https://de.wikipedia.org/w/api.php?action=feedcontributions&feedformat=atom&user=Lotje Wikipedia - Benutzerbeiträge [de] 2025-11-23T20:39:31Z Benutzerbeiträge MediaWiki 1.46.0-wmf.3 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Adesso_SE&diff=261298387 Adesso SE 2025-11-06T12:14:10Z <p>Lotje: Lesezeichen</p> <hr /> <div>{{Infobox Unternehmen<br /> | Name = adesso SE<br /> | Logo = Adesso AG logo.svg<br /> | Unternehmensform = [[Europäische Gesellschaft]]<br /> | ISIN = DE000A0Z23Q5<br /> | Gründungsdatum = 1997<br /> | Auflösungsdatum = <br /> | Auflösungsgrund = <br /> | Sitz = [[Dortmund]], {{DEU}}<br /> | Leitung = * Mark Lohweber, [[Vorstandsvorsitzender]]<br /> * Kristina Gerwert<br /> * Michael Knopp<br /> * Andreas Prenneis<br /> * Benedikt Bonnmann<br /> * [[Volker Gruhn]], [[Aufsichtsratsvorsitzender]]<br /> | Mitarbeiterzahl = 10.320 (2024)&lt;ref name=&quot;gb2024&quot;/&gt;<br /> | Umsatz = 1,3 Mrd. Euro (2024)&lt;ref name=&quot;gb2024&quot;&gt; adesso SE: ''Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2024 bis zum 31.12.2024''. Am 4. Juni 2025 im Unternehmensregister eingesehen.&lt;/ref&gt;<br /> | Stand = 2024-12-31<br /> | Branche = [[Unternehmensberatung]], [[Informationstechnik]]<br /> | Homepage = www.adesso.de<br /> }}<br /> [[Datei:JL14097-0635.jpg|mini|Adesso SE, Hauptsitz [[Dortmund]]]]<br /> [[Datei:Adesso aachen, cropped.jpg|mini|hochkant|Adesso SE, Standort [[Aachen]]]]<br /> <br /> Die '''Adesso SE''' (Eigenschreibweise: '''adesso''') ist ein börsennotiertes Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in [[Dortmund]].<br /> <br /> Adesso wird in der [[Lünendonk]]-Liste 2025 auf Platz 4 von 25 der führenden [[IT-Berater|IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen]] in Deutschland gelistet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Lünendonk &amp; Hossenfelder GmbH |url=https://8778449.fs1.hubspotusercontent-na1.net/hubfs/8778449/Download_Listen_2025/LUE_Liste%20inkl.%20PI_Top25_IT-Beratung_2025.pdf | titel=Lünendonk®-Liste 2025: Führende IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen in Deutschland |werk= |hrsg= |datum=2025-06-03 |abruf=2025-07-07}}&lt;/ref&gt; Vor Überschreiten des Größenkriteriums für die Liste der 25 führenden mittelständischen IT-Beratungen hatte Adesso 2020 bereits Platz 1 erreicht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Lünendonk &amp; Hossenfelder GmbH |url=https://www.luenendonk.de/aktuelles/presseinformationen/luenendonk-liste-2020-fuehrende-mittelstaendische-it-beratungen-in-deutschland/ | titel=Lünendonk®-Liste 2020: Führende mittelständische IT-Beratungen in Deutschland |werk=www.luenendonk.de |hrsg= |datum=2020-06-23 |abruf=2022-06-03}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Kernbranchen des Beratungsunternehmens sind Versicherungen/Rückversicherungen, Banken/Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung, Automobilindustrie, Maschinenbau und Fertigungstechnik, Handel sowie Energie- und Wasserwirtschaft.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Die Adesso Beratungsgesellschaft für Software-Prozess-Management GmbH wurde 1997 in [[Dortmund]] gegründet. Im Jahr 1999 wurden Tochtergesellschaften gegründet, die unter e-Spirit GmbH und Adesso mobile solutions GmbH firmierten. 2000 erfolgte ein Wechsel der Rechtsform und die Umfirmierung zur Adesso AG. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten bei Adesso rund 100&amp;nbsp;Mitarbeiter.<br /> <br /> Am 17. März 2006 wurde bekannt, dass die Adesso AG und die börsennotierte BOV AG ([[Essen]]) fusionieren wollen.&lt;ref&gt;Adesso AG: {{Webarchiv |url=http://www.adesso-group.de/de/presse/pressemitteilungen/pmdetail_2438.html |text=BOV AG fusioniert mit adesso AG |wayback=20140517143836}}, 4. Februar 2010&lt;/ref&gt; Diese Absicht wurde von den [[Hauptversammlung]]en der beiden Unternehmen, zunächst von der Adesso AG am 14. Juli 2006 und danach von der BOV AG am 25. Juli 2006, bestätigt.&lt;ref&gt;Adesso AG: {{Webarchiv |url=http://www.adesso-group.de/de/presse/pressemitteilungen/pmdetail_2435.html |text=Hauptversammlung der adesso AG stimmt Fusion mit BOV AG zu |wayback=20100806122239}}, 4. Februar 2010&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Adesso AG: {{Webarchiv |url=http://www.adesso-group.de/de/presse/pressemitteilungen/pmdetail_2434.html |text=BOV und adesso führen Geschäft nach Fusion als „adesso AG“ fort |wayback=20140517143838}}, 4. Februar 2010&lt;/ref&gt; Im Rahmen der Verschmelzung von Adesso und BOV AG übernahm Adesso per {{lang|en|[[Börsengang#Reverse Takeover und SPAC|Reverse Takeover]]}} die Börsennotiz der BOV AG. Im Mai 2008 wurden die neuen Adesso-Aktien aus der Kapitalerhöhung zur Durchführung der Verschmelzung zum Handel am [[Regulierter Markt|regulierten Markt]] der Frankfurter Wertpapierbörse zugelassen.&lt;ref&gt;adesso AG: {{Webarchiv |url=http://www.adesso-group.de/de/investorrelations/dieaktie/kapitalmassnahmen/kmdetail_849.html |text=29.210.150 neue Aktien der adesso AG zum Handel zugelassen |wayback=20090415233341}}, 24. Februar 2010.&lt;/ref&gt; Die Aktien der Adesso SE notieren im Segment [[Prime Standard]]. Seit 21. März 2022 wird die Adesso SE auch im SDAX notiert und gehört damit zu den 70 größten Unternehmen in Bezug auf die [[Marktkapitalisierung]] der Aktien im Streubesitz unterhalb von DAX und MDAX.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Deutsche Börse |url=https://deutsche-boerse.com/dbg-de/media/pressemitteilungen/Daimler-Truck-und-Hannover-Rueck-neu-im-DAX-2982090 |titel=Daimler Truck und Hannover Rueck neu im DAX - Weitere Wechsel im MDAX, SDAX und TecDAX |datum=2022-03-03 |abruf=2022-04-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Wachstum der Adesso Group wurde durch [[Unternehmenskauf|Akquisitionen]] ergänzt, von denen einige später auf die Muttergesellschaft oder Tochtergesellschaften verschmolzen wurden oder deren Geschäftsbetrieb von diesen fortgeführt wurde. Hierzu zählen die 2006 übernommene GADIV GmbH, die 2012 übernommene Arithnea GmbH&lt;ref name=&quot;adhoc-20120329&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=adesso AG |url=http://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/adhocmeldungen/adhoc_37440.html |titel=adesso übernimmt mehrheitlich den eBusiness-Spezialisten ARITHNEA GmbH mit über 100 Mitarbeitern und 10 Mio. Euro Umsatz |datum=2012-03-29 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150103195534/http://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/adhocmeldungen/adhoc_37440.html |archiv-datum=2015-01-03 |abruf=2012-04-02}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;adhoc-20151116&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=adesso AG |url=https://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/adhocmeldungen/adhoc_87872.html |titel=adesso AG übernimmt frühzeitig 100 % der Anteile an der ARITHNEA GmbH und führt sämtliche E-Commerce- und CMS-Aktivitäten der adesso Group zusammen |datum=2015-11-16 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160325202439/https://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/adhocmeldungen/adhoc_87872.html |archiv-datum=2016-03-25 |abruf=2016-03-24}}&lt;/ref&gt; sowie die 2016 übernommene Smarthouse Media GmbH,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.dgap.de/news/all/_938909.htm |titel=adesso AG ergänzt Bankingportfolio und Kundenbasis durch Übernahme der Smarthouse Media GmbH |datum=2016-05-04 |sprache=de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160719213720/http://www.dgap.de/news/all/_938909.htm |archiv-datum=2016-07-19 |abruf=2021-06-03}}&lt;/ref&gt; die 2020 auf die adesso SE verschmolzen wurden. Im Jahr 2013 wurde der Geschäftsbetrieb der 2010 übernommenen evu.it GmbH&lt;ref name=&quot;pm-20100420&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Adesso AG |url=http://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/adhocmeldungen/adhoc_19776.html |titel=adesso AG übernimmt die Mehrheit am Branchenspezialisten evu.it GmbH mit 85 Mitarbeitern |datum=2010-04-20 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20100806122530/http://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/adhocmeldungen/adhoc_19776.html |archiv-datum=2010-08-06 |abruf=2010-04-20}}&lt;/ref&gt; im Rahmen eines [[Asset Deal]]s auf die Adesso AG übertragen.&lt;ref name=&quot;cn-20130718&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=adesso AG |url=http://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/corporatenews/corporatenewsdetail_56128.html |titel=adesso integriert Geschäft der Tochtergesellschaft evu.it GmbH im Rahmen eines Asset Deals |datum=2013-07-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140911013021/http://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/corporatenews/corporatenewsdetail_56128.html |archiv-datum=2014-09-11 |abruf=2013-07-18}}&lt;/ref&gt; In der Schweiz wurde die 2015 übernommene Born Informatik AG, Bern, nach dem Unternehmenszusammenschluss auf die in Zürich ansässige Adesso Schweiz AG verschmolzen.&lt;ref name=&quot;adhoc-20150612&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=adesso AG |url=https://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/adhocmeldungen/adhoc_81600.html |titel=adesso AG: Bedeutende Firmenakquisition lässt adesso zu einem der führenden IT-Dienstleistungsunternehmen in der Schweiz aufsteigen |datum=2015-06-12 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160325202441/https://www.adesso-group.de/de/investorrelations/veroeffentlichungen/adhocmeldungen/adhoc_81600.html |archiv-datum=2016-03-25 |abruf=2016-03-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 7. Januar 2019 gab Adesso bekannt, dass die Umwandlung der Gesellschaft in eine [[Europäische Aktiengesellschaft]] vorbereitet wird. Die Umwandlung wurde am 27.&amp;nbsp;November 2019 mit der Änderung im Handelsregister abgeschlossen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Adesso AG |url=https://www.adesso.de/de/news/presse/adesso-ag-plant-umwandlung-in-europaeische-aktiengesellschaft-se.jsp |titel=adesso AG plant Umwandlung in europäische Aktiengesellschaft |datum=2019-01-07 |abruf=2019-03-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zur Fokussierung auf das Geschäft als branchenspezifischer IT-Dienstleister und Produktanbieter wurde am 19. März 2021 der Verkauf des Tochterunternehmens e-Spirit AG beschlossen, welches das [[Content-Management-System]] [[FirstSpirit]] entwickelt und vertreibt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Adesso SE |url=https://www.adesso-group.de/de/investor-relations/veroeffentlichungen/ad-hoc-meldungen/detailseite-ad-hoc.jsp?id=2069756 |titel=adesso SE veräußert Tochterunternehmen e-Spirit AG an CrownPeak Technology Inc. / Strategische Fokussierung des Geschäfts als branchenspezifischer IT-Dienstleister und Produktanbieter |datum=2021-03-19 |abruf=2021-04-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Logo ==<br /> [[Datei:Adesso logo.svg|mini|Logo bis 2014]]<br /> Das Logo des Unternehmens adesso setzt sich aus einem blauen Schriftzug mit dem italienischen Wort „adesso“, was „jetzt“ bedeutet, sowie einem abknickenden grauen Strich zusammen. Dieser abgeknickte Strich ist als Symbol für die beiden Zeiger einer Uhr zu verstehen und unterstreicht somit erneut die Bedeutung des Firmennamens.<br /> <br /> Bis zum Jahr 2014 war das Logo ein weißer Schriftzug auf blauem Grund.<br /> <br /> == Dienstleistungen und Produkte ==<br /> Adesso gliedert das Geschäft in die Segmente IT-Services und IT-Solutions. Das Segment IT-Services beinhaltet [[IT-Beratung|IT-]], [[Strategie (Wirtschaft)|Strategie]]- und [[Managementberatung]] sowie individuelle [[Softwaretechnik|Softwareentwicklungs]]-Projekte. IT-Solutions umfasst das Softwareprodukt- und Lösungsgeschäft, vor allem die Standardsoftwareproduktfamilie ''in|sure'' für die Versicherungswirtschaft.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.adesso-insure.de/produkte |titel=Unsere Softwarelösungen für Versicherungen im Überblick |sprache=de |abruf=2025-05-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Tochterfirmen und Beteiligungen ==<br /> In Form der adesso Group nimmt die adesso SE für eine Vielzahl von Tochtergesellschaftern eine [[Holding|Holding-Funktion]] wahr.<br /> <br /> == Standorte ==<br /> Neben dem Hauptsitz in [[Dortmund]] ist Adesso in Deutschland in 32 (Stand 4/2025) Städten vertreten. Landesgesellschaften gibt es in [[Bulgarien]], [[Finnland]], [[Indien]], [[Italien]], den [[Niederlande]]n, [[Rumänien]], [[Saudi-Arabien]], [[Schweden]], der [[Schweiz]], [[Spanien]], der [[Türkei]], [[Ungarn]], dem [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] und [[Österreich]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.adesso.de/de/unternehmen/standorte/index.jsp |titel=Geschäftsstellen |titelerg= |hrsg=adesso SE |werk=www.adesso.de |datum= |abruf=2024-06-20 |sprache=de |format= }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Aktionärsstruktur ==<br /> (Stand: 06/2025)<br /> * Setanta GmbH, Pool (Volker Gruhn) – 27,4 %<br /> * Rainer Rudolf / RDF Familienstiftung – 16,2 %<br /> * Ludwig Fresenius – 6,7 %<br /> * Eigene Aktien – 1,9 %<br /> * Streubesitz – 47,8 %<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://www.adesso.de/de/ Website der Adesso SE]<br /> * [https://www.adesso-group.de/ Website der Adesso Group]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Coordinate|NS=51.5044000|EW=7.5272200|type=landmark|dim=50|region=DE-NW}}<br /> {{Navigationsleiste SDAX-Unternehmen}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Adesso SE}}<br /> [[Kategorie:Beratungsunternehmen (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Unternehmen (Dortmund)]]<br /> [[Kategorie:IT-Dienstleister (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Unternehmen im SDAX]]<br /> [[Kategorie:Unternehmen im CDAX]]<br /> [[Kategorie:Unternehmensgründung 1997]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kommission_Barroso_II&diff=260680506 Kommission Barroso II 2025-10-17T16:29:54Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Degucht01.jpg → File:Karel De Gucht 01.jpg #2</p> <hr /> <div>[[Datei:Manuel Barroso 2005.jpg|mini|hochkant|Kommissionspräsident [[José Manuel Barroso]]]]<br /> <br /> Als '''Kommission Barroso II''' wird die [[Europäische Kommission]] unter dem [[Präsident der Europäischen Kommission|Präsidenten]] [[José Manuel Barroso]] bezeichnet, die am 10. Februar 2010 die Arbeit aufnahm. Sie war die erste Kommission, die nach den Regelungen des [[Vertrag von Lissabon|Vertrags von Lissabon]] zustande kam und folgte der [[Kommission Barroso I]] nach, die nach der [[Europawahl 2004]] im Amt war. Der Kommission Barroso II gehörten 28 Mitglieder, jeweils eines aus jedem der 28 [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union|Mitgliedsstaaten]] der [[Europäische Union|Europäischen Union]], an.<br /> <br /> Am 1. November 2014 wurde sie von der [[Kommission Juncker]] abgelöst.<br /> <br /> == Mitglieder der Kommission ==<br /> Die folgende Tabelle führt die Mitglieder der Kommission auf. Sieben Kommissionsmitglieder hatten den Rang als [[Vizepräsident der Europäischen Kommission|Vizepräsidenten]]; sie vertraten den Kommissionspräsidenten bei Abwesenheit in einer bestimmten Reihenfolge, die in Klammern angegeben ist.&lt;ref&gt;[[Euractiv]], 27. November 2009: [https://www.euractiv.de/section/wahlen-und-macht/news/barroso-nominiert-offiziell-seine-kommissare/ Barroso nominiert offiziell seine Kommissare]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Farben zeigen die Zugehörigkeit zu den europäischen Parteien (EVP, SPE und ELDR) an.<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable sortable&quot;<br /> |- style=&quot;background-color: #CCCCCC&quot;<br /> ! Ressort<br /> ! Kommissar/-in<br /> ! Mitgliedstaat<br /> ! nationale Partei<br /> ! europäische Partei<br /> ! class=&quot;unsortable&quot; |Bild<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Präsident der Europäischen Kommission|Präsident]]<br /> | {{PersonZelle|José Manuel|Barroso}}<br /> | {{PRT}}<br /> | [[Partido Social Democrata|PSD]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:Durão Barroso.jpg|zentriert|75x75px|José Manuel Barroso]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFE8E8&quot;<br /> | [[Vizepräsident der Europäischen Kommission|Vizepräsidentin]] (1), [[Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik|Außen- und Sicherheitspolitik]]<br /> | {{PersonZelle|Catherine|Ashton}}<br /> | {{GBR}}<br /> | [[Labour Party|Labour]]<br /> | [[Sozialdemokratische Partei Europas|SPE]]<br /> | [[Datei:Baroness Ashton headshot.jpg|zentriert|75x75px|Catherine Ashton]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;<br /> | [[Vizepräsident der Europäischen Kommission|Vizepräsidentin]] (5), [[Kommissar für Digitale Agenda|Digitale Agenda]]<br /> | {{PersonZelle|Neelie|Kroes}}<br /> | {{NLD}}<br /> | [[Volkspartij voor Vrijheid en Democratie|VVD]]<br /> | [[Europäische Liberale, Demokratische und Reformpartei|ELDR]]<br /> | [[Datei:Neelie kroes.jpg|zentriert|75x75px|Neelie Kroes]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFE8E8&quot;<br /> | [[Vizepräsident der Europäischen Kommission|Vizepräsident]] (7), [[Kommissar für institutionelle Beziehungen|Institutionelle Beziehungen]] und [[Kommissar für Verwaltung, Audit und Betrugsbekämpfung|Verwaltung]]<br /> | {{PersonZelle|Maroš|Šefčovič}}<br /> | {{SVK}}<br /> | [[SMER – sociálna demokracia|SMER]] nahestehend<br /> | [[Sozialdemokratische Partei Europas|SPE]] nahestehend<br /> | [[Datei:Maroš Šefčovič.jpg|zentriert|75x75px|Maroš Šefčovič]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Vizepräsident der Europäischen Kommission|Vizepräsidentin]] (2), [[Kommissar für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft|Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft]]<br /> | {{PersonZelle|Viviane|Reding}}<br /> | {{LUX}}<br /> | [[Chrëschtlech Sozial Vollekspartei|CSV]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:Viviane Reding (Martin Rulsch) 01.jpg|zentriert|75x75px|Viviane Reding]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Vizepräsident der Europäischen Kommission|Vizepräsident]] (6), [[Kommissar für Unternehmen und Industrie|Unternehmen und Industrie]]<br /> | {{PersonZelle|Antonio|Tajani}}<br /> | {{ITA}}<br /> | [[Popolo della Libertà|PdL]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:Antonio Tajani.jpg|zentriert|75x75px|Antonio Tajani]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;<br /> | [[Vizepräsident der Europäischen Kommission|Vizepräsident]] (4), [[Kommissar für Verkehr|Verkehr]]<br /> | {{PersonZelle|Siim|Kallas}}<br /> | {{EST}}<br /> | [[Estnische Reformpartei|ERP]]<br /> | [[Europäische Liberale, Demokratische und Reformpartei|ELDR]]<br /> | [[Datei:Kallas Siim.IMG 3350.JPG|zentriert|75x75px|Siim Kallas]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFE8E8&quot;<br /> | [[Vizepräsident der Europäischen Kommission|Vizepräsident]] (3), [[Kommissar für Wettbewerb|Wettbewerb]]<br /> | {{PersonZelle|Joaquín|Almunia}}<br /> | {{ESP}}<br /> | [[Sozialistische Arbeiterpartei Spaniens|PSOE]]<br /> | [[Sozialdemokratische Partei Europas|SPE]]<br /> | [[Datei:Joaquin Almunia Mercosul.jpg|zentriert|75x75px|Joaquín Almunia]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFE8E8&quot;<br /> | [[Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit|Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit]]<br /> | {{PersonZelle|László|Andor}}<br /> | {{HUN}}<br /> | [[Ungarische Sozialistische Partei|MSZP]]<br /> | [[Sozialdemokratische Partei Europas|SPE]]<br /> | [[Datei:Andor, László-9469.jpg|zentriert|75x75px|László Andor]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;<br /> | [[Kommissar für allgemeine und berufliche Bildung und Kultur|Bildung, Kultur und Jugend]], [[Kommissar für Mehrsprachigkeit|Mehrsprachigkeit]]<br /> | {{PersonZelle|Androulla|Vassiliou}}<br /> | {{CYP}}<br /> | [[Enomeni Dimokrates|EDI]]<br /> | [[Europäische Liberale, Demokratische und Reformpartei|ELDR]]<br /> | [[Datei:Androulla Vassiliou (cropped).jpg|zentriert|75x75px|Androulla Vassiliou]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen|Binnenmarkt und Dienstleistungen]]<br /> | {{PersonZelle|Michel|Barnier}}<br /> | {{FRA}}<br /> | [[Union pour un mouvement populaire|UMP]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:Barnier, Michel-9568.jpg|zentriert|75x75px|Michel Barnier]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Kommissar für Energie|Energie]]<br /> | {{PersonZelle|Günther|Oettinger}}<br /> | {{DEU}}<br /> | [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:Guenther h oettinger 2007-portrait.jpg|zentriert|75x75px|Günther Oettinger]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;<br /> | [[Kommissar für Entwicklung|Entwicklung]]<br /> | {{PersonZelle|Andris|Piebalgs}}<br /> | {{LVA}}<br /> | [[Latvijas Ceļš|LC]]<br /> | [[Europäische Liberale, Demokratische und Reformpartei|ELDR]]<br /> | [[Datei:Andris Piebalgs on March 31, 2010.jpg|zentriert|75x75px|Andris Piebalgs]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFE8E8&quot;<br /> | [[Kommissar für Erweiterung|Erweiterung und europäische Nachbarschaftspolitik]]<br /> | {{PersonZelle|Štefan|Füle}}<br /> | {{CZE}}<br /> | [[Česká strana sociálně demokratická|CSSD]] nahestehend<br /> | [[Sozialdemokratische Partei Europas|SPE]] nahestehend<br /> | [[Datei:Stefan Fule.jpg|zentriert|75x75px|Štefan Füle]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Kommissar für Finanzplanung und Haushalt|Finanzplanung und Haushalt]]<br /> | {{PersonZelle|Janusz|Lewandowski}}<br /> | {{POL}}<br /> | [[Platforma Obywatelska|PO]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:Janusz Lewandowski Sejm 2016.JPG|zentriert|75x75px|Janusz Lewandowski]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFE8E8&quot;<br /> | [[Kommissar für Fischerei und maritime Angelegenheiten|Fischerei und maritime Angelegenheiten]]<br /> | {{PersonZelle|Maria|Damanaki}}<br /> | {{GRC}}<br /> | [[Panellinio Sosialistiko Kinima|PASOK]]<br /> | [[Sozialdemokratische Partei Europas|SPE]]<br /> | [[Datei:Maria Damanaki (cropped).jpg|zentriert|75x75px|Maria Damanaki]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;<br /> | [[Kommissar für Wissenschaft und Forschung|Forschung und Innovation]]<br /> | {{PersonZelle|Máire|Geoghegan-Quinn}}<br /> | {{IRL}}<br /> | [[Fianna Fáil|FF]]<br /> | [[Europäische Liberale, Demokratische und Reformpartei|ELDR]]<br /> | [[Datei:20111203191857 Máire Geoghegan-Quinn International Year of Chemistry (cropped).jpg|zentriert|75x75px|Máire Geoghegan-Quinn]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Kommissar für Gesundheit|Gesundheit]]<br /> | {{PersonZelle|Tonio|Borg}}<br /> | {{MLT}}<br /> | [[Partit Nazzjonalista|PN]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:Tonio Borg.jpg|zentriert|75x75px|Tonio Borg]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;<br /> | [[Kommissar für Handel|Handel]]<br /> | {{PersonZelle|Karel|De Gucht}}<br /> | {{BEL}}<br /> | [[Open Vlaamse Liberalen en Democraten|Open VLD]]<br /> | [[Europäische Liberale, Demokratische und Reformpartei|ELDR]]<br /> | [[Datei:Karel De Gucht 01.jpg|zentriert|75x75px|Karel De Gucht]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz|Humanitäre Hilfe und Krisenschutz]]<br /> | {{PersonZelle|Kristalina|Georgiewa}}<br /> | {{BUL}}<br /> | [[GERB]] nahestehend<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]] nahestehend<br /> | [[Datei:Kristalina Georgieva (cropped).jpg|zentriert|75x75px|Kristalina Georgiewa]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;<br /> | [[Kommissar für Inneres|Inneres]]<br /> | {{PersonZelle|Cecilia|Malmström}}<br /> | {{SWE}}<br /> | [[Folkpartiet liberalerna|FL]]<br /> | [[Europäische Liberale, Demokratische und Reformpartei|ELDR]]<br /> | [[Datei:Cecilia Malmström (cropped).jpg|zentriert|75x75px|Cecilia Malmström]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Kommissar für Klimaschutz|Klimaschutz]]<br /> | {{PersonZelle|Connie|Hedegaard}}<br /> | {{DNK}}<br /> | [[Det Konservative Folkeparti|KF]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:Connie Hedegaard 1.jpg|zentriert|75x75px|Connie Hedegaard]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung|Landwirtschaft und ländliche Entwicklung]]<br /> | {{PersonZelle|Dacian|Cioloș}}<br /> | {{ROM}}<br /> | ''parteilos''<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]] nahestehend<br /> | [[Datei:Dacian Ciolos (cropped).jpg|zentriert|75x75px|Dacian Cioloș]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Kommissar für Regionalpolitik|Regionalpolitik]]<br /> | {{PersonZelle|Johannes|Hahn|Johannes Hahn (Politiker)}}<br /> | {{AUT}}<br /> | [[Österreichische Volkspartei|ÖVP]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:JohannesHahnPortrait.jpg|zentriert|75x75px|Johannes Hahn]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | [[Kommissar für Steuern und Zollunion|Steuern, Zollunion]] und [[Kommissar für Verwaltung, Audit und Betrugsbekämpfung|Betrugsbekämpfung]]<br /> | {{PersonZelle|Algirdas|Šemeta}}<br /> | {{LTU}}<br /> | [[Tėvynės Sąjunga – Lietuvos krikščionys demokratai|TS-LKD]] nahestehend<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]] nahestehend<br /> | [[Datei:Algirdas Šemeta.jpg|zentriert|75x75px|Algirdas Šemeta]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;<br /> | [[Kommissar für Umwelt|Umwelt]]<br /> | {{PersonZelle|Janez|Potočnik}}<br /> | {{SVN}}<br /> | [[Liberaldemokratie Sloweniens|LDS]] nahestehend<br /> | [[Europäische Liberale, Demokratische und Reformpartei|ELDR]] nahestehend<br /> | [[Datei:Janez Potočnik.jpg|zentriert|75x75px|Janez Potočnik]]<br /> |- style=&quot;background-color: #FFE8E8&quot;<br /> | [[Kommissar für Verbraucherschutz|Verbraucherschutz]]<br /> | {{PersonZelle|Neven|Mimica}}<br /> | {{CRO}}<br /> | [[Sozialdemokratische Partei Kroatiens|SDP]]<br /> | [[Sozialdemokratische Partei Europas|SPE]]<br /> | [[Datei:N mimica.jpg|zentriert|75x75px|Neven Mimica]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> |rowspan=2| [[Kommissar für Wirtschaft und Währung|Wirtschaft und Währung]]<br /> | style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot; {{PersonZelle|Olli|Rehn}} (bis Juni 2014)<br /> | style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;| {{FIN}}<br /> | style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;| [[Finnische Zentrumspartei|Keskusta]]<br /> | style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;| [[Europäische Liberale, Demokratische und Reformpartei|ELDR]]<br /> | style=&quot;background-color: #FFFFDD&quot;| [[Datei:Olli Rehn by Moritz Kosinsky 2.jpg|zentriert|75x75px|Olli Rehn]]<br /> |- style=&quot;background-color: #DDEEFF&quot;<br /> | {{PersonZelle|Jyrki|Katainen}} (seit Juni 2014)<br /> | {{FIN}}<br /> | [[Nationale Sammlungspartei (Finnland)|Kokoomus]]<br /> | [[Europäische Volkspartei|EVP]]<br /> | [[Datei:Jyrki Katainen A4.jpeg|zentriert|75x75px|Jyrki Katainen]]<br /> |}<br /> <br /> == Wahl der Kommission ==<br /> === Wiederwahl Barrosos ===<br /> Obwohl im Vorfeld der [[Europawahl 2009]] eine Kampagne unter anderem der [[Europäische Bewegung|Europäischen Bewegung]] und der [[Union Europäischer Föderalisten]] darauf gedrängt hatte, schon im Wahlkampf verschiedene Kandidaten für das Amt des [[Präsident der Europäischen Kommission|Kommissionspräsidenten]] zur Debatte zu stellen,&lt;ref&gt;Vgl. die [http://www.who-is-your-candidate.eu/ Homepage der Kampagne].&lt;/ref&gt; nominierten die [[Europäische politische Partei|europäischen Parteien]] keine eigenen Kandidaten: Die [[Europäische Volkspartei]] (EVP) empfahl eine zweite Amtszeit von [[José Manuel Barroso]], während die [[Sozialdemokratische Partei Europas]] (SPE) sich auf ihrem Parteiratstreffen Anfang Dezember 2008 nicht auf einen Gegenkandidaten einigen konnte.&lt;ref&gt;EurActiv, 3. Dezember 2008: {{Webarchiv|url=http://www.euractiv.com/de/eu-wahlen/kein-sozialdemokratischer-kandidat-kommissionsprasidentschaft/article-177738 |wayback=20090108194737 |text=Kein sozialdemokratischer Kandidat für Kommissionspräsidentschaft? }}.&lt;/ref&gt; Obwohl über eine Kandidatur des SPE-Parteichefs [[Poul Nyrup Rasmussen]] diskutiert wurde, scheiterte sie letztlich an der Weigerung der [[Labour Party|britischen]], [[Partido Socialista Obrero Español|spanischen]] und [[Partido Socialista|portugiesischen Sozialisten]]. Diese stellten in ihren jeweiligen Heimatländern die Regierung und waren dadurch auch an der Kandidatenauswahl im Europäischen Rat beteiligt. Hinzu kam, dass die spanischen und portugiesischen Sozialisten einer zweiten Amtszeit des Portugiesen Barroso wohl auch wegen dessen nationaler Herkunft positiv gegenüberstanden.<br /> <br /> Erst nach der Wahl kündigte der Vorsitzende der SPE-Fraktion [[Progressive Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament|S&amp;D]], [[Martin Schulz]], an, eine erneute Amtszeit Barrosos abzulehnen. Stattdessen würden die Sozialdemokraten eine mögliche Kandidatur des liberalen ehemaligen belgischen Premierministers [[Guy Verhofstadt]] unterstützen. Auch aus der [[Europäische Grüne Partei|Europäischen Grünen Partei]] sowie der liberalen Europaparlamentsfraktion [[Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (Fraktion)|ALDE]] wurde Barroso abgelehnt und Unterstützung für Verhofstadt geäußert.&lt;ref&gt;EurActiv, 10. Juni 2009: {{Webarchiv|url=http://www.euractiv.com/de/eu-wahlen/untersttzung-verhofstadt-nachfolger-barrosos-wchst/article-183076 |wayback=20090623030111 |text=Unterstützung für Verhofstadt als Nachfolger Barrosos wächst }}.&lt;/ref&gt; Verhofstadt selbst äußerte sich allerdings nicht dazu und übernahm stattdessen wenig später den ALDE-Fraktionsvorsitz.<br /> <br /> Obwohl der [[Europäischer Rat|Europäische Rat]] auf seinem Junigipfel kurz nach den Wahlen Barroso für eine erneute Kommissionspräsidentschaft nominierte, verschob das Parlament die Abstimmung über seine Bestätigung auf den September 2009.&lt;ref&gt;EurActiv, 17. Juli 2009: {{Webarchiv|url=http://www.euractiv.com/de/zukunft-eu/eu-parlament-legt-barrosos-bewerbung-eis/article-184227 |wayback=20110404161548 |text=EU-Parlament legt Barrosos Bewerbung auf Eis }}.&lt;/ref&gt; Nachdem Barroso während des Sommers in einem programmatischen Papier auf die Forderungen der liberalen und sozialdemokratischen Abgeordneten eingegangen war, wurde er schließlich am 16. September 2009 vom Parlament in geheimer Wahl mit 382 von 718 gültigen Stimmen wiedergewählt. Er hatte dabei die erklärte Unterstützung von EVP, ALDE und [[Europäische Konservative und Reformisten|ECR]] sowie von den spanischen und portugiesischen Abgeordneten der S&amp;D. Die Mehrzahl der S&amp;D-Abgeordneten enthielt sich; [[Die Grünen/Europäische Freie Allianz im Europäischen Parlament|Grüne/EFA]], [[Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke|GUE/NGL]] und [[Europa der Freiheit und der Demokratie|EFD]] stimmten mehrheitlich gegen Barroso.&lt;ref&gt;EurActiv, 16. September 2009: {{Webarchiv|url=http://www.euractiv.com/de/zukunft-eu/barroso-lissabon-mehrheit-gewhlt/article-185515 |wayback=20091121130531 |text=Barroso von Lissabon-Mehrheit gewählt }}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Nominierung der weiteren Kommissionsmitglieder ===<br /> Nach der Wiederwahl Barrosos stand die [[Nominierung]] der weiteren Kommissionsmitglieder an, die von den nationalen Regierungen im [[Europäischer Rat|Europäischen Rat]] vorgeschlagen werden müssen. Unter der [[Schwedische EU-Ratspräsidentschaft 2009|schwedischen EU-Ratspräsidentschaft]] wurde beschlossen, die formelle Nominierung erst nach der Ratifikation des [[Vertrag von Lissabon|Vertrags von Lissabon]] durchzuführen, sodass die neue Kommission von Anfang an nach den neuen Regelungen zusammengesetzt sein würde. Im Herbst 2009 trafen nach und nach die Personalvorschläge der nationalen Regierungen ein. Da darunter zunächst fast nur Männer waren, rief Barroso die Regierungen ausdrücklich auf, auch Frauen zu nominieren. Letztlich wurden es neun Frauen, was der Zahl in der scheidenden [[Kommission Barroso I]] entspricht.&lt;ref&gt;[[Euractiv]], 25. November 2009: [http://www.euractiv.de/wahlen-und-macht/artikel/barroso-ii-bekommt-neun-frauen-002421 Barroso II bekommt neun Frauen].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 19. November wurde auf einem Sondergipfel des Europäischen Rates die Britin [[Catherine Ashton]] ([[Labour Party]]) als [[Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik|Hohe Vertreterin für Außen- und Sicherheitspolitik]] nominiert.&lt;ref&gt;[[Süddeutsche Zeitung]], 19. November 2009: [http://www.sueddeutsche.de/politik/eu-sondergipfel-sozialisten-nominieren-ashton-1.125727 Sozialisten nominieren Ashton].&lt;/ref&gt; Die SPE, als zweitgrößte Gruppe im Parlament, hatte für dieses Amt eine Sozialdemokratin gefordert, während im Gegenzug das EVP-Mitglied [[Herman Van Rompuy]] zum [[Präsident des Europäischen Rates|Präsidenten des Europäischen Rates]] ernannt wurde.<br /> <br /> Am 27. November, nachdem auch die letzten Regierungen ihre Vorschläge gemacht hatten, stellte Barroso die Verteilung der Politikressorts vor.&lt;ref&gt;European Voice, 27. November 2009: [http://www.europeanvoice.com/article/2009/11/liberals-get-influential-portfolios-in-barroso-ii/66556.aspx Liberals get influential portfolios in Barroso II].&lt;/ref&gt; Diese Aufteilung ist allein dem Kommissionspräsidenten überlassen, auch wenn teilweise nationale Regierungen Präferenzen für das Ressort des Kommissars aus ihrem jeweiligen Land geäußert hatten und informelle Vorabsprachen stattfanden. Die Politikbereiche wurden von Barroso teilweise neu zugeschnitten; so wurde das Ressort für [[Kommissar für Justiz, Freiheit und Sicherheit|Justiz, Freiheit und Sicherheit]] in ein Justiz- und ein [[Kommissar für Inneres|Innenpolitik]]-Ressort aufgeteilt; aus dem Bereich [[Kommissar für Entwicklung|Entwicklung und humanitäre Hilfe]] wurde ein neues Ressort [[Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz|Humanitäre Hilfe und Krisenschutz]] ausgegliedert. Neu geschaffen wurde das Ressort für [[Kommissar für Klimaschutz|Klimaschutz]]. Dagegen wurde das 2007 neu geschaffene Ressort [[Kommissar für Mehrsprachigkeit|Mehrsprachigkeit]] wieder mit dem [[Kommissar für Bildung|Bildungsressort]] zusammengelegt, auch die vorigen Ressorts [[Kommissar für Verbraucherschutz|Verbraucherschutz]] und [[Kommissar für Gesundheit|Gesundheit]] wurden zusammengeführt. Das Ressort [[Kommissar für Steuern und Zollunion|Steuern und Zollunion]] wurde um die Bereiche [[Audit]] und [[Betrugsbekämpfung]] erweitert; das [[Kommissar für Verwaltung|Verwaltungsressort]], dem diese Bereiche bisher zugerechnet waren, wurde in das Ressort für [[Kommissar für institutionelle Beziehungen|Institutionelle Beziehungen]] eingegliedert. Für den Bereich [[Kommissar für Kommunikationsstrategie|Kommunikationsstrategie]], zuvor Teil des Ressorts Institutionelle Beziehungen, ist kein Kommissar mehr ausdrücklich zuständig. Die [[Europäische Nachbarschaftspolitik]] wurde vom Ressort für [[Kommissar für Außenbeziehungen und europäische Nachbarschaftspolitik|Außenbeziehungen]] (das nun von der [[Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik|Hohen Vertreterin]] übernommen wurde) ins Ressort [[Kommissar für Erweiterung|Erweiterung]] verlagert. Das Ressort [[Kommissar für Informationsgesellschaft und Medien|Informationsgesellschaft und Medien]] wurde in „Digitale Agenda“ umbenannt. Elf der Kommissare der Kommission Barroso II hatten zuvor bereits der [[Kommission Barroso I]] angehört, allerdings wechselten alle davon die Ressorts.<br /> <br /> Alle nominierten Kommissionsmitglieder entstammten entweder der [[Europäische Volkspartei|Europäischen Volkspartei]] (EVP), der [[ELDR|Europäischen Liberalen, Demokratischen und Reformpartei]] (ELDR) oder der [[Sozialdemokratische Partei Europas|Sozialdemokratischen Partei Europas]] (SPE) bzw. diesen nahestehenden Parteien (12 Kommissare der EVP, 9 der ELDR und 6 der SPE). Während in der Kommission Barroso I die politische Herkunft der Kommissare im politischen Alltag kaum eine Rolle spielte, kündigten die [[Europäische politische Partei|europäischen Parteien]] und deren [[Fraktion im Europäischen Parlament|Fraktionen im Europäischen Parlament]] vor der Ernennung der Kommission Barroso II eine engere Zusammenarbeit mit den Kommissaren ihrer jeweiligen politischen Richtung an. Die Kommission sollte dadurch stärker den Charakter einer Drei-Parteien-Koalition als einer Expertengruppe erhalten.&lt;ref&gt;[[Euractiv]], 11. Dezember 2009: {{Webarchiv|url=http://www.euractiv.com/de/zukunft-eu/eu-regierungschefs-gestalten-kommission-koalitionsregierung/article-188252 |wayback=20091227160116 |text=EU-Regierungschefs gestalten Kommission als ‚Koalitionsregierung’ }}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Konflikt um die Zustimmung des Europäischen Parlaments ===<br /> Vor ihrer Ernennung mussten die nominierten Kommissare vom [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]] bestätigt werden. Hierfür wurden die nominierten Kommissionsmitglieder vom 11. bis 19. Januar 2010 von den zuständigen Ausschüssen des [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlaments]] befragt.&lt;ref&gt;[[Euractiv]], 8. Januar 2010: {{Webarchiv|url=http://www.euractiv.com/de/zukunft-eu/steigende-anspannung-eu-bewerbungsgesprchen/article-188671 |wayback=20171214183424 |text=Steigende Anspannung vor EU-'Bewerbungsgesprächen' }}.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.europarl.europa.eu/hearings//default.htm;jsessionid=24CFDA4F94D25FC01E10135DCA5B27D0?language=DE Informationen zu den Anhörungen auf der Homepage des Europäischen Parlaments].&lt;/ref&gt; Dabei wurde an mehreren Kandidaten Kritik wegen mangelnder inhaltlicher Kompetenz geäußert.&lt;ref&gt;[[Deutsche Welle]], 13. Januar 2010: [http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5124246,00.html Machtspiele und Kompetenzfragen].&lt;/ref&gt; Für die für das Ressort Digitale Agenda vorgeschlagene [[Neelie Kroes]] ([[ELDR]]) wurde deshalb noch eine zweite Anhörung angesetzt.&lt;ref&gt;Focus, 1. Januar 2010: [http://www.focus.de/politik/ausland/eu-anhoerungen-fortgesetzt-kroes-muss-und132nachsitzenund147_aid_471176.html Anhörungen fortgesetzt: Kroes muss „nachsitzen“].&lt;/ref&gt; Die nominierte Kommissarin für humanitäre Hilfe, die Bulgarin [[Rumjana Schelewa]] ([[Europäische Volkspartei|EVP]]), die nicht nur wegen Kompetenzmangel, sondern auch wegen angeblich falscher Angaben über ihre Nebenverdienste während eines früheren Mandats als [[Mitglied des Europäischen Parlaments]] kritisiert wurde, kündigte am 19. Januar 2010 ihren Verzicht auf das Amt an.&lt;ref&gt;[[Die Zeit]], 19. Januar 2010: [http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-01/eu-kommission-schelewa Barrosos Kandidatin Schelewa gibt auf].&lt;/ref&gt; An ihrer Stelle wurde von der bulgarischen Regierung [[Kristalina Georgiewa]] neu vorgeschlagen,&lt;ref&gt;{{CELEX|32010D0041|2010/41/EU,Euratom: Beschluss des Rates — im Einvernehmen mit dem gewählten Präsidenten der Kommission — vom 22. Januar 2010 zur Annahme der Liste der anderen Persönlichkeiten, die der Rat als Mitglieder der Kommission vorschlägt, und zur Aufhebung und Ersetzung des Beschlusses 2009/903/EU}}. In: ''[[Amtsblatt der Europäischen Union]].'' L, Nr. 20, 2010, S. 5–6.&lt;/ref&gt; die bei ihrer Anhörung im Parlament auf Zustimmung stieß.&lt;ref&gt;[[Euractiv]], 4. Februar 2010: [https://www.euractiv.de/section/erweiterung-und-nachbarn/news/glanzleistung-von-bulgarischer-eu-anwarterin-beeindruckt-parlament/ Glanzleistung von bulgarischer EU-Anwärterin beeindruckt Parlament].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion [[Progressive Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament|S&amp;D]], [[Martin Schulz]], kündigte zudem an, das Parlament werde sein Zustimmungsvotum für die Kommission nur dann geben, wenn diese zuvor zusichere, dass sie während ihrer Amtszeit alle Gesetzesinitiativen des Parlaments aufgreifen werde.&lt;ref&gt;[[Handelsblatt]], 18. Januar 2010: [http://www.handelsblatt.com/politik/international/gesetzgebung-eu-parlament-fordert-initiativrecht;2514193 EU-Parlament fordert Initiativrecht].&lt;/ref&gt; Das [[Initiativrecht]] für [[Rechtsetzung der EU|EU-Rechtsakte]] liegt formal ausschließlich bei der Kommission. Diese nahm Vorschläge des Parlaments auch zuvor meistens, aber nicht in jedem Fall an.<br /> <br /> Am 9. Februar 2010 wurde die Kommission schließlich mit 488 zu 137 Stimmen bei 72 Enthaltungen bestätigt. Mehrheitlich für die Kommission stimmten [[Fraktion der Europäischen Volkspartei|EVP]], [[Progressive Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament|S&amp;D]] und [[Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (Fraktion)|ALDE]], mehrheitlich dagegen waren [[Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke|GUE-NGL]], [[Die Grünen/Europäische Freie Allianz im Europäischen Parlament|Grüne/EFA]] und [[Europa der Freiheit und der Demokratie|EFD]]. Die [[Europäische Konservative und Reformisten|ECR]] enthielt sich.&lt;ref&gt;[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 9. Februar 2010: [http://www.faz.net/aktuell/politik/europaeische-union/europaparlament-billigt-neue-eu-kommission-barroso-radikale-abwendung-vom-status-quo-1943198.html Barroso: „Radikale Abwendung vom Status quo“].&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://votewatch.eu/cx_vote_details.php?id_act=320&amp;lang=de |wayback=20110916113304 |text=Abstimmungsverhalten der Mitglieder des Europäischen Parlaments bei der Wahl der Kommission }} auf VoteWatch.eu.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Veränderungen ==<br /> Der finnische Kommissar [[Olli Rehn]] hatte bei der [[Europawahl in Finnland 2014|Europawahl 2014]] als Spitzenkandidat der [[Finnische Zentrumspartei|Finnischen Zentrumspartei]] einen Sitz im Europäischen Parlament erlangt. Daher legte er am 25. Juni 2014 sein Kommissionsmandat nieder. Nachfolger als Kommissar für Wirtschaft und Währung wurde [[Jyrki Katainen]].&lt;ref&gt;Reuters: {{Webarchiv|url=http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEKBN0F016I20140625 |wayback=20140714134753 |text=''Katainen ersetzt Rehn bis Herbst als EU-Währungskommissar'' }}, 25. Juni 2014, letzter Zugriff: 30. Juni 2014.&lt;/ref&gt;<br /> Am 16. Juli 2014 wurden die neuen Übergangs-EU-Kommissare vom EU-Parlament mit großer Mehrheit demokratisch gewählt, im Vorfeld mussten diese sich einer Anhörung gegenüber den Parlamentariern stellen.<br /> Neben Jyrki Katainen, der Olli Rehn als EU-Wirtschafts- und Währungskommissar ersetzte, wurden Antonio Tajani durch Nelli Feroci, Viviane Reding durch Martine Reicherts und Janusz Lewandowski durch Jacek Dominik ersetzt. Günther Oettinger wurde bis zum Ende der Kommission Vizepräsident.&lt;ref&gt;Handelsblatt: [http://www.handelsblatt.com/politik/international/olli-rehn-geht-eu-parlament-bestaetigt-uebergangskommissare/10208118.html], 16. Juli 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Verbleib der EU-Kommissare ==<br /> Nachdem die Kommission Barroso im November 2015 die Amtsgeschäfte an die [[Kommission Juncker]] übergeben hat, haben viele der EU-Kommissare andere Aufgabengebiete angenommen.<br /> In die Nachfolgekommission von EU-Kommissionspräsident [[Jean-Claude Juncker]] sind mehrere Kommissare erneut tätig, so Günther Oettinger für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Cecilia Malmström als EU-Handelskommissarin, Kristalina Georgieva für Haushalt und Personal, Johannes Hahn für Erweiterung und Nachbarschaftspolitik, Maros Sefkovic für [[Energieunion]] und Neven Mimica für Entwicklung.<br /> <br /> Viviane Reding ist Vorstandsmitglied der [[Bertelsmann Stiftung]] und Agfa-Gevaert geworden.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.politico.eu/article/the-ex-files-former-commissioners-new-jobs/ |titel=The ex-files: Former commissioners’ new jobs |werk=POLITICO |datum=2015-10-28 |sprache=en |abruf=2023-12-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://ec.europa.eu/index_de.htm Europäische Kommission]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste EU-Kommissionen<br /> |Navigationsleiste EU-Kommission Barroso II<br /> }}<br /> <br /> [[Kategorie:Europäische Kommission|Barroso II]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Karel_De_Gucht&diff=260680505 Karel De Gucht 2025-10-17T16:29:52Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Degucht01.jpg → File:Karel De Gucht 01.jpg #2</p> <hr /> <div>[[Datei:Karel De Gucht 01.jpg|mini|hochkant|Karel De Gucht]]<br /> '''Karel Lodewijk Georgette Emmerence De Gucht''' (* [[27. Januar]] [[1954]] in Overmere, heute zu [[Berlare]]) ist ein [[Flandern|flämisch]]-[[Belgien|belgischer]] Jurist und Politiker ([[Flämische Liberale und Demokraten]]). Von 2004 bis 2009 war er [[Liste der Außenminister Belgiens|belgischer Außenminister]]. Er war von 2010 bis 2014 [[Kommissar für Handel]] in der EU-[[Kommission Barroso II]]. Am 1. November wurde er von der Schwedin [[Cecilia Malmström]] abgelöst, die vorher EU-[[Innenkommissar]]in war.<br /> <br /> == Leben und politische Karriere ==<br /> De Gucht ist Sohn eines Landwirts aus [[Overmere]]. Er erhielt 1971 sein Abschlusszeugnis am [[Athénée royal]] von [[Aalst]] in [[Provinz Ostflandern|Ostflandern]], 1976 erwarb er seine Rechtslizenz an der [[Vrije Universiteit Brussel]]. Neben seiner Rechtsanwaltskarriere engagierte er sich auch in der Politik. De Gucht ist Mitglied einer [[Freimaurerloge]].&lt;ref&gt;''De kinderen van Hiram. Vrijmetselaars en Vrijmetselarij'' (1991, Andries Van den Abeele) ISBN 90-72411-75-7&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Jean-Jacques De Gucht: {{Webarchiv | url=https://www.jeanjacquesdegucht.be/pers/artikels/item/127-onze-jean-jacques-heeft-het-niet-door-walter-pauli | wayback=20181103171721 |text='''Onze Jean-Jacques heeft het, niet?' door Walter Pauli'' }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Karel De Gucht ist Mitglied der Partei Flämische Liberale und Demokraten, deren Vorsitzender er von 1999 bis 2004 war. Von 1980 bis 1994 war er Abgeordneter des [[Europaparlament|Europäischen Parlamentes]], 1994 bis 1995 des [[Belgischer Senat|Belgischen Senats]], 1995 bis 2003 des Parlaments der [[Flämische Gemeinschaft|Flämischen Gemeinschaft]]. Bei den Parlamentswahlen 2003 wurde er ins Belgische Abgeordnetenhaus gewählt und war seit dem 18. Juli 2004 [[Föderaler Öffentlicher Dienst Auswärtige Angelegenheiten, Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit|Außenminister]], zunächst unter Regierungschef [[Guy Verhofstadt]] und seit 2008 unter [[Yves Leterme]] und [[Herman Van Rompuy]]. Mit dem Wechsel in die EU-Kommission hat er das Amt des Außenministers aufgegeben. Sein Nachfolger wurde Yves Leterme.<br /> <br /> Im Jahr 2006 war De Gucht Vorsitzender der [[Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa|OSZE]].<br /> Mit Wirkung ab dem 17. Juli 2009 bestimmte ihn die EU-Kommission zum Nachfolger von [[Louis Michel (Politiker)|Louis Michel]] als [[Kommissar für Entwicklung|EU-Kommissar für Entwicklung und humanitäre Hilfe]].<br /> <br /> Von Februar 2010 bis 2014 [[Kommissar für Handel]] in der EU-Kommission Barroso II. Am 1. November wurde er von der Schwedin Cecilia Malmström abgelöst, die vorher EU-Innenkommissarin war.<br /> <br /> 2010, 2012 und 2015 nahm De Gucht an der [[Bilderberg-Konferenz]] teil.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.bilderbergmeetings.org/participants_2010.html |wayback=20150114083158 |text=''Bilderberg Meeting 2010 Participants'' }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Privatleben ==<br /> Karel de Gucht ist mit Mireille Schreurs verheiratet, Polizeirichterin in [[Aalst]]. [[Jean-Jacques De Gucht]], Mitglied des belgischens Senats, ist ihr gemeinsamer Sohn.<br /> <br /> == Kontroversen ==<br /> Auf einer Afrikareise im Jahre 2004 löste De Gucht eine diplomatische Verstimmung aus, als er äußerte, es gebe ein Problem mit der politischen Klasse der [[Demokratische Republik Kongo|Demokratischen Republik Kongo]]. Er zog die Fähigkeit der Regierung in Zweifel, die Korruption zu bekämpfen.&lt;ref&gt;[http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/3753272.stm ''Belgium rounds on former colony.''] In: ''[[BBC]] News'', 18. Oktober 2004, abgerufen am 6. Januar 2010 (englisch).&lt;/ref&gt; Nachdem er Präsident [[Joseph Kabila]]s Regierung als chaotisch gekennzeichnet hatte, warf ihm der Minister für Information, [[Henri Mova Sakanyi]], Rassismus und koloniale Nostalgie vor und verglich ihn mit „''[[Tim im Kongo|Tintin in the Congo]]“''. De Gucht lehnte es ab, seine Feststellung zurückzuziehen.&lt;ref&gt;{{cite news | url=http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/3944591.stm |title=DR Congo slams 'Tintin' minister|date=2004-10-22 |publisher=BBC News |author=BBC News staff|language=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite news |title=Tintin: Heroic Boy Reporter or Sinister Racist? |last=Cendrowicz |first=Leo |url=http://www.time.com/time/arts/article/0,8599,1986416,00.html |newspaper=TIME |location=New York City |language=en |date=2010-05-04 |accessdate=2013-06-06 |offline=0 |archivebot=2025-10-02 22:38:39 InternetArchiveBot |archiveurl=https://web.archive.org/web/20130525051817/http://www.time.com/time/arts/article/0,8599,1986416,00.html |archivedate=2013-05-25 }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Juni des Jahres 2005 verursachte De Gucht eine diplomatische Verstimmung, als er den Premierminister der Niederlande [[Jan Peter Balkenende]] als Mischung von Harry Potter und einem starren Bourgois ohne Charisma verglich.<br /> <br /> 2007 sagte er in einem Interview mit ''Flanders Info'' über den [[Vertrag von Lissabon]], das Ziel des Verfassungsvertrages sei gewesen, lesbar zu sein, das Ziel dieses (jetzigen) Vertrags sei, unlesbar zu sein. Die Verfassung habe Klarheit zum Ziel gehabt, während der jetzige Vertrag unklar sein musste. Das sei ein Erfolg.&lt;ref&gt;Flandreinfo, 23. Juni 2007.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im November 2008, als De Gucht Minister der belgischen Bundesregierung war, wurde er des [[Insiderhandel]]s in einem Fall von drohender [[Insolvenz]] und folgender Verstaatlichung und Verkauf der [[Fortis Bank]] beschuldigt:&lt;ref&gt;''niederländisch'' {{cite web |url=http://www.demorgen.be/dm/nl/989/Binnenland/article/detail/474651/2008/11/03/Vrouw-De-Gucht-verkocht-Fortisaandelen-met-voorkennis.dhtml |title=Vrouw De Gucht verkocht Fortis-aandelen met voorkennis |publisher=Demorgen.be |language=en|date=2009-06-18 |accessdate=2013-01-14 |offline=yes |archivebot=2019-04-22 04:10:05 InternetArchiveBot |archiveurl=https://web.archive.org/web/20110611132132/http://www.demorgen.be/dm/nl/989/Binnenland/article/detail/474651/2008/11/03/Vrouw-De-Gucht-verkocht-Fortisaandelen-met-voorkennis.dhtml |archivedate=2011-06-11 }}&lt;/ref&gt; Am 3. Oktober 2008 hatten seine Ehefrau Mireille Schreurs und der Schwager ihren Anteil bei der Fortis Bank nach einer Krisensitzung der Regierung zur Auseinandersetzung mit der prekären Lage der Bank verkauft, Stunden bevor öffentlich bekannt gemacht wurde, dass der niederländische Zweig der Bank verstaatlicht und die teilweise verstaatlichten luxemburgischen und belgischen Teile der Bank an [[BNP Paribas]] verkauft würden.&lt;ref&gt;{{cite web|url=https://www.alston.com/financialmarketscrisisblog/blog.aspx?entry=780 |title=Dutch Government Nationalizes Fortis Bank Nederland (Holding) N.V.; BNP Paribas to Acquire Fortis Operations in Belgium and Luxembourg |publisher=Alston.com|language=en|date= |accessdate=2013-01-14|archiveurl=https://web.archive.org/web/20110707121215/http://www.alston.com/financialmarketscrisisblog/blog.aspx?entry=780|archivedate=2011-07-07}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In einem Interview mit dem öffentlichen Rundfunksender VRT zum Thema des Friedensprozesses in Palästina und die Washingtoner Gespräche im September 2010 zeigte De Gucht Skepsis hinsichtlich des Friedensprozesses. Er äußerte, man solle die jüdische Lobby im Kapitol nicht unterschätzen. Es sei die am besten organisierte Lobby, man solle ihren Einfluss auf die amerikanische Politik nicht unterschätzen, wobei keine Rolle spiele, ob es Republikaner oder Demokraten seien.&lt;ref&gt;{{cite news| url=https://www.thejc.com/news/world-news/37568/outcry-over-eu-mans-antisemitic-remarks | location=London | work=The Jewish Chronicle | title=Outcry over EU man's 'antisemitic' remarks | first=Jennifer | last=Lipman |language=en| date=2010-09-03}}&lt;/ref&gt; Er fuhr fort, man solle die Meinung der Juden außerhalb Israels nicht unterschätzen. Es gebe unter den meisten den Glauben, anders sei es kaum zu beschreiben, dass sie im Recht seien. Einem Glauben sei mit rationalen Argumenten nur schwer zu begegnen. Es sei dabei nicht so wichtig, ob es religiöse Juden seien oder nicht. Auch nichtreligiöse Juden teilten denselben Glauben, im Recht zu sein. Daher sei es schwer, auch mit gemäßigten Juden, eine rationale Diskussion darüber zu führen, was im Nahen Osten wirklich vor sich geht. Es sei ein sehr emotionales Thema.&lt;ref&gt;{{cite news| url=http://www.radio1.be/programmas/ochtend/vredesgesprekken-midden-oosten-begonnen | location=Brussels | work=Radio 1 | title=Vredesgesprekken Midden-Oosten begonnen<br /> | first=Karel | last=De Gucht |language=en| date=2. September 2010}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{cite news| url=https://www.theguardian.com/world/2010/sep/03/eu-official-antisemitism-middle-east-peace-talks | location=London | work=The Guardian | title=Anger at EU chief's Middle East outburst | first=Ian | last=Traynor |language=en| date=2010-09-03}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''[https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,715597,00.html EU-Kommissar schmäht Juden als Rechthaber]'', Spiegel Online, 3. September 2010&lt;/ref&gt;<br /> Der [[European Jewish Congress]] (EJC) bezeichnete die Äußerungen als antisemitisch und verlangte eine Entschuldigung.&lt;ref&gt;{{cite web |url=http://www.ejpress.org/article/news/eastern_europe/45705 |title=EU Commission: Karel De Gucht’s remarks on Jews 'are personal comments' |author=Yossi Lempkowicz |publisher=EJP (European Jewish Press) |language=en|date=2010-09-03 |accessdate=2013-01-14 |archiveurl=https://web.archive.org/web/20120308175842/http://www.ejpress.org/article/news/eastern_europe/45705 |archivedate=2012-03-08 |offline=yes |archivebot=2018-12-03 12:41:19 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt; De Gucht antwortete darauf, dass er seine persönliche Meinung geäußert habe, und bedauerte, dass sie falsch verstanden worden wäre. Er machte klar, dass er den Antisemitismus ablehne.&lt;ref&gt;John W. Miller: [http://blogs.wsj.com/brussels/2010/09/03/eu-commissioner-in-trouble-for-remarks-on-jews ''EU Official in Trouble for Remarks on Jews.''] In: ''Wall Street Journal''. 3. September 2010 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> Seine Äußerungen wurden vom [[Simon Wiesenthal Center]] 2010 auf die Liste der [[Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs]] gesetzt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url=http://www.wiesenthal.com/atf/cf/%7B54d385e6-f1b9-4e9f-8e94-890c3e6dd277%7D/TTASS.PDF | titel=2010 Top Ten Anti-Semitic Slurs | format=PDF | werk=wiesenthal.com | datum= | zugriff=2013-01-14 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20121017013028/http://www.wiesenthal.com/atf/cf/%7B54d385e6-f1b9-4e9f-8e94-890c3e6dd277%7D/TTASS.PDF | archiv-datum=2012-10-17 }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im April 2012 wurde er für die Behauptung angegriffen, Irland sei schon aus der Rezession heraus, obwohl Irland noch 15 % Arbeitslose hatte.&lt;ref&gt;Rebecca Noonan: [https://www.broadsheet.ie/2013/04/12/meanwhile-in-ghent/ ''Meanwhile, In Ghent.''] In: ''broadsheet.ie''. 12. April 2013 (englisch).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Amtsführung als Kommissar für Handel in der Europäischen Kommission ==<br /> === Griechenland ===<br /> <br /> Im Mai 2012 gab er bekannt, dass die Europäische Zentralbank und die Europäische Kommission an Notfall-Szenarien arbeiten für den Fall, dass es Griechenland nicht schafft. Der Staat Griechenland müsse zu den Vereinbarungen über Sparen und Reformen stehen, das sei „die einzige rationale Option“. Er warnte vor dem „Endspiel“.&lt;ref&gt;[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schuldenkrise-in-griechenland-heiter-bis-pleite-1.1360784 sueddeutsche.de], spiegel.de 18. Mai 2012: [https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/notfallplan-fuer-euro-austritt-griechenlands-in-arbeit-a-833804.html]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === ACTA ===<br /> {{Hauptartikel|ACTA}}<br /> De Gucht war ein Befürworter des internationalen Handelsvertrags ACTA. Am 1. März 2012 vertrat er als Handelskommissar bei einer Veranstaltung im Europäischen Parlament die Seite der Befürworter von [[ACTA]].&lt;ref&gt;''[https://fm4.orf.at/stories/1695305/ ACTA: EU-Parlament stellt sich Kritik]'', FM4, 1. März 2012&lt;/ref&gt; Der die Öffentlichkeit ausschließende Verhandlungsstil und der Einfluss von Lobbyisten wurde kritisiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.sueddeutsche.de/digital/umstrittenes-anti-piraterie-abkommen-fdp-beugt-sich-druck-von-internet-aktivisten-1.1280852 |titel=FDP beugt sich Druck von Internet-Aktivisten |werk=sueddeutsche.de |datum=2012-02-10 |zugriff=2018-03-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Strafzölle für chinesische Solarmodule ===<br /> De Gucht befürwortete 2013 gegen Bedenken Deutschlands und anderer [[EU-Mitgliedstaaten]] die Verhängung von [[Strafzoll|Strafzöllen]] gegen China wegen [[Dumping]]s im Handel mit Solarpaneelen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle|autor=AFP|url=https://www.zeit.de/wirtschaft/2013-06/eu-china-strafzoelle|titel=Solarindustrie: EU beschließt Strafzölle gegen China|datum=2013-06-04|werk=Zeit Online|zugriff=2014-02-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === TTIP ===<br /> {{Hauptartikel|Transatlantisches Freihandelsabkommen}}<br /> Als Chefunterhändler mit den USA um das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) vertrat De&amp;nbsp;Gucht nachdrücklich den Standpunkt, dass dieses Abkommen ein Wachstumsmotor sei, der neue Arbeitsplätze schaffe.&lt;ref&gt;Martin Orth: [https://www.deutschland.de/de/topic/wirtschaft/globalisierung-welthandel/eu-kommissar-karel-de-gucht-im-de-interview ''EU-Kommissar Karel De Gucht im DE-Interview.''] In: ''deutschland.de''. 15. März 2013.&lt;/ref&gt; Dies wurde von namhaften Kritikern wie [[Gabriel Felbermayr]] vom [[Ifo Institut für Wirtschaftsforschung]] in Zweifel gezogen.&lt;ref&gt;Stephan Stuchlik, Achim Pollmeier: [https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/freihandelsabkommen146.html ''Freihandelsabkommen: Das Märchen vom Jobmotor.''] Beitrag in [[Monitor (Fernsehmagazin)|Monitor]] Nr. 657. In: ''WDR.de''. 30. Januar 2014.&lt;/ref&gt; Außerdem wurde De&amp;nbsp;Gucht fehlende Transparenz der Verhandlungen vorgeworfen. Sie hätten den Charakter von Geheimverhandlungen.&lt;ref&gt;Claus Hecking, Michaela Schiessl, Gregor Peter Schmitz: [https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/freihandelsabkommen-protest-gegen-fehlende-transparenz-a-944740.html ''EU-Freihandelsabkommen mit USA: Angst vor dem Zorn der Bürger.''] In: ''Spiegel Online''. 21. Januar 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auf starke Kritik stieß in Frankreich seine Äußerung vom 6. März 2013 in einem Interview mit [[Le Monde]], Frankreich sei kein Land des freien Handels. Er kritisierte Minister [[Arnaud Montebourg]] hinsichtlich des Freihandelsabkommens als zu defensiv.&lt;ref&gt;Karel De Gucht: [https://www.lemonde.fr/economie/article/2013/03/06/karel-de-gucht-la-france-n-est-pas-un-pays-libre-echangiste_1843890_3234.html ''La France n'est pas un pays libre-échangiste.''] In: ''Le Monde''. 6. März 2013 (französisch).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 20. Januar 2014 entschied De Gucht, Teile der Freihandelsgespräche für drei Monate auszusetzen, da kritische Fragen, zum Beispiel zum [[Investitionsschutz]], geklärt werden müssten.&lt;ref&gt;[https://www.welt.de/wirtschaft/article124071405/Freihandelsgespraeche-mit-USA-teilweise-ausgesetzt.html ''Freihandelsgespräche mit USA teilweise ausgesetzt.''] In: ''Die Welt online''. 21. Januar 2014.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Gleichwohl befürchtete De Gucht, der die Verhandlungsgruppe der EU führt, dass das transatlantische Abkommen am Ende scheitern könnten – und zwar am Widerstand einzelner nationaler Parlamente. Ein Veto im Bundestag, in der französischen Nationalversammlung oder im spanischen Parlament könnte das gesamte Abkommen zu Fall bringen.<br /> Um diesem Risiko vorzubeugen, bereitete De Gucht nach [[Süddeutsche Zeitung|SZ-Informationen]] eine Klage gegen die Mitgliedstaaten vor dem Europäischen Gerichtshof vor. Er will von dem Gerichtshof klären lassen, wer am Ende über das Abkommen abstimmen darf – und wer nicht. Streitpunkt ist, dass für Handelsfragen innerhalb der Europäischen Union [[Vertrag von Lissabon#Kompetenzabgrenzung|in der Regel die Brüsseler Kommission zuständig ist]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/geplantes-eu-freihandelsabkommen-mit-den-usa-tempolimit-fuer-turboschweine-1.1945592 |titel=Tempolimit für Turboschweine |werk=sueddeutsche.de |datum=2014-04-29 |zugriff=2018-04-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> EU-Kommissar Karel De Gucht bezeichnete die etwa 100.000 Antworten von Bürger(inne)n auf die von ihm vorgeschlagenen Investorenklagen in den Handels- und Investitionsabkommen TTIP und [[Comprehensive Economic and Trade Agreement|CETA]] als „regelrechte Attacke“ und vermutete eine „konzertierte Aktion“.&lt;ref name=&quot;faz-13055875&quot;&gt;{{Internetquelle | autor=FAZ.NET / AFP, dpa, Fragen, Antworten: hmk., rike. | url=https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/karel-de-gucht-attacke-gegen-ttip-13055875.html | titel=EU-Kommissar sieht „Attacke“ gegen Freihandelsabkommen | werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung#FAZ.NET|FAZ.net]] | datum=2014-07-20 |zugriff=2018-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In einer Reportage mit [[Monitor (Fernsehmagazin)|Monitor]] vom Januar 2014 wurde De Gucht mit einer Langzeitstudie über die Auswirkungen von TTIP auf die Wirtschaft konfrontiert, die er selbst in Auftrag gegeben hatte. Die Studie prognostizierte eine Steigerung des Bruttosozialprodukts um nur 0,05 Prozent pro Jahr. De Gucht unterbrach an dieser Stelle das Interview: „Let’s not argue with numbers. Ich sage ihnen, wir werden die meisten Handelshemmnisse abschaffen.“&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/wdr/der-grosse-deal-106.html | wayback=20140802082403 | text=''Der große Deal – Geheimakte Freihandelsabkommen''}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;sz-2087419-2&quot;&gt;{{Internetquelle | autor=Javier Cáceres | url=https://www.sueddeutsche.de/politik/freihandelsgespraeche-die-wichtigsten-ttip-akteure-1.2087419-2 | titel=TTIP-Recherche| werk=[[Süddeutsche Zeitung|sueddeutsche.de]] | datum=2014-08-13 |zugriff=2018-10-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|audio=1|video=0}}<br /> * [http://www.diplomatie.be/fr/FOD/ministersdetail.asp?TEXTID=702 Lebenslauf]<br /> * [https://ec.europa.eu/commission_2010-2014/degucht/ Offizielle Seite]<br /> * {{MdEP|1472}}<br /> * [http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=SPEECH%2F12%2F477&amp;format=HTML Vor dem EU-Parlament wg. ACTA]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{NaviBlock<br /> |Navigationsleiste Außenminister Belgiens<br /> |Navigationsleiste EU-Kommission Barroso I<br /> |Navigationsleiste Kommissare für Entwicklung und humanitäre Hilfe<br /> |Navigationsleiste EU-Kommission Barroso II<br /> |Navigationsleiste Kommissare für Handel}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=133500977|LCCN=n91016688|VIAF=51765103}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:De Gucht, Karel}}<br /> [[Kategorie:Mitglied der Europäischen Kommission]]<br /> [[Kategorie:Mitglied des Europäischen Parlaments für Belgien]]<br /> [[Kategorie:Außenminister (Belgien)]]<br /> [[Kategorie:Staatsminister (Belgien)]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Abgeordnetenkammer (Belgien)]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Open Vlaamse Liberalen en Democraten]]<br /> [[Kategorie:Träger des Drei-Sterne-Ordens (Großoffizier)]]<br /> [[Kategorie:Träger des Ordens des Infanten Dom Henrique (Großkreuz)]]<br /> [[Kategorie:Träger des Verdienstordens der Republik Ungarn (Großkreuz)]]<br /> [[Kategorie:Träger des Sterns von Rumänien (Großoffizier)]]<br /> [[Kategorie:Träger des Verdienstordens der Republik Polen (Großkreuz)]]<br /> [[Kategorie:Träger des litauischen Großfürst-Gediminas-Ordens (Großkreuz)]]<br /> [[Kategorie:Freimaurer (Belgien)]]<br /> [[Kategorie:Freimaurer (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Freimaurer (21. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Belgier]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1954]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> [[Kategorie:Politiker (20. Jahrhundert)]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=De Gucht, Karel<br /> |ALTERNATIVNAMEN=De Gucht, Karel Lodewijk Georgette Emmerence (vollständiger Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=belgischer Politiker, MdEP und EU-Kommissar<br /> |GEBURTSDATUM=27. Januar 1954<br /> |GEBURTSORT=[[Overmere]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Heinz-Josef_Stammel&diff=260680221 Heinz-Josef Stammel 2025-10-17T16:12:38Z <p>Lotje: +Datei</p> <hr /> <div>[[Datei:Alpirsbach- H. J. Stammel an seiner Bibliothek - LABW - Staatsarchiv Freiburg W 134 Nr. 102142d.jpeg|mini|Heinz-Josef Stammel an seiner Bibliothek (1976)]]<br /> '''Heinz-Josef Stammel''' (* [[1. Januar]] [[1926]] in [[Köln]]; † [[22. Januar]] [[1990]] in [[Alpirsbach]]) war ein [[deutscher]] [[Pressefotograf]], [[Journalist]] und [[Autor]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> <br /> Er studierte [[Chemie]] und arbeitete zumindest zeitweise als [[Journalist]]. Wichtiger ist allerdings seine Tätigkeit als Autor. In den 1950er-Jahren begann Stammel damit, [[Wildwestroman]]e zu schreiben. Er war neben [[Gert Fritz Unger|G. F. Unger]] einer der berühmtesten Westernautoren der Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg. Stammel schrieb, hauptsächlich unter seinem Pseudonym ''Robert Ullman'', zwischen 1956 und 1966 etwa 120 Westernromane. Seine Romane erschienen vielfach zunächst als Leihbuch und wurden häufig später als Romanhefte oder Taschenbücher nachgedruckt. Sein erstes Ullman-Leihbuch, ''Ein harter Mann'', erschien 1956 im Paul Feldmann-Verlag, Marl-Hüls. Ab Mitte der 1960er-Jahre wurde das Pseudonym von dem später auch als Jugendbuchautor ausgezeichneten [[Werner J. Egli]] bis 1975 weitergeführt.<br /> <br /> Bereits 1965 begann Stammel dann eine Reihe von sogenannten Authentic Western herauszugeben, die zunächst als [[Deckenband|Hardcover]] unter dem Pseudonym ''Christopher S. Hagen'' im [[Herder Verlag]] erschienen, und dann später auch als Taschenbücher (nun unter Stammel) bei [[Rowohlt Verlag|Rowohlt]] nachgedruckt wurden. Hierbei handelt es sich jedoch ausschließlich um Stoffe, die bereits unter Ullman erschienen waren, die nun aber leicht bearbeitet wurden, gelegentlich auch zusätzliche Kapitel enthielten, und vor allem mit einer Reihe von zu den Handlungen passenden historischen Fotos, Zitaten, Zeitungsausschnitten etc. angereichert wurden, die den (vermeintlich) authentischen Charakter der Romane belegen sollten.<br /> <br /> Besondere Bedeutung besitzt der Roman „Geheimauftrag“ (1969), für den Stammel mit dem [[Friedrich-Gerstäcker-Preis]] ausgezeichnet wurde, der ein schmutziges Kapitel aus dem Vernichtungskrieg der USA gegen die einheimischen Indianer beschreibt, aber vor allen Dingen durch seine intensive Schilderung extremster Entbehrungen in einer Ausnahmesituation besticht.<br /> In „Die Stunde des Cowboys“ liefert er einen umfassenden Einblick, dabei auch politische Dimensionen nicht außer Acht lassend, in das wenig romantische Leben der Cowboys, das bestimmt wird durch eine kräftezehrende Arbeit in einer lebensfeindlichen Umwelt ohne jegliche soziale Absicherung.<br /> <br /> Stammels Kunst besteht darin, dass diese entmythologisierenden Inhalte nicht trotz, sondern durch interessante Charaktere und packende Geschichten vermittelt werden.<br /> [[Golo Mann]] fasste dies folgendermaßen zusammen: „Ich bewundere die Art, in der Sie so überaus gründliche, wohl das ganze Material erfassende Studien mit einer so angenehm fesselnden, ja, recht eigentlich unterhaltenden Form der Darstellung verbunden haben.“<br /> <br /> Stammel selbst bezeichnete seine belletristischen Werke oft als „authentische Romane aus dem amerikanischen Westen“ oder benutzte im Untertitel auch den Hinweis „Authentic Western“. Schon 1956 stellte er fest, dass der Leser keine Schreibtisch-Phantasiegebilde, sondern Romane verlange, deren echte Stoffe verbürgt seien. Dennoch bleibt die Handlung seiner Wildwestromane in seiner Ullman-Phase zumeist unterhaltsame Fiktion, die durch ihre psychologisch durchgefeilten Charaktere und Konflikte fesselt.<br /> <br /> Gerade dieser zelebrierte „authentische“ Anspruch brachte Stammel aber in die Kritik, als in den 1970er-Jahren herauskam, dass er nicht nur für sein belletristisches Werk, sondern auch für seine Sachbücher „historische Quellen“ (z.&amp;nbsp;B. Zeitungsausschnitte) erfunden hatte. Besonders sein „Indianer“-Lexikon wurde von Wissenschaftlern als unbrauchbar kritisiert, wodurch auch seine anderen Fälschungen publik wurden.<br /> <br /> Es gab später auch Romanheft- und Taschenbuchreihen (bei [[Bastei-Verlag|Bastei]], [[Kelter Verlag|Kelter]]), in denen nur Romane abgedruckt wurden, die dem Ullman-Pseudonym zugeordnet sind. Inklusive der Nachauflagen lassen sich mehr als 1700 Westernveröffentlichungen Ullmans feststellen.<br /> <br /> Die belletristischen Texte wurden zumeist unter verschiedenen Künstlernamen veröffentlicht. Das wichtigste Pseudonym war Robert Ullman. Einige von Stammels Pseudonymen wurden allerdings mit seiner Genehmigung auch von anderen Schriftstellern benutzt. Unter seinem wirklichen Namen erschienen Sachbücher über die nordamerikanische Pioniergeschichte.<br /> <br /> == Veröffentlichungen (Sachbücher) ==<br /> * H. J. Stammel: ''Das waren noch Männer – Die [[Cowboy]]s und ihre Welt'', Econ-Verlag, Düsseldorf 1970.<br /> * H. J. Stammel: ''Der Cowboy. Legende und Wirklichkeit'', Bertelsmann-Verlag, 1972.<br /> * H. J. Stammel: ''[[Indianer]]. Legende und Wirklichkeit von A–Z. Leben – Kampf – Untergang'', Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh 1977<br /> ** Neuauflage: Orbis Verlag, München 1989, ISBN 3-572-06243-8.<br /> * H. J. Stammel: ''Solange Gras wächst und Wasser fließt'', DVA, Stuttgart 1976<br /> * H. J. Stammel: ''Der Wilde Westen im Bild'', Prisma Verlag, Gütersloh 1978<br /> * H. J. Stammel: ''Mit gebremster Gewalt'', Motorbuch Verlag, Stuttgart 1974<br /> * H. J. Stammel: ''Schützen Sie sich selbst'', Journal Verlag, Schwäbisch Hall 1977<br /> * H. J. Stammel: ''Off Road durch die USA, Geschichte, Technik, Reisen, Abenteuer'', Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1982<br /> * H. J. Stammel: ''Die Apotheke [[Manitu|Manitou]]s. Das medizinische Wissen der Indianer und ihre [[Heilpflanze]]n'', Wunderlich-Verlag, Reinbek 1986<br /> * H. J. Stammel: ''Das Heilwissen der Indianer. Tausend geheime Rezepturen und ihre Anwendung.'' Wunderlich-Verlag, Reinbek 1986, ISBN 3-8052-0406-X<br /> <br /> == Pseudonyme (teils auch von anderen Autoren benutzt) ==<br /> * Perky S. Blane, Bud W. Clarke, Robert S. Field, Clint H. Fowler, Mark F. Gruver, Christopher S. Hagen, Mac Intosh, Jim Kellog, T.C. Lockhart, Robert Starr, Robert Ullman<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=104621133|LCCN=n50027916|VIAF=29971640}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Stammel, HeinzJosef}}<br /> [[Kategorie:Fotojournalist]]<br /> [[Kategorie:Fotograf (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Fotograf (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Journalist (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Autor]]<br /> [[Kategorie:Westernliteratur]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1926]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1990]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Stammel, Heinz-Josef<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Ullman, Robert (Pseudonym); Blane, Perky S. (Pseudonym); Clarke, Bud W. (Pseudonym); Field, Robert S. (Pseudonym); Fowler, Clint H. (Pseudonym); Gruver, Mark F. (Pseudonym); Hagen, Christopher S. (Pseudonym); Intosh, Mac (Pseudonym); Kellog, Jim (Pseudonym); Lockhart, T.C. (Pseudonym); Starr, Robert (Pseudonym)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Pressefotograf, Journalist und Autor<br /> |GEBURTSDATUM=1. Januar 1926<br /> |GEBURTSORT=[[Köln]]<br /> |STERBEDATUM=22. Januar 1990<br /> |STERBEORT=[[Alpirsbach]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Andr%C3%A9_Ooijer&diff=260382521 André Ooijer 2025-10-07T05:51:54Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Ooijer Oranje.jpg → File:André Ooijer.jpg #2</p> <hr /> <div>{{Infobox Fußballspieler<br /> | kurzname =<br /> | bildname = André Ooijer.jpg<br /> | bildunterschrift = André Ooijer (2008)<br /> | langname = André Antonius Maria Ooijer<br /> | geburtstag = [[11. Juli]] [[1974]]<br /> | geburtsort = [[Amsterdam]]<br /> | geburtsland = [[Niederlande]]<br /> | sterbedatum =<br /> | sterbeort =<br /> | sterbeland =<br /> | größe = 184 cm<br /> | position = [[Abwehrspieler|Abwehr]]<br /> | jugendvereine_tabelle =<br /> {{Team-Station||SDW Amsterdam}}<br /> {{Team-Station||SDZ Amsterdam}}<br /> {{Team-Station|1986–1993|[[Ajax Amsterdam]]}}<br /> | vereine_tabelle =<br /> {{Team-Station|{{0|0000}}–1994|[[Ajax Amsterdam#Jong Ajax|Jong Ajax]]}}<br /> {{Team-Station|1994–1995|[[FC Volendam]]|32 {{0}}(4)}}<br /> {{Team-Station|1995–1997|[[Roda Kerkrade]]|75 {{0}}(9)}}<br /> {{Team-Station|1998–2006|[[PSV Eindhoven]]|192 (19)}}<br /> {{Team-Station|2006–2009|[[Blackburn Rovers]]|79 {{0}}(2)}}<br /> {{Team-Station|2009–2010|PSV Eindhoven|25 {{0}}(0)}}<br /> {{Team-Station|2010–2012|[[Ajax Amsterdam]]|22 {{0}}(3)}}<br /> | nationalmannschaft_tabelle =<br /> {{Team-Station|1999–2010|[[Niederländische Fußballnationalmannschaft|Niederlande]]|55 {{0}}(3)}}<br /> | trainer_tabelle =<br /> }}<br /> '''André Antonius Maria Ooijer''' (* [[11. Juli]] [[1974]] in [[Amsterdam]]) ist ein ehemaliger [[Niederlande|niederländischer]] [[Fußball]]spieler und heutiger -trainer. Er war langjähriger Spieler bei [[PSV Eindhoven]] und [[Niederländische Fußballnationalmannschaft|niederländischer Nationalspieler]].<br /> <br /> == Karriere ==<br /> === Verein ===<br /> Ooijer begann als Kind bei kleineren Amsterdamer Vereinen, bevor er 1986 von den Scouts des [[Ajax Amsterdam|AFC Ajax]] entdeckt wurde. Nach der Jugend tat er sich jedoch schwer mit dem Umstieg auf die erste Mannschaft und wurde deshalb 1994 an Ligakonkurrent [[FC Volendam]] ausgeliehen. Dort gab er am 28. August 1994 sein Debüt in der Eredivisie. Beim 3:0-Sieg gegen [[Go Ahead Eagles Deventer|Go Ahead Eagles]] erhielt er als linker Verteidiger auch gleich seine erste [[Gelbe Karte]].&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.vi.nl/Wedstrijden/Wedstrijd.htm?dbid=15617&amp;typeofpage=84140 | archive-is=20130223042216 | text=Spieldaten}} bei Voetbal International&lt;/ref&gt; Drei Wochen später erzielte er gegen den [[SC Heerenveen]] sein erstes von vier Saisontoren für Volendam. Gegen seinen Heimatverein stand er im Dezember 1994 erstmals auf der rechten Verteidigerposition – gegen die linke Ajax-Flanke mit [[Marc Overmars]], [[Clarence Seedorf]] und [[Frank de Boer]]. Nach vier Minuten waren bereits drei Treffer zum 1:2 gefallen, noch vor der Halbzeit sorgte ein Tor Ooijers für den 2:2-Endstand. Er hatte sich in Volendam ohne Probleme integriert und war die gesamte Saison als Stammspieler in der Abwehr im Einsatz. <br /> <br /> Zur folgenden Spielzeit wechselte Ooijer zu [[Roda Kerkrade]], dem Überraschungszweiten der Saison 1994/95, nach [[Kerkrade]]. Unter Trainer [[Huub Stevens]] gab er hier neben [[Marco van Hoogdalem]], [[Johan de Kock]] und Roda-Legende [[Ger Senden]] im August 1995 sein Debüt in der Abwehr. Doch es dauerte einige Zeit, bis Ooijer, der für Stevens’ Vorstellung von einem Verteidiger zu sehr nach Ballbesitz und Spielaufbau strebte, sich durchsetzte. Erst ab Oktober 1995 setzte Stevens ihn regelmäßig ein. Am 31. Oktober 1995 machte er im Zweitrunden-Rückspiel des [[UEFA-Pokal 1995/96|UEFA-Pokals]] gegen [[Benfica Lissabon]] sein erstes internationales Pflichtspiel. Er avancierte in zwei Jahren unter Stevens und dessen Nachfolger [[Martin Jol]] zu einem der besten Spieler im Roda-Team. Dabei verlagerte sich nach dem Trainerwechsel seine Position vom Verteidiger ins (meist rechte) Mittelfeld. Unter Jol gewann die Mannschaft 1997 den [[KNVB-Pokal]].<br /> <br /> In der Winterpause 1997/98 holte dann Spitzenclub [[PSV Eindhoven]] den Defensivallrounder als Ersatz für einen ausgefallenen Spieler nach [[Eindhoven]]. Seitdem war er fester Bestandteil der Mannschaft und hatte in den folgenden Jahren Anteil an den PSV-Erfolgen (fünf Meisterschaften, drei Vizemeisterschaften, ein Pokalsieg, Champions-League-Teilnahmen). <br /> <br /> 2006 wechselte Ooijer nach England zu den [[Blackburn Rovers]] in die [[Premier League]], wo er sich unter Trainer [[Mark Hughes (Fußballspieler, 1963)|Mark Hughes]] in der Innenverteidigung gegen Rückkehrer [[Stéphane Henchoz]] durchsetzte, später aber auch einige Spiele auf Rechts neben dem Schweizer spielte. Am 20. Januar 2007 zog Ooijer sich im Spiel gegen [[Manchester City]] einen Wadenbeinbruch und Sehnenrisse am Knöchel zu und musste den Rest der Saison pausieren. Nach seiner Rückkehr in der [[Premier League 2007/08|Saison 2007/08]] setzte Hughes wieder sein Vertrauen in den Niederländer, der nun meist als rechter Verteidiger spielte. Auch unter Hughes’ Nachfolgern [[Paul Ince]] und [[Sam Allardyce]] blieb Ooijer in der Saison 2008/09 Stammspieler, kam in dieser Spielzeit sogar auf 32 Ligaeinsätze. Im Spiel beim [[FC Everton]] erzielte er am 16. August 2008 seinen ersten Treffer in der Premier League; es war der Siegtreffer zum 3:2 in der 90. Spielminute.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.vi.nl/Wedstrijden/Wedstrijd.htm?dbid=181097&amp;typeofpage=84140 | archive-is=20130222205334 | text=Spieldaten}} bei Voetbal International&lt;/ref&gt; Auch sein zweites und letztes Tor in England brachte Blackburn zwei zusätzliche Punkte; er erzielte es zum 2:1 gegen [[Tottenham Hotspur]] wiederum kurz vor dem Schlusspfiff.&lt;ref&gt;{{Webarchiv | url=http://www.vi.nl/Wedstrijden/Wedstrijd.htm?dbid=181512&amp;typeofpage=84140 | wayback=20090401012230 | text=Spieldaten}} bei Voetbal International&lt;/ref&gt; <br /> <br /> Zur Saison 2009/10 kehrte er zur PSV zurück. Trainer [[Fred Rutten]], der auf der rechten Seite auf den Bulgaren [[Stanislaw Manolew]] setzte, stellte Ooijer wieder in die Innenverteidigung; hier spielte er neben [[Francisco Javier Rodríguez Pinedo|Francisco Rodríguez]] und machte insgesamt 25 Ligaspiele. Sein Vertrag, der zum Saisonende auslief, wurde jedoch nicht verlängert.&lt;ref&gt;Chris van Nijnatten, [http://www.ad.nl/ad/nl/1044/Sportcolumnisten/article/detail/485021/2010/05/21/Autistisch-personeelsbeleid-PSV-schoffeert-Ooijer.dhtml ''Autistisch personeelsbeleid PSV schoffeert Ooijer''], [[Algemeen Dagblad|AD]] vom 21. Mai 2010, gesichtet am 28. Mai 2010&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im August 2010 wechselte er zu seinem Jugendverein [[Ajax Amsterdam|AFC Ajax]], für den er am 21. August 2010 gegen [[Roda Kerkrade]] sein Debüt in der Eredivisie gab. Bis März 2012 kam der Ergänzungsspieler 21-mal für Ajax zum Einsatz; am 13. März 2012 gab er bekannt, dass er seinen Vertrag nicht verlängern, sondern seine Karriere mit fast 38 Jahren zum Saisonende beenden wolle.&lt;ref&gt; {{Webarchiv|text=''André Ooijer kondigt afscheid aan'' |url=http://www.ajax.nl/Nieuws/Nieuwsarchief/Nieuws-artikel/Andre-Ooijer-kondigt-afscheid-aan.htm |wayback=20120315235351}}, Homepage des AFC Ajax vom 13. März 2012&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Nationalmannschaft ===<br /> Obwohl André Ooijer bereits für die Weltmeisterschaft 1998 für das Aufgebot der [[Niederländische Fußballnationalmannschaft|niederländischen Nationalmannschaft]] nominiert worden war, kam sein erster Einsatz erst am 5. Juni 1999 in einem Freundschaftsspiel. In den folgenden Jahren kam er nur zu gelegentlichen Einsätzen und war auch bei keinem großen Turnier mit dabei. Erst vor der [[Fußball-Weltmeisterschaft 2006]] geriet er wieder ins Blickfeld und wurde von Trainer Marco van Basten in das [[Fußball-Weltmeisterschaft 2006/Niederlande|WM-Aufgebot der Niederlande]] aufgenommen. Er war in Deutschland neben Torhüter [[Edwin van der Sar]] der einzige Spieler, der alle Spiele der WM vom Anstoß bis zum Schlusspfiff auf dem Platz erlebte. Auch bei der [[Fußball-Europameisterschaft 2008|EM 2008]] gehörte er zum [[Fußball-Europameisterschaft 2008/Niederlande|Kader der ''Elftal'']]. Dabei kam er zu drei Einsätzen. Am 27. Mai 2010 berief ihn Bondscoach [[Bert van Marwijk]] erneut in das [[Fußball-Weltmeisterschaft 2010/Niederlande#Niederländisches Aufgebot|Aufgebot]] für die [[Fußball-Weltmeisterschaft 2010|Weltmeisterschaft in Südafrika]]. Bei der WM stand er im Viertelfinalspiel gegen Brasilien in der Startelf für den verletzten [[Joris Mathijsen]].&lt;ref&gt;Guardian: [https://www.theguardian.com/info/2015/dec/09/removed-news-agency-feed-article Ooijer replaces injured Mathijsen for Dutch] Reporting by Martin Petty; Editing by Ken Ferris, 2. Juli 2010a&lt;/ref&gt; Dies war sein letzter Auftritt für die niederländische Nationalmannschaft.&lt;ref&gt;Die Zeit: [http://www.zeit.de/news-nt/2010/7/12/iptc-bdt-20100709-844-25510284xml/seite-2 Oranje: Van Bronckhorst und Ooijer hören auf] erschienen am 12. Juli 2010&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Titel und Erfolge ==<br /> * [[Eredivisie|Niederländischer Meister]]: 2000, 2001, 2003, 2005, 2006 (PSV Eindhoven), 2011 (Ajax Amsterdam)<br /> * [[KNVB-Pokal|Niederländischer Pokalsieger]]: 2005 (PSV Eindhoven)<br /> * [[Johan-Cruyff-Schaal|Niederländischer Supercup]]: 2000, 2001, 2003 (PSV Eindhoven)<br /> <br /> == Nach der aktiven Karriere ==<br /> Nachdem Ooijer seine Karriere beendet hatte, kehrte er zur PSV Eindhoven zurück und war ab 2013 Co-Trainer der U19, was er bis zum Ende der Saison 2019/20 blieb. In dieser Zeit arbeitete er unter anderem mit seinen früheren Nationalmannschaftskollegen [[Ruud van Nistelrooy]] und [[Mark van Bommel]] zusammen. Zwischen 2020 und 2023 war er Co-Trainer der Profimannschaft.<br /> <br /> == Privates ==<br /> Seit Oktober 2009 sind Ooijer und seine Frau Joyce, Tochter des Altinternationalen [[Willy van de Kerkhof]], Eltern einer Tochter.&lt;ref&gt; {{Webarchiv|text=''Dochter voor Van Persie'' |url=http://onsoranje.nl/news/content/news/oranje/ned-xi/Dochter-voor-Van-Persie.html |wayback=20091015014336}}, ''Onsoranje''-Website des KNVB vom 11. Oktober 2009&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * [https://de.uefa.com/competitions/UCL/Players/Player=6188/index.html Artikel bei uefa.com]<br /> * {{Weltfussball|andre-ooijer}}<br /> * [https://www.transfermarkt.de/andre-ooijer/profil/trainer/54167 Trainerprofil] auf ''transfermarkt.de''<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Ooijer, Andre}}<br /> [[Kategorie:Fußballnationalspieler (Niederlande)]]<br /> [[Kategorie:Fußballspieler (Ajax Amsterdam)]]<br /> [[Kategorie:Fußballspieler (FC Volendam)]]<br /> [[Kategorie:Fußballspieler (Roda Kerkrade)]]<br /> [[Kategorie:Fußballspieler (PSV Eindhoven)]]<br /> [[Kategorie:Fußballspieler (Blackburn Rovers)]]<br /> [[Kategorie:Niederländischer Meister (Fußball)]]<br /> [[Kategorie:KNVB-Pokalsieger]]<br /> [[Kategorie:Teilnehmer an einer Fußball-Weltmeisterschaft (Niederlande)]]<br /> [[Kategorie:Teilnehmer an einer Fußball-Europameisterschaft (Niederlande)]]<br /> [[Kategorie:Niederländer]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1974]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Ooijer, André<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Ooijer, André Antonius Maria (vollständiger Name)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=niederländischer Fußballspieler<br /> |GEBURTSDATUM=11. Juli 1974<br /> |GEBURTSORT=[[Amsterdam]], Niederlande<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer:Praschniker&diff=260060771 Benutzer:Praschniker 2025-09-26T04:10:15Z <p>Lotje: Detail :-)</p> <hr /> <div>[[File:Hans_Praschniker.jpg|thumb|Hans Praschniker]]<br /> Hallo Leute!<br /> <br /> Da meine Dissertation über [[Selbsthilfegruppe]]n und &quot;[[Anonyme Alkoholiker]]&quot; an der Universität Graz in das &quot;vor-digitale&quot; Zeitalter fällt, heutzutage aber jeder im Internet nach Information sucht, hab ich mich entschlossen hier in Wikipedia darauf zu verweisen. Das hatte mehrere Gründe, der wichtigste ist, suchenden Interessenten zu helfen fündig zu werden.<br /> <br /> <br /> '''Zur Arbeit selbst:''' Sie entstand durch die Begegnung mit [[Walther H. Lechler]] und einem Praktikum in der [[Psychosomatischen Klinik Bad Herrenalb]], BRD, - zu deren Behandlungkonzept unter anderem auch das &quot;[[Zwölf-Schritte-Programm]]&quot; gehört. In Absprache mit dem GSO der &quot;Anonymen Alkoholiker&quot; in New York entspricht sie den <br /> &quot;[[12 Traditionen]]&quot; die sich &quot;AA&quot; gegeben hat, d.h. es geht &quot;nicht um AA als Ganzes&quot;, <br /> &quot;nicht um eine AA Gruppe&quot;, sondern um &quot;einzelne anonym teilnehmende genesende Alkoholiker&quot;.<br /> <br /> Es gibt ähnliche, weniger umfangreiche Vorarbeiten in den USA. Im deutschen Sprachraum war es die<br /> erste empirische Arbeit über Selbsthilfegruppenteilnehmer.<br /> Mir war es ein Anliegen das &quot;missing link&quot; zwischen Selbsthilfe und professioneller Hilfe herzustellen. Da Selbsthilfe per se nicht an Evaluierung interessiert ist, habe ich mich entschieden, anstatt eines psychologischen &quot;insider&quot; Themas ein &quot;echt&quot; praxisrelevantes zu bearbeiten. <br /> <br /> <br /> Hier sind die &quot;Abstracts&quot; [[Bild:Abstracts_Praschniker.pdf]] veröffentlicht, das ist die jeder Dissertation beiliegende Kurzzusammenfassung .<br /> <br /> <br /> <br /> In dem Link auf mein Blog stehen dem Interessierten unter &quot;aktuelle Beiträge&quot; einzelne Kapitel und Zitate aus der Arbeit zur Verfügung. Sie sollten in etwa klarmachen wie es zu der Arbeit kam, was sie untersuchen wollte, wie vorgegangen wurde und was zusammenfassend dabei herausgekommen ist. [http://praschniker.twoday.net/stories/4119088/ Praschniker Abstracts]<br /> [https://praschniker.twoday.net/stories/4125768/ Praschniker Ausgewählte Kapitel]<br /> <br /> <br /> <br /> Wer an der Originalarbeit interessiert ist, hier die Literaturangabe:<br /> &quot;Soziodemografischer Hintergrund, Akhoholismuskarriere, Abstinenzdauer, Selbstbild und Persönlichkeit von Genesenden Alkoholikern: <br /> Eine Erkundungsstudie an &quot;Anonymen Alkoholikern&quot; in Österreich&quot;;<br /> Dissertation an der Universität Graz, Hans Praschniker 1984<br /> <br /> <br /> Diese Arbeit war einzig diesem Motto gewidmet:<br /> <br /> ''' &quot;Wahre Hilfe besteht darin, den Anderen in die Lage zu versetzen, sich selbst zu helfen&quot;.'''<br /> <br /> ...möge diese Absicht - die so glaube ich - auch in der Wikipedia Philosophie steckt <br /> &quot;für immer&quot; wirksam bleiben!<br /> <br /> −−[[Benutzer:Praschniker|Praschniker]] 12:33, 4. Sep. 2007 (CEST)</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Der_Jasager&diff=259739016 Der Jasager 2025-09-14T13:53:28Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:20100313b.jpg → File:Bertolt Brecht&#039;s &quot;Der Jasager&quot; and &quot;Der Neinsager&quot;.jpg</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|behandelt die 1930 veröffentlichte Schuloper von Kurt Weill, Elisabeth Hauptmann und Bertolt Brecht. Zur US-amerikanischen Filmkomödie von 2008 siehe [[Der Ja-Sager]].}}<br /> <br /> {{Infobox Drama<br /> |T =<br /> |OT = Der Jasager<br /> |Gattung = Schuloper / Lehrstück<br /> |OS = deutsch<br /> |Autor = [[Bertolt Brecht]], [[Elisabeth Hauptmann]]<br /> |LitVorl = Komparu Zenchiku: Tanikô; [[Arthur Waley]]: Tanikô – The Valley-Hurling<br /> |Mus = [[Kurt Weill]]<br /> |EJahr = [[1930]]<br /> |UA = 23. Juni [[1930]]<br /> |UAort = Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht, Berlin<br /> |OrtZeit =<br /> |Pers =<br /> * Der Lehrer (Bariton)<br /> * Der Knabe (Tenor oder Knabenstimme)<br /> * Die Mutter (Mezzosopran)<br /> * Die drei Studenten (2 Tenöre, 1 Bariton)<br /> * Der große Chor ([[SATB]])<br /> * Orchester (1. und 2. Klavier; Harmonium; Violine I und II; Violoncello; Kontrabass; Flöte (ad lib); Zupfinstrument (ad lib); Schlagzeug (ad lib); Klarinette in B (ad lib); Altsaxophon in Es (ad lib))<br /> }}<br /> Die „Schuloper“ '''Der Jasager''' ist ein von [[Kurt Weill]], [[Elisabeth Hauptmann]] und [[Bertolt Brecht]] für die Veranstaltung „Neue Musik Berlin“ 1930 entwickeltes Lehrstück auf der Basis eines japanischen [[Nō-Theater]]-Stücks aus dem 15. Jahrhundert. Zentrales Thema ist die Frage, ob ein Mensch damit einverstanden sein muss, sich für eine Gemeinschaft zu opfern.<br /> <br /> == Inhalt ==<br /> Das „[[Lehrstück (Theater)|Lehrstück]]“ erzählt in zehn musikalischen Blöcken eine einfache Geschichte: Ein Junge beteiligt sich trotz einiger Bedenken seines Lehrers an einer Expedition zu den „großen Ärzten“ jenseits des Gebirges, um Medizin und Rat für seine kranke Mutter zu bekommen. Auf dem Weg wird der Junge krank und kann weder selber weitergehen noch getragen werden. Mit seinem „Einverständnis“ wird der Junge nach dem „Großen Brauch“ ins Tal und damit in den Tod gestürzt. Das ''Einverständnis'' des Jungen mit seiner Hinrichtung wurde und wird äußerst verschieden interpretiert: als Zeichen einer religiösen Überzeugung, als Opfer für eine Gemeinschaft, als Kadavergehorsam gegenüber sinnlosen Normen und Autoritäten, als [[Samurai]]-Tradition, aber auch als Aufforderung an das Publikum, diesem Einverständnis zu widersprechen. In einer zweiten Fassung hat Brecht dem Jasager nach einer Reihe von Diskussionen mit Schülern und Arbeitern einen „Neinsager“ zur Seite gestellt.<br /> <br /> Als „Schuloper“ hatte der „Jasager“ Ziele im Sinne der [[Reformpädagogik]]: Das gemeinsame Musizieren und Spielen sollte Gemeinschaftserlebnisse und musikalische Schulung verbinden.&lt;ref name=&quot;ReferenceA&quot;&gt;Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 245.&lt;/ref&gt; Tatsächlich wurde und wird das Stück immer wieder an Schulen und Universitäten von Laien inszeniert. Dieser Funktion kommt die ans Nō-Theater anknüpfende Einfachheit der Bühne und der Form entgegen. Das Stück steht im Zusammenhang mit einer musikalischen Avantgardebewegung. Die [[Komponist]]en [[Paul Hindemith]], Kurt Weill und später [[Hanns Eisler]] teilten mit Bertolt Brecht die Überzeugung, dass der traditionelle [[Oper]]n- und Konzertbetrieb nur noch sinnentleerte Repräsentationsveranstaltungen für reiche Bürger produzierte. Dem wollten sie in Zusammenarbeit mit Pädagogen die neue und experimentelle Form des „Lehrstücks“ entgegensetzen. Die Trennung von Musikern, Sängern und Publikum sollte aufgehoben werden. Laien sollten die Stücke erarbeiten, die Zuschauer im Stil des [[Episches Theater|epischen Theaters]] mitdenken und urteilen, teilweise wurden sie in den Gesang des Chores einbezogen. In enger Zusammenarbeit mit den neuen Medien Film und Rundfunk wollte man ein Publikum erreichen, das vom traditionellen Kulturbetrieb de facto ausgeschlossen war.&lt;ref&gt;vgl. etwa die konzeptuellen Bemerkungen Brechts in GBA Band 21, S. 396ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Entstehung ==<br /> [[Datei:立石光正DSCF0451.JPG|mini|[[Shugendō]]-Ritual in den japanischen Bergen 2006]]<br /> Textgrundlage ist das [[Nō]]-Theater-Stück Tanikō aus dem 15. Jahrhundert, das dem japanischen Autor [[Komparu Zenchiku]] zugeschrieben wird.&lt;ref name=&quot;ReferenceA&quot; /&gt; [[Elisabeth Hauptmann]] erinnert sich, dass sie 1928 oder 29 Interesse für die traditionellen [[japan]]ischen Nō-Stücke entwickelt habe.<br /> <br /> Sie erklärte 1972 in einem Interview, dass ihr aufgrund ihrer geringen Theatererfahrung die Einfachheit der Fabel gefallen habe.&lt;ref&gt;vgl. Sabine Kebir: Ich fragte nicht nach meinem Anteil, S. 149.&lt;/ref&gt; Für Brecht war das Nō vor allem durch die extreme Stilisierung interessant. Wie im [[Episches Theater|epischen]] Theater arbeitet der japanische Darsteller mit genau überlegten, einfachen Gesten. Das Nō-Theater verzichtet auf realistische, wirklichkeitsnahe Darstellung, es gibt artistische Elemente, Musik- und Tanzeinlagen. Der Chor übernimmt erzählende Aufgaben und verbindet die Teile der Handlung. Die Verständlichkeit des Wortes und der Handlung hat Vorrang vor der Musik. Die einfache Bühne verzichtet auf Kulissen.<br /> <br /> Elisabeth Hauptmann übersetzte neun Texte aus [[Arthur Waley]]s Nachdichtung „The No-Plays of Japan“, das ein Bekannter ihr aus London mitgebracht hatte. [[Kurt Weill]] zeigte Interesse an dem Stoff und gewann [[Bertolt Brecht]] für eine Bearbeitung des Textes.&lt;ref&gt;vgl. Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 242.&lt;/ref&gt; Aus der Übersetzung von „Taniko oder Der Wurf ins Tal“ wurde das Lehrstück „Der Jasager“.&lt;ref&gt;Sabine Kebir: ''Ich fragte nicht nach meinem Anteil'', S. 150ff.&lt;/ref&gt; Obwohl das Stück zum Großteil aus der Übersetzung Elisabeth Hauptmanns besteht, wurde sie damals nicht als Mitautorin erwähnt, und bis heute erscheint als Autor meist nur Bertolt Brecht. In einem Interview von 1972 gab Hauptmann an, Brechts Hauptbeiträge seien die Idee vom Einverständnis des Knaben mit seiner Hinrichtung und der veränderte Schluss gewesen. Elisabeth Hauptmann führt die Nichtnennung auf den Zeitdruck vor den Berliner Festwochen zurück. Für die Publikation in der Publikationsreihe „Versuche“ habe sie selbst vergessen, ihren Namen anzugeben.<br /> <br /> == Tanikô – Feudale Ethik der Opferbereitschaft ==<br /> [[Datei:Samurai hand colored c1890.jpg|mini|hochkant|Samurai, um 1890]]<br /> Nō ist eine japanische Theaterform aus dem 14. Jahrhundert. Das Original des von Arthur Waley bereits gekürzten [[Nō]]-Theaterstücks „Tanikô“, das Elisabeth Hauptmann übersetzt hatte, steht in einer Tradition [[Feudalismus|feudalen]] Theaters. Nur [[Samurai]] durften in dieser klassischen Form auftreten oder zuschauen. Zur Ideologie der Samurai gehörte eine spezifische Auslegung des [[Buddhismus]], die das irdische Leben als vergänglich und den Tod als bedeutungslos betrachtete. Zu den feudalen Wertvorstellungen gehörte die Bereitschaft, für den Herrn zu sterben.&lt;ref&gt;vgl. Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 243.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Dem Tanikô-Stück liegt eine ältere Legende zu Grunde, die aus der religiösen Strömung des [[Shugendō]] stammt. Deren Anhänger, „Shugenja“ oder „Yamabushi“ ({{lang|ja|山伏}}, „in den Bergen verborgen“), waren für religiöse Rituale in den Bergen bekannt. Der Übersetzer Johannes Sembritzki gibt an, dass der Begriff Tanikô ein Menschenopfer bezeichne (Tanikô ≈ „jemanden dem Brauch des Talwurfs unterwerfen“).&lt;ref&gt;zitiert nach: Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 243.&lt;/ref&gt; Die englische Nachdichtung Waleys aus dem Jahre 1921 ließ den religiösen Hintergrund weg und beendet seinen Text mit dem Tod des Knaben und der Schuldzuweisung an die Täter. So blieben die religiös-symbolische Bedeutung der Krankheit sowie die Motivation für den Tod im Dunkeln. Laut Johannes Sembritzki handelt es sich bei der Reise durchs Gebirge im Original um eine rituelle Wallfahrt unter strenger [[Askese]] und mit rituellen Regeln. Die Tötung des Knaben sei gerechtfertigt durch die symbolische Bedeutung der Krankheit, die als göttliches Zeichen interpretiert werde:<br /> <br /> {{Zitat|Sie beschließen, dem ‚Großen Gesetz‘ zu folgen: ‚Erkrankt ein Pilger unterwegs, so ist das ein göttlicher Hinweis auf seine Unreinheit. Er gefährdet damit seine Mitpilger und den Erfolg der Wallfahrt. Um sich selbst zu retten, müssen sie ihn töten.‘|Johannes Sembritzki: Anmerkungen des Übersetzers. Zitiert nach: Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 244}}<br /> <br /> Das Original endet jedoch nicht mit dem Tod des Knaben. Nachdem die Pilger unter großem Leid und vom Chor überzeugt von der Bedeutungslosigkeit des irdischen Lebens das Ritual durchgeführt haben, will sich auch der trauernde Meister dem Ritual des Talwurfs unterziehen. Seine Begleiter flehen daraufhin den mythischen Gründer [[En no Gyōja]] und die Dämonen an, den Knaben ins Leben zurückzurufen, was auch geschieht. Der Meister erweist sich als [[Reinkarnation]] des En no Gyōja.&lt;ref&gt;vgl. Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 244.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Bearbeitung des Textes für den Jasager ==<br /> [[Datei:Masque de No Guimet 271174.jpg|mini|hochkant|Nō-Maske]]<br /> [[Datei:No mask mg 1740.jpg|mini|hochkant|Nō-Maske]]<br /> [[Datei:Masque de No Guimet 271171.jpg|mini|hochkant|Nō-Maske]]<br /> Der Text des Brechtstückes besteht zu etwa 90 % aus der Übersetzung Elisabeth Hauptmanns.&lt;ref&gt;vgl. GBA, Band 3, S. 421.&lt;/ref&gt; Dennoch wird aus den wenigen Änderungen Brechts eine Tendenz sichtbar. Zunächst werden in Arthur Waleys Nachdichtung noch enthaltene religiöse Motive entfernt, aus der Pilgerfahrt wird eine „Forschungsreise“&lt;ref&gt;GBA, Band 3, S. 49.&lt;/ref&gt; zu den „großen Ärzten“&lt;ref name=&quot;GBA, Band 3, S. 50&quot;&gt;GBA, Band 3, S. 50.&lt;/ref&gt; und auch der Knabe will nicht für seine Mutter beten, sondern bessere Medikamente und ärztlichen Rat suchen. Eingefügt wird dafür ein neues Motiv: das „Einverständnis“ des Knaben mit seiner Hinrichtung. Damit greift Brecht ein Motiv des [[Das Badener Lehrstück vom Einverständnis|Badener Lehrstücks vom Einverständnis]] (1929) wieder auf. Bedeutet dort das „Einverständnis“ noch Akzeptanz für die Gesetze von Natur und Gesellschaft, geht es hier um die Bereitschaft, für ein Prinzip oder eine Gruppe in den Tod zu gehen.&lt;ref&gt;vgl. GBA, Band 3, S. 421f.&lt;/ref&gt; Kurt Weill interpretiert im Sinne der Opferbereitschaft, dass der Knabe mit der Aufgabe konfrontiert werde, „für eine Gemeinschaft oder für eine Idee, der er sich angeschlossen hat, alle Konsequenzen auf sich zu nehmen“.&lt;ref&gt;Kurt Weill: Über meine Schuloper ‚Der Jasager‘. zitiert nach: GBA, Band 3, S. 422.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu Beginn des Stückes übernimmt der Chor die Aufgabe, die Frage des Einverständnisses ins Zentrum des Interesses zu rücken. Laut Partitur soll dieser Eingangschor zwischen den Akten und am Ende wiederholt werden.&lt;ref&gt;vgl. Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 245.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat|''Der Grosse Chor''&lt;br /&gt;Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis&lt;br /&gt;Viele sagen ja, und doch ist da kein Einverständnis&lt;br /&gt;Viele werden nicht gefragt, und viele&lt;br /&gt;Sind einverstanden mit Falschem. Darum:&lt;br /&gt;Wichtig zu lernen ist Einverständnis. |GBA, Band 3, S. 49}}<br /> <br /> Der Lehrer stellt sich vor und berichtet von seinen Reiseplänen durchs Gebirge zu den ‚großen Lehrern‘. Er erfährt von der Krankheit der Mutter. Mutter und Lehrer sind dagegen, dass der Junge mit dem Lehrer reist. Der Junge besteht aber trotz aller Warnungen auf seinem Willen, durch die gefährliche Reise Medikamente und Beratung für die kranke Mutter bei den „großen Ärzten“&lt;ref name=&quot;GBA, Band 3, S. 50&quot; /&gt; zu erlangen. Der Lehrer und die Mutter beziehen am Ende des ersten Akts den Entschluss des Sohnes noch einmal auf die Thematik des Einverständnisses.<br /> <br /> {{Zitat|''Der Lehrer, die Mutter''&lt;br /&gt;Oh, welch tiefes Einverständnis!&lt;br /&gt;Viele sind einverstanden mit Falschem, aber er&lt;br /&gt;Ist nicht einverstanden mit der Krankheit, sondern&lt;br /&gt;Daß die Krankheit geheilt wird.|GBA, Band 3, S. 51}}<br /> <br /> Am Anfang des zweiten Aktes fasst der Chor die Ereignisse der Reise zusammen: Sie sind schnell gegangen und der Junge wird krank. Zuerst versucht der Lehrer, die Krankheit als Müdigkeit zu interpretieren, aber seine Begleiter halten hartnäckig an der Diagnose fest:<br /> <br /> {{Zitat|''Die drei Studenten'' ''untereinander''&lt;br /&gt;(…) Wir sprechen es mit Entsetzen aus, aber seit alters her herrscht hier ein großer Brauch: die nicht weiter können, werden in das Tal hinabgeschleudert.|GBA, Band 3, S. 53}}<br /> <br /> Das Ritual schreibt weiterhin vor, dass der Kranke gefragt werden müsse, ob man seinetwegen umkehren solle. Die Antwort des Kranken ist aber ebenfalls vorgeschrieben: „Ihr sollt nicht umkehren.“&lt;ref&gt;GBA, Band 3, S. 54.&lt;/ref&gt; So führen die drei Studenten die Tat aus. Der große Chor berichtet:<br /> <br /> {{Zitat|Dann nahmen die Freunde den Krug&lt;br /&gt;Und beklagten die traurigen Wege der Welt&lt;br /&gt;Und ihr bitteres Gesetz&lt;br /&gt;Und warfen den Knaben hinab. Fuß an Fuß standen sie zusammengedrängt&lt;br /&gt;An dem Rande des Abgrunds&lt;br /&gt;Und warfen ihn hinab mit geschlossenen Augen&lt;br /&gt;Keiner schuldiger als sein Nachbar&lt;br /&gt;Und warfen Erdklumpen&lt;br /&gt;Und flache Steine&lt;br /&gt;Hinterher.|GBA, Band 3, S. 53}}<br /> <br /> == Aufführung und Wirkung ==<br /> [[Datei:Fotothek df pk 0000071 005 Szenenbilder.jpg|mini|links|Aufführung des Jasagers 1946 im Hebbel-Theater in Berlin]]<br /> [[Datei:Jasager2.jpg|mini|links|Bühnenbild für den Jasager von Sylvain Lhermitte 2006]]<br /> [[Datei:Noh Stage Otaru.jpg|mini|links|Nō-Bühne in Otaru 2011]]<br /> [[Datei:Himeji-jo Takigi Nou 39 43.jpg|mini|links|Nō-Inszenierung mit Maske 2000]]<br /> <br /> Ursprünglich entstand „Der Jasager“ als Auftragskomposition für das bekannte [[Baden-Baden]]er Musikfestival, das 1930 nach einem Skandal um Brechts und Hindemiths „Lehrstück“ die Unterstützung der Stadt verloren hatte und nach Berlin verlegt worden war. Im Zentrum des Interesses standen 1930 Schulmusikproduktionen.<br /> <br /> {{Zitat|Zu den älteren Absatzgebieten (Konzert, Theater) sind jetzt hauptsächlich zwei neue hinzugekommen: die Arbeiterchorbewegung und die Schulen. Eine lohnende Aufgabe für uns besteht darin, für diese neuen Gebiete nun auch Werke größeren Umfangs zu schaffen.|Kurt Weill: Über meine Schuloper „Der Jasager“. Zitiert nach: Jürgen Schebera: Kurt Weill. Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 2000, S. 71f.}}<br /> <br /> Weil die Festivalleitung das ebenfalls angemeldete Stück ''[[Die Maßnahme (Drama)|Die Maßnahme]]'', eine Koproduktion von Brecht mit [[Hanns Eisler]], ablehnte, zog auch Weill seinen Beitrag zurück. Weill und Brecht wollten ihre Aufführungen jetzt „außerhalb bürgerlicher Institutionen“ durchführen.&lt;ref&gt;GBA, Band 3, S. 423.&lt;/ref&gt; Dabei hatte Weill große Ziele im Auge. Zum einen sollte die Schuloper auch professionelle Sänger zu „Einfachheit und Natürlichkeit im Gesang ‹…›zwingen“.&lt;ref&gt;Susanne Fischer Quinn: Vom Gebrauch der Gebrauchsmusik – Bertolt Brechts Kollaboration mit Paul Hindemith und Kurt Weill im Lehrstück und im Jasager, Mercer University, 2007, Athens, Georgia, S. 41.&lt;/ref&gt; Die neuen Weill-Opern sollten weiterhin als Muster für einen neuen Kompositionsstil dienen:<br /> <br /> {{Zitat|Eine Oper kann zunächst Schulung für den Komponisten oder für eine<br /> Komponisten-Generation sein. Gerade in dieser Zeit, wo es sich darum handelt,<br /> die Gattung ‚Oper’ auf neue Grundlagen zu stellen und die Grenzen dieser<br /> Gattung neu zu bezeichnen, ist es eine wichtige Aufgabe, Urformen dieser<br /> Gattung herzustellen. […] In diesem Sinne könnte man auch […] die<br /> Dreigroschenoper als Schuloper bezeichnen.|Kurt Weill: Über meine Schuloper „Der Jasager“. Zitiert nach:Susanne Fischer Quinn: Vom Gebrauch der Gebrauchsmusik – Bertolt Brechts Kollaboration mit Paul Hindemith und Kurt Weill im Lehrstück und im Jasager, Mercer University, 2007, Athens, Georgia, S. 41}}<br /> <br /> Am 23. Juni 1930 fand die Uraufführung des „Jasagers“ bei einer Veranstaltung des Berliner Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht in der Aula statt und wurde direkt im Radio übertragen.&lt;ref&gt;Susanne Fischer Quinn: Vom Gebrauch der Gebrauchsmusik – Bertolt Brechts Kollaboration mit Paul Hindemith und Kurt Weill im Lehrstück und im Jasager, Mercer University, 2007, Athens, Georgia, S. 44.&lt;/ref&gt; Die Aufführung wurde von Studenten der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik durchgeführt.&lt;ref&gt;Jürgen Schebera: Kurt Weill, S. 74.&lt;/ref&gt; Unter Leitung von Heinrich Martens übernahmen Schüler verschiedener Berliner Schulen die Gesangsrollen, ein Oberprimaner dirigierte. Brecht und Weill engagierten sich bei den Proben, die im Mai begonnen hatten.&lt;ref&gt;vgl. Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 248.&lt;/ref&gt; Die Ausstattung war spartanisch: Eine zweigeteilte Bühne mit beschrifteten Tafeln, die den jeweiligen Ort nannten, keine gesonderte Bühnenbeleuchtung.&lt;ref name=&quot;vgl. GBA, Band 3, S. 424&quot;&gt;vgl. GBA, Band 3, S. 424.&lt;/ref&gt; Auch damit knüpfte man an die Nō-Tradition an, die mit einer Bühne ohne Kulissen arbeitete. Anders als im Nō verzichtete man auf Kostüme.<br /> <br /> Der Jasager wurde zu einem großen Erfolg in der Schulmusikbewegung. Am 7. Dezember 1930 wurde die Oper mit den gleichen Mitwirkenden in der [[Krolloper]] noch einmal aufgeführt. Die Angaben zu Aufführungszahlen divergieren. Die Universal Edition meldete bis zum Oktober 1932 200 Inszenierungen an Schulen. Laut Brecht Gesamtausgabe wurde das Stück bis 1932 60 Mal inszeniert.&lt;ref name=&quot;vgl. GBA, Band 3, S. 424&quot; /&gt;<br /> <br /> Die Kritiken waren voller Gegensätze. [[Walter Dirks]]&lt;ref&gt;Rhein-Mainische Volkszeitung vom 30. Dezember 1930.&lt;/ref&gt; und Siegfried Günther&lt;ref&gt;Die Musik, Stuttgart und Berlin 1930/31, Heft 7&lt;/ref&gt; interpretierten die Opferbereitschaft als religiöse Aussage. In der Oper kämen metaphysische und religiöse Motive zum Ausdruck.&lt;ref name=&quot;vgl. GBA, Band 3, S. 424&quot; /&gt; Frank Warschauer dagegen sah in der [[Die Weltbühne|Weltbühne]] das Stück als Verteidigung von Kadavergehorsam und sinnloser Autorität.&lt;ref&gt;Die Weltbühne Berlin 1930, Nr. 28; zitiert nach: GBA, Band 3, S. 424.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bis heute ist umstritten, wie die Aussage zum Kernthema des Einverständnisses zu interpretieren ist. [[Klaus-Dieter Krabiel]] vertritt im neuen Brecht-Handbuch die These, Kernaussage des Jasagers sei die Notwendigkeit des Opfers für Gemeinschaft.<br /> <br /> {{Zitat|Eine soziale Gemeinschaft kann dauerhaft nur Bestand haben, wenn im Konfliktfall die einzelner Glieder dem Ganzen Opfer zu bringen bereit sind, wenn dem Gesamtinteresse Vorrang vor den Partikularinteressen eingeräumt wird: Dieser höchst unbequeme, auch gefährliche (da missbrauchbare), gleichwohl kaum abweisbare Gedanke liegt dem Lehrstück zugrunde.|Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 246}}<br /> <br /> Das seltsame Ritual, dass das potenzielle Opfer um seine Zustimmung für seine Hinrichtung gebeten wird, aber laut Konvention in jedem Fall bejahend antworten muss, bezieht Krabiel auf [[Friedrich Engels]], der „Freiheit“ im Anschluss an [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] als „Einsicht in die Notwendigkeit“ interpretierte.&lt;ref&gt;Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 246; Bezug: [[Friedrich Engels]]: [[Anti-Dühring]] [http://www.mlwerke.de/me/me20/me20_032.htm]&lt;/ref&gt; Krabiel betont, die Ablehnung des persönlichen Opfers für die „Ansprüche“ der Gemeinschaft ändere nichts: „sie zeige lediglich die Asozialität dessen an, der sich ihnen entzöge.“&lt;ref name=&quot;ReferenceB&quot;&gt;Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 246.&lt;/ref&gt; Eine Schuldzuweisung an die Täter lehnt Krabiel mit drei Argumenten ab: Erstens würden sie nur die „über ihren Fortbestand entscheidenden Prinzipien der Gemeinschaft“ vertreten, zweitens seien sie keine Personen im Sinne des realistischen Theaters und drittens führten sie die Tat „mit Entsetzen“ durch.&lt;ref name=&quot;ReferenceB&quot; /&gt; Klaus-Dieter Krabiel sieht seine Auffassung der Textintention allerdings im Jasager nur unvollständig realisiert. Das [[Parabel (Sprache)|Parabelstück]] motiviere das Opfer des Jungen nicht ausreichend, das Gemeinwesen sei nicht gefährdet und es bestehe auch keine Eile.<br /> <br /> {{Zitat|An einem aufs Äußerste zugespitztem Modellfall sollte Einverständnis mit den berechtigten Ansprüchen der Gemeinschaft demonstriert und gelernt werden, aber die Unumgänglichkeit des Opfers für die Gemeinschaft leuchtete nicht ein. So konnte der Eindruck entstehen, es werde blinde Gefolgschaft gefordert (…)|Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 247}}<br /> <br /> Die Zustimmung Krabiels zum Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum bis zu dessen Vernichtung ist nicht unumstritten. [[Helmuth Kiesel]] setzt mit Freude an der Provokation die Auffassung Krabiels aus dem neuen Brecht-Handbuch in Beziehung zum Denken [[Ernst Jünger]]s, der 1932 in seinem Werk [[Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt]] in Bezug auf den „Arbeiter“ ausführte, die großen Aufgaben der Zukunft erforderten, dass „Freiheit und Gehorsam ‹…›identisch“ seien und eine große Zahl menschlicher Opfer „unter Zustimmung selbst der Leidenden“ vollzogen würden.&lt;ref&gt;Ernst Jünger: ''Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt.'' S. 155 und 274, zitiert nach: Helmuth Kiesel: ''Denken auf Leben und Tod: Literarische Reflexionen einer ethisch-politischen Problemkonstellation in der Zeit des Totalitarismus (Brecht, Jünger, Bergengruen).'' In: Lutz Hagestedt (Hrsg.): ''Ernst Jünger. Politik – Mythos – Kunst.'' Gruyter, 2004, ISBN 3-11-018093-6, S. 183.&lt;/ref&gt; Anders als die neueste Brechtforschung hätten die Berliner Schüler, die die ersten Aufführungen sahen, die Zumutung, der eigenen Vernichtung zuzustimmen, zurückgewiesen, was Brecht zur 2. Fassung motiviert habe, in der der Neinsager dem Urteil erfolgreich widerspricht.&lt;ref name=&quot;ReferenceC&quot;&gt;vgl. Helmuth Kiesel: ''Denken auf Leben und Tod.'' 2004, S. 183.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Aus der Sicht von [[Sabine Kebir]] soll das sinnlose und brutale Opfer des Jungen, legitimiert lediglich durch einen alten Brauch, „bei Mitspielern und Publikum zum Widerspruch führen und das Bewußtsein auslösen ‹…›, daß alte Bräuche nicht einfach übernommen werden dürfen, daß es nützlich sein kann, einen neuen Brauch zu begründen.“&lt;ref&gt;Sabine Kebir: ''Ich fragte nicht nach meinem Anteil'', S. 152.&lt;/ref&gt; Kebir bezeichnet diese Forderung an den Zuschauer, der etwas verstehen soll, was den Figuren auf der Bühne unverständlich bleibt, als „[[Mutter Courage und ihre Kinder|Courage-Effekt]]“.<br /> <br /> Brecht war selber unsicher, welche Wirkung das Stück bei den Zuschauern erreichte. An der [[Karl-Marx-Schule (Berlin-Neukölln)]] wurde das Stück im November 1930 aufgeführt und von den Schülern diskutiert. Am 9. Dezember erhielt Brecht vom Lehrer die Diskussionsprotokolle.&lt;ref&gt;GBA Band 24, S. 484.&lt;/ref&gt; Auf der Basis dieses Feedbacks und der Kritiken entwickelte Brecht das Gegenstück, den „Neinsager“, um den Schülern die Intention deutlicher zu vermitteln, und entwickelte auch die erste Fassung weiter. Auszüge aus den Anregungen der Schüler&lt;ref&gt;GBA Band 24, S. 92ff.&lt;/ref&gt; ließ Brecht im Heft 4 der Versuche zusammen mit dem modifizierten Stück veröffentlichen. Sabine Kebir sieht ihre Interpretation bestätigt, dass Brecht die Zuschauer dazu anregen wollte, gegen den Tod des Jungen zu protestieren.<br /> <br /> {{Zitat|Dieses auch schon in der ersten Fassung intendierte, aber als Gehirnarbeit von Mitspielern/Publikum gedachte Ziel, wird nun als Textvorgabe geliefert. Keine Frage, daß die im Jasager und Neinsager konzipierte Dialektik und Kollektiv nicht das Erschlagen des ersteren durch das zweite zulassen wollte und damit sowohl gegen das faschistische als auch gegen das stalinistische Verständnis des Kollektiven opponierte.|Sabine Kebir: Ich fragte nicht nach meinem Anteil, S. 153}}<br /> <br /> Helmuth Kiesel hält die Interpretation, „daß Brecht und Weill‹…›, ebenso Eisler im Fall der ''Maßnahme'', mit diesen geradezu rituell gestalteten Stücken Nachdenken initiieren und Widerstand provozieren wollten“, für falsch.&lt;ref name=&quot;ReferenceC&quot; /&gt; Trotz der Kritik am Text sei der Jasager relativ problemlos über die Bühne gegangen, was aber an der Narkosewirkung der Musik gelegen habe. Es sei Brecht, Weill und Eisler nicht darum gegangen, „Widerstand zu lehren, sondern Einverstanden-Sein. ‹…› In den Stücken geht es vorrangig um das Einverständnis mit der Liquidation eines Menschen durch seine Freunde, Angehörigen oder Genossen und nur nebenbei einmal um das Einverständnis mit dem Lauf der Welt und dem Gang der Geschichte.“&lt;ref&gt;Helmuth Kiesel: ''Denken auf Leben und Tod.'' 2004, S. 183.&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:Fotothek df pk 0000071 002 Szenenbilder.jpg|mini|Aufführung des Jasagers 1946 im Hebbel-Theater in Berlin]]<br /> [[Datei:JaSager1.JPG|mini|Aufführung durch Studenten der [[Buchmann-Mehta-Musikschule|Buchmann-Mehta School of Music]] in Tel-Aviv im Juni 2010]]<br /> [[Datei:Bertolt Brecht's &quot;Der Jasager&quot; and &quot;Der Neinsager&quot;.jpg|mini|Aufführung in Tokyo 2010]]<br /> Das ältere Brecht-Handbuch weist darauf hin, dass der Begriff „Einverständnis“ bereits in der ersten Fassung das „Nicht-Einverständnis“ einschließt.&lt;ref&gt;Jan Knopf: Brecht-Handbuch, Theater, Stuttgart (Metzler) 1986, S. 90.&lt;/ref&gt; Lehrer und Mutter bezeichnen die Tatsache, dass der Knabe mit der Krankheit der Mutter nicht einverstanden ist, als „tiefes Einverständnis“.&lt;ref&gt;GBA, Band 3, S. 51.&lt;/ref&gt; Die Kritik richtet sich auch hier in Anschluss an [[Peter Szondi]] gegen die Konstruktion der Gemeinschaft in der ersten Fassung. Es fehlten gemeinsame Interessen, die Begründung durch einen alten Brauch überzeuge nicht. In der zweiten Fassung korrigiert Brecht diese Fehler. Die Gemeinschaft ist nun auf einer wichtigen Hilfsaktion, die Krankheit des Jungen gefährdet nun die gesamte Aktion.&lt;ref&gt;GBA, Band 3, S. 91.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Brecht selber hat das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft in einem Typoskript, das um 1930 entstand, reflektiert: Kollektive bildeten sich schon in der Tierwelt. So sei auch der Mensch „nicht vorstellbar ohne menschliche Gesellschaft“&lt;ref&gt;GBA, Band 21, S. 401.&lt;/ref&gt;, selbst das individuelle Denken sei durch die Sprache an die Gesellschaft gebunden.<br /> <br /> {{Zitat|Ein Kollektiv ist nur lebensfähig von dem Moment an und so lang, als es auf die Einzelleben der in ihm zusammengeschlossenen Individuen nicht ankommt.&lt;br /&gt;??? (Fragezeichen im Text)&lt;br /&gt;Leute sind wertlos für die Gesellschaft&lt;br /&gt;Menschliche Hilfe ist nicht üblich&lt;br /&gt;Trotzdem wird ihnen Hilfe gegeben, und obwohl der Tod des einzelnen rein biologisch für die Gesellschaft uninteressant ist, soll das Sterben gelehrt werden|GBA, Band 21, S. 401f.}}<br /> <br /> Der Kommentar der Gesamtausgabe legt eine Deutung dieses Zitats als literarischen Versuch nahe.&lt;ref&gt;GBA, Band 21, S. 755.&lt;/ref&gt; Die drei Fragezeichen stellten den absoluten Vorrang des Kollektivs vor dem Individuum in Frage. Dennoch wurden und werden die Lehrstücke genau in diesem Sinne interpretiert.<br /> <br /> {{Zitat|Die Partei darf gegebenenfalls das Opfer des Lebens verlangen – so könnte in Anlehnung an [[Carl Schmitt]] der Inhalt der Lehrstücke zusammengefasst werden; ‹…›Erst in der „[[Die Maßnahme (Drama)|Maßnahme]]“ wird das Inkognito des Kollektivs gelüftet: Es ist das Kollektiv, konstituiert einzig und allein nach den Maßgaben des repressiven Staats, der sich inhaltlich in der Partei, formal im Chor („Kontrollchor“) verkörpert. ([[Theodor W. Adorno|Adorno]] hat in seinen Vorlesungen aus den sechziger Jahren nicht zufällig gerade auf dieses Stück von 1930 hingewiesen, um das mörderische Potential einer marxistischen Moral, die sich dem repressiven Kollektiv, also dem „objektiven Interesse“, rückhaltlos verschreibt, kenntlich zu machen.)|Michael Ley, Leander Kaiser: ''Von der Romantik zur ästhetischen Religion.'' Fink, 2004, ISBN 3-7705-4019-0, S. 92}}<br /> <br /> Aus dieser Perspektive verbirgt sich hinter Brechts Rede vom ‚Sterben lehren‘ die Lehre von der „Bereitschaft zum Opfer und Selbstopfer“.&lt;ref&gt;Michael Ley, Leander Kaiser: ''Von der Romantik zur ästhetischen Religion.'' S. 93.&lt;/ref&gt; Das „Einverständnis“ wäre dann „Rationalisierung des Opfers“ und „dessen Vollzug im Inneren des zum Opfer Erwählten“.&lt;ref&gt;Michael Ley, Leander Kaiser: ''Von der Romantik zur ästhetischen Religion.'' S. 93.&lt;/ref&gt; Michael Ley und Leander Kaiser sehen hier eine unbewusste Anknüpfung an das Frauenopfer des bürgerlichen Trauerspiels. So wie sich in [[Emilia Galotti]] die Tochter opfern will, um Tugend und Familienehre zu retten, seien es bei Brecht Schüler und junger Genosse. Aus der Figur des Vaters sei die kommunistische Partei geworden.&lt;ref&gt;vgl. Michael Ley, Leander Kaiser: ''Von der Romantik zur ästhetischen Religion.'' S. 93f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat|Das Kollektiv, das beschworen wird, besteht förmlich darin, dass das Subjekt durchgestrichen wird und sich selber durchstreicht.|Michael Ley, Leander Kaiser: ''Von der Romantik zur ästhetischen Religion.'' S. 94}}<br /> <br /> W. Anthony Sheppard zeigt verschiedene Widersprüche als Hinweise auf die Ambivalenz der Aussage des Jasagers. Zunächst sei in der zweiten Fassung die Figur des Neinsagers eingeführt, die den blinden Gehorsam in Frage stelle. Die Lehre des Neinsagers könne aber ebenfalls kommunistisch als Vermittlung einer kritischen Haltung gegenüber bourgeoisen Traditionen gedeutet werden.&lt;ref&gt;W. Anthony Sheppard: ''Revealing Masks: Exotic Influences and Ritualized Performance in Modernist Music Theater. California Studies in 20th Century Music.'' University of California Press, 2001, ISBN 978-0-520-22302-8, S. 94. (englisch)&lt;/ref&gt; Weitere Hinweise auf die Ambivalenz der Botschaft sieht Sheppard in der Rezeption: Einige pro-faschistische Reaktionen seien positiv ausgefallen, während einige Linke das Stück verdammt hätten.&lt;ref&gt;W. Anthony Sheppard: Revealing Masks, S. 95.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Helmuth Kiesel weist auf eine weitere Deutung des „Einverständnisses“ bei Brecht hin, etwa im „Badener Lehrstück vom Einverständnis“, in den „[[Geschichten vom Herrn Keuner|Keuner-Geschichten]]“ oder im „[[Leben des Galilei|Galilei]]“: Durch scheinbares Einverständnis mit Gewalt und Macht könne man die Phase der Unterdrückung überleben, um dann seine Ziele weiter zu verfolgen.&lt;ref&gt;vgl. Helmuth Kiesel: ''Denken auf Leben und Tod.'' 2004, S. 183f.&lt;/ref&gt; In der Zeit des „[[Totalitarismus]]“ sei das Interesse an „[[Kasuistik|kasuistischen Geschichten“]] groß gewesen, „die von Zuständen handeln, in welchen das überlebensnotwendige Handeln problematisch wird, weil es mit elementaren [[Ethik|ethischen]] Normen kollidiert.“&lt;ref&gt;Helmuth Kiesel: ''Denken auf Leben und Tod.'' 2004, S. 189.&lt;/ref&gt; Als klassisches Beispiel zitiert Kiesel die Problemstellung vom [[Brett des Karneades]]: Was wird der Stärkere tun, wenn nach einem Schiffbruch ein Schwächerer das einzige rettende Brett ergriffen hat? Im Konflikt zwischen Überleben und Gerechtigkeit empfiehlt der antike Autor, den Schwächeren zu töten, weil man sonst gerecht, aber ein [[Torheit|Tor]] sei.<br /> <br /> Der Unterschied der antiken Geschichte zu Brechts Lehrstücken sei zunächst, dass Brecht die Moral nicht der Selbsterhaltung opfere, sondern dem Willen zum (politischen) Erfolg.<br /> <br /> {{Zitat|Deutlich über Karneades hinaus geht Brecht aber, indem er von dem, der in einer solchen lebensbedrohlichen Situation geopfert werden soll, das Einverständnis verlangt.|Helmuth Kiesel: ''Denken auf Leben und Tod.'' 2004, S. 189}}<br /> <br /> Kiesel hält diesen Schritt nicht für spezifisch für kommunistische Bewegungen, sondern für „Gemeinbesitz der Mobilisierungsbewegungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.“&lt;ref&gt;Helmuth Kiesel: ''Denken auf Leben und Tod.'' 2004, S. 190.&lt;/ref&gt; Brecht habe dieses Motiv lediglich in der ‚Maßnahme‘ „besonders radikal gefaßt“.&lt;ref&gt;Helmuth Kiesel: ''Denken auf Leben und Tod.'' 2004, S. 190.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Adoleszenzprobleme als Strukturprinzip ==<br /> [[Datei:Fotothek df pk 0000071 009 Szenenbilder.jpg|mini|hochkant|Aufführung des Jasagers 1946 im Hebbel-Theater in Berlin]]<br /> Günter Thimm sieht Adoleszenzprobleme als ein zentrales Strukturprinzip des Jasagers. Der Gegensatz von Familie und Kultur werde durch die beiden Räume der Bühne symbolisiert. Thimm beschreibt akribisch den langsamen Wechsel des Jungen von der Geborgenheit des Raumes mit der Mutter in den anderen Raum, der den Abschied von der Familie symbolisiere. Dabei erscheine die Kultur einerseits als vielversprechend (die Stadt jenseits der Berge; die großen Ärzte; Hoffnung auf Heilung), andererseits sei der Weg dorthin gefährlich.&lt;ref&gt;vgl. Günter Thimm: ''Das Chaos war nicht aufgebraucht: Ein adoleszenter Konflikt als Strukturprinzip von Brechts Stücken.'' Königshausen &amp; Neumann, 2002, ISBN 3-8260-2424-9, S. 14.&lt;/ref&gt; Der Lehrer erscheint aus dieser Sicht in der Rolle des Vaters, der als dritte Person, d.&amp;nbsp;h. durch [[Triangulierung (Psychologie)|Triangulierung]] im Sinne der [[Psychoanalyse]] dem Jungen ermöglicht, Abstand von der Mutter zu gewinnen.<br /> <br /> Brecht gestalte den inneren Konflikt des Jungen durch das Gegensatzpaar „stehen“ und „sitzen“.<br /> <br /> {{Zitat|''Die drei Studenten''&lt;br /&gt;Bist du krank vom Steigen?&lt;br /&gt;''Der Knabe''&lt;br /&gt;Nein.&lt;br /&gt;Ihr seht, ich stehe doch.&lt;br /&gt;Würde ich mich nicht setzen&lt;br /&gt;Wenn ich krank wäre?&lt;br /&gt;''Pause. Der Knabe setzt sich''.|GBA Band 3, S. 70}}<br /> <br /> Thimm interpretiert das Sich-Hinsetzen als [[Regression (Psychoanalyse)|Regression]], die den Wunsch zur Rückkehr in die Familie zeige.&lt;ref&gt;vgl. Günter Thimm: ''Das Chaos war nicht aufgebraucht: Ein adoleszenter Konflikt als Strukturprinzip von Brechts Stücken.'' 2002, S. 18.&lt;/ref&gt; Thimm systematisiert des Weiteren den Kontrast zwischen Anziehungskräften der Familie und denen der ‚Kultur‘. Die Krankheit der Mutter und die Gefahren des Weges stehen dabei dem zunächst unspezifischen Wunsch, die Familie zu verlassen, gegenüber. In ähnlichem Sinne fragt Friedrich Dieckmann in Bezug auf den Jungen: „‹…› will er ihr wirklich helfen? Wenn die Hilfsexpedition des Lehrers und der Studenten erfolgreich wäre, würde der Mutter ohnedies geholfen. Nicht um der Mutter willen bricht der Knabe auf – er will sich selbst helfen, und zwar von der Mutter; er will sich durch die Reise gen Utopia emanzipieren.“&lt;ref&gt;Friedrich Dieckmann: Hilfsmittel wider die alternde Zeit. Leipzig/Weimar 1990, S. 153, zitiert nach Günter Thimm: ''Das Chaos war nicht aufgebraucht: Ein adoleszenter Konflikt als Strukturprinzip von Brechts Stücken.'' 2002, S. 17.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Thimm interpretiert den Tod des Jungen als adoleszente Phantasie. Weder der Abschied von der Mutter noch das Ankommen in der ‚Kultur‘ gelinge vollständig. Der Zwischenraum erscheine jedoch als bedrohlich. Thimm sieht diese Struktur des Jasagers als typisch für Brechts Werk. Die typische Familiensituation (Abwesenheit des Vaters; Wunsch, aus der mütterlich dominierten Familie auszubrechen) zeige sich wie im „Jasager“ auch in der „[[Mutter Courage und ihre Kinder|Mutter Courage]]“, den „[[Die Gewehre der Frau Carrar|Gewehren der Frau Carrar]]“ oder der „[[Die Mutter (Brecht)|Mutter]]“. Zudem erscheine regelmäßig ein „Abholwesen“&lt;ref&gt;Friedrich Dieckmann: Hilfsmittel wider die alternde Zeit, S. 21.&lt;/ref&gt; das – wie im Märchen – den Abschied von der Mutter ermögliche, etwa der Werber in der Mutter Courage oder hier der Lehrer. Im Zwischenraum zwischen Familie und erträumtem Ziel finde der Heranwachsende oft eine Gruppe etwa Gleichaltriger, im Jasager repräsentiert durch die drei Studenten. Im Überqueren des Gebirgspasses sieht Thimm ein typisches [[Initiation]]sritual.&lt;ref&gt;Günter Thimm: ''Das Chaos war nicht aufgebraucht: Ein adoleszenter Konflikt als Strukturprinzip von Brechts Stücken.'' 2002, S. 22.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Kurt Weills Komposition ==<br /> <br /> Die Komposition des „Jasagers“ war das letzte gemeinsame Projekt von Brecht und Weill in Deutschland. 1933 begegneten sich die beiden, schon auf der Flucht, noch einmal in Frankreich und erarbeiteten das Songspiel „Die sieben Todsünden“ im „schnoddrig-schmissigen und zugleich bewusst sentimentalen ''Dreigroschenoper''- und ''Mahagonny''-Stil“.&lt;ref&gt;Uraufführung: 7. Juni 1933 in Paris ([[Théâtre des Champs-Élysées]]); Jost Hermand: ''Die Toten schweigen nicht.'' Brecht-Aufsätze. Peter Lang, 2010, ISBN 978-3-631-60002-3, S. 36.&lt;/ref&gt; Die musikalische Qualität der Schuloper „Jasager“ wird unterschiedlich bewertet. [[Jost Hermand]] vertritt die Meinung, dass die „wesentlich sprödere Musik“&lt;ref&gt;Jost Hermand: ''Die Toten schweigen nicht.'' S. 36.&lt;/ref&gt; die dem Lehrstückcharakter entsprach, nicht zu Weills Stil passte. Die Vielschichtigkeit der Musik Weills sei in eine „schlicht demonstrative Geste umgebogen“.&lt;ref&gt;Jost Hermand: ''Die Toten schweigen nicht.'' S. 36.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> W. Anthony Sheppard stellt die Frage, ob Kurt Weills Komposition die Aussage des Stückes in Richtung auf den Vorzug des Kollektivs vor dem Einzelnen und die Forderung der Opferbereitschaft unterstützt oder unterminiert. Sheppard sieht gleich im ersten Auftritt des Chors die klare musikalische Unterstützung der brutalen Lehre vom „Einverständnis“.&lt;ref&gt;W. Anthony Sheppard: Revealing Masks, S. 91.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat|The fugal character of this number imparts an air of solemnity, as do the rigid, plodding quarter notes of the vocal line. These musical traits have led Gottfried Wagner to discuss this chorus in terms of Weill's musical propaganda.&lt;br /&gt;''Der Fugencharakter des ersten Chorauftritts vermittelt einen Hauch von Feierlichkeit, wie die starren, schwerfälligen Viertelnoten der Gesangsstimme. Diese musikalischen Eigenschaften haben Gottfried Wagner dazu geführt, diesen Chor in Bezug auf musikalische Propaganda Weills zu diskutieren.''|W. Anthony Sheppard: Revealing Masks, S. 91}}<br /> <br /> Sheppard vertritt die Auffassung, dass Weill entgegen Brechts Vorstellung, dass die Musik im Sinne des [[Verfremdungseffekt]]s im Kontrast zum Text stehen solle, im „Jasager“ eher die Aussage des Stückes betont.&lt;ref&gt;W. Anthony Sheppard: Revealing Masks, S. 93.&lt;/ref&gt; Auch Susanne Fischer Quinn interpretiert Weills Komposition als Bestätigung des Einverständnisses des Jungen mit seiner Hinrichtung. Allein die zweimalige, völlig unveränderte Wiederholung des Eingangschors „Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis“ an exponierter Stelle hebe die Kraft dieser Idee hervor.&lt;ref&gt;vgl. Susanne Fischer Quinn: Vom Gebrauch der Gebrauchsmusik, S. 50f.&lt;/ref&gt; Das Einverständnis dokumentiere sich aber auch in der Komposition selbst. Melodiefragmente aus dem Orchestervorspiel würden von verschiedenen Stimmen aufgenommen, im Eingangschor werde nach einem „ähnlichen Prinzip die Melodie von einer Stimme [[Kanon (Musik)|kanonartig]] an andere weitergereicht. Durch die Imitation des melodischen und rhythmischen Materials entsteht so auch musikalisch ein Einverständnis.“&lt;ref&gt;Susanne Fischer Quinn: Vom Gebrauch der Gebrauchsmusik, S. 51.&lt;/ref&gt; Um den Eindruck der Banalität des Einverständnisses zu vermeiden, vermeide Weill trotz der Gruppierung von Sopran und Tenor bzw. Alt und Bass im Chor reine [[Unisono]]-Partien. Nach dem Chor wird die Anfangsmelodie vom Orchester wieder aufgenommen. Den Tod des Jungen („Hör gut zu!“) begleitet keine verklärende Musik, sondern eine vom Klavier eingeleitete, mehrfach wiederholte, einfache Figur.<br /> <br /> {{Zitat|Eindringlich wird in der Klavierstimme lediglich eine immer wiederkehrende eintaktige und einstimmige Figur wiederholt, die durch die [[Sekunde (Musik)|Sekundspannung]] D-E die Tragik und Schwierigkeit der Szene in einem einzigen [[Intervall (Musik)|Intervall]] auszudrücken vermag. [[Rezitativ]]artig lösen sich Begleitung und Stimme jeweils ab; die Konzentration liegt somit stets klar getrennt entweder auf der Sing- oder der Klavierstimme, nur gehaltene ganze Noten im Piano begleiten den Sänger vereinzelt und andeutungsweise.|Susanne Fischer Quinn (im Anschluss an Weills Darstellung der Komposition): Vom Gebrauch der Gebrauchsmusik, S. 52}}<br /> <br /> Bis zur Frage des Lehrers: „Verlangst Du, daß man umkehren soll deinetwegen?“&lt;ref name=&quot;GBA, Band 3, S. 54&quot;&gt;GBA, Band 3, S. 54.&lt;/ref&gt; behält die Komposition den beschriebenen Charakter. Die Bedeutung der [[Entscheidungsfrage]] wird durch ein kurzes Fortissimo des Orchesters hervorgehoben, was sich bei der zweiten Entscheidungsfrage des Lehrers wiederholt: „Verlangst du also, daß Dir geschieht, wie allen geschieht?“&lt;ref name=&quot;GBA, Band 3, S. 54&quot; /&gt; Bei der Antwort des Jungen setzt die Begleitung des Orchesters aus.&lt;ref&gt;Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 247.&lt;/ref&gt; Wenn die Entscheidung gefallen ist, setzt eine „fast marschähnliche Begleitmusik“ ein, die „die unabänderliche Tatsache“ ausdrückt, „dass die Gemeinschaft weiter fortschreitet, um die ihr gestellte Aufgabe zu erfüllen.“&lt;ref&gt;Susanne Fischer Quinn: Vom Gebrauch der Gebrauchsmusik, S. 53.&lt;/ref&gt; Der dreistimmige, leise Gesang der Studenten soll die Trauer der Studenten bei der Hinrichtung des Jungen zum Ausdruck bringen.<br /> <br /> Krabiel führt den Erfolg des Jasagers vor allem auf Weills Komposition zurück. Damit folgt er seiner älteren Einordnung der Lehrstücke als vokalmusikalische Gattung in Abgrenzung zur dramatischen Literatur.&lt;ref&gt;vgl. Klaus-Dieter Krabiel, Brechts Lehrstücke, S. 3f.&lt;/ref&gt; Darüber hinaus hebt er den Anteil Weills am Text hervor. Er sieht die besondere musikalische Qualität des Jasagers in der „um optimale Verständlichkeit bemühten rhythmischen Fixierung des Textes“&lt;ref&gt;Klaus-Dieter Krabiel: Der Jasager / Der Neinsager, S. 247.&lt;/ref&gt; und der von Laien zu bewältigenden, leicht singbaren Form.<br /> [[Datei:Paul Hindemith 1923.jpg|hochkant|mini|Paul Hindemith 1923]]<br /> Susanne Fischer Quinn sieht das musikalische Engagement Weills und Hindemiths in der [[Gebrauchsmusik]] für die Lehrstücke als „Glücksfall“:<br /> <br /> {{Zitat|Die Schuloper, wie Weill den Jasager nannte, und das Lehrstück sind Werke, die an Klarheit und Eindringlichkeit kaum zu überbieten sind. Beide stellen Zeugnisse eines heute undenkbaren Glücksfalles dar: als zwei der bekanntesten und begabtesten Komponisten ihrer Zeit strebten [[Paul Hindemith]] und Kurt Weill die ‚Demokratisierung’ der Musik an und schrieben bewusst Musik, die von musikalischen Laien und Schülern aufgeführt werden konnte, oder verwandelten, wie beim Lehrstück, das Publikum in Mitwirkende.|Susanne Fischer Quinn: Vom Gebrauch der Gebrauchsmusik – Bertolt Brechts Kollaboration mit Paul Hindemith und Kurt Weill im Lehrstück und im Jasager, Mercer University, 2007, Athens, Georgia}}<br /> <br /> Sie verweist aber auch auf Konfliktpotentiale zwischen Brecht und Weill, weil es Brecht gelungen sei, auch bei musikalisch geprägten Werken stets im Vordergrund zu stehen. Ab und an betonte Weill seinen Anteil am Werk: „Brecht ist ein Genie; aber für die Musik in unseren gemeinsamen Werken, dafür trage ich allein die Verantwortung.“&lt;ref&gt;Kurt Weill 1934, zitiert nach: Jürgen Schebera: Kurt Weill. Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 2000, S. 75.&lt;/ref&gt; Gemeinsam waren Weill und Brecht die Abkehr vom bürgerlichen Musiktrieb und das Interesse an den neuen Massenmedien Film und Rundfunk, die ein anderes Publikum erreichten als der Opernbetrieb. Weill erstellte seit 1924 Beiträge für den Rundfunk und beschäftigte sich wie Brecht mit Radiotheorien. Eine für das Lehrtheater bedeutsame Konsequenz daraus waren Kompositionen, die auch Laien und Jugendliche spielen konnten.<br /> <br /> {{Zitat|Dass der Inhalt (die Gemeinschaft) der Form (die Erziehung zur Gemeinschaft durch gemeinsames Musikmachen) hier so vollkommen entspricht, mochte einer der größten Reize für Brecht und Weill gewesen sein, mit der Arbeit an dem Stück zu beginnen. Noch viele Jahre später in den USA beteuerte Weill, dass der Jasager das wichtigste Werk seiner Karriere war.|Susanne Fischer Quinn: Vom Gebrauch der Gebrauchsmusik – Bertolt Brechts Kollaboration mit Paul Hindemith und Kurt Weill im Lehrstück und im Jasager, Mercer University, 2007, Athens, Georgia, S. 43}}<br /> <br /> Die Lehrstücke verkörpern neue Möglichkeiten, Gemeinschaft in einem musikalischen Projekt zu erleben. Zu diesem Zweck war die Komposition Weills insgesamt relativ einfach gehalten, mit wenigen [[Modulation (Musik)|Modulationen]] und einfachem 3/4 oder 4/4 [[Metrum (Musik)|Metrum]]. Dabei verzichtet das Lehrstück aber auf Improvisation, die Proben stellen die Gemeinschaft eher durch Disziplin her.&lt;ref&gt;vgl. etwa Joy H. Calico, Brecht at the Opera. Berkeley: University of California Press, 2008, S. 23.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Anschluss an die Uraufführung und Diskussionen mit einer weiteren Inszenierung hat Brecht den Text des Stückes weiterentwickelt. Da Weill aufgrund vielfältiger Belastungen die Komposition zu diesen Veränderungen nicht mehr gestalten konnte, halten sich viele musikalische Inszenierungen an die erste Fassung, während in der Literaturwissenschaft oft die zweite Fassung diskutiert wird.<br /> <br /> == Textausgaben ==<br /> * Elisabeth Hauptmann (Übersetzung): ''Taniko oder Wurf ins Tal.'' in: ''Der Scheinwerfer'', Städtische Bühnen Essen, Spielzeit 1929/30, H. 6/7<br /> * Elisabeth Hauptmann (Übersetzung): ''Taniko oder Wurf ins Tal.'' Funkfassung für Radio Berlin, gesendet am 23. Juni 1930.<br /> * Erstdruck in der Zeitschrift „Die Musikpflege“ 1930/31, H. 1, S. 53–58.<br /> * Vorabdruck aus dem 4. Heft „Versuche“, Berlin (Gustav Kiepenheuer) 1930.<br /> * Bertolt Brecht: ''Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe.'' Band 3, Stücke 3, S. 47–58, Frankfurt am Main 1988 (zitiert als GBA)<br /> * Bertolt Brecht (Autor), Peter Szondi (Herausgeber), Elisabeth Hauptmann (Übersetzer): ''Der Jasager und Der Neinsager: Vorlagen, Fassungen, Materialien.'' Frankfurt am Main (edition suhrkamp) 1999, ISBN 3-518-10171-4.<br /> * Kurt Weill: ''Der Jasager – Schuloper in 2 Akten – Klavierauszug.'' Schott Music, 2003, {{ISMN|979-0-00801667-7|DNB-13=1}}.<br /> * Kurt Weill: ''Der Jasager: Klavierauszug (englisch).'' Universal Edition, 2003, {{ISMN|979-0-00806207-0|DNB-13=1}}.<br /> <br /> == Tonaufnahmen ==<br /> <br /> * Kurt Weill (Komponist); Bertolt Brecht (Autor) – Die Jasager, Audio-CD, Music Alliance Membran GmbH<br /> * Kurt Weill (Komponist); Bertolt Brecht (Autor) – Die Jasager, Audio-CD, Polydor CD 839 727-2, auch bei Line Music CD 5.00991 und Membran Music 232579 mit Joseph Protschka, Lys Bert, Willibald Vohla, Siegfried Kohler<br /> * Kurt Weill (Komponist); Bertolt Brecht (Autor) – Die Jasager, Audio-CD, Capriccio CD, CD 60 020-1, Fredonia Chamber Singers, Kammerchor der Universität Dortmund, Orchester Campus Cantat 90, [[Willi Gundlach]]<br /> * Kurt Weill (Komponist); Bertolt Brecht (Autor) – Die Jasager, Audio-CD, FONO CD, FCD 97 734, Chor und Orchester des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums Konstanz, Peter Bauer<br /> <br /> == Sekundärliteratur ==<br /> <br /> * Albrecht Dümling: ''Der Jasager und der Neinsager. Brecht-Weills Schuloper an der Karl-Marx-Schule Neukölln 1930/31''. In: D. Kolland (Hrsg.): ''Rixdorfer Musen, Neinsager und Caprifischer. Musik- und Theatergeschichte aus Rixdorf und Neukölln'', Berlin 1990, S. 124–130. ISBN 3-926175-78-8.<br /> * Heinz Geuen: ''Von der Zeitoper zur Broadway Opera. Kurt Weill und die Idee des musikalischen Theaters.'' Sonus. Schriften zur Musik, Band 1, Edition Argus 1997, ISBN 3-931264-02-5.<br /> * Jan Knopf: ''Brecht-Handbuch, Theater.'' Metzler, Stuttgart 1986, ungekürzte Sonderausgabe, ISBN 3-476-00587-9.<br /> * [[Klaus-Dieter Krabiel]]: ''Der Jasager / Der Neinsager.'' In: Jan Knopf: ''Brecht-Handbuch.'' Band 1: ''Stücke.'' Neuausgabe. Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01829-6, S. 242–253.<br /> * Klaus-Dieter Krabiel: ''Brechts Lehrstücke. Entstehung und Entwicklung eines Spieltyps.'' Stuttgart 1993, ISBN 3-476-00956-4.<br /> * Klaus-Dieter Krabiel: ''Das Lehrstück. Brechts Theorie einer politisch-ästhetischen Erziehung.'' Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-86099-250-3.<br /> * Jürgen Schebera: ''Theater der Zukunft? Brecht/Weills Der Jasager – Brecht/Eislers Die Maßnahme. Eine vergleichende Studie.'' In: ''Musik und Gesellschaft.'' 34 (1984), H. 3, S. 138–145.<br /> * Jürgen Schebera: ''Kurt Weill.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2000, ISBN 3-499-50453-7.<br /> * Rainer Steinweg: ''Lehrstück und episches Theater. Brechts Theorie und die theaterpädagogische Praxis.'' Frankfurt am Main 1995.<br /> * Rainer Steinweg: ''Das Lehrstück. Brechts Theorie einer politisch-ästhetischen Erziehung.'' Metzler, Stuttgart 1976, ISBN 3-476-00352-3.<br /> * Günter Thimm: ''Das Chaos war nicht aufgebraucht: Ein adoleszenter Konflikt als Strukturprinzip von Brechts Stücken.'' Königshausen &amp; Neumann, 2002, ISBN 3-8260-2424-9.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * [https://www.kwf.org/works/der-jasager/ Kurt Weill Foundation for Music], Erläuterungen mit Musikbeispielen<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Jasager #Der}}<br /> [[Kategorie:Literarisches Werk]]<br /> [[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]<br /> [[Kategorie:Drama]]<br /> [[Kategorie:Werk von Bertolt Brecht]]<br /> [[Kategorie:Operntitel]]<br /> [[Kategorie:Oper von Kurt Weill]]<br /> [[Kategorie:Musik 1930]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Der_Wunderknabe&diff=259615364 Der Wunderknabe 2025-09-10T08:40:53Z <p>Lotje: +Bild</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|beschreibt den italienischen Film. Für den Film mit Jerry Lewis siehe [[Die Heulboje]].}}<br /> {{Infobox Film<br /> | Deutscher Titel = Der Wunderknabe<br /> | Bild = Giancarlo Zarfati-Bravissimo.png<br /> | Originaltitel = Bravissimo<br /> | Produktionsland = Italien<br /> | Originalsprache = Italienisch<br /> | Erscheinungsjahr = 1955<br /> | Länge = 85<br /> | FSK =<br /> | Regie = [[Luigi Filippo D’Amico]]<br /> | Drehbuch = [[Agenore Incrocci]]&lt;br /&gt;[[Furio Scarpelli]]&lt;br /&gt;Luigi Filippo D’Amico<br /> | Produzent = [[Gianni Hecht Lucari]]<br /> | Musik = [[Armando Trovajoli]]<br /> | Kamera = [[Marco Scarpelli]]<br /> | Schnitt = [[Mario Serandrei]]<br /> | Besetzung =<br /> * [[Alberto Sordi]]: Ubaldo Impallato<br /> * [[Giancarlo Zarfati]]: Gigetto<br /> * [[Patrizia Della Rovere]]: Rosetta<br /> * [[Gianrico Tedeschi]]: Commentatore<br /> * [[Irene Cefaro]]: Egle<br /> * [[Irène Tunc]]: Dominique<br /> * [[Riccarda Momo]]: Die kleine Christine<br /> * [[Mario Riva]]: Tanzlehrer<br /> * [[Gianrico Tedeschi]]: Theaterimpressario<br /> * [[Turi Pandolfini]]: Pandolfino<br /> | Synchronisation =<br /> }}<br /> <br /> '''Der Wunderknabe''' (''Bravissimo'') ist eine italienische [[Filmkomödie]] von [[Filmjahr 1955|1955]]. [[Alberto Sordi]] spielt den Hauptpart in der von [[Furio Scarpelli]] und [[Agenore Incrocci]] geschriebenen Geschichte.<br /> <br /> == Handlung ==<br /> &lt;!-- Ausgangslage --&gt;Seit vielen Jahren bemüht sich Ubaldo bei der Schulbehörde um eine feste Anstellung als Grundschullehrer. Er fristet ein karges Leben mit Hunger und Schulden und hält sich mit Kinderhütediensten über Wasser. Bei der blonden Nachbarin Egle kommt er auch wegen seiner aufdringlichen Schnorrigkeit nicht an. Gigetto, einer der Knaben, die er hütet, wird eines Tages nicht abgeholt, weil sein Vater im Knast gelandet ist. Ubaldo versucht, Gigetto bei den einzigen bekannten Verwandten loszuwerden – zwei Onkeln, die beide den Jungen nicht bei sich aufnehmen wollen, weil das Kind kostet. Ubaldos Ärger über das ihm zur Last fallende Kind schlägt jedoch augenblicklich in Besitzanspruch um, als er dessen außergewöhnliche gesangliche Fähigkeiten entdeckt.<br /> <br /> &lt;!-- Weiterer Verlauf --&gt;Als Gigettos junge Tante Rosetta, vom Vater geschickt, den Knaben abholen will, versichert er ihr, bestens für ihn zu sorgen. Er stellt ihn einem Commentatore vor, der den Jungen groß herausbringen soll, und schließt mit ihm einen lukrativen Vertrag. Sogleich leiht er sich vom Commentatore dessen Wagen und Chauffeur, um in seiner Wohnsiedlung auf sich aufmerksam zu machen. An die Schulbehörde, die ihm nun eine Stelle offeriert, verfasst er eine scharf formulierte Absage. Doch die beiden Onkeln bekommen Wind vom Wunderkind und fordern als Verwandte die Vormundschaft. Gigetto wird Zeuge des Streits und der Motive der Erwachsenen und reißt aus. Er versteckt sich im wohlhabenden Haus, in dem Tante Rosetta als Hausmädchen angestellt ist. Weil er krank ist, kommt ein Arzt, der seine enormen Mandeln rausschneidet. Ubaldos verzweifelte Suche nach dem Kind bleibt erfolglos. Die Onkeln holen ihn ab. Bei der Generalprobe bringt Gigetto keine herausragenden Töne mehr hervor. Prompt wollen die Onkeln nichts mehr von ihm wissen. Ubaldo scheucht ihn erst fort, lässt sich aber schnell erweichen und nimmt ihn bei sich auf. Den abschätzigen Brief an die Schulbehörde hat er gerade noch abfangen können und bekommt die Stelle. Zuletzt trumpft Gigetto überraschend als hochbegnadeter Klavierspieler auf. Ubaldo möchte das nicht noch einmal durchmachen und gibt ihn dem freigelassenen Vater mit.<br /> <br /> == Kritik ==<br /> Ennio Contini lobte: „Die Regie D’Amicos ist agil, flüssig und farbig; darüber hinaus weiß sie geschickt die Möglichkeiten des Stoffes zu nutzen.“&lt;ref&gt;Ennio Contini in [[Il Messaggero]], 22. Dezember 1955.&lt;/ref&gt;, während ein Kritiker in ''L’Italia'' bemerkte, der Film „biete wenig Neues im Genre“.&lt;ref&gt;Anonymus, ''L’Italia'', Mailand, 1. Dezember 1955; zitiert nach Claudio G. Fava: Alberto Sordi. 2003, S. 94&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{IMDb|tt0047896}}<br /> * [https://www.comingsoon.it/film/bravissimo/19997/scheda/ Der Film bei comingsoon]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Wunderknabe #Der}}<br /> [[Kategorie:Filmtitel 1955]]<br /> [[Kategorie:Italienischer Film]]<br /> [[Kategorie:Filmkomödie]]<br /> [[Kategorie:Schwarzweißfilm]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Richard_Swinburne&diff=259401880 Richard Swinburne 2025-09-02T15:46:44Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Swinburne.jpg → File: Richard Swinburne.jpg #2</p> <hr /> <div>[[Datei: Richard Swinburne.jpg|mini|Richard Swinburne (2009)]]<br /> '''Richard Swinburne''' (* [[26. Dezember]] [[1934]]) ist ein [[Vereinigtes Königreich|britischer]] Religionsphilosoph und [[Emeritierung|emeritierter]] [[Professor]] für [[Religionsphilosophie]] an der [[Oxford University]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Swinburne studierte [[Philosophie]] und [[Theologie]] an der [[Oxford University]] und lehrte im Anschluss an den Universitäten von [[Oxford]], [[Leeds]], Hull und Keele. Von 1985 bis 2002 hatte er die Position des Nolloth Professor of the Philosophy of the Christian Religion der Oxford University inne. Ursprünglich [[Church of England|Anglikaner]], gehört er seit 1995 der [[Griechisch-orthodoxe Kirche|griechisch-orthodoxen]] Konfession an. 1992 wurde er zum Mitglied der [[British Academy]] gewählt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=https://www.thebritishacademy.ac.uk/fellows/richard-swinburne-FBA/| titel=Fellows: Richard Swinburne| hrsg=British Academy| zugriff=2020-12-04}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Lehre ==<br /> Seine wichtigsten Veröffentlichungen befassen sich mit Religionsphilosophie, einem Gebiet, in dem Swinburne als einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts gilt. In der [[Liste von Mehrteilern#Dreiteiler (Trilogie)|Trilogie]] ''The Coherence of Theism'', ''The Existence of God'' und ''Faith and Reason'' setzt er sich mit dem Problem der [[natürliche Theologie|natürlichen Theologie]] auseinander. Das erste Werk untersucht die Frage, ob die Aussage „[[Gott]] existiert“ widerspruchsfrei ist, das zweite, ob es Gründe gibt, sie für wahr zu halten, das dritte diskutiert die erkenntnistheoretische Stellung des [[Glaube (Religion)|Glaubens]] und dessen Verhältnis zur [[Vernunft]].<br /> In der [[Liste von Mehrteilern#Vierteiler (Tetralogie)|Tetralogie]] aus ''The Evolution of the Soul'', ''Responsibility and Atonement'', ''Revelation'' und ''The Christian God'' argumentiert er für die Wahrheit der Inhalte der traditionellen [[Christentum|christlichen Religion]]; siehe dazu auch [[Apologetik]].<br /> <br /> Das bei weitem bedeutendste seiner Werke ist ''The Existence of God''. Swinburne wendet hier die Methode des induktiven Schließens auf die Frage der Existenz Gottes an. Dazu wird nicht mehr versucht zu [[Gottesbeweis|beweisen, dass Gott existiert]], sondern nur, dass seine [[Existenz]] wahrscheinlich sei. Laut Swinburne gibt es verschiedene [[Phänomen]]e in der Welt, die nach einer Erklärung verlangen (dass es [[Sein|eine]] [[Universum|Welt]] [[Urknall|gibt]], die [[Struktur des Kosmos|Ordnung]] der [[Feinabstimmung der Naturkonstanten|Welt]], [[Bewusstsein]] etc.), die aber nicht mit Methoden der (Natur-)[[Wissenschaft]] erklärt werden könnten. Stattdessen seien diese Phänomene besser erklärbar, wenn wir annehmen, dass sie auf Gott zurückgehen, denn Gott hätte jeweils gute Gründe, eine geordnete Welt und die diversen Phänomene zu erschaffen. Außerdem sei die Gottes-[[Hypothese]] sehr einfach, ein für Swinburne entscheidendes Kriterium für [[Wahrscheinlichkeit]]. Swinburne ist der Meinung, dass [[das Übel]] in der Welt zwar gegen die Existenz Gottes spreche (siehe auch [[Theodizee]]), aber nur in seinem Ausmaß, denn für Gott gebe es gute Gründe, Übel zuzulassen, z.&amp;nbsp;B. dass nur so ein [[freier Wille]] möglich sei. Zusammengenommen machten diese Phänomene die Existenz deutlich wahrscheinlicher („significantly more probable“) als seine Nicht-Existenz.&lt;ref&gt;R. Swinburne: ''Is there a God?'', 139.&lt;/ref&gt; Dazu entwirft Swinburne ein [[Argument]] aus der religiösen Erfahrung, das besagt: Wenn wir von etwas eine Erfahrung haben, sollten wir annehmen, dass es existiert, solange keine Gründe dagegen sprechen und es nicht gänzlich unwahrscheinlich ist. Dass Gottes Existenz nicht gänzlich unwahrscheinlich sei, wurde gezeigt, also sollten wir unseren religiösen Erfahrungen trauen und annehmen, dass Gott existiere.<br /> <br /> == Kritik ==<br /> An Swinburnes Vorgehen wurde vor allem kritisiert, dass es in vielen Fällen willkürlich sei, welche Wahrscheinlichkeiten wir für bestimmte Phänomene annehmen (etwa dass es ein [[Universum]] gibt, aber keinen Gott) und dass Einfachheit nicht mit Wahrscheinlichkeit gleichgesetzt werden sollte. Darüber hinaus setze Swinburne in seinem Werk an vielen Stellen moralische und ästhetische Annahmen als objektive Wahrheiten voraus (z.&amp;nbsp;B. dass es gut sei, einen freien Willen zu haben, auch wenn dies Leid mit sich bringe), obwohl sie zumindest strittig seien. Sein Argument aus der religiösen Erfahrung wird oft als auf einer letztlich naiven Erkenntnistheorie basierend verworfen. Auch wird ihm vorgeworfen, sein streng rationalistisches Gottesbild werde den existenziellen Dimensionen und der lebensweltlichen Bedeutung der christlichen Religion nicht gerecht. Im ''Insights Magazine'', einem Sprachrohr des Nationalkonzils der vereinten Kirche Australiens, wurde Swinburnes „präzise, mathematische Sprache“ thematisiert. Diese sei dazu geeignet, „einige von der Gültigkeit seines Arguments für den [[Dualismus]]“ zu überzeugen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.insights.uca.org.au/what-is-the-soul/ |titel=What is the soul? |werk=Insights Magazine |hrsg=National Council of the Uniting Church in Australia |datum=2020-10-06 |abruf=2020-10-26 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Swinburne geriet unter scharfen öffentlichen Beschuss, nachdem er während einer TV-Diskussion mit [[Richard Dawkins]] und [[Peter Atkins (Chemiker)|Peter Atkins]] versuchte, die historische Tatsache der [[Holocaust|Shoa]] mit seiner Vorstellung eines liebenden Gottes in Einklang zu bringen, indem er darin eine den [[Juden]] gegebene Chance vermutete, sich als tapfer und nobel zu erweisen, woraufhin Atkins den Satz „mögen Sie in der Hölle verrotten“ erwiderte.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.york.ac.uk/news-and-events/events/public-lectures/autumn-term-2013/religion-irrational/ |titel=&quot;Religion is irrational and today's society would be better off without it&quot; |werk= |hrsg=University of York |datum=2013-10-15 |abruf=2020-10-26 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Daraufhin warf Dawkins Swinburne in seinem Buch ''[[Der Gotteswahn]]'' vor, er habe mit seiner Aussage „den Holocaust gerechtfertigt“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jim Holt |url=https://www.nytimes.com/2006/10/22/books/review/Holt.t.html |titel=Beyond Belief |werk=New York Times |hrsg= |datum=2006-10-22 |abruf=2020-10-26 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> Dagegen wird argumentiert, dass Swinburne gerade nicht das Böse (und schon gar nicht den Holocaust) rechtfertige, sondern die Möglichkeit Gottes, das Böse zuzulassen. Während der Mensch aufgerufen ist, so sehr wie nur möglich das Böse zu verhindern und zu bekämpfen, darf allenfalls Gott es geschehen lassen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Eric Reitan |url=https://place.asburyseminary.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2442&amp;context=faithandphilosophy |titel=A Deontological Theodicy? Swinburne's Lapse and the Problem of Moral Evil, S. 187 ff. |hrsg=Faith and Philosophy: Journal of the Society of Christian Faith and Philosophy |datum=2014-04-01 |abruf=2024-06-02 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Werke ==<br /> * ''Space and Time''. London 1968<br /> * ''The Concept of Miracle''. London 1971<br /> * ''An Introduction to Confirmation Theory''. London 1973<br /> * ''The Coherence of Theism''. Clarendon Press, Oxford 1977 (zweite Auflage 2016)<br /> * ''The Existence of God''. Clarendon Press, Oxford 1979 (zweite, erweiterte Auflage 2004)<br /> * ''Faith and Reason''. Clarendon Press, Oxford 1981 (zweite, überarbeitete Auflage 2005)<br /> * ''The Evolution of the Soul'' Clarendon Press, Oxford, 1986<br /> * ''Responsibility and Atonement'' Clarendon Press, Oxford, 1989<br /> * ''Revelation'' Clarendon Press, Oxford, 1991<br /> * ''The Christian God'' Clarendon Press, Oxford, 1994<br /> * ''Is there a God?''. Clarendon Press, Oxford 1996<br /> * ''Providence and the Problem of Evil'', Clarendon Press, Oxford 1998<br /> * ''The Resurrection of God Incarnate''. Clarendon Press, Oxford 2003<br /> * ''Revelation: From Metaphor to Analogy'', Oxford University Press, Oxford, 2007<br /> * Was Jesus God? Oxford University Press (USA), 2010<br /> * ''Are We Bodies or Souls?'' Oxford University Press, Oxford, 2019<br /> <br /> === Deutsche Veröffentlichungen ===<br /> * ''Die Existenz Gottes'', P. Reclam, Stuttgart 1987<br /> * ''Gibt es einen Gott?'' Ontos Verlag, Heusenstamm 2006<br /> * ''Glaube und Vernunft'', Echter Verlag, Würzburg 2009<br /> <br /> === Autobiographie ===<br /> * Richard Swinburne: ''Intellectual Autobiography''. In: A. Padgett (Hg.): ''Reason and the Christian Religion. Essays in honour of Richard Swinburne''. Oxford 1999.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> * {{DNB-Portal|119213877}}<br /> * [https://users.ox.ac.uk/~orie0087/ Homepage von Richard Swinburne an der Oxford University]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=119213877|LCCN=n/79/151444|VIAF=73872591|NDL=00458196}}<br /> <br /> {{DEFAULTSORT:Swinburne, Richard}}<br /> [[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Religionsphilosoph]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (University of Oxford)]]<br /> [[Kategorie:Sachbuchautor (Theologie)]]<br /> [[Kategorie:Sachliteratur (Theologie)]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der British Academy]]<br /> [[Kategorie:Brite]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1934]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Swinburne, Richard<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=britischer Religionsphilosoph<br /> |GEBURTSDATUM=26. Dezember 1934<br /> |GEBURTSORT=<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zeittafel_zur_Philosophiegeschichte&diff=259401879 Zeittafel zur Philosophiegeschichte 2025-09-02T15:46:41Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Swinburne.jpg → File: Richard Swinburne.jpg #2</p> <hr /> <div>Die nachstehende '''Zeittafel zur Philosophiegeschichte''' ist eine zeitlich geordnete Liste ausgewählter Philosophen. Sie ermöglicht eine Schnellorientierung zur [[Geschichte der Philosophie]]. Zur Einführung in philosophisches Denken ist die Zeittafel ungeeignet, da sie nur verkürzende Stichwörter enthält. Tatsächliche Inhalte und Begründungen der einzelnen Positionen kann man nur in der Auseinandersetzung mit den einzelnen Philosophen und ihrem Werk erschließen. Die notwendig in Teilen willkürliche Einteilung in wichtige Perioden und Strömungen zeigt verwandte und historisch nahestehende Denkweisen zur Erklärung des Weltgeschehens auf. Durch den Verzicht auf Doppelnennungen kann es sein, dass Philosophen in einzelnen Gruppen bzw. Strömungen nicht aufgeführt werden, obwohl sie auch dort wichtige Beiträge geleistet haben.<br /> <br /> Am Anfang eines jeden Abschnitts steht eine kurze Einführung zur Charakterisierung der gemeinsamen Inhalte der gebildeten Gruppen. Zu den einzelnen Philosophen werden wichtige Grundaussagen ihrer Philosophie und weitere inhaltliche Überlegungen thesenartig aufgeführt. Hier findet man auch Hinweise auf andere Bereiche, in denen der jeweilige Philosoph tätig war. Diese Schlagwörter haben die Funktion, Hinweise auf mögliche Ansätze zur Vertiefung des jeweiligen Themas zu geben. Darüber hinaus ermöglichen Angaben zu zeitnahen anderen historischen Ereignissen eine Einordnung in die allgemeine [[Geschichte]].<br /> <br /> &lt;div style=&quot;text-align:right; float:right; margin-left:5px;&quot;&gt;<br /> &lt;timeline&gt;<br /> ImageSize = width:300 height:800 # * Größe des Bildes<br /> PlotArea = right:15 left:50 bottom:80 top:20 # Plotarea bestimmt über die Ränder<br /> # AlignBars = late # Ausrichtung rechts<br /> <br /> DateFormat = yyyy # * yyyy oder dd/mm/yyyy<br /> Period = from:-600 till:2100 # * von .. bis ..<br /> TimeAxis = orientation:vertical order:reverse# * Orientierung der Achse<br /> ScaleMajor = unit:year increment:100 start:-600 # * Skalierung (je ...), Start bei ...<br /> # ScaleMinor = unit:year increment:10 start:-590<br /> # Define $dx = 25 # shift text to right side of bar # ???<br /> <br /> # Legend = orientation:vertical position:bottom columns:4 # Legende unterhalb in 4 Spalten<br /> Colors =<br /> id:canvas value:rgb(1,1,0.85)<br /> id:Basis value:red # legend:...<br /> id:blue value:blue<br /> id:green value:green<br /> id:red value:rgb(1,0,0)<br /> id:grau value:gray(0.9)<br /> BackgroundColors = canvas:canvas<br /> # there is no automatic collision detection,<br /> # so shift texts up or down manually to avoid overlap<br /> <br /> PlotData =<br /> color:red fontsize:S # Standardfarbe setzen<br /> bar:Antike from:-600 till:-450 text:&quot;Vorsokratiker&quot; # rote Säule<br /> bar:Antike from:-450 till:-300 text:&quot;Klassiker&quot; color:orange # oranger Abschnitt<br /> bar:Antike from:-300 till:0 text:&quot;Hellenismus&quot; # rote Säule<br /> bar:Antike from:0 till:600 text:&quot;Neuplatonismus&quot; color:coral # rosa Abschnitt<br /> <br /> color:blue # Standardfarbe ändern<br /> bar:MA from:0 till:600 text:&quot;Patristik&quot; color:skyblue # hellblauer Abschnitt<br /> bar:MA from:600 till:1000 text:&quot;Frühes_Mittelalter&quot; # blaue Säule<br /> bar:MA from:1000 till:1200 text:&quot;Frühscholastik &quot; color:powderblue # mittelblauer Abschnitt<br /> bar:MA from:1200 till:1300 text:&quot;Hochscholastik&quot; color:powderblue # mittelblauer Abschnitt<br /> bar:MA from:1300 till:1400 text:&quot;Spätscholastik&quot; color:powderblue # mittelblauer Abschnitt<br /> <br /> color:green # Standardfarbe ändern<br /> bar:Neuzeit from:1400 till:1600 text:&quot;Renaissance&quot; # grüne Säule<br /> bar:Neuzeit from:1600 till:1800 text:&quot;Aufklärung&quot; # grüne Säule<br /> bar:Neuzeit from:1800 till:1900 text:&quot;19._Jahrhundert&quot; color:yellowgreen # hellgrüner Abschnitt<br /> bar:Neuzeit from:1900 till:2010 text:&quot;20._Jahrhundert&quot; color:yellowgreen # hellgrüner Abschnitt<br /> &lt;/timeline&gt;<br /> &lt;/div&gt;<br /> {{TOCleft}}<br /> {{Absatz}}<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable toptextcells&quot; style=&quot;font-size:90%;&quot;<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#DDDDDD;&quot; |<br /> <br /> == Antike ==<br /> Die [[antike]] europäische [[Philosophie]] ([[Griechische Sprache|griechisch]] φιλοσοφία) hat in Verbindung mit anderen [[Hochkultur (Geschichtswissenschaft)|Hochkulturen]] des Altertums (der [[Judentum|hebräischen]], [[Altes Ägypten|ägyptischen]], [[Mesopotamien|mesopotamischen]] und [[Perserreich|persischen]]) das [[Weltanschauung]]sspektrum des [[Abendland]]es begründet. Im Mittelpunkt steht dabei ein [[Diesseits|diesseitiges]] Leben in [[Harmonie]] mit der kosmischen Ordnung. Dass ungefähr gleichzeitig mit dem Beginn der europäischen antiken Philosophie auch die Anfänge der [[Indische Philosophie|indischen]] und [[Chinesische Philosophie|chinesischen Philosophie]] zu verzeichnen sind, wird in dem Begriff der [[Achsenzeit]] erfasst.<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Vorsokratiker 600–400 v. Chr. ===<br /> Der Begriff ''[[Vorsokratiker]]'' gründet auf dem unberührten [[Diktum]] [[Marcus Tullius Cicero]]s, Sokrates habe die Philosophie vom Himmel auf die Erde geholt (s. [[Sokratische Wende]]). Die Vorsokratiker beschäftigten sich vor allem mit [[Naturphilosophie]], [[Theogonie]] sowie [[Kosmogonie]] und formulierten die Grundfragen der [[Philosophie]]. Eine zentrale Frage, die – ähnlich den modernen [[Kosmologie|Kosmologen]] – vor allem die älteren Vorsokratiker beschäftigte, war die nach der [[arché]] (''{{lang|grc|ἀρχή}}''; Arist. Met. I 3, 983 b8), dem Urgrund oder Anfang, aus dem alles entstanden ist. Die Suche galt vor allem dem, was ungeschaffen, anfangs- und endlos und unbewegt ist.<br /> <br /> ==== Ionische Naturphilosophie ====<br /> Der griechisch besiedelte kleinasiatische Ostrand der [[Ägäis]] mit der Hauptstadt [[Milet]] wurde zum Ausgangsbereich der [[Philosophie der Antike|antiken Philosophie]]. Hier beginnt die [[ionische Naturphilosophie]]. Diese setzten dem [[Mythos|mythisch]] geprägten Weltbild der [[homer]]ischen Epen eine naturphilosophische Welterklärung entgegen. Hierbei konzentrierte sich die Suche auf einen einzelnen (monistischen) Urgrund ([[Hylozoismus]])<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 624–546 v. Chr.<br /> | [[Thales|Thales von Milet]]<br /> |<br /> * Sagte Sonnenfinsternis voraus<br /> * Wasser als [[Hylozoismus|Urstoff]]<br /> |<br /> * um 621 Gesetzgebung [[Drakon]]s<br /> * 594 Reform [[Solon]]s<br /> |-<br /> | um 610–547 v. Chr.<br /> | [[Anaximander]]<br /> |<br /> * Erster Entwurf einer [[Kosmogonie]]<br /> * Urstoff ist das räumlich und zeitlich Unbeschränkte ([[Apeiron]]): bereits Anaximander verwendete also einen über die Erfahrung hinausgehenden [[Metaphysik|metaphysischen]] Erklärungsbegriff<br /> |<br /> |-<br /> | um 585–525 v. Chr.<br /> | [[Anaximenes]]<br /> |<br /> * Der Kosmos ist in seiner [[Substanz]] von ewigem Bestand<br /> * Urstoff ([[Arché]]) ist die Luft<br /> |<br /> * 560 [[Tyrannis]] des [[Peisistratos]]<br /> * um 550 [[Peloponnesischer Bund]]<br /> |-<br /> | um 499–428 v. Chr.<br /> | [[Diogenes von Apollonia]]<br /> (Angesehener Arzt)<br /> |<br /> * hielt ähnlich wie Anaximenes Luft für den Urstoff<br /> * Das Wesen der Seele ist dem Blut beigemischte Luft.<br /> * [[Nous]] ist die Kraft, die das Universum ordnet und beherrscht und so Denken, Seele und Leben hervorbringt<br /> |<br /> * 494 Zerstörung Milets durch die Perser in der [[Schlacht von Lade]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Eleaten ====<br /> Die [[Eleaten]] stellten eine der ältesten [[Philosophie|philosophischen]] [[Schule (Wissenschaft)|Schulen]] der [[Antikes Griechenland|griechischen Antike]] dar. Benannt ist sie nach der von Griechen gegründeten, an der westitalienischen Küste gelegenen Stadt [[Elea]]. Neben Fragmenten dienen vor allem [[Aristoteles]] ([[Metaphysik (Aristoteles)|Metaphysik]]) und [[Simplikios]] als Quellen.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 570–470 v. Chr.<br /> | [[Xenophanes]]<br /> |<br /> * Die Menschen schufen die Götter, [[Gott]] aber ist ewig<br /> * Wissen ist Vermutung, [[Wahrheit]] nicht erkennbar<br /> |<br /> * [[Aischylos]] (525–456)<br /> |-<br /> | um 515–445 v. Chr.<br /> | [[Parmenides]]<br /> |<br /> * [[Denken]] und [[Sein]] sind identisch<br /> * Das Seiende ist unvergänglich<br /> * Das Nichts kann auch nicht gedacht werden.<br /> * Bewegung ist nur eine Illusion<br /> * Physisches Geschehen ist „Meinung der Sterblichen“<br /> |<br /> * 509–507 [[Kleisthenische Reformen|Reformen]] des [[Kleisthenes von Athen|Kleisthenes]]<br /> * [[Pindar]] (518–446)<br /> |-<br /> | um 490–430 v. Chr.<br /> | [[Zenon von Elea]]<br /> |<br /> * Untersuchte das [[Raumzeit]]-Kontinuum<br /> * [[Paradoxon|Paradoxien]], u.&amp;nbsp;a. [[Achilles und die Schildkröte]] und das [[Pfeil-Paradoxon]]<br /> |<br /> * [[Sophokles]] (497–406)<br /> |-<br /> | um 490–430 v. Chr.<br /> | [[Melissos|Melissos von Elea]]<br /> |<br /> * Nur Fragmente erhalten<br /> * Das Sein ist nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich unbegrenzt<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Andere Philosophen der Vorsokratik ====<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 540–480 v. Chr.<br /> | [[Heraklit]] (Auch „Der Dunkle“ genannt)<br /> |<br /> * Das Gemeinsame der Welt ist das sich ewig wandelnde Feuer<br /> * Der [[Logos]] ist das Eine, das im Wandel des Werdens Bestand hat ''([[Panta rhei]])''<br /> * Forderte für die Gesellschaft das Gesetz der Ordnung, das unter den Menschen ebenso wie in der Natur gelten soll<br /> * Der Streit (polemos) ist der Vater aller Dinge ([[Dialektik]])<br /> * Das Wesen der Welt ist die unsichtbare Harmonie der Gegensätze<br /> |<br /> * 500 Beginn der [[Perserkriege]]<br /> |-<br /> | um 499–428 v. Chr.<br /> | [[Anaxagoras]]<br /> (Musste 434 Athen verlassen und gründete eine Schule in [[Lampsakos]])<br /> |<br /> * Der Weltgeist ([[Nous]]) setzt die Welt aus winzigen Elementen zusammen<br /> * Alle Erfahrungsdinge sind auf einfache Stoffe rückführbar.<br /> * Der Untergang der Dinge ist Vergeltung von Unrecht.<br /> * Astronom: Die Sonne ist ein rotglühender Stein.<br /> |<br /> * 490 [[Schlacht bei Marathon]]<br /> |-<br /> | um 494–434 v. Chr.<br /> | [[Empedokles]]<br /> |<br /> * Sein ist der Stoff und das Werden ist die Kraft<br /> * Liebe und Hass sind die Urkräfte der [[Vier-Elemente-Lehre|vier Elemente]] (Stammwurzeln aller Dinge) Erde, Wasser, Luft und Feuer.<br /> |<br /> * 493–429 [[Perikles]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Pythagoreer ====<br /> :''→ Siehe [[Liste bekannter Pythagoreer]]''<br /> <br /> Ausgangspunkt ist eine von Pythagoras in [[Crotone|Kroton]] begründete, religionsähnliche Lebensgemeinschaft. Im weiteren Sinn sind damit alle gemeint, die seither Ideen des Pythagoras aufgegriffen und zu einem wesentlichen Bestandteil ihres Weltbildes gemacht haben. Viele Angaben zu den Pytagoreern sind spekulativ. Schriftliche Berichte gibt es erst spät bei Iamblichos und Porphyrios.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 580–500 v. Chr.<br /> | [[Pythagoras]]<br /> |<br /> * Zahl als universelles Prinzip, z. B. in der Musik (vergleiche [[Pythagoras in der Schmiede]])<br /> * Die Erde hat Kugelgestalt<br /> |<br /> |-<br /> | um 500 v. Chr.<br /> | [[Alkmaion (Philosoph)|Alkmaion]]<br /> |<br /> * Fehlende Harmonie verursacht Krankheit<br /> * Das Gehirn ist das Organ der Wahrnehmung<br /> |<br /> |-<br /> | um 500 v. Chr.<br /> | [[Hippasos von Metapont]]<br /> |<br /> * Entdeckte die [[Inkommensurabilität (Mathematik)|Inkommensurabilität]]<br /> |<br /> |-<br /> | um 470–399 v. Chr.<br /> | [[Philolaos|Philolaos von Kroton]]<br /> (Dokumentierte die Lehre des Pythagoras)<br /> |<br /> * Das Wesen der Dinge erkennt man erst, wenn man sie mathematisch beschreiben kann.<br /> |<br /> |-<br /> | um 428–347 v. Chr.<br /> | [[Archytas von Tarent]]<br /> (Begründete die mathematische Mechanik)<br /> |<br /> * Die Zahl ist die Grundlage des Wissens<br /> |<br /> |-<br /> | um 400–335 v. Chr.<br /> | [[Hiketas von Syrakus (Pythagoreer)|Hiketas von Syrakus]]<br /> (Philosoph und [[Astronom]])<br /> |<br /> * Die Erde rotiert um ihre Achse<br /> |<br /> |-<br /> | unsicher v. Chr.<br /> | [[Ekphantos]]<br /> |<br /> * Subjektivist, die Erde rotiert um ihre Achse von West nach Ost<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Atomisten ====<br /> Der [[Atomismus]] bezeichnet eine [[Kosmologie|kosmologische]] Theorie, der zufolge das Universum aus kleinsten Teilchen, den [[Atom]]en (griechisch ''átomos'', das Unzerschneidbare, Unteilbare), zusammengesetzt ist. Diese wurden als ''diskret'' (d.&amp;nbsp;h. voneinander trennbar), ''unendlich hart'', ''unveränderlich'' und ''ewig'' gedacht. Spätere Atomisten waren [[Epikur]] und [[Lukrez]]<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 5. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Leukipp]]<br /> (Begründer des [[Atomismus]] in der [[Schule von Abdera]])<br /> |<br /> * Apeiron – das Unbegrenzte ist der leere Raum. Begrenzt ist nur (körperlich) Seiendes.<br /> * Die wahrgenommenen Eigenschaften der Dinge sind nur Schein, der durch die Kombination der Atome entsteht, die sich gegenseitig anziehen und auch abstoßen.<br /> |<br /> |-<br /> | 460–371 v. Chr.<br /> | [[Demokrit]]<br /> [[Datei:Democritus2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wahres Sein ([[Materie]]) besteht aus unteilbaren [[Atom]]en im leeren Raum<br /> * In der Wahrnehmung ist die Wirklichkeit nur Erscheinung; diese hat aber eine Entsprechung zur wahren Welt.<br /> * Die Atome haben nur quantitative Eigenschaften (Größe, Gewicht, Härte, Gestalt)<br /> * Qualitative Eigenschaften (Farbe, Ton, Geruch, Geschmack) gibt es nur in der Erscheinung<br /> * Auch die [[Seele]] ist atomistisch ([[Materialismus]]); sie besteht aus besonders feinen „Feueratomen“, durch die die Welt belebt ist.<br /> * Von den Dingen gehen kleinste Abbilder (eidola = Bildchen) aus, die die Feueratome der Seele anstoßen und so Wahrnehmung erzeugen<br /> * Das Denken entsteht als Zusammenstoßen der eidola als Repräsentationen der Dinge und der Feueratome der Seele.<br /> * Das wahre Glück entsteht durch Maß und Harmonie, wenn die Feueratome nur sanft bewegt sind.<br /> |<br /> * [[Hippokrates von Kos]] (ca. 460–370)<br /> |-<br /> | 5.–4. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Metrodoros von Chios]]<br /> |<br /> * Schüler von Demokrit gilt gelegentlich als Wegbereiter der [[Pyrrhon von Elis|Pyrrhonischen]] Skepsis<br /> * war [[Historiker]] und [[Meteorologe]]<br /> |<br /> |-<br /> | 360–320 v. Chr.<br /> | [[Anaxarch]]<br /> |<br /> * Schüler des Demokrit<br /> * Begleitete [[Alexander der Große|Alexander]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Sophisten ====<br /> Als [[Sophisten]] ({{grcS|σοφισταί}} ''sophistaí'') bezeichnet man eine Gruppe von Philosophen, die als ''Lehrer der Weisheit und der schönen Rede'' z.&amp;nbsp;T. gegen Bezahlung die Lehre der Sprechkunst, des Denkens und Prozessierens anboten. In den Hochzeiten der Sophistik haben ihre Vertreter die Menschen auf die Probleme des subjektiven Faktors im Erkennen und Werten hingewiesen, allerdings im Sinne eines [[Skeptizismus]]. In kritischer Sicht wurden Sophisten als „Wortverdreher“ betrachtet. Positiv bewertet kann man sie als Aufklärer des antiken Griechenland ansehen. Bei den Sophisten stand nicht mehr die Natur als Untersuchung im Vordergrund, sondern die Beziehungen der Menschen zueinander.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 490–411 v. Chr.<br /> | [[Protagoras]]<br /> |<br /> * Stammte aus der Schule Leukipps<br /> * Wahrheit gilt nur für den Wahrnehmenden (reiner [[Sensualismus]])<br /> * Es gibt über jeden Gegenstand zwei sich widersprechende Aussagen.<br /> * „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“ ([[Relativismus]])<br /> * [[Religion]] und [[Staat]] sind natürliche [[Bedürfnis]]se<br /> * Gerechtigkeitssinn und sittliche Scheu sind Gaben der Götter.<br /> |<br /> * 480 [[Schlacht von Salamis]]<br /> |-<br /> | 480–411 v. Chr.<br /> | [[Antiphon (Sophist)|Antiphon]]<br /> |<br /> * Verfasser von Gerichtsreden<br /> |<br /> * 477 1. [[Attischer Seebund]]<br /> |-<br /> | um 480–380 v. Chr.<br /> | [[Gorgias von Leontinoi|Gorgias]]<br /> |<br /> * Berühmter [[Rhetorik der Antike|Rhetoriker]]; es gibt kein Sein ([[Nihilismus]])<br /> |<br /> |-<br /> | um 480–380 v. Chr.<br /> | [[Hippias von Elis|Hippias]]<br /> |<br /> * Arbeitete an der [[Quadratur des Kreises]]<br /> * Gesetze sind von Menschen gemacht und deshalb nicht allgemeingültig.<br /> |<br /> * [[Herodot]] (484–425)<br /> |-<br /> | um 465–399 v. Chr.<br /> | [[Prodikos]]<br /> |<br /> * Stellte die [[Ethik]] in den Mittelpunkt<br /> |<br /> * 449 [[Kalliasfrieden]]<br /> |-<br /> | 5. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Xeniades]]<br /> |<br /> * es gibt keine wahren Urteile und alle Aussagen der Menschen sind falsch.<br /> |<br /> |-<br /> | unsicher (5. Jahrhundert) v. Chr.<br /> | [[Archelaos (Philosoph)|Archelaos]]<br /> |<br /> * Schüler von Anaxagoras<br /> * Das [[Gerecht]]e und das Schädliche sind Produkt der [[Konvention]].<br /> |<br /> |-<br /> | um 460–403 v. Chr.<br /> | [[Kritias]]<br /> |<br /> * Athenischer Politiker, Philosoph und Dichter<br /> * Moralischer Relativismus<br /> * Der Glaube an die Götter beruht auf guter Staatskunst.<br /> |<br /> |-<br /> | um 450 v. Chr.<br /> | [[Thrasymachos]]<br /> |<br /> * „[[Gerechtigkeit]] ist der Nutzen des Stärkeren“ (Zitat in Platons [[Politeia]])<br /> |<br /> |-<br /> | um 436–338 v. Chr.<br /> | [[Isokrates]]<br /> |<br /> * Betrieb eine Rhetorikschule<br /> |<br /> |-<br /> | † um 375 v. Chr.<br /> | [[Alkidamas]]<br /> |<br /> * Schüler des Gorgias<br /> * wandte sich gegen die [[Sklaverei]]<br /> |<br /> |-<br /> | um 400 bis um 350 v. Chr.<br /> | [[Lykophron (Sophist)|Lykophron]]<br /> |<br /> * Soll Rechtsordnung als Ausgleich von Interessen aufgefasst haben (Arist. Pol. III 9, 1280 b11)<br /> * Es gibt keine hoch und niedrig Geborenen.<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Griechische Klassik 450–300 v. Chr. ===<br /> ==== Die drei großen Athener ====<br /> Die drei großen Athener prägten das gesamte abendländische Denken. Sokrates zeigte durch den kritischen Dialog, dass kein Wissen gesichert ist und gilt durch seine persönliche Haltung als Vorbild eines Philosophen. Platon schuf die neue Gattung des schriftlichen Dialogs und setzte in der Breite seiner Themen in der [[Metaphysik]] und in der [[Erkenntnistheorie]], in der [[Ethik]], der [[Anthropologie]], der [[Staatstheorie]], der [[Kosmologie]], der [[Theorie der Kunst|Kunsttheorie]] und der [[Geschichte der Sprachphilosophie|Sprachphilosophie]] neue Maßstäbe des Denkens. Im Gegensatz zu Platon sah Aristoteles die [[Ideenlehre|Ideen]] als ''in'' den Dingen befindlich und gab der realen Welt so wieder mehr Gewicht. Hierbei hat er u. a. für [[Biologie]] und [[Medizin]], aber auch für die politische Empirie und Theorie Enormes geleistet. In seinem enzyklopädischen Wissensdrang als Philosoph beschäftigten ihn zudem u. a. [[Dynamik (Physik)|Dynamik]] (δύναμις), Bewegung (κίνησις), [[Form (Philosophie)|Form]] und [[Materie|Stoff]]. Seine [[Tugendethik]] und seine [[Gerechtigkeitstheorien|Theorie zur Gerechtigkeit]] reichen bis in die Gegenwart. Aristoteles begründete die klassische Logik mit ihrer [[Syllogismus|Syllogistik]], die Wissenschaftssystematik und die [[Wissenschaftstheorie]].<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 469–399 v. Chr.<br /> | [[Sokrates]]<br /> [[Datei:Socrates Louvre.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Überwindung des [[Sophistik|sophistischen]] [[Subjektivismus]] zugunsten eines [[Sittlichkeit|sittlichen]] [[Individualismus]]<br /> * Begriffe beinhalten einen unveränderlichen Kern, als absoluter Wahrheit<br /> * Die Wahrheit muss Schritt für Schritt erkannt werden<br /> * Dazu bedient er sich der „Hebammenkunst“ ([[Mäeutik]]), indem er Fragen stellt, deren Antworten wiederum Fragen auslösen<br /> * Dadurch wird unsere Unwissenheit deutlich („[[Ich weiß, dass ich nichts weiß!]]“)<br /> * Folge dieses Mangels an Wissen sind [[moral]]ische Irrtümer<br /> * Deshalb ist Wissen ([[Weisheit]]) die höchste zu erlangende [[Tugend]]<br /> * Tugend ist Einsicht in [[das Gute]]<br /> * Weisheit soll durch Aufklärung und Erziehung erlangt werden<br /> * Selbsterkenntnis ist die höchste sittliche Verpflichtung („[[Erkenne dich selbst]]“)<br /> * Wird als Kritik an den Grundprinzipien der Gesellschaft aufgefasst<br /> * Deshalb Hinrichtung durch den [[Schierlingsbecher]]<br /> |<br /> * [[Thukydides]] (460–396)<br /> * 431–404 [[Peloponnesischer Krieg]]<br /> * 404–403 [[Herrschaft der Dreißig]]<br /> |-<br /> | 427–347 v. Chr.<br /> | [[Platon]]<br /> [[Datei:Head Platon Glyptothek Munich 548.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kritik des [[Relativismus]] der Sophistik, der keine wahrhaften [[Tugend]]en anerkennt ([[Theaitetos]])<br /> * In der Körperwelt, zu der auch das Seelische zählt, gibt es nur Wahrnehmung und Meinungen (doxa)<br /> * Daneben gibt es eine unkörperliche Ideenwelt, die durch Begriffe erkannt wird ([[Phaidros]], [[Höhlengleichnis]]) und das wahrhaft Seiende ist. Sie ist einfach, veränderungslos, unentstanden und unvergänglich ([[Symposion (Platon)|Symposion 211 b]])<br /> * Erkenntnis entsteht nicht in der Erfahrung, sondern in der Erinnerung (anamnesis) der Seele (Beispiel: [[Satz des Pythagoras]] in [[Menon]])<br /> * Die Klärung der Begriffe, des Wortgebrauchs erfolgt in der [[Dialektik]] ([[Sophistes]] 253 d)<br /> * Die Ideen sind Urbilder (paradeigmata) in der Welt des Seienden, die in der Welt des Werdens (genesis) ihre [[Abbild]]er (eidola) haben.<br /> * Die Einzeldinge sind nie identische Nachahmungen (mimesis) an der Gegenwärtigkeit (parousia) der Ideen<br /> * Ideen sind hierarchisch geordnet mit allgemeinsten Begriffen (Sophistes), von denen die Idee des Guten die höchste ist.<br /> * Die unsterbliche [[Seele]] verbindet Körperwelt (Mut – tymos und Begierde – epitymia) ([[Timaios]]) mit der Ideenwelt (Vernunft – logiston) ([[Phaidon]])<br /> * Den Seelenteilen entsprechen [[Kardinaltugenden]] – Weisheit (sophia), Tapferkeit (andrea) und Selbstbeherrschung (sophresyne). Das richtige Verhältnis wird durch [[Gerechtigkeit]] (dikaiosyne) als oberste Tugend hergestellt ([[Politeia]])<br /> * Die Rollen im Staat entsprechen den Seelenteilen: Lehrstand der Gebildeten (philosophoi), Wehrstand der Wächter sowie Nährstand der Handwerker und Bauern<br /> * Gerechtigkeit herrscht, wenn jeder das Seine tut und dadurch auch das Seine erhält.<br /> * Die Brücke zwischen Erscheinungen und Ideen wird durch das weltbildende Göttliche ([[Demiurg]]) geschaffen. Das Prinzip des gleich Bleibenden (tauton) und des sich Verändernden (thateron) ist die [[Weltseele]] (Timaios). Das Mittel zur Verbindung sind die Prinzipien der Mathematik (siehe [[Platonische Körper]]).<br /> |<br /> * [[Xenophon]] (430–354)<br /> * Vormacht [[Sparta]]s<br /> * [[Eudoxos von Knidos]] (410 oder 408–355 oder 347) Einflussreicher Mathematiker<br /> |-<br /> | um 384–322 v. Chr.<br /> | [[Aristoteles]]<br /> [[Datei:Aristotle Altemps Inv8575.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosophie als erste [[Wissenschaft]] untersucht das Seiende als [[Seiendes]]<br /> * Lehrer Alexander des Großen<br /> * die kritische Auseinandersetzung mit der Philosophiegeschichte liefert eine Synthese bisheriger Theorien<br /> * kritisiert vor allem die Verdopplung der Welt durch Platon<br /> * [[Axiom]]atische Methode zur Bestimmung oberster Prinzipien. ([[Organon (Aristoteles)|Organon]])<br /> * Lehre von der [[Substanz]] und den [[Kategorien]]<br /> * semantische Theorie der Sprache als symbolische Abbildung. ([[De Interpretatione]])<br /> * systematische Einteilung der [[Wissenschaft]]en<br /> * Begründung der formalen [[Logik]] als wissenschaftliche Methode gegen die Sophistik<br /> * [[Syllogistik]] als Schluss aus einer Prämisse und einem [[Oberbegriff, Mittelbegriff und Unterbegriff|Mittelsatz]] auf ein Besonderes ([[Deduktion]])<br /> * Besonderes entsteht aus Allgemeinem, aber in der Erkenntnis muss empirisch von den einzelnen Dingen (phainomena) ausgegangen werden, die das Allgemeine bereits enthalten ([[Induktion (Denken)|Induktion]] bzw. epagoge)<br /> * Grundprinzip der Natur ist Bewegung, in dem die [[Materie]] die [[Form (Philosophie)|Form]] verändert (Werden und Vergehen – [[Hylemorphismus]])<br /> * Jedes [[Werden (Philosophie)|Werden]] ist Verwirklichung einer Möglichkeit ([[Akt und Potenz]])<br /> * Vier Wirkursachen: [[causa materialis]] (Stoff), [[causa formalis]] (Form), [[causa efficiens]] (Bewirkendes), [[causa finalis]] (Ziel)<br /> * [[Raumzeit|Kontinuum]] ist immer wieder Teilbares (Länge, Bewegung, Zeit)<br /> * Es gibt kleinste Teilchen (minima naturalia), die (anders als Demokrits Atome) in verschiedenen Situationen ihre Form verändern<br /> * Ursprung aller Bewegung und allen Seins ist ein (göttlicher) unbewegter Beweger<br /> * einzig die Gegenstände der Mathematik sind unveränderlich<br /> * Weil in der Praxis (Ethik, Poietik, Rhetorik) Prämissen nicht allgemeingültig sind, sondern vom Gesprächspartner anerkannt werden müssen, sind Syllogismen in diesem Bereich dialektische Argumente ([[Topik (Aristoteles)|Topik]])<br /> * In der Praxis geht es nicht um Wissen (episteme), sondern um Einsicht (phronesis)<br /> * Oberstes Ziel ist [[das Gute]] als Glückseligkeit ([[Eudaimonie]]), die man durch Ausbildung der Tugend erreicht.<br /> * Tugend ist ein Mittleres zwischen zwei Extremen ([[Mesotes]]-Lehre in der [[Tugendethik]])<br /> * Der Mensch ist nicht nur ein Vernunftwesen (zoon logon echon), sondern auch ein Gemeinschaftswesen (zoon politikon)<br /> * Eine ideale Staatsverfassung ist ohne Extreme ([[Tyrannis]]), allerdings auch nicht die Demokratie, sondern die [[Politie]], in der die Einsichtigen und Tugendhaften regieren.<br /> |<br /> * [[Alexander der Große]]<br /> * [[Euklid]] (ca. 365 bis ca. 300)<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Sokratiker ====<br /> Einzelne Schüler des Sokrates werden keiner bestimmten Strömung zugerechnet.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 465–395 v. Chr.<br /> | [[Kriton (Philosoph)|Kriton]]<br /> |<br /> * Freund und Zeitgenosse Sokrates’<br /> |<br /> |-<br /> | um 426–366 v. Chr.<br /> | [[Xenophon]]<br /> <br /> [[Datei:Xenophon.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Historiker|Geschichtsschreiber]]<br /> * Sokratesschüler und zweite Quelle über Sokrates<br /> |<br /> |-<br /> | um 425–355 v. Chr.<br /> | [[Aischines von Sphettos]]<br /> |<br /> * Schüler des Sokrates<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Megariker ====<br /> [[Megariker]] heißen die Anhänger des Sokrates-Schülers Euklid von Megara, welcher das [[Sein (Philosophie)|Seiende]] als das Gute bestimmte. Wegen ihrer [[Logik|logischen]] Streitigkeiten und [[Dialektik|dialektischen]] Spitzfindigkeiten heißen sie auch [[Eristik]]er.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 450–380 v. Chr.<br /> | [[Euklid von Megara]]<br /> |<br /> * Sokratesschüler<br /> * Begründer der [[Megariker|Megarischen Schule]]<br /> * Entwickelte eine Theorie des Widerlegens<br /> * Tugend bzw. [[Das Gute]] ist das einzige unveränderliche Sein.<br /> |<br /> |-<br /> | um 400 v. Chr.<br /> | [[Eubulides von Milet]]<br /> |<br /> * Sokratesschüler<br /> * Vertreter der [[Megariker|Megarischen Schule]]<br /> |<br /> |-<br /> | um 360–280 v. Chr.<br /> | [[Stilpon]]<br /> |<br /> * Vertreter der [[Megariker|Megarischen Schule]]<br /> * Machte die [[eristische Dialektik]] populär<br /> |<br /> |-<br /> | um 300 v. Chr.<br /> | [[Diodoros Kronos]]<br /> |<br /> * Dialektiker der [[Megariker|Megarischen Schule]]<br /> * Vorläufer der Stoa<br /> |<br /> |-<br /> | um 300 v. Chr.<br /> | [[Philon von Megara]]<br /> |<br /> * Dialektiker der [[Megariker|Megarischen Schule]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Elisch-eretrische Schule ====<br /> Mit Elisch-eretrischer Schule wird eine Richtung innerhalb der antiken Philosophie während des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. bezeichnet, die die Grundsätze der Kyniker und Megariker teilten.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 400 v. Chr.<br /> | [[Phaidon von Elis]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Elische Schule|Elischen Schule]], die den Megarikern nahestand<br /> |<br /> |-<br /> | um 350–278 v. Chr.<br /> | [[Menedemos von Eretria]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Eretrische Schule|Eretrischen Schule]] als Fortsetzung der [[Elische Schule|Elischen Schule]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Kyniker ====<br /> Kernpunkt der Lehre des [[Kynismus]] [{{IPA|kyˈnɪsmʊs}}] ([[Altgriechische Sprache|altgriech.]] κυνισμός ''kynismós'', wörtlich „die Hundigkeit“ im Sinne von „Bissigkeit“) ist eine philosophische Haltung, die die [[Bedürfnislosigkeit]] und Unabhängigkeit betont. [[Schamgefühl|Scham]] vor als natürlich empfundenen Gegebenheiten (z.&amp;nbsp;B. [[Nacktheit]]) wird verworfen. Oft lebten Kyniker von [[Almosen]].<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 445–365 v. Chr.<br /> | [[Antisthenes]]<br /> |<br /> * Kyniker, der für eine ursprüngliche Lebensweise eintrat<br /> |<br /> |-<br /> | um 405–320 v. Chr.<br /> | [[Diogenes von Sinope|Diogenes]]<br /> |<br /> * Sagte zu Alexander: „Nimm deinen Schatten von mir.“<br /> |<br /> |-<br /> | um 365–285 v. Chr.<br /> | [[Krates von Theben]]<br /> |<br /> * Stammte aus reichem Hause, lebte mit [[Hipparchia]] auf Wanderschaft und hatte Einfluss auf die Stoa.<br /> |<br /> |-<br /> | um 335–252 v. Chr.<br /> | [[Bion von Borysthenes]]<br /> |<br /> * Schrieb ''Über die Sklaverei'', ''Über den Zorn''<br /> |<br /> |-<br /> | 3. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Menippos von Gadara]]<br /> |<br /> * Satiriker<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Kyrenaiker ====<br /> Neben einem [[Subjektivismus]] wurde in dieser Schule eine frühe Form des [[Hedonismus]], bei der es um das Bewusstsein der Selbstbeherrschung in der Lust geht, gelehrt. Hauptquelle ist [[Diogenes Laertius]].<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 435–355 v. Chr.<br /> | [[Aristippos von Kyrene]]<br /> |<br /> * Schüler des Sokrates<br /> * Begründer der [[Kyrenaiker|kyrenaischen]] Philosophenschule<br /> * Genussfähigkeit ist eine [[Tugend]]; Lust ist eine sanfte Bewegung<br /> * Zum wirklichen Genuss bedarf es [[Bildung]] und [[Wissen]].<br /> * folgte in der Erkenntnistheorie dem Sensualismus von Protagoras<br /> |<br /> |-<br /> | um 400–330 v. Chr.<br /> | [[Arete von Kyrene]]<br /> |<br /> * Tochter von Aristippos dem Älteren und Mutter von Aristippos des Jüngeren<br /> |<br /> |-<br /> | 4. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Aristippos der Jüngere]]<br /> |<br /> * Der Enkel untersuchte Triebe und Gefühle.<br /> |<br /> |-<br /> | 4.–3. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Annikeris]]<br /> |<br /> * Soll Platon aus der Gefangenschaft von [[Dionysios I. von Syrakus]] freigekauft haben.<br /> * Geistige Freuden sind besser als leibliche Freuden.<br /> * billigte Selbstaufopferung.<br /> |<br /> |-<br /> | 4.–3. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Hegesias Peisithanatos|Hegesias]]<br /> |<br /> * Glück ist Schmerzlosigkeit und frei sein von Unlust. ([[Pessimismus]])<br /> * forderte Nachsicht gegenüber Irrenden.<br /> |<br /> |-<br /> | um 335–270 v. Chr.<br /> | [[Theodoros von Kyrene (Philosoph)|Theodoros von Kyrene]]<br /> |<br /> * „Der [[Atheismus|Atheist]]“; Ziel ist eine vorurteilsfreie Welterkenntnis<br /> * Aufopferung für andere und Einsatz für die Allgemeinheit sind dumm.<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Hellenismus und Spätantike 300 v. Chr.– 570 n. Chr. ===<br /> Im [[Hellenismus]] wurden die klassischen Denkansätze weiter fortgeführt. Es entstand in [[Alexandria]] die sehr einflussreiche [[Alexandrinische Schule]], während die [[Peripatetiker]] die Denkansätze des [[Aristoteles]] weiterentwickelten und die [[platonische Akademie]] Platon folgte. Am Übergang vom 4. zum 3. Jahrhundert v. Chr. entstanden mit [[Stoa]] und [[Epikureismus]] zwei philosophische Schulen, die weit hinaus über Zeit und Ort ihrer Entstehung ausstrahlten und ethische Grundpositionen für ein glückendes Leben markierten. In der [[Spätantike]] wurde, obgleich es nach wie vor auch Vertreter von Richtungen wie etwa dem Kynismus gab, der [[Neuplatonismus]] als philosophische Richtung maßgeblich.<br /> <br /> ==== Platonische Akademie ====<br /> Bei dem ''Akademeia'' genannten [[Hain]] des [[Attika (Landschaft)|attischen]] [[Heros]] [[Akademos]] im Nordwesten von Athen kaufte [[Platonische Akademie|Platon]] (wohl 387 v. Chr.) ein Grundstück, wo er einen Kultbezirk für die [[Musen]] einrichtete und philosophisch-wissenschaftlichen Unterricht zu erteilen begann. Die „Ältere Akademie“ befasste sich mit der Auslegung und Kommentierung von Platons Schriften. Im 3. Jahrhundert gab [[Arkesilaos]] der Akademie eine neue, [[Skeptizismus|skeptische]] Ausrichtung, die sie bis ins frühe 1. Jahrhundert v. Chr. beibehielt. Daher spricht man für diese Epoche von der „Jüngeren Akademie“.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 408–339 v. Chr.<br /> | [[Speusippos]]<br /> |<br /> * Neffe und Schüler Platons<br /> * Leiter der Akademie ([[Scholarch]])<br /> * Verfasser einer [[Enzyklopädie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 396–314 v. Chr.<br /> | [[Xenokrates]]<br /> |<br /> * Unterteilte die Philosophie in Logik, Physik und Ethik<br /> |<br /> * 323–280 [[Diadochen]]kämpfe<br /> |-<br /> | um 390 bis nach 322 v. Chr.<br /> | [[Herakleides Pontikos]]<br /> |<br /> |<br /> * [[Menander]]<br /> |-<br /> | † 276 oder 275<br /> | [[Krantor von Soloi]]<br /> |<br /> * „Über den Kummer“<br /> |<br /> |-<br /> | um 350 bis um 270/269 v. Chr.<br /> | [[Polemon von Athen]]<br /> |<br /> * Scholarch<br /> * Formulierte das Ziel eines naturgemäßen Lebens<br /> |<br /> |-<br /> | † 268–264 v. Chr.<br /> | [[Krates von Athen]]<br /> |<br /> * Scholarch<br /> |<br /> * [[Ptolemaios II.]] fördert das [[Museion von Alexandria]] und erweitert die [[Bibliothek von Alexandria]] durch Zukäufe u.&amp;nbsp;a. der Bibliothek des Aristoteles<br /> |-<br /> | 316–241 v. Chr.<br /> | [[Arkesilaos]]<br /> |<br /> * Scholarch, knüpfte an die sokratische [[Aporie|Aporetik]] an<br /> * Lehrte die Urteilsenthaltung (skeptischer Ansatz)<br /> |<br /> * [[Lykophron aus Chalkis]] macht sich durch die Kunst des [[Anagramm]]s bekannt.<br /> * [[Kallimachos]]<br /> |-<br /> | † 207 v. Chr.<br /> | [[Lakydes]]<br /> |<br /> * Scholarch<br /> |<br /> * [[Archimedes]]<br /> * [[Apollonios von Rhodos]] verfasst die [[Argonautensage]]<br /> |-<br /> | 214–129 v. Chr.<br /> | [[Karneades]]<br /> <br /> [[Datei:Head Karneades Glyptothek Munich.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wahrheit als [[empirische Evidenz]] nur mit Wahrscheinlichkeit<br /> * Problem des [[Unendlicher Regress|unendlichen Regresses]]<br /> |<br /> * 148 [[Makedonien]] wird [[römische Provinz]]<br /> |-<br /> | um 185–110 v. Chr.<br /> | [[Kleitomachos]]<br /> |<br /> * Scholarch, Vertreter der akademischen Skepsis<br /> |<br /> |-<br /> | † 84/83 v. Chr.<br /> | [[Philon von Larissa]]<br /> |<br /> * Lehrer des Antiochos von Askalon<br /> |<br /> * [[Heron von Alexandria]], Mathematiker und Ingenieur<br /> |-<br /> | um 140/125–68 v. Chr.<br /> | [[Antiochos von Askalon]]<br /> |<br /> * Verband [[Platonismus]], [[Peripatetik]] und Stoa ([[Eklektizismus]]), begründete eigene Schule („Alte Akademie“)<br /> * Lehrer Ciceros<br /> |<br /> |-<br /> | 116–27 v. Chr.<br /> | [[Marcus Terentius Varro]]<br /> |<br /> * Verfasste umfangreiche Literatur<br /> * Enzyklopädie in neun Büchern<br /> |<br /> * Ägypten wird römische Provinz<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Peripatos und spätere Aristoteliker ====<br /> [[Peripatos]] (περίπατος „Wandelhalle“) ist der Name der [[Philosophenschulen der Antike|philosophischen Schule]] des Aristoteles. Er lehrte zusammen mit seinem engen Freund und Mitarbeiter [[Theophrastos von Eresos|Theophrast]] am [[Lykeion]], einem Park mit einem [[Gymnasion]] im Süden Athens. Nach Lykon bricht die [[Doxographie|doxographische]] Überlieferung ab. Die Anknüpfung an Aristoteles im ersten Jahrhundert vor Christus durch Andronikos wird als [[Aristotelismus]] eingeordnet.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 371–287 v. Chr.<br /> | [[Theophrastos von Eresos|Theophrastos]]<br /> |<br /> * Nachfolger des Aristoteles<br /> * Betont anstatt der ''causa finalis'' ([[Teleologie]]) die ''causa efficiens'' (Naturkausalität)<br /> * verfasste [[Botanik|botanische]] Schriften und eine Geschichte der [[Physik]]<br /> |<br /> |-<br /> | um 370–300 v. Chr.<br /> | [[Eudemos von Rhodos]]<br /> |<br /> * Konkurrent des Theophrastos um die Schulleitung<br /> * Schrieb über Mathematik und Astronomie<br /> |<br /> |-<br /> | um 350 v. Chr.<br /> | [[Aristoxenos]]<br /> |<br /> * Entwickelte eine [[Musiktheorie]] anhand von Empfindungen<br /> |<br /> |-<br /> | vor 340 v. Chr.<br /> | [[Klearchos von Soloi]]<br /> |<br /> * Schrieb ''Über die Erziehung''<br /> |<br /> |-<br /> | unsicher v. Chr.<br /> | [[Dikaiarchos]]<br /> |<br /> * schrieb über das Leben Griechenlands (bios hellados) eine frühe [[Kulturgeschichte]]<br /> |<br /> |-<br /> | unsicher v. Chr.<br /> | [[Kritolaos von Phaselis]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 340–269 v. Chr.<br /> | [[Straton von Lampsakos]]<br /> |<br /> * Scholarch mit dem Beinamen „der Physiker“<br /> * Interpretierte Aristoteles materialistisch<br /> * Die wirkende Kraft der Form ist in der Materie selbst<br /> * Denken und Wahrnehmen sind voneinander abhängig<br /> |<br /> |-<br /> | 310–230 v. Chr.<br /> | [[Aristarchos von Samos]]<br /> |<br /> * Entwickelte ein [[heliozentrisches Weltbild]]<br /> * und hielt die Sonne für einen [[Fixstern]]<br /> |<br /> |-<br /> | 3. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Lykon aus der Troas]]<br /> |<br /> * leitete von 269 bis 226 den Peripatos<br /> |<br /> |-<br /> | 1. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Andronikos von Rhodos]]<br /> |<br /> * Erneuerer der aristotelischen Philosophie<br /> * brachte die Schriften von Aristoteles in die heute bekannte Reihenfolge.<br /> |<br /> |-<br /> | 2. Jahrhundert n. Chr.<br /> | [[Sosigenes der Peripatetiker]]<br /> |<br /> * Anreger des [[Nikolaus Kopernikus]] bei der Ausarbeitung seines [[Heliozentrisches Weltbild|heliozentrischen Systems]]<br /> |<br /> |-<br /> | 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr.<br /> | [[Alexander von Aphrodisias]]<br /> |<br /> * gilt als der bedeutendste und wirkungsmächtigste Aristoteles-Kommentator der Antike<br /> |<br /> |-<br /> | 5. Jahrhundert n. Chr.<br /> | [[Martianus Capella]]<br /> |<br /> * Definierte den Kanon der [[Sieben Freie Künste|sieben freien Künste]]<br /> * [[Trivium]]: Grammatik, Rhetorik, Logik<br /> * [[Quadrivium]]: Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Epikureer ====<br /> Der antike [[Epikureismus]], auch {{lang|grc|κῆπος}} (kêpos, „Garten“) genannt, war eine der vier großen philosophischen [[Schule (Wissenschaft)|Schulen]] der nachklassischen [[Antike]]. Er wird auch als [[Agnostizismus]] charakterisiert.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 341–270 v. Chr.<br /> | [[Epikur]]<br /> [[Datei:Epicurus Louvre.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Versammelte seine Schüler in einem Garten (Kepos)<br /> * Materialistische Grundauffassung (Atomist)<br /> * strebte nach dem inneren Seelenfrieden (Unerschütterlichkeit – [[Ataraxie|Ataraxía]])<br /> * [[Glück]] ist Lust mit Maß (also kein reiner [[Hedonismus]])<br /> * [[Schönheit|Das Schöne]] als geistiger Genuss steht höher als physischer Genuss, der Aufregung bringt.<br /> * Der Staat ist ein [[Vertragstheorie|Vertrag]], um sich nicht zu schädigen. Gesetze sind Übereinkunft zum gemeinsamen Nutzen ([[Utilitarismus]])<br /> |<br /> |-<br /> | um 340 bis um 260 v. Chr.<br /> | [[Hermarchos]]<br /> |<br /> * leitete die Schule nach dem Tode Epikurs<br /> |<br /> |-<br /> | 330–277 v. Chr.<br /> | [[Metrodoros von Lampsakos (Epikureer)|Metrodoros von Lampsakos]]<br /> |<br /> * ein Freund und Schüler Epikurs<br /> |<br /> |-<br /> | 2. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Demetrios Lakon]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | um 150–70 v. Chr.<br /> | [[Zenon von Sidon]]<br /> |<br /> * Epikureischer Philosoph, Mathematiker und Logiker<br /> |<br /> |-<br /> | um 110–35 v. Chr.<br /> | [[Philodemos von Gadara]]<br /> |<br /> * Epikureischer Philosoph und Dichter<br /> |<br /> |-<br /> | um 97–55 v. Chr.<br /> | [[Lukrez]]<br /> |<br /> * Philosophischer Schriftsteller<br /> * Bewusste Anknüpfung an Epikur<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Stoa ====<br /> [[Stoa]] (griechisch στοὰ ποικίλη – „bemalte Vorhalle“) bezeichnet eine Säulenhalle auf dem Marktplatz von Athen ([[Agora]]), in der Zenon von Kition lehrte. Die Philosophie ist auf die [[Universum|kosmologische]], ganzheitliche Welterfassung gerichtet. Der Stoiker gelangt durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe zur [[Weisheit]].<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 336–264 v. Chr.<br /> | [[Zenon von Kition]]<br /> <br /> [[Datei:Paolo Monti - Servizio fotografico (Napoli, 1969) - BEIC 6353768.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Stellte die Logik an die erste Stelle, um Irrtümer zu beseitigen.<br /> * Empfindungen sind Abdrücke einzelner Gegenstände in der Seele ([[Universalienproblem|Nominalismus]])<br /> * Gilt mit der Lehre der [[Katalepsis]] (Evidenz) als Begründer des [[Stoa|Stoizismus]].<br /> * Der Staat ist eine vernünftige Lebensgemeinschaft aller Menschen<br /> |<br /> * um 300 [[Euklid]]<br /> |-<br /> | 331–251 v. Chr.<br /> | [[Kleanthes]]<br /> |<br /> * Verdiente als ehemaliger Faustkämpfer seinen Lebensunterhalt durch Hilfsarbeiten.<br /> * Tugendhaftes Handeln ist nur durch Erkenntnis der [[Wirklichkeit]] möglich.<br /> * Wandte sich gegen die Naturforscher Demokrit und Aristarch<br /> |<br /> * ab ca. 250 Aufstieg Roms<br /> |-<br /> | 276–204 v. Chr.<br /> | [[Chrysippos von Soli|Chrysippos]]<br /> <br /> [[Datei:Chrysippus of Soli.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schuf mit 705 Büchern die maßgeblichen Grundlagen der Stoa.<br /> * Es gibt nur Naturnotwendigkeit ([[Determinismus]])<br /> * Wahrnehmung ist eine Eigenschaftsveränderung in der Seele<br /> * [[Begriff (Philosophie)|Begriffe]] sind Verallgemeinerungen der in der Wahrnehmung vorhandenen Objekte.<br /> * Formulierte das stoische Ideal der Freiheit von Affekten<br /> * Die Natur ist zweckmäßig. Die Bewertung von Ereignissen als Übel (Unfälle, Krankheiten) erfolgt durch den Menschen<br /> * Gerechtigkeit und Menschenliebe sind oberste Pflichten aus der Vernunft<br /> |<br /> * [[Archimedes]] (280–212)<br /> |-<br /> | um 250 v. Chr.<br /> | [[Ariston von Chios]]<br /> |<br /> * Lehrer des [[Eratosthenes]]<br /> |<br /> |-<br /> | 3. oder 2. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Zenon von Tarsos]]<br /> |<br /> |<br /> * [[Zweiter Punischer Krieg]] (218 bis 201)<br /> |-<br /> | um 240–150 v. Chr.<br /> | [[Diogenes von Babylon]]<br /> |<br /> * Lehre über das Lebensziel (Telos) und über ethische Grundsätze<br /> * Schuf in der Dialektik eine stoische [[Semiotik|Bedeutungslehre]]<br /> |<br /> * [[Eratosthenes]] (276/273–um 194)<br /> |-<br /> | 201–120 v. Chr.<br /> | [[Polybios]]<br /> <br /> [[Datei:Polybios.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Verfasste eine [[Weltgeschichte|Universalgeschichte]] in 40 Büchern.<br /> * Entwickelte die Theorie vom [[Verfassungskreislauf]]<br /> |<br /> * 146 Eroberung [[Karthago]]s<br /> |-<br /> | † um 137 v. Chr.<br /> | [[Antipatros von Tarsos]]<br /> |<br /> * Verteidigte die Stoa gegen Karneades<br /> |<br /> * 133–121 Reformen der [[Gracchus|Gracchen]]<br /> |-<br /> | um 180 v. Chr.<br /> | [[Panaitios von Rhodos]]<br /> |<br /> * Schrieb ein verloren gegangenes Werk über die Pflicht.<br /> * Nahm Elemente der skeptischen Akademie in seine Lehre auf ([[Synkretismus]])<br /> |<br /> |-<br /> | 135–51 v. Chr.<br /> | [[Poseidonios]]<br /> <br /> |<br /> * Affekte werden von vernunftlosen Teilen der Seele verursacht<br /> |<br /> * 82–79 [[Diktatur]] [[Lucius Cornelius Sulla Felix|Sullas]]<br /> |-<br /> | 106–43 v. Chr.<br /> | [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]]&lt;br /&gt;[[Datei:M-T-Cicero.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Politiker, Anwalt, Rhetoriker<br /> * Vertrat [[Eklektizismus|eklektisch]] Lehren der Stoa und der neuen Akademie<br /> * Gilt als Inspirator des [[Humanismus]].<br /> * es gibt eingeborene Ideen ([[ideae innatae]]), insbesondere die Grundbegriffe der [[Sittlichkeit]] und des [[Recht]]s sowie den Glauben an das Göttliche und an die Unsterblichkeit der [[Seele]]<br /> * Lehre vom [[Gesinnung|allgemeinen Menschenverstand]] ([[consensus gentium]])<br /> * Lehre vom [[Naturrecht]]. Unterschied wie später Kant [[Legalität]] (rectum) und [[Moralität]] (honestum)<br /> |<br /> * 70 Konsulat von [[Gnaeus Pompeius Magnus|Pompeius]] und [[Marcus Licinius Crassus|Crassus]]<br /> * 44 Ermordung [[Gaius Iulius Caesar|Caesars]]<br /> * [[Sallust]] (86-35)<br /> |-<br /> | 1. Jahrhundert v. Chr./1. Jahrhundert n. Chr.<br /> | [[Sotion (Lehrer Senecas)|Sotion]]<br /> |<br /> * Lehrer Senecas<br /> |<br /> * 1. Jahrhundert v.&amp;nbsp;Chr. [[Diodor]]<br /> * [[Horaz]] (65–8)<br /> |-<br /> | 4 v. Chr. bis 65<br /> | [[Seneca]]<br /> <br /> [[Datei:Seneca-berlinantikensammlung-1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schriftsteller, der sich auch mit praktischen Fragen der Ethik befasste.<br /> |<br /> * 12 v.&amp;nbsp;Chr. [[Augustus]] [[Pontifex Maximus]]<br /> * [[Livius]] (59–17 n.&amp;nbsp;Chr.)<br /> |-<br /> | um 30–80<br /> | [[Gaius Musonius Rufus]]<br /> |<br /> * Zweck der Philosophie ist die Erlangung der [[Tugend]]<br /> * Lehrer des Epiktet<br /> |<br /> |-<br /> | um 50–138<br /> | [[Epiktet]]<br /> |<br /> * Schrieb ein Handbuch der [[Moral]].<br /> * „Nicht die Dinge beunruhigen den Menschen, sondern seine Sicht der Dinge.“<br /> |<br /> * 54–68 [[Nero]]<br /> * 79 Untergang [[Pompeji]]s<br /> * [[Tacitus]] (58–120)<br /> |-<br /> | 121–180<br /> | [[Mark Aurel]]<br /> <br /> [[Datei:Marcus Aurelius Glyptothek Munich.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mit seinen „Selbstbetrachtungen“ schuf er sich Leitlinien für sein praktisches Handeln.<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Skeptiker ====<br /> Von den meisten Werken der [[Skeptizismus|Skeptiker]] der Antike sind nur Bruchstücke in Form von Zitaten bei anderen Autoren erhalten geblieben; es gibt aber eine große und zusammenhängende Darstellung der Schule („Grundriss der pyrrhonischen Skepsis“) durch ihren letzten bedeutenden Vertreter, Sextus Empiricus.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 360–270 v. Chr.<br /> | [[Pyrrhon von Elis]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Skeptizismus|Skepsis]]<br /> * Wahrheit ist weder durch [[Wahrnehmung|Sinneswahrnehmung]] noch durch Urteile feststellbar.<br /> * Weil es kein Wissen gibt, gibt es auch keine Lehre vom rechten Handeln<br /> * Der Mensch kennt höchstens seine Gefühlszustände<br /> |<br /> |-<br /> | um 320–230 v. Chr.<br /> | [[Timon von Phleius]]<br /> |<br /> * Schrieb Spottgedichte über die Dogmatiker.<br /> |<br /> |-<br /> | 1. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Ainesidemos]]<br /> |<br /> * Forderte die Urteilsenthaltung ([[Epoché]]),<br /> * Entwickelte zehn Tropen (tropoi – Gründe der Skepsis)<br /> |<br /> * 43 v. Chr. bis 17 n. Chr. [[Ovid]]<br /> |-<br /> | unsicher<br /> | [[Agrippa (Philosoph)|Agrippa]]<br /> |<br /> * Man kann keine Überzeugung rechtfertigen ([[Münchhausen-Trilemma]])<br /> * Fünf Tropen: 1. Widerstreit, 2. [[unendlicher Regress]], 3. [[Relativität]], 4. [[Prämisse|unerwiesene Voraussetzung]], 5. [[Zirkelschluss|Diallele]] (Zirkelschluss)<br /> |<br /> |-<br /> | 200–250<br /> | [[Sextus Empiricus]]<br /> |<br /> * Schriften gegen die [[Syllogismus|Syllogistik]] und die Religion<br /> |<br /> |-<br /> | um 220<br /> | [[Diogenes Laertios]]<br /> |<br /> * Verfasste eine griechische Geschichte der Philosophie in zehn Büchern.<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Mittel- und Neuplatoniker ====<br /> In der Spätantike wurde der [[Neuplatonismus]] als philosophische Richtung stärker maßgeblich, der in einem wohl wechselseitig verschränkten Prozess anregend und befruchtend auch auf das Denken der christlichen [[Kirchenväter]] einwirkte. Der Drang von Philosophen wie Plotin und später Proklos zur Vereinheitlichung (Suche nach dem [[Das Eine|Einen]], dem Göttlichen) mündete in eine Rückwendung zu Platon und in eine Neuausrichtung der platonischen Ideenlehre. Daraus ergaben sich Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen Neuplatonismus und christlicher Religion, die bis in den Beginn der mittelalterlichen Philosophie reichten.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 15 oder 10 v. Chr. bis nach 40<br /> | [[Philon von Alexandria]]<br /> |<br /> * Gilt als der bedeutendste Denker des [[Hellenistisches Judentum|hellenistischen Judentums]]<br /> |<br /> |-<br /> | um 45–125<br /> | [[Plutarch]]<br /> |<br /> * Mittelplatoniker<br /> * Umfangreiche Schriften zur Ethik<br /> * 23 Biografien mit Gegenüberstellung je eines Griechen und Römers<br /> |<br /> |-<br /> | 87–150<br /> | [[Claudius Ptolemäus]]<br /> |<br /> * Entwickelte das für das Mittelalter maßgebliche geozentrische Weltbild.<br /> * Verfasste ein umfangreiches Werk zur Mathematik und [[Astronomie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 2. Jahrhundert<br /> | [[Albinos (Philosoph)|Albinos]]<br /> |<br /> * Schrieb eine Einführung in die platonische Philosophie.<br /> |<br /> |-<br /> | 2. Jahrhundert<br /> | [[Alkinoos (Philosoph)|Alkinoos]]<br /> |<br /> * Schrieb eine Zusammenfassung platonischer Lehren.<br /> |<br /> |-<br /> | 2. Jahrhundert<br /> | [[Numenios]] von Apameia<br /> |<br /> * Seine neupythagoreischen Schriften beeinflussten den späteren Neuplatonismus.<br /> |<br /> |-<br /> | um 125 bis um 170<br /> | [[Apuleius]]<br /> |<br /> * Schriftsteller und Philosoph ''(Metamorphosen)''<br /> |<br /> |-<br /> | um 150–200<br /> | [[Kelsos]]<br /> |<br /> * Scharfer Kritiker des Christentums<br /> |<br /> |-<br /> | 150 bis um 215<br /> | [[Clemens von Alexandria]]<br /> |<br /> * Die richtigen Lehren erreicht man durch einen auf Wissen beruhenden Glauben<br /> * Gott selbst ist unsichtbar und unaussprechlich.<br /> |<br /> |-<br /> | 185–253/254<br /> | [[Origenes]]<br /> <br /> [[Datei:Origen3.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Allegorie|Allegorische]] Schriftauslegung<br /> * Philosophie hat die Aufgabe der Durchdringung der Schriften<br /> |<br /> |-<br /> | um 180–242<br /> | [[Ammonios Sakkas]]<br /> |<br /> * Begründer des [[Neuplatonismus]]<br /> * Lehrer Plotins<br /> |<br /> |-<br /> | 205–270<br /> | [[Plotin]]<br /> |<br /> * Erforschte die Philosophie der Perser und Inder.<br /> * Seine Schriften wurden von [[Porphyrios]] geordnet, redigiert und schließlich unter dem Titel [[Enneaden]] herausgegeben.<br /> * Lehre: Urgrund ist das unbeschreibliche Eine und dessen [[Emanation (Philosophie)|Emanation]], durch die der Geist (nous) entsteht.<br /> * Die [[Weltseele]] steht als dritte Stufe zwischen dem wahren Sein und der Materie (hyle).<br /> * Um mit dem Einen Eins zu werden, muss sich die menschliche Seele von der Sinnlichkeit reinigen (katharsis).<br /> |<br /> |-<br /> | um 212–272<br /> | [[Longinos|Kassios Longinos]]<br /> |<br /> * Schüler des Ammonios Sakkas, jedoch selbst noch ein Mittelplatoniker<br /> |<br /> |-<br /> | um 234–304<br /> | [[Porphyrios]]<br /> |<br /> * Gilt als entschiedener Gegner des Christentums.<br /> * Schrieb eine systematische Einführung in die ''[[Kategorien]]'' des Aristoteles ''([[Isagoge]])''<br /> * Quelle für den [[Universalienproblem|Universalienstreit]]<br /> |<br /> |-<br /> | um 250–330<br /> | [[Iamblichos von Chalkis|Iamblichos]]<br /> |<br /> * Erweiterte die Emanationslehre Plotins<br /> |<br /> * 337 Taufe [[Konstantin der Große|Konstantins]] auf dem Sterbelager<br /> |-<br /> | um 350<br /> | [[Dexippos (Philosoph)|Dexippos]]<br /> |<br /> * Schüler des Iamblichos<br /> |<br /> |-<br /> | † um 355<br /> | [[Aidesios (Neuplatoniker)|Aidesios]]<br /> |<br /> * Schüler des Iamblichos<br /> |<br /> |-<br /> | † 372<br /> | [[Maximos von Ephesos]]<br /> |<br /> * Schüler des Aidesios<br /> * Lehrer des späteren römischen Kaisers Julian<br /> |<br /> |-<br /> | 331–363<br /> | [[Julian (Kaiser)|Kaiser Julian]]<br /> <br /> [[Datei:IVLIANVS.gif|60px]]<br /> |<br /> * Förderer des Neuplatonismus<br /> |<br /> |-<br /> | um 350 bis um 432<br /> | [[Plutarch von Athen]]<br /> |<br /> * Lehrer des Syrianos und des Proklos<br /> |<br /> |-<br /> | um 370–416<br /> | [[Hypatia]]<br /> |<br /> * [[Mathematiker]]in, [[Astronom]]in, [[Mechaniker]]in und [[Philosoph]]in, Tochter des [[Theon von Alexandria]]<br /> * Wurde von Christen ermordet<br /> |<br /> |-<br /> | 5. Jahrhundert<br /> | [[Hierokles von Alexandria (Neuplatoniker)|Hierokles]]<br /> |<br /> * Kommentar zu den pythagoreischen [[Goldene Verse|Goldenen Versen]]<br /> |<br /> |-<br /> | † um 437<br /> | [[Syrianos]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 410–485<br /> | [[Proklos]]<br /> |<br /> * Leiter der Akademie<br /> * Wichtige Quelle für die Scholastik und die Renaissance<br /> |<br /> * 476 Absetzung des [[Romulus Augustulus]] durch [[Odoaker]] bedeutet Ende [[Weströmisches Reich|Westroms]]<br /> |-<br /> | um 458–540<br /> | [[Damaskios]]<br /> |<br /> * Letzter [[Scholarch]] der [[Platonische Akademie|platonischen Akademie]]<br /> * Lehrer des Simplikios, [[Philosophie der Zeit]]<br /> |<br /> * Schließung der Akademie 529 durch [[Justinian I.]]<br /> |-<br /> | um 490–570<br /> | [[Johannes Philoponos]]<br /> |<br /> * Frühchristlicher Denker und Naturwissenschaftler<br /> * Verfasste Aristoteleskommentare<br /> |<br /> |-<br /> | 6. Jahrhundert<br /> | [[Simplikios]]<br /> |<br /> * Wanderte nach Schließung der Akademie 529 durch [[Justinian I.]] nach Persien aus<br /> * Verfasste Aristoteleskommentare<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Frühe Chinesische Philosophie ===<br /> ==== Konfuzianismus 561–220 v. Chr. ====<br /> Der [[Konfuzianismus]] ist eine auf seinen Begründer Kongzi zurückgehende Denktradition, die auf einer Sammlung von Schriften ([[Dreizehn Klassiker]]) aufbaut, in denen die als beispielhaft angesehenen moralischen und politischen Lehren sowie die Lebensweise des Konfuzius dargestellt und interpretiert werden.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 561–479<br /> | [[Konfuzius]]<br /> <br /> [[Datei:Konfuzius-1770.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Fünf Tugenden: Gegenseitige Liebe, Rechtschaffenheit, Gewissenhaftigkeit, Ehrlichkeit, Gegenseitigkeit ([[Goldene Regel]])<br /> * Drei soziale Pflichten: [[Loyalität]], [[Kindliche Pietät]], Wahrung von Anstand und Sitte<br /> * Fünf Elementarbeziehungen: Vater-Sohn, Herrscher-Untertan, Ehemann-Ehefrau, Älterer-Jüngerer, Freund-Freund<br /> * Fünf klassische Bücher: [[Buch der Wandlungen]] (enthält die Lehre von [[Yin und Yang]]), [[Buch der Lieder (China)|Buch der Lieder]], [[Buch der Urkunden]], [[Frühlings- und Herbstannalen]], [[Buch der Riten]]<br /> |<br /> * [[Östliche Zhou-Dynastie]]<br /> * [[Die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen]] (722 bis 481 v. Chr.)<br /> |-<br /> | 370–290<br /> | [[Mengzi]]<br /> |<br /> * Die Natur des Menschen ist gut<br /> * Der Himmel ist das abstrakte oberste Prinzip alles Seienden<br /> |<br /> |-<br /> | um 298–220<br /> | [[Xunzi]]<br /> |<br /> * Der Mensch ist von Natur aus böse, kann aber durch Erziehung besser werden.<br /> |<br /> * [[Zeit der Streitenden Reiche]] (475 v. Chr. bis 221 v. Chr.)<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Legalismus ====<br /> Der [[Legalismus]] entstand in der [[Zeit der Streitenden Reiche]] (etwa um 480 v. Chr. bis 221 v. Chr.) und betonte Belohnung und Strafen als Grundprinzipien zur Bewahrung der gesellschaftlichen Ordnung.<br /> |-<br /> | um 280–233<br /> | [[Han Fei]]<br /> |<br /> * Gesetze müssen für jedermann gelten, der Mensch wird besser nur durch Androhung von Strafen<br /> |<br /> |-<br /> | um 280–208<br /> | [[Li Si]]<br /> |<br /> * Urheber der [[Bücherverbrennung]] von 213<br /> * Reformator der chinesischen Schrift<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Daoismus ====<br /> Der [[Daoismus]] hat seinen historischen Ursprung im 4. Jahrhundert v. Chr. Seine zentrale Schrift ist das [[Daodejing]]. Je nach Strömung kann der Daoismus im Schwerpunkt als Religion, als Weltanschauung oder als Philosophie beschrieben werden. Kernbegriff ist das [[Dao]], ursprünglich nur Weg, Methode, Prinzip, bei Laozi aber das der ganzen Welt zugrunde liegende Allgemeine, der Ursprung der Wirklichkeit, das sich in Licht und Schatten, in [[Yin und Yang]] aufspaltet.<br /> |-<br /> | 6. Jahrhundert v. Chr.<br /> | [[Laozi]]<br /> <br /> [[Datei:laozi.jpg|60px]]<br /> |<br /> * (Legendärer) Verfasser des [[Daodejing]] (Dao = Weg oder Sinn, De = Tugend, Jing = Buch)<br /> |<br /> |-<br /> | um 365–290 v. Chr.<br /> | [[Zhuangzi]]<br /> <br /> [[Datei:Zhuangzi.gif|60px]]<br /> |<br /> * Hauptwerk: ''Das wahre Buch vom südlichen Blütenland'' (= Zhuangzi)<br /> * Betonung des Yin und Yang<br /> * Sitten und Gebräuche sind kein Selbstzweck.<br /> * Die Dinge und die Welt sind im ewigen Wandel.<br /> |<br /> |-<br /> | um 355–240 v. Chr.<br /> | [[Zou Yan]]<br /> |<br /> * verband die Lehre vom Yin und Yang mit der [[Fünf-Elemente-Lehre]]<br /> * Mitglied der ''[[Jixia-Akademie]]''<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Mohismus ====<br /> Der [[Mohismus]] ist eine dem Konfuzianismus ähnliche Strömung, deren zentraler Begriff die Rechtschaffenheit ist, die vor allem auf erlernten Tugenden beruht. Der Mohismus wandte sich stärker an den einfachen Menschen und betonte hierarchische Strukturen weniger als der Konfuzianismus.<br /> |-<br /> | um 490–380 v. Chr.<br /> | [[Mozi]]<br /> <br /> |<br /> * Pragmatische Förderung der Wohlfahrt<br /> * „Diejenigen, die Andere lieben, werden wieder geliebt werden.“<br /> * Allgemeiner Maßstab ist der „Wille des Himmels.“<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Neukonfuzianismus ====<br /> Im [[Neokonfuzianismus]], der während der chinesischen [[Song-Dynastie]] entstand, sind zusätzlich zum Konfuzianismus Einflüsse aus Buddhismus und Daoismus wirksam.<br /> |-<br /> | 1017–1073<br /> | [[Zhou Dunyi]]<br /> <br /> [[Datei:Zhou Dunyi 2.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Gegensatz von [[Taiji (chinesische Philosophie)|Taiji]] (dem höchsten Endlichen) und [[Wuji]] (dem höchsten Unendlichen)<br /> |<br /> * [[Song-Dynastie]] (960–1279)<br /> |-<br /> | 1011–1077<br /> | [[Shao Yong]]<br /> <br /> [[Datei:Shao Yong.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1020–1077<br /> | [[Zhang Zai]]<br /> <br /> [[Datei:Chang Tsai.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Grundbegriff des [[Qi]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1130–1200<br /> | [[Zhu Xi]]<br /> <br /> [[Datei:Zhu-xi1.gif|60px]]<br /> |<br /> * kommentierte das Buch ''[[Das Große Lernen]]''<br /> * lehrte an der ''Akademie der Weißen Hirsch-Grotte''<br /> * schuf die ''[[Vier Bücher (Konfuzianismus)|Vier Bücher des Konfuzianismus]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1501–1570<br /> | [[I Hwang]]<br /> |<br /> * Brachte den Konfuzianismus nach [[Korea]]<br /> |<br /> * [[Ming-Dynastie]] (1368–1644)<br /> |-<br /> | 1561–1619<br /> | [[Fujiwara Seika]]<br /> <br /> [[Datei:Fujiwara Seika.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Früher Konfuzianer in [[Japan]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Frühe Indische Philosophie ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | unsicher<br /> | [[Charvaka]]<br /> |<br /> * Materialismus<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Upanishaden ====<br /> Die [[Upanishaden]] sind eine Sammlung philosophischer Schriften des [[Hinduismus]] und Bestandteil des [[Veda]]. Anerkannt sind 108 Upanishaden, die in der Muktika-Upanishad, einer mindestens 700 Jahre alten Liste, aufgeführt werden. Die Texte wurden sowohl in Prosa als auch in Versform verfasst und stammen in etwa aus der Zeit zwischen 700 v. Chr. und 200 v. Chr.<br /> |-<br /> | 2. Jahrhundert<br /> | [[Gautama (Rishi)]]<br /> |<br /> * [[Nyaya]]: Lehre des logischen Schließens<br /> |<br /> |-<br /> | unsicher<br /> | [[Kanada (Gelehrter)|Kanada]]<br /> |<br /> * [[Vaisheshika]]: Metaphysik und [[Naturphilosophie]] ([[Atomismus]])<br /> * Erkenntnis entsteht aus der Untersuchung der Unterschiede<br /> |<br /> |-<br /> | unsicher<br /> | [[Kapila]]<br /> |<br /> * [[Samkhya]]: Bestimmung des Seins durch das Aufzählen seiner Elemente<br /> * Dualismus von [[Prakriti]] (aktive Urnatur=Materie ohne Bewusstsein) und [[Purusha]] (passiver Geist mit Bewusstsein)<br /> |<br /> |-<br /> | unsicher<br /> | [[Patanjali]]<br /> |<br /> * [[Yoga]] als achtgliedrige Übung, die zu einer weltentrückten Erfahrung führt<br /> |<br /> |-<br /> | ca. 200–300<br /> | [[Jaimini]]<br /> |<br /> * [[Mimamsa]] Sutra: Lehre von [[Reinkarnation]] und [[Karma]] (atheistisch)<br /> * eines der sechs klassischen Systemen der indischen Philosophie ([[Darshan]])<br /> |<br /> |-<br /> | um 788–820<br /> | [[Shankara]]<br /> |<br /> * [[Advaita Vedanta]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1017–1137<br /> | [[Ramanuja]]<br /> |<br /> * Vishishtadvaita-Vedanta (Nicht-Dualismus)<br /> * Materie und Seelen stellen den Körper Gottes dar<br /> * alle Eigenschaften der Schöpfung seien real und unter der Kontrolle Gottes<br /> |<br /> |-<br /> | 1486–1533<br /> | [[Chaitanya]]<br /> |<br /> * Achintya Bhedabheda<br /> * gleichzeitige Einheit und Verschiedenheit der Wahrheit<br /> * alle Seelen und alle Materie (Prakriti) sind Umwandlungen der Energie der höchsten Wahrheit<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Buddhismus ====<br /> Der [[Buddhismus]] ist eine Lehrtradition und Religion, die hauptsächlich in Süd-, Südost- und Ostasien verbreitet ist. „Buddha“ (wörtlich „Erwachter“) ist ein Ehrentitel, der sich auf ein Erlebnis bezieht, das als [[Bodhi]] („Erwachen“), eine fundamentale und befreiende Einsicht in die Grundtatsachen allen Lebens, aus der sich die Überwindung des [[Dukkha|leidhaften]] Daseins ergibt, bezeichnet wird. Diese Erkenntnis nach dem Vorbild des historischen [[Buddha]] durch Befolgung seiner Lehren zu erlangen, ist das Ziel der buddhistischen Praxis, die die beiden Extreme [[Askese]] und [[Hedonismus]] sowie generell Radikalismus ablehnt, sondern jeweils einen [[Mittlerer Weg|mittleren Weg]] sucht.<br /> |-<br /> | um 563–483 v. Chr.<br /> | [[Siddhartha Gautama]]<br /> <br /> [[Datei:Buddha Kopf.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Es gilt: „Alles ist“ ebenso wie „Nichts existiert“, alles ist im Werden.<br /> |<br /> |-<br /> | um 100–200 n. Chr.<br /> | [[Nagarjuna]]<br /> <br /> [[Datei:Nagarjuna.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Der Versuch, das Rätsel des Seins zu lösen, ist irrational. ([[Mahayana]])<br /> * Die richtige Lösung liegt im Weder-noch<br /> * Lehre von den zwei Wahrheiten, der vierfachen Beweisführung (ja, nein, teils, weder noch) und der achtfachen Verneinung des Werdens.<br /> |<br /> * Die Zeit der [[Shatavahana]] von etwa 230 v. Chr. bis um 220 n. Chr.<br /> |-<br /> | um 250–350 n. Chr.<br /> | [[Harivarman]]<br /> |<br /> * [[Nihilismus]]: lehrte ein System, in dem weder Personen noch äußere Objekte wahrhaft existieren ([[Hinayana]])<br /> |<br /> * Klassische Zeit in Indien [[Gupta-Reich]]<br /> |-<br /> | um 420–500 n. Chr.<br /> | [[Vasubandhu]]<br /> <br /> [[Datei:Vasubandhu.JPG|60px]]<br /> |<br /> * [[Realismus (Philosophie)|Realismus]]: Die körperliche Welt ist real, es gibt nur kein dauerhaftes Selbst ([[Mahayana]])<br /> |<br /> |-<br /> | um 420–500 n. Chr.<br /> | [[Asanga]]<br /> <br /> [[Datei:Asanga.JPG|60px]]<br /> |<br /> * [[Idealismus]]: Wahrheit entsteht weder aus der Bejahung noch aus der Verneinung der Realität<br /> * Wahres Sein haben allein die Ideen ([[Hinayana]])<br /> * Wechselte später zur Lehre seines Bruders<br /> |<br /> |-<br /> | 7. Jahrhundert<br /> | [[Dharmakirti]]<br /> <br /> [[Datei:Dharmakirti.gif|60px]]<br /> |<br /> * buddhistischer Logiker<br /> |<br /> |-<br /> | 1222–1282<br /> | [[Nichiren]]<br /> <br /> [[Datei:Nichiren Daishonin Hakii Portrait.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer einer Schule des [[Buddhismus in Japan]], des [[Nichiren-Buddhismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#DDDDDD;&quot; |<br /> <br /> == Mittelalter ==<br /> Die [[Philosophie des Mittelalters]] umfasst sehr vielfältige Strömungen, die sich seit dem [[Ende der Antike]] bis zur [[Reformation]] in [[Europa]] entwickelt haben. Im abendländischen Kulturkreis wird sie in der Patristik durch das [[Christentum]] geprägt und getragen. Als „finstere“ Epoche verkannt, war im mittelalterlichen Denken schon vieles angelegt, was [[Philosophie der Renaissance und des Humanismus|Renaissance]], [[Humanismus]] und schließlich [[Aufklärung]] formulierten. Das Wissen der Antike wurde zunächst in [[Kloster|Klöstern]] bewahrt und weitergegeben. Entscheidender ist für den lateinischen Westen der Wissensschatz, der ihm vermittelt über Übersetzungen arabischer und teils auch jüdischer Philosophen zuwächst. Eine Blüte entsteht Ende des 11. Jahrhunderts begleitet von der Gründung der ersten [[Universität]]en, an denen die [[Artes liberales]] gelehrt werden. Im 12. Jahrhundert war die byzantinische und islamische Welt Europa noch kulturell und wissenschaftlich hoch überlegen. Mit Untergang des [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reiches]] überlieferten Gelehrte dieses Wissen im 15. Jahrhundert vermehrt nach Westeuropa und wirkten so mit an der Entstehung der Renaissance.<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Patristik ===<br /> Als [[Patristik]] wird in der [[Christentum|christlichen]] [[Theologie]] und [[Philosophie]] die Wissenschaft bezeichnet, die sich mit der Zeit der [[Kirchenväter]] beschäftigt, das heißt mit der [[Zeitalter|Epoche]] der [[Alte Kirche|Alten Kirche]] vom 1. Jahrhundert bis zum 7. oder spätestens frühen 8. Jahrhundert.<br /> <br /> ==== Apostolische Väter ====<br /> Die [[Apostolische Väter|Apostolischen Väter]] verfassten kirchlich bedeutsamen Schriften im späten ersten und in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 50–97/101<br /> | [[Clemens von Rom]]<br /> <br /> |<br /> * [[Erster Clemensbrief]]<br /> |<br /> |-<br /> | um 150<br /> | [[Hirte von Hermas|Hermas]]<br /> |<br /> * Schrieb kritisch gegen die Philosophie<br /> |<br /> |-<br /> | † 107<br /> | [[Ignatius von Antiochien|Ignatius]]<br /> <br /> [[Datei:Ignatius of Antiochie, poss. by Johann Apakass (17th c., Pushkin museum).jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> * 64 Brand Roms unter Nero<br /> * Märtyrertod von [[Paulus von Tarsus|Paulus]] und [[Simon Petrus|Petrus]]<br /> |-<br /> | 69–155<br /> | [[Polykarp von Smyrna|Polykarp]]<br /> <br /> [[Datei:Polycarp.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> * um 70 Entstehung des [[Evangelium nach Markus|Markusevangeliums]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Häretiker und Gnosis ====<br /> Im [[Urchristentum]] gab es einen [[Pluralismus (Theologie)|Pluralismus]] von theologischen Sichtweisen. Eines der frühen Probleme des Christentums war, sich in der [[Synkretismus|synkretistischen]] Kultur des [[Hellenismus]] gegenüber synkretistischen Religionen wie Gnostizismus und Manichäismus abzugrenzen, die die christlichen [[Dogma|Dogmen]] ganz oder teilweise mit anderen Religionen oder Eigenkonstruktionen vermischten. [[Gnosis|Gnostische Bewegungen]] wurden nach ihren Führern oder Gründern als [[Valentinianismus|Valentinianer]], [[Simon Magus|Simonianer]] oder [[Basilides (Gnostiker)|Basilidianer]] benannt.<br /> |-<br /> | um 125<br /> | [[Basilides (Gnostiker)|Basilides]]<br /> |<br /> * Die Seele ist ein auf der Erde verirrter Fremdling<br /> * Die Sphäre Gottes erreicht man durch die Lösung von allem Irdischen<br /> |<br /> |-<br /> | um 150<br /> | [[Valentinus]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 85–160<br /> | [[Marcion|Marcion von Sinope]]<br /> |<br /> * [[Markionismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 216–276/277<br /> | [[Mani (Religionsstifter)|Mani]]<br /> |<br /> * Persische Religion des [[Manichäismus]]<br /> * [[Erlösung]] durch den Sieg des Lichtes über die Finsternis<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Apologeten ====<br /> Die [[Apologet]]en haben die [[Christliche Apologie|christlichen Apologie]], die das [[Christentum]] im [[Römisches Reich|Römischen Reich]] als vernünftige [[Religion]] aufzeigt, gegen Angriffe anderer Religionen und [[Philosophie]]n verteidigt.<br /> |-<br /> | 100–163<br /> | [[Justin der Märtyrer]]<br /> |<br /> * Die Philosophie führt zu Gott<br /> * Aber letzte Fragen beantwortet nur die Schrift<br /> |<br /> * 132–135 [[Bar Kochba]] Aufstand mit anschließender ''Zerstreuung'' der Juden<br /> |-<br /> | 130–190<br /> | [[Athenagoras von Athen|Athenagoras]]<br /> |<br /> * Bittschrift für die Christen an Kaiser [[Mark Aurel]]<br /> |<br /> |-<br /> | unsicher<br /> | [[Tatian]]<br /> |<br /> * Rede an die Griechen<br /> |<br /> |-<br /> | 120–200<br /> | [[Irenäus von Lyon|Irenäus]]<br /> |<br /> * Kämpfte als Bischof von Lyon gegen die [[Häresie|Häretiker]]<br /> * gilt als Begründer der kirchlichen [[Dogmatik]]<br /> |<br /> |-<br /> | 160–225<br /> | [[Tertullian]]<br /> |<br /> * Schrieb als Erster auf Latein und schuf wichtige Begriffe des [[Kirchenlatein]]s<br /> * Philosophie hat nur eine ergänzende Aufgabe<br /> * Der Offenbarungsglaube ist ein Glaube an etwas Übervernünftiges (credo quia absurdum)<br /> |<br /> * um 200 Beginn des [[Papst]]tums<br /> |-<br /> | 200–258<br /> | [[Cyprian von Karthago|Cyprian]]<br /> |<br /> * Vertrat die Kindstaufe<br /> * Entwickelte die Lehre vom Glauben als der Gnade Gottes<br /> |<br /> * um 200 erste lateinische Bibel (Itala)<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Theologische Systematisierungen ====<br /> Erst schrittweise setzten sich die [[Dreifaltigkeitslehre|Trinitarier]] durch, entstand die [[Biblische Exegese|allegorische Schriftauslegung]] und eine allmähliche Annäherung des Christentums an den [[Neuplatonismus]].<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | um 260–336<br /> | [[Arius|Arius von Alexandria]]<br /> |<br /> * Bestritt die [[Dreifaltigkeit|Dreieinigkeit]] Gottes<br /> * War Ausgangspunkt für den [[Arianismus]]<br /> |<br /> * 311 [[Toleranzedikt des Galerius]] beendet [[Christenverfolgung]]<br /> |-<br /> | 260 oder 264–337 oder 340<br /> | [[Eusebius von Caesarea]]<br /> |<br /> * Gilt durch seine Chroniken als Begründer der [[Kirchengeschichte (Literatur)|Kirchengeschichte]]<br /> |<br /> * 325 [[Erstes Konzil von Nicäa|Konzil von Nicäa]] mit Verdammung des Arianismus<br /> |-<br /> | um 298–373<br /> | [[Athanasius der Große|Athanasius]]<br /> |<br /> * Lehrte die [[Dreifaltigkeit|Trinität]]<br /> * Entschiedener Gegner des Arius<br /> |<br /> * 330 [[Konstantinopel]] wird Hauptstadt<br /> |-<br /> | 315–367<br /> | [[Hilarius von Poitiers]]<br /> |<br /> * Maßgeblicher Vertreter der Trinitarier<br /> |<br /> |-<br /> | 335–394<br /> | [[Gregor von Nyssa]]<br /> |<br /> * [[Kirchenvater]] für die orthodoxe Kirche<br /> * Lehrte die Unendlichkeit Gottes und die [[Dreifaltigkeit]]<br /> |<br /> * 391 Christentum als Staatsreligion unter [[Theodosius I.|Theodosius]]<br /> |-<br /> | 340–397<br /> | [[Ambrosius von Mailand]]<br /> |<br /> * War ein gemäßigter Trinitarier<br /> * Bekehrte Augustinus<br /> |<br /> * 395 [[Theodosianische Dynastie|Reichsteilung]] in West- und Ostrom<br /> |-<br /> | 354–430<br /> | [[Augustinus von Hippo|Augustinus]]<br /> [[Datei:AugustineBaptism.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schuf die grundlegende Theologie für fast 1000 Jahre<br /> * Die Philosophie hat die Aufgabe, die Kirchenlehre ([[Dogmatik]]) wissenschaftlich darzustellen und zu begründen<br /> * [[Gnade (Theologie)|Gnadenlehre]]: Erlösung von der [[Erbsünde]] durch Gottes Willkür ([[Prädestination]])<br /> * In der Erlösung offenbart sich Gottes Barmherzigkeit, in der Verdammnis Gottes Gerechtigkeit (Lehre von der doppelten Prädestination)<br /> * Gott ist das Eine (unum), Wahre (verum), Gute (bonum), weshalb jede Vernunfterkenntnis Gotteserkenntnis ist.<br /> * Auch der Skeptiker muss das Vorhandensein von Empfindungen anerkennen (Innere Erfahrung = Dualismus von [[Leib-Seele-Problem|Leib und Seele]]). Die Seele ist das Ganze der Persönlichkeit.<br /> * Die Seelentätigkeiten sind Vorstellung (memoria), Urteil (intellectus) und Wille (voluntas). Entsprechend ist die Wirklichkeit bestimmt durch Sein (esse), Wissen (nosse) und Wollen (velle).<br /> * Der Antrieb des Menschen ist sein Wille. Die wahre Erfüllung des Willen ist die Anschauung Gottes.<br /> * Unterscheidet im ''[[Theokratie|Gottesstaat]]'' in ein [[Diesseits|diesseitiges]] weltliches Reich und einen [[Jenseits|jenseitigen]] [[Gottesstaat]] ([[Zwei-Reiche-Lehre]])<br /> * Ziel ist die Überwindung des weltlichen Reiches zugunsten des Gottesstaates und damit der Überwindung der Entfremdung von Mensch und Gott<br /> * [[Philosophie der Zeit]] und Philosophie des Zweifels<br /> |<br /> * 410 Eroberung Roms durch die [[Goten#Westgoten|Westgoten]]<br /> * 429 [[Vandalen]] erobern Nordafrika<br /> * Der christliche Dichter [[Prudentius]] (* 348 – † nach 405) verfasst die ''[[Psychomachia]]''<br /> |-<br /> | 480–524<br /> | [[Boëthius]]<br /> |<br /> * Diskutierte im Proklos-Kommentar das [[Universalienproblem]]<br /> * Schrieb vor seiner Hinrichtung den ''[[Der Trost der Philosophie|Trost der Philosophie]]''<br /> |<br /> * 476 Sturz des letzten weströmischen Kaisers durch [[Odoaker]]<br /> |-<br /> | um 500<br /> | [[Pseudo-Dionysius Areopagita]]<br /> |<br /> * Unbekannter Schreiber<br /> * Alles Sichtbare ist nur ein [[Gleichnis]] des Unsichtbaren<br /> * Den Aufstieg zum einen erreicht man durch Reinigung, [[Erleuchtung]] und [[Kontemplation]]<br /> |<br /> * ca. 600 Ende der [[Völkerwanderung]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Scholastik 500–1400 ===<br /> ==== Frühes Mittelalter ====<br /> Die Übergangszeit zwischen Patristik und [[Scholastik]] hat kein eigenständiges neues Denken hervorgebracht. Allerdings gab es eine Reihe wichtiger Personen, die an der [[Tradierung]] der antiken Bildung maßgeblichen Anteil hatten.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | † 636<br /> | [[Isidor von Sevilla]]<br /> |<br /> * Schrieb eine [[Enzyklopädie]] namens [[Etymologiae]]<br /> |<br /> * 507 [[Chlodwig I.]] erobert Südgallien, Beginn des [[Fränkisches Reich|Frankenreichs]]<br /> |-<br /> | † 662<br /> | [[Maximus Confessor]]<br /> |<br /> * Kommentierte Augustinus und Boethius<br /> |<br /> * 568 [[Langobarden]] beenden Herrschaft [[Byzantinisches Reich|Ostroms]] in Italien<br /> |-<br /> | um 673–735<br /> | [[Beda Venerabilis]]<br /> |<br /> * [[Historia ecclesiastica gentis Anglorum]] (Kirchengeschichte des englischen Volkes)<br /> * System der [[Zeitrechnung]]<br /> |<br /> |-<br /> | 675–750<br /> | [[Johannes von Damaskus]]<br /> |<br /> * Byzantinischer [[Kirchenlehrer]]<br /> |<br /> * 630 Eroberung [[Mekka]]s durch [[Mohammed]]<br /> * 711 [[Mauren]] in Spanien<br /> |-<br /> | 730–804<br /> | [[Alkuin]]<br /> |<br /> * Leitete die Hofschule [[Karl der Große|Karls des Großen]] ([[Karolingische Renaissance]])<br /> * Machte die ''[[Sieben Freie Künste|Sieben Freien Künste]]'' (artes liberales) zum verbindlichen Unterrichtsinhalt.<br /> |<br /> * 751 [[Pippin der Jüngere]] begründet des Reich der [[Karolinger]]<br /> * 800 Kaiserkrönung [[Karl der Große|Karls des Großen]]<br /> |-<br /> | 780–856<br /> | [[Rabanus Maurus]]<br /> [[Datei:Raban-Maur Alcuin Otgar.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schrieb die Enzyklopädie ''[[de universo]]''<br /> |<br /> * 862 [[Rjurik|Rurik]] in [[Weliki Nowgorod|Nowgorod]]<br /> |-<br /> | 810–877<br /> | [[Johannes Scotus Eriugena|Eriugena]]<br /> [[Datei:Johannes-Scotus-Erigena.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Irischer [[Naturphilosophie|Naturphilosoph]], der die Bedeutung der Vernunft betonte.<br /> * Eigenes System mit Gott als Ursache und Ziel alles Seienden<br /> * Übernahm die [[Emanation (Philosophie)|Emanationslehre]] [[Plotin]]s und lehnte Augustinus’ Prädestination ab<br /> |<br /> * 871–899 [[Alfred der Große]] von England<br /> |-<br /> | um 950–1028<br /> | [[Fulbert von Chartres]]<br /> |<br /> * Begründer der ''[[Schule von Chartres]]'' ([[Domschule|Kathedralschule]])<br /> |<br /> |-<br /> | um 950–1022<br /> | [[Notker III.|Notker Teutonicus]]<br /> |<br /> * Erster Aristoteles-Kommentator des Mittelalters<br /> |<br /> * 936–973 [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] Deutscher Kaiser (962)<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Islamische Philosophie ====<br /> Vor der Entfaltung der lateinischen Scholastik besteht eine arabische und innerhalb derselben auch jüdische akademische Hochkultur, durch welche auch zahlreiche griechische Texte vermittelt, interpretiert und fortgeschrieben werden. Auch in der Medizin, den Naturwissenschaften, der Mathematik, der Jurisprudenz, der Logik usw. holt die westlich-lateinische erst im 12. und 13. Jahrhundert gegenüber der arabischen Kultur auf.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 800–870<br /> | [[al-Kindī|Alkindus]] (al-Kindī)<br /> |<br /> * Übersetzte griechische Texte, begründet die arabische Philosophie<br /> * befasste sich u.&amp;nbsp;a. mit peripatetischer Naturphilosophie<br /> |<br /> * um 570–632 Mohammed<br /> * 749 Beginn der Herrschaft der [[Abbasiden]]<br /> |-<br /> | 864–925<br /> | [[Rhazes]] (al-Razi)<br /> |<br /> * Bedeutender persischer Arzt, Naturwissenschaftler, Philosoph und Schriftsteller<br /> |<br /> * 976–1025 Kaiser [[Basileios II.]] von [[Konstantinopel|Byzanz]]<br /> * 998–1030 [[Mahmud von Ghazni]], der den [[Islam]] nach Indien bringt.<br /> |-<br /> | 870–950<br /> | [[al-Fārābī|Alpharabius]] (al-Fārābī)<br /> |<br /> * Übersetzt und vermittelt griechische Philosophie<br /> * versucht eine Synthese von dem, was er für aristotelisch und platonisch hält<br /> * befasste sich auch mit Mathematik und Musik<br /> |<br /> * 1071 [[Seldschuken]] besiegen Byzanz in der [[Schlacht von Manzikert]] und erobern [[Jerusalem]]<br /> |-<br /> | 980–1037<br /> | [[Avicenna]] (Ibn Sina)<br /> |<br /> * Systematische Ausarbeitung der Ansätze Farabis<br /> * Konzeptualismus und Emanation<br /> |<br /> * 1085 [[Toledo]] wird von den Christen erobert.<br /> |-<br /> | 1058–1111<br /> | [[Al-Ghazālī|Algazel]] (al-Ghazālī)<br /> |<br /> * Persischer, [[Aschariten|ash'aritischer]] Theologe und Philosoph<br /> * greift zahlreiche maßgeblich durch Avicenna vertretene Lehren an<br /> |<br /> |-<br /> | 1126–1198<br /> | [[Averroes]] (Ibn Ruschd)<br /> [[Datei:AverroesColor.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Aristoteleskommentare (für die lateinische Philosophie des Mittelalters „Der Kommentator“)<br /> * Es gibt genau einen aktiven Intellekt<br /> * Philosophie ist eine religiöse Pflicht für Intellektuelle, aber die Religion vermittelt die Wahrheit allen<br /> * verteidigt einen radikalen „Aristotelismus“ gegen al-Ghazālī<br /> |<br /> * Unter [[Saladin]] (1137–1193) wird Ägypten wieder sunnitisch.<br /> * 1187 Saladin schlägt die [[Kreuzzug|Kreuzfahrer]] am [[See Genezareth]]<br /> |-<br /> | 1332–1406<br /> | [[Ibn Chaldun]]<br /> |<br /> * Arabischer Historiker<br /> * Beschreibt geschichtliche Zusammenhänge mit Interessen, die heute „soziologisch“ heißen würden<br /> |<br /> * 1326 [[Orhan I.]] erobert [[Bursa]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Frühscholastik ====<br /> Die Frühscholastik ist die Zeit der Schulphilosophie, in der herausragende Denker sich nicht mehr auf die klösterliche Kontemplation beschränken, sondern mit Argumenten der Vernunft offensichtliche Widersprüche in den kirchlichen Lehren hinterfragen und diskutieren wollten. Oft brachten solche Diskussionen sie in Gefahr. Sie wurden als Ketzer verurteilt und mussten ihre Thesen widerrufen, wenn sie keine Risiken für Leib und Leben eingehen wollten. Dennoch fanden sich immer wieder freie Geister, die aus Überzeugung für die Vernunft eintraten.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | † 1088<br /> | [[Berengar von Tours]]<br /> |<br /> * Sah im Abendmahlstreit Brot und Wein nur als sinnbildlich an.<br /> * Argumentierte, dass er in der Vernunft nach dem Bilde Gottes geschaffen sei.<br /> |<br /> * 987–1328 [[Kapetinger]] in Frankreich<br /> * 1024–1125 [[Salier]] in Deutschland<br /> |-<br /> | 1005–1089<br /> | [[Lanfrank von Bec]]<br /> |<br /> * Wollte im [[Abendmahlsstreit]] nicht der Vernunft, sondern nur den Autoritäten folgen.<br /> |<br /> * 1046 [[Synode von Sutri]]<br /> * Absetzung dreier rivalisierender Päpste<br /> |-<br /> | 1006–1072<br /> | [[Petrus Damiani]]<br /> |<br /> * Kämpfte gegen die Sittenlosigkeit der römischen Geistlichkeit.<br /> * Prägte den Spruch von der Philosophie als der Magd der Theologie.<br /> |<br /> * 1054 Trennung ([[Schisma]]) Roms von der [[Ostkirchen|Ostkirche]]<br /> |-<br /> | 1033–1109<br /> | [[Anselm von Canterbury]]<br /> |<br /> * Wandte die [[Dialektik]] als Methode auf die christliche Gotteslehre an.<br /> * führte den [[Gottesbeweis|ontologischen Gottesbeweis]]<br /> * Bekannte mit Augustinus ''[[Credo ut intelligam]]'' (ich glaube, um zu verstehen).<br /> |<br /> * 1066 [[Wilhelm I. (England)|Wilhelm der Eroberer]] siegt bei [[Schlacht bei Hastings|Hastings]] und wird zum König von England gekrönt.<br /> |-<br /> | 1050–1120<br /> | [[Johannes Roscelin|Roscelinus]]<br /> |<br /> * Radikaler Nominalist<br /> * Leitete daraus einen [[Tritheismus]] ab<br /> |<br /> * 1074 Verfügung des [[Zölibat]] durch Papst [[Gregor VII.]]<br /> * 1077 [[Gang nach Canossa]]<br /> |-<br /> | † 1121<br /> | [[Wilhelm von Champeaux]]<br /> |<br /> * Realist im [[Universalienproblem|Universalienstreit]], der sich gegen Roscelin durchsetzte.<br /> * Gründer des Stiftes [[Saint-Victor (Paris)|Saint-Victor]]<br /> |<br /> * 1096–1099 Erster [[Kreuzzug]] mit Eroberung Jerusalems<br /> |-<br /> | † nach 1124<br /> | [[Bernhard von Chartres]]<br /> |<br /> * War stark vom [[Platonismus]] geprägt.<br /> * [[Universalienproblem|Universalien]] sind gleich den platonischen Ideen<br /> |<br /> * um 1100 Gründung der [[Universität von Bologna]]<br /> |-<br /> | 12. Jahrhundert<br /> | [[Bernardus Silvestris]]<br /> |<br /> * ''Cosmographia'', Gedicht über die Erschaffung der Welt mit Bezügen zum [[Timaios]]<br /> * ebenfalls [[Chartres]], aber nicht identisch mit Bernhard von Chartres<br /> |<br /> * 1119 Gründung des [[Templerorden]]s<br /> |-<br /> | 1079–1142<br /> | [[Peter Abaelard]]<br /> [[Datei:Abelard and Heloise.jpeg|60px]]<br /> |<br /> * Bedeutendster Philosoph der Frühscholastik<br /> * Vermittelte im Universalienstreit mit dem [[Konzeptualismus]]<br /> * Entwickelte die [[Scholastik#Methode|scholastische Methode]] fort ''(sic et non)''<br /> * Empfindung als verworrene Vorstellung wird durch den Verstand zu Begriffen und Urteilen verarbeitet.<br /> * Schrieb zum [[Frieden]] zwischen den Religionen und entwickelte eine [[Gesinnungsethik]] (Die Moral liegt im inneren Entschluss.)<br /> * Hatte ein berühmtes Verhältnis zu [[Heloisa]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1080–1145<br /> | [[Gilbert von Poitiers]]<br /> <br /> [[Datei:Gilbert de la Porrée.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertreter des Realismus im Universalienstreit<br /> * Unterschied begrifflich Gott und Gottheit sowie Individualität und Singularität<br /> |<br /> * 1122 [[Wormser Konkordat]] beendet [[Investiturstreit]]<br /> |-<br /> | 1097–1147<br /> | [[Hugo von St. Viktor]]<br /> <br /> [[Datei:Hugostv.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Verband Mystik mit Naturforschung<br /> * Drei Erkenntnisweisen: 1. äußere Welt in der Vernunft (cogitatio), 2. innere Welt in den Empfindungen (meditatio), 3. Gott im Glauben (contemplatio)<br /> |<br /> * um 1125 Erfindung des [[Bleistift]]s<br /> |-<br /> | † nach 1150<br /> | [[Wilhelm von Conches]]<br /> |<br /> * Stark physikalisch geprägtes Weltbild<br /> |<br /> * 1138–1152 [[Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] erster Staufer<br /> |-<br /> | † 1151<br /> | [[Thierry von Chartres]]<br /> |<br /> * Moderne Interpretation der [[Schöpfung]]sgeschichte<br /> |<br /> * 1152–1190 [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I., Barbarossa]]<br /> |-<br /> | 1090–1160<br /> | [[Adelard von Bath]]<br /> |<br /> * Erkannte beim Studium in Spanien die Überlegenheit der arabischen Wissenschaften<br /> * Übersetzte arabische Texte und verbreitete deren Wissen in der Mathematik, Medizin und Astronomie<br /> |<br /> |-<br /> | 1100–1160<br /> | [[Petrus Lombardus]]<br /> |<br /> * Schrieb die als Lehrwerk lange gültigen Sentenzen.<br /> |<br /> * 1147–1149 Zweiter Kreuzzug wird zum Fehlschlag<br /> |-<br /> | um 1100–1160<br /> | [[Hermann von Carinthia]]<br /> <br /> [[Datei:Hermanus Dalmata.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosoph, Astronom, Astrologe, Mathematiker, Übersetzer und Autor<br /> |<br /> * 1154–1189 [[Heinrich II. (England)|Heinrich II.]] von England<br /> |-<br /> | 1115–1180<br /> | [[John of Salisbury]]<br /> |<br /> * Konzeptualist, Sekretär von [[Thomas Becket]]<br /> * [[Staatstheorie]] mit der Pflicht zu [[Sittlichkeit]] und Tugend für Staatsvertreter<br /> |<br /> * 1170 Ermordung von Thomas Becket<br /> * Sturmflut verwüstet Niederlande<br /> |-<br /> | 1120–1202<br /> | [[Alanus ab Insulis]]<br /> |<br /> * Entwarf eine axiomatische Theologie ausgehend von der Einheit des Einen.<br /> |<br /> * 1189–1192 Dritter Kreuzzug, Barbarossa ertrinkt im [[Göksu (West-Kilikien)|Saleph]]<br /> |-<br /> | um 1130–1202<br /> | [[Joachim von Fiore]]<br /> <br /> [[Datei:Joachim of Flora.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Allegorische [[Bibel|Schriftauslegung]].<br /> * Geschichte ist gegliedert die die [[Trinität]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Jüdische Philosophie ====<br /> In der [[Jüdische Philosophie|jüdischen Philosophie]] entwickelte sich im Mittelalter ähnlich wie bei den arabischen Denkern eine starke Nähe zum [[Aristotelismus]].<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1020–1068<br /> | [[Solomon ibn Gabirol|Gabirol]]<br /> |<br /> * Der göttliche Wille ist die Quelle des Lebens<br /> |<br /> |-<br /> | 1100–1189<br /> | [[Abraham ibn Daud]]<br /> |<br /> * Chronist, [[Aristoteliker]] und Astronom<br /> |<br /> |-<br /> | 1135–1204<br /> | [[Maimonides]]<br /> |<br /> * Zweifelnde sollen durch Vernunft zum Glauben finden.<br /> * [[Tugendethik]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1288–1344<br /> | [[Levi ben Gershon]]<br /> |<br /> * Averroist<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Hochscholastik ====<br /> Die Hochscholastik wurde zur Blüte des Aristotelismus. Verglichen mit der auf Augustinus zurückgehenden Ablehnung der [[Naturwissenschaft]]en und der stark untergeordneten Rolle der [[Vernunft]] entstand nun eine weitere Öffnung und Liberalisierung. Es gab immer mehr einzelne Denker, die die Erkundung der Natur durch Experimente forderten, weil nur so wirkliche neue Erkenntnis zu gewinnen sei. Allerdings entstand in der [[Kirche (Organisation)|Kirche]] auch Gegenwehr. Eine zu offene sich auf Aristoteles berufende kritische Vernunft wurde als [[Averroismus]] mit Verboten belegt.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1170–1253<br /> | [[Robert Grosseteste]]<br /> <br /> [[Datei:Robert Grosseteste.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Griff naturwissenschaftliche Fragen auf<br /> |<br /> * 1182–1226 [[Franz von Assisi]]<br /> * 1190 Gründung des [[Deutscher Orden|Deutschen Ordens]]<br /> * um 1200 Gründung der [[University of Cambridge]]<br /> |-<br /> | 1170–1245<br /> | [[Alexander von Hales]]<br /> |<br /> * Früher [[Aristoteliker]]<br /> * Schrieb ''[[Quaestio (Literaturgattung)|Quaestiones]]'' nach der scholastischen Methode<br /> |<br /> * 1204 Vierter Kreuzzug mit Eroberung Konstantinopels<br /> * Kaisertum von [[Byzantinisches Reich|Byzanz]]<br /> |-<br /> |um 1154 – nach 1220<br /> | [[Alfred von Sareshel]]<br /> |<br /> * früher [[Aristotelismus]]; Das Herz ist das Haus der [[Seele]], die die [[Entelechie]] des Leibes ist.<br /> |<br /> |-<br /> | 1221–1274<br /> | [[Bonaventura]]<br /> |<br /> * Betonte die Erleuchtung durch Gott<br /> * Kontemplation ist die höchste Stufe der Nachfolge Christi<br /> |<br /> * 1206 [[Dschingis Khan]] einigt die [[Mongolen]]<br /> |-<br /> | 1200–1280<br /> | [[Albertus Magnus]]<br /> |<br /> * Beeindruckte durch umfangreiches naturwissenschaftliches Wissen<br /> * Lehrte als einer der ersten Aristoteles<br /> * Das „natürliche Licht“ (lumen naturale) der Erkenntnis der Philosophie steht im Einklang mit der Offenbarung, welche aber umfassender ist.<br /> |<br /> * 1207 [[Sängerkrieg auf der Wartburg|Sängerstreit]] auf der [[Wartburg]]<br /> * um 1210 [[Parzival]] von [[Wolfram von Eschenbach]]<br /> |-<br /> | 1225–1274<br /> | [[Thomas von Aquin]]<br /> <br /> [[Datei:St-thomas-aquinas.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Einklang von Wissenschaft und Vernunft<br /> * Wahrheit = adaequatio rei et intellectus<br /> * Vorrang der [[Offenbarung]]slehren ([[Sakrament]]e, jüngstes Gericht, [[Jungfräuliche Geburt]])<br /> * Gott als Verursacher (causa effiziens) und Endzweck (causa finalis)<br /> * [[Kardinaltugend]]en<br /> * [[Unsterblichkeit]] der Seele, die sowohl reiner Geist als auch Entelechie des Leibes ist.<br /> * Nach göttlichem Plan ist Zweck des Staates die Tugend unter dem Naturrecht (lex naturalis) zu verwirklichen.<br /> |<br /> * 1212 [[Kinderkreuzzug]]<br /> * 1215 [[Magna Carta]]<br /> * 1218 [[Jadebusen]] entsteht durch Sturmflut<br /> * 1228/29 Fünfter Kreuzzug<br /> * [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] König von Jerusalem<br /> |-<br /> | † 1284<br /> | [[Siger von Brabant]]<br /> |<br /> * Averroist<br /> * Wollte Aristoteles ohne Offenbarungslehren unterrichten<br /> |<br /> * 1273–1291 [[Rudolf I. (HRR)|Rudolf I.]] von Habsburg<br /> * um 1290 Ausweisung der Juden aus England<br /> |-<br /> | † 1286<br /> | [[Boetius von Dacien]]<br /> |<br /> * ebenfalls Averroist<br /> |<br /> |-<br /> | † 1290<br /> | [[Wilhelm de la Mare]]<br /> |<br /> * „Correctorium“ als franziskanische Kritik an Thomas<br /> |<br /> |-<br /> | 1214–1294<br /> | [[Roger Bacon]]<br /> |<br /> * Früher Emprist mit praktischen Experimenten<br /> * Wendete sich gegen Vorurteile, Gewohnheit und Mangel an Selbstkritik.<br /> * Autorität der Theologie ist allein Gottes Wille.<br /> |<br /> * 1282 [[Eduard I. (England)|Eduard I.]] erobert [[Wales]]<br /> |-<br /> | 1226–1277<br /> | [[Petrus Hispanus]]<br /> |<br /> * Kompendium der Logik<br /> |<br /> * 1291 [[Akkon]] fällt an die [[Mameluken]]<br /> |-<br /> | 1217–1293<br /> | [[Heinrich von Gent]]<br /> |<br /> * Wollte gegen Thomas’ [[Intellektualismus]] zurück zu Augustinus<br /> |<br /> * 1298 Reiseberichte des [[Marco Polo]]<br /> |-<br /> | 1243–1316<br /> | [[Aegidius Romanus]]<br /> |<br /> * erstellte Katalog von 95 Irrlehren der Philosophen, die zu den [[Pariser Verurteilungen]] führte.<br /> |<br /> * um 1294 Gründung der [[Hanse]]<br /> * 1307 [[Rütlischwur]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Spätscholastik ====<br /> In der Spätscholastik schlug das Pendel erneut um. Viele Denker erkannten nun, dass eine rein auf Logik und Vernunft aufgebaute Glaubenslehre nicht mehr durchhaltbar war und forderten die Trennung von Glauben und Vernunft. Bildung verbreitete sich auch durch die fortschreitenden Universitätsneugründungen immer mehr und ging Schritt für Schritt auch auf bürgerliche Kreise über, die ihren Lebensunterhalt nicht mehr im Rahmen kirchlicher Institutionen verdienten.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | vor 1250 bis nach 1305<br /> | [[Gottfried von Fontaines]]<br /> |<br /> * [[Aristoteliker]] im [[Universalienstreit]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1250–1320<br /> | [[Dietrich von Freiberg]]<br /> |<br /> * Vertrat das Prinzip der [[Kohärenztheorie|Kohärenz]]<br /> * kritisierte verschiedene Positionen des [[Thomismus]]<br /> * thematisierte den Unterschied von [[Intellectus agens und intellectus possibilis]]<br /> * unterschied in der [[Vier-Elemente-Lehre]] zwischen einem bloßen Gemisch (confusio) und einer Verbindung (mixtio)<br /> * Erforschte das Prinzip des [[Regenbogen]]s<br /> |<br /> |-<br /> | 1266–1308<br /> | [[Johannes Duns Scotus]]<br /> <br /> [[Datei:JohnDunsScotus.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Gegenspieler von Thomas (Logiker und Mathematiker)<br /> * Der Wille hat Vorrang vor der Vernunft. [[Das Gute]] wird durch den Willen bestimmt und steht höher als das Wahre<br /> * Erste Schritte zur Trennung von Theologie und Philosophie: Weder der zeitliche Anfang der Welt noch die Unsterblichkeit der Seele lassen sich beweisen.<br /> |<br /> * 1303 [[Philipp IV. (Frankreich)|Philipp IV.]] setzt Papst [[Bonifaz VIII.]] fest, um dessen Weltherrschaftsanspruch zu brechen (Beginn der [[Säkularisierung]] in Frankreich)<br /> |-<br /> | 1265–1321<br /> | [[Dante Alighieri]]<br /> <br /> [[Datei:Dante-alighieri.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Entwarf ein von der Kirche unabhängiges Staatskonzept<br /> |<br /> * 1309 Papst [[Clemens V.]] verlegt seine Residenz nach [[Avignon]]<br /> |-<br /> | 1274/1275–nach 1344<br /> | [[Walter Burley]]<br /> |<br /> * Gegner des [[Universalienproblem|Nominalismus]] des Wilhelm von Ockham<br /> |<br /> |-<br /> | um 1275 oder 1290–1342 oder 1343<br /> | [[Marsilius von Padua]]<br /> |<br /> * Staatstheoretiker, Politiker und ein bedeutender Vertreter des scholastischen Aristotelismus<br /> |<br /> * um 1310 allgemeiner Kälteeinbruch führt zu Hungersnöten in Europa und Asien und zu Bevölkerungsrückgängen<br /> |-<br /> | 1280–1347<br /> | [[Wilhelm von Ockham]]<br /> <br /> [[Datei:William of Ockham - Logica 1341.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Ockhams Rasiermesser]]<br /> * Beiträge zur Logik und zur [[Sprachphilosophie]]<br /> * Begriffe sind nicht Abbilder, sondern nur Zeichen (Nominalismus bzw. Terminismus)<br /> * Forderte [[Trennung von Kirche und Staat]] und musste deshalb nach München fliehen.<br /> |<br /> * um 1328 Erfindung der [[Sägewerk|Sägemühle]]<br /> * 1328–1589 [[Haus Valois]] in Frankreich<br /> * 1339–1453 [[Hundertjähriger Krieg]]<br /> |-<br /> | um 1280–1322<br /> | [[Petrus Aureoli]]<br /> |<br /> * Vertrat einen [[Konzeptualismus]] und ähnliche Positionen wie Scotus und Ockham<br /> |<br /> |-<br /> | um 1285/1289–1328<br /> | [[Johann von Jandun]]<br /> |<br /> * averroistischer Philosoph, Theologe und politischer Theoretiker<br /> |<br /> |-<br /> | um 1300 bis nach 1350<br /> | [[Nicolaus von Autrecourt]]<br /> |<br /> * Kritik des Substanzbegriffs und der traditionellen Kausalitätslehre<br /> |<br /> * 1341 erste Erwähnung eines [[Kölner Karneval]]szuges<br /> |-<br /> | 1300–1358<br /> | [[Johannes Buridan]]<br /> |<br /> * Befasste sich mit der [[Freier Wille|Willensfreiheit]]<br /> * ([[Buridans Esel]])<br /> |<br /> * 1348 Gründung der [[Karls-Universität Prag|Universität Prag]]<br /> * 1348–1350 [[Pest]]<br /> |-<br /> | 1316–1390<br /> | [[Albert von Rickmersdorf]]<br /> |<br /> * Rektor der Wiener Universität<br /> |<br /> * 1356 [[Goldene Bulle]] durch Kaiser [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]]<br /> |-<br /> | 1330–1382<br /> | [[Nikolaus von Oresme]]<br /> <br /> [[Datei:Oresme.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Hielt heliozentrisches Weltbild für möglich<br /> |<br /> * 1381 englischer Bauernaufstand<br /> |-<br /> | 1335–1396<br /> | [[Marsilius von Inghen]]<br /> <br /> [[Datei:Marsilius von Inghen.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mitbegründer der [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]]<br /> |<br /> * 1396 Türken besiegen Kreuzfahrer in der [[Schlacht von Nikopolis]]<br /> |-<br /> | † um 1420<br /> | [[William Penbygull]]<br /> |<br /> * Anhänger Wycliffs, Universalienrealist<br /> |<br /> |-<br /> | 1340–1420<br /> | [[Pierre d’Ailly]]<br /> <br /> [[Datei:Pierre d'Ailly.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Lehrte als Skeptiker den Primat des Willens.<br /> |<br /> * um 1400 Aufstieg des Hauses [[Medici]]<br /> |-<br /> | um 1385–1436<br /> | [[Raimundus Sabundus]]<br /> |<br /> * Philosoph und Theologe<br /> * „Zwei-Bücher-Metapher“<br /> * ''Theologia naturalis seu liber creaturarum.'' (1436)<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Mittelalterliche Mystik ====<br /> Wie auch andere Zeiten war das Mittelalter stets begleitet von [[Mystik|mystischem Denken]], von der Überzeugung, dass die wahre Erfüllung nur in der [[Kontemplation]] und in einem unmittelbaren [[Glaube (Religion)|Glauben]] zu erreichen ist.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1090–1153<br /> | [[Bernhard von Clairvaux]]<br /> <br /> [[Datei:Bernhard von Clairvaux (Initiale-B).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die eigentliche Tugend des Christen ist die [[Demut]]<br /> * Gegenspieler Abaelards<br /> |<br /> |-<br /> | 1098–1179<br /> | [[Hildegard von Bingen]]<br /> |<br /> * Allgemeine Lebensregeln und medizinische Texte<br /> |<br /> |-<br /> | 1135–1202<br /> | [[Joachim von Fiore]]<br /> <br /> [[Datei:Joachim of Flora.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Erwartete das jüngste Gericht um 1260<br /> |<br /> |-<br /> | † 1206<br /> | [[Amalrich von Bena]]<br /> <br /> [[Datei:Amalric Bena.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Gott lebt in allen Kreaturen ([[Pantheismus]])<br /> * musste 1204 widerrufen<br /> |<br /> |-<br /> | 1232–1316<br /> | [[Ramon Llull|Raimundus Lullus]]<br /> <br /> [[Datei:Ramon Llull.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Averroist<br /> * Magische Wahrheitsscheibe aus Begriffskombinationen<br /> |<br /> |-<br /> | 1250/1260–1310<br /> | [[Marguerite Porete]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1260–1328<br /> | [[Meister Eckhart]]<br /> |<br /> * Vernunft ohne Kontemplation ist nicht vollendet<br /> |<br /> |-<br /> | 1295–1366<br /> | [[Heinrich Seuse]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1300–1366<br /> | [[Johannes Tauler]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#DDDDDD;&quot; |<br /> <br /> == Renaissance und Reformation 1400–1600 ==<br /> Die [[Philosophie der Renaissance und des Humanismus]] und damit die [[studia humanitatis]] war in ihrer Arbeitsweise noch ganz mittelalterlichen [[Tradition]]en verbunden, arbeitete also spekulativ und textbezogen, sie öffnete sich aber mehr und mehr auch bereits vorhandenen naturwissenschaftlichen Fragestellungen und [[Methode (Erkenntnistheorie)|Methoden]], die dann das beherrschende Thema der Philosophie der Neuzeit bilden werden. Für diese Epoche spricht man auch vom [[Renaissance-Humanismus]]. [[Renaissance]] bedeutet Wiedergeburt. Die Periode wird so bezeichnet, weil die Texte der [[antike]]n [[Philosophie der Antike|griechischen und römischen Philosophen]] neu rezipiert wurden und zugleich eine Loslösung von den mittelalterlichen [[Schule]]n der [[Scholastik]] erfolgte.<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Dichter und Künstler ===<br /> In einer Zeit immer stärker wachsender und von der Kirche immer unabhängiger werdender Städte [[Italien]]s waren es vor allem die [[Dichter]] und [[Künstler]], die schon sehr früh die Freiräume nutzten und eigenständige Sichtweisen auf die Welt entwickelten.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1305–1374<br /> | [[Francesco Petrarca]]<br /> <br /> [[Datei:Francesco Petrarca00.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Gegner der [[Scholastik]] und des [[Aristotelismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1313–1375<br /> | [[Giovanni Boccaccio|Boccaccio]]<br /> |<br /> * Begründer der italienischen Novelle<br /> |<br /> |-<br /> | 1452–1519<br /> | [[Leonardo da Vinci]]<br /> <br /> [[Datei:Leonardo da Vinci - Self-Portrait - WGA12798.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Künstler, Architekt, Techniker und Anatom<br /> |<br /> |-<br /> | 1475–1564<br /> | [[Michelangelo]]<br /> <br /> [[Datei:Michelangelo-Buonarroti1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Herausragender Maler und Bildhauer<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Humanismus ===<br /> Die [[Humanismus|Humanisten]] gingen von dem allgemeinen Grundsatz der universalen Vorbildlichkeit der Antike aus. Prägend für die Bewegung war das auf Cicero zurückgehende Konzept der [[Humanität]] ([[humanitas]]). Dies verfolgte man durch das Studium des antiken Wissens ([[studia humanitatis]]), die besondere Pflege der Sprache und eine Betonung der [[Ästhetik]].<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1380–1449<br /> | [[Poggio Bracciolini]]<br /> <br /> [[Datei:Poggio Bracciolini 68 Urb. lat. 224.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Einer der wichtigsten Humanisten und Wegbereiter der italienischen Renaissance; der einige der bedeutendsten Werke der Antike wiederentdeckte<br /> |<br /> |-<br /> | 1369–1444<br /> | [[Leonardo Bruni]]<br /> |<br /> * Republikanischer Kanzler in Florenz<br /> |<br /> * 1361 Türken erobern [[Adrianopel]]<br /> |-<br /> | 1396–1459<br /> | [[Giannozzo Manetti]]<br /> |<br /> * Übersetzung des Aristoteles<br /> * Wichtiges Werk; das Traktat ''De dignitate et excellentia hominis'' (1452)<br /> * Der Mensch, wird in seiner Körperlichkeit – anatomisch korrekt – als perfekt, ebenso wie die menschlichen Seele beschrieben<br /> * Die Vorstellung eines „Elend des Menschen“ (miseria hominis) wird abgelehnt<br /> |<br /> * 1389 [[Schlacht auf dem Amselfeld (1389)|Schlacht auf dem Amselfeld]]<br /> * [[Serbien]] wird türkisch.<br /> |-<br /> | um 1406–1457<br /> | [[Lorenzo Valla]]<br /> <br /> [[Datei:Portret van Lorenzo Valla Laurentius Valla (titel op object), RP-P-1909-4359.jpg|60px]]<br /> |<br /> * italienischer [[Humanismus|Humanist]] mit [[epikur]]eischer Orientierung, [[Rhetorik]]er<br /> * Untersuchung der Freiheit des menschlichen Willens<br /> * Für eine positive Bewertung der Lust<br /> |<br /> * 1410 [[Schlacht bei Tannenberg (1410)|Schlacht bei Tannenberg]]<br /> |-<br /> | 1444–1485<br /> | [[Rudolf Agricola (Humanist)|Rudolf Agricola]]<br /> <br /> [[Datei:Portret van Rudolf Agricola Portretten van beroemde Europese geleerden (serietitel) Virorum doctorum de disciplinis (serietitel), RP-P-1906-1482.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schrieb über die dialektische Denkmethode<br /> |<br /> * 1431 Verbrennung [[Jeanne d’Arc]]s<br /> |-<br /> | um 1450–1536<br /> | [[Jacques Lefèvre d’Étaples|Faber Stapulensis]]<br /> <br /> [[Datei:FaberStapulensis.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Erste französische Bibelübersetzung<br /> |<br /> |-<br /> | 1454–1494<br /> | [[Angelo Poliziano]]<br /> <br /> [[Datei:Capella sassetti, conferma della regola francescana, dettaglio 04.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Unterrichtete in [[Florenz]] griechische und lateinische Literatur<br /> |<br /> * 1453 [[Hundertjähriger Krieg|Ende des Hundertjährigen Kriegs]]<br /> |-<br /> | 1455–1522<br /> | [[Johannes Reuchlin]]<br /> <br /> [[Datei:Johannes-Reuchlin-1516.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Hebraist<br /> * Trat gegen den Strom für [[Toleranz]] gegenüber den [[Juden]] ein.<br /> |<br /> * 1453 Eroberung von [[Konstantinopel|Byzanz]] durch [[Mehmed II.]]<br /> |-<br /> | 1459–1508<br /> | [[Conrad Celtis]]<br /> <br /> [[Datei:Epitaph of Conrad Celtis MET DP834077.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Dichter, Kartograph und Historiograph<br /> |<br /> * 1485 [[Heinrich VII. (England)|Heinrich VII.]], erster König aus dem [[Haus Tudor]]<br /> |-<br /> | 1461–1535<br /> | [[Ulrich Zasius]]<br /> <br /> [[Datei:Huldrichus Zasius.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertreter einer humanistischen [[Rechtswissenschaft|Jurisprudenz]]<br /> |<br /> * 1492 Kapitulation [[Grenada]]s<br /> |-<br /> | 1466–1536<br /> | [[Erasmus von Rotterdam]]<br /> <br /> [[Datei:Desidrius Erasmus by Hans Holbein.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kirchenkritischer [[Augustinerorden|Augustiner]], aber gegen die [[Schisma|Kirchenspaltung]]<br /> * Gegner Luthers in der Frage des Freien Willens<br /> * Für religiöse Toleranz und Ächtung von [[Nationalismus]] und Krieg.<br /> |<br /> * 1495 [[Reichstag zu Worms (1495)|Reichstag zu Worms]] ([[Ewiger Landfrieden]], [[Reichskammergericht]])<br /> * 1517 [[Selim I.]] erobert Ägypten<br /> |-<br /> | 1486–1535<br /> | [[Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim|Agrippa von Nettesheim]]<br /> <br /> [[Datei:Cornelius agrippa.png|60px]]<br /> |<br /> * Wissenschaft als „heilige Magie“ (gegen Zauberer)<br /> * in Gott sind alle Ideen vorhanden ([[Neuplatonismus]])<br /> |<br /> |-<br /> | 1492–1540<br /> | [[Juan Luis Vives]]<br /> <br /> [[Datei:Luis Vives (Pere Carbonell) Madrid 01.jpg|60px]]<br /> |<br /> * frühe pädagogische Schriften<br /> |<br /> |-<br /> | 1497–1560<br /> | [[Philipp Melanchthon]]<br /> <br /> [[Datei:PhilippMelanchthon.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Verband Gedanken der [[Reformation]] mit der Philosophie des Aristoteles<br /> |<br /> * 1529 [[Erste Wiener Türkenbelagerung]]<br /> |-<br /> | 1515–1563<br /> | [[Sebastian Castellio]]<br /> <br /> [[Datei:SebastianCastellio.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Widersacher Calvins<br /> * Früher Vertreter des Rationalismus, setzte die Vernunft über die Dogmen; zum Beispiel wird das Abendmahl rein symbolisch gedeutet<br /> |<br /> * [[Étienne Dolet]] wurde am 3. August 1546 auf den Place Maubert in Paris hingerichtet.<br /> |-<br /> | 1517–1572<br /> | [[Petrus Ramus]]<br /> <br /> [[Datei:Petrus Ramus.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wollte eine neue [[Logik]] entwickeln<br /> * Wurde in der [[Bartholomäusnacht]] ermordet<br /> |<br /> * 1556 Trennung der [[Habsburger]] in einen spanischen und einen österreichischen Teil<br /> |-<br /> | 1547–1606<br /> | [[Justus Lipsius]]<br /> <br /> [[Datei:Portret van Justus Lipsius, RP-P-1937-941.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Umfangreicher Briefverkehr u.&amp;nbsp;a. mit Montaigne<br /> * Lehrte Philosophie mit Bezug zum [[Stoa|Stoizismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1533–1592<br /> | [[Michel de Montaigne]]<br /> <br /> [[Datei:Montaigne 1578.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der Essayistik<br /> * Humanist und Skeptiker<br /> |<br /> * 1581 [[Utrechter Union]]<br /> * 1562–1598 [[Hugenottenkriege]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Philosophen ===<br /> Die Philosophie der Renaissance schwenkte insbesondere im [[republik]]anischen Umfeld der [[Medici]] verstärkt zum [[Platonismus]], nachdem auch bisher unbekannte Schriften infolge des Falls von [[Byzantinisches Reich|Konstantinopel]] nach Italien gelangt waren. Im Vordergrund standen weniger Themen der [[Metaphysik]], sondern Fragen der [[Ethik]] ([[Toleranz]], [[Freiheit]]) und der [[Politische Philosophie|politischen Philosophie]] ([[Volkssouveränität]], [[Völkerrecht]]).<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1355–1450<br /> | [[Georgios Gemistos Plethon]]<br /> |<br /> * Kam aus [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] und übersetzte Platon<br /> * Regte bei den [[Medici]] die Neubegründung der Akademie an.<br /> |<br /> |-<br /> | 1394–1476<br /> | [[John Fortescue (Jurist)|John Fortescue]]<br /> <br /> [[Datei:Sir John Fortescue.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die Autorität des Königs beruht auf öffentlicher Zustimmung und nicht auf [[Gottesgnadentum|Gottes Gnade]]<br /> |<br /> * Ende des [[Hundertjähriger Krieg|Hundertjährigen Krieges]] 1453<br /> |-<br /> | 1395–1472/1484<br /> | [[Georg von Trapezunt]]<br /> <br /> [[Datei:Georgius Trapezuntius.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Verfechter der Philosophie des Aristoteles<br /> |<br /> |-<br /> | 1401–1464<br /> | [[Nikolaus von Kues]]<br /> <br /> [[Datei:Nicholas of Cusa.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die Mathematisierung der Gegenstände der Erfahrung sind Deutungen des Menschen.<br /> * Gott als Einheit der räumlich-zeitlichen [[Unendlichkeit]]<br /> * Zusammenfallen des Gegensätzlichen in der [[Vernunft]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1403–1472<br /> | [[Bessarion]]<br /> <br /> [[Datei:Basilius Bessarion of Trapezunt.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Byzantiner und Platoniker<br /> * Begründete eine bedeutende Bibliothek<br /> |<br /> |-<br /> | 1433–1499<br /> | [[Marsilio Ficino]]<br /> <br /> [[Datei:Portrait of Marsilio Ficino at the Duomo Firence.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Erster Leiter der neuen [[Accademia neoplatonica (Florenz)|Akademie in Florenz]]<br /> |<br /> * Die [[Osmanisches Reich|osmanische]] Eroberung von [[Konstantinopel]] 1453<br /> |-<br /> | 1462–1524<br /> | [[Pietro Pomponazzi]]<br /> <br /> [[Datei:Pietro Pomponazzi.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wollte Aristoteles ohne [[Thomismus]] und [[Averroismus]]<br /> * Lehnte Unsterblichkeit der [[Seele]] ab.<br /> |<br /> |-<br /> | 1463–1494<br /> | [[Giovanni Pico della Mirandola]]<br /> <br /> [[Datei:Pico1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Trat für die [[Menschenwürde]] ein.<br /> * Seine 900 Thesen wurden vom Papst verboten.<br /> |<br /> |-<br /> | 1469–1527<br /> | [[Niccolò Machiavelli]]<br /> <br /> [[Datei:Santi di Tito - Niccolo Machiavelli's portrait headcrop.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Politische Herrschaft ist nicht unter moralischen, sondern unter nützlichen Aspekten zu beurteilen<br /> * Die drei [[Staatsziel|Staatszwecke]] der [[Republik]] sind Freiheit der Bürger, Größe und Gemeinwohl<br /> |<br /> |-<br /> | 1473–1538<br /> | [[Agostino Nifo]]<br /> |<br /> * übersetzte die Werke des [[Averroes]], vielgelesener Aristoteliker<br /> |<br /> * [[Hernán Cortés]] besiegte 1521 die [[Azteken]] und wird [[Generalgouverneur]] von [[Neuspanien]].<br /> |-<br /> | 1478–1535<br /> | [[Thomas Morus]]<br /> <br /> [[Datei:Hans Holbein, the Younger - Sir Thomas More - Google Art Project.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schrieb eine [[Utopie]] über die beste [[Verfassung]] des Gemeinwesens ohne [[Eigentum|Privateigentum]], mit Bildung für alle und [[Religionsfreiheit]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1498–1576<br /> | [[Mario Nizolio]]<br /> <br /> [[Datei:Nizolio.jpg|60px]]<br /> |<br /> * verteidigte [[Cicero]] gegen [[Pseudophilosophie|Pseudophilosophen]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1506–1582<br /> | [[George Buchanan]]<br /> <br /> [[Datei:George Buchanan by Arnold van Brounckhorst.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Volkssouveränität]] beinhaltet [[Widerstandsrecht]]<br /> |<br /> * [[Elisabeth I.]] wurde 1558 inthronisiert, [[Elisabethanisches Zeitalter]]<br /> * Baubeginn des [[Petersdom]] in Rom von 1502 bis 1626.<br /> |-<br /> | 1529–1597<br /> | [[Francesco Patrizi da Cherso|Francesco Patrizi]]<br /> <br /> [[Datei:Frane Petric.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kritiker des Aristotelismus<br /> |<br /> * 1521 [[Ferdinand Magellan|Magellan]] stirbt auf der ersten [[Weltumseglung]]<br /> |-<br /> | 1530–1596<br /> | [[Jean Bodin]]<br /> <br /> [[Datei:Jean Bodin.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Im [[Naturrecht]] ist alleine das Volk der [[Souverän]]<br /> |<br /> * Die [[Hugenottenkriege]] 1562 bis 1598 in Frankreich.<br /> |-<br /> | 1533–1589<br /> | [[Jacopo Zabarella]]<br /> <br /> [[Datei:Zabarella.gif|60px]]<br /> |<br /> * [[Methodologie]] und Logik<br /> |<br /> |-<br /> | 1541–1603<br /> | [[Pierre Charron]]<br /> <br /> [[Datei:CharronDet.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schrieb ein bekanntes moralphilosophisches Werk<br /> |<br /> * [[Konzil von Trient]] von 1562 bis 1563<br /> * 1563 Baubeginn des [[Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial|Escorial]] in Madrid durch [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]]<br /> |-<br /> | 1548–1617<br /> | [[Francisco Suárez]]<br /> <br /> [[Datei:Suarez LOC hec.13754 (cropped).jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Scholastik|Spätscholastiker]]<br /> * Vertrat aber die Freiheit des Einzelnen und die Idee des [[Staatsvertrag]]es<br /> |<br /> * Die [[Weltumsegelung des Francis Drake|Weltumsegelung]] von [[Francis Drake]] ''(The Famous Voyage)'' 1577 bis 1580<br /> |-<br /> | 1583–1640<br /> | [[Uriel da Costa]]<br /> |<br /> * jüdischer Kritiker des Judentums<br /> * früher Vertreter eines [[Deismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1585–1619<br /> | [[Lucilio Vanini]]<br /> |<br /> * wurde in Paris als [[Ketzer]] verbrannt<br /> |<br /> * [[Spanische Armada]] unter [[Alonso Pérez de Guzmán]] bricht 1588 nach [[Königreich England|England]] auf<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Reformation ===<br /> Die durch die Verkrustung der Kirche in der Scholastik ausgelöste Diskussion um ihre [[Reformation|Reformbedürftigkeit]] führte unter der Überschrift „Zurück zur Schrift“ zur Reformation. Religiöse Riten wie [[Wallfahrt]]en, [[Kasteiung]]en u.&amp;nbsp;ä. wurden ebenso abgelehnt wie [[Ablassbrief]]e und [[Ämterkauf]]. Was alleine zählte, war das Wort, durch das der Mensch zu Gott findet. Dies war das Motiv zur wirkungsmächtigen [[Bibelübersetzung]].<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1330–1384<br /> | [[John Wyclif]]<br /> |<br /> * Bestritt den politischen Machtanspruch des Papstes<br /> |<br /> * 1377 Papst [[Gregor XI.]] verlegt die Residenz zurück nach Rom<br /> * 1378 Doppelpapst und „großes [[Abendländisches Schisma]]“<br /> |-<br /> | 1369–1415<br /> | [[Jan Hus]]<br /> <br /> [[Datei:BildnisJanHus1562.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die Bibel ist die einzige Autorität<br /> * Begründete die Bewegung der [[Hussiten]]<br /> |<br /> * 1415–1436 [[Hussitenkriege]]<br /> |-<br /> | 1483–1556<br /> | [[Martin Luther]]<br /> [[Datei:Lucas Cranach (I) workshop - Martin Luther (Uffizi).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Gilt als geistiger Vater der Reformation<br /> * Gegen [[Ablassbrief]]e, [[Ämterkauf]], [[Wallfahrt]]en und [[Kasteiung]]en<br /> * Allein der [[Glaube (Religion)|Glaube]], Allein die Schrift, Allein die Gnade<br /> |<br /> * 1414–1418 [[Konzil von Konstanz]] beendet das Schisma<br /> * 1524–1526 [[Deutscher Bauernkrieg]]<br /> |-<br /> | 1484–1531<br /> | [[Ulrich Zwingli]]<br /> <br /> [[Datei:Ulrich-Zwingli-1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wandte sich mit Luther gegen Ablasskrämer und mit Erasmus gegen den Krieg.<br /> |<br /> * 1484 Bulle des Papstes zur [[Hexenverfolgung]]<br /> |-<br /> | 1493–1573<br /> | [[Johann Pfeffinger]]<br /> <br /> [[Datei:Johann-Pfeffinger.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Hielt 1539 die erste evangelische Predigt in der [[Nikolaikirche (Leipzig)|Nikolaikirche]] in Leipzig.<br /> * Löste den [[Synergistischer Streit|Synergistischen Streit]] aus<br /> |<br /> |-<br /> | 1499–1560<br /> | [[Johannes a Lasco]]<br /> <br /> [[Datei:Jan Laski.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Aus Polen stammender Reformator Frieslands<br /> |<br /> * 1525 Der [[Ordensstaat]] des [[Deutscher Orden|Deutschen Ordens]] wird zu [[Preußen]] umgewandelt.<br /> * 1540 Gründung des [[Jesuitenorden]]s<br /> |-<br /> | 1509–1564<br /> | [[Johannes Calvin]]<br /> <br /> [[Datei:Jean Calvin.png|60px]]<br /> |<br /> * Verfasste den Genfer [[Katechismus]] und eine Kirchenordnung mit strenger Kirchenzucht<br /> |<br /> * 1607 Ansiedlung von Protestanten in [[Provinz Ulster|Ulster]]<br /> * [[Erster Hugenottenkrieg]] (1562–1563)<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Naturwissenschaftler ===<br /> Den Übergang in die neue Zeit weisen auch sehr deutlich die italienischen Naturphilosophen, die erheblichen Mut beweisen mussten, weil sie immer wieder der Gefahr ausgesetzt waren, dass ihre neuen [[Erkenntnis]]se von der Kirche abgelehnt und sie von der [[Inquisition]] verfolgt wurden. Schrittweise setzten sie auch mit hohen persönlichen Opfern durch, dass die Ergebnisse empirischer Forschung nicht geleugnet werden konnten.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1473–1543<br /> | [[Nikolaus Kopernikus]]<br /> <br /> [[Datei:Nicolaus Copernicus 1598 (116109572) (cropped).jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Heliozentrisches Weltbild]] aufgrund von Beobachtungen<br /> |<br /> * 1487/88 [[Bartolomeu Diaz|Diaz]] entdeckt das [[Kap der guten Hoffnung]]<br /> |-<br /> | 1493–1541<br /> | [[Paracelsus]]<br /> <br /> [[Datei:Paracelsus.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kritisierte die herkömmliche Medizin<br /> * Formulierte die [[Signaturenlehre]] zum Auffinden von Heilmittelträgern<br /> * Verwendete [[Alchemie|alchemistische]] Techniken zur Extraktion von Wirkstoffen<br /> * Entwickelte pharmazeutische Kenntnisse ([[Opiumtinktur|Laudanum]])<br /> |<br /> * 1492 Kolumbus entdeckt [[Amerika]]<br /> |-<br /> | 1501–1576<br /> | [[Gerolamo Cardano]]<br /> <br /> [[Datei:Cardano.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Erfand als Mediziner und Mathematiker das [[Kreuzgelenk|Kardangelenk]]<br /> |<br /> * 1497–1499 [[Vasco da Gama]] entdeckt den Seeweg nach Indien<br /> |-<br /> | 1509–1588<br /> | [[Bernardino Telesio]]<br /> <br /> [[Datei:Bernardino Telesio.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Licht und Wärme sind bewegende Urkräfte<br /> * gründete eine Akademie der Naturforscher<br /> |<br /> * 1499 [[Amerigo Vespucci]] erforscht die Ostküste Südamerikas<br /> |-<br /> | 1519–1603<br /> | [[Andrea Cesalpino]]<br /> <br /> [[Datei:Andrea Cesalpino.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Botaniker und Physiologe<br /> |<br /> * [[Jesuiten|Societas Jesu, SJ]] gegründet am 15. August 1534 von einem Freundeskreis um [[Ignatius von Loyola|Íñigo López de Loyola]]<br /> |-<br /> | 1548–1600<br /> | [[Giordano Bruno]]<br /> <br /> [[Datei:Giordano Phillipo Bruno - Livre du recteur - 1578.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Starb wegen [[Pantheismus]] durch die Inquisition auf dem [[Scheiterhaufen]]<br /> * Verkündete die Unendlichkeit des [[Universum]]s als System zahlloser vergänglicher Welten und Gott als Quelle ewigen Wandels<br /> * Gott ist das Lebensprinzip jedes Einzeldings, des größten und des kleinsten<br /> * Theorie der [[Monade (Philosophie)|Monaden]]<br /> |<br /> * 1543 Spanien gründet das [[Vizekönigreich Peru]]<br /> |-<br /> | 1564–1642<br /> | [[Galileo Galilei]]<br /> <br /> [[Datei:Galileo.arp.300pix.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Freier Fall|Fallgesetze]] als Ausgangspunkt der [[Mechanik]]<br /> * Das Buch der Natur ist in der Sprache der [[Mathematik]] geschrieben.<br /> * Systematisches [[Experiment]] durch Eingriffe in die Natur<br /> * wahre Naturerkenntnis ist quantitativ<br /> |<br /> * 1602 Gründung der [[Niederländische Ostindien-Kompanie|Niederländischen Ostindien-Kompanie]]<br /> |-<br /> | 1568–1639<br /> | [[Tommaso Campanella]]<br /> <br /> [[Datei:Campanella-2.png|60px]]<br /> |<br /> * Utopie: Der Sonnenstaat<br /> * Verbrachte durch die [[Inquisition]] 27 Jahre im Kerker<br /> * alles Wissen ist Wahrnehmung (Sensualismus)<br /> * alle Welterkenntnis hat ihren Ursprung in der Selbsterkenntnis<br /> |<br /> |-<br /> | 1571–1630<br /> | [[Johannes Kepler]]<br /> <br /> [[Datei:Johannes Kepler 1610.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Bestätigte Kopernikus mathematisch<br /> |<br /> |-<br /> | 1592–1655<br /> | [[Pierre Gassendi]]<br /> <br /> [[Datei:PierreGassendi.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Bestätigte als Astronom Berechnungen Keplers<br /> * Setzte sich als Atomist philosophisch mit Aristoteles und Epikur auseinander<br /> |<br /> * [[Robert Boyle]] (1627–1692) entwickelt einen modernen Elementbegriff und fordert eine systematische auf exakten Experimenten beruhende Naturwissenschaft<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#DDDDDD;&quot; |<br /> <br /> == Frühe Neuzeit 1600–1800 ==<br /> Die [[Philosophie der Neuzeit|Philosophie]] in der Zeit von [[Barock]] und [[Aufklärung]] ([[17. Jahrhundert|17.]] und [[18. Jahrhundert]]) ist ein Abschnitt der [[Philosophiegeschichte]], der einerseits vom neuen [[naturwissenschaft]]lichen [[Weltbild]] und den dazugehörigen mathematischen [[Methode (Erkenntnistheorie)|Methoden]] (analytische [[Geometrie]], [[Analysis]]) bestimmt war; andererseits trieb das Streben nach [[Freiheit]] und [[Bürgerrecht]]en auf Umwälzungen zu, die in der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] gipfelten. Der Ansatz des [[Rationalismus]], der das [[Subjekt (Philosophie)|Subjekt]] und die [[Vernunft]] in den Vordergrund stellte, stand im Widerstreit zu dem des [[Empirismus]], der in seiner philosophischen Welterklärung nur solche [[Hypothese]]n akzeptierte, die sich auf sinnliche [[Wahrnehmung]] zurückführen lassen.<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Rationalismus ===<br /> Der [[Rationalismus]] (von [[latein]]isch ''ratio'' – [[Vernunft]]) ist eine Annahme, der zufolge der Verstand die objektive Struktur der [[Realität|Wirklichkeit]] zu erkennen vermag, und zwar sowohl auf physikalischem, metaphysischem als auch auf moralischem Gebiet.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1596–1650<br /> | [[René Descartes]]<br /> <br /> [[Datei:Frans Hals - Portret van René Descartes.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Systematischer Zweifel verdrängt nicht die Gewissheit eigenen Bewusstseins ([[Cogito ergo sum]])<br /> * es gibt evidente Vorstellungen (eingeborene Ideen), insbesondere das Dasein Gottes (eigener Gottesbeweis) und die Wahrheiten der Mathematik<br /> * begründet mit der Entgegensetzung von ausgedehnter Materie ''(res extensa)'' und Geist ''(res cogitans)'' eine [[Dualismus (Ontologie)|dualistische]] Weltsicht<br /> * Auch als Mathematiker ([[Analytische Geometrie]]) und Wissenschaftstheoretiker bedeutend<br /> |<br /> * 20. März 1602 Gründung der [[Niederländische Ostindien-Kompanie|Niederländischen Ostindien-Kompanie]]<br /> * 1618 [[Zweiter Prager Fenstersturz|Prager Fenstersturz]]<br /> * 1618–1648 [[Dreißigjähriger Krieg]]<br /> * 1630 Schweden tritt in den Krieg ein.<br /> |-<br /> | 1623–1662<br /> | [[Blaise Pascal]]<br /> <br /> [[Datei:Blaise pascal.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mathematiker (Wahrscheinlichkeitsrechnung, [[Pascalsches Dreieck]]), Naturforscher (Vakuum) und Literat<br /> * erfand eine Rechenmaschine, die [[Pascaline]]<br /> * nahm mit den [[Lettres provinciales]] Stellung zugunsten der [[Jansenismus|Jansenisten]]<br /> * [[Pensées]] sind persönliche Gedanken über Leiden und Glauben<br /> |<br /> * 1634 Ermordung [[Wallenstein]]s<br /> |-<br /> | 1632–1677<br /> | [[Baruch de Spinoza]]<br /> <br /> [[Datei:Spinoza.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Geschichte der modernen Bibelkritik|modernen Bibelkritik]]<br /> ** Die Erkenntnis Gottes aus der Vernunft hat Vorrang vor der [[Offenbarung]] (Bibel)<br /> * [[Metaphysik]]<br /> ** Eine Substanz ist Ursprung allen Seins ([[Monismus]])<br /> ** Diese eine Substanz ist Gott<br /> ** Alles Sein hat Anteil an dieser Substanz ([[Pantheismus]])<br /> ** Jeder körperliche Vorgang hat ein geistiges Pendant und umgekehrt (Parallelismus von Körper und Geist)<br /> * [[Erkenntnistheorie]]<br /> ** Nur adäquate Ideen führen zu wahrer Erkenntnis<br /> ** Nur auf Gott bezogene Ideen können adäquat sein<br /> * [[Ethik]]<br /> ** Erziehung zur Vernunft (nur diese liefert adäquate Ideen)<br /> ** Streben nach adäquaten Ideen<br /> ** Selbstbestimmung durch adäquate Handlungen<br /> ** Es gibt keine absolute Freiheit<br /> ** Freiheit heißt vielmehr Handeln aus adäquaten Ursachen und Ideen<br /> * [[Politische Philosophie]]<br /> ** Im [[Naturzustand]] strebt alles danach, sein Sein zu erhalten<br /> ** Eine staatliche Gemeinschaft erhöht die Chance auf Selbsterhaltung<br /> ** Der Staat strebt ebenfalls nach Selbsterhaltung<br /> ** Diese ist aber nur gewährleistet, wenn vernünftig (im Sinne der Bürger) regiert wird<br /> |<br /> * 1648 [[Westfälischer Friede]]<br /> * 1648 Anerkennung der Niederlande<br /> |-<br /> | 1646–1716<br /> | [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]]<br /> <br /> [[Datei:Christoph Bernhard Francke - Bildnis des Philosophen Leibniz (ca. 1695).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kleinste Einheit aller Dinge sind die [[Monade (Philosophie)|Monaden]]<br /> * Eine Monade ist der Kraftpunkt einer Substanz<br /> * [[Mechanistisches Weltbild]]<br /> * [[Prästabilierte Harmonie|Prästabilierte universelle Harmonie]]<br /> * Die Welt ist die bestmögliche aller Welten<br /> * Gott als vollkommenstes Seiendes, als unendliches Ganzes ([[Infinitesimalrechnung|Infinitesimal]]) der Welt<br /> * [[Gottesbeweis]] nach dem alles, was vollkommen ist, auch existieren muss<br /> * Rechtfertigung des Übels in der Welt ([[Theodizee]])<br /> * Kriterium menschlichen Handelns muss Gottes Wille sein<br /> * Entwickelt maßgeblich die mathematische [[Logik]] weiter<br /> * Entdecker der [[Infinitesimalrechnung]] (zeitgleich mit [[Isaac Newton]])<br /> |<br /> * [[Robert Hooke]] (1635–1703) entwirft eine Luftpumpe zum Nachweis des luftleeren Raumes; für ihn ist Materie aus unsichtbar kleinen, schwingenden Teilchen aufgebaut<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Okkasionalismus ===<br /> Der [[Okkasionalismus]] (von lateinisch occasio, Gelegenheit, Anlass) vertrat die zentrale These, dass [[Körper (Biologie)|Körper]] und [[Geist]] keinen [[Kausalität|kausalen]] Einfluss aufeinander haben, sondern durch [[Gott]] vermittelt sind.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1625–1699<br /> | [[Arnold Geulincx]]<br /> <br /> [[Datei:Arnold Geulincx.gif|60px]]<br /> |<br /> * Gott ist „gelegentlich“ in jeder Handlung tätig<br /> * er verbindet [[Rationalismus]] und [[Mystizismus]]<br /> * er leugnet jeden kausalen oder auf Kausalität begründenden Zusammenhang zwischen Körper und Geist<br /> |<br /> * 1648–1653 [[Fronde]]<br /> |-<br /> | 1626–1684<br /> | [[Géraud de Cordemoy]]<br /> <br /> [[Datei:Géraud de Cordemoy.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Physiologe<br /> * [[Cartesianismus|Cartesianer]] und [[Okkasionalismus|Okkasionalist]]<br /> * Vertreter des [[Atomismus]] mit großen Einfluss auf die französischen Philosophen des Materialismus<br /> |<br /> * [[Hexenprozesse von Salem]] (Salem witch trials) im Jahr 1692 in [[Neuengland]]<br /> |-<br /> | 1638–1715<br /> | [[Nicolas Malebranche]]<br /> <br /> [[Datei:Nicolas Malebranche.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Das Zusammenspiel von [[Leib-Seele-Problem|Leib und Seele]] wird von Gott hervorgerufen<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Andere Philosophen ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1557–1638<br /> | [[Johannes Althusius]]<br /> <br /> [[Datei:JohannesAlthusius.png|60px]]<br /> |<br /> * Der Staat beruht auf einem [[Gesellschaftsvertrag]].<br /> * Das Volk ist politisch und religiös autonom.<br /> |<br /> |-<br /> | 1575–1624<br /> | [[Jakob Böhme]]<br /> <br /> [[Datei:Jacob-Böhme.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Mystik]]er: Gott als Leben, Kraft und Wille<br /> * Die Welt ist wie ein Baum, von de Wurzel bis zur Blüte vom Lebenssaft des Einen durchdrungen.<br /> * Setzte sich für die Idee des [[Freier Wille|Freien Willens]] und die persönliche [[Freiheit]] ein.<br /> |<br /> |-<br /> | 1583–1645<br /> | [[Hugo Grotius]]<br /> <br /> [[Datei:Michiel Jansz van Mierevelt - Hugo Grotius.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer des [[Völkerrecht]]s<br /> * unveräußerliches Recht an der Person<br /> |<br /> |-<br /> | 1624 getauft -1677<br /> | [[Angelus Silesius]]<br /> <br /> [[Datei:Silesius.png|60px]]<br /> |<br /> * Mystiker, bekannt für seine [[Epigramm]]e<br /> |<br /> |-<br /> | 1668–1744<br /> | [[Giambattista Vico]]<br /> <br /> [[Datei:Giovan Battista Vico.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Geschichtsphilosoph<br /> |<br /> * [[Georg Ernst Stahl]] (1659–1734) experimentierte mit chemischen Verbindungen und erweiterte die Phlogistontheorie<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Britischer und Schottischer Empirismus ===<br /> Der [[Empirismus]] ([[Griechische Sprache|griechisch]] εμπειρισμός, Erfahrung) ist eine [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] Richtung in [[Philosophie]] und [[Psychologie]], die alle [[Erkenntnis]]se aus [[Sinn (Wahrnehmung)|Sinneserfahrungen]] ableitet. Als [[logischer Empirismus]] und [[Konstruktiver Empirismus]] wirkt er bis in die [[Philosophie der Gegenwart|Gegenwartsphilosophie]].<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1561–1626<br /> | [[Francis Bacon]]<br /> <br /> [[Datei:Francis Bacon, Viscount St Alban from NPG (2).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wissen ist Macht<br /> * Forderte naturwissenschaftliche Forschung (ars inveniendi)<br /> * Induktion als Fortschritt vom Konkreten zum Allgemeinen<br /> * Schrieb die Utopie: Neu Atlantis<br /> |<br /> * 1599–1658 [[Oliver Cromwell]]<br /> |-<br /> | 1588–1679<br /> | [[Thomas Hobbes]]<br /> <br /> [[Datei:Thomas Hobbes (portrait).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Alle Naturerkenntnis basiert auf Geometrie<br /> * Philosophie ist die Lehre von der Bewegung der Körper<br /> * [[Staatsphilosophie]]<br /> ** Im [[Naturzustand]] herrscht ein Kampf aller gegen alle ''([[bellum omnium contra omnes]])''<br /> ** Es gibt keine naturgegebenen Rechte, die das Miteinander regeln ''([[homo homini lupus est]])''<br /> ** Die Sicherheit des Einzelnen ist permanent gefährdet<br /> ** Deshalb schließen die Menschen einen (unkündbaren) [[Gesellschaftsvertrag]]<br /> ** Ziel ist die Schaffung einer öffentlichen Ordnung<br /> ** Die individuelle Freiheit wird zugunsten der Sicherheit eingeschränkt<br /> ** Die Ausübung der Staatsgewalt wird auf einen Souverän übertragen<br /> ** Die Macht des Souveräns ist absolut und ungeteilt ([[Absolutistische Monarchie|absolutistische]] [[Staatstheorie]])<br /> ** Widerstand ist nur bei einer Gefährdung des Selbstbehauptungsrechts des Einzelnen oder des Volkes legitim<br /> ** Seine Legitimation erhält der Souverän vom Volk und nicht mehr von Gott<br /> |<br /> * 1642–1649 [[Englischer Bürgerkrieg]]<br /> * 1660 [[Stuart-Restauration]] der Monarchie<br /> |-<br /> | 1611–1677<br /> | [[James Harrington]]<br /> <br /> [[Datei:James Harrington opt.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Politischer Philosoph<br /> * Utopie: ''The commonwealth of Oceana''<br /> |<br /> |-<br /> | 1632–1704<br /> | [[John Locke]]<br /> <br /> [[Datei:John Locke.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Frage nach dem letzten Grund von Sein ist nicht beantwortbar<br /> * [[Empirismus]]<br /> ** Das Bewusstsein ist bei Geburt eine tabula rasa<br /> ** „Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen ist“ ([[Sensualismus]])<br /> ** Der Verstand verarbeitet die Sinneswahrnehmungen weiter<br /> * [[Mechanistisches Weltbild]]<br /> * [[Staatsphilosophie]]<br /> ** [[Privateigentum]], [[Freiheit]] und Leben sind von Gott verliehene [[Naturrecht]]e<br /> ** Jeder ist bei der Durchsetzung dieser Rechte aber auf sich allein gestellt<br /> ** Der [[Naturzustand]] ist also ein Rechtsraum ohne [[Rechtsgleichheit]] und Rechtssicherheit<br /> ** Zur Herstellung von Rechtsgleichheit und -sicherheit schließen die Menschen einen [[Gesellschaftsvertrag]]<br /> ** Die Aufgabe, die Naturrechte durchzusetzen wird darin treuhänderisch an die politische Gemeinschaft (Staat) delegiert<br /> ** Höchstes Organ ist die [[Legislative]] (die Regierung), sie repräsentiert das Volk<br /> ** und kontrolliert die [[Exekutive]], den Monarchen ([[konstitutionelle Monarchie]])<br /> ** Die Legislative ist absetzbar, wenn sie den Gesellschaftsvertrag bricht<br /> ** Das Volk ist somit [[Souverän]], der Herrscher erhält seine Legitimation vom Volk und ist nicht mehr Herrscher von Gottes Gnaden<br /> ** Hatte wesentlichen Einfluss auf die [[Verfassung der Vereinigten Staaten]]<br /> |<br /> * 1679 [[Habeas Corpus Act]]<br /> * 1688 [[Glorious Revolution]]<br /> * 1689 [[Bill of Rights (England)|Bill of Rights]]<br /> * 1686 das [[Newtonsches Gravitationsgesetz|newtonsche Gravitationsgesetz]] wurde in seinem Werk Philosophiae Naturalis Principia Mathematica formuliert<br /> |-<br /> | 1685–1753<br /> | [[George Berkeley]]<br /> <br /> [[Datei:George Berkeley by John Smibert.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Empirist ''und'' Idealist<br /> * Sein ist Wahrgenommen werden ''(esse est percipi)''<br /> * Die Welt ist ein Phänomen menschlichen Bewusstseins<br /> |<br /> * 1707 Realunion von England und Schottland<br /> |-<br /> | 1694–1746<br /> | [[Francis Hutcheson]]<br /> <br /> [[Datei:Francis Hutcheson b1694.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Empirist und Ökonom, der die Moral in den Vordergrund stellte.<br /> |<br /> * 1757 [[Schlacht bei Plassey]] – Beginn der britischen Kolonialherrschaft in Indien<br /> |-<br /> | 1711–1776<br /> | [[David Hume]]<br /> <br /> [[Datei:Allan Ramsay - David Hume, 1711 - 1776. Historian and philosopher - Google Art Project.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Empirist mit Skepsis<br /> * Kausalanalyse: Untersucht das Wesen kausaler Beziehungen und die menschliche Erkenntnis darüber<br /> * [[Induktionsproblem]]: Problematisiert induktive Schlüsse aus der Erfahrung<br /> * Religionskritiker und Ökonom<br /> |<br /> * 1759/60 England erobert [[Provinz Québec (1763–1791)|Quebec]] und [[Montreal]]<br /> * 1773 [[Boston Tea Party]]<br /> |-<br /> | 1723–1790<br /> | [[Adam Smith]]<br /> <br /> [[Datei:AdamSmith.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Klassische Nationalökonomie|Politischen Ökonomie]] und [[Arbeitswerttheorie]]. Er war nicht nur bedeutender Ökonom und liberaler Staatstheoretiker, sondern auch Moralist, der den externen Beobachter erfand.<br /> |<br /> * 1783 [[Frieden von Paris (1783)|Friede von Paris]] beendet [[Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg|Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg]]<br /> * 1759–1806 [[William Pitt der Jüngere]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Cambridger Platoniker ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1614–1687<br /> | [[Henry More]]<br /> <br /> [[Datei:Portret van Henry More, RP-P-OB-46.333.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Briefwechsel mit Descartes<br /> * Kritisierte ein [[mechanistisches Weltbild]], den [[Materialismus]] und den [[Atheismus]]<br /> * auch der Geist hat räumliche Ausdehnung in einer eigenen Sphäre<br /> * der Raum ist absolut, homogen, immateriell und unendlich<br /> * Forderung nach rationaler Nachvollziehbarkeit der Glaubensinhalte und Ablehnung des religiösen Dogmatismus<br /> * Die grundlegenden ethischen Prinzipien sind sie dem Menschen angeboren und mathematischen Axiomen vergleichbar.<br /> * lehrte die Präexistenz der Seele<br /> |<br /> * [[Englischer Bürgerkrieg]] von 1642 bis 1649 zwischen König [[Karl I. (England)|Karl I.]] („[[Kavalier|Cavaliers]]“) gegen das [[Englisches Parlament|englische Parlament]] („[[Roundhead]]s“)<br /> |-<br /> | 1617–1688<br /> | [[Ralph Cudworth]]<br /> <br /> [[Datei:Ralph Cudworth.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kritisierte Atheismus und Determinismus, auch die calvinistischen Lehre von der „doppelten [[Prädestination]]“<br /> * Nahm die Unabhängigkeit des Intellekts von der Sinneswahrnehmung an<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Weitere britische Aufklärer ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1643–1727<br /> | [[Isaac Newton]]<br /> <br /> [[Datei:Sir Isaac Newton by Sir Godfrey Kneller, Bt.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Herausragender Naturwissenschaftler, Hauptwerk: [[Philosophiae Naturalis Principia Mathematica]]<br /> * Schuf mit den [[Newtonsche Gesetze|Newtonschen Gesetzen]] eine neue [[Bewegungsgesetze|Theorie der Bewegung]] mit der [[Gravitation]] als Grundlage der [[Klassische Mechanik|Klassischen Mechanik]]<br /> * gab im Bereich der Optik eine Erklärung des [[Lichtspektrum]]s und vertrat gegen [[Christiaan Huygens|Huygens]] eine Teilchentheorie des Lichts<br /> * Vertrat gegen Leibniz eine Theorie des absoluten Raumes und der absoluten Zeit<br /> * entwickelte parallel zu Leibniz die [[Infinitesimalrechnung]]<br /> * kritisierte den Rationalismus von Descartes und Leibniz<br /> * befürwortete in der Nachfolge Galileis stark die experimentelle, induktive Methode und wandte sich gegen eine [[Spekulation (Philosophie)|spekulative Philosophie]] („Hypothesen bilde ich nicht“)<br /> * formulierte als Regeln des Philosophierens Einfachheit, Anerkennung der Kausalität, Ableitung von Lehrsätzen aus der Erfahrung und Nachweis der Gesetzmäßigkeiten durch Experimente<br /> * Naturerscheinungen sind auf mathematische Gesetze zurückzuführen<br /> * Kritisierte die [[Dreifaltigkeit|Trinitätslehre]] und vertrat die Auffassung, dass Gott als geistiges Prinzip in der Wechselwirkung aller Körper präsent ist, wenn er dieses will.<br /> |<br /> |-<br /> | 1671–1713<br /> | [[Anthony Ashley-Cooper, 3. Earl of Shaftesbury|Lord Shaftesbury]]<br /> <br /> [[Datei:Anthony Ashley Cooper, 3. Earl of Shaftesbury.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schrieb über Freiheit und Moral<br /> * Wandte sich gegen Hobbes’ Egoismus<br /> |<br /> * [[Act of Union 1707]] Vereinigung des [[Königreich England|Königreichs England]] und des [[Königreich Schottland|Königreichs Schottland]]<br /> * [[Kleine Eiszeit]] Kälteperioden mit mehreren Temperaturminima, etwa von 1675 bis 1715<br /> |-<br /> | 1675–1729<br /> | [[Samuel Clarke]]<br /> <br /> [[Datei:Samuel Clarke NPG extract.jpg|60px]]<br /> |<br /> * versuchte die [[Natürliche Theologie]] und die Moral neu zu begründen<br /> * wandte sich ebenso gegen [[Pantheismus]] wie gegen Skeptizismus<br /> * stritt mit Leibniz in berühmten Briefen über den Atheismus-Vorwurf gegen Newton<br /> |<br /> |-<br /> | 1678–1751<br /> | [[Henry St. John, 1. Viscount Bolingbroke|Lord Bolingbroke]]<br /> <br /> [[Datei:Henry St John, 1st Viscount Bolingbroke (1678-1751).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Bewirtete Voltaire im Exil<br /> |<br /> * [[Thomas Newcomen]] konstruierte 1712 erste verwendbare Dampfmaschine<br /> |-<br /> | 1721–1793<br /> | [[William Robertson (Historiker)|William Robertson]]<br /> <br /> [[Datei:WilliamRobertsonColour.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schottischer Historiker und Sozialethiker des [[Scottish Enlightenment]].<br /> |<br /> |-<br /> | 1723–1816<br /> | [[Adam Ferguson]]<br /> <br /> [[Datei:ProfAdamFerguson.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schottischer Historiker und Sozialethiker der Aufklärung<br /> * Mitbegründer der wissenschaftlichen Disziplin [[Soziologie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1728–1777<br /> | [[Thomas Reid]]<br /> <br /> [[Datei:ThomasReid.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Common-Sense-Philosophie|schottischen Schule]]<br /> * [[Common-Sense-Philosophie]] als Kritik Humes<br /> |<br /> |-<br /> | 1729–1797<br /> | [[Edmund Burke]]<br /> <br /> [[Datei:EdmundBurke1771.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Antiaufklärer<br /> * Hierarchie im Staat ist natur- und gottgegeben.<br /> |<br /> |-<br /> | 1737–1794<br /> | [[Edward Gibbon]]<br /> <br /> [[Datei:Edward Gibbon by Henry Walton cleaned.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Historiker<br /> * ''The History of the Decline and Fall of the Roman Empire''<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Französische Aufklärer ===<br /> Das Zeitalter der Aufklärung ist eine [[Zeitalter|Epoche]] in der geistigen Entwicklung der westlichen Gesellschaft im [[17. Jahrhundert|17.]] bis [[18. Jahrhundert]], die besonders durch das Bestreben geprägt ist, das Denken mit den Mitteln der [[Vernunft]] von althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen, Vorurteilen und [[Ideologie]]n zu befreien und Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen. Es ist die Bewegung der [[Säkularisierung]] und eine Abkehr von der [[Absolutismus|absolutistischen]] hin zu einer [[Demokratie|demokratischen]] Staatsauffassung. Der [[Liberalismus]] mit seinem Konzept der [[Menschenrechte|Menschen-]] und [[Bürgerrecht]]e kam auf. Aufklärung im Sinn einer Herrschaft der [[Vernunft]] fand schon im 17.&amp;nbsp;Jahrhundert statt. Aufklärung als bürgerliche [[Emanzipation]] erstreckt sich etwa von 1730 bis 1800. Diese Periode wurde vor allem durch die von Diskussionen um die mehrfach verbotene [[Encyclopédie]] in Frankreich bestimmt („le siècle des lumières“: das Zeitalter der Lichter). Im Politischen hatte sie ihren Höhepunkt in der [[Französische Revolution|französischen Revolution]].<br /> <br /> ==== Französische Frühaufklärer ====<br /> Als [[Frühaufklärung]] bezeichnet man die Frühphase der [[Aufklärung]], in der das Gedankengut der [[Vordenker der Aufklärung|Aufklärer]] vornehmlich durch geheime und anonyme Texte verbreitet wurde sowie mündlich in exklusiven „cercles de pensées“. Einer ihrer radikalsten Vertreter in [[Frankreich]] war der atheistische Pfarrer Jean Meslier.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1612–1694<br /> | [[Antoine Arnauld|Arnauld]]<br /> <br /> [[Datei:Antoine Arnauld Bibliste Prêtre.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertreter des [[Jansenismus]] in [[Port Royal des Champs|Port Royal]]<br /> * schrieb über den Einfluss der Grammatik auf die Lautbildung<br /> * mit [[Pierre Nicole]] Verfasser der [[Logik von Port-Royal]]<br /> |<br /> * 1661 [[Ludwig XIV.]] übernimmt selbst die Regierung<br /> * [[Devolutionskrieg]] von 1667 bis 1668<br /> |-<br /> | 1612–1694<br /> | [[Jean Meslier|Meslier]]<br /> <br /> [[Datei:Meslier.jpg|60px]]<br /> |<br /> * katholischer Priester, (curé; [[abbé]])<br /> * vertrat einen konsequent materialistischen, atheistischen Standpunkt<br /> * er schrieb eine radikale Kirchen- und Religionskritik<br /> |-<br /> | 1647–1706<br /> | [[Pierre Bayle|Bayle]]<br /> <br /> [[Datei:Pierre Bayle 2.png|60px]]<br /> |<br /> * [[Hugenotten|hugenottischer]] Frühaufklärer, erforschte den [[Halleyscher Komet|Halleyschen Kometen]]<br /> * forderte Gewissensfreiheit und Toleranz in der Religion<br /> * Dictionnaire historique et critique<br /> |<br /> * 1618–1693 [[Jean-Baptiste Colbert|Colbert]], der „Erfinder“ des [[Merkantilismus]]<br /> * 1766 [[Lothringen]] kommt zu Frankreich<br /> |-<br /> | 1657–1757<br /> | [[Bernard le Bovier de Fontenelle|de Fontenelle]]<br /> <br /> [[Datei:Fontenelle 2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Frühaufklärer und Schriftsteller<br /> * blieb der Cartesianischen Physik verhaftet, auch nachdem sie durch die Arbeiten Isaac Newtons überholt war<br /> * 1752 vertrat er in seiner ''Théorie des tourbillons cartésiens'' die [[Wirbeltheorie]] von Descartes aus dem Jahre 1644<br /> |<br /> * [[Holländischer Krieg|Niederländisch-Französischer Krieg]] von 1672 bis 1678<br /> |-<br /> | 1689–1755<br /> | [[Charles de Secondat, Baron de Montesquieu|Montesquieu]]<br /> <br /> [[Datei:Montesquieu 1.png|60px]]<br /> |<br /> * Geschichtsphilosoph und Staatstheoretiker<br /> * Lieferte mit der Idee der Gewaltenteilung eine wichtige Grundlage für die amerikanische Verfassung<br /> |<br /> * [[Étienne François Geoffroy]] (1672–1731) veröffentlicht 1718 Tabellen chemischer Affinitäten, mit denen Stoffe nach ihrer relativen Bindungsstärke geordnet werden<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Französische Aufklärer und Enzyklopädisten ====<br /> Als '''die Enzyklopädisten''' werden die 144 Beiträger der ''[[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers]]'' bezeichnet. Aber nicht alle französischen Aufklärer waren [[Enzyklopädist (Encyclopédie)|Enzyklopädisten]].<br /> <br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1694–1778<br /> | [[Voltaire]]<br /> <br /> [[Datei:Atelier de Nicolas de Largillière, portrait de Voltaire, détail (musée Carnavalet) -001.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kritiker des Absolutismus, des Klerus und der Feudalherrschaft<br /> * [[Enzyklopädist (Encyclopédie)|Enzyklopädist]]<br /> |<br /> * 1673–1678 [[Holländischer Krieg]]<br /> * [[Erdbeben von Lissabon 1755]]<br /> |-<br /> | 1698–1759<br /> | [[Pierre-Louis Moreau de Maupertuis|Maupertuis]]<br /> <br /> [[Datei:PierreLouisMaupertuis.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Entdeckte das Prinzip der kleinsten Wirkung<br /> |<br /> * Krieg gegen die [[Liga von Augsburg]] 1688–1697<br /> * [[Spanischer Erbfolgekrieg]] 1701–1713<br /> |-<br /> | 1706–1749<br /> | [[Émilie du Châtelet]]<br /> <br /> [[Datei:Inconnu, portrait de madame Du Châtelet à sa table de travail, détail (château de Breteuil) -002.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mathematikerin und Physikerin<br /> * Übersetzte Newtons ''Philosophiae Naturalis Principia Mathematica'' ins Französische, wobei sie die Notation von Leibniz verwendete<br /> * Schrieb mit Voltaire eine Einführung in die ''Principia Mathematica''<br /> * Arbeitete mit [[Willem Jacob ’s Gravesande]] über [[kinetische Energie]], wobei sie die Position von Leibniz gegen Newton stützte<br /> * Beeinflusste Maupertuis und de La Mettrie mit ihren Überlegungen zur Bewegung, zum freien Willen, sowie zur denkenden Materie, zu Zahlen und dem Weg zu einer substantiellen Metaphysik<br /> * Ihr Werk ''Institutionen der Physik'' diente teilweise als Grundlage der [[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers|Encyclopédie]] im Bereich der Physik<br /> * Lehnte wie Voltaire Offenbarungsreligionen ab<br /> * Forderte die Teilhabe von Frauen an allen Menschenrechten<br /> |<br /> |-<br /> | 1709–1751<br /> | [[Julien Offray de La Mettrie|La Mettrie]]<br /> <br /> [[Datei:Julien Offray de La Mettrie.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Materialist, Atheist und Religionskritiker<br /> * Die Seele ist eine Körperfunktion<br /> * Schuldgefühl („remords“) ist Erzübel des Menschen<br /> * Angefeindet von frz. Aufklärern (F.A. Lange: „Prügelknabe“)<br /> |<br /> |-<br /> | 1712–1778<br /> | [[Jean-Jacques Rousseau|Rousseau]]<br /> <br /> [[Datei:Jean-Jacques Rousseau (painted portrait).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Erziehungs- und Staatsphilosoph<br /> * Enzyklopädist<br /> * Wegbereiter der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]]<br /> * Der Mensch ist von Natur aus gut<br /> * Friedfertiger, auf Freiheit und Gleichheit Aller beruhender [[Naturzustand]]<br /> * [[Entfremdung]] und Verfall des Naturzustandes, u.&amp;nbsp;a.&amp;nbsp;durch Entstehung von [[Privateigentum]]<br /> * [[Gesellschaftsvertrag]] ([[contrat social]]) hebt diese Entfremdung auf (zurück zur Natur)<br /> * [[Volonté générale]] (allgemeiner Wille) als Regulativ ist Hauptbestandteil des Vertrags<br /> * Modell einer [[Radikale Demokratie|radikalen Demokratie]]<br /> |<br /> * Ludwig XIV. ''Louis le Grand'' stirbt am 1. September 1715<br /> |-<br /> | 1713–1784<br /> | [[Denis Diderot|Diderot]]<br /> <br /> [[Datei:Greuze Portrait of Diderot.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mitherausgeber der [[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers|Encyclopédie]]<br /> * Der Erkenntnisprozess als eine Wechselwirkung zwischen [[Beobachtung]], kombinierender [[Reflexion (Philosophie)|Reflexion]] und [[Experiment]]<br /> * Die ''sensibilité universelle'' ist der Materie zu eigen und ermöglicht den Übergang vom anorganisch, toten zum organisch, lebenden Zustand<br /> * Materialist<br /> * Enzyklopädist<br /> |<br /> * Regentschaft des [[Philippe II. de Bourbon, duc d’Orléans|Philippe II. d’Orléans]] von 1715 bis 1723 ([[Régence]])<br /> * [[Ludwig XV.]] übernimmt 1726 die Regierungsgeschäfte Frankreichs<br /> * [[Louis Antoine de Bougainville]]s Weltumseglung 1766–1769<br /> |-<br /> | 1715–1771<br /> | [[Claude Adrien Helvétius|Helvétius]]<br /> <br /> [[Datei:Helvétius.png|60px]]<br /> |<br /> * Sensualist und Materialist<br /> |<br /> * 1717–1780 [[Maria Theresia]]<br /> * Der Arzt, Apotheker, Chemiker [[Gabriel-François Venel]] (1723–1775) liefert in der ''Encyclopédie'' 673 Beiträge über die Themen Chemie, Pharmazie, Physiologie und Medizin<br /> |-<br /> | 1715–1780<br /> | [[Étienne Bonnot de Condillac|Condillac]]<br /> <br /> [[Datei:Étienne Bonnot de Condillac.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Sensualist wie John Locke<br /> * Unterschied natürliche Zeichen und künstliche Zeichen (Sprache und Schrift)<br /> |<br /> * [[Katharina II.|Katharina die Große]] 1729–1796<br /> * [[Siebenjähriger Krieg]] 1756–1763<br /> |-<br /> | 1717–1783<br /> | [[Jean Baptiste le Rond d’Alembert|d’Alembert]]<br /> <br /> [[Datei:Alembert.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mathematiker und Physiker<br /> * Mitherausgeber der Encyclopédie, [[Enzyklopädist (Encyclopédie)|Enzyklopädist]]<br /> |<br /> * Frühe Form des Rokoko (Regence) von 1715 bis 1730<br /> * Frankreich kauft [[Korsika]] von der Republik [[Genua]] 1768<br /> |-<br /> | 1723–1789<br /> | [[Paul Henri Thiry d’Holbach|d'Holbach]]<br /> <br /> [[Datei:Paul Heinrich Dietrich Baron d'Holbach Roslin.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Materialist, der die Religion als die größte Feindin der Moral sah.<br /> * Mitarbeiter der ''Encyclopédie''.<br /> * Wichtigstes Werk [[Système de la nature ou des loix du monde physique &amp; du monde moral]] (1770)<br /> |<br /> * 1789 [[Französische Revolution]]<br /> |-<br /> | 1735–1820<br /> | [[Jean-Baptiste-René Robinet|Robinet]]<br /> |<br /> * Sensualist<br /> * Enzyklopädist<br /> |<br /> * Blüte des [[Rokoko]] von 1730 bis 1770<br /> * 1793 Hinrichtung [[Ludwig XVI.]]<br /> |-<br /> | 1740–1814<br /> | [[Donatien Alphonse François de Sade|de Sade]]<br /> <br /> [[Datei:Marquis de Sade by Loo.jpg|60px]]<br /> |<br /> * radikalisierte den französischen Materialismus zum [[Amoralismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1743–1794<br /> | [[Marie Jean Antoine Nicolas Caritat, Marquis de Condorcet|Condorcet]]<br /> <br /> [[Datei:Nicolas de Condorcet.PNG|60px]]<br /> |<br /> * Liberaler Enzyklopädist<br /> * Legte seinen Adelstitel ab.<br /> * Trat für das Frauenwahlrecht, die Abschaffung der Sklaverei und für den Freihandel ein<br /> |<br /> * Terrorregime [[Maximilien de Robespierre|Robespierres]] 1794<br /> * [[Napoleon]] wird Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte 1796<br /> |-<br /> | 1748–1836<br /> | [[Emmanuel Joseph Sieyès|Sieyes]]<br /> <br /> [[Datei:Emmanuel Joseph Sieyès - crop.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertreter des [[Dritter Stand|Dritten Standes]]<br /> * trug maßgeblich zur neuen Verfassung bei<br /> * vertrat eine repräsentative Demokratie<br /> * setzte Trennung von Staat und Kirche durch<br /> |<br /> |-<br /> | 1760–1797<br /> | [[François Noël Babeuf|Babeuf]]<br /> <br /> [[Datei:Gracchus Babeuf.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Ideengeber des [[Frühsozialismus]]<br /> * Kritiker des [[Direktorium (Frankreich)|Direktoriums]] und Begründer der ''[[Verschwörung der Gleichen]]''<br /> |<br /> * Frankreich erklärt Preußen und Österreich den Krieg 1792<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Deutsche Aufklärer ===<br /> In der Nachfolge von Leibniz war die deutsche Aufklärung geprägt durch den Rationalismus und die von Christian Wolff ausgehende Schule des [[Wolffianismus]]. Ursprünglich selbst in dieser Tradition stehend, wurde Immanuel Kant zum Mahner, der in seinen drei Kritiken auf die Grenzen der Vernunft verwies. Indem er die spekulative Metaphysik aufhob und nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis fragte, gab er der abendländischen Philosophie eine neue Denkrichtung.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1632–1694<br /> | [[Samuel von Pufendorf]]<br /> <br /> [[Datei:Pufendorf.kupfer.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Naturrechtsphilosoph, Historiker sowie Natur- und Völkerrechtslehrer am Beginn des Zeitalters der Aufklärung<br /> * Befürwortung eines einheitlichen Völkerrechts<br /> * Beeinflusst die Naturrechtler Christian Thomasius, Christian Wolff und [[Karl Anton von Martini]]<br /> * betonte die Menschenwürde<br /> * entwarf eine [[Pflichtethik]]<br /> |<br /> * [[Dreißigjähriger Krieg]] von 1618 bis 1648, Friedensschluss im [[Westfälischer Friede|Friedenskongress von Münster und Osnabrück 1641–1648]]<br /> * [[Johann Joachim Becher]] (1635–1682) untersuchte Verbrennungsprozesse und entwickelte die Theorie des [[Phlogiston]]s<br /> <br /> |-<br /> |-<br /> | 1655–1728<br /> | [[Christian Thomasius]]<br /> <br /> [[Datei:Christian Thomasius.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mitinitiator der deutschen Aufklärung<br /> * hält als erster Philosoph Vorlesungen in deutscher Sprache<br /> |<br /> * 1701 Friedrich III. von Brandenburg wird [[Friedrich I. (Preußen)|Friedrich I.]] von Preußen<br /> * die 15-jährige Magd [[Dorothee Elisabeth Tretschlaff]] war das letzte Todesopfer der Hexenverfolgung in Brandenburg am 17. Februar 1701<br /> |-<br /> | 1679–1754<br /> | [[Christian Wolff (Aufklärer)|Christian Wolff]]<br /> <br /> [[Datei:Christian Wolff.jpg|60px]]<br /> |<br /> * rationalistische, in Deutschland im 18. Jahrhundert vorherrschende Lehre (in Austausch mit Leibniz fortentwickelt)<br /> * Schuf grundlegende Begriffe wie „Bedeutung“, „Aufmerksamkeit“, „an sich“<br /> |<br /> * 1703 Gründung von [[Sankt Petersburg]] – [[Peter der Große]]<br /> |-<br /> | 1700–1766<br /> | [[Johann Christoph Gottsched]]<br /> <br /> [[Datei:Johann Christoph Gottsched.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schüler Wolffs<br /> * Übersetzte das Lexikon von Bayle<br /> |<br /> * 1713–1740 [[Friedrich Wilhelm I. (Preußen)|Friedrich Wilhelm I.]], der Soldatenkönig<br /> |-<br /> | 1712–1775<br /> | [[Christian August Crusius]]<br /> <br /> [[Datei:Christian August Crusius.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Gegner Wollfs<br /> * Unterscheidung Erkenntnisgrund und Realgrund<br /> |<br /> * 1740–1786 [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II.]], der alte Fritz oder Friedrich der Große<br /> |-<br /> | 1714–1762<br /> | [[Alexander Gottlieb Baumgarten]]<br /> <br /> |<br /> * Begründer der Ästhetik (im Rahmen der Wolffschen Systematik)<br /> * Schrieb das Lehrbuch, nach dem Kant unterrichtete.<br /> |<br /> * 1756–1763 [[Siebenjähriger Krieg]]<br /> |-<br /> | 1724–1804<br /> | [[Immanuel Kant]]<br /> <br /> [[Datei:Immanuel Kant portrait c1790.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vollender der [[Aufklärung]]<br /> * ''[[Kritik der reinen Vernunft]]''<br /> ** Was kann ich wissen?<br /> ** Bestimmung der Grenzen menschlicher Erkenntnis<br /> ** Synthese von [[Empirismus]] und [[Rationalismus]]<br /> ** Das „[[Ding an sich]]“ ist für den Menschen nicht erkennbar<br /> ** [[Transzendental]]er [[Idealismus]]<br /> ** [[Kosmologie#Die kopernikanische Wende|Kopernikanische Wende]]<br /> * ''[[Kritik der praktischen Vernunft]]''<br /> ** Was soll ich tun?<br /> ** [[Kategorischer Imperativ]]<br /> ** Vernunft- und [[Pflichtethik]]<br /> * ''[[Kritik der Urteilskraft]]''<br /> ** Vermittlung zwischen Natur und Freiheit<br /> ** [[Teleologie]]<br /> ** [[Ästhetik]]<br /> * Geschichte, Politik, Religion<br /> ** Was darf ich hoffen?<br /> ** ''[[Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft]]'' (Positive Religion ist „Afterdienst“)<br /> ** ''[[Zum ewigen Frieden]]'' (Philosophischer Entwurf zur Frage des Friedens zwischen Staaten in Form eines Friedensvertrages)<br /> ** ''[[Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht]]'' (Ziel des Zusammenlebens ist eine bürgerliche 'Republik)<br /> |<br /> * 1772 erste [[Teilung Polens]]<br /> * 4. April 1775 im [[Fürststift Kempten]] wird der [[Anna Schwegelin]] wegen [[Teufelsbuhlschaft]] als letzter Hexe auf heutigem deutschen Boden der Prozess gemacht.<br /> |-<br /> |1753–1807<br /> | [[Christian Jakob Kraus]]<br /> <br /> [[Datei:Christian Jakob Kraus.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosoph und Ökonom in der Spätzeit der Aufklärung<br /> * Bedeutender Vertreter einer [[Liberalismus|liberalen]] geistigen Strömung und hinsichtlich auf die preußischen Verhältnisse mit einer radikalen Grundhaltung.<br /> * Unter dem Einfluss von Immanuel Kant und Johann Georg Hamann<br /> |<br /> |-<br /> | 1728–1777<br /> | [[Johann Heinrich Lambert]]<br /> <br /> [[Datei:Johann Heinrich Lambert 1829 Engelmann.png|60px]]<br /> |<br /> * Mathematiker und Erkenntnistheoretiker<br /> * Stand mit Kant in regem Briefkontakt.<br /> |<br /> |-<br /> | 1729–1781<br /> | [[Gotthold Ephraim Lessing|Lessing]]<br /> <br /> [[Datei:Gotthold Ephraim Lessing.PNG|60px]]<br /> |<br /> * Schriftsteller, der sich für Toleranz der Religionen einsetzte<br /> * Gab wichtige Impulse in der Ästhetik<br /> |<br /> |-<br /> | 1729–1786<br /> | [[Moses Mendelssohn]]<br /> <br /> [[Datei:MendelssohnM.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wirkte für die Verbindung der Religionen<br /> * Freund Lessings<br /> |<br /> |-<br /> | 1736–1805<br /> | [[Johannes Nikolaus Tetens]]<br /> <br /> [[Datei:Johan Nicolai Tetens (1736-1807).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Nähe zu Leibniz und Wolff<br /> |<br /> * 1786–1797 [[Friedrich Wilhelm II. (Preußen)|Friedrich Wilhelm II.]]<br /> |-<br /> | 1742–1798<br /> | [[Christian Garve]]<br /> <br /> [[Datei:ChristianGarveAntonGraff.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Populärphilosoph und [[Empirismus|Empirist]]<br /> * Anonyme, verstümmelnde Rezension der „Kritik der reinen Vernunft“<br /> |<br /> * 1797–1840 [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm III.]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Spanische bzw. Hispanoamerikanische Aufklärung ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1676–1764<br /> | [[Benito Jerónimo Feijoo]]<br /> <br /> [[Datei:Retrato póstumo del padre Benito Jerónimo Feijoo (Mariano Salvador Maella).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Förderte als Vorläufer der Aufklärung das wissenschaftliche Denken in Spanien.<br /> * Versuchte Aberglauben und Volksglauben zu widerlegen.<br /> |<br /> |-<br /> | 1725–1803<br /> | [[Pablo de Olavide]]<br /> <br /> [[Datei:Pablo Olavide.jpg|60px]]<br /> |<br /> * ''Afrancesado'', hatte starke Beziehungen zu den Ideen der französischen Aufklärung<br /> * [[Philanthrop]]<br /> * Spätwerk ''El Evangelio en triunfo o historia de un filósofo desengañado'' (1797) ist eine Apologie des Christentums<br /> |<br /> * [[Polnischer Erbfolgekrieg]] (1733–1738)<br /> |-<br /> |-<br /> | 1723–1802<br /> |[[Pedro Rodríguez de Campomanes]]<br /> <br /> [[Datei:Count of Campomanes.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Übersetzte Werke von [[Adam Smith]]<br /> |<br /> * [[Österreichischer Erbfolgekrieg]] (1740–1748)<br /> |-<br /> | 1747–1795<br /> |[[Eugenio Espejo]]<br /> <br /> [[Datei:Eugenioespejo.jpg|60px]]<br /> |<br /> * verbindet die Ideen der Aufklärung mit der sozialen und kulturellen Wirklichkeit des [[Spanisches Kolonialreich|kolonialen]] [[Quito]].<br /> * tritt das Ideal der Gleichheit von [[Indigene Völker|Indígenas]], [[Mestize]]n und europäischen Kolonialisten ein<br /> |<br /> * Neuaufteilung der Hispanoamerikanischen Provinzen 1782 bis 1786 unter [[Karl III. (Spanien)|Karl III. von Spanien]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Russische Aufklärer ===<br /> ''Prosveščenie'' oder Aufklärung erhielt ab der zweiten Hälfte des 18.&amp;nbsp;Jahrhunderts im russischen Zarenreich, vor allem unter dem Einfluss von [[Katharina II.]] als Repräsentantin eines [[Aufgeklärter Absolutismus|aufgeklärten Absolutismus]], die Bedeutung für zentrale Begriffe wie ''Bildung'', ''europäische Zivilisation'', ''Emanzipation der menschlichen Verstandeskräfte'', ''Modernisierung und Organisation des russischen Staatswesens'' aber auch im engeren Sinne die Teilhabe Russlands an der europäischen Emanzipationsbewegung der ''Zeit der Aufklärung''.<br /> <br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1749–1802<br /> | [[Alexander Nikolajewitsch Radischtschew]]<br /> <br /> [[Datei:Radishchev color.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Gegner der Leibeigenschaft<br /> * Ideen der Aufklärung (Naturrecht)<br /> * Gegner des [[Obskurität|Obskurantismus]]<br /> |<br /> * [[Großer Nordischer Krieg]] von 1700 bis 1721<br /> |-<br /> |-<br /> | 1711–1765<br /> | [[Michail Wassiljewitsch Lomonossow]]<br /> <br /> [[Datei:Lomonosov.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Dichter, Naturwissenschaftler und Reformer der russischen Sprache<br /> * Gegner der [[Phlogistontheorie]]<br /> * Geprägt durch [[Christian Wolff (Philosoph)|Christian Wolff]]<br /> |<br /> * [[Russisch-Türkischer Krieg (1768–1774)|Russisch-Türkischer Krieg von 1768 bis 1774]]<br /> |-<br /> |-<br /> | 1704–1795<br /> | [[Iwan Iwanowitsch Bezkoi]]<br /> <br /> [[Datei:Betskoy Ivan Ivanovich.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Gründung des ersten einheitlichen russischen Systems für die öffentlichen Bildung<br /> * Enge Kontakte zu den [[Enzyklopädist (Encyclopédie)|Enzyklopädisten]], so zu Jean-Jacques Rousseau, Denis Diderot<br /> |<br /> * [[Pugatschow-Aufstand]] oder auch Russischer Bauernkrieg von 1773 bis 1775<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#DDDDDD;&quot; |<br /> <br /> == 19. Jahrhundert ==<br /> Die [[Philosophie des 19. Jahrhunderts]] reicht von der Romantik und dem Idealismus als einen der Höhepunkte der deutschen Philosophie über die vor allem in Frankreich und England starke Gegenbewegung des Positivismus, den Materialismus von Marx und Feuerbach und so starke Einzeldenker wie Schopenhauer, Nietzsche und Kierkegaard bis hin zum Neukantianismus, Pragmatismus und zur Lebensphilosophie. Sie zerfällt damit in so viele verschiedene Richtungen, dass sie nicht mehr mit einem zusammenfassenden Periodenbegriff bezeichnet und zusammengefasst werden kann.<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Romantik ===<br /> Die [[Romantik]] ist als Gegenbewegung zur vernunftbetonten [[Zeitalter der Aufklärung|Zeit der Aufklärung]] zu verstehen. Bei [[Vernunft]] und [[Wissenschaftlichkeit]] kommen Gefühl, Harmoniebedürfnis und die [[Sehnsucht]] nach einer heilen Welt zu kurz. Neben einem hohen Interesse für [[Literatur]] und [[Musik]] waren Romantiker daher auch oftmals stark religiös orientiert.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1730–1788<br /> | [[Johann Georg Hamann]]<br /> <br /> [[Datei:Hamann.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wandte sich nach seiner Bekehrung gegen die Differenz von Glaube und Vernunft in der Aufklärung<br /> * Sah gegen Kant die Sprache als Quelle des Erkenntnisvermögens<br /> |<br /> * [[Novalis]] (1772–1801)<br /> |-<br /> | 1743–1819<br /> | [[Friedrich Heinrich Jacobi]]<br /> <br /> [[Datei:JacobiFH.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosophie führt zu [[Atheismus]] und [[Fatalismus]]<br /> * Vernunft bezieht sich auf die Rezeption übersinnlicher Dinge, die man nur glauben kann.<br /> |<br /> * [[Caspar David Friedrich]] (1774–1840)<br /> * [[William Turner]] (1775–1851)<br /> |-<br /> | 1744–1803<br /> | [[Johann Gottfried Herder]]<br /> <br /> [[Datei:Johann Gottfried Herder.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schüler, Bewunderer und später heftiger Kritiker Kants<br /> * Dichter, Humanist, Theologe und Philosoph<br /> * Gab wichtige Impulse für die [[Sprachphilosophie]] und die [[philosophische Anthropologie]]<br /> |<br /> * [[Ludwig van Beethoven]] (1770–1827)<br /> * [[Carl Maria von Weber]] (1786–1826)<br /> * [[Franz Schubert]] (1797–1828)<br /> |-<br /> | 1759–1805<br /> | [[Friedrich Schiller]]<br /> <br /> [[Datei:Friedrich Schiller by Ludovike Simanowiz.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Professor für Geschichte und/oder Philosophie in Jena<br /> * zunächst Universalgeschichte, dann Kunst und Natur als Themen<br /> |<br /> * [[Robert Schumann]] (1810–1856)<br /> * [[Frédéric Chopin]] (1810–1849)<br /> |-<br /> | 1765–1841<br /> | [[Franz von Baader]]<br /> <br /> [[Datei:Franz Xaver von Baader.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Versuchte mit dem Konzept einer Weltseele den Primat des Subjekts zu überwinden.<br /> |<br /> |-<br /> | 1772–1829<br /> | [[Friedrich Schlegel]]<br /> <br /> [[Datei:Franz Gareis Portrait Friedrich Schlegel.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kultur- und Sprachphilosoph<br /> * Begründer der romantischen Schule<br /> |<br /> * [[Karl Friedrich Schinkel]] (1781–1841) prägt den [[Klassizismus]] in Preußen.<br /> |-<br /> | 1768–1834<br /> | [[Friedrich Schleiermacher]]<br /> <br /> [[Datei:Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Gegenspieler Hegels an der Berliner Universität<br /> * Bedeutende Impulse für die [[Hermeneutik]]<br /> |<br /> * [[Ludwig Tieck]] (1773–1853)<br /> * [[E. T. A. Hoffmann]] (1776–1822)<br /> * [[Heinrich Heine]] (1797–1856)<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Deutscher Idealismus ===<br /> Der [[Deutscher Idealismus|Deutsche Idealismus]] ist gleichsam eine Überhöhung der romantischen Ideen und wird oft noch der Periode der Romantik zugerechnet (um 1790–1850), wobei weder Hegel noch Fichte der Romantik unmittelbar zuzurechnen sind. Kennzeichnend für die drei herausragenden Philosophen ist das spekulative System, in dem das [[Ich]], das Absolute bzw. der Geist die Grundlagen der Welt bestimmt. Das [[Ding an sich]] ist nicht wie noch bei Kant nicht erkennbar, vielmehr ist es dem Idealismus daran gelegen, diesen von Kant erstellten 'Block' vor dem absoluten Wissen verschwinden zu lassen. Die von Kant klar unterschiedenen Grenzen zwischen [[Glaube]]n und [[Wissen]], zwischen [[Sein]] und Sollen werden als ungelöste Fragen aufgefasst, die in einem [[System]] des [[Geist]]es überwunden werden müssen. Geist und Natur, Endliches und Unendliches, Subjekt und Objekt, Vernunft und [[Offenbarung]] sind als (rationale) Einheit zu denken und aus einem absoluten Prinzip zu begründen.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1762–1814<br /> | [[Johann Gottlieb Fichte|Fichte]]<br /> <br /> [[Datei:Johann Gottlieb Fichte.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Aus der Vernunft des Subjekts entstehen Materie, Geist und die Ideen als objektive Wirklichkeit<br /> * Das handelnde Ich produziert das Nicht-Ich, das Gegenstand der Naturwissenschaft ist.<br /> * Aus dem Bewusstsein um das aktive Ich entsteht das Wissen um die Freiheit.<br /> |<br /> * 1803 [[Reichsdeputationshauptschluss]]<br /> * 1805 [[Schlacht von Trafalgar]]<br /> * 1805 [[Schlacht bei Austerlitz]]<br /> * 1804 [[Code civil]]<br /> |-<br /> | 1775–1854<br /> | [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schelling]]<br /> <br /> [[Datei:Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, 1848 daguerreotype - cropped.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Das Ich und die daseiende Welt sind vereint im Bewusstsein von Subjekt und Objekt<br /> * Alles enthält zwei gegensätzliche Kräfte – Endlichkeit und Unendlichkeit etc.<br /> |<br /> * 1806 [[Rheinbund]]<br /> * 1806 [[Kontinentalsperre]]<br /> |-<br /> | 1770–1831<br /> | [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]]<br /> <br /> [[Datei:Hegel portrait by Schlesinger 1831.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Der gesamte Weltprozess ist Selbstentfaltung des [[Absoluter Geist|absoluten Geistes]] (Weltgeist)<br /> * Er entlässt sich in die fremde Form der Natur und kommt durch die Geschichte hindurch im Menschen zu sich<br /> * [[Dialektik]] als Entwicklungsprinzip: [[These]] – [[Antithese]] – [[Synthese]]<br /> * Logik (These)<br /> ** Wissenschaft von der reinen, noch nicht entäußerten, raum- und zeitlosen Idee (der Idee an sich)<br /> ** In der reinen Idee stellt sich Gott dar<br /> * Naturphilosophie (Antithese zur Logik)<br /> ** Wissenschaft von der Idee in ihrem Anders-sein als räumlichen und zeitlichen Bedingungen unterworfener entäußerter, entfremdeter Idee<br /> * Geistphilosophie (Synthese aus Logik und Naturphilosophie)<br /> ** Wissenschaft von der Idee, die aus dem Anders-sein zu sich zurückkehrt<br /> ** Subjektiver Geist (These)<br /> *** Betrachtet wird der einzelne Mensch<br /> *** Der Geist wird sich hier erstmals seiner selbst bewusst<br /> ** Objektiver Geist (Antithese)<br /> *** Betrachtet wird das Kollektiv (Familie, Gesellschaft, Staat) im geschichtlichen Kontext<br /> *** Ziel der Geschichte ist die Verwirklichung des Weltgeistes, er lenkt den Verlauf der Geschichte<br /> *** Der Verlauf der Geschichte muss also vernünftig sein<br /> *** Der subjektive Geist tritt in die objektive Ordnung ein, es gelten überindividuelle Gesetze ([[Ethik]])<br /> *** Staat als konkrete Gestalt der sittlichen Idee<br /> ** Absoluter Geist (Synthese von subjektivem und objektivem Geist)<br /> *** Der Geist ist aus dem Anders-sein zurückgekehrt und ganz bei sich selbst<br /> **** [[Kunst]]: durch äußere Sinnlichkeit offenbarte Harmonie<br /> **** [[Religion]]: durch innere Gegenwart offenbarte Harmonie<br /> **** [[Philosophie]]: Synthese von Kunst und Religion, es herrscht der reine Gedanke, die Idee ist zu sich selbst gekommen<br /> |<br /> * 1807 Verbot des Sklavenhandels in Großbritannien und USA<br /> * 1807 [[Bauernbefreiung]] in Preußen<br /> * 1808 [[Städteordnung]] in Preußen<br /> * 1808 1. [[Brockhaus Enzyklopädie|Brockhaus]]<br /> * 1808 Russland annektiert Finland<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Hegelianismus ===<br /> [[Hegelianismus]] ist eine Sammelbezeichnung für die sich an Hegel anschließenden oder sich auf ihn berufenden philosophischen Strömungen im 19. und 20. Jahrhundert.<br /> <br /> ==== Rechtshegelianer ====<br /> Als [[Althegelianer]] oder Rechtshegelianer wird die Anhängerschaft Georg Wilhelm Friedrich Hegels bezeichnet, die konservativ orientiert den preußischen Staat bejahte und in Hegel den Vollender der christlichen Philosophie sah.<br /> <br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> |-<br /> | 1780–1846<br /> | [[Philipp Konrad Marheineke]]<br /> <br /> [[Datei:Berlin, Kreuzberg, Bergmannstrasse, Dreifaltigkeitsfriedhof II, Grab Philipp Konrad Marheineke, Portrait-Tondo.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Theologe, versuchte im Anschluss an das Systemdenken Hegels Glauben und Wissen in Einklang zu bringen<br /> |<br /> * 1809 [[Bildungsreform]] in Preußen ([[Wilhelm von Humboldt]])<br /> |-<br /> | 1781–1861<br /> | [[Carl Friedrich Göschel]]<br /> |<br /> * Suchte in den ''Aphorismen über Nichtwissen und absolutes Wissen'' Theologie und Philosophie zu verbinden<br /> |<br /> * 1810 [[Gewerbefreiheit]] in Preußen<br /> |-<br /> | 1786–1869<br /> | [[Johannes Schulze (Theologe, 1786)|Johannes Schulze]]<br /> <br /> [[Datei:Johannes Schulze by Hans Meyer.jpg|60px]]<br /> |<br /> * vertrat als Verfechter des Neuhumanismus die Notwendigkeit enzyklopädischer Allgemeinbildung<br /> * verhalf als Kulturpolitiker vielen Hegelianern zu einer Stelle an den Universitäten Preußens<br /> |<br /> * 1811 [[Paraguay]] wird unabhängig<br /> |-<br /> | 1786–1853<br /> | [[Georg Andreas Gabler]]<br /> |<br /> * verteidigte die Hegelsche Philosophie gegen [[Friedrich Adolf Trendelenburg|Trendelenburg]]<br /> |<br /> * 1811 [[Maschinenstürmer]] in England ([[Luddismus]])<br /> |-<br /> | 1798–1839<br /> | [[Eduard Gans]]<br /> <br /> [[Datei:Eduard Gans.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Rechtsphilosoph, Begründer der [[Vergleichende Rechtswissenschaft|Vergleichenden Rechtswissenschaft]] in Deutschland<br /> * Gegner der [[Historische Rechtsschule|Historischen Rechtsschule]] um [[Friedrich Carl von Savigny|Savigny]]<br /> |<br /> * 1812 [[Judenemanzipation]] in Preußen<br /> |-<br /> | 1791–1866<br /> | [[Leopold von Henning]]<br /> |<br /> * Redaktion der „[[Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik]]“ („Berliner Jahrbücher“), des publizistischen Organs der Hegelschule<br /> |<br /> * 1813 [[Völkerschlacht bei Leipzig]]<br /> |-<br /> | 1801–1893<br /> | [[Karl Ludwig Michelet]]<br /> |<br /> * gründete 1843 die ''Philosophische Gesellschaft zu Berlin''<br /> * wendete Hegelscher Methoden und Prinzipien auf Fragen der antiken Philosophiegeschichte an<br /> * wollte Hegels Lehre zu einer die Wirklichkeit verändernden „Philosophie der Tat“ weiterentwickeln<br /> |<br /> * 1814 [[Napoleon]] geht nach [[Elba]]<br /> |-<br /> | 1801–1871<br /> | [[Ludwig Boumann]]<br /> |<br /> * ästhetische Schriften<br /> * kritisierte Michelets Rechtsphilosophie<br /> |<br /> * 1815 [[Wiener Kongress]] ([[Deutscher Bund]], [[Restauration (Geschichte)|Restauration]])<br /> |-<br /> | 1802–1873<br /> | [[Heinrich Gustav Hotho]]<br /> |<br /> * setzte Hegels Philosophie insbesondere im Bereich der Ästhetik und Kunstgeschichte um<br /> |<br /> * 1815 [[Schlacht bei Waterloo]]<br /> |-<br /> | 1805–1873<br /> | [[Karl Rosenkranz]]<br /> <br /> [[Datei:Johann Karl Friedrich Rosenkranz.png|60px]]<br /> |<br /> * Stellte im Gegensatz zu vielen Hegelianern gegen die Dialektik den Harmoniegedanken in den Vordergrund und wurde von Michelet und [[Ferdinand Lassalle]] heftig kritisiert<br /> |<br /> * 1815 [[Sri Lanka|Ceylon]] wird britische Kolonie<br /> |-<br /> | 1805–1892<br /> | [[Johann Eduard Erdmann]]<br /> <br /> [[Datei:Johann Eduard Erdmann.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Stellt die Philosophiegeschichte als eine kontinuierliche Fortschreibung der Aufgabe dar, die wesentlichen Fragen des Lebens von Anbeginn der Zeiten an zu beantworten.<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Linkshegelianer ====<br /> Die [[Junghegelianer]] oder Linkshegelianer waren eine Gruppe deutscher Intellektueller in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Von Hegel übernahmen die Junghegelianer die [[Dialektik]], verstanden als Prinzip der geschichtlichen Entwicklung und Methode, das Bestehende am Maßstab der Vernunft zu kritisieren. Dagegen wandten sie sich gegen den bei Hegel systemimmanenten [[Konservativismus]], wonach alles Bestehende als notwendig erklärt wird und im Grunde vernünftig ist.<br /> |-<br /> | 1808–1874<br /> | [[David Friedrich Strauß]]<br /> <br /> [[Datei:David Friedrich Strauss 1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Sorgte mit dem Werk „Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet“ für die Spaltung der Hegelianer<br /> |<br /> * 1816 Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten am [[Río de la Plata]] ([[Argentinien]])<br /> |-<br /> | 1804–1872<br /> | [[Ludwig Feuerbach]]<br /> <br /> [[Datei:Feuerbach Ludwig.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Materialist („Der Mensch ist, was er isst“)<br /> * Auch Gedanken und Ideen sind Erscheinungsformen der Materie<br /> * Religion ist ein anthropologisches Phänomen<br /> * „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde“<br /> |<br /> * 1836 Der große Trek in [[Südafrika]]<br /> * 1837 [[Göttinger 7]]<br /> * 1839–1842 [[Erster Opiumkrieg]] ([[Hongkong]] wird Kolonie)<br /> * 1839 Verbot der [[Kinderarbeit]] in Preußen<br /> |-<br /> | 1806–1856<br /> | [[Max Stirner]]<br /> <br /> [[Datei:Stirner-kar1900.jpg|60px]]<br /> |<br /> * „Mir geht nichts über Mich“<br /> * Geist, Religion, Werte sind nichts als „Sparren“<br /> |<br /> * 1844 [[Weberaufstand]]<br /> * 1846 USA annektieren [[Texas]]<br /> |-<br /> | 1814–1876<br /> | [[Michail Alexandrowitsch Bakunin|Bakunin]]<br /> <br /> [[Datei:Félix Nadar 1820-1910 portraits Makhail Bakounine.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer des politischen [[Anarchismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1818–1883<br /> | [[Karl Marx]]<br /> <br /> [[Datei:Karl Marx.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Historischer Materialismus]], definiert menschliche [[Arbeit (Philosophie)#Philosophie der Arbeit ab Mitte des 19. Jahrhunderts|Arbeit]] als die alles begründende Wirklichkeit<br /> ** Die materielle Basis (Produktionsverhältnisse), bestimmt den ideologischen (geistigen) Überbau ([[Basis und Überbau|Basis-Überbau-Schema]])<br /> ** Stellt damit die Philosophie [[Hegel]]s „vom Kopf auf die Füße“<br /> ** Gesellschaftlicher Wandel ergibt sich aus der [[Dialektik]] des Geschichtsprozesses<br /> ** Nächste Stufe der geschichtlichen Entwicklung ist der [[Kommunismus]]<br /> ** Er beinhaltet u.&amp;nbsp;a. die Aufhebung der [[Entfremdungstheorie|Entfremdung]] des Menschen<br /> * „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ ''([[Kommunistisches Manifest]])''<br /> * „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ (11. der [[Thesen über Feuerbach|Feuerbachthesen]])<br /> * Hauptwerk ''[[Das Kapital]]'' befasst sich mit der Entstehung und dem Wesen des [[Kapitalismus]]<br /> |<br /> * 1846–1847 Ernteausfälle führen zu [[Hungersnot|Hungersnöten]] in Europa<br /> * 1848 Jahr der [[Europäische Revolutionen 1848/1849|Revolutionen]]<br /> * 1848 [[Nationalversammlung]] in der [[Frankfurter Paulskirche]]<br /> * 1851 Erste [[Weltausstellung]] in London<br /> |-<br /> | 1820–1895<br /> | [[Friedrich Engels]]<br /> <br /> [[Datei:Engels 1856.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosophischer Wegbegleiter und (auch finanzieller) Förderer von [[Karl Marx]]<br /> * Hat an der Theorie und den Werken von Karl Marx mitgearbeitet<br /> * Herausgeber von Marx-Werken nach dessen Tod<br /> |<br /> * 1854–1856 [[Krimkrieg]]<br /> |-<br /> | 1809–1882<br /> | [[Bruno Bauer]]<br /> <br /> [[Datei:Bruno Bauer.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1802–1880<br /> | [[Arnold Ruge]]<br /> <br /> [[Datei:Arnold Ruge Schriftsteller.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1807–1887<br /> | [[Friedrich Theodor Vischer]]<br /> <br /> [[Datei:Vischer.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Ausland ====<br /> |-<br /> | 1792–1867<br /> | [[Victor Cousin]]<br /> <br /> [[Datei:Victorcousin.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Verbreitete als erster Hegels Philosophie in Frankreich<br /> |<br /> |-<br /> | 1817–1883<br /> | [[Bertrando Spaventa]]<br /> <br /> |<br /> * Italienischer Idealist<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Historismus ===<br /> [[Historismus]] bezeichnet eine im 19. und 20. Jahrhundert in Deutschland einflussreiche philosophische und [[geschichtswissenschaft]]liche Strömung. Sie hebt die [[Geschichtlichkeit]] des Menschen hervor, seine Verankerung in einer [[Tradition]] und das [[Geschichtsbewusstsein|Bewusstsein]], durch die Vergangenheit geprägt zu sein, und betrachtet jegliche [[Idee]]n und Institutionen wie [[Staat]] und [[Nation]] nicht als rationale Ergebnisse gesellschaftlicher Prozesse, sondern als organische, geschichtlich hervorgebrachte Wesenhaftigkeiten. Geschichte soll im Historismus nicht durch philosophische oder metaphysische Überbauten erklärt werden, stattdessen soll ein Verständnis für die Individualität der einzelnen Epochen und Geschehnisse entwickelt werden.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1776–1831<br /> | [[Barthold Georg Niebuhr]]<br /> <br /> [[Datei:Louise Seidler - Niebuhr - Uhde 222.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Geschichtsschreibung|Historiografie]]<br /> |<br /> * 1819 USA erwirbt [[Florida]] von Spanien<br /> |-<br /> | 1778–1841<br /> | [[Friedrich Ast]]<br /> |<br /> * Systematische Geschichtsphilosophie, Platonforscher<br /> |<br /> |-<br /> | 1795–1886<br /> | [[Leopold von Ranke]]<br /> <br /> [[Datei:Leopold Von Ranke 1877.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Objektivität]] historischer Erkenntnisse<br /> |<br /> * 1821 [[Risorgimento]] in Italien<br /> |-<br /> | 1805–1859<br /> | [[Alexis de Tocqueville]]<br /> <br /> [[Datei:DeTocque.jpg|60px]]<br /> |<br /> * begründete die [[Vergleichende Politikwissenschaft]]<br /> * politische [[Gleichheit]] führt zur Verringerung der [[Selbstverantwortung]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1808–1884<br /> | [[Johann Gustav Droysen]]<br /> <br /> [[Datei:Johann Gustav Droysen - Imagines philologorum.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Hermeneutik]] in der [[Geschichtswissenschaft]]<br /> |<br /> * 1821 [[Mexiko]] wird unabhängig<br /> |-<br /> | 1834–1896<br /> | [[Heinrich von Treitschke]]<br /> <br /> [[Datei:Heinrich von Treitschke.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Preußen]]s Glanz und Gloria<br /> * [[Antisemitismus (bis 1945)|Antisemit]]<br /> |<br /> * 1829 Emanzipation der Katholiken in Großbritannien<br /> |-<br /> | 1817–1903<br /> | [[Theodor Mommsen]]<br /> <br /> [[Datei:Theodor Mommsen 2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Liberaler Gegner im Antisemitismusstreit<br /> |<br /> * 1929 Frieden von [[Edirne]] bringt [[Griechenland]] die Unabhängigkeit<br /> |-<br /> | 1818–1897<br /> | [[Jacob Burckhardt]]<br /> <br /> [[Datei:Carl Jacob Christoph Burckhardt im Jahr 1890-spiegelverkehrtes Photo.png|60px]]<br /> |<br /> * Bedeutender [[Kulturgeschichte|Kulturhistoriker]]<br /> |<br /> * 1830 Frankreich beginnt Eroberung von [[Algerien]]<br /> |-<br /> | 1826–1871<br /> | [[Friedrich Ueberweg]]<br /> <br /> [[Datei:Leichlingen - Friedrich-Ueberweg-Platz 04 ies.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosophiehistoriker und Aristoteliker<br /> |<br /> * 1832 [[Hambachfest]]<br /> |-<br /> | 1862–1954<br /> | [[Friedrich Meinecke]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Ideengeschichte]]<br /> |<br /> * 1834 [[Deutscher Zollverein]]<br /> |-<br /> | 1866–1952<br /> | [[Benedetto Croce]]<br /> <br /> [[Datei:B.Croce.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Sozialgeschichte|Sozialhistoriker]]<br /> |<br /> * 1835 Erste Eisenbahn in Deutschland ([[LEG – Adler und Pfeil|Adler]])<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Positivismus und Naturwissenschaft ===<br /> Während sich die Philosophie des deutschen Idealismus überwiegend mit Grundfragen des Geistes und der Erkenntnis beschäftigte, fanden in den [[Naturwissenschaft]]en und in der [[Technik]] deutlichere Fortschritte und ein rasanter Erkenntniszugewinn statt. Ein Gegengewicht zum Idealismus ist das Wiedererstarken des [[Empirismus]]. Seine spezifische Ausprägung im 19. Jahrhundert fand er vor allem in [[Frankreich]] und in [[England]] im sogenannten [[Positivismus]]. Hierunter ist eine Philosophie zu verstehen, in der die Welt durch die Naturwissenschaften und die in ihr definierten Objekte erklärt werden soll.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1775–1836<br /> | [[André-Marie Ampère]]<br /> <br /> [[Datei:Ampere Andre 1825.jpg|60px]]<br /> |<br /> * unterschied [[Kosmologie|kosmologische]] und [[Noologie|noologische]] Wissenschaften<br /> * Relationsbegriffe wie Raum, Zeit, Zahl, Kausalität haben absolute Gültigkeit<br /> |<br /> |-<br /> | 1798–1857<br /> | [[Auguste Comte]]<br /> <br /> [[Datei:Auguste Comte2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertrat einen strikten Determinismus und ein mechanistisches Weltbild<br /> * Weltdeutung nach den drei Stadien theologisch, metaphysisch, positiv<br /> |<br /> * [[Jöns Jakob Berzelius]] (1779–1848)<br /> |-<br /> | 1748–1832<br /> | [[Jeremy Bentham]]<br /> <br /> [[Datei:Jeremy Bentham by Henry William Pickersgill detail.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer des [[Utilitarismus]]<br /> |<br /> * [[Friedrich Fröbel]] (1782–1852)<br /> |-<br /> | 1794–1866<br /> | [[William Whewell]]<br /> <br /> [[Datei:William Whewell - Project Gutenberg eText 13103.jpg|60px]]<br /> |<br /> * breite naturwissenschaftliche Bildung, Wissenschaftstheoretiker<br /> * Seine Untersuchungen zur [[Induktion (Denken)|Induktion]] beeinflussten Charles S. Peirce' Theorie der [[Abduktion]].<br /> |<br /> |-<br /> | 1806–1873<br /> | [[John Stuart Mill]]<br /> <br /> [[Datei:JohnStuartMill.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Ökonom und wichtiger Vertreter des Liberalismus<br /> * Erweiterte den Utilitarismus und forderte Wahlrecht für alle&lt;br /&gt;[[Assoziationspsychologie]] und Induktionstheorie<br /> * Vertrat im Gegensatz zu [[Jeremy Bentham|Bentham]] keinen quantitativen, sondern einen qualitativen Utilitarismus<br /> * trat für die [[Gleichberechtigung]] ein<br /> |<br /> * [[Louis Daguerre]] (1787–1851)<br /> |-<br /> | 1825–1895<br /> | [[Thomas Henry Huxley]]<br /> <br /> [[Datei:Thomas Henry Huxley.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Agnostizismus]] und [[Epiphänomen]]alismus<br /> |<br /> * [[Michael Faraday]] (1791–1867)<br /> |-<br /> | 1820–1903<br /> | [[Herbert Spencer]]<br /> <br /> [[Datei:Herbert Spencer 2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Evolutionismus]] als Anwendung Darwins auf die Gesellschaft<br /> |<br /> * [[Charles Lyell]] (1797–1875)<br /> |-<br /> | 1773–1843<br /> | [[Jakob Friedrich Fries]]<br /> <br /> [[Datei:Jakob Friedrich Fries 2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wollte die Philosophie Kants mit neueren psychologischen Erkenntnissen verbinden<br /> |<br /> * [[Justus von Liebig]] (1803–1873)<br /> |-<br /> | 1776–1841<br /> | [[Johann Friedrich Herbart]]<br /> <br /> [[Datei:Johann F Herbart.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Logik als Wissenschaft von den Bedingungen der Bedeutung der Begriffe<br /> * Herausragender Pädagoge<br /> |<br /> * [[Charles Darwin]] (1809–1882)<br /> |-<br /> | 1781–1848<br /> | [[Bernard Bolzano]]<br /> <br /> [[Datei:Bernard Bolzano Kriehuber.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Bedeutender Logiker<br /> |<br /> * [[Robert Wilhelm Bunsen]] (1811–1899)<br /> |-<br /> | 1808–1896<br /> | [[Ernst Kapp]]<br /> <br /> [[Datei:Ernst Kapp.jpg|60px]]<br /> |<br /> * erstmals [[Technikphilosophie|Philosophie der Technik]]<br /> |<br /> * [[Werner von Siemens]] (1816–1892)<br /> |-<br /> | 1817–1895<br /> | [[Carl Vogt]]<br /> <br /> [[Datei:Vogt, Carl (1817-1895).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mediziner, Zoologe, „1848er“, [[Materialismusstreit]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1822–1893<br /> | [[Jakob Moleschott]]<br /> <br /> [[Datei:Jakob Moleschott.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Energie als Naturkreislauf<br /> * Populärphilosoph<br /> |<br /> * 1857–1858 [[Sepoy-Aufstand]] in Indien<br /> |-<br /> | 1824–1899<br /> | [[Ludwig Büchner]]<br /> <br /> [[Datei:Ludwig Friedrich Karl Christian Buechner.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Sensualist und Populärphilosoph<br /> |<br /> * 1861–1865 [[Sezessionskrieg]]<br /> |-<br /> | 1818–1896<br /> | [[Emil Heinrich Du Bois-Reymond]]<br /> <br /> [[Datei:Bois-Reymond.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Über die Grenzen der Naturerkenntnis (mechanistische Naturerklärung)<br /> * [[ignoramus et ignorabimus]]<br /> |<br /> * [[James Prescott Joule]] (1818–1889)<br /> |-<br /> | 1836–1913<br /> | [[Wilhelm Schuppe]]<br /> |<br /> * Einheit von Logik und Erkenntnistheorie<br /> * Begründer der [[Immanenzphilosophie|Immanenzschule]]<br /> |<br /> * [[William Thomson, 1. Baron Kelvin]] (1824–1907)<br /> |-<br /> | 1837–1885<br /> | [[Ernst Laas]]<br /> |<br /> * Allein der Empirismus ist wissenschaftlich berechtigt.<br /> |<br /> * [[James Clerk Maxwell]] (1831–1879)<br /> |-<br /> | 1838–1916<br /> | [[Ernst Mach]]<br /> <br /> [[Datei:Mach, Ernst (1905).jpg|60px]]<br /> |<br /> * bedeutender Naturwissenschaftler und Empirist<br /> * Die Bedeutung einer Theorie hängt von ihrem Nutzen ab.<br /> |<br /> * [[Alfred Nobel]] (1833–1896)<br /> |-<br /> | 1843–1896<br /> | [[Richard Avenarius]]<br /> <br /> [[Datei:Avenarius Richard philosopher.png|60px]]<br /> |<br /> * Mit Mach Begründer des [[Empiriokritizismus]]<br /> |<br /> * [[Robert Koch]] (1843–1910)<br /> |-<br /> | 1834–1919<br /> | [[Ernst Haeckel]]<br /> <br /> [[Datei:Ernst Haeckel 2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Verbreitete die Evolutionstheorie<br /> * Setzte Gott mit den Naturgesetzen gleich<br /> * Entwickelt den naturwissenschaftlich begründeten [[Monismus]]<br /> |<br /> * [[Alexander Graham Bell]] (1847–1922)<br /> |-<br /> | 1817–1881<br /> | [[Rudolf Hermann Lotze]]<br /> <br /> [[Datei:Humboldt-Universitätsbibliothek-Lotze.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Bekämpfte den [[Vitalismus]]<br /> * Der letzte Weltgrund ist die Persönlichkeit<br /> * Schuf mit dem Begriff der Geltung eine Grundlage für die [[Axiologie (Philosophie)|Wertphilosophie]]<br /> |<br /> * [[Thomas Alva Edison]] (1847–1931)<br /> |-<br /> | 1873–1942<br /> | [[Heinrich Gomperz]]<br /> |<br /> * Später Vertreter des Empiriokritizismus<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Andere Philosophen des 19. Jahrhunderts ===<br /> Das 19. Jahrhundert brachte einige große Philosophen hervor, deren Auffassungen gleichsam nicht in eine Schublade passen, also nicht einer der anderen Kategorien zugeordnet werden können. Vor allem sind es Philosophen, die mit neuen Gedanken und Konzepten wirkungsmächtig waren und viel stärker als die „Richtungsphilosophen“ Beachtung auch im 20. Jahrhundert fanden.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1767–1835<br /> | [[Wilhelm von Humboldt]]<br /> <br /> [[Datei:WilhelmvonHumboldt.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Humanist und Bildungspolitiker<br /> * Die Eigenart der Sprachgemeinschaft bestimmt das Selbstverständnis<br /> * Der Staatsmann ist Volksvertreter und nicht Erzieher<br /> |<br /> * 1862 [[Otto von Bismarck]] wird Ministerpräsident von Preußen<br /> |-<br /> | 1788–1860<br /> | [[Arthur Schopenhauer]]<br /> <br /> [[Datei:Schopenhauer.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die Außenwelt ist Erscheinung<br /> * Vorstellungen in Raum und Zeit sind durch den Willen erzeugt<br /> * Der Egoismus als Haupttriebfeder kann nur in der Kunst aufgehoben werden<br /> * Ethik auf Grundlage des Mitleids<br /> |<br /> * 1864 Gründung des [[Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung|Roten Kreuzes]]<br /> * 1864–1867 [[Maximilian I. (Mexiko)|Maximilian]] als [[Kaiserreich Mexiko (1864–1867)|Kaiser von Mexiko]]<br /> |-<br /> | 1802–1872<br /> | [[Friedrich Adolf Trendelenburg]]<br /> <br /> [[Datei:Trendelenburg.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Aristoteliker<br /> |<br /> * 1864 [[Deutsch-Dänischer Krieg]]<br /> |-<br /> | 1813–1855<br /> | [[Søren Kierkegaard]]<br /> <br /> [[Datei:Kierkegaard.jpg|60px]]<br /> |<br /> * (Mit-)Begründer der [[Existenzphilosophie]]<br /> * Religion ist keine Angelegenheit der [[Erkenntnis]], sondern des [[Glaube (Religion)|Glaubens]]<br /> * Gott ist tiefgehend anders<br /> * Jeder Mensch steht mit seinen existentiellen Problemen als Einzelner vor Gott<br /> * Grundkategorien sind [[Existenz]], [[Angst]], [[Freiheit]], [[Entscheidung]]<br /> * Es gibt keinen objektiven Halt, der Einzelne ist immer wieder auf seine eigene [[Existenz]] zurückgeworfen<br /> * Aufgabe des Menschen ist die Verwirklichung seines Selbst<br /> * Dabei Unterscheidung dreier Existenzformen<br /> ** Ästhetische Existenz: Zustand der Verzweiflung; der Mensch lebt vom Äußerlichen und Sinnlichen<br /> ** Ethische Existenz: Unabhängigkeit vom Äußeren; der Mensch führt ein ernstes bewusstes Leben, in dem er sich als Sünder erkennt und sich aus seiner Verzweiflung befreit<br /> ** Religiöse Existenz: Glaube an Gott, der allein den Menschen von der [[Sünde]] befreien kann; vollendete Existenz des Menschen als Selbst<br /> |<br /> * 1865 Ermordung [[Abraham Lincoln]]s<br /> * 1866 [[Deutscher Krieg]] – der [[Norddeutscher Bund|Norddeutsche Bund]] entsteht.<br /> |-<br /> | 1840–1912<br /> | [[Gideon Spicker]]<br /> |<br /> * strebte nach einer Religion in philosophischer Form auf naturwissenschaftlicher Grundlage<br /> |<br /> |-<br /> | 1844–1900<br /> | [[Friedrich Nietzsche]]<br /> <br /> [[Datei:Nietzsche187a.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Verabscheut alle [[Ideologie]]n („[[Götze]]n“), insbesondere die der [[Moderne]]<br /> * Wegbereiter [[postmoderne]]n Denkens<br /> * Deutet das menschliche Leben als Kampf zwischen aktiver und reaktiver Kraft<br /> * Dieser Kampf schwächt den Menschen, das Leben verkümmert, es verliert an Macht<br /> * Kritik der herrschenden [[Moral]]<br /> * [[Herrenmoral]] vs. [[Sklavenmoral]]<br /> * Die herrschende christliche Moral ist [[Sklavenmoral]]<br /> * Stellt der jüdisch-christlichen Tradition die griechisch-antike Tradition gegenüber<br /> * und im Bereich der Kunst das appolinisch Rationale dem dionysisch Künstlerischen gegenüber<br /> * Fordert „[[Umwertung aller Werte]]“, also Herstellung einer [[Herrenmoral]], als natürlicher Weltordnung<br /> * Ziel ist der [[Übermensch]] (Affe – Mensch – [[Übermensch]])<br /> * Der [[Übermensch]] ist gekennzeichnet durch<br /> ** den [[Wille zur Macht|Willen zur Macht]]<br /> ** den Glauben an die [[ewige Wiederkunft des Gleichen]]<br /> ** die Liebe zum Schicksal ([[amor fati]])<br /> ** das Wissen um den Tod Gottes („[[Gott]] ist tot“)<br /> ** die Überwindung des Gegeneinander von reaktiver und aktiver Kraft, um die eigene Vitalität und Stärke (die aktive Kraft) zu steigern<br /> |<br /> * 1867 USA kauft [[Alaska]] von Russland<br /> * 1869 Eröffnung des [[Suez-Kanal]]s<br /> * 1869 [[Central Pacific Railroad]] und [[Union Pacific Railroad]] schließen die Lücke der Eisenbahnverbindung von Küste zu Küste.<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Neukantianismus ===<br /> Als [[Neukantianismus]] wird eine [[Philosophie|philosophische]] Strömung bezeichnet, die sich nach dem Abebben des [[Idealismus]] als Gegenbewegung zu dem sich immer mehr ausbreitenden, stark in den [[Naturwissenschaft]]en verwurzelten [[Materialismus]] entwickelte. Hierbei wurde die Forderung erhoben, wieder direkt auf [[Immanuel Kant]] zurückzugehen und eine Philosophie zu entwickeln, die den Ansprüchen der damals modernen Wissenschaften genügte.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1814–1908<br /> | [[Eduard Zeller]]<br /> <br /> [[Datei:EduardZeller.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der Erkenntnistheorie als Disziplin<br /> |<br /> * 1869 Gründung der [[SPD]]<br /> |-<br /> | 1824–1907<br /> | [[Kuno Fischer]]<br /> <br /> [[Datei:Kuno Fischer.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosophiehistoriker<br /> |<br /> * 1870 [[Erstes Vatikanisches Konzil]] (Unfehlbarkeit des Papstes)<br /> |-<br /> | 1828–1878<br /> | [[Friedrich Albert Lange]]<br /> <br /> [[Datei:Friedrich Albert Lange.jpg|60px]]<br /> |<br /> * kritische “Geschichte des Materialismus”<br /> |<br /> |-<br /> | 1840–1912<br /> | [[Otto Liebmann]]<br /> |<br /> * Auf Kant muss zurückgegangen werden<br /> |<br /> * 1870 [[Heinrich Schliemann]]s erste Grabung nach [[Troja]]<br /> |-<br /> | 1842–1918<br /> | [[Hermann Cohen]]<br /> <br /> [[Datei:Hermann Cohen (lithograph by Karl Doerbecker).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Nicht Begriffe, sondern Urteile sind Grundlage menschlichen Denkens<br /> * Begründer der Marburger Schule<br /> |<br /> * 1870 Nach Kriegserklärung durch Frankreich siegt Preußen in der [[Schlacht bei Sedan]]<br /> |-<br /> | 1844–1924<br /> | [[Alois Riehl]]<br /> <br /> [[Datei:Riehl Alois.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Kritizismus]] zur Aktualisierung Kants<br /> |<br /> * 1871 Kaiserkrönung [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm I.]]<br /> |-<br /> | 1848–1915<br /> | [[Wilhelm Windelband]]<br /> <br /> [[Datei:Wilhelm Windelband.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Lehre von den allgemeingültigen Werten<br /> * Wahrheit im Denken, Gutheit im Wollen und Schönheit im Fühlen<br /> * Kant verstehen heißt über ihn hinausgehen<br /> |<br /> * 1871 [[Henry Morton Stanley]] findet [[David Livingstone]]<br /> |-<br /> | 1849–1921<br /> | [[Franz Staudinger]]<br /> |<br /> * ethischer Marxist<br /> * Wegbereiter der Konsumgenossenschaft<br /> |<br /> * 1873 [[Gründerkrach|Wiener Börsenkrach]]: Große [[Depression]] mit 1. [[Weltwirtschaftskrise]]<br /> |-<br /> | 1852–1933<br /> | [[Hans Vaihinger]]<br /> <br /> [[Datei:Vaihinger.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Die Philosophie des Als Ob|Philosophie des Als Ob]]<br /> * Begründer der Kant-Studien<br /> |<br /> * 1873 [[Dreikaiserabkommen]]<br /> |-<br /> | 1854–1924<br /> | [[Paul Natorp]]<br /> <br /> [[Datei:Paul Natorp.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Befasst sich vor allem mit der Logik der Wissenschaften.<br /> * Lehnt die Existenz des Dings an sich und vom Verstand unabhängiger Anschauungen ab.<br /> |<br /> * 1875 [[Dritte Französische Republik]]<br /> |-<br /> | 1856–1938<br /> | [[Rudolf Stammler]]<br /> |<br /> * Rechtsphilosophie<br /> |<br /> * 1876 [[Schlacht am Little Big Horn]] River endet mit der Niederlage von [[General Custer]]<br /> * 1976 ''[[Die Abenteuer des Tom Sawyer]]''<br /> |-<br /> | 1860–1928<br /> | [[Karl Vorländer]]<br /> |<br /> * Geschichtsphilosoph und Marxist<br /> * Kant Biograph und Herausgeber<br /> |<br /> * 1878 [[Berliner Kongress]]<br /> |-<br /> | 1863–1936<br /> | [[Heinrich Rickert (Philosoph)|Heinrich Rickert]]<br /> <br /> [[Datei:Heinrich Rickert.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wertphilosophie<br /> * Kulturwissenschaft versus Naturwissenschaft<br /> |<br /> * 1878 Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie („[[Sozialistengesetz]]“)<br /> * 1878–1880 [[Fjodor Dostojewski]] schreibt ''[[Die Brüder Karamasow]]''<br /> |-<br /> | 1869–1947<br /> | [[Jonas Cohn]]<br /> |<br /> * Sache und Erkenntnis werden nur gemeinsam durch dialektisches Denken erkennbar<br /> * Wertethiker<br /> |<br /> * 1979 [[Zweibund]] zwischen Deutschland und Österreich<br /> |-<br /> | 1869–1955<br /> | [[Robert Reininger]]<br /> |<br /> * Psychophysisches Problem und Wertphilosophie<br /> |<br /> * 1881 [[Dreikaiservertrag]] zwischen Deutschland, Österreich und Russland<br /> |-<br /> | 1875–1915<br /> | [[Emil Lask]]<br /> |<br /> * Kategorienlehre und Urteilslehre<br /> |<br /> * 1881–1885 Herrschaft des [[Mahdi]]<br /> * 1882 [[Dreibund]] durch Beitritt Italiens zum Zweibund<br /> |-<br /> | 1874–1945<br /> | [[Ernst Cassirer]]<br /> <br /> [[Datei:ErnstCassirer.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Geschichte der Erkenntnistheorie<br /> * [[Philosophie der symbolischen Formen]]<br /> * Anthropologie<br /> |<br /> * 1883 [[Krankenversicherung]] für Arbeiter<br /> * 1883 Erstausgabe von ''[[Die Schatzinsel]]'' als Buch<br /> * 1883–1885 ''[[Also sprach Zarathustra]]'' erscheint<br /> |-<br /> | 1875–1947<br /> | [[Richard Hönigswald]]<br /> |<br /> * Das Grundproblem des Gegebenen<br /> * Allgemeine Methodenlehre<br /> |<br /> * 1884 [[Salpeterkrieg]]<br /> * 1884 [[Mark Twain]] veröffentlicht ''[[Die Abenteuer des Huckleberry Finn]]''<br /> |-<br /> | 1877–1942<br /> | [[Bruno Bauch]]<br /> <br /> |<br /> * Rezipierte Frege<br /> * Vaterländische Position in der NS-Zeit<br /> |<br /> |-<br /> | 1878–1946<br /> | [[Arthur Liebert]]<br /> |<br /> * Wie ist kritische Philosophie überhaupt möglich?<br /> |<br /> * 1884 Beginn der Publikation des [[Oxford English Dictionary]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Psychologismus ===<br /> Die Vertreter des [[Psychologismus]] gehören nicht einer einheitlichen Schule an und sind in Aspekten ihrer Philosophie auch anderen Richtungen zuzuordnen. Ihnen gemeinsam ist, dass das Denken als psychische Funktion aufgefasst wird und dieser Aspekt in ihrer Philosophie eine wesentliche Rolle spielt. Beim [[Psychologismus]] im engeren Sinne sind Gedanken immer ein Ausdruck von [[Motivation]]. Infolgedessen können sie niemals wahr oder falsch sein. Diese Betrachtung führt zu einem Konflikt mit der Logik.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1798–1854<br /> | [[Friedrich Eduard Beneke]]<br /> <br /> [[Datei:Friedrich Eduard Beneke.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Forderte eine antiidealistische Philosophie auf Basis einer induktiven Psychologie.<br /> |<br /> |-<br /> | 1801–1887<br /> | [[Gustav Theodor Fechner]]<br /> <br /> [[Datei:Fechner Portrait.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wollte nur physikalisch messbare Vorgänge in der Psychologie betrachten.<br /> |<br /> |-<br /> | 1818–1903<br /> | [[Alexander Bain (Philosoph)|Alexander Bain]]<br /> <br /> [[Datei:AlexanderBain001.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mitbegründer der [[Assoziationspsychologie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1832–1920<br /> | [[Wilhelm Wundt]]<br /> <br /> [[Datei:Wilhelm Wundt.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertrat einen psychophysischen Parallelismus<br /> * Begründer des ersten Instituts für experimentelle Psychologie<br /> * Arbeiten zur Logik und zur Induktion<br /> |<br /> |-<br /> | 1838–1917<br /> | [[Franz Brentano]]<br /> <br /> [[Datei:Franz Brentano.jpeg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der Aktpsychologie<br /> * Prägte den Begriff der [[Intentionalität]]<br /> |<br /> * 1884 Deutsches Reich erwirbt [[Deutsche Kolonien|Kolonien]] (Kamerun, Südwestafrika, Togo u.&amp;nbsp;a.)<br /> |-<br /> | 1842–1906<br /> | [[Eduard von Hartmann]]<br /> <br /> [[Datei:Karl Robert Eduard von Hartmann - Philosoph.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kritischer Realismus<br /> * Philosophie des Unbewussten<br /> |<br /> * 1885 Berliner [[Kongokonferenz]], weitere Kolonie in Ostafrika (Ruanda-Urundi)<br /> |-<br /> | 1847–1914<br /> | [[Anton Marty]]<br /> <br /> [[Datei:Anton Marty.png|60px]]<br /> |<br /> * Schüler Brentanos, Studien zu den Sprachfunktionen<br /> |<br /> * 1886 [[Goldrausch]] in Südafrika<br /> |-<br /> | 1848–1936<br /> | [[Carl Stumpf]]<br /> <br /> [[Datei:Carlstumpf.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schüler Brentanos und Lehrer Husserls<br /> |<br /> * 1886 Erstes [[Automobil]] von [[Carl Friedrich Benz]]<br /> * 1886 Einweihung der [[Freiheitsstatue]]<br /> |-<br /> | 1851–1914<br /> | [[Theodor Lipps]]<br /> <br /> [[Datei:TLipps.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Im Zentrum seiner Reflexionen stand die 'innere Erfahrung', die auch in seiner psychologischen Ästhetik der leitende Faktor seines Philosophierens war.<br /> |<br /> * 1887 Annexion von [[Macau]] durch Portugal<br /> |-<br /> | 1853–1920<br /> | [[Alexius Meinong]]<br /> <br /> [[Datei:Meinong.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Versuchte die Gegenständlichkeit von Gefühlen und Begehrungen zu zeigen.<br /> |<br /> |-<br /> | 1859–1932<br /> | [[Christian von Ehrenfels]]<br /> |<br /> * Schüler Brentanos, Vordenker der [[Gestalttheorie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1861–1934<br /> | [[James Mark Baldwin]]<br /> <br /> [[Datei:James Mark Baldwin 1917.jpg|60px]]<br /> |<br /> * übergreifendes ästhetisches Erleben, [[Baldwin-Effekt]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1873–1926<br /> | [[Rudolf Eisler (Philosoph)|Rudolf Eisler]]<br /> |<br /> * Anhänger Wundts, Lexikograph, Kantspezialist<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Pragmatismus ===<br /> Der [[Pragmatismus]] (von [[Griechische Sprache|griech.]] ''pragma'' „Handlung“, „Sache“) bezeichnet eine philosophische Grundhaltung, die das Erkennen und die Wahrheitsbildung eng mit den Handlungen, die in der [[Lebenswelt]] ausgeführt werden, verbindet. Sie geht davon aus, dass auch das theoretische Wissen dem praktischen Umgang mit den Dingen entspringt und auf diesen angewiesen bleibt. Der Pragmatismus stellt die erste eigenständige US-amerikanische philosophische Strömung dar.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1839–1914<br /> | [[Charles S. Peirce]]<br /> <br /> [[Datei:Charles Sanders Peirce theb3558.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Herausragender Mathematiker und Logiker ([[Abduktion]] als dritte Schlussweise; [[Peirce-Funktion]]; Standardnotation der [[Prädikatenlogik]]; [[Existential Graphs]])<br /> * [[Kategorie (Philosophie)|Kategorien]] der Erstheit, Zweitheit und Drittheit<br /> * Erkenntnis ist ein Wechsel zwischen Überzeugung und Zweifel ([[Pragmatische Maxime]])<br /> * Formulierte den [[Fallibilismus]]<br /> * Schuf mit seiner [[Semiotik]] Grundlagen der [[Sprachphilosophie]]<br /> |<br /> * 1887 Frankreich begründet [[Indochina]]<br /> |-<br /> | 1842–1910<br /> | [[William James]]<br /> <br /> [[Datei:William James b1842c.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Skeptiker und strikter Empirist<br /> * Theorien sind wahr bei praktischer Relevanz<br /> * ''[[The Will to Believe]]''<br /> * ''[[Der Pragmatismus]]''<br /> |<br /> * 1888 [[Dreikaiserjahr]]<br /> |-<br /> | 1859–1952<br /> | [[John Dewey]]<br /> <br /> [[Datei:John Dewey in 1902.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Pragmatismus im Bereich der Pädagogik und Soziologie<br /> |<br /> * 1889 Alters- und Invalidenversicherung im Deutschen Reich<br /> |-<br /> | 1863–1931<br /> | [[George Herbert Mead]]<br /> <br /> [[Datei:George Herbert Mead.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Symbolischer Interaktionismus<br /> * Sozialbeheaviorismus<br /> |<br /> * 1890 Wilhelm II. entlässt [[Otto von Bismarck|Bismarck]]<br /> |-<br /> | 1864–1937<br /> | [[F. C. S. Schiller]]<br /> <br /> [[Datei:FCSSchiller Slosson1917.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Pragmatismus als „Humanismus“ zur Rechtfertigung des Fortschritts- und Freiheitsgedankens<br /> |<br /> * 1890 Deutschland tauscht [[Sansibar]] gegen [[Helgoland]]<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Lebensphilosophie ===<br /> [[Lebensphilosophie]] ist eine Richtung der Philosophie, die in Frankreich und in Deutschland als Gegenentwurf zu den [[Naturwissenschaft]]en und der einseitigen Betonung der Rationalität entwickelt wurde. Das Werden des Lebens, die [[Ganzheitlichkeit]] kann demnach nicht allein mit [[Begriffen]] und [[Logik]] erfasst und beschrieben werden. Zu einem ''umgreifenden'' Leben gehören ebenso nicht-rationale, [[Kreativität|kreative]] und dynamische Elemente.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1833–1911<br /> | [[Wilhelm Dilthey]]<br /> <br /> [[Datei:Dilthey1-4.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründung der [[Geisteswissenschaften]] als eigenständigen Wissenschaftsbereich<br /> * Erleben von Zusammenhängen – Unterschied von Erklären und Verstehen<br /> * Ausweitung der [[Hermeneutik]] auch auf Kunst, Recht und Religion<br /> |<br /> * 1895 [[Nord-Ostsee-Kanal|Kaiser-Wilhelm-Kanal]]<br /> * 1895 [[Allgemeines Wahlrecht]] in [[Neuseeland]] – auch für Frauen<br /> * 1894–1895 [[Erster Japanisch-Chinesischer Krieg]]. Japan erhält im [[Vertrag von Shimonoseki|Frieden von Schmonoseki]] [[Taiwan (Insel)|Formosa]]<br /> * 1895 ''[[Die Zeitmaschine]]'' von [[H. G. Wells]] erscheint<br /> |-<br /> | 1846–1926<br /> | [[Rudolf Eucken]]<br /> <br /> [[Datei:Eucken-im-Alter.png|60px]]<br /> |<br /> * arbeitete über ''Der Sinn und Wert des Lebens'' und ''Geistige Strömungen der Gegenwart''<br /> * philosophischer Gegner des befreundeten Ernst Haeckel<br /> |<br /> * 1896 Frankreich annektiert [[Madagaskar]]<br /> |-<br /> | 1859–1941<br /> | [[Henri Bergson]]<br /> <br /> [[Datei:Henri Bergson (Nobel).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Erlebte [[Zeit (Philosophie)|Zeit]] als Seelenzustand<br /> * Erkenntnis des ganzheitlichen Wesens bedarf der [[Intuition]]<br /> |<br /> * 1896 [[Olympische Sommerspiele 1896|Erste Olympiade der Neuzeit]]<br /> |-<br /> | 1861–1949<br /> | [[Maurice Blondel]]<br /> <br /> |<br /> * Entwickler der Philosophie der Aktion.<br /> * Seine Denkweise ist geprägt von der Offenbarung Gottes in katholischer Tradition.<br /> |<br /> |-<br /> <br /> | 1858–1918<br /> | [[Georg Simmel]]<br /> <br /> [[Datei:Simmel 01.JPG|60px]]<br /> |<br /> * [[Wahrheit]] ist ein von der Psyche unabhängig geltendes Reich<br /> * Sollen ist eine ursprüngliche [[Kategorie (Philosophie)|Kategorie]]<br /> * ''[[Philosophie des Geldes]]:'' Geld wird Gott<br /> * Begründer der [[Stadtsoziologie]]<br /> |<br /> * 1896 Sieg [[Abessinien]]s über Italien<br /> * 1896 [[Theodor Herzl]]: [[Der Judenstaat]]<br /> * 1896 [[Türkisch-Griechischer Krieg]]<br /> * 1896 [[Utah]] wird 45. Bundesstaat der USA<br /> |-<br /> | 1867–1941<br /> | [[Hans Driesch]]<br /> <br /> [[Datei:Driesch1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertreter des Neovitalismus<br /> |<br /> * 1897 [[Korea]] löst sich von China<br /> * 1897 [[Klondike-Goldrausch|Goldrausch zum Klondike River]]<br /> * 1897 1. [[Zionistenkongress|Zionistischer Weltkongress]] in Basel<br /> * 1897 Erfindung der [[Cornflakes]]<br /> * 1897 An der Universität Wien werden Frauen als ordentliche Hörerinnen an der Philosophischen Fakultät zugelassen<br /> |-<br /> | 1872–1956<br /> | [[Ludwig Klages]]<br /> <br /> [[Datei:Kosmiker.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Gegensatz von Leib und Seele<br /> * Erkenntnistheorie als Bewusstseinswissenschaft<br /> |<br /> * 1898 [[Spanisch-Amerikanischer Krieg]]<br /> * 1898 Annexion der Republik [[Hawaii]] durch die USA<br /> * 1898 [[Wilhelmina von Oranien-Nassau]] wird Königin der Niederlande<br /> * 1898 Pierre und [[Marie Curie]] entdecken gemeinsam mit Gustave Bémont das [[Radium]]<br /> |-<br /> | 1878–1965<br /> | [[Georg Misch (Philosoph)|Georg Misch]]<br /> |<br /> * Dilthey-Schüler, Geschichte der [[Autobiographie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1882–1929<br /> | [[Erich Becher]]<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 116-119-22-03, Erich Becher.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Es gibt überindividuell Seelisches<br /> |<br /> * 1899 [[Philippinisch-Amerikanischer Krieg]]<br /> * 1899 erste [[Haager Friedenskonferenzen|Haager Friedenskonferenz]]<br /> * 1899 Gründung der [[Emschergenossenschaft]]<br /> * 1899–1902 [[Zweiter Burenkrieg]] in Südafrika<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#DDDDDD;&quot; |<br /> <br /> == 20. Jahrhundert ==<br /> Mit den im Zuge der [[Industrialisierung]] sich immer mehr verstärkenden Phänomenen der [[Massengesellschaft]], mit den durch die explosionsartige Entwicklung der [[Wissenschaft]]en ausgelösten neuen [[Weltbild]]ern ([[Relativitätstheorie]], [[Quantenphysik]], [[Psychoanalyse]], [[Molekularbiologie]], [[Informationstechnik]], [[Gentechnik]]), den globalen Auswirkungen menschlichen Handelns ([[Völkermord]] durch den [[Nationalsozialismus]], [[Nord-Süd-Konflikt]], [[Umweltkatastrophe]]n, drohende [[Klimakatastrophe]]) war die [[Philosophie des 20. Jahrhunderts]] mit zum Teil grundlegend neuen Perspektiven befasst.<br /> <br /> Dies führte zu einer starken [[Heterogenität]] philosophischer Konzepte, die eine Einteilung in klassische Schulen kaum mehr möglich macht. Eine Klassifizierung des philosophischen Denkens in der [[Philosophie der Gegenwart]] verstößt immer gegen die tatsächlich vorhandene Vielfalt in der Kombination der einzelnen Positionen. Systematisch gemeinsam ist der Philosophie des 20. Jahrhunderts die Betonung der Bedeutung der [[Sprache]].<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Naturwissenschaftler ===<br /> Die dynamische Entwicklung der [[Naturwissenschaft]]en seit dem 19. Jahrhundert hatte zu einer grundlegenden Veränderung des allgemeinen [[Weltbild]]es geführt, die mit der [[Relativitätstheorie]] und der neuen [[Atomphysik]] ihren Höhepunkt erreichte. Die Vorstellung allgemeingültiger [[Physikalisches Gesetz|Naturgesetze]], die seit Isaac Newton herrschte, musste in Frage gestellt werden. Wenn auch für die Naturwissenschaftler in ihrer täglichen Arbeit die Frage der [[Weltanschauung]] im Hintergrund steht, haben sich doch eine Reihe prominenter Vertreter hierzu reflektierend geäußert.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1856–1939<br /> | [[Sigmund Freud]]<br /> <br /> [[Datei:Sigmund Freud LIFE.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Arzt, Neurologe, Begründer der [[Psychoanalyse]]<br /> * Begriffe wie das Ich, Es, Über-Ich<br /> |<br /> |-<br /> | 1858–1947<br /> | [[Max Planck]]<br /> <br /> [[Datei:Max Planck (1858-1947).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Entdeckte das [[Plancksches Wirkungsquantum|Wirkungsquantum]]<br /> * Wegbereiter Einsteins<br /> |<br /> * 1900 Boxeraufstand in China<br /> * 1900 In Deutschland treten das [[Bürgerliches Gesetzbuch|Bürgerliche Gesetzbuch]] (BGB) und das [[Handelsgesetzbuch]] (HGB) in Kraft.<br /> * 1900 Der Dichter und Politiker [[Paul Déroulède]] wird in Frankreich wegen Hochverrats zu zehn Jahren Verbannung verurteilt.<br /> * 1900 [[Weltausstellung Paris 1900|Pariser Weltausstellung]]<br /> * 1900 direkter Telegraphenverkehrs zwischen Deutschland und den USA mittels [[Überseekabel]]<br /> |-<br /> | 1870–1937<br /> | [[Alfred Adler]]<br /> <br /> [[Datei:Alfred Adler1.png|60px]]<br /> |<br /> * Mediziner, Begründer der [[Individualpsychologie]]<br /> |<br /> * 1901 der einheitliche Bundesstaat [[Australien]] entsteht<br /> * 1901 Norwegen führt als erstes europäisches Land das allgemeine Frauenstimmrecht auf kommunaler Ebene ein.<br /> * 1901 Deutsche Truppen unterdrücken in der Kolonie Kamerun bei [[Garoua|Garua]] einen Aufstand der [[Fulbe]].<br /> * 1901 Der Anarchist [[Leon Czolgosz]] verübt auf der Panamerikanischen Ausstellung in Buffalo ein Attentat auf den US-Präsidenten [[William McKinley]].<br /> * 1901 Die [[Wuppertaler Schwebebahn]] nimmt den Betrieb auf.<br /> |-<br /> | 1875–1961<br /> | [[Carl Gustav Jung]]<br /> <br /> [[Datei:Carl-Jung-mod.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mediziner, Analytische Psychologie<br /> |<br /> * 1902 Ende des Burenkrieges mit dem [[Friedensvertrag von Vereeniging]]<br /> * 1902 Unabhängigkeit [[Kuba]]s mit Unterstützung der USA<br /> * 1902 [[Léon-Philippe Teisserenc de Bort]] entdeckt die [[Stratosphäre]] und die [[Tropopause]].<br /> * 1902 Der [[Assuan-Staudamm]] wird offiziell eingeweiht.<br /> |-<br /> | 1875–1965<br /> | [[Albert Schweitzer]]<br /> <br /> [[Datei:Albert Schweitzer, Etching by Arthur William Heintzelman.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Lambaréné]]<br /> * Bedeutende moralphilosophische Arbeiten: Ehrfurcht vor dem Leben<br /> * [[Pazifismus]] statt [[Abschreckung]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1879–1955<br /> | [[Albert Einstein]]<br /> <br /> [[Datei:Einstein1921 by F Schmutzer 2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Seine [[Relativitätstheorie]] veränderte das Weltbild<br /> * „Gott würfelt nicht“ – suchte nach dem Nachweis für den Determinismus<br /> |<br /> * 1904 [[Entente Cordiale]] zwischen Großbritannien und Frankreich<br /> * 1904 [[Friedrich August III. (Sachsen)|Friedrich August III.]] wird [[Königreich Sachsen|König von Sachsen]].<br /> * 1904 [[Aufstand der Herero und Nama]]<br /> * 1904 Die Pferdedroschken in Paris führen erstmals [[Taxameter]] ein.<br /> |-<br /> | 1879–1963<br /> | [[Karl Bühler]]<br /> <br /> [[Datei:Karl Bühler (1879–1963) 1927 © Georg Fayer (1891–1950) OeNB 10450825.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Bedeutender Sprachtheoretiker<br /> * Vertreter der [[Würzburger Schule]]<br /> |<br /> * 1905 [[Norwegen]] löst sich von [[Schweden]]<br /> * 1905 [[Russische Revolution 1905|Russische Revolution]]<br /> * 1905 In [[Deutsch-Ostafrika]] bricht der [[Maji-Maji-Aufstand]] aus.<br /> * 1905 Mit dem preußischen Wassergesetz wird der Bau des Mittellandkanals beschlossen.<br /> * 1905 [[Bertha von Suttner]] erhält als erste Frau den Friedensnobelpreis für ihr Werk ''[[Die Waffen nieder!]]''.<br /> |-<br /> | 1882–1961<br /> | [[Percy Williams Bridgman]]<br /> <br /> [[Datei:Bridgman.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Hochdruck-Physiker<br /> * [[Operationalismus]]<br /> |<br /> * 1906 [[Hauptmann von Köpenick|Wilhelm Voigt]] besetzt das Rathaus von [[Berlin-Köpenick|Köpenick]].<br /> * 1906 Die Arbeit von Kindern unter 10 Jahren wird im Deutschen Reich in Familienbetrieben erlaubt.<br /> * 1906 [[Alois Alzheimer]] diagnostiziert erstmals die [[Alzheimer-Krankheit]].<br /> |-<br /> | 1885–1962<br /> | [[Niels Bohr]]<br /> <br /> [[Datei:Niels Bohr.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Das Prinzip der Komplementarität zeigt, dass alle Forschung theoriegeladen ist.<br /> |<br /> * 1906 [[San-Francisco-Erdbeben von 1906|Erdbeben in San Francisco]]<br /> * 1906 [[Brücke (Künstlergruppe)|Die Brücke]] veranstaltet ihre erste Ausstellung in Dresden.<br /> * 1906 [[Grubenunglück von Courrières]] in Nordfrankreich<br /> * 1906 erste [[Montessori-Schule]] in [[Rom]]<br /> |-<br /> | 1887–1961<br /> | [[Erwin Schrödinger]]<br /> <br /> [[Datei:Erwin Schrödinger (1933).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die Wellenmechanik als weitere Grundlage der modernen Physik<br /> * [[Schrödingers Katze]] und [[Quantensprung]]<br /> |<br /> * 1907 [[Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie]]<br /> * 1907 3.000 britische [[Suffragetten]] demonstrieren in London für die Einführung des [[Frauenwahlrecht]]s.<br /> |-<br /> | 1894–1964<br /> | [[Norbert Wiener]]<br /> <br /> [[Datei:Norbert wiener.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Kybernetik]]<br /> |<br /> * 1908 [[Henry Ford]] baut das erste [[T-Modell]]<br /> * 1908/09 Aufstand der [[Jungtürken]]<br /> |-<br /> | 1900–1958<br /> | [[Wolfgang Pauli]]<br /> <br /> [[Datei:Pauli.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Trug wesentlich zur [[Quantenmechanik]] Heisenbergs bei<br /> * Briefwechsel mit [[Carl Gustav Jung|C. G. Jung]] zum psychophysischen Problem<br /> |<br /> * 1909 [[Robert Peary]] erreicht den [[Nordpol]]<br /> |-<br /> | 1901–1972<br /> | [[Ludwig von Bertalanffy]]<br /> |<br /> * [[Theoretische Biologie]], allgemeine [[Systemtheorie]], [[Fließgleichgewicht]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1901–1976<br /> | [[Werner Heisenberg]]<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild183-R57262, Werner Heisenberg.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die [[Heisenbergsche Unschärferelation|Unbestimmtheitsrelation]] erschütterte den Determinismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1903–1989<br /> | [[Konrad Lorenz]]<br /> <br /> [[Datei:Konrad Lorenz.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Vergleichende Verhaltensforschung ([[Ethologie]])<br /> * Evolutionäre Erkenntnistheorie<br /> |<br /> |-<br /> | 1904–2005<br /> | [[Ernst Mayr]]<br /> <br /> [[Datei:Ernst Mayr PLoS.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Theoretische Biologie]], Hauptvertreter der [[Synthetische Evolutionstheorie|synthetischen Evolutionstheorie]]<br /> |<br /> * 1910 Japan annektiert Korea<br /> * 1910 Sturz der Monarchie in Portugal<br /> * 1910 Gründung der [[Odenwaldschule]]<br /> * 1910 ''[[Die Ratten]]'' von [[Gerhart Hauptmann]]<br /> |-<br /> | 1912–2007<br /> | [[Carl Friedrich von Weizsäcker]]<br /> <br /> [[Datei:Carl Friedrich von Weizsaecker.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Quantenphysiker, Astrophysiker und Philosoph<br /> * Verband Religion, asiatische Kontemplation und Philosophie<br /> * Philosophie der Zeit<br /> |<br /> * 1911 [[Mongolei]] proklamiert Unabhängigkeit von China<br /> * 1911 [[Roald Amundsen]] erreicht den [[Südpol]]<br /> * 1911 [[Alter Elbtunnel]] in Hamburg wird eingeweiht<br /> |-<br /> | 1923–2007<br /> | [[Stephen Mason]]<br /> |<br /> * Geschichte der Naturwissenschaft in der Entwicklung ihrer Denkweisen<br /> |<br /> * 1912 Ende des [[Chinesisches Kaiserreich|Chinesischen Kaiserreichs]]<br /> * 1912 Untergang des britischen Luxusdampfers ''[[Titanic (Schiff)|Titanic]]''<br /> * 1912 [[Anton Köllisch]] synthetisiert erstmals den [[Ecstasy]]-Wirkstoff [[MDMA]]<br /> |-<br /> | 1925–2005<br /> | [[Rupert Riedl]]<br /> <br /> [[Datei:Rupert Riedl.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Meeresforschung, Systemtheorie der Evolution<br /> * Evolutionäre Erkenntnistheorie<br /> |<br /> * Gründung der [[DLRG]] am 19. Oktober 1913<br /> * 1914 Eröffnung des [[Panamakanal]]s<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Geschichts- und Kulturkritik ===<br /> Die Erfolge der Naturwissenschaften führten einerseits zu einem nahezu ungehemmten [[Fortschritt]]sglauben. Gleichzeitig entstanden durch starkes [[Bevölkerungswachstum]] immer stärker ausgeprägte Phänomene der [[Massengesellschaft]] und Zweifel an den traditionellen [[Axiologie (Philosophie)|Werten]]. Vor allem die Erfahrungen des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] verstärkten [[Pessimismus|pessimistische]] Sichten auf die sich neu formierenden [[kultur]]ellen Verhältnisse.<br /> |-<br /> | 1856–1915<br /> | [[Karl Lamprecht]]<br /> <br /> [[Datei:Karl Lamprecht.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Sah gegen den Historismus Regelmäßigkeiten in der Geschichte.<br /> |<br /> * 1914 Beginn [[Erster Weltkrieg]]<br /> |-<br /> | 1861–1925<br /> | [[Rudolf Steiner]]<br /> <br /> [[Datei:Steiner um 1905.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Anthroposophie]] in [[Anthroposophische Medizin|Medizin]] ([[Weleda (Unternehmen)|Weleda]]), [[Anthroposophische Architektur|Architektur]] und [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|Landwirtschaft]] ([[Demeter (Anbauverband)|Demeter]])<br /> * [[Waldorfpädagogik]], [[Heilpädagogik]], [[Eurythmie]]<br /> * voraussetzungslose Erkenntnistheorie („Wahrheit und Wissenschaft“ – 1891)<br /> * Menschen als Leib –Seele – Geist sowie als Empfindungsseele – Verstandesseele – Bewusstseinsseele<br /> * Ziel: Ich-Transformation vom vergänglichen Einzel-Ich zum ewigen All-Ich<br /> * Es gibt eine sinnliche und eine geistige Wirklichkeit<br /> * Unterscheidung der Erkenntnisstufen sinnlich – imaginativ – inspirativ – intuitiv<br /> * Die geistige Wirklichkeit kann mit unserem „geistigen Auge“ wahrgenommen werden ([[Theosophie]])<br /> * Mystische Meditation als Methode zur Schulung der gesamtheitlichen Erkenntnisfähigkeit<br /> |<br /> |-<br /> | 1880–1936<br /> | [[Oswald Spengler]]<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R06610, Oswald Spengler.jpg|60px]]<br /> |<br /> * ''[[Untergang des Abendlandes]]''<br /> * Pessimistische Kulturphilosophie<br /> |<br /> * 1914 [[Schlacht bei Tannenberg (1914)|Schlacht bei Tannenberg]]<br /> * 1914 [[Schlacht an der Marne (1914)|Erste Schlacht an der Marne]]<br /> |-<br /> | 1872–1945<br /> | [[Johan Huizinga]]<br /> <br /> [[Datei:JohanHuizinga.jpg|69px]]<br /> |<br /> * zeigt in ''[[Herbst des Mittelalters]]'' einen fließenden Übergang zur [[Renaissance]]<br /> * entwickelt in ''[[Homo ludens]]'' eine Theorie des [[Spiel]]s ([[Ludologie]])<br /> |<br /> |-<br /> | 1872–1933<br /> | [[Theodor Lessing]]<br /> <br /> [[Datei:Nicola Perscheid - Theodor Lessing nach 1925.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Eigene Wertethik: Mindere den Schmerz<br /> * Philosophie der Tat (Bezüge zu Schopenhauer und Nietzsche)<br /> * Von Nationalsozialisten ermordet<br /> |<br /> |-<br /> | 1879–1960<br /> | [[Herman Nohl]]<br /> |<br /> * Ästhetik und [[Geisteswissenschaftliche Pädagogik]]<br /> |<br /> * 1915 Deutsches [[U-Boot]] versenkt ''[[Lusitania (Schiff, 1907)|Lusitania]]''<br /> |-<br /> | 1880–1962<br /> | [[Theodor Litt]]<br /> <br /> <br /> |<br /> * Kulturphilosoph und Pädagoge<br /> |<br /> * 1915 [[Zweite Flandernschlacht|Schlacht bei Ypern]] (erstmals [[Giftgas]])<br /> |-<br /> | 1880–1948<br /> | [[Ernst von Aster (Philosoph)|Ernst von Aster]]<br /> |<br /> * Geschichte der Philosophie, Psychoanalyse<br /> |<br /> * 1915–1917 [[Völkermord an den Armeniern]]<br /> |-<br /> | 1882–1963<br /> | [[Eduard Spranger]]<br /> <br /> [[Datei:Eduard Spranger 001.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Knüpfte an die Lebensphilosophie an<br /> |<br /> * 1917 [[Uneingeschränkter U-Boot-Krieg]] führt zum Kriegseintritt der USA<br /> |-<br /> | 1883–1953<br /> | [[José Ortega y Gasset]]<br /> <br /> [[Datei:Jose Ortega y Gasset.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Nähe zur Lebensphilosophie<br /> |<br /> * 1917 [[Balfour-Deklaration]]<br /> |-<br /> | 1885–1981<br /> | [[William James Durant]]<br /> <br /> [[Datei:The Modern School in New York City, circa 1911-12.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kulturgeschichte der Menschheit aus ganzheitlicher Perspektive<br /> * menschliches Verhalten als Konstante<br /> |<br /> |-<br /> | 1889–1966<br /> | [[Siegfried Kracauer]]<br /> <br /> |<br /> * Kennzeichnete Medien, insbesondere den Film, und Technik als ambivalent<br /> * Beurteilte die politische Orientierung des Kleinbürgertums bereits 1930 als labil<br /> * Kritisierte die Eindimensionalität und Geschlossenheit von Theorien<br /> |<br /> |-<br /> | 1889–1975<br /> | [[Arnold J. Toynbee]]<br /> <br /> |<br /> * Geschichte ist evolutionär und ergebnisoffen<br /> * Abkehr vom Eurozentrismus<br /> |<br /> * 1917 [[Oktoberrevolution]]<br /> * 1918 [[14-Punkte-Programm]] von [[Woodrow Wilson]]<br /> |-<br /> | 1892–1964<br /> | [[Alexandre Koyré]]<br /> <br /> |<br /> * Wissenschaftsgeschichte<br /> * Hegel<br /> |<br /> * 1918 [[Friede von Brest-Litowsk]]<br /> |-<br /> | 1895–1985<br /> | [[Susanne K. Langer]]<br /> |<br /> * [[Kulturphilosophie]] als Symbolische [[Logik]]<br /> * Symbolphilosophie mit großer Nähe zu Ernst Cassirer<br /> |<br /> |-<br /> | 1903–1974<br /> | [[Joachim Ritter]]<br /> |<br /> * Praktische Philosophie als Hermeneutik<br /> * ''[[Historisches Wörterbuch der Philosophie]]'' (Hrsg.)<br /> |<br /> * 4. November 1918 [[Kieler Matrosenaufstand]]<br /> * 9. November 1918 [[Philipp Scheidemann]]s [[Ausrufung der Republik in Deutschland]]<br /> |-<br /> | 1904–1965<br /> | [[Hans Barth (Philosoph)|Hans Barth]]<br /> |<br /> * Ideengeschichte der Politik; ''Wahrheit und [[Ideologie]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1907–1981<br /> | [[Othmar Anderle]]<br /> |<br /> * „Theoretische Geschichte“ als Fach<br /> * Geschichtsforschung hat den wissenschaftstheoretischen Anforderungen aller empirischen Wissenschaften zu entsprechen<br /> |<br /> * 1918–1920 [[Russischer Bürgerkrieg]]<br /> |-<br /> | 1911–1995<br /> | [[Emil Cioran]]<br /> <br /> [[Datei:Cioran1 by ironie.png|60px]]<br /> |<br /> * Aphoristiker und radikaler Kulturkritiker – von Nietzsche inspiriert<br /> * Vorwegnahme der Dekonstruktion<br /> |<br /> |-<br /> | 1920–1996<br /> | [[Hans Blumenberg]]<br /> |<br /> * [[Metaphorologie]]<br /> * ''[[Schiffbruch mit Zuschauer]]''<br /> |<br /> * 1919 Ermordung von [[Rosa Luxemburg]] und [[Karl Liebknecht]]<br /> |-<br /> | 1926–2006<br /> | [[Clifford Geertz]]<br /> |<br /> * [[Ethnologe]] und [[Kulturphilosoph]]<br /> |<br /> |-<br /> |<br /> &lt;nowiki&gt;*&lt;/nowiki&gt; 1926<br /> | [[Hermann Lübbe]]<br /> |<br /> * [[Transzendentalphilosophie]] und Geschichte<br /> |<br /> |-<br /> |<br /> 1927–2018<br /> | [[Robert Spaemann]]<br /> <br /> [[Datei:Robert.Spaemann.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Ethik auf christlicher Grundlage<br /> |<br /> |-<br /> | 1928–2015<br /> | [[Odo Marquard]]<br /> |<br /> * Skeptische Philosophie der Endlichkeit<br /> |<br /> |-<br /> | 1943–1998<br /> | [[Panajotis Kondylis]]<br /> |<br /> * Begründung von Normen ist der vergebliche Versuch einem sinnlosen Leben einen Sinn zu geben<br /> * Betrachtungen zur Ideengeschichte der Aufklärung, des Konservativismus und des 20. Jahrhunderts<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Phänomenologie ===<br /> Ist eine philosophische Strömung, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts von Edmund Husserl geprägt wurde. Ihre Vertreter sehen den Ursprung der [[Erkenntnis]]gewinnung in unmittelbar gegebenen Erscheinungen, eben den [[Phänomen]]en. Die formalen Beschreibungen der Phänomene geben grundsätzlich den Anspruch aller [[Phänomenologie|phänomenologischen]] Ansätze wieder, seien es philosophische oder naturwissenschaftliche, literarische oder psychische.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1859–1938<br /> | [[Edmund Husserl]]<br /> <br /> [[Datei:Edmund Husserl 1900.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der „[[Phänomenologie]]“ als strenge Wissenschaft<br /> * [[Wahrheit]] als [[Evidenz (Philosophie)|Evidenz]]<br /> * Wesensphilosophie<br /> ** Untersuchung des Bewusstseins und seiner Produkte ([[Phänomen]]e)<br /> ** Bewusstseinsinhalte sind eigenständig und somit nicht bloß „subjektiv verzerrte“ objektive Welt<br /> ** Bewusstsein ist immer [[Intentionalität|intentional]], d.&amp;nbsp;h. auf etwas gerichtet<br /> ** Phänomene sind unmittelbar (intuitiv) voraussetzungslos erfahrbar<br /> ** Ablehnung des [[Psychologismus]]<br /> ** Methode der [[Eidetische Reduktion|eidetischen Reduktion]] (Wesensschau)<br /> ** Später Hinwendung zur [[transzendental]]en Phänomenologie, in der er [[Kant]]s Trennung von Verstand und Sinnlichkeit aufhebt<br /> ** Demzufolge ist Bewusstsein absolute welterzeugende Instanz (transzendentales Bewusstsein)<br /> * Wertphilosophie<br /> ** Werte können phänomenologisch gefühlt werden<br /> |<br /> * 1919 [[Friedrich Ebert]] wird [[Reichspräsident]]<br /> * 1919 Gründung des [[Völkerbund]]es (ohne USA)<br /> * 1919 [[Versailler Vertrag]]<br /> |-<br /> | 1870–1941<br /> | [[Alexander Pfänder]]<br /> |<br /> * Mensch als leiblich-seelisch-geistige Dreieinigkeit<br /> |<br /> * 1920 [[Kapp-Putsch]]<br /> |-<br /> | 1880–1937<br /> | [[Moritz Geiger]]<br /> |<br /> * Phänomenologie des ästhetischen Genusses<br /> |<br /> * 1920 Teilung [[Irland]]s<br /> |-<br /> | 1881–1966<br /> | [[Ludwig Binswanger]]<br /> |<br /> * psychiatrische [[Daseinsanalyse]], Orientierung auch an Heidegger<br /> |<br /> * 1921 Ermordung [[Matthias Erzberger]]s<br /> |-<br /> | 1883–1917<br /> | [[Adolf Reinach]]<br /> |<br /> * Phänomenologie in der Rechtswissenschaft<br /> * entwickelte vor der Sprachphilosophie eine Theorie der Sprechakte<br /> |<br /> * 1922 [[Ägypten]] wird Königreich<br /> * 1922 Gründung der [[UdSSR]]<br /> * [[Benito Mussolini]]s Marsch auf Rom<br /> |-<br /> | 1886–1957<br /> | [[Antonio Banfi]]<br /> <br /> [[Datei:Antoniobanfi01.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kulturphilosoph, Kritiker Croces<br /> * verbreitete die Ideen Husserls in Italien<br /> |<br /> * 1923 Gründung der [[Geschichte der Republik Türkei|Türkei]] unter [[Mustafa Kemal Atatürk]]<br /> |-<br /> | 1888–1966<br /> | [[Hedwig Conrad-Martius]]<br /> |<br /> * Untersuchte das Problem der Realität<br /> |<br /> * 1923 [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|Hyperinflation in Deutschland]]<br /> |-<br /> | 1889–1977<br /> | [[Dietrich von Hildebrand]]<br /> |<br /> * phänomenologische [[Wertphilosophie]]<br /> |<br /> * 1923 [[Hitlerputsch]] in [[München]]<br /> |-<br /> | 1889–1964<br /> | [[Oskar Becker (Philosoph)|Oskar Becker]]<br /> |<br /> * Phänomenologie der Geometrie<br /> * negative Rolle in der NS-Zeit<br /> |<br /> * 1923–1925 [[Ruhrbesetzung]]<br /> |-<br /> | 1891–1942<br /> | [[Edith Stein]]<br /> <br /> [[Datei:Saint Edith Stein.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Katholische Nonne jüdischer Herkunft; in Auschwitz ermordet<br /> * Philosophische Begründung der Psychologie<br /> |<br /> * 1924 Tod [[Lenin]]s<br /> * 1924 [[Dawes-Plan]]<br /> |-<br /> | 1893–1970<br /> | [[Roman Ingarden]]<br /> <br /> [[Datei:Witkacy Roman Ingarden 1937.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Phänomenologie im Bereich der Kunst<br /> |<br /> * 1925 [[Vertrag von Locarno]]<br /> |-<br /> | 1896–1991<br /> | [[Hans Reiner]]<br /> |<br /> * phänomenologisch fundierte Wertethik<br /> |<br /> * 1925 [[Reza Schah Pahlavi|Reza Khan Pahlavi]] wird Schah im Iran<br /> |-<br /> | 1899–1959<br /> | [[Alfred Schütz]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Phänomenologische Soziologie|phänomenologischen Soziologie]]<br /> |<br /> * 1926 Militärputsch [[Józef Piłsudski|Piłsudskis]]<br /> |-<br /> | 1900–1973<br /> | [[Aurel Kolnai]]<br /> |<br /> * Fragen der Ethik<br /> * Phänomenologie der feindlichen Gefühle<br /> |<br /> |-<br /> | 1900–2002<br /> | [[Hans-Georg Gadamer]]<br /> |<br /> * [[Hermeneutik]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1902–1991<br /> | [[Ludwig Landgrebe]]<br /> |<br /> * phänomenologisch fundierte Transzendentalphilosophie der Geschichte<br /> |<br /> * 1926 Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund<br /> |-<br /> | 1905–1975<br /> | [[Eugen Fink]]<br /> |<br /> * Arbeitete in der NZ-Zeit als Privatassistent von Husserl<br /> * untersuchte das Phänomen der „Welt“<br /> |<br /> * 1926 [[Hirohito]] wird Kaiser in Japan<br /> |-<br /> | 1903–1991<br /> | [[Otto Friedrich Bollnow]]<br /> |<br /> * Verband die Phänomenologie mit<br /> * Existenzphilosophie, Hermeneutik und Pädagogik<br /> |<br /> * 1927 [[Charles Lindbergh]] überquert den Atlantik<br /> * 1927 [[Metropolis (Film)|Metropolis]] von [[Fritz Lang]]<br /> |-<br /> | 1906–1994<br /> | [[Max Müller (Philosoph)|Max Müller]]<br /> |<br /> * entwickelt ''„Metahistorik“'' aus [[Existenzphilosophie]], [[Phänomenologie]] und klassischer [[Metaphysik]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1906–1995<br /> | [[Emmanuel Levinas]]<br /> <br /> |<br /> * Kritik der Ontologie<br /> * Widerstand gegen die Totalität<br /> * Philosophie zum anderen<br /> |<br /> * 1928 [[Der Zauberberg]] von [[Thomas Mann]]<br /> |-<br /> | 1907–1977<br /> | [[Jan Patočka]]<br /> <br /> [[Datei:Patocka 1971.jpg|60px]]<br /> |<br /> * ''Die natürliche Welt als philosophisches Problem''<br /> |<br /> * 1929 [[Young-Plan]]<br /> |-<br /> | 1908–1961<br /> | [[Maurice Merleau-Ponty]]<br /> <br /> [[Datei:Maurice Merleau-Ponty.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Phänomenologie des Leibes und der Wahrnehmung<br /> |<br /> * 1929 [[Schwarzer Freitag]] (25. 10.) läutet [[Weltwirtschaftskrise]] ein<br /> |-<br /> | 1918–2015<br /> | [[Walter Biemel]]<br /> |<br /> * Philosophie der [[Kunst]], Heidegger-Schüler<br /> |<br /> |-<br /> | 1922–2002<br /> | [[Michel Henry]]<br /> |<br /> * Begründer der „radikalen [[Lebensphänomenologie]]“<br /> |<br /> |-<br /> | 1923–2004<br /> | [[Heinrich Rombach]]<br /> |<br /> * Entwickelte eine Strukturontologie<br /> |<br /> |-<br /> | 1928–2021<br /> | [[Hermann Schmitz (Philosoph)|Hermann Schmitz]]<br /> |<br /> * Die [[Neue Phänomenologie]] untersucht alltägliche und unmittelbare Erfahrungen<br /> |<br /> |-<br /> | * 1934<br /> | [[Bernhard Waldenfels]]<br /> |<br /> * Phänomene der Leiblichkeit und die Herausforderung durch das Fremde<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Neuhegelianismus ===<br /> Der [[Neuhegelianismus]] ist eine zusammenfassende Bezeichnung für eine Bestrebung zur Erneuerung der philosophischen Gedankengänge Hegels etwa ab dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Ihr Ziel ist die Abwehr des Positivismus in geisteswissenschaftlichen Gegenstandsbereichen. Diese uneinheitliche Strömung in der Philosophie ist besonders in Deutschland, aber auch in Frankreich, England, den Niederlanden, Italien, Russland, Skandinavien und den USA verbreitet.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1832–1917<br /> | [[Adolf Lasson]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1846–1924<br /> | [[Francis Herbert Bradley]]<br /> <br /> [[Datei:Francis Herbert Bradley.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Britischer Idealismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1848–1923<br /> | [[Bernard Bosanquet]]<br /> <br /> [[Datei:BernardBosanquetPhilosopher.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1849–1919<br /> | [[Josef Kohler]]<br /> <br /> [[Datei:JosefKohler.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1854–1924<br /> | [[G.J.P.J. Bolland]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1855–1916<br /> | [[Josiah Royce]]<br /> <br /> [[Datei:Josiah Royce.jpeg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1862–1932<br /> | [[Georg Lasson]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1866–1925<br /> | [[John McTaggart Ellis McTaggart]]<br /> <br /> |<br /> * ''The Unreality of Time''<br /> |<br /> |-<br /> | 1866–1952<br /> | [[Benedetto Croce]]<br /> <br /> [[Datei:B.Croce.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1869–1944<br /> | [[Léon Brunschvicg]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1874–1944<br /> | [[Giovanni Gentile]]<br /> <br /> [[Datei:Giovanni Gentile.png|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1884–1974<br /> | [[Richard Kroner]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1884–1964<br /> | [[Theodor Haering]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1887–1969<br /> | [[Hans Freyer]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1902–1968<br /> | [[Alexandre Kojève]]<br /> |<br /> * Wiederbelebung der Philosophie Hegels in Frankreich<br /> * wirkte auf den Existenzialismus und den Poststrukturalismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1903–1993<br /> | [[Karl Larenz]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1907–1968<br /> | [[Jean Hyppolite]]<br /> <br /> [[Datei:Jeanhyppolitejonzac.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | * 1952<br /> | [[Pirmin Stekeler-Weithofer]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | * 1960<br /> | [[Vittorio Hösle]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Kritischer Realismus ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1854–1923<br /> | [[Wilhelm Jerusalem]]<br /> |<br /> * pragmatische Wahrheitstheorie<br /> * Prinzip der Denkökonomie<br /> * Übersetzer von James<br /> |<br /> |-<br /> | 1859–1938<br /> | [[Samuel Alexander]]<br /> <br /> [[Datei:SamuelAlexander.gif|60px]]<br /> |<br /> * ''Space, Time, and Deity''<br /> |<br /> |-<br /> | 1861–1947<br /> | [[Alfred North Whitehead]]<br /> |<br /> * „[[Principia Mathematica]]“ mit Russell<br /> * Entwurf einer [[Spekulation (Philosophie)|spekulativen]] Metaphysik in [[Prozess und Realität]]<br /> * Begründer der [[Prozessphilosophie]]<br /> * Anreger der [[Prozesstheologie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1862–1915<br /> | [[Oswald Külpe]]<br /> <br /> |<br /> * Vertreter der Würzburger Schule und der [[Denkpsychologie]]<br /> * Kantianer<br /> |<br /> |-<br /> | 1863–1952<br /> | [[George Santayana]]<br /> <br /> [[Datei:George Santayana.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die Realitätsvorstellung beruht auf einem rationalen Instinkt („Animal Faith“)<br /> * vier Seinsbereiche: Wesen, Materie, Wahrheit und Geist<br /> * der Geist verleiht der Welt Sinn<br /> |<br /> |-<br /> | 1873–1922<br /> | [[Arthur O. Lovejoy]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1882–1950<br /> | [[Nicolai Hartmann]]<br /> |<br /> * [[Ontologie]] zur Überwindung des Gegensatzes von Materialismus und Idealismus (Schichtenstruktur des Seins)<br /> * Das ideale Sein (Mathematik, Wesenheiten, Werte) ist zeitlos und unbegrenzt.<br /> * Das reale Sein (Unorganisches, Leben, Seele, Geist) ist zeitlich und individuell<br /> * materiale [[Wertethik]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1888–1967<br /> | [[Aloys Wenzl]]<br /> |<br /> * Verschiedene Wirklichkeitsschichten<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Philosophische Anthropologie ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1864–1944<br /> | [[Jakob Johann von Uexküll]]<br /> <br /> [[Datei:Uex photo full.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Schuf wesentliche Grundlagen in der Biologie und [[Medizintheorie]]<br /> * Unterscheidung von Merkwelt und Wirkwelt<br /> * [[Biosemiotik]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1874–1928<br /> | [[Max Scheler]]<br /> <br /> [[Datei:Scheler max.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Materiale Wertethik<br /> * Wesen des Menschen ist der Geist<br /> |<br /> |-<br /> | 1888–1965<br /> | [[Erich Rothacker]]<br /> |<br /> * Kulturanthropologie<br /> * problematische Nähe zum Nationalsozialismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1892–1985<br /> | [[Helmuth Plessner]]<br /> |<br /> * [[Exzentrische Positionalität]]: der Mensch ist Leib und hat einen Leib (Selbstbewusstsein)<br /> * anthropologische Gesetze von der natürlichen Künstlichkeit, vermittelten Unmittelbarkeit, dem utopischen Standort<br /> * ''[[Die verspätete Nation]]''<br /> * ''[[Grenzen der Gemeinschaft]]''<br /> * Der Mensch spielt in der Öffentlichkeit eine Rolle. Dort ist der Ort der Scham<br /> |<br /> |-<br /> | 1904–1976<br /> | [[Arnold Gehlen]]<br /> |<br /> * Der Mensch als [[Mängelwesen]]<br /> * Kultur und Institutionen als Kompensation<br /> |<br /> |-<br /> | 1913–1994<br /> | [[Michael Landmann]]<br /> |<br /> * Der Mensch als Schöpfer und Geschöpf der Kultur<br /> |<br /> |-<br /> | * 1928<br /> | [[Helmut Fahrenbach]]<br /> |<br /> * Anthropologie und Existentialismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1943<br /> | [[Karl-Siegbert Rehberg]]<br /> |<br /> * Knüpft an die Institutionenlehre Gehlens an<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Existenzphilosophie ===<br /> [[Existenzphilosophie]] fasst eine Reihe von philosophischen Ansätze des 19. und 20. Jahrhunderts zusammen. Sie fragen nach dem Sinn und der Bedeutung der individuellen Existenz des Menschen den sie in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellen. Die einzelnen [[Philosophem]]e wenden sich gegen eine einseitige [[Rationalismus|rationalistische]] Position und stellen ein existenzielles Denken, das ganzheitlich den [[Geist]], die [[Seele]] und den [[Körper (Biologie)|Körper]] einbezieht, in den Vordergrund.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1874–1948<br /> | [[Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew]]<br /> <br /> [[Datei:Berdiayev001.jpg|60px]]<br /> |<br /> * christlicher [[Existenzialist]], die „ungeschaffene Freiheit“ gründet im [[Nichts]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1878–1960<br /> | [[Paul Häberlin]]<br /> |<br /> * Philosophie des großen JA<br /> |<br /> |-<br /> | 1883–1969<br /> | [[Karl Jaspers]]<br /> <br /> [[Datei:Karl Jaspers-BA.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Der Mensch kann das Umgreifende in seiner Ganzheit nicht erfassen<br /> * [[Grenzsituation]]en zeigen die Fragwürdigkeit der wissenschaftlichen Weltauffassung<br /> |<br /> |-<br /> | 1883–1951<br /> | [[Louis Lavelle]]<br /> <br /> [[Datei:louislavelle.jpg|60px]]<br /> |<br /> * verband Existenzphilosophie mit einer personalisierten [[Spiritualität]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1889–1941<br /> | [[Hans Lipps]]<br /> <br /> [[Datei:Hans Lipps.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Existenzphilosophie auf sprachphilosophischer Basis<br /> |<br /> |-<br /> | 1889–1976<br /> | [[Martin Heidegger]]<br /> <br /> [[Datei:Heidegger 4 (1960) cropped.jpg|60px]]<br /> |<br /> * phänomenologische Ontologie – Sein = In-der-Welt-Sein<br /> * [[ontologische Differenz]] zwischen Sein und Seiendem<br /> * [[Existenzialien]] – Freilegung der Sorge – Herausstellen der „Zeitlichkeit“<br /> * [[Hermeneutischer Zirkel]] als Kritik an der Vorstellung einer exakten Erkenntnis<br /> |<br /> |-<br /> | 1888–1974<br /> | [[Jean Wahl]]<br /> |<br /> * Verband Hegel, Kierkegaard und Heidegger<br /> * Impulsgeber für den französischen Existenzialismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1890–1965<br /> | [[Heinrich Barth (Philosoph)|Heinrich Barth]]<br /> |<br /> * Erscheinung und Wirklichkeit<br /> |<br /> |-<br /> | 1898–1983<br /> | [[Xavier Zubiri]]<br /> <br /> |<br /> * forderte eine neue, an den naturwissenschaften orientierte Ontologie<br /> |<br /> |-<br /> | 1901–1990<br /> | [[Nicola Abbagnano]]<br /> |<br /> * Existenz ist Seinssuche<br /> |<br /> |-<br /> | 1897–1973<br /> | [[Karl Löwith]]<br /> |<br /> * stoische und skeptische Philosophie<br /> |<br /> |-<br /> | 1902–1968<br /> | [[Alexandre Kojève]]<br /> |<br /> * von Marx beeinflusste Hegel-Interpretation<br /> |<br /> |-<br /> | 1902–1991<br /> | [[Ernesto Grassi]]<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-J04621, Berlin, Prof. Grassi am Rednerpult.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Ohnmacht der rationalen Sprache<br /> |<br /> |-<br /> | 1903–1993<br /> | [[Hans Jonas]]<br /> |<br /> * Philosophie des Organischen<br /> * ''[[Das Prinzip Verantwortung]]''<br /> * ''[[Macht oder Ohnmacht der Subjektivität?]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1905–1950<br /> | [[Emmanuel Mounier]]<br /> <br /> [[Datei:Emmanuel mounier 1905–1950.jpg|50px]]<br /> |<br /> * maßgeblicher Vertreter des [[Personalismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1905–1980<br /> | [[Jean-Paul Sartre]]<br /> |<br /> * Beeinflusst von [[Hegel]], [[Edmund Husserl|Husserl]], [[Heidegger]]<br /> * Vertreter der [[Atheismus|atheistischen]] [[Existenzphilosophie]]<br /> * Hauptwerk: „[[Das Sein und das Nichts]]“<br /> ** Der Mensch ist zur [[Freiheit]] verurteilt<br /> ** Er muss sich seine [[Wert]]e und [[Soziale Norm|Normen]] selbst schaffen<br /> ** Er ist für sein Handeln selbst [[Verantwortung|verantwortlich]]<br /> ** Sein Handeln ist nicht [[Determinismus|determiniert]]<br /> ** Er muss seinem Leben selbst einen [[Lebenssinn|Sinn]] geben<br /> ** Aus dieser Verantwortung resultiert die Grund[[angst]] des Menschen<br /> * Anhänger des [[Anarchismus]]<br /> ** Ablehnung einer jeden auf [[Macht]] basierenden Regierung (z. B. der Demokratie), da sie nicht herrschaftsfrei sind und somit nicht die Verwirklichung wahrer Freiheit erlauben<br /> ** Nur Anarchismus (=Herrschaftslosigkeit) ermöglicht wirkliche Freiheit des Menschen<br /> |<br /> * 1940 [[Westfeldzug|Niederlage Frankreichs]]<br /> |-<br /> | 1905–1975<br /> | [[Wilhelm Weischedel]]<br /> <br /> |<br /> * Der Gott der Philosophen<br /> * Kritik am dogmatischen [[Skeptizismus]] und [[Nihilismus]]<br /> * Philosophieren ist radikales Fragen ohne Aussicht auf endgültige Antworten<br /> |<br /> |-<br /> | 1913–1960<br /> | [[Albert Camus]]<br /> <br /> [[Datei:Albert Camus, gagnant de prix Nobel, portrait en buste, posé au bureau, faisant face à gauche, cigarette de tabagisme.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die Sinnlosigkeit der Welt ist Fakt<br /> * Sisyphos als Sinnbild der absurden Lebenssituation des Menschen<br /> |<br /> * 1954–1962 [[Algerienkrieg]]<br /> |-<br /> | 1921–2008<br /> | [[Karl Albert (Philosoph)|Karl Albert]]<br /> |<br /> * „Ontologische Erfahrung“, Studien zu Platon<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Transzendentalphilosophie ===<br /> Der Begriff [[Transzendentalphilosophie]] umfasst philosophische Systeme und Ansätze, die die Grundstrukturen des Seins nicht durch eine Ontologie, sondern im Rahmen des Entstehens und Begründens von Wissen über das Sein beschreiben.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1901–1974<br /> | [[Wolfgang Cramer (Philosoph)|Wolfgang Cramer]]<br /> |<br /> * „Erleben“ als Grundform aller Subjektivität<br /> * Ontologie der Subjektivität<br /> * Idee des „Ich denke“ durch „Wegdenken von Denken“<br /> |<br /> |-<br /> | 1913–2004<br /> | [[Hermann Krings]]<br /> |<br /> * Transzendentalphilosoph<br /> * Die Idee der Freiheit als Basis menschlicher Vernunft<br /> |<br /> |-<br /> | 1917–2000<br /> | [[Hans Wagner (Philosoph)|Hans Wagner]]<br /> |<br /> * Theorie der [[Reflexion (Philosophie)|Reflexion]]<br /> * Problem der [[Geltung]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1922–2017<br /> | [[Karl-Otto Apel]]<br /> |<br /> * Transformation der Transzendentalphilosophie<br /> * Diskursphilosophie<br /> |<br /> |-<br /> | 1927–2022<br /> | [[Dieter Henrich (Philosoph)|Dieter Henrich]]<br /> |<br /> * Untersuchungen über das [[Selbstbewusstsein]]<br /> * Erforschung und Interpretation des Deutschen Idealismus und Immanuel Kants<br /> |<br /> |-<br /> | * 1930<br /> | [[Harald Holz]]<br /> |<br /> * Transzendentaler Relationismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1933–2002<br /> | [[Henri Lauener]]<br /> |<br /> * Offene Transzendentalphilosophie<br /> * konstruktiver Dialog mit Quine und Davidson<br /> |<br /> |-<br /> | * 1936<br /> | [[Gerold Prauss]]<br /> |<br /> * nichtempirische Theorie der auf Raum und Zeit beruhenden Subjektivität als Intentionalität<br /> |<br /> |-<br /> | * 1936<br /> | [[Peter Rohs]]<br /> |<br /> * Feldtheorie der Zeit<br /> |<br /> |-<br /> | * 1939<br /> | [[Wolfgang Kuhlmann]]<br /> |<br /> * bejaht die Möglichkeit einer [[Letztbegründung]]<br /> * Vertreter der [[Diskursethik]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Kyōto-Schule ===<br /> Sie trägt den Namen für eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts in [[Kyōto]] entstandenen [[Kyōto-Schule|Schulrichtung]] der [[Philosophie in Japan]] und markiert den Beginn der systematischen Auseinandersetzung mit der westlichen Geistestradition.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1870–1945<br /> | [[Nishida Kitarō]]<br /> <br /> [[Datei:Portrait-of-Kitaro-Nishida.png|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der Kyōto-Schule<br /> * Philosophie ist die Suche nach der „einen Wahrheit“<br /> * Versuch einer Synthese von Philosophie und Religion<br /> |<br /> |-<br /> | 1885–1962<br /> | [[Tanabe Hajime]]<br /> |<br /> * Philosophie als „Metanoetik“ (Der Weg der Reue)<br /> * Nur wenn alle philosophischen Methoden verneint worden sind, ist Philosophie erst möglich.<br /> |<br /> |-<br /> | 1900–1990<br /> | [[Nishitani Keiji]]<br /> |<br /> * verband Erfahrungen aus der Praxis des [[Zen-Buddhismus]] mit dem Existentialismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1944<br /> | [[Ryōsuke Ōhashi]]<br /> <br /> [[Datei:Ryosuke Ohashi.2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosophie der Leere und des Mitgefühls (Compassion)<br /> |<br /> |-<br /> | 1926–2019<br /> | [[Shizuteru Ueda]]<br /> <br /> [[Datei:Shizuteru Ueda.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Zentrales Thema das [[Absolutes Nichts|Absolute Nichts]]<br /> * Dissertation über die mystische Anthropologie Meister Eckharts und ihre Konfrontation mit der Mystik des Zen-Buddhismus<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Sozialphilosophie ===<br /> Auch [[Sozialphilosophie|Gesellschaftsphilosophie]] beschäftigt sich mit Fragen zum Sinn und Wesen einer [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]]. Insbesondere beleuchtet sie das Verhältnis zwischen dem einzelnen [[Mensch]]en und der [[Gemeinschaft]] sowie die Strukturen des Zusammenlebens.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1855–1936<br /> | [[Ferdinand Tönnies]]<br /> <br /> [[Datei:Ferdinand Toennies Bueste Husum-Ausschnitt.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Gemeinschaft und Gesellschaft]]<br /> * [[Voluntarismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1858–1917<br /> | [[Émile Durkheim]]<br /> <br /> [[Datei:Emile Durkheim.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Arbeitsteilung]] in der Industriegesellschaft – mechanische und organische Solidarität<br /> * soziologischen Methode – [[Sozialer Tatbestand]]<br /> * [[Die elementaren Formen des religiösen Lebens]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1864–1920<br /> | [[Max Weber]]<br /> <br /> [[Datei:Max Weber 1894.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Werturteilsfreie Wissenschaft vom Sozialen Handeln<br /> * Gesinnungs- und Verantwortungsethik<br /> |<br /> |-<br /> | 1882–1927<br /> | [[Leonard Nelson]]<br /> |<br /> * Wiederbegründung der Fries'schen Schule<br /> |<br /> |-<br /> | 1893–1947<br /> | [[Karl Mannheim]]<br /> <br /> |<br /> * Krisenerscheinungen in der [[Massendemokratie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1897–1990<br /> | [[Norbert Elias]]<br /> <br /> [[Datei:Norbert Elias (1987).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Über den Prozess der Zivilisation<br /> * Von der Entstehung der Werte<br /> * Menschenwissenschaften<br /> |<br /> |-<br /> | 1900–1980<br /> | [[Erich Fromm]]<br /> |<br /> * „[[Die Kunst des Liebens]]“<br /> * Sozialkritiker<br /> |<br /> |-<br /> | 1925–1986<br /> | [[Michel de Certeau]]<br /> |<br /> * „[[Die Kunst des Handels]]“<br /> * Soziologie des Alltagslebens<br /> |<br /> |-<br /> | 1927–1998<br /> | [[Niklas Luhmann]]<br /> <br /> [[Datei:Luhmann.png|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der soziologischen Systemtheorie<br /> * Variante des radikalen Konstruktivismus<br /> * Kommunikation als kleinstes Element steuert soziale Systeme<br /> |<br /> |-<br /> | 1930–2002<br /> | [[Pierre Bourdieu]]<br /> <br /> |<br /> * [[Poststrukturalismus]]<br /> * Konzepte wie [[Habitus (Soziologie)|Habitus]], [[Sozialer Raum]], [[Soziales Feld]] oder [[Raum der Lebensstile]]<br /> * Unterscheidung von [[Ökonomisches Kapital|ökonomischem]], [[Soziales Kapital|sozialem]], [[Symbolisches Kapital|symbolischem]] und [[Kulturelles Kapital|kulturellem Kapital]]<br /> * Theorie der [[Symbolische Gewalt|symbolischen Gewalt]]<br /> * ''[[Die feinen Unterschiede]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1934–2024<br /> | [[Oskar Negt]]<br /> <br /> [[Datei:Oskar Negt.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Grundlagen der Gewerkschaften<br /> |<br /> |-<br /> | 1936–2024<br /> | [[Herbert Schnädelbach]]<br /> <br /> [[Datei:HS Cover Bild1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Diskurspluralität und methodischer Rationalismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1953<br /> | [[Wilhelm Schmid (Philosoph)|Wilhelm Schmid]]<br /> <br /> [[Datei:Wilhelm Schmid Buchmesse Leipzig 2013.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Lebenskunstphilosophie|Philosophie der Lebenskunst]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Logischer Empirismus ===<br /> Eines der Hauptanliegen des [[Logischer Empirismus|logischen Empirismus]] oder auch logischen [[Positivismus]] war es, genaue Kriterien angeben zu können, nach denen man philosophische Methoden als gültig bzw. ungültig beurteilen kann. Wichtiges Motiv dafür war der Vergleich zwischen der Entwicklung der empirischen Wissenschaften sowie der Mathematik einerseits und der Philosophie andererseits.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1882–1936<br /> | [[Moritz Schlick]]<br /> <br /> [[Datei:Schlick sitting.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Physiker und Wissenschaftstheoretiker<br /> * Begründer des [[Wiener Kreis]]es<br /> |<br /> |-<br /> | 1879–1934<br /> | [[Hans Hahn]]<br /> |<br /> * Der [[Satz von Hahn-Banach]]<br /> * Sein berühmtester Schüler war [[Kurt Gödel]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1880–1975<br /> | [[Victor Kraft]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1882–1945<br /> | [[Otto Neurath]]<br /> |<br /> * Mitverfasser der wissenschaftlichen Weltauffassung<br /> * Methode der Bildpädagogik<br /> |<br /> |-<br /> | 1884–1966<br /> | [[Philipp Frank (Philosoph)|Philipp Frank]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1891–1970<br /> | [[Rudolf Carnap]]<br /> |<br /> * Logische Analyse der Wissenschaftssprache<br /> * Scheinprobleme der Philosophie (Metaphysik)<br /> * [[Modallogik]] und wahrscheinlichkeitsbasierte Induktion<br /> |<br /> |-<br /> | 1891–1953<br /> | [[Hans Reichenbach (Physiker)|Hans Reichenbach]]<br /> |<br /> * Wahrheit kann nicht aus Beobachtung geschlossen werden.<br /> * Erkenntnis beruht auf Wahrscheinlichkeitsschlüssen.<br /> |<br /> |-<br /> | 1895–1945<br /> | [[Felix Kaufmann]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1896–1959<br /> | [[Friedrich Waismann]]<br /> |<br /> * Arbeiten zur Logik und Sprachphilosophie<br /> |<br /> |-<br /> | 1902–1988<br /> | [[Herbert Feigl]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1902–1985<br /> | [[Karl Menger]]<br /> <br /> [[Datei:Karl Menger 1970 Shimer College Wiki.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1905–1997<br /> | [[Carl Gustav Hempel]]<br /> |<br /> * [[Deduktiv-nomologisches Modell|Hempel-Oppenheim–Schema]]<br /> * Eine Erklärung ist gegeben, wenn bestimmte Adäquatheitsbedingungen erfüllt sind.<br /> |<br /> |-<br /> | 1885–1977<br /> | [[Paul Oppenheim]]<br /> |<br /> * Mitbegründer des Hempel-Oppenheim–Schemas<br /> * Gestaltpsychologie und Wissenschaftstheorie.<br /> |<br /> |-<br /> | 1906–1978<br /> | [[Kurt Gödel]]<br /> <br /> |<br /> * [[Gödelscher Unvollständigkeitssatz]]<br /> * axiomatische Theorie kann nicht ihre Widerspruchsfreiheit beweisen<br /> |<br /> |-<br /> | 1910–1989<br /> | [[Alfred Jules Ayer]]<br /> <br /> [[Datei:Alfred Jules Ayer.png|60px]]<br /> |<br /> * Sprache, Wahrheit und Logik<br /> * Britischer Vertreter des Wiener Kreises<br /> |<br /> |-<br /> | 1916–2003<br /> | [[Georg Henrik von Wright]]<br /> <br /> [[Datei:GHvonWright.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Entwicklung einer deontischen Logik aus der Modallogik<br /> * Norwegischer Vertreter des Wiener Kreises<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Analytische Philosophie ===<br /> Ausgangspunkt der [[Analytische Philosophie|analytischen Philosophie]] ist die Auffassung, dass viele Probleme der Philosophie durch einen ungenügend präzisen Umgang mit der Sprache hervorgerufen werden. Daher sind zunächst eine Klärung von Begriffen und eine logische Analyse der [[Sprache]] erforderlich. Ähnliche Auffassungen finden sich parallel und in wechselseitigem Austausch bei den Vertretern des [[Logischer Empirismus|logischen Empirismus]]. Im Ursprung befassten sich die Vertreter der analytischen Philosophie ganz vorwiegend mit Themen der Sprachanalyse. Im Verlaufe der Zeit verbreiterte sich das Spektrum. Ende des 20. Jahrhunderts hatte sich die analytische Philosophie, nun eher als Methode verstanden, auf alle Themenbereiche der theoretischen und praktischen Philosophie ausgeweitet. Die meisten ihrer Vertreter behandeln neben der Sprache Fragen der [[Erkenntnistheorie]], der Logik, der Philosophie des Geistes, metatheoretische Fragen sowie zugleich auch ethische Fragen. Eine Zuordnung zu einer der nachfolgenden Disziplin kann daher nur nach einem vorrangigen Schwerpunkt erfolgen.<br /> <br /> ==== Sprachphilosophie ====<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1848–1925<br /> | [[Gottlob Frege]]<br /> <br /> [[Datei:Young frege.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Begriffsschrift]] (Sinn und Bedeutung), [[Funktion und Begriff]], [[Über Sinn und Bedeutung]], [[Über Begriff und Gegenstand]],<br /> * [[Frege-Prinzip]]<br /> * Grundlagen der neueren, [[Formale Logik|formalen Logik]] incl. [[Prädikatenlogik zweiter Stufe]]<br /> * Begründer des [[Logizismus]] in der [[Philosophie der Mathematik]]<br /> * Lehrer von [[Rudolf Carnap]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1872–1970<br /> | [[Bertrand Russell]]<br /> <br /> [[Datei:Russell1907-2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Rückführung der Mathematik auf die Logik<br /> * Paradoxon der Mengenlehre<br /> * sprachanalytischer Atomismus (Theorie der [[Kennzeichnung (Logik)|Kennzeichnung]])<br /> |<br /> |-<br /> | 1873–1958<br /> | [[George Edward Moore]]<br /> <br /> |<br /> * [[Naturalistischer Fehlschluss]]<br /> * Analytische Methode zur Begründung des [[Gesunder Menschenverstand|Common Sense]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1889–1951<br /> | [[Ludwig Wittgenstein]]<br /> <br /> [[Datei:Ludwig Wittgenstein 1910.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Tractatus logico-philosophicus]]<br /> * [[Philosophische Untersuchungen]]<br /> * Sprachanalyse zur Klärung von Sprachverwirrung<br /> * [[Sprachspiel]]e und „Familienähnlichkeiten“ von Begriffen<br /> * „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch“<br /> |<br /> |-<br /> | 1889–1957<br /> | [[Charles Kay Ogden]]<br /> |<br /> * Entwickelte unter Bezugnahme auf Peirce das [[Semiotisches Dreieck|semiotische Dreieck]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1900–1976<br /> | [[Gilbert Ryle]]<br /> |<br /> * Mythos vom Geist als „Gespenst in der Maschine“<br /> * [[Kategorienfehler]] = falscher Begriff im Kontext<br /> |<br /> |-<br /> | 1909–1988<br /> | [[Max Black]]<br /> |<br /> * Theorie der [[Metapher]], [[Philosophie der Mathematik]], Kunstphilosophie<br /> |<br /> |-<br /> | 1911–1960<br /> | [[John Langshaw Austin]]<br /> |<br /> * [[Sprechakttheorie]]<br /> * Lokution = Äußerung; Illokution = Rolle der Äußerung; Perlokution = Folge der Äußerung<br /> |<br /> |-<br /> | 1913–1988<br /> | [[Paul Grice]]<br /> |<br /> * Untersuchte die [[Sprecherbedeutung]]<br /> * führte die Begriffe [[Implikatur]] und [[Kooperationsprinzip (Sprache)|Kooperationsprinzip]] in die Sprachphilosophie ein.<br /> |<br /> |-<br /> | 1917–2003<br /> | [[Donald Davidson]]<br /> |<br /> * Bedeutungstheorie<br /> |<br /> |-<br /> | 1925–2011<br /> | [[Michael Dummett]]<br /> <br /> [[Datei:Michael Dummett September 2004.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Grenzen der Theorie der Bedeutung<br /> |<br /> |-<br /> | * 1928<br /> | [[Noam Chomsky]]<br /> <br /> [[Datei:Chomsky.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Universalgrammatik]], [[Chomsky-Hierarchie]], [[generative Transformationsgrammatik]]<br /> * Scharfer Gesellschaftskritiker, der dem [[Anarchismus]] nahesteht<br /> |<br /> |-<br /> | 1930–1971<br /> | [[Richard Montague]]<br /> |<br /> * Entwickelte eine [[formale Semantik]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1931–2015<br /> | [[Keith Donnellan]]<br /> |<br /> * Kritiker von Putnam und Strawson zum Thema [[Kennzeichnung (Logik)|Kennzeichnung]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1932<br /> | [[Dagfinn Føllesdal]]<br /> |<br /> * sucht gezielt die Auseinandersetzung mit der [[Kontinentalphilosophie]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1932<br /> | [[John Searle]]<br /> <br /> [[Datei:John searle2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Weiterentwicklung der Sprechakttheorie<br /> * Intentionalität als Bindeglied zwischen Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes<br /> * Ablehnung des Reduktionismus in der Philosophie des Geistes<br /> * Gedankenexperiment des [[Chinesisches Zimmer|Chinesischen Zimmers]]<br /> * Realismus in Bezug auf beobachterunabhängige Phänomene<br /> * Konstruktion der Sozialen Wirklichkeit<br /> |<br /> |-<br /> | * 1933<br /> | [[David Kaplan (Philosoph)|David Kaplan]]<br /> |<br /> * Arbeitete über [[Demonstrativpronomen]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1938–2021<br /> | [[Gilbert Harman]]<br /> |<br /> * Quine-Schüler, Antirealismus und ethischer Relativismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1940–2022<br /> | [[Saul Kripke]]<br /> <br /> [[Datei:Kripke.JPG|60px]]<br /> |<br /> * sprachphilosophischer Externalismus mit [[Kennzeichnung (Logik)|Kennzeichnung]] durch starre Designatoren<br /> |<br /> |-<br /> | * 1941<br /> | [[Eike von Savigny]]<br /> |<br /> * Wittgenstein-Interpret<br /> |<br /> |-<br /> | * 1946<br /> | [[Scott Soames]]<br /> |<br /> * Vertreter des Externalismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1946<br /> | [[Tyler Burge]]<br /> |<br /> * gilt als Vertreter des Externalismus, Kritiker des [[Physikalismus (Ontologie)|Physikalismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1958<br /> | [[Stephen Neale]]<br /> <br /> [[Datei:Stephen Neale, March 11, 2007.jpg|60px]]<br /> |<br /> * verteidigt Russells [[Kennzeichnungstheorie|Theorie der Kennzeichnung]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Logik ====<br /> |-<br /> | 1858–1932<br /> | [[Giuseppe Peano]]<br /> <br /> [[Datei:Giuseppe Peano.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Peano-Axiome]]<br /> * Latein als Plansprache ohne Beugung<br /> |<br /> |-<br /> | 1862–1943<br /> | [[David Hilbert]]<br /> <br /> [[Datei:Hilbert.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begriffsdefinitionen und Beweisverfahren in der Mathematik<br /> |<br /> |-<br /> | 1878–1956<br /> | [[Jan Łukasiewicz]]<br /> <br /> [[Datei:Jan Łukasiewicz.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Formulierte eine viel diskutierte [[Wahrheit]]stheorie<br /> * Bestätigung auf der Ebene einer [[Metasprache]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1901–1983<br /> | [[Alfred Tarski]]<br /> <br /> [[Datei:Alfred Tarski.jpeg|60px]]<br /> |<br /> * Semantischer Begriff der [[Wahrheit]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1902–1995<br /> | [[Joseph Maria Bocheński]]<br /> <br /> [[Datei:BochenskiDez91.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Logiker, Vertreter des [[Platonismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1903–1930<br /> | [[Frank Plumpton Ramsey]]<br /> |<br /> * Logiker und Freund Wittgensteins<br /> * Redundanztheorie der Wahrheit<br /> |<br /> |-<br /> | 1903–1995<br /> | [[Alonzo Church]]<br /> |<br /> * Begründer der theoretischen [[Informatik]]<br /> * Platoniker im [[Universalienproblem|Universalienstreit]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1919–2017<br /> | [[Raymond Smullyan]]<br /> <br /> |<br /> * Mathematiker, spezialisiert auf [[Paradoxon|Paradoxien]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1929–2015<br /> | [[Jaakko Hintikka]]<br /> <br /> [[Datei:Hintikka 2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Logik]], [[Wissenschaftstheorie]], [[Mögliche Welt|Mögliche-Welt]]-Semantik<br /> |<br /> |-<br /> | * 1930<br /> | [[Nuel Belnap]]<br /> |<br /> * [[Belnaps vierwertige Logik]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1949<br /> | [[Johan van Benthem]]<br /> |<br /> * [[Modallogik]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Ontologie ====<br /> |-<br /> | 1908–2000<br /> | [[Willard Van Orman Quine]]<br /> <br /> [[Datei:Willard Van Orman Quine on Bluenose II in Halifax NS harbor 1980.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Eine Theorie ist nur als Ganzes widerlegbar ([[Duhem-Quine-These]])<br /> * Jedes Beobachtungselement und jede Aussage sind theoriebeladen<br /> * strikter Empirismus und Forderung eines [[Naturalismus (Philosophie)|Naturalismus]] = Abschaffung der Philosophie<br /> * sprachphilosophischer [[Holismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1916–2013<br /> | [[Peter Geach]]<br /> |<br /> * entwickelte einen „analytischen Thomismus“<br /> |<br /> |-<br /> | 1919–2006<br /> | [[Peter Strawson]]<br /> |<br /> * raumzeitlich bestimmbare Einzeldinge sind real<br /> * Die Gleichsetzung abstrakter Sachverhalte mit Realität ist Metaphysik<br /> * Theorien setzen sich aufgrund größeren Erfolgs durch<br /> * semantische Theorie der [[Präsupposition]]en<br /> * Theorie der [[Transzendentalphilosophie|Transzendentalen Argumente]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1926–2014<br /> | [[David Malet Armstrong|David Armstrong]]<br /> <br /> [[Datei:DavidMArmstrong.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Universalienproblem|Universalienrealismus]] (Naturgesetze sind [[Relation (Philosophie)|Relationen]] zwischen Universalien)<br /> |<br /> |-<br /> | 1931–2010<br /> | [[Reinhardt Grossmann]]<br /> |<br /> * Kategoriale Ontologie<br /> * Tatsachen als Grundbausteine der Welt<br /> |<br /> |-<br /> | * 1932<br /> | [[Franz von Kutschera]]<br /> |<br /> * Ontologischer Dualismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1942<br /> | [[Peter van Inwagen]]<br /> |<br /> * Ontologie, Identität und Modalität; Indeterminist<br /> |<br /> |-<br /> | * 1951<br /> | [[Kevin Mulligan]]<br /> |<br /> * arbeitet über [[Wahrmacher]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1952<br /> | [[Edward N. Zalta]]<br /> |<br /> * Für jeden Satz von Eigenschaften (set of properties) gibt es genau ein [[Objekt (Philosophie)|Objekt]]<br /> * Herausgeber der [[Stanford Encyclopedia of Philosophy]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1954<br /> | [[Barry Smith (Ontologe)|Barry Smith]]<br /> <br /> [[Datei:Barry Smith.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Formale Ontologie]]<br /> * [[Ontologie (Informatik)|Ontologie in der Informatik]]<br /> * Biomedical Ontology<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Ethik ====<br /> |-<br /> | 1877–1971<br /> | [[W. D. Ross]]<br /> |<br /> * deontologischer [[Intuitionistische Ethik|Intuitionismus]]<br /> * ''[[Das Richtige und das Gute]]''<br /> * Befürworter eines [[Perfektionismus (Philosophie)|Perfektionismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1908–1994<br /> | [[William K. Frankena]]<br /> <br /> [[Datei:William K Frankena 1949 photo.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Metaethik, Theorie der normativen Ethik<br /> |<br /> |-<br /> | 1908–1979<br /> | [[Charles L. Stevenson]]<br /> |<br /> * Schwerpunkte in [[Ethik]] und [[Ästhetik]]<br /> * Vertreter des [[Emotivismus]]<br /> * sittliche Werturteile sind [[Non-Deskriptivismus|nicht deskriptiv]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1912–2004<br /> | [[Alan Gewirth]]<br /> |<br /> * deontologische, rationalistische Ethik<br /> * Letztbegründung der Moral aufgrund Selbstreflexion<br /> * Prinzip der natürlichen Konsistenz<br /> |<br /> |-<br /> | 1917–1981<br /> | [[John Leslie Mackie]]<br /> |<br /> * antimetaphysische Moralphilosophie<br /> * [[Irrtumstheorie]] der Moral<br /> * ''Das Wunder des Theismus''<br /> * [[INUS-Bedingung]] zur Erläuterung von Ursachen<br /> |<br /> |-<br /> | 1919–2002<br /> | [[Richard Mervyn Hare]]<br /> |<br /> * Moralsprache ist vor allem [[Präskriptivismus|präskriptiv]]<br /> * Kombination von Universalität mit Präskriptivität führt zum [[Präferenzutilitarismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1919–2001<br /> | [[Elizabeth Anscombe]]<br /> |<br /> * Wiederbelebung der Tugendethik<br /> * Frühe feministische Philosophin<br /> * Mitherausgeberin von Wittgenstein<br /> |<br /> |-<br /> | 1920–2010<br /> | [[Philippa Foot]]<br /> |<br /> * moderner [[Aristotelismus]]<br /> * [[Tugendethik]] mit [[Nächstenliebe]] als wichtigem Wert<br /> * moralische Urteile haben hypothetischen Charakter (sind nicht deontologisch)<br /> * Es gibt keine Dichotomie von Tatsachen und Werten<br /> * [[Trolley-Problem]] als [[ethisches Dilemma]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1929–2003<br /> | [[Bernard Williams]]<br /> |<br /> * Synthese aus verschiedenen historischen und kulturellen Positionen, Antireduktionismus<br /> * Kritiker des [[Utilitarismus]]<br /> * thematisierte moralisch [[Dichter Begriff|dichte Begriffe]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1930–2023<br /> | [[Ernst Tugendhat]]<br /> |<br /> * Sprachphilosophie und Philosophie des Selbst<br /> * Ethik und Anthropologie<br /> |<br /> |-<br /> | * 1937<br /> | [[Cora Diamond]]<br /> |<br /> * „Resolute Lesart“ [[Ludwig Wittgenstein|Wittgensteins]]<br /> * Moralphilosophin<br /> |<br /> |-<br /> | * 1940<br /> | [[Thomas M. Scanlon]]<br /> |<br /> * [[Kontraktualismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1942–2017<br /> | [[Derek Parfit]]<br /> |<br /> * Ethik, Vernunft und Person<br /> |<br /> |-<br /> | * 1946<br /> | [[Peter Singer]]<br /> <br /> [[Datei:Peter Singer MIT Veritas.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begriff der Person als Problem der Ethik<br /> * Euthanasie und Abtreibung?<br /> |<br /> |-<br /> | * 1946<br /> | [[Dieter Birnbacher]]<br /> <br /> [[Datei:Prof. Dr. Dieter Birnbacher.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Angewandte Ethik, insbesondere [[Medizinethik]] und [[Neuroethik]]<br /> * [[Didaktik der Philosophie]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1947<br /> | [[Martha Nussbaum]]<br /> <br /> [[Datei:Martha Nussbaum wikipedia 10-10.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Tugendethik]]<br /> * [[Soziale Gerechtigkeit]]<br /> * [[Capability Approach|Verwirklichungschancen]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1952<br /> | [[Susan R. Wolf]]<br /> |<br /> * [[Freier Wille]] und [[Vernunft]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1952<br /> | [[Christine Korsgaard]]<br /> |<br /> * die Quellen der Normativität<br /> * Moralphilosophie Immanuel Kants<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Philosophie des Geistes ====<br /> |-<br /> | 1887–1971<br /> | [[Charlie Dunbar Broad]]<br /> |<br /> * [[Emergenz]]theorie<br /> |<br /> |-<br /> | 1903–1997<br /> | [[John Carew Eccles]]<br /> <br /> |<br /> * Hirnforscher – Vertrat mit Popper einen Dualismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1912–1989<br /> | [[Wilfrid Sellars]]<br /> |<br /> * Mythos des Gegebenen<br /> |<br /> |-<br /> | 1916–1999<br /> | [[Roderick Chisholm]]<br /> |<br /> * Primat des Intentionalen<br /> * apriorisches Wissen beruht auf Einsicht in notwendige Wahrheit<br /> |<br /> |-<br /> | 1920–2012<br /> | [[John Jamieson Carswell Smart|J.J.C. Smart]]<br /> |<br /> * [[Identitätstheorie (Philosophie des Geistes)|Identitätstheorie]], [[Utilitarismus]], [[Atheismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1929–2023<br /> | [[Harry Frankfurt]]<br /> |<br /> * Analyse des Freiheitsbegriffs<br /> |<br /> |-<br /> | 1932–2013<br /> | [[Fred Dretske]]<br /> <br /> [[Datei:Fred Dretske.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Analyse des Informationsbegriffs<br /> * im Bereich der Erkenntnistheorie und der Philosophie des Geistes<br /> |<br /> |-<br /> | * 1933<br /> | [[Joseph Levine]]<br /> |<br /> * Argument der Erklärungslücke<br /> |<br /> |-<br /> | * 1933<br /> | [[Ruth Millikan]]<br /> |<br /> * [[Naturalismus (Philosophie)|naturalistische]] Erklärung der [[Intentionalität]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1934–2019<br /> | [[Jaegwon Kim]]<br /> |<br /> * Begriff der [[Supervenienz]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1935–2017<br /> | [[Jerry Fodor]]<br /> <br /> [[Datei:Jerry Fodor in 2007.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Language of Thought (Sprache des Denkens)<br /> |<br /> |-<br /> | * 1937<br /> | [[Thomas Nagel (Philosoph)|Thomas Nagel]]<br /> <br /> [[Datei:Thomas Nagel teaching Ethics.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Antireduktionismus („What is it like to be a bat“)<br /> * erkenntnistheoretischer radikaler [[Realismus (Philosophie)|Realismus]] („View From Nowhere“)<br /> |<br /> |-<br /> | 1941–2001<br /> | [[David Kellogg Lewis|David Lewis]]<br /> <br /> |<br /> * Beiträge zur [[Spieltheorie]]<br /> * Philosophie des Geistes<br /> |<br /> |-<br /> | 1942–2024<br /> | [[Daniel Dennett]]<br /> <br /> [[Datei:Daniel Dennett in Venice 2006.png|60px]]<br /> |<br /> * Eliminativer Materialismus, vertritt das Konzept der [[Mem]]e<br /> * führendes Mitglied der [[Brights]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1942<br /> | [[Ned Block]]<br /> <br /> [[Datei:Ned Block (cropped).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kritik des [[Funktionalismus (Philosophie)|Funktionalismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1942<br /> | [[Paul Churchland]]<br /> |<br /> * Eliminativer Materialismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1943<br /> | [[John Perry (Philosoph)|John Perry]]<br /> |<br /> * arbeitet über [[Indexikalität]] und [[Selbstbewusstsein]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1943<br /> | [[Frank Cameron Jackson]]<br /> |<br /> * entwickelte mit dem [[Gedankenexperiment]] von [[Mary (Gedankenexperiment)|Mary]] ein antiphysikalistisches Argument in der Diskussion der [[Qualia]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1944–2023<br /> | [[Peter Bieri]]<br /> |<br /> * „Das Handwerk der Freiheit“<br /> * [[Bieri-Trilemma]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1945<br /> | [[Ansgar Beckermann]]<br /> |<br /> * Physikalismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1952<br /> | [[Joseph Levine]]<br /> |<br /> * sieht eine [[Erklärungslücke]] in der Diskussion der Qualia<br /> |<br /> |-<br /> | * 1956<br /> | [[Michael Pauen]]<br /> |<br /> * Vertreter der [[Identitätstheorie (Philosophie des Geistes)|Identitätstheorie]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1958<br /> | [[Thomas Metzinger]]<br /> <br /> [[Datei:Thomas Metzinger.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Theorie der Selbstmodelle<br /> |<br /> |-<br /> | * 1966<br /> | [[David Chalmers]]<br /> <br /> [[Datei:David Chalmers TASC2008.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Eigenschaftsdualismus<br /> * Kontroverse Position zu Dennett<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Erkenntnistheorie ====<br /> |-<br /> | 1927–2021<br /> | [[Edmund Gettier]]<br /> |<br /> * [[Gettier-Problem]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1936<br /> | [[Keith Lehrer]]<br /> |<br /> * [[Kohärenztheorie]] der Rechtfertigung<br /> |<br /> |-<br /> | * 1940<br /> | [[Ernest Sosa]]<br /> |<br /> * vertritt eine auf Tugenden bzw. Werten (virtues) basierende Epistemologie<br /> |<br /> |-<br /> | * 1941<br /> | [[Robert Audi]]<br /> |<br /> * Erkenntnistheoretiker, befasst sich mit [[Wirtschaftsethik]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1943<br /> | [[Laurence Bonjour]]<br /> |<br /> * Kohärenztheorie des Wissens<br /> |<br /> |-<br /> | * 1945<br /> | [[Susan Haack]]<br /> <br /> [[Datei:Susan Haack.JPG|60px]]<br /> |<br /> * entwickelte eine Position als Kombination von Fundamentalismus und Kohärentismus<br /> * vertritt einen [[Pragmatismus]] in Anlehnung an [[Charles S. Peirce]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> ==== Neopragmatismus ====<br /> |-<br /> | 1906–1998<br /> | [[Nelson Goodman]]<br /> |<br /> * [[Goodmans neues Rätsel der Induktion]]<br /> * ''[[Sprachen der Kunst]]''<br /> * Symboltheorie<br /> * Weisen der Welterzeugung – These „mehrerer Welten“<br /> * Richtigkeit statt Wahrheit<br /> |<br /> |-<br /> | 1926–2016<br /> | [[Hilary Putnam]]<br /> <br /> [[Datei:Hilary Putnam.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wechselte vom [[Funktionalismus (Philosophie)|Funktionalismus]] zum [[Naiver Realismus|Naiven Realismus]]<br /> * Philosophie des Geistes: Die Welt ist nicht nur im Kopf<br /> * Gedankenexperimente vom [[Gehirn im Tank]] und von der [[Zwillingserde]]<br /> * Universelle sprachliche Arbeitsteilung ([[Semantischer Externalismus]])<br /> * sprachphilosophische Theorie der [[Stereotyp]]en<br /> |<br /> |-<br /> | 1928–2024<br /> | [[Nicholas Rescher]]<br /> <br /> [[Datei:Nicholas Rescher.jpg|60px]]<br /> |<br /> * methodischer Pragmatismus<br /> * [[Kohärenztheorie]] der Wahrheit<br /> * [[Prozessphilosophie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1931–2007<br /> | [[Richard Rorty]]<br /> |<br /> * Jede Fundamentalphilosophie ist zum Scheitern verurteilt<br /> * ''[[Der Spiegel der Natur]]''<br /> * Der Wahrheitsbegriff ist nur kulturrelativ zu verstehen<br /> * Bestritt die Existenz mentaler Phänomene ([[Eliminativismus]])<br /> * [[Historisierung]] erkenntnistheoretischer Fragen<br /> |<br /> |-<br /> | * 1942<br /> | [[John McDowell (Philosoph)|John McDowell]]<br /> <br /> [[Datei:John McDowell.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Zweite Natur<br /> * [[Externalismus]] in der Philosophie des Geistes<br /> * Undogmatischer Empirismus<br /> * empirische [[Epistemische Rechtfertigung|Rechtfertigung]] von Überzeugungen<br /> |<br /> |-<br /> | * 1950<br /> | [[Robert Brandom]]<br /> <br /> [[Datei:Robert Brandom.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Sprachpragmatiker, Inferenztheorie<br /> * ''[[Expessive Vernunft]]''<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Kritischer Rationalismus ===<br /> Der [[Kritischer Rationalismus|Kritische Rationalismus]] setzt sich mit der Frage auseinander, wie wissenschaftliche oder gesellschaftliche (aber prinzipiell auch alltägliche) Probleme undogmatisch, planmäßig (‚methodisch‘) und vernünftig (‚rational‘) untersucht und geklärt werden können, ohne der Wissenschaftsgläubigkeit (Positivismus) oder einem erkenntnistheoretischen Relativismus zu verfallen.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1902–1994<br /> | [[Karl Popper]]<br /> <br /> [[Datei:Karl Popper.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Erkenntnistheorie]]:<br /> ** Wissen ist weder sicher, noch wahrscheinlich oder auch nur begründet ([[Erkenntnisskeptizismus]])<br /> ** Aussagen können dennoch in einem absoluten Sinn wahr sein (Absolutismus)<br /> ** rationale Unterscheidung wahrer und falscher Aussagen durch [[Falsifizierung]] und [[Kritik]]<br /> ** Es gibt keine erkenntnistheoretisch voneinander abgrenzbaren Wissensgebiete oder Fächer<br /> ** Versuch und Irrtum als Methode der Vernunft ([[evolutionäre Erkenntnistheorie]]).<br /> * Konzept der „[[Offene Gesellschaft|Offenen Gesellschaft]]“<br /> ** Ablehnung jedes [[Historismus]] und jeder [[Utopie|utopischen]] Sozialplanung<br /> ** [[Wertvorstellung|Grundwerte]] sind Sicherheit, individuelle Freiheit und Gleichbehandlung, realisiert in der westlichen Demokratie<br /> ** Glück aller Bürger kann vom Staat nicht verwirklicht werden, stattdessen gilt es, Leiden und Unrecht zu vermindern ([[negativer Utilitarismus]])<br /> ** [[Reform]]atorischer Ansatz: gesellschaftlicher Fortschritt in kleinen Schritten durch [[Sozialtechnologie]]<br /> * [[Ontologie]]: Drei Welten (physische, psychische Welt und Welt der Denkobjekte (z. B. Mathematik))<br /> |<br /> |-<br /> | 1919–2003<br /> | [[Ernst Topitsch]]<br /> <br /> |<br /> * Kritisiert vermeintliche Erkenntnisse aufgrund von Leerformeln<br /> * Freundschaft mit Albert, Distanz zu Popper<br /> |<br /> |-<br /> | 1921–2023<br /> | [[Hans Albert]]<br /> <br /> [[Datei:Hans Albert 2005.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Sozialphilosoph – [[Positivismusstreit]]<br /> * [[Münchhausen-Trilemma]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1934–1990<br /> | [[William Warren Bartley]]<br /> |<br /> * [[Pankritischer Rationalismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1939<br /> | [[Hubert Kiesewetter]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | * 1940<br /> | [[Alan Musgrave]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | * 1940<br /> | [[Kurt Salamun]]<br /> <br /> [[Datei:KurtSalamun.jpg|60px]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | * 1942<br /> | [[David Miller (Philosoph)|David Miller]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | * 1943<br /> | [[Gerhard Vollmer]]<br /> <br /> |<br /> * verbindet den Kritischen Rationalismus mit einem gemäßigten [[Naturalismus (Philosophie)|Naturalismus]]<br /> * entwickelte die [[Evolutionäre Erkenntnistheorie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1955–2018<br /> | [[Franz M. Wuketits]]<br /> <br /> [[Datei:Franz Wuketits.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertreter der evolutionären Erkenntnistheorie<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Politische Philosophie ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1867–1956<br /> | [[Julien Benda]]<br /> |<br /> * Forderte ein Vereintes Europa (''Untersuchung über die europäische Nation'' (1933))<br /> * Schrieb gegen den Nationalsozialismus (''Die Schicksalsprüfung der Demokratien'' (1942))<br /> |<br /> |-<br /> | 1869–1966<br /> | [[Friedrich Wilhelm Foerster]]<br /> |<br /> * Moralphilosoph<br /> * Kriegsgegner – NS-Gegner<br /> |<br /> |-<br /> | 1888–1985<br /> | [[Carl Schmitt]]<br /> <br /> [[Datei:Carl Schmitt als Student 1912.jpg|60px]]<br /> |<br /> * antiliberaler Gegner des [[Pluralismus (Politik)|Pluralismus]]<br /> * dachte in der Tradition von Hobbes und Machiavelli<br /> * stand dem Nationalsozialismus nahe<br /> |<br /> |-<br /> | 1899–1973<br /> | [[Leo Strauss]]<br /> |<br /> * Neokonservatismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1899–1992<br /> | [[Friedrich August von Hayek]]<br /> <br /> [[Datei:Friedrich Hayek portrait.jpg|60px]]<br /> |<br /> * sozioökonomische und politische Philosophie des Liberalismus<br /> * Verfassung einer Gesellschaft freier Menschen<br /> * Theorie der kulturellen Evolution und des menschlichen Zusammenlebens in arbeitsteiligen Gesellschaften<br /> * Kritiker der ''Anmaßung von Wissen'' und des Kollektivismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1901–1985<br /> | [[Eric Voegelin]]<br /> |<br /> * Staatstheorie<br /> |<br /> |-<br /> | 1901–1990<br /> | [[Michael Oakeshott]]<br /> <br /> [[Datei:Michael Oakeshott.jpg|60px]]<br /> |<br /> * erkenntnistheoretischer Idealismus<br /> * es gibt keine objektiven Theorien (Interpretationismus)<br /> * politische Handlungen sind bestimmt durch gesellschaftliche Regeln („rule of law“), die als Maß des Guten und des Bösen gelten<br /> * der Staat ist eine Vereinigung, in der die moralische Autonomie im Rahmen der Regeln gewährleistet wird, und damit Voraussetzung distributiver Gerechtigkeit<br /> * ein staatlicher [[Perfektionismus (Philosophie)|Perfektionismus]] beinhaltet immer die Gefahr des Totalitarismus, deshalb gewährleistet allein politische Rationalität eine demokratische Gesellschaft<br /> |<br /> |-<br /> | 1902–1992<br /> | [[Günther Anders]]<br /> |<br /> * Pazifist und Atomgegener<br /> * warnte vor der Zerstörung der Humanität<br /> |<br /> |-<br /> | 1905–1983<br /> | [[Raymond Aron]]<br /> <br /> [[Datei:Raymond Aron (1966) by Erling Mandelmann.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kritiker des Totalitarismus<br /> * Dialektik von Frieden und Krieg<br /> * Analyse der modernen Industriegesellschaften<br /> |<br /> |-<br /> | 1906–1975<br /> | [[Hannah Arendt]]<br /> <br /> |<br /> * ''[[Was ist Existenzphilosophie?]]''<br /> * analysierte den [[Totalitarismus]] ''([[Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft]])''<br /> * schrieb über die „Banalität des Bösen“ im Denken Eichmanns ''([[Eichmann in Jerusalem]])''<br /> * ''[[Macht und Gewalt]]''<br /> * ''[[Vita activa oder Vom tätigen Leben]]''<br /> * ''[[Über das Böse]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1909–1997<br /> | [[Isaiah Berlin]]<br /> <br /> [[Datei:IsaiahBerlin1983.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Negative und Positive Freiheit<br /> |<br /> |-<br /> | 1921–2002<br /> | [[John Rawls]]<br /> |<br /> * Herausragender politischer Philosoph des 20. Jahrhunderts<br /> * mit den Werken [[Theorie der Gerechtigkeit]] und Politischer [[Liberalismus]] vertrat er einen egalitären Liberalismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1930–1992<br /> | [[Allan Bloom]]<br /> |<br /> * Kulturkritiker, wandte sich gegen den [[Egoismus]] in der modernen Gesellschaft<br /> |<br /> |-<br /> | 1932–2003<br /> | [[Ernst Vollrath]]<br /> |<br /> * Theorie des Politischen (in Anlehnung an Arendt)<br /> |<br /> |-<br /> | * 1933<br /> | [[Amartya Sen]]<br /> <br /> [[Datei:Amartya Sen 20071128 cologne.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Verknüpft Wirtschaftswissenschaften mit Ethik und politischer Philosophie<br /> * als Kritiker der [[Public Choice Theory]] leistete er maßgebliche Beiträge zur [[Theorie der kollektiven Entscheidungen]]<br /> * Anreger für den [[Index der menschlichen Entwicklung]]; Beiträge zur [[Wohlfahrtsfunktion]]<br /> * Ausgehend vom [[Lebensstandard]] schuf er das Konzept der [[Capability Approach|Verwirklichungschancen]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1938–2002<br /> | [[Robert Nozick]]<br /> |<br /> * Libertäre Gesellschaftstheorie als Kontrapunkt zu Rawls<br /> |<br /> |-<br /> | * 1943<br /> | [[Otfried Höffe]]<br /> |<br /> * Kantianer, Rechts- und Staatsphilosophie<br /> |<br /> |-<br /> |* 1947<br /> |[[Nancy Fraser]]<br /> |<br /> * Eine der bekanntesten US-amerikanischen [[Feminismus|Feministinnen]].<br /> * Auseinandersetzung mit dem („Kanibalischen“) Kapitalismus<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Kommunitarismus ===<br /> Unter [[Kommunitarismus]] versteht man eine politische Philosophie, die die Verantwortung des Individuums gegenüber seiner Umgebung und die soziale Rolle der Familie betont. Nur auf der Basis dieser gemeinsamen Wertvorstellungen, vor allem auf der Grundlage einer gemeinschaftlichen Konzeption des Guten, könne sinnvoll über die Grundsätze der Gerechtigkeit verhandelt werden.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1929–2023<br /> | [[Amitai Etzioni]]<br /> |<br /> * Die aktive Gesellschaft<br /> |<br /> |-<br /> | 1929–2025<br /> | [[Alasdair MacIntyre]]<br /> <br /> [[Datei:Alasdair MacIntyre.jpg|60px]]<br /> |<br /> * will an die Tugendlehre von Aristoteles anknüpfen<br /> |<br /> |-<br /> | * 1931<br /> | [[Charles Taylor (Philosoph)|Charles Taylor]]<br /> <br /> [[Datei:Charles Taylor.jpg|60px]]<br /> |<br /> * “westliche Identität”<br /> |<br /> |-<br /> | * 1935<br /> | [[Michael Walzer]]<br /> <br /> [[Datei:MichaelWalzer-USNA-Lecture.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Sphären der Gerechtigkeit]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1939–2017<br /> | [[Benjamin R. Barber]]<br /> <br /> [[Datei:Benjamin R Barber in 2010.jpg|60px]]<br /> |<br /> * fordert eine [[partizipatorische Demokratie]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1953<br /> | [[Michael Sandel]]<br /> <br /> [[Datei:Michael Sandel Me Judice.png|60px]]<br /> |<br /> * kritisiert das Fehlen sozialer Werte bei Rawls<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Neomarxismus und Kritische Theorie ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1873–1937<br /> | [[Max Adler (Jurist)|Max Adler]]<br /> |<br /> * [[Austromarxismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1891–1937<br /> | [[Antonio Gramsci]]<br /> <br /> [[Datei:Gramsci.png|60px]]<br /> |<br /> * Prägte den Begriff der Zivilgesellschaft<br /> * ''[[Gefängnishefte]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1885–1971<br /> | [[Georg Lukács]]<br /> <br /> [[Datei:Lukács György.jpg|60px]]<br /> |<br /> * entwarf den Gedanken einer „demokratischen Diktatur des Proletariats“<br /> * Ästhetiker<br /> * ''[[Geschichte und Klassenbewusstsein]]''<br /> * ''[[Die Zerstörung der Vernunft]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1892–1940<br /> | [[Walter Benjamin]]<br /> <br /> [[Datei:Walter Benjamin vers 1928.jpg|60px]]<br /> |<br /> * verknüpfte Kunst- und Kulturkritik mit dem historischen Materialismus<br /> * '' [[Deutsche Menschen]]''<br /> * ''[[Der Autor als Produzent]]''<br /> * '' [[Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit]]''<br /> * '' [[Über den Begriff der Geschichte]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1885–1977<br /> | [[Ernst Bloch]]<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-27348-0008, Berlin, Ernst Bloch auf Begegnung der Geistesschaffenden.jpg|60px]]<br /> |<br /> * ''[[Das Prinzip Hoffnung]]''<br /> * lehrte eine humanistische Freiheitsidee<br /> * entwickelte die Konzepte der [[Ungleichzeitigkeit]] und der [[Konkrete Utopie|Konkreten Utopie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1895–1973<br /> | [[Max Horkheimer]]<br /> <br /> [[Datei:AdornoHorkheimerHabermasbyJeremyJShapiro2.png|60px]]<br /> |<br /> * grundsätzliche Kritik der „bürgerlichen Gesellschaft“<br /> * prägte den Begriff der instrumentellen Vernunft<br /> * Begründer und Herausgeber der ''[[Zeitschrift für Sozialforschung]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1898–1979<br /> | [[Herbert Marcuse]]<br /> <br /> [[Datei:Herbert Marcuse in Newton, Massachusetts 1955.jpeg|60px]]<br /> |<br /> * Mitarbeiter des [[Institut für Sozialforschung]]<br /> * Kritik des Kapitalismus als ultimative Krise des menschlichen Wesens.<br /> * Problematik der [[Entfremdung]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1899–1990<br /> | [[Alfred Sohn-Rethel]]<br /> |<br /> * Materialistische Erkenntnistheorie<br /> * Abstraktes Denken als Folge des abstrakten Warentausches<br /> |<br /> |-<br /> | 1903–1969<br /> | [[Theodor W. Adorno]]<br /> <br /> [[Datei:Adorno.jpg|60px]]<br /> |<br /> * ''[[Dialektik der Aufklärung]]'' mit Horkheimer<br /> * ''[[Minima Moralia]]''<br /> * ''[[Philosophie der neuen Musik]]''<br /> * '' [[Jargon der Eigentlichkeit]]''<br /> * '' [[Negative Dialektik]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1906–1985<br /> | [[Wolfgang Abendroth]]<br /> |<br /> * Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung; [[Marburger Schule (Politikwissenschaft)|Marburger Schule]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1907–1995<br /> | [[Leo Kofler]]<br /> |<br /> * eigenständige Kritische Theorie<br /> |<br /> |-<br /> | 1927–2009<br /> | [[Leszek Kołakowski]]<br /> <br /> [[Datei:2007.10.23. -Leszek Kolakowski Foto Mariusz Kubik.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Humanistischer Marxismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1927–2011<br /> | [[Hans Heinz Holz]]<br /> |<br /> * Herausgeber von [[Topos – Internationale Beiträge zur dialektischen Theorie]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1929<br /> | [[Jürgen Habermas]]<br /> <br /> [[Datei:JuergenHabermas retouched.jpg|60px]]<br /> |<br /> * ''[[Erkenntnis und Interesse]]''<br /> * ''[[Technik und Wissenschaft als „Ideologie“]]''<br /> * ''[[Theorie des kommunikativen Handelns]]''<br /> * ''[[Der philosophische Diskurs der Moderne]]''<br /> * '' [[Diskurstheorie des Rechts]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1931–2012<br /> | [[Alfred Schmidt (Philosoph)|Alfred Schmidt]]<br /> <br /> [[Datei:Alfredschmidt.jpg|60px]]<br /> |<br /> * „Pionier einer undogmatisch-emanzipatorischen Marx-Rezeption“<br /> |<br /> |-<br /> | 1933–2023<br /> | [[Antonio Negri]]<br /> <br /> [[Datei:AntonioNegri SeminarioInternacionalMundo.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Operaismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1934–2004<br /> | [[Peter Bulthaup]]<br /> |<br /> |<br /> |-<br /> | 1941–2018<br /> | [[Domenico Losurdo]]<br /> |<br /> * Kritiker des [[Geschichtsrevisionismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1943–2013<br /> | [[Costanzo Preve]]<br /> <br /> [[Datei:Costanzo Preve.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Antiliberalismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1949<br /> | [[Axel Honneth]]<br /> <br /> [[Datei:AxelHonneth2.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Theorie der Anerkennung<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Jüdische Philosophie ===<br /> Der Begriff [[Jüdische Philosophie]] bezeichnet die Verbindung philosophischer Studien mit Inhalten der jüdisch-religiösen Traditionen.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1878–1965<br /> | [[Martin Buber]]<br /> <br /> [[Datei:Martin Buber.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosophie des Du<br /> * [[Dialogphilosophie|Philosophie des Dialogs]]<br /> * ''[[Ich und Du (Buber)|Ich und Du]]''<br /> * ''[[Die Schrift]]'', mit Franz Rosenzweig maßgebliche deutsche Übersetzung des [[Tanach]]s, der hebräischen Bibel<br /> |<br /> |-<br /> | 1880–1950<br /> | [[Julius Guttmann]]<br /> |<br /> * Die ''Philosophie des Judentums'' (1933) gilt als judentumsgeschichtliches Standardwerk<br /> |<br /> |-<br /> | 1881–1992<br /> | [[Mordechai M. Kaplan]]<br /> <br /> [[Datei:Mordecai Kaplan.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer des jüdischen [[Rekonstruktionismus]] in den USA<br /> * religiöser Naturalismus in Anlehnung an John Dewey<br /> |<br /> |-<br /> | 1886–1929<br /> | [[Franz Rosenzweig]]<br /> <br /> [[Datei:Franz Rosenzweig1917.jpg|60px]]<br /> |<br /> * ''Der Stern der Erlösung''<br /> * Interreligiöser Dialog<br /> * [[Freies Jüdisches Lehrhaus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1897–1982<br /> | [[Gershom Scholem]]<br /> <br /> [[Datei:Gershom Scholem 1935.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Arbeitete insbesondere über die [[Kabbala]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1914–1998<br /> | [[Hermann Levin Goldschmidt]]<br /> |<br /> * [[Dialogphilosophie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1916–2003<br /> | [[Emil Fackenheim]]<br /> |<br /> * Neben Darstellungen der jüdischen Philosophie Arbeiten über den Deutschen Idealismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1923–1987<br /> | [[Jacob Taubes]]<br /> |<br /> * [[Apokalyptik]] und [[Gnosis]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Religionsphilosophie ===<br /> [[Religionsphilosophie|Sie]] ist eine philosophische Disziplin, die die Erscheinungsformen und den theoretischen Gehalt von [[Religion]] bzw. Religionen zum Gegenstand hat. Sie versucht, systematisch und rational Antwort zu geben auf Fragen nach der Vernünftigkeit religiöser Aussagen, nach Wesen und Formen von Religionen und ihrer praktischen Bedeutung im Leben des Menschen. Sie kann sich als [[Religionskritik]] manifestieren oder auch als [[Sprachphilosophie|sprachphilosophische]] Analyse der Form religiöser Sprachen.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1853–1924<br /> | [[Clemens Baeumker]]<br /> |<br /> * katholischer Philosophiehistoriker<br /> |<br /> |-<br /> | 1865–1923<br /> | [[Ernst Troeltsch]]<br /> <br /> [[Datei:Troeltsch 1907.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Systematiker der Religionsgeschichtlichen Schule<br /> * ''Die Absolutheit des Christentums und die Religionsgeschichte''<br /> |<br /> |-<br /> | 1875–1949<br /> | [[Martin Grabmann]]<br /> |<br /> * Geschichte der mittelalterlichen Philosophie<br /> |<br /> |-<br /> | 1878–1944<br /> | [[Joseph Maréchal]]<br /> <br /> [[Datei:Marechal philosopher.jpg|60px]]<br /> |<br /> * französischer Neuthomist<br /> |<br /> |-<br /> | 1881–1955<br /> | [[Pierre Teilhard de Chardin]]<br /> <br /> [[Datei:Pierre Teilhard de Chardin.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Leben und Kosmos sind in einer von Gott bewirkten kreativen Bewegung<br /> * [[Omegapunkt]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1882–1937<br /> | [[Pawel Florenski]]<br /> <br /> [[Datei:Pavel Florensky.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosoph, Dichter, Theologe, Kunstwissenschaftler, Mathematiker, Naturwissenschaftler – „russischer Leonardo da Vinci“<br /> * geprägt von der Naturauffassung Goethes und der späten Morallehre Tolstojs<br /> * Versuch einer Synthese von russischer Religions- und Kulturphilosophie mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts<br /> * Ziel der Aufhebung der neuzeitlichen Trennung von Menschlichkeit und Wissenschaftlichkeit<br /> * Metaphysik symbolistischer Ästhetik<br /> |<br /> |-<br /> | 1882–1973<br /> | [[Jacques Maritain]]<br /> |<br /> * Neuthomist, Christlicher Humanismus<br /> * Wirkte mit an der Formulierung der UN-Erklärung der Menschenrechte<br /> |<br /> |-<br /> | 1884–1940<br /> | [[Peter Wust]]<br /> <br /> [[Datei:Saar 1950 290 Peter Wust.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Christliche Dialog- und Existenzphilosophie<br /> |<br /> |-<br /> | 1884–1978<br /> | [[Étienne Gilson]]<br /> |<br /> * Neuthomist, christliche Philosophie im Mittelalter<br /> |<br /> |-<br /> | 1885–1965<br /> | [[Romano Guardini]]<br /> <br /> [[Datei:Romano Guardini um 1920.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Existentielle Darstellungen des Lebens und des Denkens<br /> |<br /> |-<br /> | 1886–1965<br /> | [[Paul Tillich]]<br /> <br /> [[Datei:Bust of Paul Johannes Tillich (daylight).JPG|60px]]<br /> |<br /> * Religiöser Sozialist<br /> * Nähe zur Kritischen Theorie<br /> |<br /> |-<br /> | 1886–1968<br /> | [[Karl Barth]]<br /> <br /> |<br /> * Dialektische Theologie<br /> * Bekennende Kirche<br /> |<br /> |-<br /> | 1884–1976<br /> | [[Rudolf Bultmann]]<br /> <br /> |<br /> * Entmythologisierung der Schrift<br /> * Existenzialontologie<br /> |<br /> |-<br /> | 1891–1982<br /> | [[Alois Dempf]]<br /> |<br /> * Neuthomist<br /> |<br /> |-<br /> | 1889–1972<br /> | [[Erich Przywara]]<br /> |<br /> * Jesuit, das endliche Erkenntnisvermögen des Menschen kann das unendliche Sein nie vollständig erfassen<br /> |<br /> |-<br /> | 1903–1992<br /> | [[Johannes Baptist Lotz]]<br /> |<br /> * Neuthomist<br /> * Existenzialismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1904–1997<br /> | [[Josef Pieper]]<br /> |<br /> * Neuthomist<br /> * Philosophische Anthropologie<br /> |<br /> |-<br /> | 1904–1998<br /> | [[Hans-Eduard Hengstenberg]]<br /> |<br /> * Jedes Seiende enthält Dasein, Wesen und Existenzprinzip<br /> |<br /> |-<br /> | 1909–1943<br /> | [[Simone Weil]]<br /> <br /> [[Datei:Simone Weil 1921.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mystische Kontemplation und Sozialrevolution<br /> |<br /> |-<br /> | 1929–2005<br /> | [[Béla Weissmahr]]<br /> <br /> [[Datei:Weissmahr.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründung der Metaphysik durch das Argument der [[Retorsion]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1934<br /> | [[Richard Swinburne]]<br /> <br /> [[Datei: Richard Swinburne.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Argumentiert für die Existenz Gottes mit der Methode des induktiven Schließens (Gott als [[Hypothese]])<br /> |<br /> |-<br /> | 1906–1959<br /> | [[Daniil Leonidowitsch Andrejew]]<br /> <br /> [[Datei:Daniil Andreev Front.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Dichter und Mystiker<br /> * entwarf mit ''Roza Mira'' ''([[Die Weltrose]])'' eine mythische Kosmogonie und Metaphilosophie der [[Menschheitsgeschichte]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Rechtsphilosophie ===<br /> Als Grundlagendisziplin der Rechtswissenschaft wird in der [[Rechtsphilosophie]] nach dem Wesen des Rechts, dem Verhältnis von Recht zur Gerechtigkeit und zu sozialen Normen, zur Entstehung und Geltung von Recht gefragt. Im 20. Jahrhundert wurde insbesondere diskutiert, inwieweit Recht ausschließlich auf willkürlicher Setzung beruht ([[Rechtspositivismus]]) oder ob es übergeordnete Prinzipien und Normen gibt, die in der Rechtspraxis Anwendung finden ([[Rechtsrealismus]]). Beiden Positionen gemeinsam ist die Auffassung, dass auf eine metaphysische Begründung des Rechts verzichtet werden kann.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1851–1911<br /> | [[Georg Jellinek]]<br /> <br /> [[Datei:Georg Jellinek.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kategorisierung von Grund- oder Menschenrechten in der [[Statuslehre (Recht)|Statuslehre]]<br /> * Prägte den Begriff von der „normativen Kraft des Faktischen“<br /> * [[Drei-Elemente-Lehre]], nach der zur Anerkennung eines [[Staat]]es als [[Völkerrechtssubjekt]] die drei Merkmale „[[Staatsgebiet]]“, „[[Staatsvolk]]“ und „[[Staatsgewalt]]“ erforderlich sind<br /> |<br /> |-<br /> | 1858–1943<br /> | [[Philipp Heck]]<br /> <br /> [[Datei:Philipp von Heck, Tübinger Professorengalerie.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertrat das Konzept der [[Interessenjurisprudenz]]<br /> * Prägte den Ausdruck „[[Paschastellung]]“ für den Gläubiger in der [[Gesamtschuld]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1872–1942<br /> | [[Oskar Kraus (Philosoph)|Oskar Kraus]]<br /> |<br /> * Rechtsphilosoph, entwickelte eine eigene [[Axiologie (Philosophie)|Wertphilosophie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1878–1949<br /> | [[Gustav Radbruch]]<br /> <br /> [[Datei:RadbruchGustav.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Rechtsphilosophie]] des [[Neukantianismus]]<br /> * [[Radbruchsche Formel]]: Positives Recht wird bei (extremer) Ungerechtigkeit ungültig,<br /> |<br /> |-<br /> | 1881–1973<br /> | [[Hans Kelsen]]<br /> <br /> [[Datei:Hans Kelsen1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Konsequenter Rechtspositivist<br /> * Nähe zu Kant und zum kritischen Rationalismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1904–1977<br /> | [[Hans Welzel]]<br /> |<br /> * begründete die [[Finale Handlungslehre]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1907–1992<br /> | [[H. L. A. Hart]]<br /> |<br /> * Rechtsphilosoph, gemäßigter Rechtspositivismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1912–2000<br /> | [[Helmut Coing]]<br /> |<br /> * knüpft an die Wertphilosophie Max Schelers und Nicolai Hartmanns an<br /> * schuf die Gerechtigkeitskategorie der „iustitia protectiva“, die den Staat zum Schutz des einzelnen in die Pflicht nimmt<br /> |<br /> |-<br /> | 1931–2013<br /> | [[Ronald Dworkin]]<br /> <br /> [[Datei:Ronald Dworkin at the Brooklyn Book Festival.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Rechtsphilosoph<br /> * egalitäre Gerechtigkeitstheorie<br /> |<br /> |-<br /> | * 1939<br /> | [[Richard Posner]]<br /> <br /> [[Datei:Richard-A-Posner.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vertreter des [[Law and Economics|Law-and-Economics]]-Ansatzes mit der Forderung nach einer ökonomischen Analyse des Rechts<br /> |<br /> |-<br /> | * 1937<br /> | [[Norbert Hoerster]]<br /> |<br /> * Interessenethik statt Menschenwürde, Rechtspositivismus wie H.L.A. Hart, skeptische Religionsphilosophie<br /> |<br /> |-<br /> | * 1945<br /> | [[Robert Alexy]]<br /> <br /> |<br /> * Anwendung der [[Diskurstheorie des Rechts|Diskurstheorie]] auf den Bereich des Rechts<br /> |<br /> |-<br /> | * 1964<br /> | [[Dietmar von der Pfordten]]<br /> <br /> |<br /> * Verbindet Rechtsphilosophie mit der Sozialphilosophie<br /> * „Normativer Individualismus“ in der Rechtsethik<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Medien- und Technikphilosophie ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1910–1990<br /> | [[Max Bense]]<br /> <br /> [[Datei:Max bense.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Semiotik]]er, existentieller Rationalismus<br /> * Verknüpfung von Naturwissenschaft, Kunst und Philosophie, [[Medienphilosophie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1911–1980<br /> | [[Marshall McLuhan]]<br /> <br /> [[Datei:Marshall McLuhan.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Die Gutenberg-Galaxis: Das Ende des Buchzeitalters<br /> * Das globale Dorf<br /> * Understanding Media<br /> * The medium is the message.<br /> |<br /> |-<br /> | 1920–1991<br /> | [[Vilém Flusser]]<br /> |<br /> * Neue Medien als Chance<br /> * Ausgang bei Heidegger<br /> |<br /> |-<br /> | 1932–2018<br /> | [[Paul Virilio]]<br /> |<br /> * Medienkritiker<br /> * Einfluss der Geschwindigkeit auf die Gesellschaft ([[Dromologie]])<br /> |<br /> |-<br /> | 1943–2011<br /> | [[Friedrich Kittler]]<br /> |<br /> * Aufschreibesysteme 1800/1900<br /> * Grammophon Film Typewriter<br /> |<br /> |-<br /> | 1947–2022<br /> | [[Bruno Latour]]<br /> <br /> [[Datei:Bruno Latour Gothenburg 2006 cropped.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Begründer der [[Akteur-Netzwerk-Theorie]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Wissenschaftstheorie ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1896–1961<br /> | [[Ludwik Fleck]]<br /> |<br /> * Einfluss des [[Denkstil]]s und des Denkkollektivs auf Theorien<br /> |<br /> |-<br /> | 1900–1990<br /> | [[Richard Bevan Braithwaite]]<br /> |<br /> * Induktionist in Anlehnung an Hume<br /> * arbeitete auf den Gebieten der [[Wahrscheinlichkeitsrechnung]] und [[Spieltheorie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1906–1987<br /> | [[Gustav Bergmann (Wissenschaftstheoretiker)|Gustav Bergmann]]<br /> <br /> [[Datei:GustavBergmann berg1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Ontologie|ontologischer]] [[Realismus (Philosophie)|Realist]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1919–2020<br /> | [[Mario Bunge]]<br /> <br /> [[Datei:MarioBungesmall.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Anschluss an Erkenntnisse des logischen Empirismus, des kritischen Rationalismus und der Systemtheorie<br /> * vertritt wissenschaftlichen Realismus und Rationalismus<br /> * Entwurf eines emergentistischen Materialismus<br /> * Verteidigung des Determinismusprinzips<br /> * Hauptwerk: Achtbändiger ''Treatise on Basic Philosophy'' (1974–1989)<br /> |<br /> |-<br /> | 1922–1996<br /> | [[Thomas S. Kuhn|Thomas Samuel Kuhn]]<br /> |<br /> * ''The Structure of Scientific Revolutions'' – Paradigmenwechsel<br /> |<br /> |-<br /> | 1922–1974<br /> | [[Imre Lakatos]]<br /> <br /> [[Datei:Professor Imre Lakatos, c1960s.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Verband die Theorie Poppers mit Kuhn<br /> |<br /> |-<br /> | 1922–2014<br /> | [[Patrick Suppes]]<br /> |<br /> * kritisiert das reduktionistische Ideal der [[Einheitswissenschaft]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1923–2018<br /> | [[Adolf Grünbaum]]<br /> |<br /> * Wissenschaftstheorie der Physik<br /> |<br /> |-<br /> | 1923–1991<br /> | [[Wolfgang Stegmüller]]<br /> |<br /> * Wissenschaftstheoretischer Strukturalismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1924–1994<br /> | [[Paul Feyerabend]]<br /> <br /> [[Datei:Paul Feyerabend Berkeley.jpg|60px]]<br /> |<br /> * ''[[Anything goes (Schlagwort)|anything goes]]''<br /> * Erkenntnistheoretischer Anarchismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1924–1967<br /> | [[Norwood Russell Hanson]]<br /> |<br /> * empiristischer Holismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1936–2023<br /> | [[Ian Hacking]]<br /> <br /> [[Datei:Ian Hacking (cropped).jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Entitätenrealismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1938–2020<br /> | [[Joseph D. Sneed]]<br /> |<br /> * [[Wissenschaftstheoretischer Strukturalismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1939–2017<br /> | [[Bernulf Kanitscheider]]<br /> |<br /> * kompromissloser [[Naturalismus (Philosophie)|Naturalist]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1941–2022<br /> | [[Larry Laudan]]<br /> |<br /> * vertritt einen „normativen [[Naturalismus (Philosophie)|Naturalismus]]“<br /> |<br /> |-<br /> | * 1941<br /> | [[Bas van Fraassen]]<br /> |<br /> * Konstruktiver Empirismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1943<br /> | [[Nancy Cartwright (Philosophin)|Nancy Cartwright]]<br /> <br /> [[Datei:Nancy Cartwright 1990s.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Physikalische Gesetze sind deskriptiv ([[Entitätenrealismus]], [[DN-Modell]])<br /> |<br /> |-<br /> | * 1946<br /> | [[Paul Hoyningen-Huene]]<br /> <br /> |<br /> * Arbeiten zur [[Inkommensurabilität (Wissenschaftstheorie)|Inkommensurabilität]], zum [[Reduktionismus]] und zur [[Wissenschaftsethik]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1951<br /> | [[Sandra Mitchell]]<br /> |<br /> * erforscht [[Komplexes System|komplexe Systeme]] und tritt für einen „integrativen Pluralismus“ ein.<br /> |<br /> |-<br /> | * 1952<br /> | [[John Dupré]]<br /> |<br /> * lehnt den [[Determinismus]] ab und tritt für eine pluralistische [[Metaphysik]] ein.<br /> |<br /> |-<br /> | 1954–2007<br /> | [[Peter Lipton]]<br /> |<br /> * [[Schluss auf die beste Erklärung]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1960<br /> | [[Nassim Nicholas Taleb]]<br /> <br /> [[Datei:Taleb mug.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Erkenntnistheorie von [[Zufall]]sereignissen<br /> * skeptischer [[Empirist]], Kritik der [[Random Walk|Random-Walk]]-Theorie<br /> * [[Finanzmathematik]]er und [[Derivat (Wirtschaft)|Derivate-Spezialist]]; Theorie des [[Risikomanagement]]s<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Methodischer Konstruktivismus ===<br /> Programm und Ziel des methodischen [[Erlanger Konstruktivismus|Konstruktivismus]] besteht darin, die Erzeugung der Gegenstände einer Wissenschaft durch die Angabe der methodisch nötigen Schritte und normgebenden Regeln zu rekonstruieren, die ihrer methodisch kontrollierten und regelgemäßen Konstruktion oder „Konstitution“ zugrunde liegen und beachtet werden müssen, wenn jene „in der Tat“ verwirklicht werden sollen.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1881–1954<br /> | [[Hugo Dingler]]<br /> |<br /> * Ideengeber – Schöpfer der Protophysik<br /> * pragmatische Erkenntnistheorie<br /> * problematische Rolle in der NS-Zeit<br /> |<br /> |-<br /> | 1915–1994<br /> | [[Paul Lorenzen]]<br /> <br /> [[Datei:Paullorenzen-2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Logische Propädeutik<br /> * [[Orthosprache]]<br /> * Konstruktive Mathematik<br /> * [[Dialogische Logik]]<br /> * [[Protophysik]]<br /> * konstruktive Wissenschaftstheorie und Politikberatung<br /> |<br /> |-<br /> | 1905–1976<br /> | [[Wilhelm Kamlah]]<br /> |<br /> * Sprach- und Wissenschaftskritik<br /> * Philosophische Anthropologie<br /> |<br /> |-<br /> | * 1932<br /> | [[Kuno Lorenz]]<br /> |<br /> * Dialogische Anthropologie<br /> |<br /> |-<br /> | * 1936<br /> | [[Jürgen Mittelstraß]]<br /> <br /> [[Datei:Die Zukunft der Wissensspeicher - Jürgen Mittelstraß 1.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Wissenschaftstheorie, Enzyklopädie, geschichtliche Konstanzer Schule<br /> |<br /> |-<br /> | 1935–2022<br /> | [[Friedrich Kambartel]]<br /> |<br /> * Praktische Philosophie und konstruktive Wissenschaftstheorie<br /> |<br /> |-<br /> | * 1937<br /> | [[Christian Thiel]]<br /> |<br /> * [[Grundlagenkrise der Mathematik]], Wissenschaftstheorie<br /> |<br /> |-<br /> | * 1942–2016<br /> | [[Peter Janich]]<br /> <br /> [[Datei:Peter Janich 2011 by Justus Nussbaum.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Protophysik von Raum, Zeit und Materie<br /> * [[Methodischer Kulturalismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1944<br /> | [[Carl Friedrich Gethmann (Philosoph)|Carl Friedrich Gethmann]]<br /> |<br /> * [[Argumentationstheorie]], Technologiefolgenabschätzung<br /> |<br /> |-<br /> | * 1960<br /> | [[Armin Grunwald]]<br /> <br /> [[Datei:Grunwald2013.jpg|60px]]<br /> |<br /> * arbeitet vor allem auf dem Gebiet der [[Technikfolgenabschätzung]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1964<br /> | [[Dirk Hartmann]]<br /> |<br /> * Wissenschaftstheorie der Psychologie<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Radikaler Konstruktivismus ===<br /> Die Kernaussage des [[Radikaler Konstruktivismus|radikalen Konstruktivismus]] ist, dass eine Wahrnehmung kein Abbild einer bewusstseinsunabhängigen Realität liefert, sondern dass Realität für jedes Individuum immer eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung darstellt. Deshalb ist Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich; jede Wahrnehmung ist vollständig subjektiv. Darin besteht die Radikalität (Kompromisslosigkeit) des radikalen Konstruktivismus.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1886–1980<br /> | [[Jean Piaget]]<br /> <br /> [[Datei:Jean Piaget.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Ideengeber für Glasersfeld<br /> * [[Genetische Epistemologie]]<br /> * Konstruktivismus als Grundlage der [[Entwicklungspsychologie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1911–2002<br /> | [[Heinz von Foerster]]<br /> <br /> [[Datei:HvF 01.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Rekursion]] als Grundlage einer [[Kybernetik zweiter Ordnung]]<br /> * formulierte den „[[Ethischer Imperativ|Ethischen Imperativ]]“: „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird!“<br /> |<br /> |-<br /> | 1917–2010<br /> | [[Ernst von Glasersfeld]]<br /> <br /> [[Datei:Ernst-von-Glasersfeld 2008 - 1.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Wissen wird vom denkenden Subjekt aktiv aufgebaut<br /> * Die Funktion der Kognition ist im biologischen Sinn adaptiver Art und zielt auf Passung oder [[Viabilität]]<br /> * Kognition dient der Organisation der Erfahrungswelt des Subjekts und nicht der ‚Erkenntnis‘ einer objektiven, ontologischen Realität<br /> * Organismen neigen zur Wiederholung, zur Erinnerung, zum Vergleichen und zum Bewerten<br /> * Erkenntnis ist ein Prozess von [[Perturbation]] und [[Akkommodation (Lernpsychologie)|Akkommodation]] mit dem Gleichgewicht der [[Äquilibration]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1921–2007<br /> | [[Paul Watzlawick]]<br /> |<br /> * arbeitete als Psychologe mit [[Gregory Bateson]] an der [[Doppelbindungstheorie]]<br /> * Kommunikationstheoretiker:<br /> ** Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt<br /> ** Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt<br /> ** Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten<br /> ** Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär<br /> * Förderte den radikalen Konstruktivismus mit populären Büchern: ''[[Die erfundene Wirklichkeit]]'', ''[[Anleitung zum Unglücklichsein]]''<br /> |<br /> |-<br /> | 1928–2021<br /> | [[Humberto Maturana]]<br /> <br /> [[Datei:Maturana podium.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Direktor des [[Biological Computer Laboratory]]<br /> * Die Organisation des Lebendigen beruht auf einer Verknüpfung von organismischer Biologie und Kybernetik<br /> * schuf mit Varela den Begriff der [[Autopoiesis]]<br /> * Sprache ermöglicht den Menschen Bereiche der sogenannten [[Konsens]]ualität<br /> |<br /> |-<br /> | * 1940<br /> | [[Siegfried J. Schmidt]]<br /> |<br /> * gilt als Begründer der [[Empirische Literaturwissenschaft|Empirischen Literaturwissenschaft]]<br /> * Verfechter des [[Soziokultureller Konstruktivismus|Soziokulturellen Konstruktivismus]]<br /> |-<br /> | 1946–2001<br /> | [[Francisco Varela]]<br /> <br /> [[Datei:Varela (Biologist).jpg|60px]]<br /> |<br /> * schrieb mit Maturana: ''[[Der Baum der Erkenntnis]]''<br /> * Mitinitiator des ersten [[Mind and Life Institute|Mind and Life Dialogs]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1948<br /> | [[Kersten Reich]]<br /> |<br /> * begründete den Ansatz des [[Interaktionistischer Konstruktivismus|Interaktionistischen Konstruktivismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Strukturalismus und Poststrukturalismus ===<br /> [[Strukturalismus]] ist ein Sammelbegriff für interdisziplinäre Methoden und Forschungsprogramme, die Strukturen und Beziehungsgefüge in den weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme untersuchen. Im [[Poststrukturalismus]] stehen stärker historische Diskontinuitäten und die kritische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von sprachlicher Praxis und sozialer Wirklichkeit im Zentrum der Betrachtungen.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1857–1913<br /> | [[Ferdinand de Saussure]]<br /> <br /> [[Datei:Ferdinand de Saussure.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Sprachtheoretiker, dessen Methode philosophisch umgesetzt wurde<br /> |<br /> |-<br /> | 1896–1982<br /> | [[Roman Jakobson]]<br /> <br /> [[Datei:Roman Jakobson.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Jede sprachliche Mitteilung enthält die sechs Faktoren Kontext, Botschaft, Sender, Empfänger, Kontakt, Code<br /> * Prägte auch die Begriffe [[Ikonizität]] (Ähnlichkeit) und Kontrast ([[Indexikalität]]).<br /> * Lehnte die von Saussure postulierte [[Arbitrarität]] der Sprache ab, da Zeichen Teil eines Regelsystems sind.<br /> |<br /> |-<br /> | 1908–2009<br /> | [[Claude Lévi-Strauss]]<br /> <br /> [[Datei:Levi-strauss 260.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Ethnologe und Anthropologe<br /> * Setzte als erster den Strukturalismus ein.<br /> |<br /> |-<br /> | 1901–1981<br /> | [[Jacques Lacan]]<br /> <br /> [[Datei:Jacques Lacan.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Psychoanalytiker<br /> * Das Universum des Subjekts besteht aus dem Imaginären und dem Symbolischen<br /> |<br /> |-<br /> | 1902–1976<br /> | [[Émile Benveniste]]<br /> |<br /> * Kategorien bei Aristoteles sind sprachabhängig.<br /> |<br /> |-<br /> | 1913–2005<br /> | [[Paul Ricœur]]<br /> <br /> |<br /> * Phänomenologische Sprachanalyse mit Reflex auf Heidegger<br /> * Geschichtsphilosophie<br /> |<br /> |-<br /> | 1915–1980<br /> | [[Roland Barthes]]<br /> |<br /> * strukturalistische [[Semiotik]]; Themen: moderne Medien<br /> * früher Vertreter des [[Poststrukturalismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1918–1990<br /> | [[Louis Althusser]]<br /> |<br /> * Interpretierte Marx strukturalistisch<br /> |<br /> |-<br /> | 1919–1983<br /> | [[Paul de Man]]<br /> |<br /> * Amerikanischer Vertreter der Dekonstruktion<br /> |<br /> |-<br /> | 1926–1984<br /> | [[Michel Foucault]]<br /> <br /> |<br /> * Kritisiert die Logik des fortgeschrittenen Kapitalismus<br /> * Diskursanalyse als Archäologie des Wissens<br /> |<br /> |-<br /> | 1930–2004<br /> | [[Jacques Derrida]]<br /> <br /> [[Datei:Derrida-by-Pablo-Secca.jpg|60px]]<br /> |<br /> * [[Dekonstruktion]] ''- [[Différance]]: „Unterscheiden“ und „Aufschieben“ (différer)'' der (Welt- und) Textinterpretation, da Zeichen nicht als Elemente, sondern als ''Spuren'' zu betrachten sind, die erst in Beziehung zueinander ihre Bedeutung bekommen und deren Interpretation nie endgültig abgeschlossen ist.<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Postmoderne ===<br /> Die [[Postmoderne]] beleuchtet im allgemeinen Sinn den Zustand der abendländischen Gesellschaft, der Kultur und der Kunst „nach“ der [[Moderne]]. Im philosophischen Sinn wendet sie sich gegen bestimmte Institutionen, Methoden, Begriffe und Grundannahmen der Moderne und versucht diese aufzulösen bzw. reflektierend zu überwinden. Die Vertreter der Postmoderne kritisieren das Innovationsstreben der Moderne als lediglich habituell und automatisiert.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1917–2003<br /> | [[Leslie Fiedler]]<br /> <br /> [[Datei:Leslie Fiedler (1967).jpg|60px]]<br /> |<br /> * Führte den Begriff Postmoderne in die Literaturwissenschaft ein<br /> |<br /> |-<br /> | 1925–1995<br /> | [[Gilles Deleuze]]<br /> <br /> |<br /> * Die Welt als ein Nexus von [[Virtualität]]en<br /> |<br /> |-<br /> | 1924–1998<br /> | [[Jean-François Lyotard]]<br /> <br /> [[Datei:Jean-Francois Lyotard cropped.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kommunikation als Spiel mit bestimmten Regeln<br /> * Liberalismus als System der zur Kooperation verurteilten Diskurse<br /> |<br /> |-<br /> | 1929–2007<br /> | [[Jean Baudrillard]]<br /> <br /> [[Datei:WikipediaBaudrillard20040612.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Antimedientheorie<br /> * Verführung des Konsumenten<br /> |<br /> |-<br /> | 1933–2004<br /> | [[Susan Sontag]]<br /> <br /> |<br /> * gesellschaftskritische Kunstphilosophin<br /> |<br /> |-<br /> | 1937–2015<br /> | [[André Glucksmann]]<br /> <br /> [[Datei:Andre Glucksmann2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Diskurs über den Krieg<br /> |<br /> |-<br /> |-<br /> | 1930–2019<br /> | [[Michel Serres]]<br /> <br /> [[Datei:Michel Serres - Espace des sciences - 15-02-2011.JPG|60px]]<br /> |<br /> * Auf Basis des Informationsmodells von [[Claude Elwood Shannon|Claude E. Shannon]] und durch [[Kybernetik|kybernetische]] Ansätze wird eine [[Kommunikationstheorie]] entwickelt<br /> * ''Der Naturvertrag'' begründet eine philosophische Ökologie oder eine neue Beziehung zur Natur<br /> <br /> |<br /> |-<br /> | * 1942<br /> | [[Giorgio Agamben]]<br /> <br /> |<br /> * Durch ihre Reaktionen auf ihre Gegner droht die Gesellschaft ihre demokratischen Grundlagen selbst zu zerstören<br /> |<br /> |-<br /> | * 1947<br /> | [[Peter Sloterdijk]]<br /> <br /> [[Datei:Peter Sloterdijk, Karlsruhe 07-2009, IMGP3019.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Kulturkritiker und Essayist<br /> * Existentialismus, Posthumanismus, Neonietzscheanismus<br /> * [[Kritik der zynischen Vernunft]]<br /> * Eurotaoismus – Kritik der politischen Kinetik<br /> * Neuerzählung der Menschheitsgeschichte in der [[Sphäre]]n-Trilogie<br /> * [[Regeln für den Menschenpark]]<br /> * [[Du mußt dein Leben ändern]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1952<br /> | [[Francis Fukuyama]]<br /> <br /> [[Datei:Francis Fukuyama 2005.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Das Ende der Geschichte<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Feministische Philosophie ===<br /> [[Feministische Philosophie|Sie]] bezeichnet verschiedene, zumeist von Frauen vertretene Ansätze in der [[Philosophie des 20. Jahrhunderts]] und der [[Gegenwartsphilosophie]], die sich mit Fragen nach den Konstruktionen der natürlichen und der soziokulturellen Differenz der [[Gender|Geschlechter]] in der Geschichte und der Gegenwart und deren Auswirkungen auf [[Philosophie]], [[Kunst]], [[Wissenschaft]] sowie auf die Situation der Frau in einer männlich dominierten Welt beschäftigen. Grundlegend ist hierbei die Untersuchung der historisch-philosophischen Konzepte von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“.<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1908–1986<br /> | [[Simone de Beauvoir]]<br /> <br /> |<br /> * [[Das andere Geschlecht]], Existentialismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1930<br /> | [[Luce Irigaray]]<br /> |<br /> * Psychoanalytikerin (Der Spiegel des anderen Geschlechts)<br /> |<br /> |-<br /> | * 1935<br /> | [[Sandra Harding]]<br /> |<br /> * [[Feministische Wissenschaftstheorie]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1941<br /> | [[Julia Kristeva]]<br /> <br /> [[Datei:Julia Kristeva à Paris en 2008.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Poststrukturalistin<br /> |<br /> |-<br /> | * 1944<br /> | [[Donna Haraway]]<br /> <br /> [[Datei:Donna Haraway and Cayenne.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Naturwissenschaftshistorikerin, befasst sich mit Fragen von Macht und Lust<br /> |<br /> |-<br /> | * 1956<br /> | [[Judith Butler]]<br /> <br /> [[Datei:Judith butler 2011-b.jpg|60px]]<br /> |<br /> * dekonstruktivistischer Feminismus<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Neuer Realismus ===<br /> Der neue Realismus ist eine philosophische Schule des 21. Jahrhunderts mit Wurzeln im 20. Jahrhundert. Sie teilt signifikante Argumente des spekulativen Realismus und der Object-Oriented Ontology<br /> |-<br /> | * 1949<br /> | [[Slavoj Žižek]]<br /> <br /> [[Datei:Slavoj Zizek in Liverpool 2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Beschäftigung mit [[Jacques Lacan]]<br /> * Distanziert sich von einer Einordnung in den [[Poststrukturalismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | * 1980<br /> | [[Markus Gabriel]]<br /> <br /> |<br /> * Sinnfeld-[[Ontologie]] – alles existiert nur, weil es in einem [[Sinnfeld (Philosophie)|Sinnfeld]] erscheint, von denen wiederum unbegrenzt viele existieren.<br /> * vergleiche mit dem [[Naiver Realismus]]<br /> * Kritik an den Überlegungen von Immanuel Kant zur Erkenntnis, etwa dem [[Ding an sich]].<br /> * Etwa eine umfassende [[Weltformel]] – im Sinne, dass alles mit allem zusammenhänge – gibt es nicht.<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Afrikanische Philosophie ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1931–2019<br /> | [[John Mbiti]]<br /> |<br /> * anglikanischer Priester und Religionsphilosoph<br /> * Vertreter der [[Ethnophilosophie]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1931–2022<br /> | [[Kwasi Wiredu]]<br /> |<br /> * „Begriffliche Dekolonisation“ (Conceptual decolonialization)<br /> * Konsensethik<br /> |<br /> |-<br /> | 1942–2024<br /> | [[Paulin J. Hountondji]]<br /> <br /> [[Datei:Hountondji front.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Es gibt kein nachvollziehbares, unwandelbares, kollektives Denksystem aller Afrikaner<br /> |<br /> |-<br /> | 1944–1995<br /> | [[Henry Odera Oruka]]<br /> |<br /> * Projekt der „Sage-Philosophy“ (Weisheitsphilosophie)<br /> * „Parental Earth Ethics“<br /> |<br /> |-<br /> | * 1954<br /> | [[Anthony Appiah]]<br /> <br /> [[Datei:Kwame Anthony Appiah by David Shankbone.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosophie des [[Weltbürgertum]]s<br /> * ([[Ghana]])<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Indische Philosophie ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1861–1941<br /> | [[Rabindranath Thakur]]<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 102-11643, Rabindranath Tagore.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Nobelpreis für Literatur 1913<br /> * Modernisierer der bengalischen Literatur und Kunst<br /> * Kultur- und Sozialreformer<br /> |<br /> |-<br /> | 1863–1902<br /> | [[Vivekananda]]<br /> <br /> [[Datei:Swami Vivekananda Jaipur.jpg|60px]]<br /> |<br /> * sprach als erster Hindu vor dem [[Weltparlament der Religionen]]<br /> * Weiterentwicklung der Philosophie des [[Vedanta]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1869–1948<br /> | [[Mohandas Karamchand Gandhi]]<br /> <br /> [[Datei:Portrait Gandhi.jpg|60px]]<br /> |<br /> * politischer und geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung<br /> * Konzept des [[Gewaltfreier Widerstand|gewaltfreien Widerstands]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1872–1950<br /> | [[Aurobindo Ghose]]<br /> <br /> [[Datei:Sri aurobindo.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Hindu-Mystiker und indischer Nationalist<br /> * Verbindung humanistischer Bildung mit spirituellen Weisheitslehren<br /> * [[Integraler Yoga]], Evolution des Bewusstseins, Übermensch<br /> |<br /> |-<br /> | 1877–1947<br /> | [[Ananda Kentish Coomaraswamy]]<br /> <br /> [[Datei:Coomaraswamy.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Philosophie der indischen Kunst<br /> * Metaphysiker und Traditionalist<br /> |<br /> |-<br /> | 1879–1950<br /> | [[Ramana Maharshi]]<br /> <br /> [[Datei:Ramana 3 sw.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Guru<br /> * Vertreter des Advaita-[[Vedanta]]<br /> * [[Atma Vichara]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1888–1975<br /> | [[Sarvepalli Radhakrishnan]]<br /> <br /> [[Datei:Radhakrishnan.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Erster Vizepräsident und zweiter Präsident Indiens<br /> * Religionsphilosoph und Vordenker des [[Neohinduismus]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1889–1950<br /> | [[Sahajanand Saraswati]]<br /> |<br /> * Intellektueller und Sozialreformer<br /> * Linguist, Soziologe, Historiker<br /> * Politiker, Nationalist und Marxist<br /> |<br /> |-<br /> | 1893–1963<br /> | [[Rahul Sankrityayan]]<br /> <br /> |<br /> * Linguist, Indologe, Soziologe, Historiker<br /> * Vater der indischen Reiseliteratur<br /> * Nationalist und Marxist<br /> |<br /> |-<br /> | 1895–1986<br /> | [[Jiddu Krishnamurti]]<br /> <br /> [[Datei:Jiddu Krishnamurti 01.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Theosoph<br /> * geistige Freiheit durch Meditation<br /> |<br /> |-<br /> | 1918–2008<br /> | [[Maharishi Mahesh Yogi]]<br /> <br /> [[Datei:Maharishi Huntsville Jan 1978A.JPG|60px]]<br /> |<br /> * vedische Philosophie<br /> * [[Transzendentale Meditation]]<br /> |<br /> |-<br /> | 1931–1990<br /> | [[Osho]]<br /> <br /> |<br /> * Begründer der [[Neo-Sannyas]]-Bewegung<br /> |<br /> |-<br /> | colspan=&quot;4&quot; style=&quot;background:#eee;&quot; |<br /> <br /> === Chinesische Philosophie ===<br /> |-<br /> ! Periode<br /> ! Philosoph<br /> ! Philosophie<br /> ! Allgemeine Geschichte<br /> |-<br /> | 1866–1925<br /> | [[Sun Yat-sen]]<br /> <br /> [[Datei:Sun Yat Sen portrait.jpg|60px]]<br /> |<br /> * chinesischer Revolutionsführer und Staatsmann<br /> * Gründer der [[Kuomintang]] und erster provisorischer Präsident der [[Republik China (1912–1949)|Republik China]]<br /> * politische Philosophie der [[Drei Prinzipien des Volkes]] (angeregt vom amerikanischen [[Progressivismus]])<br /> |<br /> |-<br /> | 1873–1929<br /> | [[Liang Qichao]]<br /> <br /> [[Datei:Liang qichao.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Journalist, Dichter und Romancier<br /> * moderne Historiographie<br /> * Studium der Philosophen der westlichen Aufklärung<br /> * Verfechter einer Modernisierung Chinas und einer konstitutionellen Monarchie<br /> |<br /> |-<br /> | 1885–1968<br /> | [[Xiong Shili]]<br /> |<br /> * beteiligt an der [[Xinhai-Revolution]], welche die [[Qing-Dynastie]] beendete<br /> * neuer Konfuzianismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1886–1973<br /> | [[Zhang Dongsun]]<br /> <br /> [[Datei:Zhang Dongsun2.jpg|60px]]<br /> |<br /> * studierte Kant und Bergson<br /> * Verfechter der Philosophie [[Bertrand Russell]]s<br /> * chinesischer Liberaler und Kritiker des Marxismus<br /> * Vertreter der ursprünglichen Chinesischen Demokratischen Liga<br /> |<br /> |-<br /> | 1891–1962<br /> | [[Hu Shi]]<br /> <br /> [[Datei:Hu Shih 1960 color.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Mitbegründer der Literarischen Revolution und „Vater“ der Intellektuellen Renaissance in China<br /> * Hauptvertreter des frühen chinesischen Liberalismus<br /> * Verfechter des [[Pragmatismus]] von [[John Dewey]]<br /> * Interpretation klassisch-chinesischer Philosophen als Erbe wissenschaftlicher Methode ohne legendenhaften Mystizismus<br /> |<br /> |-<br /> | 1895–1984<br /> | [[Jin Yuelin]]<br /> <br /> [[Datei:金岳霖.jpg|60px]]<br /> |<br /> * moderne Logik<br /> |<br /> |-<br /> | 1895–1990<br /> | [[Feng Youlan]]<br /> <br /> [[Datei:Feng Youlan.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Geschichte der chinesischen Philosophie<br /> * rationalistische neo-konfuzianische Metaphysik<br /> |<br /> |-<br /> | 1909–1978<br /> | [[Tang Junyi]]<br /> |<br /> * neuer Konfuzianismus<br /> * beeinflusst durch Platon und Hegel<br /> |<br /> |-<br /> | 1899–1977<br /> | [[Thomé H. Fang]]<br /> <br /> [[Datei:方東美先生.jpg|60px]]<br /> |<br /> * Vergleich und Verschmelzung der altgriechischen, abendländischen und chinesischen Philosophie<br /> * Geschichte des Buddhismus<br /> * neuer Konfuzianismus, wobei daoistische Gedanken einbezogen werden<br /> |<br /> |-<br /> | 1909–1995<br /> | [[Mou Zongsan]]<br /> |<br /> * neuer Konfuzianismus<br /> * chinesischer Traditionalismus<br /> * übersetzte die drei Kritiken Kants ins Chinesische<br /> |<br /> |-<br /> | 1926–2002<br /> | [[Wang Ruoshui]]<br /> <br /> |<br /> * zuerst Verfechter des Maoismus<br /> * später Vertreter eines [[Marxistischer Humanismus|marxistischen Humanismus]] und chinesischen Liberalismus<br /> |<br /> |-<br /> | * 1940<br /> | [[Tu Wei-ming]]<br /> |<br /> * konfuzianische Ethik<br /> |<br /> |}<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Portal:Philosophie]]<br /> * [[:Kategorie:Philosoph]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Portal:Philosophie/Philosophiebibliographie#Geschichte der Philosophie|Allgemeine Literatur zur Geschichte der Philosophie]]<br /> * Johannes Hirschberger: ''Geschichte der Philosophie.'' 2 Bde., Herder, 14. Auflage, Freiburg i.&amp;nbsp;Br. 1991, ISBN 3-451-22408-9.<br /> * Wolfgang Röd: ''Geschichte der Philosophie.'' 14 Bde., Beck, München 1986–2004.<br /> * Fritz Schultze: ''[https://www.fehcom.net/stammbaum/Start.html Stammbaum der Philosophie].'' 2., umgearb. und verm. Auflage, Haacke, Leipzig 1899.<br /> * Franz Schupp: ''Geschichte der Philosophie im Überblick.'' 3 Bde., Meiner, Hamburg 2005, ISBN 3-7873-1704-X.<br /> <br /> {{Navigationsleiste Philosophiegeschichte}}<br /> <br /> [[Kategorie:Geschichte der Philosophie|!]]<br /> [[Kategorie:Zeittafel (Wissenschaft)|Philosophie]]<br /> <br /> [[be:Філосафы]]<br /> [[be-tarask:Філёзаф]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Susanna_Centlivre&diff=258716056 Susanna Centlivre 2025-08-09T11:02:57Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Wonder.jpg → File:Theatre poster for 1807 production of Susanna Centlivre&#039;s &quot;The Wonder&quot;.jpg #2</p> <hr /> <div>[[Datei:Susanna Centlivre.jpg|mini|Susanna Centlivre, [[Schabkunst|Mezzotinto]] von [[Peter Pelham]], 1720]]<br /> '''Susanna Centlivre''', geborene '''Freeman''', aus vorheriger Ehe '''Susanna Carroll''' (* ca. [[1669]] in [[Lincolnshire]]; † [[1. Dezember]] [[1723]] in [[London]]), war eine [[England|englische]] [[Dichter]]in, [[Schauspieler]]in und [[Dramatiker]]in. Sie gilt als eine der „erfolgreichsten weiblichen Dramatikerinnen des 18. Jahrhunderts“.&lt;ref name=&quot;LitEnc&quot;&gt;{{cite web|url=https://www.litencyc.com/php/speople.php?rec=true&amp;UID=805 |title=Susannah Centlivre (1669–1723)|author=Laura Favero Carraro |publisher=The Literary Encyclopedia |accessdate=2022-02-01 |language=en}}&lt;/ref&gt; Centlivres Stücke wurden über lange Zeit in den Theatern gespielt.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;&gt;{{Literatur|Autor=John Wilson Bowyer |Titel=The Celebrated Mrs. Centlivre |Ort=Durham, NC |Verlag=Duke University Press |Datum=1952 |ISBN=9780685202937}}&lt;/ref&gt;&lt;sup&gt;S. 3&lt;/sup&gt; Während ihrer langen Karriere am [[Theatre Royal Drury Lane]] wurde sie als die zweite Frau der englischen Bühne nach [[Aphra Behn]] bekannt.<br /> <br /> == Leben ==<br /> Die Hauptquelle für Informationen über Centlivres frühes Leben ist [[Giles Jacob]], der behauptete, er habe einen Bericht darüber direkt von ihr erhalten. Dieser wurde in ''The Poetical Register'' von 1719 veröffentlicht, enthält jedoch nur wenige Informationen über ihr frühes Leben.&lt;ref name=&quot;Lock&quot;&gt;{{Literatur|Autor=F. P. Lock |Titel=Susanna Centlivre |Online=https://archive.org/details/susannacentlivre0000lock |Verlag=Twayne Publishers |Datum=1979 |ISBN=9780805767445 |Seiten=14, 29, 132 f}}&lt;/ref&gt; Centlivre wurde wahrscheinlich am 20. November 1669 als Susanna Freeman in [[Whaplode]], [[Lincolnshire]], getauft, als Tochter von William Freeman aus [[Holbeach]]. Lincolnshire, und seiner Frau Anne, der Tochter von Mr. Marham, einem Gentleman aus [[King’s Lynn|Lynn Regis]], [[Norfolk]].&lt;ref name=&quot;ODNB&quot;&gt;{{Literatur|Autor= |Titel=Centlivre [née Freeman; other married name Carroll], Susanna (bap. 1669?, d. 1723) |Datum=2007 |Sammelwerk=Oxford Dictionary of National Biography |Verlag=Oxford University Press |DOI=10.1093/ref:odnb/4994}}&lt;/ref&gt; Ihr Vater war ein [[Roundheads|Parlamentarier]], weshalb die Familie in der [[Stuart-Restauration]] Verfolgungen ausgesetzt war.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot;/&gt; Mehrere biografische Quellen geben an, dass Holbeach ihr möglicher Geburtsort war oder zumindest der Ort, an dem sie ihre Kindheit verbrachte. Ihr frühes Leben ist nicht ganz geklärt, aber es wird allgemein angenommen, dass ihr Vater starb, als sie drei Jahre alt war, ihre Mutter kurz nach ihrer Wiederverheiratung starb, und ihr Stiefvater bald darauf erneut heiratete.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 5&lt;/sup&gt; Misshandlung durch die neue Stiefmutter könnte Centlivre dazu veranlasst haben, ihr Elternhaus vor ihrem 15. Lebensjahr zu verlassen.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot;/&gt;<br /> <br /> Es gibt zwei Geschichten, die von ihrem Übergang zur Schauspielerei und ihrer Ankunft in London erzählen. In der romantischen Version wurde Centlivre von [[Anthony Hammond]], einem Studenten des [[St John’s College (Cambridge)|St John’s College]] in [[Cambridge]], weinend am Straßenrand gefunden. Begeistert von ihren Manieren und ihrem guten Aussehen, schmuggelte er sie in sein College, wo sie als männlicher „Cousin Jack“ verkleidet wurde. Dort blieb sie einige Monate lang versteckt, um Grammatik zu lernen und sich „einige Begriffe der Logik, Rhetorik und Ethik“ anzueignen, bevor sie zu viel Aufmerksamkeit erregte und beschloss, nach London zu gehen. Das glaubwürdigere Szenario sieht vor, dass sie sich in [[Stamford (Lincolnshire)|Stamford]] (ca. 15 Kilometer von Holbeach entfernt) einer Truppe von Wanderschauspielern anschloss, wo sie sich mit [[Hosenrolle]]n einen Namen machte, für die sie sich aufgrund einer kleinen Zyste auf ihrem linken Augenlid, das ihr eine maskuline Ausstrahlung verlieh, besonders geeignet haben soll. Centlivres Geschick in solchen Rollen soll viele Männer bezaubert haben, vor allem einen Mr. Fox, der, als sie sechzehn war, Centlivres erster Ehemann werden sollte, aber weniger als ein Jahr später starb. Nach dem Tod von Fox soll Centlivre einen Armeeoffizier namens Carroll geheiratet haben, der eineinhalb Jahre nach der Hochzeit bei einem Duell starb. Den Namen Carroll behielt sie bis zu ihrer nächsten Heirat bei. Obwohl vieles über ihre frühen Jahre nur Spekulation ist, sind sich die Biographen einig, dass Centlivre sich ihr Wissen überwiegend durch Lesen und Konversation selbst angeeignet hat. Betrachtet man ihre Verwendung französischer Dramen, so ist es nicht schwer zu erkennen, dass Centlivre auch über fundierte Kenntnisse der französischen Sprache verfügte.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 7–12&lt;/sup&gt;<br /> <br /> Centlivre verbrachte dann einen Großteil ihrer Zeit in London, wo sie sich dem Schreiben zuwandte, auch um finanziell über die Runden zu kommen.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 15&lt;/sup&gt; Bis 1706 hatte sich Centlivre in Anfängen einen Namen als Dramatikerin gemacht, war aber immer noch auf die finanzielle Unterstützung durch das Schauspielen angewiesen. Bei einer Aufführung von [[Nathaniel Lee]]s Tragödie ''The Rival Queens, or the Death of Alexander the Great'' für den Hof von [[Windsor Castle]] wurde Joseph Centlivre auf sie aufmerksam. Obwohl er aus einer niedrigeren sozialen Schicht stammte und nur ein ''Yeoman of the mouth to [[Anne (Großbritannien)|Queen Anne]]'', also ein Koch war, heirateten sie am 23. April 1707.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 92 f.&lt;/sup&gt; Es gibt keine Hinweise darauf, wo sie in den ersten sieben Jahren ihrer Ehe wohnten. Ende 1712 oder Anfang 1713 zogen die Centlivres schließlich an den ''Buckingham Court'', wo sie nach dem Admiralitätsbüro die höchste Miete zahlten.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 149&lt;/sup&gt; Nach einer langen, glanzvollen Karriere, in der sie literarisch hoch angesehen war und Gedichte, Briefe, Bücher und vor allem Theaterstücke verfasste, starb Susanna Centlivre am 1. Dezember 1723 an den Folgen einer schweren Krankheit, die sie sich 1719 zugezogen hatte. Die ''Evening Post'', das ''London Journal'', das ''British Journal'' und das ''[[Weekly Journal]]'' meldeten alle über ihren Tod.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 244&lt;/sup&gt; Centlivres Leichnam wurde drei Tage nach ihrem Tod in [[St Paul’s Church (Covent Garden)|St Paul’s]], [[Covent Garden]], beigesetzt. Ihr Ehemann starb etwas mehr als ein Jahr später.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot;/&gt;<br /> <br /> == Werke 1700–1710 ==<br /> [[Datei:1706 Centlivre Basset-Table.jpg|mini|''The Basset Table'', 1706, Titelseite und Frontispiz]]<br /> Giles Jacob berichtet vom ersten Gedicht Centlivres im Alter von sieben Jahren. Ihr erstes veröffentlichtes Werk, eine Serie von fünf Briefen, erschien jedoch erst im Mai 1700. Diese Briefe enthalten spielerische, witzige Scherze zwischen ihr und ihrem Korrespondenten. Obwohl sie noch am Anfang ihrer Karriere steht, wird sie als kluge Frau gelobt. Im Juli 1700 veröffentlicht [[Abel Boyer]] eine zweite Reihe von Centlivres Briefen, in einer Sammlung verschiedener Autoren. Diesmal veröffentlichte Centlivre die Briefe unter dem Namen ''Astrea'', einem Pseudonym, das zuvor von Aphra Behn verwendet worden war, was wahrscheinlich auf den Wunsch nach öffentlicher Aufmerksamkeit zurückzuführen war. In den Briefen ist der Austausch zwischen ''Astrea'' und ''Celadon (Captain William Ayloffe)'' aufgrund der intensiven romantischen Andeutungen von besonderem Interesse. Die Biographen sind sich jedoch einig, dass es sich dabei lediglich um eine Übung für die Form des Briefromans handelt.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 15–19&lt;/sup&gt;<br /> <br /> Auch in der Korrespondenz mit [[George Farquhar]], der gelegentlich auch unter dem Namen ''Celadon'' veröffentlichte, erhalten wir einen Einblick in Centlivres Poesie. Auch hier ist es schwer, eine eindeutige romantische Beziehung zwischen Farquhar und Centlivre anzunehmen; möglicherweise waren die Briefe für die Öffentlichkeit bestimmt.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 31&lt;/sup&gt; Centlivre schrieb im September 1700 weiter, als sie ein Gedicht, ''Of Rhetorick'', unter dem Namen ''Polumnia'' zu ''The Nine Muses'' beitrug, einer elegischen Gedichtsammlung, die auf dem Grab von [[John Dryden]] hinterlassen wurde.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot; /&gt;<br /> <br /> Im Oktober 1700 veröffentlichte Centlivre ihr erstes Theaterstück, ''The Perjur'd Husband: or, The Adventures of Venice''. Diese [[Tragikomödie]] (obwohl sie damals als [[Tragödie]] angesehen wurde) wurde am [[Theatre Royal Drury Lane]] aufgeführt und fand laut Centlivre „allgemeinen Beifall“.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 33&lt;/sup&gt; Es wurde unter Centlivres eigenem Namen veröffentlicht, und im Prolog wurde die weibliche Autorenschaft mit Stolz hervorgehoben.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot; /&gt; Ende 1700 war Centlivre mit einer langen Liste von literarischen Bekannten und Schauspielern in London gut etabliert.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 41&lt;/sup&gt;<br /> <br /> Ihr nächstes Stück, ''The Beau’s Duel'', wurde im Juni 1702 aufgeführt. Das Stück, das an sich gut ankam, erlebte aber keine lange Bühnenlaufzeit. In den folgenden etwa fünf Jahren war Centlivre mit ihren Werken weniger erfolgreich. Ihre nächsten beiden Stücke, ''The Stolen Heiress'' (Dezember 1702) und ''Love’s Contrivance'' (Juni 1703), wurden unter Verheimlichung des Geschlechts der Autorin aufgeführt. Obwohl sie gut ankamen, wurden alle bisherigen Stücke von Centlivre zu ungünstigen Zeitpunkten aufgeführt,&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 51&lt;/sup&gt; erst ''Love's Contrivance'' durch die Theatertruppe drei Abende lang aufgeführt werden (zusätzlich zu einigen späteren Aufführungen und einer späteren Wiederaufnahme drei Jahre nach ihrem Tod). Die nächste Komödie von Centlivre, ''The Gamester'', wurde im Februar 1705 uraufgeführt. Darin erklärte sie ihre Absicht, das [[Glücksspiel]] zu reformieren. Dieses Stück war Centlivres bisher erfolgreichstes und wurde in den folgenden Jahren häufig wieder aufgeführt.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 60–64&lt;/sup&gt;<br /> <br /> 1705 schrieb Centlivre, in einem kurzen Moment abseits des Theaters, ein Lobgedicht für eine Sammlung von [[Sarah Fyge Egerton]]. Centlivre setzte das Thema des Glücksspiels in ihrem nächsten Stück mit dem Titel ''The Basset Table'' fort, das im November 1705 aufgeführt wurde. Obwohl die Autorenschaft nicht explizit genannt wird, wird das Stück im Epilog indirekt einer Frau zugeschrieben. Nach dem Erfolg von ''The Basset Table'' schrieb Centlivre ''Love at a Venture'' und brachte es 1706 zur Aufführung.<br /> <br /> Centlivre war damit eine sehr erfolgreiche professionelle Dramatikerin. Ein ähnlich renommierter Dramatiker, [[Colley Cibber]], wurde beschuldigt, Teile von ''Love at a Venture'' entlehnt zu haben, um sein eigenes Stück, ''The Double Gallant'', zu schreiben. Offensichtlich zum Ausgleich akzeptierte er eine Rolle in Centlivres nächstem Stück, ''The Platonick Lady'' (November 1706).&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 83&lt;/sup&gt; Nachdem sie der anonymen Autorenschaft überdrüssig geworden war, nutzte Centlivre das Vorwort zu ''The Platonick Lady'', um ihre Abneigung gegen die Einstellung der Gesellschaft zu weiblichen Autoren zum Ausdruck zu bringen.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot; /&gt; Nach ihrer dritten Ehe nahm sich Centlivre eine Auszeit. Diese Entscheidung erwies sich als richtig, denn in dieser Zeit entstand ihre erfolgreichste Komödie, ''The Busie Body'' (Mai 1709).&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 94&lt;/sup&gt; Das Stück lief dreizehn Abende lang, was für die damalige Zeit bemerkenswert war, und wurde in der folgenden Spielzeit wieder aufgenommen.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot; /&gt;<br /> <br /> Centlivres nächstes Stück, ''The Man’s Bewitch’d'', wurde im Dezember 1709 uraufgeführt und persiflierte die [[Tory|Tory-Gentlemen]]. Diese politische Satire erschien während eines laufenden Wahlkampfes, und die Tory-Presse schlug zurück. Die Wochenzeitschrift ''Female Tatler'' druckte ein „Interview“ ab, das sie angeblich mit Centlivre geführt hatte, in dem sie die eigene Schauspielertruppe beschimpfte und ihnen die Schuld für alle ihre Misserfolge gab. Die Schauspieler waren kurz davor, ihr den Rücken zu kehren, bevor sie sie davon überzeugen konnte, dass sie das Opfer eines politisch inspirierten Schwindels war.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot; /&gt;<br /> <br /> == Werke 1710–1723 ==<br /> [[Datei:Bold Stroke for a Wife.jpg|mini|''A Bold Stroke for a Wife'', 1718, Titelseite]]<br /> Alle späteren Werke von Centlivre sind eindeutig gegen die [[Tory]]s und für die [[Whig]]s gerichtet, „vor allem durch die Charaktere der Tory-Väter oder -Vormünder, deren Parteieifer ein weiteres Hindernis für das Glück von jungen Liebenden darstellt, die immer zu den Whigs tendieren“.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot;/&gt; Im März 1710 veröffentlichte Centlivre ''A Bickerstaff’s Burying'', eine politische Satire. Trotz des Risikos, Queen Anne zu verärgern, scheute sich Centlivre nicht, die [[Anne (Großbritannien)#Geschichtliche Einordnung|hannoversche Erbfolge]] offen zu unterstützen.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot;/&gt; Als Nächstes nahm Centlivre es auf sich, eine Fortsetzung des erfolgreichen ''The Busie Body'' zu schreiben, mit dem Titel ''Marplot, or, The Second Part of the Busie Body'' (Dezember 1710). Obwohl es nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie sein Vorgänger erhielt, wurde es sieben Mal aufgeführt.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 138&lt;/sup&gt; Die Fortsetzung spiegelt Centlivres anhaltendes Interesse an Politik wider, insbesondere am Kampf zwischen Whig und Tory. Erneut wandte sich Centlivre der Poesie zu und verfasste ein Lobgedicht über die Genesung der Tochter des [[Thomas Pelham-Holles, 1. Duke of Newcastle-upon-Tyne| Duke of Newcastle]]. Auch wenn dieses Thema dem modernen Leser seltsam erscheinen mag, folgte Centlivre lediglich dem konventionellen Protokoll, um sich die Gunst des Publikums zu sichern.<br /> <br /> Mit ihrer nächsten Komödie, ''The Perplex’d Lovers'' (Januar 1712), nahm Centlivre eine unverblümte politische Haltung ein. Die meisten ihrer Stücke in den nächsten fünf Jahren standen in direktem Zusammenhang mit dem Aufstieg der Whigs und des Hauses Hannover.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 142 ff.&lt;/sup&gt; Der Erfolg des Stücks hielt sich in Grenzen, und es wurde nur drei Abende lang aufgeführt. Die Theaterdirektoren verboten den Epilog aus Angst vor Gegenreaktionen.<br /> <br /> Im Jahr 1713, nach dem Umzug in das neue Haus am ''Buckingham Court'', schrieb Centlivre zwei Gedichte. Das erste Gedicht ist eine Antwort auf eine brillante Leistung von [[Anne Oldfield]] in einem Theaterstück. Das zweite mit dem Titel ''The Masquerade'' ist an den französischen Botschafter, [[Louis, duc d’Aumont]], gerichtet.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 149 f.&lt;/sup&gt; Centlivres nächstes Stück war ''The Wonder'' (April 1714), eine Komödie. Sie widmete das Stück dem damaligen Duke of Cambridge. Dieser politische Schachzug, mit dem sie ihre Loyalität gegenüber dem [[Haus Hannover]] unter Beweis stellte, war zwar riskant, zahlte sich aber für Centlivre aus, als der Herzog als König [[Georg I. (Großbritannien)|Georg I.]] den Thron bestieg. In einem ironischen autobiografischen Gedicht, ''A Woman's Case'', kann man ihre Schadenfreude sehen.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot; /&gt; ''The Wonder'' war nicht nur ein politisches Stück, sondern auch ein Erfolg und vor allem die Aufführung, die der berühmte Schauspieler und Dramatiker [[David Garrick (Schauspieler)|David Garrick]] wählte, um am 10. Juni 1776 von der Bühne Abschied zu nehmen.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot; /&gt; Centlivres nächste beiden Stücke, ''A Gotham Election'' und ''A Wife Well Manag'd'', wurden 1715 veröffentlicht (obwohl ''A Gotham Election'' erst 1724 aufgeführt werden sollte) und fielen unter ihr inzwischen gängiges Thema, die politische Farce. Diese beiden Stücke zeigen, dass Centlivre mit ihrer Darstellung sozialer Probleme im Theater ihrer Zeit voraus war.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 160 ff.&lt;/sup&gt;<br /> <br /> 1716 trug Centlivre als Reaktion auf die Krankheit und den anschließenden Rücktritt eines Whig-Führers ein Gedicht zu einer kleinen Publikation mit dem Titel ''State Poems'' bei. Ihr Beitrag war die ''Ode an die Hygeia'',&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 166&lt;/sup&gt; der sie eine Reihe von Gedichten folgen ließ, mit denen sie auf das politische Klima der Zeit reagierte. Nach den Angriffen des Satirikers [[Alexander Pope]] auf Centlivre und andere veröffentlichte sie zusammen mit dem Autor [[Nicholas Rowe (Dichter)|Nicholas Rowe]] ihr nächstes Stück, ''The Cruel Gift'' (Dezember 1716). Es war ihr erstes heroisches Drama: Es wurde gut aufgenommen und im selben Jahr sieben Mal aufgeführt.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 209 f.&lt;/sup&gt; Im Februar 1718 veröffentlichte Centlivre ''A Bold Stroke for a Wife''. Diese komische Farce war sehr erfolgreich und wird von einigen als ihr bestes Stück angesehen. Es ist das einzige Stück, für das Centlivre vollständige Originalität beansprucht. (Es war nicht unüblich, dass Dramatiker verschiedene Handlungsstränge und Figuren aus anderen Werken übernahmen.)&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 212 ff.&lt;/sup&gt;<br /> <br /> Im Jahr 1717 setzte Centlivre ihre politischen Werke fort und widmete sich dem schwedischen König [[Karl XII. (Schweden)|Karl XII.]] Als Antwort auf Karls Drohungen veröffentlichte sie ein Gedicht mit dem Titel ''An Epistle from a Lady of Great Britain to the King of Sweden, on the intended Invasion''. Zwei Gedichte widmete sie Nicholas Rowe 1718. Das erste wurde während eines Besuchs in ihrer Heimatstadt Holbeach geschrieben und trägt den Titel ''From the Country, To Mr. ROWE in Town. M.DCC.XVIII.'' Das zweite Gedicht entstand nach Rowes Tod und trägt den Titel ''A PASTORAL TO THE Honoured Memory of Mr. ROWE''. Die Aufrichtigkeit der Elegie brachte Centlivre positive Aufmerksamkeit.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 219 ff.&lt;/sup&gt;<br /> <br /> Im Jahr 1719 erkrankte Centlivre schwer. Obwohl die Auswirkungen dieser Krankheit bis zu ihrem Tod andauern sollten, schrieb sie weiter. Im Jahr 1720 wurden zwei weitere Gedichte veröffentlicht. Beide sind in [[Anthony Hammond]]s ''A New Miscellany of Original Poems, Translations, and Imitations'' enthalten. Im Anschluss daran veröffentlichte Centlivre ein Gedicht mit dem Titel ''A Woman’s CASE: in an Epistle to CHARLES JOYE, Esq; Deputy-Governor of the South Sea'', das ihre politischen Verbindungen nachzeichnet und ihre Beziehung zu ihrem Ehemann beleuchtet.&lt;ref name=&quot;Bowyer&quot;/&gt;&lt;sup&gt;S. 226&lt;/sup&gt; Sie schrieb bis zu ihrem Tod weiter Gedichte. Ihr letztes Theaterstück, ''The Artifice'', wurde im Oktober 1722 aufgeführt und veröffentlicht.&lt;ref name=&quot;ODNB&quot; /&gt;<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> [[Datei:Theatre poster for 1807 production of Susanna Centlivre's &quot;The Wonder&quot;.jpg|mini|Plakat der Inszenierung von Centlivres ''The Wonder: A Woman Keeps A Secret!!!'' von 1807]]<br /> Centlivre äußerte sich positiv über das politische, wirtschaftliche und juristische System Englands. In ihren Stücken ging es oft um das Thema der Freiheit in den Bereichen Ehe und Bürgerschaft.&lt;ref&gt;{{Cite book |last=Kreis-Schinck |first=Annette |title=Women, Writing, and the Theater in the Early Modern Period: the Plays of Aphra Behn and Suzanne Centlivre |location=Madison, NJ |publisher=Fairleigh Dickinson University Press |year=2001 |page=73 |language=en}}&lt;/ref&gt; Ihre Stücke waren beim Publikum offensichtlich beliebt, aber weniger bei Literaturkritikern wie [[William Hazlitt]], der sich herablassend über sie äußerte.&lt;ref name=&quot;Lock&quot;/&gt; Der Satiriker Alexander Pope empfand ihre Texte aus politischen und religiösen Gründen als anstößig und hielt sie für eine Bedrohung würdigerer Dramatiker, da sie sich dem populären Geschmack anbiederte. Er unterstellt, dass sie an [[Edmund Curll]]s antikatholischem Pamphlet ''The Catholic Poet: or, Protestant Barnaby's Sorrowful Lamentation'' mitgewirkt hatte.&lt;ref name=&quot;Lock&quot;/&gt;<br /> <br /> Ungeachtet der Meinung ihrer Zeitgenossen wurden ihre Stücke noch lange nach ihrem Tod aufgeführt.&lt;ref&gt;Zum Beispiel erwähnt die Tagebuchschreiberin Agnes Porter, eine Gouvernante, eine Aufführung von ''The Busie Body'' im [[Theatre Royal Haymarket]], die sie allerdings „sehr schlecht gespielt“ fand, siehe {{Literatur|Titel=A Governess in the Age of Jane Austen. The Journals and Letters of Agnes Porter |Hrsg=Joanna Martin |Ort=London |Verlag=Hambledon Press |Datum=1998 |Seiten=108 |ISBN=1852851643}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Werke ==<br /> {{Mehrspaltige Liste |anzahl=2 |liste=<br /> ;Theaterstücke<br /> * ''The Perjur’d Husband: or, The Adventures of Venice'' (1700)<br /> * ''The Beau’s Duel; or, A Soldier for the Ladies'' (1702)<br /> * ''The Stolen Heiress; or, the Salamanca Doctor Outplotted'' (1702, veröffentlicht 1703)<br /> * ''Love’s Contrivance'' (1703)<br /> * ''The Gamester'' (1705)<br /> * ''The Basset Table'' (1705)&lt;ref name=Fidelis&gt;{{Literatur|Hrsg=Morgan Fidelis und Patrick Lyons |Titel=Female Playwrights of the Restoration: Five Comedies |Ort=London |Verlag=J. M. Dent &amp; Sons |Datum=1991 |ISBN=978-0460874274}}&lt;/ref&gt;<br /> * ''Love at a Venture'' (1706)<br /> * ''The Platonick Lady'' (1706)<br /> * ''The Busie Body'' (1709)&lt;ref name=Fidelis/&gt;<br /> * ''The Man’s Bewitched; or, the Devil to Do About Her'' (1709)<br /> * ''A Bickerstaff's Burying; or, Work for the Upholders'' (1710)<br /> * ''Marplot; or, the Second Part of The Busie Body'' (1710, veröffentlicht 1711)<br /> * ''The Perplex’d Lovers'' (1712)<br /> * ''The Wonder: A Woman Keeps A Secret!!!'' (1714)&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Susanna Centlivre |Hrsg=John O’Brien |Online=https://archive.org/details/wonderwomankeeps0000cent |Titel=The Wonder: A Woman Keeps a Secret |Verlag=Broadview Press |Datum=2004}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=Fidelis/&gt;<br /> * ''A Gotham Election'' (1715, nicht aufgeführt)<br /> * ''A Wife Well Managed'' (1715, aufgeführt 1724)<br /> * ''The Cruel Gift'' (1716, veröffentlicht 1717)<br /> * ''A Bold Stroke for a Wife'' (1718)&lt;ref&gt;{{Literatur|Autor=Susanna Centlivre |Online=https://books.google.de/books?id=fWELAAAAIAAJ&amp;hl=nl&amp;pg=PP16#v=twopage&amp;q&amp;f=false |Titel=A Bold Stroke for a Wife: A Comedy |Verlag=John Bell |Ort= Strand, London |Datum=1797}}&lt;/ref&gt;<br /> * ''The Artifice'' (1722)<br /> <br /> ;Lyrik<br /> * ''Polminia: Of Rhetorick'' (1700, unconfirmed)<br /> * ''To Mrs. S.F. on her incomparable Poems'' (1706)<br /> * ''The Masquerade, A Poem, Humbly Inscribed to his Grace the Duke D’Aumont'' (1713)<br /> * ''On the Right Honourable Charles Earl of Halifax being made Knight of the Garter'' (1714)<br /> * ''A Poem Humbly Presented to His Most Sacred Majesty George, King of Great Britain, France, and Ireland. Upon his Accession to the Throne'' (1714)<br /> * ''An Epistle to Mrs. Wallup, Now in the Train of Her Royal Highness, The Princess of Wales'' (1714)<br /> * ''To Her Royal Highness, the Princess of Wales. At her Toylet, on New-Years Day'' (1715)<br /> * ''Ode to Hygeia'' (1716)<br /> * ''Upon the Bells ringing at St. Martins in the Fields, on St. George’s Day, 1716, being the Anniversary of Queen Anne’s Coronation'' (1716)<br /> * ''These Verses were writ on King George's Birth-Day, by Mrs. Centlivre, and sent to the Ringers while the Bells were ringing at Holbeach in Lincolnshire'' (1716)<br /> * ''An Epistle to the King of Sweden from a Lady of Great-Britain'' (1717)<br /> * ''A Woman's Case: In an Epistle to Charles Joye, Esq; Deputy-Governor of the South-Sea'' (1720)<br /> * ''From the Country, to Mr. Rowe in Town'' (1720)<br /> * ''A Pastoral to the Honoured Memory of Mr. Rowe'' (1720)<br /> * ''To the Duchess of Bolton, Upon seeing her Picture drawn unlike her'' (1720)<br /> * ''To the Earl of Warwick, on his Birthday'' (1720)<br /> * ''Letter on the Receipt of a Present of Cyder'' (1721)<br /> <br /> ;Prosa (unter dem Pseudonym ''Astraea'')<br /> * ''Familiar and Courtly Letters'' (1700)<br /> * ''The Second Volume of Familiar Letters'' (1701)<br /> * ''Letters of Wit, Politicks and Morality'' (1701)<br /> }}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{commonscat}}<br /> * [http://www.eighteenthcenturypoetry.org/authors/pers00296.shtml Susanna Centlivre] im ''Eighteenth-Century Poetry Archive (ECPA)''. Abgerufen am 1. Februar 2022.<br /> * {{cite web|url=http://www.juggernaut-theatre.org/first100years/centlivrebio.html |archive-url=https://web.archive.org/web/20070927195827/http://www.juggernaut-theatre.org/first100years/centlivrebio.html |archive-date=2007-09-27 |title=First 100 Years: The Professional Female Playwright {{!}} Susanna Centlivre (ca. 1669 - 1723), Biography |author= Andrea Watson-Canning |publisher=Juggernaut Theatre Company |accessdate=2022-02-01 |language=en}}<br /> * [https://www.fadedpage.com/csearch.php?author=Centlivre%2C%20Susanna Catalogue Search „Susanna Centlivre“] im E-Book-Archive ''FadedPage''. Abgerufen am 1. Februar 2022.<br /> * [https://archive.org/search.php?query=%28Centlivre%29 Search „Centlivre“] im ''Internet Archive''. Abgerufen am 1. Februar 2022.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=11866896X|LCCN=n81114005|VIAF=41874559}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Centlivre, Susanna}}<br /> [[Kategorie:Autor]]<br /> [[Kategorie:Literatur (Englisch)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (17. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Literatur (18. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Drama]]<br /> [[Kategorie:Lyrik]]<br /> [[Kategorie:Engländer]]<br /> [[Kategorie:Brite]]<br /> [[Kategorie:Geboren im 17. Jahrhundert]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1723]]<br /> [[Kategorie:Frau]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Centlivre, Susanna<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Freeman, Susanna; Carroll, Susanna <br /> |KURZBESCHREIBUNG=englische Dichterin, Schauspielerin und Dramatikerin<br /> |GEBURTSDATUM=um 1669 <br /> |GEBURTSORT=[[Lincolnshire]]<br /> |STERBEDATUM=1. Dezember 1723<br /> |STERBEORT=[[London]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dominique_Leroy&diff=258683777 Dominique Leroy 2025-08-08T05:26:38Z <p>Lotje: Oops! :-)</p> <hr /> <div>[[Datei:Dominique Leroy.jpg|mini|Dominique Leroy, 2014]]<br /> '''Dominique Leroy''' (* [[8. November]] [[1964]] in [[Brüssel]], [[Belgien]]) ist eine belgische [[Manager (Wirtschaft)|Managerin]] und [[Vorstand|Vorständin]] der [[Deutsche Telekom|Deutschen Telekom]].<br /> <br /> == Leben und Arbeit ==<br /> Leroy studierte an der Solvay Business School in Brüssel und erwarb dort 1987 einen [[Master]] in [[Wirtschaftsingenieurwesen]]. Sie spricht fließend [[Niederländische Sprache|Niederländisch]], [[Französische Sprache|Französisch]] und [[Englische Sprache|Englisch]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bloomberg.com/press-releases/2019-09-05/royal-kpn-n-v-press-release-kpn-to-appoint-dominique-leroy-as-chief-executive-officer |titel=Dominique Leroy |werk=Bloomberg.com |abruf=8. April 2022}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ihre berufliche Laufbahn begann Leroy bei [[Unilever]]. Dort arbeitete sie 24 Jahre und war zuletzt als [[Chief Executive Officer#Unterschiedliche Bedeutung|Managing Director]] für Belgien und [[Luxemburg]] tätig.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.wsj.com/market-data/quotes/CODYY/company-people/executive-profile/41276319 |titel=CODYY Company Profile &amp; Executives - Compagnie de Saint-Gobain S.A. ADR - Wall Street Journal |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt; 2011 wechselte sie zu [[Proximus]] (vorher Belgacom) und war dort von 2014 bis 2019 als [[Vorstandsvorsitzender|Vorstandsvorsitzende]] tätig.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=heise online |url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Telekom-Vorstand-Neue-Europa-Chefin-und-Woessner-Nachfolger-4888440.html |titel=Telekom-Vorstand: Neue Europa-Chefin und Wössner-Nachfolger |sprache=de |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt; Leroy war die erste Frau auf dem Chefposten des Unternehmens und die einzige Frau unter den Vorstandsvorsitzenden der Unternehmen im belgischen [[Börsenindex]] [[BEL20]].&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Belgacom appoints first female CEO after predecessor fired |Sammelwerk=Reuters |Datum=2014-01-09 |Online=https://www.reuters.com/article/belgacom-ceo-idUSL6N0KJ2RA20140109 |Abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt; Nach ihrer Tätigkeit bei Proximus war ursprünglich eine Position als CEO bei der belgischen KPN vorgesehen. Diese zog aber das Angebot zurück, weil Ermittlungen wegen Insiderhandels gegen Leroy liefen.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; Nachdem Leroy einem Vergleich und einer Zahlung von rund 108.000&amp;nbsp;€ zugestimmt hatte, verzichtete die belgische Staatsanwaltschaft auf eine Anklage.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Nele Husmann |url=https://www.wiwo.de/unternehmen/it/deutsche-telekom-vorstand-dominique-leroy-kein-unbeschriebenes-blatt/26172894.html |titel=Deutsche-Telekom-Vorstand: Dominique Leroy: Kein unbeschriebenes Blatt |hrsg=WirtschaftsWoche |datum=2020-09-09 |abruf=2022-04-26}}&lt;/ref&gt; Seit dem 1. November 2020 ist Leroy Vorständin der Deutschen Telekom und verantwortlich für den Bereich [[Europa]].&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/deutsche-telekom-europachefin-dominique-leroy-sortiert-das-geschaeft-der-telekom-neu/26786640.html |titel=Deutsche Telekom: Europachefin Dominique Leroy sortiert das Geschäft der Telekom neu |werk=Handelsblatt.com |sprache=de |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Sie war auch Aufsichtsrätin von [[Lotus Bakeries]], [[Proximus|Belgacom ICS]] und [[Ahold Delhaize]].&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Deutsche Telekom AG |url=https://www.telekom.com/de/konzern/vorstand/lebenslauf/dominique-leroy-611558 |titel=Dominique Leroy |sprache=de |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.aholddelhaize.com/media/1177/delhaize-group-announces-the-nominations-for-the-board-of-directors.pdf |titel=Delhaize Group |werk= |abruf=8. April 2022}}&lt;/ref&gt; Seit 2017 ist sie Aufsichtsrätin von [[Compagnie de Saint-Gobain|Saint-Gobain]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saint-gobain.com/en/group/corporate-governance/board-directors-and-committees |titel=Board of directors and Committees |sprache=en |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Leroy ist Mitglied des internationalen Beirats der Solvay Russels School of Economics and Management.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saint-gobain.com/sites/saint-gobain.com/files/02_brochure_ag2018_va.pdf |titel=2018 Notice of Meeting |abruf=8. April 2022}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Leroy, Dominique}}<br /> [[Kategorie:Person (Deutsche Telekom)]]<br /> [[Kategorie:Manager]]<br /> [[Kategorie:Belgier]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1964]]<br /> [[Kategorie:Frau]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Leroy, Dominique<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=belgische Managerin und Vorständin<br /> |GEBURTSDATUM=8. November 1964<br /> |GEBURTSORT=[[Brüssel]], [[Belgien]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dominique_Leroy&diff=258683759 Dominique Leroy 2025-08-08T05:25:09Z <p>Lotje: +Wikilinks</p> <hr /> <div>[[Datei:Dominique Leroy.jpg|mini|Dominique Leroy, 2014]]<br /> '''Dominique Leroy''' (* [[8. November]] [[1964]] in [[Brüssel]], [[Belgien]]) ist eine belgische [[Manager (Wirtschaft)|Managerin]] und [[Vorstand|Vorständin]] der [[Deutsche Telekom|Deutschen Telekom]].<br /> <br /> == Leben und Arbeit ==<br /> Leroy studierte an der Solvay Business School in Brüssel und erwarb dort 1987 einen [[Master]] in [[Wirtschaftsingenieurwesen]]. Sie spricht fließend [[Niederländische Sprache|Niederländisch]], [[Französische Sprache|Französisch]] und [[Englische Sprache|Englisch]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bloomberg.com/press-releases/2019-09-05/royal-kpn-n-v-press-release-kpn-to-appoint-dominique-leroy-as-chief-executive-officer |titel=Dominique Leroy |werk=Bloomberg.com |abruf=8. April 2022}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ihre berufliche Laufbahn begann Leroy bei [[Unilever]]. Dort arbeitete sie 24 Jahre und war zuletzt als [[Chief Executive Officer#Unterschiedliche Bedeutung|Managing Director]] für Belgien und [[Luxemburg]] tätig.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.wsj.com/market-data/quotes/CODYY/company-people/executive-profile/41276319 |titel=CODYY Company Profile &amp; Executives - Compagnie de Saint-Gobain S.A. ADR - Wall Street Journal |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt; 2011 wechselte sie zu [[Proximus]] (vorher Belgacom) und war dort von 2014 bis 2019 als [[Vorstandsvorsitzender|Vorstandsvorsitzende]] tätig.&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=heise online |url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Telekom-Vorstand-Neue-Europa-Chefin-und-Woessner-Nachfolger-4888440.html |titel=Telekom-Vorstand: Neue Europa-Chefin und Wössner-Nachfolger |sprache=de |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt; Leroy war die erste Frau auf dem Chefposten des Unternehmens und die einzige Frau unter den Vorstandsvorsitzenden der Unternehmen im belgischen [[Börsenindex]] [[BEL20]].&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Belgacom appoints first female CEO after predecessor fired |Sammelwerk=Reuters |Datum=2014-01-09 |Online=https://www.reuters.com/article/belgacom-ceo-idUSL6N0KJ2RA20140109 |Abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt; Nach ihrer Tätigkeit bei Proximus war ursprünglich eine Position als CEO bei der belgischen KPN vorgesehen. Diese zog aber das Angebot zurück, weil Ermittlungen wegen Insiderhandels gegen Leroy liefen.&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; Nachdem Leroy einem Vergleich und einer Zahlung von rund 108.000&amp;nbsp;€ zugestimmt hatte, verzichtete die belgische Staatsanwaltschaft auf eine Anklage.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Nele Husmann |url=https://www.wiwo.de/unternehmen/it/deutsche-telekom-vorstand-dominique-leroy-kein-unbeschriebenes-blatt/26172894.html |titel=Deutsche-Telekom-Vorstand: Dominique Leroy: Kein unbeschriebenes Blatt |hrsg=WirtschaftsWoche |datum=2020-09-09 |abruf=2022-04-26}}&lt;/ref&gt; Seit dem 1. November 2020 ist Leroy Vorständin der Deutschen Telekom und verantwortlich für den Bereich [[Europa]].&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/deutsche-telekom-europachefin-dominique-leroy-sortiert-das-geschaeft-der-telekom-neu/26786640.html |titel=Deutsche Telekom: Europachefin Dominique Leroy sortiert das Geschäft der Telekom neu |werk=Handelsblatt.com |sprache=de |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Sie war auch Aufsichtsrätin von [[Lotus-Bakeries]], [[Proximus|Belgacom ICS]] und [[Ahold Delhaize]].&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Deutsche Telekom AG |url=https://www.telekom.com/de/konzern/vorstand/lebenslauf/dominique-leroy-611558 |titel=Dominique Leroy |sprache=de |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.aholddelhaize.com/media/1177/delhaize-group-announces-the-nominations-for-the-board-of-directors.pdf |titel=Delhaize Group |werk= |abruf=8. April 2022}}&lt;/ref&gt; Seit 2017 ist sie Aufsichtsrätin von [[Compagnie de Saint-Gobain|Saint-Gobain]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saint-gobain.com/en/group/corporate-governance/board-directors-and-committees |titel=Board of directors and Committees |sprache=en |abruf=2022-04-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Leroy ist Mitglied des internationalen Beirats der Solvay Russels School of Economics and Management.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.saint-gobain.com/sites/saint-gobain.com/files/02_brochure_ag2018_va.pdf |titel=2018 Notice of Meeting |abruf=8. April 2022}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Leroy, Dominique}}<br /> [[Kategorie:Person (Deutsche Telekom)]]<br /> [[Kategorie:Manager]]<br /> [[Kategorie:Belgier]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1964]]<br /> [[Kategorie:Frau]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Leroy, Dominique<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=belgische Managerin und Vorständin<br /> |GEBURTSDATUM=8. November 1964<br /> |GEBURTSORT=[[Brüssel]], [[Belgien]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Halberstadt&diff=258368044 Halberstadt 2025-07-28T15:02:22Z <p>Lotje: * &#039;&#039;Zwei zu eins&#039;&#039; (auch &#039;&#039;2:1&#039;&#039;)</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis}}<br /> {{Infobox Gemeinde in Deutschland<br /> |Art = Stadt<br /> |Wappen = DE-ST 15-0-85-135 Halberstadt COA.svg<br /> |Breitengrad = 51.89504<br /> |Längengrad = 11.05226<br /> |Lageplan = Halberstadt in HZ.png<br /> |Lageplanbeschreibung = Lage der Kreisstadt Halberstadt im Landkreis Harz<br /> |Bundesland = Sachsen-Anhalt<br /> |Landkreis = Harz<br /> |Höhe = 122<br /> |PLZ = 38820, 38822, [[Langenstein (Halberstadt)|38895]]<br /> |Vorwahl = 03941, 039424, 039425, 039427<br /> |Gemeindeschlüssel = 15085135<br /> |NUTS = DEE09<br /> |LOCODE = DE HST<br /> |Gliederung = 10 [[Ortsteil]]e<br /> |Adresse = Holzmarkt 1&lt;br /&gt;38820 Halberstadt<br /> |Website = [https://www.halberstadt.de/ www.halberstadt.de]<br /> |Bürgermeister = [[Daniel Szarata]]<br /> |Bürgermeistertitel = Oberbürgermeister<br /> |Partei = CDU<br /> }}<br /> [[Datei:KLG 0014 Halberstadt.jpg|mini|300px|Luftaufnahme von Halberstadt (2019)]]<br /> [[Datei:Logo-hbs.png|alt=Rotes großes „H“ auf weißem Hintergrund. Der Querbalken als kleines Dreieck, wodurch der untere Leerraum die Form einer minimalistischen Architektur erhält. Darunter in schwarz das Wort „Halberstadt“.|mini|Aktuelles Logo der Stadt Halberstadt]]<br /> [[Datei:Dom Halberstadt von Südosten.jpg|mini|hochkant=1.2|[[Dom zu Halberstadt]]]]<br /> [[Datei:Halberstadt mit St. Katharinen.jpg|mini|hochkant=1.2|Stadtimpression mit [[St. Katharinen (Halberstadt)|St. Katharinen]]]]<br /> <br /> '''Halberstadt''' ([[Niederdeutsche Sprache|plattdeutsch]] ''Halwerstidde'') ist eine [[Kreisstadt]] des [[Landkreis Harz|Landkreises Harz]] in [[Sachsen-Anhalt]] mit knapp 38.000 Einwohnern. Die [[Industriestadt]] an der [[Holtemme]] im nördlichen [[Harzvorland]] ist ein überregionaler Eisenbahnknoten. Die Stadt liegt an den Bundesstraßen [[Bundesstraße 79|B&amp;nbsp;79]], [[Bundesstraße 81|B&amp;nbsp;81]] sowie der [[Bundesstraße 245|B&amp;nbsp;245]].<br /> Aufgrund des Zusammentreffens mehrerer historischer Fernstraßen aus dem Westen von [[Goslar]] und [[Wolfenbüttel]], im Norden von [[Magdeburg]] und im Osten von [[Halle (Saale)]] und [[Leipzig]] und Süden [[Nordhausen]] und einem Fächer von Straßen zu den Harzer Orten [[Thale]], [[Quedlinburg]], [[Blankenburg (Harz)|Blankenburg]] und [[Wernigerode]] wird sie auch ''Tor zum Harz'' genannt.<br /> <br /> Die Stadt war vom 9. Jahrhundert bis zum Jahr 1648 Sitz des [[Bistum Halberstadt|Halberstädter Bischofs]]. Überregional bekannt ist Halberstadt für seinen [[Halberstädter Dom|bischöflichen Dom]] im Stil der französischen [[Gotik]] und die [[St. Martini (Halberstadt)|Martinikirche]] sowie für die [[Halberstädter Würstchen]].<br /> <br /> Im 18. Jahrhundert umfasste die örtliche jüdische Gemeinde etwa ein Zehntel der Stadtbevölkerung, womit sie eine der größten und bedeutendsten in Mitteldeutschland war und neben [[Frankfurt am Main]] bis ins 20. Jahrhundert ein Zentrum der jüdischen Orthodoxie in Deutschland bildete.&lt;ref&gt;[https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/h-j/825-halberstadt-sachsen-anhalt Halberstadt (Sachsen-Anhalt)], eingesehen am 31. Juli 2023.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Innenstadt Halberstadts wurde am 8.&amp;nbsp;April 1945 durch einen [[Luftangriffe auf Halberstadt|Luftangriff]] zu mehr als 80 Prozent zerstört. Während der [[DDR]]-Zeit war das Interesse an der historischen Bausubstanz gering; ab 1990 hingegen wurden viele Bauwerke saniert. Besonders in der nördlichen Altstadt, um die Voigtei und den Stadtteil Westendorf, haben sich einige sehenswerte Fachwerkhäuser erhalten, insgesamt etwa 450 in der Innenstadt und weitere in den alten Ortskernen im ländlichen äußeren Stadtgebiet wie [[Langenstein (Halberstadt)|Langenstein]].&lt;ref&gt;[https://www.mdr.de/geschichte/mitteldeutschland/orte/halberstadt/historische-altstadt-fachwerk-sanierung-modellstadt-100.html mdr.de]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.halberstadt.de/de/ortsteile.html halberstadt.de]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Für internationale Bekanntheit sorgt seit 2001 die Aufführung der Komposition [[ORGAN²/ASLSP]] ''(As Slow as Possible)'' von [[John Cage]] in der [[Kloster St. Burchardi (Halberstadt)|Sankt-Burchardi-Kirche]], des mit 639 Jahren längstdauernden Musikstücks der Welt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Elizabeth Grenier |url=https://www.dw.com/de/organ2-aslsp-akkordwechsel-bei-orgelst%C3%BCck-von-john-cage/a-54815092 |titel=Akkordwechsel bei Orgelstück von John Cage |werk=[[Deutsche Welle|dw.com]] |datum=2020-09-04 |abruf=2024-02-18}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geografie ==<br /> Halberstadt liegt rund 20 Kilometer nördlich des [[Harz (Mittelgebirge)|Harzes]] an der [[Holtemme]] und dem [[Goldbach (Bode)|Goldbach]]. Nördlich der Stadt liegt der Höhenzug [[Huy (Höhenzug)|Huy]], im Osten die [[Magdeburger Börde]] und im Süden die [[Spiegelsberge]], [[Thekenberge]] sowie die [[Klusberge]]. Halberstadt ist die größte Stadt des Landkreises Harz.<br /> <br /> === Stadtgliederung ===<br /> Die Stadt Halberstadt besteht neben der Kernstadt aus folgenden Ortsteilen mit Ortschaftsrat:<br /> * [[Aspenstedt]]<br /> * [[Athenstedt]]<br /> * [[Emersleben (Halberstadt)|Emersleben]]<br /> * [[Klein Quenstedt]]<br /> * [[Langenstein (Halberstadt)|Langenstein]]<br /> * [[Sargstedt]]<br /> * [[Schachdorf Ströbeck]]<br /> <br /> Weitere Ortsteile sind:<br /> * [[Böhnshausen]]<br /> * [[Mahndorf (Halberstadt)|Mahndorf]]<br /> * [[Neu Runstedt]]<br /> * Veltensmühle<br /> <br /> Die Ortsteile Böhnshausen und Mahndorf gehören zur Ortschaft Langenstein.<br /> <br /> Darüber hinaus gibt es noch die drei folgenden Stadtteile:<br /> * [[Wehrstedt (Halberstadt)|Wehrstedt]] (eingemeindet 1. Juli 1946),<br /> * [[Klussiedlung]] und<br /> * Sargstedter Siedlung<br /> <br /> === Nachbargemeinden ===<br /> Im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend:<br /> * Gemeinde [[Huy (Gemeinde)|Huy]]<br /> * Stadt [[Schwanebeck]] und Gemeinde [[Groß Quenstedt]] (beide [[Verbandsgemeinde Vorharz]])<br /> * Stadt [[Gröningen]] ([[Verbandsgemeinde Westliche Börde]] im [[Landkreis Börde]])<br /> * Stadt [[Wegeleben]] und Gemeinde [[Harsleben]] (beide [[Verbandsgemeinde Vorharz]])<br /> * Stadt [[Thale]]<br /> * Stadt [[Blankenburg (Harz)]]<br /> * Gemeinde [[Nordharz]]<br /> * Stadt [[Osterwieck]]<br /> <br /> === Klima ===<br /> Die Stadt liegt in der [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Klimazone]]. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge in Halberstadt beträgt 727&amp;nbsp;Millimeter. Der meiste Niederschlag fällt im Juli mit durchschnittlich 81&amp;nbsp;Millimetern, der geringste im Februar mit durchschnittlich 44&amp;nbsp;Millimetern. Die Durchschnittstemperaturen bewegen sich zwischen 1&amp;nbsp;°C im Januar als kältestem Monat und 19,1&amp;nbsp;°C im Juli, wo es am wärmsten ist.<br /> {{Klimatabelle<br /> | TABELLE = <br /> | DIAGRAMM TEMPERATUR = deaktiviert<br /> | DIAGRAMM NIEDERSCHLAG = deaktiviert<br /> | DIAGRAMM NIEDERSCHLAG HÖHE = <br /> | QUELLE =&lt;ref&gt;[https://de.climate-data.org/location/896295/#climate-table de.climate-data.org] Die Daten beruhen auf Durchschnittswerten zwischen den Jahren 1991 und 2021.&lt;/ref&gt;<br /> | Überschrift = Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Halberstadt<br /> | Ort = Halberstadt<br /> | hmjan = 3.2<br /> | hmfeb = 4.5<br /> | hmmär = 8.3<br /> | hmapr = 13.8<br /> | hmmai = 17.9<br /> | hmjun = 20.9<br /> | hmjul = 23.1<br /> | hmaug = 22.9<br /> | hmsep = 18.8<br /> | hmokt = 13.6<br /> | hmnov = 8.1<br /> | hmdez = 4.4<br /> | lmjan = − 1.3<br /> | lmfeb = − 1.2<br /> | lmmär = 0.9<br /> | lmapr = 4.5<br /> | lmmai = 8.8<br /> | lmjun = 12.2<br /> | lmjul = 14.6<br /> | lmaug = 14.3<br /> | lmsep = 11.1<br /> | lmokt = 7.3<br /> | lmnov = 3.4<br /> | lmdez = 0.3<br /> | avjan = 1<br /> | avfeb = 1.6<br /> | avmär = 4.6<br /> | avapr = 9.3<br /> | avmai = 13.7<br /> | avjun = 16.9<br /> | avjul = 19.1<br /> | avaug = 18.7<br /> | avsep = 15<br /> | avokt = 10.3<br /> | avnov = 5.7<br /> | avdez = 2.4<br /> | nbjan = 57<br /> | nbfeb = 44<br /> | nbmär = 56<br /> | nbapr = 49<br /> | nbmai = 68<br /> | nbjun = 71<br /> | nbjul = 81<br /> | nbaug = 71<br /> | nbsep = 63<br /> | nbokt = 53<br /> | nbnov = 55<br /> | nbdez = 59<br /> | shjan = <br /> | shfeb = <br /> | shmär = <br /> | shapr = <br /> | shmai = <br /> | shjun = <br /> | shjul = <br /> | shaug = <br /> | shsep = <br /> | shokt = <br /> | shnov = <br /> | shdez = <br /> | wtjan = <br /> | wtfeb = <br /> | wtmär = <br /> | wtapr = <br /> | wtmai = <br /> | wtjun = <br /> | wtjul = <br /> | wtaug = <br /> | wtsep = <br /> | wtokt = <br /> | wtnov = <br /> | wtdez = <br /> | rdjan = <br /> | rdfeb = <br /> | rdmär = <br /> | rdapr = <br /> | rdmai = <br /> | rdjun = <br /> | rdjul = <br /> | rdaug = <br /> | rdsep = <br /> | rdokt = <br /> | rdnov = <br /> | rddez = <br /> }}<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> === Frühbäuerliche Siedlung (um 5000 v. Chr.) ===<br /> Im Jahr 2013 wurde ein [[Massaker von Halberstadt|Massengrab in Halberstadt]] entdeckt, das aus der gleichen Zeit – aus der [[Linearbandkeramische Kultur]]&lt;ref&gt;''Massengrab aus Halberstadt belegt neue Facette jungsteinzeitlicher Gewalt'' 25. Juni 2018 ([https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/massengrab-aus-halberstadt-belegt-neue-facette-jungsteinzeitlicher-gewalt-3960/ archaeologie-online.de] auf archaeologie-online.de)&lt;/ref&gt; – stammt, wie andere bekannte Stätten, an denen Massaker oder Hinrichtungen stattgefunden haben, wovon u.&amp;nbsp;a. die [[Grubenanlage von Herxheim]], das [[Massaker von Talheim]], das [[Massaker von Kilianstädten]] und das [[Massaker von Schletz]] Zeugnis ablegen. In Halberstadt wurden offenbar junge Männer erschlagen und dann in einem Massengrab verscharrt. Vorstellbar sei, so die Ausgräber, dass die Männer, die aus einiger Entfernung vom Dorf stammten, selbst Angreifer waren, aber bei ihrem Überfall gescheitert waren.&lt;ref&gt;[http://www.lda-lsa.de/aktuelles/meldung/datum/2018/06/26/massengrab_aus_halberstadt_belegt_neue_facette_jungsteinzeitlicher_gewalt/ ''Massengrab aus Halberstadt belegt neue Facette jungsteinzeitlicher Gewalt''], Pressemitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, 26. Juni 2018.&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:Alt Halberstadt Roland Ratslaube.jpg|mini|Ratslaube mit Roland, Halberstadt um 1900]]<br /> === 9. bis 16. Jahrhundert ===<br /> Die Herkunft des Namens ''Halwerstidde'' (bzw. ''Halverstidde'') „erfordert eine gründliche, noch zu leistende Untersuchung“. Eine Beziehung zu ''halba'' ([[Althochdeutsch|ahd.]] Seite, Hälfte) oder einem Flussabschnittsnamen ''Halver'' der [[Holtemme]] und ein daraus resultierender Name ''Siedlung am geteilten Bach'', wird angenommen.&lt;ref&gt;siehe S. 79 f. von [[Jürgen Udolph]]: ''Ortsnamen um Halberstadt – Zeugen der Geschichte.'' In: ''Geschichte und Kultur des Bistums Halberstadt 804-1648.'' Halberstadt 2006, S. 63–90 ({{Webarchiv|url=https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/b/b044105.pdf |wayback=20220407054441 |text=PDF 1,5 MB) |archiv-bot=2025-06-13 06:03:03 InternetArchiveBot }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Durch [[Karl der Große|Karl den Großen]] wurde der Missionsstützpunkt 804 zum [[Bistum Halberstadt|Bischofssitz]]. Der Karolingische Dom wird im Jahre 859 geweiht. Dem Bischof [[Hildeward von Halberstadt]] (968–996) wurde 989 von König [[Otto III. (HRR)|Otto III.]] das Markt-, Münz- und Zollrecht verliehen. Ebenso erhielt er den Blut- und Heerbann, also die weltliche Gewalt im [[Harzgau]] und damit über die Bewohner des Ortes Halberstadt.&lt;ref&gt;[[Monumenta Germaniae Historica|MGH]] DD O III. Nr. 55, S.&amp;nbsp;460.&lt;/ref&gt; Zudem fällt der Baubeginn des ersten Doms von Halberstadt in diese Zeit; er wurde 992 eingeweiht. 1005 begann der Bau der [[Liebfrauenkirche zu Halberstadt|Liebfrauenkirche]]. 1036 erfolgte durch den auch politisch aktiven Bischof [[Burchard I. von Halberstadt|Burchard]]&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot;&gt;Halberstadt.de: [https://www.halberstadt.de/de/datei/anzeigen/id/225485,1032/804_bis_1990_chronologie_halberstadt.pdf Chronologie Halberstadts von 804 bis 1990]&lt;/ref&gt; die Grundsteinlegung für die Kapelle St. Thomas, die später Teil des [[Kloster St. Burchardi (Halberstadt)|Buchardiklosters]] werden sollte.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=https://www.aslsp.org/de/chronik.html |text=''Chronik des ASLSP-Projekts'' |wayback=20210616011156}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1068 gab es bereits eine aufstrebende Kaufmannschaft in Halberstadt, unter der die Stadt um etwa 1105 begann, sich von der Kontrolle durch den Bischofssitz zu emanzipieren.&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt; 1134 fand in Halberstadt der Reichstag statt, auf dem [[Albrecht I. (Brandenburg)|Albrecht der Bär]] mit der Nordmark belehnt wurde. 1146 kamen möglicherweise die ersten [[Juden]], von [[Halle (Saale)|Halle]] kommend, nach Halberstadt. 1189 erreichten während des dritten [[Kreuzzug]]s verfolgte Juden die Stadt. Im Jahre 1261 ist für sie der erste bischöfliche [[Schutzbrief (Diplomatie)|Schutzbrief]] belegt.&lt;ref&gt;[https://ursulahomann.de/JudenInSachsenAnhalt/komplett.html ursulahomann.de] (Abgerufen am 21. April 2021)&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Michèle Halberstadt: ''Née quelque part.'' Éditions Albin Michel, Paris 2021, ISBN 978-2-226-45750-9, S. 249. (Auf Französisch.)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Heinrich der Löwe]] zerstörte 1179 im Zuge einer Fehde Stadt, Dom und Domburg durch das Legen eines Großbrandes. 1192 kamen die [[Templerorden|Templer]] nach Halberstadt und gründeten im Burchardikloster eine [[Templerkommende Halberstadt|Kommende]]. 1199 wird erstmals der Bau der Stadtmauer erwähnt, der bis 1236 andauerte. 1223 wurde der Siechenhof eingerichtet, die erste Einrichtung für Erkrankte in der Stadt, wenngleich der Bau mehr Quarantänestation als Krankenhaus war. Zwischen 1236 und 1239 wurde dann mit dem [[Dom zu Halberstadt|Neubau des Domes]] begonnen, der 1491 geweiht wurde. Für 1241 ist erstmals ein Rathaus für die Stadt erwähnt; zudem führte die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits ein eigenes Siegel.&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt; Einige Jahre vor 1297 kam der Bettelorden der [[Serviten]] nach Halberstadt und gründete hier ein [[Servitenkloster Halberstadt|Kloster]] in der ''Neuen Stadt'' vor dem Wassertor. 1343 wurden die Juden von den [[Graf von Mansfeld|Grafen von Mansfeld und Regenstein]] überfallen und flohen; ein Jahrzehnt später entstand das neue sogenannte ''Judendorf'', die erste geschlossene Judenansiedlung in der Stadt.<br /> <br /> 1326 schloss sich die Stadt mit [[Aschersleben]] und [[Quedlinburg]] bis 1477 zum [[Halberstädter Dreistädtebund]] zusammen. Das Beitrittsdatum Halberstadts zur [[Hansestadt|Hanse]] lässt sich nicht mit Sicherheit ermitteln. Es fällt mutmaßlich in die Zeit zwischen 1235 und 1358, spätestens aber 1387. 1363 erwarb die Stadt vom Stift Quedlinburg die angrenzenden [[Klusberge]].&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt; Für 1408 verzeichnet die Stadtchronik ein Erdbeben.&lt;ref name=&quot;Geo2001&quot; /&gt; 1423 begann die [[Halberstädter Schicht]]: Die Stadt wurde von „Aufrührern“ der Handwerksgilden rund um Matthias von Hadeber („Langer Matz“) kontrolliert. 1425 gelang es dem Bischof [[Johann von Hoym]], die alte Ordnung in der Stadt wiederherzustellen; im Anschluss wurde eine neue Stadtverfassung verabschiedet. 1433 erfolgte die Aufstellung des [[Halberstädter Roland|Stadt-Rolands]]. 1486 wurde die Stadt allerdings von [[Ernst II. von Sachsen]] unterworfen, und Rat und Stadt verloren die bislang genossenen Freiheiten wieder.&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt;<br /> <br /> Ab 1521 begannen die ersten Predigten von [[Reformation|reformatorischen]] Kräften in Halberstadt; diese wurden aber bereits 1523 wieder vertrieben. Durch den ersten [[protestantisch]]en Halberstädter Bischof [[Heinrich Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich Julius]] wurde dann 1591 am Halberstädter Dom die protestantische Lehre eingeführt. Er vertrieb erneut die Juden. Noch bis zum Ende des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] 1648 hielt sich ein gemischtkonfessionelles [[Domkapitel]].<br /> <br /> In den Jahren 1577, 1597 und 1611 gab es [[Pest]]ausbrüche in Halberstadt.&lt;ref name=&quot;Geo2001&quot; /&gt;<br /> <br /> === Von Wallenstein bis zur Industrialisierung ===<br /> 1606 nahm Heinrich Julius die Juden wieder in seinen Schutz. Sie durften eine erste Synagoge erbauen, die aber 1621 bei einer Revolte gegen jüdische und christliche Wechsler zerstört wurde.<br /> <br /> 1625 und 1629 ließ [[Wallenstein]] seine Truppen die Stadt besetzen. Der kaiserliche Oberfeldherr machte Dom und Liebfrauenstift mit Hilfe des [[Restitutionsedikt]]s kurzfristig wieder [[Römisch-katholische Kirche|katholisch]]. Am 18.&amp;nbsp;Januar 1630 weilte Wallenstein persönlich im Ort.<br /> <br /> Das [[Hochstift Halberstadt]] wurde im Zuge des [[Westfälischer Frieden|Friedensschlusses]] 1648 ein protestantisches Herzogtum und Teil [[Brandenburg-Preußen]]s. Kurfürst [[Friedrich Wilhelm (Brandenburg)|Friedrich Wilhelm]] kam 1650 nach Halberstadt&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt; und erließ für die Halberstädter Juden ein „Privilegium“, wonach sie gegen ein jährliches „Geleitgeld“ von acht Talern in der Stadt bleiben konnten.<br /> <br /> Während der [[Hexenverfolgungen]] wurden in [[Hexenprozesse]]n etwa 24 Menschen in Halberstadt zum Tode verurteilt.&lt;ref&gt;[[Monika Lücke]], [[Walter Zöllner]]: ''Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt.'' In: Elke Stolze (Hrsg.): ''FrauenOrte, Frauengeschichte in Sachsen-Anhalt.'' Band 1, Halle 2008, S.&amp;nbsp;35–36.&lt;br /&gt;Monika Lücke, Dietrich Lücke: ''Hexenprozesse im Territorium des Bistums Halberstadt.'' In: ''Geschichte und Kultur des Bistums Halberstadt.'' Symposium, Protokollband. 2006, S.&amp;nbsp;679–686.&lt;/ref&gt; In dieser Zeit wirkte in Halberstadt von 1650 bis 1660 als [[Syndikus]] der [[Landstände]] der evangelische Advokat und Diplomat [[Justus Oldekop]] (1597–1667). Er war ein [[Frühaufklärung|Frühaufklärer]] und trat zwei Jahre nach [[Friedrich Spee]] in deutscher (und nicht anonym in lateinischer) Sprache für einen wesentlich humaneren Strafvollzug ein. Dabei bezog er sich auch auf Hexenprozesse.&lt;ref&gt;[[Joachim Lehrmann]]: ''Justus Oldekop, Kämpfer gegen den Hexenwahn und Frühaufklärer.'' In: ''1200 Jahre Bistum Halberstadt – Städtisches Museum Halberstadt.'' 2004, S. 149–162.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In den Jahren 1681/82 wütete erneut die Pest in der Stadt; 2197 Menschen starben daran. Nach dem [[Edikt von Fontainebleau]] siedelten sich 1685 [[Hugenotten]] in Halberstadt an und begründeten eine Handschuhindustrie. 1712 weihten sie ihre eigene „[[Franzosenkirche (Halberstadt)|Franzosenkirche]]“ ein.<br /> <br /> [[Datei:Halberstadt Klaussynagoge.jpg|mini|Synagoge mit ehemaligem [[Rabbiner]]seminar in Halberstadt]]<br /> [[Issachar Berend Lehmann]] erwarb ein riesiges Vermögen und stiftete die 1712 eingeweihte [[Synagoge (Halberstadt)|Synagoge]] – eine herausragende Barocksynagoge im Reich. Außerdem richtete er ein Rabbinerseminar, die [[Klaussynagoge (Halberstadt)|Klaussynagoge]], ein. Sein Wirken machte die jüdische Gemeinde zur größten Gemeinde in Mitteldeutschland. Zirka zehn Prozent der Einwohner waren Juden.<br /> <br /> Ab etwa 1750 machte der Domsekretär [[Johann Wilhelm Ludwig Gleim]] sein Haus zu einem Kommunikationszentrum der deutschen Aufklärung (größte Originalbibliothek und Briefesammlung zur deutschen Aufklärung im [[Gleimhaus]], jetzt Deutschlands zweitältestes Literaturmuseum). Daneben gab es von 1785 bis 1810 die [[Literarische Gesellschaft Halberstadt]].&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt;<br /> <br /> Im [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] (1756–1763) wurde Halberstadt mehrfach besetzt und geplündert; am schwersten 1758. Nur knapp konnte eine vollständige Zerstörung abgewendet werden. Direkt nach [[Friede von Hubertusburg|Friedensschluss]] erwarb [[Ernst Ludwig Christoph von Spiegel]] die [[Spiegelsberge]] und gestaltete sie zu einem Landschaftspark um. 1778 gründete [[Friedrich Eberhard von Rochow]] in Halberstadt das erste Landschullehrerseminar Deutschlands.&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt;<br /> <br /> Ab dem 18. Oktober 1806 war Halberstadt durch französische Truppen besetzt und wurde 1807 Teil des durch [[Napoléon Bonaparte|Napoleon]] geschaffenen [[Königreich Westphalen|Königreichs Westphalen]] und Sitz einer Präfektur sowie Hauptstadt des [[Departement der Saale|Saaledepartements]]. Im [[Fünfter Koalitionskrieg|fünften Koalitionskrieg]] zog erst am 5. Mai ein Stoßtrupp der [[Schillsche Jäger|Schillschen Jäger]] durch; drei Monate darauf eroberte in einem blutigen Kampf am 29. Juli 1809 die [[Schwarze Schar]] des Herzogs von Braunschweig die Stadt und zog mit 2000 Gefangenen weiter.&lt;ref&gt;H. von Franckenberg-Ludwigsdorff: ''Erinnerungen an das Schwarze Corps, welches Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels im Jahre 1809 errichtete. Aus dem Tagebuch eines Veteranen.'' Schwetschke, Braunschweig 1859, S. 21 ff. [http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10405799.html (Digitalisat)]&lt;/ref&gt; Beide Gruppen wurden, allerdings verfrüht, als Befreier gefeiert; tatsächlich behielten die Franzosen langfristig die Oberhand und konnten etwa noch 1810 die französische Wohnhausnummerierung mit fortlaufenden Nummern einführen. Nach der Enteignung des Kirchenbesitzes im selben Jahr konnte so 1812 im [[Nicolaikloster Halberstadt]] das erste Halberstädter Theater eröffnet werden.&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt;[[Datei:Alt Halberstadt Stelzfuß um 1900.jpg|mini|Stelzfuß, Halberstadt um 1900]] Am 30. Mai 1813 vernichtete der russische General [[Alexander Iwanowitsch Tschernyschow|Tschernitschew]] einen französischen Artilleriekonvoi im [[Gefecht bei Halberstadt]].<br /> <br /> Nach dem Wiener Kongress kam Halberstadt an [[Preußen]] zurück und wurde Teil der neuen [[Provinz Sachsen]]. Im Rahmen der Kreisbildung im [[Regierungsbezirk Magdeburg]] wurde 1816 der ''Stadtkreis Halberstadt'' eingerichtet, der neben der eigentlichen Stadt auch die umliegenden Dörfer umfasste.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=[[Friedrich Justin Bertuch]] |Titel=Allgemeine geographische Ephemeriden |Band=50 |Verlag=Verlag d. Industrie-Comptoirs |Ort=Weimar |Datum=1816 |Seiten=362 f. |Online=[https://books.google.de/books?id=0k5OAAAAcAAJ&amp;hl=de&amp;pg=PA362#v=onepage&amp;q&amp;f=false Digitalisat]}}&lt;/ref&gt; Der Stadtkreis Halberstadt wurde 1825 um Teile der Kreise [[Landkreis Oschersleben (Bode)|Oschersleben]] und [[Kreis Osterwieck|Osterwieck]] erweitert und in einen normalen [[Landkreis Halberstadt|Landkreis mit Halberstadt als Kreisstadt]] umgewandelt.&lt;ref&gt;[https://books.google.de/books?id=mrQCAAAAcAAJ&amp;hl=de&amp;pg=PA4#v=onepage&amp;q&amp;f=false Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg 1825, S. 4.]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Mit der Eröffnung der [[Bahnstrecke Magdeburg–Thale|Bahnstrecke nach Magdeburg]] durch die [[Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn]] 1843 erhielt Halberstadt Anschluss an das sich ständig erweiternde Eisenbahnnetz. [[Friedrich Heine (Unternehmer)|Friedrich Heine]] gründete 1883 die [[Halberstädter]] Wurstfabrik. 1890 entstand die Badeanstalt. 1892 fand in Halberstadt der erste deutsche Gewerkschaftskongress statt. 1891 schied Halberstadt aus dem Landkreis aus und bildete wieder einen eigenen Stadtkreis.<br /> <br /> === 20. und 21. Jahrhundert ===<br /> Um 1900 hatte die Stadt bereits mehr als 42.000 Einwohner.&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt; Wegen der vielen Fachwerkhäuser galt Halberstadt als „Rothenburg des Nordens“.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.museum-halberstadt.de/de/halberstadtim20jh.html |titel=Halberstadts Entwicklung im 20. Jahrhundert im städtischen Museum Halberstadt |werk=museum-halberstadt.de |abruf=2021-11-24}}&lt;/ref&gt; 1903 erhielt Halberstadt eine elektrische [[Straßenbahn]]. Das Stadttheater und das Städtische Museum wurden 1905 gegründet. Schon seit 1812 hatte es im ehemaligen Nicolaikloster eine der ersten bürgerlichen Sprechbühnen Deutschlands gegeben.<br /> <br /> [[Datei:Kurt Hielscher Deutschland 1924 Halberstadt Marktplatz.jpg|mini|[[Kurt Hielscher]]: Halberstadt Marktplatz um 1924]]<br /> Ab 1912 bauten die ''Deutschen Bristol-Werke'' in Halberstadt Flugzeuge. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] produzierte das in [[Halberstädter Flugzeugwerke]] umbenannte ehemalige deutsch-britische Gemeinschaftsunternehmen Flugzeuge für die [[Luftstreitkräfte (Deutsches Kaiserreich)|Fliegertruppe]] des [[Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)|Deutschen Heeres]]. Nach dem Ende des Krieges im November 1918 musste aufgrund der Bedingungen der [[Vertrag von Versailles|Versailler Verträge]] der Flugzeugbau im Deutschen Reich der [[Weimarer Republik]] ganz eingestellt werden; das nun zur ''Berlin-Halberstädter Industriewerke AG'' gehörende frühere Flugzeugwerk ging Anfang 1926 in die [[Insolvenz]].<br /> <br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1980-121-23, Flugzeuge Junkers Ju 88, Montage.jpg|mini|Bau von [[Tragfläche]]n für [[Junkers Ju 88|Ju 88]] im [[Junkers Flugzeug- und Motorenwerke|Junkers]]-Werk Halberstadt]]<br /> <br /> ==== Zeit des Nationalsozialismus ====<br /> Im Zuge der [[Aufrüstung der Wehrmacht]] wurde 1935 auf einem Teil des ehemaligen Werksgeländes in der Halberstädter Klusstraße 30–38 ein Zweigwerk der [[Dessau]]er [[Junkers Flugzeug- und Motorenwerke|Junkers-Flugzeugwerke]] in Betrieb genommen, das Tragflächen für die [[Junkers Ju 88|Ju 88]] fertigte. Dieses Werk war im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] mehrfach das Ziel amerikanischer Bomber (→&amp;nbsp;[[Big Week]]).<br /> <br /> Die in [[barock]]en Baustil 1712 gestiftete [[Synagoge (Halberstadt)|Synagoge]] in der Bakenstraße gehörte zu den schönsten Europas. In der [[Novemberpogrome 1938|Pogromnacht vom 9. November 1938]] wurde sie durch die Nationalsozialisten geplündert, und alle [[Tora]]rollen wurden auf der Straße verbrannt. Da sie eng in die bestehende Fachwerkbebauung eingebunden war, vermied man die Brandschatzung und zwang die Jüdische Gemeinde dazu, ihre Synagoge eigenhändig abzureißen. Vor der Deportation wurde das jüdische Altersheim in der Wilhelmstraße zum letzten Domizil der Juden. Der erste Transport mit 101 Juden verließ Halberstadt am 12. April 1942 vermutlich nach Warschau; nach Theresienstadt wurden am 23. November 1942 die letzten Mitglieder der jüdischen Gemeinde deportiert.<br /> <br /> Während des Zweiten Weltkrieges richtete die [[Schutzstaffel|SS]] im Stadtgebiet mehrere [[KZ-Außenlager]] ein, darunter 1944 im Junkers-Werk an der Harslebener Straße ein [[Liste der Außenlager des KZ Buchenwald|Außenlager]] des [[KZ Buchenwald]] für 400 bis 900 Häftlinge, die dort [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeit]] leisten mussten. Ein Außenlager des [[KZ Langenstein-Zwieberge]] bestand unterhalb der Wehrstedter Brücke im ''[[Ausbesserungswerk|Reichsbahnausbesserungswerk]]'' (RAW), wo bis zu 200 Häftlinge eingesetzt wurden.<br /> <br /> [[Datei:Fachwerkhäuser in Halberstadt, DDR-Zeit, 1985.jpg|mini|Gröperstraße in der Altstadt 1985, die Häuser wurden zur DDR-Zeit dem Verfall preisgegeben]]<br /> <br /> {{Hauptartikel|Luftangriffe auf Halberstadt}}<br /> <br /> Am 8. April 1945 zerstörten 218 [[United States Army Air Forces|US-amerikanische Bomber]] der 1st Air Division der [[Eighth Air Force|8th Air Force]] vom Typ [[Boeing B-17|B-17]] „Flying Fortress“ mit 595 Tonnen Spreng- und Brandbomben in einem verheerenden [[Flächenbombardement]] 82 Prozent der Innenstadt. 239 Begleitjäger eskortierten an diesem Tag die 1st Air Division, deren Hauptziel Halberstadt war.&lt;ref&gt;Roger A. Freeman: ''Mighty Eighth War Diary.'' JANE’S, London/New York/Sydney 1981, ISBN 0-7106-0038-0, S.&amp;nbsp;483.&lt;/ref&gt; Bei dem Angriff kamen etwa 2500 Menschen ums Leben. 600 Fachwerkhäuser wurden zerstört, die Trümmermenge betrug etwa 1,5 Millionen Kubikmeter. Am 11. April besetzten US-amerikanische Bodentruppen die Stadt. Am 18. Mai übergaben die Amerikaner die Stadt an die Briten und diese Ende Juni 1945 an die [[Rote Armee]].<br /> <br /> ==== SBZ/DDR ====<br /> So wurde Halberstadt Teil der [[SBZ]] und ab 1949 der [[DDR]]. Von 1949 bis 1989 wurde die zu großen Teilen zerstörte Innenstadt teilweise neu und in „[[Sozialistischer Klassizismus#DDR|sozialistischem Bauverständnis]]“ wiederaufgebaut; der noch erhaltene Bestand an Fachwerkhäusern in der Altstadt wurde geplant dem Verfall preisgegeben und 600 davon großflächig abgerissen. Auch die Ruine der romanisch-gotischen [[St. Peter und Paul (Halberstadt)|Paulskirche]] wurde beseitigt. Zur Wende 1989 existierten nur noch kleine Teile der Altstadt mit 447 Häusern. „Fachwerkhäuser, die im Privatbesitz waren, konnten wegen der staatlich reglementierten geringen Mieten nicht instand gehalten werden. Aber auch die Stadt kümmerte sich nicht mehr um Fachwerkhäuser, die ihr gehörten. Gezielte ‚Entmietung‘ wurde betrieben.“ (Rolf Heydecke)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/artikel94024.html |titel=Halberstadt – Rettung in letzter Minute |werk=mdr.de |sprache=de |abruf=2021-11-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am [[17. Juni 1953]] schlugen sowjetische Truppen mit „Mannschaftswagen und Feldhaubitzen“ (Karl Dilßner) den Aufstand nieder, der sich in einer Versammlung auf dem Fischmarkt zeigte.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> 1989 fanden in der [[St. Martini (Halberstadt)|Martinikirche]] [[Friedensgebete in der DDR|Gebete für den Frieden]] statt. Unter dem Motto „[[Schwerter zu Pflugscharen]]“ versammelten sich im Herbst des Jahres tausende Bürger. Von der Kirche ausgehend fanden Demonstrationen statt, die auch in Halberstadt die [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|friedliche politische Wende]] einleiteten. Eine Forderung war die Beendigung von Abrissarbeiten in der Innenstadt. Ein schlichtes Denkmal an der Turmseite der Kirche erinnert an diese Ereignisse.<br /> <br /> ==== Ab 1990 ====<br /> &lt;gallery mode=&quot;packed&quot;&gt;<br /> Halberstadt saniert.jpg|Sanierte Altstadtgebäude<br /> Halberstadt Altstadt 04.jpg|Fachwerkensemble<br /> Fachwerkensemble Steinhof Halberstadt.jpg|Steinhof<br /> Halberstadt Altstadt 06.jpg|Lichtengraben 15<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> Nach 1990 erfolgte die Restaurierung der verbliebenen Teile der Altstadt sowie ab 1995 der Aufbau eines modernen Stadtzentrums auf den Grundmauern und der Maßstäblichkeit des historischen Stadtkerns. Das neue Stadtzentrum im Bereich der Marktplätze wurde 1998 mit dem Bau des neuen Rathauses fertiggestellt. Es gab eine Fülle von Rückübertragungen von Grundstücken und Häusern.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Eva Schweitzer |Titel=Halberstadt — von der Abrißschneise zur Modellstadt |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=1990-11-30 |ISSN=0931-9085 |Seiten=11 |Online=https://taz.de/Halberstadt--von-der-Abrissschneise-zur-Modellstadt/!1742363/ |Abruf=2021-11-24}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bundesweites Aufsehen erregte am 8. Juni 2007 ein Überfall auf eine Schauspieler-Truppe, bei der fünf Schauspieler derart verletzt wurden, dass sie in die Halberstädter Klinik eingeliefert werden mussten. Die Polizei unterließ es, die Personalien der Täter aufzunehmen, obwohl diese sich noch am Tatort befanden. Vier der Täter, die der rechtsextremistischen Szene angehörten, erhielten zudem nur äußerst milde Gerichtsurteile.&lt;ref&gt;{{YouTube |id=XmuM_1Z5WdQ |abruf=2024-12-05 |titel=Nazi-Überfall Halberstadt - Polizei? {{=}} Totalversagen |uploader=dokuwater |upload=2007-12-21 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] verliehenen Titel „[[Ort der Vielfalt]]“.<br /> <br /> Am 3.&amp;nbsp;Oktober 2020, anlässlich des 30.&amp;nbsp;Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung, pflanzte Oberbürgermeister Andreas Henke gemeinsam mit Stadtratspräsident Dr. Volker Bürger und Matthias Gabriel, Oberbürgermeister in den Jahren 1990 bis 1996, das [[Einheitsbäume|Baumdenkmal für die Deutsche Einheit]] gegenüber der Bürgerkirche St. Martini.&lt;ref name=&quot;Einheitsbäume1&quot;&gt;(Pressestelle): [https://www.halberstadt.de/de/news-mobil-2014/buche-kiefer-und-eiche-fuer-den-tag-der-deutschen-einheit.html ''Halberstadt pflanzt drei Bäume für Deutschlands Einheit'']. In: Internet-Seite Halberstadt, 23.&amp;nbsp;September 2020, abgerufen am 3.&amp;nbsp;Januar 2024&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Einheitsbäume2&quot;&gt;(Pressestelle): [https://www.halberstadt.de/de/aktuelles-aus-buerger-und-rathaus/drei-baeume-fuer-deutschlands-einheit-und-denkmal-fuer-die-leistungen-der-buerger-halberstadts.html ''Drei Bäume für Deutschlands Einheit und Denkmal für die Leistungen der Bürger Halberstadts'']. In: Internet-Seite Halberstadt, 5.&amp;nbsp;Oktober 2020, abgerufen am 3.&amp;nbsp;Januar 2024&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Militärgeschichte ===<br /> Von 1623 bis 1994 war Halberstadt 372 Jahre lang fast ununterbrochen [[Garnison]]stadt.<br /> <br /> Von 1815 bis 1919 war Halberstadt Garnison der Halberstädter [[Kürassier]]e ([[Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7]]). Prominentester Angehöriger des [[Regiment]]s war der spätere [[Reichskanzler]] [[Otto von Bismarck]], der oft die [[Uniform]] dieser Einheit trug, und so auch auf [[Anton von Werner]]s Gemälde ''[[Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)]]'' erscheint.<br /> <br /> Ein [[Fliegerhorst (Deutschland)|Fliegerhorst]] mit Fliegerschule wurde südlich der Stadt vor und im Ersten Weltkrieg angelegt. 1913 entstanden die [[Halberstädter Flugzeugwerke]]. Beides musste nach dem Krieg demontiert werden.<br /> <br /> In der Zeit der [[Weimarer Republik]] waren in Halberstadt der Regiments-Stab und das Ausbildungs-Bataillon des [[12. Infanterie-Regiment (Reichswehr)|12. Infanterie-Regiments]] der [[Reichswehr]] stationiert. Dieses lag in der Prinz-Ferdinand-Kaserne in der Harmoniestraße. Weiter gab es die Bismarck-Kaserne in der Kürassierstraße mit dem [[4. Artillerie-Regiment (Reichswehr)|4. Artillerie-Regiment]] und das Standort-Lazarett an der Quedlinburger Straße.<br /> <br /> Ab 1935 gab es eine [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffen]]-Garnison in Halberstadt. Am Fliegerhorst entstand die „Fliegerhorst-Kaserne“. Am 11. April 1944 wurden die Anlagen durch [[Luftangriffe auf Halberstadt|Bombenangriffe]] beschädigt.<br /> <br /> Von April bis Mai 1945 gab es eine amerikanische, von Mai bis Juni eine britische Garnison in Halberstadt.<br /> <br /> Zu [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Zeiten waren in Halberstadt Truppen der [[Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland|GSSD]] stationiert (zum Beispiel 197. Gardepanzerregiment und 112. Aufklärungsbataillon). Diese Truppenteile, allesamt der [[3. Stoßarmee]] unterstellt (siehe: [[GSSD|Struktur der WGT 1991]]), lagen in der einstigen Fliegerhorstkaserne in Garnison. Zum Standort gehörte auch ein Standortübungsplatz mit Panzerschießbahnen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.wb-online.de/halberstadt-gssd/hbs_geschichte.html |wayback=20081208135322 |text=Geschichte der sowjetischen Truppen in Halberstadt. |archiv-bot=2025-06-13 06:03:03 InternetArchiveBot }} Stand 10. November 2008.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das [[Kaserne]]ngelände liegt brach; die ehemals von der Sowjetarmee genutzten Baulichkeiten sind mittlerweile fast vollständig abgerissen. Ebenfalls abgerissen ist die Kasernenanlage Martin-Schwantes, die bis 1990 Sitz der [[Grenztruppen der DDR|DDR-Grenztruppen]] (unter anderem Grenzregiment 20) war. Ein Teil des Geländes wird unter anderem von der Bundesanstalt [[Technisches Hilfswerk]] genutzt. Die Kasernenanlage [[Martin Hoop]], frühere Ausbildungskaserne der [[Grenztruppen der DDR|Grenztruppen]] (Grenzausbildungsregiment 7), beheimatet die Zentrale Anlaufstelle für [[Asylbewerber]] in Sachsen-Anhalt einschließlich Unterbringungsmöglichkeiten.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.wb-online.de/halberstadt-gssd/gar7.html |wayback=20081208135236 |text=wb-online.de |archiv-bot=2025-06-13 06:03:03 InternetArchiveBot }} Stand 10. November 2008.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.wb-online.de/halberstadt-gssd/gr20.html |wayback=20081208135242 |text=wb-online.de |archiv-bot=2025-06-13 06:03:03 InternetArchiveBot }} Stand 10. November 2008.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Am 29. Dezember 1994 wurde das [[Luftwaffenmaterialdepot 52]] der [[Bundeswehr]], das sich in der ehemaligen [[U-Verlagerung|Untertageanlage]] (UTA) bzw. [[Stollen (Bergbau)|Stollensystem]] MALACHIT nahe Langenstein befand und so 1989/1990 das [[Komplexlager 12]] (Malachit) der [[Nationale Volksarmee|NVA]] übernahm, aufgelöst. Damit endete nach 371 Jahren die Garnisonsgeschichte Halberstadts.&lt;ref&gt;[[Werner Hartmann (Heimatforscher)|Werner Hartmann]]: ''Zur Geschichte der Garnison Halberstadt und ihrer Truppenteile 1623–1994.'' Band 7, Halberstadt 2001 (2002), S.&amp;nbsp;63.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Stadtgebiet finden sich noch Zeugnisse der einstigen Garnisonsstadt Halberstadt. Diese sind unter anderem der Ebereschenhof (größtenteils abgerissen), das Gelände des [[Landratsamt]]es sowie die Florian-Geyer-Straße.<br /> <br /> === Eingemeindungen ===<br /> Am 1. Juli 1946 wurde [[Wehrstedt (Halberstadt)|Wehrstedt]], am 1. Mai 1995 Emersleben eingemeindet.&lt;ref&gt;[https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/NamensGrenzAenderung/NamensGrenzAenderung.html StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1995]&lt;/ref&gt; Am 1. Januar 1996 kam Klein Quenstedt hinzu.&lt;ref&gt;[https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/NamensGrenzAenderung/NamensGrenzAenderung.html StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1996]&lt;/ref&gt; Aspenstedt, Athenstedt, Langenstein, Sargstedt und das Schachdorf Ströbeck gehören seit dem 1. Januar 2010 zu Halberstadt.&lt;ref&gt;[https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/Namens-Grenz-Aenderung/2010.html ''StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2010.'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Bevölkerung ==<br /> Halberstadt gehört mit [[Suhl]] und [[Halle (Saale)]] zu den Städten mit dem größten Bevölkerungsverlust seit 1990, der nur durch Eingemeindungen und die [[Erstaufnahmeeinrichtung (Deutschland)|ZAST]] in der ehemaligen Grenzkaserne [[Martin Hoop]] zahlenmäßig ausgeglichen wird.<br /> <br /> {{Manueller Rahmen<br /> | align = right<br /> | width = 450<br /> | link = :c:File:Einwohnerentwicklung von Halberstadt.svg#Daten<br /> | content = [[Datei:Einwohnerentwicklung von Halberstadt - ab 1871.svg|400px]]<br /> | caption = Einwohnerentwicklung von Halberstadt ab 1871<br /> }}<br /> <br /> {|<br /> | style=&quot;vertical-align:top; white-space:nowrap;&quot; |<br /> {| class=&quot;wikitable&quot; style=&quot;text-align:center&quot;<br /> ! Jahr !! Einwohner<br /> |-<br /> | 1695 || 12.000<br /> |-<br /> | 1830 || 13.000<br /> |-<br /> |1841<br /> |18.000&lt;ref name=&quot;Stadtchronik&quot; /&gt;<br /> |-<br /> | 1852 || 20.395<br /> |-<br /> |1871<br /> |{{0|&lt;sup&gt;[00]&lt;/sup&gt;}}25.431&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Literatur |Titel=Atlas zur Landeskunde Preußens |Verlag=Archiv Verlag GmbH |Ort=Braunschweig |Datum=2006 |Seiten=84}}&lt;/ref&gt;<br /> |-<br /> |1875<br /> |{{0|&lt;sup&gt;[00]&lt;/sup&gt;}}27.757&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> |-<br /> | 1880 || {{0|&lt;sup&gt;[00]&lt;/sup&gt;}}31.260&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |1885<br /> |{{0|&lt;sup&gt;[00]&lt;/sup&gt;}}34.025&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> |-<br /> | 1890 || {{0|&lt;sup&gt;[00]&lt;/sup&gt;}}36.786&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |1895<br /> |{{0|&lt;sup&gt;[00]&lt;/sup&gt;}}41.307&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> |-<br /> | 1900 || {{0|&lt;sup&gt;[00]&lt;/sup&gt;}}42.810&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> |-<br /> |1905<br /> |{{0|&lt;sup&gt;[00]&lt;/sup&gt;}}45.529&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt;<br /> |-<br /> | 1910 || 46.481<br /> |-<br /> | 1920 || 48.715<br /> |-<br /> | 1930 || 48.439<br /> |-<br /> | 1940 || 54.000<br /> |}<br /> | style=&quot;vertical-align:top; white-space:nowrap;&quot; |<br /> {| class=&quot;wikitable&quot; style=&quot;text-align:center&quot;<br /> ! Jahr !! Einwohner<br /> |-<br /> | 1960 || 44.973<br /> |-<br /> | 1980 || 47.834<br /> |-<br /> | 1990 || 45.364<br /> |-<br /> | 2000 || 41.417<br /> |-<br /> | 2005 || 39.749<br /> |-<br /> | 2010 || 42.680<br /> |-<br /> | 2015 || 43.768<br /> |-<br /> | 2020 || 39.221<br /> |-<br /> | 2021 || 38.682<br /> |-<br /> | 2022 || 38.159<br /> |-<br /> | 2023 || 37.793<br /> |-<br /> | 2024 || 37.898<br /> |}<br /> |}<br /> <br /> == Politik ==<br /> === Stadtrat ===<br /> Das Ergebnis der [[Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt 2024|Kommunalwahl vom 9. Juni 2024]], die Sitzverteilung der 40 Sitze im Stadtrat und die Wahlbeteiligung sind im Folgenden dargestellt (mit Vergleichszahlen der drei vorigen Wahlen). Die Wahlbeteiligung lag bei 57,3 % (2019: 47,7 %).&lt;ref&gt;[https://www.halberstadt.de/datei/anzeigen/id/308886,1032/sr2024_ergebnisliste.pdf Vorläufiges Ergebnis der Stadtratswahl Halberstadt]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.halberstadt.de/de/datei/anzeigen/id/197280,1032/kw_bekanntmachung_ergebnis_neu.pdf |titel=Bekanntmachung der Ergebnisse der Stadtratswahl 2019 |werk=halberstadt.de |datum=2019-06-05 |format=PDF; 328&amp;nbsp;kB |sprache=de |abruf=2019-08-28}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://wahlen.halberstadt.de/download/16/2014_06_04_nr_10.pdf |text=''Wahlergebnis 2014'' |format=PDF |wayback=20140729173444}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot; style=&quot;text-align:center&quot;<br /> ! style=&quot;text-align:left&quot;| Partei / Liste || Stimmenanteil || Sitze<br /> |rowspan=11 bgcolor=#fff |<br /> | bgcolor=#eee | 2019 || bgcolor=#eee | 2014 || bgcolor=#eee | 2009<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:left&quot; | [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] || 30,5 % || 12 || 30,5 %, 12 Sitze || 40,0 %, 16 Sitze || 30,4 %, 12 Sitze<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:left&quot; | [[Alternative für Deutschland|AfD]] || 30,1 % || 12 || 13,4 %, 5 Sitze || – || –<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:left&quot; | Bürger unseres Kreises ohne Parteibuch (BUKO) || 10,6 % || 4 || {{0}}8,5 %, 3 Sitze || {{0}}6,9 %, 3 Sitze || –<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:left&quot; | [[Die Linke]] || {{0}}8,4 % || 3 || 18,3 %, 7 Sitze || 22,2 %, 9 Sitze || 25,7 %, 10 Sitze<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:left&quot; | [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] || {{0}}7,0 % || 3 || {{0}}9,9 %, 4 Sitze || 12,7 %, 5 Sitze || 11,9 %, 5 Sitze<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:left&quot; | [[Freie Wähler (Bundesvereinigung)|Freie Wähler]] (FW) || {{0}}5,0 % || 2 || {{0}}6,6 %, 3 Sitze || – || –<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:left&quot; | [[Bündnis 90/Die Grünen]] || {{0}}3,5 % || 2 || {{0}}7,0 %, 3 Sitze || {{0}}3,7 %, 1 Sitz || {{0}}2,6 %, 1 Sitz<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:left&quot; | [[Freie Demokratische Partei|FDP]] || {{0}}2,8 % || 1 || {{0}}4,3 %, 2 Sitze || {{0}}2,0 %, 1 Sitz || {{0}}3,2 %, 1 Sitz<br /> |-<br /> | style=&quot;text-align:left&quot; | Emerslebener Wählergemeinschaft (EWG) || {{0}}1,3 % || 1 || {{0}}1,5 %, 1 Sitz || {{0}}1,6 %, 0 Sitze || –<br /> |- class=&quot;hintergrundfarbe2&quot;<br /> ! style=&quot;text-align:left&quot;| Wahlbeteiligung || colspan=2 | 57,3 %<br /> | 47,7 %<br /> | 35,3 % || 33,6 %<br /> |}<br /> Das Ergebnis der Stadtratswahl 2024 wird durch die Diagramme auch bildlich dargestellt:<br /> {{Wahldiagramm<br /> |LAND = DE<br /> |TITEL = Stadtratswahl Halberstadt 2024<br /> |TITEL2 = &lt;small&gt;Wahlbeteiligung: 57,3 % (2019: 47,7 %)&lt;/small&gt;<br /> |JAHRALT = 2019<br /> |JAHRNEU = 2024<br /> |GUV = <br /> |PARTEI1 = CDU<br /> |ERGEBNIS1 = 30.5<br /> |ERGEBNISALT1 = <br /> |PARTEI2 = AfD<br /> |ERGEBNIS2 = 30.1<br /> |ERGEBNISALT2 = <br /> |PARTEI3 = BUKO<br /> |ERGEBNIS3 = 10.6<br /> |ERGEBNISALT3 = <br /> |FARBE3 = D3D3D3<br /> |ANMERKUNG3 = Bürger unseres Kreises ohne Parteibuch<br /> |PARTEI4 = LINKE<br /> |ERGEBNIS4 = 8.4<br /> |ERGEBNISALT4 = <br /> |PARTEI5 = SPD<br /> |ERGEBNIS5 = 7.0<br /> |ERGEBNISALT5 = <br /> |PARTEI6 = FW(BV)<br /> |ERGEBNIS6 = 5.0<br /> |ERGEBNISALT6 = <br /> |ANMERKUNG6 <br /> |PARTEI7 = GRÜNE<br /> |ERGEBNIS7 = 3.5<br /> |ERGEBNISALT7 = <br /> |PARTEI8 = FDP<br /> |ERGEBNIS8 = 2.8<br /> |ERGEBNISALT8 = <br /> |PARTEI9 = EWG<br /> |ERGEBNIS9 = 1.3<br /> |ERGEBNISALT9 = <br /> |FARBE9 = A0A4CE<br /> |ANMERKUNG9 = Emerslebener Wählergemeinschaft<br /> }}<br /> <br /> {{Sitzverteilung<br /> | Überschrift = Sitzverteilung im Stadtrat von Halberstadt ab 2024<br /> | Beschriftung = Sitze<br /> | Land = DE<br /> | float = left<br /> | LINKE|SPD|GRÜNE|BUKO|EWG|FW(BV)|FDP|CDU|AFD<br /> | LINKE = 3<br /> | SPD = 3<br /> | GRÜNE = 2<br /> | BUKO = 4<br /> | BUKO Farbe = D3D3D3<br /> | EWG = 1<br /> | EWG Farbe = A0A4CE<br /> | FW(BV) = 2<br /> | FDP = 1<br /> | CDU = 12<br /> | AFD = 12<br /> }}<br /> {{Absatz}}<br /> === Oberbürgermeister ===<br /> Oberbürgermeister von Halberstadt ist seit dem 1. Januar 2021 [[Daniel Szarata]] ([[CDU]]), der am 19. Juli 2020 in der Stichwahl mit 58,26 % der Stimmen gewählt wurde. Auf den bisherigen Oberbürgermeister [[Andreas Henke]] ([[Die Linke]]) entfielen bei dieser Wahl 41,74 % der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 35,5 %.<br /> <br /> Bei der vorangegangenen Wahl 2013 wurde der seit 2007 amtierende Henke bereits im ersten Wahlgang mit 53,65 % der Stimmen wiedergewählt. Auf den CDU-Kandidaten Daniel Szarata entfielen bei dieser Wahl 34 % der Stimmen. Lediglich 8,94 % wählten Peter Köpke (SPD). Der parteilose Volkmar Hofmann erreichte einen Stimmanteil von 3,41 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 39,8 %.<br /> <br /> ;Liste der (Ober-)Bürgermeister seit 1839<br /> {{Mehrspaltige Liste |liste=<br /> * seit 2021: [[Daniel Szarata]]<br /> * 2007–2021: [[Andreas Henke]]<br /> * 2003–2007: [[Harald Hausmann]]<br /> * 1996–2003: [[Hans-Georg Busch]]<br /> * 1990–1996: [[Matthias Gabriel]]<br /> * {{0|–000}}–1990: Sigfried Stock<br /> * 1982–{{0|–000}} Wolfgang Hochmuth<br /> * 1972–1982: Kurt Kramer<br /> * 1971–1972: Schöntaube<br /> * 1954–1971: Kurt Walter<br /> * 1951–1952: Georg Paul Heer<br /> * 1948–1951: Erich Bordach<br /> * 1946–1948: Erich Leo Max Fechteler<br /> * 1945–1946: [[Richard Gerloff]]<br /> * 1930–1945: [[Erich Mertens]]<br /> * 1920–1930: [[Paul Weber (Politiker, 1875)]]<br /> * 1905–1920: [[Maximilian Gerhardt]]<br /> * 1900–1905: [[Adalbert Oehler]]<br /> * 1875–1899: [[Gustav Bödcher]]<br /> * 1872–1875: [[Wilhelm von Becker]]<br /> * 1839–1869: [[Julius von Brünken]]<br /> }}<br /> <br /> === Wappen ===<br /> {{Wappenbeschreibung<br /> |Wappenbild = DE-ST 15-0-85-135 Halberstadt COA.svg<br /> |Kurzdarstellung = <br /> |Blasonierung = Gespalten von Silber und Rot, belegt mit einem schrägrechten schwarzen Doppelhaken.<br /> |Zusatz = Das Wappen wurde am 24. März 1998 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.<br /> |Quelle = <br /> |Begründung = Die Farben der Stadt sind Weiß (Silber) – Rot. Das Wappen basiert auf einer Symbolik, welche seit Ende des 14. Jahrhunderts von der Stadt verwendet wird. Mit dieser Symbolik wurde die Eigenständigkeit der Stadt gegenüber dem [[Bistum Halberstadt]] dokumentiert, indem die [[Wolfsangel]] bzw. Doppelhaken dem Bistumswappen zugefügt wurde. Als erste Abbildung des Wappens gilt das „Siegel der Nachbarschaft des Breitenwegs“ aus dem Jahr 1430. Das Stadtwappen am Rathausrelief wird auf das Jahr 1381 datiert.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.halberstadt.de/de/aktuelles-aus-wirtschaft/29251,1032,de,1.html |titel=Das historische Stadtwappen von Halberstadt |werk=halberstadt.de |sprache=de |abruf=2021-04-26}}&lt;/ref&gt; Die Deutung des Doppelhakens ist nicht eindeutig geklärt. Sie reicht von Wolfsangel bis Kesselhaken, wobei die Bedeutung als Mauerhaken oder Bauklammer für Fachwerkbalken die wahrscheinlichste ist.<br /> }}<br /> <br /> === Städtepartnerschaften ===<br /> Halberstadt pflegt [[Städtepartnerschaft]]en mit&lt;ref&gt;[https://www.halberstadt.de/de/partnerstaedte_stadt_buerger.html Website Halberstadt: Partnerstädte]&lt;/ref&gt;<br /> * {{DEU|#}} [[Wolfsburg]] in [[Deutschland]], seit 1989<br /> * {{SVK|#}} [[Banská Bystrica]] in der [[Slowakei]], seit 1998<br /> * {{CZE|#}} [[Náchod]] in [[Tschechien]], seit 1998<br /> * {{FRA|#}} [[Villars (Loire)|Villars]] in [[Frankreich]], seit 2003<br /> <br /> == Kultur und Sehenswürdigkeiten ==<br /> [[Datei:Halberstadt Stadt der Kirchen Foto 2005 Wolfgang Pehlemann Wiesbaden Germany PICT0042.jpg|mini|600px|zentriert|Sehenswertes Halberstadt – Kultur und Kirchen]]<br /> {{Siehe auch|Liste der Kulturdenkmale in Halberstadt}}<br /> {{Siehe auch|Liste der Bodendenkmale in Halberstadt}}<br /> <br /> === Theater ===<br /> Im Jahr 1932 wirkte der Autor (Pseudonym: Hans Rein) Fritz Aeckerle (* 1908 in Essen) als Dramaturg und Regisseur am Stadttheater Halberstadt.&lt;ref&gt;Walter Habel (Hrsg.): ''[[Wer ist wer?]] Das deutsche Who’s who.'' 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 7.&lt;/ref&gt; Das bei dem Luftangriff am 8. April 1945 ausgebrannte Stadttheater wurde 1949 abgerissen und durch das neugebaute „Volkstheater“ ersetzt. Heute bespielt das [[Nordharzer Städtebundtheater]] das Große Haus sowie die Kammerbühne und die kleine Spielstätte „Alte Kantine“, ferner die Bühnen von Quedlinburg und dem Bergtheater Thale sowie weitere Bühnen der Region.<br /> <br /> === Museen ===<br /> &lt;gallery mode=&quot;packed&quot;&gt;<br /> DS bk66681 resized1000.jpg|Domschatz Halberstadt<br /> Gleimhaus-Aussenansicht.JPG|Gleimhaus. Alt- und Neubau<br /> Heineanum Aussenansicht Ausstellungsgebäude.jpg|Heineanum<br /> Städtisches Museum Halberstadt 2006.jpg|Städtisches Museum Halberstadt<br /> Höllenwohnungen in Langenstein.jpg|Höhlenwohnungen Langenstein<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> Der [[Domschatz Halberstadt]] ist das zum Dom zu Halberstadt gehörige Museum kirchlicher Kunst. Mit einem Festgottesdienst wurde die Neueröffnung 2008 im Beisein von Bundespräsident [[Horst Köhler]] gefeiert.<br /> <br /> Das für die Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts sehr wichtige [[Gleimhaus]] ist auch eines der ältesten Literaturmuseen in Deutschland.<br /> <br /> Eine der größten vogelkundlichen Sammlungen Deutschlands gehören dem Naturkundemuseum [[Museum Heineanum|Heineanum]].<br /> <br /> Im Ortsteil Ströbeck gibt es das [[Schachmuseum Ströbeck]], welches hauptsächlich die außergewöhnliche örtliche Schachtradition thematisiert. Das Museum wurde 2019 durch einen Brand beschädigt und ist seitdem geschlossen (Stand November 2023).<br /> <br /> Des Weiteren gibt es noch das ''Berend-Lehmann-Museum für jüdische Geschichte und Kultur'' (siehe [[Issachar Berend Lehmann#Erinnerungskultur in Halberstadt]])&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Uwe Kraus |url=https://www.nd-aktuell.de/artikel/1149811.moderne-technik-trifft-historischen-ort.html |titel=Moderne Technik trifft historischen Ort. Das jüdische Museum in Halberstadt eröffnet eine neue Dauerausstellung |werk=nd-aktuell.de |datum=2021-03-22 |sprache=de |abruf=2023-09-03}}&lt;/ref&gt;, das ''Städtische Museum'' und das ''Schraube-Museum'', eine privat motivierte Erhaltung der Wohnkulter einer Fabrikantenfamilie um 1900.&lt;ref&gt;siehe [https://www.halberstadt.de/de/schraube-museum-hbs.html ''Das Schraube-Museum. Wohnkultur um 1900''] In: ''halberstadt.de''; „Die Studienrätin und Sportlerin Margarete Schraube empfand eine besondere Leidenschaft für das 19. Jahrhundert und die Jahrhundertwende. Darum hob sie alles aus der Welt ihrer Eltern und Großeltern auf ... 1980 ist sie in Halberstadt gestorben.“ [https://www.deutschlandfunkkultur.de/museum-der-woche-166.html ''Museum der Woche. 09.11.2007.''] In: ''deutschlandfunkkultur.de'', abgerufen am 25. November 2023.&lt;/ref&gt; Aber auch das [[ORGAN²/ASLSP|John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt]], die [[KZ Langenstein-Zwieberge#Die Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge|Gedenkstätte KZ Langenstein Zwieberge]], eine Fachwerkausstellung im Kreuzgang der [[Liebfrauenkirche (Halberstadt)|Liebfrauenkirche]], die Türme der [[St. Martini (Halberstadt)|Martinikirche]], die [[Höhlenwohnungen Langenstein]] und eine Ausstellung zu den berühmten [[Halberstädter|Halberstädter Würstchen]] gehören zur vielfältigen Museumslandschaft von Halberstadt, in der die Institutionen auf verschiedene Art zusammenarbeiten.&lt;ref&gt;siehe https://www.halberstadt.de/de/Museen-hbs.html&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Musik ===<br /> Seit dem 5. September 2001 wird in der [[Kloster St. Burchardi (Halberstadt)|St.-Burchardi-Kirche]] das Orgelwerk ''[[ORGAN²/ASLSP]]'' von [[John Cage]] (1912–1992) als langsamstes und längstandauerndes Musikstück der Welt mit einer geplanten Gesamtspieldauer von 639 Jahren aufgeführt. Da das Stück mit einer Pause beginnt, erklang der erste Orgelton erst im Februar 2003.&lt;ref name=&quot;Geo2001&quot;&gt;Ulrich Stock: ''639 Jahre bis zum letzten Ton.'' In: ''[[Geo (Zeitschrift)|Geo-Magazin]],'' September 2001, S. 120–128.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit 2012 wird in [[St. Martini (Halberstadt)|St.&amp;nbsp;Martini]] die [[Gröninger Orgel]] von [[David Beck (Orgelbauer)|David Beck]] aus dem Jahr 1596 rekonstruiert, deren [[Prospekt (Orgel)|Prospekt]] noch erhalten ist.<br /> <br /> === Bauwerke ===<br /> [[Datei:Panorama HalberstaedterDom 01 DSC01338 ER PtrQs.jpg|mini|hochkant=1.8|Panorama Domplatz mit Dom und [[Dompropstei Halberstadt|Dompropstei]]]]<br /> <br /> Die wichtigsten Bauwerke Halberstadts befinden sich am Domplatz, einem historischen Ensemble, das im Osten vom [[Dom zu Halberstadt|Dom]] und im Westen von der [[Liebfrauenkirche (Halberstadt)|Liebfrauenkirche]] begrenzt wird. An der Nordseite befinden sich die historischen ''Domherrenkurien'', in denen sich heute das Städtische Museum, die Dombauhütte, das ''Heineanum'' und das ''Gleimhaus'' befinden. Im Süden stehen das ehemalige Domgymnasium und die [[Dompropstei Halberstadt|Dompropstei]], die beide zur [[Hochschule Harz]] gehören, sowie das [[Neuromanik|neoromanische]] Postgebäude. An der Nordwestseite befinden sich der ''Petershof'' und die ''Peterstreppe''. Die Kulturdenkmäler Halberstadts sind im [[Liste der Kulturdenkmale in Halberstadt|Halberstädter Denkmalverzeichnis]] aufgeführt.<br /> * Der [[Petershof (Halberstadt)|Petershof]] ist ein ehemaliger Bischofspalast, Baubeginn war um 1059. Nach abgeschlossener Sanierung ist der Petershof Sitz der Stadtverwaltung und der Stadtbibliothek ''Heinrich Heine''.<br /> * Die historische Altstadt beschränkt sich auf die erhaltenen Straßenzüge der Voigtei, Bakenstraße, Gröperstraße, Rosenwinkel, Grudenberg, Grauer Hof, Steinhof und Westendorf. Sie besteht aus etwa 450 vorwiegend im niedersächsischen Fachwerkstil erbauten Häusern.<br /> [[Datei:Rathaus Halberstadt.jpg|mini|links|Wiederaufgebautes historisches Rathaus mit Holzmarktbrunnen]]<br /> [[Datei:Roland am Rathaus Halberstadt.jpg|mini|hochkant|Roland am Rathaus]]<br /> * Das Rathaus ist ein Neubau mit [[Rekonstruktion (Architektur)|Rekonstruktion]] von Teilen der Fassade und der Ratslaube des kriegszerstörten Vorgängerbaus. Vor dem Gebäude steht die [[Halberstädter Roland|Rolandsstatue]]. An der Westfassade des Rathauses befindet sich seit 2004 ein neues [[Porzellanglockenspiel]] aus [[Meißner Porzellan]] mit 25 Glocken.<br /> * Der ''Wassertorturm'' wurde 1444 erbaut und ist der einzige erhaltene Torturm Halberstadts.<br /> * Der ''[[Bismarckturm]]'', eingeweiht am 22.&amp;nbsp;März 1907, ist ein 22&amp;nbsp;m hoher Aussichtsturm. Er befindet sich am westlichen Rand der [[Spiegelsberge]] und wurde zur Erinnerung an Reichskanzler [[Otto von Bismarck]] errichtet.&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.bismarcktuerme.de/ebene4/sachsan/halbers.html |wayback=20140419185837 |text=''Bismarckturm Halberstadt'' |archiv-bot=2025-06-13 06:03:03 InternetArchiveBot }} auf bismarcktuerme.de&lt;/ref&gt;<br /> * Der Aussichtsturm [[Belvedere (Spiegelsberge)|Belvedere]] steht ebenfalls auf den Spiegelsbergen.<br /> * Im [[Jagdschloss Spiegelsberge]] ist das älteste und [[Gröninger Fass|größte erhaltene Weinfass]] Deutschlands mit einem Fassungsvermögen von etwa 144.000 Liter gelagert.<br /> * Die ''Klaussynagoge'' im Rosenwinkel wurde von [[Issachar Berend Lehmann|Berend Lehmann]] 1703 als Wohn- und Studierhaus für drei jüdische Gelehrte erbaut. Heute ist dieses Gebäude Teil der Moses-Mendelssohn-Akademie und wird für Tagungen und Ausstellungen genutzt.<br /> * Die 1879 erbaute [[Villa Koecher]] ist eine [[Historismus|historistische]] Villa im italienischen Stil mit einem gusseisernen Treppengeländer. Sie ist denkmalgeschützt. Während der DDR-Zeit wurde das Gebäude unter anderem als Sitz des Kreisvorstandes der [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands (DDR)|NDPD]] genutzt.<br /> * Die Villa ''Magdeburger Straße 37'' ist ein denkmalgeschütztes Objekt. Sie wurde 1861 als ein zeittypisches [[Spätklassizismus|spätklassizistisches]] Gebäude im Auftrag des Fabrikbesitzers Gölte erbaut und ist als eine der wenigen nach der Kriegszerstörung erhalten gebliebenen Villen in der [[gründerzeit]]lichen östlichen Stadterweiterung von besonderer Bedeutung.&lt;ref&gt;''[[Dehio-Handbuch]] der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I.'' Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2002, S.&amp;nbsp;349.&lt;/ref&gt;<br /> * Die [[Villa Klamroth]] ist ein Bauwerk des Heimatstils von [[Hermann Muthesius]], das als Hotel genutzt wird.<br /> <br /> === Kirchen ===<br /> (Siehe auch [[#Religionen|Religionen]])<br /> &lt;gallery mode=&quot;packed&quot;&gt;<br /> Halberstadts Kirchtürme.jpg|Halberstadts Kirchtürme<br /> Liebfrauenkirche 3.jpg|[[Liebfrauenkirche (Halberstadt)|Liebfrauenkirche]]<br /> Halberstadt St. Martini 11.jpg|[[St. Martini (Halberstadt)|Martinikirche]]<br /> ShiftNHalberstadt Moritzplan Kirche.jpg|[[St. Moritz (Halberstadt)|Moritzkirche]]<br /> Halberstadt St-Burchardi-Kirche.jpg|''Brüche der Geschichte'' – Eisenskulptur von [[Johann-Peter Hinz]] vor der [[Kloster St. Burchardi (Halberstadt)|Burchardi-Kirche]] in Halberstadt.<br /> St Andreas (Halberstadt)2.JPG|[[St. Andreas (Halberstadt)|Andreaskirche]]<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> [[Datei:Halberstadt Dom 06.jpg|mini|Innenansicht des Doms]]<br /> * Der [[Dom zu Halberstadt|Dom St. Stephanus und St. Sixtus]] ist eine der bedeutendsten gotischen [[Kathedrale]]n Deutschlands. Der Bau wurde im Jahr 1236 begonnen und nach 255 Jahren 1491 geweiht. Der Halberstädter Domschatz gilt weltweit als einer der kostbarsten Schätze sakraler mittelalterlicher Kunst.<br /> * Die ''Winterkirche'' im frühgotischen Westflügel der Domklausur, Domplatz 16a, Halberstadt. Die Winterkirche verfügt seit 2002 über eine neue Orgel von Reinhard Hüfken.<br /> * Die [[Liebfrauenkirche (Halberstadt)|Liebfrauenkirche]] wurde 1146 erbaut. Sie ist eine im mittel- und norddeutschen Raum einzigartige, viertürmige romanische [[Pfeilerbasilika]].<br /> * Die [[St. Martini (Halberstadt)|Martinikirche]] wurde zwischen 1250 und 1350 erbaut. Die gotische [[Hallenkirche]] verfügt über eine massive Doppelturmfassade. Der nördliche Turm wurde bewusst niedriger gebaut, um dem Wächter im südlichen Turm eine Rundumsicht zu verschaffen.<br /> * Die um 1246 erbaute [[St. Moritz (Halberstadt)|St.-Moritz-Kirche]] ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika.<br /> * Die [[Kloster St. Burchardi (Halberstadt)|Burchardikirche]] wurde um 1210 erbaut. Sie ist eine romanische turmlose Basilika mit seltenem, rechteckigem Umgangschor, in dem seit 2001 [[John Cage]]s Orgelstück ''[[ORGAN²/ASLSP|As slow as possible]]'' aufgeführt wird.<br /> * Die [[St. Andreas (Halberstadt)|St.-Andreas-Kirche]] wurde im 13. Jahrhundert als Teil des [[Franziskanerkloster Halberstadt|Franziskanerklosters]] erbaut und ist eine turmlose gotische Hallenkirche.<br /> * Die 1648 fertiggestellte [[St. Johannis (Halberstadt)|St.-Johannes-Kirche]] ist eine Fachwerkkirche mit polygonalem Chorschluss und gotischen Fenstern.<br /> * Die [[St. Katharinen (Halberstadt)|St.-Katharinen-Kirche]], die der heiligen Katharina und der heiligen Barbara geweiht ist, wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Die dreischiffige, turmlose Hallenkirche, bis 1810 Klosterkirche der Dominikaner, ist heute katholische Gemeindekirche.<br /> * Die [[St. Laurentius (Wehrstedt)|St.-Laurentius-Kirche]] wurde um 1194 erbaut und ist eine romanische Dorfkirche im Ortsteil Wehrstedt. Die Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche wurde 1993 in einer spektakulären Aktion der ARD-Fernsehsendung „Jetzt oder nie“ in nur 60 Stunden auf den alten Mauerresten wiederaufgebaut.<br /> * Die ''Kapelle im Campestift'' der Zionsgemeinde, Am Johannesbrunnen 36, Halberstadt<br /> <br /> === Allgemeine Friedhöfe ===<br /> * Massengräber auf dem Hauptfriedhof für die über 2.000 Opfer der [[Luftangriffe auf Halberstadt|Bombenangriffe]] auf Halberstadt von 1944 und 1945, besonders vom 8. April 1945.<br /> * Massengrab auf dem Hauptfriedhof, das an Bombenopfer unter ausländischen Arbeitskräften und Opfer der [[Zwangsarbeit]] erinnert.<br /> * Gedenkstein für die [[italien]]ischen Bombenopfer in Halberstadt<br /> * Auf dem [[Friedhof]] des Ortsteiles Emersleben erinnern zwei Sammelgräber und ein Einzelgrab an 13 [[sowjetisch]]e [[Kriegsgefangene]], neun Kinder sowjetischer [[Zwangsarbeiter]]/-innen und an einen Zwangsarbeiter, die alle während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] unter miserabelsten Lebensbedingungen starben.<br /> * Ehrenhain für die [[Verfolgter des Naziregimes|Verfolgten des Naziregimes]], auf dem 164 Häftlinge des Außenlagers des [[KZ Langenstein-Zwieberge]] begraben sind<br /> * Grabstein auf der Grabstätte der [[sozialdemokratisch]]en Landtagsabgeordneten [[Minna Bollmann]], die durch die Verfolgung der Nationalsozialisten 1935 in den Freitod getrieben wurde<br /> * Familiengrab von Hans-Georg Klamroth als Mitwisser des [[Attentat vom 20. Juli 1944|Attentats vom 20. Juli 1944]], in [[Berlin-Plötzensee]] ermordet<br /> * Gedenkstein von 1988 an die [[Judentum|jüdischen]] Opfer der [[Holocaust|Shoa]]<br /> * Sammelgrab auf dem Friedhof des Ortsteiles Wehrstedt für elf namentlich unbekannte [[Serben|serbische]] Personen, die während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] Opfer von Zwangsarbeit wurden<br /> * Ehrenanlage am Fuße der ''Spiegelsberge'' für 864 [[Rotarmist]]en (nach anderen Angaben 559) sowie sowjetischen Kriegsgefangenen als Opfer von Zwangsarbeit<br /> * Grabfelder auf dem Hauptfriedhof für hier bestattete 403 deutsche Soldaten des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] und 500 Soldaten des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]].<br /> <br /> === Jüdische Friedhöfe ===<br /> [[Datei:Halberstadt, Jüdischer Friedhof.jpg|mini|Pforte zum Jüdischen Friedhof in Halberstadt, Westendorf (2016)]]<br /> In Halberstadt gibt es drei [[Jüdischer Friedhof|jüdische Friedhöfe]] (''siehe Hauptartikel'' [[Jüdische Friedhöfe in Halberstadt]]):<br /> * Der ''Alte Friedhof'' an der Sternstraße, am sogenannten „Roten Strumpf“, wurde 1644 angelegt. Noch heute befinden sich etwa 150 verwitterte [[Mazewa|Grabsteine]] dort. Der älteste noch erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1659. 1938 wurde der Friedhof von [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] geschändet, die Grabsteine wurden zum Teil für Splitterschutzgräben verwendet. Die meisten der über 1800 Grabsteine wurden erst im Frühjahr 1945 zum Bau von [[Panzersperre]]n gegen die aus Richtung [[Braunschweig]] vorrückenden [[Alliierte]]n verwendet. In den Unterlagen des Stadtarchivs befindet sich ein Grabsteinplan aus dem Jahre 1945; das heißt, die Grabsteine wurden damals für den Verwendungszweck „Panzersperren“ registriert.<br /> * Auf dem Friedhof ''Am Berge'' (1695 eröffnet) sind noch ungefähr 400 Grabsteine in gutem Zustand zu finden, unter anderem von verdienstvollen Persönlichkeiten wie Mitgliedern der Familie Hirsch und [[Issachar Berend Lehmann|Berend Lehmann]]. Dieser zweite Friedhof wurde 1696 neben dem ältesten Friedhof eröffnet. Er wurde bis in die 1930er Jahre belegt.<br /> * Der dritte und jüngste Friedhof, 1895 angelegt, ist an der Klein-Quenstedter Chaussee zu finden, als Teil des städtischen Friedhofs. Er steht unter Denkmalschutz. Auf diesem Friedhof sind noch 384 Grabstellen mit etwa 300 Grabsteinen vorhanden. Die „Trauerhalle“ wurde im Zuge der [[Novemberpogrome 1938|Reichspogromnacht]] 1938 niedergebrannt und gesprengt, die Gräber blieben jedoch bis auf wenige Ausnahmen unangetastet.<br /> {{Navigationsleiste Jüdische Friedhöfe im Landkreis Harz}}<br /> <br /> === Denkmale ===<br /> [[Datei:Holocaustmahnmal.png|mini|hochkant|Mahnmal am Dom für die jüdischen Opfer der Shoa]]<br /> [[Datei:Bodenplatte zum Holocaustmahnmal.png|mini|hochkant|Bodenplatte vor dem Mahnmal]]<br /> * [[Halberstädter Roland]] vor dem Rathaus<br /> * Standbild der Dichterin [[Anna Louisa Karsch]], 1784 von J. C. Stubnitzky in den Spiegelsbergen als erstes Dichterstandbild in Deutschland erschaffen, heute mit einem von Daniel Priese ergänzten Kopf im Foyer des Gleimhauses<br /> * Gedenktafel an einer ''Turnhalle'' an der ''Wehrstedter Brücke'' zur Erinnerung an 124 Opfer von [[Zwangsarbeit]] während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]<br /> * Mahnmal von 1982 am ''Dom'' für die jüdischen Opfer der Shoa<br /> * Steine der Erinnerung aus dem Jahre 1992 von dem Bildhauer Daniel Priese auf dem ''Domplatz'' zur namentlichen Erinnerung an alle umgebrachten Juden Halberstadts<br /> * Schaukasten an der ''[[Anne-Frank-Schule|Sekundarschule „Anne Frank“]]'' in der Hans-Neupert-Straße zur Erinnerung an das Leben der [[Anne Frank]]<br /> * Gedenktafel an der Ruine des ''Polizeigefängnisses'' in der Gerhart-Hauptmann-Straße an die Opfer eines frühen [[Konzentrationslager|KZ]]<br /> * Ruine der [[Franzosenkirche (Halberstadt)|Franzosenkirche]]: seit 1968 Erinnerungsort an die Opfer der [[Bombenangriff]]e auf Halberstadt. Im Luftschutzraum der ehemaligen Kirche kamen am 8. April 1945 etwa 70 Menschen ums Leben.<br /> * Denkmal (von 2004) vor dem Rathaus für die [[Trümmerfrau]]en von Halberstadt, die die Schuttmassen als Folge des Bombenangriffs vom 8. April 1945 weggeräumt haben<br /> * Denkmal an der Turmseite der Martinikirche in Erinnerung an die [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Friedliche Revolution]] in Halberstadt 1989<br /> * [[Thing]]stein (Lügenstein, Teufelsstein) aus vorchristlicher Zeit, Nähe Domeingang. Der heutige Domplatz war germanische Thingstätte.<br /> * [[Einheitsbäume|Baumdenkmal für die Deutsche Einheit]] auf der Grünfläche Ecke Hoher Weg / Schmiedestraße gegenüber der Bürgerkirche St. Martini.&lt;ref name=&quot;Einheitsbäume1&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Einheitsbäume2&quot; /&gt;<br /> <br /> === Freizeit und Sport ===<br /> <br /> ==== Freizeiteinrichtungen ====<br /> * Freizeit- und Sportzentrum am Sommerbad<br /> * Halberstädter See<br /> * [[Campingplatz]] „Camping am See“<br /> * [[Kino]] (Kinopark Zuckerfabrik)<br /> <br /> ==== Parkanlagen ====<br /> * Die ''Halberstädter Berge'' umfassen die Theken-, Klus- und [[Spiegelsberge]]. Sie sind der Stadt südlich vorgelagert und bilden mit etwa 400 Hektar Gesamtfläche das größte zusammenhängende Erholungsgebiet des Harzvorlandes. Der Landschaftspark Spiegelsberge gehört zum Netzwerk [[Gartenträume Sachsen-Anhalt]].<br /> * Der [[Tiergarten Halberstadt]], seit 1961 in den Spiegelsbergen, beherbergt mehr als 250 Tiere in 75 Arten.<br /> * Die ''Plantage'' ist westlich vom Zentrum und ist ein Park zur Erholung, im Stadtinneren.<br /> * Der ''Ententeich'' nördlich der Vogtei ist ein im Mittelalter angelegter Teich. In der Vergangenheit war er Inspirationsstätte für Poeten, beispielsweise [[Johann Wilhelm Ludwig Gleim]]. Daher wird der Weg entlang des Teiches auch Poetengang genannt.<br /> * Die Parkanlage Schützenstraße östlich des Zentrums von Halberstadt bildet – wie die Plantage und der Ententeich – einen unvollständigen grünen Ring um die Altstadt&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.sachsen-anhalt.de/bs/pressemitteilungen/polizei/polizeidirektion-halberstadt |titel=Polizeidirektion Halberstadt |werk=sachsen-anhalt.de |sprache=de |abruf=2023-08-30}}&lt;/ref&gt;<br /> * Der Käthe Kollwitz Park liegt am Käthe Kollwitz Platz, direkt vor dem gleichnamigen Gymnasium&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mypacer.com/parks/ck6y/halberstadt-saxony-anhalt |titel=Best 10 Halberstadt Parks 2023 |werk=mypacer.com |sprache=en |abruf=2023-08-30}}&lt;/ref&gt;<br /> * Der Schlosspark Langenstein im Halberstädter Ortsteil Langenstein, einige Kilometer südwestlich der Kernstadt, beherbergt unter anderem das Schloss Langenstein&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.halberstadt.de/de/ausflugsziele/schloss-und-schlosspark-langenstein-20024262.html |titel=Ausflugsziele Halberstadt |werk=halberstadt.de |sprache=de |abruf=2023-08-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Sporteinrichtungen und -veranstaltungen ====<br /> [[Datei:Friedensstadion Halberstadt.jpg|mini|Friedensstadion Halberstadt, Spielort des Regionalligisten [[VfB Germania Halberstadt]]]]<br /> <br /> * In Halberstadt gibt es das [[Friedensstadion]], das als Heimspielstätte des [[Fußball-Regionalliga Nordost (2012)|Fußball-Regionalligisten]] [[VfB Germania Halberstadt]] genutzt wird, zu dem auch die Abteilungen Leichtathletik (viermaliger deutscher Vizemeister bei der deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Männer), [[Judo]], [[Turnen]] und [[Cheerleading]] gehören.<br /> * Freizeit- und Sportzentrum<br /> * Zuckerfabrik Sport Factory<br /> * Halberstadt ist Austragungsort des Harzer Radmarathons mit der 303 km langen Harzumrundung, der Harzquerfahrt über 155 km und weiteren Strecken. Dazu gibt es den Lauf über den [[Gläserner Mönch|Gläsernen Mönch]] und den Altstadtlauf zur Förderung des Erhalts und Wiederaufbaus der Reste der historischen Altstadt.<br /> <br /> ==== Inklusion ====<br /> 2021 bewarb sich die Stadt als [[Special Olympics World Summer Games 2023#Host Town Program|Host Town]] für die Gestaltung eines viertägigen Programms für eine internationale Delegation der [[Special Olympics World Summer Games 2023]] in Berlin. 2022 wurde sie als Gastgeberin für [[Special Olympics Madagaskar]] ausgewählt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://assets.berlin2023.org/55/e4/a0f44d7c4f55a31e659a85db2a11/230306-zuteilung-delegationen-webseite.pdf |titel=Host Towns |hrsg=Special Olympics |datum=2023-03 |format=PDF |sprache=de |abruf=2023-05-01}}&lt;/ref&gt; Damit wurde sie Teil des größten kommunalen Inklusionsprojekts in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 200 Host Towns.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.berlin2023.org/de/engagement/hosttown |titel=Host Town Program |werk=berlin2023.org |sprache=de |abruf=2023-05-01}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kulinarische Spezialitäten ===<br /> Die [[Halberstädter Würstchen]] sind als besondere Spezialität der Stadt bekannt. Das Halberstädter Würstchen war weltweit das erste Würstchen in der [[Konservendose|Dose]].<br /> <br /> === Regelmäßige Veranstaltungen ===<br /> * Wöchentliche öffentliche Stadtführung<br /> * [[Dom zu Halberstadt]]:<br /> ** Orgelführungen<br /> ** Mittagsgebet mit Geläut und Orgelmusik (jeder Freitag)<br /> ** Geläut und Orgelmusik (jeden Samstag)&lt;ref&gt;[https://fk.kirchenmusik-halberstadt.de/veranstaltungen/ Förderkreis Musik am Dom zu Halberstadt e.V.]&lt;/ref&gt;<br /> * Ton am Dom - Ein Fest der Kunst, Kultur und Kulinarik (Juli)<br /> * Halber[[stadtfest]] (Juli)<br /> * Halberstädter Orgeltag (September)<br /> <br /> == Wirtschaft und Infrastruktur ==<br /> === Wirtschaft ===<br /> Die Wirtschaft Halberstadts wird durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt. Die Stadtverwaltung hat drei Gewerbegebiete und ein Industriegebiet im Osten der Stadt ausgewiesen, in dem neue Gewerbebetriebe angesiedelt werden. Die [[Arbeitslosenstatistik|Arbeitslosenquote]] im [[Landkreis Harz]] liegt mit 4,7 Prozent (Stand: September 2019&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://statistik.arbeitsagentur.de/Auswahl/raeumlicher-Geltungsbereich/Politische-Gebietsstruktur/Kreise/Sachsen-Anhalt/15085-Harz.html |titel=Harz |werk=statistik.arbeitsagentur.de |hrsg=Agentur für Arbeit |sprache=de |abruf=2019-10-16}}&lt;/ref&gt;) etwas niedriger als im Durchschnitt des Landes Sachsen-Anhalt (6,7 % September 2019).<br /> <br /> Laut [[Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung|Bundesinstituts für Bau-, Stadt-, und Raumforschung]] (BBSR) verzeichnete Halberstadt Anfang 2023 ein überdurchschnittliches [[Wirtschaftswachstum]] und wird der höchsten Wachstumskategorie zugeordnet. Vor allem im Bereich Medizintechnik ist Halberstadt wirtschaftlich mit mehreren Firmen vertreten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.investieren-in-sachsen-anhalt.de/report-invest/halberstadt-erfolgsmodell-fuer-wirtschaftswachstum |titel=Halberstadt – Erfolgsmodell für Wirtschaftswachstum |werk=investieren-in-sachsen-anhalt.de |sprache=de |abruf=2023-04-02}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Überregional bekanntes Produkt sind die [[Halberstädter Würstchen]] der ''Halberstädter Würstchen- und Konservenvertriebs-GmbH''. Daneben gibt es eine Reihe kleinerer Unternehmen, unter anderem des Maschinenbaus, des Landmaschinenbaus, der Kunststoff- und Medizintechnik (Primed), ein Möbelwerk (HMW) und als ältestes Industrieunternehmen ein Gummiwerk (Teguma). <br /> <br /> Zu DDR-Zeiten war vor allem der Maschinenbau Halberstadt in den Hallen des ehemaligen Flugzeugwerkes und das [[Ausbesserungswerk|Reichsbahn-Ausbesserungswerk]] (RAW) von Bedeutung. Das Werk hatte maßgeblichen Anteil an Entwurf und Fertigung der [[UIC-Z-Wagen der DR|UIC-Z-]] und [[Halberstädter Mitteleinstiegswagen|Mitteleinstiegswagen der DR]], den „Halberstädtern“. Das Werk wird seit 2002 als ''VIS Verkehrs Industrie Systeme GmbH'' weiter betrieben und arbeitet am Neubau und der Ausbesserung von Schienenfahrzeugen. So wurden z.&amp;nbsp;B. die Innenausbauten der Züge des Harz-Elbe-Express (HEX) und der Service für die [[Abellio Rail Mitteldeutschland|Abellio]] Dieseltriebwagen von VIS vorgenommen.<br /> <br /> Am Stadtrand befindet sich das weithin sichtbare [[Getreidesilo Halberstadt]].<br /> <br /> Das Unternehmen [[Daimler Truck]] plant in Halberstadt bis zum Jahr 2026 einen neuen internationalen Logistikstandort mit bis zu 600 Arbeitsplätzen zu errichten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/harz/daimler-truck-halberstadt-ansiedlung-100.html |titel=Daimler Truck in Halberstadt: Baustart noch in diesem Jahr |werk=mdr.de |sprache=de |abruf=2023-02-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Gericht ===<br /> Seit 1849 bestand das [[Kreisgericht Halberstadt (Preußen)|Kreisgericht Halberstadt]]. 1879 wurde dies aufgehoben und stattdessen das [[Amtsgericht Halberstadt]], das zum [[Landgericht Magdeburg|Landgerichtsbezirk Magdeburg]] und zum [[Oberlandesgericht Naumburg|Oberlandesgerichtsbezirk Naumburg]] gehört, geschaffen. Zwischen 1952 und 1992 bestand in der DDR stattdessen wieder ein [[Kreisgericht Halberstadt (DDR)|Kreisgericht Halberstadt]].<br /> <br /> === Verwaltung ===<br /> In Halberstadt gibt es die folgenden Behörden und Einrichtungen mit über die Grenzen der Stadt hinausgehender Bedeutung:<br /> * Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte<br /> * Außenstelle des [[Bundesamt für Migration und Flüchtlinge|Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge]] (ehemals Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge)<br /> * Zentrale Aufnahmestelle (ZASt) für Asylsuchende (als Erstaufnahme-Einrichtung in Sachsen-Anhalt)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.magdeburg.de/Start/B%C3%BCrger-Stadt/Leben-in-Magdeburg/Integration-Migration/Daten-Fakten/Fl%C3%BCchtlinge-/Aufnahme-Unterbringung/ |titel=Aufnahme + Unterbringung |werk=.magdeburg.de |sprache=de |abruf=2021-04-26}}&lt;/ref&gt;<br /> * kirchliches Verwaltungsamt Halberstadt<br /> * Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt Regionalbereich West<br /> * Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft<br /> * Landkreis Harz<br /> * Polizeirevier Harz<br /> * Staatsanwaltschaft Magdeburg, Zweigstelle Halberstadt<br /> * Staatliches Gewerbeaufsichtsamt<br /> <br /> === Verkehr ===<br /> ==== Straße ====<br /> Die Stadt liegt an den Bundesstraßen [[Bundesstraße 79|B&amp;nbsp;79]], [[Bundesstraße 81|B&amp;nbsp;81]] und [[Bundesstraße 245|B&amp;nbsp;245]] sowie in räumlicher Nähe zur [[Bundesautobahn 36]] ([[Braunschweig]]–[[Bernburg (Saale)]]).<br /> <br /> Laut Bundesverkehrswegeplan 2030 ist für Halberstadt eine nördliche Ortsumfahrung für die B79 und B81 vorgesehen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bvwp-projekte.de/strasse/B81-G30-ST/B81-G30-ST.html |titel=Dossier |werk=bvwp-projekte.de |sprache=de |abruf=2023-02-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Eisenbahn ====<br /> {{Hauptartikel|Halberstadt Hauptbahnhof}}<br /> [[Datei:Bahnhof Halberstadt Gebäude.jpg|mini|hochkant=2|Bahnhofsgebäude]]<br /> Bahntechnisch ist Halberstadt größter Verkehrsknotenpunkt im Nordharz mit stündlichen Direktverbindungen in Richtung [[Bahnstrecke Magdeburg–Thale|Magdeburg]], [[Bahnstrecke Halle–Vienenburg|Halle (Saale)]], [[Bahnstrecke Halle–Vienenburg|Goslar über Wernigerode]], [[Bahnstrecke Halberstadt–Blankenburg|Blankenburg (Harz)]] und [[Bahnstrecke Magdeburg–Thale|Thale über Quedlinburg]], die im Personenverkehr von [[Regionalverkehre Start Deutschland]] gefahren werden. Am Wochenende kommen mit dem [[Harz-Berlin-Express]] Direktverbindungen nach Berlin hinzu. Der Halberstadt Hauptbahnhof wurde, nach Kauf und Sanierung durch die Stadt, 2011 zum „[[Bahnhof des Jahres]]“ gekürt. Weiterhin gibt es im Stadtgebiet mit dem Bahnhöfen Halberstadt-Spiegelsberge, Halberstadt-Oststraße und Langenstein drei weitere Stationen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.bahnhof.de/halberstadt-spiegelsberge |titel=Bahnhof Halberstadt-Spiegelsberge |werk=bahnhof.de |sprache=de |abruf=2023-11-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Busverkehr ====<br /> [[Datei:5 070430.jpg|mini|Niederflurstraßenbahn des Typs „[[Leoliner]]“]]<br /> Der [[Öffentlicher Personennahverkehr|öffentliche Personennahverkehr]] wird unter anderem durch den [[Landesbedeutsame Buslinie|PlusBus]] des [[Landesnetz Sachsen-Anhalt|Landesnetzes Sachsen-Anhalt]] erbracht. Folgende Verbindung führt ab Halberstadt:<br /> * Linie 210: Halberstadt ↔ [[Schachdorf Ströbeck|Ströbeck]] ↔ [[Dardesheim]] ↔ [[Osterwieck]] ↔ [[Vienenburg]]<br /> <br /> Den Busverkehr im Landkreis Harz betreiben die [[Harzer Verkehrsbetriebe]]. Südöstlich des Bahnhofs befindet sich der [[Busbahnhof]], von dem im laufenden Fahrplan 9 Linien verkehren.<br /> <br /> ==== Straßenbahn ====<br /> In Halberstadt verkehren seit 1903 [[Straßenbahn Halberstadt|elektrische Straßenbahnen]], deren Zukunft nach den erfolgten Sanierungsarbeiten in der Friedrich-Ebert-Straße und der Beschaffung fünf fabrikneuer [[Niederflurtechnik|Niederflurstraßenbahnen]] des Typs „[[Leoliner]]“ (NGTW6-H) zwischen Oktober 2006 und Februar 2007 gesichert ist.<br /> <br /> Den Stadtverkehr betreibt die [[Halberstädter Verkehrs-GmbH]], bestehend aus zwei Straßenbahnlinien und sechs Buslinien, davon eine sogenannte Nachtbuslinie. Zentraler Umsteigepunkt ist neben dem Hauptbahnhof die Haltestelle ''Holzmarkt'', die sich direkt im Stadtzentrum befindet und an der sich die Linien treffen.<br /> <br /> === Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung ===<br /> Das Trinkwasser für Halberstadt wird durch die Halberstadtwerke an die Endverbraucher abgegeben. Es handelt sich um ein Mischwasser aus zwei unterschiedlichen Quellen: Ein Teil wird über vier 40 Meter tiefe Brunnen aus Grundwasser gewonnen und im Kluswasserwerk {{Coordinate|NS=51.8681|EW=11.0635|type=building|region=DE-ST|text=ICON2|name=Kluswasserwerk}} aufbereitet. Dieses wird von der [[Trinkwasserversorgung Magdeburg GmbH]] betrieben.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.wasser-twm.de/?wpfb_dl=23 |titel=Trinkwasser aus den Kluswasserwerken in Halberstadt |hrsg=Trinkwasserversorgung Magdeburg GmbH |format=PDF; 1,8&amp;nbsp;MB |sprache=de |abruf=2021-10-12}}&lt;/ref&gt; Der andere Teil stammt aus der [[Rappbode-Talsperre]] im [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]] und wird im Wasserwerk Wienrode {{Coordinate|NS=51.7504|EW=10.9482|type=building|region=DE-ST|text=ICON2|name=Wasserwerk Wienrode}} aufbereitet, welches der [[Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz]] gehört. Die Halberstadtwerke verteilen über ein 288 Kilometer langes Leitungsnetz jährlich 1,6&amp;nbsp;Mio.&amp;nbsp;m³ Trinkwasser.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.halberstadtwerke.de/privatkunden/wasser/trinkwasser.html |titel=Trinkwasser |hrsg=Halberstadtwerke |sprache=de |abruf=2021-10-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die [[Wasserhärte|Gesamthärte]] liegt mit 12,0&amp;nbsp;°dH im Härtebereich „mittel“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.halberstadtwerke.de/_Resources/Persistent/b0be65e628ee52702bed3fb79599ae6ff9089aab/MW-Halberstadt-Wienrode-HBS_2020.pdf |titel=Trinkwasseranalyse 2020 |hrsg=Halberstadtwerke |format=PDF; 180&amp;nbsp;kB |sprache=de |abruf=2021-10-12}}&lt;/ref&gt; Der Brutto-Verbrauchspreis beträgt 2,11&amp;nbsp;€/m³.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.halberstadtwerke.de/_Resources/Persistent/8c3c49ccb0c0cfd11a0da47185fb4c1cb333b5f7/Preisblatt%20Trinkwasser%202021.docx.pdf |titel=Preisblatt der Halberstadtwerke GmbH |hrsg=Halberstadtwerke |format=PDF; 120&amp;nbsp;kB |sprache=de |abruf=2021-10-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Abwasserentsorgung übernimmt die Abwassergesellschaft Halberstadt. Mit dem Bau des 300 Kilometer langen Kanalnetzes wurde Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Gut drei Viertel des Stadtgebietes werden im [[Trennsystem]] entwässert (separate Kanäle für Schmutzwasser und Regenwasser). Das Wasser wird in der zentralen Kläranlage „Am Bullerberg“ {{Coordinate|NS=51.9041|EW=11.0637|type=building|region=DE-ST|text=ICON2|name=Klärwerk Halberstadt}} gereinigt. Sie wurde 1906 in Betrieb genommen und zuletzt im Jahr 2000 ausgebaut. Die Anlage hat eine Kapazität von 60.000 [[Einwohnerwert]]en. Das gereinigte Abwasser (2,5&amp;nbsp;Mio.&amp;nbsp;m³ pro Jahr) wird in die Holtemme eingeleitet.<br /> <br /> Das, bei der Faulung des anfallenden [[Klärschlamm]]s entstehende, [[Biogas|Klärgas]] wird zur Stromerzeugung verwendet. So kann die Anlage inzwischen knapp die Hälfte ihres Energiebedarfs selbst decken.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://awh.halberstadt.de/technik/ |titel=Technik |hrsg=Abwassergesellschaft Halberstadt GmbH |sprache=de |abruf=2021-10-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Forschungs- und Bildungseinrichtungen ===<br /> [[Datei:Halberstadt fbvw.jpg|mini|Gebäude des Fachbereichs Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz]]<br /> * [[Hochschule Harz]] – Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH): Fachbereich Verwaltungswissenschaften<br /> * Kirchenmusikalisches Seminar Halberstadt der Kirchenprovinz Sachsen<br /> * Kaufmännische Privatschule Oskar Kämmer<br /> * Bildungszentrum des Einzelhandels<br /> * Bildungszentrum für Straßenverkehr<br /> * Planetarium des Gymnasiums [[Martineum (Halberstadt)|Martineum]]<br /> <br /> '''Grundschulen'''<br /> * Diesterweg<br /> * Freiherr von Spiegel<br /> * Johann Wolfgang von Goethe<br /> * Miriam Lundner<br /> * Anne Frank<br /> * Evangelische Grundschule „St. Laurentius“<br /> <br /> '''Sekundarschulen'''<br /> * Anne Frank<br /> * Am Gröpertor<br /> * Freiherr Spiegel<br /> * Walter Gemm<br /> <br /> '''Gymnasium'''<br /> * [[Gymnasium Halberstadt]]&lt;ref&gt;[https://gymnasium-halberstadt.de/ gymnasium-halberstadt.de]&lt;/ref&gt; am 1. August 2023 entstanden aus Fusion von:<br /> ** [[Martineum (Halberstadt)|Martineum]]<br /> ** [[Käthe-Kollwitz-Gymnasium (Halberstadt)|Käthe Kollwitz]]<br /> <br /> '''Förderschulen'''<br /> * Albert Schweitzer-Schule, Förderschule mit dem [[Förderschwerpunkt Lernen]] <br /> * Carl-Kehr-Schule, [[Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte]]<br /> * [[Reinhard Lakomy|Reinhard-Lakomy]]-Schule, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung <br /> <br /> '''Sonstige Schulen'''<br /> * Kreisvolkshochschule<br /> * Kreismusikschule<br /> * Musikschule Schicker<br /> <br /> === Medien ===<br /> Als [[Tageszeitung]] erscheint die Halberstädter ''[[Volksstimme]]''. Seit 1990 wird zweimal wöchentlich der ''[[General-Anzeiger (Sachsen-Anhalt)|General-Anzeiger]]'' verteilt. Die ''Harzzeit'' ist ein monatliches [[Stadtmagazin|Magazin]] für den Harzkreis, die von der Ideen:Gut OHG in einer Auflage von 120.000 Exemplaren herausgegeben wird. Die gleiche Agentur publiziert monatlich das Hochglanz-Stadtmagazin ''Martini'' (22.000 Exemplare). In Halberstadt hat der Regionalfernsehsender [[Regionalfernsehen Harz|RFH]] seinen Sitz.<br /> <br /> == Religionen ==<br /> [[Datei:Halberstadt Kirche Katharina HF.JPG|mini|hochkant|St.-Katharina-u.-Barbara-Kirche]]<br /> [[Datei:Halberstadt Synagoge.jpg|mini|Die Überreste der Synagoge Halberstadt]]<br /> {{Siehe auch|Liste von Sakralbauten in Halberstadt}}<br /> <br /> Der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Halberstadt gehört zur [[Evangelische Kirche in Mitteldeutschland|Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland]]. Dazu gehören in Halberstadt der [[Dom zu Halberstadt|Dom St.&amp;nbsp;Stephanus]] sowie die Kirchen [[St. Johannis (Halberstadt)|St.&amp;nbsp;Johannis]], [[Liebfrauenkirche (Halberstadt)|Liebfrauen]], [[St. Martini (Halberstadt)|St.&amp;nbsp;Martini]] und St.&amp;nbsp;Moritz, ferner die Cecilienstift-Kapelle und das Kirchenmusikalische Seminar Halberstadt. Weitere evangelische Kirchen befinden sich in eingemeindeten Ortschaften.<br /> <br /> Das [[Römisch-katholische Kirche|katholische]] [[Dekanat]] Halberstadt gehört zum [[Bistum Magdeburg]]. Dazu gehört in Halberstadt die Pfarrei St.&amp;nbsp;Burchard mit der Pfarrkirche [[St. Katharinen (Halberstadt)|St.&amp;nbsp;Katharina u. Barbara]], der ehemaligen Klosterkirche [[Franziskanerkloster Halberstadt|St.&amp;nbsp;Andreas]], den katholischen Kirchen in [[Adersleben]] und [[Gröningen]] sowie ehemals [[Langenstein (Halberstadt)|Langenstein]] (Kirche jetzt evangelisch). An der Kirche St.&amp;nbsp;Andreas befand sich bis 2020 ein [[Kloster]] der [[Franziskaner (OFM)|Franziskaner]], an der Kirche St.&amp;nbsp;Katharina u. Barbara ein [[Konvent (Kloster)|Konvent]] der [[Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu]].<br /> <br /> Der neuapostolische Bezirk Halberstadt gehört zur [[Neuapostolische Kirche Mitteldeutschland|Neuapostolischen Kirche Mitteldeutschland]]. Zu ihm gehört in Halberstadt die gleichnamige Gemeinde mit ihrer Kirche an der Gleimstraße.<br /> <br /> Die Zionsgemeinde Halberstadt gehört zur [[Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche|Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche]]. Die Gemeinde trifft sich in der Kapelle im Campestift, ihre Zionskapelle fiel im April 1945 einem Bombenangriff zum Opfer und wurde nicht wieder aufgebaut.<br /> <br /> Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Halberstadt ([[Baptisten]]) gehört zum [[Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden]], die Pfingstgemeinde Halberstadt zum [[Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden]]. Auch die [[Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage]] ([[Mormonentum|Mormonen]]) ist mit einer Gemeinde in Halberstadt vertreten.<br /> <br /> Das im 17. oder 18. Jahrhundert gegründete [[Ursulinenkloster Halberstadt|Ursulinenkloster]] bestand bis 1810 und wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das ehemalige [[Kloster St. Burchardi (Halberstadt)|Kloster St. Burchardi]] wird heute für verschiedene kulturelle und wirtschaftliche Aktivitäten genutzt. Die mittelalterliche Siechenhofkapelle St.&amp;nbsp;Georg ist als Ruine erhalten und steht seit 1992 unter Denkmalschutz.<br /> <br /> Halberstadts Einwohner waren zeitweise im 18. Jahrhundert zu 8 % Juden. Der berühmte [[Hoffaktor]] [[Issachar Berend Lehmann]] lebte hier. Die [[Klaussynagoge (Halberstadt)|Synagoge]] wurde 1938 abgebrochen, die letzten Mitglieder der jüdischen Gemeinde Halberstadts wurden 1942 [[Deportation von Juden aus Deutschland|deportiert]]. An die jüdische Geschichte in Halberstadt erinnern die drei jüdischen Friedhöfe (siehe [[#Jüdische Friedhöfe|Abschnitt „Jüdische Friedhöfe“]]) sowie seit 1995 die Moses-Mendelssohn-Akademie mit ihren Einrichtungen.<br /> <br /> == Persönlichkeiten ==<br /> {{Hauptartikel|Liste von Persönlichkeiten der Stadt Halberstadt}}<br /> <br /> ==Sie auch ==<br /> * ''[[Zwei zu eins]]'' (auch ''2:1'', internationaler englischsprachiger Titel ''Two to One'') ist eine Filmkomödie von [[Natja Brunckhorst]]. <br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Klaus Militzer, Peter Przybilla<br /> |Titel=Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts.<br /> |Verlag=Vandenhoeck &amp; Ruprecht<br /> |Ort=Göttingen<br /> |Datum=1980<br /> |ISBN=3-525-35380-4}}<br /> * {{Literatur<br /> |Autor=Horst Scholke<br /> |Titel=Halberstadt<br /> |Reihe=[[Kunstgeschichtliche Städtebücher]]<br /> |Auflage=3.<br /> |Verlag=Seemann<br /> |Ort=Leipzig<br /> |Datum=1982<br /> |DNB=830394850}}<br /> * {{Literatur<br /> |Hrsg=[[Berent Schwineköper]]<br /> |Titel=[[Handbuch der historischen Stätten Deutschlands]]<br /> |Reihe=[[Kröners Taschenausgabe]]<br /> |BandReihe=314<br /> |Band=Band 11: ''Provinz Sachsen Anhalt''<br /> |Auflage=2., überarbeitete und ergänzte Auflage<br /> |Verlag=Kröner<br /> |Ort=Stuttgart<br /> |Datum=1987<br /> |ISBN=3-520-31402-9<br /> |Seiten=169–174}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|audio=1|video=1}}<br /> {{Wikivoyage}}<br /> {{Wikinews|Kategorie:Halberstadt}}<br /> * {{DNB-Portal|4022987-7}}<br /> * [https://www.halberstadt.de/ Offizielle Website von Halberstadt]<br /> * [https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/h-j/825-halberstadt-sachsen-anhalt Jüdische Gemeinde Halberstadt]<br /> &lt;!--* {{dmoz|World/Deutsch/Regional/Europa/Deutschland/Sachsen-Anhalt/Landkreise/Halberstadt/Städte_und_Gemeinden/Halberstadt|Halberstadt}}--&gt;<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Landkreis Harz}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=g|GND=4022987-7|LCCN=n83214347|VIAF=136084347}}<br /> <br /> [[Kategorie:Halberstadt| ]]<br /> [[Kategorie:Ort im Landkreis Harz]]<br /> [[Kategorie:Ehemaliger Residenzort in Sachsen-Anhalt]]<br /> [[Kategorie:Hansestadt]]<br /> [[Kategorie:Ehemalige kreisfreie Stadt in Sachsen-Anhalt]]<br /> [[Kategorie:Kreisstadt in Sachsen-Anhalt]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zwei_zu_eins&diff=258368032 Zwei zu eins 2025-07-28T15:01:56Z <p>Lotje: &lt;ref&gt;&lt;/ref&gt;</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild = <br /> | Deutscher Titel = <br /> | Originaltitel = Zwei zu eins<br /> | Produktionsland = Deutschland<br /> | Originalsprache = Deutsch<br /> | Erscheinungsjahr = 2024<br /> | Länge = 116<br /> | FSK = 6{{FSK|15006043|Prüfnummer=256024}}<br /> | JMK = <br /> | Regie = [[Natja Brunckhorst]]<br /> | Drehbuch = Natja Brunckhorst<br /> | Produzent = [[Susanne Mann]]<br /> | Musik = * [[Amaury Bernier]]<br /> * [[Hannah von Hübbenet]]<br /> | Kamera = [[Martin Langer (Kameramann)|Martin Langer]]<br /> | Schnitt = [[Ramin Sabeti]]<br /> | Besetzung = <br /> * [[Sandra Hüller]]: Maren<br /> * [[Max Riemelt]]: Robert<br /> * [[Ronald Zehrfeld]]: Volker<br /> * [[Peter Kurth (Schauspieler)|Peter Kurth]]: Markowski<br /> * [[Martin Brambach]]: Lunkewitz<br /> * [[Tom Keune]]: Genosse ABV<br /> * [[Ursula Werner]]: Käte<br /> * [[Uwe Preuss]]: Kulitzka<br /> * [[Kathrin Wehlisch]]: Janette<br /> * [[Olli Dittrich]]: Vertreter<br /> * [[Natja Brunckhorst]]: Grenzbeamtin<br /> }}<br /> <br /> '''Zwei zu eins''' (auch ''2:1'', internationaler englischsprachiger Titel ''Two to One'') ist eine [[Filmkomödie]] von [[Natja Brunckhorst]]. In dem auf realen Begebenheiten beruhenden Film spielen [[Sandra Hüller]], [[Max Riemelt]] und [[Ronald Zehrfeld]] Freunde, die kurz nach dem Mauerfall Millionen [[Mark (DDR)|DDR-Mark]] finden und versuchen, sie in [[Deutsche Mark|Westmark]] umzutauschen. ''Zwei zu eins'' hatte Ende Juni 2024 beim [[Filmfest München]] Premiere und kam Ende Juli 2024 in die deutschen Kinos.<br /> <br /> == Handlung ==<br /> Robert, Volker und Maren sind seit ihrer Kindheit beste Freunde und leben in [[Halberstadt]]. Als sie eines Tages im Juli 1990 zufällig entdecken, dass in einem alten Schacht in ihrer Nähe Millionen Banknoten des ehemaligen DDR-Gelds eingelagert wurden, beschließen sie, Teile des Gelds zu stehlen und nach und nach in D-Mark umzutauschen. Sie schmuggeln Rucksäcke voll Geld heraus und entwickeln gemeinsam mit ihren Freunden und Nachbarn ein ausgeklügeltes System für den Umtausch.&lt;ref name=&quot;filmstarts.de&quot;&gt;''[https://www.filmstarts.de/kritiken/315205.html Zwei zu eins.]'' In: filmstarts.de. Abgerufen am 7. Januar 2024.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Produktion ==<br /> === Regie, Drehbuch und Filmtitel ===<br /> {{Zitat<br /> |Text=Diese Zeit, das Jahr 1990, gab es nicht noch einmal in Deutschland. […]. Es war eine Zeit voller Umbruch und Möglichkeiten, wo alles durcheinandergekommen ist. Das ist natürlich erzählerisch gesehen für einen Filmemacher eine tolle Zeit.<br /> |Autor=Regisseurin Natja Brunckhorst über die Nachwendezeit<br /> |ref=&lt;ref name=&quot;choices.de&quot;&gt;''[https://www.choices.de/zwei-zu-eins-natja-brunckhorst-gespraech-zum-film „Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“.]'' In: choices.de, 28. Juni 2024.&lt;/ref&gt;}}<br /> &lt;!--{{Doppeltes Bild|rechts|Bundesarchiv Bild 183-1990-0423-035, Berlin, Tresorraum der Staatsbank.jpg|151|Bundesarchiv Bild 183-1990-0701-011, Währungsumstellung, Deutsche Mark, 100 DM.jpg|150|Der Filmtitel bezieht sich auf den Umtauschkurs der Ostmark in D-Mark am 1. Juli 1990}}--&gt;<br /> Regie führte [[Natja Brunckhorst]], die auch das auf realen Begebenheiten beruhende Drehbuch schrieb.&lt;ref name=&quot;filmstiftung.de&quot;&gt;''[https://www.filmstiftung.de/news/drehschluss-von-zwei-zu-eins/ Drehschluss für NRW-Block von „Zwei zu eins“.]'' In: filmstiftung.de, 22. August 2023.&lt;/ref&gt; Es handelt sich nach der Tragikomödie ''[[Alles in bester Ordnung]]'' um ihren zweiten Langfilm als Regisseurin.&lt;ref name=&quot;Blickpunkt:Film&quot;&gt;''[https://www.blickpunktfilm.de/produktion/drehstart-sandra-hueller-max-riemelt-und-ronald-zehrfeld-tauschen-ostmark-zwei-zu-eins-49d6d258bf944b950a49ea65ce838f34 Sandra Hüller, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld tauschen Ostmark „Zwei zu eins“.]'' In: Blickpunkt:Film, 20. Juli 2023.&lt;/ref&gt; Als Schauspielerin ist Brunckhorst insbesondere für die Titelrolle in dem Film ''[[Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo]]'' von [[Uli Edel]] bekannt.<br /> <br /> Für ''Zwei zu eins'' ließ sich Brunckhorst von der Geschichte um den „Schatz von Halberstadt“ inspirieren.&lt;ref name=&quot;Blickpunkt:FilmSprenger&quot;&gt;Damian Sprenger: ''[https://www.blickpunktfilm.de/kino/mit-sandra-hueller-ostalgie-in-muenchen-zwei-zu-eins-eroeffnet-als-weltpremiere-das-filmfest-fbc10289f9f4486da2022845198e471d Ostalgie in München - „Zwei zu eins“ eröffnet als Weltpremiere das Filmfest.]'' In: Blickpunkt:Film, 13. Mai 2024.&lt;/ref&gt; Nach der [[Währungsreformen in Deutschland#Einführung der D-Mark in der DDR 1990|Währungsumstellung von Ost-Mark auf „Westgeld“]] lagerte die DDR-Staatsbank Millionen wertlos gewordene DDR-Geldscheine in Halberstadt in einem nicht mehr benutzten Stollen ein. Der Schatz wurde eingemauert und eingeschlämmt, jedoch verschafften sich Diebe später illegal Zutritt zu dem Stollen und den Geldscheinen.&lt;ref&gt;Jackie Richard: ''[https://www.bild.de/regional/sachsen-anhalt/sachsen-anhalt-news/neuer-film-nach-dem-oscar-macht-sandra-hueller-richtig-kohle-87662136.bild.html Oscar-Star Sandra Hüller macht jetzt richtig Kohle.]'' In: bild.de, 26. März 2024.&lt;/ref&gt; Der Filmtitel bezieht sich auf den Umtauschkurs der Ostmark in D-Mark am 1. Juli 1990.&lt;ref name=&quot;Blickpunkt:Film&quot; /&gt;<br /> <br /> === Besetzung, Filmförderung und Dreharbeiten ===<br /> {{Doppeltes Bild|rechts|MJK34513 Max Riemelt (Berlin Syndrome, Berlinale 2017) (cropped).jpg|160|MKr23190 Ronald Zehrfeld (Ingeborg Bachmann, Berlinale 2023).jpg|139|[[Max Riemelt]] und [[Ronald Zehrfeld]], die bereits für die Krimiserie ''[[Im Angesicht des Verbrechens]]'' gemeinsam vor der Kamera standen, spielen Robert und Volker.}}<br /> [[Sandra Hüller]] spielt Maren und [[Max Riemelt]] und [[Ronald Zehrfeld]] ihre besten Freunde Robert und Volker.&lt;ref name=&quot;Blickpunkt:Film&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;filmstarts.de&quot; /&gt; Alle drei Schauspieler wurden in der DDR geboren. Riemelt und Zehrfeld waren mehrere Jahre in der Krimiserie ''[[Im Angesicht des Verbrechens]]'' in der Rolle von zwei Berliner Polizisten zu sehen. Gemeinsam standen alle drei Hauptdarsteller zuletzt in [[Annika Pinske]]s Filmdrama ''[[Alle reden übers Wetter]]'' vor der Kamera. [[Peter Kurth (Schauspieler)|Peter Kurth]] spielt Roberts „Marke“ genannten Onkel und [[Ursula Werner]] Käte, die gute Seele des Wohnblocks.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.filmstarts.de/kritiken/315205/kritik.html |titel=Zwei zu Eins |werk=filmstarts.de |abruf=2024-11-14}}&lt;/ref&gt; [[Martin Brambach]] spielt Lunkewitz.&lt;ref name=&quot;filmstiftung.de&quot; /&gt;<br /> <br /> Der Film erhielt vom [[Deutscher Filmförderfonds|Deutschen Filmförderfonds]] eine Produktionsförderung in Höhe von 1.025.000 Euro, von der [[Mitteldeutsche Medienförderung|Mitteldeutschen Medienförderung]] in Höhe von 650.000 Euro, von der Filmförderungsanstalt in Höhe von 475.000 Euro, von der BKM in Höhe von 500.000 Euro, von der Film- und Medienstiftung NRW in Höhe von 400.000 Euro, von der [[MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein]] in Höhe von 300.000 Euro, vom Medienboard Berlin-Brandenburg in Höhe von 200.000 Euro und von der MV Filmförderung GmbH in Höhe von 135.000 Euro.&lt;ref name=&quot;filmstiftung.de&quot; /&gt;&lt;ref&gt;''[https://www.mv-filmfoerderung.de/allgemein/mv-filmfoerderung-vergibt-knapp-736-000-an-neue-filme-und-stoffe-aus-mv/ MV Filmförderung vergibt knapp 736.000 Euro an neue Filme und Stoffe aus MV.]'' In: mv-filmfoerderung.de, 31. März 2023.&lt;/ref&gt; MOIN gewährte zudem eine Verleihförderung in Höhe von 45.000 Euro, die Filmförderungsanstalt in Höhe von 200.000 Euro.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://moin-filmfoerderung.de/foerderung/entscheidungen/high-end/2024/05/29 |titel=Förderentscheidung |abruf=2024-07-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20240716084714/https://www.ffa.de/foerderentscheidungen-uebersicht.html?file=files/ffa/foerderentscheidungen%20(bearbeitet%20HS)/verleihfoerderung/Verleihfoerderung_2024-05.pdf |titel=Verleihförderung 2024 |datum=2024-07-16 |format=PDF |abruf=2024-07-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Dreharbeiten fanden ab Mitte Juli 2023 in Gera statt&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.kinokalender.com/news1660_zwei-zu-eins-der-bargeldbestand-der-ddr.html |titel=Zwei zu eins – der Bargeldbestand der DDR – Kinokalender Dresden |abruf=2024-07-26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Blickpunkt:Film&quot; /&gt; und wurden nach 31 Drehtagen im August 2023 in Köln beendet.&lt;ref name=&quot;filmstiftung.de&quot; /&gt; Zu den Drehorten in Gera zählen das Gebäude der ehemaligen [[Bezirk Gera|SED-Bezirksleitung]] am Hauptbahnhof.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/gera/zwei-zu-eins-film-hueller-sandra-100.html |titel=„Zwei zu Eins“: Wie der neue Film mit Sandra Hüller und weiteren Stars in Gera gedreht wurde |werk=MDR.DE |sprache=de |abruf=2024-07-26}}&lt;/ref&gt; Weitere Aufnahmen entstanden im [[Komplexlager 22]] in [[Rothenstein]]. Dieses wurde 1990 abgeschlossen und ist ein Schwesterlager des [[Komplexlager 12|Komplexlagers 12]] in Halberstadt, wo sich die Geldeinlagerung befand.&lt;ref name=&quot;choices.de&quot; /&gt; Als Kameramann fungierte [[Martin Langer (Kameramann)|Martin Langer]].<br /> <br /> === Filmmusik, Marketing und Veröffentlichung ===<br /> Die Filmmusik komponierten der französische Musiker und Songwriter [[Amaury Bernier]] und die deutsche Musikerin [[Hannah von Hübbenet]]. Das Soundtrack-Album mit insgesamt 17 Musikstücken wurde zum Kinostart in Deutschland als Download veröffentlicht.&lt;ref&gt;''[https://filmmusicreporter.com/2024/07/25/two-to-one-zwei-zu-eins-soundtrack-released/ ‘Two to One’ (‘Zwei zu Eins’) Soundtrack Released.]'' In: filmmusicreporter.com, 25. Juli 2024.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der erste Trailer wurde Ende April 2024 vorgestellt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=https://www.moviebreak.de/stories/26194/es-geht-um-millionen-im-ersten-trailer-zu-zwei-zu-eins-wird-jede-menge-ddr-geld-gegen-waren-getauscht |text=''Es geht um Millionen: Im ersten Trailer zu „Zwei zu Eins“ wird jede Menge DDR Geld gegen Waren getauscht'' |wayback=20240506174931}}. In: moviebreak.de, 30. April 2024.&lt;/ref&gt; Die Premiere des Films erfolgte am 28. Juni 2024 beim [[Filmfest München]], wo er als Eröffnungsfilm gezeigt wurde.&lt;ref name=&quot;Blickpunkt:FilmSprenger&quot; /&gt; Am 25. Juli 2024 kam ''Zwei zu eins'' in die deutschen Kinos. Ende August, Anfang September 2024 wird der Film beim [[Festival des deutschen Films]] vorgestellt.&lt;ref name=&quot;festival-des-deutschen-films.de&quot;&gt;''[https://www.festival-des-deutschen-films.de/filme/zwei-zu-eins Zwei zu Eins.]'' In: festival-des-deutschen-films.de. Abgerufen am 17. Juli 2024.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> Kathrin Horster fasst „Zwei zu Eins“ in der [[Südthüringer Zeitung]] mit dem Fazit ''Naja'' zusammen. Ihre Film-Rezension ist überschrieben mit der Schlagzeile ''Etwas zu viel Ost-West-Klischee''.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Kathrin Horster |url=https://www.insuedthueringen.de/inhalt.neuer-sandra-hueller-film-etwas-zu-viel-ost-west-klischee.3374942c-aa73-4090-b9f9-63406797eb46.html |titel=Neuer Sandra-Hüller-Film: Etwas zu viel Ost-West-Klischee |werk=insuedthueringen.de |datum=2024-07-25 |abruf=2025-01-27}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Hannah Pilarczyk lobt in einer Besprechung des [[Der Spiegel|Spiegel]] den Film als ''politisches und polyamoröses Experiment'', schränkt allerdings ein:<br /> ''Zwischen modernem Polyamorie-Experiment und kontrafaktischer Wendeutopie, Gaunerkomödie und Agitprop franst »Zwei zu Eins« über seine knapp zwei Stunden Laufzeit mächtig aus.''&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Hannah Pilarczyk |url=https://www.spiegel.de/kultur/kino/sandra-hueller-in-der-wendekomoedie-zwei-zu-eins-neustart-zu-dritt-a-1ed083f3-3fae-417e-8792-ab15393bcb7a |titel=Kinokomödie »Zwei zu Eins« mit Sandra Hüller: Neustart zu dritt |werk=spiegel.de |datum=2024-07-24 |abruf=2025-01-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Dieter Oßwald]] beschreibt den Film auf [[Programmkino.de]] als ''amüsante, deutsch-deutsche Heist-Komödie der ziemlich lässigen Art zu der sich eine Dreier-Lovestory gesellt. So lakonisch komisch landet die Hüller gelassen den nächsten Coup… Autorin und Regisseurin Natja Brunckhorst hat diesen Story-Schatz entdeckt. Und macht daraus glitzerndes Kino-Gold.''&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Dieter Oßwald |url=https://www.programmkino.de/filmkritiken/zwei-zu-eins/ |titel=Kinokomödie »Zwei zu Eins« mit Sandra Hüller: Neustart zu dritt |werk=programmkino.de |datum=2024-07-25 |abruf=2025-01-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Petra Kuiper nennt den Film in der [[Westdeutsche Allgemeine Zeitung|Westdeutschen Allgemeinen Zeitung]] ein ''ostalgisches Befindlichkeits-Drama, das bei aller Heiterkeit einen melancholischen Grundton anschlägt und sich teils behäbig über zwei Stunden zieht.''&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Petra Kuiper <br /> |url=https://www.waz.de/kultur/article406846480/zwei-zu-eins-im-kino-behaebige-ostalgie-mit-sandra-hueller.html |titel=„Zwei zu eins“ im Kino: Behäbige Ostalgie mit Sandra Hüller |werk=WAZ.de |datum=2024-07-22 |abruf=2025-01-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ann Mayer lobt in ihrer Filmrezension für den [[Schweizer Radio und Fernsehen|SRF]] vor allem die Schauspielleistung von Hauptdarstellerin Sandra Hüller, bemängelt allerdings: ''Nach dem verheissungsvollen Start plätschert die Geschichte ab der zweiten Hälfte oft vor sich hin. Viele der Folgen, die der Raub mit sich bringt, hätte man verdichtet erzählen können.''&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Ann Mayer |url=https://www.srf.ch/kultur/film-serien/neu-im-kino-zwei-zu-eins-sandra-hueller-performt-aber-der-plot-plaetschert<br /> |titel=«Zwei zu Eins»: Sandra Hüller performt, aber der Plot plätschert |werk=srf.ch |datum=2024-07-25 |abruf=2025-01-26}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In deutschen Kinos wurden bis Mitte November 2024 etwa 485.000 Besucher gezählt.&lt;ref&gt;[https://www.insidekino.de/DJahr/D2024.htm insidekino.de], abgerufen am 14. Oktober 2024&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> ''Zwei zu eins'' wurde von den Produzenten des Films für die Auswahl des [[Liste der deutschen Vorschläge für die Oscar-Nominierung in der Kategorie bester internationaler Film|deutschen Beitrags]] für die [[Oscarverleihung 2025]] eingereicht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.blickpunktfilm.de/kino/oscars-13-deutsche-filme-fuer-die-oscars-2025-eingereicht-73bf0b3b3ed47a55349d07cffe4eb6e5 |titel=13 deutsche Filme für die Oscars 2025 eingereicht |werk=blickpunktfilm.de |datum=2024-08-13 |abruf=2024-11-14}}&lt;/ref&gt; Im Folgenden eine Auswahl von Nominierungen.<br /> <br /> '''[[Festival des deutschen Films]] 2024'''<br /> * Nominierung für den Filmkunstpreis<br /> * Nominierung für den Rheingold Publikumspreis&lt;ref name=&quot;festival-des-deutschen-films.de&quot; /&gt;<br /> <br /> '''[[Filmfest München]] 2024'''<br /> * Nominierung für den [[Förderpreis Neues Deutsches Kino]] – Regie [[Natja Brunckhorst]]<br /> * Nominierung für den Förderpreis Neues Deutsches Kino – Schauspiel (Anselm Haderer)<br /> * Nominierung für den Förderpreis Neues Deutsches Kino – Schauspiel (Lotte Shirin Keiling)&lt;ref&gt;Damian Sprenger: ''[https://www.blickpunktfilm.de/kino/eroeffnungsfilm-im-wettbewerb-die-nominierungen-fuer-den-foerderpreis-neues-deutsches-kino-stehen-7bb5475998e480f2b2933de57372cc02 Die Nominierungen für den Förderpreis Neues Deutsches Kino stehen.]'' In: Blickpunkt:Film, 10. Juni 2024.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> '''Glasgow Film Festival 2025'''<br /> * Runner-up beim Publikumspreis&lt;ref&gt;{{Internetquelle|url=https://www.hollywoodreporter.com/movies/movie-news/glasgow-film-festival-2025-audience-award-spilt-milk-1236158936/|titel=German comedy 'Two to One,' starring Sandra Huller, was the runner-up as the fest, attended by the likes of James McAvoy, Toni Collette, Jessica Lange and Ed Harris, closed with 'Make It to Munich.'|autor=Georg Szalai|werk=hollywoodreporter.com|datum=2025-03-09|abruf=2025-07-28}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{IMDb|tt28833698}}<br /> * {{Crew united Titel|310611}}<br /> * ''[https://www.filmfest-muenchen.de/de/programm/filme/film/?id=7569&amp;f=118 Zwei zu eins]'' im Programm des [[Filmfest München]]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Filmtitel 2024]]<br /> [[Kategorie:Deutscher Film]]<br /> [[Kategorie:Filmkomödie]]<br /> [[Kategorie:Kriminalfilm]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Andreas_Stadler&diff=258294359 Andreas Stadler 2025-07-26T04:01:33Z <p>Lotje: +Datei</p> <hr /> <div>[[Datei:Andreas Stadler - (De g. à d. les haltérophiles de l')équipe d'Autriche, Stadler, Haas, Treffny, Schielberg - btv1b531712859 (cropped).jpg|thumb|Andreas Stadler in 1927]]<br /> '''Andreas Stadler''' (* [[31. Juli]] [[1896]] in [[Wien]]; † [[14. Februar]] [[1941]]) war ein [[österreich]]ischer [[Gewichtheben|Gewichtheber]]. Er gewann bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris die [[Silbermedaille]] im [[Gewichtsklasse|Federgewicht]] im Fünfkampf.<br /> <br /> == Werdegang ==<br /> Andreas Stadler begann in Wien als Jugendlicher mit dem Gewichtheben. Er gehörte zunächst dem Athleten-Klub &quot;Hannibal&quot; Wien an und wechselte dann zum &quot;Lohnfuhrwerker&quot;-Athleten-Klub Wien. Ab 1920 gehörte er zu den besten österreichischen Gewichthebern und bald auch zu den besten Gewichthebern der Welt in seiner Gewichtsklasse, dem [[Gewichtsklasse|Federgewicht]] Seine Spezialübung war das beidarmige Stoßen. In dieser Disziplin stellte er zwischen 1922 und 1926 im Federgewicht fünf Weltrekorde auf. Seine beste Leistung war dabei 120&amp;nbsp;kg, die er 1926 stieß.<br /> <br /> Seine internationalen Erfolge begannen 1922. In diesem Jahr siegte Andreas Stadler bei den Deutschen Kampfspielen in Berlin im Federgewicht im Fünfkampf, der aus einarmigem Reißen, einarmigem Stoßen, beidarmigem Reißen, beidarmigem Drücken und beidarmigem Stoßen bestand. Insgesamt erzielte er 397,5&amp;nbsp;kg, mit denen er [[Eugen Wiedmann]], Deutschland, 397,5&amp;nbsp;kg und [[Willi Reinfrank]], Deutschland, 395&amp;nbsp;kg, auf die Plätze 2 und 3 verwies.<br /> <br /> 1923 wurde Andreas Stadler in Wien Weltmeister im Vierkampf. Dieser Vierkampf bestand aus einarmigem Reißen, einarmigem Stoßen, beidarmigem Drücken und beidarmigem Stoßen. Seine Gesamtleistung betrug 330&amp;nbsp;kg, mit denen er sich vor seinen Landsleuten Willi Rosinek, 315&amp;nbsp;kg und [[Emil Kliment]], 307,5&amp;nbsp;kg, platzierte.<br /> <br /> 1924 vertrat Andreas Stadler die österreichischen Farben bei den Olympischen Spielen in Paris. In Paris wurde wieder ein Fünfkampf ausgetragen. Andreas Stadler erzielte dabei im Federgewicht 385&amp;nbsp;kg (65-75-75-65-105) und musste sich nur dem überragenden Italiener [[Pierino Gabetti]], der auf 402,5&amp;nbsp;kg (65-77,5-82,5-72,5-105) kam, geschlagen geben. Er gewann damit die Silbermedaille.<br /> <br /> 1925 sollten in Wien wieder Weltmeisterschaften im Gewichtheben stattfinden. Der internationale Gewichtheber-Verband und der österreichische Gewichtheber-Verband konnten sich aber nicht darauf einigen, welcher Wettbewerb stattfinden sollte. Während der internationale Gewichtheber-Verband auf den sog. olympischen Dreikampf bestand, wollte der österreichische Gewichtheber-Verband unbedingt einen Vierkampf (einarmig Reißen, einarmig Stoßen, beidarmig Drücken und beidarmig Stoßen) austragen. Da man sich nicht einigen konnte, fiel diese Weltmeisterschaft aus. Der nächste große internationale Wettstreit stand für Andreas Stadler daher erst wieder 1926 an, als er bei den Deutschen Kampfspielen in Köln startete. Dort fand ein Fünfkampf statt, in dem Andreas Stadler 412,5&amp;nbsp;kg erzielte und damit hinter [[Eugen Mühlberger]] aus Deutschland, 435&amp;nbsp;kg und vor seinem Wiener Landsmann [[Franz Andrysek]], 407,5&amp;nbsp;kg, den 2. Platz belegte.<br /> <br /> 1928 startete Andreas Stadler bei den Olympischen Spielen in Amsterdam. Er erzielte dort im Olympischen Dreikampf (beidarmig Drücken, beidarmig Reißen und beidarmig Stoßen) 267,5&amp;nbsp;kg (72,5-80-115). Mit dieser Leistung kam er auf den 6. Platz. Olympiasieger wurde Franz Andrysek, der Pierino Gabetti und [[Hans Wölpert]] aus Deutschland auf den Silber- bzw. Bronzerang verwies.<br /> <br /> Der letzte große Wettkampf, an dem Franz Stadler teilnahm, war die II. Arbeiter-Olympiade in Wien, die 1931 stattfand. Es wurde dort ein Dreikampf ausgetragen, der aus einarmigem Reißen, einarmigem Stoßen und beidarmigem Stoßen bestand. Er erzielte dabei im Federgewicht 262,5&amp;nbsp;kg (67,5-80-115) und belegte damit hinter Auer aus Österreich, 272,5&amp;nbsp;kg (70-87,5-115) den 2. Platz.<br /> <br /> Danach beendete er seine internationale Gewichtheber-Laufbahn. Stadler starb 1941 im Alter von 44 Jahren.<br /> <br /> == Internationale Erfolge ==<br /> <br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> | Jahr || Platz || Wettbewerb || Wettkampfart || Gewichtsklasse || Ergebnisse<br /> |-<br /> | 1922 || 1. || Deutsche Kampfspiele in Berlin || FK || Feder || mit 397,5&amp;nbsp;kg, vor Eugen Wiedmann, Deutschland, 397,5&amp;nbsp;kg und Willi Reinfrank, Deutschland, 395&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1923 || 1. || [[Weltmeisterschaften im Gewichtheben 1923|WM]] in Wien || VK || Feder || mit 330&amp;nbsp;kg (70-80-70-110), vor Willi Rosinek, Österreich, 315&amp;nbsp;kg (60-80-70-105) und Emil Kliment, Österreich, 307,5&amp;nbsp;kg (60-70-77,5-100)<br /> |-<br /> | 1924 || Silber || [[Olympische Sommerspiele 1924/Gewichtheben|OS]] in Paris || FK || Feder || mit 385&amp;nbsp;kg (65-75-75-65-105), hinter Pierino Gabetti, Italien, 402,5&amp;nbsp;kg (65-77,5-82,5-72,5-105) und vor Reinmann, Schweiz, 382,5&amp;nbsp;kg (57,5-70-75-80-100)<br /> |-<br /> | 1926 || 2. || Deutsche Kampfspiele in Köln || FK || Feder || mit 412,5&amp;nbsp;kg, hinter Eugen Mühlberger, Deutschland, 435&amp;nbsp;kg und vor Franz Andrysek, Österreich, 407,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1928 || 6. || [[Olympische Sommerspiele 1928/Gewichtheben|OS]] in Amsterdam || OD || Feder || mit 267,5&amp;nbsp;kg (72,5-80-115); Sieger: Franz Andrysek, 287,5&amp;nbsp;kg, vor Pierino Gabetti, 282,5&amp;nbsp;kg und [[Hans Wölpert]], Deutschland, 282,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1931 || 2. || II. Arbeiter-Olympiade in Wien || DK || Feder || mit 262,5&amp;nbsp;kg (67,5-80-115), hinter Auer, Österreich, 272,5&amp;nbsp;kg (70-87,5-115)<br /> |}<br /> <br /> ; Erläuterungen<br /> <br /> * OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft<br /> * OD = olympischer Dreikampf, DK = Dreikampf, VK = Vierkampf, FK = Fünfkampf<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Fachzeitschrift ''[[Athletik (Zeitschrift)|Athletik]]''<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{Olympedia|55219}}<br /> * [http://www.chidlovski.net/liftup/l_athleteResult.asp?a_id=252 Andreas Stadler in TOP Olympic Lifters of the 20th Century]<br /> * [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ios&amp;datum=19230804&amp;seite=12&amp;z Illustriertes österreichisches Sporttagblatt (digitalisierte Ausgabe) Andreas Stadler 1923]<br /> * [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ios&amp;datum=19250808&amp;seite=7&amp;zoom=33 Andreas Stadler stößt Weltrekord 1925]<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=1131662202|VIAF=670149489079193810003}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Stadler, Andreas}}<br /> [[Kategorie:Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 1924]]<br /> [[Kategorie:Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 1928]]<br /> [[Kategorie:Gewichtheber (Österreich)]]<br /> [[Kategorie:Weltmeister (Gewichtheben)]]<br /> [[Kategorie:Olympiateilnehmer (Österreich)]]<br /> [[Kategorie:Österreicher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1896]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1941]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> [[Kategorie:Teilnehmer an der Arbeiter-Sommerolympiade 1931]]<br /> [[Kategorie:Teilnehmer an der Arbeiterolympiade (Österreich)]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Stadler, Andreas<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Gewichtheber<br /> |GEBURTSDATUM=31. Juli 1896<br /> |GEBURTSORT=[[Wien]]<br /> |STERBEDATUM=14. Februar 1941<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Willi_Reinfrank&diff=258294218 Willi Reinfrank 2025-07-26T03:37:42Z <p>Lotje: +Datei</p> <hr /> <div>[[Datei:Willi Reinfrank - Wagram, 21-10-27, poids et haltères, match France - Allemagne, équipe allemande (de g. à d.) Schamper, Reinfrank, Zinner, Vogt, Strassberger - btv1b53190373n (cropped).jpg|thumb|Willi Reinfrank in 1927]]<br /> '''Willi Reinfrank''' (* [[30. Mai]] [[1903]] in [[Mannheim]]; † [[1. Januar]] [[1943]] bei [[Stalingrad]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] Gewichtheber.<br /> <br /> == Werdegang ==<br /> Willi Reinfrank wuchs in Mannheim auf und wandte sich als Jugendlicher der Schwerathletik zu. Er betrieb [[Rasenkraftsport]], [[Ringen]] und [[Gewichtheben]]. Mit 17 Jahren verlegte er sich ganz auf das Gewichtheben. 1922 konnte er sich erstmals bei deutschen Meisterschaften unter den Siegern platzieren. 1924, als die Deutschen noch von den Olympischen Spielen ausgeschlossen waren, wurde er in [[Neunkirchen (Saar)]] [[Europameister]] im Leichtgewicht. Mit der dabei erzielten Leistung wäre er in [[Paris]] auch [[Olympiasieger]] geworden. Von 1925 bis 1927 fanden keine internationalen Meisterschaften statt, so dass sich Willi Reinfrank erst wieder 1928 an einer solchen beteiligen konnte, zu einem Zeitpunkt, als er den Zenit seiner Leistungsfähigkeit schon überschritten hatte. 1931 beendete er seine Laufbahn als Gewichtheber.<br /> <br /> Willi Reinfrank war gelernter Mechaniker, der sich zum Auktionator hochgearbeitet hatte. Im Januar 1943 fiel er bei [[Stalingrad]].<br /> <br /> === Internationale Erfolge ===<br /> (OS = Olympische Spiele, EM = Europameisterschaft, Fe = Federgewicht, Le = Leichtgewicht, Mi = Mittelgewicht, OD = olympischer Dreikampf, bestehend aus beidarmigem Drücken, Reißen und Stoßen, FK = Fünfkampf, bestehend aus OD + einarmigem Reißen und einarmigem Stoßen)<br /> <br /> * 1924, ''1. Platz'', EM in [[Neunkirchen (Saar)]], Le, FK, mit 445&amp;nbsp;kg, vor N. Weber, [[Deutschland]], 402,5&amp;nbsp;kg und O. Erlenmeyer, Deutschland, 372,5&amp;nbsp;kg;<br /> * 1928, ''5. Platz'', OS in [[Amsterdam]], Le, OD, mit 295&amp;nbsp;kg, hinter [[Kurt Helbig (Gewichtheber)|Kurt Helbig]], Deutschland, 322,5&amp;nbsp;kg, [[Hans Haas (Gewichtheber)|Hans Haas]], [[Österreich]], 322,5&amp;nbsp;kg und A. Aeschmann, [[Schweiz]], 297,5&amp;nbsp;kg;<br /> * 1929, ''2. Platz'', EM in [[Wien]], Mi, OD, mit 322,5&amp;nbsp;kg, hinter [[Karl Hipfinger]], Österreich, 325&amp;nbsp;kg und vor Willi Hoffmann, Deutschland, 305&amp;nbsp;kg;<br /> * 1930, ''4. Platz'', EM in [[München]], Mi, OD, mit 305&amp;nbsp;kg, hinter Helbig, 337,5&amp;nbsp;kg, [[Carlo Galimberti]], [[Italien]], 322,5&amp;nbsp;kg und Hipfinger, 305&amp;nbsp;kg<br /> <br /> === Deutsche Meisterschaften ===<br /> * 1922, 3. Platz, Fe, FK, mit 395&amp;nbsp;kg, hinter [[Andreas Stadler]], [[Wien]], 397,5&amp;nbsp;kg und [[Eugen Wiedmann]], [[Stuttgart]], 395&amp;nbsp;kg;<br /> * 1923, 1. Platz, Le, FK, ömit 412,5&amp;nbsp;kg, vor Ruttmann, [[Nürnberg]], 410&amp;nbsp;kg und Willi Stephan, [[Magdeburg]], 392,5&amp;nbsp;kg;<br /> * 1924, 1. Platz, Le, FK, mit 462,5&amp;nbsp;kg, vor Stephan, 415&amp;nbsp;kg und P. Berger, [[Feuerbach (Stuttgart)|Feuerbach]], 410&amp;nbsp;kg;<br /> * 1925, 1. Platz, Le, FK, mit 465&amp;nbsp;kg, vor [[Kurt Helbig (Gewichtheber)|Kurt Helbig]], [[Plauen]], 452,5&amp;nbsp;kg und Stephan, 432,5&amp;nbsp;kg;<br /> * 1926, 1. Platz, Le, FK, mit 455&amp;nbsp;kg, vor [[Hans Haas (Gewichtheber)|Hans Haas]], Wien, 452,5&amp;nbsp;kg und Helbig, 445&amp;nbsp;kg;<br /> * 1927, 1. Platz, Le, OD, mit 305&amp;nbsp;kg, vor Helbig, 300&amp;nbsp;kg und Stephan, 285&amp;nbsp;kg;<br /> * 1929, 1. Platz, Mi, FK, mit 470&amp;nbsp;kg, vor Willi Hoffmann, Magdeburg, 457,5&amp;nbsp;kg und Dominikus Huttner, [[München]], 455&amp;nbsp;kg;<br /> * 1931, 3. Platz, Mi, OD, mit 317,5&amp;nbsp;kg, hinter [[Rudolf Ismayr]], [[München]], 340&amp;nbsp;kg und Hoffmann, 317,5&amp;nbsp;kg<br /> <br /> === Weltrekorde ===<br /> (alle im Leichtgewicht, bis 67,5&amp;nbsp;kg Körpergewicht, aufgestellt)<br /> <br /> im beidarmigen Reißen:<br /> <br /> * 100&amp;nbsp;kg, 1926 in Mannheim<br /> <br /> im beidarmigen Stoßen:<br /> <br /> * 123&amp;nbsp;kg, 1924 in [[Bruchsal]],<br /> * 123,5&amp;nbsp;kg, 1925 in [[Pirmasens]],<br /> * 125&amp;nbsp;kg, 1925 in Stuttgart,<br /> * 133&amp;nbsp;kg, 1927 in [[Waiblingen]]<br /> <br /> im olympischen Dreikampf:<br /> <br /> * 290&amp;nbsp;kg, 1924 in Neunkirchen,<br /> * 302,5&amp;nbsp;kg, 1924 in Mannheim,<br /> * 305&amp;nbsp;kg, 1926 in Nürnberg,<br /> * 312,5&amp;nbsp;kg, 1926 in Wien<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.chidlovski.net/liftup/l_athleteResult.asp?a_id=830 Willi Reinfrank in Top Lifters of the 20th Century]<br /> * {{Olympedia|55858}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|VIAF=2099155226701784490005|GNDfehlt=ja|GNDCheck=2023-04-22}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Reinfrank, Willi}}<br /> [[Kategorie:Gewichtheber (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Europameister (Gewichtheben)]]<br /> [[Kategorie:Olympiateilnehmer (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 1928]]<br /> [[Kategorie:Deutscher Meister (Gewichtheben)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1903]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1943]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Reinfrank, Willi<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Gewichtheber<br /> |GEBURTSDATUM=30. Mai 1903<br /> |GEBURTSORT=[[Mannheim]]<br /> |STERBEDATUM=1. Januar 1943<br /> |STERBEORT=bei [[Stalingrad]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Willi_Reinfrank&diff=258294214 Willi Reinfrank 2025-07-26T03:37:04Z <p>Lotje: +D</p> <hr /> <div>[[Datei:Willi Reinfrank - Wagram, 21-10-27, poids et haltères, match France - Allemagne, équipe allemande (de g. à d.) Schamper, Reinfrank, Zinner, Vogt, Strassberger - btv1b53190373n (cropped).jpg|thumb|Willi Reinfrank in 1927<br /> '''Willi Reinfrank''' (* [[30. Mai]] [[1903]] in [[Mannheim]]; † [[1. Januar]] [[1943]] bei [[Stalingrad]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] Gewichtheber.<br /> <br /> == Werdegang ==<br /> Willi Reinfrank wuchs in Mannheim auf und wandte sich als Jugendlicher der Schwerathletik zu. Er betrieb [[Rasenkraftsport]], [[Ringen]] und [[Gewichtheben]]. Mit 17 Jahren verlegte er sich ganz auf das Gewichtheben. 1922 konnte er sich erstmals bei deutschen Meisterschaften unter den Siegern platzieren. 1924, als die Deutschen noch von den Olympischen Spielen ausgeschlossen waren, wurde er in [[Neunkirchen (Saar)]] [[Europameister]] im Leichtgewicht. Mit der dabei erzielten Leistung wäre er in [[Paris]] auch [[Olympiasieger]] geworden. Von 1925 bis 1927 fanden keine internationalen Meisterschaften statt, so dass sich Willi Reinfrank erst wieder 1928 an einer solchen beteiligen konnte, zu einem Zeitpunkt, als er den Zenit seiner Leistungsfähigkeit schon überschritten hatte. 1931 beendete er seine Laufbahn als Gewichtheber.<br /> <br /> Willi Reinfrank war gelernter Mechaniker, der sich zum Auktionator hochgearbeitet hatte. Im Januar 1943 fiel er bei [[Stalingrad]].<br /> <br /> === Internationale Erfolge ===<br /> (OS = Olympische Spiele, EM = Europameisterschaft, Fe = Federgewicht, Le = Leichtgewicht, Mi = Mittelgewicht, OD = olympischer Dreikampf, bestehend aus beidarmigem Drücken, Reißen und Stoßen, FK = Fünfkampf, bestehend aus OD + einarmigem Reißen und einarmigem Stoßen)<br /> <br /> * 1924, ''1. Platz'', EM in [[Neunkirchen (Saar)]], Le, FK, mit 445&amp;nbsp;kg, vor N. Weber, [[Deutschland]], 402,5&amp;nbsp;kg und O. Erlenmeyer, Deutschland, 372,5&amp;nbsp;kg;<br /> * 1928, ''5. Platz'', OS in [[Amsterdam]], Le, OD, mit 295&amp;nbsp;kg, hinter [[Kurt Helbig (Gewichtheber)|Kurt Helbig]], Deutschland, 322,5&amp;nbsp;kg, [[Hans Haas (Gewichtheber)|Hans Haas]], [[Österreich]], 322,5&amp;nbsp;kg und A. Aeschmann, [[Schweiz]], 297,5&amp;nbsp;kg;<br /> * 1929, ''2. Platz'', EM in [[Wien]], Mi, OD, mit 322,5&amp;nbsp;kg, hinter [[Karl Hipfinger]], Österreich, 325&amp;nbsp;kg und vor Willi Hoffmann, Deutschland, 305&amp;nbsp;kg;<br /> * 1930, ''4. Platz'', EM in [[München]], Mi, OD, mit 305&amp;nbsp;kg, hinter Helbig, 337,5&amp;nbsp;kg, [[Carlo Galimberti]], [[Italien]], 322,5&amp;nbsp;kg und Hipfinger, 305&amp;nbsp;kg<br /> <br /> === Deutsche Meisterschaften ===<br /> * 1922, 3. Platz, Fe, FK, mit 395&amp;nbsp;kg, hinter [[Andreas Stadler]], [[Wien]], 397,5&amp;nbsp;kg und [[Eugen Wiedmann]], [[Stuttgart]], 395&amp;nbsp;kg;<br /> * 1923, 1. Platz, Le, FK, ömit 412,5&amp;nbsp;kg, vor Ruttmann, [[Nürnberg]], 410&amp;nbsp;kg und Willi Stephan, [[Magdeburg]], 392,5&amp;nbsp;kg;<br /> * 1924, 1. Platz, Le, FK, mit 462,5&amp;nbsp;kg, vor Stephan, 415&amp;nbsp;kg und P. Berger, [[Feuerbach (Stuttgart)|Feuerbach]], 410&amp;nbsp;kg;<br /> * 1925, 1. Platz, Le, FK, mit 465&amp;nbsp;kg, vor [[Kurt Helbig (Gewichtheber)|Kurt Helbig]], [[Plauen]], 452,5&amp;nbsp;kg und Stephan, 432,5&amp;nbsp;kg;<br /> * 1926, 1. Platz, Le, FK, mit 455&amp;nbsp;kg, vor [[Hans Haas (Gewichtheber)|Hans Haas]], Wien, 452,5&amp;nbsp;kg und Helbig, 445&amp;nbsp;kg;<br /> * 1927, 1. Platz, Le, OD, mit 305&amp;nbsp;kg, vor Helbig, 300&amp;nbsp;kg und Stephan, 285&amp;nbsp;kg;<br /> * 1929, 1. Platz, Mi, FK, mit 470&amp;nbsp;kg, vor Willi Hoffmann, Magdeburg, 457,5&amp;nbsp;kg und Dominikus Huttner, [[München]], 455&amp;nbsp;kg;<br /> * 1931, 3. Platz, Mi, OD, mit 317,5&amp;nbsp;kg, hinter [[Rudolf Ismayr]], [[München]], 340&amp;nbsp;kg und Hoffmann, 317,5&amp;nbsp;kg<br /> <br /> === Weltrekorde ===<br /> (alle im Leichtgewicht, bis 67,5&amp;nbsp;kg Körpergewicht, aufgestellt)<br /> <br /> im beidarmigen Reißen:<br /> <br /> * 100&amp;nbsp;kg, 1926 in Mannheim<br /> <br /> im beidarmigen Stoßen:<br /> <br /> * 123&amp;nbsp;kg, 1924 in [[Bruchsal]],<br /> * 123,5&amp;nbsp;kg, 1925 in [[Pirmasens]],<br /> * 125&amp;nbsp;kg, 1925 in Stuttgart,<br /> * 133&amp;nbsp;kg, 1927 in [[Waiblingen]]<br /> <br /> im olympischen Dreikampf:<br /> <br /> * 290&amp;nbsp;kg, 1924 in Neunkirchen,<br /> * 302,5&amp;nbsp;kg, 1924 in Mannheim,<br /> * 305&amp;nbsp;kg, 1926 in Nürnberg,<br /> * 312,5&amp;nbsp;kg, 1926 in Wien<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.chidlovski.net/liftup/l_athleteResult.asp?a_id=830 Willi Reinfrank in Top Lifters of the 20th Century]<br /> * {{Olympedia|55858}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|VIAF=2099155226701784490005|GNDfehlt=ja|GNDCheck=2023-04-22}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Reinfrank, Willi}}<br /> [[Kategorie:Gewichtheber (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Europameister (Gewichtheben)]]<br /> [[Kategorie:Olympiateilnehmer (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 1928]]<br /> [[Kategorie:Deutscher Meister (Gewichtheben)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1903]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1943]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Reinfrank, Willi<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Gewichtheber<br /> |GEBURTSDATUM=30. Mai 1903<br /> |GEBURTSORT=[[Mannheim]]<br /> |STERBEDATUM=1. Januar 1943<br /> |STERBEORT=bei [[Stalingrad]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Leopold_Treffny&diff=258294187 Leopold Treffny 2025-07-26T03:32:50Z <p>Lotje: +Datei</p> <hr /> <div>[[Datei:Leopold Treffny - (De g. à d. les haltérophiles) Roger François, Treffny - btv1b531712713 (cropped).jpg|thumb|Leopold Treffny in 1927]]<br /> '''Leopold Treffny''' (* [[10. Oktober]] [[1904]] in [[Wien]]; † unbekannt) war ein [[Österreich|österreichischer]] [[Gewichtheben|Gewichtheber]]. Er war Olympiateilnehmer 1924 in [[Paris]] im [[Gewichtsklasse|Leichtgewicht]].<br /> <br /> == Werdegang ==<br /> Leopold Treffny begann als Jugendlicher beim ''Meidlinger AK Wien'' mit dem Gewichtheben. Später wechselte er zum ''Währinger AK Herkules Wien''. Bereits mit 18 Jahren nahm er 1922 an der Österreichischen Meisterschaft teil, konnte sich im Leichtgewicht aber noch nicht im Vorderfeld platzieren. Ein Jahr später, 1923, wurde er dann schon österreichischer Meister im Leichtgewicht und qualifizierte sich für die Teilnahme an der [[Weltmeisterschaften im Gewichtheben 1923|Weltmeisterschaft]], die in Wien stattfand. In einem Vierkampf belegte er dort mit 342,5&amp;nbsp;kg den 5. Platz.<br /> <br /> 1924 qualifizierte sich Leopold Treffny auch für den Start bei den [[Olympische Sommerspiele 1924/Gewichtheben|Olympischen Spielen]] in [[Paris]]. In Paris wurde ein Fünfkampf ausgetragen. In diesem erzielte er 425&amp;nbsp;kg und kam mit dieser Leistung auf den 4. Platz. Im beidarmigen Stoßen scheiterte er dabei nach gelungenen 112,5&amp;nbsp;kg zweimal an 117,5&amp;nbsp;kg. Hätte er diese Last bezwungen, hätte er die Silbermedaille gewonnen. Im November 1924 wurde Leopold Treffny österreichischer Meister im [[Gewichtsklasse|Mittelgewicht]]. Diesen Titel gewann er auch 1925.<br /> <br /> In den Jahren 1925 bis 1927 fanden keine Welt- oder Europameisterschaften statt. Leopold Treffny siegte aber noch 1925 bei der Internationalen Tschechoslowakischen Meisterschaft in [[Prag]] und belegte 1926 bei den Deutschen Kampfspielen in [[Köln]] im Mittelgewicht den 2. Platz.<br /> <br /> 1928 versuchte sich Leopold Treffny noch einmal für die Teilnahme an den Olympischen Spielen zu qualifizieren. Mit einem 3. Platz im Leichtgewicht hinter [[Hans Haas (Gewichtheber)]] und Anton Hangel in der Ausscheidung scheiterte er aber knapp.<br /> <br /> In seiner Spezialdisziplin, dem beidarmigen Stoßen, erzielte Leopold Treffny auch zwei Weltrekorde: am 18. August 1925 mit 129&amp;nbsp;kg und am 30. Mai 1927 mit 132,5&amp;nbsp;kg.<br /> <br /> 1929 ist Leopold Treffny mit seiner Familie, er heiratete 1928 und wurde Vater von Zwillingen (Buben), nach [[Argentinien]] ausgewandert. Als Gewichtheber trat er danach nicht mehr in Erscheinung.<br /> <br /> == Internationale Erfolge ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> | Jahr || Platz || Wettbewerb || Wettkampfart || Gewichtsklasse || Ergebnisse<br /> |-<br /> | 1923 || 5. || [[Weltmeisterschaften im Gewichtheben 1923|WM]] in Wien || VK || Leicht || mit 342,5&amp;nbsp;kg, hinter [[Rudolf Edinger]], Österreich, 360&amp;nbsp;kg, Heinrich Baumann, Deutschland, 350&amp;nbsp;kg, [[Bohumil Durdis]], [[Tschechoslowakei]], 347,5&amp;nbsp;kg und [[Anton Zwerina]], Österreich, 342,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1924 || 4. || [[Olympische Sommerspiele 1924/Gewichtheben|OS]] in Paris || FK || Leicht || mit 425&amp;nbsp;kg (65-85-77,5-85-112,5), hinter [[Edmond Decottignies]], [[Frankreich]], 440&amp;nbsp;kg (70-92,5-77,5-85-115), Anton Zwerina, 427,5&amp;nbsp;kg (75-80-77,5-82,5-112,5) und Bohumil Durdis, 425&amp;nbsp;kg (70-82,5-72,5-90-110)<br /> |-<br /> | 1924 || 3. || Messe-Championat in Wien || VK || Mittel || mit 367,5&amp;nbsp;kg, hinter Rudolf Edinger, 375&amp;nbsp;kg und Rudolf Ax, Österreich, 372,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1925 || 1. || Intern. Meisterschaft der Tschechoslowakei in Prag || FK || Mittel || mit 472,5&amp;nbsp;kg (75-92,5-95-85-125), vor [[Franz Hirn]], Österreich, 445&amp;nbsp;kg und Rudolf Edinger, 437,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1926 || 2. || 2. Deutsche Kampfspiele in Köln || FK || Mittel || mit 462,5&amp;nbsp;kg (82,5-87,5-95-80-125), hinter [[Franz Zinner]], [[Würzburg]], 480&amp;nbsp;kg (80-90-100-85-125), vor [[Walter Mang]], [[Hamburg]], 447,5&amp;nbsp;kg<br /> |}<br /> <br /> == Nationale Erfolge ==<br /> {| class=&quot;wikitable&quot;<br /> | Jahr || Platz || Wettbewerb || Wettkampfart || Gewichtsklasse || Ergebnisse<br /> |-<br /> | 1922 || unpl. || Österr. Meisterschaft || VK || Leicht<br /> |-<br /> | 1923 || 1. || Österr. Meisterschaft || VK || Leicht || mit 361,5&amp;nbsp;kg (72,5-80-80-110), vor Willi Etzenberger, AK „Siegfried“ Wien, 355&amp;nbsp;kg und Wilhelm Schindelegger, AK „Kamischke“ Wien, 348&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1924 || 1. || Österr. Juniorenmeisterschaft || VK || Leicht || mit 359&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1924 || 3. || Olympia-Qualif. in Wien || FK || Leicht || mit 420&amp;nbsp;kg, hinter Anton Zwerina, Währinger AK Wien, 430&amp;nbsp;kg und Willi Etzenberger, 422,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1924 || 1. || Österr. Meisterschaft || VK || Mittel || mit 386&amp;nbsp;kg (77,5-85-82,5-132,5), vor Karl Mairinger, Mödlinger AK Wien, 369,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1925 || 1. || Österr. Meisterschaft || VK || Mittel || mit 398&amp;nbsp;kg, vor Franz Hirn, 382,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1926 || 1. || Wiener Meisterschaft || FK || Mittel || mit 502,5&amp;nbsp;kg (75-95-95-85-130), vor F. Pum, Meidlinger AK Wien, 484,5&amp;nbsp;kg und [[Karl Hipfinger]], AK „Herkules“ Wien, 472,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1926 || unpl. || Österr. Meisterschaft || VK || Mittel || Aufgabe wegen einer Verletzung im einarmigen Reißen; Sieger: Karl Hipfinger, 410&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1927 || 2. || Wiener Meisterschaft || FK || Mittel || mit 480&amp;nbsp;kg (75-95-85-95-130), hinter Karl Hipfinger, 510&amp;nbsp;kg (80-102,5-90-100-137,5), vor Eugen Hrdlitzka, AC „Tandler“ Wien, 432,5&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1927 || 2. || Wiener Meisterschaft || OD || Mittel || mit 312,5&amp;nbsp;kg (85-97,5-130), hinter Karl Hipfinger, 330&amp;nbsp;kg (90-102,5-137,5), vor [[Hans Haas (Gewichtheber)]], AC „D'Boeren“ Wien, 300&amp;nbsp;kg<br /> |-<br /> | 1927 || 2. || Österr. Meisterschaft || VK || Mittel || mit 387,5&amp;nbsp;kg (80-90-87,5-130), hinter Hans Haas, 395&amp;nbsp;kg (0-102,5-82,5-130), vor [[Fritz Haller (Gewichtheber)|Fritz Haller]], Himberger AC, 382,5&amp;nbsp;kg (0-100-82,5-120)<br /> |-<br /> | 1928 || 3. || Olympia-Qualif. in Wien || OD || Leicht || mit 292,5&amp;nbsp;kg, hinter Hans Haas, 317,5&amp;nbsp;kg und Anton Hangel, KSC „Oswald“ Wien, 295&amp;nbsp;kg<br /> |}<br /> <br /> ; Erläuterungen<br /> <br /> * OD = olympischer Dreikampf, bestehend aus beidarmigem Drücken, Reißen und Stoßen, VK = Vierkampf, bestehend aus einarmigem Reißen, einarmigem Stoßen, beidarmigem Drücken und beidarmigem Stoßen, FK = Fünfkampf, bestehend aus einarmigem Reißen, einarmigem Stoßen, beidarmigem Drücken, beidarmigem Reißen und beidarmigem Stoßen<br /> * Bei Wettkämpfen in Österreich war bis 1927 das frei und das unfreie Umsetzen erlaubt. Athleten, die frei umsetzten bekamen einen „Zuschlag“ von 10 % der gehobenen Last<br /> * OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft<br /> * Leichtgewicht, Gewichtsklasse bis 67,5&amp;nbsp;kg, Mittelgewicht, bis 75&amp;nbsp;kg Körpergewicht<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * „Die Olympischen Spiele Paris 1924“, Erinnerungswerk unter dem Patronat des Schweizerischen Olympischen Komitees, Verlag Julius Wagner / Zürich und München, 1925<br /> * Österreichisches Sporttagblatt (digitalisierte Ausgabe, www.anno.onb.ac.at)<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{Olympedia|55222}}<br /> * [http://www.chidlovski.net/liftup/l_athleteResult.asp?a_id=885 Leopold Treffny in Top Olympic Lifters of the 20th Century]<br /> * {{ANNO|ios|02|05|1925|7|}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Treffny, Leopold}}<br /> [[Kategorie:Gewichtheber (Österreich)]]<br /> [[Kategorie:Olympiateilnehmer (Österreich)]]<br /> [[Kategorie:Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 1924]]<br /> [[Kategorie:Österreichischer Meister (Gewichtheben)]]<br /> [[Kategorie:Sportler (Wien)]]<br /> [[Kategorie:Österreicher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1904]]<br /> [[Kategorie:Gestorben im 20. Jahrhundert]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Treffny, Leopold<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Gewichtheber<br /> |GEBURTSDATUM=10. Oktober 1904<br /> |GEBURTSORT=[[Wien]]<br /> |STERBEDATUM=nach 1929<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Suske_und_Wiske&diff=258226110 Suske und Wiske 2025-07-23T14:13:30Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Vandersteen.jpg → File:Willy Vandersteen with Spike and Suzy in a shopping mall in Hasselt.jpg #2</p> <hr /> <div>[[Datei:Willy Vandersteen with Spike and Suzy in a shopping mall in Hasselt.jpg|mini|Skulptur von [[Willy Vandersteen]] mit Suske und Wiske in [[Hasselt (Belgien)|Hasselt]]]][[Datei:Suske en Wiske Logo.jpg|mini|Logo (Flämische Originalausgabe 1985)]]<br /> [[Datei:Suske en Wiske Museum in Kalmthout, Belgium.jpg|mini|250px|Suske-und-Wiske-Museum im Kalmthout]]<br /> [[File:Suske en Wiske Middelkerke.jpg|mini|250px|Statue von ''Suske en Wiske'' an der Strandpromenade von [[Middelkerke]] in Belgien]]<br /> <br /> '''Suske und Wiske''' ''(Suske en Wiske)'' ist eine belgische [[Comic]]serie. Der Junge Suske (flämische Kurzform von ''Franciskus'') und das Mädchen Wiske (von ''Louise'') bestehen Abenteuer mit oft phantastischen Elementen. Die Gesamtauflage wird auf 145 Millionen Exemplare geschätzt, was durch die Popularität im niederländischsprachigen Raum und vor allem auf die lange Existenz der Figuren zu erklären ist – die erste Geschichte erschien bereits 1945.<br /> <br /> Der ursprüngliche Autor war der Flame [[Willy Vandersteen]] aus [[Kalmthout]]. Schon vor seinem Tod 1990 wurde die Serie jedoch von anderen Künstlern übernommen, von denen der bekannteste [[Paul Geerts]] (* 16. Mai 1937) sein dürfte. Seit 2005 wird die Serie von [[Peter Van Gucht]] (Szenario) und [[Luc Morjaeu]] (Zeichnungen) gestaltet. Seit 2013 gibt es eine modernisierte Version von ''Suske und Wiske'', die unter dem Titel ''Amoras'' (6 Bände) erschienen ist. Eine Folgeserie wurde unter dem Titel ''De Kronieken van Amoras'' veröffentlicht. Diese bringt es bisher auf 14 Bände. Für beide Reihen zeichnen Marc Legendre (Text) und Charel Cambré (Zeichnungen) verantwortlich. Zwischen 2014 und 2016 ist außerdem das Spin-off ''J.ROM - Force of Gold'' (5 Bände) erschienen. Die Serie von [[Romano Molenaar]] (Zeichnungen) und [[Bruno De Roover]] (Text) hat den mit Superkräften ausgestatteten Jerome (Wastl) als Hauptcharakter.<br /> <br /> == Figuren ==<br /> Suske und Wiske leben bei Tante Sidonia, der leiblichen Tante von Wiske. Freunde der Familie sind der superstarke [[Wastl (Comic)|Jerom]] und Lambik, ein Detektiv. Sidonia ist in Lambik verliebt, er erwidert diese Liebe jedoch nicht. Eine weitere regelmäßig auftretende Figur ist Professor Barabas.<br /> <br /> == Umgebung ==<br /> Die Figuren wohnen in der Nähe von Antwerpen. Die Abenteuer finden auf verschiedenen Kontinenten und verschiedenen Epochen und Zeitaltern statt.<br /> <br /> == Internationale Verbreitung ==<br /> Die Bände sind in eine Reihe von Sprachen übersetzt worden, im Französischen heißen die Hauptfiguren ''Bob et Bobette''. Obwohl die Serie in Belgien und den Niederlanden äußerst populär ist, kennt man sie in anderen Ländern kaum.<br /> <br /> In Deutschland erschienen vier ''Suske-und-Wiske''-Albenreihen bei den Verlagen Rädler (1972–1973, 14 Bände), Feest (1991–1993, 3 Bände), PSW (1998–2001, 8 Bände) und aktuell, ab 2010 bei Salleck Publications. Zudem erschienen weitere Geschichten in den Zeitschriften ''[[Dalla (Zeitschrift)|Dalla]]'' (1953, als ''Ulla und Peter''), ''Horrido'' (1956), ''[[Felix (Comic)|Felix]]'' (1962–1964, als ''Ulla und Peter'') und ''[[floh!]]'' (1988–1991, als ''Willi und Wanda''). Unter dem Namen ''Frida und Freddie'' erschien zudem 1983 eine Werbeausgabe. Eine Zeichentrickserie lief unter dem Titel ''Bob und Bobette'' ab 1992 auf [[Tele 5]].<br /> <br /> Trotz dieser Anläufe haben sich ''Suske und Wiske'' in Deutschland bislang nicht etablieren können. Jedoch war die Nebenserie ''Jerom'' unter dem Namen ''[[Wastl (Comic)|Wastl]]'' recht bekannt und erschien von 1965 bis 1984 in verschiedenen Reihen bei [[Bastei-Verlag|Bastei]]. Die modernisierte Variante, die seit 2013 unter dem Titel ''Amoras'' in Belgien erscheint, wird seit Sommer 2021 im Comic-Magazin ZACK veröffentlicht. Die Folgeserie ''De Kronieken van Amoras'' wird zusammen mit ''J.ROM - Force of Gold'' im Albenformat in der ''ZACK Edition'' seit 2024 veröffentlicht.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> Artikel von Karl Aigner in [[Die Sprechblase]] # 173-179 Norbert Hethke Verlag 2000–2001<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Suske en Wiske}}<br /> *[http://rz-home.de/~mhaertel/sw/suske_wiske.html „Manfreds Suske en Wiske Seite“]<br /> *[http://suskeenwiske.ophetwww.net/duits.php Fanseite] „Suske und Wiske im www“ (online Titelübersicht der deutschsprachigen Bände in deutscher Sprache)<br /> <br /> [[Kategorie:Frankobelgischer Comic (Werk)]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Willy_Vandersteen&diff=258226108 Willy Vandersteen 2025-07-23T14:13:28Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Vandersteen.jpg → File:Willy Vandersteen with Spike and Suzy in a shopping mall in Hasselt.jpg #2</p> <hr /> <div>[[Datei:Vandersteen1985.jpg|miniatur|Vandersteen (1985)]]<br /> [[File:Signatur Willy Vandersteen.jpg|thumb|Signatur Vandersteen 1968]]<br /> '''Willebrord Jan Frans Maria Vandersteen''' (* [[15. Februar]] [[1913]] in [[Antwerpen]]; † [[28. August]] [[1990]]) war der Verfasser verschiedener erfolgreicher [[Comic]]-Serien, insbesondere von ''Suske en Wiske'' (dt. [[Suske und Wiske]]).<br /> <br /> == Leben und Wirken ==<br /> Willy Vandersteen besuchte von 1928 bis 1935 die [[Koninklijke Academie voor Schone Kunsten Antwerpen|Akademie der Schönen Künste]] in Antwerpen, wo er die Fächer Bildhauerei und Ornamentkunst belegte. Gleichzeitig war er in der Pfadfinderbewegung aktiv, wo er unter dem [[Fahrtenname|Fahrtennamen]] »Schlauer Fuchs« zum Privatgebrauch viele Zeichnungen und Comics anfertigte, darunter eine Fortsetzung zu [[Hergé|Hergés]] ''Totor''.&lt;ref name=&quot;Peter&quot;&gt;Peter van Hooydonck: Willy Vandersteen, Standaard Uitgeverij, Antwerpen 1994&lt;/ref&gt; Ab 1936 arbeitete er als Schaufenster-Dekorateur.<br /> <br /> 1940 kreierte Vandersteen für das Kaufhaus [[A l'ínnovation]] den Comicstrip ''Kitty Inno'', der in dem hausinternen Blatt ''Entre nous'' erschien.&lt;ref name=&quot;Peter&quot;/&gt; Die Hauptfigur dieses humoristischen Strips ist Verkäuferin bei À l’innovation. Ab 1941 publizierte Vandersteen auch in der Tageszeitung ''De Dag''. Es entstanden Strips wie ''Tor, de holbewoner'', ''Pudifar'' und ''Barabitje''. 1942 trat Vandersteen eine Stelle als [[Illustrator]] beim Presse- und Propagandadienst der Landwirtschafts- und Nahrungskorporation in Brüssel an. Im selben Jahr fertigte er außerdem Illustrationen unter dem [[Pseudonym]] »Kaproen« für das Buch ''Zóó zag Brussel de Dietsche Militanten'' (etwa: ''So sah Brüssel die deutsche Armee'') an.&lt;ref&gt;[http://www.standaard.be/cnt/DMF20100913_064 De Standaard] vom 13. September 2010&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.lambiek.net/artists/v/vandersteen.htm Lambiek: Willy Vandersteen]&lt;/ref&gt; In diesem Buch wurde der Aufmarsch der deutschen Armee im Juli 1942 in Brüssel mit Texten von Bert Peleman im Sinne der Nationalsozialisten propagandistisch aufbereitet.&lt;ref&gt;Ulrich Wick, in: Bastei Freunde 32, Niederkrüchten 2011&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 1943 zeichnete Vandersteen für das Wochenblatt ''Bravo'' die Serie ''Simbat de zeerover''. Im selben Jahr erschien zudem mit ''Piwo, het houten paard'' das erste Comicalbum Vandersteens. 1944 und 1946 folgten zwei weitere Alben mit ''Piwo''.<br /> <br /> === Suske und Wiske ===<br /> [[Image:Willy Vandersteen with Spike and Suzy in a shopping mall in Hasselt.jpg|thumb|right|Statue von Willy Vandersteen mit Suske und Wiske in [[Hasselt (Belgien)|Hasselt]]]]<br /> Am 30. März 1945 erschien in der Tageszeitung ''[[De Standaard|De Nieuwe Standaard]]'' die erste Folge der Geschichte ''De avonturen van Rikki en Wiske''.&lt;ref name=&quot;Peter&quot;/&gt; Die Hauptfiguren waren Bruder (Rikki) und Schwester (Wiske). Ebenfalls mit dabei waren Wiskes Puppe Schanulleke und die Tante der beiden: Sidonie. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der »Raketenpanzer«, die Erfindung eines zerstreuten Ingenieurs, dessen Aufgabe es ist, Kriege schneller zu beenden, damit schneller neue begonnen werden können.<br /> <br /> Bereits in der zweiten Geschichte mit dem Titel ''Op het eiland Amoras'', die ab dem 19. Dezember 1945 publiziert wurde, lernte Wiske den Jungen Suske kennen. Beide waren ab diesem Zeitpunkt unzertrennlich. Rikki verschwand aus der Serie und tauchte erst 2003 wieder auf. Ebenfalls ab der zweiten Episode war Professor Barabas mit dabei. Lambik, eine weitere Hauptfigur der Serie, hatte in der dritten Story ''De sprietatoom'' ihren ersten Auftritt. Jerom (dt.: Wastl) kam 1952 in der Geschichte ''De dolle musketiers'' dazu.<br /> <br /> 1948 trat Karel Van Milleghem, der Chefredakteur von ''Kuifje'', der flämischen Version von ''[[Tintin]]'', an Vandersteen heran und bot ihm an, wöchentlich eine ''Suske und Wiske''-Seite für ''Kuifje'' zu zeichnen. Vandersteen nahm das Angebot an, weil er die Chance sah, so seine Serie auch einem französischsprachigen Publikum bekannt zu machen.&lt;ref name=&quot;Peter&quot;/&gt; Bis 1958 entstanden so acht albenlange Geschichten,&lt;ref&gt;[http://bdoubliees.com/tintinbelge/series1/bobbobette.htm bdoubliees: Bob et Bobette dans le journal Tintin édition belge]&lt;/ref&gt; die später in der sogenannten »Blauen Reihe« als Alben nachgedruckt wurden.&lt;ref&gt;[http://www.catawiki.nl/catalogus/strips/albumreeksen/16517-blauwe-reeks?scope=16517 Catawiki: Blauwe reeks]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der sogenannten »Roten Reihe« wurden demgegenüber die Geschichten nachgedruckt, die zuvor in den Zeitungen veröffentlicht worden waren.&lt;ref&gt;[http://www.catawiki.nl/catalogus/strips/albumreeksen/16549-rode-reeks-vlaams Catawiki: Rode reeks Vlaams]&lt;/ref&gt; Bis Ende 1971 zeichnete Vandersteen hier etwas über 70 Geschichten, bevor er die Serie an seinen Mitarbeiter [[Paul Geerts]] übergab.<br /> <br /> === Familie Snoek und andere Gagserien ===<br /> Ab Ende 1945 zeichnete Vandersteen nach Szenarien von Wim Goderis die Gagserie ''De familie Snoek''. Jede Woche erschien von dieser Serie eine Seite mit einem abgeschlossenen Gag in der Zeitung. Bis Anfang 1954 kamen so 404 Seiten zusammen, von denen der überwiegende Teil in elf Alben gesammelt wurde.&lt;ref&gt;[http://www.catawiki.nl/catalogus/strips/albumreeksen/16425-standaard-uitgaven-1e-reeks?language=all&amp;scope=9494&amp;filters&amp;#91;6751&amp;#93;=9494 Catawiki: De Familie Snoek 1-11]&lt;/ref&gt; Die Serie erzählt von den alltäglichen Erlebnissen der titelgebenden Familie, die aus dem Vater Leonard, der Mutter Marie, der Teenager-Tochter Gaby und dem Kind Sloeber besteht. Treibende Kraft für die Gags ist meistens die Tollpatschigkeit des Vaters.<br /> <br /> 1965 wurde die Serie von Vandersteen wiederbelebt und erschien zunächst in der Kinderzeitschrift ''Pats'' und später in der Fernsehillustrierten ''TV-Ekspres''. Bei den Zeichnungen wurde Vandersteen von [[Eduard De Rop]] und [[Eugeen Goossens]] unterstützt. 1972 wurde ''De familie Snoek'' dann erneut beendet. Das neue Material wurde in sieben weiteren Alben gesammelt.&lt;ref&gt;[http://www.catawiki.nl/catalogus/strips/albumreeksen/16302-standaard-uitgaven-3e-reeks?language=all&amp;scope=9494&amp;filters&amp;#91;6751&amp;#93;=9494 Catawiki: De Familie Snoek 1-7]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Weitere Gagserien, die Vandersteen im Laufe der Jahrzehnte zeichnete, waren unter anderem ''De vrolijke bengels'' (ab 1946), ''De grappen van Lambik'' (ab 1949), '' 't Prinske'' (ab 1953) und ''Het plezante circus'' (ab 1954). ''De vrolijke bengels'' erzählt von den Streichen der Kinder Poliet (Erfinder), Patatje (Fresssack), Pontius und Pilatus (Zwillinge, die in Reimen sprechen) und Vlooike (das einzige Mädchen). Im März 1950 wurde diese Kindergruppe durch Suske und Wiske abgelöst. Der Serientitel ''De vrolijke bengels'' blieb aber erhalten. Im April 1953 kam die ursprüngliche Gruppierung zurück. ''De grappen van Lambik'' schildert die Missgeschicke von Lambik, einer der Hauptfiguren aus ''Suske en Wiske''.<br /> <br /> === Bessy und andere realistische Serien ===<br /> Inspiriert durch die [[Lassie]]-Filme entwickelte Vandersteen 1952 die Colliehündin Bessy als Hauptfigur einer gleichnamigen Serie. Ort der Handlung sollte der Wilde Westen sein. Die Zeitung ''De Standaard'' lehnte die Veröffentlichung der neuen Serie jedoch ab, da sie bereits ''Suske en Wiske'' und ''De familie Snoek'' publizierte. Daher erschien ''[[Bessy (Comic)|Bessy]]'' zunächst in französischer Sprache in der Tageszeitung ''[[La Libre Belgique]]''. Erst ein knappes Jahr später übernahm auch mit ''Ons Volk'' eine flämische Zeitschrift die Serie. Mitarbeiter an Bessy war [[Karel Verschuere]].<br /> <br /> Ebenfalls im Wilden Westen spielt sich die Serie ''Karl May'' (deutsch bei Wick Comics&lt;ref&gt;[http://www.comicguide.de/php/detail.php?id=5959&amp;file=r&amp;display=short Comic Guide: Karl May]&lt;/ref&gt;) ab, die Vandersteen ab 1962 gestaltete. Im Mittelalter ist demgegenüber die Serie ''De Rode Ridder'' (deutsch unter dem Titel ''Der Rote Ritter'' zunächst im Harro Knersch Verlag, später bei Wick Comics&lt;ref&gt;[http://www.comicguide.de/php/detail.php?id=34&amp;file=r&amp;display=short Comic Guide: Der Rote Ritter]&lt;/ref&gt;) angesiedelt. Hauptfigur dieser seit 1959 publizierten Serie ist der Ritter Johan. Vandersteen lieferte hier lediglich die Szenarien. Als Zeichner fungierten unter anderem Karel Verschuere und Eduard De Rop.<br /> <br /> 1965 wurde Vandersteen durch einen Mitarbeiter von Standaard, Henk van der Heyden, darauf aufmerksam gemacht, dass die Rechte an »Biggles«, einer Romanreihe des Autors William Earl Johns um einen Piloten und Abenteurer, frei geworden waren. Diese Romanreihe erschien seit 1932 und zählte 1965 bereits mehr als 80 Titel. Vandersteen erdachte nun die Szenarien für ''Biggles'', während Karel Verschuere und später [[Karel Biddeloo]] für die Zeichnungen zuständig waren. Karel Biddeloo war es auch, der ab 1969 die Szenarien Vandersteens für die in Afrika spielende Serie ''Safari'' (deutsch im Rädler Verlag&lt;ref&gt;[http://www.catawiki.de/catalog/comics/serien-helden/9485-safari Catawiki: Safari]&lt;/ref&gt;) zeichnerisch umsetzte.<br /> <br /> === Robert und Bertrand ===<br /> Seit Vandersteen in seiner Jugend den Roman ''Robert en Bertrand'' von [[Raf Verhulst]] gelesen hatte, spielte er immer wieder mit dem Gedanken, diese Figuren in Comicform zu gießen. 1972 war es schließlich soweit. Die erste Geschichte von Robert und Bertrand, ''Mysterie op Rozendael'', erschien ab dem 30. November 1972 in der Tageszeitung ''De Standaard''. In der Geschichte, die Ende des 19. Jahrhunderts spielt, werden neben den beiden Landstreichern Robert und Bertrand auch gleich zwei weitere Figuren eingeführt, die in der Serie immer wieder auftreten sollten: Nummer 17, ein Polizist, und Joeki, ein Waisenkind aus [[Moldawien]].<br /> <br /> Bis 1985 gestaltete Vandersteen 67 Geschichten um die beiden Figuren, bevor er die Serie an [[Marck Meul]] (Text) und [[Ron van Riet]] (Zeichnungen) weitergab.&lt;ref&gt;Siehe die Albenliste auf [http://www.stripinfo.be/strip.php?reeks=1884 stripinfo.be]&lt;/ref&gt; Das 16. Abenteuer, ''De Stakingbrecher'', gewann 1977 auf dem Comicfestival in Angoulême den Preis für das beste nicht französischsprachige Album.<br /> <br /> === Die Geusen ===<br /> Nachdem Vandersteen die Verantwortung für ''Robert en Bertrand'' abgegeben hatte, begann er 1985 mit einem Werk über die [[Geusen]] und den [[Achtzigjähriger Krieg|Achtzigjährigen Krieg]]. Bereits 1954/55 hatte er sich dieser Zeit mit dem Zweiteiler ''[[Thyl Ulenspiegel|Tijl Uilenspiegel]]'' (deutsch 1980/81 bei Becker &amp; Knigge&lt;ref&gt;[http://www.comicguide.de/php/detail.php?id=4053&amp;file=r&amp;display=short Comic Guide: Thyl Ulenspiegels Abenteuer]&lt;/ref&gt;) gewidmet. Hauptfiguren von ''De Geuzen'' sind der Troubadour und Freiheitskämpfer Hannes, die Bauerntochter Veerle und der Knecht Tamme. Als Besonderheit wurde am Ende jeden Albums eine Radierung von [[Pieter Bruegel der Ältere|Pieter Bruegel]] reproduziert.<br /> <br /> Bis zu seinem Tod im Jahr 1990 stellte Vandersteen zehn albenlange Geschichten fertig.&lt;ref&gt;Siehe die Albenliste auf [http://www.stripinfo.be/strip.php?reeks=2043 stripinfo.be]&lt;/ref&gt; Die Serie wurde auf ausdrücklichen Wunsch Vandersteens nach seinem Tod nicht fortgesetzt.&lt;ref name=&quot;Peter&quot;/&gt;<br /> <br /> == Weitere Comics von Willy Vandersteen (Auswahl) ==<br /> Außer den im vorherigen Absatz genannten Arbeiten zeichnete und textete Vandersteen eine Fülle weiterer Comics, von denen hier exemplarisch einige genannt werden sollen:<br /> * De avonturen van Judi, ab 1952<br /> * Jerom (dt. [[Wastl (Comic)|Wastl]]), ab 1960<br /> * Pats, ab 1974<br /> * Schanulleke, ab 1986<br /> <br /> Außerdem erscheint bei Adhemar seit 2012 unter dem Titel ''Uit de archieven van Willy Vandersteen'' eine Reihe mit kürzeren Arbeiten Vandersteens aus den 1940er und 1950er Jahren.&lt;ref&gt;[http://www.catawiki.nl/catalogus/strips/albumreeksen/1337379-uit-de-archieven-van-willy-vandersteen?language=all&amp;hide_language_switch=true Catawiki: Uit de archieven van Willy Vandersteen]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Willy Vandersteen}}<br /> * {{DNB-Portal|128643412}}<br /> *[http://suskeenwiske.ophetwww.net/index.html?bio/willyeng.html Biografie bei suskeenwiske.ophetwww.net (englisch)]<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=128643412|LCCN=n/79/55537|VIAF=118699659}}<br /> <br /> {{DEFAULTSORT:Vandersteen, Willy}}<br /> [[Kategorie:Comic-Zeichner (Belgien)]]<br /> [[Kategorie:Belgier]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1913]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1990]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> [[Kategorie:Comic-Szenarist]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Vandersteen, Willy<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Vandersteen, Willebrord Jan Frans Maria<br /> |KURZBESCHREIBUNG=belgischer Comic-Autor<br /> |GEBURTSDATUM=15. Februar 1913<br /> |GEBURTSORT=[[Antwerpen]]<br /> |STERBEDATUM=28. August 1990<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Radverkehrsanlage&diff=257881709 Radverkehrsanlage 2025-07-14T03:53:49Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Suggestiestroken Wehl – Niew Wehl NL.jpg → File:Suggestiestroken Wehl – Nieuw-Wehl - NL.jpg #3</p> <hr /> <div>[[Datei:Wik Pce SDC17922.JPG|mini|Straßenbegleitender gemeinsamer Geh- und Radweg außerorts in [[Police (Woiwodschaft Westpommern)|Police]], [[Polen]]]]<br /> [[Datei:Zeichen 244.3 - Beginn einer Fahrradzone, StVO 2020.svg|mini|Das 2020 in Deutschland erlassene Zeichen 244.3: „Beginn einer Fahrradzone“]]<br /> <br /> Eine '''Radverkehrsanlage''' ist vorrangig oder ausschließlich für die Benutzung mit dem [[Fahrrad]] vorgesehen und ein Oberbegriff für Unterschiedliches: Sie kann baulich hergestellt sein (z.&amp;nbsp;B. ein '''Radweg''', in der [[Schweiz]] auch '''Veloweg'''), durch Markierungen gegen benachbarte Verkehrsflächen abgegrenzt sein ([[Radfahrstreifen]] und Schutzstreifen, in der Schweiz beides Radstreifen oder umgangssprachlich Velostreifen) oder durch verkehrsregelnde Maßnahmen eingerichtet werden (z.&amp;nbsp;B. eine [[Fahrradstraße]]).<br /> <br /> Im engeren Sinne bezieht sich das Wort auf Anlagen für den fließenden [[Radverkehr]], wie beispielsweise Radwege mit oder ohne Benutzungspflicht, Radfahrstreifen, Schutzstreifen, aufgeweitete Radaufstellstreifen; im weiteren Sinne kann der Begriff auch [[Fahrradabstellanlage]]n umfassen.<br /> {{TOC limit|3}}<br /> <br /> == Deutschland ==<br /> [[Datei:Radverkehrsanlage Caffamacherreihe (Hamburg).jpg|mini|[[Radfahrstreifen]] auf der Fahrbahn in einer Einbahnstraße in Hamburg]]<br /> <br /> In [[Deutschland]] versteht man darunter eine Anlage für den Radverkehr, die durch Markierung, bauliche oder verkehrsregelnde Maßnahmen geschaffen wird. Zu den Radverkehrsanlagen gehören demnach benutzungspflichtige Radwege für Radfahrer mit den [[Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|StVO]]-Zeichen 237 [[Datei:Zeichen 237 - Sonderweg Radfahrer, StVO 1992.svg|30px]], 240 [[Datei:Zeichen 240 - Gemeinsamer Fuß- und Radweg, StVO 1992.svg|30px]], 241 [[Datei:Zeichen 241-30 - getrennter Rad- und Fußweg, StVO 1992.svg|30px]], also [[#Benutzungspflichtige Radwege|Radwege]] und [[Radfahrstreifen]], aber auch [[#Nicht benutzungspflichtige Radwege bzw. Radwege ohne Benutzungspflicht|Radwege ohne Benutzungspflicht]] und [[#Schutzstreifen|Schutzstreifen]] sowie [[Fahrradstraße]]n mit Zeichen 244 [[Datei:Zeichen 244 - Beginn der Fahrradstraße, StVO 1997.svg|30px]] und [[Fahrradzone]]n mit Zeichen 244.3 [[Datei:Zeichen 244.3 - Beginn einer Fahrradzone, StVO 2020.svg|30px|Zeichen 244.3 – Beginn einer Fahrradzone, StVO 2020]].<br /> <br /> Der Stand der Technik in diesem Themenfeld sowie Kriterien zum Einsatz der jeweiligen Art der Radverkehrsanlage werden in den [[Empfehlungen für Radverkehrsanlagen]] (ERA 2010) der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) definiert, auf die auch die [[Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung]] (VwV-StVO) verweist.<br /> <br /> === {{Anker|Benutzungspflichtige Radwege}} Benutzungspflichtige Radverkehrsanlagen ===<br /> In der Regel fahren Radfahrer auf der [[Strassenquerschnitt #Fahrbahn|Fahrbahn]] ({{§|2|stvo_2013|juris}} Abs.&amp;nbsp;1 [[Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|StVO]]). Ist dies nicht der Fall, muss eine Benutzungspflicht für einen Weg beschildert werden. Formell verboten wird die Nutzung der Straße oder des Wegs durch Zeichen 254 [[Datei:Zeichen 254 - Verbot für Radfahrer, StVO 1992.svg|30px]] oder die Beschilderung als [[Autobahn]], [[Autostraße]], [[Gehweg]], [[Fußgängerzone]] oder [[Reitweg]].<br /> <br /> Benutzungspflichtige Radwege dürfen nur angeordnet werden, wenn ausreichende Flächen für den Fußverkehr zur Verfügung stehen. Sie dürfen nur dort angeordnet werden, wo es die Verkehrssicherheit oder der Verkehrsablauf erfordern.&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt; Nur wenn es in der Straße eine benutzungspflichtige Radverkehrsanlage gibt, müssen Radfahrer diese benutzen. Die Benutzungspflicht ist in {{§|2|stvo_2013|juris}} Abs.&amp;nbsp;4 Satz 2 StVO geregelt. Radwege sind benutzungspflichtig, wenn sie Teil der Straße sind, zu der auch die [[Straßenquerschnitt#Fahrbahn|Fahrbahn]] gehört, und in Fahrtrichtung mit den blauen Verkehrsschildern mit Fahrradsymbol (Zeichen&amp;nbsp;237, [[Gemeinsamer Geh- und Radweg|240]] oder 241, siehe [[#Deutschland|Abbildungen oben]]) gekennzeichnet sind. Dabei müssen die Zeichen auf Schildern angebracht sein, auf dem Boden angebrachte Zeichen allein sind hier nicht rechtswirksam.<br /> <br /> Die Breite benutzungspflichtiger Radwege soll nach der VwV-StVO in der Regel durchgehend mindestens 150&amp;nbsp;cm, möglichst jedoch 200&amp;nbsp;cm betragen; bei für beide Fahrtrichtungen nutzbaren Radwegen mindestens 200&amp;nbsp;cm, möglichst 240&amp;nbsp;cm&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt; (Zweirichtungsradweg). Detailliertere Angaben zu gewünschten Breiten abhängig von der Lage des Radwegs zu Parkstreifen, Gehwegen, Bordsteinen, Fahrbahn nennen die [[Empfehlungen für Radverkehrsanlagen|ERA]].<br /> <br /> In Berlin gelten seit 2021, nach dem Radverkehrsplan des Landes Berlin&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Titel=Radverkehrsplan des Landes Berlin (Radverkehrsplan Berlin – RVP) |Hrsg=Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr, Klimaschutz; Abteilung IV - Verkehr |Ort=Berlin |Sprache=de |Seiten=27-32}}&lt;/ref&gt;, andere Breitenstandards. Es wird zwischen dem Radvorrangnetz und dem Basis-Standard unterschieden. Im Radvorrangnetz gelten Regelmaßbreiten von 2,50&amp;nbsp;m (Einrichtungsverkehr), bzw. Mindestmaße von 4,00&amp;nbsp;m im Zweirichtungsverkehr. Das soll ermöglichen, dass [[Lastenfahrrad|mehrspurige Fahrräder]] einander überholen können. Für Basis-Standard gelten Regelmaße von 2,30&amp;nbsp;m - die ermöglichen sollen, dass einspurige Fahrräder [[Lastenfahrrad|mehrspurige Fahrräder]] überholen können - und Mindestmaße von 2,00 m. Für Zweirichtungsverkehr gilt ebenfalls ein Mindestmaß von 4,00&amp;nbsp;m.<br /> <br /> Im Bestand gibt es in zahlreichen Städten noch Radwege mit geringeren Breiten bis hinab zu 0,80&amp;nbsp;m oder, an Engstellen, sogar nur 0,60&amp;nbsp;m. Bei einem Test des [[ADAC]] der Radwegebreiten in deutschen Landeshauptstädten im Jahr 2020 scheiterten [[Mainz]] und [[Hannover]] mit „mangelhaft“ und „sehr mangelhaft“. Nur [[Kiel]] konnte ein „sehr gut“ erzielen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=ADAC-Stichprobe: Jeder dritte Radweg nicht breit genug |Sammelwerk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |Datum=2020-10-16 |ISSN=0174-4909 |Online=[https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/auto-verkehr/adac-stichprobe-jeder-dritte-radweg-nicht-breit-genug-17002780.html Online] |Abruf=2022-03-17}}&lt;/ref&gt; [[Datei:Zweispuriger Radweg für beide Richtungen, Treskowallee Berlin.jpg|mini|Ein benutzungspflichtiger Zweirichtungsradweg in [[Berlin-Karlshorst]]]]<br /> [[Datei:Radschnellweg RS4 BW Demonstrationsstrecke-Beginn Reichenbach.jpg|mini|Der [[Radschnellweg]] RS4 bei in Baden-Württemberg als außerörtlicher, benutzungspflichtiger, fahrbahnbegleitender Zweirichtungsradweg.]]<br /> <br /> ==== Benutzungspflichtige Radwege ====<br /> Radwege können als Ein- oder Zweirichtungsradweg ausgeführt werden. Sie können fahrbahnbegleitend oder selbstständig, also straßenunabhängig, geführt werden.<br /> <br /> Bei benutzungspflichtigen Zweirichtungsradwegen ist die linksseitige Benutzungspflicht durch Zeichen 237 [[Datei:Zeichen 237 - Sonderweg Radfahrer, StVO 1992.svg|30px]], [[Gemeinsamer Geh- und Radweg|240]] [[Datei:Zeichen 240 - Gemeinsamer Fuß- und Radweg, StVO 1992.svg|30px]] oder 241 [[Datei:Zeichen 241-31.svg|30px]] angezeigt, letzteres in „spiegelverkehrter“ Form. Empfohlen, aber nicht vorgeschrieben, ist dann unter den rechtsseitigen Radwegschildern mit Zusatzzeichen 1000-31 [[Datei:Zusatzzeichen 1000-31 - beide Richtungen, zwei gegengerichtete senkrechte Pfeile, StVO 1992.svg|30px]] ''beide Richtungen'' vor dem Gegenverkehr zu warnen.<br /> <br /> Bei allen Zweirichtungsradwegen ist ''über'' den Warte- und Stoppschildern (Zeichen 205/206) einmündender Nebenstraßen das Zusatzzeichen 1000-32 [[Datei:Zusatzzeichen 1000-32 - Radfahrer kreuzen von rechts und links, StVO 1997.svg|30px]] anzubringen, das auf Radverkehr aus beiden Richtungen hinweist.<br /> <br /> Die Breite benutzungspflichtiger Zweirichtungsradwege (einschließlich der seitlichen Sicherheitsräume) beträgt laut VwV-StVO mindestens 200&amp;nbsp;cm, möglichst 240&amp;nbsp;cm.&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt; Die ERA enthält die Regelbreite von 200&amp;nbsp;cm, 250&amp;nbsp;cm und 300&amp;nbsp;cm bei wenigen/vielen Radfahrern und beidseitigen/einseitigen Zweirichtungsradwegen, wobei diese Regelbreiten noch um 25/50/85&amp;nbsp;cm Schutzraum vergrößert werden, wenn Längs/Schräg/Senkrecht-Parkstände angrenzen.<br /> [[Datei:St. Petersburger Straße Dresden Höhe Walpurgisstraße (2).jpg|mini|Ein Radfahrstreifen in Dresden]]<br /> <br /> ==== Radfahrstreifen ====<br /> {{Hauptartikel|Radfahrstreifen}}<br /> <br /> Radwege können als Radfahrstreifen auch auf Fahrbahnniveau angelegt werden. Sie werden dazu von der Fahrbahn mit weiß markiertem durchgezogenem Breitstrich (Zeichen&amp;nbsp;295, Strichbreite 25&amp;nbsp;cm) abgetrennt (bei zeitweiser Anordnung kann es nach StVO ein gelber Breitstrich sein, vgl. [[Pop-up-Radweg|Pop-Up-Radweg]]). Die Breite wird einschließlich der Markierung, also des Zeichens&amp;nbsp;295 gemessen. Laut VwV-StVO ist die Mindestbreite 150&amp;nbsp;cm, möglichst 185&amp;nbsp;cm. Die ERA gibt größere Breiten als erforderlich an, wenn Parkstände neben dem Radweg bestehen. An kurzen Engstellen ist jedoch unter Wahrung der Verkehrssicherheit auch eine geringere Breite zulässig.&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt; Radfahrstreifen sind in Kreisverkehren nicht zulässig.&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt;<br /> <br /> Neben Zeichen 295 ist Zeichen 237 [[Datei:Zeichen 237 - Sonderweg Radfahrer, StVO 1992.svg|30px]] formell zwingend Bestandteil eines Radfahrstreifens. Radfahrstreifen sind damit benutzungspflichtig. Zur besseren Erkennbarkeit des Radfahrstreifens kann in seinem Verlauf zusätzlich das Zeichen 237 oder ein Fahrrad-[[Piktogramm]] in regelmäßigen Abständen markiert werden. Radfahrstreifen sind Sonderwege und damit nicht Bestandteil der Fahrbahn.<br /> <br /> ==== Geschützter Radfahrstreifen ====<br /> [[Datei:Ciclovía Avenida Revolución, Ciudad de México.jpg|mini|Geschützter Radfahrstreifen in der Avenida Revolución, [[Mexiko-Stadt]]]]<br /> <br /> Ein geschützter Radfahrstreifen ist ein durch ein [[Fahrzeugrückhaltesystem]], [[Leitbake]]n, [[Pflanzkübel]], [[Poller]] oder [[Schutzplanke]]n vom Kfz-Verkehr getrennter Radfahrstreifen.<br /> Durch sie wird sowohl die objektive aber vor allem die subjektive Sicherheit des Radverkehrs erhöht und die Akzeptanz für das Fahrradfahren insbesondere bei schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen erhöht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.adfc.de/artikel/geschuetzte-radfahrstreifen/ |titel=Geschützte Radfahrstreifen |titelerg=Positionspapier |hrsg=[[ADFC]] |datum=2018-03-13 |abruf=2023-04-20}}&lt;/ref&gt; Geschützte Radfahrstreifen wurden in den USA entwickelt ({{enS|protected bike lane}}) und eignen sich insbesondere für mehrstreifige Hauptverkehrsstraßen mit entsprechendem Flächenangebot.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Christine Holch |url=https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2018/42185/wie-staedte-fussgaenger-und-radfreundlich-werden-koennen |titel=Bitte wenden! |titelerg=Wie Städte fußgänger- und radfreundlich werden können |werk=[[chrismon (Zeitschrift)|chrismon]] |datum=2018-12-19 |abruf=2023-04-20}}&lt;/ref&gt; Sie sind seit 2018 unter anderem in [[Berlin]], wo es dazu einen (mittlerweile vom RVP Berlin&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; abgelösten) Regelplan&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/sen/uvk/_assets/verkehr/verkehrsplanung/radverkehr/geschuetzter_radstreifen.pdf |titel=Geschützter Radstreifen |titelerg=Regelplan |hrsg=[[Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz#Abteilung VI|Verkehrslenkung Berlin]] |datum=2020-01-27 |format=PDF |abruf=2023-04-20}}&lt;/ref&gt; gab, in [[Darmstadt]] und [[Hamburg]] zum Einsatz gekommen. Im Kreuzungsbereich führen geschützte Radfahrstreifen zu einer signifikanten Verringerung der Abbiegegeschwindigkeit motorisierter Verkehrsteilnehmer, wodurch diese das Verletzungsrisiko von Radfahrern wie Fußgänger verringern könnten.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Hannah Younes, Clinton Andrews, Robert B. Noland, Jiahao Xia, Song Wen, Wenwen Zhang, Dimitri Metaxas, Leigh Ann Von Hagen, Jie Gong |Titel=The Traffic Calming Effect of Delineated Bicycle Lanes |Sammelwerk=Journal of Urban Mobility |Band=5 |Datum=2024-06 |Seiten=100071 |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S2667091724000013 |Abruf=2024-09-30 |DOI=10.1016/j.urbmob.2024.100071}}&lt;/ref&gt; &lt;!-- Veraltet? -&gt; --&gt;Eine weitere Untersuchung zu Wirkungen ist in Berlin in Arbeit, Zwischenergebnisse liegen bisher nicht vor.<br /> <br /> ==== Getrennte Rad- und Gehwege ====<br /> [[Datei:Zeichen 241-30 - getrennter Rad- und Fußweg, StVO 1992.svg|30px]] Teilt eine senkrechte weiße Linie das Schild, dann bedeutet das, dass Radfahrer die eine Seite und Fußgänger die andere Seite des Weges benutzen müssen. Die Mindestbreite für den Radweg beträgt auch hier 150&amp;nbsp;cm.&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt;<br /> <br /> ==== Gemeinsame Geh- und Radwege ====<br /> {{Hauptartikel|Gemeinsamer Geh- und Radweg}}<br /> [[Datei:Zeichen 240 - Gemeinsamer Fuß- und Radweg, StVO 1992.svg|30px]]<br /> <br /> Zeigt ein blaues Schild Fußgängern und Radfahrern einen gemeinsamen Geh- und Radweg an, dann ist er auch für Radfahrer benutzungspflichtig. Die Mindestbreite für einen gemeinsamen Geh- und Radweg beträgt 250&amp;nbsp;cm innerorts und 200&amp;nbsp;cm außerorts.&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt;<br /> <br /> Für einen benutzungspflichtigen Geh- und Radweg ist außerdem ein [[Sicherheitstrennstreifen]] zur Fahrbahn oder zu benachbart parkenden Kfz nötig, der mindestens 50&amp;nbsp;cm breit sein muss.&lt;ref&gt;FGSV, Hg.: Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, ERA 2010, Köln S. 28.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Radverkehrsanlagen ohne Benutzungspflicht ===<br /> [[Datei:Metzingen335Schutzstreifen neben NB Radweg.JPG|mini|Neue Schutzstreifen und alter, nicht mehr benutzungspflichtiger Radweg in [[Metzingen]], [[Landkreis Reutlingen|Lkr. Reutlingen]]]]<br /> <br /> ==== Radwege ohne Benutzungspflicht ====<br /> Soweit ein Radweg erkennbar ist, jedoch nicht mit einem der oben genannten Verkehrszeichen eine Radwegebenutzungspflicht angeordnet ist, ist er ein ''Radweg ohne Benutzungpflicht''. Dann dürfen Radfahrer ihn benutzen, sie können aber auch auf der Fahrbahn fahren. Gruppen von Verkehrsteilnehmern, für die der Weg nicht vorgesehen ist, dürfen diesen Weg dann nicht benutzen – auch nicht zum Halten oder Parken. Bei gemeinsamen Geh- und Radwegen ohne Benutzungspflicht für Radfahrer ist i. d. R. eine Verdeutlichung durch Piktogramme erforderlich.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.adfc-nrw.de/kreisverbaende/kv-guetersloh/service/radwege-info.html |titel=Radwege-Info – ADFC NRW – Kreisverband Gütersloh&amp;nbsp;e.&amp;nbsp;V. |sprache=de |abruf=2017-04-20}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== Kombinierte Geh- und Radwege ohne Benutzungspflicht ====<br /> Zum Beispiel nach den Qualitätsstandards und Musterlösungen für das Radnetz Hessen ist es möglich kombinierte Geh- und Radwege auch mit weißen Bodenpiktogrammen auszuweisen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen |url=https://www.nahmobil-hessen.de/wp-content/uploads/2021/05/Qualitaetsstandards_und_Musterloesungen_2te_Auflage_inkl_Ergaenzungen_2021-05-05.pdf |titel=Radnetz Hessen – Qualitätsstandards und Musterlösungen |werk=Radnetz Hessen – Qualitätsstandards und Musterlösungen, 2. Auflage, November 2020 |hrsg=Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen |datum=2020-11-01 |seiten=„Dateiseite“ 70 der PDF-Datei: Musterblatt M-2 |format=PDF |sprache=de |abruf=2022-03-08}}&lt;/ref&gt; Vorteil: Es besteht rechtlich kein Schritttempo für den Radverkehr, wie bei der in Deutschland bisher oft verwendeten Schilderkombination Gehweg [[Datei:Zeichen 239 - Sonderweg Fußgänger, StVO 1992.svg|30px]] Radfahrer frei [[Datei:Zusatzzeichen 1022-10 - Radfahrer frei, StVO 1992.svg|30px]].<br /> <br /> Die [[Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung]] (VwV-StVO) vermerkt seit 2021 explizit, das Bodenpiktogramme für nicht benutzungspflichtige, kombinierte Geh- und Radwege angewandt werden können: In der VwV-StVO zu § 2 Straßenbenutzung durch Fahrzeuge, 38a III heißt es: ''Gemeinsame Geh- und Radwege ohne Benutzungspflicht können durch Aufbringung der Sinnbilder „Fußgänger“ und „Radverkehr“ gekennzeichnet werden.'' Ein zum Teil angewandtes Piktogramm zeigt oben einen weißen Fußgänger. Darunter folgt ein waagerechter weißer Querbalken. Unter dem Balken folgt ein weißes Fahrradpiktogramm. Alternativ werden auch Zeichen 240 komplett in weiß als Piktogramm eingesetzt.<br /> <br /> ==== Schutzstreifen ====<br /> [[Datei:Rottweiler Strasse Stuttgart IMG 6117.jpg|mini|Schutzstreifen in [[Vaihingen (Stuttgart)|Stuttgart-Vaihingen]] mit VZ 277.1]]<br /> [[Datei:Saarbrücker Straße Teilstück (Uchtelfangen) 2024-03-03 (02).jpg|mini|Schutzstreifen in [[Uchtelfangen]]]]<br /> <br /> '''Schutzstreifen''' bzw. '''Radschutzstreifen''', früher auch '''Angebots-''' bzw. '''Suggestivstreifen''', sind Radverkehrsanlagen, welche mit Zeichen 340 ([[Datei:Zeichen 340 – Leitlinie, StVO 1970.svg|20px]], [[Straßenmarkierung#Längsmarkierungen|Leitlinie]], eine unterbrochene dünne Markierung, ''Schmalstrich'') und dem [[Bildtafel der Verkehrszeichen in der Bundesrepublik Deutschland seit 2017#Sinnbilder nach § 39 StVO|Sinnbild Radverkehr]] [[Datei:Sinnbild Radfahrer, StVO 1992.svg|20px]] auf der Fahrbahn markiert werden. Dazu gibt es folgende Regeln:&lt;ref&gt;Z. B. {{Internetquelle |url=https://www.adfc-diepholz.de/schutzstreifen-auf-der-fahrbahn/ |titel=Schutzstreifen für Radfahrer --- was zu beachten ist › Radweg, Rechtsfahrgebot, Schutzstreifen, Straßenbau |abruf=2021-11-13}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Wer ein Fahrzeug führt, darf auf der Fahrbahn durch Leitlinien markierte Schutzstreifen für den Radverkehr nur bei Bedarf überfahren, insbesondere um dem Gegenverkehr auszuweichen. Der Radverkehr darf dabei nicht gefährdet werden.<br /> |Autor=<br /> |Quelle=Anlage&amp;nbsp;3 Lfd. Nr.&amp;nbsp;22 Satz 2 [[Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|StVO]]<br /> |ref=&lt;ref name=&quot;stvo_2013_3_22&quot;&gt;[https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/anlage_3.html Anlage&amp;nbsp;3] Lfd.Nr.&amp;nbsp;22 StVO&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Auf durch Leitlinien markierten Schutzstreifen für den Radverkehr darf nicht gehalten werden. Satz 1 gilt nicht für Fahrräder und Elektrokleinstfahrzeuge im Sinne der eKFV.<br /> |Autor=<br /> |Quelle=Anlage&amp;nbsp;3 Lfd. Nr.&amp;nbsp;22 Satz 3 [[Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|StVO]]<br /> |ref=&lt;ref name=&quot;stvo_2013_3_22&quot; /&gt;}}<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Sie missachteten als Radfahrer das Rechtsfahrgebot, indem Sie den markierten Schutzstreifen nicht benutzten.<br /> |Quelle=Bundeseinheitlicher Tatbestandskatalog Straßenverkehrsordnungswidrigkeiten<br /> |ref=&lt;ref name=&quot;rechtsfahrgebot&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.kba.de/DE/Themen/ZentraleRegister/FAER/BT_KAT_OWI/bkat_owi_09_11_2021.pdf?__blob=publicationFile&amp;v=3 |titel=Bundeseinheitlicher Tatbestandskatalog Straßenverkehrsordnungswidrigkeiten |hrsg=Kraftfahrt-Bundesamt |datum=2021-11-09 |seiten=27 |format=PDF; 3,11 MB |abruf=2023-06-17}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Das [[Parken]] (seit 2009) und seit dem 27. April 2020 auch das [[Halten (Straßenverkehr)|Halten]] auf Schutzstreifen ist verboten, dies gilt auch beim Be- und Entladen.&lt;ref name=&quot;stvo_2020_04_27&quot;&gt;[https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&amp;jumpTo=bgbl120s0814.pdf Vierundfünfzigste Verordnung zur Änderung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Schutzstreifen sind keine Sonderwege für Radfahrer und werden daher nicht mit Zeichen 237 [[Datei:Zeichen 237 - Sonderweg Radfahrer, StVO 1992.svg|30px]] gekennzeichnet, sie sind Teil der Fahrbahn. Daher ist nach verschiedenen Gerichtsurteilen beim Überholen eines auf dem Schutzstreifen fahrenden Radfahrers durch ein Kfz ein Seitenabstand von mindestens 150&amp;nbsp;cm einzuhalten. Dies ist seit der StVO-Novelle 2020 allgemein der Fall.<br /> <br /> Die Markierung von Schutzstreifen kommt innerhalb geschlossener Ortschaften auf Straßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von bis zu 50&amp;nbsp;km/h in Frage. Außerorts werden sie derzeit in der VwV-StVO ausgeschlossen, wie auch in Kreisverkehren. Sie können angelegt werden, wenn eine Radwegebenutzungspflicht erforderlich wäre, die Anlage eines Sonderweges aber nicht möglich ist oder dem Radverkehr ein besonderer Schonraum angeboten werden soll und Fahrbahnbreite sowie Verkehrsstruktur es grundsätzlich zulassen.<br /> <br /> Schutzstreifen sind nach den [[Empfehlungen für Radverkehrsanlagen]] (ERA 2010), bezogen auf die Mitte der Markierung,&lt;ref&gt;S. 22 in Bild 9 der ERA 2010: „Schmalstrichmarkierung (0,12&amp;nbsp;m breit, 1,00&amp;nbsp;m Länge, 1,00&amp;nbsp;m Lücke, '''Lage mittig zwischen den Verkehrsflächen''')“.&lt;/ref&gt; mindestens 125&amp;nbsp;cm breit anzulegen, in der Regel 150&amp;nbsp;cm. Die VwV-StVO enthält keine zahlenmäßigen Angaben zur Breite von Schutzstreifen. Jedoch ist in den VwV-StVO zur Breite von Schutzstreifen festgelegt:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Er muss so breit sein, dass er einschließlich des Sicherheitsraumes einen hinreichenden Bewegungsraum für den Radverkehr bietet. Befindet sich rechts von dem Schutzstreifen ein Seitenstreifen, kommt ein Schutzstreifen in der Regel nicht in Betracht, es sei denn, es wird ein zusätzlicher Sicherheitsraum zum ruhenden Verkehr geschaffen.<br /> |Quelle=[[Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung]] RdNr. 12 Zu § 2 Straßenbenutzung durch Fahrzeuge Zu Absatz 4 Satz 2 Nr. 5<br /> |ref=&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt;}}<br /> <br /> Die verbleibende Restfahrbahn, auch Fahrgasse oder [[Kernfahrbahn]] genannt, muss je vorgesehener Fahrtrichtung mindestens 2,25&amp;nbsp;m breit sein. Eine Einbahnstraße mit einem Schutzstreifen muss demnach mindestens 3,50&amp;nbsp;m breit sein, mit zwei Schutzstreifen 4,75&amp;nbsp;m. Eine Fahrbahn, auf der zwei Pkw einander begegnen können sollen, muss bei einem Schutzstreifen mindestens 5,75&amp;nbsp;m breit sein, bei beidseitigen Schutzstreifen mindestens 7,00&amp;nbsp;m zwischen den Bordsteinen. Schutzstreifen sind in Kreisverkehren nicht zulässig.&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt;<br /> <br /> [[Datei:K 515 bei Erichsburg.jpg|mini|Schutzstreifen bei [[Erichsburg]]]]<br /> <br /> '''Modell-Projekt engere Kernfahrbahn'''<br /> <br /> In einem Modellprojekt in Baden-Württemberg wurden Schutzstreifen in engeren Fahrbahnen angelegt und untersucht. Unter günstigen Umständen haben auch sie sich als tauglich erwiesen.&lt;ref&gt;[https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/aktuell/nachrichten/mehr-schutzstreifen-weniger-unfaelle-auch-auf nationaler-radverkehrsplan.de]&lt;/ref&gt; In Baden-Württemberg können sie seitdem im Einzelfall auch bei unter 7,00&amp;nbsp;m Fahrbahnbreite eingesetzt werden. Im weiteren Bundesgebiet steht diese Möglichkeit noch aus.<br /> <br /> '''Modell-Projekt Schutzstreifen außerorts'''<br /> <br /> In einem anderen Modellprojekt wurden in mehreren Bundesländern im Jahr 2013 einzelne Straßen mit vergleichsweise geringer Kfz-Belastung außerorts mit Schutzstreifen versehen, zusätzlich mit zulässiger Höchstgeschwindigkeit von 70&amp;nbsp;km/h beschildert und die Wirkung untersucht. Besonderheiten sind dabei nicht nur die Außerortslage und die höhere Kfz-Geschwindigkeit, sondern auch, dass nur ein Fahrstreifen zwischen den Schutzstreifen übrigbleibt, Kfz im Fall einer Begegnung also auf die Schutzstreifen ausweichen müssen. Ähnlich wird dies bei Landstraßen in den Niederlanden bereits länger praktiziert. Die Untersuchung wurde (Stand Januar 2017) lange nicht veröffentlicht.&lt;ref name=&quot;NRVP_2013&quot; /&gt;&lt;ref&gt;[http://www.agfk-niedersachsen.de/arbeitsgruppen/schutzstreifen-ausserorts.html agfk-niedersachsen.de]&lt;/ref&gt; Ihre Ergebnisse wurden inzwischen vom Deutschen Städte- und Gemeindebund veröffentlicht.&lt;ref&gt;[https://www.dstgb.de/themen/mobilitaet/radverkehr/ergebnisse-des-modellprojekts-schutzstreifen-ausserorts/schlussbericht-nrvp-projekt-schutzstreifen-ausserorts-endfassung.pdf?cid=912 Schlussbericht schutzstreifen außerorts]&lt;/ref&gt; Bei den jüngsten Novellen von StVO (2020) und VwV-StVO (2021) wurde das Verbot der Schutzstreifen außerorts nicht aufgehoben, obwohl die Ergebnisse keine Verschlechterung der Verkehrssicherheit ergaben und in anderen Punkten Verbesserungen nachweisen. Auch eine entsprechende wohlwollende Aussage im Koalitionsvertrag CDU-CSU/SPD im Jahr 2016 änderte daran nichts.&lt;ref&gt;[https://www.neuruppin.de/fileadmin/dateien/Stadtentwicklung/00_stadtentwicklung/00_01_aktuelles/PPT_schutzstreifen_ao_RadverkehrJu_.pdf Vortrag Schutzstreifen außerorts der Stadt Neuruppin, dort Folie 10], [https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2018-2021_Bund_final.pdf Koalitionsvertrag CDU/CSU und SPD, 19. Legislaturperiode im Bund], S. 79, Zeile 3654 ff.: „Die Umsetzung von verkehrssicherheitserhöhenden Projekten, wie z.&amp;nbsp;B. {{' |Schutzstreifen für Radfahrer außerorts}}, wollen wir unterstützen.“&lt;/ref&gt;<br /> <br /> '''Kontroverse zur Benutzungspflicht für Radfahrer'''<br /> <br /> Ob für Radfahrer aufgrund des [[Rechtsfahrgebot]]s eine Benutzungspflicht des Schutzstreifens besteht, wie explizite Einträge im Bußgeldkatalog&lt;ref name=&quot;rechtsfahrgebot&quot; /&gt; nahelegen, ist umstritten, da keine entsprechende Benutzungspflicht explizit in der Straßenverkehrs-Ordnung steht. In der parallel zur sogenannten ''Radfahrernovelle'' von 1997 neu gefassten, aber nur für Behörden, nicht aber für den Verkehrsteilnehmer bindenden VwV-StVO stand noch passend zum Bußgeldkatalog: „Der Radverkehr muss den Schutzstreifen im Streckenverlauf benutzen. Diese Benutzungspflicht ergibt sich aus dem Rechtsfahrgebot (§&amp;nbsp;2 Abs.&amp;nbsp;4 Satz 3).“<br /> <br /> Die Nicht-Benutzungspflicht wird damit begründet, dass Schutzstreifen mit Fahrzeugen nur bei Bedarf befahren werden dürfen, der sich aus dem Rechtsfahrgebot für Radverkehr nicht eher als für Kraftfahrzeugverkehr ergeben kann. Außerdem werde der Radverkehr durch den oft schlechteren Fahrbahnzustand (daher teils auch als „Schmutzstreifen“ bezeichnet) sowie durch die an den Rand gedrängte Lage eher durch überholende Kraftfahrzeuge gefährdet, wodurch ein weiteres Ausschlusskriterium für ein Befahren erfüllt sei, da auch der Radverkehr selbst Schutzstreifen nicht benutzen darf, wenn er dabei gefährdet wird. Die im Regeltatbestand des Bußgeldkatalogs geforderte Benutzung sei dieser Ansicht nach durch den erhöhten Seitenabstand gegeben, durch den eine höhere Sicherheit erreicht wird.<br /> <br /> Eine Klarstellung, dass keine direkte Benutzungspflicht besteht, erfolgte 2018 durch das [[Niedersächsisches Oberverwaltungsgericht|OVG Lüneburg]] anlässlich des gescheiterten Versuchs einer Klage gegen einen Schutzstreifen aufgrund §&amp;nbsp;45 Abs.&amp;nbsp;9 Satz 3 n.&amp;nbsp;F. Die Klagebefugnis fehlte, „denn die angegriffene Anordnung von Schutzstreifen enthält gegenüber dem ausschließlich in seiner Eigenschaft als Radfahrer klagenden Kläger schon keine Regelung (a), hilfsweise jedenfalls keine ihn vorliegend eigenständig belastende (b). […] So ordnet §&amp;nbsp;2 Abs.&amp;nbsp;4 Satz 2 StVO eine Radwegebenutzungspflicht ausdrücklich nur für die dort genannten Fälle einschließlich des durch die Verkehrszeichen 237, 295 zu kennzeichnenden Radfahrstreifens, nicht aber für einen Schutzstreifen an. […] Aus Nr. 3.4 des Bußgeldkatalogs (Anlage zu §&amp;nbsp;1 Abs.&amp;nbsp;1 Bußgeldkatalogverordnung) ergibt sich keine andere Beurteilung. Schon nach der Verordnungsermächtigung (§&amp;nbsp;26a StVG) kann der Bußgeldkatalog nur die Folgen eines Verstoßes gegen ein bestehendes Ge- oder Verbot regeln, nicht aber eigenständig neue Ge- oder Verbote enthalten.“&lt;ref name=&quot;ovg_lueneburg&quot;&gt;[http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/portal/page/bsndprod.psml?doc.id=MWRE180003258&amp;st=null&amp;showdoccase=1 OVG Lüneburg 12. Senat, Beschluss vom 25.07.2018, 12 LC 150/16], [http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/portal/page/bsndprod.psml?showdoccase=1&amp;st=null&amp;doc.id=JURE180016324&amp;doc.part=L&amp;doc.price=0.0#focuspoint VG Hannover 7. Kammer, Urteil vom 14.06.2016, 7 A 3932/15] und [https://fahrradzukunft.de/27/schutzstreifen-klagebefugnis/ Artikel des Rechtsanwalts dazu]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zulässig und erfolgreich war dagegen eine Klage eines Autofahrers gegen einen Schutzstreifen, weil er die Anforderungen der damaligen Fassung des §&amp;nbsp;45&amp;nbsp;9 Satz&amp;nbsp;2, „eine auf besondere örtliche Verhältnisse zurückzuführende, das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung insbesondere des Lebens und der Gesundheit der Verkehrsteilnehmer übersteigende Gefahrenlage“ nicht erfüllte.&lt;ref&gt;VG Saarlouis v. 19. Januar 2011: {{Rspr|10 L 1655/10}}&lt;/ref&gt; In der Neufassung der StVO von 2013 wurden dann aber die Schutzstreifen von dieser Regelung ausgenommen.&lt;ref&gt;Aus der Begründung in der Grunddrucksache der [https://www.bundesrat.de/bv.html?id=0428-12 Verordnung zur Neufassung der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO), Drucksache 428/12]: „Zu Absatz 9 Satz 2: Eines der wesentlichen Ziele der {{' |Schilderwaldnovelle}} ist die Förderung des Radverkehrs. Dazu wird auf die allgemeine Begründung verwiesen. Dazu gehört auch, den Behörden vor Ort größere Spielräume bei der Anlage von Radverkehrsanlagen einzuräumen. Mit diesem Ziel ist es nicht vereinbar, das Erfordernis der strengen Voraussetzungen dieser Vorschrift an die Anordnung eines Schutzstreifens zu stellen, mit dem ein grundsätzliches Überfahrverbot der Leitlinie einhergeht, was sich beschränkend auf den fließenden Verkehr auswirkt. Gleiches gilt auch für die Anordnung von Fahrradstraßen, mit denen ein grundsätzliches Benutzungsverbot für andere Fahrzeugführer und eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung einhergehen. Diese Verkehrszeichenanordnungen werden daher nach dem Vorbild der Tempo 30-Zonen oder der Zonen-Geschwindigkeitsbeschränkungen von Satz 2 ausgenommen.“&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einer Untersuchung der Unfallversicherer zu Schutzstreifen kommt zu dem Ergebnis, dass diese bei einer Breite von 125&amp;nbsp;cm für Radfahrer gefährlicher sind als Mischverkehr.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://udv.de/de/file/11903/download?token=GuQ5B_vu |titel=Sicherheit und Nutzbarkeit markierter Radverkehrsführungen |werk=udv.de |hrsg=[[Unfallforschung der Versicherer]] |datum=2019-04-15 |seiten=80 |format=PDF; 5,5&amp;nbsp;MB |abruf=2021-06-09}}&lt;/ref&gt; Die Schutzstreifen werden seither zunehmend als „Gefährdungsstreifen“ oder „Todesstreifen“ bezeichnet. Diese Begriffe beziehen sich aber häufig im konkreten Fall auf Schutzstreifen ohne ausreichend breite Sicherheitstrennstreifen zu längsparkenden Kfz, wie sie vor 2010 nicht selten eingerichtet wurden, die bei konsequenter Anwendung der ERA 2010 nicht regelgerecht wären und jedenfalls nicht neu angelegt werden sollten.<br /> [[Datei:Non-mandatory two-direction bike lane in Hamburg, Germany.jpg|mini|Zweirichtungsradweg ohne Benutzungspflicht, angezeigt durch Pfeile am Boden (Hamburg-Uhlenhorst). Der Weg ist in beide Richtungen mit dem Zusatzzeichen 1000-33 ohne Hauptschild beschildert.]]<br /> <br /> ==== Zweirichtungsradweg ohne Benutzungspflicht ====<br /> Bei Zweirichtungsradwegen ohne Benutzungspflicht wird die linksseitige Benutzbarkeit durch das Zusatzzeichen 1022-10 [[Datei:Zusatzzeichen 1022-10 - Radfahrer frei, StVO 1992.svg|30px]] ''Radverkehr frei'' ohne Hauptschild angezeigt. Vorgeschrieben ist nach VwV-StVO die Warnung der Fahrzeuge aus Querstraßen und verkehrsreichen Grundstückszufahrten mit dem Zusatzzeichen 1000-32 [[Datei:Zusatzzeichen 1000-32 - Radfahrer kreuzen von rechts und links, StVO 1997.svg|30px]] ''über'' dem Verkehrszeichen 205 [[Datei:Zeichen 205 - Vorfahrt gewähren! StVO 1970.svg|30px]] ''Vorfahrt gewähren''.<br /> <br /> ==== Linksseitige Radwege ohne Benutzungspflicht ====<br /> Linksseitige Radwege sind in der Regel Zweirichtungsradwege. Es gibt einzelne Ausnahmen, etwa neben einem Radfahrstreifen oder an einer Einbahnstraße, wenn in Einbahnrichtung im Mischverkehr gefahren wird.<br /> [[Datei:Neulöwenberg Fahrradstraße lub 2022-12-29.jpg|mini|Außerörtliche Fahrradstraße in Neulöwenber, Brandenburg, mit freigegebenem Anliegerverkehr]]<br /> <br /> === Fahrradstraßen ===<br /> {{Hauptartikel|Fahrradstraße}}<br /> <br /> Als besondere Art von Straßen sind Fahrradstraßen dem Radverkehr und Elektrokleinstfahrzeugen vorbehalten. Sie sind dort möglich, wo ein hoher Radverkehr vorherrscht oder vorherrschen wird.<br /> <br /> Sie können für den Kraftfahrzeugverkehr freigegeben werden. Sie kommen in, und außerhalb bebauter Gebiete vor.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e V |url=https://www.adfc.de/artikel/gut-umgesetzte-fahrradstrassen |titel=Gut umgesetzte Fahrradstraßen |sprache=de |abruf=2024-04-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Für den Radverkehr freigegebene Gehwege ===<br /> [[Datei:Brauhaus Riegele (Augsburg) (cropped).jpg|mini|alt=Eine lange Bahnunterführung in Augsburg mit leichtem Gefälle, glänzende Meterspur-Straßenbahnschienen mit etwa 1,50&amp;nbsp;m Abstand vom Bordstein, Überholverbot (durchgezogene weiße Linie) für Autos in der beleuchteten Unterführung nahe dem Hauptbahnhof mit einem rot-weißen Zug oberhalb der leicht gebogenen Tunnelüberwölbung. Eine Fahrradfahrerin (vermutlich) auf dem etwa 2,50 Meter breiten Gehweg rechts, ein Bettler sitzt ein wenig weiter unten am Rand an der hohen Hauswand. Verkehrsschild Fussgänger mit Zusatzschild Fahrradfahren frei und Hinweistafel „Radfahren auf der Fahrbahn erlaubt“. Links auf der gegenüberliegenden Straßenseite trennt keine Wand mehr den Bürgersteig von der aufwärtsführenden Fahrbahn ab. Blaue Stunde am Abend mit Gebäude einer Brauerei rechts im Bild.|Freigabe mit [[Schrittgeschwindigkeit]] und Hinweistafel auf die Erlaubnis der Fahrbahnbenutzung neben den Schienen]]<br /> <br /> Für die Breite gemeinsamer Geh- und Radweg schreibt die VwV-StVO eine Mindestbreite von 200&amp;nbsp;cm außerorts und 250&amp;nbsp;cm innerorts vor. Die ERA sehen ein Regelmaß von 250&amp;nbsp;cm innerorts wie außerorts vor, fordern einen Abstand außerorts zu Landstraßen von 175&amp;nbsp;cm und fordern innerorts bei einer Benutzung durch mehr als 75&amp;nbsp;Personen pro Spitzenstunde 2&amp;nbsp;cm mehr Breite pro Person in der Spitzenstunde, das ergibt dann beispielsweise 300&amp;nbsp;cm bzw. 400&amp;nbsp;cm Breite bei 100 bzw. 150&amp;nbsp;Personen in der Spitzenstunde.<br /> <br /> Nicht eine Radverkehrsanlage im engeren Sinne sind für den Radverkehr freigegebene [[Gehweg]]e. Sie sind keine Radwege im Sinne der [[Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|StVO]], sondern bleiben Gehwege. Radfahrer haben jedoch gegenüber dem Verkehr aus Seitenstraßen Vorfahrt, was seit 2009 durch die Verpflichtung zur Markierung von Radfahrerfurten in der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung verdeutlicht wird.<br /> <br /> Sind jedoch keine gesonderten Radwege vorhanden und hält es die lokale [[Straßenverkehrsbehörde]] aufgrund des geringen Fußgängerverkehrs auf dem Gehweg für verantwortbar, kann das Radfahren auf Gehwegen durch die Kombination von Zeichen 239 ''Gehweg'' [[Datei:Zeichen 239 - Sonderweg Fußgänger, StVO 1992.svg|30px]] mit dem Zusatzzeichen ''Radfahrer frei'' [[Datei:Zusatzzeichen 1022-10 - Radfahrer frei, StVO 1992.svg|30px]] zugelassen werden. Eine Benutzungspflicht für Radfahrer entsteht dadurch nicht, das Befahren der Fahrbahn ist zulässig.<br /> <br /> Bei Benutzung so beschilderter Wege durch Radfahrer sind diese verpflichtet, besondere Rücksicht auf den Fußgängerverkehr zu nehmen. Radfahrer dürfen nur mit [[Schrittgeschwindigkeit]] fahren. Wenn nötig müssen sie warten.&lt;ref&gt;{{§|Anlage+2|stvo|buzer|text=Anlage&amp;nbsp;2 der Straßenverkehrs-Ordnung}}&lt;/ref&gt; Oftmals wird diese Regelung getroffen, da eine Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn aufgrund der hohen Verkehrsdichte für manche Nutzergruppen gefährlich bzw. unzumutbar erscheint, und beengte Platzverhältnisse die Anlage einer gesonderten Radverkehrsanlage oder einen anforderungsgerechten ''gemeinsamen Fuß- und Radweg'' verhindern. Oft besitzt der Gehweg allerdings keine ausreichende Breite, um Nutzungskonflikte zwischen Rad- und Fußverkehr zu vermeiden. Nach den Regelwerken gelten hohe Anforderungen an Gehwege, die für Radverkehr frei gegeben werden sollen, sowohl was die Zahl und Zusammensetzung des Fußgänger- und Radverkehrs angeht, als auch was Breiten, Engstellen, Hauseingänge, Grundstückszufahrten usw. angeht. Primär geht es darum, dem langsameren Teil des Radverkehrs die Benutzung des Gehwegs zu erlauben, umgekehrt muss es jedoch für den schnelleren Radverkehr vertretbar sein, auf der Straße zu fahren.&lt;ref&gt;[https://www.geh-recht.de/radfahren-auf-Gehwegen ''Radfahren auf Gehwegen''], Fuss e.&amp;nbsp;V., abgerufen am 8.&amp;nbsp;April 2017.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Radfahren auf einem Gehweg kann in einer Richtung erlaubt werden oder auch in beiden.<br /> <br /> Gleiches wie für die Freigabe von Fußwegen gilt für [[Fußgängerzone]]n (Zeichen&amp;nbsp;242.1 [[Datei:Zeichen 242.1 - Beginn einer Fußgängerzone, StVO 2009.svg|30px]]), die für Fahrzeugverkehr freigegeben sind.<br /> <br /> [[Kind]]er bis zum vollendeten achten Lebensjahr ''müssen'' mit dem Fahrrad Gehwege benutzen, dürfen also nicht auf der Fahrbahn oder Radfahrstreifen fahren (soweit ein Gehweg vorhanden ist). Ist ein baulich von der Fahrbahn getrennter Radweg vorhanden, so dürfen Kinder unter acht Jahre auch den Radweg benutzen. Ab dem vollendeten achten Lebensjahr bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr ''dürfen'' sie Gehwege benutzen, das heißt, sie haben die Wahl zwischen Gehweg oder Fahrbahn bzw. Radverkehrsanlagen. Auch eine geeignete Begleitperson eines Kindes bis zum vollendeten achten Lebensjahr darf den Gehweg benutzen ({{§|2|stvo_2013|juris}} Abs.&amp;nbsp;5 Satz 3 StVO).<br /> <br /> === Führung des Radverkehrs an Knotenpunkten ===<br /> [[Datei:Kombinierte Querungsanlage Radweg Zebrastreifen.jpg|mini|Kombinierte [[Querungsanlage]] für [[Fahrrad|Fahrräder]] und [[Fußverkehr|Fußgänger]] („Zebrastreifen“) an einem [[Kreisverkehr]] ([[Bad Krozingen]], August 2018)]]<br /> <br /> Da es an [[Knotenpunkt (Verkehr)|Knotenpunkten]] häufig zu gefährlichen Konfliktsituationen zwischen dem Rad- und Kraftfahrzeugverkehr kommt (mehr als die Hälfte der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung innerorts findet an Knoten statt), ist einer sicheren Radverkehrsführung an Einmündungen und Kreuzungen große Bedeutung beizumessen.<br /> <br /> Insbesondere das Linksabbiegen soll durch entsprechende bauliche Maßnahmen erleichtert und sicherer werden. Grundsätzlich ist zwischen einer direkten und indirekten Radverkehrsführung an Knotenpunkten zu unterscheiden, wobei Radfahrer seit September 2009 die freie Wahl haben, wie sie links abbiegen wollen. Im Fall der direkten Führung müssen sich die Radfahrer in die [[Abbiegefahrstreifen]] des Kraftfahrzeugverkehrs einordnen oder sie befahren eine [[Radfahrerschleuse]] bzw. einen eigenen Radverkehrs-Linksabbiegestreifen. Bei der indirekten Führung verläuft die Radverkehrsführung zunächst über die rechts einmündende Straße bis zu einer ''Aufstellfläche''. Von dort kann der Radfahrer die Straße (mit und ohne [[Radwegefurt]]) überqueren. Beide Möglichkeiten werden im Wesentlichen bei lichtsignalgeregelten Knotenpunkten angewendet, die direkte Führung kann jedoch auch ohne Lichtsignalschutz (geringe Kraftfahrzeugstärke notwendig) angeordnet werden.<br /> <br /> Im Fall einer Einmündung kann ein sogenannter „Auffangradweg“ das Linksabbiegen ermöglichen. Dazu wird der Radverkehr ca. 20 Meter vor der [[Haltlinie]] aufgefangen und auf den seitlichen Radweg geführt. Am Ende des Auffangradweges befindet sich ein Lichtsignal, das den Weg über die Straße freigibt. Vorteil dieser Führung ist, dass sich die Radfahrer nicht auf dem Fahrstreifen bewegen müssen und damit nicht in Konflikt mit dem Kraftfahrzeugverkehr geraten.<br /> <br /> Begleitet ein Radweg eine Vorfahrtstraße mit Einmündungen und Kreuzungen, müssen an den Einmündungen Radwegefurten angelegt werden. Zusätzlich müssen nach den [[Straßenbaurichtlinien]] und der Verwaltungsvorschrift zur StVO Sichtfelder freigehalten werden, damit sowohl querende Fahrzeuge als auch abbiegender Längsverkehr Radfahrer auf dem Radweg rechtzeitig erkennen kann. Wartepflichtige Kfz sollen, ohne die Radwegfurt zuzustellen, den Radweg mindestens 20&amp;nbsp;m, in der Regel jedoch 30&amp;nbsp;m weit einsehen können. Vor Einmündungen sollen auf einer Länge von mindestens 20&amp;nbsp;m keinerlei sichthindernde Einbauten zwischen der Fahrbahn und dem begleitenden Radweg vorhanden sein. Auch das Parken am Fahrbahnrand beziehungsweise auf ausgewiesenen Flächen sollte dort, am besten durch bauliche Einrichtungen (vorgezogener Rinnstein) verhindert werden.&lt;ref&gt;ERA 95 – Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, FGSV-Nr. 284, FGSV 1995&lt;/ref&gt; Diese Regelungen gelten zunächst nur links der Einmündung. Handelt es sich um einen Zweirichtungsradweg, gelten sie auch rechts der Einmündung entsprechend.<br /> <br /> Eine weitere Lösungsmöglichkeit der Radverkehrsführung an Knotenpunkten ist der sogenannte ''aufgeweitete Radaufstellstreifen'' (ARAS), ''auch erweiterte Fahrradaufstellfläche'' (EFA) oder ''vorgezogene Aufstellfläche'' genannt, niederländisch ''opgeblazen fietsopstelstrook'' (OFOS oder OFO). Er kann bei lichtsignalgeregelten Knotenpunkten eingerichtet werden und verzichtet im Gegensatz zur Radfahrerschleuse auf ein Vorsignal. Stattdessen stoppt der Kraftfahrzeugverkehr bei Rot an einer etwas zurückgesetzten Haltlinie und der Radverkehr hat so die Möglichkeit rechts vorbeizufahren und sich vor den wartenden Fahrzeugen aufzustellen. Radfahrer brauchen so nicht im abgasbelasteten Wartebereich der Autos stehen, sie stehen im Sichtfeld der nachfolgenden Autofahrer, was die Unfallgefährdung verringert, insbesondere mit rechtsabbiegenden Kfz, und Radfahrer werden direkt und nicht umwegig über den Knotenpunkt geführt.&lt;ref&gt;[https://bast.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2011/173/pdf/V124.pdf Wilhelm Angenedt u.&amp;nbsp;a. 2006: Verbesserung der Radverkehrsführung an Knoten]&lt;/ref&gt;<br /> &lt;div style=&quot;clear:both;&quot;&gt;&lt;/div&gt;<br /> <br /> &lt;gallery mode=&quot;packed&quot;&gt;<br /> Radwegführung Knotenpunkt.svg|Führungsmöglichkeiten linksabbiegenden Radverkehrs<br /> Auffangradweg.svg|„Indirektes“ Linksabbiegen mit Hilfe eines „Auffangradwegs“ vor der Kreuzung rechts (grau)<br /> Sichtfelder Radwegfurt ERA95.svg|Freizuhaltende Sichtfelder an Einmündungen<br /> Radaufstellstreifen (Fertig).png|Aufgeweiteter Radaufstellstreifen an einer Stopp-Stelle (z.&amp;nbsp;B. Ampel)<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> === Regelungen für Pedelecs ===<br /> [[Pedelec]]s bis 25&amp;nbsp;km/h gelten verkehrsrechtlich als Fahrräder. Sie dürfen die Radinfrastruktur wie ein gewöhnliches rein mechanisches Fahrrad nutzen. Andere motorisierte Zweiräder, wie beispielsweise S-Pedelec, sind in Deutschland keine Fahrräder und dürfen Radwege in der Regel nicht benutzen. Ausnahmen von diesem Verbot werden innerorts durch Zusatzzeichen (z.&amp;nbsp;B. 1022-11, Mofas frei [[Datei:Zusatzzeichen 1022-11 - Mofas frei (600x450), StVO 1992.svg|30px]] bzw. Zusatzzeichen S-Pedelec frei) für Mofas bzw. S-Pedelec kenntlich gemacht. Auf Radwegen außerhalb geschlossener Ortschaften dürfen Mofas und E-Bikes Radwege benutzen&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__2.html |titel=§&amp;nbsp;2 StVO 2013 – Einzelnorm |abruf=2017-10-26}}&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> === Historie (Deutschland) ===<br /> [[Datei:Anlage IX, Bild 6 – Radfahrweg, Berliner Straßenordnung 1929.svg|mini|150px|Seit der zweiten Hälfte der 1920er Jahre setzte sich die Beschilderung von Radfahrwegen deutschlandweit durch]]<br /> [[Datei:Zeichen 242 - Getrennter Rad- und Fußweg, StVO 1970.svg|mini|150px|Zeichen 241: Getrennter Rad- und Fußweg. Mit der 1971 gültig gewordenen westdeutschen StVO eingeführtes Verkehrszeichen]]<br /> [[Datei:Zeichen 244 - Gemeinsamer Rad- und Fußweg, StVO 1970.svg|mini|150px|Ehemaliges Zeichen 244: Gemeinsamer Rad- und Fußweg. Mit der 1971 gültig gewordenen westdeutschen StVO eingeführtes Verkehrszeichen]]<br /> <br /> Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte in Deutschland die Zahl der Radfahrer erheblich zugenommen. Damals besaßen in München 5–5,6 %, in Stuttgart trotz des bergigen Geländes immerhin noch rund 3,8 % der Einwohner ein Fahrrad.&lt;ref name=&quot;1912_HDI&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Max Dietrich, F. von Laissle (Bearb.) |Hrsg=L. von Willmann |Titel=Vorarbeiten, Erd-, Grund-, Straßen- und Tunnelbau |Sammelwerk=Handbuch der Ingenieurwissenschaften |Band=4 |Auflage=4. |Verlag=Verlag von Wilhelm Engelmann |Ort=Leipzig |Datum=1912 |Kapitel=Erster Teil |Seiten=307, 310 |Kommentar=Umrechnung der Angaben „ein Fahrrad auf 18–20“ bzw. „26 Einwohner“ in Prozent |Online=https://archive.org/download/vorarbeitenerdg02waldgoog/vorarbeitenerdg02waldgoog.pdf |Format=PDF |KBytes=28200 |Abruf=2019-11-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Deshalb gab es erste Bestrebungen, sowohl auf Landstraßen als auch in Städten ''Radfahrwege'' anzulegen, um „den Radfahrverkehr ungefährlicher zu machen“. Speziell innerhalb von Städten glaubte man, dass die Straßenmitte hierfür am geeignetsten sei.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=[[Otto Lueger]] |Titel=Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften |Auflage=2. |Verlag=Deutsche Verlagsanstalt |Ort=Stuttgart und Leipzig |Datum=1920 |Kommentar=Lexikoneintrag „Radfahrwege“ |Online=http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Radfahrwege |Abruf=2019-11-11}}&lt;/ref&gt; Man wollte primär Fußgänger vor Radfahrern schützen, weil Fahrräder „vermöge ihrer geringen Abmessungen weniger auffallen, […] durch keinerlei Fahrgeräusch sich bemerklich machen und sehr häufig mit zu großer Geschwindigkeit sich bewegen, welche diejenige der anderen Straßenfuhrwerke wesentlich übertrifft“. Als Breite wurden 2 bis 2,60&amp;nbsp;m empfohlen, und aus Gründen der Sicherheit und Bequemlichkeit der Radfahrer sollten [[Rampe (ortsfester Zugang)|Rampen]] vermieden und Radfahrwege auf gleicher Höhe wie die Fahrbahn geführt werden. Die Ausführung sollte möglichst eben erfolgen. Die Verwendung von Asphalt wurde jedoch als „unangebrachter Luxus“ betrachtet.&lt;ref name=&quot;1912_HDI&quot; /&gt;<br /> <br /> Der älteste noch bestehende Radweg in Deutschland ist der ab 1907 angelegte [[Anlagenring (Offenbach am Main)|Anlagenring]] in [[Offenbach am Main]] mit baulich getrennter Radverkehrsanlage.&lt;ref&gt;Willi Ernst: [https://www.adfc-offenbach.de/cms_select.php?ID=402 ''Offenbacher Fahrradgeschichte(n).''] Auf: ''adfc-offenbach.de.'' 19. Februar 2014, abgerufen am 6. Februar 2015.&lt;/ref&gt;<br /> Eine Radwegbenutzungspflicht existiert in Deutschland seit der Einführung der Reichs-Straßenverkehrs-Ordnung (RStVO) vom 1. Oktober 1934:&lt;ref&gt;[http://www.xn--recht-fr-radfahrer-s6b.de/Historisches.html Historisches zur Radwegbenutzungspflicht]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Ist eine Straße für einzelne Arten des Verkehrs bestimmt (Fußweg, Fahrradweg, Reitweg) so ist dieser Verkehr auf den ihm zugewiesenen Straßenteil beschränkt<br /> |Quelle=Ausführungsanweisung zur Reichs-Straßenverkehrs-Ordnung, Teil&amp;nbsp;B ''Verhalten im Verkehr'', Abschnitt&amp;nbsp;I ''Verteilung des Verkehrs auf der Straße''.}}<br /> <br /> Begründet wurde die Benutzungspflicht u.&amp;nbsp;a. damit, dass Deutschland zu den [[Olympische Sommerspiele 1936|Olympischen Sommerspielen 1936]] als verkehrstechnisch fortschrittliches Land erscheinen sollte:<br /> {{Zitat<br /> |Text=Zeigen wir [zur kommenden Olympiade 1936] dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.<br /> |Quelle=Aus einer Presseerklärung des Reichsverkehrsministeriums zur Einführung der allgemeinen Radwegebenutzungspflicht in der RStVO vom 1.&amp;nbsp;Okt. 1934&lt;ref&gt;Volker Briese: ''[https://pdeleuw.de/fahrrad/fdf/fdf-218.html Geschichte der Radfahrwege. Radfahrwege für die Entwicklung des Kraftverkehrs].'' In: ADFC (Hrsg.): ''ForschungsDienst Fahrrad''. Nr. 218, 28. Mai 1994.&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Eine ausdrückliche Benutzungspflicht für Radwege in der Straßenverkehrs-Ordnung findet sich in der StVO §&amp;nbsp;27 (1) von 1937. Danach hatten Radfahrer die vorhandenen Radwege zu benutzen. Auf Straßen ohne Radwege mussten sich Radfahrer am äußersten rechten Rand der Fahrbahn halten. Wenn der Fußgängerverkehr nicht behindert wurde, durften Radfahrer außerhalb von geschlossenen Ortschaften auch die Bankette nutzen. Grundsätzlich hatten Radfahrer außerdem einzeln hintereinander zu fahren. Ein Nebeneinanderfahren war nur gestattet, wenn keine Behinderung des Autoverkehrs vorlag. Auf Reichsstraßen mussten Radfahrer außerhalb von geschlossenen Ortschaften immer hintereinander fahren.&lt;ref&gt;''§&amp;nbsp;27 Benutzung der Radwege und Seitenstreifen; §&amp;nbsp;28 Hinter- und Nebeneinanderfahren.'' In: ''Reichsgesetzblatt.'' Teil I, Nr. 123, S. 1186.&lt;/ref&gt; Die Benutzungspflicht für Radwege bedingt eine [[Verkehrssicherungspflicht]] der Kommunen. Bei rechtzeitig gemeldeten Schäden, die nicht in angemessener Zeit entschärft werden, ist der Straßenbaulastträger, also innerorts in der Regel die Kommune, im Falle eines dadurch mitverschuldeten Unfalls [[Regress (Recht)|regresspflichtig]].<br /> <br /> Die [[Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung]] bezeichnete Radfahrstreifen bis zum 1. September 2009 als weniger wünschenswert als baulich angelegte Radwege, obwohl sie den dort aufgestellten Anforderungen am ehesten entsprechen. Allerdings waren sie auch damals schon getrennten Rad- und Gehwegen [[Datei:Zeichen 241-30 - getrennter Rad- und Fußweg, StVO 1992.svg|22px]] und gemeinsamen [[Datei:Zeichen 240 - Gemeinsamer Fuß- und Radweg, StVO 1992.svg|22px]] [[Gehweg|Geh]]- und Radwegen vorzuziehen. Radfahrstreifen werden manchmal mit den nachfolgend erläuterten Schutzstreifen fälschlich zusammenfassend als ''(Fahr-)Radspur'' oder ''Radstreifen'' bezeichnet.<br /> <br /> ''Schutzstreifen'' wurden offiziell unter diesem Namen mit der StVO-Novelle von 1997 eingeführt, davor und gelegentlich auch noch heute wurden sie als Angebots- oder [[Radfahrstreifen#Suggestionsstreifen|Suggestivstreifen]] bezeichnet, während Schutzstreifen bis 1997 Abstandsflächen bezeichneten,&lt;ref name=&quot;berndsluka&quot;&gt;Benennungen und Jahr aus [http://bernd.sluka.de/Radfahren/Schutzstreifen.html ''Schützen Schutzstreifen?'']&lt;/ref&gt; die heute ''Sicherheitstrennstreifen'' genannt werden.<br /> <br /> ==== Linksseitige Radwege ====<br /> Von 1934 bis 1971 ''mussten'', ab 1. März 1971 ''durften'' sie benutzt werden. Von 1980 bis 2013 war die Benutzung verboten, es sei denn, sie war durch Schilder verpflichtend. Seit 2013 gibt es sowohl die erlaubende als auch die verpflichtende Beschilderung: ''Ohne'' Beschilderung ist die Benutzung verboten.<br /> <br /> ==== Petition gegen die Radwegbenutzungspflicht ====<br /> 2007 hatte die ''Initiative Cycleride'' beim [[Deutscher Bundestag|Bundestag]] eine zwischen 16.&amp;nbsp;März 2007 bis 27.&amp;nbsp;April 2007 im Internet von 16.976&amp;nbsp;Personen gezeichnete [[Petition]] zur Abschaffung der Radwegbenutzungspflicht eingereicht.&lt;ref name=&quot;Petition&quot; /&gt; Erst am 18. März 2010 wurde das Verfahren abgeschlossen, dem Anliegen allerdings nicht entsprochen.<br /> &lt;div style=&quot;clear:both;&quot;&gt;&lt;/div&gt;<br /> <br /> === Juristische Einschränkungen (Deutschland) ===<br /> ==== Erste Einschränkung der Benutzungspflicht (Westdeutschland) ====<br /> Von 1934 bis 1971 musste jeder Radweg benutzt werden, der als solcher zu erkennen war. Bei der Erkennbarkeit spielte (und spielt noch heute) die regionale Straßenbautradition eine Rolle. Gab es an einer Straße nur einen Radweg, so musste dieser in beiden Richtungen benutzt werden.<br /> <br /> Seit dem 1. März 1971 waren dann – weiterhin gleichermaßen mit und ohne Schild – nur noch Radwege rechts der Fahrbahn benutzungspflichtig, linksseitige nicht mehr.<br /> <br /> Seit 1980 dürfen linksseitige Radwege sogar nur noch benutzt werden, wenn dies durch eine [[#Linksseitige Radwege|entsprechende Beschilderung]] zugelassen ist.<br /> <br /> ==== Benutzungspflicht auf Anordnung ====<br /> Sicherheits- und Qualitätskriterien bestimmen, wann die Straßenverkehrsbehörden die Benutzungspflicht eines Radweges anordnen dürfen. Dies gilt seit der sogenannten Radfahrernovelle der Straßenverkehrsordnung sowie der [[Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung|Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur StVO]], die am 1.&amp;nbsp;September 1997 in Kraft trat. Gleichzeitig wurde angeordnet, bestehende Benutzungspflichten bis zum 3.&amp;nbsp;Oktober 1998 anhand der Qualitäts- und Sicherheitskriterien zu überprüfen. Das ist in den meisten Fällen nicht geschehen.&lt;ref&gt;[http://edoc.difu.de/edoc.php?id=7FHB4Q29 Befragung über die Förderpraxis der Länder und Kommunen zur Finanzierung von Radverkehrsmaßnahmen]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Seit 1997 wird zwischen benutzungspflichtigen Radwegen und nicht benutzungspflichtigen, damals so genannten „anderen Radwegen“ (s.&amp;nbsp;u.) unterschieden. Vorher wurde der bis dahin geltende §&amp;nbsp;2 teilweise dahingehend ausgelegt, dass auch ohne Beschilderung und bei nicht-fahrbahnbegleitenden Radwegen eine Benutzungspflicht gelten würde.<br /> <br /> Als Grundprinzip gilt die Benutzung der Fahrbahn. Wenn Sicherheitskriterien dagegen sprechen, soll ein Radweg (ggf. auch auf Fahrbahnniveau, dann als [[Radfahrstreifen]]) angelegt werden. Die Straßenverkehrsbehörde darf eine Radwegebenutzungspflicht nur dann anordnen, wenn im Wesentlichen zwei Voraussetzungen erfüllt sind:<br /> <br /> '''Verkehrstechnische Voraussetzungen für die Anordnung'''<br /> <br /> Nach {{§|45|stvo_2013|juris}} Abs.&amp;nbsp;9 [[Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|StVO von 2013]] sind [[Verkehrszeichen]] – auch die Zeichen 237, Zeichen 240, Zeichen 241, die eine Radwegbenutzungspflicht implizieren – „nur dort anzuordnen, wo das auf Grund der besonderen Umstände zwingend erforderlich ist. […] Insbesondere Beschränkungen und Verbote des fließenden Verkehrs“ – hier sind unter anderem die Radfahrer gemeint, deren Wahlfreiheit aufgehoben werden soll – „dürfen nur angeordnet werden, wo auf Grund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung der in den vorstehenden Absätzen genannten Rechtsgüter erheblich übersteigt“. Die Verwaltungsvorschrift zu §&amp;nbsp;2 Abs.&amp;nbsp;4 Satz&amp;nbsp;2 StVO lässt die Anordnung nur „aus Verkehrssicherheitsgründen“ zu.<br /> <br /> Die Anordnung einer Radwegbenutzungspflicht durfte nach der Novelle von 1997 also nur zur Wahrung oder Erhöhung der Verkehrssicherheit erfolgen (vgl. [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]], Urteil vom 18. November 2010&lt;ref name=&quot;bverwg-2010-11-18&quot;&gt;{{Webarchiv |url=http://www.bverwg.de/enid/311?e_view=detail&amp;meta_nr=1345 |text=Bundesverwaltungsgericht: Urteil vom 18. November 2010 – 3 C 42.09 |wayback=20110111043546}}&lt;/ref&gt;) und nicht, damit zum Beispiel Autos unbehindert oder schneller fahren können. Bisher gibt es keine Nachweise, dass die Unfallgefahr auf Radwegen geringer ist als auf [[Hauptfahrbahn|Fahrbahnen]]. Stattdessen gibt es sehr wohl Untersuchungen, die ein erhöhtes Unfallrisiko im Zusammenhang mit der Existenz von Radwegen aufzeigen. Damit ist die Pflicht zur Benutzung solcher Wege in vielen Fällen auf dem Rechtsweg anfechtbar. Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 18. November 2010&lt;ref name=&quot;bverwg-2010-11-18&quot; /&gt; darf die Benutzungspflicht nur ausnahmsweise angeordnet werden.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=https://www.adac.de/_mmm/pdf/fi_radwegebenutzungspflicht_sp_0614_38643.pdf |text=''Radwegebenutzungspflicht.'' |wayback=20160331093018}} (PDF; 59&amp;nbsp;kB). [[ADAC]], Juni 2014, abgerufen am 20. Dezember 2015.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.adfc.de/presse/Pressemitteilungen/Archiv-2-Halbjahr-2010/Radfahren-auf-der-Fahrbahn-ist-der-Regelfall |text=''Radfahren auf der Fahrbahn ist der Regelfall. Bundesverwaltungsgericht bestätigt bayerisches Urteil''. |wayback=20121024093749}} Pressemitteilung des ADFC, 18. November 2010, abgerufen am 21. Dezember 2015.&lt;/ref&gt; Insbesondere stellt der oft angeführte unfallverhütende Entmischungsgrundsatz keinen zwingenden Aspekt dar. Denn dieser Grundsatz ließe sich praktisch auf alle bestehenden Radwege anwenden. Wäre ein solches allgemeines Argument zur Begründung der Benutzungspflicht ausreichend, würde das oben beschriebene Regel-Ausnahme-Verhältnis des {{§|2|stvo_2013|juris}} Abs.&amp;nbsp;4 StVO ins [[Gegenteil]] verkehrt. Gleiches gilt entkräftend, wenn oftmals die aus der großen Instabilität des Fahrrades herrührenden Gefährdungen angeführt werden ([[#Weblinks|siehe Weblinks]]).<br /> <br /> Von der strengen Voraussetzung des Satzes „Insbesondere Beschränkungen und Verbote des fließenden Verkehrs dürfen nur angeordnet werden, wenn auf Grund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung der in den vorstehenden Absätzen genannten Rechtsgüter erheblich übersteigt.“ wurden im Laufe der Jahre aber Ausnahmen auch für Radverkehrsanlagen in die StVO aufgenommen. Schon seit der Neufassung von 2013 galt diese Anforderung nicht mehr für Schutzstreifen und Fahrradstraßen. Seit dem 14. Dezember 2016&lt;ref&gt;[https://www.buzer.de/gesetz/10526/al57415-0.htm Synopse von §&amp;nbsp;45 StVO]&lt;/ref&gt; gilt {{§|45|stvo_2013|juris}} Abs. 9 Satz 3 „nicht für die Anordnung von […] Sonderwegen außerhalb geschlossener Ortschaften (Zeichen 237, Zeichen 240, Zeichen 241) oder Radfahrstreifen innerhalb geschlossener Ortschaften (Zeichen 237 in Verbindung mit Zeichen 295)“. Benutzungspflichtige Radwege außerhalb geschlossener Ortschaften und benutzungspflichtige Radfahrstreifen innerhalb geschlossener Ortschaften dürfen nun auch angeordnet werden, wo keine besondere Gefahrenlage nach §&amp;nbsp;45 (9) Satz 3 besteht. Die Anforderungen an Radwege nach anderen Teilen des §&amp;nbsp;45 oder bauliche und andere Voraussetzungen nach der VwV-StVO bleiben bestehen. Mit der Erleichterung von Radfahrstreifen muss man bei Fehlen eines Nachweises der besonderen Gefahrenlage nicht mehr auf die meist schmaleren und bisher schon leichter anzuordnenden Schutzstreifen ausweichen, die aber von Kraftfahrzeugen mitbenutzt werden können.<br /> <br /> '''Bauliche Voraussetzungen für die Anordnung'''<br /> <br /> Der Radweg soll bestimmte ''bauliche'' Voraussetzungen erfüllen (unter anderem: lichte Breite [befestigter Verkehrsraum plus Sicherheitsraum] mindestens 1,50&amp;nbsp;m bzw. 2,50&amp;nbsp;m bei gemeinsamen Fuß- und Radwegen, geradlinige Wegführung und „zumutbare Beschaffenheit“).&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt; Diese sind in der [[Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung]] festgelegt, in der auch auf die [[Empfehlungen für Radverkehrsanlagen]] hingewiesen wird, die ebenfalls Mindest- und Regelbreiten beschreibt. Ebenso sollen ausreichende Flächen für den Fußgängerverkehr zur Verfügung stehen, wobei die [[Empfehlungen für Fußgängerverkehrsanlagen]] und die [[Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen]] zu berücksichtigen sind.&lt;ref&gt;Kapitel 2.3.6 der ERA 10, Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, FGSV-Nr. 284, FGSV 2010.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Viele [[Kommunalverwaltung in Deutschland|Kommunalverwaltungen]] schildern demzufolge Radwege rechtswidrig benutzungspflichtig aus. Meist, weil sie die Radwege nicht auf die 1997 und 2013 geänderte Gesetzesgrundlage hin neu überprüft haben. Trotzdem müssen aber die Radwege benutzt werden, da auch rechtswidrige [[Verwaltungsakt (Deutschland)|Verwaltungsakte]] (das Anbringen eines [[Verkehrsschild]]es ist ein solcher) wirksam sind.<br /> <br /> Außerorts ist die Mindestbreite für gemeinsame Fuß- und Radwege (Zeichen 240) auf 2,00&amp;nbsp;m reduziert.<br /> <br /> ==== Räumliche Begrenzung der Benutzungspflicht ====<br /> Die Benutzungspflicht endet zusammen mit dem Weg, für den diese angeordnet wurde. Dabei gilt zu beachten, dass der Weg auch über Kreuzungen und Einmündungen fortgesetzt werden kann. Sollte das Ende des Weges nicht eindeutig erkennbar sein oder sollte die Benutzungspflicht eher enden, so kann eine Benutzungspflicht durch ein Verkehrszeichen aufgehoben werden. Dazu wird das Zusatzzeichen 1012-31 mit der Beschriftung „Ende“ unter einem Zeichen&amp;nbsp;237, 240 oder 241 angebracht. Diese Regelung erlaubt und erfordert eine Interpretation durch die Verkehrsteilnehmer, die individuell unterschiedlich ausfallen kann.<br /> <br /> Die [[Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung|Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung]] (VwV-StVO), welche bis zum 1. September 2009 galt, enthielt eine deutlichere Formulierung: (''Zu den Zeichen 237, 240 und 241'', Abschnitt&amp;nbsp;I, Ziffer&amp;nbsp;1): „Die Zeichen&amp;nbsp;237, 240 und 241 begründen einen Sonderweg und kennzeichnen die Radwegebenutzungspflicht. Sie stehen dort, wo der Sonderweg beginnt. Sie sind an jeder Kreuzung und Einmündung zu wiederholen.“ Seit 1.&amp;nbsp;September 2009 ist diese Regelung nicht mehr in der Verwaltungsvorschrift enthalten, um die Anzahl der aufzustellenden Verkehrszeichen zu reduzieren.[[Datei:Baustellenbeschilderung in Bremen-Blumenthal.jpg|mini|Rechtswidrige Baustellenbeschilderung]]<br /> <br /> ==== Ausnahmen von der Benutzungspflicht ====<br /> [[Datei:Behringersdorf Norisstrasse Radweg f sw keichwa.jpg|mini|Gemeinsamer Fuß- und Radweg (einseitig, Zweirichtungsverkehr) in [[Schwaig bei Nürnberg|Behringersdorf]] mit Behinderung durch einen Falschparker]]<br /> <br /> Die Benutzungspflicht muss von Radfahrern nur dann beachtet werden, wenn der Radweg eine erkennbare Alternative zur Fahrbahn darstellt, also neben ihr in derselben [[Straße]] verläuft ''(fahrbahnbegleitend)''. Bei abseits von [[Straßenquerschnitt#Fahrbahn|Fahrbahnen]] geführten (eigenständigen) Radwegen stellt die Beschilderung mit Zeichen&amp;nbsp;237, 240 oder 241 einen Hinweis auf die Benutzungserlaubnis mit Fahrrädern und grundsätzlich ein Benutzungsverbot für andere Verkehrsarten dar.<br /> <br /> Wenn ein als benutzungspflichtig gekennzeichneter Radweg praktisch nicht benutzbar oder unzumutbar ist, z.&amp;nbsp;B. durch [[parken]]de [[Kraftfahrzeug]]e oder andere Hindernisse, [[Baustelle]]n oder fehlende Schneeräumung, entfällt die Benutzungspflicht (vgl. LG Oldenburg, 29.&amp;nbsp;Juli 1952, VkBl. 53, 190; OLG Naumburg, 8.&amp;nbsp;Dezember 2011, AZ 1 U 74/11). Auf den [[Gehweg]] darf nicht ausgewichen werden, da dieser nur den [[Fußgänger]]n vorbehalten ist. Ein Urteil des Oberlandesgerichts Celle von 2001 sagt aus, dass schon eine Verletzung des „Luftraums“ des Gehweges nur mit dem hineinragenden Lenker unzulässig sei.&lt;ref&gt;OLG Celle, 21. März 2001, Az. 9 U 190/00. In: ''[[Neue Zeitschrift für Verkehrsrecht|NZV]]'' 2001, 346.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Radweg muss auch nicht benutzt werden, wenn nicht absehbar ist, wohin er führt, oder keine Auf- bzw. Abfahrmöglichkeit besteht. Zum Abbiegen können Radwege rechtzeitig vor der [[Straßenkreuzung|Kreuzung]] oder Einmündung verlassen werden, um sich dort einzuordnen. Wer jedoch über eine Radverkehrsführung abbiegt, muss dieser im Kreuzungs- und Einmündungsbereich folgen ({{§|9|stvo_2013|juris}} Abs.&amp;nbsp;2 StVO).<br /> <br /> Bei Fahrrädern, die nicht auf den Radweg passen, zum Beispiel Dreiräder und Fahrräder mit Anhänger, soll die Nichtbenutzung von Radwegen „nicht beanstandet werden“ ([[Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung|VwV-StVO]]: Zu §&amp;nbsp;2, Abs.&amp;nbsp;4, Satz&amp;nbsp;2, Punkt II.2.a (Randziffer 23)).&lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot; /&gt; Das ist jedoch keine generelle Ausnahme von der Radwegebenutzungspflicht für diese Fahrräder. [[Wirksamkeit (Recht)|Wirksamkeit]] und [[Rechtsfolge]] des [[Zusatzzeichen]]s 1012-32 ''(Radfahrer absteigen)'', z.&amp;nbsp;B. an einer Baustelle aufgestellt, sind umstritten. Es zeigt aber an, dass die Benutzung des Radweges nur eingeschränkt möglich und nicht mehr verpflichtend ist. Es empfiehlt sich, die Fahrbahn zu benutzen oder auf dem Gehweg zu schieben.&lt;ref&gt;Bernd Sluka: [http://bernd.sluka.de/Radfahren/absteigen.html ''Radfahrer absteigen! Über die Bedeutung eines Zusatzzeichens''.] Private Website, Stand 14. Juli 2010, abgerufen am 20. Dezember 2015.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Norbert Paul: [https://adfc-blog.de/2014/08/radfahrer-absteigen/ ''Leserfrage: Wie weit gilt „Radfahrer absteigen“?''] Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Nordrhein-Westfalen e.&amp;nbsp;V., 3. August 2014, abgerufen am 20. Dezember 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Anordnung der Benutzungspflicht ist ein [[Verwaltungsakt (Deutschland)|Verwaltungsakt]] der zuständigen [[Straßenverkehrsbehörde]], gegen den [[Vorverfahren|Widerspruch]] und anschließend Klage vor dem zuständigen [[Verwaltungsgericht (Deutschland)|Verwaltungsgericht]] erhoben werden kann. In einigen Bundesländern ist das Widerspruchsverfahren allerdings abgeschafft.<br /> <br /> Umstritten ist die Rechtsmeinung, dass sich eine Benutzungspflicht von Schutzstreifen für Radfahrer aus dem [[Rechtsfahrgebot]] ergibt. So gestehen Gerichtsurteile Radfahrern einen Seitenabstand von bis zu 80&amp;nbsp;cm vom Fahrbahnrand zu und schreiben bei parkenden Fahrzeugen einen Abstand von mindestens 1&amp;thinsp;m vor,&lt;ref&gt;KG, VersR 1972, 1143; vorsichtiger OLG Karlsruhe, VersR 1979, 62&lt;/ref&gt; was ggf. das Verlassen des Schutzstreifens erfordert.<br /> <br /> ==== Nicht benutzungspflichtige Radwege bzw. Radwege ohne Benutzungspflicht ====<br /> Eine Benutzungspflicht für einen Radweg ist gleichzeitig ein Verbot, mit dem [[Fahrrad]] die Fahrbahn (umgangssprachlich meist [[Straße]] genannt) zu befahren. Sie kann daher nur angeordnet werden, wenn auf Grund der örtlichen Verhältnisse eine Gefahr besteht, die das allgemeine Risiko der Teilnahme am Straßenverkehr übersteigt. Gelten an [[Kreuzung (Verkehr)|Kreuzungen]] unterschiedliche Vorfahrtsregelungen, ist das ein Hinweis darauf, dass Radweg und Fahrbahn nicht zur selben Straße gehören.<br /> <br /> Zum 1.&amp;nbsp;September 1997 wurde der Begriff „anderer Radweg“ in die StVO aufgenommen, der seit dem 1.&amp;nbsp;September 2009 durch den Begriff „Radweg ohne Benutzungspflicht“ abgelöst wurde. ''Radwege ohne Benutzungspflicht'' sind fahrbahnbegleitend und baulich angelegt und nach außen erkennbar für die Benutzung durch den Radverkehr bestimmt, aber nicht mit einem [[Verkehrszeichen]] beschildert. Sie sind daher für niemanden benutzungspflichtig, aber ausschließlich dem Radverkehr vorbehalten. Zur Verdeutlichung können sie mit einem markierten Fahrrad[[piktogramm]] gekennzeichnet sein.<br /> <br /> ==== Praktische Erfahrungen mit der Aufhebung der Benutzungspflicht ====<br /> [[Datei:Radverkehr Kurhausstraße.jpg|mini|Nicht mehr benutzungspflichtiger Radweg in der Kurhausstraße in [[Bad Segeberg]]: Ein zusätzliches Schild weist die Verkehrsteilnehmer darauf hin, dass Radfahrer auf der Fahrbahn fahren dürfen]]<br /> Da die Kennzeichnung von Radwegen ohne Benutzungspflicht nicht eindeutig vorgeschrieben ist und zwischen Ländern und Gemeinden unterschiedlich gehandhabt wird, besteht oft Unklarheit über die Berechtigung, den Weg mit dem Rad zu befahren.&lt;ref&gt;''Radweg längst liquidiert.'' In: ''Märkische Oderzeitung''.&amp;nbsp;{{Toter Link |text=moz.de |date=2014-08-31 |url=http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/category/Bad+Freienwalde/id/143582}}&lt;/ref&gt; Andererseits wird die Benutzung der Fahrbahn anstelle eines den Anschein eines Radweges erweckenden Weges, aber eigentlich nicht benutzungspflichtigen Radweges von Kraftfahrern oft als Fehlverhalten interpretiert und mit unberechtigten Belehrungen, verbalen Attacken, Hupen, besonders nahem Überholen oder Selbstjustiz verfolgt.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.berlin.de/polizei/verkehr/liste/archiv/28671/index.html |text=Radwegbenutzungspflicht – Polizei Berlin über Probleme von Autofahrern mit nicht benutzungspflichtigen Radwegen |wayback=20140213212011}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Horst Basler: {{Webarchiv |url=http://fahrradzukunft.de/fz-0602/0602-03.htm |text=''Radfahren neben Radwegen'' |wayback=20080611105511}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Österreich ==<br /> &lt;!-- Bitte Benützungspflicht nicht auf Benutzungspflicht umändern, da die Benützung nicht nur Bestandteil der österr. Sprache ist, sondern überdies dem Wortlaut des Gesetzestextes der österr. StVO entspricht. --&gt;<br /> <br /> === Benutzungspflicht von Radfahranlagen ===<br /> In Österreich war bis Ende 2013 nach {{§|68|stvo|RIS-B}} [[Straßenverkehrsordnung (Österreich)|StVO]] auf Straßen mit einer Radfahranlage diese mit einspurigen Fahrrädern ohne Anhänger zu benutzen, wenn das Befahren der Radfahranlage in der vom Radfahrer beabsichtigten Fahrtrichtung erlaubt war.<br /> <br /> Was als Radfahranlage im Sinn der StVO gilt, ist in {{§|2|stvo|RIS-B}} Abs.&amp;nbsp;1 Z.&amp;nbsp;11b. geregelt, die Unterteilung der Radfahranlagen in Z.&amp;nbsp;7. Radfahrstreifen, Z.&amp;nbsp;7a. Mehrzweckstreifen, Z.&amp;nbsp;8. Radweg, Z.&amp;nbsp;11a. Geh- und Radweg und Z.&amp;nbsp;12a Radfahrerüberfahrt.&lt;ref&gt;[http://www.internet4jurists.at/gesetze/bg_stvo01.htm#§_2%2E §&amp;nbsp;2 StVO] auf internet4jurists.at&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Durch die StVO-Novelle von 2013 wurde mit Wirkung vom 1. Jänner 2014 die Möglichkeit zu nicht-benutzungspflichtigen Radwegen gegeben und für diese ein neues Verkehrszeichen eingeführt, wie in Frankreich ein blaues Quadrat mit weißem Fahrrad.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Karl Zauner |url=http://noe.radlobby.at/StVO_NEU_Die_Aenderungen_fuer_den_Radverkehr |titel=StVO NEU – Die Änderungen der Straßenverkehrsordnung für Radverkehr ab 31. März 2013 |werk=Radlobby Niederösterreich |datum=2013-03-30 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140903122607/http://noe.radlobby.at/StVO_NEU_Die_Aenderungen_fuer_den_Radverkehr |archiv-datum=2014-09-03 |abruf=2014-09-01}}&lt;/ref&gt; Auch die Zeichen für den gemeinsamen und den getrennten Geh- und Radweg gibt es nun zusätzlich quadratisch ohne Benützungspflicht.<br /> <br /> === Ausnahmen von der Benutzungspflicht ===<br /> „Mit Fahrrädern mit einem Anhänger, der nicht breiter als 100&amp;nbsp;cm ist, mit mehrspurigen Fahrrädern, die nicht breiter als 100&amp;nbsp;cm sind, sowie bei Trainingsfahrten mit Rennfahrrädern darf die Radfahranlage benützt werden; mit Fahrrädern mit einem sonstigen Anhänger oder mit sonstigen mehrspurigen Fahrrädern ist die für den übrigen Verkehr bestimmte Fahrbahn zu benützen.“ (§&amp;nbsp;68&amp;nbsp;Abs.&amp;nbsp;1&amp;nbsp;StVO). Was ein Rennfahrrad ist, ist im §&amp;nbsp;4 der [[Fahrradverordnung]] geregelt; was im konkreten Fall eine Trainingsfahrt ist, bleibt der Einschätzung der beanstandenden Exekutive, bei Anzeige durch diese der Behörde und im Folgenden der [[Rechtsprechung]] im Zuge eines Verwaltungsstrafverfahrens überlassen.<br /> <br /> Eine weitere Ausnahme gilt für Rollerskater und Rollschuhfahrer: Diese dürfen neben den Verkehrsflächen für Fußgänger zwar auch die Radverkehrsanlagen benützen; das gilt jedoch nicht auf Radfahr- und Mehrzweckstreifen auf der Fahrbahn außerhalb des Ortsgebietes, oder wenn das Rollerskaten und Rollschuhfahren auf solchen innerorts mit Bodenmarkierung verboten ist (siehe {{§|88a|stvo|RIS-B}} StVO ''Rollschuhfahren'').<br /> <br /> Von den Regelungen der Benutzungspflicht nicht ausgenommen sind alle Fahrzeuge, die entweder direkt nach Gesetz ableitbar (§&amp;nbsp;2 Abs.&amp;nbsp;1 Z.&amp;nbsp;22 StVO i.&amp;nbsp;V.&amp;nbsp;m. Z. 20 und §&amp;nbsp;1 Abs.&amp;nbsp;2a [[Kraftfahrgesetz|KFG]]) oder die nach Feststellung des [[Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie|BMVIT]] als Fahrräder gelten. So gelten z.&amp;nbsp;B. Tretroller (nicht: Miniscooter), Elektrofahrräder und Segways als Fahrräder.<br /> <br /> Mit der am 1. Jänner 2014 in Kraft getretenen StVO-Novelle&lt;ref&gt;[https://www.oeamtc.at/portal/die-25-stvo-novelle+2500+1398505 oeamtc.at]&lt;/ref&gt; mit den Radwegen ohne Benützungspflicht auch ein Verkehrszeichen für diese eingeführt. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen wurden 2013 geschaffen.&lt;ref&gt;[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/I/I_02109/ 25. StVO-Novelle, 2109 d.B. (XXIV. GP)]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Es besteht keine Möglichkeit, Radfahrern durch ein Zusatzschild das Befahren eines Gehsteigs zu erlauben.<br /> <br /> Während in Deutschland einem straßenunabhängig geführten Radweg ein Vorrang vor einer kreuzenden Straße nur gewährt werden kann, indem man ihm auf kurzer Strecke Straßenstatus verleiht, gibt es in Österreich (wie auch in Polen) die Möglichkeit, eine [[Radfahrerüberfahrt]] einzurichten, analog zum Schutzweg (umgangssprachlich „Zebrastreifen“). Analog zu Schutzwegen, die mit weißen Querstreifen auf der Fahrbahn markiert werden, werden Radfahrerüberfahrten mit weißen Quadraten auf beiden Seiten der Überfahrt markiert.<br /> &lt;div style=&quot;clear:both;&quot;&gt;&lt;/div&gt;<br /> <br /> == Schweiz ==<br /> [[Datei:048Zürich Velomarken 3Fahrstreifen+Gehweg.jpg|mini|[[Zürich]]: Velomarkierungen in drei Aufstellflächen auf der Fahrbahn]]<br /> <br /> Entgegen dem in der Schweiz alltäglichen Sprachgebrauch „Velo“ werden in den nationalen Regelwerken auf Deutsch die Begriffe „Fahrrad“, kurz „Rad“, und „Radfahrer“ verwendet.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.bve.be.ch/bve/de/index/mobilitaet/mobilitaet_verkehr/rechtliche_grundlagen.assetref/dam/documents/BVE/TBA/de/TBA_MV_LV_Veloverkehr_Auszuege_Rechtliche_Grundlagen.pdf |text=''Auszüge zu Verhaltens- und Verkehrsregeln sowie Markierungs- und Signalisationsvorschriften.'' |wayback=20150923195524}} Tiefbauamt des Kantons Bern.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Für die Organisation und Gestaltung der Fahrrad-Infrastruktur gibt es unterschiedliche Handbücher, die teilweise nur für einzelne [[Kanton (Schweiz)|Kantone]] verbindlich sind.&lt;ref&gt;''Leichter Zweiradverkehr.'' Stand 2015, dort unter 8. weitere, schweizweite Regelwerke. Kanton Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt.&amp;nbsp;{{Toter Link |date=2019-09-28 |url=https://www.ag.ch/app/ims/index.php?controller=DownloadIMS&amp;DokKey=W408.101&amp;Format=pdf |text=www.ag.ch}}, vgl. auch [[Liste der Normen für das Strassen- und Verkehrswesen in der Schweiz#Fussgänger- und Veloverkehr]] sowie 4.5. und 4.6.&lt;/ref&gt; Jedoch wurde auf nationaler Ebene am 23. September 2018 über den &quot;[[Volksabstimmungen in der Schweiz 2018#Ergebnisse 3|Bundesbeschluss vom 13. März 2018 über die Velowege sowie die Fuss- und Wanderwege]]&quot; (Gegenentwurf zur zurückgezogenen ''[[Volksinitiative (Schweiz)|Volksinitiative]] «Zur Förderung der Velo-, Fuss- und Wanderwege (Velo-Initiative)»'') abgestimmt: Der Bundesbeschluss wurde mit 73,6 % angenommen. Am 19. Mai 2021 hat der [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesrat]] die Botschaft zum neuen &quot;Bundesgesetz über die Velowege&quot; (''Veloweggesetz'') zu Händen des [[Parlament]]s verabschiedet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.astra.admin.ch/astra/de/home/themen/langsamverkehr/vernehmlassung-veloweggesetz.html |titel=Veloweggesetz |werk=[[admin.ch]] |hrsg=[[Bundesamt für Strassen]] |abruf=2021-09-28}}&lt;/ref&gt; Das [[Gesetzgebungsverfahren (Schweiz)|Gesetzgebungsverfahren]] befindet sich in Arbeit: Am 28. September 2021 hat der [[Ständerat]] mit 27 zu 14 Stimmen das [[Verbandsbeschwerderecht]] für Fahrrad-Organisationen wie ''[[Pro Velo Schweiz]]'' oder ''Velokonferenz Schweiz'' aus der Vorlage gestrichen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Philipp Burkhardt |url=https://www.srf.ch/news/schweiz/neues-veloweggesetz-pro-velo-co-sollen-kein-beschwerderecht-haben |titel=Neues Veloweggesetz — «Pro Velo» &amp; Co. sollen kein Beschwerderecht haben |werk=[[Schweizer Radio und Fernsehen]] |datum=2021-09-28 |abruf=2021-09-28}}&lt;/ref&gt; Am 2. März 2022 wurden die Änderungen vom [[Nationalrat (Schweiz)|Nationalrat]] angenommen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20210046 |titel=21.046 {{!}} Veloweggesetz {{!}} Geschäft {{!}} Das Schweizer Parlament |abruf=2021-09-28}}&lt;/ref&gt; Am 18. März 2022 wurde das [[Veloweggesetz]] vom National- und Ständerat in der Schlussabstimmung angenommen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.verkehrsclub.ch/politik/veloverkehr/veloinfrastruktur-1/velopolitik/was-bisher-geschah |titel=Der lange Weg zum Veloweggesetz |werk=verkehrsclub.ch |hrsg=[[Verkehrs-Club der Schweiz]] (VCS) |abruf=2022-10-09}}&lt;/ref&gt; Es trat am 1. Januar 2023 in Kraft,&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.pro-velo.ch/de/themen/velopolitik/veloweggesetz |titel=Veloweggesetz / Art. 88 Bundesverfassung |werk=pro-velo.ch |hrsg=[[Pro Velo Schweiz]] |abruf=2024-05-04}}&lt;/ref&gt; wie vom Bundesrat am 2. Dezember 2022 beschlossen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.news.admin.ch/de/nsb?id=92018 |titel=Veloweggesetz tritt am 1. Januar 2023 in Kraft |werk=admin.ch |hrsg=Der Bundesrat, Bundesamt für Strassen ASTRA, Generalsekretariat UVEK |datum=2022-12-02 |abruf=2024-05-04}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Schweiz sind Radwege und Radstreifen immer benutzungspflichtig, letztere auch dort, wo wie zumeist üblich, die gelben Begrenzungslinien gestrichelt sind. Wenn dreispurige Fahrräder und Gespanne den übrigen Veloverkehr behindern, müssen sie stattdessen auf der Fahrbahn fahren. Allerdings wird der Radverkehr in wesentlich größerem Maß als in Deutschland im [[Mischverkehr]] auf der Fahrbahn geführt. Unterstützt wird das Velofahren auf Straßen ohne langstreckige Radverkehrsanlagen durch punktuelle Führungselemente wie Aufstellflächen und kurze Radstreifen (auch für Linksabbieger) an großen Verkehrsknoten sowie nicht zuletzt durch die Fahrradwegweisung, die durch ihre burgunderrote Farbe auch Autofahrern ins Auge fällt.<br /> <br /> Auf den meisten schweizerischen [[Kreisverkehr]]en werden Unfälle durch riskantes Überholen und Übersehen z.&amp;nbsp;B. im &quot;[[Toter Winkel|toten Winkel]]&quot; dadurch vermieden, dass die Fahrräder vor dem Kreisverkehr in die Fahrbahn eingefädelt werden und auf der Ringspur alle Fahrzeuge hintereinander fahren. Damit die Radelnden in der Mitte der Ringspur fahren, sind in der Schweiz Kreisverkehre vom Gebot ausgenommen, möglichst weit rechts zu fahren.<br /> <br /> Ebenfalls ist es ausdrücklich erlaubt, an großen Kreuzungen den entsprechenden Abbiege- oder Geradeausfahrstreifen zu wählen. An großen Plätzen und schwer zu überquerenden Hauptstraßen wird in Einzelfällen durch [[Piktogramm]]e erlaubt, auf dem linksseitigen [[Gehweg]] zu fahren. Außer auf Radwegen ist es im Verlauf ausgeschilderter [[Radwanderweg]]e auch in Nebenstraßen erlaubt, zu zweit nebeneinander zu radeln.<br /> <br /> == Übriges Europa ==<br /> === Belgien ===<br /> [[Datei:476c Grote Brogel.jpg|mini|Typisch für die [[Flämische Gemeinschaft]]: Landstraßen in Gebieten mit Wohnbebauung haben beidseitige Radwege, aber keine Gehwege.&lt;!--Trotz hochgepflasterter Kreuzung; das ist die Landstraße von Bocholt (BE Limburg) nach Peer.--&gt;]]<br /> <br /> In Belgien sind alle Radwege benutzungspflichtig. Die belgische Straßenverkehrsordnung macht außerdem keinen Unterschied zwischen Radweg und Radfahrstreifen.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.gratisrijbewijsonline.be/zwakfietswet.htm |text=Archivierte Kopie |wayback=20141128091326}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.code-de-la-route.be/textes-legaux/sections/ar/code-de-la-route/109-art9 code-de-la-route.be]&lt;/ref&gt; Dementsprechend gibt es besonders im [[Flämische Gemeinschaft|flämischen Landesteil]] zahlreiche Zwischenformen vom klassischen Bordsteinradweg über Stolperkanten und Abtrennung durch den [[Rinnstein]] bis zu reinen Markierungen auf der Fahrbahn. Dabei sind beiderseits durch gestrichelte Linien begrenzte Radfahrstreifen auch ohne Radwegschild oder Piktogramme benutzungspflichtig.<br /> <br /> Suggestivstreifen hingegen haben im Gegensatz zu den Niederlanden häufig Fahrradpiktogramme und sind, wenn eingefärbt, dann nie rot.<br /> <br /> Im flämischen Landesteil ist das Radwegenetz sehr dicht. Auffällig ist, dass der Beschilderung zufolge selbst innerorts viele Straßen beiderseits Radwege haben, aber keine Gehwege. Nicht selten sind unzureichende, schmale Nebenanlagen als Radweg ausgewiesen, die kein Gehweg von Hausecken und Hauseingängen trennt. Das Zeichen „getrennter Rad- und Gehweg“ findet man, zusammen mit einer entsprechenden Flächengestaltung, allenfalls in Geschäftsstraßen im Ortskern. Das Zeichen „gemeinsamer Rad- und Gehweg“ existiert durchaus, wird aber fast nur an straßenunabhängigen Wegen aufgestellt.<br /> <br /> Im wallonischen Landesteil sind Wege gleicher Bauart wie flämische „Radwege“ großenteils Gehwege – was das Radfahren sehr erleichtert.<br /> <br /> Auch die [[Hauptstadtregion Brüssel]] setzt mehr auf die Öffnung von Einbahnstraßen und die Umwidmung von Autofahrstreifen zu Radfahrstreifen, als auf klassische Radwege.&lt;ref&gt;[http://www.mobielbrussel.irisnet.be/static/attachments/news/na/6217/10h10%20Schollaert.pdf Nieuwe fietsvoorzieningen in het Brussels Hoofdstedelijk Gewest / Nouveaux aménagements cyclables en Région de Bruxelles-Capitale] vom 16. Januar 2014 (PDF)&lt;/ref&gt; Hier gibt es auch [[Anteilig genutzter Fahrstreifen|anteilig genutzte Fahrstreifen]] mit Fahrradpiktogrammen nach französischem Vorbild. Seit 2012 läuft ein Modellversuch, an einzelnen Kreuzungen Radfahrern das Rechtsabbiegen bei roter Ampel zu erlauben.<br /> <br /> In allen Landesteilen wurden, zunächst teilweise geschottert, in den letzten Jahren fast nur noch asphaltiert, viele stillgelegte Bahnstrecken als Radwege hergerichtet. In der Wallonie bilden sie einen großen Teil des [[RAVeL-Netz]]es. Während das Freizeitradeln (in Belgien zu einem großen Teil in der sportlichen Form) dadurch deutlich verbesserte Bedingungen erhielt, sind die für den [[Alltagsverkehr]] wichtigen Verknüpfungen zwischen diesen Trassen und dem normalen Straßennetz vielerorts unzureichend.<br /> <br /> === Frankreich ===<br /> [[Datei:Vichy - Avenue du Pt Doumer vers gare SNCF.jpg|mini|[[Vichy]]: rechts ''Bande conseillée'', in Gegenrichtung eine ''Voie partagée'']]<br /> <br /> In [[Frankreich]] sind ''pistes cyclables'' (französisch für „Radwege“) und ''bandes cyclables'' („Radfahrstreifen“), zusammen auch als ''voies cyclables'' bezeichnet, nur in einigen Regionen anzutreffen, allerdings in fast allen größeren Städten. Beide können je nach Beschilderung benutzungspflichtig ''(obligatoire)'' sein oder nicht-benutzungspflichtig (''non-obligatoire'', auch ''conseillée'', d.&amp;nbsp;h. „empfohlen“). Die Schilder für Benutzungspflicht entsprechen den deutschen, die für ''conseillée'' sind bei gleicher Farbgebung viereckig. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, durch Reihen von Fahrradpiktogrammen auf Fahrbahnen Radler wie Autofahrer darauf hinzuweisen, dass dort geradelt werden soll und darf. Eine Fahrbahn oder einen allgemeinen Fahrstreifen mit dieser Kennzeichnung nennt man ''voie partagée'', entsprechend der nordamerikanischen ''shared lane'' ([[anteilig genutzter Fahrstreifen]]).<br /> <br /> Wie der französische Alltagsradlerverband ''Fédération française des Usagers de la Bicyclette'' beklagt, kommen die lokalen Behörden mit dem Austausch runder gegen eckige Schilder nicht nach.&lt;ref&gt;[http://www.fubicy.org/spip.php?article132 ''Voies cyclables non-obligatoires''.] Fédération française des Usagers de la Bicyclette.&lt;/ref&gt; Ähnlich ist es mit der Freigabe von Einbahnstraßen; eigentlich soll man durch alle Einbahnstraßen in Tempo-30-Zonen in Gegenrichtung radeln dürfen, aber bei einem großen Teil fehlt noch die entsprechende Beschilderung.&lt;ref&gt;[http://velobuc.free.fr/doublesenscyclable.html VeloBuc: ''Le double-sens cyclable (DSC)'']&lt;/ref&gt; Im Gegensatz zu Deutschland gibt es eine Kennzeichnung für endende Radwege, das jeweilige Radwegeschild zeigt dann einen roten Strich von links unten nach rechts oben. Radfahrer auf französischen Radwegen haben an Kreuzungen/Einmündungen meist Nachrang, d.&amp;nbsp;h. sehr häufig sind für den Radweg Verkehrszeichen aufgestellt, die explizit die Vorfahrt nehmen.<br /> <br /> Nach zweijähriger Pilotphase wurde den Gemeinden 2012 erlaubt, mittels Verkehrszeichen oder Blinklicht Radfahrern das Rechtsabbiegen bzw. Geradeausfahren an Einmündungen bei roter Ampel zu erlauben.&lt;ref&gt;[http://www.pau-circulation.fr/2012/10/velos-tournez-a-droite/ Vélos, tournez à droite…], auf pau-circulation.fr&lt;/ref&gt; Für alle Fahrzeuge zusammen gibt es diese Möglichkeit schon seit über zehn Jahren, wobei dem deutschen [[Grünpfeil]] ein gelbes Blinklicht entspricht.<br /> &lt;div style=&quot;clear:both;&quot;&gt;&lt;/div&gt;<br /> <br /> === Italien ===<br /> [[Datei:Ciclovia Adriatica ad Alba Adriatica (Teramo).JPG|mini|Ciclovia adriatica, Italien]]<br /> <br /> In [[Italien]] sind Radwege bisher grundsätzlich benutzungspflichtig,&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.ciclopolis.org/circolazionebici.pdf |text=Archivierte Kopie |wayback=20131126055305}}&lt;/ref&gt; jedoch müssen [[Radrennfahrer]] beim Training den Fahrradweg nicht benutzen. Die Straßenverkehrsordnung unterscheidet [[Fußgängerübergang|Fußgängerübergänge]] und [[Fahrradüberweg]]e. Zu letzteren wird allerdings auch gerechnet, was in Deutschland eine Markierung zur Verdeutlichung der normalen Vorfahrt straßenbegleitender Radwege an Hauptstraßen wäre.&lt;ref&gt;[https://www.bicitalia.org/it/bicitalia/la-rete-ciclabile-nazionale-bicitalia La rete ciclabile nazionale Bicitalia]&lt;/ref&gt;<br /> &lt;div style=&quot;clear:both;&quot;&gt;&lt;/div&gt;<br /> <br /> === Niederlande ===<br /> [[Datei:Hauptstraßenradweg - Main road cycle lane in Amsterdam.jpg|mini|Niederlande: klassischer baulicher Radweg in rotem Asphalt innerorts.]]<br /> [[Datei:Suggestiestroken Wehl – Nieuw-Wehl - NL.jpg|mini|Suggestionsstreifen auf dem Land]]<br /> {{Hauptartikel|Radfahren in den Niederlanden}}<br /> <br /> In den [[Niederlande]]n sind die meisten Fahrradwege benutzungspflichtig,&lt;ref&gt;[https://www.fietsersbond.nl/de-feiten/verkeer-en-veiligheid/infrastructuur/fietspaden/wat-een-fietspad-en-wat-een-fietsstrook#.VBlzAIXXTxy ''Wat is een fietspad en wat is een fietsstrook?''] www.fietsersbond.nl&lt;/ref&gt; aber es gibt auch ein paar straßenbegleitende Radwege ohne Benutzungspflicht, das entsprechende Verkehrszeichen zeigt das Wort ‚fietspad‘ ausgeschrieben. Insgesamt ist das Radwegenetz noch dichter als in Deutschland. Fahrradwege müssen auch von [[Mofa]]s benutzt werden, einige auch von [[Moped]]s. Das entsprechende Verkehrszeichen zeigt auf blauem Grund ein Fahrrad und ein Kleinkraftrad.<br /> <br /> Ein Zeichen ''Gemeinsamer Fuß- und Radweg'' gibt es nicht, wo kein Gehweg vorhanden ist, haben Fußgänger den Radweg zu benutzen.<br /> <br /> Nur durch andere Pflasterung oder rote Farbe mit gestrichelter Grenzlinie gekennzeichnete Streifen am Fahrbahnrand ohne Fahrradpiktogramme sind keine benutzungspflichtigen Radfahrstreifen, sondern Suggestivstreifen ohne rechtliche Verpflichtungen. Ihre Funktion ähnelt trotz anderer Gestaltung etwas den ''[[Anteilig genutzter Fahrstreifen|shared lane markings]]'' angelsächsischer Länder, mit dem großen Unterschied, dass jene bewusst nicht zu nahe am Fahrbahnrand platziert werden. Nicht verwechselt werden dürfen sie mit Randstreifen ''(Kantstroken)'', ebenfalls mit gestrichelter Abgrenzung aber im Flächenmaterial der Fahrbahn, auf denen möglichst nicht geradelt werden soll.&lt;ref&gt;Peter Kroeze: [https://www.verkeerskunde.nl/Uploads/2011/11/Bijdrage91.pdf ''Slechte stroken schaden fietsverkeer goede en slechte voorbeelden van fiets-, suggestie- en kantstroken.''] Gouda/NL, 1991.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das niederländische Verkehrsforschungsinstitut CROW&lt;ref&gt;[https://www.crow.nl/vakgebieden/verkeer-en-vervoer CROW – kennisplatform „Verkeer en Vervoer“]&lt;/ref&gt; empfiehlt, bei Kreisverkehren nur innerorts dem Radverkehr Vorrang vor den angeschlossenen Straßen zu geben. Tatsächlich müssen in manchen Gegenden die ''Fietsers'' auch innerorts warten, in anderen haben sie auch an Kreisverkehren außerorts Vorfahrt. Der ''Fietsersbond''&lt;ref&gt;[https://www.fietsersbond.nl/ www.fietsersbond.nl]&lt;/ref&gt; beklagt die Unfallgefahr durch uneinheitliche Regelungen. Ein- und Zweirichtungsradwege sind deutlicher unterschieden und die Zweirichtungsradwege verkehrsgerechter gestaltet als in Deutschland. Auf [[Ampel#Rundumgrün|Rundum-Grün]] wird, etwa in [[Groningen]], mit warnenden Schildern hingewiesen.<br /> <br /> Das Rechtsabbiegen auf einem Radweg, der an einer roten Kfz-Ampel vorbeiführt, in Deutschland allgemein zulässig, ist in den Niederlanden nur mit einem speziellen Verkehrszeichen erlaubt.<br /> <br /> Für den Verkehr in Ballungsräumen und zwischen benachbarten Städten haben die Niederlande begonnen, ein Netz von ''Fietssnelwegen'' ([[Radschnellweg]]en) zu entwickeln. Allerdings verlaufen diese manchmal entlang von Autobahnen und Schnellstraßen, sind also zwar schnell, aber nicht angenehm. Fertiggestellte Teilstrecken sind schon mit den endgültigen Wegweisern versehen; am Ende einer solchen Ausbaustrecke ist dann zusammen mit der komfortablen Trassierung auch mit der Wegweisung Schluss.<br /> <br /> === Tschechien ===<br /> In [[Tschechien]] gibt es nicht nur in einigen Städten und an einzelnen großen Landstraßen Radwege neben der Fahrbahn, sondern auch drei Arten von Radverkehrsführung auf der Fahrbahn. Abgegrenzte Streifen zum Radfahren (''cyklistický jízdní pruh'', „Radfahrstreifen“) können „weich“ durch eine überfahrbare gestrichelte Linie vom Autofahrstreifen getrennt sein und entsprechen dann deutschen ''Schutzstreifen'', oder sie sind wie deutsche ''Radfahrstreifen'' mit einer durchgezogenen Linie strikt abgetrennt und werden dann ''vyhrazený jízdní pruh'' („Reservierter Fahrstreifen“) genannt. Darüber hinaus gibt es noch die Radverkehrsführung ohne Begrenzungslinie (entsprechend den angelsächsischen ''shared lanes'') mittels Piktogrammreihe, tschechisch ''piktogramový koridor''.<br /> &lt;div style=&quot;clear:both;&quot;&gt;&lt;/div&gt;<br /> <br /> === Großbritannien ===<br /> Im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] ist die Benutzung von Fahrradwegen und Fahrradspuren freiwillig. Im Vereinigten Königreich wurde 2007 im letzten Moment eine geplante Empfehlung im Highway Code abgewendet,&lt;ref&gt;[http://www.direct.gov.uk/en/TravelAndTransport/Highwaycode/DG_069837 The Highway Code, 59–82: Rules for cyclists]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/222621/dg_191955.pdf www.gov.uk: Department for Transport: Know Your TRAFFIC SIGNS Official Edition]&lt;/ref&gt; dass Radwege benutzt werden müssen.<br /> <br /> === Spanien ===<br /> In Spanien gibt es nach französischem Vorbild die Unterscheidung zwischen benutzungspflichtigem Radweg mit rundem Schild und Radweg ohne Benutzungspflicht mit quadratischem Schild.<br /> <br /> Zudem gilt eine Helmpflicht außerhalb von geschlossenen Ortschaften, für Personen unter 16 Jahren überall.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.lifeon2wheels.eu/de/news/traffic-laws-for-cyclists-in-spain |titel=Verkehrsregeln für Radfahrer in Spanien {{!}} Life On 2 Wheels® |abruf=2024-02-08}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Außerhalb Europas ==<br /> === Nordamerika ===<br /> [[Datei:Sharrows Toronto 2011.jpg|mini|Anteilig genutzter Fahrstreifen mit ''shared lane markings'' in [[Toronto]]]]<br /> <br /> In den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] sind in einigen Bundesstaaten und [[Kanada]] in der Provinz [[Québec]] Radwege und Radfahrstreifen benutzungspflichtig, in den meisten aber nicht. In beiden Ländern (und ebenso in [[Westaustralien]]) gibt es bei der Radverkehrsführung außer Formen der Separation, also Radwegen neben der Fahrbahn ''(cycletrack)'' und Radfahrstreifen ''(bicycle lane)'', auch Formen der integrativen Radverkehrsführung. Sie werden als [[shared lane]] („anteilig genutzter Fahrstreifen“) bezeichnet, die entsprechenden Piktogramme als ''sharrow'' (aus ''share'' und ''arrow'', also etwa „Teilhaberpfeil“). Die in relativ dichter Folge auf dem gemeinsam zu nutzenden Fahrstreifen aufgebrachten Fahrradpiktogramme erinnern die Autofahrer daran, dass sie hier mit Radfahrern zu rechnen haben, und die Radfahrer daran, auf der Fahrbahn, in der Mitte oder auf der rechten Hälfte eines Fahrstreifens zu fahren, aber nicht zu nah an parkenden Autos.<br /> <br /> In den Vereinigten Staaten wie auch in Kanada sind Radfahrstreifen in Kreuzungsnähe z.&amp;nbsp;T. grün eingefärbt (ähnlich der roten Einfärbung in Deutschland), um sie besser von anderen Fahrstreifen abzuheben und die Aufmerksamkeit für den Radverkehr zu erhöhen.&lt;ref&gt;[https://mutcd.fhwa.dot.gov/resources/interim_approval/ia14/index.htm U.S. Federal Highway Administration, ''Interim Approval for Optional Use of Green Colored Pavement for Bike Lanes (IA-14)'']&lt;/ref&gt;<br /> &lt;div style=&quot;clear:left;&quot;&gt;&lt;/div&gt;<br /> <br /> === Lateinamerika ===<br /> In [[Lateinamerika]] werden Radwege als ''Ciclovías'' bezeichnet und sind vor allem innerorts vorhanden. Außerorts dienen z.&amp;nbsp;T. ''[[Vías Verdes]]'' dem Radverkehr.<br /> <br /> ==== Brasilien ====<br /> &lt;gallery mode=&quot;packed&quot;&gt;<br /> Gonzaga ciclovia.jpg|Radweg in [[Santos]]<br /> Bicicletas passando na ciclovia.jpg|Radweg mit kreuzendem Fußgängerüberweg ebda.<br /> Ciclovia central (São Caetano do Sul, BR).jpg|Radweg zwischen Richtungsfahrbahnen in [[São Caetano do Sul]], Bundesstaat [[São Paulo (Bundesstaat)|São Paulo]]<br /> Ciclovia da Marginal Pinheiros.JPG|Radweg am [[Rio Pinheiros]] in [[São Paulo]]<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Unterschiedliche Positionen zum Radweg ==<br /> [[Datei:Zweirichtungsradweg Hafenstrasse Kassel Rampensteine Bild Dirk Schmidt 07 2023.JPG|mini|Zweirichtungsradweg in der Kasseler Hafenstraße. Die rund 4&amp;nbsp;m breite Radverkehrsanlage besitzt an den Einfahrten Rampensteine. Dadurch wird der abbiegende Kfz-Verkehr verlangsamt. Der Radweg wurde baulich durchgebunden. So wird baulich klar verdeutlicht, dass der Radverkehr an Einfahrten Vorfahrt hat.]]<br /> <br /> [[Datei:Protected intersections for bicyclists.webm|mini|Video zu geschützter Radinfrastruktur nach dem niederländischen Modell.]]<br /> <br /> === Gründe für die Anlage von Radverkehrsanlagen ===<br /> Radverkehrsanlagen wurden aus Sicht der Verkehrsplanung und -politik aus vier Hauptgründen angelegt:<br /> * Zur Verbesserung des Verkehrsflusses für Kraftfahrzeuge auf der Fahrbahn sowie der Radfahrer auf der Radverkehrsanlage<br /> * Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit durch Trennung motorisierter Verkehr/Radverkehr<br /> * Zur Förderung von Naherholung, Radverkehr und Tourismus ([[Radwanderweg]]e)<br /> * Um einen besseren Belag anzubieten (zum Beispiel bei Fahrbahnen mit grobem Pflaster)<br /> <br /> Auch der Schutz der Radfahrer vor gesundheitsgefährdenden Abgasen gilt als Argument für die Anlage von Radverkehrsanlagen. Durch die Möglichkeit, an Kraftfahrzeugen vorbeizufahren, müssen sich Radfahrer nicht direkt hinter deren Auspuffrohren aufhalten und bewegen sich damit außerhalb der Stelle der größten Schadstoffkonzentration.&lt;ref&gt;Internationale und nationale (ADFC Hamburg) Fahrradmessfahrten mit Videoaufzeichnung und gleichzeitiger Schadstoffmessung&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Ausgestaltung der Fahrrad-Infrastruktur eine große Rolle spielt bei der Entscheidung für das Fahrrad als Verkehrsmittel an sich sowie bei der Wahl der von Start zu Ziel gewählten Route.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Susanne Grüner |Titel=Attraktive Radfahrrouten: Analyse der Routenwahlentscheidungen von Radfahrpendlern in den Dimensionen Sicherheit, Komfort und Effizienz. |Verlag=[[TU Braunschweig]] |Ort=[[Braunschweig]] |Datum=2022 |DOI=10.24355/dbbs.084-202202010927-0}}&lt;/ref&gt; Daher kann der Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur nicht nur dazu beitragen, dass insgesamt mehr Menschen das Fahrrad als Verkehrsmittel wählen, sondern eine geeignete Gestaltung der Radverkehrsanlagen kann außerdem dazu genutzt werden, den Fahrradverkehr auf bestimmte Routen zu verlagern (beispielsweise um die Unfallgefahr zu verringern). Radfahrer zeigen hierbei jedoch unterschiedliche Präferenzen, welche Routendimensionen dabei besonders wichtig sind - daher ist für eine effektive und zielgerichtete Gestaltung der Fahrrad-Infrastruktur notwendig, die verschiedenen Nutzergruppe zu kennen und adäquat zu berücksichtigen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Susanne Grüner, Mark Vollrath |Titel=Reaching Your Destination on Time - Route Choice Decisions of Different Commuter Cyclist Types |Sammelwerk=Advances in Human Aspects of Transportation. AHFE 2021. |Band=270 |Datum=2021 |ISBN=978-3-030-80011-6 |Seiten=162–169 |Sprache=en |DOI=10.1007/978-3-030-80012-3_20}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nutzer wünschen sich auch in Deutschland in der Mehrheit eine vom Kfz-Verkehr separierte Radinfrastruktur. In der repräsentativen Online-Befragung des Fahrrad-Monitor Deutschland 2017 antworteten 70 % der Radfahrer auf die Frage ''„Gründe für Unsicherheit - Warum fühlen Sie sich (eher) unsicher? (Mehrfachnennung möglich)“'', dass sie sich unsicher fühlen, weil es zu wenig separierte Radwege gibt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=SINUS |url=https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/StV/fahrradmonitor-2017-ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile |titel=Fahrrad-Monitor Deutschland 2017: Ergebnisse einer repräsentativen Online-Befragung |werk=bmdv.bund.de |hrsg=SINUS Institut (Projekt mit Förderung durch das BMDV) |datum=2017 |format=PDF |abruf=2023-08-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Projekt „Radwege-Check“ wurden per Umfrage Radverkehrsführungsformen nach ihrer subjektiven Sicherheit bewertet. Den Teilnehmern wurden verschiedene 3D-Bilder von Verkehrssituationen gezeigt: Radfahren auf der Fahrbahn zusammen mit Kfz bei Tempo 50, auf einen Radfahrstreifen, auf mit Pollern abgetrennten geschützten Radfahrstreifen usw. Jedes der Motive konnte mit „sicher“, „eher sicher“, „eher unsicher“ bzw. „unsicher“ bewertet werden. Insgesamt standen etwa 1.800 Verkehrssituationen auf 3.000 3D-Motiven zur Auswahl. Rund 22.000 Teilnehmer bewerteten durchschnittlich 22 Situationen. Die Nutzer konnten sowohl aus der Fahrrad-, wie auch aus der Autoperspektive bewerten. Die Auswertungen zeigen, dass die meisten Radfahrer sich auf vom Kfz separierten Radverkehrsanlagen am sichersten fühlen. Ein großer Unsicherheitsfaktor ist ferner der ruhende Kfz-Verkehr (Gefahr „Dooring“ als Autotürenunfall). Beispielsweise fühlten sich 95 % auf einem breiteren Radfahrstreifen auf der Fahrbahn, der mit Blumenkästen vom Kfz-Verkehr abgetrennt ist, „sicher“ bzw. „eher sicher“ (Index „feel safe“). Ist der Radfahrstreifen nur durch eine weiße Linie vom Kfz-Verkehr mit Tempo 50 abgetrennt, so sinkt der Index „feel safe“ auf 42 %. Wird der Radverkehr dagegen gemeinsam mit den Linienbussen auf einer Busspur geführt, so fühlen sich nur noch 19 % der Radfahrenden „sicher“ bzw. „eher sicher“. Fährt der Radverkehr mit Tempo 50 gemeinsam auf der Fahrbahn, so sinkt der Index „feel safe“ auf 12 %. Sind im Fahrstreifen zusätzlich noch Tramschienen enthalten, so fühlen sich gerade einmal 6 % der Radfahrenden „sicher“ bzw. „eher sicher“.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=FixMyCity GmbH |url=https://radwege-check.de/ |titel=Mach den Radwege-Check - Vergleiche Radverkehrsführungsformen nach ihrer subjektiven Sicherheit. |werk=radwege-check.de |hrsg=Büro FixMyCity GmbH (Projekt mit Förderung des BMDV) |datum=2020 |abruf=2023-08-30}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das [[Bundesministerium für Digitales und Verkehr]] (BMDV) veröffentlichte im Sommer 2022 den Leitfaden „Einladende Radverkehrsnetze“. Die Fachbroschüre ruft dazu auf, geschlossene Radverkehrsnetze zu errichten. Laut Broschüre soll aus Sicht der „11-jährigen Laura“ geplant werden. Planer sollen alle Bereiche eines Radverkehrsnetzes so konzipieren, das dort auch Kinder, die verkehrsrechtlich in Deutschland ab 11 Jahren die Straße nutzen müssen, sicher Radfahren können. So wird sichergestellt, dass sich auch Zielgruppen mit einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis auf das Fahrrad trauen.<br /> <br /> In 3-D-Animationen werden Radverkehrsstandards aufgezeigt, die an die niederländische Radinfrastruktur angelehnt sind. Entlang von Straßen sollen dabei sichere bauliche Radverkehrsanlagen entstehen. Radachsen entlang von städtischen Hauptverkehrsstraßen sollen im Einrichtungsverkehr eine Breite von 2,5&amp;nbsp;m erhalten, damit auch mehrspurige Räder wie Lastenräder sicher überholt werden können. Die Fachbroschüre empfiehlt ferner die Anlage von geschützten Radfahrstreifen auf diesen städtischen Radhauptrouten, um die Gefahren durch Falschparken weitgehend auszuschließen.<br /> <br /> An Einfahrten und untergeordneten Einmündungen sollen die Radverkehrsanlagen mit Hilfe von Aufpflasterungen und Rampensteinen baulich abgesichert werden. Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen sollen getrennte Ampelphasen für den geradeaus fahrenden Radverkehr und rechts abbiegenden Kfz-Verkehr erhalten. Ferner empfiehlt die Fachbroschüre Kreuzungen mit umlaufenden baulichen Radwegen auszustatten. An Kreisverkehren innerorts sollen baulich separierte umlaufende Radverkehrsanlagen mit Vorrang vor dem Kfz-Verkehr entstehen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) |url=https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Publikationen/StV/einladende-radverkehrsnetze.pdf?__blob=publicationFile |titel=Leitfaden „Einladende Radverkehrsnetze“ |werk=bmdv.bund.de |hrsg=Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) |datum=2022-07 |format=PDF |abruf=2023-08-29}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Kritik wegen stark erhöhter Unfallgefahr ===<br /> {{Staatslastig|DE}}<br /> [[Datei:Rw-risiko.png|mini|Relatives Unfallrisiko auf Radwegen an Kreuzungen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Leif Linderholm |Titel=Signalreglerade korsningars funktion och olycksrisk för oskyddade trafikanter |Reihe=Delrapport |BandReihe=Cyklister |NummerReihe=1 |Datum=1984 |Sprache=sv}}&lt;/ref&gt;]]<br /> <br /> Einige internationale statistische Erhebungen und wissenschaftliche Untersuchungen zeigen deutlich höhere Unfallzahlen auf Radwegen gegenüber gemeinsam von allen Fahrzeugen genutzten Fahrbahnen, dem sogenannten Mischverkehr auf der Fahrbahn.&lt;ref name=&quot;BASt_262&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;BASt_1993&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;BMfV_1991&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;ADFC_1988&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;Sluka&quot; /&gt; Vor allem bei räumlich von der Fahrbahn getrennten Radwegen wird eine erhöhte Unfallgefahr ausgewiesen. Die Unfallschwere ist dabei nicht geringer als bei Unfällen auf Fahrbahnen.<br /> <br /> Die Datenerhebungen stammen vornehmlich aus den 1980er und 1990er Jahren, für Berlin auch aus dem 21. Jahrhundert. Ein Teil der Sekundärliteratur wie parlamentarische Schriftwechsel oder Publikationen der [[Deutsche Verkehrswacht|Deutschen Verkehrswacht]] zitiert die Ergebnisse von Originalarbeiten recht unkritisch. Das gilt sowohl für Schriften, die vor den Risiken von Radwegen warnen, als auch solche, die vor Straßen ohne Radwege warnen. Manche Originalarbeiten der Verkehrsforschung (gleich welchen Themas) enthalten Verzerrungen durch nicht untersuchte Einflüsse, durch methodische Fehler der Statistik&lt;ref&gt;Ulrich Lamm: [https://www.radweit.de/_politik/udv21ana.html ''Kritische Analyse des UdV-Forschungsberichtes 21 zu Abbiegeunfällen.''] 2017.&lt;/ref&gt; oder durch ungesicherte Interpretationen hinsichtlich der Kausalitätsrichtung von Korrelationen.<br /> <br /> Mehrere Originalarbeiten sind äußerst vorsichtig hinsichtlich der Übertragbarkeit auf allgemeine Aussagen. Untersuchungen, die allgemeingültig einen Sicherheitsgewinn durch die Anlage von Radverkehrsanlagen nachweisen und damit die Aussagen der Studien widerlegen, sind hingegen nicht bekannt. Allerdings wurde die Sicherheit des Radverkehrs im Mischverkehr auf der Fahrbahn bisher nur selten untersucht und wenn, dann nicht mit vergleichbaren Methoden wie bei den Radverkehrsanlagen.&lt;ref&gt;Ohm, D. u.&amp;nbsp;a.: [https://bast.opus.hbz-nrw.de/frontdoor.php?source_opus=1401&amp;la=de ''Führung des Radverkehrs im Mischverkehr auf innerörtlichen Hauptverkehrsstraßen.''] BASt-Bericht V 257, Bergisch Gladbachdbach 2015.&lt;/ref&gt; Zahlreich sind hingegen Risikovergleiche zwischen verschiedenen Gestaltungsformen. Die aus den Zahlen abgeleiteten Empfehlungen können in manchen Punkten von Land zu Land oder auch im Zeitverlauf gegensätzlich sein.&lt;ref&gt;Dankmar Alrutz u.&amp;nbsp;a.: [https://bast.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2011/253/pdf/V184.pdf ''Unfallrisiko und Regelakzeptanz von Fahrradfahrern.''] (PDF; 2,4&amp;nbsp;MB). BASt V184, 2009.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;''Oversteekongevallen met fietsers – Het effect van infrastructuurkenmerken op voorrangskruispunten.'' Jan. 2010.&amp;nbsp;({{Webarchiv |url=http://www.fietsberaad.nl/library/repository/bestanden/100130_Oversteekveiligheid_van_fietsers_definitief.pdf |text=fietsberaad.nl |wayback=20171019163959}})&lt;/ref&gt;<br /> Das Sicherheitsrisiko bzw. gehäufte Auftreten von Unfällen auf bzw. im Zusammenhang mit der Nutzung von Radverkehrsanlagen, insbesondere von Radwegen, wird auf verschiedene Ursachen zurückgeführt:<br /> <br /> * Nicht unwesentlich für die Erhöhung des Risikos ist das von vielen Radlern geschätzte Sicherheitsgefühl mit der dadurch bewirkten Verminderung der Aufmerksamkeit gegenüber regelwidrigem Verhalten von Autofahrern.&lt;ref&gt;M. Räsanen, H. Summala: ''Attention and expectation problems in bicycle-car collisions: An in-depth study.'' In: ''Accident Analysis and Prevention.'' Band 30, 1998. [https://www.researchgate.net/publication/13607279_Attention_and_expectation_problems_in_bicycle-car_collisions_An_in-depth_study (Abstract)]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;W. W. Hunter, D. L. Harkey, J. R. Stewart, M. L. Birk: ''Evaluation of Blue Bike-Lane Treatment in Portland, Oregon.'' (= Transportation Research Record). In: ''Journal of the Transportation Research Board.'' No. 1705, 2000, S. 107–115.&lt;/ref&gt;<br /> * Radfahrer auf Radwegen werden von Kraftfahrern schlechter wahrgenommen, da sie sich außerhalb der auf die Fahrbahn konzentrierten Wahrnehmung der Fahrzeugführer bewegen. Abbiegende, einbiegende und aus Grundstücken einfahrende Fahrzeugführer übersehen daher Radfahrer auf Radwegen leicht oder missachten sie. Die resultierenden Vorfahrtsverletzungen unterbrechen den Fluss des Radverkehrs und gefährden Radfahrer. Fehlerhaftes Abbiegen und andere Vorfahrtsverletzungen sind die häufigsten Ursachen von Unfällen mit Schuld beim Kfz-Führer.&lt;ref name=&quot;Unfallforschung_Difu_2012&quot; /&gt;<br /> * Radverkehrsanlagen werden an Kreuzungen häufig nicht entsprechend der StVO nach Fahrtrichtungen angeordnet. Liegt die Geradeausspur der Radfahrer rechts der Rechtsabbiegespur, so werden Unfälle mit rechtsabbiegenden Kraftfahrzeugen wahrscheinlicher. Für links vom Rechtsabbiegestreifen liegende Radfahrstreifen sind hingegen Sicherheitsvorteile nachgewiesen worden.&lt;ref name=&quot;BASt_262&quot; /&gt;<br /> * Vorgeschriebene Sicherheitsabstände zu parkenden Fahrzeugen, zu Fußgängern, beim Überholen, zu Hindernissen, an Einmündungen (um den Überblick zu wahren) etc. sind auf Radwegen oft nicht einzuhalten.<br /> * Radwege sind oft schlechterer Qualität. Beim Bau werden häufig elementare Standards missachtet (z.&amp;nbsp;B. Breite, Kurvenradien -besonders im Hinblick auf die schnelleren e-bikes und Pedelecs-, Hindernisfreiheit, Oberflächengüte, Kantenfreiheit bei Wechsel zwischen Radweg und Fahrbahn an Kreuzungen, Sichtbeziehungen an nachgeordneten Straßeneinmündungen). Die Wurzeln nebenstehender Bäume schädigen den Weg mit der Zeit enorm. Die Wartung und Instandsetzung von Mängeln ist oft ungenügend.<br /> * Auf dem Radweg abgestellte Kraftfahrzeuge zwingen immer wieder zum Ausweichen, wofür meistens nur die Fahrbahn erlaubt ist. Dieses Manöver ist gefährlich und erfordert es oft, zu bremsen.<br /> * Zu nah an Kreuzungen geparkte Kraftfahrzeuge behindern die Sicht auf den Radweg und führen zu Unfällen. Kontrollen sind zu selten, um dieses und das obige Fehlverhalten zu unterbinden.<br /> * Radwege sind oft stärker verschmutzt, wodurch die Gefahr von Stürzen steigt. Ursache sind einerseits die fehlende Reinigung durch Fahrtwind von fahrenden Kraftfahrzeugen, andererseits häufig schlechtere Reinigung und Schneeräumung durch die [[Straßenbaulast]]träger. Außerdem wird Dreck von der Fahrbahn gelegentlich auf den Radweg entsorgt. Innerhalb vieler Ortschaften ist die Reinigungspflicht von Rad- und Fußwegen auch den Anliegern übertragen und wird nicht, wie bei der Fahrbahn, von den kommunalen Betrieben wahrgenommen. Speziell an unbewohnten oder brachliegenden Grundstücken werden die Wege dann häufig wenig gepflegt. Auch eine verstärkte Nutzung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge verschmutzt Radverkehrsanlagen.<br /> * Fußgänger nehmen die Radwege schlecht wahr oder ignorieren sie, u.&amp;nbsp;a., wenn Abgrenzungen zum Bürgersteig schwer zu erkennen sind.<br /> * Radverkehrsanlagen sind häufig nicht stetig oder aber unübersichtlich geführt. Sie zwingen Radfahrer dadurch zu gefährlichen Fahrvorgängen, wie z.&amp;nbsp;B. ungesichertes Einfädeln in den Mischverkehr auf der Fahrbahn am Ende eines Radwegs.<br /> * Bei vorhandenen Radverkehrsanlagen nehmen Kraftfahrer weniger Rücksicht auf Radfahrer auf der Straße, da viele Kraftfahrer die Ausnahmen zur Benutzungspflicht nicht kennen oder akzeptieren. Das betrifft insbesondere Radwege ohne Benutzungspflicht, Radfahrer, die zum Abbiegen die Radverkehrsanlagen verlassen oder Radfahrer, die wegen Unbenutzbarkeit der Radverkehrsanlage auf der Fahrbahn fahren. Viele Kraftfahrer reagieren darauf mit Nötigungen und mutwilligen Gefährdungen der Radfahrer.<br /> * Richtungsgebundene Radwege entlang von Straßen verleiten Radfahrer zur Nutzung in der falschen Richtung, da es bequemer ist in der falschen Richtung zu fahren, als die Fahrbahn für kurze Wege in die andere Fahrtrichtung zu überqueren, ggf. sogar mehrfach. Fahren auf der falschen Straßenseite (linksfahrende Radfahrer, auch ''Geister-Radfahrer'' genannt) ist einer der Hauptgründe für Unfälle mit dem Kraftfahrzeugverkehr. Ohne Radwege wird beim Fahren auf der Fahrbahn ganz automatisch auf die richtige Seite gewechselt.<br /> * Speziell für Radstreifen auf der Fahrbahn gilt:<br /> ** Die Breite des Streifens reicht oft nicht aus, um vor sich plötzlich öffnenden Türen rechtsseitig geparkter Kfz sicher zu sein. Wäre kein Schutzstreifen da, und müssten also die türöffnenden Insassen mit Kraftfahrzeugen rechnen, wären sie vorsichtiger. Linksseitig geparkte Kfz stellen durch türöffnende Insassen (Beifahrer) ebenfalls eine Gefahr für Radfahrer dar.<br /> ** Kraftfahrer werden dazu animiert, Radfahrer ohne den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5&amp;nbsp;m zu überholen, solange sie sich nur in „ihrer“ Spur bewegen. An Engstellen wird diese Gefahr besonders groß. Radfahrer können dem vorbeugen, indem sie bei zu schmalem Radstreifen so weit links fahren, dass ein Überholen nur über die Gegenfahrbahn bzw. an Engstellen gar nicht möglich ist.<br /> <br /> Die beiden ersten Argumente gelten in verstärktem Maß für linksseitige Radwege, da dort andere Verkehrsteilnehmer nicht mit Radfahrern „auf der falschen Seite“ rechnen. Das gilt unabhängig davon, ob die linksseitige Benutzung erlaubt oder gar verpflichtend ist.<br /> <br /> Für die ''Unstetigkeit'' von Radverkehrsführungen gibt es verschiedene Ausprägungen und Ursachen. Radverkehrsanlagen enden oft<br /> * an [[Bahnübergang|Bahnübergängen]] (hohe Kosten und hoher Verwaltungsaufwand)<br /> * an Über- und [[Unterführung]]en (hohe Kosten)<br /> * an baulichen Engstellen und Hanglagen (hohe Kosten)<br /> * an Wechsel von Zuständigkeiten (Abstimmungsprobleme)<br /> * an [[Kreisverkehr]]splätzen (bekannte Sicherheitsrisiken von Radverkehrsanlagen in Kreisverkehren)<br /> * bei längeren starken Gefällen (geringere Geschwindigkeitsunterschiede)<br /> * in Ortsdurchfahrten (höhere Kosten, Zwangspunkte, geringere Geschwindigkeitsunterschiede, unterschiedliche Zuständigkeiten)<br /> <br /> Ein Beenden der Radverkehrsführung ist trotz notwendigen Einfädelns in den Kraftverkehr oft sicherer als eine Beibehaltung der Separierung. Das gilt besonders in Kreisverkehren, wo das Unfallrisiko auf Radverkehrsanlagen nochmal wesentlich höher gegenüber herkömmlichen Kreuzungen ist.&lt;ref name=&quot;BASt_262&quot; /&gt; Wird dabei auf die vom [[Empfehlungen für Radverkehrsanlagen|Regelwerk für Radverkehrsanlagen]] geforderte Absicherung der Einfädelung verzichtet, werden Radfahrer gefährdet.<br /> <br /> Oft ist zudem die Beschilderung und Signalisierung an Kreuzungen mit Radwegen falsch oder nicht eindeutig:<br /> * Eine Beschilderung ''[[Vorfahrt]] gewähren'' ({{§|41|stvo_2013|juris}} Abs.&amp;nbsp;2 Z.&amp;nbsp;205 [[Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|StVO]]) steht erst nach dem kreuzenden zu einer Vorfahrtsstraße gehörenden Radweg.<br /> * Ein Lichtsignal des Radweges steht erst nach der Kreuzung querender Fußgängern und Radfahrern am Rande der kreuzenden Fahrbahn.<br /> * Am Radweg wird ein Zeichen ''Vorfahrt gewähren'' angebracht, obwohl er zu einer Vorfahrtsstraße gehört und parallel zu deren Fahrbahn verläuft.<br /> * Radwege werden an kreuzenden Straßen oder [[Baustelle]]n mit dem Zusatzschild ''Radfahrer absteigen'' versehen, obwohl das durch die StVO nicht gedeckt ist.<br /> <br /> Generell gilt jedoch, dass viele dieser Zustände ''formal legal'' sind und damit auch nach Maßgabe der überwiegenden Rechtsprechung vom Radfahrer erwartet wird, dass er nach §&amp;nbsp;1 StVO so fährt, dass er diese Gefahren erkennt (z.&amp;nbsp;B. erkennbare Pfosten ''auf'' dem Radweg zur Verhinderung der Nutzung des Radweges durch Kraftfahrzeuge mit mehr als zwei Rädern).&lt;ref&gt;vgl. OLG Hamm v. 14. Mai 1996 – 9 U 218/95 in [[Versicherungsrecht (Zeitschrift)|VersR]] 1997, 892; [[Monatsschrift für Deutsches Recht|MDR]] 2002, 643, v. 22. März 2001 – 1 U 144/99 – MDR 2001, 1052f u.v. 27. November 2003 – 1 U 53/02, zul. LG Rostock v. 25. August 2005 – 4 O 139/04&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Nachteile für den Fußverkehr ===<br /> [[Datei:Moegeldorf sidewalk 1 f s.jpg|mini|Konfliktträchtige Radwegeführung, [[Mögeldorf]]]]<br /> <br /> Die Anlage von Radverkehrsanlagen geht häufig zu Lasten der Flächen des [[Fußverkehr]]s. Die damit verbundene Verringerung der Gehwegbreiten geht dabei oft einher mit einer verringerten Trennung von Rad- und Fußverkehr. Insgesamt sind die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen beiden Verkehrsarten sehr hoch, dementsprechend hoch ist das Konfliktpotenzial. Durch Platzmangel und ungenügende Trennung werden neue Konflikte geschaffen, ohne die Konflikte zwischen Radfahrer und motorisiertem Verkehr, die sich auf die Kreuzungspunkte konzentrieren, wesentlich zu verringern.<br /> <br /> Gerade für ältere oder sehbehinderte Menschen sowie für Kinder sind die fast lautlos herannahenden Fahrräder ein Gefahrenpotenzial. Für Blinde sind die häufig nur durch Markierung oder Pflastersteinreihen abgetrennten Radwege mit dem Taststock nicht oder schwer erkennbar, so dass diese als nicht [[Barrierefreiheit|barrierefrei]] gelten müssen. Der ehem. als Schutzraum für Fußgänger gedachte Gehweg wird durch die Anlage von Bürgersteig-Radwegen zum Gefahrenraum. Hinzu kommt, dass bei Verkehrsplanern oft erhebliche Kenntnismängel über die sichere Anlage von Radverkehrsanlagen vorherrschen, wie das nebenstehende Beispiel aus Nürnberg-Mögeldorf zeigt. Dadurch werden weitere Konfliktstellen geschaffen.<br /> <br /> Eine ungezwungene Bewegung von Fußgängern auf Gehwegen ist bei Führung der Radfahrer im Seitenbereich oft nicht mehr möglich. Aus der Sicht von Fußgängern erscheint daher eine Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn als die beste Lösung. Auch aufgrund Anforderungen durch [[Behindertengleichstellungsgesetz (Deutschland)|Gesetze zur Gleichstellung Behinderter]] werden Bordsteinradwege und Formen der gemeinsamen Führung sehr kritisch gesehen. In Deutschland wird in einem gemeinsamen Positionspapier des [[ADFC]] Landesverband Thüringen und Blinden- und Sehbehindertenverband Thüringen dazu festgestellt: „Beide Verbände sehen in der grundsätzlichen Trennung von Rad- und Fußgängerverkehr die einzig relevante Problemlösung. Dabei sind alle verkehrsplanerischen Möglichkeiten zu nutzen. Die Umsetzung dieser Forderung liegt letztlich nicht nur im Sicherheitsinteresse der Radfahrer und Fußgänger, sondern im Interesse aller Verkehrsteilnehmer.“<br /> &lt;div style=&quot;clear:both;&quot;&gt;<br /> == Betrieb ==<br /> Neben dem Planen und Errichten von Radwegen müssen diese auch betrieben und unterhalten werden. Die Verantwortlichkeit hierfür richten sich in der Regel nach der [[Straßenbaulast|Baulastträgerschaft]]. Das Arbeitspapier Betrieb von Radverkehrsanlagen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen gibt hierfür Hinweise. Der Betrieb umfasst danach die Bauliche Unterhaltung, die Grünpflege, die Reinigung und den Winterdienst. Hierfür sind regelmäßige Kontrollfahrten vorzusehen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.fgsv-verlag.de/ap-berad |titel=AP BeRad |sprache=de |abruf=2024-02-08}}&lt;/ref&gt;<br /> &lt;/div&gt;<br /> <br /> == Pop-up-Radwege ==<br /> {{Hauptartikel|Pop-up-Radweg}}<br /> <br /> Um bei einer aktuellen Gefahren- oder Krisensituationen oder bei plötzlichen veränderten Rahmenbedingungen im Straßenverkehr schnell für mehr Platz und Sicherheit im Radverkehr zu sorgen, richten manche Städte kurzfristig temporäre Pop-up-Radwege ein.<br /> <br /> == Radfahrstreifen in Mittellage ==<br /> {{Hauptartikel|Radfahrstreifen in Mittellage}}<br /> <br /> Eine spezielle Form der Radverkehrsführung an Verkehrsknotenpunkten ist der Radfahrstreifen in Mittellage, auch „Fahrradweiche“ genannt. Dabei verläuft der Radweg mit unterbrochenen Leitlinien entlang der geradeausführenden Fahrbahn oder besitzt einen eigenen Linksabbiegestreifen, der jeweils von dem abbiegenden Kraftverkehr überfahren wird.<br /> <br /> == Überdachte Radwege ==<br /> [[Datei:SolarRadWeg (Freiburg) jm158132.jpg|mini|SolarRadWeg in Freiburg im Breisgau]]<br /> Am 14. November 2022 begann der Bau eines 300 Meter langen überdachten Radweges mit integrierten [[Solarzelle]]n in [[Radverkehr in Freiburg im Breisgau|Freiburg im Breisgau]]. Das Modell-Projekt von [[Badenova]], [[Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme|Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE)]] und der ''[[Freiburg im Breisgau|Stadt Freiburg]]'' in der Nähe des [[Europa-Park-Stadion]] und der [[Messe Freiburg|Freiburger Messe]] ist das erste derartige Projekt in Deutschland und Europa. Es wurde bis Ende 2022 fertig gestellt. Der überdachte Radweg schützt Radfahrer vor Niederschlägen und gewinnt gleichzeitig [[Erneuerbare Energien|erneuerbaren]] Strom.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Thomas Wagner |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/europas-erster-radweg-mit-solardach-pilotprojekt-in-freiburg-dlf-kultur-cf4f6e0f-100.html |titel=Pilotprojekt in Freiburg: Erster Radweg mit Solardach in Europa |titelerg=In Freiburg gibt es die erste Fahrradstrecke mit Solardach: Es erzeugt Strom und hält die Radelnden trocken. Die Entwickler haben schon viele weitere Anwendungen dieser Technologie vor Augen: Autobahnen, Bahntrassen, aber auch Zäune. |werk=www.deutschlandfunkkultur.de |hrsg=[[Deutschlandfunk Kultur]] |datum=2022-12-12 |abruf=2022-12-22 |kommentar={{Internetquelle |url=https://download.deutschlandfunk.de/file/dradio/2022/12/12/europas_erster_radweg_mit_solardach_pilotprojekt_in_freiburg_drk_20221212_1318_cf4f6e0f.mp3 |titel=MP3-Version des Beitrages |abruf=2022-12-22 |abruf-verborgen=1}}}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.freiburg.de/pb/site/Freiburg/get/documents_E-1348707548/freiburg/daten/news/amtsblatt/pdf/Amtsblatt_828_BF.pdf |titel=300 Meter Zukunft |titelerg=An der Freiburger Messe entsteht Deutschlands erster überdachter Solarradweg |werk=www.freiburg.de |hrsg= [[Freiburg im Breisgau|Stadt Freiburg]] |datum=2022-11-25 |format=PDF |abruf=2022-12-22 |kommentar=Amtsblatt: Stadt Freiburg im Breisgau – Freitag, 25. November 2022 – Nr. 828 – Jahrgang 35}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Martin Jendrischik |url=https://www.cleanthinking.de/erster-solar-radweg-deutschland-freiburg/ |titel=Erster, überdachter Solar-Radweg Deutschlands entsteht in Freiburg |titelerg=Stadt Freiburg und Badenova starten Pilotprojekt mit dem ersten Solar-Radweg in der Nähe des Bundesliga-Stadions und der Messe. |werk=www.cleanthinking.de |datum=2022-11-17 |abruf=2022-12-22}}&lt;/ref&gt; Damit wird eine Vision des [[Kolumnist]]en [[Martin Unfried]] aus dem Jahr 2012 Realität.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Martin Unfried |url=http://www.sonnenseite.com/Zukunft%2CWir%2Bbrauchen%2Bneue%2Bgrosse%2BVisionen%2Bder%2BNachhaltigkeit-%2Bdenn%2BIdeen%2Bbeherrschen%2Bdie%2BGesellschaft%2C17%2Ca22754.html |titel=Wir brauchen neue große Visionen der Nachhaltigkeit: denn Ideen beherrschen die Gesellschaft |werk=www.sonnenseite.com |hrsg=Franz und Bigi Alt |datum=2022 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120802042353/http://www.sonnenseite.com/Zukunft,Wir+brauchen+neue+grosse+Visionen+der+Nachhaltigkeit-+denn+Ideen+beherrschen+die+Gesellschaft,17,a22754.html |archiv-datum=2012-08-02 |abruf=2022-12-22 |kommentar={{Internetquelle |url=https://oekotainment.eu/archiv/html/mehr-ueberdachte-ideen/ |titel=verfügbare Online-Version |abruf=2022-12-22 |abruf-verborgen=1}}}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Touristische Radrouten ==<br /> Es bestehen touristische Radrouten, z.&amp;nbsp;B. [[Radfernweg]], die für den Freizeitverkehr geplant werden. Diese führen in der Regel auf bestehenden Radverkehrsanlagen und sind selbst keine eigenständige Anlage.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Fahrradfreundlichkeit]]<br /> * [[Empfehlungen für Radverkehrsanlagen]] der [[Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen]]<br /> * [[Idaho-Stop]]<br /> * [[Radschnellweg]], [[Radverkehrsnetzwerk]]<br /> * [[Veloroute]]<br /> * [[Liste von Fahrradwegen auf stillgelegten Bahntrassen]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Dankmar Alrutz]], Felix Bögert, Jörg Backhaus: ''Schutzstreifen für den Radverkehr in Ortsdurchfahrten.'' Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Hannover Januar 2007. ([https://www.strassenbau.niedersachsen.de/download/44464/Schutzstreifen_fuer_den_Radverkehr_in_Ortsdurchfahrten.pdf PDF; 4&amp;nbsp;MB]).<br /> * Susanne Grüner: ''Attraktive Radfahrrouten: Analyse der Routenwahlentscheidungen von Radfahrpendlern in den Dimensionen Sicherheit, Komfort und Effizienz.'' TU Braunschweig, Braunschweig 2022, [[doi:10.24355/dbbs.084-202202010927-0]].<br /> * [[Peter Gwiasda]] u. a.: ''Empfehlungen für Radverkehrsanlagen'' (= ''FGSV-Nummer.'' 284). [[Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen|FGSV]] Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-941790-63-6.<br /> * [[Federal Highway Administration]] (Hrsg.): ''Separated Bike Lane Planning and Design Guide''. [[Verkehrsministerium der Vereinigten Staaten|US Department of Transportation]], Washington, D.C. 2015. [https://www.fhwa.dot.gov/environment/bicycle_pedestrian/publications/separated_bikelane_pdg/separatedbikelane_pdg.pdf Online verfügbar] ([https://www.fhwa.dot.gov/environment/bicycle_pedestrian/publications/separated_bikelane_pdg/separatedbikelane_pdg_appendix.pdf Anhang])<br /> * National Association of City Transportation Officials (Hrsg.): ''Urban Bikeway Design Guide''. 2. Auflage, Island Press, Washington, D.C. 2014, ISBN 978-1-61091-565-6. ([https://nacto.org/publication/urban-bikeway-design-guide/ Online verfügbar])<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Bikeways|Radwege (unabhängig von Straßen)|audio=1|video=1}}<br /> {{Commonscat|Cycle lanes|Radwege (Fahrstreifen auf und neben Straßen)|audio=0|video=1}}<br /> {{Wiktionary|Fahrradweg}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;VwV-StVO&quot;&gt;<br /> [https://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_26012001_S3236420014.htm Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung] Abschnitt zu §&amp;nbsp;2, Absatz 4.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Petition&quot;&gt;<br /> [https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2007/_03/_07/Petition_394.html Petition gegen die Radwegbenutzungspflicht beim Bundestag (bundestag.de)] und<br /> [http://www.cycleride.de/petition/ bei der Initiative (cycleride.de)].<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;BASt_262&quot;&gt;<br /> [[Robert Schnüll]] et al.: ''Sicherung von Radfahrern an städtischen Knotenpunkten. Bericht zum Forschungsprojekt 8925 der Bundesanstalt für Straßenwesen'' (= ''Forschungsberichte der BASt''. Nr.&amp;nbsp;262). [[Bundesanstalt für Straßenwesen]], Bergisch Gladbach 1992.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;BASt_1993&quot;&gt;<br /> [[Wilhelm Angenendt]] u. a.: ''Verkehrssichere Anlage und Gestaltung von Radwegen'' (= ''Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen''. Band V&amp;nbsp;9). Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach 1993.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;BMfV_1991&quot;&gt;<br /> Bundesminister für Verkehr (Hrsg.): ''Zusammenfassende Auswertung von Forschungsergebnissen zum Radverkehr in der Stadt.'' (= ''Forschung Stadtverkehr.'' Heft A7). 1991, ISBN 3-88267-037-1.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;ADFC_1988&quot;&gt;<br /> Ole Bach, Ole Rosbach, Else Jørgensen: ''Cykelstier i byer – den sikkerhedsmæssige effekt.'' [[Vejdirektoratet]], Næstved 1985, ISBN 87-7491-169-4, auch zu finden in: ADFC Hessen (Hrsg.): ''Fahrrad Stadt Verkehr.'' II. Tagungsband. Darmstadt 1988, ISBN 3-9801529-1-X, S. 53–55.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Sluka&quot;&gt;<br /> Bernd Sluka: [http://bernd.sluka.de/Radfahren/Radwege.html ''Sicher auf Radwegen?''], Zusammenfassung einiger Studien zur Sicherheit auf Radwegen, 19. Januar 1999, zuletzt geändert am 7. April 2014. In: Bernd.Sluka.de<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;NRVP_2013&quot;&gt;<br /> [http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/neuigkeiten/news.php?id=4079 ''Deutschland: Start des bundesweiten Modellprojekts „Fahrradschutzstreifen außerorts“ in Köln''], nationaler-radverkehrsplan.de, abgerufen am 16.&amp;nbsp;Juni 2013.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;ref name=&quot;Unfallforschung_Difu_2012&quot;&gt;<br /> [http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/sites/default/files/forschung_radverkehr/for-a-06.pdf Unfallrisiken beim Rad fahren], nationaler-radverkehrsplan.de, abgerufen am 14.&amp;nbsp;Juli 2016.<br /> &lt;/ref&gt;<br /> &lt;/references&gt;<br /> <br /> {{Rechtshinweis}}<br /> <br /> [[Kategorie:Straßentyp]]<br /> [[Kategorie:Verkehrsbauwerk (Radverkehr)| ]]<br /> [[Kategorie:Recht (Radverkehr)]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Moritz_Abraham_Levy&diff=256836492 Moritz Abraham Levy 2025-06-09T11:26:52Z <p>Lotje: typo :-)</p> <hr /> <div>'''Moritz Abraham Levy''' (auch ''M. A. Levy''; geboren [[11. März]] [[1817]] in [[Bezirk Altona|Altona]]; gestorben [[22. Februar]] [[1872]] in [[Breslau]], [[Provinz Schlesien]]) war ein deutscher [[Rabbiner]], [[Orientalist]], [[Paläograf]] und [[Numismatiker]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Levys Lebensweg ist nicht im Detail bekannt. Er wurde als Rabbiner ausgebildet und widmete sich zugleich der wissenschaftlichen Arbeit. Wann und wo er den [[Doktor]]grad erhielt, ist unbekannt. Er wurde Lehrer bei der [[Juden in Breslau|Jüdischen Gemeinde Breslau]], in der er annähernd dreißig Jahre aktiv war. Er unterrichtete unter anderem am von [[Abraham Geiger]] gegründeten [[Jüdisch-Theologisches Seminar in Breslau]].<br /> <br /> Levy wurde von König [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm I. von Preußen]] 1865 mit dem [[Professor]]entitel ausgezeichnet. Er war ein fruchtbarer Schriftsteller, der neben seinen Monografien regelmäßig in der ''[[Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft]]'' publizierte und für diese auch den Nachlass von [[Ernst Osiander]] aufarbeitete. <br /> <br /> Levy wurde auf dem [[Alter Jüdischer Friedhof (Breslau)|Alten Jüdischen Friedhof von Breslau]] beigesetzt.<br /> <br /> == Werke (Auswahl) ==<br /> * ''Hebräisches Lesebuch, Auswahl historischer, poetischer und prophetischer Stücke aus fast allen biblischen Büchern mit Anmerkungen und einem Wörterbuch'', Leuckart, Breslau 1847.<br /> * ''Ueber die von [[Austen Henry Layard|Layard]] aufgefundenen chaldäischen Inschriften aus Topfgefässen: Ein Beitrag zur hebräischen Paläographie und zur Religionsgeschichte''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 9. 1855. S. 465–491 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/7715 Digitalisat]).<br /> * ''Phönizische Studien'', Bände 1–3, Leuckart, Breslau 1856–1864, Band 4, Schletter, Breslau 1870.<br /> * ''Ueber die aramäische Inschrift auf einer Vase des Serapeum's zu Memphis, und über eine Gemme mit himjarischer Inschrift''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 11. 1857. S. 65–74 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/9333 Digitalisat]).<br /> * ''Althebräische Siegelsteine''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 11. 1857. S. 318–324 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/9588 Digitalisat]).<br /> * ''Eine dritte Gemme mit himjarischer Inschrift''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 12. 1858. S. 159–160 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/10210 Digitalisat]).<br /> * ''Einige Bemerkungen über altsyrische Schrift und über zwei in Nordafrika gefundene Lateinisch-palmyrenische Inschriften''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 12. 1858. S. 209–219 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/10260 Digitalisat]).<br /> * ''Einige Bemerkungen zu den persischen Studien des Herrn Grafen von [[Arthur de Gobineau|Gobineau]]''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 12. 1858. S. 305–307 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/10360 Digitalisat]).<br /> * ''Bemerkungen zu den arabischen Analekten des Herrn Prof. [[Ferdinand Hitzig|Hitzig]]''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 12. 1858. S. 712 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/10787 Digitalisat]).<br /> * ''Erklärung einer neuen neuphönizischen Inschrift aus Constantine''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 13. 1859. S. 651–658 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/11501 Digitalisat]).<br /> * ''Bibelkunde für israelitische Schulen'', Leuckart, Breslau 1859.<br /> * ''Don Joseph Nasi, Herzog von Naxos, seine Familie und zwei jüdische Diplomaten seiner Zeit: eine Biographie nach neuen Quellen dargestellt.'' Breslau, 1859 ([https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10570600?page=,1 Digitalisat]).<br /> * ''Ueber die nabathäischen Inschriften von Petra, Hauran, vornehmlich der Sinai-Halbinsel und über die Münzlegenden nabathäischer Könige''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 14. 1860. S. 363–484 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/11978 Digitalisat]).<br /> * ''Ein ehernes Gewicht mit einer phönizischen Inschrift aus Nord-Afrika''. In: ''Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft'', Band 14. 1860. S. 710–712 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/12338 Digitalisat]).<br /> * ''Geschichte der jüdischen Münzen'', Nies, Leipzig 1862.<br /> * ''Zur pönizischen Münzkunde Mauritaniens: Münzen von Syphax, Vermina und Bochus'', Breslau 1863.<br /> * ''Ueber eine lateinisch-griechisch-phönizische Inschrift aus Sardinien'', Kreysing, Leipzig 1863.<br /> * ''Sara Copia Sullam: Lebensbild einer jüdischen italienischen Dichterin aus dem siebzehnten Jahrhundert'', Leipzig 1863.<br /> * ''Phönizisches Wörterbuch'', Schletter, Breslau 1864.<br /> * (Hrsg.): [[Ernst Osiander]]: ''Zur himjarischen Alterthumskunde'', Kreysing, Leipzig 1864.<br /> * ''Die biblische Geschichte nach dem Worte der heiligen Schrift der israelitischen Jugend'', Schletter, Leipzig 1866.<br /> * ''Spruchbuch: systematisch geordnetes als Leitfaden für denjüdischen Religionsunterricht'', Schletter, Leipzig 1867.<br /> * ''Siegel und Gemmen mit aramäischen, phönizischen, althebräischen, himjarischen, nabathäischen und altsyrischen Inschriften'', Schletter, Leipzig 1869.<br /> * (Übrs.): [[Salomon Munk]]: ''Palästina: geographische, historische und archäologische Beschreibung dieses Landes und kurze Geschichte seiner hebräischen und jüdischen Bewohner'', 2 Bände, Leiner, Leipzig 1871–1872.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{ADB|18|508|512|Levy, Moritz Abraham|[[Carl Gustav Adolf Siegfried]]|ADB:Levy, Moritz Abraham}} <br /> * {{JE|1=https://www.jewishencyclopedia.com//articles/9904-levy-moritz-abraham |2=Levy, Moritz Abraham|3=Frederick T. Haneman|Band=8|SeiteVon=63|SeiteBis=|Kommentar=}}<br /> * {{DeutBiogrEnz |Autor= |Lemma=Levy, Moritz Abraham |Auflage=1 |Band=6 |SeiteVon=406 |SeiteBis= |Kommentar=}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{DDB|Person|116968648}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=116968648|LCCN=nr92037676|VIAF=57380119}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Levy, Moritz Abraham}}<br /> [[Kategorie:Rabbiner (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Orientalist]]<br /> [[Kategorie:Numismatiker]]<br /> [[Kategorie:Sachbuchautor]]<br /> [[Kategorie:Schullehrer]]<br /> [[Kategorie:Person des Judentums (Breslau)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1817]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1872]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> [[Kategorie:Paläograf]]<br /> [[Kategorie:Übersetzer aus dem Französischen]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Levy, Moritz Abraham<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Levy, M. A.<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Rabbiner, Orientalist, Paläograf und Numismatiker<br /> |GEBURTSDATUM=11. März 1817<br /> |GEBURTSORT=[[Bezirk Altona|Altona]]<br /> |STERBEDATUM=22. Februar 1872<br /> |STERBEORT=[[Breslau]], [[Provinz Schlesien]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_Carl_von_Savigny&diff=256298176 Friedrich Carl von Savigny 2025-05-24T14:29:26Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Savigny03.jpg → File:Friedrich Carl von Savigny 03.jpg #2</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis|Zum Widerstandskämpfer ''Friedrich Carl von Savigny'' (1903–1944) siehe [[Edgar-Jung-Kreis]].}}<br /> [[Datei:Savigny02.jpg|mini|Friedrich Carl von Savigny. Gemälde von [[Franz Krüger]] (um 1850)]]<br /> <br /> '''Friedrich Carl von Savigny''' [{{IPA|ˈsaviɲi}}] (* [[21. Februar]] [[1779]] in [[Frankfurt am Main]]; † [[25. Oktober]] [[1861]] in [[Berlin]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Rechtswissenschaft|Rechtsgelehrter]]. Er war Professor der Jurisprudenz und 1812/13 Rektor der Universität zu Berlin, Mitglied des [[Preußischer Staatsrat (1817–1918)|Preußischen Staatsrats]] und Staatsminister für Gesetzesrevision (1842–1848). Er gilt als Begründer der [[Historische Rechtsschule|Historischen Rechtsschule]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Savigny stammte aus einem [[Lothringen|lothringischen]] Geschlecht, das 1630 in Richtung Deutschlands Südwesten abwanderte, um sich in die Dienste dort ansässiger [[Landesherr]]en zu stellen.&lt;ref name=&quot;Wieacker&quot;&gt;[[Franz Wieacker]]: ''Privatrechtsgeschichte der Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Entwicklung.'' 2. Auflage. Göttingen 1967, {{DNB|458643742}} (1996, ISBN 3-525-18108-6), S. 381–399 (382).&lt;/ref&gt; Der Name Savigny soll sich von einer gleichnamigen Burg bei [[Charmes (Vosges)|Charmes]] im [[Moseltal]] ableiten. Sein Vater Christian Karl Ludwig von Savigny (1726–1791)&lt;ref&gt;{{SaarBiogr |660 |Savigny Christian Karl Ludwig von}}.&lt;/ref&gt; – ab 1766 [[Reichsritter]] – war [[Geheimrat|geheimer Regierungsrat]] des Fürsten von [[Isenburg (Adelsgeschlecht)|Isenburg]] bzw. des Fürsten von [[Nassau-Usingen]] sowie Gesandter beim [[Oberrheinischer Reichskreis|Oberrheinischen Reichskreis]] in [[Frankfurt am Main]]. Bereits der Großvater Ludwig von Savigny (1684–1740) war Geheimer Rat und Kabinettsminister von [[Pfalz-Zweibrücken]] gewesen, auch die Urgroßväter Johann Hieronymus Felix von Cranz (1659–1731) und Johann Georg von Plönnies (1666–1733) hatten Justiz- bzw. Verwaltungsämter in hessischen und nassauischen Fürstentümern. Die Mutter Henriette Philippine Groos (1743–1792) war eine Tochter des Geheimen Rates Groos aus [[Zweibrücken]]. Friedrich Carl von Savigny wurde im [[Reformierte Kirchen|reformierten]] Bekenntnis seiner Mutter erzogen. Er hatte zwölf Geschwister, die alle früh verstarben.&lt;ref name=&quot;NDB&quot;&gt;{{NDB|22|470|473|Savigny, Carl von|Dieter Nörr|118605909}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nachdem Savigny im Alter von 13 Jahren zum [[Waise]]n geworden war, zog ihn sein Vormund [[Constantin von Neurath]] in [[Wetzlar]] auf, wo er das Gymnasium absolvierte. 1795 schrieb er sich an der [[Philipps-Universität Marburg|Universität Marburg]] zum Studium der [[Rechtswissenschaft]]en ein und hörte Vorlesungen von [[Anton Bauer (Rechtswissenschaftler)|Anton Bauer]] und [[Philipp Friedrich Weis]]. Dieser versuchte Savigny auch auf die [[Altertumswissenschaft]]en zu lenken und äußerte sich am 1. September 1797 über Savigny:<br /> <br /> {{Zitat<br /> |Text=Er hat so viele Beweise seiner ausgezeichneten Talente, scharfen Beurteilungskraft und gründlichen Kenntnisse im Römischen Recht gegeben, daß ich ihn für den vorzüglichsten unter allen meinen Zuhörern während meines akademischen Lehramts zu erklären kein Bedenken trage.<br /> |Autor=[[Philipp Friedrich Weis]]<br /> |ref=&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Wilhelm Schoof |Hrsg=Walter Hoffmann-Axthelm/Walther G. Oschilewski |Titel=Friedrich Karl von Savigny in Berlin – ein Lebens- und Zeitbild |Sammelwerk=Der Bär von Berlin: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins |Band=21 |Datum=1972 |Seiten=7}}&lt;/ref&gt;}}<br /> <br /> Im Sommer 1799 lebte Friedrich Carl von Savigny einige Zeit auf einem der Familie von [[Leonhardi (Adelsgeschlecht)|Leonhardi]] gehörenden Gut in [[Lengfeld (Odenwald)]]. Friedrich von Leonhardi war ein Studienfreund aus Marburg. Dort traf er die 19 Jahre alte [[Karoline von Günderrode]], die sich in ihn verliebte.&lt;ref&gt;''Der Blick, der träumt. Wo Karoline von Günderrode und Friedrich Carl von Savigny sich küssten.'' In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]].'' 4. August 2012, S. 47.&lt;/ref&gt;<br /> Nach Studien in [[Universität Jena|Jena]], [[Universität Leipzig|Leipzig]], [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]] und [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Halle]] kehrte er 1800 nach Marburg zurück. Da er finanziell unabhängig war, konnte er seine Studienwanderjahre dazu nutzen, viele persönliche Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen auszutauschen und Handschriften sowie Exzerpte zu studieren.&lt;ref name=&quot;Wieacker&quot; /&gt;<br /> <br /> Nach Marburg zurückgekehrt, wurde er im selben Jahr [[Promotion (Doktor)|promoviert]]. Seine Dissertation behandelte das Thema: ''De concursu delictorum formali''. Unmittelbar anschließend ging er auf Reisen und lernte in Jena, vermittelt durch seinen Schulkameraden [[Hans von Bostel]] aus Wetzlar, [[Clemens Brentano]] kennen. Im Frühjahr 1801 führte Brentano Savigny in seine Familie ein und reiste anschließend mit ihm den Rhein entlang. In Marburg unterrichtete er als [[Privatdozent]] [[Strafrecht]] und die [[Justinian I.|justinianischen]] [[Pandektenwissenschaft|Pandekten]]. Zu seinen Schülern gehörten die [[Brüder Grimm]]. Bereits 1803 habilitierte Savigny. Er veröffentlichte seine berühmte Untersuchung ''Das Recht des Besitzes'' und wurde schnell ein gefeierter Lehrmeister.<br /> <br /> Im Mai 1803 verlobte er sich mit Clemens’ jüngerer Schwester [[Kunigunde von Savigny|Kunigunde Brentano]] (genannt ''Gundel'') und heiratete sie im April 1804. Sie war Tochter des Kaufherren, kurtrierischen Geheimen Rats und Residenten in Frankfurt [[Peter Anton Brentano]] (1735–1797) und dessen Ehefrau [[Maximiliane von La Roche]] (1756–1793). Die Hochzeit fand in der protestantischen Kirche zu [[Meerholz]] statt, obwohl seine Braut katholisch war.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Wilhelm Schoof |Hrsg=Walter Hoffmann-Axthelm/Walther G. Oschilewski |Titel=Friedrich Karl von Savigny in Berlin – ein Lebens- und Zeitbild |Sammelwerk=Der Bär von Berlin: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins |Band=21 |Datum=1972 |Seiten=7–61}}&lt;/ref&gt; Clemens und [[Bettina von Arnim|Bettina Brentano]] (spätere von Arnim) waren folglich mit Savigny verschwägert. Das Paar hatte fünf Söhne, von denen zwei früh verstarben, sowie eine Tochter. Das Kindesalter überlebten [[Bettina von Savigny|Bet(t)ina]] (1805–1835), Franz (1808–1852; preußischer Kammergerichtsreferendar in Berlin), [[Karl Friedrich von Savigny|Carl Friedrich]] (1814–1875) und Leo (1820–1886; preußischer Kammerherr).<br /> [[Datei:Friedrich Carl von Savigny 03.jpg|mini|Savigny, Landgut, 31. Dez. 1809. Zeichnung von [[Ludwig Emil Grimm]]]]<br /> 1808 wurde Savigny auf eine ordentliche Professur für römisches Zivilrecht an die [[Universität Landshut]] berufen, wo er aber nur drei Semester lehrte. [[Wilhelm von Humboldt]] empfahl Savigny dem König [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm III.]] von Preußen als einen der vorzüglichsten deutschen Juristen für die zu gründende [[Humboldt-Universität zu Berlin|Berliner Universität]] und sandte jenem gleichzeitig die Nachricht: „Sie müssen noch eher da sein als die Universität.“&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Wilhelm Schoof |Hrsg=Walter Hoffmann-Axthelm/Walther G. Oschilewski |Titel=Friedrich Karl von Savigny in Berlin – ein Lebens- und Zeitbild |Sammelwerk=Der Bär von Berlin: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins |Band=21 |Datum=1972 |Seiten=9}}&lt;/ref&gt; Auch [[Clemens Brentano]] legte Savigny die preußische Hauptstadt nahe, doch band sich Savigny, nach einem Intermezzo ab 1808 in [[Universität Landshut|Landshut]], erst ab April 1810 an eine Anstellung in Berlin.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Wilhelm Schoof |Hrsg=Walter Hoffmann-Axthelm/Walther G. Oschilewski |Titel=Friedrich Karl von Savigny in Berlin – ein Lebens- und Zeitbild |Sammelwerk=Der Bär von Berlin: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins |Band=21 |Datum=1972 |Seiten=10}}&lt;/ref&gt; Die Universität nahm im Oktober 1810 ihren Betrieb auf und Savigny lehrte die „[[Institutiones Iustiniani|Institutionen]]“ und „Rechtsgeschichte“ täglich sowie in wöchentlicher Wiederkehr „[[Pfandrecht]]“.<br /> <br /> Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit übte er in den Jahren 1812/13 das [[Rektor#Akademische Ämter|Rektorenamt]] aus und führte den von der juristischen Fakultät geschaffenen Spruchkörper des ''Spruch-Collegiums''. Es handelte sich dabei um ein außerordentliches Gericht, das ordentlichen Gerichten auf deren Anfrage hin, seine Einschätzung abgab. Daneben unterrichtete Savigny als Privatlehrer den [[Friedrich Wilhelm IV.|preußischen Kronprinzen]] in den Fächern ''[[Römisches Recht]]'', ''Preußisches Recht'' und ''Strafrecht''.<br /> <br /> 1814 erschien als Erwiderung auf [[Anton Friedrich Justus Thibaut|Thibauts]] Thesen ''Über die Notwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland'' seine Streitschrift ''[[Vom Beruf unserer Zeit]] für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft''. Im gleichen Jahr kam sein Sohn [[Karl Friedrich von Savigny]] auf die Welt, der später als Diplomat von sich reden machen sollte. 1815 gründete er gemeinsam mit [[Karl Friedrich Eichhorn]] und [[Johann Friedrich Ludwig Göschen]] die ''[[Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft]]'' als Organ der [[Historische Rechtsschule|Historischen Rechtsschule]]. 1815 erschien der erste Band seiner ''Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter'', die er erst 1831 abschließen konnte.<br /> [[Datei:Franz Krüger - Friedrich Carl von Savigny 1837.jpg|mini|Von Savigny. Aquarell von Franz Krüger (1837)]]<br /> 1817 wurde er als Staatsrat Mitglied des preußischen Justizministeriums, 1819 Mitglied des Obertribunals für die Rheinprovinzen und 1820 Mitglied der Kommission für die Gesetzgebungsrevision des [[Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten|Allgemeinen preußischen Landrechts]]. 1829 wurde er in den [[Preußischer Staatsrat (1817–1918)|Preußischen Staatsrat]] berufen.&lt;ref&gt;[[Hans Schneider (Historiker)|Hans Schneider]]: ''Der Preußische Staatsrat 1817–1918. Ein Beitrag zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte Preußens''. München, Berlin 1952, S. 99–109; 143 ff; 150 ff; 176 ff; 194 ff.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Savigny begann 1835 mit der Erarbeitung seines Werks ''System des heutigen römischen Rechts''. Er gilt zugleich als Begründer des modernen [[Internationales Privatrecht|Internationalen Privatrechts]], für das er im VIII. Band seines ''Systems des heutigen Römischen Rechts'' das Leitprinzip entwickelte, für die Bestimmung des auf ein Rechtsverhältnis anwendbaren Rechts sei darauf abzustellen, wo es „seiner eigentümlichen Natur nach seinen Sitz“ habe.<br /> <br /> Seine akademische Tätigkeit endete 1842 mit der Ernennung zum Großkanzler durch [[Friedrich Wilhelm IV.]] Gleichzeitig wurde er damit preußischer „Minister für Revision der Gesetzgebung“ im Gesetzgebungsministerium. Sein besonderes Verdienst ist in dieser Funktion die Vorbereitung der Gesetzgebung für das [[Wechsel (Wertpapier)|Wechselrecht]] sowie des zukünftigen [[Obligation (Recht)|Obligationen-]] und [[Geschichte des Handelsrechts#Geschichte|Handelsrechts]].&lt;ref&gt;Franz Wieacker: ''Privatrechtsgeschichte der Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Entwicklung.'' 2. Auflage. Göttingen 1967, {{DNB|458643742}} (1996, ISBN 3-525-18108-6), S. 381–399 (383).&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:2014-32 Stehling 02p-016 Trages Kapelle.JPG|mini|Kapelle des Hof Trages]]<br /> Bei Ausbruch der [[Märzrevolution|Revolution von 1848]] trat Savigny zurück. 1850 erschien das Werk ''Vermischte Schriften'' und 1853 als Ergänzung zum ''System des heutigen römischen Rechts'' das ''Obligationenrecht''. Im November 1854 berief der König Savigny aus „allerhöchstem Vertrauen“ in das [[Preußisches Herrenhaus|Preußische Herrenhaus]] und ernannte ihn zum [[Kronsyndikus]]. Diese Ämter übte er aber nie aus.&lt;ref&gt;E. David: ''Handbuch für das Preußische Herrenhaus.'' Carl Heymanns Verlag, Berlin 1911, S. 211, 395.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Savigny verstarb am 25. Oktober 1861 in Berlin. Zu seiner Totenfeier erschien –&amp;nbsp;so wird berichtet&amp;nbsp;– König [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm&amp;nbsp;I.]] mit sämtlichen Prinzen. Sein Grab befand sich in Berlin-Mitte in der [[Sankt-Hedwigs-Kathedrale|St.-Hedwigs-Kathedrale]]. 1875 wurde der Sarg auf das [[Hof Trages|Familiengut Hof Trages]] im heutigen [[Freigericht (Hessen)|Freigericht]] bei [[Hanau]] überführt und ist dort in der Gruft der [[Hof Trages#Kapelle|Kapelle des Anwesens]] neben dem seiner Frau beigesetzt.<br /> <br /> == Historische Rechtsschule und Bedeutung Savignys ==<br /> Savignys Anliegen war die Erneuerung der Rechtswissenschaft.&lt;ref&gt;[[Roderich von Stintzing|Stintzing]]: ''Geschichte der Deutschen Rechtswissenschaft.'' Herausgegeben und fortgeführt von [[Ernst Landsberg]]. Band III 1. Oldenbourg, München 1880–1910 u. Neudruck bei Scientia, Aalen 1978, S. 181 ff.; [[Alfred Manigk]]: ''Savigny und der Modernismus im Recht''. Berlin 1914, Nachdruck: Scientia, Aalen 1974.; [[Dieter Strauch (Rechtshistoriker)|Dieter Strauch]]: ''Recht, Gesetz und Staat bei F.C. v. Savigny'', Bonn 1959. (Dissertation).&lt;/ref&gt; Befreien wollte er sie von allen [[Vernunftrecht|vernunftrechtlichen Spekulationen]], die die späten [[Naturrecht]]ler wie [[Samuel von Pufendorf]] im radikalen und [[Christian Thomasius]] im relativierten Sinne betrieben haben. Dogmatisch war die Rechtswissenschaft entlang des [[Rezeption des römischen Rechts|rezipierten römischen Rechts]] von den epochalen Vorläufern im Wesentlichen nur ausgelegt worden, insbesondere von den [[Kommentatoren|Konsiliatoren]] und gerade zuletzt noch vom [[Usus modernus pandectarum]]. Bei der Erneuerung sollten politisch unkritische und unphilosophische Abstraktionen, insbesondere die „Traditionsfeindlichkeit des späten Vernunftrechts“, zugunsten eines historisch-kulturpolitischen Auftrags abgestoßen werden. Savignys Vorstellungen gründeten dabei auf der Rechtslehre [[Immanuel Kant|Kants]], weil Kant der [[Freiheitsrechte|Freiheit]] den Raum vorgedacht hatte, den das „selbständige Daseyn“ des Rechts benötigen würde, die autonome Sittlichkeit der Person zu ermöglichen und nicht etwa zu erzwingen.&lt;ref name=&quot;Wolf&quot;&gt;[[Erik Wolf]]: ''Grosse Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte''. 1939, 4. Auflage 1963, S. 485 f.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[[Helmut Coing]]: ''Kant und die Rechtswissenschaft''. (Frankfurter Universitätsreden 12, 1955). Frankfurt am Main 1955, S. 38.&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:Friedrich Carl von Savigny - Imagines philologorum.jpg|mini|Friedrich Carl von Savigny&lt;ref&gt;Abbildung in [[Alfred Gudeman]]s ''Imagines Philologorum. 160 Bildnisse aus der Zeit von der Renaissance bis zur Gegenwart''. Leipzig und Berlin 1911.&lt;/ref&gt;]]<br /> Die von Savigny begründete [[Historische Rechtsschule]] ging von einem an [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]], auch [[Johann Gottfried Herder]], angelehnten organisch gewachsenen [[Volksgeist]] aus. Dabei unterwarf er Recht einem zweistufigen Entwicklungsgang, prioritär geprägt von Sitte und Volksglaube, sekundär von Jurisprudenz.&lt;ref&gt;Friedrich Carl von Savigny: ''Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft'', a cura di [[Hans Hattenhauer]], München, Vahlen, 1973, S.&amp;nbsp;14.&lt;/ref&gt; Das galt für ihn auch für das römische Recht, das die Juristen wissenschaftlich in Händen hielten und das er in Abgrenzung zur Gesetzgebung als Gewohnheitsrecht bezeichnete, was im heutigen Sinne des Begriffs missverständlich ist.&lt;ref&gt;Hans-Peter Haferkamp: ''Pandektistik und Gerichtspraxis'', in: ''Quaderni Fiorentini per la storia del pensiero giuridico moderno'' 2011, S.&amp;nbsp;177–211.&lt;/ref&gt; Da Recht im Verständnis Savignys Kultur sei und Kultur „geistige Tradition“, diese bezüglich des römischen Rechts sogar „literarische Tradition“, nähre sich der Volksgeist aus einem dahingehenden Bewusstsein und führte so zu Volksüberzeugungen. Savigny untersuchte das (insbesondere) römische Recht nicht nach geschichtsphilosophischen Gesichtspunkten. Seine Programmschriften sind stattdessen justiz- und kulturpolitisch relevant&lt;ref&gt;Vgl. hierzu [[Thiago Reis]], der in seiner Dissertation die Ursprünge der Lehre bei Friedrich Carl v. Savigny (Verhältnis von Norm und Lebenswirklichkeit) untersucht, Thiago Reis: ''Savignys Theorie der juristischen Tatsachen'' (= ''Savignyana. Texte und Studien 12''). Vittorio Klostermann, Frankfurt a.&amp;#x2009;M. 2013, ISBN 978-3-465-04148-1; insbesondere S. 40, 70, 79, 85–120, 167 f., 179 ff.&lt;/ref&gt; und sie sind der preußischen [[Restauration (Geschichte)|Restauration]] verpflichtet, dies sicherlich auch aufgrund seiner persönlichen aristokratischen Herkunft. Dabei nahm er eine gemäßigt konservative Haltung ein.<br /> <br /> Der Zeitgeist war von antipoden Grundentscheidungen geprägt, die sich in literarischer Hinsicht auch in der [[Weimarer Klassik]] spiegelt. Savigny trug den Disput mit Thibaut aus. Jener stand für ein junges Nationalgefühl, das im Rahmen lebhafter demokratischer Politik und tätiger Rechtspraxis sich bestätigen sollte. Am Vorabend der Restauration setzte er zudem auf [[positives Recht]], gleich den großen [[naturrecht]]lichen Kodifikationen, wie dem [[Code civil]] oder dem [[Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten|preußischen allgemeinen Landrecht]]. Er versprach sich davon neben Rechtsverbindlichkeit eine Aufnahme des Willens&lt;ref&gt;[[Hans-Peter Haferkamp]]: ''Die Bedeutung der Willensfreiheit für die Historische Rechtsschule.'' In: [[Ernst-Joachim Lampe]], [[Michael Pauen]], Gerhard Roth (Hrsg.): ''Willensfreiheit und rechtliche Ordnung''. Suhrkamp, 2008, ISBN 978-3-518-29433-8, S. 196–225.&lt;/ref&gt; und der Bedürfnisstruktur&lt;ref&gt;Hans-Peter Haferkamp: ''Lebensbezüge in der Zivilrechtsdogmatik des 19. und 20. Jahrhunderts.'' In: ''Spomenica Valtazara Bogišića (Gedächtnisschrift für Valtazar Bogišića).'' Band 1, Belgrad 2011, S. 301–313.&lt;/ref&gt; einer aktuellen Gesellschaft. Anders Savigny; er war der aristokratischen Kultur verhaftet und sein reformerischer Ansatz entstand aus der Mitte langer europäischer Tradition. Er setzte auf den wissenschaftlichen Aspekt des Rechts und wünschte sich das Recht in die Hände versierter Juristen gelegt, damit es wachsen kann und fortschrittsfähig bleibt.&lt;ref name=&quot;Giaro&quot; /&gt; Kodifikationen – wie von Thibaut vorgeschlagen – könnten einem Volks- und Nationalgeist nicht zu humanistisch verantwortlicher Vollendung verhelfen, sie seien Momentaufnahmen partikularer Interessen, was sich am [[Französische Revolution|revolutionären]] Geist des Code civil ebenso zeige, wie am [[Absolutismus|altständischen]] Recht der Preußen.&lt;ref&gt;Franz Wieacker: ''Privatrechtsgeschichte der Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Entwicklung.'' 2. Auflage. Göttingen 1967, {{DNB|458643742}} (1996, ISBN 3-525-18108-6), S. 381–399.&lt;/ref&gt; Savigny mutmaßte, dass Gesetzgebung bei einer unvollkommenen [[Dogmatik]] schädlich und bei einer vollkommenen Dogmatik entbehrlich sei. Er feierte dabei das römische Leitbild des [[Edictum perpetuum|prätorischen Edikts]].&lt;ref name=&quot;Giaro&quot;&gt;[[Tomasz Giaro]]: ''Römisches Recht, Romanistik und Rechtsraum Europa''. In: ''[[Ius Commune (Zeitschrift)|Ius Commune]]'', hrsg. von [[Dieter Simon (Rechtswissenschaftler)|Dieter Simon]] und [[Michael Stolleis]], Band 22. Vittorio Klostermann Frankfurt a. M. 1995. S. 1–16 (13).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Rechtshistoriker [[Franz Wieacker]] attestiert Mitte der 1960er Jahre Savigny, er sei aufgrund seiner geistigen und ästhetischen Gaben „ein Klassiker der Rechtswissenschaft, ein Fürst der Wissenschaft seiner Zeit und ein Meister unserer Sprache geworden“. Als einer der wenigen Juristen aller Zeiten, sei er in das allgemeine Bildungsbewusstsein eingegangen und habe „Nationalliteratur“ verfasst.&lt;ref name=&quot;WA&quot;&gt;Franz Wieacker: ''Privatrechtsgeschichte der Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Entwicklung.'' 2. Auflage. Göttingen 1967, {{DNB|458643742}} (1996, ISBN 3-525-18108-6), S. 381 ff. (383 ff.).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Auch [[Uwe Wesel]] erkennt in Savigny nicht allein eine eindrucksvolle Lehrpersönlichkeit, die sich mit Macht gegen das staatlicherseits gern favorisierte Naturrecht auflehnte, dies mit hochbegabter Rhetorik und -talentierter Stilistik. Savigny sei gar „der Säulenheilige der deutschen Rechtswissenschaft“ des 19. Jahrhunderts gewesen.&lt;ref&gt;[[Uwe Wesel]]: ''Geschichte des Rechts: Von den Frühformen bis zur Gegenwart.'' C. H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-54716-8, Rnr. 48 und 281.&lt;/ref&gt; Savigny habe den Professorenstand in einer Zeit aufgewertet, als reiche Aristokraten wie er, sich gewöhnlicherweise kaum dem Beruf des Rechtslehrers verschrieben hätten.<br /> <br /> [[Paul Koschaker]] ergänzt: Savignys Schule „verdanke Deutschland seinen Ruhm in der Rechtswissenschaft“, über die Staatsgrenzen weit hinaus in Europa, ja der ganzen Welt.&lt;ref&gt;[[Paul Koschaker]]: ''Europa und das Römische Recht.'' 4. Auflage. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung. München, Berlin 1966, S. 254 ff. (254).&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zu seinem Gedenken wird die einst von Savigny und seinen Kollegen herausgegebene „Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft“ im Rahmen einer nach ihm benannten Stiftung in drei Kategorien fortgeführt: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, [[Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte|Abteilung GA, RA und KA]].<br /> <br /> == Werke ==<br /> === Kurzabrisse ===<br /> Bereits Savignys erstes Hauptwerk gilt als Meilenstein der Rechtsliteratur, ''Das Recht des Besitzes. Eine civilistische Abhandlung'' aus dem Jahr 1803. Bei der Würdigung des Werkes wird weniger die rechtsdogmatische Bearbeitung des Themas hervorgehoben, mehr dafür die Verwirklichung des Ideals einer neuen Rechtswissenschaft. Das Werk wirke wie eine künstlerische Gesamtschöpfung&lt;ref name=&quot;Wolf&quot; /&gt; aus der Wissenschaftslehre, der es nicht mehr wie in Zeiten des „Usus modernus“ fokussiert um Quellenforschung und Auslegung der Quellen ginge. Verstanden wird es als Schnittentwurf der klassischen dogmatischen Monographie der deutschen [[Pandektenwissenschaft]].&lt;ref&gt;[[Jan Dirk Harke]]: ''Römisches Recht. Von der klassischen Zeit bis zu den modernen Kodifikationen''. (= ''Grundrisse des Rechts''). Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57405-4, § 3 Rnr. 9 ff. (S. 32–35).&lt;/ref&gt; Das Werk wurde 1806 aktualisiert und erweitert.<br /> <br /> 1814 erschien Savignys Streitschrift ''[[Vom Beruf unserer Zeit|Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft]]''. Sie richtet sich gegen Thibauts Schrift ''Über die Notwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland''. Hier kollidieren die Vorstellungen um die Notwendigkeit einer zügigen Kodifikation des Zivilrechts,&lt;ref&gt;Jacques Stern: ''Thibaut und Savigny''. Berlin 1914; Neudruck 1959, S. 358.&lt;/ref&gt; eine Kontroverse, die als „[[Kodifikationsstreit]]“ in die Rechtsgeschichte einging.&lt;ref&gt;Uwe Wesel: ''Geschichte des Rechts. Von den Frühformen bis zur Gegenwart.'' 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Beck, München 2006, ISBN 3-406-47543-4. Rn. 281.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ab 1815 erschien die ''Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter''. In 7 Bänden widmet sich diese Konzeption als Programmschrift der geistigen Mediation des antiken römischen Rechts mit dem in Europa in Schritten rezipierten römischen Rechts ab dem [[Hochmittelalter]] sowie der Hermeneutik der aktuell geltenden Rechtsstoffe. Savigny betont besonders, dass die europäische Rechtskultur (der Gegenwart) und die Tradition der antiken Rechtsstoffe eine geschichtliche Einheit bilden. In der kurz zuvor im Jahr 1814 begründeten ''[[Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft]]'' wird im Einleitungsaufsatz deutlich, dass Savigny Wert auf die Unterscheidung „historischer“ und „unhistorischer Schule“ legte. Letzterer hielt er vor, Recht aus eigener Kraft und Einsicht hervorbringen zu wollen, außerhalb jedweden historischen Verständnisses.<br /> <br /> === Überblick ===<br /> [[Datei:Savigny Recht des Besitzes 1822 title page.jpg|mini|„Recht des Besitzes“, Frontseite der 4. Auflage (1822)]]<br /> <br /> * ''Das Recht des Besitzes. Eine civilistische Abhandlung'', [http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10567076-6 1. Auflage], Heyer, Gießen 1803.<br /> ** [http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10567391-1 7. Auflage]. Hrsg. von [[Adolf August Friedrich Rudorff]]. Carl Gerold’s Sohn, Wien 1865.<br /> * ''Verbesserungen und Zusätze zur ersten Ausgabe der Abhandlung vom Besitz'', Heyer, Gießen, 1806.<br /> * ''[[Vom Beruf unserer Zeit]] für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft.'' 1. Auflage. Mohr und Zimmer, Heidelberg, 1814 ({{DTAW|savigny_gesetzgebung_1814}}). [http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10740692-6 3. Auflage], J. C. B. Mohr, Heidelberg, 1840<br /> * ''[http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10801171-0 Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter]'', 7 Bände, 1815 bis 1831 (2. Aufl. Bde. 1–3 1834, Bde. 4–6 1850, Bd. 7 1851)<br /> * ''[http://dlib-pr.mpier.mpg.de/m/kleioc/0010/exec/books/%22199276%22 System des heutigen römischen Rechts]'', 8 Bände, 1840 bis 1849<br /> ** Bd. 1. Veit, Berlin 1840. ({{DTAW|savigny_system01_1840}})<br /> ** Bd. 2. Veit, Berlin 1840. ({{DTAW|savigny_system02_1840}})<br /> ** Bd. 3. Veit, Berlin 1840. ({{DTAW|savigny_system03_1840}})<br /> ** Bd. 4. Veit, Berlin 1841. ({{DTAW|savigny_system04_1841}})<br /> ** Bd. 5. Veit, Berlin 1841. ({{DTAW|savigny_system05_1841}})<br /> ** Bd. 6. Veit, Berlin 1847. ({{DTAW|savigny_system06_1847}})<br /> ** Bd. 7. Veit, Berlin 1848. ({{DTAW|savigny_system07_1848}})<br /> ** Bd. 8. Veit, Berlin 1849. ({{DTAW|savigny_system08_1849}})<br /> * [http://dlib-pr.mpier.mpg.de/m/kleioc/0010/exec/books/%22199307%22 ''Vermischte Schriften''], 1850<br /> * ''[http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10565883-6 Das Obligationenrecht als Theil des heutigen römischen Rechts]''<br /> ** [http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10565883-6 Bd. 1]. Veit, Berlin, 1851.<br /> ** [http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10565884-2 Bd. 2]. Veit, Berlin, 1853.<br /> <br /> === Briefwechsel, Editionen ===<br /> * ''Hessische Briefe des 19. Jahrhunderts. Briefe der Brüder Grimm an Savigny.'' Aus dem Savignyschen Nachlaß hrsg. in Verbindung mit Ingeborg Schnack von Wilhelm Schoof. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen Band 23/01, Berlin 1953. https://doi.org/10.17192/eb2020.0287<br /> * ''Hessische Briefe des 19. Jahrhunderts. Briefe Friedrich Creuzers an Savigny (1799–1850).'' Unter Mitarbeit von Ingeborg Schnack hrsg. von [[Hellfried Dahlmann]] (in Verbindung mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften). Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen Band 23/02, Berlin 1972, ISBN 3-503-00599-4. https://doi.org/10.17192/eb2021.0155<br /> * ''Hessische Briefe des 19. Jahrhunderts. Der Briefwechsel zwischen Friedrich Carl von Savigny und Stephan August Winkelmann (1800–1804) mit Dokumenten und Briefen aus dem Freundeskreis.'' Gesammelt, hrsg. und kommentiert von Ingeborg Schnack. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen Band 23/03, 1984, ISBN 3-7708-0800-2. https://doi.org/10.17192/eb2021.0156<br /> * [[Hans Hattenhauer]] (Hrsg.): ''[[Anton Friedrich Justus Thibaut|Thibaut]] und Savigny. Ihre programmatischen Schriften.'' 2. Auflage. Verlag Franz Vahlen, München 2002, ISBN 3-8006-2783-3.<br /> <br /> === Aufsätze ===<br /> * Beiträge in der [[Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft]] [http://dlib-zs.mpier.mpg.de/mj/kleioc/0010MFER/exec/series/%222085190-x%22 Digitalisat aller Jahrgänge]<br /> <br /> == Ehrungen ==<br /> [[Datei:DBPB 1957 170 Savigny.jpg|hochkant|mini|Briefmarke der Deutschen Bundespost Berlin (1957)]]<br /> <br /> * 1811 Ordentliches Mitglied der [[Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin|Preußischen Akademie der Wissenschaften]]&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.bbaw.de/die-akademie/akademiegeschichte/mitglieder-historisch/alphabetische-sortierung?altmitglied_id=2385&amp;letter=S |titel=Mitglieder der Vorgängerakademien |titelerg=Friedrich Carl von Savigny |hrsg=[[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften]] |abruf=2015-06-08}}&lt;/ref&gt;<br /> * 1832 Assoziiertes Mitglied der [[Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften|Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften]], ab 1855 auswärtiges Mitglied&lt;ref&gt;{{Internetquelle| url=https://dwc.knaw.nl/en/biografie/pmknaw/?pagetype=authorDetail&amp;aId=PE00002771| titel=Past Members: F.C. von Savigny| hrsg=Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften| zugriff=2023-07-06}}&lt;/ref&gt;<br /> * 1839 Auswärtigen Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]&lt;ref&gt;[http://www.badw.de/de/akademie/mitglieder/historisch/mitglied/index.html?per-id=2691 Prof. Dr. Friedrich Carl von Savigny], Mitglieder der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]&lt;/ref&gt;<br /> * 1842 Orden [[Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste]]&lt;ref&gt;{{Literatur |Hrsg=Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste |Titel=Die Mitglieder des Ordens |Band=1: 1842–1881 |Verlag=Gebr. Mann Verlag |Ort=Berlin |Datum=1975 |ISBN=3-7861-6189-5 |Online=http://www.orden-pourlemerite.de/plm/publikationen/1_mitgliederband.pdf |Abruf=2011-09-18}}&lt;/ref&gt;<br /> * 1853 [[Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst]]&lt;ref&gt;Hans Körner: ''Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und seine Mitglieder.'' In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Bd. 47 (1984), S. 299–398. Online unter: http://periodika.digitale-sammlungen.de/zblg/kapitel/zblg47_kap28&lt;/ref&gt;<br /> * 1855 [[Schwarzer Adlerorden]]&lt;ref&gt;Liste der Ritter des Königlich Preußischen Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, S. 212(36), Decker, Berlin 1851.&lt;/ref&gt;<br /> * Der [[Savignyplatz]] in [[Berlin-Charlottenburg]] ist seit 1887 nach ihm benannt.<br /> * An Savigny erinnert eine Statue am Nordflügel des [[Reichsgerichtsgebäude]]s in [[Leipzig]] (heute Sitz des [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgerichts]]) die dort neben Statuen anderer bedeutender Rechtsgelehrter, die für die Rechtseinheit wichtige Beiträge geleistet haben, steht ([[Eike von Repgow]], [[Johann Jacob Moser]], [[Johann von Schwarzenberg]], [[Carl Gottlieb Svarez]], [[Paul Johann Anselm von Feuerbach]]).<br /> * Das Juristische Seminar in Marburg, in dem sich Professorenbüros und Dekanat befinden, ist nach ihm Savignyhaus benannt.<br /> * Die Savigny-Stiftung wurde in seinem Todesjahr von seinen Freunden ins Leben gerufen, um sein Lebenswerk fortzusetzen. Die Stiftung veranstaltete Preisausschreiben (das bedeutendste gewann [[Otto Lenel]] mit dem [[Edictum perpetuum]]) und trug zur Finanzierung der Zeitschrift für Rechtsgeschichte bei, die seit 1861 den Namen [[Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte]] (ZRG) trägt, obwohl die Stiftung seit 1923 ruht. Diese Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte erschien 2008 zum 125. Mal.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> === Monographien ===<br /> * Iris Denneler: ''Friedrich Karl von Savigny.'' Verlag Stapp, Berlin 1985, ISBN 3-87776-168-2.<br /> * Benjamin Lahusen: ''Alles Recht geht vom Volksgeist aus. Friedrich Carl von Savigny und die moderne Rechtswissenschaft.'' [[Nicolai Verlag]], Berlin 2013, ISBN 978-3-89479-724-9.<br /> * [[Stephan Meder]]: ''Urteilen. Elemente von Kants reflektierender Urteilskraft in Savignys Lehre von der juristischen Entscheidungs- und Regelfindung.'' Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-465-03010-9.<br /> * [[Dieter Nörr]]: ''Savignys philosophische Lehrjahre.'' Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-465-02637-3.<br /> * Matthias von Rosenberg: ''Friedrich Carl von Savigny (1779–1861) im Urteil seiner Zeit.'' Verlag Lang, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-631-35903-9.<br /> * [[Adolf August Friedrich Rudorff]]: ''Friedrich Carl von Savigny''. [[Böhlau Verlag]] 1862 ([https://archive.org/details/bub_gb_jxNbAAAAQAAJ/page/n9 Digitalisat online])<br /> * [[Bernd Mertens]]: ''[[Nikolaus Thaddäus von Gönner|Gönner]], [[Eduard August Feuerbach|Feuerbach]], Savigny. Über Deutungshoheit und Legendenbildung in der Rechtsgeschichte.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2018, ISBN 978-3-16-156575-5.<br /> * [[Joachim Rückert]]: ''Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny''. 2. Auflage, Klostermann, Frankfurt/M. 2022, ISBN 978-3-465-04366-9.<br /> * [[Stephan Meder]]: ''Savignys Weg in die juristische Moderne. Romantik, Gender, Religion, Wissenschaft,'' Schwabe Verlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-7574-0108-5.<br /> * [[Franz Peter Bremer]]: ''Der junge Savigny zwischen Frühromantik und Rechtswissenschaft (1799-1806).'' Edition von Auszügen eines biographischen Versuchs, hrsg. von Stephan Meder. Schwabe Verlag, Berlin 2024, ISBN 978-3-7574-0120-7.<br /> <br /> === Gesamtdarstellungen der Rechtsgeschichte, Biographische Nachschlagewerke, Zeitschriften ===<br /> * Sérgio Fernandes Fortunato: ''Vom römisch-gemeinen Recht zum Bürgerlichen Gesetzbuch.'' [http://www.zjs-online.com/dat/artikel/2009_4_199.pdf ''ZJS.'' Band 4, 2009, S. 327–338.] (PDF; 175&amp;nbsp;kB).<br /> * {{BBKL | url=http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/savigny_f_c.shtml|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629111439/http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/savigny_f_c.shtml |archivedate=2007-06-29 |band=8|autor=[[Ingeborg Koza]]|spalten=1447–1453}}<br /> * {{ADB|30|425|452|Savigny, Friedrich Karl von|[[Ernst Landsberg]]|ADB:Savigny, Carl von}}<br /> * {{NDB|22|470|473|Savigny, Carl von|Dieter Nörr|118605909}}<br /> * [[Klaus-Peter Schroeder]]: ''Vom Sachsenspiegel zum Grundgesetz – eine deutsche Rechtsgeschichte in Lebensbildern.'' Heidelberg 2002, S. 85–113.<br /> * [[Gerhard Wesenberg]], [[Gunter Wesener]]: ''Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte im Rahmen der europäischen Rechtsentwicklung.'' 4. Auflage. Wien / Köln / Graz 1985, ISBN 3-205-08375-X, S. 170–181.<br /> * [[Franz Wieacker]]: ''Privatrechtsgeschichte der Neuzeit.'' 2. Auflage. Göttingen 1967, S. 348–430 (grundlegend).<br /> * [[Erik Wolf]]: ''Grosse Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte.'' 4. Auflage. Mohr, Siebeck, 1963, ISBN 3-16-627812-5, S. 467–542.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wikisource|Friedrich Carl von Savigny}}<br /> {{Commonscat}}<br /> {{Wikiquote|Friedrich Carl von Savigny}}<br /> * {{DNB-Portal|118605909}}<br /> * {{DDB|Person|118605909}}<br /> * Nachweis des teilweise digitalisierten Nachlasses aus der [https://www.uni-marburg.de/de/ub Universitätsbibliothek Marburg] in der Verbunddatenbank [https://kalliope-verbund.info/query?q=savigny&amp;htmlFull=false&amp;lang=de&amp;fq=ead.repository.index%3A%28%22Universit%C3%A4tsbibliothek%20%28Marburg%29%22%29&amp;lastparam=true Kalliope]<br /> * [http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/19Jh/Savigny/sav_ind.html Beitrag zur Rechtsgeschichte des Adels im neueren Europa (Bibliotheca Augustana)]<br /> * [https://www.sammlungen.ulb.uni-bonn.de/de/historische-drucke/historische-bibliotheken/savigny-friedrich-carl-von Die Bibliothek Savignys in der ULB Bonn]<br /> * [https://archive.spk-berlin.de/actaproweb/document/Best_4d20bafe-5d46-42b5-bef1-49d3d73b589b Nachlass ''VI. HA, Nl Savigny, K. F. v.'']<br /> * [http://savigny.toin.ac.jp/savigny/menu_top.jsp Digitalisierte Teile seiner Bibliothek]<br /> * [https://www.podcampus.de/nodes/RZklz Rechtshistorischer Podcast, Folge 2]<br /> * {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=118605909|titel=Savigny, Friedrich Karl von|datum=2020-03-22}}<br /> * {{Frankfurter Personenlexikon|999|Savigny, Friedrich Carl von}}<br /> * [https://www.paralipomenaiuris.com/direito-comum-vii-escola-hist%C3%B3rica Werke und Ausgaben von Savigny] in ''ParalipomenaIuris''<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Preußische Justizminister}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=118605909|LCCN=n79086356|NDL=00455384|VIAF=76377829}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Savigny, Friedrich Carl Von}}<br /> [[Kategorie:Rechtswissenschaftler (19. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Rechtshistoriker (Römisches Recht)]]<br /> [[Kategorie:Rechtshistoriker (Kirchenrecht)]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (Landshut)]]<br /> [[Kategorie:Hochschullehrer (Philipps-Universität Marburg)]]<br /> [[Kategorie:Sachbuchautor (Rechtswissenschaften)]]<br /> [[Kategorie:Rektor (Humboldt-Universität zu Berlin)]]<br /> [[Kategorie:Preußischer Staatsrat (1817–1918)]]<br /> [[Kategorie:Justizminister (Preußen)]]<br /> [[Kategorie:Kronsyndikus]]<br /> [[Kategorie:Mitglied des Preußischen Herrenhauses]]<br /> [[Kategorie:Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)]]<br /> [[Kategorie:Ritter des Schwarzen Adlerordens]]<br /> [[Kategorie:Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften]]<br /> [[Kategorie:Mitglied der Accademia delle Scienze di Torino]]<br /> [[Kategorie:Person (Freigericht, Hessen)]]<br /> [[Kategorie:Person (Wetzlar)]]<br /> [[Kategorie:Familienmitglied des Adelsgeschlechts Savigny|Friedrich Carl]]<br /> [[Kategorie:Preuße]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1779]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1861]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Savigny, Friedrich Carl von<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Rechtsgelehrter und Rechtshistoriker<br /> |GEBURTSDATUM=21. Februar 1779<br /> |GEBURTSORT=[[Frankfurt am Main]]<br /> |STERBEDATUM=25. Oktober 1861<br /> |STERBEORT=[[Berlin]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Khalil_as-Sakakini&diff=255693883 Khalil as-Sakakini 2025-05-03T15:39:38Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Skakini1.jpg → File:Khalil al-Sakakini 1.jpg #2</p> <hr /> <div>[[Datei:Khalil Sakakini.jpg|mini|Khalil as-Sakakini]]<br /> [[Datei:Al-Dusturiyyeh School.jpg|mini|Schüler und Lehrer der al-Dusturiyyah-Schule um 1910]]<br /> [[Datei:Khalil al-Sakakini 1.jpg|mini|Sakakini (zweiter von links) mit seiner Familie vor seinem Haus in Katamon, Jerusalem 1947]]<br /> <br /> '''Khalil as-Sakakini''' ({{arS|خليل السكاكيني&amp;lrm;|Chalil as-Sakakini}}; * [[23. Januar]] [[1878]] in [[Jerusalem]], [[Osmanisches Reich]]; † [[13. August]] [[1953]] in [[Kairo]], [[Ägypten]]) war ein [[Palästina (Region)|palästinensischer]] [[Reformpädagogik|Reformpädagoge]] und Schriftsteller. Als moderner [[Intellektueller]] und [[Arabische Christen|arabischer Christ]] gab er wichtige Impulse für die Entwicklung seines Landes. 1907–1952 führte er [[Tagebuch]],&lt;ref name=&quot;:9&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Isabelle Albaret |Titel=SAKAKINI Khalil (1878–1953) |TitelErg=(Lexikonartikel) |Hrsg=Tilla Rudel |Sammelwerk=Jérusalem: Histoire, promenades, anthologie et dictionnaire |Verlag=Éditions Robert Laffont/Centre national du livre |Ort=Paris |Datum=2018 |Reihe=Collection Bouquins |HrsgReihe=Jean-Luc Barré |ISBN=978-2-221-11597-8 |Seiten=1142 f.}}&lt;/ref&gt; wodurch er viel Beachtung von Historikern erhält. Es zeigt eine humanistische und widersprüchliche Persönlichkeit.<br /> <br /> == Leben ==<br /> Khalil as-Sakakini wurde 1878 in Jerusalem in einer arabisch-christlichen Familie geboren. Er ging in Jerusalem an die griechisch-orthodoxe Schule und besuchte die anglikanische [[St. George’s School (Jerusalem)|St. George’s School]]&lt;ref name=&quot;:9&quot; /&gt; in [[Scheich Dscharrah]]. Am [[Zion English College]]&lt;ref name=&quot;:9&quot; /&gt; studierte er Literatur. Am 22. Oktober 1907&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; reiste er als Passagier der 3. Klasse&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; von [[Tel Aviv-Jaffa|Jaffa]] nach New York. Sein Bruder Yusuf lebte bereits als [[Reisender|Handelsreisender]] in [[Philadelphia]],&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; doch hatte er wegen der Wirtschaftskrise kaum Arbeit. Khalil as-Sakakini fand eine Unterkunft an der Atlantic Avenue&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; in [[Brooklyn]], im Stadtteil in dem viele Syrer und Griechen lebten, dem South Ferry.&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; Einer der Hauptgründe für Sakakinis Auswanderung in die USA war sein Wunsch, genügend Geld zu sparen, um Sultana Abdo&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; heiraten zu können.<br /> <br /> Auch wenn er zunächst mit dem Gedanken ausgereist war, sich dauerhaft in Amerika niederzulassen, verbrachte er nur neun Monate in den USA. Für den Rabbiner [[Richard Gottheil]]&lt;ref name=&quot;:7&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Salim Tamari |Titel=La Montagne contre la mer – Essais sur la société et la culture palestiniennes |Verlag=Éditions Sindbad (Actes Sud)/Institut des Etudes Palestiniennes |Ort=Arles/Beirut |Datum=2011 |Reihe=La bibliothèque arabe&amp;nbsp;: Hommes et sociétés |HrsgReihe=Farouk Mardam-Bey |ISBN=978-2-7427-9667-0 |Seiten=117 f., 174 f., 177 f., 181, 184, 188, 191 f. |Kommentar=übersetzt von Dima Al-Wadi}}&lt;/ref&gt; fertigte er Übersetzungen aus dem Arabischen an. Neben dem Besuch der Vorlesungen an der [[Columbia University]]&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; gab er den Studenten und [[Analphabetismus|analphabetischen]] Frauen und Töchtern arabischer Händler Arabischstunden.&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; Zudem arbeitete er als [[Korrektor]]&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; und für die syrische Zeitung ''[[al-Jamia]]'' des Herausgebers [[Farah Antun]].&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; Sakakini arbeitete auch als Marktverkäufer&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; und in einer Papierfabrik bei [[Rumford (Maine)|Rumford]]&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; in Maine. In Folge der [[Panik von 1907|wirtschaftlichen Krise von 1907]] in den USA kehrte er am 10. September 1908&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; nach Jerusalem zurück. Später sprach er nur selten über diese Erfahrung.&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt;<br /> <br /> Zurück in Palästina beteiligte er sich sogleich am Kampf um die [[Zweite osmanische Verfassungsperiode|Reform der osmanischen Verfassung]].&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; Als Mitgründer begann er 1908 für die Zeitschrift ''[[al-Asmai]]''&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Emanuel Beška |Titel=Youssef al-Issa: Un pionnier du journalisme en Palestine |Hrsg=Sabri Giroud |Sammelwerk=La Palestine en 50 portraits – De la préhistoire à nos jours |Verlag=Éditions Riveneuve |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=978-2-36013-674-2 |Seiten=171–179,&amp;nbsp;hier&amp;nbsp;S.&amp;nbsp;173}}&lt;/ref&gt; zu schreiben. Am 12. Januar 1912&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; heiratete er die 24-jährige Sultana Abdo in Jerusalem. Er gründete eine Schule mit dem Namen ''al-Madrasah al-Dusturiyyah''&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; („Konstitutionelle Schule“), in der erstmals die Grundsätze der [[Reformpädagogik]] verwirklicht wurden. Es gab weder Examen,&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt; Auszeichnungen noch Bestrafungen für die Schüler.&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:9&quot; /&gt; Dem kritischen [[Verstehen]] der Unterrichtsthemen gab sein pädagogischer Ansatz den Vorzug gegenüber dem [[Auswendiglernen]].&lt;ref name=&quot;:3&quot; /&gt; Sowohl Schüler als auch Lehrer mussten sich dabei selbst [[Evaluation|evaluieren]]. Vermehrt gab es auch Musik und Sport.&lt;ref name=&quot;:9&quot; /&gt; <br /> <br /> Anstelle von [[Osmanische Sprache|osmanischem Türkisch]] erfolgte der Unterricht in Arabisch.&lt;ref name=&quot;:3&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Paola Pizzo |Titel=La croce e la kefiah – Storia degli arabi cristiani in Palestina |Verlag=Salerno Editrice |Ort=Roma |Datum=2020 |ISBN=978-88-6973-524-0 |Seiten=58 f.}}&lt;/ref&gt; Sakakini entschied, die Regeln der arabischen Grammatik an seiner Schule zu vereinfachen und diese näher zum gesprochenen [[Palästinensisch-Arabisch|palästinensischen Arabisch]] zu bringen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Nur Masalha |Titel=Palestine – A Four Thousand Year History |Auflage=2 |Verlag=I. B. Tauris |Ort=London |Datum=2024 |ISBN=978-0-7556-4942-6 |Seiten=278}}&lt;/ref&gt; Er wollte, dass auch christliche Kinder über den [[Koran]] Kenntnisse erhielten.&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; Einer seiner Schüler war der spätere palästinensische Politiker [[Musa Alami]],&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; aber auch Kinder aus den angesehenen [[Sephardim|sephardischen]] Familien Mani,&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; Moyal&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; oder Amzaleg&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; besuchten die Konstitutionelle Schule. Ein weiterer Schüler war der spätere Musiker [[Wasif Jawhariyyeh]].&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt;<br /> <br /> Mit seiner Frau Sultana hatte er die beiden Töchter Hala und Dumia und den Sohn Sari.&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; Hala sollte später seine Biografin werden. 1910 bis 1913 war er Herausgeber der Zeitung ''Al-Dustur'' (dt. ''Die Verfassung'').&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Lorenzo Kamel |Titel=Terra contesa – Israele, Palestina e il peso della storia |Sammelwerk=Collana Frecce |Nummer=345 |Verlag=Carocci editore |Ort=Roma |Datum=2022 |ISBN=978-88-290-1450-7 |Seiten=231; 66 und Fußnote 140, S. 233}}&lt;/ref&gt; Danach übergab er deren Leitung Jamīl al-Khālidī.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Kurzzeitig hatte er der Jerusalemer Sektion des jungtürkischen [[Komitee für Einheit und Fortschritt|Komitees für Einheit und Fortschritt]]&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt; angehört, das zunächst viele Hoffnungen geweckt hatte, wozu er kurz nach seiner Rückkehr aus New York eingeladen wurde, während zahlreichen anderen Interessenten diese Möglichkeit verwehrt&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt; wurde. Die Einführung in die Organisation beinhaltete einen feierlichen Eid&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt; auf die [[Zweite osmanische Verfassungsperiode|Zweite Osmanische Verfassung]]. Gleichzeitig wurde er Mitglied in der [[Osmanisch-arabische Bruderschaft|Osmanisch-arabischen Bruderschaft]].&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt;<br /> <br /> Als [[Erwachsenenbildung|Erwachsenenbildner]] unterrichtete Sakakini trotz seiner Ablehnung des [[Zionismus]] auch zionistisch eingestellte Schüler in Arabisch, so 1914&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; den Landaufkäufer Binyamin Ivri,&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; ein Anhänger des Kulturzionisten [[Achad Ha'am]].&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; In seinen Memoiren berichtet Sakakini von den Debatten die er mit Ivri über den Zionismus geführt hatte.&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; Sakakini ärgerte sich über das Verhalten vieler seiner Landsleute, die er in der Schrift ''So bin ich, oh Welt'' hart kritisierte:<br /> <br /> :„Welche Diskrepanz besteht zwischen dem, was Menschen sagen, und dem was sie tun. Erst verkaufen sie Land und spekulieren damit ... und später protestieren sie lauthals dagegen und fordern die Regierung auf, Gesetze zu erlassen, die den Landverkauf verbieten. Sie sind wie Opiumsüchtige, die andere anflehen, sie davon abzuhalten, die Droge zu nehmen; wenn diese es dann tun, beschweren sie sich über die Verletzung ihrer Freiheit!“&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt;<br /> <br /> 1917 wurde Sakakini von der osmanischen Geheimpolizei&lt;ref name=&quot;:8&quot;&gt;{{Literatur |Autor=[[Simon Sebag Montefiore]] |Titel=Jerusalem – Die Biographie |Nummer=17631 |Auflage=4 |Verlag=S. Fischer Verlag |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2014 |ISBN=978-3-596-17631-1 |Seiten=575, 589, 607, 630 |Kommentar=Originalausgabe:&amp;nbsp;''Jerusalem. The Biography''. Weidenfels &amp; Nicolson, London 2011; übersetzt von Ulrike Bischoff und Waltraud Götting}}&lt;/ref&gt; verhaftet, weil er seinen Schüler und Freund, den US-Amerikaner [[Alter Levine]], einen jüdischen Versicherungsagenten&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; und angeblichen Spion,&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; der Gedichte unter dem Pseudonym Assaf Halevi&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; veröffentlichte, in seinem Haus versteckt hatte.&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; Levin war als späteres Mitglied der „elitär-exklusiven“&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; [[Palestine Oriental Society]]&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; sehr gut vernetzt. Die Osmanen behaupteten, Levine habe einen als Bordell&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt; getarnten Spionagering betrieben. Beide wurden nach [[Damaskus]]&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt; deportiert. Die ganze Strecke mussten sie zu Fuß&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt; zurücklegen. Sakakini wurde im Januar 1918&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; aus dem Gefängnis entlassen, sein Freund Levine Ende April 1918.&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; Sie blieben einige Zeit in Damaskus. Levine verhalf ihm zu einem Darlehen&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; der [[Bank Leumi|Anglo-Palestine Bank]]. 1919&lt;ref name=&quot;:5&quot;&gt;{{Literatur |Autor=[[Tom Segev]] |Titel=Es war einmal ein Palästina – Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels |Verlag=Siedler Verlag (Random House) |Ort=München |Datum=2005 |ISBN=3-88680-805-X |Seiten=94 ff., 115, 162 f. |Kommentar=die Schrift ''So bin ich, oh Welt'' zitiert auf den Seiten 158 und 163; Fußnote 13, Kapitel 12, S. 617 |Originaltitel=One Palestine, Complete: Jews and Arabs under the British Mandate |Originalsprache=en |Originaljahr=2000 |Originalort=New York |Übersetzer=Doris Gerstner}}&lt;/ref&gt; zog Sakakini nach [[Westjerusalem]] und bewohnte eine alte Windmühle. Aus der Gegend wurde bald der gepflegte Stadtteil [[Rechavia]].&lt;ref name=&quot;:5&quot; /&gt; Mit [[Judah Leon Magnes|Judah Leib Magnes]],&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; dem ersten Präsidenten der [[Hebräische Universität Jerusalem|Hebräischen Universität Jerusalem]], verband ihn eine persönliche Freundschaft, die Arbeit im Erziehungsministerium der [[Völkerbundsmandat für Palästina|britischen Mandatsverwaltung]] brachte ihn mit [[Avinoam Yellin]]&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; zusammen. Auch mit Yaakov Yehoshua&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; war Sakakini befreundet.<br /> <br /> Erstmals um 1860&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt; und verstärkt seit Ende des 19. Jahrhunderts und erneut um 1908&lt;ref name=&quot;:4&quot; /&gt; begannen sich griechisch-orthodoxe Gläubige in Palästina aus der Vormundschaft der griechischen Mutterkirche zu lösen.&lt;ref name=&quot;:4&quot;&gt;{{Literatur |Autor=[[Gudrun Krämer]] |Titel=Geschichte Palästinas – Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel |Reihe=Beck’sche Reihe |NummerReihe=1461 |Verlag=Verlag C. H. Beck |Ort=München |Datum=2002 |ISBN=3-406-47601-5 |Seiten=240}}&lt;/ref&gt; Sakakini hatte 1913 über diese sogenannte ''[[Nahda der Orthodoxie]]''&lt;ref name=&quot;:1&quot; /&gt; geschrieben, die in Anlehnung an die „arabische Renaissance“ der ''[[Nahda]]'' so bezeichnet wird. Er veröffentlichte darüber das Buch ''Al-Nahda al-Urthuduksiyya fi Filastin''&lt;ref name=&quot;:1&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Mark Tessler |Hrsg=Mark Tessler |Titel=A History of the Israeli-Palestinian Conflict |Sammelwerk=Indiana Series in Middle East Studies |Auflage=2. |Verlag=Indiana University Press |Ort=Bloomington and Indianapolis |Datum=2009 |ISBN=978-0-253-22070-7 |Seiten=129, 861}}&lt;/ref&gt; (dt. ''Die orthodoxe Renaissance in Palästina''). Die Historikerin [[Michelle Ursula Campos|Michelle U. Campos]], die Sakakini, neben [[Jurji Zakaria]],&lt;ref name=&quot;:2&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Michelle U. Campos |Titel=Ottoman Brothers – Muslims, Christians, and Jews in Early Twentieth-Century Palestine |Verlag=Stanford University Press |Ort=Stanford (California) |Datum=2011 |ISBN=978-0-8047-7068-2 |Seiten=53, 98 f., 233}}&lt;/ref&gt; als einen der Anführer dieser Befreiungsbewegung gegen das „griechische [[Geschirr (Zugtier)|Joch]]“ (arabisch: ''nīr al-Yūnān''&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt;) nennt, bezeichnet die ''Nahda der Orthodoxie'' auch als ''Griechisch-orthodoxe Revolution''.&lt;ref name=&quot;:2&quot; /&gt; Für sein Buch von 1913 drohte ihm die orthodoxe Kirche mit [[Exkommunikation]].&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:9&quot; /&gt;<br /> <br /> Sakakini veröffentlichte Artikel in der Zeitschrift ''[[al-Siyasa]]''&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; (''Die Politik'') in [[Kairo]]. Während der Mandatszeit in Palästina wurde er 1926 zum Schulinspektor ernannt. Er baute ein Haus im Quartier Katamon für seine Familie. 1938 eröffnete er die ''Khulliyyat al-Nahda''-Schule,&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; die sich zwischen dem arabischen Viertel Baqʿa&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; und dem jüdischen Viertel [[Talpiot]]&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; befand. Als erster jüdischer Schüler absolvierte [[Gideon Weigert]]&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; die ''Khulliyyat al-Nahda''. Ein weiterer jüdischer Schüler war Yehuda Piamenta.&lt;ref name=&quot;:6&quot; /&gt; Trotzdem empfand Sakakini im April 1920&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt; und wieder 1935&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt; „plötzlich einen glühenden Zorn nicht nur gegen die Zionisten, sondern auch gegen die Briten“,&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt; wie [[Simon Sebag Montefiore]] schreibt. 1935 kamen in einem einzigen Jahr 66.000&lt;ref name=&quot;:8&quot; /&gt; jüdische Einwanderer ins Land. Sakakini machte die Briten für die sich abzeichnende Niederlage der palästinensischen Araber gegen die jüdische Nationalbewegung verantwortlich und begrüßte ihre [[Belagerung von Tobruk|Niederlage 1941 in Tobruk]].&lt;ref name=&quot;:9&quot; /&gt;<br /> <br /> Im [[Palästinakrieg]] 1948, einige Tage vor der Teilung der Stadt in [[Ostjerusalem|Ost-]] und [[Westjerusalem]], flüchtete die Familie Sakakini als eine der letzten&lt;ref name=&quot;:9&quot; /&gt; aus Jerusalem nach Kairo. Dort wurde Sakakini vom ägyptischen Schriftsteller [[Taha Hussein]]&lt;ref name=&quot;:9&quot; /&gt; eingeladen, der [[Akademie der Arabischen Sprache (Kairo)|Akademie der arabischen Sprache]] beizutreten. Der plötzliche Tod seines Sohnes Sari, der 39-jährig an einem Herzinfarkt verstarb, erschütterte ihn.&lt;ref name=&quot;:7&quot; /&gt; Er starb drei Monate später am 13. August 1953. Seine zwei Töchter Dumia und Hala kehrten nach [[Ramallah]] zurück, wo sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts starben.<br /> <br /> Sakakinis Publikationen befinden sich heute in der [[Hebräische Universität Jerusalem|Hebräischen Universität Jerusalem]].&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; In Ramallah ist das ''[[Khalil-Sakakini-Kulturzentrum]]''&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; nach ihm benannt. [[Menachem Klein]], Professor der [[Bar-Ilan-Universität|Universität Bar-Ilan]], schreibt in ''Lives in Common. Arabs and Jews in Jerusalem, Jaffa, and Hebron'' (2014), dass Khalil as-Sakakinis [[Antizionismus|antizionistische]] Haltung nie in [[Antisemitismus]] umgeschlagen ist.&lt;ref name=&quot;:6&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Menachem Klein |Titel=Jerusalem: geteilt, vereint – Araber und Juden in einer Stadt |Verlag=Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag |Ort=Berlin |Datum=2018 |ISBN=978-3-633-54289-5 |Seiten=75 f., 92 |Kommentar=gekürzte deutschsprachige Ausgabe von ''Lives in Common. Arabs and Jews in Jerusalem, Jaffa, and Hebron'', C. Hurst &amp; Co. Publishers, 2014; übersetzt von Eva-Maria Thimme}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Schriften ==<br /> === Originalausgaben ===<br /> * ''Filastīn ba’ad al-harb al-kubra [Palästina nach dem [[Erster Weltkrieg|Großen Krieg]]]''. Bayt al-Maqdis, Jerusalem 1925.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> === Neuauflagen ===<br /> * ''Ma Tayassar''. Band 1, Commercial Press, Jerusalem 1954.<br /> * ''Kadha ana ya dunya''. Al-Ittihad al-amm lit-kuttab wa al-suhufiyyin al-filastiniyyin, Beirut 1982.<br /> * ''Yawmiyyat Khalil al-Sakakini : yawmiyyat, rasa'il wa-ta'ammulat'' (Tagebuch), Band 1, Markaz Khalil as-Sakakini al-thaqafi, Ramallah 2003.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Hala as-Sakakini (Hrsg.): ''Kadha ana ya dunya : The Diaries of Khalil as-Sakakini''. Commercial Press, Jerusalem 1954.<br /> * Hala as-Sakakini: ''Jerusalem and I : A personal record''. Economic Press, Amman 1987.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Khalil al-Sakakini|Khalil as-Sakakini}}<br /> * [https://www.randomhouse.de/leseprobe/Es-war-einmal-ein-Palaestina-Juden-und-Araber-vor-der-Staatsgruendung-Israels/leseprobe_9783570550090.pdf ''Khalil as-Sakakini bekommt Besuch'']. Aus: [[Tom Segev]]: ''Es war einmal ein Palästina – Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels''. 4. Auflage, München 2005.<br /> * [[Michael Brenner (Historiker)|Michael Brenner]]: [https://www.welt.de/print-welt/article558675/Die-Auserwaehlten.html ''Die Auserwählten''] In: [[Die Welt]], 19. März 2005.<br /> * [http://www.palestine-studies.org/jq/fulltext/195194 Kurzbiographie] (englisch)<br /> * Danny Rubinstein: [http://www.haaretz.com/israel-news/farewell-to-our-house-1.219154 ''Farewell to our House!''] In: [[Haaretz]], 27. April 2007.<br /> * [[Jens Hanssen]]: [https://geschichtedergegenwart.ch/wer-war-khalil-sakakini-eine-tagebuchreise-nach-palaestina/ ''Wer war Khalil Sakakini? Eine Tagebuchreise nach Palästina''] In: [[Geschichte der Gegenwart]], 20. April 2022.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=119472430|LCCN=n84089313|VIAF=37727318}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Sakakini, Khalil As}}<br /> [[Kategorie:Pädagoge (20. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Reformpädagoge]]<br /> [[Kategorie:Autor]]<br /> [[Kategorie:Tagebuch]]<br /> [[Kategorie:Schriftsteller (Jerusalem)]]<br /> [[Kategorie:Panarabismus]]<br /> [[Kategorie:Person des Christentums (Palästina)]]<br /> [[Kategorie:Person (Jerusalem)]]<br /> [[Kategorie:Person (Palästina)]]<br /> [[Kategorie:Palästinenser]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1878]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1953]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=as-Sakakini, Khalil<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Sakākīnī, Khalīl; خليل السكاكيني (arabisch)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=palästinensischer Pädagoge und Schriftsteller<br /> |GEBURTSDATUM=23. Januar 1878<br /> |GEBURTSORT=[[Jerusalem]]<br /> |STERBEDATUM=13. August 1953<br /> |STERBEORT=[[Kairo]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Moses_%26_Taps&diff=254954702 Moses & Taps 2025-04-08T03:28:52Z <p>Lotje: Musée Regards de Provence</p> <hr /> <div>[[Datei:Moses Graffiti S-Bahn Hamburg.jpg|mini|Graffiti auf einer S-Bahn im Hamburg]]<br /> [[Datei:MOSES &amp; TAPS™ Tags in San Francisco.jpeg|mini|Moses &amp; Taps-Graffiti in San Francisco]]<br /> [[Datei:Moses Hannover Bahnunterführung Vahrenwalder.jpg|mini|Graffiti an einer Bahnunterführung in [[Hannover]]]]<br /> '''Moses &amp; Taps''' (Eigenschreibweise MOSES &amp; TAPS) sind ein [[Künstlergruppe|Künstlerkollektiv]]&lt;ref name=&quot;Wertical_Interview&quot;&gt;{{Internetquelle |url=http://ilovegraffiti.de/blog/2013/01/16/wertical-interview-mit-moses-taps™-deutsch/ |titel=Wertical Interview MOSES &amp; TAPS 2013 |werk=ilovegraffiti.de |datum=2013-01-16 |abruf=2016-09-18}}&lt;/ref&gt; aus dem Genre der [[Urban-Art]], die vor allem öffentlich wegen ihrer [[Graffiti]] auf Wänden und [[Zug (Schienenverkehr)|Zügen]] bekannt sind. Daneben sind sie regelmäßig bei Ausstellungen in deutschen und internationalen Galerien sowie Museen vertreten.<br /> <br /> == Beschreibung ==<br /> Moses und Taps sind ursprünglich die Pseudonyme zweier Einzelpersonen, deren künstlerische Karrieren unabhängig voneinander 1994 begonnen haben.&lt;ref name=&quot;Goldenhands-Infotext&quot;&gt;[http://goldenhandsgallery.com/moses-taps-3/ Beschreibung von Moses &amp; Taps zur Ausstellung „Corporate Identity“] (englisch)&lt;/ref&gt; Seit dem Jahr 2007 arbeitet Moses mit dem Künstler Taps zusammen.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Nils Müller |url=http://ilovegraffiti.de/blog/2013/01/16/wertical-interview-mit-moses-taps%E2%84%A2-deutsch/ |titel=Interview zur Ausstellung TOPSPRAYER EXPRESS |hrsg=Wertikal Magazin |datum=2013-03-16 |abruf=2016-10-11}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;HAZ_Phantom_Moses&quot;&gt;[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Graffiti-Spraye-Moses-in-Hannover-ist-ein-Phantom ''Ein Phantom namens Moses''] In: ''[[Hannoversche Allgemeine Zeitung]].'' 6. Oktober 2015, abgerufen am 16. August 2016.&lt;/ref&gt; Im selben Jahr gründeten sie das Künstlerkollektiv Topsprayer und begannen damit, ihre [[Deckname|Kryptonyme]] untereinander zu tauschen. Inzwischen arbeiten so eine unbestimmte Anzahl von Personen unter den [[Pseudonym]]en Moses und Taps.&lt;ref name=&quot;Wertical_Interview&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt; Da viele Arbeiten des Kollektivs im öffentlichen Raum nicht genehmigt und somit [[Illegalität|illegal]] sind, soll so die Zuordnung der Werke zu Einzelpersonen und damit auch die [[Strafverfolgung]] erschwert werden.<br /> <br /> == Publikationen ==<br /> Im Jahr 2011 erschien das Erstlingswerk ''Moses &amp; Taps – International Topsprayer'' im Publikat Verlag. Im Rahmen des Buchprojekts tauschten Moses und Taps in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl weiterer Graffitikünstler über einen Zeitraum von 1000 Tagen untereinander die Pseudonyme und beschädigten durch Beschmieren weltweit 1000 Züge. Mittlerweile in vierter Auflage ist es das meistverkaufte Buch im Themenfeld Graffiti.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Moses und Taps |Hrsg=Publikats Verlag- und Handels GmbH &amp; Co. KG |Titel=International Topsprayer |Auflage=1000 |Ort= |Datum=2011 |ISBN=978-3-939566-35-9 |Seiten=288}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im April 2014 veröffentlichten Moses &amp; Taps den Bildband ''Same Same'', der sich ihren Throw-Ups und deren räumlichem Kontext widmet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Good Guy Boris |url=http://thegrifters.org/same-same-book-by-moses-taps/ |titel=Same Same – Book by Moses &amp; Taps • The Grifters Journal |werk=The Grifters Journal |datum=2015-09-21 |sprache=en-US |abruf=2020-09-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Anlässlich der Einladung zur Rose Béton Biennale 2019 im französischen Toulouse erschien gemeinsam mit dem Fotografen Edward Nightingale im selben Jahr das auf 300 Exemplare limitierte Buch ''Mementum Mori''.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://edwardnightingale.com/mmemento-mori |titel=Edward Nightingale – Memento Mori |sprache=en-US |abruf=2020-09-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im März 2020 erschien mit ''Moses &amp; Taps – Graffiti Avantgarde'' eine umfangreiche Monografie der Künstler.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://ilovegraffiti.de/blog/2020/04/18/graffiti-avantgarde-das-neue-buch-von-moses-taps/ |titel=Graffiti Avantgarde – Das neue Buch von MOSES &amp; TAPS |sprache=de |abruf=2020-09-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Werke (Auszug) ==<br /> 2010 erzielten Moses &amp; Taps breite Aufmerksamkeit, als sie mit Farbe und dem Nachbau eines [[Türsteuerung (Schienenfahrzeug)#Öffnen|Öffnungstasters]] eine täuschend echt wirkende Attrappe einer Tür auf ein Fenster eines Zuges der [[S-Bahn Hannover]] malten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Rudolf Klöckner |url=https://urbanshit.de/ganze-arbeit-s-bahn-fake-tur/ |titel=S-Bahn Fake-Tür |hrsg=Urbanshit |datum=2010-11-16 |abruf=2016-10-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2011 kritisierten sie den Ausverkauf von Urban Art im Buch ''International Topsprayer''; indem sie 76 Dollarnoten in Form des Wortes ''Sellout'' an eine Hamburger S-Bahn klebten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://fk.1just.de/wp-content/uploads/2013/01/sellout.jpg |titel=SELLOUT |abruf=2017-05-10}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=MOSES &amp; TAPS |Hrsg=Markus Christl |Titel=International Topsprayer |Verlag=Publikat |Datum= |ISBN=3-939566-35-7 |Seiten=3}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ende April 2015 erzielte die Aktion The Wall, bei der Moses &amp; Taps die Tür einer [[S-Bahn Hamburg|Hamburger S-Bahn]] zumauerten, ein internationales Medienecho.&lt;ref name=&quot;abendblatt_mauer&quot;&gt;[https://www.abendblatt.de/hamburg/article206646239/SoKo-Graffiti-glaubt-Das-sind-die-S-Bahn-Maurer.html ''SoKo Graffiti glaubt: Das sind die S-Bahn-Maurer''] in [[Hamburger Abendblatt]], 17. November 2015, abgerufen am 4. September 2016.&lt;/ref&gt; In einem Interview im [[Hamburger Abendblatt]] stellten sie daraufhin ''„die Sinnhaftigkeit einer Strafverfolgung (…) für das Errichten einer Mauer“'' infrage.&lt;ref name=&quot;abendblatt_druck&quot;&gt;{{Internetquelle |autor=Christoph Heinemann |url=https://www.abendblatt.de/hamburg/article207404595/Hamburger-S-Bahnmaurer-Den-Druck-hat-doch-die-Polizei.html |titel=Hamburger S-Bahnmaurer: „Den Druck hat doch die Polizei“ |werk=abendblatt.de |abruf=2017-01-07}}&lt;/ref&gt; Durch den Ausfall des Zuges soll ein Schaden von „mehreren 10.000 Euro“ entstanden sein.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=BPOL-HH: Unbekannte Täter mauern Wagentür einer S-Bahn zu – Hamburger Bundespolizei hat Ermittlungen aufgenommen |Sammelwerk=presseportal.de |Datum=2015-04-29 |Online=[https://web.archive.org/web/20210301010835/http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/70254/3009515 Online]}}&lt;/ref&gt; Hierzu merkten sie im genannten Interview an, dass das erste Mal auch ''„unkritischere Geister (…) die absurd veranschlagte Schadenssumme von ‚mehreren Zehntausend Euro‘ infrage gestellt.“'' haben.&lt;ref name=&quot;abendblatt_druck&quot; /&gt; Tatsächlich zeigte eine später anonym veröffentlichte interne Abrechnung, dass sowohl der Deutschen Bahn als auch der Bundespolizei bereits vor Veröffentlichung des Videos bekannt war, dass der Ausfallschaden nur einen Bruchteil der von ihnen behaupteten Summe betrug.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.kraftfuttermischwerk.de/blogg/was-eine-zugemauerte-s-bahn-tuer-die-deutsche-bahn-kostet-und-was-die-db-behauptet-was-die-kostet/ |titel=Was eine zugemauerte S-Bahn-Tür die Deutsche Bahn kostet – und was die DB behauptet, was die kostet {{!}} Das Kraftfuttermischwerk |werk=kraftfuttermischwerk.de |abruf=2017-01-07}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Christoph Heinemann |url=https://www.abendblatt.de/hamburg/article209331511/S-Bahn-Maurer-richteten-geringen-Schaden-an.html |titel=S-Bahn-Maurer richteten geringen Schaden an |werk=Hamburger Abendblatt |hrsg=Zeitungsgruppe Hamburg GmbH |datum=2017-01-19 |abruf=2017-09-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Rahmen der Ausstellung „ViralVandals“ im Jahr 2017 im [[Museum MU]] in [[Eindhoven]] errichteten Moses &amp; Taps als eine selbstironische Anspielung auf die Kommerzialisierung von Urban Art einen voll ausgestatteten und verkaufsbereiten Souvenirshop mit Werbeartikeln.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.mu.nl/nl/exhibitions/viralvandals |titel=MU {{!}} #ViralVandals |sprache=en |abruf=2017-05-05}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Im Oktober 2018 erzielte die Leinwandarbeit „Das kann ich auch“ aus dem Jahre 2013 bei einer Versteigerung im Pariser Auktionshaus Artcurial einen Verkaufspreis von 11.700 €.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.artcurial.com/fr/lot-taps-moses-collectif-fonde-en-2007-das-kann-ich-auch-2013-peinture-aerosol-sur-toiles-4-3904-27 |titel=Search &amp; Stop Collecting from Banksy to Ryden {{!}} Vente n°3904 {{!}} Lot n°27 {{!}} Artcurial |sprache=fr |abruf=2018-11-06}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Uhrenhersteller [[Swatch Group|Swatch]] gestalteten Moses &amp; Taps im Frühjahr 2019 eine Armbanduhr.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=https://shop.swatch.com/de_ch/uhren/originals/gent/image-of-graffiti-gb317.html |text=IMAGE OF GRAFFITI |wayback=20190329171319 }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Serielle Arbeiten ==<br /> === Corporate Identity ===<br /> Moses &amp; Taps [[Corporate Identity]] dient als konzeptionelles Bindeglied und Gestaltungsgrundlage zwischen verschiedenen Werkserien. Ihr visueller Teil besteht neben der Verwendung einer exklusiven [[Hausschrift]] vornehmlich aus den dargestellten Farben gelb und cyan in Zusammenspiel mit den Kontrastfarben schwarz und weiß. Die Farben gelb und cyan ersetzen jeweils einen der beiden Namensbestandteile des Kollektivs. Auf Grund vorangegangener Namenswechsel wird dabei keine Farbe einem Pseudonym zugeordnet&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Torkel Sjöstrand |Hrsg=Dokument Press |Titel=Moses &amp; Taps – In the Darkness of Illegality |Sammelwerk=Underground Production |Nummer=44 |Verlag=Dokument Press |Datum=2011 |ISBN= |Seiten=64}}&lt;/ref&gt;. Eigennamen wie Werk- oder Ausstellungstitel werden mit den hochgestellten Buchstaben „TM“ signiert. Das hochgestellte [[Trademark-Zeichen]] TM persifliert die konventionelle Bedeutung als [[Unregistered Trade Mark|''unregistrierte'' Warenmarke]] und greift die Namen Taps und Moses auf.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://ilovegraffiti.de/blog/2016/03/10/hamburg-moses-taps-corporate-identity-exhibition/ |titel=Ausstellungstext CORPORATE IDENTITY |datum=2016-03-10 |abruf=2016-09-18}}&lt;/ref&gt; Neben einer Erhöhung des Wiedererkennungswerts soll durch die Corporate Identity vor allem auch eine einfache und personenunabhängige Reproduzierbarkeit gewährleistet werden.<br /> <br /> === Splash ===<br /> Als kritische Antwort auf [[Selbstzensur]] und inhaltlichen Stillstand entfernen sich Moses &amp; Taps zusehends von den strikten Darstellungsregeln des Graffiti. Mit der seit dem Jahre 2010 entwickelten Serie ''Splash'' verzichten sie auf die übliche gegenständliche Wiedergabe von Buchstaben und [[Figurative Kunst|figurativen]] Elementen. Stattdessen bringen sie Farbspraydosen zur kontrollierten Explosion und lassen so abstrakte, vielschichtige Farbwolken entstehen. Leinwandarbeiten dieser Serie stellten sie bislang in mehreren internationalen Einzelausstellungen aus.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://thegrifters.org/moses-and-taps-interview-exclusive-for-the-griters-journal/ |titel=Interview zur Ausstellung §PLASH |datum=2015 |sprache=en |abruf=2016-10-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Image of Graffiti ===<br /> [[Datei:MOSES &amp; TAPS™ – IMAGE OF GRAFFITI 19 &amp; 17.jpg|mini|Leinwandarbeiten der „Image of Graffiti“-Serie, 2018]]<br /> Die Werkreihe ''Image of Graffiti'' greift die Ästhetik von in Graffitimanier entfremdeten, farbenfrohen Buchstaben auf und spielt mit dem Versuch des Betrachters, in den abstrahierten Fragmenten die Darstellung eines Wortes [[Entschlüsselung|dechiffrieren]] zu können.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=widewalls |Titel=Moses and Taps bring EUROPA to Kolly Gallery |Sammelwerk=WideWalls |Datum= |Online=http://www.widewalls.ch/moses-and-taps-exhibition-kolly-gallery/ |Abruf=2017-05-10}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Kolly Gallery Moves to Paris for the Swiss Chocolate Pop-Up Exhibition |Sammelwerk=Street Art Graffiti News |Datum=2017-04-14 |Online=https://www.antheamissy.com/kolly-gallery-moves-to-paris-for-the-swiss-chocolate-pop-up-exhibition/ |Abruf=2017-05-10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Flickwerk ===<br /> Die Serie ''Flickwerk'' besteht aus Fragmenten von Leinwänden, die, nachträglich vernäht, ein collagenartiges Gesamtbild formen. Im Jahr 2015 zeigten Moses &amp; Taps Arbeiten dieser Serie im Rahmen einer gleichnamigen Einzelausstellung in San Francisco.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://886geary.com/ |titel=886Geary.com |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170515194421/http://886geary.com/ |archiv-datum=2017-05-15 |abruf=2017-05-10}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=dpa |url=https://www.morgenpost.de/berlin/article209719471/Street-Art-bekommt-Ausstellung-in-Berlin.html |titel=Berliner Street Art gibt's jetzt im Museum |offline=1 |archiv-url=http://web.archive.org/web/20170301005408/https://www.morgenpost.de/berlin/article209719471/Street-Art-bekommt-Ausstellung-in-Berlin.html |archiv-datum=2017-03-01 |abruf=2020-07-06 |abruf-verborgen=1}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Strafverfolgung ==<br /> Laut einem Artikel der ''[[Hannoversche Allgemeine Zeitung|Hannoverschen Allgemeinen Zeitung]]'' aus dem Jahr 2015 glaubt die ''[[Sonderkommission|Ermittlungsgruppe]] Graffiti'' der [[Polizei Niedersachsen]] und der [[Bundespolizei (Deutschland)|Bundespolizei]], zumindest einen Verdächtigen benennen zu können, der das [[Pseudonym]] Moses ursprünglich genutzt haben soll. Da sich bislang keiner der Vorwürfe belegen ließ, wurden die Verfahren eingestellt. Laut derselben Quelle soll der ursprüngliche Moses im Jahre 2015 nach Hamburg verzogen sein.&lt;ref name=&quot;HAZ_Phantom_Moses&quot; /&gt; In einem Interview mit dem Magazin Backspin aus dem Jahre 2006 wird allerdings angegeben, dass Moses bereits zu diesem Zeitpunkt in Hamburg gelebt hat.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Mark Todt |Hrsg=Niko Hüls |Titel=Moses – Auf den Namen kommt es an |Sammelwerk=Backspin |Nummer=72 |Verlag=Backspin |Ort=Hamburg |Datum=2006-02-01}}&lt;/ref&gt; Dieselbe Information findet sich im biografischen Teil der Veröffentlichung International Topsprayer aus dem Jahre 2011.<br /> <br /> == Ausstellungen (Auswahl) ==<br /> * 2012 – Teilnahme an „Achtung: Asphaltkultur – German Graffiti Avantgarde“, ''[[Goethe-Institut]]'', [[Bangalore]], Indien&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Germany and India Infinite Opportunities |url=http://www.germany-and-india.com/en/event/460 |titel=Achtung: Asphaltkultur – German Graffiti Avantgarde |werk=www.germany-and-india.com |datum=2017-01-07 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170107141642/http://www.germany-and-india.com/en/event/460 |archiv-datum=2017-01-07 |abruf=2017-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> * 2013 – Teilnahme an „Galeria Autonomica“, ''[[Münchner Stadtmuseum]]''&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://galeria-autonomica.de/?p=575 |titel=Galeria Autonomica » Galeria Autonomica im Museum |werk=galeria-autonomica.de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170107141651/http://galeria-autonomica.de/?p=575 |archiv-datum=2017-01-07 |abruf=2017-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> * 2014 – Teilnahme an „Nightshot“, ''[[Benaki-Museum]]'', [[Athen]], Griechenland&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://publicartfestival.gr/en/ |titel=Public Art Festival: Multiformity |werk=publicartfestival.gr |abruf=2017-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> * 2015 – Teilnahme an „Fairy Tales“, ''[[Museum für Zeitgenössische Kunst Taipeh|Museum of Contemporary Art]]'', [[Taipeh|Taipei]], Taiwan&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=New project: Public art project with the Taipei Museum of Contemporary Art – Public Delivery |Sammelwerk=Public Delivery |Datum=2015-04-27 |Online=https://publicdelivery.org/fairy-tales-exhibition/ |Abruf=2017-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> * 2015 – Teilnahme an „Bundeskunsthall of Fame“ der ''[[Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland|Bundeskunsthalle]]'' in [[Bonn]]&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.bundeskunsthalle.de/ausstellungen/bundeskunsthall-of-fame.html |text=Ausstellung „Bundeskunsthall of Fame“ |wayback=20160915174752}}&lt;/ref&gt;<br /> * 2016 – Teilnahme an „[[Millerntor Gallery]]“, [[Hamburg]]&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Moses &amp; Taps |Sammelwerk=The Grifters Journal |Datum= |Online=http://thegrifters.org/moses-taps-topsprayer/ |Abruf=2017-01-07}}&lt;/ref&gt;<br /> * 2020 – Teilnahme an der Manifesta 13, [[Musée Regards de Provence]], [[Marseille]], Frankreich&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.museeregardsdeprovence.com/exposition/local-heroes-marseille-berlin-manifesta-13 |titel=Local Heroes. Marseille &amp; Berlin – Manifesta 13 {{!}} Musée Regards de Provence |sprache=fr |abruf=2020-09-21}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|audio=0|video=0}}<br /> * {{DNB-Portal|16164276-7}}<br /> * [https://www.abendblatt.de/hamburg/article207404595/Hamburger-S-Bahnmaurer-Den-Druck-hat-doch-die-Polizei.html Interview mit Moses und Taps] im Hamburger Abendblatt<br /> * [https://www.flickr.com/photos/tags/topsprayer Fotos von Graffiti von Moses und Taps] bei [[flickr]]<br /> * [https://urbanshit.de/tag/moses-taps/ Sprayaktionen von Moses &amp; Taps] bei Urbanshit<br /> * [http://thegrifters.org/moses-and-taps-interview-exclusive-for-the-griters-journal/ Interview mit Moses und Taps] auf thegrifters.org (englisch), [https://ilovegraffiti.de/blog/2015/09/29/interview-moses-taps-the-grifters-journal-deutsch/ deutsche Übersetzung]<br /> * [https://web.archive.org/web/20161011082710/https://www.ndr.de/fernsehen/epg/import/Die-Jagd-auf-Moses,sendung423936.html Filmreportage ''Sprayern auf der Spur''] des [[NDR]] vom 30. September 2015, 28:32 Minuten<br /> * [http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-scala-aktuelle-kultur/audio-graffiti-in-nrw--nrw-und-die-bemalten-zuege-von-moses--taps-100.html Radioreportage ''Graffiti in NRW (3): NRW und die bemalten Züge von Moses &amp; Taps''] des [[WDR 5]] vom 27. Juli 2016, 6:17 Minuten<br /> * Filmreportage ''[https://www1.wdr.de/fernsehen/west-art/sendungen/moses-and-taps-102.html Illegal, legal, museal: Moses &amp; Taps]'' bei [http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/westart/video-die-stadt-als-leinwand-streetart-in-nrw-100.html Westart], WDR vom 25. September 2017, 29:59 Minuten<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=k|GND=16164276-7|VIAF=172518819}}<br /> <br /> [[Kategorie:Graffiti-Künstler (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Pseudonym]]<br /> [[Kategorie:Bildender Künstler (Hannover)]]<br /> [[Kategorie:Künstlergruppe (Bildende Kunst)]]<br /> [[Kategorie:Kriminalität in Deutschland]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Der_Unbekannte_(1912)&diff=254897728 Der Unbekannte (1912) 2025-04-06T09:27:45Z <p>Lotje: +Bild</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild = Hans Lackner, Claire Wallentin &amp; Viktor Kutschera, 1912.jpg<br /> | Deutscher Titel = <br /> | Originaltitel = Der Unbekannte<br /> | Produktionsland = Österreich-Ungarn<br /> | Originalsprache = Deutsch<br /> | Erscheinungsjahr = 1912<br /> | Länge = ca. 59<br /> | FSK = <br /> | JMK = <br /> | Regie = [[Luise Kolm]]<br /> | Drehbuch = [[Oskar Bendiener]]<br /> | Produzent = [[Anton Kolm]]&lt;br /&gt;Luise Kolm&lt;br /&gt;[[Jakob Fleck]]<br /> | Musik = [[Erich Hiller]]<br /> | Kamera = <br /> | Schnitt = <br /> | Besetzung = <br /> * [[Hans Lackner (Schauspieler)|Hans Lackner]]: Der Unbekannte, ein Banknotenfälscher<br /> * [[Claire Wallentin|Gräfin Claire Wolff-Metternich-Wallentin]]: Claire Reimann <br /> * [[Viktor Kutschera]]: Herr Reimann, Bankkassierer <br /> * [[Eugenie Bernay]]: Lilli, die Komplizin<br /> * [[Käthe Gold|Frl. Gold]]&lt;ref group=&quot;Anm&quot;&gt;In der Besetzungsliste ist lediglich ein „Frl. Gold“ genannt, doch es spricht einiges dafür, dass es sich dabei um die damals vierjährige Käthe Gold, den späteren Bühnen- und Kinostar, handelt, der zu dieser Zeit bereits mit Kinderrollen in Theaterstücken auftrat.&lt;/ref&gt;: Alma, Claires Kind <br /> * [[Karl Blasel]]: Graf Oppenheimer <br /> * [[Else Föry-Ostheber]]: Gouvernante <br /> * [[Arnold Czempin]]: Detektiv <br /> * [[Amélie Hermanotti]]: erstes Stubenmädchen <br /> * [[Mizzi Pongracz]]: zweites Stubenmädchen <br /> * [[Rudolf Leyrer]]: Bankdirektor <br /> * [[Sofie Walla]]: Stubenmädchen bei Lilli <br /> * [[Josef Strahl]]: Polizeikommissar <br /> * [[Max Höller]]: Detektiv <br /> * [[Felix Pongracz]]: Detektiv<br /> * [[Karl Ehmann (Schauspieler)|Karl Ehmann]]: Strolch<br /> * [[Anton Edthofer]]:<br /> * [[Hans Homma]]:<br /> }}<br /> <br /> '''Der Unbekannte''' ist ein rund einstündiges, österreich-ungarisches [[Stummfilm]]-Kriminalmelodram aus dem Jahre 1912 von [[Luise Kolm]] mit [[Hans Lackner (Schauspieler)|Hans Lackner]] in der Titelrolle. Die Geschichte basiert auf einem Drama von [[Oskar Bendiener]], der auch das Drehbuch verfasste.<br /> <br /> == Handlung ==<br /> === Erstes Kapitel ===<br /> Als der Bankkassierer Reimann auf Geschäftsreise geht, verabschiedet er sich von seiner Frau Claire und der kleinen gemeinsamen Tochter Alma. Claire bekommt wenig später Besuch von Lilli, einer alten Jugendfreundin, an die sie sich aber kaum mehr so richtig erinnert. Lilli, die zweideutige Bemerkungen macht, scheint sich in zwielichtigen Kreisen zu bewegen, jedenfalls hat sie zahlreiche Verehrer. Als Lilli gerade Claires Gegenbesuch erwartet, hat sie einen ihrer Liebhaber, den alten Grafen Oppenheim, gerade herausexpediert und erwartet den nächsten, eine finstere Type, die sich als Banknotenfälscher einen Namen gemacht hat und von Eingeweihten nebulös „Der Unbekannte“ genannt wird. Beide Gäste Lillis lernen sich auf diesem Wege kennen, wobei Claire sogleich von diesem ominösen Fremden fasziniert ist. Lilli bemerkt, wie zwischen den beiden die Funken hin und her fliegen und beschließt daraufhin, diese gegenseitige Anziehungskraft zu ihren Gunsten zu nutzen.<br /> <br /> Lilli lädt Claire zu einem Tanzvergnügen ein, zu dem auch der Unbekannte erscheint und bei diesem Anlass Claire immer stärker in seinen Bann zieht. Als der Fremde Claire küsst und sie sich nur ungenügend wehrt, ist sie selbst ziemlich erschrocken über ihr unziemliches Verhalten als verheiratete Frau und stürmt sofort von der Tanzfläche heim zu Kind und Herd. Doch der Unbekannte folgt ihr und dringt sogar bis ins Boudoir der Hausherrin vor, wo sie seinen Avancen nun endgültig erliegt. Es kommt zur Liebesnacht, dann entflieht der Unbekannte, dem bereits die Häscher von der Staatsmacht auf den Fersen sind. Zurück lässt er Claire ein Foto von sich sowie eine große Banknote, die Claire allerdings brüsk zurückweist, denn sie ist ja keine Käufliche. Der Fremde ist gerührt von Claires nobler Haltung und schleicht sich auf demselben Weg aus dem Haus, den er auch auf dem Hinweg benutzt hatte, nicht ohne eine andere Banknote auf ihrem Schreibtisch zurückzulassen.<br /> <br /> Kaum ist der Unbekannte gegangen, erscheinen zwei Detektive im Hause Reimann und befragen die Hausherrin nach dem Fremden. Sie leugnet, den Unbekannten zu kennen, doch sein Foto und die Banknote auf dem Tisch sagen etwas anderes aus. Daraufhin glauben die beiden Detektive, dass Claire Reimann die Komplizin des Ganoven sein müsse, die aber in Wirklichkeit Lilli ist. Erst jetzt erfährt Claire, dass es sich bei ihrem One Night Stand um einen gesuchten Banknotenfälscher handelt. Nach einer genauen Prüfung stellt sich heraus, dass wider Erwarten die vom Unbekannten zurückgelassene Banknote keine Fälschung, sondern echt ist. Offensichtlich war jedoch der erste Schein, den der Ganove wieder an sich genommen hatte, eine Blüte. Damit scheint Claire zunächst entlastet. Als kurz darauf Herr Reimann heimkehrt und seine Gattin in einem Zustand emotionaler Auflösung antrifft, kann er sich darauf nicht so recht einen Reim machen.<br /> <br /> Der Unbekannte ist auf der Flucht vor der Polizei in sein Versteck zu Lilli geeilt, um sein Äußeres zu verändern. Dann flieht er mit einem Auto weiter. Kurz darauf taucht die Polizei auf und findet bei Lilli mehrere Blüten, die sie in Ermangelung an Zeit nicht gut genug verstecken konnte, sondern kurzerhand in einen Schuh stopfte. Der Unbekannte türmt derweil weiter, immer verfolgt von der Staatsmacht. Einer der Detektive folgt ihm bis in einen Wald, wo es zu einem kurzen Schusswechsel kommt. Der Flüchtige wird verwundet, sinkt zu Boden und wird verhaftet. Der Unbekannte muss wie auch Lilli ins Gefängnis.<br /> <br /> === Zweites Kapitel ===<br /> Sechs lange Jahre sind seit den geschilderten Ereignissen vergangen. Der Unbekannte und seine Ganovenbraut Lilli haben ihre Strafe abgesessen und befinden sich nun wieder auf freien Fuß. Ihnen geht es ziemlich dreckig, und der Unbekannte ist derart am Boden angelangt, dass er sich mit schnöden Einbrüchen über Wasser halten muss. Als Lilli Claire auf der Straße wieder sieht, erinnert sie sich an ihr Trumpf-Ass, das sie noch im Ärmel hat: sie hatte ja Claire und den Unbekannten miteinander verkuppelt, sodass es zu jenem erotischen Stelldichein kam. Dieses Wissen will sie nun benutzen, um Claire, die sehr auf ihren guten Ruf bedacht ist, unter Druck zu setzen. Tatsächlich hat Lilli mit ihrer Erpressung Erfolg und streicht von Claire eine größere Geldsumme ein. Nun lässt Lilli nicht mehr locker und bedrängt Claire auch weiterhin. Sie soll ihrem Mann den Tresorschlüssel abnehmen, sonst würde sie ihm alles über Claires Fremdgeherei verraten. Wieder gibt Claire schweren Herzens nach.<br /> <br /> Mit dem Safeschlüssel in der Hand, geht der Unbekannte nun auf großen Raubzug und macht dabei fette Kasse. Claires Gewissen gibt ihr keine Ruhe, und sie eilt Lilli hinterher, um den Einbruch noch in letzter Minute zu verhindern, doch sie kommt zu spät. Mit höhnischem Kommentar auf den Lippen wirft Lilli den Schlüssel ihrer unglückseligen Bekannten vor die Füße, die diesen heimlich in die Tasche ihres Gatten zurücksteckt. Am nächsten Morgen wird der Kassenraub entdeckt. Der Bankdirektor beschuldigt seinen Kassierer, mit den Räubern unter einer ecke zu stecken, doch der weist alle Schuld von sich. Als Claire von der Verhaftung ihres kreuzbraven Ehemannes hört, will sie sich mit Gift das Leben nehmen.<br /> <br /> Zeitgleich beginnen der Unbekannte und seine Komplizin Lilli, die allzu gierig geworden ist, sich zu entzweien. Bei einem Kampf bringt er Schurke Lilli um. Doch wieder sitzt ihm ein Detektiv im Nacken, der den Unbekannten in seinem Versteck bald aufstöbert. Erneut kommt es zu einem Schusswechsel, den der Unbekannte diesmal jedoch nicht überlebt. Bei den polizeilichen Untersuchungen werden auch Wertpapiere aufgefunden, die aus dem Tresorraub stammen. Damit ist die Unschuld Reimanns erwiesen, und der brave Kassierer kann wieder heim zu Frau und Kind. Dort bereitet Claire sich auf ihre Verzweiflungstat vor; das Kind wurde ein letztes Mal geherzt, der Giftbecher ist gefüllt und der Abschiedsbrief an den Gatten geschrieben. Ehe es zu einer Katastrophe kommen kann, treffen Reimann mitsamt dem ihn heimfahrenden Bankdirektor ein. Beide erzählen ihr von den letzten Ereignissen und dass Reimanns Unschuld erwiesen ist. Jetzt, wo alle Mitwisser ihrer Mitschuld tot sind, kann Claire ruhig aufatmen, und sie wirft ihren Abschiedsbrief mit ihrem Geständnis in das offene Feuer. Über ihre Ehe soll fortan kein Schatten mehr liegen.<br /> <br /> == Produktionsnotizen ==<br /> ''Der Unbekannte'' entstand wohl 1911/12 und war der erste aufwändige österreichische Stummfilm überhaupt. Nahezu sämtliche Mitwirkende waren zu dieser Zeit Ensemblemitglieder renommierter Wiener Bühnen. Belichtet wurden 10.000 Meter Negativmaterial, die im Rohzustand 10.000 Kronen kosteten. Der in zwei Abschnitten unterteilte Film zeigte 52 einzelne Bilder.&lt;ref&gt;Walter Fritz: Die österreichischen Spielfilme der Stummfilmzeit (1907–1930). 1912/35. Wien 1967.&lt;/ref&gt; Die offizielle Uraufführung erfolgte, nach einer Probeaufführung für Interessenten Mitte Februar 1912, am 15. März 1912 in Wien.<br /> <br /> Der Direktor der produzierenden Wiener Kunstfilm, [[Elias Tropp]], verschaffte seiner jungen Gattin [[Eugenie Bernay]] (in der Rolle der schurkischen Lilli) hier ihre erste Filmrolle.<br /> <br /> == Wissenswertes ==<br /> Dieser Film war die erste von zwei Kinoproduktionen – die andere war ''[[Freier Dienst]]'' (1918) –, die die hochadelige Bühnenschauspielerin Gräfin Claire Wolff-Metternich-Wallentin (1879–1934) gedreht hat.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{IMDb|tt0196177}}<br /> * Ausführliche Betrachtung in der [[Kinematographische Rundschau]]: [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=kir&amp;datum=19120218&amp;seite=8&amp;zoom=60&amp;query=%22Der%2BUnbekannte%22&amp;ref=anno-search Ausgabe vom 18. Februar 1912, S. 8 f.]<br /> <br /> == Anmerkungen ==<br /> &lt;references group=&quot;Anm&quot; /&gt;<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Unbekannte #Der}}<br /> [[Kategorie:Filmtitel 1912]]<br /> [[Kategorie:Österreichischer Film]]<br /> [[Kategorie:Schwarzweißfilm]]<br /> [[Kategorie:Stummfilm]]<br /> [[Kategorie:Filmdrama]]<br /> [[Kategorie:Kriminalfilm]]<br /> [[Kategorie:Literaturverfilmung]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Edelwei%C3%9Fh%C3%BCtte&diff=254580720 Diskussion:Edelweißhütte 2025-03-27T05:01:28Z <p>Lotje: Neuer Abschnitt /* Edelweißhütte in ? */</p> <hr /> <div>== Edelweißhütte in ? ==<br /> <br /> [[File:Bundesarchiv Bild 101I-102-0876-11, Nordeuropa, &quot;Urlaubs&quot;-Wegweiser.jpg|mini|'' '''Nordeuropa, &quot;Urlaubs&quot;-Wegweiser'''&lt;br&gt;Norwegen, Lappland, Finnland.- &quot;Wegweiser&quot; im Schnee zur Freizeitgestaltung (&quot;Zum Urlaub / Zur Edelweisshütte&quot;); PK 680'']]<br /> Gutbürgerliche Küche in Lappland oder in [[Edelweisshütte (Rax-Schneeberg-Gruppe)|Puchberg am Schneeberg]]? :-) [[Benutzerin:Lotje|Lotje]] ([[Benutzerin Diskussion:Lotje|Diskussion]]) 06:01, 27. Mär. 2025 (CET)</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzerin:Juliana/Wikipedia&diff=254244461 Benutzerin:Juliana/Wikipedia 2025-03-16T05:42:38Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Malta 454.jpg → File:Verschlussstück einer Ehrhardt-Rheinmetall 10,5 cm Schnelladekanone.jpg #2</p> <hr /> <div>== Wikipedia-Arbeit ==<br /> <br /> [[Datei:Wikipedia-Löschkandidaten-Gesichtsausdruck.jpg|thumb|Typischer Wikipedia-Gesichtsausdruck]]<br /> * [[Benutzer:Jucos/Axiome|Meine Axiome]]<br /> * [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Heterosexualit%C3%A4t&amp;curid=8897&amp;diff=66021755&amp;oldid=66021737 4 Minuten langer Beweis warum Heterosexualität Idiotie ist]<br /> <br /> == Wikipedia - Artikel und Fotos (Auszug) ==<br /> <br /> === Artikel insgesamt ===<br /> <br /> * [http://toolserver.org/~tparis/pages/index.php?name=Jucos&amp;lang=de&amp;wiki=wikipedia&amp;namespace=0&amp;redirects=noredirects&amp;getall=1 Erstanlagen hier] und [http://vs.aka-online.de/wppagehiststat/ Beteiligung hier] einzusehen, einfach Artikel einsetzen und laufen lassen.<br /> <br /> === Film, Kunst, Musik, Medien &amp; Unterhaltung ===<br /> <br /> * [[Above-the-line-Kosten]] - [[Nena Ainhoren]] - [[Ancillary Rights]]<br /> * [[Back end (Filmrecht)]] - [[Rosa Barba]] - [[Isaac Bardavid]] - [[Roger Barton (Filmeditor)|Roger Barton]] - [[Felix Batsy]] - [[Below-the-line-Kosten]] - [[billiger.de]] - [[Norma Blum]] - [[Hansl Bock]] - [[Ludwig Bock (Maler)|Ludwig Bock]] - [[The Book of Bunny Suicides: Little Fluffy Rabbits Who Just Don’t Want to Live Any More]] (Übersetzung aus dem Englischen) - [[Neuza Borges]] - [[Box Office Bonus]] - [[Gilberto Braga]] - [[Breakdown (Zeichentrick)]] - [[Jens Brüggemann]] - [[Jürgen Brüning]] - [[Harald Budde]] - [[Fritz Burkhardt]] - [[Jason Butler Harner]] - [[Erich Büttner]] - <br /> * [[Captain &amp; Tennille]] - [[Mário Cardoso]] - [[Chain of title]] - [[Creative Producer]] (ÜA 2009) - <br /> * [[Nadya Derado]] - [[Benjamin Dernbecher]] - [[Dramaturgia Brasileira]] - [[Drehbuchentwicklung]] - [[Elsa Haensgen-Dingkuhn]]<br /> * [[Ehrlich Brothers]] - [[Christine Eichel]] - [[Eidophor]] - [[Erste Filmaufnahmeleitung]] (ÜA 2007) - <br /> * [[Rubens de Falco]] - [[Elisa Fernandes]] - [[Filmgeschäftsführung]] - [[Filmhaus]] - [[Filmhaus Frankfurt]] - [[Filmproduktion]] (ÜA 2005) - [[Filmproduktionsleitung]] - [[Chris Fisher (Regisseur)|Chris Fisher]] - [[Lady Francisco]] - [[Edgar Franzmann]] - [[Front-Light/Back-Light-Verfahren]] - [[Forum für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern]] - [[Oliver Flesch]]<br /> * [[Léa Garcia]] - [[Bernardo Guimarães]] - <br /> * [[Hard Candy (australische Band)]] - [[Hard Candy (dänische Band)]] - [[Megan Hauserman]] - [[Eva Heldmann]] - [[Georg Hummitzsch]]<br /> * [[Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln]] - [[Átila Iório]] - <br /> * [[Gerry Jochum]] - <br /> * [[Wolfgang Kaskeline]] - [[Klammerteilauswertung]] - [[Burak Karan]]<br /> * [[Locationscout]] - [[Edwin Luisi]] - [[Beatriz Lyra]] - <br /> * [[Alastair Mackenzie]] - [[David Mackenzie]] - [[Jake Mandell]] - [[Jürgen Marten]] - [[Gilberto Martinho]] - [[Henriette Morineau]] - [[Kira Georgijewna Muratowa]] - [[Ono Ngcala]] - [[Miniaturprojektion]] - [[Model]] (ÜA 2007)<br /> * [[Nullkopie (Film)]] - <br /> * [[Carlos Obers]] - [[Tom Ockers]] - [[Haroldo de Oliveira]]<br /> * [[Ralf Palandt]] - [[Zeni Pereira]] - [[Roberto Pirillo]] - [[Constanze Priester]] (ÜA 2005) - [[Produktionsspiegel]] - <br /> * [[Dary Reis]] - [[Return of the Bunny Suicides]] (Übersetzung aus dem Englischen) - [[Rosi S. M.]] - [[Thilo Reinhardt]] - [[Gemma Ray]] - [[Pavel Richtr]] - [[Reboot.fm]]<br /> * [[Lucélia Santos]] - [[Ramon Schack]] - [[Günter Schuler]] - [[Script/Continuity]] - [[Set-Runner]] - [[Tanja Selzer]] - [[Die Sklavin Isaura]] - [[Sandra Steffl]] - [[Künstlerhaus Sootbörn]] - [[Sammlung Boros]] - [[Kalle Sauerland]] - [[Pit Schultz]]<br /> * [[Cyril Tuschi]] - <br /> * [[Urge Overkill]] <br /> * [[Verrechnungsgeld (Filmgeschäft)]] - [[Todd Verow]] - [[Marcel Vértes]] - [[Vorproduktion (Film)]] - [[Deborah Voigt]] - [[Vorproduktion (Musik)]]<br /> * [[Kristeen Young]]<br /> * [[Der Wendelsweg in Frankfurt am Main]] - [[Windmaschine (Film)]] - [[Wolkentank]] - <br /> * [[Xerografie (Animation)]] - [[Yaneq]] - <br /> * [[Zeichenbrett (Animation)]] - [[Zoptic]]<br /> <br /> === Medizin, Frauen- und Kulturgeschichte u. a. ===<br /> <br /> * [[Abortfetischismus]] - [[Altersflecken]] - [[Apologie de la secte Anandryne]] - [[Autonepiophilie]] - [[Aux Belles Poules]] - <br /> * [[Beppy]] - <br /> * [[Charles Hammond]] - <br /> * [[Durchbruchblutung]] - <br /> * [[Ersatzhandlung]] - <br /> * [[Galactorrhoe]] - [[Margarete von Galen]] - [[Gebäralter]] - [[Matthias T. J. Grimme]] - [[Madame Gourdan]] - <br /> * [[Hurengespräche]] - <br /> * [[L’Étoile de Kléber]] - [[Lanterne Verte]] - [[Le Chabanais]] - [[Le Fourcy]] - [[Lisa Moos]] - [[Lotosfuß]] (ÜA teils unter IP 2006) - * [[Lubrikationsmangel]] - <br /> * [[Gustave Macé]] - [[Männliche Prostitution]] - [[Maison d’abattage]] - [[One Two Two]] - [[Orgasmus]] (ÜA 2005) [[Bild:Qsicon lesenswert.png|15px]]&amp;nbsp; - [[Pascha (Köln)]] - [[Pornfilmfestival Berlin]] - [[Prostatamassage]] (ÜA 2007) - [[Prostitution]] (ÜA 2005) - [[Prostitution im Mittelalter]] - <br /> * [[Rampenloch]] - <br /> * [[Quetschtechnik]] - <br /> * [[Schwangerschaftsrückbildung]] - [[Sebostase]] - [[Seborrhoea sicca]] - [[Sexualsprache]] - [[Spätgebärende]] - <br /> * [[Zwischenblutung]]<br /> <br /> === Geschichte, Geologie, Geographie ===<br /> <br /> * [[Klaas Bruinsma]] - <br /> * [[Klein &amp; Quenzer]] - [[Kriegshilfsdienstschaffnerin]] - <br /> * [[Gleiberg (Vulkan)]] - <br /> * [[Maria Oliverio]] - [[Marinestoßtruppkompanie]] - <br /> * [[Oppeln-Bronikowski]] - <br /> * [[Panzerlied]] - [[Piraterie]] (ÜA 2006) [[Bild:Qsicon lesenswert.png|15px]]&amp;nbsp; - <br /> * [[Schlachtfest]] - [[Servais Cabolet]] - [[Stift Tepl]] (ÜA 2009) - <br /> * [[Tyr-Rune (Orden)]] - <br /> * [[U 907]] - <br /> * [[Verdienstplakette der Berliner Verkehrsbetriebe]] - [[Vetzberg (Vulkan)]] - <br /> * [[Weßlinger See]] (ÜA 2005)<br /> <br /> === Alltagskultur und sonstiger Krimskrams===<br /> <br /> * [[Ralph Bany]] - [[Babor]] - [[Bärenschinken]] - <br /> * [[French Manicure]] - <br /> * [[Gille (Markenname)]] - <br /> * [[Horndünger]] - [[Hutschachtel]] - <br /> * [[Kartoffelkäse]] - <br /> * [[Lippenkonturenstift]] - <br /> * [[Nagelschere]] - [[Nageldesign]] - [[Nagelknipser]] - [[Nagellackentferner]] (Neuschrift 2006) - [[Nagelmodellage]] - [[Nageltip]] - [[Nagelweißstift]] - <br /> * [[Oscorna Dünger]] - <br /> * [[Rimmel]] - <br /> * [[Schatzkarte]] - [[Schaumweinglas]] (ÜA 2007) - [[Schiffsbohrwurm]] (ÜA 2006) - [[Schloss Beesenstedt]] (als IP) - [[Schminke]] (ÜA 2006) - [[Schneiderpuppe]] - [[Schuhschachtel]] - <br /> * [[Transparency International]] ''(Neuschrift 26.3.2006)''<br /> <br /> == Redaktionen und Portale ==<br /> <br /> === Gründung, Betreuung, Mitarbeit ===<br /> <br /> *[[Wikipedia:Redaktion Film und Fernsehen]]<br /> *[[Wikipedia:Redaktion Sexualität]]<br /> *[[Portal:Frau]] <br /> *[[Portal:Prostitution]]<br /> *[[Portal:Erotik und Pornografie]]<br /> *[[Portal:Liebe, Sexualität und Partnerschaft]]<br /> *[[Portal:BDSM und Fetisch]]<br /> <br /> ==Kultur und Nachtleben==<br /> &lt;gallery&gt;<br /> Bild:Konstantina Vassiliou- Enz.jpg|[[Konstantina Vassiliou-Enz]]<br /> Bild:0401.yaneq release 209.jpg|Rapper [[Flowin Immo]]<br /> Image:0105.GPS 018.jpg|Schauspielerin [[Constanze Priester]]<br /> Image:German rapper Ono Ngcala.jpg|Rapper [[Ono Ngcala]]<br /> Image:Bartendress_in_Berlin_Discotheque.jpg|[[Nadja Petri]]<br /> Image:Boy with baldness in discotheque and laptop.jpg|Berliner DJ<br /> Image:Yaneq aka Jan Kage (German actor and rapper).jpg|[[Yaneq]]<br /> Bild:Erlend Oye.jpg|[[Erlend Øye]]<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == [[Malta]] ==<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Bild:Grasmere Maersk in dock in Malta.jpg<br /> Bild:Malta 486.jpg <br /> Bild:Malta 485.jpg |3,7 cm Pak Modell 35/36; Dt. Afrikakorps; von hinten<br /> Bild:Malta 484.jpg |[[40-mm-Bofors-Geschütz|40mm-Bofors-Flak]]<br /> Bild:Malta 483.jpg |40mm-Bofors-Flak<br /> Bild:Malta 482.jpg |Gloster Gladiator<br /> Bild:Malta 480.jpg <br /> Bild:Malta 478.jpg |[[Signallampe]] zur Kommunikation auf See<br /> Bild:Malta 476.jpg |Fliegerbombe; 250 lbs; US/GB<br /> Bild:Malta 475.jpg <br /> Bild:Malta 474.jpg <br /> Bild:Malta 473.jpg <br /> Bild:Malta 472.jpg<br /> Bild:Malta 471.jpg<br /> Bild:Malta 470.jpg<br /> Bild:Malta 469.jpg |3,7 cm Pak Modell 35/36; Dt. Afrikakorps; von vorne<br /> Bild:Malta 468.jpg <br /> Bild:Glocke HMS Illustrious.jpg|Glocke der [[HMS Illustrious]]<br /> Bild:Malta 465.jpg |Uniform der Besatzung der brit. Festung &quot;HMS St. Angelo&quot;<br /> Bild:Malta 464.jpg <br /> Bild:Malta 463.jpg <br /> Bild:Malta 462.jpg <br /> Bild:Malta 461.jpg <br /> Bild:Malta 460.jpg <br /> Bild:Malta 459.jpg<br /> Bild:Malta 458.jpg<br /> Bild:Malta 457.jpg |Ankertaumine WWII<br /> Bild:Malta 456.jpg<br /> Bild:Malta 455.jpg <br /> Bild:Verschlussstück einer Ehrhardt-Rheinmetall 10,5 cm Schnelladekanone.jpg <br /> Bild:Malta 452.jpg <br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Sonstiges ==<br /> &lt;gallery&gt;<br /> <br /> Image:A German prostitute's self-portrait in a brothel.jpg| Wurde unbeabsichtigt zu einem der berühmtesten Bilder zum Thema [[Prostitution]] weltweit. (Besitzt inzwischen schon [https://www.tanjaselzer.de/painting/2011/ Kultstatus]...) <br /> Image:Cascari1.jpg|<br /> Image:Woman lying on bed, looking at mirror, Berlin 2001.jpg| <br /> <br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Create your own Juliana... ==<br /> &lt;gallery&gt;<br /> <br /> Bild:Jule-See1.jpg|Version von [[Benutzer:Wladyslaw Sojka|Wlady]]<br /> Bild:Jule-See als moderne Kunst.jpg| Version von [[Benutzer:Isderion|Isderion]] ;)<br /> Bild:Jule-See-2.jpg|entrauscht, etwas grün raus, vierteltöne, hotpixel entfernt ([[Benutzer:Smial|smial]])<br /> Bild:Jule-See-3.jpg|[[Benutzer:LSDSL|LSDSL]]<br /> Bild:Jule-See-4.jpg|Seufz! Ich wollte ... ([[Benutzer:Rainer Zenz|Rainer Z.]])<br /> Bild:Jule-See-5.jpg|auch mal versucht...[[Benutzer:Goldi64|Goldi64]]<br /> Image:Jule-See Briefmarke.jpg|+Briefmarke, [[user:AlMare|AM]]<br /> Image:Wikimail Jule 6cent Block.jpg<br /> Image:Wikimail Jule 6cent.jpg<br /> Bild:Wikimail Jule 6cent-stempel.jpg<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> <br /> == Bildung am Ende ==<br /> <br /> * [http://www.boobpedia.com/boobs/Main_Page Die ''wahre'' Wikipedia]<br /> * [http://www.youtube.com/watch?v=fEbQ8Zk2Yb8 Playing Wikipedia]<br /> * [http://www.youtube.com/watch?v=s8O-hv3w-MU&amp;feature=PlayList&amp;p=5E4B258B1FC077B6&amp;playnext=1&amp;playnext_from=PL&amp;index=54 London Bombings]<br /> *</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzerin:Juliana/Bilder&diff=254244460 Benutzerin:Juliana/Bilder 2025-03-16T05:42:37Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Malta 454.jpg → File:Verschlussstück einer Ehrhardt-Rheinmetall 10,5 cm Schnelladekanone.jpg #2</p> <hr /> <div>Kleiner Auszug meiner Bilder (im Falle der Israel-Bilder nur von mir hochgeladen). <br /> <br /> ==Kultur und Nachtleben==<br /> &lt;gallery&gt;<br /> Bild:Konstantina Vassiliou- Enz.jpg|[[Konstantina Vassiliou-Enz]]<br /> Bild:0401.yaneq release 209.jpg|Rapper [[Flowin Immo]]<br /> Image:0105.GPS 018.jpg|Schauspielerin [[Constanze Priester]]<br /> Image:German rapper Ono Ngcala.jpg|Rapper [[Ono Ngcala]]<br /> Image:Bartendress_in_Berlin_Discotheque.jpg|[[Nadja Petri]]<br /> Image:Boy with baldness in discotheque and laptop.jpg|Berliner DJ<br /> Image:Yaneq aka Jan Kage (German actor and rapper).jpg|[[Yaneq]]<br /> Bild:Erlend Oye.jpg|[[Erlend Øye]]<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == [[Malta]] ==<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> Bild:Grasmere Maersk in dock in Malta.jpg<br /> Bild:Malta 486.jpg <br /> Bild:Malta 485.jpg |3,7 cm Pak Modell 35/36; Dt. Afrikakorps; von hinten<br /> Bild:Malta 484.jpg |[[40-mm-Bofors-Geschütz|40mm-Bofors-Flak]]<br /> Bild:Malta 483.jpg |40mm-Bofors-Flak<br /> Bild:Malta 482.jpg |Gloster Gladiator<br /> Bild:Malta 480.jpg <br /> Bild:Malta 478.jpg |[[Signallampe]] zur Kommunikation auf See<br /> Bild:Malta 476.jpg |Fliegerbombe; 250 lbs; US/GB<br /> Bild:Malta 475.jpg <br /> Bild:Malta 474.jpg <br /> Bild:Malta 473.jpg <br /> Bild:Malta 472.jpg<br /> Bild:Malta 471.jpg<br /> Bild:Malta 470.jpg<br /> Bild:Malta 469.jpg |3,7 cm Pak Modell 35/36; Dt. Afrikakorps; von vorne<br /> Bild:Malta 468.jpg <br /> Bild:Glocke HMS Illustrious.jpg|Glocke der [[HMS Illustrious]]<br /> Bild:Malta 465.jpg |Uniform der Besatzung der brit. Festung &quot;HMS St. Angelo&quot;<br /> Bild:Malta 464.jpg <br /> Bild:Malta 463.jpg <br /> Bild:Malta 462.jpg <br /> Bild:Malta 461.jpg <br /> Bild:Malta 460.jpg <br /> Bild:Malta 459.jpg<br /> Bild:Malta 458.jpg<br /> Bild:Malta 457.jpg |Ankertaumine WWII<br /> Bild:Malta 456.jpg<br /> Bild:Malta 455.jpg <br /> Bild:Verschlussstück einer Ehrhardt-Rheinmetall 10,5 cm Schnelladekanone.jpg <br /> Bild:Malta 452.jpg <br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == [[Israel]] ==<br /> <br /> Von Daniel Maleck Lewy (nicht auf Wikipedia), von mir nur hochgeladen:<br /> <br /> &lt;gallery&gt;<br /> <br /> Image:East Jerusalem 4 019 Palestinian man, 2005.jpg<br /> Image:File 4020. Palestinian women with children, Jerusalem 2005.jpg<br /> Image: 5 001.Demonstration of Palestinian people against the walk of Jesus, Jerusalem 2005.jpg<br /> Image: 4 011.Cemetery of East Jerusalem with view to the City with Moshee2.jpg<br /> Image:4 030 Jews at the Western Wall , Jerusalem 2005.jpg<br /> <br /> Image:Israel 7 015 Store with flesh, Jerusalem 2005.jpg<br /> Image:Israel 6 016 Hand with Anarchy-Tattoo and money.jpg<br /> Image:Israel 7 017 Barber.jpg<br /> Image:Israel 7 014 Plate of cake.jpg<br /> Image:Israel 7 010 Jerusalem.jpg<br /> Image:Israel 1 023 Monument.jpg<br /> Image:Jerusalem 4 028 Jew with kosher food.jpg<br /> <br /> Image:Israel 8 Young israelic settler with rifle.jpg<br /> Image:Israel 8 Soldiers.JPG<br /> Image:Israel 8 Graffity.JPG<br /> Image:Israelic Flag.JPG<br /> Image:Israel 6 025 Redlight Bar.jpg <br /> Image:4 013 Cemetery in East Jerusalem, Stone.jpg <br /> Image: 5 010 Via Dolorosa- Walk in Jerusalem, with Jesus Christ-Actor and Press.jpg <br /> Image:Jerusalem 5 009.Jesus Christ Walk of Tears on the Via Dolorosa in Jerusalem.jpg <br /> Image:Israel 4 021.Israelic Soldier.jpg <br /> Image:Israel 3 023 Israelic Aeroplane.jpg <br /> Image:Israel 2 029 Sign.jpg <br /> Image: 4 009 Jewish Cemetery in East Jerusalem.jpg <br /> Image:Israel 3 002.Trash.jpg <br /> Image:Israel 2 021 Sleeping Rucksack-Tourist.jpg <br /> Image:Israel 2 017.Rucksack-Tourists.jpg <br /> Image:Israel 2 037.Car in the Desert of Negev.jpg <br /> Image:Israel_3_009.Religious_Jew_on_a_Daily-Market.jpg <br /> Image:M113_armored_personnel_carriers,_Israeli_Defence_Forces_-_2005.jpg <br /> Image:Palestine 2 001. Qumran.jpg <br /> Image:Israel 1 036 Little palestinensic boys.jpg <br /> Image:Israel 1 027.Young male religious Jews.jpg <br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Create your own Juliana... ==<br /> &lt;gallery&gt;<br /> <br /> Bild:Jule-See1.jpg|Version von [[Benutzer:Wladyslaw Sojka|Wlady]]<br /> Bild:Jule-See als moderne Kunst.jpg| Version von [[Benutzer:Isderion|Isderion]] ;)<br /> Bild:Jule-See-2.jpg|entrauscht, etwas grün raus, vierteltöne, hotpixel entfernt ([[Benutzer:Smial|smial]])<br /> Bild:Jule-See-3.jpg|[[Benutzer:LSDSL|LSDSL]]<br /> Bild:Jule-See-4.jpg|Seufz! Ich wollte ... ([[Benutzer:Rainer Zenz|Rainer Z.]])<br /> Bild:Jule-See-5.jpg|auch mal versucht...[[Benutzer:Goldi64|Goldi64]]<br /> Image:Jule-See Briefmarke.jpg|+Briefmarke, [[user:AlMare|AM]]<br /> Image:Wikimail Jule 6cent Block.jpg<br /> Image:Wikimail Jule 6cent.jpg<br /> Bild:Wikimail Jule 6cent-stempel.jpg<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Sonstiges ==<br /> &lt;gallery&gt;<br /> <br /> Image:A German prostitute's self-portrait in a brothel.jpg| <br /> Image:Cascari1.jpg|<br /> Image:59120064 German whores in backstage, freshing up their Make-Up, Berlin 2001.JPG| <br /> Image:Woman lying on bed, looking at mirror, Berlin 2001.jpg| <br /> Image:Freier .JPG|<br /> Image:Porno-Akteure erhalten während eines Drehs Regieanweisungen (München 2004).jpg|<br /> <br /> &lt;/gallery&gt;</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Maurice_FitzGerald&diff=253795489 Maurice FitzGerald 2025-03-01T15:56:01Z <p>Lotje: /* Weblinks */</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|behandelt den Normannen. Zum Earl of Desmond siehe [[Maurice FitzGerald, 2. Earl of Desmond]].}}<br /> '''Maurice FitzGerald''' († [[1. September]] [[1176]] in [[Wexford (Stadt)|Wexford]]) war ein [[Cambro-Normannen|cambro-normannischer]] Adliger und einer der Anführer der ersten [[Anglonormannische Eroberung von Irland|anglonormannischen Eroberung Irlands]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Er war ein Sohn von [[Gerald of Windsor]], dem [[Constabler|Constable]] von [[Pembroke Castle|Pembroke]], und der walisischen Fürstentochter [[Nest ferch Rhys]]. Sein Bruder [[David FitzGerald|David]] wurde [[Bischof von St Davids]], durch seine Mutter hatte er zahlreiche Halbbrüder, unter anderem ''Robert FitzHenry'', [[Henry FitzHenry]] und [[Robert FitzStephen]].<br /> <br /> 1136 war er einer der Anführer in der [[Schlacht von Crug Mawr]], deren Ausgang zum Verlust der anglonormannischen Herrschaft über [[Ceredigion]] führte. 1146 war er Lord von Emlyn und Constable von [[Llansteffan Castle]]. Als die Burg 1146 von den Walisern unter [[Cadell ap Gruffydd]] und [[Hywel ab Owain]] erobert wurde, unternahm er einen vergeblichen Rückeroberungsversuch. <br /> <br /> 1167 suchte [[Diarmuid Mac Murchadha Caomhánach]], der König von [[Leinster]], der vom damaligen [[Irische Hochkönige|Hochkönig]] von [[Connacht]], [[Ruaidhrí Ua Conchobair]] und seinem Verbündeten [[Tigernán Ua Ruairc]] im August 1166 aus seinem Reich ins Exil getrieben wurde, Unterstützung beim englischen König [[Heinrich II. (England)|Heinrich&amp;nbsp;II.]] Heinrich&amp;nbsp;II. gab Diarmuid jedoch keine konkreten Zusagen, so dass dieser nach Wales ging, wo er Maurice FitzGerald für sein Anliegen gewann. Maurice sollte ihn mit einer Streitmacht bei der Rückeroberung von Leinster unterstützen, als Gegenleistung bot Diarmuid die Herrschaft über [[Wexford (Stadt)|Wexford]] an. Maurice vereinbarte mit [[Rhys ap Gruffydd]], dem walisischen Fürsten von Deheubarth, dass sein Halbbruder Robert FitzStephen aus dessen Gefangenschaft entlassen wird, wenn er an einem Feldzug nach Irland teilnähme. Im Mai 1169 verließ Maurice zusammen mit Robert FitzStephen sowie mit seinen Neffen [[Meiler FitzHenry]] und Miles of St Davids und einer Armee von fast 400 Mann [[Milford Haven|Milford]] und landete in der ''Bannow Bay'' an der Südküste von [[Wexford County|Wexford]]. Damit war ihre Streitmacht die erste anglonormannische Armee, die in Irland landete. Am folgenden Tag erhielten sie Unterstützung durch ''Maurice Prendergast'', der mit über 300 Mann ebenfalls in der Bucht landete. Zusammen mit Diarmuids irischen Kriegern konnten sie Wexford erobern. In einem anschließenden Feldzug marschierten sie nach [[Ossory|Osraige]], wo sie Ruaidri Ua Conchobair mit seiner Armee angriff. Die Anglonormannen konnten den Angriff abwehren und handelten schließlich einen Vertrag aus, nach dem Diarmuid Ruaidri als Hochkönig anerkannte und Diarmudi Herrscher von Leinster blieb, während die Anglonormannen Wexford behielten. Anschließend führte Maurice einen ersten Streifzug Richtung [[Dublin]]. <br /> <br /> Am 23. August 1170 landete [[Richard de Clare, 2. Earl of Pembroke|Richard Strongbow]] mit einer weiteren anglonormannischen Streitmacht in Irland. Maurice stieß mit seiner Truppe zu ihm und unterstützte ihn bei der Eroberung von [[Waterford]], das bereits am 25. August erobert wurde. Anschließend gelang es Strongbow, am 21. September Dublin zu erobern. Nachdem Diarmuid im Frühjahr 1171 gestorben war, versuchte Strongbow, der inzwischen Diarmuids Schwiegersohn geworden war, seine Nachfolge anzutreten. Dies führte jedoch zu einer Rebellion der Iren, in deren Folge die Anglonormannen in Dublin von einem Neffen Diarmuids und Ruaidri belagert wurden. Maurice gehörte mit seinem Neffen [[Raymond FitzGerald]] zu den Verteidigern, die nach zweimonatiger Belagerung schließlich einen Ausfall aus der Stadt unternahmen und die Iren in die Flucht schlugen.<br /> <br /> Im Oktober 1171 landete Heinrich&amp;nbsp;II. in Irland. Er bestimmte Wexford zum königlichen Besitz und überging damit die Ansprüche FitzGeralds, übergab ihm aber die Verwaltung des Cantred [[Offaly|Uí Fáeláin]] sowie [[Naas (Irland)|Naas]]. Als [[Tigernán Ua Ruairc]], der König von [[Brefni]] 1172 während der Verhandlungen mit dem königlichen Stellvertreter [[Hugh de Lacy (Lord of Meath)|Hugh de Lacy]] auf dem Hügel von Tlachtga in [[Meath]] getötet wurde, war er anwesend. FitzGerald kehrte nach Wales zurück, doch Strongbow bat ihn 1173 nach Irland zurück. Maurice musste die Verwaltung von Uí Fáeláin an Strongbow übergeben, erhielt aber von Strongbow ein Lehen in [[County Wicklow|Wicklow]] zwischen [[Bray (County Wicklow)|Bray]] und [[Arklow]]. Zur Sicherung seines Besitzes erbaute er [[The Black Castle]] bei [[Wicklow (Irland)|Wicklow]].&lt;ref&gt;{{Internetquelle | url=http://visitwicklow.ie/attractions/black-castle/|titel=Black Castle |werk=Homepage von Wicklow |abruf=2013-11-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Familie und Nachkommen ==<br /> Er war mit Alice, einer Tochter von [[Arnulf de Montgomery]] verheiratet. Sie hatten folgende Kinder:<br /> * Nest ⚭ Hervey de Montmorency<br /> * William († 1199) ⚭ Alina de Clare, eine Tochter von Strongbow<br /> * Gerald († 1204) ⚭ Eva of Bermingham <br /> * Thomas fitz Maurice FitzGerald <br /> Maurice Erbe wurde sein Sohn William. Die Frau seines Sohnes Gerald wurde Erbin der Herrschaft Offaly, ihre Nachkommen wurden 1316 zum [[Earl of Kildare]] erhoben. Thomas fitz Maurice FitzGerald wurde zum Stammvater der [[Earl of Desmond|Earls of Desmond]].<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{OxfordDNB |Autor=M.T. Flanagan |Lemma=Fitzgerald, Maurice |ID=9574 |Band= |SeiteVon= |SeiteBis= |Stand=}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://wbo.llgc.org.uk/en/s-FITZ-MAU-1176.html Bertie George Charles:] ''Fitzgerald, Maurice''. In: ''Welsh Biography Online''. The National Library of Wales (englisch); abgerufen am 16. November 2013.<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Militärperson (England)]]<br /> [[Kategorie:Britischer Adliger]]<br /> [[Kategorie:Person (irische Geschichte)]]<br /> [[Kategorie:Familienmitglied des Adelsgeschlechts FitzGerald]]<br /> [[Kategorie:Normanne]]<br /> [[Kategorie:Geboren im 12. Jahrhundert]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1176]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Maurice FitzGerald<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Maurice Fitzgerald<br /> |KURZBESCHREIBUNG=cambro-normannischer Adliger und Anführer der ersten anglonormannischen Invasion Irlands<br /> |GEBURTSDATUM=12. Jahrhundert<br /> |GEBURTSORT=<br /> |STERBEDATUM=1. September 1176<br /> |STERBEORT=[[Wexford (Stadt)|Wexford]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Paul_Kn%C3%B6tel&diff=253382215 Paul Knötel 2025-02-16T10:24:11Z <p>Lotje: +Datei</p> <hr /> <div>[[Datei:Paul Knötel (1928).jpg|mini|Paul Knötel]]<br /> '''Paul Knötel''' (* [[2. Dezember]] [[1858]] in [[Głogów|Glogau]], [[Provinz Schlesien]]; † [[15. März]] [[1934]]) war ein deutscher Gymnasiallehrer und [[Landeshistoriker]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Als Sohn des Schriftstellers Augustin Knötel besuchte Paul Knötel das katholische Gymnasium Glogau. Nach dem Abitur studierte er an der [[Universität Breslau]] [[Geschichte]] und [[Geographie|Erdkunde]]. Er bestand 1885 die Lehramtsprüfung und leistete das [[Probejahr]] an seiner früheren Schule ab. Dort war er von Herbst 1886 bis zum 1. Juni 1894 wissenschaftlicher Hilfslehrer. 1890 wurde er von der [[Friedrich-Schiller-Universität Jena|Universität Jena]] zum [[Dr. phil.]] promoviert.&lt;ref&gt;Dissertation: ''Über die Figurengrabmäler Schlesiens''.&lt;/ref&gt; Von Glogau kam er nach [[Katowice|Kattowitz]] und an die [[Realgymnasium|Realgymnasien]] in [[Dzierżoniów|Reichenbach]] und [[Tarnowskie Góry|Tarnowitz]]. An der Tarnowitzer Schule wurde er als [[Oberlehrer]] angestellt. Zuletzt wurde er nach Kattowitz berufen.&lt;ref&gt;[http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2008/6116/pdf/Koessler-Kaak-Kysaeus.pdf Koesslers Lehrerlexikon]&lt;/ref&gt; Zum 1. April 1920 trat er in den Ruhestand.<br /> <br /> Zahlreiche Aufsätze von ihm erschienen in der ''Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Altertum Schlesiens'', in ''Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift'', in der von [[Ezechiel Zivier]] herausgegebenen ''Vierteljahrsschrift für Geschichte und Heimatkunde der Grafschaft Glatz'', in der von ihm selbst herausgegebenen Monatsschrift ''Oberschlesien'', in ''Der Wanderer im Riesengebirge'', in der ''Zeitschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie'', der ''Zeitschrift für den deutschen Unterricht'', der von [[Ernst Wachler (Autor)|Ernst Wachler]] herausgegebenen ''Deutschen Zeitschrift'', der von Hettler herausgegebenen ''Zeitschrift für den geschichtlichen Unterricht'' und im ''Pädagogischen Archiv''.&lt;ref&gt;Programm Kattowitz Gymnasium 1905.&lt;/ref&gt; <br /> <br /> == Werke ==<br /> * mit R. Scholz: ''Glogau. Ein Führer durch Stadt und Kreis''. Flemming, Glogau o. J. <br /> * ''Die Städtewappen Oberschlesien. Mit 61 Abbildungen''. Tarnowitz 1894.&lt;ref name=&quot;ProTar&quot;&gt;Programm Tarnowitz Realgymnasium.&lt;/ref&gt; <br /> * ''Bilderatlas zur deutschen Geschichte''. Velhagen &amp; Klasing, Bielefeld und Leipzig 1895. <br /> * ''Illustrierte allgemeine Kunstgeschichte im Umriß''. Spamer, Leipzig 1902. <br /> * ''Bürgerliche Heraldik. Mit 17 Abbildungen''. Tarnowitz 1902; 2. Aufl. Kothe, Tarnowitz 1903.&lt;ref name=&quot;ProTar&quot; /&gt;<br /> * ''Im Kampf um die Heimat. Eine Geschichte aus schweren Tagen''. Siwinna, Kattowitz 1904. <br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * ''Knötel, Paul'', Deutsche Biographie, [https://www.deutsche-biographie.de/pnd116259248.html ADB]<br /> * [http://opac.regesta-imperii.de/lang_en/autoren.php?name=Kn%C3%B6tel%2C+Paul Regesta Imperii]<br /> * {{Kalliope|116259248}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=116259248|VIAF=8134804}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Knötel, Paul}}<br /> [[Kategorie:Landeshistoriker (Preußen)]]<br /> [[Kategorie:Person (Schlesien)]]<br /> [[Kategorie:Person (Głogów)]]<br /> [[Kategorie:Person (Katowice)]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1858]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1934]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> [[Kategorie:Gymnasiallehrer]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Knötel, Paul <br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Philologe und Historiker<br /> |GEBURTSDATUM=2. Dezember 1858 <br /> |GEBURTSORT=[[Głogów|Glogau]], [[Provinz Schlesien]]<br /> |STERBEDATUM=15. März 1934<br /> |STERBEORT= <br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Eduard_Ey-Steineck&diff=253088209 Diskussion:Eduard Ey-Steineck 2025-02-07T17:11:18Z <p>Lotje: Neuer Abschnitt /* Bild */</p> <hr /> <div>== Bild ==<br /> <br /> [[Datei:Eerste Wereldoorlog, SFA022802014.jpg|mini|Major Ey in Moelingen vielleicht?]] --[[Benutzerin:Lotje|Lotje]] ([[Benutzerin Diskussion:Lotje|Diskussion]]) 18:11, 7. Feb. 2025 (CET)</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=EY&diff=253088031 EY 2025-02-07T17:03:53Z <p>Lotje: -hard return</p> <hr /> <div>'''EY''' steht als Abkürzung für:<br /> * [[Ernst &amp; Young]], eine der vier großen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften weltweit<br /> * [[Etihad Airways]], IATA-Code der Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate<br /> * [[European Youngster Cup]]<br /> * [[E.Y. Electronic Systems]], international tätige türkische Elektronikmarke<br /> * ''EY'', griechisches Kfz-Kennzeichen für [[Lefkada (Regionalbezirk)]]<br /> * ''EY'', Staatszugehörigkeitszeichen für Luftfahrzeuge aus Tadschikistan, siehe [[Luftfahrzeugkennzeichen #Liste der Staatszugehörigkeitszeichen]]<br /> * ''EY'', Litauen nach dem ICAO-Code, siehe [[ICAO-Flugplatzcode #Aufbau des ICAO-Codes: Erster Teil]]<br /> * [[EY Betriebskrankenkasse]]&lt;!-- www.ey-bkk.de/fileadmin/eybkk/pdf/Satzung/Satzung.pdf --&gt; der deutschen ''Ernst &amp; Young GmbH'', Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br /> <br /> Unterscheidungszeichen auf Kfz-Kennzeichen:<br /> * Großbritannien: [[Chelmsford]]<br /> * Norwegen: [[Kirkenes]] in der Provinz Finnmark<br /> <br /> <br /> '''Ey''' steht für:<br /> * ''Ey'', Flur- und Ortsname im alemannischen (Schweizer) Sprachraum, umgelautete und hierauf entrundete Nebenform zu [[Au]]/[[Aue]] = Gelände am Wasser<br /> * [[Ey Iran]], Hymne zu Ehren des Iran (Persien)<br /> <br /> Personen:<br /> * [[Adolf Ey]] (1844–1934), deutscher Philologe<br /> * [[August Ey]] (1810–1870), deutscher Volkskundler, Märchen- und Sagensammler<br /> * [[Eduard Ey-Steineck]] (1849–1931), preußischer Offizier<br /> * [[Henri Ey]] (1900–1977), französischer Psychiater<br /> * [[Johanna Ey]] (1864–1947), während der Zwanziger Jahre eine bedeutende Galeristin und Förderin moderner Malerei<br /> * [[Jürgen Ey]] (* 1946), deutscher Fußballspieler<br /> {{:Ludwig Ey}}<br /> * [[Luise Ey]] (1854–1936), deutsche Philologin, Übersetzerin und Romanistin <br /> {{:Richard Ey}}<br /> * [[Ey (Oberharzer Familie)]], Familie Ey aus Clausthal<br /> <br /> <br /> '''Siehe auch:'''<br /> * [[Ei (Begriffsklärung)]]<br /> * [[Ay (Begriffsklärung)]]<br /> * [[Ai]]<br /> {{Wiktionary|ey}}<br /> <br /> {{Begriffsklärung}}<br /> [[Kategorie:Abkürzung]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Erich_Gimpel&diff=253049214 Erich Gimpel 2025-02-06T15:38:48Z <p>Lotje: +Datei</p> <hr /> <div>[[Datei:1956-erich-gimpel-spy-press-photo 1 d08a0349e666de3a2360f59e88de2a56.jpg|mini|Erich Gimpel (rechts) mit [[Harry S. Truman]] in 1956.]]<br /> <br /> '''Erich Gimpel''' (* [[25. März]] [[1910]] in [[Merseburg]]; † [[3. September]] [[2010]] in [[São Paulo]]) war ein [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|deutscher]] [[Spionage|Spion]] im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Zusammen mit [[William Colepaugh]] (25. März 1918 bis 16. März 2005) wurde er 1944 im Rahmen des „[[Unternehmen Elster|Unternehmens Elster]]“ in die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] gebracht, wo er vom [[Federal Bureau of Investigation|FBI]] in [[New York City]] festgenommen wurde.&lt;ref name=&quot;Lamphere&quot;&gt;[http://books.google.com/books?id=IB_ShD9fTcsC&amp;pg=PA4&amp;dq=%22erich+gimpel%22&amp;hl=en&amp;ei=gG96TeClJsParAH01_iPBg&amp;sa=X&amp;oi=book_result&amp;ct=result&amp;resnum=5&amp;ved=0CD8Q6AEwBA#v=onepage&amp;q=%22erich%20gimpel%22&amp;f=false books.google.com] Lamphere, Robert J. and Schactman, Tom „The FBI-KGB war: a special agent's story“, Mercer University Press, 1995, Page 7. ISBN 978-0-86554-477-2. Abgerufen am 24. Dezember 2014 (engl.)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Deutscher Geheimagent ==<br /> Gimpel war in den [[1930er Jahre]]n als Funker für Bergbaugesellschaften in [[Peru]] tätig. Zu Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde er [[Spionage|Geheimagent]] und übermittelte die Bewegungen feindlicher Schiffe nach Deutschland. Als die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] im Dezember 1941 in den Krieg [[Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg|eintraten]], wurde Gimpel nach [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschland]] zurückbeordert, in der Folge arbeitete er als Agent in [[Spanien]].<br /> <br /> Er erhielt dann eine Ausbildung als Spion in Hamburg, danach wurde ihm eine Aufgabe im von den Deutschen besetzten [[Den Haag]] zugeteilt. Dort traf er erstmals den US-Amerikaner [[William Colepaugh]], der ihn letztendlich verriet. Auch wenn Colepaugh wenig verlässlich war, so fühlte Gimpel doch, dass er einen US-Amerikaner brauchte, um seine Mission in den Vereinigten Staaten zu bewerkstelligen.<br /> <br /> Im Rahmen des „[[Unternehmen Elster|Unternehmens Elster]]“ wurden die beiden mit dem [[U-Boot|Unterseeboot]] ''[[U 1230]]'' in die USA gebracht und am [[Hancock (Maine)|Hancock Point]] im [[Golf von Maine]] am 29. November 1944 an Land gesetzt. Ihre Aufgabe war, Informationen über den Fortschritt der Alliierten im Kriegsverlauf zu sammeln und sie über einen 80-Watt-Radiosender nach Deutschland zu übermitteln, den Gimpel bauen sollte.<br /> <br /> Sie schafften es zusammen bis [[Boston]] und dann mit dem Zug nach [[New York City]], wo sich Colepaugh absetzte, einen alten Schulfreund besuchte und sich diesem anvertraute. Das FBI suchte bereits nach deutschen Agenten, da ein kanadisches Schiff in der Nähe der Küste von Maine versenkt worden war – was auf die Anwesenheit eines U-Boots schließen ließ – und weil Anwohner verdächtige Beobachtungen gemeldet hatten. Der Freund Colepaughs informierte das FBI, das Colepaugh befragte. Colepaugh legte ein Geständnis ab und ermöglichte damit, Gimpel zu fassen.<br /> <br /> == Kriegsgefangener ==<br /> Nach Gimpels Festnahme wurden die Spione auf Weisung des [[United States Attorney General|Attorney General]] an die US-Militärgerichtsbarkeit übergeben. Im Februar 1945 wurden sie vor einem [[Militärgericht]] wegen [[Verschwörung]] und Verletzung des Artikels 82 der [[Genfer Konventionen|Genfer Konvention]] angeklagt. Sie wurden schuldig gesprochen und [[Todesstrafe in den Vereinigten Staaten|zum Tod]] durch [[Hängen]] verurteilt. Die Vollstreckung wurde allerdings durch den unerwarteten Tod von [[Präsident der Vereinigten Staaten|Präsident]] [[Franklin D. Roosevelt]] verzögert, da es den Brauch gab, während der [[Staatstrauer]] keine Todesurteile zu vollstrecken. Am 23. Juni 1945 wurden durch den neuen Präsidenten [[Harry S. Truman]] die Todesurteile in [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslange Haft]] abgemildert, da der Krieg in Europa beendet war und Colepaugh mit dem FBI kooperiert hatte.<br /> <br /> Gimpel wurde in [[Alcatraz]] inhaftiert, wo er [[Schach]]-Partner von [[Machine Gun Kelly (Krimineller)|Machine Gun Kelly]] wurde. Nach zehn Jahren wurde Gimpel 1955 begnadigt (Colepaugh 1960) und aus der Haft nach Deutschland entlassen, später wanderte er nach [[Südamerika]] aus.<br /> <br /> == Nach der Haft ==<br /> Gimpel war die letzte Person, die von einem US-amerikanischen Militärgericht des Zweiten Weltkriegs abgeurteilt wurde.<br /> <br /> Seine zusammen mit [[Will Berthold]] verfasste Biografie, in der er seine Untergrundtätigkeit beschrieb, erschien 1956 im [[Süddeutscher Verlag|Süddeutschen Verlag]] unter dem Titel ''Spion für Deutschland''.<br /> <br /> Nach den [[Terroranschläge am 11. September 2001|Terrorangriffen des September 2001]] wurden mehrere Bücher über deutsche Spione in den USA aus der NS-Zeit veröffentlicht, wobei sein Buch unter dem Titel ''Agent 146'' im Jahr 2003 wieder aufgelegt wurde. Von [[Oliver North]] wurde er für dessen [[Fox News Channel|Fox News]]-Programm ''War Stories with Oliver North'' in der Episode „Agent 146: Spying for the Third Reich“ interviewt.<br /> <br /> Er starb 2010 in [[São Paulo]], [[Brasilien]].&lt;ref&gt;{{cite news<br /> | url = http://www.nydailynews.com/archives/entertainment/2003/01/19/2003-01-19__the_sidekick_from_hell__how.html<br /> | author = Connelly, Sheryl<br /> | title = The sidekick from hell; how a Nazi agent was thwarted by his drunken partner<br /> | date = 19. Januar 2003<br /> | newspaper = New York Daily News<br /> | archiveurl = https://web.archive.org/web/20110629085206/http://www.nydailynews.com/archives/entertainment/2003/01/19/2003-01-19__the_sidekick_from_hell__how.html<br /> | archivedate = 2011-06-29<br /> | language= English<br /> }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Datei:Spion für Deutschland 1956.jpg|mini|Spion für Deutschland, Filmplakat von [[Helmuth Ellgaard]], 1956]]<br /> <br /> == Film ==<br /> Das Buch wurde 1956 von [[Werner Klingler]] als ''[[Spion für Deutschland]]'' verfilmt, das Drehbuch verfasste [[Herbert Reinecker]], [[Martin Held]] spielte die Hauptrolle, weitere Rollen wurden mit [[Nadja Tiller]], [[Walter Giller]], [[Gustav Knuth]], [[Günter Pfitzmann]], [[Heinz Drache (Schauspieler)|Heinz Drache]] und anderen bekannten Schauspielern besetzt. Bei der Filmkritik und beim Publikum fiel der Film allerdings durch, da er sich einerseits zu sehr an Gimpels Buch orientierte, um wirklich spannend zu sein, andererseits aber zu viele unglaubwürdige Ausschmückungen – unter anderem eine Liebesgeschichte mit der Amerikanerin Joan – enthielt, um als Tatsachenbericht durchzugehen.&lt;ref&gt;[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43064986.html Filmkritik im „Spiegel“]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[http://www.imdb.com/title/tt0049788/ Der Film „Spion für Deutschland (1956)“ auf IMDB]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [http://www.americainwwii.com/stories/nazispiescomeashore.html Gimpel und Colepaugh] (engl.)<br /> * [http://www.fas.org/irp/ops/ci/docs/ci2/2ch1_a.htm#cole Artikel über Colepaugh und Gimpel] auf fas.org (engl.)<br /> * [http://www.ibiblio.org/hyperwar/USN/rep/U-1230/ Bericht über die Befragung von Colepaugh und Gimpel] auf ibiblio.org (engl.)<br /> * [http://web.archive.org/web/20141216233203/http://www.history.navy.mil/faqs/faq114-1.htm#anchor641128 Bericht über Colepaugh und Gimpel] auf navy.mil (engl.)<br /> * [https://web.archive.org/web/20170411124155/http://www.captaind.com/spies.html „The Story Behind Germany's World War II Invasion of Frenchman Bay“, ein Interview mit dem früheren CIA-Agenten Richard Gay] (engl.), Archivlink abgerufen am 25. Juli 2022<br /> * [http://news.google.com/newspapers?id=wfZPAAAAIBAJ&amp;sjid=F1UDAAAAIBAJ&amp;pg=5614,4185511&amp;dq=Colepaugh+Gimpel&amp;hl=en „G-Men Grab Two Nazi Spies“] (engl.)<br /> * {{NNDB Name|384/000136973}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=118695029|LCCN=n/2002/40127|VIAF=51046088}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Gimpel, Erich}}<br /> [[Kategorie:Nachrichtendienstliche Person (Deutsches Reich)]]<br /> [[Kategorie:Nachrichtendienstliche Person im Zweiten Weltkrieg]]<br /> [[Kategorie:Zum Tode verurteilte Person]]<br /> [[Kategorie:Deutscher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1910]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 2010]]<br /> [[Kategorie:Hundertjähriger]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Gimpel, Erich<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Miller, Frank (Pseudonym); Green, Edward (Pseudonym)<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Spion in den USA<br /> |GEBURTSDATUM=25. März 1910<br /> |GEBURTSORT=[[Merseburg]]<br /> |STERBEDATUM=3. September 2010<br /> |STERBEORT=[[São Paulo]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=CMS_(Unternehmen)&diff=252981443 CMS (Unternehmen) 2025-02-04T13:18:38Z <p>Lotje: +Wikilink</p> <hr /> <div><br /> {{Infobox Unternehmen<br /> | Name = CMS Legal Services EEIG/EWIV<br /> | Logo = CMS_Law_Tax_Future_2021_New_Logo.png<br /> | Unternehmensform = [[Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung]]<br /> | ISIN = <br /> | Gründungsdatum = 20. Dezember 1999<br /> | Auflösungsdatum = <br /> | Auflösungsgrund = <br /> | Sitz = [[Frankfurt am Main]]&lt;br&gt;{{DEU}}<br /> | Leitung = Pierre-Sébastien Thill&lt;br&gt;(Vorsitzender)<br /> | Mitarbeiterzahl = ca. 9.800, davon etwa 6.300 Anwälte<br /> | Umsatz = 1,957 [[Milliarde|Mrd.]] [[Euro]] (2023)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=CMS Legal Services |sprache=de |url=https://cms.law/de/deu/news-information/cms-im-jahr-2023-weiter-auf-wachstumskurs |titel =CMS im Jahr 2023 weiter auf Wachtstumskurs|werk= |datum=2024-08-14|zugriff=2024-09-25}}&lt;/ref&gt;<br /> | Stand = <br /> | Branche = [[Rechtsberatung|Rechts-]] und [[Steuerberatung]]<br /> | Homepage = [https://cms.law cms.law]<br /> }}<br /> <br /> '''CMS''' ist eine internationale [[Anwaltssozietät|Wirtschaftskanzlei]], die [[Rechtsberatung|Rechts-]] und [[Steuerberatung]]sleistungen anbietet.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Aebra Coe |url=https://www.law360.com/articles/805829/int-l-law-firm-cms-revenue-breaks-through-1b-barrier |titel=Int’l Law Firm CMS’ Revenue Breaks Through €1B Barrier |werk=Law360 |hrsg=Portfolio Media |datum=2016-06-10 |zugriff=2019-03-01 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Sie berät Unternehmen in [[Wirtschaftsrecht|wirtschaftsrechtlichen]] Fragestellungen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Patrick Peters |Titel=Beratung bei strategischen Themen |Hrsg= |Sammelwerk=Bergische Morgenpost |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2014-03-21 |Sprache=de |ISBN= |Seiten=}}&lt;/ref&gt; Zu CMS gehören 18 unabhängige Kanzleien mit 84 Standorten in 47 Ländern.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://cms.law/de/deu/about-us/ueber-uns |titel=Über uns |hrsg=CMS |sprache=deutsch |abruf=2024-07-22}}&lt;/ref&gt; In Deutschland liegt CMS hinter [[Freshfields]] auf Platz 2 der umsatzstärksten Anwaltskanzleien.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.juve-plus.de/market-intelligence/nachricht-umsatz-juve100-2023/ |titel=Nachricht Umsatz JUVE100 2023 |werk=JUVE plus |sprache=de-DE |abruf=2024-07-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> 1999 schlossen sich sechs europäische Sozietäten mit 1.400 Anwälten und rund 500 Millionen [[Deutsche Mark|Mark]] [[Erlös|Umsatz]] zu CMS zusammen.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Wirtschaftskanzleien fusionieren |Sammelwerk=Hamburger Abendblatt |Datum=1999-04-30 |Sprache=de |Seiten=21}}&lt;/ref&gt; Unter der Marke CMS – benannt nach zwei der Gründungskanzleien: '''C'''ameron '''M'''cKenna (UK) und Hasche '''S'''igle (DE) – entstand eine „Partnerschaft der Partnerschaften“.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Neue Vereinigung von Anwälten |Sammelwerk=Börsen-Zeitung |Datum=1999-05-04 |Sprache=de |Seiten=26}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Alexander Pfeffer |Titel=Europäische Union der Anwälte |Sammelwerk=WirtschaftsBlatt |Datum=1999-06-22 |Sprache=de |Seiten=6}}&lt;/ref&gt; Die beteiligten Sozietäten behielten ihre angestammten Namen bei.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.thelawyer.com/issues/19-november-2007/integration-push-sparks-cms-name-dropping-row/ |titel=Integration Push Sparks CMS Name-Dropping Row |werk=The Laywer |datum=2007-11-19 |zugriff=2019-03-11 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Eine gemeinsame Dienstleistungsgesellschaft wurde gegründet, die Verwaltungs- und IT-Dienstleistungen für die Mitglieder erbringt.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Walther Becker |Titel=CMS Hasche Sigle ist eigenständig im Verbund |Sammelwerk=Börsen-Zeitung |Datum=2003-04-01 |Sprache=de |Seiten=10}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zunächst gehörten zu CMS unter anderem Sozietäten aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und dem Vereinigten Königreich.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=Sechs europäische Spitzen-Kanzleien arbeiten zusammen |Sammelwerk=Die Welt |Datum=1999-04-29 |Sprache=de |Seiten=2}}&lt;/ref&gt; Im Laufe der 2000er Jahre kamen weitere Kanzleien aus Frankreich, Italien, Monaco, der Schweiz und Spanien sowie weiteren Staaten hinzu.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.thelawyer.com/issues/12-february-2001/francis-lefebvre-joins-the-cms-global-alliance/ |titel=Francis Lefebvre Joins the CMS Global Alliance |werk=The Lawyer |datum=2001-02-12 |zugriff=2019-03-11 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Vera Wicke |url=https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2002/03/cms-steuert-nach-italien |titel=CMS steuert nach Italien |hrsg=Juve Verlag |datum=2002-03-01 |zugriff=2019-03-11 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Anna Ward |url=https://www.law.com/legal-week/2017/07/10/cms-moves-into-monaco-market-via-tie-up-with-local-firm/ |titel=CMS Moves into Monaco Market via Tie-Up with Local Firm |werk=Legalweek |datum=2017-07-10 |zugriff=2019-03-11 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Beat Brenner |Titel=Schweizerisch-britische Anwaltsfusion: Erlach Klainguti Stettler Wille zieht es nach London |Sammelwerk=Neue Zürcher Zeitung |Datum=2000-05-15 |Sprache=de |Seiten=20}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Christine Albert |url=https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2004/11/nun-auch-in-spanien-cms-erweitert-netzwerk |titel=Nun auch in Spanien: CMS erweitert Netzwerk |hrsg=Juve Verlag |datum=2004-11-04 |zugriff=2019-03-11 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; 2008 eröffnete die Anwaltsfirma ein erstes gemeinsames Büro in [[Russland]].&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Walther Becker |Titel=CMS-Kanzleien in Moskau zusammen |Sammelwerk=Börsen-Zeitung |Datum=2008-12-03 |Sprache=de |Seiten=10}}&lt;/ref&gt; Die Fusion von Cameron McKenna mit Nabarro und Olswang vergrößerte den Zusammenschluss 2016 erneut.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=John Hyde |url=https://www.lawgazette.co.uk/practice/its-a-deal-cms-confirms-merger-with-olswang-and-nabarro/5058217.article |titel=It's a Deal: CMS Confirms Merger with Olswang and Nabarro |werk=The Law Society Gazette |datum=2016-10-10 |zugriff=2019-03-11 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Der Gesamtumsatz von CMS erreichte erstmals rund eine Milliarde Euro.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Jonathan Ames |url=https://www.thetimes.co.uk/article/merger-of-olswang-nabarro-and-cms-will-create-sixth-largest-law-firm-in-uk-ls3j0kbtc |titel=Law Firm Merger Creates £1bn Giant |werk=The Times |datum=2016-10-10 |zugriff=2020-01-08 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.lto.de/recht/kanzleien-unternehmen/k/cms/ |titel=CMS: Fast eine Milliarde Euro Umsatz |werk=Legal Tribune Online |datum=2017-06-20 |abruf=2020-01-08 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; Mittlerweile gibt es auch CMS-Büros in Lateinamerika und in Afrika.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2017/01/drei-neue-mitgliedskanzleien-cms-verbund-waechst-in-lateinamerika |titel=Drei neue Mitgliedskanzleien: CMS-Verbund wächst in Lateinamerika |hrsg=Juve Verlag |datum=2017-01-19 |zugriff=2019-04-03 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2019/10/ausbau-in-afrika-kanzleien-aus-suedafrika-und-kenia-treten-weltweitem-cms-netzwerk-bei |titel=Ausbau in Afrika: Kanzleien aus Südafrika und Kenia treten weltweitem CMS-Netzwerk bei |werk=Juve Verlag |hrsg= |datum=2019-10-15 |abruf=2020-01-08 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> CMS verfolgte zuletzt eine stärkere Integration der beteiligten Sozietäten.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.thelawyer.com/cms-looks-to-deloitte-integration-model/ |titel=CMS Looks to Deloitte’ Integration Model |werk=The Lawyer |datum=2007-11-05 |zugriff=2019-03-11 |sprache=en}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Rechtsform ==<br /> CMS koordiniert die Aktivitäten der Mitglieder mit Hilfe der CMS Legal Services EEIG/[[Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung|EWIV]].&lt;ref name=&quot;unternehmensregister.de&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://www.unternehmensregister.de/ |titel=CMS Legal Services |werk=Unternehmensregister |hrsg=Bundesanzeiger Verlag |datum=2001-07-06 |zugriff=2019-03-01 |sprache=de}}&lt;/ref&gt; Diese kümmerte sich zunächst um administrative Aufgaben und erhielt mit der Zeit weitere Aufgaben, etwa im Marketing. CMS Legal Services ist selbst nicht für Mandanten tätig. Ihre Finanzierung erfolgt aus Umsatzbeiträgen der beteiligten Kanzleien, die rechtlich selbstständig bleiben.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Michala Meiselles |Titel=The European Economic Interest Grouping – A Chance for Multinationals? |Sammelwerk=European Business Law Review |Nummer=26 |Verlag=Kluwer Law International |Datum=2015 |Sprache=en |ISSN=0959-6941 |Seiten=}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Als oberstes Organ von CMS fungiert die [[Generalversammlung]]. Sie tritt einmal im Jahr zusammen und entscheidet über Budgets und die Aufnahme neuer Mitglieder. Darüber hinaus gibt es einen [[Verwaltungsrat (Deutschland)|Verwaltungsrat]], der sich um strategische Fragen sowie die Ernennung und Kontrolle der Geschäftsführung kümmert. Jede beteiligte Sozietät kann Vertreter in das Gremium entsenden.&lt;ref name=&quot;unternehmensregister.de&quot; /&gt;<br /> <br /> Das Tagesgeschäft von CMS liegt in der Hand einer dreiköpfigen [[Geschäftsführung (Deutschland)|Geschäftsführung]]. Sie besteht aus Pierre-Sébastien Thill (Vorsitzender), Duncan Weston und Isabel Scholes.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor= |url=https://www.lto.de/recht/kanzleien-unternehmen/k/cms-executive-chairman-pierre-sebastien-thill-cornelius-brandi-management-kanzleiverbund/ |titel=CMS: Cornelius Brandi gibt Führung des Kanzleiverbunds ab |werk=Legal Tribune Online |hrsg= |datum=2019-06-18 |abruf=2020-01-08 |sprache=de}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Standorte ==<br /> Zu den Mitgliedern von CMS zählen derzeit 21 Sozietäten mit Hauptsitz in zwölf europäischen, fünf südamerikanischen und drei afrikanischen Ländern.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://cms.law/en/INT/Footer-Configuration/Legal-Information |titel=Legal Information |hrsg=CMS Legal Services |zugriff=2024-09-25 |sprache=en}}&lt;/ref&gt; Neben der Tätigkeit in ihren Heimatstaaten sind die beteiligten Sozietäten über [[Niederlassung (Wirtschaft)|Niederlassungen]], [[Tochtergesellschaft]]en und assoziierte Kanzleien sowie Büros und Repräsentanzen in anderen Staaten aktiv.&lt;ref&gt;{{Literatur |Titel=CMS Legal Services |Sammelwerk=Global Competition Review |Band=100 |Nummer=19 |Datum=2019-01-23 |Sprache=en |Seiten= |Online=https://globalcompetitionreview.com/benchmarking/gcr-100-19th-edition/1179502/cms-legal-services-eeig |Abruf=2019-03-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ; Mitglieder&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://chambers.com/law-firm/cms-europe-7:7489 |titel=CMS |sprache=en |abruf=2024-09-25}}&lt;/ref&gt;<br /> * CMS Albiñana &amp; Suárez de Lezo ([[Spanien]])<br /> * CMS Adonnino Ascoli &amp; Cavasola Scamoni ([[Italien]])<br /> * CMS Cameron McKenna Nabarro Olswang ([[Vereinigtes Königreich]])<br /> * CMS Carey &amp; Allende ([[Chile]])<br /> * CMS Daly Inamdar ([[Kenia]])<br /> * CMS DeBacker ([[Belgien]])<br /> * CMS Derks Star Busmann ([[Niederlande]])<br /> * CMS Francis Lefebvre ([[Frankreich]])<br /> * CMS Grau ([[Peru]])<br /> * CMS Hasche Sigle ([[Deutschland]])<br /> * CMS Kluge ([[Norwegen]])<br /> * CMS Pasquier Ciulla Marquet &amp; Pastor Svara &amp; Gazo ([[Monaco]])<br /> * CMS Reich-Rohrwig Hainz ([[Österreich]])<br /> * CMS RM Partners ([[Südafrika]])<br /> * CMS Rodríguez-Azuero ([[Kolumbien]])<br /> * CMS Rui Pena &amp; Arnaut ([[Portugal]])<br /> * CMS von Erlach Partners ([[Schweiz]])<br /> *CMS Wistrand ([[Schweden]])<br /> * CMS Woodhouse Lorente Ludlow ([[Mexiko]])<br /> * CGA Couto, Graça &amp; Associados ([[Mosambik]])<br /> * FAS Focaccia, Amaral &amp; Lamonica ([[Brasilien]]) - Kooperationsvereinbarung<br /> <br /> == Leistungen ==<br /> CMS verfolge laut einem Interview mit Wolf-Georg Freiherr von Rechenberg aus dem Jahr 2002 eine „Full-Service-Strategie“&lt;ref&gt;{{Internetquelle |autor=Christoph Tismer |url=https://www.justament.de/pdf/old_part/online_justament1_2002_Teil2.pdf |titel=CMS – Full Service statt nur Highend-Geschäft |werk=Justament |datum=2002 |zugriff=2019-03-11 |format=PDF |sprache=de}}&lt;/ref&gt; und berate Unternehmen unterschiedlicher Größe in wirtschaftsrechtlichen Fragen. Zu den wesentlichen Arbeitsgebieten zählten das Gesellschaftsrecht, Kapitalmarktrecht, Steuerrecht, Vergaberecht, Wettbewerbsrecht und Arbeitsrecht. Für die beteiligten Kanzleien arbeiteten nicht nur [[Rechtsanwalt|Rechtsanwälte]], sondern in einigen Jurisdiktionen auch [[Notar|Notare]].<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * [https://cms.law Website] von CMS<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Unternehmensgründung 1999]]<br /> [[Kategorie:Anwaltskanzlei]]<br /> [[Kategorie:Unternehmen (Frankfurt am Main)]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Tabvla_Rasa&diff=252588585 Diskussion:Tabvla Rasa 2025-01-24T16:37:49Z <p>Lotje: Neuer Abschnitt /* Datei */</p> <hr /> <div>== Datei ==<br /> <br /> Hallo, kleine Frage, hat dieses [[:File:Tabula-Rasa-Logo.PNG|Logo]] etwas mit Tabvla Rasa zu tun? Thanks. [[Benutzerin:Lotje|Lotje]] ([[Benutzerin Diskussion:Lotje|Diskussion]]) 17:37, 24. Jan. 2025 (CET)</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rainer_zu_Rain&diff=252413831 Rainer zu Rain 2025-01-19T15:02:08Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:Huwelijkswapen van de gesalchten Von Graben von Stein en Von Rain zu Sommeregg.jpg → File:Huwelijkswapen van de geslachten Von Graben von Stein en Von Rain zu Sommeregg.jpg</p> <hr /> <div>[[Datei:Rainer vRain-St-Wappen Sm kol.png|mini|hochkant|Stammwappen der Rainer zu Rain]]<br /> '''Rainer zu Rain''' ist der Name eines alten [[Niederbayern|niederbayerischen]] [[Adelsgeschlecht]]s. Die Familie bildete einen Zweig der [[Vitztum von Straubing]] ab, und bekleidete im Herzogtum Bayern die erbliche [[Hofamt|Oberstkämmererwürde]]. Die Anfang des 16.&amp;nbsp;Jahrhunderts nach [[Kärnten]] abgewanderte Linie der ''Von Rain zu Sommeregg'' wurde als Erben der dortigen [[Herren von Graben]] zu [[Herrschaft Sommeregg|Burggrafen und Herren zu Sommeregg]] und in den [[Freiherrenstand]] erhoben. Der Stammsitz [[Rain (Niederbayern)|Rain]] ist heute eine Gemeinde im niederbayerischen [[Landkreis Straubing-Bogen]].<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> Der in Rain ansässige Adel stand vermutlich im Dienst der [[Bogen (Adelsgeschlecht)|Herren von Bogen]] und mehrerer Kirchen (neben St. Emmeram auch [[Kloster Prüfening|Prüfening]], [[Kloster Mallersdorf|Mallersdorf]] und das [[Hochstift Regensburg]]). ''Pertholdus de Rain'' trat in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf, vermutlich ist er identisch mit dem ''Berthold von Rain'', von dem das [[Kloster Rohr (Niederbayern)|Kloster Rohr]] die [[Vogt]]eirechte über mehrere Güter in [[Alburg]], [[Kay (Straubing)|Kay]] und [[Perkam|Bernloh]] erwarb. Dieses Kloster hatte bereits früher (um 1138–1146) Güter von ''Rupert von Rain'' und ''Gottschalk von Rain'' erworben.<br /> <br /> === Bayerische Stammlinie ===<br /> [[Datei:Rain Schloss (2)-neu.jpg|mini|hochkant=1.4|Schloss Rain, nach einem Stich von [[Michael Wening]] (1721)]]<br /> Nach dem Tod ''Albrechts V. von Bogen'' († 1242) kam Burg und Herrschaft Rain an die [[Wittelsbacher]]. Herzog [[Heinrich XIII. (Bayern)|Heinrich]] verpfändete die ''curia'' zu Rain an Karl [von Rain], jüngerer Sohn des [[Vitztum]]s Otto I. von Straubing.&lt;ref&gt;Katja Putzer: [https://books.google.at/books?id=tdjsDwAAQBAJ&amp;pg=PA67&amp;dq=die+familie+der+rainer+rain&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=2ahUKEwjJzsy1ntnxAhUHzqQKHa9aBG0Q6AF6BAgJEAI#v=onepage&amp;q=die%20familie%20der%20rainer%20rain&amp;f=false ''Das Urbarbuch des Erhard Rainer zu Schambach von 1376: Besitz und Bücher ...,'' 2018, S. 67].&lt;/ref&gt; Auch die Burg gab er an diesen, betonte aber, dass sie nicht Pfandobjekt sei. Diese Familie, die sich von nun an '''Von Rain''' nannte, ist damit eines Stammes mit den [[Vitztum von Straubing]], Nachkommen der ''Schönsteiner''. ''Albrecht I. von Strubing (Straubing)'' und ''Karl von Rain'' werden 1292 als Brüder genannt. Jener Karl nannte sich ab 1290 ''Von Rain''; der Name Rain bezieht sich auf die Stammburg Rain, nicht zu verwechseln mit einer Zweigburg in [[Straubing]], welche von Karl in ein festes Haus gewandelt wurde.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Heinrich Zöpfl |Titel=Denkschrift den freiherrlichen Geburts-Stand der Edlen Herren von Gmainer zum und auf dem Schönstein betreffend |TitelErg=Mit Beilagen A–V. |Verlag=Druckerei G. Mohr |Ort=Heidelberg |Datum=1867 |Sprache=de |Seiten=101-103 |Online={{Google Buch |BuchID=1_us1MBSEncC |Seite=102 |Hervorhebung=herren rainer von rain}} |Abruf=2020-04-27}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://books.google.at/books?id=-x5mAAAAcAAJ&amp;pg=PA26&amp;dq=karl+von+rain+straubing&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=0ahUKEwivh4avxIbpAhXkwcQBHRNoB6AQ6AEIKzAA#v=onepage&amp;q=karl%20von%20rain%20straubing&amp;f=false Kritische Untersuchung über den Ursprung des Straubing'schen Stadtwappens, S. 26]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die sich nun Rainer zu Rain nennende Familie galt als alter Turnieradel und hob sich deshalb innerhalb des niederen Adels als angesehenere Familie ab.&lt;ref&gt;Katja Putzer: [https://books.google.at/books?id=tdjsDwAAQBAJ&amp;pg=PA67&amp;dq=die+familie+der+rainer+rain&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=2ahUKEwjJzsy1ntnxAhUHzqQKHa9aBG0Q6AF6BAgJEAI#v=onepage&amp;q=die%20familie%20der%20rainer%20rain&amp;f=false ''Das Urbarbuch des Erhard Rainer zu Schambach von 1376: Besitz und Bücher ...,'' 2018, S. 70].&lt;/ref&gt; Das Geschlecht blieb bis Mitte des 16. Jahrhunderts hier ansässig. Die Rain besaßen das erbliche [[Hofamt|Oberstkämmereramt]] des Herzogtums Bayern.&lt;ref&gt;[https://books.google.at/books?id=tw0qAQAAMAAJ&amp;pg=PA288&amp;dq=herren++rainer+von+rain&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=0ahUKEwjt7MSQv4bpAhWTilwKHabSDOcQ6AEIKDAA#v=onepage&amp;q=herren%20%20rainer%20von%20rain&amp;f=false Verhandlungen: Beilagen, Bände 16-33, S. 288; von Bavaria (Germany). Landtag. Kammer der Abgeordneten]&lt;/ref&gt; Ob [[Gregor Rainer]] (fälschlicherweise auch ''Rainer zu Main''; † 1522), der von 1508 bis zu seinem Tod [[Reichsprälat]] und [[Propst|Stiftspropst]] des [[Fürstpropstei Berchtesgaden|Klosterstifts Berchtesgaden]] war, wie behauptet den Rainern zugehörig war, kann nicht belegt werden. Vielmehr wird eine bürgerliche Abstammung des Gregor Rainer (1497 ''Raunner'') angenommen, der auch ein anderes Wappen als diese Familie führte (ein Wappen das als bürgerliches registriert war).&lt;ref&gt;[[Walter Brugger (Theologe)|Walter Brugger]], [[Heinz Dopsch]], Peter F. Kramml: ''Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594).'' 1991, S. 532/33.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Ort Rain war Teil des [[Kurfürstentum Bayern|Kurfürstentums Bayern]] und bildete eine geschlossene [[Hofmark]], deren Sitz Rain war. Im Wappen von Rain entsprechen die zwei blauen Schrägbalken dem Wappen der Rainer von Rain.<br /> <br /> === Kärntner Linie ===<br /> [[Datei:Huwelijkswapen van de geslachten Von Graben von Stein en Von Rain zu Sommeregg.jpg|mini|hochkant=1.4|Gemälde anlässlich der Vermählung der Erbtochter Ursula von Rain mit Paul von [[Leublfing]]. Gezeigt werden die Wappen der Rain zu Sommeregg und Leublfing, sowie die Wappen der Ahnen wie den [[von Graben]] zu Sommeregg. ([[Lienz]]er „Sankt Michaelskirche“ in [[Osttirol]], 1575)]]<br /> Die Kärntner Linie wurde durch den aus Bayern stammenden [[Haymeran von Rain zu Sommeregg|Haymeran IV. von Rain zu Sommeregg]] († 1543) begründet, der [[Rosina von Graben von Rain|Rosina von Graben zu Sommeregg]] aus der Familie der [[Herren von Graben]] ehelichte.&lt;ref&gt;[https://books.google.at/books?id=jrcbAAAAIAAJ&amp;q=rosina+von+graben&amp;dq=rosina+von+graben&amp;hl=de&amp;ei=wUYgTbfsCoKi8QOXr6CcBQ&amp;sa=X&amp;oi=book_result&amp;ct=result Google Buchsuche: Regensburg und Ostbayern: Max Piendl zum Gedächtnis. S. 110]&lt;/ref&gt; Rosina war die Erbtochter des [[Herrschaft Sommeregg|Sommeregger Burggrafen]] [[Ernst von Graben]], und so gelangte 1513 diese Herrschaft, diverse anderer Güter sowie das Blau-weiß gespaltene Wappen der Graben an die Familie Von Rain.&lt;ref&gt;{{burgen-austria|id=888|name=Sommeregg}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Haymeran stand im Dienst Kaiser [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinands I.]] und diente dem Kaiserhaus als Feldhauptmann in Italien.&lt;ref&gt;Lukas Madersbacher, Herta Arnold-Öttl, [[Gert Ammann]], Franz Caramelle, Eleonore Gürtler, Meinrad Pizzinini: [https://books.google.at/books?id=sgFCDAAAQBAJ&amp;pg=PT236&amp;lpg=PT236&amp;dq=von+rain+von+graben+kaiserlicher+feldhauptmann+in+italien&amp;source=bl&amp;ots=gAwBAQyKI2&amp;sig=ACfU3U1eQ9XkEaN7Fr34VzZWZM2moiUdVg&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=2ahUKEwiw-fibqP_oAhWgwsQBHbNmDWkQ6AEwAHoECAoQAQ#v=onepage&amp;q=von%20rain%20von%20graben%20kaiserlicher%20feldhauptmann%20in%20italien&amp;f=false ''Tiroler Ausstellungsstrassen: Die Gotik''.]&lt;/ref&gt; Für ihre Verdienste wurden die Gebrüder Haymeran und Christoph Reiner [Rainer, Von Rain] am 10. November 1530 durch Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] zu ''Freiherren von Rain zu Sommeregg'' ernannt.&lt;ref&gt;[https://books.google.at/books?id=jrcbAAAAIAAJ&amp;q=rosina+von+graben&amp;dq=rosina+von+graben&amp;hl=de&amp;ei=wUYgTbfsCoKi8QOXr6CcBQ&amp;sa=X&amp;oi=book_result&amp;ct=result Google Buchsuche: ''Regensburg und Ostbayern: Max Piendl zum Gedächtnis.'' S. 110].&lt;/ref&gt; Der Ehe von Haymeran und Rosina entsprangen mindestens drei Töchter,&lt;ref&gt;[https://books.google.at/books?id=OBhoAAAAMAAJ&amp;q=rosina++von+graben&amp;dq=rosina++von+graben&amp;hl=de&amp;ei=VQ8jTYmhOMOQswbX1qD9DA&amp;sa=X&amp;oi=book_result&amp;ct=result Google Buchsuche: Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken, S. 58].&lt;/ref&gt; worunter Beatrix von Rain († 1538), und ein Sohn, [[Hans Joachim von Rain zu Sommeregg]], welcher mit Catharina Auwetia ab Auburg verehelicht war. Da Hans Joachim als Erbe seines Onkels Christoph II. Rainer zu Rain 1548 seinen Herrschaftsmittelpunkt wieder nach Bayern verlegte,&lt;ref&gt;Katja Putzer: [https://books.google.at/books?id=tdjsDwAAQBAJ&amp;pg=PA67&amp;dq=die+familie+der+rainer+rain&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=2ahUKEwjJzsy1ntnxAhUHzqQKHa9aBG0Q6AF6BAgJEAI#v=onepage&amp;q=die%20familie%20der%20rainer%20rain&amp;f=false ''Das Urbarbuch des Erhard Rainer zu Schambach von 1376: Besitz und Bücher ...,'' 2018, S. 70].&lt;/ref&gt; verkaufte er Sommeregg und das Amt [[Töplitsch]] 1550 an [[Khevenhüller|Christoph Khevenhüller von Aichelberg]]. Diverse Kärntner Familienmitglieder liegen in der [[Lienz]]er „Sankt Michaelskirche“ ([[Osttirol]]) begraben, der Grabstätte der ''Herren von Graben zu Sommeregg''.<br /> <br /> === Rückkehr nach Bayern ===<br /> Kurz nach Hans Joachim von Rains Rückkehr in die Heimat ist das Gesamtgeschlecht ausgestorben. Die Erbtochter Ursula Freiin von und zu Rain (gest. 1588) heiratete 1573 Paul (Paulus) von [[Leublfing|Leublfing auf Hautzenstein und Salern zu Rain und Grafentraubach]] (gest. 1592)&lt;ref&gt;Gabriel Bucelin (Bucelinus): [https://books.google.at/books?id=jGNmAAAAcAAJ&amp;printsec=frontcover&amp;dq=bucelin+germania+topo+chrono+stemmato&amp;hl=de&amp;sa=X&amp;ved=0ahUKEwiQ26DtgPjpAhWTFMAKHTOuBHwQ6AEIPDAC#v=onepage&amp;q=de%20graben&amp;f=false ''Germania topo-chrono-stemmato-graphica sacra et profana.'' Pars Altera, S. 202.]&lt;/ref&gt; und brachte auch Schloss und Herrschaft Rain in die Ehe mit.<br /> <br /> === Besitz (Auszug) ===<br /> * [[Schloss Rain (Niederbayern)| Herrschaft Rain]]<br /> * [[Hofmark Oberpiebing]]<br /> * [[Hofmark Obermotzing]]<br /> * [[Hofmark Bergstorf]]<br /> * [[Grafentraubach (Laberweinting)|Hofmark Grafentraubach]] mit [[Schloss Grafentraubach]]<br /> * [[Schloss Schambach|Herrschaft Schambach]]<br /> * [[Burggrafschaft Sommeregg]]<br /> <br /> == Stammbaum ==<br /> * Otto I. von Straubing – Viztum von Straubing<br /> ** Albrecht I. von Straubing – Viztum von Straubing, Weiterführung der '''Viztumer Linie zu Straubing'''<br /> *** ''männlich''<br /> **** Hans von Steinach, Bürgermeister von Regensburg (gest. 1394 als letzter dieser Linie)<br /> ** Karl I. von Straubing – Herr zu Rain, '''Rainer Linie Rainer zu Rain'''<br /> *** Otto II. Rainer, Herr zu Rain<br /> **** Elisabeth Rainer, Äbtissin des Klosters Niedermünster in Regensburg<br /> *** ''männlich''<br /> *** Albrecht III. Rainer<br /> **** ''männlich''<br /> ***** Peter I. Rainer, Herr zu Rain und Schambach, herzoglicher Rat (gest. 1438)<br /> ****** Haymeran II. Rainer, Herr zu Rain und Schambach<br /> ******* Peter III. Rainer, Herr zu Rain, herzoglicher Jägermeister<br /> ******** Christoph II. Rainer zu Rain, Herr zu Rain, Freiherr (gest. 1547)<br /> ********* Anna Rainer zu Rain<br /> ******** [[Haymeran von Rain zu Sommeregg|Haymeran IV. von Rain zu Sommeregg]], Herr von Rannariedl, Herr und Burggraf von Sommeregg, Freiherr, kaiserlicher Feldhauptmann in Italien (gest. 1543)<br /> ********* Beatrix von Rain (gest. 1538)<br /> ********* Hans Joachim Rainer zu Rain, Herr zu Rain, Burggraf und Herr von Sommeregg, Freiherr, herzoglicher Rat zu Straubing (gest. 1569)<br /> ********** Ursula Rainer zu Rain, die letzte der Rainer ehelichte 1579 Paul von [[Leublfing]] und brachte Wappen und Besitz an die Leublfing<br /> ******* Christoph I Rainer<br /> *** Lautwein II. Rainer<br /> **** Erhard Rainer zu Schambach, Herr zu Schambach<br /> **** Hans Rainer<br /> <br /> [[Datei:Coat of arms of Rain (Niederbayern).svg|mini|hochkant|Wappen der Gemeinde Rain mit den zwei roten Balken der [[Leublfing]] und den blauen Schrägbalken der Rainer zu Rain]]<br /> <br /> == Wappen ==<br /> * Das rot-silber [[Spaltung (Heraldik)|gespaltene]] [[Stammwappen]] ist links belegt mit zwei blauen [[Balken (Heraldik)|Schrägrechtsbalken]]. Auf dem [[Helm (Heraldik)|Helm]] rot-silberne [[Helmdecke]]n. (nach einem Siegel des ersten Rainers)<br /> * Das Wappen nach dem churbayerischen Wappenbuch ist gespalten in rechts von Blau und Silber fünf Mal schräglinks geteilt, links Rot. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter [[Flug (Heraldik)|Flug]]<br /> * Das quadrierte freiherrliche Wappen zeigt in den Feldern 1 und 4 das Stammwappen, in 2 und 3 gespalten in Silber zwei blaue Balken links Rot. Auf den zwei gekrönten Helmen mit rechts rot-silbernen, links blau-silbernen Decken rechts der Flug des Stammwappens, links zwei silberne Büffelhörner, mit außen je drei rot-silbern-blauen Federn besteckt.<br /> <br /> &lt;gallery mode=&quot;nolines&quot; widths=&quot;180&quot; heights=&quot;180&quot;&gt;<br /> Rainer vRain-St-Wappen Sm.png|Stammwappen der Rainer von Rain (nach einem Siegel des ersten Rainers)<br /> Rainer zRain-Wappen Sm.png|Wappen der Rainer zu Rain nach dem churbayerischen Wappenbuch<br /> Rainer zRain-Fr-Wappen.png|Freiherrenwappen der Rainer zu Rain unter Verwendung des Wappens der [[Herren von Graben]] zu Sommeregg<br /> Todesangstbruderschaft Passau 025.jpg|Wappen der [[Reichsgraf]]en von Leublfing zu Rhain (Rain); Wappen unter Verwendung des Wappens der Rainer zu Rain<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> == Siehe auch ==<br /> * [[Schloss Rain (Niederbayern)]] in Bayern<br /> * [[Herrschaft Sommeregg]] in Kärnten<br /> <br /> == Information ==<br /> Die Daten zu diesem Artikel wurden aus der ''Von Graben Forschung'' von Matthias Laurenz Gräff übernommen.&lt;ref&gt;[https://vongrabenforschung.jimdofree.com/ Von Graben Forschung]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Katja Putzer: ''Das Geschlecht der Rainer zu Rain. Zur Geschichte einer späteren thurn und taxisschen Herrschaft in Niederbayern (13. Jh. – 1569).'' Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2018, ISBN 978-3-7917-2998-5 ([https://www.jpc.de/jpcng/books/detail/-/art/katja-putzer-die-geschichte-der-rainer-zu-rain/hnum/8238328 Buchankündigung]).<br /> * Katja Putzer (Bearb.): ''Das Urbarbuch des Erhard Rainer zu Schambach von 1376; Besitz und Bücher eines bayerischen Niederadligen (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte)''. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2019, ISBN 9783406104176.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Rainer zu Rain family|Rainer zu Rain}}<br /> * {{HdBG GKZ|9278177|Gemeinde Rain}}<br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Deutsches Adelsgeschlecht|Rainer zu Rain]]<br /> [[Kategorie:Bayerisches Adelsgeschlecht|Rainer zu Rain]]<br /> [[Kategorie:Geschichte (Landkreis Straubing-Bogen)]]<br /> [[Kategorie:Rain (Niederbayern)]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hochzeitsglocken_im_Feuerregen&diff=252216091 Hochzeitsglocken im Feuerregen 2025-01-13T16:01:55Z <p>Lotje: +Bild</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild = Volcano lobby card.jpg<br /> | Deutscher Titel = Hochzeitsglocken im Feuerregen <br /> | Originaltitel = Volcano! <br /> | Produktionsland = Vereinigte Staaten<br /> | Originalsprache = Englisch<br /> | Erscheinungsjahr = 1926<br /> | FSK = <br /> | JMK =<br /> | Länge = 60<br /> | Regie = [[William K. Howard]]<br /> | Drehbuch = [[Bernard McConville]]<br /> | Produzent = <br /> | Musik = <br /> | Kamera = [[Lucien N. Andriot]]<br /> | Schnitt = <br /> | Produktionsunternehmen = [[Paramount Pictures|Famous Players-Lasky Corporation]]<br /> | Besetzung =<br /> * [[Bebe Daniels]]: Zabette de Chauvalons<br /> * [[Ricardo Cortez]]: Stéphane Séquineau<br /> * [[Wallace Beery]]: Quembo<br /> * [[Arthur Edmund Carewe]]: Maurice Séquineau<br /> * [[Dale Fuller]]: Cédrien<br /> * [[Eulalie Jensen]]: Madame de Chauvalons <br /> * [[Brandon Hurst]]: André de Chauvalons<br /> * [[Marjorie Whiteis]]: Marie de Chauvalons<br /> * [[Bob Perry (Schauspieler)|Bob Perry]]: Bruder Bénédict<br /> * [[Snitz Edwards]]: Auktionator<br /> * [[Emily Barrye]]: Azaline<br /> * [[Bowditch Turner]]: Café-Manager<br /> * [[Edith Yorke]]: Mutter Oberin<br /> * [[Mathilde Comont]]: Madame Timbuctoo<br /> | Synchronisation = <br /> }}<br /> <br /> '''Hochzeitsglocken im Feuerregen''' (Originaltitel: ''Volcano!'') ist ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanisches]] [[Stummfilm]][[Filmdrama|drama]] aus dem Jahr [[Filmjahr 1926|1926]] von [[William K. Howard]] mit [[Bebe Daniels]] und [[Ricardo Cortez]] in den Hauptrollen. Das Drehbuch basiert auf dem Bühnenstück ''Martinique'' von Laurence Eyre.<br /> <br /> == Handlung ==<br /> Zabette de Chauvalons verlässt ein Kloster in [[Brüssel]], um in Begleitung von Pater Bénédict zu ihrem Vater auf die Insel [[Martinique]] zu reisen. In [[Saint-Pierre (Martinique)|Saint-Pierre]] erfährt sie vom Tod ihres Vaters. Seine Witwe, die die französische Gesellschaft der Insel regiert, hält Zabette für das Kind einer schönen [[Quadroon]], mit der Zabettes Vater nach Frankreich aufgebrochen ist. <br /> <br /> Als Zabette ins [[Mulatte|Mulattenviertel]] geschickt wird, ist Stéphane Séquineau dabei und interessiert sich für sie. Mittellos ist Zabette gezwungen, ihre Pariser Mode zu versteigern. Da Quembo, ein gerissener Quadroon, der Höchstbietende ist, überbietet ihn Stéphane in letzter Minute und gesteht Zabette seine Liebe, die sie annimmt, da sie glaubt, eine junge Frau mit viel Farbe zu sein. Sein älterer Bruder Maurice deutet jedoch an, dass eine Mischehe ihn ruinieren würde, und überredet sie, davon abzusehen. <br /> <br /> In der Nacht von Stéphanes Hochzeit mit einem anderen Mädchen bricht der Berg [[Montagne Pelée]] aus. Stéphane rettet Zabette, und als sie von ihrer rein französischen Abstammung erfährt, sind sie und ihr Geliebter glücklich vereint.<br /> <br /> == Veröffentlichung ==<br /> Die Premiere des Films fand am 23. Mai 1926 in [[New York City|New York]] statt. 1927 kam er in Österreich in die Kinos. Er wurde auch unter dem Titel ''In der Hölle des Negerviertels'' gezeigt.<br /> <br /> == Kritiken ==<br /> [[Mordaunt Hall]] von der ''[[The New York Times]]'' schrieb, der Film stütze sich hauptsächlich auf die Szenen des Ausbruchs des Mount Pelée, in denen es Farbtupfer, allgemeine Aufregung und Dutzende von zerfallenden Gebäuden gebe, die insgesamt recht eindrucksvoll seien. Die Erzählung scheine jedoch in der Adaption abgeschwächt worden zu sein, und die Situationen seien nicht unbedingt dramatisch. Bei der Entfaltung der Geschichte wurde der Weg des geringsten Widerstands gewählt, und auf ziemlich ermüdende Weise reihe sich Zufall an Zufall. Obwohl die Massenszenen geschickt gehandhabt wurden, wirken ihre Bemühungen aufgrund der Regie der einzelnen Akteure häufig künstlich.&lt;ref&gt;{{internetquelle |url=https://www.nytimes.com/1926/05/24/archives/the-screen.html |werk=New York Times |sprache=en |titel=The Screen |datum=1926-05-24 |zugriff=2024-12-12}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * {{IMDb|tt0017518}}<br /> * {{OFDb|374988}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Hochzeitsglocken Im Feuerregen}}<br /> [[Kategorie:Filmtitel 1926]]<br /> [[Kategorie:US-amerikanischer Film]]<br /> [[Kategorie:Filmdrama]]<br /> [[Kategorie:Liebesfilm]]<br /> [[Kategorie:Stummfilm]]<br /> [[Kategorie:Schwarzweißfilm]]<br /> [[Kategorie:Theaterverfilmung]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=25_Jahre_Unschuld&diff=252200768 25 Jahre Unschuld 2025-01-13T05:28:33Z <p>Lotje: +Bild</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild = 25 lat niewinności.jpg<br /> | Deutscher Titel = 25 Jahre Unschuld<br /> | Originaltitel = 25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy<br /> | Produktionsland = Polen<br /> | Originalsprache = Polnisch<br /> | Erscheinungsjahr = 2020<br /> | Länge = 112<br /> | FSK = <br /> | JMK = <br /> | Regie = [[Jan Holoubek]]<br /> | Drehbuch = [[Andrzej Golda]],&lt;br/&gt;Jan Holoubek<br /> | Produzent = [[Anna Waśniewska-Gill]]<br /> | Musik = [[Sarah Neufeld]],&lt;br/&gt;[[Colin Stetson]]<br /> | Kamera = [[Bartłomiej Kaczmarek]]<br /> | Schnitt = [[Rafał Listopad]]<br /> | Besetzung = <br /> * [[Piotr Trojan]]: Tomasz Komenda<br /> * [[Agata Kulesza]]: Teresa Klemańska, Mutter von Tomasz<br /> * [[Dariusz Chojnacki]]: Remigiusz Korejwo<br /> * [[Jan Frycz]]: Gefangener „Stary“<br /> * [[Łukasz Lewandowski]]: Staatsanwalt Robert Tomankiewicz<br /> * [[Mikołaj Chroboczek]]: Staatsanwalt Dariusz Sobieski<br /> * [[Andrzej Konopka]]: Kommissar Tołoczko<br /> * [[Julian Świeżewski]]: Inspektor Bogusław Bigaj<br /> * [[Magdalena Różczka]]: Katarzyna Korejwo&lt;!--, Frau von Remigiusz--&gt;<br /> * [[Adam Nawojczyk]]: Gefangener &quot;Kostrzyna&quot;<br /> * [[Jacek Beler]]: Gefangener Marian Słodowski „Słodki“<br /> * [[Adam Kupaj]]: Krzysztof<br /> * [[Piotr Szekowski]]: Gerard<br /> * [[Artur Steranko]]: Miroslaw Klemanski<br /> * [[Elzbieta Okupska]]: Tomasz' Großmutter<br /> * [[Bartosz Bielenia]]: Krzysiek Pyzior<br /> | Synchronisation = <br /> }}<br /> <br /> '''25 Jahre Unschuld''' (polnischer Originaltitel ''25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy'', internationaler englischsprachiger Titel ''25 Years of Innocence'') ist ein Filmdrama von [[Jan Holoubek]], das im September 2020 in die polnischen Kinos kam. Die [[Filmbiografie]] schildert den Fall Tomasz Komenda, der als junger Mann in Polen wegen Vergewaltigung und Mordes an einem Mädchen zu Unrecht zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. <br /> <br /> == Handlung ==<br /> Tomasz Komenda wird eines brutalen Mordes beschuldigt und für 25 Jahre ins Gefängnis gesteckt, obwohl er unschuldig ist.<br /> <br /> == Biografisches ==<br /> Der Film beschäftigt sich mit der wahren Lebensgeschichte von Tomasz Komenda, ein Fall, von dem nach den Ergebnissen einer im März 2018 von [[Wirtualna Polska]] veröffentlichten Umfrage 89 Prozent der Polen gehört hatten.&lt;ref name=&quot;filmpolski.pl&quot;&gt;''[https://filmpolski.pl/fp/index.php?film=1251945 25 lat niewinnosci.]'' In: filmpolski.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;kobieta.plMalinowska&quot;&gt;Małgorzata Malinowska: ''[https://www.kobieta.pl/artykul/tomasz-komenda-sprawa-kim-jest-zona-dzieci-film-25-lat-niewinnosci-o-tomku-komendzie-200911105314 Tomasz Komenda – bohater filmu &quot;25 lat niewinności...&quot; oświadczył się ukochanej na premierze filmu. Jego przyszła żona jest w ciąży.]'' In: kobieta.pl, 11. September 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Silvesternacht 1996/97 hatte die 15-jährige Małgorzata Kwiatkowska mit Freunden in der Disco Alcatraz in [[Małoszyce (Nowa Wieś Lęborska)|Miłoszyce]] gefeiert. Zuletzt wurde das alkoholisierte Mädchen vor der [[Diskothek|Disco]] mit drei Männern gesehen. Am nächsten Morgen fand man Kwiatkowskas Leiche. Sie war brutal vergewaltigt worden und muss nach dem Blutverlust und aufgrund der Unterkühlung im Schnee gestorben sein. Die Ermittler stellten fest, dass es mehrere Täter gegeben haben musste, was durch Spuren am Tatort, einschließlich DNA, belegt wurde. Die Ermittlungen wurden jedoch wegen eines Mangels an Verdächtigen eingestellt. <br /> <br /> Im Jahr 2000 wurde im Fernsehen ein Phantombild von einem Mann vorgestellt, der damals an der Tötung von Kwiatkowska beteiligt gewesen sein soll. Nach der Ausstrahlung meldete sich eine Frau bei der Polizei und berichtete, die in der Zeichnung dargestellte Person ähnele Tomasz Komenda, dem 23-jährigen Enkel ihres Nachbarn. Experten der Medizinischen Akademie in Breslau bestätigten, die an einer am Tatort an einer Sturmhaube gefundenen Haare könnten Komenda gehören, ebenso der Gebissabdruck am Körper des Opfers. Im Jahr 2003 wurde er in erster Instanz von einem Gericht wegen Vergewaltigung und Mordes zu 15 Jahren Haft verurteilt, obwohl ihm 12 Personen für die Silvesternacht, die er in Breslau verbrachte, ein Alibi gaben. Ein Jahr später erhöhte das Berufungsgericht in Breslau die Strafe auf 25 Jahre Gefängnis.&lt;ref&gt;''[https://www.forbes.pl/finanse/tomasz-komenda-domaga-sie-18-mln-zl-za-czas-spedzony-w-wiezieniu/6x0dx47 2,7 tys. zł za każdy dzień za kratami. Tomasz Komenda domaga się 18 mln zł.]'' In: Forbes, 11. September 2018. (Polnisch)&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;kobieta.plMalinowska&quot;/&gt; Komenda erklärte in den folgenden Jahren immer wieder, dass er durch Schläge zu einem Geständnis gezwungen wurde. Auch im Gefängnis von Strzelin wurde Komenda Opfer von körperlichen Misshandlungen.&lt;ref name=&quot;sloworegionu.pl&quot;&gt;''[https://sloworegionu.pl/strzelin/11475-nie-popelnil-przestepstwa-a-przesiedzial-wiele-lat-w-strzelinskim-wiezieniu.html Nie popełnił przestępstwa, a przesiedział wiele lat w strzelińskim więzieniu...]'' In: sloworegionu.pl, 28. März 2018. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:Sąd najwyższy s4.jpg|mini|hochkant=1.3|Im Jahr 2018 wurde Tomasz Komenda vom [[Oberstes Gericht (Polen)|Obersten Gericht]] Polens freigesprochen]]<br /> Im Jahr 2016 nahm die Staatsanwaltschaft den Fall wieder auf, da sich bei der erneuten Prüfung der Akten herausstellte, dass Tomasz Komenda unschuldig war.&lt;ref name=&quot;filmpolski.pl&quot;/&gt; Mitte März 2018 wurde er vom Bezirksgericht in Breslau unter Auflagen nach 18 Jahren aus der Haft entlassen. Im Mai 2018 hob der [[Oberstes Gericht (Polen)|Oberste Gerichtshof]] das Urteil auf und sprach Komenda frei, weil ihn die Beweise als Täter eindeutig ausschlossen.&lt;ref name=&quot;sloworegionu.pl&quot;/&gt; <br /> <br /> Komenda hatte 6.540 Tage im Gefängnis verbracht, wurde in dieser Zeit misshandelt und versuchte dreimal, Selbstmord zu begehen.&lt;ref&gt;Anna Kozińska: ''[https://wiadomosci.wp.pl/spedzil-w-wiezieniu-6540-nocy-wstrzasajaca-relacja-tomasza-komendy-6264086979307649a Spędził w więzieniu 6540 nocy. Wstrząsająca relacja Tomasza Komendy.]'' In: wiadomosci.wp.pl, 18. Juni 2018. (Polnisch)&lt;/ref&gt; Er verklagte den polnischen Staat auf Schadensersatz in Millionenhöhe. Professor Ewa Gruza vom Institut für Forensik der Universität Warschau äußerte sich im Jahr nach Komendas Entlassung gegenüber Tygodnik Solidarność, dass Fehlentscheidungen wie in diesem Fall nicht auf Gesetzeslücken zurückzuführen seien, sondern auf menschliches Versagen.&lt;ref name=&quot;onet.pl&quot;&gt;''[https://wiadomosci.onet.pl/kraj/25-lat-niewinnosci-sprawa-tomasza-komendy-historie-nieslusznie-skazanych/drn4gh3 Niesłusznie skazani na powolne umieranie. Tomasz Komenda nie jest jedyny.]'' In: onet.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt; Fälle wie dieser wurden später auch bei dem Streitthema zwischen Warschau und Berlin zu der von der nationalkonservativen Partei Polens forcierten Justizreform angeführt.&lt;ref&gt;Wojciech Osinski: ''[https://www.nd-aktuell.de/artikel/1082991.polen-und-die-eu-anstrengende-annaeherung.html Anstrengende Annäherung: Angela Merkel in Warschau: Die EU müsse mit »einer Stimme« sprechen.]'' In: Neues Deutschland, 20. März 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Produktion ==<br /> {{Zitat|Text=Tomeks Geschichte lehrt in einem breiteren Kontext, dass selbst wenn wir im Leben in die größten Schwierigkeiten geraten und die Situation absolut ausweglos zu sein scheint, es immer sein kann, dass jemand auftaucht, der uns seine Hand reicht. Ich möchte, dass unser Film all jenen Hoffnung gibt, die glauben, dass es für sie keine Chance mehr gibt.|Autor=Regisseur Jan Holoubek über den Fall Tomasz Komenda&lt;ref name=&quot;onet.pl&quot;/&gt;}}<br /> Regie führte [[Jan Holoubek]], der gemeinsam mit [[Andrzej Golda]] auch das Drehbuch schrieb. Nach einigen Kurzfilmen und Arbeiten für Fernsehserien handelt es sich um Holoubeks Regiedebüt bei einem Spielfilm, der in der Vergangenheit überwiegend als Kameramann tätig war. Der Film erzählt die Ereignisse nicht chronologisch und ist mit Vor- und Rückblenden versehen. So zeigt der Film neben Tomasz' anfänglicher Verhaftung diesen auch innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern und den dramatischen Kampf seiner Mutter um seine Freilassung, aber auch einen Polizisten bei seinen Ermittlungen und die Staatsanwaltschaft bei ihrer Arbeit.&lt;ref name=&quot;onet.plPiotrowicz&quot;&gt;Paweł Piotrowicz: ''[https://kultura.onet.pl/film/recenzje/festiwal-filmowy-w-gdyni-25-lat-niewinnosci-recenzja-filmu/r014rgv &quot;25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy&quot;: kino z koszmaru wzięte.]'' In: onet.pl, 10. Dezember 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:Piotr Trojan.jpg|mini|hochkant=0.95|[[Piotr Trojan]] spielt den unschuldig inhaftierten Tomasz Komenda]]<br /> &lt;!--ERSATZ: [[Datei:Piotr Trojan.jpg|mini|In der der polnischen Fernsehserie ''Znaki'' spielte [[Piotr Trojan]] noch einen Polizisten, in ''25 Jahre Unschuld'' spielt er den Gefangenen Tomasz Komenda]]--&gt;<br /> [[Piotr Trojan]] spielt in der Hauptrolle Tomasz Komenda. Der polnische Theater- und Filmschauspieler war ab 2018 noch in der Rolle des Polizisten Krzysztof Sobczyk in der polnischen Fernsehserie ''Znaki'' zu sehen.<br /> In weiteren Rollen sind eine Reihe von renommierten polnischen Filmschauspielern zu sehen. [[Agata Kulesza]] spielt Tomasz' Mutter Teresa Klemańska, [[Jan Frycz]] und [[Jacek Beler]] sind in den Rolle seiner Mitgefangenen zu sehen, und [[Andrzej Konopka]] spielt Kommissar Tołoczko.&lt;ref name=&quot;tvn.pl&quot;&gt;''[https://www.tvn.pl/aktualnosci/zobacz-nowe-zdjecia-z-filmu-25-lat-niewinnosci-sprawa-tomka-komendy,321334,n.html Nowe zdjęcia z filmu „25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy”.]'' In: tvn.pl, 15. Mai 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Dreharbeiten fanden in [[Breslau]], [[Wałbrzych]], [[Zabrze]] und in der polnischen Hauptstadt [[Warschau]] statt, hier unter anderem im Gebäude des [[Oberstes Gericht (Polen)|Obersten Gerichts]] am Krasiński-Platz im Regierungsviertel [[Śródmieście (Warschau)|Śródmieście]], von dem Komenda letztlich freigesprochen wurde.&lt;ref&gt;''[https://zabrze.repertuary.pl/film/25-lat-niewinnosci-sprawa-tomka-komendy.html 25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy.]'' In: repertuary.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;tvn.pl&quot;/&gt; Als Kameramann fungierte [[Bartłomiej Kaczmarek]].<br /> <br /> Die Filmmusik komponierten die kanadische Geigerin und Post-Rock-Komponistin [[Sarah Neufeld]] und der kanadische Jazzmusiker [[Colin Stetson]].&lt;ref&gt;''[https://cineuropa.org/film/392681/ 25 years of innocence. The Case of Tomek Komenda.]'' In: cineuropa.org. Abgerufen am 18. November 2020.&lt;/ref&gt; Im Film wird zudem der Song ''25 lat niewinnosci'' von Kazik Staszewski und Wojciech Jablonski gespielt, mit einem Text des polnischen Rock/Punk/Rap-Sängers, Texters und Saxophonisten Staszewski und auch von ihm gesungen. Der im Juli 2020 vorgestellte Trailer war mit ''Mad World'' von [[R.E.M.]] unterlegt.&lt;ref&gt;{{YouTube | uploader=Kino Helios Polska | id=NIRbU6cmIow | title=25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy - Zwiastun PL (Official Trailer) | upload=2020-07-17 | abruf=2024-02-25 | laufzeit=2:19 min}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Film kam am 18. September 2020 in ausgewählte polnische Kinos.&lt;ref name=&quot;onet.pl&quot;/&gt; Im November 2020 wurde er beim [[Tallinn Black Nights Film Festival]] vorgestellt. Seit dem 10. Dezember 2020 wird der Film auf player.pl angeboten.&lt;ref name=&quot;onet.plPiotrowicz&quot;/&gt; Anfang November 2021 wird er beim [[Braunschweig International Film Festival]]&lt;ref&gt;''[https://www.filmfest-braunschweig.de/programm/filmsuche/details/25-years-of-innocence-10161 25 Jahre Unschuld.]'' In: filmfest-braunschweig.de. Abgerufen am 2. Oktober 2021.&lt;/ref&gt; und beim [[Filmfestival Cottbus]] gezeigt.&lt;ref&gt;''[https://www.filmfestivalcottbus.de/de/festival/programm/sektionen/movie/2103.html 25 Jahre Unschuld.]'' In: filmfestivalcottbus. Abgerufen am 20. Oktober 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> === Kritiken ===<br /> Paweł Piotrowicz von [[Onet.pl]] macht in seiner Kritik den notwendigerweisen Vergleich des Films mit ''[[Die Schuld (1999)|Die Schuld]]'' von [[Krzysztof Krauze]] von 1999, der die zu 25 Jahren Haftstrafe verurteilten Artur Bryliński und Sławomir Sikora im Gefängnis interviewte und auf dieser Basis sein Drehbuch schrieb. Doch die beiden Geschichten unterschieden sich auch deutlich voneinander, weil sich Bryliński und Sikora zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch hinter Gittern befanden. Beide Produktionen seien Beispiele für eine erfolgreiche Kombination aus Sensationsgeschichte, Thriller und Sozialdrama, gleichzeitig erzählten beide aber auch universelle Geschichten, die weder Zeit noch Ort zugeordnet werden können. Daher sollte [[Jan Holoubek]]s Film auch außerhalb von Polen ein Publikum finden. Ein anderer Film, mit dem sich ein Vergleich aufdränge, sei ''Symetria'' von [[Konrad Niewolski]] von 2003, der die düstere Gefängnisrealität und die dort herrschende Gewalt und Hierarchie sehr anschaulich zeigt. Weiter schreibt Piotrowicz in seiner Kritik, [[Piotr Trojan]] sei großartig in der Hauptrolle, und diese habe ihm sicherlich nicht nur viel körperliche, sondern vor allem emotionale Anstrengung abverlangt.&lt;!-- [[Jan Frycz]] als &quot;Stary&quot; oder [[Jacek Beler]] als der Gefangene &quot;Słodki&quot; schienen der Welt entsprungen, die Niewolski in seinem Film ''Symetria'' zeichnete.--&gt; Dank der Kameraarbeit von [[Bartłomiej Kaczmarek]] könne man die klaustrophobische Atmosphäre an Orten wie diesem Gefängnis fast spüren, und nachdem man das Kino verlassen habe, frage man sich wie es möglich war, 18 Jahre dort zu überstehen.&lt;ref name=&quot;onet.plPiotrowicz&quot;/&gt;<br /> <br /> === Auszeichnungen (Auswahl) ===<br /> [[Datei:Jan Holoubek Portret Czerwiec 2021.jpg|mini|hochkant|Regisseur [[Jan Holoubek]]]]<br /> '''[[Braunschweig International Film Festival]] 2021'''<br /> * Auszeichnung mit dem Publikumspreis&lt;ref&gt;Barbara Schuster: ''[https://beta.blickpunktfilm.de/details/465544 Preisregen in Braunschweig.]'' In: Blickpunkt:Film, 8. November 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> '''[[Camerimage]] 2020'''<br /> * Nominierung als ''Bestes Regiedebüt'' ([[Jan Holoubek]])&lt;ref&gt;''[https://camerimage.pl/en/sklad-konkursu-debiutow-rezyserskich-2020/ Directors’ Debuts Competition 2020 Line-up!]'' In: camerimage.pl, 21. Oktober 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> '''[[Polnischer Filmpreis]] 2021'''<br /> * Auszeichnung für die ''[[Polnischer Filmpreis/Beste Regie|Beste Regie]]'' (Jan Holoubek)<br /> * Auszeichnung als Discovery of the Year (Jan Holoubek)<br /> * Auszeichnung als ''[[Polnischer Filmpreis/Beste Hauptdarstellerin|Beste Hauptdarstellerin]]'' ([[Agata Kulesza]])<br /> * Auszeichnung als ''[[Polnischer Filmpreis/Bester Hauptdarsteller|Bester Hauptdarsteller]]'' ([[Piotr Trojan]])<br /> * Auszeichnung als ''[[Polnischer Filmpreis/Bester Nebendarsteller|Bester Nebendarsteller]]'' (Jan Frycz)<br /> * Auszeichnung für den ''[[Polnischer Filmpreis/Bester Schnitt|Besten Filmschnitt]]'' ([[Rafał Listopad]])<br /> * Auszeichnung für das ''Beste Make-up'' (Liliana Gałązka und Mirela Zawiszewska)&lt;ref&gt;Ola Salwa: ''[https://cineuropa.org/en/newsdetail/406241 Kill It and Leave This Town pockets Best Film at the Polish Film Awards.]'' In: cineuropa.org, 22. Juni 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> '''[[Polnisches Filmfestival Gdynia]] 2020'''<br /> * Auszeichnung für das ''Beste Regiedebüt'' (Jan Holoubek)<br /> * Auszeichnung als ''Bester Hauptdarsteller'' (Piotr Trojan)&lt;ref&gt;''[https://trojmiasto.wyborcza.pl/trojmiasto/7,35612,26601013,festiwal-polskich-filmow-fabularnych-w-gdyni-kto-dostanie-zlote.html &quot;Zabij to i wyjedź z tego miasta&quot; zdobył Złote Lwy w Gdyni. Pierwszy raz w historii wygrała animacja.]'' In: wyborcza.pl, 12. Dezember 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt; <br /> <br /> '''[[Tallinn Black Nights Film Festival]] 2020'''<br /> * Auszeichnung mit dem Special Jury Prize als ''Bester Erstlingsfilm'' (Jan Holoubek)&lt;ref&gt;Amber Wilkinson: ''[https://www.eyeforfilm.co.uk/news/2020-11-28-fear-takes-top-prize-at-tallinn-news-story-by-amber-wilkinson Fear takes top prize at Tallinn.]'' In: eyeforfilm.co.uk, 28. November 2020.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy|25 Jahre Unschuld|audio=0|video=0}}<br /> * {{IMDb|tt11368998}}<br /> * {{Crew united Titel|275520}}<br /> * [https://www.youtube.com/watch?v=8ugos2Kef7o ''25 Years of Innocence'' – Trailer] des [[Tallinn Black Nights Film Festival]]s bei YouTube (Video)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:#::25 Jahre Unschuld}}<br /> [[Kategorie:Filmtitel 2020]]<br /> [[Kategorie:Polnischer Film]]<br /> [[Kategorie:Filmdrama]]<br /> [[Kategorie:Gefängnisfilm]]<br /> [[Kategorie:Gerichtsfilm]]<br /> [[Kategorie:Filmbiografie]]<br /> [[Kategorie:Justizirrtum]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=25_Jahre_Unschuld&diff=252200748 25 Jahre Unschuld 2025-01-13T05:26:42Z <p>Lotje: (GR) File renamed: File:12A2080.jpg → File:Piotr Trojan.jpg #2</p> <hr /> <div>{{Infobox Film<br /> | Bild = <br /> | Deutscher Titel = 25 Jahre Unschuld<br /> | Originaltitel = 25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy<br /> | Produktionsland = Polen<br /> | Originalsprache = Polnisch<br /> | Erscheinungsjahr = 2020<br /> | Länge = 112<br /> | FSK = <br /> | JMK = <br /> | Regie = [[Jan Holoubek]]<br /> | Drehbuch = [[Andrzej Golda]],&lt;br/&gt;Jan Holoubek<br /> | Produzent = [[Anna Waśniewska-Gill]]<br /> | Musik = [[Sarah Neufeld]],&lt;br/&gt;[[Colin Stetson]]<br /> | Kamera = [[Bartłomiej Kaczmarek]]<br /> | Schnitt = [[Rafał Listopad]]<br /> | Besetzung = <br /> * [[Piotr Trojan]]: Tomasz Komenda<br /> * [[Agata Kulesza]]: Teresa Klemańska, Mutter von Tomasz<br /> * [[Dariusz Chojnacki]]: Remigiusz Korejwo<br /> * [[Jan Frycz]]: Gefangener „Stary“<br /> * [[Łukasz Lewandowski]]: Staatsanwalt Robert Tomankiewicz<br /> * [[Mikołaj Chroboczek]]: Staatsanwalt Dariusz Sobieski<br /> * [[Andrzej Konopka]]: Kommissar Tołoczko<br /> * [[Julian Świeżewski]]: Inspektor Bogusław Bigaj<br /> * [[Magdalena Różczka]]: Katarzyna Korejwo&lt;!--, Frau von Remigiusz--&gt;<br /> * [[Adam Nawojczyk]]: Gefangener &quot;Kostrzyna&quot;<br /> * [[Jacek Beler]]: Gefangener Marian Słodowski „Słodki“<br /> * [[Adam Kupaj]]: Krzysztof<br /> * [[Piotr Szekowski]]: Gerard<br /> * [[Artur Steranko]]: Miroslaw Klemanski<br /> * [[Elzbieta Okupska]]: Tomasz' Großmutter<br /> * [[Bartosz Bielenia]]: Krzysiek Pyzior<br /> | Synchronisation = <br /> }}<br /> <br /> '''25 Jahre Unschuld''' (polnischer Originaltitel ''25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy'', internationaler englischsprachiger Titel ''25 Years of Innocence'') ist ein Filmdrama von [[Jan Holoubek]], das im September 2020 in die polnischen Kinos kam. Die [[Filmbiografie]] schildert den Fall Tomasz Komenda, der als junger Mann in Polen wegen Vergewaltigung und Mordes an einem Mädchen zu Unrecht zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. <br /> <br /> == Handlung ==<br /> Tomasz Komenda wird eines brutalen Mordes beschuldigt und für 25 Jahre ins Gefängnis gesteckt, obwohl er unschuldig ist.<br /> <br /> == Biografisches ==<br /> Der Film beschäftigt sich mit der wahren Lebensgeschichte von Tomasz Komenda, ein Fall, von dem nach den Ergebnissen einer im März 2018 von [[Wirtualna Polska]] veröffentlichten Umfrage 89 Prozent der Polen gehört hatten.&lt;ref name=&quot;filmpolski.pl&quot;&gt;''[https://filmpolski.pl/fp/index.php?film=1251945 25 lat niewinnosci.]'' In: filmpolski.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;kobieta.plMalinowska&quot;&gt;Małgorzata Malinowska: ''[https://www.kobieta.pl/artykul/tomasz-komenda-sprawa-kim-jest-zona-dzieci-film-25-lat-niewinnosci-o-tomku-komendzie-200911105314 Tomasz Komenda – bohater filmu &quot;25 lat niewinności...&quot; oświadczył się ukochanej na premierze filmu. Jego przyszła żona jest w ciąży.]'' In: kobieta.pl, 11. September 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In der Silvesternacht 1996/97 hatte die 15-jährige Małgorzata Kwiatkowska mit Freunden in der Disco Alcatraz in [[Małoszyce (Nowa Wieś Lęborska)|Miłoszyce]] gefeiert. Zuletzt wurde das alkoholisierte Mädchen vor der [[Diskothek|Disco]] mit drei Männern gesehen. Am nächsten Morgen fand man Kwiatkowskas Leiche. Sie war brutal vergewaltigt worden und muss nach dem Blutverlust und aufgrund der Unterkühlung im Schnee gestorben sein. Die Ermittler stellten fest, dass es mehrere Täter gegeben haben musste, was durch Spuren am Tatort, einschließlich DNA, belegt wurde. Die Ermittlungen wurden jedoch wegen eines Mangels an Verdächtigen eingestellt. <br /> <br /> Im Jahr 2000 wurde im Fernsehen ein Phantombild von einem Mann vorgestellt, der damals an der Tötung von Kwiatkowska beteiligt gewesen sein soll. Nach der Ausstrahlung meldete sich eine Frau bei der Polizei und berichtete, die in der Zeichnung dargestellte Person ähnele Tomasz Komenda, dem 23-jährigen Enkel ihres Nachbarn. Experten der Medizinischen Akademie in Breslau bestätigten, die an einer am Tatort an einer Sturmhaube gefundenen Haare könnten Komenda gehören, ebenso der Gebissabdruck am Körper des Opfers. Im Jahr 2003 wurde er in erster Instanz von einem Gericht wegen Vergewaltigung und Mordes zu 15 Jahren Haft verurteilt, obwohl ihm 12 Personen für die Silvesternacht, die er in Breslau verbrachte, ein Alibi gaben. Ein Jahr später erhöhte das Berufungsgericht in Breslau die Strafe auf 25 Jahre Gefängnis.&lt;ref&gt;''[https://www.forbes.pl/finanse/tomasz-komenda-domaga-sie-18-mln-zl-za-czas-spedzony-w-wiezieniu/6x0dx47 2,7 tys. zł za każdy dzień za kratami. Tomasz Komenda domaga się 18 mln zł.]'' In: Forbes, 11. September 2018. (Polnisch)&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;kobieta.plMalinowska&quot;/&gt; Komenda erklärte in den folgenden Jahren immer wieder, dass er durch Schläge zu einem Geständnis gezwungen wurde. Auch im Gefängnis von Strzelin wurde Komenda Opfer von körperlichen Misshandlungen.&lt;ref name=&quot;sloworegionu.pl&quot;&gt;''[https://sloworegionu.pl/strzelin/11475-nie-popelnil-przestepstwa-a-przesiedzial-wiele-lat-w-strzelinskim-wiezieniu.html Nie popełnił przestępstwa, a przesiedział wiele lat w strzelińskim więzieniu...]'' In: sloworegionu.pl, 28. März 2018. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:Sąd najwyższy s4.jpg|mini|hochkant=1.3|Im Jahr 2018 wurde Tomasz Komenda vom [[Oberstes Gericht (Polen)|Obersten Gericht]] Polens freigesprochen]]<br /> Im Jahr 2016 nahm die Staatsanwaltschaft den Fall wieder auf, da sich bei der erneuten Prüfung der Akten herausstellte, dass Tomasz Komenda unschuldig war.&lt;ref name=&quot;filmpolski.pl&quot;/&gt; Mitte März 2018 wurde er vom Bezirksgericht in Breslau unter Auflagen nach 18 Jahren aus der Haft entlassen. Im Mai 2018 hob der [[Oberstes Gericht (Polen)|Oberste Gerichtshof]] das Urteil auf und sprach Komenda frei, weil ihn die Beweise als Täter eindeutig ausschlossen.&lt;ref name=&quot;sloworegionu.pl&quot;/&gt; <br /> <br /> Komenda hatte 6.540 Tage im Gefängnis verbracht, wurde in dieser Zeit misshandelt und versuchte dreimal, Selbstmord zu begehen.&lt;ref&gt;Anna Kozińska: ''[https://wiadomosci.wp.pl/spedzil-w-wiezieniu-6540-nocy-wstrzasajaca-relacja-tomasza-komendy-6264086979307649a Spędził w więzieniu 6540 nocy. Wstrząsająca relacja Tomasza Komendy.]'' In: wiadomosci.wp.pl, 18. Juni 2018. (Polnisch)&lt;/ref&gt; Er verklagte den polnischen Staat auf Schadensersatz in Millionenhöhe. Professor Ewa Gruza vom Institut für Forensik der Universität Warschau äußerte sich im Jahr nach Komendas Entlassung gegenüber Tygodnik Solidarność, dass Fehlentscheidungen wie in diesem Fall nicht auf Gesetzeslücken zurückzuführen seien, sondern auf menschliches Versagen.&lt;ref name=&quot;onet.pl&quot;&gt;''[https://wiadomosci.onet.pl/kraj/25-lat-niewinnosci-sprawa-tomasza-komendy-historie-nieslusznie-skazanych/drn4gh3 Niesłusznie skazani na powolne umieranie. Tomasz Komenda nie jest jedyny.]'' In: onet.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt; Fälle wie dieser wurden später auch bei dem Streitthema zwischen Warschau und Berlin zu der von der nationalkonservativen Partei Polens forcierten Justizreform angeführt.&lt;ref&gt;Wojciech Osinski: ''[https://www.nd-aktuell.de/artikel/1082991.polen-und-die-eu-anstrengende-annaeherung.html Anstrengende Annäherung: Angela Merkel in Warschau: Die EU müsse mit »einer Stimme« sprechen.]'' In: Neues Deutschland, 20. März 2018.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Produktion ==<br /> {{Zitat|Text=Tomeks Geschichte lehrt in einem breiteren Kontext, dass selbst wenn wir im Leben in die größten Schwierigkeiten geraten und die Situation absolut ausweglos zu sein scheint, es immer sein kann, dass jemand auftaucht, der uns seine Hand reicht. Ich möchte, dass unser Film all jenen Hoffnung gibt, die glauben, dass es für sie keine Chance mehr gibt.|Autor=Regisseur Jan Holoubek über den Fall Tomasz Komenda&lt;ref name=&quot;onet.pl&quot;/&gt;}}<br /> Regie führte [[Jan Holoubek]], der gemeinsam mit [[Andrzej Golda]] auch das Drehbuch schrieb. Nach einigen Kurzfilmen und Arbeiten für Fernsehserien handelt es sich um Holoubeks Regiedebüt bei einem Spielfilm, der in der Vergangenheit überwiegend als Kameramann tätig war. Der Film erzählt die Ereignisse nicht chronologisch und ist mit Vor- und Rückblenden versehen. So zeigt der Film neben Tomasz' anfänglicher Verhaftung diesen auch innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern und den dramatischen Kampf seiner Mutter um seine Freilassung, aber auch einen Polizisten bei seinen Ermittlungen und die Staatsanwaltschaft bei ihrer Arbeit.&lt;ref name=&quot;onet.plPiotrowicz&quot;&gt;Paweł Piotrowicz: ''[https://kultura.onet.pl/film/recenzje/festiwal-filmowy-w-gdyni-25-lat-niewinnosci-recenzja-filmu/r014rgv &quot;25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy&quot;: kino z koszmaru wzięte.]'' In: onet.pl, 10. Dezember 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> [[Datei:Piotr Trojan.jpg|mini|hochkant=0.95|[[Piotr Trojan]] spielt den unschuldig inhaftierten Tomasz Komenda]]<br /> &lt;!--ERSATZ: [[Datei:Piotr Trojan.jpg|mini|In der der polnischen Fernsehserie ''Znaki'' spielte [[Piotr Trojan]] noch einen Polizisten, in ''25 Jahre Unschuld'' spielt er den Gefangenen Tomasz Komenda]]--&gt;<br /> [[Piotr Trojan]] spielt in der Hauptrolle Tomasz Komenda. Der polnische Theater- und Filmschauspieler war ab 2018 noch in der Rolle des Polizisten Krzysztof Sobczyk in der polnischen Fernsehserie ''Znaki'' zu sehen.<br /> In weiteren Rollen sind eine Reihe von renommierten polnischen Filmschauspielern zu sehen. [[Agata Kulesza]] spielt Tomasz' Mutter Teresa Klemańska, [[Jan Frycz]] und [[Jacek Beler]] sind in den Rolle seiner Mitgefangenen zu sehen, und [[Andrzej Konopka]] spielt Kommissar Tołoczko.&lt;ref name=&quot;tvn.pl&quot;&gt;''[https://www.tvn.pl/aktualnosci/zobacz-nowe-zdjecia-z-filmu-25-lat-niewinnosci-sprawa-tomka-komendy,321334,n.html Nowe zdjęcia z filmu „25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy”.]'' In: tvn.pl, 15. Mai 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Dreharbeiten fanden in [[Breslau]], [[Wałbrzych]], [[Zabrze]] und in der polnischen Hauptstadt [[Warschau]] statt, hier unter anderem im Gebäude des [[Oberstes Gericht (Polen)|Obersten Gerichts]] am Krasiński-Platz im Regierungsviertel [[Śródmieście (Warschau)|Śródmieście]], von dem Komenda letztlich freigesprochen wurde.&lt;ref&gt;''[https://zabrze.repertuary.pl/film/25-lat-niewinnosci-sprawa-tomka-komendy.html 25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy.]'' In: repertuary.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;tvn.pl&quot;/&gt; Als Kameramann fungierte [[Bartłomiej Kaczmarek]].<br /> <br /> Die Filmmusik komponierten die kanadische Geigerin und Post-Rock-Komponistin [[Sarah Neufeld]] und der kanadische Jazzmusiker [[Colin Stetson]].&lt;ref&gt;''[https://cineuropa.org/film/392681/ 25 years of innocence. The Case of Tomek Komenda.]'' In: cineuropa.org. Abgerufen am 18. November 2020.&lt;/ref&gt; Im Film wird zudem der Song ''25 lat niewinnosci'' von Kazik Staszewski und Wojciech Jablonski gespielt, mit einem Text des polnischen Rock/Punk/Rap-Sängers, Texters und Saxophonisten Staszewski und auch von ihm gesungen. Der im Juli 2020 vorgestellte Trailer war mit ''Mad World'' von [[R.E.M.]] unterlegt.&lt;ref&gt;{{YouTube | uploader=Kino Helios Polska | id=NIRbU6cmIow | title=25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy - Zwiastun PL (Official Trailer) | upload=2020-07-17 | abruf=2024-02-25 | laufzeit=2:19 min}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Der Film kam am 18. September 2020 in ausgewählte polnische Kinos.&lt;ref name=&quot;onet.pl&quot;/&gt; Im November 2020 wurde er beim [[Tallinn Black Nights Film Festival]] vorgestellt. Seit dem 10. Dezember 2020 wird der Film auf player.pl angeboten.&lt;ref name=&quot;onet.plPiotrowicz&quot;/&gt; Anfang November 2021 wird er beim [[Braunschweig International Film Festival]]&lt;ref&gt;''[https://www.filmfest-braunschweig.de/programm/filmsuche/details/25-years-of-innocence-10161 25 Jahre Unschuld.]'' In: filmfest-braunschweig.de. Abgerufen am 2. Oktober 2021.&lt;/ref&gt; und beim [[Filmfestival Cottbus]] gezeigt.&lt;ref&gt;''[https://www.filmfestivalcottbus.de/de/festival/programm/sektionen/movie/2103.html 25 Jahre Unschuld.]'' In: filmfestivalcottbus. Abgerufen am 20. Oktober 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Rezeption ==<br /> === Kritiken ===<br /> Paweł Piotrowicz von [[Onet.pl]] macht in seiner Kritik den notwendigerweisen Vergleich des Films mit ''[[Die Schuld (1999)|Die Schuld]]'' von [[Krzysztof Krauze]] von 1999, der die zu 25 Jahren Haftstrafe verurteilten Artur Bryliński und Sławomir Sikora im Gefängnis interviewte und auf dieser Basis sein Drehbuch schrieb. Doch die beiden Geschichten unterschieden sich auch deutlich voneinander, weil sich Bryliński und Sikora zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch hinter Gittern befanden. Beide Produktionen seien Beispiele für eine erfolgreiche Kombination aus Sensationsgeschichte, Thriller und Sozialdrama, gleichzeitig erzählten beide aber auch universelle Geschichten, die weder Zeit noch Ort zugeordnet werden können. Daher sollte [[Jan Holoubek]]s Film auch außerhalb von Polen ein Publikum finden. Ein anderer Film, mit dem sich ein Vergleich aufdränge, sei ''Symetria'' von [[Konrad Niewolski]] von 2003, der die düstere Gefängnisrealität und die dort herrschende Gewalt und Hierarchie sehr anschaulich zeigt. Weiter schreibt Piotrowicz in seiner Kritik, [[Piotr Trojan]] sei großartig in der Hauptrolle, und diese habe ihm sicherlich nicht nur viel körperliche, sondern vor allem emotionale Anstrengung abverlangt.&lt;!-- [[Jan Frycz]] als &quot;Stary&quot; oder [[Jacek Beler]] als der Gefangene &quot;Słodki&quot; schienen der Welt entsprungen, die Niewolski in seinem Film ''Symetria'' zeichnete.--&gt; Dank der Kameraarbeit von [[Bartłomiej Kaczmarek]] könne man die klaustrophobische Atmosphäre an Orten wie diesem Gefängnis fast spüren, und nachdem man das Kino verlassen habe, frage man sich wie es möglich war, 18 Jahre dort zu überstehen.&lt;ref name=&quot;onet.plPiotrowicz&quot;/&gt;<br /> <br /> === Auszeichnungen (Auswahl) ===<br /> [[Datei:Jan Holoubek Portret Czerwiec 2021.jpg|mini|hochkant|Regisseur [[Jan Holoubek]]]]<br /> '''[[Braunschweig International Film Festival]] 2021'''<br /> * Auszeichnung mit dem Publikumspreis&lt;ref&gt;Barbara Schuster: ''[https://beta.blickpunktfilm.de/details/465544 Preisregen in Braunschweig.]'' In: Blickpunkt:Film, 8. November 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> '''[[Camerimage]] 2020'''<br /> * Nominierung als ''Bestes Regiedebüt'' ([[Jan Holoubek]])&lt;ref&gt;''[https://camerimage.pl/en/sklad-konkursu-debiutow-rezyserskich-2020/ Directors’ Debuts Competition 2020 Line-up!]'' In: camerimage.pl, 21. Oktober 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> '''[[Polnischer Filmpreis]] 2021'''<br /> * Auszeichnung für die ''[[Polnischer Filmpreis/Beste Regie|Beste Regie]]'' (Jan Holoubek)<br /> * Auszeichnung als Discovery of the Year (Jan Holoubek)<br /> * Auszeichnung als ''[[Polnischer Filmpreis/Beste Hauptdarstellerin|Beste Hauptdarstellerin]]'' ([[Agata Kulesza]])<br /> * Auszeichnung als ''[[Polnischer Filmpreis/Bester Hauptdarsteller|Bester Hauptdarsteller]]'' ([[Piotr Trojan]])<br /> * Auszeichnung als ''[[Polnischer Filmpreis/Bester Nebendarsteller|Bester Nebendarsteller]]'' (Jan Frycz)<br /> * Auszeichnung für den ''[[Polnischer Filmpreis/Bester Schnitt|Besten Filmschnitt]]'' ([[Rafał Listopad]])<br /> * Auszeichnung für das ''Beste Make-up'' (Liliana Gałązka und Mirela Zawiszewska)&lt;ref&gt;Ola Salwa: ''[https://cineuropa.org/en/newsdetail/406241 Kill It and Leave This Town pockets Best Film at the Polish Film Awards.]'' In: cineuropa.org, 22. Juni 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> '''[[Polnisches Filmfestival Gdynia]] 2020'''<br /> * Auszeichnung für das ''Beste Regiedebüt'' (Jan Holoubek)<br /> * Auszeichnung als ''Bester Hauptdarsteller'' (Piotr Trojan)&lt;ref&gt;''[https://trojmiasto.wyborcza.pl/trojmiasto/7,35612,26601013,festiwal-polskich-filmow-fabularnych-w-gdyni-kto-dostanie-zlote.html &quot;Zabij to i wyjedź z tego miasta&quot; zdobył Złote Lwy w Gdyni. Pierwszy raz w historii wygrała animacja.]'' In: wyborcza.pl, 12. Dezember 2020. (Polnisch)&lt;/ref&gt; <br /> <br /> '''[[Tallinn Black Nights Film Festival]] 2020'''<br /> * Auszeichnung mit dem Special Jury Prize als ''Bester Erstlingsfilm'' (Jan Holoubek)&lt;ref&gt;Amber Wilkinson: ''[https://www.eyeforfilm.co.uk/news/2020-11-28-fear-takes-top-prize-at-tallinn-news-story-by-amber-wilkinson Fear takes top prize at Tallinn.]'' In: eyeforfilm.co.uk, 28. November 2020.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy|25 Jahre Unschuld|audio=0|video=0}}<br /> * {{IMDb|tt11368998}}<br /> * {{Crew united Titel|275520}}<br /> * [https://www.youtube.com/watch?v=8ugos2Kef7o ''25 Years of Innocence'' – Trailer] des [[Tallinn Black Nights Film Festival]]s bei YouTube (Video)<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{SORTIERUNG:#::25 Jahre Unschuld}}<br /> [[Kategorie:Filmtitel 2020]]<br /> [[Kategorie:Polnischer Film]]<br /> [[Kategorie:Filmdrama]]<br /> [[Kategorie:Gefängnisfilm]]<br /> [[Kategorie:Gerichtsfilm]]<br /> [[Kategorie:Filmbiografie]]<br /> [[Kategorie:Justizirrtum]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Wallraf-Richartz-Museum_%26_Fondation_Corboud&diff=251891038 Diskussion:Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud 2025-01-04T07:01:02Z <p>Lotje: Neuer Abschnitt /* File:Monet w1005.jpg */</p> <hr /> <div>== (Erster Beitrag) ==<br /> <br /> das wallraf-richartz museum war zudem das erste museum in deutschland nach 1945, das unter seinem hoch anerkannten direktor leopold reidemeister bilder der künstlervereinigung &quot;Brücke&quot; ausstellte, deren werke während der ns-zeit verfemt und verboten waren. dies war ein großer schritt in richtung moderner malerei, insbesondere in richtung expressionismus.<br /> <br /> aus: meike hoffmann, leben und schaffen der künstlergruppe &quot;brücke&quot;, 1905 bis 1913. dietrich reimer verlag gmbh 2005 {{Unsigniert|89.58.48.160}}<br /> ::Das darf man aber durchaus in den Artikel einarbeiten! Gruß --[[Benutzer:Superbass|Superbass]] 18:28, 5. Okt 2006 (CEST)<br /> <br /> :::&quot;dies war ein großer schritt in richtung moderner malerei, insbesondere in richtung expressionismus.&quot; Wer geht diesen großen Schritt? Die &quot;moderner malerei, insbesondere in richtung expressionismus&quot; entwickelten sich weder zuerst im Museum, noch liegt deren Beginn nach 1945. Vielleicht noch einmal überprüfen, in welchem Zusammenhang das Zitat steht, bevor es in den Artikeltext übernommen wird. --[[Benutzer:Rlbberlin|Rlbberlin]] 18:42, 5. Okt 2006 (CEST)<br /> :::::Das (und dass ich die angegebene Literatur nicht besitze) ist der Grund, warum ich die Einarbeitung nicht einfach selbst vorgenommen habe. Natürlich muss die Information geprüft und sauber formuliert werden. Informationen über [[Die Brücke]] haben wir schon in der Wikipedia. Gruß --[[Benutzer:Superbass|Superbass]] 20:04, 5. Okt 2006 (CEST)<br /> <br /> == Marianne Stokes ==<br /> <br /> Habe mir erlaubt, unter die Auswahl ausgestellter Werke die &quot;Melisande&quot; von Marianne Stokes einzureihen, die - wie ich in Erfahrung bringen konnte - bei den Besuchern besonders beliebt sein soll, deren Schöpferin aber, wohl aufgrund ihres Nationalitätswechsels, kaum bekannt ist. Es wäre schön, wenn die Melisande auch den Artikel zum Thema Marianne Stokes illustrieren könnte!<br /> <br /> Robert Schediwy [[Benutzer:83.191.126.59|83.191.126.59]] 19:23, 18. Nov. 2006 (CET)<br /> <br /> == Umzüge und Museumsgeschichte ==<br /> <br /> Ich habe eben die Geschichte des Museums erweitert. Zu den Umzügen der Sammlung habe ich auch gefunden:<br /> :''(...) Museumsodyssee, die 1824 als &quot;Wallrafianum&quot; im Kölner Hof begann, zum Hansasaal zog, von da aus als &quot;Kunsthaus der Hansestadt Köln&quot; zum Minoritenkloster, im Krieg zerstört und am selben Ort in den 50er Jahren wieder aufgebaut wurde, zur Südostseite des Doms wanderte und schließlich hier am Gürzenich endete.''<br /> :''Unermüdlich wurde das Museum herumgeschoben: an den Aachener Weiher, an den Militärring, an den Neumarkt, auf das Gelände des ehemaligen Klingelpütz, an den Sassenhof und schließlich gleich neben den Bahnsteig. (...)''<br /> ::&lt;small&gt;Einzelnachweis: [http://www.bmvbs.de/architektur-baukultur/download/Baukultur.pdf Ansprache von Oswald Mathias Ungers auf dem Kongreß &quot;Baukultur in Deutschland&quot; vom 3.-5. Dezember 2001 in Köln] ([[pdf]]-Datei)&lt;/small&gt;<br /> Ich schaffe es leider nicht, die Orte mit der Geschichte des Museums auf einen Nenner zu bringen - Ungers dürfte es zwar besser wissen als die von mir im Artikel zitierte Quelle, aber leider nennt er gar keine Gründe; und eine reine Auflistung der Orte ohne Erwähnung von Gründen für den Umzug halte ich für wenig erhellend... Falls jemand also die Umzüge mit der wirklichen Geschichte des Museums verbinden könnte: klasse! :o) --[[Benutzer:Ibn Battuta|Ibn Battuta]] 06:47, 15. Feb. 2007 (CET)<br /> ::: Nicht zu wörtlich bitte !! Ungers meint einmal den Aufbewahrungsort des Lochnerbildes (und eines kleinen Teiles der Sammlung), das natürlich auch mal zum Bestand des Rathauses gehörte. Dann aber redet er von den PLÄNEN für den Standort des W-R-Museums. Das ist nicht am Aachener Weiher oder Militärring gewesen, sondern nur an den im Wikitext beschriebenen Orten. Nur die Stadtplaner haben gedanklich &quot;geschoben&quot;. Und Ungers findet , dass es jetzt am Gürzenich seinen Platz gefunden hat. Im Text steht noch die richtig zitierte , aber falsche Angabe, dass das WRM weiterhin Walraffianum gehießen habe. Mir fehlt für den Beweis aber eine eindeutige Quelle. Die angegebene ist sicher erstens weit hergeholt und dann natürlich unbelegt. --[[Benutzer:G-Michel-Hürth|G-Michel-Hürth]] 10:55, 28. Okt. 2007 (CET)<br /> <br /> Ich habe mich mal darin versucht, den Artikel ein bisschen aufzuarbeiten, besser zu strukturieren und zu ergänzen. Was definitiv noch fehlt, ist eine Erweiterung der Rubrik &quot;Neubau&quot; von Ungers. Ich denke da vor allem an die Ausstellungsebene, in der die &quot;Archäologische Zone&quot; mit den Grundmauern von einem (welchem?) Wohnhaus integriert ist, und die Grundidee von Ungers, das Haus nach dem quadratischen Prinzip zu errichten.. Leider kenne ich mich da nicht so gut aus. Vielleicht seid Ihr da fitter? <br /> Danke an G-Michel-Hürth für die Ergänzung zum Kölner Hof! <br /> Übrigens hab ich auch endlich mit einem Richartz-Artikel angefangen. Bisher habe ich aber leider keine guten Quellen gefunden, die seine Biographie etwas ausführen könnten.. Würde mich freuen, wenn jemand mitrecherchiert!-- [[Benutzer:Principal 15|Principal 15]] 19:13, 12. Mai 2010 (CEST)<br /> <br /> Ein Fehler.<br /> Bei<br /> https://de.wikipedia.org/wiki/Wallraf-Richartz-Museum_%26_Fondation_Corboud#Wallraf-Richartz-Museum_(Schwarz-Bernhard-Bau,_1957%E2%80%931986)<br /> steht<br /> Am 27. Mai 1957 konnte auf dem alten Gelände, jetzt mit der Adresse „An der Rechtschule“, nach einer Bauzeit von vier Jahren ein neues Museum nach den Plänen der Architekten Rudolf Schwarz und Josef Bernhard eröffnet werden. <br /> Der Architekt hieß Josef Bernard, siehe<br /> http://d-nb.info/gnd/142406333<br /> Einen Wikipedia-Artikel hat er nicht und wird hier<br /> https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Bernard<br /> mit falsch geschriebenem Vornamen aufgeführt. Hier<br /> http://www.koelnwiki.de/wiki/Josef_Bernard<br /> ist er korrekt geschrieben.<br /> Ich möchte mich selbst in die Arbeit am Artikel nicht einmischen. Weiß zu wenig von diesem Museumsbau. Liebe Grüße --[[Benutzer:Ludicrous|Ludicrous]] ([[Benutzer Diskussion:Ludicrous|Diskussion]]) 17:00, 31. Aug. 2020 (CEST)<br /> <br /> == von der Osten ==<br /> <br /> Hallo ihr,&lt;br/&gt;ich habe gerade an einem Kurzartikel zu [[Gert von der Osten]] gebastelt, der das Museum (und mehr) von 1960 bis 1975 leitete, von dem jedoch in diesem Artikel kein Wort zu lesen ist. In dem [http://www.zeit.de/1983/50/wirkung-ohne-wirbel Nachruf der Zeit] ebenso wie im Munzinger Archiv steht zudem, dass die Sammlung Ludwig bereits 1968 durch ihn als Leihgabe angeworben und seit 1976 im WRM beherbergt wurde (hier im Artikel wird der Erwerb auf 1996 datiert; im Artikel [[Museum Ludwig]] steht allerdings auch nichts zu von Osten ...). Da ich selbst nicht so tief in der Materie bin, würde ich mich freuen, wenn jemand mit Sachverstand den Artikel entsprechend erweitern würde. Gruß -- [[Benutzer:Achim Raschka|Achim Raschka]] ([[Benutzer Diskussion:Achim Raschka|Diskussion]]) 22:21, 9. Dez. 2012 (CET)<br /> <br /> == Das Wallraff Museum in Köln sucht Bewerber für den Bundesfreiwilligendienst ==<br /> <br /> Das Abitur ist geschrieben und vielleicht viele Wikipedia Artikel im Bereich Kunst und Kultur ebenso. Zeit sich mal in der Praxis auszuprobieren. Das Wallraf-Richartz-Museum &amp; Fondation Corboud bietet ab September 2014 allen Schulabgängerinnen und -abgängern mit Abitur die Möglichkeit ein Freiwilliges Jahr im Museum zu machen. [http://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/bundesfreiwilligendienst-im-museum Bewerbungen] sind jetzt möglich.--[[Benutzer:Barbara Fischer (WMDE)|Barbara Fischer (WMDE)]] ([[Benutzer Diskussion:Barbara Fischer (WMDE)|Diskussion]]) 13:57, 13. Aug. 2014 (CEST)<br /> <br /> == Fondation ... ==<br /> <br /> sprachliche Herkunft ist französisch? Aussprache = ?<br /> <br /> --[[Benutzer:Helium4|Helium4]] ([[Benutzer Diskussion:Helium4|Diskussion]]) 22:57, 9. Feb. 2018 (CET)<br /> <br /> == [[:File:Monet w1005.jpg]] ==<br /> <br /> Hallo, ob dies die Fälschung {{Cite web |title=Kulturelles Erbe Köln: Monet, Claude Oscar, Bords de la Seine à Port-Villez (Seinelandschaft / Am Ufer der Seine bei Port-Villez) |url=https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/ete?action=addFilter&amp;filter=filter_titel_motiv&amp;term=Bords%20de%20la%20Seine%20%C3%A0%20Port-Villez&amp;sstate=eJztWd1y28YVFqUmUmjLUjZO43Hr1EVvMimlYPFHgkqnsSzZMSVLdihXtesMZgksQRggQAMLWpatGT9DnqBv0IvMZCbXvemDNO-RswBIiRAIphld9EK6EHfPOd-3Z8_Zv0MuVdB_K1VErcH6y5iGr9cjRnyLhNbqT-_-s3BjTlg0TcMijH5WkeTqtTDuhI5LfcMbeiJGH4v4-c6_f_B8Gt5uk37fi32b-jcX7uxtCQvMcz-fkzZyIAndOiSeF5Lu29ngL6srXcdjNDTc2I-YR0N062HgU1a7fdcjsUXfujFtNkVJlUVdF9_is-jG3FfV1tJoPje_qH7EZ-kFgRsPxtNEczfnhOXqXPKZ4j6rNL5_964i3Koubm3eN3b376PVdi949ZjH5xsaxR6LblSEf66c6r9beSMYURCHJhWabwTHNz1wLhKa_xBMU6gJVmD2KSPQMgOfEQembIDMj_sdGual7PWAcoxjCd-e1IQkLZw1jQS1eHss7ASBxz_7ccRgOGgQZvYMiDBIT06-rSUaww-4FnpRL4g9i7dPgDulLOQBeZ8LJjMuNAXIWkHaBKCbApIAdCblM8G5jAO6NOXCjFnyeUaxbVM-sTd80mEA44ggdY4hXViCVhCmszbN9Wy9w7AkMgXumBFDKrIukBPbjrifxj3niFprB5Aug_e5_1E6AcoHF4wsk-k4evrH3cmHpwCbMxmRqOfg8my4XAJXZsOVErg6G66WwLXZcK0EXp8Nr5fAG7PhjRK4PhuuT4djcSYcTKbD8Ww4LoHPXnW4ZNXh2asO51ZdtquPY5v4Nt9hcb-Qo8iuiOj0eJhOMrYpImAOo57RD5gzLOM4azZBE3RegHcODeEIM46jQo68TZEfcAvZAxoWE-RtigiSqwwOsMQqOcimE52zLSK0CWPpuVzCdGpURAG3EA0d4hmMmr0ymknD6Ztt9nIXJ5b7yQlc0dXqwjYWUQVD-ypvS2iBBSb06rwno3WXumuDuOM55togDKzYZE7grw9p-Ip4fHr8nWAxN6Cev27REaWCKhq0r_C2iub9YKTQUEWE9m95u46W08fCo5BG1GcjQAPNYwk6H_KOjpbgxo_7qf6D6vy2lLq7ClpJRKPXVzYBCaMFuIayISQJLU9chiD_scIVCvpXhbaOXzzdfPBajR-EO6748nV0tH_8dPhox4yOHm4-bu8d3H3YONAau21zyJ7Yvf2tbXlPM8XdYxEfKOEz0dTvOR3XbeF497Fpk4Nn-9-494-Up666_-SwRbYOv97b844b5Jmrtoh3r2H1PWo-8fah_TjcWVv7e3_QOgh2jl_0W4N2f7AH-pd_e3a46ZL-kU0OPfsp7kWOdsf6urXX4HNa5q6r6Dc-XPdZtCQNzVM_C6_USGPDwySnkV6BpoIWuwEkLLQygYoWJVGvS6KcBGp-W0OTb1Aul0Guoz93iOk21RreIJD6Id2AHbshqiKuy7ixMdkD0N0EtBHRAQkJC8ImziMx1kRZ2gg7xDBFrGJVn1QAyWZC0hzl_VdxtBKOTepRTjHhT_N_5bqfcP11xDUgJv11RBfpVD5ISk3Jp0isK3LGASSSOqm4YH_qCdcXY3_UmvrLlsxFOqEnXHjshFbTYC3CrmPUyoxh5IaONyZ7F-zGdsL1l7Eb9Vo9FwtJlhSccFiiJMm6bIh4UndRm2krIfkyOwDAlfxO_kWu8NOljVGlntV12-2k2Lus6y7rusu67rKuu6zrLuu6y7ru_6mum4fbOi0MoBBqQ413rtb6HZdjhJyIudTxo9jsdckwCJ2sEGtDMTguxNpQCy7x28FIq6tbXKSi620G6zTaDWzHh382tfZjlhQq}} is? Thanks. [[Benutzerin:Lotje|Lotje]] ([[Benutzerin Diskussion:Lotje|Diskussion]]) 08:01, 4. Jan. 2025 (CET)</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Westkapelle&diff=251615067 Westkapelle 2024-12-27T05:04:00Z <p>Lotje: Gedenkstätte für die Opfer der Inundierung in 1944</p> <hr /> <div>{{Dieser Artikel|behandelt den niederländischen Ort Westkapelle; zu dem gleichnamigen Ortsteil von Knokke-Heist siehe [[Westkapelle (Belgien)]].}}<br /> {{Infobox Ort in den Niederlanden<br /> | Typ = Ort<br /> | Ortsflagge_Rahmen = 1<br /> | Ortsflagge = <br /> | Ortswappen = Westkapelle wapen.svg<br /> | Karte des Ortes = Map NL - Veere - Westkapelle.png<br /> | Karte_Beschreibung = Lage von Westkapelle in der Gemeinde Veere<br /> | Bild1 = <br /> | Bild1_Beschreibung = <br /> | Provinz = {{NL-ZE}}<br /> | Bürgermeister = <br /> | Sitz des Ortes = [[Datei:Veere vlag.svg|rand|20px|Flagge der Gemeinde Veere]]&amp;nbsp;[[Veere]]<br /> | Fläche = 8.95<br /> | Landfläche = 8.4<br /> | Wasserfläche = 0.55<br /> | Einwohner = 2610<br /> | Stand = 1. Jan. 2024&lt;ref name=&quot;einwohnerwestkapelle&quot;&gt;{{Internetquelle |url=https://opendata.cbs.nl/#/CBS/nl/dataset/85984NED/table?ts=1728748725664 |titel=Kerncijfers wijken en buurten 2024 |werk=StatLine |hrsg=[[Centraal Bureau voor de Statistiek|CBS]] |datum=2024-08-16 |abruf=2024-10-12}}&lt;/ref&gt;<br /> | Bevölkerungsdichte = <br /> | Breitengrad = 51/31/46/N<br /> | Längengrad = 3/26/26/O<br /> | Höhe = 5<br /> | Straße = {{RSIGN|NL|N|287}} {{RSIGN|NL|N|288|Provinciale weg 288}}<br /> | Vorwahl = 0118<br /> | Postleitzahl = 4357, 4361, 4363, 4374<br /> | website = <br /> }}<br /> <br /> '''Westkapelle''' ([[seeländisch]] ''Wasschappel'') ist ein [[Fremdenverkehrsort]] an der Westspitze der Halbinsel [[Walcheren]] in der [[Niederlande|niederländischen]] [[Provinz Zeeland]]. Er gehört seit 1997 zur Gemeinde [[Veere]] und hat 2610 Einwohner (Stand: 1. Januar 2024).&lt;ref name=&quot;einwohnerwestkapelle&quot; /&gt;<br /> <br /> == Lage ==<br /> Der Ortskern wird durch einen Deich geschützt. Nordöstlich liegt [[Domburg]]. Im Süden erstreckt sich bis [[Zoutelande]] ein Dünengürtel mit den höchsten Dünen der Niederlande. Bis zu 48,5&amp;nbsp;m [[Amsterdamer Pegel|NAP]] sind sie beim Ortsteil ''Valkenisse''.<br /> <br /> == Geschichte ==<br /> [[Datei:Ruine Westkapelle Sint Willibrorduskerk.jpg|mini|Westkapelle, die zerstörte alte Willibrorduskirche]]<br /> Westkapelle wird mit der [[Willibrord]]uskirche urkundlich bereits 1071 erwähnt. 1223 erhält das Fischerdorf das [[Stadtrecht]]. 1253 fand in der Nähe des Ortes die [[Schlacht bei Westkapelle]] statt, der militärische Höhepunkt des [[Flämischer Erbfolgekrieg|flämischen Erbfolgekriegs]].<br /> Aufgrund der ständigen Bedrohung der Dünen durch Wind und Meer wurde 1432 bis 1470 ein schützender Deich sowie eine neue Kirche südöstlich des Ortes errichtet. Erst später dehnte sich die Bebauung weiter zwischen dem Deich und der Kirche aus.&lt;ref group=&quot;Anm.&quot;&gt;Bis heute werden deshalb scherzhaft die Menschen außerhalb Westkapelles als ''van achter de toren''/von hinter dem Turm bezeichnet.&lt;/ref&gt;<br /> Hatten die Einwohner zunächst vorwiegend von der Fischerei gelebt, wurde ab 1540 der [[Deich]]bau ihre Haupterwerbsquelle. Im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Aufschwung entstand eine dreischiffige Hallenkirche, von der nur der heute zum Leuchtturm umfunktionierte Kirchturm erhalten ist. Im [[Achtzigjähriger Krieg|Achtzigjährigen Krieg]] wurde die [[Willibrord]]uskirche verwüstet und verfiel in den folgenden Jahrzehnten. Nach einem durch ein erstes, einfaches Leuchtfeuer entfachten Brand wurde das noch einmal instandgesetzte Mittelschiff dann endgültig zerstört. Der erhaltene Backsteinturm dient seitdem als Leuchtturm.<br /> <br /> === Im Zweiten Weltkrieg ===<br /> [[Datei:Destroyed Walcheren seawall at Westkapelle 1944.jpg|mini|Westkapelle unmittelbar nach dem Bombardement]]<br /> Am 3. Oktober [[1944]] zerstörten westalliierte Bomber den südlichen [[Seedeich]] vor Westkapelle,&lt;ref&gt;[http://www.vvvzeeland.nl/de/inseln/walcheren/westkapelle Artikel über Westkapelle]&lt;/ref&gt; um durch die folgende Überflutung die deutschen Besatzungstruppen handlungsunfähig zu machen. Bei diesem Angriff zur Befreiung der Niederlande starben 176 Einwohner. 44 Männer, Frauen und Kinder ertranken.&lt;ref&gt;Andrew Rawson: ''Walcheren: Operation Infatuate''. Leo Cooper, Barnsley 2003, ISBN 0-85052-961-1, S. 31.&lt;/ref&gt; Das Dorf wurde durch die Bomben und das einströmende Seewasser fast vollständig zerstört.<br /> Am 1. November 1944 landeten alliierte Truppen im Rahmen der [[Schlacht an der Scheldemündung]] unter anderem mit Sherman-Tanks südlich und nördlich des entstandenen Deichdurchbruchs. Eines dieser Landungsfahrzeuge steht heute als Monument zur Befreiung der Niederlande auf dem Deich nahe dem Polderhuis Museum.&lt;ref name=polder&gt;[https://www.polderhuiswestkapelle.nl/de/ www.polderhuiswestkapelle.nl] (deutsch)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Erst am 12. Oktober 1945 konnte der Deich abgedichtet werden. Hierbei wurden mehrere Landungsboote in der Deichöffnung versenkt und mit Steinen verfüllt. Danach konnte mit dem Wiederaufbau des Dorfes begonnen werden. Heute erhalten sind nur noch Häuser (einige Häuser gegenüber dem Markt an der Zuidstraat), die über dem Meeresspiegel standen und deshalb nicht mit Salzwasser überflutet wurden. Hier wohnte die niederländische Fotografin Neeltje Flipse-Roelse, die aus ihrem Dachfenster zahlreiche Fotos der deutschen Besatzer machte. Einige dieser Fotografien werden heute im Polderhuis Museum gezeigt. Ein bis heute sichtbares mahnendes Überbleibsel des Zweiten Weltkrieges ist am westlichen Dorfrand zu sehen, der sogenannte ''Kreek'' – ein mit Brackwasser gefüllter kleiner See, der heute als Erholungsgebiet und Anglergewässer dient.<br /> <br /> Die Geschichte des Ortes, der Deicharbeiten und insbesondere der Kriegsereignisse wird anschaulich – auch in deutscher Sprache – im Polderhuis-Museum präsentiert.&lt;ref name=polder /&gt;<br /> <br /> == Sehenswürdigkeiten ==<br /> * Leuchttürme<br /> * Polderhuis; Deich- und Kriegsmuseum<br /> * Sherman Tank auf dem Deich<br /> * Dorfmühle De Noorman<br /> * Der Kreek<br /> * Vogelschutzgebiet am Dorfrand Richtung [[Domburg]]<br /> * Ringreiten<br /> * Dorf- und Brauchtumsfeste<br /> <br /> === Leuchttürme ===<br /> {{Hauptartikel|Leuchtturm Westkapelle (Oberfeuer)}}<br /> [[Datei:Westkapelle Laag-pjt.jpg|mini|Leuchtturm „IJzeren torentje“ in Westkapelle]]<br /> [[Datei:Westkapelle Hoog-pjt.jpg|mini|Der gotische Kirchturm dient seit 1924 als Leuchtturm]]<br /> Nach dem Achtzigjährigen Krieg und seinen Verwüstungen wurde die Willibrorduskirche 1692 für baufällig erklärt. Der Dachstuhl des gotischen Turmes trug statisch die Lasten nicht mehr, sodass schließlich 1702 die Glocke herabstürzte und man die Kirche anschließend nur in Teilen wieder aufbaute. 1831 schließlich brannte das Kirchengebäude vollständig ab. Nach den sichernden Abbrucharbeiten blieb nur noch der heute erhaltene Turm stehen. Seit 1818 (Einfaches Leuchtfeuer auf dem Turm) bzw. 1924 (Instandgesetzt und modernisiert) dient er als Leuchtturm.<br /> Trotz der verheerenden Zerstörungen in Westkapelle durch den Zweiten Weltkrieg blieb der Turm weitgehend unbeschädigt. Am 1. Februar 1946 nahm er seinen Dienst zunächst mit einer einfachen Notbeleuchtung wieder auf. Diese wurde 1951 durch die heutige, neue elektrische Einrichtung ersetzt. Das obere Tableau trägt in 54&amp;nbsp;m Höhe die 2,6 Millionen [[Candela|cd]] starke Lichtanlage. Der Lichtstrahl reicht 19,5 Seemeilen (ca. 35&amp;nbsp;km) weit und erscheint alle 3 Sekunden mit einer Dauer von 0,1 Sekunden. Das Tableau mit Linsen und Spiegeln dreht sich 5-mal pro Minute.<br /> An bestimmten Tagen kann der Turm bestiegen werden. Die Öffnungszeiten sind am unteren Eingang angeschlagen. Bis zur Turmspitze sind es beachtliche 179 Stufen, von denen die letzten 17 aus Holz sind. Die Höhe bis zur Aussichtsplattform beträgt 40&amp;nbsp;m und die gesamte Höhe des Turmes 57&amp;nbsp;m. Die Lichtanlage selbst kann nicht besichtigt werden.<br /> Aufgrund der sehr engen Wendelung der Treppe ist der Besuch für Menschen mit eingeschränkter Fitness oder Beweglichkeit nicht zu empfehlen.<br /> <br /> Ein zweiter kleiner Leuchtturm, das ''IJzeren torentje'' steht auf dem Deich am sogenannten Westkap. Er ist als markante rot-weiße Landmarke bereits von weitem zu sehen und gut zu finden. Ein Bild ist unten auf dieser Seite eingefügt.<br /> <br /> === Kirmes ===<br /> Immer am Wochenende nach dem ersten Mittwoch im Juli findet in Westkapelle die berühmte Kirmes mit dem mehr als 400 Jahre alten ''Gaaischieten'' statt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/mare_tv/media/maretv461.html |titel=Zeeland – Hollands nasse Westküste |titelerg=Bericht in MareTV ab 36:22 Min über die Kirmes in Westkapelle |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130929183002/http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/mare_tv/media/maretv461.html |archiv-datum=2013-09-29 |zugriff=2013-09-11}}&lt;/ref&gt; Hierbei wird mit selbst gegossenen Bleikugeln auf drei Schiffsmodelle geschossen, die angreifende englische Schiffe symbolisieren. Diese Schützenvereinigung – anders als deutsche Schützenvereine nicht sonderlich militärisch organisiert – ging aus einer Art Bürgerwehr hervor, die das Dorf und die an der Schelde liegenden Häfen [[Vlissingen]] und [[Antwerpen]] gegen Angriffe von See schützen sollte.<br /> <br /> === Künstler ===<br /> Westkapelle war über die Jahrzehnte immer auch Wohn- oder Arbeitsort unterschiedlicher Künstler und Künstlerinnen.<br /> &lt;br&gt;Unter anderem arbeiteten oder wohnten hier:<br /> * [[Jan Toorop]] (1858–1928, Maler)&lt;ref&gt;[https://www.westkapellecultuurbehoud.nl/cultuur/kunst-en-wetenschap?start=1 Deichweg bei Westkapelle]&lt;/ref&gt;<br /> * [[Piet Mondriaan]] (1872–1944, Maler)&lt;ref&gt;[http://www.gemeentemuseum.nl/collection/item/1020 Leuchtturm von Mondriaan]&lt;/ref&gt;<br /> * Egbertus Antonie Jansen (1877–1957, Maler)<br /> * Denis Galloway (1878–1957, Zeichner)<br /> * Johannes Gabrielse (1881–1945, Illustrator)<br /> * Jan Heyse (1882–1954, Aquarellist)<br /> * Reimond Kimpe (1885–1970, Maler)<br /> * [[Charley Toorop]] (1891–1955, Malerin)&lt;ref&gt;[https://www.tooropinwestkapelle.nl/?page_id=16 Denkmal für Charley Toorop]&lt;/ref&gt;<br /> * Ferenc László Hernády (1901–1956)&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://www.pzc.nl/regio/zeeuws-nieuws/westkappelse-stuit-op-portret-moeder-1.4003070 |wayback=20150924083740 |archiv-bot=2019-04-22 11:24:27 InternetArchiveBot |text=Bildnis Frau aus Westkapelle}}&lt;/ref&gt;<br /> * [[Jan Campert]] (1902–1943, Dichter)&lt;ref&gt;[https://www.historici.nl/Onderzoek/Projecten/BWN/lemmata/bwn3/campert Jan Campert]&lt;/ref&gt;<br /> * Adriaan (Jons) Viruly (1905–1986, Schriftsteller)&lt;!--siehe http://nl.wikipedia.org/wiki/Adriaan_Viruly Niederländische Wiki--&gt;<br /> * [[Eva Besnyö]] (1910–2003, Fotografin)&lt;ref&gt;{{Webarchiv|url=http://swimcinema.com/category/dutch-photography/ |wayback=20160304073033 |archiv-bot=2019-04-22 11:24:27 InternetArchiveBot |text=Einige Bilder aus Westkapelle}}&lt;/ref&gt;<br /> * [[John Fernhout]] (1913–1987, Filmemacher)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://beeldbank.amsterdam.nl/beeldbank/weergave/record/?id=030025004056 |titel=Schaduw van John Fernhout, strand Westkapelle 1933 |titelerg=Aufnahme von Eva Besnyö von Fernhouts Schatten am Strand von Westkapelle |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140201193137/http://beeldbank.amsterdam.nl/beeldbank/weergave/record/?id=030025004056 |archiv-datum=2014-02-01 |zugriff=2013-09-12 |sprache=nl}}&lt;/ref&gt;<br /> * Neeltje Flipse-Roelse (1921–2008, Fotografin)&lt;ref&gt;[https://www.pzc.nl/regio/walcheren/boek-en-expositie-flipse-roelse-1.1991511 Niederländische Seite zu Flipse-Roelse]&lt;/ref&gt;<br /> * [[Bas Jan Ader]] (1942–1975, Bildender Künstler)&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://vleeshal.nl/nl/nieuws/lezing-bas-jan-ader-in-zeeland |titel=Lezing Bas Jan Ader in Zeeland |archiv-url=https://archive.is/20130911162824/http://vleeshal.nl/nl/nieuws/lezing-bas-jan-ader-in-zeeland |archiv-datum=2013-09-11 |zugriff=2015-12-22 |sprache=nl}}&lt;/ref&gt;<br /> * Rudi van der Wint (1942–2006, Bildhauer)&lt;ref&gt;[https://verwehte-spuren.de.tl/_Westkapelle.htm Artikel über Denkmäler in Zeeland]&lt;/ref&gt;<br /> * [[Johannes Gramm]] (1964- , Fotograf)&lt;ref&gt;{{Toter Link|url=http://www.polderhuiswestkapelle.nl/exposities/eerdere-exposities/het-gezicht-van-de-zee-2012/?lang=de |date=2019-04 |archivebot=2019-04-22 11:24:27 InternetArchiveBot |text= Ausstellung Polderhuis}}&lt;/ref&gt;<br /> * Machteld van der Wijst (1974- , Bildende Künstlerin)&lt;ref&gt;[http://www.machteldvanderwijst.nl/ Biografie van der Wijst]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Verkehrsanbindungen ==<br /> Autobahn [[Rijksweg 58|A58]] vom Festland ([[Bergen op Zoom]]) über die Halbinsel [[Zuid-Beveland]] bis zur Provinzhauptstadt [[Middelburg]], dann Richtung Westen 16,2&amp;nbsp;km Landstraße über Buttinge, Grijpskerke und [[Aagtekerke]] bis Westkapelle.<br /> <br /> Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug, [[Nederlandse Spoorwegen]] (NS), Richtung [[Vlissingen]] bis Station Middelburg. Vom Bahnhof mit dem [[Connexxion]]-Bus (''Lijn'') 53 jede Stunde bis Westkapelle. Auf dem Wasserweg ist Westkapelle nicht zu erreichen, da es keinen Hafen hat. So fährt man einen der Häfen Vlissingen oder Middelburg an und jeweils von dort mit Auto, Bus oder Fahrrad nach Westkapelle.<br /> {{Großes Bild|Westkapelle 2008-04-26 17-37 nahe panzer teilpano.jpg|2000|Panorama: Deich und Polderhuismuseum Westkapelle}}<br /> == Fotos ==<br /> &lt;gallery mode=&quot;packed&quot;&gt;<br /> Datei:Westkapelle, centraal plein foto3 2010-09-18 12.52.JPG|Westkapelle, Markt<br /> Datei:Westkapelle, kerk foto3 2010-09-18 12.54.JPG|Westkapelle, Kirche am Markt<br /> Datei:Westkapelle molen De Noorman.jpg|Westkapelle, Windmühle &quot;De Noorman&quot;<br /> Datei:M4 sherman tank west kapelle 2.jpg|Sherman Tank, Befreiungsmonument auf dem Deich<br /> Datei:Leuchtturm Westkapelle 3.jpg|Leuchtturm mit der modernen elektrischen Einrichtung<br /> Datei:Leuchtturm Westkapelle 2.jpg|Vorderseite des Leuchtturms in der typischen Ziegelbauweise<br /> Datei:Ringreiten westkapelle 2011.jpg|Ringreiten auf dem Markt<br /> Datei:Westkapelle strand duenen.jpg|Blick über die Dünen bei Westkapelle<br /> Datei:Westkapelle1.jpg|Westkapelle vom Leuchtturm aus gesehen<br /> Datei:Zeeland 2.JPG|Eine typische Pfahlreihe an den Stränden vor Westkapelle<br /> Datei:Walcheren - Aerial photograph.jpg|Ganz oben an der Spitze sieht man Westkapelle aus der Luft<br /> Datei:Westkapelle - Vogelschutzgebiet.jpg|Westkapelle – Vogelschutzgebiet nördlich Westkapelle<br /> Datei:GedenkstätteFlutWestkapelle.jpg|alt=Gedenkstätte|Gedenkstätte für die Opfer der Inundierung in 1944<br /> &lt;/gallery&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Westkapelle (Walcheren)|Westkapelle|audio=0|video=1}}<br /> {{Wikivoyage}}<br /> * [https://www.polderhuiswestkapelle.nl/de/ Website des ''Polderhuis''] (deutsch, niederländisch, englisch)<br /> * Westkapelle: [https://www.vvvzeeland.nl/de/inseln/walcheren/doerfer-und-staedte/westkapelle/ Website des Fremdenverkehrsvereins] ''VVV Zeeland'' (deutsch, niederländisch, englisch)<br /> * {{Toter Link |date=2019-11-15 |url=http://www.webwelt-lisowski.de/ |text=Homepage zu Westkapelle mit umfassenden Informationen zum Ort, Geschichte, Panoramen, virtuelle Tour, Karten }}<br /> * weitere [https://www.radio-westkapelle.de/das-oertchen-westkapelle private Homepage mit Infos über Westkapelle] und Tipps zu Sehenswürdigkeiten<br /> <br /> == Anmerkungen ==<br /> &lt;references group=&quot;Anm.&quot; /&gt;<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Navigationsleiste Ortsteile der Gemeinde Veere}}<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=g|GND=7528559-9|LCCN=nb2018014122|VIAF=6668153289893632770007}}<br /> <br /> [[Kategorie:Ort in Zeeland]]<br /> [[Kategorie:Stadt in den Niederlanden]]<br /> [[Kategorie:Geographie (Veere)]]<br /> [[Kategorie:Gemeindeauflösung 1997]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gl%C3%BCcksspielst%C3%B6rung&diff=251576649 Glücksspielstörung 2024-12-25T16:45:18Z <p>Lotje: &lt;!---♦♦♦ In alfabetischer Reihenfolge ♦♦♦---&gt;</p> <hr /> <div>{{Weiterleitungshinweis|Spielsucht|Dieser Such(t)begriff wird auch für die [[Computerspielabhängigkeit]] synonym verwendet.}}<br /> {{Infobox ICD<br /> | 01-CODE = F63.0<br /> | 01-BEZEICHNUNG = Pathologisches/Zwanghaftes Spielen<br /> }}<br /> <br /> [[Datei:Gambling chips.jpg|mini|Ein Haufen [[Jeton]]s]]<br /> [[Datei:13-02-27-spielbank-wiesbaden-by-RalfR-093.jpg|mini|[[Roulette]]: [[Roulettekessel]] in einer [[Spielbank]]]]<br /> [[Datei:Spielbank Magdeburg.jpg|mini|alternativtext=|[[Spielautomat]]en in der Spielbank Magdeburg (2016)]]<br /> <br /> '''Pathologisches Spielen''' oder''' Glücksspielstörung''',&lt;ref&gt;[https://research.handelsblatt.com/assets/uploads/Gl%C3%BCcksspiel_Studie1_010417.pdf Der Glücksspielmarkt in Deutschland.] (PDF; 3,4&amp;nbsp;MB) [[Handelsblatt]]; abgerufen am 13. April 2021&lt;/ref&gt; [[Umgangssprache|umgangssprachlich]] auch als '''(Glücks-)Spielsucht''' bezeichnet, ist eine psychische Störung, die aktuell als [[Störung der Impulskontrolle|Impulskontrollstörung]] (ICD-10)&lt;ref&gt;[https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2021/block-f60-f69.htm F63.- Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle.] [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte]]; abgerufen am 13. April 2021&lt;/ref&gt; bzw. Abhängigkeitserkrankung (DSM-5) klassifiziert wird.&lt;ref&gt;[https://www.aerzteblatt.de/archiv/123239/Pathologisches-Gluecksspielen ''Pathologisches Glücksspielen''.] aerzteblatt.de; abgerufen am 13. April 2021&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.unilu.ch/fileadmin/shared/Publikationen/lucia-schmidt_-gluecksspielsucht.pdf ''Glücksspielsucht''.] (PDF; 237&amp;nbsp;kB) Universität Luzern, abgerufen am 13. April 2021&lt;/ref&gt; Sie wird durch die Unfähigkeit eines Betroffenen gekennzeichnet, dem Impuls zum [[Glücksspiel]] oder [[Wette]]n zu widerstehen, auch wenn dies gravierende Folgen im persönlichen, familiären oder beruflichen Umfeld nach sich zu ziehen droht oder diese schon nach sich gezogen hat. Männer sind davon häufiger betroffen als Frauen. In Deutschland weisen laut der letzten Studie je 0,7 % der Bevölkerung eine schwere und mittlere Glücksspielstörung sowie 1,0 % eine leichte Glücksspielstörung auf.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.isd-hamburg.de/wp-content/uploads/2024/03/Gluecksspielsurvey_2023.pdf |titel=Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung. Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2023 |autor=Sven Buth, Gerhard Meyer, Moritz Rosenkranz, Jens Kalke |hrsg=Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) |abruf=2024-03-11}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Symptome ==<br /> Häufiges oder auch episodenhaft wiederholtes Spielen ist mit einer ausgesprochenen gedanklichen Beschäftigung bezüglich „erfolgversprechender“ Spieltechniken oder Möglichkeiten zur Geldbeschaffung – das erforderliche „Anfangskapital“ – verbunden. Versuche, dem Spieldrang zu widerstehen, scheitern wiederholt, das Spielen selbst wird vor anderen (Familienangehörigen wie Therapeuten) verheimlicht, was oft zu schwerwiegenden finanziellen Konsequenzen führt, letztlich jedoch oft zum Zerbrechen von Beziehungen, auch, weil sich der Betroffene immer wieder darauf verlässt, andere (Familienangehörige, Freunde, alte Bekannte) würden ihm die notwendigen Mittel „ein letztes Mal“ beschaffen oder die entstandenen Schulden begleichen.<br /> <br /> Das Spielen selbst kann dazu dienen, psychosoziale Probleme&lt;ref&gt;[https://www.netdoktor.de/krankheiten/spielsucht/ Spielsucht: Psychosoziale Faktoren], NetDoktor, abgerufen am 27. Januar 2021&lt;/ref&gt; oder negative Stimmungen ([[Angst|Ängste]], [[Depression]]en, [[Schuldgefühl]]e) zu mindern. Immer höhere Beträge werden eingesetzt, um Spannung und Erregung aufrechtzuerhalten.<br /> Unbehandelt erhöht krankhafte Spielsucht bei Betroffenen darüber hinaus das [[Suizid]]risiko; sie nehmen sich dreimal öfter das eigene Leben als Nicht-Spielsüchtige.&lt;ref&gt;[https://psylex.de/stoerung/impulskontroll-verlust/spielsucht/suizid/ ''Spielsucht und Suizid''.] Psylex – Aktuelle Nachrichten aus der Psychologie; abgerufen am 6. September 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Einige Fallbeispiele für Spielerkarrieren, sowie deren Entwicklung und therapeutische Möglichkeiten, werden in der [[ZDF]]-Dokumentation „Verzockt“ aus der Reihe [[37 Grad]] vorgestellt, die Einblicke in die Gefühls- und Lebenswelt von Glücksspielsüchtigen gewährt.&lt;ref&gt;[https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-verzockt-100.html ''Verzockt. Wenn Glücksspiel zur Sucht wird''] ZDF; abgerufen am 6. September 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Begriff ==<br /> Im September 1974 schlug [[Robert L. Spitzer]], der die ''Taskforce on Nomenclature and Statistics'' der [[American Psychiatric Association]] für die Entwicklung des DSM-III leitete, vor, dem Manual die Kategorie ‚Impulsive Störungen‘ (Impulsive Disorders) neu hinzuzufügen, die aus den drei Störungsbildern [[Kleptomanie]], [[Pyromanie]] und Zwanghaftes Glücksspielen bestehen sollte. Der dann später finale Störungsbegriff Pathologisches Glücksspielen (Pathological Gambling) wurde 1977 von Robert Custer, Gründer des National Council on Problem Gambling in den USA,&lt;ref&gt;[https://www.ncpgambling.org/about-us/mission-values/ History], National Council on Problem Gambling, abgerufen am 5. November 2021&lt;/ref&gt; parallel zu seiner Mitarbeit in der DSM-III Taskforce, während einer Keynote auf der „Ersten Internationalen Konferenz der Anonymen Glücksspieler“ (Gamblers Anonymus – Gam-Anon) erstmals vorgestellt.&lt;ref name=&quot;tandfonline&quot;&gt;[https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14459795.2019.1638432?__cf_chl_captcha_tk__=ppUdGanSAj.Uhktn1GLpf0ax66HT6kq9TBj1e4C.YW4-1636103710-0-gaNycGzNB70 Inclusion of pathological gambling in DSM-III, its classification as a disorder of impulse control, and the role of Robert Custer.] tandfonline.com; abgerufen am 5. November 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Basierend auf seinen Beobachtungen während der Behandlung Pathologischer Glücksspieler führte Custer das zentrale Diagnosekriterium der „chronischen und zunehmenden gedanklichen Beschäftigung“ (chronic and progressive preoccupation) mit dem [[Glücksspiel]] ein. Ebenfalls auf Custer ist die Aufnahme des Ausschlusskriteriums „[[Dissoziale Persönlichkeitsstörung]]“ (Dissocial Personality Disorder) in das diagnostische Manual zurückzuführen. Er begründete dies mit dem politischen Argument, dass anstatt von „moralisch Degenerierten“ nur Menschen, die Behandlung benötigen, diese auch erhalten sollten.&lt;ref name=&quot;tandfonline&quot; /&gt;<br /> <br /> == Ätiologie ==<br /> Ohne Glücksspielbeteiligung kann keine Glücksspielstörung entstehen. Nur ein sehr kleiner Anteil der aktiven Glücksspieler (ca. 2 %) entwickelt aber Probleme.&lt;ref name=&quot;bzga2019&quot; /&gt;<br /> <br /> Ein komplexes Gefüge von Merkmalen der Person, der Umwelt und der Glücksspiele trägt zur Störungsentwicklung bei. Ein Modell, um diese komplexen Zusammenhänge von Faktoren und Prozessen sowie deren zeitliche Verläufe im Rahmen einer Störungsentwicklung zu integrieren, ist das [[Vulnerabilitäts-Stress-Modell]].&lt;ref&gt;[https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/gluecksspiel/Symposium2018/GBuehringerVortrag.pdf Verbraucherschutz bei Glücksspielen: Verantwortung von Anbietern und Spielern sowie Regulierungsbehörden, Forschung und Hilfesystem] (PDF; 657&amp;nbsp;kB) gluecksspiel.uni-hohenheim.de, abgerufen am 2. Dezember 2021&lt;/ref&gt;<br /> Dieses Modell integriert zahlreiche Forschungsergebnisse und beschreibt das Auftreten einer Glücksspielstörung als Interaktion biologischer, psychologischer und sozialer Variablen und berücksichtigt die variierende Bedeutung der Variablen über die Lebensspanne. Zentral im Model sind zwei Komponenten: [[Vulnerabilität]]en und [[Risikofaktor (Medizin)|Risikofaktoren]].&lt;ref&gt;[https://tu-dresden.de/mn/psychologie/riskmanagement/forschung/gluecksspiel/paradigma-wechsel-beim-verbraucherschutz-1 Scientific background: Paradigm shift in consumer protection], Technische Universität Dresden, abgerufen am 2. Dezember 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Unter Vulnerabilität versteht man die individuelle, angeborene und/oder früh erworbene Anfälligkeit einer Person bei bestimmten Ereignissen im Vergleich zu anderen Personen „verletzlicher“ (=vulnerabler) zu reagieren und mit höherer Wahrscheinlichkeit eine psychische Störung zu entwickeln. Dazu gehören genetische und neurobiologische Faktoren oder [[Trauma (Psychologie)|Traumata]] bzw. besondere Belastungen in der Kindheit und frühen Jugend. Die zweite wichtige Komponente im Modell sind die zeitlich später auftretenden Risikofaktoren. Dazu gehören gesellschaftliche Faktoren (z.&amp;nbsp;B. Einstellungen zum Glücksspielen), psychosoziale Faktoren (Glücksspielen bei Freunden oder in der Familie), die Verfügbarkeit von Glücksspielen sowie dessen spezifische Merkmale.&lt;ref&gt;[https://w3-mediapool.hm.edu/mediapool/media/fk11/fk11_lokal/dokumente_73/masterstudiengnge_2/mentalhealth/dokumente_117/archiv_12/sta_Mueller-Hohmann_M5.pdf 2 Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell – ein integratives Paradigma und seine Relevanz für die klinische Arbeit mit schizophren Erkrankten und ihren Angehörigen] (PDF; 873&amp;nbsp;kB) w3-mediapool.hm.edu, abgerufen am 2. Dezember 2021&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://gambling-problems-sympo.ch/sites/default/files/P06_B%C3%BChringer_Pr%C3%A9sentation.pdf Individuelle Vulnerabilität für Störungen durch Glücksspielen und Konsequenzen für den Verbraucherschutz] (PDF; 698&amp;nbsp;kB) Technische Universität Dresden, abgerufen am 2. Dezember 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Ein zweites komplementäres Erklärungsmodell ist das sogenannte ‚Syndrome Model of Addiction‘, welches das spezifische Suchtverhalten als individuellen Ausdruck ein und desselben Sucht-Syndroms versteht.&lt;ref&gt;[https://www.researchgate.net/publication/7970947_Toward_a_Syndrome_Model_of_Addiction_Multiple_Expressions_Common_Etiology Toward a Syndrome Model of Addiction: Multiple Expressions, Common Etiology], Researchgate, abgerufen am 2. Dezember 2021&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Diagnose ==<br /> Pathologisches Spielen wird in der [[ICD-10]]-Klassifikation (zusammen mit [[Trichotillomanie]], [[Kleptomanie]] und [[Pyromanie]] aber ohne Wetten) unter die ''Abnormen [[Gewohnheit]]en und [[Störung der Impulskontrolle|Störungen der Impulskontrolle]]'' eingeordnet. Nicht dazu gezählt wird das exzessive Spielen während [[manische Episode|manischer Episoden]]. Im englischen Sprachbereich bzw. DSM-IV wurde von „pathological“ oder „compulsive gambling“ bzw. oft auch „problem gambling“ gesprochen. 2013 wurde im [[DSM-5]]&lt;ref&gt;American Psychiatric Association: ''Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, DSM-5''. Washington, DC 2013, Fifth Edition, ISBN 978-0-89042-555-8, S. 585–589.&lt;/ref&gt; eine Reklassifikation des Störungsbildes unter Verwendung des wertneutraleren Begriffes „Gambling Disorder“ (Glücksspielstörung) in die Kategorie „Substance-Related and Addictive Disorders“ vorgenommen. Dieser Schritt stellt einen Paradigmenwechsel dar, da stoffgebundene und stoffungebundene Suchterkrankungen nunmehr [[Nosologie|nosologisch]] gleichberechtigt nebeneinander stehen. Verschiedene Hinweise wie Übereinstimmungen in der Symptomatik, hohe [[Komorbidität]]sraten in epidemiologischen und klinischen Studien, gemeinsame genetische [[Vulnerabilität]]en, ähnliche biologische Marker und kognitive Beeinträchtigungen sowie in großen Teilen überlappende therapeutische Settings sprechen dafür, dass das pathologische Spielverhalten den Suchtkrankheiten zuzuordnen ist.&lt;ref&gt;G. Meyer: ''Unterbringung bei Spielsucht''. In: ''Zeitschrift für Rechtspolitik'' Heft 5, 2013, S. 140–143&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Pathologische Spielen (Gambling Disorder) darf nicht mit der [[Computerspielabhängigkeit]] (Gaming Disorder) verwechselt werden. Allerdings sind die Übergänge zwischen den beiden Störungsbildern fließend, sobald Computerspiele Glücksspielelemente enthalten (z.&amp;nbsp;B. sogenannte [[Lootbox]]en).<br /> <br /> === Diagnostische Kriterien nach ICD-10 ===<br /> <br /> * Wiederholte (2 oder mehr) Episoden von Glücksspiel über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr.<br /> * Diese Episoden bringen den Betroffenen keinen Gewinn, sondern werden trotz subjektiven Leidensdrucks und Störungen der sozialen und beruflichen Funktionsfähigkeit fortgesetzt.<br /> * Die Betroffenen beschreiben einen intensiven Drang zu spielen, der nur schwer kontrolliert werden kann. Die Betroffenen schildern, dass sie nicht in der Lage sind, das Glücksspiel durch Willensanstrengung zu unterbrechen.<br /> * Die Betroffenen sind ständig mit Gedanken und Vorstellung vom Glücksspiel oder mit dem Umfeld des Glücksspiels beschäftigt.<br /> <br /> == Krankheitsverlauf ==<br /> Eine sogenannte ''Spielerkarriere'' gliedert sich [[Idealtypus|idealtypisch]] in drei Abschnitte, die erste wird als Einstiegs- oder Gewinnphase bezeichnet, darauf folgt die Gewöhnungs- oder Verlustphase und den Abschluss bildet die Sucht- oder Abhängigkeitsphase, die mitunter auch als Verzweiflungsphase bezeichnet wird.&lt;ref name=&quot;:0&quot;&gt;{{Literatur |Autor=Dieter Ebert |Titel=Impulskontrollstörungen |Sammelwerk=Psychiatrie Psychotherapie Up2date |Band=2 |Nummer=5 |Verlag=Georg Thieme Verlag KG |Ort=Stuttgart / New York |Datum=2008 |Seiten=321-336 |DOI=10.1055/s-2008-1067449}}&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;Krankheitsverlauf&quot;&gt;[https://www.spielen-mit-verantwortung.de/gluecksspielsucht/krankheitsverlauf/ Krankheitsverlauf], spielen-mit-verantwortung.de, abgerufen am 2. Juni 2021&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://www.automatisch-verloren.de/de/gluecksspielsucht/verlauf-einer-spielsucht.html VERLAUF EINER SPIELSUCHT] Automatisch Verloren, abgerufen am 3. April 2021.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Einstiegs- oder Gewinnphase ===<br /> Die erste Phase beginnt in der Regel positiv, über 75 Prozent der Spielsüchtigen haben in dieser Anfangsphase noch oft gewonnen. Dies hat höhere Gewinnerwartungen sowie einen Anstieg der Risikobereitschaft zur Folge. Gegen Ende der Gewinnphase werden die gesetzten Beträge höher, bevor das Spielverhalten zur Gewohnheit wird.&lt;ref name=&quot;Krankheitsverlauf&quot; /&gt;<br /> <br /> * Gelegentliches Spielen<br /> * Positive Empfindungen vor und während des Spiels<br /> * Unrealistischer Optimismus<br /> * Entwicklung von Wunschgedanken<br /> * Setzen immer größerer Beträge<br /> * Verlust der Realität<br /> <br /> === Gewöhnungs- oder Verlustphase ===<br /> In der Gewöhnungs- oder Verlustphase intensiviert sich nicht nur das Spielverhalten, es beginnt auch die Gedanken des Spielers zu beherrschen. Ähnlich wie bei substanzgebundenen Süchten wird Glücksspiel als Gegenmittel bei Unruhe, Angespanntheit oder Niedergeschlagenheit eingesetzt. Betroffene lügen immer häufiger, um zu kaschieren, wie viel Geld und Zeit sie verloren haben.&lt;ref name=&quot;Krankheitsverlauf&quot; /&gt;<br /> <br /> * Bagatellisierung der Verluste<br /> * Prahlerei mit Gewinnen<br /> * Entwicklung der Illusion, Verluste seien durch Gewinne abgedeckt<br /> * Häufigeres Spiel alleine<br /> * Häufigeres Denken an das Spiel<br /> * Erste größere Verluste<br /> * Verheimlichung von Verlusten und Lügen über Verluste<br /> * Vernachlässigung von Familie und Freunden<br /> * Beschäftigung mit dem Spiel während der Arbeitszeit<br /> * Aufnahme von Schulden und Krediten<br /> * Unfähigkeit, dem Spiel zu widerstehen<br /> * Verlust von Familie und Freunden<br /> <br /> === Sucht- oder Abhängigkeitsphase ===<br /> In der Sucht- oder Abhängigkeitsphase hoffen Spieler verzweifelt, sie könnten ihre Verluste ausgleichen und ihre [[Schulden]] zurückzahlen, indem sie alles [[Einsatz (Spiel)|einsetzen]], was ihnen materiell geblieben ist. Neben Familie und Freunden wird nun auch die Arbeit zunehmend vernachlässigt. Die Verluste lassen sich nicht länger verbergen. Das Spielen hat eine Eigendynamik entwickelt, über die Betroffene mittlerweile keine Kontrolle mehr haben. Spielsüchtige, die dieses Stadium erreicht haben, sind auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Die kostenlosen Angebote unterstützen Betroffene auf Wunsch auch anonym.&lt;ref name=&quot;Krankheitsverlauf&quot; /&gt;&lt;ref&gt;[https://www.automatisch-verloren.de/de/gluecksspielsucht/verlauf-einer-spielsucht.html Verlauf einer Spielsucht.] automatisch-verloren.de; abgerufen am 3. April 2021.&lt;/ref&gt;<br /> * Gesetzliche und ungesetzliche Geldbeschaffungsaktionen<br /> * Unpünktlichkeit bei der Schuldenrückzahlung<br /> * Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur: Reizbarkeit, Irritationen, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen<br /> * Völliger gesellschaftlicher Rückzug<br /> * Vollständige Entfremdung von Familie und Freunden<br /> * Verlust der gesellschaftlichen Stellung und des Ansehens<br /> * Ausschließliche Verwendung von Zeit und Geld für das Spiel<br /> * Wiederholtes tagelanges Spielen<br /> * Gewissensbisse und Panikreaktionen<br /> * Hass gegenüber anderen (vor allem gewinnenden) Spielern<br /> * Hoffnungslosigkeit, Selbstmordgedanken bzw. -versuch<br /> <br /> Neuere Forschungsbefunde auf der Grundlage von Längsschnittdaten zeigen allerdings, dass es auch episodische, kurvenförmige und anfallsartige Entwicklungsverläufe von Spielerkarrieren gibt.&lt;ref&gt;G. Meyer, M. Bachmann: ''Spielsucht: Ursachen, Therapie und Prävention von glücksspielbezogenem Suchtverhalten''. Springer, 3. Auflage, Berlin 2011, ISBN 978-3-642-20069-4, [[doi:10.1007/978-3-642-20070-0]]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Behandlung ==<br /> Eine Therapie lässt sich in 3 Phasen gliedern. Phase 1 und 3 erfolgen in der Regel ambulant, Phase 2 ambulant oder stationär.&lt;ref name=&quot;:0&quot; /&gt;<br /> <br /> === 1. die Kontakt- und Motivationsphase ===<br /> Maßnahmen wie auch [[Schuldnerberatung|Hilfestellungen zur Schuldenregulierung]]. Empfehlenswert ist die Teilnahme an einer [[Selbsthilfegruppe]], z.&amp;nbsp;B. an der der ''Anonymen Spieler''.<br /> <br /> === 2. die eigentliche Entwöhnungsphase ===<br /> Ziel der sich anschließenden Entwöhnungsphase ist die Spielabstinenz. Ambulante oder stationäre Psychotherapie mit systemisch-strategischer Verhaltenstherapie oder einem multimodalen Behandlungskonzept werden eingesetzt. Die Wirksamkeit von Verhaltenstherapie ist gut belegt. Auch verhaltenstherapeutisch basierte Gruppen, wie das [[Metakognitives Training|metakognitive Training]] bei problematischem Glücksspielverhalten&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Josefine Gehlenborg, Lara Bücker, Mira Berthold, Franziska Miegel, Steffen Moritz |Titel=Feasibility, Acceptance, and Safety of Metacognitive Training for Problem and Pathological Gamblers (Gambling-MCT): A Pilot Study |Sammelwerk=Journal of Gambling Studies |Datum=2020-09-21 |DOI=10.1007/s10899-020-09975-w}}&lt;/ref&gt; haben sich als wirksam erwiesen.<br /> <br /> Zur medikamentösen Behandlung liegen unzureichende Daten vor. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Lithium, Clomipramin und [[Naltrexon]]&lt;ref&gt;J. Grant u.&amp;nbsp;a.: In: ''J. Clin. Psych.'' 69 (2008), S. 783–789.&lt;/ref&gt; werden eingesetzt. Keines der genannten Medikamente ist für diese Indikation zugelassen.<br /> <br /> === 3. die Nachsorgephase ===<br /> Die Anbindung des Entwöhnten an eine Beratungsstelle oder eine ambulante therapeutische Einrichtung dient der Vermeidung von, beziehungsweise der Unterstützung nach Rückfällen in das pathologische Verhaltensmuster.<br /> <br /> Es existieren spezialisierte Ambulanzen und Anlaufstellen, die Betroffene an geeignete Therapiestellen verweisen. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren online Selbsthilfe-Programme entwickelt und evaluiert, um den Betroffenen niedrigschwellige und anonyme Behandlungsangebote anbieten zu können.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Lara Bücker, Julia Bierbrodt, Iver Hand, Charlotte Wittekind, Steffen Moritz |Titel=Effects of a depression-focused internet intervention in slot machine gamblers: A randomized controlled trial |Sammelwerk=PLOS ONE |Band=13 |Nummer=6 |Datum=2018-08-06 |Seiten=e0198859 |DOI=10.1371/journal.pone.0198859}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Lara Bücker, Julia Bierbrodt, Iver Hand, Charlotte Wittekind, Steffen Moritz |Titel=Effects of a depression-focused internet intervention in slot machine gamblers: A randomized controlled trial |Sammelwerk=PLOS ONE |Band=13 |Nummer=6 |Datum=2018-06-08 |ISSN=1932-6203 |Seiten=e0198859 |DOI=10.1371/journal.pone.0198859}}&lt;/ref&gt; Diese sollen die vielseitigen Behandlungshürden der Betroffenen adressieren (z.&amp;nbsp;B. Angst vor Stigmatisierung, Problemleugnung) und können Wartezeiten auf einen Therapieplatz überbrücken.&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=S. Monaghan, A. Blaszczynski |Titel=Internet-based interventions for the treatment of problem gambling |Verlag=Centre for Addiction and Mental Health |Ort=Toronto |Datum=2009}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Verbreitung ==<br /> === In Deutschland ===<br /> [[Datei:Token of the Casino Bad Homburg v.d H. - I play prudently with delight - My wife who says now go - It happens - Image impression of a street photographer - Picture 002.jpg|mini|[[Jeton]] der Spielbank in [[Bad Homburg vor der Höhe]]]]<br /> Die Gesamtzahl der pathologischen Spieler in Deutschland wurde in insgesamt 14 Erhebungen ermittelt, von denen sieben durch die [[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung|Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)]] veranlasst wurden: 100.000 (BZgA 2007),&lt;ref name=&quot;bzga2009&quot;&gt;Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): ''Glücksspielverhalten in Deutschland 2007 und 2009: Ergebnisse aus zwei repräsentativen Bevölkerungsbefragungen, Ergebnisbericht, Januar 2010'' ([https://web.archive.org/web/20121016160723/https://www.bzga.de/pdf.php?id=566bbf24a974593a94279c1403301944 Online-Version])&lt;/ref&gt; 103.000,&lt;ref name=&quot;ift&quot;&gt;G. Bühringer u.&amp;nbsp;a.: ''Stellungnahme des IFT Institut für Therapieforschung vor dem Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages am 1. Juli 2009''. [http://www.spielv.de/vdai/bundestag-anhoerungen-2009-127-stllg-ift.pdf spielv.de] (PDF; 166&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Gerhard Bühringer, Ludwig Kraus, Dilek Sonntag, Tim Pfeiffer-Gerschel, Susanne Steiner: ''Pathologisches Glücksspiel in Deutschland: Spiel- und Bevölkerungsrisiken'', Sucht, Band 53, Heft 5, 2007, S. 296–308 ({{Webarchiv |url=http://www.lsgbayern.de/fileadmin/user_upload/lsg/IFT_Materialien/Buehringer_et_al._2007.pdf |text=Online-Version |wayback=20130829150328}})&lt;/ref&gt; 242.000 (BZgA 2009),&lt;ref name=&quot;bzga2009&quot; /&gt; 290.000,&lt;ref&gt;Eine tabellarische Gegenüberstellung der vier erstgenannten Ergebnisse findet man in Franz W. Peren, Reiner Clement: ''Pathologie-Potenziale von Glücksspielprodukten – Eine komparative Bewertung von in Deutschland angebotenen Spielformen.'' [[Forschungsinstitut für Glücksspiel und Wetten]], 2011, S. 8, {{Webarchiv |url=http://forschung-gluecksspiel.com/pdf/PKK6-01.pdf |text=forschung-gluecksspiel.com |format=PDF; 267&amp;nbsp;kB |wayback=20120201040957}}.&lt;/ref&gt; 159.000&lt;ref&gt;Monika Sassen et al.: ''Gambling among adults in Germany: Prevalence, disorder and risk factors''. In: ''Sucht'', 57, 2011, S. 249–257; [[doi:10.1024/0939-5911.a000115]] (zitiert nach Meyer: ''Jahrbuch Sucht 2018'')&lt;/ref&gt; und 193.000,&lt;ref&gt;Hans-Jürgen Rumpf u.&amp;nbsp;a.: ''Pathologische Glücksspieler: Bedingungsfaktoren, Hilfesuchverhalten, Remission. Ergebnisse der PAGE-Studie''. [https://www.lsgbayern.de/fileadmin/user_upload/lsg/BAS_Materialien/PAGE_Mnchen_Rumpf_2011_freigegeben.pdf Ergebnisse.] (PDF; 1,6&amp;nbsp;MB); {{Webarchiv |url=http://www.jogoremoto.pt/docs/extra/FooxpP.pdf |text=Endbericht. |format=PDF; 0,9&amp;nbsp;MB |wayback=20130425062329}}&lt;/ref&gt; was [[Prävalenz]]-Raten von 0,19 % bis 0,56 % in den untersuchten Altersklassen (14, 16 bzw. 18 bis 64 bzw. 65 Jahre) entspricht. Ab 2011 wurden in vier Studien Prävalenz-Raten von 0,23 % ([[TNS Emnid|TNS-Emnid]]),&lt;ref name=&quot;emnid&quot;&gt;''Spielen mit und um Geld in Deutschland. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsuntersuchung. Sonderauswertung: pathologisches Spielverhalten''. TNS EMNID, Oktober 2011; [http://www.awi-info.de/userupload/files/emnid-studie-2011-ergebnisse.pdf awi-info.de] (PDF; 266&amp;nbsp;kB) – [http://www.awi-info.de/userupload/files/emnid-studie-2011-presseinfo.pdf Präsentation] (PDF; 533&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; 0,49 % (BZgA 2011),&lt;ref&gt;''Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2007, 2009 und 2011, Ergebnisse aus drei repräsentativen Bevölkerungsbefragungen''. [[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung]] (BZgA), 2012; [https://web.archive.org/web/20211028204706/https://service.bzga.de/pdf.php?id=d5f894cd73ceb3456a521ddf98e0f94a bzga.de] (PDF; 976&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt; 0,82 % (BZgA 2013),&lt;ref name=&quot;bzga2013&quot;&gt;''Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2013''. [[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung]] (BZgA), 2014; [https://web.archive.org/web/20151222112103/https://www.bzga.de/pdf.php?id=3b335e73df413adc2d6320d0e19c42e4 bzga.de] (PDF; 2,3&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt; 0,37 % (entsprechend 215.000 pathologischen Spielern),&lt;ref&gt;[[Gerhard Meyer (Psychologe)|Gerhard Meyer]]: ''Glücksspiel – Zahlen und Fakten''. In: ''Jahrbuch Sucht''. 2016, ISBN 978-3-95853-172-7, S. 126–144, S. 127.&lt;/ref&gt; BZgA 2015),&lt;ref name=&quot;bzga2015&quot;&gt;''Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2015 und Trends''. [[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung]] (BZgA), 2016; [https://web.archive.org/web/20160325113721/https://www.bzga.de/pdf.php?id=7f6f856fc846fc2196919a3d197fcae9 online])&lt;/ref&gt; 0,31 % (entsprechend 180.000 pathologischen Spielern,&lt;ref&gt;Gerhard Meyer: ''Glücksspiel – Zahlen und Fakten''. In: ''Jahrbuch Sucht''. 2018, ISBN 978-3-95853-380-6, S. 113–133, dort S. 129; {{Webarchiv |url=http://vdai.de/spielverhalten/Meyer-Gluecksspiel-Zahlen-Fakten-2018.pdf |text=vdai.de |wayback=20180409043430 |format=PDF}}&lt;/ref&gt; BZgA 2017)&lt;ref name=&quot;bzga2017&quot;&gt;''Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2017 und Trends''. [[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung]] (BZgA), 2018 ([https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/ergebnisbericht_gluecksspielsucht_2017--3b979848c42a0a54b3991d67d46f5e0f.pdf bzga.de] (PDF; 3,7&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt; bzw. 0,34 % (entsprechend 200.000 pathologischen Spielern, BZgA 2019)&lt;ref name=&quot;bzga2019&quot;&gt;''Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2019 und Trends''. [[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung]] (BZgA), 2020 ([https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/BZgA-Forschungsbericht_Gluecksspielsurvey_2019.pdf bzga.de] (PDF; 3,4&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt; ermittelt. Eine 2021 erstellte Studie auf Basis neuer, [[DSM-5]]-basierter Kriterien kam zum Ergebnis, dass bei 0,5 % der Bevölkerung schwere, bei 0,7 % mittlere und weiteren 1,1 % nur leichte Störungen durch Glücksspiele vorliegen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.isd-hamburg.de/wp-content/uploads/2022/03/Gluecksspiel-Survey_2021.pdf |titel=Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung. Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2021 |autor=Sven Buth, Gerhard Meyer, Jens Kalke |hrsg=Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) |abruf=2022-03-14}}&lt;/ref&gt; Die 2023 erfolgte Fortschreibung ergab je 0,7 % Bevölkerungsanteil für eine schwere und mittlere Glücksspielstörung sowie 1,0 % für eine leichte Glücksspielstörung.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.isd-hamburg.de/wp-content/uploads/2024/03/Gluecksspielsurvey_2023.pdf |titel=Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung. Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2023 |autor=Sven Buth, Gerhard Meyer, Moritz Rosenkranz, Jens Kalke |hrsg=Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) |abruf=2024-03-11}}&lt;/ref&gt;<br /> * Der 2013 von der BZgA ermittelte Prävalenz-Anstieg beruht auf einem gegenüber den vorangegangenen Studien veränderten Verfahren der Stichprobenauswahl, das nun auch Teilnehmer ohne Festnetzanschluss berücksichtigt. Für die vormals praktizierte Stichprobenauswahl hätte die Prävalenz 0,38 % betragen. 2015 ergab sich trotz Beibehaltung des 2013 angewandten Stichprobenverfahrens ein Wert auf dem Niveau der Vorjahre.&lt;ref name=&quot;bzga2013&quot; /&gt;&lt;ref name=&quot;bzga2015&quot; /&gt;<br /> * Eine Verteilung auf die verschiedenen Glücksspielformen wird in der Studie angegeben, die der zweitgenannten Zahl zugrunde liegt. Danach verteilen sich die 103.000 pathologischen Spieler „zu gleichen Teilen auf [[Sportwette]]n, [[Spielbank|Casinospiele]] und [[Spielautomat|Geldspielgeräte]] in [[Spielhalle]]n (je etwa 25-30.000) sowie mit weitem Abstand auf [[Lotto]]spiele (etwa 12.000)“.&lt;ref name=&quot;ift&quot; /&gt; Damit sind im Vergleich zu ihren durch die Bruttoerträge gemessenen Marktanteilen pathologische Spieler bei Online-Spielen (Online-Sportwetten, Kartenspiele) 5,5-fach und bei Spielbanken-Angeboten 2,2-fach überrepräsentiert, während sie bei Lotto und Geldspielgeräten mit dem Faktor 0,3 beziehungsweise 0,8 unterrepräsentiert sind.&lt;ref&gt;[[Franz Wilhelm Peren|Franz W. Peren]], Reiner Clement: ''Evaluation of the pathologic potential of gambling products'', in: ''The Journal of Gambling Business and Economics'', Band 5, Heft 3, 2011, S. 44–54 ({{Webarchiv |url=http://forschung-gluecksspiel.com/pdf/PKK6-01.pdf |text=deutsche Online-Version, insbesondere S. 26 |wayback=20120201040957}}; PDF; 267&amp;nbsp;kB). Die referierten Quotienten werden von den Autoren als ''Pathologie-Potenziale'' bezeichnet.&lt;/ref&gt; Gemäß der BZgA-Studie von 2015 spielten von den mindestens problematischen Spielern 43 % „[[6 aus 49]]“, 41 % sonstige Lotterien (insbes. [[Rubbellos]]e), 38 % private Glücksspiele, 28 % Sportwetten, 24 % gewerbliche Spielautomaten und 18 % Spielbank-Angebote.&lt;ref&gt;Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): ''Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2015 und Trends'', 2016, [https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/ergebnisbericht_gluecksspielsucht_2015--7f6f856fc846fc2196919a3d197fcae9.pdf#page=188 Tabelle 45] (i. V. Tabelle 23)&lt;/ref&gt; Gemäß den Ergebnissen der BZgA-Studie von 2017 spielten von den mindestens problematischen Spielern 45 % „6 aus 49“, 36 % sonstige Lotterien (insbes. Rubbellose), 33 % gewerbliche Spielautomaten, 31 % private Glücksspiele und 23 % Sportwetten.&lt;ref&gt;Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): ''Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2017 und Trends'', 2018, [https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/ergebnisbericht_gluecksspielsucht_2017--3b979848c42a0a54b3991d67d46f5e0f.pdf#page=254 Tabelle 46]&lt;/ref&gt; Die BZgA-Studie von 2019 kam zum Ergebnis, dass von den mindestens problematischen Spielern am meisten Lotterien (69 %), Automaten- und Casino-Spiele (42 %) gefolgt von Sportwetten (24 %) genutzt wurden.&lt;ref name=&quot;bzga2019&quot; /&gt;<br /> * Eine Aufteilung der Aufwendungen pathologischer Spieler macht die TNS-Emnid-Studie: 20,7 % für [[Poker]]n (gespielt wird Poker laut Studie „überdurchschnittlich stark“ im Internet, das heißt auf Seiten von nichtdeutschen [[Online-Casino]]s), 16,2 % für Spielbank-Angebote (ohne Pokern), 15,4 % für Geldspielgeräte in Spielhallen und Gaststätten, 13,5 % für Lotto und Lotterien. Dabei nimmt ein pathologischer Spieler an durchschnittlich fünf verschiedenen Spielformen teil, ein durchschnittlicher Glücksspieler jedoch nur an zwei.&lt;ref name=&quot;emnid&quot; /&gt;<br /> * Angaben über die Höhe der Spieleinsätze pathologischer Glücksspieler machte 2008 eine Studie von Buth und Stöver. Demnach setzte ein pathologischer Spieler 2006 monatlich durchschnittlich insgesamt 121,40&amp;nbsp;€ für Glücksspiele ein, während es bei einem Spieler ohne oder mit geringen Spielproblemen nur 31,40&amp;nbsp;€ waren.&lt;ref&gt;S. Buth, H. Stöver: ''Glücksspielteilnahme und Glücksspielprobleme in Deutschland: Ergebnisse einer bundesdeutschen Repräsentativbefragung.'' In: ''Suchttherapie'', Band 9, 2008, S. 3–11, [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/T_S_SzS_13_Buth-Stoever-2008.pdf#page=7 Tabelle 6] (PDF; 7,7&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt; Gemäß der 2023 erstellten Studie betragen die monatlichen Spieleinsätze durchschnittlich 178 €, 392 € und 394 € und [[median]] 85 €, 165 € und 200 € bei Personen mit einer leichten, mittleren bzw. schweren Glücksspielstörung, während der Vergleichswert für Spielende ohne jegliche Symptome bei durchschnittlich 58 € und median 30 € liegt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.isd-hamburg.de/wp-content/uploads/2024/03/Gluecksspielsurvey_2023.pdf |titel=Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung. Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2023 |autor=Sven Buth, Gerhard Meyer, Moritz Rosenkranz, Jens Kalke |hrsg=Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) |abruf=2024-03-11 |seiten=33}}&lt;/ref&gt;<br /> * Laut BZgA Studie 2019 beträgt der Bevölkerungsanteil der 16–65-Jährigen mit mehr als 100 € Monatsausgaben für Glücksspiele 4,1 %. Unter allen Glücksspielern liegt dieser Anteil bei 10,9 %.&lt;ref name=&quot;bzga2019&quot; /&gt;<br /> <br /> In Deutschland steht pathologisches Spielen seit Beginn der 1980er-Jahre im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen und des öffentlichen Interesses.&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=14018196 |Autor= |Titel=Geldspielautomaten: Goldene Serie |Jahr=1983 |Nr=10 |Seiten=92–94}}&lt;/ref&gt; Mit Inkrafttreten des [[Glücksspielstaatsvertrag]]es sind seit 2008 die Bedingungen für die Erforschung und Therapie des pathologischen Spielens deutlich verbessert worden.&lt;ref&gt;{{Der Spiegel |ID=57457823 |Autor=Michael Fröhlingsdorf, Nicole Serocka |Titel=Jackpot für Therapeuten |Jahr=2008 |Nr=25 |Seiten=46}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === In Österreich ===<br /> Zwei Studien, die 2009 bis 2011 in Österreich durchgeführt wurden, ergaben für pathologische Spieler Prävalenz-Raten von 0,66 % beziehungsweise 0,71 %.&lt;ref&gt;Jens Kalke u.&amp;nbsp;a.: ''Österreichische Studie zur Prävention der Glücksspielsucht (2009–2011)''. {{Webarchiv |url=http://www.duseschtwia.li/Portals/0/docs/QnT%202012/3%20%C3%96-Studie%20zur%20Pr%C3%A4vention%20der%20Gl%C3%BCckspielsucht%20-%20Kalke%20Jens.pdf |text=Präsentationsfolien. |format=PDF; 1,3&amp;nbsp;MB |wayback=20160304095317}} S. 14, 15. [https://www.spielsuchthilfe.at/pdf/kurzfassung_usterreichische_studie_zur_prave%20ntion_der_glucksspielsucht_kalke_2011.pdf Kurzfassung] (PDF)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === In der Schweiz ===<br /> Laut einer im April 2009 durchgeführten Studie der Eidgenössischen Spielbankenkommission beträgt der Anteil der pathologischen Glücksspieler in der Schweiz 0,5 %. Erläuternd wird im Bericht angemerkt, dass „trotz Veränderung der Angebote (Eröffnung von 19 Casinos, Entwicklung im Internetbereich, Verschwinden der Geldspielautomaten in Bars und Restaurants etc.)“ im Zeitraum von 2002 bis 2007 die regelmäßige Nutzung von Glücksspielen sich nur unwesentlich verändert habe.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.esbk.admin.ch/content/dam/data/esbk/berichte/ber-casinolandschaft-2009-d.pdf |text=Casinolandschaft Schweiz Situation Ende Jahr 2009. |format=PDF; 0,9&amp;nbsp;MB |wayback=20130616034500}} Eidgenössische Spielbankenkommission, S. 6.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === In Finnland ===<br /> In Finnland, wo das staatliche Glücksspielmonopol sämtliche, auch z.&amp;nbsp;B. in Gaststätten aufgestellte Spielautomaten umfasst, betrug 2015 der Anteil pathologischer Spieler in den Altersklassen von 15 bis 74 Jahren 1,3 %.&lt;ref&gt;Riitta Matilainen: ''Production and consumption of recreational gambling in twentieth-century Finland''. Dissertation, Helsinki 2017, ISBN 978-951-51-3282-6, S. 18; [https://urn.fi/URN:ISBN:978-951-51-3282-6 urn:ISBN:978-951-51-3282-6]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Historisch ===<br /> Genaue Zahlen über pathologisches Spielen in vergangenen Jahrhunderten sind nicht vorhanden, doch lassen sich ab ungefähr 1700 Versuche der Obrigkeiten feststellen, dem Problem durch Verordnungen Herr werden zu wollen.&lt;ref&gt; Jürgen Beyer: Ein Versuch, Spielsucht zu kurieren (Oldenswort/Eiderstedt, 1652), in: [[Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte]] 148 (2023), S. 15–28, hier S. 24 f.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Gesetze zum Schutz der Spieler in Deutschland ==<br /> === Für Glücksspiele im rechtlichen Sinne ===<br /> Der Schutz der Spieler wird durch einen Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in Deutschland ([[Glücksspielstaatsvertrag]] – GlüStV)&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://by.juris.de/by/GlueStVtr_BY_rahmen.htm |text=Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in Deutschland (GlüStV) |wayback=20120421181108}}&lt;/ref&gt; geregelt, den die Bundesländer geschlossen haben und der am 1. Januar 2008 in Kraft getreten ist. Der Staatsvertrag folgt den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes.&lt;ref&gt;[https://www.bverfg.de/entscheidungen/rs20060328_1bvr105401.html Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 28. März 2006 zum staatlichen Sportwettenmonopol], Bundesverfassungsgericht, abgerufen am 15. Juli 2021&lt;/ref&gt; Demnach ist das staatliche [[Glücksspielmonopol]] nur durch eine konsequente und glaubhafte Erfüllung der staatlichen [[Suchtprävention]] zu rechtfertigen.<br /> <br /> === Für den Bereich des gewerblichen Spiels ===<br /> Für den Bereich der gewerblich aufgestellten [[Spielautomat]]en wird der Spielerschutz durch die Bestimmungen der [[Gewerbeordnung (Deutschland)|Gewerbeordnung]], der [[Spielverordnung]] und der unterschiedlichen Spielhallen- und Ausführungsgesetze zum [[Glücksspielstaatsvertrag|Glücksspieländerungsstaatsvertrag]] (GlüÄndStV) reglementiert.<br /> {{Hauptartikel|Spielautomat#Gesetzliche Regelung in Deutschland|titel1=Spielautomat }}<br /> <br /> == Folgen und Komplikationen ==<br /> Der Spielsüchtige beschäftigt sich oft mit Glücksspiel und mit „verbesserten“ Spieltechniken. Es wird versucht, Geld für das Spielen zu beschaffen, wobei es zu [[Vermögensdelikt|Diebstählen]], [[Überschuldung]] und [[Vermögensdelikt|Betrug]] kommen kann. In extremen Fällen werden Beruf und Familie vernachlässigt, weil das Glücksspiel den Alltag bestimmt.<br /> <br /> === Rechtliche Folgen ===<br /> ==== Deutschland ====<br /> Im [[Strafverfahren]] kann das Vorliegen einer solchen [[Verhaltenssucht]] – im Hinblick auf die [[Schuld (Strafrecht)|Schuldfähigkeit]] – dann beachtlich sein, wenn die begangenen [[Straftat (Deutschland)|Straftat]]en der Fortsetzung des Spielens dienen.&lt;ref&gt;[[Bundesgerichtshof]], ''[[Neue Zeitschrift für Strafrecht|NStZ]]'', 1994, 501, Bundesgerichtshof, JR 1989, 379 m. (Anm. Kröber, [[Oberlandesgericht Hamm]], NStZ-RR 1998, 241)&lt;/ref&gt;<br /> In jüngster Zeit hat der Bundesgerichtshof die Voraussetzungen restriktiv formuliert, gleichzeitig aber auch die Möglichkeiten der Eingliederung der Erkrankung in die Systematik des § 20 des deutschen StGB ([[Schuldunfähigkeit]]) klargestellt:<br /> <br /> „Eine erhebliche Verminderung der [[Steuerungsfähigkeit]] ist beim pathologischen Spielen nur ausnahmsweise dann gegeben, wenn die Sucht zu schwersten Persönlichkeitsveränderungen geführt oder der Täter bei Beschaffungstaten unter Entzugserscheinungen gelitten hat“. Bei der Beurteilung dieser Frage komme es darauf an, „inwieweit das gesamte Erscheinungsbild des Täters psychische Veränderungen der Persönlichkeit aufweist, die pathologisch bedingt oder –&amp;nbsp;als andere seelische Abartigkeit&amp;nbsp;– in ihrem Schweregrad den krankhaften seelischen Störungen gleichwertig sind.“&lt;ref&gt;red. Leitsatz zu NStZ 2005, 281&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Zur Klärung dieser Frage muss das erkennende [[Gericht]] in diesen Fällen einen [[Sachverständiger|Sachverständigen]] hinzuziehen.<br /> <br /> Im [[Zivilrecht]] kommt zwischen Spieler und Spielanbieter ein sogenannter [[Spielvertrag]] zustande. Wenn aber eine [[Spielsperre]] angeordnet oder vereinbart wurde (letzteres z.&amp;nbsp;B. auf Antrag des Spielers selbst (auch als Selbstsperre bezeichnet), ihn wegen Suchtgefährdung nicht zum Spiel zuzulassen), hat der Spielanbieter (z.&amp;nbsp;B. die [[Spielbank]]) vor Aufhebung dieser Sperre hinreichend sicher zu prüfen und den Nachweis zu erbringen, dass der Aufhebung der Sperre der Schutz des Spielers vor sich selbst nicht entgegensteht, mithin keine [[Spielsuchtgefährdung]] mehr vorliegt, und der Spieler zu einem kontrollierten Spiel in der Lage ist.&lt;ref&gt;[[Bundesgerichtshof]] (BGH), Urteil vom 20. Oktober 2011, Az. III ZR 251/10, [[NJW]] 2012, 48 [https://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Text=III%20ZR%20251/10 dejure.org]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> ==== USA ====<br /> Für die [[Vereinigte Staaten|USA]] zeigte eine Literaturübersicht von Williams aus dem Jahr 2005, dass ein Drittel aller [[Täter (Strafrecht)|Straftäter]] die Kriterien für pathologisches Spielen erfüllt und jedes zweite Vergehen Inhaftierter mit einem Hintergrund pathologischen Spielens darauf zurückgeführt werden kann, dieses aufrechtzuerhalten.&lt;ref&gt;Robert J. Williams, Jennifer Royston, Brad F. Hagen: [https://cjb.sagepub.com/cgi/content/abstract/32/6/665 ''Gambling and Problem Gambling Within Forensic Populations A Review of the Literature.'']&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Pathologisches Spielen in Literatur und Film ==<br /> Pathologisches Spielen ist ein verbreitetes [[Motiv (Literatur)|Motiv]] in Literatur und Film. Eine literarische Verarbeitung findet sich z.&amp;nbsp;B. in [[Fjodor Michailowitsch Dostojewski|Dostojewskis]] Roman ''[[Der Spieler]]'' (1866)&lt;ref&gt;[https://www.deutschlandfunkkultur.de/hoerspiel-der-spieler.3692.de.html?dram:article_id=45271 Der Spieler.] [[Deutschlandfunk Kultur]], abgerufen am 2. Juni 2021&lt;/ref&gt; und in [[Peter Carey]]s Roman ''Oscar und Lucinda'' (1988; verfilmt als ''[[Oscar und Lucinda]]''). [[Leonid Borissowitsch Zypkin|Leonid Zypkin]] schildert in seinem 1982 veröffentlichten Roman [[Ein Sommer in Baden-Baden]] Dostojewskis Spielsucht am Roulette-Tisch in Baden-Baden während der Deutschlandreise mit seiner zweiten Frau Anna 1867. Der Schriftsteller [[Heinz Strunk]] schildert sein Suchtverhalten an [[Spielautomat]]en in verschiedenen Romanen, darunter [[Fleisch ist mein Gemüse (Roman)|Fleisch ist mein Gemüse]] (2004) und ''Heinz Strunk in Afrika'' (2011).<br /> <br /> Zu den Filmbeispielen zählen ''[[Schicksalswürfel]]'' (1929), ''[[Die blonde Sünderin]]'' (1962) und ''[[Das einzige Spiel in der Stadt]]'' (1970), ''[[Die Spielerin (2005)|Die Spielerin]]'' (2005), „Der Spieler“ (2009) mit Gerard Butler.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> &lt;!---♦♦♦ In alfabetischer Reihenfolge ♦♦♦---&gt;<br /> * [[ASTERIG]]<br /> * [[Computerspielsucht]]<br /> * [[Knapp-daneben-Effekt]]<br /> * [[No deposit bonus]]<br /> * [[Online-Casino]]<br /> * [[Spielbank]]<br /> * [[Spielersperrsystem]]<br /> * [[Verhaltenssucht]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Meinolf Bachmann, Andrada El-Akhras: ''Die Behandlung pathologischen Glücksspiels.'' In: Ihno Gebhardt, [[Sabine Grüsser-Sinopoli|Sabine Miriam Grüsser-Sinopoli]] (Hrsg.): ''Glücksspiel in Deutschland. Ökonomie, Recht, Sucht''. De Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-89949-317-7, S. 575–595, [[doi:10.1515/9783899495546.3.575]].<br /> * Jobst Böning, Sabine Miriam Grüsser-Sinopoli: ''Wie kann Suchtverhalten entstehen?'' In: Ihno Gebhardt, Sabine Miriam Grüsser-Sinopoli (Hrsg.): ''Glücksspiel in Deutschland. Ökonomie, Recht, Sucht''. De Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-89949-317-7, S. 561–574, [[doi:10.1515/9783899495546.3.561]]<br /> * Ute Dörfler, Joachim Knoll: ''Pathologisches Spiel – 99 Prozent spielen ohne Probleme.'' In: ''Automatenmarkt.'' Februar 2009, S. 108–113 [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/S_A_40_AufsatzPathologischesSpiel.pdf (Online-Version)] (PDF; 188&amp;nbsp;kB)<br /> * Sabine Miriam Grüsser-Sinopoli, Carolin N. Thalemann: ''Verhaltenssucht: Diagnostik, Therapie, Forschung.'' Huber, Bern 2006, ISBN 3-456-84250-3.<br /> * Sabine Miriam Grüsser-Sinopoli, Ulrike Albrecht: ''Glücksspielsucht: diagnostische und klinische Aspekte.'' In: Ihno Gebhardt, Sabine Miriam Grüsser-Sinopoli (Hrsg.): ''Glücksspiel in Deutschland. Ökonomie, Recht, Sucht''. De Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-89949-317-7, S. 538–560, [[doi:10.1515/9783899495546]].<br /> * [[Gerhard Meyer (Psychologe)|Gerhard Meyer]], Meinolf Bachmann: ''Spielsucht: Ursachen, Therapie und Prävention von glücksspielbezogenem Suchtverhalten''. Springer, 4. Auflage, Berlin 2017, ISBN 978-3-662-54838-7, [[doi:10.1007/978-3-662-54839-4]].<br /> * Franz W. Peren, Reiner Clement: ''Wettbewerb als Determinante des Spieler- und Konsumentenschutzes. Mögliche Sozialverluste infolge einer Wettbewerbsverzerrung auf dem deutschen Glücks- und Gewinnspielmarkt'', Mur Verlag, München, 2014, ISBN 978-3-939438-25-0.<br /> * Franz W. Peren: Die aktuelle Entwicklung der Prävalenzen marktrelevanter Glücks- und Gewinnspielformen in Deutschland. In: ZfWG (Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht), 14(Sonderbeilage 3), 2019, S. 1–24<br /> * Franz W. Peren: Glücksspielsucht in Deutschland: Eine mathematisch-ordnungspolitisch kritische Analyse der für Deutschland regelmäßig generierten Statistiken zur Glücksspielsucht und Suchthilfe. ''In:'' ZfWG (Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht), 15(Sonderbeilage 4/2020), 2020, S. 1–20<br /> * Jörg Petry: ''Dysfunktionaler und pathologischer PC- und Internet-Gebrauch'', Hogrefe, Göttingen / Bern / Stockholm / Wien / Paris / Oxford / Prag u.&amp;nbsp;a. 2009, ISBN 978-3-8017-2102-2.<br /> * Lucia Schmidt: [https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/39795/ssoar-soziprobleme-2012-1-schmidt-Glucksspielsucht__Aufkommen_der_Problemdefinition.pdf?sequence=1 ''Glücksspielsucht: Aufkommen der Problemdefinition und anhaltende Kontroversen''.] (PDF; 508&amp;nbsp;kB) In: ''Soziale Probleme'', Band 23, 2012, Heft 1, S. 40–66.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary|Spielleidenschaft}}<br /> * [https://www.spielen-mit-verantwortung.de/ Portal der BZgA zu Glücksspielsucht]<br /> * [https://www.gluecksspielsucht.de/ Portal des Fachverbandes Glücksspielsucht e.&amp;nbsp;V.]<br /> * {{Internetquelle<br /> |autor=Imke Hansen, Can Mansuroglu<br /> |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/spielsucht-unter-migranten-adrenalinpegel-staendig-am.1076.de.html?dram:article_id=383241<br /> |titel=Adrenalinpegel ständig am Anschlag. Spielsucht riecht man nicht<br /> |werk=[[Deutschlandfunk Kultur]] (DLF Kultur)<br /> |datum=2017-04-09<br /> |abruf=2020-11-01<br /> |abruf-verborgen=1}}<br /> * {{YouTube |id=ubW_LI5KB3I |title=Spielsucht-Hölle: So entkam ihr Sportreporter-Legende Werner Hansch |uploader=[[Das aktuelle Sportstudio|Sportstudio]] |upload=2022-03-31}}<br /> * {{YouTube |id=1A-hJflfsj0 |titel=DFB und Sportwetten: Geld statt Moral! {{!}} ZAPP NDR |uploader=[[Zapp (Magazin)|ZAPP – Das Medienmagazin]] |upload=2022-04-12 |laufzeit=7:51 min |link=0}}<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Gesundheitshinweis}}<br /> {{Rechtshinweis}}<br /> <br /> [[Kategorie:Substanzungebundene Abhängigkeit]]<br /> [[Kategorie:Wetten]]<br /> [[Kategorie:Glücksspiele]]<br /> [[Kategorie:Psychische Störung]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gl%C3%BCcksspiel&diff=251576620 Glücksspiel 2024-12-25T16:43:38Z <p>Lotje: &lt;!---♦♦♦ In alfabetischer Reihenfolge ♦♦♦---&gt;</p> <hr /> <div>{{Weiterleitungshinweis|Glücksspieler|Zur Fernsehserie siehe [[Die Glücksspieler]].}}<br /> [[Datei:Einarmbandit.jpg|mini|[[Spielautomat]]en auf der norwegischen Fähre [[GNV Allegra|Kronprins Harald]]]]<br /> [[Datei:13-02-27-spielbank-wiesbaden-by-RalfR-093.jpg|mini|[[Roulette]]: [[Roulettekessel]] in einer [[Spielbank]]]]<br /> [[Datei:Blackjack board.JPG|mini|[[Black Jack]]: Typische Spielsituation auf einem Spieltisch]]<br /> [[Datei:Lottoschein Deutschland.jpg|mini|[[Lotto]]schein ''6 aus 49'' (Deutschland)]]<br /> <br /> '''Glücksspiele''' (manchmal auch '''Hasardspiele''', von {{frS|hasard}} bzw. nach traditioneller Rechtschreibung '''Hazardspiele''', von {{enS|hazard|de=Zufall}}, abgeleitet von {{arS|az-zahr}}‚ [[Spielwürfel]]‘ (Mehrzahl), siehe ''[[Hazard (Würfelspiel)]]'' genannt) sind [[Spiel]]e, bei denen gegen [[Zahlung]] eines [[Einsatz (Spiel)|Einsatzes]] eine überwiegend oder ausschließlich vom [[Zufall]] abhängige [[Gewinnchance]] versprochen wird. <br /> <br /> == Abgrenzung von Glücksspielen ==<br /> Der Einfluss des Zufalls kann bei Spielen sehr unterschiedlich ausfallen. Bei den sogenannten ''reinen'' Glücksspielen, wie z.&amp;nbsp;B. [[Roulette]], [[Craps]] oder [[Sic Bo]], hängt das Ergebnis ausschließlich vom Zufall ab. Weniger eindeutig quantifizierbar ist der Einfluss des Zufalls in Spielen, in denen auch die Teilnehmer durch ihre Entscheidungen das Spielergebnis maßgeblich beeinflussen können wie bei [[Backgammon]] und [[Black Jack]]. In qualitativer Hinsicht gilt allerdings, dass der Einfluss des Zufalls gemäß dem [[Gesetz der großen Zahlen]] bei langen Partiesequenzen abnimmt.&lt;ref&gt;Jörg Bewersdorff: ''Spiele zwischen Glück und Geschick'', Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht, 2017, S. 228–234, dort [http://www.bewersdorff-online.de/zfwg/Bewersdorff_Spiele%20zwischen%20Glueck%20und%20Geschick_ZfWG_03_2017.pdf#page=4 S. 230]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Bei der [[Auslegung (Recht)|rechtlichen Bewertung]], ob ein Glücksspiel vorliegt, sind noch weitere Faktoren zu berücksichtigen, insbesondere den [[Wert (Wirtschaft)|Wert]] von Einsatz und möglichen [[Preis (Gewinn)|Gewinnen]] betreffend. Außerdem sind bei Turnierveranstaltungen wie z.&amp;nbsp;B. einem [[Pokerturnier]] die gesamten Turnierregeln inklusive des für die Endauswertung verwendeten Verfahrens maßgeblich,&lt;ref&gt;Bernd Holznagel, ''Poker – Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel?'', [[Multimedia und Recht]], 2008, S. 438–444, insbesondere Kapitel [https://media.intellipoker.com/downloads/skillgame/holznagel-deutsch.pdf#page=3 IV.2]&lt;/ref&gt; wie sie in rechtlicher Hinsicht im [[Vertrag|Spielvertrag]] bzw. mathematisch-formal in der [[Spiel (Spieltheorie)|spieltheoretischen Modellierung]] festgelegt sind. Bestandteil dieser Festlegungen sind auch Angaben über die Anzahl der Mitspieler und über den Umfang an [[Informationsbezirk|Informationen]], die einem Spieler zum Zeitpunkt einer [[Spielzug|Spielentscheidung]] zugänglich sind, z.&amp;nbsp;B. in Form ihm bekannter [[Spielkarte|Karten]] in [[Kartenspiel]]en.<br /> <br /> Spiele, deren rechtliche Einstufung als Glücksspiel zur Debatte stand, waren allesamt [[Nullsummenspiel]]e im Sinne der Spieltheorie (und nicht etwa z.&amp;nbsp;B. [[Kooperatives Spiel|kooperative Spiele]]), d.&amp;nbsp;h. die Summe der (positiven) Gewinne von Spielern ist betragsmäßig stets gleich der Summe der Verluste der anderen Spieler. Das schließt den Fall des Spiels eines einzelnen Spielers gegen einen [[Spielautomat|Automaten]] oder gegen einen [[Bankhalter]] ein, der nach einem fest vorgegebenen Schema agiert (wie beim [[Black Jack]]).&lt;ref&gt;Jörg Bewersdorff: ''Spiele zwischen Glück und Geschick'', Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht, 2017, S. 228–234, dort [http://www.bewersdorff-online.de/zfwg/Bewersdorff_Spiele%20zwischen%20Glueck%20und%20Geschick_ZfWG_03_2017.pdf#page=7 S. 233]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Clemens Weidemann, [[Hans Schlarmann]]: ''Die Prüfung überwiegender Zufallsabhängigkeit im Glücksspielrecht – dargestellt am Beispiel von Hold’em-Poker und anderen Kartenspielen'', [[Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht]], 2014, Heft 20, Extra, S. 1–8, dort [http://rsw.beck.de/rsw/upload/NVwZ/NVwZ-Extra_2014_20.pdf#page=4 S. 4 f.]&lt;/ref&gt; Dazu muss der Veranstalter als zweiter Spieler gewertet werden, der allerdings für seine Gewinne kein Geschick aufzuwenden hat, was die deutsche Rechtsprechung als Verringerung des relativen Geschicklichkeitseinflusses wertet.&lt;ref&gt;[[Reichsgericht]], Urteil vom 18. Mai 1928 (I 977/27), [[Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen]], Band 62, S. 163–173, dort [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/RG_1928-05-18.pdf#page=3 S. 166 f.]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Spieltheoretische Abgrenzung von Glücksspielen ===<br /> [[Datei:Ursachen der Ungewissheit.jpg|mini|Klassifikation von Gesellschaftsspielen]]<br /> <br /> Innerhalb der [[Spieltheorie|spieltheoretischen]] Klassifikation von [[Gesellschaftsspiel]]en bilden die Glücksspiele eine von [[Gesellschaftsspiel#Spieltheoretische Klassifikation|drei Klassen ''reiner'' Spiele]], die aus spielerischer Sicht durch die Ursachen für die [[Unberechenbarkeit (Spieltheorie)#Ursachen|Unvorhersehbarkeit des Spielverlaufs]] charakterisiert sind und den folgenden Kriterien entsprechen:&lt;ref&gt;Jörg Bewersdorff: ''Glück, Logik und Bluff: Mathematik im Spiel – Methoden, Ergebnisse und Grenzen'', Springer Spektrum, 6. Auflage, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8348-1923-9, [[doi:10.1007/978-3-8348-2319-9]], S. V-VIII ([https://link.springer.com/content/pdf/bfm%3A978-3-8348-2319-9%2F1.pdf#page=6 Springer-Link])&lt;/ref&gt;&lt;ref name=&quot;menzer&quot;&gt;Hartmut Menzer, Ingo Althöfer: ''Zahlentheorie und Zahlenspiele: Sieben ausgewählte Themenstellungen'', München 2014, ISBN 978-3-486-72030-3, {{Google Buch |BuchID=E0TpBQAAQBAJ |Seite=321 |Hervorhebung=&quot;Klassifizierung der Spiele&quot; |Linktext=S. 321 |Land=DE}}, [[doi:10.1524/9783486720310.321]]&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Tom Verhoeff, [https://www.win.tue.nl/~wstomv/publications/games_and_variance.pdf ''The Mathematical Analysis of Games, Focusing on Variance''], : MaCHazine, 13(3), März 2009. Eine ausführliche Version erschien in Niederländisch: {{Webarchiv |url=https://www.pyth.eu/jaargangen/Pyth49-3.pdf |text=''Spelen met variantie'', Pythagoras, 49(3), Januar 2010, S. 20–24 |wayback=20160414170900}}.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * Sehen die Spielregeln [[Zufall]]sentscheidungen vor, beispielsweise mit Hilfe eines [[Spielwürfel|Würfels]]?<br /> * Gibt es, anders als bei [[Schere-Stein-Papier]], sequentielle Entscheidungen von Spielern im Rahmen von [[Spielzug|Zugfolgen]], so dass für diese Zugfolgen eine vergleichsweise große Anzahl von [[Kombination (Kombinatorik)|Kombinationen]] möglich wird?<br /> * Gibt es Spielsituationen [[Spiel mit perfekter Information|imperfekter Information]], in denen die Spieler wie z.&amp;nbsp;B. bei [[Kartenspiel]]en wie [[Skat]] unterschiedliche [[Informationsbezirk|Informationen]] über den bisherigen Spielverlauf besitzen?<br /> <br /> Dabei sind ''reine'' Glücksspiele dadurch charakterisiert, dass die erste Frage zu bejahen und die beiden anderen Fragen zu verneinen sind. Zu bejahende Fragen erlauben darüber hinaus im direkten Vergleich von Spielen ungefähre, den Spielcharakter widerspiegelnde Quantifizierungen, beispielsweise dahingehend, dass bei [[Backgammon]] der Einfluss der Spieler durch eine höhere kombinatorische Vielfalt möglicher Zugfolgen größer ist als bei [[Mensch ärgere dich nicht]]. In Folge ist der Zufallseinfluss bei Backgammon relativ niedriger als bei ''Mensch ärgere dich nicht'' (siehe Abbildung).<br /> <br /> Nicht durch die Klassifikation abgedeckt sind Faktoren der [[Koordinative Fähigkeiten (Motorik)|manuellen Geschicklichkeit oder Reaktionsschnelligkeit]], die allerdings bei Gesellschaftsspielen – anders als beim [[Wettkampf#Sport als Wettkampfkultur|sportlichen Spiel]] – eher die Ausnahme sind, zum Beispiel bei [[Mikado (Spiel)|Mikado]] beziehungsweise [[Speed (Kartenspiel)|Speed]].<br /> <br /> === Rechtliche Abgrenzung von Glücksspielen ===<br /> [[Datei:Bajazzo-Automat.jpg|mini|Das Urteil des Reichs&amp;shy;gerichts von 1928 zum Finger&amp;shy;schlagautomat ''Bajazzo'' enthält die wesentlichen Grund&amp;shy;sätze zur Bewertung von Geschick&amp;shy;lich&amp;shy;keit.]]<br /> <br /> Da Glücksspiele in den meisten Ländern rechtlichen Restriktionen unterworfen sind, ist die rechtliche Abgrenzung von Glücksspielen Gegenstand von diversen, von Land zu Land unterschiedlichen Rechtsnormen und Gerichtsurteilen. Als komplementär zu den Glücksspielen gelten [[Geschicklichkeitsspiel]]e (engl. ''skill games''), deren Entscheidung primär durch die geistige oder auch körperliche Geschicklichkeit der Mitspieler beeinflusst wird.<br /> <br /> In Deutschland führt §&amp;nbsp;3 Abs.&amp;nbsp;1 [[Glücksspielstaatsvertrag]] (GlüStV) aus:<br /> <br /> :''Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Die Entscheidung über den Gewinn hängt in jedem Fall vom Zufall ab, wenn dafür der ungewisse Eintritt oder Ausgang zukünftiger Ereignisse maßgeblich ist. Auch Wetten gegen Entgelt auf den Eintritt oder Ausgang eines zukünftigen Ereignisses sind Glücksspiele.''&lt;ref&gt;[https://www.isa-guide.de/wp-content/uploads/2012/06/20120701_gluecksspielstaatsvertrag.pdf Staatsvertrag zum Glücksspielwesen] in Deutschland, 2011.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Analoge Begriffsbestimmungen enthalten auch §&amp;nbsp;1 des österreichischen Glücksspielgesetzes (GlSpG)&lt;ref&gt;[http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&amp;Dokumentnummer=NOR40120788 Glücksspielgesetz vom 19. Oktober 2010] auf ris.bka.gv.at.&lt;/ref&gt; sowie Art.&amp;nbsp;3 des schweizerischen Bundesgesetzes über Geldspiele (Geldspielgesetz, BGS)&lt;ref&gt;[https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20172704/index.html Bundesgesetz über Geldspiele (Geldspielgesetz, BGS) vom 29. September 2017] (Stand am 1. Juli 2019). ''Der Bundesrat. Das Portal der Schweizer Regierung'', abgerufen am 28. September 2019.&lt;/ref&gt;, wobei in Österreich §&amp;nbsp;1 Abs.&amp;nbsp;2 GlSpG dahingehend ergänzt, dass „Roulette, Beobachtungsroulette, [[Poker]], Black Jack, Two Aces, [[Bingo]], [[Keno (Glücksspiel)|Keno]], [[Baccara (Glücksspiel)|Baccarat]] und Baccarat chemin de fer und deren Spielvarianten“ als Glücksspiele gelten.<br /> <br /> Geschicklichkeitsspiele werden nach der ständigen Rechtsprechung in Deutschland&lt;ref&gt;Überblicke geben: Jörg Bewersdoff: ''Glück, Logik und Bluff: Mathematik im Spiel – Methoden, Ergebnisse und Grenzen''. Springer Spektrum, 7. Auflage, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-21764-8, [[doi:10.1007/978-3-658-21765-5]], S. 348–380; Jörg Bewersdorff: ''Spiele zwischen Glück und Geschick'', Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht, {{ISSN|2192-0141}}, 2017, S. 228–234 ([http://www.bewersdorff-online.de/zfwg/Bewersdorff_Spiele%20zwischen%20Glueck%20und%20Geschick_ZfWG_03_2017.pdf online]), Thomas Bronder: ''Spiel, Zufall und Kommerz. Theorie und Praxis des Spiels um Geld zwischen Mathematik, Recht und Realität''. Springer-Verlag, 2. Auflage, Berlin 2020, ISBN 978-3-662-60601-8, [[doi:10.1007/978-3-662-60602-5]], Christian Laustetter: ''Die Abgrenzung des strafbaren Glücksspiels vom straflosen Geschicklichkeitsspiel'', [[Juristische Rundschau]], 2012, S. 507–513, [[doi:10.1515/juru-2012-0507]]&lt;/ref&gt; dadurch charakterisiert, dass bei ihnen „die Entscheidung über Gewinn und Verlust wesentlich von den Fähigkeiten sowie vom Grad der Aufmerksamkeit der Spieler abhängt.“&lt;ref&gt;Siehe z.&amp;nbsp;B. [[Bundesgerichtshof|BGH]], Beschluss vom 11. Januar 1989, Az. 2 StR 461/ 88, [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/BGH_1989-01-11.pdf#page=5 Volltext].&lt;/ref&gt; Dabei muss „der Durchschnitt der Personen, denen das Spiel eröffnet ist, es mit hoher [[Wahrscheinlichkeit]] in der Hand“ haben, „durch Geschicklichkeit den Ausgang des Spiels zu bestimmen“.&lt;ref&gt;Reichsgericht, Urteil vom 18. Mai 1928 (I 977/27), Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen, Band 62, S. 163–173, dort<br /> [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/RG_1928-05-18.pdf#page=3 S. 166]&lt;/ref&gt; „Mathematische Kalkulationen und verwickelte [[Wahrscheinlichkeitstheorie|Wahrscheinlichkeitsberechnungen]]“, soweit sie „die durchschnittliche Fähigkeit der beteiligten Personen“ übersteigen, sind „für die Beurteilung, ob ein Spiel den Charakter eines Glücksspiels besitzt“, nicht maßgebend.&lt;ref&gt;[[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]], Urteil vom 17. Mai 1955 (1 C 133.53), Randnr. 34, [https://www.vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/BVerwG_1955-05-17.pdf#page=8 Volltext]&lt;/ref&gt; Davon unberührt bleibt allerdings „die Notwendigkeit, den Charakter des Spieles mit wissenschaftlichen Methoden zu bestimmen“.&lt;ref&gt;Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 9. Oktober 1984 (C 20.82), [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/BVerwG_1984-10-09.pdf#page=9 Volltext]&lt;/ref&gt; Bei der Bewertung der Geschicklichkeit eines Spielers sollen nicht „alle Teilnehmer unter Einsatz der ihnen zur Verfügung stehenden Geschicklichkeit um den Erfolg bemüht“ sein, sondern es muss, wie es für den Fall eines zu bewertenden Zweipersonenspiels entschieden wurde, „jeweils ein Teilnehmer den Zufall walten“ lassen.&lt;ref&gt;Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 9. Oktober 1984 (C 20.82), [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/BVerwG_1984-10-09.pdf#page=7 Volltext]&lt;/ref&gt; In diesem Sinne hatte bereits 1928 das [[Reichsgericht]] als Maß für die „Möglichkeit, den Ausgang durch Geschicklichkeit zu beeinflussen,“&lt;ref&gt;Reichsgericht, Urteil vom 18. Mai 1928 (I 977/27), Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen, Band 62, S. 163–173, dort [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/RG_1928-05-18.pdf#page=3 S. 167].&lt;/ref&gt; die Steigerung des anteiligen Erfolgs gesehen, die ein durchschnittlich agierender Spieler in einer Spielsequenz gegenüber der „Zufallsquote“&lt;ref&gt;Reichsgericht, Urteil vom 18. Mai 1928 (I 977/27), Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen, Band 62, S. 163–173, dort<br /> [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/RG_1928-05-18.pdf#page=2 S. 164]&lt;/ref&gt; erzielt, wie sie ein anstelle des Spielers zufällig wirkender Mechanismus hervorbringt.<br /> <br /> Der Einsatz von anders begründeten Messverfahren für den Geschicklichkeitsanteil&lt;ref&gt;Marcel Dreef/Peter Borm/Ben van der Genugten: [http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.194.5338&amp;rep=rep1&amp;type=pdf ''Measuring skill in games: several approaches discussed''], Mathematical Methods of Operations Research, Band 59, Heft 3, 2004, S. 375–391, [[doi:10.1007/s001860400347]].&lt;/ref&gt; erfolgte in der Rechtsprechung zwar in Einzelfällen,&lt;ref&gt;Urteil [http://deeplink.rechtspraak.nl/uitspraak?id=ECLI:NL:RBSGR:2010:BN0013 ECLI:NL:RBSGR:2010:BN0013] des Gerichts von Den Haag vom 2. Juli 2010 (Strafsache, in Niederländisch)&lt;/ref&gt; ist aber ansonsten umstritten.&lt;ref&gt;Robert Wagner: [http://othes.univie.ac.at/12121/1/2010-07-20_0300723.pdf ''Die Praktikabilität des Österreichischen Glücksspielbegriffs am Beispiel des Kartenspiels Poker''], Dissertation, Universität Wien, 2010.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Entscheidung GZ RV/1666-W/06 vom 5. April 2007 des [[Unabhängiger Finanzsenat|Unabhängigen Finanzsenats]] Wien ([https://findok.bmf.gv.at/findok/link?bereich=ufs-tx&amp;gz=%22RV%2F1666-W%2F06%22 online])&lt;/ref&gt; In der Regel weniger restriktiv bewertet werden Turniere. So gelten in Deutschland bestimmte turniermäßig veranstaltete Spiele wie [[Skat]] (siehe [[Preisskat]]), [[Schafkopf]] (siehe [[Turnierschafkopf]]) und [[Bridge (Kartenspiel)|Bridge]] (siehe [[Bridge (Kartenspiel)#Turnierbridge|Turnierbridge]]) rechtlich nicht als Glücksspiel, sofern das Turnier genügend lang ist.&lt;ref&gt;Anlage zu §&amp;nbsp;5a der [[Spielverordnung]]. In Landmann/Rohmer, ''Kommentar zur Gewerbeordnung'', Stand: Januar 2007 (Bearbeiter Marcks), werden neben Preisschach explizit die Kartenspiele Preisbridge, -schafskopf, [[Doppelkopf|-doppelkopf]], -skat und [[Tarock|-tarock]] genannt.&lt;/ref&gt;<br /> In Österreich wurde mit der Glücksspielgesetz-Novelle von 2008 mit §&amp;nbsp;4 Abs.&amp;nbsp;6 GlSpG eine ähnliche Bereichsausnahme für Kartenspielturniere geschaffen.&lt;ref&gt;{{BGBl|I Nr. 54/2010}}: Glücksspielgesetz-Novelle 2008&lt;/ref&gt; Darüber hinaus wurden spezielle Spiele wie etwa [[Tarock]], [[Schnapsen]], [[Schach]], Skat, Bridge und Billard bereits zuvor durch die Rechtsprechung als Geschicklichkeitsspiele eingestuft.&lt;ref&gt;Gerhard Strejcek (Hrsg.), Ronald Bresich (Hrsg.): Glücksspielgesetz: GSpG 1989, Kommentar, 2. Auflage 2011, S. 25, [http://cd.manz.at/rechtaktuell/pdf/Gluecksspielgesetz_Einfuehrung.pdf online] (PDF; 630&amp;nbsp;kB)&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Unabhängige Verwaltungssenate Wien, GZ 06/06/5595/99, 3. August 2000, [http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Uvs/JUT_WI_20000803_06065595_99_00/JUT_WI_20000803_06065595_99_00.html Volltext].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> 2021 bewerte das Finanzgericht Münster Gewinne aus der Teilnahme an Online-Poker-Turnieren unter bestimmten Umständen als Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb, wobei es bei der anzustellenden Gesamtbetrachtung des Überwiegens der Glücks- und Geschicklichkeitselemente „auf das für strafrechtliche, zivilrechtliche oder verwaltungsrechtliche Zwecke entwickelte Verständnis des Glücksspielbegriffs“ nicht ankomme. Als maßgeblich sah es das Gericht an, dass der Poker-Spieler aufgrund des Umfangs seiner Teilnahme und „seiner Erfahrungen im Gesamtergebnis mit einem Spielerfolg und der Erzielung von regelmäßigen Einnahmen rechnen“ konnte.&lt;ref&gt;Finanzgericht Münster, [https://www.iww.de/quellenmaterial/id/222696 Urteil vom 10. März 2021 – 11 K 3030/15 E,G], Rn 59 und 88.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Eidgenössische Spielbankenkommission gelangte 2007 zur Einschätzung, dass es sich bei einem [[Pokerturnier]] um ein Geschicklichkeitsspiel handeln kann, wenn statt einer „Bezahlung von Einsatz und Gewinn bei jeder Spielrunde“ nur die Gesamtheit aller Spielrunden des Turniers gewertet wird.&lt;ref&gt;Eidgenössische Spielbankenkommission, {{Webarchiv |url=http://www.esbk.admin.ch/content/dam/data/esbk/geschaeftsberichte/jahresbericht_2007-d.pdf |text=Jahresbericht 2007 |wayback=20131202231407}}<br /> (PDF; 252&amp;nbsp;kB), S. 8.&lt;/ref&gt; Die Einschätzung wurde 2010 durch das [[Bundesgericht (Schweiz)|Bundesgericht]] korrigiert.&lt;ref&gt;Eidgenössische Spielbankenkommission, {{Webarchiv |url=http://www.esbk.admin.ch/content/dam/data/esbk/geschaeftsberichte/jahresbericht_2010-d.pdf |text=Jahresbericht 2010 |wayback=20131203005616}} (PDF; 275&amp;nbsp;kB), S. 5.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Bundesgericht, Urteil vom 20. Mai 2010, Az. 2C 694/2009, [http://www.servat.unibe.ch/dfr/bge/c2136291.html Volltext].&lt;/ref&gt; Mit der Anfang 2019 in Kraft getretenen Novelle des Geldspielgesetzes wurde unabhängig von einer Einstufung als Geschicklichkeitsspiel eine explizite Möglichkeit geschaffen, für Pokerturniere eine kantonale Genehmigung zu erhalten.&lt;ref&gt;Bundesgesetz über Geldspiele (Geldspielgesetz, BGS) vom 29. September 2017 (Stand am 1. Juli 2019), 4. Kapitel, insbes. Art. 36, [https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20172704/index.html online].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> In den USA wurde die Frage, ob Backgammon ein Geschicklichkeitsspiel ist, von Gerichten unterschiedlich beantwortet.&lt;ref&gt;Games Magazine, September 1982, zitiert nach [http://www.gamecolony.com/backgammon_game_skill.shtml ''Backgammon game skill''] auf gamecolony.com&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Urteil vom 7. Dezember 1982 zu [http://www.alphaomegasales.com/wp-content/uploads/Is%20Backgamnon%20Skill%20or%20Chance.pdf ''Boardwalk Regency Corp. v. Attorney Gen. of New Jersey, 188 N.J. Super. 372 (Law Div. 1982)''], abgerufen am 7. Dezember 2019.&lt;/ref&gt; In Liechtenstein gilt Backgammon als Geschicklichkeitsspiel,&lt;ref&gt;Verordnung vom 21. Dezember 2010 über Geschicklichkeits-Geldspiele (GGV), [https://www.gesetze.li/konso/pdf/2010441000?version=2#page=2 Art. 2, Nr. 2 lit. c]&lt;/ref&gt; wobei die zugrunde liegenden Rechtsnormen insgesamt einen vergleichsweise expliziten Charakter aufweisen.&lt;ref&gt;Geldspielgesetz (GSG) vom 30. Juni 2010, [https://www.gesetze.li/konso/pdf/2010235000?version=5#page=3 Art. 3. Nr. 1 lit. i], Verordnung vom 21. Dezember 2010 über Geschicklichkeits-Geldspiele (GGV), [https://www.gesetze.li/konso/pdf/2010441000?version=2#page=2 Art. 2]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Glücksspiele mit bzw. ohne Bankhalter ==<br /> [[Datei:Au bac.jpg|mini|Baccara-Spieler, Zeichnung von Albert Guillaume um 1897]]<br /> <br /> Bei den sogenannten [[Bankhalter]]-Spielen, engl. ''Banking games'', französisch ''Jeux de contrepartie'' wie etwa Roulette, Craps, Sic Bo, Black Jack oder [[Baccara (Glücksspiel)|Baccara banque]] wird eine Partei durch die Spielregeln bevorzugt (vergleiche [[Bankvorteil]]), sodass die Gegenspieler, die sogenannten [[Pointeur]]e (von französisch ''point'', deutsch Punkt, siehe [[Pharo]]) auf lange Sicht, also bei häufigem Spiel, mit Sicherheit verlieren.<br /> <br /> Im Unterschied zu den Bankhalterspielen besitzen bei den ''Non banking games'', französisch ''Jeux de cercle'' alle Spieler – zumindest im Mittel – dieselben Gewinnchancen. Dies ist bei den meisten [[Poker]]-Varianten, wie etwa [[Draw Poker]], [[Seven Card Stud]], [[Texas Hold’em]] oder [[Omaha Hold’em]] der Fall, aber auch bei [[Écarté]] oder all den Spielen, bei denen kein permanenter Bankhalter existiert, sondern diese Rolle wechselt, wie bei [[Baccara (Glücksspiel)|Baccara chemin de fer]].<br /> <br /> == Geschichte, Glücksspielverbot und -monopolisierung ==<br /> [[Datei:Das Narrenschiff – Spieler.png|mini|Spieler in [[Sebastian Brant]]s ''[[Das Narrenschiff (Brant)|Narrenschiff]]'']]<br /> [[Datei:Johann Baptist Anton Raunacher (1729-1771) , Wandbespannung im Raunacher-Zimmer von Schloss Eggenberg, Graz.gif|mini|Eine Partie Pharo, [[Johann Baptist Raunacher]] (1729–1771), [[Schloss Eggenberg (Graz)|Schloss Eggenberg bei Graz]]]]<br /> [[Datei:gambling-ca-1800.jpg|mini|Roulette-Spiel um 1800]]<br /> [[Datei:Kurhaus et de la Banque de Nauheim 1854.jpg|mini|Aktie der Spielbank in Bad Nauheim von 1854]]<br /> [[Datei:Monte Carlo Casino.jpg|mini|[[Spielbank Monte Carlo]], eines der berühmtesten europäischen Spielkasinos]]<br /> [[Datei:PachinkoPlayers.jpg|mini|Glücksspielhalle für [[Pachinko]] in Japan]]<br /> <br /> Glücksspiele gibt es nach heutigem Stand der Wissenschaft schon seit ca. 3000 v. Chr. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Funde sechsseitiger Würfel aus Knochen oder [[Elfenbein]]. Die Fundstätten liegen in China und auf dem Gebiet des alten [[Mesopotamien]]. Würfelspiele werden z.&amp;nbsp;B. in antiken indischen Schriften erwähnt, in der griechischen Mythologie würfelt [[Herakles|Herkules]] gegen einen Tempelwächter um eine hübsche [[Mätresse|Kurtisane]]. Die heute gebräuchlichen, mit Punkten auf jeder Seite versehenen Würfel wurden vermutlich ca. 2000 v. Chr. In Ägypten erfunden.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.gamblingplanet.org/de/antike-gluecksspiele.php |text=Antike Glücksspiele |wayback=20091004222438}} Artikelserie zur Geschichte der Glücksspiele&lt;/ref&gt;<br /> In der [[Römisches Reich|römischen Antike]] waren [[Würfelspiel]]e in allen Schichten verbreitet, obwohl die [[Autorität]]en sie mit Strafe bedrohten. Nur an den [[Saturnalien]] war das Würfeln offiziell erlaubt. Nach römischem Recht durften Spielschulden nicht eingeklagt werden, auch konnte das Verlorene vor Gericht nicht zurückgefordert werden. Das Haus, in welchem Glücksspieler angetroffen wurden, wurde konfisziert. Kaiser [[Claudius]] war ein begeisterter Freund des [[Duodecim Scripta|Ludus duodecim scripta]] und verfasste über diesen Vorläufer des heutigen [[Backgammon]] sogar ein Buch, das verloren gegangen ist. [[Tacitus]] berichtet in der ''[[Germania (Tacitus)|Germania]]'' über die Würfelleidenschaft der [[Germanen]], dass sie in nüchternem Zustand mit äußerstem Leichtsinn um Haus und Hof, zuletzt gar um die eigene Freiheit spielten.<br /> <br /> Nach altem deutschen Recht galten Glücksspielgeschäfte als unerlaubte Geschäfte und es konnte nicht nur der Verlust wieder zurückgefordert, sondern sogar vom Gewinner eingeklagt werden. Im [[Mittelalter]] versuchten sowohl geistliche als auch weltliche Autoritäten das Spiel zu verbieten. Derlei Verbote von [[Kartenspiel|Karten-]] und Würfelspielen erlauben Rückschlüsse auf die Verbreitung und die Entwicklung von Spielen. Aus dem 12. Jahrhundert stammt ein Erlass des englischen Königs [[Richard Löwenherz]], dass niemand, der von geringerem Stand als ein Ritter war, um Geld würfeln durfte. Im 16. und 17. Jahrhundert setzte sich allmählich die Auffassung durch, dass das ''hohe und übermäßige Spiel'' – gemeint sind hohe und geborgte Spieleinsätze – mit Strafe zu bedrohen sei. Erstmals wurde zwischen verbotenen und erlaubten Spielen unterschieden, wobei sich diese Unterscheidung weniger auf die Art als auf die Höhe der Einsätze derselben bezog.<br /> <br /> Die weite Verbreitung des Glücksspiels im 17. Jahrhundert gab Anlass zur wissenschaftlichen Untersuchung: Die Behandlung des [[De-Méré-Paradoxon|Problems des Chevaliers de Méré]] durch [[Blaise Pascal]] und [[Pierre de Fermat]] (1654) gilt als [[Geschichte der Wahrscheinlichkeitsrechnung|Geburtsstunde der Wahrscheinlichkeitsrechnung]], allerdings gab es schon von [[Galileo Galilei]], [[Luca Pacioli]] und [[Geronimo Cardano]] mathematische Arbeiten über bestimmte Glücksspiele.<br /> <br /> In den verschiedenen europäischen Staaten entwickelten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts unterschiedliche Einstellungen zum Glücksspiel. Während in einigen Staaten diese Spiele erlaubt waren und auch zum Vorteil des Staates veranstaltet wurden, weil man öffentliches Glücksspiel für weniger ''verderblich'' hielt als das geheim betriebene, waren in anderen Staaten alle Hazardspiele verboten. In Frankreich, wo es im 18. und frühen 19. Jahrhundert in fast allen größeren Städten privilegierte Spielhäuser gab, versuchte bereits [[Ludwig XV.]] vergeblich das Glücksspiel zu verbieten. [[Napoleon Bonaparte]] erlaubte 1806 das Glücksspiel nur mehr in den Spielhäusern des Pariser ''Palais Royal,'' wo bis zur Schließung durch [[Ludwig Philipp (Frankreich)|Louis Philippe]] Ende 1837 neben [[Pharo]] und [[Rouge et noir]] bzw. [[Trente et quarante]] auch Roulette gespielt wurde.<br /> <br /> Nach 1837 begann die große Zeit der Spielbanken von [[Baden-Baden]], [[Bad Homburg vor der Höhe|Bad Homburg]] und [[Wiesbaden]], wo [[Fjodor Michailowitsch Dostojewski]] das Roulette kennenlernte und diesem Spiel verfiel – aus diesem Erlebnis entstand der Roman ''[[Der Spieler]]'' – sowie [[Bad Ems]], [[Bad Nauheim]] und [[Bad Pyrmont]]. In Deutschland war [[Preußen]] bereits vor der [[Märzrevolution]] (1848) mit der Schließung der Spielbanken vorangegangen. In den 1866 annektierten Ländern wurde den dort auf Grund von Verträgen mit den von früheren Regierungen errichteten Spielbanken die Fortdauer bis zum Ende des Jahres 1872 gestattet. Sie hatten dabei allerdings einen bedeutenden Teil des Reingewinns zur Bildung eines ''Kur- und Verschönerungsfonds'' für die beteiligten Städte anzusammeln. Nach der Reichsgründung mussten mit Jahresende 1872 alle deutschen Spielbanken schließen – sie wurden erst 1933 unter den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] wiedereröffnet.<br /> <br /> Das Glücksspielverbot in Frankreich und Deutschland kam vor allem dem Fürstentum [[Monaco]] zugute. [[François Blanc]] nutzte diese Gelegenheit und führte die [[Spielbank Monte Carlo|Spielbank von Monte Carlo]] zu ihrer Blütezeit. Auch wurde das Spielen in auswärtigen [[Lotterie]]n verboten, so z.&amp;nbsp;B. in Preußen durch die Verordnung vom 5. Juli 1847. Für die Durchführung öffentlicher Lotterien und [[Tombola]]s musste zuvor eine Erlaubnis eingeholt werden. Erwähnenswert ist auch die Entscheidung des Reichsgerichts vom 29. April 1882, wonach das sogenannte [[Buchmacher|Buchmachen]] bei [[Pferderennen]] und das [[Wette]]n am [[Totalisator]] als Glücksspiel zu betrachten sei. Im Jahre 1904 veröffentlichte das k.u.k. Justizministerium eine ''[[Liste verbotener Spiele des k.u.k. Justizministeriums|Liste verbotener Spiele]]'', welche durch viele Jahrzehnte beispielgebend war – diese Liste ist insofern bemerkenswert, als sich darunter auch einige spezielle [[Kegeln|Kegelspiele]] finden.<br /> <br /> Im [[juristisch]]en Sinne erfordert ein Glücksspiel als Einsatz einen Vermögenswert. Ist kein derartiger Einsatz nötig, d.&amp;nbsp;h. kann man bei einem Spiel zwar Geld- oder Sachpreise gewinnen, aber nichts verlieren, so handelt es sich rechtlich um ein [[Gewinnspiel]], z.&amp;nbsp;B. ein [[Preisausschreiben]]. Das Veranstalten von Glücksspielen bedarf gegenwärtig entsprechend {{§|33h|gewo|juris}} [[Gewerbeordnung (Deutschland)|Gewerbeordnung]] einer behördlichen [[Erlaubnis]], wenn es sich um ein öffentliches Spiel handelt. Anderenfalls stellt dies einen Verstoß gegen {{§|284|stgb|juris}} [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]] dar. Dies ist dann der Fall, wenn das Spiel einem sich verändernden Personenkreis angeboten wird. Bereits die Beteiligung als Spieler ist nach {{§|285|stgb|juris}} StGB strafbar, sofern das Glücksspiel ohne behördliche Erlaubnis erfolgt.<br /> <br /> {{Hauptartikel|Unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels}}<br /> <br /> Seit Oktober 2006 ist das Glücksspiel in den USA im Internet verboten, indem [[Kreditinstitut]]en die Unterhaltung eines Kapitalflusses an die Anbieter untersagt wurde.&lt;ref&gt;[https://www.heise.de/newsticker/meldung/Rien-ne-va-plus-fuer-Internet-Gluecksspiele-in-den-USA-167725.html ''„Rien ne va plus! für Internet-Glücksspiele in den USA“''], heise.de, Meldung vom 2. Oktober 2006.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Islam ==<br /> {{Hauptartikel|Maisir}}<br /> <br /> == Arten von Glücksspielen (Auswahl) ==<br /> [[Datei:5 Year Anniversary California Lottery Tickets.jpg|mini|[[Rubbellos]] (USA)]]<br /> [[Datei:Sports betting tickets in Italy 01.jpg|mini|[[Sportwette|Sportwett-Ticket]] (Italien)]]<br /> &lt;!---♦♦♦ In alfabetischer Reihenfolge ♦♦♦---&gt;<br /> {| class=&quot;toptextcells&quot;<br /> |<br /> * [[Dreidel]]<br /> * [[Münzwurf|Münze werfen]], z.&amp;nbsp;B. Kopf oder Zahl, [[Two-up]]<br /> * [[Würfelspiel|Würfel-Glücksspiele]], z.&amp;nbsp;B.<br /> ** [[Banca francesa]]<br /> ** [[Barbudi]]<br /> ** [[Chuck a Luck]] bzw. [[Mini Dice]] und [[Sic Bo]]<br /> ** [[Craps]] bzw. [[Hazard (Würfelspiel)|Hazard]]<br /> ** dreimal 6 – Das kniffelige Würfelspiel<br /> ** [[Elf hoch]]<br /> ** [[Espérance (Glücksspiel)|Espérance]]<br /> ** [[Glocke und Hammer]]<br /> ** [[Glückshaus]]<br /> ** [[Kniffel]]<br /> ** [[Lustige Sieben]]<br /> ** [[Quinquenove]]<br /> ** [[Shut the Box]]<br /> ** [[Würfel-Poker]] mit den Varianten [[Escalero]], [[Liar Dice]] und [[Poker Dice]]<br /> * [[Würfelspiel|Würfel]]-[[Brettspiel]]e, z.&amp;nbsp;B.<br /> ** [[Backgammon]] (siehe oben)<br /> * [[Roulette]] mit den Varianten:<br /> ** [[American Roulette]],<br /> ** [[Boule (Glücksspiel)|Boule]],<br /> ** [[Boule (Glücksspiel)#Petits chevaux|Petits chevaux]],<br /> ** [[Multicolore]]<br /> ** [[Glücksrad (Glücksspiel)|Glücksrad]]<br /> ** [[Sandown (Glücksspiel)|Sandown]]<br /> * Glücksspiele mit [[Domino]]-Steinen<br /> ** [[Bukidomino]]<br /> ** [[Pai Gow#Pai Gow Domino|Pai Gow Domino]]<br /> |<br /> * Glücksspiele mit Spielsteinen<br /> ** [[Mah-Jongg]]<br /> * Glücksspiele mit [[Spielkarten|Karten]], z.&amp;nbsp;B.<br /> ** [[Baccara (Glücksspiel)|Baccara]] mit den Varianten Baccara banque, Chemin de fer und Punto Banco, sowie [[Macao (Glücksspiel)|Macao]]<br /> ** [[Bataille royale]] bzw. Casino War<br /> ** [[Belle, Fluss und Einunddreißig]]<br /> ** [[Black Jack]] bzw. [[Siebzehn und Vier]]<br /> ** [[Écarté]]<br /> ** [[Fan Tan (Kartenspiel)|Fan Tan]] als Kartenspiel<br /> ** [[Häufeln]]<br /> ** [[Hoggenheimer]]<br /> ** [[Horse Race (Glücksspiel)|Horse Race]]<br /> ** [[Kameruner Skat]]<br /> ** [[Mauscheln (Kartenspiel)|Mauscheln]]<br /> ** [[Minoru (Glücksspiel)|Minoru]]<br /> ** [[Monte Bank]]<br /> ** [[Pharo]] mit seinen Varianten [[Faro (Glücksspiel)|Faro]] bzw. Vorläufern [[Landsknecht (Kartenspiel)|Landsknecht]], [[Stoß (Glücksspiel)|Stoß]] und [[Tempeln]]<br /> ** [[Planetenspiel]]<br /> ** [[Poker]] mit seinen Varianten [[Draw Poker]], [[Five Card Stud]] und [[Seven Card Stud]], [[Texas Hold’em]] und [[Omaha Hold’em|Omaha]], [[Pai Gow#Pai Gow Poker|Pai Gow Poker]], weiters die Bankhalterspiele [[Tropical Stud]] und [[Easy Poker]], sowie die Poker-Vorläufer [[Bouillotte]] ([[Brelan]]), [[Brag]] und [[Poch]], und das verwandte [[Einundvierzig]] ([[Färbeln]])<br /> ** [[Polnische Bank (Kartenspiel)|Polnische Bank]]<br /> ** [[Red Dog (Kartenspiel)|Red Dog]]<br /> ** [[Rouge et noir]] bzw. [[Trente et quarante]]<br /> ** [[Schlesische Lotterie]]<br /> ** [[Schwimmen (Kartenspiel)|Schwimmen]]<br /> ** [[Tippen]]<br /> ** [[Tontine (Kartenspiel)|Tontine]]<br /> * [[Fan Tan (Glücksspiel)|Fan Tan]] als Bohnenspiel<br /> * [[Einarmiger Bandit|Einarmige Banditen]], [[Online-Spielautomat]]en und andere [[Geldspielautomat]]en<br /> * [[Lotterie]]spiele wie [[Bingo]], [[Keno (Glücksspiel)|Keno]], [[Lotto]] und das [[Lotto (Gesellschaftsspiel)|gleichnamige Gesellschaftsspiel]], [[Belle (Glücksspiel)|Belle]], [[Biribi]] ([[Cavagnole]]), Nummernlotterien und [[Endziffernlotterie]]n wie die [[Weihnachtslotterie]], die [[Glücksspirale]], die [[Klassenlotterie]]n, weiters [[Sweepstakes (Lotterie)|Sweepstakes]], [[Rubbellos]]e<br /> * verschiedene [[Wette]]n, wie [[Sportwette]]n (beim [[Buchmacher]] oder am [[Totalisator]], sowie die [[Calcutta-Auktion|Calcutta auction]])<br /> |}<br /> <br /> == Typologisierung anhand sozialpsychologischer Faktoren ==<br /> Obschon Glücksspiel (''alea'') anscheinend nicht vergleichbare Formen annehmen kann, etwa die wöchentliche Doppelkopfrunde im Freundeskreis, Pferdewetten im [[Hippodrom (Antike)|Hippodrom]], Roulettespiel im Kasino und die räumlich ungebundene Lotterie, sind die Unterschiede nach Schütte vornehmlich durch soziologische Faktoren determiniert:&lt;ref name=&quot;schuette&quot;&gt;Franz Schütte: ''Glücksspiel und Narzissmus. Der pathologische Spieler aus soziologischer und tiefenpsychologischer Sicht.'' Brockmeyer, Bochum 1985, ISBN 3-88339-431-9.&lt;/ref&gt; Mode, Erreichbarkeit und Finanzierbarkeit. Eine generelle psychologische Differenzierung ist seines Erachtens nicht erforderlich. Die soziologischen und psychologischen Faktoren interagieren und sind bei der Kategorisierung gleichbedeutend. Das normale Glücksspiel kann Ausdruck verschiedener Faktoren sein und aufgrund dieser typologisiert werden.<br /> <br /> === Sozioökonomische Faktoren ===<br /> Das Glücksspiel kann in zwei separate Formen unterschieden werden: kostenintensives Glücksspiel mit sozialer Komponente und physischer Anwesenheit des Spielers, beispielsweise Pferdewetten, sowie anonymes preiswertes Glücksspiel wie Lotto.<br /> <br /> Je höher der sozialökonomische und berufliche Status, desto größer die Neigung zur erstgenannten Form. Dabei isoliert Schütte als Faktoren die wahrgenommene Notwendigkeit, dem eigenen sozialen Standard gemäß zu leben und Gleichgestellten Großzügigkeit und Reichtum zu präsentieren, um so Prestige und Anerkennung zu mehren. Das Glücksspiel ist hier ein Werkzeug der Abgrenzung der besser situierten von den unteren Schichten, die sich das „Ticket zum Spiel“, also den hohen Einsatz, nicht leisten können. Dass es bei Pferdewetten nicht in erster Linie um Geldvermehrung geht, hat auch eine Studie von Chantal et al. bestätigt.&lt;ref&gt;Yves Chantal, Robert J. Vallerand: ''Skill Versus Luck: A Motivational Analysisof Gambling Involvement.'' In: ''Journal of Gambling Studies.'' 12, 4, 1996, {{ISSN|1050-5350}}, S. 407–418, [[doi:10.1007/BF01539185]]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Das Zahlenlotto hingegen bietet insbesondere Personen in sozial niederen Schichten, die mit ihrem Alltag und gesellschaftlichen Status unzufrieden sind, die hoffnungsvolle Illusion, durch das Glücksspiel eine wirtschaftliche und [[soziale Mobilität]] erreichen zu können. Hier kommt dem Glücksspiel allein durch Teilnahme eine egalisierende (gleichmachende) Funktion zu. Diese Form des Spieles ist geprägt von sehr hohen potentiellen Gewinnen, da ein sozialer Aufstieg nur durch enorme Geldmittelzuflüsse realisierbar ist. Diesem steht ein geringer Einsatz gegenüber, denn typischerweise verfügt dieser Spielertypus über geringe Barmittel. Schließlich ist es Sinn des Spieles, diese zu erlangen.<br /> <br /> Hoher Gewinn und geringer Einsatz gehen zwangsläufig auf Kosten der Gewinnwahrscheinlichkeit, vor der der Spieler die Augen verschließt. Das treffende Beispiel ist das Lotto (die Zahlenlotterie). Die Wahrscheinlichkeit, in der Variante „6 aus 49“ sechs Richtige zu wählen, liegt unter einem Zehnmillionstel – die Wahrscheinlichkeit, bei einem einzigen Versuch den Hauptgewinn mit sechs Richtigen und der richtigen Superzahl zu erzielen, liegt dementsprechend sogar nur bei 1: 139.838.160. Der typische Lottospieler unterliegt einer enormen Fehleinschätzung dieser Wahrscheinlichkeit.&lt;ref&gt;Mark Lutter, ''Märkte für Träume: Die Soziologie des Lottospiels'', Schriften aus dem MPI für Gesellschaftsforschung, Frankfurt/M. 2010, {{Google Buch| BuchID=-vblAgAAQBAJ | Hervorhebung=&quot;Insbesondere werden Wahrscheinlichkeiten systematisch falsch eingeschätzt&quot;|Seite=132|Land=DE|Linktext=S. 132}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> [[Roger Caillois|Caillois]] sah 1960 im ''alea'' deutliche Anzeichen von [[Eskapismus]]:&lt;ref&gt;Roger Caillois: ''Die Spiele und die Menschen. Maske und Rausch.'' Schwab, Stuttgart 1960.&lt;/ref&gt; Im Spiel wird künstlich eine Gleichheit der Menschen hergestellt, die in der Realität nicht vorliegt. Die Realität wird durch perfekte Situationen ersetzt und zum Ziele der Flucht aus ihr umgestaltet. Schütte begründet den Spielhang der unteren Schichten in der Kompensation der psychischen und materiellen [[Deprivation]], die den Menschen unbefriedigt lässt.&lt;ref name=&quot;schuette&quot; /&gt; Die tägliche Arbeit ist hier eine reine Pflicht, deren einziger Gewinn der Lohn ist. Mit diesem nun sucht der Arbeiter, die durch die Arbeit hervorgerufene [[Entfremdung]] im Privaten zu kompensieren. Das Glücksspiel suggeriert die Möglichkeit, sich von der Arbeit zu erholen, die Kontrolle über sein Leben zurückzuerlangen und Leistung und Erfolg gegen eine Konkurrenz durchzusetzen. Das Bedürfnis nach einer Demonstration von Selbstvertrauen, [[Entscheidungsfähigkeit]] und Unabhängigkeit bleibt in seiner Befriedigung dem Glücksspiel vorbehalten.<br /> <br /> === Situative Faktoren ===<br /> Durch Gruppendruck und Belohnung durch gesellschaftliche Anerkennung kann eine Person zum Spielen angehalten sein. Für das Wirksamwerden ist eine leichte Erreichbarkeit des Glücksspiels erforderlich, etwa der Kiosk, der Lottoscheine annimmt. Mittlerweile gewinnt das Internet an Bedeutung, wie sich an der aktuellen Diskussion über Lottoscheinannahme an der Supermarktkasse und private Vermittlerdienste im Internet ablesen lässt. Ferner begünstigt ein Unterangebot alternativer Beschäftigungen das Glücksspielverhalten.<br /> <br /> === Lernfaktoren ===<br /> Der Spieler entwickelt aus einer beobachteten Spielserie eine bestimmte Erwartungshaltung. Gewinnt er häufig, so glaubt er an eine Glückssträhne und nimmt an, dass diese weiterhin anhalten wird. Verliert er jedoch häufiger, so redet er sich ein, dass das erfahrene Pech in der Zukunft kompensiert werden wird, um die Balance wiederherzustellen. In beiden Fällen also erwartet er zukünftige Gewinne, aber in beiden Fällen bleiben die Wahrscheinlichkeiten für Gewinn und Verlust kurzfristig absolut unverändert.<br /> <br /> Es muss ein Ungleichgewicht von Verlusten vorliegen, wobei die Gewinnhöhe irrelevant ist. Der Lernprozess ist theoretisch mithilfe von [[Instrumentelle und operante Konditionierung|Verstärkerplänen]] abbildbar, die ihr Maximum an Effizienz bei diskontinuierlicher Quotenverstärkung erreichen.<br /> <br /> === Faktoren der Wahrscheinlichkeitswahrnehmung ===<br /> Der Mensch nimmt für gewöhnlich Wahrscheinlichkeiten verzerrt wahr. Wie die [[Prospect Theory]] beleuchtet, ist man Gewinnen gegenüber [[Risikoaversion|risikoavers]] und Verlusten gegenüber risikofreudig. Vergangene Ereignisse werden leicht in ihrem Repräsentationsgrad überschätzt. Wenn eine Person einen Lottogewinner kennt, der mit seinen Geburtstagszahlen gewonnen hat, so ist sie versucht, dies für eine probate Strategie zu halten. Im Gegenteil bietet es sich an, nicht die oft benutzte 19 (Anfang aller Geburtsjahre des 20. Jahrhunderts) und die Monatszahlen von 1 bis 12 zu tippen, denn wenn man mit ihnen gewinnt, muss die Gewinnsumme unter mehr Gewinnern aufgeteilt werden als bei seltener getippten Zahlen.<br /> <br /> Durch das Aufteilen des Geldes in kleine Einheiten beim Automatenspiel oder symbolische [[Fiktionalisierung]] in Form von Chips in Spielbanken – das von Spielbanken eingesetzte Spielgeld ist als Zahlungsmittel ebenso unbrauchbar wie das von Kindern – wird der reale Wert des Geldes verschleiert und die [[Risikowahrnehmung]] abgeschwächt.<br /> <br /> Rogers nennt eine weitere Verzerrung durch die falsche Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit autokorrektiv wirkt, dass also über kurz oder lang alle Zahlenkombinationen gezogen werden und sich somit Beharrlichkeit sicher auszahlt, und dass alle Zahlen gleich häufig gezogen werden, dass also die Wahrscheinlichkeit bisher seltener Zahlen höher liegt als häufig gezogener.&lt;ref&gt;Paul Rogers: ''The Cognitive Psychology of Lottery Gambling: A Theoretical Review'', Journal of Gambling Studies, Band 14, 1998, S. 111–134, [[doi:10.1023/A:1023042708217]]&lt;/ref&gt; Der Spieler versteht hier das Faktum nicht, dass jede Ziehung [[Stochastisch unabhängige Ereignisse|unabhängig]] von allen vorigen Ziehungen geschieht. Bereits gezogene Kombinationen und Zahlen sind genauso wahrscheinlich wie noch nicht gezogene (sogenannter [[Spielerfehlschluss]]). Als vermeintlicher Beleg wird oft das [[Gesetz der großen Zahlen]] fälschlicherweise als ein [[Roulette-Gesetze#Die Gesetze des Ausgleichs (Equilibre) und der Abweichungen (Ecarts)|Gesetz des Ausgleichs]] interpretiert. Auch die häufig vorzufindende Annahme, die Gewinnwahrscheinlichkeit steige, wenn ein Jackpot nicht geknackt wurde, ist bei vielen Jackpot-Systemen ein Trugschluss. Man spricht dabei vom ''rollover phenomenon''.<br /> <br /> Des Weiteren wird ein „Knapp-daneben-Phänomen“ (''near miss-phenomenon'') beobachtet, welches suggeriert, der Gewinn rücke stetig näher, wobei der Erstspieler in der Gegenwart die gleiche Gewinnwahrscheinlichkeit wie der Veteran hat. Nach Reid wirkt ein Nahezu-Treffer in [[Geschicklichkeitsspiel]]en motivierend, da die notwendige Geschicklichkeit für einen Treffer nicht mehr fern scheint.&lt;ref&gt;R. L. Reid: ''The Psychology of the Near Miss''. In: ''Journal of Gambling Studies.'' 2, 1, 1986, S. 32–39, [[doi:10.1007/BF01019932]], [https://www.stat.berkeley.edu/~aldous/157/Papers/near_miss.pdf online (frei zugänglich)]&lt;/ref&gt; Gepaart mit der [[Kontrollillusion]] führt dies dazu, dass auch bei Glücksspielen Nahezu-Treffer, beispielsweise eine Zahl neben der Kugel beim Roulette, den Spieler motivieren. Die Studie von Côté et al. bestätigt, dass Nahezu-Gewinne zu ausdauernderem Spielen und vermehrtem Geldeinsatz führen.&lt;ref&gt;Denis Côté, Anne Caron, Jonathan Aubert, Véronique Desrochers, Robert Ladouceur: ''Near Wins Prolong Gambling on a Video Lottery Terminal.'' In: ''Journal of Gambling Studies.'' 19, 4, 2003, S. 433–438, [[doi:10.1023/A:1026384011003]]&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Wahrnehmung von Geschicklichkeitsfaktoren ===<br /> Eine tatsächliche oder vermeintliche Einflussnahme des Spielers auf die Gewinnchance erhöht den Reiz des Spieles und führt zu erhöhter Spielausdauer. Die [[Psychohygiene]] des Menschen richtet es ein, dass er Gewinne internal und Verluste external [[Attribution (Sozialpsychologie)|attribuiert]]. Dieser [[Kontrollillusion]] unterliegend überschätzt der Spieler die Gewinnwahrscheinlichkeit.<br /> <br /> Bei Sportwetten, die augenscheinlich nicht vollkommen dem Zufall unterliegen, können die Spieler durch ihr Wissen die Wahrscheinlichkeiten besser einschätzen und ihre Gewinnchance somit erhöhen. Dennoch wird dies in den seltensten Fällen dazu führen, dass eine positive Gewinnerwartung vorhanden ist, da die Buchmachergebühren in aller Regel einen beträchtlichen Anteil der eigentlichen, mathematisch korrekten, Auszahlung ausmachen. Wenn dieses Faktum ausgeblendet wird, entsteht beim Spieler die Illusion, das Spiel schlagen zu können, obwohl dies nicht der Fall ist. Selbst die Möglichkeit, ein Los zu ziehen oder Lottozahlen anzukreuzen, reicht aus, eine Kontrollillusion zu erzeugen, obwohl dies jeder Logik widerspricht. Hier wird das Spiel falsch klassifiziert. Es wird für ein Geschicklichkeitsspiel gehalten, obwohl es sich um ein Glücksspiel handelt. Dies schlägt sich auch in Beobachtungen nieder, dass Würfelspieler mehr Geld auf eigene Würfe als auf die Fremder zu setzen bereit sind.<br /> <br /> Es treten Rituale auf, die aus Sicht des Spielers die Gewinnwahrscheinlichkeit positiv beeinflussen, oder der Irrglaube, es gebe Menschen mit mehr oder weniger Glück. Griffiths konnte zeigen, dass hinsichtlich der Geschicklichkeitswahrnehmung deutliche Unterschiede bestehen. Während weniger als die Hälfte der Normalspieler glaubt, der Erfolg am Spielautomaten hänge hauptsächlich von der Geschicklichkeit ab, waren sämtliche [[Pathologisches Spielen|exzessive Spieler]] dieser Meinung.&lt;ref&gt;Mark D. Griffiths: ''The Cognitive Psychology of Gambling''. In: ''Journal of Gambling Studies.'' 6, 1, 1990, S. 31–42, [[doi:10.1007/BF01015747]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Jegliches Spiel kann durch ein Aufheben der Abgrenzung zur Realität korrumpiert werden. Der größte Feind des ''alea'' ist der Aberglaube. Die Versuchung ist groß, die Realität als Glücksspiel zu sehen und somit in einen passiven und resignativen [[Fatalismus]] und [[Determinismus]] abzurutschen. Ebenso kann der Aberglaube in die Welt des Spieles eindringen, indem Wahrsager den Ausgang des Spieles zu antizipieren suchen. In beiden Fällen wird der Spielgedanke zersetzt.<br /> <br /> == Sucht ==<br /> {{Hauptartikel|Pathologisches Spielen}}<br /> <br /> Spieler, die unfähig sind, dem Impuls zum Glücksspiel zu widerstehen, auch wenn dies gravierende Folgen im persönlichen, familiären oder beruflichen Umfeld nach sich zieht oder diese zumindest drohen, werden als [[Pathologisches Spielen|pathologische Spieler]] bezeichnet. Laut Hayer, Meerkerk und Mheen repräsentieren insbesondere junge Männer eine Risikogruppe des pathologischen Glücksspiels. Die Erfassung von Spielercharakteristika und Entwicklungen des Spielverhaltens im Zusammenhang mit den Frühstadien und Suchtprogressionen sind bedeutsam für die Entwicklung von Präventions- und Behandlungsmaßnahmen:&lt;ref&gt;T. Hayer: ''Jugendliche und glücksspielbezogene Probleme. Risikobedingungen, Entwicklungsmodelle und Implikationen für präventive Handlungsstrategien.'' Frankfurt/Main: Peter Lang, 2012.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;G.J. Meerkerk/D. Mheen: ''Short communication: A summarizing review in table form on risk factors/determinants of harmful gambling.''Rotterdam: IVO Rotterdam, 2013.&lt;/ref&gt;<br /> „[...], problem gambling has emerged as the primary issue raised by gambling liberalisation. In this way, the pathological gambler, rather than the process of gambling liberalisation, has been constructed and mobilised as the object of policy and intervention.“&lt;ref&gt;Francis Markham, Martin Young: ''“Big Gambling”: The rise of the global industry-state gambling complex.'' Addiction Research &amp; Theory, Band 23, 2014, S. 1–4, [[doi:10.3109/16066359.2014.929118]].&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Die Bezifferung der Höhe der Kosten durch die Spielsucht ist unter Wissenschaftlern umstritten. Eine Studie der [[Forschungsstelle Glücksspiel]] schätzt die jährlichen Sozialkosten pathologischer Spieler in [[Deutschland]] auf 300 bis 600 Millionen Euro (im Vergleich zu 20 bis 50 Mrd. Euro beim Tabakkonsum und 20 bis 30 Mrd. Euro beim Alkoholkonsum),&lt;ref&gt;Tilmann Becker, ''Soziale Kosten des Glücksspiel in Deutschland'', Forschungsstelle Glücksspiel, Universität Hohenheim, 2011, [https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/gluecksspiel/Oekonomie/SozialeKostenDesGluecksspiels_Internet.pdf#page=3 S. 1] und S. 41&lt;/ref&gt; wobei der durch gewerblich betriebene [[Spielautomat]]en verursachte Anteil mit 225 Millionen Euro beziffert wird.&lt;ref&gt;Tilmann Becker, ''Soziale Kosten des Glücksspiel in Deutschland'', Forschungsstelle Glücksspiel, Universität Hohenheim, 2011, [https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/gluecksspiel/Oekonomie/SozialeKostenDesGluecksspiels_Internet.pdf#page=72 S. 73]&lt;/ref&gt; Auf dieser Basis kommt eine von der Spielautomatenwirtschaft finanzierte und in Auftrag gegebene&lt;ref name=&quot;kostnutz&quot;&gt;[http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/gluecksspiele-machen-suechtig-vor-allem-geldspielautomaten-a-814173-druck.html Zocken bis zum Zusammenbruch], Spon, 9. Juli 2012&lt;/ref&gt; Analyse vom [[Forschungsinstitut für Glücksspiel und Wetten]] zum Schluss, dass obgleich es sich bei der Spielsucht um eine ernstzunehmende Krankheit handelt, die volkswirtschaftlichen Auswirkungen bei Heranziehen einer Kosten-Nutzen-Analyse weit unter jenen Wohlfahrtskosten liegen, welche durch [[Alkoholkrankheit|Alkohol-]] und [[Tabaksucht|Tabakmissbrauch]] entstehen, durch die jährliche Sozialkosten von 40 Milliarden Euro entstünden. Speziell für den Bereich der gewerblich betriebenen Spielautomaten werden in der Analyse jährliche Sozialkosten von 225 bis 300 Millionen Euro volkswirtschaftlichen Nutzen (Einnahmen) von 1,37 Milliarden Euro gegenübergestellt.&lt;ref&gt;Franz W. Peren, Reiner Clement, Wiltrud Terlau: [https://vdai.de/wp-content/uploads/2021/04/T-S-GuA_25_Peren_Eine_volkswirtschaftliche_Kosten-Nutzen-Analyse.pdf ''Eine volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse des gewerblichen Geld-Gewinnspiels für die Bundesrepublik Deutschland''], Forschungsinstitut für Glücksspiel und Wetten, 2011&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Besonders suchtgefährdend sind laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Sportwetten im Internet und Glücksspiel-Automaten. Nach einer Untersuchung der Universitäten Greifswald und Lübeck sind rund 193.000 Menschen in Deutschland krankhaft spielsüchtig.&lt;ref&gt;Hans-Jürgen Rumpf u.&amp;nbsp;a.: [http://www.lsgbayern.de/fileadmin/user_upload/lsg/BAS_Materialien/PAGE_Mnchen_Rumpf_2011_freigegeben.pdf ''Pathologische Glücksspieler: Bedingungsfaktoren, Hilfesuchverhalten, Remission. Ergebnisse der PAGE-Studie''] (PDF; 1,6&amp;nbsp;MB)&lt;/ref&gt; Für die Zusammenfassung weiterer Untersuchungsergebnisse siehe auch [[Pathologisches Spielen#In Deutschland|Pathologisches Spielen]]. Das [[Forschungsinstitut für Glücksspiel und Wetten]] kommt in einem wissenschaftlichen Kurzgutachten zum Schluss, dass bei der Bewertung der Suchtpotentiale anhand absoluter Zahlen zum pathologischen Spieleverhalten nicht auf das Gefährdungspotential von Spielformen geschlossen werden kann. Anhand einer Bewertung, die neben der Zahl der pathologischen Spieler ebenfalls die Intensität des jeweiligen Spiels und die Bruttospielerträge mit einbezieht (Pathologie-Potenzial-Koeffizient), kommt das Gutachten zu dem Ergebnis, dass die pathologischen Suchtpotentiale dieser Spielformen eventuell verzerrt dargestellt werden.&lt;ref&gt;Forschungsinstitut für Glücksspiel und Wetten: [http://forschung-glücksspiel.de/pdf/PKK6-01.pdf ''Pathologie-Potenziale von Glücksspielprodukten – Eine komparative Bewertung von in Deutschland angebotenen Spielformen''].&lt;/ref&gt; Eine Untersuchung des Glücksspielverbots in Wien zeigt, dass sich durch das Verbot des sogenannten „Kleinen Glücksspiels“ Spielsüchtige den expandierenden illegalen Spielanbietern zuwenden.&lt;ref&gt;{{Webarchiv |url=http://www.allesroger.at/spielautomaten-verbot-stuerzt-viele-ins-unglueck |text=''Spielautomaten: Verbot stürzt viele ins Unglück, Alles roger?'' – das Querformat für Querdenker. 2. September 2016 |wayback=20161119060025}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Illegales Glücksspiel und organisierte Kriminalität ==<br /> Unter anderem wegen der Suchtgefahr gilt Glücksspiel in vielen Gesellschaften als [[Moral|unmoralisch]]. Ungeregeltes Glücksspiel ist in den meisten Staaten illegal und wird oft von der [[Organisierte Kriminalität|organisierten Kriminalität]] betrieben; legales Glücksspiel unterliegt meist diversen Einschränkungen. Ein Beispiel hierfür ist die in Glücksspiel und Drogenhandel verstrickte [[XY-Bande]] in Brandenburg.<br /> <br /> == Glücksspiele in verschiedenen Ländern ==<br /> === Deutschland ===<br /> [[Datei:Spielbank Magdeburg.jpg|mini|Spielautomaten in der Spielbank Magdeburg (2016)]]<br /> [[Datei:Aktion Mensch Logo.svg|mini|[[Logo (Zeichen)|Logo]] der [[Aktion Mensch]]]]<br /> [[Datei:Galopprennen-ffm002.jpg|mini|Anzeigetafel auf der [[Galopprennbahn Frankfurt]]]]<br /> <br /> Klassische Glücksspiele und Spielautomaten werden in [[Spielbank]]en angeboten. [[Spielautomat]]en, deren Einsatz- und Gewinnmöglichkeiten begrenzt sind, dürfen auch in [[Spielhalle]]n und [[Gaststätte]]n betrieben werden. Lotto und Rubbellose werden über Annahme- und Verkaufsstellen angeboten, bei denen es sich meist um Zeitschriften- und Tabakläden handelt. Ferner angeboten werden [[Lotterie]]n, insbesondere zu wohltätigen Zwecken wie [[Aktion Mensch]]. Während es auf Grundlage des 1922 in Kraft getretenen [[Rennwett- und Lotteriegesetz]]es über hundert [[Buchmacher]] gibt, sind die Angebote von [[Sportwette]]n, wie sie in Sportwettlokalen und über das [[Internet]] abgeschlossen werden können, relativ neu. [[Online-Casino]]s durften bis 30. Juni 2021 nur in [[Schleswig-Holstein]] betrieben werden. Eine Legalisierung unter strengen Auflagen ist mit dem [[Glücksspielstaatsvertrag#Glücksspielstaatsvertrag 2021|Glücksspielstaatsvertrag 2021]] erfolgt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.gluecksspielwesen.de/stellungnahmen-zum-glueneurstv/ |titel=Stellungnahmen zum GlüNeuRStV |werk=Beiträge zum Glücksspielwesen. Eine Fachreihe des Behörden Spiegel |abruf=2020-03-11}}&lt;/ref&gt; Auch die Beteiligung am unerlaubten Glücksspiel ist strafbar ({{§|285|stgb|juris|}} StGB).<br /> <br /> Nach einer 2015 von der [[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung|Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)]] durchgeführten Studie beteiligten sich 37,3 % der Deutschen an Glücksspielen. Bei den Männern fällt die Teilnahme mit 43,3 % höher aus als bei den Frauen mit 31,3 %.&lt;ref name=&quot;bzga2015&quot;&gt;Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): ''Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2015 und Trends'', 2016, {{Webarchiv|url=https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/ergebnisbericht_gluecksspielsucht_2015--7f6f856fc846fc2196919a3d197fcae9.pdf#page=54 |wayback=20220119154945 |text=S. 54 }}.&lt;/ref&gt; 2015 betrug der Bruttospielertrag, d.&amp;nbsp;h. die Summe der getätigten Einsätze abzüglich der ausgeschütteten Gewinne, ca. 10,4 Milliarden Euro pro Jahr für gesetzlich in Deutschland regulierte Spielangebote und weitere 2,3 Milliarden Euro für unregulierte Spielangebote (illegale wie grenzüberschreitende Online-Angebote).&lt;ref name=&quot;HB&quot;&gt;Handelsblatt Research Institut, ''Der Glücksspielmarkt in Deutschland'', März 2017, S. 36, [http://research.handelsblatt.com/assets/uploads/Gl%C3%BCcksspiel_Studie1_010417.pdf#page=36 S. 36 f.]&lt;/ref&gt; Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung von 8 % in Bezug auf alle Spielangebote, wobei allerdings der unregulierte Anteil einen Zuwachs von 30 % verzeichnete.&lt;ref name=&quot;HB&quot; /&gt;<br /> <br /> Für Glücksspiele und Wetten sind die Bundesländer zuständig. 2016 betrugen die Einnahmen aus [[Lotto]] und [[Lotterie]]n 3,6 Milliarden Euro.&lt;ref name=&quot;tag&quot;&gt;Handelsblatt Research Institut, ''Der Glücksspielmarkt in Deutschland'', März 2017, S. 15, [http://research.handelsblatt.com/assets/uploads/Gl%C3%BCcksspiel_Studie1_010417.pdf#page=15 online]&lt;/ref&gt; Zur Regulierung des Glücksspielmarktes schließen die Bundesländer einen [[Glücksspielstaatsvertrag]], der nach entsprechenden Gerichtsurteilen bisher mehrmals novelliert wurde. Darin geregelt sind Lotto, Lotterien, [[Sportwette]]n, [[Spielbank]]en sowie die Aufstellung von [[Geldspielgerät]]en in [[Spielhalle]]n, nicht aber die Anforderungen an die Geldspielgeräte. Deren Eigenschaften werden durch die [[Spielverordnung]] sowie durch die [[Gewerbeordnung (Deutschland)|Gewerbeordnung]] geregelt. Es stehen etwa 220.000 Geldspielgeräte&lt;ref name=&quot;vdai-mu&quot;&gt;[https://vdai.de/themen/die-automatenindustrie/ ''Die Automatenindustrie''], Homepage des VDAI, Verband der Deutschen Automatenindustrie e.&amp;nbsp;V., abgerufen am 8. September 2021&lt;/ref&gt; in rund 9100 deutschen Spielhallen&lt;ref&gt;Jürgen Trümper, Christiane Heimann, Arbeitskreis gegen Spielsucht e.&amp;nbsp;V., ''Angebotsstruktur der Spielhallen und Geldspielgeräte in Deutschland, Stand 1. Januar 2016'', Unna 2016, {{Webarchiv|url=http://akspielsucht.de/wp-content/uploads/2017/01/Ergebnisse.pdf |wayback=20170113221322 |text=S. 13}}.&lt;/ref&gt; und 77.000 Geräte in Gaststätten.&lt;ref name=&quot;vdai-mu&quot; /&gt; Die [[Gauselmann-Gruppe]] als größter Spielautomaten-Hersteller in Deutschland machte 2016 einen Gesamtumsatz von rund 1,7 Milliarden Euro.<br /> <br /> === Österreich ===<br /> Nach der Einführung restriktiver Gesetze für verschiedene Arten von Glücksspiel wurde im Jahr 2016 von Polizei und Behörden auch strenger gegen illegal betriebene Glücksspielautomaten vorgegangen. In den ersten vier Monaten des Jahres 2016 wurden 860 Glücksspielautomaten (davon 375 in Oberösterreich und 110 in Wien) vom Staat eingezogen, um sie nach Abwicklung der Verfahren im Erfolgsfall zu vernichten.&lt;ref&gt;[http://ooe.orf.at/news/stories/2840183/ ''Die meisten Spielautomaten in OÖ eingezogen''] auf orf.at, 30. April 2017, abgerufen am 30. April 2017.&lt;/ref&gt; Durch die stärkere Reglementierung insbesondere bei Glücksspielautomaten kam es zu einer Umsatzverlagerung hin zu Sportwetten und Online-Casinos bei gleichzeitigem Gewinnrückgang der Spielbanken und klassischen Anbieter. Im Jahr 2016 stiegen die Spiel- und Wetteinsätze um 9,9 % gegenüber dem Vorjahr auf 17,9 Milliarden Euro.&lt;ref&gt;[https://www.addendum.org/fakten-der-oesterreichische-gluecksspielmarkt/ ''Fakten – der österreichische Glücksspielmarkt'']. 15. Oktober 2017, abgerufen am 15. Oktober 2017.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;[https://kurier.at/wirtschaft/gluecksspiel-boom-bei-sportwetten/128.913.637 ''Glücksspiel- und Sportwetten: Firmen machen 1,5 Milliarden Euro Umsatz, Sportwetten stiegen um 20 Prozent''.] auf kurier.at, Möchel, Kid. 6. Mai 2015, abgerufen am 15. Oktober 2015.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Besondere Aufmerksamkeit erlangte der Spruch des EuGH C-347/09 (Rs Dickinger und Ömer), wonach nationale Glücksspielmonopole zulässig seien und nicht gegen die Dienstleistungsfreiheit der Europäischen Union verstießen. Viele Anbieter betrieben ihr Online-Glücksspiel in Österreich somit illegal, da sie über eine nationale Konzession nach dem österreichischen Glücksspielgesetz hätten verfügen müssen.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://fairesspiel.at/wissen/verluste-bei-online-casinos-zur%C3%BCckholen |titel=fairesspiel.at - Jetzt Glücksspielverluste zurückholen |abruf=2022-02-16}}&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20211027_OTS0020/illegales-online-gluecksspiel-betroffene-koennen-ihre-verluste-zurueckfordern |titel=Illegales Online-Glücksspiel - Betroffene können ihre Verluste zurückfordern |sprache=de |abruf=2022-02-16}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === Schweiz ===<br /> Eine Studie im Auftrag der Eidgenössischen Spielbankenkommission und des [[Bundesamt für Justiz (Schweiz)|Bundesamtes für Justiz]] aus dem Jahr 2004 hat ergeben, dass 21,2 % der Schweizer Bevölkerung über 18 Jahren häufig an Glücksspielen teilnehmen. Dabei spielen Bewohner der französischen und italienischen Schweiz tendenziell häufiger als Bewohner der deutschsprachigen Schweiz.<br /> Der Großteil der Spieler, nämlich ungefähr 20,6 %, spielt Lottoangebote wie Zahlenlotto, Toto, Sportlotto oder ähnliche Spiele. 7 % der Schweizer nutzen ausländische Lotterien.&lt;ref&gt;[http://www.esbk.admin.ch/dam/data/bj/wirtschaft/geldspiele/sucht/studie-spielsucht-d.pdf ''Glücksspiel und Spielsucht in der Schweiz''], 2004 (PDF; 2&amp;nbsp;MB), S. 58, 60.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> === USA ===<br /> [[Datei:Harrah's Cherokee lobby 2014 2.jpg|mini|Harrah’s [[Cherokee]] Casino]]<br /> <br /> Die Zuständigkeit für Glücksspiele liegt bei den Bundesstaaten, die meist sogenannte „Gaming Control Boards“ (Glücksspielkontrollbehörden) haben, welche die Einhaltung der jeweiligen Regularien sicherstellen. Eine Besonderheit in den USA ist das „Indian Gambling“ ([[Indianerkasino|Indianer-Glücksspiel]]), welches Indianerstämmen unabhängig von den Gesetzen der Bundesstaaten erlaubt, Casinos auf eigenem Land zu betreiben.<br /> Mit Indian Gambling wurden 2012 26,5 Milliarden Dollar umgesetzt&lt;ref name=&quot;us casinos indian&quot;&gt;{{Internetquelle |url=http://www.statista.com/statistics/215254/revenue-of-tribal-gaming-operations-in-the-us/ |titel=Total revenue of tribal gaming operations in the U.S. from 2006 to 2012 (in billion U.S. dollars) |hrsg=Statistica Inc. |abruf=2013-11-24}}&lt;/ref&gt;. Insgesamt setzten Casinos in diesem Jahr rund 57,5 Milliarden Dollar um&lt;ref name=&quot;us casinos gesamt&quot;&gt;{{Internetquelle |url=http://www.statista.com/statistics/271583/casino-gaming-market-in-the-us/ |titel=U.S. casino gaming market revenue from 2006 to 2015 (in million U.S. dollars) |hrsg=Statistica Inc. |abruf=2013-11-24}}&lt;/ref&gt;.<br /> <br /> Lotterien werden in den USA ebenfalls von den Bundesstaaten ausgerichtet. In 44 der 50 Staaten sowie im [[Washington, D.C.|District of Columbia]], in [[Puerto Rico]] und auf den [[Amerikanische Jungferninseln|Amerikanischen Jungferninseln]] gibt es Lotterien. 2011 betrugen die Lotterieeinnahmen der Bundesstaaten die Lotterien betreiben insgesamt 17,9 Milliarden Dollar.&lt;ref name=&quot;us lotteries&quot;&gt;{{Internetquelle |url=http://blogs.reuters.com/david-cay-johnston/2011/07/15/u-s-lotteries-and-the-state-taxman/ |titel=U.S. lotteries and the state taxman |hrsg=Thomson Reuters |datum=2011-07-15 |abruf=2013-11-24 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20131202233750/http://blogs.reuters.com/david-cay-johnston/2011/07/15/u-s-lotteries-and-the-state-taxman/ |archiv-datum=2013-12-02 }}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Glücksspiel am Computer und im Internet ==<br /> In den letzten Jahren setzte man sich vermehrt mit unterschwelligen Glücksspielelementen in Online-[[Computerspiel]]en medial und politisch auseinander, da viele Computerspiele im [[Internet]] mittlerweile Glücksspielemente als Geschäftsmodell nutzen. Dennoch bleiben noch rechtliche Fragen offen.<br /> <br /> == Siehe auch ==<br /> &lt;!---♦♦♦ In alfabetischer Reihenfolge ♦♦♦---&gt;<br /> * [[ASTERIG]]<br /> * [[Falschspiel]]<br /> * [[Glücksspielmonopol]]<br /> * [[Spielersperrsystem]]<br /> * [[Roulette-Systeme]]<br /> * [[Pathologisches Spielen|Spielsucht]]<br /> * [[Wahrscheinlichkeitstheorie]]<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Martin Bahr: ''Glücks- und Gewinnspielrecht. Eine Einführung in die wichtigsten rechtlichen Aspekte.'' 2. neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Schmidt, Berlin 2007, ISBN 978-3-503-09796-8.<br /> * [[Jörg Bewersdorff]]: ''Glück, Logik und Bluff: Mathematik im Spiel – Methoden, Ergebnisse und Grenzen''. Springer Spektrum, 7. Auflage, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-21764-8, [[doi:10.1007/978-3-658-21765-5]].<br /> * Thomas Bronder: ''Spiel, Zufall und Kommerz. Theorie und Praxis des Spiels um Geld zwischen Mathematik, Recht und Realität''. Springer-Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-662-48828-7, [[doi:10.1007/978-3-662-48829-4]].<br /> * Heinz Diegmann, Christof Hoffmann, Wolfgang Ohlmann: ''Praxishandbuch für das gesamte Spielrecht.'' Kohlhammer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-17-018893-8.<br /> * [[Johannes Dietlein]], Manfred Hecker, Markus Ruttig (Hrsg.): ''Glücksspielrecht. Glücksspielstaatsvertrag. § 284 StGB, §§ 33c ff. GewO, SpielVO, RennwLottG, GG, EGV, GATS, EV/SlgLottVO-DDR u.&amp;nbsp;a. Kommentar.'' C. H. Beck Verlag, München 2008, ISBN 978-3-406-58093-2.<br /> * [[Friedrich Endemann (Rechtswissenschaftler)|Friedrich Endemann]]: ''Beiträge zur Geschichte der Lotterie und zum heutigen Lotterierecht.'' Georgi, Bonn 1882 (Dissertation an der Universität Bonn), [https://archive.org/details/beitraegezurges00endegoog/page/n11 online bei archive.org].<br /> * Lorenz Fischer, [[Günter Wiswede]]: ''Grundlagen der Sozialpsychologie.'' Oldenbourg, München u.&amp;nbsp;a. 1997, ISBN 3-486-22904-4 (''Wolls Lehr- und Handbücher der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften'').<br /> * [[Franz Wilhelm Peren|Franz W. Peren]], Reiner Clement: ''Wettbewerb als Determinante des Spieler- und Konsumentenschutzes. Mögliche Sozialverluste infolge einer Wettbewerbsverzerrung auf dem deutschen Glücks- und Gewinnspielmarkt'', Mur Verlag, München, 2014, ISBN 978-3-939438-25-0.<br /> * [[Franz Wilhelm Peren|Franz W. Peren]], Reiner Clement: Der deutsche Glücks- und Gewinnspielmarkt - Eine quantitative Bemessung von regulierten und nicht-regulierten Glücks- und Gewinnspielangeboten in Deutschland. München: MUR-Verlag, 2016. ISBN 978-3-945939-05-5<br /> * [[Franz Wilhelm Peren|Franz W. Peren]]: Ordnungspolitische Implikationen des Staatsvertrags zum Glücksspielwesen in Deutschland für das gewerbliche Geldspiel in Gaststätten. München: MUR-Verlag, 2016. ISBN 978-3-945939-04-8<br /> * [[Franz Wilhelm Peren|Franz W. Peren]]: Die aktuelle Entwicklung der Prävalenzen marktrelevanter Glücks- und Gewinnspielformen in Deutschland. ''In: ZfWG (Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht)'', 14(Sonderbeilage 3), 2019, S. 1–24<br /> * Ihno Gebhardt, Stefan Korte (Hrsg.): ''Glücksspiel in Deutschland. Ökonomie, Recht, Sucht.'', de Gruyter Recht, 2. Auflage, Berlin 2018, ISBN 978-3-11-025921-6, [[doi:10.1515/9783110259216]].<br /> * Mark Griffiths, Paul Delfabbro: ''The Biopsychosocial Approach to Gambling. Contextual Factors in Research and Clinical Interventions.'' In: ''The Electronic Journal of Gambling Issues.'' 5, 2001, {{ZDB|2114710-3}}, &lt;!-- [[doi:10.4309/jgi.2001.5.1]] funktioniert leider nicht --&gt;[http://jgi.camh.net/index.php/jgi/article/view/3589/3549 online].<br /> * [[Martin Heger]], ''Strafbarkeit von Glücksspielen, Sportwetten und Hausverlosungen via Internet im Lichte des Europarechts'', [[Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik]] (ZIS) 2012, S. 396–401 ([http://www.zis-online.com/dat/artikel/2012_8-9_693.pdf online]).<br /> * [[Henky Hentschel]]: ''Zock. Das Spiel, der Kick, der Absturz.'' Pieper and the Grüne Kraft, Löhrbach 2003, ISBN 3-930442-70-1 (''Edition Rauschkunde'').<br /> * [[Friedrich Georg Jünger]]: ''Die Spiele. Ein Schlüssel zu ihrer Bedeutung.'' Klostermann, Frankfurt am Main 1953.<br /> * Stephen E. G. Lea, Roger M. Tarpy, Paul Webley: ''The individual in the economy. A textbook of economic psychology.'' Cambridge University Press, Cambridge u.&amp;nbsp;a. 1987, ISBN 0-521-26872-9.<br /> * Michael Monka, Manfred Tiede, Werner Voß: ''Gewinnen mit Wahrscheinlichkeit. Statistik für Glücksritter.'' Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 3-499-60730-1 (''Rororo'' 60730).<br /> * [[Ralf Lisch]]: ''Spielend gewinnen? Chancen im Vergleich.'' Stiftung Warentest, Berlin, 1983. 2. aktualisierte Auflage 1984, ISBN 3-924286-02-7.<br /> * [[Harry Nutt]]: ''Chance und Glück. Erkundungen zum Glücksspiel (in Deutschland).'' Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-596-12390-9 (''Fischer – ZeitSchriften'' 12390).<br /> * [[John Scarne]]: ''Scarne's New Complete Guide To Gambling.'' Fully revised, expanded, updated edition. Simon &amp; Schuster, New York NY 1986, ISBN 0-671-63063-6 (''A Fireside Book''), (englisch).<br /> * Heinrich M. Schuster: ''Das Spiel. Seine Entwickelung und Bedeutung im deutschen Recht. Eine rechtswissenschaftliche Abhandlung auf sittengeschichtlicher Grundlage.'' Gerold, Wien 1878, [https://archive.org/details/dasspielseineen00schugoog online bei achrive.org]<br /> * [[Rudolf Streinz]], Tobias Kruis: ''Unionsrechtliche Vorgaben und mitgliedstaatliche Gestaltungsspielräume im Bereich des Glücksspielrechts.'' In: ''[[Neue Juristische Wochenschrift]].'' 52, 2010, S. 3745–3750.<br /> * Hans-Heinrich Wellmann (Red.): ''Die Glücksspieler.'' Time-Life International, Amsterdam 1980 (''Time-Life Bücher – Der Wilde Westen'').<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Wiktionary}}<br /> {{Wiktionary|Hasardspiel}}<br /> {{Wiktionary|Wettspiel}}<br /> {{Wikisource|Gesetz, betreffend die Schließung und Beschränkung der öffentlichen Spielbanken|Gesetz, betreffend die Schließung und Beschränkung der öffentlichen Spielbanken (Norddeutscher Bund, 1868)}}<br /> * {{DNB-Portal|4021329-8}}<br /> * {{HLS|16562|Glücksspiele|Autor=[[Peter F. Kopp]]|Datum=2015-05-28}}<br /> * [http://www.gluecksspielsucht.de/ gluecksspielsucht.de] Fachverband Glücksspielsucht<br /> * [http://www.mecn.net/In_the_News/Capital-August-2005.pdf Capital-Artikel zum Thema Glücksspiel] (PDF-Datei; 840 kB)<br /> * [http://www.spielen-mit-verantwortung.de/ Portal zum Thema Glücksspielsucht], mit Online-Selbsttest, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br /> * [https://www.isa-guide.de/category/isa-law Rechtliche Rahmenbedingungen] für öffentliches Glücksspiel in Deutschland, Österreich und der Schweiz<br /> * [http://www.spielerschutz-berlin.de/ Spielerschutz Berlin] Informationen rund um Glücksspielsucht und die Möglichkeiten der Spielersperre<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references responsive /&gt;<br /> <br /> {{Rechtshinweis}}<br /> {{Normdaten|TYP=s|GND=4021329-8|LCCN=sh85052909|NDL=00573140}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Glucksspiel}}<br /> [[Kategorie:Glücksspiel| ]]<br /> [[Kategorie:Europarecht]]<br /> [[Kategorie:Informationstheorie]]<br /> [[Kategorie:Gewerberecht (Deutschland)]]<br /> [[Kategorie:Spiele]]<br /> [[Kategorie:Spieleindustrie]]<br /> [[Kategorie:Spieltheorie]]<br /> [[Kategorie:Strafrecht (Deutschland)]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rosa_Winkel&diff=251572306 Rosa Winkel 2024-12-25T13:46:01Z <p>Lotje: +* Josef Alfons Traxl</p> <hr /> <div>{{Begriffsklärungshinweis|Zum Verlag siehe [[Verlag rosa Winkel]].}}<br /> [[Datei:Pink triangle.svg|mini|90px|Rosa Winkel]]<br /> Der '''Rosa Winkel''' diente während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] der [[Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern|Kennzeichnung von Häftlingen in den Konzentrationslagern]], sofern sie aufgrund ihrer [[Homosexualität]] dorthin verschleppt worden waren (siehe auch [[Homosexualität in der Zeit des Nationalsozialismus]]). Die Stoffaufnäher mussten an der [[KZ-Häftlingskleidung]] auf der linken Brust getragen werden.<br /> <br /> == Häftlinge mit dem Rosa Winkel ==<br /> Die Gesamtzahl der schwulen Männer, die in den Konzentrationslagern gequält und ermordet wurden, wurde von der historischen Forschung erst ab den 1970er Jahren seriös in den Blick genommen. Es konnten bis heute nur [[Schätzung]]en vorgelegt werden: [[Rüdiger Lautmann]] veranschlagte die Zahl der als Homosexuelle Verschleppten mit etwa 10.000 bei einer Todesrate von 50 bis 60 Prozent. Die Anzahl homosexueller Opfer insgesamt – also auch homosexueller Juden, [[Sinti und Roma]], Kommunisten, [[Zeugen Jehovas]] usw. – entzieht sich der genauen Kenntnis.<br /> [[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1993-051-07, Tafel mit KZ-Kennzeichen (Winkel).jpg|mini|Rosa Winkel (5. Spalte)]]<br /> <br /> Die meisten der späteren „Rosa-Winkel-Häftlinge“ wurden nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe nach den §§ 175 oder 175a, manchmal aber auch, ohne dass sie gerichtlich verurteilt worden waren, von der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]] in [[Konzentrationslager]] verschleppt. Dabei wurde zwischen angeblich „Verführten“ und sogenannten „Verführern“ unterschieden. Während die „Verführten“ über die normale Strafverfolgung nach § 175 auf den ‚rechten Weg‘ kommen sollten, wollte man die „Verführer“ „aus der Volksgemeinschaft ausscheiden“. In einem Erlass vom 12. Juli 1940 stellte das Reichssicherheitshauptamt klar, dass „in Zukunft alle Homosexuellen, die mehr als einen Partner verführt haben, nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis in polizeiliche Vorbeugungshaft zu nehmen“ waren. Betroffen davon war fortan ein großer Teil, vermutlich bis zur Hälfte der Verurteilten.&lt;ref&gt;Alexander Zinn: ''„Aus dem Volkskörper entfernt?“'' S.&amp;nbsp;309–320.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Nach 1945 blieb männliche Homosexualität in den meisten europäischen Ländern strafbar, in der Deutschen Demokratischen Republik bis 1950 und in der Bundesrepublik Deutschland galt sogar der von den Nationalsozialisten verschärfte [[§ 175]] StGB bis 1969. Der § 175 wurde 1994 endgültig aus dem deutschen Strafgesetzbuch gestrichen. Eine Rehabilitierung schwuler NS-Opfer wurde am 6. Dezember 2000 vom Deutschen Bundestag eingeleitet&lt;ref&gt;{{Literatur |Autor=Abgeordneten Alfred Hartenbach, Margot von Renesse, Wilhelm Schmidt (Salzgitter), Dr. Peter Struck und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Claudia Roth (Augsburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN |Titel=Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) |Hrsg=Deutscher Bundestag |Sammelwerk=Drucksache |Band=14/4894 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Berlin |Datum=2000 |ISBN= |Seiten=| Online=http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/14/048/1404894.pdf}}&lt;/ref&gt;. 2002 hob der Bundestag die NS-Urteile gegen Homosexuelle auf.<br /> <br /> Der US-amerikanische Dokumentarfilm ''[[Paragraph 175 (Film)|Paragraph 175]]'' ließ im Jahr 2000 Überlebende zu Wort kommen. [[Rudolf Brazda]], gestorben 2011, galt als letzter überlebender Häftling mit dem Rosa Winkel.<br /> <br /> === Ausgewählte mit dem rosa Winkel inhaftierte Personen ===<br /> * [[Rudolf Brazda]]<br /> * [[Karl Gorath]]<br /> * [[Paul von Großheim]]<br /> * [[Wilhelm Heckmann]]<br /> * [[Josef Kohout]]<br /> * [[Bernhard Langer (Mediziner)|Bernhard Langer]]<br /> * [[Paul O’Montis]]<br /> * [[Otto Peltzer]]<br /> * [[Kurt von Ruffin]]<br /> * [[Pierre Seel]]<br /> * [[Josef Alfons Traxl]]<br /> <br /> === Siehe auch ===<br /> * [[Homosexualität in der Zeit des Nationalsozialismus#Verfolgung|Homosexuelle Männer in Konzentrationslagern]]<br /> <br /> == Der Rosa Winkel als Symbol der Schwulenbewegung ==<br /> [[Datei:Gedenktafel Rosa Winkel Nollendorfplatz.jpg|mini|Winkelförmige Gedenktafeln aus rotem Granit mit der Inschrift „Totgeschlagen, totgeschwiegen“ wurden an verschiedenen Gedenkorten angebracht, hier am [[U-Bahnhof Nollendorfplatz]] in [[Berlin]].]]<br /> Der Rosa Winkel entwickelte sich seit den 1970er Jahren zu einem internationalen Symbol der [[Schwulenbewegung]]. Der 1975 gegründete deutsche [[Verlag Rosa Winkel]] kam so zu seinem Namen. Holger Mischwitzky ließ sich zu seinem Künstlernamen [[Rosa von Praunheim]] anregen.<br /> <br /> Das Amsterdamer [[Homomonument]] von 1987 nahm seine Form auf, ebenso das [[Mahnmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus in Köln|Kölner Mahnmal für die schwulen und lesbischen NS-Opfer]] und viele andere Gedenkorte.<br /> <br /> In den [[Vereinigte Staaten|USA]] fand er v.&amp;nbsp;a. als Zeichen der [[Humanes Immundefizienz-Virus|HIV]]/[[AIDS]]-Aktivismusgruppe [[Act Up]] mit ihrem Spruch „Silence = Death“ Verbreitung. Dort war er um 180 Grad gedreht, um die Hoffnung auf einen besseren Umgang mit AIDS in naher Zukunft auszudrücken. Die 1978 in den USA entworfene [[Regenbogenfahne]] setzte sich in Europa ab den 1990er Jahren durch und hat den Rosa Winkel als bevorzugtes Symbol der [[LGBT]]/LSBTTIQ-Bewegung abgelöst.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Gad Beck]], [[Frank Heibert]] (Hrsg.): ''Und Gad ging zu David. Die Erinnerungen des Gad Beck.'' Berlin 1995. ISBN 3-86034-313-0.<br /> * Michel Dufranne, Milorad Vicanovic, Christian Lerolle: ''Rosa Winkel.'' [[Graphic Novel]]. Berlin 2012. [[Verlagshaus Jacoby &amp; Stuart|Jacoby &amp; Stuart]] ISBN 978-3-941787-79-7.<br /> * Günter Grau: ''Homosexualität in der NS-Zeit. Dokumente einer Diskriminierung und Verfolgung.'' ISBN 3-596-11254-0.<br /> * [[Heinz Heger (Schriftsteller)|Heinz Heger]]: ''Die Männer mit dem rosa Winkel.'' Merlin-Verlag, Hamburg 1972. Neuauflage 2001. ISBN 3-87536-215-2.<br /> * [[Rüdiger Lautmann]], Winfried Grikschat, Egbert Schmidt: ''Der rosa Winkel in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern.'' S.&amp;nbsp;325&amp;nbsp;ff. In: Rüdiger Lautmann: ''Seminar Gesellschaft und Homosexualität''. Frankfurt am Main 1977.<br /> * [[Joachim Müller (Sachbuchautor)|Joachim Müller]] (Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten): [http://www.cultpress.de/rosa-winkel/mueller_materialsammlung.pdf Materialsammlung – Vergleichbarkeit der Lebenssituation lesbischer Frauen mit der Lebenssituation schwuler Männer im Nationalsozialismus (und nach 1945)]<br /> * Joachim Müller, [[Andreas Sternweiler]]: ''Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen''. Berlin 2000. ISBN 3-86149-097-8.<br /> * [[Bernhard Rosenkranz]]: ''Hamburg auf anderen Wegen – Die Geschichte des schwulen Lebens in der Hansestadt''. Hamburg 2005. ISBN 3-925495-30-4.<br /> * Daniel Schuch, Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora. Weimar 2023. ISBN 3-935598-31-9.<br /> * [[Pierre Seel]], Jean Le Bitoux, [[Miriam Magall]] (Übers.): ''Ich, Pierre Seel, deportiert und vergessen.'' Köln 1996. ISBN 3-932117-20-4.<br /> * Andreas Sternweiler: ''Und alles wegen der Jungs. Pfadfinderführer und KZ-Häftling: Heinz Dörmer.'' Berlin 1994. ISBN 3-86149-030-7.<br /> * [[Hans-Georg Stümke]], Rudi Finkler: ''Rosa Winkel, Rosa Listen. Homosexuelle und „Gesundes Volksempfinden“ von Auschwitz bis heute.'' Rowohlt, Hamburg 1981. ISBN 3-499-14827-7.<br /> * [[Alexander Zinn (Historiker)|Alexander Zinn]]: ''Das Glück kam immer zu mir. Rudolf Brazda – Das Überleben eines Homosexuellen im Dritten Reich.'' Campus, Frankfurt am Main 2011. ISBN 978-3-593-39435-0.<br /> * Alexander Zinn: ''„Aus dem Volkskörper entfernt“? Homosexuelle Männer im Nationalsozialismus''. Campus, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-593-50863-4.<br /> * Alexander Zinn: [http://www.lesbenverfolgung.rosa-winkel.de/ ''Gab es eine Lesbenverfolgung durch das NS-Regime?''], PDF (abgerufen am 26. August 2018).<br /> <br /> == Filme ==<br /> * [[Detlef Stoffel]], [[Peter Recht]], [[Christiane Schmerl]]: [http://www.detlefstoffel.de/styled-2/index.html ''Rosa Winkel? Das ist doch schon lange vorbei …''], Deutschland 1975/76<br /> * Fritz Kalteis: ''[[Universum History]] – Verfolgte Liebe – Die Männer mit dem Rosa Winkel'' mit [[Stefan Gorski]] als [[Josef Kohout]], Österreich 2024&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://der.orf.at/unternehmen/aktuell/240517_Praesentation_Universum_History100.html | titel=„Universum History“-Doku „Verfolgte Liebe – Die Männer mit dem Rosa Winkel“ im Admiral Kino präsentiert|datum=2024-05-17|abruf=2024-05-18 |autor= |werk=[[ORF.at]]}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{Commonscat|Pink triangles|Rosa Winkel}}<br /> * [http://rosawinkelgedenkbuch.de/ ''RosaWinkelGedenkbuch'' - Totenbuch &amp; Stolpersteine der bisher namentlich bekannten Homosexuellen des KZ Sachsenhausen &amp; des Männerlagers im KZ Ravensbrück]<br /> * [http://www.rosa-winkel.de/ ''Rosa Winkel'' – Die Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus]<br /> * Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen: [http://www.gedenkort.de Vorgeschichte und Entstehen des Gedenkorts] und [http://www.homo-denkmal.de Rezeption des Denkmals]<br /> * [http://www.rosa-winkel-mahnmal.de Rosa Winkel – Mahnmal in Köln]<br /> * [http://www.joerg-hutter.de/nationalsozialismus.htm ''Das System der Winkel in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern'']<br /> * {{Internetquelle |url=http://www.berliner-zeitung.de/archiv/der-psychologe-und-paedagoge-gad-beck-erinnert-sich-an-seine-jugend-liebe-in-zeiten-des-krieges,10810590,8977814.html |titel=Liebe in Zeiten des Kriegs |titelerg=Der Psychologe und Pädagoge Gad Beck erinnert sich an seine Jugend |autor=Thomas Klug |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=1995-07-20 |abruf=2015-09-07}}<br /> * [http://www.lesbenverfolgung.rosa-winkel.de/ Joachim Müller: Eine reichsweit organisierte Lesbenverfolgung hat es nicht gegeben]<br /> * [https://diepresse.com/home/kultur/kunst/5085241/SexAusstellung_Jugendverbot-im-Wien-Museum?_vl_backlink=/home/kultur/kunst/5085432/index.do&amp;direct=5085432#slide-5085241-12 KZ-Winkel eines Rosa-Winkel-Häftlings] Bild einer an der Kleidung getragenen Häftlingsnummer mit Rosa Winkel, United States Holocaust Memorial Museum Collection. In: Bettina Steiner: ''Sex-Ausstellung: Jugendverbot im Wien Museum'', diepresse.com, 14. September 2016, abgerufen am 28. Oktober 2018 (Bild 12/14).<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> [[Kategorie:Konzentrationslagersystem]]<br /> [[Kategorie:Geschichte der Homosexualität]]<br /> [[Kategorie:Symbol]]<br /> [[Kategorie:Heterosexismus]]<br /> [[Kategorie:Homosexualität in Deutschland]]</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Guda_(Buchmalerin)&diff=251560404 Guda (Buchmalerin) 2024-12-25T06:16:52Z <p>Lotje: wikilinks</p> <hr /> <div>'''Guda''' war eine deutsche [[Nonne]] und [[Buchmalerei|Buchmalerin]] des [[12. Jahrhundert]]s.<br /> [[Datei:Guda Homiliar - Univ.bib Frankfurt Barth42 f110v (detail).jpeg|mini|Gudas Selbstporträt und Signatur]]<br /> Sie ist namentlich als Schreiberin und Malerin im [[Panegyrikon|Predigtbuch]] Ms. Barth. 42 der [[Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg|Universitätsbibliothek Frankfurt]] erwähnt. In diesem Band befindet sich in der [[Initiale]] «D» des Wortes ''dominus'' auf Folio 110 verso das von ihr ausgeführte [[Selbstbildnis]], das als das wohl früheste Selbstporträt einer Künstlerin des Abendlandes gilt.&lt;ref&gt;[[Georges Duby]], Michelle Perrot: ''A History of Women in the West. II. Silences of the Middle Ages.'' Band 2. Harvard University Press 1992, S. 415.&lt;/ref&gt; Auf der Buchminiatur ist sie stehend dargestellt, sie hält in der linken Hand eine aus dem Buchstaben wachsende Ranke, die eine [[latein]]ische Aufschrift trägt, mit der die Schreiberin ihre Urheberschaft am Buch bezeugt: ''GUDA peccatrix mulier scripsit quae pinxit hunc librum.''&lt;ref&gt;In der Literatur weit verbreitet ist die auf einer falschen Auflösung der Abkürzung für das Wort ''quae'' beruhende Lesung ''Guda peccatrix mulier scripsit et pinxit hunc librum.''&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;{{Google Buch<br /> | BuchID = 6_0Y0PALzQMC<br /> | Seite = PA9<br /> | Linktext = The nun Guda, Dictionary of Women Artists Volume 1: Introductory surveys ; Artists, A-I, Editor, Delia Gaze, Picture Editors, Maja Mihajlovic, Leanda Shrimpton, ISBN 1-884964-21-4, USA and UK 1997<br /> | Land = EN<br /> }}.&lt;/ref&gt; Die erhobene rechte Hand hält sie den Betrachtenden selbstbewusst und wie zur Bekräftigung dieser Aussage entgegen. Künstlersignaturen aus jener Zeit sind eine große Seltenheit. Im ganzen Buch sind die Anfangsbuchstaben von neun Kapiteln mit Rankenwerk und figürlichen Elementen verziert, es kommen außer dem Selbstbildnis noch Zeichnungen von Blüten und Drachen sowie, beim Text zur Feier [[Mariä Aufnahme in den Himmel|Mariae Himmelfahrt]], eine Miniatur der Muttergottes vor. Die Autorschaft der im Band abgeschriebenen lateinischen Predigttexte ist nicht erwähnt.<br /> <br /> Der von der Schreiberin selbst in der Form ''Guda'' notierte Name dürfte eine Variante des im Mittelalter weit verbreiteten deutschen Vornamens ''Guta'' bzw. jünger ''[[Jutta]]'' sein.<br /> <br /> Wo Gudas Lebens- und Wirkungsort war, ist unbekannt. Die Abbildung zeigt sie im Kleid einer [[Nonne|Klosterfrau]]; deshalb und auch wegen ihrer Tätigkeit in einem [[Skriptorium]] nimmt man an, sie sei Angehörige eines Frauenkonvents im [[Rheinland]] gewesen. Das von ihr geschriebene Buch stammt aus dem [[Kaiserdom St. Bartholomäus|Bartholomäusstift]] in [[Frankfurt am Main]], ob Guda jedoch in Frankfurt lebte, ist nicht belegt, und eindeutige Hinweise auf ihre Ausbildung als Schreiberin und Miniaturistin scheinen zu fehlen.&lt;ref&gt;''Ornamenta ecclesiae. Kunst und Künstler der Romanik. Ausstellungskatalog.'' Köln 1985, Bd. I, S. 244f.&lt;/ref&gt;&lt;ref&gt;Auch die durch ein illuminiertes Buch des 11. Jahrhunderts in [[Strassburg]] bezeugte ''Guda von Schwarzenthann'' ist nicht zu identifizieren. Josef Walter: ''Les miniatures du codex Guta Sintram de Marbach Schwartzenthann.'' In: ''Archives alsaciennes de l’histoire de l’art.'' 1925, S. 1–40.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> Gudas Name ist in der künstlerischen Installation ''[[The Dinner Party]]'' von [[Judy Chicago]] in der Gesellschaft von [[Hrotsvit|Roswitha von Gandersheim]] aufgeführt.&lt;ref&gt;[https://www.brooklynmuseum.org/eascfa/dinner_party/heritage_floor/guda Guda] in der Website des Brooklyn Museums. Abgerufen am 17. Februar 2020.&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * [[Leo Baer (Antiquar)|Leo Baer]]: ''Die Nonne Guta, eine Miniaturmalerin des XII. Jahrhunderts.'' In: ''Frankfurter Bücherfreund'', 14, 1920–1921, S.&amp;nbsp;1ff.<br /> * [[Delia Gaze]]: ''Dictionary of Women Artists.'' Bd. J–Z. 1997, S.&amp;nbsp;9 und 22.<br /> * [[Georg Swarzenski]], [[Rosy Schilling]]: ''Die illuminierten Handschriften und Einzelminiaturen des Mittelalters und der Renaissance in Frankfurter Besitz.'' Frankfurt am Main 1929, S. 12. ( [https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/kataloge/content/pageview/6491716 Digitalisat] )<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=|LCCN=|VIAF=|GNDfehlt=ja|GNDCheck=2020-05-03}}<br /> <br /> [[Kategorie:Literatur (Mittellatein)]]<br /> [[Kategorie:Buchmaler]]<br /> [[Kategorie:Geboren im 12. Jahrhundert]]<br /> [[Kategorie:Gestorben im 12. Jahrhundert]]<br /> [[Kategorie:Frau]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Guda<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=Buchmalerin des Mittelalters<br /> |GEBURTSDATUM=12. Jahrhundert<br /> |GEBURTSORT=<br /> |STERBEDATUM=12. Jahrhundert<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johann_Jakob_Fugger&diff=251263094 Johann Jakob Fugger 2024-12-15T09:49:52Z <p>Lotje: Dateilink</p> <hr /> <div>[[Datei:Christoph Amberger - Porträt Hans Jakob Fugger - 1541.jpg|mini|Johann Jakob Fugger (Christoph Amberger, 1541)]]<br /> '''Johann Jakob Fugger''' (* [[23. Dezember]] [[1516]] in [[Augsburg]]; † [[14. Juli]] [[1575]] in [[München]]) (auch: ''Hans Jakob'') war ein Mitglied der bekannten Kaufmannsfamilie der [[Fugger]].<br /> Er war der Sohn von [[Raymund Fugger]] ''von der Lilie'' (1489–1535) und dessen Frau Katharina (1488–1535), Tochter des Montanunternehmers [[Johann I. Thurzo]]. Sein Bruder [[Ulrich Fugger (Humanist)|Ulrich Fugger]] (1526–1584) war päpstlicher Kämmerer.<br /> <br /> == Leben ==<br /> Wie schon sein Vater und sein Bruder war er ein bekannter Förderer der Künste und Wissenschaften. So holte er, wohl auf [[Tizian]]s Rat, dessen Schüler [[Antonio Ponzano]] († 1602) nach Augsburg. Dort malte dieser die Fresken der inneren Räume des [[Fuggerhäuser|Fuggerpalastes]]. Die Außenwände und der innere Hof waren bereits von Hans Burgkmair dem Jüngeren (1500–1562) und [[Albrecht Altdorfer]] mit herrlichen Fresken geschmückt worden. Ein anderer Maler, [[Jacopo Strada]], war als Agent für ihn in Italien tätig. Er erbte von seinem Onkel [[Anton Fugger]] das Geschäft, aber er war nicht von Glück begünstigt und kam durch den [[Staatsbankrott]] von Spanien in große Bedrängnis, da die Fugger [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] viel Geld geliehen hatten. So verließ er das Geschäft, nachdem er bis auf seine Bibliothek alles verkaufen musste, und übergab es seinem Vetter [[Markus Fugger|Marcus]] (1529–1597). Dieser konnte das Unternehmen wieder konsolidieren.<br /> <br /> Johann Jakob trat 1565 in die Dienste des Herzogs [[Albrecht V. (Bayern)|Albrecht V. von Bayern]] und wurde später dessen Kammerpräsident.<br /> <br /> Er hatte eine bedeutende Bibliothek, die von 1551 bis 1557 von [[Hieronymus Wolf]] als Bibliothekar betreut wurde.&lt;ref&gt;{{NDB|5|720|721|Fugger, Johann Jakob|Wolfgang Zorn|118703501}}&lt;/ref&gt; 1571 verkaufte er sie an Albrecht V. von Bayern, der daraus die [[Bayerische Staatsbibliothek#Geschichte|Münchener Hofbibliothek]]&lt;ref&gt;Otto Hartig: ''Die Gründung der Münchener Hofbibliothek durch Albrecht V. und Johann Jakob Fugger.'' München 1917 (= ''Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse.'' 27.3).&lt;/ref&gt; und damit den Grundstock für die [[Bayerische Staatsbibliothek]] schuf.<br /> <br /> == Denkmal ==<br /> [[Datei:Augsburg.jpg|thumb|hochkant|Denkmal für Johann Jakob Fugger in Augsburg]]<br /> Seinem Andenken ist das von König [[Ludwig I. (Bayern)|Ludwig I. von Bayern]] errichtete [[Fuggerdenkmal (Augsburg)|Fuggerdenkmal]], ein Standbild in der [[Augsburger Altstadt]] gewidmet. Das Denkmal steht auf einer verbreiterten Knickstelle in der Philippine-Welser-Straße vor dem [[Maximilianmuseum]]. Der Platz erhielt 2009 den Namen Fuggerplatz. Zuvor galt er als Teil der Philippine-Welser-Straße.<br /> <br /> == Werke ==<br /> Johann Jakob Fugger gilt auch als Autor der „Wahrhaftigen Beschreibung des österreichischen und habsburgischen Rahmens, Herkommens, Geschlechte, Fortpflanzung“; [[Sigmund von Birken]]&lt;ref&gt;[http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/drwFugger1668 Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich digital] der [[Universitätsbibliothek Heidelberg]]&lt;/ref&gt; lieferte 1668 eine Kopie &lt;!--?--&gt; davon unter dem Namen: „Spiegel der Ehren des höchstlöblichen Kayser- und Königlichen Ertzhauses Oesterreich“.<br /> <br /> == Familie ==<br /> [[Datei: Fuggerorum et Fuggerarum imagines - 015r.jpg|miniatur|hochkant|Ursula von Harrach]]<br /> ''Johann Jakob Fugger'' war zweimal verheiratet.<br /> <br /> Er ehelichte 1540 seine erste Frau ''Ursula von [[Harrach]]'' (1522–1554). Das Paar hatte folgende Kinder:<br /> * Siguna &lt;!-- oder Sidonia? --&gt; Eleonora (1541–1576); ⚭ 1558 Freiherr Sigmund von Lamberg (1536–1619); die Eltern von [[Johann Jakob von Lamberg]]<br /> * [[Sigmund Fugger von Kirchberg und Weißenhorn|Sigmund]] (1542–1600)<br /> * Karl (1543–1580); ⚭ Anna Starkh <br /> * Alexander Secundus (1546–1612), Dompropst in Freising <br /> * Viktor August (1547–1586), Domherr in Passau<br /> * Justina Benigna (1548–1600), Freiin zu Altkainach; ⚭ 1573 Friedrich von Holleneck († 1593)<br /> * Maximilian (1550–1588), Deutschordenscomptur in [[Sterzing]]; ⚭ 1547 Anna von Egkh <br /> * Severin (1551–1601), Herr zu [[Schwabmünchen]]; ⚭ 1583 Katharina von Helfenstein (1563–1627)<br /> * Ferdinand (1552–1580)<br /> <br /> Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1560 ''Sidonia von Colaus genannt Wazler'' († 1572). Das Paar hatte folgende Kinder:<br /> [[Datei: Fuggerorum et Fuggerarum imagines - 016r.jpg|miniatur|hochkant|Sidonia von Colaus]]<br /> * Adalberta (1560–1611); ⚭ 1582 Freiherr Christoph [[Welsperg (Adelsgeschlecht)|von Welsperg]] († 1634)<br /> * Alexius (1562–1623), Herr von Adelshofen; ⚭ 1593 Maria [[Gumppenberg (Adelsgeschlecht)|von Gumppenberg]] (1570–1613)<br /> * Joachim (1563–1607), Herr von Taufkirchen und Altenerding; ⚭ 1590 Gräfin Magdalen von Helfenstein (1562–1622)<br /> * Aemilia (1564–1611); ⚭ 1582 Freiherr Alexander von und zu [[Sprinzenstein (Adelsgeschlecht)|Sprinzenstein]] († 1597), Statthalter<br /> * Albrecht (1565–1624); ⚭ 1600 Katharina von Gumppenberg (1581–1661)<br /> * Alfons (1567–1569) <br /> * Constantia (1568–1594); ⚭ 1592 [[Bernhardin II. von Herberstein]] Reichsfreiherr zu Neuberg und Gutenhag (1566–1624)<br /> * Konstantin I. (1569–1627), Herr zu Zinnenberg; ⚭ 1597 Anna Maria Münich von Münchhausen<br /> * Trajan (1571–1609), Herr von Untersulmentingen; ⚭ 1596 [[Datei:Fuggerorum et Fuggerarum imagines - 041r.jpg|Regina]] [[Freyberg (Adelsgeschlecht)|von Freyberg]]<br /> * Matthias (1572–1603); ⚭ Anna Jakobäa [[Köckritz (Adelsgeschlecht)|von Köckritz]] († 1600)<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * {{ADB|8|179|185|Fugger|Christian Meyer, Carl von Landmann|ADB:Fugger}}<br /> * {{NDB|5|720|721|Fugger, Johann Jakob|[[Wolfgang Zorn (Historiker)|Wolfgang Zorn]]|118703501}}<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> {{commonscat|Fuggerdenkmal (Augsburg)}}<br /> * {{DDB|Person|118703501}}<br /> * [http://gw1.geneanet.org/index.php3?b=hwember1&amp;m=NG&amp;lang=de&amp;pz=max&amp;nz=von+bayern&amp;ocz=1&amp;n=Johann_1516+Fugger&amp;t=PN&amp;x=23&amp;y=9 Familie von Johann Fugger]<br /> * [http://genealogy.euweb.cz/fugger/fugger1.html Stammbaum]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=118703501|LCCN=nr/00/33960|VIAF=3265301}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Fugger, Johann Jakob}}<br /> [[Kategorie:Unternehmer (Augsburg)]]<br /> [[Kategorie:Unternehmer (16. Jahrhundert)]]<br /> [[Kategorie:Bibliophiler]]<br /> [[Kategorie:Bankier]]<br /> [[Kategorie:Familienmitglied der Fugger|Johann Jakob Fugger]]<br /> [[Kategorie:Graf (HRR)]]<br /> [[Kategorie:Person (Kirchheim in Schwaben)]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1516]]<br /> [[Kategorie:Gestorben 1575]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Fugger, Johann Jakob<br /> |ALTERNATIVNAMEN=Fugger, Hans Jacob; Fugger von der Lilie, Hans Jakob Reichsgraf<br /> |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Kaufmann, Bankier und bayrischer Kammerpräsident <br /> |GEBURTSDATUM=23. Dezember 1516<br /> |GEBURTSORT=[[Augsburg]]<br /> |STERBEDATUM=14. Juli 1575<br /> |STERBEORT=[[München]]<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Franz_Wassermann&diff=251163537 Franz Wassermann 2024-12-11T17:22:12Z <p>Lotje: Lesezeichen</p> <hr /> <div>'''Franz Wassermann''' (* [[1963]] in [[Hall in Tirol]]) ist ein österreichischer [[Bildhauer]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Franz Wassermann ist 1963 als das älteste von drei Geschwistern in Tirol geboren. Nach dem [[Höhere Technische Lehranstalt|HTL]]-Abschluss arbeitete er zunächst in verschiedenen sozialen Einrichtungen (unter anderem Jugendbetreuung, Altenbetreuung, Aidshilfe) und als Museumswärter, bevor er 1989 seine Arbeit als Künstler aufnahm. Seither ist er international als Bildhauer tätig; seine Werke wurden unter anderem im Kunsthaus Hamburg, im [[MuseumsQuartier]] Wien, bei der [[Weltausstellung]] [[Expo 98|EXPO Lissabon]] und bei der SWAB Barcelona gezeigt. Franz Wassermann lebt und arbeitet in Wien.<br /> [[Datei:Franz Wassermann, HELDENPLATZ - ANARCHIE, 2015.jpg|mini|220x220px|Franz Wassermann, HELDENPLATZ / ANARCHIE, 2015]]<br /> <br /> == Werk ==<br /> Wassermanns politische [[Skulptur]]en untersuchen Machtstrukturen anhand von Tabuthemen wie [[sexueller Missbrauch|sexuellem Missbrauch]], [[Nationalsozialismus]] und [[Erinnerungskultur]], [[Migration]] und der Rolle der [[Medium (Kommunikation)|Medien]]. Um frei von [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] arbeiten zu können, realisiert Wassermann viele seiner Projekte im öffentlichen Raum. Seine Skulpturen sind weltweit in renommierten Kunstinstitutionen zu sehen, etwa im Museumsquartier [[Wien]] und bei der Internationalen Kunstbiennale [[Schardscha]] in den [[Vereinigte Arabische Emirate|Vereinigten Arabischen Emiraten]]. Der Fotograf [[Robert Fleischanderl]] schreibt: „Franz Wassermann beschäftigt sich in seinen Arbeiten immer wieder mit dem Verhältnis zwischen dem Einzelnen und dem Kollektiv. Das Verhalten einer Mehrheit gegenüber einer Minderheit oder einem Einzelnen ist auch immer ein Spiel der Mächte, und da die Geschichte von den Mächtigen geschrieben wird, werden die unangenehmen Kapitel oft ausgelassen. Er spürt diesen Vorgängen zwischen der Masse, der Mehrheit und dem Individuum, der Minderheit, dem Ich nach. Dies macht er mit Akribie, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein diesen vielfältigen und allzu oft verleugneten und vergessenen Prozessen gegenüber.“<br /> <br /> == Werke ==<br /> * In ''BARBIE+KEN=HIV+'' (1996) thematisierte Franz Wassermann die Stigmatisierung von HIV-positiven und an Aids erkrankten Menschen. Der Künstler bat Betroffene, ihm Alltagsgegenstände zur Verfügung zu stellen, und versah sie mit Zuwendungsaufforderungen wie zum Beispiel: „liebe mich“, „schlage mich“, „verachte mich“. Zusätzlich wurden die Gegenstände mit einem grünen Punkt markiert, der in Innsbruck – dem damaligen Wohnort des Künstlers – in Krankenhäusern verwendet wurde, um Akten von HIV-positiven Menschen zu kennzeichnen. Auf die Präsentation der Arbeit im Internet reagierte der Spielzeugkonzern Mattel mit der Androhung einer Klage. Dennoch konnte ''BARBIE+KEN=HIV+'' in London, München und Burghausen gezeigt und fortgesetzt werden.<br /> <br /> * Für das Kunstprojekt ''IKONEN'' (1998) kaufte Franz Wassermann Originalarbeiten von Künstlern, die als Kultfiguren der modernen und zeitgenössischen Kunst gelten: [[Angelika Kauffmann]], [[Joseph Beuys]], [[Arnulf Rainer]] uvm. Diese Kunstwerke versenkte er performativ in wassergefüllten Plexiglasbehältern, wo die Arbeiten nach und nach zerfielen und sich auflösten.<br /> <br /> * In dem vierteiligen Projekt ''SCHUBHAFT'' (2001) thematisierte Wassermann die Illegalisierung von Asylwerbern und Flüchtlingen. Er besuchte in Schubhaft gefangengehaltene Menschen und organisierte eine performative Demonstration im öffentlichen Raum Innsbrucks, wo er die Fluchtgründe der Inhaftierten als Slogans einsetzte, zum Beispiel „Ich bin in Schubhaft, weil ich Christ bin“ und „Ich bin in Schubhaft, weil ich gefoltert und vergewaltigt wurde“. Dann besetzte Wassermann den Innenhof der [[Taxispalais – Kunsthalle Tirol|Galerie im Taxispalais]], der direkt an das Tiroler Landhaus angrenzt. Während der Besetzung spielte Wassermann Audiodateien ab, in denen Flüchtlinge ihre Geschichte erzählen, sodass die Beamten, die im Landhaus Gesetze beschließen und vollziehen, sie hören mussten. In der letzten Phase des Projekts weihte Wassermann ein Wohnmobil, um ihm den Status eines Kirchenraumes zu verleihen. In diesem mobilen Schutzraum fuhr der Künstler Flüchtlinge von Italien bis nach Deutschland.&lt;ref&gt;Wassermann, Franz (2002): Schubhaft. Innsbruck: Eigenverlag. ISBN 3-00-009841-0&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * In dem Video ''ATEM'' (2003) gewährt der Künstler Einblick in den Sterbeprozess seines Vaters Franz Wassermann. Das Video zeigt den offen stehenden Mund des Sterbenden, durch den pfeifend und dennoch beharrlich Luft eingesogen und ausgestoßen wird.<br /> <br /> * Im Kunstprojekt ''TEMPORÄRES DENKMAL'' (2004) erinnert Franz Wassermann an die 360 Patienten der Psychiatrie im [[Landeskrankenhaus Hall]] in Tirol, die durch die nationalsozialistische Euthanasie ermordet wurden. Wassermann setzte diesen Menschen durch fünf künstlerische Interventionen ein lebendiges Denkmal, zum Beispiel indem er die Gemeinden der Ermordeten bat, Straßen nach den Opfern zu benennen.&lt;ref&gt;Sommerauer, Andrea / Wassermann, Franz (2009): Temporäres Denkmal: Prozesse der Erinnerung. Innsbruck: StudienVerlag. ISBN 978-3-7065-4375-0&lt;/ref&gt;<br /> <br /> *In ''NARBEN'' (2008) untersuchte Wassermann den sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. In drei Projektphasen machte der Künstler das Thema im öffentlichen Raum sichtbar; unter anderem plakatierte er einen Aufruf, in dem er von Missbrauch betroffene Menschen bat, ihm Gegenstände, die mit ihrer Geschichte in Verbindung stehen, anzuvertrauen.&lt;ref&gt;Moser, Anita / Wassermann, Franz (2011): NARBEN: Kunstprojekt zu sexueller Gewalt. Innsbruck: StudienVerlag. ISBN 978-3-7065-4945-5&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * Für die partizipative Skulptur ''WE ME'' (2014) entwarf Wassermann 16 Aluminiumwürfel, die von den Besuchern zu verschiedenen Arten von Podesten zusammengesetzt werden konnten, wie zum Beispiel einem Rednerpult, einem Siegerpodest oder einem Laufsteg. Diese Podeste können sowohl in der Galerie als auch im öffentlichen Raum variiert und verwendet werden. Im Rahmen der Performance ''MACH DICH SICHTBAR!'' (MQ Wien, Yellow Cube, 2014) machte der Künstler die Podeste den Besuchern des Museumsquartier Wien zugänglich. Die Besucher waren eingeladen, ihr persönliches Podest zusammenzustellen. Franz Wassermann dokumentierte ihre performativen Eingriffe via Polaroid.<br /> <br /> * In der Performance ''HELDENPLATZ / ANARCHIE'' (2015) marschierte Franz Wassermann gemeinsam mit 49 anderen Fahnenträgern über den Wiener Heldenplatz. Die dafür eigens gestalteten Fahnen verweisen durch ihre Form auf den Nationalsozialismus. Doch an jener Stelle, an der früher ein Hakenkreuz prangte, waren in Wassermanns Performance die Namen großer Konzerne eingetragen.&lt;ref&gt;Kunstaktion: Nazi-Fahnen am Heldenplatz, publiziert auf wien.orf.at (31.10.2015)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * In [[Saskatoon]] (Kanada) realisierte Wassermann die Performance ''ME MYSELF AND I'' (2016) Der Künstler fesselte Performer und Freiwillige aus dem Publikum mit Gaffer-Tape an Fitnessgeräte. Während die Performer gefesselt wurden, wiederholten sie positive Affirmationen wie „I am the winner in my life“. oder „I am perfectly prepared“.<br /> <br /> * Für das Kunstprojekt ''#DailySocialTransfer'' (2017) kauft Wassermann ein Jahr lang jeden Tag eine Zeitung, aus der er mit einem Klebeband Bild- und Textfragmente abzieht, um sie auf weißem Papier neu zu collagieren. So entsteht täglich eine politische Collage, die der Künstler auf einem Blog veröffentlicht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.dailysocialtransfer.com/concept/ |titel=Concept |werk=dailysocialtransfer.com |abruf=2022-10-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> *Für die Videoarbeit ''SUUM CUIQUE'' spricht Franz Wassermann mit Menschen auf der Flucht, die in Österreich illegalisiert und abgeschobenen werden. Um diese Menschen zu schützen, werden im Video nur ihre Augen gezeigt. Die beigefügten Untertitel verkehren Fluchtgründe in Abschiebegründe. 2018 wurde SUUM CUIQUE auf der Fassade des [[Tiroler Landesmuseum|Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum]] im Rahmen der Ausstellung ''Forum Migration'' gezeigt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tt.com/artikel/13909216/wassermann-naechstenliebe-ist-inzwischen-strafbar |autor=Barbara Unterthurner |titel=Wassermann: „Nächstenliebe ist inzwischen strafbar“ |titelerg=Interview |werk=tt.com |datum=2018-01-23 |abruf=2020-08-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ausstellungen ==<br /> * 1997: IT WAS A T–BONE STEAK, Ausstellung zeitgleich im Parlament, im [[Konzentrationslager Mauthausen]] und in der Jesuitenkirche Innsbruck<br /> * 1998: IKONEN, Start [[Weltausstellung]] EXPO 98, Lissabon<br /> * 2000: BARBIE UND KEN SIND HIV - POSITIV, Kunstprojekt im öffentlichen Raum, München<br /> * 2001: GELDLUST : MODELBANKING, Kunsthalle Tirol, Hall in Tirol<br /> * 2002: FRANZ WASSERMANN, Galerie 5020, Salzburg<br /> * 2003: 6. INT. BIENALE SHARJAH <br /> * 2004: ALBERTINA, Einzelausstellung Galerie AREA 53, Wien <br /> * 2005: IKONEN, Aktion im [[Künstlerhaus Wien]], Wien <br /> * 2005: TRIENNALE DER PHOTOGRAPHIE, Gruppenausstellung, Kunsthaus Hamburg <br /> * 2006: DOCUMENTA X I I, Einzelausstellung, Kunstverein Rosenheim, Rosenheim <br /> * 2007: FIVE FROM ÔSTERLANT, Gruppenausstellung, Galuzin Galerie TAFKAG, Oslo <br /> * 2008: NARBEN, Kunstprojekt im öffentlichen Raum, Innsbruck <br /> * 2009: TEMPORÄRES DENKMAL, Einzelausstellung, Landesmuseum [[Tiroler Landesmuseum|Ferdinandeum]], Innsbruck<br /> * 2012: LIVING ROOM – ICH DAS KOLLEKTIV, Einzelausstellung, Galerie Widmer+Theodoridis, Zürich<br /> * 2013: CRUX, Gruppenausstellung, Diözesanmuseum, Brixen<br /> * 2014: MACH DICH SICHTBAR., Einzelausstellung, Museumsquartier – Yellow Box, Wien<br /> * 2015: HELDENPLATZ / ANARCHIE, Performance am [[Heldenplatz]], Wien<br /> * 2016: ME, MYSELF AND I, Performance im öffentlichen Raum, [[Saskatoon]]<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> <br /> * 1994 Anerkennungspreis – Trend Art<br /> * 1996 Arbeitsstipendium des Bundes<br /> * 2001 Österreichisches Staatstipendium<br /> * 2003 Preis für Integration und Zivilcourage für das Kunstprojekt SCHUBHAFT<br /> * 2004 Anerkennungspreis für die Videoarbeit I beim Filmfestival Taglia Corto Florenz<br /> * 2007 Förderpreis für Bildende Kunst Land Tirol<br /> * 2010 Anni und Heinrich Sussmann Stipendium 1. Preis<br /> * 2011 Bühnenwand Schwaz [[Kunst am Bau]] 1. Preis (nach Preisvergabe nicht umgesetzt)<br /> * 2013 [[Tiroler Museumspreis]] mit dem Stadtarchiv Innsbruck für die Ausstellung ''255K. – 20&amp;nbsp;Jahre Galerie Andechshof''<br /> <br /> == Publikationen ==<br /> * ''Franz Wassermann.'' Eigenverlag, Innsbruck 1997.<br /> * mit Heidrun Sandbichler, [[Lois Weinberger (Künstler)|Lois Weinberger]]: ''Austrieb der Schweine zur Eichelmast.'' Institut für Kunstgeschichte der Universität Innsbruck, Innsbruck 1999.<br /> * mit Hubert Salden (Text): ''Schubhaft.'' Eigenverlag, Innsbruck 2002, ISBN 3-00-009841-0.<br /> * ''[[Documenta 12]]. Gott hat sich selbst umgebracht. Franz Wassermann.'' Einzelausstellung, Kunstverein Rosenheim, Eigenverlag, Innsbruck 2005, ISBN 978-3-939446-01-9.<br /> * mit Andrea Sommerauer (Hrsg.): ''Temporäres Denkmal. Prozesse der Erinnerung.'' Im Gedenken an 360 Opfer der NS-Euthanasie, PatientInnen des heutigen Psychiatrischen Krankenhauses Hall in Tirol, Wäscherei P, Kulturprojekt im PKH Hall, [[Studienverlag]], Innsbruck-Wien-Bozen 2009, ISBN 978-3-7065-4375-0.<br /> * mit Anita Moser (Hrsg.): ''Narben. Kunstprojekt zu sexueller Gewalt = Scars.'' Studienverlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2011, ISBN 978-3-7065-4945-5.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Peter Lewis: ''Sharjah International Biennial 6. Sharjah.'' Eigenverlag, 2003, ISBN 9948-04-766-4.<br /> * Anita Moser: ''Die Kunst der Grenzüberschreitung.'' [[Transcript Verlag]], Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1663-7.<br /> * Christoph Bertsch: ''Kunst in Tirol. 20. Jahrhundert.'' Institut für Kunstgeschichte der Universität Innsbruck.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * Homepage des Künstlers: [http://www.mylivingroom.org www.mylivingroom.org]<br /> * Blog zum Kunstprojekt #DailySocialTransfer: [http://www.dailysocialtransfer.com www.dailysocialtransfer.com]<br /> * Werke von Franz Wassermann im Ursula Blickle Videoarchiv: [http://www.ursulablicklevideoarchiv.com/search/title/Wassermann/description/Wassermann/tags/Wassermann/type/all/audio/Wassermann/films_year/Wassermann/artist/Wassermann/categoriesopt/0/channelsopt/0 hier]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=123268648|LCCN=no/2001/22250|VIAF=74755942}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Wassermann, Franz}}<br /> [[Kategorie:Bildhauer (Österreich)]]<br /> [[Kategorie:Österreicher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1963]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Wassermann, Franz<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Bildhauer<br /> |GEBURTSDATUM=1963<br /> |GEBURTSORT=[[Hall in Tirol]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Franz_Wassermann&diff=251163528 Franz Wassermann 2024-12-11T17:21:51Z <p>Lotje: Lesezeichen</p> <hr /> <div>'''Franz Wassermann''' (* [[1963]] in [[Hall in Tirol]]) ist ein österreichischer [[Bildhauer]].<br /> <br /> == Leben ==<br /> Franz Wassermann ist 1963 als das älteste von drei Geschwistern in Tirol geboren. Nach dem [[Höhere Technische Lehranstalt|HTL]]-Abschluss arbeitete er zunächst in verschiedenen sozialen Einrichtungen (unter anderem Jugendbetreuung, Altenbetreuung, Aidshilfe) und als Museumswärter, bevor er 1989 seine Arbeit als Künstler aufnahm. Seither ist er international als Bildhauer tätig; seine Werke wurden unter anderem im Kunsthaus Hamburg, im [[MuseumsQuartier]] Wien, bei der [[Weltausstellung]] [[Expo 98|EXPO Lissabon]] und bei der SWAB Barcelona gezeigt. Franz Wassermann lebt und arbeitet in Wien.<br /> [[Datei:Franz Wassermann, HELDENPLATZ - ANARCHIE, 2015.jpg|mini|220x220px|Franz Wassermann, HELDENPLATZ / ANARCHIE, 2015]]<br /> <br /> == Werk ==<br /> Wassermanns politische [[Skulptur]]en untersuchen Machtstrukturen anhand von Tabuthemen wie [[sexueller Missbrauch|sexuellem Missbrauch]], [[Nationalsozialismus]] und [[Erinnerungskultur]], [[Migration]] und der Rolle der [[Medium (Kommunikation)|Medien]]. Um frei von [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] arbeiten zu können, realisiert Wassermann viele seiner Projekte im öffentlichen Raum. Seine Skulpturen sind weltweit in renommierten Kunstinstitutionen zu sehen, etwa im Museumsquartier [[Wien]] und bei der Internationalen Kunstbiennale [[Schardscha]] in den [[Vereinigte Arabische Emirate|Vereinigten Arabischen Emiraten]]. Der Fotograf [[Robert Fleischanderl]] schreibt: „Franz Wassermann beschäftigt sich in seinen Arbeiten immer wieder mit dem Verhältnis zwischen dem Einzelnen und dem Kollektiv. Das Verhalten einer Mehrheit gegenüber einer Minderheit oder einem Einzelnen ist auch immer ein Spiel der Mächte, und da die Geschichte von den Mächtigen geschrieben wird, werden die unangenehmen Kapitel oft ausgelassen. Er spürt diesen Vorgängen zwischen der Masse, der Mehrheit und dem Individuum, der Minderheit, dem Ich nach. Dies macht er mit Akribie, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein diesen vielfältigen und allzu oft verleugneten und vergessenen Prozessen gegenüber.“<br /> <br /> == Werke ==<br /> * In ''BARBIE+KEN=HIV+'' (1996) thematisierte Franz Wassermann die Stigmatisierung von HIV-positiven und an Aids erkrankten Menschen. Der Künstler bat Betroffene, ihm Alltagsgegenstände zur Verfügung zu stellen, und versah sie mit Zuwendungsaufforderungen wie zum Beispiel: „liebe mich“, „schlage mich“, „verachte mich“. Zusätzlich wurden die Gegenstände mit einem grünen Punkt markiert, der in Innsbruck – dem damaligen Wohnort des Künstlers – in Krankenhäusern verwendet wurde, um Akten von HIV-positiven Menschen zu kennzeichnen. Auf die Präsentation der Arbeit im Internet reagierte der Spielzeugkonzern Mattel mit der Androhung einer Klage. Dennoch konnte ''BARBIE+KEN=HIV+'' in London, München und Burghausen gezeigt und fortgesetzt werden.<br /> <br /> * Für das Kunstprojekt ''IKONEN'' (1998) kaufte Franz Wassermann Originalarbeiten von Künstlern, die als Kultfiguren der modernen und zeitgenössischen Kunst gelten: [[Angelika Kauffmann]], [[Joseph Beuys]], [[Arnulf Rainer]] uvm. Diese Kunstwerke versenkte er performativ in wassergefüllten Plexiglasbehältern, wo die Arbeiten nach und nach zerfielen und sich auflösten.<br /> <br /> * In dem vierteiligen Projekt ''SCHUBHAFT'' (2001) thematisierte Wassermann die Illegalisierung von Asylwerbern und Flüchtlingen. Er besuchte in Schubhaft gefangengehaltene Menschen und organisierte eine performative Demonstration im öffentlichen Raum Innsbrucks, wo er die Fluchtgründe der Inhaftierten als Slogans einsetzte, zum Beispiel „Ich bin in Schubhaft, weil ich Christ bin“ und „Ich bin in Schubhaft, weil ich gefoltert und vergewaltigt wurde“. Dann besetzte Wassermann den Innenhof der [[Taxispalais – Kunsthalle Tirol|Galerie im Taxispalais]], der direkt an das Tiroler Landhaus angrenzt. Während der Besetzung spielte Wassermann Audiodateien ab, in denen Flüchtlinge ihre Geschichte erzählen, sodass die Beamten, die im Landhaus Gesetze beschließen und vollziehen, sie hören mussten. In der letzten Phase des Projekts weihte Wassermann ein Wohnmobil, um ihm den Status eines Kirchenraumes zu verleihen. In diesem mobilen Schutzraum fuhr der Künstler Flüchtlinge von Italien bis nach Deutschland.&lt;ref&gt;Wassermann, Franz (2002): Schubhaft. Innsbruck: Eigenverlag. ISBN 3-00-009841-0&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * In dem Video ''ATEM'' (2003) gewährt der Künstler Einblick in den Sterbeprozess seines Vaters Franz Wassermann. Das Video zeigt den offen stehenden Mund des Sterbenden, durch den pfeifend und dennoch beharrlich Luft eingesogen und ausgestoßen wird.<br /> <br /> * Im Kunstprojekt ''TEMPORÄRES DENKMAL'' (2004) erinnert Franz Wassermann an die 360 Patienten der Psychiatrie im [[Landeskrankenhaus Hall]] in Tirol, die durch die nationalsozialistische Euthanasie ermordet wurden. Wassermann setzte diesen Menschen durch fünf künstlerische Interventionen ein lebendiges Denkmal, zum Beispiel indem er die Gemeinden der Ermordeten bat, Straßen nach den Opfern zu benennen.&lt;ref&gt;Sommerauer, Andrea / Wassermann, Franz (2009): Temporäres Denkmal: Prozesse der Erinnerung. Innsbruck: StudienVerlag. ISBN 978-3-7065-4375-0&lt;/ref&gt;<br /> <br /> *In ''NARBEN'' (2008) untersuchte Wassermann den sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. In drei Projektphasen machte der Künstler das Thema im öffentlichen Raum sichtbar; unter anderem plakatierte er einen Aufruf, in dem er von Missbrauch betroffene Menschen bat, ihm Gegenstände, die mit ihrer Geschichte in Verbindung stehen, anzuvertrauen.&lt;ref&gt;Moser, Anita / Wassermann, Franz (2011): NARBEN: Kunstprojekt zu sexueller Gewalt. Innsbruck: StudienVerlag. ISBN 978-3-7065-4945-5&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * Für die partizipative Skulptur ''WE ME'' (2014) entwarf Wassermann 16 Aluminiumwürfel, die von den Besuchern zu verschiedenen Arten von Podesten zusammengesetzt werden konnten, wie zum Beispiel einem Rednerpult, einem Siegerpodest oder einem Laufsteg. Diese Podeste können sowohl in der Galerie als auch im öffentlichen Raum variiert und verwendet werden. Im Rahmen der Performance ''MACH DICH SICHTBAR!'' (MQ Wien, Yellow Cube, 2014) machte der Künstler die Podeste den Besuchern des Museumsquartier Wien zugänglich. Die Besucher waren eingeladen, ihr persönliches Podest zusammenzustellen. Franz Wassermann dokumentierte ihre performativen Eingriffe via Polaroid.<br /> <br /> * In der Performance ''HELDENPLATZ / ANARCHIE'' (2015) marschierte Franz Wassermann gemeinsam mit 49 anderen Fahnenträgern über den Wiener Heldenplatz. Die dafür eigens gestalteten Fahnen verweisen durch ihre Form auf den Nationalsozialismus. Doch an jener Stelle, an der früher ein Hakenkreuz prangte, waren in Wassermanns Performance die Namen großer Konzerne eingetragen.&lt;ref&gt;Kunstaktion: Nazi-Fahnen am Heldenplatz, publiziert auf wien.orf.at (31.10.2015)&lt;/ref&gt;<br /> <br /> * In [[Saskatoon]] (Kanada) realisierte Wassermann die Performance ''ME MYSELF AND I'' (2016) Der Künstler fesselte Performer und Freiwillige aus dem Publikum mit Gaffer-Tape an Fitnessgeräte. Während die Performer gefesselt wurden, wiederholten sie positive Affirmationen wie „I am the winner in my life“. oder „I am perfectly prepared“.<br /> <br /> * Für das Kunstprojekt ''#DailySocialTransfer'' (2017) kauft Wassermann ein Jahr lang jeden Tag eine Zeitung, aus der er mit einem Klebeband Bild- und Textfragmente abzieht, um sie auf weißem Papier neu zu collagieren. So entsteht täglich eine politische Collage, die der Künstler auf einem Blog veröffentlicht.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=http://www.dailysocialtransfer.com/concept/ |titel=Concept |werk=dailysocialtransfer.com |abruf=2022-10-22}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> *Für die Videoarbeit ''SUUM CUIQUE'' spricht Franz Wassermann mit Menschen auf der Flucht, die in Österreich illegalisiert und abgeschobenen werden. Um diese Menschen zu schützen, werden im Video nur ihre Augen gezeigt. Die beigefügten Untertitel verkehren Fluchtgründe in Abschiebegründe. 2018 wurde SUUM CUIQUE auf der Fassade des [[Tiroler Landesmuseum|Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum]] im Rahmen der Ausstellung ''Forum Migration'' gezeigt.&lt;ref&gt;{{Internetquelle |url=https://www.tt.com/artikel/13909216/wassermann-naechstenliebe-ist-inzwischen-strafbar |autor=Barbara Unterthurner |titel=Wassermann: „Nächstenliebe ist inzwischen strafbar“ |titelerg=Interview |werk=tt.com |datum=2018-01-23 |abruf=2020-08-19}}&lt;/ref&gt;<br /> <br /> == Ausstellungen ==<br /> * 1997: IT WAS A T–BONE STEAK, Ausstellung zeitgleich im Parlament, im [[Konzentrationslager Mauthausen]] und in der Jesuitenkirche Innsbruck<br /> * 1998: IKONEN, Start [[Weltausstellung]] EXPO 98, Lissabon<br /> * 2000: BARBIE UND KEN SIND HIV - POSITIV, Kunstprojekt im öffentlichen Raum, München<br /> * 2001: GELDLUST : MODELBANKING, Kunsthalle Tirol, Hall in Tirol<br /> * 2002: FRANZ WASSERMANN, Galerie 5020, Salzburg<br /> * 2003: 6. INT . BIENALE SHARJAH <br /> * 2004: ALBERTINA, Einzelausstellung Galerie AREA 53, Wien <br /> * 2005: IKONEN, Aktion im [[Künstlerhaus Wien]], Wien <br /> * 2005: TRIENNALE DER PHOTOGRAPHIE, Gruppenausstellung, Kunsthaus Hamburg <br /> * 2006: DOCUMENTA X I I, Einzelausstellung, Kunstverein Rosenheim, Rosenheim <br /> * 2007: FIVE FROM ÔSTERLANT, Gruppenausstellung, Galuzin Galerie TAFKAG, Oslo <br /> * 2008: NARBEN, Kunstprojekt im öffentlichen Raum, Innsbruck <br /> * 2009: TEMPORÄRES DENKMAL, Einzelausstellung, Landesmuseum [[Tiroler Landesmuseum|Ferdinandeum]], Innsbruck<br /> * 2012: LIVING ROOM – ICH DAS KOLLEKTIV, Einzelausstellung, Galerie Widmer+Theodoridis, Zürich<br /> * 2013: CRUX, Gruppenausstellung, Diözesanmuseum, Brixen<br /> * 2014: MACH DICH SICHTBAR., Einzelausstellung, Museumsquartier – Yellow Box, Wien<br /> * 2015: HELDENPLATZ / ANARCHIE, Performance am [[Heldenplatz]], Wien<br /> * 2016: ME, MYSELF AND I, Performance im öffentlichen Raum, [[Saskatoon]]<br /> <br /> == Auszeichnungen ==<br /> <br /> * 1994 Anerkennungspreis – Trend Art<br /> * 1996 Arbeitsstipendium des Bundes<br /> * 2001 Österreichisches Staatstipendium<br /> * 2003 Preis für Integration und Zivilcourage für das Kunstprojekt SCHUBHAFT<br /> * 2004 Anerkennungspreis für die Videoarbeit I beim Filmfestival Taglia Corto Florenz<br /> * 2007 Förderpreis für Bildende Kunst Land Tirol<br /> * 2010 Anni und Heinrich Sussmann Stipendium 1. Preis<br /> * 2011 Bühnenwand Schwaz [[Kunst am Bau]] 1. Preis (nach Preisvergabe nicht umgesetzt)<br /> * 2013 [[Tiroler Museumspreis]] mit dem Stadtarchiv Innsbruck für die Ausstellung ''255K. – 20&amp;nbsp;Jahre Galerie Andechshof''<br /> <br /> == Publikationen ==<br /> * ''Franz Wassermann.'' Eigenverlag, Innsbruck 1997.<br /> * mit Heidrun Sandbichler, [[Lois Weinberger (Künstler)|Lois Weinberger]]: ''Austrieb der Schweine zur Eichelmast.'' Institut für Kunstgeschichte der Universität Innsbruck, Innsbruck 1999.<br /> * mit Hubert Salden (Text): ''Schubhaft.'' Eigenverlag, Innsbruck 2002, ISBN 3-00-009841-0.<br /> * ''[[Documenta 12]]. Gott hat sich selbst umgebracht. Franz Wassermann.'' Einzelausstellung, Kunstverein Rosenheim, Eigenverlag, Innsbruck 2005, ISBN 978-3-939446-01-9.<br /> * mit Andrea Sommerauer (Hrsg.): ''Temporäres Denkmal. Prozesse der Erinnerung.'' Im Gedenken an 360 Opfer der NS-Euthanasie, PatientInnen des heutigen Psychiatrischen Krankenhauses Hall in Tirol, Wäscherei P, Kulturprojekt im PKH Hall, [[Studienverlag]], Innsbruck-Wien-Bozen 2009, ISBN 978-3-7065-4375-0.<br /> * mit Anita Moser (Hrsg.): ''Narben. Kunstprojekt zu sexueller Gewalt = Scars.'' Studienverlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2011, ISBN 978-3-7065-4945-5.<br /> <br /> == Literatur ==<br /> * Peter Lewis: ''Sharjah International Biennial 6. Sharjah.'' Eigenverlag, 2003, ISBN 9948-04-766-4.<br /> * Anita Moser: ''Die Kunst der Grenzüberschreitung.'' [[Transcript Verlag]], Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1663-7.<br /> * Christoph Bertsch: ''Kunst in Tirol. 20. Jahrhundert.'' Institut für Kunstgeschichte der Universität Innsbruck.<br /> <br /> == Weblinks ==<br /> * Homepage des Künstlers: [http://www.mylivingroom.org www.mylivingroom.org]<br /> * Blog zum Kunstprojekt #DailySocialTransfer: [http://www.dailysocialtransfer.com www.dailysocialtransfer.com]<br /> * Werke von Franz Wassermann im Ursula Blickle Videoarchiv: [http://www.ursulablicklevideoarchiv.com/search/title/Wassermann/description/Wassermann/tags/Wassermann/type/all/audio/Wassermann/films_year/Wassermann/artist/Wassermann/categoriesopt/0/channelsopt/0 hier]<br /> <br /> == Einzelnachweise ==<br /> &lt;references /&gt;<br /> <br /> {{Normdaten|TYP=p|GND=123268648|LCCN=no/2001/22250|VIAF=74755942}}<br /> <br /> {{SORTIERUNG:Wassermann, Franz}}<br /> [[Kategorie:Bildhauer (Österreich)]]<br /> [[Kategorie:Österreicher]]<br /> [[Kategorie:Geboren 1963]]<br /> [[Kategorie:Mann]]<br /> <br /> {{Personendaten<br /> |NAME=Wassermann, Franz<br /> |ALTERNATIVNAMEN=<br /> |KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Bildhauer<br /> |GEBURTSDATUM=1963<br /> |GEBURTSORT=[[Hall in Tirol]]<br /> |STERBEDATUM=<br /> |STERBEORT=<br /> }}</div> Lotje