-Button in den Twitter-Apps kann man sich neue Tweets von bestimmten Nutzern als Push-Benachrichtigung auf dem Smartphone anzeigen lassen.<br /> <br /> Über die Twitter-eigene mobile Applikation [[Periscope (App)|Periscope]] haben Anwender die Möglichkeit der Video-[[Echtzeit|Direktübertragung]] ([[Live-Streaming]]) vom Mobiltelefon aus.<br /> <br /> == Technik ==<br /> Twitter setzt [[Java (Programmiersprache)|Java]] für die Erzeugung von Webseiten ein.&lt;ref&gt;{{cite web| url=http://www.heise.de/developer/meldung/Twitter-ersetzt-Ruby-on-Rails-durch-Java-1226062.html | title= Twitter ersetzt Ruby on Rails durch Java| accessdate = 2011-04-12| date= 2011-04-12| publisher= Heise Verlag| language= Deutsch}}&lt;/ref&gt; Ursprünglich war die [[Warteschlange (Datenstruktur)|Message Queue]], die für die Weiterleitung der eigentlichen Nachrichten zuständig ist, in [[Ruby (Programmiersprache)|Ruby]] geschrieben. Diese musste jedoch aufgrund von [[Skalierbarkeit|Skalierungsproblemen]] neu geschrieben werden, was in der Programmiersprache [[Scala (Programmiersprache)|Scala]] erfolgte.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.artima.com/scalazine/articles/twitter_on_scala.html| title= Twitter on Scala| accessdate = 2009-04-17| last= Venners| first= Bill| date= 2009-04-03| publisher= Artima, Inc.| language= Englisch}}&lt;/ref&gt; Für die Oberflächengestaltung verwendet Twitter ein eigens entwickeltes [[User Interface|UI]]-Framework namens [[Twitter Bootstrap|Bootstrap]], welches als Open-Source-Projekt der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird.<br /> <br /> === Schnittstellen ===<br /> Die Twitter-API erlaubt die Integration von Twitter in andere Webdienste und Anwendungen.&lt;ref&gt;{{cite web| url=https://dev.twitter.com/overview/documentation| title= Documentation Twitter Developers| accessdate = 2014-12-9| publisher= Twitter| language= Englisch}}&lt;/ref&gt; Twitter kann neben spezialisierten Clients wie [[Twhirl|Seesmic Desktop]] auch in verschiedenen anderen Programmen verwendet werden, beispielsweise im Kundenbeziehungsmanagement-Dienst [[Salesforce.com]], den [[Instant Messaging|Instant-Messaging]]-Client-Diensten [[Adium]], [[Digsby]] oder im [[Flock (Browser)|Flock]]-Browser. T-Mobile USA hat in sein [[Hiptop|Sidekick]]-Mobiltelefon neben [[Facebook]] auch Twitter integriert.<br /> <br /> Mittels Erweiterungen lassen sich zusätzliche Informationen über den Absender und die Empfängergruppe anzeigen, wie etwa der jeweilige Standort auf dem Kartendienst [[Google Maps]].<br /> [[Datei:Animated map of earthquake Tweets August 23 2011 6079677293.webm|mini|Tweets mit Standortdaten (aus Twitter Streaming API) beim [[Erdbeben in Virginia 2011]]]]<br /> <br /> Mit spezialisierten Clients wie ''TweetDeck'' lassen sich Nachrichten übersichtlicher darstellen. So kann auch bei mehreren Twitter-Konten die Übersicht behalten werden.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://datenschaetze.de/kontakte/tweetdeck-en-uberblick-uber-tweets-bei-twitter-behalten-t849.html| title= Mit TweetDeck den Überblick bei Twitter behalten| accessdate = 2009-11-24<br /> | publisher= DatenSchaetze| language= Deutsch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 9. April 2010 wurde bekannt, dass Twitter die Entwicklerschmiede des mobilen Clients ''Tweetie'' übernommen hat und zukünftig eine Applikation für das [[Apple iPhone]] kostenlos anbieten möchte. Die offizielle Twitter-Applikation erschien am 19. Mai 2010 im [[App Store (iOS)|App Store]].&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.appblogger.de/2010/05/19/offizielle-twitter-applikation-im-app-store/| title= Offizielle Twitter Applikation im App Store| accessdate = 2010-05-24| publisher= Appblogger| language= Deutsch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Übersicht von Clients (Auswahl) ====<br /> * Fenix (für [[Android (Betriebssystem)|Android]])<br /> * Echofon (für [[Apple iOS|iOS]] sowie [[Android (Betriebssystem)|Android]])<br /> * [[Gwibber]] (ab Version 10.04 von Ubuntu vorinstalliert)<br /> * Hootsuite (für [[Android (Betriebssystem)|Android]], [[Apple iOS|iOS]])<br /> * Hotot (Für Linux)<br /> * Rainbowstream (Für Linux)<br /> * MetroTwit (für Windows)<br /> * Osfoora (für [[Apple iOS|iOS]], [[Mac OS]])<br /> * Peep (für Android mit [[HTC Sense]])<br /> * Phnx (für [[HP webOS]])<br /> * Plume (für [[Android (Betriebssystem)|Android]])<br /> * Seesmic (für Android, iOS, [[Blackberry]], [[Windows Phone 7]], [[Microsoft Windows|Windows]] und Mac OS, Nachfolger von [[Twhirl]])<br /> * SharedMinds Desktop (für Windows)<br /> * Sparrow (für [[HP webOS]])<br /> * Spaz (für [[HP webOS]])<br /> * [[Tweetbot]] (für iOS und Mac OS)<br /> * TweetComb (für Android, gut geeignet für Android-Tablets)<br /> * Tweetdeck (für Android, iOS, Windows, Mac OS sowie [[Linux]])<br /> * Tweetian (für [[Jolla|Sailfish OS]])<br /> * Tweetings (für Mac OS, iOS, Windows und [[Google Chrome]])<br /> * Tweettime (für iOS)<br /> * Twicca (für Android)<br /> * Twitdroyd (für Android)<br /> * twittAmiga (für [[AmigaOS]])<br /> * Twitter for Mac (vormals Tweetie) (für Mac OS)<br /> * TwitterNeighbor<br /> * Twitterrific (für Mac OS, iOS)<br /> <br /> === Ausfallzeiten ===<br /> Twitter war 2007 ungefähr zu 98 Prozent der Zeit erreichbar, das heißt, insgesamt über einen Zeitraum von sieben vollen Tagen nicht.&lt;ref name=&quot;downtime1&quot;&gt;{{cite web| url= http://www.webpronews.com/topnews/2007/12/20/twitter-downtime-revealed-ridiculed| title= Twitter Downtime Revealed, Ridiculed| accessdate = 2008-05-07| last = Caverly| first= Doug| date = 2007-12-20| publisher= WebProNews| language = Englisch}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;downtime2&quot;&gt;{{cite web| url= http://www.techcrunch.com/2007/12/20/twitter-downtime-on-the-upswing/| title= Twitter Downtime On the Upswing| accessdate = 2008-05-07| last= Schonfeld| first = Erick| date= 2007-12-20| publisher= [[TechCrunch]]| language= Englisch}}&lt;/ref&gt; Twitters Ausfallzeiten fielen insbesondere während gut besuchter Veranstaltungen der Technologie-Industrie auf, wie der [[Macworld Conference &amp; Expo|Macworld-Conference-&amp;-Expo]]-Eröffnungsansprache im Jahre 2008.&lt;ref name=&quot;downtime3&quot;&gt;{{cite web<br /> | url = http://blog.twitter.com/2008/01/macworld.html| title = MacWorld| accessdate = 2008-05-07| last = Dorsey| first= Jack| date= 2008-01-15| publisher= Twitter}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;downtime4&quot;&gt;{{cite web| url= http://oracleappslab.com/2008/01/15/macworld-brings-twitter-to-its-knees/| title = MacWorld Brings Twitter to its Knees| accessdate = 2008-05-07| last = Kuramoto| first= Jake| date = 2008-01-15| publisher= Oracle AppsLab| language= Englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> Wenn Twitter abstürzt, sehen die Benutzer als Fehlermeldung den „Fehlschlag-Wal“ ({{enS|''fail whale''}}) – ein Bild von roten Vögeln, die einen [[Weißwal]] aus dem Ozean hieven.&lt;ref name=&quot;earthquake&quot;&gt;{{Literatur|Autor=Murray Whyte|Titel=In Akron last week, JuggleNuts coded 250 death certificates in a single day. „A new record,“ he said. In Bakersfield, jcjdoss „(j)ust bit into a rotten apple… almost barfed.“ Seconds later and half a world away, sauj in Auckland, New Zealand, shared a moment that was, he said, &quot;Beautiful: the early morning train, witnessing the gentle pink blushes or the sun reflected on the wind-caressed waves of the Orakei basin.&quot;|Sammelwerk=The Toronto Star|Verlag=|Jahr=2008|Monat=06|Tag=01|ISSN=0319-0781|Online=[http://www.thestar.com/News/Ideas/article/434826 thestar.com]}}&lt;/ref&gt; Die Grafik wurde von Yiying Lu gestaltet.&lt;ref&gt;{{cite news|first=Rob|last=Walker|url=http://www.nytimes.com/2009/02/15/magazine/15wwln_consumed-t.html?_r=2|title=Fail Whale|work=Consumed|publisher=New York Times Magazine|page=17|date=2009-02-15|accessdate=2009-02-15}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Mai 2008 wurde die Software-Architektur dem Wachstum des Dienstes angepasst, jedoch führten Stabilitätsprobleme zu Ausfallzeiten oder zum zeitweisen Entfernen von Funktionen. Im August 2008 zog Twitter die freien SMS-Dienste für den größten Teil der Welt zurück.&lt;ref&gt;{{cite web| url = http://www.senokian.com/barking/2008/08/14/a-world-without-twitter-sms/| title = A World without Twitter SMS| accessdate = 2008-08-15| last = Stride| first = Jake| date = 2008-08-14| work= Barking. the Senokian blog| language = Englisch}}&lt;/ref&gt; Seit September 2008 ist die Unterstützung von Instant Messaging „zeitweilig nicht verfügbar“.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://getsatisfaction.com/twitter/topics/twitter_im_down_may_23rd_may24th?utm_content=topic_link&amp;utm_medium=email&amp;utm_source=new_user_welcome| title= Twitter IM down May 23rd-May24th| accessdate = 2008-07-29| last = Dorsey| first= Jack| year = 2008| month= 05| publisher= Get Satisfaction| language = Englisch}}&lt;/ref&gt; Wann diese Funktion wieder bereitgestellt wird, ist unklar.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://status.twitter.com/post/53978711/im-not-coming-soon| title= IM: Not coming soon| accessdate = 2009-01-22| publisher= Twitter| language = Englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Technische Sicherheit ===<br /> Die erste Sicherheitslücke bei Twitter wurde am 7. April 2007 von Nitesh Dhanjani gemeldet. Das Problem entstand dadurch, dass Twitter die Absenderangabe einer SMS als Authentifizierung für ein Benutzerkonto nutzte. Nitesh verwendete einen Free-SMS-Dienst, um eine SMS zu manipulieren, woraufhin Twitter die Nachricht im Namen des Opfers verbreitete. Diese Sicherheitslücke kann nur ausgenutzt werden, wenn die Telefonnummer des Opfers bekannt ist.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.dhanjani.com/archives/2007/04/twitter_and_jott_vulnerable_to.html| title= Twitter and Jott Vulnerable to SMS and Caller ID Spoofing| accessdate = 2008-05-07| author = Nitesh Dhanjani| date = 2007-04-07| language = Englisch}}&lt;/ref&gt; Wenige Wochen nach dieser Entdeckung führte Twitter eine optionale PIN ein, um SMS authentifizieren zu können.<br /> <br /> Am 20. März 2009 wurde eine weitere Sicherheitslücke entdeckt, nachdem Twitter kurz zuvor ein Problem mit fälschbaren SMS-Aktualisierungen zumindest provisorisch hatte lösen können.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.heise.de/newsticker/Twitter-schliesst-eine-Luecke-und-die-naechste-taucht-auf--/meldung/134922| title= Twitter schließt eine Lücke und die nächste taucht auf| date = 2009-03-20| language = Deutsch| accessdate=2011-03-05}}&lt;/ref&gt; Bei der neuen Lücke handelt es sich um eine [[Cross-Site-Scripting]]-Lücke, die prinzipiell sogar ein Wurm ausnutzen könnte.<br /> <br /> Am 21. September 2010 wurde das Webinterface von Twitter das Opfer eines Angriffs via [[Cross-Site-Scripting]], bei dem der JavaScript-Befehl „onmouseover“ genutzt wurde. Dies veranlasste die Nutzer dazu, teilweise automatisch die ungewünschten Inhalte unter ihren Followern weiterzuverbreiten, ähnlich der Weiterverbreitung eines [[Computerwurm]]s. Die Auswirkungen betrafen dabei nicht die Benutzung des Dienstes über Apps bzw. Clients. Nach ersten Medienberichten führte ein Bug beim [[Kurz-URL-Dienst]] „t.co“ von Twitter zur clientseitigen Ausführung des Javascript-Codes.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.sophos.com/blogs/gc/g/2010/09/21/twitter-onmouseover-security-flaw-widely-exploited/ |titel=Twitter ‚onmouseover‘ security flaw widely exploited |autor=Cluley, Graham |hrsg=Sophos |datum=2010-09-21 |zugriff=2010-09-21 |sprache=deutsch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Datenschutz ==<br /> Twitter sammelt [[personenbezogene Daten]] seiner Benutzer und teilt sie Dritten mit. Twitter sieht diese Informationen als einen [[Aktiva|Aktivposten]] und behält sich das Recht vor, sie zu verkaufen, wenn das Unternehmen seinen Eigentümer wechselt.&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://twitter.com/privacy|title=Twitter Privacy Policy|accessdate=2008-11-05|date=2007-05-14|publisher=Twitter|language=Englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Mai 2011 händigte Twitter, vermutlich erstmals,&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Nigel Green, Josh Halliday|Titel=Twitter unmasks anonymous British user in landmark legal battle|Sammelwerk=The Guardian|Verlag=|Jahr=2011|Monat=05|Tag=29|ISSN=0261-3077|Online=[http://www.guardian.co.uk/technology/2011/may/29/twitter-anonymous-user-legal-battle co.uk]}}&lt;/ref&gt; nach einer Klage vor einem kalifornischen Gericht die IP-Adressen, Mobilfunknummern, E-Mail-Adressen und weitere Daten von mehreren Nutzerkonten an den Gemeinderat des englischen [[South Tyneside]] aus, um den Urheber von Beleidigungen gegen Ratsmitglieder zu identifizieren.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.bbc.co.uk/news/uk-england-tyne-13588284|autor=Rory Cellan-Jones, Technology correspondent, B. B. C. News|hrsg=BBC News|titel=South Tyneside Council 'gets Twitter data' in blog case|werk=co.uk|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit Mitte Mai 2012 kann mithilfe des [[Liste der HTTP-Headerfelder#Anfrage-Header|Do-Not-Track-Headerfeldes]] (DNT) einiger Browser das Sammeln personenbezogener Daten deaktiviert werden. Dies wurde von [[Mozilla Foundation|Mozilla]], den Erfindern des DNT-Feldes, begrüßt.&lt;ref&gt;{{cite web|url=http://bits.blogs.nytimes.com/2012/05/17/twitter-implements-do-not-track-privacy-option/|title=Twitter Implements Do Not Track Privacy Option|accessdate=2012-06-01|date=2012-05-17|publisher=New York Times|language=Englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Unternehmen ==<br /> {{Hauptartikel|Twitter Inc.}}<br /> [[Datei:Twitter headquarters, San Francisco.jpg|mini|Die Twitter-Zentrale in [[San Francisco]] (2011)]]<br /> Der Gründer Evan Williams sammelte etwa 22 Millionen US-Dollar [[Risikokapital]] zum Betrieb und Ausbau seines Dienstes ein.&lt;ref name=&quot;Womack&quot;&gt;{{cite web| url = http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601109&amp;sid=afu06n0L7LZ4| title = Twitter Shuns Venture-Capital Money as Startup Values Plunge| accessdate = 2008-11-12| last = Womack| first = Brian| date = 2008-11-12| publisher= Bloomberg| language = Englisch}}&lt;/ref&gt; Twitter ist durch Fred Wilsons ''Union Square Ventures'', ''Digital Garage'', ''Spark Capital'' und [[Jeff Bezos]]’ ''Bezos Expeditions'' finanziell abgesichert.&lt;ref&gt;{{cite web| url = http://bits.blogs.nytimes.com/2008/10/16/ttwitter-sidelines-one-founder-and-promotes-another/#more-1642| title = Twitter Sidelines One Founder and Promotes Another| accessdate = 2008-11-05| last = Miller| first = Claire Cain| date = 2008-10-16| publisher= [[The New York Times]]| language = Englisch}}&lt;/ref&gt; ''The Industry Standard'' verwies auf das Fehlen von Einnahmen als Gefahr für die langfristige Lebensfähigkeit.&lt;ref&gt;{{cite web| url = http://www.thestandard.com/news/2008/03/28/twitter-fanatical-users-help-build-brand-not-revenue| title= Twitter: Fanatical users help build the brand, but not revenue| accessdate = 2008-05-07| last = Snyder| first = Bill| date = 2008-03-31| work = The Industry Standard| language = Englisch}}&lt;/ref&gt; 2008 verkaufte Twitter keine Werbung und erzielte keinerlei Einnahmen.&lt;ref name=&quot;Miller&quot;&gt;{{cite news| first= Claire Cain| last = Miller| title= Popularity or Income? Two Sites Fight It Out| url= http://www.nytimes.com/2008/10/21/technology/start-ups/21twitter.html| publisher= The New York Times| date = 2008-10-20| accessdate = 2008-11-05| language = Englisch}}&lt;/ref&gt; <br /> <br /> <br /> Am 12. September 2013 reichte das Unternehmen bei der US-Börsenaufsichtsbehörde [[United States Securities and Exchange Commission|SEC]] einen [[Börsenprospekt]] als Voraussetzung für eine [[Börsennotierung]] ein.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.n-tv.de/wirtschaft/Twitter-will-an-die-Boerse-article11361246.html|hrsg=|titel=Wall Street reibt sich die Hände: Twitter will an die Börse|werk=n-tv.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; Am 7. November war Twitter mit einem Ausgabekurs von 26 USD erstmals an der New York Stock Exchange (NYSE) notiert und schloss an diesem Tag mit einem Kurs von 44,90 USD, nachdem vormittags sogar kurzzeitig um 50 USD erreicht worden sind.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.handelsblatt.com/finanzen/aktien/neuemissionen/twitter-boersengang-die-neue-aktie-startet-furios/9045588.html|hrsg=|titel=Twitter-Börsengang: Die neue Aktie startet furios|werk=handelsblatt.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; Von 2011 bis 2016 erwirtschaftete das Unternehmen einen Verlust von 2 Milliarden Dollar.&lt;ref&gt;http://money.cnn.com/2016/03/21/technology/twitter-10th-anniversary/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2013 übernahm Twitter das Unternehmen MoPub für rund 350 Millionen Dollar. 2014 folgte die Anzeigenplattform Namo Media für weniger als 100 Millionen Dollar.&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url=http://www.apfellike.com/2014/06/twitter-kauft-namo-media/ | titel=Twitter kauft Namo Media für fast 100 Mio Dollar | titelerg= | autor= | hrsg= | werk=apfellike.com | seiten= | datum=2014-06-09 | archiv-url= | archiv-datum= | zugriff=2014-06-15 | sprache= | format= |offline= }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Nutzung und Verbreitung ==<br /> [[Datei:Twittertweets 2011.png|mini|Twitter-Jahresrückblick 2011 mit der Anzahl der Tweets pro Sekunde zu ausgewählten Themen]]<br /> Laut einer Nutzerstatistik des Marktforschungsunternehmens Nielsen hatte Twitter im Juni 2009 in Deutschland 1,8 Millionen Nettonutzer (Unique Audience).&lt;ref name=&quot;Nielsen&quot;&gt;Nielsen Nutzerstatistik von Twitter im Juni 2009&lt;/ref&gt; Damit habe sich die Nutzerzahl von Twitter in Deutschland laut dieser Nielsen-Studie von April 2009 bis Juni 2009 fast verdoppelt. Allerdings zeigt die „Loyalitätsanalyse“ von Nielsen, dass lediglich „35,7 Prozent der Nutzer des Vormonats im Juni erneut Twitter besucht haben.“ Die Studie fand weiterhin heraus, dass der Großteil der Twitter-Nutzer im Juni 2009 nur einmal (71,1 Prozent) und nur 14,8 Prozent der Nutzer mindestens dreimal auf der Webseite waren. Und nur 6,5 Prozent der Twitter-Nutzer hätten im Juni 2009 mehr als 30 Minuten auf der Seite verbracht. Das Fazit von Nielsen zum Nutzerverhalten der Twitter-Nutzer aus dieser Studie lautet: „Auf der einen Seite steht das enorme Interesse und der Zuwachs der Nutzerzahlen. Auf der anderen Seite statteten die Nutzer Twitter nur wenige Besuche ab und viele Nutzer des Vormonats sind nicht wieder zurückgekehrt.“&lt;ref&gt;{{cite web| url = http://www.nielsen-media.de/pages/download.aspx?mode=0&amp;doc=645/090804_Twitter.pdf| title = Das Phänomen Twitter: Nielsen ermittelt Verdopplung der Nutzerzahlen in Deutschland seit April| date = 2009-08-04| author = Nielsen Online| language = Deutsch| accessdate=2011-03-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zahlen für Österreich werden regelmäßig durch den ''Social Media Radar Austria'' erhoben. Demnach hatte Twitter im Mai 2015 128.505 österreichische Nutzer, wovon 41.275 schreibende Konten waren. Insgesamt existierten in Österreich 58.452 aktive Konten. Die Daten von Social Media Radar Austria basieren auf der Twitter-API und wurden von Social Media Radar Austria mit eigens entwickelten Algorithmen extrahiert. Hierbei können nur die User richtig zuordnet werden, die einen korrekten Wohnort in Österreich eingetragen haben.&lt;ref&gt;{{cite web| url = http://socialmediaradar.at/twitter.php| title = Social Media Radar Austria – Twitterzahlen| language = Deutsch| accessdate=2015-07-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die durch ''Social Media Radar Austria'' erhobenen Reichweiten-Zahlen entsprechen nicht der reellen Twitter Reichweite in Österreich. Die tatsächliche Twitter Reichweite in Österreich ist ca 4-mal so hoch. Die konkreten Reichweiten-Zahlen können über ads.twitter.com eingesehen werden.&lt;ref&gt;{{cite web| url = http://ads.twitter.com | title = Twitter Ads – Advertising Dashboard| language = Deutsch| accessdate=2015-07-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Demographische Informationen über die Twitter-Nutzer: Laut einer Online-Twitterumfrage vom März 2009, in der 2779 brauchbare Datensätze ausgewertet wurden, war das Durchschnittsalter der deutschen Twitter-Nutzer 32 Jahre, 74 Prozent der Nutzer waren männlich und 78 Prozent hatten [[Abitur]]. Laut dieser Umfrage würden zudem zwei von drei Twitter-Nutzern selbst einen eigenen Blog betreiben und unter anderem über Technik, Web-2.0-Themen oder Privates schreiben. 50 Prozent der Nutzer würden aus der Medien- oder Marketingbranche stammen und jeder Vierte sei Führungskraft oder Unternehmer.&lt;ref&gt;''[http://twitterumfrage.de/dtu1.php deutsche Twitterumfrage 2.0]'', Autor: Thomas Pfeiffer, Webevangelist, März 2009&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Laut plattformeigenen Angaben haben sich per Ende 2011 rund 100 Millionen Nutzer mindestens einmal pro Monat mit einem eigenen Konto bei Twitter eingeloggt, rund die Hälfte davon täglich. Im November 2013 hatte Twitter gut 230 Millionen aktive Nutzer.&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=|Titel=Börsengang Twitter-Aktie schießt nach oben|Sammelwerk=Frankfurter Allgemeine Zeitung|Verlag=|Jahr=2013|Monat=11|Tag=07|ISSN=0174-4909|Online=[http://www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/boersengang-twitter-aktie-schiesst-nach-oben-12652960.html faz.net]}}&lt;/ref&gt; 55 % der User nutzen mobile Endgeräte. 40 % der User nutzen Twitter lediglich zur Informationsbeschaffung, ohne selber Kurznachrichten zu publizieren. Mittlerweile hat Twitter mehr als 1,48 Milliarden Mitglieder. (Stand Juni 2013)&lt;ref&gt;http://twopcharts.com/twitter1billion.php (englisch)| Abgerufen am 2. Juni 2013&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Sprachversionen ===<br /> ;Japanische Version<br /> Am 22.&amp;nbsp;April 2008 gab Twitter in seinem [[Blog]] bekannt, dass es eine Version für japanische Benutzer geschaffen habe, weil diese wichtige Anwender des Dienstes seien. Die Benutzeroberfläche blieb jedoch vollständig auf Englisch.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://blog.twitter.com/2008/04/twitter-for-japan.html| title= Twitter for Japan| accessdate = 2011-01-22| last = Stone| first= Biz| date = 2008-04-22| publisher= Twitter| language = Englisch}}&lt;/ref&gt; Eine Woche nach dem Start wurde berichtet, dass die japanische Version von Twitter an Fahrt gewinne;&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.readwriteweb.com/archives/twitter_japan.php| title= Early Stats Show Twitter Taking Off in Japan| accessdate = 2008-05-07| last = MacManus| first= Richard| date = 2008-04-28| publisher= ReadWriteWeb| language = Englisch}}&lt;/ref&gt; [[Japanische Sprache|Japanisch]] ist heute nach Englisch die am zweithäufigsten verwendete Sprache bei Twitter.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://blog.isnotworking.com/2008/09/language-most-spoken-on-twitter.html| title= Language most spoken on Twitter| accessdate = 2008-09-11| last = Niederberger Cabral| first= Ricardo| date = 2008-09-10| publisher= isnotworking.com| language = Englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ;Weitere Sprachversionen<br /> Im November/Dezember 2009 wurde das Benutzerinterface von Twitter nacheinander in den Sprachen Spanisch, Französisch, Italienisch und Deutsch verfügbar gemacht.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://blog.twitter.com/2009/12/was-gibts-neues.html| title= Was gibt’s Neues?| accessdate = 2009-12-19| last = Dawn| first= Jenna| date = 2009-12-16| publisher= log.twitter.com| language = }}&lt;/ref&gt; Die Übersetzungen wurden durch die Mithilfe freiwilliger Übersetzer erstellt.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://blog.twitter.com/2009/10/coming-soon-twitter-in-more-languages.html| title= Coming Soon: Twitter in More Languages | accessdate = 2009-12-12| last = Stone| first= Biz| date = 2009-10-08| publisher= blog.twitter.com| language = Englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Reichweitenstärkste Konten ===<br /> &lt;!-- Nur die gesamte Übersicht aktualisieren, da sonst „Stand: […]“ nicht mehr stimmt. --&gt;<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+Übersicht der followerstärksten Konten – weltweit (Stand: Mitte Dezember 2014)&lt;ref name=&quot;Twitaholic&quot;&gt;{{Internetquelle | url=http://twitaholic.com/ | titel=The Twitaholic.com Top 100 Twitterholics based on Followers | hrsg=Twitter Counter | datum=2014-02-12 | zugriff=2014-02-12 | sprache=en }}&lt;/ref&gt;<br /> |<br /> {|<br /> |+ Bekannte Persönlichkeiten<br /> ! Lf. !! WR* !! Benutzer !! Follower<br /> |-<br /> | 1. || 1. || [[Katy Perry]] || 61,2 Mio.<br /> |-<br /> | 2. || 2. || [[Justin Bieber]] || 57,8 Mio.<br /> |-<br /> | 3. || 3. || [[Barack Obama]] || 51,0 Mio.<br /> |-<br /> | 4. || 4. || [[Taylor Swift]] || 47,2 Mio.<br /> |-<br /> | 5. || 6. || [[Lady Gaga]]|| 43,0 Mio.<br /> |}<br /> |<br /> {|<br /> |+ Soziale Medien<br /> ! Lf. !! WR* !! Benutzer !! Follower<br /> |-<br /> | 1. || 5. || [[YouTube]] || 46,3 Mio.<br /> |-<br /> | 2. || 10. || [[Instagram]] || 35,9 Mio.<br /> |-<br /> | 3. || 12. || Twitter || 33,5 Mio.<br /> |-<br /> | 4. || 51. || Twitter en español || 14,0 Mio.<br /> |-<br /> | 5. || 52. || [[Facebook]] || 13,9 Mio.<br /> |}<br /> |<br /> {|<br /> |+ Medien (TV, Zeitungen, Zeitschriften)<br /> ! Lf. !! WR* !! Benutzer !! Follower<br /> |-<br /> | 1. || 23. || CNN BRK || 21,7 Mio.<br /> |-<br /> | 2. || 48. || CNN || 15,0 Mio.<br /> |-<br /> | 3. || 50. || [[New York Times]] || 14,3 Mio.<br /> |-<br /> | 4. || 67. || BBC Breaking News || 12,5 Mio.<br /> |-<br /> | 5. || 91. || [[MTV]] || 11,7 Mio.<br /> |}<br /> |<br /> {|<br /> |+ Unternehmen<br /> ! Lf. !! WR* !! Benutzer !! Follower<br /> |-<br /> | 1. || 93. || Samsung Mobile|| 10,2 Mio.<br /> |-<br /> | 2. || 107. || Google || 9,7 Mio.<br /> |-<br /> | 3. || 178. || Starbucks Coffee || 7,0 Mio.<br /> |-<br /> | 4. || 192. || Android || 6,7 Mio.<br /> |-<br /> | 5. || 201. || iTunes Music || 6,5 Mio.<br /> |}<br /> |}<br /> <br /> ''WR = World Ranking''<br /> <br /> Auf Platz 23 rangiert CNN Breaking News als erstes Unternehmen außerhalb des Celebrities- und Social-Media-Plattform-Umfeldes. Mit der New York Times, CNN, People, ESPN, Times und BBC Breaking News folgen sechs weitere Medienplattformen, bis mit Starbucks Coffee das erste Unternehmen außerhalb der Big3 (Celebrities, Social Media, News) auftaucht.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+Übersicht der followerstärksten Firmen-Konten in Deutschland und der Schweiz (Stand: November 2012)&lt;ref&gt;{{cite web| url = http://socialmediaschweiz.ch/html/twitter_auftritte.html| title = Die erfolgreichsten Corporate Twitter-Auftritte der Schweiz| date = 2012-03-21| author = Social Media Schweiz| language = deutsch | accessdate=2012-03-26}}&lt;/ref&gt;<br /> |<br /> {|<br /> |+ Deutschland<br /> ! Lf. !! NR* !! Benutzer !! Follower<br /> |-<br /> | 1. || 7. || SoundCloud || 557.257<br /> |-<br /> | 2. || 9. || ProSieben || 464.264<br /> |-<br /> | 3. || 24. || Spiegel || 185.600<br /> |-<br /> | 4. || 29. || Zeit online || 157.239<br /> |-<br /> | 5. || 36. || Stern.de || 144.370<br /> |}<br /> |<br /> {|<br /> |+ Schweiz<br /> ! Lf. !! NR* !! Benutzer !! Follower<br /> |-<br /> | 1. || 1. || World Economic Forum (WEF) || 1,6 Mio.<br /> |-<br /> | 2. || 37. || Swiss AirLines || 26.422<br /> |-<br /> | 3. || 42. || NZZ || 24.216<br /> |-<br /> | 4. || 46. || Novartis || 22.260<br /> |-<br /> | 5. || 54. || Beaume &amp; Mercier || 20.349<br /> |}<br /> |}<br /> <br /> ''NR = National Ranking''<br /> <br /> Außerhalb der Firmen-Konten gehört auch der deutsche „Let’s Player“ [[Gronkh]] mit rund 639.000 Followern zu den beliebtesten Konten in Deutschland.<br /> <br /> === Follower-Dienste ===<br /> Im Netz werden viele Aktionen angeboten, mit denen man seine Followerzahlen erhöhen kann. Auch der Dienst „Twittercounter“ (der von Twitter offiziell betrieben wird) bietet Twitter-Follower gegen Geld an. Mit dem Service „Tweepi“ kann man mehreren Personen gleichzeitig folgen. Ob diese Personen dann auch zurück folgen, ist diesen freigestellt und hängt von der empfundenen Relevanz ab. Mehrfaches Folgen und Entfolgen derselben Person wird in der Regel als Spamming aufgefasst.<br /> <br /> Forscher gingen 2013 davon aus, dass nur etwa 35 % der „Follower“ eines durchschnittlichen Twitternutzers reale Personen sind, während der Rest aus sogenannten „Socialbots“ besteht, Computerprogrammen, die sich als reale Personen tarnen.&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Ian Urbina|Titel=I Flirt and Tweet. Follow Me at #Socialbot.|Sammelwerk=The New York Times|Verlag=|Jahr=2013|Monat=08|Tag=10|ISSN=0362-4331|Online=[http://www.nytimes.com/2013/08/11/sunday-review/i-flirt-and-tweet-follow-me-at-socialbot.html nytimes.com]}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Öffentliche Institutionen ===<br /> Die Zwecke, für die Twitter über die individuelle Kommunikation hinaus genutzt wird, sind vielfältig. Öffentliche Einrichtungen stellen Informationen bereit; z.&amp;nbsp;B. unterhält die US-Weltraumbehörde [[NASA]] Twitter-Feeds zu diversen Projekten; es wurden auch Feeds vom Weltraum aus bedient.&lt;ref&gt;{{cite web| title= NASA astronaut trains and tweets for journey| url= http://www.msnbc.msn.com/id/30078050/| date = 2009-05-11| author = Tariq Malik| publisher= MSNBC| accessdate = 2009-05-25}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-1180755/Hubble-astronaut-sends-Twitter-message-space-say-enjoying-view.html| title= Hubble astronaut sends first ever Twitter message from space to say he is ‚enjoying the view‘| date = 2009-05-13| accessdate = 2009-05-14| first= Claire| last = Bates| publisher= [[Daily Mail]]}}&lt;/ref&gt; Das ''Los Angeles Fire Department'' verwendete den Service zur Informationsverbreitung während der [[Waldbrände in Südkalifornien 2007]].&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://blog.wired.com/wiredscience/2008/06/mars-phoenix-tw.html| title= Mars Phoenix Tweets: „We Have ICE!“| accessdate = 2008-06-01| last = Madrigal| first= Alexis| date = 2008-06-19| publisher= Wired News| language = Englisch}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/netzwelt/web/live-berichte-aus-dem-orbit-hubble-reparatur-wird-web-ereignis-a-624299.html|hrsg=SPIEGEL ONLINE|titel=Live-Berichte aus dem Orbit: „Hubble“-Reparatur wird Web-Ereignis|werk=Spiegel Online|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Hochschullehre werden bereits erste Erfahrungen zum Einsatz von Twitter gesammelt.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.community-of-knowledge.de/beitrag/wissensmanagement-in-140-zeichen/| title= Wissensmanagement in 140 Zeichen: Twitter in der Hochschullehre.| accessdate = 2011-03-31| author = Julia Hisserich| coauthors= Jasmin Primsch| date = 2010-08-10| publisher= Community of Knowledge | language = German}}&lt;/ref&gt;<br /> Einzelne Universitäten verteilen Informationen an ihre Studenten und nutzen Twitter zur [[Formative Evaluation|Bewertung der Lehre]].&lt;ref&gt;{{cite journal| title = Let’s go formative: Continuous student ratings with Web 2.0 application Twitter| author = Stieger, S.| last = Stieger| first = S.| coauthors = Burger, C.| date = 2010| journal = Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking, 13(2), 163-167 | doi=10.1089/cyber.2009.0128| accessdate=2011-07-31}}&lt;/ref&gt; Auch Wissenschaftler nutzen Twitter während Konferenzen, um abwesende Kollegen zu informieren.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://lamp.tu-graz.ac.at/~i203/ebner/publication/09_edumedia.pdf| title= How People are using Twitter during Conferences| accessdate = 2010-03-08| author = Wolfgang Reinhardt| coauthors= Martin Ebner, Günter Beham, ristina Costa| date = 2009-06-05| publisher= Graz University of Technology| format = PDF; 364&amp;nbsp;kB}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.educause.edu/Resources/7ThingsYouShouldKnowAboutBackc/198305| title= 7 Things You Should Know About Backchannel Communication| accessdate = 2010-03-09| author = | coauthors= | date = 2010-02-09| publisher= Educause}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Privatwirtschaft ===<br /> Unternehmen nutzen Twitter, um Produktinformationen bereitzustellen und mit ihren Kunden zu kommunizieren. Das Mikro-Blogging dient dabei auch als Marketing- und Marktforschungsinstrument zur Produkt- und Unternehmensentwicklung.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://technology.inc.com/networking/articles/200809/twitter.html| title= Business Uses for Twitter| accessdate = 2008-11-17| last = Mardesich| first= Jodi| date = 2008-09| publisher= inc.technology.com| language = Englisch}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://twittersmash.com/kurz-interview-mit-dem-e-postbrief-support-team/| title= Deutsche Post leistet Support zum E-Postbrief über Twitter| accessdate = 2011-07-08| date = 2010-09-16| publisher= TwitterSmash}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.rat-und-tat-marketing.de/logbuch/2012/05/twitter-marketing-6-goldene-regeln/| title= 6 Goldene Regeln für das Marketing mit Twitter| accessdate = 2012-09-18| date = 2012-05-07| publisher= Birgit Schultz}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> So hat es beispielsweise [[Microsoft]] geschafft, erfolgreich einen Supportkanal für seine Spielkonsole [[Xbox]] zu etablieren. Ein firmeneigenes Team durchsucht Twitter mit Monitoring Tools automatisch auf relevante [[Keyword (Online-Marketing)|Schlüsselwörter]], die mit der Xbox zu tun haben. Daraufhin wird aktiv reagiert, wenn ein Nutzer eine Frage oder ein Problem hat und dies in seinem eigenen Twitter-Profil kundtut. Microsoft kontaktiert diese Benutzer dann direkt und bietet Hilfestellung an.&lt;ref&gt;Anne Grabs, Karim-Patrick Bannour: ''Follow me! Erfolgreiches Social Media Marketing.'' Galileo Press, Bonn 2011, 1. Auflage, 2. korrigierter Nachdruck 2012, ISBN 978-3-8362-1672-2, S. 185.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Massenmedien ===<br /> Nachrichtenagenturen sowie renommierte Medien wie die [[British Broadcasting Corporation|BBC]] haben ebenfalls begonnen, Twitter zu benutzen. Durch seinen Kurznachrichten-Charakter sind Hinweise auf aktuelle Ereignisse bei Twitter oft sogar schneller zu finden, als [[redaktion]]ell bearbeitete Medien dies leisten könnten. Beispiele sind die Notwasserung von [[US-Airways-Flug 1549]] oder der [[Amoklauf von Winnenden]]. An letzterem zeigte sich jedoch auch, dass die Unmittelbarkeit der Nachrichtenübertragung per Twitter dazu führen kann, dass unüberprüfbare Falschmeldungen und Gerüchte multipliziert werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&amp;atype=ksArtikel&amp;aid=1229853066053&amp;calledPageId=987490165154|hrsg=www.mz-web.de|titel=SMS-Portal: Twitter wurde zum Anlaufpunkt für Medien|werk=mz-web.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Google News]] hat bestimmten Twitter-Benutzern dieselbe News-Priorität wie kleineren Zeitungen zugeteilt und deren „Aktualisierungen“ erscheinen gelegentlich auf der amerikanischen Version von Google News. Auch [[Technorati]] durchsucht die aktuellen Einträge nach Auswertbarem, [[OneRiot]] hat sich auf Twitter und vergleichbare Dienste spezialisiert.<br /> <br /> Eine Moderatorin, die wie die ZDF-Moderatorinnen [[Sandra Schünemann]] und [[Jeannine Michaelsen]] Twitter-Nachrichten im Fernsehen vorliest, wird nach einem satirischen Beitrag von [[Meedia]] als „Twitter-[[Tussi]]“ bezeichnet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://meedia.de/fernsehen/neues-trend-berufsbild-die-twitter-tussi/2012/11/08.html|hrsg=|titel=Neues Trend-Berufsbild: die Twitter-Tussi|werk=meedia.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Politik ===<br /> Im politischen Raum wird Twitter ebenso eingesetzt; so hielt z.&amp;nbsp;B. das Wahlkampfteam von [[Barack Obama]] im Jahre 2008 alle Helfergruppen mit Kurznachrichten „online“. So kommunizierten die Wahlkampfteams des US-Präsidentschaftskandidaten [[Barack Obama]] per Twitter.&lt;ref&gt;{{cite web| accessdate = 2008-05-07| url= https://twitter.com/BarackObama| title= Twitter / BarackObama| publisher= Twitter|date=2008-05-07| author = [[Barack Obama]]}}&lt;/ref&gt; Auf dem Parteikonvent 2008 der Demokraten kam Twitter verstärkt zum Einsatz.<br /> <br /> Politische Aktivisten koordinierten Straßenproteste gegen einen Parteitag der [[Republikanische Partei|US-Republikaner]] in [[Minneapolis]]/St. Paul.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://twincities.indymedia.org/2008/sep/organizing-resistance-retrospective-2008-republican-national-convention?t=1221977945| title= Organizing Resistance| accessdate = 2008-09-21| author = Twin Cities IMC| date = 2008-09-21| publisher= Twin Cities IMC}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Rahmen der [[Präsidentschaftswahl im Iran 2009|Wahlen im Iran 2009]] erwies sich Twitter als wichtiges Instrument der Opposition. So konnten Anhänger von [[Mir Hussein Mussawi|Hussein Mussawi]] trotz Internet-Zensur der iranischen Regierung Informationen weltweit verbreiten, die Sender wie die [[ARD]], das [[ZDF]] oder verstärkt der US-Sender [[CNN]] ihrerseits für Berichte nutzten. Es wurde jedoch kritisiert, dass [[Nachrichtendienst]]e zunehmend die Berichterstattung via Twitter beeinflussen wollten.&lt;ref&gt;{{cite web| url= http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,630845,00.html| title= Propagandakrieg um Twitter| accessdate = 2009-06-17| date = 2009-06-16| author = Christian Stöcker| publisher= Spiegel Online}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der systematische Literaturüberblick von Buettner &amp; Buettner&lt;ref&gt;A Systematic Literature Review of Twitter Research from a Socio-Political Revolution Perspective {{DOI|10.13140/RG.2.1.4239.9442}}&lt;/ref&gt; analysiert die Rolle von Twitter während einer Reihe sozialer und politischer Bewegungen: 2007 [[WikiLeaks]], 2009 [[Parlamentswahl in Moldawien April 2009|Moldawien]], 2009 [[Studierendenproteste in Österreich 2009/2010|Österreichische Studentenproteste]], 2009 [[Nahostkonflikt|Israel-Gaza]], 2009 [[Arabischer Frühling]], 2009 [[G20-Gipfel in Toronto 2010|Toronto G20]], 2010 [[Bolivarische Revolution|Venezuela]], 2010 [[Stuttgart 21|Stuttgart21 Deutschland]], 2011 [[Revolution in Ägypten 2011|Ägypten]], 2011 [[Unruhen in England 2011|England]], 2011 USA [[Occupy Wall Street]], 2011 [[Proteste in Spanien 2011/2012|Spanien]], 2011 [[Proteste in Griechenland 2010–2012|Griechenland]], 2011 Italien, 2011 USA Wisconsin, 2012 [[Nahostkonflikt|Israel Hamas]], 2013 [[Proteste in Brasilien 2013|Brasilien]], 2013 [[Proteste in der Türkei 2013|Türkei]].&lt;ref name=&quot;Buettner2016a&quot;&gt;{{cite conference |title=A Systematic Literature Review of Twitter Research from a Socio-Political Revolution Perspective |author=Buettner, Ricardo and Buettner, Katharina |year=2016 |conference=49th Annual Hawaii International Conference on System Sciences |conference-url=http://www.hicss.org |publisher=IEEE |location=Kauai, Hawaii |doi=10.13140/RG.2.1.4239.9442}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Politik in Deutschland ====<br /> Anlässlich der Bundesversammlung 2009 wurden verschiedene Textnachrichtendienste genutzt, um vorab das Ergebnis der Wahl des [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsidenten]] zu streuen. So wurden bereits ab 14:00&amp;nbsp;Uhr SMS mit dem Auszählungsergebnis versendet, um 14:15&amp;nbsp;Uhr twitterte dann der SPD-Abgeordnete [[Ulrich Kelber]] das Ergebnis. Gegen 14:18&amp;nbsp;Uhr veröffentlichte die CDU-Abgeordnete [[Julia Klöckner]], die überdies in der Stimmauszählungskommission saß, das Resultat der Wahl.<br /> Die frühzeitige Bekanntgabe des Wahlergebnisses über Twitter führte zu heftigen Diskussionen in Kreisen des Bundestages.&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Johannes Boie|Titel=Twitter und der Bundespräsident: Das Zwitschern der Weinkönigin|Sammelwerk=sueddeutsche.de|Verlag=|Jahr=|ISSN=0174-4917|Online=[http://www.sueddeutsche.de/politik/316/469868/text/ sueddeutsche.de]}}&lt;/ref&gt; Die SPD verlangt deshalb, im Bundestag die Einrichtung von Störsendern zu prüfen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/twitter-aerger-im-reichstag-spd-prueft-einrichtung-von-handy-stoersendern-a-627624.html|hrsg=SPIEGEL ONLINE|titel=Twitter-Ärger im Reichstag: SPD prüft Einrichtung von Handy-Störsendern|werk=Spiegel Online|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch bei Wahlen für die Landtage im [[Landtag des Saarlandes|Saarland]], in [[Sächsischer Landtag|Sachsen]] und [[Thüringer Landtag|Thüringen]] gelangten Wahlprognosen vor der Schließung der Wahllokale mittels Twitter an die Öffentlichkeit. Die veröffentlichten Zahlen unterschieden sich nicht maßgeblich von denen, die um 18&amp;nbsp;Uhr in der ARD und im ZDF veröffentlicht wurden. Durch diesen Sachverhalt entstand die Diskussion um eine mögliche Beeinflussung und entsprechende Ungültigkeit der Wahlen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.zeit.de/online/2009/36/twitter-prognose?page=1|autor=on|hrsg=|titel=Landtagswahlen: Wahlprognosen auf Twitter ausgeplaudert|werk=Zeit Online|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der CDU twittern neben einigen Bundestagsabgeordneten beispielsweise die ehemalige [[Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend|Bundesfamilienministerin]] [[Kristina Schröder]] und Kanzleramtsminister [[Peter Altmaier]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://twitter.com/schroeder_k|hrsg=|titel=Kristina Schröder (@schroeder_k) &amp;#124; Twitter|werk=twitter.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://twitter.com/peteraltmaier|hrsg=|titel=Peter Altmaier (@peteraltmaier) &amp;#124; Twitter|werk=twitter.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; Von den Spitzengrünen twittert [[Volker Beck]], der allerdings die Spezifität des Mikro-Bloggings als Kommentarmöglichkeit versteht. Er wird laut FAS „in der sog. Internetgemeinde allseits als sachverständigster Twitterer gelobt. Er verzichtet völlig auf private Anekdoten und glaubt offensichtlich tatsächlich an den Dialog mit seinen Anhängern.“&lt;ref&gt;Harald Staun: 140 Zeichen heiße Luft, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 17. Mai 2009&lt;/ref&gt; Auch der ehemalige Parteivorsitzende [[Reinhard Bütikofer]] hat nach anfänglicher Skepsis Twitter als intensiven Kommunikations- und Dialogkanal entdeckt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://twitter.com/bueti|hrsg=|titel=Reinhard Bütikofer (@bueti) &amp;#124; Twitter|werk=twitter.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; Die stellvertretende Parteivorsitzende der Linken [[Halina Wawzyniak]] twittert seit Januar 2009. Auch die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag setzte diese Kommunikationstechnik ein, um auf ihre Pressemitteilungen aufmerksam zu machen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://blog.metaroll.de/2008/09/30/volker-beck-hubertus-heil-und-die-fdp-die-politik-entdeckt-die-macht-des-mikrobloggens/|autor=Benedikt|hrsg=|titel=Volker Beck, Hubertus Heil und die FDP – die Politik entdeckt die Macht des Mikrobloggens at viralmythen|werk=metaroll.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; Die Bundespartei und einige Landesverbände der Grünen twittern und berichten dabei über ihre Parteitage und Veranstaltungen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.henningschuerig.de/blog/2008/10/09/bundestags-listenaufstellung-live-auf-twitter/|hrsg=Henning Schürig|titel=Bundestags-Listenaufstellung live auf Twitter|werk=henningschuerig.de|datum=2008-10-09|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===== Wahlkampf in Deutschland =====<br /> Der ehemalige Generalsekretär der SPD, [[Hubertus Heil]], hatte als Gast auf dem Kongress der US-Demokraten die Twitter-Technik kennengelernt und für die SPD-Gremien und die Fraktion eingeführt. In Deutschland unterhielten verschiedene Politiker im [[Wahlkampf]] zur [[Landtagswahl in Hessen 2009]] Twitter-Feeds. Mindestens ein Kanal wurde dabei vom Satire-Magazin [[Titanic (Magazin)|''Titanic'']] persifliert, das einen eigenen Kanal eröffnete und sich für den betroffenen Politiker ausgab.&lt;ref&gt;{{cite news| first= Daisy| last = Whitney| title= CNN, MSNBC Web Sites Most Popular on Election Day| curly= y| url= http://www.tvweek.com/news/2008/11/cnn_msnbc_web_sites_most_popul.php| work = TV Week| publisher= Crain Communications| date = 2008-11-05| accessdate = 2008-11-06| language = Englisch}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der erste Wahlkampf in Deutschland, in dem Twitter seinen Einsatz fand, war die hessische Landtagswahl 2009, in der alle großen Parteien eigene Twitter-Seiten hatten, etwa die [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] mit einem Blog sowie der SPD-Spitzenkandidat [[Thorsten Schäfer-Gümbel]] mit einem personalisierten Twitter-Konto.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://twitter.com/webcamp09|hrsg=|titel=webcamp09 (@webcamp09) &amp;#124; Twitter|werk=twitter.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://twitter.com/tsghessen SPD-Spitzenkandidat bei Twitter]&lt;/ref&gt; Im Landtagswahlkampf Baden-Württemberg 2011 spielte Twitter neben klassischer Präsent- und Plakatwerbung hingegen kaum eine Rolle.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://gedankenstrich.org/2011/03/social-media-und-die-landtagswahl-im-sueden/|hrsg=|titel=Gedankenstrich.org » Blog Archive » Social Media und die Landtagswahl im Süden|werk=gedankenstrich.org|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===== Wahlforschung =====<br /> Aufgrund der Diskussion über den Obama-Wahlkampf versuchten auch Medien-Institute, im Vorfeld des Bundestagswahlkampfes 2009 auf sich aufmerksam zu machen. So hat eine Studie von [[Nielsen Media Research]]&lt;ref&gt;{{cite web| publisher= Marketing Börse| author = Trost, Silke| date = 2009-02-11| url= http://www.marketing-boerse.de/News/details/Twitter-als-Sprachrohr-von-Bundestagsabgeordneten| title= Twitter als Sprachrohr von Bundestagsabgeordneten| accessdate = 2009-08-20}}&lt;/ref&gt; die gefälschten und tote Konten nicht aussortiert und danach die Twitter-Stärke der Parteien bewertet.&lt;ref&gt;{{cite web| publisher= Netzpolitik.org| author = Beckedahl, Markus| date = 2009-02-11| url= http://netzpolitik.org/2009/68-twitternde-bundestagsabgeordnete/| title= 68 twitternde Bundestagsabgeordnete?| accessdate = 2009-08-20}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Durch die Auswertung von Hashtags kann ein politisches Stimmungsbild der Benutzer von Twitter wiedergegeben werden.&lt;ref&gt;[http://www.wahlgetwitter.de/ Dienst zur Auswertung des politischen Stimmungsbilds], wahlgetwitter.de&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://parteigezwitscher.de/ Die politische Stimmung auf twitter], Parteigezwitscher&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kulturbereich ===<br /> Auch Museen, Theater, Orchester und soziokulturelle Zentren nutzen immer häufiger aktiv Twitter. In einer im Herbst 2009 durchgeführten Umfrage&lt;ref&gt;{{cite web| publisher= Kulturgezwitscher| author = Simon A. Frank| date = 2010-01-19| url= http://kulturgezwitscher.wordpress.com/2010/01/19/warum-nutzen-kulturschaffende-twitter/| title= Warum nutzen Kulturschaffende Twitter?| accessdate = 2010-03-15}}&lt;/ref&gt; unter Twitter-Nutzern, die im Kulturbereich tätig sind, meinten 84&amp;nbsp;Prozent, dass Kultureinrichtungen Twitter erfolgreich für Marketing und Werbung einsetzen können, jedoch nur 45&amp;nbsp;Prozent, dass Twitter verstärkt Teil des Kulturschaffens werden sollte, also z.&amp;nbsp;B. in Form einer Twitter-Oper (wie in der Londoner Royal Opera aufgeführt). Als Hauptgründe für die Twitter-Nutzung wurde angegeben, dass man durch Twitter zu kulturellen Ereignissen besser informiert ist und neue Kontakte zu Kulturschaffenden gewonnen habe. Über 40&amp;nbsp;Prozent der Befragten gaben an, dass zur Pflege ihrer kulturellen Interessen Twitter unverzichtbar geworden sei.<br /> <br /> Zudem kann Twitter als Analyseinstrument für Kinoerfolge dienen. Wissenschaftler des HP-Labs in Palo Alto haben verschiedene Algorithmen entwickelt, mithilfe derer man mit einer Genauigkeit von über 95 Prozent die Besucherzahlen am Startwochenende eines neuen Kinofilms berechnen kann.&lt;ref&gt;{{cite web| publisher= Beyond-Print| date = 2010-04-08| url= http://www.beyond-print.de/2010/04/08/twitter-prophezeit-kinoerfolg/| title= Twitter prophezeit Kinoerfolge| accessdate = 2010-04-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Missbrauch und Spamming ===<br /> Twitter kann durch [[Spam]]ming für Werbung missbraucht werden. Darunter fallen u.&amp;nbsp;a. die Publikation einer großen Anzahl von Links sowie das Folgen von Profilen unbekannter Personen mit dem Zweck, dass diese auch den Tweets des Spammers folgen (Aggressive Following).&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://blog.twitter.com/2008/07/ongoing-battle.html|hrsg=blog.twitter.com|titel=An Ongoing Battle &amp;#124; Twitter Blogs|werk=twitter.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; Auch die Trending Topics werden von Spammern missbraucht, indem sie ihre Meldungen automatisch mit Begriffen aus den aktuellen Trending Topics versehen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://social.techcrunch.com/2009/07/02/once-again-twitter-trending-topics-polluted-by-spam/|autor=Robin Wauters|hrsg=|titel=Once Again, Twitter Trending Topics Polluted By Spam (Or Not)|werk=techcrunch.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; Ziel des Spammings kann es z.&amp;nbsp;B. sein, durch zahlreiche Wiederholungen eigene Trending Topics zu erstellen, Google-Suchergebnisse zu beeinflussen und/oder die Werbemeldungen glaubwürdiger erscheinen zu lassen, da viele verschiedene (in Wirklichkeit ‚gefakte‘) Konten diese Werbebotschaft senden. Das Forschungsvorhaben „Truthy Projekt“ an der Indiana University hat das Ziel zu erforschen, wie in Twitter Meinungskampagnen durch Spamming organisiert werden.&lt;ref&gt;[http://www.heise.de/tr/artikel/Falsche-Online-Voegel-1131826.html Falsche Online-Vögel], Heise Technology Review, 9. November 2010&lt;/ref&gt; Es ist einfach, das Erstellen von Twitter-Profilen bei dubiosen Dienstleistungsunternehmen zu kaufen. Mitunter kommt es auch vor, dass Agenturen ohne das Wissen ihrer Kunden Follower kaufen. Zudem sind auch Fälle bekannt, in denen Unternehmen oder Organisationen Twitter-Follower für deren Wettbewerber kaufen, um deren [[Reputation]] zu schädigen.<br /> <br /> Anfang Januar 2011 wurde bekannt, dass das US-Justizministerium mittels einer [[Subpoena]] von Twitter die Herausgabe sämtlicher Benutzerdaten prominenter [[WikiLeaks]]-Unterstützer gefordert hatte. Ob und inwieweit Twitter dem Folge leistete, ist unklar.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/wikileaks-unterstuetzer-us-justizministerium-verlangt-zugriff-auf-twitter-daten-a-738447.html|hrsg=SPIEGEL ONLINE|titel=WikiLeaks-Unterstützer: US-Justizministerium verlangt Zugriff auf Twitter-Daten|werk=Spiegel Online|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im April 2013 wurde bekannt, dass der britische Technologie-Pionier [[Kevin Ashton]] für die Erstellung eines bis dahin als „echt“ geltenden mexikanischen „Social Media“-Gurus namens „Santiago Swallow“ verantwortlich ist. Die virtuelle Internet-Persönlichkeit „Santiago Swallow“ hatte etwa 90.000 Twitter-Follower und verfügte über eine glaubhaft scheinende Biographie auf der englischsprachigen Wikipedia. Kevin Ashton bezeichnete die Einrichtung dieser Kunstfigur als Versuch darzustellen, dass die Anzahl der Twitter-Follower nichts darüber aussagt, wie glaubwürdig die Person ist, der gefolgt wird.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://metro.co.uk/2013/04/19/meet-santiago-swallow-the-biggest-social-media-star-youve-never-heard-of-3640048/|autor=Ross McGuinness for Metro|hrsg=|titel=Meet Santiago Swallow… the biggest social media star you've never heard of|werk=co.uk|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> Die Psychologin Tracy Alloway von der [[University of Stirling]] in [[Schottland]] stellte im September 2009 die These auf, das soziale Netzwerk [[Facebook]] mache seine Nutzer klüger, der [[Mikroblogging]]-Dienst Twitter hingegen dümmer.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://pressetext.de/news/090908022/psychologin-twitter-macht-dumm-facebook-klug/|hrsg=pressetext|titel=Psychologin: Twitter macht dumm, Facebook klug|werk=pressetext.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; Während Facebook das [[Arbeitsgedächtnis]] erweitere und deshalb auch die [[Intelligenz]] fördere, bewirke Twitter das Gegenteil. Allerdings wurde diese These bislang nicht bestätigt.<br /> <br /> Medienberichte, nach denen Forscher der [[University of Southern California]] einen Verfall von [[Moral]] und [[Empathie]] der Nutzer von Twitter und Facebook festgestellt hätten, stellten sich als falsch heraus.&lt;ref name=&quot;pressetext.de&quot;&gt;{{Internetquelle|url=http://pressetext.de/news/090416019/twitter-schadet-der-moral-seiner-nutzer/|hrsg=pressetext|titel=Twitter schadet der Moral seiner Nutzer|werk=pressetext.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.bildblog.de/7352/twitter-macht-journalisten-dumm/|hrsg=|titel=Twitter macht Journalisten dumm — BILDblog|werk=bildblog.de|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kurznachrichtendiensten wie Twitter, die zu Demonstrationen aufrufen und vor Polizeiaktionen warnen, wird seit der [[Revolution in Tunesien 2010/2011]] wie anderen sozialen Netzwerken eine wichtige Rolle bei der Organisation politisch motivierter Protestgruppen zugeschrieben. Kritiker halten die Gewichtung zwar für übertrieben, mussten aber eingestehen, dass solche Dienste insbesondere dort, wo klassische Medien unter Zensur leiden, die einzige Möglichkeit darstellen, unbeeinflusst zu berichten. Unstrittig sei dagegen, dass durch Twitter und Facebook vor allem junge Menschen motiviert werden, sich an Protestkundgebungen zu beteiligen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/internet-kampagne-web-aktivisten-drohen-aegyptens-regierung-a-741990.html|hrsg=SPIEGEL ONLINE|titel=Internet-Kampagne: Web-Aktivisten drohen Ägyptens Regierung|werk=Spiegel Online|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mittlerweile ist Twitter auch als Motiv in der Popkultur angekommen. So findet sich beispielsweise in der Episode 7.13 der US-amerikanischen Arztserie ''[[Grey’s Anatomy]]'' eine Szene, in der eine Assistenzärztin die Schnitte ihrer Vorgesetzten während einer Operation twittert und dadurch Lösungsansätze für ein Problem erhält.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.tv.com/greys-anatomy/donand039t-deceive-me-please-donand039t-go/episode/1371589/summary.html|hrsg=TV.com|titel=Grey's Anatomy: Don't Deceive Me (Please Don't Go)|werk=tv.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; In der Episode 3.18 der Fernsehserie ''[[Castle (Fernsehserie)|Castle]]'' fragt ein verdächtiger Fan einer Fernsehserie während eines Verhörs, ob sie kurz den Tod der Haupt-Drehbuchautorin twittern dürfe.<br /> <br /> In der Literatur ist im Jahr 2009 bei Penguin Books in London von Alexander Aciman &amp; Ement Rensin das Buch ''Twitterature. The World’s Greatest Books Retold Through Twitter'' erschienen. In dem 146-seitigen Bändchen werden 60 Bücher mit jeweils maximal 20 Tweets dargestellt.<br /> <br /> Yassin Musharbash schrieb im April 2013 einen Essay über die Rolle bzw. die Auswirkungen von Twitter in den Tagen nach dem [[Anschlag auf den Boston-Marathon]],&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://blog.zeit.de/radikale-ansichten/2013/04/20/im-twitterversum/|hrsg=Radikale Ansichten|titel=Im Twitterversum – Radikale Ansichten|werk=Zeit Online|sprache=de-DE|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt; während sich der Botschafter von [[Tschechien]] darüber beklagte, dass in Twittermeldungen militärische Schläge gegen sein Land gefordert wurden, weil die Autoren der Tweets es offenbar mit [[Tschetschenien]] verwechselt hatten.&lt;ref&gt;[http://en.ria.ru/world/20130421/180754029/US-Bloggers-Fail-Geography-in-Boston-Bombing-Mix-Up.html „US Bloggers Fail Geography in Boston Bombing Mix-Up“], RIA NOVOSTI vom 20. April 2012, abgerufen am 21. April 2013&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Kritik ==<br /> Die Verbindung zum [[Soziales Netzwerk (Internet)|sozialen Netzwerk]] [[LinkedIn]] wurde im Juni 2012 beendet. Damit hat Twitter erstmals den Zugriff eines Mitbewerbers auf seine API aktiv eingeschränkt. Nutzer können keine Tweets mehr innerhalb ihres LinkedIn-Profils lesen oder versenden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url = http://t3n.de/news/selbst-gewahlte-isolation-399127/ | titel = Selbst gewählte Isolation? Twitter beendet Zusammenarbeit mit LinkedIn | autor = Karsten Werner | werk = t3n Magazin | datum = 2012-07-02 | zugriff = 2012-07-03}}&lt;/ref&gt; Als Grund für diese Entscheidung wurde angeführt, Twitter wolle Nutzer stärker an seine eigenen Apps binden, um ein konsistenteres „Erlebnis“ zu bieten.<br /> <br /> Im August 2012 wurde bekannt, dass Twitter den Zugriff auf seine [[Programmierschnittstelle|API]]-Schnittstelle weiter einschränken wird. Grund dafür ist die Aktualisierung der API auf Version 1.1, die ausschließlich noch authentifizierte Abrufe ermöglicht und deren Zahl auf maximal 350 je Stunde beschränkt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url = http://www.golem.de/news/twitter-api-mehr-vorgaben-und-beschraenkungen-1208-93917.html | titel = Mehr Vorgaben und Beschränkungen | autor = Christian Klaß | werk = netzwelt | datum = 17. August 2012 | zugriff = 23. August 2012}}&lt;/ref&gt; Twitter möchte auf diesem Weg besonders Dienste für professionelle Nutzer und Unternehmen stärken, schränkt damit aber gleichzeitig die Unterstützung dritter Twitter-Apps massiv ein. Da die hauseigenen Apps teilweise nicht den gleichen Funktionsumfang aufweisen und recht instabil sind, wurde diese Entscheidung massiv kritisiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url = http://technikload.de/episoden/twitter-ist-doof/ | titel = Twitter ist doof | werk = TechnikLOAD | zugriff = 23. August 2012 | format = Video | kommentar = Folge 95}}&lt;/ref&gt;<br /> Da Twitter unter anderem durch Twitter-[[Client]]s bekannt wurde, fühlen sich vor allem Entwickler, die schon früh Apps für Twitter entwickelt haben, durch diese Änderungen benachteiligt. Viele Entwickler haben daraufhin die aktive Entwicklung ihres Twitter-Clients aufgegeben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.macworld.com/article/1159960/twitter_announces_permissions_change_third_party.html|hrsg=Macworld|titel=Twitter announces permissions change, frustrates app developers|werk=macworld.com|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im November 2012 hat der Jüdische Studentenverband Frankreichs in Paris Anzeige gegen das Unternehmen erstattet. Grund dafür sind antisemitische Tweets. Der Verband wirft Twitter vor, nicht ausreichend gegen solche Tweets aktiv zu werden und verlangt insbesondere die Herausgabe der Adressen der entsprechenden Nutzer nach richterlichem Beschluss. Twitter fordert dafür aber unter Berufung auf die durch die amerikanische Verfassung garantierte Meinungsfreiheit den Beschluss eines amerikanischen Richters.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/frankreich-verband-verklagt-twitter-wegen-antisemitischen-tweets-a-876431.html|hrsg=SPIEGEL ONLINE|titel=Antisemitische Tweets: Twitter will Namen von Nutzern nicht herausgeben|werk=Spiegel Online|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Zensurmaßnahmen ==<br /> Am 26. Januar 2012 kündigte Twitter in einem Blogbeitrag an, dass künftig Tweets gefiltert würden, sofern sie Inhalte verbreiten, die in bestimmten Staaten gegen geltendes Recht oder gesellschaftliche Konventionen verstießen.&lt;ref&gt;{{cite web| url = http://blog.twitter.com/2012/01/tweets-still-must-flow.html| title = Tweets still must flow| language = Englisch| accessdate=2012-01-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite web| url = http://netzfeuilleton.de/ihr-tweet-ist-in-diesem-land-leider-nicht-verfugbar/| title = Ihr Tweet ist in diesem Land leider nicht verfügbar |publisher=netzfeuilleton.de | language = Deutsch| accessdate=2012-01-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Deutschland ===<br /> Am 18. Oktober 2012 wurde zum ersten Mal ein ganzes Twitter-Konto in einem einzelnen Land gesperrt. Auf Anfrage der Polizei Hannover sperrte Twitter das Konto „@hannoverticker“, da dieses von einer Neonazi-Gruppierung betrieben wurde, die bereits verboten wurde. Die Sperrung ist ausschließlich in Deutschland aktiv – in anderen Ländern ist das Konto nach wie vor aufrufbar.&lt;ref&gt;{{cite web|url=http://www.social-secrets.com/2012/10/twitter-sperrt-neonazis-in-deutschland-aus/|title=Twitter sperrt Neonazis in Deutschland aus |publisher=www.social-secrets.com|accessdate=2012-10-21|last=|first=}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.welt.de/politik/deutschland/article109976249/Twitter-sperrt-deutschen-Neonazi-Account.html Die Welt], 18. Oktober 2012, abgerufen 14. November 2012&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Türkei ===<br /> In der Nacht vom 20. auf den 21. März 2014 ließ die Regierung der [[Türkei]] den Zugang zu Twitter sperren. Wer seither in der Türkei Twitter erreichen möchte, landet auf einer Seite mit einer offiziellen Stellungnahme der „türkischen Aufsichtsbehörde für Telekommunikation“ mit der Information, dass der Kurznachrichtendienst gesetzlich gesperrt ist.&lt;ref name=&quot;Türkei&quot;&gt;{{cite web |url=http://www.sueddeutsche.de/politik/tuerkei-regierungschef-erdoan-laesst-twitter-sperren-1.1918402 |title=Regierungschef Erdoğan lässt Twitter sperren |work=[[Sueddeutsche]] |accessdate=2014-12-15 |date=2014-03-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der türkische Ministerpräsident [[Recep Tayyip Erdoğan]] hat somit seine Drohung wahr gemacht, dieses soziale Netzwerk zu sperren. Die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft „seien ihm egal“.&lt;ref name=&quot;dha&quot;&gt;{{cite web |url=http://www.dha.com.tr/turkei-twitter-nicht-mehr-erreichbar_628453.html |title=Türkei: Twitter nicht mehr erreichbar! |work=dha.com |accessdate=2014-12-15 |date=2014-03-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Erdoğan sagte des Weiteren, dass dies nichts mit „Unterbindung der [[Meinungsfreiheit]]“ zu tun hätte. Das Eindringen ins Privatleben oder das Ausspionieren von Staatsgeheimnissen durch soziale Netzwerke sei von der Meinungsfreiheit nicht gedeckt. Bereits Anfang März 2014 hatte Erdoğan mit dem Verbot von [[YouTube]] und [[Facebook]] gedroht.&lt;ref name=&quot;Türkei&quot; /&gt;<br /> <br /> Nach der Sperrung erklärte ein Pressesprecher der türkischen Regierung gemäß der türkischen Tageszeitung [[Hürriyet]] und der Nachrichtenagentur [[Reuters]], dass die Verantwortlichen bei Twitter mehrere Gerichtsbeschlüsse ignoriert hätten, welche die Entfernung von verschiedenen Links bzw. Inhalten anordneten.&lt;ref name=&quot;Türkei&quot; /&gt;<br /> <br /> Twitter hat sich nicht zu dieser Sperrung geäußert. Der Kurznachrichtendienst hat jedoch seine rund 10 Millionen türkischen Nutzer per „Tweet“ darüber informiert, dass diese über [[SMS]] weiterhin „Tweets“ versenden können – trotz der Sperre.&lt;ref name=&quot;Türkei&quot; /&gt;<br /> <br /> Der türkische Staatspräsident [[Abdullah Gül]] geht jedoch von einer baldigen Aufhebung der Twitter-Blockade in der Türkei aus. Weiterhin sei es seiner Meinung nach „technisch unmöglich, eine derart global vernetzte Kommunikationstechnologie zu unterbinden“.&lt;ref name=&quot;dha&quot; /&gt; Viele türkische Internet-Aktivisten und auch Erdoğan-Kritiker hoffen nun darauf, dass mit einem [[Veto]] des als durchaus Internet-freundlich geltenden Gül die Twitter-Sperre eine neue Wendung nimmt. Am 2. April 2014 hat das [[Verfassungsgericht der Republik Türkei]] einer Klage gegen das Twitter-Verbot einstimmig rechtgegeben. Im Urteil wurde festgehalten, dass das Verbot dem Artikel 26 der [[Verfassung der Republik Türkei]] über die Freiheit der Äußerung und Verbreitung der Meinung widerspricht.&lt;ref&gt;[[Verfassungsgericht der Republik Türkei]]: [http://www.kararlaryeni.anayasa.gov.tr/BireyselKarar/Content/472bbf6e-ce2c-4c83-a402-6bdd44702537?wordsOnly=False Aktenzahl 2014/3986]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch nach dem [[Anschlag in Suruç 2015]] blockierten türkische Internetanbieter Twitter. Ein Gericht hatte angeordnet, dass Fotos und Videos vom Selbstmordanschlag nicht veröffentlicht werden dürfen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/tuerkei-provider-sperren-twitter-nach-anschlag-in-suruc-a-1044782.html|hrsg=SPIEGEL ONLINE|titel=Terroranschlag in Suruc: Türkische Provider blockierten Twitter|werk=Spiegel Online|archiv-url=|archiv-datum=|offline=|zugriff=2016-01-14}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> === Deutschsprachige Literatur ===<br /> * [[Tim O’Reilly]], Sarah Milstein: ''Das Twitter-Buch'' – O’Reilly, Köln 2009, ISBN 978-3-89721-942-7.<br /> * Stefan Ziegler: (04/2009) ''TwitterSweet: 140 Zeichen für den Geschäftsalltag'' – Books on Demand ISBN 978-3-8370-3781-4<br /> * Nicole Simon, Nikolaus Bernhardt: (01/2010) ''Twitter – Mit 140 Zeichen zum Web 2.0 – 2. Aufl.'' – open source PRESS ISBN 978-3-937514-98-7<br /> * Stefan Berns, Dirk Henningsen: (10/2009) ''Der Twitter Faktor – Kommunikation auf den Punkt gebracht!'' – Business Village ISBN 978-3-86980-000-4<br /> * [[Wolfgang Hünnekens]]: (09/2009) ''Die Ich-Sender: Das Social Media-Prinzip – Twitter, Facebook &amp; Communitys erfolgreich einsetzen'' – Business Village ISBN 978-3-86980-005-9<br /> <br /> === Englischsprachige Literatur ===<br /> * Shel Israel: (09/2009) ''Twitterville: How Businesses Can Thrive in the New Global Neighborhoods'' – Portfolio ISBN 978-1-59184-279-8<br /> * [[Tim O’Reilly]], Sarah Milstein: (05/2009) ''The Twitter Book'' – O’Reilly Media ISBN 978-0-596-80281-3<br /> * Kevin Makice: (04/2009) ''Programming Twitter: Learn How to Build Applications with the Twitter API'' – O’Reilly Media ISBN 978-0-596-15461-5<br /> * Joel Comm, Anthony Robbins, Ken Burge: (03/2009) ''Twitter Power: How to Dominate Your Market One Tweet at a Time'' – John Wiley &amp; Sons ISBN 978-0-470-45842-6<br /> * Julio Ojeda-Zapata: (11/2008) ''Twitter Means Business: How Microblogging Can Help or Hurt Your Company'' – Happy About ISBN 978-1-60005-118-0<br /> * Deborah Micek, Warren Whitlock: (10/2008) ''Twitter Revolution: How Social Media and Mobile Marketing Is Changing the Way We Do Business &amp; Market Online'' – Xeno Press ISBN 978-1-934275-07-8<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> {{Commonscat}}<br /> {{Wikiquote}}<br /> {{Wikinews|Kategorie:Twitter|Twitter}}<br /> * [https://twitter.com/ Offizielle Website von Twitter]<br /> * [https://twitter.com/search-home Offizielle Twitter-Suchmaschine]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=7660487-1|LCCN=n/2009/31956|VIAF=176777970}}<br /> <br /> [[Kategorie:Twitter| ]]<br /> [[Kategorie:Mikroblogging]]<br /> [[Kategorie:Soziales Netzwerk]]<br /> [[Kategorie:World Wide Web]]<br /> [[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]</div> Michael.alexander.kaufmann