https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=Mdjango Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-06-11T05:48:51Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.45.0-wmf.4 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Elektronische_Signatur&diff=233786444 Elektronische Signatur 2023-05-16T21:14:38Z <p>Mdjango: Zweck, Bedeutung und Anwednung im Alltag ergänzt</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|behandelt den rechtlichen Begriff ''elektronische Signatur''. Dagegen befasst sich der Artikel ''[[digitale Signatur]]'' mit einem technischen (kryptographischen) Begriff.}}<br /> <br /> Unter einer '''elektronischen Signatur''' versteht man mit elektronischen Informationen verknüpfte Daten, mit denen man den Unterzeichner bzw. Signaturersteller identifizieren und die Integrität der signierten elektronischen Informationen prüfen kann. In der Regel handelt es sich bei den elektronischen Informationen um elektronische Dokumente. Die elektronische Signatur erfüllt somit technisch gesehen den gleichen Zweck wie eine eigenhändige [[Unterschrift]] auf Papierdokumenten. Elektronische Signaturen sind nur natürlichen Personen zugeordnet, während für Behörden und Unternehmen [[Elektronisches Siegel|elektronische Siegel]] zur Verfügung stehen.<br /> <br /> Genutzt wird sie vorerst primär im [[E-Government]] (öffentliche Verwaltung), [[E-Justice]] (Justiz), zunehmend aber auch [[E-Commerce]] (Onlinehandel) und ähnlichen Vertragsunterzeichnungen in der Privatwirtschaft.<br /> <br /> == Abgrenzung zur digitalen Signatur ==<br /> Im Allgemeinen werden die Begriffe „digitale Signatur“ und „elektronische Signatur“ [[Synonymie|synonym]] verwendet. In der [[Informatik]] und [[Kryptografie]] versteht man die „[[digitale Signatur]]“ als eine Klasse von [[Kryptographie|kryptografischen]] (d.&amp;nbsp;h. mathematischen) Verfahren, während „elektronische Signatur“ ein primär rechtlicher Begriff ist. Der Terminus „elektronische Signatur“ wurde zuerst von der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] in einem überarbeiteten Entwurf der EU-[[Richtlinie 1999/93/EG]] verwendet, um die rechtlichen Regelungen nicht an eine bestimmte Technologie zu koppeln; in einem früheren Entwurf war, entsprechend dem damaligen deutschen Signaturgesetz noch der Begriff „digitale Signatur“ verwendet worden.&lt;ref&gt;J. Dumortier u.&amp;nbsp;a.: {{Webarchiv|url= http://ec.europa.eu/information_society/eeurope/2005/all_about/security/electronic_sig_report.pdf | wayback= 20121025224724 | text=''The Legal and Market Aspects of Electronic Signatures.''}} (PDF) Study for the European Commission, 2003.&lt;/ref&gt; Art. 3 Nr. 10 eIDAS-VO fasst den Begriff bewusst sehr weit: „Daten in elektronischer Form, die anderen elektronischen Daten beigefügt oder logisch mit ihnen verbunden werden und die der Unterzeichner zum Unterzeichnen verwendet.“ Diese Definition umfasst neben digitalen (kryptographischen) Signaturen auch andere, nicht auf kryptographischen Methoden, insbesondere nicht auf [[Digitales Zertifikat|digitalen Zertifikaten]] basierende Verfahren. Außerdem bezieht sich der Begriff der digitalen Signatur in der Softwaretechnik auf Identifikationen aller Art, etwa für einzelne Dokumente, während der rechtliche Begriff speziell auf „Signatur“ im Sinne einer persönlichen Unterschrift eingeschränkt ist. <br /> <br /> == Rechtliche Rahmenbedingungen ==<br /> === EU-Verordnung ===<br /> {{Hauptartikel|Verordnung (EU) Nr. 910/2014 (eIDAS-Verordnung)}}<br /> Am 28. August 2014 hat die Europäische Kommission im [[Amtsblatt der Europäischen Union]] die ''[[Verordnung (EU)]] Nr. 910/2014 über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 1999/93/EG'' [[Verordnung (EU) Nr. 910/2014 (eIDAS-Verordnung)|(eIDAS-Verordnung bzw. IVT)]] veröffentlicht.&lt;ref&gt;{{EU-Verordnung|2014|910}}. In: ''ABl.'' L 257, 28. August 2014, S. 73–114.&lt;/ref&gt; Die Verordnung ersetzt die Signaturrichtlinie, stärkt und erweitert aber gleichzeitig die bestehenden Rechtsvorschriften, die mit der Signaturrichtlinie bereits eingeführt wurden. Die Verordnung ist seit 1. Juli 2016 anzuwenden, mit Wirkung von diesem Tag ist die Signaturrichtlinie 1999/93/EG aufgehoben. Die Europäische Kommission hat am 3. Juni 2021 einen Rahmen für eine europäische digitale Identität (EUid) vorgeschlagen, die allen Bürgern, Einwohnern und Unternehmen in der EU zur Verfügung stehen wird.&lt;ref&gt;[https://ec.europa.eu/germany/news/20210603-digitale-identitaet_de Europäer sollen sich mit digitaler Identität sicher ausweisen können], auf ec.europa.eu, abgerufen am 16. August 2021&lt;/ref&gt;<br /> Als Pendant zur qualifizierten elektronischen Signatur (QES) werden mit der neuen EU-Verordnung qualifizierte elektronische Siegel eingeführt, um [[Juristische Person|juristischen Personen]] die Möglichkeit zu geben, den Ursprung und die Unversehrtheit von elektronischen Dokumenten rechtsverbindlich zu garantieren. Sie können auch verwendet werden, um digitale Besitzgegenstände einer juristischen Person wie beispielsweise Softwarecode zu kennzeichnen. Mit Inkrafttreten der Verordnung werden ab dem 1. Juli 2016 qualifizierte elektronische Signaturen und Siegel grenzüberschreitend in Europa anerkannt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.oeffentliche-it.de/trendsonar |titel=Das ÖFIT-Trendsonar der IT-Sicherheit – Elektronische Signaturen und elektronische Siegel |autor=Fraunhofer FOKUS Kompetenzzentrum Öffentliche IT |datum=2016-04 |zugriff=2016-05-26}}&lt;/ref&gt;<br /> === EU-Richtlinie ===<br /> Ausgangspunkt für die Signaturgesetzgebung in der [[Europäische Union|Europäischen Union]] war die [[Richtlinie (EU)|EU-Richtlinie]] 1999/93/EG ''([[Signaturrichtlinie]])''.&lt;ref&gt;{{EU-Richtlinie|1999|93|titel=des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Dezember 1999 über gemeinschaftliche Rahmenbedingungen für elektronische Signaturen|abruf=2015-03-03}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Richtlinie wurde durch die eIDAS VO aufgehoben und ersetzt.<br /> <br /> === Deutschland ===<br /> {{Veraltet|dieses Abschnitts|Signaturgesetz (SigG) seit 28. Juli 2017 aufgehoben|seit=2017|URL=https://www.buzer.de/gesetz/6596/a91633.htm}}<br /> Formen der elektronischen Signatur&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(nach der ''[[Verordnung (EU) Nr. 910/2014 (eIDAS-Verordnung)]]'' vom 28. August 2014)&lt;/small&gt;<br /> <br /> In Deutschland erfüllen nur [[qualifizierte elektronische Signatur]]en gemäß Art. 3 Nr. 12 [[Verordnung (EU) Nr. 910/2014 (eIDAS-Verordnung)|eIDAS-Verordnung]] die Anforderungen an die [[elektronische Form]] gemäß {{§|126a|bgb|juris}} [[Bürgerliches Gesetzbuch|BGB]], die die gesetzlich vorgeschriebene [[Schriftform]] ersetzen kann. Auch erhalten nur mit einer qualifizierten elektronischen Signatur versehene elektronische Dokumente den gleichen Beweiswert wie (Papier-)[[Urkunde]]n im Sinne der Zivilprozessordnung (§&amp;nbsp;371a Abs.&amp;nbsp;1 [[Zivilprozessordnung (Deutschland)|''ZPO'']]).<br /> <br /> Einer elektronischen Signatur darf die Rechtswirkung und die Zulässigkeit als Beweismittel in Gerichtsverfahren nach Art. 25 Abs. 1 [[Verordnung (EU) Nr. 910/2014 (eIDAS-Verordnung)|eIDAS-Verordnung]] nicht allein deshalb abgesprochen werden, weil sie in elektronischer Form vorliegt oder weil sie die Anforderungen an qualifizierte elektronische Signaturen nicht erfüllt. In Fällen, in denen eine qualifizierte elektronische Signatur nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, können Dokumente, die „nur“ mit einer [[Fortgeschrittene elektronische Signatur|fortgeschrittenen elektronischen Signatur]] gemäß Art. 3 Nr. 11 [[Verordnung (EU) Nr. 910/2014 (eIDAS-Verordnung)|eIDAS-Verordnung]] versehen wurden, jedoch per [[Augenschein]]sbeweis ebenfalls als Beweismittel vor Gericht verwendet werden.<br /> <br /> Die Anwendung der elektronischen Signatur ist in Deutschland durch mehrere Rechtsvorschriften geregelt:<br /> * [[Vertrauensdienstegesetz]] (VDG)<br /> * [[Bürgerliches Gesetzbuch]] (BGB), hier vor allem die §{{§|125|BGB|dejure}} ff. über die Formen von Rechtsgeschäften<br /> * [[Verwaltungsverfahrensgesetz]] (VwVfG, des Bundes und der meisten Länder), hier vor allem {{§|3a|VwVfG|dejure}} zur elektronischen Kommunikation und {{§|37|VwVfG|dejure}} zum elektronischen [[Verwaltungsakt (Deutschland)|Verwaltungsakt]].<br /> * Unzählige weitere Rechtsvorschriften, die 2001 durch das [[Formanpassungsgesetz]] geändert wurden.<br /> * Daneben gelten Vorschriften der [[Europäische Union|Europäischen Union]].<br /> <br /> ==== Formen der elektronischen Signatur ====<br /> Die eIDAS Verordnung definiert in Art. 3 Nr. 10–12 folgende Formen von elektronischen Signaturen:<br /> <br /> # ''elektronische Signatur'',<br /> # ''[[fortgeschrittene elektronische Signatur]]'',<br /> # ''[[qualifizierte elektronische Signatur]]''.<br /> <br /> {{Tabellenstile}}<br /> {| class=&quot;wikitable toptextcells mw-datatable&quot;<br /> |+{{Veraltet|dieses Abschnitts|Signaturgesetz (SigG) seit 28. Juli 2017 aufgehoben|seit=2017|URL=https://www.buzer.de/gesetz/6596/a91633.htm}}<br /> Formen der elektronischen Signatur&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(nach der ''[[Verordnung (EU) Nr. 910/2014 (eIDAS-Verordnung)]]'' vom 28. August 2014)&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> !style=&quot;width: 10%;&quot;|<br /> !style=&quot;width: 30%;&quot;| Elektronische Signatur<br /> !style=&quot;width: 30%;&quot;| Fortgeschrittene Signatur<br /> !style=&quot;width: 30%;&quot;| Qualifizierte Signatur<br /> |-<br /> |Zweck und rechtliche Bedeutung<br /> |Diese Grundform der Signatur kann für Erklärungen oder Vereinbarungen eingesetzt werden, bei denen die Parteien sich vertraglich auf elektronische Form geeinigt haben<br /> |Kann für formfreie Vereinbarungen eingesetzt werden<br /> |Kann eine gesetzlich geforderte Schriftform auf Papier ersetzen<br /> |-<br /> |Anwendung im Alltag<br /> |<br /> * Für viele Alltagsgeschäfte gängige Methode<br /> * Vor Gericht niedriger Beweiswert bzgl. Echtheit und Unveränderlichkeit<br /> |<br /> * Vor Gericht muss der Signierende die Echtheit und Unveränderlichkeit z.B. des Unterzeichners oder Dokuments beweisen<br /> |<br /> * Vor Gericht kann von der Echtheit und Unveränderlichkeit z.B. des Unterzeichners oder Dokuments ausgegangen werden<br /> |-<br /> |Eigenschaften oder Voraussetzungen<br /> |<br /> * Eine selbst erstellte E-Mail mit sogenannter E-Mail-Signatur reicht<br /> * Das Einkopieren einer eingescannten Unterschrift in ein Dokument reicht<br /> |<br /> * Die Verwendung einer [[digitale Signatur|digitalen bzw. kryptografischen Signatur]] ist erforderlich; eine selbst erstelle Signatur reicht.<br /> * Das zusätzliche Einkopieren einer eingescannten Unterschrift in ein Dokument ergänzt die digitale Unterschrift<br /> |<br /> *Ein Zertifikat, welches eine digitale Unterschrift ermöglicht, wird erst nach einer Identitätsprüfung ausgestellt.<br /> * Eine sichere [[Signaturerstellungseinheit]] (SSEE) – zum Beispiel ein spezielles [[Kartenlesegerät]] – ist erforderlich.<br /> * Das Signieren erfolgt mit einer digitaler Signatur UND einer visuellen Signatur z.B. einer eingescannten Unterschrift in ein Dokument<br /> |-<br /> | Vertrauen in Authentizität des Unterzeichners oder die Integrität des Dokuments || niedrig || hoch || sehr hoch<br /> |-<br /> | Beispiel || [[Signatur (E-Mails und Postings)|Private]] oder [[Signatur (E-Mails im Geschäftsverkehr)|geschäftliche]] E-Mail mit Signatur || [[Pretty Good Privacy|PGP]]-signierte E-Mail || [[Besonderes elektronisches Anwaltspostfach|beA]]-System<br /> |-<br /> |<br /> | From: Max Mustermann&lt;br /&gt; To: Lisa Mustermann&lt;br /&gt; Subject: Testmail&lt;br /&gt;&lt;br /&gt; Liebe Lisa,&lt;br /&gt; hier der Text.&lt;br /&gt;&lt;br /&gt; LG Max&lt;br /&gt; -- &lt;br /&gt; Max Mustermann&lt;br /&gt; John-Doe-Str. 1&lt;br /&gt; 99999 Musterstadt<br /> | From: Max Mustermann&lt;br /&gt; To: Lisa Mustermann&lt;br /&gt; Subject: Testmail&lt;br /&gt;&lt;br /&gt; -----BEGIN PGP MESSAGE-----&lt;br /&gt; Version: GnuPG v2&lt;br /&gt;&lt;br /&gt; Liebe Lisa,&lt;br /&gt; hier der Text.&lt;br /&gt;&lt;br /&gt; LG Max&lt;br /&gt;&lt;br /&gt; -----BEGIN PGP SIGNATURE-----&lt;br /&gt; Version: GnuPG v2&lt;br /&gt;&lt;br /&gt; iQEcBAEBCAAGBQJWOIv4AAoJE&lt;br /&gt; […]&lt;br /&gt; M4PXLMzSiGD1QxzN3ve6/Sd1Uwo&lt;br /&gt; -----END PGP SIGNATURE-----<br /> |<br /> |}<br /> <br /> Die verschiedenen Formen der elektronischen Signaturen stehen für unterschiedliche Anforderungen an die Signaturen. An qualifizierte Signaturen werden die höchsten Anforderungen hinsichtlich Erstellung von Signaturschlüsseln zur Signaturerstellung und Signaturprüfschlüsseln sowie Zertifikaten gestellt. Außerdem müssen die bei der Signaturerstellung eingesetzten Anwendungskomponenten ebenfalls bestimmten Anforderungen entsprechen.<br /> <br /> ==== Anforderungen an elektronische Signaturen ====<br /> Die elektronische Signatur nach Art. 3 Nr. 10 EIDAS VO ist die (rechtliche) Grundform der elektronischen Signatur. Es werden keine Elemente der [[digitale Signatur|digitalen bzw. kryptografischen Signatur]] verwendet, daher wird sie auch als „einfache“ Signatur bezeichnet. Die Signatur besteht aus Daten, die zum Unterzeichnen verwendet werden und dazu anderen Daten hinzugefügt oder mit ihnen verbunden werden. Die oben dargestellte Einfügung des Namens am Ende einer E-Mail stellt eine solche Signatur dar. Die elektronische Signatur wird in Art. 3 Nr. 10 EIDAS VO lediglich definiert und bildet die Basis der Definition von fortgeschrittenen elektronischen Signaturen. Weitere Rechtsfolgen werden dort nicht an sie geknüpft, besondere Anforderungen werden nicht gestellt.<br /> <br /> In einem Zivilprozess unterliegen Dokumente bzw. Dateien mit „einfachen“ elektronischen Signaturen der freien Beweiswürdigung durch das Gericht. Die elektronische Signatur ist als Beweismittel nach Art. 25 Abs. 1 EIDAS VO zugelassen. Wenn [[Authentizität#Informatik|Authentizität]] oder [[Integrität (Informationssicherheit)|Integrität]] bestritten werden, ist der Beweiswert der elektronischen Signatur gering. In der Praxis streitet der Absender aber selten ab, eine Mail oder andere elektronische Erklärung mit einem bestimmten Inhalt geschrieben zu haben, gestritten wird meist um die Auslegung der Erklärung.<br /> <br /> Einfache elektronische Signaturen können gemäß {{§|127|bgb|juris}} Abs. 3 BGB für Erklärungen oder Vereinbarungen eingesetzt werden, bei denen die Parteien sich vertraglich auf elektronische Form geeinigt haben.<br /> <br /> ==== Anforderungen an fortgeschrittene elektronische Signaturen ====<br /> Für eine ''fortgeschrittene elektronische Signatur'' gilt die Definition in Art. 3 Nr. 11 und Art. 26 EIDAS VO. Eine fortgeschrittene elektronische Signatur muss unter Verwendung elektronischer Signaturerstellungsdaten erstellt, die der Unterzeichner mit einem hohen Maß an Vertrauen unter seiner alleinigen Kontrolle verwenden kann. Zusätzlich muss die fortgeschrittene elektronische Signatur eindeutig dem Unterzeichner zugeordnet sein, dessen Identifizierung ermöglichen und so mit den unterzeichneten Daten verbunden sein, dass eine nachträgliche Veränderung der Daten erkannt werden kann. Dies erfolgt entweder über den dem Signaturersteller zugewiesenen Prüfschlüssel oder gegebenenfalls mittels während der Signaturerstellung erfasster [[Biometrie#Biometrische Erkennungsverfahren|biometrischer]] [[Unterschrift]]en.<br /> <br /> Der Begriff „Signaturschlüssel“ bezieht sich außerdem nicht notwendigerweise nur auf kryptographische Schlüssel,&lt;ref&gt;[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/15/034/1503417.pdf Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Signaturgesetzes (1. SigÄndG)] (PDF; 330&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; und für die Identifizierbarkeit des Signaturerstellers ist nicht zwingend ein Zertifikat erforderlich, so dass z.&amp;nbsp;B. auch mit [[Pretty Good Privacy|PGP]] und einem auf der Festplatte gespeicherten Signaturschlüssel (Soft-[[Persönliche Sicherheitsumgebung|PSE]]) fortgeschrittene elektronische Signaturen erstellt werden können.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|text=Begründung zum Entwurf eines Gesetzes über Rahmenbedingungen für elektronische Signaturen und zur Änderung weiterer Vorschriften |url=http://ftp.sunet.se/pub/security/pca/SigG/Begruendung-DLR.pdf |wayback=20130220104242}} (PDF; 142&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Rechtsstreit werden fortgeschrittene elektronische Signaturen genauso wie „einfache“ elektronische Signaturen als Objekte des Augenscheins behandelt, d.&amp;nbsp;h., die sich auf die Signatur beziehende Partei muss beweisen, dass digitale Signatur und Identifizierungsmerkmal echt sind. Fortgeschrittene elektronische Signaturen können gemäß §&amp;nbsp;127 BGB für formfreie Vereinbarungen eingesetzt werden.<br /> <br /> ==== Anforderungen an qualifizierte elektronische Signaturen ====<br /> Nur Dokumente mit einer ''qualifizierten elektronischen Signatur'' gemäß {{§|2|sigg_2001|buzer}} Nr. 3 SigG können als elektronische Form eine per Gesetz geforderte Schriftform auf Papier ersetzen, vgl. {{§|126a|bgb|juris}} BGB. In Übereinstimmung mit der europäischen Richtlinie ist eine qualifizierte elektronische Signatur eine fortgeschrittene elektronische Signatur, die auf einem zum Zeitpunkt ihrer Erzeugung gültigen qualifizierten Zertifikat beruht und mit einer sicheren Signaturerstellungseinheit (SSEE) erstellt wurde. Der Signaturschlüssel darf dabei ausschließlich in der SSEE gespeichert und angewendet werden, und die Übereinstimmung der SSEE mit den Vorgaben des Signaturgesetzes muss durch eine anerkannte Stelle geprüft und bestätigt werden. Dagegen ist auch für qualifizierte elektronische Signaturen eine Prüfung und Bestätigung der Signaturanwendungskomponente, welche Signatursoftware, Treiber und [[Chipkartenleser]] umfasst, nicht zwingend vorgeschrieben, jedoch ist mindestens eine Herstellererklärung nötig, in der der jeweilige Hersteller die Konformität der Komponente zum SigG und zur SigV gemäß {{§|17|sigg_2001|buzer}} SigG bestätigt. Eine solche Herstellererklärung wird später von der Bundesnetzagentur im Bundesanzeiger veröffentlicht&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1421/DE/Service-Funktionen/QualifizierteelektronischeSignatur/WelcheAufgabenhatdieBundesnetzagentur/VeroeffentlichungenzuProdukten/Herstellererkl%C3%A4rungen/Herstellererklaerungen_node.html|titel=Veröffentlichte Herstellererklärungen|hrsg=Bundesnetzagentur|zugriff=2015-03-03|offline=1|archiv-url=https://web.archive.org/web/20150402163246/http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1421/DE/Service-Funktionen/QualifizierteelektronischeSignatur/WelcheAufgabenhatdieBundesnetzagentur/VeroeffentlichungenzuProdukten/Herstellererkl%C3%A4rungen/Herstellererklaerungen_node.html|archiv-datum=2015-04-02m }}&lt;/ref&gt;, ist aber bereits mit der Einreichung bei der Bundesnetzagentur genügend.<br /> <br /> [[Datei:Deutschland Zeichen fuer akkreditierten Signaturenanbieter.png|mini|Prüfsiegel der [[Bundesnetzagentur]] für akkreditierte Anbieter von qualifizierten elektronischen Zertifikaten]] Zusätzlich wird bei qualifizierten elektronischen Signaturen unterschieden, von welchem Anbieter die Zertifikate ausgestellt und die Signaturschlüssel erzeugt werden. Dabei wird zwischen nicht-akkreditierten Anbietern und Anbietern mit Akkreditierung durch die Bundesnetzagentur unterschieden. Laut Signaturgesetz muss jeder Anbieter von Zertifikaten für ''qualifizierte elektronische Signaturen'' bestimmte Anforderungen bezüglich des von ihm betriebenen Rechenzentrums erfüllen. Der Anbieter kann sich bescheinigen lassen, dass sein Rechenzentrum den höchsten Sicherheitsanforderungen genügt. Dem geht eine Prüfung durch eine anerkannte Bestätigungsstelle (das [[Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik]] (''BSI'') oder eine private Bestätigungsstelle) voraus. Stellt diese fest, dass die Sicherheitsanforderungen durch den Anbieter bzw. den Betreiber des Rechenzentrums (wird in diesem Rahmen auch als [[Trust Center]] bezeichnet) erfüllt sind, bescheinigt die [[Bundesnetzagentur]] dessen Sicherheit. Der Betreiber des Rechenzentrums darf sich nun als akkreditiert bezeichnen und erhält für seine Zertifizierungsdienste qualifizierte Zertifikate von der Zertifizierungsstelle der Bundesnetzagentur, die in Deutschland die Wurzelinstanz (Root CA) in der [[Public-Key-Infrastruktur]] (''PKI'') für qualifizierte Zertifikate darstellt.<br /> <br /> ==== Einsatz in der Praxis ====<br /> Das [[Bürgerliches Gesetzbuch|bürgerliche Gesetzbuch]] erlaubt den Ersatz der per Gesetz vorgeschriebenen – also nicht freiwilligen – [[Schriftform]] durch die [[elektronische Form]], soweit durch Gesetz nichts anderes bestimmt ist ({{§|126|BGB|dejure}} BGB). Die elektronische Form ist gewahrt, wenn dem elektronischen Dokument der Name des Unterzeichners/Signierenden hinzugefügt und mit einer [[Qualifizierte elektronische Signatur|qualifizierten elektronischen Signatur]] versehen wird ({{§|126a|BGB|dejure}} BGB).<br /> <br /> Für formfreie Vereinbarungen, die nicht per Gesetz der Schriftform benötigen, jedoch aus Beweisgründen freiwillig schriftlich verfasst und unterzeichnet bzw. signiert werden, können die Vertragspartner für elektronische Dokumente eine andere Signaturform vereinbaren, also entweder eine „einfache“ oder eine fortgeschrittene elektronische Signatur wählen ({{§|127|BGB|dejure}} BGB).<br /> <br /> Die für qualifizierte elektronische Signaturen zugelassenen [[Kryptoalgorithmen]] werden von der [[Bundesnetzagentur]] genehmigt und veröffentlicht. Dort sind auch die für eine qualifizierte elektronische Signatur zugelassenen Produkte aufgelistet.<br /> <br /> [[Zertifizierungsdienst|Vertrauensdiente]] sind genehmigungsfrei, aber anzeigepflichtig. Bei der Anzeige ist darzulegen, dass und wie die gesetzlichen Anforderungen (finanzielle Deckungsvorsorge, Zuverlässigkeit, Fachkunde) erfüllt sind.<br /> <br /> === Österreich ===<br /> Österreich war das erste Land, das die Richtlinie 1999/93/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über gemeinschaftliche Rahmenbedingungen für elektronische Signaturen umsetzte.<br /> <br /> Die rechtliche Grundlage für elektronische Signaturen in Österreich bildet die Verordnung (EU) Nr. 910/2014 über die elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 1999/93/EG, ABl. Nr. L 257/73 vom 28. August 2014 (eIDAS-VO) und das Bundesgesetz über elektronische Signaturen und Vertrauensdienste (Signatur- und Vertrauensdienstegesetz – SVG)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Österreich |url=https://www.bmdw.gv.at/Themen/Digitalisierung/Verwaltung/was-bedeutet-digitale-Verwaltung/E-Government-Bausteine-und-Services/Elektronische-Signaturen.html |titel=Elektronische Signaturen |abruf=2021-11-29}}&lt;/ref&gt;, das seit 1. Juli 2016 in Kraft ist. Das zuvor gültige [[Signaturgesetz (Österreich)|Signaturgesetz]] wurde mit dem SVG außer Kraft gesetzt. Wie in der EU-Verordnung vorgesehen wird zwischen einfacher, fortgeschrittener und qualifizierter elektronischer Signatur unterschieden.<br /> <br /> Das ''Bundesgesetz über Regelungen zur Erleichterung des elektronischen Verkehrs mit öffentlichen Stellen'' (E-Government-Gesetz) ermöglicht die Nutzung einer ''Bürgerkarte'' mit sicherer elektronischer Signatur für die Teilnahme an elektronischen Verwaltungsverfahren. Als Übergangslösung konnte gemäß §&amp;nbsp;25 bis zum 31&amp;nbsp;Dezember 2007 alternativ eine ''Verwaltungssignatur'' verwendet werden, deren spezifische Anforderungen in der Verwaltungssignaturverordnung geregelt sind. Diese Übergangslösung wird nicht verlängert, so dass seit 1.&amp;nbsp;Januar 2008 zwingend eine sichere bzw. qualifizierte elektronische Signatur im E-Government vorgeschrieben ist.<br /> <br /> Die ''[[Bürgerkarte]]'' ist ein allgemeines technologisches System, im Speziellen die Freischaltung von [[SmartCard]]s (wie die Sozialversicherungskarte [[E-Card (Österreich)|e-Card]] oder [[Bankomatkarte]]n) zur qualifizierten elektronischen Signierung. Diese Funktion nutzen per 2014 etwa 150.000 Österreicher.<br /> <br /> Mit der Variante der ''[[Handy-Signatur]]'' gibt es seit 2007 auch eine staatlich kontrollierte [[mobile Signatur]] (Mobile-ID). Laut Angaben des staatlich beauftragten Dienstleisters [[A-Trust]] verzeichnet die Handy-Signatur Ende November 2021 knapp 2,8 Mio. aktive Nutzer&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.a-trust.at/stehzeiten/Status.aspx |titel=A-Trust |abruf=2021-11-29}}&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> === Schweiz ===<br /> {{Hauptartikel|SuisseID}}<br /> <br /> Die elektronische Signatur ist durch das Bundesgesetz über Zertifizierungsdienste im Bereich der elektronischen Signatur ({{§§|URL|2=http://www.admin.ch/ch/d/sr/c943_03.html|3=ZertES}}) sowie durch die Verordnung über Zertifizierungsdienste im Bereich<br /> der elektronischen Signatur ({{§§|URL|2=http://www.admin.ch/ch/d/sr/c943_032.html|3=VZertES}}) geregelt. Das Obligationenrecht ({{§§|URL|2=http://www.admin.ch/ch/d/sr/c220.html|3=OR}}) sieht in Art. 14 Abs. 2 bis bzw. Art. 59a eine Gleichstellung von ZertES-konformer elektronischer Signatur und Handunterschrift im Bereich gesetzlicher Formvorschriften sowie eine Haftung des Inhabers des Signierschlüssels für den sorgfältigen Umgang mit dem Schlüssel vor. ZertES, VZertES und die entsprechende OR-Novelle sind am 1. Januar 2005 in Kraft getreten.<br /> <br /> Ein wesentlicher Unterschied zur Regelung in der EU-Signaturrichtlinie liegt darin, dass für eine Rechtswirkung der erwähnten obligationenrechtlichen Normen jeweils die ''Anerkennung'' des jeweiligen Zertifizierungsdienstes durch eine ''Anerkennungsstelle'' vorausgesetzt wird. Diese Anerkennungsstelle ist durch die [[Schweizerische Akkreditierungsstelle]] akkreditiert. Es braucht also in der Schweiz die gesetzeskonforme elektronische Signatur eines ''anerkannten'' Zertifizierungsdienstes, während in der EU nur eine gesetzeskonforme Signatur vorausgesetzt wird und die Akkreditierung damit freiwillig bleibt. Die Anerkennung ist eine Bestätigung dafür, dass der Zertifizierungsdienst die Anforderungen des Gesetzes erfüllt.<br /> <br /> Die Schweizerische Akkreditierungsstelle (SAS, sas.admin.ch) publiziert eine ''Liste der anerkannten Zertifizierungsdienste''&lt;ref&gt;''[https://www.sas.admin.ch/dam/sas/de/dokumente/Wer%20ist%20akkreditiert/Liste%20ZertES.pdf.download.pdf/PKI_ZertES_und_internationale_%20Standards_konsolidiert_20160629.pdf Liste der gemäss &lt;!--sic--&gt;Bundesgesetz über die elektronische Signatur (ZertES) anerkannten Anbieterinnen von Zertifizierungsdiensten]'', [[KPMG]], 29. Juni 2016&lt;/ref&gt;. 2016 waren [[Swisscom]] (Schweiz), QuoVadis Trustlink Schweiz, die SwissSign AG (der u.&amp;nbsp;a. [[Die Schweizerische Post|Schweizerischen Post]]) und das [[Bundesamt für Informatik und Telekommunikation]] (BIT) anerkannte Anbieter von Zertifizierungsdiensten.<br /> <br /> == Technische Umsetzung ==<br /> Aufgrund der weiten und technologie-neutralen Definition lassen sich elektronische Signaturen durch völlig verschiedene technische Verfahren umsetzen. So stellt auch die Angabe des Absenders in einer E-Mail bereits eine elektronische Signatur dar. Auch ein über das Internet geschlossener Vertrag enthält eine elektronische Signatur, sofern geeignete Verfahren, etwa eine Passwortabfrage, den Vertragsabschluss durch eine bestimmte Person hinreichend belegen.<br /> <br /> Fortgeschrittene oder gar qualifizierte elektronische Signaturen, die eine zuverlässige Identifizierung des Unterzeichners ermöglichen und eine nachträgliche Veränderung der Daten erkennen lassen müssen, können technisch mit [[Digitale Signatur|digitalen Signaturen]] in Verbindung mit [[Digitales Zertifikat|digitalen Zertifikaten]] von einer [[Public-Key-Infrastruktur]] (PKI) realisiert werden. Bei diesen Verfahren wird ein Schlüsselpaar verwendet. Ein Schlüssel wird für die Erzeugung der Signatur verwendet (Signaturschlüssel) und ein Schlüssel für die Prüfung (Signaturprüfschlüssel).&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://img.pte.at/photo_db/hi_res/hires33505.jpg |wayback=20120602213259 |text=Beispiel für den Signaturblock einer Digitalen Signatur – Anwendung bei der pressetext Nachrichtenagentur}}&lt;/ref&gt; Bei qualifizierten Signaturen ist die Zuordnung der asymmetrischen Schlüsselpaare gemäß deutschem Signaturgesetz zwingend erforderlich.<br /> <br /> Bei fortgeschrittenen Signaturen ist die Identifizierung des Unterzeichners nicht an ein Zertifikat gebunden. So können neben Zertifikaten auch andere Identifizierungsmerkmale, z.&amp;nbsp;B. während des Signaturerstellungsprozesses erfasste eigenhändige Unterschriften, eingesetzt werden.<br /> <br /> == Einsatz in der Praxis ==<br /> [[Datei:electronic-signature-scheme-german.svg|mini|Schemaskizze Elektronische Signatur]]<br /> <br /> Ablauf einer elektronischen Signierung mit einer [[Digitale Signatur|digitalen Signatur]]:<br /> # Der Absender/Unterzeichner (im Beispiel: [[Alice und Bob|Alice]]) wählt die zu signierende Nutzdatei aus.<br /> # Die Signatur-Software des Absenders/Unterzeichners bildet über die Nutzdatei einen Hash-Wert (Prüfsumme).<br /> # Die vom Absender/Unterzeichner genutzte [[Signaturerstellungseinheit]] bildet aus dem Hash-Wert mit Hilfe eines geheimen Signaturschlüssels die elektronische Signatur.<br /> # Der Absender/Unterzeichner verschickt die Nutzdatei und die Signatur. Alternativen sind:<br /> #:* getrennte Dateien<br /> #:* [[Containerformat|Containerdatei]], die Nutzdatei und Signatur enthält<br /> #:* Signatur in Nutzdatei enthalten, so z.&amp;nbsp;B. bei [[PDF]] oder [[Extensible Markup Language|XML]]<br /> # Der Empfänger (im Beispiel: Bob) erhält die Nutzdatei und die Signaturdatei<br /> # Der Empfänger verifiziert mit einer Prüf-Software die Signatur mit Hilfe des (mit der Signatur meistens bereits mitgelieferten zum geheimen Signaturschlüssel korrespondierenden) öffentlichen Prüfschlüssels und der Nutzdatei. Viele Hersteller bieten hierfür kostenlose Prüf-Editionen ihrer Signatur-Software an, teils auch Online-Prüfung via Internet.<br /> # Ist die Prüfung erfolgreich, dann wurde die Datei nicht verändert, die [[Integrität (Informationssicherheit)|Integrität]] der Daten ist sichergestellt.<br /> # Ist dem Absender/Unterzeichner mit einem [[Digitales Zertifikat|Zertifikat]] der öffentliche Prüfschlüssel und damit indirekt auch dessen korrespondierender geheimer Schlüssel zugewiesen worden, kann der Absender/Unterzeichner anhand seines öffentlichen Schlüssels über ein im Internet verfügbares Zertifikatsverzeichnis identifiziert werden. In diesem Fall sollte auch die Gültigkeit des Zertifikates zum Zeitpunkt der Signaturerstellung geprüft werden.<br /> # Ist von der Signatur-Software des Absenders/Unterzeichners während des Signierens eine über ein [[Unterschriftenpad|Unterschriftentablett]] erfasste eigenhändige Unterschrift dem Hash-Wert zugeordnet worden, kann die Unterschrift im Bedarfsfall zur Identifizierung des Absenders/Unterzeichners herangezogen werden.<br /> <br /> == Langfristige Sicherheit digitaler Signaturen ==<br /> Aufgrund neuer oder verbesserter Methoden der [[Kryptoanalyse]] und immer leistungsfähigerer Rechner nimmt die Effizienz von Angriffen auf digitale Signaturverfahren wie z.&amp;nbsp;B. [[RSA-Kryptosystem|RSA]] im Laufe der Zeit zu. Daher ist die Sicherheit – und damit die Aussagekraft – einer digitalen Signatur zeitlich begrenzt.<br /> <br /> Aus diesem Grund sind die heute ausgestellten Zertifikate in der Regel nicht länger als drei Jahre gültig, was bedeutet, dass der zugewiesene Signaturschlüssel nach Ablauf des Zertifikats nicht mehr benutzt werden darf (manche Signiersoftware verweigert das Setzen einer Signatur mit einem ungültigen Zertifikat). Das Alter elektronischer Daten ist jedoch praktisch nicht bestimmbar. Dokumente könnten folglich ohne weiteres um Jahre oder gar Jahrzehnte rückdatiert werden, ohne dass dies nachweisbar wäre. Eine Rückdatierung kann etwa durch Verstellen der Systemzeit des verwendeten Rechners erfolgen. Gelingt es einem Fälscher nach Jahren, den Signaturschlüssel aus dem öffentlichen Zertifikat zu berechnen, kann er damit ein rückdatiertes Dokument mit einer gefälschten qualifizierten elektronischen Signatur versehen.<br /> <br /> Auch wenn ein Zertifikat bereits lange ungültig ist bzw. der damit verknüpfte Signaturschlüssel nicht mehr verwendet werden darf, sind Dokumente, die innerhalb des Gültigkeitszeitraums signiert wurden, nach wie vor rechtsgültig.<br /> <br /> Die Problematik besteht in der Beweiseignung elektronischer Signaturen nach dem Ablauf des Zertifikats. In der Literatur wird die Meinung vertreten, dass der [[Anscheinsbeweis]] (eine Beweislastumkehr) für die Echtheit einer elektronischen Signatur mit Anbieterakkreditierung nicht die Tatsache betreffen kann, dass die Signatur vor dem Ablauf des Zertifikats erstellt wurde,&lt;ref&gt;Simon Schlauri: [http://www.simon.schlauri.name/Dissertation.pdf ''Elektronische Signaturen.''] (PDF; 3,8&amp;nbsp;MB). Zürich 2002, N.&amp;nbsp;748&lt;/ref&gt; weil der Nachweis des Signierzeitpunktes für denjenigen, der sich auf die Signatur stützt, leicht möglich ist und daher keiner Beweiserleichterung bedarf. Mit dem Ablauf des Zertifikats muss daher derjenige, der sich auf eine Signatur stützt, ''voll beweisen'', dass die Signatur vor diesem Zeitpunkt gesetzt wurde. Dies kann durch eine Nachsignierung oder durch einen [[Zeitstempel]] geschehen.&lt;ref&gt;Simon Schlauri: [http://www.simon.schlauri.name/Dissertation.pdf ''Elektronische Signaturen.''] (PDF; 3,8&amp;nbsp;MB). Zürich 2002, N.&amp;nbsp;172 ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Fall archivierter, signierter Dokumente kann eine Signierung des Archivs selbst oder von Teilen davon die darin enthaltenen Dokumente absichern.<br /> <br /> Für den Fall elektronischer [[Rechnung]]en und anderer Unternehmensdokumente gilt gemäß den [[Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung|Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung]] die Verpflichtung, Rechnungen für 10 Jahre [[Revisionssicherheit|revisionssicher]] zu archivieren. Wenn diese Bedingung durch ein entsprechendes [[Elektronische Archivierung|elektronisches Archiv]] sichergestellt ist, ist eine erneute Signierung der einzelnen Dokumente nicht notwendig, da das revisionssichere Archiv die Unveränderbarkeit der im Archiv gehaltenen Dokumente garantiert.<br /> <br /> == Kritik ==<br /> === Sicherheit ===<br /> Eine Fälschung der Signatur kann nur zuverlässig ausgeschlossen werden, wenn geeignete Software zur Erstellung und zur Prüfung der Signatur verwendet wird. Die Schwierigkeit dabei ist, dass kaum feststellbar ist, ob diese Voraussetzung tatsächlich erfüllt ist. Allein der Signatur kann nicht angesehen werden, ob sie tatsächlich mit sicheren technischen Komponenten erstellt wurde. Das deutsche Signaturgesetz definiert daher in {{§|17|sigg_2001|buzer}} auch noch Anforderungen an Produkte für qualifizierte elektronische Signaturen.<br /> <br /> Generell ist zur Prüfung der Signatur eine Software erforderlich. Die Software auf einem PC kann praktisch immer auch so genannte [[Malware]] enthalten. Eine tatsächlich zuverlässige Prüfung, ob die Software tatsächlich den Spezifikationen entspricht und nicht manipuliert wurde, ist sehr aufwändig. Hier werden normalerweise Sicherheitsmechanismen des Betriebssystems und/oder Signaturen an der Software verwendet.<br /> <br /> === Probleme in der Praxis ===<br /> Häufig werden die Aspekte der Betrachtung der Sicherheit auf rein mathematisch-technische Aspekte reduziert. Fast alle Pilotprojekte zeigen, dass der Faktor Mensch zu gering gewichtet wird. Noch nicht wirklich absehbar scheint eine bezahlbare und pragmatische Handhabung von verlorenen Signaturkarten oder vergessenen Geheimzahlen. In der Testregion Flensburg wurde der 10.000er-Feldversuch mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) im März 2008 gestoppt: „Von 25 Ärzten in 17 Praxen, die freiwillig die Testphase bestritten, sperrten 30 Prozent ihren Heilberufsausweis, weil sie sich partout nicht mehr an die 6-stellige Signatur-PIN erinnern konnten. 10 Prozent davon sperrten ihren neuen Arztausweis irreversibel.“&lt;!-- Achtung! Für diesen Abschnitt sowie das darin enthaltene Zitat fehlt jegliche Quellenangabe zu einer Primärquelle. --&gt;<br /> <br /> Die Hoffnung von Anbietern von Signaturkarten ruht bereits seit 2002 auf dem [[ELENA-Verfahren]] (früher JobCard). Es soll nach den Vorstellungen der Bundesregierung die Nutzung digitaler Signaturen fördern und käme dem Wunsch der Anbieter von Signaturkarten nach, der Staat möge endlich obligatorische Anwendungsfälle schaffen. In diesem Kontext beschäftigen sich die Medien wieder vermehrt mit der digitalen Signatur und den Herausforderungen bei einer Einführung. Mögliche Alternativen bei vergessenen Geheimzahlen oder verlorenen Signaturkarten zeigte eine Reportage des Deutschlandfunks am 28. Juni 2008 auf. Die derzeit beabsichtigte Vorgehensweise hätte entweder eine Aufweichung der Sicherheit und des Datenschutzes zur Folge oder würde ein hochkomplexes und kaum bezahlbares Verfahren erfordern. Erwogen werden entweder Generalschlüssel, mit dem Mitarbeiter der zentralen Speicherstelle auf alle Verdienstbescheinigungen zugreifen könnten, oder ein mehrstufiges Umschlüsselungsverfahren.<br /> <br /> In den letzten Jahren bekommen die Signaturkarten und mit ihnen die digitalen Signaturen auf dem Feld elektronischer Signaturen Konkurrenz. Zunehmend häufiger und ausgefeilter werden die Angebote für eine vertrauenswürdige Digitalisierung der eigenhändigen Unterschrift. Das elektronische Unterschreiben am Computer ist nicht mehr allein mit Chipkarte und Geheimzahl zu realisieren. Es hat dort überall seine Einsatzfelder, wo heute die sogenannte „[[gewillkürte Schriftform]]“ verwendet wird. Darunter verstehen Juristen die gegenseitige Festlegung auf ein Papierdokument mit eigenhändiger Unterschrift als Beweismittel. Mittlerweile sind selbst Kreditinstitute dazu übergegangen, bei Prozessen wie der Kontoeröffnung während des Signaturprozesses eigenhändige Unterschriften über ein Unterschriftentablett digital zu erfassen und diese biometrischen Daten als Identifikationsmerkmale –&amp;nbsp;und damit als Zertifikatsersatz&amp;nbsp;– in die elektronischen Anträge (z.&amp;nbsp;B. PDF-Formulare) mit der digitalen Signatur verknüpft einzubetten.&lt;ref&gt;[http://www.berliner-sparkasse.de/anzeigen.php?tpl=module/ueber_uns/pressecenter/archiv/2008/digitaleunterschrift20080620.html ''Berliner Sparkasse führt digitale Unterschrift ein.''] Pressemitteilung der Berliner Sparkasse, 20. Juni 2008.&lt;/ref&gt; In Österreich haben Wirtschaftsunternehmen&lt;ref&gt;[http://www.pressetext.at/news/080514035/pressetext-als-referenzbeispiel-fuer-digitale-signatur/ pressetext als Referenzbeispiel für digitale Signatur vom 14. Mai 2008]&lt;/ref&gt; die Möglichkeit, für sichere Online-Verfahren eine Reihe von Open-Source-Modulen der Plattform Digitales:Österreich&lt;ref&gt;[http://www.digitales.oesterreich.gv.at/ Plattform Digitales:Österreich]&lt;/ref&gt; wie z.&amp;nbsp;B. für den Einsatz der elektronischen Signatur bei vorsteuerabzugsfähigen E-Rechnungen zu nutzen. Weiters bietet das österreichische Bundeskanzleramt einen Prüfservice&lt;ref&gt;[http://www.signaturpruefung.gv.at/ Signatur-Prüfservice des Bundeskanzleramtes]&lt;/ref&gt; zur Prüfung elektronisch signierter Dokumente. Bei der österreichischen Handy-Signatur wurden grundsätzlich erhebliche Zweifel an der Sicherheit laut.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;vgl. Beitrag in ZiB 2 vom 30. Mai 2016 bzw. ''Aufregung um die Handy-Signatur.'' In: ''Trend.'' 22, 2016, S. 62.&lt;/ref&gt; Insbesondere soll diese anfällig für Phishing-Angriffe sein, weil für Login und Signatur die gleichen Mechanismen genutzt werden.&lt;ref&gt;[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Oesterreichische-Handy-Signatur-anfaellig-fuer-Phishing-3222980.html heise online: Österreichische Handy-Signatur anfällig für Phishing]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Europäische Harmonisierung ===<br /> Durch die [[Verordnung (EU) Nr. 910/2014 (eIDAS-Verordnung)|Verordnung (EU) Nr. 910/2014]] (eIDAS VO) wurde das Recht der elektornischen Signaturen europaweit vereinheitlicht. Die eIDAS VO hat unmittelbar geltendes Recht in allen Mitgliedsstaaten geschaffen und verlässt sich in Abkehr von der Signaturrichtlinie nicht auf die Umsetzung in den Mitgliedsländern. Die eIDAS VO hat den Mitgliedsstaaten Spielräume für nationale Regelungen belassen, die beispielsweise in Deutschland das Vertrauensdienstegesetz VDG ausfüllt.<br /> <br /> Unabhängig davon variiert die rechtliche Relevanz einer eigenhändigen Unterschrift unter den Staaten erheblich. Daher wird ein Benutzer die rechtliche Relevanz einer qualifizierten elektronischen Signatur aus einem anderen Mitgliedstaat nicht einschätzen können, solange er nicht die dortigen Regelungen zur eigenhändigen Unterschrift kennt.<br /> <br /> == nPA – Deutscher Elektronischer Personalausweis ermöglicht qualifizierte elektronische Signatur ==<br /> Der [[Personalausweis (Deutschland)#Der elektronische Personalausweis (nPA)|neue Personalausweis]] wird seit dem 1. November 2010 im Scheckkartenformat mit Chipkarte ausgestellt und beinhaltete die gegen eine Gebühr aktivierbare Möglichkeit zur Nutzung als Signatur-Erstellungseinheit für qualifizierte elektronische Signaturen. Diese Möglichkeit wird derzeit von keinem Anbieter für Signaturzertifikate unterstützt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.personalausweisportal.de/DE/Buergerinnen-und-Buerger/Der-Personalausweis/Funktionen/funktionen_node.html |titel=Personalausweisportal – Funktionen |werk= |hrsg=[[Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat]] |datum= |abruf=2020-10-04 |sprache= |zitat=Derzeit gibt es keinen Anbieter für Signaturzertifikate, die mit dem Personalausweis verwendet werden können.}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Identifizierungsfunktion des nPA kann dagegen zur Identifizierung bei Bestellung von Signaturkarten und bei Anmeldung zu Fernsignaturverfahren eingesetzt werden.<br /> <br /> == Beispiele für gesetzlich geforderte qualifizierte elektronische Signatur ==<br /> === Elektronisches Abfallnachweisverfahren ===<br /> Im Rahmen der deutschen [[Nachweisverordnung]] ist seit dem 1. April 2010 zwingend, dass die Abfallentsorger jeden Transport gefährlicher Abfälle elektronisch qualifiziert signieren ([[Elektronisches Abfallnachweisverfahren]], [[eANV]]). Spätestens ab dem 1. Februar 2011 trifft diese Regelung auch für Abfallerzeuger und Abfallbeförderer zu.<br /> <br /> === E-Justice ===<br /> Seit 1. Januar 2022 sind in Deutschland nach {{§|130d|ZPO|juris}} ZPO vorbereitende Schriftsätze und deren Anlagen sowie schriftlich einzureichende Anträge und Erklärungen, die durch einen Rechtsanwalt, durch eine Behörde oder durch eine juristische Person des öffentlichen Rechts einschließlich der von ihr zur Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschlüsse bei einem Gericht eingereicht werden, als elektronisches Dokument zu übermitteln. Nach {{§|130a|ZPO|juris}} Abs. 3 ZPO muss das elektronische Dokument mit einer qualifizierten elektronischen Signatur der verantwortenden Person versehen sein. Abweichend davon genügt eine einfache Signatur, wenn das Dokument auf einem sicheren Übermittlungsweg nach {{§|130a|ZPO|juris}} Abs. 4 ZPO eingereicht wird. Andere Prozessordnungen weisen ähnliche Regelungen auf. Lediglich beim Bundesverfassungsgericht besteht keine Pflicht zur elektronischen Einreichung. Entsprechend ist sie dort auch nicht möglich&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=1 Senat 4 Kammer Bundesverfassungsgericht |url=https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2018/11/rk20181119_1bvr239118.html |titel=Bundesverfassungsgericht - Entscheidungen - Eine Verfassungsbeschwerde kann bislang nicht per De-Mail eingereicht werden |datum=2018-11-19 |sprache=de |abruf=2022-11-04}}&lt;/ref&gt;. <br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[qualifizierte elektronische Signatur]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Grundlagen:<br /> ** [[Johann Bizer]]: ''Funktion und Voraussetzungen digitaler Signaturen aus rechtlicher Sicht.'' In: [[Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik|BSI]] (Hrsg.): ''Kulturelle Beherrschbarkeit digitaler Signaturen.'' Ingelheim 1997, ISBN 3-922746-28-4, S. 111.<br /> ** Frank Bitzer, Klaus M. Brisch: ''Digitale Signatur: Grundlagen, Funktion und Einsatz.'' Berlin 1999, ISBN 3-540-65563-8.<br /> ** Detlef Hühnlein, Ulrike Korte: [https://www.bsi.bund.de/cae/servlet/contentblob/487196/publicationFile/31407/esig_pdf.pdf ''Grundlagen der elektronischen Signatur: Recht – Technik – Anwendung.''] (PDF; 5,1&amp;nbsp;MB). Ingelheim 2006, ISBN 3-922746-74-8.<br /> ** Jörg-Matthias Lenz, Christiane Schmidt: ''Elektronische Signatur – eine Analogie zur eigenhändigen Unterschrift?'' Stuttgart 2004, ISBN 3-09-305705-1.<br /> ** Simon Schlauri: [http://www.simon.schlauri.name/Dissertation.pdf ''Elektronische Signaturen.''] (PDF; 3,8&amp;nbsp;MB). Zürich 2002.<br /> * Einzelfragen:<br /> ** Martin Eßer: ''Der strafrechtliche Schutz des qualifizierten elektronischen Signaturverfahrens.'' Baden-Baden 2006, ISBN 3-8329-1991-0.<br /> ** Olga Grigorjew: ''Beweiseignung fortgeschrittener elektronischer Signaturen.'' Kassel 2015, ISBN 978-3-86219-960-0.<br /> ** Susanne Hähnchen, Jan Hockenholz: [http://www.jurpc.de/aufsatz/20080039.htm ''Praxisprobleme der elektronischen Signatur.''] JurPC Web-Dok. 39/2008, Abs. 1–31.<br /> ** Florian Kunstein: [https://web.archive.org/web/20140703151533/http://jurawelt.com/sunrise/media/mediafiles/13757/tenea_juraweltbd88_kunstein.pdf ''Die elektronische Signatur als Baustein der elektronischen Verwaltung – Analyse des rechtlichen Rahmens elektronischer Kommunikation unter besonderer Berücksichtigung der Kommunalverwaltung.''] (PDF; 2,7&amp;nbsp;MB). Berlin 2005, ISBN 3-86504-123-X.<br /> ** Hanno Langweg: ''Malware Attacks on Electronic Signatures Revisited.'' In: [[Jana Dittmann]] (Hrsg.): ''Sicherheit 2006 – Haupttagung „Sicherheit – Schutz und Zuverlässigkeit“.'' Bonn 2006, ISBN 3-88579-171-4, S. 244.<br /> ** Pauline Puppel: ''Überlegungen zur Archivierung elektronisch signierter Dokumente. Der elektronische Rechtsverkehr in der Fachgerichtsbarkeit von Rheinland-Pfalz.'' Beiheft zu ''Unsere Archive'', Koblenz 2007, ISBN 978-3-931014-72-8.<br /> ** [[Alexander Roßnagel]], Paul Schmücker (Hrsg.): ''Beweiskräftige elektronische Archivierung – Bieten elektronische Signaturen Rechtssicherheit? ([[ArchiSig]]).'' Bonn 2006, ISBN 3-87081-427-6.<br /> * Leitfäden:<br /> ** Judith Balfanz, Jan C. E. Wendenburg: ''Digitale Signaturen in der Praxis.'' Eschborn 2003, ISBN 3-931193-47-0.<br /> ** Lukas Fässler, Oliver Sidler: ''Elektronische Signatur. Unterschreiben &amp; Verschlüsseln. Praxisleitfaden für die Installation &amp; Anwendung.'' Rheinfelden (Schweiz) 2008, ISBN 978-3-905413-03-8.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.signature-perfect.de/docs/Leitfaden_Elektronische_Signatur.pdf Eine Einführung in die zertifikatsbasierte und zertifikatsfreie elektronische Signatur] (PDF; 1,5&amp;nbsp;MB)<br /> * [http://www.signatur.rtr.at/ Telekom-Control-Kommission – Aufsichtsstelle für elektronische Signaturen in Österreich]<br /> * [https://ovds-demo.nrw.de/about Optisch verifizierbare digitale Siegel am Beispiel eines Parkausweises]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Rechtshinweis}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4269037-7}}<br /> <br /> [[Kategorie:Elektronische Signatur| ]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datendurchsatz&diff=197616480 Datendurchsatz 2020-03-09T20:37:50Z <p>Mdjango: (Wi-Fi x) zu dem jeweiligen 802.x standard hinzugefügt.</p> <hr /> <div>Der '''Datendurchsatz''' gibt die Netto-Datenmenge pro Zeit an, die über ein kabelgebundenes oder kabelloses Netz übertragen werden kann. Beim ''Datendurchsatz'' werden die reinen [[Nutzdaten]] berücksichtigt. Bei der [[Datenübertragungsrate]] hingegen werden eventuelle [[Steuerdaten]] (englisch: ''Overhead'') mitgerechnet.<br /> <br /> Ein Beispiel: Der Datendurchsatz eines 11-Mbit/s-[[Wireless LAN|WLANs]] beträgt ca. 50 % der Übertragungsrate, also ca. 5,5&amp;nbsp;Mbit/s netto. Beim 2006 eingeführten WLAN-Standard ''802.11n'' (Stand: August 2012) geht man von einem Datendurchsatz von 40 % der maximalen Datenübertragungsrate aus. Es können dementsprechend von theoretisch möglichen 600&amp;nbsp;Mbit/s maximal 240&amp;nbsp;Mbit/s in der Praxis erreicht werden. Diese 600&amp;nbsp;Mbit/s brutto bei ''802.11n'' erreicht ein [[Router]] im 5-GHz-Band mit vier Antennen und einer [[Kanalbandbreite]] von 40&amp;nbsp;MHz. Als weitere Voraussetzungen müssen sowohl Sender als auch Empfänger jeweils vier Antennen haben und zwischen ihnen muss die Funkverbindung „gut“ sein.&lt;ref name=&quot;Funk&quot; /&gt;<br /> <br /> Falls beispielsweise ein [[Smartphone]] nur eine Antenne besitzt, sind mit dem ''11n''-Standard im 5-GHz-Band nur maximal 150&amp;nbsp;Mbit/s brutto möglich. Im Jahr 2012 wurde der Standard ''802.11ac'' oder kurz ''11ac'' eingeführt. Mit ''11ac'' erreicht ein Smartphone mit einer Antenne im 5-GHz-Band eine Datenübertragungsrate von 433&amp;nbsp;Mbit/s (brutto).&lt;ref name=&quot;Funk&quot; /&gt;<br /> <br /> == Beispiele ==<br /> {| class=&quot;wikitable zebra&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> ! Technik<br /> ! Frequenz&lt;br /&gt;&lt;small&gt;in GHz&lt;/small&gt;<br /> ! Schnellster Transfermodus<br /> ! Reichweite&lt;br /&gt;&lt;small&gt;in m&lt;/small&gt;<br /> ! Datenübertragungsrate&lt;br /&gt;([[Brutto]]rate)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Theorie&lt;/small&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Netze&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Netze auswerfen. Die richtige Grundlage fürs Heimnetz.'' In: ''[[c’t]]'' 12/2007, 120–123. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|123}} &lt;ref name=&quot;Spider&quot;&gt;Dušan Živadinović: ''Selbst ist der Spiderman. Netzausbau: Weitere Räume und Gebäude ans LAN anbinden''. In: ''[[c’t]]'' 08/2008, 108–113. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|109}} &lt;ref name=&quot;Giga&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Gigafunkmechanik. Die technischen Kniffe beim Gigabit-WLAN''. In: ''[[c’t]]'' 19/2012, 92–94. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|92–94}} &lt;ref name=&quot;Funk&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Funk-Übersicht. WLAN-Wissen für Gerätewahl und Fehlerbeseitigung''. In: ''[[c’t]]'' 15/2015, 178–181. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Powerline&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Powerline-Schnörkel. Powerline-Adapter für 2000 MBit/s brutto.'' In: ''[[c’t]]'' 2/2017, 38–39. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|39}}&lt;ref name=&quot;WiFi6&quot;&gt;Uwe Schulze: ''Durchsatzoptimiert. Wi-Fi 6 im Unternehmenseinsatz.'' In: ''[[iX – Magazin für professionelle Informationstechnik]]'' 2/2020, 78-85. {{ISSN|0935-9680}}&lt;/ref&gt;{{Rp|79}}<br /> ! Durchsatzrate&lt;br /&gt;([[Netto]]rate)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Praxis&lt;/small&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Netze&quot; /&gt;{{Rp|123}} &lt;ref name=&quot;Spider&quot; /&gt;{{Rp|109}} &lt;ref name=&quot;Giga&quot; /&gt;{{Rp|92–94}} &lt;ref name=&quot;Funk&quot; /&gt;{{Rp|180}} &lt;ref name=&quot;Powerline&quot; /&gt;{{Rp|39}}<br /> |-<br /> | [[Ethernet#100-Mbit/s-Ethernet|Fast Ethernet]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 100<br /> | align=&quot;center&quot; | 100 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 94 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[Ethernet#Gigabit-Ethernet|Gigabit Ethernet]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 100<br /> | align=&quot;center&quot; | 1 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 940 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[Polymere optische Faser|POF]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 30–50<br /> | align=&quot;center&quot; | 100 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 94 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11|WLAN 802.11a]] (Wi-Fi 1)<br /> | align=&quot;center&quot; | 5<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–120<br /> | align=&quot;center&quot; | 54 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 5–25 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11|WLAN 802.11b]] (Wi-Fi 2)<br /> | align=&quot;center&quot; | 2,4<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–140<br /> | align=&quot;center&quot; | 11 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 1–4,4 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11|WLAN 802.11g]] (Wi-Fi 3)<br /> | align=&quot;center&quot; | 2,4<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–300<br /> | align=&quot;center&quot; | 54 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 5–25 Mbit/s<br /> |-<br /> |rowspan=&quot;2&quot; | [[IEEE 802.11n|WLAN 802.11n]] (Wi-Fi 4)&lt;ref&gt;[[IEEE 802.11n#Vergleich der IEEE-Standards|WLAN 802.11n: Vergleich der IEEE-Standards]]&lt;/ref&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | 2,4<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1 bis 4x4<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–300<br /> | align=&quot;center&quot; | 150 Mbit/s &lt;small&gt;(40&amp;nbsp;MHz, 1 Antenne)&lt;/small&gt; – 600 Mbit/s &lt;small&gt;(4x4 [[MIMO (Nachrichtentechnik)|MIMO]])&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | 5–240 Mbit/s<br /> |-<br /> | align=&quot;center&quot; | 5<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1 bis 4x4<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–300<br /> | align=&quot;center&quot; | 150 Mbit/s &lt;small&gt;(40&amp;nbsp;MHz, 1 Antenne)&lt;/small&gt; – 600 Mbit/s &lt;small&gt;(4x4 MIMO)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | 5–240 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11ac|WLAN 802.11ac]] (Wi-Fi 5)<br /> | align=&quot;center&quot; | 5<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1 bis 8x8<br /> | align=&quot;center&quot; | max. 50<br /> | align=&quot;center&quot; | 433 Mbit/s &lt;small&gt;(80&amp;nbsp;MHz, 1 Antenne)&lt;/small&gt; – 1.300 Mbit/s &lt;small&gt;(80&amp;nbsp;MHz, 3x3 MIMO)&lt;/small&gt; &lt;br /&gt; oder 6.900 Mbit/s &lt;small&gt;(160&amp;nbsp;MHz, 8x8 MU-MIMO Downlink)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | max. bis ca. 660 Mbit/s&lt;ref name=&quot;ct-19-2012&quot;&gt;{{Literatur|Autor=Ernst Ahlers| Titel=Gigabit-Funker| Sammelwerk=c’t| Nummer=19| Jahr=2012| Seiten=86–91| Online=[https://www.heise.de/artikel-archiv/ct/2012/19/086_Gigabit-Funker Kostenpflichtiger Zeitschriftenartikel]}}{{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|90}}<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11ad|WLAN 802.11ad]]<br /> | align=&quot;center&quot; | 60<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1<br /> | align=&quot;center&quot; | max. 10<br /> | align=&quot;center&quot; | bis 6.700 Mbit/s &lt;small&gt;(2.000 MHz)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | ??<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11ad|WLAN 802.11ax]] (Wi-Fi 6)<br /> | align=&quot;center&quot; | 2,4 und 5<br /> | align=&quot;center&quot; | 8x8<br /> | align=&quot;center&quot; | über 50<br /> | align=&quot;center&quot; | bis 9.600 Mbit/s &lt;small&gt;(160&amp;nbsp;MHz, 8x8 MU-MIMO Down- und Uplink)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | ??<br /> |-<br /> | [[PCI Express]] 3.0 x1<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 8 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | ca. 1 GByte/s<br /> |-<br /> | [[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 200<br /> | align=&quot;center&quot; | 14 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 6 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline Turbo]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 200<br /> | align=&quot;center&quot; | 85 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 50 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline AV]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 200<br /> | align=&quot;center&quot; | 200 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 90 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline AV2]]&lt;ref name=&quot;Strom&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Stromvernetzt. Powerline-Adapter mit 500&amp;nbsp;Mbit/s Brutto-Durchsatz''. In: ''[[c’t]]'' 12/2011, 114–119. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | ?<br /> | align=&quot;center&quot; | 500 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 200 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline AV1200]]&lt;ref name=&quot;Powerline&quot; /&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 400<br /> | align=&quot;center&quot; | 1.200 Mbit/s &lt;small&gt;(2–68 MHz, MIMO)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | 400 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline AV2000]]&lt;ref name=&quot;Powerline&quot; /&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 400<br /> | align=&quot;center&quot; | 1.800 Mbit/s &lt;small&gt;(2–86 MHz, MIMO)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | ca. 280 Mbit/s &lt;small&gt;(ein TCP-Datenstrom)&lt;/small&gt; – ca. 400 Mbit/s &lt;small&gt;(parallele Datenströme)&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Mediaxtream]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 30<br /> | align=&quot;center&quot; | 882 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 300 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[FireWire#IEEE 1394a („FireWire 400“)|FireWire 400]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 4,5–14<br /> | align=&quot;center&quot; | 400 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 240 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[FireWire#IEEE 1394b („FireWire 800“)|FireWire 800]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 4,5–100<br /> | align=&quot;center&quot; | 800 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 480 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[FireWire#IEEE 1394–2008 („FireWire S1600 und S3200“)|FireWire S3200]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 4,5–??<br /> | align=&quot;center&quot; | 3.200 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 1.920 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[Serial ATA|SATA]] 6G<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 6 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 560 Mbyte/s<br /> |-<br /> |[[Thunderbolt (Schnittstelle)|Thunderbolt]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 3 (elektr.) bis 100 (optisch)<br /> | align=&quot;center&quot; | 20 Gbit/s &lt;small&gt;(2 Kanäle, je Kanal 10 Gbit/s)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | ??<br /> |-<br /> |[[Thunderbolt (Schnittstelle)|Thunderbolt 2]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | PCIe 2.0 x4<br /> | align=&quot;center&quot; | ?<br /> | align=&quot;center&quot; | 20 Gbit/s &lt;small&gt;(20 Kanäle, je Kanal 1 Gbit/s)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | &gt; 1,3 GByte/s<br /> |-<br /> |[[Thunderbolt (Schnittstelle)|Thunderbolt 3]] &lt;small&gt;/[[NVM Express|NVMe]]-SSD&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | PCIe 3.0 x4<br /> | align=&quot;center&quot; | ?<br /> | align=&quot;center&quot; | 40 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | &gt; 3 GByte/s<br /> |-<br /> |[[Universal Serial Bus#Datenraten|USB 1.0/1.1]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | LowSpeed – FullSpeed<br /> | align=&quot;center&quot; | 2–5<br /> | align=&quot;center&quot; | 1,5–12 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 0,825–6,6 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Universal Serial Bus#Datenraten|USB 2.0]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | HighSpeed<br /> | align=&quot;center&quot; | 2–5<br /> | align=&quot;center&quot; | 480 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | bis 280 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Universal Serial Bus#Datenraten|USB 3.0]] &lt;small&gt;(USB 3.1&amp;nbsp;Gen&amp;nbsp;1)&lt;/small&gt; &lt;ref name=&quot;ctBenz&quot;&gt;Benjamin Benz: ''Pfeilschnell. Die dritte USB-Generation liefert Transferraten von 300 MByte/s.'' In: ''[[c’t]]'' 22/2008, 212–215. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|212–215}} &lt;ref name=&quot;ctUSBTypeC&quot; /&gt;{{Rp|108}}<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | SuperSpeed<br /> | align=&quot;center&quot; | 3<br /> | align=&quot;center&quot; | 5 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 480 MByte/s (3,84 Gbit/s)<br /> |-<br /> |[[Universal Serial Bus#Datenraten|USB 3.1]] &lt;small&gt;(USB 3.1&amp;nbsp;Gen&amp;nbsp;2)&lt;/small&gt; &lt;ref name=&quot;ctUSBTypeC&quot;&gt;Christof Windeck: ''Einer für alles. USB Typ C bringt neue Funktionen, aber auch Verwirrung.'' In: ''[[c’t]]'' 4/2017, 106–108. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|108}}<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | SuperSpeedPlus<br /> | align=&quot;center&quot; | 3<br /> | align=&quot;center&quot; | 10 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | &gt; 900 MByte/s (7,2 Gbit/s)<br /> |-<br /> |colspan=&quot;6&quot; align=&quot;left&quot; | Bemerkungen:<br /> <br /> # Zur Umrechnung von Mbit/s in MB/s: 8&amp;nbsp;Mbit/s = 1&amp;nbsp;MB/s ≈ 0,95&amp;nbsp;MiB/s. Zur weiteren Erklärung siehe Artikel [[Binärpräfix]].<br /> <br /> |}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Nachrichtentechnik]]<br /> [[Kategorie:Datenübertragungsrate]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datendurchsatz&diff=197616354 Datendurchsatz 2020-03-09T20:32:58Z <p>Mdjango: 802.11ax alias WiFi 6 mit Quelle hinzugefügt.</p> <hr /> <div>Der '''Datendurchsatz''' gibt die Netto-Datenmenge pro Zeit an, die über ein kabelgebundenes oder kabelloses Netz übertragen werden kann. Beim ''Datendurchsatz'' werden die reinen [[Nutzdaten]] berücksichtigt. Bei der [[Datenübertragungsrate]] hingegen werden eventuelle [[Steuerdaten]] (englisch: ''Overhead'') mitgerechnet.<br /> <br /> Ein Beispiel: Der Datendurchsatz eines 11-Mbit/s-[[Wireless LAN|WLANs]] beträgt ca. 50 % der Übertragungsrate, also ca. 5,5&amp;nbsp;Mbit/s netto. Beim 2006 eingeführten WLAN-Standard ''802.11n'' (Stand: August 2012) geht man von einem Datendurchsatz von 40 % der maximalen Datenübertragungsrate aus. Es können dementsprechend von theoretisch möglichen 600&amp;nbsp;Mbit/s maximal 240&amp;nbsp;Mbit/s in der Praxis erreicht werden. Diese 600&amp;nbsp;Mbit/s brutto bei ''802.11n'' erreicht ein [[Router]] im 5-GHz-Band mit vier Antennen und einer [[Kanalbandbreite]] von 40&amp;nbsp;MHz. Als weitere Voraussetzungen müssen sowohl Sender als auch Empfänger jeweils vier Antennen haben und zwischen ihnen muss die Funkverbindung „gut“ sein.&lt;ref name=&quot;Funk&quot; /&gt;<br /> <br /> Falls beispielsweise ein [[Smartphone]] nur eine Antenne besitzt, sind mit dem ''11n''-Standard im 5-GHz-Band nur maximal 150&amp;nbsp;Mbit/s brutto möglich. Im Jahr 2012 wurde der Standard ''802.11ac'' oder kurz ''11ac'' eingeführt. Mit ''11ac'' erreicht ein Smartphone mit einer Antenne im 5-GHz-Band eine Datenübertragungsrate von 433&amp;nbsp;Mbit/s (brutto).&lt;ref name=&quot;Funk&quot; /&gt;<br /> <br /> == Beispiele ==<br /> {| class=&quot;wikitable zebra&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> ! Technik<br /> ! Frequenz&lt;br /&gt;&lt;small&gt;in GHz&lt;/small&gt;<br /> ! Schnellster Transfermodus<br /> ! Reichweite&lt;br /&gt;&lt;small&gt;in m&lt;/small&gt;<br /> ! Datenübertragungsrate&lt;br /&gt;([[Brutto]]rate)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Theorie&lt;/small&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Netze&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Netze auswerfen. Die richtige Grundlage fürs Heimnetz.'' In: ''[[c’t]]'' 12/2007, 120–123. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|123}} &lt;ref name=&quot;Spider&quot;&gt;Dušan Živadinović: ''Selbst ist der Spiderman. Netzausbau: Weitere Räume und Gebäude ans LAN anbinden''. In: ''[[c’t]]'' 08/2008, 108–113. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|109}} &lt;ref name=&quot;Giga&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Gigafunkmechanik. Die technischen Kniffe beim Gigabit-WLAN''. In: ''[[c’t]]'' 19/2012, 92–94. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|92–94}} &lt;ref name=&quot;Funk&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Funk-Übersicht. WLAN-Wissen für Gerätewahl und Fehlerbeseitigung''. In: ''[[c’t]]'' 15/2015, 178–181. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Powerline&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Powerline-Schnörkel. Powerline-Adapter für 2000 MBit/s brutto.'' In: ''[[c’t]]'' 2/2017, 38–39. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|39}}&lt;ref name=&quot;WiFi6&quot;&gt;Uwe Schulze: ''Durchsatzoptimiert. Wi-Fi 6 im Unternehmenseinsatz.'' In: ''[[iX – Magazin für professionelle Informationstechnik]]'' 2/2020, 78-85. {{ISSN|0935-9680}}&lt;/ref&gt;{{Rp|79}}<br /> ! Durchsatzrate&lt;br /&gt;([[Netto]]rate)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Praxis&lt;/small&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Netze&quot; /&gt;{{Rp|123}} &lt;ref name=&quot;Spider&quot; /&gt;{{Rp|109}} &lt;ref name=&quot;Giga&quot; /&gt;{{Rp|92–94}} &lt;ref name=&quot;Funk&quot; /&gt;{{Rp|180}} &lt;ref name=&quot;Powerline&quot; /&gt;{{Rp|39}}<br /> |-<br /> | [[Ethernet#100-Mbit/s-Ethernet|Fast Ethernet]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 100<br /> | align=&quot;center&quot; | 100 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 94 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[Ethernet#Gigabit-Ethernet|Gigabit Ethernet]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 100<br /> | align=&quot;center&quot; | 1 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 940 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[Polymere optische Faser|POF]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 30–50<br /> | align=&quot;center&quot; | 100 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 94 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11|WLAN 802.11a]]<br /> | align=&quot;center&quot; | 5<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–120<br /> | align=&quot;center&quot; | 54 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 5–25 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11|WLAN 802.11b]]<br /> | align=&quot;center&quot; | 2,4<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–140<br /> | align=&quot;center&quot; | 11 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 1–4,4 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11|WLAN 802.11g]]<br /> | align=&quot;center&quot; | 2,4<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–300<br /> | align=&quot;center&quot; | 54 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 5–25 Mbit/s<br /> |-<br /> |rowspan=&quot;2&quot; | [[IEEE 802.11n|WLAN 802.11n]]&lt;ref&gt;[[IEEE 802.11n#Vergleich der IEEE-Standards|WLAN 802.11n: Vergleich der IEEE-Standards]]&lt;/ref&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | 2,4<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1 bis 4x4<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–300<br /> | align=&quot;center&quot; | 150 Mbit/s &lt;small&gt;(40&amp;nbsp;MHz, 1 Antenne)&lt;/small&gt; – 600 Mbit/s &lt;small&gt;(4x4 [[MIMO (Nachrichtentechnik)|MIMO]])&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | 5–240 Mbit/s<br /> |-<br /> | align=&quot;center&quot; | 5<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1 bis 4x4<br /> | align=&quot;center&quot; | 10–300<br /> | align=&quot;center&quot; | 150 Mbit/s &lt;small&gt;(40&amp;nbsp;MHz, 1 Antenne)&lt;/small&gt; – 600 Mbit/s &lt;small&gt;(4x4 MIMO)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | 5–240 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11ac|WLAN 802.11ac]]<br /> | align=&quot;center&quot; | 5<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1 bis 8x8<br /> | align=&quot;center&quot; | max. 50<br /> | align=&quot;center&quot; | 433 Mbit/s &lt;small&gt;(80&amp;nbsp;MHz, 1 Antenne)&lt;/small&gt; – 1.300 Mbit/s &lt;small&gt;(80&amp;nbsp;MHz, 3x3 MIMO)&lt;/small&gt; &lt;br /&gt; oder 6.900 Mbit/s &lt;small&gt;(160&amp;nbsp;MHz, 8x8 MU-MIMO Downlink)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | max. bis ca. 660 Mbit/s&lt;ref name=&quot;ct-19-2012&quot;&gt;{{Literatur|Autor=Ernst Ahlers| Titel=Gigabit-Funker| Sammelwerk=c’t| Nummer=19| Jahr=2012| Seiten=86–91| Online=[https://www.heise.de/artikel-archiv/ct/2012/19/086_Gigabit-Funker Kostenpflichtiger Zeitschriftenartikel]}}{{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|90}}<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11ad|WLAN 802.11ad]]<br /> | align=&quot;center&quot; | 60<br /> | align=&quot;center&quot; | 1x1<br /> | align=&quot;center&quot; | max. 10<br /> | align=&quot;center&quot; | bis 6.700 Mbit/s &lt;small&gt;(2.000 MHz)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | ??<br /> |-<br /> | [[IEEE 802.11ad|WLAN 802.11ax]]<br /> | align=&quot;center&quot; | 2,4 und 5<br /> | align=&quot;center&quot; | 8x8<br /> | align=&quot;center&quot; | über 50<br /> | align=&quot;center&quot; | bis 9.600 Mbit/s &lt;small&gt;(160&amp;nbsp;MHz, 8x8 MU-MIMO Down- und Uplink)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | ??<br /> |-<br /> | [[PCI Express]] 3.0 x1<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 8 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | ca. 1 GByte/s<br /> |-<br /> | [[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 200<br /> | align=&quot;center&quot; | 14 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 6 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline Turbo]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 200<br /> | align=&quot;center&quot; | 85 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 50 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline AV]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 200<br /> | align=&quot;center&quot; | 200 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 90 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline AV2]]&lt;ref name=&quot;Strom&quot;&gt;Ernst Ahlers: ''Stromvernetzt. Powerline-Adapter mit 500&amp;nbsp;Mbit/s Brutto-Durchsatz''. In: ''[[c’t]]'' 12/2011, 114–119. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | ?<br /> | align=&quot;center&quot; | 500 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 200 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline AV1200]]&lt;ref name=&quot;Powerline&quot; /&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 400<br /> | align=&quot;center&quot; | 1.200 Mbit/s &lt;small&gt;(2–68 MHz, MIMO)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | 400 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Powerline AV2000]]&lt;ref name=&quot;Powerline&quot; /&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 400<br /> | align=&quot;center&quot; | 1.800 Mbit/s &lt;small&gt;(2–86 MHz, MIMO)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | ca. 280 Mbit/s &lt;small&gt;(ein TCP-Datenstrom)&lt;/small&gt; – ca. 400 Mbit/s &lt;small&gt;(parallele Datenströme)&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> |[[Trägerfrequenzanlage#Haushaltsanwendungen|Mediaxtream]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 30<br /> | align=&quot;center&quot; | 882 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 300 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[FireWire#IEEE 1394a („FireWire 400“)|FireWire 400]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 4,5–14<br /> | align=&quot;center&quot; | 400 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 240 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[FireWire#IEEE 1394b („FireWire 800“)|FireWire 800]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 4,5–100<br /> | align=&quot;center&quot; | 800 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 480 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[FireWire#IEEE 1394–2008 („FireWire S1600 und S3200“)|FireWire S3200]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 4,5–??<br /> | align=&quot;center&quot; | 3.200 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 1.920 Mbit/s<br /> |-<br /> | [[Serial ATA|SATA]] 6G<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 6 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 560 Mbyte/s<br /> |-<br /> |[[Thunderbolt (Schnittstelle)|Thunderbolt]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | 3 (elektr.) bis 100 (optisch)<br /> | align=&quot;center&quot; | 20 Gbit/s &lt;small&gt;(2 Kanäle, je Kanal 10 Gbit/s)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | ??<br /> |-<br /> |[[Thunderbolt (Schnittstelle)|Thunderbolt 2]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | PCIe 2.0 x4<br /> | align=&quot;center&quot; | ?<br /> | align=&quot;center&quot; | 20 Gbit/s &lt;small&gt;(20 Kanäle, je Kanal 1 Gbit/s)&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | &gt; 1,3 GByte/s<br /> |-<br /> |[[Thunderbolt (Schnittstelle)|Thunderbolt 3]] &lt;small&gt;/[[NVM Express|NVMe]]-SSD&lt;/small&gt;<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | PCIe 3.0 x4<br /> | align=&quot;center&quot; | ?<br /> | align=&quot;center&quot; | 40 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | &gt; 3 GByte/s<br /> |-<br /> |[[Universal Serial Bus#Datenraten|USB 1.0/1.1]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | LowSpeed – FullSpeed<br /> | align=&quot;center&quot; | 2–5<br /> | align=&quot;center&quot; | 1,5–12 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 0,825–6,6 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Universal Serial Bus#Datenraten|USB 2.0]]<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | HighSpeed<br /> | align=&quot;center&quot; | 2–5<br /> | align=&quot;center&quot; | 480 Mbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | bis 280 Mbit/s<br /> |-<br /> |[[Universal Serial Bus#Datenraten|USB 3.0]] &lt;small&gt;(USB 3.1&amp;nbsp;Gen&amp;nbsp;1)&lt;/small&gt; &lt;ref name=&quot;ctBenz&quot;&gt;Benjamin Benz: ''Pfeilschnell. Die dritte USB-Generation liefert Transferraten von 300 MByte/s.'' In: ''[[c’t]]'' 22/2008, 212–215. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|212–215}} &lt;ref name=&quot;ctUSBTypeC&quot; /&gt;{{Rp|108}}<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | SuperSpeed<br /> | align=&quot;center&quot; | 3<br /> | align=&quot;center&quot; | 5 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | 480 MByte/s (3,84 Gbit/s)<br /> |-<br /> |[[Universal Serial Bus#Datenraten|USB 3.1]] &lt;small&gt;(USB 3.1&amp;nbsp;Gen&amp;nbsp;2)&lt;/small&gt; &lt;ref name=&quot;ctUSBTypeC&quot;&gt;Christof Windeck: ''Einer für alles. USB Typ C bringt neue Funktionen, aber auch Verwirrung.'' In: ''[[c’t]]'' 4/2017, 106–108. {{ISSN|0724-8679}}&lt;/ref&gt;{{Rp|108}}<br /> | align=&quot;center&quot; | –<br /> | align=&quot;center&quot; | SuperSpeedPlus<br /> | align=&quot;center&quot; | 3<br /> | align=&quot;center&quot; | 10 Gbit/s<br /> | align=&quot;center&quot; | &gt; 900 MByte/s (7,2 Gbit/s)<br /> |-<br /> |colspan=&quot;6&quot; align=&quot;left&quot; | Bemerkungen:<br /> <br /> # Zur Umrechnung von Mbit/s in MB/s: 8&amp;nbsp;Mbit/s = 1&amp;nbsp;MB/s ≈ 0,95&amp;nbsp;MiB/s. Zur weiteren Erklärung siehe Artikel [[Binärpräfix]].<br /> <br /> |}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Nachrichtentechnik]]<br /> [[Kategorie:Datenübertragungsrate]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Standard-Datenschutzmodell&diff=170215640 Standard-Datenschutzmodell 2017-10-22T12:36:30Z <p>Mdjango: +Gewährleistungsziele</p> <hr /> <div>Das '''Standard-Datenschutzmodell''' (SDM) ist eine Methode, mit der die Übereinstimmung von Anforderungen des [[Datenschutz]]rechts und technisch-organisatorischen Funktionen personenbezogener Verfahren in Deutschland überprüfbar wird. Das SDM soll erstens zu bundesweit abgestimmten, transparenten und nachvollziehbaren Beratungs- und Prüftätigkeiten der Datenschutzbehörden führen; und zweitens Organisationen ein Werkzeug an die Hand geben, um selbsttätig personenbezogene Verfahren datenschutzgerecht einrichten und betreiben zu können.<br /> <br /> Die wesentliche Komponente des SDM besteht aus einem Konzept von sieben elementaren Gewährleistungszielen. Als Gewährleistungsziele gelten die Sicherung der Verfügbarkeit, Integrität, Vertraulichkeit, Transparenz, Intervenierbarkeit, Nicht-Verkettbarkeit, ergänzt um das allgemeine Gewährleistungsziel der „[[Datensparsamkeit und Datenvermeidung|Datenminimierung]]“.<br /> <br /> Die Gewährleistungsziele fußen auf den in verschiedenen deutschen Landesdatenschutzgesetzen enthaltenen sechs Schutzzielen Verfügbarkeit, Integrität, Vertraulichkeit, Transparenz, Intervenierbarkeit, Nicht-Verkettbarkeit sowie dem Prinzip der Datensparsamkeit.<br /> <br /> == Historie ==<br /> <br /> Die [[Konferenz der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder]] (DSBK) hatte das Konzept der Schutzziele als Teil der Modernisierung des Datenschutzrechts 2010 verabschiedet. Die DSBK hatte die Operationalisierung der Schutzziele durch das SDM dann im Oktober 2014 akzeptiert, aber das Modell selber noch nicht veröffentlicht; im Oktober 2015 wurde das SDM schließlich in Form eines 40 Seiten umfassenden SDM-Handbuchs veröffentlicht. Ein Referenzschutzmaßnahmenkatalog wird vom Arbeitskreis Technik (AK-Technik) bzw. durch die Unterarbeitsgruppe SDM des AK-Technik (UAGSDM) erarbeitet. Die DSBK entscheidet als Eigentümerin des Modells über deutschlandweit konsentierte Fortschreibungen des Modells und dessen Referenzmaßnahmen.<br /> <br /> Im November 2016 wurde die Fassung 1.0 des SDM-Handbuchs mit einstimmigem Beschluss der DSBK unter Enthaltung des Freistaats Bayern, welcher ursprünglich dem Entwurf 0.9 noch zugestimmt hatte, beschlossen.<br /> <br /> == Festlegung des Schutzbedarfs aus der Betroffenenperspektive und Eingriffsintensität ==<br /> <br /> Das Konzept des SDM sieht vor, diese Gewährleistungsziele heranzuziehen und, in methodischer Anlehnung an IT-Grundschutz des BSI, um Schutzbedarfsfeststellungen zu ergänzen. Im Unterschied zu Grundschutz ist die Schutzperspektive aus der Sicht einzelner Betroffener formuliert und der Schutzbedarf aus der Eingriffsintensität eines personenbezogenen Verfahrens abgeleitet, nicht jedoch aus dem möglichen Schadensrisiko, das aus der Schadenswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe errechnet wird.<br /> <br /> == Bezug des SDM zum IT-Grundschutz und zu ISO-Normen ==<br /> <br /> Die Soll-Vorgaben einer Datenschutzprüfung ergeben sich aus dem Datenschutzrecht. Datenschutzanforderungen haben einen sehr viel höheren Verpflichtungsgrad als Anforderungen der IT-Sicherheit, wie sie bspw. vom [[IT-Grundschutz]] des BSI oder von Normen der [[ISO]] formuliert werden. Ohne eine Rechtsgrundlage dürfen Organisationen keine Personendaten verarbeiten. Dieses grundlegende Verbot mit Erlaubnisvorbehalt (vgl. {{§|4|bdsg_1990|juris}} des [[Bundesdatenschutzgesetz]]es) entspricht der grundlegenden Firewall-Regel, wonach zunächst alle Ports zu schließen sind (deny-all); anschließend werden nur die unverzichtbaren Ports für Kommunikationsverbindungen bzw. die notwendige Datenverarbeitung geöffnet. Deshalb beginnt jede Datenschutzprüfung personenbezogener Verfahren mit der Prüfung der Rechtsgrundlagen, die eine zweckdefinierte Verarbeitung legitimieren. Trägt diese Rechtsgrundlage, können Soll-Vorgaben an eine datenschutzgerechte Datenverarbeitung mit technisch-organisatorischen Schutzmaßnahmen (vgl. {{§§|bdsg_1990|juris|seite=anlage.html|text=Anlage zu § 9 Satz 1}} BDSG) formuliert und mit den Ist-Feststellungen einer Bestandsaufnahme vor Ort verglichen bzw. beurteilt werden.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> <br /> * [[Martin Rost (Datenschützer)|Martin Rost]]: ''Standardisierte Datenschutzmodellierung.'' In: ''DuD – Datenschutz und Datensicherheit.'' 36. Jahrgang, Heft 6, 2012, S. 433–438.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> <br /> * DSBK: [https://www.datenschutzzentrum.de/uploads/SDM-Methode_V_1_0.pdf SDM-Handbuch, V1.0] vom 28. November 2016 (ULD, Schleswig-Holstein)<br /> ** Frühere Version: [https://www.datenschutz-mv.de/datenschutz/sdm/SDM-Handbuch_V09a.pdf SDM-Handbuch, V 0.9a]<br /> * AK-Technik der DSBK: [https://www.datenschutz-mv.de/datenschutz/sdm/Tagungsband.pdf Tagungsband „Das Standard-Datenschutzmodell – Der Weg vom Recht zur Technik“]<br /> * DSBK: [https://www.bfdi.bund.de/SharedDocs/Publikationen/Allgemein/79DSKEckpunktepapierBroschuere.pdf?__blob=publicationFile Modernisierung des Datenschutzrechts]<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Standarddatenschutzmodell}}<br /> [[Kategorie:Datenschutz]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energiestandard&diff=170001835 Energiestandard 2017-10-15T10:13:51Z <p>Mdjango: /* Deutschland */ +Sanierung</p> <hr /> <div>[[Datei:Passivhaus thermogram gedaemmt ungedaemmt.png|mini|[[Thermografie|Bauthermografie]]: Passivhaus rechts im Vergleich zu einem Standardgebäude links]]<br /> <br /> Der '''Energiestandard''' eines [[Gebäude]]s legt fest, wie hoch der [[Primärenergiebedarf|Energiebedarf]] pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr sein darf.<br /> <br /> Generell wird ein bestimmter Energiestandard durch bauliche Maßnahmen und [[Haustechnik]] erreicht. Das Nutzerverhalten hat keinen Einfluss auf den Standard, beeinflusst aber den tatsächlichen Verbrauch.<br /> <br /> Gemäß Industrieausschuss des Europäischen Parlaments sollten alle Gebäude, die nach dem 31. Dezember 2018 errichtet werden, ihren Energiebedarf [[Nullenergiehaus|vor Ort]] erzeugen.&lt;ref&gt;[http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1038921 Industrieausschuss der EU 2009]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Standards ==<br /> In der Bauwirtschaft gibt es eine Vielzahl von Energiestandards und Bezeichnungen. Diese sind teilweise durch Verordnungen und Normen festgelegt. Viele Standards sind inzwischen [[Zertifizierung|zertifiziert]] und/oder [[Qualitätssicherung|qualitätsgesichert]].<br /> <br /> Im deutschen Sprachraum ist die übliche Maßzahl des Energiebedarfs ''Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr'' [kWh/(m²·a)]. Der Energiebedarf kann umgerechnet werden in andere Größen: 1 kWh/(m²·a) entspricht 3,6 MJ/(m²·a) bzw. 0,114 W/m² bzw. 0,1 l/(m²·a) [[Öleinheit|Heizöläquivalent]]. Daher stammt der Begriff „3-Liter-Haus“, was etwa 30 kWh/(m²·a) entspricht.<br /> <br /> Dabei treten folgende Abgrenzungsschwierigkeiten auf. Je nachdem, was gemeint ist, unterscheiden sich die von einem Haus erfüllten Werte erheblich voneinander:<br /> * Art und Zweck der Energie sind zu bestimmen, z.&amp;nbsp;B. Primärenergie, Nutzenergie, Endenergie, Heizwärme.<br /> * Die Art und Berechnung der Fläche ist näher zu bestimmen.<br /> <br /> {{Anker|Deutschland}}<br /> <br /> == Deutschland ==<br /> {{Hauptartikel|Effizienzhaus}}<br /> <br /> Ein KfW-Effizienzhaus bezeichnet einen [[KfW|KfW-Förderbank]] (KfW)-Neubau- und Sanierungs-Standard. Entscheidet sich ein Bauherr bei seinem Neubau für die Umsetzung dieses KfW-Standards, kann er bestimmte Fördermaßnahmen der KfW erhalten.&lt;ref&gt;[http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/BauenWohnen/index.jsp KfW Privatkundenbank – Bauen, Wohnen, Energie sparen]&lt;/ref&gt; Die Bundesregierung fördert die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau zum [[Effizienzhaus | KfW-Effizienzhaus]] über die KfW-Förderbank. Gefördert wird mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. <br /> <br /> Die EnEV definiert das grundsätzliche Effizienzniveau und wird auf Basis der EU-Gesetzgebung regelmäßig aktualisiert. In Deutschland bestimmt die [[Energieeinsparverordnung]] (EnEV) Vorgaben, anhand derer für jedes Bau- oder Sanierungsvorhaben der Transmissionswärmeverlust und der Jahresprimärenergiebedarf eines sogenannten Referenzhauses berechnet wird. Ein KfW-Effizienzhaus 100 darf daher höchstens so viel Primärenergie verbrauchen wie das Referenzhaus. Zusätzlich darf der Transmissionswärmeverlust höchstens bei 115 % liegen. Je kleiner die Zahl desto energiesparender ist das Haus. Den geringsten Energiebedarf hat das Effizienzhaus 40, dessen Primärenergiebedarf nur 40 % des Referenzhauses beträgt.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Das-KfW-Effizienzhaus/ Das-KfW-Effizienzhaus]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Energiebedarf wird meist auf die Gebäudenutzfläche (A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV) oder die beheizte Wohnfläche nach Wohnflächenverordnung (WoFlVO) bezogen. Zu unterscheiden sind ferner der Heizwärmebedarf und der (vom Energieträger abhängige) [[Primärenergiebedarf]].<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Vergleich Energiebedarf und -verlust verschiedener Baustandards und Verordnungen (Neubau und Sanierungen)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: 2015)&lt;/small&gt;<br /> ! Standard !! Heizwärmebedarf Q&lt;sub&gt;h&lt;/sub&gt; !! [[Primärenergiebedarf]] Q&lt;sub&gt;P&lt;/sub&gt; !! Endenergie-bedarf Q&lt;sub&gt;e&lt;/sub&gt; !! [[Transmissionswärmeverlust]] H'&lt;sub&gt;T&lt;/sub&gt;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Vergleichswerte || || || || <br /> |-<br /> | Nicht saniertes Wohnhaus, Baujahr 1960–1980 || 300 kWh/(m²·a)|| || ||<br /> |-<br /> | Durchschnitt Deutschland 2002&lt;ref&gt;[http://www.bine.info/pdf/publikation/BILD0901x.pdf Bine – Fachinformationszentrum Karlsruhe] (PDF; 17&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; || 160 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Wärmeschutzverordnungen || || || || <br /> |-<br /> | [[Wärmeschutzverordnung]] (WSVO 77) || ≤ 250 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 82) || ≤ 150 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 95) || ≤ 100 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2002 || || || || <br /> |-<br /> | [[Niedrigenergiehaus]] || ≤ 70 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2004 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-60-Haus || || ≤ 60 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |-<br /> | KfW-40-Haus || || ≤ 40 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2007 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || || ≤ 60 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}70 % <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || || ≤ 40 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}55 % <br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2009 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 100 % || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || ≤ 55 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % (ca. 50 kWh/(m²·a)) || || ≤ 100 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}}|| ≤ 40 % || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2014 mit Änderungen 2016 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus Denkmal || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 160 % || || ≤ {{0}}175 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 115 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 115 % || || ≤ {{0}}130 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 100 % || || ≤ {{0}}115 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % || || ≤ {{0}}100 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 (Plus) || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 40 % || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | [[Passivhaus]] (PHPP) || ≤ 15 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 120 kWh/(m²·a) {{FN|2}} || ||<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;5&quot;| Für das Passivhaus gelten folgende Abweichungen: {{FNZ|1|&lt;small&gt;Der Jahres-Heizwärmebedarf wird nach dem LEG/PHI-Verfahren (PHPP) auf die tatsächliche beheizte Fläche (Energiebezugsfläche) bilanziert (statt Gebäudenutzfläche A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV).&lt;/small&gt;}}<br /> {{FNZ|2|&lt;small&gt;Der Jahres-Primärenergiebedarf wird nach dem PHPP berechnet und enthält die Bedarfe für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung, Kühlung und Haushaltsstrom. Der Primärenergiebedarf nach EnEV hingegen enthält keinen Bedarf für Haushaltsstrom.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> {{Anker|Österreich}}<br /> <br /> === Geschichte ===<br /> Deutschlands erstes [[Energieautarkie|energieautarkes]] Haus, das sogenannte ''Freiburger Solarhaus'', wurde im November 2012 20&amp;nbsp;Jahre alt.&lt;ref&gt;''[[Badische Zeitung|badische-zeitung.de]]'', 5. November 2012, Wulf Rüskamp: [http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/als-solar-noch-aufregend-war--65308185.html ''Als Solar noch aufregend war''], abgerufen am 30. September 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit dem 1. Mai 2014 gilt die EnEV 2014. Zum 1. Januar 2016 wurden einige Änderungen der EnEV 2014 wirksam (EnEV 2014 mit Änderungen 2016). Der maximal zulässige Energieverbrauch für Neubauvorhaben ist mit der Novellierung der EnEV auf das Niveau eines KfW-70 Vorhaben (EnEV 2009) abgesenkt worden. Ob sich die Mehrkosten für Bauherrn binnen 10 Jahren amortisieren, ist umstritten. &lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://dabonline.de/2012/11/01/mehr-energie-als-geld-gespart/|titel=Mehr Energie als Geld gespart|autor=Christoph Beecken, Stephan Schulze|hrsg=|werk=|datum=2012-11-01|sprache=de|kommentar=Im Artikel wird auf zwei PDF-Anlagen verwiesen;: Kosten-Varianten: Mehraufwand und Amortisation und Investitions-Varianten: Anfangskosten und laufender Aufwand|zugriff=2017-09-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Österreich ==<br /> === Kategorien für den Energieausweis ===<br /> In [[Österreich]]&lt;ref name=&quot;Tirol&quot;&gt;{{Literatur | Autor= | Herausgeber= Energie Tirol | Titel=Energieausweis. Energiebilanz ziehen! Wie viel Heizenergie verbraucht ein Gebäude? | Ort= Innsbruck | Jahr=2009 | Online=[http://www.stanz.tirol.gv.at/gemeindeamt/download/219520226_1.pdf pdf] | Zugriff=2017-04-17| Kommentar=Aktion ''Tirol A++'' – Eine Initiative von Land Tirol und Energie Tirol |Seiten = 3, 5}}&lt;/ref&gt; sind die Energiestandards – konform mit der [[EU-Gebäuderichtline]] – nach [[ÖNORM H 5055]] ''Energieausweis für Gebäude'' wie folgt geregelt:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ '''Kategorien A++ bis G''', [[Heizwärmebedarf]] (HWB) von Gebäuden<br /> |- align=&quot;center&quot; style=&quot;vertical-align:baseline&quot;<br /> | HWB in [[Kilowattstunde|kWh]]/([[Energiebezugsfläche|m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;]]·[[Jahr|a]]) || colspan=2 | Kategorie || HWB (l&amp;nbsp;[[Heizöläquivalent]])<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 10 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00adef; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:1em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A++&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Passivhaus#Österreich|Passivhaus]]''|| 200–300{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 15 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0084b5; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:3em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A+&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=2|''[[Niedrigstenergiehaus#Österreich|Niedrigstenergiehaus]]'' || rowspan=2| 400–700{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 25 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00954d; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:5em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 50 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0cb14b; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:7em;&quot;&gt; &lt;big&gt;B&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Niedrigenergiehaus#Österreich|Niedrigenergiehaus]]'' || 1000–1500{{FN|(a)}}<br /> |-style=&quot;vertical-align:baseline&quot;&lt;!-- FN --&gt;<br /> | ≤ 100 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#99ca3c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:9em;&quot;&gt; &lt;big&gt;C&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || Zielwert nach Bauvorschrift 2008 || 1500–2500{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 150 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#ede824; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:11em;&quot;&gt; &lt;big&gt;D&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=4 | alte, unsanierte Gebäude{{FN|&amp;nbsp;}} ||rowspan=4 | &gt; 3000{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 200 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#f0b41c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:13em;&quot;&gt; &lt;big&gt;E&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#df7527; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:15em;&quot;&gt; &lt;big&gt;F&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | &gt; 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#e33226; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:17em;&quot;&gt; &lt;big&gt;G&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |}<br /> &lt;small&gt;<br /> {{FNZ|(a)|Bezogen auf ein [[Einfamilienhaus]] mit 150&amp;nbsp;m² und Vier-Personen-Haushalt (ohne Warmwasser)}}<br /> &lt;/small&gt;<br /> Diese Bewertungsskala wird für jedes Haus individuell ermittelt und in den [[Energieausweis#Österreich|Energieausweis]], der für jedes Gebäude Österreichs Pflicht ist (derzeit in Einführung: Baubewilligung für Errichtung oder bei Sanierung ab einer gewissen Grundfläche, für Förderungen usw.), eingetragen. Diese Bewertung ist zwar [[Landesebene#Österreich|Ländersache]], aber für Österreich weitgehend konform.<br /> <br /> === klima:aktiv haus ===<br /> [[Datei:Klima aktiv Logo.svg|120px|mini|Logo ''klima:aktiv''-Initiative des [[Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie|BMVIT]]]]<br /> Neben den im Energieausweis-Vorlage-Gesetz und der ÖNORM H 5055 definierten Energiestandards gibt es den neueren ''[[klima:aktiv Gebäudestandard]]''. Er setzt auf dem PHPP-Standard des [[Passivhaus Institut]]s Darmstadt auf, geht aber über einen reinen Energiestandard hinaus.&lt;ref name=&quot;klima:aktiv&quot;&gt;[http://www.klimaaktiv.at/ www.klimaaktiv.at] - Österreich hat mit dem klima:aktiv Haus einen neuen Standard.&lt;/ref&gt;<br /> {{Anker|Schweiz}}<br /> <br /> == Schweizer Minergiestandard ==<br /> [[Datei:Minergie-Logo.svg|120px|mini|Logo des Vereins und Standards ''Minergie'']]<br /> Neue und sanierte Bauten können nach dem ''[[Minergie]]standard'' zertifiziert werden. Der Minergie-Standard ist insbesondere in der [[Schweiz]] verbreitet. Dieser schreibt je nach Nutzung des Baus maximale Energiekennzahlen vor. Als [[Energiebezugsfläche]] gilt die [[Bruttogeschossfläche]].<br /> <br /> Der Schweizer ''[[Minergie-P]]-Standard'' für Passivhäuser weicht leicht von den deutschen Anforderungen des Passivhauses ab.<br /> <br /> == Abgrenzung ==<br /> <br /> Der [[Nullenergiehaus]]-Standard kommt im Jahresmittel ohne Netto-Energiebezug von außen aus. Die benötigte Energie wird am Haus selbst erzeugt. Dieser Standard sagt jedoch nichts über den Energiebedarf des Hauses selbst aus.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparung]], [[Energieeinsparverordnung]], [[Energieausweis]]<br /> * [[Portal:Architektur und Bauwesen]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Energiestandard|!Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Energiewirtschaft (Österreich)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Effizienzhaus&diff=169643289 Effizienzhaus 2017-10-03T11:19:52Z <p>Mdjango: /* Förderhöhen für Neu- und Altbau */ +Förderung.</p> <hr /> <div><br /> Der Begriff '''Effizienzhaus''' ist ein [[Energiestandard|Energiestandard für Wohngebäude]], den die Kreditanstalt für Wiederaufbau [[KfW|(KfW)]] eingeführt hat.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Effizienzhäuser sind Gebäude, die sich durch eine besonders energieeffiziente Bauweise und Gebäudetechnik auszeichnen und die eine höhere [[Energieeffizienz|Energieeffizienz]] erreichen als vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Gemessen wird die [[Energieeffizienz]] eines Gebäudes anhand des [[Transmissionswärmeverlust|Transmissionswärmeverlustes]] (Wärmeverlust durch die [[Gebäudehülle]] wie Dämmung und Fenster) und darauf aufbauend des Jahresprimärenergiebedarfs (einen großen Einfluss hat der genutzte Energieträger). Für diese Kennzahlen definiert die jeweils gültige [[Energieeinsparverordnung|Energieeinsparverordnung (EnEV)]] die Ermittlung von Referenzwerten. Darauf aufbauend erfolgt die Zuordnung in verschiedene staatliche Förderstandards der [[KfW]]. Es existieren verschiedene KfW-Effizienzhaus-Standards für Neubauten und energetische Sanierung von Bestandsimmobilien.<br /> <br /> == Gebäudestandards ==<br /> Effizienzhäuser gibt es in verschiedenen [[Energiestandard|Energiestandards]]. Als Ausgangspunkt gelten die Vorgaben der EnEV, mit denen für jedes Bau- oder Sanierungsvorhaben ein sogenanntes Referenzhaus berechnet wird. Dieses Referenzhaus hat dieselbe Geometrie, Nutzfläche und Ausrichtung wie das zu erstellende Gebäude und zieht für jedes Bauteil (z. B. Wand, Fenster, Tür) Referenzwerte der EnEV heran. Daraus ergeben sich gebäudespezifische Referenzwerte für den Transmissionswärmeverlust und den Jahresprimärenergiebedarf auf denen der Energiestandard aufbaut. Ein KfW-Effizienzhaus 100 darf daher höchstens so viel Primärenergie verbrauchen wie das Referenzhaus. Zusätzlich darf der Transmissionswärmeverlust höchstens bei 115 % liegen. Je kleiner die Zahl desto energiesparender ist das Haus. Den geringsten Energiebedarf hat das Effizienzhaus 40, dessen Primärenergiebedarf nur 40 % des Referenzhauses beträgt.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Das-KfW-Effizienzhaus/ Das-KfW-Effizienzhaus]&lt;/ref&gt; <br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Zulässige Höchstwerte bezogen auf das EnEV 2014-Referenzhaus (Neubau und Sanierung)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: Dezember 2015)&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> ! Standard !! Primärenergiebedarf !! [[Transmissionswärmeverlust]]<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 40 || 40 % || 55 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 55 || 55 % || 70 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 70 || 70 % || 85 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 85 || 85 % || 100 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 100 || 100 % || 115 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 115 || 115 % || 130 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus Denkmal{{FN|1}} || 160 % || 175 %<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;3&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Zielwert bei denkmalgeschützten Gebäuden, hiervon kann unter Umständen auch abgewichen werden.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> * Obwohl seit dem 1. Mai 2014 die novellierte [[Energieeinsparverordnung|Energieeinsparverordnung EnEV 2014]] gilt, traten verschärfte energetische Vorgaben für Neubauten erst ab dem 1. Januar 2016 in Kraft (EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016). <br /> * Zusätzlich zu den Förderstandards der KfW gibt es das Gütesiegel „Effizienzhaus“ der [[Deutsche Energie-Agentur|Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena)]]. Das Siegel bestätigt den KfW-Standard durch ein qualitätsgesichertes Verfahren.&lt;ref&gt;[http://www.enev-online.com EnEV]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Passivhaus|Passivhausstandard]] gibt im Gegensatz zum KfW-Effizienzhausstandard keinen auf die EnEV bezogenen relativen Wert vor, sondern definiert als wesentliche Größe einen wohnflächenbezogenen maximalen Heizwärmebedarf von 15 kWh/m²a oder eine Heizlast von maximal 10&amp;nbsp;W/m², um auf eine klassische Gebäudeheizung verzichten zu können. Dies entspricht in etwa 20 % des Wertes eines EnEV Referenzhauses eines Einfamilienhaus mit 120 m², in der Regel kann ein Passivhaus als Effizienzhaus von der KfW gefördert werden.<br /> <br /> == Förderung für Wohngebäude ==<br /> Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet Bauherren und Hausbesitzern zinsgünstige Kredite und Zuschüsse für die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau von Wohnimmobilien mit den Programmen „Energieeffizient Bauen“ (Programm 153) und „Energieeffizient Sanieren“ (Programme 151, 152, 430). Die Höhe der Förderung ist abhängig von der erreichten [[Energieeffizienz|Energieeffizienz]] des Gebäudes. Zudem fördert die KfW einzelne Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Qualität bestehender Wohngebäude.<br /> <br /> === Die wichtigsten Änderungen für Neubauten seit April 2016 ===<br /> Seit dem 1. April 2016 gelten weitere Beschlüsse der am 1. Mai 2014 in Kraft getretenen Energieeinsparverordnung (EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016). Die neuen Vorschriften bringen erhebliche Änderungen mit sich, die alle Neubauten betreffen. Diese beziehen sich vor allem auf folgende Punkte: <br /> * Der zulässige Primärenergiebedarf wurde um 25 % herabgesetzt.<br /> * Die Transmissionswärmeverluste müssen um 20 % gesenkt werden.<br /> * Bei Verstößen drohen nun stärkere Sanktionen mit Bußgeldern in Höhe von bis zu 50.000 €.<br /> <br /> Diese neuen Mindestanforderungen haben ebenfalls einen enormen Einfluss auf das KfW-Förderprogramm. Die strengeren Richtlinien spiegeln sich auch in der Bewilligung der Förderungen für Neubauten wider. Gleichzeitig wurde die Förderhöhe aber auch erheblich ausgebaut, denn der Förderungshöchstbeitrag pro Wohneinheit wurde von 50.000 € auf 100.000 € verdoppelt. Auch wurde die maximal wählbare Zinsbindung von bis zu 10 Jahren auf bis zu 20 Jahren angehoben. Das KfW-Effizienzhaus 70 wird nicht mehr gefördert und entspricht jetzt dem Referenzhaus. Zur Erleichterung zur Nachweisbarkeit für den Bauherren wurde ein alternatives Nachweisverfahren für das KfW-Effizienzhaus 55 umgesetzt. Der Nachweis ist jetzt an Referenzwerte und nicht mehr an komplizierte mathematische Berechnungen geknüpft.<br /> <br /> Außerdem wurde eine weitere Stufe der KfW-Förderung eingeführt, das KfW-Effizienzhaus 40 plus. Das KfW-Effizienzhaus 40 plus muss die Anforderungen an das bereits bestehende Kfw-Effizienzhaus 40 erfüllen und zusätzlich einen wesentlichen Teil des Energiebedarfs über ein sogenanntes „Plus-Paket“ direkt am Gebäude erzeugen und speichern. Das „Plus-Paket“ umfasst die folgenden vier Kriterien:<br /> * Eine stromerzeugende Anlage auf Basis erneuerbarer Energien, zum Beispiel durch Photovoltaikanlagen, kleine Windkraftanlagen oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die zu 100 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden.<br /> * Ein stationäres Batteriespeichersystem als Stromspeicher gewährleistet die Unabhängigkeit von externen Energieversorgern.<br /> * Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von mindestens 80 %.<br /> * Eine Visualisierung von Stromerzeugung und Stromverbrauch über ein entsprechendes Benutzerinterface umsetzen, beispielsweise durch ein Online-Monitoring.<br /> <br /> === Förderhöhen für Neu- und Altbau ===<br /> Die Förderhöhe steigt mit der energetischen Qualität des Gebäudes und wird zwischen Neu- und Altbau unterschieden. Da es im Neubau deutlich einfacher ist einen guten Effizienzstandard zu erreichen als im Altbau, definiert die EnEV für den Neubau als zulässigen Primärenergiebedarf maximal 75 % des Referenzgebäudes (ab 1. Januar 2016, zuvor 100 %) und im Altbau 115 % (ab 1. Januar 2016, zuvor 140 %); eine Ausnahme sind Denkmäler. Da eine staatliche Förderung nur als zusätzlicher Anreiz für bessere Standards möglich ist, gelten für den Neubau nur die Standards 40 Plus, 40 und 55. Für Neubauten war die Förderung eines Effizienzhaus 70 übergangsweise möglich; dazu musste der Bauantrag bis 1. April 2016 eingereicht werden. Bei der energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien gibts es die Standards 55, 70, 85, 100 und 115 sowie Denkmal. Daneben werden auch Einzelmaßnahmen gefördert.<br /> <br /> Für den Neubau sind Förderungen als Darlehen mit Tilgungszuschuss möglich. Für ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus, 40 und 55 beträgt der Zinssatz 0,75 %. Für Neubauten mit KfW-Effizienzhaus-Standard gibt es einen Kredit mit 5 % Tilgungszuschuss bei einem Zinssatz zwischen 0,75 % und 1,5 % je nach Kreditlaufzeit und gewählter tilgungsfreier Anlaufzeit. (Stand: April 2016)<br /> <br /> Energetische Sanierungen von Bestandsgebäuden werden mit zinsgünstigen Darlehen mit 0,75 % Zinsen gefördert. Dabei sind je nach erreichtem Standard unterschiedliche Tilgungszuschüsse möglich, der Effizienzhaus 40 Standard und Effizienzhaus 40 Plus Standard findet hier keine Anwendung. Alternativ kann bei Sanierungen ein Zuschuss ohne Darlehen erfolgen, der Zuschuss liegt hier zwischen 10 % - 30 % der förderfähigen Kosten mit bis zu 5.000 Euro - 30.000 Euro je Wohneinheit, je nach erreichtem KfW-Effizienzhaus-Typ. (Stand: April 2016)<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Förderhöhe für KfW-Effizienzhäuser (EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Stand: April 2016&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Kredit-(151-152)/#2 KfW-Programm Energieeffizient Sanieren – Kredit (Programme 151, 152)]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Bauen-(153)/#2 KfW-Programm Energieeffizient Bauen – Kredit (Programm 153)]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Zuschuss-%28430%29/#2 KfW-Programm Energieeffizient Sanieren – Investitionszuschuss (Programm 430)]&lt;/ref&gt;&lt;/small&gt;<br /> <br /> |-<br /> ! Standard !! Neubau !! Sanierung{{FN|1}}<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 Plus || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 15 % ||<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 10 % || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 5 % || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 27,5 % oder Investitionskostenzuschuss 30,0 % <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || Kredit von bis zu 50.000 Euro mit Tilgungszuschuss x % (Tilgungszuschuss entfiel ab 01.04.2016) || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 22,5 % oder Investitionskostenzuschuss 25,0 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 17,5 % oder Investitionskostenzuschuss 20,0 % <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 15,0 % oder Investitionskostenzuschuss 17,5 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 115 || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 12,5 % oder Investitionskostenzuschuss 15,0 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus Denkmal || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 12,5 % oder Investitionskostenzuschuss 15,0 %<br /> |-<br /> | Einzelmaßnahmen || || Kredit von bis zu 50.000 Euro mit Tilgungszuschuss 7,5 % oder Investitionskostenzuschuss 10,0 %<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;3&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Nur für Ein- und Zweifamilienhausbesitzer oder private Eigentümergemeinschaften ist die Zuschussvariante wählbar.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Daneben gibt es noch bundeslandesspezifische Förderprogramme und Begleitförderungen zur Vorbereitung und Durchführung von Effizienzmaßnahmen am Gebäude.<br /> <br /> === Fördermittelantrag ===<br /> Die Förderung muss vor Baubeginn beantragt werden. Kredite sind über die Hausbank zu beantragen, der Investitionszuschuss direkt bei der KfW. Um eine KfW-Förderung für ein Effizienzhaus zu erhalten, muss ein zertifizierter [[Energieberater]] in das Vorhaben eingebunden werden. Er bestätigt die Einhaltung der technischen Mindestanforderungen der KfW. Diese Bestätigung brauchen Bauherren und Hausbesitzer für die Beantragung der Förderung. Neben der energetischen Fachplanung führt der Energieberater auch die professionelle Baubegleitung durch. Diese ist bei einem KfW-Effizienzhaus 40 und 55 für den Erhalt der Förderung immer erforderlich. Für die [[KfW|KfW-Förderung]] muss der Energieberater seit dem 1. Juni 2014 in der Energieeffizienz-Expertenliste für die Förderprogramme des Bundes&lt;ref&gt;[https://www.energie-effizienz-experten.de/ Energieeffizienz-Experten]&lt;/ref&gt; eingetragen sein.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Baubegleitung-%28431%29/index.html KfW-Programm Energieeffizient Sanieren – Baubegleitung als Qualitätssicherung (Programm 431)]<br /> * [https://effizienzhaus.zukunft-haus.info/effizienzhaeuser/informationen-effizienzhaus-datenbank/ Effizienzhaus-Datenbank: Beispiele]<br /> * [https://www.energie-effizienz-experten.de Zugelassene Energieberater]<br /> * [https://almondia.com/de/kfw-70-55-oder-40/ Änderungen durch die Energieeinsparverordnung]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> [[Kategorie:Energiesparendes Bauen]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energetische_Sanierung&diff=169595023 Energetische Sanierung 2017-10-01T18:11:59Z <p>Mdjango: /* Staatliche Förderung */ +KfW-Effizienzhaus-Standard</p> <hr /> <div>{{Staatslastig|DE}}&lt;!--sic, ab hier..--&gt;<br /> '''Energetische Sanierung''', auch '''thermische Sanierung''', bezeichnet in der Regel die Modernisierung eines Gebäudes zur [[Optimierung (Mathematik)|Minimierung]] des Energieverbrauchs für Heizung, Warmwasser und Lüftung.<br /> <br /> == Mögliche Sanierungsmaßnahmen ==<br /> Maßnahmen, die dazu dienen sollen, den Energieverbrauch zu minimieren:<br /> <br /> * [[Außenwand]]dämmung<br /> * [[Dachdämmung]]<br /> * [[Perimeterdämmung]] = Dämmung der Keller-Außenwände<br /> * [[Fenstersanierung]]<br /> * Heizungssanierung ([[Niedertemperaturkessel]], [[Brennwertkessel]], [[Mikro-KWK]], [[Wärmepumpe]], [[Strahlungsheizung]])<br /> * [[Kellerdämmung|Kellerdeckendämmung]]<br /> * [[Solarthermie]] zur Warmwasser- und/oder Heizungsunterstützung<br /> * Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ([[Kontrollierte Wohnraumlüftung]])<br /> <br /> Ein Haus sollte bei einer energetischen Sanierung immer als Ganzes betrachtet werden, um Bauschäden zu vermeiden und um zu erkennen, welche Maßnahmen das beste [[Kosten-Nutzen-Verhältnis]] haben. Viele Maßnahmen sind kombinierbar; es empfiehlt sich, vor Beginn einer energetischen Sanierung einen [[Energieberater]] hinzuzuziehen, um für das jeweilige Gebäude ein optimales Maßnahmenbündel zu finden.<br /> <br /> Der seit 2008 für die meisten Gebäudetypen bei Verkauf und Neuvermietung vorgeschriebene EnEV-[[Energieausweis]] (Gebäudeenergiepass) kann eine hilfreiche Entscheidungsgrundlage für eine energetische Sanierung sein.<br /> <br /> == Staatliche Förderung ==<br /> Im Rahmen des ersten Konjunkturpakets der Bundesregierung hat die [[KfW Bankengruppe|KfW]] ihre Programme für energieeffizientes Bauen und Sanieren seit Januar 2009 deutlich ausgeweitet. Seit dem 1. März 2011 ist es wieder möglich, KfW-Darlehen auch für energetische Einzelmaßnahmen zu erhalten.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Kredit-(151-152)/ Kredit (151/152) Energieeffizient Sanieren – Kredit Für die Sanierung zum KfW-Effizienzhaus oder energetische Einzelmaßnahmen]&lt;/ref&gt; Neben der Möglichkeit Fördermaßnamen für energetische Einzelmaßnahmen zu erhalten, bietet die KfW auch Förderprogramme für energetische Maßnahmenpakete nach dem KfW-[[Effizienzhaus]]-Standard an.<br /> <br /> Trotz des über ein Jahr dauernden Vermittlungsverfahrens zwischen Bund und Ländern gab es am Ende keine Einigung über die steuerliche Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden. Die Idee ist damit vom Tisch, weil sich die beteiligten Akteure nicht auf eine Kostenverteilung einigen konnten. Stattdessen gibt es ab<br /> Januar 2013 ein neues KfW-Programm. Dieses sieht acht Jahre lang Mittel für energetische Sanierungen in Höhe von 300 Millionen Euro jährlich vor.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.bmvi.de//SharedDocs/DE/Pressemitteilungen/2012/317-ramsauer-schub-fuer-energiewende.html?linkToOverview=DE/Presse/Pressemitteilungen/pressemitteilungen_node.html%3fgtp%253D36166_list%2525253D1%2523id99880 | wayback=20160310195646 | text=Pressemitteilung BMVBS <br /> }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das am 1. März 2013 in Kraft getretene Mietrechtsmodernisierungsgesetz privilegiert energetische Sanierungsmaßnahmen, indem es Mietern für drei Monate das sonst gegebene Recht abschneidet, wegen der mit den Maßnahmen verbundenen Beeinträchtigungen die Miete zu mindern, {{§|536|bgb|dejure}} Abs. 1a BGB.<br /> <br /> == Kosten-Nutzen-Verhältnis ==<br /> Trotz ihrer umfassenden Förderprogramme veröffentlichte kürzlich die [[KfW]] einen Bericht zu einer durchgeführten Studie, laut der sich energetische Sanierungen nicht rechnen würden. Laut KfW ließen sich die notwendigen Investitionen für eine energetische Sanierung „nicht allein aus den eingesparten Energiekosten finanzieren“.&lt;ref&gt;Handelsblatt: [http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/kfw-studie-energetische-sanierung-rentiert-sich-nicht/8003804.html Energetische Sanierung rentiert sich nicht], 30. März 2013.&lt;/ref&gt; Demnach stünde den Kosten von 838-953 Mrd. Euro nur ein Nutzen von 370-453 Mrd. Euro gegenüber.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/KfW-Konzern/Newsroom/Aktuelles/News/News-Details_67904.html KfW-Studie]&lt;/ref&gt; Der Bundestagsabgeordnete [[Hans-Josef Fell]], Sprecher für Energie der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte die Studie kritisiert, weil sie den jährlichen Heizkostenanstieg mit rund 1,1 Prozent viel zu niedrig angesetzt habe, seit dem haben sich jedoch die Heizkosten um ca. 40 % gesenkt.&lt;ref&gt;immowelt.de: [http://news.immowelt.de/umwelt/artikel/1531-studie-energetische-sanierung-lohnt-sich-nicht.html Studie: Energetische Sanierung lohnt sich (nicht)], 10. April 2013.&lt;/ref&gt; Viele Studien beziehen sich lediglich auf die Wirtschaftlichkeit aus der Perspektive des Eigentümers, der für die meisten Maßnahmen nicht verpflichtet ist. Bei nachweislich unwirtschaftlichen Maßnahmen, sind die Landesämter verpflichtet den Eigentümer von der Pflicht zu befreien. Durch die Modernisierungsumlage wird ebenfalls eine mögliche schädliche Wirtschaftlichkeit auf den Mieter umgelegt, welcher wiederum praktisch keine Möglichkeiten hat dagegen zu wehren. Dies trifft insbesondere die Mieter, die ohnehin sparen eben auch beim Heizen. Selbst wenn die Umlage das vielfache der Ersparnis beträgt, so hat trotzdem der Mieter laut {{§|555d|bgb|dejure}} die Sanierung zu dulden.<br /> Durch diese juristisch Absicherung kann der Vermieter für die Modernisierungskosten, nach ca. 9 Jahren (durch den Mieter abbezahlt) eine Rendite von 11 % erwarten, die weiterhin der Mieter trägt. Allerdings entfallen bei einer Sanierung in der Regel ein Teil [[Instandhaltung]]skosten, die nicht auf den Mieter umgelegt werden dürfen. Trotzdem birgt diese Rentabilität eine Möglichkeit zum Missbrauch der Umlage auf Kosten des Mieters. Zum Teil erhöhen sich die Mieten bis zu 63 %.<br /> <br /> == Auswirkungen auf das Mietverhältnis ==<br /> <br /> Die Kosten für eine energetische Sanierung dürfen durch die [[Modernisierungsumlage]] um 11 Prozent auf die Jahresmiete umgesetzt werden&lt;ref&gt;http://dejure.org/gesetze/BGB/559.html&lt;/ref&gt;. Dabei bleiben die üblichen Kappungsgrenze bei Mieterhöhungen außen vor. Die Mieterhöhung darf auch größer sein, als die tatsächlichen Einsparungen der Energiekosten des Mieters&lt;ref&gt;http://www.finanztip.de/mieterhoehung/&lt;/ref&gt;. Dadurch können diese Maßnahmen zu teils sehr drastischen Mieterhöhungen führen&lt;ref&gt;http://www.focus.de/immobilien/mieten/vermieter-legen-sanierungskosten-um-mietpreisexplosion-wegen-sanierung-das-muessen-sich-mieter-gefallen-lassen_id_3690446.html&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> Die öffentlichen Fördergelder müssen auf diese Erhöhung einberechnet werden.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Jürgen Pöschk (Hrsg.): ''Energieeffizienz in Gebäuden – Jahrbuch 2008''. VME Energieverlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-936062-04-5.<br /> * Thorsten Hoos: ''Einsparpotential und ökonomische Analyse der energetischen Sanierung in staatlichen Gebäuden in [[Luxemburg]]''. Shaker Verlag, Aachen 2013, ISBN 978-3-8440-1909-4.<br /> * Ji Zhang: ''Nachhaltige Wohngebäudesanierung in Deutschland und [[China]]. Untersuchung der konzeptionellen und strategischen Übertragungsmöglichkeiten''. Springer Vieweg, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-09754-7.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.ausbauundfassade.de/energetische-sanierung/ Wieso überhaupt energetisch sanieren?] Fachzeitschrift Ausbau+Fassade<br /> * {{Webarchiv | url=http://www.energieausweis-wohngebaeude.info/ | wayback=20080612043015 | text=Informationen zum Energieausweis 2008}}<br /> * [http://www.verwaltung.bayern.de/Anlage2198208/Modernisierenundsparen.pdf Broschüre zum Thema Modernisieren und Sparen] (PDF; 1,31 MB) Bayerisches Staatsministerium<br /> * [http://www.sanieren-profitieren.de/ Projektseite zu „Haus sanieren – profitieren!“] Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)<br /> * [http://www.enef-haus.de/fileadmin/ENEFH/redaktion/PDF/Befragung_EnefHaus.pdf''Handlungsmotive, -hemmnisse und Zielgruppen für eine energetische Gebäudesanierung. Ergebnisse einer standardisierten Befragung von Eigenheimsanierung''.] (PDF; 2,9 MB; 77 Seiten) Gefördert durch das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung|BMBF]]. Januar 2010.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Sanierung (Bauwesen)]]<br /> [[Kategorie:Energiesparendes Bauen]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kampa_(Unternehmen)&diff=169594859 Kampa (Unternehmen) 2017-10-01T18:05:50Z <p>Mdjango: /* Projekte */ EnEV 2014</p> <hr /> <div>{{Infobox Unternehmen<br /> | Name = Kampa GmbH<br /> | Logo = kampa-logo.svg<br /> | Unternehmensform = [[GmbH (Deutschland)|GmbH]]<br /> | ISIN = <br /> | Gründungsdatum = 1900<br /> | Sitz = [[Waldhausen (Aalen)|Aalen-Waldhausen]], [[Deutschland]]<br /> | Leitung = Geschäftsführer: Josef Haas, Peter Hofmann, Robert Knittel<br /> | Mitarbeiterzahl = 85 (Unternehmensgruppe: 310) <br /> | Umsatz = <br /> | Branche = Fertighausbau<br /> | Homepage = www.kampa.de<br /> }}<br /> <br /> Die '''Kampa GmbH''' ist ein [[Fertighaus]]hersteller in Deutschland mit Stammsitz im schwäbischen [[Waldhausen (Aalen)|Aalen-Waldhausen]]. Das Unternehmen wurde 2009 gegründet und ging aus der börsennotierten '''Kampa AG''' (vormals: Kampa-Haus AG) hervor.<br /> <br /> == Geschichte der ehemaligen Kampa AG ==<br /> Den Grundstein zur Firma legte der [[Tischler]] Heinrich Wolf, der im Jahre 1900 im Westfälischen [[Dützen|Minden-Dützen]] (heute [[Nordrhein-Westfalen]]) eine Tischlerei gründete. 1945 übernahm der Tischlermeister Eugen Kampa den Betrieb. 1960 wurden die ersten [[Wochenendhaus|Wochenendhäuser]] produziert und der Betrieb unter der Federführung von Wilfried Kampa, der 1965 nach Abschluss eines [[Bauingenieur]]studiums in das Unternehmen eintrat, erweitert. 1966 wurde auch das erste Fertighaus vorgestellt - ein Bungalowtyp, der zum Verkaufsschlager wurde. 1985 wurde die Kampa-Haus AG gegründet, die 1986 an die Börse ging. 1998 wurde das Allgäuer Familienunternehmen [[Libella Haus|Libella]], 1999 [[Novy-Haus]] in Österreich übernommen. Weitere Gründungen und Übernahmen im osteuropäischen Markt folgten. Im Jahr 2000 beging das Unternehmen seine 100-Jahr Feier an allen Standorten. <br /> <br /> Ab 2002 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen „Kampa AG“ umgewandelt. Im November 2006 verkaufte der bisherige Mehrheits[[aktionär]] Wilfried Kampa seinen Anteil an den [[Private Equity|Finanzinvestor]] Triton. Zu der Zeit arbeiteten bei der Firma ca. 1600 Mitarbeiter. Zur Kampa-Gruppe gehörten zuletzt die deutschen Hausbau-Marken Kampa (Minden), Hebel Haus ([[Alzenau]]), ExNorm ([[Steinheim am Albuch]]), [[Libella Haus|Libella]] (Ziesar), Creaktiv ([[Waltershausen]]) sowie Novy-Haus in Österreich, Casa Libella in Italien, TrendHaus in Ungarn und Kampa-Budizol in Polen. Dienstleistungsunternehmen respektive Zulieferer für die gesamte Gruppe waren die Montagegesellschaft Kampa Baulogistik GmbH (Minden), die Finanzierungsgesellschaft Hausbau-Finanz GmbH (Minden), die MB Keller- und Massivbau Brück GmbH ([[Brück]]) und die Vewa-Projekt Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (Minden). Neben dem Stammsitz in Minden betrieb die Kampa AG an sieben weiteren Standorten Hausfertigungen und an drei Standorten [[Fertigteil|Betonfertigteilwerke]]. Die Firma beschäftigte sich mit der [[Bauplanung]] und [[Bauausführung]], vorwiegend in der [[Fertighaus|Fertigbauweise]]. Im Rahmen der Neuausrichtung des Unternehmens wurde am 2. Oktober 2007 bekanntgegeben, dass die Werke in [[Waltershausen]] (Thüringen), [[Kinding]] (Bayern) und am Stammsitz in Minden bis Ende 2007 geschlossen werden. Zudem solle zukünftig im Fertighaus-Bereich ausschließlich unter dem Namen „Kampa“ aufgetreten werden.&lt;ref&gt;[http://www.kampa-ag.de/upload/pdf/irmeldungen/presseinfo_strategische_neuausrichtung_02.10.07.pdf Strategische Neuausrichtung] (PDF; 51 kB) &amp;nbsp;Presseinformation vom 2. Oktober 2007&lt;/ref&gt; Nach einem [[Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz|Pflichtangebot]] an die anderen Aktionäre hielt Triton zuletzt ca. 75 % des Kapitals. Dies hatten der ehemalige Vorstand bestehend aus dem Vorsitzenden Elmar Schmidt, Markus Schreyögg und Josef Haas verantwortlich in die Wege geleitet. Die Verhandlungen über [[Sozialplan|Sozialpläne]], Übernahme der [[Markenrecht]]e und Verwertung der Gesellschaft zeichneten sich seit der Veräußerung an den Investor Triton ab. <br /> <br /> Zu Beginn des Jahres 2009 war Kampa noch von einem Umsatz von 200 Millionen Euro und einem guten Auftragsbestand ausgegangen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:hohe-verluste-fertighausbauer-kampa-pleite/485971.html | wayback=20090314020021 | text=Hohe Verluste - Fertigbauhersteller Kampa ist pleite}}, Financial Times Deutschland vom 11. März 2009&lt;/ref&gt; Nach Verlusten von etwa 23 bis 24 Millionen Euro im Jahr 2008 hat Kampa im März 2009 Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt,&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,612679,00.html Kampa steht vor der Insolvenz], Spiegel Online vom 11. März 2009&lt;/ref&gt; welches am 3. Juni 2009 eröffnet wurde.&lt;ref&gt;[http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,628215,00.html Insolvenzverfahren eröffnet], Krisenticker des Manager Magazins vom 3. Juni 2009&lt;/ref&gt; Am 10. Juni 2009 gab der Insolvenzverwalter Werner Schreiber das Scheitern von Gesprächen mit potentiellen [[Investor]]en bekannt. Übernahmeverhandlungen mit dem Investor Triton hatten ebenfalls bis zu diesem Zeitpunkt keinen Erfolg. Schreiber kündigte an, die 2009 noch etwa 800 Mitarbeiter umgehend zu entlassen und eine einzelne Verwertung der Standorte und des Eigentums des Unternehmens zu betreiben.&lt;ref&gt;[https://tsarchive.wordpress.com/2009/06/10/kampa104/ Tagesschau.de, abgerufen 10. Juni 2009] (tagesschau.de-Archiv)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der für das Unternehmen zuständige [[Gewerkschaft]]ssekretär der [[IG Bau]], Bodo Matthey sagte, es konnte nicht gutgehen, dass die Produktion der exklusiven Häuser in Handarbeit in Minden aufgegeben und nur auf die automatisierten Fertigungsanlagen in Ziesar und Steinheim gesetzt wurde.&lt;ref&gt;[http://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/kampa-pleite-gewerkschaft-gibt-top-managern-die-schuld_aid_407506.html Gewerkschaft gibt Top Managern die Schuld], Focus Online vom 12. Juni 2009&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehung der aktuellen Kampa GmbH ==<br /> {{Überarbeiten}}<br /> Josef Haas, ein früheres Vorstandsmitglied der Kampa AG, übernahm 2009 die Lizenzen für die Markenrechte, ein bundesweites Musterhausnetz sowie das Besucherzentrum im Steinheim am Albuch in die neu gegründete Kampa GmbH von der ehemaligen Kampa AG.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/welt_print/article4047742/Kampa-wagt-einen-Neuanfang.html Ex-Vorstand Josef Haas übernimmt die Lizenzrechte und ein Musterhausnetz], abgerufen am 22. August 2013&lt;/ref&gt; Das Leistungsspektrum umfasst neben der Planung und dem Bau von Fertighausobjekten auch die Grundstückssuche, Behördengänge und die Finanzierung. Besonderes Augenmerk richtet das Unternehmen bei seinen Ein- und Zweifamilienhäusern auf Energieeffizienz und bietet als erster Hersteller im Fertighausbereich serienmäßig die Ausstattung als Effizienzhaus Plus (siehe [[Plusenergiehaus]]) mit dem Qualitäts- und [[Energiestandard|Energieeffizienzstandard KfW 40 Effizienzhaus]] an.&lt;ref&gt;[http://www.kampa.de/fileadmin/user_upload/PM_Kampa_Sieger_Traumhauspreis2013_final.pdf Kampa gewinnt Deutschen Traumhauspreis] (PDF; 233&amp;nbsp;kB) &amp;nbsp;Presseinformation vom Juni 2013&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:KAMPA Fertighaus Glano.jpg|thumb|Modernes Fachwerk in Fertighausbauweise]]<br /> [[Datei:KAMPA Fertighaus Linz.jpg|thumb|Stadtvilla in Fertighausbauweise]]<br /> Kampa ist in Deutschland mit 29 Musterhäusern und 13 Verkaufsbüros vertreten. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen Kooperationen und Vertriebsgesellschaften in Österreich, Polen, Belgien, Luxemburg, Italien und in der Schweiz. Die Produktionsstätten des Unternehmens befinden sich in Birkenwerder/Brandenburg und Bad Saulgau/Baden-Württemberg.<br /> <br /> Die architektonischen Entwürfe reichen vom Holzbau mit klassischem [[Satteldach|Sattel-]], [[Walmdach|Walm-]] oder [[Pultdach]] bis zur modernen Fachwerkkonstruktion aus Holz und Glas. Mit der Kampa Objekt- und Gewerbebau GmbH realisiert das Unternehmen Bauten für Gewerbe, Handel, Verwaltung und Industrie sowie für den mehrgeschossigen Wohnbau nach dem Grundsatz der [[Nachhaltigkeit]] und Energieeffizienz.&lt;ref&gt;[http://www.kampa.de/ Webseite der KAMPA GmbH]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Projekte ==<br /> <br /> === KfW Effizienzhaus 40 Plus ===<br /> Das KfW Effizienzhaus 40 Plus&lt;ref&gt;[http://www.ibp.fraunhofer.de/content/dam/ibp/de/documents/Kompetenzen/waermetechnik/energiekonzepte/gebaeudekonzepte/2011_04-Effizienzhaus-PlusBarrierefrei3tcm45-97341.pdf Wege zum Effizienzhaus-Plus], (PDF; 4 MB) Information des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vom August 2011&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.bmvi.de/DE/EffizienzhausPlus/Haus/effizienzhaus-plus-haus_node.html | wayback=20150328054616 | text=Effizienzhaus Plus}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.kampa.de/fileadmin/user_upload/Energieausweis-2.jpg Energieausweis]&lt;/ref&gt; von Kampa basiert auf dem [[Energiestandard|Energiestandard KfW 40 Effizienzhaus]] und ist erweitert um die Funktionen Energieerzeugung durch [[Photovoltaik]] und Energiespeicherung. Damit übertrifft es die Vorgaben der [[Energieeinsparverordnung|Energieeinsparverordnung (EnEV 2014 mit Änderungen 2016)]]. Es erzeugt mehr Energie, als es für Heizen, Warmwasser, Lüftung, Hausgeräte und Beleuchtung verbraucht. Der Energiespeicher speichert den erzeugten Strom und hält ihn zur Nutzung bereit. Damit können ca. 80 % der durch die Photovoltaik-Anlage erzeugten Elektrizität selbst genutzt werden (ohne Energiespeicher sind es ca. 50 %). Die eigene Stromerzeugung durch erneuerbare Sonnenenergie setzt keine Treibhausgase (CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; u.&amp;nbsp;a.) frei.&lt;ref&gt;[http://www.kampa.de/energieeffizient-bauen/plus-energie-haus-serienmaessig.html Effizienzhaus Plus mit positiver Energiebilanz]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://effizienzhaus.zukunft-haus.info/guetesiegel-effizienzhaus/energetische-anforderungen Gütesiegel Effizienzhaus]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bauherren bei Kampa erhalten mit diesem Plusenergie-Konzept auf Basis eines Effizienzhauses 40 seit 1. April 2016 die höchstmöglichen Fördergelder im Rahmen der KfW Förderung.&lt;ref&gt;[http://www.kampa.de/energieeffizient-bauen/plusenergiehaus-serienmaessig/plusenergie-rechnet-sich/ KfW Fördermittel für Effizienzhaus 40 Plus serienmäßig]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Bauen-(153)/ Energieeffizient bauen]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/KfW-Konzern/Service/Download-Center/F%C3%B6rderprogramme-(Inlandsf.)-(D-EN)/Barrierefreie-Dokumente/Energieeffizient-Bauen-(153)-Anlage-zum-Merkblatt-04-2016/ Anlage zum KfW Merkblatt Energieeffizient Bauen (153)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[File:KAMPA Stadtvilla Potsdam KfW Effizienzhaus 40 Plus.jpg|thumb|KfW Effizienzhaus 40 Plus, Stadtvilla Potsdam der Kampa GmbH]]<br /> <br /> Das KfW Effizienzhaus 40 Plus ''Stadtvilla Potsdam'' wurde mit dem Plus X Award 2016 als bestes Produkt 2016/2017 ausgezeichnet in den Kategorien hohe Qualität, Design, Bedienkomfort, Funktionalität und Ökologie.&lt;ref&gt;[http://www.digitale-hall-of-fame.de/products/kampa-stadtvilla-potsdam/ Plus X Award für Kampa Stadtvilla Potsdam]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.plusxaward.de/presse-medien/pressemitteilung-24-06-2016/ Plus X Award Night: Ein Abend der Superlative für die innovativsten Marken des Jahres], Pressemitteilung vom Juni 2016&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Bauinnovationszentrum ===<br /> Kampa errichtete 2014 in Aalen-Waldhausen das Bauinnovationszentrum.&lt;ref&gt;[http://www.kampa.de/fileadmin/user_upload/Pressespiegel/der-bauherr-01-2015-pressebericht-kampa.pdf Hoch hinaus], (PDF; 475 kB) abgerufen am 11. August 2016&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.kampa.de/fileadmin/user_upload/Pressespiegel/wochenpost-290415-pressebericht-kampa.pdf Waldhausen prescht voran], (PDF; 754 kB) abgerufen am 11. August 2016&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.kampa.de/in-ihrer-naehe/pressespiegel.html | wayback=20150410080903 | text=Pressespiegel zum Bauinnovationszentrum}}&lt;/ref&gt; Das zentrale Gebäude ist ein Holzhochbau, der als Firmenzentrale ''Kampa K8'', Planungs- und Entwicklungszentrum sowie als Bemusterungswelt für Bauherren dient. Zudem ist dort ein Informations- und Schulungszentrum für nachhaltiges und ökologisches Bauen angesiedelt. Auf dem Gelände befinden sich auch ein Musterhaus und ein Holzlehrpfad.<br /> <br /> [[File:KAMPA Bauinnovationszentrum Firmenzentrale.jpg|thumb|Bauinnovationszentrum und Firmenzentrale der Kampa GmbH in Aalen-Waldhausen, mehrgeschossiger Holzhochbau]]<br /> <br /> Das Gebäude besitzt acht Geschosse und ist inklusive Treppenhaus und Aufzugschacht – mit Ausnahme des Untergeschosses – aus Holz gebaut. Es erreicht eine Höhe von annähernd 30 Meter. Die Massivholz-Konstruktion besteht aus Brettschichtholz bzw. Kreuzlagenholz. Die Ausführung erfolgte in Anlehnung an den Standard Effizienzhaus 40 ([[Passivhaus|PHPP Passivhaus]] Projektierungs-Paket) mit einer gedämmten Gebäudehülle (U-Wert 0,102&amp;nbsp;W/(m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;·K)) und solarer Wärmegewinnen durch Verglasungen.<br /> <br /> Der energieeffiziente Betrieb wird durch ein Solar-Eis-Wärmetauschersystem (siehe [[Wärmepumpenheizung]]), 685 m&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt; Energiespeicher, einen Wärmeschutz sowie Multifunktionsdecken zum Heizen bzw. Kühlen ermöglicht. Das Konzept der Nachhaltigkeit erfüllt das Gebäude mit seiner 186 m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt; großen Photovoltaikanlage (60&amp;nbsp;kWp = 60.000&amp;nbsp;kWh Strom), die mehr Strom erzeugt als das Gebäude für die Aufwendung der Primärenergie benötigt. Der [[Primärenergiebedarf]] (Antriebsenergie für Heizung, Lüftung und Warmwasser) beträgt ca. 46.000&amp;nbsp;kWh bzw. 15,1&amp;nbsp;kWh/m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;a. Die zusätzlich erzeugten 14.000&amp;nbsp;kWh stehen als Betriebsstrom (Beleuchtung, Elektrogeräte) zur Verfügung. Für die Errichtung des Bauinnovationszentrums wurden ca. 1.350&amp;nbsp;m&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt; Holz verbaut. Da in Holz mehr Kohlenstoff gespeichert wird als bei dessen Verarbeitung in Form von Kohlendioxid (CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;) ausgestoßen wird, ergibt sich für den Bau eine positive Ökobilanz von ca. 825 Tonnen eingelagertem CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;. <br /> <br /> Diese Bauvariante für einen mehrgeschossigen Gewerbebau bis an die Hochhausgrenze wurde in Deutschland mit dem Bauinnovationszentrum zum ersten Mal umgesetzt. Das fortschrittliche Gebäude ''Kampa K8'' mit Plus-Energie-Konzept wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit einer Anerkennung durch den Deutschen Holzbaupreis 2015 &lt;ref&gt;[http://www.deutscher-holzbaupreis.de/preistraeger_2015/anerkennung_neubau/#c4684 Anerkennung Neubau – Deutscher Holzbaupreis 2015]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.kampa.de/fileadmin/user_upload/Pressemitteilungen/kampa-presseinfo_holzbaupreis_12052015.pdf Hoch hinaus – ausgezeichnet], (PDF; 205 kB) Presseinformation vom Mai 2015&lt;/ref&gt;, dem Holzbaupreis Baden-Württemberg 2015 &lt;ref&gt;[http://www.holzbaupreis-bw.de/preistraegerinnen-und-traeger-2015.html Preisträger Holzbaupreis Baden-Württemberg 2015]&lt;/ref&gt; sowie einer Platzierung unter den Top 10 des GreenTec Awards 2016.&lt;ref&gt;[http://www.greentec-awards.com/wettbewerb/nominierte-2016.html Green Tec Awards]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.kampa.de/fileadmin/user_upload/Pressemitteilungen/kampa-presseinof-greentec-award-081215.pdf KAMPA K8 bei den Green Tec Awards unter den Top 10], (PDF; 373 kB) Presseinformation vom Dezember 2015&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Kampa Unternehmensgruppe ==<br /> Zur Kampa Unternehmensgruppe gehören heute folgende Firmen:<br /> *''Kampa GmbH'' Deutschland und Österreich: Energieeffiziente Ein- und Zweifamilienhäuser, als Effizienzhaus Plus serienmäßig mit Photovoltaik-Anlage und Stromspeicher ausgestattet auf der Basis Effizienzhaus 40 <br /> *''Kampa Objekt- und Gewerbebau GmbH'': Mehrgeschossige Wohn-, Objekt- und Gewerbebauten<br /> *''Ripperger Gebäudetechnik GmbH'': Planung und Einbau von Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.kampa.de/ Webseite der Kampa GmbH]<br /> * [http://www.schoene-aktien.de/kampa_alte_aktien.html Geschichte der KAMPA AG]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Coordinate|NS=48.689015|EW=10.080375|type=landmark|region=DE-NW}}<br /> <br /> [[Kategorie:Fertighaushersteller|Kampa]]<br /> [[Kategorie:Unternehmen (Aalen)]]<br /> [[Kategorie:Unternehmen im Regulierten Markt]]<br /> [[Kategorie:Gegründet 1990]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Effizienzhaus_Plus&diff=169594769 Effizienzhaus Plus 2017-10-01T18:02:31Z <p>Mdjango: /* Definition Effizienzhaus Plus */ EnEV 2014.</p> <hr /> <div>{{Überarbeiten}}<br /> [[Datei:Effizienshaus-Plus,Berlin.JPG|mini|Das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität mit einem Elektroauto an der &quot;Tankstelle&quot;]]<br /> [[Datei:Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität.JPG|mini|Ansicht des Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität vom Garten]]<br /> [[Datei:Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität Vogelperspektive.JPG|mini|Das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität mit seiner PV-Anlage auf dem Dach]]<br /> [[Datei:Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität EG.JPG|mini|Esszimmer und Veranstaltungsfläche des Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität]]<br /> [[Datei:Gruppenführungen im Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität.JPG|mini|Gruppenführungen durch das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität]]<br /> [[Datei:Vorträge im Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität.JPG|mini|Vortrag im Rahmen der Themenwoche Energie + Mobilität im Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität]]<br /> [[Datei:Ausstellung im Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität.JPG|mini|Ausstellung im Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität]]<br /> <br /> '''Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität''' heißt ein Modellprojekt der Bundesregierung, das mehr Nutzenergie bereitstellen soll als für den Betrieb des Hauses durch eine vierköpfige Familie und die Nutzung von zwei Elektrofahrzeugen innerhalb eines Jahres benötigt wird.<br /> Es dient als Forschungs- und Modellvorhaben im Rahmen der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ des [[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit]] (BMUB) sowie als Informations- und Anschauungsobjekt für Effizienzhäuser Plus. <br /> Das Gebäude wurde in Zusammenarbeit des Instituts für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart und des Architekten [[Werner Sobek]] entwickelt.<br /> <br /> In Deutschland werden nach Angaben des [[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit | Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit]] fast 90 % des Energieverbrauchs eines privaten Haushalts für Heizung und Warmwasser verwendet. In Zeiten, in denen die [[Fossile Energie | fossilen Energieträger]] abnehmen, ist es umso wichtiger diesen hohen Energiebedarf durch fortschrittliche Bauweisen einzuschränken. Die Architekten sind seit Jahren durch die Einhaltung der ursprünglichen [[Wärmeschutzverordnung]] und der verschiedenen [[ Energieeinsparverordnung | Energieeinsparverordnungen (EnEV)]] gefordert, die Gebäude durch die Baukonstruktion so zu verbessern, dass einerseits die Transmissionswärmeverluste bei Neu- und Umbauten reduziert werden und andererseits die Energiebilanz durch solare Wärmegewinne ausgeglichen wird.<br /> <br /> == Lage ==<br /> Das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität steht in Berlin im [[Berlin-Charlottenburg|Stadtteil Charlottenburg]] in der Fasanenstraße 87a auf dem Grundstück der [[Bundesanstalt für Immobilienaufgaben]], gegenüber der [[Universität der Künste Berlin]] unweit des [[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|Bahnhofs Berlin Zoologischer Garten]].<br /> <br /> == Definition Effizienzhaus Plus ==<br /> Gebäude werden als Effizienzhäuser Plus bezeichnet, wenn sie sowohl einen negativen Jahres-Primärenergiebedarf (ΣQP &lt; 0 kWh/m2a) als auch einen negativen Jahres-Endenergiebedarf (ΣQE &lt; 0 kWh/m2a) vorweisen können. Alle sonstigen Bedingungen der [[Energieeinsparverordnung]] 2014 (EnEV 2014 mit Änderungen 2016) wie z.B. die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz müssen ebenfalls eingehalten werden.<br /> Als Nebenforderung müssen Haushaltsgeräte der höchsten Effizienzklassen genutzt werden und intelligente Zähler eingebaut sein.<br /> Zudem muss bei einem Effizienzhaus Plus der pauschalierte „Erneuerbare Energien-Eigennutzungsgrad“ der auf dem Grundstück gewonnenen erneuerbaren Energien (selbstgenutzte Energie / geerntete Energie) bilanziert werden.<br /> <br /> == Architektur ==<br /> Das Architekturkonzept des Effizienzhauses Plus mit Elektromobilität folgt einer möglichst kompakten Architektur. Der Entwurf zielt darauf ab, möglichst geringe Wärmeverluste durch die Gebäudeaußenhülle zuzulassen, sowie die Leitungswege möglichst kurz zu halten. Das technische Equipment befindet sich in dem von außen einsehbaren, so genannten „Energiekern“, einem Technikraum auf der straßenzugewandten Seite des Gebäudes. <br /> Das Erdgeschoss ist, mit Ausnahme der Kücheneinrichtung, barrierefrei konzipiert. Das Obergeschoss ist barrierearm. Bei Bedarf kann das gesamte Geschoss ebenso wie der Zugang hierzu ohne wesentliche bauliche Veränderungen barrierefrei gestaltet werden. Das Haus ist modular aufgebaut und kann bei Bedarf für völlig andere Belange und Anforderungen umgenutzt werden.<br /> Die Wohnräume verteilen sich auf zwei Ebenen: Im Erdgeschoss liegt der Wohn- und Essbereich, die Schlafzimmer im Obergeschoss. Der „Energiekern“, der alle technischen Funktionen des Hauses beherbergt, stellt die Schnittstelle zwischen Immobilie und Mobilität dar. In dem der öffentlichen Straße zugewandten Schaufenster parken und laden die Elektrofahrzeuge des Hauses. <br /> <br /> === Wettbewerb ===<br /> In der zweiten Jahreshälfte 2010 wurde ein Architektur-Realisierungswettbewerb ausgelobt. Ziel war es, „anhand eines real gebauten, architektonisch attraktiven Forschungs-Pilotprojektes den Stand der Entwicklung in der Vernetzung von energieeffizientem, nachhaltigen Bauen und Wohnen in der Bundesrepublik Deutschland aufzuzeigen (s. BMVBS (2012)).“<br /> Erster Preisträger war die Arbeitsgemeinschaft der [[Universität Stuttgart]], Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren von [[Werner Sobek]] mit dem Institut für Gebäudeenergetik, dem Lehrstuhl für Bauphysik, dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement, Werner Sobek Stuttgart und Werner Sobek Green Technologies. Auszug aus dem Preisgerichtsprotokoll: „Dieses Konzept stellt in überzeugender Weise die Kombination zwischen energieeffizientem Wohnen und Elektromobilität dar. Die Interaktion zwischen Nutzer, Haus und Fahrzeugen wird intelligent … geplant … Als tragfähiges und architektonisch zeitgemäßes und anpassungsfähiges Konzept ist dies ein innovativer Beitrag.“<br /> Mit dem 2. Preis wurde der Beitrag der [[Technische Universität Dresden|Technischen Universität Dresden]] ausgezeichnet, der 3. Preis ging an die [[Universität der Künste Berlin]].<br /> <br /> === Technisches Gebäudekonzept und Konstruktion ===<br /> Das Energiekonzept beruht auf der Nutzung der vier natürlichen Energiequellen: Sonne, Luft, Erdwärme und Wasser. Die [[Photovoltaik | Photovoltaik-Elemente]] auf dem Dach und an der Südfassade erzeugen Strom. Eine Luft-Wasser-[[Wärmepumpe]] gewinnt die im Winter notwendige Heizenergie aus der Außenluft. Er kann sofort oder nach Zwischenspeicherung in der hausinternen Batterie zu einem späteren Zeitpunkt verbraucht bzw. zum Laden der [[Elektromobilität]] verwendet werden. Darüber hinaus anfallender Strom kann in das öffentliche Versorgungsnetz eingespeist werden. Durch innovative Technologie und intelligentes Energiemanagement kann die [[Lithium-Ionen-Batterie|Lithium-Ionen-Akkumulator]] bidirektional, d. h. sowohl als Energieverbraucher als auch als Energielieferant auch für das öffentliche Netz aktiv sein.<br /> <br /> Eine mechanische Be- und Entlüftung sorgt für eine sehr gute Innenraumluftqualität. Jeder bewohnte Raum des Hauses kann zusätzlich manuell über die Fenster belüftet werden. Die in der Abluft enthaltene Wärme wird über einen [[Wärmeübertrager]] zurückgewonnen, bevor die Fortluft des Gebäudes in den Zwischenraum zwischen Erdreich und aufgeständerter Bodenplatte abgeleitet wird. Insgesamt findet eine rekuperative Wärmerückgewinnung statt, die eine hygienische Trennung der Luftwege zur Folge hat. Zudem sind alle Verteilerleitungen und Luftkanäle so kurz wie möglich gehalten und auch wärmegedämmt, um Verteilverluste zu minimieren.<br /> <br /> Die Beleuchtung des Hauses erfolgt über energieeffiziente [[Leuchtdiode|Leuchtdioden]]. Die Beleuchtung ist dimmbar und kann über Präsenzmelder gesteuert werden.<br /> <br /> === Wandaufbau ===<br /> Das Haus ruht auf einer [[Flachgründung]] aus vorgefertigten Streifen- und Einzelfundamenten aus Stahlbeton. Über diesen Fundamenten spannt freitragend die in [[Holztafelbauweise]] ausgeführte Bodenkonstruktion des Erdgeschosses. Auch das Dach und die Deckenkonstruktion sind – ebenso wie die tragenden äußeren und inneren Wände – in Holztafelbauweise hergestellt. Entlang der vollständig verglasten Ost- und Westfassade dienen einzelne Stahlstützen als zusätzliche Auflager für die Decken- und Dachkonstruktion.<br /> Die in Holztafelbauweise ausgeführten Bestandteile der Gebäudehülle sind durch eingeblasene [[Dämmstoff|Zellulosedämmung]] hoch wärmegedämmt. Die Außenwände erreichen somit einen [[Wärmedurchgangskoeffizient]](U-Wert) von 0,11. Eine zusätzliche Hanfdämmung sorgt für hohen akustischen Komfort im Innenraum. <br /> Die großzügigen Glasfassaden sind mit Dreifach [[Isolierverglasung|Mehrscheiben-Isolierglas]] versehen; der Scheibenzwischenraum ist mit dem Edelgas Argon gefüllt. Die Fenster erreichen einen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,7. Die Glasfassade auf der Ostseite des Gebäudes besitzt darüber hinaus einen außenliegenden Sonnenschutz aus Aluminium-Lamellen, der sowohl automatisch als auch manuell gesteuert werden kann. Durch die vollflächige Verglasung entsteht ein großzügiges Raumgefühl mit einer ausgeprägten Naturverbundenheit und es gelangt viel Tageslicht in die einzelnen Räume. Da beim Bau weitgehend auf das Verkleben einzelner Schichten und verschiedener Bauteile verzichtet wird, wird ein einfacher Rückbau und anschließendes Recycling der verschiedenen Materialien ermöglicht.<br /> <br /> == Förderprogramm ==<br /> Das Bundesbauministerium hat ein Förderprogramm für Modellhäuser aufgelegt, die den sogenannten „Plus-Energie-Standard“ erfüllen. Mit dem Programm wurden Bauherren unterstützt, deren errichtete Gebäude deutlich mehr Energie produzieren, als für deren Betrieb notwendig ist. Diese überschüssige Energie soll insbesondere für die [[Elektromobilität]] zur Verfügung stehen. <br /> Gefördert werden ausschließlich Wohngebäude (Ein-, Zwei-, Reihen-, und Mehrfamilienhäuser), die in Deutschland errichtet werden. Die Gebäude sollen in der Lage sein, neben allen Funktionen des Hauses wie Heizung, Warmwasser, Beleuchtung, Haushaltsstrom, Elektrofahrzeuge oder weitere externe Nutzer wie z. B. benachbarte Häuser zu bedienen. Sie sollen unter realen, das heißt bewohnten Bedingungen getestet und evaluiert werden. Dazu wird den Bauherren seitens der Forschungsinitiative Zukunft Bau jeweils eine Expertengruppe zur Seite gestellt. Die Forschungsergebnisse werden anschließend auf dem Internetauftritt der Forschungsinitiative Zukunft Bau veröffentlicht.<br /> <br /> Seit Januar 2015 werden auch Bildungsbauten im Effizienzhaus Plus-Standard gefördert. Im Fokus der Förderung stehen in Planung befindliche Bildungsbauten im In- und Ausland. Sie sollten als Effizienzhäuser Plus saniert bzw. errichtet werden und einen jahreszeitlichen bilanziellen Energieüberschuss aufweisen können. Hierfür wurde die Förderrichtlinie zur Vergabe von Zuwendungen für Modellprojekte „Förderzweig: Bildungsbauten im Effizienzhaus Plus-Standard“ veröffentlicht.<br /> <br /> == Elektromobilität im Effizienzhaus Plus ==<br /> Folgende E-Modelle wurden von den Familien genutzt:<br /> * VW Golf Blue-e-Motion<br /> * Smart fortwo electric drive<br /> * Mercedes A-Klasse E-Cell<br /> * Audi A1 e-tron<br /> * BMW ActiveE<br /> * Opel Ampera<br /> <br /> Neben der konventionellen Ladung über ein Ladekabel wurde auch eine [[Drahtlose Energieübertragung|Kontaktlose Energieübertragung]] im Schaufenster des Hauses installiert. Diese ermöglichte das kabellose Laden der Mercedes A-Klasse E-Cell. Über den Bordcomputer wurde das Fahrzeug in die richtige Position navigiert. Die Ladestation wurde nach der Versuchszeit demontiert und ist heute nur noch anhand der Einparkhilfe zu erkennen.<br /> Auch für die beiden [[Pedelec]]s Victoria Valencia wurde eine Induktionsladestation montiert. Diese befindet sich ebenfalls im Schaufenster des Gebäudes.<br /> <br /> == Forschungsthemen im Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität ==<br /> Das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität dient als Forschungs- und Modellvorhaben im Rahmen der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). <br /> Folgende Forschungsthemen wurden behandelt:<br /> * Sozialwissenschaftliche Begleitforschung <br /> * Prädiktives Energiemanagement <br /> * Wärme- und Stofftransport in der Wärmedämmung<br /> * Dimensionierungswerkzeug für Hausbatterien <br /> * Evaluierung der Verwendung gebrauchter Li-Ionen Zellen <br /> * Stabilisierung von Stromnetzen mit Regelenergie<br /> <br /> Gemäß dem Forschungsauftrag des Netzwerks „Effizienzhaus Plus“ wird das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität wissenschaftlich begleitet und die Ergebnisse und Erkenntnisse des [[Monitoring]] anschließend veröffentlicht.<br /> Beauftragt mit dem technischen Monitoring ist das [[Fraunhofer-Institut für Bauphysik]].<br /> In einem ersten Kurzbericht des Fraunhofer-Instituts werden die ersten Ergebnisse des Monitoring bereits kommuniziert. Der prognostizierte Ertrag der Photovoltaik Anlage am Gebäude von 16.625 kWh konnte demnach nicht erreicht werden. Der Ertrag lag mit 13.306 kWh 20 % unter den Erwartungen. Als Gründe werden klima- und standortbedingte Faktoren genannt.<br /> Ebenfalls der Stromverbrauch im Haus lag mit 12.400 kWh rund 75 % höher als prognostiziert. Der größte Mehrverbrauch wurde bei der Wärmepumpe ermittelt, welche im Messzeitraum 5.865 kWh anstelle der prognostizierten 2.217 kWh verbrauchte. Dieser Mehrverbrauch wird auf die zu hohe Betriebstemperatur der Wärmepumpe zurückgeführt, aber auch das Nutzerverhalten und die Architektur dürfte einen Anteil an den Mehrverbräuchen haben.<br /> <br /> Als Resultat auf die erste Messperiode wurde im Dezember 2013 die Wärmepumpe ausgetauscht. Zusätzlich wurde eine Glastür eingebaut, welche das EG thermisch vom OG trennt, um die Wärmeverluste zu reduzieren.<br /> <br /> Die Messergebnisse aus den Jahren 2014 und 2015 des [[Fraunhofer-Institut für Bauphysik]] zeigen deutliche Unterschiede im Stromverbrauch des Hauses. Während die Erträge mit 12.644 kWh (2013/2014) und 13.490 kWh (2014/2015) im Bereich der ersten Messperiode lagen, reduzierte sich der Stromverbrauch auf 10.633 kWh (2013/2014) und 7.960 kWh (2014/2015). Das Haus erwirtschaftete somit im letzten Messjahr ein Stromüberschuss von 3.543 kWh.<br /> <br /> == Nutzungen ==<br /> Das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität in der Fasanenstraße stand in den ersten drei Monaten nach der Eröffnung von 7. Dezember 2011 bis zum 29. Februar 2012 der Öffentlichkeit als Ausstellungsgebäude zur Verfügung.<br /> Anfang März 2012 zog die erste Testfamilie für 15 Monate in das Gebäude um die Effizienz des Hauses unter realen Bedingungen zu erforschen. Die vierköpfige Familie bewohnte das Haus bis Ende Mai 2013 und nutzte in dieser Zeit insgesamt sechs Elektrofahrzeuge verschiedener Hersteller für jeweils etwa 2 Monate. Außerdem konnten 4 [[Pedelec]]s von der Familie genutzt werden. Die Familie dokumentierte ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Haus und den Elektrofahrzeugen in einem öffentlichen Blog und wurde vom Berliner Institut für Sozialforschung (BIS) das Jahr über begleitet und befragt.<br /> Seit der Wiedereröffnung am 8. Juni 2013 ist das Haus erneut für die Öffentlichkeit als Ausstellungs- und Veranstaltungsort geöffnet. Die Ausstellung informiert über Konzepte und Techniken des Energie effizienten Bauens und Wohnens. <br /> <br /> == Ausstellung im Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität ==<br /> <br /> Mit der Einweihung des Effizienzhauses Plus mit Elektromobilität am 7. Dezember 2011 wurde das Gebäude bis zum Einzug der Familie drei Monate später als Modell- und Anschauungsobjekt öffentlich betrieben.<br /> Seit dem Auszug der Familie und der Wiedereröffnung des Hauses am 8. Juni 2013 konnte das Effizienzhaus Plus wieder besichtigt werden.<br /> <br /> Von Anfang Mai 2014 bewohnte eine zweite Familie das Gebäude für einen weiteren 12-monatigen Alltagstest. Zur Optimierung der energetischen Bilanz ist eine neue Tür eingebaut worden, welche die thermischen Bereiche des Gebäudes effektiv trennen soll. Zudem wurde die Wärmepumpe des Gebäudes (ehem. Weißhaupt, aktuelle Rotex) ausgetauscht. <br /> <br /> Seit Juni 2015 ist das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität in einer dritten Ausstellungsperiode für interessierte Besucher geöffnet. Neben Führungen, Vorträgen und einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm wird im Gebäude ein Ferienprogramm für Kinder angeboten. Themenmonate wie beispielsweise &quot;Smart Home&quot;, &quot;Nachhaltige Stadtentwicklung&quot; und &quot;Elektromobilität&quot; werden Schwerpunkte bis Ende September 2015 sein.<br /> <br /> Seit Juni 2016 ist das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität geschlossen und wird für eine weitere Nutzung umgebaut. <br /> <br /> == Netzwerk Effizienzhaus Plus ==<br /> <br /> Neben dem Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität sind bis Ende 2016 über 40 Effizienzhäuser Plus in Deutschland gebaut worden. Diese werden in dem Netzwerk der Forschungsinitiative Zukunft Bau zusammengefasst und von der Informationsstelle Effizienzhaus Plus betreut.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Birgit Ochs: ''Eine finanzielle Bilanz zum Heulen'', in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 12. April 2015 [http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/immobilien/effizienzhaus-plus-13533106.html online]<br /> * Susanne Ehlerding: ''Leben wie in einer gemütlichen Raumstation''; In: Der Tagesspiegel 15. Juni 2015 [http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/immobilien/effizienzhaus-leben-wie-in-einer-gemuetlichen-raumstation/11749466.html online]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.forschungsinitiative.de/effizienzhaus-plus/ Informationen zum Modellprojekt]<br /> * http://www.zebau.de/projekte/informationsstelle-effizienzhaus-plus/<br /> * http://www.ibp.fraunhofer.de/de/Kompetenzen/energieeffizienz-und-raumklima/demonstrationsprojekte.html<br /> <br /> {{Coordinate|NS=52.50907|EW=3.32933|type=landmark|region=DE-BE}}<br /> [[Kategorie:Energiesparendes Bauen]]<br /> [[Kategorie:Bauwerk der Moderne in Berlin]]<br /> [[Kategorie:Forschungsprojekt]]<br /> [[Kategorie:Berlin-Charlottenburg]]<br /> [[Kategorie:Bauwerk aus Beton]]<br /> [[Kategorie:Erbaut in den 2010er Jahren]]<br /> [[Kategorie:Elektromobilität]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energiestandard&diff=169593640 Energiestandard 2017-10-01T17:46:08Z <p>Mdjango: /* Deutschland */ -40</p> <hr /> <div>[[Datei:Passivhaus thermogram gedaemmt ungedaemmt.png|mini|[[Thermografie|Bauthermografie]]: Passivhaus rechts im Vergleich zu einem Standardgebäude links]]<br /> <br /> Der '''Energiestandard''' eines [[Gebäude]]s legt fest, wie hoch der [[Primärenergiebedarf|Energiebedarf]] pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr sein darf.<br /> <br /> Generell wird ein bestimmter Energiestandard durch bauliche Maßnahmen und [[Haustechnik]] erreicht. Das Nutzerverhalten hat keinen Einfluss auf den Standard, beeinflusst aber den tatsächlichen Verbrauch.<br /> <br /> Gemäß Industrieausschuss des Europäischen Parlaments sollten alle Gebäude, die nach dem 31. Dezember 2018 errichtet werden, ihren Energiebedarf [[Nullenergiehaus|vor Ort]] erzeugen.&lt;ref&gt;[http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1038921 Industrieausschuss der EU 2009]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Standards ==<br /> In der Bauwirtschaft gibt es eine Vielzahl von Energiestandards und Bezeichnungen. Diese sind teilweise durch Verordnungen und Normen festgelegt. Viele Standards sind inzwischen [[Zertifizierung|zertifiziert]] und/oder [[Qualitätssicherung|qualitätsgesichert]].<br /> <br /> Im deutschen Sprachraum ist die übliche Maßzahl des Energiebedarfs ''Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr'' [kWh/(m²·a)]. Der Energiebedarf kann umgerechnet werden in andere Größen: 1 kWh/(m²·a) entspricht 3,6 MJ/(m²·a) bzw. 0,114 W/m² bzw. 0,1 l/(m²·a) [[Öleinheit|Heizöläquivalent]]. Daher stammt der Begriff „3-Liter-Haus“, was etwa 30 kWh/(m²·a) entspricht.<br /> <br /> Dabei treten folgende Abgrenzungsschwierigkeiten auf. Je nachdem, was gemeint ist, unterscheiden sich die von einem Haus erfüllten Werte erheblich voneinander:<br /> * Art und Zweck der Energie sind zu bestimmen, z.&amp;nbsp;B. Primärenergie, Nutzenergie, Endenergie, Heizwärme.<br /> * Die Art und Berechnung der Fläche ist näher zu bestimmen.<br /> <br /> {{Anker|Deutschland}}<br /> <br /> == Deutschland ==<br /> {{Hauptartikel|Effizienzhaus}}<br /> <br /> Ein KfW-Effizienzhaus bezeichnet einen [[KfW|KfW-Förderbank]] (KfW)-Neubau-Standard. Entscheidet sich ein Bauherr bei seinem Neubau für die Umsetzung dieses KfW-Standards, kann er bestimmte Fördermaßnahmen der KfW erhalten.&lt;ref&gt;[http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/BauenWohnen/index.jsp KfW Privatkundenbank – Bauen, Wohnen, Energie sparen]&lt;/ref&gt; Die Bundesregierung fördert die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau zum [[Effizienzhaus | KfW-Effizienzhaus]] über die KfW-Förderbank. Gefördert wird mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. <br /> <br /> Die EnEV definiert das grundsätzliche Effizienzniveau und wird auf Basis der EU-Gesetzgebung regelmäßig aktualisiert. In Deutschland bestimmt die [[Energieeinsparverordnung]] (EnEV) Vorgaben, anhand derer für jedes Bau- oder Sanierungsvorhaben der Transmissionswärmeverlust und der Jahresprimärenergiebedarf eines sogenannten Referenzhauses berechnet wird. Ein KfW-Effizienzhaus 100 darf daher höchstens so viel Primärenergie verbrauchen wie das Referenzhaus. Zusätzlich darf der Transmissionswärmeverlust höchstens bei 115 % liegen. Je kleiner die Zahl desto energiesparender ist das Haus. Den geringsten Energiebedarf hat das Effizienzhaus 40, dessen Primärenergiebedarf nur 40 % des Referenzhauses beträgt.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Das-KfW-Effizienzhaus/ Das-KfW-Effizienzhaus]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Energiebedarf wird meist auf die Gebäudenutzfläche (A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV) oder die beheizte Wohnfläche nach Wohnflächenverordnung (WoFlVO) bezogen. Zu unterscheiden sind ferner der Heizwärmebedarf und der (vom Energieträger abhängige) [[Primärenergiebedarf]].<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Vergleich Energiebedarf und -verlust verschiedener Baustandards und Verordnungen (Neubau und Sanierungen)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: 2015)&lt;/small&gt;<br /> ! Standard !! Heizwärmebedarf Q&lt;sub&gt;h&lt;/sub&gt; !! [[Primärenergiebedarf]] Q&lt;sub&gt;P&lt;/sub&gt; !! Endenergie-bedarf Q&lt;sub&gt;e&lt;/sub&gt; !! [[Transmissionswärmeverlust]] H'&lt;sub&gt;T&lt;/sub&gt;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Vergleichswerte || || || || <br /> |-<br /> | Nicht saniertes Wohnhaus, Baujahr 1960–1980 || 300 kWh/(m²·a)|| || ||<br /> |-<br /> | Durchschnitt Deutschland 2002&lt;ref&gt;[http://www.bine.info/pdf/publikation/BILD0901x.pdf Bine – Fachinformationszentrum Karlsruhe] (PDF; 17&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; || 160 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Wärmeschutzverordnungen || || || || <br /> |-<br /> | [[Wärmeschutzverordnung]] (WSVO 77) || ≤ 250 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 82) || ≤ 150 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 95) || ≤ 100 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2002 || || || || <br /> |-<br /> | [[Niedrigenergiehaus]] || ≤ 70 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2004 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-60-Haus || || ≤ 60 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |-<br /> | KfW-40-Haus || || ≤ 40 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2007 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || || ≤ 60 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}70 % <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || || ≤ 40 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}55 % <br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2009 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 100 % || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || ≤ 55 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % (ca. 50 kWh/(m²·a)) || || ≤ 100 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}}|| ≤ 40 % || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2014 mit Änderungen 2016 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus Denkmal || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 160 % || || ≤ {{0}}175 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 115 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 115 % || || ≤ {{0}}130 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 100 % || || ≤ {{0}}115 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % || || ≤ {{0}}100 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 (Plus) || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 40 % || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | [[Passivhaus]] (PHPP) || ≤ 15 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 120 kWh/(m²·a) {{FN|2}} || ||<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;5&quot;| Für das Passivhaus gelten folgende Abweichungen: {{FNZ|1|&lt;small&gt;Der Jahres-Heizwärmebedarf wird nach dem LEG/PHI-Verfahren (PHPP) auf die tatsächliche beheizte Fläche (Energiebezugsfläche) bilanziert (statt Gebäudenutzfläche A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV).&lt;/small&gt;}}<br /> {{FNZ|2|&lt;small&gt;Der Jahres-Primärenergiebedarf wird nach dem PHPP berechnet und enthält die Bedarfe für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung, Kühlung und Haushaltsstrom. Der Primärenergiebedarf nach EnEV hingegen enthält keinen Bedarf für Haushaltsstrom.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> {{Anker|Österreich}}<br /> <br /> === Geschichte ===<br /> Deutschlands erstes [[Energieautarkie|energieautarkes]] Haus, das sogenannte ''Freiburger Solarhaus'', wurde im November 2012 20&amp;nbsp;Jahre alt.&lt;ref&gt;''[[Badische Zeitung|badische-zeitung.de]]'', 5. November 2012, Wulf Rüskamp: [http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/als-solar-noch-aufregend-war--65308185.html ''Als Solar noch aufregend war''], abgerufen am 30. September 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit dem 1. Mai 2014 gilt die EnEV 2014. Zum 1. Januar 2016 wurden einige Änderungen der EnEV 2014 wirksam (EnEV 2014 mit Änderungen 2016). Der maximal zulässige Energieverbrauch für Neubauvorhaben ist mit der Novellierung der EnEV auf das Niveau eines KfW-70 Vorhaben (EnEV 2009) abgesenkt worden. Ob sich die Mehrkosten für Bauherrn binnen 10 Jahren amortisieren, ist umstritten. &lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://dabonline.de/2012/11/01/mehr-energie-als-geld-gespart/|titel=Mehr Energie als Geld gespart|autor=Christoph Beecken, Stephan Schulze|hrsg=|werk=|datum=2012-11-01|sprache=de|kommentar=Im Artikel wird auf zwei PDF-Anlagen verwiesen;: Kosten-Varianten: Mehraufwand und Amortisation und Investitions-Varianten: Anfangskosten und laufender Aufwand|zugriff=2017-09-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Österreich ==<br /> === Kategorien für den Energieausweis ===<br /> In [[Österreich]]&lt;ref name=&quot;Tirol&quot;&gt;{{Literatur | Autor= | Herausgeber= Energie Tirol | Titel=Energieausweis. Energiebilanz ziehen! Wie viel Heizenergie verbraucht ein Gebäude? | Ort= Innsbruck | Jahr=2009 | Online=[http://www.stanz.tirol.gv.at/gemeindeamt/download/219520226_1.pdf pdf] | Zugriff=2017-04-17| Kommentar=Aktion ''Tirol A++'' – Eine Initiative von Land Tirol und Energie Tirol |Seiten = 3, 5}}&lt;/ref&gt; sind die Energiestandards – konform mit der [[EU-Gebäuderichtline]] – nach [[ÖNORM H 5055]] ''Energieausweis für Gebäude'' wie folgt geregelt:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ '''Kategorien A++ bis G''', [[Heizwärmebedarf]] (HWB) von Gebäuden<br /> |- align=&quot;center&quot; style=&quot;vertical-align:baseline&quot;<br /> | HWB in [[Kilowattstunde|kWh]]/([[Energiebezugsfläche|m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;]]·[[Jahr|a]]) || colspan=2 | Kategorie || HWB (l&amp;nbsp;[[Heizöläquivalent]])<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 10 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00adef; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:1em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A++&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Passivhaus#Österreich|Passivhaus]]''|| 200–300{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 15 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0084b5; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:3em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A+&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=2|''[[Niedrigstenergiehaus#Österreich|Niedrigstenergiehaus]]'' || rowspan=2| 400–700{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 25 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00954d; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:5em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 50 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0cb14b; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:7em;&quot;&gt; &lt;big&gt;B&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Niedrigenergiehaus#Österreich|Niedrigenergiehaus]]'' || 1000–1500{{FN|(a)}}<br /> |-style=&quot;vertical-align:baseline&quot;&lt;!-- FN --&gt;<br /> | ≤ 100 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#99ca3c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:9em;&quot;&gt; &lt;big&gt;C&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || Zielwert nach Bauvorschrift 2008 || 1500–2500{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 150 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#ede824; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:11em;&quot;&gt; &lt;big&gt;D&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=4 | alte, unsanierte Gebäude{{FN|&amp;nbsp;}} ||rowspan=4 | &gt; 3000{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 200 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#f0b41c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:13em;&quot;&gt; &lt;big&gt;E&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#df7527; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:15em;&quot;&gt; &lt;big&gt;F&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | &gt; 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#e33226; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:17em;&quot;&gt; &lt;big&gt;G&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |}<br /> &lt;small&gt;<br /> {{FNZ|(a)|Bezogen auf ein [[Einfamilienhaus]] mit 150&amp;nbsp;m² und Vier-Personen-Haushalt (ohne Warmwasser)}}<br /> &lt;/small&gt;<br /> Diese Bewertungsskala wird für jedes Haus individuell ermittelt und in den [[Energieausweis#Österreich|Energieausweis]], der für jedes Gebäude Österreichs Pflicht ist (derzeit in Einführung: Baubewilligung für Errichtung oder bei Sanierung ab einer gewissen Grundfläche, für Förderungen usw.), eingetragen. Diese Bewertung ist zwar [[Landesebene#Österreich|Ländersache]], aber für Österreich weitgehend konform.<br /> <br /> === klima:aktiv haus ===<br /> [[Datei:Klima aktiv Logo.svg|120px|mini|Logo ''klima:aktiv''-Initiative des [[Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie|BMVIT]]]]<br /> Neben den im Energieausweis-Vorlage-Gesetz und der ÖNORM H 5055 definierten Energiestandards gibt es den neueren ''[[klima:aktiv Gebäudestandard]]''. Er setzt auf dem PHPP-Standard des [[Passivhaus Institut]]s Darmstadt auf, geht aber über einen reinen Energiestandard hinaus.&lt;ref name=&quot;klima:aktiv&quot;&gt;[http://www.klimaaktiv.at/ www.klimaaktiv.at] - Österreich hat mit dem klima:aktiv Haus einen neuen Standard.&lt;/ref&gt;<br /> {{Anker|Schweiz}}<br /> <br /> == Schweizer Minergiestandard ==<br /> [[Datei:Minergie-Logo.svg|120px|mini|Logo des Vereins und Standards ''Minergie'']]<br /> Neue und sanierte Bauten können nach dem ''[[Minergie]]standard'' zertifiziert werden. Der Minergie-Standard ist insbesondere in der [[Schweiz]] verbreitet. Dieser schreibt je nach Nutzung des Baus maximale Energiekennzahlen vor. Als [[Energiebezugsfläche]] gilt die [[Bruttogeschossfläche]].<br /> <br /> Der Schweizer ''[[Minergie-P]]-Standard'' für Passivhäuser weicht leicht von den deutschen Anforderungen des Passivhauses ab.<br /> <br /> == Abgrenzung ==<br /> <br /> Der [[Nullenergiehaus]]-Standard kommt im Jahresmittel ohne Netto-Energiebezug von außen aus. Die benötigte Energie wird am Haus selbst erzeugt. Dieser Standard sagt jedoch nichts über den Energiebedarf des Hauses selbst aus.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparung]], [[Energieeinsparverordnung]], [[Energieausweis]]<br /> * [[Portal:Architektur und Bauwesen]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Energiestandard|!Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Energiewirtschaft (Österreich)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energiestandard&diff=169593162 Energiestandard 2017-10-01T17:26:32Z <p>Mdjango: /* Deutschland */ +40 plus</p> <hr /> <div>[[Datei:Passivhaus thermogram gedaemmt ungedaemmt.png|mini|[[Thermografie|Bauthermografie]]: Passivhaus rechts im Vergleich zu einem Standardgebäude links]]<br /> <br /> Der '''Energiestandard''' eines [[Gebäude]]s legt fest, wie hoch der [[Primärenergiebedarf|Energiebedarf]] pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr sein darf.<br /> <br /> Generell wird ein bestimmter Energiestandard durch bauliche Maßnahmen und [[Haustechnik]] erreicht. Das Nutzerverhalten hat keinen Einfluss auf den Standard, beeinflusst aber den tatsächlichen Verbrauch.<br /> <br /> Gemäß Industrieausschuss des Europäischen Parlaments sollten alle Gebäude, die nach dem 31. Dezember 2018 errichtet werden, ihren Energiebedarf [[Nullenergiehaus|vor Ort]] erzeugen.&lt;ref&gt;[http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1038921 Industrieausschuss der EU 2009]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Standards ==<br /> In der Bauwirtschaft gibt es eine Vielzahl von Energiestandards und Bezeichnungen. Diese sind teilweise durch Verordnungen und Normen festgelegt. Viele Standards sind inzwischen [[Zertifizierung|zertifiziert]] und/oder [[Qualitätssicherung|qualitätsgesichert]].<br /> <br /> Im deutschen Sprachraum ist die übliche Maßzahl des Energiebedarfs ''Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr'' [kWh/(m²·a)]. Der Energiebedarf kann umgerechnet werden in andere Größen: 1 kWh/(m²·a) entspricht 3,6 MJ/(m²·a) bzw. 0,114 W/m² bzw. 0,1 l/(m²·a) [[Öleinheit|Heizöläquivalent]]. Daher stammt der Begriff „3-Liter-Haus“, was etwa 30 kWh/(m²·a) entspricht.<br /> <br /> Dabei treten folgende Abgrenzungsschwierigkeiten auf. Je nachdem, was gemeint ist, unterscheiden sich die von einem Haus erfüllten Werte erheblich voneinander:<br /> * Art und Zweck der Energie sind zu bestimmen, z.&amp;nbsp;B. Primärenergie, Nutzenergie, Endenergie, Heizwärme.<br /> * Die Art und Berechnung der Fläche ist näher zu bestimmen.<br /> <br /> {{Anker|Deutschland}}<br /> <br /> == Deutschland ==<br /> {{Hauptartikel|Effizienzhaus}}<br /> <br /> Ein KfW-Effizienzhaus 40 bezeichnet einen [[KfW|KfW-Förderbank]] (KfW)-Neubau-Standard. Entscheidet sich ein Bauherr bei seinem Neubau für die Umsetzung dieses KfW-Standards, kann er bestimmte Fördermaßnahmen der KfW erhalten.&lt;ref&gt;[http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/BauenWohnen/index.jsp KfW Privatkundenbank – Bauen, Wohnen, Energie sparen]&lt;/ref&gt; Die Bundesregierung fördert die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau zum [[Effizienzhaus | KfW-Effizienzhaus]] über die KfW-Förderbank. Gefördert wird mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. <br /> <br /> Die EnEV definiert das grundsätzliche Effizienzniveau und wird auf Basis der EU-Gesetzgebung regelmäßig aktualisiert. In Deutschland bestimmt die [[Energieeinsparverordnung]] (EnEV) Vorgaben, anhand derer für jedes Bau- oder Sanierungsvorhaben der Transmissionswärmeverlust und der Jahresprimärenergiebedarf eines sogenannten Referenzhauses berechnet wird. Ein KfW-Effizienzhaus 100 darf daher höchstens so viel Primärenergie verbrauchen wie das Referenzhaus. Zusätzlich darf der Transmissionswärmeverlust höchstens bei 115 % liegen. Je kleiner die Zahl desto energiesparender ist das Haus. Den geringsten Energiebedarf hat das Effizienzhaus 40, dessen Primärenergiebedarf nur 40 % des Referenzhauses beträgt.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Das-KfW-Effizienzhaus/ Das-KfW-Effizienzhaus]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Energiebedarf wird meist auf die Gebäudenutzfläche (A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV) oder die beheizte Wohnfläche nach Wohnflächenverordnung (WoFlVO) bezogen. Zu unterscheiden sind ferner der Heizwärmebedarf und der (vom Energieträger abhängige) [[Primärenergiebedarf]].<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Vergleich Energiebedarf und -verlust verschiedener Baustandards und Verordnungen (Neubau und Sanierungen)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: 2015)&lt;/small&gt;<br /> ! Standard !! Heizwärmebedarf Q&lt;sub&gt;h&lt;/sub&gt; !! [[Primärenergiebedarf]] Q&lt;sub&gt;P&lt;/sub&gt; !! Endenergie-bedarf Q&lt;sub&gt;e&lt;/sub&gt; !! [[Transmissionswärmeverlust]] H'&lt;sub&gt;T&lt;/sub&gt;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Vergleichswerte || || || || <br /> |-<br /> | Nicht saniertes Wohnhaus, Baujahr 1960–1980 || 300 kWh/(m²·a)|| || ||<br /> |-<br /> | Durchschnitt Deutschland 2002&lt;ref&gt;[http://www.bine.info/pdf/publikation/BILD0901x.pdf Bine – Fachinformationszentrum Karlsruhe] (PDF; 17&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; || 160 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Wärmeschutzverordnungen || || || || <br /> |-<br /> | [[Wärmeschutzverordnung]] (WSVO 77) || ≤ 250 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 82) || ≤ 150 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 95) || ≤ 100 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2002 || || || || <br /> |-<br /> | [[Niedrigenergiehaus]] || ≤ 70 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2004 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-60-Haus || || ≤ 60 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |-<br /> | KfW-40-Haus || || ≤ 40 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2007 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || || ≤ 60 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}70 % <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || || ≤ 40 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}55 % <br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2009 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 100 % || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || ≤ 55 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % (ca. 50 kWh/(m²·a)) || || ≤ 100 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}}|| ≤ 40 % || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2014 mit Änderungen 2016 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus Denkmal || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 160 % || || ≤ {{0}}175 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 115 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 115 % || || ≤ {{0}}130 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 100 % || || ≤ {{0}}115 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % || || ≤ {{0}}100 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 (Plus) || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 40 % || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | [[Passivhaus]] (PHPP) || ≤ 15 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 120 kWh/(m²·a) {{FN|2}} || ||<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;5&quot;| Für das Passivhaus gelten folgende Abweichungen: {{FNZ|1|&lt;small&gt;Der Jahres-Heizwärmebedarf wird nach dem LEG/PHI-Verfahren (PHPP) auf die tatsächliche beheizte Fläche (Energiebezugsfläche) bilanziert (statt Gebäudenutzfläche A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV).&lt;/small&gt;}}<br /> {{FNZ|2|&lt;small&gt;Der Jahres-Primärenergiebedarf wird nach dem PHPP berechnet und enthält die Bedarfe für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung, Kühlung und Haushaltsstrom. Der Primärenergiebedarf nach EnEV hingegen enthält keinen Bedarf für Haushaltsstrom.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> {{Anker|Österreich}}<br /> <br /> === Geschichte ===<br /> Deutschlands erstes [[Energieautarkie|energieautarkes]] Haus, das sogenannte ''Freiburger Solarhaus'', wurde im November 2012 20&amp;nbsp;Jahre alt.&lt;ref&gt;''[[Badische Zeitung|badische-zeitung.de]]'', 5. November 2012, Wulf Rüskamp: [http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/als-solar-noch-aufregend-war--65308185.html ''Als Solar noch aufregend war''], abgerufen am 30. September 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit dem 1. Mai 2014 gilt die EnEV 2014. Zum 1. Januar 2016 wurden einige Änderungen der EnEV 2014 wirksam (EnEV 2014 mit Änderungen 2016). Der maximal zulässige Energieverbrauch für Neubauvorhaben ist mit der Novellierung der EnEV auf das Niveau eines KfW-70 Vorhaben (EnEV 2009) abgesenkt worden. Ob sich die Mehrkosten für Bauherrn binnen 10 Jahren amortisieren, ist umstritten. &lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://dabonline.de/2012/11/01/mehr-energie-als-geld-gespart/|titel=Mehr Energie als Geld gespart|autor=Christoph Beecken, Stephan Schulze|hrsg=|werk=|datum=2012-11-01|sprache=de|kommentar=Im Artikel wird auf zwei PDF-Anlagen verwiesen;: Kosten-Varianten: Mehraufwand und Amortisation und Investitions-Varianten: Anfangskosten und laufender Aufwand|zugriff=2017-09-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Österreich ==<br /> === Kategorien für den Energieausweis ===<br /> In [[Österreich]]&lt;ref name=&quot;Tirol&quot;&gt;{{Literatur | Autor= | Herausgeber= Energie Tirol | Titel=Energieausweis. Energiebilanz ziehen! Wie viel Heizenergie verbraucht ein Gebäude? | Ort= Innsbruck | Jahr=2009 | Online=[http://www.stanz.tirol.gv.at/gemeindeamt/download/219520226_1.pdf pdf] | Zugriff=2017-04-17| Kommentar=Aktion ''Tirol A++'' – Eine Initiative von Land Tirol und Energie Tirol |Seiten = 3, 5}}&lt;/ref&gt; sind die Energiestandards – konform mit der [[EU-Gebäuderichtline]] – nach [[ÖNORM H 5055]] ''Energieausweis für Gebäude'' wie folgt geregelt:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ '''Kategorien A++ bis G''', [[Heizwärmebedarf]] (HWB) von Gebäuden<br /> |- align=&quot;center&quot; style=&quot;vertical-align:baseline&quot;<br /> | HWB in [[Kilowattstunde|kWh]]/([[Energiebezugsfläche|m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;]]·[[Jahr|a]]) || colspan=2 | Kategorie || HWB (l&amp;nbsp;[[Heizöläquivalent]])<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 10 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00adef; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:1em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A++&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Passivhaus#Österreich|Passivhaus]]''|| 200–300{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 15 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0084b5; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:3em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A+&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=2|''[[Niedrigstenergiehaus#Österreich|Niedrigstenergiehaus]]'' || rowspan=2| 400–700{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 25 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00954d; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:5em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 50 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0cb14b; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:7em;&quot;&gt; &lt;big&gt;B&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Niedrigenergiehaus#Österreich|Niedrigenergiehaus]]'' || 1000–1500{{FN|(a)}}<br /> |-style=&quot;vertical-align:baseline&quot;&lt;!-- FN --&gt;<br /> | ≤ 100 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#99ca3c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:9em;&quot;&gt; &lt;big&gt;C&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || Zielwert nach Bauvorschrift 2008 || 1500–2500{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 150 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#ede824; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:11em;&quot;&gt; &lt;big&gt;D&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=4 | alte, unsanierte Gebäude{{FN|&amp;nbsp;}} ||rowspan=4 | &gt; 3000{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 200 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#f0b41c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:13em;&quot;&gt; &lt;big&gt;E&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#df7527; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:15em;&quot;&gt; &lt;big&gt;F&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | &gt; 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#e33226; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:17em;&quot;&gt; &lt;big&gt;G&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |}<br /> &lt;small&gt;<br /> {{FNZ|(a)|Bezogen auf ein [[Einfamilienhaus]] mit 150&amp;nbsp;m² und Vier-Personen-Haushalt (ohne Warmwasser)}}<br /> &lt;/small&gt;<br /> Diese Bewertungsskala wird für jedes Haus individuell ermittelt und in den [[Energieausweis#Österreich|Energieausweis]], der für jedes Gebäude Österreichs Pflicht ist (derzeit in Einführung: Baubewilligung für Errichtung oder bei Sanierung ab einer gewissen Grundfläche, für Förderungen usw.), eingetragen. Diese Bewertung ist zwar [[Landesebene#Österreich|Ländersache]], aber für Österreich weitgehend konform.<br /> <br /> === klima:aktiv haus ===<br /> [[Datei:Klima aktiv Logo.svg|120px|mini|Logo ''klima:aktiv''-Initiative des [[Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie|BMVIT]]]]<br /> Neben den im Energieausweis-Vorlage-Gesetz und der ÖNORM H 5055 definierten Energiestandards gibt es den neueren ''[[klima:aktiv Gebäudestandard]]''. Er setzt auf dem PHPP-Standard des [[Passivhaus Institut]]s Darmstadt auf, geht aber über einen reinen Energiestandard hinaus.&lt;ref name=&quot;klima:aktiv&quot;&gt;[http://www.klimaaktiv.at/ www.klimaaktiv.at] - Österreich hat mit dem klima:aktiv Haus einen neuen Standard.&lt;/ref&gt;<br /> {{Anker|Schweiz}}<br /> <br /> == Schweizer Minergiestandard ==<br /> [[Datei:Minergie-Logo.svg|120px|mini|Logo des Vereins und Standards ''Minergie'']]<br /> Neue und sanierte Bauten können nach dem ''[[Minergie]]standard'' zertifiziert werden. Der Minergie-Standard ist insbesondere in der [[Schweiz]] verbreitet. Dieser schreibt je nach Nutzung des Baus maximale Energiekennzahlen vor. Als [[Energiebezugsfläche]] gilt die [[Bruttogeschossfläche]].<br /> <br /> Der Schweizer ''[[Minergie-P]]-Standard'' für Passivhäuser weicht leicht von den deutschen Anforderungen des Passivhauses ab.<br /> <br /> == Abgrenzung ==<br /> <br /> Der [[Nullenergiehaus]]-Standard kommt im Jahresmittel ohne Netto-Energiebezug von außen aus. Die benötigte Energie wird am Haus selbst erzeugt. Dieser Standard sagt jedoch nichts über den Energiebedarf des Hauses selbst aus.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparung]], [[Energieeinsparverordnung]], [[Energieausweis]]<br /> * [[Portal:Architektur und Bauwesen]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Energiestandard|!Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Energiewirtschaft (Österreich)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energiestandard&diff=169593133 Energiestandard 2017-10-01T17:25:31Z <p>Mdjango: /* Deutschland */ Einleitung verbessert. Je kleiner KfW-Zahl desto besser Energiesparwert. Tabelle: Verweise auf EnVOs entfert (durch Kategorien nicht mehr notwenidgi)</p> <hr /> <div>[[Datei:Passivhaus thermogram gedaemmt ungedaemmt.png|mini|[[Thermografie|Bauthermografie]]: Passivhaus rechts im Vergleich zu einem Standardgebäude links]]<br /> <br /> Der '''Energiestandard''' eines [[Gebäude]]s legt fest, wie hoch der [[Primärenergiebedarf|Energiebedarf]] pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr sein darf.<br /> <br /> Generell wird ein bestimmter Energiestandard durch bauliche Maßnahmen und [[Haustechnik]] erreicht. Das Nutzerverhalten hat keinen Einfluss auf den Standard, beeinflusst aber den tatsächlichen Verbrauch.<br /> <br /> Gemäß Industrieausschuss des Europäischen Parlaments sollten alle Gebäude, die nach dem 31. Dezember 2018 errichtet werden, ihren Energiebedarf [[Nullenergiehaus|vor Ort]] erzeugen.&lt;ref&gt;[http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1038921 Industrieausschuss der EU 2009]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Standards ==<br /> In der Bauwirtschaft gibt es eine Vielzahl von Energiestandards und Bezeichnungen. Diese sind teilweise durch Verordnungen und Normen festgelegt. Viele Standards sind inzwischen [[Zertifizierung|zertifiziert]] und/oder [[Qualitätssicherung|qualitätsgesichert]].<br /> <br /> Im deutschen Sprachraum ist die übliche Maßzahl des Energiebedarfs ''Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr'' [kWh/(m²·a)]. Der Energiebedarf kann umgerechnet werden in andere Größen: 1 kWh/(m²·a) entspricht 3,6 MJ/(m²·a) bzw. 0,114 W/m² bzw. 0,1 l/(m²·a) [[Öleinheit|Heizöläquivalent]]. Daher stammt der Begriff „3-Liter-Haus“, was etwa 30 kWh/(m²·a) entspricht.<br /> <br /> Dabei treten folgende Abgrenzungsschwierigkeiten auf. Je nachdem, was gemeint ist, unterscheiden sich die von einem Haus erfüllten Werte erheblich voneinander:<br /> * Art und Zweck der Energie sind zu bestimmen, z.&amp;nbsp;B. Primärenergie, Nutzenergie, Endenergie, Heizwärme.<br /> * Die Art und Berechnung der Fläche ist näher zu bestimmen.<br /> <br /> {{Anker|Deutschland}}<br /> <br /> == Deutschland ==<br /> {{Hauptartikel|Effizienzhaus}}<br /> <br /> Ein KfW-Effizienzhaus 40 bezeichnet einen [[KfW|KfW-Förderbank]] (KfW)-Neubau-Standard. Entscheidet sich ein Bauherr bei seinem Neubau für die Umsetzung dieses KfW-Standards, kann er bestimmte Fördermaßnahmen der KfW erhalten.&lt;ref&gt;[http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/BauenWohnen/index.jsp KfW Privatkundenbank – Bauen, Wohnen, Energie sparen]&lt;/ref&gt; Die Bundesregierung fördert die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau zum [[Effizienzhaus | KfW-Effizienzhaus]] über die KfW-Förderbank. Gefördert wird mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. <br /> <br /> Die EnEV definiert das grundsätzliche Effizienzniveau und wird auf Basis der EU-Gesetzgebung regelmäßig aktualisiert. In Deutschland bestimmt die [[Energieeinsparverordnung]] (EnEV) Vorgaben, anhand derer für jedes Bau- oder Sanierungsvorhaben der Transmissionswärmeverlust und der Jahresprimärenergiebedarf eines sogenannten Referenzhauses berechnet wird. Ein KfW-Effizienzhaus 100 darf daher höchstens so viel Primärenergie verbrauchen wie das Referenzhaus. Zusätzlich darf der Transmissionswärmeverlust höchstens bei 115 % liegen. Je kleiner die Zahl desto energiesparender ist das Haus. Den geringsten Energiebedarf hat das Effizienzhaus 40, dessen Primärenergiebedarf nur 40 % des Referenzhauses beträgt.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Das-KfW-Effizienzhaus/ Das-KfW-Effizienzhaus]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Energiebedarf wird meist auf die Gebäudenutzfläche (A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV) oder die beheizte Wohnfläche nach Wohnflächenverordnung (WoFlVO) bezogen. Zu unterscheiden sind ferner der Heizwärmebedarf und der (vom Energieträger abhängige) [[Primärenergiebedarf]].<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Vergleich Energiebedarf und -verlust verschiedener Baustandards und Verordnungen (Neubau und Sanierungen)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: 2015)&lt;/small&gt;<br /> ! Standard !! Heizwärmebedarf Q&lt;sub&gt;h&lt;/sub&gt; !! [[Primärenergiebedarf]] Q&lt;sub&gt;P&lt;/sub&gt; !! Endenergie-bedarf Q&lt;sub&gt;e&lt;/sub&gt; !! [[Transmissionswärmeverlust]] H'&lt;sub&gt;T&lt;/sub&gt;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Vergleichswerte || || || || <br /> |-<br /> | Nicht saniertes Wohnhaus, Baujahr 1960–1980 || 300 kWh/(m²·a)|| || ||<br /> |-<br /> | Durchschnitt Deutschland 2002&lt;ref&gt;[http://www.bine.info/pdf/publikation/BILD0901x.pdf Bine – Fachinformationszentrum Karlsruhe] (PDF; 17&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; || 160 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Wärmeschutzverordnungen || || || || <br /> |-<br /> | [[Wärmeschutzverordnung]] (WSVO 77) || ≤ 250 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 82) || ≤ 150 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 95) || ≤ 100 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2002 || || || || <br /> |-<br /> | [[Niedrigenergiehaus]] || ≤ 70 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2004 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-60-Haus || || ≤ 60 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |-<br /> | KfW-40-Haus || || ≤ 40 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2007 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || || ≤ 60 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}70 % <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || || ≤ 40 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}55 % <br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2009 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 100 % || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || ≤ 55 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % (ca. 50 kWh/(m²·a)) || || ≤ 100 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}}|| ≤ 40 % || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2014 mit Änderungen 2016 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus Denkmal || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 160 % || || ≤ {{0}}175 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 115 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 115 % || || ≤ {{0}}130 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 100 % || || ≤ {{0}}115 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || ≤ ?? kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % || || ≤ {{0}}100 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 40 % || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; <br /> |-<br /> | [[Passivhaus]] (PHPP) || ≤ 15 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 120 kWh/(m²·a) {{FN|2}} || ||<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;5&quot;| Für das Passivhaus gelten folgende Abweichungen: {{FNZ|1|&lt;small&gt;Der Jahres-Heizwärmebedarf wird nach dem LEG/PHI-Verfahren (PHPP) auf die tatsächliche beheizte Fläche (Energiebezugsfläche) bilanziert (statt Gebäudenutzfläche A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV).&lt;/small&gt;}}<br /> {{FNZ|2|&lt;small&gt;Der Jahres-Primärenergiebedarf wird nach dem PHPP berechnet und enthält die Bedarfe für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung, Kühlung und Haushaltsstrom. Der Primärenergiebedarf nach EnEV hingegen enthält keinen Bedarf für Haushaltsstrom.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> {{Anker|Österreich}}<br /> <br /> === Geschichte ===<br /> Deutschlands erstes [[Energieautarkie|energieautarkes]] Haus, das sogenannte ''Freiburger Solarhaus'', wurde im November 2012 20&amp;nbsp;Jahre alt.&lt;ref&gt;''[[Badische Zeitung|badische-zeitung.de]]'', 5. November 2012, Wulf Rüskamp: [http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/als-solar-noch-aufregend-war--65308185.html ''Als Solar noch aufregend war''], abgerufen am 30. September 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit dem 1. Mai 2014 gilt die EnEV 2014. Zum 1. Januar 2016 wurden einige Änderungen der EnEV 2014 wirksam (EnEV 2014 mit Änderungen 2016). Der maximal zulässige Energieverbrauch für Neubauvorhaben ist mit der Novellierung der EnEV auf das Niveau eines KfW-70 Vorhaben (EnEV 2009) abgesenkt worden. Ob sich die Mehrkosten für Bauherrn binnen 10 Jahren amortisieren, ist umstritten. &lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://dabonline.de/2012/11/01/mehr-energie-als-geld-gespart/|titel=Mehr Energie als Geld gespart|autor=Christoph Beecken, Stephan Schulze|hrsg=|werk=|datum=2012-11-01|sprache=de|kommentar=Im Artikel wird auf zwei PDF-Anlagen verwiesen;: Kosten-Varianten: Mehraufwand und Amortisation und Investitions-Varianten: Anfangskosten und laufender Aufwand|zugriff=2017-09-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Österreich ==<br /> === Kategorien für den Energieausweis ===<br /> In [[Österreich]]&lt;ref name=&quot;Tirol&quot;&gt;{{Literatur | Autor= | Herausgeber= Energie Tirol | Titel=Energieausweis. Energiebilanz ziehen! Wie viel Heizenergie verbraucht ein Gebäude? | Ort= Innsbruck | Jahr=2009 | Online=[http://www.stanz.tirol.gv.at/gemeindeamt/download/219520226_1.pdf pdf] | Zugriff=2017-04-17| Kommentar=Aktion ''Tirol A++'' – Eine Initiative von Land Tirol und Energie Tirol |Seiten = 3, 5}}&lt;/ref&gt; sind die Energiestandards – konform mit der [[EU-Gebäuderichtline]] – nach [[ÖNORM H 5055]] ''Energieausweis für Gebäude'' wie folgt geregelt:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ '''Kategorien A++ bis G''', [[Heizwärmebedarf]] (HWB) von Gebäuden<br /> |- align=&quot;center&quot; style=&quot;vertical-align:baseline&quot;<br /> | HWB in [[Kilowattstunde|kWh]]/([[Energiebezugsfläche|m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;]]·[[Jahr|a]]) || colspan=2 | Kategorie || HWB (l&amp;nbsp;[[Heizöläquivalent]])<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 10 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00adef; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:1em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A++&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Passivhaus#Österreich|Passivhaus]]''|| 200–300{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 15 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0084b5; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:3em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A+&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=2|''[[Niedrigstenergiehaus#Österreich|Niedrigstenergiehaus]]'' || rowspan=2| 400–700{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 25 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00954d; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:5em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 50 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0cb14b; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:7em;&quot;&gt; &lt;big&gt;B&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Niedrigenergiehaus#Österreich|Niedrigenergiehaus]]'' || 1000–1500{{FN|(a)}}<br /> |-style=&quot;vertical-align:baseline&quot;&lt;!-- FN --&gt;<br /> | ≤ 100 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#99ca3c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:9em;&quot;&gt; &lt;big&gt;C&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || Zielwert nach Bauvorschrift 2008 || 1500–2500{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 150 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#ede824; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:11em;&quot;&gt; &lt;big&gt;D&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=4 | alte, unsanierte Gebäude{{FN|&amp;nbsp;}} ||rowspan=4 | &gt; 3000{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 200 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#f0b41c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:13em;&quot;&gt; &lt;big&gt;E&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#df7527; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:15em;&quot;&gt; &lt;big&gt;F&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | &gt; 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#e33226; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:17em;&quot;&gt; &lt;big&gt;G&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |}<br /> &lt;small&gt;<br /> {{FNZ|(a)|Bezogen auf ein [[Einfamilienhaus]] mit 150&amp;nbsp;m² und Vier-Personen-Haushalt (ohne Warmwasser)}}<br /> &lt;/small&gt;<br /> Diese Bewertungsskala wird für jedes Haus individuell ermittelt und in den [[Energieausweis#Österreich|Energieausweis]], der für jedes Gebäude Österreichs Pflicht ist (derzeit in Einführung: Baubewilligung für Errichtung oder bei Sanierung ab einer gewissen Grundfläche, für Förderungen usw.), eingetragen. Diese Bewertung ist zwar [[Landesebene#Österreich|Ländersache]], aber für Österreich weitgehend konform.<br /> <br /> === klima:aktiv haus ===<br /> [[Datei:Klima aktiv Logo.svg|120px|mini|Logo ''klima:aktiv''-Initiative des [[Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie|BMVIT]]]]<br /> Neben den im Energieausweis-Vorlage-Gesetz und der ÖNORM H 5055 definierten Energiestandards gibt es den neueren ''[[klima:aktiv Gebäudestandard]]''. Er setzt auf dem PHPP-Standard des [[Passivhaus Institut]]s Darmstadt auf, geht aber über einen reinen Energiestandard hinaus.&lt;ref name=&quot;klima:aktiv&quot;&gt;[http://www.klimaaktiv.at/ www.klimaaktiv.at] - Österreich hat mit dem klima:aktiv Haus einen neuen Standard.&lt;/ref&gt;<br /> {{Anker|Schweiz}}<br /> <br /> == Schweizer Minergiestandard ==<br /> [[Datei:Minergie-Logo.svg|120px|mini|Logo des Vereins und Standards ''Minergie'']]<br /> Neue und sanierte Bauten können nach dem ''[[Minergie]]standard'' zertifiziert werden. Der Minergie-Standard ist insbesondere in der [[Schweiz]] verbreitet. Dieser schreibt je nach Nutzung des Baus maximale Energiekennzahlen vor. Als [[Energiebezugsfläche]] gilt die [[Bruttogeschossfläche]].<br /> <br /> Der Schweizer ''[[Minergie-P]]-Standard'' für Passivhäuser weicht leicht von den deutschen Anforderungen des Passivhauses ab.<br /> <br /> == Abgrenzung ==<br /> <br /> Der [[Nullenergiehaus]]-Standard kommt im Jahresmittel ohne Netto-Energiebezug von außen aus. Die benötigte Energie wird am Haus selbst erzeugt. Dieser Standard sagt jedoch nichts über den Energiebedarf des Hauses selbst aus.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparung]], [[Energieeinsparverordnung]], [[Energieausweis]]<br /> * [[Portal:Architektur und Bauwesen]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Energiestandard|!Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Energiewirtschaft (Österreich)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energiestandard&diff=169592734 Energiestandard 2017-10-01T17:09:21Z <p>Mdjango: /* Deutschland */ tabelle: Unterteilung der Werte in Kategorien zur besseren Übersicht.</p> <hr /> <div>[[Datei:Passivhaus thermogram gedaemmt ungedaemmt.png|mini|[[Thermografie|Bauthermografie]]: Passivhaus rechts im Vergleich zu einem Standardgebäude links]]<br /> <br /> Der '''Energiestandard''' eines [[Gebäude]]s legt fest, wie hoch der [[Primärenergiebedarf|Energiebedarf]] pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr sein darf.<br /> <br /> Generell wird ein bestimmter Energiestandard durch bauliche Maßnahmen und [[Haustechnik]] erreicht. Das Nutzerverhalten hat keinen Einfluss auf den Standard, beeinflusst aber den tatsächlichen Verbrauch.<br /> <br /> Gemäß Industrieausschuss des Europäischen Parlaments sollten alle Gebäude, die nach dem 31. Dezember 2018 errichtet werden, ihren Energiebedarf [[Nullenergiehaus|vor Ort]] erzeugen.&lt;ref&gt;[http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1038921 Industrieausschuss der EU 2009]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Standards ==<br /> In der Bauwirtschaft gibt es eine Vielzahl von Energiestandards und Bezeichnungen. Diese sind teilweise durch Verordnungen und Normen festgelegt. Viele Standards sind inzwischen [[Zertifizierung|zertifiziert]] und/oder [[Qualitätssicherung|qualitätsgesichert]].<br /> <br /> Im deutschen Sprachraum ist die übliche Maßzahl des Energiebedarfs ''Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr'' [kWh/(m²·a)]. Der Energiebedarf kann umgerechnet werden in andere Größen: 1 kWh/(m²·a) entspricht 3,6 MJ/(m²·a) bzw. 0,114 W/m² bzw. 0,1 l/(m²·a) [[Öleinheit|Heizöläquivalent]]. Daher stammt der Begriff „3-Liter-Haus“, was etwa 30 kWh/(m²·a) entspricht.<br /> <br /> Dabei treten folgende Abgrenzungsschwierigkeiten auf. Je nachdem, was gemeint ist, unterscheiden sich die von einem Haus erfüllten Werte erheblich voneinander:<br /> * Art und Zweck der Energie sind zu bestimmen, z.&amp;nbsp;B. Primärenergie, Nutzenergie, Endenergie, Heizwärme.<br /> * Die Art und Berechnung der Fläche ist näher zu bestimmen.<br /> <br /> {{Anker|Deutschland}}<br /> <br /> == Deutschland ==<br /> {{Hauptartikel|Effizienzhaus}}<br /> <br /> Ein KfW-Effizienzhaus 40 bezeichnet einen [[KfW|KfW-Förderbank]] (KfW)-Neubau-Standard. Entscheidet sich ein Bauherr bei seinem Neubau für die Umsetzung dieses KfW-Standards, kann er bestimmte Fördermaßnahmen der KfW erhalten.&lt;ref&gt;[http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/BauenWohnen/index.jsp KfW Privatkundenbank – Bauen, Wohnen, Energie sparen]&lt;/ref&gt; Die Bundesregierung fördert die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau zum [[Effizienzhaus | KfW-Effizienzhaus]] über die KfW-Förderbank. Gefördert wird mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. <br /> <br /> Die EnEV definiert das grundsätzliche Effizienzniveau und wird auf Basis der EU-Gesetzgebung regelmäßig aktualisiert. In Deutschland bestimmt die [[Energieeinsparverordnung]] (EnEV) Vorgaben, anhand derer für jedes Bau- oder Sanierungsvorhaben der Transmissionswärmeverlust und der Jahresprimärenergiebedarf eines sogenannten Referenzhauses berechnet wird. Ein KfW-Effizienzhaus 100 darf höchstens so viel Primärenergie verbrauchen wie das EnEV-Referenzhaus. Der Energiebedarf wird meist auf die Gebäudenutzfläche (A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV) oder die beheizte Wohnfläche nach Wohnflächenverordnung (WoFlVO) bezogen. Zu unterscheiden sind ferner der Heizwärmebedarf und der (vom Energieträger abhängige) [[Primärenergiebedarf]].<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Vergleich Energiebedarf und -verlust verschiedener Baustandards und Verordnungen&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: 2015)&lt;/small&gt;<br /> ! Standard !! Heizwärmebedarf Q&lt;sub&gt;h&lt;/sub&gt; !! [[Primärenergiebedarf]] Q&lt;sub&gt;P&lt;/sub&gt; !! Endenergie-bedarf Q&lt;sub&gt;e&lt;/sub&gt; !! [[Transmissionswärmeverlust]] H'&lt;sub&gt;T&lt;/sub&gt;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Vergleichswerte || || || || <br /> |-<br /> | Nicht saniertes Wohnhaus, Baujahr 1960–1980 || 300 kWh/(m²·a)|| || ||<br /> |-<br /> | Durchschnitt Deutschland 2002&lt;ref&gt;[http://www.bine.info/pdf/publikation/BILD0901x.pdf Bine – Fachinformationszentrum Karlsruhe] (PDF; 17&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; || 160 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | Wärmeschutzverordnungen || || || || <br /> |-<br /> | [[Wärmeschutzverordnung]] (WSVO 77) || ≤ 250 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 82) || ≤ 150 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 95) || ≤ 100 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2002 || || || || <br /> |-<br /> | [[Niedrigenergiehaus]] (EnEV 2002) || ≤ 70 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2004 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-60-Haus (EnEV 2004) || || ≤ 60 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |-<br /> | KfW-40-Haus (EnEV 2004) || || ≤ 40 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2007 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 (EnEV 2007) || || ≤ 60 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}70 % Höchstwert [[Energieeinsparverordnung|EnEV]] 2007<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2007) || || ≤ 40 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}55 % Höchstwert EnEV 2007<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2009 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 (EnEV 2009) || ≤ 55 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % Höchstwert EnEV 2009 (ca. 50 kWh/(m²·a)) || || ≤ 100 % Höchstwert EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 (EnEV 2009) || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2009) || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 (EnEV 2009) || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}}|| ≤ 40 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe6&quot;<br /> | EnEV 2014 || || || || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 (EnEV 2014 mit Änderungen 2016) || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2014 mit Änderungen 2016) || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 (EnEV 2014 mit Änderungen 2016) || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 40 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | [[Passivhaus]] (PHPP) || ≤ 15 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 120 kWh/(m²·a) {{FN|2}} || ||<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;5&quot;| Für das Passivhaus gelten folgende Abweichungen: {{FNZ|1|&lt;small&gt;Der Jahres-Heizwärmebedarf wird nach dem LEG/PHI-Verfahren (PHPP) auf die tatsächliche beheizte Fläche (Energiebezugsfläche) bilanziert (statt Gebäudenutzfläche A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV).&lt;/small&gt;}}<br /> {{FNZ|2|&lt;small&gt;Der Jahres-Primärenergiebedarf wird nach dem PHPP berechnet und enthält die Bedarfe für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung, Kühlung und Haushaltsstrom. Der Primärenergiebedarf nach EnEV hingegen enthält keinen Bedarf für Haushaltsstrom.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> {{Anker|Österreich}}<br /> <br /> === Geschichte ===<br /> Deutschlands erstes [[Energieautarkie|energieautarkes]] Haus, das sogenannte ''Freiburger Solarhaus'', wurde im November 2012 20&amp;nbsp;Jahre alt.&lt;ref&gt;''[[Badische Zeitung|badische-zeitung.de]]'', 5. November 2012, Wulf Rüskamp: [http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/als-solar-noch-aufregend-war--65308185.html ''Als Solar noch aufregend war''], abgerufen am 30. September 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit dem 1. Mai 2014 gilt die EnEV 2014. Zum 1. Januar 2016 wurden einige Änderungen der EnEV 2014 wirksam (EnEV 2014 mit Änderungen 2016). Der maximal zulässige Energieverbrauch für Neubauvorhaben ist mit der Novellierung der EnEV auf das Niveau eines KfW-70 Vorhaben (EnEV 2009) abgesenkt worden. Ob sich die Mehrkosten für Bauherrn binnen 10 Jahren amortisieren, ist umstritten. &lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://dabonline.de/2012/11/01/mehr-energie-als-geld-gespart/|titel=Mehr Energie als Geld gespart|autor=Christoph Beecken, Stephan Schulze|hrsg=|werk=|datum=2012-11-01|sprache=de|kommentar=Im Artikel wird auf zwei PDF-Anlagen verwiesen;: Kosten-Varianten: Mehraufwand und Amortisation und Investitions-Varianten: Anfangskosten und laufender Aufwand|zugriff=2017-09-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Österreich ==<br /> === Kategorien für den Energieausweis ===<br /> In [[Österreich]]&lt;ref name=&quot;Tirol&quot;&gt;{{Literatur | Autor= | Herausgeber= Energie Tirol | Titel=Energieausweis. Energiebilanz ziehen! Wie viel Heizenergie verbraucht ein Gebäude? | Ort= Innsbruck | Jahr=2009 | Online=[http://www.stanz.tirol.gv.at/gemeindeamt/download/219520226_1.pdf pdf] | Zugriff=2017-04-17| Kommentar=Aktion ''Tirol A++'' – Eine Initiative von Land Tirol und Energie Tirol |Seiten = 3, 5}}&lt;/ref&gt; sind die Energiestandards – konform mit der [[EU-Gebäuderichtline]] – nach [[ÖNORM H 5055]] ''Energieausweis für Gebäude'' wie folgt geregelt:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ '''Kategorien A++ bis G''', [[Heizwärmebedarf]] (HWB) von Gebäuden<br /> |- align=&quot;center&quot; style=&quot;vertical-align:baseline&quot;<br /> | HWB in [[Kilowattstunde|kWh]]/([[Energiebezugsfläche|m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;]]·[[Jahr|a]]) || colspan=2 | Kategorie || HWB (l&amp;nbsp;[[Heizöläquivalent]])<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 10 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00adef; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:1em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A++&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Passivhaus#Österreich|Passivhaus]]''|| 200–300{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 15 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0084b5; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:3em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A+&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=2|''[[Niedrigstenergiehaus#Österreich|Niedrigstenergiehaus]]'' || rowspan=2| 400–700{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 25 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00954d; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:5em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 50 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0cb14b; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:7em;&quot;&gt; &lt;big&gt;B&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Niedrigenergiehaus#Österreich|Niedrigenergiehaus]]'' || 1000–1500{{FN|(a)}}<br /> |-style=&quot;vertical-align:baseline&quot;&lt;!-- FN --&gt;<br /> | ≤ 100 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#99ca3c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:9em;&quot;&gt; &lt;big&gt;C&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || Zielwert nach Bauvorschrift 2008 || 1500–2500{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 150 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#ede824; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:11em;&quot;&gt; &lt;big&gt;D&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=4 | alte, unsanierte Gebäude{{FN|&amp;nbsp;}} ||rowspan=4 | &gt; 3000{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 200 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#f0b41c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:13em;&quot;&gt; &lt;big&gt;E&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#df7527; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:15em;&quot;&gt; &lt;big&gt;F&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | &gt; 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#e33226; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:17em;&quot;&gt; &lt;big&gt;G&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |}<br /> &lt;small&gt;<br /> {{FNZ|(a)|Bezogen auf ein [[Einfamilienhaus]] mit 150&amp;nbsp;m² und Vier-Personen-Haushalt (ohne Warmwasser)}}<br /> &lt;/small&gt;<br /> Diese Bewertungsskala wird für jedes Haus individuell ermittelt und in den [[Energieausweis#Österreich|Energieausweis]], der für jedes Gebäude Österreichs Pflicht ist (derzeit in Einführung: Baubewilligung für Errichtung oder bei Sanierung ab einer gewissen Grundfläche, für Förderungen usw.), eingetragen. Diese Bewertung ist zwar [[Landesebene#Österreich|Ländersache]], aber für Österreich weitgehend konform.<br /> <br /> === klima:aktiv haus ===<br /> [[Datei:Klima aktiv Logo.svg|120px|mini|Logo ''klima:aktiv''-Initiative des [[Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie|BMVIT]]]]<br /> Neben den im Energieausweis-Vorlage-Gesetz und der ÖNORM H 5055 definierten Energiestandards gibt es den neueren ''[[klima:aktiv Gebäudestandard]]''. Er setzt auf dem PHPP-Standard des [[Passivhaus Institut]]s Darmstadt auf, geht aber über einen reinen Energiestandard hinaus.&lt;ref name=&quot;klima:aktiv&quot;&gt;[http://www.klimaaktiv.at/ www.klimaaktiv.at] - Österreich hat mit dem klima:aktiv Haus einen neuen Standard.&lt;/ref&gt;<br /> {{Anker|Schweiz}}<br /> <br /> == Schweizer Minergiestandard ==<br /> [[Datei:Minergie-Logo.svg|120px|mini|Logo des Vereins und Standards ''Minergie'']]<br /> Neue und sanierte Bauten können nach dem ''[[Minergie]]standard'' zertifiziert werden. Der Minergie-Standard ist insbesondere in der [[Schweiz]] verbreitet. Dieser schreibt je nach Nutzung des Baus maximale Energiekennzahlen vor. Als [[Energiebezugsfläche]] gilt die [[Bruttogeschossfläche]].<br /> <br /> Der Schweizer ''[[Minergie-P]]-Standard'' für Passivhäuser weicht leicht von den deutschen Anforderungen des Passivhauses ab.<br /> <br /> == Abgrenzung ==<br /> <br /> Der [[Nullenergiehaus]]-Standard kommt im Jahresmittel ohne Netto-Energiebezug von außen aus. Die benötigte Energie wird am Haus selbst erzeugt. Dieser Standard sagt jedoch nichts über den Energiebedarf des Hauses selbst aus.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparung]], [[Energieeinsparverordnung]], [[Energieausweis]]<br /> * [[Portal:Architektur und Bauwesen]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Energiestandard|!Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Energiewirtschaft (Österreich)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energiestandard&diff=169592442 Energiestandard 2017-10-01T16:58:18Z <p>Mdjango: /* Deutschland */ EnEV einmal definiert und dann nicht nochmal doppelt u dreifach verlinkt.</p> <hr /> <div>[[Datei:Passivhaus thermogram gedaemmt ungedaemmt.png|mini|[[Thermografie|Bauthermografie]]: Passivhaus rechts im Vergleich zu einem Standardgebäude links]]<br /> <br /> Der '''Energiestandard''' eines [[Gebäude]]s legt fest, wie hoch der [[Primärenergiebedarf|Energiebedarf]] pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr sein darf.<br /> <br /> Generell wird ein bestimmter Energiestandard durch bauliche Maßnahmen und [[Haustechnik]] erreicht. Das Nutzerverhalten hat keinen Einfluss auf den Standard, beeinflusst aber den tatsächlichen Verbrauch.<br /> <br /> Gemäß Industrieausschuss des Europäischen Parlaments sollten alle Gebäude, die nach dem 31. Dezember 2018 errichtet werden, ihren Energiebedarf [[Nullenergiehaus|vor Ort]] erzeugen.&lt;ref&gt;[http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1038921 Industrieausschuss der EU 2009]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Standards ==<br /> In der Bauwirtschaft gibt es eine Vielzahl von Energiestandards und Bezeichnungen. Diese sind teilweise durch Verordnungen und Normen festgelegt. Viele Standards sind inzwischen [[Zertifizierung|zertifiziert]] und/oder [[Qualitätssicherung|qualitätsgesichert]].<br /> <br /> Im deutschen Sprachraum ist die übliche Maßzahl des Energiebedarfs ''Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr'' [kWh/(m²·a)]. Der Energiebedarf kann umgerechnet werden in andere Größen: 1 kWh/(m²·a) entspricht 3,6 MJ/(m²·a) bzw. 0,114 W/m² bzw. 0,1 l/(m²·a) [[Öleinheit|Heizöläquivalent]]. Daher stammt der Begriff „3-Liter-Haus“, was etwa 30 kWh/(m²·a) entspricht.<br /> <br /> Dabei treten folgende Abgrenzungsschwierigkeiten auf. Je nachdem, was gemeint ist, unterscheiden sich die von einem Haus erfüllten Werte erheblich voneinander:<br /> * Art und Zweck der Energie sind zu bestimmen, z.&amp;nbsp;B. Primärenergie, Nutzenergie, Endenergie, Heizwärme.<br /> * Die Art und Berechnung der Fläche ist näher zu bestimmen.<br /> <br /> {{Anker|Deutschland}}<br /> <br /> == Deutschland ==<br /> {{Hauptartikel|Effizienzhaus}}<br /> <br /> Ein KfW-Effizienzhaus 40 bezeichnet einen [[KfW|KfW-Förderbank]] (KfW)-Neubau-Standard. Entscheidet sich ein Bauherr bei seinem Neubau für die Umsetzung dieses KfW-Standards, kann er bestimmte Fördermaßnahmen der KfW erhalten.&lt;ref&gt;[http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/BauenWohnen/index.jsp KfW Privatkundenbank – Bauen, Wohnen, Energie sparen]&lt;/ref&gt; Die Bundesregierung fördert die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau zum [[Effizienzhaus | KfW-Effizienzhaus]] über die KfW-Förderbank. Gefördert wird mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. <br /> <br /> Die EnEV definiert das grundsätzliche Effizienzniveau und wird auf Basis der EU-Gesetzgebung regelmäßig aktualisiert. In Deutschland bestimmt die [[Energieeinsparverordnung]] (EnEV) Vorgaben, anhand derer für jedes Bau- oder Sanierungsvorhaben der Transmissionswärmeverlust und der Jahresprimärenergiebedarf eines sogenannten Referenzhauses berechnet wird. Ein KfW-Effizienzhaus 100 darf höchstens so viel Primärenergie verbrauchen wie das EnEV-Referenzhaus. Der Energiebedarf wird meist auf die Gebäudenutzfläche (A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV) oder die beheizte Wohnfläche nach Wohnflächenverordnung (WoFlVO) bezogen. Zu unterscheiden sind ferner der Heizwärmebedarf und der (vom Energieträger abhängige) [[Primärenergiebedarf]].<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Vergleich Energiebedarf und -verlust verschiedener Baustandards und Verordnungen&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: 2015)&lt;/small&gt;<br /> ! Standard !! Heizwärmebedarf Q&lt;sub&gt;h&lt;/sub&gt; !! [[Primärenergiebedarf]] Q&lt;sub&gt;P&lt;/sub&gt; !! Endenergie-bedarf Q&lt;sub&gt;e&lt;/sub&gt; !! [[Transmissionswärmeverlust]] H'&lt;sub&gt;T&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | Nicht saniertes Wohnhaus, Baujahr 1960–1980 || 300 kWh/(m²·a)|| || ||<br /> |-<br /> | Durchschnitt Deutschland 2002&lt;ref&gt;[http://www.bine.info/pdf/publikation/BILD0901x.pdf Bine – Fachinformationszentrum Karlsruhe] (PDF; 17&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; || 160 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | [[Wärmeschutzverordnung]] (WSVO 77) || ≤ 250 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 82) || ≤ 150 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 95) || ≤ 100 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | [[Niedrigenergiehaus]] (EnEV 2002) || ≤ 70 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | KfW-60-Haus (EnEV 2004) || || ≤ 60 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |-<br /> | KfW-40-Haus (EnEV 2004) || || ≤ 40 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 (EnEV 2007) || || ≤ 60 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}70 % Höchstwert [[Energieeinsparverordnung|EnEV]] 2007<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2007) || || ≤ 40 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}55 % Höchstwert EnEV 2007<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 (EnEV 2009) || ≤ 55 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % Höchstwert EnEV 2009 (ca. 50 kWh/(m²·a)) || || ≤ 100 % Höchstwert EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 (EnEV 2009) || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2009) || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 (EnEV 2009) || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}}|| ≤ 40 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 (EnEV 2014 mit Änderungen 2016) || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2014 mit Änderungen 2016) || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 (EnEV 2014 mit Änderungen 2016) || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 40 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | [[Passivhaus]] (PHPP) || ≤ 15 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 120 kWh/(m²·a) {{FN|2}} || ||<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;5&quot;| Für das Passivhaus gelten folgende Abweichungen: {{FNZ|1|&lt;small&gt;Der Jahres-Heizwärmebedarf wird nach dem LEG/PHI-Verfahren (PHPP) auf die tatsächliche beheizte Fläche (Energiebezugsfläche) bilanziert (statt Gebäudenutzfläche A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV).&lt;/small&gt;}}<br /> {{FNZ|2|&lt;small&gt;Der Jahres-Primärenergiebedarf wird nach dem PHPP berechnet und enthält die Bedarfe für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung, Kühlung und Haushaltsstrom. Der Primärenergiebedarf nach EnEV hingegen enthält keinen Bedarf für Haushaltsstrom.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> {{Anker|Österreich}}<br /> <br /> === Geschichte ===<br /> Deutschlands erstes [[Energieautarkie|energieautarkes]] Haus, das sogenannte ''Freiburger Solarhaus'', wurde im November 2012 20&amp;nbsp;Jahre alt.&lt;ref&gt;''[[Badische Zeitung|badische-zeitung.de]]'', 5. November 2012, Wulf Rüskamp: [http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/als-solar-noch-aufregend-war--65308185.html ''Als Solar noch aufregend war''], abgerufen am 30. September 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit dem 1. Mai 2014 gilt die EnEV 2014. Zum 1. Januar 2016 wurden einige Änderungen der EnEV 2014 wirksam (EnEV 2014 mit Änderungen 2016). Der maximal zulässige Energieverbrauch für Neubauvorhaben ist mit der Novellierung der EnEV auf das Niveau eines KfW-70 Vorhaben (EnEV 2009) abgesenkt worden. Ob sich die Mehrkosten für Bauherrn binnen 10 Jahren amortisieren, ist umstritten. &lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://dabonline.de/2012/11/01/mehr-energie-als-geld-gespart/|titel=Mehr Energie als Geld gespart|autor=Christoph Beecken, Stephan Schulze|hrsg=|werk=|datum=2012-11-01|sprache=de|kommentar=Im Artikel wird auf zwei PDF-Anlagen verwiesen;: Kosten-Varianten: Mehraufwand und Amortisation und Investitions-Varianten: Anfangskosten und laufender Aufwand|zugriff=2017-09-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Österreich ==<br /> === Kategorien für den Energieausweis ===<br /> In [[Österreich]]&lt;ref name=&quot;Tirol&quot;&gt;{{Literatur | Autor= | Herausgeber= Energie Tirol | Titel=Energieausweis. Energiebilanz ziehen! Wie viel Heizenergie verbraucht ein Gebäude? | Ort= Innsbruck | Jahr=2009 | Online=[http://www.stanz.tirol.gv.at/gemeindeamt/download/219520226_1.pdf pdf] | Zugriff=2017-04-17| Kommentar=Aktion ''Tirol A++'' – Eine Initiative von Land Tirol und Energie Tirol |Seiten = 3, 5}}&lt;/ref&gt; sind die Energiestandards – konform mit der [[EU-Gebäuderichtline]] – nach [[ÖNORM H 5055]] ''Energieausweis für Gebäude'' wie folgt geregelt:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ '''Kategorien A++ bis G''', [[Heizwärmebedarf]] (HWB) von Gebäuden<br /> |- align=&quot;center&quot; style=&quot;vertical-align:baseline&quot;<br /> | HWB in [[Kilowattstunde|kWh]]/([[Energiebezugsfläche|m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;]]·[[Jahr|a]]) || colspan=2 | Kategorie || HWB (l&amp;nbsp;[[Heizöläquivalent]])<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 10 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00adef; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:1em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A++&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Passivhaus#Österreich|Passivhaus]]''|| 200–300{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 15 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0084b5; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:3em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A+&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=2|''[[Niedrigstenergiehaus#Österreich|Niedrigstenergiehaus]]'' || rowspan=2| 400–700{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 25 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00954d; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:5em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 50 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0cb14b; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:7em;&quot;&gt; &lt;big&gt;B&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Niedrigenergiehaus#Österreich|Niedrigenergiehaus]]'' || 1000–1500{{FN|(a)}}<br /> |-style=&quot;vertical-align:baseline&quot;&lt;!-- FN --&gt;<br /> | ≤ 100 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#99ca3c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:9em;&quot;&gt; &lt;big&gt;C&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || Zielwert nach Bauvorschrift 2008 || 1500–2500{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 150 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#ede824; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:11em;&quot;&gt; &lt;big&gt;D&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=4 | alte, unsanierte Gebäude{{FN|&amp;nbsp;}} ||rowspan=4 | &gt; 3000{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 200 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#f0b41c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:13em;&quot;&gt; &lt;big&gt;E&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#df7527; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:15em;&quot;&gt; &lt;big&gt;F&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | &gt; 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#e33226; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:17em;&quot;&gt; &lt;big&gt;G&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |}<br /> &lt;small&gt;<br /> {{FNZ|(a)|Bezogen auf ein [[Einfamilienhaus]] mit 150&amp;nbsp;m² und Vier-Personen-Haushalt (ohne Warmwasser)}}<br /> &lt;/small&gt;<br /> Diese Bewertungsskala wird für jedes Haus individuell ermittelt und in den [[Energieausweis#Österreich|Energieausweis]], der für jedes Gebäude Österreichs Pflicht ist (derzeit in Einführung: Baubewilligung für Errichtung oder bei Sanierung ab einer gewissen Grundfläche, für Förderungen usw.), eingetragen. Diese Bewertung ist zwar [[Landesebene#Österreich|Ländersache]], aber für Österreich weitgehend konform.<br /> <br /> === klima:aktiv haus ===<br /> [[Datei:Klima aktiv Logo.svg|120px|mini|Logo ''klima:aktiv''-Initiative des [[Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie|BMVIT]]]]<br /> Neben den im Energieausweis-Vorlage-Gesetz und der ÖNORM H 5055 definierten Energiestandards gibt es den neueren ''[[klima:aktiv Gebäudestandard]]''. Er setzt auf dem PHPP-Standard des [[Passivhaus Institut]]s Darmstadt auf, geht aber über einen reinen Energiestandard hinaus.&lt;ref name=&quot;klima:aktiv&quot;&gt;[http://www.klimaaktiv.at/ www.klimaaktiv.at] - Österreich hat mit dem klima:aktiv Haus einen neuen Standard.&lt;/ref&gt;<br /> {{Anker|Schweiz}}<br /> <br /> == Schweizer Minergiestandard ==<br /> [[Datei:Minergie-Logo.svg|120px|mini|Logo des Vereins und Standards ''Minergie'']]<br /> Neue und sanierte Bauten können nach dem ''[[Minergie]]standard'' zertifiziert werden. Der Minergie-Standard ist insbesondere in der [[Schweiz]] verbreitet. Dieser schreibt je nach Nutzung des Baus maximale Energiekennzahlen vor. Als [[Energiebezugsfläche]] gilt die [[Bruttogeschossfläche]].<br /> <br /> Der Schweizer ''[[Minergie-P]]-Standard'' für Passivhäuser weicht leicht von den deutschen Anforderungen des Passivhauses ab.<br /> <br /> == Abgrenzung ==<br /> <br /> Der [[Nullenergiehaus]]-Standard kommt im Jahresmittel ohne Netto-Energiebezug von außen aus. Die benötigte Energie wird am Haus selbst erzeugt. Dieser Standard sagt jedoch nichts über den Energiebedarf des Hauses selbst aus.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparung]], [[Energieeinsparverordnung]], [[Energieausweis]]<br /> * [[Portal:Architektur und Bauwesen]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Energiestandard|!Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Energiewirtschaft (Österreich)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energieeinsparverordnung&diff=169591812 Energieeinsparverordnung 2017-10-01T16:35:40Z <p>Mdjango: /* Die EnEV 2013 */ +2013</p> <hr /> <div>{{Infobox Gesetz<br /> | Titel=Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden<br /> | Kurztitel=Energieeinsparverordnung<br /> | Abkürzung=EnEV<br /> | Art=[[Verordnung#Deutschland|Bundesrechtsverordnung]]<br /> | Geltungsbereich=[[Deutschland|Bundesrepublik&amp;nbsp;Deutschland]]&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;<br /> | Rechtsmaterie=[[Wirtschaftsverwaltungsrecht (Deutschland)|Wirtschaftsverwaltungsrecht]],&lt;br /&gt;[[Baurecht (Deutschland)|Baurecht]], [[Umweltrecht]]<br /> | FNA=754-4-10<br /> | DatumGesetz=16. November 2001&lt;br /&gt;({{BGBl|2001n I S. 3085}})<br /> | Inkrafttreten=1. Februar 2002<br /> | Neubekanntmachung= <br /> | Neufassung=24. Juli 2007&lt;br /&gt;({{BGBl|2007n I S. 1519}})<br /> | InkrafttretenNeufassung=1. Oktober 2007<br /> | LetzteÄnderung=Art. 3 VO vom 24. Oktober 2015&lt;br /&gt;({{BGBl|2015n I S. 1789, 1790}})<br /> | InkrafttretenLetzteÄnderung=28. Oktober 2015&lt;br /&gt;(Art. 5 VO vom 24. Oktober 2015)<br /> | Außerkrafttreten=<br /> | Weblink={{§§|enev_2007|juris|text=Text der Verordnung}}<br /> }}<br /> <br /> Die '''Energieeinsparverordnung''' ('''EnEV''') ist ein Teil des deutschen [[Wirtschaftsverwaltungsrecht]]es. Der Verordnungsgeber schreibt darin auf der rechtlichen Grundlage der Ermächtigung durch das [[Energieeinsparungsgesetz]] (EnEG)&lt;ref&gt;{{§§|eneg|juris|text=Energieeinsparungsgesetz}}.&lt;/ref&gt; [[Bauherr]]en bautechnische Standardanforderungen zum [[Energieeffizienz|effizienten]] Betriebs[[Primärenergiebedarf|energiebedarf]] ihres Gebäudes oder Bauprojektes vor. Die EnEV gilt für [[Wohngebäude]], [[Bürogebäude]] und gewisse [[Betriebsgebäude]], während andere ausgenommen sind.&lt;ref&gt;[http://www.enev-online.com/enev_2014_volltext/01_anwendungsbereich.htm#%C2%A71_%283%29 ENEV-online.com], §1 Abs. 3 Ausnahmen, abgerufen 12. November 2015&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Hintergrund ==<br /> Die Energieeinsparverordnung stellt ein wichtiges Instrument der deutschen Energie- und [[Klimapolitik#Deutsche Maßnahmen|Klimaschutzpolitik]] dar.&lt;ref&gt;[[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit]]: [http://www.bmub.bund.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimapolitische-instrumente/ ''Klimapolitische Instrumente.''] Stand 9. April 2014. Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[[Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg]]: [https://um.baden-wuerttemberg.de/de/energie/neubau-und-gebaeudesanierung/energieeinsparverordnung/ ''Energieeinsparverordnung (EnEV)''.] Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt; Die EnEV soll „dazu beitragen, dass die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung, insbesondere ein nahezu [[klimaneutral]]er Gebäudebestand bis zum Jahr 2050, erreicht werden“.&lt;ref&gt;[http://www.gesetze-im-internet.de/enev_2007/__1.html ''Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung - EnEV) § 1 Zweck und Anwendungsbereich.''] Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: [http://www.bmub.bund.de/presse/pressemitteilungen/pm/artikel/neue-energieeinsparverordnung-bringt-mehr-transparenz-und-hoehere-klimaschutz-standards/ ''Neue Energieeinsparverordnung bringt mehr Transparenz und höhere Klimaschutz-Standards.''] Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Berlin, 29. April 2014. Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die Energieeinsparverordnung löste die [[Wärmeschutzverordnung]] (WSchV) und die [[Heizungsanlagenverordnung]] (HeizAnlV) ab und fasste sie zusammen.&lt;ref&gt;[http://asue.de/enev ''Energieeinsparverordnung (EnEV)'']. Website der ASUE Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. Abgerufen am 10. Oktober 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ihre erste Fassung trat am 1. Februar 2002 in Kraft, die zweite Fassung (EnEV 2004) 2004.&lt;ref&gt;[http://www.enev-online.org/enev_2009_energieausweis/enev2009_aenderungen_1_geltende_enev_fassung.htm ''EnEV 2009 – Welche EnEV-Fassung gilt für Bauvorhaben?'']. Website des Instituts für Energie-Effiziente Architektur mit Internet-Medien. Abgerufen am 10. Oktober 2014.&lt;/ref&gt; Zur Umsetzung der {{EG-RL|2002|91}} über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden wurde eine Neufassung erstellt, die ab dem 1. Oktober 2007 gültig war.<br /> <br /> Die letzte große Novelle aus 2013 setzt die {{EG-RL|2010|31}} über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung) und die {{EG-RL|2012|27}} zur Energieeffizienz mit Wirkung ab dem 1. Mai 2014 um. Die neue Fassung der EnEV wurde im November 2013 verkündet (selten auch EnEV 2013 genannt). Große Teile der Verordnung galten ab dem 1. Mai 2014. Die Verordnung wird daher häufig auch EnEV 2014 genannt. Die seit dem 1. Januar 2016 geltenden Anforderungsänderungen werden gelegentlich unter dem Begriff EnEV 2016 oder EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016 beschrieben. Es handelt sich jedoch in allen drei Fällen um dieselbe Version der Verordnung aus dem Jahr 2013.<br /> <br /> == Prinzipien der EnEV ==<br /> Die Zusammenführung von Heizungsanlagenverordnung und Wärmeschutzverordnung zu einer gemeinsamen Verordnung erweiterte den bisherigen Bilanzierungsrahmen in zweifacher Hinsicht:<br /> * Zum einen werden mit der Einbeziehung der [[Anlagentechnik]] in die [[Energiebilanz (Umwelt)|Energiebilanz]] auch die bei der Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Übergabe der Wärme entstehenden Verluste berücksichtigt. Dadurch ist nicht mehr die dem Raum zur Verfügung gestellte Nutzenergie, sondern die an der Gebäudegrenze übergebene Endenergie relevant.<br /> * Zum anderen wird dieser Energiebedarf primärenergetisch bewertet, indem die durch Gewinnung, Umwandlung und Transport des jeweiligen Energieträgers entstehenden Verluste mittels eines [[Primärenergiefaktor]]s in der Energiebilanz des Gebäudes Beachtung finden. Damit kommt sie einer [[Ökobilanz]] deutlich näher.<br /> <br /> Dieser erweiterte Rahmen ermöglicht es, in der Gesamtbilanz eines Gebäudes den Faktor Anlagentechnik und den Faktor baulichen Wärmeschutz in gewissem Maße miteinander zu verrechnen, also eine schlechte [[Wärmedämmung]] mit einer effizienten [[Heizanlage]] auszugleichen oder umgekehrt. Die Hauptanforderungsgröße für Neubauten ist in der EnEV der Jahresprimärenergiebedarf im Vergleich zu einem Referenzgebäude gleicher Geometrie und Abmessung und vorgegebenen technischen Eigenschaften. Zusätzlich einzuhalten ist ein vom Gebäudetyp abhängiger Grenzwert für den auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenen [[Transmissionswärmeverlust]].<br /> <br /> Die EnEV stellt erstmals auch Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz und ermöglicht die Berücksichtigung [[Solarenergie|solarer]] Wärmegewinne.<br /> <br /> == Geltungsbereich ==<br /> Die Verordnung gilt in Deutschland<br /> * für Gebäude mit normalen Innentemperaturen (Gebäude, die nach ihrem Verwendungszweck auf eine Innentemperatur von 19&amp;nbsp;[[Grad Celsius|°C]] und jährlich mehr als vier Monate beheizt werden, sowie für [[Wohngebäude]], die ganz oder deutlich überwiegend zum Wohnen genutzt werden)<br /> * für Gebäude mit niedrigen Innentemperaturen (Gebäude, die nach ihrem Verwendungszweck auf eine Innentemperatur von mehr als 12&amp;nbsp;°C und weniger als 19&amp;nbsp;°C und jährlich mehr als vier Monate beheizt werden) einschließlich ihrer Heizungs-, [[raumluft]]technischen und zur Trinkwarmwasserbereitung dienenden Anlagen.<br /> <br /> Unterscheidungen, inwieweit bestimmte Anforderungen nur für Neubauten, nur für bestehende Gebäude oder für beide gelten sollen, werden in den entsprechenden Abschnitten und bei den jeweiligen Regelungen gemacht.<br /> <br /> Die EnEV gilt nicht für:<br /> * Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen&lt;ref&gt;{{§|24|enev_2007|juris}} EnEV&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;http://www.denkmalpflege-forum.de/Download/Nr25.pdf.&lt;/ref&gt;, wenn bei der zuständigen Landesbehörde eine Ausnahme beschieden wird.<br /> * Betriebsgebäude, die überwiegend der Tierhaltung dienen<br /> * großflächige Betriebsgebäude, die lang anhaltend offen gehalten werden müssen<br /> * unterirdische Bauwerke<br /> * Räume, die der Aufzucht und dem Verkauf von Pflanzen dienen ([[Gewächshaus|Gewächshäuser]], etc.)<br /> * [[Traglufthalle]]n, [[Zelt]]e und ähnliche Gebäude, die wiederholt aufgebaut und zerlegt werden müssen.<br /> * Gebäude, die nicht unter die oben genannten Parameter fallen, z.B. wenn sie weniger als 4 Monate pro Jahr beheizt werden<br /> <br /> == Berechnungsverfahren der EnEV ==<br /> Ob und wie ein Nachweis nach der EnEV geführt werden muss, hängt u. a. davon ab, ob ein neues Gebäude errichtet oder ein bestehendes verändert werden soll.<br /> <br /> * Für [[Neubau (Bauwesen)|Neubau]]ten mit normalen Innentemperaturen (&gt; 19 °C) ist die Einhaltung der in Anhang&amp;nbsp;1 Tabelle&amp;nbsp; 1 der EnEV genannten Höchstwerte des Jahres-Primärenergiebedarfs wie auch des spezifischen Transmissionswärmeverlustes nachzuweisen.<br /> * Für Neubauten mit niedrigen Innentemperaturen (&lt; 19 °C) oder kleinen Gebäudevolumen (&lt; 100 m³) gelten geringere Anforderungen und vereinfachte Nachweisverfahren.<br /> * Im Rahmen des sommerlichen Wärmeschutzes ist bei Neubauten grundsätzlich die Einhaltung von Sonneneintragskennwerten oder der Übertemperatur-Gradstunden nachzuweisen.<br /> * Für Änderungen im Bestand ([[Altbau]]ten) sind – je nach Umfang der Maßnahmen – entweder die geforderten Wärmedurchgangskoeffizienten ([[U-Wert]]e) einzuhalten (Bauteilverfahren) oder der Jahres-Primärenergiebedarf des ganzen Gebäudes nachzuweisen (Bilanzverfahren); er darf um bis zu 40 % über dem Jahres-Primärenergiebedarf des Referenzgebäudes liegen.<br /> * Bei Erweiterungen der beheizten Nutzfläche um mehr als 50 m² gelten für den neuen Gebäudeteil die Anforderungen an Neubauten.<br /> <br /> Die EnEV enthält hinsichtlich der anzuwendenden [[Regeln der Technik]] viele statische Verweise auf bestehende EN/DIN-Normen. Das bedeutet, dass die jeweiligen Normen mit ihrem Ausgabedatum zitiert und somit indirekt Bestandteil der EnEV werden. Dadurch wird sichergestellt, dass sich durch die Veränderung einer Norm nicht automatisch auch das Anforderungsniveau der EnEV ändert.<br /> <br /> Da die Berechnungsverfahren der EnEV seit der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977 heute auf ein mehrere hundert Seiten starkes Normenwerk für die Bewertungsmethoden angewachsen ist, wurde die EnEV-easy-Methode entwickelt. Diese soll helfen, die Komplexität der Regelwerke zu reduzieren und trotzdem EnEV und [[EEWärmeG]] einzuhalten.<br /> <br /> == Primärenergiebedarf ==<br /> Der [[Primärenergiebedarf]] berücksichtigt neben dem Endenergiebedarf für Heizung und [[Warmwasser]] auch die Verluste, die von der Gewinnung des [[Energieträger]]s an seiner Quelle über Aufbereitung und Transport bis zum Gebäude und der Verteilung, [[Energiespeicher|Speicherung]] im Gebäude anfallen.<br /> <br /> In Deutschland beschreibt die EnEV den Primärenergiebedarf &lt;math&gt;Q_{p}&lt;/math&gt; bei Wohngebäuden wie folgt durch die [[Anlagenaufwandszahl]] &lt;math&gt;e_{p}&lt;/math&gt;, den [[Heizwärmebedarf]] &lt;math&gt;Q_{h}&lt;/math&gt; und den [[Trinkwasserwärmebedarf]] &lt;math&gt;Q_{w}&lt;/math&gt;:<br /> :&lt;math&gt;Q_{p} = e_{p} \cdot (Q_{h} + Q_{w})&lt;/math&gt;<br /> <br /> In die Anlagenaufwandszahl &lt;math&gt;e_{p}&lt;/math&gt; fließt unter anderem der [[Primärenergiefaktor]] ein.<br /> <br /> Analog dazu ergibt sich der Primärenergiebedarf bezogen auf die [[Gebäudenutzfläche]] pro Jahr ''Q''&lt;sub&gt;p&quot;&lt;/sub&gt; (meist in [[kWh]]/([[Quadratmeter|m²]]·[[Jahr|a]]) angegeben).<br /> <br /> == Endenergiebedarf ==<br /> Der ''Endenergiebedarf'' ist die ''berechnete Energiemenge'', die bei deutschlandweit gemittelten Klimaverhältnissen zur Deckung des Heizwärmebedarfs und des Trinkwasserwärmebedarfs einschließlich der Verluste der Anlagentechnik benötigt wird. Wie groß diese Energiemenge tatsächlich ist, hängt von den Lebensgewohnheiten der Gebäudebenutzer und den jeweiligen örtlichen Klimaverhältnissen ab. Rückschlüsse auf die energietechnischen Qualitäten eines Gebäudes sind auch anhand des dokumentierten Strom-, Öl-, Gas-, Holz- oder Kohleverbrauchs möglich.<br /> <br /> Den Zusammenhang zwischen [[Primärenergiebedarf]] &lt;math&gt;Q_{P}&lt;/math&gt;, Endenergiebedarf &lt;math&gt;Q_{E}&lt;/math&gt;, [[Primärenergiefaktor]] &lt;math&gt;f_{P}&lt;/math&gt; und Umrechnungsfaktor für Endenergie &lt;math&gt;f_{U}&lt;/math&gt; beschreibt die EnEV wie folgt:<br /> <br /> :&lt;math&gt;\,Q_P = \sum ( Q_E \cdot f_P \cdot f_U )&lt;/math&gt;<br /> <br /> Der Umrechnungsfaktor &lt;math&gt;f_{U}&lt;/math&gt; beinhaltet das Verhältnis von unterem [[Heizwert]] zu oberem Heizwert der verwendeten Brennstoffe.<br /> <br /> == Heizwärmebedarf / Trinkwasserwärmebedarf ==<br /> Der ''[[Heizwärmebedarf]]'' ist die errechnete Energiemenge, die z.&amp;nbsp;B. durch Heizkörper an einen beheizten Raum abgegeben wird. Für neugebaute Häuser wird laut der Energieeinsparverordnung der [[Niedrigenergiehaus]]-Standard mit einem spezifischen Heizwärmebedarf von 40–70&amp;nbsp;kWh/(m²·a) gefordert.<br /> <br /> Der ''[[Trinkwasserwärmebedarf]]'' ist die Energiemenge, die zur Erwärmung dem Trinkwasser zugeführt werden muss. Verluste bei der Energieumwandlung (z.&amp;nbsp;B. Verluste des Heizkessels), der Verteilung und sonstige technische Verluste sind nicht enthalten. Er wird bei manchen Verfahren pauschal mit 12,5&amp;nbsp;kWh/(m²·a) angesetzt. Dies entspricht einem Bedarf von 23&amp;nbsp;l/Person/Tag. Bezugsgröße für die Fläche ist dabei nicht die Wohnfläche, sondern die [[Gebäudenutzfläche]].<br /> <br /> == Die EnEV 2007 ==<br /> Am 24. Juli 2007 hat [[Kabinett Merkel I|das Bundeskabinett]] eine novellierte Energieeinsparverordnung verabschiedet. Die Neufassung trat am 1. Oktober 2007 in Kraft. Viele Regelungen der bisherigen Verordnung wurden unverändert übernommen; nur einige in Details leicht verändert. Dies betrifft insbesondere die Anforderungen an [[Wohngebäude]] und das Verfahren zur Bewertung der energetischen Qualität von Wohngebäuden. Auch die Anforderungen an [[Heizkessel]] sowie die [[Nachrüstverpflichtung]]en blieben unverändert bestehen.<br /> <br /> Folgende Aspekte der neuen Verordnung wurden im Vergleich zu den oben dargestellten Regelungen stark verändert oder sind neu hinzugekommen:<br /> <br /> * Anforderungen an [[Nichtwohngebäude]]<br /> * Verfahren zur energetischen Bewertung von Nichtwohngebäuden<br /> * Berücksichtigung alternativer Energieversorgungssysteme<br /> * Berücksichtigung des [[Wärmeschutz#Sommerlicher Wärmeschutz|sommerlichen Wärmeschutzes]]<br /> * Energetische Inspektion von [[Klimaanlage]]n<br /> * [[Energieausweis]]e für bestehende Gebäude<br /> <br /> == Die EnEV 2009 ==<br /> Die Verordnung in der Fassung des Artikels 1 der Verordnung vom 29. April 2009 ({{BGBl|2009n I S. 954}}) wird umgangssprachlich als EnEV 2009 bezeichnet. Durch die Änderung der Energieeinspar- und Heizkostenverordnung werden nun die Beschlüsse zum [[Integriertes Energie- und Klimaprogramm|Integrierten Energie- und Klimaprogramm]] ([[IEKP]]) weitgehend umgesetzt. Ziel ist es, den Energie-, Heizungs- und Warmwasserbedarf um zirka 30 % zu senken. Ab 2012 sollen in einem weiteren Schritt die energetischen Anforderungen nochmals um bis zu 30 % verschärft werden.<br /> <br /> Die Bilanzierungsmethode der [[DIN V 18599]] wird auch auf Wohngebäude ausgeweitet, allerdings in einer vereinfachten Version. Das bisherige vereinfachte Nachweisverfahren wird aufgegeben, ebenso die Formulierung von Maximalwerten in Bezug auf das Verhältnis (A/V). Für die [[Gebäudehülle]] wurden neue Referenzwerte festgelegt. Überarbeitet wurden auch die Anforderungen der [[Sanierung (Bauwesen)|Nachrüstung]] im Baubestand.<br /> <br /> Die Änderungen der EnEV 2009 im Überblick:<br /> * Die Obergrenze des zulässigen Jahres-Primärenergiebedarfs wurde für Neu- und Altbauten (bei Modernisierung) um durchschnittlich 30 % reduziert.<br /> * Die energetischen Anforderungen an die Wärmedämmung von Neubauten wurden um durchschnittlich 15 % erhöht.<br /> * In der Altbaumodernisierung mit wesentlichen baulichen Änderungen an Bauteilen (Fassade, Fenster und Dach) wurde die energetische Anforderung um 30 % erhöht. Eine Erleichterung gilt nur noch, „wenn die Fläche des geänderten Bauteiles nicht mehr als 10 von Hundert der gesamten jeweiligen Bauteilfläche des Gebäudes betrifft“ ({{§|9|enev_2007|juris}} Abs. 3 EnEV). Das bedeutet, werden mehr als 10 % eines Baues (bemessen am gesamten Gebäude) verändert, greift die EnEV 2009. Vorher lag die Bagatellgrenze bei bis 20 % eines Baues bezogen auf die Ausrichtung / Himmelsrichtung des entsprechenden Baues.<br /> * Dachböden müssen bis Ende 2011 eine Wärmedämmung erhalten. Je nach Raumnutzung kann die Geschossdecke oder eine Dachdämmung gewählt werden. Bei Neuerwerbung besteht eine Nachrüstpflicht. Für Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern besteht weiterhin die Freistellung, wenn der Eigentümer bereits am 1. Februar 2002 in seinem Haus wohnte.<br /> * Klimaanlagen, die die Feuchtigkeit der Raumluft verändern, müssen mit einer automatischen Regelung zur Be- und Entfeuchtung nachgerüstet werden.<br /> * [[Nachtspeicherheizung]]en, die 30 Jahre oder älter sind, müssen bis zum 1. Januar 2020 durch effizientere Heizungen ersetzt werden. Dies betrifft insbesondere Wohngebäude mit mindestens sechs Wohneinheiten und Nichtwohngebäude mit mehr als 500 Quadratmetern Nutzfläche. Ausgenommen sind Gebäude, die nach dem Anforderungsniveau der Wärmeschutzverordnung 1995 erbaut sind, oder wenn der Austausch unwirtschaftlich wäre. Das Gleiche gilt in Gebäuden, in denen durch öffentlich-rechtliche Vorschriften der Einsatz von elektrischen Speicherheizsystemen vorgeschrieben ist.<br /> * Der Vollzug der Verordnung wird strenger überprüft. Bestimmte Prüfungen werden dem [[Schornsteinfeger]] übertragen und Nachweise bei der Durchführung bestimmter Arbeiten im Gebäudebestand ([[Unternehmererklärung]]en) eingeführt.<br /> * Es werden einheitliche Bußgeldvorschriften bei Verstößen gegen zentrale Vorschriften der EnEV eingeführt. Verstöße gegen bestimmte Neu- und Altbauanforderungen der EnEV und die Bereitstellung und Verwendung falscher Daten beim [[Energieausweis]] werden als Ordnungswidrigkeit geahndet.<br /> <br /> == Die EnEV 2013 ==<br /> Die Bundesregierung hat am 16. Oktober 2013 die Novellierung der Energieeinsparverordnung mit den Änderungen des Bundesrats-Beschlusses vom 11. Oktober 2013 beschlossen. Die Verkündung der Änderungen erfolgte im Bundesgesetzblatt vom 21. November 2013. Die Neuerungen traten überwiegend am 1. Mai 2014 in Kraft.&lt;ref&gt;{{§§|Zweite Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung|buzer|text=Zweite Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung}} vom 18. November 2013 ({{BGBl|2013n I S. 3951}})&lt;/ref&gt; Diese Novelle der EnEV wird teilweise mit unterschiedlichen Jahreszahlen bezeichnet. Auf Grund des Beschlusses der Novelle im Jahr 2013 wird sie gelegentlich als EnEV 2013 bezeichnet, durch das Inkrafttreten der Fassung im Jahr 2014 wird sie meistens als EnEV 2014 bezeichnet. Die zum 1. Januar 2016 in Kraft getretenen Anforderungsänderungen werden gelegentlich unter dem Begriff EnEV 2016 oder EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016 beschrieben. Es handelt sich jedoch in allen drei Fällen um dieselbe Version der Verordnung aus dem Jahr 2013.<br /> <br /> Die Überarbeitung der Energieeinsparverordnung findet ihren eigentlichen Ursprung im [[Kyoto-Protokoll]] von 1997 und dem damit verbundenen Ziel der Bundesregierung, bis 2050 einen nahezu [[klimaneutral]]en Gebäudebestand zu erreichen. Inhaltliche Grundlage des aktuellen Beschlusses ist die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (2010/31/EU).<br /> Eigentlich schreibt die EU-Richtlinie ein Inkrafttreten der Landesregelung bis zum 9. Januar 2013 vor. Dieser Termin konnte nicht gehalten werden.<br /> <br /> Als Nachweisverfahren sollte die [[DIN 4108]] auch im Wohngebäude ganz von der [[DIN V 18599]] abgelöst werden. In der beschlossenen Fassung der EnEV bleibt das Nachweisverfahren der DIN 4108 mit DIN 4701-10 für Wohngebäude gültig. Mit dem sogenannten Modellgebäudeverfahren wird sogar ein vereinfachtes drittes „Nachweis“verfahren eingeführt.<br /> <br /> Zu den wichtigsten Änderungen zählen:<br /> * Heizkessel, die älter als 30 Jahre sind, dürfen nicht mehr betrieben werden. Ausnahmeregeln betreffen z. B. Ein- und Zweifamilienhäuser, die am 1. Februar 2002 vom (aktuellen) Eigentümer selbst bewohnt wurden, oder Niedertemperatur- und Brennwertkessel.<br /> * Verschärfung der Anforderungen an den [[Primärenergiebedarf]] von Neubauten (Wohn- und Nichtwohngebäude) in einer Stufe um 25 % seit dem 1. Januar 2016. Zusätzliche Verschärfung der bauteilbezogenen Höchstwerte für den Wärmedurchgangskoeffizienten bei Nichtwohngebäuden um ca. 20 Prozent.<br /> * Keine Anhebung der Anforderungen bei der [[Gebäudesanierung|Sanierung von Gebäuden]].<br /> * Verpflichtung der Bundesländer zu Stichprobenkontrollen der [[Energieausweis]]e, der Einhaltung der EnEV-Neubauanforderungen und der Berichte über die Inspektion von Klimaanlagen.<br /> * Modellgebäudeverfahren. Zusätzliches vereinfachtes Nachweisverfahren für Wohngebäude (an enge Kriterien gebunden).<br /> [[Datei:Effizienzklasse EnEV 2014.png|thumb|Tabelle Effizienzklasse EnEV 2013]]<br /> * Die wichtigsten Änderungen zum Energieausweis sind: Neuskalierung mit Angabe von Energieeffizienzklassen im Bandtacho. Vorlagepflicht bei Vermietung und Verkauf bis hin zu Pflichtangaben zur Energieeffizienz bei Immobilienanzeigen. Wenn zum Zeitpunkt der Anzeigenschaltung (gemeint sind Inserate in kommerziellen Medien gleich welcher Art) kein gültiger Energieausweis vorliegt, dann müssen die Angaben gem. EnEV 2014 nicht in der Anzeige aufgeführt sein. Ein gültiger Ausweis muss spätestens beim Besichtigungstermin vorgelegt und nach Vertragsabschluss übergeben werden. Für die Einhaltung der Pflicht ist der Verkäufer oder der Vermieter verantwortlich. Bei Wohngebäuden sind diese Pflichtangaben:<br /> *: a&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; die Art des Energieausweises (Energiebedarfsausweis oder Energieverbrauchsausweis),<br /> *: b&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; den im Energieausweis genannten Endenergiebedarfs- oder Endenergieverbrauchswert für das Gebäude,<br /> *: c&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; die im Energieausweis genannten wesentlichen Energieträger für die Heizung des Gebäudes,<br /> *: d&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; das im Energieausweis genannte Baujahr und<br /> *: e&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; die im Energieausweis genannte Energieeffizienzklasse.<br /> * Die Einführung von Bußgeldern für den Verstoß gegen die EnEV bis zu 50.000 €.<br /> <br /> Die Austauschforderung der EnEV 2013 betrifft nur wenige überholte Wärmeerzeuger. Rund 11 Millionen Niedertemperaturheizungen fallen nicht unter die Austauschpflicht, entsprechen aber auch nicht dem Stand der Technik. Der [[Bundesverband Erneuerbare Energie]] kritisierte die EnEV daher als &quot;wirkungslos&quot;.&lt;ref&gt;[http://www.bee-ev.de/3:1525/Meldungen/2013/Neue-Energieeinsparverordnung-bleibt-voellig-wirkungslos.html Pressemitteilung]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparungsgesetz]]<br /> * [[Energieausweis]]<br /> * [[Effizienzhaus]], [[Energiestandard]]<br /> * [[Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz]]<br /> * [[DIN V 18599]]<br /> * [[DIN 4108]]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{§§|enev_2007|juris|text=Text der Energieeinsparverordnung}} (aktuelle Fassung)<br /> * {{§§|URL|2=http://www.buzer.de/gesetz/7831/l.htm|3=Synopse der Änderungen und Texte der EnEV 2007, 2009 und 2013}}<br /> * {{§§|EnEV 2004|buzer|text=EnEV 2004 (bis zum 1. Oktober 2007 gültig)}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Rechtshinweis}}<br /> <br /> [[Kategorie:Rechtsquelle (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Rechtsquelle (21. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Energierecht (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Öffentliches Baurecht (Deutschland)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energieeinsparverordnung&diff=169591802 Energieeinsparverordnung 2017-10-01T16:35:19Z <p>Mdjango: /* Geschichte */</p> <hr /> <div>{{Infobox Gesetz<br /> | Titel=Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden<br /> | Kurztitel=Energieeinsparverordnung<br /> | Abkürzung=EnEV<br /> | Art=[[Verordnung#Deutschland|Bundesrechtsverordnung]]<br /> | Geltungsbereich=[[Deutschland|Bundesrepublik&amp;nbsp;Deutschland]]&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;<br /> | Rechtsmaterie=[[Wirtschaftsverwaltungsrecht (Deutschland)|Wirtschaftsverwaltungsrecht]],&lt;br /&gt;[[Baurecht (Deutschland)|Baurecht]], [[Umweltrecht]]<br /> | FNA=754-4-10<br /> | DatumGesetz=16. November 2001&lt;br /&gt;({{BGBl|2001n I S. 3085}})<br /> | Inkrafttreten=1. Februar 2002<br /> | Neubekanntmachung= <br /> | Neufassung=24. Juli 2007&lt;br /&gt;({{BGBl|2007n I S. 1519}})<br /> | InkrafttretenNeufassung=1. Oktober 2007<br /> | LetzteÄnderung=Art. 3 VO vom 24. Oktober 2015&lt;br /&gt;({{BGBl|2015n I S. 1789, 1790}})<br /> | InkrafttretenLetzteÄnderung=28. Oktober 2015&lt;br /&gt;(Art. 5 VO vom 24. Oktober 2015)<br /> | Außerkrafttreten=<br /> | Weblink={{§§|enev_2007|juris|text=Text der Verordnung}}<br /> }}<br /> <br /> Die '''Energieeinsparverordnung''' ('''EnEV''') ist ein Teil des deutschen [[Wirtschaftsverwaltungsrecht]]es. Der Verordnungsgeber schreibt darin auf der rechtlichen Grundlage der Ermächtigung durch das [[Energieeinsparungsgesetz]] (EnEG)&lt;ref&gt;{{§§|eneg|juris|text=Energieeinsparungsgesetz}}.&lt;/ref&gt; [[Bauherr]]en bautechnische Standardanforderungen zum [[Energieeffizienz|effizienten]] Betriebs[[Primärenergiebedarf|energiebedarf]] ihres Gebäudes oder Bauprojektes vor. Die EnEV gilt für [[Wohngebäude]], [[Bürogebäude]] und gewisse [[Betriebsgebäude]], während andere ausgenommen sind.&lt;ref&gt;[http://www.enev-online.com/enev_2014_volltext/01_anwendungsbereich.htm#%C2%A71_%283%29 ENEV-online.com], §1 Abs. 3 Ausnahmen, abgerufen 12. November 2015&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Hintergrund ==<br /> Die Energieeinsparverordnung stellt ein wichtiges Instrument der deutschen Energie- und [[Klimapolitik#Deutsche Maßnahmen|Klimaschutzpolitik]] dar.&lt;ref&gt;[[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit]]: [http://www.bmub.bund.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimapolitische-instrumente/ ''Klimapolitische Instrumente.''] Stand 9. April 2014. Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[[Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg]]: [https://um.baden-wuerttemberg.de/de/energie/neubau-und-gebaeudesanierung/energieeinsparverordnung/ ''Energieeinsparverordnung (EnEV)''.] Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt; Die EnEV soll „dazu beitragen, dass die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung, insbesondere ein nahezu [[klimaneutral]]er Gebäudebestand bis zum Jahr 2050, erreicht werden“.&lt;ref&gt;[http://www.gesetze-im-internet.de/enev_2007/__1.html ''Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung - EnEV) § 1 Zweck und Anwendungsbereich.''] Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: [http://www.bmub.bund.de/presse/pressemitteilungen/pm/artikel/neue-energieeinsparverordnung-bringt-mehr-transparenz-und-hoehere-klimaschutz-standards/ ''Neue Energieeinsparverordnung bringt mehr Transparenz und höhere Klimaschutz-Standards.''] Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Berlin, 29. April 2014. Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die Energieeinsparverordnung löste die [[Wärmeschutzverordnung]] (WSchV) und die [[Heizungsanlagenverordnung]] (HeizAnlV) ab und fasste sie zusammen.&lt;ref&gt;[http://asue.de/enev ''Energieeinsparverordnung (EnEV)'']. Website der ASUE Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. Abgerufen am 10. Oktober 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ihre erste Fassung trat am 1. Februar 2002 in Kraft, die zweite Fassung (EnEV 2004) 2004.&lt;ref&gt;[http://www.enev-online.org/enev_2009_energieausweis/enev2009_aenderungen_1_geltende_enev_fassung.htm ''EnEV 2009 – Welche EnEV-Fassung gilt für Bauvorhaben?'']. Website des Instituts für Energie-Effiziente Architektur mit Internet-Medien. Abgerufen am 10. Oktober 2014.&lt;/ref&gt; Zur Umsetzung der {{EG-RL|2002|91}} über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden wurde eine Neufassung erstellt, die ab dem 1. Oktober 2007 gültig war.<br /> <br /> Die letzte große Novelle aus 2013 setzt die {{EG-RL|2010|31}} über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung) und die {{EG-RL|2012|27}} zur Energieeffizienz mit Wirkung ab dem 1. Mai 2014 um. Die neue Fassung der EnEV wurde im November 2013 verkündet (selten auch EnEV 2013 genannt). Große Teile der Verordnung galten ab dem 1. Mai 2014. Die Verordnung wird daher häufig auch EnEV 2014 genannt. Die seit dem 1. Januar 2016 geltenden Anforderungsänderungen werden gelegentlich unter dem Begriff EnEV 2016 oder EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016 beschrieben. Es handelt sich jedoch in allen drei Fällen um dieselbe Version der Verordnung aus dem Jahr 2013.<br /> <br /> == Prinzipien der EnEV ==<br /> Die Zusammenführung von Heizungsanlagenverordnung und Wärmeschutzverordnung zu einer gemeinsamen Verordnung erweiterte den bisherigen Bilanzierungsrahmen in zweifacher Hinsicht:<br /> * Zum einen werden mit der Einbeziehung der [[Anlagentechnik]] in die [[Energiebilanz (Umwelt)|Energiebilanz]] auch die bei der Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Übergabe der Wärme entstehenden Verluste berücksichtigt. Dadurch ist nicht mehr die dem Raum zur Verfügung gestellte Nutzenergie, sondern die an der Gebäudegrenze übergebene Endenergie relevant.<br /> * Zum anderen wird dieser Energiebedarf primärenergetisch bewertet, indem die durch Gewinnung, Umwandlung und Transport des jeweiligen Energieträgers entstehenden Verluste mittels eines [[Primärenergiefaktor]]s in der Energiebilanz des Gebäudes Beachtung finden. Damit kommt sie einer [[Ökobilanz]] deutlich näher.<br /> <br /> Dieser erweiterte Rahmen ermöglicht es, in der Gesamtbilanz eines Gebäudes den Faktor Anlagentechnik und den Faktor baulichen Wärmeschutz in gewissem Maße miteinander zu verrechnen, also eine schlechte [[Wärmedämmung]] mit einer effizienten [[Heizanlage]] auszugleichen oder umgekehrt. Die Hauptanforderungsgröße für Neubauten ist in der EnEV der Jahresprimärenergiebedarf im Vergleich zu einem Referenzgebäude gleicher Geometrie und Abmessung und vorgegebenen technischen Eigenschaften. Zusätzlich einzuhalten ist ein vom Gebäudetyp abhängiger Grenzwert für den auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenen [[Transmissionswärmeverlust]].<br /> <br /> Die EnEV stellt erstmals auch Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz und ermöglicht die Berücksichtigung [[Solarenergie|solarer]] Wärmegewinne.<br /> <br /> == Geltungsbereich ==<br /> Die Verordnung gilt in Deutschland<br /> * für Gebäude mit normalen Innentemperaturen (Gebäude, die nach ihrem Verwendungszweck auf eine Innentemperatur von 19&amp;nbsp;[[Grad Celsius|°C]] und jährlich mehr als vier Monate beheizt werden, sowie für [[Wohngebäude]], die ganz oder deutlich überwiegend zum Wohnen genutzt werden)<br /> * für Gebäude mit niedrigen Innentemperaturen (Gebäude, die nach ihrem Verwendungszweck auf eine Innentemperatur von mehr als 12&amp;nbsp;°C und weniger als 19&amp;nbsp;°C und jährlich mehr als vier Monate beheizt werden) einschließlich ihrer Heizungs-, [[raumluft]]technischen und zur Trinkwarmwasserbereitung dienenden Anlagen.<br /> <br /> Unterscheidungen, inwieweit bestimmte Anforderungen nur für Neubauten, nur für bestehende Gebäude oder für beide gelten sollen, werden in den entsprechenden Abschnitten und bei den jeweiligen Regelungen gemacht.<br /> <br /> Die EnEV gilt nicht für:<br /> * Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen&lt;ref&gt;{{§|24|enev_2007|juris}} EnEV&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;http://www.denkmalpflege-forum.de/Download/Nr25.pdf.&lt;/ref&gt;, wenn bei der zuständigen Landesbehörde eine Ausnahme beschieden wird.<br /> * Betriebsgebäude, die überwiegend der Tierhaltung dienen<br /> * großflächige Betriebsgebäude, die lang anhaltend offen gehalten werden müssen<br /> * unterirdische Bauwerke<br /> * Räume, die der Aufzucht und dem Verkauf von Pflanzen dienen ([[Gewächshaus|Gewächshäuser]], etc.)<br /> * [[Traglufthalle]]n, [[Zelt]]e und ähnliche Gebäude, die wiederholt aufgebaut und zerlegt werden müssen.<br /> * Gebäude, die nicht unter die oben genannten Parameter fallen, z.B. wenn sie weniger als 4 Monate pro Jahr beheizt werden<br /> <br /> == Berechnungsverfahren der EnEV ==<br /> Ob und wie ein Nachweis nach der EnEV geführt werden muss, hängt u. a. davon ab, ob ein neues Gebäude errichtet oder ein bestehendes verändert werden soll.<br /> <br /> * Für [[Neubau (Bauwesen)|Neubau]]ten mit normalen Innentemperaturen (&gt; 19 °C) ist die Einhaltung der in Anhang&amp;nbsp;1 Tabelle&amp;nbsp; 1 der EnEV genannten Höchstwerte des Jahres-Primärenergiebedarfs wie auch des spezifischen Transmissionswärmeverlustes nachzuweisen.<br /> * Für Neubauten mit niedrigen Innentemperaturen (&lt; 19 °C) oder kleinen Gebäudevolumen (&lt; 100 m³) gelten geringere Anforderungen und vereinfachte Nachweisverfahren.<br /> * Im Rahmen des sommerlichen Wärmeschutzes ist bei Neubauten grundsätzlich die Einhaltung von Sonneneintragskennwerten oder der Übertemperatur-Gradstunden nachzuweisen.<br /> * Für Änderungen im Bestand ([[Altbau]]ten) sind – je nach Umfang der Maßnahmen – entweder die geforderten Wärmedurchgangskoeffizienten ([[U-Wert]]e) einzuhalten (Bauteilverfahren) oder der Jahres-Primärenergiebedarf des ganzen Gebäudes nachzuweisen (Bilanzverfahren); er darf um bis zu 40 % über dem Jahres-Primärenergiebedarf des Referenzgebäudes liegen.<br /> * Bei Erweiterungen der beheizten Nutzfläche um mehr als 50 m² gelten für den neuen Gebäudeteil die Anforderungen an Neubauten.<br /> <br /> Die EnEV enthält hinsichtlich der anzuwendenden [[Regeln der Technik]] viele statische Verweise auf bestehende EN/DIN-Normen. Das bedeutet, dass die jeweiligen Normen mit ihrem Ausgabedatum zitiert und somit indirekt Bestandteil der EnEV werden. Dadurch wird sichergestellt, dass sich durch die Veränderung einer Norm nicht automatisch auch das Anforderungsniveau der EnEV ändert.<br /> <br /> Da die Berechnungsverfahren der EnEV seit der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977 heute auf ein mehrere hundert Seiten starkes Normenwerk für die Bewertungsmethoden angewachsen ist, wurde die EnEV-easy-Methode entwickelt. Diese soll helfen, die Komplexität der Regelwerke zu reduzieren und trotzdem EnEV und [[EEWärmeG]] einzuhalten.<br /> <br /> == Primärenergiebedarf ==<br /> Der [[Primärenergiebedarf]] berücksichtigt neben dem Endenergiebedarf für Heizung und [[Warmwasser]] auch die Verluste, die von der Gewinnung des [[Energieträger]]s an seiner Quelle über Aufbereitung und Transport bis zum Gebäude und der Verteilung, [[Energiespeicher|Speicherung]] im Gebäude anfallen.<br /> <br /> In Deutschland beschreibt die EnEV den Primärenergiebedarf &lt;math&gt;Q_{p}&lt;/math&gt; bei Wohngebäuden wie folgt durch die [[Anlagenaufwandszahl]] &lt;math&gt;e_{p}&lt;/math&gt;, den [[Heizwärmebedarf]] &lt;math&gt;Q_{h}&lt;/math&gt; und den [[Trinkwasserwärmebedarf]] &lt;math&gt;Q_{w}&lt;/math&gt;:<br /> :&lt;math&gt;Q_{p} = e_{p} \cdot (Q_{h} + Q_{w})&lt;/math&gt;<br /> <br /> In die Anlagenaufwandszahl &lt;math&gt;e_{p}&lt;/math&gt; fließt unter anderem der [[Primärenergiefaktor]] ein.<br /> <br /> Analog dazu ergibt sich der Primärenergiebedarf bezogen auf die [[Gebäudenutzfläche]] pro Jahr ''Q''&lt;sub&gt;p&quot;&lt;/sub&gt; (meist in [[kWh]]/([[Quadratmeter|m²]]·[[Jahr|a]]) angegeben).<br /> <br /> == Endenergiebedarf ==<br /> Der ''Endenergiebedarf'' ist die ''berechnete Energiemenge'', die bei deutschlandweit gemittelten Klimaverhältnissen zur Deckung des Heizwärmebedarfs und des Trinkwasserwärmebedarfs einschließlich der Verluste der Anlagentechnik benötigt wird. Wie groß diese Energiemenge tatsächlich ist, hängt von den Lebensgewohnheiten der Gebäudebenutzer und den jeweiligen örtlichen Klimaverhältnissen ab. Rückschlüsse auf die energietechnischen Qualitäten eines Gebäudes sind auch anhand des dokumentierten Strom-, Öl-, Gas-, Holz- oder Kohleverbrauchs möglich.<br /> <br /> Den Zusammenhang zwischen [[Primärenergiebedarf]] &lt;math&gt;Q_{P}&lt;/math&gt;, Endenergiebedarf &lt;math&gt;Q_{E}&lt;/math&gt;, [[Primärenergiefaktor]] &lt;math&gt;f_{P}&lt;/math&gt; und Umrechnungsfaktor für Endenergie &lt;math&gt;f_{U}&lt;/math&gt; beschreibt die EnEV wie folgt:<br /> <br /> :&lt;math&gt;\,Q_P = \sum ( Q_E \cdot f_P \cdot f_U )&lt;/math&gt;<br /> <br /> Der Umrechnungsfaktor &lt;math&gt;f_{U}&lt;/math&gt; beinhaltet das Verhältnis von unterem [[Heizwert]] zu oberem Heizwert der verwendeten Brennstoffe.<br /> <br /> == Heizwärmebedarf / Trinkwasserwärmebedarf ==<br /> Der ''[[Heizwärmebedarf]]'' ist die errechnete Energiemenge, die z.&amp;nbsp;B. durch Heizkörper an einen beheizten Raum abgegeben wird. Für neugebaute Häuser wird laut der Energieeinsparverordnung der [[Niedrigenergiehaus]]-Standard mit einem spezifischen Heizwärmebedarf von 40–70&amp;nbsp;kWh/(m²·a) gefordert.<br /> <br /> Der ''[[Trinkwasserwärmebedarf]]'' ist die Energiemenge, die zur Erwärmung dem Trinkwasser zugeführt werden muss. Verluste bei der Energieumwandlung (z.&amp;nbsp;B. Verluste des Heizkessels), der Verteilung und sonstige technische Verluste sind nicht enthalten. Er wird bei manchen Verfahren pauschal mit 12,5&amp;nbsp;kWh/(m²·a) angesetzt. Dies entspricht einem Bedarf von 23&amp;nbsp;l/Person/Tag. Bezugsgröße für die Fläche ist dabei nicht die Wohnfläche, sondern die [[Gebäudenutzfläche]].<br /> <br /> == Die EnEV 2007 ==<br /> Am 24. Juli 2007 hat [[Kabinett Merkel I|das Bundeskabinett]] eine novellierte Energieeinsparverordnung verabschiedet. Die Neufassung trat am 1. Oktober 2007 in Kraft. Viele Regelungen der bisherigen Verordnung wurden unverändert übernommen; nur einige in Details leicht verändert. Dies betrifft insbesondere die Anforderungen an [[Wohngebäude]] und das Verfahren zur Bewertung der energetischen Qualität von Wohngebäuden. Auch die Anforderungen an [[Heizkessel]] sowie die [[Nachrüstverpflichtung]]en blieben unverändert bestehen.<br /> <br /> Folgende Aspekte der neuen Verordnung wurden im Vergleich zu den oben dargestellten Regelungen stark verändert oder sind neu hinzugekommen:<br /> <br /> * Anforderungen an [[Nichtwohngebäude]]<br /> * Verfahren zur energetischen Bewertung von Nichtwohngebäuden<br /> * Berücksichtigung alternativer Energieversorgungssysteme<br /> * Berücksichtigung des [[Wärmeschutz#Sommerlicher Wärmeschutz|sommerlichen Wärmeschutzes]]<br /> * Energetische Inspektion von [[Klimaanlage]]n<br /> * [[Energieausweis]]e für bestehende Gebäude<br /> <br /> == Die EnEV 2009 ==<br /> Die Verordnung in der Fassung des Artikels 1 der Verordnung vom 29. April 2009 ({{BGBl|2009n I S. 954}}) wird umgangssprachlich als EnEV 2009 bezeichnet. Durch die Änderung der Energieeinspar- und Heizkostenverordnung werden nun die Beschlüsse zum [[Integriertes Energie- und Klimaprogramm|Integrierten Energie- und Klimaprogramm]] ([[IEKP]]) weitgehend umgesetzt. Ziel ist es, den Energie-, Heizungs- und Warmwasserbedarf um zirka 30 % zu senken. Ab 2012 sollen in einem weiteren Schritt die energetischen Anforderungen nochmals um bis zu 30 % verschärft werden.<br /> <br /> Die Bilanzierungsmethode der [[DIN V 18599]] wird auch auf Wohngebäude ausgeweitet, allerdings in einer vereinfachten Version. Das bisherige vereinfachte Nachweisverfahren wird aufgegeben, ebenso die Formulierung von Maximalwerten in Bezug auf das Verhältnis (A/V). Für die [[Gebäudehülle]] wurden neue Referenzwerte festgelegt. Überarbeitet wurden auch die Anforderungen der [[Sanierung (Bauwesen)|Nachrüstung]] im Baubestand.<br /> <br /> Die Änderungen der EnEV 2009 im Überblick:<br /> * Die Obergrenze des zulässigen Jahres-Primärenergiebedarfs wurde für Neu- und Altbauten (bei Modernisierung) um durchschnittlich 30 % reduziert.<br /> * Die energetischen Anforderungen an die Wärmedämmung von Neubauten wurden um durchschnittlich 15 % erhöht.<br /> * In der Altbaumodernisierung mit wesentlichen baulichen Änderungen an Bauteilen (Fassade, Fenster und Dach) wurde die energetische Anforderung um 30 % erhöht. Eine Erleichterung gilt nur noch, „wenn die Fläche des geänderten Bauteiles nicht mehr als 10 von Hundert der gesamten jeweiligen Bauteilfläche des Gebäudes betrifft“ ({{§|9|enev_2007|juris}} Abs. 3 EnEV). Das bedeutet, werden mehr als 10 % eines Baues (bemessen am gesamten Gebäude) verändert, greift die EnEV 2009. Vorher lag die Bagatellgrenze bei bis 20 % eines Baues bezogen auf die Ausrichtung / Himmelsrichtung des entsprechenden Baues.<br /> * Dachböden müssen bis Ende 2011 eine Wärmedämmung erhalten. Je nach Raumnutzung kann die Geschossdecke oder eine Dachdämmung gewählt werden. Bei Neuerwerbung besteht eine Nachrüstpflicht. Für Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern besteht weiterhin die Freistellung, wenn der Eigentümer bereits am 1. Februar 2002 in seinem Haus wohnte.<br /> * Klimaanlagen, die die Feuchtigkeit der Raumluft verändern, müssen mit einer automatischen Regelung zur Be- und Entfeuchtung nachgerüstet werden.<br /> * [[Nachtspeicherheizung]]en, die 30 Jahre oder älter sind, müssen bis zum 1. Januar 2020 durch effizientere Heizungen ersetzt werden. Dies betrifft insbesondere Wohngebäude mit mindestens sechs Wohneinheiten und Nichtwohngebäude mit mehr als 500 Quadratmetern Nutzfläche. Ausgenommen sind Gebäude, die nach dem Anforderungsniveau der Wärmeschutzverordnung 1995 erbaut sind, oder wenn der Austausch unwirtschaftlich wäre. Das Gleiche gilt in Gebäuden, in denen durch öffentlich-rechtliche Vorschriften der Einsatz von elektrischen Speicherheizsystemen vorgeschrieben ist.<br /> * Der Vollzug der Verordnung wird strenger überprüft. Bestimmte Prüfungen werden dem [[Schornsteinfeger]] übertragen und Nachweise bei der Durchführung bestimmter Arbeiten im Gebäudebestand ([[Unternehmererklärung]]en) eingeführt.<br /> * Es werden einheitliche Bußgeldvorschriften bei Verstößen gegen zentrale Vorschriften der EnEV eingeführt. Verstöße gegen bestimmte Neu- und Altbauanforderungen der EnEV und die Bereitstellung und Verwendung falscher Daten beim [[Energieausweis]] werden als Ordnungswidrigkeit geahndet.<br /> <br /> == Die EnEV 2013 ==<br /> Die Bundesregierung hat am 16. Oktober 2013 die Novellierung der Energieeinsparverordnung mit den Änderungen des Bundesrats-Beschlusses vom 11. Oktober 2013 beschlossen. Die Verkündung der Änderungen erfolgte im Bundesgesetzblatt vom 21. November 2013. Die Neuerungen traten überwiegend am 1. Mai 2014 in Kraft.&lt;ref&gt;{{§§|Zweite Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung|buzer|text=Zweite Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung}} vom 18. November 2013 ({{BGBl|2013n I S. 3951}})&lt;/ref&gt; Diese Novelle der EnEV wird teilweise mit unterschiedlichen Jahreszahlen bezeichnet. Auf Grund des Beschlusses der Novelle im Jahr 2013 wird sie gelegentlich als EnEV 2013 bezeichnet, durch das Inkrafttreten der Fassung im Jahr 2014 wird sie meistens als EnEV 2014 bezeichnet. Die zum 1. Januar 2016 in Kraft getretenen Anforderungsänderungen werden gelegentlich unter dem Begriff EnEV 2016 oder EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016 beschrieben. Es handelt sich jedoch in allen drei Fällen um dieselbe Version der Verordnung.<br /> <br /> Die Überarbeitung der Energieeinsparverordnung findet ihren eigentlichen Ursprung im [[Kyoto-Protokoll]] von 1997 und dem damit verbundenen Ziel der Bundesregierung, bis 2050 einen nahezu [[klimaneutral]]en Gebäudebestand zu erreichen. Inhaltliche Grundlage des aktuellen Beschlusses ist die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (2010/31/EU).<br /> Eigentlich schreibt die EU-Richtlinie ein Inkrafttreten der Landesregelung bis zum 9. Januar 2013 vor. Dieser Termin konnte nicht gehalten werden.<br /> <br /> Als Nachweisverfahren sollte die [[DIN 4108]] auch im Wohngebäude ganz von der [[DIN V 18599]] abgelöst werden. In der beschlossenen Fassung der EnEV bleibt das Nachweisverfahren der DIN 4108 mit DIN 4701-10 für Wohngebäude gültig. Mit dem sogenannten Modellgebäudeverfahren wird sogar ein vereinfachtes drittes „Nachweis“verfahren eingeführt.<br /> <br /> Zu den wichtigsten Änderungen zählen:<br /> * Heizkessel, die älter als 30 Jahre sind, dürfen nicht mehr betrieben werden. Ausnahmeregeln betreffen z. B. Ein- und Zweifamilienhäuser, die am 1. Februar 2002 vom (aktuellen) Eigentümer selbst bewohnt wurden, oder Niedertemperatur- und Brennwertkessel.<br /> * Verschärfung der Anforderungen an den [[Primärenergiebedarf]] von Neubauten (Wohn- und Nichtwohngebäude) in einer Stufe um 25 % seit dem 1. Januar 2016. Zusätzliche Verschärfung der bauteilbezogenen Höchstwerte für den Wärmedurchgangskoeffizienten bei Nichtwohngebäuden um ca. 20 Prozent.<br /> * Keine Anhebung der Anforderungen bei der [[Gebäudesanierung|Sanierung von Gebäuden]].<br /> * Verpflichtung der Bundesländer zu Stichprobenkontrollen der [[Energieausweis]]e, der Einhaltung der EnEV-Neubauanforderungen und der Berichte über die Inspektion von Klimaanlagen.<br /> * Modellgebäudeverfahren. Zusätzliches vereinfachtes Nachweisverfahren für Wohngebäude (an enge Kriterien gebunden).<br /> [[Datei:Effizienzklasse EnEV 2014.png|thumb|Tabelle Effizienzklasse EnEV 2013]]<br /> * Die wichtigsten Änderungen zum Energieausweis sind: Neuskalierung mit Angabe von Energieeffizienzklassen im Bandtacho. Vorlagepflicht bei Vermietung und Verkauf bis hin zu Pflichtangaben zur Energieeffizienz bei Immobilienanzeigen. Wenn zum Zeitpunkt der Anzeigenschaltung (gemeint sind Inserate in kommerziellen Medien gleich welcher Art) kein gültiger Energieausweis vorliegt, dann müssen die Angaben gem. EnEV 2014 nicht in der Anzeige aufgeführt sein. Ein gültiger Ausweis muss spätestens beim Besichtigungstermin vorgelegt und nach Vertragsabschluss übergeben werden. Für die Einhaltung der Pflicht ist der Verkäufer oder der Vermieter verantwortlich. Bei Wohngebäuden sind diese Pflichtangaben:<br /> *: a&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; die Art des Energieausweises (Energiebedarfsausweis oder Energieverbrauchsausweis),<br /> *: b&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; den im Energieausweis genannten Endenergiebedarfs- oder Endenergieverbrauchswert für das Gebäude,<br /> *: c&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; die im Energieausweis genannten wesentlichen Energieträger für die Heizung des Gebäudes,<br /> *: d&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; das im Energieausweis genannte Baujahr und<br /> *: e&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; die im Energieausweis genannte Energieeffizienzklasse.<br /> * Die Einführung von Bußgeldern für den Verstoß gegen die EnEV bis zu 50.000 €.<br /> <br /> Die Austauschforderung der EnEV 2013 betrifft nur wenige überholte Wärmeerzeuger. Rund 11 Millionen Niedertemperaturheizungen fallen nicht unter die Austauschpflicht, entsprechen aber auch nicht dem Stand der Technik. Der [[Bundesverband Erneuerbare Energie]] kritisierte die EnEV daher als &quot;wirkungslos&quot;.&lt;ref&gt;[http://www.bee-ev.de/3:1525/Meldungen/2013/Neue-Energieeinsparverordnung-bleibt-voellig-wirkungslos.html Pressemitteilung]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparungsgesetz]]<br /> * [[Energieausweis]]<br /> * [[Effizienzhaus]], [[Energiestandard]]<br /> * [[Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz]]<br /> * [[DIN V 18599]]<br /> * [[DIN 4108]]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{§§|enev_2007|juris|text=Text der Energieeinsparverordnung}} (aktuelle Fassung)<br /> * {{§§|URL|2=http://www.buzer.de/gesetz/7831/l.htm|3=Synopse der Änderungen und Texte der EnEV 2007, 2009 und 2013}}<br /> * {{§§|EnEV 2004|buzer|text=EnEV 2004 (bis zum 1. Oktober 2007 gültig)}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Rechtshinweis}}<br /> <br /> [[Kategorie:Rechtsquelle (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Rechtsquelle (21. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Energierecht (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Öffentliches Baurecht (Deutschland)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energieeinsparverordnung&diff=169591619 Energieeinsparverordnung 2017-10-01T16:29:29Z <p>Mdjango: /* Die EnEV 2013 */ +EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016</p> <hr /> <div>{{Infobox Gesetz<br /> | Titel=Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden<br /> | Kurztitel=Energieeinsparverordnung<br /> | Abkürzung=EnEV<br /> | Art=[[Verordnung#Deutschland|Bundesrechtsverordnung]]<br /> | Geltungsbereich=[[Deutschland|Bundesrepublik&amp;nbsp;Deutschland]]&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;&amp;nbsp;<br /> | Rechtsmaterie=[[Wirtschaftsverwaltungsrecht (Deutschland)|Wirtschaftsverwaltungsrecht]],&lt;br /&gt;[[Baurecht (Deutschland)|Baurecht]], [[Umweltrecht]]<br /> | FNA=754-4-10<br /> | DatumGesetz=16. November 2001&lt;br /&gt;({{BGBl|2001n I S. 3085}})<br /> | Inkrafttreten=1. Februar 2002<br /> | Neubekanntmachung= <br /> | Neufassung=24. Juli 2007&lt;br /&gt;({{BGBl|2007n I S. 1519}})<br /> | InkrafttretenNeufassung=1. Oktober 2007<br /> | LetzteÄnderung=Art. 3 VO vom 24. Oktober 2015&lt;br /&gt;({{BGBl|2015n I S. 1789, 1790}})<br /> | InkrafttretenLetzteÄnderung=28. Oktober 2015&lt;br /&gt;(Art. 5 VO vom 24. Oktober 2015)<br /> | Außerkrafttreten=<br /> | Weblink={{§§|enev_2007|juris|text=Text der Verordnung}}<br /> }}<br /> <br /> Die '''Energieeinsparverordnung''' ('''EnEV''') ist ein Teil des deutschen [[Wirtschaftsverwaltungsrecht]]es. Der Verordnungsgeber schreibt darin auf der rechtlichen Grundlage der Ermächtigung durch das [[Energieeinsparungsgesetz]] (EnEG)&lt;ref&gt;{{§§|eneg|juris|text=Energieeinsparungsgesetz}}.&lt;/ref&gt; [[Bauherr]]en bautechnische Standardanforderungen zum [[Energieeffizienz|effizienten]] Betriebs[[Primärenergiebedarf|energiebedarf]] ihres Gebäudes oder Bauprojektes vor. Die EnEV gilt für [[Wohngebäude]], [[Bürogebäude]] und gewisse [[Betriebsgebäude]], während andere ausgenommen sind.&lt;ref&gt;[http://www.enev-online.com/enev_2014_volltext/01_anwendungsbereich.htm#%C2%A71_%283%29 ENEV-online.com], §1 Abs. 3 Ausnahmen, abgerufen 12. November 2015&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Hintergrund ==<br /> Die Energieeinsparverordnung stellt ein wichtiges Instrument der deutschen Energie- und [[Klimapolitik#Deutsche Maßnahmen|Klimaschutzpolitik]] dar.&lt;ref&gt;[[Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit]]: [http://www.bmub.bund.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimapolitische-instrumente/ ''Klimapolitische Instrumente.''] Stand 9. April 2014. Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[[Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg]]: [https://um.baden-wuerttemberg.de/de/energie/neubau-und-gebaeudesanierung/energieeinsparverordnung/ ''Energieeinsparverordnung (EnEV)''.] Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt; Die EnEV soll „dazu beitragen, dass die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung, insbesondere ein nahezu [[klimaneutral]]er Gebäudebestand bis zum Jahr 2050, erreicht werden“.&lt;ref&gt;[http://www.gesetze-im-internet.de/enev_2007/__1.html ''Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung - EnEV) § 1 Zweck und Anwendungsbereich.''] Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: [http://www.bmub.bund.de/presse/pressemitteilungen/pm/artikel/neue-energieeinsparverordnung-bringt-mehr-transparenz-und-hoehere-klimaschutz-standards/ ''Neue Energieeinsparverordnung bringt mehr Transparenz und höhere Klimaschutz-Standards.''] Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Berlin, 29. April 2014. Abgerufen am 26. März 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die Energieeinsparverordnung löste die [[Wärmeschutzverordnung]] (WSchV) und die [[Heizungsanlagenverordnung]] (HeizAnlV) ab und fasste sie zusammen.&lt;ref&gt;[http://asue.de/enev ''Energieeinsparverordnung (EnEV)'']. Website der ASUE Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. Abgerufen am 10. Oktober 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ihre erste Fassung trat am 1. Februar 2002 in Kraft, die zweite Fassung (EnEV 2004) 2004.&lt;ref&gt;[http://www.enev-online.org/enev_2009_energieausweis/enev2009_aenderungen_1_geltende_enev_fassung.htm ''EnEV 2009 – Welche EnEV-Fassung gilt für Bauvorhaben?'']. Website des Instituts für Energie-Effiziente Architektur mit Internet-Medien. Abgerufen am 10. Oktober 2014.&lt;/ref&gt; Zur Umsetzung der {{EG-RL|2002|91}} über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden wurde eine Neufassung erstellt, die ab dem 1. Oktober 2007 gültig war.<br /> <br /> Die Novelle von 2013 setzt die {{EG-RL|2010|31}} über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Neufassung) und die {{EG-RL|2012|27}} zur Energieeffizienz mit Wirkung ab dem 1. Mai 2014 um.<br /> <br /> == Prinzipien der EnEV ==<br /> Die Zusammenführung von Heizungsanlagenverordnung und Wärmeschutzverordnung zu einer gemeinsamen Verordnung erweiterte den bisherigen Bilanzierungsrahmen in zweifacher Hinsicht:<br /> * Zum einen werden mit der Einbeziehung der [[Anlagentechnik]] in die [[Energiebilanz (Umwelt)|Energiebilanz]] auch die bei der Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Übergabe der Wärme entstehenden Verluste berücksichtigt. Dadurch ist nicht mehr die dem Raum zur Verfügung gestellte Nutzenergie, sondern die an der Gebäudegrenze übergebene Endenergie relevant.<br /> * Zum anderen wird dieser Energiebedarf primärenergetisch bewertet, indem die durch Gewinnung, Umwandlung und Transport des jeweiligen Energieträgers entstehenden Verluste mittels eines [[Primärenergiefaktor]]s in der Energiebilanz des Gebäudes Beachtung finden. Damit kommt sie einer [[Ökobilanz]] deutlich näher.<br /> <br /> Dieser erweiterte Rahmen ermöglicht es, in der Gesamtbilanz eines Gebäudes den Faktor Anlagentechnik und den Faktor baulichen Wärmeschutz in gewissem Maße miteinander zu verrechnen, also eine schlechte [[Wärmedämmung]] mit einer effizienten [[Heizanlage]] auszugleichen oder umgekehrt. Die Hauptanforderungsgröße für Neubauten ist in der EnEV der Jahresprimärenergiebedarf im Vergleich zu einem Referenzgebäude gleicher Geometrie und Abmessung und vorgegebenen technischen Eigenschaften. Zusätzlich einzuhalten ist ein vom Gebäudetyp abhängiger Grenzwert für den auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenen [[Transmissionswärmeverlust]].<br /> <br /> Die EnEV stellt erstmals auch Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz und ermöglicht die Berücksichtigung [[Solarenergie|solarer]] Wärmegewinne.<br /> <br /> == Geltungsbereich ==<br /> Die Verordnung gilt in Deutschland<br /> * für Gebäude mit normalen Innentemperaturen (Gebäude, die nach ihrem Verwendungszweck auf eine Innentemperatur von 19&amp;nbsp;[[Grad Celsius|°C]] und jährlich mehr als vier Monate beheizt werden, sowie für [[Wohngebäude]], die ganz oder deutlich überwiegend zum Wohnen genutzt werden)<br /> * für Gebäude mit niedrigen Innentemperaturen (Gebäude, die nach ihrem Verwendungszweck auf eine Innentemperatur von mehr als 12&amp;nbsp;°C und weniger als 19&amp;nbsp;°C und jährlich mehr als vier Monate beheizt werden) einschließlich ihrer Heizungs-, [[raumluft]]technischen und zur Trinkwarmwasserbereitung dienenden Anlagen.<br /> <br /> Unterscheidungen, inwieweit bestimmte Anforderungen nur für Neubauten, nur für bestehende Gebäude oder für beide gelten sollen, werden in den entsprechenden Abschnitten und bei den jeweiligen Regelungen gemacht.<br /> <br /> Die EnEV gilt nicht für:<br /> * Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen&lt;ref&gt;{{§|24|enev_2007|juris}} EnEV&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;http://www.denkmalpflege-forum.de/Download/Nr25.pdf.&lt;/ref&gt;, wenn bei der zuständigen Landesbehörde eine Ausnahme beschieden wird.<br /> * Betriebsgebäude, die überwiegend der Tierhaltung dienen<br /> * großflächige Betriebsgebäude, die lang anhaltend offen gehalten werden müssen<br /> * unterirdische Bauwerke<br /> * Räume, die der Aufzucht und dem Verkauf von Pflanzen dienen ([[Gewächshaus|Gewächshäuser]], etc.)<br /> * [[Traglufthalle]]n, [[Zelt]]e und ähnliche Gebäude, die wiederholt aufgebaut und zerlegt werden müssen.<br /> * Gebäude, die nicht unter die oben genannten Parameter fallen, z.B. wenn sie weniger als 4 Monate pro Jahr beheizt werden<br /> <br /> == Berechnungsverfahren der EnEV ==<br /> Ob und wie ein Nachweis nach der EnEV geführt werden muss, hängt u. a. davon ab, ob ein neues Gebäude errichtet oder ein bestehendes verändert werden soll.<br /> <br /> * Für [[Neubau (Bauwesen)|Neubau]]ten mit normalen Innentemperaturen (&gt; 19 °C) ist die Einhaltung der in Anhang&amp;nbsp;1 Tabelle&amp;nbsp; 1 der EnEV genannten Höchstwerte des Jahres-Primärenergiebedarfs wie auch des spezifischen Transmissionswärmeverlustes nachzuweisen.<br /> * Für Neubauten mit niedrigen Innentemperaturen (&lt; 19 °C) oder kleinen Gebäudevolumen (&lt; 100 m³) gelten geringere Anforderungen und vereinfachte Nachweisverfahren.<br /> * Im Rahmen des sommerlichen Wärmeschutzes ist bei Neubauten grundsätzlich die Einhaltung von Sonneneintragskennwerten oder der Übertemperatur-Gradstunden nachzuweisen.<br /> * Für Änderungen im Bestand ([[Altbau]]ten) sind – je nach Umfang der Maßnahmen – entweder die geforderten Wärmedurchgangskoeffizienten ([[U-Wert]]e) einzuhalten (Bauteilverfahren) oder der Jahres-Primärenergiebedarf des ganzen Gebäudes nachzuweisen (Bilanzverfahren); er darf um bis zu 40 % über dem Jahres-Primärenergiebedarf des Referenzgebäudes liegen.<br /> * Bei Erweiterungen der beheizten Nutzfläche um mehr als 50 m² gelten für den neuen Gebäudeteil die Anforderungen an Neubauten.<br /> <br /> Die EnEV enthält hinsichtlich der anzuwendenden [[Regeln der Technik]] viele statische Verweise auf bestehende EN/DIN-Normen. Das bedeutet, dass die jeweiligen Normen mit ihrem Ausgabedatum zitiert und somit indirekt Bestandteil der EnEV werden. Dadurch wird sichergestellt, dass sich durch die Veränderung einer Norm nicht automatisch auch das Anforderungsniveau der EnEV ändert.<br /> <br /> Da die Berechnungsverfahren der EnEV seit der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977 heute auf ein mehrere hundert Seiten starkes Normenwerk für die Bewertungsmethoden angewachsen ist, wurde die EnEV-easy-Methode entwickelt. Diese soll helfen, die Komplexität der Regelwerke zu reduzieren und trotzdem EnEV und [[EEWärmeG]] einzuhalten.<br /> <br /> == Primärenergiebedarf ==<br /> Der [[Primärenergiebedarf]] berücksichtigt neben dem Endenergiebedarf für Heizung und [[Warmwasser]] auch die Verluste, die von der Gewinnung des [[Energieträger]]s an seiner Quelle über Aufbereitung und Transport bis zum Gebäude und der Verteilung, [[Energiespeicher|Speicherung]] im Gebäude anfallen.<br /> <br /> In Deutschland beschreibt die EnEV den Primärenergiebedarf &lt;math&gt;Q_{p}&lt;/math&gt; bei Wohngebäuden wie folgt durch die [[Anlagenaufwandszahl]] &lt;math&gt;e_{p}&lt;/math&gt;, den [[Heizwärmebedarf]] &lt;math&gt;Q_{h}&lt;/math&gt; und den [[Trinkwasserwärmebedarf]] &lt;math&gt;Q_{w}&lt;/math&gt;:<br /> :&lt;math&gt;Q_{p} = e_{p} \cdot (Q_{h} + Q_{w})&lt;/math&gt;<br /> <br /> In die Anlagenaufwandszahl &lt;math&gt;e_{p}&lt;/math&gt; fließt unter anderem der [[Primärenergiefaktor]] ein.<br /> <br /> Analog dazu ergibt sich der Primärenergiebedarf bezogen auf die [[Gebäudenutzfläche]] pro Jahr ''Q''&lt;sub&gt;p&quot;&lt;/sub&gt; (meist in [[kWh]]/([[Quadratmeter|m²]]·[[Jahr|a]]) angegeben).<br /> <br /> == Endenergiebedarf ==<br /> Der ''Endenergiebedarf'' ist die ''berechnete Energiemenge'', die bei deutschlandweit gemittelten Klimaverhältnissen zur Deckung des Heizwärmebedarfs und des Trinkwasserwärmebedarfs einschließlich der Verluste der Anlagentechnik benötigt wird. Wie groß diese Energiemenge tatsächlich ist, hängt von den Lebensgewohnheiten der Gebäudebenutzer und den jeweiligen örtlichen Klimaverhältnissen ab. Rückschlüsse auf die energietechnischen Qualitäten eines Gebäudes sind auch anhand des dokumentierten Strom-, Öl-, Gas-, Holz- oder Kohleverbrauchs möglich.<br /> <br /> Den Zusammenhang zwischen [[Primärenergiebedarf]] &lt;math&gt;Q_{P}&lt;/math&gt;, Endenergiebedarf &lt;math&gt;Q_{E}&lt;/math&gt;, [[Primärenergiefaktor]] &lt;math&gt;f_{P}&lt;/math&gt; und Umrechnungsfaktor für Endenergie &lt;math&gt;f_{U}&lt;/math&gt; beschreibt die EnEV wie folgt:<br /> <br /> :&lt;math&gt;\,Q_P = \sum ( Q_E \cdot f_P \cdot f_U )&lt;/math&gt;<br /> <br /> Der Umrechnungsfaktor &lt;math&gt;f_{U}&lt;/math&gt; beinhaltet das Verhältnis von unterem [[Heizwert]] zu oberem Heizwert der verwendeten Brennstoffe.<br /> <br /> == Heizwärmebedarf / Trinkwasserwärmebedarf ==<br /> Der ''[[Heizwärmebedarf]]'' ist die errechnete Energiemenge, die z.&amp;nbsp;B. durch Heizkörper an einen beheizten Raum abgegeben wird. Für neugebaute Häuser wird laut der Energieeinsparverordnung der [[Niedrigenergiehaus]]-Standard mit einem spezifischen Heizwärmebedarf von 40–70&amp;nbsp;kWh/(m²·a) gefordert.<br /> <br /> Der ''[[Trinkwasserwärmebedarf]]'' ist die Energiemenge, die zur Erwärmung dem Trinkwasser zugeführt werden muss. Verluste bei der Energieumwandlung (z.&amp;nbsp;B. Verluste des Heizkessels), der Verteilung und sonstige technische Verluste sind nicht enthalten. Er wird bei manchen Verfahren pauschal mit 12,5&amp;nbsp;kWh/(m²·a) angesetzt. Dies entspricht einem Bedarf von 23&amp;nbsp;l/Person/Tag. Bezugsgröße für die Fläche ist dabei nicht die Wohnfläche, sondern die [[Gebäudenutzfläche]].<br /> <br /> == Die EnEV 2007 ==<br /> Am 24. Juli 2007 hat [[Kabinett Merkel I|das Bundeskabinett]] eine novellierte Energieeinsparverordnung verabschiedet. Die Neufassung trat am 1. Oktober 2007 in Kraft. Viele Regelungen der bisherigen Verordnung wurden unverändert übernommen; nur einige in Details leicht verändert. Dies betrifft insbesondere die Anforderungen an [[Wohngebäude]] und das Verfahren zur Bewertung der energetischen Qualität von Wohngebäuden. Auch die Anforderungen an [[Heizkessel]] sowie die [[Nachrüstverpflichtung]]en blieben unverändert bestehen.<br /> <br /> Folgende Aspekte der neuen Verordnung wurden im Vergleich zu den oben dargestellten Regelungen stark verändert oder sind neu hinzugekommen:<br /> <br /> * Anforderungen an [[Nichtwohngebäude]]<br /> * Verfahren zur energetischen Bewertung von Nichtwohngebäuden<br /> * Berücksichtigung alternativer Energieversorgungssysteme<br /> * Berücksichtigung des [[Wärmeschutz#Sommerlicher Wärmeschutz|sommerlichen Wärmeschutzes]]<br /> * Energetische Inspektion von [[Klimaanlage]]n<br /> * [[Energieausweis]]e für bestehende Gebäude<br /> <br /> == Die EnEV 2009 ==<br /> Die Verordnung in der Fassung des Artikels 1 der Verordnung vom 29. April 2009 ({{BGBl|2009n I S. 954}}) wird umgangssprachlich als EnEV 2009 bezeichnet. Durch die Änderung der Energieeinspar- und Heizkostenverordnung werden nun die Beschlüsse zum [[Integriertes Energie- und Klimaprogramm|Integrierten Energie- und Klimaprogramm]] ([[IEKP]]) weitgehend umgesetzt. Ziel ist es, den Energie-, Heizungs- und Warmwasserbedarf um zirka 30 % zu senken. Ab 2012 sollen in einem weiteren Schritt die energetischen Anforderungen nochmals um bis zu 30 % verschärft werden.<br /> <br /> Die Bilanzierungsmethode der [[DIN V 18599]] wird auch auf Wohngebäude ausgeweitet, allerdings in einer vereinfachten Version. Das bisherige vereinfachte Nachweisverfahren wird aufgegeben, ebenso die Formulierung von Maximalwerten in Bezug auf das Verhältnis (A/V). Für die [[Gebäudehülle]] wurden neue Referenzwerte festgelegt. Überarbeitet wurden auch die Anforderungen der [[Sanierung (Bauwesen)|Nachrüstung]] im Baubestand.<br /> <br /> Die Änderungen der EnEV 2009 im Überblick:<br /> * Die Obergrenze des zulässigen Jahres-Primärenergiebedarfs wurde für Neu- und Altbauten (bei Modernisierung) um durchschnittlich 30 % reduziert.<br /> * Die energetischen Anforderungen an die Wärmedämmung von Neubauten wurden um durchschnittlich 15 % erhöht.<br /> * In der Altbaumodernisierung mit wesentlichen baulichen Änderungen an Bauteilen (Fassade, Fenster und Dach) wurde die energetische Anforderung um 30 % erhöht. Eine Erleichterung gilt nur noch, „wenn die Fläche des geänderten Bauteiles nicht mehr als 10 von Hundert der gesamten jeweiligen Bauteilfläche des Gebäudes betrifft“ ({{§|9|enev_2007|juris}} Abs. 3 EnEV). Das bedeutet, werden mehr als 10 % eines Baues (bemessen am gesamten Gebäude) verändert, greift die EnEV 2009. Vorher lag die Bagatellgrenze bei bis 20 % eines Baues bezogen auf die Ausrichtung / Himmelsrichtung des entsprechenden Baues.<br /> * Dachböden müssen bis Ende 2011 eine Wärmedämmung erhalten. Je nach Raumnutzung kann die Geschossdecke oder eine Dachdämmung gewählt werden. Bei Neuerwerbung besteht eine Nachrüstpflicht. Für Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern besteht weiterhin die Freistellung, wenn der Eigentümer bereits am 1. Februar 2002 in seinem Haus wohnte.<br /> * Klimaanlagen, die die Feuchtigkeit der Raumluft verändern, müssen mit einer automatischen Regelung zur Be- und Entfeuchtung nachgerüstet werden.<br /> * [[Nachtspeicherheizung]]en, die 30 Jahre oder älter sind, müssen bis zum 1. Januar 2020 durch effizientere Heizungen ersetzt werden. Dies betrifft insbesondere Wohngebäude mit mindestens sechs Wohneinheiten und Nichtwohngebäude mit mehr als 500 Quadratmetern Nutzfläche. Ausgenommen sind Gebäude, die nach dem Anforderungsniveau der Wärmeschutzverordnung 1995 erbaut sind, oder wenn der Austausch unwirtschaftlich wäre. Das Gleiche gilt in Gebäuden, in denen durch öffentlich-rechtliche Vorschriften der Einsatz von elektrischen Speicherheizsystemen vorgeschrieben ist.<br /> * Der Vollzug der Verordnung wird strenger überprüft. Bestimmte Prüfungen werden dem [[Schornsteinfeger]] übertragen und Nachweise bei der Durchführung bestimmter Arbeiten im Gebäudebestand ([[Unternehmererklärung]]en) eingeführt.<br /> * Es werden einheitliche Bußgeldvorschriften bei Verstößen gegen zentrale Vorschriften der EnEV eingeführt. Verstöße gegen bestimmte Neu- und Altbauanforderungen der EnEV und die Bereitstellung und Verwendung falscher Daten beim [[Energieausweis]] werden als Ordnungswidrigkeit geahndet.<br /> <br /> == Die EnEV 2013 ==<br /> Die Bundesregierung hat am 16. Oktober 2013 die Novellierung der Energieeinsparverordnung mit den Änderungen des Bundesrats-Beschlusses vom 11. Oktober 2013 beschlossen. Die Verkündung der Änderungen erfolgte im Bundesgesetzblatt vom 21. November 2013. Die Neuerungen traten überwiegend am 1. Mai 2014 in Kraft.&lt;ref&gt;{{§§|Zweite Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung|buzer|text=Zweite Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung}} vom 18. November 2013 ({{BGBl|2013n I S. 3951}})&lt;/ref&gt; Diese Novelle der EnEV wird teilweise mit unterschiedlichen Jahreszahlen bezeichnet. Auf Grund des Beschlusses der Novelle im Jahr 2013 wird sie gelegentlich als EnEV 2013 bezeichnet, durch das Inkrafttreten der Fassung im Jahr 2014 wird sie meistens als EnEV 2014 bezeichnet. Die zum 1. Januar 2016 in Kraft getretenen Anforderungsänderungen werden gelegentlich unter dem Begriff EnEV 2016 oder EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016 beschrieben. Es handelt sich jedoch in allen drei Fällen um dieselbe Version der Verordnung.<br /> <br /> Die Überarbeitung der Energieeinsparverordnung findet ihren eigentlichen Ursprung im [[Kyoto-Protokoll]] von 1997 und dem damit verbundenen Ziel der Bundesregierung, bis 2050 einen nahezu [[klimaneutral]]en Gebäudebestand zu erreichen. Inhaltliche Grundlage des aktuellen Beschlusses ist die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (2010/31/EU).<br /> Eigentlich schreibt die EU-Richtlinie ein Inkrafttreten der Landesregelung bis zum 9. Januar 2013 vor. Dieser Termin konnte nicht gehalten werden.<br /> <br /> Als Nachweisverfahren sollte die [[DIN 4108]] auch im Wohngebäude ganz von der [[DIN V 18599]] abgelöst werden. In der beschlossenen Fassung der EnEV bleibt das Nachweisverfahren der DIN 4108 mit DIN 4701-10 für Wohngebäude gültig. Mit dem sogenannten Modellgebäudeverfahren wird sogar ein vereinfachtes drittes „Nachweis“verfahren eingeführt.<br /> <br /> Zu den wichtigsten Änderungen zählen:<br /> * Heizkessel, die älter als 30 Jahre sind, dürfen nicht mehr betrieben werden. Ausnahmeregeln betreffen z. B. Ein- und Zweifamilienhäuser, die am 1. Februar 2002 vom (aktuellen) Eigentümer selbst bewohnt wurden, oder Niedertemperatur- und Brennwertkessel.<br /> * Verschärfung der Anforderungen an den [[Primärenergiebedarf]] von Neubauten (Wohn- und Nichtwohngebäude) in einer Stufe um 25 % seit dem 1. Januar 2016. Zusätzliche Verschärfung der bauteilbezogenen Höchstwerte für den Wärmedurchgangskoeffizienten bei Nichtwohngebäuden um ca. 20 Prozent.<br /> * Keine Anhebung der Anforderungen bei der [[Gebäudesanierung|Sanierung von Gebäuden]].<br /> * Verpflichtung der Bundesländer zu Stichprobenkontrollen der [[Energieausweis]]e, der Einhaltung der EnEV-Neubauanforderungen und der Berichte über die Inspektion von Klimaanlagen.<br /> * Modellgebäudeverfahren. Zusätzliches vereinfachtes Nachweisverfahren für Wohngebäude (an enge Kriterien gebunden).<br /> [[Datei:Effizienzklasse EnEV 2014.png|thumb|Tabelle Effizienzklasse EnEV 2013]]<br /> * Die wichtigsten Änderungen zum Energieausweis sind: Neuskalierung mit Angabe von Energieeffizienzklassen im Bandtacho. Vorlagepflicht bei Vermietung und Verkauf bis hin zu Pflichtangaben zur Energieeffizienz bei Immobilienanzeigen. Wenn zum Zeitpunkt der Anzeigenschaltung (gemeint sind Inserate in kommerziellen Medien gleich welcher Art) kein gültiger Energieausweis vorliegt, dann müssen die Angaben gem. EnEV 2014 nicht in der Anzeige aufgeführt sein. Ein gültiger Ausweis muss spätestens beim Besichtigungstermin vorgelegt und nach Vertragsabschluss übergeben werden. Für die Einhaltung der Pflicht ist der Verkäufer oder der Vermieter verantwortlich. Bei Wohngebäuden sind diese Pflichtangaben:<br /> *: a&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; die Art des Energieausweises (Energiebedarfsausweis oder Energieverbrauchsausweis),<br /> *: b&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; den im Energieausweis genannten Endenergiebedarfs- oder Endenergieverbrauchswert für das Gebäude,<br /> *: c&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; die im Energieausweis genannten wesentlichen Energieträger für die Heizung des Gebäudes,<br /> *: d&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; das im Energieausweis genannte Baujahr und<br /> *: e&lt;nowiki&gt;)&lt;/nowiki&gt; die im Energieausweis genannte Energieeffizienzklasse.<br /> * Die Einführung von Bußgeldern für den Verstoß gegen die EnEV bis zu 50.000 €.<br /> <br /> Die Austauschforderung der EnEV 2013 betrifft nur wenige überholte Wärmeerzeuger. Rund 11 Millionen Niedertemperaturheizungen fallen nicht unter die Austauschpflicht, entsprechen aber auch nicht dem Stand der Technik. Der [[Bundesverband Erneuerbare Energie]] kritisierte die EnEV daher als &quot;wirkungslos&quot;.&lt;ref&gt;[http://www.bee-ev.de/3:1525/Meldungen/2013/Neue-Energieeinsparverordnung-bleibt-voellig-wirkungslos.html Pressemitteilung]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparungsgesetz]]<br /> * [[Energieausweis]]<br /> * [[Effizienzhaus]], [[Energiestandard]]<br /> * [[Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz]]<br /> * [[DIN V 18599]]<br /> * [[DIN 4108]]<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{§§|enev_2007|juris|text=Text der Energieeinsparverordnung}} (aktuelle Fassung)<br /> * {{§§|URL|2=http://www.buzer.de/gesetz/7831/l.htm|3=Synopse der Änderungen und Texte der EnEV 2007, 2009 und 2013}}<br /> * {{§§|EnEV 2004|buzer|text=EnEV 2004 (bis zum 1. Oktober 2007 gültig)}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Rechtshinweis}}<br /> <br /> [[Kategorie:Rechtsquelle (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Rechtsquelle (21. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Energierecht (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Öffentliches Baurecht (Deutschland)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Effizienzhaus&diff=169591564 Effizienzhaus 2017-10-01T16:27:53Z <p>Mdjango: Tabelle angepasst und mit Fußnoten. EnEV 2014 mit Änderungen aus 2016. KfW-Effizenzhaus-Standaards angepasst.</p> <hr /> <div><br /> Der Begriff '''Effizienzhaus''' ist ein [[Energiestandard|Energiestandard für Wohngebäude]], den die Kreditanstalt für Wiederaufbau [[KfW|(KfW)]] eingeführt hat.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Effizienzhäuser sind Gebäude, die sich durch eine besonders energieeffiziente Bauweise und Gebäudetechnik auszeichnen und die eine höhere [[Energieeffizienz|Energieeffizienz]] erreichen als vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Gemessen wird die [[Energieeffizienz]] eines Gebäudes anhand des [[Transmissionswärmeverlust|Transmissionswärmeverlustes]] (Wärmeverlust durch die [[Gebäudehülle]] wie Dämmung und Fenster) und darauf aufbauend des Jahresprimärenergiebedarfs (einen großen Einfluss hat der genutzte Energieträger). Für diese Kennzahlen definiert die jeweils gültige [[Energieeinsparverordnung|Energieeinsparverordnung (EnEV)]] die Ermittlung von Referenzwerten. Darauf aufbauend erfolgt die Zuordnung in verschiedene staatliche Förderstandards der [[KfW]]. Es existieren verschiedene KfW-Effizienzhaus-Standards für Neubauten und energetische Sanierung von Bestandsimmobilien.<br /> <br /> == Gebäudestandards ==<br /> Effizienzhäuser gibt es in verschiedenen [[Energiestandard|Energiestandards]]. Als Ausgangspunkt gelten die Vorgaben der EnEV, mit denen für jedes Bau- oder Sanierungsvorhaben ein sogenanntes Referenzhaus berechnet wird. Dieses Referenzhaus hat dieselbe Geometrie, Nutzfläche und Ausrichtung wie das zu erstellende Gebäude und zieht für jedes Bauteil (z. B. Wand, Fenster, Tür) Referenzwerte der EnEV heran. Daraus ergeben sich gebäudespezifische Referenzwerte für den Transmissionswärmeverlust und den Jahresprimärenergiebedarf auf denen der Energiestandard aufbaut. Ein KfW-Effizienzhaus 100 darf daher höchstens so viel Primärenergie verbrauchen wie das Referenzhaus. Zusätzlich darf der Transmissionswärmeverlust höchstens bei 115 % liegen. Je kleiner die Zahl desto energiesparender ist das Haus. Den geringsten Energiebedarf hat das Effizienzhaus 40, dessen Primärenergiebedarf nur 40 % des Referenzhauses beträgt.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Das-KfW-Effizienzhaus/ Das-KfW-Effizienzhaus]&lt;/ref&gt; <br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Zulässige Höchstwerte bezogen auf das EnEV 2014-Referenzhaus (Neubau und Sanierung)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: Dezember 2015)&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> ! Standard !! Primärenergiebedarf !! [[Transmissionswärmeverlust]]<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 40 || 40 % || 55 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 55 || 55 % || 70 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 70 || 70 % || 85 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 85 || 85 % || 100 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 100 || 100 % || 115 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 115 || 115 % || 130 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus Denkmal{{FN|1}} || 160 % || 175 %<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;3&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Zielwert bei denkmalgeschützten Gebäuden, hiervon kann unter Umständen auch abgewichen werden.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> * Obwohl seit dem 1. Mai 2014 die novellierte [[Energieeinsparverordnung|Energieeinsparverordnung EnEV 2014]] gilt, traten verschärfte energetische Vorgaben für Neubauten erst ab dem 1. Januar 2016 in Kraft (EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016). <br /> * Zusätzlich zu den Förderstandards der KfW gibt es das Gütesiegel „Effizienzhaus“ der [[Deutsche Energie-Agentur|Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena)]]. Das Siegel bestätigt den KfW-Standard durch ein qualitätsgesichertes Verfahren.&lt;ref&gt;[http://www.enev-online.com EnEV]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Passivhaus|Passivhausstandard]] gibt im Gegensatz zum KfW-Effizienzhausstandard keinen auf die EnEV bezogenen relativen Wert vor, sondern definiert als wesentliche Größe einen wohnflächenbezogenen maximalen Heizwärmebedarf von 15 kWh/m²a oder eine Heizlast von maximal 10&amp;nbsp;W/m², um auf eine klassische Gebäudeheizung verzichten zu können. Dies entspricht in etwa 20 % des Wertes eines EnEV Referenzhauses eines Einfamilienhaus mit 120 m², in der Regel kann ein Passivhaus als Effizienzhaus von der KfW gefördert werden.<br /> <br /> == Förderung für Wohngebäude ==<br /> Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet Bauherren und Hausbesitzern zinsgünstige Kredite und Zuschüsse für die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau von Wohnimmobilien mit den Programmen „Energieeffizient Bauen“ (Programm 153) und „Energieeffizient Sanieren“ (Programme 151, 152, 430). Die Höhe der Förderung ist abhängig von der erreichten [[Energieeffizienz|Energieeffizienz]] des Gebäudes. Zudem fördert die KfW einzelne Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Qualität bestehender Wohngebäude.<br /> <br /> === Die wichtigsten Änderungen für Neubauten seit April 2016 ===<br /> Seit dem 1. April 2016 gelten weitere Beschlüsse der am 1. Mai 2014 in Kraft getretenen Energieeinsparverordnung (EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016). Die neuen Vorschriften bringen erhebliche Änderungen mit sich, die alle Neubauten betreffen. Diese beziehen sich vor allem auf folgende Punkte: <br /> * Der zulässige Primärenergiebedarf wurde um 25 % herabgesetzt.<br /> * Die Transmissionswärmeverluste müssen um 20 % gesenkt werden.<br /> * Bei Verstößen drohen nun stärkere Sanktionen mit Bußgeldern in Höhe von bis zu 50.000 €.<br /> <br /> Diese neuen Mindestanforderungen haben ebenfalls einen enormen Einfluss auf das KfW-Förderprogramm. Die strengeren Richtlinien spiegeln sich auch in der Bewilligung der Förderungen für Neubauten wider. Gleichzeitig wurde die Förderhöhe aber auch erheblich ausgebaut, denn der Förderungshöchstbeitrag pro Wohneinheit wurde von 50.000 € auf 100.000 € verdoppelt. Auch wurde die maximal wählbare Zinsbindung von bis zu 10 Jahren auf bis zu 20 Jahren angehoben. Das KfW-Effizienzhaus 70 wird nicht mehr gefördert und entspricht jetzt dem Referenzhaus. Zur Erleichterung zur Nachweisbarkeit für den Bauherren wurde ein alternatives Nachweisverfahren für das KfW-Effizienzhaus 55 umgesetzt. Der Nachweis ist jetzt an Referenzwerte und nicht mehr an komplizierte mathematische Berechnungen geknüpft.<br /> <br /> Außerdem wurde eine weitere Stufe der KfW-Förderung eingeführt, das KfW-Effizienzhaus 40 plus. Das KfW-Effizienzhaus 40 plus muss die Anforderungen an das bereits bestehende Kfw-Effizienzhaus 40 erfüllen und zusätzlich einen wesentlichen Teil des Energiebedarfs über ein sogenanntes „Plus-Paket“ direkt am Gebäude erzeugen und speichern. Das „Plus-Paket“ umfasst die folgenden vier Kriterien:<br /> * Eine stromerzeugende Anlage auf Basis erneuerbarer Energien, zum Beispiel durch Photovoltaikanlagen, kleine Windkraftanlagen oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die zu 100 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden.<br /> * Ein stationäres Batteriespeichersystem als Stromspeicher gewährleistet die Unabhängigkeit von externen Energieversorgern.<br /> * Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von mindestens 80 %.<br /> * Eine Visualisierung von Stromerzeugung und Stromverbrauch über ein entsprechendes Benutzerinterface umsetzen, beispielsweise durch ein Online-Monitoring.<br /> <br /> === Förderhöhen für Neu- und Altbau ===<br /> Die Förderhöhe steigt mit der energetischen Qualität des Gebäudes und wird zwischen Neu- und Altbau unterschieden. Da es im Neubau deutlich einfacher ist einen guten Effizienzstandard zu erreichen als im Altbau, definiert die EnEV für den Neubau als zulässigen Primärenergiebedarf maximal 75 % des Referenzgebäudes (ab 1. Januar 2016, zuvor 100 %) und im Altbau 115 % (ab 1. Januar 2016, zuvor 140 %); eine Ausnahme sind Denkmäler. Da eine staatliche Förderung nur als zusätzlicher Anreiz für bessere Standards möglich ist, gelten für den Neubau nur die Standards 40 Plus, 40 und 55. Ein Effizienzhaus 70 war übergangsweise möglich für Neubauten mit eingereichtem Bauantrag bis 1. April 2016. Bei der energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien gibts es die Standards 55, 70, 85, 100 und 115 sowie Denkmal. Daneben werden auch Einzelmaßnahmen gefördert.<br /> <br /> Für den Neubau sind Förderungen als Darlehen mit Tilgungszuschuss möglich. Für ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus, 40 und 55 beträgt der Zinssatz 0,75 %. Für Neubauten mit KfW-Effizienzhaus-Standard gibt es einen Kredit mit 5 % Tilgungszuschuss bei einem Zinssatz zwischen 0,75 % und 1,5 % je nach Kreditlaufzeit und gewählter tilgungsfreier Anlaufzeit. (Stand: April 2016)<br /> <br /> Energetische Sanierungen von Bestandsgebäuden werden mit zinsgünstigen Darlehen mit 0,75 % Zinsen gefördert. Dabei sind je nach erreichtem Standard unterschiedliche Tilgungszuschüsse möglich, der Effizienzhaus 40 Standard und Effizienzhaus 40 Plus Standard findet hier keine Anwendung. Alternativ kann bei Sanierungen ein Zuschuss ohne Darlehen erfolgen, der Zuschuss liegt hier zwischen 10 % - 30 % der förderfähigen Kosten mit bis zu 5.000 Euro - 30.000 Euro je Wohneinheit, je nach erreichtem KfW-Effizienzhaus-Typ. (Stand: April 2016)<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Förderhöhe für KfW-Effizienzhäuser (EnEV 2014 mit Änderungen ab 2016)&lt;br /&gt;&lt;small&gt;Stand: April 2016&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Kredit-(151-152)/#2 KfW-Programm Energieeffizient Sanieren – Kredit (Programme 151, 152)]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Bauen-(153)/#2 KfW-Programm Energieeffizient Bauen – Kredit (Programm 153)]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Zuschuss-%28430%29/#2 KfW-Programm Energieeffizient Sanieren – Investitionszuschuss (Programm 430)]&lt;/ref&gt;&lt;/small&gt;<br /> <br /> |-<br /> ! Standard !! Neubau !! Sanierung{{FN|1}}<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 Plus || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 15 % ||<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 10 % || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 5 % || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 27,5 % oder Investitionskostenzuschuss 30,0 % <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || Kredit von bis zu 50.000 Euro mit Tilgungszuschuss x % (Tilgungszuschuss entfiel ab 01.04.2016) || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 22,5 % oder Investitionskostenzuschuss 25,0 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 17,5 % oder Investitionskostenzuschuss 20,0 % <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 15,0 % oder Investitionskostenzuschuss 17,5 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 115 || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 12,5 % oder Investitionskostenzuschuss 15,0 %<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus Denkmal || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 12,5 % oder Investitionskostenzuschuss 15,0 %<br /> |-<br /> | Einzelmaßnahmen || || Kredit von bis zu 50.000 Euro mit Tilgungszuschuss 7,5 % oder Investitionskostenzuschuss 10,0 %<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;3&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Nur für Ein- und Zweifamilienhausbesitzer oder private Eigentümergemeinschaften ist die Zuschussvariante wählbar.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Daneben gibt es noch bundeslandesspezifische Förderprogramme und Begleitförderungen zur Vorbereitung und Durchführung von Effizienzmaßnahmen am Gebäude.<br /> <br /> === Fördermittelantrag ===<br /> Die Förderung muss vor Baubeginn beantragt werden. Kredite sind über die Hausbank zu beantragen, der Investitionszuschuss direkt bei der KfW. Um eine KfW-Förderung für ein Effizienzhaus zu erhalten, muss ein zertifizierter [[Energieberater]] in das Vorhaben eingebunden werden. Er bestätigt die Einhaltung der technischen Mindestanforderungen der KfW. Diese Bestätigung brauchen Bauherren und Hausbesitzer für die Beantragung der Förderung. Neben der energetischen Fachplanung führt der Energieberater auch die professionelle Baubegleitung durch. Diese ist bei einem KfW-Effizienzhaus 40 und 55 für den Erhalt der Förderung immer erforderlich. Für die [[KfW|KfW-Förderung]] muss der Energieberater seit dem 1. Juni 2014 in der Energieeffizienz-Expertenliste für die Förderprogramme des Bundes&lt;ref&gt;[https://www.energie-effizienz-experten.de/ Energieeffizienz-Experten]&lt;/ref&gt; eingetragen sein.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Baubegleitung-%28431%29/index.html KfW-Programm Energieeffizient Sanieren – Baubegleitung als Qualitätssicherung (Programm 431)]<br /> * [https://effizienzhaus.zukunft-haus.info/effizienzhaeuser/informationen-effizienzhaus-datenbank/ Effizienzhaus-Datenbank: Beispiele]<br /> * [https://www.energie-effizienz-experten.de Zugelassene Energieberater]<br /> * [https://almondia.com/de/kfw-70-55-oder-40/ Änderungen durch die Energieeinsparverordnung]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> [[Kategorie:Energiesparendes Bauen]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energiestandard&diff=169589930 Energiestandard 2017-10-01T15:34:21Z <p>Mdjango: /* Deutschland */ tabelle: +Überschrift. +Fußnoten in Tabelle.</p> <hr /> <div>[[Datei:Passivhaus thermogram gedaemmt ungedaemmt.png|mini|[[Thermografie|Bauthermografie]]: Passivhaus rechts im Vergleich zu einem Standardgebäude links]]<br /> <br /> Der '''Energiestandard''' eines [[Gebäude]]s legt fest, wie hoch der [[Primärenergiebedarf|Energiebedarf]] pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr sein darf.<br /> <br /> Generell wird ein bestimmter Energiestandard durch bauliche Maßnahmen und [[Haustechnik]] erreicht. Das Nutzerverhalten hat keinen Einfluss auf den Standard, beeinflusst aber den tatsächlichen Verbrauch.<br /> <br /> Gemäß Industrieausschuss des Europäischen Parlaments sollten alle Gebäude, die nach dem 31. Dezember 2018 errichtet werden, ihren Energiebedarf [[Nullenergiehaus|vor Ort]] erzeugen.&lt;ref&gt;[http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1038921 Industrieausschuss der EU 2009]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Standards ==<br /> In der Bauwirtschaft gibt es eine Vielzahl von Energiestandards und Bezeichnungen. Diese sind teilweise durch Verordnungen und Normen festgelegt. Viele Standards sind inzwischen [[Zertifizierung|zertifiziert]] und/oder [[Qualitätssicherung|qualitätsgesichert]].<br /> <br /> Im deutschen Sprachraum ist die übliche Maßzahl des Energiebedarfs ''Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr'' [kWh/(m²·a)]. Der Energiebedarf kann umgerechnet werden in andere Größen: 1 kWh/(m²·a) entspricht 3,6 MJ/(m²·a) bzw. 0,114 W/m² bzw. 0,1 l/(m²·a) [[Öleinheit|Heizöläquivalent]]. Daher stammt der Begriff „3-Liter-Haus“, was etwa 30 kWh/(m²·a) entspricht.<br /> <br /> Dabei treten folgende Abgrenzungsschwierigkeiten auf. Je nachdem, was gemeint ist, unterscheiden sich die von einem Haus erfüllten Werte erheblich voneinander:<br /> * Art und Zweck der Energie sind zu bestimmen, z.&amp;nbsp;B. Primärenergie, Nutzenergie, Endenergie, Heizwärme.<br /> * Die Art und Berechnung der Fläche ist näher zu bestimmen.<br /> <br /> {{Anker|Deutschland}}<br /> <br /> == Deutschland ==<br /> {{Hauptartikel|Effizienzhaus}}<br /> Einige übliche und allgemein anerkannte Standards bezeichnen Förderstufen der [[KfW|KfW-Förderbank]].&lt;ref&gt;[http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/BauenWohnen/index.jsp KfW Privatkundenbank – Bauen, Wohnen, Energie sparen]&lt;/ref&gt; Die Bundesregierung fördert die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau zum [[Effizienzhaus | KfW-Effizienzhaus]] über die [[KfW | KfW-Förderbank]]. Gefördert wird mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. <br /> <br /> Die [[Energieeinsparverordnung]] definiert das grundsätzliche Effizienzniveau und wird auf Basis der EU-Gesetzgebung regelmäßig aktualisiert. Der Energiebedarf wird meist auf die Gebäudenutzfläche (A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach [[Energieeinsparverordnung|EnEV]]) oder die beheizte Wohnfläche nach Wohnflächenverordnung (WoFlVO) bezogen. Zu unterscheiden sind ferner der Heizwärmebedarf und der (vom Energieträger abhängige) [[Primärenergiebedarf]].<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Vergleich Energiebedarf und -verlust verschiedener Baustandards und Verordnungen&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: 2015)&lt;/small&gt;<br /> ! Standard !! Heizwärmebedarf Q&lt;sub&gt;h&lt;/sub&gt; !! [[Primärenergiebedarf]] Q&lt;sub&gt;P&lt;/sub&gt; !! Endenergie-bedarf Q&lt;sub&gt;e&lt;/sub&gt; !! [[Transmissionswärmeverlust]] H'&lt;sub&gt;T&lt;/sub&gt;<br /> |-<br /> | Nicht saniertes Wohnhaus, Baujahr 1960–1980 || 300 kWh/(m²·a)|| || ||<br /> |-<br /> | Durchschnitt Deutschland 2002&lt;ref&gt;[http://www.bine.info/pdf/publikation/BILD0901x.pdf Bine – Fachinformationszentrum Karlsruhe] (PDF; 17&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; || 160 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | [[Wärmeschutzverordnung]] (WSVO 77) || ≤ 250 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 82) || ≤ 150 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | Wärmeschutzverordnung (WSVO 95) || ≤ 100 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | [[Niedrigenergiehaus]] (EnEV 2002) || ≤ 70 kWh/(m²·a) || || ||<br /> |-<br /> | KfW-60-Haus (EnEV 2004) || || ≤ 60 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |-<br /> | KfW-40-Haus (EnEV 2004) || || ≤ 40 kWh/(m²·a)|| ||<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 (EnEV 2007) || || ≤ 60 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}70 % Höchstwert [[Energieeinsparverordnung|EnEV]] 2007<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2007) || || ≤ 40 kWh/(m²·a) || || ≤ {{0}}55 % Höchstwert EnEV 2007<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 (EnEV 2009) || ≤ 55 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 85 % Höchstwert EnEV 2009 (ca. 50 kWh/(m²·a)) || || ≤ 100 % Höchstwert EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 (EnEV 2009) || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2009) || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 (EnEV 2009) || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}}|| ≤ 40 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | Energieeinsparverordnung 2016 (EnEV 2016) || ≤ 45 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 70 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}85 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2016) || ≤ 35 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 55 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}70 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 (EnEV 2016) || ≤ 25 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 40 % Höchstwert EnEV 2009 || || ≤ {{0}}55 % H&lt;sub&gt;T,Ref&lt;/sub&gt; EnEV 2009<br /> |-<br /> | [[Passivhaus]] (PHPP) || ≤ 15 kWh/(m²·a) {{FN|1}} || ≤ 120 kWh/(m²·a) {{FN|2}} || ||<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;5&quot;| Für das Passivhaus gelten folgende Abweichungen: {{FNZ|1|&lt;small&gt;Der Jahres-Heizwärmebedarf wird nach dem LEG/PHI-Verfahren (PHPP) auf die tatsächliche beheizte Fläche (Energiebezugsfläche) bilanziert (statt Gebäudenutzfläche A&lt;sub&gt;N&lt;/sub&gt; nach EnEV).&lt;/small&gt;}}<br /> {{FNZ|2|&lt;small&gt;Der Jahres-Primärenergiebedarf wird nach dem PHPP berechnet und enthält die Bedarfe für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung, Kühlung und Haushaltsstrom. Der Primärenergiebedarf nach EnEV hingegen enthält keinen Bedarf für Haushaltsstrom.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> {{Anker|Österreich}}<br /> <br /> === Geschichte ===<br /> Deutschlands erstes [[Energieautarkie|energieautarkes]] Haus, das sogenannte ''Freiburger Solarhaus'', wurde im November 2012 20&amp;nbsp;Jahre alt.&lt;ref&gt;''[[Badische Zeitung|badische-zeitung.de]]'', 5. November 2012, Wulf Rüskamp: [http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/als-solar-noch-aufregend-war--65308185.html ''Als Solar noch aufregend war''], abgerufen am 30. September 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit dem 1. Januar 2016 gilt die EnEV 2016. Der maximal zulässige Energieverbrauch für Neubauvorhaben ist mit der Novellierung der EnEV auf das Niveau eines KfW-70 Vorhaben (EnEV 2009) abgesenkt worden. Ob sich die Mehrkosten für Bauherrn binnen 10 Jahren amortisieren, ist umstritten. &lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://dabonline.de/2012/11/01/mehr-energie-als-geld-gespart/|titel=Mehr Energie als Geld gespart|autor=Christoph Beecken, Stephan Schulze|hrsg=|werk=|datum=2012-11-01|sprache=de|kommentar=Im Artikel wird auf zwei PDF-Anlagen verwiesen;: Kosten-Varianten: Mehraufwand und Amortisation und Investitions-Varianten: Anfangskosten und laufender Aufwand|zugriff=2017-09-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Österreich ==<br /> === Kategorien für den Energieausweis ===<br /> In [[Österreich]]&lt;ref name=&quot;Tirol&quot;&gt;{{Literatur | Autor= | Herausgeber= Energie Tirol | Titel=Energieausweis. Energiebilanz ziehen! Wie viel Heizenergie verbraucht ein Gebäude? | Ort= Innsbruck | Jahr=2009 | Online=[http://www.stanz.tirol.gv.at/gemeindeamt/download/219520226_1.pdf pdf] | Zugriff=2017-04-17| Kommentar=Aktion ''Tirol A++'' – Eine Initiative von Land Tirol und Energie Tirol |Seiten = 3, 5}}&lt;/ref&gt; sind die Energiestandards – konform mit der [[EU-Gebäuderichtline]] – nach [[ÖNORM H 5055]] ''Energieausweis für Gebäude'' wie folgt geregelt:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ '''Kategorien A++ bis G''', [[Heizwärmebedarf]] (HWB) von Gebäuden<br /> |- align=&quot;center&quot; style=&quot;vertical-align:baseline&quot;<br /> | HWB in [[Kilowattstunde|kWh]]/([[Energiebezugsfläche|m&lt;sup&gt;2&lt;/sup&gt;]]·[[Jahr|a]]) || colspan=2 | Kategorie || HWB (l&amp;nbsp;[[Heizöläquivalent]])<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 10 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00adef; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:1em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A++&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Passivhaus#Österreich|Passivhaus]]''|| 200–300{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 15 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0084b5; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:3em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A+&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=2|''[[Niedrigstenergiehaus#Österreich|Niedrigstenergiehaus]]'' || rowspan=2| 400–700{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 25 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#00954d; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:5em;&quot;&gt; &lt;big&gt;A&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 50 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#0cb14b; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:7em;&quot;&gt; &lt;big&gt;B&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || ''[[Niedrigenergiehaus#Österreich|Niedrigenergiehaus]]'' || 1000–1500{{FN|(a)}}<br /> |-style=&quot;vertical-align:baseline&quot;&lt;!-- FN --&gt;<br /> | ≤ 100 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#99ca3c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:9em;&quot;&gt; &lt;big&gt;C&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || Zielwert nach Bauvorschrift 2008 || 1500–2500{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 150 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#ede824; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:11em;&quot;&gt; &lt;big&gt;D&lt;/big&gt;&lt;/span&gt; || rowspan=4 | alte, unsanierte Gebäude{{FN|&amp;nbsp;}} ||rowspan=4 | &gt; 3000{{FN|(a)}}<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 200 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#f0b41c; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:13em;&quot;&gt; &lt;big&gt;E&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | ≤ 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#df7527; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:15em;&quot;&gt; &lt;big&gt;F&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |- style=&quot;vertical-align:middle&quot;<br /> | &gt; 250 ||&lt;span style=&quot;color:white; background-color:#e33226; padding-bottom:3px; padding-top:3px; padding-left:1em; padding-right:17em;&quot;&gt; &lt;big&gt;G&lt;/big&gt;&lt;/span&gt;<br /> |}<br /> &lt;small&gt;<br /> {{FNZ|(a)|Bezogen auf ein [[Einfamilienhaus]] mit 150&amp;nbsp;m² und Vier-Personen-Haushalt (ohne Warmwasser)}}<br /> &lt;/small&gt;<br /> Diese Bewertungsskala wird für jedes Haus individuell ermittelt und in den [[Energieausweis#Österreich|Energieausweis]], der für jedes Gebäude Österreichs Pflicht ist (derzeit in Einführung: Baubewilligung für Errichtung oder bei Sanierung ab einer gewissen Grundfläche, für Förderungen usw.), eingetragen. Diese Bewertung ist zwar [[Landesebene#Österreich|Ländersache]], aber für Österreich weitgehend konform.<br /> <br /> === klima:aktiv haus ===<br /> [[Datei:Klima aktiv Logo.svg|120px|mini|Logo ''klima:aktiv''-Initiative des [[Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie|BMVIT]]]]<br /> Neben den im Energieausweis-Vorlage-Gesetz und der ÖNORM H 5055 definierten Energiestandards gibt es den neueren ''[[klima:aktiv Gebäudestandard]]''. Er setzt auf dem PHPP-Standard des [[Passivhaus Institut]]s Darmstadt auf, geht aber über einen reinen Energiestandard hinaus.&lt;ref name=&quot;klima:aktiv&quot;&gt;[http://www.klimaaktiv.at/ www.klimaaktiv.at] - Österreich hat mit dem klima:aktiv Haus einen neuen Standard.&lt;/ref&gt;<br /> {{Anker|Schweiz}}<br /> <br /> == Schweizer Minergiestandard ==<br /> [[Datei:Minergie-Logo.svg|120px|mini|Logo des Vereins und Standards ''Minergie'']]<br /> Neue und sanierte Bauten können nach dem ''[[Minergie]]standard'' zertifiziert werden. Der Minergie-Standard ist insbesondere in der [[Schweiz]] verbreitet. Dieser schreibt je nach Nutzung des Baus maximale Energiekennzahlen vor. Als [[Energiebezugsfläche]] gilt die [[Bruttogeschossfläche]].<br /> <br /> Der Schweizer ''[[Minergie-P]]-Standard'' für Passivhäuser weicht leicht von den deutschen Anforderungen des Passivhauses ab.<br /> <br /> == Abgrenzung ==<br /> <br /> Der [[Nullenergiehaus]]-Standard kommt im Jahresmittel ohne Netto-Energiebezug von außen aus. Die benötigte Energie wird am Haus selbst erzeugt. Dieser Standard sagt jedoch nichts über den Energiebedarf des Hauses selbst aus.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Energieeinsparung]], [[Energieeinsparverordnung]], [[Energieausweis]]<br /> * [[Portal:Architektur und Bauwesen]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Energiestandard|!Energiestandard]]<br /> [[Kategorie:Energiewirtschaft (Österreich)]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Effizienzhaus&diff=169589618 Effizienzhaus 2017-10-01T15:24:13Z <p>Mdjango: /* Gebäudestandards */ Update TAbelle: Fußnoten in Tabelle.</p> <hr /> <div><br /> Der Begriff '''Effizienzhaus''' ist ein [[Energiestandard|Energiestandard für Wohngebäude]], den die Kreditanstalt für Wiederaufbau [[KfW|(KfW)]] eingeführt hat.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Effizienzhäuser sind Gebäude, die sich durch eine besonders energieeffiziente Bauweise und Gebäudetechnik auszeichnen und die eine höhere [[Energieeffizienz|Energieeffizienz]] erreichen als vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Gemessen wird die [[Energieeffizienz]] eines Gebäudes anhand des [[Transmissionswärmeverlust|Transmissionswärmeverlustes]] (Wärmeverlust durch die [[Gebäudehülle]] wie Dämmung und Fenster) und darauf aufbauend des Jahresprimärenergiebedarfs (einen großen Einfluss hat der genutzte Energieträger). Für diese Kennzahlen definiert die [[Energieeinsparverordnung|Energieeinsparverordnung (EnEV)]] die Ermittlung von Referenzwerten. Darauf aufbauend erfolgt die Zuordnung in verschiedene staatliche Förderstandards der [[KfW]].<br /> <br /> == Gebäudestandards ==<br /> Effizienzhäuser gibt es in verschiedenen [[Energiestandard|Energiestandards]]. Als Ausgangspunkt gelten die Vorgaben der EnEV, mit denen für jedes Bau- oder Sanierungsvorhaben ein sogenanntes Referenzhaus berechnet wird. Dieses Referenzhaus hat dieselbe Geometrie, Nutzfläche und Ausrichtung wie das zu erstellende Gebäude und zieht für jedes Bauteil (z. B. Wand, Fenster, Tür) Referenzwerte der EnEV heran. Daraus ergeben sich gebäudespezifische Referenzwerte für den Transmissionswärmeverlust und den Jahresprimärenergiebedarf auf denen der Energiestandard aufbaut. Ein KfW-Effizienzhaus 100 darf daher höchstens so viel Primärenergie verbrauchen wie das Referenzhaus. Zusätzlich darf der Transmissionswärmeverlust höchstens bei 115 % liegen. Je kleiner die Zahl desto energiesparender ist das Haus. Den geringsten Energiebedarf hat das Effizienzhaus 40, dessen Primärenergiebedarf nur 40 % des Referenzhauses beträgt.&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Das-KfW-Effizienzhaus/ Das-KfW-Effizienzhaus]&lt;/ref&gt; <br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; border=&quot;1&quot;<br /> |+ Zulässige Höchstwerte bezogen auf EnEV Referenzhaus&lt;br /&gt;&lt;small&gt;(Stand: Dezember 2015)&lt;/small&gt;<br /> |-<br /> ! Standard !! Primärenergiebedarf !! [[Transmissionswärmeverlust]]<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 40 || 40 % || 55 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 55 || 55 % || 70 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 70 || 70 % || 85 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 85 || 85 % || 100 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 100 || 100 % || 115 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus 115 || 115 % || 130 %<br /> |-<br /> | Effizienzhaus Denkmal{{FN|1}} || 160 % || 175 %<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;3&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Zielwert bei denkmalgeschützten Gebäuden, hiervon kann unter Umständen auch abgewichen werden.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> * Obwohl seit dem 1. Mai 2014 die novellierte [[Energieeinsparverordnung|Energieeinsparverordnung EnEV 2014]] gilt, traten verschärfte energetische Vorgaben für Neubauten erst ab dem 1. Januar 2016 in Kraft. <br /> * Zusätzlich zu den Förderstandards der KfW gibt es das Gütesiegel „Effizienzhaus“ der [[Deutsche Energie-Agentur|Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena)]]. Das Siegel bestätigt den KfW-Standard durch ein qualitätsgesichertes Verfahren.&lt;ref&gt;[http://www.enev-online.com EnEV]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der [[Passivhaus|Passivhausstandard]] gibt im Gegensatz zum KfW-Effizienzhausstandard keinen auf die EnEV bezogenen relativen Wert vor, sondern definiert als wesentliche Größe einen wohnflächenbezogenen maximalen Heizwärmebedarf von 15 kWh/m²a oder eine Heizlast von maximal 10&amp;nbsp;W/m², um auf eine klassische Gebäudeheizung verzichten zu können. Dies entspricht in etwa 20 % des Wertes eines EnEV Referenzhauses eines Einfamilienhaus mit 120 m², in der Regel kann ein Passivhaus als Effizienzhaus von der KfW gefördert werden.<br /> <br /> == Förderung für Wohngebäude ==<br /> Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet Bauherren und Hausbesitzern zinsgünstige Kredite und Zuschüsse für die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau von Wohnimmobilien mit den Programmen „Energieeffizient Bauen“ (Programm 153) und „Energieeffizient Sanieren“ (Programme 151, 152, 430). Die Höhe der Förderung ist abhängig von der erreichten [[Energieeffizienz|Energieeffizienz]] des Gebäudes. Zudem fördert die KfW einzelne Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Qualität bestehender Wohngebäude.<br /> <br /> === Die wichtigsten Änderungen seit April 2016 ===<br /> Ab dem 1. April 2016 traten weitere Beschlüsse der Energieeinsparverordnung aus dem Jahr 2014 in Kraft. Die neuen Vorschriften bringen erhebliche Änderungen mit sich, die alle Neubauten betreffen. Diese beziehen sich vor allem auf folgende Punkte: <br /> * Der zulässige Primärenergiebedarf wurde um 25 % herabgesetzt.<br /> * Die Transmissionswärmeverluste müssen um 20 % gesenkt werden.<br /> * Bei Verstößen drohen nun stärkere Sanktionen mit Bußgeldern in Höhe von bis zu 50.000 €.<br /> <br /> Diese neuen Mindestanforderungen haben ebenfalls einen enormen Einfluss auf das KfW-Förderprogramm. Die strengeren Richtlinien spiegeln sich auch in der Bewilligung der Förderungen für Neubauten wider. Gleichzeitig wurde die Förderhöhe aber auch erheblich ausgebaut, denn der Förderungshöchstbeitrag pro Wohneinheit wurde von 50.000 € auf 100.000 € verdoppelt. Auch wurde die maximal wählbare Zinsbindung von bis zu 10 Jahren auf bis zu 20 Jahren angehoben. Das KfW-Effizienzhaus 70 wird nicht mehr gefördert und entspricht jetzt dem Referenzhaus. Zur Erleichterung zur Nachweisbarkeit für den Bauherren wurde ein alternatives Nachweisverfahren für das KfW-Effizienzhaus 55 umgesetzt. Der Nachweis ist jetzt an Referenzwerte und nicht mehr an komplizierte mathematische Berechnungen geknüpft.<br /> <br /> Außerdem wurde eine weitere Stufe der KfW-Förderung eingeführt, das KfW-Effizienzhaus 40 plus. Das KfW-Effizienzhaus 40 plus muss die Anforderungen an das bereits bestehende Kfw-Effizienzhaus 40 erfüllen und zusätzlich einen wesentlichen Teil des Energiebedarfs über ein sogenanntes „Plus-Paket“ direkt am Gebäude erzeugen und speichern. Das „Plus-Paket“ umfasst die folgenden vier Kriterien:<br /> * Eine stromerzeugende Anlage auf Basis erneuerbarer Energien, zum Beispiel durch Photovoltaikanlagen, kleine Windkraftanlagen oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die zu 100 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden.<br /> * Ein stationäres Batteriespeichersystem als Stromspeicher gewährleistet die Unabhängigkeit von externen Energieversorgern.<br /> * Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von mindestens 80 %.<br /> * Eine Visualisierung von Stromerzeugung und Stromverbrauch über ein entsprechendes Benutzerinterface umsetzen, beispielsweise durch ein Online-Monitoring.<br /> <br /> === Förderhöhe ===<br /> Die Förderhöhe steigt mit der energetischen Qualität des Gebäudes und wird zwischen Neu- und Altbau unterschieden. Da es im Neubau deutlich einfacher ist einen guten Effizienzstandard zu erreichen als im Altbau, definiert die EnEV für den Neubau als zulässigen Primärenergiebedarf maximal 75 % des Referenzgebäudes (ab 1. Januar 2016, zuvor 100 %) und im Altbau (mit Ausnahme des Denkmals) 140 %. Da eine staatliche Förderung nur als zusätzlicher Anreiz für bessere Standards möglich ist, gelten für den Neubau nur die Standards 40 Plus, 40, 55 und 70 (Effizienzhaus 70 übergangsweise bis 1. April 2016) und in der Sanierung die Standards zwischen 55 und 115 bzw. Denkmal. Daneben werden auch Einzelmaßnahmen gefördert.<br /> <br /> Für den Neubau sind Förderungen als Darlehen mit Tilgungszuschuss möglich. Für ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus, 40 und 55 beträgt der Zinssatz 0,75 %. Für Neubauten mit KfW-Effizienzhaus-Standard gibt es einen Kredit mit 5 % Tilgungszuschuss bei einem Zinssatz zwischen 0,75 % und 1,5 % je nach Kreditlaufzeit und gewählter tilgungsfreier Anlaufzeit. (Stand: April 2016)<br /> <br /> Energetische Sanierungen von Bestandsgebäuden werden mit zinsgünstigen Darlehen mit 0,75 % Zinsen gefördert. Dabei sind je nach erreichtem Standard unterschiedliche Tilgungszuschüsse möglich, der Effizienzhaus 40 Standard und Effizienzhaus 40 Plus Standard findet hier keine Anwendung. Alternativ kann bei Sanierungen ein Zuschuss ohne Darlehen erfolgen, der Zuschuss liegt hier zwischen 10 % - 30 % der förderfähigen Kosten mit bis zu 5.000 Euro - 30.000 Euro je Wohneinheit, je nach erreichtem KfW-Effizienzhaus-Typ. (Stand: April 2016)<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |+ Förderhöhe für KfW-Effizienzhäuser<br /> <br /> |-<br /> ! Standard !! Neubau !! Sanierung &lt;sup&gt;*&lt;/sup&gt;<br /> <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 Plus || Kredit von bis zu 100.000 Euro<br /> mit <br /> Tilgungszuschuss 15 %<br /> ||<br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 40 || Kredit von bis zu 100.000 Euro<br /> mit <br /> Tilgungszuschuss 10 %<br /> || <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 55 || Kredit von bis zu 100.000 Euro<br /> mit <br /> Tilgungszuschuss 5 %<br /> || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 27,5 %<br /> oder<br /> Investitionskostenzuschuss 30,0 %<br /> <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 70 || Kredit von bis zu 50.000 Euro<br /> mit<br /> kein Tilgungszuschuss<br /> entfällt ab 01.04.2016<br /> || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 22,5 %<br /> oder<br /> Investitionskostenzuschuss 25,0 %<br /> <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 85 || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 17,5 %<br /> oder<br /> Investitionskostenzuschuss 20,0 %<br /> <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 100 || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 15,0 %<br /> oder<br /> Investitionskostenzuschuss 17,5 %<br /> <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus 115 || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 12,5 %<br /> oder<br /> Investitionskostenzuschuss 15,0 %<br /> <br /> |-<br /> | KfW-Effizienzhaus Denkmal || || Kredit von bis zu 100.000 Euro mit Tilgungszuschuss 12,5 %<br /> oder<br /> Investitionskostenzuschuss 15,0 %<br /> <br /> |-<br /> | Einzelmaßnahmen || || Kredit von bis zu 50.000 Euro mit Tilgungszuschuss 7,5 %<br /> oder<br /> Investitionskostenzuschuss 10,0 %<br /> <br /> |}<br /> Stand: April 2016&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Kredit-(151-152)/#2 KfW-Programm Energieeffizient Sanieren – Kredit (Programme 151, 152)]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Bauen-(153)/#2 KfW-Programm Energieeffizient Bauen – Kredit (Programm 153)]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Zuschuss-%28430%29/#2 KfW-Programm Energieeffizient Sanieren – Investitionszuschuss (Programm 430)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &lt;sup&gt;*&lt;/sup&gt; Nur für Ein- und Zweifamilienhausbesitzer oder private Eigentümergemeinschaften ist die Zuschussvariante wählbar.<br /> <br /> Daneben gibt es noch bundeslandesspezifische Förderprogramme und Begleitförderungen zur Vorbereitung und Durchführung von Effizienzmaßnahmen am Gebäude.<br /> <br /> === Fördermittelantrag ===<br /> Die Förderung muss vor Baubeginn beantragt werden. Kredite sind über die Hausbank zu beantragen, der Investitionszuschuss direkt bei der KfW. Um eine KfW-Förderung für ein Effizienzhaus zu erhalten, muss ein zertifizierter [[Energieberater]] in das Vorhaben eingebunden werden. Er bestätigt die Einhaltung der technischen Mindestanforderungen der KfW. Diese Bestätigung brauchen Bauherren und Hausbesitzer für die Beantragung der Förderung. Neben der energetischen Fachplanung führt der Energieberater auch die professionelle Baubegleitung durch. Diese ist bei einem KfW-Effizienzhaus 40 und 55 für den Erhalt der Förderung immer erforderlich. Für die [[KfW|KfW-Förderung]] muss der Energieberater seit dem 1. Juni 2014 in der Energieeffizienz-Expertenliste für die Förderprogramme des Bundes&lt;ref&gt;[https://www.energie-effizienz-experten.de/ Energieeffizienz-Experten]&lt;/ref&gt; eingetragen sein.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Sanieren-Baubegleitung-%28431%29/index.html KfW-Programm Energieeffizient Sanieren – Baubegleitung als Qualitätssicherung (Programm 431)]<br /> * [https://effizienzhaus.zukunft-haus.info/effizienzhaeuser/informationen-effizienzhaus-datenbank/ Effizienzhaus-Datenbank: Beispiele]<br /> * [https://www.energie-effizienz-experten.de Zugelassene Energieberater]<br /> * [https://almondia.com/de/kfw-70-55-oder-40/ Änderungen durch die Energieeinsparverordnung]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> [[Kategorie:Energiesparendes Bauen]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169585689 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-10-01T13:08:23Z <p>Mdjango: /* Einordnung */ +DQR-</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. So hat ein &quot;Meister&quot; nicht automatisch den akademischen Grad &quot;Bachelor&quot; inne oder umgekehrt. Ein akademischer Grad kann nur an einer Hochschule erworben werden. Je nach Studiengang und Hochschule kann ein Meister durch Anrechnung seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ein mögliches Bachelor-Studium um bis zu 50 % verkürzen. Der DQR ersetzt „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem DQR-Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren DQR-Niveau. Welcher Abschluss oder welche Qualifikation den Zugang zu einem Hochschulstudium ermöglicht, legen die Bundesländer jeweils fest.&lt;ref name=&quot;DQR_FAQ&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/content/2360.php |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=FAQ |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-00-00 |zugriff=2017-09-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter){{FN|1}}<br /> * Servicetechniker (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * [[Hochschulgrad]]e und Staatsexamina: Bachelor, Diplom (FH), Staatsexamen{{FN|2}}<br /> * Fachkaufmann (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachwirt (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Meister (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter){{FN|1}}<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Hochschulgrade und Staatsexamina: Master, Diplom (Univ.), Magister, Staatsexamen{{FN|2}}<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Hochschulgrad: Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.&lt;/small&gt;}} {{FNZ|2|&lt;small&gt;Staatsprüfungen und damit Staatsexamina sind in der Regel Niveau&amp;nbsp;7 zugeordnet; Ausnahmen siehe &quot;Liste der zugeordneten Qualifikationen&quot;&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Swimlane&diff=169527809 Diskussion:Swimlane 2017-09-29T10:21:58Z <p>Mdjango: /* Verständlichkeit */</p> <hr /> <div>== Was heißt &quot;Swimlane&quot; auf Deutsch? ==<br /> <br /> Und warum konnte man in den 1980er Jahre an der TU-Hannover kein Deutsch? --[[Spezial:Beiträge/93.198.76.56|93.198.76.56]] 08:34, 12. Sep. 2017 (CEST)<br /> : Der Begriff &quot;Swim(ming) lane&quot; wurde anscheinend von zwei anderen Leuten erfunden (siehe [https://en.wikipedia.org/wiki/Swim%20lane#Origin Swim lane#Origin]). Auf deutsch bedeutet er tatsächlich so was wie &quot;Schwimmbahn&quot;; diese Übersetzung nutzt in der Praxis aber Niemand. Die visuelle Darstellung ist wohl wie im Artikel beschrieben Herrn Binner zu verdanken. 1987 nannte er die Visualisierung &quot;Darstellung des zeitlichen Datenflusses über den Ereignis-Zeitgraphen&quot; (siehe [https://serwiss.bib.hs-hannover.de/files/114/binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf] z.B. auf Seite 179).--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 16:05, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Verständlichkeit ==<br /> Ach hätte doch der Autor, der den Artikel geschrieben hat, seine eigenen Prinzipien - Zitat: ''zugunsten einer durchgängigen Betrachtung [...] mit Ausrichtung auf den Kunden (hier Leser)''- beherzigt.<br /> <br /> Handelt es sich bei Binder (einzige Quelle für den Text) möglicherweise überhaupt um den einzigen Menschen, der so ungefähr begreift, was der Autor hier sagen will und der in der Lage ist, einen solchen Satz zu verstehen: &quot;Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum&quot;.<br /> <br /> Es ist nicht auszuschließen, dass der Text irgendwo schon mal abgedruckt wurde (URV), z.B. bezieht sich der Autor an einer Stelle eine Abb.5, die im Text aber nicht existiert. -<br /> --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 08:24, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> :Text liest sich wie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Vielleicht ist der Ersteller der Wiki-Seite auch der ursprüngliche Autor, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall fehlen jede Menge Qullenangaben direkt im Text.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 15:53, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> ::Vielleicht kann [[Benutzer:Kaykil|Kaykil]] auch was zur Diskussion beitragen. Die verwendeten Bilder sind hübsch. Sind die selber erstellt? Wenn ja, wären die Orginial-Bilder (nicht die aus der Powerpoint-Präsentation) besser. Und Quellenangaben zum Bild, welche Literatur zur Erstellung der Bilder benutzt wurden.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 12:21, 29. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> Und solch schöne, rekordverdächtige Bandwurmwörter wie ''Qualitätsmanagementsystemeinführung''! --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 11:11, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Vorschlag: Der Artikel sollte in Swimlane oder Swimlane-Diagramm umbenannt werden ==<br /> <br /> Ich schlag mal als neuen Namen des Artikels &quot;Swimlane&quot; oder &quot;Swimlane-Diagramm&quot; vor. Darum geht es in den Abschnitten wie &quot;Geschichte der Swimlane&quot; oder &quot;Verbreitung in der Praxis&quot; tatsächlich. Und nicht um den Begriff &quot;Swimlane-Prozessdarstellung&quot;.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 16:10, 28. Sep. 2017 (CEST)</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Swimlane&diff=169527662 Swimlane 2017-09-29T10:16:12Z <p>Mdjango: /* Geschichte der Swimlane */ +Geary Rummler und Alan Brache</p> <hr /> <div>{{QS-Antrag|8. August 2017|2=Vollprogramm inkl. Lemma --[[Benutzer:Didionline|Didionline]] ([[Benutzer Diskussion:Didionline|Diskussion]]) 10:48, 8. Aug. 2017 (CEST)}}<br /> {{Unverständlich}}<br /> Eine '''Swimlane''' (zu deutsch: ''Schwimmbahn'') ist ein in [[Datenflussdiagramm]]en verwendetes Element zur visuellen Darstellung von Teilprozessen eines [[Geschäftsprozess]]es. Ein '''Swimlane-Diagramm''' (auch '''Swimlane-Prozessdarstellung''') besteht aus sogenannten ''Pools'' und ''Swimlanes''; ein Pool repräsentiert oft Organisationen. Innerhalb eines Pools werden die an einem Prozess beteiligten Bereiche wie Personen, Gruppen, Abteilungen, Systeme oder Teilprozesse als „Schwimmbahnen“ dargestellt; die durchzuführenden Tätigkeiten werden in Prozesskästchen innerhalb dieser Swimlanes platziert. Swimlanes können sowohl waagerecht als auch senkrecht angeordnet werden.<br /> <br /> Swimlanes werden unter anderem für die Analyse, Modellierung und Optimierung von Geschäftsprozessen in [[Business Process Model and Notation]] (BPMN)-Diagrammen genutzt. Swimlanes können bei der Umsetzung des Veränderungsprozesses von der [[Funktionsorientierte Ablauforganisation|funktionsorientierten]] zur [[Prozessorganisation|prozessorientierten Organisation]] helfen.<br /> <br /> Im Jahr 2002 wurde die Swimlane von der [[Object Management Group]] (OMG) in Amerika, einem IT-Herstellerkonsortium zur Entwicklung übergreifender [[IT-Sicherheitsmanagement#IT-Standards|IT-Standards]], in die BPMN 2.0 als wichtiges Strukturierungselement aufgenommen.<br /> <br /> <br /> == Geschichte der Swimlane ==<br /> <br /> Eine sehr frühe Darstellung der Swimlane findet sich im ''Management Bulletin on Process Charting'' des „US Bureau of the Budget“ aus dem Jahr 1945. Ein „Multi-column process chart“ wird dort als eine detailliertere Variante eines ''work flow charts'' beschrieben.&lt;ref&gt;[http://www.worksimp.com/articles/pdfs/processcharting.pdf?pdf=Process-Charting-1945 Multi-column process chart], Management Bulletin on Process Charting. US Bureau of the Budget, 1945.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Dezember 1968 wurde eine Swimlane-Darstellung im DDR-Standard TGL 22452 unter der Bezeichnung „Kybernetische Blockschaltbilder zur Modellierung von Organisationssystemen, Koordinatendarstellung“ veröffentlicht.&lt;ref&gt;[http://www.swimlane.info/ TGL 22452 - Kybernetische Blockschaltbilder zur Modellierung von Organisationssystemen, Koordinatendarstellung], Eine DDR-Variante der Swimlane-Darstellung auf swimlane.info.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine visuelle Repräsentation der Swimlane wurde 1987 von [[Hartmut F. Binner]] im Rahmen seiner Doktorarbeit zur anforderungsgerechten Datenermittlung für Fertigungssteuerungssysteme am Institut für Fabrikanlagen bei [[Hans-Peter Wiendahl]] an der [[Technische Universität Hannover|TU-Hannover]] entwickelt. Binner verwendete damals den Begriff „Ereignisdaten-Zeitgraph“ anstelle von Swimlane.&lt;ref&gt;[https://serwiss.bib.hs-hannover.de/files/114/binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf Anforderungsgerechte Datenermittlung für Fertigungssteuerungssysteme], Dissertation von Hartmut F. Binner. Hannover, 1987.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Basierend auf dieser Swimlane-Darstellung wurde ebenfalls von Binner 1988 das [[sycat]]-Prozessmanagementtool als erstes [[Werkzeug|Tool]] seiner Art überhaupt auf dem Hochschulstand in Hannover während der [[CeBIT]] vorgestellt und danach kontinuierlich weiter entwickelt.<br /> <br /> 1990 veröffentlichten Geary Rummler und Alan Brache das Buch „Improving Performance: How to Manage the White Space on the Organization Chart“. Die Autoren erweiterten bisher bekannte Workflow-Diagramme um Swimlanes, eine zusätzliche Bahn am oberen Ende des Diagramms (''top lane'') für die Darstellung der Kundeninteraktion und ein oder mehrere separate Bahnen unter den eigentlichen Swimlanes für die Interaktion mit externen Support-Prozessen (zum Beispiel von Zulieferern). Derartige Visualisierungen wurden in den 1990er-Jahren „Rummler-Brache-Diagramme“ genannt.&lt;ref&gt;[http://www.bptrends.com/publicationfiles/advisor20081209.pdf Rummler-Brache Swimlane-Diagramm], Nachruf auf Geary A. Rummler, 2008.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Kennzeichen dieser Swimlane sind die aus organisatorischer Sicht [[Role Based Access Control|rollenbasierten]] Prozessstrukturdarstellungen, welche die Prozessabwicklung sachlich – logisch – zeitlich mit ihren Organisations- und Informationschnittstellen zwischen den Beteiligten detailliert beschreiben. Aus diesem Grund ist auch das SYCAT-Tool-Lösungsspektrum aus organisatorischen Gestaltungsanforderungen und nicht aus IT-Anforderungen heraus entwickelt worden. Diese Vorgehensweise war bei vielen der in den 90er Jahren entwickelten Tools nicht der Fall. Vielmehr steht bei diesen Tool-Lösungen wie z.B. bei der Ergebnisorientierte Prozesskettendarstellung (EPK) die Visualisierung auf Programmierschrittebene und damit eindeutig die IT-Sicht im Fokus. Inzwischen ist es aber Stand der Technik, dass die Geschäftsprozesse die IT-Infrastruktur und –Architektur prägen und nicht umgekehrt die IT-[[Applikation]]en die Geschäftsprozesse determinieren.<br /> <br /> == Ganzheitliche Prozessgestaltung und -visualisierung ==<br /> <br /> Diese einheitliche und durchgängige Swimlane-Prozessdarstellung umfasst rollenbasiert alle Aufgabenstellungen und Arbeitsabläufe mit ihren Rechten und Pflichten im Unternehmen, es werden Führungs-, Leistungs- und Unterstützungsprozesse<br /> <br /> * in ihrer sachlich-zeitlich-logischen Abhängigkeit dargestellt,<br /> * durch die gegenseitige Zuordnung aller betriebswirtschaftlichen Details (unter anderem Funktionen, Prozessschritte, Applikationen,Dokumente/Daten, Ressourcen, Schnittstellen, Potenziale und Verbesserungsmaßnahmen) umfassend definiert,<br /> * durch die Zuordnung ihrer Funktionen zu Funktionsbereichen, Rollen und Stellen usw. präzisiert und<br /> * durch klare und transparente Abgrenzungen (organisatorische Schnittstellen, Gültigkeitsbereiche, Kompetenzen, Zuständigkeiten) in den Organisationsrahmen der Unternehmung eingebettet.<br /> <br /> Für jede im Prozess über die Swimlane sachlich-logisch und zeitlich fixierte Prozessfunktion kann ein definierter Input und Output sowie eine ganze Anzahl [[Prozessparameter]] in der Datenbank exakt zugeordnet werden, zum Beispiel:<br /> <br /> * Ereignisse,<br /> * Kosten/Zeiten,<br /> * Anweisungen,<br /> * Dokumente/Daten,<br /> * Mitarbeiter,<br /> * Betriebsanleitungen,<br /> * Aufgaben,<br /> * Schwachstellen,<br /> * Vorschriften,<br /> * Anforderungsprofile,<br /> * Maßnahmen,<br /> * Mengen/Häufigkeiten,<br /> * Kennzahlen,<br /> * Qualitätsstandards oder<br /> * Clusterungen.<br /> <br /> Über eine softwareunterstützte [[Baum (Graphentheorie)|Prozessbaumstruktur]] können dann alle dem jeweiligen Prozess zugeordneten Prozessbeschreibungen, Verfahrensbeschreibungen, Qualitäts- und Zeitparameter abgerufen bzw. ausgewertet werden. Auf diese Weise sind die modellhaften Grundlagen für eine systematische und strukturierte Organisationsentwicklung geschaffen, um die einleitend erläuterten Schwachstellen zu beseitigen. Gleichzeitig werden alle notwendigen Dokumentationen für die Qualitätsmanagementsystemeinführung oder [[EFQM]]-Selbstbewertung bereitgestellt.<br /> <br /> Die so vorgenommene Prozesskonsolidierung und -standardisierung bietet neben der Vereinheitlichung der Abläufe eine hervorragende Grundlage, um damit die in der [[DIN EN ISO 9001]] nachfolgend genannten [[Qualitätsmanagementnorm|QM]]-Normforderungen zu erfüllen.<br /> <br /> Wie Abbildung 1 zeigt, sind diese Forderungen wie folgt formuliert.<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Abbildung 11.jpg|Abbildung 1: DIN EN ISO 9001: Die Organisation muss sicherstellen, dass....<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> Die Ergebnisse der Organisations- und Prozessgestaltung in Bezug auf die in Abbildung 5 &lt;!--wo?--&gt; gezeigten Anforderungen für jeden bewerteten Prozess erfolgen über eine Reifegradbewertung, optional eindimensional nach dem [[PDCA]]-Reifegrad oder zweidimensional über die [[Portfolio|Portfoliobewertung]].<br /> <br /> == Funktionsorientierte Ablauforganisation ==<br /> <br /> Die vertikalen, d.h. funktionsorientierten Organisationseinheiten können aufgrund ihrer [[Taylorismus|tayloristisch]] ausgerichteten Organisationsstrukturen sowie der ausgeprägten Arbeitsteilung und den daraus resultierenden vielen Schnittstellen mit dem dazugehörigen Spezialistentum und der auftretenden [[Bürokratisierung]] nicht den zurzeit ablaufenden dynamischen Veränderungsprozessen mit Globalisierung, Preisdruck, kurzen Produktlebensdauern und steigenden Kundenanforderungen den Ansprüchen an eine wettbewerbsfähige Organisationsstruktur standhalten. Der notwendige Ansatz zu einer Veränderung ist eine Neuausrichtung der gesamten Unternehmensentwicklung und -gestaltung entlang der [[Wertschöpfungskette]] über Organisations- und Systemgrenzen hinweg. Der strukturelle Aufbau eines Unternehmens muss sich an den betrieblichen Prozessen orientieren. Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum. Traditionell gewachsene Bereichs- und Funktionsgrenzen werden zugunsten einer durchgängigen Betrachtung der Prozesse mit Ausrichtung auf den Kunden aufgebrochen.<br /> <br /> == Prozessorientierte Organisationsgestaltungs- und Managementkonzepte ==<br /> <br /> Der aufgrund der Marktsättigung stattgefundene Paradigmenwechsel von Verkäufer- zu Käufermärkten mit der damit verbundenen organisatorischen Neustrukturierung hat diese Entwicklung zum Management des Wandels (Changemanagement) sehr gefördert. Eine ganze Anzahl von aktuellen Konzepten in Abbildung 2 beziehen sich auf eine Veränderung von vorher funktionsorientierten jetzt zu prozessorientierten Organisationsstrukturen mit flachen Hierarchien, Schnittstellenabbau, optimaler Fertigungstiefe, Teamorganisation, Null-Fehler-Produktion, Gemeinkostenabbau, KVP und bedarfsgesteuerter Produktion. Die Mitarbeiter besitzen hierbei eine Schlüsselrolle, weil sie in schlanken Prozessen eigenverantwortlich kundenorientiert agieren. Inzwischen sind alle in Abbildung 2 gezeigten aktuellen Managementkonzepte prozessorientiert angelegt, d.h. die rollenbasierte Swimlane-Darstellung ist der Bezugspunkt für die Umsetzung.<br /> <br /> [[Datei:Abbildung 22.jpg|mini]]<br /> <br /> Auslöser für das in Abbildung 2 zuerst genannte Lean Management war die Veröffentlichung der Studie &quot;The Maschine that Changed the world&quot; von Jim Womack, Daniel Jones, Daniel Roos, deutsche Übersetzung von Wilfried Hof unter dem Titel: &quot;Die zweite Revolution in der Automobilindustrie&quot;. Dort wurde sehr überzeugend herausgearbeitet, dass nicht die bereits bekannten Wettbewerbsnachteile, wie beispielsweise hohe Lohnkosten, niedrige Arbeitszeiten, ein hoher Steuersatz oder hohe Gemeinkosten, der Auslöser für mittelfristig in Deutschland zu erwartende Wettbewerbsprobleme waren, sondern dass vielmehr im Vergleich zum prozessorientierten Toyota-Produktionssystem gravierende Nachteile in Bezug auf Motivation, Qualität, Ressourceneinsatz, Fehlervermeidung und interdisziplinäre Zusammenarbeit bestanden. Der Lean-Management-Gedanke basiert auf der Gestaltung einer schlanken verschwendungsarmen horizontalen Wertschöpfungskette.<br /> <br /> Insbesondere der darauf aufbauende radikale Business Process Management Ansatz (BPM) wurde 1993 in seinen wesentlichen Ausprägungen von den beiden amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Hammer/Champy formuliert. BPM wird hier verstanden als ein fundamentales Überdenken und radikales Re-Design von wesentlichen Unternehmensprozessen. Das Resultat sind Verbesserungen in Größenordnungen in heute entscheidenden und messbaren Leistungsgrößen in Bezug auf Kosten, Qualität, Service und Zeit. Im Kern geht es dabei um das vom Management verordnete Zusammenführen von Tätigkeiten die bisher voneinander getrennt an verschiedenen Orten mit verschiedenen Führungskräften in unterschiedlichen Abteilungen vorgenommen wurden. Im Gegensatz zu diesem radikalen BPM, das vornehmlich auf eine einmalige, radikale Neuordnung der Prozesse abzielt, ist das Lean Management Konzept mehr darauf ausgerichtet langfristig kontinuierliche Prozessverbesserung (KVP) im Unternehmen zu erreichen. Beim Lean Management Konzept wird mitunter kritisiert, dass die Verschlankung der Unternehmensprozesse keine strategische Neuausrichtung mit einschließt und damit „ein „strategisches Weiter wie bisher“ beinhaltet. Allerdings ist aus heutiger Sicht der radikale BPM-Ansatz aber gescheitert, weil er zu stark zu Lasten der Mitarbeiter ging.<br /> <br /> Auch das Total Quality Management (TQM)-Konzept besitzt japanische Wurzeln. Hierbei geht es darum, dass die Mitarbeiter und Führungskräfte in allen Unternehmensbereichen total (umfassend) eine starke Qualitäts- und Kundenorientierung besitzen und in ihren Prozessen umsetzen. Dies ist auch wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur. Der umfassende Qualitätsbegriff bezieht sich auf eine umfassende Unternehmensqualität, die sich aus Führungs-, Mitarbeiter-, Prozess-, und Ergebnisqualität zusammensetzt und damit den Erfolg des Unternehmens garantiert. Die Neustrukturierung des Unternehmens mit Hilfe dieses Qualitäts- und Kundengedankens soll wesentlich auf der Grundlage von Partizipation und Delegation erfolgen. Ähnlich wie beim Lean- Management wird dabei eine stufenweise kontinuierliche Verbesserung im Sinne einer bottom up- Struktur angestrebt.<br /> <br /> Ein weiteres Denkmodell zur Bewältigung des Wandels ist die fraktale Fabrik von Warnecke, die Anfang der 90er Jahre in Analogie zu natürlichen Systemen skizzierte. Das fraktale Unternehmen ist eine dynamische Organisation, die sich aus autonomen, selbstähnlichen, zielbewussten, dynamischen Gebilden, das heißt den Fraktalen zusammensetzt. Diese Fraktale verfügen über Freiräume zur Selbstorganisation, agieren weitgehend selbstständig und wirken aktiv an ihrer Entstehung, Veränderung und Auflösung mit. Zusammen mit anderen Fraktalen agieren sie im Unternehmen unter intensiver Kommunikation nach Regeln des Wettbewerbs und der Kooperation. Auf diese Weise erhalten die Fraktale die Fähigkeit zum Wandel von innen heraus. Damit können fraktale Unternehmen nicht nur eine reaktive Anpassung an ihre Umwelt vornehmen, sondern aus eigener Kraft heraus proaktiv agieren.<br /> <br /> Das Supply Chain Management (SCM) hat nicht nur die Unternehmens interne Prozessoptimierung im Focus, sondern übergreifend die Prozessgestaltung über alle Unternehmen, die sich in der Lieferkette befinden. Als Supply Chain (deutsch: „Versorgungskette“, „Lieferkette“, „logistische Kette“ oder auch „Wertschöpfungskette“) bezeichnet man ein unternehmensübergreifendes Netzwerk von Unternehmen, das gesamtheitlich spezifische Wirtschaftsgüter für einen definierten Zielmarkt hervorbringt. Auf diesen jeweiligen Zielmärkten konkurrieren nicht vertikal integrierte Einzelhersteller, sondern komplex strukturierte Wertschöpfungssysteme (Lieferketten) miteinander, die sich aus systemisch verbundenen, aber autonom agierenden Einzelunternehmern zusammensetzen, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Beispiele sind etwa die Lieferketten der Automobilindustrie oder die textile Wertschöpfungskette. Im extremen kann die Supply Chain dabei von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling (manchmal auch der Entsorgung) von Alt-Produkten reichen.<br /> <br /> Die interorganisatorische Arbeitsteilung zwischen den beteiligten selbstständigen Unternehmen definiert Ausdehnung und Struktur der Supply Chain. Durch die Tendenz zur Konzentration auf Kernkompetenzen (Outsourcing, Verringerung von intraorganisationaler Arbeitsteilung/Fertigungstiefe im Unternehmen) entwickeln sich zunehmend differenziertere (d. h. arbeitsteiligere) Supply Chains.<br /> <br /> Bei der Theory auf Constraints (TCO) von Eliyahu M. Goldratt steht die Engpassbetrachtung von Prozessen im Mittelpunkt. Die entscheidenden Parameter für die Prozessoptimierung sind der Durchsatz, die Bestände und die Betriebskosten. Das Ziel ist es, Bestände in Durchsatz -besser Umsatz genannt- zu verwandeln, um damit den Gewinn zu steigern. Hierbei hängen der Durchsatz und damit auch der Gewinn vom langsamsten Arbeitsschritt innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette d.h. dem Kapazitätsengpass ab. Um Zwischenlagerbestände zu vermeiden und damit den Durchsatz noch weiter zu reduzieren, sollte das Arbeitstempo an Arbeitsplätzen den der Engpass-Maschine angepasst werden. Wenn dieser Engpass beseitigt wird, erhöht sich der Durchsatz und damit auch der Gewinn. Die Engpassmaschinen stellen immer den kritischen Weg innerhalb des Produkterstellungsprozesses dar. Anzustreben ist ein harmonisierter Workflow, bei dem die einzelnen Arbeitsschritte kapazitätsmäßig voll aufeinander abgestimmt d.h. ausgetaktet sind. Es geht hier also nicht um die Verbesserung der Einzeleffizienz von teuren Maschinen im Produktionsablauf, sondern um das aufeinander abgestimmte Gesamtoptimum aller Maschinen im Gesamtprozess.<br /> <br /> Beim Balanced Scorecard Konzept handelt es sich um ein Kennzahlensystem, dass zu Unternehmens- und Prozesscontrollingzwecken eingesetzt wird und durchgängig über alle hierarchischen Ebenen als Führungsinstrument die Prozessaktivitäten, das heißt Leistungen steuert und kontrolliert. Über die Balanced Scorecard werden allen Beteiligten in jeder Prozessebene die Führungsinformationen geliefert, damit die richtigen unternehmerischen bzw. prozessbezogenen Entscheidungen getroffen werden können. Die Balanced Scorecard wird deshalb als strategisches Kennzahlenmanagementsystem betrachtet, weil es ein Kennzahlensystem voneinander abhängiger Zielsetzungen, Netzgrößen und Kennzahlen vorgibt, die einen permanenten Review-Prozess ermöglichen. Die Balanced Scorecard soll alle für den Unternehmenserfolg wichtigen kundenorientierten, mitarbeiterorientierten, prozessorientierten und erfolgsorientierten Faktoren durch Kennzahlen abbilden, messbar machen und kommunizieren. Auf diese Weise wird der aktuelle Zustand des Unternehmens abgebildet.<br /> <br /> Beim ebenfalls genannten Six-Sigma-Konzept geht es im Wesentlichen darum, durch die Eliminierung von Fehlern und Risiken im Prozessablauf ein großes Potenzial von Einsparungen zu aktivieren und auf diese Weise dem Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Die Stärke von Six-Sigma liegt hierbei darin, dass mit Hilfe einer umfangreichen Sammlung von einfachen bis komplexen Qualitätsverbesserungsmethoden und -segmenten die Six-Sigma-Zielsetzungen systematisch erreicht werden. Aus statistischer Sicht ist dieses Konzept ein konkreter mathematischer Kennwert, der die Standardabweichung misst (3,4 Fehler pro 1 Mio. Vorgänge oder Produkte). Jeder Prozess hat ein zu erwartendes Ergebnis, d.h. einen Mittelwert. Jedes Ergebnis hat eine gewisse Streuung bzw. Variabel „&amp;#61555;“. Ziel vom Six- Sigma Konzept ist die Reduzierung dieser Streuung bis auf die vorgegebenen Grenzen. Wesentlich für den Erfolg der Six Sigma Anwendung ist die Einbindung und das persönliche Engagement des oberen Management und der Führungskräfte.<br /> <br /> Das zuletzt genannte organisationale Lernkonzept besitzt einen ausgeprägten evolutionären Charakter. Hierbei wird der Wandel von und im Unternehmen im Sinne der durchgeführten Höher- und Weiterentwicklung verstanden. Durch neue Fähigkeiten und Verhaltensweisen kann sich die Organisation aktiv wandeln. Dazu ist es nötig, dass die individuellen Erfahrungen und das Wissen bei der Prozessdurchführung in einer organisationalen Wissensbasis mit der Swimlane als Bezugspunkt kollektiviert wird. Die Anwendung dieses kollektivierten Wissens führt wiederum bei den einzelnen Beteiligten zu individuellen Lernprozessen, die das organisationale Wissen vergrößern. Die aus diesen kollektiven Kernprozessen resultierenden Lernergebnisse werden in Regeln hinterlegt, die dann allgemein in allen Bereichen der Organisation Anwendung finden und damit das organisatorische Lernen fordern.<br /> <br /> Auch wenn bei den oben erläuterten Managementkonzepten häufig unklar ist, ob sie im weiteren Sinne als Management des Wandels innerhalb des gesamten Unternehmens oder im engeren Sinne nur als kurzfristige Veränderungsprojekte zu verstehen sind, ermöglicht das Prozessmanagement durch die Analyse und Modelle der unternehmensspezifischen Prozesse eine auf den Einzelfall zugeschnittene Lösung. Ansonsten bestände bei der Veränderungskonzeptrealisierung das große Risiko, eine stark verallgemeinerte Organisationsstruktur dem Unternehmen überzustülpen. Diese Gefahr ist umso größer, weil jedes der oben vorgestellten Konzepte für sich den Anspruch erhebt, in sich abgeschlossen und ganzzeitlich zu sein. Aus den Erfahrungen in der Praxis sind zwei schwerwiegende Fehler grundsätzlich bei allen Ansätzen zu vermeiden. Die mangelnde Einbindung der Mitarbeiter bei den Veränderungsprojekten führt häufig zu deren Scheitern, ebenso sollte die Informationstechnologie nicht der Treiber für Prozessveränderungen sein, da die IT Industrie sich an ihren Produkten für bestimmte IT Probestellungen ausrichtet und nicht an den Prozessen ihrer Kunden.<br /> <br /> == BPM-Framework ==<br /> <br /> Zu dieser heute als BPM, das heißt „Business- Prozess- Managementstrategie“ bezeichnete Vorgehensweise gibt es bereits seit über 25 Jahren ein BPM-Framework als Ebenenmodell zur ganzheitlichen Organisationsentwicklung- und Gestaltung. Abbildung 3 zeigt dieses Framework., ursprünglich als CIM-house-Framework bezeichnet. Es setzt die drei klassischen Organisationsgestaltungskomponenten: „Organisation, Mensch, Technik“ in Form eines Hausbaus in einen logischen Gestaltungszusammenhang.<br /> <br /> Die unterste Ebene des Frameworks, d.h. das Fundament, bezieht sich entkoppelt vom Tagesgeschäft auf die durchgängige Ableitung von unternehmensspezifischen Strategien und Unternehmensziele in Form von Ursache–Wirkungsketten im Organisationsebenenmodell, sowie der Implementierung einer Prozessorganisation durch die Vorgabe eines unternehmensspezifischen Prozessmodells bestehen aus „Führungs- und Leitungsprozessen, vorgelagerten Unterstützungsprozessen, Kernprozessen und nachgelagerten Unterstützungsprozessen“, dass heißt die Gestaltung der organisatorischen Ebene. Sie wird über die SYCAT- Swimlane visualisiert.<br /> <br /> Die darauf aufbauende zweite Ebene bezieht sich im Tagesgeschäft auf die Produkt- oder Dienstleistungserstellung aus betriebswirtschaftlicher Sicht innerhalb der mit SYCAT analysierten, optimierten und dokumentierten Wertschöpfungskette, auch als end-to-end-Prozess bezeichnet. Hier sind die bedarfsgerechten Ressourcen bereitzustellen und für die zu erstellende Produkt- oder Dienstleistung optimal zu koordinieren, um damit den Kundenwunsch effizient und effektiv zu erfüllen. Entscheidend sind dabei die qualifizierten und motivierten Mitarbeiter, die mit Selbstverantwortung die Aufgaben durchführen.<br /> <br /> Dafür ist es in der dritten Ebene des Frameworks notwendig, anforderungsgerecht IT-Architekturen- und Strukturen bereitzustellen. In Ebene vier sind die Mitarbeiter über alle genannten drei Ebenen involviert. Sie bringen ihr Wissen systematisch in die von Professor Binner entwickelten Vorgehens- und Beschreibungsmodelle ein, werden dabei gleichzeitig qualifiziert und erfüllen auf diese Weise die in der obersten Ebene fünf vorgegebenen Zielvorgaben des Managements. Die Überprüfung der Zielerreichung erfolgt dann durchgängig über alle Ebenen, beispielsweise mit Hilfe des EFQM- Modells.<br /> <br /> == Systematische Umsetzung des prozessorientierten Ansatzes ==<br /> <br /> Alle aktuellen Normen und Regelwerke zu integrierten Managementsystemen wie z.B. Qualitäts-, Umwelt-, Nachhaltigkeits-, Gesundheitsmanagement u.a geben einen prozessorientierten Einführungsansatz vor. Dieser prozessorientierte Ansatz soll nach Vorgabe der DIN EN ISO 9001 eine einheitliche Beschreibung von Prozessen und die Verwendung einer prozessbezogenen Terminologie fördern, ebenso das Verständnis des prozessorientierten Konzeptes. Dies umfasst im Einzelnen:<br /> <br /> * Erkennen der erforderlichen Prozesse für eine wirksame Verwirklichung des QM-Systems<br /> * Verstehen der Wechselwirkung zwischen diesen Prozessen<br /> * Dokumentieren der Prozesse im erforderlichen Umfang, um ihre wirksame Ausführung und Lenkung sicherzustellen.<br /> <br /> Die Begründung für die seit dem Jahr 2000 geltende prozessorientierte Sicht bei Einführung DIN EN ISO 9001 lautet wie folgt:<br /> <br /> Alle Organisationen produzieren Ergebnisse (Produkte), welche die Kunden zufrieden stellen sollen. Die Normenreihe ISO 9001 über Qualitätsmanagement-Systeme kann Organisationen beim Erreichen dieses Zieles behilflich sein und zwar mit Hilfe von Merkmalen, welche die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden erfüllen. Diese Erfordernisse und Erwartungen werden in Produktspezifikationen genauer ausgedrückt und in ihrer Gesamtheit als Kundenanforderungen bezeichnet. Kundenanforderungen können vom Kunden durch einen Vertrag angegeben oder von der Organisation selbst festgelegt werden. In beiden Fällen befindet der Kunde letztlich über die Annehmbarkeit des Produktes. Da sich die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden ändern, werden Organisationen zur ständigen Verbesserung ihrer Produkte und Prozesse angespornt. Beim Herangehen mit einem Qualitätsmanagement-System werden Organisationen dazu aufgefordert, die Kundenanforderungen zu analysieren, jene Prozesse zu definieren, die ein für die Kunden annehmbares Produkt liefern und diese Prozesse unter Kontrolle zu halten. Ein Qualitätsmanagement-System kann den Rahmen für die ständige Verbesserung zur Erfüllung der Kundenforderungen bilden. Ein solches Herangehen versetzt die Organisation in die Lage, die Gefahr einer Nichtzufriedenstellung ihrer Kunden zu verringern. Es gibt der Organisation und den Kunden Vertrauen in ihre Fähigkeit, durchgängig den Forderungen entsprechende Produkte zu liefern.<br /> <br /> Ziele des prozessorientierten Qualitätsmanagements sind:<br /> <br /> * Die Anforderungen der Kunden bzw. Interessentengruppen zu verstehen und zu erfüllen<br /> * Die Prozesse aus Sicht der Wertschöpfung zu betrachten<br /> * Wirksame Ergebnisse zu erzielen sowie<br /> * Die Prozesse auf der Grundlage objektiver Messungen ständig zu verbessern.<br /> <br /> Allerdings sollte zur Durchsetzung dieser Zielvorgaben ein funktionierendes Unternehmensprozessmanagement als Metasystem bzw. Framework existieren, dass einen Ordnungsrahmen vorgibt. Weiter soll die Analyse der Prozesse den Rahmen und die Inhalte beim Festlegen der benötigten Dokumentationsmenge für ein QM-System vorgeben. Es sollte also nicht die Dokumentation sein, welche die Prozessanalyse treibt, sondern umgekehrt die Prozesseffizienz und -effektivität.<br /> <br /> Der Zweck des prozessorientierten Ansatzes ist es, die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens bei der Erreichung der festgelegten Ziele zu verbessern. Entsprechend dieser Anleitung sind die Vorteile des prozessorientierten Ansatzes beispielsweise:<br /> <br /> * Integration und Ausrichtung von Prozessen, um die Erreichung geplanter Ergebnisse zu ermöglichen<br /> * Fähigkeit zur Fokussierung der Anstrengungen auf die Wirksamkeit der Prozesse<br /> * Kunden oder anderen interessierten Parteien Vertrauen in die beständige Leistung des Unternehmens zu geben<br /> * Transparenz der Arbeitsabläufe innerhalb des Unternehmens<br /> * Geringere Kosten und kürzere Durchlaufzeiten durch den wirksamen Einsatz der Ressourcen<br /> * Verbesserte, beständige und vorhersehbare Ergebnisse<br /> * Schaffung von Möglichkeiten für gezielte und priorisierte Initiativen für die Verbesserung<br /> * Ermutigung des Engagements von Personen und die Klarstellung ihrer Verantwortung.<br /> <br /> Der prozessorientierte Einführungsansatz reduziert sich nicht nur auf die Einführung von QM-Systemen, sondern gilt heute uneingeschränkt für alle weiteren Managementsysteme, die – als Führungssysteme vorgegeben – rechtliche, soziale, ökonomische, ökologische oder normenspezifische Spezifikationen erfüllen müssen. Aufgrund der prozessorientierten Bezugsbasis ergeben sich sehr große Synergieeffekte bei der Implementierung integrierter Managementsysteme.<br /> <br /> Wie oben ausgeführt, stellt sich der prozessorientierte Ansatz als ein überzeugendes Konzept zum Organisieren, Leiten und Lenken unterschiedlicher Managementsysteme dar, damit Tätigkeiten für den Kunden und andere interessierte Parteien rechtssicher, normkonform und wertschöpfend sind. Er verbessert auch die Beherrschung der Schnittstellen im Prozess.<br /> <br /> Die Verwirklichung dieses prozessorientierten Ansatzes wird in Abbildung 4 in 5 Hauptschritten detailliert vorgegeben und über das MITO-Modell mit seinen 5 Modellsegmenten „Managementführung, Input, Transformation, Output und Managementleitung“ als Ordnungs- und Strukturrahmen regelkreismäßig verknüpft. Damit ist ein Unternehmen in der Lage, die oben erläuterten Anforderungen aus unterschiedlichen Managementsichten konkret umzusetzen und nachhaltig zu verbessern.<br /> <br /> Die beschriebenen 5 Schritte zur Verwirklichung des prozessorientierten Ansatzes kann auf jede Art von Prozessen angewandt werden.<br /> <br /> == Verbreitung in der Praxis ==<br /> <br /> Heute findet die Swimlane-Darstellung in fast allen am Markt angebotenen [[Prozessmanagement|BPM-Tools]] in über 100 Branchen erfolgreich Anwendung. Auch im Gesundheitsmanagement und in der öffentlichen Verwaltung ist es in verschiedenen Bundesländern und in den Kommunen im Einsatz. Seit dieser Zeit hat sich Swimlane weltweit durchgesetzt als Prozessvisualisierungs- und Modellierungsstandard.<br /> Die neuen Informationstechnologien mit [[Cloud Computing]], [[Enterprise Mobility Management|Enterprise Mobility]], [[Industrie 4.0]], [[Big Data]] und [[Social Business]] unterstützten diese Entwicklung, da bei dem IT-Serviceanbieter jetzt ebenfalls die horizontale Wertschöpfungskette bei der Digitalisierung in den Fokus gestellt wird.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Hartmut F. Binner: ''Handbuch der prozessorientierten Arbeitsorganisation, REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung“.'' 4. Auflage. Hanser, München/Wien 2010, ISBN 978-3-446-42641-2.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessmanagement von A bis Z.'' Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-42303-9.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Pragmatisches Wissensmanagement – Systematische Steigerung des intellektuellen Kapitals.'' (REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung&quot;). Hanser, München/ Wien 2007, ISBN 978-3-446-41377-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Managementleitfaden „Auf dem Weg zur Spitzenleistung“.'' Hanser, München/ Wien 2005, ISBN 3-446-40481-3.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessorientierte TQM-Umsetzung.'' (Reihe: Organisationsmanagement und Fertigungsautomatisierung. 3). 2., verb. und aktual.Auflage. Hanser, München/ Wien 2002, ISBN 3-446-21852-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Integriertes Organisations- und Prozessmanagement.'' (REFA-Fachbuchreihe Unternehmensentwicklung). Hanser, München 1997, ISBN 3-446-19174-7.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.agilemodeling.com/style/activityDiagram.htm#Swimlanes Beispielhafte grafische Darstellung von Swimlanes]<br /> <br /> == Anmerkungen ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> [[Kategorie:Vorgehensmodell (Software)]]<br /> [[Kategorie:Projektmanagement]]<br /> [[Kategorie:Agile Softwareentwicklung]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169526383 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-09-29T09:28:33Z <p>Mdjango: /* Einordnung */ +Bachelor.</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. So hat ein &quot;Meister&quot; nicht automatisch den akademischen Grad &quot;Bachelor&quot; inne oder umgekehrt. Ein akademischer Grad kann nur an einer Hochschule erworben werden. Je nach Studiengang und Hochschule kann ein Meister durch Anrechnung seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ein mögliches Bachelor-Studium um bis zu 50 % verkürzen. Der DQR ersetzt „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren Niveau. Welcher Abschluss oder welche Qualifikation den Zugang zu einem Hochschulstudium ermöglicht, legen die Bundesländer jeweils fest.&lt;ref name=&quot;DQR_FAQ&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/content/2360.php |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=FAQ |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-00-00 |zugriff=2017-09-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter){{FN|1}}<br /> * Servicetechniker (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * [[Hochschulgrad]]e und Staatsexamina: Bachelor, Diplom (FH), Staatsexamen{{FN|2}}<br /> * Fachkaufmann (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachwirt (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Meister (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter){{FN|1}}<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Hochschulgrade und Staatsexamina: Master, Diplom (Univ.), Magister, Staatsexamen{{FN|2}}<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Hochschulgrad: Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.&lt;/small&gt;}} {{FNZ|2|&lt;small&gt;Staatsprüfungen und damit Staatsexamina sind in der Regel Niveau&amp;nbsp;7 zugeordnet; Ausnahmen siehe &quot;Liste der zugeordneten Qualifikationen&quot;&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Swimlane&diff=169517521 Swimlane 2017-09-28T22:45:01Z <p>Mdjango: /* Geschichte der Swimlane */ Einleitung umgeschrieben. +Ref. Konzept / Modell raus, hat nur indirekt was mit Swimlanes zu tun.</p> <hr /> <div>{{QS-Antrag|8. August 2017|2=Vollprogramm inkl. Lemma --[[Benutzer:Didionline|Didionline]] ([[Benutzer Diskussion:Didionline|Diskussion]]) 10:48, 8. Aug. 2017 (CEST)}}<br /> {{Unverständlich}}<br /> Eine '''Swimlane''' (zu deutsch: ''Schwimmbahn'') ist ein in [[Datenflussdiagramm]]en verwendetes Element zur visuellen Darstellung von Teilprozessen eines [[Geschäftsprozess]]es. Ein '''Swimlane-Diagramm''' (auch '''Swimlane-Prozessdarstellung''') besteht aus sogenannten ''Pools'' und ''Swimlanes''; ein Pool repräsentiert oft Organisationen. Innerhalb eines Pools werden die an einem Prozess beteiligten Bereiche wie Personen, Gruppen, Abteilungen, Systeme oder Teilprozesse als „Schwimmbahnen“ dargestellt; die durchzuführenden Tätigkeiten werden in Prozesskästchen innerhalb dieser Swimlanes platziert. Swimlanes können sowohl waagerecht als auch senkrecht angeordnet werden.<br /> <br /> Swimlanes werden unter anderem für die Analyse, Modellierung und Optimierung von Geschäftsprozessen in [[Business Process Model and Notation]] (BPMN)-Diagrammen genutzt. Swimlanes können bei der Umsetzung des Veränderungsprozesses von der [[Funktionsorientierte Ablauforganisation|funktionsorientierten]] zur [[Prozessorganisation|prozessorientierten Organisation]] helfen.<br /> <br /> Im Jahr 2002 wurde die Swimlane von der [[Object Management Group]] (OMG) in Amerika, einem IT-Herstellerkonsortium zur Entwicklung übergreifender [[IT-Sicherheitsmanagement#IT-Standards|IT-Standards]], in die BPMN 2.0 als wichtiges Strukturierungselement aufgenommen.<br /> <br /> <br /> == Geschichte der Swimlane ==<br /> <br /> Eine sehr frühe Darstellung der Swimlane findet sich im ''Management Bulletin on Process Charting'' des „US Bureau of the Budget“ aus dem Jahr 1945. Ein „Multi-column process chart“ wird dort als eine detailliertere Variante eines ''work flow charts'' beschrieben.&lt;ref&gt;[http://www.worksimp.com/articles/pdfs/processcharting.pdf?pdf=Process-Charting-1945 Multi-column process chart], Management Bulletin on Process Charting. US Bureau of the Budget, 1945.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Dezember 1968 wurde eine Swimlane-Darstellung im DDR-Standard TGL 22452 unter der Bezeichnung „Kybernetische Blockschaltbilder zur Modellierung von Organisationssystemen, Koordinatendarstellung“ veröffentlicht.&lt;ref&gt;[http://www.swimlane.info/ TGL 22452 - Kybernetische Blockschaltbilder zur Modellierung von Organisationssystemen, Koordinatendarstellung], Eine DDR-Variante der Swimlane-Darstellung auf swimlane.info.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine visuelle Repräsentation der Swimlane wurde 1987 von [[Hartmut F. Binner]] im Rahmen seiner Doktorarbeit zur anforderungsgerechten Datenermittlung für Fertigungssteuerungssysteme am Institut für Fabrikanlagen bei [[Hans-Peter Wiendahl]] an der [[Technische Universität Hannover|TU-Hannover]] entwickelt. Binner verwendete damals den Begriff „Ereignisdaten-Zeitgraph“ anstelle von Swimlane.&lt;ref&gt;[https://serwiss.bib.hs-hannover.de/files/114/binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf Anforderungsgerechte Datenermittlung für Fertigungssteuerungssysteme], Dissertation von Hartmut F. Binner. Hannover, 1987.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Basierend auf dieser Swimlane-Darstellung wurde ebenfalls von Binner 1988 das [[sycat]]-Prozessmanagementtool als erstes [[Werkzeug|Tool]] seiner Art überhaupt auf dem Hochschulstand in Hannover während der [[CeBIT]] vorgestellt und danach kontinuierlich weiter entwickelt.<br /> <br /> Kennzeichen dieser Swimlane sind die aus organisatorischer Sicht [[Role Based Access Control|rollenbasierten]] Prozessstrukturdarstellungen, welche die Prozessabwicklung sachlich – logisch – zeitlich mit ihren Organisations- und Informationschnittstellen zwischen den Beteiligten detailliert beschreiben. Aus diesem Grund ist auch das SYCAT-Tool-Lösungsspektrum aus organisatorischen Gestaltungsanforderungen und nicht aus IT-Anforderungen heraus entwickelt worden. Diese Vorgehensweise war bei vielen der in den 90er Jahren entwickelten Tools nicht der Fall. Vielmehr steht bei diesen Tool-Lösungen wie z.B. bei der Ergebnisorientierte Prozesskettendarstellung (EPK) die Visualisierung auf Programmierschrittebene und damit eindeutig die IT-Sicht im Fokus. Inzwischen ist es aber Stand der Technik, dass die Geschäftsprozesse die IT-Infrastruktur und –Architektur prägen und nicht umgekehrt die IT-[[Applikation]]en die Geschäftsprozesse determinieren.<br /> <br /> == Ganzheitliche Prozessgestaltung und -visualisierung ==<br /> <br /> Diese einheitliche und durchgängige Swimlane-Prozessdarstellung umfasst rollenbasiert alle Aufgabenstellungen und Arbeitsabläufe mit ihren Rechten und Pflichten im Unternehmen, es werden Führungs-, Leistungs- und Unterstützungsprozesse<br /> <br /> * in ihrer sachlich-zeitlich-logischen Abhängigkeit dargestellt,<br /> * durch die gegenseitige Zuordnung aller betriebswirtschaftlichen Details (unter anderem Funktionen, Prozessschritte, Applikationen,Dokumente/Daten, Ressourcen, Schnittstellen, Potenziale und Verbesserungsmaßnahmen) umfassend definiert,<br /> * durch die Zuordnung ihrer Funktionen zu Funktionsbereichen, Rollen und Stellen usw. präzisiert und<br /> * durch klare und transparente Abgrenzungen (organisatorische Schnittstellen, Gültigkeitsbereiche, Kompetenzen, Zuständigkeiten) in den Organisationsrahmen der Unternehmung eingebettet.<br /> <br /> Für jede im Prozess über die Swimlane sachlich-logisch und zeitlich fixierte Prozessfunktion kann ein definierter Input und Output sowie eine ganze Anzahl [[Prozessparameter]] in der Datenbank exakt zugeordnet werden, zum Beispiel:<br /> <br /> * Ereignisse,<br /> * Kosten/Zeiten,<br /> * Anweisungen,<br /> * Dokumente/Daten,<br /> * Mitarbeiter,<br /> * Betriebsanleitungen,<br /> * Aufgaben,<br /> * Schwachstellen,<br /> * Vorschriften,<br /> * Anforderungsprofile,<br /> * Maßnahmen,<br /> * Mengen/Häufigkeiten,<br /> * Kennzahlen,<br /> * Qualitätsstandards oder<br /> * Clusterungen.<br /> <br /> Über eine softwareunterstützte [[Baum (Graphentheorie)|Prozessbaumstruktur]] können dann alle dem jeweiligen Prozess zugeordneten Prozessbeschreibungen, Verfahrensbeschreibungen, Qualitäts- und Zeitparameter abgerufen bzw. ausgewertet werden. Auf diese Weise sind die modellhaften Grundlagen für eine systematische und strukturierte Organisationsentwicklung geschaffen, um die einleitend erläuterten Schwachstellen zu beseitigen. Gleichzeitig werden alle notwendigen Dokumentationen für die Qualitätsmanagementsystemeinführung oder [[EFQM]]-Selbstbewertung bereitgestellt.<br /> <br /> Die so vorgenommene Prozesskonsolidierung und -standardisierung bietet neben der Vereinheitlichung der Abläufe eine hervorragende Grundlage, um damit die in der [[DIN EN ISO 9001]] nachfolgend genannten [[Qualitätsmanagementnorm|QM]]-Normforderungen zu erfüllen.<br /> <br /> Wie Abbildung 1 zeigt, sind diese Forderungen wie folgt formuliert.<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Abbildung 11.jpg|Abbildung 1: DIN EN ISO 9001: Die Organisation muss sicherstellen, dass....<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> Die Ergebnisse der Organisations- und Prozessgestaltung in Bezug auf die in Abbildung 5 &lt;!--wo?--&gt; gezeigten Anforderungen für jeden bewerteten Prozess erfolgen über eine Reifegradbewertung, optional eindimensional nach dem [[PDCA]]-Reifegrad oder zweidimensional über die [[Portfolio|Portfoliobewertung]].<br /> <br /> == Funktionsorientierte Ablauforganisation ==<br /> <br /> Die vertikalen, d.h. funktionsorientierten Organisationseinheiten können aufgrund ihrer [[Taylorismus|tayloristisch]] ausgerichteten Organisationsstrukturen sowie der ausgeprägten Arbeitsteilung und den daraus resultierenden vielen Schnittstellen mit dem dazugehörigen Spezialistentum und der auftretenden [[Bürokratisierung]] nicht den zurzeit ablaufenden dynamischen Veränderungsprozessen mit Globalisierung, Preisdruck, kurzen Produktlebensdauern und steigenden Kundenanforderungen den Ansprüchen an eine wettbewerbsfähige Organisationsstruktur standhalten. Der notwendige Ansatz zu einer Veränderung ist eine Neuausrichtung der gesamten Unternehmensentwicklung und -gestaltung entlang der [[Wertschöpfungskette]] über Organisations- und Systemgrenzen hinweg. Der strukturelle Aufbau eines Unternehmens muss sich an den betrieblichen Prozessen orientieren. Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum. Traditionell gewachsene Bereichs- und Funktionsgrenzen werden zugunsten einer durchgängigen Betrachtung der Prozesse mit Ausrichtung auf den Kunden aufgebrochen.<br /> <br /> == Prozessorientierte Organisationsgestaltungs- und Managementkonzepte ==<br /> <br /> Der aufgrund der Marktsättigung stattgefundene Paradigmenwechsel von Verkäufer- zu Käufermärkten mit der damit verbundenen organisatorischen Neustrukturierung hat diese Entwicklung zum Management des Wandels (Changemanagement) sehr gefördert. Eine ganze Anzahl von aktuellen Konzepten in Abbildung 2 beziehen sich auf eine Veränderung von vorher funktionsorientierten jetzt zu prozessorientierten Organisationsstrukturen mit flachen Hierarchien, Schnittstellenabbau, optimaler Fertigungstiefe, Teamorganisation, Null-Fehler-Produktion, Gemeinkostenabbau, KVP und bedarfsgesteuerter Produktion. Die Mitarbeiter besitzen hierbei eine Schlüsselrolle, weil sie in schlanken Prozessen eigenverantwortlich kundenorientiert agieren. Inzwischen sind alle in Abbildung 2 gezeigten aktuellen Managementkonzepte prozessorientiert angelegt, d.h. die rollenbasierte Swimlane-Darstellung ist der Bezugspunkt für die Umsetzung.<br /> <br /> [[Datei:Abbildung 22.jpg|mini]]<br /> <br /> Auslöser für das in Abbildung 2 zuerst genannte Lean Management war die Veröffentlichung der Studie &quot;The Maschine that Changed the world&quot; von Jim Womack, Daniel Jones, Daniel Roos, deutsche Übersetzung von Wilfried Hof unter dem Titel: &quot;Die zweite Revolution in der Automobilindustrie&quot;. Dort wurde sehr überzeugend herausgearbeitet, dass nicht die bereits bekannten Wettbewerbsnachteile, wie beispielsweise hohe Lohnkosten, niedrige Arbeitszeiten, ein hoher Steuersatz oder hohe Gemeinkosten, der Auslöser für mittelfristig in Deutschland zu erwartende Wettbewerbsprobleme waren, sondern dass vielmehr im Vergleich zum prozessorientierten Toyota-Produktionssystem gravierende Nachteile in Bezug auf Motivation, Qualität, Ressourceneinsatz, Fehlervermeidung und interdisziplinäre Zusammenarbeit bestanden. Der Lean-Management-Gedanke basiert auf der Gestaltung einer schlanken verschwendungsarmen horizontalen Wertschöpfungskette.<br /> <br /> Insbesondere der darauf aufbauende radikale Business Process Management Ansatz (BPM) wurde 1993 in seinen wesentlichen Ausprägungen von den beiden amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Hammer/Champy formuliert. BPM wird hier verstanden als ein fundamentales Überdenken und radikales Re-Design von wesentlichen Unternehmensprozessen. Das Resultat sind Verbesserungen in Größenordnungen in heute entscheidenden und messbaren Leistungsgrößen in Bezug auf Kosten, Qualität, Service und Zeit. Im Kern geht es dabei um das vom Management verordnete Zusammenführen von Tätigkeiten die bisher voneinander getrennt an verschiedenen Orten mit verschiedenen Führungskräften in unterschiedlichen Abteilungen vorgenommen wurden. Im Gegensatz zu diesem radikalen BPM, das vornehmlich auf eine einmalige, radikale Neuordnung der Prozesse abzielt, ist das Lean Management Konzept mehr darauf ausgerichtet langfristig kontinuierliche Prozessverbesserung (KVP) im Unternehmen zu erreichen. Beim Lean Management Konzept wird mitunter kritisiert, dass die Verschlankung der Unternehmensprozesse keine strategische Neuausrichtung mit einschließt und damit „ein „strategisches Weiter wie bisher“ beinhaltet. Allerdings ist aus heutiger Sicht der radikale BPM-Ansatz aber gescheitert, weil er zu stark zu Lasten der Mitarbeiter ging.<br /> <br /> Auch das Total Quality Management (TQM)-Konzept besitzt japanische Wurzeln. Hierbei geht es darum, dass die Mitarbeiter und Führungskräfte in allen Unternehmensbereichen total (umfassend) eine starke Qualitäts- und Kundenorientierung besitzen und in ihren Prozessen umsetzen. Dies ist auch wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur. Der umfassende Qualitätsbegriff bezieht sich auf eine umfassende Unternehmensqualität, die sich aus Führungs-, Mitarbeiter-, Prozess-, und Ergebnisqualität zusammensetzt und damit den Erfolg des Unternehmens garantiert. Die Neustrukturierung des Unternehmens mit Hilfe dieses Qualitäts- und Kundengedankens soll wesentlich auf der Grundlage von Partizipation und Delegation erfolgen. Ähnlich wie beim Lean- Management wird dabei eine stufenweise kontinuierliche Verbesserung im Sinne einer bottom up- Struktur angestrebt.<br /> <br /> Ein weiteres Denkmodell zur Bewältigung des Wandels ist die fraktale Fabrik von Warnecke, die Anfang der 90er Jahre in Analogie zu natürlichen Systemen skizzierte. Das fraktale Unternehmen ist eine dynamische Organisation, die sich aus autonomen, selbstähnlichen, zielbewussten, dynamischen Gebilden, das heißt den Fraktalen zusammensetzt. Diese Fraktale verfügen über Freiräume zur Selbstorganisation, agieren weitgehend selbstständig und wirken aktiv an ihrer Entstehung, Veränderung und Auflösung mit. Zusammen mit anderen Fraktalen agieren sie im Unternehmen unter intensiver Kommunikation nach Regeln des Wettbewerbs und der Kooperation. Auf diese Weise erhalten die Fraktale die Fähigkeit zum Wandel von innen heraus. Damit können fraktale Unternehmen nicht nur eine reaktive Anpassung an ihre Umwelt vornehmen, sondern aus eigener Kraft heraus proaktiv agieren.<br /> <br /> Das Supply Chain Management (SCM) hat nicht nur die Unternehmens interne Prozessoptimierung im Focus, sondern übergreifend die Prozessgestaltung über alle Unternehmen, die sich in der Lieferkette befinden. Als Supply Chain (deutsch: „Versorgungskette“, „Lieferkette“, „logistische Kette“ oder auch „Wertschöpfungskette“) bezeichnet man ein unternehmensübergreifendes Netzwerk von Unternehmen, das gesamtheitlich spezifische Wirtschaftsgüter für einen definierten Zielmarkt hervorbringt. Auf diesen jeweiligen Zielmärkten konkurrieren nicht vertikal integrierte Einzelhersteller, sondern komplex strukturierte Wertschöpfungssysteme (Lieferketten) miteinander, die sich aus systemisch verbundenen, aber autonom agierenden Einzelunternehmern zusammensetzen, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Beispiele sind etwa die Lieferketten der Automobilindustrie oder die textile Wertschöpfungskette. Im extremen kann die Supply Chain dabei von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling (manchmal auch der Entsorgung) von Alt-Produkten reichen.<br /> <br /> Die interorganisatorische Arbeitsteilung zwischen den beteiligten selbstständigen Unternehmen definiert Ausdehnung und Struktur der Supply Chain. Durch die Tendenz zur Konzentration auf Kernkompetenzen (Outsourcing, Verringerung von intraorganisationaler Arbeitsteilung/Fertigungstiefe im Unternehmen) entwickeln sich zunehmend differenziertere (d. h. arbeitsteiligere) Supply Chains.<br /> <br /> Bei der Theory auf Constraits (TCO) von Eliyahu M. Goldratt steht die Engpassbetrachtung von Prozessen im Mittelpunkt. Die entscheidenden Parameter für die Prozessoptimierung sind der Durchsatz, die Bestände und die Betriebskosten. Das Ziel ist es, Bestände in Durchsatz -besser Umsatz genannt- zu verwandeln, um damit den Gewinn zu steigern. Hierbei hängen der Durchsatz und damit auch der Gewinn vom langsamsten Arbeitsschritt innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette d.h. dem Kapazitätsengpass ab. Um Zwischenlagerbestände zu vermeiden und damit den Durchsatz noch weiter zu reduzieren, sollte das Arbeitstempo an Arbeitsplätzen den der Engpass-Maschine angepasst werden. Wenn dieser Engpass beseitigt wird, erhöht sich der Durchsatz und damit auch der Gewinn. Die Engpassmaschinen stellen immer den kritischen Weg innerhalb des Produkterstellungsprozesses dar. Anzustreben ist ein harmonisierter Workflow, bei dem die einzelnen Arbeitsschritte kapazitätsmäßig voll aufeinander abgestimmt d.h. ausgetaktet sind. Es geht hier also nicht um die Verbesserung der Einzeleffizienz von teuren Maschinen im Produktionsablauf, sondern um das aufeinander abgestimmte Gesamtoptimum aller Maschinen im Gesamtprozess.<br /> <br /> Beim Balanced Scorecard Konzept handelt es sich um ein Kennzahlensystem, dass zu Unternehmens- und Prozesscontrollingzwecken eingesetzt wird und durchgängig über alle hierarchischen Ebenen als Führungsinstrument die Prozessaktivitäten, das heißt Leistungen steuert und kontrolliert. Über die Balanced Scorecard werden allen Beteiligten in jeder Prozessebene die Führungsinformationen geliefert, damit die richtigen unternehmerischen bzw. prozessbezogenen Entscheidungen getroffen werden können. Die Balanced Scorecard wird deshalb als strategisches Kennzahlenmanagementsystem betrachtet, weil es ein Kennzahlensystem voneinander abhängiger Zielsetzungen, Netzgrößen und Kennzahlen vorgibt, die einen permanenten Review-Prozess ermöglichen. Die Balanced Scorecard soll alle für den Unternehmenserfolg wichtigen kundenorientierten, mitarbeiterorientierten, prozessorientierten und erfolgsorientierten Faktoren durch Kennzahlen abbilden, messbar machen und kommunizieren. Auf diese Weise wird der aktuelle Zustand des Unternehmens abgebildet.<br /> <br /> Beim ebenfalls genannten Six-Sigma-Konzept geht es im wesentlichen darum, durch die Eliminierung von Fehlern und Risiken im Prozessablauf ein großes Potenzial von Einsparungen zu aktivieren und auf diese Weise dem Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Die Stärke von Six-Sigma liegt hierbei darin, dass mit Hilfe einer umfangreichen Sammlung von einfachen bis komplexen Qualitätsverbesserungsmethoden und -segmenten die Six-Sigma-Zielsetzungen systematisch erreicht werden. Aus statistischer Sicht ist dieses Konzept ein konkreter mathematischer Kennwert, der die Standardabweichung misst (3,4 Fehler pro 1 Mio. Vorgänge oder Produkte). Jeder Prozess hat ein zu erwartendes Ergebnis, d.h. einen Mittelwert. Jedes Ergebnis hat eine gewisse Streuung bzw. Variabel „&amp;#61555;“. Ziel vom Six- Sigma Konzept ist die Reduzierung dieser Streuung bis auf die vorgegebenen Grenzen. Wesentlich für den Erfolg der Six Sigma Anwendung ist die Einbindung und das persönliche Engagement des oberen Management und der Führungskräfte.<br /> <br /> Das zuletzt genannte organisationale Lernkonzept besitzt einen ausgeprägten evolutionären Charakter. Hierbei wird der Wandel von und im Unternehmen im Sinne der durchgeführten Höher- und Weiterentwicklung verstanden. Durch neue Fähigkeiten und Verhaltensweisen kann sich die Organisation aktiv wandeln. Dazu ist es nötig, dass die individuellen Erfahrungen und das Wissen bei der Prozessdurchführung in einer organisationalen Wissensbasis mit der Swimlane als Bezugspunkt kollektiviert wird. Die Anwendung dieses kollektivierten Wissens führt wiederum bei den einzelnen Beteiligten zu individuellen Lernprozessen, die das organisationale Wissen vergrößern. Die aus diesen kollektiven Kernprozessen resultierenden Lernergebnisse werden in Regeln hinterlegt, die dann allgemein in allen Bereichen der Organisation Anwendung finden und damit das organisatorische Lernen fordern.<br /> <br /> Auch wenn bei den oben erläuterten Managementkonzepten häufig unklar ist, ob sie im weiteren Sinne als Management des Wandels innerhalb des gesamten Unternehmens oder im engeren Sinne nur als kurzfristige Veränderungsprojekte zu verstehen sind, ermöglicht das Prozessmanagement durch die Analyse und Modelle der unternehmensspezifischen Prozesse eine auf den Einzelfall zugeschnittene Lösung. Ansonsten bestände bei der Veränderungskonzeptrealisierung das große Risiko, eine stark verallgemeinerte Organisationsstruktur dem Unternehmen überzustülpen. Diese Gefahr ist umso größer, weil jedes der oben vorgestellten Konzepte für sich den Anspruch erhebt, in sich abgeschlossen und ganzzeitlich zu sein. Aus den Erfahrungen in der Praxis sind zwei schwerwiegende Fehler grundsätzlich bei allen Ansätzen zu vermeiden. Die mangelnde Einbindung der Mitarbeiter bei den Veränderungsprojekten führt häufig zu deren Scheitern, ebenso sollte die Informationstechnologie nicht der Treiber für Prozessveränderungen sein, da die IT Industrie sich an ihren Produkten für bestimmte IT Probestellungen ausrichtet und nicht an den Prozessen ihrer Kunden.<br /> <br /> == BPM-Framework ==<br /> <br /> Zu dieser heute als BPM, das heißt „Business- Prozess- Managementstrategie“ bezeichnete Vorgehensweise gibt es bereits seit über 25 Jahren ein BPM-Framework als Ebenenmodell zur ganzheitlichen Organisationsentwicklung- und Gestaltung. Abbildung 3 zeigt dieses Framework., ursprünglich als CIM-house-Framework bezeichnet. Es setzt die drei klassischen Organisationsgestaltungskomponenten: „Organisation, Mensch, Technik“ in Form eines Hausbaus in einen logischen Gestaltungszusammenhang.<br /> <br /> Die unterste Ebene des Frameworks, d.h. das Fundament, bezieht sich entkoppelt vom Tagesgeschäft auf die durchgängige Ableitung von unternehmensspezifischen Strategien und Unternehmensziele in Form von Ursache–Wirkungsketten im Organisationsebenenmodell, sowie der Implementierung einer Prozessorganisation durch die Vorgabe eines unternehmensspezifischen Prozessmodells bestehen aus „Führungs- und Leitungsprozessen, vorgelagerten Unterstützungsprozessen, Kernprozessen und nachgelagerten Unterstützungsprozessen“, dass heißt die Gestaltung der organisatorischen Ebene. Sie wird über die SYCAT- Swimlane visualisiert.<br /> <br /> Die darauf aufbauende zweite Ebene bezieht sich im Tagesgeschäft auf die Produkt- oder Dienstleistungserstellung aus betriebswirtschaftlicher Sicht innerhalb der mit SYCAT analysierten, optimierten und dokumentierten Wertschöpfungskette, auch als end-to-end-Prozess bezeichnet. Hier sind die bedarfsgerechten Ressourcen bereitzustellen und für die zu erstellende Produkt- oder Dienstleistung optimal zu koordinieren, um damit den Kundenwunsch effizient und effektiv zu erfüllen. Entscheidend sind dabei die qualifizierten und motivierten Mitarbeiter, die mit Selbstverantwortung die Aufgaben durchführen.<br /> <br /> Dafür ist es in der dritten Ebene des Frameworks notwendig, anforderungsgerecht IT-Architekturen- und Strukturen bereitzustellen. In Ebene vier sind die Mitarbeiter über alle genannten drei Ebenen involviert. Sie bringen ihr Wissen systematisch in die von Professor Binner entwickelten Vorgehens- und Beschreibungsmodelle ein, werden dabei gleichzeitig qualifiziert und erfüllen auf diese Weise die in der obersten Ebene fünf vorgegebenen Zielvorgaben des Managements. Die Überprüfung der Zielerreichung erfolgt dann durchgängig über alle Ebenen, beispielsweise mit Hilfe des EFQM- Modells.<br /> <br /> == Systematische Umsetzung des prozessorientierten Ansatzes ==<br /> <br /> Alle aktuellen Normen und Regelwerke zu integrierten Managementsystemen wie z.B. Qualitäts-, Umwelt-, Nachhaltigkeits-, Gesundheitsmanagement u.a geben einen prozessorientierten Einführungsansatz vor. Dieser prozessorientierte Ansatz soll nach Vorgabe der DIN EN ISO 9001 eine einheitliche Beschreibung von Prozessen und die Verwendung einer prozessbezogenen Terminologie fördern, ebenso das Verständnis des prozessorientierten Konzeptes. Dies umfasst im Einzelnen:<br /> <br /> * Erkennen der erforderlichen Prozesse für eine wirksame Verwirklichung des QM-Systems<br /> * Verstehen der Wechselwirkung zwischen diesen Prozessen<br /> * Dokumentieren der Prozesse im erforderlichen Umfang, um ihre wirksame Ausführung und Lenkung sicherzustellen.<br /> <br /> Die Begründung für die seit dem Jahr 2000 geltende prozessorientierte Sicht bei Einführung DIN EN ISO 9001 lautet wie folgt:<br /> <br /> Alle Organisationen produzieren Ergebnisse (Produkte), welche die Kunden zufrieden stellen sollen. Die Normenreihe ISO 9001 über Qualitätsmanagement-Systeme kann Organisationen beim Erreichen dieses Zieles behilflich sein und zwar mit Hilfe von Merkmalen, welche die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden erfüllen. Diese Erfordernisse und Erwartungen werden in Produktspezifikationen genauer ausgedrückt und in ihrer Gesamtheit als Kundenanforderungen bezeichnet. Kundenanforderungen können vom Kunden durch einen Vertrag angegeben oder von der Organisation selbst festgelegt werden. In beiden Fällen befindet der Kunde letztlich über die Annehmbarkeit des Produktes. Da sich die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden ändern, werden Organisationen zur ständigen Verbesserung ihrer Produkte und Prozesse angespornt. Beim Herangehen mit einem Qualitätsmanagement-System werden Organisationen dazu aufgefordert, die Kundenanforderungen zu analysieren, jene Prozesse zu definieren, die ein für die Kunden annehmbares Produkt liefern und diese Prozesse unter Kontrolle zu halten. Ein Qualitätsmanagement-System kann den Rahmen für die ständige Verbesserung zur Erfüllung der Kundenforderungen bilden. Ein solches Herangehen versetzt die Organisation in die Lage, die Gefahr einer Nichtzufriedenstellung ihrer Kunden zu verringern. Es gibt der Organisation und den Kunden Vertrauen in ihre Fähigkeit, durchgängig den Forderungen entsprechende Produkte zu liefern.<br /> <br /> Ziele des prozessorientierten Qualitätsmanagements sind:<br /> <br /> * Die Anforderungen der Kunden bzw. Interessentengruppen zu verstehen und zu erfüllen<br /> * Die Prozesse aus Sicht der Wertschöpfung zu betrachten<br /> * Wirksame Ergebnisse zu erzielen sowie<br /> * Die Prozesse auf der Grundlage objektiver Messungen ständig zu verbessern.<br /> <br /> Allerdings sollte zur Durchsetzung dieser Zielvorgaben ein funktionierendes Unternehmensprozessmanagement als Metasystem bzw. Framework existieren, dass einen Ordnungsrahmen vorgibt. Weiter soll die Analyse der Prozesse den Rahmen und die Inhalte beim Festlegen der benötigten Dokumentationsmenge für ein QM-System vorgeben. Es sollte also nicht die Dokumentation sein, welche die Prozessanalyse treibt, sondern umgekehrt die Prozesseffizienz und -effektivität.<br /> <br /> Der Zweck des prozessorientierten Ansatzes ist es, die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens bei der Erreichung der festgelegten Ziele zu verbessern. Entsprechend dieser Anleitung sind die Vorteile des prozessorientierten Ansatzes beispielsweise:<br /> <br /> * Integration und Ausrichtung von Prozessen, um die Erreichung geplanter Ergebnisse zu ermöglichen<br /> * Fähigkeit zur Fokussierung der Anstrengungen auf die Wirksamkeit der Prozesse<br /> * Kunden oder anderen interessierten Parteien Vertrauen in die beständige Leistung des Unternehmens zu geben<br /> * Transparenz der Arbeitsabläufe innerhalb des Unternehmens<br /> * Geringere Kosten und kürzere Durchlaufzeiten durch den wirksamen Einsatz der Ressourcen<br /> * Verbesserte, beständige und vorhersehbare Ergebnisse<br /> * Schaffung von Möglichkeiten für gezielte und priorisierte Initiativen für die Verbesserung<br /> * Ermutigung des Engagements von Personen und die Klarstellung ihrer Verantwortung.<br /> <br /> Der prozessorientierte Einführungsansatz reduziert sich nicht nur auf die Einführung von QM-Systemen, sondern gilt heute uneingeschränkt für alle weiteren Managementsysteme, die – als Führungssysteme vorgegeben – rechtliche, soziale, ökonomische, ökologische oder normenspezifische Spezifikationen erfüllen müssen. Aufgrund der prozessorientierten Bezugsbasis ergeben sich sehr große Synergieeffekte bei der Implementierung integrierter Managementsysteme.<br /> <br /> Wie oben ausgeführt, stellt sich der prozessorientierte Ansatz als ein überzeugendes Konzept zum Organisieren, Leiten und Lenken unterschiedlicher Managementsysteme dar, damit Tätigkeiten für den Kunden und andere interessierte Parteien rechtssicher, normkonform und wertschöpfend sind. Er verbessert auch die Beherrschung der Schnittstellen im Prozess.<br /> <br /> Die Verwirklichung dieses prozessorientierten Ansatzes wird in Abbildung 4 in 5 Hauptschritten detailliert vorgegeben und über das MITO-Modell mit seinen 5 Modellsegmenten „Managementführung, Input, Transformation, Output und Managementleitung“ als Ordnungs- und Strukturrahmen regelkreismäßig verknüpft. Damit ist ein Unternehmen in der Lage, die oben erläuterten Anforderungen aus unterschiedlichen Managementsichten konkret umzusetzen und nachhaltig zu verbessern.<br /> <br /> Die beschriebenen 5 Schritte zur Verwirklichung des prozessorientierten Ansatzes kann auf jede Art von Prozessen angewandt werden.<br /> <br /> == Verbreitung in der Praxis ==<br /> <br /> Heute findet die Swimlane-Darstellung in fast allen am Markt angebotenen [[Prozessmanagement|BPM-Tools]] in über 100 Branchen erfolgreich Anwendung. Auch im Gesundheitsmanagement und in der öffentlichen Verwaltung ist es in verschiedenen Bundesländern und in den Kommunen im Einsatz. Seit dieser Zeit hat sich Swimlane weltweit durchgesetzt als Prozessvisualisierungs- und Modellierungsstandard.<br /> Die neuen Informationstechnologien mit [[Cloud Computing]], [[Enterprise Mobility Management|Enterprise Mobility]], [[Industrie 4.0]], [[Big Data]] und [[Social Business]] unterstützten diese Entwicklung, da bei dem IT-Serviceanbieter jetzt ebenfalls die horizontale Wertschöpfungskette bei der Digitalisierung in den Fokus gestellt wird.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Hartmut F. Binner: ''Handbuch der prozessorientierten Arbeitsorganisation, REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung“.'' 4. Auflage. Hanser, München/Wien 2010, ISBN 978-3-446-42641-2.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessmanagement von A bis Z.'' Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-42303-9.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Pragmatisches Wissensmanagement – Systematische Steigerung des intellektuellen Kapitals.'' (REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung&quot;). Hanser, München/ Wien 2007, ISBN 978-3-446-41377-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Managementleitfaden „Auf dem Weg zur Spitzenleistung“.'' Hanser, München/ Wien 2005, ISBN 3-446-40481-3.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessorientierte TQM-Umsetzung.'' (Reihe: Organisationsmanagement und Fertigungsautomatisierung. 3). 2., verb. und aktual.Auflage. Hanser, München/ Wien 2002, ISBN 3-446-21852-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Integriertes Organisations- und Prozessmanagement.'' (REFA-Fachbuchreihe Unternehmensentwicklung). Hanser, München 1997, ISBN 3-446-19174-7.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.agilemodeling.com/style/activityDiagram.htm#Swimlanes Beispielhafte grafische Darstellung von Swimlanes]<br /> <br /> == Anmerkungen ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> [[Kategorie:Vorgehensmodell (Software)]]<br /> [[Kategorie:Projektmanagement]]<br /> [[Kategorie:Agile Softwareentwicklung]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Swimlane&diff=169516905 Swimlane 2017-09-28T21:52:26Z <p>Mdjango: Einleitung überarbeitet. Absatz &quot;Funktionsorientierte Ablauforganisation&quot; eingefügt. Kommata ergänzt.</p> <hr /> <div>{{QS-Antrag|8. August 2017|2=Vollprogramm inkl. Lemma --[[Benutzer:Didionline|Didionline]] ([[Benutzer Diskussion:Didionline|Diskussion]]) 10:48, 8. Aug. 2017 (CEST)}}<br /> {{Unverständlich}}<br /> Eine '''Swimlane''' (zu deutsch: ''Schwimmbahn'') ist ein in [[Datenflussdiagramm]]en verwendetes Element zur visuellen Darstellung von Teilprozessen eines [[Geschäftsprozess]]es. Ein '''Swimlane-Diagramm''' (auch '''Swimlane-Prozessdarstellung''') besteht aus sogenannten ''Pools'' und ''Swimlanes''; ein Pool repräsentiert oft Organisationen. Innerhalb eines Pools werden die an einem Prozess beteiligten Bereiche wie Personen, Gruppen, Abteilungen, Systeme oder Teilprozesse als „Schwimmbahnen“ dargestellt; die durchzuführenden Tätigkeiten werden in Prozesskästchen innerhalb dieser Swimlanes platziert. Swimlanes können sowohl waagerecht als auch senkrecht angeordnet werden.<br /> <br /> Swimlanes werden unter anderem für die Analyse, Modellierung und Optimierung von Geschäftsprozessen in [[Business Process Model and Notation]] (BPMN)-Diagrammen genutzt. Swimlanes können bei der Umsetzung des Veränderungsprozesses von der [[Funktionsorientierte Ablauforganisation|funktionsorientierten]] zur [[Prozessorganisation|prozessorientierten Organisation]] helfen.<br /> <br /> Im Jahr 2002 wurde die Swimlane von der [[Object Management Group]] (OMG) in Amerika, einem IT-Herstellerkonsortium zur Entwicklung übergreifender [[IT-Sicherheitsmanagement#IT-Standards|IT-Standards]], in die BPMN 2.0 als wichtiges Strukturierungselement aufgenommen.<br /> <br /> <br /> == Geschichte der Swimlane ==<br /> <br /> Die Swimlane-Darstellung wurde Anfang der 80er Jahre in den von [[Hartmut F. Binner]] im Rahmen seiner Doktorarbeit zur anforderungsgerechten IT- bzw. [[Common Information Model]] (CIM)-Konzepterstellung am Institut für Fabrikanlagen bei [[Hans-Peter Wiendahl]] an der [[Technische Universität Hannover|TU-Hannover]] zusammen mit einem [[Vorgehensmodell]] entwickelt, bei dem die rollenbasierte Prozessanalyse- und [[Prozessmodellierung|Modellierung]] der Ausgangspunkt für die darauf aufsetzende IT- bzw. in diesem Fall CIM-Lösung, mit der die Entwicklung eines IT-CIM-Konzeptes möglich war.<br /> <br /> Basierend auf dieser Swimlane-Darstellung wurde ebenfalls von Binner 1988 das [[sycat]]-Prozessmanagementtool als erstes [[Werkzeug|Tool]] seiner Art überhaupt auf dem Hochschulstand in Hannover während der [[CeBIT]] vorgestellt und danach kontinuierlich weiter entwickelt.<br /> <br /> Kennzeichen dieser Swimlane sind die aus organisatorischer Sicht [[Role Based Access Control|rollenbasierten]] Prozessstrukturdarstellungen, welche die Prozessabwicklung sachlich – logisch – zeitlich mit ihren Organisations- und Informationschnittstellen zwischen den Beteiligten detailliert beschreiben. Aus diesem Grund ist auch das SYCAT-Tool-Lösungsspektrum aus organisatorischen Gestaltungsanforderungen und nicht aus IT-Anforderungen heraus entwickelt worden. Dies ist bei vielen der in den 90er Jahren entwickelten Tools nicht der Fall. Vielmehr steht bei diesen Toollösungen wie z.B. bei der Ergebnisorientierte Prozesskettendarstellung (EPK) die Visualisierung auf Programmierschrittebene im Fokus. Hier steht eindeutig die IT-Sicht im Vordergrund. Inzwischen ist es aber Stand der Technik, dass die Geschäftsprozesse die IT-Infrastruktur- und –Architektur prägen und nicht umgekehrt die IT-[[Applikation]]en die Geschäftsprozesse determinieren.<br /> <br /> == Ganzheitliche Prozessgestaltung und -visualisierung ==<br /> <br /> Diese einheitliche und durchgängige Swimlane-Prozessdarstellung umfasst rollenbasiert alle Aufgabenstellungen und Arbeitsabläufe mit ihren Rechten und Pflichten im Unternehmen, es werden Führungs-, Leistungs- und Unterstützungsprozesse<br /> <br /> * in ihrer sachlich-zeitlich-logischen Abhängigkeit dargestellt,<br /> * durch die gegenseitige Zuordnung aller betriebswirtschaftlichen Details (unter anderem Funktionen, Prozessschritte, Applikationen,Dokumente/Daten, Ressourcen, Schnittstellen, Potenziale und Verbesserungsmaßnahmen) umfassend definiert,<br /> * durch die Zuordnung ihrer Funktionen zu Funktionsbereichen, Rollen und Stellen usw. präzisiert und<br /> * durch klare und transparente Abgrenzungen (organisatorische Schnittstellen, Gültigkeitsbereiche, Kompetenzen, Zuständigkeiten) in den Organisationsrahmen der Unternehmung eingebettet.<br /> <br /> Für jede im Prozess über die Swimlane sachlich-logisch und zeitlich fixierte Prozessfunktion kann ein definierter Input und Output sowie eine ganze Anzahl [[Prozessparameter]] in der Datenbank exakt zugeordnet werden, zum Beispiel:<br /> <br /> * Ereignisse,<br /> * Kosten/Zeiten,<br /> * Anweisungen,<br /> * Dokumente/Daten,<br /> * Mitarbeiter,<br /> * Betriebsanleitungen,<br /> * Aufgaben,<br /> * Schwachstellen,<br /> * Vorschriften,<br /> * Anforderungsprofile,<br /> * Maßnahmen,<br /> * Mengen/Häufigkeiten,<br /> * Kennzahlen,<br /> * Qualitätsstandards oder<br /> * Clusterungen.<br /> <br /> Über eine softwareunterstützte [[Baum (Graphentheorie)|Prozessbaumstruktur]] können dann alle dem jeweiligen Prozess zugeordneten Prozessbeschreibungen, Verfahrensbeschreibungen, Qualitäts- und Zeitparameter abgerufen bzw. ausgewertet werden. Auf diese Weise sind die modellhaften Grundlagen für eine systematische und strukturierte Organisationsentwicklung geschaffen, um die einleitend erläuterten Schwachstellen zu beseitigen. Gleichzeitig werden alle notwendigen Dokumentationen für die Qualitätsmanagementsystemeinführung oder [[EFQM]]-Selbstbewertung bereitgestellt.<br /> <br /> Die so vorgenommene Prozesskonsolidierung und -standardisierung bietet neben der Vereinheitlichung der Abläufe eine hervorragende Grundlage, um damit die in der [[DIN EN ISO 9001]] nachfolgend genannten [[Qualitätsmanagementnorm|QM]]-Normforderungen zu erfüllen.<br /> <br /> Wie Abbildung 1 zeigt, sind diese Forderungen wie folgt formuliert.<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Abbildung 11.jpg|Abbildung 1: DIN EN ISO 9001: Die Organisation muss sicherstellen, dass....<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> Die Ergebnisse der Organisations- und Prozessgestaltung in Bezug auf die in Abbildung 5 &lt;!--wo?--&gt; gezeigten Anforderungen für jeden bewerteten Prozess erfolgen über eine Reifegradbewertung, optional eindimensional nach dem [[PDCA]]-Reifegrad oder zweidimensional über die [[Portfolio|Portfoliobewertung]].<br /> <br /> == Funktionsorientierte Ablauforganisation ==<br /> <br /> Die vertikalen, d.h. funktionsorientierten Organisationseinheiten können aufgrund ihrer [[Taylorismus|tayloristisch]] ausgerichteten Organisationsstrukturen sowie der ausgeprägten Arbeitsteilung und den daraus resultierenden vielen Schnittstellen mit dem dazugehörigen Spezialistentum und der auftretenden [[Bürokratisierung]] nicht den zurzeit ablaufenden dynamischen Veränderungsprozessen mit Globalisierung, Preisdruck, kurzen Produktlebensdauern und steigenden Kundenanforderungen den Ansprüchen an eine wettbewerbsfähige Organisationsstruktur standhalten. Der notwendige Ansatz zu einer Veränderung ist eine Neuausrichtung der gesamten Unternehmensentwicklung und -gestaltung entlang der [[Wertschöpfungskette]] über Organisations- und Systemgrenzen hinweg. Der strukturelle Aufbau eines Unternehmens muss sich an den betrieblichen Prozessen orientieren. Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum. Traditionell gewachsene Bereichs- und Funktionsgrenzen werden zugunsten einer durchgängigen Betrachtung der Prozesse mit Ausrichtung auf den Kunden aufgebrochen.<br /> <br /> == Prozessorientierte Organisationsgestaltungs- und Managementkonzepte ==<br /> <br /> Der aufgrund der Marktsättigung stattgefundene Paradigmenwechsel von Verkäufer- zu Käufermärkten mit der damit verbundenen organisatorischen Neustrukturierung hat diese Entwicklung zum Management des Wandels (Changemanagement) sehr gefördert. Eine ganze Anzahl von aktuellen Konzepten in Abbildung 2 beziehen sich auf eine Veränderung von vorher funktionsorientierten jetzt zu prozessorientierten Organisationsstrukturen mit flachen Hierarchien, Schnittstellenabbau, optimaler Fertigungstiefe, Teamorganisation, Null-Fehler-Produktion, Gemeinkostenabbau, KVP und bedarfsgesteuerter Produktion. Die Mitarbeiter besitzen hierbei eine Schlüsselrolle, weil sie in schlanken Prozessen eigenverantwortlich kundenorientiert agieren. Inzwischen sind alle in Abbildung 2 gezeigten aktuellen Managementkonzepte prozessorientiert angelegt, d.h. die rollenbasierte Swimlane-Darstellung ist der Bezugspunkt für die Umsetzung.<br /> <br /> [[Datei:Abbildung 22.jpg|mini]]<br /> <br /> Auslöser für das in Abbildung 2 zuerst genannte Lean Management war die Veröffentlichung der Studie &quot;The Maschine that Changed the world&quot; von Jim Womack, Daniel Jones, Daniel Roos, deutsche Übersetzung von Wilfried Hof unter dem Titel: &quot;Die zweite Revolution in der Automobilindustrie&quot;. Dort wurde sehr überzeugend herausgearbeitet, dass nicht die bereits bekannten Wettbewerbsnachteile, wie beispielsweise hohe Lohnkosten, niedrige Arbeitszeiten, ein hoher Steuersatz oder hohe Gemeinkosten, der Auslöser für mittelfristig in Deutschland zu erwartende Wettbewerbsprobleme waren, sondern dass vielmehr im Vergleich zum prozessorientierten Toyota-Produktionssystem gravierende Nachteile in Bezug auf Motivation, Qualität, Ressourceneinsatz, Fehlervermeidung und interdisziplinäre Zusammenarbeit bestanden. Der Lean-Management-Gedanke basiert auf der Gestaltung einer schlanken verschwendungsarmen horizontalen Wertschöpfungskette.<br /> <br /> Insbesondere der darauf aufbauende radikale Business Process Management Ansatz (BPM) wurde 1993 in seinen wesentlichen Ausprägungen von den beiden amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Hammer/Champy formuliert. BPM wird hier verstanden als ein fundamentales Überdenken und radikales Re-Design von wesentlichen Unternehmensprozessen. Das Resultat sind Verbesserungen in Größenordnungen in heute entscheidenden und messbaren Leistungsgrößen in Bezug auf Kosten, Qualität, Service und Zeit. Im Kern geht es dabei um das vom Management verordnete Zusammenführen von Tätigkeiten die bisher voneinander getrennt an verschiedenen Orten mit verschiedenen Führungskräften in unterschiedlichen Abteilungen vorgenommen wurden. Im Gegensatz zu diesem radikalen BPM, das vornehmlich auf eine einmalige, radikale Neuordnung der Prozesse abzielt, ist das Lean Management Konzept mehr darauf ausgerichtet langfristig kontinuierliche Prozessverbesserung (KVP) im Unternehmen zu erreichen. Beim Lean Management Konzept wird mitunter kritisiert, dass die Verschlankung der Unternehmensprozesse keine strategische Neuausrichtung mit einschließt und damit „ein „strategisches Weiter wie bisher“ beinhaltet. Allerdings ist aus heutiger Sicht der radikale BPM-Ansatz aber gescheitert, weil er zu stark zu Lasten der Mitarbeiter ging.<br /> <br /> Auch das Total Quality Management (TQM)-Konzept besitzt japanische Wurzeln. Hierbei geht es darum, dass die Mitarbeiter und Führungskräfte in allen Unternehmensbereichen total (umfassend) eine starke Qualitäts- und Kundenorientierung besitzen und in ihren Prozessen umsetzen. Dies ist auch wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur. Der umfassende Qualitätsbegriff bezieht sich auf eine umfassende Unternehmensqualität, die sich aus Führungs-, Mitarbeiter-, Prozess-, und Ergebnisqualität zusammensetzt und damit den Erfolg des Unternehmens garantiert. Die Neustrukturierung des Unternehmens mit Hilfe dieses Qualitäts- und Kundengedankens soll wesentlich auf der Grundlage von Partizipation und Delegation erfolgen. Ähnlich wie beim Lean- Management wird dabei eine stufenweise kontinuierliche Verbesserung im Sinne einer bottom up- Struktur angestrebt.<br /> <br /> Ein weiteres Denkmodell zur Bewältigung des Wandels ist die fraktale Fabrik von Warnecke, die Anfang der 90er Jahre in Analogie zu natürlichen Systemen skizzierte. Das fraktale Unternehmen ist eine dynamische Organisation, die sich aus autonomen, selbstähnlichen, zielbewussten, dynamischen Gebilden, das heißt den Fraktalen zusammensetzt. Diese Fraktale verfügen über Freiräume zur Selbstorganisation, agieren weitgehend selbstständig und wirken aktiv an ihrer Entstehung, Veränderung und Auflösung mit. Zusammen mit anderen Fraktalen agieren sie im Unternehmen unter intensiver Kommunikation nach Regeln des Wettbewerbs und der Kooperation. Auf diese Weise erhalten die Fraktale die Fähigkeit zum Wandel von innen heraus. Damit können fraktale Unternehmen nicht nur eine reaktive Anpassung an ihre Umwelt vornehmen, sondern aus eigener Kraft heraus proaktiv agieren.<br /> <br /> Das Supply Chain Management (SCM) hat nicht nur die Unternehmens interne Prozessoptimierung im Focus, sondern übergreifend die Prozessgestaltung über alle Unternehmen, die sich in der Lieferkette befinden. Als Supply Chain (deutsch: „Versorgungskette“, „Lieferkette“, „logistische Kette“ oder auch „Wertschöpfungskette“) bezeichnet man ein unternehmensübergreifendes Netzwerk von Unternehmen, das gesamtheitlich spezifische Wirtschaftsgüter für einen definierten Zielmarkt hervorbringt. Auf diesen jeweiligen Zielmärkten konkurrieren nicht vertikal integrierte Einzelhersteller, sondern komplex strukturierte Wertschöpfungssysteme (Lieferketten) miteinander, die sich aus systemisch verbundenen, aber autonom agierenden Einzelunternehmern zusammensetzen, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Beispiele sind etwa die Lieferketten der Automobilindustrie oder die textile Wertschöpfungskette. Im extremen kann die Supply Chain dabei von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling (manchmal auch der Entsorgung) von Alt-Produkten reichen.<br /> <br /> Die interorganisatorische Arbeitsteilung zwischen den beteiligten selbstständigen Unternehmen definiert Ausdehnung und Struktur der Supply Chain. Durch die Tendenz zur Konzentration auf Kernkompetenzen (Outsourcing, Verringerung von intraorganisationaler Arbeitsteilung/Fertigungstiefe im Unternehmen) entwickeln sich zunehmend differenziertere (d. h. arbeitsteiligere) Supply Chains.<br /> <br /> Bei der Theory auf Constraits (TCO) von Eliyahu M. Goldratt steht die Engpassbetrachtung von Prozessen im Mittelpunkt. Die entscheidenden Parameter für die Prozessoptimierung sind der Durchsatz, die Bestände und die Betriebskosten. Das Ziel ist es, Bestände in Durchsatz -besser Umsatz genannt- zu verwandeln, um damit den Gewinn zu steigern. Hierbei hängen der Durchsatz und damit auch der Gewinn vom langsamsten Arbeitsschritt innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette d.h. dem Kapazitätsengpass ab. Um Zwischenlagerbestände zu vermeiden und damit den Durchsatz noch weiter zu reduzieren, sollte das Arbeitstempo an Arbeitsplätzen den der Engpass-Maschine angepasst werden. Wenn dieser Engpass beseitigt wird, erhöht sich der Durchsatz und damit auch der Gewinn. Die Engpassmaschinen stellen immer den kritischen Weg innerhalb des Produkterstellungsprozesses dar. Anzustreben ist ein harmonisierter Workflow, bei dem die einzelnen Arbeitsschritte kapazitätsmäßig voll aufeinander abgestimmt d.h. ausgetaktet sind. Es geht hier also nicht um die Verbesserung der Einzeleffizienz von teuren Maschinen im Produktionsablauf, sondern um das aufeinander abgestimmte Gesamtoptimum aller Maschinen im Gesamtprozess.<br /> <br /> Beim Balanced Scorecard Konzept handelt es sich um ein Kennzahlensystem, dass zu Unternehmens- und Prozesscontrollingzwecken eingesetzt wird und durchgängig über alle hierarchischen Ebenen als Führungsinstrument die Prozessaktivitäten, das heißt Leistungen steuert und kontrolliert. Über die Balanced Scorecard werden allen Beteiligten in jeder Prozessebene die Führungsinformationen geliefert, damit die richtigen unternehmerischen bzw. prozessbezogenen Entscheidungen getroffen werden können. Die Balanced Scorecard wird deshalb als strategisches Kennzahlenmanagementsystem betrachtet, weil es ein Kennzahlensystem voneinander abhängiger Zielsetzungen, Netzgrößen und Kennzahlen vorgibt, die einen permanenten Review-Prozess ermöglichen. Die Balanced Scorecard soll alle für den Unternehmenserfolg wichtigen kundenorientierten, mitarbeiterorientierten, prozessorientierten und erfolgsorientierten Faktoren durch Kennzahlen abbilden, messbar machen und kommunizieren. Auf diese Weise wird der aktuelle Zustand des Unternehmens abgebildet.<br /> <br /> Beim ebenfalls genannten Six-Sigma-Konzept geht es im wesentlichen darum, durch die Eliminierung von Fehlern und Risiken im Prozessablauf ein großes Potenzial von Einsparungen zu aktivieren und auf diese Weise dem Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Die Stärke von Six-Sigma liegt hierbei darin, dass mit Hilfe einer umfangreichen Sammlung von einfachen bis komplexen Qualitätsverbesserungsmethoden und -segmenten die Six-Sigma-Zielsetzungen systematisch erreicht werden. Aus statistischer Sicht ist dieses Konzept ein konkreter mathematischer Kennwert, der die Standardabweichung misst (3,4 Fehler pro 1 Mio. Vorgänge oder Produkte). Jeder Prozess hat ein zu erwartendes Ergebnis, d.h. einen Mittelwert. Jedes Ergebnis hat eine gewisse Streuung bzw. Variabel „&amp;#61555;“. Ziel vom Six- Sigma Konzept ist die Reduzierung dieser Streuung bis auf die vorgegebenen Grenzen. Wesentlich für den Erfolg der Six Sigma Anwendung ist die Einbindung und das persönliche Engagement des oberen Management und der Führungskräfte.<br /> <br /> Das zuletzt genannte organisationale Lernkonzept besitzt einen ausgeprägten evolutionären Charakter. Hierbei wird der Wandel von und im Unternehmen im Sinne der durchgeführten Höher- und Weiterentwicklung verstanden. Durch neue Fähigkeiten und Verhaltensweisen kann sich die Organisation aktiv wandeln. Dazu ist es nötig, dass die individuellen Erfahrungen und das Wissen bei der Prozessdurchführung in einer organisationalen Wissensbasis mit der Swimlane als Bezugspunkt kollektiviert wird. Die Anwendung dieses kollektivierten Wissens führt wiederum bei den einzelnen Beteiligten zu individuellen Lernprozessen, die das organisationale Wissen vergrößern. Die aus diesen kollektiven Kernprozessen resultierenden Lernergebnisse werden in Regeln hinterlegt, die dann allgemein in allen Bereichen der Organisation Anwendung finden und damit das organisatorische Lernen fordern.<br /> <br /> Auch wenn bei den oben erläuterten Managementkonzepten häufig unklar ist, ob sie im weiteren Sinne als Management des Wandels innerhalb des gesamten Unternehmens oder im engeren Sinne nur als kurzfristige Veränderungsprojekte zu verstehen sind, ermöglicht das Prozessmanagement durch die Analyse und Modelle der unternehmensspezifischen Prozesse eine auf den Einzelfall zugeschnittene Lösung. Ansonsten bestände bei der Veränderungskonzeptrealisierung das große Risiko, eine stark verallgemeinerte Organisationsstruktur dem Unternehmen überzustülpen. Diese Gefahr ist umso größer, weil jedes der oben vorgestellten Konzepte für sich den Anspruch erhebt, in sich abgeschlossen und ganzzeitlich zu sein. Aus den Erfahrungen in der Praxis sind zwei schwerwiegende Fehler grundsätzlich bei allen Ansätzen zu vermeiden. Die mangelnde Einbindung der Mitarbeiter bei den Veränderungsprojekten führt häufig zu deren Scheitern, ebenso sollte die Informationstechnologie nicht der Treiber für Prozessveränderungen sein, da die IT Industrie sich an ihren Produkten für bestimmte IT Probestellungen ausrichtet und nicht an den Prozessen ihrer Kunden.<br /> <br /> == BPM-Framework ==<br /> <br /> Zu dieser heute als BPM, das heißt „Business- Prozess- Managementstrategie“ bezeichnete Vorgehensweise gibt es bereits seit über 25 Jahren ein BPM-Framework als Ebenenmodell zur ganzheitlichen Organisationsentwicklung- und Gestaltung. Abbildung 3 zeigt dieses Framework., ursprünglich als CIM-house-Framework bezeichnet. Es setzt die drei klassischen Organisationsgestaltungskomponenten: „Organisation, Mensch, Technik“ in Form eines Hausbaus in einen logischen Gestaltungszusammenhang.<br /> <br /> Die unterste Ebene des Frameworks, d.h. das Fundament, bezieht sich entkoppelt vom Tagesgeschäft auf die durchgängige Ableitung von unternehmensspezifischen Strategien und Unternehmensziele in Form von Ursache–Wirkungsketten im Organisationsebenenmodell, sowie der Implementierung einer Prozessorganisation durch die Vorgabe eines unternehmensspezifischen Prozessmodells bestehen aus „Führungs- und Leitungsprozessen, vorgelagerten Unterstützungsprozessen, Kernprozessen und nachgelagerten Unterstützungsprozessen“, dass heißt die Gestaltung der organisatorischen Ebene. Sie wird über die SYCAT- Swimlane visualisiert.<br /> <br /> Die darauf aufbauende zweite Ebene bezieht sich im Tagesgeschäft auf die Produkt- oder Dienstleistungserstellung aus betriebswirtschaftlicher Sicht innerhalb der mit SYCAT analysierten, optimierten und dokumentierten Wertschöpfungskette, auch als end-to-end-Prozess bezeichnet. Hier sind die bedarfsgerechten Ressourcen bereitzustellen und für die zu erstellende Produkt- oder Dienstleistung optimal zu koordinieren, um damit den Kundenwunsch effizient und effektiv zu erfüllen. Entscheidend sind dabei die qualifizierten und motivierten Mitarbeiter, die mit Selbstverantwortung die Aufgaben durchführen.<br /> <br /> Dafür ist es in der dritten Ebene des Frameworks notwendig, anforderungsgerecht IT-Architekturen- und Strukturen bereitzustellen. In Ebene vier sind die Mitarbeiter über alle genannten drei Ebenen involviert. Sie bringen ihr Wissen systematisch in die von Professor Binner entwickelten Vorgehens- und Beschreibungsmodelle ein, werden dabei gleichzeitig qualifiziert und erfüllen auf diese Weise die in der obersten Ebene fünf vorgegebenen Zielvorgaben des Managements. Die Überprüfung der Zielerreichung erfolgt dann durchgängig über alle Ebenen, beispielsweise mit Hilfe des EFQM- Modells.<br /> <br /> == Systematische Umsetzung des prozessorientierten Ansatzes ==<br /> <br /> Alle aktuellen Normen und Regelwerke zu integrierten Managementsystemen wie z.B. Qualitäts-, Umwelt-, Nachhaltigkeits-, Gesundheitsmanagement u.a geben einen prozessorientierten Einführungsansatz vor. Dieser prozessorientierte Ansatz soll nach Vorgabe der DIN EN ISO 9001 eine einheitliche Beschreibung von Prozessen und die Verwendung einer prozessbezogenen Terminologie fördern, ebenso das Verständnis des prozessorientierten Konzeptes. Dies umfasst im Einzelnen:<br /> <br /> * Erkennen der erforderlichen Prozesse für eine wirksame Verwirklichung des QM-Systems<br /> * Verstehen der Wechselwirkung zwischen diesen Prozessen<br /> * Dokumentieren der Prozesse im erforderlichen Umfang, um ihre wirksame Ausführung und Lenkung sicherzustellen.<br /> <br /> Die Begründung für die seit dem Jahr 2000 geltende prozessorientierte Sicht bei Einführung DIN EN ISO 9001 lautet wie folgt:<br /> <br /> Alle Organisationen produzieren Ergebnisse (Produkte), welche die Kunden zufrieden stellen sollen. Die Normenreihe ISO 9001 über Qualitätsmanagement-Systeme kann Organisationen beim Erreichen dieses Zieles behilflich sein und zwar mit Hilfe von Merkmalen, welche die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden erfüllen. Diese Erfordernisse und Erwartungen werden in Produktspezifikationen genauer ausgedrückt und in ihrer Gesamtheit als Kundenanforderungen bezeichnet. Kundenanforderungen können vom Kunden durch einen Vertrag angegeben oder von der Organisation selbst festgelegt werden. In beiden Fällen befindet der Kunde letztlich über die Annehmbarkeit des Produktes. Da sich die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden ändern, werden Organisationen zur ständigen Verbesserung ihrer Produkte und Prozesse angespornt. Beim Herangehen mit einem Qualitätsmanagement-System werden Organisationen dazu aufgefordert, die Kundenanforderungen zu analysieren, jene Prozesse zu definieren, die ein für die Kunden annehmbares Produkt liefern und diese Prozesse unter Kontrolle zu halten. Ein Qualitätsmanagement-System kann den Rahmen für die ständige Verbesserung zur Erfüllung der Kundenforderungen bilden. Ein solches Herangehen versetzt die Organisation in die Lage, die Gefahr einer Nichtzufriedenstellung ihrer Kunden zu verringern. Es gibt der Organisation und den Kunden Vertrauen in ihre Fähigkeit, durchgängig den Forderungen entsprechende Produkte zu liefern.<br /> <br /> Ziele des prozessorientierten Qualitätsmanagements sind:<br /> <br /> * Die Anforderungen der Kunden bzw. Interessentengruppen zu verstehen und zu erfüllen<br /> * Die Prozesse aus Sicht der Wertschöpfung zu betrachten<br /> * Wirksame Ergebnisse zu erzielen sowie<br /> * Die Prozesse auf der Grundlage objektiver Messungen ständig zu verbessern.<br /> <br /> Allerdings sollte zur Durchsetzung dieser Zielvorgaben ein funktionierendes Unternehmensprozessmanagement als Metasystem bzw. Framework existieren, dass einen Ordnungsrahmen vorgibt. Weiter soll die Analyse der Prozesse den Rahmen und die Inhalte beim Festlegen der benötigten Dokumentationsmenge für ein QM-System vorgeben. Es sollte also nicht die Dokumentation sein, welche die Prozessanalyse treibt, sondern umgekehrt die Prozesseffizienz und -effektivität.<br /> <br /> Der Zweck des prozessorientierten Ansatzes ist es, die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens bei der Erreichung der festgelegten Ziele zu verbessern. Entsprechend dieser Anleitung sind die Vorteile des prozessorientierten Ansatzes beispielsweise:<br /> <br /> * Integration und Ausrichtung von Prozessen, um die Erreichung geplanter Ergebnisse zu ermöglichen<br /> * Fähigkeit zur Fokussierung der Anstrengungen auf die Wirksamkeit der Prozesse<br /> * Kunden oder anderen interessierten Parteien Vertrauen in die beständige Leistung des Unternehmens zu geben<br /> * Transparenz der Arbeitsabläufe innerhalb des Unternehmens<br /> * Geringere Kosten und kürzere Durchlaufzeiten durch den wirksamen Einsatz der Ressourcen<br /> * Verbesserte, beständige und vorhersehbare Ergebnisse<br /> * Schaffung von Möglichkeiten für gezielte und priorisierte Initiativen für die Verbesserung<br /> * Ermutigung des Engagements von Personen und die Klarstellung ihrer Verantwortung.<br /> <br /> Der prozessorientierte Einführungsansatz reduziert sich nicht nur auf die Einführung von QM-Systemen, sondern gilt heute uneingeschränkt für alle weiteren Managementsysteme, die – als Führungssysteme vorgegeben – rechtliche, soziale, ökonomische, ökologische oder normenspezifische Spezifikationen erfüllen müssen. Aufgrund der prozessorientierten Bezugsbasis ergeben sich sehr große Synergieeffekte bei der Implementierung integrierter Managementsysteme.<br /> <br /> Wie oben ausgeführt, stellt sich der prozessorientierte Ansatz als ein überzeugendes Konzept zum Organisieren, Leiten und Lenken unterschiedlicher Managementsysteme dar, damit Tätigkeiten für den Kunden und andere interessierte Parteien rechtssicher, normkonform und wertschöpfend sind. Er verbessert auch die Beherrschung der Schnittstellen im Prozess.<br /> <br /> Die Verwirklichung dieses prozessorientierten Ansatzes wird in Abbildung 4 in 5 Hauptschritten detailliert vorgegeben und über das MITO-Modell mit seinen 5 Modellsegmenten „Managementführung, Input, Transformation, Output und Managementleitung“ als Ordnungs- und Strukturrahmen regelkreismäßig verknüpft. Damit ist ein Unternehmen in der Lage, die oben erläuterten Anforderungen aus unterschiedlichen Managementsichten konkret umzusetzen und nachhaltig zu verbessern.<br /> <br /> Die beschriebenen 5 Schritte zur Verwirklichung des prozessorientierten Ansatzes kann auf jede Art von Prozessen angewandt werden.<br /> <br /> == Verbreitung in der Praxis ==<br /> <br /> Heute findet die Swimlane-Darstellung in fast allen am Markt angebotenen [[Prozessmanagement|BPM-Tools]] in über 100 Branchen erfolgreich Anwendung. Auch im Gesundheitsmanagement und in der öffentlichen Verwaltung ist es in verschiedenen Bundesländern und in den Kommunen im Einsatz. Seit dieser Zeit hat sich Swimlane weltweit durchgesetzt als Prozessvisualisierungs- und Modellierungsstandard.<br /> Die neuen Informationstechnologien mit [[Cloud Computing]], [[Enterprise Mobility Management|Enterprise Mobility]], [[Industrie 4.0]], [[Big Data]] und [[Social Business]] unterstützten diese Entwicklung, da bei dem IT-Serviceanbieter jetzt ebenfalls die horizontale Wertschöpfungskette bei der Digitalisierung in den Fokus gestellt wird.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Hartmut F. Binner: ''Handbuch der prozessorientierten Arbeitsorganisation, REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung“.'' 4. Auflage. Hanser, München/Wien 2010, ISBN 978-3-446-42641-2.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessmanagement von A bis Z.'' Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-42303-9.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Pragmatisches Wissensmanagement – Systematische Steigerung des intellektuellen Kapitals.'' (REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung&quot;). Hanser, München/ Wien 2007, ISBN 978-3-446-41377-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Managementleitfaden „Auf dem Weg zur Spitzenleistung“.'' Hanser, München/ Wien 2005, ISBN 3-446-40481-3.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessorientierte TQM-Umsetzung.'' (Reihe: Organisationsmanagement und Fertigungsautomatisierung. 3). 2., verb. und aktual.Auflage. Hanser, München/ Wien 2002, ISBN 3-446-21852-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Integriertes Organisations- und Prozessmanagement.'' (REFA-Fachbuchreihe Unternehmensentwicklung). Hanser, München 1997, ISBN 3-446-19174-7.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.agilemodeling.com/style/activityDiagram.htm#Swimlanes Beispielhafte grafische Darstellung von Swimlanes]<br /> <br /> == Anmerkungen ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> [[Kategorie:Vorgehensmodell (Software)]]<br /> [[Kategorie:Projektmanagement]]<br /> [[Kategorie:Agile Softwareentwicklung]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Swimlane&diff=169514144 Diskussion:Swimlane 2017-09-28T20:20:50Z <p>Mdjango: Mdjango verschob die Seite Diskussion:Swimlane-Prozessdarstellung nach Diskussion:Swimlane: Der Artikel behandelt die visualisierte Darstellung von Prozessen als Swimlane(-Diagramm). &quot;Swimlane-Prozessdarstellung&quot; ist somit ein falsches Lemma</p> <hr /> <div>== Was heißt &quot;Swimlane&quot; auf Deutsch? ==<br /> <br /> Und warum konnte man in den 1980er Jahre an der TU-Hannover kein Deutsch? --[[Spezial:Beiträge/93.198.76.56|93.198.76.56]] 08:34, 12. Sep. 2017 (CEST)<br /> : Der Begriff &quot;Swim(ming) lane&quot; wurde anscheinend von zwei anderen Leuten erfunden (siehe [https://en.wikipedia.org/wiki/Swim%20lane#Origin Swim lane#Origin]). Auf deutsch bedeutet er tatsächlich so was wie &quot;Schwimmbahn&quot;; diese Übersetzung nutzt in der Praxis aber Niemand. Die visuelle Darstellung ist wohl wie im Artikel beschrieben Herrn Binner zu verdanken. 1987 nannte er die Visualisierung &quot;Darstellung des zeitlichen Datenflusses über den Ereignis-Zeitgraphen&quot; (siehe [https://serwiss.bib.hs-hannover.de/files/114/binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf] z.B. auf Seite 179).--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 16:05, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Verständlichkeit ==<br /> Ach hätte doch der Autor, der den Artikel geschrieben hat, seine eigenen Prinzipien - Zitat: ''zugunsten einer durchgängigen Betrachtung [...] mit Ausrichtung auf den Kunden (hier Leser)''- beherzigt.<br /> <br /> Handelt es sich bei Binder (einzige Quelle für den Text) möglicherweise überhaupt um den einzigen Menschen, der so ungefähr begreift, was der Autor hier sagen will und der in der Lage ist, einen solchen Satz zu verstehen: &quot;Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum&quot;.<br /> <br /> Es ist nicht auszuschließen, dass der Text irgendwo schon mal abgedruckt wurde (URV), z.B. bezieht sich der Autor an einer Stelle eine Abb.5, die im Text aber nicht existiert. -<br /> --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 08:24, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> :Text liest sich wie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Vielleicht ist der Ersteller der Wiki-Seite auch der ursprüngliche Autor, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall fehlen jede Menge Qullenangaben direkt im Text.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 15:53, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> Und solch schöne, rekordverdächtige Bandwurmwörter wie ''Qualitätsmanagementsystemeinführung''! --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 11:11, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Vorschlag: Der Artikel sollte in Swimlane oder Swimlane-Diagramm umbenannt werden ==<br /> <br /> Ich schlag mal als neuen Namen des Artikels &quot;Swimlane&quot; oder &quot;Swimlane-Diagramm&quot; vor. Darum geht es in den Abschnitten wie &quot;Geschichte der Swimlane&quot; oder &quot;Verbreitung in der Praxis&quot; tatsächlich. Und nicht um den Begriff &quot;Swimlane-Prozessdarstellung&quot;.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 16:10, 28. Sep. 2017 (CEST)</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Swimlane-Prozessdarstellung&diff=169514143 Swimlane-Prozessdarstellung 2017-09-28T20:20:50Z <p>Mdjango: Mdjango verschob die Seite Swimlane-Prozessdarstellung nach Swimlane: Der Artikel behandelt die visualisierte Darstellung von Prozessen als Swimlane(-Diagramm). &quot;Swimlane-Prozessdarstellung&quot; ist somit ein falsches Lemma</p> <hr /> <div>#WEITERLEITUNG [[Swimlane]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Swimlane&diff=169514142 Swimlane 2017-09-28T20:20:49Z <p>Mdjango: Mdjango verschob die Seite Swimlane-Prozessdarstellung nach Swimlane: Der Artikel behandelt die visualisierte Darstellung von Prozessen als Swimlane(-Diagramm). &quot;Swimlane-Prozessdarstellung&quot; ist somit ein falsches Lemma</p> <hr /> <div>{{QS-Antrag|8. August 2017|2=Vollprogramm inkl. Lemma --[[Benutzer:Didionline|Didionline]] ([[Benutzer Diskussion:Didionline|Diskussion]]) 10:48, 8. Aug. 2017 (CEST)}}<br /> {{Unverständlich}}<br /> Die '''Swimlane-Prozessdarstellung''' wurde im Jahre 2002 von der [[Object Management Group]] (OMG) in Amerika, einem IT-Herstellerkonsortium zur Entwicklung übergreifender [[IT-Sicherheitsmanagement#IT-Standards|IT-Standards]] in die [[Business Process Model and Notation|Business Process Modelling Notation]] (BPMN)-2.0 als wichtiges Strukturierungselement mit aufgenommen. Die vollbasierte [[Swimlane]] &lt;ref&gt; [https://dict.leo.org/forum/viewWrongentry.php?idThread=39889&amp;idForum=6&amp;lang=de&amp;lp=ende ''Swimlane'' = Verantwortlichkeitsbereich, siehe dict.leo.org] &lt;/ref&gt;steht als grafische Darstellung des Geschäftsprozesses im Mittelpunkt bei der Umsetzung des Veränderungsprozesses von der [[Funktionsorientierte Ablauforganisation|funktionsorientierten]] zur [[Prozessorganisation|prozessorientierten Organisation]].<br /> <br /> Die vertikalen, d.h. funktionsorientierten Organisationseinheiten können aufgrund ihrer [[Taylorismus|tayloristisch]] ausgerichteten Organisationsstrukturen sowie der ausgeprägten Arbeitsteilung und den daraus resultierenden vielen Schnittstellen mit dem dazugehörigen Spezialistentum und der auftretenden [[Bürokratisierung]] nicht den zurzeit ablaufenden dynamischen Veränderungsprozessen mit Globalisierung, Preisdruck, kurzen Produktlebensdauern und steigenden Kundenforderungen den Ansprüchen an eine wettbewerbsfähige Organisationsstruktur standhalten. Der notwendige Ansatz zu einer Veränderung ist eine Neuausrichtung der gesamten Unternehmensentwicklung und -gestaltung entlang der [[Wertschöpfungskette]] über Organisations- und Systemgrenzen hinweg. Der strukturelle Aufbau eines Unternehmens muss sich an den betrieblichen Prozessen orientieren. Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum. Traditionell gewachsene Bereichs- und Funktionsgrenzen werden zugunsten einer durchgängigen Betrachtung der Prozesse mit Ausrichtung auf den Kunden aufgebrochen.<br /> <br /> == Geschichte der Swimlane ==<br /> <br /> Die Swimlane-Darstellung wurde Anfang der 80-er Jahre in den von [[Hartmut F. Binner]] im Rahmen seiner Doktorarbeit zur anforderungsgerechten IT- bzw. [[Common Information Model|CIM]]-Konzepterstellung am Institut für Fabrikanlagen bei [[Hans-Peter Wiendahl]] an der [[Technische Universität Hannover|TU-Hannover]] zusammen mit einem [[Vorgehensmodell]] entwickelt, bei dem die rollenbasierte Prozessanalyse- und [[Prozessmodellierung|Modellierung]] der Ausgangspunkt für die darauf aufsetzende IT- bzw. in diesem Fall CIM-Lösung mit der die Entwicklung eines IT-CIM-Konzeptes möglich war.<br /> <br /> Basierend auf dieser Swimlane-Darstellung wurde ebenfalls von Binner 1988 das [[sycat]]-Prozessmanagementtool als erstes [[Werkzeug|Tool]] seiner Art überhaupt auf dem Hochschulstand in Hannover während der [[CeBIT]] vorgestellt und danach kontinuierlich weiter entwickelt.<br /> <br /> Kennzeichen dieser Swimlane sind die aus organisatorischer Sicht [[Role Based Access Control|rollenbasierten]] Prozessstrukturdarstellungen, welche die Prozessabwicklung sachlich – logisch – zeitlich mit ihren Organisations- und Informationschnittstellen zwischen den Beteiligten detailliert beschreiben. Aus diesem Grund ist auch das SYCAT-Tool-Lösungsspektrum aus organisatorischen Gestaltungsanforderungen und nicht aus IT-Anforderungen heraus entwickelt worden. Dies ist bei vielen der in den 90-er Jahren entwickelten Tools nicht der Fall. Vielmehr steht bei diesen Toollösungen wie z. B. bei der EPK (Ergebnisorientierte Prozesskettendarstellung) die Visualisierung auf Programmierschrittebene im Fokus. Hier steht eindeutig die IT-Sicht im Vordergrund. Inzwischen ist es aber Stand der Technik, dass die Geschäftsprozesse die IT-Infrastruktur- und –Architektur prägen und nicht umgekehrt die IT-[[Applikation]]en die Geschäftsprozesse determinieren.<br /> <br /> == Ganzheitliche Prozessgestaltung und -visualisierung ==<br /> <br /> Diese einheitliche und durchgängige Swimlane-Prozessdarstellung umfasst rollenbasiert alle Aufgabenstellungen und Arbeitsabläufe mit ihren Rechten und Pflichten im Unternehmen, es werden Führungs-, Leistungs- und Unterstützungsprozesse<br /> <br /> * in ihrer sachlich-zeitlich-logischen Abhängigkeit dargestellt,<br /> * durch die gegenseitige Zuordnung aller betriebswirtschaftlichen Details (unter anderem Funktionen, Prozessschritte, Applikationen,Dokumente/Daten, Ressourcen, Schnittstellen, Potenziale und Verbesserungsmaßnahmen) umfassend definiert,<br /> * durch die Zuordnung ihrer Funktionen zu Funktionsbereichen, Rollen und Stellen usw. präzisiert<br /> * durch klare und transparente Abgrenzungen (organisatorische Schnittstellen, Gültigkeitsbereiche, Kompetenzen, Zuständigkeiten) in den Organisationsrahmen der Unternehmung eingebettet.<br /> <br /> Für jede im Prozess über die Swimlane sachlich-logisch und zeitlich fixierte Prozessfunktion kann ein definierter Input und Output sowie eine ganze Anzahl [[Prozessparameter]] in der Datenbank exakt zugeordnet werden, zum Beispiel:<br /> <br /> * Ereignisse<br /> * Kosten/Zeiten<br /> * Anweisungen<br /> * Dokumente/Daten<br /> * Mitarbeiter<br /> * Betriebsanleitungen<br /> * Aufgaben<br /> * Schwachstellen<br /> * Vorschriften<br /> * Anforderungsprofile<br /> * Maßnahmen<br /> * Mengen/Häufigkeiten<br /> * Kennzahlen<br /> * Qualitätsstandards<br /> * Clusterungen<br /> <br /> Über eine softwareunterstützte [[Baum (Graphentheorie)|Prozessbaumstruktur]] können dann alle dem jeweiligen Prozess zugeordneten Prozessbeschreibungen, Verfahrensbeschreibungen, Qualitäts- und Zeitparameter abgerufen bzw. ausgewertet werden. Auf diese Weise sind die modellhaften Grundlagen für eine systematische und strukturierte Organisationsentwicklung geschaffen, um die einleitend erläuterten Schwachstellen zu beseitigen. Gleichzeitig werden alle notwendigen Dokumentationen für die Qualitätsmanagementsystemeinführung oder [[EFQM]]-Selbstbewertung bereitgestellt.<br /> <br /> Die so vorgenommene Prozesskonsolidierung und Prozessstandardisierung bietet neben der Vereinheitlichung der Abläufe eine hervorragende Grundlage, um damit die in der [[DIN EN ISO 9001]] nachfolgend genannten [[Qualitätsmanagementnorm|QM]]-Normforderungen zu erfüllen.<br /> <br /> Wie Abbildung 1 zeigt, sind diese Forderungen wie folgt formuliert.<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Abbildung 11.jpg|Abbildung 1: DIN EN ISO 9001: Die Organisation muss sicherstellen, dass....<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> Die Ergebnisse der Organisations- und Prozessgestaltung in Bezug auf die in Abbildung 5 &lt;!--wo?--&gt; gezeigten Anforderungen für jeden bewerteten Prozess erfolgen über eine Reifegradbewertung, optional eindimensional nach dem [[PDCA]]-Reifegrad oder zweidimensional über die [[Portfolio|Portfoliobewertung]].<br /> <br /> == Prozessorientierte Organisationsgestaltungs- und Managementkonzepte ==<br /> <br /> Der aufgrund der Marktsättigung stattgefundene Paradigmenwechsel von Verkäufer- zu Käufermärkten mit der damit verbundenen organisatorischen Neustrukturierung hat diese Entwicklung zum Management des Wandels (Changemanagement) sehr gefördert. Eine ganze Anzahl von aktuellen Konzepten in Abbildung 2 beziehen sich auf eine Veränderung von vorher funktionsorientierten jetzt zu prozessorientierten Organisationsstrukturen mit flachen Hierarchien, Schnittstellenabbau, optimaler Fertigungstiefe, Teamorganisation, Null-Fehler-Produktion, Gemeinkostenabbau, KVP und bedarfsgesteuerter Produktion. Die Mitarbeiter besitzen hierbei eine Schlüsselrolle, weil sie in schlanken Prozessen eigenverantwortlich kundenorientiert agieren. Inzwischen sind alle in Abbildung 2 gezeigten aktuellen Managementkonzepte prozessorientiert angelegt, d.h. die rollenbasierte Swimlane-Darstellung ist der Bezugspunkt für die Umsetzung.<br /> <br /> [[Datei:Abbildung 22.jpg|mini]]<br /> <br /> Auslöser für das in Abbildung 2 zuerst genannte Lean Management war die Veröffentlichung der Studie &quot;The Maschine that Changed the world&quot; von Jim Womack, Daniel Jones, Daniel Roos, deutsche Übersetzung von Wilfried Hof unter dem Titel: &quot;Die zweite Revolution in der Automobilindustrie&quot;. Dort wurde sehr überzeugend herausgearbeitet, dass nicht die bereits bekannten Wettbewerbsnachteile, wie beispielsweise hohe Lohnkosten, niedrige Arbeitszeiten, ein hoher Steuersatz oder hohe Gemeinkosten, der Auslöser für mittelfristig in Deutschland zu erwartende Wettbewerbsprobleme waren, sondern dass vielmehr im Vergleich zum prozessorientierten Toyota-Produktionssystem gravierende Nachteile in Bezug auf Motivation, Qualität, Ressourceneinsatz, Fehlervermeidung und interdisziplinäre Zusammenarbeit bestanden. Der Lean-Management-Gedanke basiert auf der Gestaltung einer schlanken verschwendungsarmen horizontalen Wertschöpfungskette.<br /> <br /> Insbesondere der darauf aufbauende radikale Business Process Management Ansatz (BPM) wurde 1993 in seinen wesentlichen Ausprägungen von den beiden amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Hammer/Champy formuliert. BPM wird hier verstanden als ein fundamentales Überdenken und radikales Re-Design von wesentlichen Unternehmensprozessen. Das Resultat sind Verbesserungen in Größenordnungen in heute entscheidenden und messbaren Leistungsgrößen in Bezug auf Kosten, Qualität, Service und Zeit. Im Kern geht es dabei um das vom Management verordnete Zusammenführen von Tätigkeiten die bisher voneinander getrennt an verschiedenen Orten mit verschiedenen Führungskräften in unterschiedlichen Abteilungen vorgenommen wurden. Im Gegensatz zu diesem radikalen BPM, das vornehmlich auf eine einmalige, radikale Neuordnung der Prozesse abzielt, ist das Lean Management Konzept mehr darauf ausgerichtet langfristig kontinuierliche Prozessverbesserung (KVP) im Unternehmen zu erreichen. Beim Lean Management Konzept wird mitunter kritisiert, dass die Verschlankung der Unternehmensprozesse keine strategische Neuausrichtung mit einschließt und damit „ein „strategisches Weiter wie bisher“ beinhaltet. Allerdings ist aus heutiger Sicht der radikale BPM-Ansatz aber gescheitert, weil er zu stark zu Lasten der Mitarbeiter ging.<br /> <br /> Auch das Total Quality Management (TQM)-Konzept besitzt japanische Wurzeln. Hierbei geht es darum, dass die Mitarbeiter und Führungskräfte in allen Unternehmensbereichen total (umfassend) eine starke Qualitäts- und Kundenorientierung besitzen und in ihren Prozessen umsetzen. Dies ist auch wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur. Der umfassende Qualitätsbegriff bezieht sich auf eine umfassende Unternehmensqualität, die sich aus Führungs-, Mitarbeiter-, Prozess-, und Ergebnisqualität zusammensetzt und damit den Erfolg des Unternehmens garantiert. Die Neustrukturierung des Unternehmens mit Hilfe dieses Qualitäts- und Kundengedankens soll wesentlich auf der Grundlage von Partizipation und Delegation erfolgen. Ähnlich wie beim Lean- Management wird dabei eine stufenweise kontinuierliche Verbesserung im Sinne einer bottom up- Struktur angestrebt.<br /> <br /> Ein weiteres Denkmodell zur Bewältigung des Wandels ist die fraktale Fabrik von Warnecke, die Anfang der 90er Jahre in Analogie zu natürlichen Systemen skizzierte. Das fraktale Unternehmen ist eine dynamische Organisation, die sich aus autonomen, selbstähnlichen, zielbewussten, dynamischen Gebilden, das heißt den Fraktalen zusammensetzt. Diese Fraktale verfügen über Freiräume zur Selbstorganisation, agieren weitgehend selbstständig und wirken aktiv an ihrer Entstehung, Veränderung und Auflösung mit. Zusammen mit anderen Fraktalen agieren sie im Unternehmen unter intensiver Kommunikation nach Regeln des Wettbewerbs und der Kooperation. Auf diese Weise erhalten die Fraktale die Fähigkeit zum Wandel von innen heraus. Damit können fraktale Unternehmen nicht nur eine reaktive Anpassung an ihre Umwelt vornehmen, sondern aus eigener Kraft heraus proaktiv agieren.<br /> <br /> Das Supply Chain Management (SCM) hat nicht nur die Unternehmens interne Prozessoptimierung im Focus, sondern übergreifend die Prozessgestaltung über alle Unternehmen, die sich in der Lieferkette befinden. Als Supply Chain (deutsch: „Versorgungskette“, „Lieferkette“, „logistische Kette“ oder auch „Wertschöpfungskette“) bezeichnet man ein unternehmensübergreifendes Netzwerk von Unternehmen, das gesamtheitlich spezifische Wirtschaftsgüter für einen definierten Zielmarkt hervorbringt. Auf diesen jeweiligen Zielmärkten konkurrieren nicht vertikal integrierte Einzelhersteller, sondern komplex strukturierte Wertschöpfungssysteme (Lieferketten) miteinander, die sich aus systemisch verbundenen, aber autonom agierenden Einzelunternehmern zusammensetzen, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Beispiele sind etwa die Lieferketten der Automobilindustrie oder die textile Wertschöpfungskette. Im extremen kann die Supply Chain dabei von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling (manchmal auch der Entsorgung) von Alt-Produkten reichen.<br /> <br /> Die interorganisatorische Arbeitsteilung zwischen den beteiligten selbstständigen Unternehmen definiert Ausdehnung und Struktur der Supply Chain. Durch die Tendenz zur Konzentration auf Kernkompetenzen (Outsourcing, Verringerung von intraorganisationaler Arbeitsteilung/Fertigungstiefe im Unternehmen) entwickeln sich zunehmend differenziertere (d. h. arbeitsteiligere) Supply Chains.<br /> <br /> Bei der Theory auf Constraits (TCO) von Eliyahu M. Goldratt steht die Engpassbetrachtung von Prozessen im Mittelpunkt. Die entscheidenden Parameter für die Prozessoptimierung sind der Durchsatz, die Bestände und die Betriebskosten. Das Ziel ist es, Bestände in Durchsatz -besser Umsatz genannt- zu verwandeln, um damit den Gewinn zu steigern. Hierbei hängen der Durchsatz und damit auch der Gewinn vom langsamsten Arbeitsschritt innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette d.h. dem Kapazitätsengpass ab. Um Zwischenlagerbestände zu vermeiden und damit den Durchsatz noch weiter zu reduzieren, sollte das Arbeitstempo an Arbeitsplätzen den der Engpass-Maschine angepasst werden. Wenn dieser Engpass beseitigt wird, erhöht sich der Durchsatz und damit auch der Gewinn. Die Engpassmaschinen stellen immer den kritischen Weg innerhalb des Produkterstellungsprozesses dar. Anzustreben ist ein harmonisierter Workflow, bei dem die einzelnen Arbeitsschritte kapazitätsmäßig voll aufeinander abgestimmt d.h. ausgetaktet sind. Es geht hier also nicht um die Verbesserung der Einzeleffizienz von teuren Maschinen im Produktionsablauf, sondern um das aufeinander abgestimmte Gesamtoptimum aller Maschinen im Gesamtprozess.<br /> <br /> Beim Balanced Scorecard Konzept handelt es sich um ein Kennzahlensystem, dass zu Unternehmens- und Prozesscontrollingzwecken eingesetzt wird und durchgängig über alle hierarchischen Ebenen als Führungsinstrument die Prozessaktivitäten, das heißt Leistungen steuert und kontrolliert. Über die Balanced Scorecard werden allen Beteiligten in jeder Prozessebene die Führungsinformationen geliefert, damit die richtigen unternehmerischen bzw. prozessbezogenen Entscheidungen getroffen werden können. Die Balanced Scorecard wird deshalb als strategisches Kennzahlenmanagementsystem betrachtet, weil es ein Kennzahlensystem voneinander abhängiger Zielsetzungen, Netzgrößen und Kennzahlen vorgibt, die einen permanenten Review-Prozess ermöglichen. Die Balanced Scorecard soll alle für den Unternehmenserfolg wichtigen kundenorientierten, mitarbeiterorientierten, prozessorientierten und erfolgsorientierten Faktoren durch Kennzahlen abbilden, messbar machen und kommunizieren. Auf diese Weise wird der aktuelle Zustand des Unternehmens abgebildet.<br /> <br /> Beim ebenfalls genannten Six-Sigma-Konzept geht es im wesentlichen darum, durch die Eliminierung von Fehlern und Risiken im Prozessablauf ein großes Potenzial von Einsparungen zu aktivieren und auf diese Weise dem Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Die Stärke von Six-Sigma liegt hierbei darin, dass mit Hilfe einer umfangreichen Sammlung von einfachen bis komplexen Qualitätsverbesserungsmethoden und -segmenten die Six-Sigma-Zielsetzungen systematisch erreicht werden. Aus statistischer Sicht ist dieses Konzept ein konkreter mathematischer Kennwert, der die Standardabweichung misst (3,4 Fehler pro 1 Mio. Vorgänge oder Produkte). Jeder Prozess hat ein zu erwartendes Ergebnis, d.h. einen Mittelwert. Jedes Ergebnis hat eine gewisse Streuung bzw. Variabel „&amp;#61555;“. Ziel vom Six- Sigma Konzept ist die Reduzierung dieser Streuung bis auf die vorgegebenen Grenzen. Wesentlich für den Erfolg der Six Sigma Anwendung ist die Einbindung und das persönliche Engagement des oberen Management und der Führungskräfte.<br /> <br /> Das zuletzt genannte organisationale Lernkonzept besitzt einen ausgeprägten evolutionären Charakter. Hierbei wird der Wandel von und im Unternehmen im Sinne der durchgeführten Höher- und Weiterentwicklung verstanden. Durch neue Fähigkeiten und Verhaltensweisen kann sich die Organisation aktiv wandeln. Dazu ist es nötig, dass die individuellen Erfahrungen und das Wissen bei der Prozessdurchführung in einer organisationalen Wissensbasis mit der Swimlane als Bezugspunkt kollektiviert wird. Die Anwendung dieses kollektivierten Wissens führt wiederum bei den einzelnen Beteiligten zu individuellen Lernprozessen, die das organisationale Wissen vergrößern. Die aus diesen kollektiven Kernprozessen resultierenden Lernergebnisse werden in Regeln hinterlegt, die dann allgemein in allen Bereichen der Organisation Anwendung finden und damit das organisatorische Lernen fordern.<br /> <br /> Auch wenn bei den oben erläuterten Managementkonzepten häufig unklar ist, ob sie im weiteren Sinne als Management des Wandels innerhalb des gesamten Unternehmens oder im engeren Sinne nur als kurzfristige Veränderungsprojekte zu verstehen sind, ermöglicht das Prozessmanagement durch die Analyse und Modelle der unternehmensspezifischen Prozesse eine auf den Einzelfall zugeschnittene Lösung. Ansonsten bestände bei der Veränderungskonzeptrealisierung das große Risiko, eine stark verallgemeinerte Organisationsstruktur dem Unternehmen überzustülpen. Diese Gefahr ist umso größer, weil jedes der oben vorgestellten Konzepte für sich den Anspruch erhebt, in sich abgeschlossen und ganzzeitlich zu sein. Aus den Erfahrungen in der Praxis sind zwei schwerwiegende Fehler grundsätzlich bei allen Ansätzen zu vermeiden. Die mangelnde Einbindung der Mitarbeiter bei den Veränderungsprojekten führt häufig zu deren Scheitern, ebenso sollte die Informationstechnologie nicht der Treiber für Prozessveränderungen sein, da die IT Industrie sich an ihren Produkten für bestimmte IT Probestellungen ausrichtet und nicht an den Prozessen ihrer Kunden.<br /> <br /> == BPM-Framework ==<br /> <br /> Zu dieser heute als BPM, das heißt „Business- Prozess- Managementstrategie“ bezeichnete Vorgehensweise gibt es bereits seit über 25 Jahren ein BPM-Framework als Ebenenmodell zur ganzheitlichen Organisationsentwicklung- und Gestaltung. Abbildung 3 zeigt dieses Framework., ursprünglich als CIM-house-Framework bezeichnet. Es setzt die drei klassischen Organisationsgestaltungskomponenten: „Organisation, Mensch, Technik“ in Form eines Hausbaus in einen logischen Gestaltungszusammenhang.<br /> <br /> Die unterste Ebene des Frameworks, d.h. das Fundament, bezieht sich entkoppelt vom Tagesgeschäft auf die durchgängige Ableitung von unternehmensspezifischen Strategien und Unternehmensziele in Form von Ursache–Wirkungsketten im Organisationsebenenmodell, sowie der Implementierung einer Prozessorganisation durch die Vorgabe eines unternehmensspezifischen Prozessmodells bestehen aus „Führungs- und Leitungsprozessen, vorgelagerten Unterstützungsprozessen, Kernprozessen und nachgelagerten Unterstützungsprozessen“, dass heißt die Gestaltung der organisatorischen Ebene. Sie wird über die SYCAT- Swimlane visualisiert.<br /> <br /> Die darauf aufbauende zweite Ebene bezieht sich im Tagesgeschäft auf die Produkt- oder Dienstleistungserstellung aus betriebswirtschaftlicher Sicht innerhalb der mit SYCAT analysierten, optimierten und dokumentierten Wertschöpfungskette, auch als end-to-end-Prozess bezeichnet. Hier sind die bedarfsgerechten Ressourcen bereitzustellen und für die zu erstellende Produkt- oder Dienstleistung optimal zu koordinieren, um damit den Kundenwunsch effizient und effektiv zu erfüllen. Entscheidend sind dabei die qualifizierten und motivierten Mitarbeiter, die mit Selbstverantwortung die Aufgaben durchführen.<br /> <br /> Dafür ist es in der dritten Ebene des Frameworks notwendig, anforderungsgerecht IT-Architekturen- und Strukturen bereitzustellen. In Ebene vier sind die Mitarbeiter über alle genannten drei Ebenen involviert. Sie bringen ihr Wissen systematisch in die von Professor Binner entwickelten Vorgehens- und Beschreibungsmodelle ein, werden dabei gleichzeitig qualifiziert und erfüllen auf diese Weise die in der obersten Ebene fünf vorgegebenen Zielvorgaben des Managements. Die Überprüfung der Zielerreichung erfolgt dann durchgängig über alle Ebenen, beispielsweise mit Hilfe des EFQM- Modells.<br /> <br /> == Systematische Umsetzung des prozessorientierten Ansatzes ==<br /> <br /> Alle aktuellen Normen und Regelwerke zu integrierten Managementsystemen wie z.B. Qualitäts-, Umwelt-, Nachhaltigkeits-, Gesundheitsmanagement u.a geben einen prozessorientierten Einführungsansatz vor. Dieser prozessorientierte Ansatz soll nach Vorgabe der DIN EN ISO 9001 eine einheitliche Beschreibung von Prozessen und die Verwendung einer prozessbezogenen Terminologie fördern, ebenso das Verständnis des prozessorientierten Konzeptes. Dies umfasst im Einzelnen:<br /> <br /> * Erkennen der erforderlichen Prozesse für eine wirksame Verwirklichung des QM-Systems<br /> * Verstehen der Wechselwirkung zwischen diesen Prozessen<br /> * Dokumentieren der Prozesse im erforderlichen Umfang, um ihre wirksame Ausführung und Lenkung sicherzustellen.<br /> <br /> Die Begründung für die seit dem Jahr 2000 geltende prozessorientierte Sicht bei Einführung DIN EN ISO 9001 lautet wie folgt:<br /> <br /> Alle Organisationen produzieren Ergebnisse (Produkte), welche die Kunden zufrieden stellen sollen. Die Normenreihe ISO 9001 über Qualitätsmanagement-Systeme kann Organisationen beim Erreichen dieses Zieles behilflich sein und zwar mit Hilfe von Merkmalen, welche die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden erfüllen. Diese Erfordernisse und Erwartungen werden in Produktspezifikationen genauer ausgedrückt und in ihrer Gesamtheit als Kundenanforderungen bezeichnet. Kundenanforderungen können vom Kunden durch einen Vertrag angegeben oder von der Organisation selbst festgelegt werden. In beiden Fällen befindet der Kunde letztlich über die Annehmbarkeit des Produktes. Da sich die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden ändern, werden Organisationen zur ständigen Verbesserung ihrer Produkte und Prozesse angespornt. Beim Herangehen mit einem Qualitätsmanagement-System werden Organisationen dazu aufgefordert, die Kundenanforderungen zu analysieren, jene Prozesse zu definieren, die ein für die Kunden annehmbares Produkt liefern und diese Prozesse unter Kontrolle zu halten. Ein Qualitätsmanagement-System kann den Rahmen für die ständige Verbesserung zur Erfüllung der Kundenforderungen bilden. Ein solches Herangehen versetzt die Organisation in die Lage, die Gefahr einer Nichtzufriedenstellung ihrer Kunden zu verringern. Es gibt der Organisation und den Kunden Vertrauen in ihre Fähigkeit, durchgängig den Forderungen entsprechende Produkte zu liefern.<br /> <br /> Ziele des prozessorientierten Qualitätsmanagements sind:<br /> <br /> * Die Anforderungen der Kunden bzw. Interessentengruppen zu verstehen und zu erfüllen<br /> * Die Prozesse aus Sicht der Wertschöpfung zu betrachten<br /> * Wirksame Ergebnisse zu erzielen sowie<br /> * Die Prozesse auf der Grundlage objektiver Messungen ständig zu verbessern.<br /> <br /> Allerdings sollte zur Durchsetzung dieser Zielvorgaben ein funktionierendes Unternehmensprozessmanagement als Metasystem bzw. Framework existieren, dass einen Ordnungsrahmen vorgibt. Weiter soll die Analyse der Prozesse den Rahmen und die Inhalte beim Festlegen der benötigten Dokumentationsmenge für ein QM-System vorgeben. Es sollte also nicht die Dokumentation sein, welche die Prozessanalyse treibt, sondern umgekehrt die Prozesseffizienz und -effektivität.<br /> <br /> Der Zweck des prozessorientierten Ansatzes ist es, die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens bei der Erreichung der festgelegten Ziele zu verbessern. Entsprechend dieser Anleitung sind die Vorteile des prozessorientierten Ansatzes beispielsweise:<br /> <br /> * Integration und Ausrichtung von Prozessen, um die Erreichung geplanter Ergebnisse zu ermöglichen<br /> * Fähigkeit zur Fokussierung der Anstrengungen auf die Wirksamkeit der Prozesse<br /> * Kunden oder anderen interessierten Parteien Vertrauen in die beständige Leistung des Unternehmens zu geben<br /> * Transparenz der Arbeitsabläufe innerhalb des Unternehmens<br /> * Geringere Kosten und kürzere Durchlaufzeiten durch den wirksamen Einsatz der Ressourcen<br /> * Verbesserte, beständige und vorhersehbare Ergebnisse<br /> * Schaffung von Möglichkeiten für gezielte und priorisierte Initiativen für die Verbesserung<br /> * Ermutigung des Engagements von Personen und die Klarstellung ihrer Verantwortung.<br /> <br /> Der prozessorientierte Einführungsansatz reduziert sich nicht nur auf die Einführung von QM-Systemen, sondern gilt heute uneingeschränkt für alle weiteren Managementsysteme, die – als Führungssysteme vorgegeben – rechtliche, soziale, ökonomische, ökologische oder normenspezifische Spezifikationen erfüllen müssen. Aufgrund der prozessorientierten Bezugsbasis ergeben sich sehr große Synergieeffekte bei der Implementierung integrierter Managementsysteme.<br /> <br /> Wie oben ausgeführt, stellt sich der prozessorientierte Ansatz als ein überzeugendes Konzept zum Organisieren, Leiten und Lenken unterschiedlicher Managementsysteme dar, damit Tätigkeiten für den Kunden und andere interessierte Parteien rechtssicher, normkonform und wertschöpfend sind. Er verbessert auch die Beherrschung der Schnittstellen im Prozess.<br /> <br /> Die Verwirklichung dieses prozessorientierten Ansatzes wird in Abbildung 4 in 5 Hauptschritten detailliert vorgegeben und über das MITO-Modell mit seinen 5 Modellsegmenten „Managementführung, Input, Transformation, Output und Managementleitung“ als Ordnungs- und Strukturrahmen regelkreismäßig verknüpft. Damit ist ein Unternehmen in der Lage, die oben erläuterten Anforderungen aus unterschiedlichen Managementsichten konkret umzusetzen und nachhaltig zu verbessern.<br /> <br /> Die beschriebenen 5 Schritte zur Verwirklichung des prozessorientierten Ansatzes kann auf jede Art von Prozessen angewandt werden.<br /> <br /> == Verbreitung in der Praxis ==<br /> <br /> Heute findet die Swimlane-Darstellung in fast allen am Markt angebotenen [[Prozessmanagement|BPM-Tools]] in über 100 Branchen erfolgreich Anwendung. Auch im Gesundheitsmanagement und in der öffentlichen Verwaltung ist es in verschiedenen Bundesländern und in den Kommunen im Einsatz. Seit dieser Zeit hat sich Swimlane weltweit durchgesetzt als Prozessvisualisierungs- und Modellierungsstandard.<br /> Die neuen Informationstechnologien mit [[Cloud Computing]], [[Enterprise Mobility Management|Enterprise Mobility]], [[Industrie 4.0]], [[Big Data]] und [[Social Business]] unterstützten diese Entwicklung, da bei dem IT-Serviceanbieter jetzt ebenfalls die horizontale Wertschöpfungskette bei der Digitalisierung in den Fokus gestellt wird.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Hartmut F. Binner: ''Handbuch der prozessorientierten Arbeitsorganisation, REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung“.'' 4. Auflage. Hanser, München/Wien 2010, ISBN 978-3-446-42641-2.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessmanagement von A bis Z.'' Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-42303-9.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Pragmatisches Wissensmanagement – Systematische Steigerung des intellektuellen Kapitals.'' (REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung&quot;). Hanser, München/ Wien 2007, ISBN 978-3-446-41377-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Managementleitfaden „Auf dem Weg zur Spitzenleistung“.'' Hanser, München/ Wien 2005, ISBN 3-446-40481-3.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessorientierte TQM-Umsetzung.'' (Reihe: Organisationsmanagement und Fertigungsautomatisierung. 3). 2., verb. und aktual.Auflage. Hanser, München/ Wien 2002, ISBN 3-446-21852-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Integriertes Organisations- und Prozessmanagement.'' (REFA-Fachbuchreihe Unternehmensentwicklung). Hanser, München 1997, ISBN 3-446-19174-7.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.agilemodeling.com/style/activityDiagram.htm#Swimlanes Beispielhafte grafische Darstellung von Swimlanes]<br /> <br /> == Anmerkungen ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> [[Kategorie:Vorgehensmodell (Software)]]<br /> [[Kategorie:Projektmanagement]]<br /> [[Kategorie:Agile Softwareentwicklung]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169513585 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-09-28T19:55:35Z <p>Mdjango: /* Aufbau */ +Hochschulgrade und Staatsexamina</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. So hat ein &quot;Meister&quot; nicht automatisch den akademischen Grad &quot;Bachelor&quot; inne oder umgekehrt. Ein akademischer Grad kann nur an einer Hochschule erworben werden. Je nach Studiengang und Hochschule kann ein Meister durch Anrechnung seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ein mögliches Studium um bis zu 50 % verkürzen. Der DQR ersetzt „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren Niveau. Welcher Abschluss oder welche Qualifikation den Zugang zu einem Hochschulstudium ermöglicht, legen die Bundesländer jeweils fest.&lt;ref name=&quot;DQR_FAQ&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/content/2360.php |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=FAQ |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-00-00 |zugriff=2017-09-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter){{FN|1}}<br /> * Servicetechniker (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * [[Hochschulgrad]]e und Staatsexamina: Bachelor, Diplom (FH), Staatsexamen{{FN|2}}<br /> * Fachkaufmann (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachwirt (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Meister (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter){{FN|1}}<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Hochschulgrade und Staatsexamina: Master, Diplom (Univ.), Magister, Staatsexamen{{FN|2}}<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Hochschulgrad: Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.&lt;/small&gt;}} {{FNZ|2|&lt;small&gt;Staatsprüfungen und damit Staatsexamina sind in der Regel Niveau&amp;nbsp;7 zugeordnet; Ausnahmen siehe &quot;Liste der zugeordneten Qualifikationen&quot;&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169507535 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-09-28T15:46:32Z <p>Mdjango: /* Aufbau */ +Hochschulgrad</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. So hat ein &quot;Meister&quot; nicht automatisch den akademischen Grad &quot;Bachelor&quot; inne oder umgekehrt. Ein akademischer Grad kann nur an einer Hochschule erworben werden. Je nach Studiengang und Hochschule kann ein Meister durch Anrechnung seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ein mögliches Studium um bis zu 50 % verkürzen. Der DQR ersetzt „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren Niveau. Welcher Abschluss oder welche Qualifikation den Zugang zu einem Hochschulstudium ermöglicht, legen die Bundesländer jeweils fest.&lt;ref name=&quot;DQR_FAQ&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/content/2360.php |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=FAQ |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-00-00 |zugriff=2017-09-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter){{FN|1}}<br /> * Servicetechniker (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; [[Hochschulgrad]]e: Bachelor, Diplom (FH)<br /> * Fachkaufmann (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachwirt (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Meister (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter){{FN|1}}<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; Hochschulgrade: Master, Diplom (Univ.), Magister<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Hochschulgrad: Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.&lt;/small&gt;}} {{FNZ|2|&lt;small&gt;Staatsprüfungen und damit Staatsexamina sind in der Regel Niveau&amp;nbsp;7 zugeordnet; Ausnahmen siehe &quot;Liste der zugeordneten Qualifikationen&quot;&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169507161 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-09-28T15:31:48Z <p>Mdjango: +REf</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. So hat ein &quot;Meister&quot; nicht automatisch den akademischen Grad &quot;Bachelor&quot; inne oder umgekehrt. Ein akademischer Grad kann nur an einer Hochschule erworben werden. Je nach Studiengang und Hochschule kann ein Meister durch Anrechnung seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ein mögliches Studium um bis zu 50 % verkürzen. Der DQR ersetzt „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren Niveau. Welcher Abschluss oder welche Qualifikation den Zugang zu einem Hochschulstudium ermöglicht, legen die Bundesländer jeweils fest.&lt;ref name=&quot;DQR_FAQ&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/content/2360.php |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=FAQ |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-00-00 |zugriff=2017-09-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter){{FN|1}}<br /> * Servicetechniker (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; [[Hochschulgrad]]e: Bachelor, Diplom (FH)<br /> * Fachkaufmann (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachwirt (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Meister (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter){{FN|1}}<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; Hochschulgrade: Master, Diplom (Univ.), Magister<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.&lt;/small&gt;}} {{FNZ|2|&lt;small&gt;Staatsprüfungen und damit Staatsexamina sind in der Regel Niveau&amp;nbsp;7 zugeordnet; Ausnahmen siehe &quot;Liste der zugeordneten Qualifikationen&quot;&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169507114 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-09-28T15:30:09Z <p>Mdjango: /* Einordnung */ +Meister nicht gleich Bachelor-Grad</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. So hat ein &quot;Meister&quot; nicht automatisch den akademischen Grad &quot;Bachelor&quot; inne oder umgekehrt. Ein akademischer Grad kann nur an einer Hochschule erworben werden. Je nach Studiengang und Hochschule kann ein Meister durch Anrechnung seiner Kenntnisse und Fähigkeiten ein mögliches Studium um bis zu 50 % verkürzen. Der DQR ersetzt „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren Niveau. Welcher Abschluss oder welche Qualifikation den Zugang zu einem Hochschulstudium ermöglicht, legen die Bundesländer jeweils fest.<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter){{FN|1}}<br /> * Servicetechniker (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; [[Hochschulgrad]]e: Bachelor, Diplom (FH)<br /> * Fachkaufmann (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachwirt (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Meister (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter){{FN|1}}<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; Hochschulgrade: Master, Diplom (Univ.), Magister<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.&lt;/small&gt;}} {{FNZ|2|&lt;small&gt;Staatsprüfungen und damit Staatsexamina sind in der Regel Niveau&amp;nbsp;7 zugeordnet; Ausnahmen siehe &quot;Liste der zugeordneten Qualifikationen&quot;&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169506733 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-09-28T15:13:49Z <p>Mdjango: /* Aufbau */ +int. Link.</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. Deshalb wird betont, dass der DQR „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht ersetzt“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren Niveau.<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter){{FN|1}}<br /> * Servicetechniker (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; [[Hochschulgrad]]e: Bachelor, Diplom (FH)<br /> * Fachkaufmann (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachwirt (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Meister (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter){{FN|1}}<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; Hochschulgrade: Master, Diplom (Univ.), Magister<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.&lt;/small&gt;}} {{FNZ|2|&lt;small&gt;Staatsprüfungen und damit Staatsexamina sind in der Regel Niveau&amp;nbsp;7 zugeordnet; Ausnahmen siehe &quot;Liste der zugeordneten Qualifikationen&quot;&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169506711 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-09-28T15:13:07Z <p>Mdjango: /* Aufbau */ Fußnoten in letzte Zeile der Tabelle eingefügt.</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. Deshalb wird betont, dass der DQR „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht ersetzt“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren Niveau.<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter){{FN|1}}<br /> * Servicetechniker (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; Hochschulgrade: Bachelor, Diplom (FH)<br /> * Fachkaufmann (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachwirt (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Meister (Geprüfter){{FN|1}}<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter){{FN|1}}<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Staatsexamen{{FN|2}}; Hochschulgrade: Master, Diplom (Univ.), Magister<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |- class=&quot;sortbottom&quot;<br /> | colspan=&quot;2&quot;| {{FNZ|1|&lt;small&gt;Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.&lt;/small&gt;}} {{FNZ|2|&lt;small&gt;Staatsprüfungen und damit Staatsexamina sind in der Regel Niveau&amp;nbsp;7 zugeordnet; Ausnahmen siehe &quot;Liste der zugeordneten Qualifikationen&quot;&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;.&lt;/small&gt;}}<br /> |}<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169505834 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-09-28T14:37:08Z <p>Mdjango: REf ergänzt.</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot;&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. Deshalb wird betont, dass der DQR „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht ersetzt“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren Niveau.<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017&lt;ref name=&quot;DQR_Liste2017&quot; /&gt;):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Servicetechniker (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * Bachelor, Diplom (FH), Staatsexamen <br /> * Fachkaufmann (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Fachwirt (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Meister (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Master, Diplom (Univ.), Magister, Staatsexamen<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |}<br /> <br /> &lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt; Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Deutscher_Qualifikationsrahmen&diff=169505766 Deutscher Qualifikationsrahmen 2017-09-28T14:35:04Z <p>Mdjango: +empfehlenden Charakter und Quelle.</p> <hr /> <div>Der '''Deutsche Qualifikationsrahmen''' (DQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen im deutschen [[Bildungssystem]]. Mit ihm wird das Ziel verfolgt, Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der EU (im Zusammenhang mit dem [[Europäischer Qualifikationsrahmen|Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR))]] zu erhöhen. Grundlage für die Einordnung bildet dabei die Orientierung an Lernergebnissen, d.h. an erworbenen [[Kompetenz (Pädagogik)|Kompetenzen]]. Durch die transparente Beschreibung von Lernergebnissen sollen Bildungsgänge und -abschlüsse zwischen den europäischen Staaten besser vergleichbar gemacht werden. Aufgrund der Orientierung an Lernergebnissen ist auch die Möglichkeit gegeben, nicht-formal und informell erworbene Kompetenzen zuzuordnen. Der DQR hat empfehlenden Charakter.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.dqr.de/media/content/Liste%20der%20zugeordneten%20Qualifikationen_01082017.pdf |titel=Deutscher Qualifikationsrahmen |titelerg=Liste der zugeordneten Qualifikationen – Aktualisierter Stand: 1. August 2017 |werk=http://www.dqr.de/ |datum=2017-08-01 |zugriff=2017-09-28 |format=PDF; 1,1&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt;{{rp|32}}<br /> <br /> == Einordnung ==<br /> Ausgangspunkt für die Entwicklung des DQR ist der bereits bestehende Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) mit seinen acht Niveaus. Damit den nationalen Besonderheiten Rechnung getragen werden kann, entwickeln die Staaten der EU jeweils eigene nationale Qualifikationsrahmen, die wiederum auf den EQR verweisen und so eine internationale Vergleichbarkeit ermöglichen. Der Deutsche Qualifikationsrahmen hat somit zweierlei Zielrichtungen – er fördert Transparenz, Vergleichbarkeit und Mobilität in Europa und innerhalb Deutschlands.<br /> <br /> [[File:Die Funktion des EQR als Metarahmen.png|thumb|Das Diagramm veranschaulicht die Funktion des EQR als Metarahmen im europäischen Bildungsraum.]]<br /> <br /> Bei der Zuordnung von Qualifikationen zu den acht Niveaustufen des DQR sollen alle formalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems, also Qualifikationen der [[Allgemeinbildung]], der [[Hochschulbildung]] und der [[berufliche Bildung|beruflichen Bildung]] – jeweils einschließlich der [[Weiterbildung]] –, einbezogen werden. Darüber hinaus ist es auch erklärtes Ziel, Ergebnisse [[Lernen#Nichtformelles Lernen|nicht-formalen]] und [[informelles Lernen|informellen Lernens]] einzubeziehen.<br /> <br /> Der DQR und der Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) sind kompatibel. Die Stufen 1 ([[Bachelor]]), 2 ([[Master]]) und 3 ([[Promotion (Doktor)|Promotion]]) des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse entsprechen hinsichtlich der beschriebenen Anforderungen und Kompetenzen den Niveaus 6, 7 und 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens.<br /> <br /> Bei der Anwendung der DQR-Matrix ist zu beachten, dass verschiedene Qualifikationen auf einem Niveau gleichwertig sind, nicht jedoch gleichartig. Deshalb wird betont, dass der DQR „das in Deutschland bestehende Berechtigungssystem nicht ersetzt“, d.h. die Zuordnung von Qualifikationen ist nicht verbunden mit einer Neuregelung von Zugangsberechtigungen. Insbesondere berechtigt die Zuordnung einer Qualifikation zu einem Niveau den Inhaber nicht automatisch zum Zugang zu einer Bildungsmaßnahme auf dem nächsthöheren Niveau.<br /> <br /> Ausführliche Informationen zum rechtlichen Status des DQR und zu den bildungspolitischen Zielen der DQR-Entwicklung gibt das DQR-Portal von BMBF und KMK.&lt;ref&gt;http://dqr.de/&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehungsprozess ==<br /> Die Entscheidung, einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, fiel im Oktober 2006. Nachdem sich das [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]] (BMBF) und die [[Kultusministerkonferenz]] (KMK) auf dieses Ziel verständigt hatten, haben Bund und Länder 2007 eine gemeinsame Koordinierungsgruppe (B-L-KG DQR) zur Erarbeitung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) eingerichtet. Um weitere relevante Akteure – Einrichtungen der Hochschulbildung und der beruflichen Bildung, Sozialpartner und Experten aus Wissenschaft und Praxis – in den Erarbeitungsprozess des DQR einzubeziehen, haben Bund und Länder zudem einen Arbeitskreis ''Deutscher Qualifikationsrahmen'' (AK DQR) einberufen. Die Abstimmung wird durch ein ''DQR-Büro'' begleitet, an dem das [[Forschungsinstitut Betriebliche Bildung]] (f-bb)&lt;ref&gt;http://f-bb.de/&lt;/ref&gt; und die BBJ Consult AG&lt;ref&gt;http://bbj.info/&lt;/ref&gt; beteiligt sind. Der gemeinsam entwickelte Diskussionsvorschlag eines ''Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen'' wurde im Februar 2009 vorgelegt. Vom Mai 2009 an wurde dieser Entwurf des DQR von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis in den vier ausgewählten Berufs- und Tätigkeitsfeldern Gesundheit, Handel, Metall/Elektro und IT-Bereich exemplarisch erprobt.<br /> <br /> Ziel der zweiten Erarbeitungsphase des DQR war es, zu nachvollziehbaren, konsensfähigen Zuordnungen ausgewählter Qualifikationen zu kommen, die Handhabbarkeit der DQR-Matrix zu überprüfen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die in der Erarbeitungsphase zu betrachtenden Berufs- und Tätigkeitsfelder sollten das deutsche Qualifizierungssystem bereits mit einer gewissen Breite und Repräsentanz – insbesondere auch unter Berücksichtigung aller acht Niveaustufen – abbilden. Es wurde davon ausgegangen, dass dies bei den ausgewählten vier Berufs- und Tätigkeitsfeldern gegeben war. Für jedes der genannten vier Berufs- und Tätigkeitsfelder wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Mitglieder ausgewählte Qualifikationen exemplarisch der DQR-Matrix im Sinne eines Expertenvotums zuordneten.<br /> <br /> Am 31. Januar 2012 haben sich die beteiligten Gremien auf eine für die nächsten fünf Jahre geltende Verfahrensweise geeinigt. Während darüber Einigkeit besteht, dass die beruflichen Abschlüsse Meister (Geprüfter), Fachkaufmann (Geprüfter), Fachwirt (Geprüfter), Operativer Professional (IT) (Geprüfter) sowie die Fachschulabschlüsse – wie z. B. „Staatlich geprüfte/r Techniker/in“ und „Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in“ der Niveaustufe 6 (= Bachelor-Niveau) zugeordnet werden, wurde das Problem, ob das deutsche Abitur die Niveaustufe 4 (Vorschlag der Sozialpartner und Kammerorganisationen) oder 5 (KMK-Vorschlag) erhalten soll, auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.<br /> <br /> Im Dezember 2012 wurde der sogenannte „Referenzierungsbericht“, der die Anbindung des DQR an den EQR beschreibt, erklärt und begründet, bei der Europäischen Kommission erfolgreich präsentiert.<br /> <br /> Damit waren die Voraussetzungen für die Einführung des DQR geschaffen. Der „Gemeinsame Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Wirtschaftsministerkonferenz und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zum Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR)“ trat zum 1. Mai 2013 in Kraft.<br /> <br /> Der gemeinsamen Pressemitteilung des [[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie|Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie]], des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Kulturministerkonferenz und der Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer vom 16. Mai 2013 zufolge schafft der „Gemeinsame Beschluss“ die Grundlage dafür, schrittweise ab dem Sommer 2013 erworbene Qualifikationen einem DQR-Niveau zuzuordnen und dieses auf den Qualifikationsbescheinigungen auszuweisen&quot;.<br /> <br /> == Aufbau ==<br /> [[File:Aufbau von DQR-Niveaus.png|thumb|Diese Tabelle veranschaulicht den Aufbau von DQR-Niveaus.]]Der DQR hat, wie der EQR, acht Niveaustufen. Während beim EQR zwischen „Kenntnissen“, „Fertigkeiten“ und „Kompetenzen“ unterschieden wird, unterscheidet der DQR „Fachkompetenz“, unterteilt in „Wissen“ und „Fertigkeiten“, und „personale Kompetenz“, unterteilt in „Sozialkompetenz“ und „Selbstständigkeit“. Gemeinsam mit einem „Niveauindikator“, der die für ein Niveau charakteristische Anforderungsstruktur zusammenfassend darstellt, bilden diese Komponenten eine Niveaubeschreibung:<br /> <br /> Die Liste der dem DQR zugeordneten Qualifikationen wird jährlich zum 1. August unter der DQR-Website aktualisiert. Die gesamte Liste kann heruntergeladen werden.&lt;ref&gt;[http://www.dqr.de/content/2453.php Downloadbereich der DQR-Website]&lt;/ref&gt; Einzelne Qualifikationen und Bildungsabschlüsse können aber auch bequem über die Suchfunktion in der [http://www.dqr.de/content/2316.php DQR-Datenbank] recherchiert werden. Qualifikationen und Abschlüsse, die nicht in der Liste der zugeordneten Qualifikationen oder der DQR-Datenbank zu finden sind, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sollten auf anderen Webseiten o. Ä. DQR-Zuordnungen von Qualifikation und Abschlüssen auftauchen, die nicht in der Liste oder der DQR-Datenbank erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuordnungen.<br /> <br /> Folgende Qualifikationen bzw. Qualifikationstypen wurden bereits dem DQR zugeordnet (Stand: Mai 2017):<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Niveau !! Qualifikationen<br /> |-<br /> | 1 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> |-<br /> | 2 ||<br /> * Berufsausbildungsvorbereitung<br /> ** Maßnahmen der Arbeitsagentur (BvB)<br /> ** Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br /> ** Einstiegsqualifizierung (EQ)<br /> * Berufsfachschule (Berufliche Grundbildung)<br /> * Hauptschulabschluss (HSA)<br /> |-<br /> | 3 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (2-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Mittlerer Schulabschluss)<br /> * mittlerer Schulabschluss je nach Bundesland:<br /> ** ''Mittlerer Schulabschluss (MSA)''<br /> ** ''Sekundarabschluss I – Fachoberschulreife''<br /> ** ''Mittlere Reife / Mittlerer Bildungsabschluß''<br /> ** ''Werkrealschulabschluss'' / ''Realschulabschluss''<br /> ** ''Qualifizierter Sekundarabschluss I''<br /> <br /> |-<br /> | 4 ||<br /> * Duale Berufsausbildung (3- und 3½-jährige Ausbildungen)<br /> * Berufsfachschule (Assistentenberufe)<br /> * Berufsfachschule (vollqualifizierende Berufsausbildung)<br /> * Fachhochschulreife (FHR)<br /> * Fachgebundene Hochschulreife (FgbHR)<br /> * Allgemeine Hochschulreife (AHR)<br /> |-<br /> | 5 ||<br /> * IT-Spezialist (Zertifizierter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Servicetechniker (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Fachkaufmann ( HWK ) / ( HwO )<br /> * Sonstige berufliche Fortbildungsqualifikationen nach BBIG/HwO<br /> |-<br /> | 6 || <br /> * Bachelor, Diplom (FH), Staatsexamen <br /> * Fachkaufmann (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Fachwirt (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Meister (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> * Fachschule (Landesrechtlich geregelte Weiterbildungen):<br /> ** ''Staatlich anerkannte/r Erzieher/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Informatiker/in''<br /> ** ''Staatlich geprüfte/r Techniker/in''<br /> * Operativer Professional (IT) (Geprüfter)&lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt;<br /> <br /> |-<br /> | 7 ||<br /> * Master, Diplom (Univ.), Magister, Staatsexamen<br /> * Strategischer Professional (IT) (Geprüfter)<br /> * Berufspädagoge (Geprüfter)<br /> * Technischer Betriebswirt (Geprüfter)<br /> * Betriebswirt nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung (Geprüfter)<br /> |-<br /> | 8 ||<br /> * Promotion (Dr. und Ph.D.)<br /> |}<br /> <br /> &lt;sup&gt;†&lt;/sup&gt; Weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung werden nach dem im „Gemeinsamen Beschluss“ beschriebenen Verfahren konsensual zugeordnet.<br /> <br /> Anmerkung: Der Bachelor ist dem &quot;Diplom (FH)&quot; gleichwertig und der Master dem &quot;Diplom&quot; (Univ.), unabhängig davon, ob eine (Technische) Universität oder eine Fachhochschule den Bachelor- bzw. Mastergrad verlieh.<br /> <br /> == Diskussion ==<br /> Die Einführung eines Deutschen Qualifikationsrahmens ist in ihren Details nicht unumstritten. Bei den Kontroversen geht es etwa um die Frage, ob der DQR den Anspruch eines bildungsbereichsübergreifenden Rahmens einlösen kann. Die Abbildung sowohl von arbeitsmarktbezogenen Qualifikationen aus dem Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch von allgemeinbildenden Schulabschlüssen, die dem Verwertungsgedanken auf dem Arbeitsmarkt eher fern sind, ist mit Herausforderungen verbunden. Die Frage der Anerkennung informellen und nicht-formalen Lernens wird zwar grundsätzlich positiv gesehen, die Formen der Anerkennung und eine mögliche Integration der Lernergebnisse sind Gegenstand andauernder Diskussionen in den DQR-Gremien. Interkulturelle und demokratierelevante Kompetenzen wurden in den ersten Entwürfen des DQR zunächst ausgegrenzt (vgl. Dehnbostel u.a. 2009). Einige Fort- und Weiterbildungabschlüsse – sowohl aus dem formalen (z. B. Regelungen der zuständigen Stellen nach § 54 BBIG, sogenannte „Kammerregelungen“) als auch aus dem nicht-formalen Bildungsbereich, wurden dem DQR noch nicht zugeordnet. Sie sind noch Gegenstand der Diskussionen in den DQR-Gremien. Außerdem ist im Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse (HQR) und somit auch im DQR keine gesonderte Bildungsstufe vorgesehen, die der Habilitation entspricht.<br /> <br /> Insbesondere innerhalb der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung gibt es Kontroversen um eine Einordnung von Lernergebnissen in einen Qualifikationsrahmen. Dabei wird etwa gefragt, ob es denn möglich und sinnvoll sei, alles offenzulegen, was eine Person im Lebenslauf erlernt (vgl. Brokmeier; Ciupke 2011). Weit verbreitet ist die Position, wonach die Lernenden selbst die Frage klären sollen, inwieweit sie nicht-formales und [[informelles Lernen]] anerkennen lassen (vgl. Bundesausschuss Politische Bildung o. J.). Dem wird entgegengehalten, dass der DQR als Transparenzinstrument auf Qualifikationen, nicht auf individuelle Bildungswege Bezug nimmt. Das heißt, dass nicht die Kompetenzen des Einzelnen zugeordnet werden, sondern Qualifikationen (Qualifikation bezeichnet das formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses, bei dem eine dafür zuständige Institution festgestellt hat, dass die individuellen [http://www.dqr.de/content/2325.php#Lernergebnisse Lernergebnisse] vorgegebenen Standards entsprechen). Im Zusammenhang mit der Anerkennung nicht-formalen und informellen Lernens könne ihm nur eine unterstützende Funktion zukommen, da er selbst nicht mit Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren verknüpft sei.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Büchter, Karin; Dehnbostel, Peter; Hanf, Georg (Hrsg.): ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Konzept zur Erhöhung von Durchlässigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem?'' W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2012<br /> * Boris Brokmeier, Paul Ciupke: ''Außerschulische politische Bildung zwischen Deskriptoren und Niveaustufen. Zur aktuellen Debatte um den Deutschen Qualifikationsrahmen.'' In: ADB-Forum, Nr 1 (2011), S. 135–139 ([http://www.hu-bildungswerk.de/onlinearchiv/dqr-brokmeier-ciupke.pdf PDF])<br /> * Bundesausschuss Politische Bildung: ''Der DQR muss zu einem Raster werden, das alle Lernbereiche umfasst.'' Interview mit Theo Länge. Bonn/Berlin o.J. (2009) [http://www.bap-politischebildung.de/DE/4625/InterviewTheoW.Laenge.php online]<br /> * Peter Dehnbostel, Harry Neß, Bernd Overwien: ''Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen.'' Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung, Frankfurt/Main 2009 ([http://www.gew.de/Binaries/Binary53775/DQR-Gutachten.pdf PDF])<br /> * [[Peter F. E. Sloane|Sloane, Peter F. E.]]: ''Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien.'' Bielefeld: Bertelsmann 2008.<br /> * [[Dorothea Henzler]], im Gespräch mit Manfred Götzke: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1623827/ ''Ist das Abi mehr wert als die Ausbildung? – Streit zwischen Sozialpartnern und den Kultusministern.''] In: ''dradio.de, Deutschlandfunk'', ''Campus &amp; Karriere'', 9. Dezember 2011, abgerufen am 10. Dezember 2011<br /> * ''Handbuch zum DQR. Struktur – Zuordnungen – Verfahren – Zuständigkeiten.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/DQR_Handbuch.pdf PDF])<br /> * ''Deutscher EQR-Referenzierungsbericht.'' Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenenslanges Lernen, 2013 ([http://www.dqr.de/media/content/Deutscher_EQR_Referenzierungsbericht.pdf PDF])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.dqr.de/ Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen]<br /> * [http://www.bibb.de/dokumente/pdf/12pr_diadcta2008_1.pdf BiBB-Präsentation zum DQR und EQR (2007)] (PDF-Datei; 128 kB)<br /> * [http://www.bmbf.de/de/12189.php Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen.] [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]]<br /> * [http://berufsbildungspolitik.verdi.de/berufsbildung/dqr Deutscher Qualifikationsrahmen.] [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft]]<br /> * [http://www.innovet-eu.com/Downloads/66,0,0,0,0,1,1.html Europäischer Dialog zu den aktuellen Herausforderungen und innovativen Maßnahmen in der beruflichen Bildung]<br /> * [http://www.fuks.org/fileadmin/download/transfer/kt40/Der_DQR.pdf Thomas Reglin: Der Deutsche Qualifikationsrahmen. Ein Transparenzinstrument für Europa. Karlsruher Transfer Nr. 40. 2009/2010] (PDF; 627&amp;nbsp;kB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Bildung in Deutschland]]<br /> [[Kategorie:Berufsbildung]]<br /> [[Kategorie:Bildung in Europa]]<br /> [[Kategorie:Europäische Integration]]<br /> [[Kategorie:Arbeitsmarkt]]<br /> [[Kategorie:Standard]]<br /> [[Kategorie:Bildungspolitik]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Swimlane&diff=169504835 Diskussion:Swimlane 2017-09-28T14:11:18Z <p>Mdjango: /* Verständlichkeit */</p> <hr /> <div>== Was heißt &quot;Swimlane&quot; auf Deutsch? ==<br /> <br /> Und warum konnte man in den 1980er Jahre an der TU-Hannover kein Deutsch? --[[Spezial:Beiträge/93.198.76.56|93.198.76.56]] 08:34, 12. Sep. 2017 (CEST)<br /> : Der Begriff &quot;Swim(ming) lane&quot; wurde anscheinend von zwei anderen Leuten erfunden (siehe [https://en.wikipedia.org/wiki/Swim%20lane#Origin Swim lane#Origin]). Auf deutsch bedeutet er tatsächlich so was wie &quot;Schwimmbahn&quot;; diese Übersetzung nutzt in der Praxis aber Niemand. Die visuelle Darstellung ist wohl wie im Artikel beschrieben Herrn Binner zu verdanken. 1987 nannte er die Visualisierung &quot;Darstellung des zeitlichen Datenflusses über den Ereignis-Zeitgraphen&quot; (siehe [https://serwiss.bib.hs-hannover.de/files/114/binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf] z.B. auf Seite 179).--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 16:05, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Verständlichkeit ==<br /> Ach hätte doch der Autor, der den Artikel geschrieben hat, seine eigenen Prinzipien - Zitat: ''zugunsten einer durchgängigen Betrachtung [...] mit Ausrichtung auf den Kunden (hier Leser)''- beherzigt.<br /> <br /> Handelt es sich bei Binder (einzige Quelle für den Text) möglicherweise überhaupt um den einzigen Menschen, der so ungefähr begreift, was der Autor hier sagen will und der in der Lage ist, einen solchen Satz zu verstehen: &quot;Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum&quot;.<br /> <br /> Es ist nicht auszuschließen, dass der Text irgendwo schon mal abgedruckt wurde (URV), z.B. bezieht sich der Autor an einer Stelle eine Abb.5, die im Text aber nicht existiert. -<br /> --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 08:24, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> :Text liest sich wie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Vielleicht ist der Ersteller der Wiki-Seite auch der ursprüngliche Autor, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall fehlen jede Menge Qullenangaben direkt im Text.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 15:53, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> Und solch schöne, rekordverdächtige Bandwurmwörter wie ''Qualitätsmanagementsystemeinführung''! --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 11:11, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Vorschlag: Der Artikel sollte in Swimlane oder Swimlane-Diagramm umbenannt werden ==<br /> <br /> Ich schlag mal als neuen Namen des Artikels &quot;Swimlane&quot; oder &quot;Swimlane-Diagramm&quot; vor. Darum geht es in den Abschnitten wie &quot;Geschichte der Swimlane&quot; oder &quot;Verbreitung in der Praxis&quot; tatsächlich. Und nicht um den Begriff &quot;Swimlane-Prozessdarstellung&quot;.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 16:10, 28. Sep. 2017 (CEST)</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Swimlane&diff=169504800 Diskussion:Swimlane 2017-09-28T14:10:02Z <p>Mdjango: Neuer Abschnitt /* Vorschlag: Der Artikel sollte in Swimlane oder Swimlane-Diagramm umbenannt werden */</p> <hr /> <div>== Was heißt &quot;Swimlane&quot; auf Deutsch? ==<br /> <br /> Und warum konnte man in den 1980er Jahre an der TU-Hannover kein Deutsch? --[[Spezial:Beiträge/93.198.76.56|93.198.76.56]] 08:34, 12. Sep. 2017 (CEST)<br /> : Der Begriff &quot;Swim(ming) lane&quot; wurde anscheinend von zwei anderen Leuten erfunden (siehe [https://en.wikipedia.org/wiki/Swim%20lane#Origin Swim lane#Origin]). Auf deutsch bedeutet er tatsächlich so was wie &quot;Schwimmbahn&quot;; diese Übersetzung nutzt in der Praxis aber Niemand. Die visuelle Darstellung ist wohl wie im Artikel beschrieben Herrn Binner zu verdanken. 1987 nannte er die Visualisierung &quot;Darstellung des zeitlichen Datenflusses über den Ereignis-Zeitgraphen&quot; (siehe [https://serwiss.bib.hs-hannover.de/files/114/binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf] z.B. auf Seite 179).--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 16:05, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Verständlichkeit ==<br /> Ach hätte doch der Autor, der den Artikel geschrieben hat, seine eigenen Prinzipien - Zitat: ''zugunsten einer durchgängigen Betrachtung [...] mit Ausrichtung auf den Kunden (hier Leser)''- beherzigt.<br /> <br /> Handelt es sich bei Binder (einzige Quelle für den Text) möglicherweise überhaupt um den einzigen Menschen, der so ungefähr begreift, was der Autor hier sagen will und der in der Lage ist, einen solchen Satz zu verstehen: &quot;Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum&quot;.<br /> <br /> Es ist nicht auszuschließen, dass der Text irgendwo schon mal abgedruckt wurde (URV), z.B. bezieht sich der Autor an einer Stelle eine Abb.5, die im Text aber nicht existiert. -<br /> --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 08:24, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> :Text liest sich wie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Vielleicht ist der Ersteller der Wiki-Seite auch der ursprüngliche Autor, vielleicht auch nicht.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 15:53, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> Und solch schöne, rekordverdächtige Bandwurmwörter wie ''Qualitätsmanagementsystemeinführung''! --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 11:11, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Vorschlag: Der Artikel sollte in Swimlane oder Swimlane-Diagramm umbenannt werden ==<br /> <br /> Ich schlag mal als neuen Namen des Artikels &quot;Swimlane&quot; oder &quot;Swimlane-Diagramm&quot; vor. Darum geht es in den Abschnitten wie &quot;Geschichte der Swimlane&quot; oder &quot;Verbreitung in der Praxis&quot; tatsächlich. Und nicht um den Begriff &quot;Swimlane-Prozessdarstellung&quot;.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 16:10, 28. Sep. 2017 (CEST)</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Swimlane&diff=169504673 Diskussion:Swimlane 2017-09-28T14:06:07Z <p>Mdjango: /* Was heißt &quot;Swimlane&quot; auf Deutsch? */</p> <hr /> <div>== Was heißt &quot;Swimlane&quot; auf Deutsch? ==<br /> <br /> Und warum konnte man in den 1980er Jahre an der TU-Hannover kein Deutsch? --[[Spezial:Beiträge/93.198.76.56|93.198.76.56]] 08:34, 12. Sep. 2017 (CEST)<br /> : Der Begriff &quot;Swim(ming) lane&quot; wurde anscheinend von zwei anderen Leuten erfunden (siehe [https://en.wikipedia.org/wiki/Swim%20lane#Origin Swim lane#Origin]). Auf deutsch bedeutet er tatsächlich so was wie &quot;Schwimmbahn&quot;; diese Übersetzung nutzt in der Praxis aber Niemand. Die visuelle Darstellung ist wohl wie im Artikel beschrieben Herrn Binner zu verdanken. 1987 nannte er die Visualisierung &quot;Darstellung des zeitlichen Datenflusses über den Ereignis-Zeitgraphen&quot; (siehe [https://serwiss.bib.hs-hannover.de/files/114/binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf binner_datenermittlung_fertigungssysteme_1987.pdf] z.B. auf Seite 179).--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 16:05, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Verständlichkeit ==<br /> Ach hätte doch der Autor, der den Artikel geschrieben hat, seine eigenen Prinzipien - Zitat: ''zugunsten einer durchgängigen Betrachtung [...] mit Ausrichtung auf den Kunden (hier Leser)''- beherzigt.<br /> <br /> Handelt es sich bei Binder (einzige Quelle für den Text) möglicherweise überhaupt um den einzigen Menschen, der so ungefähr begreift, was der Autor hier sagen will und der in der Lage ist, einen solchen Satz zu verstehen: &quot;Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum&quot;.<br /> <br /> Es ist nicht auszuschließen, dass der Text irgendwo schon mal abgedruckt wurde (URV), z.B. bezieht sich der Autor an einer Stelle eine Abb.5, die im Text aber nicht existiert. -<br /> --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 08:24, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> :Text liest sich wie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Vielleicht ist der Ersteller der Wiki-Seite auch der ursprüngliche Autor, vielleicht auch nicht.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 15:53, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> Und solch schöne, rekordverdächtige Bandwurmwörter wie ''Qualitätsmanagementsystemeinführung''! --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 11:11, 26. Sep. 2017 (CEST)</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Swimlane&diff=169504313 Diskussion:Swimlane 2017-09-28T13:53:55Z <p>Mdjango: </p> <hr /> <div>== Was heißt &quot;Swimlane&quot; auf Deutsch? ==<br /> <br /> Und warum konnte man in den 1980er Jahre an der TU-Hannover kein Deutsch? --[[Spezial:Beiträge/93.198.76.56|93.198.76.56]] 08:34, 12. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> == Verständlichkeit ==<br /> Ach hätte doch der Autor, der den Artikel geschrieben hat, seine eigenen Prinzipien - Zitat: ''zugunsten einer durchgängigen Betrachtung [...] mit Ausrichtung auf den Kunden (hier Leser)''- beherzigt.<br /> <br /> Handelt es sich bei Binder (einzige Quelle für den Text) möglicherweise überhaupt um den einzigen Menschen, der so ungefähr begreift, was der Autor hier sagen will und der in der Lage ist, einen solchen Satz zu verstehen: &quot;Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum&quot;.<br /> <br /> Es ist nicht auszuschließen, dass der Text irgendwo schon mal abgedruckt wurde (URV), z.B. bezieht sich der Autor an einer Stelle eine Abb.5, die im Text aber nicht existiert. -<br /> --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 08:24, 26. Sep. 2017 (CEST)<br /> :Text liest sich wie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Vielleicht ist der Ersteller der Wiki-Seite auch der ursprüngliche Autor, vielleicht auch nicht.--[[Benutzer:Mdjango|Mdjango]] ([[Benutzer Diskussion:Mdjango|Diskussion]]) 15:53, 28. Sep. 2017 (CEST)<br /> <br /> Und solch schöne, rekordverdächtige Bandwurmwörter wie ''Qualitätsmanagementsystemeinführung''! --[[Benutzer:Warburg1866|Warburg1866]] ([[Benutzer Diskussion:Warburg1866|Diskussion]]) 11:11, 26. Sep. 2017 (CEST)</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Swimlane&diff=169503810 Swimlane 2017-09-28T13:35:53Z <p>Mdjango: /* Weblinks */ -&quot;]&quot; + bessere Beschreibung.</p> <hr /> <div>{{QS-Antrag|8. August 2017|2=Vollprogramm inkl. Lemma --[[Benutzer:Didionline|Didionline]] ([[Benutzer Diskussion:Didionline|Diskussion]]) 10:48, 8. Aug. 2017 (CEST)}}<br /> {{Unverständlich}}<br /> Die '''Swimlane-Prozessdarstellung''' wurde im Jahre 2002 von der [[Object Management Group]] (OMG) in Amerika, einem IT-Herstellerkonsortium zur Entwicklung übergreifender [[IT-Sicherheitsmanagement#IT-Standards|IT-Standards]] in die [[Business Process Model and Notation|Business Process Modelling Notation]] (BPMN)-2.0 als wichtiges Strukturierungselement mit aufgenommen. Die vollbasierte [[Swimlane]] &lt;ref&gt; [https://dict.leo.org/forum/viewWrongentry.php?idThread=39889&amp;idForum=6&amp;lang=de&amp;lp=ende ''Swimlane'' = Verantwortlichkeitsbereich, siehe dict.leo.org] &lt;/ref&gt;steht als grafische Darstellung des Geschäftsprozesses im Mittelpunkt bei der Umsetzung des Veränderungsprozesses von der [[Funktionsorientierte Ablauforganisation|funktionsorientierten]] zur [[Prozessorganisation|prozessorientierten Organisation]].<br /> <br /> Die vertikalen, d.h. funktionsorientierten Organisationseinheiten können aufgrund ihrer [[Taylorismus|tayloristisch]] ausgerichteten Organisationsstrukturen sowie der ausgeprägten Arbeitsteilung und den daraus resultierenden vielen Schnittstellen mit dem dazugehörigen Spezialistentum und der auftretenden [[Bürokratisierung]] nicht den zurzeit ablaufenden dynamischen Veränderungsprozessen mit Globalisierung, Preisdruck, kurzen Produktlebensdauern und steigenden Kundenforderungen den Ansprüchen an eine wettbewerbsfähige Organisationsstruktur standhalten. Der notwendige Ansatz zu einer Veränderung ist eine Neuausrichtung der gesamten Unternehmensentwicklung und -gestaltung entlang der [[Wertschöpfungskette]] über Organisations- und Systemgrenzen hinweg. Der strukturelle Aufbau eines Unternehmens muss sich an den betrieblichen Prozessen orientieren. Dabei erfolgt eine Schwerpunktverlagerung des Unternehmensgeschehens vom vertikalen Abteilungs- und Bereichsdenken hin zum horizontalen Prozessdenken mit dem Mitarbeiter als Mitdenker und Mittelpunkt der Geschäftsprozesse, dies verbunden mit einem hohen Gestaltungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum. Traditionell gewachsene Bereichs- und Funktionsgrenzen werden zugunsten einer durchgängigen Betrachtung der Prozesse mit Ausrichtung auf den Kunden aufgebrochen.<br /> <br /> == Geschichte der Swimlane ==<br /> <br /> Die Swimlane-Darstellung wurde Anfang der 80-er Jahre in den von [[Hartmut F. Binner]] im Rahmen seiner Doktorarbeit zur anforderungsgerechten IT- bzw. [[Common Information Model|CIM]]-Konzepterstellung am Institut für Fabrikanlagen bei [[Hans-Peter Wiendahl]] an der [[Technische Universität Hannover|TU-Hannover]] zusammen mit einem [[Vorgehensmodell]] entwickelt, bei dem die rollenbasierte Prozessanalyse- und [[Prozessmodellierung|Modellierung]] der Ausgangspunkt für die darauf aufsetzende IT- bzw. in diesem Fall CIM-Lösung mit der die Entwicklung eines IT-CIM-Konzeptes möglich war.<br /> <br /> Basierend auf dieser Swimlane-Darstellung wurde ebenfalls von Binner 1988 das [[sycat]]-Prozessmanagementtool als erstes [[Werkzeug|Tool]] seiner Art überhaupt auf dem Hochschulstand in Hannover während der [[CeBIT]] vorgestellt und danach kontinuierlich weiter entwickelt.<br /> <br /> Kennzeichen dieser Swimlane sind die aus organisatorischer Sicht [[Role Based Access Control|rollenbasierten]] Prozessstrukturdarstellungen, welche die Prozessabwicklung sachlich – logisch – zeitlich mit ihren Organisations- und Informationschnittstellen zwischen den Beteiligten detailliert beschreiben. Aus diesem Grund ist auch das SYCAT-Tool-Lösungsspektrum aus organisatorischen Gestaltungsanforderungen und nicht aus IT-Anforderungen heraus entwickelt worden. Dies ist bei vielen der in den 90-er Jahren entwickelten Tools nicht der Fall. Vielmehr steht bei diesen Toollösungen wie z. B. bei der EPK (Ergebnisorientierte Prozesskettendarstellung) die Visualisierung auf Programmierschrittebene im Fokus. Hier steht eindeutig die IT-Sicht im Vordergrund. Inzwischen ist es aber Stand der Technik, dass die Geschäftsprozesse die IT-Infrastruktur- und –Architektur prägen und nicht umgekehrt die IT-[[Applikation]]en die Geschäftsprozesse determinieren.<br /> <br /> == Ganzheitliche Prozessgestaltung und -visualisierung ==<br /> <br /> Diese einheitliche und durchgängige Swimlane-Prozessdarstellung umfasst rollenbasiert alle Aufgabenstellungen und Arbeitsabläufe mit ihren Rechten und Pflichten im Unternehmen, es werden Führungs-, Leistungs- und Unterstützungsprozesse<br /> <br /> * in ihrer sachlich-zeitlich-logischen Abhängigkeit dargestellt,<br /> * durch die gegenseitige Zuordnung aller betriebswirtschaftlichen Details (unter anderem Funktionen, Prozessschritte, Applikationen,Dokumente/Daten, Ressourcen, Schnittstellen, Potenziale und Verbesserungsmaßnahmen) umfassend definiert,<br /> * durch die Zuordnung ihrer Funktionen zu Funktionsbereichen, Rollen und Stellen usw. präzisiert<br /> * durch klare und transparente Abgrenzungen (organisatorische Schnittstellen, Gültigkeitsbereiche, Kompetenzen, Zuständigkeiten) in den Organisationsrahmen der Unternehmung eingebettet.<br /> <br /> Für jede im Prozess über die Swimlane sachlich-logisch und zeitlich fixierte Prozessfunktion kann ein definierter Input und Output sowie eine ganze Anzahl [[Prozessparameter]] in der Datenbank exakt zugeordnet werden, zum Beispiel:<br /> <br /> * Ereignisse<br /> * Kosten/Zeiten<br /> * Anweisungen<br /> * Dokumente/Daten<br /> * Mitarbeiter<br /> * Betriebsanleitungen<br /> * Aufgaben<br /> * Schwachstellen<br /> * Vorschriften<br /> * Anforderungsprofile<br /> * Maßnahmen<br /> * Mengen/Häufigkeiten<br /> * Kennzahlen<br /> * Qualitätsstandards<br /> * Clusterungen<br /> <br /> Über eine softwareunterstützte [[Baum (Graphentheorie)|Prozessbaumstruktur]] können dann alle dem jeweiligen Prozess zugeordneten Prozessbeschreibungen, Verfahrensbeschreibungen, Qualitäts- und Zeitparameter abgerufen bzw. ausgewertet werden. Auf diese Weise sind die modellhaften Grundlagen für eine systematische und strukturierte Organisationsentwicklung geschaffen, um die einleitend erläuterten Schwachstellen zu beseitigen. Gleichzeitig werden alle notwendigen Dokumentationen für die Qualitätsmanagementsystemeinführung oder [[EFQM]]-Selbstbewertung bereitgestellt.<br /> <br /> Die so vorgenommene Prozesskonsolidierung und Prozessstandardisierung bietet neben der Vereinheitlichung der Abläufe eine hervorragende Grundlage, um damit die in der [[DIN EN ISO 9001]] nachfolgend genannten [[Qualitätsmanagementnorm|QM]]-Normforderungen zu erfüllen.<br /> <br /> Wie Abbildung 1 zeigt, sind diese Forderungen wie folgt formuliert.<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Abbildung 11.jpg|Abbildung 1: DIN EN ISO 9001: Die Organisation muss sicherstellen, dass....<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> Die Ergebnisse der Organisations- und Prozessgestaltung in Bezug auf die in Abbildung 5 &lt;!--wo?--&gt; gezeigten Anforderungen für jeden bewerteten Prozess erfolgen über eine Reifegradbewertung, optional eindimensional nach dem [[PDCA]]-Reifegrad oder zweidimensional über die [[Portfolio|Portfoliobewertung]].<br /> <br /> == Prozessorientierte Organisationsgestaltungs- und Managementkonzepte ==<br /> <br /> Der aufgrund der Marktsättigung stattgefundene Paradigmenwechsel von Verkäufer- zu Käufermärkten mit der damit verbundenen organisatorischen Neustrukturierung hat diese Entwicklung zum Management des Wandels (Changemanagement) sehr gefördert. Eine ganze Anzahl von aktuellen Konzepten in Abbildung 2 beziehen sich auf eine Veränderung von vorher funktionsorientierten jetzt zu prozessorientierten Organisationsstrukturen mit flachen Hierarchien, Schnittstellenabbau, optimaler Fertigungstiefe, Teamorganisation, Null-Fehler-Produktion, Gemeinkostenabbau, KVP und bedarfsgesteuerter Produktion. Die Mitarbeiter besitzen hierbei eine Schlüsselrolle, weil sie in schlanken Prozessen eigenverantwortlich kundenorientiert agieren. Inzwischen sind alle in Abbildung 2 gezeigten aktuellen Managementkonzepte prozessorientiert angelegt, d.h. die rollenbasierte Swimlane-Darstellung ist der Bezugspunkt für die Umsetzung.<br /> <br /> [[Datei:Abbildung 22.jpg|mini]]<br /> <br /> Auslöser für das in Abbildung 2 zuerst genannte Lean Management war die Veröffentlichung der Studie &quot;The Maschine that Changed the world&quot; von Jim Womack, Daniel Jones, Daniel Roos, deutsche Übersetzung von Wilfried Hof unter dem Titel: &quot;Die zweite Revolution in der Automobilindustrie&quot;. Dort wurde sehr überzeugend herausgearbeitet, dass nicht die bereits bekannten Wettbewerbsnachteile, wie beispielsweise hohe Lohnkosten, niedrige Arbeitszeiten, ein hoher Steuersatz oder hohe Gemeinkosten, der Auslöser für mittelfristig in Deutschland zu erwartende Wettbewerbsprobleme waren, sondern dass vielmehr im Vergleich zum prozessorientierten Toyota-Produktionssystem gravierende Nachteile in Bezug auf Motivation, Qualität, Ressourceneinsatz, Fehlervermeidung und interdisziplinäre Zusammenarbeit bestanden. Der Lean-Management-Gedanke basiert auf der Gestaltung einer schlanken verschwendungsarmen horizontalen Wertschöpfungskette.<br /> <br /> Insbesondere der darauf aufbauende radikale Business Process Management Ansatz (BPM) wurde 1993 in seinen wesentlichen Ausprägungen von den beiden amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Hammer/Champy formuliert. BPM wird hier verstanden als ein fundamentales Überdenken und radikales Re-Design von wesentlichen Unternehmensprozessen. Das Resultat sind Verbesserungen in Größenordnungen in heute entscheidenden und messbaren Leistungsgrößen in Bezug auf Kosten, Qualität, Service und Zeit. Im Kern geht es dabei um das vom Management verordnete Zusammenführen von Tätigkeiten die bisher voneinander getrennt an verschiedenen Orten mit verschiedenen Führungskräften in unterschiedlichen Abteilungen vorgenommen wurden. Im Gegensatz zu diesem radikalen BPM, das vornehmlich auf eine einmalige, radikale Neuordnung der Prozesse abzielt, ist das Lean Management Konzept mehr darauf ausgerichtet langfristig kontinuierliche Prozessverbesserung (KVP) im Unternehmen zu erreichen. Beim Lean Management Konzept wird mitunter kritisiert, dass die Verschlankung der Unternehmensprozesse keine strategische Neuausrichtung mit einschließt und damit „ein „strategisches Weiter wie bisher“ beinhaltet. Allerdings ist aus heutiger Sicht der radikale BPM-Ansatz aber gescheitert, weil er zu stark zu Lasten der Mitarbeiter ging.<br /> <br /> Auch das Total Quality Management (TQM)-Konzept besitzt japanische Wurzeln. Hierbei geht es darum, dass die Mitarbeiter und Führungskräfte in allen Unternehmensbereichen total (umfassend) eine starke Qualitäts- und Kundenorientierung besitzen und in ihren Prozessen umsetzen. Dies ist auch wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur. Der umfassende Qualitätsbegriff bezieht sich auf eine umfassende Unternehmensqualität, die sich aus Führungs-, Mitarbeiter-, Prozess-, und Ergebnisqualität zusammensetzt und damit den Erfolg des Unternehmens garantiert. Die Neustrukturierung des Unternehmens mit Hilfe dieses Qualitäts- und Kundengedankens soll wesentlich auf der Grundlage von Partizipation und Delegation erfolgen. Ähnlich wie beim Lean- Management wird dabei eine stufenweise kontinuierliche Verbesserung im Sinne einer bottom up- Struktur angestrebt.<br /> <br /> Ein weiteres Denkmodell zur Bewältigung des Wandels ist die fraktale Fabrik von Warnecke, die Anfang der 90er Jahre in Analogie zu natürlichen Systemen skizzierte. Das fraktale Unternehmen ist eine dynamische Organisation, die sich aus autonomen, selbstähnlichen, zielbewussten, dynamischen Gebilden, das heißt den Fraktalen zusammensetzt. Diese Fraktale verfügen über Freiräume zur Selbstorganisation, agieren weitgehend selbstständig und wirken aktiv an ihrer Entstehung, Veränderung und Auflösung mit. Zusammen mit anderen Fraktalen agieren sie im Unternehmen unter intensiver Kommunikation nach Regeln des Wettbewerbs und der Kooperation. Auf diese Weise erhalten die Fraktale die Fähigkeit zum Wandel von innen heraus. Damit können fraktale Unternehmen nicht nur eine reaktive Anpassung an ihre Umwelt vornehmen, sondern aus eigener Kraft heraus proaktiv agieren.<br /> <br /> Das Supply Chain Management (SCM) hat nicht nur die Unternehmens interne Prozessoptimierung im Focus, sondern übergreifend die Prozessgestaltung über alle Unternehmen, die sich in der Lieferkette befinden. Als Supply Chain (deutsch: „Versorgungskette“, „Lieferkette“, „logistische Kette“ oder auch „Wertschöpfungskette“) bezeichnet man ein unternehmensübergreifendes Netzwerk von Unternehmen, das gesamtheitlich spezifische Wirtschaftsgüter für einen definierten Zielmarkt hervorbringt. Auf diesen jeweiligen Zielmärkten konkurrieren nicht vertikal integrierte Einzelhersteller, sondern komplex strukturierte Wertschöpfungssysteme (Lieferketten) miteinander, die sich aus systemisch verbundenen, aber autonom agierenden Einzelunternehmern zusammensetzen, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Beispiele sind etwa die Lieferketten der Automobilindustrie oder die textile Wertschöpfungskette. Im extremen kann die Supply Chain dabei von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling (manchmal auch der Entsorgung) von Alt-Produkten reichen.<br /> <br /> Die interorganisatorische Arbeitsteilung zwischen den beteiligten selbstständigen Unternehmen definiert Ausdehnung und Struktur der Supply Chain. Durch die Tendenz zur Konzentration auf Kernkompetenzen (Outsourcing, Verringerung von intraorganisationaler Arbeitsteilung/Fertigungstiefe im Unternehmen) entwickeln sich zunehmend differenziertere (d. h. arbeitsteiligere) Supply Chains.<br /> <br /> Bei der Theory auf Constraits (TCO) von Eliyahu M. Goldratt steht die Engpassbetrachtung von Prozessen im Mittelpunkt. Die entscheidenden Parameter für die Prozessoptimierung sind der Durchsatz, die Bestände und die Betriebskosten. Das Ziel ist es, Bestände in Durchsatz -besser Umsatz genannt- zu verwandeln, um damit den Gewinn zu steigern. Hierbei hängen der Durchsatz und damit auch der Gewinn vom langsamsten Arbeitsschritt innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette d.h. dem Kapazitätsengpass ab. Um Zwischenlagerbestände zu vermeiden und damit den Durchsatz noch weiter zu reduzieren, sollte das Arbeitstempo an Arbeitsplätzen den der Engpass-Maschine angepasst werden. Wenn dieser Engpass beseitigt wird, erhöht sich der Durchsatz und damit auch der Gewinn. Die Engpassmaschinen stellen immer den kritischen Weg innerhalb des Produkterstellungsprozesses dar. Anzustreben ist ein harmonisierter Workflow, bei dem die einzelnen Arbeitsschritte kapazitätsmäßig voll aufeinander abgestimmt d.h. ausgetaktet sind. Es geht hier also nicht um die Verbesserung der Einzeleffizienz von teuren Maschinen im Produktionsablauf, sondern um das aufeinander abgestimmte Gesamtoptimum aller Maschinen im Gesamtprozess.<br /> <br /> Beim Balanced Scorecard Konzept handelt es sich um ein Kennzahlensystem, dass zu Unternehmens- und Prozesscontrollingzwecken eingesetzt wird und durchgängig über alle hierarchischen Ebenen als Führungsinstrument die Prozessaktivitäten, das heißt Leistungen steuert und kontrolliert. Über die Balanced Scorecard werden allen Beteiligten in jeder Prozessebene die Führungsinformationen geliefert, damit die richtigen unternehmerischen bzw. prozessbezogenen Entscheidungen getroffen werden können. Die Balanced Scorecard wird deshalb als strategisches Kennzahlenmanagementsystem betrachtet, weil es ein Kennzahlensystem voneinander abhängiger Zielsetzungen, Netzgrößen und Kennzahlen vorgibt, die einen permanenten Review-Prozess ermöglichen. Die Balanced Scorecard soll alle für den Unternehmenserfolg wichtigen kundenorientierten, mitarbeiterorientierten, prozessorientierten und erfolgsorientierten Faktoren durch Kennzahlen abbilden, messbar machen und kommunizieren. Auf diese Weise wird der aktuelle Zustand des Unternehmens abgebildet.<br /> <br /> Beim ebenfalls genannten Six-Sigma-Konzept geht es im wesentlichen darum, durch die Eliminierung von Fehlern und Risiken im Prozessablauf ein großes Potenzial von Einsparungen zu aktivieren und auf diese Weise dem Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Die Stärke von Six-Sigma liegt hierbei darin, dass mit Hilfe einer umfangreichen Sammlung von einfachen bis komplexen Qualitätsverbesserungsmethoden und -segmenten die Six-Sigma-Zielsetzungen systematisch erreicht werden. Aus statistischer Sicht ist dieses Konzept ein konkreter mathematischer Kennwert, der die Standardabweichung misst (3,4 Fehler pro 1 Mio. Vorgänge oder Produkte). Jeder Prozess hat ein zu erwartendes Ergebnis, d.h. einen Mittelwert. Jedes Ergebnis hat eine gewisse Streuung bzw. Variabel „&amp;#61555;“. Ziel vom Six- Sigma Konzept ist die Reduzierung dieser Streuung bis auf die vorgegebenen Grenzen. Wesentlich für den Erfolg der Six Sigma Anwendung ist die Einbindung und das persönliche Engagement des oberen Management und der Führungskräfte.<br /> <br /> Das zuletzt genannte organisationale Lernkonzept besitzt einen ausgeprägten evolutionären Charakter. Hierbei wird der Wandel von und im Unternehmen im Sinne der durchgeführten Höher- und Weiterentwicklung verstanden. Durch neue Fähigkeiten und Verhaltensweisen kann sich die Organisation aktiv wandeln. Dazu ist es nötig, dass die individuellen Erfahrungen und das Wissen bei der Prozessdurchführung in einer organisationalen Wissensbasis mit der Swimlane als Bezugspunkt kollektiviert wird. Die Anwendung dieses kollektivierten Wissens führt wiederum bei den einzelnen Beteiligten zu individuellen Lernprozessen, die das organisationale Wissen vergrößern. Die aus diesen kollektiven Kernprozessen resultierenden Lernergebnisse werden in Regeln hinterlegt, die dann allgemein in allen Bereichen der Organisation Anwendung finden und damit das organisatorische Lernen fordern.<br /> <br /> Auch wenn bei den oben erläuterten Managementkonzepten häufig unklar ist, ob sie im weiteren Sinne als Management des Wandels innerhalb des gesamten Unternehmens oder im engeren Sinne nur als kurzfristige Veränderungsprojekte zu verstehen sind, ermöglicht das Prozessmanagement durch die Analyse und Modelle der unternehmensspezifischen Prozesse eine auf den Einzelfall zugeschnittene Lösung. Ansonsten bestände bei der Veränderungskonzeptrealisierung das große Risiko, eine stark verallgemeinerte Organisationsstruktur dem Unternehmen überzustülpen. Diese Gefahr ist umso größer, weil jedes der oben vorgestellten Konzepte für sich den Anspruch erhebt, in sich abgeschlossen und ganzzeitlich zu sein. Aus den Erfahrungen in der Praxis sind zwei schwerwiegende Fehler grundsätzlich bei allen Ansätzen zu vermeiden. Die mangelnde Einbindung der Mitarbeiter bei den Veränderungsprojekten führt häufig zu deren Scheitern, ebenso sollte die Informationstechnologie nicht der Treiber für Prozessveränderungen sein, da die IT Industrie sich an ihren Produkten für bestimmte IT Probestellungen ausrichtet und nicht an den Prozessen ihrer Kunden.<br /> <br /> == BPM-Framework ==<br /> <br /> Zu dieser heute als BPM, das heißt „Business- Prozess- Managementstrategie“ bezeichnete Vorgehensweise gibt es bereits seit über 25 Jahren ein BPM-Framework als Ebenenmodell zur ganzheitlichen Organisationsentwicklung- und Gestaltung. Abbildung 3 zeigt dieses Framework., ursprünglich als CIM-house-Framework bezeichnet. Es setzt die drei klassischen Organisationsgestaltungskomponenten: „Organisation, Mensch, Technik“ in Form eines Hausbaus in einen logischen Gestaltungszusammenhang.<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Abbildung 33.jpg|Abbildung 3: Business Process Management (BPM)-Framework<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> Die unterste Ebene des Frameworks, d.h. das Fundament, bezieht sich entkoppelt vom Tagesgeschäft auf die durchgängige Ableitung von unternehmensspezifischen Strategien und Unternehmensziele in Form von Ursache–Wirkungsketten im Organisationsebenenmodell, sowie der Implementierung einer Prozessorganisation durch die Vorgabe eines unternehmensspezifischen Prozessmodells bestehen aus „Führungs- und Leitungsprozessen, vorgelagerten Unterstützungsprozessen, Kernprozessen und nachgelagerten Unterstützungsprozessen“, dass heißt die Gestaltung der organisatorischen Ebene. Sie wird über die SYCAT- Swimlane visualisiert.<br /> <br /> Die darauf aufbauende zweite Ebene bezieht sich im Tagesgeschäft auf die Produkt- oder Dienstleistungserstellung aus betriebswirtschaftlicher Sicht innerhalb der mit SYCAT analysierten, optimierten und dokumentierten Wertschöpfungskette, auch als end-to-end-Prozess bezeichnet. Hier sind die bedarfsgerechten Ressourcen bereitzustellen und für die zu erstellende Produkt- oder Dienstleistung optimal zu koordinieren, um damit den Kundenwunsch effizient und effektiv zu erfüllen. Entscheidend sind dabei die qualifizierten und motivierten Mitarbeiter, die mit Selbstverantwortung die Aufgaben durchführen.<br /> <br /> Dafür ist es in der dritten Ebene des Frameworks notwendig, anforderungsgerecht IT-Architekturen- und Strukturen bereitzustellen. In Ebene vier sind die Mitarbeiter über alle genannten drei Ebenen involviert. Sie bringen ihr Wissen systematisch in die von Professor Binner entwickelten Vorgehens- und Beschreibungsmodelle ein, werden dabei gleichzeitig qualifiziert und erfüllen auf diese Weise die in der obersten Ebene fünf vorgegebenen Zielvorgaben des Managements. Die Überprüfung der Zielerreichung erfolgt dann durchgängig über alle Ebenen, beispielsweise mit Hilfe des EFQM- Modells.<br /> <br /> == Systematische Umsetzung des prozessorientierten Ansatzes ==<br /> <br /> Alle aktuellen Normen und Regelwerke zu integrierten Managementsystemen wie z.B. Qualitäts-, Umwelt-, Nachhaltigkeits-, Gesundheitsmanagement u.a geben einen prozessorientierten Einführungsansatz vor. Dieser prozessorientierte Ansatz soll nach Vorgabe der DIN EN ISO 9001 eine einheitliche Beschreibung von Prozessen und die Verwendung einer prozessbezogenen Terminologie fördern, ebenso das Verständnis des prozessorientierten Konzeptes. Dies umfasst im Einzelnen:<br /> <br /> * Erkennen der erforderlichen Prozesse für eine wirksame Verwirklichung des QM-Systems<br /> * Verstehen der Wechselwirkung zwischen diesen Prozessen<br /> * Dokumentieren der Prozesse im erforderlichen Umfang, um ihre wirksame Ausführung und Lenkung sicherzustellen.<br /> <br /> Die Begründung für die seit dem Jahr 2000 geltende prozessorientierte Sicht bei Einführung DIN EN ISO 9001 lautet wie folgt:<br /> <br /> Alle Organisationen produzieren Ergebnisse (Produkte), welche die Kunden zufrieden stellen sollen. Die Normenreihe ISO 9001 über Qualitätsmanagement-Systeme kann Organisationen beim Erreichen dieses Zieles behilflich sein und zwar mit Hilfe von Merkmalen, welche die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden erfüllen. Diese Erfordernisse und Erwartungen werden in Produktspezifikationen genauer ausgedrückt und in ihrer Gesamtheit als Kundenanforderungen bezeichnet. Kundenanforderungen können vom Kunden durch einen Vertrag angegeben oder von der Organisation selbst festgelegt werden. In beiden Fällen befindet der Kunde letztlich über die Annehmbarkeit des Produktes. Da sich die Erfordernisse und Erwartungen der Kunden ändern, werden Organisationen zur ständigen Verbesserung ihrer Produkte und Prozesse angespornt. Beim Herangehen mit einem Qualitätsmanagement-System werden Organisationen dazu aufgefordert, die Kundenanforderungen zu analysieren, jene Prozesse zu definieren, die ein für die Kunden annehmbares Produkt liefern und diese Prozesse unter Kontrolle zu halten. Ein Qualitätsmanagement-System kann den Rahmen für die ständige Verbesserung zur Erfüllung der Kundenforderungen bilden. Ein solches Herangehen versetzt die Organisation in die Lage, die Gefahr einer Nichtzufriedenstellung ihrer Kunden zu verringern. Es gibt der Organisation und den Kunden Vertrauen in ihre Fähigkeit, durchgängig den Forderungen entsprechende Produkte zu liefern.<br /> <br /> Ziele des prozessorientierten Qualitätsmanagements sind:<br /> <br /> * Die Anforderungen der Kunden bzw. Interessentengruppen zu verstehen und zu erfüllen<br /> * Die Prozesse aus Sicht der Wertschöpfung zu betrachten<br /> * Wirksame Ergebnisse zu erzielen sowie<br /> * Die Prozesse auf der Grundlage objektiver Messungen ständig zu verbessern.<br /> <br /> Allerdings sollte zur Durchsetzung dieser Zielvorgaben ein funktionierendes Unternehmensprozessmanagement als Metasystem bzw. Framework existieren, dass einen Ordnungsrahmen vorgibt. Weiter soll die Analyse der Prozesse den Rahmen und die Inhalte beim Festlegen der benötigten Dokumentationsmenge für ein QM-System vorgeben. Es sollte also nicht die Dokumentation sein, welche die Prozessanalyse treibt, sondern umgekehrt die Prozesseffizienz und -effektivität.<br /> <br /> Der Zweck des prozessorientierten Ansatzes ist es, die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens bei der Erreichung der festgelegten Ziele zu verbessern. Entsprechend dieser Anleitung sind die Vorteile des prozessorientierten Ansatzes beispielsweise:<br /> <br /> * Integration und Ausrichtung von Prozessen, um die Erreichung geplanter Ergebnisse zu ermöglichen<br /> * Fähigkeit zur Fokussierung der Anstrengungen auf die Wirksamkeit der Prozesse<br /> * Kunden oder anderen interessierten Parteien Vertrauen in die beständige Leistung des Unternehmens zu geben<br /> * Transparenz der Arbeitsabläufe innerhalb des Unternehmens<br /> * Geringere Kosten und kürzere Durchlaufzeiten durch den wirksamen Einsatz der Ressourcen<br /> * Verbesserte, beständige und vorhersehbare Ergebnisse<br /> * Schaffung von Möglichkeiten für gezielte und priorisierte Initiativen für die Verbesserung<br /> * Ermutigung des Engagements von Personen und die Klarstellung ihrer Verantwortung.<br /> <br /> Der prozessorientierte Einführungsansatz reduziert sich nicht nur auf die Einführung von QM-Systemen, sondern gilt heute uneingeschränkt für alle weiteren Managementsysteme, die – als Führungssysteme vorgegeben – rechtliche, soziale, ökonomische, ökologische oder normenspezifische Spezifikationen erfüllen müssen. Aufgrund der prozessorientierten Bezugsbasis ergeben sich sehr große Synergieeffekte bei der Implementierung integrierter Managementsysteme.<br /> <br /> Wie oben ausgeführt, stellt sich der prozessorientierte Ansatz als ein überzeugendes Konzept zum Organisieren, Leiten und Lenken unterschiedlicher Managementsysteme dar, damit Tätigkeiten für den Kunden und andere interessierte Parteien rechtssicher, normkonform und wertschöpfend sind. Er verbessert auch die Beherrschung der Schnittstellen im Prozess.<br /> <br /> Die Verwirklichung dieses prozessorientierten Ansatzes wird in Abbildung 4 in 5 Hauptschritten detailliert vorgegeben und über das MITO-Modell mit seinen 5 Modellsegmenten „Managementführung, Input, Transformation, Output und Managementleitung“ als Ordnungs- und Strukturrahmen regelkreismäßig verknüpft. Damit ist ein Unternehmen in der Lage, die oben erläuterten Anforderungen aus unterschiedlichen Managementsichten konkret umzusetzen und nachhaltig zu verbessern.<br /> <br /> Die beschriebenen 5 Schritte zur Verwirklichung des prozessorientierten Ansatzes kann auf jede Art von Prozessen angewandt werden.<br /> <br /> == Verbreitung in der Praxis ==<br /> <br /> Heute findet die Swimlane-Darstellung in fast allen am Markt angebotenen [[Prozessmanagement|BPM-Tools]] in über 100 Branchen erfolgreich Anwendung. Auch im Gesundheitsmanagement und in der öffentlichen Verwaltung ist es in verschiedenen Bundesländern und in den Kommunen im Einsatz. Seit dieser Zeit hat sich Swimlane weltweit durchgesetzt als Prozessvisualisierungs- und Modellierungsstandard.<br /> Die neuen Informationstechnologien mit [[Cloud Computing]], [[Enterprise Mobility Management|Enterprise Mobility]], [[Industrie 4.0]], [[Big Data]] und [[Social Business]] unterstützten diese Entwicklung, da bei dem IT-Serviceanbieter jetzt ebenfalls die horizontale Wertschöpfungskette bei der Digitalisierung in den Fokus gestellt wird.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Hartmut F. Binner: ''Handbuch der prozessorientierten Arbeitsorganisation, REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung“.'' 4. Auflage. Hanser, München/Wien 2010, ISBN 978-3-446-42641-2.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessmanagement von A bis Z.'' Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-42303-9.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Pragmatisches Wissensmanagement – Systematische Steigerung des intellektuellen Kapitals.'' (REFA-Fachbuchreihe „Unternehmensentwicklung&quot;). Hanser, München/ Wien 2007, ISBN 978-3-446-41377-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Managementleitfaden „Auf dem Weg zur Spitzenleistung“.'' Hanser, München/ Wien 2005, ISBN 3-446-40481-3.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Prozessorientierte TQM-Umsetzung.'' (Reihe: Organisationsmanagement und Fertigungsautomatisierung. 3). 2., verb. und aktual.Auflage. Hanser, München/ Wien 2002, ISBN 3-446-21852-1.<br /> * Hartmut F. Binner: ''Integriertes Organisations- und Prozessmanagement.'' (REFA-Fachbuchreihe Unternehmensentwicklung). Hanser, München 1997, ISBN 3-446-19174-7.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.agilemodeling.com/style/activityDiagram.htm#Swimlanes Beispielhafte grafische Darstellung von Swimlanes]<br /> <br /> == Anmerkungen ==<br /> &lt;references/&gt;<br /> [[Kategorie:Vorgehensmodell (Software)]]<br /> [[Kategorie:Projektmanagement]]<br /> [[Kategorie:Agile Softwareentwicklung]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fl%C3%BCssigerdgas&diff=169217042 Flüssigerdgas 2017-09-18T14:27:07Z <p>Mdjango: /* CO2-Bilanz */ Aussage in der Publikation auf S.20 bezieht sich auf Pipelines und nur indirekt auf LNG.</p> <hr /> <div>[[Datei:National Grid LNG Tank.jpg|mini|Flüssigerdgastank in [[Massachusetts]]]]<br /> Als '''Flüssigerdgas''' (Abkürzung '''''LNG''''' für {{enS|''liquefied natural gas''}} oder '''''GNL''''' für {{frS|''gaz naturel liquéfié''}}) wird durch Abkühlung auf −161 bis −164&amp;nbsp;°C (112 bis 109&amp;nbsp;K) verflüssigtes [[Erdgas]] bezeichnet. LNG weist nur etwa ein Sechshundertstel des [[Volumen]]s von gasförmigem Erdgas auf.<br /> <br /> Besonders zu [[Güterverkehr|Transport]]- und [[Speicher|Lagerungszwecken]] hat LNG/GNL große Vorteile. Technisch verliert das Erdgas dadurch seine Eigenschaft der Leitungsgebundenheit und kann somit als spezielles [[Flüssiggut]] in besonderen Transportbehältern auf der [[Tankwagen|Straße]], der [[Kesselwagen|Schiene]] und auf dem [[Tanker|Wasser]] transportiert werden. Bislang spielte diese Art der Beförderung nur eine untergeordnete Rolle, da insbesondere für die aufwändige Verflüssigung etwa 10 bis 25&amp;nbsp;Prozent des Energieinhaltes des Gases benötigt werden. Liegen die zu überbrückenden Entfernungen zwischen Erdgasquelle und Verbraucher unter etwa 2.500&amp;nbsp;Kilometern, ist der Transport per Erdgas-[[Pipeline]] als verdichtetes Erdgas ([[Erdgas#Transport|CNG, ''{{lang|en|Compressed Natural Gas}}'']]) wirtschaftlicher.<br /> <br /> == Transport ==<br /> [[Datei:Methanier aspher LNGRIVERS.jpg|mini|horizontal|Gastanker ''LNG RIVERS'']]<br /> <br /> Das Erdgas wird gewöhnlich in Rohrleitungen von einer Erdgas-Förderstätte zu einem LNG-Terminal in einem Hafen transportiert, wo es gespeichert, aufbereitet und durch Herunterkühlen verflüssigt wird. Erdgas enthält in der Regel eine Mischung aus [[Methan]] und schwereren [[Kohlenwasserstoffe]]n sowie [[Stickstoff]], [[Kohlendioxid]] und weitere unerwünschte Bestandteile. Vor der Verflüssigung werden diese Komponenten teilweise entfernt, um zum Beispiel eine Verfestigung während der Verflüssigung zu vermeiden oder um Kundenanforderungen zu erfüllen. Dazu werden Verfahren wie [[Adsorption]], [[Absorption (Chemie)|Absorption]] und kryogene [[Rektifikation (Verfahrenstechnik)|Rektifikation]] angewandt. Danach wird das so bearbeitete gasförmige Erdgas zu LNG verflüssigt. Dazu wird das Erdgas auf eine Temperatur von -162 °C heruntergekühlt. Anschließend wird das LNG auf [[Tanker#Flüssiggastanker|Spezialschiffe]] gepumpt, die zu einem anderen LNG-Terminal fahren und das LNG dort wieder mit den schiffseigenen Ladungspumpen an Land fördern. Die im Verlauf der letzten Jahre immer größer gebauten Schiffe werden gemäß Sicherheitskategorie auch als [[Tanker#Flüssiggastanker|2G-Tanker]] bezeichnet. Das LNG wird danach durch Umladen auf kleinere Tanker oder nach einer Umwandlung in den gasförmigen Zustand in Rohrleitungen zu einem weiteren Verteiler (Hub) oder direkt zu Ferngas-Gesellschaften weitertransportiert.<br /> <br /> Besondere Bedeutung hat diese Art des Transportes von Erdgas wegen der langen Transportwege für Länder im Fernen Osten, etwa [[Japan]]. Die Kosten für Offshore-Pipelines von den Förderstätten für Erdgas bis in diese Länder wären zu hoch. Zusammen mit [[Südkorea]] und [[Republik China (Taiwan)|Taiwan]] gehen fast 80 Prozent der globalen LNG-Exporte in diese asiatischen [[Wirtschaftsmacht|Wirtschaftsmächte]], wobei Japan knapp die Hälfte davon bezieht. Auch Großbritannien, Italien und Belgien importieren LNG.<br /> <br /> == Wirtschaftliche Bedeutung ==<br /> Der weltweite Absatz von verflüssigtem Erdgas erreichte 2015 sein bisheriges Maximum mit 245,2 Mio. Tonnen, die Produktionskapazität erreichte 308 Mio. Tonnen.&lt;ref&gt;[[Germany Trade and Invest]]: „Russland greift nach seiner Chance am LNG-Markt“, ohne Ortsangabe, 2016, S.4 [http://www.russlandtag-mv.de/downloads.html?file=files/uploads/PDF-Workshop-2016/energie/LNG_Russland_Erdgas_LNG-Projekte.pdf online pdf]&lt;/ref&gt; Katar ist der weltweit größte Exporteur von Flüssigerdgas. Die Gasindustrie von [[Katar]] besitzt eine Produktionskapazität von 77 Mio. Tonnen LNG im Jahr und liefert ein Viertel des weltweiten LNG-Verbrauchs, mehr als Indonesien, Algerien und Russland (Stand bis 2011). Der LNG-Produzent [[Qatargas]] arbeitet mit [[ExxonMobil]], [[Total]], [[Mitsui]], [[Marubeni]], [[Conoco]], [[Phillips]] und [[Shell]] zusammen, der Produzent [[RasGas]] (nach der Industriestadt [[Ras Laffan]] im Norden der Halbinsel von Katar) mit ExxonMobil, [[Korea RasGas LNG]], [[Petronet LNG]] und [[Itochu]].&lt;ref&gt;Rainer Hermann: Die Golfstaaten. Wohin geht das neue Arabien? München 2011, ISBN 978-3-42324875-4, S. 295&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ende 2015 bestand ein großes Überangebot an verflüssigtem Erdgas. Katar hatte ein Drittel seiner Produktionskapazität nicht verkaufen können und zwischen 25 und 35 Mio. Tonnen aus US-Produktion waren noch nicht an Endabnehmer verkauft. Drei chinesische und ein indischer Importeur versuchten, LNG weiterzuverkaufen, zu dessen Abnahme sie sich verpflichtet hatten. Experten schätzten, dass die Produktionskapazität den Bedarf um jährlich 70 Mio. Tonnen übersteigt, auch in den nächsten Jahren.&lt;ref&gt;''Toil ahead for oil, but expect double trouble for LNG'', The Sydney Morning Herald, 7. Dezember 2015, [http://www.smh.com.au/business/energy/lng-market-seen-in-worse-state-than-oil-20151206-glgygv.html online]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''Dunkle Wolken am LNG-Himmel über Australien'', Germany Trade and Invest, 16. Januar 2016, [https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=dunkle-wolken-am-lnghimmel-ueber-australien,did=1391146.html online]&lt;/ref&gt; Der Bau weiterer Verflüssigunganlagen werde die überschüssige Produktionskapazität bis 2020 sogar auf 150 Mio. Tonnen pro Jahr ansteigen lassen.&lt;ref&gt;''Gas rebalancing 1: Clearing the global gas glut'', Cullum O'Reilly, LNG Industries, 12. Oktober 2016, [https://www.lngindustry.com/special-reports/12102016/gas-rebalancing-1-clearing-the-global-gas-glut/ online]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Deutschland ===<br /> In Deutschland gibt es bisher kein Anlandeterminal für LNG. Deutsche Gasversorgungsunternehmen haben allerdings Beteiligungen an LNG-Terminals im Ausland erworben. LNG kann über benachbarte Staaten - [[Belgien]], [[Niederlande]], oder andere europäische Staaten - auf den deutschen Markt gebracht werden.&lt;ref&gt;[http://www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/Konventionelle-Energietraeger/gas,did=292330.html Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Konventionelle Energieträger/Gas]&lt;/ref&gt; Das erste LNG-Terminal in Deutschland soll im [[Schleswig-Holstein|schleswig-holsteinischen]] [[Brunsbüttel Ports|Hafen]] [[Brunsbüttel]] entstehen. Der niederländische Konzern [[Gasunie]] aus [[Groningen]] plant eine Inbetriebnahme Anfang der 2020er Jahre.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/regionales/hamburg/article163381788/LNG-Terminal-fuer-Brunsbuettel.html welt.de: LNG-Terminal für Brunsbüttel]&lt;/ref&gt; Für [[Wilhelmshaven]] sollen Pläne für den Bau eines LNG-Terminals im Rahmen einer Studie für den Ausbau des [[Wilhelmshavener Häfen|Hafens]] geprüft werden.&lt;ref&gt;[http://www.energate-messenger.de/news/172690/niemann-deutschland-benoetigt-ein-bedeutendes-lng-importterminal- energate-messenger.de: Präsident der Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung: &quot;Deutschland benötigt ein bedeutendes LNG-Importterminal&quot;]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Finnland ===<br /> <br /> Die finnische Regierung hat mit Genehmigung der Europäischen Union Investitionshilfen für den Bau einer Reihe von LNG-Terminals an der finnischen Küste bewilligt. Ziel ist es, den Wettbewerb auf dem finnischen Gasmarkt, der noch ganz von Einfuhren aus Russland abhängt, zu beleben. Außerdem soll die Einfuhr von LNG Erdgas auch in Regionen bringen, die bisher außer Reichweite des Pipeline-Netzes sind, das sich auf den äußersten Süden des Landes beschränkt.&lt;ref&gt;Mitteilung des finnischen Wirtschaftsministeriums http://tem.fi/lng-terminaalien-investointituki&lt;/ref&gt; Der erste Terminal mit einer Kapazität von 30.000 m&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt; wurde im Jahr 2016 am Hafen von [[Pori]] eröffnet.&lt;ref&gt;{{Literatur|Titel=Finland’s first LNG terminal starts commercial ops|Sammelwerk=LNG World News|Online=http://www.lngworldnews.com/finlands-first-lng-terminal-starts-commercial-ops/|Abruf=2017-09-01}}&lt;/ref&gt; Der im Bau befindliche Terminal in [[Tornio]] mit einer Kapazität von 50.000 m&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt; soll im Jahr 2018 festgestellt werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.kauppalehti.fi/uutiset/tornioon-valmistuu-pohjoismaiden-suurin-nesteytetyn-maakaasun-terminaali/CZ6ir3r5|titel=https://www.kauppalehti.fi/uutiset/tornioon-valmistuu-pohjoismaiden-suurin-nesteytetyn-maakaasun-terminaali/CZ6ir3r5|zugriff=2017-09-01}}&lt;/ref&gt; Der Baubeginn eines dritten Terminals in [[Hamina]] mit einer Kapazität von 30.000 m&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt; ist noch für 2017 vorgesehen.&lt;ref&gt;{{Literatur|Titel=Finland: Hamina LNG terminal construction starts|Sammelwerk=LNG World News|Online=http://www.lngworldnews.com/finland-hamina-lng-terminal-construction-starts/|Abruf=2017-09-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Politische Bedeutung ==<br /> Im Zuge der Debatte um die [[Energieversorgung|Versorgungssicherheit]] vor dem Hintergrund des seit der Jahreswende 2005/2006 sich jährlich wiederholenden [[Russisch-ukrainischer Gasstreit|russisch-ukrainischen Disputs]] über den [[Gaspreis]] wird auch in Europa der Rückgriff auf Flüssigerdgas zur Diversifizierung der Bezugsquellen und zur Vermeidung einseitiger Abhängigkeiten wiederholt ins Gespräch gebracht.<br /> <br /> == Nutzung als Kraftstoff ==<br /> Besonders in der [[Schifffahrt]] nimmt die Bedeutung der Nutzung von [[LNG als Brennstoff für Schiffe|LNG als Kraftstoff]] zum Antrieb von [[Verbrennungsmotor]]en zu.&lt;ref&gt;Hans-Jürgen Reuß: ''Gas als alternativer Kraftstoff und bestmögliche Nutzung der Primärenergie''. In: ''[[Hansa (Zeitschrift)|Hansa]]'', Heft 12/2011, S.&amp;nbsp;28–30, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2011, {{ISSN|0017-7504}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Sverre Gutschmidt: ''LNG auf dem Weg in ein neues Zeitalter der Schifffahrt''. In: ''[[Hansa (Zeitschrift)|Hansa]]'', Heft 8/2013, S.&amp;nbsp;62–64, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2013, {{ISSN|0017-7504}}&lt;/ref&gt; Gerade bei [[Tanker#Flüssiggastanker|Flüssiggastankern]], die LNG transportieren, bietet sich dieses an.&lt;ref&gt;''Wie sieht die Zukunft im Bereich LNG aus?'' In: ''ClassNK-Magazin'', 66. Ausgabe, S.&amp;nbsp;2/3, JLA media, Hamburg 2014.&lt;/ref&gt; Inzwischen wird ein Vorteil aber auch bei der Nutzung bei anderen Schiffstypen gesehen.&lt;ref&gt;''Brennstoff mit Zukunft''. In: ''ClassNK-Magazin'', 66. Ausgabe, S.&amp;nbsp;4/5, JLA media, Hamburg 2014.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''Studie der Europäischen Kommission zu LNG als Schiffsbrennstoff''. In: ''[[Schiff &amp; Hafen]]'', Heft 4/2015, S. 25.&lt;/ref&gt; Hierfür sind jedoch [[Bunkerung|Bunkerstationen]] in den Häfen erforderlich, in denen LNG zur Verfügung steht.&lt;ref&gt;Michael vom Baur: ''LNG – ein neuer Kraftstoff in den Häfen der Ostsee''. In: ''[[Hansa (Zeitschrift)|Hansa]]'', Heft 8/2013, S.&amp;nbsp;66–69, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2013, {{ISSN|0017-7504}}&lt;/ref&gt; Im Jahr 2015 gab es zwei [[Containerschiff]]e, deren Maschinen ausschließlich mit LNG betrieben wurden.&lt;ref&gt;Wolfhart Fabarius: ''Zweites Containerschiff mit LNG''. In: ''[[Täglicher Hafenbericht]]'' vom 1.&amp;nbsp;September 2015, S.&amp;nbsp;13.&lt;/ref&gt; Im Juni 2015 wurde mit der auf LNG-Antrieb umgerüsteten ''[[Ostfriesland (Schiff)|Ostfriesland]]'' auch ein kommerziell genutztes Fährschiff in Dienst gestellt.&lt;ref&gt;[[AG Ems|Reederei Ems]]: [http://www.ag-ems.de/die-ag-ems/flotte/ms-ostfriesland.html ''Projekt MS „Ostfriesland“''], Projektseite, abgerufen am 24.&amp;nbsp;September 2015.&lt;/ref&gt; Im Dezember 2015 absolvierte die ''[[Helgoland (Schiff, 2015)|Helgoland]]'' als erstes in Deutschland gebautes Fahrgastschiff mit LNG-Antrieb ihre Jungfernfahrt. Seit Mai 2016 wird [[AIDAprima]] während ihrer Liegezeit in den Häfen von [[Le Havre]], [[Hamburger Hafen|Hamburg]], [[Southampton]] und [[Zeebrugge|Zeebrügge]] mit Flüssigerdgas versorgt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.aida.de/aida-cruises/presse/pressearchiv/newsdetails.24494/article/premiere-im-hamburger-hafen-am-14-mai-werden-aidaprima-und-aidasol-in-hamburg-mit-sauberem-strom-a.html|titel=Premiere im Hamburger Hafen: Am 14. Mai werden AIDAprima und AIDAsol in Hamburg mit sauberem Strom aus LNG betrieben - AIDA Kreuzfahrten|autor=AIDA Cruises|werk=www.aida.de|zugriff=2016-06-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Floating Liquefied Natural Gas (FLNG) ==<br /> Im Gegensatz zu dem heute praktizierten Verfahren, auf See gefördertes Erdgas per Pipeline zu einer nahen Küste zu leiten und dort in Flüssigerdgas umzuwandeln, zielt die Methode FLNG darauf ab, das Erdgas bereits auf See – nahe der Förderstelle – zu verflüssigen, zwischenzulagern und auf Transportschiffe umzuschlagen.&lt;ref name=&quot;Linde_FLNG&quot;&gt;{{Internetquelle | url=http://www.the-linde-group.com/de/clean_technology/clean_technology_portfolio/merchant_liquefied_natural_gas_lng/floating_lng/index.html | titel=Floating LNG: Erdgas-Förderung auf dem Meer | archiv-url=https://web.archive.org/web/20150205071820/http://www.the-linde-group.com/de/clean_technology/clean_technology_portfolio/merchant_liquefied_natural_gas_lng/floating_lng/index.html | archiv-datum=2015-02-05 | hrsg=[[Linde AG]] | zugriff=2014-02-13}}&lt;/ref&gt; Dies soll auf quasi stationär in der Nähe der Förderstellen positionierten Großschiffen geschehen, ähnlich dem bei der [[Erdölförderung]] praktizierten Verfahren ''[[Floating Production Storage and Offloading Unit|FPSO]]''. Auf diese Weise lassen sich insbesondere ''küstenferne'' Erdgaslagerstätten erschließen, deren Ausbeutung bislang infolge der hohen Kosten für die Verlegung und den Betrieb einer Pipeline unwirtschaftlich ist.&lt;ref name=&quot;Linde_FLNG&quot; /&gt;<br /> <br /> Eines der FLNG-Projekte ist ''[[Prelude FLNG]]'' von [[Royal Dutch Shell]].<br /> <br /> == Gefahren ==<br /> Es besteht die Gefahr einer Entzündung des Gases bei der Verflüssigung oder der Vergasung im LNG-Terminal sowie bei Austritt der tiefkalten Flüssigkeit aus ihrem Transport- oder Lagerbehälter.<br /> <br /> Hautkontakt führt zu Erfrierungen, ungeschützter Stahl kann [[Sprödbruch|Sprödbrüche]] erleiden. Wo verdampftes Methangas den Sauerstoff verdrängt, besteht Erstickungsgefahr.<br /> <br /> Bei Austritt in Wasser [[Verdampfen|verdampft]] die kalte Flüssigkeit aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit des Wassers schnell. Dies sei insbesondere bei der Nutzung als Kraftstoff für die Schifffahrt zu beachten, so eine Sicherheits- und Risikostudie, die im April 2015 im Rahmen des LNG-Masterplan Rhein – Main – Donau erstellt wurde.&lt;ref&gt; [https://www.portofrotterdam.com/de/file/5263/download?token=2wwYWvFk ''Das TEN-T-Programm der Europäischen Union zur Unterstützung des Rahmenplans Flüssigerdgas für Rhein – Main – Donau. Nachgeordnete Maßnahme 2.4: Technische Erkenntnisse, Sicherheit und Risikobewertung. Ergebnis 2.4.4: Studie zu Not- und Unfall-Einsätzen (Havenbedrijf Rotterdam N.V.)''] LNG-Masterplan Consortium, April 2015.&lt;/ref&gt; Co-Autor Brian Mo-Ajok von der Feuerwehr Rotterdam illustrierte die speziellen Gefahren für die Umgebung von [[Binnenwasserstraße|Binnenwasserstraßen]] am 22. Februar 2017 auf einer Konferenz in Duisburg.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.bonapart.de/nachrichten/beitrag/videos-entfernt-wie-gefaehrlich-ist-lng.html|titel=Videos entfernt: Wie gefährlich ist LNG?|sprache=de|zugriff=2017-05-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Bilanz ==<br /> Die Nutzung von LNG als Kraftstoff wird aus Umweltsicht auch kritisch gesehen. Bei der Nutzung als Antrieb in Verbrennungsmotoren wird das in LNG vorhandene [[Methan]] nicht vollständig verbrannt und gelangt durch den Auspuff in die [[Atmosphäre]]. Dies sind relativ zwar nur kleine Mengen (etwa 1–2&amp;nbsp;Prozent), aber durch eine etwa 25-fach höhere [[Treibhausgas]]-Wirkung&lt;ref&gt;Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [S. Solomon, D. Qin, M. Manning, Z. Chen, M. Marquis, K.B. Averyt, M. Tignor, H.L. Miller (eds.)], Chapter 2, Table 2.14. [[Cambridge University Press]], Cambridge, United Kingdom und New York, NY, USA. [http://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar4/wg1/ar4-wg1-ts.pdf (PDF; 19,5&amp;nbsp;MB)]&lt;/ref&gt; (Erwärmung der Atmosphäre) als [[Kohlendioxid]] ist die Nutzung von LNG klimaschädlicher, als sie rein durch die Emissionen aus der Verbrennung des Kraftstoffs wäre.&lt;ref&gt;Klaus-Rüdiger Richter: ''LNG – „hip“ oder„Hype“? Tiefkalt verflüssigtes Erdgas erhitzt die Debatte um den Schiffstreibstoff der Zukunft.'' In: ''Waterkant'', 2-16 von Juni 2016, Heft 122, S.&amp;nbsp;25–28, Herausg.: Förderkreis Waterkant e.V., Emsdetten, {{ISSN|1611-1583}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Vergleich zum Transport von Erdgas in Pipelines hat LNG eine schlechtere Treibhausgas-Bilanz. Sie ist auf die erforderliche zusätzliche Verarbeitung, den vergleichsweise höheren Verdampfungsverlust während des Transportes und den höheren Energieaufwand während der Produktion, der Verflüssigung, der Betankung, dem Transport und der Lagerung zurückzuführen. Je kürzer die Transportstrecke ist, je höher der Druck in der Pipeline und je weniger [[Verdichterstation]]en auf der Strecke sind, desto besser ist die CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Bilanz von Pipelines. Nach Meinung der Autoren der Studie lohnt sich im Jahr 2016 der Einsatz von LNG ab einer Entfernung von 6.000 Kilometern.&lt;ref&gt;* Andreas Goldthau: ''Assessing Nord Stream 2: regulation, geopolitics &amp; energy security in the EU, Central Eastern Europe &amp; the UK'', European Centre for Energy and Resource Security (EUCERS), London, 2016, S. 20 [https://www.kcl.ac.uk/sspp/departments/warstudies/research/groups/eucers/pubs/strategy-paper-10.pdf Online (pdf)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Erdgasfahrzeug]]<br /> * [[Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline]]<br /> * [[Energiepolitik]]<br /> * [[Seagas (Schiff)]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * ''The egg is laid · The use of LNG as a marine fuel is still curbed by a hen-and-egg problem. But more and more LNG-projects of ship owners, port and terminal operators point to a change''. In: ''[[Hansa (Zeitschrift)|Hansa]]'', Heft 8/2015, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2015, {{ISSN|0017-7504}}, S. 48/49<br /> * Klaus-Rüdiger Richter: ''LNG – „hip“ oder„Hype“? Tiefkalt verflüssigtes Erdgas erhitzt die Debatte um den Schiffstreibstoff der Zukunft.'' In: ''Waterkant'', 2-16 von Juni 2016, Heft 122, S.&amp;nbsp;25–28, Herausg.: Förderkreis Waterkant e.V., Emsdetten, {{ISSN|1611-1583}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Liquefied natural gas|Flüssigerdgas}}<br /> * [http://www.stern.de/computer-technik/technik/:Liquefied-Natural-Gas-%28LNG%29-Mit-Vollgas-%FCber-Weltmeeere/555013.html Udo Lewalter, Liquefied Natural Gas (LNG): Mit Vollgas über die Weltmeere] (&quot;Stern&quot;, 7.&amp;nbsp;Februar 2006)<br /> * [http://www.bp.com/liveassets/bp_internet/globalbp/globalbp_uk_english/reports_and_publications/statistical_energy_review_2008/STAGING/local_assets/2010_downloads/statistical_review_of_world_energy_full_report_2010.pdf BP - Statistical Review of World Energy 2010] (PDF; 8,3&amp;nbsp;MB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Flussigerdgas}}<br /> [[Kategorie:Kraftstoff]]<br /> [[Kategorie:Fossiles Brenngas]]<br /> [[Kategorie:Erdgaswirtschaft]]<br /> [[Kategorie:Flüssigbrennstoff]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fl%C3%BCssigerdgas&diff=169216596 Flüssigerdgas 2017-09-18T14:10:37Z <p>Mdjango: +CNG</p> <hr /> <div>[[Datei:National Grid LNG Tank.jpg|mini|Flüssigerdgastank in [[Massachusetts]]]]<br /> Als '''Flüssigerdgas''' (Abkürzung '''''LNG''''' für {{enS|''liquefied natural gas''}} oder '''''GNL''''' für {{frS|''gaz naturel liquéfié''}}) wird durch Abkühlung auf −161 bis −164&amp;nbsp;°C (112 bis 109&amp;nbsp;K) verflüssigtes [[Erdgas]] bezeichnet. LNG weist nur etwa ein Sechshundertstel des [[Volumen]]s von gasförmigem Erdgas auf.<br /> <br /> Besonders zu [[Güterverkehr|Transport]]- und [[Speicher|Lagerungszwecken]] hat LNG/GNL große Vorteile. Technisch verliert das Erdgas dadurch seine Eigenschaft der Leitungsgebundenheit und kann somit als spezielles [[Flüssiggut]] in besonderen Transportbehältern auf der [[Tankwagen|Straße]], der [[Kesselwagen|Schiene]] und auf dem [[Tanker|Wasser]] transportiert werden. Bislang spielte diese Art der Beförderung nur eine untergeordnete Rolle, da insbesondere für die aufwändige Verflüssigung etwa 10 bis 25&amp;nbsp;Prozent des Energieinhaltes des Gases benötigt werden. Liegen die zu überbrückenden Entfernungen zwischen Erdgasquelle und Verbraucher unter etwa 2.500&amp;nbsp;Kilometern, ist der Transport per Erdgas-[[Pipeline]] als verdichtetes Erdgas ([[Erdgas#Transport|CNG, ''{{lang|en|Compressed Natural Gas}}'']]) wirtschaftlicher.<br /> <br /> == Transport ==<br /> [[Datei:Methanier aspher LNGRIVERS.jpg|mini|horizontal|Gastanker ''LNG RIVERS'']]<br /> <br /> Das Erdgas wird gewöhnlich in Rohrleitungen von einer Erdgas-Förderstätte zu einem LNG-Terminal in einem Hafen transportiert, wo es gespeichert, aufbereitet und durch Herunterkühlen verflüssigt wird. Erdgas enthält in der Regel eine Mischung aus [[Methan]] und schwereren [[Kohlenwasserstoffe]]n sowie [[Stickstoff]], [[Kohlendioxid]] und weitere unerwünschte Bestandteile. Vor der Verflüssigung werden diese Komponenten teilweise entfernt, um zum Beispiel eine Verfestigung während der Verflüssigung zu vermeiden oder um Kundenanforderungen zu erfüllen. Dazu werden Verfahren wie [[Adsorption]], [[Absorption (Chemie)|Absorption]] und kryogene [[Rektifikation (Verfahrenstechnik)|Rektifikation]] angewandt. Danach wird das so bearbeitete gasförmige Erdgas zu LNG verflüssigt. Dazu wird das Erdgas auf eine Temperatur von -162 °C heruntergekühlt. Anschließend wird das LNG auf [[Tanker#Flüssiggastanker|Spezialschiffe]] gepumpt, die zu einem anderen LNG-Terminal fahren und das LNG dort wieder mit den schiffseigenen Ladungspumpen an Land fördern. Die im Verlauf der letzten Jahre immer größer gebauten Schiffe werden gemäß Sicherheitskategorie auch als [[Tanker#Flüssiggastanker|2G-Tanker]] bezeichnet. Das LNG wird danach durch Umladen auf kleinere Tanker oder nach einer Umwandlung in den gasförmigen Zustand in Rohrleitungen zu einem weiteren Verteiler (Hub) oder direkt zu Ferngas-Gesellschaften weitertransportiert.<br /> <br /> Besondere Bedeutung hat diese Art des Transportes von Erdgas wegen der langen Transportwege für Länder im Fernen Osten, etwa [[Japan]]. Die Kosten für Offshore-Pipelines von den Förderstätten für Erdgas bis in diese Länder wären zu hoch. Zusammen mit [[Südkorea]] und [[Republik China (Taiwan)|Taiwan]] gehen fast 80 Prozent der globalen LNG-Exporte in diese asiatischen [[Wirtschaftsmacht|Wirtschaftsmächte]], wobei Japan knapp die Hälfte davon bezieht. Auch Großbritannien, Italien und Belgien importieren LNG.<br /> <br /> == Wirtschaftliche Bedeutung ==<br /> Der weltweite Absatz von verflüssigtem Erdgas erreichte 2015 sein bisheriges Maximum mit 245,2 Mio. Tonnen, die Produktionskapazität erreichte 308 Mio. Tonnen.&lt;ref&gt;[[Germany Trade and Invest]]: „Russland greift nach seiner Chance am LNG-Markt“, ohne Ortsangabe, 2016, S.4 [http://www.russlandtag-mv.de/downloads.html?file=files/uploads/PDF-Workshop-2016/energie/LNG_Russland_Erdgas_LNG-Projekte.pdf online pdf]&lt;/ref&gt; Katar ist der weltweit größte Exporteur von Flüssigerdgas. Die Gasindustrie von [[Katar]] besitzt eine Produktionskapazität von 77 Mio. Tonnen LNG im Jahr und liefert ein Viertel des weltweiten LNG-Verbrauchs, mehr als Indonesien, Algerien und Russland (Stand bis 2011). Der LNG-Produzent [[Qatargas]] arbeitet mit [[ExxonMobil]], [[Total]], [[Mitsui]], [[Marubeni]], [[Conoco]], [[Phillips]] und [[Shell]] zusammen, der Produzent [[RasGas]] (nach der Industriestadt [[Ras Laffan]] im Norden der Halbinsel von Katar) mit ExxonMobil, [[Korea RasGas LNG]], [[Petronet LNG]] und [[Itochu]].&lt;ref&gt;Rainer Hermann: Die Golfstaaten. Wohin geht das neue Arabien? München 2011, ISBN 978-3-42324875-4, S. 295&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ende 2015 bestand ein großes Überangebot an verflüssigtem Erdgas. Katar hatte ein Drittel seiner Produktionskapazität nicht verkaufen können und zwischen 25 und 35 Mio. Tonnen aus US-Produktion waren noch nicht an Endabnehmer verkauft. Drei chinesische und ein indischer Importeur versuchten, LNG weiterzuverkaufen, zu dessen Abnahme sie sich verpflichtet hatten. Experten schätzten, dass die Produktionskapazität den Bedarf um jährlich 70 Mio. Tonnen übersteigt, auch in den nächsten Jahren.&lt;ref&gt;''Toil ahead for oil, but expect double trouble for LNG'', The Sydney Morning Herald, 7. Dezember 2015, [http://www.smh.com.au/business/energy/lng-market-seen-in-worse-state-than-oil-20151206-glgygv.html online]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''Dunkle Wolken am LNG-Himmel über Australien'', Germany Trade and Invest, 16. Januar 2016, [https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=dunkle-wolken-am-lnghimmel-ueber-australien,did=1391146.html online]&lt;/ref&gt; Der Bau weiterer Verflüssigunganlagen werde die überschüssige Produktionskapazität bis 2020 sogar auf 150 Mio. Tonnen pro Jahr ansteigen lassen.&lt;ref&gt;''Gas rebalancing 1: Clearing the global gas glut'', Cullum O'Reilly, LNG Industries, 12. Oktober 2016, [https://www.lngindustry.com/special-reports/12102016/gas-rebalancing-1-clearing-the-global-gas-glut/ online]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Deutschland ===<br /> In Deutschland gibt es bisher kein Anlandeterminal für LNG. Deutsche Gasversorgungsunternehmen haben allerdings Beteiligungen an LNG-Terminals im Ausland erworben. LNG kann über benachbarte Staaten - [[Belgien]], [[Niederlande]], oder andere europäische Staaten - auf den deutschen Markt gebracht werden.&lt;ref&gt;[http://www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/Konventionelle-Energietraeger/gas,did=292330.html Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Konventionelle Energieträger/Gas]&lt;/ref&gt; Das erste LNG-Terminal in Deutschland soll im [[Schleswig-Holstein|schleswig-holsteinischen]] [[Brunsbüttel Ports|Hafen]] [[Brunsbüttel]] entstehen. Der niederländische Konzern [[Gasunie]] aus [[Groningen]] plant eine Inbetriebnahme Anfang der 2020er Jahre.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/regionales/hamburg/article163381788/LNG-Terminal-fuer-Brunsbuettel.html welt.de: LNG-Terminal für Brunsbüttel]&lt;/ref&gt; Für [[Wilhelmshaven]] sollen Pläne für den Bau eines LNG-Terminals im Rahmen einer Studie für den Ausbau des [[Wilhelmshavener Häfen|Hafens]] geprüft werden.&lt;ref&gt;[http://www.energate-messenger.de/news/172690/niemann-deutschland-benoetigt-ein-bedeutendes-lng-importterminal- energate-messenger.de: Präsident der Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung: &quot;Deutschland benötigt ein bedeutendes LNG-Importterminal&quot;]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Finnland ===<br /> <br /> Die finnische Regierung hat mit Genehmigung der Europäischen Union Investitionshilfen für den Bau einer Reihe von LNG-Terminals an der finnischen Küste bewilligt. Ziel ist es, den Wettbewerb auf dem finnischen Gasmarkt, der noch ganz von Einfuhren aus Russland abhängt, zu beleben. Außerdem soll die Einfuhr von LNG Erdgas auch in Regionen bringen, die bisher außer Reichweite des Pipeline-Netzes sind, das sich auf den äußersten Süden des Landes beschränkt.&lt;ref&gt;Mitteilung des finnischen Wirtschaftsministeriums http://tem.fi/lng-terminaalien-investointituki&lt;/ref&gt; Der erste Terminal mit einer Kapazität von 30.000 m&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt; wurde im Jahr 2016 am Hafen von [[Pori]] eröffnet.&lt;ref&gt;{{Literatur|Titel=Finland’s first LNG terminal starts commercial ops|Sammelwerk=LNG World News|Online=http://www.lngworldnews.com/finlands-first-lng-terminal-starts-commercial-ops/|Abruf=2017-09-01}}&lt;/ref&gt; Der im Bau befindliche Terminal in [[Tornio]] mit einer Kapazität von 50.000 m&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt; soll im Jahr 2018 festgestellt werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.kauppalehti.fi/uutiset/tornioon-valmistuu-pohjoismaiden-suurin-nesteytetyn-maakaasun-terminaali/CZ6ir3r5|titel=https://www.kauppalehti.fi/uutiset/tornioon-valmistuu-pohjoismaiden-suurin-nesteytetyn-maakaasun-terminaali/CZ6ir3r5|zugriff=2017-09-01}}&lt;/ref&gt; Der Baubeginn eines dritten Terminals in [[Hamina]] mit einer Kapazität von 30.000 m&lt;sup&gt;3&lt;/sup&gt; ist noch für 2017 vorgesehen.&lt;ref&gt;{{Literatur|Titel=Finland: Hamina LNG terminal construction starts|Sammelwerk=LNG World News|Online=http://www.lngworldnews.com/finland-hamina-lng-terminal-construction-starts/|Abruf=2017-09-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Politische Bedeutung ==<br /> Im Zuge der Debatte um die [[Energieversorgung|Versorgungssicherheit]] vor dem Hintergrund des seit der Jahreswende 2005/2006 sich jährlich wiederholenden [[Russisch-ukrainischer Gasstreit|russisch-ukrainischen Disputs]] über den [[Gaspreis]] wird auch in Europa der Rückgriff auf Flüssigerdgas zur Diversifizierung der Bezugsquellen und zur Vermeidung einseitiger Abhängigkeiten wiederholt ins Gespräch gebracht.<br /> <br /> == Nutzung als Kraftstoff ==<br /> Besonders in der [[Schifffahrt]] nimmt die Bedeutung der Nutzung von [[LNG als Brennstoff für Schiffe|LNG als Kraftstoff]] zum Antrieb von [[Verbrennungsmotor]]en zu.&lt;ref&gt;Hans-Jürgen Reuß: ''Gas als alternativer Kraftstoff und bestmögliche Nutzung der Primärenergie''. In: ''[[Hansa (Zeitschrift)|Hansa]]'', Heft 12/2011, S.&amp;nbsp;28–30, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2011, {{ISSN|0017-7504}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Sverre Gutschmidt: ''LNG auf dem Weg in ein neues Zeitalter der Schifffahrt''. In: ''[[Hansa (Zeitschrift)|Hansa]]'', Heft 8/2013, S.&amp;nbsp;62–64, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2013, {{ISSN|0017-7504}}&lt;/ref&gt; Gerade bei [[Tanker#Flüssiggastanker|Flüssiggastankern]], die LNG transportieren, bietet sich dieses an.&lt;ref&gt;''Wie sieht die Zukunft im Bereich LNG aus?'' In: ''ClassNK-Magazin'', 66. Ausgabe, S.&amp;nbsp;2/3, JLA media, Hamburg 2014.&lt;/ref&gt; Inzwischen wird ein Vorteil aber auch bei der Nutzung bei anderen Schiffstypen gesehen.&lt;ref&gt;''Brennstoff mit Zukunft''. In: ''ClassNK-Magazin'', 66. Ausgabe, S.&amp;nbsp;4/5, JLA media, Hamburg 2014.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''Studie der Europäischen Kommission zu LNG als Schiffsbrennstoff''. In: ''[[Schiff &amp; Hafen]]'', Heft 4/2015, S. 25.&lt;/ref&gt; Hierfür sind jedoch [[Bunkerung|Bunkerstationen]] in den Häfen erforderlich, in denen LNG zur Verfügung steht.&lt;ref&gt;Michael vom Baur: ''LNG – ein neuer Kraftstoff in den Häfen der Ostsee''. In: ''[[Hansa (Zeitschrift)|Hansa]]'', Heft 8/2013, S.&amp;nbsp;66–69, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2013, {{ISSN|0017-7504}}&lt;/ref&gt; Im Jahr 2015 gab es zwei [[Containerschiff]]e, deren Maschinen ausschließlich mit LNG betrieben wurden.&lt;ref&gt;Wolfhart Fabarius: ''Zweites Containerschiff mit LNG''. In: ''[[Täglicher Hafenbericht]]'' vom 1.&amp;nbsp;September 2015, S.&amp;nbsp;13.&lt;/ref&gt; Im Juni 2015 wurde mit der auf LNG-Antrieb umgerüsteten ''[[Ostfriesland (Schiff)|Ostfriesland]]'' auch ein kommerziell genutztes Fährschiff in Dienst gestellt.&lt;ref&gt;[[AG Ems|Reederei Ems]]: [http://www.ag-ems.de/die-ag-ems/flotte/ms-ostfriesland.html ''Projekt MS „Ostfriesland“''], Projektseite, abgerufen am 24.&amp;nbsp;September 2015.&lt;/ref&gt; Im Dezember 2015 absolvierte die ''[[Helgoland (Schiff, 2015)|Helgoland]]'' als erstes in Deutschland gebautes Fahrgastschiff mit LNG-Antrieb ihre Jungfernfahrt. Seit Mai 2016 wird [[AIDAprima]] während ihrer Liegezeit in den Häfen von [[Le Havre]], [[Hamburger Hafen|Hamburg]], [[Southampton]] und [[Zeebrugge|Zeebrügge]] mit Flüssigerdgas versorgt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.aida.de/aida-cruises/presse/pressearchiv/newsdetails.24494/article/premiere-im-hamburger-hafen-am-14-mai-werden-aidaprima-und-aidasol-in-hamburg-mit-sauberem-strom-a.html|titel=Premiere im Hamburger Hafen: Am 14. Mai werden AIDAprima und AIDAsol in Hamburg mit sauberem Strom aus LNG betrieben - AIDA Kreuzfahrten|autor=AIDA Cruises|werk=www.aida.de|zugriff=2016-06-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Floating Liquefied Natural Gas (FLNG) ==<br /> Im Gegensatz zu dem heute praktizierten Verfahren, auf See gefördertes Erdgas per Pipeline zu einer nahen Küste zu leiten und dort in Flüssigerdgas umzuwandeln, zielt die Methode FLNG darauf ab, das Erdgas bereits auf See – nahe der Förderstelle – zu verflüssigen, zwischenzulagern und auf Transportschiffe umzuschlagen.&lt;ref name=&quot;Linde_FLNG&quot;&gt;{{Internetquelle | url=http://www.the-linde-group.com/de/clean_technology/clean_technology_portfolio/merchant_liquefied_natural_gas_lng/floating_lng/index.html | titel=Floating LNG: Erdgas-Förderung auf dem Meer | archiv-url=https://web.archive.org/web/20150205071820/http://www.the-linde-group.com/de/clean_technology/clean_technology_portfolio/merchant_liquefied_natural_gas_lng/floating_lng/index.html | archiv-datum=2015-02-05 | hrsg=[[Linde AG]] | zugriff=2014-02-13}}&lt;/ref&gt; Dies soll auf quasi stationär in der Nähe der Förderstellen positionierten Großschiffen geschehen, ähnlich dem bei der [[Erdölförderung]] praktizierten Verfahren ''[[Floating Production Storage and Offloading Unit|FPSO]]''. Auf diese Weise lassen sich insbesondere ''küstenferne'' Erdgaslagerstätten erschließen, deren Ausbeutung bislang infolge der hohen Kosten für die Verlegung und den Betrieb einer Pipeline unwirtschaftlich ist.&lt;ref name=&quot;Linde_FLNG&quot; /&gt;<br /> <br /> Eines der FLNG-Projekte ist ''[[Prelude FLNG]]'' von [[Royal Dutch Shell]].<br /> <br /> == Gefahren ==<br /> Es besteht die Gefahr einer Entzündung des Gases bei der Verflüssigung oder der Vergasung im LNG-Terminal sowie bei Austritt der tiefkalten Flüssigkeit aus ihrem Transport- oder Lagerbehälter.<br /> <br /> Hautkontakt führt zu Erfrierungen, ungeschützter Stahl kann [[Sprödbruch|Sprödbrüche]] erleiden. Wo verdampftes Methangas den Sauerstoff verdrängt, besteht Erstickungsgefahr.<br /> <br /> Bei Austritt in Wasser [[Verdampfen|verdampft]] die kalte Flüssigkeit aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit des Wassers schnell. Dies sei insbesondere bei der Nutzung als Kraftstoff für die Schifffahrt zu beachten, so eine Sicherheits- und Risikostudie, die im April 2015 im Rahmen des LNG-Masterplan Rhein – Main – Donau erstellt wurde.&lt;ref&gt; [https://www.portofrotterdam.com/de/file/5263/download?token=2wwYWvFk ''Das TEN-T-Programm der Europäischen Union zur Unterstützung des Rahmenplans Flüssigerdgas für Rhein – Main – Donau. Nachgeordnete Maßnahme 2.4: Technische Erkenntnisse, Sicherheit und Risikobewertung. Ergebnis 2.4.4: Studie zu Not- und Unfall-Einsätzen (Havenbedrijf Rotterdam N.V.)''] LNG-Masterplan Consortium, April 2015.&lt;/ref&gt; Co-Autor Brian Mo-Ajok von der Feuerwehr Rotterdam illustrierte die speziellen Gefahren für die Umgebung von [[Binnenwasserstraße|Binnenwasserstraßen]] am 22. Februar 2017 auf einer Konferenz in Duisburg.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.bonapart.de/nachrichten/beitrag/videos-entfernt-wie-gefaehrlich-ist-lng.html|titel=Videos entfernt: Wie gefährlich ist LNG?|sprache=de|zugriff=2017-05-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Bilanz ==<br /> Die Nutzung von LNG als Kraftstoff wird aus Umweltsicht auch kritisch gesehen. Bei der Nutzung als Antrieb in Verbrennungsmotoren wird das in LNG vorhandene [[Methan]] nicht vollständig verbrannt und gelangt durch den Auspuff in die [[Atmosphäre]]. Dies sind relativ zwar nur kleine Mengen (etwa 1–2&amp;nbsp;Prozent), aber durch eine etwa 25-fach höhere [[Treibhausgas]]-Wirkung&lt;ref&gt;Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [S. Solomon, D. Qin, M. Manning, Z. Chen, M. Marquis, K.B. Averyt, M. Tignor, H.L. Miller (eds.)], Chapter 2, Table 2.14. [[Cambridge University Press]], Cambridge, United Kingdom und New York, NY, USA. [http://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar4/wg1/ar4-wg1-ts.pdf (PDF; 19,5&amp;nbsp;MB)]&lt;/ref&gt; (Erwärmung der Atmosphäre) als [[Kohlendioxid]] ist die Nutzung von LNG klimaschädlicher, als sie rein durch die Emissionen aus der Verbrennung des Kraftstoffs wäre.&lt;ref&gt;Klaus-Rüdiger Richter: ''LNG – „hip“ oder„Hype“? Tiefkalt verflüssigtes Erdgas erhitzt die Debatte um den Schiffstreibstoff der Zukunft.'' In: ''Waterkant'', 2-16 von Juni 2016, Heft 122, S.&amp;nbsp;25–28, Herausg.: Förderkreis Waterkant e.V., Emsdetten, {{ISSN|1611-1583}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Vergleich zum Transport von Erdgas in Pipelines hat LNG eine schlechtere Treibhausgas-Bilanz. Sie ist auf die erforderliche zusätzliche Verarbeitung, den vergleichsweise höheren Verdampfungsverlust während des Transportes und den höheren Energieaufwand während der Produktion, der Verflüssigung, der Betankung, dem Transport und der Lagerung zurückzuführen. Je kürzer die Transportstrecke ist, je höher der Druck in der Pipeline und je weniger [[Verdichterstation]]en auf der Strecke sind, umso schlechter ist die CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;-Bilanz von LNG im Vergleich zu Pipeline-Gas.&lt;ref&gt;* Andreas Goldthau: ''Assessing Nord Stream 2:regulation, geopolitics &amp; energy security in the EU, Central Eastern Europe &amp; the UK'', European Centre for Energy and Resource Security (EUCERS), London, 2016, S. 20 [https://www.kcl.ac.uk/sspp/departments/warstudies/research/groups/eucers/pubs/strategy-paper-10.pdf Online (pdf)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Erdgasfahrzeug]]<br /> * [[Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline]]<br /> * [[Energiepolitik]]<br /> * [[Seagas (Schiff)]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * ''The egg is laid · The use of LNG as a marine fuel is still curbed by a hen-and-egg problem. But more and more LNG-projects of ship owners, port and terminal operators point to a change''. In: ''[[Hansa (Zeitschrift)|Hansa]]'', Heft 8/2015, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2015, {{ISSN|0017-7504}}, S. 48/49<br /> * Klaus-Rüdiger Richter: ''LNG – „hip“ oder„Hype“? Tiefkalt verflüssigtes Erdgas erhitzt die Debatte um den Schiffstreibstoff der Zukunft.'' In: ''Waterkant'', 2-16 von Juni 2016, Heft 122, S.&amp;nbsp;25–28, Herausg.: Förderkreis Waterkant e.V., Emsdetten, {{ISSN|1611-1583}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Liquefied natural gas|Flüssigerdgas}}<br /> * [http://www.stern.de/computer-technik/technik/:Liquefied-Natural-Gas-%28LNG%29-Mit-Vollgas-%FCber-Weltmeeere/555013.html Udo Lewalter, Liquefied Natural Gas (LNG): Mit Vollgas über die Weltmeere] (&quot;Stern&quot;, 7.&amp;nbsp;Februar 2006)<br /> * [http://www.bp.com/liveassets/bp_internet/globalbp/globalbp_uk_english/reports_and_publications/statistical_energy_review_2008/STAGING/local_assets/2010_downloads/statistical_review_of_world_energy_full_report_2010.pdf BP - Statistical Review of World Energy 2010] (PDF; 8,3&amp;nbsp;MB)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Flussigerdgas}}<br /> [[Kategorie:Kraftstoff]]<br /> [[Kategorie:Fossiles Brenngas]]<br /> [[Kategorie:Erdgaswirtschaft]]<br /> [[Kategorie:Flüssigbrennstoff]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Erdgas&diff=169216545 Erdgas 2017-09-18T14:09:08Z <p>Mdjango: /* Transport */ +LNG + CNG</p> <hr /> <div>[[Datei:Gaskessel gr.jpg|miniatur|[[Kugelgasbehälter]]]]<br /> <br /> '''Erdgas''' ist ein brennbares, natürlich entstandenes Gasgemisch, das in unterirdischen [[Lagerstätte]]n vorkommt. Es tritt häufig zusammen mit [[Erdöl]] auf, da es auf ähnliche Weise entsteht. Erdgas besteht hauptsächlich aus [[hochentzündlich]]em [[Methan]], die genaue Zusammensetzung ist aber abhängig von der Lagerstätte.&lt;ref&gt;Stadtwerke Aachen: Erdgas, getrocknet – Sicherheitsdatenblatt gemäß EG-Verordnung 1907/2006 (REACH) und §&amp;nbsp;6 GefStoffV; Pkt 3. Zusammensetzung; Stand 4. Oktober 2011 [http://www.stawag.de/privatkunden/Infocenter/Sonstige_Downloads/Sicherheitsblatt_Erdgas.pdf PDF-Datei]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stadtwerke München: Erdgas, getrocknet – Sicherheitsdatenblatt gemäß EG-Verordnung 1907/2006 (REACH) und §&amp;nbsp;6 GefStoffV; Pkt 3. Zusammensetzung; Ausgabe Januar 2011 [http://www.stawag.de/privatkunden/Infocenter/Sonstige_Downloads/Sicherheitsblatt_Erdgas.pdf PDF-Datei]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als [[Fossile Energie|fossiler Energieträger]] dient es hauptsächlich der [[Gebäudeheizung|Beheizung]] von Wohn- und Gewerberäumen,&lt;ref&gt;[http://www.evn.at/Privatkunden/Produkte/Gas/Fragen-zu-Gas.aspx Welche Vorteile hat Erdgas?] Stand: 23. Mai 2010&lt;/ref&gt; als Wärmelieferant für thermische Prozesse in Gewerbe und Industrie (z.&amp;nbsp;B. in Großbäckereien, [[Ziegelei]]en, [[Zement]]werken, Gießereien und Metallhütten&lt;ref&gt;Medienübergreifende Umweltkontrolle in ausgewählten Gebieten, Wien: Umweltbundesamt, 2004.&lt;/ref&gt;), zur [[Elektrischer Strom|elektrischen Stromerzeugung]], als Treibstoff für [[Schiffsdieselmotor|Schiffe]] und [[Kraftfahrzeug]]e.&lt;ref&gt;[http://www.evn.at/Medien/EVN-Erdgastankstelle-St--Polten.aspx?listnode=/Medien Erdgaseinsatz für Busse], Pressetext der EVN AG, Stand: 22. Mai 2010&lt;/ref&gt; Hinzu treten mengenmäßig bedeutsame Anwendungen als Reaktionspartner in chemischen Prozessen, wo ebenfalls sein Energiegehalt genutzt wird. Diese sind beispielsweise die Ammoniaksynthese im [[Haber-Bosch-Verfahren]] ([[Dünger|Stickstoffdüngemittel]]), die [[Metallurgie|Eisenerzreduktion]] im [[Hochofen]]prozess oder die Herstellung von [[Wasserstoff]].<br /> <br /> == Rohes Erdgas ==<br /> === Eigenschaften ===<br /> [[Datei:Methan Keilstrich.svg|mini|hochkant=0.5|Strukturformel von Methan]]<br /> <br /> '''Allgemeines'''<br /> <br /> Bei Erdgas handelt es sich um ein Gasgemisch, dessen chemische Zusammensetzung je nach Fundstätte beträchtlich schwankt.<br /> <br /> Der Hauptbestandteil ist immer [[Methan]], der &lt;!-- molare --&gt; Anteil liegt in vielen Erdgaslagerstätten zwischen 75 % und 99 % der molaren [[Fraktion (Chemie)|Fraktion]]. Häufig enthält Erdgas auch größere Anteile an [[Ethan]] (1 % bis 15 %), [[Propan]] (1 % bis 10 %), [[Butan]], [[Ethen]] und [[Pentane]]. Ein solches Gasgemisch wird ''nasses Erdgas'' genannt, was nichts mit dem meist auch vorhandenen [[Wasserdampf]]anteil zu tun hat, sondern die unter Druck leicht verflüssigbaren Gase meint, die im Englischen auch ''Natural Gas Liquids'' (NGL) genannt werden.<br /> <br /> Weitere Nebenbestandteile sind [[Schwefelwasserstoff]] (häufig zwischen 0 % und 35 %&lt;ref name=&quot;Energieträger Erdgas&quot;&gt;S. Ueberhorst: ''Energieträger Erdgas.'' 1994, S. 50.&lt;/ref&gt;), der durch [[Schwefelrückgewinnung#Gasentschwefelung|Entschwefelung]] des Erdgases entfernt wird, [[Stickstoff]] (häufig zwischen 0 % und 15 %, in Extremfällen bis zu 70 %&lt;ref name=&quot;Energieträger Erdgas&quot; /&gt;), [[Kohlenstoffdioxid]] (häufig zwischen 0 % und 10 %) und Wasserdampf. Erdgas mit einem bedeutenden Schwefelwasserstoff-Gehalt wird ''Sauergas'' genannt. &lt;!-- nicht zu verwechseln mit der gleichlautenden Bezeichnung für verschiedene gasförmige Verbindungen, die zusammen mit Wasser eine Säure bilden, zu diesen gehört neben H2S auch CO2 --&gt; Zudem kann es einen erheblichen Gehalt an stark riechenden organischen [[Alkanthiole|Schwefelverbindungen]] enthalten.<br /> <br /> Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasser müssen mit Verfahren wie der [[Gaswäsche]] zunächst abgetrennt werden, da sie zum Teil giftig sind, zu Umweltschadstoffen (beispielsweise [[Schwefeldioxid]]) verbrennen, korrosiv wirken oder zu Hydratbildung neigen&lt;ref&gt;[https://www.wingas.com/rohstoff-erdgas/was-ist-erdgas.html Erdgasbestandteile]&lt;/ref&gt;. Das können für eine [[Bohrinsel]] bis zu 28.000 Tonnen pro Tag sein. Von großem Wert sind Erdgase, die bis zu 7 % [[Helium]] enthalten. Diese sind die Hauptquelle der Heliumgewinnung.<br /> <br /> Neben den genannten Gasen kann Erdgas auch etwas elementaren [[Schwefel]] (einige Gramm pro Kubikmeter) und Quecksilber (wenige Milligramm pro Kubikmeter) enthalten.&lt;ref name=&quot;Ullmann&quot;&gt;Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, 5. Auflage, Vol. A17, S. 74 ff.&lt;/ref&gt; Auch diese Stoffe müssen zuvor abgetrennt werden, da sie Schäden an der Fördereinrichtung hervorrufen.<br /> <br /> '''Physikalisch-technische Eigenschaften''' {{Anker|H-Gas}}{{Anker|L-Gas}}<br /> <br /> Erdgas ist ein brennbares, farb- und in der Regel geruchloses Gas mit einer Zündtemperatur von rund 600&amp;nbsp;°C. Es besitzt eine geringere Dichte als Luft. Zur vollständigen Verbrennung von 1&amp;nbsp;Kubikmeter Erdgas werden ungefähr 10&amp;nbsp;Kubikmeter Luft benötigt. Bei der Verbrennung entstehen als [[Reaktionsprodukt]]e im Wesentlichen [[Wasser]] und [[Kohlenstoffdioxid]]. Daneben können noch geringe Mengen [[Stickoxide]], [[Schwefeldioxid]], [[Kohlenmonoxid]] und [[Staub]] entstehen. Um eventuelle Leitungslecks [[Olfaktorische Wahrnehmung|olfaktorisch wahrnehmen]] zu können, wird aufbereitetes Erdgas vor der Einspeisung ins Netz mit einem Duftstoff versehen. Bei dieser [[Odorierung]] werden vorrangig [[Thioether]] (beispielsweise [[Tetrahydrothiophen]]) oder [[Alkanthiole]] (etwa [[Ethylmercaptan]] und [[Thiole|tertiäres Butylmercaptan]]) in geringsten Mengen zugesetzt. Diese Duftstoffe, und nicht die im Rohgas enthaltenen Verbindungen, sind für den klassischen Gasgeruch verantwortlich.<br /> <br /> Aus technischer Sicht ist Erdgas ein [[Brenngas]]. Innerhalb der Brenngase wird es gemäß dem DVGW Arbeitsblatt G260&lt;ref&gt;''Technische Regeln – Arbeitsblatt G 260: Gasbeschaffenheit.'' DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V., Bonn 2000 ([https://www.stadtwerke-coesfeld.de/fileadmin/Medienablage/Stadtwerke/Netze/Gas/arbeitsblatt_g_260.pdf PDF-Datei]; 1,0&amp;nbsp;MB), S.&amp;nbsp;8&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt; zur Gasfamilie&amp;nbsp;2 (methanreiche Gase) gerechnet. Diese werden nach ihrem [[Wobbeindex|Wobbe-Index]], der ein Maß für den Energiegehalt (Energiedichte) ist und von der genauen Zusammensetzung des Gases abhängt, in zwei Typen unterschieden: '''H-Gas''' (von engl. ''high [calorific] gas'', hoher Energiegehalt) hat einen höheren Anteil an Kohlenwasserstoffen und einen entsprechend geringen [[Inertgas]]&amp;shy;anteil (bei Erdgas vor allem [[Stickstoff]] und [[Kohlenstoffdioxid]]), während '''L-Gas''' (von engl. ''low [calorific] gas'', niedriger Energiegehalt) einen höheren Inertgasanteil aufweist. In Deutschland verwendetes H-Erdgas aus den [[Gemeinschaft Unabhängiger Staaten|GUS-Staaten]] besteht aus circa 98 % Methan, 1 % weiteren [[Alkane]]n (Ethan, Propan, Butan, Pentan) und 1 % Inertgasen. H-Erdgas aus der [[Nordsee]] besteht aus circa 89 % Methan, 8 % weiteren Alkanen und 3 % Inertgasen. L-Erdgas aus den [[Niederlande]]n und [[Norddeutschland]]&lt;ref&gt;Ströbele, Pfaffenberger und Heuterkes (2013): ''Energiewirtschaft. Einführung in Energie und Politik'', 3. Auflage, S. 149.&lt;/ref&gt; besteht aus etwa 85 % Methan, 4 % weiteren Alkanen und 11 % Inertgasen. Der [[Brennwert]] H&lt;sub&gt;s&lt;/sub&gt; (früher H&lt;sub&gt;o&lt;/sub&gt;) variiert entsprechend zwischen 10&amp;nbsp;kWh/kg (36&amp;nbsp;MJ/kg) bzw. 8,2 kWh/m³ (30&amp;nbsp;MJ/m³) bei L-Gas und 14&amp;nbsp;kWh/kg (50&amp;nbsp;MJ/kg) bzw. 11,1 kWh/m³ (40&amp;nbsp;MJ/m³) bei H-Gas. Der [[Heizwert]] H&lt;sub&gt;i&lt;/sub&gt; (früher H&lt;sub&gt;u&lt;/sub&gt;) liegt jeweils etwa 10 % unter diesen Werten. Die Dichte variiert zwischen 0,700&amp;nbsp;kg/m³ (H-Gas) und 0,840&amp;nbsp;kg/m³ (L-Gas), der [[Siedepunkt]] entspricht in etwa dem von Methan (−161&amp;nbsp;°C).<br /> <br /> Bei der Klassifikation von Prüfgasen für Gasgeräte werden nach (DIN) EN 437 Typ LL (low-low) und Typ E (Europe) unterschieden. Dabei entspricht Typ LL dem L-Gas und Typ E dem H-Gas.&lt;ref&gt;Autorenkollektiv: ''Gasinstallation: Tipps für die Praxis.'' Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. (ASUE) und der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVWG), Berlin 2010 ([http://www.asue.de/sites/default/files/asue/themen/energie_im_haus/2010/broschueren/09_01_10_gasinstallation_tipps_fuer_die_praxis_2010.pdf PDF-Datei]; 2,2&amp;nbsp;MB), S.&amp;nbsp;14&amp;nbsp;f&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Entstehung ===<br /> [[Datei:Anaerobic food chain.svg|mini|hochkant=1.5|Übersicht über die anaerobe Verwertung von polymeren Substraten und Lipiden durch Mikroorganismen. Bei den meisten Erdgasvorkommen ist der überwiegende Teil des Gases jedoch durch thermische Umwandlung bereits anaerob teilweise zersetzter organischer Substanz entstanden.]]<br /> <br /> Erdgas entsteht oft durch die gleichen geologischen Prozesse, die auch zur Entstehung von [[Erdöl]] führen. Erdöl und Erdgas kommen daher nicht selten zusammen in einer Lagerstätte vor. Dieses Erdgas entstand in geologischen Zeiträumen aus Massen von abgestorbenen und abgesunkenen marinen Kleinstlebewesen (überwiegend einzellige [[Algen]]), die zunächst unter sauerstofffreien Bedingungen am Meeresboden in einen Faulschlamm ([[Sapropel]]) umgewandelt wurden. Im Laufe von Jahrmillionen kann dieser durch [[Subsidenz (Geologie)|Subsidenz]] in tiefere Regionen der oberen [[Erdkruste]] versenkt und dort hohen Drücken und vor allem hohen Temperaturen ausgesetzt werden, die für die Umwandlung der organischen Substanzen in Erdgas sorgen (siehe auch [[Erdöl#Entstehung|Entstehung von Erdöl]]). Auch [[Steinkohle]]&amp;shy;flöze enthalten Erdgas. Dieses Gas stellt als [[Schlagwetter|schlagende Wetter]] eine große Gefahr im Kohlebergbau dar. Als [[Kohleflözgas]] wird es mittels Bohrungen aus tiefliegenden Steinkohleflözen gewonnen (siehe auch [[#Lagerstättentypen|Lagerstättentypen]]).<br /> <br /> Wirtschaftlich lohnende Erdgasmengen können aber auch infolge einer mikrobiellen Zersetzung organischer Sedimente an Ort und Stelle entstehen, das heißt ohne bedeutende thermische Prozesse und ohne wesentliche [[Migration (Geologie)|Migration]]. Gasvorkommen mit dieser Entstehungsgeschichte finden sich zum Beispiel im Voralpenland [[Oberösterreich]]s und [[Oberbayern]]s sowie im [[Wiener Becken]]. Mit einem Alter von nur 20 Millionen Jahren handelt es sich um geologisch sehr junge Lagerstätten.<br /> <br /> Das im Erdgas enthaltene [[Helium]] entstammt radioaktivem [[Alpha-Zerfall]] von Elementen, die als Bestandteile von [[Mineral]]en in den magmatischen Gesteinen des [[Grundgebirge]]s eines Sedimentbeckens enthalten sind. Das sehr mobile Helium migriert, wie die gasförmigen Kohlenwasserstoffe, im Poren- und Kluftraum der Gesteine in Richtung der Erdoberfläche und reichert sich in konventionellen Erdgaslagerstätten an.<br /> <br /> == Verwendung ==<br /> === Geschichte als Energierohstoff ===<br /> Schon vor etwa 2.000 Jahren nutzten die Chinesen Erdgas zur Salzgewinnung.<br /> <br /> Im Jahr 1626 berichteten französische Missionare über „brennende Quellen“ in flachen Gewässern von Nordamerika. Eine größere industrielle Nutzung von Erdgas begann in den USA im Jahr 1825 im Ort [[Fredonia (New York)|Fredonia]] im Westen des [[New York (Bundesstaat)|Bundesstaates New York]]. Hier legte ein gewisser William H. Hart einen Schacht zur Erdgasgewinnung für die Beleuchtung einer Mühle und eines Wohnhauses an. Hart nutzte Erdgas auch zur Beleuchtung eines Leuchtturms am [[Eriesee]]. Er gründete im Jahr 1858 die erste Erdgasgesellschaft, die ''Fredonia Gas Light Company''. Ab 1884 wurde Erdgas in [[Pittsburgh]] in der Glas- und Stahlindustrie verwendet. Das Gas wurde via Pipeline aus Murrysville, heute etwa 35&amp;nbsp;km östlich von Pittsburgh gelegen, in die Stadt geliefert. Damit war Pittsburgh die erste Stadt der Welt, die an eine Erdgaspipeline angeschlossen war.&lt;ref&gt;[http://aoghs.org/states/natural-gas-is-king-in-1880s-pittsburgh/ ''Natural Gas is King in Pittsburgh''], American Oil and Natural Gas Historical Society, abgerufen am 27. Juli 2014&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nordamerika, insbesondere die USA, hatte bis 1950 die höchste Nutzung von Erdgas der Welt (US-Förderanteil 1950 etwa 92 % der Weltproduktion, 1960 US-Förderanteil der Weltproduktion 80,2 %).&lt;ref name=&quot;Enz&quot;&gt;''Enzyklopädie Naturwissenschaften und Technik'', Zweiburgenverlag Weinheim 1981, Band E-J, Stichwort: Erdgas, S. 1232 ff.&lt;/ref&gt; In [[Westdeutschland]] betrug die Energienutzung von Erdgas Anfang der 1960er Jahre nur 1 % der fossilen Primärenergie. 1970 waren es etwa 5 % der fossilen Primärenergie in Westdeutschland.&lt;ref name=&quot;Enz&quot; /&gt;<br /> <br /> Erdgas wurde ursprünglich bei der Gewinnung von Erdöl lediglich abgefackelt.&lt;ref name=&quot;Craig&quot;&gt;Craig Morris: ''Zukunftsenergien, Die Wende zum nachhaltigen Energiesystem'', Heise Zeitschriftenverlag 2006, S. 91 ff ISBN 3-936931-26-7&lt;/ref&gt; Zunächst wurde Erdgas in den USA (seit Anfang der 1920er Jahre) und später in Europa (seit den 1960er Jahren) als Energierohstoff für die Wirtschaft genutzt.<br /> <br /> In einigen Ländern wird Erdgas auch heute noch [[Abfackeln|abgefackelt]], da der Transport des Gases kostenaufwändig ist. In den USA wurden in den letzten Jahren viele [[Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk]]e zur Stromgewinnung auf Erdgasbasis gebaut, diese haben einen sehr hohen Wirkungsgrad (60 %) und können dazu noch die Abwärme als Fernwärme zur Beheizung von Wohnhäusern nutzen.<br /> <br /> === Nutzung ===<br /> [[Datei:Compressed natural pump in Třebíč, Czech Republic.jpg|mini|hochkant|Zapfsäule für komprimiertes Erdgas (CNG) an einer Tankstelle in Třebíč, Tschechien]]<br /> <br /> ==== Strom- und Wärmeproduktion ====<br /> Erdgas wird in Deutschland und in vielen anderen Industrieländern im Wesentlichen zur Versorgung mit Nutzwärme in der Industrie und in Wohngebäuden genutzt. Gegenwärtig (2013) ist Erdgas (mit 25 % Anteil in Deutschland und 13 % in der Schweiz) bei fossilen Energieträgern ein sehr wichtiger Energierohstoff. Erdgas wird nach Prognosen der [[Internationale Atomenergie-Organisation|Internationalen Atomenergiebehörde]] (IAEA) bis zum Jahre 2080 mit einem Anteil von mehr als 50 % zum wichtigsten fossilen Energieträger werden.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot;&gt;Landolt Börnstein: ''New Series VIII'', 3A, Natural Gas Exploitaition Technologies, Springer, 2002, S. 40 ff. https://doi.org/10.1007/10696439_5&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In einigen Ländern spielt auch die Stromproduktion aus Gas eine große Rolle (Russland: ca. 50 % Anteil). In Deutschland ist der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung seit einigen Jahren rückläufig, er betrug 2015 noch 9,1 %.&lt;ref&gt;Hans-Joachim Ziesing: ''Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2015.'' Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e. V., Berlin 2016 ([http://www.ag-energiebilanzen.de/index.php?article_id=29&amp;fileName=ageb_jahresbericht2015_20160317_final.pdf PDF-Datei]; 441&amp;nbsp;kB), S.&amp;nbsp;17&lt;/ref&gt; Erdgas wird in [[Gasturbinenkraftwerk]]en und in [[GuD-Kraftwerk]]en verstromt. Diese Kraftwerke werden in Deutschland in erster Linie zur Deckung von [[Spitzenlast]] verwendet, die Leistung der dort genutzten [[Gasturbine]]n kann – im Vergleich zu Kohle- und Atomkraftwerken – gut (das heißt: zeitnah) geregelt werden.<br /> <br /> ==== Treibstoff für Kraftfahrzeuge ====<br /> Erdgas wird seit einigen Jahren auch verstärkt als Kraftstoff für [[Erdgasfahrzeug|entsprechend motorisierte Kraftfahrzeuge]] verwendet. Lagerung, Transport und Betankung erfolgen entweder als ''{{lang|en|Compressed Natural Gas}}'' (CNG, komprimiertes Erdgas), das heißt stark verdichtetes, aber nach wie vor gasförmiges Erdgas, oder als ''{{lang|en|Liquified Natural Gas}}'' ([[Flüssigerdgas|LNG, verflüssigtes Erdgas]]), das heißt durch starke Abkühlung verflüssigtes und durch Lagerung in Druckbehältern flüssig gehaltenes Erdgas.<br /> <br /> Erdgas als Treibstoff für Autos ist nicht zu verwechseln mit [[Flüssiggas|Autogas]]. Dieser auch mit NGL ''({{lang|en|Natural Gas Liquids}})'' oder LPG ''({{lang|en|Liquefied Petroleum Gas}})'' abgekürzte Brennstoff enthält kein Methan, sondern besteht überwiegend aus den langkettigeren Alkanen Propan und Butan, die im Erdgas nur in geringen Mengen vorhanden sind. Das an Tankstellen angebotene Autogas entstammt meistens der [[Erdölraffination]].<br /> <br /> Der Vorteil von Erdgas und Autogas liegt in der gegenüber Benzin und Diesel saubereren Verbrennung. Dies liegt im Fall von Erdgas / CNG einerseits daran, dass Erdgas im Verbrennungsraum bereits homogen gasförmig vorliegt, und nicht in zerstäubter Form wie Benzin und Diesel, andererseits daran, dass die Molekülketten nur ca. halb so viel Kohlenstoffatome im Verhältnis zu den Wasserstoffatomen enthalten wie die in Benzin und Diesel, also bei der Verbrennung mit Sauerstoff mehr Wasser (H&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;O) und weniger CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; und Ruß entsteht. Daher genießen beide Kraftstoffe in Deutschland steuerliche Vergünstigungen. Die Steuerbegünstigung für CNG soll bis Ende 2026 gewährt werden, wird aber ab 2024 sukzessive verringert &lt;ref&gt;[http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Pressemitteilungen/Finanzpolitik/2017/02/2017-02-15-pm7-strom-energiesteuer.html''Bundesregierung beschließt Änderung des Energiesteuer- und des Stromsteuergesetzes.''] Zugriff am 5. Juni 2017&lt;/ref&gt;. Die [[Energiesteuergesetz (Deutschland)|Energiesteuer]] für Erdgas beträgt derzeit 18,03 ct/kg. In Deutschland kann zwischen 0,70 Euro/kg und 1,26 Euro/kg getankt werden. Der Durchschnittspreis beträgt 1,03 Euro/kg (Stand März 2016).&lt;ref&gt;[http://www.gas-tankstellen.de/menu.php ''LPG- und CNG-Tankstellenverzeichnis für Deutschland.''] Zugriff am 8. März 2016&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine Alternative zu reinem Erdgas ist [[HCNG]], eine Mischung aus komprimiertem Erdgas und [[Wasserstoff]], mit der jedes Fahrzeug betrieben werden kann, das über einen herkömmlichen Erdgasmotor verfügt. Das Gleiche gilt für [[Biogas]].<br /> <br /> == Preisentwicklung ==<br /> [[Datei:Gas prices.svg|mini|400px|Erdgaspreise in Japan, Deutschland und den USA&lt;br /&gt;(in US-Dollar pro Mio. [[British thermal unit|Btu]])]]<br /> <br /> Die Gaspreise erreichten 2008/09 ihren Höhepunkt. Der anschließend einsetzende [[Schiefergas|Shale-Gas]]-Boom in den USA sorgte dort für deutlich niedrigere Erdgaspreise als im Rest der Welt.&lt;ref&gt;[[KfW]]: [https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Fokus-Volkswirtschaft/Fokus-Nr.-112-November-2015-Mit-Gas-in-die-Zukunft.pdf Mit Gas in die Zukunft], 30. November 2015&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zum Jahresende 2015 war jedoch ein globales Überangebot erreicht. Mit den zunehmenden Möglichkeiten des LNG-Imports mit [[#LNG-Transportschiffe|Schiffen]] nach Europa kam es auch hier zu einem Zusammenbruch der Großhandelspreise.&lt;ref name=oilprice&gt;{{Internetquelle|url=http://oilprice.com/Energy/Energy-General/European-Natural-Gas-Prices-Collapse.html|autor=Michael McDonald|titel=European Natural Gas Prices Collapse|werk=OilPrice.com|datum=2016-05-17|zugriff=2016-10-25}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2016 nahm die US-Firma [[Cheniere Energy]] den LNG-Export nach Europa auf.&lt;ref name=oilprice /&gt; Die Chemiefirma [[Ineos]] bezieht seit September 2016 [[Ethan]] aus den USA.&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=|Titel=First US shale gas arrives at Ineos plant in Scotland|Sammelwerk=BBC News|Datum=2016-09-28|Online=[http://www.bbc.com/news/uk-scotland-37474396 bbc.com]}}&lt;/ref&gt;<br /> {{Absatz}}<br /> <br /> == Vorkommen ==<br /> 1844 wurde in Europa erstmals Erdgas im Gebiet des Wiener Ostbahnhofs gefunden. 1892 folgten Funde bei [[Wels (Stadt)|Wels]]. Im 20. und 21.&amp;nbsp;Jahrhundert ausgebeutete große Gasfelder sind das [[Sea Troll|Troll-Feld]] in [[Norwegen]], das [[Nord-Feld (Katar)|Nord-Feld]] in [[Katar]] und das [[Gasfeld Urengoi]] in Russland. Des Weiteren werden noch große, unerschlossene Gasfelder im Iran vermutet. Methan in Gashydraten wird in großer Menge nicht nur im Bereich des [[Kontinentalschelf]]s vermutet, sondern auch in Permafrostböden in [[Sibirien]], [[Kanada]] und [[Alaska]].<br /> <br /> Die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] sind neben [[Russland]] das Land mit der höchsten Förderrate für Erdgas. Sie förderten im Jahr 2006 etwa 524 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Bis zum Jahr 1999 hatten sie 94.000 Bohrungen im eigenen Land vorgenommen.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot;&gt;Winnacker, Küchler: ''Chemische Technik'', Band 4, Energieträger, 5. Auflage, S. 13 ff., ISBN 3-527-30769-9&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Suche nach Lagerstätten ===<br /> Ziel der Erdgas[[Exploration (Geologie)|exploration]] ist das Auffinden von Erdgaslagerstätten. Im Vordergrund des Interesses stehen Lagerstättentypen, die mittels herkömmlicher Förderverfahren mit verhältnismäßig geringem Aufwand ausgebeutet werden können. Solche Vorkommen werden entsprechend als ''[[#Konventionelle Lagerstätten|konventionelle Vorkommen]]'' bezeichnet. Erkundungen, die von Geologen und Geophysikern privater oder staatlicher Erdöl- und Erdgasfirmen unternommen werden, konzentrieren sich daher auf die Identifizierung geologischer Verhältnisse, die die Anwesenheit konventioneller Vorkommen im Untergrund wahrscheinlich machen.<br /> <br /> Konventionelle Erdgasvorkommen bestehen aus einem porösen und permeablen, mit Erdgas gesättigten Speichergestein, das sich unterhalb einer geringporösen impermeablen Gesteinsschicht, dem Deckgestein, befindet. Speicher und Deckgestein müssen zusätzlich Teil einer geologischen Struktur sein, die erst die Anreicherung von Gas zu abbauwürdigen Mengen ermöglicht. Solche Strukturen heißen ''Erdgasfallen''. Das Erdgas kann so weder nach oben noch seitlich entweichen, und steht, da es sich tief unter der Erde befindet, [[Lithostatischer Druck|unter hohem Druck]].<br /> <br /> Die Auswertung von Satelliten- oder Luftbildern oder die mittels [[Geologische Karte|klassischer Kartierung]] aufgenommene Oberflächengeologie können dazu dienen, fossile Sedimentbecken zu identifizieren. Möglicherweise geben im Gelände angetroffene Erdgas-Austritte (z.&amp;nbsp;B. [[Schlammvulkan]]e) direkte Hinweise auf Gasvorkommen im Untergrund. Erste nähere Untersuchungen der Geologie des tieferen Untergrundes erfolgen oft durch [[Seismik|seismische Messungen]]. Dabei werden Druckwellen (im Prinzip [[Schall]]), erzeugt mittels Sprengungen in flachen Bohrlöchern oder mit Hilfe von [[Vibroseis|Vibratoren]], in den Erdboden geschickt. Die Schallwellen werden dabei von bestimmten Erdschichten, sogenannten ''Reflektoren'', zur Erdoberfläche zurückgeworfen, wo sie von hochsensiblen Erschütterungsmessern, sogenannten [[Geophon]]en registriert werden. Aus den Zeitdifferenzen zwischen „Abschuss“ der Welle und Registrierung durch die Geophone ergibt sich die Tiefenlage einzelner Reflektoren. Wenn Schallquellen und Messstellen netzförmig an der Erdoberfläche angeordnet sind, kann aus den ermittelten Daten ein dreidimensionales seismisches Modell des Untergrundes erstellt werden (3D-Seismik).&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt; Aus diesem Modell lassen sich Erkenntnisse über die Geologie des Untergrundes gewinnen, anhand derer festgelegt wird, auf welche Bereiche der seismisch erkundeten Region sich die weitere Explorationsarbeit konzentriert.<br /> <br /> An besonders vielversprechenden Stellen werden Probebohrungen niedergebracht. Hierbei wird die Interpretation des seismischen Modells mit der tatsächlich erbohrten Geologie abgeglichen und entsprechend verfeinert. Das Antreffen gasgesättigten Sedimentgesteins in einer vorhergesagten Tiefe bestätigt dann die Interpretation einer im seismischen Profil erkennbaren Struktur als Erdgasfalle.<br /> <br /> Interessiert man sich nach Beginn der Förderung für Veränderungen des [[Fluid]]gehalts einer Lagerstätte, kann eine so genannte 4D-Seismik durchgeführt werden.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt; Hierbei erkennt man die durch die Förderung entstehenden Veränderungen oder noch vorhandene Vorräte einer Lagerstätte.<br /> <br /> === Lagerstättentypen ===<br /> [[Datei:(Non) Conventional Deposits.svg|mini|lang=de|hochkant=1.8|Schematische Darstellung der Förderung von Erdöl und Erdgas, links:&amp;nbsp;konventionelle Lagerstätte (mit Erdöl assoziiertes Erdgas), rechts:&amp;nbsp;unkonventionelle Lagerstätten.]]<br /> <br /> ==== Konventionelle Lagerstätten ====<br /> Der bisher am häufigsten erschlossene Erdgaslagerstättentyp sind Gasvorkommen in porösen und permeablen Gesteinen (z.&amp;nbsp;B. [[Sandstein]]e, [[Massenkalk]]e) unterhalb geringporöser, impermeabler Gesteine ([[Tonstein]]e, [[Mergelstein]]e, feinkörnige Kalksteine). Das Gas ist hierbei im Porenraum der permeablen Gesteine aus noch größerer Tiefe nach oben gestiegen (migriert), wo der weitere direkte Aufstieg durch das impermeable Deckgestein verhindert wird. Besondere Voraussetzung für die Bildung einer Lagerstätte ist jedoch die Existenz geologischer Strukturen, die eine seitliche Migration des Gases unterhalb des Deckgesteins verhindern und somit überhaupt erst eine Anreicherung größerer Gasmengen im dann als ''Speichergestein'' bezeichneten porösen Gestein ermöglichen. Solche Strukturen, die sowohl sedimentären als auch tektonischen Ursprungs sein können, werden ''Erdgasfallen'' genannt. Dies können u.&amp;nbsp;a. „ertrunkene“ fossile [[Riff (Geographie)|Riffkörper]] sein oder die Flanken eines [[Salzstock]]es.<br /> <br /> Sehr häufig tritt Erdgas aufgrund seiner geringeren Dichte in den obersten Bereichen einer konventionellen Erdöllagerstätte auf. Man spricht hierbei von ''assoziiertem'' („mit Öl vergesellschaftetem“) ''Erdgas''. Reine Erdöllagerstätten ohne Gas sind eher die Ausnahme, da sich in Erdölmuttergesteinen stets auch Gas bildet und beides zusammen in die Lagerstätten migriert. Das bei der [[Erdöl#Gewinnung|Erdölgewinnung]] anfallende Erdgas wird abgetrennt und gesondert verarbeitet oder aber, insbesondere bei der Offshore-Ölförderung, einfach abgefackelt (d.&amp;nbsp;h., noch an Ort und Stelle der Förderung mit einer [[Gasfackel]] verbrannt). Weil Erdgas eine deutlich höhere Mobilität als Erdöl besitzt, läuft dessen Migration leichter ab. Deshalb sind reine Erdgaslagerstätten konventionellen Typs, sogenanntes ''nicht-assoziiertes Erdgas'', relativ häufig.<br /> <br /> ==== Unkonventionelle Lagerstätten ====<br /> Als unkonventionell werden Lagerstätten bezeichnet, die nicht dem konventionellen Erdgasfallen-Typ entsprechen und aus denen meist nur mit erheblichem Aufwand Gas gefördert werden kann (z.&amp;nbsp;B. durch sogenanntes ''[[Hydraulic Fracturing|Fracking]]''). In den USA werden bereits 40 % der gesamten Gasproduktion aus unkonventionellen Vorkommen gefördert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|autor=|url=http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,688088,00.html|titel=Erdgas aus Deutschland: Schatzsuche im Schiefer|hrsg=Spiegel Online|datum=2010-04-12|zugriff=2010-04-12 }}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Jan Willmroth|Titel=Energie: Egal was passiert, Fracking wird bleiben|Sammelwerk=[[Süddeutsche Zeitung]]|Datum=2016-02-11|Online=[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kommentar-der-fracking-boom-wirdbleiben-1.2857403 sueddeutsche.de]}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===== Kohleflözgas =====<br /> Auch in [[Kohleflöz]]en ist Erdgas gebunden. Methan wird von Kohle an seiner großen inneren Oberfläche in bedeutendem Umfang [[Adsorption|adsorbiert]]. In größeren Tiefen kann durch den höheren Druck Kohle proportional mehr Erdgas enthalten und entsprechend mehr durch Entspannen und Abpumpen gefördert werden. Kohleflöze können auch durch [[Untertagevergasung]] in ein erdgasähnliches [[Brenngas]] umgewandelt werden.<br /> <br /> In den USA werden 10 % des Erdgases aus Kohleflözen gewonnen, dies waren im Jahr 2002 etwa 40 Milliarden Kubikmeter. In den USA wurden 11.000 Bohrungen durchgeführt, um diesen Lagerstättentyp zu erschließen. In Deutschland werden die Erdgasreserven in Kohleflözen auf etwa 3.000 Milliarden Kubikmeter geschätzt.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt; Weltweit schätzt man die Erdgasreserven in Kohleflözen auf 92.000 bis 195.000 Milliarden Kubikmeter.<br /> <br /> ===== Gashydrate =====<br /> Bei hohem Druck und tiefen Temperaturen bildet Methan zusammen mit Wasser einen eisähnlichen Feststoff, sogenanntes [[Methanhydrat]]. Ein Kubikmeter [[Gashydrat]] enthält etwa 164&amp;nbsp;Kubikmeter Methangas. In den Meeresböden der heutigen Kontinentalschelfe und -hänge, ab etwa 300&amp;nbsp;Meter unterhalb des Meeresspiegels, sowie in [[Permafrost]]böden gibt es erhebliche Vorkommen. Das Methan stammt aber vermutlich nur teilweise aus „undichten“ Erdgaslagerstätten. Der andere Teil entstammt der Tätigkeit von Mikroorganismen im Boden bzw. Meeresboden.<br /> <br /> ===== Tight Gas =====<br /> „{{lang|en|Tight Gas}}“ findet sich in „zerstörten“ Speichergesteinen (sogenannten ''{{lang|en|tight gas sands}}'' oder ''{{lang|en|tight gas carbonates}}''), d.&amp;nbsp;h. in Gesteinen, die einst porös und permeabel genug waren, dass Erdgas dort hinein migrieren konnte. Fortschreitende [[Diagenese]] mit verstärkter Kompaktion des Speichergesteins bzw. zusätzlichem Wachstum von Mineralkörnern führte zu einer deutlichen Verringerung des Porenraumes und einem Verlust der Poreninterkonnektivität. Durch den damit einhergehenden Verlust der Permeabilität, ist eine ökonomisch sinnvolle Erdgasförderung mit konventionellen Methoden aus diesen Gesteinen unmöglich.&lt;ref&gt;Karen E. Higgs, Horst Zwingmann, Agnes G. Reyes, Rob H. Funnell: ''Diagenesis, Porosity Evolution, and Petroleum Emplacement in Tight Gas Reservoirs, Taranaki Basin, New Zealand.'' Journal of Sedimentary Research. Bd.&amp;nbsp;77, Nr.&amp;nbsp;12, 2007, S.&amp;nbsp;1003–1025, {{DOI|10.2110/jsr.2007.095}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach einer allgemeineren Definition von Tight-Gas-Lagerstätten bezeichnet der Begriff alle nicht-konventionellen Vorkommen, die zwar tief unter der Erde liegen, aber durch herkömmliche Förderverfahren nicht rentabel bewirtschaftet werden können bzw. keine wirtschaftlich lohnenden Mengen an Erdgas liefern.&lt;ref&gt;''The best definition of tight gas reservoir is “a reservoir that cannot be produced at economic flow rates nor recover economic volumes of natural gas unless the well is stimulated by a large hydraulic fracture treatment, by a horizontal wellbore, or by use of multilateral wellbores.”'' Stephen A. Holditch: ''Tight Gas Sands.'' Journal of Petroleum Technology. Juni&amp;nbsp;2006, S.&amp;nbsp;84–90&lt;/ref&gt; Unter diese Definitionen fallen nicht nur Erdgaslagerstätten in diagenetisch „zerstörten“ Speichergesteinen, sondern auch Schiefergas- und Kohleflözgas-Lagerstätten.<br /> <br /> ===== Schiefergas =====<br /> Im Gegensatz zu Tight Gas im engeren Sinne ist [[Schiefergas]] („{{lang|en|Shale Gas}}“) gar nicht erst dazu gekommen, in ein (ursprünglich) poröseres Gestein zu migrieren, sondern befindet sich noch in seinem Muttergestein, einem primär [[kohlenstoff]]reichen [[Tonstein]] („Ölschiefer“ im weitesten Sinn).&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url=http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail.asp?cat=2&amp;id=46520&amp;source=paging&amp;cp=2 | titel=Gas aus Ölschieferfeldern krempelt Erdgasmärkte um | hrsg=VDI Verlag GmbH | werk=VDI-Nachrichten | datum=2010-03-12 | zugriff=2010-08-02 }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===== Aquifergas =====<br /> Außerdem kann eine erhebliche Erdgasmenge in sehr tiefen Grundwasserschichten eines [[Aquifer]]s gelöst sein.<br /> <br /> === Vorräte ===<br /> Die Menge des in Lagerstätten enthaltenen Erdgases liegt laut Schätzungen der [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]] über die weltweiten Erdgas[[Ressource#Lagerstättenkunde|ressourcen]] und -reserven bei 819.000 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Dabei liegen Erdgasreserven, d.&amp;nbsp;h. derzeit technisch und wirtschaftlich gewinnbare Mengen, bei 192.000 Milliarden Kubikmetern. Bei weltweit gleichbleibender Erdgasförderung von etwa 3.200 Milliarden Kubikmetern pro Jahr entspricht dies einer [[Reichweite (Rohstoff)|statischen Reichweite]] von etwa 60 Jahren.&lt;ref name=&quot;BGR 2011&quot;&gt;{{Internetquelle | url= http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Energie/Downloads/Energiestudie-Kurzf-2011.pdf?__blob=publicationFile&amp;v=3&amp;bcsi_scan_134AC0A7F1E2510F=0&amp;bcsi_scan_filename=Energiestudie-Kurzf-2011.pdf| titel= Kurzstudie – Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2011| hrsg= [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]]| datum=2011-11-00 | zugriff=2012-10-22 | format= PDF-Datei; 9,0&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt; Diese Zahlen beinhalten die gemeinsame Betrachtung von konventionellem und dem bereits seit einigen Jahren wirtschaftlich geförderten nicht-konventionellen Erdgas und umfasst Schiefergas ''(Shale Gas)'', Kohleflözgas (''coal bed methane'', CBM) sowie Erdgas in dichten Sandsteinen und Karbonaten ''(Tight Gas)''. ''Tight Gas'' wird derzeit überwiegend in den Vereinigten Staaten gefördert, wobei eine strikte Abgrenzung vom konventionellen Erdgas nicht mehr stattfindet. Auch in Deutschland wird seit Jahren Erdgas aus dichten Sandsteinen produziert und gemeinsam mit konventionellem Erdgas ausgewiesen.<br /> Nicht enthalten sind darin die Ressourcen von Aquifergas und Erdgas aus Gashydrat, da derzeit noch offen ist, ob und wann dieses Potenzial kommerziell genutzt werden kann. Insgesamt gibt es hier ein Potenzial von bis zu 1.800.000 Milliarden Kubikmeter.&lt;ref name=&quot;BGR 2011&quot; /&gt;<br /> <br /> Zur Lage der konventionellen und unkonventionellen Vorkommen von Erdöl und Erdgas auf der Erde siehe auch ''[[Erdölgewinnung#Lage der Öl- und Gaslagerstätten auf der Erde|Erdölgewinnung]].''<br /> <br /> == Erdgasindustrie ==<br /> === Gewinnung ===<br /> [[Datei:Sage-Exon-10.jpg|mini|Erdgasaufbereitungsanlage in Niedersachsen (bei [[Großenkneten]])]]<br /> [[Datei:Erdgasfoerderanlage.jpg|mini|Erdgasförderanlage in der Nähe von [[Wettmar]]]]<br /> <br /> Erdgas wird durch Bohrungen entweder in reinen Erdgasfeldern gewonnen oder als Nebenprodukt bei der [[Erdölförderung]]. Da das Erdgas in der Regel unter hohem [[Druck (Physik)|Druck]] (manchmal circa 600 bar) steht, fördert es sich sozusagen von selbst, sobald das Reservoir einmal geöffnet ist.<br /> <br /> Im Laufe der Zeit nimmt der Gasdruck der Lagerstätte stetig ab. Die Exploration erfolgt heutzutage zunächst mit dreidimensionalen physikalischen Seismographen, dann durch geochemische Methoden und schließlich durch eine Erdbohrung.<br /> <br /> ==== Bohrtechnik an Land ====<br /> ===== Unkonventionelles Erdgas =====<br /> {{Hauptartikel|Hydraulic Fracturing|titel1=Hydraulic Fracturing}}<br /> <br /> ===== Konventionelles Erdgas =====<br /> Beim Bohren nach Erdgas wird häufig eine Tiefe von 4–6 Kilometer, bei Erkundungsbohrungen manchmal bis 10 Kilometer erreicht. Es gibt auch Bohrer, die nicht nur senkrecht, sondern auch [[Richtbohren|schräg bis horizontal]] ins Gestein bohren können (insbesondere für Offshore-Bohrungen entwickelt). Beim Bohren muss das Gestein zerstört und nach oben befördert werden, ein Mantel muss den Bohrhohlraum schützen.<br /> <br /> Im sogenannten [[Rotary-Bohrverfahren]] befindet sich der [[Bohrmeißel]] in einem ummantelten Bohrgestänge, das an einem Flaschenzug im Bohrturm (Höhe: 20 bis 40 Meter) befestigt ist.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt;<br /> <br /> Beim Bohren können Instabilitäten im Gestein und ein Verlust an Bohrflüssigkeit auftreten, daher müssen Rohrstränge (auch Casing genannt) zur Stabilität des Bohrprozesses eingebracht werden. In der nachfolgenden Stufe wird dann mit einem geringeren Durchmesser gebohrt.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot; /&gt;<br /> <br /> Der Bohrloch-Durchmesser nimmt mit zunehmender Tiefe ab (von etwa 70&amp;nbsp;cm auf 10&amp;nbsp;cm). In der Mantelschicht strömt eine wässrige Tonlösung zur Kühlung des Bohrmeißels, zur Stabilisierung des Bohrlochs und zur Förderung des Bohrkleins. Zwischen dem Förderstrang und der Bohrlochauskleidung ist im Bohrloch knapp über der Erdgas führenden Schicht eine Dichtungsmanschette – Packer genannt – angebracht. Im Kopf des Mantels ist das Hauptventil – zum Öffnen und Schließen des Gasstromes – angebracht. Darüber befinden sich Messapparaturen, Ventile, Rohrverbindungen zur Weiterleitung.<br /> <br /> Die [[Erdgassonde]] wird an der Erdoberfläche durch das [[Eruptionskreuz]] abgeschlossen, das aus zwei Hauptschiebern besteht, von denen einer als automatischer Sicherheitsabsperrschieber ausgerüstet ist, der bei kritischen Betriebsbedingungen die Sonde automatisch sperrt. Vom Bohrloch weg erfolgt die Ableitung des Gases über weitere Schieber und den Düsenstock – in der Regel mit einem Betriebsdruck von etwa 70&amp;nbsp;bar – zur Sammelstelle.<br /> <br /> Die Bohrkosten machen bis zu 80 % der Aufwendungen bei den Erschließungskosten einer neuen Erdgaslagerstätte aus.<br /> <br /> ==== Meeresbohrtechnik ====<br /> Die ersten Offshore-Bohrungen wurden 1947 von den USA vorgenommen. Später wurden fixe Bohrplattformen mit ausfahrbaren Beinen konstruiert. Es konnten Wassertiefen von mehreren hundert Metern erreicht werden.<br /> <br /> Schließlich wurden auch schwimmende Bohrplattformen („Offshore-Drilling Units“) und Bohrschiffe entwickelt. Dabei wird der [[Bohrlochkopf]] auf den Meeresgrund verlagert.<br /> Es ist gelungen, mit derartigen Bohranlagen bis in 3.000 Meter Wassertiefe vorzustoßen.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt;<br /> <br /> === Verarbeitung ===<br /> ==== Trocknung ====<br /> ===== Erdgastrocknung =====<br /> Die Trocknung von Erdgas, d.&amp;nbsp;h. der Entzug von Wasser oder höheren Kohlenwasserstoffen, ist ein wesentlicher Vorgang bei der Erdgasaufbereitung.<br /> <br /> Bei ungenügender Trocknung kann es zur Bildung von [[Methanhydrat]]en kommen. Die festen Methanhydrate können zu einem extremen Druckabfall in der Pipeline beitragen und die Ventile und Rohrleitungen beschädigen. Die Trocknung garantiert auch einen gleich bleibenden Brennwert des Gases bei der Einspeisung in das öffentliche Gasnetz.<br /> <br /> Gemessen wird der Trocknungsgrad von Erdgas mit dem [[Taupunkt]]. In der Regel wird ein Druck-Taupunkt unter −8&amp;nbsp;°C angestrebt.<br /> <br /> Zur Gastrocknung sind unter anderem folgende Verfahren bekannt:<br /> <br /> ===== Absorptionstrocknung mit Triethylenglycol =====<br /> Bei der Absorptionstrocknung wird Erdgas in einer Absorptions-[[Kolonne (Verfahrenstechnik)|Kolonne]] mit [[Triethylenglycol]] (TEG) in Kontakt gebracht. TEG ist stark hygroskopisch und entzieht dadurch dem Gas das Wasser.<br /> <br /> Der Kontakt beider Medien erfolgt im [[Gegenstromprinzip (Verfahrenstechnik)|Gegenstrom]]. Das Gas strömt in der Kolonne von unten nach oben. Entgegen hierzu wird das Triethylenglycol in der Kolonne oben eingebracht und unten wieder ausgeschleust. Voraussetzung für eine gute Wasseraufnahme ist eine große Kontaktfläche zwischen TEG und Gas, weshalb in der Kolonne eine strukturierte Packung eingebaut ist. In der Packung verteilt sich das TEG weiträumig.<br /> <br /> Das aus der Kolonne ausgeschleuste Triethylenglycol wird in einer Regenerationsanlage wieder aufbereitet. In einem [[Verdampfer (Verfahrenstechnik)|Verdampfer]] werden durch Erhitzen das aufgenommene Wasser sowie in geringeren Mengen auch [[Kohlenwasserstoffe]] aus dem Triethylenglycol entfernt.<br /> <br /> Der Verdampfer wird über heiße [[Abgas|Verbrennungsgase]] beheizt, welche in einer separat aufgestellten [[Feuerraum|Brennkammer]] erzeugt werden. In der Brennkammer werden auch die bei der Regeneration entstehenden [[Brüden]]gase verbrannt. Dadurch wird der Bedarf an zusätzlich eingespeisten Brennstoff reduziert. Außerdem müssen die Brüdengase nicht aufwändig kondensiert und entsorgt werden.<br /> <br /> ===== Trocknung mittels Molekularsieb =====<br /> Der Trocknungsprozess von Gasen mittels [[Molekularsieb]] erfolgt in der Regel in verschiedenen Stufen:<br /> <br /> In einer ersten Stufe erfolgt die Vortrocknung durch Wärmeübertrager oder andere Arten von Wasserabscheidern.<br /> Hierbei wird das Gas gekühlt und durch Abscheider große Mengen an Wasser entzogen.<br /> Der Restwassergehalt im Gas ist nach diesem Prozess allerdings noch zu hoch, um es genügend komprimieren und damit verflüssigen zu können.<br /> <br /> Nach der Vortrocknung gelangt das Gas in sogenannte Adsorber. Dies sind mindestens zwei Tanks, welche mit einem Molekularsieb gefüllt sind. Das Gas wird zunächst durch Adsorber Nr.&amp;nbsp;1 geleitet. Der Wasserdampf wird vom Molekularsieb aufgenommen (adsorbiert). Dieser Adsorptionszyklus kann bis zu 12&amp;nbsp;Stunden oder mehr dauern. Anschließend wird der Gasstrom durch Adsorber Nr.&amp;nbsp;2 geleitet und der Adsorber Nr.&amp;nbsp;1 „geht“ in die Regenerationsphase. Bei der Regenerierung wird heiße Luft, Stickstoff oder das Erdgas mit einer Temperatur ab ca. 280&amp;nbsp;°C durch den Adsorber gepresst. Hierdurch werden die vom Molekularsieb zurückgehaltenen Wasserdampfmoleküle wieder abgegeben und aus dem Tank heraus befördert. Danach erfolgt die Kühlung des Molekularsiebes über mehrere Minuten bis Stunden. Eine Adsorptions- und Regenerationsphase nennt man Zyklus.<br /> <br /> Am Gasaustritt kann ein Taupunkt von bis zu −110&amp;nbsp;°C erreicht werden.<br /> <br /> Die bei der Erdgastrocknung eingesetzten Molekularsiebe werden speziell für die verschiedensten Gaszusammensetzungen entwickelt. Oft müssen nicht nur Wassermoleküle, sondern auch Schwefelwasserstoff oder Kohlenwasserstoffe aus dem Gas entfernt werden. In den meisten Fällen kommt ein 4A Molekularsieb (mit einer Porenöffnung von 4 [[Ångström (Einheit)|Å]] Durchmesser) zum Einsatz. Es gibt auch Situationen, für welche eine Kombination aus verschiedenen Typen zur Anwendung gelangt.<br /> <br /> ==== Abtrennung von Kohlenstoffdioxid und Schwefelwasserstoff ====<br /> Die Abtrennung von Kohlenstoffdioxid und Schwefelwasserstoff erfolgt auf chemischem oder physikalischem Weg. Die beiden Gase können zusammen mit einer Base wie [[N-Methyl-Pyrrolidon]] (Purisol-Verfahren) in einem hochsiedenden Lösungsmittel gebunden werden.<br /> <br /> Bei der physikalischen Abtrennung, beispielsweise dem Sulfinol-Prozess, wird eine hochsiedende polare organische Flüssigkeit, die etwas Wasser enthält, eingesetzt. Beim Sulfinol-Prozess verwendet man als Lösungsmittel eine Mischung aus [[Diisopropanolamin]] (DIPA), [[Tetrahydrothiophendioxid]] (Sulfolan) und Wasser.<br /> <br /> Der Schwefelwasserstoff aus dem Erdgas wird unter hoher Hitze mit Sauerstoff zu Schwefel umgesetzt ([[Claus-Verfahren]]).<br /> <br /> ==== Abtrennung von Stickstoff ====<br /> Stickstoff und Helium können durch Tieftemperaturtrennung vom Erdgas abgeschieden werden. In einer Hochdrucktrennapparatur steigt ein mit Stickstoff angereicherter Gasstrom nach oben, Methangas strömt zum Sumpf der Kolonne. Dieser Verfahrensschritt kann mit der [[Flüssiggas]]herstellung (LNG) gekoppelt werden.<br /> <br /> ==== Radioaktiver Abfall ====<br /> Im Dezember 2009 wurde der Öffentlichkeit bekannt, dass bei der Erdöl- und Erdgasförderung jährlich Millionen Tonnen [[Radioaktiver Abfall|radioaktiver Rückstände]] anfallen, für dessen Entsorgung größtenteils der Nachweis fehlt.&lt;ref name=&quot;tagesschau Öl und Gas&quot;&gt;{{Cite web|url=http://www.tagesschau.de/inland/radioaktivitaet104.html|work=tagesschau.de|title=Strahlender Abfall von Öl und Gas|date=2009-12-07|accessdate=2010-02-06|archiveurl=https://web.archive.org/web/20091208120649/http://www.tagesschau.de/inland/radioaktivitaet104.html|archivedate=2009-12-08}}&lt;/ref&gt;<br /> Im Rahmen der Förderung an die Erdoberfläche gepumpte Schlämme und Abwässer enthalten NORM-Stoffe (Naturally occurring radioactive material), auch das hochgiftige und extrem langlebige [[Radium]] 226 sowie [[Polonium]] 210.<br /> Die spezifische Aktivität der Abfälle beträgt zwischen 0,1 und 15.000 [[Becquerel (Einheit)|Becquerel (Bq)]] pro Gramm. In Deutschland, wo etwa 1.000 bis 2.000 Tonnen Trockenmasse im Jahr anfallen, ist das Material laut der Strahlenschutzverordnung von 2001 bereits ab einem Bq pro Gramm überwachungsbedürftig und müsste gesondert entsorgt werden. Die Umsetzung dieser Verordnung wurde der Eigenverantwortung der Industrie überlassen, wodurch die Abfälle letztlich über Jahrzehnte hinweg sorglos und unsachgemäß beseitigt wurden. Es sind Fälle dokumentiert, in welchen Abfälle mit durchschnittlich 40 Bq/g ohne jede Kennzeichnung auf einem Betriebsgelände gelagert wurden und auch nicht für den Transport besonders gekennzeichnet werden sollten.&lt;ref name=&quot;DLF Hintergrund&quot;&gt;{{Cite web|url=http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1119961/|title=Unbekannte Gefahr – Radioaktive Abfälle aus der Öl- und Gasindustrie|work=Deutschlandfunk|date=2010-02-05|accessdate=2010-02-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Ländern mit größeren geförderten Mengen von Öl oder Gas entstehen deutlich mehr Abfälle als in Deutschland, jedoch existiert in keinem Land eine unabhängige, kontinuierliche und lückenlose Erfassung und Überwachung der kontaminierten Rückstände aus der Öl- und Gasproduktion. Die Industrie geht mit dem Material unterschiedlich um: In [[Kasachstan]] sind weite Landstriche durch diese Abfälle verseucht, in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] werden die radioaktiven Rückstände in die Nordsee geleitet.&lt;ref name=&quot;tagesschau Öl und Gas&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;DLF Hintergrund&quot; /&gt; In den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] gibt es in fast allen Bundesstaaten aufgrund der radioaktiven Altlasten aus der Erdölförderung zunehmend Probleme. In Martha, einer Gemeinde in [[Kentucky]], hat das Unternehmen [[Ashland Inc.]] tausende kontaminierte Förderrohre an Farmer, Kindergärten und Schulen verkauft, ohne diese über die Kontamination zu informieren. Es wurden bis zu 1.100 [[Röntgen (Einheit)|Mikroröntgen]] pro Stunde gemessen, so dass die Grundschule und einige Wohnhäuser nach Entdeckung der Strahlung sofort geräumt werden mussten.&lt;ref&gt;{{Cite web|url=http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/1140406/|title=Radioaktive Rückstände – Probleme aus der Ölförderung belasten Anwohner in Kentucky|work=Deutschlandfunk|date=2010-03-09|accessdate=2010-03-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Transport ===<br /> [[Datei:Storage Density of Natural Gas.jpg|mini|Speicherdichte von Erdgas bei verschiedenen Drücken und Temperaturen]]<br /> [[Datei:Rohrleitungsmarker für eine Erdgasleitung.jpg|mini|hochkant=0.5|Markierungsbake einer Hochdruckleitung, die den Verlauf der Unterflur-Pipeline im Gelände anzeigt]]<br /> [[Datei:Gasdruckregelstation Hochdruck auf Mitteldruck.jpg|mini|Eine Gasdruckregelanlage der [[Energieversorgung Niederösterreich|EVN]] entnimmt das Erdgas aus dem Erdgashochdrucknetz und reduziert es auf Mitteldruck.]]<br /> <br /> Erdgas wird überwiegend über Rohrleitungen, sogenannte [[Pipeline]]s, auch über große Distanzen (daher auch der Begriff [[Ferngas]]) transportiert. Bedeutende Pipelines für die Anbindung von Westeuropa, dessen Erdgas zum größten Teil aus Russland bezogen wird, sind unter anderen [[Nord Stream]] (North European Gas Pipeline), die [[Sojus (Pipeline)|Sojus-Pipeline]] und [[Erdgasleitung Jamal–Europa]].<br /> <br /> Erdgas kann durch physikalisch-technische Verfahren komprimiert (CNG, ''{{lang|en|Compressed Natural Gas}}'') oder in den flüssigen [[Aggregatzustand]] ([[Flüssigerdgas|LNG]], ''{{lang|en|Liquified Natural Gas}}'') überführt werden. Gemein ist diesen Verfahren (siehe [[#Treibstoff für Kraftfahrzeuge|Treibstoff für Kraftfahrzeuge]]) eine Verringerung des [[Volumen]]s bzw. eine Erhöhung der [[Dichte]], wodurch größere Mengen an Erdgas auf kleinerem Raum gelagert und transportiert werden können bzw. die Transportrate in Pipelines deutlich höher ist.<br /> <br /> ==== Rohrleitungen ====<br /> Der Druck in Gasleitungsrohren gestaltet sich je nach Transport und Verteilung unterschiedlich.<br /> <br /> Die aus Stahl bestehenden Ferntransport-Rohrleitungen auf dem Festland haben einen Durchmesser von etwa 1,4&amp;nbsp;Metern, stehen unter einem Druck von etwa 84 bar, und sind in der Regel etwa einen Meter unter der Erde verlegt. Alle 100 bis 150 Kilometer muss eine Kompressorstation für neuen Druck sorgen. Ein weiter Transport von Erdgas kann – je nach Auslegung, Höhenverlauf und Durchflussrate einer Leitung – zu einem erheblichen Energieverbrauch durch Pumpen führen. Bei 4.700 Kilometern müssen etwa 10 % der Energie des Erdgases für den Pumpenbetrieb verwendet werden.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot; /&gt; Zur Begrenzung von Gefahren durch Lecks, die einen ungehinderten Gasaustritt ermöglichen könnten, werden außerdem in gewissen Abständen Schieber in einer Pipeline angebracht. In einer Steuerzentrale kann der Rohrdruck des Gasnetzes fernüberwacht werden. Dieses Netz wird von den Fernleitungsnetzbetreibern betrieben.<br /> <br /> Für die regionale Verteilung von Erdgas gibt es ein spezielles, dichteres Netzsystem von regionalen Betreibern, mit einem Rohrleitungsdruck von etwa 16&amp;nbsp;bar. Für den Transport von Erdgas an die regionalen Kommunen gibt es ein drittes Netz, das nur noch einen Erdgasdruck unter 1&amp;nbsp;bar hat, und für private Haushalte einen Überdruck von nur noch 20&amp;nbsp;mbar aufweist. Bis zu einem Druck von 10 bar sind heute für Gasleitungen Rohre aus Kunststoff ([[Polyethylen]]) üblich.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot; /&gt;<br /> <br /> In Deutschland hatte das Hochdruck-Erdgasnetz im Jahr 2002 eine Länge von etwa 50.000&amp;nbsp;Kilometer, das Netz mit Niederdruckleitungen zu den Hausanschlüssen hatte eine Länge von 370.000&amp;nbsp;Kilometer.<br /> <br /> Für die Errichtung und den Betrieb von Erdgasnetzen müssen, je nach Baugrund (Fels, Sand) und Geografie (Querung von Flüssen mit Dükern, Bahnleitungen, Autobahnen etc.) hohe Beträge aufgebracht werden. Der Beschaffungs- oder Zeitwert eines Erdgasnetzes ist insofern schwer abzuschätzen und hängt auch vom Geschäftsmodell ab (zukünftiger Ertragswert).<br /> <br /> Die fünf Erdgastransitleitungen in Österreich wiesen 2006 durchwegs Nenndruck 70&amp;nbsp;bar und folgende Nenndurchmesser auf: [[Trans Austria Gasleitung]] mit drei Parallel-Strängen (etwa 380&amp;nbsp;Kilometer lang) mit 900 bis 1.050&amp;nbsp;Millimetern, [[West-Austria-Gasleitung]] (245&amp;nbsp;Kilometer) 800&amp;nbsp;Millimeter, (kürzer als 100&amp;nbsp;Kilometer) Hungarian-Austria-Gasleitung und Penta-West 700&amp;nbsp;Millimeter und Süd-Ost-Gasleitung 500&amp;nbsp;Millimeter.&lt;ref&gt;Christoph Edler: ''Das österreichische Gasnetz.'' Bachelor-Thesis, Technische Universität Wien, 2013 ([http://www.ea.tuwien.ac.at/fileadmin/t/ea/lehre/bachelorarbeiten/Edler_-_das_oesterreichische_Gasnetz.pdf PDF-Datei]; 15&amp;nbsp;MB) S.&amp;nbsp;37&amp;nbsp;ff.&lt;/ref&gt; TAG erhielt (um 2006 bei Wildon) eine zweite Röhre, TAG aus 1970 stammend erhielt 2009+2011 neue [[Verdichterstation|Verdichter]] in Neustift und Baumgarten.<br /> <br /> ==== LNG-Transportschiffe ====<br /> Für den Schifftransport wird das Erdgas durch Abkühlen auf −160 °C verflüssigt (engl. ''{{lang|en|Liquefied Natural Gas}}, LNG''). Die derzeit (2014) größten LNG-Tanker der [[Q-Max]]-Klasse können über 266.000 m³ LNG transportieren. Für LNG-Tanker gibt es zwei Bauarten: Die Kugel- und die Membran-Tanker. Insgesamt 130 LNG-Tanker wurden bis zum Jahr 2000 konstruiert.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt;<br /> <br /> Ab 4.000 Kilometer Landweg oder 2.000 Kilometer Seeweg ist diese Transportart ökonomisch günstiger als der Transport über ein Rohrleitungssystem.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot; /&gt;<br /> <br /> ==== Umwandlung in synthetische Flüssigbrennstoffe ====<br /> Weil Mineralöle wie [[Motorenbenzin|Benzin]] und [[Dieselkraftstoff|Diesel]] keine Druckbehälter für Lagerung und Transport benötigen, ist die chemisch-technische Umwandlung in langkettige, bei Raumtemperatur flüssige Kohlenwasserstoffe (sogenannte [[GtL-Verfahren]]) eine Möglichkeit, Erdgas in eine relativ leicht handhabbare und platzsparende Form zu überführen. Solche synthetischen Mineralöle sind frei von Schwefel und Schwermetallen und somit zudem umweltverträglicher als Mineralöle aus [[Erdöl|natürlichem Rohöl]]. Die Unternehmen [[Sasol]] (Südafrika) und [[Royal Dutch Shell|Shell]] (Malaysia) stellten bereits im Jahr 1997 aus Erdgas ein synthetisches Mineralöl her, das als Dieselzusatz Verwendung fand. Grundlage war die Umwandlung von Methan mit Sauerstoff zu [[Synthesegas]] (2 CH&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt; + O&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; → 2 CO + 4 H&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;). Synthesegas lässt sich unter hohem Druck und hohen Temperaturen mittels des [[Fischer-Tropsch-Synthese|Fischer-Tropsch-Verfahren]] in synthetische Mineralöle umwandeln.<br /> <br /> Da der Prozess hohe Temperaturen, Drücke und reinen Sauerstoff erforderte, versuchte man schon bald, die Reaktionsbedingungen für die Umwandlung zu verbessern. Die Firma Syntroleum Company (in Tulsa, USA) entwickelte ein Verfahren, das mit Luft anstatt reinem [[Sauerstoff]] gute Rohölausbeuten brachte. Entscheidend in Bezug auf die Kosten sind möglichst niedrige Umwandlungstemperaturen. Es wurde eine Vielzahl von [[Katalysator]]en für eine derartige Umwandlung erprobt. Die Unternehmen möchten gerne auch die Umwandlung von Erdgas in einem einzigen Reaktionsschritt erreichen.<br /> <br /> An der [[Pennsylvania State University]] ist es mittels eines Katalysators gelungen, Methan bei weniger als 100&amp;nbsp;°C in Methanol umzuwandeln.&lt;ref name=&quot;Fouda&quot;&gt;Safaa A. Fouda: ''Erdgasverflüssigung – Rohöl aus dem Chemiebaukasten.'' Spektrum der Wissenschaften, 4/1999, S.&amp;nbsp;92&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Speicherung ===<br /> {{Hauptartikel|Erdgasspeicher}}<br /> <br /> Zum Ausgleich von Lastschwankungen bei der Erdgasversorgung wurden Untergrund-Erdgasspeicher errichtet. Ein [[BDEW]]-Sprecher teilte mit, dass es in Deutschland 46 Untertage-Gasspeicher gebe. Ihre Aufnahmekapazität betrage knapp 20 Milliarden Kubikmeter [[Untergrundspeicher|Arbeitsgas]]. Das entspreche fast einem Viertel des 2007 in Deutschland verbrauchten Erdgases.&lt;ref&gt;[http://www.aerztezeitung.de/suchen/default.aspx?query=gasreserve&amp;sid=508999 ''Minister will Gasreserve für Deutschland''], [[Ärzte Zeitung]], 1. September 2008&lt;/ref&gt; In Österreich liegt die Kapazität bei 5 Milliarden Kubikmeter und ist damit prozentual noch höher.<br /> <br /> Mitunter dienen untertägige Salzkavernen als Speicherort für Erdgas. Zur Erstellung des Speicherhohlraums pumpt man Wasser durch eine Bohrung in eine geologische Salzformation. Hierbei löst sich das Salz in einem gesteuerten Prozess und die entstandene Salzsole wird durch die gleiche Bohrung abgeleitet. Als sogenannte Porenspeicher können aber auch entleerte Erdöl- und Erdgaslagerstätten dienen. Kurzfristige Kapazität haben sogenannte [[Röhrenspeicher]] mit 50 bis 100 bar, die mäanderförmig einige Meter tief im Boden verlegt werden, beispielsweise Teil einer stillgelegten Erdgasleitung sein können.<br /> <br /> Die wesentlich kleineren Übertage-[[Gasbehälter|Gasspeicher]] werden vorwiegend für tägliche Bedarfsschwankungen verwendet. Statt der früheren turmhohen Gasometer (meist [[Teleskopgasbehälter|Teleskop]]- und [[Scheibengasbehälter]]) werden nun Hochdruck-[[Kugelgasbehälter]] eingesetzt, die mit etwa 10 bar Überdruck betrieben werden.<br /> <br /> == Versorgung ==<br /> === Weltförderungen ===<br /> Die Netto-Weltförderung von Erdgas (Naturgas) einschließlich Erdölgas, abzüglich zurückgepresstes und abgefackeltes Gas und abzüglich Eigenverbrauch betrug im Jahr 2010 rund 3.239,5 Milliarden Kubikmeter, davon waren [[Russland]] und die [[USA]] mit jeweils 19 % Weltanteil die Hauptförderländer. Russland förderte 2010 ebenso wie die USA 611 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Weitere bedeutende Förderstaaten sind [[Kanada]] mit 4,9 % (160 Milliarden Kubikmeter), [[Iran]] mit 4,3 % (139 Milliarden Kubikmeter), [[Katar]] mit 3,6 % (117 Milliarden Kubikmeter), [[Norwegen]], [[China]], [[Saudi-Arabien]], [[Algerien]], [[Niederlande]] und [[Indonesien]]. Deutschland förderte 14,2 Milliarden Kubikmeter (0,4 %).&lt;ref name=&quot;BGR 2011&quot; /&gt;<br /> <br /> Damit deckte 2010 Erdgas etwa 24 % des weltweiten [[Energie]]verbrauchs. Bedeutende Verbraucher von Erdgas sind die USA, Russland, Iran, China, Deutschland und Japan.&lt;ref name=&quot;BGR 2011&quot; /&gt;<br /> <br /> === Situation in Deutschland ===<br /> ==== Versorgung ====<br /> Bis Anfang der 1980er Jahre wurde die Gasversorgung der meisten westdeutschen Städte von [[Stadtgas]], das wegen des hohen Anteils von [[Kohlenstoffmonoxid]] giftig ist, auf Erdgas umgestellt. Dies war ohne größere Umbauten möglich. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR vollzog man die Umstellung überwiegend erst in den 1990er Jahren.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> ! Jahr<br /> ! Deutscher Erdgasverbrauch in Milliarden [[Normkubikmeter|m³ i.N.]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle<br /> | url = http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?c=gm&amp;v=137<br /> | titel = Natural gas – consumption (cubic meters)<br /> | hrsg = IndexMundi<br /> | datum = 2011-01-00<br /> | zugriff = 2012-10-22<br /> }}&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |2004||{{0}}94,34<br /> |-<br /> |2005||{{0}}99,55<br /> |-<br /> |2006||{{0}}93,88<br /> |-<br /> |2007||102,00<br /> |-<br /> |2008||{{0}}97,44<br /> |-<br /> |2009||{{0}}96,26<br /> |-<br /> |2010||{{0}}99,50<br /> |-<br /> |2011||{{0}}74,50<br /> |-<br /> |2012||{{0}}78,40<br /> |-<br /> |2013||{{0}}72,50<br /> |-<br /> |2014||{{0}}70,90<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> Schon seit über 25 Jahren gibt es Überlegungen, bei Wilhelmshaven ein [[LNG-Terminal]] für Flüssiggastanker zu bauen, um die Abhängigkeit von Importen über Pipelines zu reduzieren.<br /> <br /> Zur Spitzendeckung sowie zum Ausgleich kurzfristiger Importstörungen und Bedarfschwankungen werden etwa 18,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in [[Untergrundspeicher]]n gelagert.<br /> <br /> Die Verwendung von Erdgas unterliegt einer [[Energiesteuergesetz (Deutschland)|Erdgassteuer]], deren Normalsatz zurzeit bei 5,50&amp;nbsp;€ je [[Megawattstunde]] (das sind 0,55&amp;nbsp;Cent pro kWh) liegt.<br /> <br /> Bei der Preisbildung für Erdgas spielt die [[Ölpreisbindung]] eine große Rolle. Das Kartell der Gaspreisbildung aufgrund der brancheninternen Vereinbarung einer Ölpreisbindung verstößt jedoch nach einer weit verbreiteten Auffassung gegen europäisches und deutsches Kartellrecht. Der [[Bundesgerichtshof]] (BGH) entschied am 24. März 2010, dass Gasversorger ihre Preise nicht mehr ausschließlich an die Entwicklung des Ölpreises binden dürfen.&lt;ref name=&quot;BGH178&quot;&gt;[http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&amp;Art=en&amp;sid=989e39411244f8df7c46872aba5ea8de&amp;nr=51829&amp;pos=0&amp;anz=5 BGH, Urteil vom 24. März 2010], Az.&amp;nbsp;VIII&amp;nbsp;ZR&amp;nbsp;178/08, Volltext und [http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&amp;Art=en&amp;sid=989e39411244f8df7c46872aba5ea8de&amp;nr=51371&amp;linked=pm&amp;Blank=1 Pressemitteilung Nr. 61/2010] vom 24. März 2010.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ([[BAFA]]) werden die Einfuhr- und Ausfuhrpreise von Erdgas monatlich registriert, ferner werden die Abnahmemengen für einzelne Lieferländer verzeichnet. Zwischen 1991 und 1999 lag der Importpreis für Erdgas je Terajoule durchschnittlich etwa zwischen 1.700 und 2.200&amp;nbsp;€. Zwischen 2001 und 2004 lag der Erdgasimportpreis je Terajoule zwischen 3.200 und 4.200&amp;nbsp;€. Im Jahr 2006 stieg der Erdgasimportpreis je Terajoule zeitweise auf über 6.000&amp;nbsp;€ an. Im November 2008 lag der Importpreis für Erdgas bei 8.748&amp;nbsp;€ je Terajoule, im September 2009 bei 4.671&amp;nbsp;€. Preissprünge beim Erdgas sind für die Verbraucher intransparent.<br /> <br /> ==== Deutsche Erdgasunternehmen ====<br /> Der weltweit größte Erdgasproduzent mit Sitz in Deutschland ist die [[BASF]]-Tochter [[Wintershall]].&lt;ref&gt;[http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/basf-tochter-wintershall-verkauft-norwegische-gasfelder/11935726.html ''Wintershall verkauft norwegische Gasfelder.''] Handelsblatt, 15. August 2015&lt;/ref&gt; Die größten Erdgas-Versorgungsunternehmen in Deutschland sind [[E.ON Ruhrgas]] (Essen), [[RWE]] Energy (Dortmund), [[VNG – Verbundnetz Gas]] (Leipzig), [[Wingas]] (Kassel), [[Royal Dutch Shell|Shell]] (Hamburg) und [[ExxonMobil]] (Hannover). Der Transport (Pipelines) wird von sog. [[Fernleitungsnetzbetreiber]]n sichergestellt, darunter [[Open Grid Europe]] (Essen), [[Ontras]] (Leipzig), [[Gascade]] (Kassel) und [[Terranets BW]] (Stuttgart).<br /> <br /> Der Vertrieb an die Endverbraucher erfolgt über circa 700 Gasversorgungsunternehmen, insbesondere Stadtwerke. Den größten Teil des bezogenen Erdgas erwirbt E.ON Ruhrgas von dem russischen Unternehmen [[Gazprom]] sowie von der niederländischen [[Gasunie]] und den norwegischen Produzenten.<br /> <br /> ==== Messung ====<br /> Die Messung beim Endkunden erfolgt volumetrisch, also durch Volumenmessung. Um eine genaue Messung zu gewährleisten, liegt häufig unmittelbar vor dem Gas„zähler“ ein Druckregler, der den Überdruck gegenüber dem Außendruck in einer letzten Stufe reguliert, denn in Leitungsnetzen, die oft mit abwärts abgestuften Druckniveaus betrieben werden, dienen Leitungsvolumina eventuell als Zwischenspeicher und verursachen schwankende Verbrauchsraten unterschiedlichen Druckabfall in einem Leitungsstück. Um aus dem Volumen auf die Gasmenge (Masse) zu schließen benötigt man die Dichte, also den absoluten Druck und die Temperatur des Gases. Die Temperaturschwankung wird durch Aufstellung innerhalb eines Gebäudes möglichst gering gehalten. Druckregler am Gas„zähler“ müssen geeicht werden, wie die Volumenmesseinrichtung selbst. Der äußere Luftdruck als Referenz wird unter Umständen nach der Meereshöhe des individuellen Zählers oder pauschal des Ortes oder Bezirks berücksichtigt (100&amp;nbsp;m Höhenunterschied machen etwas weniger als 1 % Gas-Druckunterschied&lt;!--gut 5.000 m = - 50 %, plus konstanter Überdruck von 20 … 50 mbar--&gt; aus, meteorologische Schwankungen werden nicht berücksichtigt). Daraufhin wird der Energiegehalt pro kg Gas ermittelt, durch Mischen eingestellt und zu Verrechnungszwecken berücksichtigt.<br /> <br /> ==== Gasabsperrung ====<br /> Im internationalen Gashandel sind Gasabsperrung oder Reduktion von Liefermengen (Raten) Gegenstand politischer Verhandlungen.<br /> <br /> ==== Marktraumumstellung ====<br /> L-Gas aus deutscher und niederländischer Produktion bedient gegenwärtig ca. 30 % des deutschen Erdgasmarktes. Jedoch sind die Fördermengen rückläufig, so dass in den folgenden Jahren bis voraussichtlich 2030 sämtliche betroffenen Netzgebiete auf H-Gas umgestellt werden müssen, welches langfristig verfügbar ist. Diese Maßnahme dient der Versorgungssicherheit in den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Rheinland-Pfalz.<br /> <br /> Im Zuge dieser sogenannten ''Marktraumumstellung'' müssen bei allen Verbrauchern die mit Erdgas betriebenen Geräte an die Nutzung von H-Gas angepasst werden. Dies gilt gleichermaßen für private Haushalte wie für Unternehmen. Im Vorfeld der eigentlichen Anpassungen findet eine Vollerhebung aller Gasgeräte – wie beispielsweise Gasherde und Heizkessel – im jeweiligen Netzgebiet statt, um eine Übersicht über die insgesamt vorhandenen Gasgeräte zu erlangen.<br /> <br /> Die bei der Anpassung der Gasgeräte anfallenden Kosten werden über die Regulierung der Netzentgelte gem. §§&amp;nbsp;21 ff. [[Energiewirtschaftsgesetz|EnWG]] auf alle Endverbraucher umgelegt (Wälzung der Kosten).&lt;ref&gt;[http://www.dvgw.de/gas/marktraumumstellung/ Marktraumumstellung], [[Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches|DVGW]], abgerufen am 7. Februar 2016&lt;/ref&gt; Die Netzentgeltregulierung berücksichtigt insbesondere den Umstand, dass der Betrieb eines Gasversorgungsnetzes ein natürliches Monopol darstellt, welches ohne eine gesetzliche Regulierung die Preise für die Netznutzung frei bestimmen und insofern übermäßig hoch ansetzen könnte.<br /> <br /> === Situation in Österreich ===<br /> Bereits ab 1943 wurde in Österreich Erdgas dem [[Stadtgas]] beigemischt. In den Städten (z.B. Baden, Stockerau, Wien, Wiener Neustadt) erfolgte ab Ende der 60er bis hinein in die 80er Jahre die Umstellung von Stadtgas auf Erdgas.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> !Jahr || Österreichischer Erdgasimport [[Größenordnung (Energie)#Terajoule – TJ|TJ]]&lt;ref&gt;Bundesanstalt Statistik Österreich&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |2000||{{0}}248.064<br /> |-<br /> |2005||{{0}}373.822<br /> |-<br /> |2010||{{0}}474.049<br /> |-<br /> |2011||{{0}}510.953<br /> |-<br /> |2012||{{0}}541.128<br /> |-<br /> |2013||{{0}}396.671<br /> |-<br /> |2014||{{0}}386.748<br /> |-<br /> |2015||{{0}}438.718<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> Endkonsumenten, insbesondere privaten Haushalten wird bei Zahlungsverzug nach zumindest zweimaliger Mahnung – um rasches Wiedereinschalten zu ermöglichen, jedoch nicht vor Feiertagen – die Gaslieferung vom Gasversorger abgesperrt. 2013 wurden 8.457 Privathaushalten in Österreich, 6.081 davon in Wien, das Gas „abgedreht“ meldet die Regulierungsbehörde [[E-Control]] erstmals im Mai 2014 aufgrund der [[Gasmonitoringverordnung]]. Zahlen von Stromsperrungen aus demselben Grund würden von den Versorgern meist „schubladisiert“.&lt;ref&gt;[http://wien.orf.at/news/stories/2649261/ ''6.081 Wienern wurde das Gas abgedreht''], ORF.at vom 26. Mai 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ökologische Aspekte ==<br /> Durch die geringen Verunreinigungen verbrennt Erdgas generell gegenüber anderen [[Fossile Brennstoffe|fossilen Brennstoffen]] sauberer. Trotzdem tragen Förderung, Transport, Verarbeitung und Verbrennung von Erdgas zur Freisetzung der [[Treibhausgas]]e [[Methan]] und [[Kohlenstoffdioxid]] bei. Durch den höheren Heizwert wird beim Verbrennen von Erdgas um bis zu 25 % weniger Kohlenstoffdioxid erzeugt als bei Heizöl.<br /> <br /> Ökologisch wie ökonomisch unsinnig ist, wenn Erdgas als Nebenprodukt der [[Erdölförderung]] nicht gewinnbringend abgesetzt oder zurück in die Erde gepumpt werden kann, sondern [[Abfackeln|abgefackelt]] werden muss. Durch verschiedene ''{{lang|en|flare-down}}''-Programme der Erdölindustrie soll das Abfackeln vermindert und das Erdgas der Verarbeitung und einer kontrollierten, saubereren energetischen Nutzung zugeführt werden und dabei andere Energieträger ersetzen. Dies bewirkt eine erhebliche Verbesserung der globalen [[Ökobilanz]] und wird daher durch Steuervorteile gefördert. Falls einmal Erdgas nicht mehr ausreichend zur Verfügung steht, kann durch zunehmende Produktion und Beimischung von [[Biogas]] die Nachhaltigkeit der Investitionen in regionale Erdgasnetze gewährleistet werden.<br /> <br /> Durch undichte Stellen in Förderanlagen und Rohrleitungen entwichene Bestandteile des Erdgases gehen entweder direkt in die Erdatmosphäre bzw. lösen sich einige Bestandteile, sofern das Gas aus unterseeischen Leitungen entweicht, im Meerwasser. Bei ausreichender Tiefe und entsprechend hohem Druck sowie ausreichend tiefer Temperatur kann sich der Methan-Anteil des Erdgases als festes [[Methanhydrat]] am Meeresboden ablagern.<br /> <br /> Die Förderung unkonventionellen Erdgases mittels [[Hydraulic Fracturing]] ist mit einigen zusätzlichen Umweltrisiken verbunden, insbesondere hinsichtlich der den Frackfluiden zugesetzten Chemikalien und dem Entweichen von im Erdgas enthaltenen gesundheitsschädlichen Stoffen aus in offenen Tanks gelagertem Flowback und Lagerstättenwasser. Problematischer ist jedoch die starke Zunahme der Erdgasförderung in der Fläche infolge des Fracking-Booms, wie sie ab dem Jahr 2000 vor allem in den USA zu beobachten ist. Diese führt zu einer Verstärkung der allgemein mit der Erdgasförderung verbundenen Umweltbelastungen.<br /> <br /> == Sicherheitsaspekte ==<br /> Erdgas birgt durch seine Explosivität gewisse Unfallrisiken, was bei unsachgemäßem Gebrauch z. B. in Haushalten von Unfällen bis hin zu katastrophalen Ereignissen (Bsp. [[Gasexplosion von Chuandongbei]], [[Ghislenghien|Gasexplosion von Belgien]]) führen kann.<br /> <br /> Am 25. März 2012 wurde entdeckt, dass aus einem unbekannten Leck an der Gas-( und Öl-)Förderplattform Elgin PUQ des Konzerns Total in der Nordsee unter Wasser Gas ausströmt. Zunächst strömten nach Angaben des Betreibers täglich 200.000 Kubikmeter Gas aus dem Leck 25 Meter über dem Wasserspiegel ins Freie, später habe sich die Menge auf etwa ein Drittel verringert. Brand- und Explosionsgefahr durch an die Luft gelangtes Gas und wegen der Giftigkeit von im Gas enthaltenem [[Schwefelwasserstoff]] wurden für Schiffe und Flugzeuge Sicherheitszonen von bis zu 5,6&amp;nbsp;km Radius eingerichtet und benachbarte Plattformen evakuiert.&lt;ref&gt;[http://orf.at/stories/2112245/2112247/ ''Gas strömt unkontrolliert aus''], ORF.at vom 27. März 2012.&lt;/ref&gt;<br /> 50 Tage später, Mitte April 2012, teilte der Konzern mit, dass das Leck wieder geschlossen sei. &lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/nordseeplattform-elgin-oelkonzern-total-verschliesst-gasleck-a-833543.html &quot;Elgin&quot;-Gasleck ist gestopft] Der Spiegel vom 16. April 2012&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Erdgas/Tabellen und Grafiken]]<br /> * [[Take-or-Pay-Vertrag]]<br /> * [[Synthetisches Erdgas]]<br /> * [[Journal of Natural Gas Chemistry]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft, BGW: Die Erdgasversorgung der Zukunft, Informationen und Hintergründe zum deutschen Erdgasmarkt; 2006 [http://www.bgw.de/pdf/0.1_resource_2006_5_18.pdf PDF-Datei]<br /> * Günther Cerbe: ''Grundlagen der Gastechnik – Gasbeschaffung, Gasverteilung, Gasverwendung.'' Hanser Verlag, München/ Wien 2004, 6. Aufl., ISBN 3-446-22803-9.<br /> * Stefan Ueberhorst: ''Energieträger Erdgas- Exploration, Produktion, Versorgung.'' Bibliothek der Technik, Band 102, Verlag Moderne Industrien, Landsberg 1994, 2. Aufl., ISBN 3-478-93105-3.<br /> * Kulke, Holger (1994) ''Der Energieträger Erdgas.'' Geowissenschaften; 12, 2; 41–47; {{DOI|10.2312/geowissenschaften.1994.12.41}}.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> * [http://www.lbeg.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=657&amp;article_id=865&amp;_psmand=4 Jahresrückblick „Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland“], jeweils veröffentlicht in der Zeitschrift ''Erdöl Erdgas Kohle'' (Liste mit Artikel-Downloadlinks ab dem Jahr 2002 auf der Webseite des [[Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie|LBEG]])<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.bdew.de/internet.nsf/id/DE_Home| titel= Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) | datum=2010-00-00 | zugriff=2010-07-30 }}<br /> * [http://www.erdoel-erdgas.de/ Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.&amp;nbsp;V.]<br /> * [http://www.erdgas.at/ Erdgas.at – Österreichischer Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen]<br /> * [http://www.erdgas.ch/ Erdgas.ch – Verband der Schweizerischen Gasindustrie]<br /> * [http://www.dvgw.de/ DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.&amp;nbsp;V. / Technisch-wissenschaftlicher Verein]<br /> * [http://www.spiegel.de/thema/unkonventionelle_gasfoerderung/ SPIEGEL ONLINE: Themenseite zur unkonventionellen Gasförderung]<br /> * [http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Energie/Erdgas/erdgas_node.html Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]<br /> * W. Wagner, O. Kunz: ''Die ganze (thermodynamische) Wahrheit steckt in einer Formel. Erdgas-Zustandsgleichung als internationaler Standard'', [http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/maschinenbau/pdf/beitrag11.pdf PDF-Datei]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Fossiles Brenngas]]<br /> [[Kategorie:Montangeologie]]<br /> [[Kategorie:Erdgaswirtschaft| ]]<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4015143-8}}</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Erdgas&diff=169216348 Erdgas 2017-09-18T14:02:07Z <p>Mdjango: /* Strom- und Wärmeproduktion */ +Springer, 2002, +DOI</p> <hr /> <div>[[Datei:Gaskessel gr.jpg|miniatur|[[Kugelgasbehälter]]]]<br /> <br /> '''Erdgas''' ist ein brennbares, natürlich entstandenes Gasgemisch, das in unterirdischen [[Lagerstätte]]n vorkommt. Es tritt häufig zusammen mit [[Erdöl]] auf, da es auf ähnliche Weise entsteht. Erdgas besteht hauptsächlich aus [[hochentzündlich]]em [[Methan]], die genaue Zusammensetzung ist aber abhängig von der Lagerstätte.&lt;ref&gt;Stadtwerke Aachen: Erdgas, getrocknet – Sicherheitsdatenblatt gemäß EG-Verordnung 1907/2006 (REACH) und §&amp;nbsp;6 GefStoffV; Pkt 3. Zusammensetzung; Stand 4. Oktober 2011 [http://www.stawag.de/privatkunden/Infocenter/Sonstige_Downloads/Sicherheitsblatt_Erdgas.pdf PDF-Datei]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Stadtwerke München: Erdgas, getrocknet – Sicherheitsdatenblatt gemäß EG-Verordnung 1907/2006 (REACH) und §&amp;nbsp;6 GefStoffV; Pkt 3. Zusammensetzung; Ausgabe Januar 2011 [http://www.stawag.de/privatkunden/Infocenter/Sonstige_Downloads/Sicherheitsblatt_Erdgas.pdf PDF-Datei]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als [[Fossile Energie|fossiler Energieträger]] dient es hauptsächlich der [[Gebäudeheizung|Beheizung]] von Wohn- und Gewerberäumen,&lt;ref&gt;[http://www.evn.at/Privatkunden/Produkte/Gas/Fragen-zu-Gas.aspx Welche Vorteile hat Erdgas?] Stand: 23. Mai 2010&lt;/ref&gt; als Wärmelieferant für thermische Prozesse in Gewerbe und Industrie (z.&amp;nbsp;B. in Großbäckereien, [[Ziegelei]]en, [[Zement]]werken, Gießereien und Metallhütten&lt;ref&gt;Medienübergreifende Umweltkontrolle in ausgewählten Gebieten, Wien: Umweltbundesamt, 2004.&lt;/ref&gt;), zur [[Elektrischer Strom|elektrischen Stromerzeugung]], als Treibstoff für [[Schiffsdieselmotor|Schiffe]] und [[Kraftfahrzeug]]e.&lt;ref&gt;[http://www.evn.at/Medien/EVN-Erdgastankstelle-St--Polten.aspx?listnode=/Medien Erdgaseinsatz für Busse], Pressetext der EVN AG, Stand: 22. Mai 2010&lt;/ref&gt; Hinzu treten mengenmäßig bedeutsame Anwendungen als Reaktionspartner in chemischen Prozessen, wo ebenfalls sein Energiegehalt genutzt wird. Diese sind beispielsweise die Ammoniaksynthese im [[Haber-Bosch-Verfahren]] ([[Dünger|Stickstoffdüngemittel]]), die [[Metallurgie|Eisenerzreduktion]] im [[Hochofen]]prozess oder die Herstellung von [[Wasserstoff]].<br /> <br /> == Rohes Erdgas ==<br /> === Eigenschaften ===<br /> [[Datei:Methan Keilstrich.svg|mini|hochkant=0.5|Strukturformel von Methan]]<br /> <br /> '''Allgemeines'''<br /> <br /> Bei Erdgas handelt es sich um ein Gasgemisch, dessen chemische Zusammensetzung je nach Fundstätte beträchtlich schwankt.<br /> <br /> Der Hauptbestandteil ist immer [[Methan]], der &lt;!-- molare --&gt; Anteil liegt in vielen Erdgaslagerstätten zwischen 75 % und 99 % der molaren [[Fraktion (Chemie)|Fraktion]]. Häufig enthält Erdgas auch größere Anteile an [[Ethan]] (1 % bis 15 %), [[Propan]] (1 % bis 10 %), [[Butan]], [[Ethen]] und [[Pentane]]. Ein solches Gasgemisch wird ''nasses Erdgas'' genannt, was nichts mit dem meist auch vorhandenen [[Wasserdampf]]anteil zu tun hat, sondern die unter Druck leicht verflüssigbaren Gase meint, die im Englischen auch ''Natural Gas Liquids'' (NGL) genannt werden.<br /> <br /> Weitere Nebenbestandteile sind [[Schwefelwasserstoff]] (häufig zwischen 0 % und 35 %&lt;ref name=&quot;Energieträger Erdgas&quot;&gt;S. Ueberhorst: ''Energieträger Erdgas.'' 1994, S. 50.&lt;/ref&gt;), der durch [[Schwefelrückgewinnung#Gasentschwefelung|Entschwefelung]] des Erdgases entfernt wird, [[Stickstoff]] (häufig zwischen 0 % und 15 %, in Extremfällen bis zu 70 %&lt;ref name=&quot;Energieträger Erdgas&quot; /&gt;), [[Kohlenstoffdioxid]] (häufig zwischen 0 % und 10 %) und Wasserdampf. Erdgas mit einem bedeutenden Schwefelwasserstoff-Gehalt wird ''Sauergas'' genannt. &lt;!-- nicht zu verwechseln mit der gleichlautenden Bezeichnung für verschiedene gasförmige Verbindungen, die zusammen mit Wasser eine Säure bilden, zu diesen gehört neben H2S auch CO2 --&gt; Zudem kann es einen erheblichen Gehalt an stark riechenden organischen [[Alkanthiole|Schwefelverbindungen]] enthalten.<br /> <br /> Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasser müssen mit Verfahren wie der [[Gaswäsche]] zunächst abgetrennt werden, da sie zum Teil giftig sind, zu Umweltschadstoffen (beispielsweise [[Schwefeldioxid]]) verbrennen, korrosiv wirken oder zu Hydratbildung neigen&lt;ref&gt;[https://www.wingas.com/rohstoff-erdgas/was-ist-erdgas.html Erdgasbestandteile]&lt;/ref&gt;. Das können für eine [[Bohrinsel]] bis zu 28.000 Tonnen pro Tag sein. Von großem Wert sind Erdgase, die bis zu 7 % [[Helium]] enthalten. Diese sind die Hauptquelle der Heliumgewinnung.<br /> <br /> Neben den genannten Gasen kann Erdgas auch etwas elementaren [[Schwefel]] (einige Gramm pro Kubikmeter) und Quecksilber (wenige Milligramm pro Kubikmeter) enthalten.&lt;ref name=&quot;Ullmann&quot;&gt;Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, 5. Auflage, Vol. A17, S. 74 ff.&lt;/ref&gt; Auch diese Stoffe müssen zuvor abgetrennt werden, da sie Schäden an der Fördereinrichtung hervorrufen.<br /> <br /> '''Physikalisch-technische Eigenschaften''' {{Anker|H-Gas}}{{Anker|L-Gas}}<br /> <br /> Erdgas ist ein brennbares, farb- und in der Regel geruchloses Gas mit einer Zündtemperatur von rund 600&amp;nbsp;°C. Es besitzt eine geringere Dichte als Luft. Zur vollständigen Verbrennung von 1&amp;nbsp;Kubikmeter Erdgas werden ungefähr 10&amp;nbsp;Kubikmeter Luft benötigt. Bei der Verbrennung entstehen als [[Reaktionsprodukt]]e im Wesentlichen [[Wasser]] und [[Kohlenstoffdioxid]]. Daneben können noch geringe Mengen [[Stickoxide]], [[Schwefeldioxid]], [[Kohlenmonoxid]] und [[Staub]] entstehen. Um eventuelle Leitungslecks [[Olfaktorische Wahrnehmung|olfaktorisch wahrnehmen]] zu können, wird aufbereitetes Erdgas vor der Einspeisung ins Netz mit einem Duftstoff versehen. Bei dieser [[Odorierung]] werden vorrangig [[Thioether]] (beispielsweise [[Tetrahydrothiophen]]) oder [[Alkanthiole]] (etwa [[Ethylmercaptan]] und [[Thiole|tertiäres Butylmercaptan]]) in geringsten Mengen zugesetzt. Diese Duftstoffe, und nicht die im Rohgas enthaltenen Verbindungen, sind für den klassischen Gasgeruch verantwortlich.<br /> <br /> Aus technischer Sicht ist Erdgas ein [[Brenngas]]. Innerhalb der Brenngase wird es gemäß dem DVGW Arbeitsblatt G260&lt;ref&gt;''Technische Regeln – Arbeitsblatt G 260: Gasbeschaffenheit.'' DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V., Bonn 2000 ([https://www.stadtwerke-coesfeld.de/fileadmin/Medienablage/Stadtwerke/Netze/Gas/arbeitsblatt_g_260.pdf PDF-Datei]; 1,0&amp;nbsp;MB), S.&amp;nbsp;8&amp;nbsp;f.&lt;/ref&gt; zur Gasfamilie&amp;nbsp;2 (methanreiche Gase) gerechnet. Diese werden nach ihrem [[Wobbeindex|Wobbe-Index]], der ein Maß für den Energiegehalt (Energiedichte) ist und von der genauen Zusammensetzung des Gases abhängt, in zwei Typen unterschieden: '''H-Gas''' (von engl. ''high [calorific] gas'', hoher Energiegehalt) hat einen höheren Anteil an Kohlenwasserstoffen und einen entsprechend geringen [[Inertgas]]&amp;shy;anteil (bei Erdgas vor allem [[Stickstoff]] und [[Kohlenstoffdioxid]]), während '''L-Gas''' (von engl. ''low [calorific] gas'', niedriger Energiegehalt) einen höheren Inertgasanteil aufweist. In Deutschland verwendetes H-Erdgas aus den [[Gemeinschaft Unabhängiger Staaten|GUS-Staaten]] besteht aus circa 98 % Methan, 1 % weiteren [[Alkane]]n (Ethan, Propan, Butan, Pentan) und 1 % Inertgasen. H-Erdgas aus der [[Nordsee]] besteht aus circa 89 % Methan, 8 % weiteren Alkanen und 3 % Inertgasen. L-Erdgas aus den [[Niederlande]]n und [[Norddeutschland]]&lt;ref&gt;Ströbele, Pfaffenberger und Heuterkes (2013): ''Energiewirtschaft. Einführung in Energie und Politik'', 3. Auflage, S. 149.&lt;/ref&gt; besteht aus etwa 85 % Methan, 4 % weiteren Alkanen und 11 % Inertgasen. Der [[Brennwert]] H&lt;sub&gt;s&lt;/sub&gt; (früher H&lt;sub&gt;o&lt;/sub&gt;) variiert entsprechend zwischen 10&amp;nbsp;kWh/kg (36&amp;nbsp;MJ/kg) bzw. 8,2 kWh/m³ (30&amp;nbsp;MJ/m³) bei L-Gas und 14&amp;nbsp;kWh/kg (50&amp;nbsp;MJ/kg) bzw. 11,1 kWh/m³ (40&amp;nbsp;MJ/m³) bei H-Gas. Der [[Heizwert]] H&lt;sub&gt;i&lt;/sub&gt; (früher H&lt;sub&gt;u&lt;/sub&gt;) liegt jeweils etwa 10 % unter diesen Werten. Die Dichte variiert zwischen 0,700&amp;nbsp;kg/m³ (H-Gas) und 0,840&amp;nbsp;kg/m³ (L-Gas), der [[Siedepunkt]] entspricht in etwa dem von Methan (−161&amp;nbsp;°C).<br /> <br /> Bei der Klassifikation von Prüfgasen für Gasgeräte werden nach (DIN) EN 437 Typ LL (low-low) und Typ E (Europe) unterschieden. Dabei entspricht Typ LL dem L-Gas und Typ E dem H-Gas.&lt;ref&gt;Autorenkollektiv: ''Gasinstallation: Tipps für die Praxis.'' Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. (ASUE) und der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVWG), Berlin 2010 ([http://www.asue.de/sites/default/files/asue/themen/energie_im_haus/2010/broschueren/09_01_10_gasinstallation_tipps_fuer_die_praxis_2010.pdf PDF-Datei]; 2,2&amp;nbsp;MB), S.&amp;nbsp;14&amp;nbsp;f&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Entstehung ===<br /> [[Datei:Anaerobic food chain.svg|mini|hochkant=1.5|Übersicht über die anaerobe Verwertung von polymeren Substraten und Lipiden durch Mikroorganismen. Bei den meisten Erdgasvorkommen ist der überwiegende Teil des Gases jedoch durch thermische Umwandlung bereits anaerob teilweise zersetzter organischer Substanz entstanden.]]<br /> <br /> Erdgas entsteht oft durch die gleichen geologischen Prozesse, die auch zur Entstehung von [[Erdöl]] führen. Erdöl und Erdgas kommen daher nicht selten zusammen in einer Lagerstätte vor. Dieses Erdgas entstand in geologischen Zeiträumen aus Massen von abgestorbenen und abgesunkenen marinen Kleinstlebewesen (überwiegend einzellige [[Algen]]), die zunächst unter sauerstofffreien Bedingungen am Meeresboden in einen Faulschlamm ([[Sapropel]]) umgewandelt wurden. Im Laufe von Jahrmillionen kann dieser durch [[Subsidenz (Geologie)|Subsidenz]] in tiefere Regionen der oberen [[Erdkruste]] versenkt und dort hohen Drücken und vor allem hohen Temperaturen ausgesetzt werden, die für die Umwandlung der organischen Substanzen in Erdgas sorgen (siehe auch [[Erdöl#Entstehung|Entstehung von Erdöl]]). Auch [[Steinkohle]]&amp;shy;flöze enthalten Erdgas. Dieses Gas stellt als [[Schlagwetter|schlagende Wetter]] eine große Gefahr im Kohlebergbau dar. Als [[Kohleflözgas]] wird es mittels Bohrungen aus tiefliegenden Steinkohleflözen gewonnen (siehe auch [[#Lagerstättentypen|Lagerstättentypen]]).<br /> <br /> Wirtschaftlich lohnende Erdgasmengen können aber auch infolge einer mikrobiellen Zersetzung organischer Sedimente an Ort und Stelle entstehen, das heißt ohne bedeutende thermische Prozesse und ohne wesentliche [[Migration (Geologie)|Migration]]. Gasvorkommen mit dieser Entstehungsgeschichte finden sich zum Beispiel im Voralpenland [[Oberösterreich]]s und [[Oberbayern]]s sowie im [[Wiener Becken]]. Mit einem Alter von nur 20 Millionen Jahren handelt es sich um geologisch sehr junge Lagerstätten.<br /> <br /> Das im Erdgas enthaltene [[Helium]] entstammt radioaktivem [[Alpha-Zerfall]] von Elementen, die als Bestandteile von [[Mineral]]en in den magmatischen Gesteinen des [[Grundgebirge]]s eines Sedimentbeckens enthalten sind. Das sehr mobile Helium migriert, wie die gasförmigen Kohlenwasserstoffe, im Poren- und Kluftraum der Gesteine in Richtung der Erdoberfläche und reichert sich in konventionellen Erdgaslagerstätten an.<br /> <br /> == Verwendung ==<br /> === Geschichte als Energierohstoff ===<br /> Schon vor etwa 2.000 Jahren nutzten die Chinesen Erdgas zur Salzgewinnung.<br /> <br /> Im Jahr 1626 berichteten französische Missionare über „brennende Quellen“ in flachen Gewässern von Nordamerika. Eine größere industrielle Nutzung von Erdgas begann in den USA im Jahr 1825 im Ort [[Fredonia (New York)|Fredonia]] im Westen des [[New York (Bundesstaat)|Bundesstaates New York]]. Hier legte ein gewisser William H. Hart einen Schacht zur Erdgasgewinnung für die Beleuchtung einer Mühle und eines Wohnhauses an. Hart nutzte Erdgas auch zur Beleuchtung eines Leuchtturms am [[Eriesee]]. Er gründete im Jahr 1858 die erste Erdgasgesellschaft, die ''Fredonia Gas Light Company''. Ab 1884 wurde Erdgas in [[Pittsburgh]] in der Glas- und Stahlindustrie verwendet. Das Gas wurde via Pipeline aus Murrysville, heute etwa 35&amp;nbsp;km östlich von Pittsburgh gelegen, in die Stadt geliefert. Damit war Pittsburgh die erste Stadt der Welt, die an eine Erdgaspipeline angeschlossen war.&lt;ref&gt;[http://aoghs.org/states/natural-gas-is-king-in-1880s-pittsburgh/ ''Natural Gas is King in Pittsburgh''], American Oil and Natural Gas Historical Society, abgerufen am 27. Juli 2014&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nordamerika, insbesondere die USA, hatte bis 1950 die höchste Nutzung von Erdgas der Welt (US-Förderanteil 1950 etwa 92 % der Weltproduktion, 1960 US-Förderanteil der Weltproduktion 80,2 %).&lt;ref name=&quot;Enz&quot;&gt;''Enzyklopädie Naturwissenschaften und Technik'', Zweiburgenverlag Weinheim 1981, Band E-J, Stichwort: Erdgas, S. 1232 ff.&lt;/ref&gt; In [[Westdeutschland]] betrug die Energienutzung von Erdgas Anfang der 1960er Jahre nur 1 % der fossilen Primärenergie. 1970 waren es etwa 5 % der fossilen Primärenergie in Westdeutschland.&lt;ref name=&quot;Enz&quot; /&gt;<br /> <br /> Erdgas wurde ursprünglich bei der Gewinnung von Erdöl lediglich abgefackelt.&lt;ref name=&quot;Craig&quot;&gt;Craig Morris: ''Zukunftsenergien, Die Wende zum nachhaltigen Energiesystem'', Heise Zeitschriftenverlag 2006, S. 91 ff ISBN 3-936931-26-7&lt;/ref&gt; Zunächst wurde Erdgas in den USA (seit Anfang der 1920er Jahre) und später in Europa (seit den 1960er Jahren) als Energierohstoff für die Wirtschaft genutzt.<br /> <br /> In einigen Ländern wird Erdgas auch heute noch [[Abfackeln|abgefackelt]], da der Transport des Gases kostenaufwändig ist. In den USA wurden in den letzten Jahren viele [[Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk]]e zur Stromgewinnung auf Erdgasbasis gebaut, diese haben einen sehr hohen Wirkungsgrad (60 %) und können dazu noch die Abwärme als Fernwärme zur Beheizung von Wohnhäusern nutzen.<br /> <br /> === Nutzung ===<br /> [[Datei:Compressed natural pump in Třebíč, Czech Republic.jpg|mini|hochkant|Zapfsäule für komprimiertes Erdgas (CNG) an einer Tankstelle in Třebíč, Tschechien]]<br /> <br /> ==== Strom- und Wärmeproduktion ====<br /> Erdgas wird in Deutschland und in vielen anderen Industrieländern im Wesentlichen zur Versorgung mit Nutzwärme in der Industrie und in Wohngebäuden genutzt. Gegenwärtig (2013) ist Erdgas (mit 25 % Anteil in Deutschland und 13 % in der Schweiz) bei fossilen Energieträgern ein sehr wichtiger Energierohstoff. Erdgas wird nach Prognosen der [[Internationale Atomenergie-Organisation|Internationalen Atomenergiebehörde]] (IAEA) bis zum Jahre 2080 mit einem Anteil von mehr als 50 % zum wichtigsten fossilen Energieträger werden.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot;&gt;Landolt Börnstein: ''New Series VIII'', 3A, Natural Gas Exploitaition Technologies, Springer, 2002, S. 40 ff. https://doi.org/10.1007/10696439_5&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In einigen Ländern spielt auch die Stromproduktion aus Gas eine große Rolle (Russland: ca. 50 % Anteil). In Deutschland ist der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung seit einigen Jahren rückläufig, er betrug 2015 noch 9,1 %.&lt;ref&gt;Hans-Joachim Ziesing: ''Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2015.'' Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e. V., Berlin 2016 ([http://www.ag-energiebilanzen.de/index.php?article_id=29&amp;fileName=ageb_jahresbericht2015_20160317_final.pdf PDF-Datei]; 441&amp;nbsp;kB), S.&amp;nbsp;17&lt;/ref&gt; Erdgas wird in [[Gasturbinenkraftwerk]]en und in [[GuD-Kraftwerk]]en verstromt. Diese Kraftwerke werden in Deutschland in erster Linie zur Deckung von [[Spitzenlast]] verwendet, die Leistung der dort genutzten [[Gasturbine]]n kann – im Vergleich zu Kohle- und Atomkraftwerken – gut (das heißt: zeitnah) geregelt werden.<br /> <br /> ==== Treibstoff für Kraftfahrzeuge ====<br /> Erdgas wird seit einigen Jahren auch verstärkt als Kraftstoff für [[Erdgasfahrzeug|entsprechend motorisierte Kraftfahrzeuge]] verwendet. Lagerung, Transport und Betankung erfolgen entweder als ''{{lang|en|Compressed Natural Gas}}'' (CNG, komprimiertes Erdgas), das heißt stark verdichtetes, aber nach wie vor gasförmiges Erdgas, oder als ''{{lang|en|Liquified Natural Gas}}'' ([[Flüssigerdgas|LNG, verflüssigtes Erdgas]]), das heißt durch starke Abkühlung verflüssigtes und durch Lagerung in Druckbehältern flüssig gehaltenes Erdgas.<br /> <br /> Erdgas als Treibstoff für Autos ist nicht zu verwechseln mit [[Flüssiggas|Autogas]]. Dieser auch mit NGL ''({{lang|en|Natural Gas Liquids}})'' oder LPG ''({{lang|en|Liquefied Petroleum Gas}})'' abgekürzte Brennstoff enthält kein Methan, sondern besteht überwiegend aus den langkettigeren Alkanen Propan und Butan, die im Erdgas nur in geringen Mengen vorhanden sind. Das an Tankstellen angebotene Autogas entstammt meistens der [[Erdölraffination]].<br /> <br /> Der Vorteil von Erdgas und Autogas liegt in der gegenüber Benzin und Diesel saubereren Verbrennung. Dies liegt im Fall von Erdgas / CNG einerseits daran, dass Erdgas im Verbrennungsraum bereits homogen gasförmig vorliegt, und nicht in zerstäubter Form wie Benzin und Diesel, andererseits daran, dass die Molekülketten nur ca. halb so viel Kohlenstoffatome im Verhältnis zu den Wasserstoffatomen enthalten wie die in Benzin und Diesel, also bei der Verbrennung mit Sauerstoff mehr Wasser (H&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;O) und weniger CO&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; und Ruß entsteht. Daher genießen beide Kraftstoffe in Deutschland steuerliche Vergünstigungen. Die Steuerbegünstigung für CNG soll bis Ende 2026 gewährt werden, wird aber ab 2024 sukzessive verringert &lt;ref&gt;[http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Pressemitteilungen/Finanzpolitik/2017/02/2017-02-15-pm7-strom-energiesteuer.html''Bundesregierung beschließt Änderung des Energiesteuer- und des Stromsteuergesetzes.''] Zugriff am 5. Juni 2017&lt;/ref&gt;. Die [[Energiesteuergesetz (Deutschland)|Energiesteuer]] für Erdgas beträgt derzeit 18,03 ct/kg. In Deutschland kann zwischen 0,70 Euro/kg und 1,26 Euro/kg getankt werden. Der Durchschnittspreis beträgt 1,03 Euro/kg (Stand März 2016).&lt;ref&gt;[http://www.gas-tankstellen.de/menu.php ''LPG- und CNG-Tankstellenverzeichnis für Deutschland.''] Zugriff am 8. März 2016&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine Alternative zu reinem Erdgas ist [[HCNG]], eine Mischung aus komprimiertem Erdgas und [[Wasserstoff]], mit der jedes Fahrzeug betrieben werden kann, das über einen herkömmlichen Erdgasmotor verfügt. Das Gleiche gilt für [[Biogas]].<br /> <br /> == Preisentwicklung ==<br /> [[Datei:Gas prices.svg|mini|400px|Erdgaspreise in Japan, Deutschland und den USA&lt;br /&gt;(in US-Dollar pro Mio. [[British thermal unit|Btu]])]]<br /> <br /> Die Gaspreise erreichten 2008/09 ihren Höhepunkt. Der anschließend einsetzende [[Schiefergas|Shale-Gas]]-Boom in den USA sorgte dort für deutlich niedrigere Erdgaspreise als im Rest der Welt.&lt;ref&gt;[[KfW]]: [https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Fokus-Volkswirtschaft/Fokus-Nr.-112-November-2015-Mit-Gas-in-die-Zukunft.pdf Mit Gas in die Zukunft], 30. November 2015&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zum Jahresende 2015 war jedoch ein globales Überangebot erreicht. Mit den zunehmenden Möglichkeiten des LNG-Imports mit [[#LNG-Transportschiffe|Schiffen]] nach Europa kam es auch hier zu einem Zusammenbruch der Großhandelspreise.&lt;ref name=oilprice&gt;{{Internetquelle|url=http://oilprice.com/Energy/Energy-General/European-Natural-Gas-Prices-Collapse.html|autor=Michael McDonald|titel=European Natural Gas Prices Collapse|werk=OilPrice.com|datum=2016-05-17|zugriff=2016-10-25}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2016 nahm die US-Firma [[Cheniere Energy]] den LNG-Export nach Europa auf.&lt;ref name=oilprice /&gt; Die Chemiefirma [[Ineos]] bezieht seit September 2016 [[Ethan]] aus den USA.&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=|Titel=First US shale gas arrives at Ineos plant in Scotland|Sammelwerk=BBC News|Datum=2016-09-28|Online=[http://www.bbc.com/news/uk-scotland-37474396 bbc.com]}}&lt;/ref&gt;<br /> {{Absatz}}<br /> <br /> == Vorkommen ==<br /> 1844 wurde in Europa erstmals Erdgas im Gebiet des Wiener Ostbahnhofs gefunden. 1892 folgten Funde bei [[Wels (Stadt)|Wels]]. Im 20. und 21.&amp;nbsp;Jahrhundert ausgebeutete große Gasfelder sind das [[Sea Troll|Troll-Feld]] in [[Norwegen]], das [[Nord-Feld (Katar)|Nord-Feld]] in [[Katar]] und das [[Gasfeld Urengoi]] in Russland. Des Weiteren werden noch große, unerschlossene Gasfelder im Iran vermutet. Methan in Gashydraten wird in großer Menge nicht nur im Bereich des [[Kontinentalschelf]]s vermutet, sondern auch in Permafrostböden in [[Sibirien]], [[Kanada]] und [[Alaska]].<br /> <br /> Die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] sind neben [[Russland]] das Land mit der höchsten Förderrate für Erdgas. Sie förderten im Jahr 2006 etwa 524 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Bis zum Jahr 1999 hatten sie 94.000 Bohrungen im eigenen Land vorgenommen.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot;&gt;Winnacker, Küchler: ''Chemische Technik'', Band 4, Energieträger, 5. Auflage, S. 13 ff., ISBN 3-527-30769-9&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Suche nach Lagerstätten ===<br /> Ziel der Erdgas[[Exploration (Geologie)|exploration]] ist das Auffinden von Erdgaslagerstätten. Im Vordergrund des Interesses stehen Lagerstättentypen, die mittels herkömmlicher Förderverfahren mit verhältnismäßig geringem Aufwand ausgebeutet werden können. Solche Vorkommen werden entsprechend als ''[[#Konventionelle Lagerstätten|konventionelle Vorkommen]]'' bezeichnet. Erkundungen, die von Geologen und Geophysikern privater oder staatlicher Erdöl- und Erdgasfirmen unternommen werden, konzentrieren sich daher auf die Identifizierung geologischer Verhältnisse, die die Anwesenheit konventioneller Vorkommen im Untergrund wahrscheinlich machen.<br /> <br /> Konventionelle Erdgasvorkommen bestehen aus einem porösen und permeablen, mit Erdgas gesättigten Speichergestein, das sich unterhalb einer geringporösen impermeablen Gesteinsschicht, dem Deckgestein, befindet. Speicher und Deckgestein müssen zusätzlich Teil einer geologischen Struktur sein, die erst die Anreicherung von Gas zu abbauwürdigen Mengen ermöglicht. Solche Strukturen heißen ''Erdgasfallen''. Das Erdgas kann so weder nach oben noch seitlich entweichen, und steht, da es sich tief unter der Erde befindet, [[Lithostatischer Druck|unter hohem Druck]].<br /> <br /> Die Auswertung von Satelliten- oder Luftbildern oder die mittels [[Geologische Karte|klassischer Kartierung]] aufgenommene Oberflächengeologie können dazu dienen, fossile Sedimentbecken zu identifizieren. Möglicherweise geben im Gelände angetroffene Erdgas-Austritte (z.&amp;nbsp;B. [[Schlammvulkan]]e) direkte Hinweise auf Gasvorkommen im Untergrund. Erste nähere Untersuchungen der Geologie des tieferen Untergrundes erfolgen oft durch [[Seismik|seismische Messungen]]. Dabei werden Druckwellen (im Prinzip [[Schall]]), erzeugt mittels Sprengungen in flachen Bohrlöchern oder mit Hilfe von [[Vibroseis|Vibratoren]], in den Erdboden geschickt. Die Schallwellen werden dabei von bestimmten Erdschichten, sogenannten ''Reflektoren'', zur Erdoberfläche zurückgeworfen, wo sie von hochsensiblen Erschütterungsmessern, sogenannten [[Geophon]]en registriert werden. Aus den Zeitdifferenzen zwischen „Abschuss“ der Welle und Registrierung durch die Geophone ergibt sich die Tiefenlage einzelner Reflektoren. Wenn Schallquellen und Messstellen netzförmig an der Erdoberfläche angeordnet sind, kann aus den ermittelten Daten ein dreidimensionales seismisches Modell des Untergrundes erstellt werden (3D-Seismik).&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt; Aus diesem Modell lassen sich Erkenntnisse über die Geologie des Untergrundes gewinnen, anhand derer festgelegt wird, auf welche Bereiche der seismisch erkundeten Region sich die weitere Explorationsarbeit konzentriert.<br /> <br /> An besonders vielversprechenden Stellen werden Probebohrungen niedergebracht. Hierbei wird die Interpretation des seismischen Modells mit der tatsächlich erbohrten Geologie abgeglichen und entsprechend verfeinert. Das Antreffen gasgesättigten Sedimentgesteins in einer vorhergesagten Tiefe bestätigt dann die Interpretation einer im seismischen Profil erkennbaren Struktur als Erdgasfalle.<br /> <br /> Interessiert man sich nach Beginn der Förderung für Veränderungen des [[Fluid]]gehalts einer Lagerstätte, kann eine so genannte 4D-Seismik durchgeführt werden.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt; Hierbei erkennt man die durch die Förderung entstehenden Veränderungen oder noch vorhandene Vorräte einer Lagerstätte.<br /> <br /> === Lagerstättentypen ===<br /> [[Datei:(Non) Conventional Deposits.svg|mini|lang=de|hochkant=1.8|Schematische Darstellung der Förderung von Erdöl und Erdgas, links:&amp;nbsp;konventionelle Lagerstätte (mit Erdöl assoziiertes Erdgas), rechts:&amp;nbsp;unkonventionelle Lagerstätten.]]<br /> <br /> ==== Konventionelle Lagerstätten ====<br /> Der bisher am häufigsten erschlossene Erdgaslagerstättentyp sind Gasvorkommen in porösen und permeablen Gesteinen (z.&amp;nbsp;B. [[Sandstein]]e, [[Massenkalk]]e) unterhalb geringporöser, impermeabler Gesteine ([[Tonstein]]e, [[Mergelstein]]e, feinkörnige Kalksteine). Das Gas ist hierbei im Porenraum der permeablen Gesteine aus noch größerer Tiefe nach oben gestiegen (migriert), wo der weitere direkte Aufstieg durch das impermeable Deckgestein verhindert wird. Besondere Voraussetzung für die Bildung einer Lagerstätte ist jedoch die Existenz geologischer Strukturen, die eine seitliche Migration des Gases unterhalb des Deckgesteins verhindern und somit überhaupt erst eine Anreicherung größerer Gasmengen im dann als ''Speichergestein'' bezeichneten porösen Gestein ermöglichen. Solche Strukturen, die sowohl sedimentären als auch tektonischen Ursprungs sein können, werden ''Erdgasfallen'' genannt. Dies können u.&amp;nbsp;a. „ertrunkene“ fossile [[Riff (Geographie)|Riffkörper]] sein oder die Flanken eines [[Salzstock]]es.<br /> <br /> Sehr häufig tritt Erdgas aufgrund seiner geringeren Dichte in den obersten Bereichen einer konventionellen Erdöllagerstätte auf. Man spricht hierbei von ''assoziiertem'' („mit Öl vergesellschaftetem“) ''Erdgas''. Reine Erdöllagerstätten ohne Gas sind eher die Ausnahme, da sich in Erdölmuttergesteinen stets auch Gas bildet und beides zusammen in die Lagerstätten migriert. Das bei der [[Erdöl#Gewinnung|Erdölgewinnung]] anfallende Erdgas wird abgetrennt und gesondert verarbeitet oder aber, insbesondere bei der Offshore-Ölförderung, einfach abgefackelt (d.&amp;nbsp;h., noch an Ort und Stelle der Förderung mit einer [[Gasfackel]] verbrannt). Weil Erdgas eine deutlich höhere Mobilität als Erdöl besitzt, läuft dessen Migration leichter ab. Deshalb sind reine Erdgaslagerstätten konventionellen Typs, sogenanntes ''nicht-assoziiertes Erdgas'', relativ häufig.<br /> <br /> ==== Unkonventionelle Lagerstätten ====<br /> Als unkonventionell werden Lagerstätten bezeichnet, die nicht dem konventionellen Erdgasfallen-Typ entsprechen und aus denen meist nur mit erheblichem Aufwand Gas gefördert werden kann (z.&amp;nbsp;B. durch sogenanntes ''[[Hydraulic Fracturing|Fracking]]''). In den USA werden bereits 40 % der gesamten Gasproduktion aus unkonventionellen Vorkommen gefördert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|autor=|url=http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,688088,00.html|titel=Erdgas aus Deutschland: Schatzsuche im Schiefer|hrsg=Spiegel Online|datum=2010-04-12|zugriff=2010-04-12 }}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Jan Willmroth|Titel=Energie: Egal was passiert, Fracking wird bleiben|Sammelwerk=[[Süddeutsche Zeitung]]|Datum=2016-02-11|Online=[http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kommentar-der-fracking-boom-wirdbleiben-1.2857403 sueddeutsche.de]}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===== Kohleflözgas =====<br /> Auch in [[Kohleflöz]]en ist Erdgas gebunden. Methan wird von Kohle an seiner großen inneren Oberfläche in bedeutendem Umfang [[Adsorption|adsorbiert]]. In größeren Tiefen kann durch den höheren Druck Kohle proportional mehr Erdgas enthalten und entsprechend mehr durch Entspannen und Abpumpen gefördert werden. Kohleflöze können auch durch [[Untertagevergasung]] in ein erdgasähnliches [[Brenngas]] umgewandelt werden.<br /> <br /> In den USA werden 10 % des Erdgases aus Kohleflözen gewonnen, dies waren im Jahr 2002 etwa 40 Milliarden Kubikmeter. In den USA wurden 11.000 Bohrungen durchgeführt, um diesen Lagerstättentyp zu erschließen. In Deutschland werden die Erdgasreserven in Kohleflözen auf etwa 3.000 Milliarden Kubikmeter geschätzt.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt; Weltweit schätzt man die Erdgasreserven in Kohleflözen auf 92.000 bis 195.000 Milliarden Kubikmeter.<br /> <br /> ===== Gashydrate =====<br /> Bei hohem Druck und tiefen Temperaturen bildet Methan zusammen mit Wasser einen eisähnlichen Feststoff, sogenanntes [[Methanhydrat]]. Ein Kubikmeter [[Gashydrat]] enthält etwa 164&amp;nbsp;Kubikmeter Methangas. In den Meeresböden der heutigen Kontinentalschelfe und -hänge, ab etwa 300&amp;nbsp;Meter unterhalb des Meeresspiegels, sowie in [[Permafrost]]böden gibt es erhebliche Vorkommen. Das Methan stammt aber vermutlich nur teilweise aus „undichten“ Erdgaslagerstätten. Der andere Teil entstammt der Tätigkeit von Mikroorganismen im Boden bzw. Meeresboden.<br /> <br /> ===== Tight Gas =====<br /> „{{lang|en|Tight Gas}}“ findet sich in „zerstörten“ Speichergesteinen (sogenannten ''{{lang|en|tight gas sands}}'' oder ''{{lang|en|tight gas carbonates}}''), d.&amp;nbsp;h. in Gesteinen, die einst porös und permeabel genug waren, dass Erdgas dort hinein migrieren konnte. Fortschreitende [[Diagenese]] mit verstärkter Kompaktion des Speichergesteins bzw. zusätzlichem Wachstum von Mineralkörnern führte zu einer deutlichen Verringerung des Porenraumes und einem Verlust der Poreninterkonnektivität. Durch den damit einhergehenden Verlust der Permeabilität, ist eine ökonomisch sinnvolle Erdgasförderung mit konventionellen Methoden aus diesen Gesteinen unmöglich.&lt;ref&gt;Karen E. Higgs, Horst Zwingmann, Agnes G. Reyes, Rob H. Funnell: ''Diagenesis, Porosity Evolution, and Petroleum Emplacement in Tight Gas Reservoirs, Taranaki Basin, New Zealand.'' Journal of Sedimentary Research. Bd.&amp;nbsp;77, Nr.&amp;nbsp;12, 2007, S.&amp;nbsp;1003–1025, {{DOI|10.2110/jsr.2007.095}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach einer allgemeineren Definition von Tight-Gas-Lagerstätten bezeichnet der Begriff alle nicht-konventionellen Vorkommen, die zwar tief unter der Erde liegen, aber durch herkömmliche Förderverfahren nicht rentabel bewirtschaftet werden können bzw. keine wirtschaftlich lohnenden Mengen an Erdgas liefern.&lt;ref&gt;''The best definition of tight gas reservoir is “a reservoir that cannot be produced at economic flow rates nor recover economic volumes of natural gas unless the well is stimulated by a large hydraulic fracture treatment, by a horizontal wellbore, or by use of multilateral wellbores.”'' Stephen A. Holditch: ''Tight Gas Sands.'' Journal of Petroleum Technology. Juni&amp;nbsp;2006, S.&amp;nbsp;84–90&lt;/ref&gt; Unter diese Definitionen fallen nicht nur Erdgaslagerstätten in diagenetisch „zerstörten“ Speichergesteinen, sondern auch Schiefergas- und Kohleflözgas-Lagerstätten.<br /> <br /> ===== Schiefergas =====<br /> Im Gegensatz zu Tight Gas im engeren Sinne ist [[Schiefergas]] („{{lang|en|Shale Gas}}“) gar nicht erst dazu gekommen, in ein (ursprünglich) poröseres Gestein zu migrieren, sondern befindet sich noch in seinem Muttergestein, einem primär [[kohlenstoff]]reichen [[Tonstein]] („Ölschiefer“ im weitesten Sinn).&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url=http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail.asp?cat=2&amp;id=46520&amp;source=paging&amp;cp=2 | titel=Gas aus Ölschieferfeldern krempelt Erdgasmärkte um | hrsg=VDI Verlag GmbH | werk=VDI-Nachrichten | datum=2010-03-12 | zugriff=2010-08-02 }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ===== Aquifergas =====<br /> Außerdem kann eine erhebliche Erdgasmenge in sehr tiefen Grundwasserschichten eines [[Aquifer]]s gelöst sein.<br /> <br /> === Vorräte ===<br /> Die Menge des in Lagerstätten enthaltenen Erdgases liegt laut Schätzungen der [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]] über die weltweiten Erdgas[[Ressource#Lagerstättenkunde|ressourcen]] und -reserven bei 819.000 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Dabei liegen Erdgasreserven, d.&amp;nbsp;h. derzeit technisch und wirtschaftlich gewinnbare Mengen, bei 192.000 Milliarden Kubikmetern. Bei weltweit gleichbleibender Erdgasförderung von etwa 3.200 Milliarden Kubikmetern pro Jahr entspricht dies einer [[Reichweite (Rohstoff)|statischen Reichweite]] von etwa 60 Jahren.&lt;ref name=&quot;BGR 2011&quot;&gt;{{Internetquelle | url= http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Energie/Downloads/Energiestudie-Kurzf-2011.pdf?__blob=publicationFile&amp;v=3&amp;bcsi_scan_134AC0A7F1E2510F=0&amp;bcsi_scan_filename=Energiestudie-Kurzf-2011.pdf| titel= Kurzstudie – Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2011| hrsg= [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]]| datum=2011-11-00 | zugriff=2012-10-22 | format= PDF-Datei; 9,0&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt; Diese Zahlen beinhalten die gemeinsame Betrachtung von konventionellem und dem bereits seit einigen Jahren wirtschaftlich geförderten nicht-konventionellen Erdgas und umfasst Schiefergas ''(Shale Gas)'', Kohleflözgas (''coal bed methane'', CBM) sowie Erdgas in dichten Sandsteinen und Karbonaten ''(Tight Gas)''. ''Tight Gas'' wird derzeit überwiegend in den Vereinigten Staaten gefördert, wobei eine strikte Abgrenzung vom konventionellen Erdgas nicht mehr stattfindet. Auch in Deutschland wird seit Jahren Erdgas aus dichten Sandsteinen produziert und gemeinsam mit konventionellem Erdgas ausgewiesen.<br /> Nicht enthalten sind darin die Ressourcen von Aquifergas und Erdgas aus Gashydrat, da derzeit noch offen ist, ob und wann dieses Potenzial kommerziell genutzt werden kann. Insgesamt gibt es hier ein Potenzial von bis zu 1.800.000 Milliarden Kubikmeter.&lt;ref name=&quot;BGR 2011&quot; /&gt;<br /> <br /> Zur Lage der konventionellen und unkonventionellen Vorkommen von Erdöl und Erdgas auf der Erde siehe auch ''[[Erdölgewinnung#Lage der Öl- und Gaslagerstätten auf der Erde|Erdölgewinnung]].''<br /> <br /> == Erdgasindustrie ==<br /> === Gewinnung ===<br /> [[Datei:Sage-Exon-10.jpg|mini|Erdgasaufbereitungsanlage in Niedersachsen (bei [[Großenkneten]])]]<br /> [[Datei:Erdgasfoerderanlage.jpg|mini|Erdgasförderanlage in der Nähe von [[Wettmar]]]]<br /> <br /> Erdgas wird durch Bohrungen entweder in reinen Erdgasfeldern gewonnen oder als Nebenprodukt bei der [[Erdölförderung]]. Da das Erdgas in der Regel unter hohem [[Druck (Physik)|Druck]] (manchmal circa 600 bar) steht, fördert es sich sozusagen von selbst, sobald das Reservoir einmal geöffnet ist.<br /> <br /> Im Laufe der Zeit nimmt der Gasdruck der Lagerstätte stetig ab. Die Exploration erfolgt heutzutage zunächst mit dreidimensionalen physikalischen Seismographen, dann durch geochemische Methoden und schließlich durch eine Erdbohrung.<br /> <br /> ==== Bohrtechnik an Land ====<br /> ===== Unkonventionelles Erdgas =====<br /> {{Hauptartikel|Hydraulic Fracturing|titel1=Hydraulic Fracturing}}<br /> <br /> ===== Konventionelles Erdgas =====<br /> Beim Bohren nach Erdgas wird häufig eine Tiefe von 4–6 Kilometer, bei Erkundungsbohrungen manchmal bis 10 Kilometer erreicht. Es gibt auch Bohrer, die nicht nur senkrecht, sondern auch [[Richtbohren|schräg bis horizontal]] ins Gestein bohren können (insbesondere für Offshore-Bohrungen entwickelt). Beim Bohren muss das Gestein zerstört und nach oben befördert werden, ein Mantel muss den Bohrhohlraum schützen.<br /> <br /> Im sogenannten [[Rotary-Bohrverfahren]] befindet sich der [[Bohrmeißel]] in einem ummantelten Bohrgestänge, das an einem Flaschenzug im Bohrturm (Höhe: 20 bis 40 Meter) befestigt ist.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt;<br /> <br /> Beim Bohren können Instabilitäten im Gestein und ein Verlust an Bohrflüssigkeit auftreten, daher müssen Rohrstränge (auch Casing genannt) zur Stabilität des Bohrprozesses eingebracht werden. In der nachfolgenden Stufe wird dann mit einem geringeren Durchmesser gebohrt.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot; /&gt;<br /> <br /> Der Bohrloch-Durchmesser nimmt mit zunehmender Tiefe ab (von etwa 70&amp;nbsp;cm auf 10&amp;nbsp;cm). In der Mantelschicht strömt eine wässrige Tonlösung zur Kühlung des Bohrmeißels, zur Stabilisierung des Bohrlochs und zur Förderung des Bohrkleins. Zwischen dem Förderstrang und der Bohrlochauskleidung ist im Bohrloch knapp über der Erdgas führenden Schicht eine Dichtungsmanschette – Packer genannt – angebracht. Im Kopf des Mantels ist das Hauptventil – zum Öffnen und Schließen des Gasstromes – angebracht. Darüber befinden sich Messapparaturen, Ventile, Rohrverbindungen zur Weiterleitung.<br /> <br /> Die [[Erdgassonde]] wird an der Erdoberfläche durch das [[Eruptionskreuz]] abgeschlossen, das aus zwei Hauptschiebern besteht, von denen einer als automatischer Sicherheitsabsperrschieber ausgerüstet ist, der bei kritischen Betriebsbedingungen die Sonde automatisch sperrt. Vom Bohrloch weg erfolgt die Ableitung des Gases über weitere Schieber und den Düsenstock – in der Regel mit einem Betriebsdruck von etwa 70&amp;nbsp;bar – zur Sammelstelle.<br /> <br /> Die Bohrkosten machen bis zu 80 % der Aufwendungen bei den Erschließungskosten einer neuen Erdgaslagerstätte aus.<br /> <br /> ==== Meeresbohrtechnik ====<br /> Die ersten Offshore-Bohrungen wurden 1947 von den USA vorgenommen. Später wurden fixe Bohrplattformen mit ausfahrbaren Beinen konstruiert. Es konnten Wassertiefen von mehreren hundert Metern erreicht werden.<br /> <br /> Schließlich wurden auch schwimmende Bohrplattformen („Offshore-Drilling Units“) und Bohrschiffe entwickelt. Dabei wird der [[Bohrlochkopf]] auf den Meeresgrund verlagert.<br /> Es ist gelungen, mit derartigen Bohranlagen bis in 3.000 Meter Wassertiefe vorzustoßen.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt;<br /> <br /> === Verarbeitung ===<br /> ==== Trocknung ====<br /> ===== Erdgastrocknung =====<br /> Die Trocknung von Erdgas, d.&amp;nbsp;h. der Entzug von Wasser oder höheren Kohlenwasserstoffen, ist ein wesentlicher Vorgang bei der Erdgasaufbereitung.<br /> <br /> Bei ungenügender Trocknung kann es zur Bildung von [[Methanhydrat]]en kommen. Die festen Methanhydrate können zu einem extremen Druckabfall in der Pipeline beitragen und die Ventile und Rohrleitungen beschädigen. Die Trocknung garantiert auch einen gleich bleibenden Brennwert des Gases bei der Einspeisung in das öffentliche Gasnetz.<br /> <br /> Gemessen wird der Trocknungsgrad von Erdgas mit dem [[Taupunkt]]. In der Regel wird ein Druck-Taupunkt unter −8&amp;nbsp;°C angestrebt.<br /> <br /> Zur Gastrocknung sind unter anderem folgende Verfahren bekannt:<br /> <br /> ===== Absorptionstrocknung mit Triethylenglycol =====<br /> Bei der Absorptionstrocknung wird Erdgas in einer Absorptions-[[Kolonne (Verfahrenstechnik)|Kolonne]] mit [[Triethylenglycol]] (TEG) in Kontakt gebracht. TEG ist stark hygroskopisch und entzieht dadurch dem Gas das Wasser.<br /> <br /> Der Kontakt beider Medien erfolgt im [[Gegenstromprinzip (Verfahrenstechnik)|Gegenstrom]]. Das Gas strömt in der Kolonne von unten nach oben. Entgegen hierzu wird das Triethylenglycol in der Kolonne oben eingebracht und unten wieder ausgeschleust. Voraussetzung für eine gute Wasseraufnahme ist eine große Kontaktfläche zwischen TEG und Gas, weshalb in der Kolonne eine strukturierte Packung eingebaut ist. In der Packung verteilt sich das TEG weiträumig.<br /> <br /> Das aus der Kolonne ausgeschleuste Triethylenglycol wird in einer Regenerationsanlage wieder aufbereitet. In einem [[Verdampfer (Verfahrenstechnik)|Verdampfer]] werden durch Erhitzen das aufgenommene Wasser sowie in geringeren Mengen auch [[Kohlenwasserstoffe]] aus dem Triethylenglycol entfernt.<br /> <br /> Der Verdampfer wird über heiße [[Abgas|Verbrennungsgase]] beheizt, welche in einer separat aufgestellten [[Feuerraum|Brennkammer]] erzeugt werden. In der Brennkammer werden auch die bei der Regeneration entstehenden [[Brüden]]gase verbrannt. Dadurch wird der Bedarf an zusätzlich eingespeisten Brennstoff reduziert. Außerdem müssen die Brüdengase nicht aufwändig kondensiert und entsorgt werden.<br /> <br /> ===== Trocknung mittels Molekularsieb =====<br /> Der Trocknungsprozess von Gasen mittels [[Molekularsieb]] erfolgt in der Regel in verschiedenen Stufen:<br /> <br /> In einer ersten Stufe erfolgt die Vortrocknung durch Wärmeübertrager oder andere Arten von Wasserabscheidern.<br /> Hierbei wird das Gas gekühlt und durch Abscheider große Mengen an Wasser entzogen.<br /> Der Restwassergehalt im Gas ist nach diesem Prozess allerdings noch zu hoch, um es genügend komprimieren und damit verflüssigen zu können.<br /> <br /> Nach der Vortrocknung gelangt das Gas in sogenannte Adsorber. Dies sind mindestens zwei Tanks, welche mit einem Molekularsieb gefüllt sind. Das Gas wird zunächst durch Adsorber Nr.&amp;nbsp;1 geleitet. Der Wasserdampf wird vom Molekularsieb aufgenommen (adsorbiert). Dieser Adsorptionszyklus kann bis zu 12&amp;nbsp;Stunden oder mehr dauern. Anschließend wird der Gasstrom durch Adsorber Nr.&amp;nbsp;2 geleitet und der Adsorber Nr.&amp;nbsp;1 „geht“ in die Regenerationsphase. Bei der Regenerierung wird heiße Luft, Stickstoff oder das Erdgas mit einer Temperatur ab ca. 280&amp;nbsp;°C durch den Adsorber gepresst. Hierdurch werden die vom Molekularsieb zurückgehaltenen Wasserdampfmoleküle wieder abgegeben und aus dem Tank heraus befördert. Danach erfolgt die Kühlung des Molekularsiebes über mehrere Minuten bis Stunden. Eine Adsorptions- und Regenerationsphase nennt man Zyklus.<br /> <br /> Am Gasaustritt kann ein Taupunkt von bis zu −110&amp;nbsp;°C erreicht werden.<br /> <br /> Die bei der Erdgastrocknung eingesetzten Molekularsiebe werden speziell für die verschiedensten Gaszusammensetzungen entwickelt. Oft müssen nicht nur Wassermoleküle, sondern auch Schwefelwasserstoff oder Kohlenwasserstoffe aus dem Gas entfernt werden. In den meisten Fällen kommt ein 4A Molekularsieb (mit einer Porenöffnung von 4 [[Ångström (Einheit)|Å]] Durchmesser) zum Einsatz. Es gibt auch Situationen, für welche eine Kombination aus verschiedenen Typen zur Anwendung gelangt.<br /> <br /> ==== Abtrennung von Kohlenstoffdioxid und Schwefelwasserstoff ====<br /> Die Abtrennung von Kohlenstoffdioxid und Schwefelwasserstoff erfolgt auf chemischem oder physikalischem Weg. Die beiden Gase können zusammen mit einer Base wie [[N-Methyl-Pyrrolidon]] (Purisol-Verfahren) in einem hochsiedenden Lösungsmittel gebunden werden.<br /> <br /> Bei der physikalischen Abtrennung, beispielsweise dem Sulfinol-Prozess, wird eine hochsiedende polare organische Flüssigkeit, die etwas Wasser enthält, eingesetzt. Beim Sulfinol-Prozess verwendet man als Lösungsmittel eine Mischung aus [[Diisopropanolamin]] (DIPA), [[Tetrahydrothiophendioxid]] (Sulfolan) und Wasser.<br /> <br /> Der Schwefelwasserstoff aus dem Erdgas wird unter hoher Hitze mit Sauerstoff zu Schwefel umgesetzt ([[Claus-Verfahren]]).<br /> <br /> ==== Abtrennung von Stickstoff ====<br /> Stickstoff und Helium können durch Tieftemperaturtrennung vom Erdgas abgeschieden werden. In einer Hochdrucktrennapparatur steigt ein mit Stickstoff angereicherter Gasstrom nach oben, Methangas strömt zum Sumpf der Kolonne. Dieser Verfahrensschritt kann mit der [[Flüssiggas]]herstellung (LNG) gekoppelt werden.<br /> <br /> ==== Radioaktiver Abfall ====<br /> Im Dezember 2009 wurde der Öffentlichkeit bekannt, dass bei der Erdöl- und Erdgasförderung jährlich Millionen Tonnen [[Radioaktiver Abfall|radioaktiver Rückstände]] anfallen, für dessen Entsorgung größtenteils der Nachweis fehlt.&lt;ref name=&quot;tagesschau Öl und Gas&quot;&gt;{{Cite web|url=http://www.tagesschau.de/inland/radioaktivitaet104.html|work=tagesschau.de|title=Strahlender Abfall von Öl und Gas|date=2009-12-07|accessdate=2010-02-06|archiveurl=https://web.archive.org/web/20091208120649/http://www.tagesschau.de/inland/radioaktivitaet104.html|archivedate=2009-12-08}}&lt;/ref&gt;<br /> Im Rahmen der Förderung an die Erdoberfläche gepumpte Schlämme und Abwässer enthalten NORM-Stoffe (Naturally occurring radioactive material), auch das hochgiftige und extrem langlebige [[Radium]] 226 sowie [[Polonium]] 210.<br /> Die spezifische Aktivität der Abfälle beträgt zwischen 0,1 und 15.000 [[Becquerel (Einheit)|Becquerel (Bq)]] pro Gramm. In Deutschland, wo etwa 1.000 bis 2.000 Tonnen Trockenmasse im Jahr anfallen, ist das Material laut der Strahlenschutzverordnung von 2001 bereits ab einem Bq pro Gramm überwachungsbedürftig und müsste gesondert entsorgt werden. Die Umsetzung dieser Verordnung wurde der Eigenverantwortung der Industrie überlassen, wodurch die Abfälle letztlich über Jahrzehnte hinweg sorglos und unsachgemäß beseitigt wurden. Es sind Fälle dokumentiert, in welchen Abfälle mit durchschnittlich 40 Bq/g ohne jede Kennzeichnung auf einem Betriebsgelände gelagert wurden und auch nicht für den Transport besonders gekennzeichnet werden sollten.&lt;ref name=&quot;DLF Hintergrund&quot;&gt;{{Cite web|url=http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1119961/|title=Unbekannte Gefahr – Radioaktive Abfälle aus der Öl- und Gasindustrie|work=Deutschlandfunk|date=2010-02-05|accessdate=2010-02-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Ländern mit größeren geförderten Mengen von Öl oder Gas entstehen deutlich mehr Abfälle als in Deutschland, jedoch existiert in keinem Land eine unabhängige, kontinuierliche und lückenlose Erfassung und Überwachung der kontaminierten Rückstände aus der Öl- und Gasproduktion. Die Industrie geht mit dem Material unterschiedlich um: In [[Kasachstan]] sind weite Landstriche durch diese Abfälle verseucht, in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] werden die radioaktiven Rückstände in die Nordsee geleitet.&lt;ref name=&quot;tagesschau Öl und Gas&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;DLF Hintergrund&quot; /&gt; In den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] gibt es in fast allen Bundesstaaten aufgrund der radioaktiven Altlasten aus der Erdölförderung zunehmend Probleme. In Martha, einer Gemeinde in [[Kentucky]], hat das Unternehmen [[Ashland Inc.]] tausende kontaminierte Förderrohre an Farmer, Kindergärten und Schulen verkauft, ohne diese über die Kontamination zu informieren. Es wurden bis zu 1.100 [[Röntgen (Einheit)|Mikroröntgen]] pro Stunde gemessen, so dass die Grundschule und einige Wohnhäuser nach Entdeckung der Strahlung sofort geräumt werden mussten.&lt;ref&gt;{{Cite web|url=http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/1140406/|title=Radioaktive Rückstände – Probleme aus der Ölförderung belasten Anwohner in Kentucky|work=Deutschlandfunk|date=2010-03-09|accessdate=2010-03-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Transport ===<br /> [[Datei:Storage Density of Natural Gas.jpg|mini|Speicherdichte von Erdgas bei verschiedenen Drücken und Temperaturen]]<br /> [[Datei:Rohrleitungsmarker für eine Erdgasleitung.jpg|mini|hochkant=0.5|Markierungsbake einer Hochdruckleitung, die den Verlauf der Unterflur-Pipeline im Gelände anzeigt]]<br /> [[Datei:Gasdruckregelstation Hochdruck auf Mitteldruck.jpg|mini|Eine Gasdruckregelanlage der [[Energieversorgung Niederösterreich|EVN]] entnimmt das Erdgas aus dem Erdgashochdrucknetz und reduziert es auf Mitteldruck.]]<br /> <br /> Erdgas wird überwiegend über Rohrleitungen, sogenannte [[Pipeline]]s, auch über große Distanzen (daher auch der Begriff [[Ferngas]]) transportiert. Bedeutende Pipelines für die Anbindung von Westeuropa, dessen Erdgas zum größten Teil aus Russland bezogen wird, sind unter anderen [[Nord Stream]] (North European Gas Pipeline), die [[Sojus (Pipeline)|Sojus-Pipeline]] und [[Erdgasleitung Jamal–Europa]].<br /> <br /> Erdgas kann durch physikalisch-technische Verfahren komprimiert oder in den flüssigen [[Aggregatzustand]] überführt werden. Gemein ist diesen Verfahren (siehe [[#Treibstoff für Kraftfahrzeuge|Treibstoff für Kraftfahrzeuge]]) eine Verringerung des [[Volumen]]s bzw. eine Erhöhung der [[Dichte]], wodurch größere Mengen an Erdgas auf kleinerem Raum gelagert und transportiert werden können bzw. die Transportrate in Pipelines deutlich höher ist.<br /> <br /> ==== Rohrleitungen ====<br /> Der Druck in Gasleitungsrohren gestaltet sich je nach Transport und Verteilung unterschiedlich.<br /> <br /> Die aus Stahl bestehenden Ferntransport-Rohrleitungen auf dem Festland haben einen Durchmesser von etwa 1,4&amp;nbsp;Metern, stehen unter einem Druck von etwa 84 bar, und sind in der Regel etwa einen Meter unter der Erde verlegt. Alle 100 bis 150 Kilometer muss eine Kompressorstation für neuen Druck sorgen. Ein weiter Transport von Erdgas kann – je nach Auslegung, Höhenverlauf und Durchflussrate einer Leitung – zu einem erheblichen Energieverbrauch durch Pumpen führen. Bei 4.700 Kilometern müssen etwa 10 % der Energie des Erdgases für den Pumpenbetrieb verwendet werden.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot; /&gt; Zur Begrenzung von Gefahren durch Lecks, die einen ungehinderten Gasaustritt ermöglichen könnten, werden außerdem in gewissen Abständen Schieber in einer Pipeline angebracht. In einer Steuerzentrale kann der Rohrdruck des Gasnetzes fernüberwacht werden. Dieses Netz wird von den Fernleitungsnetzbetreibern betrieben.<br /> <br /> Für die regionale Verteilung von Erdgas gibt es ein spezielles, dichteres Netzsystem von regionalen Betreibern, mit einem Rohrleitungsdruck von etwa 16&amp;nbsp;bar. Für den Transport von Erdgas an die regionalen Kommunen gibt es ein drittes Netz, das nur noch einen Erdgasdruck unter 1&amp;nbsp;bar hat, und für private Haushalte einen Überdruck von nur noch 20&amp;nbsp;mbar aufweist. Bis zu einem Druck von 10 bar sind heute für Gasleitungen Rohre aus Kunststoff ([[Polyethylen]]) üblich.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot; /&gt;<br /> <br /> In Deutschland hatte das Hochdruck-Erdgasnetz im Jahr 2002 eine Länge von etwa 50.000&amp;nbsp;Kilometer, das Netz mit Niederdruckleitungen zu den Hausanschlüssen hatte eine Länge von 370.000&amp;nbsp;Kilometer.<br /> <br /> Für die Errichtung und den Betrieb von Erdgasnetzen müssen, je nach Baugrund (Fels, Sand) und Geografie (Querung von Flüssen mit Dükern, Bahnleitungen, Autobahnen etc.) hohe Beträge aufgebracht werden. Der Beschaffungs- oder Zeitwert eines Erdgasnetzes ist insofern schwer abzuschätzen und hängt auch vom Geschäftsmodell ab (zukünftiger Ertragswert).<br /> <br /> Die fünf Erdgastransitleitungen in Österreich wiesen 2006 durchwegs Nenndruck 70&amp;nbsp;bar und folgende Nenndurchmesser auf: [[Trans Austria Gasleitung]] mit drei Parallel-Strängen (etwa 380&amp;nbsp;Kilometer lang) mit 900 bis 1.050&amp;nbsp;Millimetern, [[West-Austria-Gasleitung]] (245&amp;nbsp;Kilometer) 800&amp;nbsp;Millimeter, (kürzer als 100&amp;nbsp;Kilometer) Hungarian-Austria-Gasleitung und Penta-West 700&amp;nbsp;Millimeter und Süd-Ost-Gasleitung 500&amp;nbsp;Millimeter.&lt;ref&gt;Christoph Edler: ''Das österreichische Gasnetz.'' Bachelor-Thesis, Technische Universität Wien, 2013 ([http://www.ea.tuwien.ac.at/fileadmin/t/ea/lehre/bachelorarbeiten/Edler_-_das_oesterreichische_Gasnetz.pdf PDF-Datei]; 15&amp;nbsp;MB) S.&amp;nbsp;37&amp;nbsp;ff.&lt;/ref&gt; TAG erhielt (um 2006 bei Wildon) eine zweite Röhre, TAG aus 1970 stammend erhielt 2009+2011 neue [[Verdichterstation|Verdichter]] in Neustift und Baumgarten.<br /> <br /> ==== LNG-Transportschiffe ====<br /> Für den Schifftransport wird das Erdgas durch Abkühlen auf −160 °C verflüssigt (engl. ''{{lang|en|Liquefied Natural Gas}}, LNG''). Die derzeit (2014) größten LNG-Tanker der [[Q-Max]]-Klasse können über 266.000 m³ LNG transportieren. Für LNG-Tanker gibt es zwei Bauarten: Die Kugel- und die Membran-Tanker. Insgesamt 130 LNG-Tanker wurden bis zum Jahr 2000 konstruiert.&lt;ref name=&quot;Winnacker&quot; /&gt;<br /> <br /> Ab 4.000 Kilometer Landweg oder 2.000 Kilometer Seeweg ist diese Transportart ökonomisch günstiger als der Transport über ein Rohrleitungssystem.&lt;ref name=&quot;Landolt&quot; /&gt;<br /> <br /> ==== Umwandlung in synthetische Flüssigbrennstoffe ====<br /> Weil Mineralöle wie [[Motorenbenzin|Benzin]] und [[Dieselkraftstoff|Diesel]] keine Druckbehälter für Lagerung und Transport benötigen, ist die chemisch-technische Umwandlung in langkettige, bei Raumtemperatur flüssige Kohlenwasserstoffe (sogenannte [[GtL-Verfahren]]) eine Möglichkeit, Erdgas in eine relativ leicht handhabbare und platzsparende Form zu überführen. Solche synthetischen Mineralöle sind frei von Schwefel und Schwermetallen und somit zudem umweltverträglicher als Mineralöle aus [[Erdöl|natürlichem Rohöl]]. Die Unternehmen [[Sasol]] (Südafrika) und [[Royal Dutch Shell|Shell]] (Malaysia) stellten bereits im Jahr 1997 aus Erdgas ein synthetisches Mineralöl her, das als Dieselzusatz Verwendung fand. Grundlage war die Umwandlung von Methan mit Sauerstoff zu [[Synthesegas]] (2 CH&lt;sub&gt;4&lt;/sub&gt; + O&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt; → 2 CO + 4 H&lt;sub&gt;2&lt;/sub&gt;). Synthesegas lässt sich unter hohem Druck und hohen Temperaturen mittels des [[Fischer-Tropsch-Synthese|Fischer-Tropsch-Verfahren]] in synthetische Mineralöle umwandeln.<br /> <br /> Da der Prozess hohe Temperaturen, Drücke und reinen Sauerstoff erforderte, versuchte man schon bald, die Reaktionsbedingungen für die Umwandlung zu verbessern. Die Firma Syntroleum Company (in Tulsa, USA) entwickelte ein Verfahren, das mit Luft anstatt reinem [[Sauerstoff]] gute Rohölausbeuten brachte. Entscheidend in Bezug auf die Kosten sind möglichst niedrige Umwandlungstemperaturen. Es wurde eine Vielzahl von [[Katalysator]]en für eine derartige Umwandlung erprobt. Die Unternehmen möchten gerne auch die Umwandlung von Erdgas in einem einzigen Reaktionsschritt erreichen.<br /> <br /> An der [[Pennsylvania State University]] ist es mittels eines Katalysators gelungen, Methan bei weniger als 100&amp;nbsp;°C in Methanol umzuwandeln.&lt;ref name=&quot;Fouda&quot;&gt;Safaa A. Fouda: ''Erdgasverflüssigung – Rohöl aus dem Chemiebaukasten.'' Spektrum der Wissenschaften, 4/1999, S.&amp;nbsp;92&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Speicherung ===<br /> {{Hauptartikel|Erdgasspeicher}}<br /> <br /> Zum Ausgleich von Lastschwankungen bei der Erdgasversorgung wurden Untergrund-Erdgasspeicher errichtet. Ein [[BDEW]]-Sprecher teilte mit, dass es in Deutschland 46 Untertage-Gasspeicher gebe. Ihre Aufnahmekapazität betrage knapp 20 Milliarden Kubikmeter [[Untergrundspeicher|Arbeitsgas]]. Das entspreche fast einem Viertel des 2007 in Deutschland verbrauchten Erdgases.&lt;ref&gt;[http://www.aerztezeitung.de/suchen/default.aspx?query=gasreserve&amp;sid=508999 ''Minister will Gasreserve für Deutschland''], [[Ärzte Zeitung]], 1. September 2008&lt;/ref&gt; In Österreich liegt die Kapazität bei 5 Milliarden Kubikmeter und ist damit prozentual noch höher.<br /> <br /> Mitunter dienen untertägige Salzkavernen als Speicherort für Erdgas. Zur Erstellung des Speicherhohlraums pumpt man Wasser durch eine Bohrung in eine geologische Salzformation. Hierbei löst sich das Salz in einem gesteuerten Prozess und die entstandene Salzsole wird durch die gleiche Bohrung abgeleitet. Als sogenannte Porenspeicher können aber auch entleerte Erdöl- und Erdgaslagerstätten dienen. Kurzfristige Kapazität haben sogenannte [[Röhrenspeicher]] mit 50 bis 100 bar, die mäanderförmig einige Meter tief im Boden verlegt werden, beispielsweise Teil einer stillgelegten Erdgasleitung sein können.<br /> <br /> Die wesentlich kleineren Übertage-[[Gasbehälter|Gasspeicher]] werden vorwiegend für tägliche Bedarfsschwankungen verwendet. Statt der früheren turmhohen Gasometer (meist [[Teleskopgasbehälter|Teleskop]]- und [[Scheibengasbehälter]]) werden nun Hochdruck-[[Kugelgasbehälter]] eingesetzt, die mit etwa 10 bar Überdruck betrieben werden.<br /> <br /> == Versorgung ==<br /> === Weltförderungen ===<br /> Die Netto-Weltförderung von Erdgas (Naturgas) einschließlich Erdölgas, abzüglich zurückgepresstes und abgefackeltes Gas und abzüglich Eigenverbrauch betrug im Jahr 2010 rund 3.239,5 Milliarden Kubikmeter, davon waren [[Russland]] und die [[USA]] mit jeweils 19 % Weltanteil die Hauptförderländer. Russland förderte 2010 ebenso wie die USA 611 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Weitere bedeutende Förderstaaten sind [[Kanada]] mit 4,9 % (160 Milliarden Kubikmeter), [[Iran]] mit 4,3 % (139 Milliarden Kubikmeter), [[Katar]] mit 3,6 % (117 Milliarden Kubikmeter), [[Norwegen]], [[China]], [[Saudi-Arabien]], [[Algerien]], [[Niederlande]] und [[Indonesien]]. Deutschland förderte 14,2 Milliarden Kubikmeter (0,4 %).&lt;ref name=&quot;BGR 2011&quot; /&gt;<br /> <br /> Damit deckte 2010 Erdgas etwa 24 % des weltweiten [[Energie]]verbrauchs. Bedeutende Verbraucher von Erdgas sind die USA, Russland, Iran, China, Deutschland und Japan.&lt;ref name=&quot;BGR 2011&quot; /&gt;<br /> <br /> === Situation in Deutschland ===<br /> ==== Versorgung ====<br /> Bis Anfang der 1980er Jahre wurde die Gasversorgung der meisten westdeutschen Städte von [[Stadtgas]], das wegen des hohen Anteils von [[Kohlenstoffmonoxid]] giftig ist, auf Erdgas umgestellt. Dies war ohne größere Umbauten möglich. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR vollzog man die Umstellung überwiegend erst in den 1990er Jahren.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> ! Jahr<br /> ! Deutscher Erdgasverbrauch in Milliarden [[Normkubikmeter|m³ i.N.]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle<br /> | url = http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?c=gm&amp;v=137<br /> | titel = Natural gas – consumption (cubic meters)<br /> | hrsg = IndexMundi<br /> | datum = 2011-01-00<br /> | zugriff = 2012-10-22<br /> }}&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |2004||{{0}}94,34<br /> |-<br /> |2005||{{0}}99,55<br /> |-<br /> |2006||{{0}}93,88<br /> |-<br /> |2007||102,00<br /> |-<br /> |2008||{{0}}97,44<br /> |-<br /> |2009||{{0}}96,26<br /> |-<br /> |2010||{{0}}99,50<br /> |-<br /> |2011||{{0}}74,50<br /> |-<br /> |2012||{{0}}78,40<br /> |-<br /> |2013||{{0}}72,50<br /> |-<br /> |2014||{{0}}70,90<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> Schon seit über 25 Jahren gibt es Überlegungen, bei Wilhelmshaven ein [[LNG-Terminal]] für Flüssiggastanker zu bauen, um die Abhängigkeit von Importen über Pipelines zu reduzieren.<br /> <br /> Zur Spitzendeckung sowie zum Ausgleich kurzfristiger Importstörungen und Bedarfschwankungen werden etwa 18,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in [[Untergrundspeicher]]n gelagert.<br /> <br /> Die Verwendung von Erdgas unterliegt einer [[Energiesteuergesetz (Deutschland)|Erdgassteuer]], deren Normalsatz zurzeit bei 5,50&amp;nbsp;€ je [[Megawattstunde]] (das sind 0,55&amp;nbsp;Cent pro kWh) liegt.<br /> <br /> Bei der Preisbildung für Erdgas spielt die [[Ölpreisbindung]] eine große Rolle. Das Kartell der Gaspreisbildung aufgrund der brancheninternen Vereinbarung einer Ölpreisbindung verstößt jedoch nach einer weit verbreiteten Auffassung gegen europäisches und deutsches Kartellrecht. Der [[Bundesgerichtshof]] (BGH) entschied am 24. März 2010, dass Gasversorger ihre Preise nicht mehr ausschließlich an die Entwicklung des Ölpreises binden dürfen.&lt;ref name=&quot;BGH178&quot;&gt;[http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&amp;Art=en&amp;sid=989e39411244f8df7c46872aba5ea8de&amp;nr=51829&amp;pos=0&amp;anz=5 BGH, Urteil vom 24. März 2010], Az.&amp;nbsp;VIII&amp;nbsp;ZR&amp;nbsp;178/08, Volltext und [http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&amp;Art=en&amp;sid=989e39411244f8df7c46872aba5ea8de&amp;nr=51371&amp;linked=pm&amp;Blank=1 Pressemitteilung Nr. 61/2010] vom 24. März 2010.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ([[BAFA]]) werden die Einfuhr- und Ausfuhrpreise von Erdgas monatlich registriert, ferner werden die Abnahmemengen für einzelne Lieferländer verzeichnet. Zwischen 1991 und 1999 lag der Importpreis für Erdgas je Terajoule durchschnittlich etwa zwischen 1.700 und 2.200&amp;nbsp;€. Zwischen 2001 und 2004 lag der Erdgasimportpreis je Terajoule zwischen 3.200 und 4.200&amp;nbsp;€. Im Jahr 2006 stieg der Erdgasimportpreis je Terajoule zeitweise auf über 6.000&amp;nbsp;€ an. Im November 2008 lag der Importpreis für Erdgas bei 8.748&amp;nbsp;€ je Terajoule, im September 2009 bei 4.671&amp;nbsp;€. Preissprünge beim Erdgas sind für die Verbraucher intransparent.<br /> <br /> ==== Deutsche Erdgasunternehmen ====<br /> Der weltweit größte Erdgasproduzent mit Sitz in Deutschland ist die [[BASF]]-Tochter [[Wintershall]].&lt;ref&gt;[http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/basf-tochter-wintershall-verkauft-norwegische-gasfelder/11935726.html ''Wintershall verkauft norwegische Gasfelder.''] Handelsblatt, 15. August 2015&lt;/ref&gt; Die größten Erdgas-Versorgungsunternehmen in Deutschland sind [[E.ON Ruhrgas]] (Essen), [[RWE]] Energy (Dortmund), [[VNG – Verbundnetz Gas]] (Leipzig), [[Wingas]] (Kassel), [[Royal Dutch Shell|Shell]] (Hamburg) und [[ExxonMobil]] (Hannover). Der Transport (Pipelines) wird von sog. [[Fernleitungsnetzbetreiber]]n sichergestellt, darunter [[Open Grid Europe]] (Essen), [[Ontras]] (Leipzig), [[Gascade]] (Kassel) und [[Terranets BW]] (Stuttgart).<br /> <br /> Der Vertrieb an die Endverbraucher erfolgt über circa 700 Gasversorgungsunternehmen, insbesondere Stadtwerke. Den größten Teil des bezogenen Erdgas erwirbt E.ON Ruhrgas von dem russischen Unternehmen [[Gazprom]] sowie von der niederländischen [[Gasunie]] und den norwegischen Produzenten.<br /> <br /> ==== Messung ====<br /> Die Messung beim Endkunden erfolgt volumetrisch, also durch Volumenmessung. Um eine genaue Messung zu gewährleisten, liegt häufig unmittelbar vor dem Gas„zähler“ ein Druckregler, der den Überdruck gegenüber dem Außendruck in einer letzten Stufe reguliert, denn in Leitungsnetzen, die oft mit abwärts abgestuften Druckniveaus betrieben werden, dienen Leitungsvolumina eventuell als Zwischenspeicher und verursachen schwankende Verbrauchsraten unterschiedlichen Druckabfall in einem Leitungsstück. Um aus dem Volumen auf die Gasmenge (Masse) zu schließen benötigt man die Dichte, also den absoluten Druck und die Temperatur des Gases. Die Temperaturschwankung wird durch Aufstellung innerhalb eines Gebäudes möglichst gering gehalten. Druckregler am Gas„zähler“ müssen geeicht werden, wie die Volumenmesseinrichtung selbst. Der äußere Luftdruck als Referenz wird unter Umständen nach der Meereshöhe des individuellen Zählers oder pauschal des Ortes oder Bezirks berücksichtigt (100&amp;nbsp;m Höhenunterschied machen etwas weniger als 1 % Gas-Druckunterschied&lt;!--gut 5.000 m = - 50 %, plus konstanter Überdruck von 20 … 50 mbar--&gt; aus, meteorologische Schwankungen werden nicht berücksichtigt). Daraufhin wird der Energiegehalt pro kg Gas ermittelt, durch Mischen eingestellt und zu Verrechnungszwecken berücksichtigt.<br /> <br /> ==== Gasabsperrung ====<br /> Im internationalen Gashandel sind Gasabsperrung oder Reduktion von Liefermengen (Raten) Gegenstand politischer Verhandlungen.<br /> <br /> ==== Marktraumumstellung ====<br /> L-Gas aus deutscher und niederländischer Produktion bedient gegenwärtig ca. 30 % des deutschen Erdgasmarktes. Jedoch sind die Fördermengen rückläufig, so dass in den folgenden Jahren bis voraussichtlich 2030 sämtliche betroffenen Netzgebiete auf H-Gas umgestellt werden müssen, welches langfristig verfügbar ist. Diese Maßnahme dient der Versorgungssicherheit in den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Rheinland-Pfalz.<br /> <br /> Im Zuge dieser sogenannten ''Marktraumumstellung'' müssen bei allen Verbrauchern die mit Erdgas betriebenen Geräte an die Nutzung von H-Gas angepasst werden. Dies gilt gleichermaßen für private Haushalte wie für Unternehmen. Im Vorfeld der eigentlichen Anpassungen findet eine Vollerhebung aller Gasgeräte – wie beispielsweise Gasherde und Heizkessel – im jeweiligen Netzgebiet statt, um eine Übersicht über die insgesamt vorhandenen Gasgeräte zu erlangen.<br /> <br /> Die bei der Anpassung der Gasgeräte anfallenden Kosten werden über die Regulierung der Netzentgelte gem. §§&amp;nbsp;21 ff. [[Energiewirtschaftsgesetz|EnWG]] auf alle Endverbraucher umgelegt (Wälzung der Kosten).&lt;ref&gt;[http://www.dvgw.de/gas/marktraumumstellung/ Marktraumumstellung], [[Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches|DVGW]], abgerufen am 7. Februar 2016&lt;/ref&gt; Die Netzentgeltregulierung berücksichtigt insbesondere den Umstand, dass der Betrieb eines Gasversorgungsnetzes ein natürliches Monopol darstellt, welches ohne eine gesetzliche Regulierung die Preise für die Netznutzung frei bestimmen und insofern übermäßig hoch ansetzen könnte.<br /> <br /> === Situation in Österreich ===<br /> Bereits ab 1943 wurde in Österreich Erdgas dem [[Stadtgas]] beigemischt. In den Städten (z.B. Baden, Stockerau, Wien, Wiener Neustadt) erfolgte ab Ende der 60er bis hinein in die 80er Jahre die Umstellung von Stadtgas auf Erdgas.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable&quot;<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe5&quot;<br /> !Jahr || Österreichischer Erdgasimport [[Größenordnung (Energie)#Terajoule – TJ|TJ]]&lt;ref&gt;Bundesanstalt Statistik Österreich&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |2000||{{0}}248.064<br /> |-<br /> |2005||{{0}}373.822<br /> |-<br /> |2010||{{0}}474.049<br /> |-<br /> |2011||{{0}}510.953<br /> |-<br /> |2012||{{0}}541.128<br /> |-<br /> |2013||{{0}}396.671<br /> |-<br /> |2014||{{0}}386.748<br /> |-<br /> |2015||{{0}}438.718<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> Endkonsumenten, insbesondere privaten Haushalten wird bei Zahlungsverzug nach zumindest zweimaliger Mahnung – um rasches Wiedereinschalten zu ermöglichen, jedoch nicht vor Feiertagen – die Gaslieferung vom Gasversorger abgesperrt. 2013 wurden 8.457 Privathaushalten in Österreich, 6.081 davon in Wien, das Gas „abgedreht“ meldet die Regulierungsbehörde [[E-Control]] erstmals im Mai 2014 aufgrund der [[Gasmonitoringverordnung]]. Zahlen von Stromsperrungen aus demselben Grund würden von den Versorgern meist „schubladisiert“.&lt;ref&gt;[http://wien.orf.at/news/stories/2649261/ ''6.081 Wienern wurde das Gas abgedreht''], ORF.at vom 26. Mai 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ökologische Aspekte ==<br /> Durch die geringen Verunreinigungen verbrennt Erdgas generell gegenüber anderen [[Fossile Brennstoffe|fossilen Brennstoffen]] sauberer. Trotzdem tragen Förderung, Transport, Verarbeitung und Verbrennung von Erdgas zur Freisetzung der [[Treibhausgas]]e [[Methan]] und [[Kohlenstoffdioxid]] bei. Durch den höheren Heizwert wird beim Verbrennen von Erdgas um bis zu 25 % weniger Kohlenstoffdioxid erzeugt als bei Heizöl.<br /> <br /> Ökologisch wie ökonomisch unsinnig ist, wenn Erdgas als Nebenprodukt der [[Erdölförderung]] nicht gewinnbringend abgesetzt oder zurück in die Erde gepumpt werden kann, sondern [[Abfackeln|abgefackelt]] werden muss. Durch verschiedene ''{{lang|en|flare-down}}''-Programme der Erdölindustrie soll das Abfackeln vermindert und das Erdgas der Verarbeitung und einer kontrollierten, saubereren energetischen Nutzung zugeführt werden und dabei andere Energieträger ersetzen. Dies bewirkt eine erhebliche Verbesserung der globalen [[Ökobilanz]] und wird daher durch Steuervorteile gefördert. Falls einmal Erdgas nicht mehr ausreichend zur Verfügung steht, kann durch zunehmende Produktion und Beimischung von [[Biogas]] die Nachhaltigkeit der Investitionen in regionale Erdgasnetze gewährleistet werden.<br /> <br /> Durch undichte Stellen in Förderanlagen und Rohrleitungen entwichene Bestandteile des Erdgases gehen entweder direkt in die Erdatmosphäre bzw. lösen sich einige Bestandteile, sofern das Gas aus unterseeischen Leitungen entweicht, im Meerwasser. Bei ausreichender Tiefe und entsprechend hohem Druck sowie ausreichend tiefer Temperatur kann sich der Methan-Anteil des Erdgases als festes [[Methanhydrat]] am Meeresboden ablagern.<br /> <br /> Die Förderung unkonventionellen Erdgases mittels [[Hydraulic Fracturing]] ist mit einigen zusätzlichen Umweltrisiken verbunden, insbesondere hinsichtlich der den Frackfluiden zugesetzten Chemikalien und dem Entweichen von im Erdgas enthaltenen gesundheitsschädlichen Stoffen aus in offenen Tanks gelagertem Flowback und Lagerstättenwasser. Problematischer ist jedoch die starke Zunahme der Erdgasförderung in der Fläche infolge des Fracking-Booms, wie sie ab dem Jahr 2000 vor allem in den USA zu beobachten ist. Diese führt zu einer Verstärkung der allgemein mit der Erdgasförderung verbundenen Umweltbelastungen.<br /> <br /> == Sicherheitsaspekte ==<br /> Erdgas birgt durch seine Explosivität gewisse Unfallrisiken, was bei unsachgemäßem Gebrauch z. B. in Haushalten von Unfällen bis hin zu katastrophalen Ereignissen (Bsp. [[Gasexplosion von Chuandongbei]], [[Ghislenghien|Gasexplosion von Belgien]]) führen kann.<br /> <br /> Am 25. März 2012 wurde entdeckt, dass aus einem unbekannten Leck an der Gas-( und Öl-)Förderplattform Elgin PUQ des Konzerns Total in der Nordsee unter Wasser Gas ausströmt. Zunächst strömten nach Angaben des Betreibers täglich 200.000 Kubikmeter Gas aus dem Leck 25 Meter über dem Wasserspiegel ins Freie, später habe sich die Menge auf etwa ein Drittel verringert. Brand- und Explosionsgefahr durch an die Luft gelangtes Gas und wegen der Giftigkeit von im Gas enthaltenem [[Schwefelwasserstoff]] wurden für Schiffe und Flugzeuge Sicherheitszonen von bis zu 5,6&amp;nbsp;km Radius eingerichtet und benachbarte Plattformen evakuiert.&lt;ref&gt;[http://orf.at/stories/2112245/2112247/ ''Gas strömt unkontrolliert aus''], ORF.at vom 27. März 2012.&lt;/ref&gt;<br /> 50 Tage später, Mitte April 2012, teilte der Konzern mit, dass das Leck wieder geschlossen sei. &lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/nordseeplattform-elgin-oelkonzern-total-verschliesst-gasleck-a-833543.html &quot;Elgin&quot;-Gasleck ist gestopft] Der Spiegel vom 16. April 2012&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Erdgas/Tabellen und Grafiken]]<br /> * [[Take-or-Pay-Vertrag]]<br /> * [[Synthetisches Erdgas]]<br /> * [[Journal of Natural Gas Chemistry]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft, BGW: Die Erdgasversorgung der Zukunft, Informationen und Hintergründe zum deutschen Erdgasmarkt; 2006 [http://www.bgw.de/pdf/0.1_resource_2006_5_18.pdf PDF-Datei]<br /> * Günther Cerbe: ''Grundlagen der Gastechnik – Gasbeschaffung, Gasverteilung, Gasverwendung.'' Hanser Verlag, München/ Wien 2004, 6. Aufl., ISBN 3-446-22803-9.<br /> * Stefan Ueberhorst: ''Energieträger Erdgas- Exploration, Produktion, Versorgung.'' Bibliothek der Technik, Band 102, Verlag Moderne Industrien, Landsberg 1994, 2. Aufl., ISBN 3-478-93105-3.<br /> * Kulke, Holger (1994) ''Der Energieträger Erdgas.'' Geowissenschaften; 12, 2; 41–47; {{DOI|10.2312/geowissenschaften.1994.12.41}}.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> * [http://www.lbeg.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=657&amp;article_id=865&amp;_psmand=4 Jahresrückblick „Erdöl und Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland“], jeweils veröffentlicht in der Zeitschrift ''Erdöl Erdgas Kohle'' (Liste mit Artikel-Downloadlinks ab dem Jahr 2002 auf der Webseite des [[Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie|LBEG]])<br /> * {{Internetquelle | url=http://www.bdew.de/internet.nsf/id/DE_Home| titel= Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) | datum=2010-00-00 | zugriff=2010-07-30 }}<br /> * [http://www.erdoel-erdgas.de/ Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.&amp;nbsp;V.]<br /> * [http://www.erdgas.at/ Erdgas.at – Österreichischer Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen]<br /> * [http://www.erdgas.ch/ Erdgas.ch – Verband der Schweizerischen Gasindustrie]<br /> * [http://www.dvgw.de/ DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.&amp;nbsp;V. / Technisch-wissenschaftlicher Verein]<br /> * [http://www.spiegel.de/thema/unkonventionelle_gasfoerderung/ SPIEGEL ONLINE: Themenseite zur unkonventionellen Gasförderung]<br /> * [http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Energie/Erdgas/erdgas_node.html Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]<br /> * W. Wagner, O. Kunz: ''Die ganze (thermodynamische) Wahrheit steckt in einer Formel. Erdgas-Zustandsgleichung als internationaler Standard'', [http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/maschinenbau/pdf/beitrag11.pdf PDF-Datei]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Fossiles Brenngas]]<br /> [[Kategorie:Montangeologie]]<br /> [[Kategorie:Erdgaswirtschaft| ]]<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4015143-8}}</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Enhanced_Mitigation_Experience_Toolkit&diff=169048549 Enhanced Mitigation Experience Toolkit 2017-09-13T11:39:39Z <p>Mdjango: Oktober statt September</p> <hr /> <div>{{Infobox Software<br /> | Name = &lt;!-- Nur falls abweichend vom Artikelnamen --&gt;<br /> | Logo =<br /> | Screenshot = &lt;!-- Bildschirmfoto --&gt;<br /> | Beschreibung = Sicherheits-Software<br /> | Maintainer =<br /> | Hersteller = [[Microsoft]]<br /> | Erscheinungsjahr = 2009<br /> | AktuelleVersion = 5.52<br /> | AktuelleVersionFreigabeDatum = 14. November 2016<br /> | Betriebssystem = [[Microsoft Windows|Windows]]<br /> | Programmiersprache =<br /> | Kategorie = [[Sicherheitssoftware]]<br /> | Lizenz = Proprietär<br /> | Deutsch = nein<br /> | Sonstiges = Ende des Supports am 31. Juli 2018.<br /> | Website = [https://microsoft.com/emet/ EMET Homepage]<br /> }}<br /> <br /> '''Enhanced Mitigation Experience Toolkit''' ('''EMET''') ist eine Sicherheits-Software von [[Microsoft]] für [[Microsoft Windows|Windows]]-Systeme. <br /> <br /> EMET kann als Schutz vor (unbekannten) Angriffen durch [[Schadprogramm]]e ([[Exploit]]s) zusätzlich zu einer [[Firewall]] oder einem [[Antivirenprogramm]] installiert werden. Mit installiertem EMET wird das Ausnutzen von Sicherheitslücken in Software für Angreifer schwieriger. EMET soll insbesondere Windows-Dienste, Windows Apps, Microsoft Office, veraltete Software und Drittanbietersoftware wie [[Adobe Reader]], [[Adobe Flash Player]], verschiedene Browser, [[Java Runtime Environment|Java]], [[Skype]] oder [[VLC Media Player]] schützen.<br /> <br /> Das Programm kann von jedermann als [[Freeware]] heruntergeladen und installiert werden. Zur Konfiguration verschiedener Sicherheitsfunktionen hat es eine graphische Oberfläche. Ein [[Assistent (Datenverarbeitung)|Wizard]] erleichtert die Konfiguration. Die Hauptzielgruppe von EMET sind [[Systemadministrator]]en.<br /> <br /> EMET nutzt sogenannte ''security mitigation technologies'' wie [[Data Execution Prevention]] (DEP), Structured Exception Handling Overwrite Protection (SEHOP), [[Address Space Layout Randomization]] (ASLR), Export Address Table Filtering (EAF), EAF+, Certificate Trust ([[HTTP Public Key Pinning|Pinning]]) und das Blockieren von nicht vertrauenswürdigen Schriftarten (englisch ''Block Untrusted Fonts'' bei EMET ''Fonts'' genannt).<br /> <br /> Alle Windows-Versionen ab [[Windows Vista]] mit Service Pack 2 und installiertem Microsoft [[.NET Framework]] 4.5 werden unterstützt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://support.microsoft.com/en-us/kb/2458544/|titel=The Enhanced Mitigation Experience Toolkit. Microsoft Support|werk=support.microsoft.com|zugriff=2016-04-29}}&lt;/ref&gt; Ältere Versionen wie EMET 4.1 können auch unter [[Windows XP]] mit .NET Framework 4.0 verwendet werden. Diesen Versionen fehlen einige Funktionen wie SEHOP oder ASLR und werden von Microsoft offiziell nicht unterstützt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.howtogeek.com/190590/quickly-secure-your-computer-with-microsofts-enhanced-mitigation-experience-toolkit-emet/|titel=Quickly Secure Your Computer With Microsoft’s Enhanced Mitigation Experience Toolkit (EMET)|werk=www.howtogeek.com|zugriff=2016-04-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im November&amp;nbsp;2016 kündigte Microsoft das Ende des Supports für EMET für den 31. Juli 2018 an. Seit dem Erscheinen von EMET 2009 sind substanzielle Verbesserungen beim Browser und Betriebssystemkern umgesetzt worden. Windows 10 enthält viele Funktionen und Technologien von EMET und kann somit laut Microsoft eine Installation von EMET auf Windows 10-Geräten unnötig werden lassen.&lt;ref&gt;{{Literatur|Titel=Moving Beyond EMET|Sammelwerk=Security Research &amp; Defense|Online=https://blogs.technet.microsoft.com/srd/2016/11/03/beyond-emet/|Abruf=2016-11-21}}&lt;/ref&gt; Laut [[Carnegie Mellon University]] bietet [[Microsoft Windows 10]] im November&amp;nbsp;2016 noch nicht sämtliche Funktionen, um EMET komplett zu ersetzen. Es fehlen unter anderem die Funktionen EAF, EAF+, Pinning und Fonts.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://insights.sei.cmu.edu/cert/2016/11/windows-10-cannot-protect-insecure-applications-like-emet-can.html|titel=Windows 10 Cannot Protect Insecure Applications Like EMET Can|autor=Will Dormann|hrsg=The Software Engineering Institute (Carnegie Mellon University)|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2016-11-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit dem für Oktober 2017 erwarteten „Fall Creators Update“ sind EMET-Fähigkeiten im neuen „Windows Defender Exploit Guard“ von Windows 10 integriert. Zusätzlich steht Nutzern der Windows Enterprise-Variante mit dem „Windows Defender Application Guard“ ein erweiterter Schutz von Browsern sowie mit dem „Windows Defender Device Guard“ eine Funktion zur vereinheitlichten Anwendungssteuerung (englisch: ''application control'') zur Verfügung. Alle drei Sicherheits-Tools sind Teil des lizenzpflichtigen „Windows Defender Advanced Threat Protection“ (ATP)-Dienstes.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://rcpmag.com/articles/2017/06/29/emet-in-windows-10-fall-update.aspx |titel=Microsoft Resurrecting EMET for Windows 10 Fall Creators Update |autor=Kurt Mackie |werk=rcpmag.com |datum=2017-06-29 |sprache=en |zugriff=2017-08-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://blogs.windows.com/business/2017/06/27/announcing-end-end-security-features-windows-10/ |titel=Announcing end-to-end security features in Windows 10 |autor=Rob Lefferts |hrsg=Microsoft |datum=2017-06-27 |sprache=en |zugriff=2017-08-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://blogs.technet.microsoft.com/mmpc/2017/06/27/whats-new-in-windows-defender-atp-fall-creators-update/ |titel=What’s new in Windows Defender ATP Fall Creators Update |autor=Avi Sagiv |hrsg=Microsoft |datum=2017-06-27 |sprache=en |zugriff=2017-08-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://microsoft.com/emet/ Offizielle EMET-Homepage]<br /> * [https://www.winhelp.us/microsoft-emet.html How to configure Microsoft EMET for protection from hacking and zero-day flaws in Windows XP, Vista, 7, 8, 8.1 and 10] (englisch)<br /> * [https://technet.microsoft.com/en-us/itpro/powershell/windows/processmitigations/processmitigations TechNet: Windows 10 and Windows Server 2016 - ProcessMitigations Module] (Nachfolger von EMET in Windows 10; englisch)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Sicherheitssoftware]]<br /> [[Kategorie:Windows-Software]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nutzwertanalyse&diff=168990260 Nutzwertanalyse 2017-09-11T15:31:45Z <p>Mdjango: /* Beispiel */ Überschrift eindeutiger formuliert.</p> <hr /> <div>{{Überarbeiten}}<br /> <br /> Die '''Nutzwertanalyse''' ('''NWA'''; auch '''Punktwertverfahren''', '''Punktbewertungsverfahren''' oder '''Scoring-Modell''' genannt) gehört zu den qualitativen, nicht-monetären Analysemethoden der [[Entscheidungstheorie]]. Die Nutzwertanalyse ist eine Methodik, die die Entscheidungsfindung bei komplexen Problemen rational unterstützen soll. Die Nutzwertanalyse ist ein relativ altes Verfahren, das seine Ursprünge in der volkswirtschaftlichen „Utility Analysis“ hat. Im deutschsprachigen Raum wurde es durch Zangemeister (1976) bekannt. Während die Kosten-Nutzen-Analyse verschiedene Kriterien nur unter Effizienzgesichtspunkten betrachtet, bewertet die Nutzwertanalyse die Effektivität bzw. den Outcome. Die Nutzwertanalyse findet u.&amp;nbsp;a. Anwendung im Controlling, im Projektmanagement, in der Volkswirtschaftslehre und sogar im Vergaberecht, eben überall dort wo eine Beurteilung auf Basis mehrerer quantitativer und qualitativer Kriterien, Zielen oder Bedingungen getroffen werden muss&lt;ref&gt;Westermann, G.; Finger, S. (2012): Kosten-Nutzen-Analyse. Einführung und Fallstu-dien. Berlin: E. Schmidt (ESV basics).&lt;/ref&gt;. Die NWA ist die ''„[[Analyse]] einer [[Menge (Mathematik)|Menge]] komplexer Handlungsalternativen mit dem Zweck, die Elemente dieser Menge entsprechend den Präferenzen des Entscheidungsträgers bezüglich eines multidimensionalen Zielsystems zu ordnen. Die Abbildung der Ordnung erfolgt durch die Angabe der Nutzwerte (Gesamtwerte) der Alternativen.“''&lt;ref name=&quot;Zangemeister&quot;&gt;Christof Zangemeister (1976): Nutzwertanalyse in der Systemtechnik – Eine Methodik zur multidimensionalen Bewertung und Auswahl von Projektalternativen. Diss. Techn. Univ. Berlin 1970, 4. Aufl., München: Wittemann, ISBN 3-923264-00-3&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Eine NWA wird häufig erstellt, wenn „weiche“ Kriterien vorliegen, anhand derer zwischen verschiedenen Alternativen eine [[Entscheidung]] gefällt werden muss.<br /> <br /> == Einsatzgebiet ==<br /> Die Nutzwertanalyse soll vor allem innerhalb eines Entscheidungsprozesses der systematischen Entscheidungsvorbereitung und zur Auswahl von komplexen Handlungsalternativen dienen. Sie soll es ermöglichen eine kompakte Kennzahl für den [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]] zu erhalten, ohne dabei an Transparenz zu verlieren. Da die NWA nicht nur monetäre, sondern auch „weiche“ Faktoren in Betracht zieht, können auch komplexe [[Sachverhalt]]e bewertet und das Risiko von Fehlentscheidungen verringert werden.&lt;ref&gt;Nollau, H. (2004): ''Geschäftsprozessoptimierung im Mittelstand'', 1. Aufl. Lohmar: Eul Verlag (Reihe: economy and labour, Bd. 5)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Methodische Grundlagen ==<br /> Die entscheidungstheoretische Grundlage für die Nutzwertanalyse bildet die additive multiattributive Wertefunktion. Diese ''„ordnet jeder Alternative einen Wert in Abhängigkeit von ihren Attributausprägungen zu“''&lt;ref&gt;Eisenführ, F.; Langer, T.; Weber, M. (2010): Rationales Entscheiden. 5., überarb. u. erw. Aufl. Berlin [u.&amp;nbsp;a.]: Springer (Springer-Lehrbuch).&lt;/ref&gt; . Am Ende wird ein Gesamtwert für jede Alternative aus der gewichteten Summe von Einzelwerten pro Attribut errechnet. Die Funktion für die Berechnung des Gesamtwertes einer Alternative ''a'' lautet :<br /> <br /> &lt;div align=&quot;center&quot;&gt;<br /> &lt;math&gt;\ v(a) = \sum_{r=1}^m w_r v_r(a_r)&lt;/math&gt;&lt;br /&gt;<br /> <br /> &lt;small&gt;Additive multiattributive Wertefunktion&lt;/small&gt;<br /> <br /> Dabei sind alle &lt;math&gt;\ w_r &gt; 0 &lt;/math&gt; und es gilt:&lt;br /&gt;<br /> <br /> &lt;math&gt;\ \sum_{r=1}^m w_r = 1&lt;/math&gt;&lt;br /&gt;<br /> &lt;small&gt;Bedingung für die Gültigkeit der Wertefunktion&lt;/small&gt;<br /> &lt;/div&gt;<br /> Das bedeutet, dass jedes Gewicht &lt;math&gt;\ w_r &lt;/math&gt; größer als 0 sein muss, und die Summe aller Gewichte 1 (bzw. 100 %) ist. Der Term &lt;math&gt;\ v_r (a_r) &lt;/math&gt; ist der Wert (die „Bewertung“), der der Ausprägung &lt;math&gt;\ a_r &lt;/math&gt; zugeordnet ist.<br /> Folgendes Beispiel soll die Formeln veranschaulichen: Es werden drei Stellenangebote miteinander verglichen. Dabei werden zwei Attribute zur Bewertung herangezogen, die Arbeitszeit und das Gehalt.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Alternative !! Gehalt &lt;math&gt;\ x_1 &lt;/math&gt; !! Bewertung Gehalt &lt;math&gt;\ v_1 (x_1) &lt;/math&gt; !! Arbeitszeit &lt;math&gt;\ x_2 &lt;/math&gt; !! Bewertung Arbeitszeit &lt;math&gt;\ v_2 (x_2) &lt;/math&gt;<br /> |-<br /> | Berater || 90.000&amp;nbsp;€ || 1,0 || 60&amp;nbsp;h || 0,0<br /> |-<br /> | Professor || 55.000&amp;nbsp;€ || 0,6 || 40&amp;nbsp;h || 0,5<br /> |-<br /> | Lehrer || 35.000&amp;nbsp;€ || 0,0 || 20&amp;nbsp;h || 1,0<br /> |-<br /> |}<br /> ''Beispielhafte Berechnung von Attributsbewertungen''<br /> <br /> Geht man nun von einer Gewichtung für das Gehalt von &lt;math&gt;\ w_1=0,6 &lt;/math&gt; und für die Arbeitszeit von &lt;math&gt;\ w_2=0,4 &lt;/math&gt; aus, erhält man folgende Tabelle:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Alternative !! Bewertung Gehalt &lt;math&gt;\ v_1(x_1) &lt;/math&gt; !! Gehalt gewichtet &lt;math&gt;\ w_1v_1 (x_1) &lt;/math&gt; !! Bewertung Arbeitszeit &lt;math&gt;\ v_2(x_2) &lt;/math&gt; !! Arbeitszeit gewichtet &lt;math&gt;\ w_2v_2 (x_2) &lt;/math&gt; !! Gesamtwert &lt;math&gt;\ w_1v_1 (x_1) + w_2v_2 (x_2) &lt;/math&gt;<br /> |-<br /> | Berater || 1,0 || 0,6 || 0,0 || 0,0 || 0,60<br /> |-<br /> | Professor || 0,6 || 0,36 || 0,50 || 0,20 || 0,56<br /> |-<br /> | Lehrer || 0,0 || 0,0 || 1,0 || 0,40 || 0,40<br /> |-<br /> |}<br /> <br /> ''Beispielhafte Gesamtnutzenberechnung''<br /> <br /> Im obigen Beispiel wäre die Stelle als Berater die Beste, da der Gesamtwert am höchsten ist. Man spricht von einem „additiven“ Verfahren, da im letzten Schritt alle Teilnutzwerte addiert werden.<br /> Damit eine additive Wertfunktion gültig ist, muss diese allerdings präferenzunabhängig sein. Das bedeutet, dass die Reduzierung oder Erhöhung eines Attributs eine Veränderung des Gesamtnutzwertes bewirkt, die völlig unabhängig von dem Niveau der anderen Attribute ist. D.&amp;nbsp;h. bei einem Leichtathletik-Wettkampf bringt eine Steigerung der Wurfweite beim Kugelstoßen von 20 auf 25 Meter eine zusätzliche Punktzahl, die unabhängig von den erzielten Leistungen im Sprinten, Weitsprung etc. sind.<br /> <br /> == Nutzen ==<br /> Abweichend von der wirtschaftswissenschaftlich vorherrschenden Definition von [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzen]] über Präferenzen über potenzielle Tauschoperationen ist der Nutzen der Nutzwertanalyse durch das Ausmaß der Eignung eines Gutes zur Befriedigung eines Bedürfnisses - oder eines anderen Kriteriums - eines Entscheidungsträgers zu verstehen. Für die Größe des Nutzens sind fünf Faktoren ausschlaggebend:<br /> <br /> * derjenige, der das [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Gut]] nutzt,<br /> * der Zweck, für den das Gut genutzt werden soll,<br /> * die Situation, in der das Gut genutzt werden soll,<br /> * der Zeitpunkt, an dem das Gut genutzt werden soll,<br /> * das Gut selbst.<br /> <br /> == Vor- und Nachteile der Nutzwertanalyse ==<br /> === Vorteile ===<br /> * Flexibilität des Zielsystems<br /> * Anpassung an eine große Zahl spezieller Erfordernisse<br /> * direkte Vergleichbarkeit der einzelnen Alternativen<br /> * Unvergleichbares wird durch Auswahl gemeinsamer Kriterien vergleichbar gemacht<br /> <br /> === Nachteile ===<br /> * Vergleichbarkeit der Alternativen, da nicht immer gewährleistet sein kann, dass zwei Alternativen in derselben Hinsicht verglichen werden.<br /> * Problem der Einigung, wenn mehrere Entscheidungsträger mit unterschiedlichen Präferenzen vorhanden sind<br /> * Problem bei der Auswahl der Kriterien/Gewichtung<br /> * sehr subjektiv bezüglich der Gewichtung<br /> <br /> === Häufige Fehler ===<br /> * Bei einer einfachen Nutzenfunktion wird meist nicht darauf geachtet, dass die einzelnen Kriterien nutzenunabhängig sein müssen. Beispiel: Tankinhalt, Verbrauch und Reichweite mit einer Tankfüllung eines Autos.<br /> * Zur Vereinfachung werden nicht die Konsequenzen bewertet, sondern die Parameter der Alternativen. D.&amp;nbsp;h. man „spart“ sich den Schritt, Alternativen auf Konsequenzen abzubilden. Beispiel: Das Kofferraumvolumen eines Autos wird bewertet und nicht die Frage, ob es ausreichend für das Gepäck ist.<br /> <br /> * Um Transparenz und Übersichtlichkeit zu gewährleisten, sollten nur die wichtigsten Kriterien in die Nutzwertanalyse einfließen.<br /> * Ausschlusskriterien gehen nicht in die NWA ein.<br /> *Besonderes Augenmerk bei der Erstellung einer Nutzwertanalyse sollte auf der Formulierung der Ziele oder zu messender Kriterien liegen. Hierbei können durch die Auswahl falscher Ziele oder Kriterien, Verzerrungen des Gesamtbildes entstehen, wenn beispielsweise irrelevante Ziele festgelegt werden. ''Hall''&lt;ref&gt;Hall, A. D. (1962): A Methodology for Systems Engineering. Princeton, New York.&lt;/ref&gt; schreibt hierzu:<br /> <br /> ''Wichtiger als die Auswahl [der richtigen Alternative] ist es, zunächst die richtigen Ziele zu bestimmen. Denn wählt man falsche Ziele, dann löst man eine irrelevante Problemstellung; wählt man dagegen [eine falsche Alternative] (auf der Basis richtiger Ziele) so wählt man letztlich nur [eine nicht optimale Alternative].''<br /> Es ist also unbedingt darauf zu achten, dass die Nutzwertanalyse situationsgerechte Ziele enthält, das heißt, dass sie alle wesentlichen Gesichtspunkte berücksichtigt.<br /> *Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Messung und Schätzung der Bewertungen für die Ziele. Vor Allem die Skalierung ist hierbei problematisch. Wie unten aufgezeigt, bietet nur die Kardinalskala die Möglichkeit einer relativ objektiven Bewertung. Andere Bewertungen, die auf Ordinalskalen gemessen oder geschätzt wurden, bergen immer ein gewisses Maß an Ungenauigkeit. Ordinalskalierte Werte, die dann durch eine Transformation in Zielerreichungsgrade umgerechnet werden, können daher eine trügerische Scheingenauigkeit bieten, wenn sie zusammen mit transformierten, genau gemessenen, kardinalskalierten Werten dargestellt werden<br /> *Zuletzt beeinflusst die Ungewissheit über die Zukunft das Ergebnis der Nutzwertanalyse. Bisher wurde in der Beschreibung der Nutzwertanalyse angenommen, dass alle Messwerte oder Schätzungen, die aufgenommen worden sind, auch in Zukunft Bestand haben. Die Möglichkeit einer Verbesserung oder Verschlechterung wurde nicht berücksichtigt. Vor allem bei der Bewertung von langfristigen Projekten sollte aber die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass sich die Bewertungen oder Gewichtungen im Laufe der Zeit ändern können. Eine relative simple Lösung für das Problem der Ungewissheit ist die Durchführung einer Sensitivitätsanalyse und/oder die Angabe von Bewertungskorridoren anstatt von punktuellen Bewertungen. Beispiel: Es soll eine Nutzwertanalyse zur Auswahl eines Hauses erstellt werden. In die Bewertung fließt das Kriterium „Aussicht“ mit ein. Anstatt dieses für ein Haus mit „80 von 100“ Punkten zu bewerten, könnte eine Bewertung von „75-80 von 100“ vorgenommen werden, wenn bekannt ist, dass das Haus in der Nähe eines Neubaugebietes liegt, und in Zukunft eventuell Baustellen die Aussicht stören. Folglich liegen anschließend auch für die Gesamtnutzwerte Bewertungskorridore vor. Ein weiterer Faktor, der bei der Interpretation der Ergebnisse Beachtung finden muss, ist die Subjektivität der Bewertungen. Vor allem bei Befragungen oder ordinalskalierten Kriterien hat der Bewertende großen Einfluss auf das Ergebnis. Dieser Effekt kann reduziert werden, indem beispielsweise ganze Teams die Gewichtungen oder Bewertungen vornehmen.<br /> <br /> == Einfache Nutzwertanalyse ==<br /> {{Überarbeiten}}<br /> <br /> In der Literatur gibt es verschiedene Aussagen über den Ablauf einer Nutzwertanalyse. ''Nagel'', ''Tauberger'' und ''Hanusch'' sprechen beispielsweise von einem sieben-stufigen Ablauf, während ''Westermann'' ein 11-stufiges Modell beschreibt. Des Weiteren spricht ''Nollau'' von einem sechs-stufigen Ansatz, ''Büssow'' von einem 14-stufigen. Da sich die einzelnen Abläufe oft nur in der Wortwahl unterscheiden wird nachfolgend ein generisches Ablaufmodel der Nutzwertanalyse dargestellt, das die Gemeinsamkeiten der einzelnen Varianten zusammenfasst.<br /> <br /> === Zieldefinition ===<br /> Zu Beginn der Nutzwertanalyse sollte festgehalten werden, was das Ziel der Analyse ist, also welches Entscheidungsproblem es zu lösen gilt. Die Dokumentation ist wichtig um die Transparenz der NWA zu gewährleisten.<br /> <br /> === Ausschluss- und Auswahlkriterien definieren ===<br /> Der wohl wichtigste und schwierigste Schritt ist die Bestimmung der zu messenden und zu bewertenden Kriterien. Als erstes sollten die sogenannten Ausschlusskriterien definiert werden. Diese Kriterien fließen nicht in die NWA ein, sondern führen zum sofortigen Ausschluss einer Alternative, wenn das Kriterium nicht erfüllt ist („K.O.-Kriterium“). Definiert man beim Autokauf den maximalen Preis von 10.000&amp;nbsp;€ als Ausschlusskriterium, ist jedes Auto, das mehr kostet sofort disqualifiziert.<br /> Danach werden die Auswahlkriterien definiert. Diese werden dann anschließend gewichtet und mit Punkten bewertet. Es kann hilfreich sein Kreativtechniken wie Brainstorming einzusetzen, um Ideen für die Auswahlkriterien zu sammeln. Grundsätzlich kann man zwischen Leistungs-, Kosten- und Terminkriterien unterscheiden.<br /> Es ist empfehlenswert, eine Kriterienhierarchie zu erstellen, da es unter Umständen die Gewichtung vereinfacht und die Beziehung der Kriterien verdeutlicht. Durch die Hierarchie erhält man verschiedene Ebenen. Mit abnehmender Ebene verlieren die Ziele aufgrund der additiven Methodik für den Gesamtnutzwert an Bedeutung. Ziele der ersten oder zweiten Hierarchieebene können insofern Gegenstand von „politischen“ Diskussionen werden.<br /> Alle Kriterien sollten entweder qualitativ oder quantitativ erfassbar und messbar sein. Die Formulierung der Ausprägungen sollte möglichst präzise sein. So ist das Kriterium „Kosten um 10% senken“ in Bezug auf die Zielerreichung leichter zu bewerten als „Kosten senken“. Zudem ist diese Art der Bezeichnung für die darauf folgende Gewichtung wichtig. Es ist nämlich nicht zielführend zwei Attribute miteinander zu vergleichen. Es kommt immer auf die Differenz der Ausprägungen von zwei Variablen an. Es ist beispielsweise wenig differenziert zu behaupten, „Urlaub“ sei wichtiger als „Wochenarbeitszeit“. Sinnvoller ist die Betrachtung, ob z.B. 10 Tage mehr Urlaub wichtiger sind als 2 Stunden weniger Wochenarbeitszeit.<br /> <br /> Einfache Nutzwertanalysen nehmen die Existenz einer multilinearen Nutzenfunktion an, ohne diese zu beweisen.&lt;ref name=&quot;masing&quot;&gt;Markus Bautsch: ''Gebrauchstauglichkeit und Gebrauchswert'', Kapitel 35 in: Tilo Pfeifer, Robert Schmitt (Herausgeber), [[Masing Handbuch Qualitätsmanagement]], Carl Hanser Fachbuchverlag München Wien, 6. überarbeitete Auflage (2014), ISBN 978-3-446-43431-8&lt;/ref&gt;<br /> Die folgende Erklärung beschreibt die gängige Praxis, die die theoretischen Grundlagen vernachlässigt oder ignoriert.<br /> <br /> In privaten oder überschaubaren wirtschaftlichen Fragestellungen genügt oft eine einfache Tabelle. Dazu müssen nur die verschiedenen Optionen auf der Y-Achse untereinander gestellt und das Bewertungskriterium auf die X-Achse gestellt werden. Eine weitere Spalte enthält den individuellen Gewichtungsfaktor für das jeweilige Kriterium, also die Frage, wie hoch der Erfüllungsgrad einer Möglichkeit in der Gesamtpriorität steht.<br /> <br /> Nun werden die einzelnen Lösungs- oder Angebotsmöglichkeiten Zeile für Zeile abgearbeitet. Jedem Kriterium wird seine Erfüllung und die jeweilige Gewichtung mit Punktwerten zugewiesen und die ganze Zeile am Ende ausmultipliziert. Das Ergebnis pro Zeile ergibt direkt die ermittelte Attraktivität einer Lösung. So ist es möglich, die Nutzwerte beliebig vieler Varianten Tabelle für Tabelle zu analysieren.<br /> <br /> === Gewichtung der Ziele (Kriterien) ===<br /> Der zentrale Analyseschritt bei der Erstellung der NWA ist die Gewichtung der zuvor festgelegten Auswahlkriterien. Die Gewichtungsfaktoren geben die Wichtigkeit der einzelnen Kriterien an. Die Gewichtungen sind, unabhängig von den im Folgenden vorgestellten Methoden, rein subjektiv. Der Entscheider bestimmt, was wichtig ist und was nicht.<br /> Damit die NWA und die Entscheidungsfindung transparent bleiben, sollten die Gewichtungen methodisch erfolgen. In der einschlägigen Literatur werden, neben anderen, folgende Methoden zur Gewichtung behandelt:&lt;ref&gt;Zardari, N. (2015): Weighting methods and their effects on multi-criteria decision making model outcomes in water resources management (SpringerBriefs in Water Science and Technology).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * Swing<br /> * Trade-off<br /> * Paarweises Vergleichen (Präferenzanalyse)<br /> * SIMOS<br /> * AHP<br /> * Punktbewertung<br /> * Direct Ranking / Direct Ratio<br /> <br /> Nachfolgend werden drei Methoden vorgestellt, die verschiedene Ansätze verfolgen. Untenstehende Tabelle stellt die Methoden und deren Charakter dar.<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Methode !! Charakter<br /> |-<br /> | Direct Ranking || Das Gewicht wird quasi ''direkt'' zugeordnet<br /> |-<br /> | Präferenzanalyse || Das Gewicht ergibt sich aus einem ''unqualifizierten'' Vergleich<br /> |-<br /> | AHP || Das Gewicht ergibt sich aus einem ''qualifizierten'' Vergleich<br /> |}<br /> Eine aktuelle Studie von Zardari zeigt, dass das (wissenschaftliche) Interesse an Gewichtungsmethoden und entscheidungstheoretischen Fragen seit dem Jahr 2000 ständig gewachsen ist. Dazu wurden die Suchanfragen an verschiedene wissenschaftliche Datenbanken ausgewertet. Die nachfolgende Grafik zeigt exemplarisch die Anfragen an die ''scopus'' Datenbank (Die scopus Datenbank des Elsevier Verlages ist nach eigenen Angaben die weltweit größte Datenbank für wissenschaftliche Literatur). Die dargestellte Entwicklung der Anfragen ist auch bei der Auswertung anderer Datenbanken ersichtlich. Die betrachteten Gewichtungsmethoden, sind somit auch im wissenschaftlichen Kontext aktuell und relevant.<br /> &lt;ref&gt;Zardari, N. (2015): Weighting methods and their effects on multi-criteria decision making model outcomes in water resources management (SpringerBriefs in Water Science and Technology).&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:Zardari.JPG|zentriert|Entwicklung der Suchanfragen verschiedener Gewichtungsmethoden in der scopus Datenbank]]<br /> <br /> ==== Direct Ranking ====<br /> <br /> Die einfachste, aber zugleich ungenauste Methode zur Bestimmung der Gewichte ist das Direct Ranking. In der Praxis wird dieses Verfahren aufgrund der Einfachheit und leichten Berechenbarkeit der Gewichte häufig eingesetzt. Um die Gewichte für die einzelnen Kriterien oder Ziele zu erhalten, ordnet der Entscheidungsträger den Kriterien oder Zielen einen Rang zu. Ob dieser von 0-10 wie nachfolgend dargestellt oder in einem anderen Bereich liegt, spielt keine große Rolle, da die Werte anschließend auf 1 normiert werden. Dieser Bewertungsmethode liegt eine [[Ordinalskala]] zugrunde.<br /> <br /> [[Datei:Direct Ranking Methode.JPG|zentriert|Beispiel eines Direct Ranking]]<br /> <br /> Sobald allen Kriterien ein Rang zugewiesen wurde, können die Rohgewichte ''r'' eines Kriteriums ''j''(Kriterium 1: 9) auf 1 normiert werden, indem jedes Rohgewicht durch die Summe der Gewichte geteilt wird, wodurch man das normierte Gewicht ''w'' erhält. Formal kann dies für Kriterien oder Ziele von 1 bis n folgendermaßen ausgedrückt werden:<br /> <br /> &lt;math&gt;w_j = \frac{r_j}{\sum_{j=1}^n r_j}&lt;/math&gt;<br /> <br /> Der große Nachteil des Direct Ranking ist, dass jedes Kriterium isoliert betrachtet wird. Deshalb ist es auch nicht möglich, Plausibilitäts- oder Konsistenzprüfungen vorzunehmen. Zudem tritt in der Praxis oft das Phänomen auf, dass Entscheider in ihrer Bewertung indifferent sind, also verschiedenen Kriterien dieselbe Relevanz zuordnen.<br /> <br /> ==== Präferenzanalyse ====<br /> Während das Direct Ranking für die Gewichtung weniger Kriterien durchaus geeignet sein kann, sollte bei einer Vielzahl von Kriterien auf Methoden gesetzt werden, die einen paarweisen Vergleich durchführen. Eine Methode dafür ist die Präferenzanalyse. Hierbei werden alle Kriterien nacheinander miteinander verglichen und es wird ausgewählt, welches Kriterium oder Ziel wichtiger ist. Untenstehende Grafik zeigt eine Möglichkeit mit einer [[Tabellenkalkulation]] einen paarweisen Vergleich durchzuführen. Die Pfeile in der Abbildung zeigen, welche Kriterien miteinander verglichen wurden. Der Buchstabe des bevorzugten Kriteriums wird in die Tabelle eingetragen. Anschließend werden die Ränge und die umgekehrten Ränge (umgedreht geordnet) anhand der absoluten Anzahl der Nennung („Anzahl“ in der Tabelle) ermittelt. Danach wird das Gewicht jedes Kriteriums ermittelt, indem die Summe der Gewichte (100) durch die Summe der vergebenen Ränge (34) geteilt und anschließend mit dem umgekehrten Rang multipliziert wird. Formal ausgedrückt lautet die Berechnung: &lt;ref&gt;Fiedler, R. (2003): Controlling von Projekten. Projektplanung, Projektsteuerung und Projektkontrolle ; [mit Online-Service zum Buch]. 2., verb. und erw. Aufl. Wiesbaden: Vieweg.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &lt;math&gt;Gewicht = \frac{\text{Summe der Gewichte}}{\text{Summe der Ränge}} \cdot \text{umgedrehter Rang} &lt;/math&gt;<br /> <br /> Mit dieser Methode ist die Gewichtung der Kriterien präziser als mit der Direct Ranking Methode. Allerdings benötigt eine Gewichtung durch paarweise Vergleiche mehr Zeit. Zu beachten ist vor Allem der Anstieg des Aufwands bei steigender Anzahl der Kriterien. Die Anzahl aller durchzuführenden Vergleiche errechnet sich folgendermaßen, wobei ''N'' die Anzahl der Vergleiche und ''n'' die Anzahl der Kriterien ist:&lt;ref&gt;Ishizaka, A.; Nemery, P. (2013): Multi-criteria decision analysis. Methods and software.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> &lt;math&gt;N = \frac{n^2-n}{2} &lt;/math&gt;<br /> <br /> In der untenstehenden Abbildung wurden 8 Kriterien miteinander verglichen, was insgesamt 28 Vergleiche notwendig gemacht hat. Füllte man die Tabelle komplett aus (14 Kriterien) würde dies bereits zu 91 Vergleichen führen.<br /> <br /> [[Datei:PräferenzanalyseExcel.JPG|zentriert]]<br /> <br /> ==== Analytical Hierarchy Process (AHP) ====<br /> {{Hauptartikel|Analytic Hierarchy Process|titel1=Analytical Hierarchy Process}}<br /> Die AHP-Methode wurde 1980 von Thomas Saaty entwickelt. Die Methode ähnelt der Nutzwertanalyse und benutzt paarweise Vergleiche. Je nach Anwendungsfall kann der AHP als Substitut zur Nutzwertanalyse betrachtet werden. Gleichzeitig bietet der AHP aber auch die Möglichkeit, eine Gewichtung vorzunehmen, mit der dann eine Nutzwertanalyse durchgeführt wird. Der bedeutendste Unterschied zur Präferenzanalyse bei der Bewertung ist, dass nicht nur unterschieden wird, welches Kriterium oder Ziel besser bzw. wichtiger ist, sondern auch wie viel besser oder schlechter es ist. Für diese Bewertung wird eine Skala von 1-9 vorgeschlagen (Die Werte 2,4,6 und 8 dienen als Zwischenwerte).&lt;ref name=&quot;Saaty&quot;&gt;Saaty, T.; Vargas, L. (2012): Models, Methods, Concepts &amp; Applications of the Analytic Hierarchy Process. 2nd ed. Boston, MA: Springer US (International Series in Operations Research &amp; Management Science, 175). [[doi:10.1007/978-1-4614-3597-6]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> ! Degree of importance (Wichtigkeit) !! Definition<br /> |-<br /> | 1 || Equal importance<br /> |-<br /> | 2 || Weak<br /> |-<br /> | 3 || Moderate importance<br /> |-<br /> | 4 || Moderate plus<br /> |-<br /> | 5 || Strong importance<br /> |-<br /> | 6 || Strong plus<br /> |-<br /> | 7 || Very strong<br /> |-<br /> | 8 || Very very strong<br /> |-<br /> | 9 || Extreme importance<br /> |}<br /> <br /> Der Einsatz des AHP könnte folgendermaßen ablaufen:<br /> Zuerst wird, wie bei der Nutzwertanalyse, eine Ziel- oder Kriterienhierachie erstellt. Dadurch wird ein großes Entscheidungsproblem in viele kleinere Entscheidungsprobleme zerlegt. Anschließend werden auf jeder Ebene der Entscheidungshierarchie paarweise Vergleiche durchgeführt. Die Ergebnisse werden in eine reziproke (inverse) Matrix eingetragen. Eine Matrix ist reziprok ([[Reziprozität]]), wenn:<br /> <br /> &lt;math&gt;a_{ij} = \frac{1}{a_{ji}} &lt;/math&gt;<br /> <br /> Einfach ausgedrückt bedeutet das, wenn Kriterium A doppelt so wichtig ist wie Kriterium B, dann muss Kriterium B halb (1/2) so wichtig sein wie Kriterium A. Untenstehende Tabelle zeigt beispielhaft, wie eine reziproke Matrix aussehen könnte.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> |-<br /> | || Kriterium A || Kriterium B || Kriterium C<br /> |-<br /> | Kriterium A || 1 || 3 || 4<br /> |-<br /> | Kriterium B || 1/3 || 1 || 1/5<br /> |-<br /> | Kriterium C || 1/4 || 5 || 1<br /> |}<br /> <br /> Aus dieser Matrix werden anschließend die Zielgewichte ermittelt, indem der Eigenvektor zum größten Eigenwert ermittelt wird.&lt;ref name=&quot;Saaty&quot; /&gt;<br /> In der Praxis ist es jedoch selten, dass nach der Gewichtung perfekte reziproke Matrizen entstehen. Um die Konsistenz einer Matrix zu bewerten, hat Saaty einen Konsistenzindex definiert. Dieser misst wie konsistent eine Matrix, bzw. eine Entscheidung ist. Liegt der Konsistenzindex einer Matrix über 0.1, ist sie als konsistent anzusehen. Den Referenzwert von 0.1 errechnete Saaty aus dem Konsistenzindex für zufällig gefüllte Matrizen.<br /> Obwohl es Kritik an der Methode gibt, z.B. dass das Bewertungsschema ungenau ist oder bei der Berechnung des Konsistenzindex aufgrund der Berechnungsmethodik Inkonsistenzen auftreten können, die nichts mit der Konsistenz der Entscheidungen zu tun hat, ist die Methode in der Praxis verbreitet und akzeptiert.<br /> <br /> === Alternativendefinition ===<br /> Im nächsten Schritt werden verschiedene Alternativen definiert, für die man sich entscheiden kann. Wichtig ist, dass ebenfalls die „Null-Alternative“ in die Bewertung mit einbezogen wird. Die Null-Alternative beschreibt den aktuellen Ist-Zustand. Diese wird benötigt, da es immer möglich ist, dass keine der neuen Alternativen einen höheren Nutzen aufweist, als der aktuelle Zustand. Ein Ausschluss der Null-Alternative in der Nutzwertanalyse sollte nur dann erfolgen, wenn der Ist-Zustand eines der vorher definierten Ausschlusskriterien erfüllt.<br /> <br /> === Bewerten der Alternativen ===<br /> Nachdem den Kriterien Gewichte zugeordnet wurden und verschiedene Alternativen existieren, müssen jetzt die Kriterien der verschiedenen Alternativen bewertet werden. Um die multiattributive Bewertung einer Alternative als eindimensionalen Nutzwert darstellen zu können, müssen die Bewertungen der Kriterien auf einer Skala erfolgen. Die Art der Skala ist abhängig von dem zu bewertenden Kriterium. Man unterscheidet folgende Skalen:<br /> <br /> # [[Nominalskala]]&lt;br /&gt;Ergebnisse, die auf einer Nominalskala dargestellt werden, können nur binär beurteilt werden. Das heißt man unterscheidet nur, ob ein Kriterium zutrifft oder nicht. Typischerweise werden Nominalskalen zur Klassifizierung benutzt, also um zum Beispiel eine Zusammenfassung nach Geschlecht oder Farbe vorzunehmen. Grundsätzlich ist das Benutzen einer Nominalskala für eine Nutzwertanalyse nicht möglich, da keine qualifizierenden Aussagen über Merkmalsausprägungen möglich sind. Allerdings können die Ausschlusskriterien auf einer Nominalskala dargestellt werden, um zu entscheiden ob ein solches „K.O.-Kriterium“ zutreffend ist.<br /> # [[Ordinalskala]]&lt;br /&gt;Die Ordinalskala ermöglicht, es neben der Aussage, ob zwei Merkmalsausprägungen gleich oder ungleich sind, auch zu bestimmen, ob die Ausprägung größer oder kleiner ist als eine andere. Typischerweise ist eine Ordinalskala eine Rangliste. Die Rangplätze spiegeln allerdings nicht wider, wie groß die Differenz zwischen zwei Rängen ist. Hierzu kann man sich das Ergebnis eines Formel 1-Rennens vorstellen, bei dem man zwar weiß, wer Erster und wer Zweiter ist, aufgrund der Platzvergabe aber nicht hervorgeht wie viel schneller der erstplatzierte Fahrer gegenüber dem zweitplatzierten war. Aufgrund dieses Sachverhalts kann die Verwendung einer Ordinalskala in einer Nutzwertanalyse zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen. Um diese Verzerrung so weit wie möglich zu reduzieren, können Bewertungs-schemata verwendet werden, die vorher festlegen, welche Ausprägung zu welchem Wert auf der Skala führt. Der Vorteil einer Ordinalskala ist die einfache Durchführung, vor allem wenn Zeitdruck die Anwendung einer anderen Messmethode unmöglich macht.<br /> # [[Kardinalskala]]&lt;br /&gt;Daten, die auf einer Kardinalskala dargestellt werden, beruhen auf Messungen oder Zählungen. Eine andere Bezeichnung für die Kardinalskala ist „metrische Skala“. Die Werte auf der Skala können miteinander verglichen, subtrahiert und addiert werden, wodurch die Kardinalskala die ideale Skala für eine Nutzwertanalyse ist.<br /> Die Kardinalskala kann zudem noch weiter in die [[Intervallskala]], [[Verhältnisskala]] und [[Absolutskala]] aufgeteilt werden, worauf aber hier nicht näher eingegangen wird.<br /> <br /> Sobald für alle Kriterien eine passende Skala gefunden wurde, können die Kriterien bewertet werden. Nach der Bewertung müssen alle Skalen miteinander vergleichbar gemacht werden. Dies geschieht entweder vorher, indem man z.B. immer Punkte von 0-10 vergibt, oder im Nachgang, z.B. mit Hilfe von Transformationsgleichungen.<br /> Die Gewichtung hängt von den Präferenzen der Entscheidungsträger ab. In der Praxis wird die Kriteriengewichtung oft direkt vergeben, also ohne einen paarweisen Vorabvergleich. Dies ist eine starke Vereinfachung und führt zu einem eher „pauschal geschätzten“ Ergebnis, im Gegensatz zu einer tatsächlichen Kriterienanalyse wie es die Methode vorschlägt.<br /> <br /> === Nutzwertberechnung ===<br /> Der nächste logische Schritt in der Nutzwertanalyse ist es, aus den Gewichtungen und Bewertungen Teil- und Gesamtnutzwerte zu berechnen. Büssow bezeichnet diesen Schritt auch als Wertsynthese. Hierbei werden zuerst die Gewichte der Kriterien mit deren Bewertung multipliziert. Anschließend bildet man die Summe aus den so errechneten Teilnutzwerten um den Gesamtnutzwert einer Alternative zu erhalten. Nachfolgende Tabelle zeigt die beispielhafte Berechnung eines Gesamtnutzwertes.<br /> [[Datei:Nutzwertberechnung.JPG|zentriert|Beispielhafte Berechnung eines Nutzwertes]]<br /> <br /> Der Gesamtnutzwert der Alternative 1 berechnet sich folgendermaßen:<br /> <br /> &lt;math&gt;Gesamtnutzwert = 0,7 \cdot 80 + 0,3 \cdot 70 =77 &lt;/math&gt;<br /> <br /> Oder allgemein ausgedrückt (wobei &lt;math&gt;r&lt;/math&gt; die Anzahl der Alternativen ist):<br /> <br /> &lt;math&gt;Gesamtnutzwert(A_1) = \sum_{r=1}^2 Gewichtung_r \cdot Bewertung_r(Kriterium) &lt;/math&gt;<br /> <br /> Wie man sieht, entspricht diese Darstellung der additiven multiattributiven Wertefunktion. Aufgrund der berechneten Gesamtnutzwerte lässt sich jetzt eine Entscheidung treffen, welche Alternative man wählen sollte. In diesem Fall wäre Alternative 1 Alternative 2 vorzuziehen, da 77 &gt; 64 ist.<br /> Neben der Entscheidung für die Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzwert („Additionsregel bei absoluter Skalenfixierung“)&lt;ref&gt;Nagel, K. (1990): Nutzen der Informationsverarbeitung. Methoden zur Bewertung von strategischen Wettbewerbsvorteilen Produktivitätsverbesserungen und Kosten-einsparungen. 2., überarb. und erw. Aufl. München: Oldenbourg.&lt;/ref&gt;, gibt es noch andere Methoden um eine Alternative auszuwählen, dazu zählen:<br /> <br /> * Die Simon-Regel<br /> Hier werden alle Alternativen in zwei Klassen aufteilt. Eine Klasse enthält alle Alternativen, die mindestens einen bestimmten Nutzwert haben, die andere Klasse alle übrigen. Diese Methode bietet sich an um beispielsweise eine Vorauswahl von Alternativen zu treffen.<br /> * Die Majoritätsregel<br /> Wendet man die Majoritätsregel an, ist Alternative A der Alternative B dann vorzuziehen, wenn Alternative A bei mindestens 50 % der Kriterien einen besseren Teilnutzwert aufweist als Alternative B.<br /> * Die Copelandregel<br /> Bei der Anwendung der Copelandregel erhält jede Alternative einen Pluspunkt, wenn ein Teilnutzwert höher ist, als ein entsprechender Teilnutzwert der Alternativen. Ist er niedriger, erhält die Alternative einen Minuspunkt. Die Alternative mit der größten Anzahl von Punkten ist am Ende die Bessere. Problematisch bei dieser Methode ist, dass nur betrachtet wird, ob ein Kriterium besser ist als ein anderes - nicht wie viel besser.<br /> * Die Rangordnungssummenregel<br /> Für jedes Kriterium werden Ränge von 1 bis x auf Basis der Teilnutzwerte vergeben. Anschließend werden für jede Alternative die Ränge addiert. Die Beste Alternative ist diejenige mit der niedrigsten Summe aus den Rängen.<br /> <br /> === Sensitivitätsanalyse ===<br /> {{Hauptartikel|Sensitivitätsanalyse}}<br /> Nachdem die Nutzwertberechnung bzw. die Wertsynthese abgeschlossen wurde und ein Ergebnis vorliegt, stellt sich in der Praxis oft die Frage wie belastbar oder robust das gelieferte Ergebnis ist. Zur Klärung dieser Frage führt man eine Sensitivitätsanalyse durch.<br /> <br /> ''Sensitivitätsanalysen messen die Auswirkung der Veränderung einer Eingangsgröße auf das Ergebnis ''&lt;ref&gt;Hoffmeister, W. (2000): Investitionsrechnung und Nutzwertanalyse. Eine entschei-dungsorientierte Darstellung mit vielen Beispielen und Übungen. Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Beispiel einer einfachen Nutzwertanalyse ===<br /> <br /> Typisch für die einfache Nutzwertanalyse ist eine freie Skalierung der Erfüllungsgrade und der Gewichtungsfaktoren zum Beispiel zwischen 0 und 9:<br /> <br /> :für '''„schlecht“''' die Punkte '''0–2''',<br /> :für „'''mittel'''“ die Punkte '''3–5''' und<br /> :für '''„gut“''' die Punkte '''6–8''' und<br /> :für „'''sehr gut'''“ den Punkt '''9''' zulässt.<br /> <br /> Ein Beispiel mit beliebiger Gewichtung könnte wie folgt aussehen und Pro sowie Kontra zu jedem Satz zunächst schriftlich fixieren, um anschließend durch die Multiplikation mit der Gewichtung zum Ergebnis dieser Option zu kommen. Für jede weitere Option wird die gleiche Tabelle erstellt. Das höchste Ergebnis stellt am Ende die optimale Wahl dar:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> ! Kriterium || Erfüllungsgrad Bewerber || Gewichtung || Ergebnis/Wertigkeit<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Fachkenntnisse<br /> |&amp;nbsp;5<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 9<br /> |&amp;nbsp;45<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Berufserfahrung<br /> |&amp;nbsp;7<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 6<br /> |&amp;nbsp;42<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Bildungsbereitschaft<br /> |&amp;nbsp;3<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 8<br /> |&amp;nbsp;24<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Räumliche Mobilität<br /> |&amp;nbsp;2<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 7<br /> |&amp;nbsp;14<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Zeitliche Flexibilität<br /> |&amp;nbsp;3<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 5<br /> |&amp;nbsp;15<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Beziehungsnetzwerk<br /> |&amp;nbsp;8<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 9<br /> |&amp;nbsp;72<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Führungskompetenz<br /> |&amp;nbsp;4<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 4<br /> |&amp;nbsp;16<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Präsentationskenntnisse<br /> |&amp;nbsp;4<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 7<br /> |&amp;nbsp;28<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Zeugnisse<br /> |&amp;nbsp;3<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 4<br /> |&amp;nbsp;12<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;Sympathie<br /> |&amp;nbsp;7<br /> |align=&quot;center&quot;|×Gewichtungsfaktor 6<br /> |&amp;nbsp;42<br /> |}<br /> <br /> Der individuelle Nutzwert dieses Bewerbers für das Unternehmen beträgt in der Summe 310 Punkte. Im Vergleich mit den anderen Bewerbern kann so die Personalentscheidung sachlich vorbereitet werden.<br /> <br /> === Vergleichender Warentest ===<br /> Die meisten Testorganisationen verwenden beim [[Vergleichender Warentest|vergleichenden Warentest]] für die Beschreibung objektivierbarer subjektiver Kriterien, für die Bewertung und für die Zusammenfassung von Einzelkriterien mit [[Mittelwert]]en sowie für eine übersichtliche und schnell zu erfassende Darstellung Bewertungszahlen und [[Symbol]]e auf einer fünffältigen [[Skala (Bewertung)|Skala]]&lt;ref&gt;Horst Dürr: ''Das Gesamturteil beim vergleichenden Warentest - Struktur und Genauigkeit'', Kapitel 2: ''Beurteilungsskalen''&lt;/ref&gt; International hat sich ausgehend von einer ganzzahligen Bewertungszahl von eins bis fünf eine kontinuierliche Skala von 0,5 bis 5,5 etabliert, wobei eine höhere Bewertungszahl für eine bessere Bewertung steht.&lt;ref name=&quot;masing&quot; /&gt;<br /> <br /> Die folgende Tabelle zeigt einige Beispiele:<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; style=&quot;text-align:center&quot;<br /> |-<br /> ! Ganzzahlige&lt;br /&gt;Bewertung !! Gleitende&lt;br /&gt;Bewertung !! colspan=&quot;2&quot; | [[ICRT]]&lt;ref name=&quot;guide&quot;&gt;IOCU Testing Committee: ''Guide to the principles of comparative testing'', 1985, Kapitel III.5: ''Ranking scales''&lt;/ref&gt; !! colspan=&quot;3&quot; | [[Stiftung Warentest]]&lt;ref name=&quot;Stiftung Warentest&quot;&gt;[[Hans-Dieter Lösenbeck]]: ''Stiftung Warentest Ein Rückblick'', Kapitel 6: ''Die methodischen Grundlagen im Wandel'', S.&amp;nbsp;103, Berlin (2003), ISBN 3-931908-76-3&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; | [[International]] || colspan=&quot;3&quot; | [[Deutschland]]<br /> |-<br /> | Bewertungszahl || Bewertungs-&lt;br /&gt;zahlenbereich || Symbol || Semantik || Symbol || Semantik || Urteilszahlen-&lt;br /&gt;bereich (Benotung)<br /> |-<br /> | 5 || 4,50 – 5,50 || + + || very good || + + || sehr gut || 0,5 – 1,5<br /> |-<br /> | 4 || 3,50 – 4,49 || + || good || + || gut || 1,6 – 2,5<br /> |-<br /> | 3 || 2,50 – 3,49 || O || sufficient || O || befriedigend || 2,6 – 3,5<br /> |-<br /> | 2 || 1,50 – 2,49 || - || less sufficient || ϴ || ausreichend || 3,6 – 4,5<br /> |-<br /> | 1 || 0,50 – 1,49 || - - || bad || - || mangelhaft || 4,6 – 5,5<br /> |}<br /> <br /> === Hierarchische Ermittlung der Ziele ===<br /> Eine etwas gröbere Methode arbeitet mit der Konkretisierung des Zielsystems in Form von Näherungswerten „besser als/schlechter als“ gefordert. Es muss hierbei streng hierarchisch vorgegangen werden, sonst ist es nicht berechenbar. Es können unterschiedliche Kriterien definiert werden, um einige Alternativen im Voraus auszuschließen.<br /> <br /> * „K.O.-Kriterien“ (Muss-Kriterien): Mindest/Höchstbedingung, deren Erfüllung zwingend gefordert wird<br /> * Soll-Kriterien, deren möglichst weitgehende Erfüllung wünschenswert ist<br /> <br /> Sie legen Bewertungskriterien fest, die zur Beurteilung herangezogen werden sollen. Dabei geht es nur um die wichtigsten Kriterien, die schließlich zur Entscheidung führen sollen und nicht um alle die bekannt sind.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> !Kriterium || erfüllt ja/nein || Gewichtung || Ergebnis/Wertigkeit<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;<br /> |&amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> |&amp;nbsp;<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;<br /> |&amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> |&amp;nbsp;<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;<br /> |&amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> |&amp;nbsp;<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;<br /> |&amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> |&amp;nbsp;<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;<br /> |&amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> |&amp;nbsp;<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;<br /> |&amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> |&amp;nbsp;<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;<br /> |&amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> |&amp;nbsp;<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;<br /> |&amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> |&amp;nbsp;<br /> |-<br /> |&amp;nbsp;<br /> |&amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> |&amp;nbsp;<br /> |-<br /> | &amp;nbsp;<br /> | &amp;nbsp;<br /> |align=&quot;center&quot;|×n<br /> | &amp;nbsp;<br /> |}<br /> <br /> In einer genaueren Aufschlüsselung werden zunächst in einem paarweisen Vergleich der Kriterien ermittelt, das heißt durch die Überlegung „Ist Kriterium A wichtiger als Kriterium B“?<br /> <br /> *Wenn ein Kriterium weniger wichtig ist, so bekommt es null Punkte<br /> *Wenn ein Kriterium gleichgewichtig mit einem anderen ist, erhält es einen Punkt<br /> *Wenn ein Kriterium wichtiger ist als das andere, erhält es die Punktzahl zwei.<br /> <br /> Diese Gliederung ergibt ein genaueres Ergebnis als die simple Frage „erfüllt/nicht erfüllt“ und führt durch die Vorgewichtung zu einem mathematisch brauchbaren Ergebnis.<br /> <br /> Die Alternative mit dem höchsten Nutzwert ist damit auf Rang 1 zu sehen, stellt also die beste Auswahl dar. Dabei ist jedoch immer zu beachten, dass die Nutzwertanalyse ein [[Vergleichender Warentest|vergleichendes Ergebnis]] liefert, also keine absolute Aussage über den Nutzen liefern kann.<br /> <br /> Bei einem sehr knappen Ausgang (z.&amp;nbsp;B. im Preis) können weitere Kriterien hinzugezogen werden wie z.&amp;nbsp;B. der Zeitpunkt der letzten Preiserhöhung oder der Beratungsservice.<br /> <br /> Bei der Anzahl der Kriterien gilt erfahrungsgemäß die Regel „weniger ist mehr“; es ist sinnvoll, sich auf wenige prägnante Punkte zu konzentrieren. Einerseits erhöht sich der Arbeitsaufwand, je mehr Kriterien verglichen werden sollen, andererseits wird der Vergleich damit zunehmend schwieriger. Drei bis fünf Kriterien sind empfehlenswert, mehr als zehn sind in der Praxis nicht zu empfehlen.<br /> <br /> Ferner sind die folgenden vier Punkte bei der Auswahl der Bewertungskriterien zu berücksichtigen:<br /> *Operationalität: Bewertungskriterien müssen genau beschrieben werden und messbar sein.<br /> *Hierarchiebezogenheit: Bewertungskriterien, die einer gemeinsamen Kategorie angehören, sind gemeinsam anzuordnen.<br /> *Unterschiedlichkeit: Verschiedene Bewertungskriterien müssen unterschiedliche Merkmale beschreiben.<br /> *Nutzensunabhängigkeit: Die Erfüllung eines Kriteriums darf nicht die Erfüllung eines anderen voraussetzen.<br /> <br /> == Fazit ==<br /> Zusammenfassend sollte bei der Erstellung der Nutzwertanalyse folgendes beachtet werden, um die Entscheidungsauswahl und den Entscheidungsprozess transparent zu machen:<br /> <br /> *Die Ziele müssen relevant und richtig formuliert sein.<br /> *Die Skalierung der Bewertungen kann bei Ordinalskalen ungenau sein.<br /> *Bewertungen und Gewichtungen können sich in der Zukunft ändern.<br /> *Bewertungen und Gewichtungen können (stark) subjektiv beeinflusst sein.<br /> <br /> Der Vorteil, den die Nutzwertanalyse bietet, liegt nicht nur in der besseren Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Entscheidungsfindung begründet. Er liegt auch darin, dass die Kriterien und Argumente, welche letztendlich eine Entscheidung bestimmen, einer genauen Prüfung unterzogen werden. Dies führt oft zu neuen Erkenntnissen während des Entscheidungsprozesses.<br /> <br /> Die Konzentration auf die wirklich entscheidenden Faktoren schafft Klarheit. Auf Grund der Zahlendarstellungen wird darüber hinaus eine Vergleichbarkeit hergestellt, die ohne diese Methode nicht gegeben ist. Auf diese Weise werden „Bauchentscheidungen“ deutlich reduziert.<br /> <br /> Diese Form der Argumentation kann auch [[emotion]]ale Faktoren wie zum Beispiel Wohlbefinden, Wetter am neuen Standort oder sogar sexuelle Anziehungskraft enthalten. Diese Nutzwertanalyse stellt das komplexeste deduktive [[Argument]] dar.<br /> <br /> == Ähnliche Methoden ==<br /> * [[Analytic Hierarchy Process]] von Thomas Saaty. Der AHP ist mathematisch anspruchsvoller und präziser, zwingt zum paarweisen Vergleich auch bei den Alternativen und misst über den [[Inkonsistenzfaktor]] auch Logik und Qualität einer Entscheidung.<br /> * [[Analytic Network Process]] von Thomas Saaty. Der ANP erlaubt die Erstellung von Entscheidungsnetzwerken.<br /> * [[Kosten-Nutzen-Analyse]]<br /> * [[Peren-Clement-Index]] von Franz W. Peren und Reiner Clement. Einer von zwei etablierten Indizes zur Länderrisikoanalyse, dient zur Einschätzung von Länderrisiken bei Direktinvestitionen.<br /> * [[Preis-Leistungsmodell]] von Prof. [[Heinz Lothar Grob]] eliminiert Strukturdefekte der Nutzwertanalyse wie z.&amp;nbsp;B. die Konstanz des Grenznutzens, Unabhängigkeit der Teilnutzen, Dimensionslosigkeit des Zielwerts und die Globalisierung der Kriterien.<br /> * [[Quality Function Deployment|QFD]] Quality Function Deployment<br /> * [[TOPSIS]] (Technique for Order Preference by Similarity to Ideal Solution) von C.-L. Hwang und K. Yoon. Bei TOPSIS wird eine Alternative bewertet, indem ihr Abstand zur besten und zur schlechtesten Alternative gemessen wird.<br /> * [[VDI-Richtlinie: VDI 2225 Blatt 3,Konstruktionsmethodik - Technisch-wirtschaftliches Konstruieren - Technisch-wirtschaftliche Bewertung]]<br /> * [[Wertanalyse]]<br /> <br /> == Vergleich Nutzwertanalyse und Analytic Hierarchy Process ==<br /> #Zur Berechnung der Nutzwertanalyse (NWA) genügen Stift und Papier. Deshalb wurde die NWA schon zu Zeiten eingesetzt, in denen es noch keine EDV gab. Die Methode des [[Analytic Hierarchy Process]] (AHP) basiert mathematisch dagegen auf einer Iteration von Matrizen-Multiplikationen (siehe [[Matrix (Mathematik)|Matrix]]). Diese benötigten Rechenkraft, die dem AHP in der Praxis erst ab 1990, mit Beginn des Computer-Zeitalters, erfolgreich zur Verfügung stand. Die NWA ist dagegen nur ein additives [[Näherungsverfahren]] und begnügt sich mit den [[Grundrechenart]]en.<br /> #Bei der NWA wird im Gegensatz zum AHP bereits das Ranking der Kriterien von vielen Anwendern nicht durch paarweisen Vergleich ermittelt (nicht „jedes Kriterium mit jedem anderen Kriterium“)&lt;ref&gt;siehe auch externes [http://community.easymind.info/page-76.htm Beispiel]&lt;/ref&gt;. Stattdessen tragen viele Anwender ihren prozentualen Schätzwert direkt in die Ranking-Tabelle der Kriterien manuell ein (siehe oben, Gewichtung der Ziele). Die „Methodik“ der NWA reduziert sich in diesen Fällen also im Wesentlichen darauf, dass die Summe aller Gewichtsfaktoren nicht mehr als 100 % ergeben darf.<br /> #Aber auch bei „korrekter“ Anwendung der NWA steht bei der paarweisen Bewertung der Kriterien für die Punktwerte lediglich eine sehr schmale Skala mit einer geringen Bandbreite von 0 bis 2 zur Verfügung, im Gegensatz zum AHP, der mit einer weit größere Bandbreite (1-2-3-4-5-6-7-8-9) wesentlich differenziertere Bewertungen zulässt. Bewertungen mit einer größeren Bandbreite wären bei der NWA allein schon bedingt durch die simple Mathematik (nur Grundrechenarten) auch gar nicht zu handhaben.<br /> #Das Ranking der Alternativen wird bei der NWA sogar grundsätzlich ohne paarweisen Vergleich ermittelt. Der Analytic Hierarchy Process dagegen „zwingt“ zum paarweisen Vergleich und Nachdenken auch bei den Alternativen.<br /> #Im Gegensatz zum AHP kann die NWA nicht die Konsistenz einer Entscheidung aus den subjektiven Bewertungen überprüfen. Bedingt durch die simple Mathematik gibt es in der Praxis relativ viele mathematische Abweichungen der NWA, die von den Anwendern je nach persönlichen Geschmack oder konkreter Fragestellung abgewandelt wurden.<br /> #Die NWA verlangt zwingend die Umrechnung bei den harten Kriterien (z.&amp;nbsp;B. Euro, km, kg) innerhalb einer zusätzlichen Hilfstabelle für die Erstellung der „Zielerfüllungsfaktoren“ (siehe Vergabe von Punkten für die Varianten). Beim AHP kann man die Bewertungen direkt ohne diesen Umweg eingeben.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Zangemeister, Christof (1976): Nutzwertanalyse in der Systemtechnik – Eine Methodik zur multidimensionalen Bewertung und Auswahl von Projektalternativen. Diss. Techn. Univ. Berlin 1970, 4. Aufl., München: Wittemann, ISBN 3-923264-00-3.<br /> * Keeney, R.L.; Raiffa, H. (1976): Decisions with Multiple Objectives; Preferences and Value Tradeoffs. John Wiley &amp; Sons, ISBN 0-471-46510-0.<br /> * Bechmann, Arnim (1978): Nutzwertanalyse, Bewertungstheorie und Planung.Haupt, 1. Auflage, ISBN 978-3-258-02694-7<br /> *Bamberg, G.; Coenenberg, A. Gerhard; Krapp, M. (2012): Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre. 15. Aufl. München: Vahlen, Franz (Vahlens Kurzlehrbücher).<br /> *Bhushan, N.; Rai, K. (2004): Strategic decision making. Applying the analytic hierarchy process. London, New York: Springer (Decision Engineering).<br /> *Büssow, C; Baumgarten, H. (2004): Prozessbewertung in der Logistik. Kennzahlenbasierte Analysemethodik zur Steigerung der Logistikkompetenz. 1. Aufl. Wiesba-den: Dt. Univ.- Verl. (Gabler Edition Wissenschaft Logistik-Management).<br /> *Eisenführ, F.; Langer, T.; Weber, M. (2010): Rationales Entscheiden. 5., überarb. u. erw. Aufl. Berlin [u.&amp;nbsp;a.]: Springer (Springer-Lehrbuch).<br /> *Grünig, R.; Kühn, R. (2013): Entscheidungsverfahren für komplexe Probleme. Ein heuristischer Ansatz. 4. Aufl. 2013. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; Imprint: Springer Gabler (SpringerLink : Bücher).<br /> *Guarnieri, P. (2015): Decision Models in Engineering and Management. Aufl. 2015. Cham: Springer International Publishing (Decision Engineering).<br /> *Hoffmeister, W. (2000): Investitionsrechnung und Nutzwertanalyse. Eine entscheidungsorientierte Darstellung mit vielen Beispielen und Übungen. Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer.<br /> *Ishizaka, A.; Nemery, P. (2013): Multi-criteria decision analysis. Methods and software.<br /> *Nagel, K. (1990): Nutzen der Informationsverarbeitung. Methoden zur Bewertung von strategischen Wettbewerbsvorteilen Produktivitätsverbesserungen und Kosten-einsparungen. 2., überarb. und erw. Aufl. München: Oldenbourg.<br /> *Rommelfanger, H.; Eickemeier, S. (2002): Entscheidungstheorie. Klassische Konzepte und Fuzzy-Erweiterungen; mit 109 Tabellen. Berlin, Heidelberg [u.&amp;nbsp;a.]: Springer (Springer-Lehrbuch).<br /> *Westermann, G.; Finger, S. (2012): Kosten-Nutzen-Analyse. Einführung und Fallstudien. Berlin: E. Schmidt (ESV basics).<br /> *Zardari, N. (2015): Weighting methods and their effects on multi-criteria decision making model outcomes in water resources management (SpringerBriefs in Water Science and Technology).<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> *[http://www.lehrer-online.de/nutzwertanalyse.php Nutzwertanalyse – eine Unterrichtsreihe mit Aufgaben und Lösungen] von Markus Niederastroth<br /> *[http://www.enzyklopaedie-der-wirtschaftsinformatik.de/wi-enzyklopaedie/lexikon/is-management/Management-von-Anwendungssystemen/Beschaffung-von-Anwendungssoftware/Nutzwertanalyse Enzyklopaedie der Wirtschaftsinformatik; Frank Bensberg: Nutzwertanalyse]<br /> <br /> [[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]<br /> [[Kategorie:Projektmanagement]]<br /> [[Kategorie:Entscheidungstheorie]]<br /> [[Kategorie:Kostenrechnung]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kallikratis-Programm&diff=168982543 Kallikratis-Programm 2017-09-11T10:45:41Z <p>Mdjango: /* Reaktionen */ +wer zweifelt. + Jahr.</p> <hr /> <div>[[Datei:Greece 2011 subdivisions de.svg|mini|hochkant=2|Verwaltungsgliederung Griechenlands nach der Kallikratis-Reform]]<br /> <br /> '''Kallikratis-Programm''' ({{elS|Πρόγραμμα Καλλικράτης ''prógramma Kallikrátis''}}) bezeichnet eine im Jahre 2010 eingeleitete weitgehende Reform der [[Politische Gliederung Griechenlands|griechischen Verwaltung]] mit dem Ziel der Kosteneinsparung und des Bürokratie-Abbaus. Die Reform wurde durch das Gesetz 3852/2010 „Neue Architektur der Selbstverwaltung und der dezentralisierten Verwaltung – Programm Kallikratis“ im Mai 2010 legitimiert und trat am 1. Januar 2011 in Kraft.&lt;ref name=&quot;Gesetz3852&quot;&gt;{{Internetquelle| url=http://www.grde.eu/files/kallikrates/kallikratis-de.pdf| titel=Gesetz Nr. 3852| titelerg=Neue Architektur der Selbstverwaltung und der dezentralisierten Verwaltung – Programm Kallikratis| werk=Regierungszeitung der hellenischen Republik, Band 1, Blatt Nr. 87| format=PDF; 1.743&amp;nbsp;kB| datum=2010-06-07| zugriff=2013-05-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Hintergrund ==<br /> 1997 wurde im Gesetz Nr. 2539/1997 mit dem [[Politische Gliederung Griechenlands#Das Kapodistrias-Programm von 1997|Kapodistrias-Plan]] eine umfassende Verwaltungsreform verabschiedet. Diese reduzierte unter anderem die Anzahl der Gemeinden von 5775 auf 1033 und schaffte die Provinzen ''(eparchíes)'' ab.<br /> Nach der Einführung der neuen Verwaltungsgliederung wurde diese als weiter reformbedürftig angesehen. Entwürfe für eine weitere Kommunalverwaltungsreform wurden seit 2005 unter dem Stichwort ''Kapodistrias 2'' diskutiert. Verschiedene Entwürfe sahen eine erneute Reduzierung der Anzahl der Gemeinden auf circa 400 vor.<br /> <br /> Der [[Parlamentswahlen in Griechenland 2009|Regierungswechsel im Oktober 2009]] und das Offenbarwerden der [[Griechische Staatsschuldenkrise ab 2010|griechischen Staatsschuldenkrise]] machte die Dringlichkeit der Reform deutlich.&lt;ref name=&quot;Hlepas2011&quot;&gt;{{Literatur|Autor=Nikolaos-Komninos Hlepas| Titel=The Impact of local government reforms in Greece: a critical overview| Herausgeber=Lucica Matei, Spyridon Flogaitis |Sammelwerk=Public Administration in the Balkans – from Weberian bureaucracy to New Public Management |Reihe=South-Eastern European administrative studies – ASsee online series| Band=Bd. 1| Verlag=Editura Economicǎ| Jahr=2011| ISBN=978-973-709-531-2| Seiten=67–87}}&lt;/ref&gt; Die Problematik der Aufblähung des Öffentlichen Dienstes, der Ineffizienz der griechischen Verwaltung und der Notwendigkeit von Sparmaßnahmen drang ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Der [[Internationaler Währungsfonds|Internationale Währungsfonds]] und die von der Regierung [[Giorgos Andrea Papandreou|Papandreou]] um finanzielle Hilfe gebetenen [[Europäische Union|EU]]-Länder machten ihre Unterstützung von ernstlichen und tiefgreifenden Einsparungen und Reformen abhängig.<br /> <br /> == Eckpunkte der Reform ==<br /> <br /> Die nach [[Kallikrates (Architekt)|Kallikrates]], dem Baumeister der Akropolis, benannte Reform sah vor, dass die derzeit fünf Verwaltungsebenen auf drei verringert werden. Gleichzeitig sollten tausende staatliche Träger abgeschafft oder zusammengelegt werden.&lt;ref name=&quot;Hlepas2013&quot;&gt;{{Literatur|Autor=Nikolaos-Komninos Hlepas| Titel=Local government in Greece| Herausgeber=Angel-Manuel Moreno |Sammelwerk=Local Government in the Member States of the European Union: A Comparative Legal Perspective |Reihe=Administración Local y Autonómica| Band=Bd. 1| Verlag=INAP| Ort=Madrid| Jahr=2013| ISBN=978-84-7351-417-0| Seiten=257–282}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * Die Anzahl von 1034 Gemeinden wurde auf [[Liste der Gemeinden Griechenlands|325]] verringert. Mit Ausnahme von [[Kreta]] und [[Euböa]] hat jede Insel nur eine Gemeindeverwaltung.<br /> * An die Stelle der ehemals [[Liste der ehemaligen Präfekturen Griechenlands|54 Präfekturen]] traten 13 autonom verwaltete [[Liste der Regionen Griechenlands|Regionen]] mit einem gewählten Präsidenten. Die ehemals 13 Verwaltungsregionen wurden dagegen durch sieben Verwaltungsdirektionen mit einem von der Regierung ernannten Leiter ersetzt.<br /> * Die Zahl der Verwaltungsstellen der Gemeindebezirke und kommunalen Unternehmen wurde von 6000 auf 2000 reduziert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://news.ert.gr/en/domestic/politics/35918-epanathemeliosi-tis-topikis-aytodioikisis-me-kallikrati| titel=“Kallikratis” Re-establishes Local Administration| werk=[[Elliniki Radiofonia Tileorasi|ERT]]| datum=2010-04-27| archiv-url=https://web.archive.org/web/20100501004235/http://news.ert.gr/en/domestic/politics/35918-epanathemeliosi-tis-topikis-aytodioikisis-me-kallikrati| archiv-datum=2010-05-01| zugriff=2013-05-17| sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> * Die Zahl der gewählten Repräsentanten wurde halbiert. So wurden die – zu 80 % bezahlten – Stellen der Bürgermeister, Präfekten und Präfektur-Berater von 50.000 auf 25.000 reduziert. So sollten 60 % der Gehaltskosten von 914 Bürgermeistern, 120 Ortsvorstehern, 57 Präfekten, 195 Vize-Präfekten, 1496 Präfekturräten und 703 Regionalräten eingespart werden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.tovima.gr/society/article/?aid=329160| titel=«Καλλικράτης»| titelerg=Φτωχός, πλην τίμιος| werk=tovima.gr| datum=2010-05-01| zugriff=2013-05-17| sprache=el}}&lt;/ref&gt;<br /> * Medienberichten zufolge waren von der Kallikratis-Reform 200.000 Angestellte betroffen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.tovima.gr/society/article/?aid=329160| titel=Griechen wälzen Privatisierungspläne| autor=Robert Stadler| werk=Der Standard| datum=2010-04-29| zugriff=2013-05-17}}&lt;/ref&gt;<br /> * Das Kallikratis-Programm sollte jährliche Einsparungen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro bringen.<br /> <br /> == Gesetzgebungsverfahren ==<br /> <br /> Der Kallikratis-Plan wurde am 28. April 2010 vom Ministerrat verabschiedet und anschließend vom Minister für Inneres, Dezentralisierung und E-Government [[Giannis Ragousis]] der Öffentlichkeit vorgestellt.<br /> <br /> {{Zitat|Der Plan signalisiert das Ende einer Ära für den am meisten zentralisierten Staat Europas und den Beginn eines neuen Kurses… Es gibt jetzt ein allgemeines Bewusstsein, dass der verschwenderische, klientelorientierte, zentralisierte und ineffiziente Staat die Ursache des griechischen Problems ist, wie wir es heute erleben|[[Giannis Ragousis]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.ana.gr/anaweb/user/showplain?maindoc=8665460&amp;maindocimg=8507359&amp;service=98| titel=Unbekannt| werk=Athens News Agency| datum=2010-04-29| zugriff=2013-05-17| sprache=en| offline=1}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Der Gesetzesentwurf wurde dem griechischen Parlament am 21. Mai 2010&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.ypes.gr/UserFiles/f0ff9297-f516-40ff-a70e-eca84e2ec9b9/N_KALLIKRATIS.pdf| titel=Gesetzesentwurf| titelerg=Neue Architektur der Selbstverwaltung und der dezentralisierten Verwaltung – Programm Kallikratis| hrsg=Griechisches Innenministerium| werk=Bericht an das griechische Parlament| datum=2010-05-21| zugriff=2013-05-17| sprache=el| format=PDF; 2,2&amp;nbsp;MB}}&lt;/ref&gt; vorgelegt und am 27. Mai 2010 verabschiedet.&lt;ref name=&quot;Gesetz3852&quot; /&gt;<br /> <br /> Die Reform ist am 1. Januar 2011 in Kraft getreten; den [[Regionalwahlen in Griechenland 2010|Kommunalwahlen am 7. und 14. November 2010]] lag bereits die neue Verwaltungsgliederung zugrunde.<br /> <br /> == Änderungen der Gebietskörperschaften durch das Kallikratis-Programm (Übersicht) ==<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; style=&quot;text-align:left; font-size:95%;&quot;<br /> |-<br /> ! width=&quot;140&quot;|<br /> ! width=&quot;325&quot;|Frühere Verwaltungsgliederung&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.et.gr/idocs-nph/search/pdfViewerForm.html?args=5C7QrtC22wEWFzYWFtEvQndtvSoClrL8GlsHHQzxqLl5MXD0LzQTLWPU9yLzB8V68knBzLCmTXKaO6fpVZ6Lx3UnKl3nP8NxdnJ5r9cmWyJWelDvWS_18kAEhATUkJb0x1LIdQ163nV9K--td6SIuRIKAQx01wTrp8ihoWCRB1NkEp0PLqHWHUJzznvTgKty| titel=Gesetz Nr. 2539| titelerg=Συγκρότηση της Πρωτοβάθμιας Τοπικής Αυτοδιοίκησης| werk=Regierungszeitung der hellenischen Republik, Heft 1, Blatt Nr. 244| format=PDF; 6,2&amp;nbsp;MB| datum=1997-12-04| zugriff=2014-01-31}}&lt;/ref&gt;<br /> ! width=&quot;335&quot;|Verwaltungsgliederung nach dem Kallikratis-Programm&lt;ref name=&quot;Gesetz3852&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |Gemeinde (''Dimos'', Δήμος)<br /> |<br /> * [[Local administrative unit|Lokale]], ([[Gemeinde|kommunale]]) Verwaltungsebene.<br /> * Insgesamt 914 Gemeinden (δήμοι) und 120 Landgemeinden (κοινότητες). Die meisten waren 1997 aus dem „Kapodistrias-Programm“ hervorgegangen.<br /> * Aufgeteilt in ''Gemeindebezirke'' (δημοτικά διαμερίσματα); zuvor eigenständige Gemeinden wählen als ''Gemeinschaften'' (Ez. ''kinotita'' κοινότητα) eigene Ortsvertreter.&lt;ref name=&quot;Diamerismata&quot;&gt;3463/2006 «Κύρωση του Κώδικα Δήμων και Κοινοτήτων» (Φ.Ε.Κ. 114 Α΄/08.06.2006); (Stadt- und Gemeindekodex 2006); vergl. → ''[[:el:Τοπικό διαμέρισμα|Τοπικό διαμέρισμα]], [[:el:Δημοτικό διαμέρισμα|Δημοτικό διαμέρισμα]]'' und ''[[:el:Κοινοτικό διαμέρισμα|Κοινοτικό διαμέρισμα]]'', alle Griechische Wikipedia.&lt;/ref&gt;<br /> |<br /> * [[Local administrative unit|Lokale]], ([[Gemeinde|kommunale]]) Verwaltungsebene.<br /> * Reduzierung auf 325 Gemeinden durch freiwillige oder erzwungene Zusammenschlüsse.<br /> * Teilweise Übernahme der Zuständigkeiten der Präfekturen.<br /> * Die Gemeinden sind aufgeteilt in ''Gemeindebezirke'' ([[Δημοτική ενότητα|δημοτικές ενότητες]]),&lt;ref&gt;→ ''[[:el:Δημοτική ενότητα|Δημοτική ενότητα]]'', Griechische Wikipedia&lt;/ref&gt; deren Gebiete identisch mit den alten Gemeinden sind. Die Gemeindebezirke wiederum gliedern sich ja nach Einwohnerzahl in ''Lokalverwaltungen'' (Ez. ''topiki kinotita'' [[τοπική κοινοτιτα]]), im ländlichen Raum im Sinne ''Ortsgemeinschaften'', bzw. ''Stadtbezirke'' (Ez. ''dimotiki kinotita'' [[Δημοτική κοινοτιτα|δημοτική κοινότητα]]), die jeweils den alten Gemeindebezirken entsprechen und örtliche Vertreter wählen.&lt;ref name=&quot;Diamerismata&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |Präfektur (''Nomarchie'', Νομαρχία)<br /> |<br /> * [[NUTS|Regionale]], zweite Verwaltungsebene mit Selbstverwaltung.<br /> * Insgesamt 3 Überpräfekturen und 54 Präfekturen. Aufteilung des Landes in Präfekturen, Attika in Präfekturbezirke.<br /> |<br /> * Abgeschafft. Die bisherigen Präfekturen werden als lediglich unselbständige ''Regionalbezirke'' (Ez. ''periferiaki enotita'' περιφερειακή ενότητα) geführt.<br /> |-<br /> |Region (''Periferia'' Περιφέρεια)<br /> |<br /> * [[NUTS|Regionale]], dritte Verwaltungsebene ohne Selbstverwaltung<br /> * Insgesamt 13 Verwaltungsregionen (Ez. gr. ''Diikitiki periferia'' Διοικιτική περιφέρεια)<br /> * Zuständig für die Koordination und die Rechtsaufsicht über die lokalen Behörden sowie die Umsetzung der staatlichen Politik auf regionaler Ebene.<br /> * Der Generalsekretär der Region (''genikos grammateas'' γενικός γραμματέας) wird von der Regierung ernannt.<br /> |<br /> * [[NUTS|Regionale]], zweite Verwaltungsebene mit Selbstverwaltung. Teilweise Übernahme der Zuständigkeiten der Präfekturen.<br /> * 13 Regionen (Ez. gr.''Periferia'' Περιφέρεια) in den gleichen geographischen Grenzen wie die vorherigen Verwaltungsregionen<br /> * Gewählter Gouverneur (''periferiarchis'' περιφερειάρχης) und Regionalrat.<br /> |-<br /> |7 Verwaltungs&amp;shy;direktionen (Ez. ''Apokendromeni Diikisi'' Αποκεντρωμένη Διοίκηση,&lt;br /&gt;dt. ''Dezentrale Behörde'')<br /> |Gab es nicht.<br /> |<br /> * Insgesamt 7:<br /> ** Attika, Sitz in [[Athen]]<br /> ** Thessalien/Mittelgriechenland, Sitz in [[Larisa]]<br /> ** Epirus/Westmakedonien, Sitz in [[Ioannina]]<br /> ** Peloponnes, Westgriechenland und Ionisches Meer, Sitz in [[Patras]]<br /> ** Ägäis, Sitz in [[Piräus]]<br /> ** Kreta, Sitz in [[Iraklio]]<br /> ** Makedonien/Thrakien, Sitz in [[Thessaloniki]]<br /> * Ihr Leiter (Generalsekretär) wird von der Regierung ernannt.<br /> * Übernehmen im Wesentlichen die Zuständigkeiten der alten Regionen.<br /> &lt;!-- |-<br /> | Irrtümliche Leerzeile?<br /> |<br /> | --&gt;<br /> |-<br /> |Kommunale Unternehmen<br /> |Rund 6.000 Unternehmen und juristische Personen der Gemeinden.<br /> |Reduziert auf etwa 2.000 durch Zusammenschlüsse oder Auflösungen.<br /> |-<br /> !Kommunale Finanzen<br /> |Mittel aus dem Staatshaushalt, europäischen Programmen, kommunalen Steuern, Eigenmittel (z.&amp;nbsp;B. durch kommunale Unternehmen, Strandbewirtschaftung, Steinbrüche etc.)<br /> |Wie bisher. Hinzu kommen Anteile an den staatlichen Steuern (Mehrwertsteuer, Einkommensteuer, Grundsteuer)<br /> |-<br /> |Kommunalwahlen<br /> |Alle 4 Jahre im Oktober.&lt;br /&gt;Wenn der Erste nicht 42 % der Stimmen erhält, erfolgt am darauf folgenden Sonntag eine Stichwahl zwischen den beiden Führenden.<br /> |Alle 5 Jahre im Juni, gleichzeitig mit den Wahlen zum Europäischen Parlament (mit Ausnahme der [[Regionalwahlen in Griechenland 2010|Wahl 2010]]).&lt;br /&gt; Erforderlich ist die absolute Mehrheit. Wird sie nicht erreicht, erfolgt am darauf folgenden Sonntag eine Stichwahl zwischen den beiden Führenden.<br /> |}<br /> <br /> == Reaktionen ==<br /> <br /> Die Zeitung ''Adesmevtos Typos'' titelte im April 2010, der Kallikratis-Plan „provoziert einen Bürgerkrieg“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.ana-mpa.gr/anaweb/user/showplain?maindoc=8634926&amp;maindocimg=8020268&amp;service=94| titel=Unbekannt| werk=Athens News Agency| datum=2010-04-20| zugriff=2013-05-17| sprache=en| offline=1}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Bürgermeister der Gemeinde Elliniko im Süden Athens trat im April 2010 aus Protest gegen den Plan in den Hungerstreik.&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_politics_100015_30/04/2010_116799| titel=Elliniko mayor goes on hunger strike again| werk=Kathimerini| datum=2010-04-30| archiv-url=https://web.archive.org/web/20100604024340/http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_politics_100015_30/04/2010_116799| archiv-datum=2010-06-04| zugriff=2013-05-17| sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 3. Mai 2010 streikten und demonstrierten Kommunalangestellte aus Protest gegen das Reformvorhaben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.griechenland.net/news_details.php?siteid=9121| titel=Proteste in Griechenland als Reaktion auf massive Sparmaßnahmen| werk=Griechenland Zeitung| datum=2010-05-03| zugriff=2013-05-17}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.agelioforos.gr/default.asp?pid=7&amp;ct=10&amp;artid=40430| titel=Κλιμακώνουν τις αντιδράσεις| werk=Agelioforos| datum=2010-05-04| zugriff=2013-05-17| sprache=el}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Während der Beratung des Parlaments über den Gesetzentwurf demonstrierten Ende Mai 2010 zahlreiche Gemeindeangestellte und Bürgermeister vor dem Parlamentsgebäude.&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=http://www.griechenland.net/news_details.php?siteid=9298| titel=Proteste gegen Verwaltungsreform „Kallikratis“ nehmen zu| werk=Griechenland Zeitung| datum=2010-05-26| zugriff=2013-05-17}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Wissenschaftliche Untersuchungen zweifelten 2011, ob die Verwaltungsreform vor dem Hintergrund der Finanz- und Staatsschuldenkrise in Europa und speziell in Griechenland erfolgreich umgesetzt werden kann. Die neue dezentrale Ausrichtung der Verwaltung sowie die implizite Umgestaltung der Zuständigkeiten erfordern Bereitschaft zur Veränderung von allen Beteiligten. Beispielsweise muss neues Wissen um die neuen Strukturen vermittelt und angenommen werden. Die Angestellten bzw. die Beamten müssen ggf. bereit sein, an einen anderen Ort umzuziehen (Mobilität). Die Angestellten bzw. Beamten müssen gleichzeitig Gehaltskürzungen, Zwangsversetzungen und personelle Umstrukturierungen durch die Entlassung von Kollegen hinnehmen.&lt;ref name=&quot;Hlepas2011&quot; /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.ypes.gr/el/Regions/programma/ Griechisches Innenministerium: Das Kallikratis-Programm (griechisch)]<br /> * [http://www.ypes.gr/UserFiles/f0ff9297-f516-40ff-a70e-eca84e2ec9b9/N_KALLIKRATIS.pdf Griechisches Innenministerium: Gesetzentwurf vom 21. Mai 2010 (griechisch)] (PDF; 2,2&amp;nbsp;MB)<br /> * [http://www.eparousia.gr/wp-content/myuploads/2010/04/Kallikratis.pdf Παρουσία: Das Kallikratis-Programm (griechisch)]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;!--http://www.ger-mani.net/PDF/Kallikratis.pdf Das Kallikratis-Programm in Griechenland 1.1.2011 ist ein WP-auszug --&gt;<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Politische Gliederung (Griechenland)]]<br /> [[Kategorie:Politik (Griechenland)]]<br /> [[Kategorie:Gebietsreform]]<br /> [[Kategorie:Staatsverschuldung]]<br /> [[Kategorie:Politik 2010]]</div> Mdjango https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Enhanced_Mitigation_Experience_Toolkit&diff=167773962 Enhanced Mitigation Experience Toolkit 2017-08-01T11:28:29Z <p>Mdjango: korr.</p> <hr /> <div>{{Infobox Software<br /> | Name = &lt;!-- Nur falls abweichend vom Artikelnamen --&gt;<br /> | Logo =<br /> | Screenshot = &lt;!-- Bildschirmfoto --&gt;<br /> | Beschreibung = Sicherheits-Software<br /> | Maintainer =<br /> | Hersteller = [[Microsoft]]<br /> | Erscheinungsjahr = 2009<br /> | AktuelleVersion = 5.52<br /> | AktuelleVersionFreigabeDatum = 14. November 2016<br /> | Betriebssystem = [[Microsoft Windows|Windows]]<br /> | Programmiersprache =<br /> | Kategorie = [[Sicherheitssoftware]]<br /> | Lizenz = Proprietär<br /> | Deutsch = nein<br /> | Sonstiges = Ende des Supports am 31. Juli 2018.<br /> | Website = [https://microsoft.com/emet/ EMET Homepage]<br /> }}<br /> <br /> '''Enhanced Mitigation Experience Toolkit''' ('''EMET''') ist eine Sicherheits-Software von [[Microsoft]] für [[Microsoft Windows|Windows]]-Systeme. <br /> <br /> EMET kann als Schutz vor (unbekannten) Angriffen durch [[Schadprogramm]]e ([[Exploit]]s) zusätzlich zu einer [[Firewall]] oder einem [[Antivirenprogramm]] installiert werden. Mit installiertem EMET wird das Ausnutzen von Sicherheitslücken in Software für Angreifer schwieriger. EMET soll insbesondere Windows-Dienste, Windows Apps, Microsoft Office, veraltete Software und Drittanbietersoftware wie [[Adobe Reader]], [[Adobe Flash Player]], verschiedene Browser, [[Java Runtime Environment|Java]], [[Skype]] oder [[VLC Media Player]] schützen.<br /> <br /> Das Programm kann von jedermann als [[Freeware]] heruntergeladen und installiert werden. Zur Konfiguration verschiedener Sicherheitsfunktionen hat es eine graphische Oberfläche. Ein [[Assistent (Datenverarbeitung)|Wizard]] erleichtert die Konfiguration. Die Hauptzielgruppe von EMET sind [[Systemadministrator]]en.<br /> <br /> EMET nutzt sogenannte ''security mitigation technologies'' wie [[Data Execution Prevention]] (DEP), Structured Exception Handling Overwrite Protection (SEHOP), [[Address Space Layout Randomization]] (ASLR), Export Address Table Filtering (EAF), EAF+, Certificate Trust ([[HTTP Public Key Pinning|Pinning]]) und das Blockieren von nicht vertrauenswürdigen Schriftarten (englisch ''Block Untrusted Fonts'' bei EMET ''Fonts'' genannt).<br /> <br /> Alle Windows-Versionen ab [[Windows Vista]] mit Service Pack 2 und installiertem Microsoft [[.NET Framework]] 4.5 werden unterstützt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://support.microsoft.com/en-us/kb/2458544/|titel=The Enhanced Mitigation Experience Toolkit. Microsoft Support|werk=support.microsoft.com|zugriff=2016-04-29}}&lt;/ref&gt; Ältere Versionen wie EMET 4.1 können auch unter [[Windows XP]] mit .NET Framework 4.0 verwendet werden. Diesen Versionen fehlen einige Funktionen wie SEHOP oder ASLR und werden von Microsoft offiziell nicht unterstützt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=http://www.howtogeek.com/190590/quickly-secure-your-computer-with-microsofts-enhanced-mitigation-experience-toolkit-emet/|titel=Quickly Secure Your Computer With Microsoft’s Enhanced Mitigation Experience Toolkit (EMET)|werk=www.howtogeek.com|zugriff=2016-04-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im November&amp;nbsp;2016 kündigte Microsoft das Ende des Supports für EMET für den 31. Juli 2018 an. Seit dem Erscheinen von EMET 2009 sind substanzielle Verbesserungen beim Browser und Betriebssystemkern umgesetzt worden. Windows 10 enthält viele Funktionen und Technologien von EMET und kann somit laut Microsoft eine Installation von EMET auf Windows 10-Geräten unnötig werden lassen.&lt;ref&gt;{{Literatur|Titel=Moving Beyond EMET|Sammelwerk=Security Research &amp; Defense|Online=https://blogs.technet.microsoft.com/srd/2016/11/03/beyond-emet/|Abruf=2016-11-21}}&lt;/ref&gt; Laut [[Carnegie Mellon University]] bietet [[Microsoft Windows 10]] im November&amp;nbsp;2016 noch nicht sämtliche Funktionen, um EMET komplett zu ersetzen. Es fehlen unter anderem die Funktionen EAF, EAF+, Pinning und Fonts.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://insights.sei.cmu.edu/cert/2016/11/windows-10-cannot-protect-insecure-applications-like-emet-can.html|titel=Windows 10 Cannot Protect Insecure Applications Like EMET Can|autor=Will Dormann|hrsg=The Software Engineering Institute (Carnegie Mellon University)|werk=|datum=|sprache=|zugriff=2016-11-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit dem für September 2017 erwarteten „Fall Creators Update“ sind EMET-Fähigkeiten im neuen „Windows Defender Exploit Guard“ von Windows 10 integriert. Zusätzlich steht Nutzern der Windows Enterprise-Variante mit dem „Windows Defender Application Guard“ ein erweiterter Schutz von Browsern sowie mit dem „Windows Defender Device Guard“ eine Funktion zur vereinheitlichten Anwendungssteuerung (englisch: ''application control'') zur Verfügung. Alle drei Sicherheits-Tools sind Teil des lizenzpflichtigen „Windows Defender Advanced Threat Protection“ (ATP)-Dienstes.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://rcpmag.com/articles/2017/06/29/emet-in-windows-10-fall-update.aspx |titel=Microsoft Resurrecting EMET for Windows 10 Fall Creators Update |autor=Kurt Mackie |werk=rcpmag.com |datum=2017-06-29 |sprache=en |zugriff=2017-08-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://blogs.windows.com/business/2017/06/27/announcing-end-end-security-features-windows-10/ |titel=Announcing end-to-end security features in Windows 10 |autor=Rob Lefferts |hrsg=Microsoft |datum=2017-06-27 |sprache=en |zugriff=2017-08-01}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://blogs.technet.microsoft.com/mmpc/2017/06/27/whats-new-in-windows-defender-atp-fall-creators-update/ |titel=What’s new in Windows Defender ATP Fall Creators Update |autor=Avi Sagiv |hrsg=Microsoft |datum=2017-06-27 |sprache=en |zugriff=2017-08-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://microsoft.com/emet/ Offizielle EMET-Homepage]<br /> * [https://www.winhelp.us/microsoft-emet.html How to configure Microsoft EMET for protection from hacking and zero-day flaws in Windows XP, Vista, 7, 8, 8.1 and 10] (englisch)<br /> * [https://technet.microsoft.com/en-us/itpro/powershell/windows/processmitigations/processmitigations TechNet: Windows 10 and Windows Server 2016 - ProcessMitigations Module] (Nachfolger von EMET in Windows 10; englisch)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Sicherheitssoftware]]<br /> [[Kategorie:Windows-Software]]</div> Mdjango